Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland: Band 14 [Reprint 2022 ed.] 9783112404782, 9783112404775


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German Pages 680 [684] Year 1854

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Table of contents :
China in den Jahren 1849 und 1850
China in den Jahren 1849 und 1850
Geognostische Reisen durch den östlichen Theil der Kirgisensteppe, in den Jahren 1849 und 1850.
Ueber die Verwandtschaft der slavischen Sprache mit dem Sanskrit
Ueber das Lied vom Heereszuge Igor's, nach Boltz's Ausgabe
Aus dem Jahresbericht der Rassischen Geographischen Gesellschaft für 1853 und 1854
Ausbruch des Schlamm-Vulkans auf der Taman sehen Halbinsel im August 1853
Bericht über eine botanische Heise im Gouvernement St. Petersburg
Sitten der Kirgisen
Ein Besuch der Russen in Japan
Reise-Erinnerungen aus der Krim
Einige palaeographische und zoologische Beobachtungen während der Reise von Kamtschatka nach Europa
Die Heilquellen von Lenkoran
Neuentdeckte Steinkohlen-Lager am westlichen Abhänge des Uralgebirges
Berichtigungen
Beiträge zum Sprichwörter - und Räthselschatz der Ehsten.
lieber den Stammherrn des Hauses Ts'ing und den Volksnamen Mandju
Ueber Kellgren's Affix-Pronomen im Arabischen, Persischen und Türkischen
Sitten der Kirgisen
Der Handel der Tschuktschen mit den Russen und den Inselbewohnern des nordöstlichen Oceans
Russische Entdeckungsreisen nach dem nordöstlichen Asien und dem nordwestlichen Amerika
Der geometrische Begriff eines homogenen Körpers
Ueber den Werth einiger bestimmten Integrale.
Vorläufige Uebersicht der Bevölkerung Russlands, zur Zeit der neunten Volkszählung im Jahre 1851
Bansarows Auslegung einer mongolischen Inschrift
Schreiben aus Kamtschatka
Einige Worte über die Malachit-Lager im Ural - Gebirge
Auszug aus dem Berichte des Herrn Baer über die Arbeiten und Leistungen der Kaspischen Expedition im Laufe des Jahres 1853
Das Land Gijiga
Eine bibliographische Seltenheit
Die Heilquellen Transbaikaliens
Russland's Schwefel
Auszug aus den Beobachtungen über die Ankunft der Vögel
Sitten und Charakter der Gurier
Sjögren
Verhandlungen der Gelehrten Ehstnischen Gesellschaft
Grundzüge der neueren Philosophie der Chinesen
Der Rogwolod'sche Stein vom Jahre 1171 und die Steinschriften in der Düna
Einige Worte über die Steinbrüche in der Umgegend Kischenew's, der Hauptstadt Bessarabiens
Ueber die Rechenbretter der Chinesen
Ueber die Rechenbretter der Chinesen
Ueber die Rechenbretter der Chinesen
Einige Beiträge zur Wanderungsgeschichte der Zugvögel
Ueber südrussische Kurgane und Steinbilder, wie auch über die Scythen
Die Volksaufklärung in Finland und in Scandinavien
Zur Mythologie der Litthauer
Ueber den Fischfang in Russland mit besonderer Beziehung auf den im Baikal-See
Kaspische Studien
Untersuchungen über die südrussischen Kurgane
Der Fluss Zariza
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Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland: Band 14 [Reprint 2022 ed.]
 9783112404782, 9783112404775

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Archiv für

wissenschaftliche Kunde von

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1

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d.

Herausgegeben von A .

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E r s t e s

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11.

B a n d .

H e f t .

Mit e i n e r T a f e l .

B e r l i n , Druck und Verlag von Georg Reimer.

1 8 54.

China in den Jahren 1849 und 1850.*)

2. Heisse Quellen und Palast von Tan-schin. — Begräbnissstätte der Kaiser vom Hause Ming. D i e heissen Quellen von T a n - s c h i n sind 7 — 8 Werst vom Kloster L u n g - t s ' i u a n - s f y (in P e - t s c h i - l i ) entfernt. Der Weg dahin windet sich zwischen Feldern und Dörfern, bald im Grünen der ersleren verschwindend, bald mit Steinen bekleidet. Wir begaben uns unmittelbar zu dem Würdenträger der die kaiserlichen Bäder und den Palast beaufsichtigt. Nach den herkömmlichen Begrüfsungen und einer Tasse Thee erklärte er uns, man habe neulich irgend ein Gemälde aus dem Palaste gestohlen, und darum sei es streng verboten, jemand auch nur in den Garten zu den Bädern zu führen. Unser chinesischer Begleiter liefs sich durch diese entschiedne Weigerung nicht abschrecken. Bei der zweiten und dritten Tasse fand er Gelegenheit seine Freude darüber zu bezeugen dass der Herr Aufseher sich so gut conservire und es ihm so wol ginge, dass überhaupt Gottes Segen an seiner ganzen Person und in seinem Hause zu bemerken sei; endlich sagte er ihm, wir seien durchaus nicht Leute auf welche jenes Verbot sich erstrecken könne, und obwol wir aus fernen Landen gekommen, verständen wir uns doch auf Schicklichkeit und Dank*) Aus K o w a l e w s k i ' s

Reisenotizon.

U n n a u s R u s s . Archiv. R d . X I V . II. 1.

1

2

Allgemein

barkeil.

Literarisches.

D e r W ü r d e n t r ä g e r liefs verschiedne Leckereien

tragen, und als das Gespräch wieder den Gegenstand

auf-

unserer

Ankunft berührte, sagte er endlich: „vielleicht können wir den ersten T h o r w a r t bereden."

Dieser wurde herbeschieden und

es gab jelzt neue Unterhandlungen

die damit e n d e t e n ,

dass

man uns Bader, Garten und Palast zeigte. Die B ä d e r des Kaisers und seiner Gemahlinnen sich in gutem

Stande;

sie sind

befinden

aus rohem S t e i n e

und mit

Blei ausgeschlagen.

D a g e g e n sind andere B ä d e r in w e l c h e n

nur müfsige L a m a ' s

sich b a d e n , ihrem

Verfalle n a h ;

das W a s s e r dringt kaum hinein, da sämmlliche R ö h r e n dorben sind.

selbst ver-

D i e B ä d e r wurden auf Kaiser Kang-hi's Befehl

durch E u r o p ä e r erbaut;

das W a s s e r ist s c h w e f e l h a l t i g ,

nicht

gar stark, aber heiss; eine der beiden Quellen hat bis 32°. Auch der P a l a s t gerälh in V e r f a l l ;

er unterscheidet sich

in nichts von anderen die wir zu sehen bekamen. verdient ein G e m ä l d e des berühmten

Bemerkung

Castiglioni in

chinesi-

schem G e s c h m a c k e auf der ganzen Q u e r m a u e r , das zwei bologneser

Hündchen

im

C o r r i d o r e und Gallerien

Grün

eines Gartens

führen

in

darstellt.

das Harem

und zu

Viele den

Eunuchen. D e r Garten

ist in seiner Verödung

noch schöner.

grofser S e e ( T e i c h ? ) , mit Wasserlilien und R i e d g r a s

Ein

bewach-

s e n , spiegelle die kleinen verfallenen B r ü c k e n geheimniisvoll zurück;

die Bambuspflanzungen

halten sich in undurchdring-

liche Dickichte v e r w a n d e l t ; S c h l i n g g e w ä c h s e krochen über die Pfade und wanden B l ü t e standen.

Der

sich

um die Pfirsichbäume die in voller

Garten ist grofs und im Ganzen wenig

durch Kunst verdorben.

D e r Himmel w a r rein; kaum w e h t e

ein gelinder Frühiingshauch.

Wir

brachten

hier einige ver-

gnügte Stunden zu, und als wir heimkehrten,

bewiesen

wir

uns dem W ü r d e n t r ä g e r erkenntlich, der uns den Genuss einer frischen Luft verschallt hatte. Am anderen T a g e begaben wir uns nach der B e g r ä b n i s s stätte der K a i s e r vom Hause Ming.

Wir

mussten eine un-

zählige Menge verschlungener Pfade zurücklegen; doch kommt

C h i n a in den Jahren 1 6 4 9 und

1850.

3

iiinn in chinesischer E q u i p a g e leicht v o r w ä r t s . Endlich u m drei U h r nach Mittag fuhren wir d u r c h Ruinen die weiland d e m Friedhof als T h o r gedient. Fast alle Grabstätten der chinesischen Kaiser sind z e r s t ö r t ; einige haben k a u m merkliche S p u r e n ihres Daseins hint e r l a s s e n , a n d e r e g a n z u n d g a r keine. J e d e r Kaiser v e r w e n dete bei Lebzeiten grofse S u m m e n auf seine R u h e s t ä t t e , u n d mit s e i n e m L e i c h n a m w u r d e n u n e r m e s s i i c h e (?!) S c h ä t z e beg r a b e n . E b e n diese S c h ä t z e veranlassten zum T h e i l die Z e r s t ö r u n g d e r G r a b s t ä t t e , da sie die H a b g i e r der Mongolen u n d M a n d s c h u s beständig reizten. Als die Mandschus C h i n a e r o b e r t h a t t e n , schonten sie den Friedhof der D y n a s t i e Ming u n d n a h m e n ihn s o g a r u n t e r ihre Obhut, wie ein am E i n g a n g e r r i c h t e t e s D e n k m a l bezeugt. Die Grofsartigkeit der kaiserlichen M o n u m e n t e imponirte diesem wilden V o l k e dergestalt, dass sie ihren Kaisern alsbald G r ä b e r in d e m s e l b e n G e s c h m a c k e r b a u t e n ; m a g es aber an Mitteln gefehlt haben o d e r an E i n sicht — d e r Friedhof der h e u t i g e n D y n a s t i e steht dem des H a u s e s Ming an Grofsartigkeit n a c h . O b w o l aber Zeit u n d M e n s c h e n diese R u h e s t ä t t e v e r s c h o n t h a b e n , so h a b e n doch a u c h B e i d e für sie keine S o r g e g e t r a g e n — die Z e i t nicht, weil sie am W e r k e von M e n s c h e n h a n d n u r z e r s t ö r e n d e n Antheil n i m m t ; die Menschen nicht, weil m a n im m o r g e n l ä n d i s c h e n S p r ü c h w o r t e s a g t : „ w a s v o r bei ist das ist fort." E i n e D y n a s t i e ist h i n g e g a n g e n , so s o r g e d e r H i m m e l f ü r sie! Die f r ü h e r e n K a i s e r w a l l f a h r t e t e n w ä h r e n d i h r e r R e g i e r u n g einige Mal h i e r h e r um O p f e r zu bring e n ; j e t z t k o m m t n u r d e r älteste u n t e r den N a c h k o m m e n d e s e h e m a l i g e n H e r r s c h e r h a u s e s , selbst ein u n b e k a n n t e r Mensch, alljährlich hierher um seine V o r f a h r e n a n z u b e t e n . E i n e militairische W a c h e ist nicht d a ; ein kleines D ö r f c h e n d e m die R e g i e r u n g ein S t ü c k c h e n L a n d g e s c h e n k t , hat die Aufsicht ü b e r den Friedhof, dessen S c h l ü s s e l in den H ä n d e n des Aeltesten sind. W i r m u s s t e n w a r t e n bis m a n diese b r a c h t e u n d tranken indess unseren T h e e u n t e r dem g e r ä u m i g e n W e t t e r d a c h der P f o r t e . 1•

4

Allgemein Literarisches.

Endlich that sich der Bezirk des F r i e d h o f s vor uns auf. In d e m e r s t e n , mit B ä u m e n bepflanzten H o f e stand ein p y r a midaler F e u e r h e r d ( o t s c h a g ) aus gelben Fliesen, auf w e l c h e m die G e g e n s t ä n d e des Opfers v e r b r a n n t w e r d e n ; e t w a s e n t f e r n ter steht ein T h o r das für sich allein ein weitläufiges G e b ä u d e ist. Im a n d e r e n H o f e erhob sich auf einer E r h ö h u n g von einigen Absätzen ein m a s s e n h a f t e r B a u , der in einigen Reihen n a c h der Z a h l der Absätze, von G e l ä n d e r n a u s w e i s s e m ' M a r m o r u m z o g e n i s t ; es bildet derselbe n u r e i n e n S a a l , in w e l c h e m der S a r g des Kaisers niedergestellt w a r d , e h e man ihn zur G r u f t trug. S e i n e L ä n g e ist 8 0 S c h r i t t , die B r e i t e 4 0 ; in der Milte ist eine mäfsige E r h ö h u n g , von e i n f a c h e m Gitter u m z o g e n . O b e n fehlt die D e c k e ; der F u f s b o d e n besteht a u s Platten in grofsen D i m e n s i o n e n ; das D a c h wird von 60 S ä u l e n und H a l b s ä u l e n g e t r a g e n , die w e g e n i h r e r S t ä r k e in g a n z China b e r ü h m t s i n d ; sie sind aus dem Holze der sog e n a n n t e n südlichen C e d e r . *) S o l c h e B ä u m e findet m a n jetzt nicht in C h i n a , und k a u m i r g e n d w o auf Inseln; j e d e S ä u l e ist einige Klafter dick; das Holz ist mit nichts ü b e r z o g e n , hat sein natürliches A n s e h e n und ist, obgleich in einem feuchten R ä u m e s t e h e n d , v o l l k o m m e n g u t erhalten. G e l b e Ziegeln d e c k e n das D a c h . D e r S a a l sieht im G a n z e n s e h r m a j e s t ä tisch a u s , u n d ich h a b e nichts Aehnliches in China g e s e h e n , w o sonst die Z e r s t ü c k l u n g , das Kleinliche und B u n t e v o r w a l tet. Dieser S a a l entspricht v o l l k o m m e n s e i n e r B e s t i m m u n g : es ist d a r i n n e n still, ö d e , feierlich! Aus d e m s e l b e n k o m m t m a n u n m i t t e l b a r zu den G r ä b e r n . U n t e r den W ö l b u n g e n

*) Sie heisst chinesisch n ä n - m ö ( n a m - m o k , n a m - b o k ) , was Baum des Südens bedeutet. In der Naturgeschichte P e n - t s ' a o k a n g m ö wird sie (Buch 3 6 ) also beschrieben. „ E i n sehr hoher Baum, dessen Blätter denen des Maulbeerbaumes gleichen. Er wächst in den Gebirgen des Südens. Sein Holz ist hart und sehr wasserdicht; es wird zum Schiffbau verwendet. E s riecht stark und angenehm. Die Blätter grünen durchs ganze Jahr; die Bliiten sind rothgelb. Es giebt eine r ö t h l i e h e Art dieses Holzes die härter ist als die w e i s s e . "

Cliina in den J a h r e n 1 8 4 9 und 1850.

5

eines h o h e n T h u r m e s wird der S a r g in eine g e r ä u m i g e , von innen mit gigantischen S t e i n p l a t t e n bekleidete G r u f t g e t r a g e n . Ist der S a r g an seinem Platz und der letzte Mensch aus d e r G r u f t g e t r e t e n , so v e r m a u e r t m a n den E i n g a n g d e r g e s t a l t , dass keine S p u r davon zu sehen ist. — In den alten Grabstätten chinesischer Kaiser soll ein g a n z e s L a b y r i n t h von E i n - u n d A u s g ä n g e n g e w e s e n sein, das den wirklichen Z u g a n g v e r hüllte. D i e s e r G a n g u n t e r B ö g e n e r i n n e r t lebhaft an das Innere ägyptischer Pyramiden. Die Leichname werden zwar von den Chinesen nicht e i n b a l s a m i r t , aber ihre S o r g f a l t f ü r deren E r h a l t u n g ist sehr grofs. S i e sind ü b e r z e u g t d a v o n , dass die südliche C e d e r einen K ö r p e r vor Fäulniss s c h ü t z e ; d a h e r legen sie die v e r s t o r b e n e n Kaiser unmittelbar in einen S a r g a u s C e d e r h o l z und v e r w a h r e n denselben hermetisch. V o r den S a r g stellen sie ein grofses k u p f e r n e s Becken mit Oehl, w e l c h e s eine L a m p e e r s e t z t , in der Meinung das ü e h l w e r d e 10000 J a h r e b r e n n e n . In d e m T h u r m e ü b e r den G e w ö l b e n steht eine h o h e M a r mortafel, w i e sie g e w ö h n l i c h auf G r ä b e r gesetzt w e r d e n , mit der U e b e r s c h r i f l : W e n - h u a n g - t i (der hochgebildete Kaiser), d e m p o s l h u m e n N a m e n j e n e s Kaisers, den wir m e h r u n t e r d e m N a m e n seiner R e g i e r u n g ( J u n g - l o , d. i. e w i g e F r e u d e ) k e n n e n . *) D a s D a c h des T h u r m e s ist a u s gelben Ziegeln mit a u f w ä r t s g e k r ü m m t e n R ä n d e r n . D e r T h u r m d i e n t , wie wir g e s a g t h a b e n , als E i n g a n g z u m G r a b e und zugleich als A u s g a n g auf den F r i e d h o f , w o ein stattlicher G r a b h ü g e l sich e r hebt, der dem T h u r m an H ö h e beinahe gleich ist und u n g e fähr ein W e r s t im U m f a n g hat. E r ist mit verschiednen w i l d e n B ä u m e n , b e s o n d e r s der hiesigen Eiche, g a n z ü b e r w a c h s e n . An den E r d a u f w ü r f e n der G r ä b e r b r a c h t e man g e w ö h n lich M e n s c h e n o p f e r . W i r finden diese Sitte bei den Chinesen z u m ersten Male um 621 vor u. Z . , als n a c h dem T o d e des M u - k u n g , T h e i l f ü r s l e n von Ts'in (dem heutigen S c h e n - s i ) ,

*)

R e g i e r t e von 1403 bis 1424. Sein vollständiger N a m e war T s c I i ' i nj; tsu

YV y n ( W e n )

huang-ti.

6

Allgemein Literarisches.

157

Menschen

aui J e s s e n

Grabe

sich zum Opfer

brachten;

dann wieder zwei J a h r h u n d e r t e v. C h r . , nach dem T o d e des berühmten

Kaisers

Ts'in-schihoang-ti,

neben

dessen

G r a b e alle seine kinderlos gebliebenen W e i b e r und B e i s c h l ä ferinnen, desgleichen viele Waffenträger und D i e n e r lebendig eingescharrt wurden.

Noch

im J a h r e 1 6 6 0 ,

also unter

der

heutigen Dynastie, kam es vor, dass die Hofleute des Kaisers S c h ü n - t s c h i , um ihren Kaiser, der sich mit einer leidenschaftlich geliebten

Gemalin lebendig begraben

lassen w o l l t e ,

von

diesem verzweifelten Entschlüsse abzulenken, auf dem G r a b e der Hingeschiednen dreihundert Menschen tödten liefsen. Noch j e t z t ereignet sichs in China, dass nach dem T o d e oder K e b s w e i b e r

bedeutender Männer ihre F r a u e n willig, meist mit dem S t r a n g e ,

den T o d geben.

sich frei-

Die

chine-

sische R e g i e r u n g , weil entfernt, solche Selbslentleibungen zu verbieten, lässt sie als nachahmungswürdige Beispiele in

der

Geschichte verzeichnen. Rechts

und links von dem G r a b e des W e n - h o a n g - t i ,

in

dem g a n z e n , mit malerischen Hügeln besetzten, in der T i e f e mit B ä u m e n bepflanzten und im Vorgrunde von Feldern eingenommenen T h a l g r u n d e sind Grabstätten die mit einer Kluft e n d e n , näher den B e r g e n a n g e l e g t : hier hat man alle Kaiser des Hauses Ming b e g r a b e n , diese ruhen in der

Z e i t ihrer R e g i e r u n g dreizehn,

ausgenommen die beiden ersten:

Umgebung

von N a n - k i n g ,

Residenz war.

und zwischen j e zweien

welches

D e r Grabstätten

zur sind

ist ein R a u m von andert-

halb W e r s t ; alle sind nach gleichem Muster erbaut.

Unregel-

mäfsig, so wie die Oertlichkeit es erlaubte, vertheill, bald von S c h u t t und B a u m g r u p p e n halb überdeckt, bald mit ihren bunten schimmernden ihrer F l ü g e l t h o r e ,

Dächern,

oder

dem

schwarzen

Flecken

der weissen Mauer eines T h u r m e s , einem

hellfarbigen Gitter hervorsehend, gewähren sie einen Anblick, Wie er mir selten vorgekommen.

Zu

den Grabstätten

führt

ein an beiden S e i t e n mit Steinbildern von Menschen und T h i e l e n besetzter W e g . Lebensgröfse

und

D i e menschlichen Figuren doch

von

sind zweimal

unverhältnifsmälsiger

Dicke.

C h i n a in

den J a l i i e n

1849

und

/

1650.

D i e s e S y m m e t r i e l o s i g k e i t der F o r m e n ist an den T h i e r e n

noch

a u f f a l l e n d e r ; so bilden die F ü f s e der P f e r d e eine u n b e h ü l i l i c h e Masse,

tüchlig

tragen.

Man sieht dass der K ü n s t l e r nicht sovvol N a c h a h m u n g

genug

um

den

Rumpf

eines

Elephanten

zu

der N a t u r als die D a u e r h a f t i g k e i t s e i n e r S c h ö p f u n g e n im A u g e gehabt;

und

wirklich

ist dieser Z w e c k

erreicht

w o r d e n : die

B i l d w e r k e haben sich v o l l k o m m e n e r h a l t e n ; n u r einige N a s e n und O h r e n sind der Z e i t als O p f e r g e f a l l e n . S t a t u e n ist g r a u l i c h e r K a l k s t e i n , ken

eben

so

vorwaltet

wie

D e r S t o ß ' aller

der hier in allen

der

Granit

in

Kunstwer-

Egypten.

Der

m e n s c h l i c h e n Figuren sind z w ö l f ; am C o s t i i m e kann man

vier

militairische W ü r d e n t r ä g e r von acht civilistischen

unterschei-

den, und an der K o p f b e d e c k u n g vier P e r s o n e n von

fürstlichem

Range.

Hier zeigt die

als auf Z e i c h n u n g e n : die U e p p i g k e i t

altchinesische T r a c h t

die l a n g e n K l e i d e r ,

des F a l t e n w u r f s

und

sich

deutlicher

die weiten

der Drapirung

Ermel, und die

A b w e s e n h e i t des Z o p f e s erinnern m e h r an das a l l g e m e i n e m o r g e n l ä n d i s c h e C o s t ü m als an das heutige c h i n e s i s c h e ; die K r i e g s obersten

sind in

Panzerhemden,

und

führen

Schwert

und

Zepter. Ihr könnt euch den U m f a n g dieser G r a b s t ä t t e n w e n n ich e u c h s a g e , schrieben

bis

W e r s t sind.

zu

dass

der

von

W e n n die Aussicht

der

einen

acht

Blick

auf

mit

dein

alle

be-

russische

ungeheuern

und P a p p e l n ,

bunten C a r n i s e u. s. w . ,

zonte d a r ü b e r , an w e l c h e m

ungefähr

auf den

vorstellen,

w e l c h e s ich

so eröffnet sich uns am

übersichtlichen

B e r g e , weissrindigen C e d e r n Dächer,

Grabe

Mauerpforte

hof von der S e i l e s c h ö n i s t , eingang

dem

FriedHaupt-

Gebäude,

auf diese

Säulen,

hochrothen

Hori-

die letzten S t r a h l e n der u n t e r g e -

h e n d e n S o n n e g l ü h e n , g e s t a t t e t , ein s o l c h e s P a n o r a m a ,

dass

es s c h e i n t als könne man sich hier in E w i g k e i t nicht satt s e h e n . Auf

unserem

ping-d/an (?), und

des

folgenden

zurückzulegen.

Rückwege

einer K r e i s s t a d t Tages

übernachteten des

hatten

wir in

Tschem-

Gouvernements

Tschi-li,

wir

bis P e k i n g 4 0

Wersl

Beiträge zum Sprichwörter- und Räthselschatz der Ehsten. Gesammelt auf verschiedenen Reisen durch Livland lind Khstland von

Dr. J u l i u s

Allmann.

D en W e g zwischen Nemal am Peipussee, welche russische Station noch in dem eigentlichen Gouvernement Livland belegen ist, und der bereits in dem Gouvernement St. Petersburg befindlichen Stadt N a r w a am Flusse gleiches Namens, habe ich zu vier verschiedenen Zeilen zurückgelegt, einmal im J a h r e 1838, zweimal im J a h r e 1839 und das letzte Mal im J a h r e 1841. Es führte mich dieser W e g , der die Route aller Reisenden ist, die von Riga nach St. Petersburg wollen, durch die ehstnischen Orte Rannapungern, Kleinpungern, J e w a , T s c h u d ley und W a i w a r a , welche sämmtlich dem W i e r l ä n d i s c h e n K r e i s e des jetzigen Gouvernements Ehstland angehören, und die zumeist aus isoliit gelegenen Poslhaltereien bestehen, in deren Nähe hie und da zerstreut die Kirche, das Pastorat, der Herrenhof und die vereinzelten ehslnischen Bauerngehöfte sich vorfinden, deren Complexus erst nach unserem Begriff ein Dorf ausmachen würde, wenn der Ehste überhaupt einen derartigen deutschen Gemeinde-Verband kennte. Wich für dieses, in meiner Heimath wenig gekannte Volk speziell interessirend und schon durch Herder, der einige Sen-

B e i t r ä g e zum S p r i c h w ö r t e r - und R ä t h s e l s c h a t z der E h s t e n .

9

lenzen und ParÖmien der Ehslen millheilt, auf den e i g e n t ü m lichen Geist, der in denselben w e h t , aufmerksam gemacht, suchte ich stets die Ehslen auf den Feldern und in ihren Hütten auf, und liei's mich von ihnen über ihre Bräuche und Sitten belehren. D a s dritte Wort, w a s ich hier hörte, war immer ein Sprich- oder Witzwort, irgend ein körniger, komischer, oft bizarrer, dabei aber meist treffender Vergleich, oder eine sibyllische Frage, die stall der Antwort selber hingestellt ward und deren Deutung erst die ursprünglich aufgeworfene Frage beantwortete. Da viele jener Sprichwörter eine durchaus originelle, von dem Geist anderer Sprichwörter abweichende Färbung tragen, so begann ich schon bald jene ehslnischen Proverbien und Räthselfragen zu verzeichnen und sonderte später aus meiner S a m m l u n g diejenigen a u s , die ich schon bei andern Schriftstellern, die Ehslland zum Gegenstand ihrer Forschung g e macht haben, verzeichnet fand *). W a s ich beibringe, ist demnach noch ungekannt und wird *) Schon T h o r H e l l e theilt in s e i n e r „ K u r t z g e f a f s t e n A n w e i s u n g z u r E h s t n i s c h e n S p r a c h e " ( A u s g a b e von G u t s l e f f , Halle 1732) 525 e h s t nische S p r i c h w ö r t e r und 135 ehstnische R ä t h s e l m i t , die allen M i t t h e i l u n g e n s p ä t e r Z e i t zur G r u n d l a g e g e d i e n t h a b e n . D i e treffliche „ E h s t n i s c h e S p r a c h l e h r e f ü r b e i d e H a u p t d i a l e k t e , den revalschen und den d ö r p t s c h e n , nebst e i n e m vollständigen W ö r t e r b u c h , h e r a u s g e g e ben von A u g . W i l h . H u p e l " ( R i g a 8. L e i p z i g 1 7 8 0 ) , v e r m e h r t die o b i g e S a m m l u n g noch um eine nicht u n b e d e u t e n d e Z a h l von S p r i c h w ö r t e r n , indem j e n e r Schriftsteller in einer e i g e n e n d e r a r t i g e n Z u s a m m e n s t e l l u n g (S. 1 0 3 — 1 1 9 ) b e r e i t s sechs bis s i e b e n h u n d e r t S p r i c h w ö r t e r a n f ü h r t , d e n e n e r ( S . 119 — 1 2 2 ) noch viele R ä t h s e l h i n z u f ü g t . D i e Anzahl s ä m m t l i c h e r P a r Ö m i e n , die H u p e l inittheilt, ist a b e r noch bei w e i t e m g r ö f s e r , wenn m a n sich die M ü h e nicht v e r d r i e f s e n läfst, dieselben a u s d e m s e h r s o r g f a l t i g e n W ö r t e r b u c h zu z i e h e n , w e l c h e s d e n f ü r j e n e Z e i t ü b e r a u s reichhaltigen, m i t m u s t e r h a f t e m F l e i f s e b e i g e t r i e b e n e n S c h a t z von circa 2 0 0 0 0 ehstnischen Vokabeln d a r b i e t e t . Die n e u e r e n S c h r i f t s t e l l e r ü b e r die E h s t n i s c h e S p r a c h e : A r v e l i u s ( „ U e b e r die C u l t u r der ehstnischen S p r a c h e , Reval 1 7 9 2 " ) , R o s e n p l ä n t e r ( „ B e y t r ä g e z u r g e n a u e r e n K e n n t n i f s der E h s t n i s c h e n S p r a c h e , 20 H e f t e , P e r n a u 1813 — 3 2 " ) , S t e i n g r ü b e r ( „ B e m e r k u n g e n , die E h s t n i s c h e S p r a c h e in b e i d e n Dialekten b e t r e f f e n d , D o r p a t

10

Historisch - l i n g u i s t i s c h e W i s s e n s c h a f t e n .

hier z u m ersten Male m i t g e l h e i l t , lung d e m n a c h s c h o n

und es hätte d i e s e S a m m -

durch ihre N e u h e i t W e r t h ,

wenn

nicht

noch ein andrer, w i e ich m e i n e w e i t gröfserer W e r t h ihr zur S e i t e s t ä n d e , der nämlich, w e l c h e n ihr der Inhalt s e l b e r verleiht.

D a z u k o m m t , dafs m e i n e S a m m l u n g , durch

besondere

U m s t ä n d e b e g ü n s t i g t an Z a h l der S p r i c h w ö r t e r reicher ausfiel, als dies von geschehen

m a n c h e r anderen S e i t e h e r , selbst von

ist und

endlich,

merkt habe, in der ich d i e s e s o d e r j e n e s S p r i c h w o r t was meinen m i t z u t e i l e n d e n Sprichwörter

verleiht.

Hupel,

dafs ich stets die G e g e n d Parömien

Diesen

den Charakter

Charakter

ange-

vernahm, lokaler

herauszuerkennen

hält freilich bei den e h s t n i s c h e n S p r i c h w ö r t e r n leichter, als es bei denen anderer Völker, z. B. bei den R u s s e n , der Fall ist, da in Russland fast in allen H i m m e l s s l r i c h e n des u n g e h e u r e n R e i c h e s und fast in allen V o l k s s c h i c h t e n , v o m Z a r e n bis z u m Leibeigenen

herab,

die

merkliche provinzielle während

unter

der

Sprache oder

nahezu

commerzielie

verhältnifsmäfsig

Ehsten *) z w e i S p r a c h e n h e r r s c h e n ,

so

dieselbe

ist,

ohne

Verschiedenheiten, Zahl

der

die g a n z w e s e n t l i c h

geringen

von

1 8 2 7 " ) , v. P a r r o t ( „ E n t w i c k e l u n g d e r S p r a c h e , A b s t a m m u n g u . s . w . «ler L i v e n , L e t t e n , E h s t e n , 2 B d e . S t u t t g a r t 1 8 2 8 " ) , M a s i n g ( „ ü b e r ehstnische S c h r i f t und O r t h o g r a p h i e u . s . w . D o r p a t 1820, 1824. P e r nau 1 8 2 7 " ) , A h r e n s ( „ G r a m m a t i k d e r E h s t n i s c h e n S p r a c h e R e v a l schen Dialekts, R e v a l l 8 4 3 " ) , K r u s e ( , , U r - G e s c h i c h t e des Ehstnischen V o l k s s t a m m e s , Moskau 1 8 4 6 " ) , sowie F r o s t e r , C a s t r e n , Fälilm a n n u . a . m . h a b e n w e n i g E r g ä n z e n d e s zu d e m von j e n e n e r s t g e n a n n t e n S c h r i f t s t e l l e r n mit grofseni F l e i f s e a n g e s a m m e l t e n M a t e rial geliefert. D. Verf. Ob die in R e d e s t e h e n d e n S p r i c h w ö r t e r dem H r n . Verf. in d e r U r s p r a c h e mitgetheilt w u r d e n , und ob e r d a h e r d i e s e r schon damals m ä c h t i g war oder etwa d u r c h Vermittlung eines d e u t s c h e n Dolmetsch w ü r d e man h i e r g e r n e r f a h r e n . E. *) Die S t e u e r l i s t e n vom J a h r e 1838 verzeichnen f ü r E h s t l a n d 135545 m ä n n l i c h e I n d i v i d u e n , A r s e n j e w unei den Deutschen in Dorpat

Beiträge zum Sprichwörter- und Räthselscliatz der Klisten.

D e r E i n e hat den T h o n k l u m p e n T ö p f e d a r a u s zu d r e h e n .

29

u n d der A n d e r e weifs

M a n c h e r Wolf hat sich schon d u r c h sein Bellen v e r r a t h e n . K ö n n t e m a n einen S u m p f a u s b r e n n e n , h ä t t e es schon ¡Mancher g e t h a n . Man mufs dem Meere nicht m e h r v e r t r a u e n als den W e l l e n . W e r das Meer v e r m e i d e t , der v e r m e i d e t a u c h die Klippen. O e r M a u l w u r f s h ü g e l in H a a n h o f d ü n k l sich h ö h e r als der Eierberg. D e r N e b e l in Haanhof w i r d z u m R e g e n in Kosse. Kein Pilz so stolz, als der auf dem E i e r b e r g . Man mufs sich in einen W o l f s p e l z hüllen, w e n n m a n keinen B ä r e n p e l z h a t . E s k o m m t nicht blofs auf den H a m e n a n , s o n d e r n auch auf den W u r m . W e r einer W e l l e sein Geheimnifs s a g t , der sagt es dem g a n z e n Meere. Es spricht Mancher von seiner H e e r d e , der zwei K ü h e hat. W o h i n m a n den Schlitten lenkt, dahin g e h l er. D e r eigene B u s c h ist i m m e r gröfser als der f r e m d e W a l d . Bei S o n n e n s c h e i n schneit es nicht. Es s t e u e r t J e d e r g e r n im eigenen K a h n e . Man s u c h t keinen in d e m S u m p f e , selber g e s t e c k t hat.

in d e m

man

nicht

W e r auf die W ö l f e nicht J a g d m a c h t , der m a c h t J a g d auf seine S c h a a f e . D e r Mann schüttelt die W ü r f e l und das Glück giebt die Augen. W e m das Glück die P a l t e n giebt, dein giebt es a u c h die Freunde. W e n n das Glück sich auf deinen G a u l setzt, d a n n schirre ihn an deinen W a g e n . W e n m a n erst inil Ohrfeigen zum V e r s l ä n d n i f s einer Bitte bringen mufs, den treibt m a n nicht mit S t o c k s c h l ä g e n zu ihrer Erfüllung.

30

H i s t o r i s c h - l i n g u i s t i s c h e Wissenschaften.

Nicht J e d e r , der die W e i d e n hat, v e r s i e h t auch die K ö r b e zu m a c h e n . W e n n die Möve a u c h den S c h n a b e l weit a u f s p e r r t , sie wird doch keine R o b b e verschlingen." D e n W e g zwischen D o r p a t und P o s t T e i ü t z (Telliste J a a m ) h a b e ich zu drei v e r s c h i e d e n e n Z e i l e n , 1 8 3 8 , 1839 u n d 1841 z u r ü c k g e l e g t ; im J a h r e 1839 m a c h t e ich ihn theilweis zum vierten Male, indem ich über Marienhof (Maarja Mois), N e u Nüggen ( W a s t s e Nöo Mois), Post Uddern (Uderna J a a m ) , K i r r e p ä h u n d R i n g e n ( R ö n g o Mois) n a c h d e m S c h l o s s e K a r kus (Karks. Mois) mich w a n d t e , w o b e i von Ringen ab die O r t e L a n g e B r ü c k e , ein am Einflufs der E m b a c h in den W i r l z j e r w - S e e , in einer w a h r e n S a n d s t e p p e b e l e g e n e r K r u g , Abenkatt (Lebiko Mois), Morsel P o d r i g e l (Ridaja Mois o d e r T r i k i Mois), Murrikas (Murrikatse Mois o d r r Tinkoli Mois) u n d der W e i s j e r w - S e e besucht w u r d e n . — D a u n s e r Aufenthalt auf d e m , dem l i e b e n s w ü r d i g e n Grafen D u n t e n g e h ö r i g e n S c h l o s s e K a r k u s sich auf m e h r e r e W o c h e n a u s d e h n t e , u n d s o w o h l der G u t s h e r r w i e der gröfste T h e i l m e i n e r U m g e b u n g , b e s o n d e r s ein sehr jovialer P a s t o r a u s Hallist, des Ehstnischen vollkomm e n mächtig w a r e n , so fand sich hier für mich eine treffliche G e l e g e n h e i t , die Sitten und S p r a c h e der E h s t e n g r ü n d l i c h e r k e n n e n zu l e r n e n , als ich es bis dahin v e r m o c h t hatte. Bei L a n g e b r ü c k e w a r die G r e n z e beider ehstnischen H a u p t d i a l e k t e ; r e c h t s der E m b a c h h e r r s c h t d e r dörptsche, links derselben der r e v a l s c h e Dialekt. Im K a r k u s befand ich mich d e m n a c h auf dem Gebiete des r e v a l s c h e n D i a l e k t s , der hier eine leichlc N e b e n f ä r b u n g t r u g , d u r c h die N ä h e Fellin's, w o eine b e s o n d e r e , stellweis vom Reval'schen variirende M u n d a r t g e r e d e t wird. — Von K a r k u s aus w u r d e n v e r s c h i e d e n e gröfsere u n d klein e r e E x c u r s i o n e n in die U m g e g e n d g e m a c h t , z. B. nach P o l lenhof (Polli Mois), n a c h der S t a d t Fellin (bei den Ehsten Willandi, bei den R u s s e n W e l i a n ) ü b e r Morne, Aidenhof (Aido Mois) und K e r s e l (Lodi Mois), nach Hallist über ß ö k l e r s h o f ( P ö g l e Mois) und Alt B o r n h u s e n ( W a n n a P o r n u s e Mois) und

Beiträge zum Sprichwörter- nnil Räthselschatz der Elisten.

31

nach dem R u j e - S e e und dem Kruge Lilli, wo wir der Grenze Lettlands ganz nahe waren. Da auf dem W e g e von Dorpat nach der Langen Brücke der Dörptsche Dialekt herrschend ist, der in Schlofs R i n g e n sich zu einem besonderen Idiom gestaltet, so will ich zunächst die wenigen hier gesammelten Sprichwörter nennen, bevor ich mich zu den in Karkus aufnotirten wende. J e n e Sprichwörter lauten, wie folgt: „ W e r zu reich ist, vergoldet auch wohl seinen Buckel. Ziehe die Ferkel im Fürstensaal auf, wenn sie herauskommen, stürzen sie sich in den Kothsumpf. Hast du im fünften J a h r gestohlen, heifsest du noch im fünfzigsten Dieb. Wenn dein Osterkuchen erst zu Pfingsten fertig w i r d : dann verspeise ihn als Pfingstkuchen. W e r am Boden liegt, dem hilft Keiner gern auf als Gott. W e n n die Küchenglut erlischt, erlischt auch die Herzglut. Bissiger Hunde Gebell bedeutet nicht viel. Es können mehr baden als schwimmen. Einmal entfliehen genügt, um für immer frei zu werden. Man spottet der fremden Narbe nicht, wenn man die eigene W u n d e gefühlt hat. W e n n Schiffer und Müller zusammen sind, wird von nichts als vom Winde gesprochen. Sprich doch, Söhnchen, die Lippen fallen dir ja nicht vom Reden ab. In eines Andern W a d e schneidet sich's, wie in eine W e i denruthe. Auch der höchste Berg reicht nicht über seinen Gipfel hinaus. Es ist eine böse Mühle, der kein Wind zum Drehen hilft.'' Meine Auswahl an S p r i c h w ö r t e r n , die ich in K a r k u s anzusammeln Gelegenheit hatte, fiel ergiebiger aus, da sowohl die Zeit zum Ansammeln, wie auch die Hilfsquelle selber, aus der ich schöpfen konnte, eine umfassendere w a r . — Ich

32

ljistoriscb- linguistische Wissenschaften.

n e n n e folgende in d a n k b a r e r E r i n n e r u n g an die F r e u n d e , der e n güliger Millheilung ich diese gröfetenlheils v e r d a n k e . „ D e r Mensch kann wohl allein a b r e i s e n , w e n n er a b e r z u r ü c k k e h r e n soll, mufs es in Gesellschaft Gottes g e s c h e h e n . In der F r e m d e verliert der A r m e das H e m d , in der l l e i m a l h verliert er a u c h die H a u l . Gieb d e m Esel R o s e n , er s e h n t sich n a c h Disteln. Kein Frost so s t r e n g , dafs die L e u t e sich ins F e u e r setzen mögen. D e r F u c h s m a g noch so viel Honig fressen, er wird d a r u m doch kein Bär. D a s A u g e n i m m t die F r a u , und man m e i n t , das H e r z h a b e sie g e n o m m e n . D e r Wolf grüfst den Hirten der S c h a f e w e g e n . Hinein springt m a n leichter in den T e i c h als h e r a u s . D e r K l u g e b e k o m m t den Apfel und der D u m m e den Bum. Lieber ein g a n z e r S c h a l k als ein halber. D e r Wolf frifst das Schaf a u c h u n g e b r a t e n . W e n n der Wolf sich nicht m e h r an die S c h a f e hallen kann, d a n n hält er sich an den Hirten. Man mufs das D a c h mit b e z a h l e n , w e n n m a n das H a u s kauft. Ein geiziger Müller m ö c h t e ersl die Mühle v e r k a u f e n u n d dann n o c h den W i n d . Z u m V e r g n ü g e n läfst man sich bei einem H a a r , zur A r beit bei dein g a n z e n Kopfe ziehen. W e m Gott die J a g d g i e b t , dem giebt er a u c h das Wild. Es hat Mancher einen hölzernen Kopf u n t e r einem g o l d e n e n Hute. D e r H o l z h a u e r will sich zu den K ü n s t l e r n z ä h l e n , weil es der B i l d h a u e r thul. W e n n die F r a u die Kuh melkl, giebt sie zehn Mafs, w e n n die Magd sie melkt, giebt sie n u r sieben. G e b t dem F r o s c h W e i n , er sehnt sich n a c h d e m W a s s e r . L a n g e w e i l e giebt U r l a u b zur Thorheit. Gott giebt w o h l die Fische, aber nicht auch die Netze.

Beiträge zrim Sprichwörter- «nu ist schon einer

desshalb

Oerllichkeit

*) Es beisst nemlich in demselben mehr diplomatisch als genealogisch: „ E u e r e Regierung lässt sich in ihrer Politik von den unter

der Dynastie

Sung

leiten und

schickt

uns

Ereignissen

keine Antwort.

Aber das Haus Ming ist nicht mit dem Hause S u n g verwandt und ich bin

kein

Anverwandter

der

Dynastie

Kin.

Das war

eine andere Zeit als die heutige." **) Gegen beide Hypothesen hatte S c h o t t ausgesprochen

bereits gegründete Zweifel

in einer Anmerkung zu seiner Abhandlung über den

Buddhismus (Berlin 1846, S. 43).

192

Historisch - philologische

Wissenschaften.

ausdrückt. Nun aber — setzen wir hinzu — erhalten die Aimak's ihre Namen gröfstentheils von den Hauptfainilien. Kaiser K a o - t s u n g sagt, in den ersten Zeilen seiner Dynastie hätten die Unterworfenen oder Unlerlhanen nicht M a n d j u geheissen, sondern D / u s c h e n (Sclaven), und erst in der Folge habe man ihnen das Recht erlheilt sich M a n d j u zu nennen. Diese kaiserlichen W o r t e führen geradeswegs zu dem Schlüsse, dass M a n d j u anfänglich nur N a m e des h e r r s c h e n d e n G e s c h l e c h t e s w a r , dass also Aimak und Reich ihn eben darum erhielten weil der Gründer der mächtig g e w o r denen Familie selbst M a n d j u hiefs. Nun fragt es sich aber, ob dieser N a m e v o r Aijin Gioro's Auftreten schon v o r k a m , und warum er sich denselben, zu denen die er schon besafs, noch beilegte. Da finden wir nun bei chinesischen Geschichtsschreibern folgende Belehrung. Bei dem Volke M o - h o (so heisst es i m P e - s f e ) betitelt man die obersten Häuptlinge T a - m a - f u - m a n - t s c h u ; bei den südlichen S c h i - w e i (bemerkt M a - t u a n - l i n ) heissen s i e M a p u - m a n - t s c h u , w a s mit t s c h a n g (Aeltester, Haupt eines Aimak oder Geschlechtes) gleichbedeutend. Urlheilen wir über diese Namen nur auf den Grund der Schriftsteller, bei denen wir sie gefunden, so ergiebt sich uns: 1) dass sie a l t w a r e n , wie denn z. B. T a - m a - f u - m a n t s c h u schon im 5. und 6. J a h r h . u. Zeit vorkommt; 2) dass sie a l l g e m e i n w a r e n , da die Völker ¡Mo-ho und S c h i - w e i , bei denen wir sie antreffen, die zahlreichsten und mächtigsten Stämme der Mandjurei ausmachten; 3) dass sie den Begriff der G e w a l t und H e r r l i c h k e i t in sich schliefsen. W e n d e n wir aber den einzelnen Worten unsere Aufmerksamkeit zu, so sehen wir folgendes: 1) t a ist das mand/uische d a und bedeutet v o r n e h m s t e r ; 2) m a - f u ist m a f a , Grofsvater, Ahnherr; 3) m a n - t s c h u ist s. v. a. M a n d j u . Die Bedeutung dieses letzten W o r t e s erhellt aus dem T e x t e der Geschichte P e - s f e , wo T a - m a - f u - m a n - t s c h u durch v o r n e h m s t e r A n f ü h r e r erklärt wird. Die schon erkannte Be-

Ueber den Stammlierrn der Zing u. s. w. deulung von d a i n a f a , und der [Jmsland, dass im Mand/uischen die Prädicate, mögen sie nun durch ein Beiwort oder durch die Form des Genilivs ausgedrückt sein, dem Nennvvorle vorausgehen auf welches sie sich beziehen, lassen uns schon einsehen, dass der Ausdruck v o r n e h m s t e r bei unserem chinesischen Autor den Worten d a m a f a entsprechen, das folgende m a n - t s c h u aber A n f ü h r e r , H ä u p t l i n g , G e b i e t e r heissen soll. Und wirklich muss es diesen Sinn g e habt haben, da Kaiser K a o - t s u n g dem Namen M a n d j u die Benennung D / u s c h e n ( S c l a v ) entgegenstellt. So wird es klar w a r u m Ai/in-Gioro diesen T i t e l * a n n a h m , w e l c h e r dann Nationalname des heutzutage in China herrschenden Volkes ward. In seiner Abhandlung: „Aelteste Nachrichten von Mongolen und T a t a r e n " (Berlin 1847), w a r S c h o t t demselben Ergebnisse sehr nahe gekommen. W i r lesen daselbst (S. ¡18, Anmerkung): „ N a c h Ma tuan-lin (Buch 347) hätten nur die Häuptlinge e i n e s Hauptstammes der S c h i - w e i (die der n ö r d l i c h e n ) M u - h o - t u geheissen, die der übrigen aber Man-tu. Dass der für die zweite Silbe gewählte Schriftcharacter fljjj in einer früheren Zeit nicht t u , sondern t s c h u (wie noch jetzt das Complement, sofern es selbständiges Zeichen) gesprochen worden sei, kann ich aus keinem W ö r t e r buche belegen, es ist aber sehr wohl möglich. Lesen wir M a n - t s c h u , s o e r i n n e r t u n s d a s W o r t l e b h a f t an d e n N a l i o n a l n a m e n der heutigen B e h e r r s c h e r Chinas. Dasselbe W o r t bildet die zwei letzten Silben von T a - m a f u - m a n - t u , dem Titel der M o h o - F ü r s t e n . "

Ueber Kellgren's Affix-Pronomen im Arabischen, Persischen und Türkischen. #J

E in Versuch — wie der Verfasser sagt — zu einer syntactischen, vergleichenden Darstellung eines der wenigen P u n k t e in welchen die drei hier behandelten, ihrem Ursprung und Characler nach grundverschiednen Sprachen einander auf g r a m m a tischem Gebiete berühren. Als Affix (oder SufGx) kommt das Pronomen in den bekannteren Sprachen Europas die zum indisch-germanischen S t a m m e gehören, gar nicht v o r ; wahrhaft eigen ist es den sogenannten Semitischen und den Altaischen oder Ural-Altaischen Sprachen. Z w a r finden wir es auch im Neupersischen, aber hier kann diese Erscheinung mit Grund mehr als eine zufällige betrachtet werden. Herr K. widmet sich seiner Untersuchung mit gewohntem Fleisse, Forschersinn, und einer manchem Philologen empfehlenswerthen Klarheit. D a es uns zu weit führen würde, ihm Schritt für Schrill nachzugehen, so begnügen wir uns mit Uebertragung des allgemeinen Ergebnisses, wie es auf S. 72 zu lesen steht: „die Affixpronomina bilden im A r a b i s c h e n *) Schwedischer T i t e l : O m A f f i x - p r o n o m e n i A r a b i s k a n , s i sk a n

och

Turkiskanj

samt

Ibn-Màliks

t e x t - k r i t i k o c h a n m ä r k i i i n g a r (—

Làmi ja

Permed

— nebst der Làniija

des Ibn-Malik mit Textkritik und Anmerkungen).

Helsingfors 1854.

Kellgrert's A i f i x j i r o n o m e n .

195

einen im W e s e n d e r S p r a c h e selbst b e g r ü n d e t e n S p r a c h t h e i l und sind unentbehrlich sofern sie das einzige Mittel zur D e clination des in seiner f r e i s t e h e n d e n F o r m nicht declinablen F ü r w o r t s a u s m a c h e n ; an S u b s t a n t i v e n g e f ü g t , bezeichnen sie den G e n i t i v , an V e r b a , den Accusaliv des P r o n o m e n s . Im F e r s i s c h e n d a g e g e n sind die Affixpronomina w e d e r u r s p r ü n g lich n o c h u n e n t b e h r l i c h ; sie haben sich, n a c h d e m Muster d e r semitischen S p r a c h e n , als eine k ü r z e r e Art u n d W e i s e e n t wickelt, die a b h ä n g i g e n C a s u s des absoluten F ü r w o r t s a u s z u d r ü c k e n , die sie v e r t r e t e n und g e g e n w e l c h e sie in j e d e m F a l l e a u s g e t a u s c h t w e r d e n können. Im T ü r k i s c h e n schliefslich sind diese Affixa im innersten W e s e n der S p r a c h e b e g r ü n d e t ; allein sie haben n i c h t , wie die der A r a b e r , die B e s t i m m u n g , g e w i s s e C a s u s des absoluten F ü r w o r t s zu bezeichnen, s o n d e r n bald e i n a n d e r , bald den r e d e n d e n o d e r h a n d e l n d e n P e r s o n e n die v e r s c h i e d n e n W o r t e des S a l z e s z u z u w e i s e n , u n d sie in n ä h e r e g e g e n s e i t i g e V e r b i n d u n g zu bringen. Sie e n t s p r e c h e n am- S u b s t a n t i v P e r s o n a l e n d u n g e n im V e r b u m u n d o h n e sie w ü r d e ein türkischer S a l z u n z u s a m m e n h ä n g e n d u n d u n d e u t lich w e r d e n . I h r e r B e s t i m m u n g in der S p r a c h e entspricht am besten die B e n e n n u n g R e l a l i o n s - A f f i x a . " Einiges in d e m Abschnitt über d a s türkische P r o n o m e n Anlangend können wir j e d o c h nicht g a n z vorbeigehn lassen. das s von b i s (wir) und s i s (ihr), so entscheidet sich der Verf. f ü r S c h o t t , der hier ein Plural-Affix sieht und seine A n sicht (Archiv, Bd. 8, S. 31 f.) g e n u g s a m b e g r ü n d e t hat. — Von d e m Affixe si ( n a c h C o n s o n a n t e n i ) s a g t d e r Verf., dieses h a b e erst durch Böthlingk seine r e c h t e und vollständige E r k l ä r u n g e r h a l l e n ; es seien nemlich s i u n d i v e r k ü r z t e F o r m e n eines e h e m a l i g e n s i | n für die drille P e r s o n , w e l c h e s n u r ( ? ) im Accusativ u n v e r s t ü m m e l t erscheine. D i e r e c h t e u n d v o l l s t ä n d i g e E r k l ä r u n g steht a b e r bereits in S c h o t t ' s V e r s u c h ü b e r die latar. S p r a c h e n (Berlin 1836, S. 6 2 — 6 3 ) , wo m a n deutlich g e n u g lesen k a n n : „ D i e s e s P r o n o m e n lautet^ als S u f f i x u m nicht blos i, s o n d e r n a u c h i n und s i oder s i n

Historiscli-linguistisclie

196

Wissenschaften.

D a s s hier nicht an blose euphonische Einschiebung zu d e n k e n , würde schon

aus

des Genitivs und Accusalivs scheinlich; als

es

den beiden

Formen

als Parallelen

wahr-

wir finden aber n auch beibehalten w o

euphonischer

Buchstabe

überflüssig

sein

wurde, wie namentlich im Ablativ, und willkürliche Wahl

eines

s

zu

bioser Vermeidung

w ä r e sehr befremdend. Hecht eine

Wir

annehmen,

dass

gleichbedeutende

des

können neben

mit

(ol,

an),

Form

sin

o

separate

Hiatus

also

e x i s t i r t h a t , die vielleicht eben wegen ihrer I d e n tität mit dem P r o n o m e n z w e i t e r P e r s o n bei den T ü r k e n als S e p a r a t u m ausser Gebrauch

kam."

Ein g e w i s s e r H e r r w a r aber grolsmülhig g e n u g , hier (wie an anderen Orten) den Gedanken erborgte

sich anzueignen

VVaare in etwas modificirter F o r m

und die

als seine

.... eigne

auszukramen. Zu S . 61.

W e r das m in b e n - i m ,

bis-im

fiir ein Af-

fix derselben P e r s o n erklärt, der hat zwar den S p r a c h g e b r a u c h der M a g y a r e n türkischen wenn

ein

und der H i n d u ' s auf seiner S e i t e , allein die

D i a l e c t e widersprechen solcher Auffassung; und

Herr B .

anderswo

die Art comparaliver

in pedantischem P a t h o s g e g e n

¡\lelhode eifert, v e r m ö g e w e l c h e r eine

ungewisse Erscheinung in e i n e r S p r a c h e durch eine analoge in einer andern erklärt w i r d , so schlügt

er hier sich

selber

ins Gesicht.

F e r n e r ist es u n w a h r , dass der U e b e r g a n g des

SagyrNun

in m in der Osmanischen S p r a c h e o h n e A n a l o -

g i e sein. Osmane

Für d o r i u s oder d o n g u s ( S c h w e i n ) z . B . sagt der allgemein

schreiben

domus

pflegen);

(wie

für d o n ,

hat man zu übersehen beliebt,

Zu S . 67.

=

Armenier

sogar

zu

bim.

Auch

dass die zweite P e r s o n

plura-

lis Imperativi bei den T s c h u w a s c h e n z.B. kuvarym

die

d o r n , für b i n ,

auf m (statt n) ausgeht,

koiverin.

Dass der osmanische T ü r k e K e f am

Vorder-

gaumen spricht, ergiebt sich zur G e n ü g e aus dem gelinden J o d , w e l c h e s dieses k ( a u c h wenn es g i s t ) in seinem Munde im-

Kellgren's Affixpronomen.

197

mer begleitet, m a g er n u n türkische, p e r s i s c h e o d e r arabische W ö r t e r mit Kef a u s s p r e c h e n . D i e e i g e n t ü m l i c h e N a i v e t ä t , w e l c h e hier einen e i g e n t ü m l i c h e n D i p h l h o n g g e n ins D a sein r u f e n wollte, w i r d schon d a d u r c h lächerlich g e n u g , dass j e n e s gelinde J o d a u c h den v o c a l l o s e n C o n s o n a n t e n i m m e r begleitet, z. B. b i l m e k j , nicht b i l m e k ; g j e r e k j , nicht g e r e k . Am auffallendsten ist der U n t e r s c h i e d , selbst dem g r ö beren O h r e , w e n n ein starker V o c a l v o r h e r g e h l , w a s natürlich n u r in arabischen oder persischen W ö r t e r n v o r k o m m e n kann, z B. e t r a k j , p a k j , d e r d n a k j . *) D e n e r w ä h n t e n sprachlichen A b h a n d l u n g e n des H e r r e n Kellgren ist seine s c h w e d i s c h e U e b e r s e t z u n g der L a m i a des I b n - M ä l i k (mit b e s o n d e r e r S e i t e n z ä h l u n g ) beigebunden. D i e ses a r a b i s c h e W e r k enthält eine F o r m e n l e h r e des V e r b u i n s und seiner A b l e i t u n g e n , von einem b e r ü h m t e n G r a m m a t i k e r , nebst einem C o m m e n t a r seines S o h n e s . **) E s ist ein kleines G e g e n s t ü c k zu der ausführlichen a r a b i s c h e n S y n t a x von d e m selben Autor ( d e r s o g e n a n n t e n A l f i j a ) , u n d k a n n eine m ö g lichst g e d r ä n g t e F o r m e n l e h r e h e i s s e n , da beinahe die ganze F o r m e n l e h r e von den arabischen G r a m m a t i k e r n als zur L e h r e vom V e r b u m g e h ö r e n d betrachtet wird, f ) D e r verdienstvolle Arabologe W a l l i n h a l l e den T e x t zum e r s t e n m a l im Druck herausgegeben. H e r r K, g r ü n d e t e seine U e b e r s e t z u n g auf diesen T e x t ; a b w e i c h e n d e L e s a r t e n einer H a n d s c h r i f t im B e sitze eines g e l e h r t e n Scheichs zu St. P e t e r s b u r g s i n d , wo sie n a c h seiner Meinung den Vorzug v e r d i e n t e n , in A n m e r k u n g e n nachgetragen worden.

*) Schott's Theorie der Aussprache des Osmanly findet man in der E i n leitung zu D i e t e ri c i ' s C h re s t o r n a t i l i e O t t o m a n e , Berlin 1854 ( S . I V — VIII). **) Beide lebten im 13. Jahrh. u. Zeit. +) Ihr Name rührt daher weil sie in Versen abgefasst ist, die sämmtlicli mit dem Buchstaben L a m (dem 1) schliefsen.

Sitten der Kirgisen. II.

Pferderaub und PferdeCuren. —

Mährchen.

D i e s a n a r y m i s c h e n (jenseit des N a r y m n o m a d i s i r e n d e n ) K i r gisen v e r f a h r e n beim P f e r d e r a u b also. In H a u f e n die bisweilen ü b e r h u n d e r t Mann s l a r k sind, ziehen sie in d e r D ä m m e r u n g des M o r g e n s bei dem chinesischen V o r p o s t e n B o t a o d e r C h o n i - m a i l a c h u ü b e r den Irtysch und bringen den g a n z e n T a g in i r g e n d einer Kluft zu. S o v e r f a h r e n sie in der heissen J a h r e s z e i t ; d e n n an kalten H e r b s t t a g e n lassen sie ihre P f e r d e bei T a g e ü b e r s e t z e n . A m Abend b e g e b e n sie sich nach d e m O r t e w o sie den R a u b a u s f ü h r e n w o l l e n . G e w ö h n l i c h legen sie in solchen F ä l l e n ihre ältesten Kleider an u n d w a f f n e n sich, a u s ser einigen S ä b e l n u n d P i k e n , mit l a n g e n , am u n t e r e n E n d e dickeren P r ü g e l n , die B a l i k heissen. D i e s ist die g e w ö h n liche W a f f e der P f e r d e r ä u b e r ( B a r a n l a t s c h i , v o n B a r a n t a , w a s diese Art R a u b b e d e u t e t ) und sie bedienen sich d e r s e l b e n mit g r o f s e r G e w a n d t h e i t . D i e s e P r ü g e l sind z u w e i l e n 2 — 3 Ellen lang. B e g e g n e t ihnen bei T a g e ein viel kleinerer T r u p p

*) Aas Wlangal's geognostiseben Wanderungen in den östlichen Gegenden der Kirgisensteppe.

Sitten der Kiigison.

199

ihrer S t a m m e s g e n o s s e n , so fallen sie gleich mit f u r c h t b a r e m G e s c h r e i und Gepfeife ü b e r diese h e r und beschreiben Kreise u m sie h e r u m , den Batik ü b e r d e m K o p f e w i r b e l n d . Gefällt es den U e b e r f a l l e n e n nicht, abzusteigen, so schlagen die R ä u ber sie mit den P r ü g e l n so l a n g e , bis sie von den P f e r d e n herunterfallen. G e w ö h n l i c h w e r d e n die S c h l ä g e gegen das S c h i e n b e i n o d e r den N a c k e n gerichtet. D e m H e r u n t e r g e s c h l a g e n e n n i m m t m a n sein Pferd, s o g a r seine Kleidung, w e n n sie g u l ist, u n d lässt ihn im H e m d e z u r ü c k . *) A u c h w ä h l e n sie e i n e d u n k l e herbstliche N a c h t , w a n n die P f e r d e leicht sich s c h e u e n , reiten auf eine H e e r d e zu, v e r w e i l e n in einiger E n t f e r n u n g , und s u c h e n U e b e r z e u g u n g d a v o n zu g e w i n n e n , ob die Hirten eingeschlafen sind. D a n n steigt E i n e r von ihnen ab und schleicht an der a n d e r e n S e i t e auf allen Vieren bis zur H e e r d e h e r a n . D e r g e r i n g s t e L ä r m den er macht, z. B. das Z u s a m m e n s c h l a g e n zweier kleinen S t ä b e , m a c h t die P f e r d e s c h e u ; diese stürzen sich n a c h der a n d e r e n Seite, w o die auf ihren P f e r d e n sitzenden R ä u b e r sie d u r c h Slöfse mit dem B a tik n o c h s c h e u e r m a c h e n lind n a c h e i n e r beliebigen R i c h t u n g forttreiben. Alles dies geschieht in s o l c h e r S t i l l e , dass man n u r die H u f s c h l ä g e der g a l l o p p i r e n d e n P f e r d e hört. Eine g e r a u b t e H e e r d e wird zuweilen h u n d e r t u n d m e h r W e r s t weil, bis an einen v o l l k o m m e n sicheren O r t e g e t r i e b e n . Nicht selten s e t z e n die E i g e n t h ü m e r der P f e r d e den R ä u b e r n nach und e r r e i c h e n sie, w o d a n n ein H a n d g e m e n g e den H a n d e l entscheidet. D a b e i sind sie j e d o c h sehr vorsichtig und h ü t e n s i c h , tödtliche S t r e i c h e zu f ü h r e n , weil die B l u t s v e r w a n d t e n eines E r s c h l a g e n e n eine b e d e u t e n d e E n t s c h ä d i g u n g fordern können. D i e von den B a r a n t a l s c h i f o r t g e l r i e b e n e n H e e l d e n b e s t e h e n oft a u s einigen tausend S t ü c k . D i e g e r ä u m i g e n ö d e liegenden S t r e c k e n zwischen d e m Irlysch und Kalud/'in sind der B a r a n l a s e h r förderlich. Die G r a n i t - E r g i e f s u n g e n ( g r a -

*) Z u w e i l e n w e r d e n jeilocli die Räuber b e s i e g t und a l s d a n n trifft sie e i n gleiches

Schicksal.

K r m a n s l i u s s . A r c h i v . Ild.XLV. H.a.

14

200

Historisch -linguistische Wissenschaften.

n i t n y j a i s l i j ä n i j a ) bilden hier enge Schlüchte, in denen man sich bei T a g e leicht verslecken kann. D a die Kirgisen immer mit Pferden umgehen, so verstehen sie es meist, sie von allerlei Krankheiten zu heilen; besonders geschickt sind hierin diejenigen welche die kirgisischen Gebete kennen. Eines der bei uns befindlichen Pferde litt an der Ohnmacht ( t s c h e m e r ) . Einer von unsern Führern erklärte, er wolle es auf sich allein nehmen, es zu heilen. S o fort stellte er das Pferd vor sich hin, kniete nieder und begann mit lauter Stimme irgend ein Gebet zu sprechen. D a r auf erbat er sich Tabak oder brennenden Schwefel, nahm ein Stückchen von dem letzteren, hielt es, als es verbrannt w a r , dem Pferde unter die Nüstern und berührte seine rechte Schulter. Nach Beendigung dieser Ceremonien hiefs er einen Kirgisen auf das Pferd steigen, nach irgend einem benachbarten Grabe galoppiren, um das Grab herum reiten, aus demselben ein Pfötchen Erde n e h m e n , das Pferd daran riechen lassen und dann zurückkehren. Als dies geschehen War, begann das Pferd zu schnauben, rupfte Gras, und war bald vollkommen wiederhergestellt. Auf meine F r a g e , w a r u m er ein Gebet hergesagt, gab er zur A n t w o r t , die Krankheit sei von einem Verstorbenen an das Pferd g e k o m m e n , und durch das Gebet zu ihm zurückgekehrt. Der Steppendoctor sah uns mit Stolz a n , legte die Hände auf den Rücken und ging seine Mahlzeit zu vollenden. Obwol an Aberglauben reich, scheinen die Kirgisen doch keinen grofsen Mährchenschatz zu besitzen. Hier folge eines ihrer Mährchen, bei welchem der Berg K a l m y k - T o i o g o i eine Rolle spielt.') Dieser Berg stand weiland zwischen dem S e e Saisang und dem Tarbagalai, nahe dem S a r l - T o l o g o i , der noch in erwähnter Gegend steht. In den Vorbergen des *) Vergl. 621—622 des vorigen Bandes. T o l o g o i ist ein mongolisches Wort dag K o p f und G i p f e l bedeutet; also m i t K a l m y k verbunden: K a l m y k e n k o p f , und mit S a r t (Bucliare) verbunden: B u c h a r e n , Anm. d. Uebers.

201

S i t t e n der K i r g i s e n .

Tarbagatai weideten zwei Riesen: ein Valer und sein Sohn. Als sie zu dem Orte gekommen wo dieser Berg sich jetzt befindet, machten sie Halt um zu übernachten. Z u ihrem Unglück weidete hier ein Stamm, in welchem die Braut des jungen Kiesen w a r , für die er aber noch nicht den ganzen Kalym (Kaufpreis) erlegt hatte. Die Kirgisen dürfen ihre Bräute besuchen und sogar mit ihnen allein sein, aber in keinem Falle sie heiraten ehe der Kalym vollkommen bezahlt ist. Da nun jener junge Riese seine Braut lange nicht gesehen, bat er seinen Vater um die Erlaubniss sie besuchen zu d ü r f e n ; dieser erlaubte es ihm z w a r , erinnerte ihn jedoch d a r a n , dass der Kalym noch nicht entrichtet und der Bruch dieses Gesetzes ein sehr schweres Vergehen sei. Am andern T a g in der Frühe erschien der Jüngling bei seinem Vater um die W a n derung fortzusetzen. Da hob dieser den Berg am einen Rand in die Höhe, rief seinen Sohn zu sich, trat mit ihm unter den Berg und stülpte diesen über sie Beide. So w u r d e der Tologoi die Grabstätte beider Riesen. D a s Gerücht von ihrem T o d e kam nach Tarbagatai und die Gattin des e i n e n , Mutter des anderen, machte sich auf, um den Berg zu sehen der ihre Theuern verbarg. Sie kam an den Ort wo heutzutage der Berg K y s y l - T s c h e k u sich erhebt, sah von hier aus den T o logoi und ergab sich nun ganz ihrem Schmerze. D a s Blut welches mit ihren Thränen den Augen entquoll, verwandelte sich in den rothen Stein des Kysyl-Tscheku. Nach dem ersten Ergüsse des Schmerzes begann sie dem Tologoi zu nahen und schon am A k - T a « waren ihre T h r ä n e n weiss wie Wasser (!) geworden und verwandelten sich in weissen Stein.

14

Der Handel der Tschuktschen mit den Russen und den Inselbewohnern des nordöstlichen Oceans *). S c h o n seil langer Zeit unterhalten die Tschauklschi — oder Tschuktschen, wie man sie gewöhnlich nennt — Handelsverbindungen mit den Bewohnern des nordöstlichen Sibiriens, den Lamuten, den Jukagiren und den Tschuwanzen, die w a h r scheinlich verschiedene Gegenstande von den Russen bezog e n , um sie nachher wieder an ihre Nachbarn, die Tschuktschen, zu verkaufen. In der Folge traten letztere in direkte Beziehungen zu den Russen, welche einen regelmäfsigen Tauschhandel mit ihnen, ohne fremde Vermittlung, einleiteten. Dieser Handel wird hauptsächlich von den Rennlhier-Tschuktschen betrieben, die sich in permanenter W a n d e r u n g über die ganze Landstrecke befinden, auf der die verschiedenen S t ä m m e des tschukolischen Volkes zerstreut sind, welche sie mit den zu ihrem einfachen Leben n o t w e n d i g e n Gegenständen versorgen. Die äufsersten Punkte ihrer Streifzüge sind auf der einen Seite die russischen J a h r m ä r k t e , auf der anderen die ßehringsstrafse. Die den Russen auf den Jahrmärkten abgekauften VVaaren führen sie den Stand-Tschuktschen oder Namallah's z u , welche sie an die Bewohner der Inseln des nordöstlichen Oceans und der Nordwestküste von Amerika vertauschen. Der Ursprung dieses Handels mit der Bevölke*) A u s der Moskauer Z e i t u n g (Moskowskija YVjcdoniosti). Archiv B d . I i i . S . 4 6 0 — 464.

Vergl. ilieses

Der Handel der Russen mit den Tschuktschen.

203

rung des ihnen gegenüberliegenden Conlinentes reicht bis in die entferntesten Zeiten zurück, wie aus den darüber exislirenden Traditionen hervorgeht. Die Insulaner werden von den Tschuklschen Zahnmenschen genannt, wegen des Wallrofsknochens, den sie an ihrer Unterlippe hängen h a b e n , die Bewohner der amerikanischen Küste aber E k a r g i - E i e r n , was Bartige bedeutet *). Versuchen wir einen Ueberblick dieser Handelsbewegung zu geben. Die Tschuklschen beziehen die russischen W a a ren von drei Jahrmärkten, die auf drei verschiedenen Punkten des Tschukotenlandes abgehalten werden. 1. Der Jahrmarkt von OÄlrownoje findet in dem gleichnamigen, auf einer Insel des kleinen Anjui, 240 W e r s t von Nijnekolymsk, gelegenen Fort oder O i t r o g statt, welches auf beiden Seiten von hohen Bergen umgeben ist. Die Umzäunung des Forts wird durch eine achlundzwanzigwinkelige hölzerne Mauer von 80 .Sajen Umfang und 4 Arschin Höhe gebildet. Der innere Raum ist mit einigen schlechten Hütten bedeckt, die dem Isprawnik oder Haupt der Localpolizei, der W a c h e und den den J a h r m a r k t besuchenden Russen zum zeitweiligen Aufenthalt dienen. Als Verlheidigungsmiltel ist das Fort ganz überflüssig, da Niemand seines Schutzes bedarf. — Der Versammlungsort der Tschuktschen ist Elopi-Bolo, neunzig W e r s t von Oslrownoje. Hier treffen sie von allen Seilen, von ihren Ermetschenen (Vorläufern) angekündigt, ein; ihre Lager werden der Ordnung n a c h , eines neben dem anderen, aufgeschlagen und ihre überzähligen Rennlhiere hiergelassen. Dann begeben sie sich auf den J a h r m a r k t , wo das Tschuktschenlager in einer Entfernung von wenigstens einer oder zwei W e r s t von dem Fort errichtet w i r d , da die russischen Hunde sich mit den Rennthieren der Tschuklschen nicht verlragen können. D e r Tauschhandel geht auf dem Eise des kleinen Anjui vor sich, dem Fort gegenüber, wo die Tschuktschen sich mit ihren Schlitten in einem Halbkreise, in einer *) Man hat diese früher ihrer Barte wegen für versprengte Russen g e halten.

Vergl. Ernian Reise u. s. w. Abthl. I. Bd. 2. S. 244.

i04

I n d u s t r i e und H a n d e l .

Entfernung von einer halben Werst, lagern. Einen hervorragenden Platz nimmt das Zelt des Ermelschen ein, dessen Gefolge stets am zahlreichsten ist. An den beiden Endpunkten des Halbkreises stellen sich die Korjaken und T s c h u w a n g e n auf. Die tschukotischen Frauen bleiben unbeweglich auf ihren Waarensäcken sitzen, aus Furcht bestohlen zu werden. W e i ter hinten kommen die W a a r e n der auf der andern Seite des Flusses in den Weidengehölzen aufgeschlagenen Lager. N u r eine kleine Anzahl Personen bleibt in den Lagerplätzen zurück, die übrigen gehen mit ihren Heerden auf die Weide. — Es finden sich oft 150 1)is 500 Tschuktschenfamilien auf den Jahrmärkten ein. Die Jukagirer, Lamuten und T s c h u w a n z e n versammeln sich gleichfalls in abgesonderten G r u p p e n ; ihre Waaren bestehen aus Schlittenkufen und Waffen. Von den russischen Kaufleuten werden etwa zwanzig Buden errichtet. D e r Jahrmarkt beginnt zu Ende des Februarmonats, und der Tauschhandel wird in folgender Weise betrieben. Es ist den Kaufleuten v e r b o t e n , vor Ankunft des Isprawnik den Markt zu beziehen, und keiner von ihnen darf vor den anderen den Verkauf beginnen. Sobald die Russen im Fort Ostrownoje eintreffen, setzen sie in Gegenwart des Isprawnik einen schriftlichen Conlrakt auf, in welchem die Preise der Waaren angegeben sind, die unverändert bleiben müssen, und wenn einer von den russischen Händlern den Preis herabsetzt, so geht er des Verkaufrechts verlustig. — Endlich erscheint der Isprawnik mit den Kaufleuten unter Anführung ihres Aelteslen im Tschuktschenlager. Die Tschuktschen verlassen nicht ihre Schlitten, und die russischen Kaufleute durchziehen mit ihren Säcken und ringsum mit Aexten, Kesseln und anderen Waaren behangen den Jahrmarkt unter dem Ruf T o k metsclieke. Die Hauplgegenstände dieses Handels sind Taback, eiserne Kessel, Messer, Kleidungsstücke und Branntwein, gegen welche die Tschuktscheu Rennthierfelle, Füchse, Steinfüchse, Marder, Wallrofszähne, Mammuthzähne und Biber austauschen. Alle von den Tschuktschen erhaltene Rauchwaaren führen im rus-

D e r Handel der Russen mit den

Tscliuktsclien.

205

sischen Handel den Namen kolymisches Pelzwerk. Hierauf ist es im hiesigen Verkehr hauptsächlich abgesehen, während die Mammuthsknochen und Wallrofszähne nur gegen den Ausschufs der russischen Vorräthe eingetauscht werden. Die Tschuklschen kaufen keinen anderen Taback als den von Tscherkassk, in Säcken von einem bis zwei Pud Gewicht verpackt. Die russischen Kaufleute füllen aber nicht selten die Säcke zum Theil mit Linien- oder Biisker-Taback von untergeordneter Qualität und geringerem Gewicht. Die Tschuktschen beriechen jeden S a c k , um die Gattung des Tabacks zu erkennen, da ihnen die Russen nicht erlauben, die Waaren vor dem Ankauf zu untersuchen. Das Pud Taback wild gegen zehn Füchse mit Schwanz und Pfoten oder gegen zwanzig Marderfelle vertauscht; der russische Kaufmann erhält folglich für ein Pud Taback, im W e r l h e von 7 5 Rubel, zehn Füchse, die in Jakutsk mit 150 bis 175 Rubel Papier bezahlt werden. Die Händler lassen sich nicht nur in Bezug auf die Güte, sondern auch auf das Gewicht des Tabacks die gröfsten Mifsbräuche zu Schulden kommen, und ihre wilden Abnehmer haben kein anderes Mittel sich zu rächen, als dafs sie im folgenden J a h r von dem Markte wegbleiben. Den Branntwein, der meistens erst mit Wasser gemischt wird, verkauft man ihnen heimlich, indem man die Flaschen in die Säcke einnäht. Oft begeben sich die russischen Kaufleule, die fast sechs W e r s t von der Festung unter ihren Zelten leben, des Nachts ohne Vorwissen des I«pra\vnik zu den Tschuktschen und bieten ihnen Branntwein an. Ungeachtet ihrer Vorsicht berauschen sich diese, und am T a g e darauf kommt es am J a h r markt zu Streitigkeiten. Die Preise der Eisenwaaren und anderer russischer Produete sind eben so hoch, wie die des T a b a c k s ; dagegen wird für die Mammuthsknochen nicht mehr als 1,5 Rubel das Pud gegeben. W a s die nicht vertauschten Waaren betrifft, so wissen die russischen Kaufleute sie auf Credit bis zum nächsten J a h r e anzubringen. E s geht aus den Berichten des Isprawnik

2or>

I n d u s t r i e und H a n d e l .

von N y n e - K o l y i m k ren

zum

Belauf

h e r v o r , dafs im J a h r 1851 r u s s i s c h e W a a -

von 3 4 0 0 0 S i l b e r r u b e l

und chinesische

im

W e r l h e v o n 1000 R u b e l zu M a r k t e g e b r a c h t w u r d e n ; die Z a h l der russischen schiedener weilen,

K a u f l e u l e w a r z w ö l f , die d e r N o m a d e n

Stämme

etwa fünfhundert.

dafs die T s c h u k t s c h e n

ganz unterlassen. —

ver-

E s e r e i g n e t sich bis-

den Besuch

des J a h r m a r k t e s

D e r G r u n d ist e n t w e d e r i r g e n d ein im

T a u s c h h a n d e l des v o r i g e n

Jahres

wie schon g e s a g t ,

wegen Lieferung verdorbener

Rache

erlittener Nachtheil,

oder, und

u n r e e l l e r W a a r e n , o d e r V e r z ö g e r u n g d e s A b s a t z e s an die d a s Meeresufer

bewohnenden

Tschuktschen,

Seuche unter den Rennthieren. sich die T s c h u k t s c h e n

über

oder

endlich

eine

In l e t z t e r e m F a l l e z e r s t r e u e n

die g a n z e O b e r f l ä c h e i h r e s L a n -

d e s u n d s u c h e n j e d e B e r ü h r u n g u n t e r e i n a n d e r zu v e r m e i d e n , aus Furcht ihre Heerden einzubüfsen.

Im J a h r 1 8 5 2 sind die

T s c h u k t s c h e n n i c h t auf d e m J a h r m a r k t e r s c h i e n e n .

Derselbe

d a u e i t in d e r R e g e l z e h n T a g e , u n d s o b a l d d i e s e a b g e l a u f e n sind, v e r w a n d e l t sich d a s F o r t O s l r o w n o j e v o n n e u e m in e i n e Einöde. 2. Ufern

* D e r M a r k t v o n G j / i g a f i n d e t im M o n a t M ä r z a n d e n des Flusses

Talzowa

statt,

d o i t in die P e n j i w a e r g i e f s t , u n d

d e r sich 7 0 0 wo

den Korjaken zur B e z a h l u n g ihres Tributs Dieser Jahrmarkt

wird

hauptsächlich

d e s „YVeifsen M e e r e s , " d e n T j u m e n e n zahl

der sogenannten

sich

von den

von

versammeln. Tschuktschen

und e i n e r g r o f s e n A n -

Amatovver Korjaken

heruinschweifendes Leben

Werst

a u c h die n o m a d i s i r e n -

besucht,

in V e r b i n d u n g mit

den

die

ein

tjumeni-

s c h e n T s c h u k t s c h e n f ü h r e n , zu w e l c h e n sie in v e r w a n d t s c h a f t lichen B e z i e h u n g e n s t e h e n .

D a s tschukotische L a g e r w i r d an

demselben

Werst

Flusse

dreifsig

Korjaken aufgeschlagen. von

Gijiga mit ihren

unterhalb

Die russischen

Waaren

desjenigen

Kaufleute

auf H u n d e s c h l i t t e n

c o r l e von v i e r z i g M a n n K o s a k e n .

der

kommen unter

Es-

D e m Berichte des I s p r a w -

nik z u f o l g e , w u r d e 1 8 5 1 T a b a c k im VVerthe v o n 2 7 7 0 R u b e l , nebst K u p f e r w a a r e n für 631 R u b e l , E i s e n w a a r e n für 470 R., russischen Büchsen für 2 3 0 R u b e l , Korallen und

Glaswaaren

D e r Handel der Hussen mit den

für 7 0 R u b e l ,

Baumwollenzeugen

und dergl. für 5 0 R u b e l

Tschuktschen.

207

für 2 8 0 R u b e l ,

zu Markte gebracht.

Kämmen

Die Tschuk-

tschen lauschen dagegen hauptsächlich ihr P e l z w e r k aus, das von den Russen zu ziemlich niedrigen Preisen erstanden wird. Der Jahrmarkt sammeln

dauert

m e h r e r e T a g e , und die R u s s e n

sich auf demselben

2 5 0 Köpfe steigt.

ver-

in bedeutender Anzahl, die auf

Am T a g e nach dem Abschlüsse des H a n -

dels ladet der Isprawnik

die Aellesten

der T s c h u k t s c h e n zu

sich ein, übergiebt ihnen die zu diesem Z w e c k von der K r o n e erhaltenen Gegenstände ( T a b a c k und Nadeln), und nimmt dafür einen freiwilligen Tribut in Empfang, der aus zwei rothen und zwei

weifsen

Tschuktschen

Füchsen

trennen sich

auf j e d e Familie von

den

Russen

besteht.

Die

i m m e r freund-

schaftlich und mit Bedauern, und das V e r t r a u e n ist gegenseitig.

T r o t z dieses guten E i n v e r n e h m e n s , geräth der J a h r m a r k t

i m m e r m e h r in V e r f a l l , und seit vier J a h r e n haben

die rus-

sischen Kaufleute ihren YVaarenvorrath nur zum T h e i l absetzen können.

Es

hat dies seinen Grund in der Armuth der be-

nachbarten B e v ö l k e r u n g ; tschenstämme

betrifft,

von O i t r o w n o j e

was

die weiter entfernten

so ziehen sie es v o r , die

oder Anadyr zu b e s u c h e n ,

Tschuk-

Jahrmärkte

oder sich

ihren

B e d a r f von den R e n n t h i e r - T s c h u k t s c h e n zu holen. 3.

D e r J a h r m a r k t von Anadyr wird in einem Dorfe g e -

halten, w e l c h e s im J a h r 1 7 8 2 gegründet, dann an die russischamerikanische Handelsgesellschaft

abgetreten

und endlich im

J a h r 1 8 1 9 E i g e n t h u m des Kaufmanns B a r a n o w pol wurde.

aus K a r g o -

D i e s e s D o r f liegt an dem Ausflufs der Maina in

dep Anadyr, ungefähr 7 0 0 W e r s t von der Mündung des letzteren in den gleichnamigen Meerbusen.

E s wird von Einigen

auch der Ariel von U i l - M a i n a genannt, nach einer im Dienste der Wittvve

Baranow's

stehenden

Genossenschaft,

zu

der

meistens Gi/igaer B ü r g e r g e h ö r e n , denen sich einige J u k a g i r e n - F a m i l i e n von der Kolyina angeschlossen haben. hat sich

eine für

den Handel

auf halbem

Wege

äufsersl günstige L a g e , zwischen

der

von

den

D e r Ort indem

er

ansässigen

T s c h u k t s c h e n und Namollah's bewohnten Küste und den N o -

218

Industrie und Handel.

madenlagern des Binnenlandes befindet. Der ganze Handel ist jedoch in den Händen des Maina-Artel's. — Die Angabe des Herrn v. W r a n g e l , dafs der Jahrmarkt von Anadyr durch gegenseitige Uebereinkunft zwischen den Russen und den Tschuktschen nach Ostrownoje verlegt worden sei, beruht auf einem Irrthum. Die russischen Kaufieute zu Gijiga und Anadyrsk gehören zu dem Handelszweige von Kamtschatka oder Ochotsk, während die von Oslrownoje zum Jakulsker oder Kolywaer zählen; selbst die Gegenstände des T a u s c h handels haben auf beiden Punkten ihre eigenen Benennungen. D e r Jahrmarkt findet im J a n u a r und Februar statt, um welche Zeit die Tschuktschen, Korjaken und Lamuten, etwa 300 Köpfe stark, sich hier versammeln. Die russischen Handelsartikel sind dieselben, die wir schon oben namhaft gemacht; es werden dagegen rothe, graue und weilse Füchse, Zobel, Seeottern, Wallrofszähne und Marder eingetauscht. — Ein zweiter Jahrmarkt ist auf den Augustmonat für die S t a n d Tschuktschen angesetzt, die fast von dem ganzen Meerbusen von Anadyr hier eintreffen, um die J a g d auf wilde Rennthiere zu betreiben. Nach Beendigung des Jahrmarkts zerstreuen sich die tschukotischen Kaufleute, um die eingetauschten W a a r e n an die zu H a u s e gebliebenen Stammgenossen und an die Einwohner der nordamerikanischen Küstenländer abzusetzen. D a s Rendezvous für den Tauschhandel der Tschuktschen und der Amerikaner ist die Insel Imaklit, eine der St. Diomedoder G w o s d e w - G r u p p e , fast in gleicher Entfernung von den beiden Continenten gelegen. Von der einen Seite kommen die Tschuktschen mit Taback, Kesseln, Nadeln, verschiedenen eisernen Artikeln, Lederriemen, Bauholz, Holz für Bogen, Glaswaaren, mancherlei Art Zierrathen und einer grofsen Menge Kleidungsstücke von Rennthierhäuten. Dieser letztere Artikel ist der wichtigste und kann auf sicheren Absatz rechnen, da die Rennthiere auf der amerikanischen Küste nur selten angetroffen werden. — Auch der Taback ist einer der

Der Handel der Russen mit den Tschuktschen.

209

gangbarsten Artikel und wird im Tauschhandel sehr gesucht, indem alle S t ä m m e dieser Küste ihn k a u e n , schnupfen, rauchen und essen (?!!) und ihn nur durch Vermiltelung der Tschuktschen beziehen können. Man kann mit Recht beh a u p t e n , dafs der Taback sich noch vor den europäischen Reisenden einen W e g in diese Polarregionen gebahnt hat. — Die fremden Handelsschiffe, die Verbindungen mit den Bewohnern der Prinz von Wales-Bai und des jenseits derselben gelegenen Küstenstrichs einzuleiten w ü n s c h t e n , haben ihnen Taback von besserer Qualität angeboten, aber die Wilden zogen stets denjenigen vor, der ihnen von den Tschuktschen geliefert worden und den sie s c h w e r e n nennen; der andere wird von ihnen als l e i c h t e r bezeichnet. Von der anderen Seite finden sich auf der Insel Imaklil die Bewohner des Caps Nachta an der Prinz von Wales-Bai ein, mit Pelzwerk und Wallrofszähnen, die sie von den Stämmen des Kotzebue-Sundes und weiter nördlich erhalten. Die von den Tschuktschen empfangenen W a a r e n setzen die Einw o h n e r von Nochta im Westen (Osten?) und Norden bei den Eskimos (?) ab. — Am thätigsXen zeigen sich im Handel die B e w o h n e r der beiden Eilande Kings Islet und Sledge Islet. Ersteres ist ein nackter, senkrechter Felsen ohne alle Vegetation, von etwa zweihundert Menschen bevölkert, die ihr L e ben eher in ihren Baidaren als in ihren Hütten zubringen und sich einzig und allein mit der Jagd auf Seethiere beschäftigen. 51edge Islet wird von besonders ämsigen und gewerbfleifsigen Insulanern bewohnt. Alle J a h r e , im Juni, schiffen sie in ihren Baidaren die Küsten entlang, sammeln von djen Uferstämmen Pelzwerk und Wallrofszähne ein und erreichen so die Mün-r dung des Flusses Pa«tol, wo die längs den Flüssen Kwichpack und Kuskowim ansässigen Völkerschaften gleichfalls ihre Vorräthe von Pelzwerk abliefern. Die Pastolmjuten kaufen demnach den Stämmen des Binnenlandes ihre Waaren ab und vertauschen sie an die Asiakmjuten; diese bringen sie nach der Insel Imaklit und vertauschen sie dort wieder an die Tschuktschen. Die wich-

210

Industrie und Handel.

tigslen auf diesem W e g e erhaltenen Gegenslände sind: Biber, Marder, Füchse und Wallrofszähne; letztere bilden indessen auch hier nur einen untergeordneten Handelsartikel und w e r den nur gegen die Rester anderer YVaaren ausgetauscht. — Dieser Handel könnte eine noch gröfsere Ausdehnung gewinnen, wenn die Insulaner nicht fürchteten, auf Hindernisse (welche?) zu stofsen. Die Tschuktschen, die zu den Namallahs kommen und die Küsten der St. L o r e n z - B a i b e w o h n e n , unterhalten einen Tauschhandel mit den Wilden der Insel St. Lorenz, denen sie Taback und Rennlhierfelle gegen Wallrofszähne liefern. Dieser Handel geht folgenderinafsen von statten: Vor Allem legt der tschukolische Kaufmann einige Proben seiner W a a r e n auf dem Ufer nieder und zieht sich dann zurück. Die Insulaner kommen ihrerseits herbei, untersuchen die Proben, legen neben dieselben einige Gegenslände, deren W e r t h sie für entsprechend halten, und entfernen sich gleichfalls. — Hierauf erscheint der Tschuktsche von neuem und nimmt, wenn er den T a u s c h für v o r t e i l h a f t erachtet, das Gebotene; im entgegengesetzten Falle geht er wieder fort und w a r t e t auf eine Zugabe. Auf diese Weise wird der Handel durch ein schweigendes Einverständnifs abgemacht. Die Amerikaner haben von den Tschuktschen und diese von den Russen den Pfiff gelernt, im Anfang nur die W a a r e n von geringerer Güte vorzuzeigen und die besseren zum Austausch gegen die am meisten gesuchten Handelsartikel zurückzubehalten. Der Wallfischfang in der Behringsstrafse nimmt von J a h r zu J a h r zu, und es lafst sich voraussetzen, dafs die fremden, namentlich amerikanischen Schiffe einen Tauschhandel mit den Eingeborenen des Küstenlandes betreiben. Ein Fahrzeug der russisch-amerikanischen Compagnie ankert alljährlich, im Juli-Monat, in der Bai von Metschichmen, nachdem es zuerst in der H e i l i g e n - K r e u z - B a i angelegt. Um mit demselben Verkehr zu pflegen, erscheinen die Tschuk-

Der Handel der Hussen mit den Tscliuktsclien.

211

Ischen in fünfzig oder mehr Baidaren, von welchen jede fünf Mann (ragt. W e n n der Seehandel in der Behringsstrafse eine gröfsere Ausdehnung gewinnen sollte, wird der Seniawins-Canal dessen, Mittelpunkt werden, sowohl weil eine bedeutende Anzahl Tschuktschen sich an seinen Ufern versammelt, als weil Schiffe von allen Gröfsen bei jedem Winde in diese Meerenge einlaufen und in voller Sicherheit hier liegen können.

Russische Entdeckungsreisen nach dem nordöstlichen Asien und dem nordwestlichen Amerika.

I n dem zehnten Bande der sehr reichhaltigen Memoiren des hydrographischen Departements im russischen Marineministerium *), giebt Herr A l e x . S o k o l o w interessante aus den im Archiv des Ministeriums befindlichen Originaltagebüchern und Documenten geschöpfte Details über ältere und neuere russische Expeditionen nach den Küsten und Inseln des nordöstlichen Asiens und des nordwestlichen Amerika. W i r theilen darüber aus einer in der Otetschestwennyja Sapiski enthaltenen Recensión Folgendes mit. E x p e d i t i o n der Capitaine Krenizyn und L e w a schovv n a c h d e n A l e u t i s c h e n I n s e l n in d e n J a h r e n 1764 bis 1769. — „Die Hauptresultate dieser Expedition — sagt Herr S o k o l o w — wurden im J a h r e 1780 von C o x e in seinem Account of the Russian Discoveries veröffentlicht, und zwar nach Berichten, die der bekannte Historiker R o b e r t s o n von der Kaiserin Katharina erhallen hatte. P a l l a s übersetzte diese Nachrichten in seinen Nordischen Beiträgen, die im folgenden J a h r e (1781) herauskamen, und zugleich e r schienen sie russisch in dem Mje«jazo«low ( K a l e n d e r ) für

*) Sapiski bydrographitsclieskago departamenta Morskago Miniiterstwa. St. Petersburg, 1852. 744 Seiten. 8.

Russische Entdeckungen nach dem nordöstlichen Asien.

213

1781, aus welchem sie in andere Sammlungen übergingen. Aber man hatte R o b e r t s o n nur die gewonnenen Resultate, nicht die mit der Ausrüstung der Expedition und ihrer unglücklichen Fahrt verknüpften Umstände mitgetheilt, und sie ist daher bis jetzt nur theilweise bekannt. Z u r Beleuchtung derselben haben wir nun die den Befehlshabern mitgegebene Instruction, die Schiffsjournale und Karten benutzt." Z u welchem Z w e c k e w u r d e die Expedition abgefertigt und w a s waren ihre Früchte? Wir wollen diese Fragen auf Grundlage der von Herrn S o k o l o w vorgelegten Data zu beantworten suchen. Nach der bekannten, letzten Expedition B e r i n g ' s und T s c h i r i k o w ' s warfen sich die russischen Promyschlenniks, von dem Reichthum an Pelzlhieren angezogen, mit Gier auf den Osten, indem sie nach den zu jener Zeit wenig bekannten Aleutischen Inseln und den Küsten des nordwestlichen Amerika strömten. Sie entdeckten auf diesen Reisen manche Inseln, über deren Lage sie jedoch keinen genauen Bericht abstalten konnten, da ihnen hierzu die nöthigen Kenntnisse vollständigst abgingen. Aufs Gerathewohl fahrend, litten viele von ihnen Schiffbruch, verloren Alles oder kamen u m ; dageg e n kehrten Andere mit unermefslichen Schätzen beladen zurück. Die nautische Kunst der Promyschlenniks kann man nach folgendem, in den Memoiren des hydrographischen D e partements milgetheilten, interessanten Bruchstück aus einem Schreiben D a v v y d o w ' s , Gefährten des bekannten C h v v o s t o w beurtheilen. „Man hat Beispiele — heifsl es darin — dafs Fahrzeuge aus Ochotsk erst i m v i e r t e n J a h r e nach Kadjak gelangt sind, weil sie nur eine ganz kurze Zeit unter Segel bleiben und auch dann nur bei günstigem Winde, bei widrigem aber, und w ä r e er auch noch so leise, beilegen, da sie vom Laviren keine Idee haben. — Wird alsdann das Fahrzeug durch die Strömung oder durch einen Windslofs vom Ufer fortgelrieben, so suchen sie letzteres irgendwo wieder aufzufinden, um einen neuen Ausgangspunkt zu gewinnen; gelingt dieses nicht, so

214

Historisch

linguistische Wissenschaften.

h a b e n sie mit d e m gröfslen U n g e m a c h zu k ä m p f e n . Mitunter sind die Schiffe m o n a t e l a n g auf d e m Meere u m h e r g e l r i e b e n w o r d e n , o h n e dafs m a n w u f s l e , auf w e l c h e r S e i l e sich d a s U f e r b e f a n d . In solchen Fallen w u r d e die M a n n s c h a f t d u r c h den Mangel an P r o v i a n t u n d vor Allem an W a s s e r auf das A e u f s e r s t e g e b r a c h t und m u f s t e s o g a r ihre Stiefeln u n d die H ä u t e , mit w e l c h e n das T a k e l w e r k u m w i c k e l t w i r d , v e r z e h r e n . Es ist b e k a n n t , rlafs ein F a h r z e u g , das von K a m t s c h a t k a a b s e g e l t e und die Aleutischen Inseln nicht auffinden konnte, so w e i t n a c h S ü d e n g e r i e t h , in w e l c h e r R i c h t u n g m a n n o c h i m m e r auf sie zu slofsen g l a u b t e , dafs das P e c h im N o v e m b e r m o n a t zu s c h m e l z e n b e g a n n . Ein Schiffer m a c h t e sich in einem einzigen S o m m e r d r e i m a l auf, u m von U n a l a s c h k a n a c h den 160 Meilen e n t f e r n t e n S e e b ä r e n - I n s e l n ( K o l o w y O s l r o w a ) zu s e g e l n , o h n e sie j e e n t d e c k e n zu können. Ein a n d e r e r f u h r bei starkem W i n d e sich so glücklich an der Küste v o n K a m t s c h a t k a fest, dafs seitdem n u r selten eine W e l l e den Ort e r r e i c h t h a t , auf w e l c h e m das F a h r z e u g lag. Als man den B e f e h l s h a b e r a u f w e c k t e und ihm s a g t e , dafs sein Schiff g e s t r a n d e t s e i , w a r er n u r z w e i f e l h a f t , ob er n a c h J a p a n o d e r n a c h Amerika v e r s c h l a g e n w o r d e n . A m M o r g e n k a m j e d o c h ein Soldat, d e r den S c h i f f b r ü c h i g e n die tröstliche K u n d e gab, dafs sie sich in der N ä h e von B o l s c h e r j e z k befänden." D a w y d o w schrieb dieses im J a h r 1802, und m a n kann sich n a c h seiner D a r s t e l l u n g einen Begriff davon bilden, w i e es g a r u m die Mille des a c h t z e h n t e n J a h r h u n d e r t s mit der russischen Handelsschifffahrt im östlichen O c e a n stehen m o c h t e . Im J a h r 1763 s t a t t e t e der G o u v e r n e u r von S i b i r i e n , T s c h i t s c h e r i n , der Kaiserin einen B e r i c h t ü b e r die von den P r o m y s c h l e n n i k s g e m a c h t e n E n t d e c k u n g e n ab und wies zugleich auf die N o t h w e n d i g k e i t hin, ihnen Marineoffiziere beizuordnen, u m , o h n e sie in i h r e m H a n d e l zu s t ö r e n , regelmäfsige Schiffst a g e b ü c h e r zu f ü h r e n u n d B e s c h r e i b u n g e n der Reisen a n z u fertigen. D i e s e r Bericht g a b zur A u s r ü s t u n g der Expedition unter dem Commando K r e n i z y n ' s und L e w a c h o w ' s Anlafs. Man hielt die U n t e r n e h m u n g so g e h e i m , dafs d e m Ad-

Russische E n t d e c k u n g e n nach dem nordöstlichen

miralilälscollegiiim

befohlen

wurde,

einmal dem S e n a t mitzutheilen.

Asien.

215

sie vor der Z e i t

nicht

D a s s e l b e Geheimnifs

wurde

in B e z u g auf die zu gleicher Zeit nach Spitzbergen zur E n t deckung einer nordwestlichen Durchfahrt

abgesandten

Expe-

dition T s c h i t s c h a g o w ' s b e o b a c h t e t * ) .

F ü r den F a l l eines

Zusammentreffens der beiden Expeditionen, die sich von zwei entgegengesetzten

Seiten

der

Nordküste

Amerika's

nähern

sollten, hielt das AdmiralitätscoIIegium es fiir nölhig. der „ g e heimen Instruction 1 ' noch einen geheimen Zusatzartikel hinzuzufügen,

in w e l c h e m

wurden.

D i e zur östlichen

erhielten zeugen

gewisse

Erkennungssignale

Expedition

Offiziere

die A n w e i s u n g , s i c h , j e d e r einzeln, auf den F a h r der Promyschlenniks

deckten Inseln einzuschiffen, ü b e r n e h m e n , sondern Gouverneur

von

nach

den von

des Gesehenen.

Sibirien

solchen

Promyschlenniks,

des Schiffsweges

S o l l t e übrigens der

oder

bauen können, so hätten K r e n i z y n zwei

ent-

passende Kronfahrzeuge bereit h a -

b e n , oder dergleichen v e r m i e t h e n , auf

denselben

ein C o m m a n d o zu

ohne j e d o c h

nur zur B e r e c h n u n g

und zur Beschreibung

Reise

verabredet

bestimmten

endlich auch

neue

und L e w a s c h o w

ihre

Fahrzeugen,

unabhängig

von

den

anzutreten.

D e m Eifer des Gouverneurs von Sibirien gelang es, zum Dienste

der Expedition

zwei

neue

Fahrzeuge

deren er zwei schon vorräthige hinzufügte. und die Reparatur g e h a l t e n , verliefs den Ocholsker

die Expedition

Hafen,

von P e t e r s b u r g . unglücklich;

der Schiffe und

Die

Bau

andere Hindernisse

auf-

erst am

d. h. zwei J a h r e

10. O c t o b e r nach

1766

ihrer Abreise

F a h r t nach K a m t s c h a t k a war äufserst

ein Schiff wurde an der Oslküste

zertrümmert,

herzustellen,

D u r c h den

zwei andere auf den

vierte, die Galliote „ S t . P a u l , "

Strand

erreichte

der Halbinsel

geworfen.

am 2 1 .

Das

November

wohlbehalten den E i n g a n g in die A w a t s c b a - B a i ; „am Abend des 2 4 . j e d o c h

ward das Ankerlau

* ) Vergt. dieses Archiv Bd. I X . S . 3 6 0 . U n n a u s Uuss. Archiv. l i d . X I V . II. i .

durch das

Eis

15

zerrieben

Historisch-linguistische Wissenschaften.

und das Schiff trieb in die offene S e e hinaus. Einen Monat lang w u r d e es hier umhergeschleudert; es verlor Bugspriet und Fokraa, alle Segel wurden ihm zerrissen, und der Mannschaft fehlte es bald an Wasser und Brennmaterial. Am 8. J a n u a r (1767) erblickte man durch den Nebel Land und halte kaum Zeit, sich ordentlich umzusehen, als das Schiff auf die Felsenküste geworfen w u r d e und nach einer Viertelstunde in Stücke ging. Von der Equipage retteten sich dreizehn Mann, mit Einschlufs des Capitains; die übrigen dreifsig kamen ums Leben. Die Stelle ihres Schiffsbruchs w a r die s i e b e n t e K u rilische Insel, wo sie von den Eingeborenen gut aufgenommen wurden und auf der sie überwinterten." Den Frühling und einen Theil des Sommers von 1767 brachte die Expedition mit Ausbesserung der zwei dem totalen Untergang entronnenen Schiffe z u , und nachdem sie gegen Ende des Herbstes das Cap Lopatka umsegelt, gelangte sie nach Ni/nekamtschatsk, wo die vorsichtigen Seefahrer von neuem überwinterten. Erst im Juli 1768 verliefsen sie die Mündung des Flusses Kamtschatka und erreichten gegen Ende August die Aleutischen Inseln. Hier blieben sie bis 1769, K r e n i z y n auf Unimak und L e w a s c h e w auf Unalaschka. — Während dieser Zeit IilL die Mannschaft beider Schiffe nicht allein durch Mangel an Lebensmitteln, Kälte und Nässe, sondern w a r auch den feindlichen Angriffen der Eingebornen und den Verheerungen des Scorbut, ausgesetzt, der n a m e n t lich dem Capitain K r e n i z y n fast die Hälfte seiner Leute wegraffte. W e g e n der überhand nehmenden Krankheiten und des Mangels an Proviant enlschlofs sich endlich die Expedit i o n , ohne weitere Untersuchungen anzustellen, nach K a m tschatka zurückzukehren, wo sie im August 1769 glücklich eintraf. In dem auf uns gekommenen T a g e b u c h e L e w a s c h e w ' s ( K r e n i z y n ertrank zufällig bald nach seiner Ankunft in K a m tschatka) befinden sich 4 besondere Abschnitte: „Beschreibung der Insel U n a l a s c h k a ; " „ ü b e r die Bewohner dieser I n s e l ; " „über den J a s a k ; " „über die von den Russen auf Unalaschka

Russische Entdeckungen nach dem nordöstlichen Asien.

betriebene

Jagd

verschiedener

Aufsätzen verdient der z w e i t e , tizen

über

die Aleuten

Allen

Füchse."

217

Von

diesen

w e l c h e r ethnographische N o -

giebt,

die

meiste

Aufmerksamkeit^

weshalb er auch in dem vorliegenden B a n d e der „Memoiren des hydrographischen D e p a r t e m e n t s " mitgelheilt wird. Der

oben

erwähnte,

naeh P a l l a s

bearbeitete

Artikel

des M j e s j a z o s l o w für 1 7 8 1 „über die E n t d e c k u n g e n der R u s sen in den

Meeren

zwischen

über die R e i s e K r e n i z y n ' s

Asien

und A m e r i k a "

und L e w a s c h e w ' s

ganz kurzen B e r i c h t , der mit der Abfahrt von

enthält

nur

einen

Kamtschatka

anhebt und w e d e r die von der Expedition erlittenen Unfälle, noch die R e s u l t a t e derselben berührt. —

Dem

Coxe'schen

W e r k e folgend, hat P a l l a s auch dessen Irrthümer unverbessert g e l a s s e n ; so nennt er die Insel, auf w e l c h e r

Krenizyn

überwinterte, Alaksa statt Unimak u. S. w. Die

Expedilon

den B ä r e n i n s e l n Befehlshaber

des S e r g e a n t e n

in den J a h r e n

in *\nadyr

liefs den S e r g e a n t e n

und O c h o t s k ,

Andrejew

Andrejew

nach

1 7 6 3 und 1 7 6 4 . — Oberst

im J a h r

Der

Plenisner,

1 7 6 3 eine

Reise

n a c h dem E i s m e e r antreten, um über die nach den E r z ä h l u n gen

der Promyschlenniks

liegenden, unbekannten fen.

Andrejew

Bäreninseln

iin

Norden

des

Flusses

L ä n d e r sich Gewifsheit zu

Kolyma verschaf-

entdeckte die h e u l e unter dem Namen der

bekannte Gruppe

und ward im folgenden

Jahr

mit einer neuen Expedition beauftragt, um diese Inseln n ä h e r zu untersuchen und wo möglich noch weitere zu machen. —

Entdeckungen

D e m n a c h reiste er abermals zu Schlitten auf

dem E i s e nach den Bäreninseln, umfuhr sie und erblickte von der fünften, dem Continente entlegensten Insel aus am H o r i zont e t w a s , aussah.

das

Der

wie ein u n g e h e u e r e s , weit entferntes L a n d

R e i s e n d e schlug mit

seinen

Hunden

sogleich

die R i c h t u n g nach dieser Gegend ein, „aber — schreibt er zwanzig W e r s t

davon entfernt

trafen

wir auf S p u r e n



einer

uns überlegenen Anzahl auf Rennthierschlitten fahrender L e u t e von unbekannter Herkunft, schwach

und

da unsere Gesellschaft

w a r und ich mir aufserdem

die

Hand 15*

und

nur beide

218

Historisch -linguistische Wissenschaften.

Füfse beschädigt halle, so sahen wir uns aufser Stande w e i ter zu gehen und mufslen umkehren." Fünf J a h r e später (1769) wurde eine zweile Expedition, bestehend aus den Geodäten L e o n l j e w , L y s o w und P u s c h k a r e w abgefertigt. Sie dauerte bis 1771 und ihr Resultat war eine genaue Aufnahme der Bäreninseln; von dem angeblich im Norden befindlichen Lande konnte man jedoch nichts entdecken. Die Beschreibung dieser Expeditionen ist hauptsächlich in einem Berichte des Gouverneurs von «Sibirien, T s c h i t s c h e r i n , an die Kaiserin enthalten, den man im Archiv des Marine-Ministeriums aufgefunden hat. Von T s c h i t s c h e r i n wurde auch eine durch P l e n i s n e r und A n d r e j e w im J a h r 1763 nach den Angaben erfahrener Leute (bywalych Ijudei) angefertigte und mit B e m e r kungen oder Erklärungen versehene Karte des TschuklschenLandes eingesandt. Diese erklärenden Aufsätze wurden zum Theil 1825 von B e r g im Äjewerny-Archiv veröffentlicht, inämlich: 1) Notiz über das Tschuktschen-Land; 2) die Tschuktachen von Chechgigit; 3) Aussagen der Begleiter P a w l u z k j i ' s auf seinen Feldzügen (gegen die Tschuklschen) in den Jahren 1731 und 1 7 4 4 ; 4) Bericht eines Kosaken über dessen Gefangenschaft bei den Tschuklschen im J a h r 1754; 5) Aussagen eines tschukolischen Mädchens über die Inseln und das grofse Land in der Nähe der tschukolischen Küste. — Aufser diesen fünf Documenten waren jedoch noch zwei vorhanden: eine geographische Beschreibung des Flusses Anadyr und Bemerkungen zu der Karle der asiatischen und amerikanischen Küste, wovon erslere dem Herrn A l e x . S o k o l o w als Material zu einer hydrographischen Notiz über den Anadyr gedient hat. — Der Lauf dieses mächtigen Stromes war bisher nur (?) aus der sehr vollständigen Beschreibung L a p t j e w ' s (im J a h r e 1742) bekannt, und die Arbeit des Herrn i S o k o l o w hat daher einen ganz besonderen YVerlh. Die Westküste K a m t s c h a t k a ^ nach den n a h m e n U s c l i a k o w ' s u n d J e l i s l r a l o w ' s in d e n

AufJah-

Russische Entdeckungen nach dem nordöstlichen Asien.

219

v e n 1742 und 1787. — Die Aufnahmen U s c h a k o w ' s (geodätisch, von Bolscherjezk bis zum Flusse Palar, oberhalb Tagil) und J e l i s t r a t o w ' s (nautisch, von Tagil bis zum F l u s s e P e n jina) sind bis jetzt die einzigen umständlichen Beschreibungen der Westküste von Kamtschatka, nördlich von Bolscherjezk. Aufser den hydrographischen Details, verdienen auch die ethnographischen Bemerkungen J e l i s t r a t o w ' s über die Kamtschadalen und Korjaken Beachtung. Die O s t k ü s t e von K a m t s c h a t k a nach den B e o b a c h t u n g e n l l j i n ' s u n d S k r y p o w ' s 1830—1835. — D e r Stabscapitain im Sleuermannscorps I l j i n nahm 1830 — 1 8 3 1 die Ostküste Kamtschatka^ vom Cap Lopalka bis zum Cap Schipunskji auf. Im J a h r 1835 setzte der Stabscapitain «Skryp o w die Aufnahme weiter nördlich bis zur Mündung des Flusses Kamtschatka fort. D e r hier mitgetheilte Artikel enthalt die allgemeinen Bemerkungen l l j i n ' s über die von ihm aufgenommene Küste, nebst kurzen Auszügen aus dem T a g e buche S k r y p o w ' s und einem Verzeichnifs der von beiden astronomisch bestimmten Punkte. „ Z u m Besten solcher Leser, die sich für die physische Geographie interessiren," geben die Oteschestwennyja Sapiski aus den Reisenotizen l l j i n ' s folgende Bemerkung über die an den Ufern Kamtschatka^ herrschenden Winde: „ D e r Wind wehte des Nachts immer vom Lande und w a r sehr leicht oder vollkommen still; von 4 bis 9 Uhr ging er gewöhnlich durch Norden in die entgegengesetzte Richtung, d. i. nach Osten über, wurde dann von Windstillen unterbrochen und begann um Mittag bei dichtem Nebel vom Süden su w e h e n ; von 2 Uhr Nachmittags an w u r d e er meistens stärker, indem er sich nach S W . zog und den Nebel zerstreute; gegen 6 Uhr aber legte er sich von neuem und blieb im Westen stehen. Unsere Fahrt begann deshalb immer um 3 Uhr Morgens und dauerte bis Mittag." Diese W a h r n e h m u n g ist insofern m e r k w ü r d i g , als eine derartige regelmäfsige Veränderung des Windes in so hohen

220

Historisch-linguistische Wissenschaften.

Breiten noch von Niemanden beobachlet w u r d e *). Selbst in den Tropen ist ein so regeln)äfsiger Uebergang des* Windes von einer Richtung zur anderen eine keineswegs häufige E r scheinung (?!!). D e r K u p f e r f l u f s (Rjeka Mjednaja), n a c h d e r A u f n a h m e 5 e r e b r e n n i k o w ' s i n d e n J a h r e n 1847 u. 1848. D e r Kupferflufs durchströmt das russische Gebiet an der Nordwestküste von Amerika und ergiefst sich von Norden in den Tschugazkji Saliw. E r ist der einzige, einigermafsen bedeutende Strom, der aus dem russischen Gebiet in den östlichen Ocean fliefst, da zwei andere, nicht weniger ansehnliche Flüsse, welche die russischen Colonieen d u r c h s t r ö m e n , der Kwichpach und der K u s k o k w i m , in das Berings-Meer fallen. Die Quellen des Flusses, sein oberer und mittlerer Lauf sind noch heute unerforscht, selbst die der Mündung zunächst liegenden Theile wurden lange Zeit auf den Karlen nur nach Muthmafsung und meist irrthümlich verzeichnet. D e r Kupferflufs kann mit der Zeit für jenes Land von grofser Wichtigkeit werden, als Mittel in das Innere eines bisher fast unbekannten Continents einzudringen und vielleicht eine Flufsverbindung zwischen den russischen Niederlassungen am östlichen Ocean und am B e r i n g s - M e e r herzustellen, die jetzt nur zur See, die Halbinsel Aljaska umschiffend, mit einander verkehren können. Hundert W e r s t von der Mündung des Flusses befindet sich schon längst eine russische Ansiedlung, Odinolschka (die Einsame) genannt, aber wiederholte Versuche, weiter vorzudringen, blieben erfolglos. „Im J a h r 1847 w u r d e endlich der freie (d. i. nicht in Diensten der Regierung stehende) Steuermann R u f u s S e *) Grade für die Kamtscliatischen Küsten und für die Sibirische des Ochozker Meeres, habe ich die regelmäfsigen Wechsel zwischen Land- und Seewinden und deren Zusammenhang mit den Luft-Temperaturen und mit den Barometerständen sehr ausführlich nachgewiesen in diesem Archive Bd. Vil. S. 335 und in meiner Reise u. s. w. Abthl. I. Bd. 3. S. 432. Erman.

Russische Entdeckungen nach dem nordöstlichen Asien.

221

r e b r e n n i k o w , ein durch seine Fähigkeiten ausgezeichneter Creole und Zögling der Handlungsschifffahrts-Schule, von dem damaligen Chef der amerikanischen Colonieen, Capitain ersten Ranges M. D. T e b e n j k o w , mit der Untersuchung dieses Flusses beauftragt und mit den dazu nöthigen H i l f s mitteln ausgerüstet. D e r unglückliche Forscher w u r d e auf dieser Reise mit allen seinen Begleitern von den Wilden umgebracht. W e d e r über die Umstände noch über die Ursache ihrer Ermordung hat man j e etwas Näheres erfahren können; indessen gelang es von den Eingebornen einige ihnen in die Hände gefallene Bruchstücke aus den Journalen der Verunglückten, nebst astronomischen Beobachtungen und dem Entwurf einer Karte zu erhalten. Mit Benutzung dieser Documente (sagt Herr Sokolow), die uns von dem Capitain T e b e n j k o w übergeben worden, haben wir eine Beschreibung der Expedition S e r e b r e n n i k o w ' s und die Hauptergebnisse seiner Beobachtungen zusammengestellt." Die Bemerkungen 5 e r e b r e n n i k o w ' s enthalten, bei aller ihrer Kürze, manches B e a c h t e n s w e r t e ; so z. B. folgende N o t i z : „ D i e Neujahrsnacht — schreibt er während seiner Ueberwinlerung in Odinotschka — zeichnete sich durch ein Nordlicht aus, wie ich ein ähnliches den ganzen Winter über nicht wieder beobachtet habe. Es ist s c h w e r , die Schönheit dieses prächtigen Anblicks zu schildern; fast der ganze Himmel w a r mit einem feurigen Abglanz der verschiedenartigsten Farben, roth, purpur, carmesin, gelb, blau u. s. w. Übergossen, welche unaufhörlich nach allen Richtungen streichende S ä u len bildeten, deren Bewegung ein Geräusch, ungefähr wie ein leichtes Krachen (w' rodje kakogo-to legkago treska) verursachte, während sich in der Milte eine Kuppel auszubreiten schien. Die Nacht w a r vollkommen klar, bei einer Kälte von 2 5 Grad." Die F r a g e , ob die Nordlichter mit Geräusch verbunden sind, ist eine noch unentschiedene. Die Angaben gleich glaub-

222

Historisch - linguistische Wissenschaften.

würdiger Beobachter lauten in diesem P u n k t e widersprechend: die Einen behaupten positiv, ein solches Geräusch sehr oft vernommen zu h a b e n ; Andere versichern im Gegentheil, dafs sie bei der B e w e g u n g der Lichtstrahlen nie etwas von K r a chen oder Prasseln gehört hätten. W i r haben daher die Bemerkung « S e r e b r e n n i k o w ' s als Beitrag zur Entscheidung dieser Streitfrage, nicht unberücksichtigt lassen wollen. N a c h r i c h t e n ü b e r d i e T s c h u k l s c h e n . — Unter diesem Titel giebt Herr S o k ol o w einige von den Befehlshabern der Sloop „ B l a g o n a m j e r e n n y " , Capilain S c h i s c h m a r e w , auf seiner Heise nach der Beringsstraise (1820) gesammelten Notizen, die zur Vervollständigung der von Herrn G i I l s e n verfafsten Geschichte jener Expedition dienen *). C h w s t o w u n d D a w y d o w . — Die Namen C h w o i t o w ' s und D a w y d o w ' s sind als die zweier kühnen russischen Seemänner bekannt, die ohne Vorwissen der Regier u n g mit gewaffneter Hand Japan zum Eingehen von H a n delsverbindungen mit Russland zu zwingen suchten. Im J a h r 1810 veröffentlichte der Admiral S c h i s c h k o w eine kurze Biographie dieser beiden Offiziere, die Herr < S o k o l o w indefs für unbefriedigend erklärt. „Als Zeitgenosse derselben und in nahen Beziehungen zu ihnen stehend, w a r S c h i s c h k o w zwar im Besitz aller nöthigen D a t a , wollte aber oder konnte nicht Alles sagen; aufserdein w u r d e die Beschreibung ihrer zweiten und wichtigsten Reise nach Amerika, während deren der Feldzug nach J a p a n stattfand, überhaupt nicht herausgegeben. Die ziemlich bedeutende, von C h w o s t o w hinterlassene S a m m l u n g Manuscripte (Tagebücher und Briefe), so wie die offiziellen Aktenstücke über die Expedition nach Japan (die L o g g - und Notizbücher D a w y d o w ' s , Instructionen, Berichte, Prozefsakten) benutzend und durch einen hinlänglichen Zeitraum von der Epoche, in welcher die Begebenheit spielte, getrennt, sind

*) Vergl. unser Archiv Bd. IX. S. 272ff.

Russische Entdeckungen nach dem nordöstlichen Asien.

223

wir im S t a n d e (sagt Herr S o k o l o w ) , ausführlichere Details über die Persönlichkeit jener beiden Offiziere, wie über ihre Thaten mitzutheilen." — Leider beschränken sich die Otetschestwennyja Sapiski in ihrem Referat auf die allgemeine B e m e r k u n g , dafs die Charactere C h w o s t o w ' s und D a w y d o w ' s von dein Verfasser mit lebhaften Farben gezeichnet und die Beziehungen C h w o s t o w ' s zu R e s a n o w , dem gewesenen Chef der verunglückten Gesandtschaft nach J a p a n , der die erste Idee zu dem Slreifzuge gegen die J a p a n e r gab und die Vorbereitungen zu dem Unternehmen traf, mit vieler Klarheit geschildert worden sind. Wir bedauern um so mehr, in dem russischen Blatte keine näheren Angaben gefunden zu h a b e n , als von den Veröffentlichungen des Herrn S o k o l o w manche Aufklärungen über das merkwürdige Schicksal C h w o s t o w ' s und D a w y d o w ' s und namentlich über ihr mysteriöses Ende zu erwarten wären.

Der geometrische Begriff eines homogenen Körpers. Nach dem Russischen von

Herrn Professor

Popow, in

Kasan *).

M an nennt e i n e n K ö r p e r h o m o g e n , wenn seine Masse von einem in ihm beliebig gewählten Punkte aus, nach allen Seiten sowohl chemisch gleichartig ist, als auch einen gleichen Bau oder eine gleiche Anordnung ihrer Theiichen besitzt. Ueber die chemische Gleichartigkeit kann, mit Hülfe der sogenannten Verwandtschaftsgesetze, vollständig geurtheiit werden, w a s aber den Bau der Masse oder die geometrische Gleichartigkeit betrifft, so kann man sie für einen flüssigen Körper a priori beurtheilen, wenn die auf seine Masse wirkenden Kräfte gegeben sind, — für feste Körper ist dagegen deren P r ü f u n g sehr schwierig und die Physik hat in dieser Beziehung nur für die durchsichtigen einige Mittel zur Enlschei-

*) Aus den Abhandlungen der Kasaner Universität (Dtsclienyja sapiski Kasanskago universiteta), 1850. H e f t l . S. 65.

Der geometrische Begriff eines homogenen Körpers.

225

dung gefunden. In den mathematisch-physikalischen Theorien wird dennoch sehr oft, der Vereinfachung halber, die W i r k u n g von Kräften in homogenen Körpern in Betracht gezogen und der Begriff eines solchen Körpers ist demnach ein rein m a thematischer, und muss mit Hülfe der Mathematik erläutert werden. W e n n man in einer Ebene durch einen Punkt 0 zwei zu einander senkrechte, mit J und B bezeichnete, grade Linien legt, auf jeder derselben von 0 aus nach beiden Seiten eine Längeneinheit mehrmals hintereinander abträgt und durch j e den auf diese Weise entstehenden Theilpunkt, eine auf die getheilte Linie senkrechte errichtet, so wird die Ebene in u n ter einander gleiche Quadrate getheilt, und die Durchschnittspunkte zwischen denen mit A parallelen und den mit B p a rallelen graden Linien, sind gleichmäfsig in der Ebene vertheilt. D e n k t man sich daher an die Stellen dieser Durchschnittspunkte ebenso viele physische oder materielle P u n k t e , die sämmtlich einerlei Massen besitzen gesetzt, so entsteht ein homogenes Gewebe oder eine homogene physische Oberfläche. W i r wollen die zunächst an 0 gelegenen P u n k t e , die von erster Ordnung n e n n e n : es giebt deren 4 , und sie liegen in den ersten Theilungen der Linien A und B. E s folgen auf diese, 4 P u n k t e zweiter Ordnung, die in den Ecken desjenigen Quadrates liegen, welches einen Kreis durch die Punkte erster Ordnung in diesen P u n k t e n berührt. Ihr Abstand von 0 beträgt V2. E s ist nicht schwer die Anzahl, die L a g e auf der Ebene und den Abstand von 0 für P u n k t e einer beliebigen Ordnung zu bestimmen. Man beschreibe um 0 concentrische Kreise mit den Radien 1 2 3 . . . » , alsdann um einen jeden dieser Kreise dasjenige Quadrat dessen Seilen respektive gegen A und gegen B senkrecht sind, so findet man auf den Umfän-« gen dieser Quadrate leicht die P u n k t e von verschiedner Ordnung und ihren Abstand von 0 . S o liegen auf dem Quadrat welches den Kreis vom Radius n berührt 4 P u n k t e die von dem Mittelpunkt 0 um n entfernt sind, ferner

Physikalisch- mathematische Wissenschaften.

226

8 P u n k t e für welche dieser Abstand /(»*-{- 1) Z(»s+4) 8 und im allgemeinen 8 Punkte für welche dieser Abstand / ( » * - f i 2 ) beträgt, wo i nach einander alle ganzen Zahlen die kleiner als n sind vorstellt und endlich: 4 Punkte die von dem Mittelpunkte um 2 abstehen. Die folgende Tafel zeigt die W e r l h e von /t'-j-i* 6 7 8 9 10 { = » n 0 1 2 3 4 5 1 2 1 2 4 5 8 3 9 10 13 18 4 16 17 20 25 32 5 25 26 29 34 41 50 6 30 37 40 45 52 61 72 7 49 50 53 58 65 74 85 98 8 64 65 68 73 90 89 100 113 128 9 81 82 85 90 97 106 117 130 145 162 10 100 101 104 109 116 125 136 149 164 181 200 „und man ersieht aus ihr, dafs j e gröfser der Halbmesser „eines um 0 beschriebenen Kreises gewählt w i r d , um desto „mehr Theilungspunkte der Ebene mit seinem Umfange zus a m m e n f a l l e n . — Auf dem zu einem hinlänglich grofsen R a „dius n gehörigen Kreisumfange liegen daher so viele Thei,;lungspunkte, dafs der Umfang des sie verbindenden Vielecks „von diesem Kreisumfange nicht mehr wesentlich verschieden „ist ( ! ? ) * ) . " *) D i e oben mit A n f ü h r u n g s z e i c h e n

v e r s e h e n e Stelle ist wörtlich ü b e r -

s e t z t — obgleich sie so u n b e d i n g t nicht w i e oben i l e f i n i r t , eine g a n z e

Zahl

richtig

ist. —

bedeuten

Wenn n ,

s o l l , so g e h t

so der

K r e i s von R a d i u s n allgemein d u r c h : 4 - f 8 f f l T h e i l u n g s p u n k t e , w e n n das Q u a d r a t d e r Z a h l » auf m Weisen als S u m m a z w e i e r Q u a d r a t e dargestellt « e r d e n kann. — D a nun die v o r s t e h e n d e T a f e l zwischen « = und n = 8 mal m =

1 10

0 z e i g t und a u s s e r d e m

Der geometrische Begriff eines homogenen Körpers.

227

Wir stellen uns jelzl vor dafs sich die Ebene AB mit allen ihren Theilungspunklen längs einer gegen sie senkrechten graden Linie zOz' successiv um Entfernungen 1 2 3 . . . . erhebe und senke. Sie wird dann bei jeder ihrer successiven Siellungen gleichmäfsig gelegene Theilungspunkle enthalten, deren Gesammtheit eine gleichmäfsige Verlheilung im Räume besitzt. Es ist klar dafs man ein solches System von Punkten auch als Durchschnitt von drei zu einander senkrechten Systemen, paralleler und von einander gleich weit abstehender Ebenen

m=

1

für n — 5, und für

in =

1

« = 10, wonach unter 10 Kreisen nur die von den Radien 5 und 10 ein jeder durch 12 P u n k t e , die ¡ihrigen 8 n u r durcli j e 4 Punkte hindurchgehen, so ist der oben ausgesprochene Salz durch j e n e Tafel wenigstens nicht zu beweisen. Bekanntlich kann aber, wenn « eine ganze Zahl ist, n 7 grade eben so oft als Summe zweier Quadrate dargestellt werden, wie n selbst. Nimmt ma.i hiernach von jenen in gleichen Abständen gelegenen concentrischen Kreisen die 100 ersten durch, so finden sich darunter nur die 2 zu den Radien 65 und 85 gehörigen f ü r welche m = 2 und daher ein Durchgang durch j e 20 Theilpunkte stattfindet; ferner 41 mit m = 1 lind einem Durchgang durch j e 12 Theilpunkte und die übrigen 57 mit m = 0 und einem Durchgänge durch je 4 T h e i l | i u n k t e ; ein Resultat welches die Annäherung der successiven K r e i s umfänge an die ihnen eingeschriebenen (8m + 4 ) - E c k e o d e r , was dasselbe sagt, die bei wachsendem n vorkommende Annäherung zwischen 8«i + 4 u. cc, jedenfalls als eine sehr langsame darstellt. Ganz anders stellt sich die Frage wenn n keine ganze Zahl sein soll, und wenn zugleich nicht nach einem wirklichen D u r c h g a n g der Kreise durch die Theilungspunkte der Kbene, sondern nur nach der Zahl von Annäherungen die zwischen den einen und den andern innerhalb bestimmter Glänzen vorkommen, gefragt wird. Die Worte des Russischen Aufsatzes lassen aber solche Auslegung nicht zu. D. l'ebers.

Physikalisch -mathematische Wissenschaften.

228

betrachten kann, und dafs, wenn wieder die geometrischen Theilungspunkte durch materielle Punkte von gleicher Masse ersetzt werden, ein homogener physischer oder materieller Körper hervorgeht. Wir nennen wiederum die zunächst an 0 gelegenen Punkte, P u n k t e e r s t e r O r d n u n g . Ihre Zahl ist 6 und ihr Abstand von 0 der Einheit gleich. Es folgen darauf 12 Punkte z w e i t e r O r d n u n g die auf den Durchschnitten dreier durch 0 (und je zwei Coordinatenaxen) gelegter Ebenen mit den Kanten desjenigen Würfels liegen, welche die Kugel durch die Punkte erster Ordnung (in den Coordinatenaxen) berührt. Der Abstand von 0 beträgt für jeden Punkt z w e i t e r O r d n u n g : /2. Demnächst folgen 8 Punkte d r i t t e r O r d n u n g in den Ecken des eben genannten Würfels, und demnach in einem durch V3 ausgedrückten Abstände von 0 . Bezeichnet man aber allgemein mit l, ¡.i und v ganze Zahlen und betrachtet darauf den Würfel, welcher (in den Coordinatenaxen) die mit dem Radius X beschriebene Kugel berührt, so findet man auf ihm 6 Punkte die von 0 um X abstehen. 2i-ftPunkte*)

die zu j e 24 die Abstände von

0

^r+9) • • • • haben; 48-»-Punkte*) die zu j e 48, von 0 in den Abständen WMV+i), W + ^ ' - K ) 12 Punkte die von 0 um abstehen;

1/2

*) Im Russischen steht respektive 24 und 48 anstatt

24fi und 4 8 c

D. Uebers.

Der geometrische Begriff eines homogenen Körpers.

229

2 4 ? P u n k t e für welche zu j e 2 4 dieser Abstand betragt •(22*4-1), •(2i»+4) • • • • und endlich 8 Punkte die von 0 um A/3 abstehen. Stellt man die Zahl 4 8 durch 2 - 4 x 2 - 3 dar, so sieht man leicht welche Facloren derselben auszulassen sind, wenn von den Zahlen X, f i und v einer oder zwei gleich Null, oder mehrere einander gleich werden. S o hat man wenn eine der Zahlen X , ( i oder v zu Null wird: 4 x 2 - 3 zu nehmen; ' wenn zwei derselben gleich Null werden: 2 - 3 ; und ebenso muss man nehmen, wenn von X, ( i und v, zwei einander gleich werden: 2 - 4 x 3 ; und wenn alle drei einander gleich werden: 2 - 4 . Setzt man nun um abzukürzen

V + ^ + v * = r* so erhält man für Kugeln mit den Radien A = 1, 2, 3 folgende VVerlhe: bei X =

1

Anzahl der Punkte: 6|12|8 r' 1| 2|3 bei X =

2

Anzahl der Punkte: 6|24|12|48|24| 8 r' 4| 5| 8| b| 9|I2 bei X =

3

Anzahl der Punkte: 6|24|24|12|48|48|24|48|24| 8 r* 9|10|13|18|11|14|19|17|22|27

230

Physikalisch-mathematische Wissenschaften.

bei l = 4 Anzahl der P u n k t e : fi|24|24|24112|48|48|48|Z4|48|48|24|48|24| 8 r* 16|17|20|25|32|18|21|26|33|24|29|36|:J4|4I|48 bei X = Anzahl der Punkte:

5 6 24|24|24|24|12|48|48|48|48|24|4P|48|48|24| 2 5 26|29|34|41|50|27|3(J|35|42|5I|33|37|46|54| 48|48|24 48 341 8 43|50|59 5 7 66|75

Verbindet man nun die Punkte j e nach den O r d n u n g e n zu denen sie gehören, so ergiebt sich: Ordnung: Anzahl der Punkte: r*

1| 2| 3| 4j 5| 6| 1\ 8| 9[10|11 I2|13|14|15| (i|12| 8[ 6|24|48| 12|3U|24|48| b 24|48| 6|72| 1| 2| 3| 4\ 5| 6| 8| 9|t0|tl|t2 13|14|16|17| 16[17|18|19|20|21|22|23|24[26 12|24|24|48|24|4b|30|72|5ö|72 18| 19|20|21122|24|25|26|27|29

W e n n man daher annimmt

dafs auf den Punkt 0

allen übrigen Punkten mit einer Kraft gewirkt w i r d ,

von deren

Intensität von r abhängig und durch f ( r ) ausgedrückt ist, so wird die

S u m m e *)

aller auf Punkt 0

ausgeübten

Einwir-

kungen _ 6/11) + 12/-(t/2) + 8 / ( v ' 3 ) + 6 / ( / 4 ) + 2 i f y b ) • • • oder,

indem man die mit gleichen Coeflicienten versehenen

Glieder zusammenzieht: 6S

i i i

i

f ( l )

i

-f 2 4 S i " ' V ( ^ 2 + M 2 ) ) + 1 2 J i i T 24

i i

f ( t y 2 )

( / ( 2 P - f V*)) + 8J2/(A/3) i

*) Aber k e i n e s w e g s die R e s u l t a n t e oder M i t t e l k r a f t — auf die es wohl bei allen anwendbaren Untersuchungen so ausschließlich a n kommen w i r d , dafs die Bestimmung jener S u m m e Ton g e r i n g e r e m •Interesse scheint. D. Uebers.

Der geometrische Begriff eines homogenen Körpers.

231

wo die Summationen nach A, nach p. und nach v, respektive durch 2 , 2 und 2 " ausgedrückt, und die Gränzen, zwischen denen eine jede derselben zu vollziehen durch die unter und über den Summazeichen angegebenen Werthe bestimmt sind. Man kann diese Formel in der Theorie der Molekularkräfte gut anwenden *). Wir bemerken schliefslich dafs eine homogene physische Oberfläche, auch aus regulären Dreiecken **) zusammengesetzt werden kann, dafs es aber zur Constituirung eines homogenen, physischen Körpers keine andere Anordnung giebt, als die eben betrachtete. Es ist daher mit Unrecht bisweilen behauptet worden, dafs in einem homogenen Körper ein jedes fheilchen von a c h t ihm zunächst gelegnen umgeben sei: es Eaiin deren nie mehr als s e c h s geben.

*) Vergleiche aber unsere vorhergehende Anmerkung! D. Uebers. **) Richtiger: ans Punkten, deren Abstände reguläre Dreiecke bilden. D. Uebers.

Ermans Hufs. Archiv. Bd.XIV. lUi.

16

Ueber den Werth einiger bestimmten Integrale. N a c h dem R u s s i s c h e n von

Herrn

Lobatschewskji,

P r o f . e m e r i t . in Kasan *).

Die

b e s t i m m t e n Integrale sind bei v e r s c h i e d e n e n

P r o b l e m e n v o n grofseni N u t z e n : von Differentialgleichungen. n o c h bis jetzt n o c h nichl

analytischen

so z. B. bei der Integration

D i e L e h r e von d e n s e l b e n ist d e n in

ein S y s t e m

gebracht

worden,

w e d e r in B e z i e h u n g auf den W e r t h der Integrale, n o c h auch j e nach den v e r s c h i e d e n e n Hulfsmilteln zur E r l a n g u n g Werthes.

E s ist zu w ü n s c h e n dafs man, durch

dieses

ausgedehntere

U n t e r s u c h u n g e n , zu einer V e r v o l l s t ä n d i g u n g dieser L e h r e

ge-

l a n g e **).

' * ) A b h a n d l u n g e n d e r K a s a n e r Universität (Utschenyja sa|)iski K a s a n s k a g o universiteta).

1852.

**) D a f s dieses in

H e f t 4.

Deutschland

s o n d e r n zum T h e i l

nicht so g a n z der Z u k u n f t

schon g e s c h e h e n

ist,

sieht man

überlassen,

beispielsweise

a u s d e r Z u s a m m e n s t e l l u n g einiger E i g e n s c h a f t e n d e r b e s t i m m t e n Integrale

und

aus der Anführung

der

dabei

benutzten

Arbeiten

in

S c h l ö m i l c h T h e o r i e der G a m m a f u n c t i o n e n 1848 u. C o m p e n d i n m der höheren Analjsis,

1853.

Man kann somit auch in d e r vollständigen

U e b e r den Werth e i n i g e r bestimmten Integrale.

233

Iis sollen hier die W e r l h e einiger bestimmten Integrale beigebt acht und zugleich verschiedene W e g e um zu diesen Weither) zu gelangen, gezeigt werden. Wir nehmen zuerst das Integral

(.) rdx x

wo n

das Verhültnifs

bezeichnet.

2

des Kreisumfangs

Es ist dieses Integral enthalten Y =

j 0

r^dx

,

zum

Durchmesser

in dein anderen:

.

— •e--*cts«.sinjr

wo a einen beliebigen constanten Winkel, der aber


(x) der Variablen x folgende bestimmte Integrale bekannt: CO XtX

/

dx-e~x.f(x)

B = J

dx-e~x-q>(.v)

0 0 so wird das Produkt derselben ausgedrückt durch das zweifache Integral:

J

dx j

dye-x-y

0 0 oder wenn man zuerst x darauf annimmt und anstatt x,

f{x)- — 1: 0

ü e b e r den Werth einiger bestimmten Integrale.

249

"-1 i/iü-sin

icn-cos wm —

e

2

(21.)

'

+

n+m 2

2~J

Für m = 0 wird daraus: p I

m—1

tt—i

V d w sitiiü" =

(!lz±) 2

/

2

-—••^71

» < t ) S o z. B . wenn man in das Integral (3.) substiluirl: f{.v) = sin und unler n entweder 0 oder irgend eine positive ganze Zahl versteht, so folgt: (22,)

J

—•sin^2',+1

= —

Vn

0 Mit n = 0 giebt dieses wiederum das Integral (1.), weil in diesem Falle an die Stelle von ( « — und von w""1 respektive Y n und 1 treten. Für n = 1 werden in der Gleichung ("22.) aus ( » — ^ " - i und t i * " respektive ^ n und 1. folglich:

rdx

.

3

,

/ — s i n - . r = \n t/o x so wie oben unler (4.) gefunden wurde. Das Integral (20.) läist sich auch noch auf folgendem anderen W e g e ableiten. Es ist: OD /«0 •m / 0 dxx" o/ dy •)•'"• e~x~r — nSl" • Setzt man hierin^ für y und x y

L-fu

und

respektive: J + i«

und betrachtet dann anstatt x, die Gröfse u als Variable so folgt :

17 *

250

physikalisch-mathematische Wissenschaften.

und wenn man die Integration in Beziehung auf y

"

/

u" • du

rt*

(l-j-«)n+m+2

~~

"

ausführt:

• m''m

(n+m+l)Mn+m+1

ein Integral welches übergeht in m(/1m

\TZ

/

rfw-sin td 2 , l + 1 -cosw 2 i I + 1 = 1 -

( H + w + l r

,

+

, - n

wenn man u =

tg*w

setzt und zugleich a u s m a c h t , dafs der reelle Theil, sowohl in

n als in m, > — 1 sei. S o erhält man f ü r : 2m-f 1 = (24.)

f

n

0:

ä » , s i n o - M

=

W e n n man in dem Integrale ( 2 3 . ) :

n =

p—1

tn =

q—p—1

tgw =

x2p

setzt, so geht die bisherige Bedingung

für die Zahlen n und

tn jetzt über i n :

q>p

p>

0

D a s Integral (23.) selbst nimmt aber folgende Gestalt a n :

'J

__ p*r( (25.) darstellen durch: (17 s

d x

F

=

251

0 q > p das Integral

( n - p - W -

1

pn

Das folgende sehr bemerkenswerlhe bestimmte Integral: +»

dx-e^-1

_

1n-tra

/ kann auf verschiedene Weisen abgeleitet werden. Setzt man in (12.) a+

bV-l

anstatt a, so kommt: f d x . e - ^ - » * ^ =

( f l +

;;:

l r + 1

Multiplizirt man mit: db-e^-i und integrirt darauf zwischen den Gränzen —b und so kommt:

/

®

e6(l-x)/-l

dx-xne~ax—

e-6.(t-x)/-l

(1—^7)^—1 +b

ebV-Kdb

oder wenn man das erste Integral in zwei andere zerlegt, deren Gränzen für das erste ^ = 0 und

x •= 1

und für das andere je = 1 und

252

Physikalisch - mathematische Wissenschaften,

sind: n

J_

"H^i/-])^

b

'1 dx • x" -e-ax

-/ 0

e 6(l-jr)/-X

c-b[l-x)/~l rj — (l— x)Y— 1

dx-xn-e~ax

-f-J

1

e6(l-x/-l

_

/-I

(l-x)V-l

Setzt man nun respektive in das erste und in das zweite Integral der rechten Hälfte dieser Gleichung anstatt x

1—x

und

1 - f . r anstatt x

so ergiebt sich:

-i:

M-

e^-'-db ( a + O V — 1)"+'

I

/ 0

/

„bxV—1

c—bx/—l

d.r (1 — x)n • eax CO dx{ 1-f

chx

/—lxy—ip—bxV— 1

3C Schreibt man hierin -¡- für x so wird b f+b e^-i-db n S> " / J_b (a-(-6i/—l)n+1

0 ®

/

- — jc pxY-i •e dx.(l+-±)., * xV-l /

rV

0 0 F ü r b = oo wird die lelzle Gleichung zu:

p-x/-i

Ueber den Werth einiger bestimmten Integrale.

ifn/

,—.— = a 4-o

J

— »

e-"/ J

4

x

253

smx

oder w e n n m a n endlich die u n t e r (1.) g e n a n n t e des letzten Integrales jrales einführt: 2n-e-a eb/-i .M

Bedeutung

r

so w i e u n t e r (28.) v e r l a n g t w u r d e u n d u n t e r d e r B e d i n g u n g , dafs der reelle T h e i l in a positiv u n d in n > — 1 ist. W e n n m a n n a c h der Substitution von «-H/-1 anstatt a in die G l e i c h u n g (12.) dieselbe mit

c-bS-i.db mulliplizirt u n d darauf w i e d e r u m in B e z u g auf b von bis -J-ö integrirt, so f o l g t : +&

/ _6

e-

h

^~l-db

P+h

(a+^-1)^ = j

, ,

=J_b

- J

dx-xn-c~ax

(T+^y

0

= 1/ J =

/»K

. (6 +

dx-x"-c-a .... . ,

2-e+°7

\sl

/*"

db hVi

3 1

M

—;—(x—l)n-e—

X

und w e n n m a n hierin T + anstatt x

1

substituirt:

diese z w e i t e H ä l f t e dieser G l e i c h u n g v e r s c h w i n d e t für

b — oc

—b

Physikalisch- mathematische Wissenschaften.

und für

n> —1

und es ist folglich:

wenn in a und in m-J-1 die reellen Theile posiliv sind. Aus den beiden Integralen (28.) und (29.) folgt: (30.)

dx-cosx

/

(a-j-.zV—l)

•—CO

(31.)

7ie~a n+1

dx-smx (a + xV~ i)n+1

/

D a s Integral (30.) giebt für n =

f

n*n

Tte~ ty-y—i

0:

dx-cosx n-e~ a*-\-x2 ~ 2a

Das Mittel welches wir angewandt haben, uin von dem Integral (12.) auf das Integral (28.) überzugehen, wird folgendermafsen allgemein dargestellt. S e i e n :

f(x)

und

tp(x)

zwei Functionen von x und

W i r betrachten dann das doppelte Integral

V — J^ dzj* dx-f(x)- X und sowohl diese beiden Zahlen als auch b reell und posiliv sind. Integrirt man nun nach z zwischen den angegebenen Gränzen so wird:

"hdx.f{x)

y(M-bx)—>p(bx-bX) x

Wir zerlegen nun dieses Integral in zwei Theile P und Q, so dafs:

V =

und

P+Q

Ueber den Werth einiger bestimmten Integrale.

255

O o

=

1/ l

«—X

sei. — Setzt man in P :

— j c ) anstatt x

und in Q: A ( . r — l ) anstatt x so kommt: p= f

X b

d x . f ( x ~

0 Q = f

i l h

-

X )

d x

. f ( x

+

f )

»(*)-?(-*>

0 und f ü r : b — 00: P = Q und V = 2P — 2 f ( l ) f d x • 0 Nur wenn /"(.r) eine continuirliche Function ist, hat indessen f(l) in P und in Q einerlei Bedeutung, wenn dagegen bei x = X die Continuität unterbrochen wird, so muss man in P denjenigen Werth von f f i ) setzen, dem sich f(X—x) beim Uebergange von x in Null nähert, in Q dagegen denjenigen Werth dem sich f(l + x) beim Uebergange von x in Null nähert. Man erhält daher für die Auffindung dieses bestimmten Integrales folgende allgemeine Vorschrift:

Physikalisch- mathematische Wissenschaften.

256

dtp(x)

p

t/o

(33.)

X

t/o = f

^ —CO

0

X dzfhdx-f(x)-cp{Xr-x-Q)

Hier sind /"(.r), V M beliebige Functionen von x\ h und A reelle positive Zahlen, so dafs h> l In den Integralen P und Q bedeuten f(l-d) und

/'(*+*) die W e r t h e w e l c h e diese Functionen beim U e b e r g a n g e von ö in Null a n n e h m e n . E s w e r d e n daher, w e n n f(x) eine continuirliche Function ist: f(X~ö) = f(l+ö) = f{l) und

P = Q D e r G r ä n z w e r t h h kann jenseits A beliebig und es wird die B e d i n g u n g von

anwachsen,

h>X z. B. auch durch Ä =

CO

erfüllt. Man kann daher ohne e t w a s an den drei ersten Gleichungen des S y s t e m (33.) zu ändern, in der vierten die Integration nach x auch ebensowohl zwischen den Glänzen 0 und oo vollziehen und durch *> ph anstatt / andeuten.

/O

0

Ueber den Werth einiger bestimmten Integrale.

257

Beispielsweise wird für :

fix) = x n-e~ ax

v

w

eW-i "Tzr

=

tpix) =

1

e^-

P = 2f(l)J'^-smx = nfil) = Q 0

und daher: d t j —CO

d x - f i x ) c o s i ^ — x ^ )

o

w e l c h e s eines d e r b e k a n n t e n F o u r i e r ' s c h e n R e s u l t a t e ist. W i r b e t r a c h t e n noch d a s D o p p e l i n t e g r a l :

M =J** dzf dx-f(x)-cp(Xz-\-xz) —b

o

w o k, b, X so w i e bisher positive Z a h l e n b e d e u t e n . m a n n a c h z so w i r d : m

Integrili

=

und w e n n m a n s e t z t :

x a n s t a t t bix-\-X)

0

0

Für wird

X>

0 und M =

für aber :

b=

oc

0

X = 0 und b = cc M = fity.f^lyjx-rpi-x)]

25g

physikalisch-mathematische Wissenschaften,

und daher für: A>0,

h> ph



/—X

dzj 0

0

dx- f(x) 0

haben wir aber bereits die Gleichung (33.) erhallen, welche mit (35.) verbunden für ¿>0 giebt: 0 r+*> rh =J d z j dx-f(x){rf(Xz-\-xz)-\-tp(Xz — xz)\

—X

=J

0

dzj o

dx-f(x)\(x) = cosjt so wird: (39.)

(

.

{ I

nfß)

(40.)

=f ^ t ä f = j

\ il'QJ

dx-f{x)-cosXt-cosx£ h

dx-f(x)-smXl-smxt,

Ueber den Werth einiger bestimmten Integrale.

259

Auch kann man schreiben: (41.)

=f

/

dx • f(x) • cos

< if/W (42.)

|

Setzt m a n :

cos

xt,

"/Ȋ ~ J

d

V

„A

ist, in F o l g e der

G l e i c h u n g (29.) v e r s c h w i n d e t , so hat man

auch:

dZ CZy/ l L =fldx.e-°*.f(x)( I-f)"/*" [al — ' ~ —00

2n-e-"1 rl, „ ,,, 0

S o wird z. B. für

f{x)= 1

w e n n m a n zuerst die in L v e r l a n g t e Integration n a c h x führt:

aus-

dz-e^-1 _ 2n-e~aX fx. (w-f l) < n »+ 1

Ueber den Werth einiger bestimmten Integrale.

261

so wie schon oben unter (28.) gefunden wurde. Setzt man

f(x) = x'"

so ergiebt sich: J*

dx-x"-[X—x)m

=

(» + »»4-

ein Integral welches in ('23.) übergehl, wenn man: x =

Ä-sin'w

setzt *) und es wird dann: \n

/

nw.

2

1

i/w-sinw "+ -cosw

2m+1

n

.

m

= - (/t —+| w +. l ) , n ' , +, m +,,l

ebenso wie oben unter (23.) Das Integral (2.) kann durch Einführung von a anstatt c t g « unter folgende Form geschrieben w e r d e n : ' 0 wo a jede beliebige positive Zahl bedeuten kann. Bezeichnet man daher mit b irgend eine andere positive Zahl, so sieht man dafs ist: J* 0

— • sin x (e~ax — c-ix)

2/—i

I0g

V/—

y—i

b-y-iJ

und wenn man a und b nach einander durch w - f l und

b-\-1

« + 2 und ¿ + 2 *) Hier folgt in dem Russischen Aufsatz eine fast wörtliche Wiederholung von A l l e m , was auf den letzten Seiten über das mit L bezeichnete Integral gesagt ist. D. Uebers.

262

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

ersetzt, und alle sich ergebenden Integrale addirt, ergiebt sich für eine jede ganze Zahl r: r d x . e~ax— c~hx ,, / sin^r : —(1 — e~rx) J0 x 1 — e~x

u.s.w.

- 2 / - 1 ' I 0 g V(rt—r— 1— V-lrr-(l>+r—

1 + 1 / - 1 )•"•/

Für r = oo wird hieraus: z^tx (47.) -

1

]0

bx • e~ax-c/f f a sinx-—-. —J0 x 1—c >/ 1 ( ( « - / - ! Y " - - • (¿1 -f v - l ) « S - 1 \

ü e b e r den Werth einiger bestimmten Integrale.

263

Nachdem die Geltung des bestimmten Integrales: x

« = n54 106695 173432 121786 122432 91514 146471 139104 118042

Summa 1708895 Ueberhaupt 4852055

294

Historisch-linguistische Wissenschaften.

Uebersichtstabelle

der

Rasslands

Bevölkerung

Jahre

im

1851.

G o u v e r n e m e n t s , G e b i e t e und L ä n d e r . Gesarr.mtBevölkernng

GesammtBevÖIkernng

Archangelsk .

.

234064

Livland

Astrachan

.

.

386763

Minsk

.

.

Besarabien Charkow

.

Cherson

.

Derbent Land

874044 1366188

.

.

.

Kosaken Erivvan

.

Estland

.

.

Mohilew

.

.

.

.

889205

Nijegorod

.

453284

Nowgorod Olonez

.

793758

Orel

.

.

294322

Orenburg

.

289800

Pensa Perm

.

821457

.

935345

.

837537 1348041

.

1126493

.

.

934633

.

.

263409

.

.

1406571

.

1712718

.

.

1058444

. .

.

.

. .

. .

. .

Moskau

.

D o n i s c l en

der

. .

. .

.

.

795604

.

.

.

. ,

1741746

Irkutsk ( 1 8 5 2 )

.

294514

Podolien

.

.

.

1577966

Jakutsk

.

.

.

207030

Poltawa

.

.

.

1668694

Jaroslaw

.

.

.

943426

Pskow

Jekaterinoslaw

.

902369

Rjasan

Jeniseisk

.

.

.

Kaluga

.



.

Grodno

.

.

657283

.

.

1308472

251778

St. Petersburg

.

566409

941402

Schemacha

.

.

603006

7331

Kamtschatka

.

. .

.

»Samara

.

.

.

13201OS

.

.

.

1444496

Kasan

.

.

.

.

1347352

Saralow

Kiew

.

.

.

.

1636839

Samipolatinsk Gebiet

Kostroma .

.

.

1020628

Kowno

.

.

875196

.

Kurland Kursk Kuta'is

. . .

. . .

. .

.

5^9270

.

1665215

.

305702

)

S i b i r i ->

der

)

sehen Kirgisen

450000

.

.

.

.

1024286

•Smolensk .

.

.

.

1069650

Stawropol

.

.

.

535447

«Simbirsk

Uebersiclit der Bevölkerung Russlands.

295

Gesain in t Bevölkerang

Tambow

. . . .

1666505

Taurien

. . . .

608832

GesammtBevölkerung

nenden

Bergvölker

des Kaukasus, etwa Die

Grofse

491485

Tobolsk

872268

Horde

und

476355

40000

Zelte

327908

sen

Tomsk

. . . .

Gebiet

. . . .

Tschernigow Land

der

.

.

morischen K o s a k e n

156745 9376

Küsten-Linie . Twer

. . . .

Wilna

. . . .

.

Kirgi-

.

*

D a s Königr.

Tschernomorische . . . .

der .

.

1092473 787609

Polen:

Gouvernements: Awgustowo Ljublin Plozk

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Radom Warschau

.

.

.

.

742811

.

.

1818752

Wladimir .

.

.

.

1168303

Wologda

.

.

.

864268

.

.

.

1469442

Finnland.

.

.

.

1629741

Gouvernements:

.

Wolynien Worone/

.

Am Kaspischen IM eere S t a w r o p o l und D e r 25785

Besitzungen der R u s sisch - Amerikanischen C o m p a g n i e Summa

548406 939344

Das

58724619

Auiserdein : D i e innerhalb des Rus-' sischen R e i c h s w o h -

292098

Kuopio

. . . .

196155

Nyland

. . . .

160252

S t . Michel

.

.

.

Tavvastehus

.

.

.

148039 152526

. . . .

157010

Wasa Wiborg

257824 .

.

.

.

Summa

273011 1636915

Also mit Ausnahme d. regulären

Militairs

und der genannten Kirgisen-Horden

Erraans Ilus». Archiv. Bd. XIV. II. 1.

4852055

Grofsfürstenthum

Uleâborg 54000

1708895

Summa

Äbo

zwischen den Gouv. bent

1028816

.

.

.

Wjatka

626594

. . . . .

.

Witebsk

unbekannt

1374746

Tschemo-

Tula

etwa

Schwarzen

T r a n s - Baikaläches

1500000

Kirgisen-

Tiflis

20

66713589

296

Historisch - linguistische Wissenschaften. GesammtBevölkernng

Dabei befinden sich: Im Europäischen Russland bis zum Ural . . . 52383713 mit Einschlufs der TransUralschen Theile d. Gouv. Orenburg (419000) und Perm (780000) . . . 5 3 5 8 2 7 1 3 (dem Westl. 2 Gouv. u. 2 Geb. 1833275) '! 2914322 (dem Oesll. 2 Gouv. u. 3 Geb. 1081047)J mit Einschlufs der Trans - Uralschen Theile der Gouv. Orenburg und Perm . . . 4113322 In Transkaukasien (5 Gouv.) und auf der am Kaspischen Meere, zwischen den Gouv. Stawropol und Derbent befindlichen Landstrecke 2173584

In Sibirien

In Neurussland (3 Gouv.) mit dem Gebiete Besarabien In Kleinrussland (den Gouv. Pollawa u. Tschernigow) In den drei Ostsee-Provinzen . . . . . . . . Im Bereiche der Militär-Ansiedelungen . . . . Auf den Ländereien der irregulären Truppen . .

3270140 3043440 1650527 777370 2279290

Bansarows Auslegung einer mongolischen Inschrift.

D ie b e r ü h m t e , in Daürien gefundene mongolische Inschrift auf einer Granilplatte w a r zuerst von I. I. Schmidt gelesen und erklärt worden. Eine neue und ganz andere Erklärung hat uns ein Mongole von europäischer Bildung und bereits anerkanntem Forschergeiste, Herr D o r d j i B a n s a r o w , geliefert, nachdem ihm die vollständige L e s u n g , auch der bis dahin räthselhaften W ö r t e r , gelungen. Er hatte mittelst durchsichtigen Papiers einen neuen Abdruck jener Inschrift von der Originalplatle genommen. Herr Saweljevv, der verdienstvolle russische Alterthumsforscher, besorgte von diesem neuen Abdruck mittelst photographischen Apparats in der C a mera obscura eine Copie in achtmaliger Verkleinerung und liefs sie dann, in gewöhnlicher Weise lithographirt, der neuen Erklärung beigeben. Seine Vorrede zu der betreffenden Abhandlung *) belehrt uns über die Schicksale der Inschrift, von ihrer Auffindung bis heute.

*) M o n g o l s k a j a n a d p i s na p a m j a t n i k j e

knjäsjä

Isunkeetc.

(mongolische Inschrift auf dem Denkmale des Fürsten I.).

20*

Historisch - philologische Wissenschaften.

298

S c h m i d t h a t t e so gelesen und ü b e r s e t z t : Tschinggis chan-u SarVon T s c h i n g g i s - c h a n , als er t a g o l i r g e n e d s e l e d j u b a - nach U n t e r w e r f u n g des V o l kes Äartagol zurückgekehrt god./u, c h a m u k M o n g g o l u l u s - u n e r t e n - i b o g a o r - w a r u n d aller mongolischen gai c h o r i k - s a n - d ur j e - V o l k s s t ä m m e von f r ü h e n Z e i rüngge gorban dsagun gutschin labun elije-dur schinda-

ten her h e r r s c h e n d e m Groll ein vollständiges E n d e g e m a c h t hatte, sämmtlichen 335 E l j e

rulga.

( D ä m o n e n ) des als B a n n u n g .

D a g e g e n lauten L e s u n g und D o l m e l s c h u n g des g e l e h r t e n Mongolen: Tschinggis-chan-i Sartagul irgen taulid^u bagudju chamuk Monggol u l u s - u n a r a t - i B u g a / / ¿TMmtmxa ' M •

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, y / f / w / / /rus s/r/// .

S/ss/ás/s,

Ta/

I.

Archiv für

wissenschaftliche Kunde von

R u s s 1 a n d. Herausgegeben von A.

E

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m

a

«.

V i e r z e h n t e r V i e r t e s

Band.

H e f t .

Mit z w e i T a f e l n .

B e r l i n , Druck und Verlag von Georg Reimer.

1 8 5 5.

Inhalt des Vierzehnten Bandes.

Physlkaliaeh-mathematlaehe

Wiggensehaftcn. Seite

Geognostische Reisen durch den östlichen Theil der Kirgisensteppe. Nach dem Russischen des Herrn W l a n g a l .

(Fortsetzung des

im vorigen Bande S. 648 abgebrochenen Aufsatzes.)

. . . .

43

Ausbrach des Schlamm-Vulkans auf der Tamanischen Halbinsel im August 1853.

Nach dem Russischen des Herrn A b r j o z k j i .

.

68

Bericht über eine botanische Reise im Gouvernement St. Petersburg. Von F . J. R u p r e c h t

72

Palaeographische und zoologische Beobachtungen während der Reise von Kamtschatka nach Europa.

Von A. E r m a n .

(Hierzu

Tafel I.) 1)

Eine neue Zoophyten-Gattung

2)

Einige bisher unbeachtete Tertiärgesteine

189 bei Rio de

Janeiro Die Heilquellen von Lenkoran Neuentdeckte Steinkohlen-Lager am westlichen Abbang« des Uralgebirges

144 162 164

VI Seite Der geometrische Begriff eines homogenen Körpers.

Nach dem Ras-

sischen von Herrn P o p o w

224

Ueber den Werth einiger bestimmten Integrale. Nach dem Russischen von Herrn L o b a t s c h e w s k j i

'

232

Ueber die Malachitlager im Uralgebirge

309

Ueber die Arbeiten der Kaspischen Expedition im Laufe des Jahres 1853 von Herrn B a e r Das Land Gi/iga.

312

(Znm Theil.)

333

Die Heilquellen Transbaikaliens Schwefelvorkommen in Russland.

372 Von J. S t n c k e n b e r g

383

Auszug aus den Beobachtungen über die Ankunft der Zugvögel. Von Herrn B o d e

408

Ueber die Steinbrüche von Kischenew.

Von Herrn A .

Döning.

(Hierzu Tafel 3.)

479

Ueber die Rechenbretter der Chinesen.

Nach dem Russischen

der

geistl. Mission in Peking

486 und 499

Einige Beiträge zur Wandernngsgeschichte der Zugvögel.

Von Herrn

Kessler Ueber

515

den Fischfang in Rnssland

mit

besonderer Beziehung auf

den im Baikal-See Kaspische Studien.

588

Von Herrn B a e r

627

Der Fluss Zariza

656

Historisch - linguistische Wissenschaften. China in den Jahren 1849 und 1850.

1

Beiträge znm Sprichwörter- und Räthselschatz der Ghsten.

Von Dr.

J. A l t m a n n

7 und 167

Geognostische Reisen durch den östlichen Theil der Kirgisensteppe in den Jahren 1849 und 1850.

Nach dem Russischen des Herrn

Wlangal

43

Ueber die Verwandtschaft der Slawischen Sprache mit den* Sanskrit. Nach dem Russischen von A . H i l f e r d i n g .

.

.

.

.

.

.

.

54

VII Seile

Ueber das Lied vom Heereszuge Igors, nach Boltz's Ausgabe.

.

.

60

Aus dem Jahresberichte der Rassischen Geographischen Gesellschaft fiir 1853 und 1854

64

Sitten der Kirgisen

97

Kin Besuch der Bussen in Japan.

Nach dem Bericht des Vice-Admi-

ral P u t j a t i n

105

Reise-Erinnerungen aus der Krim

113

Berichtigungen

166

Ueber den Stammherrn Mandj'u.

des Hanses

Tsing

und den Volksnamen

Nach dem Russischen von G o r s k i

185

Ueber Kellgren's Affix-Pronomen im Arabischen, Persischen und Türkischen

194

Sitten der Kirgisen.

Nach dem Russischen von W l a n g a l .

Vergl.

in diesem Bande S. 43

198

Der Handel der Tschuktschen mit

den Russen und den

Inselbe-

wohnern des nördlichen Oceans Ueber Russische Entdeckungsreisen

202 nach dein

und dem nordwestlichen Amerika.

nordöstlichen Asien

(Aus Denkschriften des Russ.

Seeministeriums)

. . . .

Uebersicht der Bevölkerung Russlands im Jahre 1851.

212

Von Herrn

P. v. K o p p e n Ueber Bansarow's

273 Auslegung

einer

Mongolischen

Inschrift.

Von

Herrn W. S c h o t t Das Land Gy'iga.

297

Nach dem Russischen von Hrn. B o g o r o d s k j i .

Sitten und Charakter der Gurier.

Von N. D u n k e l - W e l l i n g .

333 .

Aus Sjögren's Leben

421 432

Verhandlungen der Gelehrten Ehstnischen Gesellschaft Grundzüge der neuem Philosophie der Chinesen.

437

Nach dem Rus-

sischen von Herrn N . S o m m e r Der Rogwolod'sche Stein und die Steinschriften in der Düna. Von Herrn K o p p e n . (Hierzu Tafel 2.) Ueber südrussische Kurgane und

Steinbilder,

wie

auch über die

Scythen Die Volksaufklärung in Finland und in Scandinavien

577

Zur Mythologie der Litthauer

581

Untersuchungen über die südrussischen Kurgane

652

VIII

Industrie

u n d

Handel. Seite

Der Handel der Tschuktschen mit den Russen u. s. w

202

Schwefelvorkommen in Russland. (Zum Theil.)

383

Ceber den Fischfang in Russland mit besonderer Beziehung auf den im Baikal-See.

(Hierzu Taf. 4. und 5.)

Allgemein Iiitterarisehes.

588

,

Ein Schreiben ans Kamtschatka

306

Eine bibliographische Seltenheit

369

Ueber Sjögren

432

Die Petersburger Bibliothek im Jahre 1853

509

Ueber die Rechenbretter der Chinesen*).

Die

Division.

D ie Chinesische Methode der Division auf dem Rechenbrelte ist wegen ihrer Einfachheit und schnellen Ausführbarkeit besonders bemerkenswerth. Bei der gewöhnlichen Division auf dem Papier (mit einer einziffrigen Z a h l , d. öebers.), sucht man für jede Ziffer des Dividendus den partiellen Quotienten, bildet deren Produkt mit dem Divisor, zieht es vom Dividendus a b , fügt dann zu dem Rest die nächst niedrigere Stelle des Dividendus und wiederholt darauf dieselben Operationen. Die Chinesen haben aber eine eigene T a f e l , in der zugleich der partielle Quotient und dessen Rest gegeben ist und welche daher sowohl die Multiplication jenes Quotienten mit dem Divisor, als auch die Subtraction des Produktes vom Dividendus erspart. Diese Tafel ist so eingerichtet, als ob die zu theilende Zahl zuvor mit 10 multiplicirt worden w ä r e , so dafs z. B. für 1 durch 2 dasjenige angegeben w i r d , w a s eigentlich für 10 durch 2 gilt, und dafs somit in dem Partialquotienten die Bedeutung der Ziffern stets auf ein Zehntel der gewöhnlichen verkleinert zu denken ist.

*) Fortsetzung' des im vorigen Hefte S. 498 abgebrochenen Aufsatzes. E r m a n s R u s s . Archiv. B J . X I V . II. 4 .

3 4

500

Physikalisch-mathematische

Diese D i v i s i o n s t a f e l

-

ist daher die folgende : 1 7 giebt

1 mit dem R e s t 3

10

2 7

-

2

-

-

6

-

4

-

-

2

1 : 2 giebt 2:2

Wissenschaften.

5

4:2

-

20

3 7

6:2

-

30

4 7

-

5

-

-

5

8:2

-

40

5 7

-

7

-

-

1

6 7

-

8

-

-

4

7 7

-

10

1 : 3 giebt 2:3 3:3

-

3 mit dem R e s t 1 3 6 10

1 : 8 giebt

1 mit dem R e s t 2 -

-

4

-

-

6

6:3

-

20

2:8

-

2

9:3

-

30

3:8

-

3

4:8

-

5

5:8

-

6

-

-

2

6:8

-

7

-

-

4

-

-

6

1 : 4 giebt 2 mit dem Rest 2 2:4

-

5

3:4

-

7

-

-

4:4

-

10

8:4

-

20

2

7:8

-

8

8:8

-

10

1 : 9 giebt

1 mit dem R e s t 1

2 9

-

2

-

3

-

-

3 4

2

1 : 5 giebt

2

3:9

-

2:5

-

4

4 9

-

4

-

-

3:5

-

6

5:9

-

5

-

8

6:9

-

-

-

4:5

5 6

-

6

5:5

-

10

1 : 6 giebt

1 mit dem R e s t 4

2:6

-

3

3:6 4:6

-

5 6

-

-

-

2

-

-

-

4

5:6

-

8

-

-

-

2

6:6

-

10

7: 9

-

7

-

-

7

8:9

-

8

-

-

8

9:9

-

10

Das Chinesische Rechenbrett.

501

Man hat n u n f ü r die Division e b e n s o w i e f ü r die Multiplicalion die zwei Fälle zu u n t e r s c h e i d e n , in d e n e n d e r D i visor b e z i e h u n g s w e i s e einziffrig o d e r mehrziffrig ist. In j e d e m dieser beiden Fälle rnuss m a n den D i v i d e n d u s in d e r linken H ä l f t e des R e c h e n b r e t t e s a n l e g e n , i n d e m m a n von d e m z w e i ten der dortigen D r ä t h e anfängt. D e r D i v i s o r w i r d d a g e g e n m e i s t e n s auf den letzten D r ä l h e n g e g e n die r e c h t e H a n d a n gelegt.

1.

Die Division

mit e i n e m e i n z i f f r i g e n

Divisor.

D i e O p e r a t i o n beginnt i m m e r von d e r linken Seite, d. h. mit der h ö c h s t e n Stelle des D i v i d e n d u s , u n d h a t bei einziffrig e m Divisor d u r c h a u s keine S c h w i e r i g k e i t , i n d e m sie d a n n n u r die K e n n l n i f s der v o r s t e h e n d e n T a f e l e r f o r d e r t . N a c h d e m m a n die zu theilende Z a h l des D i v i d e n d u s a b g e w o r f e n h a t , m u s s m a n a n s t a t t ihrer g r a d e z u den in d e r T a f e l a n g e g e b e n e n P a r l i a l q u o t i e n t e n a n l e g e n , w e n n d e r s e l b e n u r E i n e r enthält. E n t h ä l t er d a g e g e n a u c h Z e h n e r , so w e r d e n diese auf dem. n ä c h s t links g e l e g e n e n D r a t h a n g e l e g t *). — D e r R e s t w i r d d a g e g e n zur folgenden Ziffer (des D i v i d e n d u s ) h i n z u g e f ü g t u n d d a n n die e n t s t a n d e n e S u m m e e b e n so getheilt w i e die e r s t e Ziffer des D i v i d e n d u s . Ist die zu theilende Ziffer g r ö s ser als der D i v i s o r , so wird von ihm z u n ä c h s t d e r j e n i g e gröfste Theil, der dem Divisor, o d e r einem V i e l f a c h e n desselben gleich i s t , g e t r e n n t , dessen Q u o t i e n t mit d e m Divisor, d. h. die Z e i g e z a h l dieses V i e l f a c h e n , auf dem Z e h n e r d r a t h a b g e l e g t , und d a n n mit dem übrig bleibenden Theil, so w i e sonst v e r f a h r e n . W e n n z. B. die Division von 2 2 5 d u r c h 3 v e r l a n g t w i r d , so legt m a n z u e r s t diese beiden Z a h l e n , in der g e n a n n t e n W e i s e auf dem R e c h e n b r e t t e a b , und theilt d e m n ä c h s t 2

*) Für den ersten Partialqiiotienten ist deshalb ein solcher freigelassen worden.

D. Uebers.

34*

Physikalisch - mathematische

502 durch 3. ben.

Wissenschaften.

In der T a f e l ist dafür 6 mit dem R e s t 2 a n g e g e -

E s wird daher anstatt der zu theilenden 2 ,

die 6 a n -

g e l e g t , der R e s t 2 aber zur folgenden Ziffer des Divisor, d. h. zur 2 hinzugefügt und daher anstatt Von

der 4 ist bei

wegzunehmen

und

der Division daher

eine Einheil zu fügen. Theil der 4 ,

zu

dieser eine 4 angelegt.

mit 3 zunächst eine 3 hin-

dem

erhaltenen

Alsdann behandelt

d. h. die 1 ,

giebt 3 mit dem R e s t 1.

nach Man

Quotienten

6

man den zweiten

der Angabe

der T a f e l :

1:3

ersetzt daher schliefslich die

7.u (heilende 4 durch eine 3 u n d , w e g e n des R e s t e s 1, die 5 des Dividendus durch eine 6 . 20.

F ü r diese gilt dann 6 : 3 giebt

E s wird daher die 6 abgeworfen und es ist anstatt ihrer

eine 2 , auf dem D r a t h e anzulegen, auf dem sich bereit die 3 befindet



wodurch

die letzte S t e l l e 5 ,

so

wie

auch

der

zweiziflVige Quotient 7 5 hervortritt. Die S u m m e

eines R e s t e s

mit der folgenden Zahl

wird

auch in denjenigen Fällen, w o sie mehr als Z e h n beträgt, nur auf e i n e m

Drathe

vorhergehenden

angelegt,

d. h.

niemals

mehr der Division zu unterwerfenden T h e i l enthält. von

auf

dem

links

höheren ü b e r t r a g e n , weil dieser einen nicht des

Quotienten

Ein j e d e r D r a t h enthält nun eine bis zur Darstellung

1 5 ausreichende Anzahl

von K u g e l n , und es kann sich

demnach nur für den Divisor 9 und zwar in drei verschiedenen Fällen e r e i g n e n ,

dafs diese Kugeln

geschieht dies n a m e n t l i c h , wenn

nicht genügen.

Es

man nach einander mit der

9 theilen s o l l : die 7 und die 9 die 8 und die 8 oder die 8 und die 9. In den beiden ersleren Fällen hat man eine Kugel zu wenig, und in den» letzteren bietet

aber

nachdem

fehlen

deren z w e i .

keine Schwierigkeiten

dar,

weil

D i e s e r Umstand man

sogleich,

er sich zeigt, die auf dem betreffenden D r a t h e an-

gelegte Zahl zu dividiren hat, und somit die Anzahl der fehlenden kann.

Kugeln

bis

dahin

leicht

im

Gedächtniss

behalten

Das Chinesische Rechenbrett.

So macht wie f o l g t :

sich z. B.

die Division

503

von 6 2 9 1

durch

9,

6 : 9 giebt 6 mit d e m R e s t 6. E s bleibt also anstatt d e r zu theilenden 6 , w i e d e r eine 6 und d e r R e s t 6 w i r d zur 2 h i n z u g e l e g t ; 8 : 9 giebt 8 mit dem R e s t 8. E s bleibt anstatt der zu theil e n d e n 8 (die j e t z t in d e r zweiten Stelle des D i v i d e n d u s steht) w i e d e r eine 8. Auf d e m folgenden D r a t h erhält m a n aber die S u m m e des R e s t e s 8 mit der 9 des D i v i d e n d u s , d. h. 17 anzulegen. W i r f t m a n n u n von diesem D r a t h zuerst 7 ab und f ü g t dazu die nicht anlegbiire 2, so giebt dieses 9, w e l c h e s zuerst gelheill w i r d , w i e f o l g t : 9 : 9 giebt 10. Eine Einheit wird d a h e r zur v o r h e r g e h e n d e n 8 des Q u o t i e n t e n z u g e l e g t . 8 : 9 giebt 8 mit dem R e s t 8. Es bleibt d a h e r in d e m Q u o tienten eine 8. D e r R e s t 8 giebt mit d e r folg e n d e n Ziffer des D i v i d e n d u s eine 9 , und es heifst d a h e r endlich 9 : 9 giebt 10. Z u r vorigen 8 w i r d d a h e r eine 1 zugelegt, so dafs als Q u o t i e n t 699 s t e h e n bleibt. 2.

Von der D i v i s i o n mit m e h r z i f f r i g e m

Divisor.

D i e O p e r a t i o n beginnt hier mit der T h e i l u n g der ersten Zitier des D i v i d e n d u s d u r c h die erste des D i v i s o r , w e l c h e w i e d e r n a c h der obigen T a f e l vollzogen wird. Demnächst mulliplicirt man die f o l g e n d e o d e r die m e h r e r e n folgenden Ziffern des Divisor mit dem e r h a l t e n e n P a r l i a l - Q u o t i e n t e n , s u b t r a h i r l die P r o d u k t e r e s p e k t i v e von den folgenden zwei, drei oder m e h r e r e n Ziffern des D i v i d e n d u s ( j e n a c h d e m d e r Divisor zwei-, drei- oder mehrziffrig ist). Mit d e m R e s t w i r d w i e d e r u m auf dieselbe W e i s e v e r f a h r e n , d. h. seine e r s t e Z i f fer wird g e t h e i l t , u n d von den f o l g e n d e n wird das P r o d u k t der ü b r i g e n Ziffern des Divisor mit d e m P a r t i a l q u o l i e n t e n abgezogen.

504

Physikalisch-mathematische Wissenschaften.

E s versteht sich von selbst, dafs bei den jedesmaligen Theilungen der ersten Ziffer dieselben R e g e l n , wie bei den Divisionen mit einziffrigem Divisor beobachtet werden. Man habe beispielsweise 1118 mit 4 3 zu dividiré», so verfährt man, wie folgt: 1 : 4 giebt 2 mit dem Rest 2. Mit dem Partialquolienlen 2 wird nun die folgende Ziffer des Divisor (3) multiplicirt, und das Produkt (6) von 31 (d.h. von den jetzt vorhandenen zwei nächsten Stellen des Dividendus, d. Uebers.) abgezogen. Von dem Rest (25) *) wird wieder die erste Ziffer getheilt wie folgt: 2 : 4 giebt 5. D e r Partialquotient (5) ist mit der zweiten Ziffer des Divisor zu multipliciren. Man schliefst daher 5 x 3 giebt 15, erhält dann durch Sublraction dieses P r o duktes von den jetzt noch vorhandenen zwei letzten Stellen des Dividendus (d. h. von 58) die jetzt anzulegende Zahl 4 3 und schliefst demnach: 4 : 4 giebt 10.

Z u r letzten Stelle des Quotienten (d.h. zur5) wird daher eine Einheit gelegt, so dais sie zu 6 wird, und dann a u s : 1 x 3 giebt 3 durch Subtraction dieses Produktes von der letzten Ziffer des noch vorhandenen Dividendus (d. h. von 3) geschlossen, dafs die Division ohne Rest erfolgt und dafs die angelegte Zahl 26 der gesuchte Quotient ist. W e n n das Produkt der zweiten, der zweiten und dritten, der zweiten bis vierten u. s. w. Ziffern des Divisor mit dem Partialquotienten gröfser ausfällt als die Z a h l , die respektive durch die zwei, die drei, die vier u . s . w . nächstfolgenden Zif*) D e n man wahrscheinlich durch Anlegung mit den Kugeln, anstatt der 2ten und 3ten Ziffer des ursprünglichen Dividendus geschrieben bat. D. Uebers.

Das Chinesische Rechenbrett.

505

fern des Dividendum ausgedrückt ist, so mufs man den P a r tialquotienten um eine Einheit vermindern, sodann die auf ihn folgenden ersten Ziffern des Dividendus, um die erste Ziffer des Divisor vermehren und nun endlich die folgenden Ziffern des Divisor mit dem verkleinerten Partialquotienten multipliciren. Sollte das Produkt wiederum gröfser ausfallen als diejenigen Stellen des Dividenden, von denen es zu subtrahiren ist, so muss man dieselbe Operation noch einmal wiederholen. Man habe z . B . 1204 mit 28 zu dividiren, so schliefst m a n : 1 : 2 giebt 5. Aber 5 x 8 = 40 während im betreffenden Theile des Dividenden nur 20 steht. Anstatt 5 legen wir daher für den Partialquotienten nur 4 an, und fügen zur nächsten Ziffer des Dividendus (d. h. zu 2) die 2 als erste Ziffer des Divisor hinzu (so dafs nun die zwei ersten Ziffern des Dividendus 40 heifsen). Die Anwendung des neuen Partialquotienten giebt nun 4 X 8 = 32 und hiermit für den zu t e i lenden Rest eine 8. Von dieser trennen wir zuerst eine 6 (so dafs als letzter Theil des Dividendus 24 angelegt bleibt), schliefsen darauf 6 : 2 giebt 30, legen daher auf dein nächsten Drath für den Quotienten eine 3 an und multipliciren diese mit der 8 , wodurch ein dem noch vorhandener Theil des Dividendus gleiches Produkt entsteht, und die nun allein noch angelegte Zahl 4 3 als der gesuchte Quotient erscheint. W e n n in der ersten Stelle des Divisor eine 1 steht, so wird die Zahl, die man zu theilen hat, auf den Drath von nächst höherer Bedeutung übertragen!, d . h . 1 : 1 giebt 10, 2 durch 1 giebt 20 u. s. w., im Uebrigen aber wie gewöhnlich verfahren. JBei der Division von 137 durch 12 erhält man z. B.

506

Physikalisch- mathematische Wissenschaften.

1:1 giebt 10,

1 x 2 = 2,

2 von 3 = 1

1:1

1 x 2 = 2,

2

-

10,

-

7 = 5

.

von dieser 5, nimmt man 4 und schliefst: 4 : 1 giebt 40,

4 x 2 = 8,

8 von 10 = 2

von dieser 2 nimmt man 1 1 : 1 giebt 10,

1 x 2 = 2,

2 von 10 =

8

von dieser 8 nimmt man (> 6 : 1 giebt 60, 6 x 2 = 12,

12 von 20 = 8.

Da hier wiederum der Rest 8 erscheint, so ist klar, dafs die Division nicht zu Ende gefühl t werden kann, sondern als Quotient ausser 11 Ganzen, den unendlichen Decimalbruch 0,41666 6 liefert. In allen Fällen in denen der Divisor in dem Dividendus nicht aufgeht, kann, grade so wie bei diesem letzteren Beispiel, die Division des Restes fortgesetzt werden, wodurch sich im Quotienten ein Decimalbruch ergiebt. Es entsteht dann die F r a g e , bei welcher Ziffer die Ganzen enden und der Decimalbruch anfangt*). Wir haben schon oben bemerkt, dafs die Chinesische Multiplicationstafel so zu verstehen ist, als ob das zu theilende zuvor verzehnfacht oder, was dasselbe sagt, in lOmal kleinere Einheiten als die dem Quotienten zu Grunde zu legenden, ausgedrückt worden wäre. Man muss daher von der direkt erhaltenen Angabe für den Quotienten den z e h n t e n T h e i l beibehalten. D a man nun den Dividendus stets auf dem zweiten Drath des Breites abzulegen anfängt, so kann man sich über den Stellenwerth nie irren. Bei einziffrigem Divisor wird die erste Ziffer des Quotienten, wenn

*) Diese Frage ist doch keine andere, als die nach dem Stellenwerthe und daher auch der Stellenanzahl für den Quotienten, in dem Falle wo derselbe eine ganze Zahl ist. D. Uebers.

Das Chinesische Rechenbrett.

sie ebenfalls auf dem z w e i t e n Zehntel desjenigen

507

D r a t h zu liegen k ö m m t , ' e i n

S t e l l e n w e r t e s , w e l c h e r der ersten Ziffer

des Dividendus zukamen, besitzen — wenn sie sich dagegen auf dem ersten D r a t h befindet, so ist ihr S l e l l e n w e r t h gleich dem zu der ersten Ziffer des Dividendus gehörigen. Ist der Divisor mehrziffrig, so wird für j e d e seiner Ziffern der W e r t h

des Quotienten

auf ein

Zehntheil v e r m i n d e r t , so

dafs z. B . wenn die erste S t e l l e des Dividendus T a u s e n d e b e deutete, auf dem ersten

D r a l h e bei zweiziffrigem Dividendus

die Hunderte, bei dreiziffrigen die Z e h n e r u . s . w . des Quotienten erscheinen. Ist

der Divisor

ganze Z a h l ,

eine von

oder auch nur

einem D e c i m a l b r u c h ein D e c i m a l b r u c h ,

gefolgte

so

verfährt

man ebenso wie in demselben F a l l e bei Rechnungen auf dem P a p i e r , d. h. man

verrückt das K o m m a , w e l c h e s die E i n e r

von den Zehnteln trennt, um so viel Stellen gegen die rechte Hand bis die letzte S t e l l e des Divisor den W e r t h von Einern erhält,

dividiit

alsdann nach

den bisher genannten

Regeln

und versetzt in dem Quotienten das K o m m a um ebenso viele Stellen gegen die linke H a n d ,

als man es im Divisor

gegen

die rechte Hand verrückt hatte. Man halte auch in Russland einige V o r s c h l ä g e gemacht, um das R e c h e n b r e t t

zur Division anzuwenden.

E s hat sich

aber keiner derselben in der P r a x i s bewährt, indem sie theils den gleichzeitigen Gebrauch von zwei, oder von drei R e c h e n brettern, oder sogar den von R e c h e n b r e t t e r n und von P a p i e r voraussetzen.

S i e verstiefsen Einfachheit

und

daher gegen Schnelligkeit

die

Hauptbedin-

gungen

der

der

welchen

d a g e g e n , w i e es s c h e i n t , durch das C h i n e s i s c h e

Rechnung

V e r f a h r e n i n h o h e m M a a f s e g e n ü g t wird. Auf dem R u s sischen R e c h e n b r e t t kann man trotzdem auch dieses

Chine-

s i s c h e Divisions-Verfahren nicht ausführen, weil es auf demselben an der nöthigen Anzahl

von Kugeln

fehlt.

Freilich

ist diese auf dem Chinesischen R e c h e n b r e i t e s c h e i n b a r ringer als auf dem Russischen

(nämlich 7 auf j e d e m

der ersleren, und 10 auf dem des letzteren), ihre

ge-

Drathe

Bedeutung

508

Physikalisch - m a t h e m a t i s c h e Wissenschaften.

kann aber auf jenem bis zu 15, auf dem Russischen dagegen nicht über 10 für jeden Drath gesteigert weiden. So finden sich dann auch die 10 Kugeln jedes Drathes auf dem Russischen Rechenbreite nur bei den Divisionen mit 2 und mit 5 ausreichend, während bei jeder anderen Division deren von 11 bis zu 17 auf jedem Drath gehören w ü r d e n . — Für jetzt besitzt demnach das Chinesische Rechenbrett vor den in Russland gebräuchlichen, den entschiedensten Vorzug.

Die Petersburger Bibliothek im Jahre 1853.

13 er Director der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek in St. P e t e r s b u r g , Baron M o d e s t v. K o r f f , läfst alljährlich einen Bericht über die ihm anvertraute Anstalt erscheinen, die unter seiner Leitung eine gründliche Reform erfahren hat. Aus dem Jahresbericht für 1853*) entlehnen wir (nach dem Otetschestwennyja Sapiski) Folgendes: Obgleich das J a h r 1853 sich, was die Zahl und die Wichtigkeit der gemachten Erwerbungen betrifft, nicht mit dem vorhergehenden messen kann, welches von dem Bericht als „beispiellos in den Annalen der Bibliothek" bezeichnet wird, so erhielt dieselbe doch innerhalb dieses Zeitraums einen nicht unbedeutenden Zuwachs. Von gedruckten Büchern empfing sie : auf kaiserlichen Befehl und nach Anordnung der Behörde 173; Pflicht-Exemplare von Büchern, Broschüren und Livraisons 3179, von Blättern 4 1 8 ; durch Geschenk von Privatpersonen 2230 Bücher und Broschüren und 4 4 einzelne Blätter; durch Kauf 7276 — im Ganzen 13323 Nummern. Ausserdem gingen ihr aus verschiedenen Quellen zu: 41 Karten und Pläne, 324 Kupferstiche und Lithographieen, 306 Musikstücke, 6 kalligraphische Vorschriften, 97 Manuscripte und Autographen.

*) Ottschot Imp. publitschnoi Biblioteki sa 1853 god, predstawlenny . . Baronom Korffom.

St. Pet. 1854.

91 S.

8.

510

Allgemein Literarisches.

Ueber die wichtigsten dieser Erwerbungen giebt der Bericht mehr oder minder ausführliche Notizen. Zuvörderst nennt er ein Exemplar des 1852 auf Veranlassung des Grofsfürsten Constantin Nikolajewitsch während seines Aufenthalts in Venedig bearbeiteten Projecls eines M a r i n e - C o d e x (Mor«koi Ustaw), welches schon als eine in Venedig lilhographirte russische Schrift zu den bibliographischen Curiositäten gehört. Von dem Fiusten Obolenskji wurde der Bibliothek der fünfte Band des Collectaneum der S t a a t s - U r k u n d e n und Verträge (Sobranie gosudarstwennych gramot i d o g o w o r o w ) verehrt, einer Publication, die aus gewissen (welchen?) Ursachen nicht in den Buchhandel gekommen ist; von Herrn Tichonrawow das juridische Lexicon von Langhans, gedruckt in der Jesuilen-Typographie zu Polozk (1791); von Herrn Poltorazkji ein vollständiges Exemplar der beiden ersten J a h r g ä n g e der Moskauer Zeitung (1703 und 1704); von Herrn Latschinow 145 N u m m e r n derselben Zeitung für 1703—1712, welche besonders zur Vervollständigung der in der Bibliothek befindlichen Exemplare aus den Jahren 1705 und 1706 dienen; von dem Bibliographen Undolskji der von ihm 1848 in Moskau als Manuscript gedruckte Catalog der in Kirchenschrift gedruckten slawisch-russischen Werke der Kasterin'schen Büchersammluiig; von dem katholischen Priester Malyschewitsch ein „kurzer Abrifs der christlichen Wissenschaft," gedruckt in S u prasl (1759); von Herrn Gennadi die e r s t e lateinische Ausgabe der Herberstein'schen Reise; so selten, dafs sie nicht einmal dem Biographen Herbersteins, Fr. v. Adelung, in die Hände gekommen ist; von dem Frankfurter Buchhändler Bär die erste Ausgabe von Fletcher's Werk „Of the Russian Commonwealth" (1591), gleichfalls aufserordentlich selten, weil sie von der englischen Regierung auf Ansuchen der nach Russland handelnden englischen Kaufleule unterdrückt wurde. Unter den Ankäufen der Bibliothek sind 256 ihr bisher fehlende Theaterstücke aus der Sammlung des kürzlich verstorbenen, durch seine russischen Uebersetzungen Kolzebuesche Dramen bekannten Schriftstellers Ellinger, so wie eine Anzahl von

Die Petersburger Bibliothek im Jahre 1853.

511

russischen Romanen aus dem Ende des vorigen und dem Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts, die jetzt gröfstentlieils literarische Curiosa geworden, zu nennen. „Das Fach der gedruckten Bücher in orientalischen Sprachen — sagt Herr v. Korff — welches schon eine ziemliche Fülle von Materialien zum Studium der arabischen, türkischen und persischen Sprache besafs, wurde im Jahr 1853 auch durch mehrere Sanskrit-Werke bereichert, an denen es bis dahin Mangel litt. Heute findet man bei uns den Originaltext des Râmâgana mit der ilalianischen Uebersetzung, das Mahâbhârata mit dem Harivansa sowohl in den Calcutta'schen als in den minder werthvollen europäischen Ausgaben, und ausser diesen Grundlagen der Sanskrit-Literatur haben wir uns auch mit dem Schlüssel versehen, der der Wifsbegier das Studium derselben erschliefst, namentlich mit den Schriften und Publicationen Bopp's, Lassen's, Stenzler's, Lenz's, Müllems u. A." Die merkwürdigsten der von der Bibliothek erworbenen Handschriften sind: 1) die dem General V i l l e b o i s zugeschriebenen, in französischer Sprache abgefafsten Memoiren, wovon ein bedeutender Theil, wahrscheinlich nach einer anderen Abschrift, wie die Varianten beweisen, 1852 von Théophile Hallez in Paris unter dem Titel: Mémoires secrets pour servir à l'histoire de la cour de Russie sous les règnes de Pierre le Grand et de Catherine I., rédigés et publiés pour la première fois d'après les manuscrits originaux du Sieur de Villebois", herausgegeben wurde. Ueber diese Handschrift heifst es im Bericht: „Auf dem Titelblatt derselben liest man folgende Anmerkung: Ce manuscrit rare et précieux vient d'un Ministre de France, résidant à la cour de Russie du temps de Pierre et témoin de tous les faits qu'il avance. Wenn man auch aus mancherlei Gründen und namentlich nach dieser Note annehmen kann, dafs die erwähnten Memoiren nicht von Villebois, sondern von einem am Hofe Peters des Grofsen befindlichen fremden Diplomaten herrühren und Jenem nur deshalb (im Catalog der kaiserlichen Bibliothek in Paris) zuge-

512

Allgemein Literarisches.

schrieben w u r d e n , weil sie eine Biographie von ihm geben, so enthalten sie doch jedenfalls viel Merkwürdiges, und durch die Varianten, welche unser Manuscript darbietet, bleibt es auch nach Herausgabe des Hallezschen Buches von Wichtigkeit." — 2) Ein in deutscher S p r a c h e abgefafsles, eigenhändig geschriebenes T a g e b u c h des bekannten livländischen Historikers G a d e b u c h , geführt vom 7. J u n i bis 21. November 1767 während seines Aufenthalts in Moskau, wohin er als Deputirter der Stadt Dorpat bei der zur Ausarbeitung eines neuen Gesetzbuchs zusammenberufenen Commission gereist war. 3) Ein Autograph Alfieri's. 4) E i n e S a m m l u n g meist ungedruckt gebliebener Theaterstücke aus der Bibliothek Ettinger's, die einen nicht unwichtigen B e i t r a g zur Geschichte der russischen dramatischen Literatur bildet. 5) Z w e i Original-Manuscripte vom Grafen Andrei Artamonowitsch M a t w é j e w , Botschafter Peter des Grolsen im H a a g und in London und Grofsvaler des Feldmarschalls R u m j a n z o w . Das e r s t e besteht aus Copieen der allwöchentlich von Matwéjew aus dem H a a g an Peler dem Grofsen in Moskau abgefertigten Depes c h e n , hundertdreiundvierzig an d e r Zahl (vom 31. J a n u a r 1700 bis zum 23. October 1702) u n d von Matwéjew eigenhändig in das Buch übertragen. „In diesen Depeschen M a l w é j e w ' s — sagt der Bericht — werden die diplomatischen Intriguen der europäischen Mächte in der spanischen E r b s c h a f t s f r a g e , w e l c h e damals das ganze westliche Europa b e w e g t e , u n d in einigen anderen Fragen von untergeordneterer Wichtigkeit auseinandergesetzt; sie enthalten überdies viele Details über die Verhandlungen unseres Gesandten Wosnizyn in Constantinopel beim Abschlufs des Friedens mit der Otlomanischen P f o r t e , so wie über den grossen nordischen Krieg, der den G r u n d zur Macht ünd Bedeutung Rusälands legte. In l e t z t e r e r Beziehung ist das Manuscript von besonderem Interesse. Neben Auszügen aus den deutschen und holländischen Z e i t u n g e n , welche die Ereignisse des Krieges in jeder Weise zu u n s e r e m Nachtheil darzustellen s u c h t e n , gab Matwéjew in seinen Depeschen auch die

D i e Petersburger Bibliothek im Jahre 1853.

513

G e r ü c h l e , die im H a a g ü b e r die Absichten u n d A n o r d n u n g e n des m o s k o w i l i s c h e n H o f e s im U m l a u f w a r e n , und N a c h r i c h ten ü b e r den G a n g d e r K r i e g s o p e r a t i o n e n , die er in seinen G e s p r ä c h e n mit den bei den G e n e r a l s t a a t e n accreditirten diplomatischen A g e n t e n a u s z u k u n d s c h a f t e n wufsle. So meldet er u n t e r a n d e r e m P e t e r dem Grofsen, in einer seiner D e p e schen, w i e der f r a n z ö s i s c h e G e s a n d t e am H o f e zu S t o c k h o l m , Guiscard, n a c h dem H a a g g e s c h r i e b e n h a b e , dafs er an der S c h l a c h t von N a r w a t h e i l g e n o m m e n und dafs Carl XII. den S i e g ausschliefslich s e i n e n R a t h s c h l ä g e n v e r d a n k e . Aus a n d e r e n D e p e s c h e n sehen w i r , dafs die G e n e r a l s t a a t e n g e g e n P e t e r den Grofsen e i n g e n o m m e n w a r e n u n d dafs sie im B e griff s t a n d e n , auf Anliegen des s c h w e d i s c h e n G e s a n d t e n , u n s e r e m F e i n d e Hülfe zu l e i s t e n , w o v o n s i e , w i e es scheint, n u r d u r c h die B e m ü h u n g e n des', R u s s l a n d u n d seinem j u n g e n M o n a r c h e n aufrichtig e r g e b e n e n , b e r ü h m t e n A m s t e r d a m m e r Bürgermeister Wilsen abgehalten wurden. Ausserdem verbreitet sich M a t w e j e w ü b e r die z a h l r e i c h e n , auf V e r a n s t a l t u n g des s c h w e d i s c h e n G e s a n d t e n in Holland g e d r u c k t e n flieg e n d e n B l ä t t e r u n d C a r r i c a t u r e n , von denen eine an M a t w e j e w ' s eigene T h ü r g e h e f t e t w a r d . Endlich beschreibt er eine Audienz beim König W i l h e l m III. von E n g l a n d , d e r (als S t a t t h a l t e r von Holland) im L a u f e dieser Zeit m e h r e r e Mal den H a a g b e s u c h t e , u n d giebt dessen A e u f s e r u n g e n ü b e r P e t e r d e m Grofsen w i e d e r . " D a s z w e i t e M a n u s c r i p t e n t h ä l t : a) ein T a g e b u c h Maiw e j e w ' s , g e f ü h r t im J a h r 1705 auf der Reise v o m H a a g n a c h P a r i s , wohin er auf Befehl P e t e r des Grofsen z u m Abschlufs eines H a n d e l s t r a c t a t s g e g a n g e n w a r ; b) eine S c h i l d e r u n g des französischen Hofes und d e r P e r s o n e n , aus d e n e n er d a m a l s bestand. D i e C a t a l o g i s i r u n g der Bibliothek schritt im v e r g a n g e n e n J a h r e n a c h dem a n g e n o m m e n e n P l a n e fort, w o r ü b e r d e r B e richt die n ä h e r e n Details mittheilt. Münzlaff

hat

einen

Catalogue

D e r Oberbibliothekar H e r r raisonne

der im März

1854 in öffentlicher Auction v e r k a u f t e n D o u b l e t t e n a u s g e a r b e i -

514

Allgemein Literarisches.

tet, der auch im Druck erschienen ist. Von demselben Gelehrten wurden bisher unbekannte Fragmente alter Autoren gesammelt, die sich gröfstentheils auf den Einbänden aller Manuscripte vorfanden und die mit einer vollständigen Beschreibung aller deutschen Manuscripte der Bibliothek bis zum fünfzehnten J a h r h u n d e r t unter dem Titel: Die alten Handschriften der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek, herausgegeben wurden. Ausserdem erschien in deutscher Sprache eine kritische Analyse von vier kostbaren syrischen Handschriften, welche die Bibliothek im J a h r 1852 erworben hatte. Das Verdienst dieser Arbeit gehört dem Oberbibliothekar und Akademiker Dorn, dem die gelehrte Well auch den so wichtigen Catalog der orientalischen Handschriften der Bibliothek verdankt. Von dem Bibliothekar der russischen Section, Herrn B y t s s c h k o w , erfährt man aus dem Bericht, dafs er sich mit Vorarbeiten zu einer ausführlichen Beschreibung der P o g o dinschen S a m m l u n g altrussischer Denkmäler *) beschäftigt. Z u m Schlufs theilt der Bericht eine Notiz über die Zahl der Personen mit, die im J a h r 1853 die Schätze der kaiserlichen Bibliothek benutzt haben. In der Ausgabe von J a h r e s scheinen giebt sich eine erfreuliche Z u n a h m e kund; dieselben beliefen sich auf 2064, während sie 1851 nur 1928 und 1849 nicht mehr als 896 betrugen. Im allgemeinen Lesesaale befanden sich 17897 Lesende ein (im J a h r 1852 nur 15110), wdlche 23062 Bücher in russischer und 9283 in ausländischen S p r a c h e n , im Ganzen also 32345 (iin J a h r 1852 nur 27587) zur Einsicht erhielten. Ausserdem arbeiteten in verschiedenen Sectionen der Bibliothek 75 P e r s o n e n , die im J a h r 1853 die Erlaubnifs hierzu empfingen, nebst dem gröfsten Theil der 73, die noch im J a h r 1852 dieser Vergünstigung theilhaftig wurden. *) Vergl. dieses Archiv Bd. XII. S. 190.

Einige Beiträge zur Wanderungsgeschichte der Zugvögel. Von

Herrn

Kessler,

Professor der Zoologie in Kiew.

I. Beobachtungen

über

die Zeit

d e r Ankunft

zugs d e r Zugvögel in d e r U m g e g e n d

Im

Verlaufe von zehn J a h r e n , 1 8 4 3 — 1 8 5 2 ,

und des

Ab-

Kiews.

sind von mir

Beobachtungen über die Zeit der Ankunft und des Abgangs der Zugvögel in der Umgegend Kiews gesammelt worden.

Die

Ergebnisse derselben habe ich in den nachfolgenden Tabellen zusammengestellt.

Dieselben sind freilich nicht so vollständig

und genau ausgefallen, wie ich es gewünscht h ä t t e ,

können

aber doch einen annähernden Begriff von den Wanderungsperioden der verschiedenen Zugvögel für die genannte gend geben. Krmans Russ. Archiv. Bil.XIV. II. 4.

35

Ge-

516

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

Meistentheils mögen wohl ineine B e o b a c h t u n g e n über die Zeit der A n k u n f t der v e r s c h i e d e n e n V ö g e l , sowohl währ e n d des F r ü h j a h r s als auch w ä h r e n d des H e r b s t e s , um einige T a g e v e r s p ä t e t sein. D i e H a u p t u r s a c h e davon ist darin zu suchen, dass einerseits n u r die wenigsten der a n k o m m e n d e n Zugvögel»in der S t a d l selbst b e o b a c h t e t w e r d e n k ö n n e n , anderseits aber m e i n e dienstlichen Pflichten mir nicht erlauben, zu j e d e r beliebigen Zeit w e i t e r e E x c u r s i o n e n in die U m g e gend zu u n t e r n e h m e n . A u s s e r d e m ist es a u c h ü b e r h a u p t ä u s s e r s t schwierig i m m e r g e r a d e die ersten a n k o m m e n d e n oder d u r c h z i e h e n d e n Vögel w a h r z u n e h m e n , um so m e h r , da öfters eine u n d dieselbe Art an zwei v e r s c h i e d e n e n , n a h e n e ben e i n a n d e r g e l e g e n e n und scheinbar ihr gleich günstigen Oertlichkeilen d e n n o c h nicht zu gleicher Zeit erscheint:. D i e Zahl aller V ö g e l , w e l c h e in der U m g e g e n d K i e w s v o r k o m m e n , beläuft sich auf u n g e f ä h r 2 6 0 bis 2 7 0 Arten. — D a v o n sind S t a n d - und Strichvögel g e g e n 4 5 A r t e n , r e g e l mässige Z u g v ö g e l an 165 A r t e n ; die übrigen d a g e g e n e r scheinen daselbst n u r s e l t e n , zu v e r s c h i e d e n e n J a h r e s z e i t e n und ineist zufällig. Die regelmässigen Z u g v ö g e l zerfallen wieder in drei K a t e g o r i e n : 1) S o i n m e r - Z u v g ö g e l oder S o m m e r - V ö g e l , das heisst s o l c h e , w e l c h e im F r ü h j a h r e in der U m g e g e n d Kiews a n l a n g e n , daselbst brüten und im H e r b s t e w i e d e r d a vonziehen (120 A l l e n ) ; 2) W i n t e r - Z u g v ö g e l solche,

welche

oder

Winter - Vögel,

das

im S p ä t h e r b s t e a n k o m m e n ,

ü b e r w i n t e r n und im folgenden F r ü h j a h r e sich

heisst daselbst wieder

in n ö r d l i c h e r e L ä n d e r begeben (15 A r t e n ) ; 3) R e i s e - Z u g v ö g e l , das heisst solche, w e l c h e blos auf d e m D u r c h z u g e , im F r ü h j a h r e von S ü d e n n a c h N o r d e n und im H e r b s t e von N o r d e n n a c h S ü d e n , die U m g e gend Kiews b e r ü h r e n , aber w e d e r daselbst brüten noch ü b e r w i n t e r n (30 Arten).

Einige Beiträge zur Wanderungsgeschiclite der Zugvögel.

Ich habe für diese drei Kategorien der Zugvögel drei schiedene Tabellen zusammengestellt, doch sind in den bellen nicht alle Arten einer jeden Kategorie enthalten, dern blos diejenigen, über welche mir die zahlreichsten genauesten Beobachtungen vorliegen. Die Zeitrechnung in den Tabellen ist die in Russland bräuchliche, alte *).

517

verTasonund ge-

*) Wir haben dieses bedauerliche Verfahren des Herrn Verfassers zu spat bemerkt — und deshalb wenigstens auf jeder Seite vor den Verwechslungen gewarnt, die es bei dem überwiegenden Theile der civilisirten Menschheit veranlassen würde. E.

35*

518

Physikalisch-mathematische

Wissenschaften.

E r s t e Tabelle

über

die

Zeit der Ankunft

und d e s

Abzugs

Zeit der Ankunft in den verschiedenen J a h r e n D i e verschiedenen A r t e n

F a l c o linnunculus . —

vespertinus .

Milvus niger

.

C i r c u s rufus

.

.

.

Cuculus canorus

.

Y u n x lorquilla .

.

1843.

1844.

1845.



19. April

30. März



2 4 . April

31. März —

18. April —

C o r a c i a s garrula

.

9. April

Upupa epops

.

6. April

.

Merops apiaster Caprimulgus paeus



7. April

rustica atricapilla

Lanius minor —

.

.

collurio .

.

S a x í c o l a rubetra —

.

oenanthe

Lusciola philomela —

rubecula .

— —





5 . Mai 15. März —

18. April

17. April

18. April

17. April

8. April

10. April

19. April

2 0 . April







13. Mai



23. April

2 2 . April

3. April 5 . Mai

4 . Mai 19. April -

— —

10. Mai — —





5. Mai

2. Mai

7. April

9. April

2 4 . April —

— —



2 9 . April

5. Mai



2 9 . April

5. Mai



2 4 . April



31. März 18. April

4. April

7. April 23. März

2 2 . April

2 0 . April 20. April

6. April

10. April

2 0 . April 2 2 . April



phoenicurus





suecica













2 9 . April 27. April



2 0 . April



29. April

.

Sylvia hortensis —

6. April 27. April

Muscícapa albicoliis —

2 4 . April



30. März

1846.

euro. . . .

Cypselus murarius Hirundo

2 0 . April

|

atricapilla

Ficedula trochilus . —

sibilatrix .



hypolais

Salicaria lurdoides Turdus musicus

.

3 . April —

2 9 . Mai







6. April

10. April

* ) Zu jedem J a h r e s t a g ist 12 zu addiren!













2 3 . April



5. Mai — —

17. April 3 0 . April

Einige Beiträge zur Wanderongsgeschichte der Zugvögel.

519

T a b e l l e * ) . einiger

Sommervögel

in

der

Umgegend

Kiews.

Zeit der Ankunft in den verschiedenen Jahren 1847.

1848.

1849.

3 0 . März

27. März

10. April

10.

Mai

30. März —

17. April 2 3 . April — —

1. M a i

12.



27. März

1.

23. März

15. April

2 0 . April

5 . April

18. April

12. April

19. April

6. April

18. April

15. April

26. März

18. April



1. A p r i l



10.



Mai

10. April

2 0 . April

2 8 . April

2 7 . April

9. April

6. April

5. April

7. April

1. M a i















25. April

2 6 . April

30. März

29. März 12. A p r i l

17. April

2 0 . April



29. April



28. April



2 7 . April 17. April

28. März

9. April



_

1852.

28. März



27. März

1851.

3 0 . März



Mai

9 . April

Mai

7 . April



12. April

1850.

15. April

2 3 . April

15. April

11. A p r i l

2 2 . April

1. M a i 2 3 . April



2 2 . April 8 . April 15. April



14. April 1. M a i

6.

Mai

1. M a i 19. April —

2 0 . April —

2 9 . April

20. April

2 9 . April

2 0 . April

2 0 . April

2. April

1. A p r i l

25. März

26. März

16. April

2 0 . April

12. April

20. April

10. April —

4.

Mai

2 0 . April





7. April





18. April

1 5 . April

6. April





18. April

15. April

20. April





2 0 . April

19. A p r i l

15. April

2 0 . April





2 0 . April



— — —









18. April



2.



Mai



15. Mai





1 3 . April

18. A p r i l —



15. April —

15. April —



20. April 2 3 . April 23. März

14. April

2 0 . April

15. A p r i l

2 0 . April

520

Physikalisch-mathematische

Die verschiedenen Arten

T u r d u s merula . Oriolus —

| Zeit der Ankunft in den verschiedenen Jahren *)

.



.

flava

.

1844.

1843. —

galbula

Motacilla alba

Wissenschaften.

.

'

2 1 . März

|

1845.

1846.

7. April

17. April

2 4 . April

2 9 . April

9. Mai

3 0 . März

2 8 . März

2 3 . März



.



2 4 . April

Anthus arboreus

.



18. April

2 5 . April

S t u r n u s vulgaris

.



9. März

16. März



2 8 . März



C o r v u s frugilegus .

15. F e b r .

Fringilla coelebs

2 1 . März

Pyrrhula

erythrina



Emberiza hortulana —



schoeniclus



Alauda arvensis

10. F e b r .

C o l u m b a turlur

6. April



oenas





15. März —

10. April —

21. Febr. —

2. März



2 1 . März



3 0 . April















4. März

24. F e b r

2 9 . April

2 0 . April

17. März

28. Febr.

C o t u r n i x dactylisonans

.

.

.

.







Vanellus cristatus .







Aegialites curonicus







Machetes p u g n a x .



L i m o s a melanura

.

9. April

S c o l o p a x gallinago

9. April



major

9. April

Numenius phaeopus

3. April

T o t a n u s glareola

.

2 7 . März

Grus cinerea

.

.

2 4 . März

Ardea cinerea

.

.

Ciconia alba

.

.

C r e x pratensis .

.



3. April

2 3 : April —

3 0 . März



2 0 . April









2 0 . April



19. April





10. März





3 0 . März





9. April



5. April 4 . April



15. März



9. April

•— —

3 0 . April





-

P o r z a n a maruetla .









Sterna









hirundo



minuta .



nigra

.



Larus ridibundus Anser cinereus .





.

20. F e b r .



4 . Mai — —

*) Zu jedem Jahrestag ist 12 zu addiren!



9. Mai



9. Mai



2 1 . März



23. Febr.

Einige B e i t r ä g e zur Wanderungsgeschichte der Zugvögel.

521

Zeit d e r Anknnft in den verschiedenen J a h r e n * ) 1847.

1848.

1849.

11. April

29. März

13. April



i

2 6 . April

I. Mai

2 4 . April



! 22. April 13. Mai

17. M ä r z

2 7 . März





2 1 . März

2. April —

7. April

|

1850.

17. März 2 0 . März





25. Febr.



19. M ä r z



16. M ä r z

12. M ä r z















27. Febr. — —



7. M ä r z

18. April

15. April 20. April

18. April

15. April 2 0 . April







2 6 . April 20. April



3. März 20. F e b r .

20. März

29. Febr.

21. M ä r z 15. April —

2. Mai

17. April

-—

7. M ä r z



15. April 7. April

— — —

19. April —

11. April



15. April

19. April



9. April

25. März



1. April

30. März



3. April

3 0 . März

7. April

30. März

21. März

30. März



2 5 . März



27. März



30. März —



20. Febr.



11. April —

15. April 2 0 . April





21. März









12. M ä r z

2. Mai

14. April 2 7 . M ä r z

I I . März

16. M ä r z

9. April

1. April 2 7 . M ä r z

15. April 2 0 . April





1852.

15. April



2 1 . März

|

2 0 . März

17. Mai/,



1851.



9. M ä r z

2 0 . April 13. M ä r z

2 8 . April 2 0 . April —







12. März 27. M ä r z — —

14. März 14. März —

— — —

19. M ä r z 16. M ä r z

1. April 2 2 . M ä r z





4. Mai

2 6 . April

9. April





4. Mai

14. April

1. Mai



2 4 . April

4 . Mai

14. April 20. April



2 4 . April



10. Mai —

12. März

— —



6. März



2 0 . April 2 0 . März

* ) Zu j e d e m Jährest™, ist 12 ¿u addiren!

3. Mai —

15. April 20. April —

9. März

20. April 11. März

522

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

Die verschiedenen Arten

Zeit des Abzugs*) Ungewöhnliche Normale Zeit Verspätung

7. October 1851. Falco tinnunculus . September Erste Hälfte d. Sept. — vesperlinus Milvus niger . . - Aug. Cireus rufus . . - O d . 23. October 1849. Cuculus canorus . Ende August, 17. September 1850. Y u n x torquilla . . August. Coracias garrula August. 4. September 1850. Upupa epops . . Ende August. 11. September 1846. Merops apiaster Erste Hälfte d. Aug. 29. August 1849. Caprimulgus europaeus . . . . Erste Hälfte d. Sept. 25. September 1850. Cypselus murarius Ende Juli. Hirundo rustica Erste Hälfte d. Sept. 5. October 1817. Muscicapa albicollis August. — atricapilla August. Lanius minor . . Anfang August. — collurio Erste Hälfte d. Aug. 22. August 1846. Saxícola rubetra . August. oenanlhe Ende August. — Lusciola philomela August. — rubecula . MitteSpt.b. MitteOct. 23. October 1852. phoenicurus ZweiteHälfle d.Sept. — ? suecica . — Sylvia horlensis ZweiteHälfted. Aug. — atricapilla . August. Ficedula trochilus . September. — sibilatrix . Anfang August. hypolais . Ende Juli. — Salicaria turdoides August. T u r d u s musicus Oclober. — merula ErsteHälfte d. Octob Oriolus galbula - Aug. 121- August 1850. *) Zu jedem Jahrestag ist 12 zu addiren!

Einige Beiträge zur Wanderungsgeschichte der Zagvögel.

Die verschiedenen Arten

Motacilla alha . — flava . Anthus arboreus Slurnus vulgaris Corvus frugilegus Fringilla coelebs Pyrrhula erythrina Emberiza hortulana — schoeniclus Alauda arvensis Columba turlur — oenas C o t u m i x dactylisonans . . . . Vanellus cristatus . Aegialites curonicus Machetes pugnax . Limosa melanura . Scolopax gallinago

523

Zeit des Abzugs*) Ungewöhnliche Normale Zeit Verspätung

September. 5. October 1847. August. September. Ende September. 16. October 1852. October. 15. November 1849. September, October, ? August. September. September, October. ZweiteHiilfted. Aug. 16. September 1851. October. 6. November 1849.

September, October, September. 15. October 1852. Zweite Hälfted.Aug. September. August. 13. September 1848. September, October. — major . September. 30. October 1851. Numenius phaeopus Ende August. Totanus glareola . August. Grus cinerea . . Sept. bis Mitte Octob, Ardea cinerea . . September. Ciconia alba . . Anfang August. Ci ex pratensis . . September, October Porzana maruetta . September. 2. October 1850. Sterna hirundo . . Ende August. — minuta . . Ende Juli. Anfang August. — nigra 20. August 1852. Ende Aug., Sep temb Larus ridibundus September, October Anser cinereus . *) Zu jedem Jahrestag ist 12 zu addiren!

524

Physikalisch - mathematische

Z w e i t e Tabelle

über

die

zugvögel

T u r d u s iliacus

.

Ankunft

einiger

in d e r U m g e g e n d

Kiews.

tactes

. . . .





20. Februar

21. April





5. April





15. März



1. März

7. April

1847.





Zeit der Ankunft im

Die verschiedenen Arten

8. April







rusticula

T u r d u s iliacus

Reise-

1846.

•—



20. April

.

1845.

7. April



S c o l o p a x gallinula . —

1844.

1843.

Charadrius pluvialis .

der

Zeit der Ankunft im Frühjahre

.

caryoca-

T o t a n u s glottis

T a b e l l e * ) .

Zeit

Die verschiedenen Arten

Nucifraga

Wissenschaften.

Frühjahre

1848.

1849.

. . . .





1. April

Nucifraga caryocatactes .











Charadrius pluvialis T o t a n u s glottis

S c o l o p a x gallinula . —

.

.



. . . .

rusticula

.

.

2 1 . März

.

.



7. März

1850.

. . . .

7. April.

2 5 . März —

Charadrius pluvialis





.

1852.

2 2 . März 22. April? —

. . . .

13. April





.

.

14. April

15. März

20. April

.

.



S c o l o p a x gallinula —



1851.



T o t a n u s glottis

7. April



Nucifraga caryocatactes . .





Z e i t der Ankunft im Frühjahre

Die verschiedenen Arten

T u r d u s iliacus

9. April

rusticula

*) Zu jedem J a h r e s t a g ist 12 zu addiren !

-

19.

März

Einige Beiträge zur Wandernngsgeschichte der Zugvögel. Zeit der Ankunft iin Herbste *)

Die verschiedenen Arten

T u r d u s iliacus Nucifraga tactes Charadrius

.

1845.

3 . Octob. 3 0 . August

.

.

.

.

.

1846.

30. Sept.



•20. S e p t .

13. August





1. Octob.



17. S e p t .

pluvialis .

.

S c o l o p a x gallinula .

2 9 . Aug.



20. Sept.



8. Sept.

13. August



l.Sept.





4. Sept.





. . . .

Charadrius pluvialis

.

.

rusticula .

R a l l u s aquaticus

1847.

1848.

1849.

4. Octob.

6. Sept.

17. S e p t .







.

3 0 . August 16. August 2 1 . August

.

20. Sept.





.

.

8. Sept.

12. S e p t .

24. Sept.

.

.

14. S e p t .

12. S e p t .

9. S e p t .

.

S c o l o p a x gallinula .



Zeit der Ankunft im Herbste

Nucifraga c a r y o c a t a c t e s . T r i n g a alpina



16. Octob.

Die verschiedenen Arten

T u r d u s iliacus

'25. S e p t .



C o l y m b u s arcticus .

30. Sept.



8. Sept.

rusticula .

Rallus aquaticus



1844.

1843.

caryoca-

T r i n g a alpina —

525

.

.

.

.







Colymbus arcticus .

.

.







Zeit der Ankunft im Herbste

Die verschiedenen Arten

T u r d u s iliacus

1850.

. . . .

16. S e p t .

Nucifraga c a r y o c a t a c t e s .

9. S e p t .

1851.

|

1852.

16. S e p t .









25. Sept.

Charadrius pluvialis

2 0 . August

T r i n g a alpina

17. S e p t .

2. S e p t .



10. S e p t .

9. S e p t .

17. S e p t .

. . . .

S c o l o p a x gallinula . —

rusticula

.

.

.

.

8. S e p t .

9. S e p t .

18. S e p t .

.

.

.

10. S e p t .

5. S e p t .



C o l y m b u s arcticus .

.

.

2 6 . Octob. 3 0 . Octob. 24. S e p t .

Rallus aquaticus

*) Zu jedem Jahrestag ist 12 zu addiren!

526

Physikalisch-mathematische

D r i t t e Tabelle

über die Z e i t

einiger Wintervögel

.

Regulus cristatus

.



— -

.

.

.

.

Pyrrhula vulgaris

.

.

. . . .

Pleclrophanes nivalis . Alauda alpestris

.

Mergus merganser

i l . Nov. -

.

.

.

.

.

1844. —



1845.

1847.

.

.

.



.

.

.



Bombicilla garrula.

.

.

Pyrrhula vulgaris

.

.

. . . .

15. Dec.





30. Sept.



24. Dec.









— —

"

15. Dec.



10. Dec. 1. N o v .







1848.

11. Dec. 15. Dec. —







•26. Oct. 20. N o v . 20. N o v . 3. Dec. 4. Oct.



15. Oct. 31. Oct.

15. Ocl. 14. Oct. 15. Oct.



.



19. Dec. l o . Dec.

Alauda alpestris

.

.



19. Dec.

.

.





Zeit der Ankunft

D i e verschiedenen Arten

1850.

1849.

Pleclrophanes nivalis . Mergus merganser

1846.



I. Dec.

Lanius excubitor

.

Abzugs

Kiews.





Regulus cristatus

Fringilla linaria

des

Zeit der Ankunft

Die verschiedenen Arten

.

und

in d e r U m g e g e n d

.

.

Fringilla linaria

der Ankunft

1843.

Bombicilla garrula . .

T a b e l l e * ) .

Z e i t der Ankunft

Die verschiedenen Arten

Lanius excubitor

Wissenschaften.

1851.

1852.











Z e i t des Abzugs. Spätester T e r m i n

Lanius excubitor

.

.

.



19. Oct. 15. April 1851.

Regulus cristatus

.

.

.



25. Sept.

Bombicilla garrula .

.

.

14. Oct. 30. Oct. 13. April 1850.

Pyrrhula vulgaris

.

.

14. Ocl. 25. Oct.

Fringilla linaria

.

. . . .



Pleclrophanes nivalis .

.



Alauda alpestris

.

.



.

.

Mergus merganser

.

14. Oct.

* ) Zu jedem Jahrestag ist 12 zu addiien!

März. Feb uar

23. Ocl. 21. Mär z —

1. Dec. —

1843.

9. März 1849. 9. März 1849. 1. April 1846.

Einige Beiträge zur Wandernngsgeschichte der Zugvögel.

527

Den vorhergehenden Tabellen glaube ich, in Bezug auf die Witterungsverhältnisse der einzelnen Jahre, folgende, wenn auch nur lückenhafte Notizen beifügen zu müssen*): 1843. Winter ungemein gelinde, schon ain 28. J a n u a r befreit sich der D n j e p r von seiner Eisdecke. Im Februar w a h res Frühlingswetter, an manchen Tagen bis 12° R. im Schatten; in freier Luft zahlreiche Fliegen und einige andere Insekten; mittlere T e m p e r a t u r des ganzen Monats -|-3 0 ,5 R. Während der ersten Hälfte des März fast beständiger Nordwind und in Folge dessen anhaltende Kälte, Nachtfröste von 6° bis 9°; zweite Hälfte des März ziemlich w a r m ; mittlere T e m p e r a t u r des ganzen Monats -f-0°,6. April sehr veränderlich, doch im Allgemeinen kühl; noch in den ersten Tagen des Mai Nachtfröste. Am 5. April fangen die Frösche (Rana esculenta) an zu laichen, am 25. April zeigen sich die ersten Maikäfer (Melolonlha vulgaris). In den letzten Tagen des August heftiger, kalter Nordwind; zwischen dem 8. und 15. October bedeutende Nachtfröste; am 4. November der erste S c h n e e , welcher eine wohl gegen 1 Fufs dicke Lage bildet und bis zum 13. Nov. liegen bleibt. 1844. Die Monate J a n u a r und Februar ziemlich reich an S c h n e e , welcher zwar in den ersten Tagen des März fast gänzlich wegthaut, dann aber durch neuen Schneefall, besonders am 13. März, wieder so anwächst, dafs er an den nördlichen Hügelabhängen stellenweise bis zum 7. April liegen bleibt. Am 13. April abermals Schnee, welcher aber gleich wieder weggeht. Mittlere T e m p e r a t u r des Monats Februar — 1°,8, des März —0°,8. Der Dnjepr befreit sich von seiner Eisdecke am 31. März. Am 8. April fangen die Frösche an zu laichen, am 21. April zeigen sich die ersten Maikäfer. Im August häufige und starke Regengüsse und Gewitter, am 25. August der erste kleine Nachlforst. Im Verlaufe des Monats September und der ersten Hälfte des October meist *) Auch bei diesen hat man alle Zeitangaben um 12 Tage zu vermehren.

528

Physikalisch-mathematische

Wissenschaften.

heitere, zuweilen aber etwas kühle T a g e . an kalt, öfters sehr

V o m 2 0 . October

bedeutende Nachtfröste.

Mittlere T e m -

peratur des S e p t e m b e r -}-10°,1, des October -f- 5°,8. G e g e n die Mitte O c t o b e r haben 1845.

die Hasen

meist schon ihr Winterkleid.

Im F e b r u a r häufiger, starker S c h n e e f a l l , wodurch

sich ungeheure S c h n e e m a s s e n

ansammeln;

dabei

anhaltende

Kälte, noch in der zweiten Hälfte des Monats sinkt das T h e r mometer öfters bis 15°.

D e r März zwar bedeutend gelinder,

doch erst von der Milte desselben beginnt anhaltendes T h a u w e t l e r , so

dafs an

den nördlichen

Hügelabhängen

Schneeklumpen bis zum 24. April liegen bleiben.

einzelne

Am zwei-

ten April befreit sich d e r D n j e p r von seiner Eisdecke, am 2 1 . April ist das erste starke Gewitter.

Am 13. April fangen die

F r ö s c h e an zu laichen, am 2 1 . April zeigen sich die ersten Maikäfer. Im

Herbste dieses J a h r e s war ich

und kann daher nichts über den Gang 1846.

Ein gelindes Frühjahr.

nahe fortwährendes T h a u w e t l e r ,

von

Kiew

abwesend

der W i t t e r u n g sagen.

V o m 12. F e b r u a r an beiwodurch bis zum

der S c h n e e fast gänzlich wegschmilzl.

1. März

S c h o n in der zweiten

Hälfte des F e b r u a r und dann im März einige Gewitter. April veränderlich, im Allgemeinen etwas kühl.

Der

In den letz-

ten T a g e n des März fangen die F r ö s c h e an zu laichen. Im Verlaufe

des Monats August kein R e g e n ,

E n d e desselben kühle Nächte.

gegen das

D i e erste Hälfte des S e p t e m -

ber veränderlich, kühl, r e g n e r i s c h , die zweite Hälfte

warm.

Im N o v e m b e r mehrmals S c h n e e , der aber stets bald wieder weggeht.

V o m 2. D e c e m b e r an ordentliche Schlittenbahn.

1847.

Der

Winter

bis

gegen

schneereich, gleichmäfsig kalt.

Ende

Februars

ziemlich

In den ersten T a g e n des März

tritt eine sehr gelinde Witterung

ein

und der S c h n e e thaut

rasch w e g ; am 13. März ist das erste Gewitter, am 17. März setzt sich das E i s auf dem D n j e p r in B e w e g u n g ; E n d e März heftige S t ü r m e aber

gleich

wieder

und

weggeht.

veränderlich, stürmisch,

gegen

mehrmals S c h n e e , Die

die zweite

erste

Hälfte

das

welcher des April

Hälfte meist sehr w a r m

Hinige Beiträge zur Wamlernngsgesclriclite «1er Zugvögel.

529

(zuweilen über 20° R. im Schalten). D e r Mai sehr regnerisch, stürmisch und kiihl. D e r August und die erste Hälfte des S e p t e m b e r sehr w a r m ; gegen das E n d e S e p t e m b e r s treten b e d e u t e n d e N a c h t fröste ein, w e l c h e bis z u m 6. O c t o b e r anhalten. Die letzten T a g e des O c t o b e r a b e r m a l s kalt. Am 19. N o v e m b e r der erste S c h n e e , w e l c h e r j e d o c h n a c h einigen T a g e n w i e d e r w e g thaut. Im D e c e m b e r starke F r ö s t e . G e g e n das E n d e O c t o bers haben die H a s e n bereits ihr vollständiges W i n t e r k l e i d . 1848. Im J a n u a r starke F r ö s t e und gegen das E n d e d e s selben b e d e u t e n d e S c h n e e m a s s e n , w e l c h e a b e r im F e b r u a r , bei sehr gelinder W i t t e r u n g , rasch wegschirielzen. A m 28. F e b r u a r geräth bereits das Eis auf dem D n j e p r in B e w e g u n g . D e r g a n z e März w a r m , n u r die letzten T a g e d e s s e l b e n , so w i e die ersten zwei T a g e des April nass u n d k a l t ; d a n n w i e d e r vom 19. bis zum 28. April stürmisches, kaltes W e t t e r . Am 8. April f a n g e n die F r ö s c h e an zu laichen. Der August w a r m und trocken, nur g e g e n das E n d e d e s selben einige s t ü r m i s c h e , r e g n e r i s c h e und kalte T a g e . Im Verlaufe des S e p t e m b e r kalte W i t t e r u n g und häufige R e g e n , n u r um die Mitte des Monats einige w a r m e und heitere T a g e . D e r O c t o b e r ebenfalls meist kalt und n a s s ; in der N a c h t vom 24. auf den 25. O c t o b e r der erste S c h n e e , w e l c h e r a b e r bald wieder w e g g e h t ; abermals S c h n e e in der N a c h t v o m 30. auf den 31. O c t o b e r , w e l c h e r l ä n g e r e Zeit liegen bleibt. A m 5. N o v e m b e r ein g l ä n z e n d e s Nordlicht. U m die Mitte O c t o b e r s haben die H a s e n ihr vollständiges Winterkleid. 1849. Ein s e h r s t r e n g e r , j e d o c h s c h n e e a r m e r W i n t e r . D e r F e b r u a r v e r ä n d e r l i c h , meist sehr stürmisch. D i e e r s t e Hälfte des März k a l t ; am 7. März und dann wieder a m 14. März sehr heiliges S c h n e e g e s t ö b e r , w o d u r c h die E r d e überall mit einer H bis 2 F u f s dicken S c h n e e l a g e bedeckt wird. V o m Abende des 16. März an, n a c h s t a r k e m S ü d w i n d e , vollständiges T h a u w e t t e r , w e l c h e s einige T a g e a n h ä l t ; dann w i e d e r b e d e u t e n d e N a c h t f r ö s t e . Am 29. März setzt sich das Eis auf dem D n j e p r in B e w e g u n g . D e r April w a r m , doch meist sehr

Physikalisch-mathematische Wissenschaften.

530 regnerisch; fangen

am 2 0 . April das

erste Gewitter.

Am 9. April

die F r ö s c h e an zu laichen, am 17. April zeigen sich

die ersten Maikäfer. Um die Mitte des August sehr heisse T a g e , bis 2 5 ° R . im Schatten; gegen

Ende

August öfters R e g e n .

Um die Milte

S e p t e m b e r s kalte, stürmische W i t t e r u n g , dann wieder w a r m e , heitere T a g e bis zum 1. Octob. Im O c t o b e r häufige Nachtfröste, nur gegen das E n d e desselben wieder sehr gelinde W i t t e r u n g , w e l c h e bis zum 7. Nov. anhält.

Am 13. N o v e m b e r der

S c h n e e , am 3 0 . N o v e m b e r zeigt das T h e r m o m e t e r Im

December

ziemlich

anhaltende

Fröste

erste

— 1 4 ° R.

und

reichlicher

gegen

das E n d e

Schnee. 1850.

Im J a n u a r

strenge F r ö s t e , nur

einige Mal T h a u w e l t e r .

des Monats

Im F e b r u a r und März

die W i t t e r u n g sehr veränderlich, bald kalt, bald gelinde, häufig fällt neuer S c h n e e ;

bis zum 2 5 . März schmilzt der S c h n e e

zwar allmälig

doch fallen

und 2 9 . M ä r z ;

weg,

neue S c h n e e m a s s e n

am 3 1 . März geräth

in B e w e g u n g .

D i e ersten

ain 2 8 .

das Eis auf dem D n j e p r

drei W o c h e n

des

April ziemlich

w a r m ; am 14. April ein w a r m e r R e g e n , w e l c h e r die letzten S c h n e e k l u m p e n an den nördlichen Hügelabhängen In der Nacht vom 2 2 . auf den 2 3 . April

vernichtet.

nochmals

Schnee,

w e l c h e r aber im Verlaufe des folgenden T a g e s wieder w e g geht;

die letzten

April fangen

die

Apriltage sehr Frösche

warm

und heiter.

Am 2 0 .

an zu l a i c h e n , am 2 . Mai

zeigen

sich die ersten Maikäfer. Im August anhaltend sehr w a r m e und heitere W i t t e r u n g , nur die letzten T a g e Verlaufe

des Monats kühl und regnerisch.

des Monats S e p t e m b e r die Witterung

fortwährend warm und heiter.

Im

ebenfalls fast

Die ersten O c l o b e r t a g e

etwas

kühl, aber h e i t e r ; später sehr unbeständiges, stürmisches, r e g nerisches W e t t e r .

Anfangs N o v e m b e r bedeutende F r ö s t e , am

4. N o v e m b e r der erste S c h n e e .

Von der Mitte

Novembers

bis zur Mitte D e c e m b e r s gelinde Witterung. 1851.

Im F e b r u a r die Witterung

Allgemeinen gelinde;

zuweilen S c h n e e ,

veränderlich, aber

im

der aber gleich w i e -

K i n i g e B e i t r ä g e zur Wanderungsgeschiclite d e r Zugvogel.

der wegthaut.

D e r März ebenfalls sehr gelinde,

heiter; nur vom

19. bis 2 3 . März stürmisches

S c h n e e und R e g e n ; seiner Eisdecke.

am 18. März

befreit sich

531

und

meist

Wetter,

mit

d e r F l u s s von

D i e ersten T a g e des Aprils regnerisch und

kühl, vom 7. April an bis zum Mai die W i t t e r u n g beständig w a r m und heiter.

Am

10. April fangen

die F r ö s c h e an zu

laichen, am 2 8 . April zeigen sich die ersten Maikäfer. D e r S e p t e m b e r sehr w a r m Hälfte des Octobers

einige

und

heiter.

In

ziemlich kalte T a g e

O c t o b e r der erste S c h n e e ,

der

aber sogleich

der

ersten

und am wieder

15.

weg-

schmilzt; von der Mitte Octobers bis zur Mitte N o v e m b e r die Witterung

fortwährend

heiter

später sehr veränderliches 1852.

und

ausserordentlich

D e r F e b r u a r ziemlich

kalt,

währende, bedeutende N a c h t f r ö s t e ; herum einige w ä r m e r e T a g e . des F e b r u a r

und der

gelinde;

Wetter. fast

fort-

Im Verlaufe der letzten T a g e

ersten

und ziemlich viel S c h n e e .

besonders

nur um den 2 0 . F e b r u a r

Tage

März starke

Fröste

Vom 6. März an gelindere

des

Witte-

rung, doch fortwährende Nachtfröste, so dass der S c h n e e nur sehr allmälig

wegthaut.

recht w a r m e

Tage;

F l u s s e in B e w e g u n g .

Vom

18. bis zum 2 8 . März

am 2 3 . März

geräth das E i s

schon

auf

dem

Am 2 9 . März tritt eine gänzliche V e r -

änderung in der W i t t e r u n g e i n , es wird stürmisch es treten bedeutende Nachtfröste

und kalt,

ein und öfters fällt S c h n e e .

V o m 10. April an wird die W i t t e r u n g zwar im Allgemeinen wieder gelinder,

bleibt aber veränderlich,

regnerisch,

einige Mal kommen Nachtfröste und am 17. April starkes S c h n e e g e s t ö b e r statt. das E n d e Aprils

noch

findet

ein

D i e F r ö s c h e fangen erst gegen

an zu l a i c h e n ,

die

ersten

Maikäfer

zeigen

sich am 3 . Mai. Im August die W i t t e r u n g

sehr

veränderlich,

stürmisch,

r e g n e r i s c h , nur gegen das E n d e des Monats w a r m e , Tage. später

Die

erste Hälfte

veränderliche,

T a g e n des O c t o b e r

des S e p t e m b e r

meist

kühle W i t t e r u n g .

bedeutende

Hälfte desselben öfters S c h n e e Kimans Russ. Archiv. Bd. XIV. II. -1.

warm

heitere

und

heiter,

In den ersten

N a c h t f r ö s t e , in der zweiten und strenge Kälte. 36

Im

Ver-

532

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

laufe der Monate November und December ziemlich veränderliche, aber im Allgemeinen sehr gelinde W i t t e r u n g ; fast gar kein Schnee. W e i t e r habe ich über einige der in den vorhergehenden Tabellen angeführten Arten von Zugvögeln noch folgende Bemerkungen zu m a c h e n : Falco

tinnunculus.

Ein oder zwei Pärchen des Thurmfalken pflegen alljährlich ihr Nest auf der Einfahrtscolonnade des colossalen Universitätsgebäudes aufzuschlagen. Auf dieselben beziehen sich die in der Tabelle angegebenen T a g e der Ankunft. Falco

vespertinus.

Der Rothfufsfalke erscheint bei seinen Wanderungen, sowohl im Frühjahre als auch im Herbste, immer in Schaaren. J e d e einzelne Schaar besteht gewöhnlich aus 20 bis 40 Vögeln, welche sich meist dicht bei einander halten. An den von Norden nach Süden verlaufenden, baumumpflanzten Heerstrafsen trifft man nicht selten mehrere solcher Schaaren in sehr geringer Entfernung von einander. M i 1 v u s n i g e r. D e r schwarzbraune ftlilan ist einer der gemeinsten russ. Raubvögel und streicht im Verlaufe des ganzen Sommers täglich in der Stadt selbst umher, obgleich nicht in solcher grossen Anzahl, wie das z. B. in Moskau der Fall ist. Cuculus

canorus.

Der Kuckuk läfst bei seiner Ankunft im Frühjahre nicht immer sogleich seine Stimme h ö r e n , sondern bleibt zuweilen einige T a g e schweigsam. Die in der Tabelle angeführten T a g e bedeuten die Zeit, wann er anfängt zu rufen. Merops

apiasler.

Zahlreiche Colonien dieser hübschbefiederlen Vögel wäh len alljährlich das hohe rechte Ufer d e s D n j e p r , auf w e l c h e m

Kinige Beitrüge zur Wanderungsgescliichte der Zugvögel.

533

die S t a d t K i e w l i e g t , u n d die steilen A b h ä n g e der S c h l u c h ten, w e l c h e die S t a d t d u r c h z i e h e n , «u ihren ß r ü t e p l ä t z e n . Hirundo

rustica.

D i e R a u c h s c h w a l b e ist in der S t a d t K i e w weit häufiger als die H a u s s c h w a l b e ( H i r u n d o u r b i c a ) , w e l c h e fast n u r in den e n t l e g e n s t e n V o r s t ä d t e n anzutreffen ist u n d ü b e r d e r e n A n k u n f t ich d a h e r a u c h keine g e n a u e n B e o b a c h t u n g e n h a b e m a c h e n k ö n n e n . M e i s t e n t e i l s scheint die H a u s s c h w a l b e um einige T a g e s p ä t e r einzutreffen als die R a u c h s c h w a l b e , u n d n o c h s p ä t e r , fast zu gleicher Zeit mit d e m B i e n e n f r e s s e r , zeigt sich g e w ö h n l i c h die U f e r s c h w a l b e ( H i r u n d o riparia). Muscicapa

a l b i c o l l i s et a t r i c a p i l l a .

D e r weifshalsige und der s c h w a r z g r a u e F l i e g e n f ä n g e r pflegen im F r ü h j a h r e stets e t w a s zeiliger einzutreffen, als d e r g e f l e c k t e F l i e g e n f ä n g e r (M. g r i s o l a ) , obgleich l e t z t e r e r im H e r b s t e meist l ä n g e r hier zu v e r w e i l e n s c h e i n t , zuweilen bis E n d e A u g u s t . Am s p ä t e s t e n , nicht vor den ersten T a g e n des Mai, langt im F r ü h j a h r e der kleine F l i e g e n f ä n g e r (M. p a r v a ) hier an. Lusciola

philotnela.

Die in der T a b e l l e a n g e g e b e n e n T a g e bezeichnen die Z e i t , w a n n der S p r o s s e r in den G ä r t e n der S t a d t , w o er e b e n s o wie in der g a n z e n U m g e g e n d s e h r häufig ist, anfängt zu s c h l a g e n . D i e Nachtigall (L. luscinia) besucht n u r selten u n d n u r zufällig diese G e g e n d . Sylvia Die

verschiedenen

hortensis.

Arten

der

Grasmücken

scheinen

meistentheils fast um eine und dieselbe Z e i t in dieser G e g e n d anzulangen, merklich

n u r die S p e r b e r - G r a s m ü c k e

später,

fast gleichzeitig

( L a n i u s minor), einzutreffen.

( S . nisoria) pflegt

mit dem

grauen

36 *

Würger

534

Physikalisch-mathematische Wissenschaften.

Salicaria

turdoides.

Fast gleichzeitig mit dem D r o s s e l - R o h r s ä n g e r pflegen m e i s t e n t e i l s auch einige andere Rohrsänger hier anzulangen, so namentlich S. arundinacea, S. luscinoides und S. phragmilis; nur wenig später erscheint S. fluviatilis. Ueber die Zeit der Ankunft von S. palustris und S. cariceti habe ich keine Beobachtungen machen können, doch habe ich bemerkt, dafs der S e g g e n - R o h r s ä n g e r im Herbste länger als die übrigen Rohrsänger hier zu verweilen pflegt. T u r d u s ili a c u s . Die Wanderungen der R o t h - D r o s s e l , der Mistel-Drossel und der W a c h h o l d e r - D r o s s e l finden meistentheils zu einer und derselben Zeit statt. Einzelne Pärchen der Mistel-Drossel und der W a c h h o l d e r - D r o s s e l (T. viscivorus et T . pilaris) brüten auch alljährlich in der Umgegend Kiews, aber nie habe ich brütende Rothdrosseln daselbst angetroffen. Corvus

frugilegus.

Grofse Schaaren von Saatkrähen überwintern alljährlich in den südlichen Theilen der Gouvernements Kiew und Poltawa, aber nie hahe ich im Winter in der nächsten Umgebung Kiews Saatkrähen zu sehen bekommen. Auf dem Herbstzuge habe ich nicht selten Schaaren von 2000 bis 3000 Stück angetroffen. Nucifraga

caryocatactes.

D e r Tannenheher besucht die Umgegend Kiews nur auf dem Durchzuge, dabei fast ausschliefslich nur auf dem Herbstzuge und auch dann nicht regelmäfsig, sondern in manchen Jahren bleibt er gänzlich aus. Besonders zahlreich war er im Jahre 1844, wo er schon gegen Mitte August erschien, aber in den ersten Tagen des September wieder verschwand. Pyrrhula

erythrina.

D e r K a r m i n - G i m p e l ist im S o m m e r in der Umgegend Kiews sehr gemein, scheint aber im Herbste sehr frühzeitig

Einige Beiträge zur Wanderungsgeschiclite der Zugvogel.

535

w i e d e r w e g z u z i e h e n , denn schon im A u g u s t h a b e ich ihn nie m e h r daselbst a n g e t r o f f e n . Totanus

glareola.

Fast gleichzeitig mit d e m B r u c h w a s s e r l ä u f e r oder n u r w e n i g s p ä t e r als derselbe pflegen a u c h die a n d e r e n Arten von W a s s e r l ä u f e r n , n a m e n t l i c h T . o c h r o p u s , T . calidris, T . glottis und T . stagnatilis. im F r ü h j a h r e hier einzutreffen. Die beiden zuletzt g e n a n n t e n Arien b r ü t e n übrigens nicht in der U m g e g e n d Kiews, s o n d e r n ziehen w e i t e r n a c h N o r d e n . Scolopax

rusticula.

E i n z e l n e W a l d s c h n e p f e n sollen zuweilen in der U m g e g e n d K i e w s b r ü t e n , mir selbst ist j e d o c h im S o m m e r nie eine zu Gesicht g e k o m m e n . Ciconia

alba.

D i e B e o b a c h t u n g e n über die Z e i l der A n k u n f t d e s weissen S t o r c h e s m ö g e n w o h l meistentheils m e h r oder w e n i g e r v e r s p ä t e t s e i n , denn der n ä c h s t e Ort, w o einige S l o r c h p a a r e nisten, befindet sich auf dem linken Ufer des D n j e p r , 8 W e r s t von der S t a d t , wohin im F r ü h j a h r e s c h w e r zu g e l a n g e n ist. D e r s c h w a r z e S t o r c h (C. nigra) b r ü t e t ebenfalls alljährlich in der U m g e g e n d Kiews, aber n u r in s e h r g e r i n g e r Anzahl. Im J a h r e 1851 zeigte sich ein vereinzelter s c h w a r z e r S t o r c h n o c h am 20. S e p t e m b e r im K i e w s c h e n botanischen G a r t e n . Porzana

maruetta.

D i e beiden S u m p f h ü h n c h e n (P. m a r u e t t a und P . minuta), so w i e das T e i c h h u h n ( G a l l i n u l a chloropus) s c h e i n e n im F r ü h j a h r e fast gleichzeitig hier a n z u l a n g e n , d a g e g e n läfst das W a s s e r h u h n (Fulica atra) stets e t w a s l ä n g e r auf sich w a r t e n . Steina Z u g l e i c h mit meistentheils a u c h

nigra.

der s c h w a r z e n S e e s c h w a l b e die vveifsflügelige S e e s c h w a l b e

erscheint ( S t . leu-

Physikalisch-inathematische Wissenschaften.

536

c o p t e r a ) und verläfst a u c h w i e d e r zur nämlichen Z e i l

unsere

Gegend. Anser

cinereus

D i e G r a u g a n s brütet in der U m g e g e n d Kiews, einige and e r e Arten

von G ä n s e n erscheinen

daselbst auf dem

Durch-

auge, im F r ü h j a h r e fast gleichzeitig mit der G r a u g a n s . meisten E n t e n a r t e n langen

zu gleicher Z e i t

Die

mit den G ä n s e n

an, einige davon ü b e r w i n t e r n a u c h nicht selten in der U m g e gend K i e w s , wie z. B. Anas boschas und Fuligula clangula. W i l d e S c h w ä n e g e h ö r e n zu den sellensten E r s c h e i n u n g e n in der U m g e g e n d

Kiews.

Im Allgemeinen e r g e b e n sich aus ineinen bisherigen Beoba c h t u n g e n ü b e r den Z u g der Vögel in d e r U m g e g e n d K i e w s folgende R e s u l t a t e : J. Die Ankunft der meisten S o m m e r v ö g e l in der U m g e g e n d K i e w s fällt z w i s c h e n den 10. März und den 1. Mai. N u r w e n i g e V ö g e l , w i e z. B. C o r v u s f r u g i l e g u s , A l a u d a a r vensis, C o l u m b a oenas, Vanellus crislatus, Anser c i n e r e u s e r scheinen zuweilen schon im V e r l a u f e des F e b r u a r , u n d e b e n falls n u r w e n i g e , wie z. ß . F a l c o v e s p e r t i n u s , M e r o p s apiaster, Cypselus murarius, Lanius minor, Ficedula hypolais, Crex p r a t e n s i s , S t e r n a minuta v e r z ö g e r n e n t w e d e r regelmäfsig o d e r in einzelnen Fällen ihre A n k u n f t bis z u m M o n a t e Mai. 2. D e r Abzug der meisten S o m m e r v ö g e l aus der U m g e g e n d K i e w s findet stall im V e r l a u f e der M o n a t e A u g u s t u n d September. D o c h e n t f e r n e n sich einige V ö g e l regelmäfsig schon E n d e J u l i , w i e z. B. C y p s e l u s m u r a r i u s , F i c e d u l a h y polais, Ciconia alba, S t e r n a m i n u t a , u n d u m g e k e h r t v e r w e i l e n einige a n d e r e , w e n i g s t e n s bei g ü n s t i g e r W i t t e r u n g , bis E n d e O c t o b e r s o d e r bis A n f a n g N o v e m b e r s , w i e z. B. C i r c u s r u f u s , Lusciola r u b e c u l a , T u r d u s m e r u l a , C o r v u s f r u g i l e g u s , C o l u m b a oenas, die v e r s c h i e d e n e n A r t e n der G a t t u n g S c o l o p a x . 3) Diejenigen S o m m e r v ö g e l , w e l c h e am f r ü h e s t e n a n k o m m e n , v e r w e i l e n meistentheils a u c h am längsten ( S t u r n u s v u l g a r i s , C o r v u s f r u g i l e g u s , Fringilla c o e l e b s , Alauda a r v e n -

Einige Beiträge zur Wanderungsgeschichte der Zugvögel.

sis, Columba Grus

o e n a s , Vanellus crislatus, S c o l o p a x

c i n e r e a , Anser c i n e r e u s ) ,

welche

am spätesten

und

umgekehrt

a n l a n g e n , ziehen

537

gallinago, diejenigen,

am frühesten wieder

w e g (Merops apiaster, Cypselus murarius, Lanius minor, L a nius

collurio,

Fieedula

hypolais, Ficedula sibilatrix,

galbula, S t e r n a nigra, S t e r n a minuta). Ausnahmen

von

D o c h giebt

Oriolis

es einige

dieser R e g e l , indem manche V ö g e l , w e l c h e

sehr spät ankommen, bis spät in den Herbst hinein dableiben (Coturnix dactylisonans,

C r e x pratensis),

und einige andere,

w e l c h e sehr zeitig im F r ü h j a h r e anlangen, sehr früh im Herbste wieder wegzuziehen pflegen (Milvus niger, Ciconia alba). 4.

D i e meisten S o m m e r v ö g e l verweilen demnach in der

U m g e g e n d K i e w s 4 bis 6 M o n a t e ; einige aber nur 3 Monate oder sogar noch kürzere Z e i t (Cypselus murarius, Lanius minor, Ficedula hypolais, S t e r n a minuta), einige andere dagegen aber auch 7 bis 8 Monate (Lusciola rubecula, T u r d u s merula, Turdus musicus, Sturmis vulgaris, Corvus frugilegus, Fringilla c o e l e b s , Alauda arvensis, C o l u m b a o e n a s , Vanellus cristatus, S c o l o p a x gallinago, Anser cinereus). 5.

Nicht

selten treffen S o m m e r v ö g e l

in der U m g e g e n d K i e w s schieht,

dafs einerseits

und

z u s a m m e n , indem es zuweilen die S o m m e r v ö g e l

im Herbste

nicht ganz fort sind wenn die W i n t e r v ö g e l oder dafs anderseits

Wintervögel

bereits

genoch

anlangen,

die W i n t e r v ö g e l im F r ü h j a h r e noch in

K i e w verweilen, wenn die S o m m e r v ö g e l von ihren südlichen W a n d e r u n g e n zurückzukehren 6.

anfangen.

Im Allgemeinen haben die Witlerungsverhältnisse einen

bedeutenden Einflufs

auf die Z e i t der Ankunft und des Ab-

zugs der Z u g v ö g e l , doch macht sich dieser Einflufs nicht i m mer und nicht bei allen Arten der Z u g v ö g e l gleichmäfsig b e merklich. jahre

1843

S o i . B . erschienen in dem äufserst gelinden F r ü h nur

wenige

Zugvögel

merklich

zeitiger,

als

g e w ö h n l i c h ; so langt die F e l d l e r c h e fast regelmäfsig schon in der zweiten Hälfte

des F e b r u a r in K i e w

a n , w e n n oft noch

eine dicke S c h n e e l a g e die F e l d e r bedeckt und scharfe N a c h t fröste

anhalten;

so

verlafst K i e w

die Mauerschwalbe

stets

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

538

E n d e des J u l i ,

mag

der nachfolgende

August auch noch so

heifs sein. 7.

Die

Norden

Zeit der Ankunft

nach

der in K i e w im Herbste von

Süden durchwandernden

überwinternden V ö g e l

und der ebendaselbst

ist sehr unbeständig,

scheint

vorzüg-

lich von den in der nördlichen Heimnlh j e n e r Vögel stattfindenden Witterungsverhällnissen bedingt zu werden und sieht daher nicht seilen

im W i d e r s p r u c h e

G e g e n d herrschenden Witterung. 1 8 4 4 Nucifraga

caiyocatactes

zu der in der dortigen

S o z. B .

und S c o l o p a x

erschienen im J . rusticula

schon

gegen die Mitte A u g u s t , also um 3 bis 4 W o c h e n früher als sonst,

und

doch

hallen

wir

w a r m e , selbst heifse T a g e ,

damals fast fortwährend

wenigstens

sehr

bis zum 2 5 . August,

wo der ersle gelinde Nachtfrost eintrat. 8.

Da

der

Lauf des D n j e p r s seine Hauplrichtung

von

Norden nach Süden hat, so sollte man meinen, dafs das T h a l gebiet dieses breiten S t r o m e s die beste Heerstrafse für die auf der W a n d e r u n g begriffenen S c h a a r e n der W a l d - und W a s s e r vögel bilden müfste, und doch ist solches durchaus nicht der Fall,

sondern

nur wenige V ö g e l

aus den genannten 2 Ord-

nungen scheinen diesen W e g zu wählen. alpina und T r i n g a ininula

S o z. ß . sind T r i n g a

fast die einzigen

schnepfenartigen

V ö g e l des Nordens, von welchen sich zuweilen kleine S c h a a ren im Verlaufe des Herbstes am D n j e p r zeigen. 9.

D i e im

Frühjahre

hier durchziehenden, nicht selten

äufserst zahlreichen S c h a a r e n

(besonders in den J a h r e n

und 1 8 5 1 )

Kranichen

von

Gänsen

und

beobachten

1850

constant

die Richtung von S ü d w e s t noch Nordost und kreuzen also das Dnjepr-Thal. 10.

Aufser den r e g e l m ä ß i g e n , alljährlichen W a n d e r u n g e n

der Z u g v ö g e l

unternehmen einige

derselben

regelmäfsige Herbstwanderungen. — August 1851

in der Umgegend

von Z w e r g t r a p p e n

(Otis t e l r a x )

reola m e l a n o p l e r a ) , und

So

Kiews und

aufserdem

auch noch un-

z. ß . erschienen im ungeheuere S c h a a r e n

Brachschwalben

zahlreiche

(Gla-

Purpurreiher,

Einige Beiträge zur Wanderungsgeschichte der Zugvögel.

539

Silberreiher und Seidenreiher (Ardea purpurea, alba und garzella). — Alle diese Vögel pflegen nie in der Umgegend Kiews zu brüten und sich überhaupt nur selten und einzeln dahin zu verirren. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben D ü r r e und Nahrungsmangel, als Folgen der im Sommer des J a h r e s 1851 im südlichen Kussland herrschenden Hitze, dieselben gezwungen, ihre Brüteplätze frühzeitig zu verlassen und weiter nach Norden vorzurücken. Leider habe ich, da ich in jenem J a h r e gerade auf einer Reise nach Moskau und Petersburg von Kiew abwesend war, keine genaueren Nachforschungen darüber anstellen können.

II.

Vergleichende Zusammenstellung von Beobachtungen über die Zeit der Ankunft einiger Zugvögel, an verschiedenen Orten des westlichen Russlands, während des Frühjahres 1852. Von dem W u n s c h e geleitet, möglichst genaue Auskunft über das allmählige Vorrücken der Zugvögel, während des Frühlings, von Süden nach Norden zu e r h a l l e n r w a n d t e ich mich im vergangenen J a h r e an einige, an verschiedenen Orlen des westlichen Russlands wohnhafte Naturforscher und Naturfreunde mit der Bitte um die Veranstaltung dahin einschlagender Beobachtungen. Ich bezeichnete ihnen 15 verschiedene Arten von Z u g v ö g e l n , welche dabei vorzüglich zu berücksichtigen seien und wies darauf hin, dafs gleichzeitige Beobachtungen über andere periodische Erscheinungen der organischen Natur und über den Gang der Witterung von grofsem W e r t h e sein möchten. Fast von allen Seiten ist meiner Aufforderung mit grofser Bereitwilligkeil und Eifer entsprochen worden, und ich habe auf diese Weise zahlreiche

540

Physikalisch -'mathematische Wissenschaften.

Reihen von Beobachtungen erhalten, deren vergleichende Zusammenstellung einige sehr interessante Ergebnisse liefert. Beobachtungen über die Zeit der Ankunft der Zugvögel im Verlaufe des Frühjahres 1852 sind gemacht worden an folgenden Orten und von folgenden P e r s o n e n : 1) In der Stadt Kamenez-Podolsk, von Herrn G . B e l k e , dem Verfasser der neuesten polnischen Mastologia. 2) In der Umgegend der Kreisstadt Nowaja-Uschiza (Podolien) auf dem Gute Koschkowzy, von Hrn. W. R e g u l s k j i , Candidaten der Naturwissenschaften. 3) In der Umgegend der Kreisstadt Ostrog (Wolhynien), auf dem Gute Milialin, von Herrn K r j i j a n o w s k j i , Candidaten der Naturwissenschaften. 4) In der Umgegend der Kreisstadt Radomysl (Kiew), auf dem Gute Kuchari, von Herrn L. M i c h a l o w s k j i , Candidaten der Naturwissenschaften. 5) In der Stadt P o l l a w a , von Herrn V. W a r / a n s k j i , Lehrer der Naturwissenschaften an dem Cadettencorps daselbst. 6) In der Kreisstadt Lubny (Poltawa), von dem Herrn Dr. A u g u s t i n o w i t s c h . 7) In der Umgegend der Kreisstadt Perejaslaw (Pollawa), auf dein Gute Chozkji, von Herrn A. I l i a s c h e n k o , Lehrer der Naturwissenschaften am Poltawschen Gymnasium. ß) In der Stadt O r e l , von Herrn A. T a r a t s c h k o w , Lehrej- der Naturwissenschaften am Cadeltencorps daselbst. Durch die Vermittelung des Herrn T a r a t s c h k o w habe ich auch noch einige Beobachtungen erhalten, welche von dem Bruder desselben, Hrn. W . T a r a t s c h k o w in der Stadl YVoronej, und von

E i n i g e Beiträge zur Wanderungsgeschichte der Zugvögel.

541

dem Herrn Oberförster G i n z e l im Karatschew'schen Kreise des Gouvernements Orel gemacht worden sind. 9) Im Marktflecken P o s t a w y , an der Gränze des Gouvernements Wilna und Minsk, von dem hochverdienten Oruilhologen, Grafen C. T y s e n h a u z . 10) In der Umgegend der Stadt N o w g o r o d , in der am YVolchow gelegenen Militaircolonie Katowizi, von dem Herrn Oberst A. R o u s s a u . Die geographische Lage der genannten Beobachtungso r l e , in der Reihenfolge von Süden nach N o r d e n , ist folgende: Nördliche

Oestliche

Breite

L ä n g e *)

Nowaja-Uschiza

48° 25'

44° 44'

Kamenez-Podolsk

48° 40'

44° 14'

Poltawa

.

49° 35'

52° 16'

. . . .

50° 1'

50° 42'

Namen der Orte

Lubny

.

.

Perejaslaw

.

.

50° 4'

49° 9'

Ostrog

.

.

50° 20'

44° 10'

. . . .

Kiew

.

50° 27'

48° 13'

Radomysl

.

.

50° 30»

46° 55'

Woronej .

.

.

51°39'

56° 52'

52° 38'

53° 46'

Orel Postawy

.

.

54° 12'

43° 10'

Karalschew

.

55° 7'

52° 4'

58°31'

48°56'

Nowgorod *) Diese Längen sind hinlänglich

nahe gleich

von Paris an gezählten Ostlängen.

den um 20" vermehrten, K.

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

542

D i e von mir einer besonderen Berücksichtigung

empfoh-

lenen V ö g e l w a r e n f o l g e n d e : 1.

F a l c o tinnunculus.

2.

Milvus aler.

3.

Cuculus canorus.

4.

Cypselus murarius.

5.

Hirundo rustica.

6.

Saxicola

7.

Lusciola philomela.

8.

Motacilla alba.

9.

Alauda arvensis.

oenanlhe.

10.

Vanellus cristatus.

11.

S c o l o p a x gallinago.

12.



rusticula.

13.

Grus cinerea.

14.

Ciconia alba.

15.

A n s e r segetum.

B e i der Anfertigung dieser L i s t e suchte ich folgende dingungen zu v e r e i n i g e n :

1) es sollte dieselbe solche

BeZug-

vögel enthalten, w e l c h e eine grofse Verbreitung haben, w e l c h e überall wohlbekannt sind und w e l c h e sich bei ihrer Ankunft im F r ü h j a h r e entweder durch ihre S t i m m e oder durch andere auffallende Eigenschaften sogleich

bemerklich m a c h e n ; 2) es

sollte dieselbe einige V ö g e l e n t h a l t e n , w e l c h e am während des Frühlings einzutreffen

pflegen,

zeitigsten

einige

andere,

w e l c h e die Zeit d e s H a u p l z u g e s bezeichnen, und endlich einige solche, welche sind.

zu den spätesten

Ankömmlingen

zu rechnen

D e n mir eingesandten Beobachtungsreihen nach zu ur-

i h e i l e n , scheint meine Auswahl w e s e n zu sein.

eine ziemlich glückliche g e -

Nur ist zu bemerken, dafs der s c h w a r z b r a u n e

Milan und der weifse S t o r c h nicht bis N o w g o r o d hinaufgehn, letzterer s o g a r schon in der U m g e g e n d vorkommt;

dann

dafs

von Orel nicht mehr

der Kiebitz zwar bis N o w g o r o d und

S t . P e t e r s b u r g hinaufrückt, aber nur in sehr geringer Anzahl. S e h r sparsam sind die B e o b a c h t u n g e n in Betreff der Mauers c h w a l b e ( C y p s e l u s murarius) ausgefallen,

was

wohl

seinen

Einige Beiträge zur Wandernngsgesctiichte der Zugvögel.

543

Grund darin haben mag, dafs dieselbe solche Dörfer und kleine Städte, die keine hohen G l o c k e n t h ü r m e h a b e n , nur selten zu besuchen pflegt.

Uebrigens habe ich in die von mir zusam-

mengestellte T a b e l l e , von Z u g v ö g e l n ,

aufser den

auch noch

15 oben

einige

genannten

andere,

Arten

über w e l c h e mir

B e o b a c h t u n g e n aus wenigstens zwei verschiedenen Orten zugekommen sind, aufgenommen. Noch mufs ich vorausschicken, dafs der Frühling des J a h res 1 8 5 2 leider ein aufsergewöhnlicher in B e z u g auf die W i t terungsverhältnisse war und deswegen auch nicht als maafsgebend für die normale Z e i t der Ankunft sonders

derjenigen,

welche

im V e r l a u f e

anzulangen pflegen, gelten kann.

der Z u g v ö g e l , des

Monats

be-

April

Z w e i m a l ward der r e g e l -

mäfsige G a n g der W i t t e r u n g gänzlich

unterbrochen,

indem

zuerst um das E n d e des F e b r u a r sich ein sehr strenger N a c h winter einstellte, w e l c h e r bis gegen

die Mitte des März an-

hielt, und dann abermals in den letzten T a g e n äufserst rauhes und stürmisches in den April hinein

währte.

Wetter

des März ein

e i n t r a t , das bis tief

Z u r genaueren

Verdeutlichung

dieser U n t e r b r e c h u n g e n g e b e ich hier eine tabellarische U e b e r sicht der mittleren T a g e s t e m p e r a t u r in den Städten K i e w und P o l t a w a , für den Zeitraum vom 21. F e b r u a r bis zum 2 0 . April (berechnet nach den in den Gouvernementszeitungen von K i e w und P o l t a w a

enthaltenen

Daten nach altem S t y l e ) :

Angaben;

Thermometer

Reaumur,

Physikalisch-!•mathematische Wissenschaften.

544 Monat und Tag*)

Februar 21 22 — — — — — — — —

März — —



23 24

3 4



7



8

— —

— — — —

+2,30

— 1,15 + 0,01

+

1,92

+0,37 —0,62

—3,35 - 5 , 7 5 — 0,87 — 7,25 — 0,30 - 4 , 0 0 + 0,12 — 0 , 0 8 — 2 , 1 5 + 0,79 + 0,12 — 2 , 7 7 — 1,87 — 5 , 0 0

9 10 — 0 , 6 5 11 — 0 , 6 7 12 + 0 , 8 7 13 — 0 , 6 0 J 4 — 2,92 15 — 1,52



16

—0,15



17

+ 1,12

— — — —

—3,31 -1,21 —0,40

+ 1,25 + 0 , 1 7 + 0,55 — 1,45 — 0 , 2 5 28 - 2 , 1 2 - 1 , 7 8 29 — 3 , 5 2 — 3 , 2 5 1 — 4,80 — 3 , 5 2 2 —6,30 —5,17





Poltawa

25 26 27

5 6



Kiew

18 19 20 21

— 4,22 —6,28 -2,52 + 1,84 + 1,06 -0,30 — 1,42

+ 0,75 + 3,57 + 2,25 + 3,72 + 0,01 + 2,90 — 0 , 2 8 + 3,10 — 0,05

Monat i nd Tag

März

22



23



24



25 26



27





28 29



30



31



Kiew

Poltawa

+ 3,50 + 1,18 + 1,90 + 0 , 5 0 + 2 , 1 7 + 2,50 +4,47 +6,45 + 7,55

+3,82 + 5,59 +5,63

+ 6,60 + 6,92 + 2,95 + 6 , 4 3 + 1,42 + 3,07

- -

— 0,79 — 0 , 1 5 1 — 0,20 — 3 , 0 5 2 —0,50 - 2 , 1 2



3



4



5



6

April



7

+ 4,06 +3,43



10

+0,62 + 2,40 + 3,20



11

+ 4,42

+005

i2 13 14

+ 6,37

+ 9,52 + 5,76 + 5,03



+3,15 + 3,50 15 + 3 , 1 2



16

+ 3,75

— —

— — —

8 9

— 1,73 — 2,05 — 1,10 - 1,20 —3,25 — 0,70 — 0 , 2 0 — 0 , 7 7 — 1,49 +0,72



17 + 2 , 0 0 18 + 2,47



19

+ 5,55



20

+ 9,65



*) Zu jedem Jahrestag ist 12 zu addiien!

+ 5,52

+3,62 + 2,57 -

1,10

-1,26 + 1,75 + 6,75

Einige Beiträge zur Wanderungsgescliicbte der Zugvögel.

545

N a c h den von den einzelnen B e o b a c h t e r n mir z u g e k o m m e n e n Mittheilungen, ist auf d e m g a n z e n u n g e h e u e r e n R ä u m e , w e l c h e n die B e o b a c h t u n g e n u m f a s s e n , der allgemeine G a n g der W i t t e r u n g g a n z der nämliche g e w e s e n ; a u c h w a r dies bei der Oberflächenbildung des westlichen R u s s l a n d s , bei dem gänzlichen Mangel an Gebirgszügen u n d gröfseren G e w ä s s e r n , nicht a n d e r s zu e r w a r t e n . M e r k w ü r d i g ist aber j e d e n f a l l s die v o l l k o m m e n e U e b e r e i n s t i m i n u n g in den T a g e n , an w e l c h e n die meisten, wichtigeren V e r ä n d e r u n g e n in der W i t t e r u n g allw ä r t s s t a t t g e f u n d e n h a b e n . Um nicht zu ausführlich zu w e r den, e r w ä h n e ich hier n u r f o l g e n d e r E r s c h e i n u n g e n : die g e g e n das E n d e März überall zur H e r r s c h a f t g e l a n g t e w a r m e u n d klare W i t t e r u n g schlug gänzlich um am 29. März; ein s c h a r f e r , l a n g e a n h a l l e n d e r N o r d w i n d fing an zu blasen, d r ü c k t e rasch die T e m p e r a t u r h e r u n t e r und b r a c h t e in s e i n e m Gefolge R e g e n und S c h n e e . Im V e r l a u f e des Monats April f a n d e n a l l w ä r t s häufige u n d s t a r k e S c h n e e g e s t ö b e r s t a t t , so z. B . am 4. April in U s c h i z a , P o l t a w a , L u b n y , K i e w , Orel, am 17. April in Uschiza, P o l t a w a , L u b n y , K i e w , O r e l , N o w gorod. B e s o n d e r s heftig und f ü r m a n c h e der bereits a n g e l a n g t e n Z u g v ö g e l (wie z. ß . für die W a l d s c h n e p f e n u n d B e cassinen) verderblich w a r das S c h n e e g e s t ö b e r vom 17. April, d u r c h w e l c h e s die E r d e fast überall mit einer fufsdicken Schneelage bedeckt ward. W a s die E n t w i c k e l u n g des P f l a n z e n r e i c h s a n b e l a n g t , so kann m a n a n n e h m e n , dafs dieselbe im Allgemeinen durch die u n g ü n s t i g e n W i t t e r u n g s v e r h ü l l n i s s e des Frühlings 1852 gegen n o r m a l e J a h r e u m 3 bis 4 W o c h e n a u f g e h a l t e n w a r d . Wenigstens w a r dies der Fall in den G o u v e r n e m e n t s Podolien, Kiew u n d P o l t a w a , w o P f l a n z e n , die sonst schon in den letzten T a g e n des F e b r u a r s oder in den ersten T a g e n des März zu blühen p f l e g e n , diesmal erst n a c h d e m 20. März Bliilhen b e k a m e n , und wo d a n n von d e m E n d e des März bis gegen die Milte des April ein völliger Stillstand in d e m E n t w i c k l u n g ^ g a n g e der P f l a n z e n w e l t eintrat. In U e b e r e i n s l i m m u n g

damit zeigten sich auch die ersten

546

Physikalisch-mathematische Wissenschaften.

Insekten in freier Luft erst um den 20. März herum (so z. B. Vanessa utricae und Colias Rhamni in Kamenez-Podolsk am 19. März, in Uschiza und Kiew am 23. März, in Orel und P o s t a w y am 24. März), und verschwanden dann, in den letzten T a g e n des März, wieder auf längere Zeil. D e r D n j e p r befreite sich von seiner Eisdecke bei Kiew am 23. März, die Sula bei Lubny am 22. März, die Oka bei Orel am 25. März, die Düna zwischen dem 26. und dem 28. März.

Kinige Beiträge zur Wandernngsgescliichte der Zagvögel.

V i e r t e

547

T a b e l l e * ) .

T a b e l l e über die Z e i t der A n k u n f t einiger Z u g v ö g e l an v e r s c h i e d e n e n O r t e n d e s w e s t l i c h e n R u s s l a n d s w ä h r e n d des F r ü h j a h r e s 1852. NowajaDschiza

KamenezPodolsk

Poltawa

6. März 12. März

19. Febr. 9. März

7. März 8. März

13. März

9. März

10. März

14. März

12, März

13. März

26. März

17. März

16. März

Scolopax rusticula Alauda arborea Ciconia alba T u r d u s pilaris . Milvus ater . .

20. März

17. März

22. März

25. März

18. März

9. März

17. März

22. Febr.

Saxicola oenanthe Scolopax gallinago Totanus ochropus Lusciola phoenicurus Upupa epops .

23. April 4. April

17. März 16. März

26. März 17. April 10. März

Hirundo Cuculus Lusciola Motacilla Columba Coturnix

19. April 19. April 19. April

24. Marz 18. April 15. April

15. April 14. April 23. April

27. März

19. Febr.

23. April 15. April

Die verschiedenen Arten

Columba oenas Alauda arvensis Anser segetum Anas boschas . Vanellus cristalus Fringilla coelebs Corvus frugilegus Grus cinerea Sturnus vulgaris Motacilla alba .

rustica canorus philoinela flava . turtur dactylisonans

Caprimulgus europaeus Falco tinnunculus Hirundo urbica Cypselus murarius Oriolus galbula Crex pratensis . . *) Zu jedem Jahrestag ist 12 zu E r m a n s Russ. Archiv. Bü.XIV. II. 4.



27. April



addiren! 37

Physikalisch - mathematische

Hírundo Cuculus Lusciola Motacilla Columba Coturnix nans

rustica canorus philomela flava . turtur dactyliso . . .

Caprimulgus euro paeus . . . F a l c o tinnunculus Hirundo urbica Cypselus murarius Oriolus galbula C r e x pratensis .

16. März

14. März

2 2 . März

16. März

9. März

16. März

12. März

15. März

2 0 . März

19. März



2 6 . März 11. März



16. März



12. März 10. März 2 0 . März



2 0 . März



19. März —



9. April 2 2 . April 2 0 . April



2 6 . März 20. April 14. April



l

S a x í c o l a oenañlhe S c o l o p a x gallinago T o t a n u s ochropus Lusciola phoenicurus . . . . Upupa epops

— . 14. F e b r . 9. März 2 4 . F e b r . 13. März 14. März

l

S c o l o p a x ruslicula Alauda arbórea Ciconia alba T u r d u s pilaris . Milvus ater . .

Ostrog

März März März März

l

Fringilla coelebs Corvus frugilegus Grus cinerea S t u r n u s vulgaris Motacilla alba .

12. 14. 9. 13.

Perejaslaw

l

Columba oenas Alauda arvensis Anser segetum . Anas boschas Vanellus crislalus

Lubny

l

Die verschiedenen Arten * )

Wissenschaften.

l

548

*) Zu jedem J a h r e s t a g ist 1 2 zu addiren!

— —

549

Einige Beiträge zur Wanderungsgeschichte der Zagvögel.

Radomysl

Woronej

15. März 17. März

2 2 . März 2 5 . März 2 1 . März

18. März

18. März 2 5 . März

19. März 2. April 3 0 . April

10. März 9. März 6. April

2 5 . März

11. März

25. 20. 14. 30. 12.

März Febr. April März April





Karatschew

Nowgorod

15. März 8 . April 2 0 . März

2 3 . April 19. März

2 6 . März

10. März 16. April 8. April 15. März

2 3 . April

2 3 . März

1 5 . April 15. April 15. April

8. April 8. April

15. April



2 3 . März 2 1 . April

2 8 . März

3 0 . März 2 7 . März

11. April 3 . April

Postawy

15. März 2 7 . März

3 0 . März 2 3 . März

2 4 . März 2 1 . März

Orel

4 . Mai 2 0 . April



2 5 . April 14. April 19. April 18. April

3 . Mai









4. 23. 1. 15. 6.

Mai April Mai April Mai

6. Mai 13. 23. 1. 6. 6. ! 6.

Mai April Mai Mai Mai Mai

2 4 . April 2 5 . April 2 . Mai



2 5 . April

2 . Mai 2 6 . April 2 7 . April





2. Mai

17. April 6 . Mai

2. Mai

37

4

Physikalisch-mathematische Wissenschaften.

550

U e b e r einzelne der in der v o r h e r g e h e n d e n

Tabelle

an-

g e f ü h r t e n A n g a b e n h a b e ich n o c h folgende B e m e r k u n g e n zu machen: 1. D i e ersten F e l d l e r c h e n m ö g e n w o h l in den G o u v e r n e m e n t s P o d o l i e n , W o l h y n i e n , K i e w und P o l t a w a fast allw ä r t s schon um den 20. F e b r u a r h e r u m a n g e l a n g t sein; aber d e r gleich darauf e i n g e t r e t e n e s t r e n g e N a c h w i n t e r vertilgte oder vertrieb dieselben w i e d e r , so dafs sie erst nach e t w a z w e i W o c h e n sich a b e r m a l s sehen liefsen. An einigen O r t e n ist also das e r s t e E r s c h e i n e n derselben notirt w o r d e n , an a n d e r e n O r t e n aber offenbar das z w e i t e E r s c h e i n e n . 2. Vergleicht man die B e o b a c h t u n g e n aus N o w a j a Uschiza mit denen a u s d e m n a h e n K a m e n e z - P o d o l s k , so e r w e i s e n sich die e r s t e r e n meistentheils als verspätet, w o v o n die U r s a c h e w a h r s c h e i n l i c h in einer b e s o n d e r s ungünstigen L a g e des B e o b a c h t u n g s o r t e s zu s u c h e n ist. 3. D i e B e o b a c h t u n g e n in der U m g e g e n d von P e r e j a s l a w sind so frühzeitig d u r c h die Abreise des B e o b a c h t e r s u n t e r brochen worden. 4. D e r K u c k u k ist in P o l t a w a zum ersten Male z w a r a m 14. April b e o b a c h t e t w o r d e n , hat aber erst b e d e u t e n d später a n g e f a n g e n zu rufen. 5. Die A n g a b e über die Ankunft des T h u r m f a l k e n in K i e w bezieht sich speciell nur auf ein an d e m Universitätsg e b ä u d e nistendes P ä r c h e n und scheint deshalb so b e d e u t e n d v e r s p ä t e t zu sein. 6. Z w a r haben sich am 20. F e b r u a r schon einzelne S a a t k r ä h e n in O r e l blicken l a s s e n , doch hat der eigentliche Z u g derselben daselbst erst z w i s c h e n dem 25. und 27. März stattgefunden. W e i t e r h a b e ich den in der T a b e l l e a n g e f ü h r t e n B e o b a c h t u n g s r e i h e n n o c h d i e , mir d u r c h einen meiner Collegen z u g e k o m m e n e , Notiz b e i z u f ü g e n , dafs im T h a l e des Flusses Orel, w e l c h e r die G o u v e r n e m e n t s P o l t a w a und E k a t e r i n o s l a w von e i n a n d e r scheidet, die ersten F e l d l e r c h e n sich gezeigt h a -

Einige Beiträge zur Wanderungsgeschichte der Zugvögel.

551

ben am 18. F e b r u a r , grofse S c h a a r e n von E n t e n und G ä n s e n a m 24. F e b r u a r . Aus der v e r g l e i c h e n d e n U e b e r s i c h t aller in der T a b e l l e enthaltenen B e o b a c h t u n g e n e r g e b e n sich folgende T h a t s a c h e n : 1. E s giebt keine 7,wei, von einander e t w a s e n t l e g e n e O r t e , an w e l c h e n die R e i h e n f o l g e , in der die v e r s c h i e d e n e n Z u g v ö g e l im F r ü h l i n g e a n l a n g e n , vollkommen die nämliche w ä r e ; im Allgemeinen j e d o c h sind es allvvärts die n ä m l i c h e n V ö g e l , s o w o h l w e l c h e sich am f r ü h e s t e n einzustellen, als a u c h w e l c h e am spätesten einzutreffen pflegen. 2. Das V o r r ü c k e n der v e r s c h i e d e n e n Z u g v ö g e l von S ü den n a c h N o r d e n geschieht auf s e h r ungleichmäfsige Weise, indem sich die einen n u r s e h r l a n g s a m v o r w ä r t s b e w e g e n , die a n d e r e n d a g e g e n sich rasch ü b e r einen w e i t e n R a u m verbreiten. 3. D u r c h das ungleichmäfsige V o r r ü c k e n der v e r s c h i e denen Z u g v ö g e l geschieht es, dafs m a n c h e von ihnen, w e l c h e in südlichen G e g e n d e n s e h r frühzeitig e r s c h e i n e n , weiter nördlich von späteren A n k ö m m l i n g e n eingeholt oder selbst überholt w e r d e n . 4. D i e Ankunftzeiten der v e r s c h i e d e n e n Z u g v ö g e l sind in südlichen G e g e n d e n w e i t e r a u s e i n a n d e r g e r ü c k t , als in nördlichen G e g e n d e n , oder mit a n d e r e n W o r t e n der F r ü h l i n g s z u g der Vögel d a u e r t im S ü d e n länger als im N o r d e n . 5. D e r F r ü h l i n g s z u g m a n c h e r V ö g e l scheint in der Richt u n g von S ü d w e s t n a c h N o r d o s t s t a t t z u h a b e n ; w e n i g s t e n s spricht d a f ü r einerseits das verhältnifsmäfsig f r ü h e Eintreffen derselben in westlichen G e g e n d e n ( K a m e n e z - P o d o l s k , Ostrog, P o s t a w y ) , und anderseits die vergleichsweise späte A n k u n f t derselben an weiter östlich g e l e g e n e n Orten ( W o r o n e / ) . 6. D e m fast v o l l k o m m e n gleichzeitigen Eintreffen vieler Vögel an sehr v e r s c h i e d e n e n O r t e n der G o u v e r n e m e n t s P o dolien, W o l h y n i e n , Kiew u n d P o l t a w a nach zu urtheilen, folgen dieselben auf ihrem Z u g e keinen b e s t i m m t e n , in e n g e G l ä n z e n geschlossenen H e e r s l r a f s e n , von w e l c h e n sie sich dann später seitwärts v e r b r e i t e n , s o n d e r n r ü c k e n ziemlich

552

Physikalisch-mathematische Wissenschaften.

gleichmäfsig auf der ganzen Breitenausdehnung des westlichen Russlands (in der Richtung von Süden nach Norden oder von S ü d w e s t nach Nordost) vor. 7. " D e r Gang der Witterung im Verlaufe des Frühlings hat grofsen und unmittelbaren Einflufs auf die Zeit der Ankunft der Zugvögel, doch scheinen die meisten kein bestimmtes Vorgefühl von später eintreffenden ungünstigen Witterungsveränderungen zu h a b e n , oder lassen sich vielleicht zuweilen zu früh von einer unwiderstehlichen Reiselust vorwärts treiben. 8. Den Reigen der eigentlichen Zugvögel eröffnen wohl überall die Holztaube und die Feldlerche, doch läfst die rechtzeitige Ankunft derselben noch durchaus nicht auf einen warmen Frühling rechnen. 9. Das Beginnen einer entschieden warmen Frühlingswitterung und damit zugleich das Erscheinen der meisten zarteren Zugvögel scheint allwärts von dem Schlage des Sprossers und dem Rufe des Kuckucks bezeichnet zu werden. Uebrigens können alle diese Schlüsse nicht als endgültig angenommen w e r d e n , denn offenbar sind dazu die Beobachtungen von einem einzigen Frühlinge, besonders von einem so wenig normalen, wie der des Jahres 1852 war, nicht hinreichend. N u r durch eine bedeutende Reihe von Jahren fortgeführte Beobachtungen können positive Gesetze für die F r ü h lingswanderung der Zugvögel liefern. Auch müfste die Zahl der Beobachtungsorte noch bedeutend vermehrt w e r d e n , besonders in nördlicher und östlicher Richtung. Ich fordere daher die Naturforscher und Naturfreunde in den nördlichen und östlichen Theilen Russlands auf, diese Forschungen durch ihre Theilnahme an den Beobachtungen gütigst unterstützen zu wollen.

Kinige Beiträge zur Wanderungsgeschichte der Zugvögel.

553

III. V e r g l e i c h e n d e Uebersicht d e r f r ü h e s t e n und d e r s p ä t e s t e n Frühlingsankunft einiger Z u g v ö g e l in Kiew u n d P o s t a w y , nach z e h n j ä h r i g e n B e o b a c h t u n g e n . D e r Graf T y s e n h a u z hat die Güte gehabt, mir seine Beobachtungen über die früheste und die späteste Frühlingsankunft einiger Zugvögel in der Umgegend seines Wohnortes Postawy mitzutheilen. Dieselben umfassen den Zeitraum von 1843 bis 1852, also gerade dieselben Jahre, über welche sich meine eigenen Beobachtungen für die Umgegend Kiews erstrecken. Die Vergleichung der von uns erhaltenen Maxima und Minima, welche ich in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt habe, ist daher von besonderem Interesse.

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Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

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