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German Pages 318 Year 1997
DIETER SCHMID
Der Europäische Fernsehkulturkanal ARTE
1übinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht Herausgegeben von Thomas Oppermann in Gemeinschaft mit Heinz-Dieter Assmann, Hans v. Mangoldt Wernhard Möschel, Wolfgang Graf Vitzthum sämtlich in Tübingen
Band42
Der Europäische Fernsehkulturkanal ARTE Idee und Rechtsgestalt nach deutschem und europäischem Recht
Von
Dr. Dieter Schmid
Duncker & Humblot · Berlin
Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme
Schmid, Dieter:
Der Europäische Fernsehkulturkanal ARTE : Idee und Rechtsgestalt nach deutschem und europäischem Recht I von Dieter Schmid. Berlin : Duncker und Humblot, 1997 (Tübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht ; Bd. 42) Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1996 ISBN 3-428-09085-3
D21 Alle Rechte vorbehalten
© 1997 Duncker & Humblot GmbH, Berlin
Satz: G . Sander, Tübingen Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0720-7654 ISBN 3-428-09085-3 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 97069
Meinen Eltern und meiner Großmutter
Vorwort Die vorliegende Untersuchung ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die 1996 von der Juristischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen angenommen wurde. Für die Drucklegung konnten noch einzelne Literaturverweise sowie der Rundfunkänderungs~taatsvertrag von 1996 eingearbeitet werden. Es ist mir ein Anliegen, an dieser Stelle all jenen zu danken, die mich bei der Erstellung dieser Arbeit menschlich und fachlich begleitet haben. Zuerst gilt mein herzlicher Dank Herrn Professor Dr. Dr. h.c. Thomas Oppermann: fiir die Anregung zu dieser Arbeit, die ausgezeichnete Betreuung, seine wertvollen Anregungen, die Anfertigung des Erstgutachtens; vor allem aber dafiir, daß er mir während meiner Tätigkeit an seinem Lehrstuhl den Freiraum gewährt hat, der erforderlich ist, um eine solche Arbeit in einer absehbaren Zeit anzufertigen. Herr Professor Dr. Harm Peter Westermann hat freundlicherweise die Mühe des Zweitgutachtens auf sich genommen. Vielfältigen Dank fiir wertvolle Unterstützung schulde ich Herrn Peter Adalbert Rauffmann, Frau Renate Schmid und Herrn Dr. Thomas Sertl von der ARTE Deutschland TV GmbH, Herrn Jörg Rüggeberg, Herrn Dr. HansWalter Schlie, Herrn Dr. Michael Schroeder und Herrn Klaus Schneider von ARTE G.E.I.E. in Straßburg sowie Frau Dr. Sabine Astheimer vom Südwestfunk Baden-Baden. In die Arbeit sind Anregungen von meinen Lehrern der rechtswissenschaftliehen Fakultät, von Freunden und Kollegen eingegangen. Besonders nennen möchte ich meine früheren Kollegen Dr. Stefan Mutter und Dr. Christoph Palme. Bei ihnen allen möchte ich mich für ihre Diskussionsbereitschaft bedanken. Gerald G. Sander .hat freundlicherweise die technischen Arbeiten fiir die Drucklegung übernommen. Für die kritische Durchsicht des Manuskripts danke ich Paul Andreas Freyer. Besonderen Dank schulde ich nicht zuletzt auch meinen Eltern und meiner Großmutter - neben allem anderen - flir die Unterstützung meines Studiums
8
Vorwort
und dieser Arbeit. Auch Frau Hanne Cless, in deren Hause ich während meines Studiums und meiner Lehrstuhlzeit sehr gerne wohnte, sage ich herzlichen Dank fur ihren Zuspruch und viele wertvolle Gespräche.
Neu-Ulm, im Januar 1997
Dieter Schmid
Inhaltsübersicht Einführung
23
Erster Teil Grundlagen
31
Erstes Kapitel: Überblick über das deutsche und französische Rundfunkrecht............. ............................................................................
31
A. Das deutsche Rundfunkrecht ................................ ................................ ...... ....
31
I. Der subjektive Gehalt des Art. 5 Abs. I S. 2 GG ........ .................. ............
33
ll. Der objektive Gehalt des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG .............................. ..........
33
ill. Konsequenzen aus dem objektiven Gehalt des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG ........
34
B. Das französische Rundfunkrecht... .............................. .... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..
38
I. Der Einfluß des Staates auf den öffentlichen Rundfunk .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..
39
ll. Der Einfluß des Staates auf die Privaten ...................................................
43
ill. Besondere Vorschriften des französischen Medienrechts fl.lr Rundfunkveranstalter ........................................................ .... ........................ ...............
44
Zweites Kapitel: Deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Rundfunks vor dem Europäischen Kulturkanal..... .......... ...
46
A. Satelliten- und Technologiekooperation..........................................................
46
B. Sonstige deutsch-französische Zusanunenarbeit auf dem Gebiet des Rundfunks.. ....................................... .......................... .................................. .........
49
Drittes Kapitel: "Etablierte" Sprachraumprogramme ...................... .... ..........
51
A. Eins Plus...................... ........ ...................................................... ....................
52
B. 3sat .................................................. .......... ... ...... ..........................................
53
C. TV 5 Europe ................................................ .
55
Viertes Kapitel: Die Entstehung des EKK als europäisches Mehrspracheuprogramm .. ... .......... ....... ...... ........ ............................. .......... ..
56
A. Stationen auf dem Weg zur Gründung eines europäischen Mehrsprachenprogranuns ............................... .............................................................. .............
56
Inhaltsübersicht
10
I.
Initiativen aufEG-Ebene ..........................................................................
56
II. Initiativen der Europäischen Rundfunkwtion und nationaler Rundfunkanstalten ............................................................. .........................................
58
III. Die Entstehung des EKK..........................................................................
61
B. Verhandlungspositionen und unterschiedliche Rechtsauffassungen ......... ........
67
I. Kompetenzverteilung im Bund-Länder-Verhältnis............................... .....
67
II. Autonomie der Anstalten..........................................................................
69
III. Unterschiedliche Positionen zwischen den deutschen Rundfunkanstalten und La Sept..............................................................................................
71
Fünftes Kapitel: Die Verbreitung des Programmes .........................................
72
A. Die Verbreitung in Deutschland.....................................................................
72
I.
Einspeisung in Kabelnetze ......... ............ ........ ............................. ... ..........
72
II. Verbreitung über Satellit................................... .......................................
73
B. Die Verbreitung in Frankreich........................................................................
76
I.
Einspeisung in Kabelnetze ............................ .. .... ....................... .. .. ..........
76
II. Verbreitung via Satellit.... ................................. .......................................
77
III. Terrestrische Verbreitung.........................................................................
77
C. Die Verbreitung in anderen Ländern..................... ............................... ..........
79
D. Zusanunenfassung der technischen Reichweite und tatsächliche Akzeptanz vonARTE ......................................................................................................
80
Zweiter Teil
Der rechtliche Rahmen des Europäischen Kulturkanals
81
Erstes Kapitel: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des Europäischen Kulturkanals ..................................................................................
81
A. Überblick.......................................................................................................
81
B. Die ARTE Deutschland TV GmbH.................................................................
82
I. Aufgaben der Gesellschaft im Überblick...................................................
83
II. Die Rechtsfonn der Gesellschaft ......................... .. ......................... ........ ..
83
III. Die innere Struktur der Gesellschaft.........................................................
84
C. La Sept/ARTE................................................................................................
88
Inhaltsübersicht
11
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E. ...... ................... ............
89
I. Die Verhandlungen über die Trägergesellschaft........................... ........... ..
89
Il. Überblick über die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV).......................... ................................... .......................................
92
IIl. Mitgliedschaft bei ARTE G.E.I.E. .................... ..... ...................................
97
IV. Organe, Organisation und innere Verfassung von ARTE G.E.I.E. ..... ..... ...
109
V. Die Vereinbarkeit des ARTE G.E.I.E.-GV mit den VeiWendungsbegrenzungen der EWIV-VO .............................................................................. 115
VI. Rechtsfolgen des Verstoßes gegen Art. 3 Abs. I EWIV-VO ...................... 142 VII. Mögliche gesellschaftsrechtliche Strukturen... ................................ ......... 146 Zweites Kapitel: Der völkerrechtliche Vertrag zwischen den Ländern der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich ........ .. .......... 152 A. Überblick................................................................. ...... ................................
152
B. Der Inhalt des völkerrechtlichen Vertrages im einzelnen.................... ............ 154
I. Die wesentlichen im Vertrag festgelegten Prinzipien................................ 154 Il. Sonstige Bestimmungen ............................................................... ............ 157
m.
Im Vertrag offengelassene Fragen.............................................. ............... 158
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV nach den Vorschriften des Grundgesetzes ....... ........ .............. . .. .... ............ ....... ........ ... ................ .. .... ....... .......... 159
I. Der EKK als zwischenstaatliche Einrichtung im Sinne des Art. 24 Abs. l GG? .. ............................. ..........................................................................
159
Il. Der vRVim Rahmen des Art. 32 00.............. ..........................................
160
D. Verstöße gegen Landesverfassungsrecht? ....................................................... 206 Drittes Kapitel: Die Änderung des Rundfunkstaatsvertrages.................. ... ..... 209 A. Art. 2 Abs. 4 RfStV/1987 ............................................................................... 209
B. § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 ................................................................. .......... 209 I.
Gründe für die Regelw1g in§ 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991... ........ ...... .......... 210
Il. § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 - Ermächtigungsgrundlage oder Beteiligungspflicht?..................................................................................................... 211
12
Inhaltsübersicht
Dritter Teil Die Finanzierung des Europäischen Kulturkanals
213
A. Finanzierungsquellen ............................................................................... ...... 213
I.
Deutsche und französische Finanzleistungen .. .. .. .... .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .... .. .... .. . 213
ll. Sponsoring............................................................................................... 217 B. Verfassungsrechtliche Beurteilung der deutschen ARTE-Finanzierung ........... 218 I.
Problemstellung ........................................................................... ............ 218
ll. Rechtsnatur der Rundfunkgebühr .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . 222 Ill. Verfassungsrechtliche Bindungen bei der Erhebung von Rundfunkgebühren... .... ...................................................................................... ...... ........ 225 IV. Ergebnis zur Verfassungsmäßigkeit der Finanzierung des EKK.. .... .......... 241
Bewertung und Ausblick
242
A. Juristische Bewertung des Projekts................................................................. 243
I.
Der völkerrechtliche Rahmenvertrag ........................................................ 243
ll. Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK. ................... .............. ........ 246 B. Die Integrationsfunktion des EKK............ ............ ............................... .......... 247
Anhang: Verträge
255
Literaturverzeichnis
285
Sachverzeichnis
308
Inhaltsverzeichnis Einführung
23
Erster Teil Grundlagen
31
Erstes Kapitel: Überblick über das deutsche und französische Rundfunkrecht............................................. ... .. .........................
31
A. Das deutsche Rundfunkrecht .................. ............... ..................... .. ....... ......... ..
31
Der subjektive Gehalt des Art. 5 Abs. I S. 2 GG ......................... ...... ..... ..
33
II. Der objektive Gehalt des Art. 5 Abs. I S. 2 GG ..... .. ........... ......... ...... .......
33
III. Konsequenzen aus dem objektiven Gehalt des Art. 5 Abs. I S. 2 GG.. ... ...
34
B. Das französische Rundfunkrecht.. .......................... ............................... ...... ...
38
Der Einfluß des Staates auf den öffentlichen Rundfunk ............... .......... ...
39
I. Die Entwicklung bis 1982 .............................................................. ..
39
2. Die Entwicklung seit dem Gesetz vom 29.7.1982 ....................
40
I.
I.
II. Der Einfluß des Staates auf die Privaten........... ..... ................................ ...
43
III. Besondere Vorschriften des französischen Medienrechts für Rundfunkveranstalter.... . . . . . . .. .. . . . . . . . . .. .. . . .. .. . . . .. . . .. . . . . . . .. . .. .. . . .. .. .. .. .. . . . . . .. .. . .. .
44
I. Conventions ...............................
00 00 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 00 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 00 0 0 . . .
44
2. Progranunquoten ........... .. ......... ............. .. ...... .. ......... .. .. .......... ............
44
Zweites Kapitel: Deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Rundfunks vor dem Europäischen Kulturkanal..... .... ...... ...
46
A. Satelliten- w1d Technologiekooperation..........................................................
46
B. Sonstige deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Rundfunks... ..... .. .. .. .. .... ...... ..... ...... .................... ..... .. ......................... ...
49
Drittes Kapitel: "Etablierte" Sprachraumprogramme ......
51
A. Eins Plus ..
00 00 .
. . 0 0 00 0 0 0 0 0 0 . . 00 . . . . 0 0 0 0 0 0 0 0 00 . . . . . . 00 . . . 0 0 0 0 . . . 0 0 0 0 . . .
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. . . . 00 . . . . . . . . 00 . . . . . . . . . . . . . . . .
... .. .. .. •
52
14
Inhaltsverzeichnis
B. 3sat....................................................................... ................................ .........
53
C. IV 5 Europe .. ............... ................. .......... ....... ... ... ......... ... .............. ...... .. .......
55
Viertes Kapitel: Die Entstehung des EKK als europäisches Mehrsprachenprogramm .................................................................. ... ........ .
56
A. Stationen auf dem Weg zur Gründung eines europäischen Mehrsprachenprogramms................................................................ ................................. .........
56
I. Initiativen auf EG-Ebene....................... ........... ..... .... ... .. .. .. .. .. .... .. .. .. .. . .. . ..
56
Il. Initiativen der Europäischen Rundfunkunion und nationaler Rundfunkanstalten......................................................................................................
58
1. Erste Ansätze in den sechziger Jahren.......... ...... .................. .... .......... .
58
2. Das "EURICON"- Experiment.................................................. ..........
59
3. "Europa-IV" .............. ... .................................... ... ................. ...... .. .....
60
ill. Die Entstehung des EKK ..... ............................. ..................................... ..
61
1. Anstöße zur Gründung des EKK ....................................................... .
61
2. Die Verhandlungen zur Gründung des EKK .................. .....................
61
3. Ergebnisse der Verhandlungen ....................... .......................... ..........
66
B. Verhandlungspositionen und unterschiedliche Rechtsauffassungen ................ .
67
I. Kompetenzverteilung im Bund-Länder-Verhältnis....................................
67
Il. Autonomie der Anstalten.................................. ........... ................... ..........
69
ill. Unterschiedliche Positionen zwischen den deutschen Rundfunkanstalten und La Sept........ .............................. .......................... ................... ...........
71
Fünftes Kapitel: Die Verbreitung des Programmes.................... .....................
72
A. Die Verbreitung in Deutschland............................ .........................................
72
I. Einspeisung in Kabelnetze .. .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. . .. .. .. .. ..
72
Il. Verbreitung über Satellit....................................................................... ...
73
1. Keine Verbreitung über IV SAI 2 .....................................................
73
2. Verbreitung via Kopernikus............ ........................................ ............
73
3. ASIRA.. ............... .... ...... ........................... .......... .................... ........ ..
74
B. Die Verbreitung in Frankreich............................... .........................................
76
I. Einspeisung in Kabelnetze .. .. .... .. .. .. .. ... .... .. .. .. .. .. .. .... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .
76
Inhaltsverzeichnis
15
II. Verbreitung via Satellit......... ....................................................... .... ...... ..
77
1. TDF 1/2 ................................................................................... ..........
77
2. TELECOM 2 B lllld EUfELSAT 2 Fl................. ..................... .. .. .....
77
ill. Terrestrische Verbreitllllg................... .............. ............................... .........
77
C. Die Verbreitllllg in anderen Ländern......................................................... .....
79
D. Zusamrnenfassllllg der technischen Reichweite lUld tatsächliche Akzeptanz vonARTE ............................................................................................ ..........
80
Zweiter Teil
Der rechtliche Rahmen des Europäischen Kulturkanals
81
Erstes Kapitel: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des Europäischen Kulturkanals ...... .............. ............ ......... ............... .............. .. ..........
81
A. Überblick .. ....................................................... ... .................. ................. .. .. ....
81
B. Die ARTE Deutschland IV GmbH.................... ....... ......................................
82
Aufgaben der Gesellschaft im Überblick........................................ ...........
83
ll. Die Rechtsform der Gesellschaft .............. ..................... ....... .......... ......... .
83
ill. Die innere Struktur der Gesellschaft........................ .................................
84
1. Die Gesellschafterversammlllllg ............. ... ..... ............ ... ........ ......... ....
85
2. Die Geschäftsftlhrung..... .. ................. ..... .. ...................... .. ........ ........ ..
86
3. Der Programmbeirat .. .............................. ................................. ..........
86
C. La Sept/ARTE....................................................... ................................ .........
88
D. Die Trägergesellschaft des E.KK - die ARTE G.E.l.E. ... ...... .......... .. .. ..... .........
89
Die Verhandlllllgen über die Trägergesellschalt........................... ......... ....
89
ll. Überblick über die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigllllg (EWIV).................................. ...................... ................................ ... ..... .. ..
92
1. Begriff lUld Rechtsgrlllldlage der EWIV..... ....... ........... ......... ... ..... ......
92
2. Das G.I.E. als "Vorbild" für das G.E.I.E. .. ................................. ........
93
3. Rechtsfuhigkeit der EWIV ..................................................................
95
4. Gründungsvertrag und Registereintragllllg ..... ....................... ..............
95
5. Haftung der EWIV ..................................... . .. ............................ ..... ...
96
I.
I.
16
Inhaltsverzeichnis ill. Mitgliedschaft bei ARTE G.E.I.E. .................... ........................................
97
I. Voraussetzungen der Mitgliedschaft bei ARTE G.E.I.E. nach der EWIV-VO .......................................................................................... a) Gesellschaft im Sinne des Art. 4 Abs. I EWIV-VO....................... b) Wirtschaftliche Tätigkeit der Mitglieder ....................................... c) Mitglieder aus den Mitgliedsstaaten der EU oder des EWR.. ........ d) Sonstige Voraussetzungen..................... .......................................
97 97 97 98 99
2. Aufuahme und Ausscheiden von Mitgliedern .......... ................ .... ........ a) Aufnahme neuer Mitglieder bei ARTE G.E.l.E. .................... ........ aa) Regelungen der Mitgliederaufnahme im ARTE G.E.I.E.-GV... bb) Tatsächliche Entwicklung des Mitgliederbestandes bei ARTE G.E.I.E. ............ ................................................................... ... b) Ausscheiden von Mitgliedern aus ARTE G.E.I.E. .................. ....... aa) Gründe für das Ausscheiden.... ...................................... ......... (I) Kündigung............................... .............. .. ......................... (2) Ausschluß.... .......................... ........................................... (3) Automatisches Ausscheiden.... .......................................... bb) Rechtsfolgen des Ausscheidens....... ....................................... . (I) Grundsatz des Fortbestehens der EWIV ............ ............... . (2) Offenlegung desAusscheidens................. ......................... (3) Haftung nach dem Ausscheiden........................................
99 99 99 100 102 102 102 103 104 lOS lOS lOS lOS
3. Rechtsstellung der Mitglieder bei ARTE G.E.I.E. .......... ..................... a) Rechte der Mitglieder................................................................... b) Pflichten der Mitglieder........................ ........................................ aa) Beitragspflicht................. ............... ........................................ bb)Mitwirkungs- und Treuepflicht...............................................
lOS lOS 106 106 107
4. Assoziierungs- und Kooperationabkommen...... ................................... 107 a) Assoziierungs- und Kooperationsverträge mit weiteren Rundfunkveranstaltern........ ................................................................... ... ... 107 b) Kooperationsverträge von Rundfunkveranstaltern mit La Sept S.A........................................................ ....................................... 108 IV. Organe, Organisation und iimere Verfassung von ARTE G.E.I.E. ............. 109 I. Die Gesamtheit der Mitglieder........................................................... 109
a) Stellung des Organs................................................................... ... 109 b) Stimmrecht............ ..... ......................... ............................. ........... 110 c) Zuständigkeit der gemeinschaftlich handelnden Mitglieder im einzelnen.............. ................. ................ ....................................... lll 2. Geschäftsführung durch den Vorstand ........................... ............ ......... 111
Inhaltsverzeichnis
17
3. Programmbeirat.................................................................................. 113 4. Programmkonferenz ..................................... ............ .................. ........ 114 5. Kontrolleure..................... .................................................................. 114
6. Wirtschaftsprüfer...............................................................................
115
V. Die Vereinbarkeit des ARTE G.E.I.E.-GV mit den Verwendungsbegrenzungen der EWIV-VO ..... ................................ ............. ................. .... .. ..... 115 I. Die Tätigkeit der ARTE G.E.l.E. und der ARTE-D GmbH.................. 115 a) Tätigkeit der beiden Gesellschaften nach den Gesellschaftsverträgen..................................................... .. ................................ .. ...... 116 b) Tätigkeit der beiden Gesellschaften in der Praxis.................... ...... 117 2. Spezielle Verwendungsverbote des Art. 3 Abs. 2 EWIV-VO............... 118 3. Beschränkung der ARTE G.E.l.E. auf Hilfstätigkeiten gemäß Art. 3 Abs. I EWIV-VO ............................................................................... a) Hilfstätigkeit der ARTE G.E.l.E. zur Tätigkeit der ARTE-D GmbH?......................................................................................... aa) Weite Auslegung als Leitlinie zur Bestimmung des Begriffs der Hilfstätigkeit ..... ..................... ........ ................ ... .... ........ ... bb) Einzelne Merkmale des Begriffs der HilfstätigkeiL.. .... ..... .. .. (I) Verhältnis der Unternehmensgegenstände von EWIV und Mitglied....... ............................ ....... ................................. (2) Keine Gewinnerzielungsabsicht........................................ (3) Bereits ausgeübte Tätigkeit der Mitglieder............ .. .......... (4) Akzessorietät. .. ..................................................... ............ (5) Prolongement complementaire .............................. ............ (6) Ersetzungsverbot .............................................................. (7) Übertragung einer Teilfunktion .............................. .. ...... ... (8) Wertende Gesamtbetrachtung .................................... .. ..... cc) Zwischenergebnis zur Hilfstätigkeit von ARTE G.E.l.E. .... ..... b) Hilfstätigkeit der Arte G.E.l.E. zur Tätigkeit der deutschen Rundfunkanstalten?..... ............................... ... ............................ ........... aa) Merkmal der Hilfstätigkeit bei "Teilprojekten" .............. .... .. ... (I) Die Ansicht der Literatur....................................... ........... (2) Eigene Auffassung....... ...... .... .. ...... ......................... .......... bb) Zulässigkeit eines "gesellschafterfreundlichen Zurechnungsdurchgriffs"?............. ..................... ....... ...................... .. ....... ... (I) WortlautdesArt. 3Abs. l EWIV-VO ................... ............ (2) Die Regelung des Art. 4 Abs. 3 S. 2 EWIV-VO................. (3) Sinn und Zweck des Art. 3 Abs. I EWIV-VO.. .................. 2 Schmid
121 122 123 124 125 125 125 126 127 128 130 130 134 134 135 135 136 137 138 138 138
18
Inhaltsverzeiclmis (4) Sinn und Zweck der Haftungsregelung des Art. 24 Abs. 1 EWIV-VO ........................................................................ 141 (5) Zwischenergebnis zum "gesellschafterfreundlichen Zureclmungsdurchgritr' ................ ........................................ 142 c) Gesamtergebnis zur Hilfstätigkeit................................................. 142 Vl. Rechtsfolgen des Verstoßes gegen Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO ............. .........
142
1. Antragsberechtigung.... ................................ .................................. ..... 143 a) Beteiligte gemäß Art. 32 Abs. 1 EWIV-VO................................... 143 b) Zuständige Behörde gemäß Art. 32 Abs. 1 EWIV-VO...... ............. 144 2. Rechtsfolgen der Auflösung................................................................ 145 a) Abwicklung der Vereinigung............... ................................. ........ 145 b) Verjährung........... ............................... ......................................... 145 VII. Mögliche gesellschaftsrechtliche Strukturen ................................. ........... 146 l. Aufgabenreduzierung bei ARTE G.E.I.E..................................... ........
146
2. Die deutschen Rundfunkanstalten als Mitglieder bei ARTE G.E.I.E. ..
146
3. Andere Gesellschaftsformen ...................... .......... .... ................. .......... 147 a) Herkömmliche französische Aktiengesellschaft............................. b) Societe a responsabilite limitee (S.A.R.L.).... .............................. .. aa) Gesetzliche Grundlagen und allgemeine Charakteristika der S.A.R.L. .............. ............................ ... ................................. ... bb) Die innere Verfassung der S.A.R.L......................................... c) Die französische S.A.S. .............................. .................................. aa) Gesetzliche Grundlagen und allgemeine Charakteristika der S.A.S.................................................. .................................... bb) Die innere Verfassung der S.A.S. .. ......... ....................... .........
147 147 148 148 149
4. Ergebnis zu VII. .. .. .. .. .. ... .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..... .. .. ... .. ... .. .. ... .... .. . .. ... .. .. ...
151
149 150
Zweites Kapitel: Der völkerrechtliche Vertrag zwischen den Ländern der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich ...... .... .......... 152 A. Überblick ... .................................................................. .................................. 152
B. Der Inhalt des völkerrechtlichen Vertrages im einzelnen ................................ 154 I.
Die wesentlichen im Vertrag festgelegten Prinzipien................................
154
l. Staatsunabhängigkeit (Art. I vRV) ................................... ..................
!54
2. Gleichgewichtige Verbreitw1g der Programme (Art. 2 vRV) ...............
155
3. Mehrwertsteuerfreiheit (Art. 3 vRV) ......... .. .... .. .......................... ......
156
Inhaltsverzeichnis
19
4. Beitritt zum Vertrag (Art. 4 vRV)....... ................................................
157
II. Sonstige Bestmummgen . .............................................................. ...... ......
157
ill. Im Vertrag offengelassene Fragen............... .............................................. 158 C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV nach den Vorschriften des Grundgesetzes . ..... ...... ........... .... ................................ ..... ........... ....... .......... ... .......... 159 I.
Der EKK als zwischenstaatliche Einrichtung im Sinne des Art. 24 Abs. 1 00? ......................................................................................................... 159
II. Der vRV im Rahmen des Art. 32 00........................................................ 160
I. Gesetzgebungszuständigkeit der Länder ftlr den EKK........ ... .... ...... .... a) Gesetzgebungskompetenz ftlr ausschließliche Inlandssender ......... b) Gesetzgebungskompetenz für ausschließliche Auslandssender ...... c) Gesetzgebungskompetenz für binationale und multinationale Rundfunksender ........................................... ............. ...... ... .......... aa) Stand der Literatur zur Einordnung eines multinationalen Rundfunksenders. .. ........................................................ ......... (I) Bejahung einer Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes aus Art. 73 Nr. I 00 .. ............................... ...... ..... ..... .... ...
160 160 161 163 163 164
(2) Vemeinung einer Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes aus Art. 73 Nr. I 00 ................................................. ....... 164 bb)Bestimmung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" gemäß Art. 73 Nr. I 00 ......................................................... 165 (I) Stand in der Literatur zu Art. 73 Nr. I 00 und seine Bewertung........................................................................ 165 (a)
Ablehnung der Auffasswtg Grewes, Scheuners und Kaufmanns ...................... ......................................... 165 (b) Sehr enge Auslegung des Art. 73 Nr.l 00... .. ....... .... 166 (aa) Weimarer Verfassungstradition......... ...... ........ (bb) Der Parlamentarische Rat ................. .. ............ (cc) Art. 73 Nr. I GG und andere Gesetzgebungskompetenzen des Bundes mit Außenbezug .... .. (dd) Sonstige Argumente für eine enge Auslegung des Art. 73 Nr. I GG........ .......... ......... . ........... (c) Richtigkeit einer vermittelnden Auffassung zu Art. 73 Nr. I GG ............ .......... ....................................... (aa) Wortlaut des Art. 73 Nr. I GG ........................ (bb) Verhältnis von Art. 32 00 Abs. I 00 zu Art. 73 Nr. I 00.......... ............ .............................. (cc) Sonstige Argumente flir eine weite Aus1egWlg des Art. 73 Nr. I GG.. ..................................... (2) Definition der "auswärtigen Angelegenheiten" durch die h.L. w1d multinationale Rundfunksender............... ............ 2*
166 170 171 173 175 175 176 178 180
20
Inhaltsverzeichnis (a)
Defmition der "auswärtigen Angelegenheiten" durch die h.L. .............................................................. ...... 180
(b)
Einordnung eines "reinen" Auslandssenders .............
(c)
Einordnung eines Mischsenders................................ 182
(aa) Der EKK und die Definition der h.L. ... ........... (bb) Probleme bei der Einordnung von Mischsendern................... ............................. ........... (3) Weitere Gesichtspunkte filr die Auslegung und eigene Definition des Art. 73 Nr. I GG .............. ........ ... ..... .......... (a) Kompetenzvermutung zugunsten des Bundes aus Art. 32 Abs. 1 GG?.................. ..................................... ... (aa) Ablehnung der streng zentralistischen Ansicht (bb) Gemäßigt zentralistische oder föderalistische Ansicht? .... .. ....... ... .............................. ........ ... (a) Wortlautinterpretation .................. ........... (ß) Systematische Auslegung.............. ........... (y) Historische Auslegung........ ............ ......... (ö) Teleologische Auslegung.. ....................... (&) Ergebnis zur Zuständigkeitsvermutung zugunsten des Bundes bei Vertragsschlüssen................... ........................................ (b) Kompetenzvermutung zugunsten der Länder aus Art. 70 Abs. 1 GG .. ........ .. .. .. ................ ....... . ......... .......... (c) Eigene Defmition des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" und Einordnung des EKK ............. (aa) Selbstdarstellung der Bundesrepublik im Ausland............................................................... . (bb) Eindeutiges Überwiegen des Auslandsbezugs bei Gesamtbetrachtung............................ ........ (4) Ergebnis zur Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes gemäß Art. 73 Nr. 1 GG .............. ............................. ............ cc) Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes kraft Natur der Sache?........................................................................................ d) Ergebnis zur Gesetzgebungszuständigkeit fllr den EKK .. .. ... .. .. .. ...
182 182 183 185 185 187 188 188 188 190 191 192 193 197 197 199 200 200 201
2. Zustimmung der Bundesregierung zum vRV gemäß Art. 32 Abs. 3 GG... ...... .. .......... .. ...... .................... ....................................... ... ........ .. 201 3. Zulässigkeit des Vertragsschlusses durch die Ländergemeinschaft? .... 201 4. Ergebnis: Rechtmäßiger Abschluß des vRV nach den Vorschriften des Grundgesetzes .. ......... .......... .................... ................................. ......... . 206
D . Verstöße gegen Landesverfassungsrecht? ............ .. .............. ........................... 206 Drittes Kapitel: Die Änderung des Rundfunkstaatsvertrages .......................... 209 A. Art. 2 Abs. 4 RfStV/1987 ...................................... ......................................... 209
Inhaltsverzeiclmis
21
B. § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 ........................................................................... 209 I.
Gründe fllr die Rege!Wig in§ 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991... ........................ 210
ll. § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991- ErmächtigWigsgrW~dlage oder BeteiligWigspflicht?............................................................. ........................................ 211
Dritter Teil
Die Finanzierung des Europäischen Kulturkanals
213
A. FinanzierW!gsquellen ..................................................................................... 213
I.
Deutsche Wld französische FinanzleistWigen .. .. .. .... .. .. .... .. ... .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. 213
1. Gebührenfinanzierung auf deutscher Seite .......................................... 213 2.
FinanzierW~g
auffranzösischer Seite.......... ......................................... 216
ll. Sponsoring ............. ....... ..................................... ...................................... 217 B. Verfassungsrechtliche Beurtei!Wig der deutschen ARTE-FinanzierWig ........... 218
I.
ProblemstellWig ............. ................................. ......................................... 218
ll. Rechtsnatur der RWidfunkgebühr .. ... .. .. ... ... ... .. .. .. ... .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . 222 ill. VerfassWigsrechtliche BindWigen bei der ErhebWig von RWidfunkgebühren...... ................................................................ ..................................... 225
1. Bundesstaatliche Finanzverfassung............. ......... .......... .... ... .... ....... .. . 225 2. VerfassWigsrechtliche BindWigen im Abgabenverhältnis.... ... .......... ... 225 a) Die von den Rundfunkteilnelunem erlangten Vorteile.. ................. aa) Satelliten- oder Kabelempfang.... .... .............................. .......... bb) Terrestrischer Femsehempfang ..................................... ....... ... b) BemessWigsprinzipien....................................................... ...........
226 227 227 229
aa) Kostendeckungsprinzip................ .. ................. ............... ......... 230 bb) Äquivalenzprinzip .. .. .. .. .. .. .... .... .. .. ... .... ... .. .. .. .. .. ... .. .. .. ... ... .. .. .. . 231 cc) Verhältnismäßigkeitsprinzip i.w.S. ...................................... ... 233 dd) Art. 3 Abs. I GG .. .. .. .. .. .. .. .... .. .. .. .. . .. ... .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... .. . 236
N . Ergebnis zur Verfassungsmäßigkeit der FinanzierWig des EKK ................ 241
Bewertung und Ausblick A. Juristische BewertWig des Projekts........................ ...................... ....... ............
I.
242
243
Der völkerrechtliche Ralunenvertrag ... .. ... .... ... .. .. .... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... ... .. .. .. 243
ll. Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK.... ....................................... 246
22
Inhaltsverzeichnis
B. Die Integrationsfunktion des EKK ...................... ..................... ............ . ........ 247
Anhänge
255
Anhang I: Völkerrechtlicher Rahmenvertrag (vRV) ... ......................................... 255 Anhang II: Gesellschaftsvertrag ARTE-D GmbH...... ........................................... 258 Anhang ill: Gesellschaftsvertrag ARTE G.E.I.E. ........ ................................ .. ......... 268
Literatun-erzeichnis
285
Sachverzeichnis
308
Die verwendeten Abkürzungen richten sich nach Hildebert Kirchner, Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 4. Aufl., Berlinl New York 1993. Im übrigen wurden ungebräuchliche Abkürzungen bei ihrem ersten Auftreten erläutert.
Einführung "Die Menschen bauen zu viele Mauem und nicht genug Brücken". Ein Zitat des englischen Physikers und Astronomen lsaac Newton. Für die Völker in Europa ist es eine über Jahrhunderte hinweg oftmals bitter erfahrene Realität. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges teilte der "Eiserne Vorhang" mit einer bis dahin unbekannten Perfektion den alten Kontinent in zwei höchst unterschiedliche Herrschafts- und Gesellschaftssysteme. Bis zu den revolutionären Umwälzungen in Mittel- und Osteuropa Ende der achtziger Jahre blieb diese Grenze eine offene Wunde im Zentrum Europas. Insbesondere seit der Schaffung der Montanunion im Jahre 1951 und der Unterzeichnung der Römischen Verträge 1957 unternahm man in Europa den Versuch, historisch verfestigte und lange Zeit umkämpfte Grenzen schrittweise zu überwinden. Immer mehr Staaten verbanden sich u.a. durch eine gemeinsame Handels-, Agrar- und Verkehrspolitik sowie eine gemeinsame Industrie- und Wettbewerbspolitik. Hinzu kam die Errichtung eines gemeinsamen Marktes. Höhepunkte dieser Entwicklung waren auf wirtschaftlichem Gebiet bereits in den sechziger Jahren die Schaffung der Zollunion, der seit Inkrafttreten der Einheitlichen Europäischen Akte von 1987 intensivierte Binnenmarktprozeß sowie der 1994 abgeschlossene Vertrag zum EWR. Darüber hinaus faßte man mit der Verwirklichung der Europäischen Union durch das Vertragswerk von Maastricht das Ziel ins Auge, der bislang vorwiegend wirtschaftlich ausgerichteten Gemeinschaft durch HinzufUgen neuer Politikfelder, wie etwa einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, einen neuen Integrationsschub zu geben. Nachdem die Integration Europas auf wirtschaftlichem, rechtlichem, sozialem und politischem Gebiet - vor allem im Rahmen der Europäischen Gemeinschaften - bereits weit vorangeschritten war, sah man die Notwendigkeit, auch die kulturelle Zusammenarbeit der europäischen Nationen zu vertiefen. Insbesondere sollte sich aus den Europäischen Gemeinschaften auch eine "Kommunikationsgemeinschaft" entwickeln. 1 Ein wichtiger Markstein dieser Bestre1 Wedekind,
S. 91 .
24
Einfiihrung
bungen war die Gründung des Europäischen Fernsehkulturkanals ARTE2 (im folgenden auch Europäischer Kulturkanal oder EKK). Die Errichtung dieses transnationalen Fernsehsenders sollte insbesondere dabei mitwirken, ein gemeinsames europäisches Bewußtsein zu schaffen\ ohne das ein vertieftes Zusammenwachsen der Völker Europas nicht möglich erschien. Die Schwierigkeiten, die mit der Realisierung dieses im Medienbereich bislang wohl einmaligen Projekts verbunden waren, zeigten sich als ebenso groß wie das mit dem EKK verfolgte ehrgeizige Ziel. So nimmt es nicht Wunder, daß der vorerst fast ausschließlich deutsch-französische Sender4 erst am 30.5.1992 auf Sendung gehen konnte. Wegen der langen und streckenweise schwierigen Verhandlungen mußte der Programmstart mehrmals verschoben werden. 5 Von politischer Seite wurde der Sender früh als "eines der größeren Ereignisse in der Geschichte der Konstruktion Europas" 6 gefeiert und als wichtiger "Beitrag zur kulturellen Integration der Bürger Europas und zum Zusammenwachsen des deutschen und französischen Volkes" 7 gelobt. Ein europäischer Fernsehsender sollte insbesondere "der Überwindung der nationalstaatliehen Grenzen in den Köpfen der Menschen" dienen und die Dialogfahigkeit der Kulturen fördern.8 Dagegen kam die Zustimmung von seiten der am Projekt beteiligten deutschen Rundfunkanstalten erst spät und eher zögerlich.
2 ARTE steht für Association Relative a Ia Television Europeene (Art. 3.1 des ARTE G.E.I.E.-GV). Bei dieser Bezeiclmung handelt es sich um einen Kunstnamen, der an das lateinische Wort flir Kunst erinnert. 3 Memorandum der Länder der Bundesrepublik Deutschland flir einen deutsch-französischen (europäischen) Fernsehkulturkanal vom 31.10.1988, S. l.
4 Seit dem 4.2.1993 ist die belgisehe RTBF (Radio-Television Beige de Ia Communaute Franfi:aise) assoziiertes Mitglied von ARTE. 5 So ging man z.B. auf der Ministerpräsidentenkonferenz vom 25. bis 27.10.1989 noch von einem Sendestart spätestens zum 1.1.1991 aus. Nach einer Verschiebung des Starttermins auf Anfang Januar 1992 kmmte der Sender den Sendebetrieb tatsächlich erst zum 30.5.1992 aufnehmen. 6 Fran~ois Leotard, ehemaliger französischer Kulturminister und Präsident der "Parti Republicain", in: Transmedia 1+2/90, S. 2. 7 Helmut Kohl und Fran~ois Mitterrand auf dem 52. deutsch-französischen Gipfel in Bonn am 4.11.1988. 8 Hilf,
Vortrag, S. 3.
Einführung
25
Eine andere Triebfeder zur Verwirklichung des Projekts EKK war von Anfang an auch die Sorge vor einer zunehmenden Überflutung der europäischen Fernsehlandschaft mit außereuropäischen Fernsehproduktionen, vornehmlich aus den Vereinigten Staaten. 9 So sollte der EKK - weil er europäischen Produktionen zwangsläufig eine sehr hohe Priorität einräumen würde - auch europäische Koproduktionen intensivieren und der "kulturellen Selbstbehauptung" Europas dienen. 10 Neben hohen Erwartungen und vielen Vorschußlorbeeren hat es von Anfang an nie an Zweiflern, Kritikern und Gegnern dieses Projektes gefehlt. Dies galt vor allem fiir die Autbauphase. Oft genug wurde der EKK als "deutschfranzösisches Findelkind" und als "politische Kopfgeburt ohne echten Bedarf' bezeichnet. Oder man erblickte in ihm lediglich ein "Feigenblatt, das europapolitische Defizite kompensieren sollte". Weil die Bundesländer vor 1989 mit den fünfDritten Programmen, ARD-Eins Plus und 3sat bereits über insgesamt sieben kulturell ambitionierte Programme verfügten - so die Kritiker11 -, sei das "kostspielige Prestigeobjekt" EKK "denkbar überflüssig". Es könne nur den Sinn haben, einen großen Teil der Kosten des teuren französischen Kulturkanals La Sept auf die Deutschen abzuwälzen. 12 Im Zusammenhang mit der Existenz anderer Kulturprogramme, insbesondere der beiden Satellitenprogramme von ARD und ZDF, Eins Plus und 3sat, wurde wiederholt gefordert, diese beiden Programme in den EKK einzubezie-
9 Sptith, Referat, S. 5; Helmut Kohl, in: ZDF, Geleitwort; Franfois Mitterrand, zit. von Wetze/, EG-Magazin vom 15.4.1985, S. 16. Vgl. allgemein zu Beftlrchtungen des Verlustes an nationaler Identität durch die "Überflutung" des europäischen Fernsehmarktes durch nichteuropäische Massenproduktionen auch Lang, S. 19; Ludes, S. 37; H. Schmidt, S. 77 ff.
Memorandum der Länder der Bundesrepublik Deutschland fllr einen deutschfranzösischen (europäischen) Fernsehkulturkanal vom 31 .10.1988, S. I; Protokoll einer Sitzung der deutsch-französischen Sachverständigengruppe am 14.2.1989, S. 5. - Weitere Initiativen der Europäischen Union (EU) waren z.B. die Quotenfestsetzung für europäische Filme in der Fernsehrichtlinie und das MEDIA-Programm der EU (vgl.: Europäische Kommission: Measures to encourage the development of the european audiovisual industry (MEDIA), Brüssell994). 10
11 Bassow, medienpolitischer Sprecher der nordrhein-westflilischen SPD-Landtagsfraktion vor dem Landtag am 24.1.1991, Plenarprotokoll 11119, S. 2010.
12 Die französische Zeitung "Liberation", zit. in: Trierischer Volksfreund vom 5.10.1992.
26
Einflihrung
hen. 13 Diese Forderungen wurden jedoch von den ARD-Rundfunkanstalten und dem ZDF mit überwiegender Mehrheit abgelehnt. 14 Obwohl La Sept auf französischer Seite und die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auf deutscher Seite als Gesellschafter bzw. Mitglieder juristisch gesehen die alleinigen Beteiligten am privatrechtlich organisierten EKK sind, war die Verwirklichung dieses Projektes auch ein bedeutender politischer Vorgang. Die Initiative zu diesem Projekt ging von der Politik aus. 15 Auch bei den meisten Verhandlungsrunden waren Regierungsvertreter maßgeblich beteiligt. Außerdem wurde ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen den elf Ländern der "ehemaligen" Bundesrepublik und Frankreich abgeschlossen. Nach der Wiedervereinigung im Oktober 1990 stellten sich fur Frankreich zwei Fragen: Wird Deutschland an dem deutsch-französischen Projekt festhalten, und wie integrationsbereit ist das nun größere Deutschland? 16 Sitz der "Zentrale" des gemeinsamen Senders wurde auf deutschen Wunsch nicht das französische Medienzentrum Paris, sondern das in Medienangelegenheiten als "Provinz" geltende Straßburg. Nicht ohne Grund: Wie in kaum einem anderen Ort begegnen sich hier deutsche und französische Kultur. Das Buropaparlament und der Europarat haben hier ihren Sitz. Straßburg sollte ein
13 So vom medienpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag bei einer Medien-Tagung in Bad Nauheim, zit. in: Stuttgarter Nachrichten vom 14.2.1989, S. 4; ebenso die Forderung des Vorsitzenden des Bundesfachausschusses Medienpolitik der CDU, Bemd Neumann, in einem "10-Punkte"-Katalog vom 18.8.1992, Nr. 6, veröffentlicht in: Funkreport vom 20.8.1992, S. 7 und Reinhard Klimmt, Vorsitzender der Medienkommission des SPD-Parteivorstandes in einem htterview, in: Medien Bulletin 16/92, S. 57. Auch der httendant der Deutschen Welle brachte die Beteiligung seines Senders ins Gespäch (Pressemitteilung der DW vom 27.1.1990). 14 Ergebnisprotokoll des Gesprächs zwischen den Ministerpräsidenten Spath und Wagner und mehreren httendanten von ARD und ZDF vom 23.8.1989, S. 4. Anders aber z.B. Manfred Buchwald, httendant des Saarländischen Rundfunks, der eine Zusammenlegung der Programme Eins Plus, 3sat und La Sept befil.rwortete (vgl. Frankfurter Rundschau vom 12.9.1990, S. 5). Das ZDF trat hingegen immer wieder fi1r die Eingliederung eines mehrstündigen Fensters des Europäischen Musikkanals in das Programm des EKK ein (3. Zwischenbericht des httendanten des ZDF an den Fernsehrat vom 20.11.1989, S. 3). 15 ZDF-httendant Stolte sprach von einem "politischen Oktroi", zit. in: Medien-KritikNr. 42 vom 12.10.1992, S. 9.
16 Sptith, zit.
in: Neue Zürcher Zeitung vom 4.10.1990, S. 4.
Einführung
27
Signal fiir die europäische Zielsetzung des Kanals und die Verständigung der Völker setzen. 17 Die Verhandlungen über die Gründung des EKK zogen sich über Jahre hin, und der geplante Sendestart mußte mehrmals verschoben werden. 18 Die Gründe hierfiir waren vielfältig: Mit Frankreich und Deutschland trafen bei den Verhandlungen zwei ungleiche politische Systeme mit sehr ungleicher rechtlicher Struktur sowie verschiedenartiger kultureller Tradition aufeinander. In Deutschland und Frankreich hat sich aufgrund dieser unterschiedlichen Prägungen jeweils eine höchst ungleiche Rundfunkverfassung herausgebildet. 19 Diese Unterschiede haben sich immer wieder als Reibungsflächen zwischen den verhandelnden Delegationen erwiesen. Um die verschiedenartigen Ausgangspunkte bei den Verhandlungen im einzelnen zu beleuchten, muß zunächst auf die besonderen verfassungsrechtlichen Vorgaben des Grundgesetzes in bezugauf die Rundfunkordnung in der Bundesrepublik20 eingegangen werden. Wegen der föderalen Struktur der Bundesrepublik Deutschland und der starken Stellung der Bundesländer im Kulturbereich standen sich innerhalb der deutschen Verhandlungsdelegation Bund und Länder mit unterschiedlichen medien- und kulturpolitischen Auffassungen gegenüber. Aber auch die Bundesländer - innerstaatlich allein fiir die Medienpolitik und das Rundfunkrecht zuständig - mußten zunächst um eine gemeinsame Haltung in Sachen EKK ringen. Hinzu kam noch, daß das deutsche Medienrecht im Gegensatz zum französischen den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine ungleich größere Selbständigkeit und Unabhängigkeit vom Staat garantiert. Da die bundesdeutschen Anstalten in weit weniger starkem Umfang von der Politik gegängelt werden als die französischen Nachbarn21 , kam den beteiligten ARD-Rundfunkanstalten und dem ZDF bei den Verhandlungen zum EKK ein viel stärkeres Gewicht und eine selbständigere Rolle zu als dem
17 Späth, Referat, S. 11; Memorandwn der Länder der Bundesrepublik Deutschland fllr einen deutsch-französischen (europäischen) F ernsehku1turkanal vom 31.10.1988, S. 4. 18
Siehe oben Fn. 5.
19
Vgl. dazu insbesondere das erste Kapitel des 1. Teils der Arbeit, S. 31 ff.
20 Siehe dazu unten S. 31 ff. 21 Ein gewisser Einfluß der Politik auf die Rundfunkanstalten ist auch in Deutschland nicht von der Hand zu weisen (vgl. dazu Mal/er, Staats- und Parteieneinfluß auf die Rundfimkanstalten in Frankreich und Deutschland, 1987).
28
Einfilluung
öffentlichen französischen Rundfunkveranstalter La Sept. Dies wiederum hatte zur Folge, daß auf deutscher Seite neben den Interessen der Politik in Bund und Ländern auch die Vorstellungen und Interessen von insgesamt zehn beteiligten Rundfunkanstalten Berücksichtigung finden mußten. Die andersartige, zentralistischer geprägte politische Struktur in Frankreich erklärt auch, warum die französische Delegation während der gesamten Verhandlungen relativ geschlossen auftreten konnte. Eine weitere Ursache für die langen Verhandlungen liegt darin, daß Deutsche und Franzosen auf unterschiedliche kulturelle Traditionen zuliickgreifen und jeweils von einem anderen Kulturbegriff ausgehen. Dem engen, eher elitären, klassisch-humanistischen Kulturbegriff der Franzosen mit einem begrenzten Themenspektrum steht der weite Kulturbegriff der Deutschen gegenüber. Dieser Unterschied spiegelt sich in unterschiedlichen publizistischen Traditionen, 22 Sehgewohnheiten23 und Programmpräferenzen wider. Fast zwangs-läufig führten die zu gegenläufigen Vorstellungen hinsichtlich der Programmphilosophie und des Programmschemas in bezug auf den gemeinsamen Sender. Die französische Seite hatte einen sehr hohen Anspruch an die Funktion und den Inhalt der Sendungen. Nach deutscher Auffassung sollten kulturelle Fernsehprogramme auch das Alltagsleben, die Wirtschaft, Politik, Nachrichten und Unterhaltungsserien umfassen24, um ein größeres Fernsehpublikum anzusprechen.25 Damit ging es bei den Verhandlungen letztlich um die Frage, wie elitär oder wie populär das gemeinsame Programm werden sollte. 22 Schardt, S. 14. -Zu Beginn der Ausstrahlung des Progranuns von ARTE gab es zum Teil harsche Kritik in der französischen Presse und Öffentlichkeit an den deutschen Progranunteilen.
23 Vgl. z.B. die unterschiedlichen Nutzungszeiten des Mediums Fernsehen in Deutschland und Frankreich bei Meckel, S. 194 (Grafik 16). -Den Progranunplanern machen z.B. die unterschiedlichen Umschaltzeiten von anderen Progranunen zu ARTE zu schaffen. 20 Uhr 40 sei für die Deutschen eher zu spät und 19 Uhr 30 für die Franzosen zu früh (Bericht des Progranunbeirates von ARTE-D GmbH vom 23.6.1995, S. 6). 24 bt den beiden Satellitenprogranunen von ZDF und ARD, 3sat und dem ehemaligen Eins Plus, die sich explizit als Kulturprogranune verstehen, werden z.B. aus den siebziger Jahren stanunende Krimiserien wie 'Der Kommissar' gesendet. Demgegenüber sendete beispielsweise das französische Kulturprogranun La Sept nicht eirunal Nachrichten oder politische Sendungen. 25 Kultur umfaßt nach Stolte, Fernsehen und Kultur, S. 203 ff. , nicht nur "Hochkultur", sondern auch "Massenkultur" und "Alltagskultur". Vgl. allgemein zum weiten deutschen Kulturbegriff Oppermann, Länderkulturhoheit, S. 73, und Steinba-
Einfuhrung
29
Nicht zuletzt hatten viele Schwierigkeiten bei den Verhandlungen auch darin ihren Grund, daß sich Deutsche und Franzosen beim Aufbau eines gemeinsamen Senders auf ein sehr kompliziertes Terrain begaben. Weder in Europa noch weltweit gab es geeignete Vorbilder für viele organisatorische und rechtliche Fragen unterschiedlicher Rechtsgebiete und -ebenen. Der rechtliche Rahmen für die neue Organisation sollte so strukturiert sein, daß er vielen europäischen Rundfunkveranstaltern die Möglichkeit einer Beteiligung bieten konnte. Um dieses Ziel zu erreichen war weder ein passender nationaler rechtlicher Rahmen vorhanden, noch gab es ein gemeinsames europäisches Rundfunkrecht, auf das man sich bei der Kooperation hätte stützen können. Aus diesem Grunde war insbesondere die Wahl der geeigneten Rechtsformen und die Struktur des gemeinsamen Senders lange Zeit umstritten. 26 Die Materie war sehr kompliziert. Das Ergebnis der verschiedenen Arbeitsund Expertengruppen in zahlreichen Verhandlungsrunden nach über eineinhalbjähriger Verhandlungsdauer macht dies deutlich. Neben dem Abschluß einer Art völkerrechtlichen Rahmenvertrages (im folgenden vRV) zwischen den elf "alten" Bundesländern und Frankreich kam es auch zum Abschluß eines privatrechtliehen Gesellschaftsvertrages zwischen der beteiligten französischen Rundfunkanstalt La Sept S.A. und der neu gegründeten deutschen Beteiligungsgesellschaft ARTE Deutschland TV GmbH (im folgenden ARTE-D GmbH). So konnten die erzielten Kompromisse in juristische Formen gekleidet werden. Aus der Natur und Komplexität des Mediums Fernsehen ergibt sich für eine Reihe wissenschaftlicher Disziplinen die Möglichkeit, den EKK. unter verschiedenen Fragestellungen und methodischen Ansätzen zum Gegenstand einer Untersuchung zu machen. Dies gilt insbesondere für die Publizistik, die Kommunikations-, die Politik- und die Rechtswissenschaft. Mit der vorliegenden Arbeit wird zum ersten Mal der Versuch unternommen, den EKK. aus juristischer Perspektive in einem größeren Zusammenhang darzustellen und zu bewerten. 27 Breiteren Raum wird dabei im zweiten Teil der Arbeit die Darstellung der rechtlichen Struktur, insbesondere die im Zusammenhang mit der eher, Kultur - Begriff, Theorie, Ftmktion, 1976. Siehe zu den unterschiedlichen Kulturbegriffen in Deutschland und Frankreich auch Gräßle, Dokumente 4/1992, S.
326.
26
Hilf, Vortrag, S. 7.
27 Vgl. die bisher erste w1d- soweit ersichtlich -einzige größere Arbeit zum EKK aus politikwissenschaftlicher Sicht: Gräßle, Der Europäische Fernsehkulturkanal
30
Einführung
Gründung des Senders abgeschlossenen Gesellschaftsverträge zu ARTE G.E.I.E. und ARTE-D GmbH einnehmen. Ebenfalls im zweiten Teil werden die Regelungen des völkerrechtlichen Vertrages zum EKK dargestellt und untersucht. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Frage der Zuständigkeit auf deutscher Seite zum Abschluß des Vertrages eingegangen. Der dritte Teil behandelt die Frage der Finanzierung des deutschen Anteils am EKK aus Mitteln der Rundfunkgebühr. Im vierten und letzten Teil folgt schließlich eine nicht nur rechtliche - Gesamtbewertung des EKK sowie ein Ausblick. Um die Wahl der Gesellschaftsformen und ihre konkrete Ausgestaltung in den Gesellschaftsverträgen sowie die einzelnen Regelungen des völkerrechtlichen Vertrages verständlich zu machen, bedarf es einiger Grundinformationen im ersten Teil der Arbeit. Im Verlauf der Verhandlungen zum EKK sind teilweise erhebliche Unterschiede in den Rechtsauffassungen einmal zwischen der deutschen und der französischen Delegation, dann aber auch zwischen Bund und Ländern sowie zwischen den Ländern und den Rundfunkanstalten zutage getreten. Deshalb ist es notwendig, im ersten Teil neben der Entstehungsgeschichte des EKK auch die verschiedenen Verhandlungspositionen und Ansichten der Beteiligten bezüglich einer europäischen Fernsehanstalt darzustellen. Zu diesen Grundlegungen gehört auch eine Darstellung der überaus unterschiedlichen Ausgestaltung des Medienrechts diesseits und jenseits des Rheins. Schließlich wird im Einführungsteil auch auf die Verbreitung des EKK-Programms eingegangen. Die vorliegende Arbeit kann naturgemäß nicht alle Aspekte beleuchten, die im Zusammenhang mit dem EKK stehen. Deshalb sind vorwiegend die Straßburger Trägergesellschaft des EKK und die ARTE-D GmbH Gegenstand der Erörterungen. Auf den französischen Partner La Sept S.A. wird deshalb nur am Rande eingegangen.
ARTE. Deutsch-französische Medienpolitik zwischen europäischem Anspruch und nationaler Wirklichkeit, 1995.
Erster Teil
Grundlagen Erstes Kapitel
Überblick über das deutsche und französische Rundfunkrecht In den letzten Jahrzehnten hat das Fernsehen eine enorme gesellschaftliche und politische Bedeutung erlangt. Parallel dazu hat sich in jedem europäischen Staat eine ausdifferenzierte und länderspezifische Rundfunkordnung herausgebildet. So unterscheidet sich auch die rechtliche Situation des Rundfunks in Frankreich in wesentlichen Punkten von derjenigen in der Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Aufbau eines binationalen Senders trafen diese beiden unterschiedlichen Rundfunksysteme und Rundfunkkonzeptionen zum ersten Mal aufeinander. Kontroversen waren vorprogrammiert. Um die Wahl der Rechtsform, die Struktur des Senders, aber auch andere rechtliche Fragen im Zusammenhang mit dem EKK besser verstehen zu können, erscheint es sinnvoll, die beiden Rundfunksysteme in einem Überblick darzustellen.
A. Das deutsche Rundfunkrecht Die in der Bundesrepublik Deutschland ftir die Rundfunkordnung primär zuständigen Landesgesetzgeber28 sind bei der Regelung des Rundfunks nicht frei. Die rechtliche Ordnung des Rundfunkwesens ist wesentlich durch Vorgaben des Grundgesetzes bestimmt, insbesondere durch die Regelung in Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG. 29 Nach dieser Verfassungsnorm wird "die Pressefreiheit und
28 Vgl. zur Zuständigkeitsregelung fllr den Rundfunk auch die Ausfilhrungen auf den S. 160 ff. 29
Die Auslegung der Rundfunkfreiheit aus Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG ist wie kawn eine
32
l. Teil, l. Kap.: Überblick über das Rundfunkrecht
die Freiheit der Berichterstattung durch den Rundfunk und Film (... ) gewährleistet". Entgegen dem engen Wortlaut schützt Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG nach der Rechtsprechung des BVerfG3° und der h.L. 31 nicht nur die Berichterstattung durch den Rundfunk, sondern alle wesensmäßig mit der Veranstaltung von Rundfunk zusammenhängenden Tätigkeiten, von der Beschaffung der Information und der Produktion der Sendungen bis zu ihrer Verbreitung. 32 Kern der Rundfunkfreiheit ist dabei die Programmfreiheit33, wozu insbesondere auch Meinungsäußerungen und jede Art von künstlerischen und unterhaltenden Darbietungen gehören. 34 In der Rechtsprechung des BVerfQ35 und auch im wohl überwiegenden Teil des Schrifttums36 besteht heute weitgehend Einigkeit darüber, daß die Rundfunkfreiheil des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG zwei Zielrichtungen hat, eine subjektive und eine objektive.
andere Verfassungsnorm von der Rechtsprechung des BVer:fG geprägt worden. Im Laufe von bald 35 Jahren sind eine ganze Reihe von Rundfunkentscheidungen des Verfassungsgerichts ergangen. Es sind dies: BVertGE 12, 205 tT. ("Adenauer-Femsehen"), E 31, 314 tT. ("Umsatzsteuer"), E 57, 95 tT. ("FRAG"), E 73, 118 ff. ("Niedersachsen"), E 74, 297 tT. ("Baden-WUrttemberg"), 83, 238 tT. ("Nordrhein-Westfalen"), E 87, 181 tT. ("Hessen 3"), E 90, 60 tT. ("Rundfunkgebühr") und E 92, 203 tT. ("EG-Femsehrichtlinie"). 30
BVerfGE 31,314, 326; 35,202, 222; 57,295,319.
Herzog, in: Maunz!Dürig, Art. 5 I, II, Rn. 201; Wendt, in: v. Münch, Art. 5, Rn. 44, Starck, in: v. MangoldVKlein/Starck, 3. Aufl., Art. 5, Rn. 65; Lenz, JZ 1963, S. 340. A.A. Herrmann, Fernsehen und Hörfunk, S. 82 f., Wieland, Der Staat 20 (1981), S. 102 und Klein, in: v. Mangoldt/K.lein, 2. Aufl., Art. 5, Anm. VII., S. 245. 31
32 BVerfGE 77, 65, 74 mit einem Verweis auf E 10, 118, 121 und E 12, 205, 260; Starck, in: v. Mangoldt/ Klein/Starck, 3. Aufl., Art. 5, Rn. 67.
33
BVerfGE 59,231, 258; 87, 181, 201; 90, 60, 87.
34 BVerfGE 35
12,205 (260 f.); Degenharl, in: Bonner Kommentar, Art. 5 Rn. 512.
Vgl. BVerfGE 12, 205, 259 f.; zuletzt E 90,60, 88 tT.
Für viele z.B.: Badura, Verfassungsrechtliche Bindungen, S. 22 f. u. S. 25 f.; H. H. Klein, Der Staat 20 (1981), 177, 185 tT. Weitere Nachweise aus der Fülle der Literatur bei Stender-Vorwachs, S. 60 (Fn. 122) und S. 64 (Fn. 138). 36
A. Das deutsche Rundfunkrecht
33
L Der subjektive Gehalt des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG wird zum einen als liberales, "gegen den Staat" gerichtetes" Abwehrrecht des Bürgers" verstanden. Als ein solches dient es dazu, "die Freiheitssphäre des einzelnen vor Eingriffen der öffentlichen Gewalt zu sichern. "37 In dem so verstandenen abwehrrechtlichen Sinne gewährt dieses Grundrecht Freiheit von staatlicher Lenkung und Behinderung und Freiheit von staatlicher Einflußnalune auf das Programm. 38 Diese Interpretation als Individual- und Abwehrrecht ergibt sich aus der systematischen Stellung der Rundfunkfreiheit im Grundrechtskatalog des Grundgesetzes. 39 Es besteht weiterhin weitgehend Einigkeit darüber, daß Rundfunkveranstalter dann Grundrechtsträger sind und sich damit auf die eben dargestellten subjektiven Inhalte des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG berufen können, wenn sie als Rundfunkveranstalter zugelassen worden sind. 40
n
Der objektive Gehalt des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG
Das BVerfG und Teile der Literatur haben bei der Interpretation der Rundfunkfreiheil der Vorschrift des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG jedoch nicht allein einen individual- und abwehrrechtlichen Schutzzweck entnommen, sondern vor allem deren objektive Seite betont. 41 Ausgegangen ist das Gericht dabei von der
37 H. H. Klein, Rundfunkfreiheit, S. 32. Vgl. das BVeifG zum allgemeinen Charakter der Gnmdrechte des Gnmdgesetzes, BVerfGE 7, 198, 204 f.; 50, 290, 336 f. Zur negatorischen Funktion des Art. 5 Abs. I S. 2 GG vgl. BVerfGE 12, 205, 259 f.; 57, 295, 320 f. 38
BVerfGE 12, 205, 261 ff.; 73, 118, 166.
39 Bremer!Esser!Hoffmann,
S. 29.
31, 314, 322; 59, 231, 254; A. Hesse, Rundfunkrecht, S. 107; Schmitt Glaeser, BayVBI1985, 97, 104. Die in diesem Zusammenhang nicht weiter interessierende Frage, ob mit dem subjelctiven Charakter des Gnmdrechts ein subjektives Zugangsrecht zum Rundfunk verbunden ist, ist in der Literatur umstritten ( dafilr z.B. H. H. Klein, Rundfunkfreiheit, S. 41 f.; Henmann, Fernsehen und Hörfunk, S. 117 f.; Schmitt Glaeser, Kabe1kommunikation, S. 143 ff.; Pestalozza, NJW 1981, S. 2158, insbes. S. 2166; Oppermann, JZ 1981, S. 727; dagegen z.B. Wieland, Der Staat 20 (1981), S. 118; Bökenf6rde/Wieland, AfP 1982, S. 77 ff; Bethge DVBI 1986, S. 861 f.; vgl. auch die Darstellung des Streitstandes bei Astheimer, S. 200 ff.). Vom BVeifG ist die Frage jedoch ausdrücklich offengelassen worden (BVerfGE 57,295, 318). 40 BVerfG
41
Früher sprach das BVeifG insoweit von institutioneller Freiheit (vgl. BVerfGE 12,
3 Schmid
1. Teil, 1. Kap.: Überblick über das Rundftmkrecht
34
Feststellung, daß der Rundfunk nicht nur Medium der individuellen und öffentlichen Meinungsbildung ist, sondern auch ein eminenter Faktor in diesem für die demokratische Staatswillensbildung so wichtigen Prozeß. 42 Dies liegt daran, daß der Rundfunk die öffentliche Meinung auch selbst in starkem Maße beeinflußt. Dies geschieht nicht nur durch politische Kommentare und die Auswahl der zu sendenden Nachrichten, sondern auch durch unterhaltende Programmteile wie beispielsweise Hörspiele und musikalische Darbietungen. 43 Dabei ist die Bedeutung des Rundfunks als Faktor der öffentlichen Meinungsbildung umso größer, als er über eine große "Breitenwirkung, Aktualität und Suggestivkraft"44 verfügt. Aus diesem Grund stelle Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG den Rundfunk auch insofern unter seinen Schutz, als dieser seine Aufgabe als Medium und Faktor im Prozeß der öffentlichen Meinungsbildung erfülle. Indem darüber hinaus der gesamte Absatz 1 des Art. 5 GG die Meinungsäußerungs-, Meinungsverbreitungs- und Informationsfreiheit als Grundrechte gewährleistet, wird der gesamte Prozeß demokratischer Willensbildung verfassungsrechtlich geschützt. Die Rundfunkfreiheit sei so nicht ein Grundrecht, "das seinem Träger zum Zweck der Persönlichkeitsentfaltung oder Interessenverfolgung eingeräumt" sei45 , sondern in erster Linie eine der Freiheit der Meinungsbildung dienende Freiheit. Sie habe die Aufgabe, freie und umfassende öffentliche Meinungsbildung durch den Rundfunk zu gewährleisten.46
111. Konsequenzen aus dem objektiven Gehalt des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG Aus dem demokratisch-funktionalen Schutzzweck des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG folgt zwingend der verfassungsrechtlich verankerte Schutz des Rundfunks 205, 260 f.; 31, 314, 326). Siehe zur Fülle der Literatur die Nachweise bei StenderVorwachs, S. 60, Fn. 122. Ein Teil der Literatur vertritt die Auffassung, Art 5 Abs. I S. 2 GG beinhalte eine vorwiegend objektiv-rechtliche Garantie (z.B. W Schmidt, ZRP 1980, S. 136; Wieland, Freiheit des Rundfunks, S. 138; dagegen z.B. Stender-Vorwachs, S. 70). 42
So schon BVerfGE 12, 205, 260; 35, 202, 222.
43
BVerfGE 12,205, 260; 31, 314, 326; 35,202,222.
BVerfGE 90, 60, 87. - Das enonne politische Wirk\Ulgspotential von Hörfunk und Fernsehen wurde bereits früh erkannt und in totalitären Systemen bis in die heutige Zeit als Instrument der Machterhaltung eingesetzt. 44
45
BVerfGE 87, 181, 197; Badura, JA 1987, S. 180.
46 BVerfGE
57, 295, 319 f.
A. Das deutsche Rundfunkrecht
35
vor zwei typischen Gefährdungen: Zum einen muß der Grundsatz der "Staatsfeme" verwirklicht werden, d.h. es muß die Gefahr staatlichen Einflusses auf den Rundfunk ausgeschlossen werden. 47 Zum anderen muß verhindert werden, daß die sich im Besitz von Sendefrequenzen und Finanzmitteln befindlichen Meinungsträger oder sonstigen gesellschaftlichen Gruppen vorherrschend an der öffentlichen Meinungsbildung mitwirken (sog. "Gruppenfeme" des Rundfunks)_4s Zum Schutz der Rundfunkfreiheit und insbesondere zur Eindämmung der eben geschilderten Gefahren ist der Gesetzgeber nach Ansicht des BVerfG verpflichtet, eine "positive Ordnung" zu schaffen. Sie soll sicherstellen, daß die Vielfalt der bestehenden Meinungen im Rundfunk in möglichster Breite und Vollständigkeit Ausdruck findet und daß auf diese Weise umfassende Information geboten wird. 49 Den verfassungsrechtlichen Vorgaben kann mit Hilfe einer "binnenpluralistischen" Rundfunkstruktur50 entsprochen werden. In den ersten Jahrzehnten des Besteheus der Bundesrepublik war das Rundfunkwesen von dieser Struktur geprägt. In dieser Zeit gab es aufgrund des Mangels an Sendefrequenzen und den mit der Veranstaltung von Rundfunk verbundenen erheblichen finanziellen Aufwendungen - zulässigerweise - ausschließlich öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten. 51 Das BVerfG verlangte zur Verwirklichung von Pluralität und Staatsfeme bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gesetzliche Vorschriften, die den ausreichenden Einfluß aller wesentlichen gesellschaftlichen Kräfte innerhalb dieser Anstalten sicherstellten. Verwirklicht werden diese Vorgaben bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten insbesondere durch die Einrichtung von weisungsfreien Aufsichts- und Verwaltungsgremien. Die Rundfunkräte (bzw. beim ZDF der Femsehrat) setzen sich aus den Repräsentanten aller bedeutsamen politischen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen Gruppen des Sendegebietes zusammen. Die Aufsichts- und Verwaltungs-
47 Vgl. zur "Staatsferne" auch die Arbeit von Gersdorf, Staatsfreiheit des Rundfunks in der dualen Rundfunkordnung der Bundesrepublik Deutschland, 1991 . 48 BVerfDE 57, 295, 323. Vgl. zu den Gefilhrdungen der Rundfunkfreiheit auch Stender-Vorwachs, "Staatsferne" und "Gruppenferne" in einem außenpluralistisch organisierten privaten Rundfunlcsystem, 1988. 49
BVerfGE 57, 295, 320; 73, 118, 152 f. ; 83, 238, 296.
50
So die Terminologie des BVer:fG z.B. in E 57, 295, 325.
5 1 BVerfGE
12, 205,261; 31,314,326.
36
1. Teil, 1. Kap.: Überblick über das Rundfimkrecht
organe haben die Aufgabe, den Intendanten zu wählen, die Einhaltung der Programmgrundsätze durch die Anstalt zu überwachen und auf diese Weise die Interessen der Allgemeinheit im Rundfunk treuhänderisch zu vertreten. 52 Das "binnenpluralistische" Modell kann der Gesetzgeber bei der Ausgestaltung der Rundfunkordnung nicht nur fiir öffentlich-rechtliche Anstalten, sondern auch fiir private Rundfunkveranstalter vorsehen. 53 Den o.g. verfassungsrechtlichen Vorgaben des BVerfG kann aber auch durch ein "außenpluralistisches" Modell entsprochen werden, bei dem eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Rundfunkveranstaltern dafiir sorgt, "daß das Gesamtangebot der inländischen Programme der bestehenden Meinungsvielfalt auch tatsächlich im wesentlichen entspricht."54 Private Veranstalter können dabei nach Ansicht des BVerfG den vollen Vielfaltsanforderungen aufgrund ihrer Finanzierungsweise nur schwer gerecht werden. 55 Deshalb seien bei ihnen an die Pluralität der Programme weniger strenge Anforderungen zu stellen als bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, falls letztere die "unerläßliche" Grundversorgung sicherstellten. 56 Die Privaten seien in der so beschriebenen "dualen Rundfunkordnung" hinsichtlich der Pluralität ihrer Programme nur zu "sachgemäßer, umfassender und wahrheitsgemäßer In-
52 Ricker, Rundftmkräte, S. 1. In diesem Zusammenhang ist allerdings darauf hinzuweisen, daß es auch in solchermaßen ausgestalteten Rundfunkanstalten zu einem bedenklichen Maß an Staatseinfluß kommen kann. Zu denken ist hierbei insbesondere an die Besetzung redaktioneller Stellen nach bestirrunten parteipolitischen Gesichtspunkten (Oppermann, JZ 1994, S. 503; Starck, Rundfunkfreiheit, S. 27 ff. mit Beispielen aus der Praxis; vgl. zum Problem des Staatseinflusses auch die Kritik von Schuster, S. 151 ff., in bezug auf das ZDF und den SDR, sowie Müller, Staats- und Parteieneinfluß auf die Rundfunkanstalten in Frankreich und Deutschland, 1987. Das OVG Lüneburg (DÖV 1979, 170 ff.) hielt im Jahre 1978 die Besetzung des Rundfunkrates des NDR ftlr verfassungswidrig, weil in ihm die Vertreter des Staates nicht in der Minderheit geblieben waren). - Vgl. zur ähnlichen Problematik hinsichtlich der Pluralität bei den Landesmedienanstalten Fehling, S. 182. 53 Z.B. BVerfGE 73, 118, 170; 74,297, 330. 54 BVeifGE 51, 295, 325. 55BVerfGE87, 181,199. 56 BVerfGE 73, 118, 157; 83, 238; 297. Vgl. aus der Literatur zur Grundversorgung Berg, AfP 1987, S. 457; Ricker, ZUM 1989, S. 331 ; Niepalla, Die Grundversorgung durch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, 1990; Libertus, Grundversorgungsauftrag und Funktionsgarantie, 1991, ders., Media Perspektiven 1991 , S. 452 ff; ders., ZUM 1990, S. 124 ff.; Ricker, ZUM 1989, S. 331 ff.
A. Das deutsche Rlllldfunkrecht
37
fonnation und einem Mindestmaß an gegenseitiger Achtung verpflichtet. "57 Der Grundversorgungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten setze wiederum voraus, daß der Staat den Rundfunkanstalten die technischen und finanziellen Mittel zur Wahrnehmung dieser Aufgabe sicherstelle. 58 Zum Schutz der Rundfunkfreiheit müssen darüber hinaus die mit der Konzessionierung, Beaufsichtigung und Finanzierung eröffneten Einflußmöglichkeiten des Staates auf die publizistische Tätigkeit der Rundfunkbelreiber so weit wie möglich ausgeschaltet werden; dies gilt besonders fur wiederkehrende Maßnahmen wie die finanzielle Ausstattung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. 59 Mit welcher Konsequenz das BVerfG diesbezüglich die Unabhängigkeit des Rundfunks gegenüber staatlichem Einfluß- auch wenn es sich nur um indirekten oder nur um drohenden Einfluß handelt - durchsetzen und sichern will, zeigt sich auch bei der neuesten rundfunkrechtlichen Entscheidung des BVerfG, in der es um die Frage der Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Anstalten geht. In dieser Entscheidung hat das Verfassungsgericht das bisherige System der Rundfunkgebührenfestsetzung für teilweise verfassungswidrig erklärt, weil es die Gefahr möglicher politischer Einflußnahme auf die Rundfunkanstalten in sich berge. 60 Der Gesetzgeber habe - so das Gericht - ein Verfahren der Gebührenfestsetzung einzufiihren, das die sich aus Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG ergebenden Bindungen für den Gesetzgeber effektiviert und politische Einflußnahme sicher begrenzt.
57 BVerfGE 57, 295, 326. In E 73, 118, 160 spricht das BVeifG von einem Grlllldstandard gleichgewichtiger Vielfalt. 58 BVerfGE 73, 118, 158; 74, 297, 324 f. ; 83, 238, 298; 87, 181, 199; 89, 144, 153. - In diesem Rlllldfunkrnodell, in dem zugllllsten der privaten Anbieter verminderte Vielfaltsanfordefllllgen gelten, bestünde zugllllsten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine sog. Bestands- lllld Entwicklllllgsgarantie (BVerfGE 74, 297, 324 f.; 83, 238, 298; 90, 60, 91. Aus der Literatur Schmitt Glaeser, BayVBl 1985, 97 ff.; Selmer, Bestands- lllld Entwicklllllgsgarantien ftlr den öffentlich-rechtlichen Rlllldfunk in einer dualen Rlllldfunkordnllllg, 1988).
59 BVerfGE
90, 60, 89.
60 BVerfGE 90, 60, 87, 90 ff. Vgl. zu dieser Entscheidllllg z.B. Oppermann, JZ 1994, S. 499 ff.; Kresse/Kennel, ZUM 1994, S. 159 ff.
I. Teil, I. Kap.: Überblick über das Rundfimkrecht
38
B. Das französische Rundfunkrecht Auch die französische Verfassung gewährt Grundrechte, die für den Bereich der audiovisuellen Medien61 relevant sind. Diese Grundrechte sind nicht nur in der Verfassung vom 4.10.1958 festgelegt. Über einen Verweis der Präambel dieser Verfassung gelten vielmehr auch die durch die Gesetze der Republik bestätigten Rechtsgrundsätze, die Präambel der Verfassung vom 27.10.1946 und vor allem die Erklärung der Menschenrechte von 1789.62 Letztere enthält die für den audiovisuellen Bereich relevanten Grundrechte wie das Eigentumsrecht in Art. 2, den Gleichheitsgrundsatz in den Art. 1, 6 und 13 und das für diesen Bereich besonders wichtige Prinzip des freien Gedanken- und Meinungsaustausches in Art. 11. Aus dem zuletzt genannten Grundrecht und aus dem der Verfassung inhärenten Prinzip der Demokratie ergibt sich für den Conseil constitutionnel die Notwendigkeit von Pluralismus für den gesamten Medienbereich. Der Conseil constitutionnel führt weiter aus, daß "der freie Austausch von Gedanken und Meinungen, wie durch Art. 11 der Menschenrechtserklärung von 1789 garantiert, [... ] nicht wirksam [wäre), wenn das Publikum, an welches sich die Mittel der audiovisuellen Kommunikation wenden, sowohl im staatlichen als auch im privaten Bereich nicht über Programme verfügen könnte, die bei Respektierung des zwingenden Gebots der Ehrlichkeit der Information den Ausdruck verschiedenartiger Tendenzen garantieren. "63 Wegen dieser verfassungsrechtlichen Vorgaben hat der Conseil constitutionnel u.a. einige Vorschriften des Gesetzes vom 30.9.1986 für verfassungswidrig gehalten. Insbesondere hielt er die pluralismussichemden Vorschriften, wie etwa bestimmte Beteiligungsverbote, für nicht ausreichend. 64 Trotz der soeben beschriebenen Verfassungslage zum Schutze von Pluralität gibt es in Frankreich keine längere Tradition eines staatsunabhängigen und von Interventionen des Staates freien öffentlichen Rundfunks.
6 1 Zwn audiovisuellen Bereich gehören gemäß Art. 77 des Gesetzes vom 29.7.1982 neben dem Rundfunk auch alle Abrufdienste (vgl. zwn Begriff auch Opitz, Media Perspektiven 1983, S. 95).
62
Turpin , ZUM 1988, S. 10 I.
63 Blaise/Fromont, 64
S. 43.
Nachweis bei Blaise!Fromont, S. 247.
B. Das französische Rundfunkrecht
39
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Fernsehen wie der Hörfunk zu einer Art Propagandainstrument ausgebaut. Dies galt zunächst für die bis in die erste Hälfte der 50er Jahre hinein amtierenden Regierungen, die in der Regel links von der Mitte standen. Es galt aber auch für die danach vom Beginn der V. Republik bis 1981 regierenden bürgerlichen Parteien. Durch direkte und indirekte Zensur, vor allem während der Wahlkämpfe 1965 und 1967, wurde die Opposition benachteiligt und das Fernsehen so zum Machterhaltungsinstrument der Regierenden. 65 Daneben verfolgte der französische Staat beispielsweise durch gesetzliche Quotenregelungen auch kulturelle und wirtschaftliche Ziele. Mit diesen Maßnahmen sollte der Anteil gesendeter amerikaDiseher Produktionen im Fernsehen gesenkt und die Position Frankreichs im europäischen audiovisuellen Markt gestärkt werden. 66 Im folgenden wird dargestellt, wie staatlicher Einfluß trotz mancher Reformen über die eben genannten Gesetze hinaus auf den Rundfunk ausgeübt wird. L Der Einfluß des Staates auf den öffentlichen Rundfunk 1. Die Entwicklung bis 1982
Mit der Einfiihrung des Fernsehens wurde das gesamte Hörfunk- und Fernsehwesen dem Office de Radiodiffusion Television Franr;aise (ORTF) anvertraut.67 Das ORTF war eine öffentliche Einrichtung, die dem französischen Präsidenten untergeordnet war. Durch das Gesetz vom 7.8. 1974 wurde das ORTF aufgelöst. An seine Stelle traten sieben staatliche Nachfolgegesellschaften, darunter vier neu gebildete Programmgesellschaften68, auf die das Programmonopolübertragen wurde. Alle Programmgesellschaften wurden als Aktiengesellschaften gegründet, bei denen der französische Staat Alleinaktionär 65 Meise, Französisches Fernsehen, S. 29 u. 59; vgl. auch die Beispiele bei Follath, S. 153. 66 Frohne, 67
ZUM 1989, S. 391.
Ordonnance vom 4.2.1959.
68 Dabei handelt es sich um die Hörfunkgesellschaft La Societe Nationale de RadioditTusion 'Radio France', die Programmgesellschaft France Regions 3 (FR 3), die Television Fran~aise (TF 1) und La Societe Nationale de Television en Couleur 'AntelUle 2' (A 2) (Fromont, S. 115).
l. Teil, l. Kap.: Überblick über das Rundfunkrecht
40
war und die aus diesem Grund auch als Societes Nationales bezeichnet werden. Der große Einfluß der Regierung auf diese Gesellschaften wurde insbesondere durch die Besetzung ihrer Führungsorgane mit regierungsnahen Persönlichkeiten deutlich. 69 Aber auch durch von der Regierung erlassene Verordnungen und die Einfiihrung von sogenannten Pflichtenheften (cahiers des charges), mit denen der Regierungschef oder ein Minister für jede Gesellschaft Auflagen machen konnte, hat sich der Regierungseinfluß verstärkt. Der wirtschaftliche und immaterielle Rahmen jedes einzelnen Programmes konnte durch sie festgelegt werden. Den Einfluß der Regierung auf das Fernsehen hat auch das Audiovisionsgesetz von 1982 nicht grundlegend geändert. 70
2. Die Entwicklung seit dem Gesetz vom 29.7.1982
Um die Rundfunkaufsicht unabhängiger vom Staat zu machen, schuf das Parlament unter der sozialistischen Regierung mit dem Audiovisionsgesetz vom 29.7.198271 die Haute Autorite de Ia Communication Audiovisuelle (im folgenden Hohe Behörde)72. Sie war die erste von insgesamt drei aufeinanderfolgenden regierungsunabhängigen73 Behörden, die sich zwischen die Sender und die politische Macht schob und den Regierungseinfluß eindämmen sollte. Einerseits sollte sie die Unabhängigkeit der öffentlichen Hörfunk- und Femsehgesellschaften gewährleisten und andererseits die Kontrolle über diese öffentlichen Gesellschaften ausüben. Dazu hatte sie u.a. die Verordnungsgewalt bezüglich der Wahrung der politischen Neutralität der Funk- und Femsehdienste.14 Sie achtete darauf, daß die öffentlichen Anstalten bzw. Programmgesellschaften die Grundnormen wie Pluralismus und Ausgewogenheit in den Programmen, die Menschenwürde u.ä. beachteten. Darüber hinaus kontrol69 In Frankreich war es beispielsweise üblich, nach einem politischen Machtwechsel die Spitzenpositionen im öffentlichen Rundfunk neu zu besetzen, woran sich auch nach den Reformen auf dem Gebiet des Rundfunkwesens nichts geändert hat (Meise, Französisches Fernsehen, S. 45 f. u. 223).
70 Blaise!Fromont,
71
S. 24.
Gesetz Nr. 82-652 vom 29.7.1982.
72 Art.
12 des Gesetzes vom 29.7.1982.
Vgl. Art. 23 ff. des Gesetzes. Siehe auch das Dekret vom 27.8.1982 betreffend die Organisation und den Betrieb der Hohen Behörde filr die audiovisuelle Kommunikation. 73
74 Art.
14 des Gesetzes vom 29.7.1982.
B. Das französische Rundfimkrecht
41
lierte die Hohe Behörde, daß die in den cahiers des charges (Pflichtenhefte) fiir die einzelnen Rundfunkgesellschaften festgelegten Vorschriften75 eingehalten wurden. Schließlich ernannte sie die Präsidenten und eine bestimmte Anzahl von Verwaltungsratsmitgliedern der öffentlichen Hörfunk- und Fernsehorganisationen76, und es kam ihr die Lizensierungs- und Aufsichtsfunktion lokaler Radiosender zu. 77 Durch das Gesetz vom 30.9.1986 ersetzte die neue konservative Regierung unter Ministerpräsident Chirac und die neue Mehrheit im Parlament die Hohe Behörde durch die Nationale Kornmission fiir Kornmunikation und Freiheitsrechte (Cornmission Nationale de Ia Communication et des Libertes, CNCL). 78 Die CNCL war mit umfangreicheren Befugnissen und Zuständigkeiten ausgestattet. So ernannte sie ein Drittel der Mitglieder der Verwaltungsräte der öffentlichen Gesellschaften79 und die Präsidenten der öffentlichen Sender "Antenne 2", "FR 3", "Radio France", "Radio France Outre-Mer" und "Radio France Internationale". 80 Außerdem hatte sie im Bereich der Frequenzzuteilung81 und des Rechts der Gegendarstellung Entscheidungs- und Verordnungsbefugnisse. Schließlich überwachte sie gemäß Art. 13 Abs. I des betreffenden Gesetzes die Achtung von Ideen- und Meinungsvielfalt in den Programmen der nationalen Prograrnmgesellschaften. Auch nach dem erneuten Regierungswechsel im Mai 1988, bei dem der von Staatschef Mitterrand zum Regierungschef ernannte Sozialist Rocard den bis dahin amtierenden Premierminister Chirac ablöste, kam es wiederum zu Veränderungen im Fernsehsektor. Durch das Gesetz vom 17.1.1989 wurde die CNCL abgeschaffi und durch den Obersten Rundfunkrat (Conseil superieur de l'audiovisuel, CSA) ersetzt. 82 Die Kompetenzen des CSA wurden im Vergleich
75 Die cahiers des charges wurden durch Art. 32 des Gesetzes vom 29.7.1982 eingefilhrt (vgl. zu deren Ablösung durch die conventions unten S. 44). 76 Art. 16 des Gesetzes vom 29.7.1982. 77 Art.
17 des Gesetzes vom 29.7.1982.
78 Vgl. dazu auch Opitz, Das Rundfunksystem Frankreichs, D 78. 79 Art. 47 und 50 des Gesetzes Nr. 86-1067 vom 30.9.1986. 80 Art. 47 des Gesetzes vom 30.9.1986. 81 Art. 26 des Gesetzes vom 30.9.1986. 82 Art.
I des Gesetzes Nr. 89-25 vom 17.1.1989.
42
1. Teil, 1. Kap.: Überblick über das Rundfunkrecht
zur CNCL erweitert, insbesondere wurde ihm ein abgestuftes Sanktionsinstrumentarium zur Verfügung gestellt. 83 Obwohl mit eigenen Befugnissen ausgestattet, war und ist der Einfluß der Politik auf diese Behörden, vor allem auf die Besetzung der Leitungsposten, unverkennbar. Sowohl die Mitglieder der Hohen Behörde, als auch ihrer Nachfolgerinnen wurden fast ausschließlich vom Präsidenten der Republik, dem Präsidenten der Nationalversammlung und des Senats und von sonstigen hohen staatlichen Behörden bestinunt. 84 Eine Neutralisierung war und ist dadurch gegeben, daß die Organe, die Mitglieder der Rundfunkbehörden ernennen, in der Praxis nicht derselben politischen Richtung angehören. 85 Trotzdem zeigt sich an der Art und Weise, wie nach den verschiedenen Regierungswechseln in den achtziger Jahren die Spitzenpositionen im Bereich des öffentlichen Rundfunks besetzt wurden, daß die Unabhängigkeit sowohl der Hohen Behörde, als auch ihrer Nachfolgerinnen in der Praxis sehr begrenzt war. 86 Erheblicher Regierungseinfluß ist auch über die Finanzierung des öffentlichen Rundfunks möglich. Daranhaben auch die seit 1982 erlassenen Gesetze nichts geändert. Der öffentliche Rundfunk finanziert sich hauptsächlich aus Gebühren. 87 Diese sind eine Sonderabgabe, die vom Finanzministerium erhoben wird und dem Staat zufließt. Hauptansatzpunkt des staatlichen Einflusses ist die jährliche Verteilung der Gesamteinnahmen auf die verschiedenen Anstalten anband sehr unhestinunter Verteilmaßstäbe. Seit dem Audiovisionsge83 Art. 8 des Gesetzes vom 17.1.1989. Vgl. dazu auch Turpin, ZUM 1988, S. 105; Meise, Französisches Fernsehen, S. 290. 84 Vgl. z.B. Art. 23 des Gesetz 29.7.1982 und Art. 4 des Gesetzes vom 17.1.1989, nachdem die Mitglieder der Hohen Behörde bzw. des CSA vom französischen Präsidenten, vom Präsidenten der Nationalversammlung und vom Präsidenten des Senats bestimmt werden. Die CNCL hatte noch Mitglieder des Kassationsgerichts, des Rechnungshofes und der Academie Fran~aise.
85 Blaise!Fromont,
S. 37.
86 Kritisch dazu Opitz, Media Perspektiven 1983, S. 98 ff. -Als Beispiel sei nur die Neuwahl der Intendanten der öffentlichen Rundfunkgesellschaften nach der Regierungsübernahme durch Chirac genannt, bei der es vor der Wahl durch den CNCL weder eine Kandidatenvorstellung noch eine Personaldebatte gab und die Kandidaten innerhalb von 50 Minuten gewählt wurden (Bremer, S. 12; vgl. auch die Beipiele bei Opitz, Das Rundfunksystem Frankreichs, D 92). 87 1991 bewegte sich der Anteil der Gebühreneinnalunen am Gesamtetat der öffentlichen Progranungesellschaften zwischen etwas über 50% und 100% bei den verschiedenen Gesellschaften (Siehe die Tabelle bei Blaise!Fromont, S. 290).
B. Das französische Rundfunkrecht
43
setz von 1982 verteilt der Premierminister oder sein Beauftragter gemäß Art. 63 dieses Gesetzes die Gelder aus den Rundfunkgebühren auf die Anstalten. Das Parlament muß jedoch zustimmen. Die Einzelverteilung der Einnahmen auf die Regional- und Lokalstationen bei FR 3 und Radio France bleibt dann der jeweiligen Muttergesellschaft überlassen. 88
n
Der Einfluß des Staates auf die Privaten
Im Zuge des technologischen Wandels des Kommunikationsbereiches und der globaler werdenden Märkte hat die sozialistische Regierung 1981 begonnen, den Rundfunkbereich nach und nach zu deregulieren. Im Gesetz vom 29.9.1982 gab sie das staatliche Rundfunkmonopol auf und ließ private Rundfunkanbieter zu. 89 Weitere Freiheiten zugunsten privaterAnbietergab schließlich das Gesetz vom 30.9.1986. 90 Dennoch sind auch die privaten Radiostationen bis heute nicht frei von staatlichem Einfluß: Zum einen ist die CSA (wie ihre Vorgängerio CNCL) für die Zulassung der privaten Rundfunkveranstalter zuständig. Die CSA ist wiederum - wie oben schon dargestellt wurde - ihrerseits nicht frei von staatlicher Einflußnahme. 91 Des weiteren ergibt sich hinsichtlich privater RundfunkanbieteT die Möglichkeit zu staatlichem Einfluß auch durch die Vermietung von Übertragungsmitteln, durch Mehrheitsbeteiligungen an diesen Sendem92 und 88 Bullinger, ZUM 1986, S. 233. Ein derart großer Einfluß des Staates auf die Finanzierung des öffentlichen Rundfunks wäre unter dem Grundgesetz unzulässig. So hat das BVeifG in seinem jüngsten Rundfunkurteil deutlich gemacht, daß bei der Gebührenfmanzierungjeglicher, auch nur mittelbare Einfluß staatlicher Stellen auf die Rundfunkanstalten von vomherein ausgeschlossen sein muß (vgl. BVerfGE 90, 60, 93 f.). 89 Meise,
Französisches Fernsehen, S. 207.
1 des Gesetzes vom 30.9.1986lautet: "Die Errichtung und der Einsatz fernmeldetechnischer Einrichtungen, der Betrieb und die Nutzung der Dienstleistung des Fernmeldewesens sind frei "(vgl. dazu auch Turpin, ZUM 1988, S. 102). 90 Art.
91 Wie sehr die Politik die Zulassung privater Rundfunkveranstalter beeinflußt, zeigt die Vergabe von Konzessionen im Jahre 1985 an die politischen Freunde Mitterrands, Silvio Berlusconi und Jim5me Seydoux und die Entziehung dieser Lizenzen durch die konservative Regierung Chirac nach deren Machtübernahme (Meckel, S. 60 f.). 92 Meise, Französisches Fernsehen, S. 240 ff., zeigt dies u.a. am Beispiel der Privatisierung des Medienkonzerns Havas und staatlicher Beteiligungen an anderen Firmen der Fernsehbranche auf.
44
1. Teil, 1. Kap.: Überblick über das RWldfimkrecht
durch die weitreichenden Sanktionsmöglichkeiten des CSA gegen private Veranstalter bei Verstößen gegen Progranunauflagen. 93 Zusanunenfassend läßt sich sagen, daß der Rundfunk - und hier insbesondere der öffentliche Teil - in Frankreich über alle Regierungswechsel und gesetzlichen Reformen hinweg mehr oder weniger als politisches und kulturelles Instrument der Regierung verstanden und auch so genutzt worden ist.
llL Besondere Vorschriften des französischen Medienrechts für Rundfunkveranstalter 1. Conventions
Die bereits oben unter 1. 94 beschriebenen Cahiers des charges (Pflichtenhefte) werden seit dem Mediengesetz von 1989 durch Verträge (conventions) des CSA mit neu zugelassenen privaten Rundfunkveranstaltern ersetzt. 95 Allerdings hat sich am Charakter der Auflagen durch die Änderung des Verfahrens wenig geändert.96
2. Programmquoten
Die französische Medienpolitik ist seit langem von der Furcht vor einer zunehmenden "Überflutung" des französischen Progranunarktes durch amerikanische Fernsehproduktionen gekennzeichnet. 97 Aus diesem Grunde schreibt das französische Medienrecht seit Jahren bestimmte Quoten fiir die Ausstrahlung von französischsprachigen Werken im Fernsehen vor. Nach den zur Zeit geltenden Bestimmungen98 , die fiir alle terrestrisch und unverschlüsselt ausge-
93 Das CSA kann beispielsweise ohne einen Urteilsspruch des 'Conseil d'Etat' Geldbußen verhängen oder Lizenzen suspendieren (vgl. dazu auch Opitz, Das RWldfunksystem Frankreichs, D 90 u. D 92).
94
Siehe S. 40.
95
Art. 13 des Gesetzes vom 17.l.l989.
96 Meise,
Französisches Fernsehen, S. 290.
97 Aster,
zit. in: Hanke/Hauch-Fleck, S. 28. Vgl. dazu auch die in Fn. 9 zitierten ÄußefWlgen französischer Politiker. 98
Dekret Nr. 90-66 vom 17.1.1990 Wld dem Dekret Nr. 90-67 vom 17.l.l990.
B. Das französische Rundfunkrecht
45
strahlten Programme gelten, müssen 40 % der Spielfilme und audiovisuellen Werke französischsprachiger99 sowie 60 % europäischer100 Herkunft sein. Die Einhaltung der Quoten überwacht der CSA. 101
99
Art. 7 des Dekret Nr. 92-279 vom 27.3.1992.
100 Art. 101
8 des Dekret vom 17.1.1990.
Meise, Französisches Fernsehen, S. 298.
Zweites Kapitel
Deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Rundfunks vor dem Europäischen Kulturkanal A. Satelliten- und Technologiekooperation Die Gründung des EKK war neben dem Anliegen, die kulturelle und politische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich zu fördern, auch technologiepolitisch motiviert. Die Verbreitung des Programms von ARTE über den französischen Satelliten TDF 1 sollte nämlich die deutsch-französische Kooperation auf dem Gebiet der Satellitentechnologie und die Satellitenposition auf 19 Grad West stärken.102 Gleichzeitig sollte die europäische Fernsehnarm D2 MAC gefördert werden. 103 Um gemeinsam das direktstrahlende Satellitensystem TV-SATffDF zu entwickeln und zu bauen, schlossen Deutschland und Frankreich am 29.4.1980 ein Kooperationsabkommen. Beide Länder vergaben danach Aufträge zum Bau zweier im wesentlichen baugleicher Satelliten, nämlich des deutschen TV-SAT 1 und des französischen TDF 1. 104 Die Zusammenarbeit der beiden Staaten beruhte auf der Zuteilung von jeweils fiinf Frequenzen auf der gleichen Satellitenposition (19 Grad West) 105 durch die World Administration Radio Conference. 106 Die Nutzung der Satelliten sollte im Gegensatz zum Bau nicht in Kooperation erfolgen, sondern den nationalen Medienpolitiken
102 Leder, Funk-Korrespondenz Nr. 25 vom 23.06.1989, S. 2; Kammann, epd Nr. 87 vom4.11.1989, S. 3 f. 103 Büssow, medienpolitischer Sprecher der nordrhein-westfälischen SPD-Landtagsfraktion vor dem Landtag am 24.1 .1991, zit. in epd vom 9.2.91. 104 TDF
steht filr Telediffusion de France.
105 Neben Deutschland und Frankreich sind auch Belgien, Holland, Italien, Luxemburg, Österreich und die Schweiz auf dieser Position. 106 Sie gehört zur Internationalen Fernmeldeunion (ITlJ), die eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen ist.
A. Satelliten- und Technologiekooperation
47
überlassen bleiben. Ab 1994 sollte Europesat die beiden Satelliten TDF 1 und TV-SAT ablösen. 107 Bestanden anfangs auf deutscher Seite noch Pläne zur Abstrahlung der Fernsehprogramme in der Fernsehnorm PAL, so wurde doch rasch wegen der großen, grenzüberschreitenden Versorgungsgebiete der Rundfunksatelliten von diesen Plänen wieder Abstand genommen. Stattdessen einigten sich Deutschland und Frankreich Mitte 1985 aufD 2 MAC 108 als gemeinsame neue Übertragungsnorm, deren Vorteil vor allem in der Qualitätsverbesserung des Fernsehbildes und des digital übertragenen Tones liegt. Außerdem ermöglicht diese Norm ein anderes Bildformat (16:9 statt bisher 4:3) und die Sendung der einzelnen Fernsehprogramme in mehreren Sprachen. 109 Die Einführung der Übertragungsnorm D2 MAC ist auch als europäische Antwort auf die starke japanische und US-amerikanische Stellung im Bereich der hochauflösenden Fernsehbilder (HDTV) 110 zu sehen. 111 D2 MAC, dessen Entwicklungskosten mit mehr als 2 Milliarden DM angegeben werden112, sollte die europäische Übergangsnorm auf dem Weg zu HDTV sein 113, das eine Weiternutzung von PALISecam-Geräten mit Hilfe eines Dekoders ermöglichte. Neben der Verwendung dieser neuen Norm durch Deutschland auf TV SAT 2 und Frankreich aufTDF l wurde D2 MAC auch durch die Europäische Rundfunkunion (EBU) akzeptiert. Die EG bestimmte in einer bis zum 31.12.1991 gültigen Richtlinie 114, daß alle europäischen Rundfunksatelliten 115 nur in der neuen Norm D2 MAC senden dürften.
107
SZ vom 13.5.1993, S. 3.
MAC steht für Multiplexed Analogue Components. Die Norm wurde von den Elektronikriesen Philips (Holland) und Thomson (Frankreich) seit Beginn der achtziger Jahre entwickelt (Ahrens, S. 154). 108
109 Müller-Römer, S.
152.
110
HDTV steht für High Definition Television.
111
Mettler-Meibom, KiFu Nr. 57 vom 22. 7.1992, S. 5.
112
Ziemer, in: Kifu Nr. 49 vom 24.6.1992, S. 4.
113
Kammann, Kifu Nr. 66 vom 23.8.1989, S. 5.
114 Richtlinie des Rates vom 3.10.1989 zur Koordinierung bestimmter Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten über die Ausübung der Fernsehtätigkeit, ABI. Nr. L 298, vom 17.10.1989 (89/552/EWG). 115
Für Fernmeldesatelliten galt diese verbindliche Festschreibung nicht.
48
1. Teil, 2. Kap.: Zusanunenarbeit vor dem EKK
In bezug auf den EKK war zwischen Deutschen und Franzosen lange Zeit umstritten, ob die Verbreitung von ARTE allein durch TDF 1 und TV SATin der Übertragungsnorm 02-MAC erfolgen sollte. Während es der französischen Seite sehr stark auf Technologieförderung ankam und sie deshalb ARTE am liebsten nur über TDF 1 abgestrahlt hätte 116, legte die deutsche Seite wegen der teureren Empfangsgeräte fiir Programme dieses Satelliten von Anfang an Wert auf eine parallele Verbreitung von ARTE auch durch den deutschen Kopernikus-Satelliten in P AL und über Kabelnetze. 117 Trotz aller Anstrengungen scheiterte jedoch dieses deutsch-französische Satellitenprojekt, und auch die Durchsetzung der neuen MAC-Norm blieb ein "teurer Mißerfolg". 118 Für das Scheitern waren einerseits technische Pannen verantwortlich. 119 Entscheidend fiir den Fehlschlag des Projekts dürfte jedoch andererseits der große Erfolg des ASTRA-Systems sein. Der Erfolg dieses Systems ist damit zu erklären, daß durch die Einstufung der sog. "Medium-Power"-Satelliten als Fernmeldesatelliten fiir diese Satellitenkategorie eine Reihe rechtlicher und technischer Restriktionen entfielen. So betraf etwa die MACDirektive der EG, die die Verwendung der MAC-Norm vorschrieb, nur direktstrahlende Fernsehsatelliten, nicht jedoch Fernmeldesatelliten. Dies fiihrte dazu, daß der privat betriebene "Medium-Power"-Satellit ASTRA 120 weiterhin in der herkömmlichen PAL-Norm senden konnte, was die Kosten des Empfangs fiir den Rundfunkteilnehmer entscheidend verringerte. Außerdem sind "Medium-Power"-Satelliten nicht nur auffiinfKanäle begrenzt. 121 Aus diesem Grund konnten ASTRA-Satelliten dem Zuschauer eine große Anzahl von Programmen anbieten.
116 Hilf,
TV-Courir Nr. 11 vom 31.5.1989, S. 8.
117 Späth,
Vortrag, S. 25 f.; Kammann, Kifu Nr. 87 vom 4.11.1989, S. 3.
118 So wörtlich der französische Reclmungshof, nachdem das System den französischen Steuerzahler ca. 3,3 Mrd. FF gekostet hat (zit. in: lnfosat, Heft 8, 1992, S. 26). Vgl. zu den Grilnden des Scheiteros der D2-MAC-Norm Ahrens, S. 153 ff. und S. 171 ff. 119 Aufgrund teclmischer Schwierigkeiten können auf beiden TDF-Satelliten zusanunen nur noch drei Kanäle belegt werden, die von insgesamt nicht mehr als 35 000 Haushalten empfangen werden können (Schmitt-Beck, Media Perspektiven 1992, S. 472). -Die größte Panne des deutschen TV-SAT-Systems war die Tatsache, daß TVSAT 1 niemals funktionstüchtig war. 120
Vgl. dazu unten im filnften Kapitel des ersten Teils, S. 74 ff.
121
Schmitt-Beck, Media Perspektiven 1992, S. 473.
B. Sonstige deutsch-französische Zusammenarbeit
49
Die Entwicklung weg von TV-SAT!IDF wurde durch die Reaktion der deutschen und der französischen Regierung auf den Erfolg von ASTRA noch verstärkt. Sowohl auf deutscher als auch auf französischer Seite wurde versucht, ASTRA mit einem nationalen Satellitensystem Konkurrenz zu machen. 122 Durch die Lancierung des ebenfalls in P AL sendenden deutschen Satelliten Kopernikus und des französischen Systems 'Telecom'123 sowie durch die Reservierung eines Kanals fiir ARTE auf Kopernikus wurde die Position des deutsch-französischen Satellitensystems zusätzlich geschwächt. 124 Schließlich hat auch der Rückzug von ARD und ZDF vom deutsch-französischen System der binationalen Satellitenkooperation einen schweren Schlag versetzt.
8. Sonstige deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Rundfunks Für die deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Rundfunks ist seit 1963 der im Elysee-Vertrag verankerte Haut Conseil franco-allemand de Ia Radiodiffusion zuständig, der aus Mitgliedern der öffentlichen Anstalten Frankreichs und der Bundesrepublik besteht. 125 Des weiteren gibt es seit Anfang der achtziger Jahre regelmäßig Konsultationen von Medienexperten aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Österreich. Mitglieder der deutschen Delegation sind Vertreter des Bundes, der Länder und der Rundfunkanstalten. Ziele dieser Konsultationen sind u.a. die Erarbeitung gemeinsamer Positionen fiir internationale Gremien der Medienpolitik und die Klärung bilateraler Probleme, wie z.B. die Beilegung von Meinungsverschiedenheiten bezüglich einiger EG-Richtlinien, der Satellitenpolitik und der Fernsehnorm D2-MAC. Darüber hinaus besteht ein Ziel darin, gemeinsame medienpolitische Projekte zu entwickeln. 126 Direkten Einfluß auf
122 Ahrens,
S. 124 ff.
Auf französischer Seite wurde im Dezember 1991 der Fernmeldesatellit Telecom 2 A gestartet. 123
124 Gräßle,
Der EKK, S. 54 ff.
125 Auf deutscher Seite waren das
Rat.
ZDF und filr die ARD der Südwestfunk in diesem
126 Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der BWldesrepublik Deutschland 1994, hrsg. vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, G 44. 4 Schmid
50
1. Teil, 2. Kap.: Zusammenarbeit vor dem EKK
die Errichtung des Europäischen Kulturkanals hatten die Konsultationen allerdings nicht. Der auf dem Frankfurter Kulturgipfel 1986 beschlossene und am 22.1.1988 durch den Notenwechsel zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs gegründete zwanzigköpfige 'Deutsch-französische Kulturrat' hat u.a. die Aufgabe, gemeinsame kulturelle Aktivitäten anzuregen und den Regierungen konkrete bilaterale Projekte vorzuschlagen. Der deutsch-französische Kulturrat unterstützte die Schaffung des Europäischen Kulturkanals in seinem ersten Bericht. 127 Seine Mitwirkung an dem Projekt blieb eher bescheiden. 128
127 Erster
Bericht des deutsch-französischen Kulturrates vom 24.3.1990, S. 3.
Siehe aber die Initiative des Kulturrates filr den Beitritt der fünf neuen Blllldesländer zum EKK (Brief des Kulturrates an den Blllldeskanzler Wld die Ministerpräsidenten aller Blllldesländer vom 12.11.1993). 128
Drittes Kapitel
"Etablierte" Sprachraumprogramme In den ersten dreieinhalb Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg entwikkelte sich das Medium Fernsehen zu einem Informations- und Unterhaltungselement, das vor allem auf ein nationales Publikum ausgerichtet war. 129 Mit der zunehmenden Verbreitung des Kabel- und Satellitenfernsehens auf dem europäischen Fernsehmarkt ab Anfang der achtziger Jahre nahmen dann Programme mit grenzüberschreitender Verbreitung stark zu. Unter diesem neuen Fernsehangebot fand sich eine Anzahl von Programmen, die auch inhaltlich nicht mehr nur an Rezipienten eines Staates adressiert waren. Transnationale Fernsehsender müssen das Problem der Sprachbarrieren meistem. Dabei werden drei Angebotsformen unterschieden: Lingua-francaProgramme, Sprachraumprogramme und mehrsprachige Programme. Der BegriffLingua-franca-Programme bezeichnet Femsehangebote, die ohne Übersetzung in anderssprachigen Gebieten als rezipierbar gelten. 130 Diese Programmform eignet sich am besten für Programme, bei denen das genaue Verstehen der Sendesprache keine entscheidende Rolle spielt. Dies ist beispielsweise bei Popmusik- 131 und Sportprogrammen132 sowie bei Fernsehkanälen mit leicht verständlichen Unterhaltungsstoffen 133 der Fall. Sprachraumprogramme orientieren sich an schon bestehenden sprachlichen und kulturellen Beziehungen. Sie können zwar technisch in großen Teilen Europas empfangen werden, wenden sich aber ihrer inhaltlichen Konzeption 129 Schardt,
S. 13.
°Faul, Publizistik 1987, S. 78.
13
131
So z.B. früher "Music Box" oder heute "MTV".
Z.B. Screensport wtd Eurosport. Seide Sender sind jedoch schon früh von der Lingua-franca-Strategie abgerückt. Sie bieten neben der englischen Fassung mit getrennten Tonkanälen auch deutsche, französische wtd holländische Fassungen an (vgl. Zimmer, Europas Fernsehen, S. 265). 132
133
4*
Z.B. "Sky Channel".
52
I. Teil, 3. Kap.: "Etablierte" Sprachraumprogramme
nach nur an Rezipienten eines bestimmten Sprachraums. Da bei ihnen keine aufwendige Übersetzungsarbeit zu leisten ist, galten sie lange Zeit als die erfolgversprechendsten transnationalen Angebote. Diese Programmkonzeption gehört daher mittlerweile zum festen Bestandteil der europäischen Medienlandschaft. Charakteristisch an den heute noch existierenden Sprachraumprogrammen 3sat und "TV Europe" ist die Beteiligung mehrerer Fernsehgesellschaften aus verschiedenen Ländern. 134 Dieses Konzept bietet neben dem Wegfall jeglicher Übersetzungsarbeit auch die Möglichkeit, bei vertretbarem Kostenaufwand ein interessantes und vielgestaltiges transnationales Programm anzubieten. Im folgenden werden die drei bedeutendsten Sprachraumprogramme Europas beschrieben. Erst im vierten Kapitel wird dann auf echte Mehrsprachenprogramme eingegangen.
A. Eins Plus Am 29.3 .1986 ging das als Sprachraumprogramm konzipierte Gemeinschaftsprogramm der ARD-Rundfunkanstalten 135 Eins Plus auf Sendung, nachdem die ARD-Satellitenkommission bereits zwei Jahre zuvor Pläne für ein gemeinsames Satellitenkulturprogramm vorgelegt hatte. Der Sendestart wurde durch die Anträge auf einstweilige Anordnung der Länder Bayern und Baden-Württemberg gegen den Sendebeginn gefährdet. Die Auseinandersetzungen zwischen den Bundesländern und den Rundfunkanstalten eskalierte Mitte der achtziger Jahre. Streitpunkt war der Umfang der den Rundfunkanstalten verfassungsrechtlich garantierten Programmautonornie.136 134 Auch bei Eins Plus bestand gemäß Art. 2 Abs. I RfStV/1987- zumindest theoretisch - die Möglichkeit, auch ausländische Veranstalter am Programm zu beteiligen. 135 Neben den ARD-Rw1dfunkanstalten war auch die schweizerische SRG mit 18 Sendetagen im Jahr am "Eins Plus"-Programm beteiligt (Schwarzkopf, Media Perspektiven 1986, S. 74). 136 Vgl. den Beschluß des VG Karlsruhe vom 25.3.1986, abgedr. in: ZUM 1986,S. 209; Beschluß des VGH Baden-Württemberg vom 27.3.1986, abgedr. in: ZUM 1986, S. 295; Beschluß des VG München vom 27.3.1986, abgedr. in: ZUM 1986, S. 206, Beschluß des Bay. VGH vom 28.3.1986, abgedr. in: ZUM 1986, S. 208 f. Die Länder kormten sich letztendlich mit ihren Anträgen gerichtlich nicht durchsetzen. So konnte Eins Plus schließlich auf Sendung gehen.
B. 3sat
53
Zu den Charakteristika des Programms zählte seine kulturelle Akzentuierung. Eins Plus sollte Europa in seiner Vielfalt dem deutschen Publikum mit Einzelsendungen und Sendereihen vorstellen. Daneben sollten auch "die kulturelle Vielfalt der Bundesrepublik" ausländischen Zuschauern vermittelt werden. 137 Da das Jahresbudget von Eins Plus jedoch von Anfang an sehr gering bemessen war (1986: 20-25 Mio. DM), 138 konnte der Sender im wesentlichen nur Wiederholungen ausstrahlen, zu denen gelegentlich noch Vorabpremieren der ARD hinzukamen. Nach sechs Jahren Sendebetrieb wurde das Programm von Eins Plus zum 30.11.1993 eingestellt. Grund: Die geringe Einschaltquote139 und das Programmprofil. Eins Plus unterschied sich in seiner europäischen Ausrichtung nicht mehr von den internationalen Programmen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. 140
B. 3sat Schon fiiih faßte das ZDF die Möglichkeit ins Auge, neben seinem Hauptprogramm als "zweites Standbein" ein europäisch orientiertes Kulturprogarnrn zu verbreiten. Dazu legte es bereits arn 19.3.1981 detaillierte Pläne zur Schaffung eines europäischen Programms vor. Am 13.7.1984 schlossen die Intendanten von ZDF, ORF und SRG einen Vertrag über das erste gemeinsame deutschsprachige Satellitenprogramm 3sat. 141 Der Programmstart des Senders, der keine eigene Rechtspersönlichkeit hat, erfolgte arn 1.12.1984 mit einem zunächst sechsstündigen und werbefreien Programm. 142 3sat versteht sich als
137 Schwarzkopf,
138
Media Perspektiven 1986, S. 76.
Medienspiegel 28/1993, S. 1; Sprung, Neue Medien, 5/1985, S. 67.
139 Zwischen
1990 uns 1992 erreichte "Eins Plus" lediglich einen Sendeanteil von ca. 1,2 bis 1,3% (Darschin!Frank, Media Perspektiven 1992, S. 179 und Media Perspektiven 1993, S. 123. 140 Meckel,
S. 307.
Der Vertrag wurde am 16.12.1987 und am 8.7.1993 (Beitritt der ARD) erneuert. -Von April 1990 bis zu seiner Auflösung Ende 1991 war auch der "DFF", vormals Fernsehen der DDR, an 3sat beteiligt. 141
142 Die Entwicklungsgeschichte von 3sat ist nachgezeichnet in: "3sat-Biographie", in: ZDF-Presseinformationen 3sat 1995.
I. Teil, 3. Kap.: "Etablierte" Sprachrawnprogranune
54
Vollprogramm mit kulturellem Schwerpunkt und verbreitet seine Sendungen heute über Satellit und KabelanJagen. 143 Eine Rechtsgrundlage erhielt 3sat erst mit dem lokrafttreten des Rundfunkstaatsvertragesam 1.12.1987. 144 Anders als bei Eins Plus entsprach 3sat eher dem Konzept des Sprachraumprogramms, da der Sender durch die Beteiligung von deutschsprachigen Partneranstalten aus drei Ländern von Anfang an international angelegt war. 145 Neben dem Sprachraumkonzept verstand sich 3sat als Komplementärprogramm mit kultureller Schwerpunktsetzung. Dennoch besteht ein Großteil des Programms aus leichter Unterhaltung, Sportsendungen sowie Kinder- und Jugendprogrammen. 146 Die Internationalität der Programmzulieferungen ist dabei vorteilhaft. So sendet 3sat zwar auch einen beträchtlichen Teil an Wiederholungen. Da die Wiederholungen aber von drei verschiedenen nationalen Programmveranstaltern stammen, fallen sie nicht so stark auf wie bei Eins Plus. 147 Ein weiterer Vorteil des 3sat-Programms liegt darin, daß der Sender Nachrichtensendungen aus allen beteiligten Rundfunkanstalten sendet. So wird dem Zuschauer die Möglichkeit eröffnet, das aktuelle Tagesgeschehen aus der Perspektive dreier Länder zu sehen. Zudem bietet 3sat den kleineren Partnerländern die Möglichkeit, mit verhältnismäßig geringem Finanzaufwand über Satellit europaweit präsent zu sein. 148 Ähnlich wie bei Eins Plus ist die Sehbeteiligung bei 3sat gering. 149 Nach dem Ende von Eins Plus beteiligen sich die ARD-Rundfunkanstalten seit 1.12.1993 an 3sat. 150 Die Kooperation zweier ausländischer Rundfunkan-
143 § I Abs. 5 und§ 2 Abs. I 3sat-Vereinbarung. 3sat erreicht über Kabel sowie die Satelliten ASTRA lA, DFS I Kopemikus und TV SAT 2 ca. 45 Mio. Haushalte in Europa und Nordafrika ( ZDF-Presseinforrnationen 3sat 1995).
144 Art. 2 Abs. 2 RtstV/1987. - Vgl. zu den Auseinandersetzungen um die Gründung von Eins Plus oben Fn. 136. 145
Konrad, ZDF Jahrbuch 1988, S. 154.
146
Krilger, Media Perspektiven 1992, S. 532.
147 Meckel, 148
S. 309.
Gerd Bacher, Generalintendant des ORF, in: Informationsbroschüre 3sat.
In den Jahren 1990 bis 1992 erreichte 3sat lediglich einen Sendeanteil von ca. I ,6 bis I ,8 % (Darschin!Frank, Media Perspektiven 1992, S. 179 und Media Perspektiven 1993, S. 123. 149
150 Die Partneranstalten beteiligten sich 1994 mit ca. 35,4% (ZDF), 30,1% (ARD), 25,2% (ORF) und 9,3% (SRG) am Gesamtprogranun von "3sat".
C. TV 5 Europe
55
stalten mit fast dem gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Bundesrepublik gibt dem Sender ein festes Fundament, um den Fernsehkanal auch in Zukunft konkurrenzfähig zu halten und ihm die Möglichkeit zu sichern, auf dem europäischen Rundfunkmarkt eine Komplementärfunktion wahrzunehmen.151
C. TV 5 Europe Ein weiteres europäisches Sprachraumprogramm ist TV 5, das 1984 durch private und öffentliche Fernsehanstalten dreier französischsprachiger Länder bzw. Regionen gegründet worden ist. Am Projekt beteiligt sind die französischen Sender TF 1, Antenne 2 und FR 3 sowie die wallonische RTBF und der schweizer SSR. Seit 1986 ist auch ein kanadisches Konsortium (CTQC) Partner des Projekts. 152 Um den Zuschauergewohnheiten in Europa und Nordamerika entgegenzukommen, spaltete sich TV 5 im Jahre 1988 in TV 5 Europe und TV 5 Quebec. 153 Das anfangs nur etwa sechsstündige Programm wurde auf mittlerweile 24 Stunden ausgedehnt. Das Anliegen des Senders ist es, französischsprachige Kultur einem europäischen und internationalen Publikum zugänglich zu machen. 154 Dabei bietet der Sender jedoch nicht nur Kultur, sondern auch Informationen und gehobene Unterhaltung. Ähnlich wie bei 3sat liefern alle beteiligten Rundfunkgesellschaften ihre Nachrichtensendungen, so daß auch bei diesem Programm die verschiedenen nationalen Perspektiven dargeboten werden. Da TV 5 in mittlerweile über 18 Mio. Kabelhaushalten empfangbar ist, gehört das Programm bezüglich seiner Verbreitung zur Spitzengruppe in Europa. 155 Die Sehbeteiligung von TV 5 Europe liegt etwas höher als bei Eins Plus und 3sat, ist aber mit etwa drei bis fiinfProzent 156 immer noch relativ gering. 151 Meckel, S. 312. 152 TV 5-Presseinformationen 1995 (presentation). 153 Seit 1991 ist die Veranstaltergemeinschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt ("Satellirnages TV 5 SA), an der zusätzlich das französische Rwtdfunkarchiv (INA) wtd die Finanzholding SOFIRAD beteiligt sind (Medien Bulletin 15/1990, S. 25 ff.). 154 TV 5-Presseinformationen 1995 (Les programmes). I 55
Zimmer, Europas Fernsehen, S. 254.
156 Cable&Satellite Europe 3/1987, S. 21.
Viertes Kapitel
Die Entstehung des EKK als europäisches ~ehrsprachenprograßlßl
A. Stationen auf dem Weg zur Gründung eines europäischen Mehrsprachenprogramms Bereits zu Beginn der achtziger Jahre, als sich im Zuge der sich abzeichnenden technischen Entwicklungen auf dem Gebiet des Satellitenfernsehens zum ersten Mal die Möglichkeit der europaweiten Verbreitung von Programmen bot, gewann der Gedanke Gestalt, ein europäisches Mehrsprachenprogramm zu schaffen. Wie bei den im vorigen Kapitel beschriebenen Sprachraumprogrammen sollte das Programm eine internationale Trägerschaft haben. Darüber hinaus gehört zu einer im vollen Sinne des Wortes europäischen Fernsehanstalt aber auch, daß die Zusammensetzung der Redaktion europäisch ist und ihr Programm in mehreren Sprachen verbreitet wird. 157 Damit sind Mehrsprachenprogramme die anspruchsvollste und aufwendigste Form transnationaler Fernsehsender. L Initiativen auf EG-Ebene Von Organen der Europäischen Gemeinschaften gingen seit Beginn der achtziger Jahre wichtige Impulse zur Errichtung eines europäischen Mehrsprachenprogranuns aus. Bereits im September 1980 hatte die EVP-Fraktion des Europäischen Parlaments einen Entschließungsantrag "über Rundfunk und
157 So schon die Defmition des EG-Kommissionsmitglieds Marco Piccarolo im Ralunen eines Expertenkolloquiums im Juni 1985 in Paris, in: Institut Europeen de Ia Communication: Politiques de radiodiffusion de Ia CEE (Actes de Colloques), Paris 1985, S. 20 (zit. in Zimmer, Europas Fernsehen, S. 214). So auch Faul, Publizistik 1987, s. 79.
A. Stationen auf dem Weg zur Gründung
57
Fernsehen in der Europäischen Gemeinschaft" eingereicht. 158 Darin wurde die Forderung nach Errichtung einer europäischen Fernsehanstalt bzw. die Schaffung eines europäischen Fernsehprogramms durch Kooperation der existierenden Anstalten erhoben. Die Errichtung eines Fernsehprogramms durch Kooperation schien dabei als realisierbare Möglichkeit, europäisches Fernsehen zu schaffen. 159 Hintergrund dieser Bemühungen war die Unzufriedenheit vieler Europa-Parlamentarier mit der bestehenden Berichterstattung über die Europäischen Gemeinschaften durch die nationalen Rundfunk- und Fernsehanstalten. Sowohl die sich mit diesem Entschließungsantrag befassenden drei Ausschüsse des Europäischen Parlaments ("Hahn-Bericht") 160 als auch das Europäische Parlament selbst 161 schlossen sich der Forderung der EVP-Fraktion an. Nach dem Willen des Europäischen Parlaments sollte ein europäisches Programm als Vollprogramm konzipiert sein. Zugleich wurden die Mitgliedsstaaten aufgefordert, für die Verbreitung dieses Programmes die fünften Kanäle ihrer nationalen Satelliten zur Verfügung zu stellen. Das Parlament forderte die Kommission auf, innerhalb von sechs Monaten einen Medienbericht vorzulegen, der die Vorschläge des Parlaments analysieren und konkretisieren sollte. 162 Die Errichtung eines genuin europäischen Programms hatte das Ziel, ein "europäisches" Bewußtsein zu schaffen. 163
158 Dok. 1-409/80; abgedr. auch in: M Seidel, Hörfunk und Fernsehen, Anlage I, S. 244. 159 M
Seidel, Hörfunk u Fernsehen, S. 238 f.
160 Entschließungsantrag des Ausschusses filr Jugend, Kultur, Bildung, Information und Sport vom 10./11.11.1981, Stellungnahme des Politischen Ausschusses vom 27.29.1.1982 und des Rechtsausschusses vom 26./27.10.1981 (Sitzungsdokument des Europäischen Parlaments 1-1013/81 vom 23.2.1982), abgedr. auch in: Seidel, Hörfunk und Fernsehen, S. 232, 246 u. 252. 161 Entschließung des Europäischen Parlaments zu Rundfunk und Fernsehen in der Europäischen Gemeinschaft vom 12.3.1982 (ABI. Nr. C 87/ 110). Das Europäische Parlament erneuerte diese Forderung in seiner Entschließung zu einer Politik im Sinne derneuen Trends im europäischen Fernsehen vom 30.3.1984 (ABI. Nr. C 117/201). 162 Seidel,
Hörfunk und Fernsehen, S. 237.
Vgl. Spiegelstrich 4 des Entschließungsantrags im "Hahn-Bericht" (Sitzungsdokument des Europäischen Parlaments 1-1013/81 vom 23.2.1982), die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 12.3.1982, Spiegelstrich 4 (ABI. Nr. C 87/ 110) und die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 30.3.1984, Nr. 6 (ABI. Nr.C 117/ 201). 163
1. Teil, 4. Kap.: Die Entstehung des EKK
58
Die Pläne des Europaparlaments für ein europäisches Fernsehprogramm hat die EG-Kommission nur sehr begrenzt verfolgt. Sie veröffentlichte einen Zwischenbericht.164 Der Bericht erlangte jedoch international wenig Bedeutung. Das lag vor allem daran, daß die Kommission zum Zeitpunkt der Abfassung des Zwischenberichts noch keine konkreten Vorstellungen bezüglich eines europäischen Programms entwickelt hatte. 165 Statt dessen stellte die Kommission in ihrem "Grünbuch" "Fernsehen ohne Grenzen" 166 ihr eigenes BinnenmarktModell für den Rundfunk in den Mittelpunkt der weiteren Diskussion. Daraus ging letztlich die EG-Fernsehrichtlinie 167 hervor.
n
Initiativen der Europäischen Rundfunkunion und nationaler Rundfunkanstalten 1. Erste Ansätze in den secbziger Jahren
Nicht nur in den Reihen der Politik, sondern auch bei einzelnen europäischen Fernsehanstalten wurde intensiv über ein solches Projekt nachgedacht. Im Jahre 1965 entwickelten erstmals Eduard Haas, Vittorio Boni und Richard Dill im Rahmen einer Konferenz der Progranun-Komrnission der Union der Europäischen Rundfunkorganisationen (European Broadcasting Union = EBU) einen ersten Vorschlag in diese Richtung. Danach sollte jedes Mitglied der EBU I % seines nationalen Programms für einen gemeinsamen Programmpool zur Verfügung stellen. Daraus sollte dann ein mehrstündiges Programm zusammengestellt und über Satellit abgestrahlt werden. Da sich diese Idee jedoch wegen mangelnder technischer Voraussetzungen bis in die achtziger Jahre hinein nicht verwirklichen ließ, blieb dieser Vor-
164 Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Korn (83) 229 endg. Zwischenbericht über Realität und Tendenzen des Fernsehens in Europa, Perspektiven und Optionen (Bericht der Kommission an das Europäische Parlament). 165 Meckel, S. 79. -Die Kommission verwies ftlr die weitergehende Analyse auf das durch das europäische Parlament geforderte (ABI. C 117/ 201) und schon in Vorbereitung befmdliche "Grünbuch" zum "Fernsehen ohne Grenzen" (Zwischenbericht, S. 8). 166 Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Korn (84) 300 endg.: Fernsehen ohne Grenzen. Grünbuch über die Errichtung des gemeinsamen Marktes ftlr den Rundfunk, insbesondere über Satellit und Kabel (Mitteilung der Kommission an den Rat). 167 Siehe oben Fn. 114.
A. Stationen auf dem Weg zur Gründung
59
schlag ein bloßes Planspiel. 168 Erst im November 1980 setzte sich die EBU auf ihrem Kongreß in Venedig das Ziel, ein gemeinsames über Satellit zu verbreitendes Fernsehprogramm zu entwickeln. 169 2. Das "EURICON"- Experiment
Versuchsweise wurden die Pläne der EBU zur Ausstrahlung eines "europäischen Fernsehens" zum ersten Mal 1982 realisiert. Das fünfwöchige Programmexperiment EURIKON 170, das von 15 europäischen Fernsehanstalten171 unter Ausschluß der Öffentlichkeit172 durchgeführt wurde, sollte ein Baustein auf dem Weg zu einem über Satellit verbreiteten europäischen Fernsehprogramm sein. EURIKON entsprach den von der EG-Komrnission aufgestellten Kriterien eines "europäischen" Programms: Es war in seiner Gesamtheit von einer "multinationalen Equipe" konzipiert", "multilingual" 173 sowie "technisch in großen Teilen Europas empfangbar". 174 Mit Hilfe des Programms sollte getestet werden, ob "... ein multi-nationales europäisches Gemeinschafts-Programm
168
Zimmer, Europas Fernsehen, S. 224.
Begrilndung im Entschließungsantrag des Ausschusses filr Jugend, Kultur, Bildung, Information und Sport vom IO./ll.ll.l981, abgedr. in: Seidel, Hörfunk und Fernsehen, S. 239; Hahn, S. 130. 169
170
Vgl. zu Eurikon z.B. Wnght, EBU-Review 4 (1983), S. 31-38.
171 FünfRundfunkanstalten (IBA, RAI, ORF, NOS und ARD) schlossen sich dabei zu einer Operationsgruppe zusammen. Jede dieser Anstalten hatte sich bereiterklärt, eine Woche des insgesamt fünfwöchigen Testprogramms zu gestalten. Das Programmaterial wurde auch von zehn weiteren Rundfunkanstalten zur Verfugung gestellt (vgl. Dill, OTS-Experiment, S. 4). 172 Das Programm war nicht öffentlich, weil das Abstrahlsignal des benutzten Satelliten filr einen Empfang mit gewöhnlicher Antenne zu schwach war. Das Programm wurde bewußt nicht öffentlich veranstaltet, damit die beteiligten Anstalten eine Vielzahl von Lizenzforderungen filr Programmbeiträge vermeiden konnten (Meckel, S. 199, Fn. 3). 173 Die eingesetzte Technik ermöglichte es, das Programm gleichzeitig in sechs Sprachen zu verbreiten (Wright, EBU-Review 411983, S. 32). 174 Beitrag von EG-Kommissions-Mitglied Piccorolo, in: Politiques de Radiodiffusion dans le CEE. Actes du Colloque organise par !'Institut Europeen de Ia Communication. Paris 1985, S. 20 (zit. in Zimmer, Europas Fernsehen, S. 214).
1. Teil, 4. Kap.: Die EntstehiUlg des EKK
60
auf den Grundsätzen der Partnerschaft und der Gleichberechtigung auf die Beine gestellt werden kann". 175 3. "Europa-TV"
Am 5.10.1985 startete das von fünf öffentlichen europäischen Fernsehanstalten176 veranstaltete Gemeinschaftsprogramm "Europa-TV", das zunächst über den Nachrichtensatelliten ECS 1 ausgestrahlt wurde und später über DBS Olympos verbreitet werden sollte. "Europa-TV" war das erste europäische Mehrsprachenprogramm und hatte eine potentielle Reichweite von ca. fünf Mio. Zuschauern. m Der Fernsehkanal sendete täglich ein fünf- bis sechsstündiges "klassisches" Public-Service-Vollprogramm178, das in der Hilversumer Zentrale 179 mit einem multinationalen Team hergestellt und in vier Sprachen ausgestrahlt wurde. "Europa-TV" stellte jedoch nach 14 Monaten seinen Sendebetrieb wieder ein. Dafiir gibt es mehrere Gründe: Zum einen gab es Schwierigkeiten mit der Finanzierung. Die EG-Kommission hatte fiir dieses Projekt ihre finanzielle Unterstützung versprochen. 180 Diesen finanziellen Verpflichtungen kam die Kommission jedoch zu Beginn der Sendetätigkeit des Programms überhaupt nicht und 1986 nur begrenzt nach. 181 Auch die Werbeeinnahmen blieben weit hinter der veranschlagten Summe zurück. 182 Schließlich überstiegen die tatsächlichen Ausgaben fiir das Projekt die veranschlagten
175 Dill, OTS-Experiment, S. l. 176 Das Konsortiwn setzte sich aus der NOS (Niederlande), der ARD, der RAl (Italien), der RTE (Irland) Wld der RTP (Portugal) zusammen. Rundfunkanstalten aus weiteren Staaten zeigten Interesse an diesem Projekt Wld arbeiteten teilweise semiaktiv mit. 177 Dill, Europa-TV, S. 137. 178 Diskutiert wurde neben der Produktion eines Vollprogramms u.a. auch ein europäischer Sport- und Ereigniskanal (Meckel, S. 208). 179 Der Betriebssitz von "Europa TV" war Hilverswn, das am Sender beteiligte Konsortiwn hatte seinen Sitz in Genf. 18 Kanunission der Europäischen Gemeinschaften, Korn (83) 229 endg. Zwischenbericht über Realität Wld Tendenzen des Fernsehens in Europa, Perspektiven und Optionen (Bericht der Kommission an das Europäische Parlament), S. 29 f. 181 Zimmer, Probleme, S. 114 Wld Zimmer, "Europäisches" Fernsehen, S. 124.
°
182 Polster, in: Medien Bulletin 12/1986, S. 31.
A. Stationen auf dem Weg zur Gründung
61
Kosten, vor allem wegen der Herstellung verschiedener Sprachfassungen. 183 Zum anderen scheitere "Europa TV", weil einige europäische Regierungen das Projekt politisch nicht unterstützten. 184 So beteiligten sich beispielsweise Großbritannien und Frankreich nicht an "Europa TV". Das hatte zur Folge, daß zwei große Sprachräume fiir das Projekt ausfielen. 185 Irland wiederum sperrte sich - trotz einer Projektbeteiligung - bis Herbst 1986 gegen eine Kabeleinspeisung. Auch die Niederlande speisten "Europa TV" erst im Frühjahr 1986 in ihre Netze ein. Zu dieser Zeit mußte sich der Sender seinen Platz bereits mit anderen Anbietern teilen. 186
m
Die Entstehung des EKK
1. Allstöße zur Gründung des EKK
Auf deutscher Seite war die Errichtung eines deutsch-französischen Fernsehsenders seit 1984 im Gespräch. Im selben Jahr beschlossen die Ministerpräsidenten auf Initiative des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Späth, die Konzeption eines europäischen Kulturkanals zu entwickeln. 187 Nachdem ein Teil des staatlichen französischen Fernsehens Mitte der achtziger Jahre privatisiert worden war, zeichnete sich eine Entwicklung zu massenattraktiven Programmen ab. Da kulturell anspruchsvolle Fernsehprogramme in Frankreich wenig zu sehen waren, wurde 1986 der Kulturkanal La Sept gegründet. Schon von Beginn an bestand die Perspektive, den französischen Kulturkanal im Europäischen Kulturkanal aufgehen zu lassen.
2. Die Verhandlungen zur Gründung des EKK
In den Jahren 1987/88 gab es erste Verhandlungen über eine deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Fernsehsektor. Sie mündeten in Kooperati183 Dill, Europa-TV, S. 140. - Zu diesen fmanziellen Problemen trat noch hinzu, daß "Europa TV" aus technischen Gründen in vielen europäischen Ländern nur sehr schlecht zu empfangen war (Meckel, S. 212). 184 Femseh-Infonnationen, 185 Meckel, 186
2/ 1988, S. 40.
S. 216.
Vgl. dazu Funk-Korrespondenz 4711986, S. 3.
187 Stuttgarter Nachrichten
vom 13.1.1984, S. 4.
62
l. Teil, 4. Kap.: Die Entstehung des EKK
onsvereinbarungen zwischen ARD, WF und La Sept ein. Im Rahmen der Vorbereitungen auf den deutsch-französischen Kulturgipfel, der im Oktober 1986 in Frankfurt a.M. stattfand, bereitete die deutsch-französische Konsultationsgruppe über Medienfragen den Abschnitt 'Fernsehen' fiir die Gipfelerklärung vor. In der im Bulletin vom 31.10.1986 abgedruckten Erklärung heißt es: "Die bestehende deutsch-französische Konsultationsgruppe wird ... beauftragt, ... einen Bericht darüber zu erstatten, wie gemeinsame Aktivitäten der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehveranstalter beider Länder bei ... der Koproduktion und dem Austausch von Programmen sowie europäischen Programmvorhaben verwirklicht werden können. Mit gleicher Zielsetzung wird auch so bald wie möglich im Jahre 1987 die Problematik eines europäischen Fernsehprogramms geprüft werden."188 Als Lotbar Späth im Januar 1987 fiir vier Jahre zum Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland fiir kulturelle Angelegenheiten bestellt worden war, wurde er Gesprächspartner der französischen Kulturminister Francrois Leotard (1987/1988) und ab Mitte 1988 Jack Lang. Anknüpfend an frühere Vorstellungen entwickelten Späth und Lang (Späth in ständigem Kontakt mit den anderen zehn Staats- und Senatskanzleien sowie ARD und WF) einen Plan, nach dem ein deutsch-französisches Fernsehprojekt die Keimzelle eines künftigen europäischen Kulturkanals sein sollte. Vom Frankfurter Kulturgipfel 1986 bis zum Münchner Gipfel im September 1990 war der Kulturkanal regelmäßig ein Gesprächsthema zwischen der deutschen und der französischen Regierung. Im Jahr 1988 veröffentlichte sowohl die französische als auch die deutsche Regierung ein Memorandum zum deutsch-französischen Kulturkanal. Am 23.6.1988 wurde eine Arbeitsgruppe der Ministerpräsidenten mit dem Namen "Deutsch-Französischer Fernsehkulturkanal" gebildet. Ihr gehörten Lotbar Späth, Baden-Württemberg, Bernhard Vogel (später Wagner), RheinlandPfalz und Hamburgs Erster Bürgermeister Klaus von Dohnany (später Voscherau) an. Die Bundesländer veröffentlichten am 31.10.1988 ein Memorandum zum EKK, in dem sie zum Ausdruck brachten, daß ein deutsch-französischer Kulturkanal Keimzelle eines europäischen Kulturfernsehprogramms sein sollte. Ebenfalls im Oktober 1988 signalisierten die ARD und das WF ihre grundsätzliche Bereitschaft, an dem deutsch-französischen Projekt mitzuwirken. Ih188
Bulletin vom 3l.l0.1986, Nr. 132, S. 1109.
A. Stationen auf dem Weg zur Grtlndung
63
re Forderung: Vor einer Beteiligung müßten die Fragen der Finanzierung, der Staatsunabhängigkeit und der Steuerfreiheit des Senders geregelt werden. Aufdem 52. deutsch-französischen Gipfel in Bonn am 4.11 .1988 wurde die erste "Gemeinsame Erklärung" 189 zum Europäischen Kulturkanal u.a. zwischen dem französischen Kulturminister Lang, der französischen Kommunikationsministerin Tasca und den von der Ministerpräsidentenkonferenz beauftragten Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Harnborgs Erstem Bürgermeister beschlossen. Die "Gemeinsame Erklärung" enthielt erste Leitlinien fiir die folgenden Verhandlungen zum Europäischen Kulturkanal. Schon in dieser Erklärung verständigten sich die deutsche und französische Seite auf ein weites Kulturverständnis, das dem Programm zugrundeliegen sollte. Daneben einigten sich beide Staaten darauf, die Finanzierung des Projekts langfristig sicherzustellen und das Programm über TDF und über Kabel zu verbreiten. Programmveranstalter sollte zunächst eine deutschfranzösische Gesellschaft mit Sitz in Straßburg sein. Die Öffnung auf die gesamteuropäische Ebene wurde als wichtiges Anliegen festgeschrieben. Dementsprechend gaben am Schluß der 52. deutsch-französischen Regierungskonsultationen Staatspräsident Mitterrand und Bundeskanzler Kohl die Absicht der Gründung eines Deutsch-Französischen Kulturkanals bekannt. Im Januar 1989 nahm eine gemeinsame deutsch-französische Expertengruppe, bestehend aus staatlichen Vertretern und Repräsentanten der Rundfunkveranstalter Gespräche über das Projekt auf. Die Regierungschefs der Länder faßten am 29.6.1989 den Beschluß, das Projekt eines deutsch-französischen Fernsehkulturkanals durchzuführen. Sie beauftragten die Arbeitsgruppe der Ministerpräsidenten "Deutsch-französischer Fernsehkulturkanal", mit ARD und ZDF die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen sowie die Frage einer notwendigen Zwischenfinanzierung zu klären. Zudem einigten sich die Länderchefs darauf, bei der kommenden Rundfunkgebührenerhöhung einen gesonderten Betrag für den EKK zu reservieren. Bald darauf verständigten sich die Ministerpräsidenten der Bundesländer auf die Gründung einer eigenen nationalen Stelle für den Kulturkanal und bekräftigten ihren Beschluß vom 29.6.1989, dieser nationalen Stelle den deutschen Finanzbeitrag von anfangs rund 120 Mio. DM pro Jahr unmittelbar zur Verfugung zu stellen. 189
Abgedr. in: KiFu Nr. 101 vorn 21.12.1988, S. 5.
64
I. Teil, 4. Kap.: Die Entstehung des EKK
Bei ihrem Treffen am 31.10.1989 in Paris einigten sich die deutsche und die französische Seite auf eine zweite "Gemeinsame Erklärung" zum EKK. Anwesend waren u.a. Baden-Württembergs Ministerpräsident Späth, der rheinland-pfalzische Ministerpräsident Wagner sowie ein Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes, Frankreichs Kulturminister Lang sowie die Ministerin für Kommunikation, Tasca. 190 Der EKK sollte die Keimzelle für ein Europäisches Fernsehprogramm mit Sitz in Straßburg sein. In der "Gemeinsamen Erklärung" sind u.a. Grundsätze über die Errichtung des Senders, die Staatsunabhängigkeit, den Budgetrahmen, die paritätische Besetzung des gemeinsamen Senders und die Verbreitung des Programms festgelegt. Die Erklärung enthält zudem - wie schon die erste "Gemeinsame Erklärung" vom 4.11.1988 - die Festlegung auf einen "weiten" Kulturbegriff. Am 15.3 .1990 beschlossen die Ministerpräsidenten überraschenderweise, auf den Abschluß eines zwischenstaatlichen Vertrags zu verzichten und statt dessen ein gemeinsames Kommunique mit Frankreich über den EKK anzustreben. Darin sollte die Staatsunabhängigkeit des Senders, dessen Freistellung von der französischen Mehrwertsteuer sowie gleichwertige Ausstrahlungsbedingungen festgeschrieben werden. 191 Der Grund für diese ablehnende Haltung gegenüber einem verbindlichen Vertrag ist darin zu sehen, daß die Länder zu diesem Zeitpunkt noch mit einem Vertragsabschluß durch den Bund rechneten. Dieser sollte aber wegen seiner Präzedenzwirkung verhindert werden. Eine so bedeutende Mitwirkung würde dem Bund - so die Befürchtung der Ministerpräsidenten - auch künftig über den Fall des EKK hinaus großen Einfluß auf andere medienpolitische Projekte verschaffen. 192 Die in der ARD zusammengeschlossenen Rundfunkanstalten und das ZDF lehnten am 23.3.1990 ein gemeinsamens Kommunique ab. Es sei keine ausreichende Grundlage für den EKK. 193 Die Rundfunkanstalten betrachteten den Abschluß eines völkerrechtlichen Vertrages als "Geschäftsgrundlage" für das
190 "Gemeinsame Erklärung" zum Europäischen Kulturkanal, abgedr. in: epd vom 4.11.1989, S. 22. 191
TV-Courier Nr. 6/30. Jahrgang vom 27.3.1990- Teil2.
192
Protokoll des Gesprächs der Rundfunkreferenten der Länder am 15.2.1990, S. 4
und 7. 193
Protokoll des Gesprächs der Rundfunkreferenten der Länder am 15.2.1990, S. 9.
A. Stationen auf dem Weg zur Gtilndung
65
Zustandekommen des EKK. 194 Unter der Bedingung, daß sie und nicht der Bund den Vertrag mit Frankreich abschließen würden, erklärten sich die Länder schließlich bereit, einem zwischenstaatlichen Vertrag zuzustimmen. 195 Der ZOF-Femsebrat stimmte der Beteiligung am EKK am 8.6.1990 grundsätzlich zu. Allerdings bestand er auf den Abschluß einer bindenden, völkerrechtlichen Vereinbarung zwischen der französischen Republik und den Ländern der Bundesrepublik Deutschland. Voraussetzung fiir die Zustimmung des ZDF war, daß sich die fiir die Anstalt ergebenden finanziellen Verpflichtungen am EKK - entsprechend den Beschlüssen der Ministerpräsidenten vom 29.6. und 27.10.1989- durch den zusätzlichen Anteil an der Rundfunkgebühr finanzieren bzw. refinanzieren würden. 196 Die ARD-Landesrundfunkanstalten stimmten dem Projekt am 27.6.1990 zu. Auch sie machten ihre Beteiligung vom Abschluß eines völkerrechtlichen Vertrages mit Frankreich abhängig und verlangten eine fiir sie kostenneutrale Finanzierung des europäischen Senders. Schließlich verlangten sie eine Änderung des RfStV: Mit der Einfiihrung des EKK sollte die Beteiligungsmöglichkeit der ARD an internationalen Programmen noch nicht verbraucht sein. 197 Die endgültige Zustimmung der ARD erfolgte am 28.11.1990. 198 In der Folgezeit wurde die Beteiligung einiger ARD-Rundfunkanstalten jedoch wieder fraglich. So erklärten der WDR., HR. und SFB in einer Arbeitssitzung der ARD am 30.1.1991, daß sie sich außerstande sähen, eine abschließende Entscheidung über ihre Mitwirkung am EKK zu diesem Zeitpunkt herbeizufiihren. 199 Der SWF verpflichtete sich daraufhin, die dem WDR zugedachten Anteile treuhändefisch zu übernehmen. In gleichem Sinne übernahmen der SDR treuhänderisch die Anteile des SFB und der SR die Anteile des HR.. Durch eine Bestimmung im RfFinStV200, nach welcher der auf den EKK entfallende Anteil am Rundfunkgebührenaufkommen direkt dem EKK zusteht, falls sich eine
194 Intendant
S. 2.
des SWF in einem Brief an den Intendanten des ZDF vom 13.3.1990,
195
Späth in einem Brief an den Intendanten des SWF vom 8.5.1990, S. I .
196
Funk-Korrespondenz vom 22.6.1990; epd 13.6.1990.
197
Funk-Korrespondenz vom 29.6.1990.
198
Funk-Korrespondenz vom 30.11 .1990.
199
Vgl. epd vom 3l.l.l993, S. 16.
2oo Siehe dazu näher im dritten Teil der Arbeit. 5 Schmid
66
l. Teil, 4. Kap.: Die Entstehung des EKK
Rundfunkanstalt nicht am europäischen Sender beteiligen sollte, wurden die noch zögernden Anstalten praktisch zum Beitritt gezwungen. In der Zwischenzeit wurde in langen Verhandlungen ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen der deutschen und französischen Seite ausgehandelt. Bis zuletzt war heftig umstritten, wer auf deutscher Seite den Vertrag unterzeichnen soll - der Bund oder die Gesamtheit der Länder.201 Schließlich konnten sich die Länder durchsetzen. Auf dem deutsch-französischen Gipfel vom 17. und 18.9.1990 in München machte Bundeskanzler Kohl verfassungsrechtliche Bedenken gegen eine Vertragsunterzeichnung durch die Länder geltend. Er erklärte aber auch, daß der Bund zugunsten der Länder auf sein Recht zum Vertragsschluß verzichten werde. Im Beschluß der Bundesregierung vom 1.10.1990 wurde dann auch ausdrücklich klargestellt, daß der Vertragsschluß durch die Länder Ausnahmecharakter haben soll. 202 3. Ergebnisse der Verhandlungen
Am 2.10.1990 unterzeichneten sämtliche Ministerpräsidenten der "alten" Bundesrepublik für die deutsche Seite und Jack Lang (u.a. französischer Kulturminister) sowie die französische Kommunikationsministerin Catherine Tasca den völkerrechtlichen Vertrag zum EKK. Aufgrund der wachsenden Unzufriedenheit und Ungeduld der Franzosen wegen der langen Verhandlungsdauer und der komplizierten Lage in Deutschland wurde der Vertrag noch vor der deutschen Wiedervereinigung unterzeichnet, um die Verhandlungen durch ein eventuelles Hinzutreten der neuen Bundesländer nicht noch mehr in die Länge zu ziehen.203
Am 11.12.1990 wurde die deutsche nationale Stelle von ARTE, die ARTE Deutschland TV GmbH, vom ZDF und den ARD-Rundfunkanstalten gegründet. Die Aufgabe dieser Gesellschaft sollte es sein, die deutschen Interessen zu bündeln und innerhalb des gemeinsamen deutsch-französischen Projekts zu vertreten. Schließlich erfolgte am 30.4.1991 in Straßburg die Gründung der
20I
Epd Nr. 56 vom 18.7.1990.
202 Beschluß der Bundesregierung vom 1.10.1990, S. I. Vgl. zum ganzen auch unten S. 67 ff. 203 Minister C/ement im Landtag von Nordrhein-Westfa1en, Plenarprotokoll ll/19 vom 24.1.1991, S. 2018.
B. Verhandlungspositionen
67
Trägergesellschaft des EKK, der ARTE G.E.I.E. Auf Sendung konnte ARTE, wie eingangs erwähnt, erst am 30.5.1992 gehen.
B. Verhandlungspositionen und unterschiedliche Rechtsauffassungen Von Anfang an waren die Verhandlungen zum EKK von unterschiedlichen Rechtsauffassungen innerhalb der deutschen Verhandlungsdelegation und einem unterschiedlichen Kulturverständnis diesseits und jenseits des Rheins begleitet. Auf deutscher Seite konnten die unterschiedlichen Standpunkte bis zum Abschluß der Verhandlungen und bis zur Unterzeichnung der verschiedenen Verträge teilweise nicht ausgeräumt werden. Nur dank eines zunehmend spürbaren außenpolitischen Handlungsdrucks von seiten der Franzosen gelang es, bei den Verhandlungen zum EKK Kompromißlösungen anzustreben und einen modus vivendi zu finden. Daneben gab es auch zwischen La Sept und den deutschen Rundfunkanstalten unterschiedliche Auffassungen zur Konzeption des neuen Fernsehsenders. Die unterschiedlichen Positionen, die schon vor dem europäischen Projekt bestanden, werden im folgenden zusammenfassend dargestellt. Im Verlauf der Arbeit besteht dann die Gelegenheit, zu den aufgeworfenen Fragestellungen Stellung zu beziehen. L Kompetenzverteilung im Bund-Länder-Verhältnis Seit Beginn der Verhandlungen zum EKK war zwischen Bund und Ländern umstritten, wer auf deutscher Seite die Kompetenz zur Unterzeichnung des zwischenstaatlichen Vertrages mit Frankreich hat. 204 Der Bund fiihrte zu seinen Gunsten die Kompetenz des Bundes fiir die Pflege der auswärtigen Beziehungen gemäß Art. 32 Abs. I GG an. Die Länder wiederum beriefen sich auf Art. 32 Abs. 3 GG, der ihnen auf Gebieten ihrer Gesetzgebungskompetenz das Recht zum Vertragsschluß einräumt, sowie auf ihre Zuständigkeit fiir den Kultur- und Rundfunksektor. So kam es, daß beide Seiten mehrmals in der
204 Vgl. den Brief des Chefs der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen an Bundesinnenminister Schäuble zum Abschluß eines Vertrages zwischen den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden über grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Gemeinden vom 11.8.1990.
s•
68
I. Teil, 4. Kap.: Die Entstehllllg des EKK
Form abweichende Vertragsentwürfe ausarbeiteten oder fortschrieben. 205 Im Laufe der Zeit glichen sich die Texte der Entwürfe inhaltlich immer mehr an, so daß gegen Ende der Verhandlungen nur noch die Frage umstritten blieb, wer auf deutscher Seite letztlich Vertragspartner Frankreichs werden sollte. 206 Ein vom Bund vorgeschlagener Kompromiß zur Lösung des Konflikts ging dahin, daß der völkerrechtliche Vertrag vom Bund, den Ländern und der französischen Republik unterzeichnet werden sollte. Für den Bund sollte der Bundesaußenminister handeln. Unterzeichner der Bundesländer sollte nach diesem Vorschlag entweder der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz oder der Bevollmächtigte der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit sein. 207 Eine andere Komprornißüberlegung aus dem Auswärtigen Amt sah vor, den Vertrag durch Lotbar Späth als Bevollmächtigten von Bund und Ländern für die Kulturbeziehungen mit Frankreich im Namen der Bundesrepublik Deutschland abschließen zu lassen. 208 Nachdem sich jedoch der Bund mit diesen Komprornißformeln nicht durchsetzen konnte, selbst aber ebenfalls nicht zum Nachgeben bereit war, wäre das ganze Projekt an dieser Streitfrage schließlich fast gescheitert. 209 Allläßlich der deutsch-französischen Konsultationen vom 17./18.9.1990 in München kündigte Bundeskanzler Helmut Kohl schließlich an, daß die Bundesregierung die gemäß Art. 32 Abs. 3 GG erforderliche Zustimmung zu dem von den elf Bundesländern der "ehemaligen" Bundesrepublik zu unterzeichnenden Vertragswerk mit Frankreich geben würde. Dies solle "unter Zurückstellung schwerwiegender verfassungsrechtlicher Bedenken der Bundesregierung" geschehen. Die Zustimmung des Bundes zu einem Vertragsschluß der 205 Siehe z.B. den Vertragsentwurf des Staatsministeriwns von Baden-Württemberg vom 23.2.1990, den Entwurf des Auswärtigen Amtes vom 22.1.1990 lllld den Vertragsentwurf des Blllldeskanzleramtes vom 16.7.1990. 206 Der Entwurf des Blllldeskanzleramtes vom 16.7.1990 stimmt fast wörtlich mit dem von den Blllldesländem tatsächlich abgeschlossenen Vertrag überein. 207 TOP 4 des Ergebnisprotokolls der Besprechllllg des Chefs des Blllldeskanzleramtes mit den Chefs der Staats- lllld Senatskanzleien der Länder am 5.7.1990 in Bonn.
208 Bericht des Intendanten des SWF an die Intendanten der ARD-Anstalten vom 23.5.1990 über ein Gespräch deutscher lllld französischer Politiker lllld Rlllldfunkvertreter vom 21.5.1990, S. 3. 209 Der Staatssekretär im Staatsministeriwn Baden-Württemberg in einem Brief vom 3.1.1991 an das Finanzministeriwn Baden-Württemberg.
B. Verhandlungspositionen
69
Ländergemeinschaft erfolgte offenbar nur deshalb, um das deutsch-französische Projekt nicht an innerdeutschen Verfassungsstreitigkeiten scheitern zu lassen. Schließlich sollten die deutsch-französischen Beziehungen durch weitere Verzögerungen nicht belastet210 und die gesamteuropäische Medienentwicklung nicht gehemmt werden. Die Bundesregierung betonte jedoch, daß das beim Europäischen Kulturkanal gewählte Verfahren "kein Präjudiz fiir künftig vergleichbare Fälle" darstellen solle. 211 Das Bundeskabinett stimmte der Unterzeichnung schließlich am l.l0.1990 zu. Der völkerrechtliche Vertrag mit Frankreich ist das bis dahin umfangreichste Vertragswerk, das von den Ländern abgeschlossen wurde. 212 Die Unterzeichnung durch die Ländergesamtheit war ungewöhnlich. Das zeigt auch die Tatsache, daß der französische Staatsrat (Conseil d'Etat), der die Regierung bei Gesetzesvorhaben berät21 3, auf einer förmlichen Erklärung seitens der Bundesregierung bestand, daß ihre Zustimmung gemäß Art. 32 Abs. 3 GG erteilt worden sei. 214 Die gewünschte Erklärung wurde dem französischen Botschafter in der Bundesrepublik in einem Schreiben des Auswärtigen Amtes vom 12.3.1991 übermittelt.
n
Autonomie der Anstalten
Wie oben dargelegt wurde das Projekt eines Europäischen Kulturkanals im wesentlichen von der Politik formuliert und an die ARD-Rundfunkanstalten
210 Nachdem es schließlich auch bei den späteren Ratifizierungen seitens der Länderparlamente zu Verzögerungen gekommen war, drängte insbesondere Oskar Lafontaine - Nachfolger Lothar Späths als Beauftragter filr die deutsch-französischen Kulturbeziehungen - auf eine schnelle Ratifizierung des Vertrages "im Interesse unserer Handlungsfähigkeit gegenüber unseren in dieser Frage sehr sensiblen Nachbarn" (vgl. epd (1991) 16, S. 12). 211 Bundesinnenminister Schäuble in einem Schreiben vom 28.9.1990 u.a. an alle Bundesminister. 21 2 Die bis dahin in der Praxis (auch in der Weimarer Republik und im Kaiserreich) geschlossenen Verträge beschränkten sich auf Grenzverträge kleineren Umfangs oder auf die Regelung der grenznachbarlichen Zusammenarbeit (vgl. dazu näher die Darstellung im 2. Teil, 2. Kapitel der Arbeit, S. 166 ff.). 213
Vgl. Art. 39 der französischen Verfassung von 1958.
214
Ein entsprechender Brief wurde am 11.3.1991 der französischen Botschaft zuge-
leitet.
l. Teil, 4. Kap.: Die Entstehung des EKK
70
sowie das ZDF herangetragen. Zudem brachte die politische Ebene auf deutscher Seite in allen Verhandlungsrunden ihre eigenen Vorstellungen und Ziele arn Verhandlungstisch mit ein. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten, die anfangs nur zögerlich bereit waren, sich in ein europäisches Projekt einzubringen, waren von Beginn an der Auffassung, daß die Frage der Gründung eines überstaatlichen Rundfunksenders in die durch Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG geschützte Autonomie der Rundfunkanstalten falle. Daher liege es allein in ihrem Zuständigkeitsbereich, mit dem französischen Partner La Sept über das gemeinsame Projekt zu verhandeln. Es sei prinzipiell die falsche Reihenfolge, wenn von politischer Seite der Auftrag für ein Programmangebot formuliert werde. 215 Hier wird die Frage angeschnitten, ob die Rundfunkanstalten durch Staatsvertrag oder Gesetz verpflichtet werden können, sich an einem Projekt wie dem des EKK zu beteiligen. Es stellt sich aber auch umgekehrt die Frage, ob die Rundfunkanstalten berechtigt gewesen wären, ohne gesetzliche oder staatsvertragliche Ermächtigung den EKK mit La Sept zu errichten. Die vom ZDF und den ARD-Rundfunkanstalten im Verlauf der Verhandlungen vertretene Position, sich nur unter bestimmten, von der Politik zu schaffenden Voraussetzungen216, an dem Projekt zu beteiligen und auch die zeitweilige grundsätzliche Weigerung des WDR, des HR und des SFB vom 30.1.1991, sich an dem Sender zu beteiligen217, zeigt die Bedeutung dieser Fragen. 218 Sie werden im dritten Kapitel des zweiten Teils der Arbeit angesprochen. 219
21 5 Wörtlich sagte Hartwig Keim: "Wir nelunen keine Aufträge entgegen.", zit. von: Leder, La Sept, in: Funk-Korrespondenz Nr. 25 vom 23.6.89, S. 2. 21 6 Insbesondere sollte filr eine kostenneutrale Finanzierung der Rundfunkanstalten gesorgt werden (vgl. Leder, La Sept, S. 2). 217 Funk-Korrespondenz vom 28.2.1991, S. 3. 218 Älullich problematisch war die des öfterengeäußerte Absicht der Länder, die öffentlich-rechtlichen Satellitenprogramme Eins Plus und 3sat per staatsvertraglicher Anordnung mit dem EKK zu versclunelzen. 219
s. 162 f.
B. VerhandlWlgspositionen
71
m. Unterscbiedlicbe Positionen zwischen den deutseben Rundfunkanstalten 1.!-nd La Sept
Die am EKK beteiligten Rundfunkveranstalter waren schon rein äußerlich sehr ungleiche Partner. Der relativ kleinen und auf vielfache Weise von der französischen Regierung abhängigen Programmgesellschaft La Sept stand auf deutscher Seite der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk der Bundesrepublik gegenüber. Neben den Unterschieden in der Größenordnung bestanden auch die eingangs220 schon beschriebenen unterschiedlichen ästhetischen und inhaltlichen Auffassungen über die Programminhalte und die verschiedenen konzeptionellen Vorstellungen bezüglich des Programmschemas des gemeinsamen Senders. Schließlich wurde auch wegen der völlig unterschiedlichen medienrechtlichen und medienpolitischen Strukturen in Deutschland und Frankreich lange Zeit um die zu wählende Rechtsform für den gemeinsamen Sender gerungen.221
220 Siehe oben S. 28. 221
Hilf, Wortprotokoll, S. 8.
Fünftes Kapitel
Die Verbreitung des Programmes A. Die Verbreitung in Deutschland L Einspeisung in Kabelnetze Das Programm von ARTE wird in der Bundesrepublik über die Kabelnetze der Deutschen Telekom verbreitet. Dadurch werden zur Zeit rund 16,68 Mio. Haushalte mit dem Programm des EKK versorgt. 222 Für die Einspeisung eines herangeführten Programms bedarf es nach den Rundfunkgesetzen der Bundesländer einer Genehmigung für die Weiterverbreitung. Die einzelnen landesrechtliehen Bestimmungen schreiben dabei vor, daß die herangeführten Programme zeitgleich, unverändert und vollständig in die Kabelnetze eingespeist werden müssen. 223 Wegen der beschränkten Kapazitäten in den Kabelanlagen kommt den Vorschriften über die Rangfolge der Einspeisung in den Rundfunkgesetzen224 der Länder besondere Bedeutung zu. Die Rangfolgeregelungen bestimmen zumeist, daß den gesetzlich bestimmten oder den originär nach dem jeweiligen Landesmediengesetz veranstalteten Programmen der erste Rang eingeräumt wird. 225 Wegen seiner Verankerung
222
Stand vom 1.9.1996 (Quelle: GtK Fernsehforschung vom 16.9.1996, S. 79).
223 So z.B. auch§ 35 Abs. 1 S. l RfStV/1991.- Vgl. allgemein zur Einspeisung in Kabelnetze Holtzbrinck, Defmitions- und Rangfolgeprobleme bei der Einspeisung von Rundfunkprogrammen in Kabelanlagen, 1990. 224 35 Abs. 2 RfStV/1991 verweist bezüglich der Regelung der Reihenfolge der Einspeisung auf das Landesrecht.
225 So z.B. § 44 Abs. I Nr. I hamb. MedG, § 51 Abs. l Nr. I saarl. LRG, § 32 Abs. I Nr. I hess. PRG, § 46 Abs. I S. I nieders. LMG, § 41 Abs. I S. I LRG NRW, § 23 Abs. I Nr. I LRG Rheinl.-Pf., § 38 Abs. I Nr. I LRG Schl.-Holst., § 34 Abs. I Nr. I brem. LMG, § 37 Abs. I Nr. I RG Meck.-Vorp., § 38 Abs. l S. 2 Nr. l sächs. PRG, § 38 Abs. 1 Nr. 1 thür. PRG. - Besonderheiten bei der Rangfolgeregelung gelten in den Ländern Berlin und Brandenburg.
A. Die Verbreitung in Deutschland
73
im vRV und in§ 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 gilt der EKK als gesetzlich bestimmtes Programm und nimmt bei der Einspeisungsreihenfolge zusammen mit anderen gesetzlich bestimmten Programmen den ersten Rang ein.226
II. Verbreitung über Satellit 1. Keine Verbreitung über TV SAT 2
Um die Förderung der D2-Mac-Norm nicht zu beeinträchtigen, vertrat die französische Seite zunächst die Ansicht, das Programm des EKK ausschließlich über TDF und TV SAT zu verbreiten. 227 Aus vielerlei Gründen228 - insbesondere wegen technischer Pannen und der schwierigen Empfangssituation des TV SAT 2 - entschloß sich die deutsche Seite jedoch dazu, das Programm von ARTE nicht über TV SAT 2 abzustrahlen. 2. Verbreitung via Kopernikus
Die deutsche Seite forderte schon früh die Verbreitung von ARTE in den herkömmlichen Sendenormen PAL und Secam229, damit eine möglichst umfassende und gleichgewichtige Versorgungsreichweite in beiden Ländern sichergestellt sei. Nur eine befriedigende Reichweite - so die Überzeugung der deutschen Verhandlungsdelegation - könnte langfristig den Erfolg des Programms sichern. Mit dieser Begründung und mit Hinweis auf die im vorigen Abschnitt dargestellten Schwächen von TV SAT 2 konnten die Deutschen schließlich überzeugen. So wird das Programm des EKK seit Sendebeginn vom deutschen Fernmeldesatelliten Kopernikus230 auf der Position 23,5 Grad
226 Beachte aber die Ansicht der sächsischen Landesmedienanstalt, wonach der EKK kein ftlr Sachsen gesetzlich bestimmtes Programm verbreitet (Auskunft der ARTE-D GmbH vom Dezember 1996). 227 Protokoll über die Sitzung der Arbeitsgruppe Recht/Organisation am 24./ 25.8.1989 in Paris, S. 3. Siehe auch oben Fn. 118. 228
Siehe dazu näher oben S. 48.
229 Späth,
Ergebnisprotokoll eines Gesprächs im Kulturministerium in Paris am 31.10.1989, S. 2. Vgl. auch das Zusatzprotokoll zum zwischenstaatlichen Vertrag, Anhang I, S. 257. 230
Die otlizielle Bezeichnung lautet DFS I für Deutscher Fernmeldesatellit I.
l. Teil, 5. Kap.: Die Verbreitung des Programmes
74
Ost in PAL-Norm gesendet. 231 Bei diesem von der Deutschen Telekom betriebenen Satelliten handelt es sich um einen sog. "Low-Power"-Satelliten232, der bis zu zwölf Fernseh- und sechzehn digitale Hörfunkprogramme verbreiten kann. 233 Jedoch werden die von Kopemikus abgestrahlten Programme nur von wenigen Haushalten empfangen.234 Wohl auch aus diesem Grunde wird das Programm des EKK seit Anfang 1997 nicht mehr über Kopemikus verbreitet.
3. ASTRA
Auf der Orbitposition 19,2 Grad Ost betreibt die Iuxemburgische private Gesellschaft 'Societe Europeenne des Satellites' (SES) mittlerweile vier Fernmeldesatelliten des Typs ASTRA, die alle ihre Programme in der P AL-Übertragungsnorm senden. Bei diesem Satellitensystem handelt es sich um sog. "Medium-Power"-Satelliten. Dieser Satellitentyp ist formal der Kategorie der Fernmeldesatelliten zuzurechnen, doch ist er in erster Linie für die Verbreitung von Fernseh- und Hörfunkprogrammen zum Direktempfang in Privathaushalten bestimmt. Dieses technisch weiterentwickelte Fernmeldesatellitensystem strahlt seine Programme mit einer geringeren Leistung ab als Rundfunksatelliten, aber mit einer höheren Leistung als gewöhnliche Fernmeldesatelliten. So ermöglichen sie auch einen Empfang mit modernen Antennen kleineren Durchmessers (ca. 0,5 bis 0,6 m). Der Vorteil dieser sog. "Medium-Power"-Satelliten liegt vor allem darin, daß sie sehr viel mehr Programme abstrahlen können als reine Rundfunksatelliten.235 Jeder ASTRA-Satellit verfugt über sechzehn aktive Transponder, über die entsprechend viele Fernsehprogramme ausgestrahlt werden können. Mit den Satelliten ASTRA lA-D auf der gleichen Orbitposition bietet die SES damit heute insgesamt 64 Fernseh- und einer größeren Anzahl von Radioprogrammen eine Verbreitungsmöglichkeit an. Da ihr Bau wesentlich
231
Kammann, epd Nr. 62 vom 8.8.1992, S. 3.
232 Ahre"s,
S. 124.
233
Geppert, siehe S. 13, Fn. 10.
234
Vgl. die Angaben aufS. 75.
Über einen Satelliten des Typs ASlRA können bis zu 16 Programme abgestrahlt werden im Vergleich zu nur filnf Programmen bei direktstrahlenden Fernsehsatelliten (DBS). 235
A. Die Verbreitung in Deutschland
75
kostengünstiger ist als die Herstellungskosten von TDF!fV SAT236, können die einzelnen Transponder auch zu relativ günstigen Preisen vermietet werden. Wegen der großen Anzahl von Programmen, die von den ASTRA-Satelliten abgestrahlt werden, ist die Installation von ASTRA-Empfangsanlagen für den Fernsehkonsumenten weitaus attraktiver als die Anschaffung einer mindestens ebenso teuren Empfangsanlage für TV SAT 2237, mit der deutlich weniger Programme empfangen werden können. Aus diesen Gründen ist das ASTRA-System, auf das rund 90 % aller Satellitenempfangsanlagen gerichtet sind, das zur Zeit erfolgreichste in Europa. 238 Demgegenüber belegen Kopernikus mit einem Anteil von ca. 8% der Empfangsanlagen und TV SAT 2 mit einem Anteil von 2 % deutlich abgeschlagen die Plätze zwei und drei.239 Die Präferenz für das ASTRA-System und die Tatsache, daß immer mehr Fernsehteilnehmer ihre herkömmlichen Fernsehantennen durch preiswerte Satellitenempfangsanlagen für ASTRA ersetzen240, hat dazu geführt, daß neben einer Vielzahl von privaten Anbietern auch viele öffentlich-rechtliche Anstalten ihre Programme über ASTRA ausstrahlen. 241 Wegen dieser Vorteile des ASTRA-Satellitensystems und der schlechten Konkurrenzsituation gegenüber dem Kultursender 3sat und den dritten Fernsehprogrammen bemühte sich ARTE (lange Zeit vergeblich) um einen Sendeplatz auf einem der ASTRA-Satelliten. 242 Diese Bemühungen wurden ver-
S. 34. 237 Für TV SAT 2 ist sogar zusätzlich noch ein Vorsatzgerät fllr die Normumwandlung der D2 MAC-Signale in PAL fllr Fernsehgeräte erforderlich. 238 Vgl. zu den Vorteilen des ASTRA-Satellitensystems gegenüber dem Kopernik.us-System: Ahrens, S. 126 f. 236 Ahrens,
239 Schmitt-Beck, S. 472. - TV-SAT 2 wurde im Jahr 1994 von Orbitposition 190 auf 10 West verschoben und von der Deutschen Telekom AG an die norwegische PTT vermietet. Seit Ende 1994 sendet sie nicht mehr in D2-MAC und dürfte wegen seiner neuen Orbitposition fi1r den Empfang in Deutschland keine Rolle mehr spielen. 240 Kammann, Kifu Nr. 83 vom 20.10.1990, S. 3; Müller-Römer, S. 157. 241 Seit 1992 sendet der NDR sein Drittes Programm (Nord 3), seit 1993 auch ARD und ZDF ihre beiden Hauptprogramme über ASTRA. 1993 haben sich der BR und der WDR entschlossen, ihre beiden dritten Fernsehprogramme ab dem 31.12.1993 nicht mehr über Kopemik.us zu senden, sondern über ASTRA 1 C. Seit Herbst 1993 gilt gleiches auch fi1r den MDR und fllr das Programm Südwest 3.
76
l. Teil, 5. Kap.: Die Verbreitung des Progranunes
stärkt, weil der Beitrittstermin für ORB und MDR zum EKK Anfang 1995 näherrückte. Da die Fernsehzuschauer aus Ostdeutschland ab diesem Tennin auch einen erhöhten Beitrag zur Finanzierung des EKK zu leisten hatten, die Kabeldichte in den "neuen" Bundesländern aber sehr gering ist243 , sollte ihnen die Möglichkeit gegeben werden, ARTE über das auch im Osten sehr beliebte ASTRA-System zu empfangen.244 Nach langen und schwierigen Verhandlungen mit der SES wurde schließlich erreicht, daß das Programm des EKK seit Anfang 1995 über ASTRA 1D ausgestrahlt wird. Vorausgegangen war die Drohung des EKK mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. 245 Auch die Ministerpräsidenten traten engagiert für eine Verbreitung über ASTRA ein. 246 Zur Zeit können ca. 3,9 Mio. Haushalte den EKK über ASTRA empfangen. 247 Um die zusätzlichen Übertragungskosten zu decken, wird für die Zukunft erwogen, die Verbreitung über Kopernikus einzustellen. 248
B. Die Verbreitung in Frankreich L Einspeisung in Kabelnetze Auch in Frankreich wird ARTE in Kabelnetze eingespeist. Doch ist die Reichweite dieser Verbreitungsart im Vergleich zum deutschen Nachbarn sehr gering. Während in Deutschland die Akzeptanz von Kabelanlagen im Mai 1992 mit über 10 Mio. (heute über 17 Mio.) Anschlüssen relativ hoch war, gab es in Frankreich im Herbst 1990 lediglich etwa 350.000 (heute ca. 1 Mio.) ans Kabelnetz angeschlossene Haushalte. 249 242 Wein/ein, Entwurf einer Pressemitteilung vom 2.4.1992, S. 4; Bericht über die Sitzung des ARTE-D-Progranunbeirats in Frankfurt a.M. vom 22.6.1993, S. 2. 24 3
Kabel & Satellit Nr. 17, 27.4.1992.
244 Bericht über die Sitzung des ARTE-D-Progranunbeirats in Straßburg am 15./16.2.1994; Funk-Korrespondenz Nr. 26 vom 1.7.1994, S. 14.
245 KiFu
Nr. 81 vom 15.10.1994, S. 18.
Brief der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz an den Vorsitzenden des Progranunbeirats von ARTE-D GmbH vom 21.4.1994. 246
247 Schroeder, 248
Media Perspektiven 1996, S. 94, Abb. 2.
Plog, zit. in: Medienspiegel vom 3.5.1993, S. 5.
Schlie, Documents 511990, S. 121; GtK Fernsehforschung vom 19.8.1996, S. 18; Schroeder, Media Perspektiven 1996, S. 93. 249
B. Die Verbreitung in Frankreich
77
II. Verbreitung via Satellit 1. TDF 112
Auch die Verbreitung des Programms über die Satelliten TDF 112 in der von Frankreich vehement und letztlich doch vergebens propagierten Norm D2-MAC schaffte keine akzeptable technische Reichweite. Ende Mai 1992 etwa betrug die Zahl der Einzelempfangsanlagen für Satelliten maximal 50.000. 250 Die Ausstrahlung von AR1E über TDF 1/2 wurde deshalb zum 31.1.1995 eingestellt. 2. TELECOM 2 B und EUTELSAT 2 Fl
Von Anfang an wird das Programm des EKK über den in der Secam-Norm sendenden Satelliten 1ELECOM 2 B, seit September 1995 auch über EU1ELSAT 2 F1 in der PAL-Norm verbreitet. Die geostationäre Orbitalposition von EU1ELSAT ( 130 Ost) wird auch HOTBIRD-Position genannt. Sie ist marktstrategisch wichtig, da sie den Direktempfang im Gebiet der Europäischen Union, im Mittelmeerraum, in Nordafrika und dem Vorderen Orient ermöglicht.
m
Terrestrische Verbreitung
Wegen der geringen Zahl an potentiellen Zuschauern, die in Frankreich über Kabel und TDF 1/2 erreicht werden konnten, setzte sich die deutsche Seite sehr bald für zusätzliche Übertragungswege ein, mit denen in Frankreich ein größeres Publikum erreicht werden konnte. Die Bundesländer verpflichteten Frankreich im vRV vom 2.10.1990 und der beigefugten Protokollerklärung, für eine den deutschen Verhältnissen entsprechende technische Reichweite des EKK zu sorgen. Auf französischer Seite wurde die terrestrische Verbreitung als Hauptsäule für die Verbreitung des Programms ins Auge gefaßt. Schon im Juli 1991 wurde die CSA gesetzlich251 verpflichtet, freie terrestrische Frequenzen mit
250 Meise, 251
Französisches Fernsehen, S. 462.
Vgl. Art. 1 des Gesetzes Nr. 91-645 vom 10.7.1991.
78
l. Teil, 5. Kap.: Die Verbreitwlg des Progranunes
Vorrang an den EKK zu vergeben. Zunächst war die terrestrische Ausstrahlung von ARTE auf der schon längere Zeit bestehenden siebten Frequenzkette, dem sogenannten reseau multiville, geplant. Diese Kette erreicht in Paris und zweiundzwanzig weiteren französischen Städten über die Hälfte der französischen Haushalte. 252 Nachdem jedoch La Cinq in Konkurs gegangen war, erschien eine Belegung der von diesem Sender bisher beanspruchten fünften Frequenzkette einfacher und schneller. Mit einem Schlag konnten so ca. 85 % (heute ca. 88 %) der Haushalte (das sind ca. 18 Mio. Haushalte) erreicht werden. Schließlich sollte durch die Belegung der Frequenz durch ARTE etwaigen Übernahmewünschen privater RundfunkanbieteT und dem damit verbundenen ruinösen Wettbewerb auf dem Werbemarkt entgegengetreten werden. 253 Die Zuweisung der fünften Frequenzkette an ARTE löste in Frankreich neben juristischen Auseinandersetzungen254 auch heftige politische Diskussionen aus. Durch die Belegung mit dem EKK würden Fernsehzuschauer enttäuscht, die statt eines unterhaltungsgeprägten Programmes255 einen großen Anteil deutscher Sendungen auf diesem Platz vorfanden. Die Kritiker einer terrestrischen Ausstrahlung waren der Meinung, daß durch die Verbreitung über das Sendernetz von La Cinq erhebliche Mehrkosten für teurere Ausstrahlungsrechte und die aufwendigere technische Verbreitung entstünden. 256 Aufgrund der antideutschen Haltung war die französische Politik bemüht, über ihren Einfluß bei La Sept ein Auseinanderschalten von 25% des ARIE-Programms zu erreichen. 257 Diesem Druck konnten La Sept und die deutschen Rundfunkanstalten nur schwer Stand halten. 258 Welchen innenpolitischen Zündstoff die
252
Schwarzkopf, Media Perspektiven 1992, S. 2 91 .
253 Meise,
Französisches Fernsehen, S. 313.
Gegen die Vergabe der Frequenzen an ARTE hat die Produzentengewerkschaft USPA beim französischen obersten Verwaltwlgsgericht (Conseil d'etat) Beschwerde im Rahmen einer Normenkontrollklage eingelegt (KiFu Nr. 74 vom 19.9.1992 ). 254
255 Vgl. zu den Reaktionen auf die Entscheidung zur terrestrischen Verbreitwlg Le Monde v. 25.4.1992, S. 7.; siehe zur Kritik in Frankreich auch Kifu Nr. 33/34 vom 29.4.1992. 256 Funk-Korrespondenz Nr. 18/ 29.4.1992. Die zusätzliche terrestrische Übertragung kostete den französischen Staat 1992 zusätzlich 160 Mio. Francs, 1993 sogar 400 Mio. Francs. So ist auch das 1993 auf 977 Mio. Francs angewachsene Budget von La Sept zu erklären (vgl. Woodrow, S. 17 (zit. in Meise, S. 464, Fn. 55)). 257
Stuttgarter Zeitung vom 12.10.1992, S. 3.
25 8
Heinz Ungureit in einem Interview, in: Mediendialog 8/1992, S. I 0.
C. Die Verbreitung in anderen Ländern
79
Entscheidung darstellte, wird daran deutlich, daß ARTE mit Rücksicht auf das am 20.9.1992 abgehaltene Maastricht-Referendum erst seit dem 28.9.1992 ab 19 Uhr terrestrisch ausgestrahlt wird. Nach dem Wahlsieg der bürgerlich-rechten Parteien in Frankreich im März 1993 sah es zunächst so aus, als ob ARTE die nationale terrestrische Frequenz wieder verlieren würde; entsprechende Ankündigungen der Gaullisten gab es vor der Wahl. 259 Zu einem solchen Schritt kam es bisher aber nicht. Es gibtjedoch immer wieder Gerüchte, daß die französische Regierung die Mehrkosten für die terrestrische Übertragung nicht mehr tragen wi11.260 Auch in Deutschland fand die Zuweisung terrestrischer Frequenzen nicht nur Zustimmung. Wegen der erheblich größeren Reichweite in Frankreich kamen auch auf die deutsche nationale Stelle höhere Kosten fiir den Erwerb der Ausstrahlungsrechte zu. Die deutsche Seite war nicht bereit, fiir die Deckung aufzukommen. 261
C. Die Verbreitung in anderen Ländern Seit März 1993 ist ARTE auch im Gebiet der französischen Gemeinschaft Belgiens auf dem Kanal TELE 21 ab 19 Uhr über Kabel zu empfangen. Da die Kabeldichte im französischsprachigen Teil Belgiens und in Brüssel ca. 93 % beträgt, gewann ARTE rund 3,7 Mio. Haushalte hinzu. ARTE kann mittlerweile auch in Wien empfangen werden. Damit liegt der Versorgungsgrad Österreichs mit dem Programm des EKK bei rund 9,8 % . Erreicht wurde die Kabeleinspeisung durch eine Bürgerinitiative. 262 In der französischsprachigen Schweiz und in Basel wird ARTE schon seit langem in
259 Hamburger Abendblatt vom 5.4.1993. Zu weiteren Kritikpunkten der konservativ-liberalen Opposition an der Belegung der La-Cinq-Kette durch ARTE vgl. Schwarzkopf, Media Perspektiven 1992, S. 290. 260 Südwestpresse vom 30.10.1993. -Da ARTE die filnfte Frequenzkette zusammen mit dem neuen Informations- und Bildungsprogramm "La cinquieme" zeitlich teilt (La Cinquieme: 6.15-19.00 Uhr, ARTE: 19.00-3.00 Uhr), findet auch eine entsprechende Kostenteilung für die Ausstrahlung statt. 261 Plog, KiFu Nr. 47 vom 17.6.1992, S. 26. 262 Bericht über die Sitzung des Programmbeirats von ARTE-D in Frankfurt a.M. am 22.6.1993, S. I.
80
I. Teil, 5. Kap.: Die Verbreitung des Programmes
Kabelanlagen eingespeist (insges. ca. 1 Mio. Haushalte). Schließlich erreicht ARTE in Luxemburg ca. 100.000 Haushalte. 263 Eine Auswahl des ARTE-Programms wird zudem von nationalen Fernsehsendern in Mittel- und Osteuropa ausgestrahlt. Schätzungsweise 14 Mio. Zuschauer werden so erreicht. 264
D. Zusammenfassung der technischen Reichweite und tatsächliche Akzeptanz von ARTE Insgesamt können heute über 47 Mio. Haushalte in Westeuropa das Programm des EKK empfangen. Allein in Deutschland und Frankreich sind dies etwa 23,8 bzw. 18,3 Mio. Hinzu kommen noch etwa 14 Mio. potentielle Zuschauer in Mittel- und Osteuropa. Demgegenüber sind die Einschaltquoten, die ARTE tatsächlich erzielt, z.T. sehr niedrig. Das gilt vor allem fiir Deutschland. Hier kommt der EKK nur auf eine durchschnittliche Sehbeteiligung von etwa I % (1995: 0,46 %). Etwas besser sieht es in Frankreich aus, wo ARTE eine Einschaltquote von immerhin ca. 3% (1995 : 2,7 %) erreicht. Der Grund fiir die ungleiche Erfolgsquote liegt zum einen darin, daß die Konkurrenzsituation fiir den EKK in Deutschland wesentlich ungünstiger ist als in Frankreich. Während es in Deutschland ein Angebot von z.T. über 30 Fernsehprogrammen gibt, stehen in Frankreich nur sechs nationale terrestrische Sender mit ARTE im Wettbewerb. Zum anderen gibt es in Deutschland - im Gegensatz zu Frankreich - mehrere Programme, die wegen ihrer kulturellen Ausrichtung in direkter Konkurrenz zu ARTE stehen. Dies sind vor allem 3sat und die Dritten Fernsehprogramme. 265
263
Zahlenangaben von ARTE G.E.I.E.
264
ARIE-Zuschauerinformationen 1996, S. 7.
265 Schroeder,
Media Perspektiven 1996, S. 94.
Zweiter Teil Der rechtliche Rahmen des Europäischen Kulturkanals Erstes Kapitel
Die gesellschaftsrechtliche Struktur des Europäischen Kulturkanals A. Überblick Um über die Struktur des gemeinsamen Senders zu verhandeln, wurde eine deutsch-französische Expertenkommission ins Leben gerufen. 266 Nachdem Frankreich als Sitzland des EKK feststand und damit auf die gemeinsame Einrichtung grundsätzlich französisches Recht anzuwenden war, stellte sich in den Verhandlungen die Frage nach einer geeigneten Rechtsform ftir den EKK und der Ausgestaltung seiner Binnenstruktur. Seit langem stand fest, daß sich La Sept für die französische Seite am EKK beteiligen würde. Daher mußte nur noch innerhalb der deutschen Verhandlungsdelegation und mit den französischen Verhandlungspartnern ein Konsens erzielt werden, wie sich die deutsche Seite in den gemeinsamen Sender einbringen sollte. Im Laufe der Verhandlungen konnte man sich schließlich auf die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV, französisch G.E.I.E.) als
266 Ihr gehörten auf deutscher Seite zwei Vertreter des Landes Baden-Württemberg, jeweils ein Vertreter der Länder Rheinland-Pfalz und Harnburg sowie Vertreter der Rundfunkanstalten der ARD und des ZDF an. Zudem war das Auswärtige Amt mit zwei Beamten repräsentiert. Auf französischer Seite waren Vertreter von La Sept und Beamte des Finanz- und des Außenministeriums Mitglieder dieser Expertenkommission (vgl. Anlage 1 und 2 des Protokolls der 1. Sitzung der deutsch-französischen Expertengruppe vom 27.1.1989). 6 Schmid
82
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
Trägergesellschaft fiir den EKK einigen, nachdem die Franzosen von der Rechtsform der Aktiengesellschaft Abstand genommen hatten. 267 Die sehr flexible europäische Rechtsform war von deutscher Seite schon lange als ein ideales Instrument betrachtet worden, um die verschiedenen nationalen Interessen angemessen berücksichtigen und in die gemeinsame Gesellschaft einbringen zu können. Mitglieder dieser EWIV sollte neben La Sept S.A. auf französischer Seite eine noch zu gründende deutsche Gesellschaft, die ARTE Deutschland TV GmbH, sein. Im folgenden Abschnitt werden zunächst die beiden am EKK beteiligten nationalen Gesellschaften dargestellt.
B. Die ARTE Deutschland TV GmbH Am 13.3.1991 erfolgte auf deutscher Seite die Gründung einer privatrechtliehen Gesellschaft, der ARTE Deutschland TV GmbH, mit Sitz in Baden-Baden. 268 Die Errichtung einer Gesellschaft in Deutschland ging ursprünglich auf den Wunsch der französischen Seite zurück. Sie wollte nicht dem ganzen heterogenen öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem der Bundesrepublik Deutschland gegenübertreten, sondern auf deutscher Seite mit nur einem einzigen Ansprechpartner zusammenarbeiten. 269 Auch die Trägergesellschaft in Straßburg sollte - um eine effiziente Arbeit sicherzustellen - nur eine einzige Anlaufstelle in Deutschland haben. Da die Bundesländer schließlich auch in diese Richtung drängten, 270 rückten die ARD-Rundfunkanstalten und das ZDF von ihren ursprünglichen Plänen einer direkten Beteiligung an ARTE G.E.I.E. ab, obwohl sie befiirchteten, daß es durch das Dazwischenschalten einer Gesellschaft zu einer unvertretbaren Bürokratisierung kommen würde.271 267
Siehe dazu näher unten S. 90.
Vgl. § 1.2 des GV. - Baden-Baden wurde als Sitz der deutschen Stelle gewählt, um durch die räumliche Nähe zu Straßburg einen engen Kontakt zur Zentrale zu gewährleisten (Schlie, Dokumente 1/1990, S. 33). 268
269 Brief des Justitiars des ZDF an das Staatsministerium von Baden-Württemberg vom 15.09. 1989, S. 2.
°
27 Für den Fall, daß die deutschen Rundfunkanstalten keine nationale Stelle geglilndet hätten, erwogen die Länder, eine eigenständige deutsche RundfWlkanstalt des öffentlichen Rechts ftlr den EKK zu glilnden (zit. aus dem Protokoll der Sitzung der Arbeitsgruppe Recht und Organisation am 4.8.1989). 271 Protokoll der 2. Sitzung der deutsch-französischen Expertengruppe am 27./ 28.2.1989, S. 4.
B. Die ARTE Deutschland TV GmbH
83
L Aufgaben der Gesellschaft im Überblick272 Die von den ARD-Landesrundfunkanstalten und dem ZDF gegründete Gesellschaft wurde errichtet, um sich an der Trägergesellschaft des EKK in Straßburg (ARTE G.E.I.E.) zu beteiligen. Zunächst sollte mit dem französischen Partner La Sept S.A., später auch mit anderen europäischen Partnern ein europäisches Rundfunkprogramm veranstaltet werden. 273 Die Gesellschaft hat die Aufgabe, Programme im Rahmen der Vorgaben der ARTE G.E.I.E zu planen, die Zusammenarbeit mit ihren eigenen Gesellschaftern zu koordinieren, Nutzungsrechte an Bild- und Tonprogrammen zu erwerben und Programme an die Zentrale in Straßburg weiterzugeben. 274 IL Die Rechtsform der Gesellschaft Als Rechtsform fiir die nationale deutsche (Beteiligungs-)Gesellschaft entschied man sich fiir eine GmbH. Damit sollte erreicht werden, daß fiir den Gesellschaftsvertrag zur Errichtung der gemeinsamen Gesellschaft (ARTE G.E.I.E.) ein rechtsfähiger Vertragspartner zur Verfugung stand. Daneben sollte die mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestattete Gesellschaft auf deutscher Seite eine gesonderte Verwaltung der zusätzlichen Rundfunkgebühren sichern275 und nicht zuletzt das Haftungsrisiko fiir die deutschen Rundfunkanstalten durch das Dazwischenschalten einer allein haftenden Gesellschaft möglichst gering halten. 276 Schließlich bestand durch die Gründung einer 272 Eine detailliertere Darstellung der Aufgaben der ARTE-D GmbH erfolgt an späterer Stelle (siehe unten S. ll 5 ff. ).
273 Im internen Sprachgebrauch der verschiedenen Gesellschaften des EKK wird die ARTE Deutschland TV GmbH auch als "deutscher Pol" bzw. als "deutsche nationale Stelle", der französische Partner La Sept S.A. als "französischer Pol" bzw. als "französische nationale Stelle" und die Trägergesellschaft des EKK, die ARTE G.E.I.E. in Straßburg, als "Zentrale" bezeichnet. Die vorliegende Arbeit schließt sich dieser Terminologie an. 274
§ 2.1 ARTE-D GmbH-GV.
Schreiben des Intendanten des SWF an die Intendanten der ARD-Landesrundfunkanstalten am 31.5.1990. - Anfangs wurde kontrovers diskutiert, ob die deutsche nationale Stelle rechtlich selbständig (z.B. in der Rechtsform der GmbH) organisiert werden sollte oder z.B. über den Weg einer Verwaltungsvereinbarung (Arbeitsgruppe RechVOrganisation, Protokoll zur deutschen Vorbesprechung vom 15.8.1989, S. 6). 275
276 6*
Gemäß Art. 8.1 des ARTE G.E.I.E- GV haften die Gesellschafter der ARTE
84
2. Teil, 1. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
GmbH auf deutscher Seite auch der Vorteil, daß das Ausscheren einer bundesdeutschen Rundfunkanstalt oder der Beitritt einer Anstalt aus den fiinf neuen Bundesländern ARTE G.E.I.E. in Straßburg nicht unmittelbar tangieren würde.277
111. Die innere Struktur der Gesellschaft Bei ihrer Gründung waren das ZDF und die ARD-Rundfunkanstalten auf dem Gebiet der "alten" Bundesrepublik die einzigen Gesellschafter der ARTE-D GmbH. Seit dem 1.1.1995 sind auch der ORB und der MDR dem Gesellschaftsvertrag der deutschen nationalen Stelle beigetreten. 278 An den Programmberatungen nehmen diese Anstalten schon seit 1994 teil. 279 Die Anteile am Stammkapital der GmbW80 und die Leistungsverpflichtungen gegenüber der GmbH281 entfallen zur Hälfte auf das ZDF und zur anderen Hälfte -anteilig nach dem FernsehvertragsschlüsseJ282 - auf die ARD-Landesrundfunkanstalten.
G.E.I.E. gesamtschuldnerisch mit ihrem ganzen Vermögen; vgl. auch das Schreiben des Intendanten des SWF an die Intendanten der ARD-Landesrundfunkanstalten vom 31.5.1990. 277
Frankfurter Rundschau vom 30.10.1989, S. 17.
Thre Gesellschaftsanteile belaufen sich auf 5,25 % (MDR) und 1,25 % (ORB). Die Anteile der anderen ARD-Rundfunkanstalten kürzten sich entsprechend. 278
279
Bericht über die Sitzung des Programmbeirats von ARTE-D in Frankfurt a.M.
am 22.6.1993. 280
Vgl. § 3.2 ARTE-D-GV.
281 Vgl. § 6.2 Abs. I des Gesellschaftsvertrages. Die Gesellschafter köllllen hiervon jedoch gemäß Abs. 3 durch zwei- oder mehrseitige Vereinbarungen abweichen.
282 Auf die einzelnen Rundfunkanstalten der ARD entfallen seit dem Beitritt von MDR und ORB: Bayerischer Rundfunk: 7,25 %; Hessischer Rundfunk: 3,5 %; Mittel deutsche Rundfunk: 5,25 %; Norddeutscher Rundfwuc 8,125 %; Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg: 1,25 %; Radio Bremen: I ,25 %; Saarländischer Rundfunk: I ,25 %; Sender Freies Berlin: 2,75 %; Süddeutscher Rundftmk: 3,75 %; Südwestfunk: 4,625 %; Westdeutscher Rundfunk: II ,0 %.
B. Die ARTE Deutschland TY GmbH
85
1. Die Gesellschafterversammlung
Die Gesellschafterversammlung ist das höchste Organ der ARTE Deutschland TV GmbH. 283 Sie verfügt über eine prinzipielle Allzuständigkeit, insbesondere kann sie auch der Geschäftsführung in allen Fragen Weisungen erteilen. 284 In ihr vollzieht sich - abgesehen von den schriftlichen, fernschriftlichen oder telegrafisch gefaßten Abstimmungen der Gesellschafter285 - die Willensbildung der Gesellschaft. Die Gesellschafterbeschlüsse werden innerhalb und außerhalb der Gesellschafterversammlung - sofern nicht Einstimmigkeit gefordert ist286 - mit einer Mehrheit von 2/3 der abgegebenen Stimmen gefaßt. 287 Dabei entfallen auf das ZDF elf Stimmen, während die Fernsehanstalten der ARD unabhängig von der Höhe ihres Geschäftsanteils über je eine Stimme verfügen. 288 Die Gesellschafterversammlung hat u.a. die Aufgabe, innerhalb der Gesetze und des Gesellschaftsvertrages die Grundsätze zu bestimmen, nach denen die Geschäftsführer die Geschäfte der Gesellschaft zu führen haben. 289 Gemäß § 11.2 GV ist die Gesellschafterversammlung für die Berufung der Geschäftsführer zuständig. Des weiteren besteht die Zuständigkeit zum Abschluß von Rechtsgeschäften, deren Wert DM 100.000,- überschreitet. Darüber hinaus ist sie auch für die Auswahl und die Benennung der Vertreter in der Mitgliederversammlung und im Programmbeirat der ARTE G.E.I.E. zuständig.
283
Allgemein: H6lters, S. 20; Klaussl Birle, Rn. 334.
284 Zum Umfang des Weisungsrechts und zur (begrenzten) Folgepflicht der Geschäftsfllhrung vgl. z.B. Lutter!Hommelhoff, GmbH-Gesetz, § 37, Rn. 17 ff; Z61/ner, in: Baumbach/Hueck, § 46, Rn. 3. Siehe zur strittigen Frage, ob es einen zwingenden Kernbereich eigenverantwortlicher Geschäftsführungsbefugnis filr Geschäftsflihrer gibt auch Schneider, in: Scholz, GmbH-Gesetz,§ 37, Rn. 36 tT. 285
§ 8.1 ARTE-D GmbH-GY.
1n den gesetzlich festgelegten Fällen oder in den Fällen des § 8.3 ARTE-D GmbH-GY. 286
28 7
§ 8.2 ARTE-D GmbH-GY.
288
§ 8.4 ARTE-D GmbH-GY.
289
§ II. I ARTE-D GmbH-GY, der insoweit§ 46 GmbHG ergänzt.
86
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK 2. Die Geschäftsführung
Die ARTE Deutschland TV GmbH hat einen oder zwei Geschäftsführer. 290 Ihre Aufgabe ist es nach§ 7 GV, im Rahmen der Gesetze, des vRV291 , des Gesellschaftsvertrages von ARTE G.E.I.E und im Rahmen des Gesellschaftsvertrages und der Geschäftsordnung der ARTE Deutschland TV GmbH die laufenden Geschäfte der Gesellschaft zu leiten. 292 Sie können die Gesellschaft gemäß § 35 Abs. 1 GmbHG gerichtlich und außergerichtlich vertreten. 293 3. Der Programmbeirat
Der aus 22 Vertretem294 des kulturellen Lebens der Bundesrepublik Deutschland zusammengesetze Programmbeirat295 hat gemäß § 12.2 GV die Aufgabe, die Geschäftsführung und die Gesellschafterversammlung in Programmfragen zu beraten. Bei dem "Beirat" handelt es sich um ein statutarisches Gesellschaftsorgan, das von den Gesellschaftern frei und ohne gesetzliche Anordnung durch Gesellschaftsvertrag gebildet werden kann.296 Der integrierte, d.h. in den Gesell290
§ 7.1 ARTE-D GmbH-GY.
291
Siehe zum völkerrechtlichen Rahmenvertrag unten S. !52 fT.
292
§ 7 ARTE-D GmbH-GY.
Ygl. allgemein zum Geschäftsfllhrer Sudhoff, Rechte und Pflichten des Geschäftsftlhrers einer GmbH, 1987. 293
294 Die 22 Mitglieder des Programmbeirats werden gemäß § 12.1 und § 12.3 GV zur Hälfte vom ZDF und zur anderen Hälfte von den ARD-Landesrundfunkanstalten für drei Jahre in den Beirat entsandt. Dabei entfallt auf ARD-Seite jeweils ein Mitglied pro Landesrundfunkanstalt 295 Ygl. zum Beirat allgemein: Htirer, Erscheinungsformen und Kompetenzen des Beirats, 1990; Rutenfranz, NJW 1965, S. 236 fT.; Voonnann, Der Beirat im Gesellschaftsrecht, 1989. 296 Die Möglichkeit ist allgemein anerkannt, einen Beirat als zusätzliches Gesellschaftsorgan, das nicht den Bestimmungen des § 52 GmbHG unterworfen ist, neben den gesetzlich vorgesehenen Organen (Gesellschafterversammlung, Geschäftsführung und Aufsichtsrat) einzuführen (arg. aus §§ 45, 52 I GmbHG); vgl. BGHZ 43, 261; Rohleder, S. 12; Hölters, S. 5; Lutter/Hommelhoff, § 52, Rn. 62 ff. Allerdings müssen die Errichtung des Beirats und dessen wesentliche Aufgaben im Gesellschaftsvertrag festgelegt sein (Lutter/Hommelhoff, § 52, Rn. 63). Eine entsprechende Bestimmung enthält § 12 ARTE-D GmbH-GY .
B. Die ARTE Deutschland TV GmbH
87
Schaftsvertrag aufgenommene "Beirat"297 ist keine rechtlich einheitlich zu definierende Institution, sondern ein Gesellschaftsorgan sui generis, das je nach Ausgestaltung im Gesellschaftsvertrag oder in der Satzung vielfältige und unterschiedliche Funktionen haben kann. 298 Die Besetzung des Programmbeirats der ARTE-D GmbH mit Nichtgesellschaftern könnte unter rechtlichen Gesichtspunkten problematisch sein. In der Literatur ist die Ansicht vertreten worden, daß es wegen des Grundsatzes der Verbandssouveränität299 und des Selbstschutzes der Gesellschaft rechtlich unzulässig sei, einen Beirat mit Nichtgesellschaftern zu besetzen. 300 Demgegenüber ist die Besetzung eines Beirates mit Nichtgesellschaftern nach h.M. mangels zwingender Selbstorganschaft zulässig.3°I Letztlich kann der Streit aber unentschieden bleiben. Denn im vorliegenden Fall hat der Programmbeirat lediglich beratenden Charakter, insbesondere sind ihm keine Steuerungskompetenzen anderer Organe übertragen worden. Deshalb dürfte die Gefahr eines zu großen Einflusses gesellschaftsfremder Interessen ausgeschlossen sein. Zur Besetzung des Beirates gibt es keine rechtlichen Bedenken.
297 Vom integrierten organschaftliehen Beirat ist der schuldrechtliche Beirat zu unterscheiden, bei dessen Begründung lediglich Verträge zwischen der Gesellschaft und den Beiratsmitgliedern geschlossen werden und der kein Organ der Gesellschaft ist (vgl. Voormann, S. 51 ff.; Rohleder, S. 12 f., 22; Hölters, S. 10). 298 Rutenfranz, S. 238; Voormann, S. 5. Der Beirat nimmt in der Praxis unter der Bezeichnung Verwaltungsrat, Verwaltungsausschuß, Gesellschafterrat und GesellschafterausschuB o.ä. neben bloßen Beratungsaufgaben auch Geschäftsftlhrungs-, Aufsichts-, Schiedsrichter- und Schiedsgutachtertätigkeiten wahr (vgl. dazu ausfilhrlich Voormann, a.a.O.). 299 Nach Ansicht Wiedemanns, (Verbandssouveränität, S. 111) hat der Grundsatz der Verbandssouveränität den Inhalt, daß "das Schicksal des Verbandes ... nicht von außenstehenden Dritten abhängen [darf], die nicht die gleichen Interessen verfolgen wie die Gesellschafter."
300 Voormann, S. 110 ff. 301 Lutter/Hommelhoff, §52, Rn. 64; Hölters, S. 22 f.; K. Schmidt, in: Scholz, § 45, R. 13; vgl. im übrigen auch die ausfilhrliche Darstellung des Streitstandes bei Htirer, s. !54 ff.
88
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
C. La Sept/ARTE Am 3.2.1986 wurde die französische Programmgesellschaft La Sept (Societe d'edition de programmes de television 302) unter der Sozialistischen Regierung als weitere Programmgesellschaft des service public gegründet. La Sept ist eine Aktiengesellschaft, an der der französische Staat mit 25 %, FR 3 mit 45 %, Radio France mit 15% und das Institut National de L'Audiovisuel (INA) mit 15 % beteiligt sind. Der Sender nahm Ende Mai 1989 seinen Sendebetrieb auf und verbreitete täglich ein künstlerisches und bildendes Programm über TDF 1 und im Kabel. Mit La Sept wurde eine auf Kultur spezialisierte Programmgesellschaft gegründet. Sie sollte dazu dienen, Programmdefizite und Qualititätseinbußen zu kompensieren, die nach der Öffnung des Marktes für private Anbieter absehbar waren und die Antenne 2 und France Region 3 aufgrund des Konkurrenzdrucks durch private Anbieter nicht leisten konnten. 303 Daneben war es die Absicht der französischen Regierung, mit Hilfe dieser Gesellschaft die audiovisuelle Produktion zu erhöhen. La Sept sollte sich auf die Rolle eines Distributors beschränken, also im wesentlichen keine eigenen Sendungen herstellen, sondern Auftrags- und Koproduktionen ausstrahlen. 304 Ein Handicap von La Sept war von Beginn an seine mangelnde technische Reichweite. weswegen der Sender auch als "Blindenfemsehen" bezeichnet wurde. 305 Da er nur über den wenig erfolgreichen TDF 1/2306 und über Kabel verbreitet wurde, empfingen nur ca. 380000 Haushalte das Programm des Senders.307 Das französische Mitglied der gemeinsamen Gesellschaft in Straßburg wurde schon mit Blick auf den EKK als dessen Keimzelle gegründet. 308 Die von
302
nrumt.
La Sept wurde später in 'Socit!te Europeenne de Programme de television' urnbe-
303 Meise,
S. 455; Gräßle, Dokmnente 4/1992, S. 326.
304 Schlie,
Dokumente 1/1990, S. 33.
305 Leder. Teil!, S. I. 306
Siehe dazu auch oben im fünften Kapitel des ersten Teils, S. 77.
307 Leder, Teil I, S. I. 308 Schlie, Dokumente 1/1990, S. 32; Clement, in: SWF Joumal Nr. 6/91, S. 27.
D. Die Trägergesellschaft des EKK -die ARTE G.E.I.E.
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Anfang an bestehende europäische Ausrichtung der Gesellschaft zeigt sich u.a. daran, daß dem Programmbeirat von La Sept S.A. vier "Persönlichkeiten des kulturellen Lebens" aus dem europäischen Ausland angehören.309 Da La Sept als französischer Kulturkanal mit einem Budget von ca. 400 Mio. Francs allein nicht überlebensfähig schien, diente die Beteiligung am EKK auch der Absicherung der Gesellschaft. 310 Anfanglieh wurde überlegt, La Sept an ARTE G.E.I.E. - wie auf deutscher Seite - über eine neu zu gründende Tochtergesellschaft zu beteiligen. Schließlich wurde die Gesellschaft doch selbst Mitglied an der Straßburger Trägergesellschaft.311 Nach ihrer Beteiligung am EKK wurde der Name der Gesellschaft mit "ARTE" ergänzt.
D. Die Trägergesellschaft des EKK - die ARTE G.E.I.E. L Die Verhandlungen über die Trägergesellschaft Es war anfangs die Absicht der französischen Seite, keine neue Trägergesellschaft für den gemeinsamen Fernsehsender zu gründen. Vielmehr schlug sie zunächst eine 30%-ige312, dann eine 49%-ige Beteiligung von ARD und ZDF an La Sept S.A. vor. 313 Diesen Vorschlag lehnte die deutsche Delegation
309 Zimmer,
Europäisches Fernsehen, S. 133.
stellvertretender Generaldirektor von La Sept: "Werm diese Partnerschaft mit der BRD nicht wäre, wäre La Sept schon verschwunden", zit. von Hauschild, SZ vom 11.12.1990, S.3; Leder, Teil I, S. 2. 310 Anthonioz,
311
Opitz an den Intendanten des SWF in einem Brief vom 6.1 0.1988.
312
Gräßle, Der EKK, S. 73.
31 3 Schlie, Dokumente 111990, S. 32. Der Gnmd hierfür dürfte wohl darin liegen, daß aus französischer Sicht mit einer solchen Lösung das Ziel der Schaffung eines gemeinsamen Senders am sclmellsten hätte verwirklicht werden körmen. Da der auf dem Rundfunksatelliten TDF I für La Sept vorgesehene Kanal dem EKK zur Verfügung gestellt werden und La Sept im Frühjahr 1989 auf Sendung gehen sollte, war die französische Regierung anfangs stark daran interessiert, den EKK schon bis zu diesem Termin zu verwirklichen (vgl. Brief von Opitz an den Intendanten des SWF vom 6.10.1989).
90
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
allerdings entschieden ab. 314 Nachdem sich beide Seiten dann auf die Gründung einer neuen Gesellschaft, an der La Sept und die noch zu gründende deutsche Gesellschaft zu gleichen Teilen beteiligt sein sollten, kam fiir die Franzosen als Rechtsform der neuen Trägergesellschaft zunächst nur eine Aktiengesellschaft in Frage. Aus französischer Sicht schien diese Rechtsform fiir einen Fernsehsender besonders attraktiv zu sein. weil mit ihr der EKK durch einen mit weitreichenden Kompetenzen ausgestatteten Vorstand geleitet worden wäre. Da in Frankreich zudem sämtliche Rundfunksender Aktiengesellschaften sind, war diese Gesellschaftsform fiir die französische Delegation das Naheliegendste. 315 Die deutsche Seite hingegen forderte von Anfang an eine Gesellschaftsform, die mitgliedschaftlieh orientiert, sowie weniger zentralistisch und flexibler ist als eine AG. 316 In ihr sollten die deutschen und französischen Interessen paritätisch vertreten sein. Gegen die Rechtsform der AG wandten sich die Deutschen zum einen wegen der gesetzlich genau festgelegten Entscheidungsstrukturen und der Dominanz des Vorstandes bzw. des Verwaltungsrates in einer solchen Gesellschaft. Ihrer Ansicht nach war eine Aktiengesellschaft zu starr und fiir einen kulturell ausgerichteten Fernsehsender nicht die angemessene Rechtsform. 317 Nach den 314 Protokoll der I. Sitzung der deutsch-französischen Expertengruppe am 27.1.1989, S. 4. Schon in der 2. Sitzung der Expertengruppe einigte man sich aber darauf, eine neue Gesellschaft zu gründen, Protokoll vom 27./28.2.1989, S. 3. 315 Vgl. das Arbeitspapier der französischen Delegation fllr die Sitzung der Arbeitsgruppe "Zuständigkeiten und Organisation" in Baden-Baden vom 7.6.1989, S. I . Frankreichintern wurde diese Auffassung aber in erster Linie von den Beamten der französischen Ministerien vertreten. Die Vertreter von La Sept neigten dagegen - wohl um französischen Staatseinfluß auf den EKK geringer zu halten - zur Gesellschaftsform des G.I.E. (näheres zum französischen G.I.E. unten). Vgl. zur Frage der zu wählenden Gesellschaftsform z.B. auch die "Gemeinsame Erklärung" vom 31.10.1989, nach der als mögliche Rechtsform eine Aktiengesellschaft französischen Rechts oder eine französische "Wirtschaftsgemeinschaft" in Frage kommen sollte. 316 Der anfangs von der JustitiaTin des SR ins Gespräch gebrachte Vorschlag, auf die Gründung einer gemeinsamen deutsch-französischen Gesellschaft zu verzichten und stattdessen eine Verwaltungsvereinbarung mit La Sept abzuschließen (Brief an den Justitiar des SWF vom 13.11.1989, S. 2) wurde im Laufe der Verhandlungen- soweit ersichtlich - nicht weiter diskutiert. 317 Vgl. die Niederschrift Ober die deutsche Vorbesprechung der Arbeitsgruppe RechUOrganisation vom 20.11.1989, S. I. -Als zu unflexibel galten z.B. Art. 80 und 89 bzw. 118 des GesetzesNr. 66-537 vom 24.7.1966 fiberdie Handelsgesellschaften.
D. Die Trägergesellschaft des EKK - die ARTE G.E.I.E.
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Vorstellungen der deutschen Seite sollte in der Trägergesellschaft ein Organ geschaffen werden, das - ähnlich dem Rundfunkrat in den deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten - das binnenplurale Strukturelement verkörpern würde und in dem Deutsche und Franzosen paritätisch die Geschicke des Senders maßgeblich beeinflussen würden. Gegen eine Aktiengesellschaft sprach aus deutscher Sicht auch, daß in einer solchen Gesellschaft der französische Staat möglicherweise einen zu großen Einfluß gewinnen würde. Daher favorisierte die deutsche Seite schon früh die Rechtsform des französischen G.I.E. bzw. die Rechtsform des europäischen G.E.I.E. 318, nachdem sie anfangs auch die Gründung einer völkerrechtlichen internationalen Organisation diskutiert hatte. 319 Als Beispiel diente der deutschen Seite dabei das internationale 'Airbus'Kooperationsprojekt.320 Dieses Projekt besteht aus der Zentrale 'Airbus Industrie G.I.E.' mit Sitz in Toulouse und nationalen Partnern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien.321 Die Franzosen wiederum hielten sowohl das G.I.E., als auch die EWIV fur zu instabile Gesellschaftsformen und daher für ungeeignet fur eine längerfristige Kooperation. Dennoch gab die französische Seite dem Drängen der Deutschen Anfang 1990 nach. So konnte schließlich am 30.4.1991 durch einen Vertrag zwischen der ARTE-D GmbH und La Sept S.A. die gemeinsame Straßburger Trägergesellschaft als ARTE G.E.I.E. fur die Dauer von 99 Jahren gegründet werden.322 Diese Gesellschaft ist der eigentliche Rundfunkveranstalter. Ihre Auf-
Da die beiden nationalen Stellen zu einem großen Teil Sacheinlagen in Form von Fernsehproduktionen in den gemeinsamen Sender einbringen, hätte sich insbesondere Art. 80 des Gesetzes fiir den EKK als nachteilig erwiesen, demzufolge bei Sacheinlagen Prüfer zu bestimmen sind, die Einlagen laufend bewerten müssen. Die Art. 89 und 118 des Gesetzes hätten die Leitung des EKK beim Beitritt weiterer Staaten zum EKK erschwert, da diesen Bestimmungen zufolge dem Verwaltungsrat maximal zwölf, der Direktion höchstens fünf Mitglieder angehören dürfen. 318 Protokoll der AG Recht/Organisation vom 9.12.1989, S. 7. 319 Enz in einem Brief an den Justitiar des SWF vom 2.8.1989, S. 2 f. 320 Rüggeberg, Gespräch im Oktober 1993 in Baden-Baden. 321 Beteiligt sind die deutsche Daimler-Benz Aerospace Airbus (37,9 %), die französische Aerospatiale (37,9 %), British Aerospace (20 %) und die spanische CASA (4,2 %) (zit. aus: Airbus News (August 1995)). 322 Art. 5 des ARTE G.E.I.E.-GV.
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
gabe ist es, Fernsehsendungen zu konzipieren, zu gestalten und über Satellit oder in sonstiger Weise auszustrahlen oder ausstrahlen zu lassen. 323
IL Überblick über die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) 1. Begriff und Rechtsgrundlage der EWIV Hinter der Bezeichnung EWIV (französisch G.E.I.E.) verbirgt sich eine durch sekundäres Gemeinschaftsrecht geschaffene supranationale Unternehmensform324, die am 31.7.1985 auf der Grundlage der Art. 100 i.V.m. 235 EGV durch die EG-Verordnung Nr. 2137/85 auf EG-Ebene eingeführt wurde und unmittelbar in allen Mitgliedsstaaten gilt. 325 Mit der EWIV, welche die französische Rechtsform des groupement d'inten!t economique (G.I.E.) zum Vorbild326 hat, stellte die Europäische Gemeinschaft zum ersten Mal ein Instrument zur Verfügung, das nicht der nationalen Rechtsordnung eines Mitgliedsstaates angehört327 und bei dem nationales Recht nur subsidiär gilt. 328 Die EWIV-VO regelt die Gründung, die rechtliche Existenz und die innere Verfassung der EWIV - und damit die wesentlichen Eckpunkte der Gesellschaft- selbst. 329 Da die Verordnung aber nicht alle für die Vereinigung relevanten Fragen selbst regelt, bedarf sie der einzelstaatlichen Ergänzung in Form von Ausführungsgesetzen. 330 Maßgebend für die Bestimmung des subsidiär geltenden nationalen Rechts ist gemäß den Art. 2, 12 EWIV-VO der im
323 Art. 2.1 des ARTE G.E.I.E.-GV. Dazu näher unten S.ll6. 324 Hemmelrath , Rn. I; Ganske, EWIV, S. II. 325 Vgl. zur unmittelbaren Geltung von Verordnungen Art. 189 Abs. 2 EGV. 326 Siehe dazu gleich unten S. 93 ff. 327 Gleicltmann, ZHR 149 ( 1985), S. 633. 328 Vgl. den Verweis des Art. 2 Abs. I EWIV-VO aufnationales Recht. 329 Le Fevre, S. 2; Behrens, in: Dauses, EID, Rn. 127. 330 Bei der Ausführung der EWIV-VO haben die Mitgliedsstaaten im Unterschied zu den Ausflihrungsgesetzen zu Richtlinien der EU aber nur sehr eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten. Sie beschränken sich nahezu auf die rein technische Einpassung der EWIV-VO in das nationale Rechtssystem der Mitgliedsstaaten.
D. Die Trägergesellschaft des EKK - die ARTE G.E.I.E.
93
Gründungsvertrag festzulegende Sitz der EWIV. Im vorliegenden Fall ist gemäß Art. 4.1 des ARTE G.E.I.E.-GV Straßburg der Sitz der Vereinigung, woraus sich dann die Anwendbarkeit des französischen Gesetzes Nr. 89 - 377 vom 13. 6.1989 ergibt. 331 Die neue Gesellschaftsform, die der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit von Unternehmen und gewerblich wie freiberuflich tätigen natürlichen Personen aus verschiedenen Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaften dienen soll, ermöglicht und erleichtert ihren Mitgliedern eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Sie besitzttrotzihrer rechtlichen Verselbständigung personengesellschaftlichen Charakter332, wobei die als "Unternehmensgemeinschaft" zusammenarbeitenden Mitglieder ihre wirtschaftliche oder rechtliche Unabhängigkeit nicht verlieren. 333 Nach ihrer Grundstruktur könnte die EWIV aus deutscher Sicht als "offene Handelsgesellschaft mit Fremdgeschäftsfiihrung" bezeichnet werden. 334 Die europäische Gesellschaftsform zeichnet sich durch eine einfache und flexible Konzeption aus und läßt dem Willen der Beteiligten- insbesondere bei der Ausgestaltung der inneren Struktur - einen weiten Spielraum. Grenzen findet die Gestaltungsfreiheit der Mitglieder nur in den zwingenden Bestimmungen der EWIV-VO und sonstigen zwingenden innerstaatlichen Regelungen. 335 2. Das G.LE. als "Vorbild" für das G.E.I.E.
Wie eingangs bereits erwähnt, diente das französische Groupement d'Inten!t Economique der EWIV als Vorbild. Einige Formulierungen der EWIV-VO entsprechen sinngemäß denen der G.I.E., weswegen es möglich erscheint, bei Auslegungsfragen auch auf Lösungsansätze und Argumente aus der Literatur zum G.I.E. zurückzugreifen.
331 Das Gesetz ist auch abgedruckt in: Revue des societes (107) 1989, S. 505. In Frankreich gelten damit in absteigender Reihenfolge: die Vorschriften der EWIV-VO, des weiteren die Vorschriften des Ausfllhrungsgesetzes, Gesetz Nr. 89 - 377 vom 13.6.1989 und schließlich die sonstigen Regeln des französischen Rechts. 332
Behrens, in: Dauses, E. ill, 129.
333
Scriba, S. 26.
334 Ganske, 335
DB 1995 (Beilage), S. 2.
Ganske, EWIV, S. 21.
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
Das G.I.E. 336 wurde mit der Ordonnance No. 67- 82P37 über die Groupements d'lnterets Economique vom 23.9.1967 in Frankreich als neue Rechtsform eingefuhrt. Absicht des Verordnungsgebers war es, eine den modernen wirtschaftspolitischen Bedürfnissen angepaßte Gesellschaftsform zu schaffen. 338 Dies ist ihm gelungen, da das G.I.E. europaweit auf großes Interesse gestoßen ist. 339 Das G.I.E. ist eine sehr anpassungsfahige, rechtlich verselbständigte Personengesellschaft mit unbeschränkter gesamtschuldnerischer Haftung ihrer Mitglieder, die sich im französischen Gesellschaftsrecht zwischen die "Gesellschaft" (societe) und den "Verein" (association) geschoben hat. 340 Es kann ohne KapitaJ341 von Personen verschiedener Rechtsformen gegründet werden, die im übrigen ihre Selbständigkeit nicht verlieren. 342 Durch privatschriftlichen Vertrag gebildet, erhält die Wirtschaftliche Interessenvereinigungjuristische Persönlichkeit und die volle Handlungsfahigkeit343 vom Datum ihres Eintrages ins Handelsregister an. Den Mitgliedern soll es - ohne eigene Gewinnabsicht344 - finanzielle Vorteile vermitteln und ihre wirtschaftliche Tätigkeit fördern. 345 Das G.I.E. ist selbst nicht auf die Erzielung von Ge-
336 Vgl. zum G.I.E. allgemein: H. Herzog, Das französiche Groupement d'inten:!t economique, 1977; Schlüter, Das Groupement d'lnh!n!t Economique, 1973; Dubois, WUW 1970, S . 3 ff; Bott/Rosener, NJW 1970, S. 364 ff; Volkmann, Das Groupement d'Interet Economique, 1973; Ganske, DB 1985 (Beilage), S. 2; Meyer-Landrut, S. I f. 337 Diese Verordnung wurde in bezug auf Formerfordernisse der Eintragung des G.I.E. im Handelsregister durch das Dekret Nr. 68- 109 vom 2.2.1968 ergänzt. 338
Bott!Rosener, S. 365.
339 H. Herzog, S. I ; siehe auch das Beispiel bei Dubois: Im Mai 1968 wurde die Wirtschaftliche Interessengemeinschaft "Deutsch-französisches Industriekonsortium zum Bau des Satelliten 'Symphonie"' gegründet. 340 Lefebvre!Fleischmann, S. 179. Im Unterschied zum Verein genießt es volle Rechtsfähigkeit, im Unterschied zur Gesellschaft ist die Gewinnerzielung nicht zwingend vorgeschrieben. 341
Art. 2 der Ordonnance.
342
Lefebvre!Fleischmann, S. 179.
343
Art. 3 der Ordonnance.
344 Art. 2 der Ord01mance. Ob diese Vorschrift gleichzeitig ein Gewitmerzielungsverbot beinhaltet, war nicht immer unumstritten, dürfte jedoch mit der h.M. verneint werden (vgl. die Nachweise und die Begründung für dieses Ergebnis bei Schlüter, S. 29, Fn. 6). 345
Art. I der Ordonnance.
D. Die Trägergesellschaft des EKK -die ARTE G.E.I.E.
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winnen angelegt; dies soll aber nicht ausschließen, daß sie Gewinne machen darf. 346 Schon oben wurde dargelegt, daß die deutsche Seite neben der E.W.I. V. auch das G.I.E. als mögliche Gesellschaftsform in Betracht gezogen hatte. Wohl wegen seiner Grundlage im europäischen Sekundärrecht wurde die EWIV vorgezogen.
3. Rechtsflihigkeit der EWIV
Die EWIV-VO verpflichtet die Mitgliedsstaaten gemäß Art. 1 Abs. 3 EWIV-VO zu bestimmen, ob die in ihren Registern eingetragenen Vereinigungen Rechtspersönlichkeit haben oder nicht. Die Verordnung selbst gibt der EWIV daneben in Art. 1 Abs. 2 unabhängig von der Entscheidung der Mitgliedsstaaten nach Abs. 3 die Fähigkeit, Träger von Rechten und Pflichten zu sein, Verträge abzuschließen oder andere Rechtshandlungen vorzunehmen und vor Gericht zu stehen. Die Trägergesellschaft des EKK ist juristische Person, da Art. 1 des französischen Ausführungsgesetzes dies für Vereinigungen mit Sitz in Frankreich vorsieht. 347 4. Gründungsvertrag und Registereintragung
Die Gründung einer EWIV ist nur dann rechtswirksam erfolgt, wenn der gemäß Art. 1 Satz 2 EWIV-VO vorgeschriebene Gründungsvertrag348 geschlossen und der von Art. 6 vorgesehene Registereintrag349 erfolgt ist. Die Verordnung schreibt in Art. 5 den Mindestinhalt des Gründungsvertrages zwingend vor. Im übrigen sind die Mitglieder nicht allein auf diese ausdrücklichen Ermächtigungen beschränkt. Aus dem Grundsatz der Privatautonornie, den sich die Verordnung zu eigen gemacht hat, folgt, daß der Gründungsvertrag bis zu den Grenzen des zwingenden Rechts weitere Regelungen enthalten
346 Art.
19 der Ordonnance.
347 Hartard,
S. 10.
348 Für den Gründungsvertrag genügt Schriftform ohne weitere Formerfordernisse (Gleichmann, ZHR 149 (1985), S. 641). 349 Gemäß Art. I des französischen Ausführungsgesetzes erfolgt der Eintrag in das registre du commerce.
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
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darf. 350 Von dieser Gestaltungsfreiheit wurde bei Gründung des EKK z.B. durch die Einrichtung eines Programmbeirates Gebrauch gemacht.
5. Haftung der EWIV Art. 24 Abs. I EWIV-VO ordnet zum Schutze der Gläubiger die unbeschränkte und gesamtschuldnerische Haftung der Mitglieder fiir Verbindlichkeiten jeder Art an. Dies ist vor dem Hintergrund zu sehen, daß die EWIV über kein eigenes Kapital als Haftungsmasse verfugt. Gemäß Art. 24 Abs. 2 EWIV-VO können die Mitglieder bis zum Schluß der Abwicklung der Vereinigung fiir Verbindlichkeiten der EWIV erst dann in Anspruch genommen werden, wenn sie selbst vorher zur Zahlung aufgefordert wurden und innerhalb einer angemessenen Frist keine Zahlung erfolgt ist. Die Folgen der Haftung, etwa die Frage nach der Ausgleichspflicht der Mitglieder untereinander, bestimmt das einzelstaatliche Recht. 351 Für neu aufgenommene Mitglieder gilt die Haftungsregelung der Art. 26 Abs. 2 i.V.m. Art. 24 EWIV-VO. Danach haften die neu aufgenommenen Mitglieder grundsätzlich unbeschränkt und gesamtschuldnerisch auch fiir diejenigen Verbindlichkeiten der Vereinigung, die sich aus deren Tätigkeit vor dem Beitritt ergeben haben. Gemäß Art. 26 Abs. 2 S. 2 EWIV-VO kann jedoch im Gründungsvertrag Befreiung fiir die vor dem Eintritt entstandenen Verbindlichkeiten vereinbart werden. Eine entsprechende Klausel im Gründungsvertrag kann Dritten allerdings nur dann entgegengesetzt werden, wenn sie gemäß Art. 8 EWIV-VO im Mitteilungsblatt bekanntgemacht worden ist. Jedes aus der Vereinigung ausgeschiedene Mitglied haftet gemäß Art. 34 i.V.m. Art. 24 Abs. I EWIV-VO weiterhin gesamtschuldnerisch fiir alle Verbindlichkeiten, die sich aus der Tätigkeit der Vereinigung vor seinem Ausscheiden ergeben haben. Art. 37 EWIV-VO bestimmt jedoch, daß die Ansprüche gegen ausgeschiedene Mitglieder im gesamten Geltungsbereich der Verordnung einheitlich nach fiinf Jahren ab der in Art. 8 EWIV-VO vorgeschriebenen Bekanntmachung verjähren.
350
Mty er-Landrut, S. 21.
351
Hemmelrath, Rn. 33.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
97
Ill. Mitgliedschaft bei ARTE G.E.LE. 1. Voraussetzungen der Mitgliedschaft bei ARTE G.E.LE. nach der EWIV-VO
a) Gesellschaft im Sinne des Art. 4 Abs. 1 EWIV-VO
Gemäß Art. 4 Abs. 1 EWIV-VO kommen als Mitglieder einer EWIV u.a. in Frage: Gesellschaften im Sinne des Art. 58 Abs. 2 EUV sowie andere juristische Einheiten des öffentlichen oder privaten Rechts, die nach dem Recht eines Mitgliedsstaates gegründet worden sind und ihren satzungsmäßigen oder gesetzlichen Sitz und ihre Hauptverwaltung in der Gemeinschaft haben. Für La Sept S.A. und die ARTE Deutschland TV GmbH ist eine Mitgliedschaft insofern unproblematisch möglich und zulässig. b) Wirtschaftliche Tätigkeit der Mitglieder
Nach Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO hat die EWIV den Zweck, die wirtschaftliche Tätigkeit ihrer Mitglieder zu erleichtern; zudem muß ihre Tätigkeit im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Tätigkeit der Mitglieder stehen. Daraus folgt, daß neben der ARTE G.E.I.E. selbst auch ihre Mitglieder eine "wirtschaftliche Tätigkeit" ausüben müssen. 352 Der Begriff der "wirtschaftlichen Tätigkeit" wird weder von der Verordnung selbst noch von der französische Ord. 67/821, welche die G.I.E. rechtlich ausgestaltet, definiert. Lediglich aus dem fünften Erwägungsgrund a.E. und auch aus der Tatsache, daß die EWIV ein Instrument des Binnenmarktes ist353, ergibt sich, daß der Begriff im weitesten Sinne ausgelegt werden soll. In der Literatur zur EWIV wird der Begriff der wirtschaftlichen Tätigkeit nur am Rande beleuchtet. Nach Scriba ist der Begriff weiter als der Begriff der "erwerbswirtschaftlichen Tätigkeit" in Art. 58 Abs. 2 EUV. "Wirtschaftlich" könne eine Tätigkeit schon dann sein, wenn sie nur Teilnahme am Markt ohne Eigeninteresse sei. Seiner Ansicht nach können beispielsweise auch Organisationen, die altruistische Tätigkeiten ausüben, eine EWIV gründen, wenn sie nur nach Rationalitätsgrundsätzen wirtschaften. Lediglich schöngeistige Tä-
352 Scn'ba, 353 7 Schmid
S. 26.
So der erste Erwägungsgnm.d der EWIV-VO.
98
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
tigkeiten fielen nicht unter den Begriff der wirtschaftlichen Tätigkeiten. 354 Für andere Autoren reicht es aus, wenn es sich bei der Tätigkeit um eine normalerweise entgeltliche Tätigkeit handelt. 355 Auch gemeinnützige Unternehmen und Regie-Betriebe übten wirtschaftliche Tätigkeiten aus.356 Nach allen eben genannten Definitionen ist die Tätigkeit der beiden nationalen Gesellschaften als wirtschaftliche Tätigkeit zu qualifizieren. Denn zur Veranstaltung eines gemeinsamen Fernsehprogrammes erwerben beide Gesellschaften Fernsehproduktionen und lassen Fernsehproduktionen für sich herstellen. Die Tatsache, daß die ARTE-D GmbH nach § 2.2 GY selbstlos tätig wird und nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke verfolgt, ist hierbei unschädlich. Denn eine Gewinnerzielungsabsicht ist ebensowenig Voraussetzung einer wirtschaftlichen Tätigkeit wie das Bestehen eigenwirtschaftlicher Zwecke. c) Mitglieder aus den Mitgliedsstaaten der EU oder des EWR
Während der erste Vorentwurfzur EWIV-VO noch vorsah, daß sich Unternehmen außerhalb der Europäischen Gemeinschaft an einer EWIV beteiligen können, läßt dies die endgültige Fassung der EWIV-VO gemäß Art. 4 Abs. l a) nicht mehr zu. Nach dieser Vorschrift können juristische Einheiten des öffentlichen oder Privatrechts nur noch dann Mitglieder bei ARTE G.E.I.E. werden, wenn sie ihren satzungsmäßigen oder gesetzlichen Sitz und ihre Hauptverwaltung in der Europäischen Gemeinschaft haben. Sofern sie nach dem Recht eines Mitgliedsstaates keinen satzungsmäßigen oder gesetzlichen Sitz zu haben brauchen, genügt es, wenn sie ihre Hauptverwaltung in der Gemeinschaft haben. Für juristische Einheiten aus Staaten außerhalb der EU besteht demnach grundsätzlich keine Möglichkeit, sich an einer EWIV zu beteiligen. Dieser Ausschluß von außergemeinschaftlichen Unternehmen gilt jedoch nicht für Unternehmen aus den Staaten des EWR. Das Abkommen über den
354 Scriba, S. 59 f. Er nt:Illll als l:kispidc für cinc;: zulässige Tätigkc;:it der Mitglieder u.a. km;hliche Entwicklungshilfe. 355
Ganske, EWIV. S. 33 .
356
Müller-Gugenberger, NJW 1989, S. 1455.
D. Die Trägergesdlschall des EK.K- die ARTE G.E.I.E.
99
EWR enthält eine Erstreckungsklausel357, nach der die EWIV-VO in allen Staaten des EWR gilt. Somit können sich zumindest nach der EWIY-VO auch juristische Einheiten aus diesen Staaten an ARTE G.E.I.E. beteiligen. 358 Die Voraussetzungen des Art. 4 Abs. I a) EWIV-VO sind bei den Gründungsmitgliedern des EKK gegeben.
d) Sonstige Voraussetzungen
Von der Ermächtigung des Art. 4 Abs. 3 EWIV-YO, die jedem Mitgliedsstaat die Möglichkeit einräumt, die Höchstzahl der Mitglieder einer EWIV auf zwanzig zu begrenzen, hat Frankreich in seinem Ausführungsgesetz keinen Gebrauch gemacht. Eine direkte Beteiligung aller deutschen Rundfunkanstalten und mehrerer anderer französischer oder europäischer Partner an ARTE G.E.I.E. wäre daher grundsätzlich möglich gewesen.359
2. Aufnahme und Ausscheiden von Mitgliedern
a) Aufnahme neuer Mitglieder bei ARTE G.E.J.E.
aa) Regelungen der Mitgliederaufnahme im ARTE G.E.I.E.-GV Die Konzeption, nach der ARTE nur ein deutsch-französisches Projekt werden sollte, wurde rasch zugunsten eines gesamteuropäischen Senders aufgegeben: aus dem deutsch-französischen wurde der Europäische KulturkanaL Nach Art. 10.1 ARTE G.E.I.E.-GV müssen neu aufzunehmende Mitglieder ihren Sitz oder ihre Hauptverwaltung in einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union haben. Damit schränkt der ARTE G.E.I.E.-GV den Kreis zuläs-
357
Anhang XXII Nr. 10.
Daß Art . 10.1 ARTE G.E.l.E.-GV den Kreis zulässiger Mitglieder enger zieht, wird im folgendt:n unter 2 a) aa) erläutert. 358
359 Frankreich hat auch von der weiteren Ennächtigung des Art. 4 Abs. 4 EWIY-YO keint:n Gebrauch gemacht. Danach kann jeder Mitgliedsstaat bestinunte Gruppen von natürlichen Personen, Gesellschallen und anderen juristischen Einheiten aus Gründen seines öffentlichen Interesses von der Beteiligung an einer Vereinigung ausschließen oder deren Beteiligung bestinuntc::n Beschränkungen unterwerft:n. 7*
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
siger Mitglieder über den Rahmen der EWIV-VO ein. Es wurde oben360 bereits gezeigt, daß das Abkommen über den EWR eine Erstreckungsklausel enthält, nach der die EWIV-VO auch in allen Staaten des EWR gilt. Somit könnten sich bei einer Änderung von Art. 10.1 ARTE G.E.I.E.-GV beispielsweise auch juristische Einheiten aus Norwegen an ARTE G.E.I.E. beteiligen. Die Aufnahme eines neuen Mitglieds bedarf gemäß Art. 10.4 ARTE G.E.I.E.-GV des einstimmigen Beschlusses der außerordentlichen Mitgliederversammlung.36t
bb) Tatsächliche Entwicklung des Mitgliederbestandes bei ARTE G.E.I.E. Bisher ist es noch nicht zu einer Erweiterung des Mitgliederkreises bei ARTE G.E.I.E. gekommen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zum einen müssen neue Mitglieder Beiträge in Form von Geld, Programmen und Personal leisten. Dies überfordert vor allem kleinere und finanzschwächere Rundfunkanstalten und Rundfunkgesellschaften aus kleineren Staaten. So scheiterte eine Teilnahme Spaniens und Italiens bisher vorwiegend an den erwarteten hohen finanziellen Aufwendungen. Ein zweiter Grund, weswegen es bisher zu keiner Erweiterung des Mitgliederkreises gekommen ist, liegt in der Konzeption des Senders begründet. 360 Vgl. S. 98 f. 361 Die alte Fassung des ARTE G.E.I.E.-GV sah in Art. 10.1 noch vor, daß neu auf-
zunehmende Mitglieder auch solchen Staaten angehören dürfen, die Mitglieder des Europarates oder Unterzeichner der europäischen Kulturkonvention sind. Die Entscheidung über die Aufnahme eines neuen Mitgliedes sowie über die in diesem Falle vorzunehmenden Änderungen des ARTE G.E.l.E.-GV bedurfte gemäß Art. 10.3 ARTE G.E.I.E.-GV a.F. einer Mehrheit von drei Vierteln der Stimmen der Mitglieder in der außerordentlichen Mitgliederversammlung. Damit verstießen sowohl Art. 10.1 als auch Art. 10.3 ARTE G.E.l.E.-GV a.F. gegen Bestimmungen der EWIV-VO: Zum einen haben die Mitglieder einer EWIV nach der zwingenden Vorschrift des Art. 26 Abs. I EWIV-VO einstimmig über die Aufnahme neuer Mitglieder zu entscheiden und nicht wie Art. 10.3. ARTE G.E.l.E.-GV a.F. dies noch vorsah mit drei Vierteln der Stimmen (der zwingende Charakter der Vorschrift ergibt sich aus Art. 26 Abs. I i.V.m. Art. 17 Abs. 3 EWIV-VO). Zum anderen wurde soeben gezeigt, daß nach europäischem Recht der Kreis zulässiger Mitglieder zwingend auf juristische Einheiten aus Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft und des EWR beschränkt ist. Somit wäre nach europäischem Recht die Vollmitgliedschaft beispielsweise des schweizerischen SRG nicht möglich (vgl. zu den Verhandlungen mit dem SRG S. 10 I).
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
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ARTE sendet ein europäisch ausgerichtetes Programm in mehreren Sprachen. Dies führt im Vergleich zu einem einsprachigen Programm zu erheblichen technischen und redaktionellen Mehraufwendungen und verteuert den Betrieb des EKK sehr. Schon die Produktion und Zusammenstellung eines Programms für zwei Sprachräume ist sehr kostenintensiv, da alle EKK-Sendungen übersetzt, doppelt moderiert oder mit Untertiteln versehen werden müssen. Dieses Problem verschärft sich mit jeder hinzukommenden Sprache. Darüber hinaus entstehen bei einer Erweiterung erhebliche Kosten durch den notwendigen zusätzlichen Rechteerwerb. Dies ist der Grund dafür, daß die Rundfunkanstalten, mit denen bisher über eine ARTE-Mitgliedschaft verhandelt wurde, vorwiegend aus dem deutschen und französischen Sprachgebiet stammen. 362 Ein dritter Grund für bisher fehlende Erweiterungen liegt darin, daß sich mit dem Beitritt weiterer Mitglieder der Programmanteil der Gründungsmitglieder verringert. Vor allem für La Sept dürfte dies wenig erfreulich sein, da die Gesellschaft neben der ARTE-Zulieferung keine weiteren Aufgaben hat. 363 Schon seit längerem wurde auf eine Teilnahme des ORF an ARTE hingearbeitet. Jedoch scheiterte die Beteiligung bislang daran, daß sich die Österreichische Seite bei 3sat engagiert und an einem weiteren kulturell ausgerichteten Programm aus finanziellen Gründen kein Interesse zeigte. 364 Beim ORF denkt man trotzdem über eine Zusammenarbeit in Form von Koproduktionen oder an den Austausch von Programmen nach. Auch mit der SRG wurden schon für 1993 Verhandlungen über eine Beteiligung an ARTE ins Auge gefaßt. 365 Die SRG ist an einer Präsenz auf internationalen Kanälen "sehr interessiert" und wäre auch zu einer Beteiligung an ARTE bereit. Abgesehen davon, daß sich ein schweizerischer Fernsehsender aus rechtlichen Gründen nicht an ARTE G.E.I.E. beteiligen darf, 366 scheiterte
36 2
Schwarzkopf, Media Perspektiven 1992, S. 297 f.
363
Meise, Französisches Fernsehen, S. 469. Für die ARTE-D GmbH dürfte dieser
Gesichtspunkt weniger eine Rolle spielen, da sie nur Zwischenstelle flir die deutschen Rundfunkanstalten ist.
364 Rede von Dietrich Schwarzkopfrun l 0. 7.1992 in München, unveröffentlichtes Manuskript, S. 7. 365
S. l.
Bericht über die Sitzung des Programmbeirats in Frankfurt a.M. run 22.6. 1993,
366 Eine Vollmitgliedschaft ist wegen der Beschränkung des Kreises möglicher Mitglieder auf solche aus Staaten der EU in Art. 10.1 ARTE G.E.I.E. nicht möglich.
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Stmktur des EKK
eine Beteiligung bisher an den Kosten und darart daß der SRG bei 3sat engagiert ist. 367 Als mögliches Mitglied aus dem französischsprachigen Raum kam auch die belgisehe RTBF in Betracht. Bei diesem Sender handelt es sich um einen öffentlichen Rundfunkveranstalter. Die RTBF wurde nicht Mitglied bei ARTE. Der Sender unterzeichnete jedoch ein Assoziierungsabkommen, das an späterer Stelle noch näher dargestellt werden soll. Aus finanziellen Gründen erscheint die Erweiterung des Mitgliederkreises des EKK letztlich nur vorstellbar, wenn die betreffenden Sitzländer den in Frage kommenden Beitrittskandidaten die erforderlichen Finanzmittel - z.B. in Form einer Erhöhung der Rundfunkgebühren - zur Verfügung stellen. Daher ist die Beitrittsfrage letztlich eine politische Frage. bei der es auf die Initiative der verschiedenen europäischen Regierungen ankommt. Ob es solche Initiativen angesichts überall gegenwärtiger leerer Kassen aber auf absehbare Zeit geben wird, ist mehr als fraglich. b) Ausscheiden von Mitgliedern aus ARTE G.E.J.E.
Die EWIV-VO regelt die Frage des Ausscheidens von Mitgliedern abschließend. Als Gründe fiir ein Ausscheiden nennt sie die Fälle des automatischen Ausscheidens bei Wegfall bestimmter Bedingungen, das Ausscheiden durch Kündigung und das Ausscheiden durch Ausschluß. Der ARTE G.E.I.E. - GY regelt selbst nur ein Ausscheiden durch Kündigung und durch Ausschluß. aa) Gründe fiir das Ausscheiden (1) Kündigung
Gemäß Art. 27 Abs. I EWIV-VO ist die Kündigung eines Mitglieds nach Maßgabe des Gründungsvertrags oder. falls dieser hierüber nichts bestimmt, mit einstimmiger Zustimmung der übrigen Milglieder möglich: im übrigen kommt eine Kündigung nur aus wichtigem Grund in Frage. Bei dieser Formu-
Darüber hinaus würde eine Vollmitgliedschall des SRG an einer EWIV auch an Art. 4 Abs. I a) EWIV-VO scheitern (vgl. oben Fn. 361 ). 367
KiFu Nr. 68 vom 29.8.1992.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
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lierung handelt es sich um einen Kompromiß zwischen der völligen Kündigungsfreiheit der Mitglieder, die wegen des personenrechtlichen Charakters der Vereinigung und des Schutzes des Rechtsverkehrs nicht gewährt wurde. und der Beschränkung der Kündigung auf Fälle, in denen eine Kündigung im Gründungsvertrag vorgesehen ist. 368 Der ARTE G.E.I.E.-GV sieht in Art. ll.l nur eine Kündigung aus besonders wichtigem Grund vor. Die Vorschrift zählt vier Gründe auf, die aber nicht abschließend sind. Kündigungsgründe sind u.a.: Das Außerkrafttreten des vRV, das Fehlen der benötigten Rundfunkgebühren eines Mitglieds, die ernstliche Gefahrdung des Gegenstandes der Vereinigung oder die schwerwiegende und dauerhafte Störung der Zusammenarbeit der Mitglieder. Als offene Flanke für eine jederzeitige Kündigung des Vertrages durch die französische Seite könnte sich die Kündigung wegen Fehlens der benötigten Rundfunkgebühren erweisen. So wäre z.B. denkbar, daß die französische Seite aus dem Projekt einfach dadurch aussteigt, daß die Regierung La Sept die benötigten Mittel für ARTE streicht oder erheblich kürzt. Eine Kündigung ohne das Vorliegen besonderer Gründe mit Zustimmung der übrigen Mitglieder - wie nach der EWIV-VO möglich - ist nicht vorgesehen. (2) Ausschluß
Ein Mitglied einer EWIV kann gemäß Art. 27 Abs. 2 S. I EWIV-VO aus den im Gründungsvertrag angeführten Gründen ausgeschlossen werden. In jedem Fall aber dann, wenn es grob gegen seine Pflichten verstößt oder wenn es schwere Störungen der Arbeit der Vereinigung verursacht oder zu verursachen droht. Für einen Ausschluß ist nach Satz 2 eine gerichtliche Entscheidung notwendig, für die es eines Antrags der Mehrheit der Mitglieder bedarf, sofern nicht der Gründungsvertrag etwas anderes bestimmt. Art. 11.2 des ARTE G.E.I.E.-GV sieht vor, daß der Ausschluß eines Mitgliedes auf Beschluß der außerordentlichen Mitgliederversammlung dann erfolgen kann, wenn das Mitglied nach erfolgloser Mahnung der Zahlung seiner Beiträge nicht nachgekommen ist oder wenn es gegen die Bestimmungen des Gründungsvertrages verstößt.
368
Scriba, S. 130.
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Der ARTE G.E.I.E.-GV sieht fiir den Fall des Ausschlusses kein gerichtliches Verfahren vor. Deswegen ist zu klären, ob sich die in Art. 27 Abs. 2 S. 2 EWIV-VO enthaltene Verweisung auf den Gründungsvertrag nur auf die zur Antragstellung erforderliche Mehrheit der Mitglieder369 oder auch auf das Erfordernis der gerichtlichen Entscheidung bezieht. Eine Auslegung im letzteren Sinn hätte zur Folge, daß im Gründungsvertrag eine gerichtliche Entscheidung nicht vorgesehen sein müßte. Aus dem Wortlaut- auch in seiner englischen und französischen Fassungläßt sich die Frage nicht zweifelsfrei beantworten. Scriba weist jedoch aus der Entstehungsgeschichte nach, daß es den Mitgliedern freigestellt sein sollte, das Ausschlußverfahren im Gründungsvertrag auch ohne gerichtliche Entscheidung vorzusehen. 370 Die Ausgestaltung des Ausschlusses bei ARTE G.E.I.E. begegnet somit keinen rechtlichen Bedenken.
(3) Automatisches Ausscheiden Der ARTE G.E.I.E.-GV enthält keine Bestimmungen über das automatische Ausscheiden aus der Vereinigung bei Vorliegen bestimmter Umstände. Gemäß Art. 28 Abs. I S I EWIV-VO scheidet eine juristische Einheit zum einen dann aus der Vereinigung aus, wenn sie nicht mehr den in Art. 4 Abs. 1 EWIV-VO festgelegten Bedingungen entspricht. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Gesellschaft ihre Tätigkeit freiwillig einstellt371 oder ihren Sitz in Staaten außerhalb der EU verlegt. 372
369 So Woodland, JCP Ed. Enterprise 1986, No. 14698, Fn. 46, zit. von Scriba, S. 133. 370
SoScriba, S. 133.
371
Vio11, Rn. 62.
Der französische Gesetzgeber hat keinen Gebrauch von der Ermächtigung des Art. 28 Abs. I S. 2 EWIV-VO gemacht. Danach kann ein Mitgliedsstaat für die Zwekke seiner Rechtsvorschriften über die Auflösung, Abwicklung, Zahlungsunfähigkeit oder Zahlungseinstellung vorsehen, daß ein Mitglied einer Vereinigung ab dem in diesen Rechtsvorschriften bestimmten Zeitpunkt aus der Vereinigung ausscheidet (Le Fevre, Rn. 48). 372
D. Die Trägergesellschaft des EKK -die ARTE G.E.I.E.
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bb) Rechtsfolgen des Ausscheidens (1) Grundsatz des Fortbestehens der EWIV
Sofern im Gründungsvertrag keine abweichenden Regelungen getroffen sind, besteht eine EWIV im Unterschied etwa zur deutschen OHCJ3 73 gemäß Art. 30 EWIV-VO auch nach dem Ausscheiden eines Mitglieds unter den im Gründungsvertrag vorgesehenen oder in einem einstimmigen Beschluß festgelegten Bedingungen fort. Die Art. 11.5 und 11.6 des ARTE G.E.I.E.-GV sehen vor, daß nach dem Austritt oder dem Ausschluß eines Mitgliedes die Gesellschaft fortbesteht. Daß die Vereinigung nach dem Ausscheiden noch mindestens zwei Mitglieder haben muß, wie diese Vorschriften ausdrücklich bestimmen, ist selbstverständlich. Die Stimmenzahl der verbleibenden Mitglieder erhöht sich nach Art. 11.5 GV anteilsmäßig.
(2) 0./Jen/egung des Ausscheidens Bei Ausscheiden eines Mitgliedes aus der ARTE G.E.I.E. sind die geltenden Bekanntmachungs-und Hinterlegungsvorschriften der EWIV-VO zu beachten.374
(3) Haftung nach dem Ausscheiden Bezüglich der Haftung ausgeschiedener Mitglieder kann auf frühere Ausführungen verwiesen werden. 375
3. Rechtsstellung der Mitglieder bei ARTE G.E.LE.
a) Rechte der Mitglieder Auf die starke Stellung der Mitglieder im Willensbildungsprozeß der EWIV, die durch ihr Stimmrecht und das Auskunfts- und Akteneinsichtsrecht vermittelt wird, wird an späterer Stelle besonders eingegangen. 376 373 § 131 Nr. 4 und Nr. 6 Alt. I HGB. 374 Art. 7 und 8 der EWIV-VO. 375 Siehe oben S. 96.
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2. TeiL I. Kap.: Die gesellschallsrechtliche Stmktur des EKK
Jedes Mitglied hat gemäß Art. 18 EWIV-VO das Recht, von den Geschäftstiihrern Auskünfte über die Geschäfte der Vereinigung zu erhalten und in die Bücher und Geschäftsunterlagen Einsicht zu nehmen. 377 Auch diese Bestimmung der Verordnung ist zwingendes Recht. 378 Inwieweit die Geschäftsführer das Recht der Auskunfts- und Akteneinsichtsverweigerung haben, ist in der Verordnung nicht geregelt. Wegen der starken Stellung der Mitglieder innerhalb der EWIV dürfte aber ein solches Recht -abgesehen von Mißbrauchsfallen - nicht gegeben sein. Daneben haben die Mitglieder auch das Recht auf einen GewinnanteiJ.3 79 Nach Art. 26 ARTE G.E.I.E.-GV werden Überschüsse im Verhältnis der in Art. 7.1 ARTE G.E.I.E.-GV niedergelegten Stimmenzahlen gutgeschrieben.
b) Pflichten der Mitglieder An keiner Stelle erwähnt die EWIV-VO ausdrücklich irgendwelche Pflichten ihrer Mitglieder im Innenverhältnis. Dennoch ergeben sich aus der Verordnung zumindest implizit Beitrags- oder Förderungspflichten, Mitwirkungsund Treuepflichten.38o aa) Beitragspflicht Die Pflicht der Mitglieder, die zum Funktionieren der Vereinigung erforderlichen Beiträge zu leisten, ist nicht in der EWIV-VO geregelt. sondern
376
Siehe unten S. I 09.
377 Vgl. dazu auch Art. 9.4 des ARTE G.E.l.E.-GV. der das Akteneinsichtsrecht näher regelt. 378 Art. 18 EWIV-VO ist zwingendes Recht (vgl. (;anske, DB 1985 (Beilage) S. 6, Fn. 88; Kolllwsser!Raddatz, .TA 1989, S. 13. 379 Nach Art. 3 Abs. I EWIV-VO darf eine Vereinigung zwar nicht den Zweck haben, ftlr sich selbst Gewinn zu erzielen. Damit ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß bei der Vereinigung Gewitme entstehen. Dies ergibt sich schon aus Art. 21 EWIV-VO, nach dem Gewitme aus den Tätigkeiten der Vereinigung als Gewinne der Mitglieder gelten. Diese sind in dem im Gründungsvertrag vorgesehenen Verhältnis oder bei Fehlen einer entsprechenden Regelung zu gleichen Teilen aufzuteilen. 380
Hemmelratll, Rn. 26 f.
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wurde den Gründungsverträgen überlassen. Gemäß Art. 7.2 ARTE G.E.I.E.GV sind die Mitglieder verpflichtet, im Verhältnis ihrer Stimmenzahlen der Vereinigung die Finanzmittel, Fernsehprogramme und sonstigen Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben und Verpflichtungen benötigt. bb) Mitwirkungs- und Treuepflicht Über die allgemeine Treuepflicht der Mitglieder und Mitwirkungspflichten findet sich in der EWIV-VO keine ausdrückliche Regelung. Lediglich in Art. 27 Abs. 2 S. I EWIV-VO wird bestimmt, daß jedes Mitglied aus der Vereinigung ausgeschlossen werden kann, wenn es grob gegen seine Pflichten verstößt oder wenn es schwere Störungen der Arbeit der Vereinigung verursacht oder zu verursachen droht. Welchen Inhalt die hier angesprochenen Pflichten im einzelnen haben, wird jedoch nicht näher dargelegt. Wegen des personenrechtlichen Charakters der Vereinigung wird man die allgemeinen Grundsätze des Personengesellschaftsrechts anzuwenden haben. was zu den üblichen Mitwirkungs- und Förderungspflichten führt. 381 Werden detaillierte Regelungen wie vorliegend nicht im Gründungsvertrag festgelegt, so hat man sich für die Auslegung dieser Pflichten im Einzelfall an dem subsidiär anwendbaren Recht zu orientieren,382 hier also am französischen Gesellschaftsrecht 4. Assoziierungs- und Kooperationabkommen a) Assoziierungs- und Kooperationsverträge mit weiteren Rundfunkveranstaltern
Gemäß Art. 10.2 ARTE G.E.I.E.-GV ist es möglich, andere Rundfunkveranstalter oder sonstige Dritte als assoziierte Mitglieder mit konsultativen Mitwirkungsrechten an ARTE G.E.I.E. zu beteiligen. 383
381 Baumbach!Hopt, Anh. § 160, Rn. 26, mit einem Verweis auf Erl. zu § 109 Rn. 23; Scriba, S. 123. Vgl. allgemein zu Treuepflichten Winter, S. 95 tT. 382 Ganske,
EWIV, S. 47.
383 Gemäß Art. 10.4 ARTE G.E.I.E-GV bedarf es ftlr ein Assoziierungsabkommen eines einstimmigen Beschlusses der außerordentlichen Mitgliederversammlung.
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Bisher wurde lediglich mit dem belgiseben Rundfunkveranstalter RTBF384 ein Assoziierungsabkommen geschlossen. Schon 1989 zeigte die belgisehe Regierung Interesse an der Mitgliedschaft des RTBF am EKK. Da Deutsche und Franzosen jedoch fiir die Startphase des Senders auf bilateralen Strukturen beharrten, kamen sie dem Wunsch der Beteiligung der RTBF zunächst nicht nach.385 Nach dem Assoziierungsabkommen müssen sich die Belgier nicht direkt an der Finanzierung von ARTE G.E.I.E. beteiligen. Die ursprünglich vereinbarte Zulieferquote von etwa 3 % des Gesamtprogramms wurde im Frühjahr 1994 wegen finanzieller Schwierigkeiten der RTBF aus dem Assoziierungsabkommen gestrichen. 386 Seit Juli 1995 bestehen Kooperationsabkommen mit der Schweizerischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft SRG und dem spanischen Fernsehen Television Espafiola SA. Die Abkommen bilden den Rahmen für den Austausch von Programmen und für Koproduktionen. Auch mit der italienischen RAI fanden Gespräche über eine Kooperation statt. 387 Zu einem Kooperationsabkommen kam es jedoch bislang nicht. b) Kooperationsverträge von Rundfunkveranstaltern mit La Sept S.A.
Für die ehemals sozialistischen Staaten Mittel- und Osteuropas dürfte eine Mitgliedschaft bei ARTE G.E.I.E. vor allem aus finanziellen Gründen und wegen sprachlicher Barrieren wohl auf längere Sicht nicht in Betracht kommen. Dessen ungeachtet ist es dem französischen Mitglied La Sept schon kurz nach dem Zusammenbruch des ehemaligen Ostblocks gelungen, mit den staatlichen Programmbetreibern aus Polen, der ehemaligen Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien und Rußland Kooperationsabkommen zu schließen. Den Programmbetreibern aus diesen Ländern wurde die Möglichkeit geboten, zwischen fünfzehn und vierzig Stunden monatlich aus dem La SeptProgramm auszuwählen und kostenlos zu übernehmen. Mit 50-%er finanziel-
384 Radio-Television beige de Ia Conununaute fraw;aise. 385 Gräßle, Der EKK, S. 117. 386 Protokoll d. Sitzung des Progranunbeirats v. ARTE G.E.I.E. am 22.4.1994, S. 3. 387
Protokoll d. Sitzung des Progranunbeirats v. ARTE G.E.l.E. am 22.4.1994, S. 3.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
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ler Unterstützung des französischen Außenministeriums wurden etwa 1900 Progranunstunden von La Sept in diesen Ländern verbreitet. 388 Als Gegenleistung gewährten die Programmbelreiber La Sept die Möglichkeit, ihre Archive zwei Jahre lang exklusiv für das Sendegebiet von ARTE zu nutzen. 389 IV. Organe, Organisation und innere Verfassung von ARTE G.E.LE. Organe der EWIV sind gemäß Art. 16 EWIV-VO die gemeinschaftlich handelnden Mitglieder und der oder die Geschäftsführer als Leitungsorgan. Die gesetzliche Regelung läßt nach übereinstimmender Meinung in der Literatur den Mitgliedern bzw. den Gründem einer EWIV in bezug auf die interne Organisation und die Rechtsstellung der Organe einen weiten Gestaltungsspielraum. 390 Dies wurde auch im vierten Erwägungsgrund zur EWIV-VO hervorgehoben. 391 Nach Art. 16 Abs. 1 S. 2 EWIV-VO können durch den Gründungsvertrag noch andere Organe bestellt werden. Von der Gestaltungsfreiheit haben die Mitglieder von ARTE G.E.I.E. z.B. durch die Errichtung eines Progranunbeirates gemäß Art. 18 des ARTE G.E.I.E.-GV Gebrauch gemacht. Darüber hinaus sieht Art. 21 GY Kontrolleure und Art. 22 GY Wirtschaftsprüfer vor.
l. Die Gesamtheit der Mitglieder
a) Stellung des Organs Die mit umfassenden Kompetenzen ausgestatteten gemeinschaftlich handelnden Mitglieder der EWIV sind das oberste Organ der ARTE G.E.I.E. 392
388
Le Monde Radio-Television vom 16./17.5.1993, S. 16 f.
389 Meise,
390
Französisches Fernsehen, S. 470.
Ganske, DB 1985 (Beilage), S. 5; Scriba, S. 110; Hatzig, S. 32.
391 Dieser lautet: "Die Fähigkeit der Vereinigung zur Anpassung an die wirtschaftlichen Bedingungen ist dadurch zu gewährleisten, daß ihren Mitgliedern weitgehende Freiheit bei der Gestaltung ihrer vertraglichen Beziehungen sowie der inneren Verfassung der Vereinigung gelassen wird." 392 Baumbach!Hopt,
Anh. zu§ 160, Rn. 24; Ganske, EWIV, S. 24; Hatzig, S. 33.
II 0
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschallsrechtliche Struktur des EKK
Sie können gemäß Art. 16 Abs. 2 EWIV-VO jede Entscheidung zur Verwirklichung des Unternehmensgegenstandes treffen. Der ARTE G.E.I.E.-GV sieht dazu in Art. 14 primär die außerordentliche und die ordentliche Mitgliederversammlung vor. 393 Wenn nach Art. 16 Abs. I S. I EWIV-VO nicht die Mitgliederversammlung Organ der EWIV ist, sondern die gemeinschaftlich handelnden Mitglieder, folgt aus dieser Formulierung, daß nicht nur eine Mitglieder"versammlung" im wörtlichen Sinne bei körperlicher Anwesenheit aller Mitglieder Organ einer EWIV sein kann. Vielmehr darf sich die Gesamtheit der Mitglieder -zumindest nach den Vorschriften der EWIV-VO- zur Beschlußfassung auch anderer, beispielsweise technischer oder schriftlicher Verfahren, bedienen. 394 Von dieser Möglichkeit wurde im ARTE G.E.I.E.-GV in Art. 14.5 Gebrauch gemacht. Danach ist eine Beschlußfassung auch im schriftlichen Verfahren zulässig, wenn sich alle Mitglieder mit dieser Art der Beschlußfassung einverstanden erklären oder sich an ihr beteiligen. b) S'timmrecht
Nach Art. 17 EWIV-VO hat jedes Mitglied einer EWIV eine Stimme, sofern der Gründungsvertrag nicht bestimmten Mitgliedern mehrere Stimmen gewährt; stimmrechtslose Mitglieder gibt es aus Gründen des Minderheitenschutzes nicht. Sowohl die ARTE-D GmbH als auch La Sept S.A. verfügen gemäß Art. 14.2 i.V.m. Art. 7.1 des ARTE G.E.I.E.-GV über jeweils sechs Stimmen. Die auf ein Mitglied entfallenden Stimmen können jedoch nur einheitlich abgegeben werden. Für Beschlüsse, die in Art. 17 Abs. 2 EWIV-VO aufgeführt sind, gilt zwingend das Prinzip der Einstimmigkeit. Dazu gehört beispielsweise die Änderung des Unternehmensgegenstandes oder der Stimmenzahl eines jeden Mitglieds. Für alle in Art 15.1 ARTE G.E.J.E.-GV genannten Beschlüsse bedarf es hingegen einer Mehrheit von 3/4 der abgegebenen Stimmen. Im übrigen entscheidet die einfache Mehrheit (Art. 16.3 ARTE G.E.I.E.-GV).
393 Zu den einzelnen Zuständigkeiten der außerordentlichen w1d der ordentlichen Mitgliedervcrsanunlung siehe die Art. 15 und Art. 16 ARTE G.E.I.E.-G V.
394 Scriba,
S. 112.
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lll
Aus der starken Stellung der Mitglieder innerhalb der EWIV und aus den Mehrheitserfordernissen bei Abstimmungen ergibt sich, daß zumindest in der jetzigen Phase, in der nur zwei Mitglieder an ARTE G.E.I.E beteiligt sind, sowohl die deutsche, als auch die französische Seite entscheidenden Einfluß auf die ganze Arbeit und die Organisation der Vereinigung ausüben kann. c) Zuständigkeit der gemeinschaftlich handelnden Mitglieder im einzelnen
Die außerordentliche Mitgliederversammlung ist gemäß Art. 15.1 des ARTE G.E.I.E-GV für die grundlegenden Entscheidungen der ARTE G.E.I.E zuständig. So entscheidet sie u.a. über Änderungen des Gründungsvertrages, die Auflösung der Vereinigung, den Ausschluß von Mitgliedern und den Beitritt neuer Mitglieder. Weiterhin entscheidet sie über Kooperationsverträge mit anderen Partnern und genehmigt das Organisations- und das Programmschema. Schließlich entscheidet die außerordentliche Mitgliederversammlung gemäß Art. 12.3 und 12.4 ARTE G.E.I.E.-GV über die Berufung und die Abberufung von Vorstandsmitgliedern. Die ordentliche Mitgliederversammlung ist gemäß Art. 16.2 ARTE G.E.I.E.-GV für alle Angelegenheiten zuständig, die nicht ausdrücklich der außerordentlichen Mitgliederversammlung vorbehalten sind. Sie beschließt u.a. die Grundsätze, nach denen der Vorstand die Vereinigung leitet. 2. Geschäftsführung durch den Vorstand
Gemäß Art. 12.1 des ARTE G.E.I.E.-GV besteht die Geschäftsführung der Vereinigung aus vier Geschäftsführern: einem Präsidenten, einem Vizepräsidenten, einem Programmdirektor und einem Verwaltungsdirektor. 395 Die Mitglieder des Vorstandes werden für die Dauer von vier Jahren von der außerordentlichen Mitgliederversammlung gewählt. Die EWIV-VO unterscheidet - wie das deutsche Recht - zwischen Geschäftsführung im Innenverhältnis und der Vertretung nach außen. 396
395 Vertreter der drei europäischen Partner von ARTE (RTBF, SRG und TVE) nehmen in beratender Funktion an den erweiterten Vorstandssitzungen teil. 396
Art. I 9 w1d 20 EWIV-VO.
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Die Befugnisse der Geschäftsfiihrer im Innenverhältnis können gemäß Art. 19 Abs. 3 EWIV-VO durch den Gründungsvertrag oder einen einstimmigen Beschluß der Mitglieder festgelegt werden. Darüber hinaus ergibt sich aus Art. 16 Abs. 2 EWIV-VO eine vollständige Weisungsabhängigkeit der Geschäftsfiihrer. Die als Organ handelnden Mitglieder können jeden Beschluß zur Verwirklichung des Unternehmensgegenstandes fassen. Die Befugnisse der Geschäftsfiihrer im Innenverhältnis können daher beispielsweise durch Einzelweisungen oder Richtlinien beschränkt werden. Der Präsident von ARTE G.E.I.E. leitet gemäß Art. 13.1 des ARTE G.E.I.E-GV die Vereinigung im Rahmen des vRVl97 und des im Gesellschaftsvertrag vereinbarten Gegenstandes. Er hat sich in allen wichtigen Entscheidungen mit dem Vizepräsidenten abzustimmen und sich an die Beschlüsse der Mitgliederversammlung zu halten. Der Präsident, und im Falle seiner Verhinderung der Vizepräsident, ist nach Art. 13.2 des ARTE G.E.I.E.-GV berechtigt, die Trägergesellschaft des EKK in ihren Beziehungen zu Dritten zu vertreten. Die anderen Mitglieder des Vorstandes sind gemäß Art. 13.3. des ARTE G.E.I.E.-GV dem Präsidenten und nach Maßgabe des Art. 13.1 dem Vizepräsidenten unterstellt. Sie fiihren ihren Geschäftsbereich grundsätzlich selbständig und vertreten innerhalb dieses Bereichs den Präsidenten und den Vizepräsidenten ständig nach außen und innen. Im Falle grundsätzlicher Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten können sie die ordentliche Mitgliederversammlung anrufen.398 Diese Regelung verhindert, daß die Leitung von ARTE G.E.I.E. national einseitig von einem starken Präsidenten dominiert werden kann. Art. 13.3 ARTE G.E.I.E.-GV ist somit Ausdruck der im Vertrag verankerten paritätischen deutsch-französischen Leitung der Trägergesellschaft. Für das Außenverhältnis bestimmt Art. 20 Abs. 1 EWIV-VO, daß ARTE G.E.I.E. durch jeden bestellten Geschäftsfiihrer vertreten werden kann. Dabei kann die EWIV durch jeden einzelnen Geschäftsfiihrer verpflichtet werden, selbst wenn seine Handlung nicht zum Unternehmensgegenstand der Vereinigung gehört, es sei denn, die Vereinigung kann beweisen, daß dem Dritten bekannt war oder daß er nach den Umständen nicht in Unkenntnis sein konnte, daß die Handlung die Grenzen des Unternehmensgegenstandes der Vereinigung überschritten hat. Aus der Bestimmung des Art. 20 Abs. 1 Satz 2 EWIV-
397
Vgl. den vRV zwischen den Bundesländern und Frankreich vom 2.10.1990.
398
Art. 13.3. ARTE G.E.I.E.-GV.
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VO folgt, daß die eben aufgezeigten Beschränkungen der übrigen Mitglieder des Vorstandes aus Art. 13.3 ARTE G.E.I.E.-GV Dritten selbst dann nicht entgegengehalten werden können, wenn die Beschränkung bekanntgemacht worden ist. 399 3. Programmbeirat
Die weitgehende Gestaltungsfreiheit der EWIV-VO wurde bei der Trägergesellschaft des EKK u.a. auch durch die Einrichtung eines Programmbeirats genutzt. Nach Art. 16 Abs. 1 S. 2 EWIV-VO war man nicht auf die in Art. 16 Abs. 1 S. 1 vorgesehenen Organe beschränkt. Der gemäß Art. 18.1 ARTE G.E.I.E.-GV errichtete Programmbeirat hat nach Art. 18.2 GV die Aufgabe, den Vorstand und die Mitgliederversammlung in Programmfragen zu beraten. Jedes Gründungsmitglied der Vereinigung benennt fiir jeweils drei Jahre acht Vertreter des kulturellen Lebens aus seinem Sitzland als Mitglieder dieses Gremiums. 400 Eine Qualifikation des Programmbeirates als Organ von ARTE G.E.I.E. dürfte wohl nicht in Betracht kommen. Von Organstellung kann nämlich nur in den Fällen gesprochen werden, in denen ein zusätzliches Gremium über ein Mindestmaß an Befugnissen verfiigt, das für eine Organstellung charakteristisch ist. 401 Für eine Organstellung ausreichend sind unzweifelhaft die Übernahme von Geschäftsführungsaufgaben oder ein unmittelbarer Einfluß auf die Geschäftsführung, beispielsweise in Form eines Weisungsrechts oder Genehmigungsvorbehalts. Dagegen ist die bloße Wahrnehmung einer Beratungsfunktion fiir die Begründung einer Organstellung nicht mehr ausreichend. 402 Die Trägergesellschaft des EKK erhielt gegen anfangliehen Widerstand der Franzosen mit dem Programmbeirat ein Diskussionsforum, in dem von unabhängiger Seite die Programmkonzeption des Senders laufend kritisch beleuchtet werden kann. Dennoch blieb die Ausgestaltung dieses Gremiums hinter
399 Art.
400
20 Abs. 1 S. 3 EWIV-VO.
Die von der ARD zu entsendenden vier Mitglieder werden vom WDR, NDR,
SDR und BR benannt. 401
Meyer-Landrut, S. 63.
402 Meyer-Landrut,
S. 63; Koppensteiner, in: Rowedder/Koppensteiner, § 52, Rn. 6
zwn fakultativen GmbH-Aufsichtsrat. 8 Sehnlid
114
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
den Forderungen der deutschen Seite zurück. Diese wollte ursprünglich ein Gremium schaffen, das- ähnlich den Rundfunkräten in den deutschen öffentlich-rechtlichen Anstalten - aus Vertretern der bedeutendsten gesellschaftlichen Gruppen bestehen und maßgeblichen Einfluß auf die Geschicke des EKK ausüben sollte. 403 Eine gewisse Unabhängigkeit des Programmbeirats ergibt sich jedoch aus Art. 18.3 ARTE GEIE-GY. Nach dieser Vorschrift werden die Beiratsmitglieder für drei Jahre benannt; eine Abberufung ist dabei nicht vorgesehen.
4. Programmkonferenz
Gemäß Art. 19.3.3 des ARTE G.E.I.E.-GV wurde eine Programmkonferenz eingerichtet, die aus dem Programmdirektor, seinem Stellvertreter und den Programmdirektoren der Mitglieder sowie deren Stellvertretern besteht. Aufgabe der Programmkonferenz ist es, Programmgrundsätze und das Programmschema aufzustellen, das der Präsident der Mitgliederversammlung zur Genehmigung vorzulegen hat. Außerdem entscheidet die Programmkonferenz über die laufende Aufteilung der Sendeplätze an die Mitglieder und über die Realisierung der von den Mitgliedern vorgelegten Einzelprogrammvorschläge. Da die Programmkonferenz mit 2/3-Mehrheit entscheidet, ist eine Überstimmung der deutschen oder französischen Seite ausgeschlossen.
5. Kontrolleure
Die ordentliche Mitgliederversammlung wählt gemäß Art. 21 .1 ARTE G.E.I.E.-GV aus dem Personal der Mitglieder eine oder mehrere natürliche Personen aus und bestimmt sie zu Kontrolleuren. Die Kontrolleure haben die Aufgabe, der ordentlichen Mitgliederversammlung einen Bericht über die Geschäftsfuhrung der Vereinigung vorzulegen. Sie verfügen zur Ausübung ihres Amtes gemäß Art. 21.4 ARTE G.E.I.E.-GV über alle Ermittlungsvollmachten. Ihre Stellung ist besonders gesichert, weil sie nur aus wichtigem Grund von einer außerordentlichen Mitgliederversammlung abberufen werden können.404
403
S. 6.
Arum:rkungen des Intendanten des SWF in einem Schreiben vom I5. 1.1990,
404 Art.
21.3 ARTE G.E.I.E.-GV.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
115
6. Wirtschaftsprüfer
In den Art. 22 und 23 ARTE G.E.I.E.-GV finden sich Bestimmungen über die Wirtschaftsprüfung. Danach bestimmt die ordentliche Mitgliederversammlung einen oder mehrere Wirtschaftsprüfer auf drei Geschäftsjahre. Diese dürfen nicht gleichzeitig einem der Mitglieder angehören. Sie überprüfen die Ordnungsmäßigkeit sowie die Richtigkeit der Vermögensaufstellung und der Jahresrechnung von ARTE G.E.I.E.
V. Die Vereinbarkeit des ARTE G.E.LE.-GV mit den Verwendungsbegrenzungen der EWIV-VO Die EWIV-VO schränkt in Art. 3 die Verwendungsmöglichkeiten der EWIV stark ein: Nach Abs. 1 dieser Vorschrift darf die EWIV nur Hilfstätigkeilen zu Tätigkeiten ihrer Mitglieder ausüben. Art. 3 Abs. 2 EWIV-VO enthält des weiteren ftinf spezielle Verbote, die der Verwendbarkeit der Vereinigung ebenfalls Schranken setzen. Bei der Frage, ob die Ausgestaltung des Gesellschaftsvertrages von ARTE G.E.I.E. gegen einzelne Verwendungsbegrenzungen der EWIV-VO verstößt, wird es insbesondere beim Verbot der Ausübung von Leitungsmacht und bei der Frage der Ausübung von Hilfstätigkeilen durch ARTE G.E.I.E. entscheidend darauf ankommen, welche Aufgaben sowohl die Zentrale als auch ihre Mitglieder im Rahmen der Veranstaltung des Programms des EKK wahrnehmen. Deshalb werden zunächst im folgenden Abschnitt I . die von ARTE G.E.I.E. und der ARTE-D GmbH wahrgenommenen Aufgaben dargestellt werden, bevor dann in den Abschnitten 2. und 3. der ARTE G.E.I.E.-GV auf seine Vereinbarkeil mit Art. 3 Abs. 1 und 2 EWIV-VO hin untersucht wird.
1. Die Tätigkeit der ARTE G.E.LE und der ARTE-D GmbH
Die Tätigkeit der beiden Gesellschaften weicht in der Praxis in einzelnen Punkten von dem nach den beiden Gesellschaftsverträgen Zulässigen ab. Deshalb ist es möglich, daß sich bezüglich einzelner Verwendungsverbote unterschiedliche Ergebnisse ergeben, je nachdem, ob man auf den Gesellschaftsvertrag oder auf die Praxis abstellt. Aus diesem Grund ist es notwendig, zunächst die Tätigkeiten nach den Gesellschaftsverträgen, sodann die tatsächlich in der Praxis wahrgenommenen Betätigungen darzustellen. 8•
116
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
a) Tätigkeil der beiden Gesellschaften nach den Gesellschaftsverträgen
Gemäß Art. 2.1 ARTE G.E.I.E.-GV ist die Trägergesellschaft des EKK zuständig für die Konzipierung und Gestaltung der Fernsehsendungen. Daneben ist es ihre alleinige Aufgabe, diese Sendungen durch Satellit oder in sonstiger Weise im Verbreitungsgebiet- d.h. im Territorium der Staaten, die Mitglieder der EWIV sind oder nach Vereinbarung auch in dritten Ländern - auszustrahlen oder ausstrahlen zu lassen. Schließlich bestimmen die Art. 15.1, 19.3.3 und 19.3.4 des ARTE G.E.I.E.GV, daß Einrichtungen der Zentrale - nämlich die Mitgliederversammlung und die Programmkonferenz - die Programmgrundsätze und das Programmschema des Senders beschließen, an denen sich dann auch die Mitglieder der Vereinigung orientieren müssen. Dazu entscheidet die Programmkonferenz über die laufende Aufteilung der Sendeplätze an die Mitglieder. Die für die Ausstrahlung benötigten Sendungen werden laut Gesellschaftsvertrag nicht nur durch die Mitglieder, sondern daneben auch gemäß Art. 2.2 ARTE G.E.I.E.-GV von der Vereinigung selbst erworben, produziert, koproduziert oder sonst beschafft. Nach§ 2.2 des ARTE-D GmbH-GY ist es der Zweck der ARTE-D GmbH, die Völkerverständigung, die Kunst, u.a.m. durch Ausstrahlung von Sendungen in einem Europäischen Fernsehkulturkanal zu fördern. Zu diesem Zweck beteiligt sich die Gesellschaft an einer Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung mit Sitz in Straßburg. Die ARTE-D GmbH hat dabei im einzelnen folgende Aufgaben: - sie plant die Programme im Rahmen der Vorgaben der Zentrale in Straßburg - sie ist zuständig für die umfassende Koordination mit den Gesellschaftern - sie erwirbt Nutzungsrechte an Bild- und Tonprogrammen - sie gibt die Programme zur Sendung an die Zentrale in Straßburg weiter La Sept ist seit seiner Beteiligung an ARTE nicht mehr selbständiger Programmveranstalter. Die Gesellschaft beschränkt sich seitdem - ebenso wie ARTE-D - auf die Zulieferungen für die Zentrale und ist damit vollständig im EKK aufgegangen. 405 Da die Tätigkeit von La Sept - was den Beitrag zum ARTE-Programm angeht- im wesentlichen mit derjenigen von ARTE-D ver-
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
117
gleichbar ist, wird sich die folgende Untersuchung zu den Verwendungsbegrenzungen auf das Verhältnis von ARTE G.E.I.E. zum deutschen Partner beschränken. b) Tätigkeit der beiden Gesellschaften in der Praxis
Der gemeinsamen Trägergesellschaft in Straßburg obliegt neben administrativen, budgetären und sendetechnischen Aufgaben insbesondere die Konzipierung und Gestaltung des Programmschemas sowie Planung, Präsentation und die Ausstrahlung des Programms. Bezüglich der Programmherstellung findet in der Praxis eine Arbeitsteilung zwischen der ARTE G.E.I.E. und ihren beiden Mitgliedern statt. Informationssendungen werden hauptsächlich von der Zentrale in Straßburg hergestellt. Dazu gehören die 8 1/2 - Nachrichten, Diskussionssendungen und das Info-Magazin 7 1/2.406 In Straßburg werden ebenfalls zwölf "Themenabende" (früher "Titeltage") pro Jahr und alle Zwischenprogramme produziert. Alle übrigen Sendungen sind Zulieferungen der beiden Partner La Sept S.A. und ARTE-D GmbH407, die ihrerseits aber wiederum in der Zentrale für die jeweils andere Sprache mit Untertiteln versehen, synchronisiert und bearbeitet wird. Für die ihnen zugewiesenen Sendeplätze unterbreiten die Mitglieder der Zentrale konkrete Programm- bzw. Produktionsvorschläge, über die die Programmkonferenz der Zentrale entscheidet. 408 Der von den Mitgliedern zu liefemde Anteil am Gesamtprogramm beläuft sich auf jeweils ca. 40 %; das sind pro Mitglied ungefahr 1200 Programmstunden pro Jahr, während ARTE G.E.I.E. jährlich rund 600 Stunden (d.h. 20% des Gesamtprogramms) selbst produziert.409
405
Schwarzkopf, Media Perspektiven 1992, S. 294.
406 Früher produzierte die Zentrale das politische Magazin "Transit" und das Unterhaltungsmagazin "Konfetti". 407 Schwarzkopf,
Media Perspektiven 1992, S. 294.
408
Vgl. die Art. 19.3.4 und 19.3.3 des ARTE G.E.I.E.-GV.
409
Information der Pressestelle der ARTE-D GmbH vom 13.12.1994.
118
2. Teil, 1. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EK.K
Während die Zentrale die von ihr zu produzierenden Programmteile mit einem Mitarbeiterstab von ca. 200 Beschäftigten herstellt, arbeiten beispielsweise beim deutschen Mitglied nur ca. 35 Personen. 410 Daß die ARTE-D GmbH trotzdem 40 % des Gesamtprogramms liefern kann, liegt daran, daß sie ihre Sendungen im wesentlichen von ihren eigenen Gesellschaftern bezieht.
2. Spezielle Verwendungsverbote des Art. 3 Abs. 2 EWIV-VO
Im Fall des EKK erscheint fraglich, ob mit der gewählten gesellschaftsrechtlichen Konstruktion gegen das in Art 3 Abs. 2 Buchstabe a) EWIV-VO niedergelegte strikte Konzernleitungsverbot4 11 verstoßen wurde. Nach dem Konzernleitungsverbot darf eine EWIV "weder unmittelbar noch mittelbar die Leitungs- oder Kontrollmacht über die eigenen Tätigkeiten ihrer Mitglieder oder die Tätigkeiten eines anderen Unternehmens, insbesondere auf den Gebieten des Personal-, Finanz- und Investitionswesens, ausüben". Durch dieses Verbot soll verhindert werden, daß die EWIV als Konzernspitze mißbraucht wird und die Rolle eines "Kopfes einer Gruppe" einnehmen kann. 412 Um den Anwendungsbereich der EWIV aber nicht von vomherein zu sehr zu beschränken, sind vom Begriff der Leitungsmacht die zur Erreichung des Zwecks der Vereinigung erforderlichen Koordinierungsmaßnahmen gegenüber den Mitgliedern zu unterscheiden. Letztere sind nicht durch Art. 3 Abs. 2 a) EWIV verboten. Sie dienen dazu, die von den Mitgliedern zu leistenden Beiträge sinnvoll zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzufassen und zu ordnen. Die Koordinierungsmaßnahmen können dabei je nach den Umständen des konkreten Falles sehr weitgehend sein. 413 Beim EKK lassen die soeben genannten Vorschriften sowohl des Gesellschaftsvertrages der Straßburger Trägergesellschaft als auch des Gesellschaftsvertrages von ARTE-D einen Verstoß gegen das Konzernleitungsverbot fur möglich erscheinen. Dies gilt insbesondere fur § 2.1 Spiegelstrich 1 ARTE-D GmbH-GY. nach dem sich der Tätigkeitsbereich von ARTE-D im wesentlichen darin erschöpft, im Rahmen der Vorgaben der Zentrale in Straßburg ihre 410
Stand: Januar 1995 (fernrnUndliche Auskunft von ARTE-D).
41 1 Ganske,
EWIV, S. 29.
412 Israel, Revue du marche commun 1985, S. 647; Gleichmann, ZHR 149 (1985), S. 636. 413
G/eichmann, ZHR 149 (1985), S. 637.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.l.E.
119
Programme zu planen. Die in der selben Vorschrift unter Spiegelstrich 2-4 genannten Aufgaben der deutschen nationalen Stelle - nämlich die umfassende Koordination mit den Gesellschaftern, der Erwerb von Nutzungsrechten an Bild- und Tonprogrammen und die Weitergabe von Programmen zur Sendung an die Zentrale in Straßburg - erscheinen neben der umfassenden Aufgabenzuweisung des § 2.1 Spiegelstrich l ARTE-D GmbH-GV nur als logische Folgeaufgaben. Eine Zusammenschau der eben genannten Vorschriften ergibt somit, daß die ARTE-D GmbH in ihrer Tätigkeit nach den beiden Gesellschaftsverträgen in hohem Maße von Vorgaben der Zentrale abhängig ist. Anlaß fiir die Normierung des Konzernleitungsverbots in der EWIV-VO waren Befiirchtungen deutscher Gewerkschaften, die nicht mitbestimmte neue Rechtsform könnte indirekt zur Aushöhlung der Mitbestimmung bei ihren deutschen Mitgliedern mißbraucht werden. 414 Daher ist der Begriff der Leitungsmacht nach h.M. im Sinne des deutschen Konzernrechts auszulegen.415 Leitungsmacht ist demnach dann gegeben, wenn ein herrschendes Unternehmen berechtigt ist, dem geschäftsfUhrenden Organ einer abhängigen Gesellschaft z.B. aufgrund eines Beherrschungs- (§ 18 Abs. l S. 2 AktG) oder Gewinnabfiihrungsvertrages (§ 291 Abs. I Satz I AktG)416 oder aufgrund einer sog. qualifizierten faktischen Konzernierung Weisungen zu erteilen. Da es im vorliegenden Fall sichtlich an einem Beherrschungs- bzw. an einem Gewinnabfiihrungsvertrag fehlt, käme nach deutschem Konzernrecht allenfalls eine Beherrschung aufgrund faktischer Konzernierung in Betracht. Voraussetzungen und Rechtsfolgen der qualifiziert faktischen Konzernierung sind im Fluß.417 Nach der Rechtsprechung des BGH zur qualifiziert faktischen Konzernierung ist Grundvoraussetzung fiir eine Haftung, daß das herrschende Unternehmen andauernd, dicht und breitflächig Einfluß auf das Tochterunterneh414 Ganske,
EWIV, S. 29.
Art. 3, Rn. 16 f.; Autenrieth, BB 1989, S. 307; Scriba, S. 62; ähnlich wohl auch G/eichmann, ZHR 149 (1985), S. 636 f. -Neben dem Begriff der "Leitungsmacht konunt dem Begriff der "Kontro1lmacht" in der deutschen Fass\lllg keine eigenständige Bedeutung zu. Der Begriff "Kontrollmacht" wurde nur eingefilhrt, um in anderssprachigen Fass\lllgen der Verordnung Auslegungsschwierigkeiten zu vermeiden (Autenrieth, BB 1989, S. 305). 415 Se/bherr!Manz,
416 Autenrieth, BB 1989, S. 307. Allgemein zur Leitungsmacht des herrschenden Unternehmens Emmerich/Sonnenschein, § 18, S. 304 ff. 417 Siehe zur neueren Rechtsprechung BGHZ 122, 123 ("TBB"); vgl. dazu auch Hommelhoff, ZGR 1994, S. 395 ff.; Krieger, ZGR 1994, S. 375 ff. Wld Mutter, JuS 1993, S. 999 ff.
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
men nimmt. 418 Dies setzt aber im Regelfall die Beteiligung des herrschenden Unternehmensam beherrschten Unternehmen, also ein echtes Mutter-TochterVerhältnis, voraus, wodurch der intensive Einfluß wahrgenommen wird. Da die Beteiligung einer EWIV an einem der Mitglieder schon nach dem Holdingverbot des Art 3 Abs. 2 b) EWIV-VO nicht gestattet ist, spielt eine Beherrschung im qualifiziert faktischen Konzern beim Konzernleitungsverbot des Art. 3 Abs. 2 a) EWIV-VO keine eigenständige Rolle mehr und braucht im Rahmen dieses Verbotes nicht geprüft zu werden. Festzuhalten ist damit zunächst, daß ARTE G.E.I.E. insofern nicht gegen das Konzernleitungsverbot verstößt, als es um die im deutschen Konzernrecht bekannten Voraussetzungen fiir bestehende Leitungsmacht geht. Trotz dieses Zwischenergebnisses und des Nichtbestehens einer echten Mutter-Tochter-Beziehung der ARTE-G.E.I.E. zur ARTE-D GmbH erscheint ein Verstoß gegen das Konzernleitungsverbot der EWIV-VO nicht zwingend ausgeschlossen. Dies liegt zum einen daran, daß der gesamte Geschäftsbetrieb der ARTE-D GmbH - zumindest nach dem oben dargestellten Wortlaut der Gesellschaftsverträge- völlig von den Vorgaben der ARTE G.E.I.E. abhängig ist. Zum anderen ist zu beachten, daß Art. 3 Abs. 2 a) EWIV-VO als europäische Norm nicht isoliert nur nach den Kriterien des deutschen Konzernrechts, das sehr stark haftungsrechtlich geprägt ist, ausgelegt werden darf. Die Vorschrift muß vielmehr eine eigenständige Auslegung erfahren. 419 Gegen das Bestehen von Leitungsmacht im Sinne des Art. 3 Abs. 2 a) EWIV-VO bei ARTE G.E.I.E. spricht aber, daß die Ausrichtung des Geschäftsbetriebes bei der ARTE-D GmbH auf die Vorgaben der Zentrale nach dem Gesellschaftsvertrag der ARTE-D GmbH ausschließlich vom Willen ihrer 418 Vgl. BGHZ 122, 123 ("TBB"). Zur Entwicklung der Haftungsvoraussetzungen im qualifiziert faktischen Konzern: BGHZ 95, 330 ("Autokran"); BGHZ 107, 7 ("Tiefbau"); BGHZ 115, 187 ("Video"). Siehe auch Westennann, ZIP 93, S. 554 IT.; K. Schmidt, ZIP 93, 549 IT., Krieger, ZGR 94, 375 IT.; Lutter!Hommelhoff, Anh. § 13, Rn. 16 IT.; Mutter, JuS 1993, 999 IT. Vgl. auch die ausführliche Darstellung bei Ulmer, in: Hachenburg, Anh. zu§ 77, Rn. 97fT. 419 Europäische Rechtsnormen sind grundsätzlich aus sich heraus auszulegen. Vgl. dazu z.B. Oppennann, Europarecht, Rn. 578 - 584; 8/eckmann, Europarecht, Rn. 264. Siehe zur Auslegung von europäischem Primär- und Sekundärrecht die umfassenden Darstellungen bei 8/eckmann, NJW 1982, 1177 ff. und Meyer, Jura 1994, 455 IT. - Betont sei an dieser Stelle aber nochmals, daß wegen der im vorigen Absatz geschilderten Entstehungsgeschichte des hier zur erörternden Verwendungsverbotes sehr wohl auch auf deutsches Gesellschaftsrecht zurückgegriffen werden kann.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
121
Gesellschafter - also vom Willen des ZDF und der ARD-Rundfunkanstalten abhängig ist. Die Gesellschafter der ARTE-D GmbH können den Gegenstand ihrer Gesellschaft jederzeit verändern und steuern. Insbesondere liegt es in ihrer Hand, den Einfluß der Straßburger Zentrale auf den Geschäftsbetrieb der deutschen nationalen Stelle abzuschwächen oder gar zu beseitigen. Daher kann von Leitungsmacht der Straßburger Zentrale des EKK über ihr deutsches Mitglied nicht die Rede sein. Der Einfluß der ARTE G.E.I.E. auf den Geschäftsbetrieb ihrer Mitglieder kann daher noch als - zwar sehr weitgehende, aber erforderliche und erlaubte - Koordinierungstätigkeit aufgefaßt werden. Denn bei der Produktion eines gemeinsamen kulturell ausgerichteten Fernsehprogramms, bei der einzelne Sendebeiträge der Mitglieder nicht planlos aneinandergereiht werden können, ist eine weitgehende zeitliche und inhaltliche Abstimmung und Koordinierung einzelner Sendebeiträge der beteiligten Mitglieder unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
3. Beschränkung der ARTE G.E.LE. aufHilfstätigkeiten gemäß Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO
Im Hinblick auf den EKK ist ebenfalls problematisch, ob ein Verstoß gegen die zwingende420 Bestimmung des Art. 3 Abs. l EWIV-VO vorliegt. Nach dieser Vorschrift ist eine EWIV in der Wahl ihres Unternehmensgegenstandes insoweit eingeschränkt, als sie nur den Zweck haben darf, die wirtschaftliche Tätigkeit ihrer Mitglieder zu erleichtern oder zu entwickeln sowie die Ergebnisse dieser Tätigkeit zu verbessern oder zu steigern. Die Tätigkeit der EWIV muß im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Tätigkeit ihrer Mitglieder stehen und darf hierzu nur eine Hilfstätigkeit bilden. Aus dem fünften Erwägungsgrund ergibt sich, daß die EWIV wegen ihres Hilfscharakters mit der wirtschaftlichen Tätigkeit ihrer Mitglieder verknüpft sein muß und nicht an deren Stelle treten darf. Unterstrichen wird die rein unterstützende Funktion der EWIV durch das Kapitalmarktverbot des Art. 23 Abs. l EWIV-VO und durch die ebenfalls in Art. 3 Abs. l EWIV-VO niedergelegte Bestimmung, daß die Vereinigung nicht den Zweck der Gewinnerzielung verfolgen darf. 421 Ziel des Art. 3 Abs. l EWIV, nach der die EWIV ledig-
420
Gleichmann, ZHR 149 (1985), S. 635.
Dies bedeutet allerdings nicht, daß diese Bestinunung ein Gewinnerzie1ungsverbot ausspricht. Art. 21 Abs. 1 EWIV-VO, wonach ein Gewinn im Zweifel nach Köpfen 421
122
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
lieh der Kooperation zwischen bereits tätigen Mitgliedern dienen soll, war es zu verhindern, daß einzelstaatliche Unternehmen die europäische Rechtsform dazu gebrauchen, sich dem nationalen Gesellschafts- und Unternehmensrecht zu entziehen. Dafür reichte das Erfordernis einer grenzüberschreitenden Zusammensetzung allein nicht aus.422 Die Beachtung der Beschränkung der EWIV auf Hilfstätigkeilen ist deshalb wichtig, weil deren Nichtbeachtung dazu fuhren kann, daß die EWIV gemäß Art. 32 Abs. l EWIV-VO gerichtlich aufgelöst wird.
a) Hilfstätigkeit der ARTE G.E.I.E. zur Tätigkeit der AR TE-D GmbH? Im Zusammenhang mit dem EKK stellt sich die Frage, ob sich die Mitglieder von ARTE G.E.I.E. wegen dieser vorgeschriebenen Zwecksetzung und der bloßen Hilfsfunktion der EWIV zulässigerweise dieser neuen Rechtsform bedient haben. Um diese Frage beantworten zu können, müssen die von der Literatur herausgearbeiteten Kriterien zur näheren Bestimmung des Begriffs der Hilfstätigkeit dargestellt und bewertet werden. Bei der Darstellung des Diskussionsstandes in der Literatur kann dabei insbesondere auch auf entsprechende Literatur zum französischen G.I.E. zurückgegriffen werden. Möglich ist das, weil Art. 1 der ord. n° 67/821 vor dem 15.6.1989 sinngemäß der Beschreibung des Unternehmensgegenstandes in Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO entsprach423 und Art. 1 der ord. mit dem französischen Ausfiihrungsgesetz sogar eine dem Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO identische Formulierung enthielt. 424
zu verteilen ist, bestätigt das (vgl. Müller-Gugenberger, NJW 1989, S. 1454). Nach Hatzig, S. 17 und Scriba, S. 118 muß der Gründungsvertrag klarstellen, daß es nicht in erster Linie das Ziel der betreffenden EWIV ist, Gewinne zu erzielen. Dies ist im vorliegenden Fall im ARTE G.E.I.E.-GV nicht geschehen. 4 22 Müller-Gugenberger,
NJW 1989, S. 1453.
Die ursprüngliche Fassung des Art. I der französischen Ord. no 67.821 findet sich bei Schlüter, S. 156. 423
424 Art. I der ord. no 67/821 ist durch Art. 14 des Ausführungsgesetzes zum G.E.I.E. (Joi no 89/377 vom 15.6.1989) geändert worden. Die in der Literatur zu Artikel I ord. n. 67 - 821 erschienenen Kommentierungen wurden fUr die EWIV übernommen (Nachweis bei Hartard, S. 8).
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
123
Schließlich ist anband der herausgearbeiteten Kriterien zu bewerten, ob die Tätigkeit der ARTE G.E.I.E. im Hinblick auf die Tätigkeit ihrer Mitglieder noch als Hilfstätigkeit angesehen werden kann. Für die Bewertung wird dabei in erster Linie auf die Tätigkeit der ARTE-D GmbH abgestellt. aa) Weite Auslegung als Leitlinie zur Bestimmung des Begriffs der Hilfstätigkeit Die EWIV-VO -wie auch die ordonnance zur G.I.E. in der heutigen Fassung - nennt zwar den Begriff der Hilfstätigkeit, definiert ihn aber an keiner Stelle. Weitgehende Einigkeit herrscht in der Literatur jedoch darüber, daß der Begriff der Hilfstätigkeit weit ausgelegt werden kann und soll. 425 Bei den Hilfstätigkeilen der EWIV dürfe es sich keineswegs nur um nebensächliche Tätigkeiten oder um Tätigkeiten von völlig untergeordneter Bedeutung handeln. Diese Auffassung wird zum einen auf die Behauptung gestützt, daß die deutsche amtliche Übersetzung zu eng gefaßt sei. In der französischen Fassung stünde statt des Begriffs der "Hilfstätigkeit" der Begriff "caractere auxiliaire", was mit "Hilfscharakter" übersetzt werden könne. Der Begriff "Hilfscharakter" wiederum sei weiter als das Wort "Hilfstätigkeit" in der deutschen Übersetzung.426 Da die Verhandlungen zur EWIV in französischer Sprache geführt worden seien, komme dieser Fassung besondere Bedeutung bei der Auslegung zu.427 Richtig an dieser Argumentation ist, daß neben der französischen Textfassung auch in einigen anderen Fassungen vom "Hilfscharakter" der Tätigkeit der EWIV die Rede ist. 428 Ob jedoch eine Tätigkeit, die nur Hilfscharakter haben darf, mehr umfassen kann als eine Hilfstätigkeit, ist sehr fraglich. Zumindest erscheint es sehr zweifelhaft, ob der hier vorgenommene Wortlautvergleich ein entscheidendes Argument für eine weite Auslegung sein kann. Lediglich aus der niederländischen Fassung, die von "ondersteunend karakter",
425 G/eichmann, ZHR 149 ( 1985), S. 645~ Ganske, EWIV, S. 28. 426 Gruninger, AnwBI 1990, S. 230. 427 So auch allgemein Müller-Gugenberger, in: Müller-Gugenberger/Schotthöfer, S.
217, Rn. 171.
428 In der englischen Version heißt es: "... and must not be more than ancillary to those activities." Und auch die spanische bzw. italienische Version sprechen von "canicter auxiliar" und "carattere ausiliario".
124
2. Teil, l. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
also von "unterstützendem Charakter" der Tätigkeit der EWIV spricht, ließe sich eine weitere Auslegung begründen. Da jedoch der niederländischen Fassung bei der Auslegung kein stärkeres Gewicht zukommt als der deutschen, können rein sprachliche Überlegungen eine weite Auslegung des Begriffs der Hilfstätigkeit nicht rechtfertigen. Zugunsten einer weiten Auslegung des Begriffs der Hilfstätigkeit kann jedoch Art. 3 Abs. 2 EWIV-VO herangezogen werden. Diese Vorschrift enthält fünf Verbote, welche die Verwendbarkeit der EWIV teilweise erheblich einschränken (vor allem das sog. Konzernleitungsverbot, das Holdingverbot und die Beschränkung auf fünfhundert Arbeitnehmer). Diese Einschränkungen zusammen mit dem Gewinnerzielungsverbot des Art. 3 Abs. 1 S. 1, HS 2 EWIV-VO -dienten insbesondere dazu, den Umfang der Verordnung zu beschränken.429 Da diese Verbote den Anwendungsbereich der EWIV von vornherein schon stark einengen, erscheint es angezeigt, den Begriff der Hilfstätigkeit nicht allzu eng zu interpretieren. Auf diese Weise wird der EWIV als Instrument einer besseren Kooperation einzelner Unternehmen über die Grenzen der europäischen Staaten hinweg in der Praxis noch ein hinreichend großes Anwendungsfeld gesichert. Da auch der Wortlaut des Art. 3 Abs. I EWIV-VO nicht gegen eine weite Auslegung spricht430, ist als Zwischenergebnis festzuhalten, daß der Begriff der Hilfstätigkeit im Zweifel entsprechend dem 'effet utile'-Grundsatz weit ausgelegt werden kann und keineswegs nur auf völlig untergeordnete Tätigkeiten zu beschränken ist. bb) Einzelne Merkmale des Begriffs der Hilfstätigkeit In der Literatur zur EWIV-VO finden sich eine ganze Reihe von Erklärungsversuchen und Definitionen des Begriffs der Hilfstätigkeit Autenrieth, Scriba, Hartard u.a. haben unter Hinweis auf den Wortlaut des Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO und den fünften Erwägungsgrund des Rates verschiedene Merkmale des Begriffes der Hilfstätigkeit herausgearbeitet bzw. definiert. Alle von ihnen genannten Kriterien seien bei der Wahl des Unternehmensgegenstandes der EWIV nebeneinander zu prüfen.431 429 Scn'ba, S. 57 f. 43°
Ganske, EWIV, S. 28.
431 Autenrieth, BB 1989, S. 307; Scriba, S. 56 f. und Hartard, S. 8 ff. Letzterer unterscheidet zusätzlich noch zwischen objektiven und subjektiven Kriterien.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
125
Im folgenden sollen die von der Literatur genannten einzelnen Merkmale nebst ihrer Definition des Begriffs der Hilfstätigkeit aufgeführt und kritisch bewertet werden. Dabei ist allerdings zu beachten, daß die einzelnen Merkmale von den Autoren nicht immer einheitlich verwendet werden und sich zudem teilweise überschneiden.
(1) Verhältnis der Unternehmensgegenstände von EWJV und Mitglied
Nach überwiegender Ansicht in der Literatur muß sich der Unternehmensgegenstand der EWIV im Rahmen der Unternehmensgegenstände der Mitglieder bewegen. Demnach darf keine Tätigkeit betrieben werden, die bei keinem Mitglied zu finden ist. Die EWIV könne aber - so die h.M. - eine Tätigkeit ausüben, die eine Hilfstätigkeit zu neuen Haupttätigkeiten der Mitglieder ist. 432 Da die beiden Gesellschaften bis auf die Sendetätigkeit der Zentrale weitgehend ähnliche Tätigkeiten ausüben,433 liegt ein Verstoß gegen dieses Merkmal des Begriffs der Hilfstätigkeit nicht vor.
(2) Keine Gewinnerzielungsabsicht Die EWIV darf nicht den Zweck haben, Gewinne für sich selbst zu erzielen.434 Vielmehr soll ein Zusammenschluß zu einer EWIV den Mitgliedern die Möglichkeit geben, ihre eigenen Gewinne zu steigern. 435 Auch eine solche Gewinnerzielungsabsicht liegt bei ARTE G.E.I.E. nicht vor.
(3) Bereits ausgeübte Tätigkeit der Mitglieder Im Zusammenhang mit der Hilfstätigkeit der EWIV wird von einigen Autoren die Ansicht vertreten, die EWIV müsse eine bereits von den Mitgliedern ausgeübte Tätigkeit unterstützen. 436 Danach wäre es nicht möglich - wie im 432 Scriba, S. 58; Hartard, S. 10 m.w.N. zur EWIV und zum französischen G.I.E. 433 Siehe oben S. 116 ff. 434 Art. 3 Abs. 1 S. I HS 2. Oben (Fn. 423) wurde aber bereits dargelegt, daß damit kein Gewinnerzielungsverbot ausgesprochen wurde. 435 Scriba, S. 56. 436 Kappus/Eckstein, AnwB11992, 299;Müller-Gugenberger, NJW 1989, 1453.
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschatlsrechtliche Struktur des EKK
vorliegenden Fall geschehen - sowohl ein Mitglied als auch eine EWIV in engem zeitlichen Zusammenhang - etwa zur Durchführung eines bestimmten Projektes - zu gründen. Dieser Ansicht ist aus mehreren Gründen entgegenzutreten: Zum einen läßt sich für diese sehr enge Auffassung weder in Art. 3 Abs. 2 EWIV-VO noch im fünften Erwägungsgrund eine hinreichende Stütze finden. Zum anderen spricht auch die Entstehungsgeschichte der Vorschrift gegen diese Ansicht. Bei den Verhandlungen im Rat wurde vorgeschlagen, in die EWIV-VO eine weitere Voraussetzung für die Gründung einer EWIV aufzunehmen, nach der die Mitglieder mindestens zwei Jahre vor Gründung der EWIV bestehen müßten.437 Daß dieser Vorschlag nicht in die Verordnung mit aufgenommen wurde, belegt, daß eine solche Voraussetzung nicht gewollt war und es deshalb durchaus möglich ist, sowohl ein Mitglied als auch die EWIV in einem Zuge zu gründen. (4) Akzessorietät
Zur Bestimmung der Tätigkeit einer EWIV wird daneben regelmäßig das sog. Akzessorietätskriterium herangezogen. Akzessorietät sei dann anzunehmen, wenn die Tätigkeit der EWIV im Falle des Einstellens der Tätigkeit der Mitglieder nutzlos würde. 438 Das Akzessorietätsmerkmal zeigt eine Grenze auf, bei deren Überschreiten man sicherlich nicht mehr vom Vorliegen einer bloßen Hilfstätigkeit sprechen kann. Wenn die zu beurteilende Tätigkeit auch nach Wegfall der entsprechenden Haupttätigkeit noch sinnvoll bleibt und mit Nutzen weitergeführt werden kann, liegt mit Gewißheit nicht mehr nur ein bloßer Hilfscharakter ihrer Tätigkeit vor. Ist der Anwendung des Akzessorietätsmerkmals und seiner Definition durch die Literatur auch grundsätzlich zuzustimmen, so darf doch nicht übersehen werden, daß dieses Merkmal nur ein sehr grobes Raster zur Beurteilung der Tätigkeiten einer EWIV ist. Es sind ganz offensichtlich Fälle denkbar, in denen eine EWIV wesentlich bedeutendere oder umfänglichere Tätigkeiten wahrnimmt als ihre Mitglieder, in denen man also eindeutig nicht mehr von Hilfstätigkeit sprechen kann. In diesen Fällen ist es nun trotzdem mög437 Mme. Israel, die als Mitarbeiterin der Kommission an der Erarbeitung der Entwürfe zur EWIV-VO beteiligt war, in einem Gespräch am 7.12.1994 in Brüssel. 438 Hartard, S. 9; Trib. com. Paris J.C.P. 1970 II 16335.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.l.E.
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lieh, daß die Tätigkeiten der EWIV ihren Sinn verlieren, wenn die Mitglieder ihre Tätigkeit einstellen. Man denke hier nur an den Fall, daß eine bestimmte Maschine ganz überwiegend von einer EWIV hergestellt wird, daß aber auch die Mitglieder bedeutende und fur die Funktion der Maschine wichtige Teile produzieren. Legt man nur die Regelungen des Gesellschaftsvertrages von ARTE G.E.I.E. zugrunde, so fehlt es am Merkmal der Akzessorietät. Denn die Tätigkeit der Zentrale wird auch beim Ausfallen der Tätigkeit der Mitglieder nicht nutzlos. Sie kann- jedenfalls nach den Möglichkeiten des ARTE G.E.I.E.-GV - den Sendebetrieb ohne weiteres weiterfuhren. Nur dann, wenn man auf die in der Praxis durchgefuhrte Aufgabenteilung zwischen Zentrale und Mitgliedern abstellt, wird die Tätigkeit der Zentrale bei Wegfall der Tätigkeiten ihrer Mitglieder nutzlos. Denn mit einem Anteil an Eigenproduktionen am Gesamtbedarf der auszustrahlenden Sendungen von nur ca. 20 % könnte die Zentrale kein vollständiges und sinnvolles Gesamtprogramm mehr ausstrahlen. Gegen das Akzessorietätsmerkmal wird somit nur dann nicht verstoßen, wenn man auf die von ARTE G.E.I.E. tatsächlich wahrgenommenen Aufgaben abstellt.
(5) Prolongement comp/ementaire
Nach dem Abgrenzungskriterium des prolongement complementaire muß der Unternehmensgegenstand der EWIV eine ergänzende Verlängerung zu den Unternehmensgegenständen der Mitglieder bilden.439 Der Unternehmensgegenstand der Vereinigung müsse daher zu dem seiner Mitglieder gleich, verwandt oder ergänzend sein. 440 Nicht erforderlich sei jedoch, daß die Mitglieder die Tätigkeit praktisch auch alleine durchführen könnten.441 Das Kriterium des prolongement complementaire ist wegen seiner Unschärfe wenig hilfreich. Denn die Frage, wann eine Tätigkeit der EWIV noch oder nicht mehr eine ergänzende Verlängerung zur Tätigkeit der Mitglieder ist, läßt sich anband dieses Merkmals bestenfalls in Extremfallen beantworten. In allen Fällen beispielsweise, in denen die EWIV bedeutende Aufgaben wahr4 39
Gleichmann, ZHR 149 (1985), S. 636.
440 Daublon, rep not. 1970, S. 643 No. 18; de Ledoulx, rev. trim. dt. cmn. 1969, S. I (beide zit. bei Volkmann, S. 35, Fn. 16); Grüninger, S. 230. Alle Autoren äußern sich zwn französischen G.l.E. 441
Hartard, S. 10.
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2. Teil, 1. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
nimmt - was nach überwiegender Meinung nicht von vornherein gegen das Vorliegen einer Hilfstätigkeit spricht -, ist es nur schwer möglich zu bestimmen, welche Tätigkeit im Rahmen eines ganzen Projektes zu welcher Tätigkeit eine Verlängerung oder zu welcher Tätigkeit eine Ergänzung darstellt. Deshalb kann dieses Kriterium im vorliegenden Fall nichts zur Beantwortung der hier gestellten Frage beitragen.
(6) Ersetzungsverbot Anknüpfungspunkt für dieses Prüfungsmerkmal ist der in engem Zusammenhang mit Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO stehende fünfte Erwägungsgrund der Verordnung. Dort heißt es, daß die Tätigkeit der Vereinigung wegen ihres Hilfscharakters mit der wirtschaftlichen Tätigkeit ihrer Mitglieder verknüpft sein muß und nicht an deren Stelle treten darf. Beim Ersetzungsverbot (" ... darf nicht an deren Stelle treten") handelt es sich um das einzige die Hilfstätigkeit konkretisierende Merkmal, das nicht erst von der Literatur für die Qualifizierung einer Tätigkeit entwickelt wurde. Mit diesem Kriterium hat der Verordnungsgeber selbst eine Interpretationshilfe und die äußerste Grenze für die Tätigkeit der EWIV aufgezeigt. Aus dem Erwägungsgrund selbst ergibt sich zunächst nur, daß das Ersetzungsverbot vom Wortlaut her die äußerste Grenze für die Tätigkeit der EWIV weiter faßt, als der Wortlaut des Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO mit dem Begriff der Hilfstätigkeit auf den ersten Blick erkennenläßt. Aus der eben angeführten Formulierung im fünften Erwägungsgrund zieht die Literatur die Grenze für zulässige Tätigkeiten der Vereinigung, die sich speziell aus dem Ersetzungsverbot ergibt, unterschiedlich weit. Für einen Teil der Autoren ist die sich aus dem Ersetzungsverbot ergebende Grenze für Hilfstätigkeiten erst dort überschritten, wo die Mitglieder alle oder nahezu alle ihre Unternehmensfunktionen auf die Vereinigung übertragen und sich darauf beschränken, gegenüber der EWIV noch Anteilshalter und -verwalter zu sein. In solch einem Falle bliebe ihnen selbst nur noch eine unzulässige Holdingfunktion gegenüber der Vereinigung. 442 Nach der eben dargestellten Auffassung verstieße die Aufgabenverteilung beim EKK zwischen der EWIV und ihren Mit442 Scriba, S. 57; Gleichmann, ZHR 149 (1985), S. 636. Daneben gibt es noch Stimmen in der Literatur, die den Begriff des Ersetzungsverbots so allgemein formulieren, daß sie sich nicht klar der einen oder anderen Sichtweise zuordnen lassen (so z.B. Vion, S. 949).
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gliedern nicht gegen das Ersetzungsverbot, da sich die Mitglieder von ARTE G.E.I.E. keinesfalls nur auf die Wahrnehmung einer bloßen Holdingfunktion beschränken. Ein anderer Teil der Literatur vertritt die Auffassung, es sei nach dem Ersetzungsverbot schon unzulässig, wenn eine EWIV die gleiche Tätigkeit wie ihre Mitglieder ausübe. 443 Dies gelte selbst dann, wenn die Mitglieder nach wie vor noch wirtschaftlich tätig sind. Als Beispiel einer unzulässigen Tätigkeit einer EWIV nennt Ganske den Fall, daß eine EWIV satzungsgemäß die gleichen Waren vertreibt wie ihre Mitglieder.444 Nach dieser Auffassung ist nur die Übertragung einer Teilfunktion zulässig. 445 Folgt man dieser Ansicht, so kann die Tätigkeit von ARTE G.E.I.E. - zumindest nach den Gesellschaftsverträgen - wegen Verstoßes gegen das Ersetzungsverbot nicht mehr nur als Hilfstätigkeit qualifiziert werden. Denn wie oben446 schon dargelegt, ist die Zentrale nach dem ARTE G.E.I.E.-GV nicht nur zuständig für die Konzipierung und Ausstrahlung von Sendungen, sondern auch für die Erstellung bzw. den Erwerb von Programmaterial. Lediglich dann, wenn man auf die in der Praxis wahrgenommenen Tätigkeiten abstellt, liegt auch nach dieser Ansicht kein Verstoß gegen das Ersetzungsverbot vor, wird doch der ganz überwiegende Teil der vom EKK ausgestrahlten Sendebeiträge von den Mitgliedern gestellt. Richtig an der ersten Definition des Ersetzungsverbotes ist, daß in Fällen, in denen die Mitglieder nur noch eine Holdingfunktion ausüben, das ganz überwiegende Gewicht der Betätigung bei der EWIV liegt. Wenn dem so ist, nimmt die Vereinigung Hauptfunktionen wahr und man kann sicherlich nicht mehr von der Ausübung bloßer Hilfstätigkeilen sprechen. Dennoch ist der Nutzen eines solchermaßen weit definierten Abgrenzungskriteriums mehr als zweifelhaft, beschreibt es doch nur ganz eindeutige Fälle, in denen keine Hilfstätigkeit mehr vorliegt und eine Aufgabenübertragung auf eine EWIV deshalb unzulässig ist. Deshalb ist der soeben dargestellten zweiten Auffassung, die das Ersetzungsverbot enger faßt, zu folgen. Denn auch in all denjenigen Fällen, in denen sowohl die EWIV als auch ihre Mitglieder die selben
443
Collection des Juris-Classeurs, vol. 2, Traite de droit europeen, Paris 1992, S. 4.
444 Ganske,
DB 1995 (Beilage); S. 3, Ganske, EWIV, S. 28.
Israel, Revue du marche commun 1985, S. 646; Muller-Gugenberger, NJW 1989, S. 1454. 445
446
Siehe oben S. 116 ff.
9 Schmid
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
Tätigkeiten ausüben, läßt sich logischerweise nicht begründen, warum die eine Tätigkeit Hilfstätigkeit, die andere Haupttätigkeit sein soll. Festzuhalten ist damit, daß ARTE G.E.I.E., soweit es um die Aufgabenbeschreibung ihres Gesellschaftsvertrages geht, gegen das Ersetzungsverbot verstößt. Dies gilt nicht fiir die in der Praxis ausgeübten Tätigkeiten.
(7) Übertragung einer Teilfunktion Aus den zum Ersetzungsverbot gemachten Ausfiihrungen ergibt sich, daß die EWIV nicht die ganze Breite der Tätigkeiten ihrer Mitglieder ausüben darf, sondern daß nur die Übertragung einer Teilfunktion zulässig ist. 447 Wenn es um die Bewertung der Tätigkeit einer EWIV geht, darf nicht pauschal gefordert werden, daß eine einzige Teilfunktion, etwa nur die Entwicklung, nur die Produktion eines Einzelteils oder nur der Verkauf eines Produktes, übertragen werden darf. Dies ergibt sich schon aus dem höchst unterschiedlichen Gewicht einzelner Tätigkeiten beispielsweise fiir die Produktion und Vermarktung eines Produkts. In solch einem Fall ist es nämlich ohne weiteres möglich, daß mehrere Teilfunktionen wegen ihrer geringen Bedeutung fiir die Produktion des ganzen Produktes zusammen auf eine EWIV übertragen werden können, ohne daß ihnen die Qualifikation als Hilfstätigkeit abgesprochen werden muß. Umgekehrt ist es auch möglich, daß die Übertragung einer einzigen Teilfunktion unzulässig ist, weil sie fiir die Gesamtproduktion so bedeutsam ist, daß bei einem Vergleich der Tätigkeit der EWIV mit der Tätigkeit der Mitglieder ersterer der Charakter einer Hilfstätigkeit abgesprochen werden muß. Daß ARTE G.E.I.E. sowohl nach den Gesellschaftsverträgen als auch in der Praxis mehrere Teilfunktionen wahrnimmt, spricht also nicht automatisch dafiir, daß die Vereinigung mehr als reine Hilfstätigkeilen ausübt.
(8) Wertende Gesamtbetrachtung Aus den zum Ersetzungsverbot gemachten Überlegungen ergibt sich auch, daß sich die Tätigkeit der EWIV, je mehr sie sich ausdehnt und je bedeutungsvoller sie fiir die Mitglieder wird, fließend in Richtung einer Haupttätigkeit
447 So im Ergebnis auch Israel, Revue du marche commun 1985, S. 646; MallerGugenberger, NJW 1989, S. 1454.
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entwickelt, bis sie schließlich zu einer Haupttätigkeit wird. Dieser fließende Übergang, aber auch die vielen Unternehmerischen Tätigkeiten und untemehmerischen Arbeitsabläufe machen es sehr. schwer, noch genauere Abgrenzungskriterien als die oben schon besprochenen abstrakt zu formulieren. Wenn die Tätigkeit der EWIV im Vergleich zur Tätigkeit ihrer Mitglieder gewichtig ist, läßt sich nicht in jedem Fall formelhaft und mit mathematischer Genauigkeit angeben, wo die Grenze zur Haupttätigkeit liegt. Um im Einzelfall bestimmen zu können, ob eine von einer EWIV ausgeübte Tätigkeit noch Hilfstätigkeit oder schon Haupttätigkeit ist, sind nicht nur die oben genannten Abgrenzungskriterien heranzuziehen. Erforderlich ist darüber hinaus vielmehr eine Gegenüberstellung und wertende Betrachtung der Tätigkeiten der EWIV und ihrer Mitglieder. Bei der Bewertung der verschiedenen Tätigkeiten der EWIV ist im konkreten Einzelfall zu untersuchen, welches Gewicht den Tätigkeiten der EWIV im Vergleich zur Tätigkeit ihrer Mitglieder zukommt. Eine bloße Hilfstätigkeit liegt danach nicht mehr vor, wenn das Gewicht einer Tätigkeit der EWIV in qualitativer oder quantitativer Hinsicht für sich allein oder zusammen mit anderen Tätigkeiten der EWIV das Gesamtbild beispielsweise eines Bauprojekts oder das Erscheinungsbild eines herzustellenden Produktes derart prägen, daß sie ähnlich bedeutsam ist wie die Tätigkeiten der Mitglieder. Dabei ist eine Tätigkeit in quantitativer Hinsicht sehr prägend, wenn sie von bedeutendem Umfang ist, was sich z.B. anband des eingesetzten Personal- oder Finanzvolumens messen und mit der Tätigkeit der Mitglieder vergleichen läßt. Demgegenüber ist eine Tätigkeit der EWIV in qualitativer Hinsicht bedeutend, wenn sie dem gesamten Projekt oder Produkt besonderen Wert, eine besondere Prägung oder einen besonderen Charakter gibt. Eine Hilfstätigkeit der EWIV zur Tätigkeit ihrer Mitglieder kann umgekehrt auch dann nicht angenommen werden, wenn die Tätigkeiten der Mitglieder bei Berücksichtigung aller Umstände das Gesamtbild nicht eindeutig stärker prägen als die Tätigkeit der EWIV. Aus einer wertenden Gesamtbetrachtung ergeben sich erhebliche Zweifel, ob bei der in der Praxis stattfindenden Arbeitsteilung noch von einer bloßen Hilfstätigkeit von ARTE G.E.LE. gesprochen werden kann. Sicherlich können einzelne Tätigkeiten der ARTE G.E.LE. - isoliert betrachtet - als bloße Hilfstätigkeit bezeichnet werden. Die Ausstrahlung des Programmes beispielsweise ist für sich gesehen zwar eine wichtige Tätigkeit der Zentrale. Sie ist aber weder vom finanziellen noch vom personellen Aufwand her bedeutend genug, um nicht als Hilfstätigkeit eingestuft werden zu können. Auch die Produktion von Infonnationssendungen oder die sprachliche 9•
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
Bearbeitung von Sendungen der Mitglieder sprengen fur sich alleine betrachtet nicht notwendigerweise den Rahmen einer bloßen Hilfstätigkeit Im Vergleich mit der Produktion von Sendungen durch die Mitglieder nehmen die Informationssendungen und die Sprachbearbeitung weder in quantitativer Hinsicht einen übergroßen Raum ein, noch geben sie ARTE die entscheidende Form oder Prägung. Ähnliches könnte auch im Hinblick auf die Aufstellung von Programmgrundsätzen, die Erstellung des Programmschemas und die Konzipierung von Fernsehsendungen gelten. Speziell zu diesen Tätigkeiten ist jedoch zu bemerken, daß gerade sie im Rahmen eines kulturell ambitionierten Fernsehkanals von besonderer und prägender Bedeutung fur den ganzen Sender sind. So können beispielsweise bei einem reinen Unterhaltungskanal, dessen Programm hauptsächlich aus Spielfilmen und aus Shows besteht, die einzelnen Programmteile in beinahe beliebiger Reihenfolge aneinandergereiht werden, ohne daß dies einen größeren Einfluß auf den Charakter des Gesamtprogramms hätte. Demgegenüber hängt die Akzeptanz eines anspruchsvollen Kulturkanals beim Zuschauer und somit der Erfolg maßgeblich von den behandelten Themen ab sowie von der Art und Weise ihrer Aufarbeitung und Darstellung. Da mit der Schaffung des EKK von Anfang an das Ziel verfolgt wurde, ein innovatives, kreatives und homogenes Programm zu realisieren, mußte die Zentrale eine starke Stellung vor allem im Programmbereich bekommen. Insbesondere durfte sie nicht nur die Aufgabe der technischen Koordination der Programmzulieferungen übernehmen und durfte sich nicht darauf beschränken, bloße Abspielstätte fur die von den nationalen Polen in eigener Verantwortung erstellten Beiträge zu sein. 448 Nach dem eben Gesagten könnte schon die fur den Sender überaus wichtige Funktion der Konzeptionierung und Gestaltung des Programms fur sich allein betrachtet das Vorliegen einer bloßen Hilfstätigkeit zweifelhaft erscheinen lassen. Auch wenn man die Ansicht vertritt, daß jede einzelne der eben bewerteten Tätigkeiten von ARTE G.E.I.E. fur sich allein betrachtet nicht das Gewicht einer Haupttätigkeit hat, so ist die Summe ihrer einzelnen Teilbeiträge doch von so großer Bedeutung fur den Sender, daß mehr als zweifelhaft ist, ob die Zentrale eine bloße Hilfstätigkeit ausübt. Das große Gewicht von ARTE G.E.I.E.
448 Späth, Referat, S. 25. Die französische Seite kmmte sich mit ihren Vorstellungen, zwei starke nationale Pole mit eigener Progranunverantwortung zu schaffen, nicht durchsetzen (Niederschrift über die deutsche Vorbesprechung der Arbeitsgruppe Recht/Organisation am 30.11.1989, S. 3).
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zeigt sich auch in seinem relativ hohen Jahresbudget von ca. 141 Mio. DM im Jahre 1995 (im Vergleich dazu verfügte ARTE-D im selben Jahr nur über ca. 146 Mio. DM). 449 Vergleicht man in einer Gesamtbetrachtung die Tätigkeit der ARTE G.E.I.E. mit der ihrer Mitglieder, so hat man im Gegenteil den Eindruck, daß die Trägergesellschaft des EKK in Straßburg dem Sender sein maßgebliches Gepräge verleiht und daß die Mitglieder zur Tätigkeit der EWIV wenn schon keine untergeordnete, so doch zumindest keine übergeordnete oder bedeutendere Tätigkeit ausüben. Daß dieses äußere Erscheinungsbild nicht zufallig, sondern gewollt ist, zeigen die Verhandlungsprotokolle und sonstigen Äußerungen von Beteiligten, in denen immer wieder die Bedeutung einer mit wichtigen Zentralaufgaben ausgestatteten starken Zentrale hervorgehoben wird. 450 Schließlich kann auch ein Vergleich mit 'Airbus Industrie G.I.E.', das der deutschen Seite hinsichtlich der Rechtsform als Vorbild für den EKK diente451, nicht belegen, daß ARTE G.E.I.E. eine Hilfstätigkeit zur Tätigkeit ihrer Mitglieder ausübt. Denn zum einen sagt allein der tatsächliche Gebrauch einer Rechtsform in der Praxis noch nichts über deren zulässige Verwendung aus. Zum anderen bestehen zwischen der Tätigkeit von ARTE G.E.I.E. und 'Airbus Industrie G.I.E.' große Unterschiede: Letztgenannte Gesellschaft ist fast ausschließlich fiir Marketing und Verkauf der Airbus-Flugzeuge sowie fiir den Kundendienst zuständig. 452 Zu diesen Aufgaben gehört auch, daß 'Airbus Industrie G.I.E.' Kundenwünsche hinsichtlich technischer Innovationen an ihre Mitglieder weiterleitet. Daneben koordiniert sie die Zulieferungen der Mitglieder für den Zusammenbau der Flugzeuge. Dagegen wird die Entwicklung der Flugzeuge und die komplette Produktion der Maschinen (einschließlich der Endmontage) von den Mitgliedern übernommen. 453 Auch ein Vergleich der
Vergleiche zur Finanzierung im einzelnen Teil3 A). 450 Protokoll zur I. Sitzung der deutsch-französischen Expertengruppe am 27.1.1989, S. 5; Protokoll zur 2. Sitzung der deutsch-französischen Expertengruppe am 27./28.2.1989, S. 6. So auch der französische Kulturminister Lang, Ergebnisprotokoll eines Gesprächs im Kulturministerium in Parisam 31.10.1989, S. I. Die nationalen Pole wurden mitunter auch als "Untergesellschaften" (Hilf, Wortprotokoll, S. 8) oder als De facto-Produktionseinheiten (Harris, Dernieres Nouvelles d'Alsace vom 28.4.1991) der Zentrale bezeichnet. 451 Vgl. oben S. 91. 449
452 Airbus News (August 1995). 453 Die Flugzeuge des Typs A 300, A 310, A 320, A 330 und A 340 werden vom
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
Zahl der Beschäftigten bei 'Airbus Industrie G.I.E.' und ihrer Mitglieder bestätigt, daß erstere nur Hilfstätigkeilen wahrnimmt: Während bei 'Airbus Industrie G.I.E.' ca. 2700 Mitarbeiter tätig sind, beschäftigen die Mitgliedsunternehmen zur Produktion der Flugzeuge mehr als 32.000 Menschen. 454 cc) Zwischenergebnis zur Hilfstätigkeit von ARTE G.E.I.E. Als Zwischenergebnis ist somit festzuhalten, daß ARTE G.E.I.E. bezogen auf die ARTE-D GmbH keine Hilfstätigkeit ausübt. b) Hilfstätigkeit der ARTE G.E.J.E. zur Tätigkeit der deutschen Rundfunkanstalten? Das Besondere an der hier zu untersuchenden Fallkonstellation ist, daß sowohl die Trägergesellschaft des EKK, als auch die ARTE-D GmbH in wechselseitiger Bezogenheil neu gegründet worden sind. Die Bezogenheil der ARTE G.E.I.E. auf die ARTE-D GmbH ergibt sich naturgemäß daraus, daß die französische EWIV ein Mitgliedsunternehmen braucht, das seinen Sitz außerhalb Frankreichs hat. In umgekehrter Richtung ist aber auch die deutsche nationale Stelle auf die Zentrale bezogen, da der Zweck ihrer Gründung ausschließlich darin besteht, sich an ARTE G.E.I.E. mit Sitz in Straßburg zu beteiligen, um einen Europäischen Fernsehkulturkanal zu betreiben. Zu den Besonderheiten gehört auch, daß die ARTE-D GmbH den zehn auf deutscher Seite beteiligten Gründungsfernsehanstalten lediglich als Koordinationsinstrument dient und neben ihrer Aufgabe, europäisches Fernsehen zu veranstalten, keinerlei Funktionen hat. 45 5
französischen Mitglied 'Aerospatiale', die Typen A 319 und A 321 vom deutschen Mitglied in Harnburg endmontiert (Gespräch mit Barbara Kracht, Pressestelle von 'Airbus Industrie G.I.E.', am 10.10.1995 sowie Airbus News (August 1995)). - Es ist zu vermuten, daß bei den Verhandlungen zum EKK verkannt worden ist, daß das französische Mitglied von 'Airbus Industrie G.I.E.' seinen Sitz ebenfalls in Toulouse hat. Da mithin beide Gesellschaften ihren Sitz in Toulouse haben, ist möglicherweise der Eindruck entstanden, als WÜrden bei 'Airbus Industrie G.I.E.' die Flugzeugteile montiert. 454
Airbus News (August 1995).
Diese Bezogenheit der ARTE-D GmbH auf ARTE G.E.I.E. ergibt sich auch aus § 16.2 Spiegelstrich 2 ARTE-D GmbH-GY, wonach ein wichtiger Kündigungsgrund 455
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
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Wegen dieser rechtstechnischen Konstruktion ist nun die bisher in der Literatur noch nicht erörterte Frage zu beantworten, ob bezüglich der Feststellung des Merkmals der Hilfstätigkeit isoliert nur auf die ARTE-D GmbH abgestellt werden darf oder ob es ausnahmsweise zulässig ist, bei der Beantwortung dieser Frage die ARTE-D GmbH und die hinter ihr stehenden Gesellschafter als eine Einheit zu betrachten und bezüglich des Merkmals der Hilfstätigkeit maßgeblich auf die Gesellschafter der GmbH abzustellen. Dabei sind zwei Fragestellungen voneinander zu unterscheiden und jeweils für sich zu beantworten: In einem ersten Schritt ist zunächst zu prüfen, ob die ARTE G.E.I.E. zur Tätigkeit der deutschen Rundfunkanstalten eine Hilfstätigkeit ausübt. Wird dies bejaht, so ist in einem zweiten Schritt der Frage nachzugehen, ob es zulässig ist, bezüglich des Merkmals der Hilfstätigkeit auf die Gesellschafter hinter dem Mitglied abzustellen.
aa) Merkmal der Hilfstätigkeit bei "Teilprojekten" (1) Die Ansicht der Literatur
Wie oben456 bereits dargelegt, wird in der Literatur zur EWIV unter dem Stichwort des Ersetzungsverbotes die Ansicht vertreten, eine EWIV dürfe satzungsgemäß nicht ·dieselbe Tätigkeit ausüben wie ihre Mitglieder. Nach Ansicht dieser Autoren steht es aber dem Hilfscharakter einer EWIV nicht entgegen, wenn sie die Haupttätigkeit eines oder aller Mitglieder fiir ein begrenztes Vorhaben ausübt. Als Beispiel wird hierfiir in der Literatur immer wieder der Fall angefiihrt, daß ein Bauvorhaben in der Dritten Welt gemeinsam von mehreren europäischen Baufirmen über eine EWIV abgewickelt wird.457 Geht man davon aus, daß das eben genannte Bauprojekt völlig eigenständig von der EWIV ausgefiihrt wird und überträgt man dieses Beispiel auf den Rundfunksektor, so bedeutet dies, daß es zulässig wäre, wenn mehrere RundfunkveranstalteT eine neue Rundfunkgesellschaft gründen, die in eigener Verantwortung und in eigener Regie selbständig ein eigenes Programm produziert und verbreitet. Wenn es dieser Literaturmeinung zufolge zulässig wäre, einen dann gegeben ist, wenn ein Vertrag über die Gründung einer EWIV mit Sitz in Straßburg nicht zustande kommt oder außer Kraft tritt. 456
Siehe Fn. 443.
4 57
Ganske, DB 1985 (Beilage), S. 3.
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
eigenständigen Fernsehkanal in der Rechtsfonn der EWIV zu gründen, der alle mit der Veranstaltung von Rundfunk zusammenhängenden Aufgaben selbst erledigen könnte, dann müßte es erst recht zulässig sein, dem gemeinsamen Fernsehkanal - wie im vorliegenden Fall beim EKK geschehen - einen bedeutenden Teil dieser Aufgaben zu übertragen. Die Zentrale des EKK würde dieser Auffassung zufolge demnach lediglich Hilfstätigkeilen ausüben. 458 (2) Eigene Auffassung
Die eben dargestelle Ansicht, wonach es dem Hilfscharakter einer EWIV nicht entgegenstünde, die Haupttätigkeit eines oder aller Mitglieder fiir ein begrenztes Vorhaben auszuüben, wird in der Literatur - soweit ersichtlich - an keiner Stelle begründet. Gegen diese Auffassung lassen sich hingegen mehrere Argumente anfuhren. Zum einen ist nicht ersichtlich, weswegen eine Haupttätigkeit dann zur Hilfstätigkeit werden soll, wenn sie nur im Rahmen eines begrenzten Projekts ausgeübt wird. Vielmehr ist schon aus dem Wortlaut des Art. 3 Abs. 1 EWIVVO, aber auch aus dem Sinn des Begriffs der Hilfstätigkeit ersichtlich, daß die unterstützende Tätigkeit einer EWIV immer Bezug zur Haupttätigkeit der Mitglieder haben muß. Die selbständige Verwirklichung eines bestimmten Projekts, das keinerlei Verbindung zur Tätigkeit der Mitglieder aufweist und ganz unabhängig von dieser ausgeübt wird, kann die Tätigkeit der Mitglieder nicht unterstützen und insofern auch nicht Hilfstätigkeit zu deren Betätigung sein. Das Gleiche muß gelten, wenn die Mitglieder in dem betreffenden Projekt zwar mitwirken, ihr Beitrag jedoch vom Gewicht her den Beitrag der EWIV nicht deutlich übersteigt. Dies wird auch im oben angefiihrten Beispiel der Durchfiihrung eines Bauprojektes in der Dritten Welt deutlich. Wenn die Vereinigung neben der Planung und Baubetreuung auch noch die Durchfiihrung des Projekts übernimmt, unterstützt sie ihre Mitglieder in keiner Weise. Das besagte Bauprojekt in der Dritten Welt könnte folglich nur dann mit Hilfe einer EWIV abgewickelt werden, wenn sich die Vereinigung beispielsweise darauf beschränken würde, die Rolle eines Koordinators zu übernehmen, der die einzelnen Tätigkeiten der Mitglieder koordiniert und vor Ort zusammenfuhrt. 458 So auch Gleichmann in einem Gespräch am 7.12.1993 in Brüssel und MüllerGugenberger in einem Gespräch im November 1993 in Stuttgart. Beide halten ARTE G.E.I.E. sogar fllr ein typisches Beispiel einer zulässigen EWIV.
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Des weiteren käme man mit der weiten Auslegung der Literatur in der Praxis zu seltsamen Ergebnissen. Kleinere Unternehmen, die sich an einem Projekt beteiligen möchten und wegen ihrer Größe neben der Mitwirkung an diesem Projekt keine anderen Tätigkeiten mehr ausüben könnten, könnten nicht Mitglied einer EWIV werden. Größere Unternehmen hingegen, die in bezug auf das besagte Projekt dieselbe Tätigkeit wie ein kleineres Unternehmen ausüben, daneben aber noch anderweitig tätig sind, könnten Mitglied der betreffenden EWIV werden. Damit wäre das Merkmal der Hilfstätigkeit von der Größe des beteiligten Mitglieds abhängig - ein offensichtlich unhaltbares Ergebnis. bb) Zulässigkeil eines "gesellschafterfreundlichen Zurechnungsdurchgriffs"? Folgt man - entgegen der soeben unter bbb) dargestellten Auffassung des Verfassers - der in der Literatur vertretenen Ansicht, wonach eine EWIV die Haupttätigkeit eines oder aller Mitglieder für ein begrenztes Vorhaben ausüben darf, so ist noch nicht entschieden, ob im vorliegenden Fall die ARTE G.E.I.E. tatsächlich eine bloße Hilfstätigkeit ausübt. Vielmehr ist noch zu klären, ob für die Beurteilung des Merkmals der Hilfstätigkeit über die ARTE-D GmbH hinweg auf deren Gesellschafter abgestellt werden darf. Nach deutschem Gesellschaftsrecht - dessen Grundsätze bei der Auslegung der EWIV-VO freilich nicht unmittelbar herangezogen werden können- kann in Haftungsfragen bei Vorliegen bestimmter Voraussetzung auch auf die Gesellschafter einer juristischen Person zurückgegriffen werden. Für diese Fälle hat sich im deutschen Gesellschaftsrecht der Begriff des "Haftungsdurchgriffs" eingebürgert. Im folgenden wird nun untersucht, ob es im Rahmen der EWIV-VO unter gewissen Voraussetzungen möglich ist, bezüglich des Merkmals der Hilfstätigkeit auf die hinter einer GmbH stehenden Gesellschafter zu deren Gunsten abzustellen. Man könnte dieses Abstellen auch als "gesellschafterfreundlichen Zurechnungsdurchgriff'' bezeichnen. Die Antwort auf diese Frage muß sich dabei in erster Linie aus einer Auslegung der EWIV-VO ergeben. Allenfalls subsidiär kann dann auf das Recht des Sitzstaates - hier die gesellschaftsrechtlichen Regelungen Frankreichs - zurückgegriffen werden. Allerdings gibt es hinsichtlich dieser Frage in der Literatur zur EWIV-VO- soweit ersichtlich- keine Stellungnahmen.
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
(1) Wortlaut des Art. 3 Abs. 1 EWJV-VO
Nach dem Wortlaut des Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO ist ein Abstellen auf die hinter einer juristischen Person stehenden Gesellschafter nicht möglich. Denn diese Vorschrift stellt ausdrücklich klar, daß die Tätigkeit der EWIV Hilfstätigkeit zur Tätigkeit der Mitglieder sein muß. Die bundesdeutschen Rundfunkanstalten sind aber gerade keine Mitglieder bei ARTE G.E.I.E. (2) Die Regelung des Art. 4 Abs. 3 S. 2 EWJV-VO
Auch die Heranziehung des Art. 4 Abs. 3 EWIV-VO spricht eher gegen die Zulässigkeil des "gesellschafterfreundlichen Zurechnungsdurchgriffs". Diese Vorschrift besagt in Satz 1 des 3. Absatzes, daß ein Mitgliedsstaat vorsehen kann, daß die in seinen Registern eingetragenen Vereinigungen nicht mehr als zwanzig Mitglieder haben dürfen. In Satz 2 desselben Absatzes ist nun weiter bestimmt, daß es dabei zulässig ist, bei nicht eingetragenen "rechtlichen Einheiten" auf die Mitglieder dieser Einheiten abzustellen. Da dieses Abstellen auf die hinter einer rechtlichen Einheit stehenden Mitglieder zu deren Lasten hier offenbar einer positiven Normierung bedurfte, ist davon auszugehen, daß eine solche explizite Regelung auch im Rahmen des Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO vorgenommen worden wäre, wenn der Verordnungsgeber ein Abstellen auf die hinter einem Mitglied stehenden Gesellschafter für zulässig gehalten hätte.
(3) Sinn und Zweck des Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO
Fraglich ist, ob sich aus Sinn und Zweck des Art. 3 Abs. 1 EWIV-VO die Möglichkeit ergibt, auf die Gesellschafter eines Mitgliedes abzustellen. Weder aus der Literatur zur EWIV-VO, noch aus der Literatur zum französischen Gesellschaftsrecht läßt sich die hier aufgeworfene Frage beantworten. Die Fragestellung wurde - soweit ersichtlich - noch nicht erörtert. Dennoch läßt sich feststellen, daß das französische Gesellschaftsrecht viel Wert auf die juristische Person und deren Eigenständigkeil legt. 459 Dies spricht also eher gegen die Zulässigkeil eines "Durchgriffs". Im deutschen Gesellschaftsrecht ist unter bestimmten Voraussetzungen eine "Durchbrechung" der juristischen Person möglich. Diese "Durchbrechung" 459
D. Scllmidt, ZGR 1982, S. 285.
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soll im folgenden kun dargestellt werden. Danach ist zu fragen, ob ähnliche Überlegungen auch auf der Ebene der EWIV-VO zum Tragen kommen können. Für die GmbH, die gemäß § 13 GmbHG mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestattet ist, gilt grundsätzlich das sog. Trennungsprinzip. Dieses besagt, daß die GmbH als juristische Person im Verhältnis zu ihren Gesellschaftern grundsätzlich selbständig ist. 460 Im Laufe der gesellschaftsrechtlichen Entwicklung hat das Trennungsprinzip unter dem Sanunelbegriff des Durchgriffs eine Reihe von Einschränkungen bzw. Relativierungen erfahren. 461 Eine präzise und vor allem vollständige und einheitliche theoretische Erfassung des Begriffs des Durchgriffs durch Rechtsprechung und Literatur ist jedoch bis heute nicht gelungen. Seit langem wird unter dem Stichwort des Haftungsdurchgriffs eine Haftung der hinter einer GmbH stehenden Gesellschafter in Fällen der Verrnögensverrnischung, der Sphärenverrnischung, der Unterkapitalisierung und des Mißbrauchs des Rechtsinstituts der juristischen Person fiir möglich gehalten.462 Auch auf die haftungsrechtliche Relativierung des Trennungsprinzips im Falle des Mißbrauchs der Beherrschung einer GmbH durch eine andere Gesellschaft kann in diesem Zusammenhang hingewiesen werden. 463 Des weiteren gibt es Fälle - sie werden in der Literatur meist als Zurechnungsdurchgriffbezeichnet -,in denen einer juristischen Person bestimmte Eigenschaften, Kenntnisse oder Verpflichtungen eines Gesellschafters zugerechnet werden. 464 Schließlich gibt es in der deutschen Rechtsprechung einige - wenn auch viel460 Mertens, in: Rachenburg GmbHG, Anh. § 13 Rn. l. 461 Vgl. auch die zusanunenfassende Darstellung bei Raiser, S. 201 ff., der die bisher in Literatur und Rechtsprechung besprochenen Fallgruppen als Zurechnungsdurchgriff, Haftungsdurchgriff und Zurechnungsdurchgriff zugunsten des Gesellschafters bezeichnet. 462 Zur Vennögensvennischung zuletzt BGH, ZIP 1994, S. 867 ff. mit Bespr. von K. Schmidt, ZIP 1994, S. 837 ff.; Siegmann!Vogel, ZIP 1994, S. 1821 ff.; zur Sphärenvermischung K. Schmidt, BB 1985, S. 2074 ff; zur Unterkapitalisierung BGHZ 54, 222; zum Mißbrauch des Rechtsinstituts der juristischen Person RGZ DR 1940, 580. Siehe auch die zusanunenfassende Darstellung bei Lutter, ZGR 1982, S. 245 ff und Möhring, Schutz der Gläubiger einer konzernabhängigen GmbH, 1992. Vgl. zur grundsätzlichen Kritik an der Relativierung des Trennungsprinzips Wi/helm, Rechtsform und Haftung bei der juristischen Person, 1981. 463 Vgl. die Nachweise zu Rechtsprechung und Literatur in Fn. 418. 464 RGZ
143,429,431 f. zu§ 119 BGB;Mühl, in: Soergel, § 530 Rn. 14.
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kritisierte - Fälle, in denen der BGH bei Vorliegen besonderer Voraussetzungen auch zugunsten der Gesellschafter über die grundsätzliche Trennung von juristischer Person und den hinter ihr stehenden Gesellschaftern hinweggegangen ist. 465 In den eben dargestellten Fällen des sog. "Durchgriffs" handelt es sich zumeist jedoch nicht um eine Durchbrechung der juristischen Person. Vielmehr wird in diesen Fallgruppen in der Regel eine bestimmte Norm daraufhin untersucht, ob es vom Normzweck her geboten erscheint, eine "Gesamtbetrachtung" vorzunehmen und über die verschiedenen Rechtssubjekte hinweg an eine zwischen diesen bestehende faktische Einheit oder Verbindung anzuknüpfen.466 Die teleologische Auslegung ist auch ein Auslegungsgrundsatz des europäischen Rechts.467 Damit ergibt sich unmittelbar aus europäischem Recht (und nicht aus einer Heranziehung des eben dargestellten deutschen Gesellschaftsrechts) grundsätzlich die Möglichkeit, eine Durchbrechung der juristischen Person vom Sinn und Zweck einzelnen Normen abhängig zu machen. Auch aus der Sicht des europäischen Rechts ist kein Grund ersichtlich, warum es nicht in bestimmten Einzelfallen möglich sein soll - bei Beachtung strenger Voraussetzungen -, auch auf Umstände zmückzugreifen, die nicht im Bereich der Mitglieder einer EWIV liegen, sondern bei deren Gesellschaftern.468
465 BGH, WM 1964, S. 69 f.; BGH WM 1966, S. 146 f.; BGH GmbH-Rundschau 1974, S. 9 f. Vgl. zur Kritik Meyer-Landrut, in: Großkonunentar zum AktG, § I Arun. 32; K. Schmidt, GmbH-Rundschau 1974, S. 178. Der Rechtsprechung wird hauptsäch-
lich das Argument entgegengehalten, daß deijenige, der sich für die Gründung einer Kapitalgesellschaft entscheidet, sich an seiner Entscheidung auch festhalten lassen müsse. 466 Mertens, in: Bachenburg GmbHG, Anh. § 13 RN 5. Als Beispiel kann der Bereich der Vorschriften über den Rechtsscheinserwerb angeführt werden, bei denen nicht nur die rechtliche Verschiedenheit der betretrenden Rechtssubjekte vorliegen muß, sondern inuner auch das Vorliegen unterschiedlicher wirtschaftlicher Interessen der beteiligten Rechtssubjekte. Diese zweite Voraussetzung liegt beim Rechtsscheinserwerb nach den§§ 892, 932 ff. BGB, 366 HGB, Art. 16, 17 WG und der Art. 21, 22 ScheckG z.B. dann nicht vor, we1m sich bei einer Transaktion eine GmbH und deren Alleingesellschafter gegenüberstehen, weswegen weder die GmbH noch ihr Alleingesellschafterkraft Rechtsscheins erwerben köm1en (vgl. nur RGZ 119, 126, 131 zu§ 892 BGB; OLG Hanun JZ 1965,416 zu Art. 16, 17 WG). 467 Bleckmann, NJW 1982, S. 1178 und Meyer, Jura 1994, S. 456 f. 468 So der BGH, WM 1966, S. 146 f für das deutsche Gesellschaftsrecht
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
141
Im vorliegenden Fall läßt sich mit dem Normzweck des Art. 3 Abs. l EWIV-VO jedoch keine Durchbrechung begründen. Als Grund käme allenfalls die Überlegung in Betracht, daß es bei umfangreichen grenzüberschreitenden Projekten notwendig sein kann, bestimmte nationale Interessen im Vorfeld der Beteiligung an einer EWIV zu koordinieren und zu bündeln, um dann gegenüber den anderen Partnern "mit einer Stimme" sprechen zu können.469 Das auch beim EKK vorhandene Bedürfnis nach Bündelung und Koordinierung erfordert jedoch nicht zwingend, daß sich gerade die eigens fiir die Koordinierung gegründete Gesellschaft an der EWIV beteiligt. Möglich wäre im Falle des EKK z.B. auch, daß die deutschen Rundfunkanstalten unmittelbar Mitglieder bei ARTE G.E.I.E. werden. ARTE-D könnte daneben- auch ohne Mitgliederstellung - wie bisher wichtige Aufgaben im Bereich der Willensbildung und der Koordinierung der Programmlieferungen auf deutscher Seite wahrnehmen. Ein "gesellschafterfreundlicher Zurechnungsdurchgritr' ist mithin vom Normzweck des Art. 3 Abs. I EWIV-VO nicht geboten.
(4) Sinn und Zweck der Haftungsregelung des Art. 24 Abs. 1 EWJV-VO Gegen die Zulässigkeil eines "gesellschafterfreundlichen Zurechnungsdurchgriffs" spricht auch die Haftungsregelung des Art. 24 Abs. I EWIV-VO. Diese Vorschrift bestimmt, daß die Mitglieder einer EWIV unbeschränkt und gesamtschuldnerisch fiir die Verbindlichkeiten der Vereinigung haften. Wäre ein "gesellschafterfreundlicher Zurechnungsdurchgritr' zulässig, könnte die Haftungsregelung des Art. 24 Abs. I EWIV-VO stets dadurch umgangen werden, daß sich potentielle Mitglieder einer EWIV nicht direkt an der Vereinigung beteiligen, sondern eine neugegründete Kapitalgesellschaft dazwischenschalten. Sie könnten sich so mittelbar und mit nur geringem Haftungsrisiko an der EWIV beteiligen - ein Ergebnis, das dem Grundgedanken des Art. 24 Abs. I EWIV-VO zuwiderläuft.
469 Diese Überlegung war in der Tat neben einer Haftungsbegrenzung fllr die deutsche Seite ein wichtiger Gnmd, eine juristische Person zu gründen, die sich an ARTE G.E.I.E. beteiligen sollte.
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
(5) Zwischenergebnis zum ''gesellschafterfreundlichen ZurechnungsdurchgrifJ'' Nach dem eben Gesagten kann bei der Bestimmung des Merkmals der Hilfstätigkeit nicht auf die hinter dem Mitglied stehenden Gesellschafter abgestellt werden. Somit übt ARTE G.E.I.E. auch in bezug zu den deutschen Rundfunkanstalten keine Hilfstätigkeit aus.
c) Gesamtergebnis zur Hilfstätigkeit Als Ergebnis zum Merkmal der Hilfstätigkeit ist festzuhalten, daß bei der gegenwärtigen Aufgabenverteilung zwischen der Zentrale und ihren Mitgliedern die ARTE G.E.I.E. keine Hilfstätigkeilen ausübt. Dies ergibt sich im Verhältnis zur ARTE-D GmbH vor allem aus einer wertenden Gesamtbetrachtung. Da sich auch die Tätigkeit von La Sept im wesentlichen auf eine Beteiligung am EKK erschöpft, nimmt ARTE G.E.I.E. auch zu dieser Gesellschaft keine bloße Hilfstätigkeit wahr. Da nach dem unter d) Gesagten im Hinblick auf die Hilfstätigkeit auch ein Abstellen auf die hinter der ARTE-D GmbH stehenden Rundfunkanstalten nicht möglich ist, ist im Ergebnis davon auszugehen, daß die Zentrale in Straßburg den in Art. 3 Abs. l EWIV-VO vorgesehenen beschränkten Tätigkeitsrahmen überschreitet. Damit hat die Trägergesellschaft des EKK unzulässigerweise die Rechtsform der EWIV.
VL Rechtsfolgen des Verstoßes gegen Art. 3 Abs. l EWIV-VO Da sich die Tätigkeit der ARTE G.E.I.E. nicht im Rahmen einer zulässigen Hilfstätigkeit bewegt, liegt ein Verstoß gegen Art. 3 Abs. l EWIV-VO vor. Dieser Verstoß führt nicht automatisch zur Auflösung der Vereinigung. Eine Auflösung ist aus Gründen der Rechtssicherheit470 gemäß Art. 32 Abs. l EWIV-VO nur durch Gerichtsbeschluß möglich.471 Nach dieser Vorschrift muß das zuständige Gericht auf Antrag jedes Beteiligten oder einer zuständigen Behörde im Falle der Verletzung auch des Artikels 3 der Verordnung die Auflösung der Vereinigung aussprechen, es sei denn, daß die Mängel der Ver-
470
Selbherr!Manz, Art. 32, Rn. 2.
47 1 Vgl. zur Zuständigkeit des Gerichts Hartard, S. 168 Fn. 7 mit einem Verweis aufS. 30.
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einigung behoben werden können und vor der Entscheidung in der Sache behoben werden.
1. Antragsberechtigung
Nach Art. 32 Abs. I EWIV-VO entscheidet das Gericht auf Antrag einesjeden Beteiligten472 oder einer zuständigen Behörde.
a) Beteiligte gemäß Art. 32 Abs. I EWIV-VO Wer unter den sehr weit gefaßten Begriff des Beteiligten fallt, wird in der Verordnung selbst nicht näher ausgeführt. Der Begriff soll nach verbreiteter Ansicht473 und mit Hinweis auf die Verhandlungen im Rat weit ausgelegt werden. Nach Scriba474 ist es nicht erforderlich, daß der Antragsteller ein "berechtigtes Interesse" an der Auflösung nachweist. Demgegenüber will Hanard475 die Formulierung der Rechtsprechung zur Regelung von Art. 1844 - 7 Ziff. 6 C.Civ. übernehmen, nach dem antragsberechtigt "... jeder Interessierte [wäre), der sein Interesse nachweist ... ".476 Mit der h.M. ist davon auszugehen, daß auf alle Fälle nur derjenige Beteiligter und damit Antragsteller sein kann, der vom Schutzbereich der verletzten Norm umfaßt ist. 477 Somit kann der Kreis der Antragsteller nicht pauschal für alle Verstöße gegen Art. 3 EWIV-VO abstrakt festgelegt werden. In der Literatur werden neben Mitgliedern, Geschäftsführern und Gläubigern auch Vertreter von Arbeitnehmern genannt. Wegen der Zielrichtung der speziellen Verbote in Art. 3 Abs. 2 EWIV-VO sollen aber auch beherrschte
472
Frz.: "tout interesse", eng!.: "any person concemed".
473
Ganske, EWIV, S. 68; Scriba, EWIV, S. 174; Meyer-Landrut, S. 112.
474 Scriba, 475
S. 174.
Hartard, S. 171.
Vgl. Drory Common Market Law Review 1976, S. 26: "1egitimate interest" (zit. bei Hartard, S. 171 , Fn. 27). 476
477 Meyer-Landrut,
S. 112; Selbherr/Manz, Art. 32, Rn. 34; Hartard, S. 170.
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2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
Unternehmen, einzelne Arbeitnehmer und Darlehnsgeber darunter fallen. 478 Dies gilt jedoch nur dann, wenn es um einen entsprechenden Verstoß gegen die Buchstaben a) - e) des Art. 3 Abs. 2 EWIV-VO geht, die von ihrem Schutzzweck her die fraglichen Personen umfassen. Nach - soweit ersichtlich - unbestrittener Ansicht in der Literatur gehören bei Verstößen gegen Art. 3 Abs. 2 a) EWIV-VO auch Wettbewerber zum Kreis der Antragsteller. 479 Im Falle des EKK gewinnt deshalb die Frage besondere Brisanz, ob dies auch bei einem Verstoß gegen Art. 3 Abs. I EWIV-VO gilt. Dann gehörten z.B. alle privaten Fernsehveranstalter in Europa (!) zum Kreis der Antragsberechtigten. Ob dies der Fall ist, hängt davon ab, ob Konkurrenten vom Schutzzweck des Art. 3 Abs. l EWIV-VO miturnfaßt sind. Die Verwendungsmöglichkeit der EWIV wurde in Art. 3 Abs. l EWIV-VO bewußt auf Hilfstätigkeiten beschränkt. Die Öffnung der Vereinigung für alle denkbaren Zwecke hätte eine Fülle von Vorschriften in der EWIV-VO erforderlich gemacht, mit denen die in den einzelnen Mitgliedsstaaten vorhandenen Schutzbestimmungen zugunsten der Mitglieder, Arbeitnehmer, Gläubiger und anderer Dritter hätten normiert werden müssen. 48 Keinesfalls sollte Art. 3 Abs. I EWIV-VO etwaige Mitbewerber vor bloß wirtschaftlicher Konkurrenz schützen. Solange eine EWIV daher nicht konkret z.B. gegen Art. 3 Abs. 2 a) 2. Alt. EWIV-VO verstößt und gerade dadurch Interessen eines Konkurrenten beeinträchtigt, scheidet eine Beteiligtenstellung dieser Personen aus.
°
b) Zuständige Beh6rde gemäß Art. 32 Abs. 1 EWJV-VO
Die antragsberechtigte zuständige Behörde ergibt sich aus nationalem Recht. In Frankreich ist dies nur die Staatsanwaltschaft.481 Aus einem e contrario-Schluß zu Art. 32 Abs. III EWIV-VQ482 und daraus, daß es bei einem Auflösungsbeschluß nicht um die Durchsetzung nationaler Interessen, sondern um die Einhaltung zwingender Vorschriften der gemeinschaftlichen Verord-
478
Ganske, EWIV, S. 68.
479 Selbherr!Manz,
Art. 32, Rn. 34; Meyer-Landrot, S. 112; Scriba, S. 174. Letzterer stellt insbesondere auf die Entstehungsgeschichte der Bestinunung ab. 480
Selbherr!Manz, Art. 3, Rn. 2.
481
Collection des juris classeurs, Traite de droit europeen, vol. 2 , G.E.I.E., p. 14.
482 Hartard,
S. 171 .
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nung geht, wird gefolgert, daß hier auch Behörden aus anderen Mitgliedsstaaten als zuständige Behörden angesehen werden können. Sie müssen jedoch nach dem fur sie geltenden Recht zuständig sein.483 Antragsberechtigt sind deshalb auch - mangels Spezialzuweisung - die deutschen Ordnungsbehörden.484 2. Rechtsfolgeo der Außösuog a) Abwicklung der Vereinigung
Die Vereinigung tritt mit der Auflösung gemäß Art. 35 Abs. 1 EWIV-VO in das Abwicklungsstadium ein. Die Abwicklung selbst und der Schluß dieser Abwicklung unterliegen gemäß Art. 35 Abs. 2 EWIV-VO dem einzelstaatlichen Recht. Absatz 3 dieser Vorschrift ordnet im Interesse der Mitglieder und der Gläubiger485 an, daß die Vereinigung bis zum Schluß der Abwicklung weiterhin geschäftsfähig bleibt. Das französische Ausführungsgesetz zur EWIV-VQ486 enthält kaum Vorschriften über die Abwicklung der Vereinigung. Es verweist fur die Liquidation der Vereinigung in Art. 7 auf die Vorschriften der ord. no 67-821 vom 23.9.1967. Deren Art. 16 bestimmt, daß sich die Abwicklung nach den Bestimmungen des Gesellschaftsvertrages richtet. Art. 29.4 ARTE G.E.I.E.-GV bestimmt, daß der Liquidator von der Mitgliederversammlungbestellt wird. Ist dies nicht möglich, so erfolgt die Bestellung durch Gerichtsbeschluß. b) Verjährung
Gemäß Art. 37 EWIV-VO verjähren Ansprüche gegen ein Mitglied im gesamten Geltungsbereich der Verordnung einheitlich nach ftinf Jahren ab der in Art. 8 EWIV-VO vorgeschriebenen Bekanntmachung.
483 Hemmelrath, Rn. 44. 484 Meyer-Landrut, S. 112. 485 Meyer-Landrot, S. 116. 486 Loi no. 89-377 du 13 juin 1989. 10 Schmid
146
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
VII. Mögliche gesellschaftsrechtliche Strukturen
Nachdem festgestellt wurde, daß die Gesellschaftsform des G.E.I.E. ftir den EKK in seiner jetzigen Struktur nicht zulässig ist, ist nach einer geeigneten gesellschaftsrechtlichen Struktur für den europäischen Sender zu suchen.
1. Aufgabenreduzierung bei ARTE G.E.LE.
Die Zulässigkeil der EWIV scheiterte bei ARTE daran, daß das Gewicht der Tätigkeiten der EWIV in qualitativer und quantitativer Hinsicht zu groß war und daß die Tätigkeit der Mitglieder dem ganzen Projekt nicht die entscheidende Prägung gibt. Soll die Rechtsform der EWIV und auch die Mitgliedschaft der ARTE Deutschland TV GmbH im vorliegenden Fall beibehalten werden, so muß die Aufgabenzuständigkeit der gemeinsamen Trägergesellschaft in Straßburg erheblich reduziert werden. Es versteht sich dabei von selbst, daß es sehr schwer ist, genaue Angaben über den gerade noch zulässigen Aufgabenumfang von ARTE G.E.I.E. zu machen. Eine zulässige von der Trägergesellschaft wahrzunehmende Aufgabe läge beispielsweise in der Koordinierung der Programmlieferung und der Ausstrahlung der Programme. Sollte die gemeinsame Trägergesellschaft darüber hinaus noch weitere Funktionen, wie etwa die Programmplanung und -konzeption wahrnehmen, würde sie zusehends wieder Tätigkeiten wahrnehmen, die keine bloßen Hilfstätigkeilen mehr sind. Ob unter diesen Bedingungen ein einheitliches und stimmiges Gesamtprogramm verbreitet werden könnte, ist mehr als fraglich. 2. Die deutschen Rundfunkanstalten als Mitglieder bei ARTE G.E.I.E.
Oben487 wurde dargestellt, daß nach Ansicht eines großen Teils der Literatur auch dann eine Hilfstätigkeit einer EWIV vorliegt, wenn die Vereinigung eine Haupttätigkeit begrenzt auf ein Projekt ausübt. Folgt man dieser Ansicht, ist es möglich, daß sich die deutschen Rundfunkanstalten direkt und ohne "Dazwischcnschalten" von ARTE-D als Mitglieder bei ARTE G.E.I.E. beteiligen.
487
Siehe Fn. 457.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
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3. Andere Gesellschaftsformen
Auf der Suche nach in Frage kommenden Gesellschaftsformen ist es erforderlich, sich die Anforderungen vor Augen zu halten, denen die Rechtsform des EKK entsprechen muß: Da die paritätische Leitung des gemeinsamen Senders ein wesentlicher Grundsatz des deutsch-französischen Projekts ist, muß die zu wählende Gesellschaftsform den Mitgliedern bzw. Gesellschaftern einen maßgeblichen und gleichgewichtigen Einfluß auf die Leitung der Gesellschaft ermöglichen. Des weiteren muß die in Frage kommende Gesellschaftsform sehr flexibel sein und den Gesellschaftern einen weiten Gestaltungsspielraum bei der internen Organisation des Senders lassen. Insbesondere wegen des Experimentiercharakters und fehlender Erfahrungen bei der Leitung eines multinationalen Fernsehsenders müssen die interne Organisation und die Entscheidungsstrukturen leicht an die laufenden Bedürfnisse angepaßt werden können. Dies gilt auch bei der Aufnahme neuer Mitglieder. Da Frankreich Sitzstaat des EKK ist, muß es sich bei den Gesellschaftsformen um solche des französischen Rechts handeln. a) Herkömmliche französische Aktiengesellschaft
Die S.A. dürfte als Rechtsform fiir den EKK wenig geeignet sein. Die Nachteile, die sich aus dieser unflexiblen Rechtsform hinsichtlich des Einflusses der Aktionäre und der starken Stellung des Vorstandes ergeben, wurden schon oben488 dargestellt. b) Societe aresponsabilite limitee (S.A.R.L.)
Als Alternative zur EWIV wäre die Gründung einer französischen S.A.R.L. denkbar, die in etwa der deutschen GmbH entspricht489 und deren innere Verfassung im Vergleich zur französischen S.A. einfacher und weniger formal ist. 490 Sie erfiillt weitgehend die Anforderungen, die an die gemeinsame Trägergesellschaft des EKK gestellt werden.
488
Siehe S. 90.
489 Micha/sky, 490
JO•
DStR 1991 , S. 1563.
Venandet, in: Collection des Juris-Classeurs, Fascicule 71, S. 9.
148
2. Teil, 1. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
aa) Gesetzliche Grundlagen und allgemeine Charakteristika der S.A.R.L. Rechtsgrundlage der S.A.R.L. sind die Art. 34-69 des Gesetzes Nr. 66-537 über Handelsgesellschaften vom 24.7.1966491 , sowie die Art. 20-53 der dazugehörigen Rechtsverordnung vom 23.3.1967. Ergänzend gelten die für alle Gesellschaften maßgeblichen Vorschriften der Art. 1832 ff. code civil. Die S.A.R.L., die nach französischer Dogmatik zugleich Personen- und Kapitalgesellschaft ist, kann von einem oder mehreren492 (auch ausländischen493 ) Gesellschaftern gegründet werden und muß einen wirtschaftlichen Zweck verfolgen.494 Das Stammkapital einer S.A.R.L. beträgt mindestens 50.000,- FF. Es wird - ähnlich wie bei Aktien - von vornherein in gleich große Geschäftsanteile mit einem Nominalwert von mindestens 100,- FF aufgeteilt495, die dann von jedem Gesellschafter je nach Beteiligung übernommen werden. Diese Geschäftsanteile sind wie nach deutschem Recht veräußerlich und vererblich496, Abtretungen von Gesellschaftsanteilen an Nichtgesellschafter bedürfen jedoch in jedem Fall der Zustimmung einer doppelt qualifizierten Mehrheit der Gesellschafter. 497
bb) Die innere Verfassung der S.A.R.L. Die innere Verfassung der S.A.R.L. ist flexibel. Organe sind der Geschäftsführer (gerant) und die Gesellschafterversammlung (assemblee des associes). Fakultativ kann ein Aufsichtsrat (conseil de survcillance) errichtet werden.498 491 Im folgenden wird das Gesetz mit Loi no 66-537 bezeichnet. 492 ln Frankreich ist die Zahl der möglichen Gesellschafter im Gegensatz zu Deutschland auf 50 beschränkt (Art. 36 Loi no 66-537). 493 Hurstei!Süß, EuZW 1992, S. 143. 494 Art. 1832 code civil. 495 Art. 35 Loi no 66-537 i.V.m. Art. 21 Decr. no 67-236 vom 23.3.1967. 496 Vgl. § 15 GmbHG mit Art. 44 - 48 Loi no 66-537. 497 Nach Art. 45 bedarf die Abtretung an gesellschaftsfremde Dritte der Zustimmung der Mehrheit der Gesellschafter, die mindestens 3/4 der Gesellschaftsanteile vertritt. 498 Als fakultatives Organ ist der Aufsichtsrat im Gesetz nicht vorgesehen. Er hat deshalb keine Entscheidungsbefugnisse und darf nicht in die Kompetenzen der anderen Organe eingreifen (Maier, GmbHR 1990, S. 382).
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149
Der oder die Geschäftsfiihrer, die auch Nichtgesellschafter sein können499, führen die Geschäfte der S.A.R.L. und vertreten sie nach außen. Jeder Geschäftsfiihrer hat dabei- im Gegensatz zu§ 35 Abs. 2 GmbHG- Einzelvertretungsmacht, deren mögliche Beschränkungen jedoch nur im Innenverhältnis wirksam sind. 500 Den Gesellschaftern ist über die Gesellschafterversammlung, die das Kontrollorgan und oberstes Willensbildungsorgan ist, ein weitgehend unbeschränkter Einfluß auf die Geschäftsfiihrung eingeräumt. Insbesondere ist ihr die Entscheidung über alle Handlungen vorbehalten, zu denen die Geschäftsfiihrer gesetzlich oder satzungsmäßig nicht aus eigenem Recht befugt sind. Gemäß Art. 55 Loi no. 66-537 kann die Gesellschafterversammlung die Geschäftsführer jederzeit ohne Frist und Grund mit einfacher Mehrheit abberufen. Darüber hinaus kann jeder Gesellschafter nach Art. 55 Abs. 2 Loi no. 66537 die Abberufung des Geschäftsfiihrers aus wichtigem Grund vor Gericht beantragen. Da die EWIV gemäß Art. 8 Abs. 2 EWIV-AusfG5°1 nur in eine G.I.E. französischen Rechts oder in eine Offene Handelsgesellschaft (societe en nom collectif) umgewandelt werden kann, bedürfte es fiir einen Rechtsformenwechsel zur S.A.R.L. einer Neugründung.
c) Die französische S.A .S. aa) Gesetzliche Grundlagen und allgemeine Charakteristika der S.A.S. Flexibler noch als die S.A.R.L. ist die durch das Gesetz Nr. 94-1 vom 3.1.1994502 völlig neu geschaffene Rechtsform der S.A.S. (Societe par actions simplifiee). Die S.A.S. wird zwar aus steuerrechtliehen Gründen zu den Aktiengesellschaften gerechnet. Trotzdem ähnelt sie eher einer S.A.R.L., verbindet
499
Gemäß Art. 49 Abs. 2 Loi no 66-537 ist Fremdgeschäftsfllhrung möglich.
500 Art. 50I
49 Abs. 5 bis 7 Loi no 66-537.
Loi no 89-377 vom 13.6.1989.
Durch das Gesetz Nr. 94-l vom 3.l.l994 wurden die gesetzlichen BestimmWlgen zur S.A.S. in das Gesetz Nr. 66-537 vom 24.7.1966 über die Handelsgesellschaften unter dem neuen Abschnitt XI eingefUgt 502
150
2. Teil, I. Kap.: Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
sie doch wie die S.A.R.L. Anpassungsfähigkeit, Personalisierung und Haftungsbeschränkung auf die Einlagen der Gesellschafter. 503 Gesellschafter der S.A.S. können gemäß Art. 262-1 des Gesetzes Nr. 94-1 zwei oder mehrere Gesellschaften sein, die über ein Mindestkapital von 1,5 Mio. FF verfiigen. Daneben können auch öffentliche Staatsunternehmen, die Handels- oder Wirtschaftstätigkeiten wahrnehmen, Gesellschafter einer S.A.S. sein. Das Kapital der S.A.S. selbst muß 250.000 FF betragen und muß gemäß Art. 265-2 bei seiner Zeichnung vollständig eingezahlt werden. Die Satzung kann gemäß Art. 262-15 festlegen, daß jede Aktienübertragung von der vorherigen Zustimmung der Gesellschaft abhängig ist. Da der Unternehmensgegenstand der S.A.S. nicht beschränkt ist, kann die S.A.S. gegenüber einer E.W.I.V. eine wesentlich aktivere Geschäftstätigkeit ausüben. 504 bb) Die innere Verfassung der S.A.S. Die S.A.S. zeichnet sich durch eine weitgehende Gestaltungsfreiheit ihrer inneren Verfassung aus. Sie ist insoweit mit dem französischen G.I.E. - dem Vorbild der EWIV- vergleichbar.505 Dies zeigt sich vor allem hinsichtlich der Ausgestaltung der Form, der Aufgaben der Verwaltungsorgane und der Zuständigkeit der Hauptversammlung. Im Gegensatz zu den Zuständigkeiten der Hauptversammlung bei societes anonymes, die gesetzlich festgelegt sind und durch die Satzung nur erweitert, nicht jedoch eingeschränkt werden können, werden die Zuständigkeiten der Hauptversammlung bei der S.A.S. gemäß Art. 262-10 grundsätzlich der Regelung in der Satzung überlassen. 506 Daraus folgt, daß es möglich ist, der Hauptversammlung einer S.A.S. statutarisch auch Geschäftsleitungsaufgaben zuzuweisen507 und die Geschäftsführungskompetenz des Präsidenten im Innenver503 Guyon, ZGR 1994, S. 564. 504
Kandler/Seseke, AG 1994, S. 448.
505
Guyon, Revue des societes 1994, S. 207,209 u. 212.
506 Zwingend zuständig ist die Hauptversanunlung jedoch ftlr die Feststellung des
Jahresabschlusses und die Gewinnverwendung, die Bestellung des Abschlußprüfers, ftlr Kapitalveränderungen sowie ftlr Fusion, Spaltung und Auflösung der Gesellschaft.
507 Kandler/Seseke, S. 451.
D. Die Trägergesellschaft des EKK- die ARTE G.E.I.E.
151
hältnis wesentlich einzuschränken. 508 Daneben kann auch die Zuständigkeit für die Einberufung der Hauptversammlung509, die Beschlußfabigkeit und die erforderlichen Mehrheiten frei bestimmt werden. Gemäß Art. 262-7 wird die Gesellschaft gegenüber Dritten ausschließlich durch einen Präsidenten nach den Vorschriften der Satzung vertreten. Satzungsregelungen können die Befugnisse des Präsidenten im Innenverhältnis begrenzen. Dritten gegenüber können sie jedoch nicht eingewendet werden. Neben dem Präsidenten kann der Gesellschaftsvertrag auch noch einen oder mehrere Geschäftsführer vorsehen. 510 Da sowohl der Präsident, als auch die Geschäftsführer juristische Personen sein können, besteht die Möglichkeit, die Vertretung der S.A.S. auf eine juristische Person (z.B. eine S.A.R.L.) zu übertragen, deren gleichberechtigte Geschäftsführer wiederum mittels der juristischen Person die S.A.S. vertreten können. 511 4. Ergebnis zu Vll
Nach den Ausführungen dieses Abschnitts empfiehlt sich die S.A.S. als geeignete Gesellschaftsform für den EKK.
5°8 Kandler/Seseke, 509
5IO Arg. 511
S. 449.
Art. 262-10 Gesetz Nr. 94-1.
aus Art. 262-11 Abs. 3 Gesetz Nr. 94-1.
Le Cannu, Rev. Soc. 1994, S. 241.
Zweites Kapitel
Der völkerrechtliche Vertrag zwischen den Ländern der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich A. Überblick Der völkerrechtliche Rahmenvertrag (vRV) über die Errichtung des EKK wurde am 2.10.1990, also noch vor dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik, von den Ministerpräsidenten aller Länder der "alten" Bundesrepublik und von Frankreich in Berlin unterzeichnet. Die Länder haben - wie gemäß Art. 5 S. 3 vRV vorgeschrieben -die Ratifikationsurkunden bei der französischen Regierung hinterlegt, so daß der Vertrag am 11.7. 1992 in Kraft treten konnte. 512 Bemerkenswert an dieser völkerrechtlichen Vereinbarung ist, daß der EKK nicht durch den Vertrag selbst gegründet wird. Der Vertrag enthält zudem weder eine Ermächtigung zur Gründung eines überstaatlichen Senders, noch eine Rechtsgrundlage fiir eine mögliche Beteiligung am EKK zugunsten der deutschen und französischen Rundfunkanstalten. Eine Rechtsgrundlage im Vertrag selbst war während der Verhandlungen vom ZDF gefordert worden. Damit sollte verhindert werden. daß die Option einer Beteiligung an anderen europäischen Projekten nach Art. 2 Abs. 4 des RfStV (a. F.) verbraucht würde. 513 Das ZDF konnte sich jedoch in dieser Frage nicht durchsetzen. 514
5l2
Nordrh.-westf. GVBI. 1993, S. 121.
513 Bericht über die Sitzwtg der Arbeitsgruppe Recht wtd Organisation am 4.8.1989 ftlr den Intendanten des SWF, S. 6. 514 Daß der vRV keine Ennächtigungsgrundlage wtd keinen Auftrag zur Gründwtg des EKK enthält, dürfte daran liegen, daß sowohl die Bundesländer als auch die deutschen Rundfunkanstalten lange Zeit befürchtet hatten, daß der Bund Unterzeiclmer des völkerrechtlichen Abkonunens sein WUrde. Es sollte verhindert werden, daß der Bund "Mitgründer" einer europäischen Fernsehanstalt wird oder die "Erlaubnis" für eine solche Gründwtg erteilt (vgl. die kritischen Arunerkungen des Justitiars des SWF zu einer solchen Ennächtigwtg durch den Bund in einem Sclueiben vom 15.1.1990, S. I; ähnlich der Justitiar des Bayerischen Rundfunks in einem Brief vom 7.2.1990.). Noch in
A. Überblick
153
Bei der schließlich unterzeichneten Vereinbarung handelt es sich lediglich um eine Art Garantievertrag zwischen den Beteiligten, dessen Gegenstand vor allem die Sicherung der Unabhängigkeit des europäischen Senders ist. 515 Die Wahl Frankreichs als Sitzland hätte ohne den Abschluß der vorliegenden völkerrechtlichen Vereinbarung zur Folge gehabt, daß für den EKK -wie für jeden anderen französischen Fernsehkanal auch - die französische Mediengesetzgebung516 gegolten hätte. Damit wäre der EKK einem Medienrecht unterworfen gewesen, das sich durch viele Beschränkungen und kurzfristige Änderungen auszeichnet: der EKK wäre einigen Auflagen sowie der Aufsicht durch den Conseil Superieur de l'Audiovisuel (CSA) unterworfen gewesen. Darüber hinaus hätte es für den Betrieb des EKK einer Genehmigung durch den CSA bedurft, die dieser nur für maximal zehn Jahre erteilt. ARTE wäre aber auch einer ganzen Reihe von Vorschriften für Satellitenprogramme unterworfen gewesen, die u.a. bestimmte Quoten- und Ausstrahlungsregelungen für Kinofilme zum Inhalt haben. All dies wollte die deutsche Seite nicht akzeptieren. Um das vor allem von der deutschen Verhandlungsdelegation angestrebte Ziel der Unabhängigkeit des EKK vom französischen Staat und dem CSA zu erreichen, hätte die französische Mediengesetzgebung geändert werden müssen. Gegen ein allein durch den französischen Gesetzgeber geschaffenes Sonderrecht für den EKK sprach, daß ein nationales Sonderrecht nicht in gleichem Maße wie ein völkerrechtlicher Vertrag die Fortdauer des besonderen Status eines überstaatlichen Senders garantiert hätte. Für zukünftige Änderungen beider Seiten wäre keine Vereinbarung erforderlich gewesen. Zudem sah sich die französische Politik aus innenpolitischen Gründen nicht in der Lage, nationales Sonderrecht für den EKK zu schaffen. 517 Art. 3 des französischen Entwurfs eines vRV vom 17.8. 1989 wurden die jeweiligen öffentlich-rechtlichen Fernsehveranstalter beauftragt, sich am EKK zu beteiligen. - Zur Frage, ob§ 18 Abs. 4 S. 2 RtstV als Ermächtigungsgrundlage zu sehen ist, siehe unten S. 211. - Auf französischer Seite diente eine Convention zwischen der CSA und La Sept als Ermächtigungsgrundlage (vgl. dazu die Ausftlhrungen zum französischen Medienrecht im 1. Teil der Arbeit).
515 Dies läßt sich schon der Präambel des Vertrages entnehmen, nach der die vertragschließenden Parteien lediglich das Vorhaben von La Sept sowie der von ARD und ZDF gegründeten deutschen Beteiligungsgesellschaft "begrüßen", einen europäischen Sender zu errichten. Lediglich Art. I Abs. 2 vRV schreibt den beteiligten Gesellschaftern vor, filr die Errichtung des Senders einen Gesellschaftsvertrag abzuschließen. 51 6
Siehe dazu oben S. 38 ff.
517 Prot.
Uber die Konferenz der Rundfunkreferenten der Länder am 15.2.1990, S. 6.
154
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
B. Der Inhalt des völkerrechtlichen Vertrages im einzelnen L Die wesentlichen im Vertrag festgelegten Prinzipien 1. Staatsunabhängigkeit (Art. l vRV)
Die wohl wichtigste Regelung des Vertrages enthält Art. 1, der die Unabhängigkeit des Senders von jeglichem staatlichen Einfluß sichert und dem EKK weitgehende Autonomie gewährleistet. Die Bestimmung garantiert dem Sender Programmautonomie und eine eigenverantwortliche und selbständige Personal- und Finanzverwaltung. Der EKK unterliegt damit lediglich staatlicher bzw. staatlich abgeleiteter Rechtsaufsicht Dies bedeutet, daß der Sender nur daraufhin überwacht wird, ob er im Rahmen des vereinbarten Medienrechts handelt. Im übrigen findet eine Selbstkontrolle durch die Aufsichtsorgane der gemeinsamen Gesellschaft statt. Neben der Garantie der Unabhängigkeit und weitreichenden Autonomie des Senders selbst sichert Art. 1 vRV auch die Unabhängigkeit der Gesellschafter des EKK. Die Verwirklichung und Absicherung weitgehender Staatsunabhängigkeit durch einen völkerrechtlichen Vertrag war notwendig, weil es im französischen Recht keine förmliche Gewährleistung der Unabhängigkeit von Fernsehsendem gegenüber dem französischen Staat gibt. Für die ARD und das ZDF war die Verankerung der Unabhängigkeit des gemeinsamen Senders eine Vorbedingung fiir ihre Beteiligung am gemeinsamen Projekt. Das gleiche gilt fiir die Bundesländer. 518 Mit Hilfe des Vertrages sollte die Geltung des französischen Medienrechts ausgeschlossen und eine kontinuierliche Zusammenarbeit - über alle Regierungswechsel auf französischer Seite hinweg - gesichert werden. Ergänzend zur Sicherung der Staatsunabhängigkeit regelt Art. 1 Abs. 2 vRV, daß allein die französischen und deutschen Gesellschafter im Gesellschaftsvertrag die Regeln fiir die Gestaltung des vom EKK ausgestrahlten Programmes bestimmen. Damit wird - was Programmfragen angeht - französisches Medienrecht vollständig verdrängt. Seit dem Abschluß des ARTE G.E.I.E.-GV bilden die Art. 1 Abs. 2 vRV i.V.m. Art. 19 ARTE G.E.I.E. fiir den EKK den einzig verbindlichen Rechtsrahmen in Sachen Programmgestal-
518 Schreiben des französischen Kulturministers Jack Lang an Lothar Sptith vom 17.4.1990, S. I.
B. Der hthalt des völkerrechtlichen Vertrages im einzelnen
155
tung519 : Das Programm hat danach u.a. die Grundsätze der Unabhängigkeit, des Pluralismus, der Ausgewogenheit und das Prinzip der Völkerverständigung zu beachten.520 Daneben enthält der eigens geschaffene Rechtsrahmen verbindliche Regeln über die journalistische Arbeitsweise innerhalb des Senders, das Gegendarstellungsrecht, den Jugendschutz und ein Verbot von Werbesendungen. 521 Eine besondere Hervorhebung verdient Art. 19.2 ARTE G.E.I.E.-GV: Dort sind umfangreiche Regelungen zum Schutz der europäischen Filmproduktion und des französischen Kinos enthalten. So ist der EKK verpflichtet, mehrheitlich Fernseh- und Filmwerke europäischen Ursprungs auszustrahlen. Darüber hinaus enthält Art. 19.2 ARTE G.E.I.E.-GV das Verbot, Kino-Spielfilme an bestimmten Tagen und früher als drei Jahre nach Erteilung der Auswertungserlaubnis in Frankreich auszustrahlen. 522 Die soeben beschriebenen Regelungen wurden in den Gesellschaftsvertrag aufgenommen, nachdem sich die französische Seite außerstande sah, eine generelle Befreiung des neuen Senders von den umfangreichen Schutzbestimmungen zugunsten des französischen Kinos politisch durchzusetzen. 523
l. Gleichgewichtige Verbreitung der Programme (Art. l vRV)
Art. 2 vRV bestimmt, daß das Programm des EKK über den französischen Rundfunksatelliten TDF abgestrahlt wird. 524 Zudem verpflichten sich die Vertragspartner, durch Bereitstellung zusätzlicher Übertragungswege eine möglichst gleichgewichtige Versorgungsreichweite anzustreben. Schon bei der Unterzeichnung des Vertrages war klar, daß der EKK über TDF nur von einem kleinen Teil der französischen Haushalte empfangen werden kann. Deshalb
519 Schlie, 520 Art. 521
Dokumente 111990, S. 33.
I Abs. 2 vRV i.V.m. Art. 19.11Spiegelstrich 1 und 2 ARTE G.E.I.E.-GV.
Art. I Abs. 2 vRV i.V.m. Art. 19.11Spiegelstrich 3-7 ARTE G.E.I.E.-GV.
Inwiefern diese Regelungen im Hinblick auf die europäischen Grundfreiheiten aus den Art. 30 und 59 EGV problematisch sind, kann im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht näher geprüft werden. - Vgl. hierzu z.B. EuGH, Urt. v. 4.5.1993 - Rs. C 17/92 (Distribuidores Cinematogräficos), Slg. I 1993, S. 2239 ff. 522
523 Schlie,
Dokumente 111990, S. 35.
524 Daß das Programm des EKK heute nicht mehr über IDF abgestrahlt wird, wurde bereits oben (S. 77) dargestellt.
156
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
erklärte sich die französische Regierung auf Drängen der deutschen Seite525 in einer Protokollerklärung nochmals bereit, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zusätzliche Übertragungswege fur das Progranun zur Verfugung zu stellen, damit die tatsächliche Versorgung der Haushalte in Frankreich nicht deutlich hinter der Versorgung der deutschen Haushalte zurückbleibt. Denn nur dann, wenn in beiden Ländern viele Fernsehzuschauer die Möglichkeit erhielten, den EKK zu empfangen, bestand die Hoffnung, die in der Präambel des Staatsvertrages niedergelegte Zielsetzung zu realisieren.
3. Mehrwertsteuerfreiheit (Art. 3 vRV)
Während die Rundfunkgebühr in der Bundesrepublik keinerlei Besteuerung unterworfen ist, fällt sie in Frankreich unter eine siebenprozentige Mehrwertsteuer. Um zu verhindern, daß ein Teil des bundesdeutschen Gebührenaufkommens in Form der Mehrwertsteuer an den französischen Staat fließt, und um sicherzustellen, daß auch der französische Anteil fur ARTE nicht durch Abgaben gemindert wird, hätte es einer gesetzlichen Ausnahmeregelung im französischen Recht bedurft. Da sich die französische Seite nicht in der Lage sah, eine gesetzliche Ausnahmeregelung politisch durchzusetzen526, bestand die deutsche Seite auf der Festschreibung einer Klausel im Vertrag, die sicherstellen sollte, daß das Gesamtbudget des EKK nicht durch die französische Mehrwertsteuer gemindert wird. Mit Art. 3 vR V hat sich die deutsche Delegation weitgehend durchsetzen können. Darin verpflichtet sich die französische Regierung sicherzustellen, daß die Finanzleistungen sowohl der deutschen als auch der französischen Seite an den EKK nicht durch die Zahlung von Mehrwertsteuer verringert werden. In der Praxis bedeutet dies, daß sowohl der deutsche als auch der französische Beitrag fur ARTE nach wie vor der französischen Mehrwertsteuer unterliegt. Jedoch überweist der französische Staat den gesamten Steueranteil wieder an ARTE G.E.I.E. zurück.
525
S. 2.
Brief Lothar Späths an Frankreichs Kultunninister Jack Lang vom 4.12.1989,
526 Gemeinsame Vorlage fiir die Sitzung der Expertenrunde 'deutsch-französischer Fernsehkulturkanal' am 4.7.1989, S. 6.
B. Der hthalt des völkerrechtlichen Vertrages im einzelnen
157
4. Beitritt zum Vertrag (Art. 4 vRV)
Art. 4 vRV eröffnet neben den mittlerweile auf dem Gebiet der früheren DDR wieder entstandenen Bundesländern auch jedem Mitglied des Europarates undjeder Vertragspartei des Europäischen Kulturabkommens die Möglichkeit, dem Vertrag beizutreten. Auf dieser Grundlage sind die ostdeutschen Bundesländer dem vRV am 9.11.1995 beigetreten. In Art. 4 vRV dokumentiert sich das schon bei Beginn der deutsch-französischen Verhandlungen zum EKK erzielte Einvernehmen. Das zunächst rein deutsch-französische Projekt soll lediglich die Keimzelle eines europäischen Senders sein und ist auf eine Erweiterung um andere europäische Rundfunkveranstalter angelegt. Beim vRV handelt es sich im wesentlichen lediglich um einen Garantievertrag, der zugunsten eines freien und unabhängigen Fernsehsenders fast ausschließlich Regelungen zu Lasten des französischen Staates enthält. Deshalb ist im Zuge der Beteiligung weiterer Rundfunkgesellschaften aus anderen Staaten am EKK ein Beitritt der jeweiligen Sitzstaaten zum Vertrag nicht zwingend erforderlich. Dies liegt daran, daß die Staatsfreiheit und die Autonomie des EKK bereits durch den vorliegenden Vertrag gesichert ist, wovon Frankreich sich nicht einseitig lösen kann.527 Dennoch bleibt im Falle der Beteiligung einer Fernsehanstalt aus einem Drittstaat ein Beitritt des betreffenden Staates zum vRV wünschenswert. Der Beitritt unterstreicht den politischen Willen des Signatarstaates, die Idee des EKK zu fordern und zu unterstützen. 528
IL Sonstige Bestimmungen Art. 5 vRV regelt die näheren Umstände der Ratifizierung. Des weiteren ist in Art. 6 der Vereinbarung die Frage der Kündigung des Vertrages geregelt. Nach Absatz 1 ist eine Kündigung des Vertrages erstmals drei Jahre nach Inkrafttreten möglich. Ein Zeitraum von drei Jahren soll dem EKK fiir die Startphase wohl genügend Entwicklungsmöglichkeiten einräumen. Diese Zeit-
527 So wäre z.B. der Beitritt der neuen BWldesländer zum vR V wegen der Beteiligung von ORB Wld MDR an ARTE nicht notwendig gewesen. 528 So auch z.B. die BegiilndWlg zum vRV (Schlesw.-Holst. Landtag, Drucks. 12/1378, s. 6).
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
spanne ist jedoch verhältnismäßig kurz, zieht man die Größe des Projekts und seinen Experimentiercharakter in Betracht.
mIm Vertrag offengelassene Fragen Im Laufe der Verhandlungen wurden sowohl von deutscher529 als auch von französischer530 Seite mehrere Vertragsentwürfe ausgearbeitet. Die Durchsicht dieser Entwürfe ergab, daß die Regelungen mit zunehmender Verhandlungsdauer weniger detailliert ausfielen und sich auf die oben dargestellten wenigen grundlegenden Vereinbarungen beschränkten. Ausgeklammert wurde beispielsweise die Festlegung des Sitzes des gemeinsamen Senders531 ; auch die Vereinbarung einer Bestands- und Finanzierungsgarantie wurde unterlassen. Letztere findet sich beispielsweise noch im französischen Entwurf vom 17.8.1989532 und im Vertragsentwurf des Auswärtigen Amtes vom 22.1.1990. 533 Ein Grund hierfiir könnte die Befiirchtung der Länder gewesen sein, daß letztlich der Bund hätte Vertragspartner werden können. Für diesen Fall sind die Vertragsbestimmungen vermutlich möglichst knapp gehalten worden, um dem Bund nicht zu viele Regelungsmaterien zu überlassen. 534 Daneben wollten sich die Bundesländer wohl auch selbst nicht zu stark an das Projekt binden.
529 Entwurf des Auswärtigen Amtes vom 22.1.1990, Entwurf des Staatsministeriums des Landes Baden-Württemberg vom 23.2.1990, Entwurf des Bundeskanzleramtes vom 16.7.1990. 53
°Französische Entwürfe vom 17.8.1989, 11 .1.1990 und 23.2.1990.
Zwar wird in der Präambel auf Straßburg bezug genommen, jedoch "begrüßen" die Vertragspartner lediglich das Vorhaben von La Sept und der deutschen Beteiligungsgesellschaft, den EKK in Straßburg zu errichten. 531
532 Der französische Entwurf vom 17.8.1989 enthält noch eine Finanzgarantie (Art. 1 Abs. 2) und eine Bestimmung, wonach der EKK seinen Sitz in Straßburg haben soll (Art. 2 Abs. 2 des Entwurfs). 533
Art. 4 Abs. I des Entwurfs.
Daß der Vertrag aus dem gleichen Gnmd keine Ermächtigungsgrundlage filr die Beteiligung am EKK enthält, wurde bereits oben (Fn. 514) dargestellt. 534
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
159
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV nach den Vorschriften des Grundgesetzes Bereits im Eingangsteil dieser Untersuchung wurde dargelegt, daß es bis zum Vertragsschluß zwischen der Bundesregierung und den Ländern umstritten war, wer auf deutscher Seite Unterzeichner des völkerrechtlichen Vertrages sein sollte. 535 In diesem Abschnitt soll nunmehr untersucht werden, ob der Abschluß des Vertrages durch die Ländergemeinschaft rechtens war. Die Gründung eines überstaatlichen Fernsehsenders ist innerstaatlich sowohl im Rahmen des Art. 24 Abs. 1 GG, als auch im Rahmen des Art. 32 GG möglich.
L Der EKK als zwischenstaatliche Einrichtung im Sinne des Art. 24 Abs. 1 GG? Für die Gründung des EKK wäre gemäß Art. 24 Abs. 1 GG allein der Bund zuständig gewesen, wenn es sich bei ARTE um eine zwischenstaatliche Einrichtung i.S. dieser Vorschrift handeln würde, auf die durch Gesetz Hoheitsrechte übertragen worden sind. 536 Unter dem Begriff der zwischenstaatlichen Einrichtung sind alle internationalen Organisationen zu verstehen, die von Staaten durch völkerrechtlichen Vertrag geschaffenen worden sind. 537 Die Organisationen müssen dabei der Völkerrechtsordnung unterliegen und - soweit es ihre Aufgaben erfordern völkerrechtsfähig sein.538 Demgegenüber sind Institutionen, die dem Recht eines einzelnen Staates unterstehen, keine zwischenstaatlichen Einrichtungen im Sinne dieser Vorschrift. 539 Der EKK wurde nicht durch den vRV, sondern durch den Gesellschaftsvertrag zwischen La Sept S.A. und der ARTE-D GmbH als eine grundsätzlich 535 Siehe
oben S. 67 ff
Vgl. allgemein zu Art. 24 Abs. I Rauser, Die Übertragung von Hoheitsrechten auf ausländische Staaten, 1991. 536
537 BVeifGE 2, 347, 377; Mosler, Übertragung von Hoheitsgewalt, Rn. 36; Randelzhofer, in: MDHS, Art. 24, Rn. 44; Jarass/Pieroth, Art. 24, Rn. 5; Tomuschat, in: Bonner Kommentar, Art. 24, Rn. 39 ff. 538
Rojahn, in: v. Münch/Kunig, Art. 24, Rn. 17.
539
So das BVeifG im Kehler Hafen-Urteil (E 2, 347, 378).
160
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
dem französischen Recht540 unterstehende Gesellschaft des Privatrechts gegründet. Aus diesem Grunde scheidet Art. 24 Abs. 1 GG als Befugnisnorm zur Sendergründung für den Bund aus.
ll. Der vRV im Rahmen des Art. 32 GG Als Anknüpfungspunkt für die Beantwortung der Frage, in welchem Umfang die Länder mit auswärtigen Staaten Verträge schließen können, kommt somit Art. 32 Abs. 3 GG in Betracht. Nach dieser Vorschrift können die Länder unter zwei Bedingungen mit anderen Staaten völkerrechtliche Verträge schließen: Sie müssen erstens für die Gesetzgebung zuständig sein; zweitens muß die Bundesregierung einem Vertrag zustimmen.
1. Gesetzgebungszuständigkeit der Länder für den EKK
Zum Abschluß des vRV mit Frankreich mußte den Ländern gemäß Art. 32 Abs. 3 GG die Gesetzgebungszuständigkeit für einen binationalen bzw. multinationalen Sender zustehen. Im folgenden wird deshalb der grundgesetzliehen Kompetenzverteilung im Bereich des Rundfunks - und hier insbesondere der Zuständigkeit für multinationale Sender - nachgegangen.
a) Gesetzgebungskompetenz for ausschließliche Inlandssender Ausschließliche Inlandssender richten sich ihrer inhaltlichen Zielsetzung nach nur an ein Publikum in der Bundesrepublik Deutschland. Abgesehen von einem technisch unvermeidbaren "Spillover"541 können sie auch nur dort empfangen werden. Eine Gesetzgebungskompetenz des Bundes zur Veranstaltung von "reinem" Inlandsrundfunk war bis zum ersten Fernsehurteil des BVerfG im Jahre 1961 542 umstritten. 543 Seit diesem Urteil herrscht jedoch Einigkeit
540 Daß der EKK in wesentlichen Bereichen nicht dem französischen Recht Wltersteht, wurde bereits aufS. 153 erläutert. 541 "Spillover" ist der Effekt zwangsläufiger Empfangbarkeit von Rlllldfunksendllllgen in den Randgebieten des "footprints". 542 BVerjGE 543
12, 205 ff.
Für eine Blllldeskompetenz z.B. Peters, S. 3 ff., insbes. S. 13 f.; Scheuner, Fern-
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
161
darüber, daß dem Bund eine diesbezügliche Kompetenz nicht zusteht. 544 Vor allem kann er sich nicht auf eine Kompetenz aus Art. 73 Nr. 7 GG (Fernmeldewesen) berufen, da diese Kompetenznorm "nur den sendetechnischen Bereich des Rundfunks unter Ausschluß der sog. Studiotechnik, nicht aber den Rundfunk als Ganzes" umfaßt. 545 Die Länder sind daher nach der Grundnorm des Art. 70 Abs. 1 GG zur Regelung von ausschließlichen Inlandssendem zuständig.
b) Gesetzgebungskompetenz }Ur ausschließliche Auslandssender
Bei der durch Bundesgesetz546 errichteten Rundfunkanstalt Deutsche Welle (DW) handelt es sich um einen "reinen" Auslandssender, d.h. um einen Sender, der sich sowohl von seiner inhaltlichen Zielsetzung als auch von seinem Verbreitungsgebiet her ausschließlich an ein Publikum im Ausland wendet. Bei dieser Bundesanstalt ist und war die verfassungsrechtliche Beurteilung der Zuständigkeitsfrage auch nach dem ersten Fernsehurteil nicht so eindeutig und unbestritten wie beim "reinen" Inlandsfunk.547 Nach h.L. kann sich der Bund für diesen als Anstalt des öffentlichen Rechts errichteten Rundfunksender jedoch entweder auf Art. 73 Nr. 1 GG ("auswärtige Angelegenheiten")548, oder auf die Zuständigkeitkraft "Natur der Sache" berufen.549 Neben der DW ist noch der durch § 5 Abs. 1 BRfG errichtete Deutschlandfunk (DLF) zu nennen. Bis zu seinem Ende hatte er insoweit eine Sonderstelsehstreit, S. 314 ff. Gegen eine Bundeskompetenz z.B. lpsen, Die Rundfunkgebühr, S. 72; Maunz, Rechtsgutachten, S. 276 ff. u. 290. 544 Siehe nur z.B. v. Manch, in: v. Münch, Art. 73, Rn. 46; ausftlhrlich GabrieiBriiutigam, Rundfunkkompetenz und Rundfunkfreiheit, 1990. 545 BVerfGE 12, 205, 225. So auch aus der älteren Literatur z.B. Krause, S. 74 tf. u. S. 101 tf. und Ridder, S. 294 ff. 546 Gesetz über die Errichtung von Rundfunkanstalten des Bundesrechts v. 29.11.1960, BGBI. I, S. 862 ff. 547 Mal/mann, JZ 1963, S. 353 hat die Kompetenz des Bundes fitr die Errichtung der DW beispielsweise abgelehnt. 548 Z.B. Krause-Ablaß, JZ 1962, S. 158; Köttgen, JöR NF 11, S. 283; Thieme, AöR 88, S. 48 f; Scheuner, Fernsehstreit, S. 351; Lerche, Kompetenzbereich, S. 13 u. 15. 549 Gesetzentwurf der Bundesregierung, BT-Drucks. Ill/ 1434, S. 14; Lerche, Kompetenzbereich, S. 16. II Schmid
162
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
lung zwischen "reinem" Auslands- und "reinem" Inlandsfunk inne, als er sich an ein Publikum in Deutschland und dem europäischen Ausland wandte. Als Kompetenzgrundlage des Bundes für diesen Sender wurde neben dem Wiedervereinigungsgebot der Präambel des Grundgesetzes ebenfalls Art. 73 Nr. 1 GG ("quasi-auswärtige Angelegenheiten" in bezug auf die ehemalige DDR) herangezogen. 5493 Soweit der DLF Sendungen für die Bundesrepublik veranstaltete, wurde seine Verfassungsmäßigkeit in der Literatur mangels Bundeskompetenz stark bezweifelt. 550 Spätestens seit der Wiedervereinigung Deutschlands kann sich der Bund für einen "gemischten" Sender selbstverständlich nicht mehr auf das Wiedervereinigungsgebot stützen.551 Das BVerfG hat sich in seinem ersten Fernsehurteil nur am Rande mit diesen Sendern beschäftigt. 552 Dabei hat es ausdrücklich offengelassen, ob die Zuständigkeit des Bundes für "auswärtige Angelegenheiten" und für gesamtdeutsche Fragen dem Bund die Errichtung von Rundfunkanstalten erlaubt. Weiter hat das Gericht ausgeführt, daß sich solch urnfassende Kompetenzen des Bundes jedenfalls nur auf die Veranstaltung und die Veranstalter solcher Sendungen beziehen, die ausschließlich oder ganz überwiegend für das Ausland oder für außerhalb der Bundesrepublik Deutschland in deutschen Gebieten wohnende Deutsche bestimmt sind. 553 Das BVerwG hat die Bundeszuständigkeit für
5493
Thieme, AöR 88, S. 48 f.; Köttgen, JöR NF II, S. 283.
550 Vgl. z.B. Lerche, Kornpetenzbereich, S. 18, der die Rechtmäßigkeit der Errichtung des DLF zwar grundsätzlich bejahte, demzufolge die weite Aufgabenzuweisung an den DLF in § 5 Abs. I BRfD (" ... Rundfunksendungen filr Deutschland ...") jedoch "eine kräftige Portion Verfassungswidrigkeit" umschließt. So auch Ihlefeld, ZUM 1987, S. 606; Puhl, DVBI 1992, S. 934; Ridder!Stein, Staatslexikon, Sp. 1007. Dagegen hielten z.B. Krause-Ablaß, JZ 1962, S. 58 und Mal/mann, JZ 1963, S. 51 die Errichtung des DLF durch Bundesgesetz insgesamt für unzulässig. 551 Die Präambel des Grundgesetzes sowie Art. 146 GG wurden durch Art. 4 Einigungsvertrag neu gefaßt. - Gemäß Art. 2 Abs. I des Rundfunkneuordnungsgesetzes vorn 20.12.1993 (BGBI. I S. 2246) wurden die Aufgaben des DLF "zum 31.12.1993" beendet. An die Stelle von DLF und RIAS Berlin trat das "Deutschlandradio", das durch den arn 17.6.1993 unterzeichneten Staatsvertrag zwischen den Bundesländern errichtet wurde (z.B. ba-wü. GVBI. 1993, S. 761 ). Vgl. zur Entstehung des Deutschlandradiosauch Herrmann, Rundfunkrecht, § 4, Rn. 137. 552 Sie werden - obgleich nicht Gegenstand des Verfahrens - ausdrUcklieh erwähnt (BVerfDE 12,241 f.).
553 Die Tatsache, daß d. BVerjG i. J. 1961 -obwohl d. BRfD damals schon über ein Jahr in Kraft war - keine Bedenken gegen die Verfassungsmäßigkeit dieses Gesetzes
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
163
diese Anstalten unter den soeben genannten Gesichtspunkten mittlerweile ausdrücklich bejaht. Daß Sendungen des DLF auch in der Bundesrepublik gehört werden können, stünde den Kompetenzen des Bundes nicht entgegen. 554 c) Gesetzgebungskompetenz .filr binationale und multinationale Rundfunksender
Vor der Gründung des EKK wurde in Literatur und Rechtsprechung fast ausschließlich die soeben besprochene Frage der Gesetzgebungszuständigkeit bezüglich eines "reinen" Inlands- bzw. "reinen" Auslandsrundfunks erörtert. Mit der Gründung eines transnationalen Senders, der technisch im In- und Ausland zu empfangen ist, der sich von seiner inhaltlichen Zielsetzung her an ein Publikwn im Bundesgebiet und im Ausland wendet und an dem sich neben deutschen auch ausländische Rundfunkgesellschaften beteiligen, stellt sich die Zuständigkeitsfrage neu. Dies liegt daran, daß sich ein solcher Sender von seiner Konzeption her weder dem ausschließlich inlandsgerichteten, noch dem ausschließlich auslandsgerichteten Rundfunk zuordnen läßt. 555 aa) Stand der Literatur zur Einordnung eines multinationalen Rundfunksenders Dreh- und Angelpunkt einer Kompetenzzuweisung an den Bund ist auch für einen überstaatlichen Sender die Kompetenz für auswärtige 'Angelegenheiten' gemäß Art. 73 Nr. 1 GG. Nur wenige Autoren haben rechtliche Fragen im Zusammenhang mit dem EKK erörtert, und dies fast immer nur am Rande. So finden sich denn im Schrifttum auch nur wenige Stellungnahmen zu der Frage, ob sich die Errichtung einer europäischen Fernsehanstalt durch den Bund etwa auf Art. 73 Nr. 1 GG stützen ließe.
äußerte, wird von einigen Autoren als positives Indiz fUr die Zulässigkeil der Errichtung der beiden Sender durch den Bund gewertet (z.B. Stammler, ZUM 1988, S. 276). 554 BVerwGE 75, 79, 81. Für die Zulässigkeil eines sog. "Spillovers" auch Lerche, Kompetenzbereich, S. 15.- Daß sich die Rechtslage bezüglich des DLF nach der Wiedervereinigung geändert hat, wurde bereits in Fn. 55 I ausgeftlhrt. 555 II*
Stammler, ZUM 1988, S. 278.
164
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
(1) Bejahung einer Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes aus Art. 73 Nr. 1 GG
Hans Schneider vertrat schon 1984 - allerdings ohne nähere Begründung die Ansicht, daß sich der Bund fiir die Beteiligung an einem von mehreren EG-Staaten ins Leben gerufenen und über Satellit verbreiteten Programm auf Art. 73 Nr. 1 GG stützen könne. 556 Nach Stammler sind Mischsender mit Auslands- und Inlandsbezug in ihren europapolitischen Bezügen zu sehen, die durch die zunehmende Zusammenarbeit der europäischen Staaten gekennzeichnet seien. Zwar erhielte die Buropapolitik zunehmend auch eine innenpolitische Dimension, doch verlöre sie trotz dieser Entwicklung grundsätzlich nicht den Charakter des "Auswärtigen". Sie bliebe damit ein Unterfall der Außenpolitik und werde somit auch nicht zur Länderangelegenheit Andererseits fielen nicht alle Programme, die auch an das Ausland adressiert seien, automatisch in den Zuständigkeitsbereich des Bundes. Bestehe eine Gemengelage, sei nach dem Schwerpunkt in der Zielrichtung des Programms zu fragen, wofiir z.B. die Art der Programmgestaltung und die benutzten Sendesprachen Indikatoren sein könnten. 557 (2) Verneinung einer Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes aus Art. 73 Nr. 1 GG
Daneben gibt es auch einige Autoren, die die Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes aus Art. 73 Nr. 1 GG fiir einen europäischen Fernsehkanal vemeinen.sss Den eben aufgezeigten - überwiegend sehr kurzen - Stellungnahmen aus der Literatur lassen sich kaum detaillierte Kriterien fiir die Einordnung eines Mischsenders zur Gesetzgebungskompetenz der Länder oder des Bundes entnehmen. Insbesondere findet sich im genannten Schrifttum keine genauere 556 Schneider,
Zuständigkeit, S. 822.
557 Stammler,
ZUM 1988, S. 277 fT.
558 Jarass,
G 33; Reinert, S. 251; Puhl, DVBI 1992, S. 934 f., der sich explizit zwn EK.K äußert. Er hält aber daneben die Errichtw1g einer europäischen Rundfunkanstalt als zwischenstaatliche Einrichtung durch einfaches Bundesgesetz gemäß Art. 24 Abs. I GG fllr möglich. Starck, Deutsche Länder, S. 568, der ebenfalls auf den EKK eingeht, äußert sich zwar zur Problematik des Vertragsschlusses, läßt aber die Frage der Gesetzgebungszuständigkeit offen.
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
165
Analyse des Art. 73 Nr. 1 GG und des dort enthaltenen Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten". Deshalb ist es notwendig, diese Vorschrift einer näheren Untersuchung zu unterziehen. bb) Bestimmung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" gemäß Art. 73 Nr. 1 GG Der Begriff "auswärtige Angelegenheiten" wird in der Literatur zunächst ganz allgemein definiert als "die Rechtsbeziehungen eines Staates als unteilbarer Gesamtperson mit anderen Völkerrechtsträgern auf der Basis der Völkerrechtsordnung.559 Das BVerfG versteht unter den "auswärtigen Angelegenheiten" im Sinne des Art. 73 Nr. 1 GG alldiejenigen Beziehungen, "die sich aus der Stellung der Bundesrepublik als Völkerrechtssubjekt zu anderen Staaten ergeben."560 Sowohl die Definition des BVerfG als auch die Definition der Literatur ist sehr allgemein gehalten, so daß sich aus ihnen nichts Entscheidendes fiir den Inhalt des Art. 73 Nr. 1 GG entnehmen läßt. 561 Vor allem kann vor dem Hintergrund dieser Begriffsumschreibungen nicht geklärt werden, ob und ggf. in welchem Umfang die Veranstaltung von Rundfunk in den Bereich der "auswärtigen Angelegenheiten" fallt. (1) Stand in der Literatur zu Art. 73 Nr. 1 GG und seine Bewertung
Bei der näheren Bestimmung des Bereichs des Art. 73 Nr. 1 sind erhebliche Meinungsunterschiede in der Literatur feststellbar. Im folgenden sollen die verschiedenen Auffassungen dargestellt und bewertet werden. (a) Ablehnung der Auffassung Grewes, Scheuners und Kaufmanns Grewe, Scheuner und Kaufmann vertreten eine sehr weite Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG. Nach ihrer Ansicht soll durch den Abschluß eines völker-
559 Maunz,
in: MDHS, Art. 73, Rn. 29; V. Mangoldt/Kiein, Art. 73, Arun.
560 BVerfGE 33, 52, 60. 56 1 Jutzi,
Deutsche Schulen, S. 79.
m2 vor a.
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
rechtlichen Vertrages jeder Vertragsgegenstand zu einer "auswärtigen Angelegenheit" im Sinne von Art. 73 Nr. 1 GG werden. Der Bund solle in jedem Fall befugt sein, die zur Ausfiihrung von Verträgen erforderlichen Gesetze auch dann selbst zu erlassen, wenn es sich ursprünglich um Gegenstände der ausschließlichen Landesgesetzgebungszuständigkeit handelt. 562 Diese Ansicht ist zu Recht als viel zu weitgehend abgelehnt worden. Durch eine derart weite Auslegung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" verlöre Art. 73 Nr. 1 GG seine Konturen. Der Bund wäre nämlich in der Lage, allein über den Abschluß völkerrechtlicher Verträge die Gesetzgebungskompetenz an sich zu ziehen und damit die Zuständigkeiten der Länder über Art. 73 Nr. 1 GG völlig zu untergraben.563
(b) Sehr enge Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG
Nach einer in der Literatur vertretenen engen Auffassung gehören zu den Materien des Art. 73 Nr. 1 GG nur die Aufgaben, die traditionellerweise dem "auswärtigen Dienst" zugeordnet werden. 564 Das sind der deutsche diplomatische und konsularische Dienst im Ausland und die Regelung der Rechtsverhältnisse der entsprechenden ausländischen Vertretungen im Inland. 565
(aa) Weimarer Verfassungstradition Die enge Auslegung des Art. 73 Nr. I GG wird zum einen damit begründet, daß eine enge Auslegung dieser Vorschrift der Weimarer Verfassungstradition entspreche.566
562 Grewe, VVdStRL 12, S. 167-173 u. 177 (Leitsatz IV 3 c); Scheuner, Wehrbeitrag ll, S. !53; Kaufmann, Wehrbeitrag ll, S. 59. Auch nach vielen Angriffen in der Literatur scheint Grewe an dieser Auffassung festzuhalten (vgl. Grewe, Auswärtige Gewalt, S. 921 ff., Rz. 8). 563 Mosler, Auswärtige Gewalt, S. 255; Dreher, S. 94. 564 Ridder, S. 304. Auch Mallmann, JZ 1963, S. 352 und Rojahn, in v. Münch, Art 32 Rn. 17, vertreten diese Auffassung, bezeichnen sie jedoch zu Unrecht als h.M. 565 Blumenwitz, S. 87; Mosler, Auswärtige Gewalt, S. 226; Mallmann, JZ 1963, S. 352; Ridder, S. 304; Reinert, S. 245 und H. Krüger, S. 72 f. 566 Blumenwitz, S. 87, Rn. 23. So auch Jutzi, Deutsche Schulen, S. 78, Fn. 99, der
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Diesem Argument kommt deshalb besondere Bedeutung zu, weil die ansonsten vom BVerfG geübte Zurückhaltung gegenüber einer historischen Auslegung567 in seiner Rechtsprechung zu den Kompetenzkatalogen der Art. 73 ff. GG fast in sein Gegenteil verkehrt ist. 568 So ist der Maßstab der Verfassungstradition und der kompetentiellen Kontinuität seit langem eine zentrale Grundlinie des BVerfG bei der Auslegung von Gesetzgebungskompetenzen. 569 Kompetenzvorschriften des Grundgesetzes seien in stetem Rückblick auf Weimar formuliert worden. 570 Was die WRV materiell unter ihren Kompetenzzuweisungen verstanden hat wird deshalb auch der Interpretation der grundgesetzliehen Zuständigkeitsnorm unterlegt. Dies gelte besonders in den Fällen, in denen Materien aus der WRV in das Grundgesetz übernommen worden seien. 571 Trotz des eben zur Verfassungsrechtsprechung Gesagten ist im vorliegenden Fall hinsichtlich einer historischen Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG Zurückhaltung geboten: Denn zum einen deckt sich der Wortlaut des Art. 73 Nr. 1 GG nicht mit dem des Art. 6 Nr. 1 WRV. Zum anderen gab es unter der WRV keine umfangreicheren Kulturabkommen. Folglich wurde das Problem
im Ergebnis jedoch eine Beschränkung der "auswärtigen Angelegenheiten" auf die Materien des diplomatischen Verkehrs ablehnt. 567 ln anderen Bereichen mißt das BVerfD in st. Rspr. der Entstehtmgsgeschichte einer Vorseillift bei deren Auslegtmg nur insofern Relevanz zu "als sie die Richtigkeit einer nach (anderen] Grundsätzen ennittelten Auslegung bestätigt oder Zweifel behebt, die auf dem angegebenen Weg allein nicht ausgeräumt werden können" (BVerfGE I, 299, 312; 10 234, 244; II, 126, 131. 568 Siehe zur Bedeutung historischer Auslegtmg im Kompetenzbereich: März, S. 125; Scholz, Gesetzgebtmgskompetenz, S. 265, Bullinger, AöR 96 ( 1971 ), S. 237 ff. u. 256 f.; Stettner, Kompetenzlehre, S. 284. 569 Vgl in diesem Sinne bes. BVerfGE 2, 213 (220 ff.); 3, 407 (414 f.); 7, 29 (44); 10, 234 (238); 10, 285 (292 ff.) II , 192 (198 f.); 12, 205 (226 ff.); 23, 113 (124 f.); 26, 281 (299); 33, 52 (61); 33, 125 (152 f.); 36, 193 (206). 570 BVerfDE 3, 407, 414; 26,281 , 299; 33, 52, 61; 42, 20, 29. 571 BVertGE 3, 407, 415; 42, 20, 29. So war beispielsweise ein Rückblick auf die Weimarer Rechtslage und Verwaltungspraxis im I. Rundfunkurteil ein wesentliches Argument fllr die Beschränkung des Femmeldewesens auf die Übertragungstechnik (BVerfDE 12, 205, 230 ff.). -Nur ganz selten finden sich Entscheidungen gegen eine Weimarer Kompetenzzuordnung, und dies vornehmlich dann, wenn der Text des Grundgesetzes divergiert (z.B. BVerfDE 26,281 , 299 f.; auch 338, 398. Zu den Gefahren dieser Praxis: März, S.l26).
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
des Rechts zum Vertragsschluß durch die Länder auch nicht eingehend diskutiert.572 Die WRV regelte das Handeln von Reich und Ländern nach außen in ähnlicher Weise und in der gleichen Systematik wie das Grundgesetz; sie enthielt jedoch in den betreffenden Artikeln teilweise einen etwas anderen Wortlaut als die Art. 73 Nr. 1 und Art. 32 Abs. 3 GG: Das Reich hatte gemäß Art. 6 Nr. 1 WRV die ausschließliche Gesetzgebungskompetenz hinsichtlich der "Beziehungen zum Ausland" im Gegensatz zur Regelung des Art. 73 Nr. 1 GG, der dem Bund die ausschließliche Zuständigkeit fiir "auswärtige Angelegenheiten" verleiht. Gemäß Art. 78 Abs. 2 WRV konnten die Länder in Materien, deren Regelung der Landesgesetzgebung zustand, mit auswärtigen Staaten Verträge abschließen. Ist die letztgenannte Regelung mit derjenigen des Grundgesetzes (Art. 32 Abs. 3) inhaltlich identisch, so zeigt sich in Art. 78 Abs. 1 WRV ein bemerkenswerter Unterschied zur entsprechenden Regelung des Art. 32 Abs. 1 GG: Indem die WRV dem Reich die Pflege der Beziehungen zu auswärtigen Staaten "ausschließlich" verlieh, gab sie dem Reich - zumindest dem Wortlaut nach - eine stärkere Stellung, als dies im Grundgesetz zugunsten des Bundes der Fall ist. Der Wortlaut des Art. 6 Nr. 1 WRV wurde schon bei den Beratungen zur WRV unterschiedlich interpretiert. Nach einer weiten Auslegung sollte dem Reich durch diese Bestimmung die gesamte "auswärtige Politik in Gesetzgebung und Verwaltung" ausschließlich zugewiesen sein. 573 Auf der anderen Seite gab es schon im Verlauf der Beratungen - nach Widerständen seitens der Länder574 - auch engere Auslegungen des Art. 6 Nr. 1 WRV. 575 Auch in der Staatsrechtslehre war der Regelungsgehalt des Art. 6 Nr. 1 WRV umstritten.576 Auf der einen Seite wurde die Auffassung vertreten, daß 572 Nitschke, S. 32 f. 573 Preuss, VerhandlWlgen der verfassWiggebenden Deutschen NationalversammlWlg, Band 336, S. 283; so auch die Abg. Heinze, (ebd. S. 283) Wld Gröber (ebd. S. 419). 574 Hecke/, AöR 46 (1924), S. 213. 575 So der Abg. Kahl, VerhandlWigen (zit. in Fn. 577), S. 35. 576 Allerdings flUit auf, daß sich nur wenige Autoren der Weimarer Staatsrechtslehre ausfUhrlieh mit Art. 6 Abs. I WRV auseinandergesetzt haben oder den Versuch Wlternommen haben, den Inhalt dieser Vorschrift näher zu bestimmen (soweit ersichtlich sind dies nur Hecke/, Gebhard Wld Hatschek (Wlten Fn. 581, 582 u.538)).
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diese Vorschrift dem Reich lediglich die Kompetenz zuweise, seine eigene auswärtige Verwaltung und die Rechtsstellung der zum Reich entsandten Vertreter anderer Staaten zu regeln. Eine Kompetenz, die sich auch aus der Natur der Sache ergeben hätte. 577 Nach Gebhard578 schränkt sich die Zuständigkeit des Reiches nach dieser Vorschrift auf Gegenstände ein, die das Reich schon nach anderen Bestimmungen gesetzlich regeln konnte; eine darüber hinausgehende eigenständige Bedeutung habe Art. 6 Nr. I WRV nicht. Nach dieser Auffassung war den Ländern also zumindest theoretisch nicht prinzipiell das Recht verwehrt, bedeutendere und umfangreichere Verträge mit auswärtigen Staaten zu schließen. Hatschek579 hingegen vertrat die Ansicht, das Reich habe gemäß Art. 6 Nr. I WRV das Recht, auch außerhalb der bisherigen Reichskompetenz ohne eine verfassungsändernde Erweiterung der Gesetzgebungskompetenz Verträge mit auswärtigen Staaten zu schließen. Andere Autoren waren- ohne explizit auf Art. 6 Nr. 1 WRV einzugehender Auffassung, die Länder hätten im Rahmen des Art. 78 Abs. 2 WRV nur die Kompetenz, weniger bedeutsame Verwaltungsverträge abzuschließen und beispielsweise Fragen des Grenzverkehrs oder der Ausnutzung von Wasserkraft durch völkerrechtliche Vereinbarungen zu regeln.580 Da die Länder unter der WRV wie unter dem Grundgesetz berechtigt waren, in Angelegenheiten ihrer Gesetzgebung Verträge abzuschließen, folgt aus dieser restriktiven Hai-
Gegenstand der staatsrechtlichen Diskussion zur Bestimmung des Umfangs des Vertragsschließungsrechtes der Länder war zumeist Art. 78 Abs. 2 WRV (der heutige Art. 32 Abs. 3 GG). Zum einen wurde die Ansicht vertreten, schon aus Art. 78 Abs. 2 WRV ergebe sich ein Verbot filr die Länder, völkerrechtliche Verträge über Gegenstände der konkurrierenden Gesetzgebung mit auswärtigen Staaten zu schließen (Hatschek, l. Aufl., S. 441 ff.; 2. Aufl., Band. 2, S. 515 ff.) Nach anderer Auffassung sollten die Länder nach wie vor auch auf dem Gebiet der konkurrierenden Gesetzgebungskompetenzen zu Vertragsschlüssen berechtigt sein, sofern das Reich den betreffenden Gegenstand noch nicht geregelt habe (Anschatz, S. 418; Hecke/, AöR 46 (1924), S. 216; Nitschke, S. 32; Poetzsch-Heffter, S. 340; Fleischmann, S. 213). 577 Hecke/,
AöR 46 (1924), S. 214.
578
Gebhard, S. 92.
579
Hatschek, 2. Aufl., S. 521.
580 Stier-Somlo,
S. 187; Giese, Art. 78 Nr. 4, S. 205. Auch in den Verhandlungen der verfassungsgebenden Deutschen Nationalversanunlung wurde diese Ansicht geäußert (Abg. v. Deibrack im Verfassungsausschuß, Verhandlungen der verfassungsgebenden Deutschen Nationalversanunlung, Band 336, S. 35).
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
tung gegenüber Länderverträgen zwingend, daß diese Autoren Art. 6 Nr. 1 WRV weit ausgelegt haben und dieser Kompetenztitel zugunsten des Reiches mehr umfaßt haben muß als nur die Zuständigkeit des Reiches für den diplomatischen Verkehr. Aus alledem ergibt sich, daß die Auffassungen hinsichtlich des Umfangs des Vertragsschließungsrechtes der Länder unter der WRV ebensoweit auseinanderlagen wie unter dem Grundgesetz. Verdeckt wurde dieser Streit in der Praxis jedoch dadurch, daß er weitgehend theoretisch blieb, weil es unter der WRV keine ausgedehnte Vertragstätigkeit der Länder gab. Dies lag zum einen daran, daß der Bereich eines möglichen Vertragsschlusses durch die Länder sehr eingeengt war, weil das Reich in mehr oder weniger allen bedeutenden konkurrierenden Gesetzgebungsmaterien selbst tätig war und den Ländern dadurch wenig Handlungsspielraum verblieb. Zum anderen machten die Länder von dem ihnen verbleibenden Recht zum Vertragsschluß von sich aus wenig Gebrauch. 581 Aus der Interpretation des Art. 6 Nr. 1 WRV ergeben sich somit keine entscheidenden Hinweise für die Auslegung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten". Insbesondere spricht die Weimarer Verfassungstradition nicht zwingend für eine enge Auslegung dieses Kompetenztitels. (bb) Der Parlamentarische Rat Bezüglich der Vertragsschließungskompetenz der Länder wurden einige signifikante Unterschiede zwischen der WRV und den entsprechenden Formulierungen des Grundgesetzes festgestellt. 582 Es ist zu fragen, ob sich aus der Entstehungsgeschichte der entsprechenden Grundgesetznormen Gründe für diese Unterschiede entnehmen lassen. Die Motive für die Änderung des Wortlauts der Art. 32 Abs. 1 (Streichung des Wortes "ausschließlich") und 73 Nr. 1 GG (jetzt "auswärtige Angelegen-
581
Nitschke, S. 32 f.
Wie oben (S. 168) gezeigt, wurde aus einer "ausschließlichen" Zuständigkeit des Reiches fUr die Pflege der Beziehungen zu auswärtigen Staaten gemäß Art. 78 Abs. 1 WRV eine bloße Zuständigkeit für die Pflege der Beziehungen gemäß Art. 32 Abs. 1 GG. Art. 73 Nr. 1 GG verleiht dem Bund nunmehr die Gesetzgebungskompetenz fUr "auswärtige Angelegenheiten" anstatt die Kompetenz fUr die "Beziehungen zum Ausland" gemäß Art. 6 Nr. 1 WRV. 582
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
171
heiten" statt "Beziehungen zum Ausland") lassen sich aus den Protokollen nicht ennitteln. 583 Auch bezüglich der Interpretation des Art. 73 Nr. 1 GG läßt sich den Beratungsprotokollen des Parlamentarischen Rates keine einheitliche Linie entnehmen, geschweige denn eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten". Während zum einen die These vertreten wurde, der Begriff umfasse nur die diplomatischen Angelegenheiten,584 findet sich andererseits die Auffassung, der Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" umfasse die "vertraglichen Angelegenheiten zwischen den Staaten". 585 Den Beratungsprotokollen läßt sich lediglich entnehmen, daß sich im Laufe der Verhandlungen die Ansicht durchgesetzt hat, daß "auswärtige Angelegenheiten" zumindest nicht nur den diplomatischen Verkehr umfassen sollten. Somit ergeben sich auch aus der Entstehungsgeschichte keine entscheidenden Hinweise für die Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG. (cc) Art. 73 Nr. 1 GG und andere Gesetzgebungskompetenzen des Bundes mit Außenbezug Für die sehr enge Auslegung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" im Sinne der obigen Definition könnte sprechen, daß in den Kompetenzkatalogen der Art. 73 und 74 GG eine Reihe von Einzelzuständigkeiten aufgeführt sind, die Auslandsbezüge aufweisen und sich bei weiter Auslegung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" mit Art. 73 Nr. 1 GG überschnei583 Dies liegt daran, daß die heutige Fassung der Art. 32 und 73 Nr. I GG auf gleichlautende Entwürfe des Herrenchiemseer Verfassw1gskonvikts (HChE) zurückgeht. Die Formulierungen aus dem HChE wiederum lassen sich auf Vorarbeiten des Vertreters Bayerns, Kollmann, zurückftlhren und tauchen unverändert und unumstritten auch im Bericht zu Art. 35 HChE des Unterausschusses ll auf. Während der gesamten Dauer der Beratungen sowohl auf Herrenchiemsee als auch im Parlamentarischen Rat waren diese Änderungen - soweit ersichtlich - nicht umstritten. (Abg. Wagner zu Art. 35 Nr. 1 HChE im Ausschuß filr Zuständigkeitsabgrenzungen in der 2. Sitzung am 22. 9. 1948, zit. in: Wemer, S. 23). 584 Z.B. Abg. Hoch zu Art. 35 Nr. I HChE im Ausschuß ftlr Zuständigkeitsabgrenzungen in der 17. Sitzung am 17.11 .1948, zit. in: Wemer, S. 598. 585 Abg. Strauß zu Art. 35 Nr. I HChE im Ausschuß flir Zuständigkeitsabgrenzungen in der 15. Sitzung am 17.11.1948, zit. in: Wemer, S. 598. Umstritten war auch die Frage, ob die "Sicherung des Bundes" im Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" enthalten ist ( ebd. S. 597 ff. ).
172
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den oder sogar vollständig von ihm umschlossen würden. Beispielhaft seien hier nur die Handels- und Schiffahrtsverträge und der Waren- und Zahlungsverkehr mit dem Ausland gemäß Art. 73 Nr. 5 GG genannt. Dies könnte darauf hindeuten, daß Art. 73 Nr. 1 GG im o.g. Sinne sehr eng auszulegen ist. Wenn diese Vorschrift nur den auswärtigen Verkehr umfaßt, käme den speziellen Ermächtigungen der Art. 73 und 74 GG noch eine eigenständige Rolle zu.586
Dieser Argumentation kann jedoch entgegengehalten werden, daß weit gefaßte Normen oder Generalnormen Einzelregelungen nicht notwendigerweise überflüssig machen. 587 So können Einzelregelungen bestimmte Sachverhalte im Detail anders regeln als die entsprechende allgemeine Vorschrift. Darüber hinaus können Einzelregelungen auch klarstellende Funktion haben. So gibt es beispielsweise im Bereich der Gesetzgebungszuständigkeiten ambivalente Sachverhalte, die zu einem Teil von der allgemeineren Zuständigkeitsnorm der Art. 73 f. GG erfaßt sind. Daneben haben sie aber zugleich Bezüge zu Gesetzgebungskompetenzen, die ansonsten den Ländern zustehen. Hier kann eine Einzelregelung klarstellen, daß die betreffende Materie in ihrer Gesamtheit der ausschließlichen oder konkurrierenden Gesetzgebungsbefugnis des Bundes zuzuordnen ist, obwohl sie auch Bezüge zu Länderkompetenzen hat. Der Abschluß z.B. eines Handelsvertrages könnte bei weiter Auslegung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" zur Gesetzgebungskompetenz aus Art. 73 Nr. l GG gehören. Daneben weisen Handelsverträge aber auch eine Nähe zum Kompetenzbereich des Rechts der Wirtschaft des Art. 74 Nr. 11 GG auf, für die die Länder zumindest konkurrierend zuständig sind. Mit der zusätzlichen Regelung des Art. 73 Nr. 5 GG stellt die Verfassung nun klar, daß ftir die Regelung der Handelsverträge auf jeden Fall ausschließlich der Bund zuständig ist. Dies soll nach dieser Vorschrift auch dann gelten, wenn eine Kompetenzabgrenzung zwischen Art. 73 Nr. 1 GG und Art. 74 Nr. ll GG ergeben sollte, daß die betreffende Materie ihrem Schwerpunkt nach nicht zu den "auswärtigen Angelegenheiten", sondern zum Recht der Wirtschaft gehörte und der Bund seine ihm gemäß Art. 74 Nr. 11 GG zustehende Kompetenz nicht wahrgenommen hätte. Im übrigen zeigt Art. 74 Nr. 11 GG, daß Überschneidungen und sogar ein völliges Umfassen einer speziellen Gesetzgebungskompetenz von einem all-
586 Blumenwitz, 587 Hirsch,
S. 87.
S. 124.
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gemeinen Kompetenztitel nichts Ungewöhnliches sind. So gibt es Überschneidungen zwischen dem Recht der Wirtschaft (Art. 74 Nr. 11) mit den Nummern 1, 4 und 12 des Art. 74 GG.sss (dd) Sonstige Argumente für eine enge Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG Die eben dargestellten Ausführungen haben gezeigt, daß sich die These nicht untermauem ließ, wonach zu den "auswärtigen Angelegenheiten" nur der diplomatische Dienst zu zählen sei. Dennoch ist zu fragen, ob sich im Grundgesetz Anhaltspunkte, wenn nicht für die sehr enge im obigen Sinne, so doch für eine enge Auslegung des Art. 73 Nr. I GG finden lassen. Aus einem Vergleich des Art. 73 Nr. 1 GG mit anderen Gesetzgebungskompetenzen des Bundes lassen sich zumindest zwei Gründe dafür anfuhren, den Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" nicht zu weit zu fassen: Zum einen weist das Grundgesetz dem Bund in Art. 73 GG eine Reihe von Gesetzgebungsmaterien ausschließlich zu, die so eng mit dem Gesamtstaat verbunden sind, daß sie auch ohne ausdrückliche Erwähnung in Art. 73 GG aus der Natur der Sache heraus den Ländern entzogen und allein dem Bund zugewiesen wären. Dazu zählen beispielsweise die Staatsangehörigkeit im Bunde gemäß Art. 73 Nr. 2 GG oder die Bundeseisenbahnen gemäß Art. 73 Nr. 6a GG. 589 Die anderen ausschließlichen Bundeskompetenzen, wie etwa die Verteidigung (Art. 73 Nr. I GG) oder das Währungs-, Geld- und Münzwesen (Art. 73 Nr. 4 GG), sind meist sehr eng gefaßt. Sie sind aus unwiderlegbaren gesamtstaatlichen Erwägungen heraus allein dem Bund zugewiesen. Auch bei einer Untätigkeit des Bundes wären diese Materien den Ländern völlig entzogen. Zu diesen überwiegend sehr eng gefaßten Kompetenzen würde es nicht passen, einzig die in Nr. 1 aufgeführten "auswärtigen Angelegenheiten" weit zu fassen und so den Ländern größere gesetzgeberische Möglichkeiten auf Dauer völlig zu entziehen.
588 Maunz, in: MDHS, Art. 74 Rn. 149.- Art. 74 Nr. 16, wonach der Bund die konkurrierende Gesetzgebung for die Verhutung wirtschaftlicher Machtstellwtg hat, ist sogar vollständig vorn Recht der Wirtschaft urnfaßt und fiele daher auch dann in die konkurrierende Gesetzgebwtgskornpetenz des Bundes, wenn Art. 74 Nr. 16 GG in den Gesetzgebungskatalogen nicht aufgeführt wäre. 589 Degenhart,
Staatsrecht I, Fn. 102.
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Zum zweiten zeigt auch ein Vergleich mit der konkurrierenden Gesetzgebung des Art. 72 Abs. 1 GG, daß die ausschließlichen Kompetenztitel des Bundes nicht zu weit ausgelegt werden dürfen. Im Bereich konkurrierender Gesetzgebung haben die Länder gemäß Art. 72 Abs. 1 GG die Befugnis zur Gesetzgebung, solange und soweit der Bund von seinem Gesetzgebungsrecht keinen Gebrauch macht. Der Bund wiederum darf nur dann legiferieren, "wenn und soweit die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet oder die Wahrung der Rechts- oder Wirtschaftseinheit im gesamtstaatlichen Interesse eine bundesgesetzliche Regelung erforderlich machen. "590 Aus der Regelungssystematik des Art. 72 Abs. 1 GG ergibt sich, daß die Länder selbst dann noch die Befugnis zur Gesetzgebung haben, wenn eigentlich eine Bundesregelung zur Erreichung der in Art. 72 Abs. 2 GG genannten Ziele erforderlich wäre. Im Unterschied dazu sind die Länder im Bereich ausschließlicher Gesetzgebungsmaterien des Bundes - abgesehen von einer ausdrücklichen Länderermächtigung durch Bundesgesetz gemäß Art. 71 GG - auch dann vollständig von der Gesetzgebung ausgeschlossen, wenn der Bund aus irgendeinem Grunde nicht legiferiert. Es erschiene nun wenig systemgerecht, den Ländern im Bereich konkurrierender Gesetzgebung das Gesetzgebungsrecht selbst bei erforderlicher bundesgesetzlicher Regelung zu belassen, die selben Länder andererseits aber aufgrund einer weiten Auslegung von Art. 73 Nr. 1 GG bei all denjenigen Materien von der Gesetzgebung auszuschließen, in denen eine bundesgesetzliche Regelung nicht erforderlich erscheint. Dies gilt zumal dann, wenn die Länder dadurch aus einer ansonsten im wesentlichen in ihren Regelungsbereich fallenden Materie - wie z.B. der Kultur - verdrängt werden würden. Auch diese Überlegung spricht dafür, den unbestimmten Rechtsbegriff der "auswärtigen Angelegenheiten" nicht zu weit auszudehnen. Abschließend ist noch auf einige Grundgesetzänderungen der letzten Jahre hinzuweisen, die zwar nicht fiir die o.g. sehr enge Auslegung sprechen, die aber doch einen Hinweis darauf geben, Art. 73 Nr. 1 GG nicht allzuweit auszudehnen. Im Zuge der letzten Grundgesetzänderungen ist innerhalb der Verfassung eine Tendenz zur Stärkung der Kompetenzen der Bundesländer festzustellen. So wirken die Länder seit der Ergänzung des Art. 50 GG im Jahre 1992 durch den Bundesrat auch in Angelegenheiten der Europäischen Union mit. Die 590 So die neue Fassung des Art. 72 Abs. 2 GG. Nach Art 72 Abs. 2 a.F. genügte noch ein Bedürfnis nach bundesgesetzlicher Regelung.
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Rechte des Bundesrates wurden wiederum im neugefaßten Art. 23 GG gestärkt, der seinerseits die Übertragung von Souveränitätsrechten auf die Europäische Union regelt. Auch die Neufassung des Art. 72 GG im Jahre 1994, die den Verlust der Gesetzgebungskompetenzen der Länder in der Vergangenheit ausgleichen soll591 , weist in diese Richtung. Die angesprochenen Änderungen sprechen dafür, daß das Grundgesetz insgesamt "länderfreundlicher" geworden ist, was wiederum auch für eine "länderfreundliche" - sprich engere Auslegung der Bundeskompetenzen spricht. (c) Richtigkeit einer vermittelnden Auffassung zu Art. 73 Nr. 1 GG Schon eben unter (b) wurde gezeigt, daß die Argumente für die sehr enge Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG nicht durchschlagend sind. Lediglich die letzten unter (dd) gemachten Ausführungen deuteten darauf hin, daß diese Kompetenznorm nicht zu weit ausgelegt werden darf. Darüber hinaus gibt es zusätzlich noch gewichtige Gründe, die zwar nicht für die sehr weite Auslegung im Sinne Grewes, Scheuners und Kaufmanns sprechen, die aber doch deutlich über die unter (b) dargestellte sehr enge Auslegung hinausgehen.
(aa) Wortlaut des Art. 73 Nr. 1 GG Zum ersten begrenzt der Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" nicht schon von seinem Wortsinn her die Kompetenzen des Bundes auf den auswärtigen Dienst. Er läßt vielmehr auch Spielraum für eine weitere Auslegung etwa dahingehend, daß dem Bund die Gesetzgebungszuständigkeit auch dann zukommen soll, wenn Belange betroffen sind, deren Bezüge im wesentlichen nach außen gerichtet sind. 592 Für eine über den Begriff des auswärtigen Verkehrs hinausgehende Auslegung spricht auch ein Vergleich mit dem Wortlaut des Art. 87 Abs. 1 S. 1 GG. Dort wird bestimmt, daß der Auswärtige Dienst in bundeseigener Verwaltung geführt wird. Wenn nun Art. 73 Nr. 1 GG nur die Regelung des auswärtigen Verkehrs umfassen soll, so ist die im Vergleich zu Art. 87 Abs. 1 S. 1 GG andere Wortwahl nicht verständlich.593
59 !
Jarass/Pieroth, Art. 72 Rn. 1.
592
So im Ergebnis auch Hirsch, S. 124.
593 Jutzi,
Deutsche Schulen, S. 80.
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(bb) Verhältnis von Art. 32 GG Abs. 1 GG zu Art. 73 Nr. 1 GG Art. 32 GG regelt die fur jede bundesstaatliche Ordnung wichtige Frage, wie die Kompetenzen von Bund und Gliedstaaten hinsichtlich der auswärtigen Beziehungen verteilt sind. Art. 32 Abs. 1 GG weist dem Bund als Gesamtstaat die Pflege der Beziehungen zu auswärtigen Staaten zu. Die Pflege auswärtiger Beziehungen umfaßt dabei den gesamten Bereich der auswärtigen Gewalt: Dazu gehören nicht nur Vertragsabschlüsse, sondern beispielsweise auch formliehe einseitige Rechtsakte sowie Maßnahmen auf der rein politischen Ebene (z. B. Staatsbesuche und Regierungserklärungen). 594 Im Verkehr mit auswärtigen Staaten mißt das Grundgesetz dem Bund somit eine starke Stellung bei. Die Kompetenzen der Länder bei Vertragsschlüssen sind in den Absätzen 2 und 3 geregelt: Gemäß Art. 32 Abs. 2 GG ist vor dem Abschluß eines Vertrages, der die besonderen Verhältnisse eines Landes berührt, das betreffende Land rechtzeitig zu hören. Darüber hinaus gewährt Art. 32 Abs. 3 GG den Ländern unter bestimmten Voraussetzungen das Recht, mit auswärtigen Staaten völkerrechtliche Verträge zu schließen. 595 Zunächst ist fraglich, ob Art. 32 Abs. 1 GG fur die Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG überhaupt herangezogen werden darf. Denn beide Normen haben unterschiedliche Zielrichtungen: Art. 32 GG regelt Kompetenzen von Bund und Ländern, wenn es um die Beziehungen zu auswärtigen Staaten geht; Art. 73 Nr. 1 GG regelt hingegen die nach innen gerichtete Staatstätigkeit der Gesetzgebung. Ein Zusammenhang beider Normen ergibt sich dennoch mittelbar über Art. 32 Abs. 3 GG. Nach dieser Vorschrift hängt die Befugnis der Länder zum Vertragsschluß unmittelbar von ihrer Gesetzgebungszuständigkeit ab. Da das Ausmaß der Gesetzgebungszuständigkeit der Länder wegen der ZuständigkeitsregeJung des Art. 70 Abs. 1 GG wiederum von der Reichweite der einzelnen Bundeskompetenzen in den Art. 73 ff. beeinflußt wird, wirkt sich eine weite oder enge Auslegung von Art. 73 Nr. 1 GG mittelbar auch auf den Umfang der Vertragskompetenz der Länder aus. Daher ist es grundsätzlich zulässig, innerhalb des Art. 73 Nr. 1 GG auch die Regelungen des Art. 32 GG heranzuziehen. 594 Mosler, Auswärtige 595
Gewalt, S. 257 mit Verweis aufS. 252.
Siehe zu den Voraussetzungen oben S. 160.
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Da Art. 32 GG sowohl dem Bund, als auch den Ländern Vertragsschließungskompetenzen einräumt, ist fraglich, zu welchen Ergebnissen man gelangt, wenn Art. 32 GG fiir die Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG herangezogen wird. Eine in der Literatur weit verbreitete Ansicht sieht in Art. 32 Abs. I GG die materiell-rechtliche Grundnorm der auswärtigen Gewalt, die eine umfassende Kompetenzzuweisung an den Bund beinhaltet. Mit Art. 32 Abs. 1 GG kehre das Grundgesetz den in Art. 30 GG niedergelegten Grundsatz fiir den Bereich der auswärtigen Gewalt um, wonach die staatlichen Befugnisse und die Erfiillung staatlicher Aufgaben prinzipiell den Ländern zugewiesen sind. Aus dieser kompetentiellen Schwerpunktverschiebung im Bereich der auswärtigen Gewalt hin zum Bund wird dann für die Klärung von Auslegungs- und Abgrenzungsproblemen im Bereich der auswärtigen Gewalt eine Kompetenzvermutung zugunsten des Bundes gesehen.596 Auf den ersten Blick scheint die Stellung von Art. 32 Abs. 3 GG zu Absatz 1 derselben Vorschrift sowie das Verhältnis des gesamten Art. 32 GG zur Kompetenzregelung in Art. 30 GG eine Kompetenzvermutung zugunsten des Bundes nahezulegen. Es muß jedoch beachtet werden, daß eine Vermutungsregelung regelmäßig nur dann Anwendung finden kann, wenn sich bezüglich der Auslegung einer Vorschrift Unsicherheiten ergeben. Nur in Fällen, in denen selbst unter Zuhilfenahme sämtlicher Auslegungsregeln kein eindeutiges Ergebnis bezüglich der Zuständigkeit ermittelt werden kann, hat eine Vermutungsregelung die Aufgabe, die Materie entweder dem Bund oder den Ländern zuzuweisen. Da die Auslegung des Art. 73 Nr. 1 im vorliegenden Fall nicht abgeschlossen ist, läßt sich noch nicht sagen, ob sich der Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" allein durch Auslegung- also ohne eine Vermutungsregel -zweifelsfrei bestimmen läßt. Daher hat eine etwa bestehende Vermutungsregel zugunsten des Bundes aus Art. 32 Abs. 1 GG im Rahmen der Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG keinen Platz.
596 Rojahn, in: v. Münch, Art. 32, Rn. 6; Oppermann, Kulturverwaltungsrecht, S. 608; Maunz, in: MaWlZIDürig, Art. 32, Rn. 16. Auch das BVerfG geht im Konkordatsurteil (E 6, 309, 362) von einer Kompetenzvermutung zugunsten des Bundes auf dem Gebiet der auswärtigen Gewalt aus. Soweit ersichtlich gibt es zu dieser Auffassung keine Gegenstimmen in der Literatur. 12 Schmid
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(cc) Sonstige Argumente fiir eine weite Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG Ein Argument gegen die oben dargestellte sehr enge Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG ist darin zu sehen, daß die Regelung des diplomatischen und konsularischen Dienstes schon aufgrund der Natur der Sache in die Zuständigkeit des Bundes fallen müßte. Einer Erwähnung des diplomatischen Dienstes in Art. 73 Nr. 1 GG bedürfte es daher nicht. 597 Dem ist jedoch entgegenzuhalten, daß das Grundgesetz in den Art. 70 ff. darauf angelegt ist, eine lückenlose und zweifelsfreie positive Kompetenzabgrenzung zwischen Bund und Ländern vorzunehmen. Dazu gehört, daß die Verfassung nach der Systematik dieses Abschnitts möglichst alle Gesetzgebungskompetenzen des Bundes vollständig und abschließend aufzählt; ein Rückgriff auf ungeschriebene Gesetzgebungskompetenzen ist demgegenüber die Ausnahme. Daß die Vertretung des Gesamtstaates Bundesrepublik nach außen nur eine Sache des Bundes sein kann, trotzdem aber Aufnahme in Art. 73 Nr. 1 GG gefunden hat, besagt deshalb noch nicht, daß diese Vorschrift weit auszulegen wäre. Darüber hinaus könnte die ausdrückliche Festschreibung des auswärtigen Dienstes in Art. 73 Nr. 1 GG auch die Funktion übernehmen, die diplomatische Vertretung Deutschlands allein dem Bunde zuzuweisen und die Länder von der Befugnis auszuschließen, eigene Vertretungen im Ausland zu errichten. Gegen eine weite Auslegung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten", die sich zwischen den unter (a) und (b) dargestellten Ansichten bewegt, kann jedoch nicht angefiihrt werden, daß durch eine solche Auslegung notwendigerweise das interne Gewicht zwischen Bund und Ländern im Bereich der Gesetzgebung verlagert wird.598 Dieses Argument basiert in Wirklichkeit auf einem Zirkelschluß: Verleiht das Grundgesetz dem Bund durch eine Zuständigkeitsnorm eine bestimmte Kompetenz, so ist der Kompetenzbereich der Länder schon von vornherein kleiner. Von einer Kompetenzverschiebung kann dann keine Rede mehr sein. Weist die Verfassung dem Bund hingegen keinen Kompetenztitel zu, so bleibt der Kompetenzbereich der Länder unberührt. Die Frage einer Kompetenzverlagerung zu Lasten der Länder stellt sich hier also ebenfalls nicht. Die Frage einer weiten oder engen Auslegung einer Bundeskompetenz muß daher aus sich heraus geklärt werden. Der bloße Hin-
597 So auch Mosler, Auswärtige Gewalt, S. 266 f., der sich jedoch im Ergebnis ftir eine enge Auslegung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" ausspricht. 598
So Blumenwitz, S. 87, gegen die sehr enge Auffassung.
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weis auf eine möglicherweise "unzulässige Kompetenzverlagerung" kann dabei nicht als Auslegungsargument herangezogen werden. 599 Das eben in Fußnote 599 angeführte Beispiel des Auslandsrundfunks zeigt auch, daß es in bestimmten Fällen näher liegt, bezüglich einer Materie statt einer Länderkompetenz eine Bundeskompetenz für "auswärtige Angelegenheiten" anzunehmen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn eine bestimmte Materie überwiegend Auslandswirkung hat und sich deshalb kein oder nur ein geringer Anknüpfungspunkt an die Gesetzgebung eines bestimmten Bundeslandes finden läßt. So hat der hier angesprochene, ausschließlich auslandsgerichtete Rundfunk fast keine Rückwirkungen auf das Inland, weil nur Personen außerhalb des Bundesgebietes angesprochen werden und Inländer in der Regel keine Möglichkeit haben, die Sendungen zu empfangen.600 Wird- wie bei der DW ·im Ausland ein umfassendes Bild Deutschlands vennittelt, so hat dies auch den Charakter der gesamtstaatlichen Repräsentation nach außen.601 Die Repräsentation nach außen wiederum steht in engem Zusammenhang mit der Vertretung der Bundesrepublik nach außen durch den diplomatischen Dienst, der in jedem Fall zu den "auswärtigen Angelegenheiten" zu rechnen ist. Es erscheint deshalb sachgerecht, die betreffende Materie mit zu den "auswärtigen Angelegenheiten" des Art. 73 Nr. I GG zu zählen.602
599 Daß die Regelung von Sachverhalten, die unter den Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" subsumiert werden können, nicht zwingend zu einer Kompetenzverlagerung zu Lasten der Länder fllhrt, zeigt auch das Beispiel des Auslandsrundfunks. Zwar gehört die Regelung des Rundfunkwesens grundsätzlich in den Kompetenzbereich der Länder. Sollte dennoch die Veranstaltung von ausschließlich auslandsgerichteten Fernsehsendungen wie denen der DW zu Art. 73 Nr. 1 GG gehören- was an späterer Stelle (siehe unten S. 182 und S. 198) noch untersucht werden wird-, würde das den Bereich des ausschließlichen Inlandsfunks unbeiilhrt Jassen. Von einer Aushöhlung der Länderkompetenzen könnte keine Rede sein. 600 Neben dem rein auslandsgerichteten Rundfunk gilt in der Literatur auch das Auslandsschulwesen als Beispiel daftlr, daß es Staatstätigkeiten auf fremdem Territorium gibt, fitr die es an einem sinnvollen Anknüpfungspunkt filr die Gesetzgebung eines Landes fehlt (so z.B. Jutzi, Deutsche Schulen, S. 83 ff.; Fastenrath, S. 109; Stammler, ZUM 1988, S. 277). 601
Lerche, Kompetenzbereich, S. 14.
Daß auch das BVeifG die Unterscheidung zwischen Inlandsrundfunk und reinem Auslandsrundfunk als mögliches Unterscheidungskriterium filr die Beantwortung der Frage nach der Zuständigkeit hervorhebt, zeigt die Tatsache, daß es die Frage der Bundeszuständigkeit ftlr reinen Auslandsrundfunk in seiner 1. Fernsehentscheidung eigens erwähnt hat und Bedingungen filr eine möglicherweise vorliegendeBundeskompe602
12*
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
Die Abschnitte (a) bis (c) haben ergeben, daß gute Gründe dafiir sprechen, zum Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" zwar nicht alle Materien mit einer irgendwie gearteten Auslandsbeziehung zu zählen, daß zur Bundeskompetenz aus Art. 73 Nr. 1 GG aber mehr als nur der diplomatische Dienst gehören muß. Jedoch ist mit dieser Aussage, die eine Mittelposition zwischen den unter (a) und (b) dargestellten Ansichten darstellt, noch nicht entschieden, wie nun der Inhalt des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" genau lautet. Vor allem ist noch nicht ausgemacht, wo seine Begrenzungen sind. (2) Definition der "auswärtigen Angelegenheiten" durch die h.L. und multinationale Rundfunksender
(a) Definition der "auswärtigen Angelegenheiten" durch die h.L. Nach wohl h.M. in der Literatur, die zu der eben unter (c) dargestellten Mittelposition zu rechnen ist, gehören zu den "auswärtigen Angelegenheiten" im Sinne des Art. 73 Nr. 1 GG "alle Gegenstände mit inhaltlich notwendiger und unmittelbarer Auslandsbeziehung603 oder Auslandswirkung604 (bzw. nur Gegenstände mit unmittelbarer Außenwirkung605)". Diese Begriffsbestimmung wird teilweise noch präzisiert: Entscheidend sei, ob ein bestimmter Sachverhalt seiner konkreten Struktur nach sein maßgebendes, charakteristisches Gepräge durch den Auslandsbezug erhält. Auch Gegenstände, die normalerweise in die Länderzuständigkeit fielen, könnten dann zur "auswärtigen Angelegenheit" des Bundes werden, wenn für den fraglichen Regelungskomplex der Auslandsbezug das maßgebende Charakteristikum bilde. 606 Bei diesen Materien, die üblicherweise in die Länderzuständigkeit fietenz genannt hat, ohne daß die Frage Gegenstand des Verfahrens gewesen ist (BVerfGE 12,241 f.). 603 V. Mangoldt!Klein, Band. 2, Art. 73, Anm. ill 2a, S. 1458; En"chsen, S. 161; Herrmann, Fernsehen und Hörfunk, S. 271, nach dem das Definitionselement "inhaltlich" besonders zu betonen sei. 604 Reiche/, S. 223; Maunz, in: Maunz/Dürig, Art. 73, Rn. 30. Vgl. aber auch Maunz, in: Maunz/Dürig, Art. 32, Rn. 33; dort vertritt der Kommentator- allerdings im Zusammenhang mit der Ablehnung der streng zentralistischen Auffassung - die oben (Seite 166) dargestellte enge Auslegung von Art. 73 Nr. I GG.
605 Jutzi, 606
Deutsche Schulen, S. 82.
Stammler, ZUM 1988, S. 277; Maunz, in: Maunz/Dürig, Art. 73, Rn. 34.
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len, sei im Einzelfall eine Prüfung am Maßstab des Begriffs "auswärtig" vorzunehmen. 607 Mit der Definition der h.L. ist noch keine Begriffsbestimmung gewonnen, die fiir jeden denkbaren Einzelfall eine eindeutig feststellbare Einordnung unter dem Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" errnöglicht: 608 Vor allem die Frage, wann ein Gegenstand notwendigerweise Auslandsbeziehung ·oder Auslandswirkung hat, ist mit dieser Definition nicht ohne Schwierigkeiten zu beantworten. Deswegen wird die Praxis auch mit dieser Begriffsbestimmung im Einzelfall zu unterschiedlichen Grenzziehungen kommen. Dennoch ist vor allem mit der Unterscheidung aller auswärtig wirksamen Materien in solche mit unmittelbarer und solche mit mittelbarer Außenwirkung ein Differenzierungskriterium gefunden worden, das in vielen Fällen sachgerechte Lösungen ermöglicht. 609 So besäße der Bund nach dieser Definition beispielsweise keine Kompetenz zum Erlaß eines Gesetzes, das den Rundfunkveranstaltern in der Bundesrepublik vorschriebe, Sendungen zu produzieren und auszustrahlen, die bei der deutschen Bevölkerung das Verständnis fiir die europäische Integration, die Probleme der Nachbarländer der Bundesrepublik oder das Verständnis anderer Kulturen fördern. Solche Sendungen können zwar auch außenpolitische Wirkungen zeigen, insbesondere können sie einen wichtigen Beitrag zur europäischen Integration leisten. Trotzdem würde ein solches Gesetz zunächst unmittelbar in die innerdeutsche Rundfunklandschaft eingreifen, fiir das staatlich aber allein die Bundesländer zuständig sind. Die außenpolitischen Wirkungen träten demgegenüber nur mittelbar ein. Ob sich mit der Definition der h.M. jedoch ein spezifisch europäischer Sender, der von seinem Inhalt und seiner Zielrichtung her fiir Deutschland und das europäische Ausland bestimmt ist, kompetenzrechtlich zweifelsfrei unter den Kompetenztitel des Art. 73 Nr. 1 GG subsumieren läßt, oder ob die Definition der h.M. noch zu ergänzen bzw. zu präzisieren ist, soll im folgenden untersucht werden.
607 Maunz,
in: Maunz/Dürig, Art. 73, Rn. 34.
608 Jutzi,
Deutsche Schulen, S. 82; Maunz, in: MaunzJDürig, Art. 32 Rn. 30.
609 Jutzi,
Deutsche Schulen, S. 82 f.
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(b) Einordnung eines "reinen" Auslandssenders
Ausschließlich nach außen gerichtete Rundfunksender wie z.B. die DW, die sich von ihrem Inhalt her ausschließlich an ein Publikum im Ausland wenden und - von einem "Spillover"610 abgesehen - auch nur dort zu empfangen sind, haben begriffsnotwendig (also inhaltlich notwendig im Sinne der Definition der h.L.) unmittelbare Auslandswirkung. Zweifel an einer Einordnung in Art. 73 Nr. I GG ergeben sich schon deshalb nicht, weil diese Sender nicht inlandsgerichtet sind. (c) Einordnung eines Mischsenders (aa) Der E.KK und die Definition der h.L. Die Einordnung eines Mischsenders wie der des E.KK scheint sich bei formaler Anwendung der Definition der h.M. ebenfalls unter den Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" subsumieren zu lassen. Dies läßt sich damit begründen, daß sich der E.KK nicht nur an Deutsche im Inland, sondern ebenso wie "reine" Auslandssender-auchan ein Publikum im Ausland wendet. Bezüglich seiner "Auslandsflanke" liegt eine inhaltlich notwendige und unmittelbare Auslandswirkung vor. Wenn nur auf die Inlandsgerichtetheit von ARTE abgestellt wird, paßt die Definition nicht, weil es an einer unmittelbaren Auslandswirkung fehlt. Das ändert nichts an der Tatsache, daß der Mischsender in seiner Gesamtheit die formalen Kriterien der Definition der h.M. erfullt. Er hat schon wegen seiner Auslandsgerichtetheit inhaltlich notwendig unmittelbare Außenwirkung. Nur wenn man das im Zusammenhang mit der Definition der h.L. genannte ergänzende Kriterium heranzieht, ergeben sich Zweifel an der kompetentiellen Einordnung von ARTE. Es erscheint dann zweifelhaft, ob gerade der Auslandsbezug die betreffende Materie - sprich die Regelungen hinsichtlich des gemischten Senders ARTE - entscheidend prägt. Viel eher scheint vorliegend in etwa ein Gleichgewicht zwischen Inlands- und Auslandsseite zu bestehen.
610 Herkömmlicherweise bezeichnet der Begriff ein technisch lUlvenneidbares Überstrahlen ins Ausland; im vorliegenden Fall ist jedoch ein Überstrahlen ins Inland gemeint (vgl. auch die Definition in Fn. 541 ).
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(bb) Probleme bei der Einordnung von Mischsendern Die soeben unter (aa) dargestellten Ausfuhrungen haben gezeigt, daß die kompetenzrechtliche Einordnung des EKK nicht ohne Schwierigkeiten möglich ist. Es ist zweifelhaft, ob entsprechende Regelungen unter Art. 73 Nr. 1 GG fallen. Die Gründe hierfür lassen sich wie folgt beschreiben: Die Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG hat lediglich ergeben, daß hinsichtlich der "auswärtigen Angelegenheiten" eine Begriffsbestimmung vorzuziehen ist, die sich zwischen den beiden unter (a) und (b) dargestellten Extrempositionen bewegt: "Auswärtige Angelegenheiten" umfassen demnach mehr als nur den auswärtigen Dienst, keinesfalls jedoch alle Vertragsmaterien des Bundes. Aus der Weite der Mittelmeinung ergibt sich nun die Schwierigkeit, daß sie nicht zu einer bestimmten Definition der "auswärtigen Angelegenheiten" zwingt. Sie läßt Raum für eine ganze Palette von Begriffsbestimmungen, die je nach Spielart zu einer mehr oder weniger bundesfreundlichen Auslegung führen kann. Die modernen Entwicklungen im Bereich der Kommunikationstechnologie verstärken noch zusätzlich das Problem einer kompetentiellen Einordnung des Fernsehens. Durch den Einsatz der Satellitentechnologie für die Verbreitung von Fernsehprogrammen läßt sich der Empfang der abgestrahlten Programme in der Regel nicht mehr auf ein Land beschränken, da die Bedeckungszonen der jeweiligen Rundfunksatelliten Ländergrenzen überschreiten. Da die Sendeenergie außerhalb der eigentlichen Versorgungskontur nur langsam abnimmt, können mit Antennen größeren Durchmessers (ca. 0,6-0,9 m) die jeweiligen Rundfunkprogramme auch in den Nachbarländern empfangen werden. Dies führt dazu, daß rein national ausgerichtete Programme - wie etwa das Programm des ZDF -, wenn sie über Satellit verbreitet werden, zwangsläufig auch im Ausland empfangbar sind.611 Damit haben sie neben der Inlandswirkung zugleich und inhaltlich notwendig612 unmittelbare Auslandswirkung und kön611 So kann beispielsweise das ARD-Gemeinschafisprogramrn mit einer 0,8 m-Antenne fast in den ganzen Niederlanden, in ganz Luxemburg und in großen Teilen Dänemarks, Belgiens, der Schweiz und Österreichs empfangen werden. Die Programme des Fernmeldesatelliten ASTRA lC -dazu gehört u.a. auch das ZDF - können mit einer nur 0,6 m großen Antenne sowohl in Polen als auch in Portugal, in ganz Großbritannien, Irland und auch bis in die Mitte Italiens empfangen werden. (vgl. die Abb. 6 und 7, in: Mul/er-R6mer, Anhang S. VIII und IX). 612 "Notwendige inhaltliche Außenwirkung" meint im Rahmen der Definition der h.M. selbstverständlich nicht, daß eine auswärtige Beziehung voraussetzt, daß sich das
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
nen unter die Definition der h.L. subsumiert werden. Dies hätte zur Konsequenz, daß nach dieser Begriffsbestimmung ein nationales und über Satellit abgestrahltes Programm zu den "auswärtigen Angelegenheiten" gerechnet werden könnte. Ein offensichtlich unhaltbares Ergebnis! 613 Die Schwäche der herrschenden Definition ist darauf zurückzufiihren, daß sie einseitig nur nach irgendeiner vorliegenden Auslandswirkung fragt. Ob daneben noch bedeutende Inlandswirkungen vorliegen, läßt sie außer acht: z.B. die Tatsache, daß nationale Programme selbstverständlich auch im Inland empfangbar sind und darüber hinaus in erster Linie für ein nationales Publikum konzipiert sind. Wenn die Begriffsbestimmung der h.L. vereinzelt dahingehend ergänzt wurde, daß der Auslandsbezug die kompetentiell einzuordnende Materie entscheidend prägen müsse614, so wurde zu Recht erkannt, daß bei der Zuordnung einer Materie nicht nur formal auf irgend einen Auslandsbezug abgestellt werden darf, sondern daß in einer Gesamtschau auch das Gewicht der Auslands- bzw. Inlandsgerichtetheit bewertet werden muß. Führt eine solche Bewertung von Auslands- und Inlandsbezügen bei "reinen" Auslands- bzw. ausschließlichen Inlandssendem noch zu eindeutigen und begrtindbaren Ergebnissen, ist diese Bewertung bei Sendern, die nicht einer dieser beiden Kategorien zuzuordnen sind, ungleich schwerer. So ergibt sich bei Sprachraumprogrammen und bei "echten" Mehrsprachprogrammen wie dem des EKK, daß sie nicht nur technisch in großen Teilen Europas - also gleichermaßen im In- und Ausland - zu empfangen sind. Sie sind auch von ihrer inhaltlichen Zielsetzung her an ein Publikum im In- und Ausland gerichtet. Hier läßt sich auch mit einer Art "Gesamtbewertung" nicht zweifelsfrei bestimmen, ob die Auslands- oder Inlandskomponente überwiegt und ob damit der Bund oder die Länder zur Gesetzgebung berechtigt sind. Entscheidet man Progranun von seiner Zielsetzung her an ein Publikwn im Ausland wendet. "Inhaltlich notwendig" ist vielmehr in dem Sinne zu verstehen, daß eine Materie "zwangsläufig" AußenwirkWlg hat. Solch eine zwangsläufige AußenwirkWlg wäre - wie eben gezeigt auch bei der AbstrahlWlg des ARD-Hauptprogranuns via Satellit gegeben. 613 Demgegenüber hat z.B. Bueckling, ZUM 1985, 144, 148 ff., die These vertreten, daß der BWld wegen der technisch-physikalischen Überregionalität des direkten Satellitenfernsehens zur RegelWlg dieser Materie aus der Natur der Sache heraus zuständig sei (vgl. zu den Gegenstimmen z.B. Jutzi, ZUM 1986, S. 21 ff.; Ricker, ZRP 1986, S. 224 ff. ). Das BVerjG hat den StandpWlkt vertreten, daß die Rege1Wlg der AusstrahlWlg von RWldfunkprogranunen über direktstrahlende Satelliten durch alle BWldesländer gemeinsam erfolgen müsse (E 73, 197). 614
Siehe oben Fn. 606.
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sich in diesem Fall fiir die eine oder andere Zuständigkeit, so vernachlässigt man gleichzeitig wichtige- u.U. ähnlich bedeutsame -Merkmale dieser sog. Mischprogramrne, die fiir die Zuständigkeit der jeweils anderen Körperschaft sprächen. Daß eine solche Vorgehensweise willkürlich erscheinen kann, wird deutlich, wenn man die o.g. Ergänzung der Definition der h.L. heranzieht: Nach dieser Ansicht muß der Auslandsbezug die betreffende Materie entscheidend prägen. Hier drängt sich die Frage auf, warum solche Sachverhalte nicht solange Art. 73 Nr. 1 GG zuzurechnen sind, bis der Inlandsbezug die Materie entscheidend prägt. Die vorangegangenen Überlegungen haben gezeigt, daß die Definition der h.L. und deren Ergänzung nicht frei von Zweifeln ist. Deshalb werden im folgenden Abschnitt weitere Kriterien gesucht, anband derer sich ergibt, ob gemischte Sachverhalte, in denen sowohl starke Auslands- als auch bedeutende Inlandsbezüge vorhanden sind, Art. 73 Nr. I GG zuzurechnen sind oder nicht. (3) Weitere Gesichtspunkte for die Auslegung und eigene Definition des Art. 73 Nr. 1 GG
In Fällen, in denen es trotz intensiver interpretatorischer Bemühungen nicht gelingt, eine völlig befriedigende und zweifelsfreie inhaltliche Bestimmung einer Kompetenznorm zu finden, ist zu fragen, ob es Vermutungsregelungen gibt, die in Zweifelsfallen fiir eine Auslegung zugunsten des Bundes oder der Länder spricht. (a) Kompetenzvermutung zugunsten des Bundes aus Art. 32 Abs. 1 GG? In Abschnitt (bb)615 wurde bereits gezeigt, daß Art. 32 Abs. 1 GG bei der Bestimmung von Inhalt und Umfang des Art. 73 Nr. 1 GG herangezogen werden kann. Da ein beträchtlicher Teil der Literatur in dieser Vorschrift eine Zuständigkeitsvermutung zugunsten des Bundes sieht616, könnte die Wertentscheidung des Grundgesetzes in Art. 32 Abs. I GG zugunsten einer 615
Siehe S. 176.
616
Siehe S. 177.
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
starken Stellung des Bundes dafiir sprechen, daß Mischsender in den Zuständigkeitsbereich des Bundes fallen. Die Frage, welche Bedeutung Art. 32 GG fur die Interpretation von Art. 73 Nr. I GG hat, hängt also stark davon ab, ob Art. 32 Abs. I GG tatsächlich eine solche Vermutung beinhaltet. Eine Zuständigkeitsvermutung zugunsten des Bundes kann hinsichtlich der Vertragsschließungskompetenzen nur dann bestehen, wenn es im Rahmen des Art. 32 GG Unsicherheiten bezüglich der Zuständigkeitsabgrenzungen zwischen Bund und Ländern gibt. Andernfalls wenn eine Zuständigkeitsabgrenzung im Hinblick auf das Recht zum Vertragsschluß immer zweifelsfrei möglich ist - besteht hierfur keine Notwendigkeit. Bezüglich der Reichweite der Vertragsschließungsgewalt des Bundes gibt es in der Literatur verschiedene Auffassungen. Wie schon unter der WRV617 ist auch heute in Schrifttum und Praxis die Frage heftig umstritten, ob das Vertragsschließungsrecht der Länder gemäß Art. 32 Abs. 3 GG dem Bund das Recht verwehrt, bezüglich der den Ländern zustehenden Gesetzgebungsmaterien selbst völkerrechtliche Verträge abzuschließen. Wenn nun die Auslegung des Art. 32 GG ergibt, daß der Bund auch hinsichtlich der Gesetzgebungsmaterien der Länder befugt ist, Verträge mit auswärtigen Staaten abzuschließen, kann der Bund bezüglich aller denkbaren Gesetzgebungsmaterien völkerrechtliche Verträge schließen. Damit ergeben sich Unsicherheiten bei der Vertragskompetenz höchstens insofern, als es um den Umfang des den Ländern gewährten Vertragsrechtes geht. Einer Vermutungsregel zugunsten des Bundes bedarf es in einem solchen Falle aber nicht. Der Streitstand und die jeweils angefuhrten Argumente zur Frage, ob der Bund im Bereich ausschließlicher Gesetzgebungskompetenz der Länder zum Vertragsschluß mit auswärtigen Staaten befugt ist, sind in der Literatur schon mehrfach dargestellt und diskutiert worden. 618 In der Praxis ist der Streit seit
617 Hatschek, Staatsrecht, Band I, 2. Aufl., S. 520 f., vertrat z.B. die Auffass\lllg, daß das Reich auch in bezugauf Ländermaterien zum Vertragsschluß berechtigt sei. Wo/gast, AöR 44 ( 1923), S. 25, und Nitschke, S. 53, z.B. vertraten die entgegengesetzte Auffass\lllg, nach der das Gebiet der ausschließlichen Gesetzgeb\lllgskompetenz der Länder der vertraglichen Regelung durch das Reich entzogen sei. 618 Siehe z.B. Jutzi, Deutsche Schulen, S. 64 ff.; 8/umenwitz, S. 93 ff.; Fastenrath, S.ll5ff.
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dem Lindauer Abkommen entschärft. 619 Daher genügt es, im folgenden die heute noch vertretenen Ansichten kurz wiederzugeben und danach in einer eigenen Stellungnahme zum Streitstand Stellung zu beziehen. Während die sog. föderalistische Ansicht ein Vertragsschließungsrecht des Bundes auf Gebieten ausschließlicher Länderkompetenzen vemeint620, hält ein anderer Teil der Literatur das Vertragsschließungsrecht des Bundes auch bezüglich reiner Ländermaterien für grundsätzlich unbeschränkt. Bezüglich der letztgenannten Ansicht lassen sich nochmals zwei Untergruppen unterscheiden. Die sog. streng zentralistische Theorie räumt dem Bund neben der Abschlußkompetenz auch noch die Transformationskompetenz ein621 , wohingegen es die sog. gemäßigt zentralistische Auffassung bei der bloßen Abschlußkompetenz seitens des Bundes beläßt. 622
(aa) Ablehnung der streng zentralistischen Ansicht Die streng zentralistische Auffassung entnimmt die Transformationskompetenz des Bundes auf dem Gebiet ausschließlicher Ländergesetzgebungskompetenzen aus Art. 73 Nr. 1 GG. Danach soll • was oben schon gezeigt wurde • al· Iein durch den Abschluß eines völkerrechtlichen Vertrages jeder Vertragsgegenstand zu einer "auswärtigen Angelegenheit" im Sinne von Art. 73 Nr. 1 GG werden. Dies würde den Bund dann auch dazu ermächtigen, die zur Ausfiihrung solcher Verträge erforderlichen Gesetze in jedem Fall selbst zu erlas-
619
Lindauer Abkommen ist abgedr. bei Maunz, in: Maunz/Dorig, Art. 32 Rn. 45.
620 Maunz!Zippelius,
Staatsrecht, S. 412, Heydte, DöV 1953, S. 587; Merk, Rugelmann, Nawiasky und Mosler auf der Tagung der deutschen Staatsrechtslehrer 1953, VVdStRL 12, Diskussionsbeiträge, S. 231,234 f., 236 f., 241; Hachting, S. 33 f.; Beer, S. 171. 621 Grewe, VVdStRL 12, S. 162 ff. u. Leitsatz 3 b, S. 177; Menzel, VVdStRL 12; S. 205 ff. und Leitsatz A 5, S. 219; Scheuner, Wehrbeitrag li, S. 153; Kaufmann, Wehrbeitrag li, S. 59; Heckt, DöV 1958, S. 446. Bezüglich der Transfonnationskompetenz zweifelnd äußert sich Haas, AöR 78 (1952/53) S. 383. 622 V. Mangoldt-Klein, Art. 32, Anm. V und Art. 59 Anm. V Sb; Oppermann, Kulturverwaltungsrecht, S. 609 und 612; Hamann-Lenz, Art. 32, Nr. 4; Bleckmann, Grundgesetz und Völkerrecht, S. 204 ff.; Böning, DöV 1957, S. 818; Kölble, DÖV 1965, S. 147 ff.; Köstlin, S. 64 und 67; Hirsch, S. 140 f. u 166 f.; leid/er, S. 40; Kramer, S. 76 ff.; auch Pfeifer auf der Tagung der deutschen Staatsrechtslehrer 1953, VVdStRL 12, Diskussionsbeiträge, S. 243 f.
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
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sen. Diese Auffassung ist jedoch aus den oben genannten Gründen abzulehnen.623
(bb) Gemäßigt zentralistische oder föderalistische Ansicht? a.) Wortlautinterpretation
Die Anhänger der föderalistischen Theorie fUhren an, daß eine konkurrierende Bundeszuständigkeit in ähnlicher Weise hätte normiert werden und mit einer Vorrangbestimmung624 versehen werden müssen, wie dies für die Gesetzgebung in Art. 72 Abs. 1 GG geschehen ist. 625 Dies ist jedoch nicht zwingend: Der Wortlaut des Art. 32 Abs. 1 GG weist dem Bund die Pflege der Beziehungen zu auswärtigen Staaten umfassend d.h. ohne Einschränkung - zu. Erst Absatz 3 dieser Vorschrift gibt den Ländern die fakultative Befugnis ("können") zum Vertragsschluß. Hätte der Verfassungsgeberdurch Art 32 Abs. 3 GG den Ländern ein ausschließliches Vertragsschließungsrecht einräumen und eine konkurrierende Zuständigkeit ausschließen wollen, hätte er dies in ähnlich deutlicher Weise zum Ausdruck gebracht wie etwa bei den Art. 30 und 70 GG. Dort wird der Kompetenzbereich der Länder durch die Formulierung "... soweit..." eingeschränkt und die Kompetenzen zwischen Bund und Ländern auf diese Weise lückenlos voneinander abgeschichtet. Da dies bei Art. 32 Abs. 1 GG nicht der Fall ist, spricht die Wortlautauslegung für eine konkurrierende Zuständigkeit von Bund und Ländern.626
ß) Systematische Auslegung Maunz627 begründet die föderalistische Auffassung u.a. mit einem Verweis auf Art. 59 Abs. 2 GG. Nach dieser Vorschrift bedürfen Verträge, die die politischen Beziehungen des Bundes regeln oder sich auf Gegenstände der Bun623 Siehe oben S. 166. 624 Beer, S. 174. 625 Maunz, in: Maunz/Dürig, Art. 32, Rn. 30. 626 Fastenrath, 627 Maunz,
S. 121.
in: Maunz/Dürig, Art. 32, Rn. 37.
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desgesetzgebung beziehen, der Zustimmung oder Mitwirkung der fiir die Bundesgesetzgebung zuständigen Körperschaften. Da Gegenstände ausschließlicher Landesgesetzgebung den Tatbestand des Art. 59 Abs. 2 GG von ihrem Wortlaut her nicht erfiillen, entstünde die Gefahr, daß der Bund auf Gebieten ausschließlicher Länderkompetenzen Verträge ohne parlamentarische Kontrolle abschließen kann. Dies müsse durch die Auslegung des Art. 32 Abs. 3 GG im föderalistischen Sinne verhindert werden. Dem ist jedoch zu entgegnen, daß zur Sicherung der parlamentarischen Mitwirkung eine länderfreundliche Auslegung des Art. 32 Abs. 3 GG nicht erforderlich ist. Vielmehr ist eine weite Auslegung des Art. 59 Abs. 2 GG vorzuziehen. Da diese Vorschrift nach allgemeiner Auffassung nicht das Verhältnis der Bundesgesetzgebung zur Landesgesetzgebung, sondern das Verhältnis der Gesetzgebung zur Verwaltung anspricht, 628 sollte bei Art. 59 Abs. 2 GG die Betonung nicht auf "Bundes-", sondern auf "-gesetzgebung" liegen. Das bedeutet, daß alle Verträge, die überhaupt Gegenstände der Gesetzgebung betreffen, der Zustimmung der entsprechenden gesetzgebenden Organe bedürfen. Legt man Art. 59 Abs. 2 GG ein solches Verständnis zugrunde, ist eine Auslegung des Art. 32 Abs. 3 GG im Sinne der föderalistischen Auffassung nicht geboten. 629 Auch der Hinweis auf die Übergangsvorschrift des Art. 123 Abs. 2 GG spricht nicht gegen die gemäßigt zentralistische Auffassung. Nach dieser Norm bleiben die vom Deutschen Reich abgeschlossenen Staatsverträge, die sich auf Gegenstände beziehen, für die nach dem Grundgesetz die Landesgesetzgeber zuständig sind, solange in Kraft, bis neue Staatsverträge durch die nach dem Grundgesetz zuständigen Stellen abgeschlossen werden. Nach der föderalistischen Auffassung sei Art. 123 Abs. 2 GG überflüssig, wenn der Bund auf dem Gebiet ausschließlicher Landesgesetzgebung befugt sei, völkerrechtliche Verträge abzuschließen. 63° Dem istjedoch entgegenzuhalten, daß allein das Völkerrecht und nicht eine Bestimmung des Grundgesetzes über das Fortbestehen völkerrechtlicher Verträge entscheidet. 631 Deshalb ist Art. 123 Abs. 2 GG ausschließlich auf Trans628
Siehe z.B. BVerfGE 1, 372, 388; Menzel, in: B01mer Kommentar, Art. 59, Arun. 17.
629
Kramer, S. 85.
n 6; Rojahn, in: V. Münch, Art. 59, 26; auch Maunz, in: Maunz/Dürig, Art. 59, Rn. 630 Beer, 631
S. 184 ff.; HUchting, S. 19; Maunz, in: Maunz/Dürig, Art. 32, Rn. 38.
BVeriGE 6, 309, 350.
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
formationsakte zu beziehen, nicht aber auf den Abschluß völkerrechtlicher Verträge. 632 Die Vorschrift ist somit nur als Klarstellung für den Bereich der Transformation völkerrechtlicher Verträge zu sehen. Sie soll Unklarheiten beseitigen, die "infolge des Auseinanderfallens von Vertragspartnerschaft und Gesetzgebungshoheit" hinsichtlich der Fortgeltung des Inhalts von Staatsverträgen des Deutschen Reiches, die in innerstaatliches Recht transformiert worden sind, hätten entstehen können. 633 Art. 123 Abs. 2 GG schließt demgegenüber ein übergreifendes Vertragsrecht des Bundes nicht aus. 634 Festzuhalten ist damit, daß die systematische Auslegung nicht gegen eine Auslegung des Art. 32 Abs. 3 GG im Sinne der gemäßigt zentralistischen Theorie spricht. y) Historische Auslegung
Die Vertreter der föderalistischen Auffassung führen an, die Vorläufervorschriften des Art. 32 Abs. 3 GG seien von der früheren Staatsrechtslehre ganz überwiegend im Sinne der föderalistischen Ansicht interpretiert worden, und an dieser Ansicht habe auch der Parlamentarische Rat festgehalten. 635 Der föderalistischen Theorie ist zuzugestehen, daß die Staatsrechtslehre der Kaiserzeit der föderalistischen Theorie folgte. 636 Dies ist wohl auch für die WRV anzunehmen. 637 Dennoch ist nicht zu übersehen, daß es unter beiden Verfassungen auch Gegenstimmen in der Literatur638 gab und daß das Reich in der Praxis mitunter auch Verträge schloß, die teilweise in nicht unerheblichem Maße Ländermaterien miturnfaßten. 639 632
BVerfGE 6, 309,341.
633
BVeriDE 6, 309, 345.
634
So auch Fastenrath, Kompetenzverteilung, S. 126 f.
Blumenwitz, S. 97; Reiche/, S. 206; Maunz, in: MaunzJDürig, Art. 32, Rn. 39. Bei den Vorläufervorschriften des Art. 32 Abs. 3 GG handelt es sich um Art. II der alten Reichsverfassung sowie um Art. 78 Abs. 2 WRV. 635
6 36 Z.B. Arndt, Art. II, Anm. 5, S. 132; Meyer!Anschütz, S. 263; Laband, S. 171; v. Seydel, Art. li, Anm. VI, S. 161; a.A. z.B. v. Mohl, S. 303 f. 637 Z.B. Hecke/, AöR 46 (1924), S. 217; A11schütz, Art. 78, Arun. 3, S. 418; Wolgast, AöR 44 ( 1923), S. 24; Nitschke, S. 34. 638
Hatschek, 2. Autl. , S. 520 f.
6 39
Vgl. dazu die zahlreichen Beispiele bei W Kaufmann, S. 54, Mosler, ZaöRVI6
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Die Verhandlungen im Parlamentarischen Rat sprechen demgegenüber deutlich fiir die gemäßigt zentralistische Theorie. Während zu Beginn der Verhandlungen noch von der eindeutig länderfreundlichen Regelung in Art. 41 Abs. 1 HChE640 ausgegangen wurde, änderte der Hauptausschuß auf Antrag des Abgeordneten von Mangoldt641 diese Vorschrift und gab ihm den heute in Art. 32 GG niedergelegten Inhalt. Von Mangoldt begründete diesen Antrag damit, daß nach der Fassung des Art. 41 Abs. 1 HChE der Bund keine Kulturabkommen schließen könne, was einen Fehler darstelle und geändert werden müsse. 642 Diese Änderung muß als eindeutige Absage des Verfassungsgebers an die h.L. der Weimarer Staatsrechtslehre zu Art. 78 WRV betrachtet werden. 643 8) Teleologische Auslegung Gegner der zentralistischen Ansicht sehen in einem übergreifenden Vertragsrecht des Bundes im Bereich ausschließlicher Gesetzgebungskompetenzen der Länder eine unzulässige Beschneidung und sogar die Aushöhlung von Länderkompetenzen. 644 Dieser Argumentation ist mit Recht entgegengehalten worden, daß es sich hierbei um einen Zirkelschluß handelt. Bevor feststeht, welchen Umfang die Länderkompetenzen und welchen Umfang die Bundeskompetenzen haben, kann keine Aussage darüber getroffen werden, ob in unzulässiger Weise in Länderzuständigkeiten eingegriffen wird. 645 Des weiteren sei eine konkurrierende Bundeszuständigkeit ohne eine entsprechende Transformationskompetenz unvollständig und damit nutzlos, da (1955/56), S. 16, Rn. 37 und Steffen, S. 31 f. Davon abgesehen haben die Länder ihrerseits von dem ihnen zustehenden Vertragsschließungsrecht nur in sehr geringem Umfang Gebrauch gemacht (vgl. die Nachweise bei Nitschke, S. 33). 640 Art. 41 Abs. 1 HChE lautete: "Die Zuständigkeit, Verträge mit auswärtigen Staaten zu schließen, richtet sich nach der Zuständigkeit zur Gesetzgebung."
641
48. Sitzung vom 9.2.1949, Sten. Berichte, S. 627 f.
V. Mangoldt bezog sich bei seinem Antrag vom 9.2.1949 auf Äußerungen, die er bei der zweiten Lesung zu Art. 81 Abs. 2 HChE gemacht hatte (vgl. 34. Sitzung vom ll.l.l949, Sten. Berichte, S. 428. ). 642
643
Friehe, JA 1983, S. 121.
644 Blumenwitz, 645
S. 94.
Friehe, JA 1983, S. 121.
192
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
der Bund in diesem Fall weiterhin auf die Mitwirkung der Länder angewiesen sei. Eine Transformationskompetenz stehe dem Bund aber in keinem Falle zu. 646 Diese Folgerungen sind nicht zwingend; das Auseinanderfallen von Abschluß- und Transformationskompetenz macht die Abschlußkompetenz des Bundes nicht von vomherein wertlos. Der Bund könnte sich beispielsweise im Bereich ausschließlicher Ländergesetzgebungskompetenzen durch völkerrechtliche Verträge lediglich insoweit binden, als er sich verpflichtet, ftir die Durchführung entsprechender Verträge "soweit wie möglich" oder "in Übereinstimmung mit der verfassungsrechtlichen Praxis" zu sorgen. 647 Schließlich kommt die gemäßigt zentralistische Theorie praktischen Bedürfnissen entgegen: Auswärtige Staaten werden wohl häufig wünschen, mit der Bundesrepublik, mit der sie auch diplomatische Beziehungen unterhalten, Verträge abzuschließen. Dies ist für den auswärtigen Staat in der Regel erheblich einfacher als gesonderte Länderabkommen mit nunmehr sechzehn Bundesländern zu schließen. 648
E:) Ergebnis zur Zuständigkeitsvermutung zugunsten des Bundes bei Vertragsschlüssen
Die in den vorangegangenen Abschnitten (a.) bis (ö) gemachten Ausruhrungen haben insgesamt gezeigt, daß die Frage einer übergreifenden Vertragsschlußkompetenz des Bundes im Sinne der gemäßigt zentralistischen Auffassung zu entscheiden ist. Folgt man dieser Ansicht, bedeutet dies, daß für eine Zuständigkeitsvermutung zugunsten des Bundes für den Abschluß völkerrechtlicher Verträge im Rahmen des Art. 32 GG kein Raum bleibt. Dies liegt daran, daß Vermutungsregelungen nur dort zur Anwendung kommen können, wo Unsicherheiten bezüglich der Reichweite einer Kompetenz bestehen. Solche Unsicherheiten bestehen für die Frage der Bundeszuständigkeit zum Abschluß völkerrechtlicher Verträge nach der hier vertretenen gemäßigt zentralistischen Ansicht aber gerade nicht.
646 Jutzi,
Deutsche Schulen, S. 67; Maunz, in: MaunzJDOrig, Art. 32, Rn. 31-33.
647 Rojahn, 648
JZ 1976, S. 632.
Vgl. dazu Hirsch, S. 137 ff. und Friehe, JA 1983, S. 121.
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
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Wenn es auch fiir den Abschluß von völkerrechtlichen Verträgen keiner Zuständigkeitsvermutung zugunsten des Bundes bedarf, ist dennoch zu fragen, ob die starke Stellung des Bundes in Art. 32 Abs. 1 GG nicht doch in bestimmten Fällen zu einer Zuständigkeitsvermutung zugunsten des Bundes im Bereich der Gesetzgebung fuhren kann. Dies scheint aus zwei Gründen möglich zu sein: Zum ersten weist Art. 32 Abs. 1 GG dem Bund nicht nur bei Vertragsschlüssen eine dominierende Rolle zu, sondern auch bei sonstigen nach außen gerichteten Akten; in diesen Bereichen bliebe also noch Raum für eine Zuständigkeitsvermutung. Zum anderen ist Art. 73 Nr. 1 GG- wie auch Art. 32 Abs. 1 GG - darauf angelegt, Sachverhalte zu erfassen, die nach außen wirken. Dennoch ist die Anwendung einer Vermutungsregelung aus Art. 32 Abs. 1 GG zugunsten des Bundes- soweit sie im Rahmen des Art. 73 Nr. 1 GG wirken soll - abzulehnen. Dies ist damit zu begründen, daß Art. 32 Abs. 1 GG mit der "Pflege der Beziehungen zu auswärtigen Staaten" nur das nach außen gerichtete Handeln des Staates im Auge hat. Dieses nach außen gerichtete Handeln ist aber von den nur nach innen gerichteten staatlichen Tätigkeiten - wie der Gesetzgebung und der Transformation von Staatsverträgen - streng zu trennen. Das ergibt sich schon aus den unterschiedlichen Standorten dieser Kompetenzen im Grundgesetz. Als Ergebnis läßt sich somit festhalten, daß bei der Auslegung des Art. 73 Nr. 1 GG keine Vermutung zugunsten einer Bundeszuständigkeit spricht.
(b) Kompetenzvermutung zugunsten der Länder aus Art. 70 Abs. 1 GG
Gemäß Art. 70 Abs. 1 GG haben die Länder das Recht zur Gesetzgebung, sofern nicht das Grundgesetz dem Bund eine entsprechende Kompetenz verleiht. Eine in der LiteratllJM9 verbreitete Ansicht und das BVerfG650 sehen in dieser Vorschrift nicht nur eine die Gesetzgebungszuständigkeiten zwischen Bund und Ländern verteilende Vorschrift. Diese Norm habe vielmehr auch die 649 Stern, Staatsrecht, S. 672; v. Manch, in: v. Münch, Art. 70 Rn. 15; SchmidtBieibtreu/Kiein, Rn. 3 Vorb. v. Art. 70; Maunz, in: Maunz/Dürig, Art. 70, Rn. 29 (m.w.N.).
650 So etwa, weiUl BVerfGE 12, 205, 228 davon spricht, daß "bei Zweifeln über die Zuständigkeit des Bundes keine Vermutung zugunsten einer Bundeskompetenz" spricht und E 26, 281 , 297, wo ausdrücklich von einer Kompetenzvermutung zugunsten der Länder die Rede ist. Ähnlich auch z.B. E 7, 29, 44; 10, 89, 101; 26, 246, 254; 33; 125, 152;42,20,28. 13 Schmid
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
194
Funktion, Lücken zu schließen, die die Kompetenzkataloge der Art. 73 :ff. GG im Einzelfall noch lassen. Art. 70 Abs. 1 GG651 gehe vom Primat der gliedstaatlichen Gesetzgebungskompetenz aus und enthalte eine Zuständigkeitsvermutung zugunsten der Länder. Bei den Zuständigkeiten des Bundes wiederum handele es sich um Ausnahmevorschriften, die ihrerseits in Zweifelsfällen eng auszulegen seien. 652 Diese Ansicht ist in der Literatur nicht ohne Widerspruch geblieben. Die Zuständigkeit des Bundes müsse sich - so die Kritiker - aus einer Zuständigkeitsnorm des Grundgesetzes selbst ergeben. Alle übrigen Kompetenzen stünden den Ländern zu. Mit der im Grundgesetz verwirklichten Art der Zuständigkeitsverteilung seien alle denkbaren Gesetzgebungsmaterien erfaßt. Deshalb lasse das Grundgesetz weder bei einer weiten, noch bei einer engen Auslegung der Kompetenztitel des Bundes Raum rur Lücken. Eine Vermutungsregelung sei deshalb überflüssig. 653 Auch gebe es keinen Rechtssatz, wonach Ausnahmevorschriften - hier die Gesetzgebungszuständigkeiten des Bundes eng auszulegen seien. 654 Nur eine sachangemessene Interpretation ohne jeden
651 Das BVer:fG nennt neben Art. 70 Abs. I GG auch Art. 30 GG (vgl. BVerfGE 7, 29, 44). 652 Ein Teil der Literatur sieht in Art. 70 Abs. I GG (darüber hinaus auch noch in anderen Verfassungsbestimmungen) auch das Subsidiaritätsprinzip als ungeschriebenen Verfassungsgrundsatz bzw. als inhärente Grundlage der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern verankert (nach Maunz, Staatsrecht, 10. Aufl., S. 63 f. liegt dieses Prinzip "dem Staatsautbau und der Staatsform der Bundesrepublik mittelbar zugrunde"; so auch MaunzJZippelius, Staatsrecht, in der neuesten (29.) Aufl., S. 67, mit dem Verweis u.a. auf die Art. 30 und 70 Abs. I GG (zweifelnd allerdings in Maunzl Dürig, Art. 28, Rn. 6); Darig, in: MaunzlDürig, Art. I I, Rn. 54; Isensee, Subsidiaritätsprinzip, S. 224 ff.; Kirchner!Haas, JZ 1993, S. 771 ; Kachenhoff, S. 38, fUhrt die Art. 72 Abs. 2, 75 und 105 Abs. 2 GG, Barion, Der Staat 3 (1964), S. 15, daneben noch die Art. 30 und 70 GG an. Vgl. neuerdings auch die Darstellung bei Lecheler, S. 47 ff. und den Beitrag von Oppermann, Subsidiarität, S. 6 u. 9). Kritisch bzw. zweifelnd zum Subsidiaritätsprinzip äußern sich z.B. Herzog, S. 412 und Zuck, S. 102, e. Auf den Streit und zu den Konsequenzen, die sich aus einem etwa bestehenden Subsidiaritätsprinzip für die Auslegung des Art. 73 Nr. I GG ergeben, braucht vorliegend jedoch nicht näher eingegangen zu werden. Denn auch bei Bestehen des Subsidiaritätsprinzips muß Art. 70 Abs. I GG als eine spezielle Ausprägung dieses Prinzips aufgefaßt werden, womit sich ein RUckgriff auf den allgemeinen Grundsatz verbietet. 653
Rinck, S. 290; Stettner, S. 390.
654 RFHE
33, 123, 130; Rinck, S. 293.
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
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Schematismus sei bei der Interpretation von Kompetenznormen entscheidend.655 Den Kritikern einer Vermutungsregel ist darin zuzustimmen, daß es - bedingt durch die Art und Weise der Kompetenzzuweisung im Grundgesetz-eine lückenlose Kompetenzabschichtung zwischen Bund und Ländern gibt, die im Regelfall keinen Raum fiir eine Zuständigkeitsvermutung läßt. Auch dem Vorrang einer sachangemessenen Interpretation von Kompetenznormen des Bundes ist zuzustimmen. So hat auch das BVerfG Kriterien fur die kompetentielle Einordnung bestimmter Materien aufgestellt, die immer vor einer Vermutungsregelung zugunsten der Länder anzuwenden sind. Das Gericht fordert beispielsweise, daß es möglich sein muß, eine kompetenzrechtlich einzuordnende Materie dem verfassungsrechtlichen Kompetenzthema "unmittelbar" und nicht nur "mittelbar" zuzuordnen. Daneben betont das BVerfG bei der kompetentiellen Zuordnung von Gesetzgebungsmaterien immer wieder, daß auf den "Hauptzweck" gesetzlicher Regelungen abgestellt werden müsse und nicht nur auf den "Nebenzweck". Dies ändert aber nichts daran, daß die kompetentielle Zuordnung bestimmter Materien trotz dieser und anderer in der Literatur656 genannter Kriterien oftmals sehr schwierig und umstritten bleibt. Nach wie vor kann bei bestimmten Materien zweifelhaft sein, ob eine bestimmte Bundeskompetenz weit oder eng ausgelegt werden soll. Zu nennen sind beispielsweise die Einordnung der Regelung der Verjährung von Pressedelikten und die Regelung des Zeugnisverweigerungsrechtes für Presseangehörige. Das BVerfG hat beide Materien obwohl im gleichen Grenzgebiet angesiedelt - unterschiedlich eingeordnet: es hat die Verjährung von Pressedelikten zum Bereich der Presse657, das Zeugnisverweigerungsrecht aber zum Bereich des gerichtlichen Verfahrens (Art. 74 Nr. l GG) gerechnet. 658 Zu diesen Schwierigkeiten kommt hinzu, daß sich die hier fragliche Auslegung der Reichweite der "auswärtigen Angelegenheiten" des Art. 73 Nr. 1 GG von der Problematik in den eben dargestellten Fällen in einem wesentlichen Punkt unterscheidet: Die Verjährungsfrage und das Zeugnisverweigerungs655 Stettner, S. 390. 656 Pestalozza, DÖV 1972, 182 ff.; Lerche, JZ 1972, S. 469; Scholz, Gesetzgebungs-
kompetenz, S. 267.
657 BVertDE 7, 29, 36 tT. 658 BVertDE 36, 193, 202 ff.
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
recht werden außerhalb des Presserechts ganz unzweifelhaft der Bundeskompetenz gemäß Art. 74 Nr. 1 GG zugerechnet. Dies hängt damit zusammen, daß diese Kompetenz im wesentlichen feste Konturen hat. Daher begegnen sich bei der kompetentiellen Einordnung der eben genannten beiden Materien zwei an sich klar bestimmte Zuständigkeiten - nämlich das Strafrecht und das Presserecht -.die sich in besagtem Bereich zu überschneiden scheinen. Im Gegensatz zum Strafrecht ist der Begriff der "auswärtigen Angelegenheiten" ein unbestimmter Rechtsbegriff ohne hinreichend feste Konturen. Auch ohne ein Zusammentreffen mit dem Rundfunk ist klärungsbedürftig, welche Materien unter welchen Bedingungen zu Art. 73 Nr. 1 GG zu rechnen sind. Stößt die kompetentielle Zuordnung bei den an sich klar umrissenen Kompetenznormen des Bundes schon auf Schwierigkeiten, so ist die Zuordnung eines europäisch ausgerichteten binationalen Senders zu einer unbestimmten Gesetzgebungskompetenz umso schwieriger. Aus alledem folgt, daß zumindest in denjenigen Fällen Raum für die Anwendung der Vermutungsregel zugunsten der Länder aus Art. 70 Abs. 1 GG bleibt, in denen der Umfang einer Bundeskompetenztrotz aller interpretatorischer Bemühungen nicht zweifelsfrei geklärt werden kann. Wegen der nur subsidiären Anwendung der Vermutungsregel mit Vorrang einer sachangemessenen und funktionsgerechten Auslegung schließen sich diese Auslegungsprinzipien und die Vermutungsregel nicht grundsätzlich aus. 659 Wie oben660 gezeigt, bestehen nach wie vor Zweifel, wo genau die Grenze des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" liegt. Insbesondere ist unklar, ob Regelungen hinsichtlich sog. gemischter Sachverhalte unter Art. 73 Nr. 1 GG zu subsumieren sind oder nicht. Deshalb gibt im vorliegenden Fall die Vermutungsregel aus Art. 70 Abs. 1 GG letztendlich den Ausschlag für eine engere Auslegung des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten". Damit wird die o.g. Ergänzung der Definition der h.L. bestätigt: Ein Sachverhalt ist danach nur dann der Gesetzgebungskompetenz aus Art. 73 Nr. I GG zuzuordnen, wenn er sein charakteristisches Gepräge durch den Auslandsbezug erhält.
659
So auch März, S. 137.
660
Siehe oben S. 185.
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
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(c) Eigene Definition des Begriffs der "auswärtigen Angelegenheiten" und Einordnung des EKK Eine Materie gehört nach den Ausführungen dieses Teils der Arbeit zu den "auswärtigen Angelegenheiten", wenn sie im Sinne der Definition der h.M. inhaltlich notwendig und unmittelbar Auslandsbezug bzw. Auslandswirkung besitzt. Darüber hinaus ist erforderlich, daß der Auslandsbezug die betreffende Materie maßgeblich prägt. Die Frage, wann der Auslandsbezug eine Materie derart prägt, daß sie in ihrer Gesamtheit zu den "auswärtigen Angelegenheiten" zu rechnen ist, kann naturgemäß nicht immer leicht und zweifelsfrei beantwortet werden. Insbesondere dürfte es nicht gelingen, die Umgrenzungen dieses Kriteriums abschließend und zweifelsfrei zu definieren. Festzuhalten ist jedoch, daß Art. 73 Nr. 1 GG- wie eben gezeigt- im Zweifel eng auszulegen ist. Demzufolge müssen in ambivalenten Fällen, in denen eine kompetenzrechtliche Zuordnung einer Materie sowohl zum Kompetenzbereich des Bundes als auch zum Kompetenzbereich der Länder möglich erscheint, besondere Gründe vorliegen, die die Zuständigkeitsvermutung zugunsten der Länder widerlegen. Nur bei Vorliegen dieser besonderen Gründe kann dann davon ausgegangen werden, daß gerade der Auslandsbezug die betreffende Materie entscheidend prägt. Im folgenden sollen solche Gründe, die bei Vorliegen einer Gemengelage wenn also sowohl starke Inlands- als auch starke Auslandsbezüge vorhanden sind - für die Zuständigkeit des Bundes gemäß Art. 73 Nr. 1 GG sprechen, in Fallgruppen geordnet dargestellt werden. Im Anschluß an die Darstellung jeder Fallgruppe ist dann zu fragen, ob der EKK der jeweiligen Fallgruppe zugeordnet werden kann. Nur wenn dies möglich ist, hat der Bund die Gesetzgebungskompetenz bezüglich des EKK. (aa) Selbstdarstellung der Bundesrepublik im Ausland Der Auslandsbezug wird einen Sachverhalt zum ersten dann entscheidend prägen, wenn es um die Repräsentation oder Selbstdarstellung der Bundesrepublik als Gesamtstaat nach außen geht. In einem solchen Fall ergibt sich schon aus der Natur der Sache die alleinige Zuständigkeit desjenigen Staates, der repräsentiert wird. Dafür spricht auch die Ähnlichkeit und Nähe zur Repräsentation und Vertretung der Bundesrepublik durch den auswärtigen
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
Dienst, der unstreitig zu den "auswärtigen Angelegenheiten" des Art. 73 Nr. 1 GG gehört. Läßt sich ein Sachverhalt dieser Fallgruppe zuordnen, weil es um die Selbstdarstellung der Bundesrepublik nach außen geht, so ist ein eventuell bestehender Anknüpfungspunkt an die Gesetzgebung eines Landes fiir die Bejahung einer Bundeszuständigkeit unschädlich. Der Sachverhalt ist in solchen Fällen stets den "auswärtigen Angelegenheiten" des Art. 73 Nr. 1 GG zuzuordnen. Zu dieser Fallgruppe kann beispielsweise die Deutsche Welle gerechnet werden. Ihr Auftrag ist es gemäß § 1 Abs. 1 BRFG661 , durch ihre Sendungen "den Rundfunkteilnehmern im Ausland ein umfassendes Bild des politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland (zu] vermitteln und ihnen die deutsche Auffassung zu wichtigen Fragen dar[zu]stellen und [zu] erläutern." Da in dieser Fallgruppe nach der Zielrichtung der staatlichen Tätigkeit gefragt wird, ist es im Falle des seit April 1992 gesendeten Fernsehens der Deutschen Welle unerheblich, ob der Sender über Satellit ausgestrahlt wird und dadurch zwangsläufig auch das gesamte Bundesgebiet überstrahlt, solange der Sender von seiner Zielsetzung her ausschließlich auf die Repräsentation der Bundesrepublik nach außen ausgerichtet ist. Die hier dargestellte Fallgruppe kommt der oben662 aufgezeigten Ansicht des BVerfG recht nahe. Das Gericht hatte in seinem 1. Rundfunkurteil ausgefiihrt, daß der Bund umfassende Regelungskompetenzen in bezug auf den Rundfunk allenfalls insoweit haben könne, als sie sich auf die Veranstaltung und die Veranstalter solcher Sendungen beziehen würden, die ausschließlich oder doch ganz überwiegend fiir das Ausland oder die Deutschen bestimmt sind, die außerhalb der Bundesrepublik Deutschland in deutschen Gebieten wohnen. Der ersten Fallgruppe könnten nach der hier vertretenen Auffassung des weiteren auch gesetzliche Regelungen zugerechnet werden, die der Bund in bezugauf die Goethe-Institute e.V. erlassen könnte. Deren Aufgabe ist nämlich die Darstellung und Förderung der deutschen Kultur im Ausland.663
661 Gesetz vom 29.11.1960, abgedr. in: BGBI. I, S. 863 ff.; Gesetz u.a. abgeändert am 30.4.1990 (BGBI. I S. 823) und Gesetz vom 20.12.1993 (BGBI. I S. 2246). 662
Siehe S. 162.
Die Goethe-Institute wurden selbst jedoch nicht durch Bundesgesetz errichtet; sie sind vielmehr selbständige Rechtsträger des Privatrechts in der Form des e.V. Die h.M. rechnet diese Einrichtungen der Kulturvermittlung neben dem Auswärtigen Amt 663
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
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Nicht in diese Fallgruppe gehört dagegen die Darstellung der regionalen Kultur im Ausland, weil es hier nicht um die Darstellung der Bundesrepublik als Ganzes nach außen geht. Die Darstellung der kulturellen Eigenart der einzelnen Bundesländer fiele vielmehr ausschließlich in deren Kompetenzbereich. Der EKK fallt nicht in die Fallgruppe "Selbstdarstellung der Bundesrepublik Deutschland im Ausland". Denn es ist gerade nicht die Aufgabe des EKK, ausschließlich ein umfassendes Bild des politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland zu vermitteln und somit nur Deutsches darzustellen. 664 Seine Aufgabe ist es vielmehr, ein europäisch geprägtes Programm mit kulturellem Schwerpunkt zu verbreiten, das die ganze Vielfalt kultureller Erscheinungen in Europa enthält. Der EKK soll das gegenseitige Verständnis der Völker Europas und ein europäisches Bewußtsein fördern. (bb) Eindeutiges Überwiegen des Auslandsbezugs bei Gesamtbetrachtung Ist die erste Fallgruppe nicht einschlägig, können fiir die kompetenzrechtliche Zuordnung in einer Art Gesamtbewertung die einzelnen auslands- und inlandsgerichteten Bezüge eines Sachverhalts miteinander verglichen und gegeneinander abgewogen werden. Wegen der Zuständigkeitsvermutung zugunsten der Länder im Bereich des Art. 73 Nr. I GG ist der Bund fiir eine Materie nur dann zuständig, wenn eine Gesamtbewertung des Sachverhalts ergibt, daß ihr Schwerpunkt eindeutig auslandsbezogen ist und der Inlandsbezug der Materie erkennbar zurücktritt. Ergibt die Gesamtbewertung des Sachverhalts, daß der Schwerpunkt eindeutig auslandsgerichtet ist, gibt der auswärtige Bezug dem Sachverhalt das charakteristische Gepräge und die Materie ist insgesamt Art. 73 Nr. 1 GG zuzuordnen. In bezug auf den EKK ergibt sich hinsichtlich dieser Fallgruppe folgendes: Der Sender hat zwar seinen Sitz im Ausland. Daneben sendet er auch in französischer Sprache und ein Teil seines Zielpublikums befindet sich im franzö-
und den Auslandsvertretungen des Bundes zum Auswärtigen Dienst des Art. 87 Abs. 1 S. 1 GG (Oppennann, Goethe-Institut, S. 14; Dittmann, S. 125; Jarass/Pieroth , Art. 87 Rn. 3). Vgl. zur Kompetenz des Bundes zur Errichtung der Goethe-Institute als eingetragene Vereine aus Art. 32 Abs. 1 GG auch Steiner, Rn. 17; Rojahn, in: v. Münch, Art. 32, Rn. 22a. 664 13*
So aber beispielsweise der gesetzliche Auftrag der Deutschen Welle, s.o. S. 161.
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2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
sischsprachigen Ausland. Dennoch überwiegt der Auslandsbezug den Inlandsbezug nicht völlig. Dies liegt daran, daß das Programm des EKK bewußt auch für alle Deutschen konzipiert ist. Daneben ist das Programm des EKK im gesamten Bundesgebiet empfangbar. Dies ist nicht etwa - wie bei der Satellitenverbreitung des Programms der DW - eine unbeabsichtigte Nebenfolge, die bei einer Verbreitung via Satellit nicht auszuschließen ist. Es ist vielmehr Ausdruck der paritätischen Struktur des Senders. Damit ergibt eine Gesamtbewertung der Inlands- und Auslandsbezüge, daß beim EKK der Auslandsbezug nicht eindeutig überwiegt. Eine Gesetzgebungskompetenz des Bundes für den EKK gemäß Art. 73 Nr. 1 GG scheidet damit auch bezüglich der zweiten Fallgruppe aus.
(4) Ergebnis zur Gesetzgebungszuständigkeil des Bundes gemäß Art. 73 Nr. 1 GG Als Ergebnis bleibt festzuhalten, daß der Bund nicht gemäß Art. 73 Nr. 1 GG zu gesetzlichen Regelungen hinsichtlich des EKK zuständig ist.
cc) Gesetzgebungszuständigkeit des Bundeskraft Natur der Sache? Nachdem Art. 73 Nr. 1 GG als Kompetenzgrundlage zur Regelung eines multinationalen Fernsehsenders nicht in Frage kommt, bleibt letztlich nur die Möglichkeit einer ungeschriebenen Bundeskompetenz kraft Natur der Sache. Das BVerfG hat eine Zuständigkeit kraft Natur der Sache dann angenommen, wenn "gewisse Sachgebiete, weil sie ihrer Natur nach eigenste, der partikularen Gesetzgebungszuständigkeitapriori entrückte Angelegenheiten (des Bundes) darstellen, nur vom Bund geregelt werden können". Dabei müßten Schlußfolgerungen aus der Natur der Sache "begriffsnotwendig sein und eine bestimmte Lösung unter Ausschluß anderer Möglichkeiten sachgerechter Lösung zwingend fordem". 665 Allein die Überregionalität einer Aufgabe kann je665 Z.B. BVerfGE II, 89, 99; 12, 205, 251; 22, 180, 217; 26, 246, 257; 84, 133, 148. Zustimmend aus der neueren Literatur z.B. Harrns, Der Staat 33 (1994), S. 426 f.; Rengeling, Fn. 59 f.; Wipfelder, DVBI. 1982, S. 483. -Das BVetjG stützt sich dabei auf die von Anschütz geprägte Umschreibung (siehe Anschütz, in: Anschütz!Thoma, S. 367). - Vgl. zur Kritik an der Zuständigkeit kraft Natur der Sache z.B. /sensee, in: Isensee/Kirchhof, HdbStR, Bd. IV, 1990, § 98, RN 189 und 214; Maunz!Zippelius, Deutsches Staatsrecht, 28. Aufl. 1991, § 37 II 4.
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doch nach Ansicht des BVerfG eine natürliche Bundeskompetenz nicht begründen. 666 Das Beispiel des EKK hat gezeigt, daß auch die Länder fiir überstaatliche Fernsehsender einen ausreichenden Rechtsrahmen schaffen können. Deshalb ist eine Regelung durch den Bund nicht zwingend erforderlich; eine Bundeszuständigkeit kra:ft Natur der Sache scheidet damit offensichtlich aus.
d) Ergebnis zur Gesetzgebungszusttindigkeit fiir den EKK Da sich kein Kompetenztitel zugunsten des Bundes anfUhren läßt, steht als Ergebnis fest, daß die Bundesländer gemäß Art. 70 Abs. 1 GG über die Gesetzgebungskompetenz fiir den EKK verfugten. Damit waren sie auch gemäß Art. 32 Abs. 3 GG befugt, mit Frankreich den vRV abzuschließen. 2. Zustimmung der Bundesregierung zum vRV gemäß Art. 32 Abs. 3 GG
Gemäß Art. 32 Abs. 3 GG bedarf ein Vertragsschluß durch die Länder der Zustimmung der Bundesregierung. Dieses Zustimmungserfordernis soll eine einheitliche Außenpolitik gewährleisten und verhindern, daß Länderverträge den Bundesinteressen zuwiderlaufen. 667 Die Zustimmung der Bundesregierung erfolgte arn 1.10.1990.668 3. Zulässigkeit des Vertragsschlusses durch die Ländergemeinschaft?
Im Schrifttum wird die Ansicht vertreten, die Bedeutung des Art. 32 Abs. 3 GG erschöpfe sich darin, einzelnen Ländern die Möglichkeit zu geben, zur Regelung bestimmter Sonderanliegen mit unmittelbaren ausländischen Nachbarn, die zu dem betreffenden Land in ein besonderes Verhältnis getreten sind, Verträge zu schließen. 669 Art. 32 Abs. 3 GG meine mit "die Länder" nur die 666
BVerfGE 12, 205, 251; vgl. auch v. Mutius, Jura 1986, S. 500.
667 BVerfGE 2, 347, 370. 668
Sch1eswig-Holsteinischer Landtag- 12. Wahlperiode, Drucks. 12/ 1378, S. 2.
Oppermann, Kulturverwaltungsrecht, S. 614, ist ein Indiz fil.r diese Auslegung die bisherige Praxis, nach der es tatsächlich nur zu staatsvertragliehen Regelungen bezüglich bestimmter Spezialfragen seitens der Länder gekommen ist. 669 Nach
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2. Teil, 2. Kap. : Der völkerrechtliche Vertrag
"einzelnen Länder" der Bundesrepublik Keinesfalls ermächtige diese Vorschrift die Länder in ihrer Gesamtheit, mit auswärtigen Staaten Verträge zu schließen. Dies folge daraus, daß es neben dem Bund keine gesonderte Ländergemeinschaft als Person des Völkerrechts gebe. 670 Die Konsequenz dieser Auffassung wäre, daß im vorliegenden Fall der Abschluß des vRV zwischen der Gesamtheit der Länder der "alten" Bundesrepublik und Frankreich eine Überschreitung der Länderkompetenz darstellte und folglich unzulässig gewesen wäre. Die eben geschilderte Auffassung, Art. 32 Abs. 3 GG schließe völkerrechtliche Verträge durch die Ländergesamtheit aus, läßt sich nicht ohne weiteres mit dem Wortlaut des Art. 32 Abs. 3 GG begründen. Da diese Vorschrift nicht nur "ein Land" zum Vertragsschluß ermächtigt, sondern den "Länder[n]" diese Kompetenz zuspricht, kann mit Hilfe einer Wortlautinterpretation ebensogut die gegenteilige- den Ländern die Kompetenz zu gemeinsamem Vertragsschluß belassende - Auffassung vertreten werden. Ebensowenig läßt sich aus Sinn und Zweck des Art. 32 GG ein Verbot eines gemeinsamen Vertragsschlusses aller Länder herleiten. Auch die Tatsache, daß es in der deutschen Staatspraxis bisher noch keinen Abschluß eines völkerrechtlichen Vertrages durch die Ländergesamtheit mit einem auswärtigen Staat gegeben hat, spricht nicht gegen die Zulässigkeit eines solchen Vorgehens. 671 Auch über die Vorschrift des Art. 32 GG hinaus gibt es im Grundgesetz keinen Verfassungssatz, der allgemein oder für bestimmte Bereiche ein gemeinsames Handeln der Bundesländer explizit verbieten würde. So hat das BVerfG schon im 1. Fernsehurteil darauf hingewiesen, daß allein die Tatsache der gemeinsamen oder koordinierten Erfüllung einer Aufgabe durch die Länder für sich genommen keinen ausreichenden Grund darstellt, der eine natürliche Bundeszuständigkeit rechtfertigen würde. 672 Der Abschluß des vRV mit Frankreich durch die Ländergesamtheit könnte jedoch gegen das Bundesstaatsprinzip verstoßen. Im Zusammenhang mit der
670 Zeidler, S. 41; Oppennann, Ku1turverwa1tungsrecht, S. 614 ff. Vgl. aber jetzt die zustimmende Auffassung von Oppennann, Grabitz-Gedächtnisschrift, Fn. 12. 671 hn Ergebnis ebenso Bachof/Kisker, S. 33. Er ist- soweit ersichtlich - unter den wenigen Autoren, die sich überhaupt mit der hier aufgeworfenen Frage auseinandersetzen, der einzige, der einen Vertragsschluß durch die Gesamtheit der Länder für zulässig erachtet. 672
BVertGE 12,205,251 f. ; siehe auch BVerwGE 22,307 ff.
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
203
Gtündung des ZDF wurde die Ansicht vertreten, daß mit der Errichtung einer Anstalt aufgrund eines von allen Bundesländern unterzeichneten Staatsvertrages ein "Staatenbund im Bundesstaat" 673 bzw. eine "dritte Ebene" zwischen Bund und Ländem674 geschaffen werde. Diese sei in dieser Weise vom Grundgesetz nicht vorgesehen und widerspreche dem föderativen Aufbau der Bundesrepublik gemäß Art. 20 Abs. 1 GG. 675 Diese Argumentation könnte auch fiir das hier zu erörternde Problem gelten, bestehen doch Ähnlichkeiten mit der Frage, ob es rechtens war, das ZDF durch Staatsvertrag aller Bundesländer zu errichten: In beiden Fällen sind die Länder zum Handeln befugt, nämlich zur Errichtung von Fernsehanstalten; und in beiden Fällen wird diese Handlungskompetenz gemeinsam durch Vertragsschluß wahrgenommen. Bevor auf die einzelnen Probleme bei der Gründung von gemeinsamen Fernsehsendem eingegangen wird, muß die Fragestellung, um die es bei der Errichtung des ZDF ging und um die es beim vRV geht, präzisiert werden. Bei den Auseinandersetzungen um die Gründung des ZDF wurde nicht die Frage thematisiert, ob die Bundesländer befugt waren, gemeinsam einen Staatsvertrag zu schließen. Vielmehr war Dreh- und Angelpunkt der Diskussion die Frage, ob eine Anstalt durch Staatsvertrag errichtet werden darf, deren Versorgungsgebiet sich über die ganze Bundesrepublik erstreckt. 676 Demgegenüber geht es im Zusammenhang mit der Gtündung des EKK um die Frage, ob die
673 Klagebegründung des Bayerischen Rundfunks vom 22.2.1963, abgedr. in: Verfassungs- und verwaltungsrechtliche Probleme des Staatsvertrags über die Errichtung der Anstalt des öffentlichen Rechts "Zweites Deutsches Fernsehen", erstattet im Auftrag des Bayerischen Rundfunks, April 1963, S. 14; v. Merkatz in der Sitzung des Bundesrats vom 15.12.1961, Bundesrat, Bericht über die 239. Sitzung, S. 237 B. 674 Die hier angesprochene Frage nach der Existenz einer dritten Ebene zwischen dem Bund und den Ländern unterscheidet sich von der in der Literatur gefilhrten Diskussion um den zweigliedrigen oder dreigliedrigen Bundesstaatsbegriff. Zum letztgenannten Streitpunkt vertrat ein Teil der Literatur die These, daß über dem Zentralstaat (Bund) und den Gliedstaaten (Länder) ein drittes Gebilde, nämlich der Gesamtstaat (Bundesrepublik) zu denken sei (so vor allem Nawiasky, Allgemeine Staatslehre, 3. Teil, 1956, S. 159 ff. und Maunz, Deutsches Staatsrecht, 5. Autl., S. 59 und 125). Diese Ansicht ist vom BVeifG und der h.L. abgelehnt worden (BVerfG, NJW 1961, S. 1453 ff. (1455), aus der Literatur z.B. V. Mangoldt-Klein, Band I, Art. 20 Anm. 2, S. 588 f).
m
675 Zeidler, S. 33 ff.; Fröhler, S. 14; Schneider, ZDF, S. 20; Klagebegründung (vgl. Fn. 673). 676 Fuhr,
ZDF-Staatsvertrag, S. 62.
204
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
Länder ihre Vertragskompetenz nach außen gemäß Art. 32 Abs. 3 GG gemeinsam wahrnehmen dürfen. Dennoch wird sich zeigen, daß sich für die hier interessierende Fragestellung auch die Diskussion um die Errichtung des ZDF fruchtbar machen läßt: Es herrscht weitgehend Einigkeit darüber, daß in dem vom Grundgesetz konzipierten Bundesstaat eine Zusammenarbeit und Koordination der Glieder des Gesamtstaates zulässig ist und sogar notwendig erscheint. 677 Die Koordinierung der Länder ist freilich unter der Verfassungsordnung des Grundgesetzes nicht unbeschränkt möglich. Je weiter sich die Zusammenarbeit der Länder institutionalisiert, d.h. je mehr die Länder wesentliche Teile ihrer Landesgewalt auf eine "supragliedstaatliche Verwaltung" übertragen, desto mehr Zweifel ergeben sich hinsichtlich ihrer Zulässigkeit. 678 Die Grenze erlaubter Kooperation ist spätestens dort überschritten, wo gemeinsame Institutionen oder Organe geschaffen werden, bei denen sich bezüglich ganzer Sachbereiche die Willensbildung länderübergreifend verbindlich vollzieht679 und Beschlüsse auch gegen den Willen einzelner Länder gefaßt werden können. Unzulässig wäre - weil gegen das Bundesstaatsprinzip verstoßend - beispielsweise ein Zusammenschluß der norddeutschen Länder zu einer "Norddeutschen Wirtschaftsgemeinschaft", die mit allen in die Landeszuständigkeit fallenden Befugnisse im Bereich der Wirtschaft betraut wäre. 680 Organe oder Institutionen mit derart ausgestatteten Kompetenzen erscheinen als weitgehend selbständige und unabhängige Einrichtungen auf Bundes- oder Mehrländerebene, ohne jedoch vom Grundgesetz als solche vorgesehen zu sein. In diesen Fällen kann dann in der Tat davon gesprochen werden, daß zwischen Bund und Ländern eine "dritte Ebene" installiert würde.
677 Genannt sei nur die Ständige Konferenz der Kultusminister und die Ministerpräsidentenkonferenz. Vgl. allgemein zu diesen Arbeitsgemeinschaften Knoke, Die Kultusministerkonferenz und die Ministerpräsidentenkonferenz, 1966 und Hirschmüller, Die Konferenzen der Ministerpräsidenten und Ressortminister der Länder, 1967. Für die Zulässigkeil einer solchen Zusanunenarbeit siehe auch Kölble, Gemeinschaftsaufgaben, S. 56; Maunz, NJW 1962, S. 1645, Schneider, WdStRL 19, S. 18 und Rudolf, Rn. 19. 678 Maunz, NJW 1962, S. 1642; Schneider, VVdStRL 19, S. 22; Kölble, Gemeinschaftsaufgaben, S. 56. 679 Bachof/Kisker,
°Kisker, S. 142.
68
S. 52; Zacher, BayVBll971, S. 378.
C. Rechtmäßigkeit des Abschlusses des vRV
205
Beim ZDF und beim EKK handelt es sich demgegenüber um Einrichtungen aller Länder, die nur ein kleines Segment innerhalb der staatlichen Kulturpolitik wahrnehmen. Zwar genießen sie in großem Umfang Staatsunabhängigkeit und vollziehen ihre interne Willensbildung weitgehend autonom. Diese Autonomie ist aber nicht eine Folge davon, daß sich die Bundesländer ihrer Befugnisse zugunsten dieser Sender staatsvertraglich begeben hätten. Vielmehr ist die Staatsunabhängigkeit - wie bei allen anderen "reinen" Länderanstalten auch- direkte Folge des Gebots der Staatsfeme aus Art. 5 Abs. I S. 2 GG. 681 Insofern bestehen gegen die beiden Rundfunksender keine verfassungsrechtlichen Bedenken. 682 Wendet man die eben genannten Kriterien, die im Zusammenhang mit der Gründung des ZDF herangezogenen wurden, auf die hier interessierende Frage nach der Zulässigkeil des gemeinsamen Abschlusses völkerrechtlicher Verträge durch die Ländergesamtheit an, so ergibt sich folgendes: Eine Länderkooperation bezüglich des Abschlusses von Verträgen verstößt erst dann gegen das Bundesstaatsprinzip, wenn die Länder auf Dauer ihre vertraglichen Beziehungen zum Ausland in der Weise koordinieren würden, daß sie gemeinsame Institutionen oder Organe schaffien, die ihrerseits weitgehend selbständig die Vertragspolitik der beteiligten Länder - auch gegen den Willen einzelner Länder - wahrnehmen könnten. Erst wenn ein auswärtiger Staat nicht mehr nur mit dem Bund oder mit den Ländern einen Vertrag schließen würde, sondern mit einem Organ, das Verträge fiir einzelne oder alle Bundesländer verbindlich abschließen würde, könnte ernsthaft vom Entstehen einer "dritten Ebene" zwischen Bund und Ländern gesprochen werden. Eine solche Kompetenzverlagerung auf eine "dritte Ebene" liegt beim gemeinsamen Abschluß eines völkerrechtlichen Vertrages nicht vor; vielmehr bleiben alle Länder in ihrer Vertragspolitik völlig unabhängig. Insoweit ist also kein Verstoß gegen das Bundesstaatsprinzip festzustellen. Als Zwischenergebnis kann somit nach den Ausfiihrungen dieses Abschnitts festgehalten werden, daß der Abschluß des vRV durch die Ländergesamtheit keinen verfassungsrechtlichen Bedenken unterliegt.
68 1
Siehe dazu die Darstellung im ersten Teil, S. 34 f.
So im Ergebnis auch BVerwGE 22, 299, 306 ff. Aus der älteren Literatur siehe Maunz, NJW 1962, S. 1641 ff., 1644 f.; Kisker, S. 274 f.; aus der neueren Literatur vgl. Fuhr, ZDF-Staatsvertrag, S. 62. Seit der Entscheidung des BVerwG sind keine Bedenken mehr gegen die Errichtung des ZDF durch Staatsvertrag erhoben worden (vgl. Hernnann, Rundfimkrecht, § 4, Rn. 57 m.w.N.). 682
206
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag 4. Ergebnis: Rechtmäßiger Abschluß des vRV nach den Vorschriften des Grundgesetzes
Festgestellt werden kann, daß der völkerrechtliche Vertrag zwischen den deutschen Bundesländern und Frankreich keinen rechtlichen Bedenken unterliegt. Zur Bewertung des Vertragsinhaltes sei auf den letzten Teil der Arbeit verwiesen. 683
D. Verstöße gegen Landesverfassungsrecht? Die Landesverfassungen der meisten am Vertragsschluß beteiligten Bundesländer sehen zugunsten der jeweiligen Landesparlamente Mitwirkungsrechte beim Abschluß völkerrechtlicher Verträge vor.684 Dabei müssen die Parlamente den abzuschließenden Verträgen in der Regel zustimmen.685 In den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Schleswig-Holstein ist die Zustimmung der Landesparlamente zum vRV erfolgt.686 Eine Zustimmung ist in den übrigen Bundesländern unterblieben.687 In Harnburg und Niedersachsen müssen die Bürgerschaft (Art. 43 S. 3 LV) bzw. der Landtag (Art. 35 Abs. 2 LV) den Verträgen zustimmen, wenn die Verträge Gegenstände der Gesetzgebung betreffen. Die Vorschriften sollen verhindern, daß die Landesregierungen für das Land Verpflichtungen übernehmen, die nicht die Billigung der Parlamente finden. Dadurch sollen sie ausschließen, daß die Entscheidungsfreiheit der Volksvertretungen durch
683 Siehe unten S. 243 ff. 684 Nur in Berlin und Bremen fehlen landesverfassungsrechtlich ausdrücklich verankerte Mitwirkungsrechte. 685 Art. 50 S. 2 ba-wü. LV; Art. 72 Abs. 2 bay. LV; Art. 43 S. 3 hamb. LV; Art. 103 Abs. 2 hess. LV; Art. 35 Abs. 2 (bei Abschluß des vRV Art. 26 Abs. 2) nieders. LV; Art. 66 S. 2 nordrh-westf. LV; Art. 10 I S. 2 rheini-pfaiz. LV; Art. 95 Abs. 2 S. I saarl. LV; Art. 30 Abs. 2 schl.-holst. LV. 686 Ba.-wü. GVBI. I99I, S. 788 ff.; bay. GVBI 1992, S. 3I6 ff.; brem. GBI. I99I, S. 306 ff. ; nordrh.-westf. GVBI. I99I , S. 556 ff.; saarl. ABI. 1991, S. 698 ff.; schl.holst. GVBI. l99I, S. 523 ff. 687
Telefonische Bestätigung der jeweiligen Staats- und Senatskanzleien.
D. Verstöße gegen Landesverfassungsrecht?
207
Staatsverträge eingeengt wird. 688 Nach der Rechtsprechung des BVerwG ist ein Vertrag Gegenstand der Gesetzgebung, wenn durch ihn unmittelbar vollziehbare Vorschriften entstehen oder das Land sich in dem Vertrag verpflichtet, weitere Gesetzgebungsakte zu erlassen. 689 Darüber hinaus gehören dazu beispielsweise vertragliche Regelungen, die finanzielle Pflichten vorsehen, fur die im Haushaltsplan keine Mittel eingeplant worden sind. 690 Für die ähnlich lautende Bestimmung des Art. 59 Abs. 2 S. 1 GG hat das BVerfG entschieden, daß ein Vertragsinhalt nur dann Gegenstand der Bundesgesetzgebung ist, "wenn der Bund durch den Vertrag Verpflichtungen übernimmt, deren Erfullung allein durch Erlaß eines Bundesgesetzes möglich ist. "691 Der vRV mit Frankreich enthält fast ausschließlich Vorschriften, die die französische Seite binden. 692 Die Bundesländer müssen nach diesem Vertrag in keiner Weise gesetzgebefisch tätig werden. Daher handelt es sich im vorliegenden Fall nicht um einen Vertrag, der sich auf Gegenstände der Gesetzgebung bezieht. Daraus folgt, daß der Vertrag nicht der Zustimmung der hamburgischen Bürgerschaft und des niedersächsischen Landtags bedurften. Nach dem Wortlaut des Art. 103 Abs. 2 hess. LV und Art. 101 S. 2 rheinl.-pf. LV bedarf jeder Staatsvertrag, unabhängig von seinem Inhalt, der Zustimmung der jeweiligen Volksvertretung. In der Staatsrechtslehre und in der Praxis werden die beiden Bestimmungen in den betreffenden Bundesländern jedoch auf die gleiche Weise ausgelegt, wie in Harnburg und Niedersachsen. D.h. Staatsverträge bedürfen nur dann einer entsprechenden Zustimmung, wenn sie Gegenstände der Gesetzgebung betreffen.693 Demgegenüber bedürfen nach der Kommentierung von Süsterhenn und Schäfer aus dem Jahre 1950 nach der Verfassung von Rheinland-Pfalz alle Verträge der
688 Neumann, Art. 26 Rn. 5, fllr die niedersächsische Verfassung. Für die ähnlich lautende Bestimmung des Art. 59 Abs. 2 GG z.B. BVerfGE I, 372, 390; Bemhardt, § 174, Rn. 14; Hienstorfer, S. 108. 689
BVerwGE, Urt. vom 21.12.1967- VIII C. 89. 67.
690
Neumann, Art. 26, Rn. 26.
691
BVertDE I, 372, 389.
692
Siehe S. 154 tf.
Zinn/Stein, Verfassung des Landes Hessen, Art. 103, Rn. 9; Kommission zur Bereinigung der Verfassung fllr Rheinland-Pfalz, 1988. 693
208
2. Teil, 2. Kap.: Der völkerrechtliche Vertrag
Zustimmung des Landtages. 694 Der Streit kann vorliegend jedoch offen bleiben. Denn selbst wenn man Art. 101 S. 2 rheinl.-pf. LV im letztgenannten Sinne auslegt, könnte sich Rheinland-Pfalz gemäß Art. 46 Abs. I WVK nicht auf die Verletzung innerstaatlichen Rechts berufen. Voraussetzung des Art. 46 Abs. I WVK695 ist nämlich u.a., daß die Verletzung innerstaatlichen Rechts offenkundig ist. Eine Verletzung von Verfassungsrecht wäre jedoch nicht offensichtlich, da die Nichtzustimmung im vorliegenden Fall in der Praxis ständiger Übung entspricht und auch von der Literatur gebilligt wird.
694 SUsterhenn/Schäfer,
Arun. 5 zu Art. l 0 l.
695 Gnmdlegend zur Auslegung des Art. 46 WVK Meron, BYIL 1978, S. 175 ff. Vgl. auch K. lpsen, Völkerrecht,§ 15, Rn. 10 ff., insbes. Rn. 20 ff.
Drittes Kapitel
Die Änderung des Rundfunkstaatsvertrages A. Art. 2 Abs. 4 RfStV/1987 Schon Art. 2 Abs. 4 des Rundfunkstaatsvertrages aus dem Jahr 1987 ermächtigte die ARD-Landesrundfunkanstalten und das ZDF, sich an einem europäischen Fernsehprogramm zu beteiligen. Die Bestimmung enthielt jedoch eine wesentliche Beschränkung für die Rundfunkanstalten: Sie bestimmte, daß der Programmteil der deutschen Anstalten einen nicht erheblichen Umfang arn Gesamtprogramm einnehmen durfte. Schon aus diesem Grund schied die betreffende Vorschrift als Grundlage für eine Beteiligung am EKK aus, sollte der neue europäische Sender doch zu einem wesentlichen Teil von den deutschen Fernsehanstalten mitgetragen werden.
B. § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 Der am 31.8.1991 696 zwischen allen sechzehn Bundesländern geschlossene Rundfunkstaatsvertrag enthält in § 19 Abs. 4 S. 2 eine Regelung speziell für die Beteiligung der ARD-Rundfunkanstalten und des ZDF am EKK. Die Frage, ob die Bundesländer die Regelungskompetenz hierzu hatten, ist auf die gleiche Weise zu beantworten, wie die Frage der Zuständigkeit zum Abschluß des vRV: Da der Bund insoweit keine Gesetzgebungskompetenz für sich in Anspruch nehmen kann - insbesondere kann er sich nicht auf Art. 73 Nr. 1 GG berufen - sind die Länder gemäß Art. 70 Abs. 1 GG zur Regelung befugt. § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 enthält lediglich den Satz, daß sich die betreffenden Anstalten am EKK "beteiligen". Irgendwelche Beschränkungen - wie
696 Die bis heute beschlossenen drei Rundfunkänderungsstaatsverträge zwn RStV/1991 haben bezüglich der Vorschriften zwn EKK keine inhaltlichen Neuerungen gebracht. 14 Schmid
210
2. Teil, 3. Kap.: Die Änderung des Rundfunkstaatsvertrages
noch in der eben genannten Vorgängervorschrift des Art. 2 Abs. 4 RfStV/1987 enthalten - gibt es also nicht. L Griinde für die Regelung in § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 Die Bundesländer gehen bis heute davon aus, daß die Rundfunkanstalten zur Veranstaltung zusätzlicher Fernsehprogramme einer gesetzlichen oder staatsvertragliehen Ermächtigungsgrundlage bedürfen. Da der eng gefaßte Art. 2 Abs. 4 RfStV/1987 aus ihrer Sicht als Grundlage ftir eine umfangreiche Beteiligung am EKK nicht ausreichte, ergab sich die Notwendigkeit einer Änderung des Rundfunkstaatsvertrages und der Einführung einer erweiterten Ermächtigungsgrundlage von selbst. Aber auch die Rundfunkanstalten drängten darauf, daß ihre Beteiligung am EKK ausdrücklich im Rundfunkstaatsvertrag geregelt wurde. Daftir lassen sich mehrere Gründe ausmachen: Zum einen sollte die ausreichende und dauerhafte Finanzierung des EKK sichergestellt werden. Um die Bundesländer langfristig fiir die Finanzierung des neuen Senders in die Pflicht nehmen zu können, bedurfte es ihrer Ansicht nach einer ausdrücklichen staatsvertragliehen Ermächtigung zu dessen Betrieb.697 Des weiteren war aus Sicht der Anstalten eine ausdrückliche Normierung im Rundfunkstaatsvertrag auch deswegen erforderlich, um das Programm des EKK ohne Schwierigkeiten in allen Kabelanlagen der Bundesrepublik verbreiten zu können. Denn nach den Runclfunkgesetzen der Bundesländer bedarf es fiir die Einspeisung eines herangeftihrten Programms regelmäßig einer rundfunkrechtlichen Zulassung. Die Rangfolgeregelungen der entsprechenden Ländergesetze sehen in der Regel vor, daß gesetzlich bestimmten und/oder originär nach den Landesmediengesetzen veranstalteten Programmen Vorrang vor anderen Programmen eingeräumt wird. 698 Da Kapazitäten in den Kabelanlagen beschränkt sind, mirde der EKK mit der Aufnahme in den Rundfunkstaatsvertrag zu einem gesetzlich bestimmten Programm werden und somit in den Genuß der bevorzugten Ver-
697 Der Intendant des SWF in einem Schreiben an die Justitiare der ARD-Landesrundfunkanstalten und des ZDF vom 12.2.1990, S. I f 698 Z.B. § 41 Abs. I LRG Nordrhein-Westfalen, § 44 Abs. I Mediengesetz Harnburg, § 46 Abs. I LRG Niedersachsen.
B. § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991
211
breitung kommen. 699 Schließlich sollte durch eine gesonderte Regelung fiir die Beteiligung von ARD und ZDF am EKK die Option fiir eine minderheitliehe Beteiligung an einem weiteren, von europäischen Rundfunkveranstaltern ausgestrahlten Fernsehprogramm nach der alten Fassung des Art 2 Abs. 4 RfStV nicht verbraucht werden. 700 D. § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 Ermächtigungsgrundlage oder Beteiligungspflicht? Der Wortlaut des § 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 läßt darauf schließen, daß diese Vorschrift eine zwingende Verpflichtung fiir die Anstalten darstellt, sich am EKK zu beteiligen, und nicht nur eine bloße Ermächtigung. Dafiir spricht auch ein Vergleich mit§ 19 Abs. 1 S. 1 RStV/1991 und insbesondere mit Art. 2 Abs. 4 RfStV/1987. Dort geht es ebenfalls um die Errichtung neuer Programme; im letzteren Fall - wie oben gesehen - sogar ebenfalls um die Gründung eines europäischen Fernsehprogramms. Jedoch sprechen diese Bestimmungen ausdrücklich nur davon, daß die darin angesprochenen Anstalten ein zusätzliches Fernsehprogramm veranstalten bzw. sich an einem europäischen Fernsehprogramm beteiligen "können"J01 Demgegenüber läßt sich aus § 9 Abs. 3 S. I RFinStV ein gewichtiges Argument gegen das Bestehen einer Beteiligungspflicht der bundesdeutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten entnehmen. Dort wird bestimmt, daß im Falle der Nichtbeteiligung einer ARD-Anstalt oder des ZDF an der nationalen Stelle des EKK der auf die betreffende Anstalt entfallende Finanzierungsanteil fiir die Finanzierung des EKK unmittelbar der nationalen Stelle des EKK aus dem Fernsehgebührenaufkommen zusteht. Nach dieser Vorschrift ist es denkbar, daß sich nicht alle in§ 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 angesprochenen Rundfunkanstalten am EKK beteiligen. Ein Vergleich mit § 9 Abs. 3 S. 1 RFinStV ergibt somit, daß es sich bei§ 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 nicht um eine zwingende Muß-Vorschrift handelt, sondern lediglich um eine 699 Der Justitiar des SWF in einem Gespräch im August 1993. - Vgl. dazu auch die Ausfllhrungen zur Einspeisung in Kabelnetze, S. 72.
700 Der Intendant des SWF in einem Beschlußvorschlag vom 31.5.1990 fllr die ARD-Hauptversarnrnlung am 26./27.6.1990. 701 Von einer zwingenden Verpflichtung zur Beteiligung am EKK gingen offenbar auch die Rundfunkanstalten aus (vgl. das Schreiben des Intendanten des SWF an die Intendanten der ARD vom 26.8.1991, S. 2). !4•
212
2. Teil, 3. Kap.: Die Änderung des Rundflmkstaatsvertrages
Ermächtigungsnorm. Der in die Richtung einer Verpflichtung formulierte Wortlaut der Bestimmung läßt sich dadurch erklären, daß sich zum Zeitpunkt des Staatsvertrags-Abschlusses alle westdeutschen Bundesländer sowie das ZDF am EKK bereits beteiligt hatten. Bei§ 19 Abs. 4 S. 2 RStV/1991 handelt es sich also um eine Zustandsbeschreibung. Die Länder haben sich auf eine spezielle staatsvertragliche Grundlage im Rundfunkstaatsvertrag geeinigt. Daher ist im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht näher auf die schon lange Zeit umstrittene und bis heute nicht durch die Verfassungsrechtsprechung geklärte Frage einzugehen, ob es einer solchen Vorschrift überhaupt bedurft hätte oder ob sich die bundesdeutschen Rundfunkanstalten kraft ihrer Programmautonomie auch ohne eine staatsvertragliche Grundlage am EKK hätten beteiligen können. 702 Letztendlich haben sich alle Rundfunkanstalten der Länder - unter Einschluß von ORB und MDR - am EKK beteiligt. Deshalb muß auch auf die Frage, ob die Rundfunkanstalten durch Gesetz oder Staatsvertrag zur Beteiligung am EKK hätten verpflichtet werden können, nicht eingegangen werden.
702 Das BVeifG hat bisher lediglich im Baden-Württemberg-Beschluß (E 74, 297, 332) den Ausschluß der Rundfunkanstalten von der Veranstaltung regionaler und lokaler Rundfunkprogramme als nicht mit Art. 5 Abs. 1 S. 2 vereinbar angesehen. - Vgl. zum Ganzen insbesondere auch den Streit um die Errichtung des Satellitenprogramms Eins Plus durch die ARD-Rundfunkanstalten. Nachdem Bayern und Baden-Württemberg dem BR und dem SWF eine Beteiligung an Eins Plus mangels gesetzlicher oder staatsvertraglicher Ermächtigungsgrundlage untersagten, kam es zum Rechtsstreit vor den Verwaltungsgerichten. Die betreffenden Rundfunkanstalten konnten sich durchsetzen (vgl. die Entscheidungen des VG München, in: ZUM 1986, S. 206 ff. und des VG Karlsruhe, in: ZUM 1986, S. 209 ff.). - Auch bezüglich der Gestaltung des ARD-Gemeinschaftsprogramms vertraten die Länder über Jahrzehnte die Auffassung, daß die entsprechenden staatsvertragliehen Bestimmungen ( § I des Länderabkommens über die Koordinierung des Ersten Fernsehprogramms vom 17.4.1959, seit dem 1.1.1991 § 1 des ARD-Staatsvertrages) nur konstitutiven Charakter haben (Nachweis im Beschluß des VGH Baden-Württemberg vom 27.3.1986, in: ZUM 1986, S. 297). In der Literatur halten eine Ennächtigw1gsgrundlage beispielsweise lltr notwendig: Rupp, Rechtsgutachten, S. 12; Scholz, Programmpresse, S. 25; Bullinger, AfP 1985, S. 1 u. 3 und Bullinger, HdbStR, Rn. 101. Insbesondere Berg, Media Perspektiven 1987, S. 741, hält eine Ermächtigungsgrundlage für entbehrlich.
Dritter Teil
Die Finanzierung des Europäischen Kulturkanals A. Finanzierungsquellen L Deutsche und französische Finanzleistungen Gemäß Art. 7.2 ARTE G.E.I.E.-GV sind die Mitglieder verpflichtet, "im Verhältnis ihrer Stimmenzahlen der Vereinigung die Finanzmittel, Fernsehprogramme und sonstigen Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben und Verpflichtungen ... benötigt." Von den rund 504 Mio. DM, die für das Projekt beispielsweise im Jahre 1995 aufgewendet wurden, erhielt ARTE G.E.I.E. von ihren Mitgliedern ca. 141. Mio. DM an Finanzmitteln für ihre Arbeit in Straßburg. Den Rest verwendeten die beiden nationalen Gesellschaften im wesentlichen dazu, ihren Anteil an den Fernsehprograrnmen, den sie der Zentrale zu liefern haben, zu finanzieren. 703 1. Gebühreufiuanzieruug auf deutscher Seite
Die Mittel, die die deutsche Seite zur Finanzierung der Trägergesellschaft des EKK und zur Beschaffung der Programme aufwendet, werden ausschließlich aus Mitteln der Rundfunkgebühr aufgebracht. Der Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag von 1991 brachte in § 1 Abs. 1 auch mit Blick auf die Finanzierung des neuen europäischen Senders eine Erhöhung der monatlichen Rundfunkgebühr für den Bereich der Länder der "alten" Bundesrepublik um 4,80 DM auf23,80 DM ab dem 1.1.1992.704 Bei der Erhöhung der Rundfunk-
703
Auskunft von ARTE G.E.I.E.
704 Als rechnerische Größe diente dabei ein Anteil von 75 Pfennig flir den EKK ( vgl. dazu die Begründung des RfF inStV11991 , I. Allgemeines).
214
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
gebühren seit dem 1.1.1997 auf nunmehr 28,25 DM durch den neuen RFinStV/1996 wurde der EKK nicht berucksichtigt. Den ursprungliehen Plan, einen fiir den EKK bestimmten Teilbetrag von 0,75 DM1°5 unmittelbar der Straßburger Zentrale oder der deutschen nationalen Stelle des EKK zukommen zu lassen, wurde im Verlauf der Beratungen aufgegeben. Die Regierungschefs der Länder einigten sich stattdessen darauf, den fiir ARTE bestimmten Betrag nicht als Zuschlag zur Rundfunkgebühr auszuweisen, sondern in die Fernsehgebühr mit einzurechnen. Mit der Beibehaltung einer einheitlichen Rundfunkgebühr sollte verhindert werden, daß die Rundfunkgebühr weiter aufgespalten wird. 706 Folglich wurden ARD und ZDF mit dieser Regelung unmittelbar Gebührengläubiger auch des fiir den EKK bestimmten Teilsam Gesamtaufkommen der Fernsehgebühr. Die deutschen Rundfunkanstalten überweisen den von deutscher Seite aufzubringenden Anteil zur Finanzierung des EKK der ARTE-D GmbH, die diesen Anteil selbständig verwaltet. Da die deutsche nationale Stelle ihre Programme zum größten Teil von ARD und ZDF bezieht, fließt ein großer Teil ihres Gesamtbudgets als Gegenleistung fiir diese Programmleistungen wieder an diese Anstalten zuruck. 707 Nur fiir den Fall, daß sich eine ARD-Rundfunkanstalt oder das ZDF nicht am EKK beteiligen würde, stünde der deutschen nationalen Stelle gemäß § 9 Abs. 3 S. 1 RFinStV/1996 der auf die betreffende Anstalt entfallende Anteil aus dem Fernsehgebührenaufkommen unmittelbar zu. Nachdem der ursprungliehe Plan fallengelassen worden war, der nationalen Stelle den Gebührenanteil direkt zufließen zu lassen, war diese Vorschrift notwendig geworden, um bei einem eventuellen Ausstieg einzelner Anstalten aus dem Projekt die Finanzierung des Senders nicht zu gefährden. 708 Eine Besonderheit bei der Finanzierung des EKK im Vergleich zur Finanzierung der ARD-Anstalten oder des ZDF besteht darin, daß das dem Sender zustehende Finanzvolumen gemäߧ 9 Abs. 3 S. 3 RFinStV/1996 unabhängig von der tatsächlichen Höhe des Fernsehgebührenaufkommens auf den festen 705 Nach Abzug des Anteils fUr die Landesmedienanstalten gemäß § 4 RfFinStV sollte dem EKK ein Anteil von ca. 73 Pfennig pro Gebührenzahler und Monat zur Finanzierung des Programms des EKK bleiben. 706 Gegen eine "Atomisierung" der Rundfunkgebühr z.B. Keim, in: epd Nr. 87 vom 4.1I.I989. 707
Siehe dazu im einzelnen § 6.4 ARTE-D-GV.
708
FrankfurterRundschau vom 30.10.1989, S. 17.
A. Finanzienmgsquellen
215
Betrag von jährlich insgesamt 210 Mio. DM festgelegt worden ist. 709 Dieser Etat ist - verglichen mit "Europa TV" und anderen europäischen Programmen - relativ hoch. 710 Mit dieser Finanzausstattung ist der EKK zugleich das bei weitem größte deutsch-französische Kulturprojekt Indes war lange Zeit umstritten, ob der deutsche Teil des Gesamtbudgets des Senders tatsächlich auf 210 Mio. DM jährlich festgeschrieben ist. Führende ARTE-Mitarbeiter standen lange Zeit auf dem Standpunkt, daß der EKK im Grunde durch 0, 75 DM aus der Rundfunkgebühr finanziert wird. Unter Einbeziehung der neuen Bundesländer, bei denen seit dem 1.1.1995 dieselbe Fernsehgebühr erhoben wird, wie in den alten Bundesländern, belaufe sich daher das dem Sender zustehende Gebührenaufkommen auf ca. 265 Mio. DM pro Jahr. Deshalb wurden die deutschen Rundfunkanstalten von ARTE gemahnt, dem Sender mehr Geld als die 210 Mio. DM jährlich zur Verfugung zu stellen. 711 Diese weigern sich jedoch. 712 Daß dieser für den EKK nachteilige Finanzierungsmodus entgegen der Rechtsauffassung der ARTE-D GmbH der Rechtslage entspricht, ergibt sich ebenso eindeutig aus dem Wortlaut des § 9 Abs. 1 RFinStV/1996 wie aus seiner Vorgängervorschrift (§ 2 Abs. 5 S. 3 RfFinStV/1991). Anders als beim "Deutschlandradio", dem gemäߧ 9 Abs. 1 RFinStV/1996 seit dem 1.1.1997 0,698 DM aus der monatlichen Grundgebühr zustehen, regelt § 9 Abs. 3 S. 3 RFinStV explizit, daß bei der Finanzierung des EKK von einem Finanzierungsbetrag von insgesamt 210 Mio. DM auszugehen ist. Des weiteren erscheint es systemgerecht, einem binationalen Sender mit einem fest umrissenen - aber auch begrenzten - Aufgabenfeld ein ausreichendes, von Gebührenschwankungen unabhängiges Budget zuzuweisen. Da sich am Programmauf709 UrsprUnglieh sollte dem EKK nach Beschlüssen der Ministerpräsidenten nur ein jährlicher Betrag in Höhe von ca. 123 Mio. DM zufließen (Schreiben des Intendanten des Südwestfunks an die Intendanten der ARD-Landesnmdfun.kanstalten arn 31.5.1990.)
°
71 Für "Europa-TV" standen jährlich nur etwa 40 Mio. sfr (vgl. Schwarzkopf, Europa TV, Annex 4 und Kapitel "Relations EEC- Europa TV"), ftlr "3sat" im ersten Sendejahr ca. 20 Mio. DM (Zimmer, Europas Fernsehen, S. 259) und ftlr TV 5 Europe anfangs 38,7 Mio FF, später 143 Mio. FF (EBU-Review 41 (1990) 6, S. 8) zur Verfugung. 711 Opitz, Protokoll der Sitzung des Programmbeirats von ARTE-D vom 23.6.1995 in Baden-Baden, S. 14. 712 Opitz, Protokoll der Sitzung des Programmbeirats von ARTE-D vom 23.6.1995 in Baden-Baden, S. 15.
216
3. Teil: Die Finanzienmg des EKK
trag und an der Zielsetzung des EKK mit dem Beitritt der ostdeutschen Rundfunkanstalten nichts Wesentliches geändert und sich auch die technische Verbreitung des Programms nicht nennenswert verteuert hat, 713 war es nicht zwingend notwendig, das Finanzvolumen des EKK automatisch mit der Gebührenerhöhung in den neuen Bundesländern anzuheben. Daß die Mittel für den EKK im Zuge der Gebührenerhöhung zum 1.1.1997 nicht angehoben wurden, bestätigt dieses Ergebnis. Der von deutscher Seite zu finanzierende tatsächliche Finanzbedarf des EKK lag in den Jahren 1992 und 1993 noch deutlich unter den fiir das Projekt im RfFinStV vorgesehenen 210 Mio. DM. Der gesamte deutsche Anteil am Gesamtetat des Senders betrug 1992 - bedingt durch den verspäteten Sendestart Anfang Mai- nur ca. 118 Mio. DM. Dieser Betrag erhöhte sich 1993 auf ca. 170 Mio. DM. Demgegenüber wurde 1994 das dem Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag fiir ARTE zugrundegelegte Finanzvolumen mit dem tatsächlichen Verbrauch von 246 Mio. DM deutlich überschritten. Die hohen Ausgaben des Jahres 1994 erklären sich dadurch, daß damit begonnen wurde, die Rückstellungen bei den ARD-Rundfunkanstalten und dem ZDF aus den beiden Vorjahren aufzubrauchen und in Straßburg einen gewissen Programmvorrat zu schaffen. 714
2. Finanzierung auf französischer Seite
Wie im ersten Teil der Arbeit7 15 ausgefiihrt, erfolgt die Finanzierung des französischen öffentlichen Rundfunks hauptsächlich aus Gebühren. Diese werden vom Staat eingezogen, fließen dem Staatshaushalt zu und werden alljährlich nach einem Finanzierungs-Schlüssel an die einzelnen öffentlichen Rundfunkgesellschaften verteilt. Auch fiir die französischen Aufwendungen fiir den EKK gilt diese Art der Finanzierung.
713 Die Verbreitung über ASTRA ID, die vor allem den Fernsehzuschauern in den neuen Bundesländern zugute kommt, beläuft sich zwar auf ca. 12 Mio. DM. Doch soll der EKK im Gegenzug in absehbarer Zeit nicht mehr über Kopernikus abgestrahlt werden. Die zusätzlichen Kosten für weitere Kabeleinspeisungen liegen weit unterhalb einer Mio. DM (vgl. zu den Kosten näher unten S. 239). 714 Auskunft 715
von ARTE-D vom November 1994.
Siehe S. 42 f.
A. Finanzierungsquellen
217
In Frankreich werden zur Zeit ca. 280 Mio. DM für den EKK ausgegeben, was erheblich mehr ist als auf deutscher Seite. Dies liegt daran, daß die Fernsehprogramme, die La Sept/ARTE zur Verfügung stellt, teurer sind als die deutschen Programmteile. Darüber hinaus kostet die terrestrische Verbreitung in Frankreich ungleich mehr als die Kabeleinspeisung und die Verbreitung via Satellit. 716 Die französischen Mehrausgaben widersprechen nicht der paritätischen Finanzierung des EKK, da Art. 7.2 ARTE G.E.I.E.-GV nicht auf die Parität der tatsächlichen Ausgaben für den EKK abstellt. Vielmehr kommt es nach dieser Vorschrift nur darauf an, daß die Zentrale in Straßburg paritätisch finanziert und die Fernsehprogramme paritätisch zugeliefert werden. Weiterhin kommt es darauf an, daß die Mitglieder im Verhältnis ihrer Stimmenzahlen der Vereinigung die sonstigen Mittel zur Verfügung stellen, wozu auch die Übertragungswege gehören. Daß dies zu unterschiedlichen finanziellen Aufwendungen der beiden Seiten führen kann, liegt auf der Hand. IL Sponsoring
Da der Gesellschaftsvertrag von ARTE G.E.I.E. in Art. 19.1 Spiegelstrich 7 Werbesendungen verbietet, hat der EKK nur die Möglichkeit, sich durch das in Art. 19.2 zugelassene Sponsoring zusätzliche Einnahmen zu verschaffen. Von dieser Art der Mittelbeschaffung hat ARTE erst ab Herbst 1994 und nach anfänglichem deutschen Widerstand Gebrauch gemacht. Während die Franzosen dieser Finanzierungsart offen gegenüberstanden, befürchtete man auf deutscher Seite das Eindringen kommerzieller Einflüsse und damit verbundene Gefahren für die Unabhängigkeit des Senders. 717 Das vom EKK praktizierte Sponsoringkonzept unterscheidet sich sowohl in seiner Zielsetzung als auch in der Art seiner Umsetzung vom bekannten Sponsoring. Hauptziel ist nicht in erster Linie die Beschaffung zusätzlicher Finanzquellen als Gegenleistung für Publizität der Sponsoren, sondern eine Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit von ARTE selbst und so letztlich die Steigerung der Einschaltquoten. Für das Sponsoring hatte ARTE anfangs einen "Club" gegründet. In ihm sollten sich der EKK und einige renommierte, euro-
716 Protokoll der Sitzung des Progammbeirats von ARlE-D vom 23.6.95 in BadenBaden, S. 13. 717
Bericht über die Sitzung des Progammbeirats von ARlE-D vom 5.10.1993 in
Mainz, S. 3.
218
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
paweit tätige deutsche sowie französische Unternehmen längerfristig zusammenfinden, um gemeinsame Auftritte bei Kulturveranstaltungen zu organisieren und zusammen Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Einnahmen durch das Sponsoring wollte ARTE nicht in erster Linie mit der Gegenleistung für die Namensnennung in Sendungen erzielen, sondern hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge der Clubmitglieder. In der Praxis hat das Sponsoringkonzept des EKK wenig Anklang gefunden. 718 Deshalb hat man sich bei ARTE vom bisherigen Konzept gelöst und ist zu flexibleren Formen des Sponsoring übergegangen. Der EKK erzielt seine Sponsoring-Einnahmen heute - wie beim klassischen Sponsoringkonzept durch Geldzahlungen als Gegenleistung ftir die Namenseinblendung. Mittelfristig strebt der EKK an, etwa sieben bis acht Unternehmen die Möglichkeit des Sponsoring zu bieten. Darüber hinaus sucht ARTE für die Zukunft auch andere Formen der Zusammenarbeit im PR-Bereich.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung der deutschen ARTE-Finanzierung L Problemstellung Im nun folgenden Abschnitt wird die Frage geklärt werden, ob die Finanzierung des deutschen Anteils am EKK aus Mitteln der einheitlich bemessenen Rundfunkgebühr verfassungsrechtlich unbedenklich ist. Zweifel an der Zulässigkeil der gewählten Finanzierung bestehen deshalb, weil der Finanzierungsanteil ftir den EKK in die allgemeine Rundfunkgebühr von 28,25 DM mit eingerechnet ist. Jeder Rundfunkteilnehmer finanziert somit bereits durch das Bereithalten eines Fernsehgerätes719 und unabhängig von der Empfangbarkeil des EKK720 diesen Sender mit. Dies erscheint vor allem vor dem Hintergrund problematisch zu sein, daß trotz der Verbreitung des EKK über Kabelanlagen und neuerdings über ASTRAID immer noch ein großer Teil der Gebührenpflichtigen technisch nicht in der Lage ist, ARTE zu 718
Sponsoren sind zur Zeit die Finnen Lufthansa, Snac und Wattwiller.
719
§ 4 Abs. 1 RGebStV/1991.
720 § 1 Abs. 2 S. 2 RGebStV/1991 betont, daß es beim Bereithalten eines Rundfunkempfangsgerätes nicht auf die Anzahl der empfangbaren Programme ankommt.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung
219
empfangen. weil sie nicht über entsprechende Empfangsanlagen verfügen. 721 Hinzu kommt, daß die Akzeptanz bei denjenigen, die den EKK empfangen können, nach wie vor sehr gering ist. 722 Neben diesem fiir den EKK bereitgestellten Betrag gab es in der Vergangenheit (und auch noch heute) andere zweckgebundene Teile der Rundfunkgebühr, die fiir Aufgaben verwandt werden, die nicht allen Gebührenzahlern zugute kommen. So hatten die Landesrundfunkanstalten in den "alten" Bundesländern und das ZDF aus dem Aufkommen der Rundfunkgebühr bis zum 31.12.1994 fiir den Aufbau des Rundfunks in den neuen Bundesländern 1,- DM je Gebührenzahler zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wurden in den Jahren 1984 bis 1986 Teile des allgemeinen Rundfunkgebührenaufkommens fiir Kabelpilotprojekte verwendet (sog. Kabelgroschen), 723 obwohl die über diese Anlagen verbreiteten Programme nur in vier Städten (Ludwigshafen, München, Berlin und Dortmund) empfangen werden konnten. 724 Des weiteren haben die Landesrundfunkanstalten gemäß §§ 10 f. RFinStV 2 % der Rundfunkgebühr an die Landesmedienanstalten abzufiihren. Die Arbeit dieser Anstalt, deren Aufgabe die Aufsicht über den privaten Rundfunk ist, kommt dabei allenfalls denjenigen Rundfunkteilnehmern zugute. die privaten 721 Zum 1.9.1996 konnten in der gesamten Bundesrepublik nur ca. 73% aller Fernsehbaushalte das Programm des EKK empfangen (GfK Fernsehforschung vom 16.9.1996, S. 79 und 19.8.1996, S. 18), in den neuen Bundesländern waren es Ende 1994 sogar nur ca. 29 % (vgl. Jahresbilanz 1994 der ARTE-Medienforschung "Zuschauer und Reichweiten 1994, S. I). - Für reine Auslandssender wie z.B. die DW haben insbesondere Stammler, ZUM 1988, S. 279, und Ossenbühl, S. 19 ff., auf die Problematik einer Gebührenfinanzierung durch bundesdeutsche Fernsehzuschauer bei mangelnder Empfangbarkeit der Programme filr diese Rundfunkteilnehmer hingewiesen. 722 Der durchschnittliche Marktanteil von ARTE lag im Jahr 1996 bezogen auf das Gebiet der gesamten Bundesrepublik bei etwa I %. 1995 lag die Quote bei ca. 0,46 %.
723 Die Finanzierung der Kabelpilotprojekte (70 Mio. DM jährlich) durch einen Anteil an der Rundfunkgebühr erfolgte aufgrund Art. 3 Abs. I des Staatsvertrages über die Höhe der Rundfunkgebühr vom 6.7/26.10.1982 in den Jahren 1984 bis 1986 (vgl. auch Harstein/Ring!Kreile, S. 217). 724 Siehe zur Frage der Rechtmäßigkeit der Finanzierung dieser Projekte aus dem Rundfunkgebührenaufkommen: BayVGH (abgedr. in BVerfGE 90, 60, 73), der den Kabelgroschen fllr eine unzulässige Sonderabgabe hielt. Das BVerfG (E 90, 60 ff.) hat jedoch im sog. Rundfunkgebührenurteil die Finanzierung aus Mitteln des Gebührenaufkommens fllr rechtens erklärt, gleichwohl aber die Rechtsnatur dieses Teils der Fernsehgebühr offengelassen (ebd. S. 105). Zuvor hatte insbesondere W. Schmidt, Rundfunkgebühr, S. 75 ff., die Rechtmäßigkeit bestritten.
220
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
Rundfunk empfangen können. Allen übrigen Fernsehteilnehmern, insbesondere denjenigen, die auf terrestrischen Empfang beschränkt sind und deshalb in der Regel private Rundfunkkanäle nicht empfangen können, bringt die Arbeit der Landesmedienanstalten keinerlei Vorteile. 725 Schließlich könnte unter abgabenrechtlichen Aspekten auch die Unterteilung der Rundfunkgebühr gemäß § 8 RFinStV/1996 in eine Grundgebühr in Höhe von 9,45 DM und eine Fernsehgebühr in Höhe von 18,80 DM und die tatsächliche Verwendung dieser beiden Teile der Rundfunkgebühr problematisch sein. Zunächst ist zu dieser Aufspaltung der Rundfunkgebühr anzumerken, daß die Grundgebühr in der Praxis keineswegs ausschließlich zur Finanzierung von Hörfunk und die Fernsehgebühr nicht nur zur Finanzierung von Fernsehen verwandt wird. Vielmehr fließt die einheitlich erhobene Rundfunkgebühr bei den einzelnen Rundfunkanstalten zusammen, ohne daß bei den Ausgaben besonders darauf geachtet wird, daß das Aufkommen aus der Grundgebühr ausschließlich zur Finanzierung von Hörfunk, das Aufkommen aus der Fernsehgebühr ausschließlich zur Finanzierung von Fernsehen verwendet wird. 726 Daraus folgt in der Praxis zum einen die Möglichkeit, daß Personen, die lediglich über ein Radiogerät verfUgen und deshalb nur die Grundgebühr zu entrichten haben, die Veranstaltung des Fernsehens mitfinanzieren. Zum anderen finanzieren Haushalte, die nur über ein Fernsehgerät verfUgen, auf jeden Fall auch die Veranstaltung des Hörfunks mit, da sie zur Entrichtung der Grund- und der Fernsehgebühr verpflichtet sind. 727 Gerade diese Frage weist eine besondere Nähe zur Problematik der Finanzierung des EKK auf. In beiden Fällen liegt der Rundfunkteilnehmer im Empfangsbereich der entsprechenden Hörfunk- bzw. Fernsehprogramme (bzw. deren Wellen). Und beide Male bedarf es weiterer technischer Einrichtungen (Radioempfangsgerät bzw. Satellitenempfangsanlage}, damit die Programme vom Rundfunkteilnehmer auch tatsächlich empfangen werden können. Trotz der vergleichbaren Konstellation kann im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht beantwortet werden, ob die Erhebung von Grund- und Fernsehgebühr von allen Rundfunkteilnehmern rechtmäßig ist. Es läßt sich auch nicht untersuchen, ob der Einsatz von Teilen der Rundfunkgebühr für besondere Zwecke zulässig ist. Dies liegt mit daran, daß die Rechtsnatur der Rundfunkgebühr - vor allem wenn es um besondere zweckgebundene Teile der Rundfunkgebühr geht - bis 725
Kritisch zum sog. "Aufsichtsgroschen" z.B. W Schmidt, Rundfunkgebühr, S. 71.
726
Milndl. Auskunft des SDR vom 19.6.1995.
727 So gnmdsätzlich die Regelung in § 2 Abs. 2 S. l RGebStV.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung
221
heute sehr umstritten ist. Wollte man alle einzelnen Bestandteile der Rundfunkgebühr in das System öffentlicher Abgaben einordnen und das Vorliegen der Voraussetzungen der einzelnen Abgabenarten prüfen, so würde die Aufgabenstellung der vorliegenden Arbeit überschritten. Zum anderen erschiene es beinahe unmöglich, die sehr komplexen abgabenrechtlichen Fragestellungen vollständig auf dem hier nur beschränkt zur Verfiigung stehenden Raum zu erörtern. Deshalb soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit nur die Frage behandelt werden, ob die Erhebung einer einheitlichen Rundfunkgebühr von allen Fernsehteilnehmern, unabhängig davon, ob sie den EKK empfangen können oder nicht, verfassungsrechtlich zulässig ist. Dabei sind zum Zwecke der Untersuchung zwei Vereinfachungen notwendig: Zum ersten wird bei der folgenden Untersuchung nur eine Rundfunkgebühr in Höhe von 27,68 DM pro Fernsehteilnehmer zugrunde gelegt. Dieser Betrag ergibt sich aus der Summe von Grund- und Fernsehgebühr in Höhe von 28,25 DM, von der dann der 2%-ige Anteil der Landesmedienanstalten von gerundet 57 Pfennigen abgezogen wird. Damit wird die Frage nach der rechtmäßigen Erhebung des sog. Aufsichtsgroschens ausgeklammert. Als zweite Vereinfachung wird im Rahmen dieser Untersuchung davon ausgegangen, daß alle Fernsehzuschauer auch über ein Hörfunkgerät verfiigen und so auch tatsächlich in der Lage sind, Hörfunk zu empfangen. Dies hat den Vorteil, daß zusätzlich zur Finanzierung des EKK nicht noch das Problem der Finanzierung des Hörfunks durch Personen, die ausschließlich Fernsehteilnehmer sind, mitberücksichtigt werden muß. Die Zulässigkeil der Finanzierung des EKK aus Mitteln des Rundfunkgebührenaufkommens ist abhängig von der rechtlichen Qualiftkation der Rundfunkgebühr und seiner Einordnung in das System öffentlicher Abgaben. Darum ist es unumgänglich, in einem ersten Schritt kurz die Frage der Rechtsnatur der Rundfunkgebühr zu klären (folgender Abschnitt II.). Im Anschluß daran ist dann zu untersuchen, ob die im RFinStV tatsächlich erfolgte einheitliche Festsetzung der Fernsehgebühr dem Verfassungsrecht widerspricht (folgender Abschnitt III.).
222
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
ß. Rechtsnatur der Rundfunkgebühr Anknüpfungspunkt für das Entstehen der Rundfunkgebührenpflicht ist das Bereithalten eines Rundfunkgerätes728, nicht dagegen die fernmelderechtliche Verleihung der Empfangserlaubnis. Auf dieser Grundlage ist die Rechtsnatur der Rundfunkgebühr und ihre rechtliche Einordnung in das System der öffentlich-rechtlichen Abgabearten bis in die jüngste Zeit außerordentlich umstritten. Das BVerfG hat in seiner sog. Mehrwertsteuer-Entscheidung den Begriff der "Gebühr" lediglich in Anfiihrungszeichen gebraucht und die Frage seiner Einordnung in das System öffentlich-rechtlicher Abgaben offengelassen. In der Entscheidung mude jedoch deutlich, daß das Gericht die Rundfunkgebühr nicht als "Gegenleistung für eine Leistung" versteht. Vielmehr qualifiziert es die Rundfunkgebühr lediglich als "das von den Ländern eingeführte Mittel zur Finanzierung der Gesamtveranstaltung" Rundfunk. 729 Auch das zweite Minderheitsvotum in der selben Entscheidung enthält sich ausdrücklich einer genauen Qualiftkation der Rundfunkgebühr. 730 In dem Minderheitenvotum wird die Rundfunkgebühr unter Verweis auf Oppermann731 lediglich umschrieben als "eine gesetzlich begründete Leistung der Rundfunk- und Fernsehteilnehmer an die Rundfunkanstalten, die das Entgelt darstellt "für die Entgegennahme des Programms und der für seine Ausstrahlung zur Verfügung gestellten Fazilitäten". In Literatur und Rechtsprechung wurden bisweilen höchst unterschiedliche Klassifizierungen vorgenommen. Da für viele Rundfunkteilnehmer, die ausschließlich Privatsender sehen, trotz der Verbreitung öffentlich-rechtlicher Fernsehprogramme kein abstrakter Vorteil mehr vorhanden sei, der eine Beitragspflicht begründen würde, ist die Rundfunkgebühr nach Ansicht einer in neuerer Zeit geäußerten Mindermeinung ihrer Natur nach als Zwecksteuer zu qualifizieren. 732 Diese Ansicht ist abzulehnen. Die Rundfunkgebühr kann
128
§ 4 Abs. I RGebStV/1991.
BVerfGE 31, 314, 329 f. Auch in seiner jüngsten Entscheidung hat das BVerfG die Rechtsnatur der Rundfunkgebühr ausdrücklich offengelassen (E 90, 60, 106). 729
730 Sondervotum der Richter Geiger, Rinck und Wand in der sog. MehrwertsteuerEntscheidung (BVerfGE 31 , 314, 344). 731
Oppermann, Kulturverwaltungsrecht, S. 502.
7 32
Hümmerich/Beucher, AtP 1989, S. 714 und 716 V.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung
223
nicht als Steuer qualifiziert werden, da sie nicht zur Deckung des allgemeinen Finanzbedarfs des Staates erhoben wird. Daneben ist ihre Erhebung nicht auf die Steuergesetzgebungskompetenz des Art. 105 GG gestützt. Mit ihr soll auch nicht eine (vermutete) Leistungsfähigkeit erfaßt werden. 733 Zudem gibt es entgegen dieser Ansicht - keinen Grund, in der Verbreitung und allgemeinen Empfangbarkeil öffentlich-rechtlicher Programme keinen abstrakten Vorteil für die Rundfunkteilnehmer mit entsprechenden Empfangsgeräten zu sehen. Die Rundfunkgebühr wurde mit Hinweis auf die Bezeichnung der Abgabe auch als reine Gebühr734 oder als Anstaltsbenutzungsgebühr in Form einer Konzessionsabgabe735 bezeichnet. An der Klassifizierung der Rundfunkgebühr als reine Gebühr wurde jedoch schon früh mit Recht Kritik geübt. Zum einen kommt es bei der Klassifizierung einer öffentlich-rechtlichen Abgabe nicht auf die vom Gesetzgeber gewählte Bezeichnung an, sondern auf den materiellen Gehalt der Abgabe. 736 Zum anderen wird die Rundfunkgebühr ohne Rücksicht darauf erhoben, ob die Geräte überhaupt eingeschaltet werden oder ob die Programme der zuständigen Landesrundfunkanstalt gesehen werden. 737 Aus diesem Grunde handelt es sich bei der Rundfunkgebühr nicht in erster Linie um die Gegenleistung für eine tatsächlich erhaltene Leistung. Dies wäre aber die Voraussetzung für die Klassifizierung als Gebühr. Deshalb ist die Rundfunkgebühr mit der wohl herrschenden Auffassung als Anstaltsbenutzungsgebühr mit zumindest starkem Beitragselement738 bzw. als reiner Beitrag zu qualifizieren. 739 Dabei muß zur Frage, ob es sich bei der Rundfunkgebühr um eine Gebühr mit Beitragscharakter oder um einen reinen Beitrag handelt, nicht abschließend Stellung bezogen werden. Denn sowohl die Höhe der Gebühr als auch die Höhe des Beitrags sind ähnlichen verfas-
733
Selmer!Brodersen, S. 182.
BVerwG, in: BVerwGE 29, 214, 217 f., Maunz, Rechtsgutachten, S. 290 und Herrmann, AöR 90 (1965), S. 325 f. 734
735 Wol.ff, Verwaltungsrecht I, 6. Aufl., S. 227. Ab der 7. Aufl. ( 1968), S. 256, rechnet Woljfdie Rundfunkgebühr zu den Beiträgen. 736
V. Maydell, S. 20, BVerfGE 7, 244, Leitsatz 3, BVerfGE 49, 343, 353.
737 F.
Kirchhof, Die Gebühr, S. 35.
738 Z.B. Jpsen, Die Rundfunkgebühr, S. 61 ff; Oppermann/Kilian, S. 89 f.; Knemeyer, DVBI 1968, S. 922 f.; v. Maydell, S. 22; Steimer, S. 24. 739 So offenbar Grupp, S. 42; Bachof, in: Wo1ff!Bachof, S. 308; F. Kirchhof, Die Gebühr, S. 36; W. Schmidt, Rundfunkgebühr, S. 45 m.w.N und S. 58.
224
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
sungsrechtlichen Begrenzungen unterworfen (vgl. dazu die Ausfiihrungen in Abschnitt III.). Die Charakterisierung der Rundfunkgebühr als zumindest dem Beitrag sehr nahestehend widerspricht auch nicht der oben zitierten Aussage des BVerfG, wonach die Rundfunkgebühr nicht Gegenleistung für eine Leistung ist. Denn mit dieser Aussage schließt das BVerfG lediglich die Qualifizierung der Rundfunkgebühr als "reine" Gebühr aus. Daß es sich bei der Rundfunkgebühr ihrem Wesen nach grundsätzlich um einen Beitrag bzw. um eine Gebühr mit starkem Beitragscharakter handelt, hindert nicht daran, bestimmte Teile der einheitlichen Rundfunkgebühr in abgabenrechtlicher Hinsicht auch anders zu qualifizieren. So wurde beispielsweise - wie schon gezeigt - die These vertreten, daß es sich beim sog. Kabelgroschen um eine Sonderabgabe gehandelt habe.740 Das BVerfG hat diese Frage in seinem Gebührenurteil ausdrücklich offengelassen und die Rechtmäßigkeit des Kabelgroschens bejaht, weil auch die Voraussetzungen einer Sonderabgabe vorgelegen hätten_74 1 Da Sonderabgaben keine eigenständige Abgabenart bilden, sondern Auffangtalbestand für alle Sonderlasten sind742, muß auf diese Abgabenart nur dann eingegangen werden, wenn sich die Finanzierung des EKK unter den Voraussetzungen des Gebühren- und Beitragsrechts nicht rechtfertigen läßt.743 Im folgenden wird deshalb zunächst davon ausgegangen werden, daß es sich bei der Rundfunkgebühr- wenn man vom 2%-Anteil der Landesmedienanstalten absieht - um eine einheitliche Gebühr mit starkem beitragsrechtlichen Einschlag bzw. um einen reinen Beitrag handelt. Nur wenn festgestellt werden muß, daß die insoweit strengeren verfassungsrechtlichen Bindungen von Gebühr und Beitrag nicht eingehalten sind, muß untersucht werden, ob der für den EKK ausgesonderte Teil der Rundfunkgebühr den Voraussetzungen der Sonderabgabe entspricht.
740 Vgl. Bay.VGH (abgedr. in BVerfGE 90, 60, 73); W. Schmidt, Rwtdfunkgebühr, S. 75 ff. 741
BVerfUE 90, 60, 105.
742 F.
27 ff.
143
Kirchhof, Abgabenrecht, S. 10; /sensee, Abgabenrecht, S. 391; Henseler, S.
/sensee, Abgabenrecht, S. 391.
B. VerfassWlgsrechtliche BeurteilWlg
225
llL Verfassungsrechtliche Bindungen bei der Erhebung von Rundfunkgebühren 1. Bundesstaatliche Finanzverfassung
Die Finanzierung des EKK darf der bundesstaatliehen Finanzverfassung nicht widersprechen. Im Zuständigkeitskatalog des Grundgesetzes findet sich keine generelle Zuweisung des Gebührenrechts an den Bund. 744 Auch der X. Abschnitt des Grundgesetzes, der das "Finanzwesen" regelt, geht auf gebührenrechtliche Zuständigkeiten nicht ein. Da Gebühren jedoch in der Regel den durch die staatliche Leistung entstandenen Vorteil ausgleichen745, fordern sie gewöhnlich das von der Behörde verwaltete Sachgebiet und wirken daher unmittelbar in die Materien der Art. 73 ff. GG hinein. Daher ist mit der wohl h.M. davon auszugehen, daß in der Zuständigkeit für Gesetzgebungsmaterien nach den Art. 73 ff. GG auch die Kompetenz zu Gebührenregelungen im jeweiligen Sachgebiet enthalten ist. 746 Oben im zweiten Teil der Arbeit747 wurde bereits gezeigt, daß die Länder die Gesetzgebungskompetenz zur Errichtung des EKK besitzen. In dieser Kompetenz ist somit auch die Befugnis zur Regelung der Finanzierung dieses Senders eingeschlossen.748 Ein Verstoß gegen die bundesstaatliche Finanzverfassung liegt somit nicht vor. 2. Verfassungsrechtliebe Bindungen im Abgabenverhältnis
Unabhängig davon, ob man die Rundfunkgebühr als Gebühr mit Beitragscharakter oder sogar als reinen Beitrag charakterisiert, ist weiter der Frage nachzugehen, welche Schranken sich aus dem Grundgesetz für die Höhe der Rundfunkgebühren im Verhältnis Staat/Bürger ergeben. Insbesondere die Ver-
744 Art. 74 Nr. 22 GG betriffi nur eine spezifische EinzelregelWlg (F. Kirchhof, Die Gebühr, S. 37). 745
Anders z.B. die "lenkende Gebühr".
So auch die h.M.; vgl. z.B. Wilke, S. 162; Kloepfer, AöR 97 (1972), S. 262; Kreft, S. 18; F. Kirchhof, Die Gebühr, S. 38. 746
747
Siehe S. 119 fi
748
So auch allgemein das BVeifG im Gebührenurteil zur FinanziefWlg des RWld-
funks (E 90, 60, 105). 15 Schmid
226
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
waltungsrechtsprechung hat - gebilligt von großen Teilen der Literatur - seit langem Kriterien für die Bemessung der Höhe der Gebühr und der Höhe des Beitrags herausgearbeitet. Es sind dies insbesondere das Kostendeckungsprinzip, das Äquivalenzprinzip, der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und der allgemeine Gleichheitssatz. Im einzelnen besteht Streit bezüglich der Definition der jeweiligen Beschränkungen. Zudem ist umstritten, ob die einzelnen Schranken Verfassungsrang besitzen oder ob sie nur bei einfachgesetzlicher Anordnung Geltung beanspruchen können. Bevor die Kriterien für die Bestimmung der Höhe der Rundfunkgebühr im einzelnen dargestellt, rechtlich bewertet und auf die hier interessierende Fragestellung hin angewendet werden, soll zunächst untersucht werden, auf welche Weise die einzelnen Rundfunkteilnehmer von den Tätigkeiten der Rundfunkanstalten - abhängig von der jeweiligen Empfangsart - Nutzen ziehen können. Eine solche Darstellung voranzustellen empfiehlt sich deshalb, weil Gebühren und Beiträge dazu beitragen sollen, die Kosten einer öffentlichen Leistung zu decken. Deshalb kann die Frage der Höhe einer Gebühr oder eines Beitrags nicht losgelöst von der Tätigkeit der Rundfunkanstalten und den von ihr erbrachten Leistungen bestimmt werden. Dies wird besonders daran deutlich, daß einige Bemessungsgrundsätze - insbesondere das Äquivalenzprinzip, das Verhältnismäßigkeitsprinzip oder der allgemeine Gleichheitssatz - nicht für sich allein zur Bestimmung der Höhe von Gebühren oder Beiträgen herangezogen werden können. Bei ihrer Anwendung ist es vielmehr notwendig, Abwägungen oder Vergleiche vorzunehmen, weswegen auf die genaue Feststellung der erlangten Vorteile der einzelnen Rundfunkteilnehmer nicht verzichtet werden kann. a) Die von den Rundfunkteilnehmern erlangten Vorteile
Mit dem Bereithalten eines empfangstauglichen Rundfunkgerätes erhalten alle Rundfunkteilnehmer - unabhängig davon, ob sie Fernsehprogramme mittels terrestrischer Antenne, über Satellit oder via Kabelanlage empfangen - die Möglichkeit, zumindest bestimmte Programme der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu empfangen. Gegenüber der Allgemeinheit, also denjenigen Personen, die nicht zum Kreis der Rundfunkteilnehmer gehören, erlangen sie damit unproblematisch einen (Sonder-)Vorteil. Für die hier interessierende Frage nach der zulässigen Höhe der Rundfunkgebühr ist weiterhin von Bedeutung, daß die Rundfunkteilnehmer untereinan-
B. VerfassWigsrechtliche BeurteilWlg
227
der in verschiedenem Maße Vorteile durch die Verbreitung von Rundfunksendungen erlangen können. Der Umfang der empfangbaren Programme und damit das Maß der erlangbaren Vorteile ist stark von der technischen Ausstattung der Fernsehteilnehmer abhängig und auch wegen der sich laufend ändernden Verbreitungswege der einzelnen öffentlich-rechtlichen Programme sehr schwankend. aa) Satelliten- oder Kabelempfang Die allermeisten der heute in der Bundesrepublik neu angeschaffi:en Fernsehgeräte werden entweder an eine Kabelanlage angeschlossen oder mit einer ASTRA-Satellitenempfangsanlage ausgestattet.749 Damit erschließt sich für diese Fernsehteilnehmer nicht nur die kaum noch übersehbare Fülle privater, sondern auch eine Reihe öffentlich-rechtlicher Fernsehprograrnme.750 Gleichwohl gibt es auch unter den Satelliten- und Kabelhaushalten sehr unterschiedliche Empfangsmöglichkeiten. So werden nicht in alle Kabelanlagen gleich viele öffentlich-rechtliche Programme eingespeist. Darüber hinaus können beispielsweise Fernsehteilnehmer, die eine ältere ASTRA-Empfangsanlage besitzen, all diejenigen Programme nicht empfangen, die über den neuen ASTRA lD-Satelliten abgestrahlt werden. Zu diesen über den ASTRA ID-Satelliten abgestrahlten Programmen gehört auch ARTE. Ebenso kann über den Kopernikus-Satelliten nur eine kleinere Zahl von öffentlich-rechtlichen Programmen empfangen werden. bb) Terrestrischer Fernsehempfang Obwohl sich schon seit vielen Jahren nahezu alle im Handel erhältlichen Fernsehgeräte problemlos an Kabel- und Satellitenanlagen anschließen lassen, gibt es immer noch einen relativ hohen Prozentsatz an Haushalten, die Fern-
749 In der BWidesrepublik gab es zum 1.8.1996 ca. 17,79 Mio. Kabelhaushalte Wld Wlgefähr 8,71 Mio. Satellitenhaushalte, von denen die meisten die über ASTRA abgestrahlten Programme empfangen köMen (zit. aus GfK FemsehforschWlg vom 19.8.1996).
750 Neben dem ARD-Hauptprogramm, dem ZDF, 3sat Wld ARTE werden beispielsweise über die vier ASTRA-Satelliten auch ftlnf Dritte Programme (SW 3, Bayern 3, West 3, MDR 3, Nord 3) verbreitet. 15•
228
3. Teil: Die Finanzienmg des EKK
sehprogramme mangels Anschluß an die modernen Übertragungswege nur terrestrisch empfangen können. 751 Im Unterschied zu dem unter a) genannten Kreis der Fernsehteilnehmer können die ausschließlich auf terrestrischen Empfang beschränkten Teilnehmer das Angebot der öffentlich-rechtlichen Anstalten nur sehr eingeschränkt nutzen. In der Regel stehen ihnen lediglich drei öffentlich-rechtliche Programme zur Verfiigung. 752 Ausnahmsweise können dartiber hinaus mancherorts noch wenige weitere öffentlich-rechtliche und private Programme empfangen werden. Bei den soeben unter aa) und bb) genannten Fernsehteilnehmern, die mangels technischer Möglichkeiten nicht alle öffentlich-rechtlichen Programme empfangen können, fragt es sich, ob die nicht empfangbaren Programme trotzdem einen Sondervorteil im abgabenrechtlichen Sinne darstellen. Genauer: Ob diese Programme in bezug auf den beitragsrechtlichen Charakter der Fernsehgebühr einen Sondervorteil darstellen. Denn theoretisch könnten alle Fernsehteilnehmer in der Bundesrepublik den EKK und zusätzlich wohl alle sonstigen öffentlich-rechtlichen Programme empfangen. Voraussetzung: Sie entscheiden sich beispielsweise fiir den Kauf einer ASTRA ID-Empfangsanlage. Im Gegensatz dazu haben Personen ohne Fernsehgerät diese Möglichkeit nicht. Die soeben angesprochene Frage nach dem Sondervorteil ist bislang - soweit ersichtlich - im Rundfunkgebührenrecht noch nicht erörtert worden. Ein Blick ins Erschließungsbeitragsrecht zeigt, daß dort in Rechtsprechung753 und Literatur754 unbestritten ist, daß ein die Beitragspflicht auslösender Vorteil nur dann vorliegt, wenn dem betreffenden Grundstückseigentümer durch die Erschließungsanlage eine qualifizierte Inanspruchnahmemöglichkeit der erstellten Anlage eröffnet wird, die ihn aus dem Kreis der Allgemeinheit, d.h. von nicht individualisierbaren Dritten, heraushebt. Wenn einer Benutzung der Erschließungsanlage vom betreffenden Grundstück aus weder rechtliche noch beachtliche tatsächliche Hindernisse entgegenstehen, dann liegt eine qualifi751 Zum 1.8.1996 gab es in der Bundesrepublik noch ca. 6,23 Mio. Haushalte mit ausschließlich terrestrischem Fernsehempfang (GfK Fernsehforschung vom 19.8.1996, s. 18). 752 Dabei handelt es sich um das ARD-Hauptprogramm, das ZDF und in der Regel ein Drittes Fernsehprogramm. 753
BVerwGE 68, 41 , 46 f.
754 Driehaus,
S. 103 f.
B. VerfassWigsrechtliche BeurteilWig
229
zierte Inanspruchnahmemöglichkeit vor. Stehen der Nutzung einer Erschließungsanlage hingegen tatsächliche Hindernisse entgegen, die nur mit einem verhältnismäßig hohen Aufwand zu beseitigen sind, gibt es keine Rechtfertigung dafiir, den betreffenden Eigentümer vor der Allgemeinheit, die die in Frage stehende Erschließungsanlage ebenfalls nicht nutzen kann, zur Zahlung heranzuziehen. Nichts anderes kann für die hier zu entscheidende Rechtsfrage gelten. Fernsehteilnehmer mit ausschließlich terrestrischer Empfangsmöglichkeit müßten, um den EKK und andere zusätzliche öffentlich-rechtliche Programme beispielsweise über ASTRA-Satelliten empfangen zu können, Empfangsanlagen kaufen und installieren lassen. Die Kosten dieser Anlagen sind verhältnismäßig hoch. Sie bewegen sich in der Größenordnung, die mit den Kosten neuer Fernsehgeräte der mittleren Preiskategorie vergleichbar sind. In weiten Teilen der Bundesrepublik hätten die allein auf terrestrischen Empfang angewiesenen Fernsehteilnehmer zur Verbesserung ihrer Empfangssituation auch noch die Möglichkeit, ihr Empfangsgerät an eine Kabelanlage anzuschließen. Da die Kosten eines Kabelanschlusses (Anschlußgebühr plus monatliche zusätzliche Gebühr) nach wenigen Jahren die Kosten einer Satellitenanlage übersteigen, gilt für diesen Weg der Verbesserung der Empfangssituation das gleiche wie für den Anschluß an eine Satellitenanlage. Damit steht Fernsehteilnehmern mit ausschließlich terrestrischer Antennenanlage dem Empfang des EKK und anderer öffentlich-rechtlicher Programmangebote ein beachtliches tatsächliches Hindernis im Wege, das einen diesbezüglichen (Sonder-) Vorteil im beitragsrechtlichen Sinne ausschließt. Als Zwischenergebnis läßt sich somit festhalten, daß denjenigen Personen, die aus technischen Gründen nicht in der Lage sind, alle von den öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten verbreiteten Programme zu empfangen, nur ein entsprechend kleinerer Vorteil im abgabenrechtlichen Sinne zugewandt wird. Und nur dieser kleinere Vorteil kann Anknüpfungspunkt für die Gebührenbemessung sein. b) Bemessungsprinzipien
Das Grundgesetz selbst enthält keine ausdrücklichen Schranken für die Begrenzung der Gebührenhöhe. 755 In Literatur und Rechtsprechung wurden zur Begrenzung der Höhe von Gebühren und Beiträgen jedoch verschiedene Prin-
755
F. Kirchhof, Die Gebühr, S. 41.
230
3. Teil: Die Finanzienmg des EKK
zipien aufgestellt, bei denen aber teilweise umstritten ist, ob ihnen Verfassungsrang zukommt. Im folgenden werden die einzelnen in Frage kommenden Prinzipien zunächst daraufhin untersucht werden, ob ihnen Verfassungsrang zukommt. Wird dies bejaht, ist weiterhin zu fragen, ob die durch den RFinStV festgesetzte einheitliche Rundfunkgebühr gegen diese verfassungsrechtlichen Bindungen verstoßen. aa) Kostendeckungsprinzip Zur Begrenzung der Beitragshöhe wird einfachgesetzlich häufig das sog. Kostendeckungsprinzip verwendet. Dieses Prinzip besagt, daß die Gesamteinnahmen eines Beitrages (bzw. einer Gebühr) die voraussichtlichen Kosten dekken sollen, sie jedoch nicht übersteigen dürfen. 756 Umstritten und im vorliegenden Fall von Bedeutung ist die Frage, ob das Kostendeckungsprinzip eine Beitragsbemessungsgrenze mit Verfassungsrang darstellt oder ob dieses Prinzip nur nach einfachgesetzlicher Festschreibung gilt. Von einem Teil der Literatur757 wird dem Prinzip mit dem Hinweis auf das Gleichheitsgebot, das VerhältnismäßigkeilSprinzip oder mit dem Wesen der Gebühr als Kostenersatz verfassungsrechtliche Verankerung zugeschrieben.158 BVerfG759, Verwaltungsrechtsprechung760 und die wohl überwiegende Lehre761 vertreten dagegen die Ansicht, daß das Kostendeckungsprinzip nur bei ausdrücklicher einfachgesetzlicher bzw. staatsvertraglicher Normierung Anwendung findet. Die Tatsache, daß das Grundgesetz weder ein Gebührenstaatsrecht noch den Begriff des Kostendeckungsprinzips kennt762, spricht eher gegen die ver-
156
Vgl. z.B. § 6 Abs. I S. 3 nw. KAG; Wendt, Die Gebühr, S. 119-123, insbes.
7 57
Z.B. Ehle, DÖV 1962, S. 45; Kreft, S. 214.
758
Weitere Nachweise bei FKirchhof, Die Gebühr, S. 100, Fn.l 05 ff.
759
BVertGE 50,217,226.
s. 119 f.
760 BVerwGE 12, 162, 165, 167; 13, 214, 221 f; bay. VGH, Urt. v. 9.7.1971, Bay. VBI. 1971, S. 387.
761 Vgl. z.B. Isensee, Abgabenrecht, S. 382; Kloepfer, AöR 97 (1972), S. 275; F Kirchhof, Die Gebühr, S. 100 ff.; Oberlt.luter, DÖV 1962, S. 45 ff. 762
Kloepfer, AöR 97 (1972), S. 275.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung
231
fassungsrechtliche Geltung dieses Prinzips. Der vorliegende Streit ist jedoch nicht zu entscheiden. Denn mit dem Gesamtaufkommen der Rundfunkgebühr wird ausschließlich Rundfunk finanziert. 763 Da somit keine fremden Aufgaben mitfinanziert werden, läge auch bei einer grundgesetzliehen Verankerung der Prinzips kein Verfassungsverstoß vor. bb) Äquivalenzprinzip In seiner Gebührenrechtsprechung leitet das BVerwG das Äquivalenzprinzip aus dem Wesen der Gebühr ab.764 Daneben sei das Prinzip aber auch Ausdruck des allgemeinen, verfassungsrechtlich verankerten Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit. 765 Dieselbe Herleitung und dogmatische Begründung des Äquivalenzprinzips gilt nach der Rechtsprechung des BVerwG auch für den abgabenrechtlichen Beitrag.766 Das BVerfG schloß sich anfanglieh der Rechtsprechung des BVerwG an767, ließ die Frage der verfassungsrechtlichen Absicherung des Äquivalenzprinzips in einer späteren Entscheidung aber ausdrücklich offen. 768 Das Äquivalenzprinzip wird in der Rechtsprechung zum einen negativ definiert als Verbot eines Mißverhältnisses zwischen der Gebühr und der von der öffentlichen Gewalt dem Gebührenschuldner gebotenen Leistung. 769 Zum an763 Schon oben (S. 221) wurde darauf hingewiesen, daß die Finanzierung der Landesmedienanstalten außer Betracht bleiben soll. 764 BVerwGE 12, 162, 166; 13,214, 222; 29, 214, 215. So auch Teile der Literatur, z.B. Dahmen, in: Dahmen u.a., Kommentar zum KAG NRW, § 4, Rn. 62. Vgl. zu dieser Herleitung auch die Kritik von F. Kirchhof, Die Gebühr, S. 80. 765 Vgl. aus der Rspr. zur Gebühr z.B. BVerwG 26, 305, 309; BVerwG, U. V. 24.9.1968, in: KStZ 1968, 220,221. Schon vor diesen Entscheidungen gebrauchte das BVerwG bei der Kontrolle der Gebührenhöhe das Verhältnismäßigkeitsprinzip in ähnlicher Weise wie das Äquivalenzprinzip, vgl. insbesondere: BVerwGE 2, 246, 249; 5, 136, 141 f.
766 Vgl. aus der Rechtsprechung zum Beitrag BVerwG, Urt. vom 29.5.1990- 1 C 45.87- O.A., S. 7 f.; BVerwG Urteil vom 10.9.1974- 1 C 48.70- Buchholz 418.00 Ärzte Nr. 23, S. 63; lsensee, Abgabenrecht, S. 384. 767
BVerfGE 20, 257, 270.
768
BVerfGE 50,217,233.
769 BVerfGE 20,257, 270; BVerwG 26, 305, 308; U. v. 21.10.1970, in: KStZ 1971 , 52, 54; U. v. 22.1.71, in: DÖV 1971 , 422,423.
232
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
deren gibt es auch eine positive Definition des Äquivalenzprinzips in Entscheidungen des BVerwG770, wonach ein "richtiges" oder "angemessenes" Verhältnis zwischen Gebühr und Leistung bestehen muß. Da in Rechtsprechung und Literatur "Einvernehmen darüber [herrscht], daß eine Verletzung ... des Äquivalenzprinzips ... zur Aufhebung angefochtener Gebührenbescheide nur führen kann, ... wenn das Äquivalenzprinzip ... gröblich verletzt" istm, ist die positive Definition im Ergebnis mit der negativen Definition identisch.m Auch wenn andere Gerichte773 und Teile des Schrifttums774 dem auf diese Weise definierten und anzuwendenden Äquivalenzprinzip zustimmen, kann dies doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Äquivalenzprinzip als Bemessungsregelung wegen seiner Weite und Unbestimmtheit bei einer Anwendung in der Praxis nicht unerhebliche Schwierigkeiten bereitet. 775 Dies zeigt sich auch daran, daß sich die Fälle, in denen das BVerwG eine Gebührenregelung wegen Verstoßes gegen das Äquivalenzprinzip verworfen hat776, nicht in ein einheitliches und widerspruchsfreies Schema einordnen lassen. 711 Aus die-
770
BVerwGE 2, 246, 249; 12, 162, 166.
771 BVerwGE 12, 162, 166; BVerwGE 26, 305, 308 f. A.A. Dahmen, in: Dahmen u.a., Kommentar zum NRW KAG, § 4 Rn. 68 f. 772
Wilke, S. 254; BVerwGE 26, 305, 308 f.
773 So z.B. Bay. VerfGH, E. vom 3I.l.l966, VerwRspr 18 Nr. 2 S. 10 (ll); Bay. VGH VetwRspr 18 Nr. 106, S. 404,405 f.; Hess. VGH, U. vom 8.10.1964, NJW 1965, 1734; OVG Münster, U. vom 13.5.1970, OVGE 25, 254, 262.
Daneben entnahm das nordrhein-westfiilische OVG (abgedr. in: KStZ 1969, S. 160, 163) 1969 dem nordrhein-westfalischen Kommunalabgabengesetz sogar ein spezielles Äquivalenzprinzip, das aber mit dem bundesrechtlichen Äquivalenzprinzip nicht identisch sein sollte. Nach diesem speziellen Äquivalenzprinzip sollte zwischen Gebühr und Leistung nicht nur ein angemessenes Verhältnis, sondern ein Gleichgewicht herrschen. Durch eine Gesetzesänderung wurde dieser Rechtsprechung jedoch der Boden entzogen (vgl. F. Kirchhof, Die Gebühr, S. 78). 774 Z.B Koch, in: Becker!R.iewald/Koch, § I AO Erl. 4a (3); Wolff!Bachof, Vetwaltungsrecht I, S. 309; Hurst, KStZ 1964, S. 117; Leisner, S. 740 ff.; zweifelnd: Rettermann, S. 46-55; Rupp, NJW 1968, S. 570; Suhr, BB 1968, S. 613.
715
Raecke, S. 24; Suhr, BB 1968, S. 613.
7 76
Z.B. BVerwGE 5, 136, 141 f.; 12, 162, 169; 26,305,311.
777
Wilke, S. 258, 262; Raecke, S. 24; Suhr, BB 1968, S. 613.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung
233
sem Grunde wurde die Brauchbarkeit des Äquivalenzprinzips wiederholt bezweifelt. 778 Trotz der mangelnden Bestimmtheit des Äquivalenzprinzips darf jedoch nicht völlig auf eine Gegenüberstellung der staatlichen Leistung und des dafür entrichteten Entgeltes des betroffenen Bürgers und eine Bewertung dieses Verhältnisses verzichtet werden. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll eine solche Bewertung jedoch nicht unter dem Stichwort des Äquivalenzprinzips vorgenommen werden. Schon Wilke779 hat darauf hingewiesen, daß das Äquivalenzprinzip im Gegensatz zum Verhältnismäßigkeilsprinzip i.e.S. den durch den staatlichen Eingriff bewirkten Schaden und Nutzen auf seilen von Staat und Bürger nicht umfassend bewertet. So werden beim Äquivalenzprinzip auf staatlicher Seite andere als finanzielle Interessen nicht in die Bewertung mit einbezogen. Und auf seiten des Bürgers bleiben einige der mit der Geldleistungspflicht einhergehenden Folgeschäden und Nebenwirkungen außer Betracht. Aus diesem Grunde soll eine Bewertung von Leistung und Gegenleistung - zusammen mit anderen Vor- und Nachteilen auf seiten des Staates und der Bürger - erst im folgenden Abschnitt im Rahmen einer Verhältnismäßigkeitsprüfung vorgenommen werden. 780 cc) Verhältnismäßigkeitsprinzip i.w.S. Die Anwendung des verfassungsrechtlich verbürgten Verhältnismäßigkeitsprinzips i.w.S. verlangt zunächst die Offenlegung des mit dem staatlichen Gebühreneingriff verbundenen Zwecks. Durch Erhebung von Fernsehgebühren sollen die durch die Veranstaltung von Fernsehen verursachten Kosten gedeckt werden. 781 778 Rupp, NJW 1968, S. 570; Höppner, S. 125; Ganter, S. 205, 215. Auf die kritischen Stilrunen zum Äquivalenzprinzip z.B. von Wilke, S. 242 ff. (insb. S. 270 f. und 302), der auf das Äquivalenzprinzip gänzlich zugunsten des Verhältnismäßigkeilsgrundsatzes i.e.S. verzichten möchte (S. 302), und F. Kirchhof, Die Gebühr, S. 77 ff. soll im nächsten Absatz eingegangen werden. 779
Wilke, S. 268 f.
Ebenso /sensee, Abgabenrecht, S. 388.- Da im vorliegenden Absclmitt die Einhaltung des Äquivalenzprinzips nicht geprüft wird, muß auch der Frage einer verfassungsrechtlichen Verankerung des Prinzips nicht weiter nachgegangen werden. 780
781 Das ist der klassische und vorherrschende Zweck von Vorzugslasten. (Wilke, S. 16 ff., 24 ff.)
234
3. Teil: Die Finanzienmg des EKK
Das vor allem vom BVerfG782 ausgeformte Verhältnismäßigkeilsprinzip besteht im wesentlichen aus drei Elementen, von denen im vorliegenden Fall nur das dritte- die Verhältnismäßigkeit i.e.S. -von größerer Relevanz ist. 783 Nach diesem Grundsatz dürfen Mittel und Zweck nicht außer Verhältnis stehen. Daranknüpft das BVerwG offenbar an, wenn es sagt, daß das Äquivalenzprinzip der auf die Gebühr bezogene Ausdruck des Verhältnismäßigkeilsprinzips ist. 784 Gemäß dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit i.e.S. muß nach der Rechtsprechung des BVerfG eine Gesamtabwägung vorgenommen werden. Auf seiten des Bürgers und auf seiten des Hoheitsträgers müssen die Schwere des Eingriffs gegen das Gewicht und die Dringlichkeit der den Eingriff rechtfertigenden Gründe gegeneinander abgewogen werden. 785 Aufseiten des gebührenbelasteten Rezipienten kommt zunächst ein Eingriff in den von Art. 2 Abs. 1 GG umfaßten Anspruch in Betracht, nicht durch staatlichen Zwang mit einem Nachteil belastet zu werden. 786 Ob eine Geldleistungspflicht auch in das Eigenturnsrecht aus Art. 14 Abs. 1 GG eingreift ist umstritten. 787 Die Frage braucht hier jedoch nicht entschieden zu werden, da die betroffenen Grundrechtsträger im vorliegenden Fall nicht nur einen Vermögensentrug erleiden, sondern im Gegenzug auch eine staatliche Leistung in Form von Rundfunksendungen erhalten. Vergleicht man die Entgelte, die für ein einziges Pay-TV-Programm entrichtet werden müssen (ca. 40,-- 50,- DM
782
Nachweise zur Rechtsprechung d. BVerfG bei Jarass!Pieroth, Art. 20 Rn. 56 ff.
Nach dem ersten Element, dem Grundsatz der Geeignetheit, muß der staatliche Eingriff (hier: die Gebührenerhebung) zur Zweckerreichung (hier: die Kostendeckung) geeignet sein. Dies läßt sich im vorliegenden Fall ohne weiteres bejahen. Nach dem zweiten Element, dem Grundsatz des mildesten Mittels, muß unter mehreren gleichermaßen geeigneten Eingriffen der filr den Betroffenen schonendste Eingriff gewählt werden. Da bei der Rundfunkfmanzierung lediglich eine Kostendeckung bezweckt ist und diese auch nicht überschritten wird (siehe oben die Ausfilhrungen zum Kosteudeckungsprinzip S. 230), ist die Heranziehung der einzelnen Rundfunkteilnehmer in der tatsächlich festgelegten Höhe der Rundfunkgebühr auch erforderlich. 783
784 BVerwGE
26, 305, 309; vgl. auch oben S. 231.
Z.B. BVerfGE 67, 157, 178; 68, 193, 219; 83, I, 19; ähnlich auch in BVerfGE 50, 217, 227 filr das Gebührenrecht 785
786
Vgl. z.B. BVerfGE 19,206,215 f.; 21, l, 3; 26, I, 7.
787 Dagegen
z.B. BVerfGE 30, 250, 271 f.; daf11r z.B. F. Kirchhof, Die Gebühr,
S. 46 ff.; Friauf, DÖV 1980, insbes. S. 488.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung
235
pro Monat für ein einziges Programm) mit der Rundfunkgebühr von 27,68 DM188 für drei Fernsehprogramme und eine ganze Reihe öffentlich-rechtlicher Hörfunkprogramme789, so kann davon ausgegangen werden, daß der Wert, der dem Vermögen der Fernsehteilnehmer zugeführt wird nicht niedriger ist als der dem Vermögen entzogene Wert. Somit findet im Ergebnis nur eine Vermögensverschiebung statt, von einer Beeinträchtigung des Art. 14 GG kann also keine Rede sein. 790 Ein unabdingbares Grundrecht fiir den Gebührenschuldner und den demokratisch verfaßten Staat ist das in Art. 5 Abs. l S. l GG verbürgte Recht auf Informationsfreiheit, das in enger Verbindung zur Meinungsbildungsfreiheit steht. Die Gebührenpflicht tangiert nicht nur den freien Empfang öffentlichrechtlicher Programme, sondern auch den freien und ungehinderten Zugang zu privaten Fernsehprogrammen. 791 Diesen Rechten der Fernsehrezipienten steht nicht nur das finanzielle Interesse der öffentlichen Hand entgegen, die Kosten fiir die Veranstaltung von Fernsehprogrammen auf die Rezipienten umzulegen. Speziell im Rundfunkbereich kommt wegen seiner großen Bedeutung für den demokratischen Willensbildungsprozeß hinzu, daß der Rundfunk - und damit auch seine Finanzierung - staatsfern ausgestaltet werden muß. Aus diesem Grund ist die Finanzierung des Fernsehens über Gebühren - und z.B. nicht über den Staatshaushalt - die dem Rundfunk "gemäße" Art der Finanzierung. 792 Schon oben hat ein Vergleich der Fernsehgebühren mit den Kosten fiir PayTV-Programme gezeigt, daß die Rundfunkgebühren fiir i.d.R. drei öffentlichrechtliche Fernsehprogranune und mehrere Radioprogranune wesentlich geringer sind als fiir ein kommerziell vermarktetes Pay-TV-Programm. Zudem ergibt ein Vergleich mit einem Monatsabonnement einer Tageszeitung oder den Eintrittspreisen fiir Kinovorfiihrungen, daß eine Rundfunkgebühr von
788 Vgl. zum Betrag von 27,68 DM die Vereinfachung im Rahmen der vorliegenden Untersuchung oben S. 221 . 789 Bereits oben (S. 221) wurde darauf hingewiesen, daß aus Gründen der Vereinfachung der Fragestellung davon ausgegangen wird, daß alle Femsehteilneluner auch über ein Hörfunkempfangsgerät verfUgen. 790
So auch Kirchhof, Die Gebühr, S. 48.
79 1 Oppermann, 792
JZ 1994, S. 501 .
BVertGE73, 118, 158;87, 181, 199;90,60,90.
236
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
27,68 DM193 nicht außer Verhältnis zu den durch die öffentlich-rechtlichen Anstalten erbrachten Leistungen steht. Außerdem ist gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 RGebStV Befreiung von der Rundfunkgebühr aus sozialen Gründen möglich. Somit hat jeder die Möglichkeit des Zugangs zum Meinungsmarkt Daraus ergibt sich, daß ein Verstoß gegen das Verhältnismäßigkeilsprinzip i.e.S. und damit gegen das Verhältnismäßigkeilsprinzip i.w.S. ausgeschlossen ist.
dd) Art. 3 Abs. 1 GG Von zentraler Bedeutung für die Beurteilung der Rechtmäßigkeit der einheitlichen Rundfunkgebühr ist im vorliegenden Fall der Gleichheitssatz aus Art. 3 Abs. 1 GG. Dieser gebietet, wesentlich Gleiches gleich794 und wesentlich Ungleiches ungleich zu behandeln.795 Zweifel an der Rechtmäßigkeit des RFinStV im Hinblick auf den zweiten Teil des Gleichheitssatzes könnten deshalb bestehen, weil -wie oben schon mehrfach angesprochen - nicht alle Fernsehrezipienten aus technischen Gründen die gleiche Anzahl an Programmen empfangen können. Insbesondere sind über 6 Mio. Fernsehhaushalte vom Empfang des EKK ausgeschlossen. Dennoch werden alle Fernsehteilnehmer gleich behandelt, indem von allen eine einheitliche Fernsehgebühr erhoben wird. Wegen der Schwierigkeit der Beurteilung von wesentlich Gleichem und wesentlich Ungleichem wurde im Gleichheitssatz anfangs nur ein Willkürverbot gesehen. 796 Dabei billigte das BVerfG dem Gesetzgeber bei Ungleichbehandlungen einen weiten Gestaltungsspielraum zu und prüfte insbesondere nicht nach, ob der Gesetzgeber die jeweils gerechteste oder zweckmäßigste Regelung getroffen hatte.797 Ein Verstoß des Gesetzgebers gegen Art. 3 Abs. 1 GG bejahte das Gericht i.d.R. nur dann, wenn sich für eine gesetzliche Differenzierung oder eine Gleichbehandlung kein sachlicher oder vernünftiger Grund
793 Vgl. zwn Betrag von 27,68 DM die Vereinfachung im Rahmen der vorliegenden Untersuchung oben S. 221. 794
BVertGE 1, 14, 52; 76, 256, 329; 78, 249,287.
795
BVertGE 72, 141, 150; 84, 133, 158.
BVertGE 1, 14, 52; Die Rechtsprechung geht dabei im wesentlichen auf Leibholz, S. 72 ff., zurück (Gubelt, in: v. Münch/Kunig, Art. 3 Rn. 11 ). 796
797
BVertGE 17, 319, 330.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung
237
anführen ließ.798 Nachdem die Wirksamkeit eines dermaßen weit gefaßten Gleichheitsgebots in der Literatur799 vermehrt auf Kritik gestoßen war, versuchte das BVerfG mit Hilfe einer "neuen Formel", unter Heranziehung des Verhältnismäßigkeitsprinzips800 Art. 3 Abs. 1 GG zu präzisieren und die verfassungsgerichtliche Kontrolle durch einen inhaltlich klareren Maßstab zu verstärken. Nach dieser "neuen Formel" sollte eine Ungleichbehandlung nur dann zulässig sein, wenn "Unterschiede von solcher Art und solchem Gewicht bestehen, daß sie die ungleiche Behandlung rechtfertigen können".801 Bei der Gleichbehandlung unterschiedlicher Sachverhalte stellte das BVerfG darauf ab, "ob die tatsächlichen Ungleichheiten in dem jeweils in Betracht kommenden Zusammenhang so bedeutsam sind, daß der Gesetzgeber sie bei seiner Regelung beachten muß. "802 Im Rahmen dieser Rechtsprechung läßt das BVerfG immer wieder gesetzgeberische Typisierungen und Pauschalierungen zu, wenn dies u.a. aus Gründen der Verwaltungspraktikabilität zu rechtfertigen ist. 803 Dies gelte - so das Gericht - auch im Steuerrecht, bei dem es sich in der Regel um Massenvorgänge handele, bei denen mitunter nicht nur die Besonderheiten des Einzelfalles, sondern auch die Besonderheiten ganzer Gruppen vernachlässigt werden müßten.804 Bei diesen Typisierungen und Pauschalierungen nimmt das Gericht dann eine Abwägung vor, bei der es fordert, daß die mit einer Typisierung verbundenen Vorteile im "rechten Verhältnis" zu den mit ihr verbunden Ungerechtigkeiten stehen. 805 Immer wieder betont das BVerfG jedoch auch, daß die durch Typisierungen eintretenden Ungerechtigkeiten oder Härten nur dann 798
St. Rspr.; vgl. BVertGE 71, 39, 53; 84, 133, 157 f.
Vgl. stellvertretend z.B. Häberle, VVdStRL 30, S. 139; Zacher, AöR 93 ( 1968), S. 357; Zuck, MDR 1986, S. 724. 799
800 Statt vieler: BVertG 74, 9, 30. Aus der Literatur zustinunend z.B. Gubelt, in: v. Münch!Kunig, GG Art. 3, Rn. 14; Huber, S. 527; Zippelius, VVdStRL 47 (1989), S. 23; Schoch, DVBI 1988, S. 875; Badura, VVdStRL 47 ( 1989), S. 93 f. (Aussprache). 801
BVerfGE 55, 72, 88, 91; 84, 348, 359; 85, 191, 210; 85,238, 244; 87, 234, 255.
802
BVerfGE 86, 81, 87.
BVerfGE 26, 265, 275 f.; 42, 176, 185; 63, 119, 128; 82, 60, 96 f.; 84, 348, 360; 87, 153, 172. 803
804
BVertDE 21 , 12, 27. Vgl. auch Tipke!Lang, § 4, Rn. 130.
BVerfGE 21, 12, 26 f. ; 45, 376, 390; 63, 119, 128; 84, 348, 360, 364 f. Vgl. auch /sensee, Die typisierende Verwaltung, S. 167 f.; Pemice, S. 248; Kraft, S. 106; Rafner, Bonner Konunentar, Art. 3 Rn. 114. 805
238
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
hinnehmbar seien, wenn sie nur eine verhältnismäßig kleine Zahl von Personen betreffen und der Verstoß gegen den Gleichheitssatz nicht sehr intensiv sei. 806 Auch neuere dogmatische Ansätze zu Art. 3 Abs. 1 GG807, die dem Eingriffs- und Schrankenschema der Freiheitsrechte weitgehend entsprechen, kommen bei Typisierungen und Pauschalierungen zugunsten von Verwaltungsvereinfachungen ebenfalls zu einer Abwägungs- und Verhältnismäßigkeitsprüfung. Diese vergleicht und bewertet die mit der Typisierung und Pauschalierung einhergehenden Vorteile mit den durch sie verursachten Ungerechtigkeiten. Bei dieser Abwägung ist noch zu beachten, daß dem Gesetzgeber bei der hier in Frage stehenden Gleichbehandlung unterschiedlicher Sachverhalte ein größerer Spielraum verbleiben muß, als dies bei einer Ungleichbehandlung im wesentlichen gleicher Sachverhalte der Fall ist. Dies läßt sich damit begründen, daß dem Gesetzgeber bei einer ebenso strengen Prüfung einer gesetzlichen Gleichbehandlung wie einer gesetzlichen Ungleichbehandlung regelmäßig nur noch ein sehr geringer, wenn nicht gar kein Handlungsspielraum mehr verbleiben würde. 808 Wenn im hier vorliegenden Fall die Frage zu entscheiden ist, ob die Erhebung einer einheitlichen Fernsehgebühr wegen unzulässiger Gleichbehandlung gegen Art. 3 Abs. 1 GG verstößt, ist zunächst zu klären, ob auf seiten der Rezipienten wesentlich ungleiche Sachverhalte vorliegen. Auf den ersten Blick möchte man dies bejahen, da die einzelnen Fernsehteilnehmer in höchst unterschiedlichem Maße von dem Angebot der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Gebrauch machen können. 809 Indes darf bei dieser Frage nicht schematisch nur auf die Anzahl der empfangbaren öffentlich-rechtlichen Programme abgestellt werden. Gerade weil es bei der Rundfunkgebühr um die Deckung der Kosten einer öffentlichen Leistung geht, muß insbesondere auch der Wert
806 Z.B.
BVerfDE 26, 265, 276; 43, 176, 185; 63, 119, 128.
So insbes. Huster, JZ 1994, S. 547 (ausfil.hrlicher: Huster, Rechte und Ziele, S. 245 ff.). 807
808 Alexy, S. 371; Podlech, S. 57, der wegen dieser Feststellung in Art. 3 Abs. I nur ein Gleichbehandlungsgebot sieht, demgegenüber aber ein Ungleichbehandlungsgebot ablehnt. 809
Siehe die Darstellung oben S. 226 ff.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung
239
dieser öffentlichen Leistung fiir den einzelnen Zahlungspflichtigen betrachtet werden. In bezugauf den Wert der öffentlichen Leistung ist insbesondere folgendes zu beachten: Aus technischen Gründen ist die terrestrische Verbreitung wesentlich teurer als die Verbreitung von Programmen über Satellit und die Einspeisung in Kabelanlagen. Die Kosten fiir einen Satellitentransponder belaufen sich auf ca. 12-15 Millionen DM pro Jahr.810 Für die Einspeisung in Kabelnetze müssen dann nochmals etwa eine Million DM pro Jahr aufgewendet werden.811 Demgegenüber belaufen sich die Kosten fiir die terrestrische Verbreitung des ZDF auf jährlich ca. 162 Mio. DM. 812 Faßt man alle Fernsehteilnehmer nach der Art ihres Fernsehempfangs in zwei Gruppen zusammen (terrestrische Verbreitung als erste Gruppe und die Verbreitung via Satellit und Kabel in eine zweite Gruppe) und berechnet man fiir jede Gruppe separat die Verbreitungskosten, so ergibt sich, daß die terrestrische Verbreitung von drei Programmen mit ca. 480 Mio. DM sehr viel teurer ist als die Verbreitung von neun öffentlich-rechtlichen Programmen über Satellit und Kabelanlagen (ca. 110-130 Mio. DM). Zu diesen Unterschieden in den Kosten kommt hinzu, daß die Gruppe der terrestrischen Fernsehhaushalte im Vergleich zur Gruppe der Satelliten- und Kabelempfänger bedeutend kleiner ist. 813 Daraus folgt, daß die im Vergleich zur Verbreitung über Kabel und Satellit um rund 100 Mio. DM aufwendigere terrestrische Verbreitung von einer Zuseherschaft bezahlt werden müßte, die nur etwa 114 mal so groß ist wie die Gruppe der Kabel- und Satellitenhaushalte. Würden diese höheren terrestrischen Verbreitungskosten auf die Haushalte der entsprechenden Empfangsart umgelegt werden, müßten die Fernsehteilnehmer mit terrestrischem Empfang fiir die von ihnen empfangenen Programme einen höheren Betrag an die Rundfunkanstalten entrichten als dies die Kabelhaushalte bezüglich der gleichen Programme tun müßten. Aus diesen Überlegungen folgt, daß die Verbreitung von Programmen über teurere Übertragungswege fiir die jeweiligen Rezipienten auch einen größeren Vorteil darstellt als etwa fiir die Inhaber eines Kabelanschlusses. Rechnet man die erlangten höheren Vorteile der auf terrestrische Verbreitung angewiesenen Fernsehhaushalte auf die einzelnen Fernsehteilnehmer um, so dürfte der fiir
810
Mündliche Auskunft des SDR vom Januar 1995.
811
Mündliche Auskunft der Deutschen Telekom vom Mai 1995.
812
Schreiben aus dem Justitiarial des ZDF vom 27.3.1995.
8 13
Vgl. die Zahlen oben in Fn. 749 und 751.
240
3. Teil: Die Finanzierung des EKK
den EKK zugrunde gelegte Betrag von ca. 70 Pfennigen pro Gebührenzahler mehr als aufgewogen sein. 814 Freilich darf bei der Ermittlung der Vorteile der Gebührenzahler nicht nur auf die von den jeweiligen Verbreitungssystemen verursachten Kosten oder auf die Kosten der Herstellung einzelner Programme abgestellt werden. Dennoch können sie fiir die Beurteilung der Höhe des jeweils erlangten Vorteils ein wichtiges Indiz liefern. Zudem muß dem Gesetzgeber im vorliegenden Fall bei der Einschätzung und Bewertung der jeweils erlangten Vorteile ein gewisser Einschätzungsspielraum zugestanden werden. Wenn der Gesetzgeber die Leistungen der Rundfunkanstalten fiir die einzelnen Fernsehteilnehmer in etwa als gleichwertig betrachtet, darfvon dieser Bewertung nur unter besonderen Umständen abgewichen werden. Als Zwischenergebnis kann somit festgehalten werden, daß sich - entgegen dem ersten Anschein- die Vorteile der einzelnen Fernsehrezipienten nicht allzusehr voneinander unterscheiden. Lediglich diejenigen Fernsehzuschauer, die ihre Programme über Satellit empfangen, das Programm des EKK aber trotzdem nicht empfangen können815 , haben im Vergleich zu denjenigen, die ARTE sehen können, geringere Vorteile. Selbst wenn man davon ausgeht, daß diejenigen Haushalte, die das Programm des EKK nicht empfangen können, geringere Vorteile erlangen816 als diejenigen, die ARTE sehen können, ist ein Gleichheitsverstoß wegen der eben dargestellten Befugnis des Gesetzgebers zur Typisierung nicht zwangsläufig gegeben. Zwar liegen in einem solchen Falle (geringfiigig) verschiedene Sachverhalte vor. Jedoch läßt sich eine Gleichbehandlung dieser Fälle rechtfertigen: Der Einzug von Rundfunkgebühren von insgesamt rund 33 Mio. Fernsehhaushalten817 geschieht in einem Massenverfahren. 818 Die Errechnung der genauen Gebührenhöhe, die zu einer exakten Gleichbehandlung aller Gebührenschuldner fuhren würde, stieße auf große Schwierigkeiten und wäre mit nicht 814 Vgl. dazu nochmals die oben aufS. 239 gemachten Ausführungen und Berechnungen. 815 Siehe oben S. 227. 816 Die wertmäßige Differenz der Vorteile beträgt dann aber auf jeden Fall weit weniger als 70 Pfennige. 817 GtK-Femsehforschung, 19.8.1996, S. 18. 818 VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 25.7.1994, AZ S 1062/94, S. 6; OVG Rheinland-Pfalzvom 23.3.1994, AZ 12 A 11840/93. OVG, S. 19.
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung
241
unerheblichen finanziellen Aufwendungen verbunden. So müßten nicht nur die sich laufend ändernden technischen Gegebenheiten bei allen drei Verbreitungsarten berücksichtigt werden, sondern darüber hinaus auch die sich rasch verändernden Fernsehteilnehmerzahlen der unterschiedlichen Verbreitungswege. Diese Mehraufwendungen dürften mit einiger Sicherheit die etwa noch bestehenden Ungerechtigkeiten, die sich lediglich im Bereich von Pfennigen bewegen, übersteigen. Dieses Argument spricht im vorliegenden Fall sehr fiir die Zulässigkeil einer Pauschalierung, obwohl die Zahl derjenigen, die einen Gleichheitsverstoß hinnehmen müssen - entgegen der Forderung des BVerfG819 - verhältnismäßig groß ist. Würde man vorliegend eine Pauschalierung nicht zulassen, so wäre kaum anzunehmen, daß sich die finanzielle Belastung der Fernsehzuschauer verringern würde. Aus diesem Grund verlöre die formale Durchsetzung einer Ungleichbehandlung jeden Sinn. Die hier in Rede stehende Pauschalierung der Rundfunkgebühr ist deshalb zulässig. 820 Ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz ist also- soweit es um die hier behandelten Fragen geht - nicht festzustellen. IV. Ergebnis zur Verfassungsmäßigkeit der Finanzierung des EKK Die Finanzierung des EKK widerspricht keinen der eben genannten verfassungsrechtlichen Schranken des Gebühren- und Beitragsrechts. Eine Analyse insbesondere der Verbreitungskosten ergab, daß der EKK im wesentlichen untechnisch gesprochen - von denjenigen finanziert wird, die sein Programm auch empfangen können. Somit handelt es sich bei der Rundfunkgebühr - insbesondere auch soweit es den Anteil des EKK bet.rifft - nicht um eine Sonderabgabe, sondern um eine Gebühr mit Beitragscharakter bzw. um einen reinen Beitrag. Als Ergebnis dieses Teils der Arbeit kann somit festgehalten werden, daß die Finanzierung des EKK keinen verfassungsrechtlichen Bedenken unterliegt.
819 Vgl. die vom BVerfG aufgestellten Forderungen bei Typisierungen oben Fn. 806.
820 Das Minderheitsvotum der Richter Geiger, Rinck und Wand in der sog. Mehrwertsteuer-Entscheidung des BVerfG (E 31, 314, 344) spricht sogar davon, daß die Rundfunkgebühr in "extremer Weise" pauschaliert sei, ohne daß die Richter jedoch an der Zulässigkeit dieser Pauschalierung zweifeln. 16 Schmid
Bewertung und Ausblick Fernsehen ist ein hochkomplexes Medium, ein "Amalgam von technischen, wirtschaftlichen, kulturellen und politisch (-rechtlichen) Elementen".821 Die schon bei der Errichtung eines herkömmlichen nationalen Fernsehsenders zu bewältigenden politischen und rechtlichen Schwierigkeiten potenzieren sich noch, wenn ein transnationales Fernsehprojekt ins Leben gerufen werden soll. Dies hat auch die vorliegende Arbeit gezeigt: Die bei der Gründung des EKK zum Ausgleich zu bringenden Interessengegensätze der verschiedenen am Projekt beteiligten Akteure sowie die zu bewältigenden organisatorischen und rechtlichen Probleme hätten kaum größer sein können. Dies lag nicht nur an den verschiedenen kulturellen Traditionen und den unterschiedlichen Sehgewohnheiten in Deutschland und Frankreich. Die Errichtung des EKK wurde auch durch das gänzlich unterschiedliche rundfunkrechtliche und -politische System in beiden Staaten verzögert. Zu nennen ist insbesondere das föderale System der Bundesrepublik mit seinen verfassungsrechtlich geschützten und weitgehend autonomen Rundfunkanstalten. Schon vor diesem Hintergrund ist es eine bemerkenswerte Leistung, daß der EKK letztlich doch seinen Sendebetrieb aufnehmen konnte. Er erhielt so die Chance, beim Zusammenwachsen der Völker Europas eine Brückenfunktion wahrzunehmen. Daß das Projekt schließlich gegen alle nationalen Egoismen822, trotz seines Experimentiercharakters und nach dem Scheitern von "Europa-TV" zustande-
821
Faul, Vorwort, S. XIV.
822 Das Projekt wurde in der Gründungsphase beispielsweise von dem Argwohn der Deutschen begleitet, die Franzosen wollten ihr Spiel- und Prestigeobjekt La Sept auf deutsche Kosten aufpäppeln. Daneben würden die Franzosen - so die Vermutung der deutschen Seite - wie selbstverständlich eine französische Stadt als Sitz des gemeinsamen (natürlich nach französischem Recht gegründeten) Senders durchsetzen wollen. Auf der anderen Seite argwöhnten die Franzosen, die Deutschen würden den engen französischen Kulturbegriff zugunsten größerer Popularität der Sendungen des EKK aufweichen und deutsche Rundfunkstrukturen für das gemeinsame Projekt durchsetzen (Kammann , epd. Nr. 87 vom 4.11 .1989).
A. Juristische Bewertung des Projekts
243
gekommen ist, zeigt auch den mittlerweile beachtlichen Integrationswillen diesseits und jenseits des Rheins. Die Entstehungsgeschichte des EKK belegt insbesondere, daß dieser Integrationswille auch bei den deutschen Bundesländern vorhanden ist, wenn auch die Gründe fiir die Schaffung des EKK nicht nur in dem hehren Gedanken der Völkerverständigung zu suchen sind.
A. Juristische Bewertung des Projekts I. Der völkerrechtliche Rahmenvertrag Am vRV ist bemerkenswert, daß er in der Hauptsache Regelungen zu Lasten des französischen Vertragspartners enthält. 823 Nachdem sich beide Delegationen auf Frankreich als Sitzland geeinigt hatten, ist dies aus Sicht der deutschen Bundesländer auch leicht erklärbar: Mit Straßburg als Sitz des EKK hätte ohne vertragliche Vereinbarungen französisches Medienrecht uneingeschränkt gegolten. Ohne die Regelung des Art. 1 vRV beispielsweise, der dem EKK in größerem Umfang Selbständigkeit und Unabhängigkeit gewährt, wäre französischem Staatseinfluß Tür und Tor geöffnet gewesen. 824 Daß eine effektive Sicherung der Unabhängigkeit des EKK nicht erst bei der gemeinsamen Zentrale ansetzen kann, sondern schon die beiden nationalen Pole mit einschließen muß, wurde zu Recht erkannt und in Art. 1 Abs. 1 S. 2 vRV vertraglich verankert. Der vRV verdankt seine Existenz dem Fehlen eines in sich geschlossenen europäischen Rechtsrahmens, der deutschen Vorstellungen hinsichtlich der zu gewährleistenden Staatsunabhängigkeit hätte genügen können. Die ein Jahr vor der Unterzeichnung des Vertrages erlassene Fernsehrichtlinie der EG825 beinhaltet im Schwerpunkt wirtschaftlich ausgerichtete Bestimmungen: Sie enthält u.a. Bestimmungen bezüglich der Förderung der europäi823 So in Art. I Abs. I (Staatsunabhängigkeit und Autonomie die Senders), Art. 2 (Verbreitw1g des Progra~mns) und Art. 3 (keine Belastung durch die französische Mehrwertsteuer). 824 Arbeitssitzung der ARD-Intendanten in Harnburg am 8./9. 5.1990 ( epd vom 1.-2.5.1990). 825 Richtlinie des Rates vom 3.10.1989 zur Koordinierung bestimmter Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten über die Ausübung der Femsehtätigkeit, ABI. Nr. L 298, vom 17.10.1989 (89/552/EWG). 16•
244
Bewertung und Ausblick
sehen Programmproduktion und der Werbung; daneben gibt es einige wenige knapp gefaßte Regelungen zum Jugendschutz und zum Recht auf Gegendarstellung. Dagegen enthält die Richtlinie weder Bestimmungen zur Sicherung von Anstaltsautonomie noch eine wirksame Sicherung gegen staatliche Einflußnahme. Beides hat die deutsche Seite für den EKK immer wieder gefordert.826 Die Europaratskonvention vom 5.5.1989 über das grenzüberschreitende Femsehen827 gleicht in vielen Punkten der EG-Femsehrichtlinie. Sie regelt im Schwerpunkt Fragen der Sendung, der Weiterverbreitung und des Empfangs von Femsehprogrammen, des Rechts auf Gegendarstellung, der Werbung und der Förderung europäischer Femsehproduktionen; zudem enthält sie einige grundsätzliche Bestimmungen zur Programmgestaltung. Auch in ihr finden sich keine Regeln speziell für multinationale Fernsehsender, wie z.B. Bestimmungen zur Staatsunabhängigkeit oder zur Finanzierung. Das Besondere am vRV ist nunmehr, daß es zum ersten Mal gelungen ist, die Prinzipien der Staatsunabhängigkeit und Autonomie von Rundfunksendem in einer supranationalen europäischen Regelung verbindlich festzuschreiben. Zwar wirkt der Vertragsinhalt nur inter partes wtd nur bezogen auf den EKK. Dennoch kann er wichtige Impulse für die Entwicklung der europäischen Fernsehlandschaft geben. Daneben kann er auch einen Beitrag dazu leisten, die eben genannten und für den Rundfunk so wichtigen Strukturprinzipien in andere europäische Rundfunkordnungen einfließen zu lassen. Wenn es der deutschen Seite auch gelungen ist, den französischen VertragspartDer in wesentlichen Bereichen auf Prinzipien des deutschen Rundfunkrechts festzulegen, so ist dennoch nicht zu verkennen, daß sich die Sicherung von Staatsfeme und Anstaltsautonomie in der Praxis als weniger effektiv erweist, als dies die Lektüre des Vertragstextes auf den ersten Blick verspricht. Trotz der Gewährung weitgehender Autonomie und der Zusicherung von Staatsfeme in Art. 1 vRV ist in der Praxis französischer Staatseinfluß auf ARTE unverkennbar. Ein Einfluß ist vor allem auf zwei Wegen möglich: Zum ei826 Vgl. zur Fernsehrichtlinie und zur umstrittenen Frage, inwieweit die Europäische Union überhaupt zu Regelungen im Bereich des Rundfunks berechtigt ist, die zahlreichen Nachweise bei Herrmann, Rundfunkrecht, § 8, Rn. 68 ff.- Zum Verfahren der Bayerischen Staatsregierung vor dem BVeifG, in dem sie sich gegen die Zustimmung der Bundesregierung zur Fernsehrichtlinie zur Wehr setzte, vgl. ebenfalls Herrmann, a.a.O. 827 BGBI. 111994, S. 3627.
A Juristische Bewertung des Projekts
245
nen gibt es eine direkte Einwirkungsmöglichkeit der französischen Regierung auf die französische nationale Stelle La Sept S.A. Auch wenn Art. 1 Abs. 1 S. 2 vRV die Leitung und Verwaltung der Gesellschaft in deren alleinige Verantwortung stellt, bleibt doch über die Besetzung der Leitungspositionen von La Sept Raum für einen beträchtlichen Einfluß auf die Zentrale in Straßburg. Als Beispiel hierfür läßt sich die Ablösung des ersten ARTE-Programmdirektorsund Vorstandsmitgliedes Andre Harris durch Alain Maneval im Sommer 1992 nennen. Letzterer ist ein Vertrauter von Kultunninister Jack Lang. 828 In gleicher Weise bedenklich ist auch, daß der geschäftsführende Direktor von La SEPT S.A., Jeröme Clement, gleichzeitig Präsident von ARTE G.E.I.E. ist. 829 Zum zweiten ist die Finanzierung des Senders ein wirkungsvoller Hebel zur Einflußnahme. Hier erweist sich die fehlende staatliche Finanzgarantie im Vertrag als besonders nachteilig. Wie oben830 schon erläutert, wird die Gesamteinnahme aus den französischen Fernsehgebühren - anders als in der Bundesrepublik -jährlich unter dem Zusammenwirken der Regierung und des Parlaments auf die verschiedenen Fernsehsender verteilt. Daß die Politik durch ein solches Verfahren beträchtlichen Einfluß auf den noch jungen Rundfunksender ausüben kann, liegt auf der Hand.831 Angesichts des Experimentiercharakters und der ungewissen Erfolgsaussichten des Senders erscheint es verständlich, daß sich die Politik nicht fester und langfristiger völkerrechtlich an das Projekt gebunden hat. Dennoch ist es ein gewichtiger Nachteil, daß der EKK nicht durch eine längerfristige Finanzund Bestandsgarantie gesichert wurde. Da solche Garantien fehlen, wird die Abhängigkeit von der "Gnade" der Politik verstärkt. Zudem kann das Fehlen 828
Epd Nr. 62 vom 8.8.1992.
829 Ähnlich auch Oppermann, Grabitz-Gedächtnisschrift, S. 490. - Vgl. zu den Bemühungen der französischen Politik, über ihren Einfluß bei La Sept ein Auseinanderschalten von 25 %des ARTE-Programms in nationale Fenster zu erreichen, die Ausführungen im ersten Teil der Arbeit (S. 78). 830
Siehe S. 42 f.
Bezüglich des EKK gab es beispielsweise im Sommer 1994 Gerüchte, wonach die französische Regierung beabsichtigte, das Budget von La Sept um l 0 % zu kürzen (Bericht über die Sitzung des ARTE-D-Programrnbeirats in Baden-Baden vom 4./5.9.1994, S. 2). In der französischen Nationalversammlung wurde anläßlich der Verabschiedung des französischen Medienhaushaltes filr das Jahr 1994 gar von einem "letzten Scheck" gesprochen (Nachweis bei Oppermann, Grabitz-Gedächtnisschrift, S. 493, Fn. 25). Vgl. zum Problem staatlichen Einflusses durch die Rundfunkfinanzierung in Deutschland auch das neueste Rundfunkurteil des BVeifG (E 90, 60). 831
246
Bewertung und Ausblick
längerfristiger Garantien den Sender auch viel von seiner kreativen und innovativen Kraft kosten. Das zwischenstaatliche Abkommen ist auch über das Projekt des EKK hinaus von Bedeutung. Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, daß die Länder - was vertragliche Beziehungen zu auswärtigen Staaten angeht - nicht nur völlig untergeordnete und nebensächliche Materien regeln dürfen. Das Grundgesetz mißt ihnen in Sachen auswärtige Kulturbeziehungen vielmehr einen bedeutenden Handlungsspielraum bei, den die Länder im Falle des EKK auch verantwortungsvoll wahrgenommen haben. D. Die gesellschaftsrechtliche Struktur des EKK
Das wohl augenfälligste Ergebnis der vorliegenden Untersuchung ist, daß für die Trägergesellschaft des EKK die Gesellschaftsform der EWIV unzulässigerweise verwendet wurde. Daß diese Gesellschaftsform nicht verwendet werden kann, ist bedauerlich, da es neben ihr keine andere Gesellschaftsform europäischen Rechts gibt. In der Arbeit wurde jedoch gezeigt, daß das französische Gesellschaftsrecht ebenfalls adäquate Rechtsformen für die Straßburger Zentrale bereithält, um dem Wunsch nach Flexibilität und freier vertraglicher Gestaltungsmöglichkeit auf deutscher Seite nachzukommen. Da der vRV dem EKK bereits einen vom französischen Recht weitgehend unabhängigen Status verleiht, hat die Wahl der EWIV als Gesellschaftsform, die bekanntlich mit der erfolgten Sitzwahl ohnedies zu einer EWIV französischen Rechts geworden ist, weitgehend nur symbolische Bedeutung. Mit der Einrichtung der paritätisch besetzten und mit wesentlichen Kompetenzen ausgestatteten Mitgliederversammlung sowie der Installierung eines aus Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammengesetzten Programmbeirates weicht die innere Struktur des Senders erheblich vom Aufbau der bestehenden französischen öffentlichen Fernsehsendem ab. Damit ist es der deutschen Seite auch bezüglich der Leitungsstruktur der Trägergesellschaft des EKK gelungen, bedeutende Elemente des deutschen Rundfunkwesens in das Gemeinschaftsprojekt einzubringen. Die nun vertraglich verankerte innere Struktur mag zwar manche Entscheidungsprozesse komplizieren und verzögern. Sie ist jedoch für ein internationales Projekt, bei dem letztendlich viele Einzelinteressen zum Ausgleich zu bringen sind, die vorzuziehende Form der Leitung.
B. Die Integrationsfunktion des EKK
247
B. Die Integrationsfunktion des EKK Jenseits einer juristischen Bewertung des EKK ist die Frage nach seiner Bedeutung :fiir den europäischen Einigungsprozeß zu stellen. Denn :fiir die Politik war gerade die Förderung eines europäischen Bewußtseins eine entscheidende Motivation :fiir die Verwirklichung dieses Projekts. 832 Bereits in den :fiinfziger Jahren hat Deutsch im Zusammenhang mit seinen Forschungen zum Nationenbildungsprozeß die Auffassung vertreten, daß die "Ausweitung des Gefiihls der Verwandtschaft" ein bedeutender Faktor im Nationenbildungsprozeß sei. Demgegenüber sei :fiir diesen Prozeß eine gemeinsame Sprache -das zeige das Beispiel Schweiz -keine zwingende Voraussetzung.833 Auch im europäischen Rahmen wurde früh auf die Wichtigkeit der Schaffung eines europäischen Bewußtseins :fiir das Gelingen des europäischen Einigungsprozesses hingewiesen. 834 Dabei war die europäische Integration835 lange Zeit faktisch weitgehend gleichbedeutend mit wirtschaftlicher Integration. Das war :fiir die Aufbauphase der Gemeinschaften auch verständlich. Ökonomisch sehr unterschiedliche Staaten können nur dann zusammenwachsen, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten einander annähern. Ist das Endziel der europäischen Einigungsbewegung jedoch eine enge, staatsähnliche Verbindung, die in Europa dauerhaft Frieden und Stabilität garantieren kann, muß der Prozeß der Integration weit über den rein wirtschaftlichen Bereich hinausgehen. Dies wiederum kann nur gelingen und von dauerhaftem Bestand sein, wenn der Prozeß der Integration vom Willen der Bürger Europas getragen ist.
832 Siehe zu diesem Aspekt die schon eingangs (Fn. 3) erwähnte Stelle im Memorandum der Länder der Bundesrepublik Deutschland filr einen deutsch-französischen (europäischen) Fernsehkulturkanal vom 31.10.1988, S. I. 833 Deutsch, Nationalism and social communication, S. 70 f.
834 "Hahn-Bericht" (Sitzungsdokument des Europäischen Parlaments 1-1013/81 vom 23.2.1982), Spiegelstrich 4; Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Korn (83) 229 endg. Zwischenbericht Ober Realität und Tendenzen des Fernsehens in Europa, Perspektiven und Optionen (Bericht der Kommission an das Europäische Parlament), S. 29. 835 Vgl. zur Defmition des sehr unscharfen Begriffs der Integration die Nachweise beiMeckel, S. 26 und Fuhrmann-Mittlmeier, S. 35 (Fn. 10 m.w.N.).
248
Bewertung und Ausblick
In den Augen vieler Europäer hatte die EG über lange Zeit hinweg ein schlechtes Image. Europa war klischeehaft ein Synonym fiir Brüsseler Zentralismus und bürokratische "Regelungswut". Dies galt schon in Zeiten einer im wesentlichen auf ökonomische Vereinheitlichung gerichteten Integration der Gemeinschaft. Noch weniger Unterstützung findet der Integrationsprozeß, wenn es nicht mehr primär um wirtschaftliche Fragen geht, sondern um die stabilisierende und friedenserhaltende Funktion der EU. Dies gilt vor allem in einer Situation, in der der Ost-West-Konflikt weggefallen ist und ein Scheitern der EU-Vermittlungen im Krieg im ehemaligen Jugoslawien offensichtlich zu sein scheint. In einer solchen Lage steht und flUlt der politische Einigungsprozeß unmittelbar mit der Einsicht der Menschen in seine Notwendigkeit. Nur dann, wenn den Bürgern Europas bewußt ist, daß die Völker Europas nicht nur durch eine lange gerneinsame Geschichte und gerneinsame Werte verbunden sind, sondern daß sich die drängenden Zukunftsproblerne in Europa (z.B. Umweltschutz und Asyl) nur gerneinsam lösen lassen, wird die Bereitschaft zu einer tieferen politischen Integration wachsen. Die modernen Massenmedien bieten sich als Instrumente an, die Akzeptanz eines vereinten Europas zu fördern: Durch ihre weiträumige Verbreitung sind sie in der Lage, Menschen in unterschiedlichen Regionen und Staaten zu erreichen. Durch den Einblick in die verschiedenen Lebensverhältnisse, den sie über Grenzen hinweg vermitteln, können sie die gemeinsamen Interessen Europas formulieren. Der Zusammenhang zwischen kommunikativen Systemen und gesellschaftlich-politischen Integrationsprozessen ist schon vielfach untersucht worden. 836 Merritt hat beispielsweise in bezug auf den nordamerikanischen Einigungsprozeß zwischen den Jahren 1735 und 1775 die Allsicht vertreten, "daß die Zunahme der Kommunikationsbeziehungen und der Gemeinschaftsbindungen 836 Merritt, S. 253 ff.; Deutsch, Nationenbildung, S. 29; Noelle-Neumann, Medienpolitisches Hearing, S 201 ff.; Stolle, Integration, S. 87 ff.; Ronneberger, Integration, S. 235 ff.; Ronneberger, Kommunikationspolitik II, S. 180 ff.
Vgl. zur Integrationslehre auch Smend (ders., Meinungsäußerung, S. 89 ff.; ders. Verfassung und Verfassungsrecht, S. 118 ff.) Er spricht von persönlicher, funktioneller und sachlicher Integration von Staaten. Dabei werde den Massenmedien nur eine "funktionelle" Funktion unter einer Vielzahl "kollektivierender Lebensformen" zugewiesen (Smend, Integrationslehre, S. 300) - Allerdings ist ein zweifelsfreier empirischer Nachweis filr den Zusammenhang noch nicht erbracht worden (Maletzke, S. 163). Aus diesem Grund ist die Integrationsfunktion der Massenmedien auch als "Leerformel" kritisiert worden (so insbesondere von Braun, S. 52 ff. u 146 ff.).
B. Die Integrationsfunktion des EKK
249
zwischen den Kolonien jeder umfassenderen funktionalen Amalgamation politischer Institutionen vorausgegangen ist". 837 Er kam zu dem Ergebnis, daß die Presse neben der "formellen Amalgamation" durch die Schaffung politischer Strukturen und der "Entwicklung gemeinsamer Wertvorstellungen und Einstellungen" ein wichtiger Faktor im damaligen Integrationsprozeß war.838 Im Zeitalter moderner Massenkommunikationsmittel kann das Fernsehen wie kaum ein anderes Medium die fiir Integrationsprozesse so wichtige bewußtseinsbildende Aufgabe übernehmen. Noch bis in den Anfang der achtziger Jahre hinein ist die integrierende Funktion des Fernsehens839 hauptsächlich in bezug auf die jeweiligen nationalen Gesellschafts- und Politiksysteme diskutiert worden. 840 Ronneberger841 und Arndt842 vertraten beispielsweise die Ansicht, daß in einer Zeit, in der die Gesellschaft wie nie zuvor "in sich ... differenziert [und] durch Gruppen und Verbände in der Vielfalt der Interessen" organisiert sei, ständig die Gefahr des Auseinanderbrechens, also der Desintegration bestehe. Aus diesem Grunde sei ein vornehmliebes gesellschaftliches Ziel, diese Verschiedenartigkeit der Interessen darzustellen und einer breiten Öffentlichkeit zu Bewußtsein zu bringen. Ohne diesen Vorgang, zu dem insbesondere das Fernsehen einen bedeutenden Beitrag leisten könne843, sei ein Zusammenhalt industrieller Großgesellschaften nicht denkbar. In diesem Sinne hat auch das BVerfG schon im sog. "Mehrwertsteuer-Urteil" auf die integrierende Funktion des Rundfunks fiir das Staatsganze hingewiesen. 844
837 Menitt,
S. 263.
838 Mem·u,
S. 253.
Siehe zu anderen Funktionen des Fernsehens, wie etwa der "Sozialisationsfunktion", "Kritik- und Kontrollfunlction", "Infonnationsfunktion" oder "Bildungsfunktion" z.B. Ronneberger, Massenkomrnunikation, S. 158 ff.; ders., Publizistik 1964, S. 294 ff. 839
840 Meckel, 841
S. 31.
Ronneberger, Publizistik 1964, S. 296.
842 Arndt,
S. 8.
Ronneberger, Publizistik 1964, S. 296; Ronneberger, Kommunikationspolitik II, S. 182 f.; Ma1etzke, S. 163; Stolte, Integration, 91 ff. 843
844 BVerfGE 31, 314.- Eine integrierende Funktion soll beispielsweise auch die Canadian Broadcasting Corporation (CBC) übernehmen, deren gesetzlicher Auftrag es ist, die nationale Einheit zu llirdem und ein nationales Bewußtsein zu entwickeln (zit. nach Melody, S. 151 ). - Vgl. zur Frage, inwieweit in einer zunehmend ausdifferenzierten Gesellschaft Integration überhaupt noch durch Medien zu leisten ist Stolte, Integration, S. 87 ff.
250
Bewertung und Ausblick
Mit zunehmender Vertiefung der europäischen Integration, in der politische und gesellschaftliche Entscheidungsabläufe in immer größerem Maße auf die europäische Ebene verlagert werden, richtet sich das Augenmerk verstärkt auch auf die integrierende Funktion des Fernsehens fiir den europäischen Einigungsprozeß. 845 Schon seit langem gibt es europäisch ausgerichtete Sendungen in den Programmen der nationalen Fernsehanstalten, die sich dieser Aufgabe widmen. Trotz ihrer positiven integrationsfordernden Wirkung leiden diese Beiträge jedoch häufig darunter, daß europäische Themen aus spezifisch nationaler Sicht dargestellt werden. Demgegenüber bietet eine multinationale Equipe in einem echten Mehrsprachenprogramm- im Gegensatz zu einem rein nationalen Mitarbeiterstab bei herkömmlichen Sendem - eine doppelte Chance: Zum einen kann ein aus mehreren Kulturräumen zusammengesetzter Mitarbeiterstab den unterschiedlichen kulturellen Voraussetzungen der Zuschauer der jeweiligen Kulturräume Rechnung tragen. Nationale Blickwinkel lassen sich so zugunsten eines Verständnisses der Interessen und Schwierigkeiten der benachbarten Völker überwinden. Zum anderen liegen die besonderen Möglichkeiten eines überstaatlichen europäischen Fernsehkanals darin, daß sich Redakteure und Moderatoren aus verschiedenen Ländern gemeinsam daranmachen, europarelevante Themen aus einer gemeinsamen und spezifisch europäischen Perspektive darzustellen. 846 Letztere Möglichkeit wird beim EKK bisher nur sehr begrenzt wahrgenommen. Dies liegt daran, daß die gemeinsame Trägergesellschaft von ARTE nur einen kleinen Teil der Programme selbst herstellt und das Gros der Sendungen immer noch bei den nationalen Partnern produziert wird.847
845
Vgl. Faul, Publizistik 1987, S. 74 f.
Korrunission der Europäischen Gemeinschaften, Korn (83) 229 endg. Zwischenbericht Ober Realität und Tendenzen des Fernsehens in Europa, Perspektiven und Optionen (Bericht der Kommission an das Europäische Parlament), S. 29. 846
847 Zimmer, Europas Fernsehen, S. 290. -Hinzu kommt noch, daß sich die auf deutscher Seite bestehenden starren Lieferquoten der einzelnen Rundfunkanstalten sehr nachteilig auf die Qualität des Gesamtprogrammes auswirken. Wegen des komplizierten Zulieferungs- und Verrechnungssystem ist es mitunter sehr schwierig, ein einheitliches und geschlossenes Programm zusammenzustellen. ARTE hat wegen Quotierungsproblemen schon gute Programme seiner Mitglieder ablehnen oder zurückstellen müssen (Protokoll der 10. Sitzung des Programmbeirates der ARTE-D GmbH vom 16.2.1994, S. 7). Hier wäre es besser, der Zentrale mehr Spielraum bei der Programm-
B. Die Integrationsfimktion des EKK
251
Im Vergleich zu den Sprachraumprogrammen 3sat, Eins Plus und dem frankophonen TV 5 Europe ist es mit ARTE - nach dem Scheitern von "Europa TV" - zum ersten Mal gelungen, einen sprachraumübergreifenden Fernsehsender zu schaffen. Da der Sender - zumindest seiner Konzeption nach darauf angelegt ist, möglichst viele Europäer unterschiedlicher Sprachzugehörigkeit zu erreichen, kann er als europäisches Fernsehprogramm im vollen Sinne bezeichnet werden. 848 Während Sprachraumprogramme mit ihrer Festlegung auf nur eine Sendesprache einen Großteil der möglichen Rezipienten ausgrenzen, liegt die Chance des Mehrsprachenprogramms ARTE darin, Sprachgrenzen zu überwinden. Dies kann mithelfen zu verhindern, daß sich die großen europäischen Sprachräume auseinanderentwickeln. 849 Der EKK will seiner Idee nach sowohl Europa-, als auch Kultursender sein. Es stellt sich dabei jedoch die Frage, ob das Konzept des Senders die an ihn gestellte und eben ausgeführte Integrationsfunktion in der Fernsehlandschaft der neunziger Jahre überhaupt leisten kann. Zwei Gründe lassen daran zweifeln. Zum einen steht die integrationsgerichtete Zielsetzung von ARTE in einem Spannungsverhältnis zu seinem kulturellen Auftrag. Dies liegt daran, daß der Sender, um einen nennenswerten Beitrag zur europäischen Bewußtseinsbildung leisten zu können, Zuschauer breitenwirksam erreichen muß. Gerade dies läßt sich jedoch am wenigsten mit gehobener Kultur erzielen. Dies belegen alle Untersuchungen über Zuschauerpräferenzen und Einschaltquoten. Ein zweiter Grund, der an der integrationsfördernden Funktion des EKK Zweifel aufkommen läßt, ist in dem mittlerweile überaus groß gewordenen Programmangebot auf dem europäischen Fernsehmarkt und der damit einhergehenden Segmentierung des Fernsehpublikums zu sehen. 850 Zu Beginn der achtziger Jahre konnte ein Programm mit einem anspruchsvollen kulturellen Angebot noch leicht eine Zuschauerakzeptanz erzielen. Da es nur wenige öffentliche Sender gab, konnte die Rundfunklandschaft relativ einfach durch ein zusätzliches Programm bereichert werden. Heute jedoch zeichnet sich die europäische Fernsehlandschaft durch ein breit gefächertes Programmangebot
beschaffung zu lassen, was insbesondere den Erwerb der Programme auf dem Markt mitumfassen müßte. 848
Vgl. die Definition aufS. 56.
Späth , Rede bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn am 6.9.1989, S. 2 (unveröffentlicht). 849
850 Faul,
Publizistik 1987, S. 76.
252
Bewertung und Ausblick
aus, das in seiner Fülle kaum noch zu übersehen ist. Dabei ist die Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen. Vor diesem Hintergrund hat es ein neues Progranun außerordentlich schwer, einen merklichen Teil der Zuseherschaft zu gewinnen und so integrativ zu wirken, selbst wenn es innovativ und ansprechend ist. 851 Dies belegen auch die sehr niedrigen Zuschauerzahlen von ARTE, die noch um einiges unter den Werten von 3sat und dem einstigen Eins Plus liegen. 852 Trotz der eben genannten berechtigten Zweifel an der integrativen Wirkung des EKK dürfen seine Möglichkeiten diesbezüglich auch nicht unterschätzt werden. In bezug auf den Einfluß des EKK auf die Bewußtseinsbildung der Bevölkerung ist nämlich zweierlei zu bedenken: Zum einen ist aus der Werbeforschung unter dem Begriff des "Zwei-Stufen-Flusses" schon lange bekannt, daß die Inhalte von Massenmedien nur einen bestinunten Personenkreis unmittelbar erreichen. Erst in einer zweiten Stufe werden die Inhalte gesprächsweise weitergegeben und erreichen so ihre volle Wirkung. 853 Überträgt man diese empirisch gewonnenen Ergebnisse auf die durch den EKK vermittelten Inhalte, so ergibt sich, das ARTE mit seinem Anliegen langfristig bedeutend mehr Menschen erreicht, als sich dies aus den Einschaltquoten entnehmen läßt. Zum zweiten ist zu bedenken, daß das Programm des EKK verhältnismäßig viele Zuschauer mit gehobenem Bildungsniveau erreicht. Mitglieder dieser gesellschaftlichen Gruppe bekleiden überdurchschnittlich oft Führungspositionen oder gehören zu den "Meinungsmachem" der Gesellschaft. 854 Deshalb haben sie in der Regel einen höheren Einfluß auf die öffentliche Meinungsbildung
851
ten.
So Schatz, S. 32, fllr die herkömmlichen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstal-
852 Siehe oben S. 54 (Fn. 149) und S. 53 (Fn. 139). - Vgl. zu den Gründen der höheren Einschaltquoten in Frankreich Oppermann, Grabitz-Gedächtnisschrift, S. 495. 853 Grundlegend: Katz/Lazarsfeld: Personal influence: The part played by people in the flow of mass communication, 1955. Vgl. auch Katz, Public Opinion Quarterly 21 (1957), S. 61, 76 ff.; Troldahl, Public Opinion Quruterly 30 ( 1966) S. 609, 621 ff.; Noelle-Neumann , Wirkung des Fernsehens, S. 148. 854 Nach einer Programmanalyse ist ARTE kein Mehrheitenprogramm. Für das Programm sind vor allen Dingen drei Zuschauergruppen wichtig: ältere Meinungsbilder, jüngere Meinungsbilder und moderner Mainstream (Zielgruppenstudie Dannstadt 1994, zit. in: MUSICA, Entwicklungstendenzen des Senders ARlE und des Sendepatzes MUSICA, S. 2, unveröffentlicht).
B. Die Integrationsfunktion des EKK
253
als der Durchschnitt der Fernsehzuschauer. Dies wiederum erhöht den möglichen gesellschaftlichen Einfluß des EKK. 855 Dennoch wird es der EKK wegen seiner europagerichteten Zielsetzung vermeiden müssen, das Programm des Senders zu elitär zu gestalten, so daß es nur Minderheiten anspricht. 856 Bei seinem Streben nach höheren Quoten857 darf sich ARTE andererseits jedoch auch nicht dazu verleiten lassen, unter Verlust seiner eigenen programmliehen Identität inhaltlich zu sehr den massenattraktiven privaten Programmen anzunähern. Denn damit verlöre der Sender - und vor allem seine Finanzierung aus Gebühren - seine Legitimation. Wenn es dem EKK gelingt, eine größere Zuschauerakzeptanz zu gewinnen, kann der erste Mehrsprachenkanal Europas auf europäischer Ebene ein beachtliches Gegengewicht zu der großen Anzahl kommerzieller Sender werden, die Europa in zunehmendem Maße mit einem einheitlichen und massenattraktiven Programmangebot überziehen. Um seinem Anspruch als europäischem Sender gerecht zu werden, ist für die Zukunft zu wünschen, daß der EKK kein bilinguales oder gar nur ein binationales Projekt bleibt, sondern in bezug auf seine Trägerschaft und die gesendeten Sprachen ein echtes europäisches Projekt wird. Sicherlich ist die Erweiterung des EKK um jeden Partner und vor allem um jede weitere Sendesprache mit erheblichen technischen858 und finanziellen 859 Aufwendungen verbun-
855 So explizit für den EKK Oppennann, ARTE- Kann man Kultur europäisieren?, S. 131. 856
Demgegenüber geht Stolle davon aus, daß das "Programm ii1llTier ein Programm
filr eine kleine, interessierte Minderheit" bleibe (Protokoll des 8. Sitzung des Pro-
grammbeiratsvom 5.10.1993, S. 5).
857 Die Anstrengungen von ARTE, die Zuschauerakzeptanz zu verbessern sind vielfaltig: Sie reichen von einer Verbesserung des Programmschemas bis hin zu einer Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit. - Dabei kann jedoch nicht übersehen werden, daß einer Steigerung der Einschaltquoten für ARTE natürliche Grenzen gesetzt sind: Zum einen ist davon auszugehen, daß sich ein potentie11 an ARTE interessiertes Publikum, das kulturell aufgeschlossen und neugierig ist, auf schätzungsweise drei bis acht Mio. Menschen beläuft (Reger, in: Protokoll der 9. Sitzung des Programmbeirates der ARTE-D GmbH vom 10.12.1993, S. 8). Zum anderen besteht im deutschen Sprachraum eine Konkurrenzsituation zu 3sat. 858 Die Ausstrahlung des Programms in mehreren Sprachfassungen ist technisch höchst aufwendig. 859 So kostet allein die Synchronisierung in eine einzige andere Sprache 40.000 bis 50.000 DM pro Sendestunde. - An den enormen Kosten filr die Mehrsprachigkeil
254
Bewertung und Ausblick
den. Zudem werden sich durch den Beitritt eines jeden neuen Partners die Entscheidungsprozesse innerhalb des Senders nicht unerheblich erschweren. So war es nach dem Scheitern des Experiments "Europa-TV" verständlich und richtig, zunächst mit einer deutsch-französischen Keimzelle für einen europäischen Sender zu beginnen. Mit nur zwei Partnern konnte leichter ein tragfähiges organisatorisches Fundament gelegt860 und ein eigenes kreatives Profil erarbeitet werden als mit einem komplizierten Gebilde aus vielen Anstalten. Dennoch sollten die Kosten nicht gescheut werden, in absehbarer Zeit zumindest Englisch als weitere Sendesprache einzufiihren. Mit den dann vorhandenen Sprachen wären immerhin die drei größten Sprachräume in Mitteleuropa versorgt. Zudem wird Englisch, Deutsch oder Französisch in vielen europäischen Ländern verstanden. Dies gilt insbesondere auch für die Staaten Mittelund Osteuropas, von denen sicherlich etliche mittelfristig Aufnahme in der Europäischen Union finden werden. Daneben kann das Sprachenproblem in bezug auf die kleinen Sprachräume auch durch die wesentlich kastengünstigere Untertitelung gelöst werden, die ohnehin in vielen mittleren und kleineren Staaten üblich ist. Als Alternative einer Vollmitgliedschaft bei ARTE bietet sich für zahlreiche Staaten auch eine bloße Assoziierung an. Daß dies erfolgreich praktiziert werden kann, zeigt die Zusammenarbeit mit der RTBF. Eine assoziierte Mitgliedschaft hätte den Vorteil, daß sich die Strukturen und Entscheidungsprozesse innerhalb des Senders übersichtlich und einfach gestalten ließen. Trotzdem hätte jedes europäische Land die Chance, mit seinem kulturellen Potential das Projekt zu bereichern.
scheiterte bereits das Progranunexperiment "Europa TV" (Dill, Europa-TV, S. 140). Meckel, S. 217, zieht aus dem Scheitern von "Europa TV" sogar die Schlußfolgerung, daß nur Sprachraumprogranune in Europa erfolgversprechend sein könnten. 860 Rittig,
S. 2.
Anhang I Vertrag zwischen den Ländem861 Baden-Württemberg, Freistaat Bayern, Berlin, Freie Hansestadt Bremen, Freie und Hansestadt Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein und der Französischen Republik zum Europäischen Fernsehkulturkanal Das Land Baden-Württemberg der Freistaat Bayern das Land Berlin die Freie Hansestadt Bremen die Freie und Hansestadt Harnburg das Land Hessen das Land Niedersachsen das Land Nordrhein-Westfalen das Land Rheinland-Pfalz das Saarland das Land Schleswig-Holstein, vertreten durch die Ministerpräsidenten und die Französische Republik, vertreten durch Herrn Jack Lang, Minister filr Kultur, Kommunikation, Große Baumaßnahmen und fllr die 200-Jahr Feier der Französischen Revolution und Frau Catherine Tasca, Staatsministerin fllr Kommunikation beim Minister für Kultur, das Vorhaben der französischen Fernsehgesellschaft La Sept sowie der von den deutschen öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten der ARD und dem ZDF gegliindeten Beteiligungsgesellschaft begrüßend, eine gemeinsame unabhängige F ernsehgesellschaft mit kultureller und europäischer Ausrichtung mit Sitz in Straßburg, nachstehend "Europäischer Fernsehkulturkanal" (EKK) benannt, zu errichten,
861 Anrn.: Die "neuen" Bundesländer sind dem Vertrag am 9.11.1995 beigetreten.
256
Anhang!
in dem Bestreben, das Verständnis und die Annäherung zwischen den Völkern in Europa zu festigen, in dem Wunsch, den Bürgern Europas ein gemeinsames Fernsehprogramm anzubieten, welches der Darstellung des kulturellen Erbes und des künstlerischen Lebens in den Staaten, Regionen und der Völker Europas und der Welt dienen soll, in der Absicht, die Ausstrahlung eines solchen europäischen Fernsehangebots gemäß den Grundsätzen des freien Flusses von Informationen und Ideen sowie der Unabhängigkeit von Rundfunkveranstaltern zu gewährleisten, sind wie folgt übereingekommen:
Artikel! (I)
Der EKK hat die alleinige Verantwortung filr die Programmplanung. Er ist gleichermaßen verantwortlich für die Programmrealisierung, die er ebenso wie die Verwaltung des Personals und die Haushaltsbewirtschaftung unter ausschließlicher Aufsicht und Kontrolle der Gesellschafter wahrninunt und damit unabhängig von staatlichen Eingriffen einschließlich unabhängiger Instanzen filr die Gestaltung des Rundfunkwesens des Sitzlandes. Ebenso steht die Leitung, die Verwaltung und die Bezahlung des Personals sowie der Haushaltsplan der französischen und deutschen Gesellschafter des EKK in der alleinigen Verantwortung dieser Gesellschafter.
(2)
Die französischen und deutschen Gesellschafter bestimmen vertraglich die Regeln llir die Gestaltung des vom EKK ausgestrahlten Programmes. Diese Regeln sind in dem Gesellschaftsvertrag des EKK enthalten.
Artikel2 Das Programm wird über den Rundfunksatelliten IDF abgestrahlt. Die Vertragsstaaten streben darüberhinaus an, durch Bereitstellung zusätzlicher Übertragungswege eine möglichst gleichgewichtige Versorgungsreichweite zu erreichen.
Artikel3 Die französische Regierung verpflichtet sich, daß die deutschen und französischen Finanzleistungen filr den EKK nicht durch die Zahlung von Mehrwertsteuer verringert werden.
Artikel4 Weitere deutsche Länder können diesem Vertrag beitreten. Der Vertrag steht zudem jedem Mitgliedsstaat des Europarates und jeder Vertragspartei des Europäischen Kulturabkommens zum Beitritt offen, wenn Fernsehveranstalter solcher Staaten Gesellschafter des EKK geworden sind oder werden sollen. Die Beitrittsurkunden werden bei der französischen Regierung hinterlegt. Der Beitritt wird am 30. Tag nach Hinterlegung der Beitrittsurkunden wirksam.
Anhang I
257
ArtikelS Dieser Vertrag bedarf der Ratifikation. Er tritt einen Monat nach Austausch der Ratiftkationsurlrunden in Kraft. Die Ratifikationsurkunden werden bei der französischen Regierung hinterlegt. Artikel6
(I)
Nach Ablauf von drei Jahren seit Inkrafttreten dieses Vertrages steht es jedem Vertragsstaat frei, den Vertrag schriftlich zu kündigen. Die Kündigung wird ein Jahr nach Notifikation gegenüber den anderen Vertragsstaaten wirksam.
(2)
Ein Vertragsstaat kann davon abweichend den Vertrag dann jederzeit kündigen, wenn ein Gesellschafter durch Kündigung des Gesellschaftsvertrages aus dem EKK austritt. Diese Kündigung wird zeitgleich mit der Kündigung des Gesellschaftsvertrages wirksam und erfolgt durch Notifikation gegenüber den anderen Vertragsstaaten.
Zur Urkund dessen haben die hierzu gehörig befugten Bevollmächtigten diesen Vertrag unterschrieben. Geschehen zu Berlin am 2. Oktober 1990 in 12 Urschriften, jede in deutscher und französischer Sprache, wobei jeder Wortlaut gleichermaßen verbindlich ist.
Protokollerklärung
Die Ministerpräsidenten der Länder der Bundesrepublik Deutschland und die Vertreter der französischen Regierung, Herr Jack Lang, Minister fi1r Kultur, Kommunikation, Große Baumaßnahmen und ftl.r die 200-Jahr Feier der Französischen Revolution und Frau Catherine Tasca, Staatsministerin ftl.r Kommunikation beim Minister ftl.r Kultur, sind am 2. Oktober 1990 in Berlin zusammengekommen und haben den Vertrag über den Europäischen Fernsehkulturkanal unterzeichnet. Aus Anlaß dieser Unterzeichnung hat die französische Regierung folgende Erklärung abgegeben: Die französische Regierung sorgt im Rahmen ihrer Möglichkeiten daftlr, daß solange wie notwendig zusätzliche Übertragungswege ftl.r das Programm zur Verft1gung gestellt werden, damit die tatsächliche Versorgung der Haushalte in Frankreich nicht deutlich hinter der Versorgung der deutschen Haushalte mit diesem Programm zurückbleibt.
17 Schmid
Anhang II Gesellschaftsvertrag der ARTE Deutschland TV GmbH (Stand: 5.12.1994) I. Allgemeines
§ I Finna, Sitz, Geschäftsjahr 1.1
Die Finna der Gesellschaft lautet: ARTE Deutschland TV GmbH
1.2
Sitz der Gesellschaft ist Baden-Baden.
§ 2 Zweck des Unternehmens 2.1
Die Gesellschaft verfolgt ausschließlich und wunittelbar gemeinnützige Zwekke im Sinne des Abschnitts "Steuerbegünstigte Zwecke" der Abgabenordnung. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung von Völkerverständigung, Kunst, Kultur, Wissenschaft, Bildung und Erziehung durch Ausstrahlung von Sendungen in einem Europäischen Fernseh-KulturkanaL Die Gesellschaft beteiligt sich dazu an einer Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung mit dem Sitz in Straßburg (ARTE G.E.l.E.), die zur gemeinsamen Rundfunkveranstaltung zunächst mit einem französischen Partner gegründet wird, und stellt hierftlr den deutschen Programmteil insbesondere durch folgende Tätigkeiten bereit: - Planung der Programme im Rahmen der Vorgaben der Zentrale in Straßburg - umfassende Koordination mit den Gesellschaftern - Erwerb von Nutzungsrechten an Bild- und Tonprogrammen - Weitergabe von Progranunen zur Sendung an die Zentrale in Straßburg - anteilige Mitfinanzierung der Eigenprogramme und des Gesamtaufwandes von ARTE G.E.I.E. Straßburg Die Gesellschaft ist zu allen Tätigkeiten und Geschäften berechtigt, die geeignet sind, den Europäischen Fernseh-Kulturkanal zu fördern (Druckerzeugnisse, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit, Meinungsforschung, usw. ).
Anhangll
259
2.2
Die Gesellschaft ist selbstlos tätig; sie verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke.
ll.
Stammkapital, Geschäftsanteile, Finanzienmg, Mittelverwendung, Programmliefenmgen
§ 3 Stammkapital und Geschäftsanteile
3.1
Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt 500.000,- DM.
3.2
Von dem Stammkapital haben bei Gtilndung übernommen: Südwestfunk Süddeutscher Rundfunk Saarländischer Rundfunk Bayerischer Rundfunk Norddeutscher Rundfunk Radio Bremen und das Zweite Deutsche Fernsehen
DM85.000,DM40.000,DM27.500,DM42.500,DM47.500,DM 7.500,DM 250.000,--
Die Stammeinlagen sind in voller Höhe in bar geleistet. Durch Abtretungen von Teilstammeinlagen an einen bisherigen Gesellschafter und weitere Rundfunkanstalten und durch Vereinigung von Stammeinlagen sind mnunehr am Stammkapital beteiligt: Bayerischer Rundfunk Hessischer Rundfunk Mitteldeutscher Rundfunk Norddeutscher Rundfunk Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg Radio Bremen Saarländischer Rundfunk Sender Freies Berlin Süddeutscher Rundfunk Südwestfunk Westdeutscher Rundfunk
mit DM 36.300,mit DM 17.500,mit DM 26.300,mit DM 40.600,mit DM 6.200,-mit DM 6.200,mit DM 6.200,mit DM 13.800,mit DM 18.800,mit DM 23.100,-mit DM 55.000,-
und das Zweite Deutsche Fernsehen
mit DM 250.000,-
§ 4 Verfügung über Geschäftsanteile/Übertragbarkeit Die Geschäftsanteile oder Teile von solchen sind nur aufgrund eines einstimmigen Gesellschaftsbeschlusses übertragbar. Andere Verfügungen sind ausgeschlossen. § 5 Finanzienmg, Mittelverwendung
5.1 17•
Die Finanzienmg erfolgt aus dem Anteil des Rundfunkgebührenaufkommens, der im Rahmen der mit Wirkung vom 01.01.1993 vorgesehenen und späteren
260
Anhang TI Rundfunkgebührenerhöhungen zusätzlich zur allgemeinen Rundfunkgebührenerhöhung und zusätzlich zu dem für die Zwischenfmanzierung bis zum 01.01.1993 vorgesehenen bzw. ausgewiesenen Betrag zur VerfUgung steht. Für die Zeit bis zum 01.01.1993 erfolgt eine Zwischenfmanzierung nach Maßgabe eines einstimmigen Beschlusses der Gesellschafter. Nachschußpflichten sind ausgeschlossen.
5.2
Die Mittel der Gesellschaft dürfen nur für die satzungsmäßigen Zwecke verwendet werden. Die Gesellschafter dürfen keine Gewinnanteile und in ihrer Eigenschaft als Gesellschafter auch keine sonstigen Zuwendungen aus Mitteln der Gesellschaft erhalten.
5.3
Die Gesellschafter erhalten bei ihrem Ausscheiden oder bei Auflösung der Gesellschaft nicht mehr als ihre eingezahlten Kapitalanteile und den gemeinen Wert ihrer geleisteten Sacheinlagen zurück.
5.4
Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck der Gesellschaft fremd sind, oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt werden.
§ 6 Zusammenarbeit bei der Programmzulieferung 6.1
Die Gesellschaft koordiniert den deutschen Programmanteil für den Europäischen Fernseh-Kulturkanal in ständiger Abstimmung mit den Gesellschaftern. Die dafür am Sitz der Gesellschaft erforderlichen Mitarbeiter sollen zu etwa gleichen Teilen von den ARD-Anstalten und vom ZDF entsandt werden, soweit nicht einvernehmlich eine externe Besetzung erfolgt. Sie halten ständigen Kontakt mit den Gesellschaftern, die ihrerseits jeweils einen ARTE-Programmbeauftragten und einen stellvertretenden Beauftragten benennen.
6.2
Die Gesellschafter sind verpflichtet, zur Ausstrahlung im Europäischen Fernseh-Kulturkanal folgende Programmanteile zu liefern (Pflichtanteile): Bayerischer Rundfunk Hessischer Rundfunk Mitteldeutscher Rundfunk Norddeutscher Rundfunk Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg Radio Bremen Saarländischer Rundfunk Sender Freies Berlin Süddeutscher Rundfunk Südwestfunk Westdeutscher Rundfunk Zweites Deutsches Fernsehen
7, 250% 3, 500% 5, 250% 8, 125% I, 250% I, 250% I , 250% 2, 750% 3, 750% 4, 625% ll , 000% 50, 000%
Die prozentuale Aufteilung gilt fllr die von der Gesellschaft zu liefernden Programmteile insgesamt. Sie soll auch in den einzelnen Programmsparten gelten. Die Gesellschafter können durch zwei- oder mehrseitige Vereinbarungen von den vorstehenden Pflichtanteilen abweichen, solange die Summe der Pflichtan-
Anhang li
261
teile der betreffenden Rundfunkanstalten unverändert bleibt. Die Gesellschaft selbst ist zu Vereinbarungen über Auftrags- und Koproduktionen, Ankäufe oder eine sonstige Beschaffimg mit Dritten nur berechtigt, soweit sie von einem Gesellschafter im Rahmen seines Pflichtanteils dazu beauftragt wird. Gesellschafter und Gesellschaft achten darauf, daß beim Abschluß von Verträgen über die Beschaffimg von Produktionen mit Dritten eine angemessene regionale Verteilung im Rahmen der programmliehen Erfordernisse und wirtschaftlichen Gegebenheiten erfolgt. 6.3
Soweit die erforderlichen Rechte an ihren Programmlieferungen von den Gesellschaftern nicht erworben wurden, erfolgt der Rechteerwerb durch die Gesellschaft. Die Gesellschafter unterstützen den Rechteerwerb im Rahmen ihrer Möglichkeiten und geben der Gesellschaft alle erforderlichen Unterlagen und Informationen.
6.4
Die Gesellschaft zahlt den Gesellschaftern Entgelte fur die Programmlieferungen nach einem pauschalen Preisschema, das von der Gesellschafterversammlung festgesetzt und jährlich im Zusammenhang mit der Feststellung des Wirtschaftsplans überprüft wird. Das Preisschema berücksichtigt insbesondere die Kosten eines zusätzlichen Rechteerwerbs.
6.5
Ein von der Gesellschafterversammlung festzusetzender Betrag soll durch die Gesellschafter fur Produktionen (Eigen- oder Fremdproduktionen) verwendet werden, die erstmals und in der Regel fur eine Frist von mindestens 6 Monaten exklusiv im Europäischen Fernseh-Kulturkanal ausgestrahlt werden.
6.6
Für Programmlieferungen bis zum 31 .12.1992 vereinbaren die Gesellschafter besondere Entgeltregelungen.
6.7
Über die Einbringung von Sendungen des Europäischen Musikkanals gemäß Art. 19.3.2. des Vertrages ARTE G.E.I.E. wird zwischen den Gesellschaftern eine gesonderte Vereinbarung geschlossen.
111. Geschäftsführung
§ 7 Geschäftsführung und Vertretung
7.1
Die Gesellschaft hat einen oder zwei Geschäftsfilhrer.
7.2
Ist nur ein Geschäftsfilhrer bestellt, vertritt dieser die Gesellschaft allein.
7.3
Sind zwei Geschäftsfilhrer bestellt, wird die Gesellschaft durch zwei Geschäftsfilhrer gemeinschaftlich oder durch einen Geschäftsfilhrer gemeinsam mit einem Prokuristen vertreten.
7.4
Die Geschäftsftlhrung gibt sich eine Geschäftsordnung (mit Finanzordnung), die der Einwilligung der Gesellschafterversammlung bedarf.
7.5
Dem/den Geschäftsfilhrern obliegt die Leitung der laufenden Geschäfte der Gesellschaft im Rahmen und nach Maßgabe der Gesetze, des zwischenstaatlichen Vertrages zwischen den Ländern der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Frankreich zum Europäischen Fernseh-Kulturkanal vom 02.10.1990, des
262
Anhangii Gesellschaftsvertrages über die Zentrale des Europäischen Fernseh-Kulturkanales, des vorliegenden Gesellschaftsvertrages und der Geschäftsordnung.
IV. Gesellschafter
§ 8 Gesellschafterbeschlüsse 8.1
Die Beschlüsse der Gesellschafter werden in Gesellschafterversanunlungen oder durch schriftliche, fernschriftliche oder telegrafische Abstimmungen gefaßt, wenn sich alle Gesellschafter mit dieser Art der Beschlußfassung einverstanden erklären oder sich an ihr beteiligen. Außerhalb von Versanunlungen werden die Beschlüsse von den Geschäftsruhrern schriftlich festgestellt und allen Gesellschaftern durch eingeschriebenen Brief mitgeteilt.
8.2
Die Gesellschafter fassen, soweit nicht im Gesetz oder im Gesellschaftsvertrag etwas anderes vorgesehen ist, ihre Beschlüsse mit einer Mehrheit von 2/3 der abgegebenen Stimmen. Die Art der Stimmabgabe bestimmt der Vorsitzende. Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag.
8.3
Außer den sonst im Gesetz oder im Gesellschaftsvertrag genannten Fällen ist ftlr folgende Beschlüsse Einstimmigkeit erforderlich: - Änderung des Gesellschaftsvertrages - Festlegung einer Verfahrensordnung der Gesellschafterversanunlung - Veränderung des Stammkapitals - Abberufung eines Geschäftsftlhrers - Genehmigung des Wirtschaftsplans - Festsetzung der Preisschemata ftlr die Progranunlieferungen der Gesellschafter - Festsetzung des ftlr Erstsendungen zu verwendenden Betrags
8.4
Jeder Gesellschafter hat unabhängig von der Höhe seines Geschäftsanteiles eine Stimme, ausgenommen das ZDF, welches ebensoviele Stimmen wie die anderen Gesellschafter zusammen hat. Stimmrechtsübertragungen auf andere Mitgesellschafter sind zulässig und bedürfen der vorherigen schriftlichen Ausfertigung.
8.5.
Die Gesellschafterversanunlung ist beschlußflihig, wenn alle Gesellschafter ordnungsgemäß geladen und mehr als die Hälfte aller Stimmen vertreten sind.
§ 9 Gesellschafterversanunlung: Einberufung und Tagesordnung 9.1
Eine ordentliche Gesellschafterversanunlung fmdet alljährlich spätestens 6 Monate nach Ablauf des Geschäftsjahres statt. Außer in den gesetzlich bestimmten Fällen sind außerordentliche Gesellschafterversanunlungen zu berufen, wenn es die Belange der Gesellschaft erfordern. Eine außerordentliche Gesellschafterversanunlung ist immer dann zu berufen, wenn zwei Gesellschafter, das ZDF, oder einer der Geschäftsführer es beantragen.
9.2
Die Einberufung der Gesellschafterversanunlung erfolgt durch den Vorsitzenden der Gesellschafterversanunlung oder im Falle seiner Verhinderung durch den/die Geschäftsführer.
Anhang li 9.3
263
Die Einberufung der Gesellschafterversammlung hat unter Mitteilung des Ortes und der Zeit der Versammlung durch eingeschriebenen Brief mit Rückschein zu erfolgen. Zwischen dem Tag der Absendung der Einladung und dem Tag des Zusarrunentritts der Gesellschafterversammlung müssen mindestens 10 Tage liegen, wobei der Tag der Absendung und der Tag des Zusarrunentritts nicht mitgerechnet werden. In dringenden Fällen kann die Einberufung auch telegrafisch oder fernschriftlich erfolgen; in diesen Fällen beträgt die Einberufungsfrist 3 Tage. Die Gesellschafter können durch einstimmigen Beschluß auf die Einhaltung der vorstehenden Formalien verzichten.
9.4
Die Gesellschafterversammlungen sollen in der Regel am Sitz der Gesellschaft stattfmden; sie können jedoch nach Bestimmung des Einberufenden auch an einem anderen Ort stattfmden.
9.5
In der Einladung zur Gesellschafterversammlung ist eine vorläufige Tagesordnung mitzuteilen. Die endgültige Tagesordnung wird zu Beginn der Gesellschafterversammlung festgelegt.
§ 10 Vertretung in der Gesellschafterversammlung, Vorsitz, Protokoll 10.1
In der Gesellschafterversammlung werden die Gesellschafter durch ihre Intendanten vertreten. Diese können sich allgemein oder im Einzelfall durch einen Bevollmächtigten vertreten lassen, der mit einer schriftlichen Vollmacht versehen sein muß.
10.2
An der Gesellschafterversammlung nehmen der/die Geschäftsftlhrer teil. Die Gesellschafter und die Geschäftsführer können weitere Personen als Berater hinzuziehen, wenn keiner der anwesenden Vertreter der Gesellschafter hiergegen Widerspruch erhebt.
10.3
Der Vorsitz der Gesellschafterversammlung wechselt alle zwei Jahre zwischen dem Intendanten des WF und einem Intendanten der anderen Gesellschafter, welcher von diesen gewählt wird, wobei eine sich unmittelbar anschließende Wiederbestellung des Vorsitzenden einmal zulässig ist. Stellvertretender Vorsitzender ist der frühere Vorsitzende oder dessen Nachfolger; der Stellvertreter des ersten Vorsitzenden wird zusarrunen mit diesem gewählt.
10.4
Über jede Gesellschafterversammlung ist, soweit nicht eine notarielle Beurkundung erforderlich ist, eine Niederschrift aufzunehmen, die durch die Gesellschafterversammlung zu genehmigen ist.
§ 11 Aufgaben der Gesellschafterversammlung 11.1
Die Gesellschafterversammlung beschließt nach Maßgabe der Gesetze und dieses Gesellschaftsvertrages, nach welchen Grundsätzen die Geschäftsführer die Geschäfte der Gesellschaft zu fUhren haben, und überwacht die Einhaltung der Geschäftsordnung.
264 11.2
Anhang II Die Gesellschafterversammlwtg ist ferner zuständig für: - Bestellwtg wtd Abberufung des/der Geschäftsfilhrer - Abschluß wtd Kündigwtg von Dienstverträgen mit dem/den Geschäftsfilhrem - VertretWlg der Gesellschaft gegenüber den Geschäftsfilhrem - Auswahl wtd Benennwtg der Vertreter in der Mitgliederversammlwtg wtd im Programmbeirat des Europäischen Fernseh-Kulturkanals in Straßburg - Genehmigwtg des von den Geschäftsfilhrern aufzustellenden Wirtschaftsplans, der Abreclmwtg des Wirtschaftsplanes sowie der Feststellwtg des Jahresabschlusses wtd des Lageberichtes - Bestellwtg des Prokuristen oder Handlwtgsbevollmächtigten sowie Abschluß von Anstellwtgsverträgen, deren Jahresgehaltssunune über DM 80.000,- liegt - Erwerb, Veräußerung wtd BelastWlg von Grwtdstücken - Erwerb wtd Veräußerwtg von Beteiligwtgen - Wechselverpflichtwtgen, Bürgschaften, Darlehens- wtd Kreditgewährung außerhalb des nonnalen Geschäftsverkehrs - Abschluß eines Rechtsgeschäftes jeder Art, dessen Wert DM 100.000,überschreitet. Ein Rechtsgeschäft, das nach einer im einzelnen genehmigten Vorlage abgeschlossen wird, ist nicht zustinunwtgspflichtig.
11.3
Nicht der Zustinunwtg bedürfen auch Rechtsgeschäfte zur DeckWlg der laufenden Betriebsbedarfs aus von der Gesellschafterversammlwtg zu bestimmenden Konten des Wirtschaftsplans im Rahmen genehmigter Mittel. Eine Zustimmwtg ist ferner nicht erforderlich für Anstellwtgsverträge außerhalb der im vorigen Absatz bestimmten Fälle sowie für produktionsbezogene Vereinbarwtgen im Rahmen des genehmigten Wirtschaftsplanes.
V. Programmbeirat § 12 Programmbeirat 12.1
Die Gesellschaft hat einen Programmbeirat, der aus Vertretern des kulturellen Lebens der Bwtdesrepublik Deutschland besteht. Jeder Rwtdfunkrat der einzelnen Gesellschafter benennt ein Beiratsmitglied, ausgenommen das ZDF, dessen Fernsehrat ebensoviele Beiratsmitglieder wie die anderen Gesellschafter zusammen benennt. Die Beiratsmitglieder müssen dem entsendenden Gremium nicht angehören.
12.2
Der Programmbeirat berät die GeschäftsfilhrWlg wtd die Gesellschafterversammlwtg in Programmfragen.
12.3
Die Mitglieder des Programmbeirats werden für jeweils 3 Jahre benannt. Der Vorsitz wechselt zwischen einem vom ZDF benannten Programmbeiratsmitglied wtd einem von den anderen Gesellschaftern benannten Programmheiratsmitglied im Abstand von 18 Monaten.
Anhangll
265
VI. Mitarbeiter § 13 Rechtsverhältnisse der Mitarbeiter 13.1
Soweit mit Mitarbeitern der Gesellschaft, die bisher bei einem der Gesellschafter beschäftigt sind, befristete Arbeitsverträge abgeschlossen werden, werden die Mitarbeiter ftl.r die Dauer ihrer Arbeitsverhältnisse bei der Gesellschaft vom jeweiligen Gesellschafter beurlaubt. Zwischen dem beurlaubenden Gesellschafter und dem Mitarbeiter ist festzulegen, inwieweit während der Zeit der Beurlaubung die bisher erworbenen Rechte aus dem Arbeitsverhältnis ruhen. Soweit sich Ansprüche aus der Dauer der Betriebszugehörigkeit ableiten, werden Beschäftigungszeiten bei dem beurlaubenden Gesellschafter und bei der Gesellschaft als einheitliche Beschäftigungszeit behandelt. Bisher erworbene Versorgungsansprüche gegen den beurlaubenden Gesellschafter bleiben bestehen. Im Falle der Rückkehr zum Gesellschafter erstattet die Gesellschaft den ftl.r die Versorgungsrückstellung angefallenen Betrag.
13.2
Für die Arbeitsverhältnisse bei der Gesellschaft gelten die tariflichen Bestimmungen einschließlich des übrigen Betriebsrechts des Südwestfunks.
Vll.
VVirtschafts~g
§ 14 VVirtschaftsplan Die Geschäftsfilhrung wirtschaftet nach einem VVirtschaftsplan, der der Genehmigung der Gesellschafterversanunlung bedarf. Der zum VVirtschaftsplan gehörende Stellenplan ist ftl.r die Geschäftsfilhrung verbindlich. Der VVirtschaftsplan ist abzurechnen; dabei gelten die Terminvorschriften, die ftl.r den Jahresabschluß verbindlich sind.
§ 15 Jahresabschluß, Lagebericht, Entlastung 15.1
Die Rechnungslegung erfolgt nach den Vorschriften des HGB ftl.r große Kapitalgesellschaften. Der Jahresabschluß besteht aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung und dem Anhang sowie dem Lagebericht Binnen drei Monaten nach Schluß des Geschäftsjahres stellt die Geschäftsführung den Jahresabschluß und den Lagebericht auf und legt diese dem Abschlußprüfer (VVirtschaftsprüfer) vor. Unverzüglich nach Eingang des Prüfungsberichts hat die Geschäftsfilhrung den Jahresabschluß, den Lagebericht und den Prüfungsbericht zugleich mit dem Vorschlag ftl.r die Verwendung de Ergebnisses der Gesellschafterversanunlung zuzuleiten.
15.2
Die Entlastung der Geschäftsfilhrung richtet sich nach den ftl.r die Gesellschaft mit beschränkter Haftung geltenden Bestimmungen.
VIII. Schlußbestimmungen § 16 Dauer der Gesellschaft
16.1
Die Gesellschaft wird auf unbestimmte Zeit errichtet. Sie kann durch einstimmigen Beschluß der Gesellschafter mit einer Frist von einem Jahr zum Ende eines Geschäftsjahres aufgelöst werden.
266 16.2
Anhang II Ein Gesellschafter kann seine Beteiligung an der Gesellschaft nur aus wichtigem Grund durch eingeschriebenen Brief gegen Rückschein kündigen, und zwar mit Frist von einem Jahr zum Jahresschluß. Ein wichtiger Grund liegt insbesondere vor, wenn - das in § 7 Abs. 5 dieser Satzung genannte zwischenstaatliche Abkommen nicht wirksam wird oder außer Kraft tritt, - der Vertrag über die Gründung einer Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung mit Sitz in Straßburg nicht zustande kommt oder außer Kraft tritt, - die zusätzliche Gebührenbewilligung ftlr den Europäischen Fernseh-Kulturkanal nicht in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland erfolgt, künftig ausbleibt oder der Staatsvertrag über die Höhe der Rundfunkgebühr gekündigt wird, - durch Kündigung eines Gesellschafters die verbleibenden Gesellschafter zusätzlich fmanziell belastet werden. Die Gesellschaft besteht dann unter den anderen Gesellschaftern fort. Der kündigende Gesellschafter hat seinen Geschäftsanteil auf die anderen Gesellschafter anteilsmäßig zu übertragen, wobei die Parität zwischen dem ZDF und den anderen Gesellschaftern beizubehalten ist. Die Verpflichtung eines kündigenden Gesellschafters, der Gesellschaft aufgrund öffentlich-rechtlicher Bestimmungen einen Anteil aus dem Rundfunkgebührenaufkommen zur Verfugung zu stellen, bleibt von einer Kündigung unberührt.
§ 17 Auflösung 17.1
Im Falle der Auflösung der Gesellschaft erfolgt die Abwicklung durch die Geschäftsfllhrer oder durch die von der Gesellschafterversammlung bestellten Liquidatoren.
17.2
Bei der Auflösung der Gesellschaft oder bei Wegfall ihres bisherigen Zwecks fällt das Vermögen der Gesellschaft, soweit es die eingezahlten Geschäftsanteile der Gesellschafter und den gemeinen Wert der von den Gesellschaftern geleisteten Sacheinlagen übersteigt, ebenfalls an die Gesellschafter entsprechend ihren Geschäftsanteilen zurück. Es ist von diesen ausschließlich zu steuerbegünstigten Zwecken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu verwenden.
§ 18 Bekanntmachungen Die Veröffentlichungen der Gesellschaft erfolgen nur im Bundesanzeiger.
§ 19 Vertragsergänzung Die etwaige Rechtsungültigkeit einer Bestimmung dieses Gesellschaftsvertrages soll die Wirksamkeit der übrigen Vorschriften nicht berühren. Das gleiche gilt, soweit sich herausstellen sollte, daß der Vertrag eine Regelungslücke enthält. Anstelle der unwirksamen oder undurchführbaren Bestimmungen oder zur Ausfüllung der Lücke soll eine angemessene Regelung gelten, die soweit rechtlich möglich, dem am nächsten kommt, was die Gesellschafter gewollt haben oder nach dem Siilll und Zweck des Vertrages
Anhangii
267
gewollt hätten, sofern sie bei Abschluß dieses Vertrages oder bei der späteren Aufnahme einer Bestimmung den Punkt bedacht hätten.
§ 20 Gerichtsstand Gerichtsstand filr alle Streitigkeiten aus diesem Vertragsverhältnis ist der Sitz der Gesellschaft. § 21 Kosten
Die mit dieser Urkunde und ihrer Durchfilhrung verbundenen Kosten und Steuern trägt die Gesellschaft bis zu einem Höchstbetrag von DM 20.000,-.
Anhang 111 Gründungsvertrag der ARTE G.E.I.E. (Stand: 9.10.1996) Titel I - Gründung, Gegenstand, Bezeichnung, Sprache, Dauer Artikel I : Gründung Zwischen den Unterzeichneten und allen, die mit irgendeinem Titel Mitglieder werden köMen, wird eine Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung gegründet, die durch die EG-Verordnung Nr. 89-377 vom 13. Juni 1989 und alle dazu gehörenden und noch folgenden Bestimmungen sowie durch den vorliegenden Vertrag und die ihn vervollständigende Geschäftsordnung geregelt ist. Artike12: Gegenstand der Vereinigung 2.1
Gegenstand der Vereinigung ist es, Fernsehsendungen zu konzipieren, zu gestalten und durch Satellit oder in sonstiger Weise auszustrahlen oder ausstrahlen zu lassen, die in einem umfassenden SiiUle kulturellen und internationalen Charakter haben und geeignet sind, das Verständnis und die Annäherung der Völker in Europa zu fördern. Versorgungsbereich ist das Territorium des Staaten der Mitglieder der Vereinigung, vorbehaltlich anderweitiger Vereinbarungen für dritte Länder.
2.2
Die Sendungen werden durch die Mitglieder der Vereinigung oder durch die Vereinigung selbst erworben, produziert, koproduziert oder sonst beschaffi.
2.3
Die Vereinigung kaM alle Handels-, Gewerbe-, Finanz-, Mobilien- und hnmobiliengeschäfte tätigen, die direkt oder indirekt mit dem bezeichneten Gegenstand der Vereinigung zusammenhängen oder in irgendeiner Weise geeignet sind, die Realisierung und die Entwicklung des Gegenstandes der Vereinigung zu erleichtern.
2.4
Die Vereinigung nimmt ihren Gegenstand in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des zwischenstaatlichen Abkommens wahr, welches zwischen der Republik Frankreich und den Ländern der Bundesrepublik Deutschland am 2. Oktober 1990 zum Europäischen Fernsehkulturkanal geschlossen wurde und hier beigefUgt ist.
Anhang In
269
Artikel3: Bezeichnung und Sprache 3.1
Die Bezeichnung der Vereinigung ist ARTE G.E.I.E. Association Relative aIa Television EuropeelUle
3.2
In allen Schriftstücken, Rechnungen, Anzeigen, Publikationen oder anderen Dokumenten der Vereinigung wird die Bezeichnung mit dem Zusatz G.E.I.E. angegeben.
3.3
Im Kopf ihrer Rechnungen, Bestellungen, Tarifen und Werbeschriften, ebenso
3.4
wie auf jeder Korrespondenz und auf allen Quittungen, welche ihre Tätigkeit betreffen und in ihrem Namen gezeichnet werden, gibt die Vereinigung den Sitz des Gerichts, bei dessen Geschäftsstelle sie eingetragen ist, und die Nummer der Eintragung, welche sie erhalten hat, an. Geschäfts- und Arbeitssprachen sind Französisch und/oder Deutsch. Der Vorstand bestimmt gegebenenfalls, welche Dokumente in beiden Sprachen erstellt werden müssen. Dem Personal der Vereinigung ist freigestellt, sich mündlich und schriftlich französisch oder deutsch zu äußern. Die Vereinigung verpflichtet sich, dem Personal die fi1r das Verstehen der beiden Sprachen notwendige Ausbildung zu verschaffen; dies gilt ebenso fi1r Mitglieder der Vereinigung und ihr Personal.
Artikel4: Sitz der Vereinigung 4.1
Der Sitz der Vereinigung ist in F-67000 Strasbourg, 2A, Rue de Ia Fonderie.
4.2
Der Vorstand kalUl den Sitz mit vorher eingeholter Zustimmung der Ordentlichen Mitgliederversammlung ilUlerhalb der Stadt Straßburg verlegen.
ArtikelS: Dauer Die Vereinigung wird fi1r die Dauer von 99 Jahren ab Eintragung in das Handels- und Gesellschaftsregister gegründet. Sie kalUl durch einstimmigen Beschluß ihrer Mitglieder mit einer Frist von einem Jahr zum Ende eines Geschäftsjahres aufgelöst werden. Titel II- Kapital, Rechte und Pflichten der Mitglieder, Finanzierung Artikel 6: Kapital Die Vereinigung wird ohne Kapital gegründet. Artikel 7: Rechte und Pflichten der Mitglieder, Finanzierung 7.1
Den Mitgliedern steht folgende Stimmenzahl zu: LA SEPT/ARTE 6 Stimmen ARTE Deutschland TV 6 Stimmen
7.2
Die Mitglieder verpflichten sich, im Verhältnis ihrer Stimmenzahlen der Vereinigung die Finanzmittel, Fernsehprogramme und sonstigen Mittel zur Verfü-
270
Anhangill gung zu stellen, die sie zur Erfttlhmg ihrer Aufgaben und Verpflichtungen nach Maßgabe des jeweiligen Wirtschaftsplanes und der sonstigen Beschlüsse der Mitgliederversammlung benötigt.
7.3
Die Vereinigung kann ferner jedes andere Finanzierungsmittel in Anspruch nelunen, welches durch das in Artikel 2.4 genannte zwischenstaatliche Abkommen, durch die Geschäftsordnung oder durch die Ordentliche Mitgliederversammlung nicht ausgeschlossen ist.
Artikel 8: Haftung der Mitglieder 8.1
Die Mitglieder haften mit ihrem Vermögen ft1r die Schulden der Vereinigung. Sie stehen gesamtschuldnerisch ein, soweit keine anderweitige Vereinbarung mit einem dritten Vertragspartner getroffen wurde.
8.2
Die Gläubiger der Vereinigung können die Zahlung von Schulden gegen ein Mitglied nur betreiben, nachdem sie die Vereinigung vergeblich durch außergerichtliche Urkunde gemahnt haben.
8.3
Die Mitglieder können in der Geschäftsordnung oder durch gesonderte Vereinbarung übereinkommen, alle oder gewisse gesamtschuldnerische Verpflichtungen untereinander nach den von ihnen ft1r nützlich gehaltenen Berechnungsmodalitäten aufzuteilen; diese Vereinbarung über die Gesamtschuldnerschaft können Dritten nicht entgegengesetzt werden.
Artikel 9: Weitere Verpflichtungen und Rechte der Mitglieder 9.1
Jedes Mitglied ist verpflichtet, den Vertrag und die Geschäftsordnung der Vereinigung zu beachten.
9.2
Es nimmt mit beschließender Stimme an den Mitgliederversammlungen teil.
9.3
Jedes Mitglied hat das Recht, sich an die Dienststellen der Vereinigung ft1r jede Angelegenheit zu wenden, die in den Gegenstand der Vereinigung fällt.
9.4
Jedes Mitglied hat das Recht, in dem Monat, welcher der über den Jahresabschluß befmdenden Ordentlichen Mitgliederversammlung vorausgeht, Einsicht in die Bücher und Unterlagen der Vereinigung gemäß den in der Geschäftsordnung vorgesehenen Bedingungen zu nelunen.
Artikel l 0: Aufualune neuer Mitglieder und Kooperation mit anderen Partnern 10. 1
Die Vereinigung kann im Verlauf ihres Bestehens neue Mitglieder aufuelunen. Voraussetzung ist, daß die neuen Mitglieder ihren Sitz oder ihre Hauptverwaltung in einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union haben.
10.2
Die Vereinigung kann andere Rundfunkveranstalter oder sonstige Dritte als assoziierte Mitglieder mit konsultativen Mitwirkungsrechten beteiligen. Die Rechte und Pflichten der assoziierten Mitglieder werden in einem Assoziierungsvertrag geregelt. Assoziierte Mitglieder sind nicht Mitglieder im Sinne der EG-Verordnung Nr. 2137-85 vom 25. Juli 1985, des Gesetzes Nr. 89-377 vom 13. Juni 1989, beide das Institut der Europäischen Wirtschaftlichen Inter-
Anhanglli
271
essenvereinigung betreffend, Wld dieses GründWlgsvertrages sowie aller dazugehörenden Wld noch folgenden BestimrnWlgen. 10.3
Die VereinigWlg kann mit anderen RWldfunkveranstaltern oder sonstigen Dritten Kooperationsverträge abschließen.
10.4
Die EntscheidWlg über die Aufnahme eines neuen Mitgliedes sowie über die in diesem Falle vorzunelunende ÄndefWlg dieses Vertrages, über eine assoziierte Mitgliedschaft oder über eine Kooperation wird von der Außerordentlichen MitgliederversammlWlg mit Einstimmigkeit der Mitglieder der VereinigWlg gefaßt.
Artikel 11: Austritt Wld Ausschuß von Mitgliedern 11.1
Ein Mitglied kann aus der Vereinigung nur austreten, wenn ein besonders wichtiger Grund vorliegt. Dies ist vor allem der Fall, wenn - das in Artikel 2.4 genannte zwischenstaatliche Abkommen nicht oder nicht mehr in Kraft ist, - einem Mitglied die benötigten RWldfunkgebühren nicht oder nicht mehr zur Verftlgung stehen, - die Zusammenarbeit der Mitglieder schwerwiegend Wld dauernd gestört ist; - die Verfolgung des Gegenstandes der Vereinigung ernstlich gefährdet ist. Jede Austrittsabsicht ist dem Vorsitzenden der MitgliederversammlWlg vor Ausspruch des Austritts mitzuteilen. Sodann ist eine EinigWlg innerhalb der Außerordentlichen MitgliederversammlWlg zu versuchen. Kommt diese innerhalb von 3 Monaten nicht zustande, so kann der Austritt ausgesprochen werden. Er wird zum Ende des laufenden Geschäftsjahres Wlter der VoraussetzWlg wirksam, daß das austretende Mitglied seine Verpflichtungen gegenüber der Vereinigung erftlllt hat.
11 .2
Der Ausschluß eines Mitglieds kann auf Beschluß der Außerordentlichen MitgliederversammlWlg erfolgen, wenn das Mitglied der Verpflichtung zur ZahlWlg seiner Beiträge nach einer durch eingeschriebenen Brief mit Rückschein erfolgten MahnWlg nicht innerhalb von 15 Tagen nachgekommen ist, oder wenn das Mitglied gegen die BestimrnWlgen des GründWlgsvertrages verstoßen hat. Das Datum, zu dem der Ausschluß wirksam wird, wird von der Außerordentlichen MitgliederversammlWlg festgelegt.
11.3
Das Mitglied, dessen Ausschluß verlangt wird, muß mit eingeschriebenem Brief gegen Rückschein einen Monat vor dem Termin benachrichtigt werden, an dem die Außerordentliche MitgliederversammlWlg über den Ausschluß entscheidet. Es kann dort alle ErkläfWlgen darlegen, die es für nützlich hält.
11.4
Das ausgetretene oder ausgeschlossene Mitglied bleibt gesamtschuldnerisch haftbar fllr VerpflichtWlgen, welche die VereinigWlg gegenüber Dritten eingegangen ist, und zwar bis zur vollständigen ErftlllWlg der Verpflichtungen, die das Mitglied gegenüber der VereinigWlg bis zum Datum der Wirksamkeit seines Austrittes oder seines Ausschlusses eingegangen ist.
Anhangill
272
Die Ansprüche des ausgetretenen oder ausgeschlossenen Mitglieds werden, soweit nichts anderes vereinbart wird, durch einen Sachverständigen berechnet, der entweder durch die Mitglieder oder, falls sich diese nicht einigen, durch den Präsidenten der Kammer flir Handelssachen des TribWlal d'Instance de Strasbourg ohne die Möglichkeit eines Einspruchs bestimmt wird. 11.5
Verbleiben nach Austritt oder Ausschluß eines Mitglieds zwei oder mehr Mitglieder der VereinigWlg, so besteht die Vereinigung w1ter diesen Mitgliedern fort, wobei sich ihre Stimmenzahlen anteilmäßig erhöhen.
11 .6
Ist nach Austritt oder Ausschluß nur noch ein Mitglied vorhanden, so wird die VereinigWlg aufgelöst.
Titel ill - Geschäftsführung Artikel 12: Vorstand 12.1
die Vereinigung hat einen Vorstand, der aus vier Geschäftsfuhrern besteht: - einem Präsidenten - einem Vize-Präsidenten - einem Programmdirektor -einem VerwaltWlgsdirektor Die Außerordentliche Mitgliederversammlung kann bei der Wahl des Vorstandes eine andere ZusammensetzWlg oder eine andere AufgabenverteilWlg im Vorstand beschließen.
12.2
Die Vorstandsmitglieder sind hauptamtlich tätig. Der Präsident Wld der VizePräsident köru1en gleichzeitig eine Nebentätigkeit flir ein Mitglied oder den Gesellschafter eines Mitgliedes ausüben. Die Außerordentliche Mitgliederversammlung wird über diese Nebentätigkeit in Ke1mtnis gesetzt. Die für diese Nebentätigkeit bezogene VergütWlg wird ganz oder teilweise von der VergütWlg flir die Tätigkeit flir ARTE G.E.I.E. in Abzug gebracht. Die Außerordentliche MitgliederversammlWlg richtet einen Vergütungsausschuß ein, der die Höhe der Vergütung für die Mitglieder des Vorstandes Wld die leitenden Angestellten von ARTE G.E.I.E. festlegt.
12.3
Die Mitglieder des Vorstandes werden flir die Dauer von vier Jahren von der Außerordentlichen Mitgliederversammlung gewählt, soweit diese nicht ausnarunsweise im Einzelfall eine andere Dauer beschließt. Die Wahl des Präsidenten und des Vizepräsidenten erfolgt auf Vorschlag eines Mitgliedes in folgender Weise: Das Recht, den Präsidenten vorzuschlagen, steht jedem Mitglied abwechselnd in der Reihenfolge der Stimmenzahlen nach Art. 7.1 zu. Bei gleich hohen Stimmenzahlen entscheidet das Los über das tTste Vorschlagsrecht, sofern sich die betreffenden Mitglieder nicht einigen. Das Recht, den Vize-Präsidenten
Anhangill
273
vorzuschlagen, steht dem Mitglied mit der nächsthohen Stimmenzahl zu bzw. bei gleicher Stimmenzahl dem Mitglied, das nicht den Präsidenten vorschlägt. Für die anderen Vorstandsmitglieder hat der Präsident das Vorschlagsrecht. 12.4
Die Mitglieder des Vorstandes können von der Außerordentlichen Mitgliederversammlung abberufen werden.
12.5
Die Anstellungsverträge mit den Mitgliedern des Vorstandes werden durch die Ordentliche Mitgliederversammlung abgeschlossen. Diese Anstellungsverträge können nur durch Beschluß der Außerordentlichen Mitgliederversammlung beendet werden.
Artikel 13: Befugnisse des Vorstandes 13.1
Der Präsident leitet die Vereinigung im Ralunen des vereinbarten Gegenstandes und des in Artikel 2.4 genannten zwischenstaatlichen Abkommens, und zwar unter dem weiteren Vorbehalt der gesetzlichen und durch den vorliegenden Vertrag den Mitgliedsversanunlungen der Vereinigung zugesprochenen Befugnisse. Der Präsident stimmt alle wichtigen Entscheidungen mit dem Vizepräsidenten ab. Präsident und Vizepräsident können die Bildung von Ressorts vereinbaren. Sie vertreten sich gegenseitig. Der Präsident und der Vizepräsident sind an Beschlüsse der Mitgliederversammlung im Ralunen dieses Vertrages gebunden.
13.2
Der Präsident ist berechtigt, die Vereinigung in ihren Beziehungen mit Dritten zu vertreten und in ihrem Namen vor Gericht aufzutreten; im Falle der Verhinderung des Präsidenten vertritt der Vizepräsident die Vereinigung.
13.3
Die anderen Mitglieder des Vorstandes sind dem Präsidenten und im Ralunen der ihm im Artikel 13.1 zugewiesenen Aufgaben dem Vizepräsidenten unterstellt, führen ihren Geschäftsbereich jedoch gmndsätzlich selbständig und vertreten in ihrem Geschäftsbereich den Präsidenten w1d den Vizepräsidenten nach außen w1d ilmen ständig. Entsteht im Geschäftsbereich eines Vorstandsmitglieds eine Meinungsverschiedenheit grundsätzlicher Art mit dem Präsidenten, so kann der Geschäftsführer die Entscheidung der Ordentlichen Mitgliederversammlung anrufen.
13.4
Der Präsident ist berechtigt, mit Zustimmung der Ordentlichen Mitgliederversammlung einen bei der Vereinigung tätigen Angestellten schriftlich zu bevollmächtigen, dieVereinigungmeinem bestimmten Geschäftsbereich nach Maßgabe der Geschäftsordnung zu vertreten. Bei Rechtsgeschäften, deren Wert 15.000 FF übersteigt, bedarf es der Vertretung durch zwei Bevollmächtigte.
Titel IV - Mitgliederversammlungen, Progranunbeirat Artikel 14: Mitgliederversanunlungen 14.1
18 Schmid
Die Mitgliederversammlung setzt sich aus allen Mitgliedem zusanunen, die an der Vereinigung beteiligt sind. Sie kmm Außerordentlich oder Ordentlich sein.
274
Atlhangill Jedes Mitglied der Vereinigung hat das Recht, an allen Mitgliederversammlungen teilzunehmen.
14.2
Die Zahl der Vertreter der Gründw1gsmitglieder ist gleich der Stimmenzahl, über die sie nach Art. 7.1 verfügen. Die Zahl der später beitretenden Mitglieder ist gleich der Stimmenzahl, die ihnen zugeteilt wird. Die auf ein Mitglied entfallenden Stimmen können nur einheitlich abgegeben werden.
14.3
Der Präsident und der Vizepräsident der Mitgliederversammlung werden für die gleiche Dauer wie der Präsident des Vorstandes gewählt. Das Vorschlagsrecht für den Präsidenten der Mitgliederversammlung steht dem Gründungsmitglied zu, welchem für die gleiche Zeit das Vorschlagsrecht fur den Präsidenten des Vorstandes nicht zustand, das Vorschlagsrecht für den Vizepräsidenten der Mitgliederversanunlung hat das andere Gründungsmitglied. Für später beitretende Mitglieder wird das Vorschlagsrecht in der Beitrittsvereinbarung geregelt, soweit der Gründungsvertrag nicht geändert wird.
14.4
Soweit die Vorstandsmitglieder eines Mitgliedes nicht als Vertreter in der Mitgliederversanunlung benrumt sind, sind sie berechtigt, mit beratender Stimme an allen Versrunmlungen teilzunehmen. Die Mitglieder und der Vorstand können weitere Personen als Berater hinzuziehen, wenn keiner der anwesenden Vertreter der Mitglieder widerspricht.
14.5
Eine Beschlußfassung im schriftlichen Verfahren ist zulässig, wenn sich alle Mitglieder mit dieser Art der Beschlußfassung einverstanden erklären oder sich an ihr beteiligen.
Artikel 15: Außerordentliche Mitgliederversammlung 15.1
Die Außerordentliche Mitgliederversanunlw1g ist außer in den in diesem GrÜIIdwJgsvertrag sonst genrumten Fällen zuständig für: - Berufung des Präsidenten und des Vize-Präsidenten der Mitgliederversmnmlung - Änderungen des Gründungsvertrages der Vereinigung - Auflösung der Vereinigung - Ausschluß von Mitgliedern - Übertragung der Stilurnen eines Mitgliedes an Dritte (Übertragung der Mitgliedschaft ru1 Dritte) - Beitritt neuer Mitglieder und Festlegung ihrer Stinunenzahlen - Kooperationsverträge mit anderen Partnern - Vereinbarungen gemäß Artikel 2.1 - Genehmigung des vom Präsidenten aufgestellten Organisationsschemas - Festlegung von Progranungrundsätzen einschließlich der Sprachfassungen der Progranune auf der Grundlage von Vorschlägen des Präsidenten, die dieser nach Beratung mit dem Progra1runbeirat w1terbreitet. - Genelunigung des vom Präsidenten vorgelegten Progrrurunschemas; der Vorstand ist jedoch ermächtigt, im Einzelfall in den Grenzen des genelunigten Haushalts sowie unter Beachtung der Anteile der Mitglieder w1d der Ba-
Anhang ill
275
lance zwischen den Programmsparten Abweichungen vom Schema vorzusehen. 15.2
Die Außerordentliche Mitgliederversammlung ist nur beschlußtahig, wenn 2/3 der Mitglieder der Vereinigw1g anwesend sind. Für die Beschlußfassm1g ist eine Mehrheit von 3/4 der abgegebenen Stimmen erforderlich, soweit nicht aufgTWld von Art. 17 der EG-Verordnung Nr. 2137-85 vom 25. Juli 1985 oder sonstiger zwingender gesetzlicher Bestimmungen Einstimmigkeit erforderlich ist.
Artikel 16: Ordentliche Mitgliederversanunlung 16.1
Die Ordentliche Mitgliederversanunlung ninunt den Tätigkeitsbericht des Vorstandes sowie den Bericht des oder der Kontrolleure der Geschäftsführung und der Wirtschaftsptüfer entgegen, die durch sie zuvor bestimmt worden sind.
16.2
Die Ordentliche Mitgliederversammlung beschließt auf der Grundlage der EGVerordnW1g Nr. 2137 vom 25 . Juli 1985, des französischen Gesetzes Nr. 89377 vom 13. Jm1i 1989 und dieses Gtündungsvertrages Grundsätze, nach denen der Vorstand die Vereinigm1g leitet, und überwacht die Einhaltm1g der GeschäftsordnW1g. Die Ordentliche Mitgliederversammlung ist für alle Angelegenheiten zuständig, die nicht ausdrucklieh der Außerordentlichen Mitgliederversammlm1g vorbehalten sind, und zwar vor allem fur: -
16.3
18•
Genehmigung des Wirtschaftsplanes Abschluß der Anstellungsverträge mit den Mitgliedemdes Vorstandes Vertretung der Vereinigung gegenüber den Mitgliedemder Vereinigm1g Vereinbarungen zwischen der Vereinigung und einem ihrer Mitglieder, sofem es sich nicht wn die Erfl.illung w1d Abgeltung von Verpflichtungen handelt, die sich aus dem Status als Mitglied ergeben Berufm1g der Mitarbeiter auf Vorschlag des Präsidenten, soweit es sich um Abteilungs- oder Redaktionsleiter w1d höher als diese gestellte Mitarbeiter handelt Erwerb, Veräußerung und Belastung von Grundstücken Erwerb und Veräußerung von Beteiligungen Wechselverpflichtungen, Bürgschaften, Darlehens- und Kreditgewährlmgen außerhalb des nonnalen Geschäftsverkehrs Abschluß eines Rechtsgeschätles jeder Alt, dessen Wert FF 1.000.000,-überschreitet. Die Zustinunung ist nicht erforderlich für den Abschluß von Arbeitsverträgen und für produktionsbezogene Vereinbarungen im Rahmen des genelunigten Wirtschaftsplanes.
Die ordentliche Mitgliederversanunlung ist nur beschlußfiihig, wenn 2/3 der Mitglieder der Vereinigung anwesend sind. Die Beschlüsse werden mit Mehrheit der abgegebenen Stilrunen gefaßt.
276
Anhang ill
Artikel 17: EinberufWlgen wtd Abhaltung der VersammlWlg
17.1
Die Einberufwtg der VersaiTUnlungen erfolgt durch den Präsidenten der MitgliederversammlWlg.
17.2
Die Einberufwtg kann auch durch den oder die Kontrolleure der GeschäftsfUhrilllg (Art. 21) und im Dringlichkeitsfall durt:h den Präsidenten oder den/die Wirtschaftsprüfer (Art. 22) erfolgen.
17.3
Die Ordentliche VersaiTUnlung wird mindestens einmal pro Jahr im Laufe des Kalenderjahres einberufen. Mindestens ein Viertel der Mitglieder kann vom Präsidenten der Mitgliederversammlung verlangen, daß eine Versammlung mit einer von ihm (dem Viertel der Mitglieder) vorgeschlagenen Tagesordnung einberufen wird. Das Verlangen wird durch eingeschriebenen Brief mit Rückschein geltend gemacht, wobei die auf die Tagesordnung zu setzenden Fragen anzugeben sind.
17.4
Erfolgt die EinberufWlg nicht ümerhalb eines Monats ab Geltendrnachung, haben die Beteiligten die Möglichkeit, die Einsetzung eines gerichtlich bestellten Pflegers mit der Aufgabe zu verlangen, die Versammlung mit der in dem Beschluß über die Bestimmung des gerichtlich bestellten Pflegers festgelegten TagesordnWlg einzuberufen.
17.5
Jedes Mitglied der Vereinigung kmm ebenso wie der Präsident und der oder die Kontrolleure der Geschäftsführilllg Beschlußvorschläge an den Präsidenten der MitgliederversaiTUniWlg richten.
I 7.6
Der Präsident der Mitgliederversammlung ist verpflichtet, diese Vorschläge für die Tagesordnung der nächsten Versammlwtg unter der Bedingung aufzilllehmen, daß er diese mindestens 20 Tage vor der Sitzung erhalten hat.
I 7.7
Jede VersamrniWlg kann nur über die auf ihre TagesordnWlg gesetzten Fragen gültig entscheiden. Erklärt die VersammlWlg mit einer Mehrheit von 2/3 der Stimmen der anwesenden Mitglieder und mit mehr als der Hälfte der zahl der Stimmen aller Mitglieder eine Angelegenheit für dringlich, so darf über sie auch datut verhandelt werden, wetm sie in der nach Abs. 7 versandten Tagesordnung nicht aufgeflihrt ist und während der Versmnmlung auf die Tagesordnung gesetzt wird.
17.9
Die Beschlüsse werden durch Protokolle festgestellt, welche durch einen Vertreter der bei der Versammlung anwesenden Mitglieder Wlterzeichnet werden. Im übrigen ist über jede Mitgliederversammlung eine Niederschrift aufzunehmen, die durch die Mitgliederversanunlung zu genelunigen ist.
Artikel 18: Programmbeirat
18.1
Jedes der Gründungsmitglieder der Vereinigung benennt acht Vertreter des kulttU"ellen Lebens aus seinem Sitzland als Mitglieder des Programrnbeirates. Im Falle des Beitritts weiterer Mitglieder entsenden diese aus ihren Ländern eine der Zahl der Mitgliederstiltunen entsprechende Zahl von Beiratsmitgliedem.
Anhangill
277
18.2
Der Programmbeirat berät den Vorstand und die Mitgliederversammlung in Programmfragen.
18.3
Die Beiratsmitglieder werden jeweils fllr drei Jahre benannt. Das Recht, einen ihrer Vertreter als Präsidenten des Programmbeirats vorzuschlagen, steht abwechselnd für jeweils die Hälfte der Amtszeit der Beiratsmitglieder den Gründungsmitgliedern in der Reihenfolge ihrer Stimmenzahlen nach Art. 7.1 zu. Bei gleich hohen Stimmenzahlen entscheidet das Los über das Vorschlagsrecht, sofern sich die betreffenden Mitglieder nicht einigen. Das Vorschlagsrecht fllr den Vizepräsidenten des Programmbeirates hat das andere Gründungsmitglied. Für später beitretende Mitglieder wird das Vorschlagsrecht in der Beitrittsvereinbarung geregelt, soweit der Gründungsvertrag nicht geändert wird.
Titel V - Programmgestaltung Artikel 19: Programmgrundsätze, -Erstellung, -Verantwortung 19.1
Die Programme der Vereinigung unterliegen folgenden Grundsätzen: - Unabhängigkeit, Pluralismus und Ausgewogenheit der angebotenen Sendungen. Die Sendungen dürfen keine einseitige Unterstützung vor allem einer Regierung, von Parteien oder anderen Akteuren des sozialen, wirtschaftlichen oder politischen Lebens enthalten; - Achtung des Prinzips der Völkerverständigung, der Würde des Menschen, moralischer, weltanschaulicher oder religiöser Überzeugungen; - Übereinstinunung der lnfonnationssendungen mit anerkatmten journalistischen Prinzipien, insbesondere mit Fairneß, Objektivität, Trennung von Information und Kommentar, - Gegendarstellungsrecht, konfonn mit den Bestimmungen aus Artikel 8 der Konvention des Europarates über grenzüberschreitendes Fernsehen (DHMM 891.F. März 1989); - Übereinstimmung der Sendungen mit den in Artikel 7 der Konvention des Europarates über grenzüberschreitendes Fernsehen festgesetzten Grundsätzen; - Ausstrahlung von Sendungen, welche die physische, psychische und moralische Entfaltung von Kindem oder Jugendlichen beeinträchtigen können, zu Zeiten, zu denen diese nonnalerweise nicht am Fernseher sitzen; - Verzicht auf Werbeeinblendungen und/oder Werbeunterbrechungen.
19.2
Das Programmat1gebot der Vereinigung beachtet folgende Verpflichtungen:
- Im Ralunen der finatlZiellen Möglichkeiten wird atlgestrebt, einen möglichst großen Anteil atl Erstsendungen auszustrahlen; - ein mehrheitlicher Anteil der jährlich ausgestrahlten Fernseh- und Filmwerke besteht aus Werken europäischen Ursprungs; - es wird einerseits am Mittwoch und atn Freitag vor 22.30 Uhr und andererseits atn Samstag ganztags und am Sonntag vor 20.30 Uhr kein abendfüllender Kino-Spielfilm ausgestrahlt;
278
Anhangill - es wird kein Kino-Spielfilm flüher als 3 Jahre nach Erteilung der Auswertungserlaubnis in Frankreich ausgestrahlt. Bei Kinowerken, an deren Erstellung die Vereinigung oder eines ihrer Mitglieder als Koproduzent beteiligt ist, wird die Zeitsprume zwischen Erteilung der Auswertungserlaubnis und dem Zeitpunkt der ersten Ausstrahlung über den Sender einvernehmlich zwischen der Vereinigung w1d den Koproduzenten festgelegt, wobei diese Zeitsplllille jedoch nicht kürzer als 2 Jahre sein darf. Im Hinblick auf die Einspielergebnisse im Kino kö1men die oben genrumte Zeitsprumen durch eine Ausnahmegenehmigung des trruiZösischen Kulturministers verkürzt werden; hierzu ist die vorherige Stellungnahme einer bei dem Centre national de Ia Cinematographie eingerichteten Kommission erforderlich; allerdings ist auch in diesem Falle eine Ausstrahlung vor Ablauf von 18 MonatenabErteilung der Auswertungserlaubnis nicht möglich; - die gesponserten Sendungen dürfen nicht der Werbung f\lr Waren oder Dienste dienen, die durch den Sponsor hergestellt oder vertrieben werden.
19.3
Die Vereinigung erstellt das Progrrurun in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern wie folgt:
19.3 .1 Die Sendungen werden von den Mitgliedern olme Eigentunlsübertragung zugeliefert, soweit es sich nicht um von der Vereinigw1g selbst beigestellte Sendungen oder um Sendw1gen von Rundfunkveranstaltern handelt, mit denen die Vereinigw1g ein Kooperationsabkommen geschlossen hat. 19.3.2 Das deutsche Mitglied ist berechtigt, im Rahmen seines PrograJrun<eils die Sendungen eines noch zu gründenden Europäischen Musikkanals eiJIZubringen, f\lr die im Progrrurunschema ein zweistündiger Sendeplatz mit der Möglichkeit einer zeitlichen Verlängerung vorgesehen ist. Der Europäische Musikkanal, der jeweils durch einen eigenen Vorspmm angekündigt wird, besteht aus anspruchsvollen Musikproduktionen europäischer Rundfunkanstalten. 19.3.3 Es wird eine Progrrurunkonfere11Z eingerichtet, der als stirrunberechtigte Mitglieder angehören: der Progrmrundirektor der Vereinigung als Vorsitzender der Stellvertreter des Progra1rundirektors die Prograrrundirektoren der Mitglieder und deren Stellvertreter Änderungen der Zusrunmensetzung wtd Stilrunberechtigung kmm die Außerordentliche Mitgliederversanunlung beschließen, ohne daß eine Änderung dieses Gründungsvertrages erforderlich ist. Die Progrmrunkonfere11Z kmrunt nach Bedarf: mindestens jedoch eirunal pro Monat lllll Sitz der Vereinigung zusrurunen und - stellt die Progrmrungrundsätze und das Progra1mnschema auf, welches der Präsident der Mitgliederversrurunlung vorlegt; - entscheidet über die laufende Aufteilung der Sendeplätze an die Mitglieder; fur die Anteile der Mitglieder insgesamt und bei den einzelnen PrograJIUllsparten sind die Mitgliedsmiteile maßgebend, soweit nicht im Einzelfall Abweichungen einstimmig verabschiedet werden. Solange die Vereinigung
Anhangill
279
nur aus den Gründungsmitgliedern besteht, sind diese demgemäß jeweils zur Hälfte in allen Sparten des Programms zu Zulieferungen verpflichtet; - entscheidet auf Grundlage einer vorbereitenden Empfehlung der Redaktionsleiter der Vereinigung und der Redaktionsleiter der Mitglieder über die Realisierung der von den Mitgliedern vorgelegten Einzelprogrammvorschläge. Die Progranunkonferenz entscheidet mit einer Mehrheit von 2/3 der Anwesenden. 19.3.4 Die Mitglieder erarbeiten für die ihnen jeweils zugeordneten Sendeplätze konkrete Programmvorschläge. Diese werden dem Programmdirektor der Vereinigung und den Mitgliedern übermittelt, welche ergänzende oder alternative Vorschläge vorlegen können. Bei jedem Prograrnnworschlag sind die redaktionellen und die definitiven technischen Merkmale, der Zeitplan und die Bedingungen der Lieferung, der Rechtemufang und die sprachliche Behandlung anzugeben (Regeln fur die Zusammenarbeit im Programmbereich). Für die Sendungen des Europäischen Musikkanals hat dieser, vertreten durch das deutsche Mitglied das alleinige Vorschlagsrecht. Nach Entscheidung durch die Progranunkonferenz realisieren die Mitglieder die Progranune selbständig unter Beachtung der Bestimmungen der Regeln flir die Zusammenarbeit im Programmbereich. Die Mitglieder haben t\ir ihre Progranunbeiträge eine jährlich zu vereinbarende Gesamtsununen einzusetzen. 19.3.5 Der Vorstand ist verantwortlich flir die ausgestrahlten Programme. Der Programmdirektor kann eine Sendung ableimen, die nicht die Angaben des von der Progranunkonferenz flir diese Sendung verabschiedeten Pflichtenheftes beachtet. Dem Mitglied ist Gelegenheit zur Nachbesserung innerhalb angemessener Zeit zu geben. Bei einer endgültigen Ablehnung einer Sendung durch den Programmdirektor ist dieser der Prognumnkonferenz gegenüber rechenschaftspflichtig. Die Verantwortung der Mitglieder für die von ilmen gelieferten Programme bleibt unberührt. Titel VI - Personal Artikel20: Herkunft des Personals, soziale Stellung der Angestellten der Vereinigung 20. I
Das Personal der Vereinigung kotrunt, soweit möglich, aus den Ländern der Mitglieder entsprechend ihren Stitmnenzahlen. Zu besetzende Stellen sind den Mitgliedern rechtzeitig mitzuteilen.
20.2
Alle Angestellten der Vereinigung, gleich welcher Nationalität, sollen einem einheitlichen von der Außerordentlichen Mitgliederversammlung genehmigten Statut unterliegen, das ihnen gleiche Behandlung, insbesondere in bezug auf Gehiilter, und soweit möglich auf soziale Absicherung und Altersversorgung garantiert.
280
Anhang Ill
Titel VII -Aufsicht über die Geschliftsftlhrung und Wirtschallsprüfer Artikel 21: Aufsicht über die Geschäftsführung 21.1
Die Aufsicht über die Geschäftsführung wird einer oder mehreren natürlichen Personen übertragen, die aus dem Personal der Mitglieder ausgewählt werden.
21.2
Die Kontrolleure nach 21. I werden durch die Ordentliche Mitgliederversammlwlg bestinunt, die auch ihre Amtszeit festlegt, die mindestens I Jahr beträgt. Die Kontrolleure legen jedes Jahr der Ordentlichen Mitgliederversammlw1g einen schrillliehen Bericht über die Geschäfts!Uhrung der Vereinigung vor. Die Aufgaben des Kontrolleurs sind vereinbar mit denen eines Vorstandsmitgliedes oder Wirtschallsprüfers der Vereinigung.
21.3
Die Kontrolleure der Geschällsftlhrung köllllen nur aus wichtigem Grund durch Entscheidw1g einer Außerordentlichen Mitgliederversairunlung abberufen werden.
21.4
Der Kontrolleur verfugt über alle Ermittlungsvollmachten zur Ausübung seines Amtes. Er krum jedoch nicht selbst Geschäftsllihrungsakte ausüben oder in die Tätigkeit eines Vorstandsmitgliedes eingreifen.
21.5
Er erhält eine von der Ordentlichen che Vergütung.
Mitgliedt~rversmmnlung
festgelegte jährli-
Artikel22: Bestinunung eines Wirtschaftsprüfers 22.1
Die Wirtschaftsprüfw1g wird einem oder mehreren Wirtschallsprüfern übertragen, die von der Ordentlichen Mitgliederversairulllwlg fur die von den jeweiligen gesetzlichen Vorschriften vorgesehene Dauer bestimmt werden. Das Amt eines Wirtschallsprüfers ist unvereinbar mit dem eines Vorstandsmitgliedes oder eines Kontrolleurs der Geschäftsfilhrung. Außerdem krum ein Wirtschaftsprüfer nicht aus einem der Mitglieder kommen. Sollte die Vereinigung mehr als 100 Angestellte beschälligen oder Obligationen gemäß den satzungsmäßigen und gesetzlichen Bestimmungen ausgeben, müssen die Wirtschaftsprüfer aus der in Artikel 219 des Gesetzes vom 24. Juli 1966 in der geänderten Fassung vorgesehenen Liste ausgewählt werden.
22.2
Während der Amtszeit kötulen die Wirtschaftsprüfer nur aus wichtigem Grund durch Entscheidung der ordentlichen Mitgliederversaimnlung abberufen werden.
Artikel 23: Aufgaben des Wirtschaftsprüfers 23.1
Der Wirtschaftsprüfer überprüft und bescheinigt die Ordnungsmäßigkeit und Richtigkeit der Vermögensaufstellung w1d der Jahresreclumng.
23.2
Hierzu ist er beauftragt, die Buchflihrung und Werte der Vereinigung zu überprüfen und die Ordnungsmäßigkeit und Richtigkeit der Rcclumngslegung zu kontrollieren, olu1e in die Geschätlsführung selbst einzugreifen. Er überprüft
Anhang ID
281
ebenfalls die Richtigkeit der in dem Tätigkeitsbericht des Vorstandes enthaltenen Infonnationen über die finanzielle Situation tmd die Rechnungslegung der Vereinigung. 23.3
Er kann jederzeit alle ilun nötig erscheinenden Prüfw1gen w1d Kontrollen vornelunen, sich an Ort und Stelle alle zur Ausübung seines Amtes nötigen Belege aushändigen lassen, insbesondere Verträge, Reclmungsbücher, Finanzdokumente und Protokolle. Sein Honorar wird durch die Ordentliche Mitgliederversanunlung festgelegt.
Titel VID - Geschäftsjahr, Wirtschaftsplan, Reclu1W1gslegung, Ergebnisse, Zahlungen und Wirtschaftliche Ordnung der Mitglieder Artikel24: Geschäftsjahr, Wirtschaftsplan 24.1
Das Geschäftsjahr der Vereinigung läuft vom I. Januar bis zum 31. Dezember eines jeden Jahres. Das erste Geschäftsjahr beginnt jedoch mit der Unterzeichnwlg des vorliegenden Vertrages und endet am 31 . Dezember des gleichen Jahres.
24.2
Der Vorstand arbeitet nach einem für jedes Geschäftsjahr zu erstellendt;n Wirtschaftsplan, welcher der vorherigen Genehmigw1g der Ordentlichen Mitgliederversammlung bedarf Der zum Wirtschaftsplan gehörende Stellenplan ist ftir den Vorstand verbindlich.
Artikel25: Rechnungslegung 25.1
Es wird ordnw1gsgemäß Buch geftihrt über die gesamte Geschäftstätigkeit, welche die Vereinigung entsprechend den Gesetzen und Gewolulheiten des Handels ausübt. Zum Ende eines Geschäftsjahres erstellt der Vorstand eine Bilanz der Aktiva und Passiva und legt eine Jahresrechnung unter Berücksichtigung der Buchftihnmg und des Inventars vor. Die Vorlage erfolgt iimerhalb von vier Monaten nach Schluß des Geschäftsjahres an die Ordentliche Mitgliederversanunlwlg.
25.2
Die Regeln der allgemeinen und branchenspezitischen Buchführung, in der die Aktivität der Vereinigung ausgeübt wird, sind anzuwenden.
25.3
Sollte die Vereinigung am Ende eines Geschäftsjahres 100 oder mehr Angestellte beschäftigen, oder sollte ihr Jahresumsatz 120 Mio. Francs erreichen oder übersteigen, ist der Vorstand gehalten, eine Aufstellung der realisierbaren und verfügbaren Aktiva- unter Ausschluß der Nutzungswerte-und der fälligen Passiva sowie eine voraussichtlich Erfolgsre~.:hnung und eine Finanzierungsübersicht zum selben Zeitpunkt wie die Jahresbilanz vorzulegen. Die Vereinigung ist nicht mehr gehalten, diese Dokumente zu erstellen, weru1 sie keine der vorgenmmten Voraussetzungen mehr während zweier Geschäftsjahre erftlllt.
282
Anhang lli
Artikel26: Autleilw1g der Geschätlsergebnisse Verbleibt zum Ende eines Geschätlsjahres ein Überschuß - nach Abzug der A11gemeinkosten und sonstiger Aufwendungen, inkl. der Abschreibungen und Rückste11ungen und unter Abzug von in vorhergehenden Geschäll~jahren entstandenen Fehlbeträgen, - so wird dieser jedem Mitglied, das der Vereinigung im Geschäftsjahr angehörte, im Verhältnis der in Artikel 7.1 niedergelegten Stilrunenzahl gutgeschrieben. Dies gilt gleichfa11s fiir eventue11e Fehlbeträge. Artikel27: l.ahlungen, Wirtschaftspläne und Rechnungslegung der Mitglieder 27.1
Jedes Mitglied überweist der Kasse der V1:reinigm1g die durch den Wirtschatlsplan festgelegten Gelder. Weitere Einzelheiten werden in der Geschäftsordnung festgelegt.
27.2
Die Wirtschallspläne und Jahresrechnungen der Mitglieder werden vergleichbar aufgebaut. Die Mitglieder überlassen sich gegenseitig ihre Wirtschaftspläne, Jahresreclmungen m1d Prüfungsberichte der Wirtschallsprüfer und geben zu diesen Unterlagen auf Anfrage weitere Infonnationen.
Titel IX - Auflösung und Liquidation Artikel 28: Auflösung Die Vereinigung wird aufgelöst durch - Vertragsahlauf, - Erlöschen des Gese11schatlsgegenstandes - Entscheidung einer Außerordentlichen Mitgliederversarmnlung, - Gerichtsbeschluß aus wichtigem Grund -Austritt oder Ausschluß eines Mitgliedes, sofcm nur noch ein Mitglied verbleibt. Die Auflösung einer Rechtsperson, die Mitglied der Vereinigung ist, zieht keine Auflösung derselben nach sich, es sei deru1, daß nur noch ein Mitglied vorhanden ist. Artikel 29: Liquidation 29.1
Die Autlösm1g der Vereinigung führt zu ihrer Liquidation.
29.2
Die Rechtsfahigkeit der Vereinigung bleibt für die Bedürtilisse der Liquidation erhalten. Jedoch erlöschen die Vonmachten mit dem Datum der Auflösung der Ven:inigung.
29.3
Wä11rend des Liquidationsverfahrens üben der Kontrolleur der Geschätlsführung m1d der Wirtschaftsprüfer ihre Ämter bis zu dessen Abschluß aus.
29.4
Die Liquidation wird durch eine oder mehrere Liquidatoren vorgenommen, die von der Außerordentlichen Mitgliederversammlm1g bestellt werden, die den Grund der Auflösung der Vereinigung feststellt oder die vorzeitige Autlösw1g
Anhang III
283
beschließt. Falls die Versammlung zu dieser Bestellung nicht in der Lage sein sollte, wird der Liquidator durch Gerichtsbeschluß emmmt. 29.5
Der oder die Liquidatoren verfügen über gröf·lmögliche Vollmachten, um alle im Namen der Vereinigung eingeleiteten Geschäftstätigkeiten abzuschließen tmd um die Vcnnögenswerte zu realisieren und die Passiva zu begleichen.
29.6
Die Mitglieder der Vereinigw1g werden zum Abschluß der Liquidation einberufen, um über den Rechnungsabschluß zu entscheiden, dem oder den Liquidatoren die Entlastung zu erteilen und das Ende des Liquidationsverfahrens festzustellen. Ein eventueller Überschuß wird unter den Mitgliedem im Verhältnis der in Artikel 7.1 niedergelegten Stilrunenzahlen verteilt.
29.7
Sollten die Aktiva zur Begleichung der Passiva und Kosten nicht ausreichen, sind die Mitglieder gehalten, den hierfür benötigten Betrag im Verhältnis ihre Stimmenzahlen nach Artikel 7.1 zu leisten.
Titel X - Geschäftsordnung, Sendebegüm, Handlungen vor Eintragung, Schiedsklausel Artikel 30: Geschäftsordnung 30.1
Die Bestümnungen dieses Vertrages werden in bezug auf ihre Ausführungen durch eine Geschäftsordnw1g (mit Finanzordnung) ergänzt. Darin ist auch die Zusatmnenarbeit zwischen den Einrichtungen der Vereinigung und den Mitgliedem in den Bereichen Progranun!Recht, Personal, Honorare und Lizenzen/ Finanzen/Teclmik und Öffentlichkeitsarbeit geregelt, für die jeweils gemeinsame Kmmnissionen eingerichtet werden.
30.2
Die Geschäftsordnung wird unverzüglich unter beratender Begutachtung des/ der Kontrolleure der Geschäftsführw1g durch den Vorstand ausgearbeitet und vom Präsidenten der Außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Zustimmung vorgelegt.
Artikel 31 : Begirm der Sendetätigkeit Die Vereinigung wird die Sendetätigkeit frühestens darm aufnehmen, wenn ihr besonderer rundfunkrechtlicher Status durch Wirksamwerden des in Artikel 2.4 genannten zwischenstaatlichen Abkommens oder durch eine Freistellungserklänmg der sonst fl1r Rundfunkveranstalter in Frankreich zuständigen Stelle sichergestellt ist. Artikel 32: Übemahme von Verpflichtungen, die vor Unterzeichnung der Statuten und der Registrierung der Vereinigung eingegangen wurden - Erlangung der Rechtsfähigkeit als Juristische Person 32.1
Die Vereinigung wird erst mit Eintragung in das Handels- und Gesellschaftsregister zur Juristischen Person.
32.2
Darüber hinaus erteilen die unterzeichnenden Mitglieder Herm Jeröme Clement w1d Herm Dr. Winfried Enz volle und unwiderrufliche Vollmacht, allein oder gemeinsam WlVerzüglich fl1r Rechnung der Vereinigung und im ge-
Anhang ill
284
meinsamen Interesse alle zu deren Konstituierung notwendigen Schritte zu temehmen.
Wl-
32.3
Für alle zur Gründung, Veröffentlichung, Vertragsniederlegung w1d Eintragung in das Handels- und Gesellschallsregister nötigen Verfahrensschritte wird Herm Dr. Enz und demjenigen, der ein Original des vorliegenden Vertrages vorweist, Handlungsvollmacht erteilt.
32.4
Alle Auslagen und Gebühren für den vorliegenden Vertrag werden der Ausgabenseite der ersten Bilanz zugeschrieben.
Artikel 33: Schiedsklausel Alle aus diesem Vertrag sich ergebenden oder im Zusanunenha.ng mit ihm entstehenden Streitigkeiten, einschließlich derjenigen über seine Wirksamkeit, werden endgültig aufgrund der Vergleichs- und Schiedsgerichtsordnung der Intemationalen Handelskammer (Sitz: Paris) von einem Schiedsgericht entschieden, das speziell zu diesem Zweck gebildet wird und aus je einem von jedem Mitglied der Vereinigung benannten Schiedsrichter und einem von diesen Schiedsrichtern benalmten weiteren Schiedsrichter besteht, welcher den Vorsitz führt; ergibt sich dann eine gerade Zahl von Schiedsrichtern, so haben die von den Mitgliedern der Vereinigung eman.nten Schiedsrichter einen weiteren Schiedsrichter zu bestellen. Einigen sich die von den Mitgliedern der Vereinigung benalmten Schiedsrichter nicht ümerhalb 4 Wochen ab ihrer Bestellung über die Person des oder der weiteren Schiedsrichter, so ernennt ihn oder sie der Schiedsgerichtshof Für die Sprache des Schiedsverfahrens ist Art. 3.4 dieses Gründungsvertrages maßgebend. Schiedsort ist Straßburg. Die Vergleichs- und Schiedsgerichtsordnung der Intemationalen Handelskammer in der jeweiligen Fassung ist Bestandteil des vorliegenden Vertrages. Für die Auslegung des Vertrages sind die französischen und die deutsche Ausfertigung autllentisch. Treten Widersprüche zwischen den beiden Austertigungen zutage, entscheidet die Schiedskonunission.
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Sachverzeichnis Abgaben 156 - Äquivalenzprinzip 226, 231 ff. - Bemessungsprinzipien 229 ff. - Differenzienmg 236 - Finanzverfassung, bundesstaatliche 225 - Gebühreneingriff 233 - Gebührenschuldner 231 - Gegenleistung 223 f. - Gesamteinnahmen 230 - Gleichheitssatz 226, 230, 236 ff. - Gnmdrechte 234 f. - fuanspruchnahmemöglichkeit 229 - Kosten, voraussichtliche 230 - Kostendeclrungsprinzip 226, 230 f. - Mißverhältnis 231 - Nachteile 233 - Sonderlasten 224 - verfassungsrechtliche Begrenzungen 224 ff., 230 - Verhältnismäßigkeit 226, 230, 231, 233 ff. - Vorteile 225 ff., 228, 240 Abgabenarten 222 ff. - Beitrag 223 - Gebühr223 - Kabelgroschen 219,224 - Rundfunkgebühr, Charakterisienmg 224 - Sonderabgabe 224 - Zwecksteuer 222 f. Abkommen, zwischenstaatliches - s. völkerrechtlicher Vertrag Abwicklung 145 Airbus fudustrie G.I.E. 91, 133 f. Akteneinsichtsrecht 105 Akteneinsichtsverweigenmg I 06 Aktiengesellschaft, französische 147 Akzessorietät 126 Allzuständigkeit 85
Anschlußgebühr 229 Anstaltsbenutzungsgebühr 223 Antragsberechtigung 143 ff. Äquivalenzprinzip - s. Abgaben ARD 25 f., 27, 49, 53 f., 62 ff., 69 f., 82 ff., 89, 121 , 154,214,216 ARD-Gemeinschaftsprogramm 183 (Fn. 611 ), 212 (Fn. 702) ARD-Landesnmdfunkanstalten 65 - Finanzienmg 214 ARTE - Name 24 (Fn. 2) - s. auch Europäischer Fernsehkulturkanal - Unabhängigkeit 153 ARTE G.E.I.E. 89 ff. - Aufgaben 117 - Gesamtheit der Mitglieder 109 ff. - Geschäftsfllhrung 111 ff. - Kontrolleure 109, 114 - Koordin~ion 119, 121 - Mitgliederversammlung 110, 116 - Organe, innere Verfassung 109 ff. - Präsident 111 - Programmbeirat 113 f. - Programmdirektor 111, 245 - Progranunkonferenz 114, 116 - Programmschema 117 - s. auch EuroptJische Wirtschaftliche Interessenvereinigung - Stimmrecht 110 f. - Tätigkeit 115 ff. - Verwaltungsdirektor III - Vizepräsident 111 - Wirtschaftsprüfer 109, 115 ARTE Deutschland TV GmbH 82 ff. - Aufgaben 82 - Beteiligung der ARD-Anstalten 84 (Fn. 282)
Sachverzeichnis - Geschäftsführung 86 - Gesellschafterversammloog 85 - innere Struktur 84 fT. - Programmbeirat 86 tT. - Programmplanoog 116 - Rechtsfonn 83 f. - Tätigkeit 115 fT. - Zweck der Gesellschaft 116 AssoziierWig 254 AssoziierWigsabkonunen I 07 f. ASTRA 48, 74 ff. ASTRA-Empfangsanlagen 75 Aufbau, toderativer 203 AufgabenreduzierWig 146 Aufgabenverteiloog 128 Auflösoog 142 ff. Ausblick 242 ff. Auseinanderschalten 78 Ausfilhrungsgesetz, französisches 145 AuskunftsverweigerWig I 06 Auslandsbeziehoog 180 Auslandsbezüge 171 Auslandsschulwesen 179 (Fn. 600) Auslandssender, ausschließliche 161 tT. - s. auch Gesetzgebungszuständigkeit Auslandswirkoog 180 Auslegung - europäisches Recht 120 (Fn. 419), 140 - länderfreoodliche 189 ,,Außenpluralistisches" Modell 36 Ausstattung, technische 227 Ausstrahloog des Programms 117, 146 - s. auch Verbreitung, technische - Regeloogen 153 Auswärtige Angelegenheiten 161, 163 tT. - Definition 165fT., 197 tT. Auswärtige Staaten 160 AuswärtigerDienst 166, 175, 197 f. Auswärtiges Amt 64, 158 Autonomie der Roodfunkanstalten 27 f., 69 f., 242, 244 Baden-Württemberg 206,212 (Fn. 702) Baden-Württemberg-Beschluß 212 (Fn. 702) Basel79 Bauprojekt 131, 135 f. Bayerischer Rundfunk 203 (Fn. 673)
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Bayern 206,212 (Fn. 702) Bearbeitung, sprachliche 132 Bedeckungszone 183 Beherrschoogsvertrag 119 Behörden, zuständige 145 Beitrag - s. Abgabenarten Beitragspflicht 106 Belgien 79 Berlin 206 (Fn. 684) Beschränkungen 209 Bestandsgarantie 158, 245 Bestands- ood Entwickloogsgarantie 37 (Fn. 58) BesteuerWtg, der Rundfunkgebühr 156 Beteiligter 143 Beteiligungspflicht, ftlr Rundfunkanstalten 211 f. Bewertung 242 fT. - juristische 243 tT. Bewußtsein, europäisches 24, 57, 247 - s. auch Integrationsfunktion Bildoogsniveau 252 Binnenmarkt-Modell 58 BilUlenmarktprozeß 23 ,,BilUlenpluralistisches" Modell 35 Blickwinkel, nationale 250 Blindenfernsehen 88 Bremen 206 Blilssel 79 Bürgerinitiative 79 BürokratisierWig 82 Budget 215 Bood 64, 158 Boodesanstalt 161 boodeseigene Verwaltung 175 Bundeseisenbahnen 173 Boodesgesetzgeboog 207 Boodesländer 243 BoodesregierWig 66, 159, 160 - Zustinunoog zum vRV 201 Boodesstaat 203 tT. BoodesstaatsbegrifT203 (Fn. 674) Bundesverfassungsgericht 179 (Fn. 602), 203 (Fn. 674), 207, 212 (Fn. 702), 230,234 - Rundlimkgebührenurteil 219 (Fn. 724) - Mehrwertsteuerentscheidoog 222, 249
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Sachverzeiclmis
Cahiers des charges 40 f., 44 caractere auxiliaire 123 - s. auch Hilfstätigkeifen Club217 Conseil superieur de l'audiovisuel, CSA 41 - Aufsicht 153 - Genehmigung 153 Deutsch-französischer Kulturkanal 62 Deutsch-französischer Kulturrat 50 Deutsche Welle 161, 198 Deutschlandfunk 161 Deutschlandradio 215 diplomatischer und konsularischer Dienst 166, 178 Diskussionssendungen 117 3sat 25, 53 ff., 75, 80, 10 I f., 251 f. Dritte Ebene 203 ff. Dritte Welt 135 f. Durchbrechung 138 - s. auch Zurechnungsdurchgriff D 2 MAC 46 ff., 75 (Fn. 237) EG-Fernsehrichtlinie 58 Egoismen, nationale 242 Eigenproduktionen 127 Eigentumsgarantie 234 f. Einflüsse, konunerzielle 217 Einfluß, staatlicher !54 Eingriff, Schwere 234 Einheit, faktische 140 Einheiten, rechtliche 138 Einigungsbewegung, europäische 247 Einigungsprozeß - amerikanischer 148 - politischer 248 Einigungsvertrag 162 (Fn. 551) Einheitliche Europäische Akte 23 Einnahmen - s. Sponsoring Einrichtung, zwischenstaatliche !59, 164 (Fn. 558) Eins Plus 25, 52 f., 212 (Fn. 702) Einschaltquoten 80, 217, 219 (Fn. 722), 253 - Verbesserung 253 (Fn. 857) Einspeisung in Kabelnetze 72
Einspeisungsreihenfolge 73 Ermächtigung 152, 153 (Fn. 514) - s. auch völkerrechtlicher Verlrag Ermächtigungsgrundlage, fttr Rundfunkanstalten 210 f. Ersetzungsverbot 128 ff., 135 Erstreckungsklausel 99, 100 Erwerb von Sendungen 116 ,,Euricon"-Experiment 59 f. Europasender 251 Europa TV 61,215,251 europäische Fernsehproduktionen 244 Europäische Union 98 f., 248 Europaratskonvention 244 European Broadcasting Union - s. Union der Europliischen Rundfunkorganisationen Europäische Union 175,248 Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) 92 ff. - Aufnalune von Mitgliedern 99 ff. - Ausscheiden von Mitgliedern 102 ff. - Begriff und Rechtsgrundlage 92 - Gewilmerzielung 121 - Gründungsvertrag 95 f. - Haftung 96 - Hilfstätigkeiten 115, 121 ff. - Kapitalmarktverbot 121 - Kontrollmacht 118 - Konzernleitungsverbot 118 ff. - Kooperation 122 - Koordinierungsmaßnahmen - Leitungsmacht 118 ff. - Liquidation 145 - Mißbrauch der EWIV 118 - Mitgliederbestand, Entwicklung 100 ff. - Mitgliedschaft 97 ff. - Pflichten der Mitglieder 106 f. - Rechte der Mitglieder lOS f. - Rechtsfähigkeit 95 - Rechtsstellung der Mitglieder 195 ff. - Verjährung 145 - Verwendungsbegrenzungen 115 ff. - Verwcndungsverbote, spezielle 118 ff. Europäischer Einigungsprozeß 247 Europäischer Fernsehkulturkanal, EKK - Einfluß, gesellschaftlicher 253
Sachverzeiclmis - Empfangbarkeil 80, 219 (Fn. 721) - Entscheidungsprozesse 254 - Erweiterung 253 - Konkurrenzsituation 80 - Minderheitenprogramm 253 (Fn. 856) - s. auch ARTE - Sitz 26, 158 - Sonderrecht 153 - Unabhängigkeit 153 Europäisches Bewußtsein 247 - s. auch Integrationsfunktion Europäisches Kulturabkommen 157 Europarat 157 ,,Europa-TV" 60 f., 242 europäische Ebene 250 Europäisches Recht 140 EWR 23,98 f. Experimentiercharakter 158, 245 Expertenkommission 81 (Fn. 266) Fernmeldewesen 161 Fernsehgebühr - s. Abgaben Fernsehgeräte, neue 229 Fernsehmarkt, europäischer 25 I Fernsehproduktionen, außereuropäische 25 Fernsehpublikum, Segmentierung 251 Fernsehsendungen, Konzipierung und Gestaltung 116 Fernsehrichtlinie 243 Fernsehteilnehmerzahlen 241 Fernsehurteil, erstes 160, 161 Fernsehveranstalter 144 Fernsehvertragsschlüssel 84 Finanzbedarf 215 Finanzgarantie, fehlende 245 Finanzienmg 210,213 ff. - Kabelpilotprojekte 219 (Fn. 723) - Einflußnahme 245 - Staatshaushalt 235 - verfassungsrechtliche Beurteilwtg 218 ff. Finanzierungsgarantie 158 Finanzienmgsmodus 21 5 Finanzierungsquellen 213 ff. Finanzverfassung, bundesstaatliche 225 Finanzwesen 225
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Flugzeuge 133 - s. auch Airbus Industrie G.l.E. föderales System 242 föderalistische Theorie 187 Frankfurter Kulturgipfel 62 Frankreich, Sitzland 153 Garantievertrag 153, 157 - s. auch völkerrechtlicher Vertrag Gaullisten 79 Gebühr - s. Abgabenarten Gebührenschwankungen 21 5 Gegendarstellung 244 Gegenleistung - s. Abgaben "Gemeinsame Erklärung" 63 f. Gepräge, maßgebliches 133 Gesarntbetrachtung, wertende 130 ff., 140,142 Gesamtdeutsche Fragen 162 Gesamtprogramm 146 Gesamtstaat 173, 203 (Fn. 674) Gesellschaftsformen 147 Gesellschaftsrecht, deutsches 140 Gesellschaftsvertrag 153 Gesetzgebungszuständigkeit - der Länder 160 ff. - europapolitische Bezüge 164 - fllr Auslandssender 161 ff., 179, 182 - für bi.nationale und multinationale Rundtunksender 163 ff., 182 - fllr Inlandssender 160 f. - Kompetenzvermutung 177, 185, 193 ff. - NaturderSache 161,173,178, 197f., 200 f. - RundtUnkstaatsvertrag 209 - Selbstdarstellung des Bundes 197 f. - s. auch Auswärtige Angelegenheiten - überwiegender Auslandsbezug 199 f. Gestaltungsspielrawn 147 Gewerkschaften, deutsche I 19 Gewinnabführungsvertrag 119 Gewinnerzielungsabsicht 125 Gleichheitssatz - Differenzierung 236 - Eingriffs- und Schrankenschema 238
312
Sachverzeichnis
- Massenverfahren 240 - ,,neue Formel" 237 - Pauschalierung 237 ff. - s. auch Abgaben - Typisierung 237 ff. - und Steuerrecht 237 - und Verhältnismäßigkeit 237 - Ungleichbehandlung 238 - Verwaltungspraktikabilität 237 Gliedstaaten 203 (Fn. 674) Goethe-Institute 198 (Fn. 663) Grenzverkehr 169 Groupement d'Inten!t Economique (G.I.E.) 93 ff., 122, 150 Grünbuch ,,Fernsehen ohne Grenzen" 58 Grundfreiheiten, europäische 155 (Fn. 522) Grundversorgung 36 "Gruppenfeme" 35 Haftungsdurchgriff 137, 139 Haftungsregelung 141 ,,Hahn-Bericht" 57 Hamburg207 Handels- und Schiffahrtsverträge 172 Haupttätigkeit 135 f. Haushaltsplan 207 Haute Autorite de Ia Communication Audiovisuelle 40 Haut Conseil franco-allemand de Ia Radiodiffusion 49 liDTV 47 Herrenchiemseer Verfassungskonvikt 171 Hessen207 Hilfscharakter 123 Hilfstätigkeilen - s. Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) Hohe Behörde 40 Hoheitsrechte 159 Holdingfunktion 128 f. Info-Magazin 117 Informationsfreiheit 235 Informationssendungen 117, 131 Inlandssender 160 f. - s. auch Gesetzgebungszuständigkeit
Integration 23, 248 (Fn. 836) Integrationsfunktion 247 ff. - Desintegration 249 europäisches Bewußtsein 247 gemeinsame Sprache 247 Gruppen und Verbände 249 Kommunikationsbeziehungen 248 Nationenbildung 247 wirtschaftliche 247 Zusammenhalt 249 Zwei-Stufen-Fluß 252 Integrationswille 243 Interesse, berechtigtes 143 Interessen, wirtschaftliche 140 Interessengegensätze 242 Internationale Organisationen 15 9 Jahresbudget 133 Jugendschutz 244 Jugoslawien 108, 248 Juristische Person 138 Kabelgroschen - s. Abgabenarten Kabelnetze 72, 76 - s. auch Verbreitung, technische Kabelpilotprojekte 219 Kaiserreich 190 Kapitalgesellschaft 141 Kino, Quoten- und Ausstrahlungsregelungen 153 Kommunikationstechnologie 183 Kompetenzvermutung - s. Gesetzgebungszuständigkeit Kompetenzverteilung (zwischen Bund und Ländern) 67 ff. - s. auch Gesetzgebungszuständigkeit Konkurrenten 144 konkurrierende Gesetzgebung 174 Kolonien 249 Kontrolleure - s. ARTE G.E.I.E. Kontrollmacht - s. Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) Konzernierung, qualifiziert faktische 119 Konzernleitungsverbot
Sachverzeichnis - s. Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (E WIV) Konzernrecht 119 Konzessionsabgabe 223 Kooperation, im Bundesstaat 204 Kooperationsabkommen I 08 f. Koordination - im Bundesstaat 204 - s. auch ARTE G.E.I.E. Koordinationsinstrument 134 Koordinienmg 141 Koordinator 136 Kopernikus-Satellit 48, 75 - s. auch Verbreitung, technische Koproduktion von Sendungen 116 Kosten der Verbreitung 239 Kostendeckungsprinzip - s. Abgaben Kulturbegriff28, 242 (Fn. 822) Kulturbeziehungen 246 Kulturgipfel, deutsch-französischer 62 Kultursender 251 Kulturveranstaltungen 218 Ländergemeinschaft 15 9 - Vertragsschluß 201 ff. Ländergrenzen 183 Landesmedienanstalten 219 f. Landesmediengesetz 72 Landesparlamente 206 ff. Landesverfassungsrecht 206 ff. La Cinq 78 La Sept/ ARTE 61 f., 88 f., 116, 245 - Budget 245 (Fn. 831) - Kooperationsverträge 108 - Verhandlungspositionen 71 - Zuliefenmg 116 Leistungsfähigkeit 223 Leitung, paritätische 147 Leitungsmacht - s. Europäische Wirtschaftliche Interessenvertretung (EWIV) Leitungspositionen 245 Lindauer Abkommen 187 Lingua-franca-Programme 51 Liquidation 145 ,,Low-Power"-Satellit 74
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Maastricht-Referendum 79 Mainstream 252 (Fn. 854) Markt, gemeinsamer 23 Marktanteil des EKK - s. Einschaltquoten MDR 157 (Fn. 527), 212 Mediengesetzgebung, französische 15 3 Medienhaushalt 245 (Fn. 831) Medienrecht, französisches 154, 243 ,,Medium-Power"-Satellit 48, 74 Mehrheitenprogramm 252 (Fn. 854) Mehrländerebene 204 Mehrsprachenprogramme 56 ff., 250 Mehrwertsteuer-Entscheidung 222 Mehrwertsteuerfreiheit 156 Meinungsbildung, Einfluß 252 Meinungsbildungsfreiheit 235 Meinungsmacher 252 Memorandum zum deutsch-französischen Kulturkanal 62 Minderheitsvotum, MehrwertsteuerEntscheidung 222 Mitarbeiterzahl 118 Mitbestimmung, Aushöhlung 119 Mitgliedsbeiträge 218 Mitteleuropa 80 Mitwirkungspflicht I 07 Mitwirkungsrechte, konsultative 107 Montanunion 23 Münchner Gipfel 62 multilinguales Programm 59 Mutter-Tochter-Verhältnis 120 Nachrichten 117 Nationale Kommission filr Kommunikation und Freiheitsrechte, CNCL4l Nationale Stelle 134 Natur der Sache 169 - s. auch Gesetzgebungszuständigkeit Niedersachsen 207 Nutzungsrechte an Bild- und Tonprogrammen 116, 119 Nordrhein-Westfalen 206 Öffentlichkeitsarbeit 218 Österreich 79 OHG93
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Sachverzeichnis
Office de Radiodiffusion Television Franr;:aise (ORTF) 39 ORB !57 (Fn. 527), 212 ORF 101 Ostdeutsche Bundesländer !57 Osteuropa 80 PAL 73 ff., 77 Parität 64,90 f., 112, 147,200,217,246 Parlamentarischer Rat 170 f., I 91 Pauschalierung - s. Gleichheitssatz Pay-TV 235 Pflichtenhefte 41, 44 Polen 108 Popularität, Sendungen 242 (Fn. 822) Positive Ordnung 35 Präambel 162 - s. auch völkerrechtlicher Vertrag Präsentation des Programms 117 Presse 249 - s. auch Integrationsfunktion Pressedelikte 195 Prinzipien - s. völkerrechtlicher Vertrag Privater Rw1dfunk - in Frankreich 43 f - Staatseinfluß 43 f. - Zugang 235 Produktion von Sendungen I I 6 Programmaugebot 251 Programmbeirat - s. ARTE Deutschland TV GmbH - s. ARTE G.E.l.E. Programmbeschaffung 250 (Fn. 847) Progranune - elitäre253 - massenattraktive 61 , 253 Programmfreiheit 32 Programmgestaltung 154, 244 Programmgrundsätze 116, 132 Programmherstellung 117 Programm-Kommission 58 Progranunkonferenz - s. ARTE G.E.I.E. Progranunlieferung 146 - Gegenleistung 214 Progra1runplanung
- s. ARTE Deutschland TV GmbH Programmquoten 44 f. Programmschema 116, 132 - s. auch ARTE G.E.J.E. Programmumfang 117 Prolongement complementaire 127 f. Protokollerklärung !56 Public-Service-Vollprogramm 60 Publizität 217 Quotenregelungen 153 Quotierungsprobleme 250 (Fn. 847)
RAI 108
Rangfolgeregelungen 72 Rechtspersönlichkeit 139 Rechtsrahmen 154, 243 Rechtsscheinserwerb 140 Rechtssicherheit 142 Regierung, französische 245 Reichskompetenz - s. Weimarer Veifassungstradition Relativierung, haftungsrechtliche 139 Repräsentation Deutschlands 179 reseau multiville 78 Rheinland-Pfalz 207 Römische Verträge 23 RTBF 102, 108 Rwnänien I 08 Rundfunkanstalten 134, 135, 141 Rundfunkentscheidungen des Bundesverfassungsgerichts 32 (Fn. 29) Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag 213 tr. Ruudfwtkfreiheit 32 ff. - subjektive Gehalt 33 - objektive Gehalt 33 ff Rundfunkgebühr !56, 213 - Aufspaltung 220 - Befreiung 236 - einheitliche 214, 236 - Gebührengläubiger 214 - Grundgebühr 220 - Femschgebühr 220 - Rechtsnatur 220, 222 ff. - s. auch Abgaben - s. auch Abgabenarten
Sachverzeichnis - zweckgebundene Teile 219 Rundfunkgebührenaufkommen 65 Rundfunkgebührenerhöhung 63 Rundfunkgebührenurteil219 (Fn. 724) Rundfunkgerät, Bereithalten 222 Rundfunkrecht - deutsches 31 ff. - europäisches 29 - französisches 38 ff. Rundfunkstaatsvertrag 209 ff. Rundfunkstrukturen 242 (Fn. 822) Rundfunkverfassung, unterschiedliche 27 Rundfunkwesen, deutsches 246 Rußland 108 Saarland 206 Satelliten- und Technologiekooperation 46 ff. Satellitenprogramme - Gesetzgebungszuständigkeit 164, 184 - Vorschriften !53 Schleswig-Holstein 206 Schweiz 79, 247 Schwierigkeiten, politische und rechtliche 242 Secrun 73, 77 Sehbeteiligung - s. Einschaltquoten Sehgewohnheiten 28 (Fn. 23), 242 Selbständigkeit 243 Selbstdarstellung des Bundes 197 f. Sendeplätze, Aufteilung 116 Sendestart 24 , 27 Sendetechnischer Bereich 161 Sitzland 243 Socü!te a responsabilite limitee (S.A.R.L.) 147 ff. - Charakteristika 148 - Grundlagen, gesetzliche 148 - Verfassung, innere 148 f. - Zweck 148 Socit!te Europeenne des Satellites (SES) 74 Societe par actions simplifiee (S.A.S.) 149 ff. - Charakteristika 149 f. - Grundlagen, gesetzliche 149 f. Sonderabgabe 21 9 (Fn. 724)
- s. auch Abgabenarten Sonderlasten
- s. Abgaben
Sonderrecht, nationales 153 Sphärenvermischung 139 Spielfilme 132 Spillever 160, 163 (Fn. 554 ), 182 Sponsoring 217 f. Sprachraumprogrrunme 51 ff., 251 Sprachzugehörigkeit 251 SRG 101 Staatenbund 203 Staatsanwaltschaft 144 Staatseinfluß 244 f. "Staatsferne" 35, 235, 244 Staatsunabhängigkeit - s. völkerrechtlicher Vertrag Staatsverträge 189 Steuergesetzgebungskompetenz 223 Straßburg 26, 63, 66, 243 Struktur - gesellschaftsrechtliche 81 ff., 246 - mögliche 146 Strukturprinzipien 244 Studiotechnik 161 Subsidiaritätsprinzip 194 (Fn. 652) Synchronisation 117 - Kosten 859 Tätigkeit - s. ARTE G.E.J.E.
- s. ARTE Deutschland TV GmbH TDF I 46 ff. , 75, 77, 88, !55
Teclmologieförderung 48 Teilfunktion , Übertragung, 130 Teilprojekte 135 Television Espanola 108 terrestrischer Fernsehempfang 227 ff. "Themenabende" 117 "Titeltage" 117 Tochterunternehmen 119 Toulouse 134 - s. auch Airbus Industrie G.J.E. Traditionen, kulturelle 242 Transformationskompetenz 187 Trermungsprinzip 139 Treuepflicht 107 Tschechoslowakei 108
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Sachverzeiclmis
TV 5 Europe 55 TV 5 Quebec 55 TV-SAT 46 ff., 73,75 Typisierung - s. Gleichheitssatz Überstaatlicher Sender 153 Übertragungswege, zusätzliche !55 Unabhängigkeit 217 - s. auch Staatsunabhängigkeit Ungarn 108 Union der Europäischen Rundfunkorganisationen 58 Unterhaltungskanal 132 Unterkapitalisierung 139 Untemelunen, - deutsche und französische 218 - kleinere, größere 137 - herrschendes II 9 f. Untemelunensfunktion 128 Untertitel 117, 254 USA25 Verbreitung, Kosten 217 Verbreitung, technische 236 Einspeisung in Kabelnetze 72 f, 76 in Belgien 79 in Deutschland 72 ff. in Frankreich 76 ff. in Mittel- und Osteuropa 80 in Österreich 79 in der Schweiz 79 f. Kabelanlagen 227 Landesmediengesetze 210 Rangfolgeregelungen 210 - rechtliche Voraussetzung - Sendenormen 73 - terrestrisch 77 ff., 226 - über ASTRA 74 ff., 227 - über EUTELSAT 2 F I 77 - über Kopcmikus 73 f. - über Satellit 73 ff., 77, 227 - über TELECOM 2 B 77 - Zulassung, rundfunkrechtliche 210 - Zuständigkeit 116 f. Verbreitung, gleichgewichtige 155 Verhältnismäßigkeit - s. Abgabeil
Vennögensvennischung 13 9 Versorgungsreichweite, gleichgewichtige 155 Vertragspolitik, der Länder 205 Verwaltung, supragliedstaatliche 204 Verwalttmgspraktikabilität - s. Gleichheitssatz Verwalttmgsrechtsprechung 230 Verwal hmgsvereinbarung 90 Verwaltungsverträge 169 Verwendungsbegrenzungen der EWIV - s. Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) Verwendungsverbote, spezielle - s. Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWJV) völkerrechtlicher Vertrag 66 ff. , 152 ff., 159,246 - Beitritt 157 - Bewertung 243 - Entwürfe 68, 158 - Ermächtigungsgrundlage !52 (Fn. 514) - Finanzgarantie, fehlende 245 - Inhalt 154 ff. - Inkrafttreten 152 - Kündigung 157 - offengelassene Fragen 158 - ostdeutsche Bundesländer 157 - Präambell53 (Fn. 514) - Prinzipien 154 ff. - Ratifizierung 69 (Fn. 210), 157 - Rechtsgrundlage 152 - Staatsunabhängigkeit 154 f., 243 - Zuständigkeit zum Vertragsschluß 67 ff. Völkerrechtsfiihigkeit 159 Völkerrechtsordnung 159 Völkerrechtssubjekt 165 Völkerverständigung 116, 243 Vorteil, abstrakter 222 Vorteile - s. Abgaben Wasserkraft 169 Weimarer Verfassungstradition 166 ff., 190 f. Werbung 244
Sachverzeichnis Werbesendungen 217 Wertvorstellungen, gemeinsame 249 - s. auch Integrationsfunktion Wettbewerber 144 Wiedervereinigungsgebot 162 Wien 79 Willensbi1dungsprozeß 105, 235 Willkürverbot 236 Wirtschaftsprüfer
- s. ARTE G.E.I.E.
ZDF 25 f., 27, 49, 62 ff., 70, 82 ff., 89, 121, 154,211 f., 203 ff., 214,216 - Finanzierung 214 ZI>F-Fernsehrat65 ZI>F-Staatsvertrag 203 ff. Zentralismus, europäischer 248 zentralistische Theorie 187 Zeugnisverweigerungsrecht, Presserecht 195
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Zollunion 23 Zulieferquote - RTBF 108 Zuliefenmgen 117, 133 Zuliefenmgs- und Verrechnungssystem 250 (Fn. 847) Zurechnungsdurchgriff 137 f. Zusammenarbeit, im Bundesstaat 204 Zuständigkeit 67 ff., 160 ff. - gebührenrechtliche 225 Zuständigkeitskatalog 225 Zustimmung - der B1mdesregienmg 160, 201 - der Landesparlamente 206 Zwecksteuer - s. Abgabenarten Zwei-Stufen-Fluß - s. Integrationsfunktion Zwischenprogramme 117