Der deutsch-israelische Dialog: Band 5 Teil II, Wirtschaft/Landwirtschaft [Reprint 2021 ed.] 9783110734164, 9783598219450

Die achtbändige Edition dokumentiert in thematisch angeordneten Kapiteln die wichtigsten Stationen der deutsch-israelisc

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German Pages 456 [580] Year 1989

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Der deutsch-israelische Dialog: Band 5 Teil II, Wirtschaft/Landwirtschaft [Reprint 2021 ed.]
 9783110734164, 9783598219450

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Teil I: Politik Band 1 - 3 [Namensregister von Teil I in Band 3]

Teil II: Wirtschaft/Landwirtschaft Band 4 - 5 [Namensregister von Teil II in Band 5]

Teil III: Kultur Band 6 - 8 [Namensregister von Teil III in Band 8]

K-G-Saur München-NewYork-London-Paris 1989

Der deutsch-israelische Dialog Dokumentation eines erregenden Kapitels deutscher Außenpolitik Herausgegeben von Rolf Vogel

Teil II: Wirtschaft/Landwirtschaft Band 5

K-G-Saur München-NewYork-London-Paris 1989

C I P - T i t e l a u f n a h m e der Deutschen Bibliothek Der deutsch-israelische Dialog : Dokumentation eines e r r e g e n d e n Kapitels deutscher Aussenpolitik / hrsg. von Rolf Vogel. — M ü n c h e n ; New York ; London ; Paris : Saur. ISBN 3-598-21940-7 NE: Vogel, Rolf [Hrsg.] Bd. 5 : Teil 2, Wirtschaft, Landwirtschaft. - 1989 ISBN 3-598-21945-8

Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K.G. S a u r Verlag GmbH Sc Co. KG, München 1989 Mitglied d e r internationalen Butterworth-Gruppe, L o n d o n Printed in the Federal Republic of Germany J e d e Art d e r Vervielfältigung o h n e Erlaubnis des Verlags ist unzulässig Satz: FotoSatz Pfeifer, Gräfelfing b. München Druck/Binden: Graphische Kunstanstalt Jos. C. Huber, Dießen/Ammersee ISBN 3-598-21940-7 (Gesamt) ISBN 3-598-21945-8 (Band 5)

Inhaltsverzeichnis 1977 Bilaterale Verträge und Abkommen Abkommen für den gewerblichen Güterfernverkehr mit Israel paraphiert

Die Entwicklung der

455

Handelsbeziehungen

Verbesserung des israelischen Handels mit der Bundesrepublik 457 Israelisches Handelszentrum in Düsseldorf 459 Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Außenhandelsbilanz Israel — Bundesrepublik 462 Zwei Unterkommissionen der deutsch-israelischen Gemischten Kommission tagen in der Bundesrepublik Deutschland 464 Chemie- und Metallverarbeitungskomitee in der Bundesrepublik . . . . 466 Israels Wirtschaft unternimmt besondere Anstrengungen zur Exportsteigerung: Normung und Prüfung führen zu Aufträgen der deutschen Wirtschaft 468 Auslieferungslager für israelische Waren im Ausland 470

Israel und Europa Abschluß eines Zusatzprotokolb zum Abkommen zwischen der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und Israel

471

EG-Kommissar Claude Cheysson zum Inhalt der Protokolle

473

Die Mittelmeerpolitik der EG Neue Kooperationsabkommen Staaten

476

zwischen der EG und den arabischen

Kommentar zur Mittelmeerpolitik

476 der EG

Interview mit Botschafter Yohanan Meroz über die Nahost-Aktivitäten Bundesaußenminister

480 europäischen

Genscher zum Thema „Israel — EG"

482 483

V

Inhaltsverzeichnis

Bank für Gemeinwirtschaft: Bessere Zollbedingungen für Importe der EG- Länder nach Israel? 485 Die Europäische Investitionsbank in Luxemburg — Entstehung und 486 Entwicklung Die außenwirtschaftlichen Beziehungen Israels zur EG — Eine Analyse des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft . . .490 Israel forciert Warenaustausch mit der EG 492 Messen und Ausstellungen Israel wirbt auf Fachmessen in der Bundesrepublik Starke deutsche Beteiligung auf der „Technology 77" in Tel Aviv vom 7. bis 15. Juni 1977

493 494

Luftverkehr und Tourismus Steigendes Interesse in der Bundesrepublik für die israelische Luftfahrtindustrie / Das zweite Jahr mit grüner Luftfracht nach Köln/Wahn Die Lufthansa: Die Linie nach Tel Aviv gehört zu den besten Strecken

496 497 498

Landwirtschaft Israel ist zum 16. Mal auf der internationalen Grünen Woche in Berlin Der Grapefruit-Export in die Bundesrepublik steigt Interview mit Josef Ertl, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

499 501 503

Sonstiges Novelle zur Absicherung von Auslandsinvestitionen in der Knesset eingebracht 506 Privatisierung der staatlichen Betriebe in Israel — Ein Bericht der Wirtschaftsblätter der Bank für Gemeinwirtschaft 506 Statistik zur gesamtwirtschaftlichen Lage Israels (1973-1976177) . . 508 Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft 520 Günstige Entwicklung der Israel-Exporte VI

520

Inhaltsverzeichnis Israel importiert Stahlerzeugnisse

521

Weitere Modernisierung des israelischen Einzelhandels

521

Beträchtliche Investitionen im Infrastrukturbereich

523

Moshe Dayan und Simcha Ehrlich kommen zu Arbeitsbesuchen nach Bonn 524 Interview mit Simcha Ehrlich

524

Gemeinsames Pressekommuniqué von Hans Apel und Simcha Ehrlich

525

1978 Die Entwicklung der

Handelsbeziehungen

30 Jahre Textil- und Bekleidungsindustrie in Israel

527

Messen und Ausstellungen 200 Firmen bei der Isratec '78 in Jerusalem Fashion Week in Tel Aviv Die Bundesrepublik Deutschland, das Eldorado der Messen Möbelmesse in Köln

529 531 531 532

Heimtextil-Messe in Frankfurt

533

Internationale Spielwarenmesse in Nürnberg

533

Eisenwarenmesse in Köln

535

Frankfurter Frühjahrsmesse

538

Mode aus Israel im Hilton-Hotel in Düsseldorf

538

Israel setzt auf die Sonne — Sechs Aussteller in Frankfurt Israelische Schmuck- und Geschenkartikel-Messe in Tel Aviv Israel auf der „didacta" Israels Schmuck und Keramik, Holzarbeiten und Zierglas auf der Frankfurter Herbstmesse Israels Verteidigungsindustrie stellt in der Bundesrepublik Deutschland aus Automobilteile und -zubehör „made in Israel" auf der „automechanika '78" Zum ersten Mal in Israel: Deutsche Verkaufswoche im ShalomKaufhaus in Tel Aviv Die Werbewochen werden ein wirtschaftlicher Erfolg

539 540 542 543 544 545 546 549 VII

Inhaltsverzeichnis

Luftverkehr und Tourismus 10 Jahre Lufthansa-Flüge nach Israel Ein Interview mit dem Lufthansa-Vorstand

551 Günter O. Eser

551

Statistik 1968-1978

554

Landwirtschaft Israel auf der Grünen Woche in Berlin 555 Agrarausfuhr bleibt Staatsmonopol — Ein Bericht des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft 558 Treffen des Lebensmittelkomitees der deutsch-israelischen Gesellschaft für die Wirtschaftsförderung in München 559 Sonstiges Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft Israelische Ausfuhrprognose Israels Mittelmeerhäfen

für 1978

562

stellen sich auf Massengüterumschlag

Israels gemeinwirtschaftlicher

562 ein

564

Sektor expandiert

565

Israels Entwicklung setzt neue Schwerpunkte

567

Der zweite fünfjährige Wirtschaftsplan Israels

568

1979 Bilaterale Verträge und Abkommen Leistungen der öffentlichen Hand nach den Wiedergutmachungsverträgen

571

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung

572

Die Eröffnungsrede

Walter Hesselbachs

Ein Gespräch mit Walter Hesselbach über die deutsch-israelischen verbindungen Ein Bericht über die Arbeit der Vereinigung VIII

572 Wirtschafts574 576

Inhaltsverzeichnis Der Sprecher der Wirtschaftsvereinigung, Fritz Levison, zu Israels Problemen mit der EG

Israel importiert vorwiegend Fertigwaren — Ein Bericht der Bank für Gemeinwirtschaft

578

580

Messen und Ausstellungen Israel auf der Internationalen Eisenwarenmesse in Köln Israelische Beteiligung an weiteren Messen in der Bundesrepublik „Shalom Jerusalem!" — Israelwochen im größten Kaufhaus Europas

581 582 583

Israel und Europa Die europäische Investitionsbank in Luxemburg vergibt Darlehen für Investitionsprojekte an Israel und Ägypten

588

Luftverkehr und Tourismus Bundestag und Bundesrat verabschieden Gesetz über den Luftverkehr mit Israel

589

Die Lufthansa 1985: Das Abkommen hat sich bewährt

596

Ein Rückblick in die Anfangsjahre des Luftverkehrs zwischen der Bundesrepublik und Israel

596

145 000 deutsche Touristen besuchen Israel Der Luftfrachtverkehr zwischen Israel und der Bundesrepublik

600 601

Landwirtschaft Lebensmittel „made in Israel" haben einen festen Platz im deutschen Angebot — Neuheiten und Neuentwicklungen auf der 4. Israel Food Week 603 Israels Zitrusausfuhr günstiger als erwartet — Ein Bericht des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft 604 Sonstiges Weiterhin rege Investitionstätigkeit in Israel

606 IX

Inhaltsverzeichnis

Deutsch-ägyptisches Abkommen über finanzielle Znsammenarbeit . . . 607 Alex Möller zur Sanierung der ägyptischen Wirtschaft

608

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft . . 609 Weitere Schritte Israels bei der Inflationsbekämpfung

609

Wachstumsbilanz

612

der israelischen Banken

Israels Industrie zieht positive Bilanz für 1979

613

1980 Bilaterale Verträge und

Abkommen

Verbesserung des Rechtsverkehrs mit Israel in Zivil- und Handelssachen Die Entwicklung der

621

Handelsbeziehungen

Die Deutsche Entwicklungsgesellschaft (DEG) investiert in Israel Israels Wirtschaftsminister kommt für zwei Tage nach Frankfurt Neue Einfuhrbeschränkungen in Israel Weitere Expansion im Außenhandel mit der Bundesrepublik

622 624 626 626

Israel und Europa Israels Schmuckindustrie in Europa auf dem Vormarsch Israel reduziert 320 Zollpositionen — Aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft Protokoll zur 2. Sitzung des Kooperationsausschusses Israel-EG Messen und

629 629

Ausstellungen

Rege israelische Beteiligung an deutschen Messen Israelische Zulieferindustrie auf der Hannover-Messe Israelische Verkaufsausstellung im Textilkaufhaus Opitz, Bielefeld X

627

635 637 637

Inhaltsverzeichnis

Luftverkehr und Tourismus Das staatliche israelische Reisebüro: Der Israel-Tourismus war im Jahr 1980 sehr erfolgreich

639

Landwirtschaft Die ANUGA, der Welt größte Nahrungs- und Genußmittelmesse, in Köln Die Internationale Grüne Woche in Berlin Israels Zitrusmarkt und die EG

639 640 642

Sonstiges Israelische Wirtschaftsprognosen sind zwischen Finanzministerium und Notenbank umstritten — Aus den Wirtschafsblättern der Bank für Gemeinwirtschaft

646

1981 Die Entwicklung der

Handelsbeziehungen

Ein Gespräch mit dem Leiter der israelisch-deutschen Handelskammer in Tel Aviv, Michael Passweg 649 Der deutsch-israelische Wirtschaftstag 651 Aus den Ansprachen

651

Die wichtigsten Referate der Tagung Die Abschlußrede des Präsidenten der deutsch-israelischen vereinigung, Walter Hesselbach

656 Wirtschafts661

Rückgang der Exporte bei der israelischen Bekleidungsindustrie . . . . 667 Israel und Europa Die Europäische Investitionsbank gewährt den Mittelmeerstaaten Israel, Libanon und Tunesien Darlehen Ein Interview mit Ben Horin über die Sorgen der israelischen Regierung wegen der Erweiterung der EG

668 668

Messen und Ausstellungen Erste Israel-Kollektionsschau KOB in Düsseldorf

672 XI

Inhaltsverzeichnis

80 Aussteller auf der 22. Israel Fashion Week

672

Landwirtschaft Der israelische Zitrusexport läuft auf Hochtouren Landwirtschaftliche Ausfuhren aus Israel in die Bundesrepublik — Statistik des Jahres 1981 Die Grüne Woche in Berlin DieANUGA

673 673 674 676

Luftverkehr und Tourismus Ein Gespräch mit dem Leiter des Lufthansabüros in Tel Aviv

681

Sonstiges Zahlen zur israelischen Wirtschaftsentwicklung Israels Diamantenbranche muß sich gesundschrumpfen — Ein Bericht des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft

682 686

1982 Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Fünfzehn Jahre Unterstützung des deutsch-israelischen Außenhandels durch die israelisch-deutsche Industrie- und Handelskammer und die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung 689 Walter Hesselbach zum fünfzehnjährigen Wirtschaftsvereinigung

Bestehen der

deutsch-israelischen 693

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Handel zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel 694 Israel und Europa Ein Interview mit dem Landwirtschaftsreferenten der israelischen Botschaft, Botschaftsrat Lewi 695 Protokoll zur 3. Tagung des Kooperationsausschusses Israel — EG . . . 697 Messen und Ausstellungen Große Anstrengungen der gewerblichen Wirtschaft Israels XII

703

Inhaltsverzeichnis

Landwirtschaft Die Begrüßungsansprache des israelischen Landwirtschaftsministers Simcha Ehrlich bei der Grünen Woche in Berlin 705 Der Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft: Israel erwartet für 1982 günstige Absatzperspektiven für Nahrungsmittel . . 708 Uriel Meretz zum israelischen Zitrusmarkt Ein Gespräch mit Erwin Stier, dem Abteilungsleiter der „ScipioGruppe" in Bremen, über die israelischen Probleme mit der Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft Tagung des Deutsch-Israelischen Lebensmittelkomitees Statistiken zum Außenhandel im landwirtschaftlichen Bereich zwischen der Bundesrepublik und Israel

710

712 714 715

Sonstiges Israel privatisiert einen Teil der staatlichen Unternehmen Eine Analyse zum israelischen Außenhandel von Botschaftsrat Yitzhak Shamir

722 723

1983 Bilaterale Verträge und

Abkommen

Leistungen der öffentlichen Hand auf dem Gebiet der Wiedergutmachung Die Entwicklung der

729

Handelsbeziehungen

Daimler Benz in Israel Ein Interview mit Israels Botschafter Ben Horin

730

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsgemeinschaft Mitte Juli 1983 in Jerusalem 736 Ein Gespräch mit dem Abteilungsleiter

Metall und Elektronik im

Handelsministerium

Israelischen 737

Das Referat Walter Hesselbachs

738

Auszüge aus der Ansprache

740

Henry Ehrenbergs

Auszüge aus weiteren Reden Das gemeinsame

743

Kommunique

Hintergrundinformationen

zum Abschluß der Konferenz

zur Tagung

746 748

XIII

Inhaltsverzeichnis

Israelische Textilexporte in die Bundesrepublik A. Lavie über industrielle Neuerungen in Israel Industrietagung in Frankfurt Ein Gespräch mit dem Abteilungsleiter Elektronikindustrie, Mordechai Avior

749 751 757

für israelische Metall- und 759

Messen und Ausstellungen Die 26. Israel-Fashion-Week in Elat 761 Israelische und deutsche Modemessen 762 Israelische Kunststoffindustrie auf der Düsseldorfer Kunststoffmesse 763 Luftverkehr und Tourismus 15 Jahre Lufthansa-Flüge nach Israel

766

Statistik 1968-1983

766

Ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden Heinz Ruhnau

der Deutschen

Lufthansa, 766

Der Flugverkehr zwischen der Bundesrepublik, Israel und Europa

768

Landwirtschaft Die Grüne Woche in Berlin Die ANUGA 1983 Ein Interview mit Ignaz Kiechle über die Süderweiterung der Europäischen Gemeinschaft Studie zu den Bedingungen der israelischen Landwirtschaft von Arieh L. Szeski

771 773 774 777

1984 Die Entwicklung der

Handelsbeziehungen

Israel sucht Verbindung zu deutschen Industriefirmen 795 Ein Gespräch mit dem Präsidenten der israelisch-deutschen Handelskammer, Michael Passweg, über die deutsch-israelischen Wirtschaftskontakte 801 XIV

Inhaltsverzeichnis

Ein Interview mit dem wirtschaftspolitischen Abgeordneten der Knesset, Naftale Blumenthal, zur Situation der israelischen Wirtschaft Israels Modeexporte im Aufwärtstrend Botschaftsrat Shamir zieht Bilanz: Moderne Technologie steht im Vordergrund israelischer Exporte

804 807 808

Israel und Europa EG-Gespräche mit Israel im Herbst 1984 Interview mit Johannes Gerster, dem stellvertretenden Leiter der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe

810 820

Messen und Ausstellungen Industriewoche in Israel

823

Wirtschaftskonferenz Jerusalem-Konferenz

823 über Informationstechnologie

(JCIT)

Isratech 84

827 827

Luftverkehr und Tourismus 2 000Jumbo-Frachtflüge auf der Strecke Tel Aviv — Köln/Bonn . . . 828 Der Flughafen Köln/Bonn vergrößert seine Anlagen für Fracht 830 Landwirtschaft Die AGREXCO 832 Ein Gespräch mit dem Generaldirektor für Landwirtschaft in der Kommission der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel, Helmut von Verschuer 834 Israels Sorgen mit der Europäischen Gemeinschaft im Hinblick auf seine Agrarwirtschaft 837 Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten reist nach Israel 844 Die Begrüßungsansprache

844

Die Tischrede Ignaz Kiechles beim Abendessen

844

Ein Papier des israelischen Agrarwissenschaftlers Ein Interview zum Abschluß der Reise

F. D. Maas

846 852 XV

Inhaltsverzeichnis

Rituelle Schlachtung von Rindern für den Export ? 854 Ein Fachmann für Landwirtschaftsexporte zu den Sorgen Israels 855 mit der EG Aus der Resolution der 8. deutsch-israelischen Konferenz: Aufforderung an die Bundesregierung, Maßnahmen zur Sicherung des israelischen Agrarexports zu treffen 859 Sonstiges

Die Zahlungsbilanz steht im Mittelpunkt des israelischen Sanierungs859 konzepts — Ein Bericht der Bank für Gemeinwirtschaft Der wirtschaftliche Aufstieg der arabischen Bevölkerung in Judäa und Samaria — Ein Bericht der israelischen Botschaft in Bonn 861 Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft 864 Private Auslandsinvestitionen in Israel rückläufig

864

Israels Chemieindustrie auf Erholungskurs

866

Das Schicksal der Pro-Forma-Währung

neben dem Dollar

867

Das Handelsdefizit wird 1984 in Israel um 29 % reduziert

868

1985 Bilaterale Verträge und Abkommen

Abkommen über wissenschaftlich-technische Bereich der Agrarforschung

Zusammenarbeit im

Die Tischrede Ignaz Kiechles im Anschluß an die Unterzeichnung des Abkommens

871 875

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Deutsche Unternehmen erhalten neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Israel durch den Freihandelsvertrag Israel — USA 877 Bemühungen der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung um Verstärkung der Industriekontakte zwischen beiden Ländern 877 Technologietransfer zwischen Israel und der Bundesrepublik — Nutzung angewandter Forschung aus Israel durch die deutsche Industrie 881 Neue Regelung für die Exportförderung in Israel — Ein Bericht aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft 883 XVI

Inhaltsverzeichnis

Papier der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung Möglichkeiten für ausländische Investoren

zu neuen

884

Israel und Europa

Briefwechsel zwischen dem Bundeskanzleramt und der deutschisraelischen Wirtschaftsvereinigung 888 Die Anpassung der Handelsregelungen für Israel im Anschluß an die Erweiterung der Gemeinschaft 889 Die Stellungnahme

des Handels .

894

Der Ministerrat der EG gibt Verhandlungsdirektiven für die Mittelmeerpolitik der erweiterten Gemeinschaft 896 Messen und Ausstellungen

906 907

Israelische Mode auf der CPD Fashion Week in Jerusalem Luftverkehr und Tourismus

Israels Luftfahrt im Aufwind Die Frachtfluggesellschaft C. A. L Bemühungen um den Israel-Tourismus

909 909 911

Landwirtschaft

913

DieANUGA Sonstiges

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft Israels Schmuckindustrie

meldet hohe Zuwachsraten

Israel weiter auf Sparkurs

GIFRID — Deutsch-israelische Zusammenarbeit im Dienste der Dritten Welt

915 915 916

917 XVII

Inhaltsverzeichnis

1986 Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Deutsch-israelische Wirtschaftskonferenz über wissenschaftlichtechnische Zusammenarbeit

921

Die Eröffnungsrede

921

des israelischen Botschafters Ben-Ari

Die Eröffnungsansprachen des Präsidenten des Bundesverbandes schen Industrie, Langmann, und des Staatssekretärs Haunschild

der deut923

Das Referat von Horst Schröder, Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Entwicklungsgesellschaft für Beteiligung an Entwicklungsländern GmbH . . . . 926 Ein Hintergrundbericht zur Tagung von Yigal Ehrlich 930

Israel — ein lohnender Handelspartner — Ein Papier der Industrieund Handelsabteilung der israelischen Botschaft 934 Ein Seminar der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung über „Investitionsmöglichkeiten im Hotelbereich und Infrastruktur in Israel". . 940 Israel und Europa Israel und die Europäische Gemeinschaft — Ein Vortrag von Lutz G. Stavenhagen vor der israelisch-deutschen Handelskammer in Tel Aviv

942

Ein Interview mit Lutz G. Stavenhagen

946

Gründung einer Handelskammer EG — Israel Die Anpassung des Kooperationsabkommens EG — Israel

949 949

Ein Gespräch mit Walther Florian zum Abschluß des Zusatzabkommens

954

Messen und Ausstellungen Collections Premieren in Düsseldorf Israel bemüht sich durch verstärkte Beteiligung an Messen um die Erhöhung seiner Exportchancen — Aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft

958 959

Luftverkehr und Tourismus 160 000 deutsche Touristen in Israel Kuren in Israel 10 Jahre grüne Luftbrücke zwischen Tel Aviv und Köln/Bonn . . . . XVIII

960 961 961

Inhaltsverzeichnis

Landwirtschaft Israel zum 25. Mal bei der Grünen Woche in Berlin Ausfuhrprognosen für das israelische Agrarjahr 1986/87 — Aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft

965 973

Sonstiges Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft

974

Israels Handelsdefizit verringert

974

Hilfen für stagnierende Industrieexporte

977

Bericht über die Lage der Wirtschaft in Israel nach Ablauf des ersten Jahres des Wirtschaftsgesundungsprogramms 978

1987 Bilaterale Verträge und

Abkommen

Neue Verhandlungen über Wiedergutmachungsleistungen Die Entwicklung der

985

Handelsbeziehungen

Neue Impulse für Investitionen in Israel erwartet — Ein Bericht des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft

994

Israel und Europa Verhandlungen mit den Mittelmeerländern der Europäischen Gemeinschaft

995

Messen und Ausstellungen Neun Firmen auf der INTERPACK 1987

1000

Landwirtschaft Die Grüne Woche in Berlin DieANUGA Landwirtschaftsminister Nechamkin in Bonn

1002 1003 1004

Personenregister

1005 XIX

Der deutsch-israelische Dialog Teil II: Wirtschaft/Landwirtschaft Band 5

1977

Bilaterale Verträge und Abkommen Abkommen für den gewerblichen Güterfernverkehr mit Israel paraphiert Israel will für seine Wirtschaft einen neuen Transportweg nach Europa öffnen. Am 16. Februar 1977 wurde in Bonn ein Abkommen mit der Bundesrepublik paraphiert, das „eine Regelung des grenzüberschreitenden gewerblichen Güterverkehrs" bringen wird. Die Vorgespräche für ein derartiges Abkommen gehen auf das Jahr 1971 zurück. Die jetzigen Verhandlungen fanden auf israelischen Wunsch statt. Hintergrund des Ausbaus dieses Weges für wirtschaftliche Güter, ist der Wunsch Israels, besonders seine landwirtschaftlichen Produkte rascher als bisher auf den europäischen Markt zu bringen, soweit diese nicht per Luftfracht transportiert werden können. Außer den Jumboflügen nach Köln/Wahn und München hat die AGREXCO zwei hochmoderne Paletten-Schnellschiffe gechartert, die jeweils 1200 BRT frische Waren auf 2400 Paletten transportieren. In drei Tagen fahren diese beiden Schiffe nach Marseille, wo sie entladen werden. Die Ware wird von dort mit Kühlgüterzügen nach Deutschland verfrachtet, dort aber noch einmal mit Kühllastzügen zum endgültigen Bestimmungsort gebracht. Ein Transport mit Fährschiffen und Kühllastzügen würde das mehrfache Umladen vermeiden und so wertvolle Zeit einsparen. Die rund 20 Tonnen fassenden Kühllastzüge sind in den USA genauso auf den Fernstraßen zu sehen, wie in Europa. Der eigentliche Transportraum befindet sich in einem „Auflieger", der von einer Zugmaschine gezogen wird. Beim Schiffstransport werden nur die „Auflieger" verschifft, die zuvor in den Packstationen bei den Plantagen geladen werden. Die Kühlaggregate dieser „Auflieger" können dann während der Seefahrt an die Stromversorgung der Schiffe angeschlossen werden. In Triest oder Venedig angekommen, übernehmen Zugmaschinen aus Italien und der Bundesrepublik diese Transporte. Ohne weiteres Umladen - was auch zur Schonung der Fracht von Wert ist - rollen die Lastzüge dann nach Österreich, Frankreich, die Bundesrepublik oder andere europäische Staaten. So werden vor allem auch die Hafengebühren für die Schiffe auf ein Minimum gekürzt. Das neue Abkommen zwischen Israel und der Bundesrepublik—ähnliche Abkommen bestehen bereits mit den Niederlanden, Frankreich und Italien - soll für den gewerblichen Güterfernverkehr entsprechende Fragen regeln. Es geht hier 455

1977 — Bilaterale Verträge und Abkommen um eine bestimmte Kontingentierung der Transporte, um die eigenen Transportbetriebe zu schützen. Ausgenommen von diesen noch nicht festgelegten Kontingenten werden Transporte für Messegut, der Transport lebender Tiere, beschädigte Fahrzeuge, Rundfunk- und Fernseheinrichtungen (für Sendungen) und für Großveranstaltungen des Sports sein. Ein umfangreicher Ausnahmekatalog wird auch für diese Abkommen ausgearbeitet, ähnlich, wie er in anderen gleichgearteten Vereinbarungen besteht. Von diesem Abkommen wird der Werksverkehr nicht berührt werden. Wenn also ein Unternehmen, das Landwirtschaftsprodukte oder industrielle Waren fabriziert, mit einer werkseigenen Transport-„Flotte", eigenen Lastzügen derartige Transporte durchführt, sind die Bestimmungen für bestimmte Kontingente nicht wirksam. Das Abkommen, das in Bonn zwischen dem 14. und 16. Februar ausgehandelt und paraphiert wurde, soll im April in Israel unterzeichnet werden. In diesem Regierungsabkommen, das praktisch unbegrenzt laufen soll, ist eine Kündigungsklausel enthalten. Dem eigentlichen Vertragstext, der mit der Paraphierung fertiggestellt ist, wird noch ein Anwendungsprotokoll beigefügt werden, das noch ausgearbeitet werden soll. Vor allem soll darin die Frage der israelischen „Auflieger" geregelt werden, die dann durch deutsche oder italienische Zugmaschinen aus den Häfen weitertransportiert werden sollen. Die Definition der Fahrzeugtypen, der Zugmaschinen, Lkw-Transporte und anderer Transportgeräte, sind im Vertrag selbst geregelt. An den Bonner Beratungen nahmen auf israelischer Seite teil: Als Leiter der Delegation, der stellvertretende Generaldirektor im israelischen Transportministerium, Ehud Gera, der dort für die internationalen Verkehrsprobleme zuständig ist, vom israelischen Außenministerium Reuven Hillel, Europaabteilung für Wirtschaftsfragen, ein Vertreter der staatlichen Schiffahrtslinie ZIM, sowie Botschaftsrat Rath von der israelischen Botschaft in Bonn. Auf deutscher Seite leitete Ministerialrat Hermann Niehünser vom Bundesministerium die Delegation der Bundesrepublik. Aus seinem Referat war Regierungsdirektor Peter Becker- Grüll gekommen, vom Auswärtigen Amt der vortragende Legationsrat Günther Stalter. Vom Bundesverband für den Güterfernverkehr kam aus Frankfurt Frau Ilse Gohlke.

456

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Verbesserung des israelischen Handels mit der Bundesrepublik „Jet tales" heißt die Kundenzeitschrift, das Lufthansamagazin, das in seiner deutschen 4. Ausgabe des Jahrganges 1977 mit zwei längeren Artikeln und etlichen Bildern für Israel wirbt. Darin werden vor allem Vertreter der Wirtschaft angesprochen, um deutsche Wirtschaftskreise für eine engere Zusammenarbeit mit Israel zu werben. „Chancen für den Wirtschaftsausgleich" heißt dieser Artikel, in dem es heißt: „Von der breiten Öffentlichkeit praktisch unbemerkt, ist die stetige Verbesserung der politischen Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland in den letzten Jahren auch von einer großen Ausdehnung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen begleitet worden. Zwischen 1972 und 1976 etwa wuchs das Gesamtvolumen des deutsch-israelischen Außenhandels um rund ein Drittel auf 1,5 Milliarden DM. Dabei wurde die Bundesrepublik zum zweitgrößten Lieferanten Israels (nach den USA) und zum drittgrößten Abnehmer israelischer Waren nach den USA und Großbritannien. Trotzdem war aber das Ergebnis für Israel nicht immer erfreulich. Denn der Löwenanteil dieses Außenhandels (zwischen 60 und 70 Prozent) bestand aus bundesdeutschen Lieferungen nach Israel. Das Resultat: ein ständig wachsendes Defizit zugunsten der Bundesrepublik, daß 1974 mit 815 Millionen DM einen Höhepunkt erreichte. Dann aber brachten die Jahre 1975/76 einen Wendepunkt. Unterstützt durch ein Mitte 1974 unterzeichnetes Freihandelsabkommen mit der EG, gelang es Israel sowohl durch eine Drosselung der Importe aus der Bundesrepublik als auch durch eine wesentliche Erweiterung der Exporte nach Deutschland, das Handelsbilanzdefizit (560 Millionen DM 1975) um weitere 25 % abzubauen. Konkret ausgedrückt wurden 1976 in der Bundesrepublik mehr israelische Gold- oder Diamantschmuckstücke gekauft, mehr israelische Avocados, Tomaten, Grapefruits und Orangen gegessen und mehr israelische Anzüge und Pullis getragen als je zuvor. Diese Exportsteigerung wiederum war natürlich kein Zufall, sondern das Resultat einer genau geplanten und oft sehr kühn angegangenen israelischen Offensive. Als Muster dafür gilt der Versuch der israelischen Bauernkooperativen (.AGREXCO'), seit vergangenem Herbst täglich Gemüse, Obst und Blumen mitten in den europäischen Markt, sprich nach Köln/Bonn, zu fliegen. Da die Importzölle für israelische Agrarprodukte und Industrie seit Mitte 1974 schrittweise eliminiert wurden, war es mit Hilfe der sogenannten,Gemüsebomber' möglich, die israelischen Obst- und Gemüseimporte auf annähernd 140 Millionen DM 1975, auf 160 Millionen DM 1976 zu erhöhen. Aber auch andere israelische Erzeugnisse schnitten 1976 besser ab als je zuvor. So schnellten Exporte von bearbeiteten Edelsteinen, Schmucksteinen und Perlen von 70 auf 95 457

1977 — Die Entwicklung der Handebbeziehungen Millionen DM. Und gerade auf dem hartumkämpften deutschen Textilmarkt, wo billige Importe aus Korea, Taiwan und den Ostblockländern die Szene dominieren, haben israelische Strickwarenhersteller ihre Umsätze von 16,5 Millionen auf 30 Millionen DM geschraubt, also praktisch verdoppelt. Das sind für den Fachmann deutsch-israelischer Verbindungen im wirtschaftlichen Bereich keine Besonderheiten, dennoch sind sie von Bedeutung, denn derjenige, der nach Israel fliegt und mehr Interesse als vielleicht ein Durchschnittstourist mitbringt, kann daraus Anregungen nehmen, feststellen, daß gerade Israel für einen Betrieb, für einen Handelsmann aus der Bundesrepublik Deutschland mehr bedeutet, als manches andere Land." Noah Klieger, der Verfasser dieses Artikels ist, schreibt abschließend als Fazit: „Die Chancen einer weiteren Verbesserung des deutsch-israelischen Handels im J a h r e 1977 sind also sehr positiv zu bewerten. Das ist auch die Meinung, die in den Wirtschaftskreisen beider Länder vorherrscht." Man kann das nur unterstreichen. In einem rein touristischen Beitrag, der für Reisen nach Israel wirbt, stellen die „Jet tales" Israel als lohnendes Reiseziel vor. Auch dieser vierseitige Artikel bedeutet für den Tourismus und die deutschisraelischen Verbindungen einen wichtigen Beitrag. Wenn man aus dem staatlichen israelischen Touristenbüro in Frankfurt hört, daß die Touristenzahlen von Januar bis Mai 1977 die gleiche Höhe erreicht haben wie im ganzen J a h r 1975, so dürfte auch dieser Beitrag von Bedeutung sein. In dem Artikel, der Israel in vielen Einzelheiten darstellt, wird in einem Eingangskapitel viel Grundsätzliches über das Land und seinen Tourismus gesagt. Dort heißt es u. a.: „Israel wird oft als ein 29 J a h r e altes Paradoxon bezeichnet, jung und modern, doch eingebettet in über 4 000 Jahre Menschheitsgeschichte. Das Gebiet, den Israeliten in der Bibel als letzt-endliche Heimat und ,Land, wo Milch und Honig fließen', verheißen, hat gute und schlechte Zeiten durchgemacht und immer wieder die Aufmerksamkeit der Menschheit auf sich gezogen. In Vergessenheit geraten ist es nie. So klein das Land ist, so sehr entzieht es sich einer klaren Definition oder Kategorisierung. Geographisch mag man eine gewisse Gliederung erkennen: der Süden mit seinen Wüsten und Wadis und tropischen Oasen; der mittlere Teil mit seiner langen, Palmen bestandenen Küste, den Metropolen Tel Aviv, Jerusalem und Haifa und seinem gemäßigten Klima; die nördliche Landschaft, die der Zentraleuropas ähnelt, Galiläa mit dem idyllischen See Genezareth und seinen fruchtbaren grünen Gebieten, dem Berg Hermon mit seinen Schneeflächen und Skimöglichkeiten; alles dies kann man — von Metulla bis Eilat — in einem Tag durchfahren. Die Bewohner dieses Landes sind allerdings schwieriger zu klassifizieren. 70 Prozent der derzeitigen Bevölkerung von fast vier Millionen kamen erst hierher, nachdem das Land zum Staat erklärt worden war. Sie sprachen über hundert verschiedene Sprachen und waren gänzlich verschiedener Herkunft, in der sich Östliches mit Westlichem vermischte. Doch sie hatten eins gemeinsam, den Willen, in ihr verheißenes Land zu kommen. Heute verbin458

Israelisches Handelszentrum, in Düsseldorf det sie, trotz ihrer polyglotten Herkunft, die wiedererstandene hebräische Sprache, die Lingua Franca aller Bürger dieses Landes, der Juden wie der Araber. Im vergangenen J a h r verzeichnete Israel seinen größten Aufschwung im Tourismus. Über 800 000 Besucher kamen ins Land, die größten Zuwachsraten hatte dabei die Bundesrepublik zu verzeichnen. Der Zuwachs im Tourismus erscheint umso bemerkenswerter, als die Entfernungen nicht gerade klein und die geographische Lage in der Region nicht immer stabil ist. Die Statistiken weisen aus, das gerade junge Menschen in zunehmendem Umfang das Land besuchen, was damit zusammenhängen mag, daß Israel eine erhebliche Bandbreite von touristischen Attraktionen zu bieten hat, die gerade die Jüngeren besonders anspricht. Die reichen von historischen Ausgrabungen des Heiligen Landes, bis zu den modernen Kibbuzim und besonders guten Möglichkeiten für den Unterwassersport."

Israelisches Handelszentrum

in Düsseldorf

Als im vergangenen J a h r zahlreiche Gespräche über die Anstrengungen f ü r den Export und die Zusammenarbeit mit der bundesdeutschen Industrie in Gang kamen, gehörte zu den Vorschlägen Israels auch die Gründung eines Handelszentrums. Nun steht an der Kronprinzenstraße 62 in Düsseldorf ein entsprechendes Hinweisschild, arbeiten einige Mitarbeiter bereits in den schon eingerichteten Räumen. Der Leiter ist UrielEylat. Er arbeitet in Doppelfunktion, denn bei der Israelischen Botschaft in Bonn ist er Botschaftsrat. N u r einmal in der Woche ist er in dieser Funktion in Bonn anzutreffen, sonst ist sein Amtssitz das Handelszentrum, wo er den Titel eines Direktors trägt. Seit Februar 1977 ist er dort tätig. UrielEylat weiß, wovon er spricht, wenn es um Wirtschaftskontakte geht. Er war in vielerlei Funktionen in der Wirtschaft Israels tätig. So z.B. in Ashdod, als es darum ging, bei dieser neuen, sich erst entwikkelnden Stadt Industrie anzusiedeln, hohe Kapazitäten zu schaffen, damit eines Tages auch Güter exportiert werden könnten. Sparsamkeit lernte er im Amt des State-Controllers, im Amt des Rechnungshofes würden wir in Deutschland sagen. Uriel Eylat ist ein Mann von knappen deutlichen Worten. Er spricht nicht in allgemeinen Formeln. Knapp u n d rasch in seinen Worten, so ist auch sein Mitarbeiterstab, den er jetzt noch nicht vollständig besetzt hat, denn auch hier ist er wählerisch. Der Textilbereich ist f ü r die israelische Wirtschaft auf dem bundesdeutschen Markt von großer Bedeutung. Alles, was unter den weiten Begriff Oberbekleidung bei Damen fällt, kann beim deutschen Handel verkauft werden, allerdings gibt es Voraussetzungen, denn der deutsche Kunde ist nicht leicht zu erobern. Die Konkurrenz ist groß. Die Frage des Preises ist gegenüber den Erzeugnissen aus den EG-Ländern schwierig, sie müssen günstiger sein, bei Mode und Bekleidung muß vor allem ein eigener Chic die Ware als „made in Israel" f ü r den Kunden sichtbar machen. Farbe und Design müssen den Ausschlag geben, 459

1977 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

nach den Waren des Landes zu greifen, denn wie gesagt, das Angebot aus anderen Ländern ist groß. Langsam kann man feststellen, so sagt Uriel Eylat, daß hier große Fortschritte bei der israelischen Industrie zu verzeichnen seien. Ingo Kleuer ist sein Textilfachmann, der die Kreise auf dem deutschen Markt kennt, täglich durch Gespräche und Informationen den israelischen Herstellerfirmen und auch dem deutschen Kunden, der nach Importmöglichkeiten sucht, entsprechende Partner nennt, ihnen sagt, wo sie das Gesuchte finden können und hilft, israelische Firmen zu informieren, wer ihre Ware gebrauchen könnte. Hierzu gehört das Weitergeben der Wünsche für Form, Farbe, Stoffarten und Qualitäten, die hier in der Bundesrepublik gefragt sind. Und dazu kommt die Beobachtung der Preise. Seit Jahren besucht Israel verschiedene Textilmessen in der Bundesrepublik, die IGEDO in Düsseldorf, die Interstoff in Frankfurt und die Messe f ü r Oberbekleidung. Oftmals findet man die israelischen Firmen mit ihren Modeartikeln, Kleidern, Mänteln und Lederbekleidung in besonderen Veranstaltungen zur Messezeit in einem der großen Hotels. Hier mieten sie ganze Etagen, haben ihre Musterkollektionen in den Hotelzimmern, wo sie ungestört ihre Kunden empfangen können. Modeschauen in den Hotels runden diese Teilnahme ab. Aber hier wird sich ein Wandel vollziehen, hin zur allgemeinen Messebeteiligung, denn die Einzelveranstaltungen, abseits der eigentlichen Messe sind kostspielig und lediglich von den Kunden besucht, die man ohnehin bereits auf der Liste von Firmen hat, die Kontakt zur israelischen Firma haben. Das Trade-Center aber will tiefer in den deutschen Markt eindringen, neue Kunden werben. Hier geht es darum, nicht n u r wie bisher an Warenhäuser heranzukommen und die großen Versandhäuser zu beliefern. Neue Kunden, das bedeutet detaillierter arbeiten, zäh am einzelnen Fall bleiben, Wünsche, individuelle Wünsche erfüllen, ehe langfristige, dauerhafte Erfolge erreicht sein werden. Der deutsche Markt ist kompliziert u n d anspruchsvoll, nicht zuletzt durch das vielfältige Angebot aus den verschiedensten Ländern. Dazu kommt, daß der Boutiquecharakter der Einzelhandelsgeschäfte einen neuen Geschmack der Kunden mit sich brachte, der sehr individuell bedient sein will. Das ist n u r ein Sektor aus d e r vielfältigen Arbeit des Zentrums in Düsseldorf. Neben der Vermittlung von Kontakten in den verschiedensten Bereichen d e r Verarbeitungsindustrie und den deutschen Kunden gilt es, Verbindungen zur deutschen Industrie zu knüpfen. Die großen und kleinen Wünsche, die durch das Bar-Lev-Papier kurz vor Weihnachten 1975 im Dezember bekannt wurden, daß Begriffe wie Joint Venture, Know How Austausch, technische Zusammenarbeit und nicht zuletzt den Wunsch nach deutschen Investitionen und Beteiligungen laut werden ließ, muß langsam und mit Wissen und Fingerspitzengefühl realisiert werden. „Man muß aus dem Stadium d e r allgemeinen Wünsche herauskommen. Es gilt zu konkreten Überlegungen zu kommen", sagt Botschaftsrat Eylat. „Das bedeutet", so fährt er fort, „daß unsere Firmen, die oftmals kleine Werkstätten sind, erst einmal an diese Kontaktmöglichkeiten gewöhnt werden und sich klar sind, was sie anbieten und leisten können." Leistung, das ist ein klarer Begriff f ü r diesen Mann, der unter schwierigsten Bedingungen in Israel aufgebaut hat. 460

Israelisches Handelszentrum in Düsseldorf Viele Firmen, die heute im Export Israels eine Rolle spielen, hatten noch vor wenigen Jahren nicht einmal eine englische Schreibmaschine, Voraussetzungen f ü r den Verkehr mit europäischen Firmen. Wer hier zu den „Kleinen" gehört, ist bei uns in Israel vielleicht schon ein großer Partner. Das gilt auf dem Sektor der Metallindustrie genauso, wie bei der chemischen Verarbeitung. Es habe keinen Zweck hier Kontakte mit den Chemiegiganten zu knüpfen, genauso wenig, wie mit großen Werken auf anderen Gebieten. Man wird viel mehr erreichen, wenn man es fertig bringt, mit Werken Fühlung zu nehmen, die Spezialitäten herstellen oder benötigen, wo auch eine echte Zusammenarbeit und Partnerschaft interessant wird. Der zweite Mitarbeiter im Handelszentrum in Düsseldorf ist f ü r den Metallsektor zuständig. Hier erhofft man sich Möglichkeiten in der Teilproduktion, in der Zulieferung. Aber die Probleme liegen hier in der deutschen Arbeitslosigkeit. Mancher Auftrag, der f r ü h e r vergeben wurde, wird heute im eigenen Werk hergestellt, um die Arbeitskräfte zu halten. Ende März oder im April 1977 sollen zwei Kommissionssitzungen mit deutschen Partnern in Bonn stattfinden. Als man im vorigen J a h r die allgemeine Wirtschaftskommission zwischen Israel und der Bundesrepublik feierlich ins Leben rief, um die Industrie- und Wirtschaftskontakte zu fördern, war es einer der israelischen Wünsche, Fachkommissionen zu bilden. Auf deutscher Seite war man zunächst skeptisch, denn die Beamten und Industrieleute können nicht das ganze Jahr reisen. Die Terminkalender sind bereits stark in Anspruch genommen. Aber man beschloß, derartige Kommissionen zu schafffen. Zwei Gruppen sollen nun im Frühjahr in Bonn zusammenkommen. „Hier werden die Abgesandten aus Israel am wenigsten zu finden sein", lächelt Herr Eylat. Er hat als Fachmann ganz andere Vorstellungen. Die Israelis, die zu diesen Treffen in die Bundesrepublik reisen, sollen mit den deutschen Partnern getrennt zusammenkommen, dort, wo produziert wird, soll man direkt sprechen, sehen was man gemeinsam schaffen kann. Ganz konkret, nicht unter dem Motto, „man sollte und man müßte". „Wenn sie nach Hause fahren, d a n n sollen Ergebnisse erzielt worden sein. Um anschließend vor Journalisten über Einzelfragen und Erfolge zu sprechen, werden diese Sitzungen nicht sein", meint Herr Eylat. Kontakte einzelner Firmen, Umfang der Vereinbarungen und Liefermöglichkeiten sind nicht f ü r den allgemeinen Markt bestimmt. Das ist die Sache der eigentlichen Partner, die nicht wollen, daß man ihnen direkt in die Karten guckt. Das geht auch niemanden etwas an, darf nicht an die große Glocke gehängt werden, wenn sie Erfolg bringen sollen. Darum meinte Herr Eylat, daß er außer einem allgemeinen Sitzungstag die eigentlichen Beratungen in verschiedenen Städten in der Bundesrepublik wird stattfinden lassen. Von Bonn oder Frankfurt aus werden die israelischen Industrievertreter in alle Winde zerstreut sein, um dann vielleicht kurz vor Abflug noch einmal gemeinsam zu tagen, d a n n auch mit Herren und Damen der deutschen Regierungsstellen. Im Bundeswirtschaftsministerium in Bonn hört man derartige Anschauungen gern. Man wartet hier auf konkrete Papiere zur Vorbereitung all dieser Fragen. Botschaftsrat Eylat wird Ende Januar nach Israel abgereist sein, um in sei461

1977 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen n e m Land diejenigen zu treffen, die besondere Kontakte zur deutschen Industrie auf d e n Sektoren Chemie u n d Metallverarbeitung suchen, die konkrete Vorstellungen entwickeln wollen. Das Papier, das dann nach Deutschland geht, wird sicherlich deutlich die Handschrift UrielEylats zeigen. Diese n ü c h t e r n e Art, an die Dinge konkret heranzugehen, hat hier in d e r Bundesrepublik F r e u d e ausgelöst u n d F r e u n d e gewonnen. Man wird heute schon sagen können, daß diese Art, die Einzelprobleme zu sehen, manchen Erfolg bringen kann. Auf d e m chemischen Gebiet glaubt H e r r Eylat an Möglichkeiten, genauso im Metallbereich. Als Leiter des „Israel T r a d e - C e n t e r " wird er darauf achten, daß Einzelideen u n d Möglichkeiten nicht in die L u f t geblasen werden, sondern f ü r denjenigen, d e r diese Möglichkeiten e r ö f f n e t , auch wirkliche Chancen bedeuten, die nicht von Konkurrenzfirmen kaputt gemacht werden. Diese vorsichtige Verhandlungsart wird auch bei den deutschen Partnern geschätzt. N u r so kann u n d wird es gehen, sagt m a n auch im Bundeswirtschaftsministerium und beim Bundesverband d e r Deutschen Industrie.

Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Außenhandelsbilanz Israel — Bundesrepublik Israelische Zeitungen und israelische Korrespondenten deutscher Tageszeitungen berichteten, d a ß die wirtschaftlichen Sorgen Israels beim Besuch von Bundesaußenminister Genscher einen breiten Raum einnehmen würden. Das war nicht d e r Fall. Eigentliche Wirtschaftsfragen, vor allem neue Kreditwünsche f ü r spezielle n e u e Projekte zur Erweiterung neuer Industrien wurden nicht erörtert. Der Generaldirektor im israelischen Handels- und Industrieministerium, Mandelbaum, hat bei d e r Delegationssitzung lediglich die Verbesserung d e r Handelsbilanz zwischen Israel u n d d e r Bundesrepublik vorgetragen. 25 % k o n n t e sie verbessert werden. Das geschah einmal durch eine Drosselung d e r I m p o r t e aus d e r Bundesrepublik, zum a n d e r e n aber auch durch wesentliche Erweiterung der Exporte nach Deutschland u n d in die Länder d e r Europäischen Gemeinschaft. W ä h r e n d die I m p o r t e aus d e r Bundesrepublik 1975 noch 1 001,6 Mio. DM betrugen, erreichten sie 1976 nach den vorläufigen statistischen Ergebnissen n u r noch 944,4 Mio. DM. Die Exporte Israels in die Bundesrepublik, die 1975 437,7 Mio. DM betrugen, erreichten 1976 562,0 Mio. DM. Das sind die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Das bedeutet f ü r die israelischen Exporte in die Bundesrepublik eine Steiger u n g von 28,4 % von 1975 zu 1976, während die Importrate Israels aus d e r Bundesrepublik von 1975 zu 1976 u m 5,7 % abnahm. Die wichtigsten Steigerungen w u r d e n f ü r Güter d e r israelischen Ernährungswirtschaft erreicht, die mit einer Steigerungsrate von 41,2 % f ü h r e n , gefolgt von Edelsteinen, Schmucksteinen u n d bearbeiteten Perlen mit 17 % d e r Gesamteinfuhr aus Israel. Bei den deutschen Exporten nach Israel betrugen die G r u p p e n Maschinen 462

Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Außenhandelsbilanz Israel — Bundesrepublik 19,7 %, elektrotechnische Erzeugnisse um 14,5 % und Kraftfahrzeuge mit 10,5 % der Ausfuhren. Die Entwicklung der Außenhandelsstatistik zwischen der Bundesrepublik und Israel bietet folgendes Bild: Gesamtvolumen des deutsch-israelischen 1972 1973 1974 1975 1976

1 120,2 1 335,3 1 688,3 1 439,3 1 506,4

Millionen Millionen Millionen Millionen Millionen

Außenhandels:

DM DM DM DM DM (vorläufiges Ergebnis)

Die Ausfuhr der BRD nach Israel

Die Einfuhr der BRD aus Israel

1972 751,0 1973 928,6 1974 1 252,5 1975 1 0 0 1 , 6 1976* 944,4 * vorläufiges

1972 1973 1974 1975 1976*

Millionen Millionen Millionen Millionen Millionen Ergebnis

DM DM DM DM DM

369,2 406,7 435,8 437,7 562,0

Millionen Millionen Millionen Millionen Millionen

Die wichtigsten Waren der Einfuhr der Bundesrepublik 1975 und 1976»

DM DM DM DM DM

Deutschland aus Israel im Jahre

(in Millionen DM) Obst (einschließlich Südfrüchte), Gemüse Edelsteine, Schmucksteine, Perlen (bearbeitet) Strickwaren aus Seide, Baumwolle, Wolle und anderen Tierhaaren Lebende Pflanzen, Erzeugnisse der Ziergärtnerei Gemüse- und Obstkonserven, Fruchtsäfte Elektrotechnische Erzeugnisse Frischgemüse und andere Küchengewächse Baumwolle (auch Reißbaumwolle) Kleidungaus synthetischen Fasern Kraftstoffe, Schmieröle, Erdgas Felle, zu Pelzwerk bearbeitet Lederwaren

1975

1976"

138,2

168,6

70,7

95,5

16,5

30,0

25,2 14,5 13,4 11,2 8,6 15,9 6,4 4,7 8,4

23,3 20,0 17,5 10,32> 8,0 2) 6,2 4,52> 4,3 2) 4,0«

" vorläufiges Ergebnis Januar bis September 1976

2)

463

1977 — Die Entwicklung der

Handelsbeziehungen

Die Schwerpunkte der Ausfuhr der Bundesrepublik Deutschland nach Israel im Jahre 1975 und 1976'> (in Millionen DM) Maschinen Elektronische Erzeugnisse Kraftfahrzeuge Chemische Vorerzeugnisse darunter: Kunststoffe Chemische Enderzeugnisse Gold für gewerbliche Zwecke Feinmechanische und optische Artikel Blech und Draht aus Eisen Reyon (Kunstseide), synthetische Fäden Eisenwaren Stab- und Formeisen Chemische Halbwaren 2)

1975 215,8 158,5 114,3 48,8

1976" 186,5 137,2 99,4 67,1

23,9 42,3 45,8 27,1 29,3 32,0 30,7 22,2 12,4

29,8 46,4 34,0 30,8 29,2 25,5 20,8« 12,9 10,2

vorläufiges Ergebnis Januar bis September 1976

Zwei Unterkommissionen der deutsch-israelischen Gemischten Kommission tagen in der Bundesrepublik Deutschland Als der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Dr. Sohl, mit einer großen Delegation aus den verschiedensten Bereichen der deutschen Wirtschaft im März 1976 Israel einen Arbeitsbesuch abstattete, um nach der Gründung einer Gemischten deutsch-israelischen Wirtschaftskommission in Bonn einen Informationsbesuch abzustatten, war ein konnkretes Ergebnis, die Schaffung von Unterkommissionen zur Lösungder Probleme. Bei der konstituierenden Sitzung, die von beiden Außenministern, Yigal Allon und Hans-Dietrich Genscher, geleitet waren, kam der israelische Wunsch auf den Tisch, derartige Gremien ins Leben zu rufen. Ende April kam als erste Fachgruppe ein Kreis von führenden Kräften der chemischen Industrie aus Israel, um hier mit entsprechenden Firmen, bei denen sich eine Zusammenarbeit anbahnen könnte, Fühlung zu nehmen. Das Israelische Industrie- und Handelsbüro in Düsseldorf unter der Führung von Botschaftsrat UrielEylat hatte die Vorbereitungen in aller Stille erarbeitet. Herr Eylat ist kein Mann der Publicity. Er liebt die Stille, die praktischen Kontakte, die einer privaten Sphäre angehören, die keinen draußen etwas angehen. Sonst werden wichtige Verbindungen gestört, in den Konkurrenzkampf hineingezogen, noch bevor konkrete Ergebnisse vorliegen. Diese konkreten Ergebnisse werden sich dann in den Zahlen ausdrücken, die in den Handelsbilanzen beider Länder, vornehmlich in Israel ihren Niederschlag finden. Für die Verbindungen der chemischen Industrie in Israel wird es darauf ankommen, vor allem Ge464

Zwei Unterhommissionen der deutsch-israelischen Gemischten Kommission tagen in der BRD schäftspartner zu finden, die chemische „Spezialitäten" herstellen und mit israelischen Firmen gemeinsam entwickeln können. Hierhin gehören die pharmazeutischen Produkte, Medikamente, die in Israel durch ein umfassendes Fachwissen vieler medizinischer Forschungskräfte und der Chemiker gute Chancen der Kooperation haben. Im Bereich des Pflanzenschutzes, der Sicherung von Früchten f ü r einen längeren Transportweg und ähnliche Gruppen der Zusammenarbeit gibt es Möglichkeiten. Was wohl nicht ganz einfach sein dürfte, ist die Produktion von Massengütern wie z. B. Düngemittel. Hier hatte man einmal die Idee, neue Kapazitäten in Israel zu errichten, was bei den deutschen Fachleuten auf wenig Gegenliebe stieß, da im eigenen Land genügend Produktionskapazitäten vorhanden sind. Neben direkten Kontakten mit entsprechenden Firmen werden auch Zusammenkünfte mit dem Verband der chemischen Industrie in Frankfurt/Main stattfinden, abgesehen von Besprechungen im Bundeswirtschaftsministerium. Als zweite Delegation wird am 1. Mai 1977 eine Delegation aus der metallverarbeitenden Industrie nach Deutschland kommen. Auch hier werden Zusammenkünfte mit dem Bundeswirtschaftsministerium stattfinden, das immer dort bereit ist, Kontakte zu schaffen, wo sie benötigt werden. Auch im Bundesverband der Deutschen Industrie werden Gespräche stattfinden. Dr. Sohl hat sich vorbehalten, bei dieser Gelegenheit diese Delegation selbst zu empfangen, um die Gespräche, die dem Ausbau der industriellen Zusammenarbeit dienen sollen, selbst zu leiten. Auch an diesen Verhandlungen werden Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums teilnehmen. Hierbei werden die Israelis durch ihren Delegationsleiter einen Überblick über die Lage der vertretenen Branchen in Israel geben, wobei die jeweiligen Branchenexperten zur Vertiefung Vorschläge und Ansatzpunkte der Zusammenarbeit geben werden, abgesehen von einer Aussprache über diese Probleme. Außerdem sollen die israelischen Wirtschaftler auch mit den Branchenorganisationen zusammenkommen, um dann auch deren Unterstützung bei der Verwirklichung der Projekte zu erhalten, die man zu erreichen hofft. Zu den Branchen gehören wichtige Firmen; so wird die Autoteileindustrie, die Werke f ü r die Herstellung von Solarenergieanlagen, f ü r Schweißzubehör, f ü r Gießereiprodukte, f ü r die Feinmechanik und Oberflächenveredelung vertreten sein. Außerdem kommen Fachleute von Firmen der Wasserentsalzung und Aufbereitungsanlagen, f ü r medizinische Anlagen und Produkte, Fertighausfirmen und Schnellbaugaragen, f ü r Stahlkonstruktionen sowie f ü r Unterwasserund Außenbeleuchtung sowie f ü r Verkehrssignalanlagen. — Eine große Liste, die von 20 Experten vorgelegt wird, f ü r die es in der deutschen Industrie entsprechende kooperationswillige Firmen zu suchen galt. Die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung in Frankfurt, die ein eigenes „Metallkomitee" geschaffen hat, wird den israelischen Wirtschaftsfachleuten einen Empfang geben, bevor sie nach Israel zurückreisen. Außerdem sollen mit dem Metallkomitee Besprechungen und ein Empfang bei Botschafter Meroz stattfinden. 465

1977 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Chemie- und Metallverarbeitungskomitee

in der Bundesrepublik

Es wurde häufig über die bevorstehenden Besuche von Fachleuten aus der chemischen Industrie und den metallverarbeitenden Werken in Israel berichtet. Nun waren sie da, kamen in zwei Gruppen. Die Chemiespezialisten Ende April und die Herren aus der metallverarbeitenden Branche Anfang Mai. Als sie aus den Flugzeugen stiegen, hatten sie neben sehr guten Vorbereitungsgesprächen in Israel, zu denen der Leiter des Düsseldorfer Handelszentrums Israels, der Botschaftsrat Uriel Eylat gekommen war, viele Fragen und vielleicht auch manches Mißtrauen im Gepäck. Wird es gut gehen? Werden die deutschen Gesprächspartner helfen wollen, bereit sein, Aufträge nach Israel zu geben? Wird es überhaupt nützliche Gespräche geben? Sie kamen, sahen und teilweise siegten sie bereits bei dieser ersten Reise, nahmen Anregungen mit, hatten offene Herzen getroffen, flogen in guter Stimmung in ihre Heimat wieder zurück. Das wichtigste war, daß sie lernen konnten, daß hier gerade für Israel eine aufgeschlossene Haltung vorhanden ist. Es gab viele Diskussionspunkte, die für zukünftige Überlegungen der israelischen Industriellen sicherlich von großem Nutzen sein werden. Sicherlich sind bei den Besuchen dieser beiden Fachgruppen noch kaum konkrete Aufträge abgeschlossen worden, aber dennoch waren die Gespräche Vorstufen für möglicherweise gute Geschäftsbindungen in der Zukunft. Bei den Chemikern wurden Gedanken und Besprechungspunkte sichtbar, die auch auf dem metallverarbeitenden Sektor Bedeutung gehabt haben. So verwies die Delegation, die auch beim Bundesverband der Deutschen Industrie Grundsatzgespräche zu Beginn ihrer Reise führte, auf der Basis der handelspolitischen Sonderstellung Israels durch die Präferenzabkommen mit den USA und dem Freihandelsabkommen mit der EG auf Vorteile der Produktion deutscher Firmen in Israel mit anschließendem Export in die Märkte der USA und Europas. Die Israelis stellten außerdem den Wunsch nach „joint venture" heraus und erläuterten die Standortvorteile ihres Landes für Produktionen in ihrem Land, einmal durch die Zulieferung von Rohstoffen oder Zwischenerzeugnissen aus Europa, die Verarbeitung in Israel und den anschließenden Export nach den USA oder umgekehrt. Ein zweiter Punkt war die Verarbeitung israelischer Rohstoffe zum Export in die EG oder die USA. Auch die günstigen Investitionsbedingungen in Israel wurden angesprochen, die eine 100 %ige ausländische Firmengründung möglich machen, einen freien Gewinn- und Kapitaltransfer einschließen und Zuschüsse von bis zu 70 % des Anlagevermögens an neu zu errichtende „joint ventures" ermöglichen. Dazu kommt ein umfassendes Exportförderungsprogramm der israelischen Regierung. Besonders wurde auf das gute Management vor allem im Bereich der Forschung auf den verschiedensten Gebieten hingewiesen. Auch die Steuererleichterungen für derartige Vorhaben, wie sie im Investitionsbereich aus dem Aus466

Chemie- und Metallverarbeitungskomitee in der Bundesrepublik land geschildert wurden, gehören hierher. Dazu kommt die Tatsache günstiger Bezüge von Rohöl aus dem Iran. Im Währungsbereich ist durch eine Änderung im Investitionsgesetz die ständige Abwertung des Israelischen Pfundes weitgehend neutralisiert, worin die Bildung nichtsteuerpflichtiger Rücklagen in der Höhe der jährlichen Teuerungsrate eine wichtige Rolle spielen wird. Bei der chemischen Industrie in Israel wird etwa die Hälfte der benötigten Maschinen aus der Bundesrepublik importiert, was die Zusammenarbeit beider Länder in diesem Bereich wesentlich erleichtert. Die Firmengespräche, die dem Grundsatzgespräch mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie folgten, galten vor allem dem Bereich der Know How Verträge, die Lizenzvergaben, der „Subcontracting" sowie der speziellen Forschungszusammenarbeit. Der frühere Präsidentdes BDI, Hans Günther Sohl hielt bei einem Mittagessen, das zu Beginn der Reise des Metallkomitee im BDI in Köln stattfand, bei diesem Anlaß eine Rede, die der Sorge und dem Wunsch nach Zusammenarbeit Ausdruck verlieh. Unter seiner Leitung war eine umfangreiche BDI-Delegation im März vorigen Jahres in Israel gewesen, wobei dann auch die Bildung einer Gemischten deutsch-israelischen Wirtschafts- und Handelskommission beschlossen wurde, deren Unterkomitees jetzt in unterteilter Arbeit angelaufen sind. Konkret wurde die Reise derartiger Fachkomitees anläßlich der konstituierenden Sitzung der Gemischten deutsch-israelischen Regierungskommission beschlossen. Man muß aber daraufhinweisen, daß die jetzigen Beratungen auf privater wirtschaftlicher Ebene stattfanden. Herr Dr. Sohl sagte in seiner Tischrede u. a.: „Wir wissen, daß Ihr Land — ähnlich wie wir in der Bundesrepublik — fast ausschließlich auf die Einfuhr von Rohstoffen und Zwischenerzeugnissen f ü r die verarbeitende Industrie angewiesen ist. Die Leistungskraft der israelischen Industrie basiert daher größtenteils auf dem Fähigkeitskapital seiner Einwohner, der Aufgeschlossenheit f ü r neue Technologien u n d der Nutzung der Vorteile der internationalen Arbeitsteilung. In diesen Bereichen sprechen Sie und wir als Unternehmer die gleiche Sprache; deshalb auch halten wir die Auslotung der Chancen und Möglichkeiten im Bereich der industriellen Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern f ü r notwendig. Wir begrüßen die Initiative unserer israelischen Freunde, uns Vorschläge für die Vertiefung d e r Zusammenarbeit auf einzelnen Gebieten der Metallindustrie zu unterbreiten. Es besteht gerade in diesem großen Sektor schon eine beträchtliche Anzahl von Verbindungen zwischen israelischen und deutschen Unternehmen, und wie ich aus den Statistiken ersehe, hat ihr Umfang in letzter Zeit in erfreulichem Maße zugenommen. Die deutschen Privatinvestitionen in Israel erreichten Ende 1976 einen Gesamtbetrag von 509 Millionen DM, davon wurden rund 90 Millionen DM allein im letzten J a h r investiert. 467

1977 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Deutsche Unternehmen profitieren in zunehmendem Maße von den Vorteilen d e r Produktionsaufnahme in Israel. Die Israel eingeräumten Zollpräferenzen auf dem US-Markt und das Freihandelsabkommen mit der EG — ab 1.7.1977 Zollfreiheit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und Israel —eröffnen dem Export vom Industriestandort Israel her beträchtliche Chancen. Das erhebliche Potential auf d e n Gebieten der industriellen Forschung und Entwicklung bietet viele Voraussetzungen für die Kooperation mit deutschen Unternehmen, die ihrerseits ein hohes Maß an technischen Erfahrungen einbringen können. Diese Kombination bringt beiden Seiten Vorteile. Eine besondere Stärke der israelischen Metallindustrie liegt darin, daß sie über ein hohes Maß an fertigungstechnischer Flexibilität verfügt. Insofern bestehen günstige Bedingungen zum Abschluß von ,Subcontracting Geschäften'. Das gilt etwa f ü r die Zulieferung von Halb- und Fertigprodukten zur Serien- oder Einzelanfertigung sowie die Sortimentkomplettierung. Im Bereich der Grundlagenforschung arbeiten israelische und deutsche Institute seit Jahren erfolgreich zusammen."

Israels Wirtschaft unternimmt besondere Anstrengungen zur Exportsteigerung: Normung und Prüfung führen zu Aufträgen der deutschen Wirtschaft Am 9. Mai hatte Israels Botschafter zu einer Besprechung besonderer Art eingeladen. Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums und des Bundesarbeitsministeriums trafen dort gemeinsam mit Abgesandten des TÜV, des Technischen Überwachungsvereins sowie mit d e r VDE-Prüfstelle, der Institution f ü r die Prüf u n g elektrischer Geräte und Apparate zusammen. Ihnen gegenüber saß Frau Müller, die Abgesandte der Israelischen Normenorganisation (Standards Institution of Israel), abgekürzt Sil genannt. Sie beschäftigt rund 50 Mitarbeiter f ü r die Normungsarbeit und darüber hinaus etwa 450 Ingenieure f ü r die P r ü f u n g von Maschinen und Geräten in einer institutseigenen Prüfstelle. Dieses Zusammentreffen israelischer und deutscher Normen- und Prüfungsfachleute hat eine sehr lange Vorgeschichte, die auf eine Zeit von fünfjährigen Kontakten mit Bonner Stellen zurückgeht. Seit Jahren erhält das Israelische Normeninstitut regelmäßig die neuesten Normenvorschriften kostenlos übersandt, um hier eine Anpassung zu erleichtern. Hintergrund der Besprechung waren Beschwerden israelischer Exporteure, die Schwierigkeiten mit der P r ü f u n g israelischer Industrieerzeugnisse hatten. Nun will das S i l eine ähnliche Position erhalten, wie entsprechende sachverständige Prüfstellen in der Bundesrepublik, wo ein ganzes Netz derartiger, fachbezogener Prüfungen möglich sind. 62 derartige Prüfstellen gibt es bei uns. Bei dieser Fühlungnahme war zu erkennen, daß f ü r die zur gleichen Zeit in 468

Israels Wirtschaft unternimmt besondere Anstrengungen zur Exportsteigerung

verschiedenen Städten der Bundesrepublik Deutschland laufenden Besprechungen mit Industriefirmen durch Angehörige von metallverarbeitenden Werken Israels, derartige Prüfungen eine gute Startposition für die Zusammenarbeit mit deutschen Fabriken wäre. Wenn z. B. eine Maschine aus Israel angeboten wird, ganz gleich aus welcher Branche, so wären Prüfergebnisse für den deutschen Abnehmer eine gewisse Qualitätsgarantie, vorausgesetzt, diese Prüfungen werden nach den gleichen Kriterien durchgeführt, wie sie die Prüfstellen in der Bundesrepublik Deutschland vornehmen. Für die verschiedensten Teile und ganze Maschinen gibt es bestimmte Regeln, die erfüllt sein müssen, um den dreieckigen VDE-Prüfstempel für ein Produkt oder ein in einer Maschine eingebautes Teilstück zu erhalten. Das ist von Bedeutung, wenn man selbst mit Teilproduktionen eines israelischen Herstellers bei einem deutschen Fabrikanten einen entsprechenden Auftrag erhalten will. Derartige Voraussetzungen sind keine Schikanen, sondern gelten überall dort, wo man in eine Qualitätsproduktion einsteigen will. Bleiben wir beim Automobil oder bei einem elektrischen Gerät. Wenn, um ein Beispiel zu nennen, Bremsbeläge aus einem anderen Staat kommen, wo die Materialien, die bei dem Teil verwendet werden, bereits in ihrer Grundsubstanz andere Bezeichnungen haben, so werden die Autohersteiler notwendigerweise eine Qualitätsprüfung vornehmen, um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben, wenn dann das Produkt, in diesem Fall das auf deutschen Fließbändern produzierte Auto, in die Werkstätten zurückgerufen werden muß, um die Bremsbeläge oder in anderen Fällen etwa Dichtungen oder Ölleitungen ausgetauscht werden müßten. So etwas kann im Ernstfall für viele Wagen, die aus einer bestimmten Serie mit diesen importierten Teilen gebaut wurden, große Unkosten verursachen. Das gilt nicht speziell für Israel, das ist im Vorraum jedes montierten Teils von deutschen Bändern der Fall, seien es Schreibmaschinen, elektrische Geräte oder, wie erwähnt, Autos. Gerade für die Teilehersteller haben derartige Normen für Abmessungen genauso, wie für Materialqualitäten, Sicherheitsprüfungen und ähnliche Dinge eine ganz besondere Bedeutung. Für die Sicherheitsnormen, die nach deutschen Gesetzen und Rechtsvorschriften Geltung haben, möchte das Sil ebenfalls Zugang erhalten. Bis jetzt gibt es für diese Prüfungen keine staatliche Vorschrift. Sie sind freiwillig, im Rahmen von Vereinbarungen zwischen den TÜV-Organisationen den VDE-Prüfstellen und all jenen Fachbereichen auf freiwilliger Basis zu erarbeiten, die bei uns in der Bundesrepublik Geltung haben. Das klingt alles sehr einfach, ist aber sicherlich ein mühsames Unterfangen, bis auf allen Gebieten ein Gleichklang erzielt sein wird, wenn die Merkmale für die Prüfungen angeglichen sein werden, bis diejenigen, die für die Sil Geltung haben, in allen Bereichen mit den deutschen Qualitäts- und Sicherheitsnormen sowie mit den entsprechenden Abmessungen übereinstimmen werden. Diese ersten Kontaktgespräche in Bonn werden dazu führen, daß an irgendeiner Stelle des ausführlichen Katalogs von Normen und Prüfstellen, zunächst dort angefangen werden soll, wo derartige Ergebnisse auch rasch zum Erfolg führen, Qualitätsnormen wirksam werden können, wenn verschiedene Firmen 469

1977 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

in der Bundesrepublik Deutschland Bestellungen aufgeben wollen. Dann ist ein umständliches Verfahren vielleicht schon nicht mehr nötig, wenn nach deutschen Normen geprüfte Teile verarbeitet werden sollten. Das Prüfverfahren in Israel durch das Sil ist Ziel nicht nur bei wenigen Produkten, sondern für möglichst weitgespannte Prüfketten. Von deutscher Seite wurde, um ein Beispiel zu nennen, daran erinnert, daß durch die Dürre im vergangenen Sommer für die israelischen Hersteller Prüfungen nützlich gewesen wären, die Beregnungsanlagen und Pumpen für derartige Anlagen, mit viel technischem Know How, das der israelischen Arbeit auf diesem Wege zu verdanken ist, einen größeren Abnehmerkreis in der Bundesrepublik Deutschland zu erwarten haben. In der Bundesrepublik gibt es eine eigene Prüfstelle für Bodenbearbeitungs- und Gartengeräte, neben einer entsprechenden Stelle für landwirtschaftliche Maschinen, also Ackerschlepper, Gespanngrasmäher sowie viel Zubehör auf diesem Gebiet. Das Verzeichnis der verschiedenen Prüfstellen ist das Verzeichnis A der allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Gesetz über technische Arbeitsmittel. Dieses Verzeichnis enthält inländische Normen und sonstige Regeln, im Sinne der Paragraphen 3 und 4 der allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Gesetz über technische Arbeitsmittel. Jeder Prüfgegenstand, für den es Normen der Sicherheit, der Qualität für die allgemeine Prüfung gibt, ist mit einer Listennummer versehen, so daß sehr rasch die entsprechenden Unterlagen zu erhalten sind. Es gilt nun, durch zunächst einmal gute Übersetzungen der Texte von Israel die möglichst vielen Gleichheiten zu finden, um dann durch Adaption der Vorschriften und Normungen eine endgültige Übereinstimmung zu erreichen, die dann in beiden Staaten Gültigkeit haben wird. Noch einmal: Derartige Prüfungen sind nicht vom Gesetzgeber vorgeschrieben, aber doch für ein geregeltes wirtschaftliches Neben- und Miteinander unerläßlich geworden.

Auslieferungslager für israelische Waren im Ausland Das israelische Handels- und Industrieministerium hat die notwendigen Zuschüsse für die Errichtung und Instandhaltung von sechs Warenauslieferungslagern in der Bundesrepublik Deutschland, Italien, der Schweiz, den USA, Kanada und Japan bewilligt. In den ersten zwei Jahren werden die Miet- und Betriebskosten dieser Lager, die den Export von israelischen Industrieerzeugnissen erleichtern sollen, aus öffentlichen Mitteln gedeckt. Der Beschluß des Ministeriums stützt sich auf eine Untersuchung, aus der hervorgeht, daß israelische Unternehmen auf den wichtigen Absatzmärkten im Ausland erhebliche Schwierigkeiten haben, weil europäische Firmen aus räumlichen Gründen schneller liefern können. Die Errichtung der Warenauslieferungslager soll die Lieferfristen verkürzen und so helfen, den Industriexport um rund 6 bis 7 Millionen US-Dollar im Jahr zu erhöhen. Die dem KOOR-Konzern angeschlossene gemeinwirtschaftliche Exportge470

Abschluß eines Zusatzprotokolls zum Abkommen zwischen der EWG und Israel sellschaft beabsichtigt, in Frankfurt ein Verkaufszentrum und, daran angeschlossen, ein Auslieferungslager für israelische Nahrungsmittel und Konserven zu errichten. Durch diese Maßnahmen soll der Absatz in der Bundesrepublik Deutschland im kommenden J a h r allein auf 1,8 Millionen Dollar gesteigert werden. In den USA und Kanada haben sich einige israelische Unternehmen derselben Branche zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und beliefern ihre Abnehmer über gemeinsame Auslieferungslager. Das Handels- und Industrieministerium hat im Rahmen der Ausfuhrförderung ferner eine Globalsumme als Beitrag zu eventuellen Werbeausgaben bewilligt.

Israel und Europa Abschluß eines Zusatzprotokolls zum Abkommen zwischen der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und Israel Direkt zu Beginn des Jahres 1977 hat der Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel die „Empfehlung einer Verordnung" (EWG) des Rates betreffend den Abschluß eines Zusatzprotokolls zum Abkommen zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und dem Staat Israel unterzeichnet. Dem Bundestag in der achten Legislaturperiode wurde dieses Papier noch mit der Registernummer aus dem siebenten Bundestag (Drucksache 7/5943) übersandt. Über den Ablauf der Verhandlungen, die zu dieser Vereinbarung führten, gibt die Kommission den folgenden Überblick: 1. Die Verhandlungen zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und dem Staat Israel über den Abschluß eines Zusatzprotokolls zum Abkommen zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und dem Staat Israel vom 11. Mai 1975 sowie eines Finanzprotokolls wurden am 10. Oktober 1976 in Brüssel beendet. Die Texte des Entwurfs des Zusatzprotokolls, des Finanzprotokolls der Erklärungen und der Briefwechsel sind von dem Leiter der israelischen Delegation in französischer Sprache paraphiert worden. Diese haben ihre Zustimmung zum Inhalt, ausgenommen Artikel 2 des Finanzprotokolls in bezug auf die Geltungsdauer, erteilt. Die israelische Delegation hat die Gemeinschaft gebeten, ihre Haltung zu diesem Punkt zu überprüfen und die Geltungsdauer dieses Protokolls auf drei J a h r e zum Zeitpunkt seiner Unterzeichnung an festzusetzen. Die paraphierten Texte geben die Ergebnisse der Verhandlungen wieder, die

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1977 — Israel und Europa aufgrund der Richtlinien des Rates vom 18./19. Oktober 1976 durchgeführt worden sind. 2. Es obliegt dem Rat, zu dem Antrag Israels Stellung zu nehmen. Da nur eine Frage offengeblieben ist, deren Lösung den Abschluß der Verhandlungen erlauben würde, und ein ähnlicher Vorbehalt von den drei Maschrik-Ländern im Rahmen der jeweiligen Verhandlungen geäußert worden ist, vertritt die Kommission die Auffassung, daß die Lösung, die der Rat in dieser Angelegenheit in bezug auf die Maschrik-Länder beschließen wird, auch im Falle Israels angewandt werden müßte. Sie regt daher an, entsprechend ihrem Vorschlag für die Geltungsdauer der Finanzprotokolle, die mit den drei Maschrik-Ländern zu schließen sind, als Zeitpunkt für den Ablauf des Finanzprotokolls mit Israel den 31. Oktober 1981 vorzusehen. Nach Ansicht der Kommission würden bei dieser Lösung die Verhandlungen abgeschlossen und die Verfahren zur Unterzeichnung und zum Abschluß des Zusatzprotokolls und des Finanzprotokolls eingeleitet werden können. Zu diesem Zweck übermittelt die Kommission dem Rat eine Empfehlung für eine Verordnung über den Abschluß des Zusatzprotokolls und des Finanzprotokolls. 3. Die Kommission teilt dem Rat ferner mit, daß die israelische Delegation im Verlauf der Verhandlungen förmlich die Errichtung einer Delegation in Israel beantragt hat. Diese Delegation hätte die Aufgabe, einerseits die Durchführung der im Abkommen vom 11. Mai 1975 und im Zusatzprotokoll vorgesehenen wirtschaftlichen Zusammenarbeit sicherzustellen und zu erleichtern und andererseits die Verwaltung der von der Europäischen Investitionsbank im Rahmen der finanziellen Zusammenarbeit bereitgestellten Mittel zu erleichtern. Dieser Verordnung ist ein Briefwechsel zwischen dem Leiter der israelischen Delegation und dem Vorsitzenden der Delegation der EG bei diesen Verhandlungen über die „wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit Israels mit der EG", sowie des Umweltschutzes beigefügt. Der B r i e f des Leiters der israelischen Delegation hat folgenden Wortlaut: „Herr Vorsitzender! Ich beehre mich, Ihnen mitzuteilen, daß die israelische Regierung die Absicht hat, dem Kooperationsrat folgende Anträge für eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Technologie und des Umweltschutzes gemäß Artikel 4 des Zusatzprotokolls zu unterbreiten: — Antrag auf Beteiligung Israels an bestimmten Forschungsaktionen im gemeinschaftlichen Interesse, für die Israel eine besondere Befähigung besitzt; — Antrag auf Austausch wissenschaftlicher und technologischer Informationen im wechselseitigen Interesse; — Antrag a u f Durchführung gemeinsamer Forschungsprogramme Israels und der Gemeinschaft auf dem Gebiet der Technologie, der angewandten Wissenschaften und der industriellen Forschung und Entwicklung; 472

EG-Kommissar Claude Cheysson zum Inhalt der Protokolle — A n t r a g auf Einbeziehung wissenschaftlicher Institute Israels bei d e r Vergabe f ü r indirekte Forschungsmaßnahmen d e r Gemeinschaft. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir d e n Eingang dieses Schreibens bestätigten. Genehmigen Sie, H e r r Vorsitzender, d e n Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung. (gez.) Der Leiter d e r israelischen Delegation" In seinem Schreiben bestätigt d e r Leiter d e r EG-Delegation die Einzelheiten,die mit seinem Schreiben der Delegierte Israels d e r EG mitgeteilt hat. Als ersten Schritt einer finanziellen Zusammenarbeit erhielt Israel einen Aufbaukredit von 30 Millionen Rechnungseinheiten (ca. 120 Millionen DM).

EG-Kommissar

Claude Cheysson zum Inhalt der

Protokolle

Das f ü r die Entwicklungspolitik d e r Gemeinschaft zuständige Kommissionsmitglied Claude Cheysson erläuterte in einer Ansprache die Bedeutung dieser Protokolle, indem er sagte: „ H e u t e ist also d e r Tag, den Sie uns bei Unterzeichnung des Handelsabkommens am 11. Mai 1975 f ü r ein neues T r e f f e n vorgeschlagen haben. Sie wünschten seinerzeit eine Ausweitung des Abkommens, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Israel und den N e u n auf größere Bereiche auszudehnen u n d das A b k o m m e n u m ein Finanzprotokoll zu erweitern. Die Antwort sind die beiden Protokolle, die wir heute unterzeichnen. Mit dem ersten Protokoll wird d e r Bereich d e r Zusammenarbeit, auf d e m wir unsere Phantasie entfalten können, ausgedehnt. Gefördert werden sollen dad u r c h die Entwicklung d e r Produktion u n d die wirtschaftliche I n f r a s t r u k t u r Ihres Landes, die Absatzmöglichkeiten f ü r I h r e A u s f u h r e n auf d e m Gemeinsamen Markt, die industrielle Zusammenarbeit zwischen I h r e r Wirtschaft u n d unseren U n t e r n e h m e n , eine gewisse Komplementarität in d e r Landwirtschaft u n d d e r Fischerei sowie gemeinsame Aktionen im Bereich d e r Wissenschaft, d e r Technologie u n d des Umweltschutzes. Vorgesehen sind auch T r e f f e n zu bestimmten Zeiten. Schon heute n e n n e n Sie in zwei Schreiben die f ü r eine Zusammenarbeit in Betracht k o m m e n d e n T h e m e n . Das zweite Protokoll e r ö f f n e t Israel d e n Zugang zur Europäischen Investitionsbank. Angesichts d e r Industrialisierungsmöglichkeiten Ihres Landes sind die vorgesehenen Finanzierungsmittel zweifellos bescheiden. Damit ist aber d e r erste Schritt getan, u n d wir erwarten, daß davon eine stimulierende W i r k u n g f ü r weitere ausländische Investitionen ausgehen wird. Wir geben also unseren Beziehungen die globale Dimension, die I h r Wunsch war, als Sie am 11. Mai 1975 von einem Assoziierungsabkommen sprachen. 473

1977 — Israel und Europa Unsere Abkommen werden jetzt den neuen Parlamenten unserer Mitgliedstaaten zur Ratifikation vorgelegt und erhalten damit die Zustimmung unserer Völker zu der globalen Politik, die uns künftig bindet. Vergessen wird nicht, daß es sich heute nur um Zusatzprotokolle handelt. Für den Bereich des Handels wurden die Bestimmungen bereits erlassen und werden angewendet. Dieser Schritt ergab sich zwangsläufig, denn Europa ist der erste Handelspartner Israels und hat einen Anteil von fast 40 % an seinem Handel. Allerdings besteht ein unerträgliches Ungleichgewicht, da der Deckungssatz der Einfuhren der Gemeinschaft 1974 nur knapp 38 % betrug. 1975 wurde ein etwas höherer Satz von 44 % erreicht. 1976 scheinen die Aussichten noch besser zu sein, und diese günstige Entwicklung sollte andauern. Die in den heutigen Protokollen vorgesehenen zusätzlichen Mittel kommen daher gerade zur rechten Zeit. Freihandel heißt der Grundsatz, den Israel und die Gemeinschaft verwirklichen wollen. 1980 wird es auf unserer Seite keine Hindernisse mehr f ü r die Einf u h r Ihrer gewerblichen Waren geben, und Sie haben Ihrerseits in die völlig freie Einfuhr ab 1985 eingewilligt. Für den landwirtschaftlichen Bereich, daß heißt f ü r 40 % Ihrer derzeitigen Ausfuhren, wird unser Markt ebenfalls größere Absatzmöglichkeiten bieten. Schrittweise entwickeln wir somit eine geregelte globale Zusammenarbeit. Schaut man zurück, so ist man überrascht, welchen Weitblick die israelische Führung in dieser Sache bewiesen hat. Die Interdependenz war nämlich nicht offensichtlich, im Gegensatz zu den Beziehungen zwischen Europa und den übrigen Ländern im Nahen Osten. Und dennoch wandte sich Israel bereits vor Anwendung des Vertrags von Rom d e r Gemeinschaft zu. Sechs Monate später, im April 1958, wurde u m Akkreditierung eines Botschafters nachgesucht. Welch ein Beweis des Vertrauens in dieses neue Aufbauwerk! Und welch ein Gegensatz zu anderen Ländern in anderen Teilen der Welt, die 19 J a h r e später immer noch unser Bestehen ignorieren wollen! Dieser Kontinuität begegnen wir zusammen mit der Intelligenz und der Beharrlichkeit, die die Haupttugenden Ihres Landes sind, ebenfalls in den Demarchen, T r e f f e n und Abkommen. In den letzten Monaten sind die Kontakte immer zahlreicher geworden. Im Laufe von zwei Jahren suchte uns Ihr Stellvertretender Premierminister Yigal Alton, zweimal in Brüssel auf; vier meiner Kollegen, zu denen auch der Präsident der Kommission gehört, sowie ich selbst, besuchten Israel sechsmal; das Parlament und d e r Knesset statteten sich gegenseitig Besuch ab; der Gemischte Ausschuß tagte in Ihrem Land. Wir wissen also, daß Sie diesem Abkommen mit der gleichen Hartnäckigkeit Leben verleihen werden. Und dies wird kein geringes Unterfangen sein. Denn Sie werden mir den Hinweis erlauben, daß Ihre Wirtschaft noch sehr weitgehend eine Kriegswirtschaft ist und daß die Verbesserung Ihrer exportorientierten Produktion mit Schwierigkeiten verbunden ist. Ich möchte aber sogleich hinzufügen, daß das Problem dann auf unserer Sei474

EG - Kommissar Claude Cheysson zum Inhalt der Protokolle

te liegen wird, weil wir einem ernsten Wettbewerb ausgesetzt sein werden, der uns zu einer mutigen Überprüfung der Wettbewerbsbedingungen unserer eigenen Industrie veranlassen muß. Durch Sie, wie auch durch einige andere Länder, die mit uns aufgrund vergleichbarer Abkommen assoziiert sind, werden wir entdecken, was eine systematische industrielle Zusammenarbeit bedeutet. In einem Jahr und auch später werden wir uns also wieder treffen, um unsere Fortschritte bei diesem Abenteuer zu beurteilen, das nach unserem Wunsch von unbeschränkter Dauer sein soll. Wie groß auch die wirtschaftliche Bedeutung dieser Entwicklungen sein wird, so wäre doch unvernünftig und eine Selbsttäuschung, wollten wir uns auf eine wirtschaftliche Beschreibung beschränken, während doch unser gemeinsames Leben sich in einem besonders bewegten politischen Rahmen abspielt. Sie selbst haben im Mai 1975 erklärt, daß ,eine ausgewogene europäische Haltung den Ländern Ihrer Region gegenüber einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung einer günstigen Atmosphäre in einen politischen Fortschritt in dieser Region darstellen könnte'. An diesem Punkt stehen wir heute. Es ist nicht Sache der Europäischen Kommission, darüber zu urteilen, auf welchen Wegen der Frieden gesucht werden sollte; sie kann aber auf die zahlreichen Erklärungen der jüngsten Zeit hinweisen, die von ihren Mitgliedstaaten im Namen der Neun abgegeben worden sind. Daraus ersehe ich, welche Bedeutung Europa einer globalen, gerechten und dauerhaften Lösung beimißt, die jedem Staat Frieden in sicheren, anerkannten Grenzen garantiert und jedem Volk die Wahrung seiner legitimen Rechte und vor allem den territorialen Ausdruck seiner nationalen Identität sichert. Ich denke auch an Ihre eigenen Erklärungen, die Sie hier in diesem Raum vor 21 Monaten abgegeben haben: .Europa ebnet den Weg für eine neue Art der Zusammenarbeit, die, wie wir glauben, als Modell für die Zusammenarbeit in unserem Teil der Welt dienen könnte... Wir sind der Überzeugung, daß der Tag kommen wird, an dem die Staaten im Nahen Osten in Frieden leben, sich frei dem Handel widmen und ihr Wissen und ihre Technologien zum Nutzen ihrer Völker austauschen werden. Im Nahen Osten wie auch in Europa könnte die wirtschaftliche Integration sehr wohl ein wichtiger Faktor für eine friedliche Koexistenz sein.' Dieses Zitat ist lang. Aber es rechtfertigt die Hoffnung der Kommission, daß dieses Netz von Abkommen, das mit dem heutigen Tage vollendet wird, zum wirtschaftlichen Aufbau nach dem Krieg beiträgt. Eine Kette der Solidarität umschließt die Wiege unserer drei großen Kulturen, sagte ich am 18. Januar hier anläßlich der Unterzeichnung der Abkommen mit Ägypten, Jordanien und Syrien. Ich glaube an den Erfolg dieses Konzepts und bin überzeugt, daß der Friede gewonnen sein wird. Daß Sie alle auf der einen wie auf der anderen Seite heute bereit sind, mit Europa eine globale, zeitlich unbegrenzte Zusammenarbeit zu beginnen, ist ein Zeichen dafür. Niemand anders als Europa hätte dies tun können. Und dies vielleicht gerade, weil Europa für alle ein Partner im Frieden und nicht ein Verbün475

1977 — Israel und Europa

deter im Krieg ist. Diese Bedeutung haben jedenfalls für uns die verpflichtenden Worte des Ministerpräsidenten eines nordafrikanischen Staates, der in diesem Zusammenhang von einem zivilsatorischen Pakt sprach."

Die Mittelmeerpolitik

der EG

Neue Kooperationsabkommen zwischen der EG und den arabischen Staaten Am 20. Januar 1977 veröffentlichte das Bulletin der Bundesregierung die folgende Mitteilung: „Anläßlich der Unterzeichnung von drei neuen Kooperationsabkommen zwischen der Europäischen Gemeinschaft und den Mashriqstaaten Ägypten, Jordanien und Syrien am 18. Januar 1977 in Brüssel, die für die Bundesrepublik Deutschland vom Bundesminister des Auswärtigen, Hans-Dietrich Genscher, unterschrieben wurden, erklärte der Sprecher des Auswärtigen Amtes: Die Bundesregierung begrüßt das Entstehen einer neuen, engen Verbindung zwischen der EG und den arabischen Ländern des östlichen Mittelmeerraumes. Ähnliche Vereinbarungen mit Algerien, Marokko und Tunesien wurden bereits im vergangenen Frühjahr unterzeichnet. Die neuen Abkommen sind auf unbefristete Dauer geschlossen. Sie eröffnen vielfältige Kooperationsmöglichkeiten im Handel und in der wirtschaftlichen, technischen und finanziellen Zusammenarbeit. Die EG leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Mashriqländer. Die umfassende Mittelmeerpolitik der EG, für die sich die Bundesregierung stets mit besonderem Nachdruck eingesetzt hat, ist damit ihrer Vollendung einen großen Schritt nähergekommen. Die Bundesregierung ist überzeugt, daß eine enge und fruchtbare Zusammenarbeit der Gemeinschaft mit allen Ländern des Mittelmeerraums dazu beiträgt, den Frieden und die Stabilität in dieser Region zu festigen." Diese Verlautbarung des Auswärtigen Amtes zeigt, daß hier mit großer Zähigkeit ein Ziel erreicht wurde, eine globale Mittelmeerpolitik, wie sie seit Jahren verfolgt worden war, zu einem echten Abschluß zu bringen, sie zum Fundament, auch neuer Friedensbemühungen im Nahen Osten zu benutzen. Dr. Klaus Meyer, der stellvertretende Generalsekretär der EG-Kommission in Brüssel, der innerhalb der Kommission für den Europäisch-Arabischen Dialog zuständig ist, hat in einem Artikel der „El Ahram" in Kairo diese Abkommen in Zusammenhang mit dem allgemeinen Europäisch-Arabischen Dialog gesetzt. Die regelmäßig in Bonn erscheinenden Veröffentlichungen „Partnerschaft mit der arabischen Welt" haben die Gedanken von Dr. Meyer aus der „El Ahram" wiedergegeben. Darin heißt es unter anderem: 476

Die Mittelmeerpolitik

der EG

„Das neue Kooperationsabkommen zwischen Ägypten, Syrien und Jordanien einerseits und der Europäischen Gemeinschaft andererseits ist von großer Bedeutung. Es stellt die Beziehungen dieser drei arabischen Staaten zur Europäischen Gemeinschaft auf eine neue und dauerhafte Basis. Gleichzeitig ist es ein weiterer Baustein in den Beziehungen zwischen Europa und der arabischen Welt. Die Verbindungen zwischen Europa und dem arabischen Raum sind bekanntlich vielfältig: Es gibt die Beziehung zwischen den einzelnen europäischen und den einzelnen arabischen Staaten. Ein dichtes Netzwerk, das sich weiter entwickeln wird. Es gibt zweitens die Beziehungen der Europäischen Gemeinschaft als ganzes zu einzelnen arabischen Staaten, Kooperationsabkommen, die jeweils dem Einzelfall angepaßt sind. Drittens gibt es den Europäisch-Arabischen Dialog als eine Globalbeziehung zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der gesamten arabischen Region. Dieses Unternehmen ist neuartig, fast revolutionär. Nach Jahrhunderten der Entfremdung und Zerrissenheit wird der Versuch unternommen, das Band zwischen zwei geographisch benachbarten Räumen, zwei Kulturen, zwei Zivilisationen erneut zu knüpfen. Viel Geduld ist nötig, viel guter Wille, viel zähe und intelligente Arbeit. Ein solches Unternehmen braucht seine Zeit, wie alles, was solide gemacht wird. Hast, Ungeduld und Effekthascherei sind nicht von Nutzen. Die Europäer begegnen bei diesem Dialog mit der arabischen Welt einmal mehr dem Nahost-Konflikt. Jede Erfahrung dieser Art läßt den Wunsch nach Frieden umso dringender werden. Daß der Dialog ein Beitrag zum Frieden werden möge, ist daher sein erstes Ziel. Der Dialog schafft ein neues langfristiges Forum für Begegnungen und Verhandlungen zwischen der arabischen Welt und den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft. Es besteht die Chance zu einer umfassenden Aussprache, zu einer gemeinsamen Arbeit. Schon in der kurzen Zeit seines Bestehens hat der Europäisch-Arabische Dialog zur Wiederherstellung des Vertrauens Wichtiges beigetragen. Auch künftig durch den Dialog das gegenseitige Verständnis und das wiedergefundene Vertrauen zu vertiefen, ist ein zweites Ziel. Es gibt Schwierigkeiten und Probleme in Europa, besonders in diesen Jahren wo die wirtschaftliche Lage ernst ist, wo Inflation und Arbeitslosigkeit in Europa herrschen. Auch die arabische Welt kennt mannigfache Probleme. Entwicklung und Industrialisierung sind eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Der Dialog muß, wenn er Bestand haben soll, den Interessen beider Seiten dienen. Er darf nicht einseitig nur auf die Interessen des einen oder des anderen abgestellt sein. Es kann nicht eine Seite allein die gebende, die andere allein die nehmende sein. Die Verstärkung der gegenseitigen Solidarität ist deshalb ein weiteres Ziel des Dialogs. Beide Regionen sind eng benachbart und aufeinander angewiesen. Das wird schon durch die Handelszahlen illustriert: Fast die Hälfte der Ausfuhren und der Einfuhren des arabischen Raums wird mit der Europäischen Gemeinschaft abgewickelt. Für die Europäische Gemeinschaft andererseits sind die arabischen Län477

1977 — Israel und Europa

der ein entscheidend wichtiger Handelspartner. 12,6 Prozent ihrer Exporte und fast 20 Prozent ihrer Importe konzentrieren sich auf diese Region. Aber es gibt nicht nur die wirtschaftlichen Verflechtungen. Auch in ihrer Sicherheit, in ihrer politischen Stabilität beeinflussen sich Europa und die arabische Welt wechselseitig. Diese Verflechtung muß ihren Ausdruck finden. Die Entwicklungeines Special Relationship zwischen beiden Regionen ist deshalb ein weiteres großes Ziel des Dialogs. Der Dialog stützt sich auf einen Apparat von Arbeitsgruppen und spezialisierten Gruppen. Ihre Arbeit steht unter der Leitung der Generalkommission, dem koordinierenden Organ auf der Ebene von Botschaftern. Selbst eine Sitzung der Außenminister ist nicht ausgeschlossen. In den bestehenden Gremien können alle Themen zur Sprache gebracht werden, seien es komplizierte technische Probleme, sei es die Darlegung der Standpunkte in großen politischen Fragen. So haben bei der ersten Sitzung der Generalkommission in Luxemburg im Mai dieses Jahres beide Seiten ihren Standpunkt bezüglich der Palästinenserfrage und der Nahostkrise erläutert. Beide Seiten nahmen mit großem Interesse von den Erklärungen der anderen Seite Kenntnis und anerkannten, daß eine Lösung der Palästinenserfrage, die sich gründet auf die Anerkennung der legitimen Rechte des palästinensischen Volkes, ein wesentlicher Faktor zur Verwirklichung eines gerechten und dauerhaften Friedens ist. Die europäische Position in diesen Fragen wurde erneut im September dieses Jahres in New York vor der UNO-Vollversammlung vom Präsidenten der Europäischen Gemeinschaft dargelegt. Beide Seiten begegnen sich in diesen Kommissionen und Gruppen als eine einheitliche arabische und eine einheitliche europäische Delegation. So steht es jeder Seite frei, die Zusammensetzung der eigenen Delegation selbst zu bestimmen. Gleichzeitig geht hiervon ein heilsamer Zwang auf beide Seiten aus, sich zu einigen und einen europäischen bzw. einen arabischen Standpunkt zu formulieren. Denn nur in der Form kann der Dialog geführt werden. Der Dialog ist also auch ein Beitrag zur arabischen Einheit und sollte als solcher genutzt werden. Worum geht es in der praktischen Kooperation? Für die Industrialisierung soll die ökonomische Komplementarität des arabischen und des europäischen Wirtschaftsraumes genutzt werden. Falsch orientierte Industrialisierung darf nicht zu ruinöser Konkurrenz oder zu einem Vorbeiproduzieren an den Marktmöglichkeiten werden. Darüber hinaus ist es Ziel, das Investitionsklima durch die Aufstellung von allgemeinen Vertragsbedingungen, Arbitage, Kreditversicherung und durch eine Vereinheitlichung der technischen Normen zu verbessern. Auf dem Gebiet der Infrastruktur ist das Hauptziel, die vielfach mangelhafte Infrastruktur zahlreicher arabischer Länder zu verbessern. Dabei sollen auch Projekte in Angriff genommen werden, die über die Möglichkeiten und Grenzen einzelner Länder — sowohl auf europäischer als auch auf arabischer Seite — hinausgehen. Die Schwerpunkte liegen hier zur Zeit auf dem Transport — vor allem dem Hafenbau — und der Telekommunikation. Die gleiche Grundidee gilt auch für den Bereich der Landwirtschaft. Im Bereich der finanziellen Zusammenarbeit ist eines der Ziele, beiderseits den Schutz der Investitionen zu verstärken. Im 478

Die Mittelmeerpolitik

der EG

Gebiet des Handels wird nach Möglichkeiten gesucht, den schon jetzt sehr intensiven Handel zu vertiefen. Dabei sollen die spezifischen Handelsprobleme der arabischen Länder geprüft werden, soweit dies nicht schon aufgrund bestehender Abkommen geschieht. Es müssen aber auch Möglichkeiten gefunden werden, das sehr hohe und ständig weiter wachsende Handelsbilanzdefizit der Gemeinschaft mit der Gesamtheit der arabischen Länder zu verringern. Auf den Gebieten von Wissenschaft und Forschung werden Fragen möglicher gemeinsamer Forschungsprojekte sowie Fragen der Übertragung europäischer Technologie auf arabische Länder diskutiert. Schließlich werden in zwei Bereichen, die über die obengenannten mehr ökonomisch orientierten Gebiete hinausgehen, nämlich diejenigen der Kultur und der sozialen Probleme über gemeinsame Seminare und Symposien über kulturelle Fragen, Fragen der Ausbildung sowie über Probleme arabischer Arbeitskräfte in Europa und europäischer Arbeitskräfte in arabischen Ländern gesprochen. Der Europäisch-Arabische Dialog in diesen Bereichen kann auf sehr realen wechselseitigen Interessen aufbauen. Die Wirtschaft der europäischen Länder leidet unter einer gewissen räumlichen Enge, und es mangelt ihr an Energie und Rohstoffen. Sie hängt stark von Importen und Exporten ab, ist also nicht in sich geschlosssen, sondern braucht stets dritte Partner um lebensfähig zu sein. Die arabischen Länder dagegen brauchen Technologie und Know-how in der Industrie, der Landwirtschaft, im Marketing und im Bereich zahlreicher anderer Dienstleistungen. Sie benötigen Informationen aus erster Hand über die europäischen Wirtschaftsordnungen. Sie brauchen Arbeitsplätze für ihre Bevölkerung in ihren eigenen Ländern, um deren Abwanderung in ausländische Industriezentren zu verhindern. Vor allem brauchen sie den Anschluß an einen großen Markt. Industrieanlagen können sie überall in der Welt einkaufen und bei sich aufstellen lassen. Aber nur Europa ist ein wirklicher Partner für das, was danach zu leisten ist und über Erfolg oder Mißerfolg letztlich entscheidet: Die qualifizierte Produktion in Gang zu halten und sie dauerhaft in erreichbaren Märkten abzusetzen, wozu ja sehr viel mehr gehört, als nur die Beherrschung des technischen Produktionsprozesses. Technologie, industrielle Erfahrung, Dienstleistungen, Marketing, fast alles, was man für diese Entwicklung braucht, kann man nicht kaufen und verkaufen, man muß sie partnerschaftlich miteinander teilen. Auch die Unternehmer, die Industriellen, die Bankiers, die Manager müssen hierfür gewonnen werden, denn europäische Technologie, Know-how und Management sind nicht in der Hand der Regierungen, sondern der Privatwirtschaft. Dazu ist jedoch eine enge und langfristige Bindung zwischen beiden Regionen erforderlich, so wie der Dialog sie anstrebt. Diese partnerschaftliche Solidarität aufzubauen und zu organisieren ist eine gewaltige intellektuelle, wirtschaftliche und auch politische Herausforderung. Sowohl Europäer als auch Araber haben hierzu Wertvolles einzubringen. Vor allem muß der Dialog bald zu greifbaren Ergebnissen führen. Er muß etwas Sichtbares schaffen, das als Ansporn dient. Dazu müssen Antworten auf einige Schlüsselfragen gefunden werden — zum Beispiel die der Finanzie479

1977 — Israel und Europa rung. Vielleicht sollte man sich in der gegenwärtigen Phase auf einige wenige Probleme konzentrieren. Die bevorstehende nächste Generalkommission, die in diesen Tagen gemeinsam zwischen Europäern und Arabern intensiv vorbereitet wird, wird — so hoffen wir — die richtige Antwort auf zentrale Fragen geben."

Kommentar zur Mittelmeerpolitik der EG Die erwähnte globale Mittelmeerpolitik ist durch die Abkommen mit Ägypten, Syrien und Jordanien sowie durch die Abkommen mit den Maghreb Staaten (Algerien, Marokko und Tunesien) vom Mai 1976 zu einem vorläufigen Abschluß gebracht worden, wobei man erwähnen muß, daß durch die inneren Probleme im Libanon ein entsprechendes Abkommen mit diesem Staat noch aussteht. Es wird nach einer Normalisierung der inneren Verhältnisse des Libanon nachgeholt werden. Drei weitere arabische Staaten, der Sudan, Sorna und Mauretanien sind auf einem anderen Weg mit der EG verbunden, durch ein Abkommen mit 46 afrikanischen, Pazifik- und Karibik-Staaten, das in Lomé beschlossen wurde und 1975 fertiggestellt worden war. Dieses Abkommen der sogenannten Mittelmeerpolitik haben das Netz gleichgesichtiger Präferenzbeziehungen rund um das Mittelmeer geschaffen, was auch politisch große Bedeutung haben dürfte. Das Ziel dieser Verträge mit den sechs arabischen Staaten ist die wirtschaftliche Verbindung der EG zu diesen Staaten, was durch eine verstärkte Handelsbeziehung erreicht werden soll. Der freie Zugang zu den EG-Märkten, vor allem für Rohstoffe und Industrieerzeugnisse aus diesen Ländern ist nur eines der verschiedenen Wege. Ähnlich wie im Vertrag mit Israel sind aus der Zollfreiheit nur einige wenige Warengruppen ausgenommen. Im Falle Ägyptens ist der Export in die EG-Staaten von Erdölraffinerieprodukten auf 450 000 Tonnen zollfrei gegeben, darüber hinaus aber den üblichen EG-Zöllen unterworfen. Baumwolltextilien können bis zu 3 250 Tonnen zollfrei nach Europa gebracht werden, Baumwollgarne bis zu 7 000 Tonnen. Syrien hat einen zollfreien Plafond von 175 000 Tonnen bei Erdölraffinerieprodukten, bei Baumwollerzeugnissen sind es 500 Tonnen, während diese Textilien bei Jordanien bei 100 Tonnen liegen. Diese Ausnahmen laufen bis 1980. Für die Exporte aus den EG-Staaten wird den arabischen Staaten als handelspolitischer Vorteil die Meistbegünstigung eingeräumt, die die EG-Staaten auch anderen Handelspartnern gewähren. Diese Verträge haben eine unbegrenzte Laufzeit für diese Mittelmeerstaaten, die somit eng an den größten gemeinsamen Markt in der Welt mit 260 Millionen Menschen gebunden werden. Das bedeutet vor allem auch für die Investitionen und den Aufbau dieser Mittelmeerregion im Industriebereich und beim „Know how" einen großen Fortschritt. Die enge Kooperation mit europäischen Partnern gehört in diese Reihe der jetzt geschaffenen Vorteile.

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Die Mittelmeerpolitik

der EG

So wie im Falle Israel, dürfte auch für die arabischen Vertragspartner der EG die finanzielle Unterstützung dieser Staaten nicht ohne Bedeutung sein. Diese Finanzhilfe der Europäischen Gemeinschaft soll folgenden Umfang erhalten: Finanzhilfe der Europäischen Gemeinschaft an Ägypten Kredite der BEI (Europäische Investitionsbank) Kredite mit besonderen Bedingungen

93

18

34

145

14

4

7

25

Ägypten Nicht rückzahlbare Hilfen Summe

63 170 an Algerien

Kredite der BEI (Europäische Investitionsbank) Kredite mit besonderen Bedingungen Nicht rückzahl-bare Hilfen Summe

Jordanien

in Mill. RE 1 RE = 1,11 US-Dollar Syrien Summe

Jordanien 18 40 Marokko

Syrien

Summe 19 60

100 270

Tunesien

Summe

70

56

41

167

19 25 114

58 16 130

39 15 95

116 56 339

Für die Kredite aus der finanziellen Unterstützung gelten die folgenden Bedingungen: — Die allgemeine Laufzeit der Kredite beträgt 40 Jahre — Die Rückzahlung soll erst nach 10 Jahren beginnen — Ihre Verzinsung beträgt 1 %. Seit 1970 hat die Europäische Gemeinschaft die fehlende Lebensmittelproduktion in Ägypten, dem Libanon, Jordanien und Syrien sowie der Hilfsorganisation für die Flüchtlinge der UNRWA, die vor allem für die Palästinenser eingetreten ist, entsprechende Hilfen gegeben. Diese betrug in den Jahren 1970 bis 1976 123 Millionen Rechnungseinheiten. (Eine Rechnungseinheit sind 1,11 US-Dollar.) Von diesen Beträgen gingen zugunsten der Flüchtlingshilfe der UNRWA an die Palästinenser 36 Millionen RE. 1977 soll für diese materielle Unterstützung im Bereich der Lebensmittel eine 10 %ige Steigerung erreicht werden.

481

1977 — Israel und Europa

Insgesamt wurden geliefert:

Ägypten Jordanien Libanon Syrien UNRWA

Getreide Tonnen

Mio-RE

Milchpulver Tonnen Mio-RE

Butteröl Tonnen

Mio-RE

Gesamt Mio-RE

111 79 46 59 116

12,52 7,62 5,27 6,47 19,57

36 5 3 6 5

15 656 3 979 704 2 614 10 000

20,37 5,05 0,97 3,26 13,06

51,30 15,61 7,99 12,99 35,95

357 277 089 806 445

534 369 023 333 400

18,41 2,76 1,75 3,26 3,32

Interview mit Botschafter Yohanan Meroz über die europäischen NahostAktivitäten In dem ausführlichen Bericht in der Sendung „Bonner Perspektiven", die am Sonntag, den 13. Februar 1977, unmittelbar nach der Rückkehr von Bundesaußenminister Genscher (12.2.77) von seiner Nahostreise im Zweiten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, nahm der israelische Botschafter in der Bundesrepublik, Yohanan Meroz, auf die Fragen des Reporters Stellung. Dieses Interview hatte folgenden Wortlaut: Frage: Herr Botschafter Meroz, vor ungefähr zwei Jahren hat Bonn, hat die Europäische Gemeinschaft die Formel von der ausgewogenen Nahost-Politik geprägt. Haben sich Israels Erwartungen an diese Formel erfüllt? Antwort: Der Begriff ausgewogene Politik war, glaube ich, ein Begriff deutscher Prägung. In Bezug auf die Bundesrepublik glaube ich, daß die Absichten — in Bezug auf die Ausgewogenheit - durchaus ehrlich sind und auch ehrlich durchgeführt werden. Nur ist die Lage innerhalb der Europäischen Gemeinschaft doch eine andere. Die Bundesrepublik hängt ja nicht nur von ihren eigenen Beschlüssen und von ihren eigenen Bevorzugungen ab. Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft sehen wir auf politischer Ebene diese Ausgewogenheit nicht überall. Ich darf an marginale Dinge erinnern, die sich kürzlich zugetragen haben. Die Haltung eines wichtigen Partners der Europäischen Gemeinschaft in einer gewissen Auslieferungsfrage vor einigen Wochen. Ich glaube, die ist doch ein Beweis dafür, daß die politische Ausgewogenheit in der Europäischen Gemeinschaft sehr viel zu wünschen übrig läßt. Frage/Glauben Sie denn, daß diese Ausgewogenheit in der Nahost-Politik in den vergangenen Jahren zu Lasten Israels gegangen ist? Antwort: Nicht auf wirtschaftlicher Ebene. Auf wirtschaftlicher Ebene glaube ich in der Tat, daß die Europäische Gemeinschaft sehr vieles und wichtiges mit den Nahost-Staaten unternommen hat. Da besteht die Ausgewogenheit vollkommen. Und das ist auch eine Tätigkeit, die wir völlig bejahen und deren Fortsetzung wir wünschen würden. Ich glaube, daß die Sache auf politischer Ebene anders liegt. Und wir glauben ja in der Tat auch, daß die Rolle der Europäischen Gemein482

Die Mittelmeerpolilik der EG schaft im N a h e n Osten ü b e r h a u p t grundsätzlich sich auf das Wirtschaftliche konzentrieren soll u n d nicht auf das Politische. Das Großmachtsprädikat d e r Europäischen Gemeinschaft ist ein wirtschaftliches Prädikat u n d nicht ein politisches Prädikat. Frage: Der europäisch-arabische Dialog w u r d e von Israel als eine Falle bezeichnet. Wie ist das zu verstehen? Antwort: Als eine Falle n u r in dem Sinne, wenn sich — so wie es o f f e n b a r einige d e r arabischen Staaten wünschen — dieser Dialog auch in einen politischen Dialog zu einer Besprechung d e r arabisch-israelischen Auseinandersetzung entwickeln sollte. Erstens wäre das im Sinne des Verfahrens völlig falsch. Man kann so etwas nicht tun u n t e r Ausschluß von Israel. Das wäre ein Dialog d e r Stummen oder T a u b e n . Zweitens aber auch, weil hier eine zusätzliche Einwirkungsmöglichkeit bestünde, die auf spezifische Dinge zurückgeht, die n u r d e n Kontrahenten selbst im Zuge einer Verhandlung zwischen ihnen überlassen werden sollte. Frage: I h r Außenminister hat den UNO-Generalsekretär Waldheim kürzlich kritisiert. W ü r d e n Sie diese Kritik generell auch auf die Europäische Gemeinschaft ausdehnen? Antwort: Wir sehen bei den automatischen Abstimmungsverhältnissen in d e n Vereinten Nationen in d e r U N O keinen operativen Beteiligten an Friedensförd e r u n g e n o d e r Friedensbemühungen im Nahen Osten. Das gilt natürlich f ü r die Europäische Gemeinschaft nicht im gleichen Maße. Mit allen Staaten der Europäischen Gemeinschaft haben wir normale u n d zum Teil gute Beziehungen, aber auch da ist d e r kollektive Einschlag und das kollektive Einwirken natürlich abstimmungsgebunden. Frage: Eine letzte Frage, H e r r Meroz, glauben Sie denn, daß heute der Nahe Osten dem Frieden etwas n ä h e r ist? Antwort: Es gibt einige Elemente, die ich als positiv bewerten würde. Die Tatsache zum Beispiel, daß das Sinaiabkommen zwischen Ägypten u n d Israel nun seit 18 Monaten besteht, o h n e d a ß d a etwas wesentliches im Sinne einer Verletzung auf der einen o d e r anderen Seite geschehen wäre. Das ist wichtig, das ist das erste Mal, d a ß so etwas geschehen ist. Es gibt vielleicht auch bei einigen arabischen Staaten, ich betone bei einigen, ein etwas größeres Bekenntnis zur Realität des Staates Israel. Andererseits, wenn ich einige d e r Erklärungen lese, die gerade jetzt anläßlich des Besuches des H e r r n Bundesaußenministers in Damaskus d e r syrische Staatschef Assad abgegeben hat, d a n n m u ß ich mich fragen, ob wir dem Frieden wirklich näher sind als in d e r Vergangenheit. Bundesaußenminister

Genscher zum Thema „Israel — EG"

Vor seiner Israelreise im März 1977 gab mir Bundesaußenminister Genscher ein Interview, in dem es auch u m die EG u n d Israel ging: Frage: Die arabischen Staaten und Israel sind d u r c h eine globale Mittelmeerpolitik enger an die Europäische Gemeinschaft gebunden. Glauben Sie, d a ß diese 483

1977 — Israel und Europa wirtschaftliche Hilfestellung n u n auch dazu f ü h r e n kann, daß die politische Arbeit leichter wird, d a ß sich dieser Raum einer Friedensregelung nähert? Antwort: Ich halte die von I h n e n angesprochene Mittelmeerpolitik d e r N e u n f ü r einen besonders wichtigen Beitrag auf d e m Wege zu einer Friedensregelung im N a h e n Osten. So sind auch die Präferenzabkommen u n d Zusatzprotokolle mit Israel, Ägypten, Syrien u n d J o r d a n i e n zu sehen, d e n e n hoffentlich bald entsprec h e n d e Vereinbarungen mit d e m Libanon folgen werden. Damit haben die n e u n u n t e r Beweis gestellt, daß es ihnen mit ihrer Bereitschaft zur Hilfeleistung ernst ist. M a n kann heute zwischen Politik und Wirtschaft keine scharfen Trennungslinien m e h r ziehen. Deshalb f ü h r e ich die günstige Entwicklung der j ü n g s t e n Zeit im N a h e n Osten ganz wesentlich darauf zurück, daß die Staatsmänner dieser Region das dringende Bedürfnis ihrer Völker nach Verbesserung ihrer wirtschaftlichen u n d sozialen Bedingungen, Beseitigung d e r Rückständigkeit u n d innerer Stabilität erkannt haben u n d deshalb den Weg zum Frieden gehen wollen. D e r europäische Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Stabilität im Nahen Osten, d e r j a auch bilateral u n d gemeinschaftlich auf d e m Gebiet d e r Entwicklungshilfe geleistet wird, wird dabei helfen wie Sie es formuliert haben — die politische Arbeit leichter zu machen. Damit wollen wir Außenpolitik nicht d u r c h Wirtschaftspolitik ersetzen. Denn E u r o p a hat ein unmittelbares eigenes Interesse, zu den Vorgängen in seiner Nachbarregion auch in politischen Dingen seine Meinung zu sagen. Krieg oder Frieden im Nahen Osten kann uns nicht gleichgültig sein. Diese Frage geht uns E u r o p ä e r unmittelbar an. Frage: Sie werden am 16. März Israel besuchen und mit d e m israelischen Außenminister Allon e r n e u t Beratungen über dieses schwierige Problem haben. Glauben Sie, d a ß die israelische Seite bereit ist, ihre Bedenken gegen eine gemischte, aber doch mit einer Stimme sprechende arabische Delegation bei k o m m e n d e n Verhandlungen fallen zu lassen? Auch d a n n , wenn Palästinenser oder PLO-Vertreter in einer gemeinsamen arabischen Delegation sein sollten? Antwort: Wie die Palästinenser an d e n B e m ü h u n g e n u m Beendigung des arabisch-israelischen Konflikts beteiligt werden können, ist angesichts d e r bestehenden unterschiedlichen Ausgangspositionen eine bisher ungelöste Frage. I n erster Linie ist es Sache d e r Konfliktparteien, d a f ü r einen Weg zu finden. Aber der freundschaftliche Rat derer, die mit beiden Seiten gute Beziehungen unterhalten, kann hilfreich sein. Frage: Wird die Bundesrepublik bei all diesen Problemen u n d k o m m e n d e n Ged a n k e n ihre eigenen Vorstellungen entwickeln oder dieses n u r im R a h m e n d e r Europäischen Staaten tun? Antwort: Die Staaten d e r EG haben im Rahmen ihrer politischen Zusammenarbeit eine gemeinsame Position auch in d e r Nahost-Politik entwickelt. Wir haben hierzu u n s e r e n Beitrag geleistet u n d stehen voll hinter dieser Politik. Die Bundesregierung legt diese gemeinsame Position ihrer eigenen Nahost-Politik zugrunde.

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Bank für Gemeinwirtschaft: Bessere Zollbedingungen für Importe der EG-Länder nach Israel?

Bank für Gemeinwirtschaft: Bessere Zollbedingungen für Importe der EG-Länder nach Israel? Der „Außenhandels-Dienst" der Bank für Gemeinwirtschaft hat in seiner Ausgabe vom 1. Februar 1977 (26. Jahrgang Nr. 2) die folgende Nachricht veröffentlicht: „Mit Wirkung vom 1. Januar 1977 hat die Oberzolldirektion in Jerusalem Änderungen für ca. 750 Zollpositionen veröffentlicht. Es handelt sich hauptsächlich um Zollermäßigungen, die einen Einfuhrwert von ca. 175 Millionen Dollar im Jahr betreffen. Die Ermäßigungen betreffen u. a. folgende Waren: Nähmaschinen von 25 auf 22,5 Prozent; Fahrräder von 30 auf 25 Prozent; verschiedene Elektrogeräte von 30 auf 27,5 Prozent; kosmetische Erzeugnisse (Nagellack, Lippenstifte, Gesichtspuder und Cremes) von 37,5 auf 32,5 Prozent; Toilettenseifen und Rasierschaum von 22,5 auf 20,0 Prozent. Außerdem wurden die Zollsätze von folgenden Artikeln um 2,5 bis 5,0 Prozentpunkte herabgesetzt; Herren- und Damenschuhe; Schokolade und Süßigkeiten; Pulverkaffee; chemische und Kunststofferzeugnisse; Waren aus Papier und Pappe, Küchenmixer; Woll- und Baumwollgewebe. Gleichzeitig haben die Behörden zahlreiche Zollpositionen geändert, um die Tarifierung ähnlicher Waren unterschiedlich und infolgedessen zu einer unterschiedlichen Abgabenrechnung zu gelangen. Ab 1. Januar 1977 gelten f ü r einreisende Touristen neue Zollvergünstigungen für den Import von alkoholischen Getränken und gebrauchten persönlichen Artikeln (Schreibmaschine, Foto- und Filmkamera, Fahrrad, Radioempfänger, Fernsehgerät, Tonbandgerät, Feldstecher, musikalische Instrumente, Kinderwagen, Camping- und Sportausrüstung, persönlicher Schmuck)." Die Veränderung der Einfuhrbestimmungen der Zollerleichterung für Touristen aber machte den „deutschland-berichten" Sorgen. Trotz aller Bemühungen festzustellen, welche Alkoholmengen, Zigaretten und andere „Duty-Free"-Waren nach den neuesten Bestimmungen nunmehr mit nach Israel zollfrei gebracht werden dürfen, war dieses nicht zu ergründen. Die Redaktion des Außenhandelsdienstes hat mitrecherchiert, aber ebenfalls nichts ausrichten können. Weder in der israelischen Botschaft in Bonn, noch bei den Konsulatsstellen, noch beim Staatlichen Israelischen Reisebüro, der El AI oder anderen mit israelischen Reisen befaßten Stellen in der Bundesrepublik waren diese Angaben zu erhalten. Da bisher eine 3/4 Literflasche Alkohol mitgenommen werden durfte, dazu noch die gleiche Menge Wein, müßten die neuen Bestimmungen, die seit dem 1. Januar 1977 bereits wirksam sind, wohl eine Lockerung darstellen.

485

1977 — Israel und Europa

Die Europäische Investitionsbank in Luxemburg — Entstehung und Entwicklung Durch den Vertrag von Rom, das Gründungspapier der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, deren 20-jähriges Bestehen mit dem Gedanken an die Unterzeichnung der Römischen Verträge Ende März begangen wurde, ist auch am 1. Januar 1958 die Europäische Investitionsbank ins Leben gerufen worden, die keinen Erwerbszweck verfolgt, wohl aber mit ihren 3,5 Milliarden Rechnungseinheiten, die von den Mitgliedstaaten gemeinsam gezeichnet wurden, Investitionsvorhaben in schwächer entwickelten Regionen oder in Umstellungsgebieten, sowie für Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse zu gewähren. Der räumliche Tätigkeitsbereich der E I B (Europäische Investitionsbank) beschränkte sich ursprünglich auf das Gebiet der Staaten der Europäischen Gemeinschaft. Im Zeitraum von 1958—1974 wurden für Projekte in der Gemeinschaft sowie für Vorhaben, die für diese von unmittelbarer Bedeutung sind, 4 5 2 Finanzierungsverträge über einen Gesamtbetrag von rund 4 Milliarden R.E. (Rechnungseinheiten) abgeschlossen. Die Assoziierungsabkommen mit Griechenland und der T ü r kei sowie die beiden Abkommen von Jaunde mit 17 afrikanischen Staaten, Madagaskar und Mauritius (AASMM) haben zur Erweiterung und Diversifizierung der Aufgaben der Bank geführt. Sie gewährt in diesen Ländern nicht nur Darlehen aus ihren eigenen Mitteln, sondern führt auch im Auftrag der Mitgliedstaaten oder der Gemeinschaft Finanzierungen zu Sonderbedingungen (Spezialoperationen) durch, für die die Mittel von den Mitgliedstaaten (Türkei) oder vom Europäischen Entwicklungsfonds - EEF (AASMM) bereitgestellt werden. Für Vorhaben außerhalb der Gemeinschaft wurden von 1963 bis Ende 1974 Verträge über insgesamt R E 6 5 2 , 6 Millionen abgeschlossen. Das am 28. Februar 1975 zwischen 46 Staaten Afrikas, des karibischen Raums und des Pazifischen Ozeans (AKP-Staaten) und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft abgeschlossenen Abkommen von Lomé erweitert den Tätigkeitsbereich der Bank außerhalb der Gemeinschaft beträchtlich. Die gesamte Finanzhilfe der Gemeinschaft setzt sich wie folgt zusammen: — Finanzhilfe der Mitgliedstaaten über den E E F Zuschüsse RE Darlehen zu Sonderbedingungen RE Haftendes Kapital RE Transfers zur Stabilisierung der Ausfuhrerlöse gemäß Titel II des Abkommens RE — Darlehen aus eigenen Mitteln der EIB RE Insgesamt RE

in Millionen 2 100 430 95 375 390 3 390

Von diesem Gesamtbetrag von RE 3 390 Millionen setzt die Bank bis zu R E 585 Millionen in folgender Form ein: 486

Die Europäische Investitionsbank in Luxemburg—Entstehung und Entwicklung — Hauptsächlich Darlehen aus ihren eigenen Mitteln (RE 390 Millionen), für die in der Regel Zinsvergütungen eingeräumt werden. Für diese Zinsvergütungen ist im Rahmen der Zuschüsse des EEF ein Globalbetrag von RE 100 Millionen reserviert. — Finanzierungen in Form von haftendem Kapital (RE 95 Millionen) aus Mitteln des EEF. Gemäß der Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen der Kommission der Europäischen Gemeinschaften und der Bank sind Vorhaben der Bereiche Industrie, Bergbau und Fremdenverkehr der Bank zur P r ü f u n g vorzulegen, da solche Projekte vorrangig mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln (Darlehen aus eigenen Mitteln und haftendes Kapital) finanziert werden sollen. Diese Regelung schließt Darlehen der Bank f ü r rentable Infrastrukturvorhaben in Ländern mit fortgeschrittenem Entwicklungsstand nicht aus. Seit Ende 1974 benutzt die EIB bei der Erstellung ihrer Konten u n d Statistiken f ü r die Umrechnung ihrer Rechnungseinheit in Landeswährungen und umgekehrt die entsprechenden Umrechnungskurse der europäischen Rechnungseinheit (ERE). In der Praxis verwendet die Bank f ü r statistische Zwecke während eines ganzen Quartals jeweils die Umrechnungskurse des letzten Werktags des vorhergegangenen Quartals. Für 1976 sah das in den wichtigsten Währungen so aus: Eine Rechnungseinheit war zu diesem Zeitpunkt im 4. Quartal 1976: In DM 2,708; Englisches Pfund 0,62; Französische Francs 5,5; Holländische Gulden 2,86; Belgische Franken 41,85. Allein 1976 wurden aus den Mitteln der Bank f ü r die Länder im Mittelmeerraum durch die mit diesen Ländern abgeschlossenen Verträge 1 565 Mill. Rechnungseinheiten zugesagt. Danach erhalten die Maghreb-Staaten (Algerien, Marokko, Tunesien) insgesamt 339 Mio. RE, die Maschriq-Staaten (Malta, Ägypten, Syrien, Jordanien, Libanon) rund 300 Mio. RE und Israel 30 Mio. RE. Portugal, das sich jetzt stark um eine Vollmitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft bemüht, bekam 150 Mio. RE sofort, denen weitere 158 Mio. RE folgen werden. Auch Griechenland hat im Zuge des Vertrages mit der EG nach dem ersten Finanzprotokoll 125 Mio. Dollar erhalten, denen im zweiten Finanzprotokoll noch einmal 280 Mio. Dollar folgen werden. Die Türkei wurde nach einem zweiten und dritten Finanzprotokoll mit insgesamt 363 Mio. Dollar bedacht. Jugoslawien erhält 50 Mio. RE. All diese Beträge werden f ü r fest umrissene Projekte verausgabt, die entweder der Infrastruktur oder dem wirtschaftlichen Aufbau gelten. Über Israel zugesagte Kredite sprach der Herausgeber mit d e m Pressesprecher der EIB, Herrn Schmidt, in Luxemburg. Die erste Frage ging auf die Tätigkeit der EIB im Mittelmeerraum ein. Herr Schmidt antwortete: „Die Europäische Investitionsbank ist, wenn ich das vielleicht vorausschicken darf, seit 1963/64 in dem einen oder dem anderen der Mittelmeerländer tätig, 487

1977 — Israel und Europa d. h. konkret in Griechenland und in der Türkei. Mit beiden Ländern wurden Anfang der 60er J a h r e sogenannte Assoziierungsabkommen zwischen der EG und den betreffenden Ländern abgeschlossen. Im Rahmen dieser Abkommen war vorgesehen, daß die Europäische Investitionsbank in Form von Darlehen bestimmte Investitionsprojekte zu finanzieren hilft. Im Falle Griechenlands handelte es sich damals um Darlehen aus eigenen Mitteln der Bank, d. h. im Grunde genommen aus Mitteln, die sich die Bank selbst auf den Kapitalmärkten beschafft. Im Falle der Türkei handelt es sich dagegen um Haushaltsmittel, der Mitgliedstaaten, die die Bank im Auftrag der Mitgliedstaaten in Form von Darlehen für Investitionsprojekte in der Türkei zur Verfügung stellte oder besser gesagt vergab, denn das Kapital wurde von den Mitgliedsländer zur Verfügung gestellt. Im Hinblick auf die verschiedene Herkunft der Mittel waren auch die Konditionen der Darlehen der Bank, die aus ihren eigenen Mitteln kamen, praktisch auch zu den üblichen Zinssätzen der Bank vergeben, immerhin mit der Möglichkeit, daß 2/3 des Gesamtbetrages mit einer Zinsbonifikation gegeben wurden, die wiederum aus den Haushalten der Mitgliedsländer gezahlt wurde. Das bedeutete eine Zinssenkung von 3 % für 2/3 des Gesamtbetrages von 125 Mio. Dollar." Interview mit dem Pressesprecher der EIB Frage: Wieviel Prozent mußte Griechenland noch bezahlen? Antwort: Ich habe unsere Zinssätze zur damaligen Zeit nicht alle im Kopf. Ich glaube, das belief sich zwischen 3 und 5 % , die noch übrig blieben. Frage: Ich meinejetzt bei diesen noch kommenden, denn die sind j a noch nicht ausgezahlt, sie sind noch nicht beantragt, im Hinblick auf die Projekte, im Hinblick auf Israel bei 30 Mio. Rechnungseinheiten, das wären Gelder, die die Bank aus dem Kapitalmarkt heraus besorgt, um sie dann Israel und auch den arabischen Staaten zur Verfügung zu stellen. Wieviel Prozent Zinsen werden da anfallen? Antwort: J a , in Bezug auf Israel handelt es sich um die im Abkommen mit Israel vorgesehenen 30 Mio. Rechnungseinheiten, die die Bank in Form von Darlehen aus ihren eigenen Mitteln zur Verfügung stellt. Im Falle Israels ist auch keine Zinsbonifikation vorgesehen, so daß die normalen Zinssätze der Bank zur Anwendung kämen, die derzeit liegen — sie können sich ändern — bei Darlehen mit einer Laufzeit bis zu 8 Jahren bei 8 1/4 %, bei Darlehen mit einer Laufzeit über 8 bis 12 Jahre bei 8 7/8 und bei Darlehen mit einer Laufzeit von über 12 Jahren bei 9 1/8 %. Frage: Kredite können natürlich erst wirksam werden, wenn diese Abkommen ratifiziert sind, und das dauert bei ihnen im Durchschnitt ein Jahr. Antwort: Nun, da kann die Europäische Investitionsbank wenig tun, denn sie hat selbst nichts zu ratifizieren, sondern die Parlamente der Mitgliedsländer der EG und auch das israelische Parlament im Falle Israels müssen diese Abkommen ratifizieren und nach bisherigen Erfahrungen dauert eine solche Prozedur bis zu einem Jahr. Frage: Und für welche Zwecke werden diese Gelder nun normalerweise verwandt werden? 488

Die Europäische Investitionsbank in Luxemburg — Entstehung und Entwicklung Antwort: Grundsätzlich nach den Bestimmungen, die f ü r die Tätigkeit d e r Bank überhaupt bestimmend sind, nach den Vorschriften der Satzung der Bank, d. h. f ü r Infrastrukturprojekte, wenn sie die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung des betreffenden Landes fördern oder konkret f ü r Investitionen im Produktionsbereich. Diese Investitionen im Produktionsbereich sollen f ü r solche Projekte bereitgestellt werden, die also mit einer Aussicht auf Rentabilität in Angriff genommen werden. Frage:Hat Israel schon durchblicken lassen, f ü r welchen Sektor diese Gelder verwandt werden sollen, f ü r die Industrie oder aber f ü r Infrastrukturmaßnahmen? Antwort:Es tut mir leid, ich kann darauf keine Antwort geben, nicht weil es vertraulich wäre, ich habe einfach noch keine Information darüber. Ich weiß nur, daß allererste Kontakte zwischen der betreffenden Direktion der EIB und israelischen Stellen stattgefunden haben, die aber noch keineswegs in ein konkretes Stadium getreten sind. Frage: In welcher Direktion laufen diese Dinge bei Ihnen? Antwort: In d e r Direktion f ü r Finanzierungen außerhalb der EWG, der zuständige Direktor ist Herr Hartwig, zufällig ein Deutscher. Frage: Es wird also noch mindestens ein J a h r dauern, bis man Klarheit hat und durch die Ratifizierung des Abkommens in den neun Ländern und Israel dann in der Lage sein wird, diese Kredite auszuzahlen. Antwort: Bis wir tatsächlich finanzieren können, müssen wir die Ratifizierung abwarten. Das heißt aber nicht, daß wir nicht vorher in etwa Klarheit haben könnten, die vorläufigen Kontakte im Hinblick auf die Ratifizierung und des endgültigen Inkrafttretens des Abkommens werden fortgeführt und gerade weil die Ratifizierung eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, bemüht sich die Bank die Vorarbeiten soweit voranzutreiben, damit nach dem Inkrafttreten der Abkommen nicht mehr eine lange Zeit verstreicht, um dann sofort aktiv anzufangen. Frage: Eine letzte Frage: Sehen Sie in der Arbeit der Europäischen Investitionsbank mit diesen Krediten auch eine politische Stabilisierung Europas im Mittelmeerraum? Antwort: Ja, ich glaube wir müssen ganz klar sehen, daß sich die Arbeit der Europäischen Investitionsbank, so wie wir sie hier im Auge haben, in einem politischen Raum abspielt. Wir sagen von der Europäischen Investitionsbank gern, sie ist kein politisches Instrument, sie hat keine politischen Aufgaben. Das hat sie auch nicht, aber ihre Arbeit fügt sich natürlich in eine gesamtpolitische Konzeption ein. Sie ist Teil der Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft. Frage: Und diese Mittelmeerpolitik, könnte sie in langer Zukunft — wir müssen hier, glaube ich, mit der Sonne des Südens rechnen — d. h. mit einer etwas langfristigen politischen Entwicklung, könnte sie daraufhinauslaufen, daß im nahöstlichen Mittelmeerraum doch ein Friede gefördert wird, der vielleicht — mit allen Fragezeichen - darauf abzielen könnte, etwas Ähnliches wie die Europäische Gemeinschaft in diesen Ländern am Rande des Mittelmeeres zu schaffen, d. h. zwischen Israel und den arabischen Nachbarstaaten eine gewisse Zollunion oder Wirtschaftsunion, ähnlich wie es einmal in Europa begonnen hat. 489

1977 — Israel und Europa Antwort: Nun, Herr Vogel, Sie haben die Frage schon vorsichtig formuliert, haben aber gleichzeitig ein sehr weites hochgespanntes Ziel anvisiert. Ich weiß nicht, inwiefern die doch bescheidene Tätigkeit der Europäischen Investitionsbank dazu einen konkreten Beitrag leisten kann, aber ich glaube, wenn man diese Arbeit in einer Gesamtkonzeption sieht, ist auch das ein kleiner Baustein, der eine Zusammenarbeit fördert und j a letztlich das sehr hochgespannte Ziel, das Sie angesprochen haben, auch einen Schritt weiterbringen kann.

Die außenwirtschaftlichen Beziehungen Israels zur EG — Eine Analyse des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft Die israelische Verbindung zur Europäischen Gemeinschaft ist in den letzten Jahren an Bedeutung ständig gestiegen. Eine Analyse gibt der „Außenhandelsdienst" der Bank für Gemeinwirtschaft in seiner Ausgabe vom 1. Oktober 1977: „Israel konnte im letzten Jahrzehnt seine Exporte in realen Werten durchschnittlichjährlich um 12 Prozent anheben. Doch die Rezession von 1974/75 beeinträchtigte diese Ziffern erheblich: 1975 stiegen die israelischen Exporte um nicht mehr als 4 Prozent. Dieser Anstieg wurde durch die Preiserhöhung aufgesogen. Doch Ende 1975 und zu Beginn des Jahres 1976 zeichnete sich wieder eine Verbesserung ab. Einen Anstieg verzeichneten vor allem die Metall- und Elektronikbranchen mit ihren Exporten: von 215 Millionen Dollar im Jahre 1974 über 300 Millionen Dollar 1975 bis zu 435 Millionen Dollar 1976, womit innerhalb von zwei Jahren eine Verdoppelung stattfand. Die Prognosen dieser Branche für das J a h r 1977 sehen die Summe von 590 Millionen Dollar an Exporten vor, was einer Steigerungsrate von 35 Prozent gegenüber 1976 entspricht. Wie der Staatssekretär im israelischen Handels- und Industrieministerium, Dr. Y. Cohen, kürzlich in .Israels Außenhandel' ausführte, zeigt die positive Entwicklung in der Produktionsstruktur und bei den Exporten die technologischen Entwicklung in der Metallund Elektronikindustrie auf, die diese seit 1967 erlebt hat. 1975 exportierte Israel Industriegüter, die aus eigener industrieller Forschung und Entwicklung stammten, im Wert von 350 Millionen Dollar. Israel ist weder ein kapital- noch ein arbeitsintensives Land. Seine relativen Vorteile liegen in der Qualität der einheimischen Arbeitskräfte und in der Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur. Das Ziel für 1980 ist ein Export von einer Milliarde Dollar an Industriegütern, die auf eigener Forschung und Entwicklung basieren. Die Zukunft der industriellen Entwicklung hängt von der Fähigkeit des Ausbaus der Industrieexporte ab. Unter den positiven Faktoren in der Entwicklung des israelischen Außenhandels verdienen nachfolgende zwei besondere Beachtung: Verbesserte Handelsbedingungen auf den Hauptabsatzmärkten aufgrund des Freihandelsabkommens mit der EG und der allgemeinen Zollpräferenzen, die Israel von den USA,

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Die außenwirtschaftlichen Beziehungen Israels zur EG Japan, den EFTA-Staaten und letzthin auch von Norwegen, Kanada, Australien und Neuseeland zugestanden worden sind. Israel erfreut sich damit umfassender oder teilweiser Zollpräferenzen in den meisten Industriestaaten der Welt. Es wird damit gerechnet, daß viele israelische Firmen ihren Exportanteil vergrößern werden und andere wiederum, die bis jetzt nicht im Export tätig waren, werden sich dieses Feld erschließen. Die Exporte in den EG-Raum erreichten 1975 die Höhe von 723 Millionen Dollar, wobei es sich hauptsächlich um Konsumgüter handelte. Metallindustrie, Maschinen, Elektrogeräte und Elektronik spielten ebenso wie Transportmittel eine kleine Rolle, zusammen nicht mehr als 12,9 Prozent. Andererseits erreichten diese hochentwickelten Industrien im gleichen Zeitraum einen Exportanteil von 31 Prozent nach den USA u n d Kanada, von 21,3 Prozent nach den EFTA-Staaten und gar von 39,3 Prozent in andere Länder. Verglichen damit nimmt der Export von Konsumgütern, namentlich verarbeiteter Lebensmittel, Textilien, Bekleidung u n d Lederwaren, einen relativ großen Anteil der Ausfuhr in den EG-Raum ein. So machten Textilien, Kleider u n d Lederwaren 42 Prozent des Gesamtexportes nach Deutschland aus und verarbeitete Lebensmittel 42,2 Prozent desjenigen nach Großbritannien. Obwohl diese Zahlen Israel als ein Land charakterisieren, das vor allem Agrar- und Textilprodukte offerieren kann, bleibt es das Ziel, den Anteil der Industrie auf 50 Prozent des gesamten Exportes im Jahre 1980 anzuheben. Parallellaufend zu den wirtschaftlichen Beziehungen mit der EG als Ganzes besteht auch Raum f ü r den Ausbau bilateraler Beziehungen zu einzelnen EGStaaten auf Gebieten, die entweder überhaupt nicht oder n u r teilweise von Freihandelsabkommen abgedeckt werden. Bilaterale Beziehungen können sich nach Auffassung von Staatssekretär Cohen auf einzelnen Gebieten als effektiver erweisen als multilaterale. Israel stützt daher seine Politik auf einem zweigleisigen Konzept ab: einerseits die Diskussion mit der EG über Sachfragen, die von den EG-Behörden effizient behandelt werden können, wie zum Beispiel die Zoll- und die Landwirtschaftspolitik, andererseits werden direkte Kontakte mit den einzelnen Mitgliedstaaten geschaffen. Die gemeinsamen Wirtschaftsausschüsse mit Deutschland und Großbritannien beruhen auf dieser Idee. Das im gemeinsamen Wirtschaftsausschuß von Israel und der Bundesrepublik im Juni 1976 entwickelte Konzept beinhaltet die Definition der Gebiete der Zusammenarbeit, die G r ü n d u n g von Arbeitsgruppen und die Erstellung von direkten Kontakten zwischen Industrieunternehmen aus beiden Staaten. Dies beinhaltet auch die Teilnahme an Messen, die Errichtung von Handelszentren, gegenseitige Besuche u. a. 1975 machten die israelischen Exporte in den EG-Raum 37 Prozent der Gesamtausfuhr aus. Die Importe aus der EG wiederum lagen bei rund 50 Prozent der gesamten Einfuhr. Das israelische Defizit aus dem Handel mit den EG-Staaten erreichte 57 Prozent des gesamten israelischen Außenhandelsdefizits. Im J a h r 1976 gelang es, diese Kluft zu verkleinern. In Bezug auf Frankreich u n d Dänemark wurde die Differenz fast zum Verschwinden gebracht und die Exporte 491

1977 — Israel und Europa nach Belgien, Großbritannien und Deutschland nahmen auf einzelnen Gebieten um mehr als 30 Prozent zu. Trotzdem blieb eine Differenz bestehen und die israelischen Einfuhren aus der gesamten EG blieben doppelt so groß wie die Ausfuhren. Die Aussichten für das laufende J a h r sehen eine Vergrößerung des Exportes um 16 Prozent vor. Die erfolgreiche Verwirklichung dieses Vorhabens hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung der hauptsächlichsten Absatzgebiete ab. Die gegenseitige Abhängigkeit zwischen den Wirtschaften hat seit dem Inkrafttreten des Handelsabkommens zwischen der EG und Israel zugenommen. Heutzutage ist es nicht mehr das Ziel von Israels Außenhandelspolitik, weitere Tarifpräferenzen zu erhalten, sondern die interne Reorganisation mit dem Ziel der Anpassung der Industrie an den internationalen Konkurrenzkampf. Zusätzliche Probleme sind die Überführung der Arbeitskräfte von den Dienstleistungen zur Industrie und vor allem die Inflationsdämpfung. Die Art und Weise, wie diese Probleme, namentlich die Inflation, bewältigt werden, bestimmen die Entwicklungstrends der israelischen Wirtschaft und des Außenhandels in diesem J a h r . "

Israel forciert Warenaustausch mit der EG Israel konnte seinen Warenaustausch mit den Mitgliedstaaten der EG 1977 gegenüber 1976 um zirka 7 0 0 Millionen US-Dollar oder um 20 Prozent vergrößern. Diese Entwicklung ist a u f das 1975 unterzeichnete Abkommen zur Schaffung einer Freihandelszone zurückzuführen. 1977 konnte das Land dank des Abbaus der Einfuhrzölle in die EG für viele Industrieerzeugnisse seinen Warenexport nach den EG-Ländern um 24,8 Prozent a u f 1,1 Miliarden Dollar anheben. Damit stieg der Ausfuhranteil in die EG auf 34 Prozent der gesamten israelischen Ausfuhr, die 1977 um 22 Prozent auf 2,95 Milliarden Dollar vergrößert werden konnte. Der intensive Warenaustausch mit der EG schlug sich auf den israelischen Import aus der Gemeinschaft nieder, der im gleichen Zeitraum um 22,6 Prozent auf 1,95 Milliarden Dollar anstieg, während die Gesamteinfuhren Israels 1977 nur um 16,2 Prozent zunahmen und 4,73 Milliarden Dollar erreichten. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß es im Berichtsjahr Israel gelang, die großen Handelsbilanzdefizite mit den zwei wichtigen EG-Handelspartnern — der Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien — erheblich abzubauen, während die mit Belgien, Italien, Frankreich und den Niederlanden stiegen. Der relative Rückgang der Importe aus der Bundesrepublik Deutschland — ausgedrückt in US-Dollar — ist in erster Linie auf die DM-Aufwertung und damit die Verteuerung des deutschen Angebotes zurückzuführen. Dies hatte wiederum ein Ausweichen auf preiswertere Angebote aus anderen EG-Mitgliedstaaten zur Folge. Während Israels gesamter Importüberschuß im Berichtsjahr um 7,1 Prozent 492

Israel wirbt auf Fachmessen in der Bundesrepublik

auf 1,78 Milliarden Dollar anstieg, wuchs das Handelsbilanzdefizit mit der EG um 25 Prozent auf 853,5 Millionen Dollar. Diese Entwicklung wollen die israelischen Behörden in den bilateralen Gesprächen mit den verschiedenen EG-Mitgliedstaaten als Hebel zur beschleunigten Ausfuhrsteigerung benützen. Auch die Tatsache, daß 73 Prozent der Einfuhr aus der EG aus Produktions- und Investitionsgütern bestehen, soll dem israelischen Anliegen entsprechenden Nachdruck verleihen.

Messen und Ausstellungen

Israel wirbt auf Fachmessen in der Bundesrepublik Von den rund 60 Messen, die Israels Wirtschaft in aller Welt 1977 beschicken wird, finden mehr als 20 in der Bundesrepublik Deutschland statt. Es ist ein Beweis für die Bedeutung unseres Landes für die Verbindung zum deutschen Markt, aber auch zu Deutschlands Nachbarstaaten, denn alle Messen und großen Ausstellungen liegen gleichzeitig im Blickpunkt der europäischen Nachbarstaaten, so daß über diese Kontakte, die in Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Berlin, Köln und Nürnberg auf diesen Messen und Ausstellungen geknüpft werden können, auch der europäische Markt direkt oder indirekt angesprochen werden kann. Die mir vorliegende Liste der israelischen Messebeteiligung wurde von der israelischen Gesellschaft für Messen und Ausstellungen als Terminkalender aufgestellt. Sie nennt die Termine vom 1. April 1977 bis zum März 1978. Die jetzt stattfindende Grüne Woche in Berlin ist darin nicht enthalten, wohl aber der entsprechende Termin für 1978. Die Termine dieser Messen sind: Datum: 20. - 2 8 . 4.1977 24. - 2 8 . 4.1977 10. - 1 3 . 5.1977 7. - 1 0 . 6.1977 21. - 2 3 . 8.1977 28. - 3 1 . 8.1977 10. - 1 5 . 9.1977 23. -27.10.1977 20. - 2 9 . 9.1977

Nameder Messen in der Bundesrepublik Hannover-Messe 1977 IGEDO- Internationale Mode-Messe Interstoff-Handelsmesse f. Bekleidung und Stoffe, sowie Textilien Interhospital 77. Internationale Hospital-Ausstellung Internationale Herrenmode-Woche Internationale Messe in Frankfurt ANUGA-Nahrungsmittel-Ausstellung IGEDO- Internationale Mode-Ausstellung EMO II - Europäische Maschinen u.

Stadt Hannover Düsseldorf Frankfurt Hannover Köln Frankfurt Köln Düsseldorf

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1977 — Messen und Ausstellungen Datum: 25.-27. 9.1977 6.-12.10.1977

12.-17.10.1977 11.-15. 1.1978 27.1.-5.2.1978 Januar 1978 Februar 1978 11.-17. 2.1978 26.-28. 2.1978 26.2.-2.3.1978

Name der Messen in der Bundesrepublik

Stadt

Werkzeug-Messe Spoga — Camping-Ausrüstung u. GartenMöbel-Messe Interkama — Internationaler Kongreß mit Handelsmesse f. Instrumente u. Automatisation Internationale Buchmesse Internationale Handelsmesse für Heimtextilien Grüne Woche Internationale Möbel-Messe Internationale Messe f. Haushaltswaren Internationale Spielwaren-Messe Internationale Herren-Mode-Messe Internationale Frankfurter Frühjahrs-Messe

Hannover Köln Düsseldorf Frankfurt Frankfurt Berlin Köln Köln Nürnberg Köln Frankfurt

Starke deutsche Beteiligung auf der „Technology 77" in Tel Aviv vom 7. bis 15. Juni 1977 Wieder, wie schon in den Vorjahren, war die Bundesrepublik Deutschland mit 203 Ausstellern stark vertreten. Ein offizieller Gemeinschaftsstand vereinte 16 kleinere Firmen, 187 waren d u r c h ihre israelischen Handelsfirmen an dieser Messe beteiligt. Staatspräsident Katzir, d e r am E r ö f f n u n g s t a g d u r c h die Messe ging, hat mit allen anderen Länderpavillons auch den der Bundesrepublik besucht. Er n a h m sich sogar die Zeit f ü r einen guten T r o p f e n deutschen Weins, d e r ihm angeboten wurde. 400 qm, das war zwar nicht soviel wie bei a n d e r e n L ä n d e r n wie Großbritannien, das mit 1 500 qm Ausstellungsfläche vertreten war, die USA mit 1 000 qm, wie auch Frankreich, Italien mit 700 qm, Österreich mit 400 qm. Israel veranstaltete am 10. J u n i ein Symposion um eine Bestandsaufnahme des mit der Europäischen Gemeinschaft bestehenden Freihandelsabkommens zu veranstalten. Die EG-Kommission war durch H e r r n Dr. Maitzahn (Generaldirektorium Binnenmarkt u n d Industrie) vertreten. A u ß e r d e m waren noch drei weitere Beamte aus Brüssel angereist. Botschafter Dr. Per Fischer gab, wie alle a n d e r e n Länder, die mit einem eigenen Pavillon vertreten waren, am 13. Juni einen E m p f a n g . 17 Staaten mit insgesamt 989 Ausstellern auf 11 500 qm und einem Freigelände von 3 500 qm, das war eine Schau, die zeigte, wie weit verzweigt die israelischen Handelslinien liefen. Im J a h r 1979 wird auf d e m gleichen Gelände die Frage des Arbeitsschutzes im V o r d e r g r u n d stehen, während bei d e r jetzt vergangenen Messe, die von 57 000 Besuchern frequentiert wurde, elektrische und elektronische Anlagen, 494

Starke deutsche Beteiligung auf der „Technology 77" in Tel Aviv vom 7. bis 15. Juni 1977 Laborausstattungen, Werkzeugmaschinen, Text- und Prüfgeräte im Vordergrund standen. Kurz vor Beginn der Messe traf ich mit dem Präsidenten der deutsch- israelischen Handelskammer in Tel Aviv, Herrn Dr. Kurt A. Moosberg zusammen. Ich fragte ihn nach der Entwicklung der Handelskammer. Seine Antwort: „Es trifft sich gut, daß wir gerade in diesen Tagen das 10-jährigen Jubiläum der G r ü n d u n g unserer Kammer verzeichnen können. Am 18. April 1967 wurden nach längeren Vorbereitungen am gleichen Tage und zur gleichen Stunde unsere Kammer und die Schwesterkammer in Frankfurt eröffnet. Dies geschah in einer Atmosphäre in Israel, die — bezüglich der Beziehungen mit Deutschland — von der heutigen grundverschieden war, inmitten von Widerständen und Zweifeln seitens der Öffentlichkeit. Ich durfte damals die H o f f n u n g aussprechen, daß die Pflege eines fruchtbaren und korrekten Handelsaustausches, die wir uns zur Aufgabe gemacht hatten, sicherlich im Laufe der Zeit das ihre beitragen werde zur Entwicklung persönlicher, ja freundschaftlicher Beziehungen, und zur Aufhellung der schwer lastenden Wolken der Vergangenheit. Beide Erwartungen haben sich als berechtigt erwiesen, die wirtschaftliche, die menschliche und die kulturelle. Der Anteil unserer Kammer am einen wie am anderen war selbstverständlich bescheiden, aber doch vorhanden. Organisationen unserer Art sind ja ihrer Natur nach nicht die eigentlichen Träger der wirtschaftlichen Entwicklung, sondern mehr Katalysatoren, die durch ihre Anwesenheit allein den Entwicklungsprozeß encouragieren und vorwärtstreiben. Mit diesem Vorbehalt stellen wir befriedigt fest, daß der Wirtschaftsaustausch, unser eigentliches Aufgabengebiet, seit 1967 auf über das 5-fache gewachsen ist. Damals betrug der Handelsverkehr in beiden Richtungen zusammen $ 120 Millionen, heute $ 618 Millionen, wobei freilich unser Export nach Deutschland nur auf das 3 1/2-fache, der Import aber auf das 7-fache gestiegen ist. Diese Diskrepanz und die Notwendigkeit sie auszugleichen, beschäftigt uns alle sehr stark, darunter auch, wie wir mit Befriedigung feststellen, die deutsche Seite. Vieles ist auf diesem Gebiet noch zu leisten, besonders bezüglich der Schaff u n g der Voraussetzungen f ü r die Wiederaufnahme der deutschen Investitionen in Israel in größerem Umfang. In dieser Hinsicht ist auch die Verbesserung unserer eigenen Investitionsgesetzgebung und wäre die Erleichterung der administrativen Regelung von großer Bedeutung."

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Luftverkehr und Tourismus Steigendes Interesse in der Bundesrepublik für die israelische Luftfahrtindustrie Auf dem großen Treffen der Flugzeug- und Luftfahrtindustrien der Welt in Le Bourget, einem der großen Flugplätze von Paris, war auch Israel mit einem hochinteressanten Pavillon vertreten. Sicherlich ist auch dieser Ausstellungsrahmen höchster Technik weitgehend von der noch nicht friedlichen Situation im Nahen Osten bestimmt. Noch läuft der Hauptteil der Produktion in den verschiedenen Bereichen für die eigene Rüstung, aber so manche Erfindung, die einmal für diesen vordringlichen Sektor gemacht wurde, hat jetzt bereits in die Produktion für den Frieden Eingang gefunden. Die Kfir, Israels Vielzweckkampfflugzeug, das von Israel erstmals in einem internationalen Rahmen vorgestellt wurde, stand wenige Meter vom französischen Pavillon entfernt, wo die neueste Version des Mirage-Kampfflugzeuges zu sehen war. Ausgeschlossen die Verwandtschaft beider Typen zu übersehen. Daneben auf dem israelischen Gelände auch die ARAVA, jenes kleine Transportflugzeug für 12 bis 13 Personen oder zweieinhalb Tonnen Fracht, das eine völlig eigene Konstruktion ist. Heute bereits Exportschlager für Länder, die ohne große Flugplätze auskommen müssen oder in Europa Zubringerdienste zu leisten haben würden. Neben den Flugzeugtypen aber auch viele technische Geräte, vom Radargerät, das sich durch besonders kleine Dimensionen auszeichnete, bis zu vielen technischen Neuerungen, die auch manchen Besucher der Branche aus der Bundesrepublik anzogen. So ist die Elektronikfirma des gesamten Konzerns der I AI, der Israelischen Airkraft-Industrie damit beschäftigt, auf dem medizinischen Sektor eine vielleicht sensationelle Erfindung für die Fabrikation vorzubereiten: ein Gerät, das es ermöglichen soll, einen Herzkranken, der einen Schrittmacher eingepflanzt erhielt, über eine Telefonverbindung mit seinem Arzt oder einer Spezialklinik zu verbinden, um so über Tausende von Kilometern, wenn es sein müßte, Herzrhythmus und andere Daten an den Arzt zu bringen und so die Möglichkeit einer weiteren Therapie zu ermöglichen. Deutsche Ärzte haben sich bereits seit Jahren mit den israelischen Geräten im medizinischen Bereich befaßt und Bestellungen in den israelischen Firmen plazieren könnnen. Auch für die neue Radartechnik gibt es bereits Gespräche deutscher Flugzeugfirmen mit der IAI. Im kommenden Jahr, wenn der israelische Pavillon — fester Bestandteil der Hannoverschen Luftfahrtschau seit langen Jahren — nach Hannover kommt, werden diese deutsch-israelischen Beziehungen noch direkter, noch enger sein. Für das Reise- und Managerflugzeug, das seit Jahren in Israel gebaut wird, das den Namen „Westwind" trägt, gibt es ebenfalls einen Markt in Deutschland. Für die Bundesrepublik und die Schweiz wurde jetzt ein Verkaufsbüro geschaffen. 496

Das zweite Jahr mit grüner Luftfracht nach Köln/Wahn

Das zweite Jahr mit grüner Luftfracht nach Köln/Wahn Die C.A.L., die AGREXCO und der Flughafen Köln/Wahn feierten am 2. November 1977 gemeinsam das einjährige Jubiläum der Luftfrachtlinie zwischen dem Flughafen Ben Gurion und Köln/Wahn, die der israelischen Landwirtschaft geholfen hat, ihre Agrarexporte frisch und billig auf den deutschen und europäischen Markt zu bringen. Genau vor einem Jahr hatte diese Luftbrücke begonnen. Seither sind bis zu diesem Jubiläum, da man bei der C.A.L. beginnt, die Flüge neu zu zählen 307 Landungen zu verzeichnen gewesen in Köln. Mit diesen Flügen wurden 29 000 Tonnen Luftfracht von Israel nach Deutschland gebracht, allein 25 000 Tonnen Agrargüter. Aus der Bundesrepublik Deutschland flogen 20 000 Tonnen Industriegüter zurück, 56 % aus der Bundesrepublik Deutschland und 44 % aus den Nachbarstaaten herangebrachte Fracht, darunter 3 000 Autos, die zum größten Teil aus Frankreich kamen, der Rest der Waren verteilte sich auf Holland, Belgien, Italien, die Schweiz und Skandinavien. Der Umsatz, so wurde stolz verkündet, belief sich auf 13 Mio. US-Dollar. Das aber war nur der Anfang. Nun soll nach einer Anlaufzeit, nachdem der Flughafen Köln/Wahn seine Frachtkapazität erheblich erweitert hat, die Arbeit entsprechend größer werden. Die Zahl der Flüge wird gesteigert. 450 mal kommt die Boeing 747 mit einer Ladekapazität von rund 110 Tonnen pro Flug, in der nächsten Saison 100 mal zusätzlich nach München, um den süddeutschen Raum rascher mit der leichtverderblichen Ware bedienen zu können. Diese leichte Verderblichkeit ist entscheidend, um die, wenn auch billige Luftfracht ausgleichen zu können. Während bei der Schiffsfracht von Israel mit einem Verderblichkeitsfaktor von 1,8 % gerechnet werden muß, ist diese Quote auf 0,3 % gesunken, seit die Obstsorten, das Gemüse und nicht zuletzt als neue Agrarprodukte der AGREXCO St. Peterfisch und frisches, nicht gefrorenes Putenfleisch durch die Luft zu uns nach Europa kommen. Der Luftzubringer hatte in der vergangenen Saison mit dazu beigetragen, daß das von der AGREXCO gesteckte Ziel—eine Exportverdoppelung der unter dem Markennamen „Carmel" angebotenen Agrarprodukte — erreicht wurde. Allein bei Avocados wurde die Liefermenge auf 1 000 Tonnen gesteigert und soll für die kommende Saison weiter auf 1 500—1 700 Tonnen geschraubt werden. Für Europa wurde auch die Schallgrenze von 100 000 Tonnen Obst und Gemüse erreicht, wobei für den nächsten Schritt 140 000 Tonnen angestrebt werden. Insgesamt reihen sich 28 Produkte im Carmel-Sortiment — von Avocados bis Zucchini. Neben dem Transportweg mit Kühlschiffen nach Marseille und Antwerpen mußte dabei der schnellere Lufttransport erweitert werden. Mit einer zweiten Boeing 747 wird jetzt die grüne Luftbrücke verstärkt. Nach einer Flugzeit von ca. 4 1/2 Stunden landen die Obst- und Gemüsejumbos dann in Köln. Die Obst- und Gemüsesaison startet jetzt mit erntefrischen Avocados, Auberginen und Paprika, die über die Drehscheibe Köln/Bonn auf die Großmärkte der Bundesrepublik Deutschland verteilt werden. 497

1977 — Luftverkehr und Tourismus

Die Luftbrücke bringt noch weitere Vorteile: 5 bis 6 Markttage werden durch die kürzeren Wege gewonnen, was ebenfalls dem Faktor der Frische dient.

Die Lufthansa: Die Linie nach Tel Aviv gehört zu den besten Strecken Im ersten Halbjahr 1977 hat die Lufthansa auf der Strecke Tel Aviv wieder bessere Ergebnisse, als das im Durchschnitt aller Lufthansastrecken der Fall ist. Im ersten Halbjahr wurden 1976 27 583 Fluggäste zwischen der Bundesrepublik und Tel Aviv sowie in die Bundesrepublik zurück von der Lufthansa befördert. Das war mehr, als die gesamten Streckennetze der Lufthansa meldeten. Dort sind es 9,9 % gewesen. Beim Frachtverkehr wird die Gesamtbilanz der Lufthansa ein Plus von 8,8 % melden, während in diesem Zeitraum für die Strecke Tel Aviv 0,9 % Minus zu verzeichnen sein wird. Beim Posttransport aber verzeichnet die Lufthansa auf der Israelstrecke 26,2 % Zuwachs, eine Steigerungsrate, die nur mit 10,9 % im Gesamtdurchschnitt aufgezeigt wird, wenn es um das erste Halbjahr 1977 geht. Auch die anderen technischen Verladedaten sind im ersten Halbjahr 1977 für die Lufthansa auf der Strecke von der Bundesrepublik Deutschland nach Tel Aviv und zurück besser, als es die allgemeine Statistik für die Lufthansa ausweist. Bei den bezahlten Tonnenkilometern sind es im Durchschnitt der weltweiten Lufthansastrecken 8,6 %. Die Gesamtzahl der Flüge auf der Tel Aviv-Strecke stieg um 7,6 %, während alle Strecken der Lufthansa nur um 3,8 % stiegen. Im Flugplan Frühjahr 1978 wird die Lufthansa mit 10 Flügen pro Woche die Strecke Israel-Bundesrepublik Deutschland in beiden Richtungen befliegen. Das Fluggerät, die Boeing 727—200 wird beibehalten. Bei zehn Flügen erhöht sich das Platzangebot auf 146 Plätze pro Flug, d. h. daß pro Woche in jeder Richtung 1 460 Plätze in Economy und in der ersten Klasse zur Verfügung stehen. Der Nutzladefaktor auf der Israelstrecke liegt ebenfalls über dem Durchschnitt der gesamten Lufthansabilanz: 1976 war die Auslastung der Maschinen 56,3 %, im ersten Halbjahr 1977 60,3 %, wobei als Vergleich die Auslastung aller LufthansaJets 1976 bei 56,9 % und 1977 im ersten Halbjahr bei 58,5 % lagen. Künftig rund 80 Tonnen Fracht pro Woche

Während die Jumboflüge der CAL in der kommenden Saison mit einem Flug rund 110 Tonnen Luftfracht nach Bonn fliegen werden — und hoffentlich auf dem Rückflug die gleiche Menge Industriegüter nach Tel Aviv transportieren — wird die Lufthansa mit zehn Flügen pro Woche im Bauch der Boeing 727—200 rund 4 Tonnen Fracht mitnehmen, wobei auch hier der Hin- und Rückflug berücksichtigt werden muß. Das bedeutet rund 80 Tonnen Luftfracht pro Woche, wenn die zehn Flüge pro Woche eingerichtet sein werden. Durch die 727-200 498

Israel ist zum 16. Mal auf der internationalen Grünen Woche in Berlin werden auch hier größere Werte erzielt, die das Fluggeschäft noch besser auslasten. Gruppenreisen mit Lufthansa auch aus Südamerika Auch bei jüdischen Kreisen in Argentinien nimmt die Beliebtheit der Lufthansa zu. Der Leiter des Büros der Lufthansa in Buenos Aires, Schenck, erklärte dem Herausgeber, daß 1977 sieben Gruppen jüdischer Organisationen bei der Lufthansa 241 Plätze nach Israel über die Bundesrepublik gebucht hätten. 1978 seien bereits f ü n f Gruppen mit 240 Plätzen fest gebucht worden. Die Zusammenarbeit, auch mit der israelischen Linie El AI, sei ausgezeichnet.

Landwirtschaft Israel ist zum 16. Mal auf der internationalen Grünen Woche in Berlin Auf 160 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird Israel auch 1977 an der Grünen Woche in Berlin teilnehmen. Seit 1962 ist diese Beteiligung ein fester Bestandteil des israelischen Messekalenders geworden. Rund 500 000 Besucher zählt diese wohl größte Landwirtschaftsschau, an der das internationale Angebot aus m e h r als 40 Staaten zu sehen sein wird. Israel wird auch in diesem J a h r seine bekannte Palette, seine landwirtschaftliche Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Neun Firmen und Vermarktungsgruppen stellen aus. Darunter der Citrusboard, die AGREXCO, die ihre Gemüse und Früchte ausstellen, eine Likörfirma, die d e n Sabra Likör vorstellt, Telma mit Falafel und Humus, jenen Spezialitäten aus d e m israelischen Raum, Säfte (Tomaten, Orangen und Grapefruit) sowie israelische Weine und Konserven. Obwohl er jetzt Israels Konsul in Hamburg ist, wird Baruch Schäfer, d e r den Stand Israels auf der Grünen Woche seit Beginn betreut hat, auch in diesem Jahr in Berlin sein. Herr De Fries von der israelischen Messegesellschaft wird als Repräsentant den Stand leiten. Als besondere Attraktion wollte die AGREXCO, Israels Vermarktungsgesellschaft f ü r Früchte, Gemüse und Blumen einen „Jumbo" mit 110 Tonnen Ware zur Grünen Woche in Berlin-Tegel landen lassen, aber der Berliner Flughafen sah sich außer Stande, diesen Luftriesen zu entladen. So werden nun Sellerie, Avocados, Datteln auf einer anteiligen Standfläche des Israelpavillons an die sich schiebenden und drängenden Besucher der Grünen Woche verkauft. Zum 499

1977 — Landwirtschaft

16. Mal ist Israel mit dabei, mit 160 Quadratmetern voll mit Farbe, gleichsam als Abglanz der Sonne des Landes und frischen Waren, in die man die Zitrusfrüchte mit einbeziehen muß, die der Citrusboard ebenfalls nach Berlin brachte, wo für Israel allgemein ein guter Markt ist. Im übertragenen Sinne auch in der Politik, die kulturellen Bedingungen nicht zu vergessen. Aber bleiben wir bei den frischen Waren, beim israelischen Wein, den man ebenfalls probieren konnte, den Sabrelikör, die Saftkonserven und viele orientalische Delikatessen, wie Falafel, Humus und Trina. Die Jumboflüge kann man auf einer solchen Schau natürlich nicht zeigen, aber wenn man in diesen Tagen der Superlative, die von mehr als 40 Staaten in den Hallen am Funkturm in Berlin angeboten werden, einmal in die großen Supermärkte der Kaufhäuser oder anderer Lebensmittelfirmen geht, der kann dort Auberginen kaufen, Paprika, Zwiebeln, Sellerie und Tomaten, die noch vor wenigen Tagen auf den Feldern in Israel, in der Nähe des Toten Meeres, in Galiläa im Freien oder unter Kunststoffzelten heranreiften, Blumen in den Geschäften finden, die unter Glas zu Spitzenerzeugnissen gezüchtet wurden. Rosen, Gladiolen, Nelken, Iris, Lilien, Chrysanthemen, eine halbe Million Stück bringen die Frachtflugzeuge täglich nach Köln/Wahn, von wo sie dann mit den Erdbeeren, Datteln und Gemüsen in alle europäischen Winde Weiterreisen, auch außerhalb der Grünen Woche auf die Berliner Märkte. Die Blumenspezialisten haben einen besonderen Erfolg mit der „Mini-Nelke", die ebenfalls im Israelpavillon verkauft wird, in Bündeln, in Plastiktüten. Von diesen Nelken wird der Absatz um 40 bis 50 % gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden, die anfänglich kalkulierten 25 % werden auf 30 bis 35 % bei den anderen Blumen in die Höhe schnellen. Diese Blumen werden so frisch angeboten, als kämen sie frisch aus den Treibhäusern unserer Nachbarländer. Die 4 Grad Celsius im Frachtjumbo garantieren für die noch am Morgen oder Nachmittag geschnittenen Blumen einen absoluten Rekord an frischer Ware. Blumen, die am Montag früh geschnitten werden, können bereits am Mittwoch als Geburtstagsstrauß in Düsseldorf, Berlin oder München Freude bereiten. Nach Ansicht der Verkaufsexperten der AGREXCO hat sich die Luftverladung der Agrarprodukte aus Israel bereits bewährt. Bisher flogen 64 Flüge bis zum 15. Januar 1977 nach Köln und 8 nach München, weitere 8 Flüge nach Teheran. Jede Ladung umfaßt 110 Tonnen Ware, das sind Ladungen von beinahe 10 000 Tonnen, die auf dem Luftwege auf den deutschen und die europäischen Märkte geflogen wurden. Frische wird aber nicht nur durch die Frachtflüge erreicht. Zwei hochmoderne Schnellfrachtschiffe, die mit Ladepaletten eingerichtet sind, die mit einem Ladefahrstuhl erreicht werden, können in 8 Stunden beund entladen werden. Diese Schiffe, die erst vor drei Jahren erbaut worden sind, wurden von der AGREXCO sofort für die israelischen Transporte gechartert. In dreieinhalb Tagen durchqueren diese Schnellschiffe die Strecke von den israelischen Häfen Haifa oder Ashdod nach Marseille. 80 bis 90 Eisenbahnwaggons, ebenfalls mit Kühleinrichtungen bringen in Expreßgeschwindigkeit die Ware nach Kehl am Rhein und von dort nach Hamburg, Berlin, an die Ruhr oder nach 500

Der Grapefruit-Export

in die Bundesrepublik

steigt

Süddeutschland, 1 200 Tonnen pro Schiff. Wenn die Ware aus den Zügen auf die Märkte kommt, wird das Schnellschiff in Israel bereits erneut beladen. 2 500 Paletten, pro Tonne Fracht eine Belastung von 70 bis 80 Dollar und 20 Pfennig Frachtkosten für die Bahnfahrt lasten auf den Waren. Das bedeutet, wenn man Paprika oder Tomaten transportiert, daß der Seeweg und der anschließende Bahntransport bis Frankfurt etwa DM 0,40 kostet, der Lufttransport erfordert DM 0,65 pro kg, während für Erdbeeren durch das größere Volumen bei Luftfracht rund DM 1,20 pro kg Frachtkosten erfordern. Aber dennoch sind beide Schnellwege, Kühlschiff und Flugzeug rentabel. Was man einhandelt ist die größtmögliche Frische, die Höchstqualität. Die AGREXCO hat die Saison 1976/77 zum Jahr der Qualität erklärt. Ein Wettbewerb der Großhändler auf den Großmärkten der Bundesrepublik soll die Qualitätsnormen über die Behandlung der Waren gewährleisten helfen. Unabhängige Prüfer sollen die Einhaltung dieser Normen prüfen und geben entsprechende Pluspunkte. Drei Israelreisen sollen unter jene Händler verlost werden, die durch Erfüllung der Qualitätsnormen die höchsten Punkteziffern erringen. Ein Prozent weniger Verderb der oftmals leicht verderblichen Waren bedeutet für die Produzenten bereits 25 % mehr Gewinn.

Der Grapefruit-Export

in die Bundesrepublik

steigt

10 Millionen Grapefruit, in 150 000 Kartons verpackt, ist die Steigerung des Absatzes der Jaffa-Grapefruit in die Bundesrepublik in den ersten Monaten der Saison, bis Ende Dezember 1976 gegenüber dem Vorjahr 1975. Insgesamt wird die Zahl der Kartons auf 706 000 gerechnet, während 1975 550 000 Kartons gezählt wurden. Dennoch: Die Verzehrsgewohnheiten der Bundesdeutschen sollte sich nach Ansicht der Zitrusexperten noch ändern. Bisher beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch an Grapefruit nur 1,5 kg pro Saison, während 15 kg Orangenverzehr statistisch pro Kopf ermittelt wurden. Das führte dazu, daß die Preise für die Zitrusfrüchte mit der gelben Schale, die auch in diesem Jahr wieder frisch und glänzend am Israelstand der Grünen Woche präsentiert wurden, nicht erhöht worden sind. Man will damit bewirken, daß die Grapefruit von einer „Exklusivfrucht" zur Konsumfrucht entwickelt wird. 75 % der Grapefruit auf dem deutschen Markt kommen weiterhin aus Israel, ein Anteil, der sich im gesamten EG-Bereich auf der gleichen Höhe hält. Die Konkurrenzländer? Es ist einmal Zypern, das ungefähr die gleiche Ware liefert, aber die israelischen Grapefruit sind im Geschmack, in der Verteilung von Säure und Zucker günstiger. Aus den USA kommt eine rote, süße Grapefruit, mit rotem Fruchtfleisch, die aber nach Ansicht der Herren des Citrusboard in Hamburg nicht den eigentlichen Charakter einer Grapefruit haben, die typische Herbe, die für die Gesundheit so bedeutsam ist. Außerdem sind diese aus Texas und Florida kommenden „Ruby-Red", wie diese Sorte genannt wird, wegen der langen Wege 501

1977 — Landwirtschaft

wesentlich teurer. Aus dem Mittelmeerraum kommen außerdem noch Grapefruit aus Griechenland, die aber ebenfalls keine ernste Konkurrenz darstellen. In den letzten Jahren, so konnte man es am Israelstand bei der Grünen Woche hören, hat sich der Export nach England besonders gesteigert, wo es bisher nur einen kleinen Markt für die Grapefruit gab. Der Export nach Europa soll jedes Jahr um 10 % gesteigert werden, das haben sich die Exporteure des Citrusboard vorgenommen. Sie wollen ihren Kollegen von der AGREXCO nicht nachstehen. Bei den Orangen ist der Markt schwieriger. Erst Anfang Januar hat die Anlandung der ersten Chamuti-Sendungen begonnen, später als in früheren Jahren, denn anhaltender Regen, der in Israel ja nicht bedauert wird, ließ eine Ernte nicht zu. Den Früchten habe es gut getan, und sie deuten auf die Orangen in den Korbschalen ihres Standes. Die Konkurrenz aus Spanien, Marokko und Griechenland wird zweifellos stärker, denn hier sind die Transportmöglichkeiten günstiger. Griechenland kann seine Ware direkt mit Lastwagen in die südliche Bundesrepublik transportieren, was nicht nur kürzere Zeiten mit sich bringt, sondern zweifellos auch billiger im Transport ist, was Auswirkungen auf den Verbraucherpreis hat. Die israelischen Fruchtschiffe werden weitgehend nach Triest dirigiert. Von dort in Eisenbahnwaggons verladen, gehen diese speziellen Orangen- und Grapefruitzüge direkt nach München, von wo die Waggons entsprechend weiterdirigiert werden, während die Hauptladungen für die norddeutschen Bezirke bis nach Frankfurt oder in Hamburg entladen werden. Trotz aller Sorgfalt für rasche Transporte ist es für den israelischen Zitrusexport nicht möglich, die Ware ohne chemische Behandlung auf den Weg zu bringen. Danach folgt das Einwachsen, was natürlich für die Haltbarkeit der Früchte eine große Bedeutung hat. Freier Markt für

Saftfabriken

In den vergangenen Jahren war im europäischen Bereich der Markt für israelische Saftprodukte gegenüber anderen Importen aus Brasilien und anderen Ländern zum Teil durch Dumping-Preispolitik dieser Konkurrenten fast zusammengebrochen. Auf israelischer Seite, wo die Früchte für die Verarbeitung ebenfalls vom Citrusboard zugeteilt wurden, gab es für die Verarbeitungsindustrie oftmals Engpässe im Bereich des Rohmaterials. Nun ändert der Citrusboard seine Politik. In der kommenden Saison sollen die Fruchtsaft- und Konservenfabriken ihre Verhandlungen über die Menschen und Preise der Früchte selbständig aushandeln können. Vielleicht wird das helfen, die Marktlücken zu schließen, doch auch hier ist die Konkurrenz in Israel groß. Es gibt etliche bedeutende Fabriken in diesem Bereich.

502

Interview mit Josef Ertl, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Interview mit Josef Ertl, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Frage: Im Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft wurde die Aufnahme von Spanien, Portugal und Griechenland zurückgestellt, weil man der Meinung ist, man muß erst einmal die Landwirtschaftspolitik im Mittelmeerraum überprüfen, neu ordnen, damit man dann nicht plötzlich im Wein ertrinkt, in der Apfelsinenschwemme untergeht und in vielen anderen Bereichen ein Desaster erlebt, weil die Landwirtschaft immer der Lastenträger der großen europäischen Politik gewesen ist. Sie hat immer das Minus abbekommen und nicht die großen positiven Seiten, wie es bei der Industrie vielleicht der Fall war. Antwort: Soweit ich die Beratungsergebnisse kenne — Beschlüsse sind j a nicht in dieser präzisen Form gefaßt worden — geht es darum, daß man sagt, man muß natürlich alle Fragen abklären, weil hier Probleme im Zusammenhang mit dem Beitritt — es sind j a drei Mittelmeerländer - auf den Agrarsektor zukommen, und dabei spielt es sicherlich eine Rolle, das bestehende oder besser gesagt, Partnerstaaten, die selber auch Mittelmeerlandwirtschaft haben, natürlich hier in großer Sorge sind, das gilt sicherlich für Italien, das gilt aber auch in Teilen für Frankreich, weil sich natürlich aus der geographischen Situation zwangsläufig ergibt, daß es sich hier um Länder handelt — und zwar vergleichbar — natürlich in unterschiedlichem Ausmaß und mit starker mediteraner agrarischer Produktion. Zugegeben, wir haben bei einem Produkt im Moment schon große Probleme, das ist der Wein. Die Produktionsliste könnte sich verschärfen und verstärken. Das könnte möglicherweise der Tabak, das könnte aber auch die breite Palette beim Obst speziell sein, bei Südfrüchten, Zitrusfrüchten und ähnliches mehr. Italien beklagt sich bereits dauernd, daß die Mittelmeerproduktion zu wenig Garantien haben, Absatzgarantien haben in der Gemeinschaft und besteht darauf, dabei wird es von Frankreich unterstützt, damit zunächst geklärt werden soll, zu prüfen, was auf diesem Sektor geschehen kann, bevor dieser Beitritt realisiert wird. Ich gehe sowieso von der richtigen Annahme aus, der Beitritt wird sich in Phasen entwickeln. Dieses zum Markt. Es gibt sicherlich noch ein zweites gravierendes Problem, das mit in Betracht gezogen werden muß, daß ist die Agrarstruktur dieser Länder. Es handelt sich j a um drei Länder, die sehr unterschiedliche Agrarstrukturen haben, aber auf jeden Fall alle schwache Strukturen haben. Wir wissen, welche Probleme wir mit den schwach strukturierten Ländern bereits in der jetzigen Neunergemeinschaft haben. Insoweit muß auch dieser Fragenkomplex einmal sehr ernsthaft erörtert werden und muß gesehen werden, welche Konsequenzen sich daraus ergeben werden, denn sicherlich werden es alles Probleme sein, die Geld kosten. Das muß man sagen. Umgekehrt glaube ich, muß aber doch festgehalten werden, politisch wird ein Beitritt, ist ein Beitritt wünschenswert. Frage: Herr Minister, Sie haben im vorigen J a h r mit arabischen Staaten, ich denke an Ägypten, ich glaube Syrien, den Libanon Assoziationsverträge geschlossen, 503

1977 — Landwirtschaft wenn ich vor allem als ersten an Israel denke - die Maghreb- und die MaschrikStaaten waren als Gruppen beteiligt. Israel hat damit einen neuen Start begonnen, näher an d e n Europäischen Markt heranzurücken, ich denke an die Flugzeugtransporte f ü r die verschiedenen Früchte, Gemüse und Blumen, ich denke an die Woche des Muttertags, wo j e d e Maschine 2 Millionen Blumen brachte, wer hätte das j e geglaubt, nachdem das Mutterkreuz des H e r r n Hitler versunken war, daß nun Blumen aus dem jüdischen Staat kommen, u m die Mütter hier zu beschenken. Wie sehen Sie dieses Problem, es gehört ja auch zu einer Mittelmeerlandwirtschaftspolitik? Antwort: Rechtlich gesehen und damit auch politisch gesehen ist der Fall insoweit abgehakt, daß die Maghreb-Staaten und die Maschrik-Staaten, d. h. daß nun auch die übrigen — zu denen auch Ägypten gehörte, zu denen auch Jordanien, Libanon gehören —, daß die ja eben durch die Assoziierungsverträge ihren besonderen Status haben, u n d ich glaube, der wird sich nicht verändern. Ich verhehle nicht, daß diese Abkommen allerdings auch schon Schwierigkeiten ausgelöst haben, bei der D u r c h f ü h r u n g im Hinblick auf die Interessen, die z. B. Italien auf dem Zitrusfrüchtesektor zum Teil auch auf dem Weinsektor sieht. Ähnliches gilt f ü r Frankreich. Ich muß natürlich sagen, soweit es Maghreb-Staaten sind, die Wein und Zitrusfrüchte produzieren. Bei den Maghreb-Staaten sieht es j a ein klein wenig anders aus. Ähnliches kann ich auch f ü r Israel sagen. Israel wird natürlich rechtlich u n d politisch in keiner Weise berührt durch die Beitrittsverhandlungen. N u r am Markt wird es natürlicherweise Probleme geben, wenn nun diese anderen drei Staaten voll integriert sein sollen, was ja wohl erst in einigen J a h r e n der Fall ist, möglicherweise erst in 10 Jahren. Ich spreche also von voller Integration innerhalb der Gemeinschaft, insbesondere die volle Teilnahme am EG-Markt. Ich würde sagen, politisch und rechtlich gibt es keine Probleme. Die Probleme am Markt kann ich im Moment nicht voll quantifizieren, da kommt allerdings f ü r Israel hinzu, daß es bisher das dynamischste Land ist. Das ist es zweifelsohne, es hat sich durch seine eigene Marktpolitik einen Anteil insbesondere am deutschen Markt geschaffen, der ja mehr als beachtlich ist. Wenn ich richtig informiert bin, lag im letzten J a h r die Einfuhrzahl bei 231 Millionen DM, und zwar voll auf diesem Bereich des Agrarsektors bis hin zu den Blumen. Manchmal kriege ich sogar eine kritische Bemerkung von deutschen Gärtnern, die sagen, jetzt werden wir durch israelische Blumen noch ganz aus dem eigenen Markt gedrängt. So schlimm wird es wohl nicht sein, aber ich glaube, Israel hat in der Tat sich durch die wirkliche dynamische Marktgestaltung, es ist in meinen Augen auch das Land, das wirklich am vollendesten, weitsichtige und funktionsfähige Marktpolitik betreibt. Es hat sich eine große Position bereits erobert und die Vermarktung spielt eine entscheidende Rolle. Hier glaube ich, ist Israel sogar Staaten, die sich bereits in der Gemeinschaft befinden, durch die Marktpolitik überlegen, und ich glaube gegenüber den Assoziierten. Ich würde sagen, die Wettbewerbsposition wird natürlich härter werden. Ich glaube jedoch nicht, daß Israel da große Befürchtungen haben müßte. Frage: Könnte m a n im europäischen Markt von den Israelis, ich möchte sagen, 504

Interview mit JosefErtl, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nicht allein im Marketing, lernen, aber vielleicht in der Frage der Agrarstruktur in unseren Ländern ist doch immer wieder die Frage der dörflichen Gemeinschaft, die nicht recht vorwärtskommt. Ich denke nicht n u r an Bayern, wo man sowieso eine Monokultur in vielen Fällen hat, aber ich denke z. B. an die — nicht die Kibbuzim — sondern an die dörflichen Dinge, die Sie auch gesehen haben als Beispiel Shave Zion, ein Moshav, der gegründet wurde von einer Anzahl von bäuerlichen Menschen aus Württemberg. Sie haben daraus Gemeinschaftssiedlungen gemacht, die heute eine große Produktion aufgebaut haben. Antwort: Ich würde sagen, am meisten kann man von den Israelis in der Vermarktung lernen. Auch wir lernen davon, wir haben einen Austausch. Ich muß wirklich sagen, das ist in meinen Augen das Vollendetste. Selbstverständlich kann man auch sehen, ich meine, und das ist ja das Bewundernswerte an den Israelis in der Landwirtschaft, daß sie auch unter extrem schlechten natürlichen Voraussetzungen überhaupt Landwirtschaft betreiben. In der Agrartechnik gibt es von Israel sehr viel zu lernen. Meine Meinung ist unverändert. Wenn sich alle Länder des Nahen Ostens den agrarischen Fortschritt Israels zu eigen machen, dieses geistige Potential nutzen, so würde das sicherlich auch f ü r die gesamten Lösungen der ländlichen Probleme im Nahen Osten von wesentlicher Bedeutung sein. Ich glaube, daß es wirklich der höchste Standard ist. Die Frage, sollte man ähnliche Formen wählen - ich will n u n die Formen des Kibbuz und des Moshav ausklammern — das ist eine sehr schwierig zu bejahende Frage. Ich sehe diese Frage aus unserer Sicht. Für uns spielt die Eigentumsordnung, wie Sie wissen, eine ganz zentrale Rolle. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich in Israel diese Formen gut behauptet hätten, wenn dieses Land nicht permanent in dieser Verteidigungsposition gewesen wäre. Insoweit, so glaube ich, kann man sagen, soweit es den agrartechnischen Fortschritt anbetrifft, auch Rationalisierung anbetrifft, z. B. die moderne Milchviehhaltung oder rationelle Nutzung von Maschinen kann man sehr viel lernen. Das andere ist die Frage der grundlegenden Gesellschaftsordnung, der Eigentumsordnung. Hier wird sich das israelische Beispiel zumindest nicht im mitteleuropäischen Raum in den Formen vollziehen lassen, wie in einem Raum, wo eben Menschen unter ganz besonderen Bedingungen leben müssen, leider immer noch leben müssen.

505

Sonstiges Novelle zur Absicherung von in der Knesset eingebracht

Auslandsinvestitionen

Das israelische Finanzministerium hat im Januar 1977 eine Gesetzesnovelle zur Absicherung von ausländischen Investitionen gegen die Abwertung infolge der schrittweisen Änderung der Landeswährung eingebracht. In Israel eingetragene Gesellschaften mit einem Anteil von über 25 Prozent ausländischen Kapitals werden in Zukunft das Recht haben, Rücklagen in Höhe der jährlichen Teuerungsrate zu tätigen. Die Rücklagen sind nicht steuerpflichtig. Damit soll auch das Problem der Tilgung von langfristigen Entwicklungsanleihen, die für förderungswürdige Vorhaben gewährt werden, gelöst werden. In Zukunft werden Unternehmen mit ausländischer Beteiligung von über 25 Prozent des einbezahlten Stammkapitals bei der Tilgung von langfristigen Anleihen aus dem Industrieentwicklungsetat von der Entrichtung der Wechselkursausgleichszahlungen befreit sein. Falls in den ersten Jahren nach der Betriebsaufnahme eines Unternehmens mit ausländischer Beteiligung in diesem Verluste erwirtschaftet wurden, bietet der Gesetzentwurf die Möglichkeit, anfallende Summen vorzutragen und die Wechselkursänderungen resultierenden Abzüge auf mehrere Jahre zu verteilen. Die Novelle stützt sich auf das Gutachten eines vom Finanzministerium berufenen Sachverständigenausschusses. Die rückläufige Entwicklung bei neuen Auslandsinvestitionen ist teilweise auf den Wertverlust infolge der schnellen Abwertung des israelischen Pfundes zurückzuführen. Das neue Gesetz soll ferner die beschleunigte Ausschüttung von Dividenden an die ausländischen Investoren verhindern. Bisher hatten Ausländer versucht, sich durch monatliche Dividendeausschüttung und schnelle Umwechselung der Erträge gegen die häufigen Abwertungen abzusichern. Das Gesetz soll rückwirkend ab 1. April 1976 in Kraft treten.

Privatisierung der staatlichen Betriebe in Israel — Ein Bericht der Wirtschaftsblätter der Bank für Gemeinwirtschaft Am 6. September veröffentlichte die Zeitschrift „Wirtschaftsblätter der Bank für Gemeinwirtschaft" Pläne, die die neue Regierung Israels schon vor einiger Zeit in die Öffentlichkeit lanciert hatte. Diesen Bericht geben wir im Wortlaut wieder, da hier grundsätzliche Probleme aufgezeigt werden: „Die israelische Regierung beabsichtigt, einen beträchtlichen Teil der staatlichen Betriebe und Unternehmen durch öffentliche Ausschreibungen zum Verkauf an 506

Privatisierung der staatlichen Betriebe in Israel

private oder gemeinwirtschaftliche Investoren im In- und Ausland anzubieten. Vorrangig möchte man ausländisches Kapital an diesen Angeboten interessieren. Einen Teil der zum Verkauf bestimmten Unternehmen und Betriebe will die Regierung gänzlich privatisieren, in bestimmten Branchen jedoch soll ein Aktienanteil von 26 Prozent beim Staat bleiben. In Zukunft soll sich der Staat grundsätzlich nur an Unternehmen beteiligen, die entweder in Entwicklungsgebieten errichtet werden oder die aufgrund mangelnder Rentabilität keine privaten in- oder ausländischen Interessenten finden. Die Reprivatisierung soll schrittweise innerhalb von vier bis fünf Jahren erfolgen. 20 Prozent Anteil am Sozialprodukt

Dem Finanzministerium unterstehen 152 Betriebe und Unternehmen, davon 116, an denen der Staat am Aktienkapital mehrheitlich beteiligt ist. Im Gemeinschaftsbesitz von Staat und privaten Investoren befinden sich 29 Betriebe und wirtschaftliche Körperschaften, weitere fünf Unternehmen stehen vor ihrer Liquidierung oder sind bereits an private Unternehmer verkauft. Der Staat ist an 15 Industriebetrieben mehrheitlich beteiligt, ist Inhaber von 16 Baugesellschaften und Alleinbesitzer von sieben Handels- und Hypothekenbanken. Außerdem besitzt der Staat über 75 Prozent des Aktienkapitals bei zwölf Investitionsgesellschaften und 28 Verkehrs- und Dienstleistungsgesellschaften, einschließlich einer Großreederei und zweier Fluggesellschaften. Auch zwei große Versicherungsgesellschaften befinden sich in staatlichem Besitz sowie zehn Fremdenverkehrsunternehmen und sieben Fernmeldebetriebe, einschließlich Post-, Rundfunk-, Fernseh- und Fernsprechmonopolen. Der Anteil des staatlichen Wirtschaftssektors am Brutto-Inlandsprodukt beträgt ca. 20 Prozent (1976). Der Jahresumsatz dieses Sektors lag im Vorjahr bei 451 Millionen Dollar. Im Geschäftsjahr 1976 wurde von den staatlichen Wirtschaftsbetrieben eine durchschnittliche Rendite von 7,4 Prozent erwirtschaftet. Banken sollen Anfang machen

Vorerst ist beabsichtigt, die sieben Banken zur Förderung der Industrie, Landwirtschaft, des Handwerks und die größte Hypothekenbank des Landes zum Verkauf anzubieten. Gespräche mit ausländischen Investoren sind bereits im Gange. Gleichzeitig wird auch über den Verkauf von drei bis vier Baugesellschaften verhandelt. Die großen Gruben- und Bergbauunternehmen, wie das Kalibergwerk am Toten Meer und der Chemiekonzern Israel Chemicals, sollen weiterhin in staatlichem Besitz bleiben. Es ist jedoch beabsichtigt, ausländische Investoren bis zu 75 Prozent an verschiedenen Betrieben (Bromgewinnung, Herstellung von Rohphosphaten und Produkten von Salz- und Phosphorsäure) zu beteiligen. Auch will man den Fernmelde- und Fernsprechbereich aus dem Postministerium ausgliedern und in ein teilweise oder gänzlich konzessioniertes Unternehmen umwandeln. Schrittweise sollen alle bisher vom Staat wahrgenommenen Handelsaktivitä507

1977 — Sonstiges

ten von privaten und gemeinwirtschaftlichen Unternehmen übernommen und durchgeführt werden. Der Import und Handel mit Futtermitteln und wichtigen Nahrungsmitteln, wie Weizen, Sojabohnen, Speiseöl, Zucker, Gefrierfleisch, Milchpulver, wird z. Z. in Israel von einer zentralen Handelsbehörde durchgeführt. In New York befindet sich eine große staatliche Einkaufsdelegation, die für die Beschaffung und den Transport der Güter nach Israel verantwortlich ist. Das Handels- und Industrieministerium will zuerst die Beschaffung und den Großhandel mit Gefrierfleisch (koscher) privatisieren. Danach soll auch der Ankauf von Zucker von privaten oder gemeinwirtschaftlichen Handelsorganisationen durchgeführt werden. Erst später ist beabsichtigt, auch die Beschaffung von Weizen über die Einkaufsorganisationen der Landwirte abzuwickeln. Der Import und der Handel mit Futtermitteln soll noch im Herbst 1977 von einer Dachorganisation der landwirtschaftlichen Großhandelsunternehmen übernommen werden."

Statistik zur gesamtwirtschaftlichen Die Bevölkerungsentwicklung

Lage Israels

(1973—1976/77)

Israels

Der jüdische Bevölkerungsteil nahm in den Jahren 1973—1976jährlich um rund 2 % zu, während der nichtjüdische Teil im gleichen Zeitraum rund 3,9 % Steigerung aufweist. Eine Fortschreitung dieser Entwicklung für die nächsten 30 Jahre würde bedeuten, daß der nichtjüdische Bevölkerungsanteil, der heute 15,5 % ausmacht, im Verlauf der nächsten Generation auf 24,2 % ansteigen würde. Diese Entwicklung hat sich bereits zwischen 1973 und 1976 für den nichtjüdischen Bevölkerungsanteil ergeben, der von 1973 (14,8 %) auf 15,5 % 1976 anstieg. Bevölkerungsentwicklung 1973-1976 Jahr

Juden (in 1000)

Anteil (inv. H.)

Nicht-Juden (in 1000)

1973 2 845,0 85,5 493,2 1974 2 906,9 84,9 514,7 1975 2 959,4 84,7 533,8 1976 3 017,5 84,5 553,4 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 1976

Anteil (inv. H.)

Insgesamt (in 1000)

14,8 15,1 15,3 15,5

3 3 3 3

338,2 421,6 493,2 570,9

61 442,0

Die nichtjüdische Bevölkerung in den besetzten Gebieten 1967—1976 Gebiet

1967

Westufer Gazastreifen und Nordsinai

585 500 379 900

444 400

Insgesamt

965 400

1 134 100

Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

508

1976 689 700

Statistik zur gesamtwirtschaftlichen Lage Israels

(1973—1976/77)

Eine arabische Quelle nennt für das Golan-Gebiet weitere 10 000 nichtjüdische Bewohner. Zu den Palästinensern sagt eine englische Quelle, daß 1,7 Mio. außerhalb ihrer ehemaligen Landesgrenzen leben. Die gleiche Quelle unterstellt, daß im Falle der Errichtung eines palästinensischen Staates von diesen rund 1,2 Mio. in ihr Gebiet zurückkehren werden. Somit würde mit den nichtjüdischen Bevölkerungsteilen (Westufer, Gazastreifen und dem Nordsinai) ein derartiger Staat ca. 2,3 Mio. Einwohner besitzen. Zu diesen Bevölkerungsstatistiken sollte man noch die arabische Bevölkerungsentwicklung des ehemaligen Mandatsgebiets Palästina zwischen 1948 und 1976 rechnen. Nach den gleichen Quellen blieben von dieser Bevölkerungsschicht bei der Gründung Israels im Lande selbst, d. h. ca. 126 000 (15 %). 700 000 (85 %) dieser Araber verließen ihre Gebiete, die heute zu Israel gehören. In der Zahlenstatistik sieht das so aus: Entwicklung der arabischen Bevölkerung des ehemaligen Mandatsgebiets Palästina zwischen 1948 und 1976 Bevölkerungsgruppe Arabische Gesamtbevölkerung davon Üben heute: — in Israel — auf dem Westufer, im Gazastreifen und im Nordsinai — außerhalb der ehemaligen Grenzen des Mandatsgebiets Palästina

Die Geburtenrate zwischen 1973 und

1948 (in 1000) 1 465

1976 (in 1000) 3 412,5

126

553,4

509

1 134,1

830

1 725,0

1976

Die Geburtenrate des nichtjüdischen Bevölkerungsteils ist nach dieser Statistik des Statistischen Zentralbüros in Jerusalem fast doppelt so hoch gewesen, wie die Geburtenrate der jüdischen Bevölkerung. Jahr Juden

Israel Nicht-Juden

Besetzte Gebiete Insgesamt

1973 23,9 45,1 27,0 1974 24,5 44,9 27,6 42,7 27,7 1975 25,0 1976 25,1 43,0 27,9 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 9,8 1976 (Lebendgeburten pro 1000 Einwohner) Die Wanderungsbewegung

in Israel zwischen

46,7 47,3 48,5 47,4

1973—1976

Zu diesen Zahlen wäre noch eine Ziffer der Jewish Agency zu bemerken: Danach leben rund 300 000 Israelis im Ausland, von denen etwa ein Drittel auf dem amerikanischen Kontinent Wohnung genommen haben. 509

1977 — Sonstiges Jahr 1973 1974 1975 1976

Einwanderung 52 29 18 17

238 722 104 772

Auswanderung

Wanderungsbilanz

15 31 19 22

+ 36 992 - 1986 - 1875 - 4 720

246 708 979 492

Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

Zu diesen Entwicklungen wäre für die besetzten Gebiete noch eine zusätzliche Bemerkung zu machen: Das ständige Bemühen Israels die Leistungen in diesen Bereichen auf dem Gebiet der Energie- und Wasserversorgung, die sozialen Fürsorgen, der Hygiene und der medizinischen Versorgung zu steigern, diese Bereiche auf dem Gazastreifen und der Westbank dem israelischen Niveau anzupassen, wird in verhältnismäßig kurzer Frist die Rate der Säuglingssterblichkeit als auch der allgemeinen Sterblichkeit unter der dortigen Bevölkerung drastisch senken. Das würde zu einem weiteren Anstieg der nichtjüdischen Bevölkerung in diesen Gebieten führen. Nach einer wesentlichen Verbesserung der medizinischen, sozialen und hygienischen Lebensbedingungen würde das zu einem Ansteigen der jährlichen Wachstumsrate der Bewohner der besetzten Gebiete führen. Heute beträgt sie, wie schon erwähntjährlich 2 %, während die nichtjüdische Bevölkerung innerhalb der alten Grenzen Israels um 4 % ansteigt. Wenn die israelische Regierung ihre Anstrengungen verbessert, so rechnen Fachleute, daß dann 30 Jahre genügen würden, um innerhalb von „Erez Israel" den jüdischen Bevölkerungsanteil nicht mehr in der Mehrheit zu haben. Das Arbeitskräftepotential

in Israel

Die Zahl der Arbeitskräfte hat sich in den vergangenen 3 Jahren jährlich um rund 15 000 erhöht. Wenn man von Seiten der Jewish Agency das gegenwärtige Siedlungsprogramm durchführt und außerdem den sogenannten „Sharon-Plan" berücksichtigt, so würde das eine weitere Steigerung der Arbeitskräfte um 500 000 voraussetzen. Insgesamt würde Israel für diese beiden Ausweitungen ca. 2 Millionen Arbeitskräfte benötigen. Jahr

Juden (in 1000)

1973 1 017,3 1974 1 025,6 1975 1 039,2 1976 1 056,8 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 1976 Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

510

Nicht-Juden (in 1000) 106,8 105,4 108,5 112,5

Insgesamt (in 1000) 1 1 1 1

124,1 131,0 147,7 169,3

26 136,0

Statistik zur gesamtwirtschaftlichen Lage Israels (1973—1976177) Die Beschäftigungslage in Israel 1973—1976 Jahr

Zahl der abhängig Beschäftigten (in 1000)

1973 825 1974 833 1975 850 1976 855 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 1976 21 270,0 davon Ausländer: 1 927,5

Zahl der Arbeitslosen

Arbeitslosenquote

(in 1000)

(in v. H.)

29,7 34,3 35,1 43,0

2,6 3,0 3,1 3,6

1 054,8

4,6

Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

Zu der eben aufgezeigten Tabelle müssen f ü r 1976 noch 65 000 Bewohner der besetzten Gebiete gerechnet werden, die in Israel beschäftigt sind. Der Anteil der nichtjüdischen Arbeitnehmer wird — gemessen an der Gesamtbeschäftigungszahl — mit 9,7 % veranschlagt. Bei den verschiedenen Wirtschaftszweigen errechneten sich diese Beschäftigungszahlen f ü r 1976 wie folgt: Bauwirtschaft 28 %, Landwirtschaft 24 %, Hotelgewerbe 8 % und Industrie 7 %. Die Beschäftigungsstruktur zwischen 1973 und 1976 Hier wird der Anteil der Beschäftigten f ü r die Hauptwirtschaftsbereiche aufgezeigt, im Hinblick auf die Gesamtbeschäftigtenzahl in v. H. Außerdem sei für die folgende Statistik bemerkt, daß die im Dienstleistungsbereich Tätigen — gemessen an der Gesamtzahl der Beschäftigten im Vergleich zur Bundesrepublik —um rund 14 % höher liegt, die Ziffern beim produzierenden Gewerbe jedoch um rund 14 v. H. niedriger liegen. Beschäftigungsstruktur 1973-1976 (in dem Hauptwirtschaftsbereich in v. H.) Jahr

Landwirtschaft

1973 7,4 1974 7,5 1975 6,4 1976 6,4 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 1976 6,8

Produzierendes Gewerbe 33,7 33,5 32,8 32,0

Dienstleistungsbereich 58,9 59,0 60,8 61,6

45,5

47,7

Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

511

1977 — Sonstiges

Das israelische Bruttosozialprodukt 1973—1976 Nominal Real1 Veränd.geg.Vj. (in Mill. IL) (inv.H.) (in Mill. IL) 1973 37 621 +27,7 24 208 1974 54 272 +44,3 25 809 1975 75 329 +38,8 26 350 1976 95 317 +26,5 26 582 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland (in Mrd. DM) (in Mrd. DM) 1976 1 124,9 + 9,1 789,1

Jahr

Veränd.geg.Vj. (inv.H.) + 5,6 +6,6 + 2,1 + 0,9 + 5,7

1

In Preisen von 1970 Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

Die Verwendung

des Bruttosozialprodukts

1973—1976

Hier sollen die Hauptverwendungsarten am Bruttosozialprodukt dargelegt werden. Der Anteil des Staatsverbrauchs am Bruttosozialprodukt ist mehr als doppelt so hoch, wie derjenige der Bundesrepublik. Das ist verständlich, wenn man an die hohen Verteidigungslasten Israels denkt. Jahr

Privatverbrauch

Staatsverbrauch

BruttoInvestitionen

Ausfuhr

1973 1974 1975 1976 Zum Vergleich: 1976

58,0 60,1 60,6 64,2 Bundesrepublik 55,3

43,6 40,7 45,2 43,5 Deutschland 20,3

35,9 36,1 34,2 28,7

31,0 31,0 32,6 38,5

21,9

27,6

Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

Das israelische Pro-Kopf-Einkommen

1973—1976

unter Berücksichtigung der jeweiligen Preise und Wechselkurse (Volkseinkommen je Einwohner) Jahr (IL) 1973 9 414 1974 13 006 1975 17 144 1976 20 537 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland (DM) 1976 14 253 Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

512

(US-$)

Veränd.geg.Vj. (in v. H.)

2 2 2 2

241 919 709 587

+ + -

24,4 30,3 7,2 4,5

(US-$) 5 662

+

7,6

Statistik zur gesamtwirtschaftlichen Lage Israels

(1973—1976177)

Während des gleichen Zeitraums verlief die Einkommensentwicklung bei abhängig Beschäftigten wie in der nächsten Tabelle angegeben:

Monatliche Brutto-Lohnchen 1973-1976

und Gehaltssumme je Beschäftigten

Wirtschaftsbereich

1972 = 100 1974 1975

Wirtschaftsberei-

186 171 168

292 253 239

1976 387 352 336

2 018 3 039 2 708

131

160

240

310

4 675

121

167

236

323

2 626

129 127

174 172

237 236

308 319

4 016 3 406

1973

1972 = 100 1974 1975

1976

1976 IL/Monat

130

174

228

286

2 568

128 127 Alle Wirtschaftsbereiche Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland

177 174

248 241

352 321

1 913 2 849

Alle Wirtschaftsbereiche

125

133

143

(DM) 2 003

Landwirtschaft Industrie Baugewerbe Energie- und Wasserversorgungswirtschaft Handel, Hotel und Gaststättengewerbe Transportgewerbe, Nachrichtenübermittlung Banken und Versicherungen

1973 130 124 122

nach den

Wirtschaftsbereich öffentliche Verwaltung Persönliche Dienstleistungen

112 Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

1976 IL/Monat

Wenn man der Entwicklung der monatlichen Brutto-Lohn- und Gehaltssumme je Beschäftigten die jährliche Preissteigerungsrate gegenüberstellt, so gelangt man zu dem Ergebnis, daß die durch die allgemeine Preissteigerung bewirkte Kaufkraftminderung der Löhne und Gehälter durch die von der Histadrut durchgesetzten Einkommenserhöhungen mehr als ausgeglichen wurde. In den einzelnen Jahren ergaben sich ein Preisanstieg von 206,6 in den Jahren 1973— 1976 und ein Lohnanstieg von 220,8. In den einzelnen Jahren ergab sich folgendes Zahlenbild: Jahr

Preisanstieg inv. H.

Erhöhung der monatlichen Brutto-Lohnund Gehaltssumme je Beschäftigten in v. H.

1973 1974 1975 1976

+ + + +

+ + + +

1973-1976

+ 206,6

20,0 39,7 39,3 31,3

27,4 36,3 39,0 32,9

+ 220,8

513

1977 — Sonstiges Die israelische Wirtschaftsstruktur von 1973—1976 Aus Quellen der Bank von Israel gibt es eine Statistik, die den Beitrag der Hauptwirtschaftsbereiche am Bruttosozialprodukt zeigt. Dazu lassen sich die entsprechenden Vergleichszahlen der Bundesrepublik heranziehen. Jahr

Landwirtschaft

1973 6,0 1974 6,5 1975 6,8 1976 7,3 Zum Vergleich: Bundesrepublik 1976 2,8

Produzierendes Gewerbe

Dienstleistungsbereich

37,5 37,6 37,5 36,0 Deutschland 47,8

56,5 55,9 56,7 56,7 503

Die Produktivität der israelischen Wirtschaft 1973—1976 In den folgenden Tabellen wird das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen in Preisen und Wechselkursen dargestellt. Zum Vergleich werden auch die entsprechenden Vergleichszahlen der Bundesrepublik für 1976 aufgezeichnet. Die Wechselkurse und Preise werden von 1970 genommen. Jahr

Veränd.geg.Vj. (inUS-S)

1973 6 498 1974 6 913 1975 6 963 1976 6 946 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 1976 8 620

(in v. H.)

+ 2,3 +6,4 + 0,7 - 0,2 + 6,7

Durch Streik verlorene Arbeitstage 1975 und 1976 Jahr

Verlorene Arbeitstage Verlorene Arbeitstage je 1000 Arbeitnehmer 193 1975 164 409 1976 308 214 360 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 3 1975 68 680 25 1976 533 396 Quelle: Arbeitsministerium, Jerusalem

Die Preisentwicklung von 1975—1976 In der folgenden Tabelle ist in der ersten Spalte (Volkswirtschaftliche Inflationsrate) der Unterschied zwischen nominaler und realer Entwicklung des Bruttosozialprodukts enthalten. In der zweiten Spalte (Konsumpreisindex, Veränderung gegenüber dem Vorjahr) wird der Anstieg im Jahresdurchschnitt genannt. 514

Statistik zur gesamtwirtschaftlichen Lage Israels Jahr

Volkswirtschaftliche Inflationsrate (inv. H.)

Konsumentenpreisindex Veränd.geg.Vj. (in v. H.)

1973 22,1 1974 37,7 1975 36,7 1976 25,6 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 1976 3,4

Geldmengenentwicklung 1973-1976

(Bargeldumlauf

+ 20,0 + 39,7 + 39,3 +31,3 +

und Sichteinlagen

Jahr 1973 1974 1975 1976 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 1976 Quelle: Bank von Israel, Jerusalem Die israelische Kapitaleinfuhr

(1973—1976/77)

4,5

in den

Ursprungswerten)

Veränd.geg.Vj. (in v. H.) + 32,3 + 18,0 + 21,7 + 27,3 + 3,8

nach Gebergruppen

in Mio. US- Dollar

von 1949—1976

19491960

1961

1962

1963

1964

1965

1966

1632 534 934

198 50 199

205 61 180

251 88 167

269 90 150

294 90 128

302 67 150

640 59 163

487 59 178

6

2

8

19

13

23

19

8

4

485 198

125 63

126 96

131 173

119 174

87 120

56 109

126 56

120 59

Insgesamt

3789

637

676

829

815

742

703

1052

907

Gebergruppe

1969

1970

1971

1972

1973

1974

1975

1976

Insgesamt

701 386 242

828 352 268

1010 388 329

1629 1157 312

1014 996 372

1011 2055 414

930 2090 375

11936 8626 4734

4

13

16

12

94

239

110

619

192 53

306 98

329 193

305 263

307 161

208 113

458 75

3570 2085

1578

1865

2265

3678

2944

4040

4038

31570

Gebergruppe Jüdische Diaspora US- Regierung Bundesrepublik Internat. Finanzinstitutionen Andere ausl. Kreditgeber Ausl. Investoren

Jüdische Diaspora 535 104 US- Regierung Bundesrepublik 173 Internat. Finanzinstitutionen 29 Andere ausl. Kreditgeber 90 Ausl. Investoren 81 Insgesamt

1012

1967

1968

Quelle: Finanzministerium, Jerusalem

515

1977 — Sonstiges

Die Betrachtung dieser Jahreszahlen und der Gruppen, von denen diese Beträge nach Israel kamen, läßt eine differenziertere Analyse zu. Daraus ergibt sich, daß während des Zeitraums von 1949 bis 1972 die Kapitaleinfuhr insgesamt 16 870 Mio. US-Dollar betrug. 46,6 % waren Transferzahlungen von im Ausland lebenden Juden und Erlöse aus Bonds-Verkäufen an Juden, die im Ausland leben. Auf dem zweiten Platz der wichtigsten Kapitalgeber an Israel rangierte die Bundesregierung mit 19,3 % gefolgt von der US-Regierung mit 13,8 % v. H. Seit dem Yom Kippur-Krieg bewegt sich die Kapitaleinfuhr auf wesentlich höherer Ebene, insbesondere als Folge der gesteigerten finanziellen Unterstützungsleistungen der US-Regierung. In den Jahren 1973-1976 flößen ausländische Gelder fast im gleichen Umfang nach Israel, wie im Zeitraum der vorherliegenden 24 Jahre von 1949-1972. Die Tatsache, daß die Zahlen für die Bundesrepublik Deutschland bei 4 734 Mio. US-Dollar enden, zeigt, daß in diesen Ziffern auch die Leistungen aus dem Bundesrückerstattungsgesetz und dem Bundesentschädigungsgesetz enthalten sein müssen, die anteilig an israelische Staatsbürger gegangen sind. Beim Bundesrückerstattungsgesetz sind das 40 % der Beträge, die bis Ende 1976 ausgezahlt wurden, das sind 1,544 Milliarden DM, die nach Israel gingen. Vom Bundesentschädigungsgesetz waren es 14,06 Milliarden DM, so daß von den 4,734 Milliarden DM, die nach Israel gingen, 15,55 Milliarden DM aus der Wiedergutmachungsgesetzgebung gezahlt worden wären. Einen genauen Nachweis dieser Zahlen im Hinblick auf die Wiedergutmachungsgesetzgebung aber kann hier nicht gegeben werden. Wenn man die gesamte Kapitaleinfuhr zwischen 1949 bis 1976 betrachtet, so erhält man über die Beteiligung der verschiedenen Gruppen folgendes Bild: Jüdische Diaspora US-Regierung Bundesregierung Internationale Finanzinstitutionen Andere ausländische Kreditgeber Ausländische Investoren

37,8 v. H. 27,3 v. H. 15,0 v. H. 2,0 v. H. 11,3 v. H. 6,6 v. H.

Insgesamt

100,0 v. H. Die Auslandsverschuldungen der israelischen Volkswirtschaft 1972-1976

Jahr 1

Auslandsverschuldung Auslandsverschuldung Auslandsverschuldung (in Mill. US-$) (in Mill. IL) in v. H. des BruttoSozialproduktes

1972 1973 1974 1975 1976 2

3 4 5 6 8

1

756 587 672 934 200

15 19 25 43 65

775 265 274 879 108

53,5 51,3 46,6 58,6 67,3

Im Jahresdurchschnitt Schätzung Quelle: Finanzministerium, Bank von Israel und Statistisches Zentralbüro, Jerusalem 2

516

Statistik zur gesamtwirtschaftlichen Lage Israels (1973—1976/77) Israels Staatshaushalt 1973—1977 Jahr

Gesamtausgaben (1) (in Mrd. I)

Ordentl. Einnahmen 1 (2) (in Mrd. I)

Deckungsgrad (2): (1) (inv. H.)

1973 1974 1975 1976 s I977 3

31 41 62 87 122

14 23 31 47 66

47,6 56,1 50,7 54,1 54,5

224 121 728 600 500

871 086 793 350 700

Haushaltsdefizit 2 (in Mrd. I) —

-

5,6 2,7 5,0

1

Steuern und Gebühren, Zwangsanleihen Durch Geldschöpfung finanziert 3 Soll-Zahlen Quelle: Finanzministerium, Jerusalem 2

Zu dieser Tabelle sei die Bemerkung erlaubt, daß Israel fast ein Viertel der Ausgaben des laufenden Haushaltsjahres für die im In- und Ausland aufgenommenen Kredite vorgesehen hat, um Zinsen und die Rückzahlung auszugleichen. Allein für die deutschen Entwicklungskredite von jetzt jährlich 140 Mio. DM gehen mehr als 100 Mio. DM in den Zinsen und Schuldendienst. Der Gesamtbetrag dieses Viertels der Haushaltssumme der staatlichen Gesamtausgaben ist doppelt so hoch wie die im gleichen Haushaltsjahr festgelegten Ausgaben für Erziehung und Wissenschaft, das Gesundheitswesen und sämtliche Sozialleistungen. Die israelische Staatsverschuldung 1973—1977 Jahr 1

Ausl. Verschuldung (in Mill. US-$)

Inl. Verschuldung (in Mill. I)

Staatsverschuldung insges. (in Mill. I)

Staatsverschuldung in v. H. des Bruttosozial-

39 55 94 135 176

104 103 126 142

prod. 24 313 1973 3 536 1974 4 214 37 942 1975 5 258 63 042 89 135 19762 6 200 19773 7 296 107 700 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 19764

165 640 590 762 426

(in Mill. DM) 291 611

-

26

1

Jeweils zum 31.3. d . J . ; 2 Teilweise geschätzt; 3 Geschätzt; 4 Z u m E n d e d . J . Quelle: Finanzministerium, Jerusalem Die öffentliche Schuldenlast j e Einwohner betrug 1976: 38 4371 oder 4 841 US-$ oder 12,6 Monatsverdienste eines Industriearbeiters Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland oder 4 741DM 1 883US-J oder 2,5 Monatsverdienste eines Industriearbeiters

517

1977 — Sonstiges Staatshaushalt und Schuldendienst 1973—1977

Jahr

Ausgaben f ü r

Staatsausgaben

Schuldendienst (in Mill. L)

insgesamt (in Mill. IL)

Anteil des Schuldendienstes an Gesamtausgaben (in v. H.)

31 41 62 87 122

224 121 728 600 500

16,3 18,4 17,0 20,9 24,7

(in Mrd. DM) 171,31

5,7

1973 5 103 1974 7 566 1975 10 691 1976' 18 304 1977 2 30 250 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland (in Mrd. DM) 1977 2 9,7 1

Vorläufig; 2 Soll-Zahlen Quelle: Finanzministerium, Jerusalem

Die israelische Außenhandelsbilanz 1974—1976 dargestellt in Mio. US-Dollar Einfuhr/Ausfuhr

1974

1975

1976

Israels —Einfuhr —Ausfuhr

4215 1 826

4 173 1 941

4 132 2415

Außenhandelsdefizit 1

2 390

2 232

1 717

Israels - E i n f u h r aus EG —Ausfuhr in EG

1 914 678

1 751 715

1 765 880

Außenhandelsdefizit 1

1 236

1 037

885

Israels —Einfuhr aus BRD - A u s f u h r i n BRD

536 127

458 151

417 201

Außenhandelsdefizit 1

409

306

216

1

Differenzen durch A b r u n d e n der Zahlen Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

Die Struktur der Ausfuhren 1975—1976 (Anteil ausgewählter Warengruppen an der israelischen Gesamtausfuhr in Anteilen v. H.) Warengruppen

Ausfuhr in die BRD

Ausfuhr in die EG

Ausfuhr insgesamt

1975 Landwirtschaftliche Erzeugnisse Textilien Andere Vor- u n d Enderzeugnisse Rohstoffe Insgesamt

518

40,3 30,1

46,8 19,0

29,3 14,7

18,6 11,0

28,1 6,1

44,0 12,0

100,0

100,0

100,0

Statistik zur gesamtwirtschaftlichen Lage Israels Warengruppen

Ausfuhr in die BRD

Ausfuhr in die EG

(1973—1976177)

Ausfuhr insgesamt

1976 Landwirtschaftliche Erzeugnisse Textilien Andere Vor- und Enderzeugnisse Rohstoffe Insgesamt

44,4 31,4

44,3 21,6

27,5 15,0

19,1 5,1 100,0

29,8 4,3

52,4 5,1 100,0

100,0

Quelle: Statistisches Zentralbüro, Jerusalem

Zur israelischen Ausfuhr noch die folgenden Bemerkungen: Die Gesamtausfuhr besteht zu 42 % aus Agrarprodukten und Erzeugnissen der Textilbetriebe. Das sind zwei typische Bereiche einer sich noch in der Entwicklung befindlichen Volkswirtschaft. Im Fall der Exporte in die Europäische Gemeinschaft stellen diese beiden Warengruppen 66 % der Gesamtausfuhr, in die Bundesrepublik steigt dieser Prozentsatz sogar auf 75 %. Im letzten Jahr dieser hier dargelegten statistischen Untersuchungen, 1976, stieg der Anteil der Fertigwarenausfuhr um 8,4 %. Dennoch — spricht man mit israelischen Exporteuren — sehen diese noch Schwierigkeiten beim Export von Fertigwaren auf den europäischen Markt. Eine weitere Zahl: Der Anteil von Vorund Enderzeugnissen in die EG-Länder konnte um 1,7 % erhöht werden. Im Fall der Bundesrepublik Deutschland erreichten die Exporte der industriellen Fertigwaren nicht einmal ganz 20 %, was angesichts der Anstrengungen im Bereich der Exportförderungsmaßnahmen vor allem für die Elektro- und die Metallindustrie nicht sehr positiv zu werten ist. Bei den israelischen Fertigwaren, die in die Bundesrepublik Deutschland exportiert werden, handelt es sich zu fast der Hälfte um Erzeugnisse der chemischen Industrie.

Der deutsch-israelische Warenaustausch 1974—1976 in 1000 US-Dollar Einfuhr/Ausfuhr

1974 485 513 168 877

1975

1976

Israelische Einfuhr Israelische Ausfuhr

407 017 180 373

375 357 222 633

Handelsbilanzdeflzit

316 636

226 644

152 724

Veränderung geg.Vj. in v. H. Einfuhr/Ausfuhr

1974

Israelische Einfuhr Israelische Ausfuhr Handelsbilanzdeflzit

+ 38,5 + 12,5 + 58,0

1976

1975 - 16,2 + 6,8

- 7,8 + 23,4

- 28,4

- 32,6

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

519

1977 — Sonstiges

Man wird zu den letzten Handelsstatistiken die Bemerkung machen müssen, daß zwischen der israelischen und der deutschen Außenhandelsstatistik erhebliche Abweichungen bestehen. Von israelischer Seite wird dazu vermerkt, daß die israelischen Ausfuhrwerte um die gewählten Exportförderungsmaßnahmen gekürzt sind. Außerdem wenden die israelischen Behörden bei der Umrechnung der Einfuhrwerte auf Jahresbasis einen abweichenden DM/US-Dollar-Umrechnungskurs an.

Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft Günstige Entwicklung der Israel-Exporte „Die israelische Ausfuhr hat sich in den ersten acht Monaten 1977 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres unerwartet günstig entwickelt. Insgesamt stieg der Export im Zeitraum Januar-August 1977 gegenüber der entsprechenden Vorjahreszeit um 29,9 Prozent auf 1,89 Milliarden Dollar. Die Ausfuhr von Industrieerzeugnissen (ohne geschliffene Diamanten) lag dabei mit 992 Millionen Dollar um 25,6 Prozent über dem Vorjahresstand. Bei geschliffenen Diamanten war ein Exportanstieg um 46,1 Prozent auf625,6 Millionen Dollar zu verzeichnen. Der Agrarexport erreichte von Januar bis August einen Wert von 274 Millionen Dollar, das waren ca. 15 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Mit der Zollbefreiung in den EG-Ländern hat die Industrieausfuhr sprunghaft zugenommen. Enttäuscht hat bisher die Ausfuhr der elektronischen Industrie und einiger metallverarbeitender Branchen. Das betraf insbesondere den Export von Militärflugzeugen und anderen hochtechnischen Waffensystemen. Infolgedessen fiel der Exportanteil der metallverarbeitenden Industrie zugunsten der Branchen Textil und Nahrungsmittel, die reale Zuwachsraten von ca. 20 Prozent verbuchten, zurück. Die Ausfuhr der chemischen Industrie mit einer anhaltenden Zuwachsrate von 13,7 Prozent entwickelte sich planmäßig. Für das Agrarjahr 1977/78 (August-Juli) rechnen die Behörden in Jerusalem mit einer Gesamtausfuhr von frischem Obst, Gemüse und Früchten im Wert von 427,8 Millionen Dollar, verglichen mit 370 Millionen Dollar im Jahr 1976/77. Im Agrarjahr 1976/77 konnten ca. 160 000 Tonnen frische Früchte, Blumen, Obst und Gemüse (ausschließlich Zitrus) ausgeführt werden, davon wurden 35 000 Tonnen per Lufttransport befördert. Für das Jahr 1977/78 ist eine Ausfuhrmenge von ca. 200 000 Tonnen, davon ca. 50 000 Tonnen mit Luftfracht vorgesehen. Im laufenden Agrarjahr soll mengenmäßig der Export von Blumen nach Europa von 200 Millionen auf 420 Millionen Stück angehoben werden. Um das geplante Ausfuhrvolumen von frischen, schnell verderblichen Agrarerzeugnissen schnellstens abzuwickeln, hat die staatliche Ausfuhrgesellschaft 520

Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft

AGREXCO ca. 20 Millionen Israelische Pfund in die Errichtung einer EDV-Anlage mit Terminals in Hamburg, Frankfurt, München, Amsterdam, Marseille, Paris und London investiert. Außerdem sind ca. 70 Millionen Israelische Pfund (ca. 7 Millionen Dollar) für den Ausbau des Luftfrachtumschlagplatzes bei Tel Aviv eingeplant."

Israel importiert

Stahlerzeugnisse

„Der jährliche Import von 40 000 bis 50 000 Tonnen kalt- und warmgewalzten Blechen, Bau- und Profilstahl nach Israel bleibt weiterhin an Einfuhrlizenzen gebunden. Ursprünglich hatte das israelische Handels- und Industrieministerium beabsichtigt, die Einfuhr dieser Produkte mit Wirkung vom 1.10.1977 freizugeben, sofern der Preis israelischer Stahlerzeugnisse (jährlich etwa 110 000 Tonnen) um 20 bis 25 % über dem des Auslandsangebots liegt. Außerdem war vorgesehen, das Ausfuhrverbot f ü r Schrott aufzuheben, das jedoch nunmehr um weitere sechs Monate verlängert wird. Mit diesen Maßnahmen soll der mit Verlust arbeitende Israel Steel Mills Ltd., nördlich von Haifa, die bisher über 120 Millionen Israelische Pfund in die Modernisierung und Rationalisierung investierte, die Möglichkeit gegeben werden, einen zweiten Elektroschmelzofen in Betrieb zu nehmen und die Jahresproduktion auf etwa 200 000 Tonnen zu erhöhen."

Weitere Modernisierung

des israelischen

Einzelhandels

„Die Modernisierung des Einzelhandels in Israel, besonders in den Branchen Nahrungsmittel, Textilien, Bekleidung, Schuhe und Möbel machte 1976 und in der ersten Hälfte 1977 gute Fortschritte. Vor allem die Kaufhäuser, SB-Läden und Supermärkte konnten 1976 ihren Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz von 17 Prozent auf 22 Prozent vergrößern. Israels moderner Einzelhandel bestand 1976 aus 75 Unternehmen mit insgesamt 839 Läden (Jahresumsatz: 4,61 Milliarden Israelische Pfund), davon waren 352 Kettenläden, 436 private, genossenschaftliche und gemeinwirtschaftliche SB-Läden und Supermärkte und 51 Kaufhäuser. Dennoch beherrscht der Kleinhandel und der im Orient übliche nicht spezialisierte Einzelhandel mit Textilien und Schuhen das israelische Vertriebssystem. Diese oft sehr kleinen Läden erteilen ihren Kunden erhebliche, vielfach auch langfristige Kredite und machen sie so für viele Verbraucher trotz eines sehr beschränkten Warensortiments und höherer Preise sehr attraktiv. Der moderne Einzelhandel hat sich in Israel hauptsächlich in den städtischen Ballungsgebieten und bei Verbrauchern durchgesetzt, die aus dem Westen stammen oder in Israel geboren sind. Konsumenten, die aus orientalischen Ländern kommen, bevorzugen den kleinen Laden." 521

1977 — Sonstiges

In der Nahrungsmittelbranche wurden im Vorjahr 29 neue SB-Läden (bis 600 qm Verkaufsfläche) und IS neue Supermärkte (bis 1 100 qm Verkaufsfläche) in Betrieb genommen. Die co op-Organisation und das Privatunternehmen Supersol-S-Märkte konkurrierten um günstige Standorte in den neuen Stadtteilen zwischen Netanya und Ashdod entlang der Küste. In diesem Raum wohnen etwa 30 Prozent der israelischen Bevölkerung. Beide Unternehmen verfügen über ein landesweites Verteilernetz von 260 Supermärkten und SB-Läden, die 1976 einen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Pfund erwirtschafteten. Das übliche Warensortiment besteht zu 58 Prozent aus Nahrungsmitteln und Kolonialwaren, zu 11 Prozent aus frischen Früchten, Gemüse und Obst, zu 24 Prozent aus Fleisch und Wurstwaren und zu 7 Prozent aus Non-Food-Artikeln. Das Angebot setzt sich zu 90 Prozent aus inländischen Erzeugnissen (bis 1975 noch zu 97 Prozent) zusammen. Im Nahrungsmittelgeschäft liegt die durchschnittliche Bruttogewinnspanne der co op-Läden bei 19 Prozent des Umsatzes und der Supersol-S-Märkte bei 21 Prozent; der Nettogewinn lag 1976 bei 1,3 Prozent des Jahresumsatzes. Die übliche Schwundrate (Diebstahl und Verlust) wird mit 0,8 Prozent angegeben. Die Entwicklung der modernen Kaufhäuser nach europäischem Vorbild war im Vorjahr geringfügig langsamer als zwischen 1970 und 1975. Bis Ende 1977 soll in Tel Aviv der Bau des größten Warenhauses des Landes mit einer Nettoverkaufsfläche von 10 430 qm fertiggestellt werden. Derzeit liegt der Anteil der 51 Kaufhäuser am Jahresumsatz der Branchen Textilien, Bekleidung, Schuhe, Möbel und Elektrowaren bei 11 Prozent. Besonders in der Elektrobranche hat sich in den letzten Jahren ein effizienter und moderner Fachhandel entwickelt, der in Werbung und Absatzförderung den großen Warenhäusern überlegen ist, die außerdem einen chronischen Mangel an Fachkräften haben. Versuche, den israelischen Konsumenten für Verbrauchermärkte zu interessieren, endeten z. T. erfolglos. Ein in Haifa von ausländischen Investoren errichteter Verbrauchermarkt mußte nach zehn Monaten den Konkurs anmelden. Ein zweiter Versuch, bei Tel Aviv einen Wochenend-Verbrauchermarkt abzuhalten, scheiterte bereits nach drei Monaten. Nur ein kleiner Cash-and-carry-Markt konnte sich bisher teilweise behaupten. Ein von der genossenschaftlichen Großhandelsgesellschaft Tnuva südlich von Tel Aviv betriebener Verbrauchermarkt mit einem beschränkten Sortiment von frischen und verarbeiteten Agrarprodukten konnte bisher nur seine Kosten decken. Aufgrund dieser Erfahrung beschloß die co op-Organisation, den Plan f ü r einen groß angelegten Verbrauchermarkt zurückzustellen."

522

Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft

Beträchtliche Investitionen im Infrastrukturbereich „Die israelische Regierung beabsichtigt den Ausgabenansatz für Infrastrukturinvestitionen im Finanzjahr 1978 erheblich aufzustocken. Ausgaben von 4 bis 4,5 Milliarden Israelische Pfund sollen ausschließlich für diese Zwecke verwendet werden, um dadurch die stagnierende israelische Wirtschaft anzukurbeln. In den Jahren 1974/76 wurden ca. 16,5 Milliarden Israelische Pfund (zu laufenden Preisen) in neue Industrieprojekte investiert, während die staatlichen Aufwendungen für den Ausbau der Infrastruktur (Wasser- und Kraftstromleitungen, Straßen, Ausbau des Fernsprechnetzes) lediglich bei 5,6 Milliarden Israelische Pfund lagen. Infolge der unzureichenden Infrastruktur entstanden Engpässe, die oft die Durchführung von bereits förderungswürdigen Industrievorhaben erschwerten und in gewissen Entwicklungsgebieten sogar unmöglich machten. In den ersten neun Monaten des Jahres 1977 war die Anzahl der eingereichten und beantragten Industrieprojekte um rd. 50 Prozent größer als in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Bei den eingegangenen Anträgen, die zu 90 Prozent als förderungswürdig anerkannt wurden, handelt es sich hauptsächlich um Industrieprojekte, die entweder für den Export oder den Ersatz von Importen produzieren sollen. Die Auswertung der Anträge läßt deutlich erkennen, daß es sich daher weder um neue Investoren noch um neue Produktionsbereiche handelt. Aufgrund der bereits verabschiedeten Anträge ist 1977 gegenüber 1976 mit einem nominellen Zuwachs der geplanten Investitionen um 33 Prozent auf 6,12 Milliarden Israelische Pfund zu rechnen. Wegen der zögernden Durchführung der Projekte einiger Unternehmer wird die reale Investitionssumme in diesem Jahr wahrscheinlich nur bei 4,9 bis 5 Milliarden Israelische Pfund liegen. Die Hauptgründe für die abwartende Unternehmerhaltung liegen bei der fehlenden Infrastruktur und dem Mangel an Fachpersonal. Im Rahmen des neuen Investitionsförderungsgesetzes, dessen Endfassung noch nicht vorliegt, sollen Investitionen erheblich erleichtert werden. Das neue Investitionsgesetz soll leicht verständlich sein, um unterschiedliche Auslegungen zu vermeiden. Eine wesentliche Herabsetzung der Körperschaftssteuer für inund ausländische Unternehmen ist vorgesehen, und das Zollbefreiungsverfahren, beziehungsweise die Rückerstattung von Kauf- und Mehrwertsteuer wird vereinfacht."

523

1977 — Sonstiges

Moshe Dayan und Simcha Ehrlich kommen zu Arbeitsbesuchen nach Bonn Interview mit Simcha Ehrlich Ende 1977 waren Außenminister Moshe Dayan und der israelische Finanzminister Simcha Ehrlich zu Arbeitsbesuchen in Bonn. Den wirtschaftlichen- und finanzpolitischen Teil hatte Minister Ehrlich zu bewältigen. Unmittelbar vor seiner Weiterreise nach Hamburg gab der israelische Finanzminister Simcha Ehrlich dem Herausgeber das folgende Interview. Das war am Mittwoch, dem 7.12.1977. Am Donnerstag, den 8. Dezember war Herr Minister Ehrlich nach Frankfurt gereist, um dort mit jüdischen Verbänden zusammenzutreffen. Abschluß seines Deutschlandaufenthaltes war eine Pressekonferenz. Das Interview, das der Minister mir gewährte, hat folgenden Wortlaut: Frage: Herr Minister, Sie haben Ihre politischen Gespräche in Bonn beendet. Es ging um viele Sorgen, die der Staat Israel hat und die Sie als Finanzminister besonders haben. Wie beurteilen Sie die Ergebnisse? Antwort: Ich kann meine Zufriedenheit über meinen Besuch und meine Gespräche zum Ausdruck bringen, besonders mit meinem Kollegen, Bundesfinanzminister Hans Apel.

Frage: Ein Problem der Gespräche war die Erhöhung der jährlichen Kredite der Wirtschaftshilfe. Sind Sie in dieser Frage vorangekommen? Antwort: Wir haben über diese Frage keine besondere Debatte geführt. Wir haben diese Frage berührt, aber wir hatten keine unterschiedliche Meinung in dieser Frage. Alles bleibt wie es war. Frage: Die Frage der Abschlußgeste bei der Wiedergutmachung f ü r jene, die nach 1965 aus dem Ostblock gekommen sind. Antwort:Wir haben Vereinbarungen getroffen. Wir haben die Versicherung bekommen, daß alle führenden Persönlichkeiten der Parteien dieses Problem unterstützen werden. Schließlich und endlich werden wir mit diesem langjährigen Problem fertig werden. Frage: Und die Frage eines Moratoriums für die Zinsen und Rückzahlungen des Kapitals f ü r die bisherige Wirtschaftshilfe? AntwortW\r haben darüber nicht debattiert, wir haben diese Frage überhaupt nicht angesprochen. Frage: Herr Minister, der Besuch des ägyptischen Präsidenten Anwar El Sadat in Jerusalem hat uns hier in Deutschland sehr berührt. Wie sehen Sie den Fortgang der israelisch-ägyptischen Verhandlungen, jetzt, nachdem in Kairo die Zwischenkonferenz beginnt? Antwort:Ich bin sehr optimistisch. Ich hoffe, daß wir gute Abkommen mit Kairo abschließen werden. Ich wünsche mir, daß es möglich wird, daß die Bundesregierung, daß das deutsche Volk Sadat stützen möge. Es ist natürlich eine Besonder524

Gemeinsames Pressekommunique von Hans Apel und Simcha Ehrlich heit, daß ich als Israeli die Deutschen bitte, Herrn Sadat zu stützen. Ich bin überzeugt, die Stütze für Sadat ist die Stütze für den Frieden im Nahen Osten. Frage: Sie haben auch ein sehr ausführliches Gespräch mit dem Oppositionsführer Helmut Kohl geführt. Was war der Hauptinhalt des Gesprächs? Antwort: Wir haben über die politische Entwicklung im Nahen Osten gesprochen. Wir haben über die neue Wirtschaftspolitik in Israel gesprochen, und wir haben über eine gewisse Kooperation der Likud und der CDU/CSU gesprochen. Frage: Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt vorwärts, denn die SPD hat bereits seit langem enge Kontakte durch die internationale sozialistische Zusammenarbeit. Antwort: Ja, die SPD hat durch ihre Parteigenossen in Israel enge Kontakte genauso, wie die Liberalen mit den Parteigenossen in Israel viele Kontakte haben. Frage: Herr Minister, eine abschließende Frage: Wenn Sie an den Fortschritt mit Sadat denken, an eine Konföderation möchte ich sagen, würden Sie mir zustimmen, daß es das Ergebnis im Nahen Osten sein könnte, eine Vereinigung wie die Europäische Gemeinschaft in Europa zu schaffen? Antwort: Ich hoffe so. Frage: Und Sie erhoffen sich daraus auch eine wirtschaftliche Entlastung für Israel? Antwort: Ich hoffe, daß, wenn wir ein Abkommen mit Ägypten erreichen, als nächster Staat dann Jordanien hinzukommen wird und ein wenig später auch die Syrier kommen werden. So werden wir eine neue Epoche im Nahen Osten beginnen. Ich kann mir vorstellen, daß wir dann eine Situation bekommen, wie es die Gemeinschaft in Europa ist.

Gemeinsames Pressekommunique von Hans Apel und Simcha Ehrlich „Am 5./6. Dezember 1977 trafen in Bonn der israelische Finanzminister Simcha Ehrlich und Bundesfinanzminister Dr. Hans Apel zu Gesprächen über gemeinsame Fragen der finanzwirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche stand ein Gedankenaustausch über den bisherigen Stand der wirtschaftlichen Beziehungen und Möglichkeiten ihres weiteren Ausbaus. Es bestand Übereinstimmung, daß die bisherige finanzielle Zusammenarbeit der beiden Länder einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung Israels geleistet habe. Dies gelte insbesondere für die Förderung privater Investitionen. Die deutschen Kapitalleistungen für Investitionen in Israel seien von rd. 180 Mio. DM im J a h r e 1972 verdreifacht worden. Die deutsche Seite hat ihre Anerkennung der neuen Wirtschaftspolitik der israelischen Regierung vom Oktober 1977 ausgesprochen, eine Politik, die u. a. die Freigabe der Währung und den Fortfall von Beschränkungen und Kontrollen beinhalte. Diese Schritte erforderten ein hohes Maß von Entschlußkraft. 525

1977 — Sonstiges Bundesminister Dr. Apel hat seine Überzeugung zum Ausdruck gebracht, daß diese Schritte Israels Integration in die Weltwirtschaft und insbesondere in die europäische Wirtschaft weiter fördern würden. Insbesondere würden zusätzliche Anstöße f ü r einen weiteren Anstieg ausländischer Investitionen gegeben sein. Minister Apel versicherte, daß die Bundesregierung den israelischen Wunsch unterstützt, den Einfuhrzoll f ü r Zitrusfrüchte um 80 % herabzusetzen. Zusätzlich erklärte Dr. Apel, die Bundesregierung werde sich d a f ü r einsetzen, daß bei einer Erweiterung der EG nach Süden die Drittlandsinteressen gewahrt werden, insbesondere diejenigen der übrigen Mittelmeerländer. Die Einladung des israelischen Finanzministers Ehrlich zu einem Besuch in Israel hat Bundesminister Dr. Apel mit Freude angenommen."

526

1978

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen 30 Jahre Textil- und Bekleidungsindustrie in Israel 30 Jahre Israel—das heißt gleichzeitig auch 30 Jahre Textilien und Mode aus Israel. Es war ein mühevoller Weg von damals bis zum weltweiten Erfolg der Branche heute. 1948 das war die Ausgangssituation: Eine halbe Million Einwohner, kaum qualifizierte Arbeitskräfte, wenig Know-how. Die Industrie steckte in den Kinderschuhen. Devisen brachten allein die Exporte von Zitrusfrüchten, von denen das Land auf Dauer nicht existieren konnte. Mit der Diamantenschleiferei und der Gründung von Textilunternehmen wurde die industrielle Entwicklung eingeleitet. Das Nahziel hieß Export. 1950 exportierte man Textilien für 3 Mill. und Fertigkleidung für rd. 1 Mill. Dollar. Der große Aufschwung kam in den 50er Jahren, als mehr und mehr Immigranten, meist aus den arabischen Ländern, nach Israel kamen und Arbeitsplätze geschaffen werden mußten. Die Textilindustrie wurde zum großen Auffangbekken und gab 27 000 Menschen Arbeit. Neue Unternehmen wurden gegründet, die Pionierarbeit leisteten. Jahr um Jahr konnten die Exporte gesteigert werden, nicht zuletzt auch durch erhebliche finanzielle Unterstützung der Regierung in Jerusalem: In den Jahren 1956-1965 wurden der Textilindustrie Entwicklungshilfen in Höhe von 60 Mill. Dollar zugeleitet, ein Viertel der Gesamtsumme staatlicher Industriehilfen überhaupt. Wenn anfangs hauptsächlich Baumwoll- und Wollgarne in den Export kamen, so wurde mit zunehmendem Know-how die Ausfuhrpalette mit gewebten und gestrickten Stoffen erweitert. Der Aufschwung der Textilindustrie stieg rapide an. 1972 erreichten die Exporte 47 Mill. Dollar, 1977 wurden Garne und Stoffe für rd. 72 Mill. Dollar ausgeführt. Das jährliche Durchschnittswachstum der Branche lag in den letzten Jahren bei 9,6. Kleinere Rückschläge wie sie durch Wechsel in den Trends bedingt 1973 vorkamen, wurden aufgefangen. Einmal vor allem durch mehr Flexibilität und verstärkte Errichtung vollstufiger Textilunternehmen. Know-how und Fertigungsmethoden wurden modernisiert, die Ausbildung von Fachkräften für Färben, Drucken und Finishing forciert. Heute ist man konkurrenzfähig in Qualität und Preis, selbst auf so schwierigen Märkten wie denen der EG. Anders als in der Textilindustrie ging die Entwicklung in der israelischen Bekleidungsindustrie langsamer voran. Erst das Jahr 1970 brachte 527

1978 — Die Entwicklung

der

Handelsbeziehungen

hier die Wende, als mehr Fertigbekleidung einschließlich Ledermoden (54,6 Mill. Dollar) als Fertigtextilien (43,9 Mill. Dollar) exportiert wurden. Angesichts des wachsenden Drucks auf den Weltmärkten durch Billiganbieter gab es für Industrie wie Regierung seinerzeit nur eine Devise, um auf Dauer im immer härteren Wettbewerb bestehen zu können: Quality first! Diese Strategie wurde bereits 1968 mit der Gründung des Shenkar-Kollegs für Mode und Textiltechnologie untermauert, das von der Regierung und der israelischen Textil- und Bekleidungsindustrie gemeinsam getragen wird. Ein umfangreiches Studien- und Kursusprogramm in allen branchenspezifischen Sparten bietet heute die Gewähr, über optimal ausgebildetes Fachpersonal verfügen zu können. Gute Ausbildung, hohe Qualität, individuelles Design und gezieltes Marketing sind heute die Kriterien, an denen sich die israelischen Konfektionäre orientieren. Der Erfolg blieb nicht aus: 1977 wurde „Mode made in Israel" im Wert von 154,5 Mill. Dollar in alle Welt exportiert. Davon gingen 66,5 % in die EG-Länder, 21,6 % in die USA und nach Kanada sowie 11,9 % in andere Länder. Exportkunde Nr. 1 der Branche ist die Bundesrepublik, die 1977 Fertigkleidung einschl. Ledermoden für 40,9 Mill. Dollar aus Israel importierte. Für das laufende Jahr rechnet man mit einer Steigerung im Gesamtexport um 20 %. Heute stellen in Israel 800 Unternehmen Fertigkleidung und 200 Betriebe Textilien her. Mit 60 000 Mitarbeitern beschäftigt man 20,3 % der gesamten israelischen Industriekräfte. 40 % der Gesamtproduktion beider Branchen gehen über 220 autorisierte Exportfirmen und Subunternehmen in den Export. Ständige Promotionsaktionen des „Textile and Fashion Center" im israelischen Export Institut sind für die Branche eine wesentliche Absatzhilfe. So findet vom 21 — 24. August 1978 im Hilton Jerusalem die 17. Israel Fashion Week statt, die zweimaljährlich im Februar und August durchgeführt wird. Über 100 Firmen zeigen ihre Kollektionen für Frühjahr/Sommer '79 an Damen-, Herren-, Baby- und Kinderbekleidung. Darüber hinaus beteiligt sich Israels Modewelt an internationalen Messen und veranstaltet regelmäßig eigene Schauen in ausländischen Großstädten und Fachgeschäften. Die im Düsseldorfer Hilton bereits seit Jahren bestens eingeführten Musterungen israelischer Mode werden im Herbst auch auf München ausgedehnt. Musterungstermine im Hilton München: 30.8.—1.9.1978 —Musterungstermin im Hilton Düsseldorf: 4—8.9.1978.

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Messen und Ausstellungen

200 Firmen bei der Isratec '78 in Jerusalem Zum 30. Jubiläum des Staates Israel ist die „Isratec '78" das Schaufenster d e r Leistungsfähigkeit und Innovationsbereitschaft der israelischen Industrie. Rund 200 israelische Unternehmen werden vom 4.-8. Juni 1978 die Metall-, Elektround Elektronikindustrie repräsentieren, Branchen, die man im Lande selbst — und zu Recht — als „Starindustrien" bezeichnet. Lag der Export dieser drei Industriezweige 1970 noch bei r u n d 70 Mio. Dollar, so hat sich die Ausfuhr von 1972 (115 Mio. Dollar) bis heute verfünffacht. Für das laufende J a h r 1978 rechnet man nach vorsichtigen Prognosen mit Exporten von mehr als 580 Mio. Dollar. Zur gleichen Zeit findet übrigens in Tel Aviv die „Israqua '78" statt. I m Rahmen dieser wichtigen Messe der international bedeutenden israelischen Wasserwirtschaft wird eine Reihe von wissenschaftlichen Konferenzen und Seminaren durchgeführt. Breite Produktpalette Das Angebot auf der „Isratec '78", die unter der Schirmherrschaft des Ministers f ü r Industrie, Handel und Tourismus, Ygal Hurvitz, und des Jerusalemer Bürgermeisters, Teddy Kollek, steht, entspricht in Qualität, Know-how und Vielfalt internationalem Spitzenstandard. Dabei können durchweg alle Artikel erheblich preisgünstiger angeboten werden, als dies in den lohnintensiven westlichen Industriestaaten möglich ist. Gezeigt werden u. a. Produkte folgender Sparten und Bereiche: Werkzeuge, Maschinenbau, Autozubehör, Flugzeugbau, Militärtechnik, Solarenergie, Heizungs- und Klimatechnik, Transportwesen, Agrartechnik, elektromedizinischer Apparatebau, Armaturenbau, Hauselektrotechnik, Kommunikationstechnik und EDV. Vorteile durch Zusammenarbeit Nicht n u r reine Leistungsschau und Verkaufsmesse, die „Isratec '78" versteht sich auch vor allem als Kontaktbörse. Nach dem EG-Freihandelsabkommen setzt Israel mehr d e n n je auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Neunergemeinschaft und der Bundesrepublik, die — nach den USA zweitgrößter Kunde der israelischen Industrie — naturgemäß auch f ü r Israel eine Schlüsselstellung einnimmt. Dies gilt sowohl f ü r eine umfassendere Zusammenarbeit auf staatlicher Ebene wie f ü r intensivere Bindungen im privatwirtschaftlichen Bereich, wo die deutsche Seite nach israelischer Ansicht „längst noch nicht alle Möglichkeiten und Vorteile, die Israel bietet, erkannt und genutzt" habe. 529

1978 — Messen und Ausstellungen Für ein größeres Engagement deutscher Unternehmer in Israel, sei es durch Direktinvestitionen oder im Rahmen von Kooperationsverträgen, sprechen zahlreiche Pluspunkte. Betriebsgründungen deutscher Unternehmen werden von der Jerusalemer und Bonner Regierung nicht nur durch eine Reihe beträchtlicher Vergünstigungen und weitreichender Garantien erleichtert und gefördert. Auch die „natürlichen" Vorteile sind interessant: großzügige Staatshilfen f ü r Forschung und Entwicklung, Nivellierung der Personalkosten, die sich f ü r den Investor besonders günstig bei hochqualifizierten und akademischen Mitarbeitern auswirkt, die gegenüber der Bundesrepublik weitaus niedrigeren Lohnnebenkosten, eine moderne Infrastruktur, technisches Know-how auf breiter Basis sowie ausreichend vorhandene Fachkräfte vom Arbeiter bis zum Diplomingenieur u n d schließlich die Integration der wissenschaftlichen Institute in das Wirtschaftsleben sind nur einige bedeutende Aktivposten, die ebenso f ü r eine Teileund Lohnfertigung in Israel gelten. Gerade auf diesem Sektor besitzen israelische Firmen einen deutlichen Wettbewerbsvorsprung, da sie eine — in der Bundesrepublik unrentable — Produktion auch kleiner Serien oder die Fertigung von Einzelstücken problemlos, schnell und trotzdem wirtschaftlich d u r c h f ü h r e n können. Export-Drehscheibe Israel Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt darüber hinaus Israels wachsende Bedeutung als Export-Drehscheibe im Nahen Osten. Auf Grund des Zollpräferenzabkommens mit den USA, das mehr als 2700 Industrieerzeugnisse „made in Israel" volle Zollfreiheit gewährt, eröffnet sich in Israel engagierten deutschen Firmen der große amerikanische Markt unproblematischer und kostengünstiger als von d e r Bundesrepublik aus. Nicht abzusehen auch die wirtschaftlichen und handelspolitischen Perspektiven sollte der israelisch-ägyptische Dialog die Situation im Vorderen Orient auf Dauer entschärfen. Mit der völligen Zollfreiheit f ü r israelische Industrieimporte in die EG, die zum 1. Juli 1977 wirksam wurde, hat Israel den entscheidenden Schritt in Richtung Europa getan. Israels uneingeschränktes „Ja" zur Marktwirtschaft und freiem Welthandel unterstreicht das kürzlich vorgelegte Wirtschaftsprogramm der neuen Regierung unter Ministerpräsident Menachem Begin. Diese „Wirtschaftsrevolution mit friedlichen Mitteln" (u. a. Aufhebung der Devisenkontrolle und freie Konvertierbarkeit des israelischen Pfundes) signalisiert auch das israelische „Ja" zu Europa: Waren aus Israel werden preiswerter, Investitionen in Israel noch vorteilhafter. Sonderreise zur „Isratec '78" Die „Isratec '78" markiert nach allgemeiner israelischer Ansicht das bedeutendste Ereignis zum Jubiläum des 30-jährigen Bestehens des Staates Israel 1978. Die „Technologie-Woche" ist aber auch nach Meinung führender Regierungsvertreter u n d Industrieller eine günstige Gelegenheit, neue Brücken zu bauen und um die traditionell guten Beziehungen zwischen deutschen und israelischen Unter530

Die Bundesrepublik Deutschland, das Eldorado der Messen

nehmen weiter zu festigen. Eine Sonderreise zur „Isratec '78" wird vom Deutschen Reisebüro (DER) in Frankfurt zu günstigen Konditionen angeboten.

Fashion Week in Tel Aviv Die Mitte Februar zu Ende gegangene 16. Israel Fashion Week kann auf ein zufriedenstellendes Ergebnis verweisen. 540 Einkäufer aus 26 Ländern kamen ins Hilton Hotel nach Tel Aviv, davon allein 88 aus der Bundesrepublik Deutschland. Die deutschen Einkäufer, die Israels Angebot aus den letzten Jahren bereits gut kennen, waren von der Entwicklung der Branche beeindruckt. Im Gegensatz zu früheren Messen zeigten die über 90 Aussteller modisch sehr hochstehende Kollektionen, die sich in jeder Beziehung an westeuropäischen Ansprüchen orientieren. Nach Angaben der Besucher der Fashion Week bewegen sich die Preise in der Mitte, dem qualitativen Angebot durchaus angemessen. Stolz ist man in Israel auf die Tatsache, daß zum ersten Mal alle Kollektionen von jungen israelischen Stylisten entworfen wurden. Positiv aufgefallen ist die Entwicklung, daß Israels Fabrikanten „umgelernt" haben. Man konzentriert sich nicht mehr nur allein auf Großabnehmer wie Kaufhäuser und Versender, sondern ist jetzt auch für den gehobenen Fachhandel offen, der nur mittlere oder sogar kleinere Orders schreiben kann. Von den 1000 in Israel ansässigen Textil- und Bekleidungsunternehmen produzieren 220 Firmen vorwiegend für den Export. So wurden im Jahr 1977 Textilien und Fertigkleidung einschl. Ledermoden für 226 Millionen Dollar exportiert im Vergleich zu 195,7 Millionen Dollar im Jahr 1976. Der Anteil an Fertigkleidung belief sich auf 135 Millionen Dollar (1977) gegenüber 126 Millionen Dollar (1976). Dabei geht der Löwenanteil der Exporte längst nicht mehr in die USA, sondern in die EG-Staaten. Abnehmerland Nr. 1 ist nach wie vor die Bundesrepublik Deutschland, die ihre Importe an Fertigkleidung aus Israel 1977 auf 40,9 Millionen Dollar erhöhte, gegenüber 31,1 Millionen Dollar im Vorjahr.

Die Bundesrepublik Deutschland, das Eldorado der Messen Berlin, München, Köln, Hannover und Frankfurt gelten in der ganzen Welt als die entscheidenden europäischen Ausstellungsplätze, die in immer steigendem Maße auch von der israelischen Industrie und Herstellern aus den verschiedensten Fabrikationsrichtungen beschickt werden. In den ersten drei bis vier Monaten dieses Jahres gab es einen besonders deutlichen Trend Messen und Ausstellungen in unserem Staat zu beschicken. Der folgende Bericht soll darüber einen Überblick geben, der zeigt, wie eng die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik geworden sind. 531

1978 — Messen und Ausstellungen

Möbelmesse in Köln Köln ist f ü r Israels Möbelhersteller eine Reise wert: Zum zweiten Mal beteiligten sich acht Unternehmen der Branche im Rahmen einer Gemeinschaftsschau an der Internationalen Möbelmesse in Köln (17.—22.1.1978). Im Israelpavillon machten folgenden Firmen ihr Angebot: Ambin (Kunststoffmöbel: „Mitnahme"Klein- und Einzelmöbel, Kindermöbel, Möbel f ü r den Sanitärbereich); Amgat Plastics (Vollkunststoffmöbel); Fix Furniture (,,Mitnahme"-Tische); Galax („Mitnahme"-Möbel: Bücherregale, Wohnzimmerschränke, Schrankwände und Küchenmöbel); Hila (Eßzimmermöbel, Schaukelstühle, Phonomöbel, Couchtische, Uhren); Keren (dekorative Glastische); Modis (Systemmöbel f ü r den Objekt- und Wohnbereich); Sharony (Polstermöbel, Fernsehsessel). Israels Möbelhersteller sind in den vergangenen Jahren in steigendem Maße „exportbewußt" geworden. Nach tiefgreifenden Innovationen, vor allem bei den größeren Unternehmen der Branche, haben sich „Möbel made in Israel" langsam aber stetig auch auf „schwierigen" Auslandsmärkten durchgesetzt. So konnten die Exporte innerhalb von zwei Jahren von 4 Millionen Dollar (1974) auf 10 Millionen Dollar im Jahre 1976 gesteigert werden. Für das gerade abgelaufene J a h r 1977 zeigen erste „Hochrechnungen" einen weiteren Aufwärtstrend. Die israelische Möbelindustrie, deren Gesamtproduktion 1976 die 200-Millionen-Dollar-Marke überschritt, umfaßt rund 50 größere Unternehmen (50 Beschäftigte und mehr) sowie Hunderte von kleineren Betrieben, die vielfach als Unterlieferanten f ü r große Firmen arbeiten. Zahlreiche Betriebe sind spezialisiert, sei es auf die Fertigung bestimmter Möbelarten (Wohnmöbel, Büromöbel, Schulmöbel, Hoteleinrichtungen usw.), sei es auf die Verwendung spezieller Materialien (Edelhölzer, Kunststoffe usw.). Eine gut entwickelte Infrastruktur hat den Aufschwung der israelischen Möbelindustrie erleichtert und begünstigt. Obwohl selbst arm an Rohmaterialien, verfügt das Land über eine hochstehende Furnierholzindustrie, die den Löwenanteil der benötigten Hölzer von den nah gelegenen afrikanischen Märkten bezieht und selbst wiederum in starkem Maße exportiert. Hinzu kommt, daß ein Großteil weiterer Zuliefererzeugnisse in Israel selbst hergestellt werden: von Klebematerialien über Beschläge und Metallzubehörteilen bis hin zu Kunststoffen, Schaumstoffen und Möbeltextilien. Welch wachsenden Stellenwert die israelische Möbelindustrie heute im gesamtwirtschaftlichen Gefüge des Landes einnimmt, unterstreicht die Tatsache, daß im Mai 1977 erstmals eine nationale Möbelmesse in Israel veranstaltet wurde. Mit gutem — unerwartetem — Erfolg. So konnten auf der „Israel Furniture Week" in Jerusalem, an der sich 80 heimische Hersteller beteiligt hatten, u. a. eine Reihe wichtiger Geschäftsbeziehungen zu ausländischen Interessenten angebahnt werden. Diese Geschäftsbeziehungen erschöpfen sich für Israels Möbelhersteller nicht allein in einer Steigerung der Exporte. Ebenso wird das Interesse an Koope532

Die Bundesrepublik Deutschland, das Eldorado der Messen

rationen mit dem Ausland unterstrichen, zu der viele Firmen der Branche bereit und in der Lage sind, sei es auf Zuliefererbasis oder durch Zusammenarbeit in Technologie und Design. Potential und Know-how dafür sind in Israel reichlich vorhanden.

Heimtextil-Messe in Frankfurt Israels Heimtextilienhersteller haben in den vergangenen Jahren ihre Exportmärkte in Europa systematisch gepflegt und erfolgreich ausgebaut. Sichtbarer Ausdruck dieser kontinuierlichen Bemühungen: Zum dritten Mal beteiligte sich Israel mit einem Gemeinschaftsstand an der Heimtextilien-Messe in Frankfurt (11.—15.1.1978). In Halle 6 zeigten sechs Firmen (Arpadon, Fibrotex, Mikado, Ramtex, Umar, Wardinon) ein ausgewähltes Sortiment an Gardinen, Deko- und Möbelstoffen, Wandbespannungen, Raumteilern, Rollos, Tischwäsche und Handtücher aus Frottee und Velours. Ein weiteres israelisches Unternehmen, Carmel Carpets Ltd. war mit einem eigenen Ausstellungsstand vertreten. Die israelische Heimtextilienindustrie umfaßt insgesamt 85 Firmen, 75 Hersteller produzieren Gardinen, Deko- und Möbelstoffe, 10 Unternehmen stellen Teppiche und Teppichböden her. Die Branche, die bis Ende der 60er Jahre fast ausschließlich für den einheimischen Markt produzierte, konzentrierte sich in den letzten Jahren mehr und mehr auf den Export. Beträchtliche Summen wurden zur Modernisierung der Anlagen und Fertigungsverfahren investiert. Mit Unterstützung der Regierung wurden zudem europäische Experten gewonnen, mit deren Hilfe die Branche zu europäischem Standard in Technologie, Design und Farbgebung aufschloß. Für das laufende Jahr 1977 rechnet man mit einer Exportsteigerung um 50 % gegenüber 1975, wobei die EG-Staaten und Skandinavien zu den Hauptabnehmern gehören.

Internationale Spielwarenmesse in Nürnberg Seit Jahren Stammgast auf der Spielwarenmesse, ist Israel in diesem Jahr mit dem bisher größten Ausstellerkontingent in Nürnberg (9.-15.2.1978) vertreten. 14 Unternehmen, darunter auch in Deutschland bekannte Namen wie Orda, Olam Hayeled oder Tree of Knowledge, zeigten ein breites Sortiment mit zahlreichen Neuheiten für jung und alt: Lern- und Lehrspiele; Freiluft-, Gesellschafts- und Unterhaltungsspiele; Spielzeug aus Holz und Kunststoff; Puzzles; Plüschtiere; wissenschaftliche Experimentierkästen sowie Spielplatzeinrichtungen. Israels führender Spielwarenhersteller operiert seit Jahren mit wachsendem Erfolg auf internationaler Ebene. In unmittelbarer Nachbarschaft zum weltberühmten Weizmann-Institut in Rehovot gelegen, arbeiten für Orda namhafte 533

1978 — Messen und

Ausstellungen

Pädagogen u n d Psychologen israelischer Universitäten (Jerusalem, Tel Aviv, Technion in Haifa). Das Ergebnis dieser wissenschaftlich fundierten Produktplanung sind Spiele und Lernhilfen mit hoher Originalität und Kreativität gleichermaßen f ü r Kinder wie f ü r Erwachsene. Die Orda-Kollektion umfaßt gegenwärtig 75 verschiedene Spiele in zehn Sprachen. Anläßlich d e r Nürnberger Messe stellte Orda eine Reihe neuer Strategiespiele aus stabilem Kunststoff vor: - „Dial-6", ein Würfelspiel f ü r zwei Personen ab sechs Jahren, bestehend aus einer Spielfläche, zwei ineinandergreifenden Nummernscheiben und zwölf Bällen. - „Ratchit-Matchit" f ü r 2 - 4 Spieler ab vier Jahren, bestehend aus einer Spielfläche mit vier ineinandergreifenden Zahnrädern u n d je sechs Spielsteckern in vier Farben. - „Orbits", ein Wettlaufspiel im Weltall von d e r Startrampe bis zur Raumfahrtstation. - „King's Gambit", ein Würfelspiel „der Prinzen u m die Königskrone", bestehend aus Spielfläche, Drehrad und Spielfiguren. Wissenschaftliche Experimentierkästen sind die Domäne von T r e e of Knowledge aus Tel Aviv. Vor eineinhalb Jahren gegründet, konnte das Unternehmen bis heute bereits Experimentierbau kästen im Wert von über einer Million Dollar in die USA und Kanada exportieren. Die Baukästen, von israelischen Wissenschaftlern und Pädagogen speziell f ü r den Export konzipiert, zeichnen sich durch eine fast unbegrenzte Anzahl von Experimentiermöglichktiten aus. Im vergangenen J a h r brachte die Firma acht neue Baukästen heraus. In Nürnberg werden elf verschiedene Kästen gezeigt, die mit ausführlichen Gebrauchsanleitungen in deutsch, englisch, französisch und spanisch versehen sind. Mit dem Chemiebaukasten sind allein 600 Experimente möglich, vom Kristallziehen bis hin zur Zigarettenrauchanalyse. 200 Präzisionsbauteile umfaßt der Bestseller „Welt der RadioElektronik", mit dem man u. a. seinen eigenen Lügendetektor, eine 16-TonOrgel und viele andere Elektronikgeräte bauen kann. Besonders populär dürfte ein Radiokonverter werden, mit dem man jedes beliebige Mittelwellenradio in einen Amateurfunkempfänger umbauen kann mit Empfangsmöglichkeiten für alle 40 CB-Funkkanäle. Logistische Unterhaltungsspiele für „9 bis 99jährige" stellte Kibernetics in Nürnberg vor. Das Unternehmen, eine Tochterfirma der seit 1933 international tätigen Orterac Ltd., möchte in Nürnberg langfristige Geschäfts- und Vertriebsverbindungen knüpfen. Das neue Sortiment von Tischspielen umfaßt zwei Kategorien: Spiele mit Leuchtspielbrettern aus Acrylharzkunststoff u n d elektronische Spiele, bei denen die Spielfiguren als helle Punkte auf dem Spielbrett erscheinen. Die Spielregeln sind in einem Mikroprozessor auf dem Spielbrettboden eingearbeitet. Einige der neuen Spiele sind: „Ingenuity", ein Detektivspiel f ü r zwei Personen. „Playissimo", ein taktisches Spiel mit zahllosen Spielkombinationen oder „Crown Chess", 534

Die Bundesrepublik Deutschland, das Eldorado der Messen

ein künstlerisch gestaltetes Schachspiel mit selbstleuchtendem Brett und Figuren. Hochwertige Puzzles aus Holz und Kunststoff für Kinder bis zu acht Jahren präsentiert Childhood, ein neuer Spielwarenhersteller aus Tel Aviv, der bereits nach kurzer Geschäftstätigkeit den Export, besonders in die USA, aufgenommen hat. Die Puzzles aus Kunststoff sind für Kinder im Alter von 5—8 Jahren gedacht. Im Siebdruckverfahren hergestellt, besteht jedes Puzzle aus 12 rechteckigen Einzelteilen von 7 x 9 cm. Die größeren Holzpuzzles (15,7 x 21,7 cm), ebenfalls im Siebdruck gefertigt, sind f ü r die Altersgruppe von 2-4 Jahren bestimmt. Jedes Puzzle besteht aus sechs bis acht Teilen, die zur leichteren Handhabung in einem Winkel von 30 Grad geschnitten sind. Verwendet werden vier bis fünf kräftige und unschädliche Farben. Das Design kommt der kindlichen Phantasie entgegen: putzige Motive (Tiere, Uhren usw.) dominieren. Das Sortiment wird alle sechs Monate um drei neue Puzzles erweitert. Das sind nur einige Beispiele israelischer Firmenprogramme, mit denen sie nach Nürnberg kamen und guten Erfolg verbuchten. Tierlotto, Freiluftspiele, ein neuartiger Modellbaukasten „Biotat" auf ökologischer Grundlage wurden vorgestellt, Lernsysteme f ü r Kindergärten, Maltafeln und vieles andere, was zeigt, wie erfinderisch die israelischen Spielzeughersteller sind. Die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Instituten macht sich hier besonders bemerkbar.

Eisenwarenmesse in Köln Wie kaum in einem anderen Land lebt die exportabhängige Wirtschaft des kleinen Staates Israel vom Ideenreichtum und von der Erfindungsgabe ihrer Unternehmer, Wissenschaftler und Techniker. Ob Nutzung der Sonnenenergie, wassersparende Berieselungsanlagen oder hochkomplizierte Präzisionsteile für die Weltraumfahrt — in vielen Bereichen haben die Israelis Pionierarbeiten geleistet und Produkte entwickelt, die internationale Anerkennung fanden und zu ausgesprochenen Exportschlagern wurden. Zum Beispiel das Sicherheitssystem MulT-Lock, ein vierseitiges Sicherheitsschloß, das sich für das Unternehmen gleichen Namens aus der israelischen Stadt Holon innerhalb kurzer Zeit als Schlüssel zum Erfolg erwies. 1973 von dem einstigen El AI-Techniker Moshe Dolov und dem Schlüsselfachmann Avraham Bachri entwickelt, wurde MUL-T-LOCK bald in Israel wie im Ausland eine der erfolgreichsten Produktneuentwicklungen der letzten Jahre. 1976— 1977 in Israel als „bestverkaufter Artikel" ausgezeichnet, stieg auch die Exportkurve konstant nach oben von 100 000 Dollar im Jahre 1975 auf 350 000 Dollar 1976, ein Steigerungsrate, die sich auch f ü r das abgelaufene J a h r 1977 abzeichnet. Das Mul-T-Lock-Sicherheitsschloß wird inzwischen in Privatwohnungen und Geschäften auf fünf Kontinenten installiert: in den USA, Kanada, Austra535

1978 — Messen und Ausstellungen

lien, Südafrika, Japan oder dem Iran ebenso wie in zahlreichen europäischen Ländern, ob Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Beneluxstaaten, Österreich oder die Schweiz. Mul-T-Lock sowie die beiden anderen Produkte der Firma, die Stahltür „Meta-Door" und ein Kleinsafe aus Stahl, sind in 15 Ländern, darunter USA, Kanada, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich usw. als Patente registriert; in mehr als 15 weiteren Staaten sind Patentverfahren anhängig. Das Grundmodell des Mul-T-Lock-Sicherheitssystems besteht aus einem Schloß sowie vier Stahlbolzen, die innerhalb von weniger als einer Stunde problemlos und ohne das Material zu beschädigen, in jede Tür eingebaut werden können. Eine einzige Schlüsseldrehung setzt den Sicherungsmechanismus in Gang: Vier 20 mm lange und voneinander unabhängige Stahlbolzen verankern die T ü r an beiden Seiten sowie in der oberen und unteren Türfassung. Jeder Stahlbolzen hält Widerstände von mehr als 310 kg aus, was die Tür damit praktisch einbruchssicher macht. Vor kurzem hat das Unternehmen, in Israel mit einem Marktanteil von 80 Prozent führend auf dem Gebiet der privaten Sicherheitsvorrichtungen, ein weiterentwickeltes Modell auf den Markt gebracht: Von der Türseite aus werden sechs Stahlbolzen in alle Richtungen verstrebt, und drei weitere Stahlstäbe von je 10 mm Stärke an der Vorderseite der Tür sorgen noch für zusätzliche Sicherung. Das eigentliche Schloß kann —je nach Modell — entweder in der Türmitte, seitlich oder als Zusatzschloß eingebaut werden. Ausführliche Anleitungen machen den Einbau — auch für den Nichtfachmann — unproblematisch. Alle Teile des Mul-TLock-Sicherheitssystems sind korrosionsbeständig und mit einer fünfjährigen Garantie versehen. Das Mul-T-Lock-System ist von Polizeibehörden und Versicherungsgesellschaften in mehreren Ländern empfohlen und wurde von Scotland Yard in London in die ständige Aufklärungsausstellung aufgenommen. Verschiedene israelische Versicherungen haben bereits die Beitragsprämien gesenkt, wenn der Versicherte Wohnung oder Geschäft nachweislich mit dem Mul-T-Lock-Schloß gesichert hat. Israels Metallindustrie hat sich im Laufe der letzten Jahre zum führenden Industriezweig des Landes entwickelt: Mit jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich 13 % steuern Metallindustrie und metallverarbeitende Branchen mit 25 % den Löwenanteil zur Gesamtindustrieproduktion des Landes bei. Angesichts des begrenzten Binnenmarktes war diese Aufwärtsentwicklung nur durch verstärkte Exporte zu erreichen und zu festigen. So konnte die israelische Metallindustrie allein in den Jahren 1973—1976 ihre Ausfuhren auf 200 Millionen Dollar verdoppeln. Im vergangenen Jahr gingen Metallerzeugnisse im Wert von rund 300 Mill. Dollar von Israel aus in alle Welt. In Industrie- wie Regierungskreisen rechnet man für die kommenden Jahre —durchaus berechtigt-mit ähnlich hohen Wachstumsraten. Internationaler Qualitätsstandard in Design wie Verarbeitung, verbunden mit konkurrenzstarker Preisgestaltung sind die wesentlichen Faktoren dafür, 536

Die Bundesrepublik Deutschland, das Eldorado der Messen daß sich Metallerzeugnisse „made in Israel" selbst auf schwierigen Weltmärkten durchgesetzt haben u n d erfolgreich sind. Hinzu kommt, d a ß verschiedene Länd e r lange bestehende Wettbewerbsnachteile f ü r Israel ausgeräumt haben. So hat die am 1. Juli 1977 im Rahmen des EG-Freihandelsabkommens wirksam geword e n e völlige Zollfreiheit f ü r israelische Industrieeinfuhren in die Neunergemeinschaft d e r exportabhängigen Metallindustrie des kleinen Mittelmeerstaates beträchtlichen Aufschwung gegeben. Durch bilaterale Zollpräferenzabkommen mit einer Reihe weiterer Industriestaaten, vor allem d e n USA, aber auch J a p a n , Australien, Kanada, Schweden oder d e r Schweiz, fielen zusätzliche Handelsbarrieren. Israels uneingeschränktes „Ja" zum freien Welthandel unterstreicht das kürzlich vorgelegte Wirtschaftsprogramm d e r neuen Regierung unter Ministerpräsident Menachetn Begin. Obgleich mit zum Teil schmerzlichen Auswirkungen f ü r d e n israelischen Verbraucher v e r b u n d e n , hat diese „Wirtschaftsrevolution mit friedlichen Mitteln" ( A u f h e b u n g der Devisenkontrolle mit freier Konvertierbarkeit des israelischen Pfundes) der israelischen Industrie n e u e Chancen eröffnet. Gleichzeitig wurde ein weiterer Schritt in Richtung E u r o p a getan: Waren aus Israel werden preiswerter, Investitionen in Israel noch vorteilhafter. Doch Israel setzt nicht allein n u r auf den Handel, sondern gerade auch auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, sei es d u r c h Direktinvestitionen, sei es durch Kooperationsverträge. Hier seien, so wird in Israel darauf hingewiesen, von deutscher wie europäischer Seite „noch längst nicht alle Möglichkeiten erkannt u n d genutzt". Betriebseinrichtungen ausländischer U n t e r n e h m e n in Israel werden von der Regierung nicht n u r d u r c h eine Reihe von Vergütungen u n d Garantien gefördert. Auch die natürlichen Vorteile sind offenkundig: wesentlich günstigeres Lohnkostenniveau als in d e r Bundesrepublik, eine m o d e r n e Infrastruktur, technisches Know-how u n d ausreichend v o r h a n d e n e Fachkräfte vom Arbeiter bis zum Diplomingenieur sind Pluspunkte, die ebenso f ü r eine Teilfertigung oder Lohnfertigung in Israel sprechen. Gerade auf diesem Sektor besitzen die israelischen Metallbetriebe einen wesentlichen Wettbewerbsvorsprung, da selbst die — in d e r Bundesrepublik unrentable — Produktion kleiner Serien oder die Fertig u n g von Einzelstücken problemlos, schnell u n d wirtschaftlich getätigt werden kann. Nicht zuletzt ö f f n e t sich in Israel tätigen ausländischen U n t e r n e h m e n d e r große US-Markt fast zollfrei. Noch nicht abzuschätzende Chancen auch sollte der israelisch-ägyptische Dialog die politische u n d wirtschaftliche Situation im Nahen Osten auf Dauer entschärfen. Mit d e r erneuten Teilnahme an d e r Internationalen Eisenwarenmesse in Köln vom 19.—21. Februar 1978 unterstrich die israelische Metallindustrie ihr Engagement in Europa. Sieben exportorientierte Firmen zeigten im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung ein ausgewähltes Sortiment an hochwertigen Metallerzeugnissen.

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1978 — Messen und Ausstellungen

Frankfurter Frühjahrsmesse „Zweigeteilt" präsentiert sich Israel auch in diesem Frühjahr wieder auf der Internationalen Frankfurter Messe (26.2.-2.3.1978). Während im traditionellen Israelpavillon Firmen der Sparten Schmuck und Kunsthandwerk vertreten sind, zeigen vier israelische Musikinstrumente-Hersteller ihr Sortiment in Halle 5. Pfeifen-Orgeln (Galilee Sound), Blockflöten, Kleinschlaginstrumente, Xylophone (Halilit), Gitarren (Yuval) und Holzblockflöten (Zampir). Für die stark exportorientierte israelische Schmuck- und Kunsthandwerkbranche ist Frankfurt inzwischen eindeutig zum Messeplatz Nr. 1 auf internationaler Ebene geworden. Obwohl auf dem deutschen und europäischen Markt bestens eingeführt, nehmen zahlreiche israelische Aussteller seit Jahren beide Messetermine im Frühjahr und Spätsommer wahr, um ihr neues Angebot vorzustellen, alte Geschäftsverbindungen zu vertiefen und neue Kontakte zu erschließen. Der Kreis der israelischen „Stammkunden" in Frankfurt erweitert sich darüber hinaus laufend um neue Firmen und neuartige Kollektionen. Trotz rapid voranschreitender Industrialisierung gerade in hochtechnisierten Bereichen wie Elektronik, Chemie, Maschinenbau bilden Schmuck und Kunsthandwerk im Rahmen der israelischen Gesamtwirtschaft nach wie vor zwei wichtige Exportpfeiler mit zum Teil beträchtlichen jährlichen Wachstumsraten. Moderne Fertigungsmethoden, Kapazitätserweiterungen, kontinuierliche Marktforschung und beträchtlich verkürzte Lieferzeiten haben diesen anhaltenden Aufschwung zwar beeinflußt, aber nicht bedingt. Der Erfolg liegt in der Sache selbst. Schmuck und Kunsthandwerk „made in Israel" — das bedeutet nicht nur originelles Design und hochwertige handwerkliche Verarbeitung, sondern ist vor allem jene reizvolle Mischung aus historischen Stilelementen und modernen künstlerischen Formen und Farben, die den Schmuckkollektionen, Glaswaren oder Keramiken das typische Israelflair verleihen. Hinzu kommt eine qualitätsbezogene und marktgerechte Preisgestaltung, die dem israelischen Hersteller im internationalen Wettbewerb zugute kommt.

Mode aus Israel im Hilton-Hotel in Düsseldorf Schauplatz der 9. Präsentation Mode made in Israel war wieder das Hilton-Hotel in Düsseldorf. Vom 28. Februar bis 3. März 1978 zeigten hier 24 israelische Fabrikanten ihre Kollektionen für Herbst/Winter 78/79, vorwiegend aus dem Damenoberbekleidungssektor. Angeboten wurden u. a. Sportswearkombinationen aus Cord, Tweed und winterlich angerauhter Baumwolle, Strickmoden in großzügiger Weise mit viel Häkeloptik, romantische Kleider und Ensembles im Floraldruck und Ledermoden aus handschuhweichem Nappa und Suede im „Zwiebellook". 538

Israel setzt auf die Sonne — Sechs Aussteller in Frankfurt

Israel setzt auf die Sonne — Sechs Aussteller in Frankfurt Das Know-how ist vorhanden, Forschungsprojekte und Anwendungsversuche sind im Gange, im Bonner Forschungsministerium behandelt man die Innovation keineswegs unter ferner liefen. Gleichwohl: die kommerzielle Nutzung der Sonnenenergie steckt in der technologisch und industriell hochentwickelten Bundesrepublik Deutschland noch immer in den Kinderschuhen. Anders in Israel, wo man schon vor 25 Jahren damit begann, aus der Energienot eine volkswirtschaftliche Tugend zu machen. Mittlerweile erhält in Israel bereits jede fünfte Familie ihr heißes Wasser über eine Solaranlage. Damit weist Israel im Vergleich zu anderen Staaten die mit Abstand größte Verwendung von Sonnenenergie pro Kopf der Bevölkerung auf. 300 000 Sonnenboiler liefern 3/4 des gesamten Haushaltsbedarfs an Heißwasser — insgesamt spart man dadurch 3% des Gesamtelektrizitätsverbrauchs ein. Schätzungen besagen, daß die Nutzung der Sonnenenergie dem Land jährlich 140 000 t Brennstoff spart, der sonst importiert werden müßte, vom ökologischen Nutzen der „sauberen" Energiequelle Sonne nicht zu reden. So gehören heute die schwarzen Platten, die die Sonnenstrahlen absorbieren, zum alltäglichen Bild in den Wohnvierteln des Landes. Neubauten, die von der Regierung gebaut werden, müssen mit einer solaren Warmwasseraufbereitungsanlage ausgestattet werden, so daß innerhalb der nächsten zehn Jahre 60 % aller Haushalte „mit der Sonne" duschen, heizen oder kochen. Israel setzt langfristig und in großem Umfang auf die Energiequelle Sonne. Bis 1990 sollen bis zu 15 % des gesamten Energiebedarfs durch die Sonne gedeckt werden. Die optimistischen Prognosen beruhen auf einer soliden Grundlage. Als Pionier der Solarnutzung haben Israels Wissenschaftler und Hersteller einen anerkannten Vorsprung vor anderen Ländern hinsichtlich Technologie, Produktions-Know-how und Installationserfahrung, einen Vorsprung, der sich ständig in neuen Innovationen, breiteren Anwendungsbereichen sowie leistungsfähigeren und wirtschaftlicheren Produkten niederschlägt. So wurde kürzlich im Weizmann-Institut in Rehovot ein Solarzellensystem erfunden, das selbst bei Dunkelheit arbeitet. Im Technologieinstitut in Holon wurde ein Stadtautomobil entwickelt, das seine Energie aus Sonnenkollektoren bezieht. Vielerorts sind Projekte im Gange, um die Sonnenenergie für den industriellen Einsatz attraktiv zu machen. Diesen in die Zukunft weisenden Projekten stehen konkrete Errungenschaften gegenüber, die einen Durchbruch auf dem Gebiet der solaren Energienutzung bedeuten. Kürzlich nahm in Eilat ein 30 KW-Solar-Elektrizitätswerk seinen Betrieb auf, das täglich ununterbrochen 24 Stunden lang Strom liefert: Die Sonnenenergie wird in einem Salzwasserteich, dem „Solar-Pond", gesammelt, und in Elektrizität umgewandelt. Anlagen, die bis zu 100 mal mehr Strom erzeugen sind bereits im Produktionsstadium. Neu auf dem Markt ist ferner eine Konstruktion von Kollektoren, die auf einer Fläche von 100 qm das ganze Dachgeschoß eines Wohnhauses einnehmen und für Warmwasserbereitung ebenso sorgen wie für Heizung und Klimatisierung. Mit der neuen Technik des sogenannten „Flut539

1978 — Messen und Ausstellungen sammlers" — von der Firma Koor Metals erfunden und bereits in zahlreichen Ländern patentiert — lassen sich nicht nur die Anschaffungskosten gegenüber herkömmlichen Solarsystemen um die Hälfte senken, der „Flutsammler" hat sich inzwischen auch als rationeller, leistungsfähiger und einfacher in Anwendung und Installation erwiesen. Benutzt wird eine Wärmeübertragungsflüssigkeit, das Gerät arbeitet ohne Druck, so daß auf schwere und teure Röhren verzichtet werden kann. A u f Grund des extrem niedrigen Hitzewiderstands ist dieses Modell zudem außerordentlich leistungsfähig. Israel setzt auf die Sonnenenergie, und es setzt seine Innovationen in diesem Bereich mit zunehmendem Erfolg in den Export um. Ob in Hotels auf Kreta und Korsika, ob in Busstationen oder Universitäten in den USA oder Gemeindezentren in Holland: Solartechnik „made in Israel", komplette Systeme wie Einzelteile, sind heute weltweit in Gebrauch, in sonnenverwöhnten Ländern wie Spanien, Italien oder Frankreich ebenso wie in nördlicheren Zonen wie der Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien oder Dänemark. Bewährte Standardsolartechnik wie neue Hochleistungskollektoren und - Systeme stellt Israel auf der Internationalen Fachmesse Sanitär Heizung Klima (ish) in Frankfurt vor. Neben diesem Produktschwerpunkt zeigen die sechs ausstellenden Unternehmen in Halle 8 zahlreiche Artikel aus den Sparten Sanitär und Klimatechnik: Solarkollektoren und -Heizsysteme. Solarkollektoren und -Zubehör; Klimageräte und -anlagen. Mischbatterien und Messingarmaturen für das Bad, Wasseruhrenkörper aus Messing. Solaranlagensysteme. Solarkollektoren, Wärmeübertragungsanlagen, Kapillarrohrwicklungen für Klima- und Kühlanlagen. Entlüftungsanlagen aller Art (Gitter, Lüftungsschieber, Decken- und Dachlüfter, Türgitter, Absauger, Feuerklappen), warmgeschmiedete Messingteile.

Israelische Schmuck- und Geschenkartikel-Messe in Tel Aviv Wenn die israelische Schmuck- und Geschenkartikelindustrie ihre Exporte seit 1974 kontinuierlich J a h r für J a h r verdoppeln konnte, 1978 35 Mill. Dollar erreichte und für die frühen achtziger J a h r e 150 Mill. Dollar anvisiert, zeigt das deutlich neue Erfolgstendenzen eines Industriezweiges, der sich aus handwerklichen Anfängen immer stärker zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwikkelt hat. Neben traditionellen religiösen Formen erobern moderne Designs den Markt. Und vollautomatische Fertigungsstätten mit verdoppelten Kapazitäten bei der Schmuckherstellung sorgen dafür, daß die wachsende Nachfrage aus dem Ausland befriedigt werden kann. Über 100 israelische Firmen der Schmuck-

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Israelische Schmuck- und Geschenkartikel-Messe in Tel Aviv

und Geschenkwarenindustrie stellen vom 22-25. April im Hilton-Hotel in Tel Aviv aus. Gold- und Silberschmuck, mit und ohne Edelsteinen, ist auf der Messe ebenso in breiter Auswahl und zum Teil in ultramodernen Designs vertreten wie einmalige Meisterwerke. Dazu zählen die preisgekrönten Modelle aus dem SchmuckDesign-Wettbewerb, den das Ministerium für Industrie, Handel und Tourismus ausgeschrieben hat. Ob mit Minimeisterwerken aus Gold und Sterlingsilber — wie Naor Jewellery - oder mit Ketten - in 14,18 und neuerdings auch 9 Karat Gold: Gold und Silber bringen schmucke Umsatzzahlen. Eine Firma erhöhte ihre Exporte seit 1975 von 145 000 Dollar auf 15 Mill. Dollar 1978. In der gesamten Branche bestreitet Goldschmuck 70 % des Exports. Dem entsprechen 60 % aller Investitionen dieser Branche in den letzten Jahren. Hochwertiger, klassischer und moderner Modeschmuck präsentiert sich in vielen Variationen. Israelische Designgruppen entwickelten neue handwerkliche Methoden zur Bearbeitung von Holz und Kamelknochen. Handgeschnitzte Formen und Bemalung faszinieren gleichermaßen. Nach wie vor ein Klassiker und exportbeliebt ist Filigranschmuck aus Gold und Silber in typisch israelisch-jemenitischen Design. Zeitgenössisches Design kennzeichnet auch die große Auswahl an Keramikartikeln: Vasen, Töpfe, Leuchter. Keramikgeschirr, giftfrei und feuerfest, vereint in sich Funktion und dekorative Wirkung. Eine neue Keramik-Design-Ära brach mit frei gestaltetem Wandschmuck an. Typische Mittelmeerfarben und -motive begeisterten bereits Besucher auf in- und ausländischen Ausstellungen. Dreidimensionale Keramikbilder enthalten Uhrmechanismen. Glaswarenhersteller in Israel wetteifern mit neuen Produktionsmethoden und Designs. In Nahariya stellt man Glaswaren mit transparent schimmernden Farbschichten vor und zeigt Glas, in das handgefertigte Farbmuster ebenfalls zwischen mehreren Schichten eingelassen sind. Vom winzigen Souvenir bis zu mächtigen Tischdekorationen und dekorativen Fenstern reicht das farbenfroh schimmernde Angebot. Edelhölzer, wie Mahagoni, Rosenholz, Teak und natürlich Olivenholz - naturbelassen oder gefärbt — geben vielen kunsthandwerklichen Gegenständen für den Haushalt die rustikal-moderne Note. Die Programme reichen von Tabletts über Serviettenringe, Tassenhalter und Zuckerdosen bis hin zu handgeschnitzten Puppen in osteuropäischem Stil. Tabletts in vielen Größen vereinigen moderne und traditionelle Designs, lackiert oder in Naturholz. Schmuckkästen mit Seidenfutter gehören ebenso zum Sortiment wie einige Devotionalien. Neuerdings fertigt ein Unternehmen auch pädagogisches Kinderspielzeug aus Holz. Natürlich gehören auch Textilien — vom Folklorekleid bis zum gewebten Wandbehang - zu den Exponaten, ebenso wie Kerzen, Schreibwaren und Briefpapier und Musikinstrumente. Günstige Preise und vorteilhafte Zollabkommen machen alle Angebote in besonderem Maße wettbewerbsfähig — und die Reise nach Tel Aviv lohnend. 541

1978 — Messen und Ausstellungen

Israel auf der „didacta" An europäischen Maßstäben gemessen nimmt sich die Branche der israelischen Spielwaren- und Lehrmittelhersteller auf den ersten Blick ausgesprochen bescheiden aus: rund 80 Firmen, überwiegend kleiner und mittlerer Größenordnung, mit etwas mehr als 2 000 Beschäftigten. Doch schon ein zweiter Blick auf die Exportstatistik zeigt: In 20 Ländern der Erde, darunter so hochentwickelte Industrienationen wie die Bundesrepublik Deutschland oder die USA, gelten Spielwaren sowie Lehr- und Lernmittel „made in Israel" schon seit längerem als Geheimtip - mit wachsenden Exportzahlen, die 1978 die 9-Millionen-DollarMarke überschritten, im Vergleich zu 2,6 Mill. Dollar im Jahre 1976. Für diesen Aufschwung und die internationale Anerkennung der Branche sind mehrere Faktoren bestimmend. Grundlage dafür ist das Land Israel selbst, ein klassisches Einwandererland, das in den vergangenen drei Jahrzehnten seit der Staatsgründung Hunderttausende von Einwanderern aus aller Herren Länder mit verschiedenen Sprachen und höchst unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen integrieren mußte. Diese Herausforderung führte zu der Notwendigkeit, neue Lehr- und Lerntechniken zu finden, zu erproben und erfolgreich zu vermitteln. Daß dies von Anfang an nicht nur allein vom „Elfenbeinturm" des Wissenschaftlers aus oder unter kommerziellen Gesichtspunkten des Herstellers geschah, sondern in gemeinsamer, „interdisziplinärer" Zusammenarbeit, versteht sich in einem Lande fast von selbst, das im ständigen Existenzkampf auf größtmögliche Effizienz in allen Bereichen angewiesen war. Ungewöhnliche Ideen brachten der Spielzeug- und Lehrmittelbranche Israels einen stetig wachsenden Erfolg. Dabei fuhr und fährt die Branche durchaus „zweigleisig". Einerseits bietet man eine breite Palette einfachster kindlicher Spielelemente an, die aber gerade aufgrund ihrer Einfachheit kindgerecht sind, die Phantasie des Kindes herausfordern und die schrittweise Entwicklung seiner Fähigkeiten fördern. Andererseits stützt sich die Branche voll auf die hochentwickelte elektronische Forschung des Landes und hat sie in überzeugende Eigenleistungen im Bereich naturwissenschaftlicher, sprachlicher und audiovisueller Lehrmittel und Lerntechniken umgesetzt. So deckt die Branche mittlerweile den Bedarf von 90 Prozent aller Grundschulen des Landes selbst und in der überwiegenden Anzahl der höheren Schulen — einschließlich Schul- und Schulmittelausstattungen (Wandtafeln, Lehrbücher, Modelle aller Art, usw.), kompletten Kindergarteneinrichtungen oder Spielplatzanlagen. Auf der „didacta" ist Israel kein Unbekannter. Wie auch auf den früheren Ausstellungen in München und Hannover ist man in diesem Frühjahr wieder mit einem Gemeinschaftsstand von acht Firmen vertreten. Sie offerieren eine interessante Auswahl aus ihren Programmen, u. a. Lehr- und Lernspiele sowie Spielzeug aus Holz und Kunststoff, Puzzles aller Art, Spielkarten, wissenschaftliche Experimentierkästen und Möbel für den Kindergarten. 542

Israels Schmuck und Keramik, Holzarbeiten und Zier glas auf der Frankfurter Herbstmesse

Israels Schmuck und Keramik, Holzarbeiten und, Zierglas auf der Frankfurter Herbstmesse 23 Firmen verzeichnete der israelische Katalog für die Frankfurter Herbstmesse, die gekommen waren, um auf dem breiten Markt auszustellen und für den israelischen Export in den europäischen Staaten zu werben. Es war ein gut organisierter und gestalteter Gemeinschaftsstand. Jeminitischer Schmuck, moderne Silberschmuckteile, mit und ohne Edelsteine, Halbedelsteine und Glas waren verarbeitet, Diamantschmuck in Gold zeigten, daß die kleinen Fertigungsbetriebe, deren größte Zahl in und um Tel Aviv angesiedelt sind, einen großen Arbeitsbereich geschaffen haben, der in einer breiten Arbeit ständig steigende Zahlen in der Exportstatistik verzeichnet. Während in den gesamten Unterbranchen, Kunst, Keramik, Holzschmuck und Holzkunst bei Edelsteinen, Diamanten und Modeschmuck 1973 nur drei Millionen Dollar im Export insgesamt eingebracht wurden, waren es 1977 bereits 22 Millionen Dollar. 1978 werden es nach Ansicht der Fachleute 48 Millionen Dollar werden. Für 1973 wird man allerdings insgesamt 14,2 Millionen Dollar einsetzen müssen, wenn man alle Sparten der diesjährigen Kollektion und Werkstoffe in der Verarbeitung rechnet. Bei modischer Kunstfertigung waren es 2,9 Millionen Dollar. Münzen und Medaillen brachten 6 Millionen Dollar, Silberschmuck 1,2 Millionen Dollar und Metallarbeiten 1,1 Millionen Dollar zusammen mit 2 Millionen Dollar bei Holzartikeln 14,2 Millionen Dollar. Die USA sind der größte Abnehmer für die israelischen Hersteller, danach kommen die europäischen Staaten, wobei nicht nur die EG, sondern auch außerhalb der Neun die Schweiz eine große Rolle spielt. Bei all diesen Zahlen werden außerdem noch für eine Million Diamanten für die Schmuckverarbeitung exportiert. Im ersten Halbjahr 1977 kamen noch für 4,7 Millionen Dollar an Halbedelsteinen und Edelsteinen hinzu. Auf der Frankfurter Herbstmesse zeigte ein Stand aus Israel Schmuck, der aus Kamelknochen gefertigt worden war und auf diesem Gebiet die Elfenbeinzähne der Elefanten voll ersetzen. Die Sorge um Rohstoffe für die Schmuckindustrie ist nicht groß. Die Edelsteine werden im Lande gefunden, Glas und Keramikrohstoffe gibt es in Israel selbst und auch andere Stoffe, vor allem Halbedelsteine sind kein Problem beim Import. Wichtig ist, daß die israelischen Handwerker und Künstler ein schier unerschöpfliches Reservoir an Erfindungsgeist haben. Dabei helfen viele gute Schulen, von denen hier die Beith Zallel-Schule in Jerusalem genannt werden soll. Die neuere Einwanderung aus Rußland und anderen Staaten hat mitgeholfen, neue Kräfte auch für diese Zweige der Industrie ins Land zu bringen. Israel beschickt nicht nur die Frankfurter Herbstmesse, sondern wird im April 1979 (22.-25. April 1979) im Hilton-Hotel in Tel Aviv für israelische Künstler eine Ausstellung gestalten, die dann zum dritten Mal stattfindet. Insgesamt war die israelische Ge543

1978 — Messen und Ausstellungen meinschaftsschau in Frankfurt recht interessant, obwohl — vielleicht durch die Kosten — manche in Deutschland bereits auf dem Markt befindlichen Künstler nicht vertreten waren. Interessant war die Tatsache, daß manche Firmen bereits acht- oder zehnmal in Frankfurt vertreten waren, andere in diesem Herbst zum ersten Mal in dieser Gemeinschaftsschau auftraten.

Israels Verteidigungsindustrie stellt in der Bundesrepublik Deutschland aus Fünf führende Firmen der israelischen Militärindustrie werden am 3. Oktober auf der „Military Electronics Defence Expo '78" mit einer Vielzahl hochentwickelter und größtenteils einzigartiger Entwicklungen vertreten sein. Es ist das zweite Mal, daß sich die israelische Verteidigungsindustrie an dieser Spezialausstellung in der Rhein-Main-Halle in Wiesbaden beteiligt. Es war vor zwei Jahren, daß Israel derartige Fertigungen zeigte. Die Firmen und ihr Angebot 1. Israel Aircraft Industries Ltd. (IAI), Israels größte Firmengruppe a u f dem Rüstungssektor, mit den Unternehmen Elta, Mbt und Tamam: Radar-, Computer- und Testsysteme für Land-, Luft- und Seestreitkräfte; Flugkontrollsysteme, Simulatoren, elektronische Warnzäune; Navigationssysteme, GyroRichtsysteme, Trägheitsplattformen, Schleifring-Apparatesätze, Präzisionswinkelanzeiger. Unter anderem zeigt Elta sein neuentwickeltes transportables Infanterieradargerät EL/M 2 1 0 8 zur audiovisuellen Erkennung von Mensch und Transportfahrzeug. EL/M 2 2 2 0 ist ein kompaktes, leichtgewichtiges und robustes Radarsystem für den Einsatz in normalen Unterständen. Darüber hinaus wird das Frühwarnsystem EL/M 2 1 0 6 und das ATC-Radarsystem EL/M 2 2 1 5 präsentiert. 2. Cabiran, ein Kibbuzunternehmen und Mitglied der weltweit operierenden Arwood-Gruppe: Feingußwerkteile aller Art aus leichten Legierungen für Luftfahrt und Elektronik, auch in Miniaturgrößen bis 5 0 0 mm und hauchdünnen Wandstärken von 0,8 mm. Das Unternehmen fertigt Kleinstserien ab 12 Teile zu äußerst günstigen Preisen an. 3. Electronics Corporation o f Israel (ECI) mit Produkten der Fernmeldetechnik sowie Kontrollsystemen: Sprachschlüsselgeräte aller Art für Handfunkgeräte, Telefone, SSB-Funkgeräte, modulare Schlüsselgeräte PRC-77 und Mehrfachkanalübertragungseinrichtungen, Mikrowellenkomponenten; maritime Kommunikationssysteme vom Typ„Schipcom"; komplette Kommunikationszentralen für Flughäfen; Kontroll- und Verbindungssysteme für den Feldgebrauch; Intercome-Systeme. 4. Koor Electric & Electronics Ltd. (KE&E), eine Firmengruppe des Koor- Kon544

Automobilteile und -zubehör „made in Israel" zerns, Israels größtem Industrieverband, mit den Unternehmen Meeda, Koor System, Penguin und Keren: Portable Prüfstände vom Typ M 310 für schnelles und komplettes Checkout des Sparrow IAM-7E Raketenabschußsysteme in Kampfflugzeugen; Antennendrehsteuerungs- und Ortungssysteme vom Typ ARTC-100-1 sowie Antennen-Richtkontrollsysteme APC-30-1; Antennenhöhenmesser mit 2MW-Durchschnittsleistung; Ballonfunkhöhenmesser der Serie 200 (Meeda); doppelkanalige Multimode-Tonbandgeräte „CR-10" mit Fernbedienung und -kontrolle, zwei- oder vierspurig (Koor System); Höchstleistungsstromumformer der Grundtypen DC/DC, AC/DC und DC/AC (Penguin); volltransistorisierte RF-Breitbandverstärkeranlagen und -systeme mit hervorragenden Verdrängungs- und Diversionseigenschaften im Frequenzbereich von 2 bis 1000 MHz (Keren). 5. Rafael, die Waffenentwicklungsbehörde des israelischen Verteidigungsministeriums, ist für die Entwicklung vieler erprobter israelischer Waffensysteme (z. B. Shafrir Luft-Luft-Raketensystem) verantwortlich. Rafael bietet sein Potential für die Entwicklung von Waffen und Waffensystemen in allen Bereichen an. Hoher technologischer Stand und eine breite Produktpalette haben Israels Verteidigungsindustrie internationale Anerkennung eingebracht. Gleichzeitig ist die Branche, die 1977 Rüstungsgüter im Wert von 320 Millionen Dollar exportierte, ein bedeutender Wirtschaftsfaktor des Landes. Für das laufende J a h r wird mit Exporten von 400 Millionen Dollar gerechnet. Umfassendes Know-how und hohe Leistungsfähigkeit sowie Israels enge Verbindung zum westlichen Verteidigungssystem und die Assoziierung mit der EG machen die Verteidigungsindustrie des Landes zu einem hochinteressanten Handels- und Kooperationspartner. Diese technisch recht breite Palette der israelischen Verteidigungsindustrie ist weiter über das hinausgegangen, was Israel zum Zeitpunkt der Gespräche zwischen dem damaligen Verteidigungsminister Shimon Peres und Bundesverteidigungsminister FranzJosef Strauß in den Hallen der israelischen Industrie gefertigt wurde. Die Firmennamen und ihre Produkte zeigen welch weite Verzweigung es inzwischen durch die israelische Technologie gegeben hat. Die Tatsache, daß diese Firmen Israels sich mit ihren Produkten bei einer deutschen Ausstellung dieser Art zeigten, beweist, welche Bedeutung auch hier der deutsche Markt gewonnen hat.

Automobilteile und -zubehör „made in Israel" auf der „automechanika '78" Mit einem Preisniveau, das bis zu 20 % unter dem vergleichbarer Produkte liegt, beteiligten sich 16 Firmen der israelischen Automobilteile- und Zubehörindustrie 545

1978 — Messen und Ausstellungen an d e r „automechanika '78". In Halle 3 präsentierten israelische Hersteller Automobilteile u n d -zubehör. A u ß e r d e m wurden Werkstattausrüstungen, Prüfstände und Diagnosegeräte vorgestellt. So zeigte z. B. die Firma Dynamometer Engineering Equipment Ltd. ihren Universal-Prüfstand VCT. Der V C T bietet n e u e Möglichkeiten, u n t e r simulierten Fahrbedingungen innerhalb von 10 Minuten gleichzeitig folgende Tests d u r c h z u f ü h r e n : Brems- u n d Leistungsmessungen, S t o ß d ä m p f e r ü b e r p r ü f u n g , Fahrwerksgeometrie u n d Reifenunwucht- sowie Abgasprüfung. Die neue Testeinheit w u r d e in Europa erfolgreich g e p r ü f t u n d ist ideal f ü r Automobilhersteller, Kfz-Werkstätten, T Ü V u n d andere Institutionen. Eine Reihe weiterer Neuentwicklungen sind erstmals auf d e r „automechanika" zu sehen. Die Rollco Ltd. zeigte elektro-mechanische Zweisäulenhebebühnen. Eine ausgeklügelte Konstruktion u n d die Verarbeitung spezieller Materialien gewährleisten eine erstaunlich hohe Hebekapazität im Vergleich zum Eigengewicht. Die automatische Schmierung des Hebegewindes während des Betriebes übernimmt eine eigens d a f ü r entwickelte unkomplizierte ö l p u m p e . Zur Standardausrüstung d e r Rollco-Hebebühnen gehören Teleskopschwenkarme, die unter die Auflagepunkte des Fahrzeuges gelegt werden. Eine weitere Vereinfachung des Einsatzes d e r Rollco-Hebebühnen wird d u r c h schienenförmige Speziairampen ermöglicht, die als Zusatzeinrichtung an j e d e r S t a n d a r d h e b e b ü h n e angebracht werden k ö n n e n u n d ein einfaches Auf- u n d A b f a h r e n ermöglichen. Das Angebot der israelischen Hersteller ist weit gefächert. Es reicht von Klimaanlagen nach Maß über Erstausrüstungs- u n d Ersatzteile f ü r den gesamten Bereich d e r Kraftfahrzeugindustrie bis hin zu Werkstattausrüstungen, Testgeräten u n d „kosmetischem" u n d anderem Zubehör.

Zum ersten Mal in Israel: Deutsche Verkaufswoche im Shalom-Kaufiiaus in Tel Aviv Nach langwierigen Vorbereitungen u n d vielen Verhandlungen wird vom 19. November bis zum 2. Dezember 1978 eine Deutsche Verkaufswoche im Shalom-Kaufhaus in Tel Aviv stattfinden. Die Initiative zu dieser Woche ging vom Besitzer des Kaufhauses, H e r r n Mayer, aus, d e r selbst in Bonn die Besprechungen f ü h r t e . Für flankierende Maßnahmen der W e r b u n g wird das Bundeswirtschaftsministerium DM 100 000 zur V e r f ü g u n g stellen. Einkäufer des Kaufhauses kamen in die Bundesrepublik, um vor allem mit dem Karstadtkonzern Verhandlungen über die Einkäufe zu f ü h r e n . Das Kaufhaus erwartet r u n d 40 000 Besucher p r o T a g . Für 500 000 DM wurden Waren f ü r diese Woche eingekauft, davon f ü r DM 400 000 in d e r Bundesrepublik Deutschland u n d weitere DM 100 000 bei Vertretungen deutscher Firmen in Israel. Textilien, Möbel, Glas u n d Porzellan w u r d e n in Deutschland gekauft, Werkzeuge, Gartengeräte, Kunststoffartikel, Körperpflegeartikel, Küchengeräte, werden aus d e r Bundesrepublik 546

Deutsche Verkaufswoche im Shalom-Kaufhaus in Tel Aviv Deutschland zu kaufen sein. Die Woche wird am 16. November mit einem Empfang und einer Modenschau aus Deutschland eröffnet werden. Eine besondere Abteilung wird mit Lebensmitteln aus der Bundesrepublik Deutschland gefüllt werden. Hier sind noch einmal f ü r DM 100 000 Waren eingekauft worden, davon DM 50 000 direkt aus d e r Bundesrepublik, die andere Hälfte wird mit Waren aus Deutschland gefüllt werden, die bereits in Israel gekauft werden. Hierbei handelt es sich um Wein, Spirituosen, Schokolade und Obstkonserven. In der Bundesrepublik Deutschland wurden Kuchen, Apfelkraut, Dauerbackwaren wie Kekse, beschafft, die von Spezialfirmen in Deutschland produziert werden. Ferner Schwarzwälder Spirituosen, Sauerkonserven, Gurken, Marmeladen, Fleischkonserven, Pumpernickel, Cornflakes, Schokoladen und Waffeln. Von einer entsprechenden Fachgruppe werden Dekorateure, sowie Dekorationsmaterial beschafft werden. Zeitungsannoncen werden f ü r die Woche werben. Kostproben sollen an die interessierten Käufer ausgegeben werden. Die Deutsche Zentrale f ü r Fremdenverkehr, die in Israel durch die Deutsche Lufthansa vertreten ist, wird f ü r den Tourismus nach Deutschland werben. Von Seiten der Bundesregierung wird ein Faltblatt über die merkenswerten Dinge der bundespolitischen Landschaft vorbereitet. Neben den Warengruppen, zu denen noch eine automatische Bäckerei mit Backwaren nach deutschen Rezepten gehört, wird es auch einige kulturelle Teile aus dem deutschen Bereich geben. So wird eine bayerische Folkloregruppe, die aus sechs Personen bestehende Leitzachtaler Buam, bayerische Zithermusik und möglicherweise Schuhplattlertänze vorführen. Das Stuttgarter Institut f ü r Auslandsbeziehungen wird eine Kinderbuchausstellung in dem Kaufhaus präsentieren. Ein Mitarbeiter des Instituts, Herr Hans A. Halbey, hat die Ausstellung, die aus rund 40 Büchern zusammengestellt wurde und deren T h e m e n Herr Halbey zusammenstellte, wie folgt dargestellt: „Ausstellung:

KINDER BILDER BÜCHER Bilderbücher in der Bundesrepublik Deutschland"

Mit einer kleinen Auswahl herausragender Bilderbücher will diese Ausstellung auf das Niveau der Kinderliteratur in der Bundesrepublik Deutschland hinweisen. Die Auswahl kann kein repräsentativer Querschnitt der deutschsprachigen Bilderbuchproduktion in jüngster Zeit sein; sie will vielmehr an wenigen Beispielen exemplarisch darstellen, unter welchen künstlerischen und pädagogischen Gesichtspunkten die Bilderbuchverleger sich um die Literatur f ü r Kinder in den Altersgruppen von drei bis etwa acht Jahren bemühen. So wurde in der Auswahl darauf geachtet, die verschiedenen Bilderbucharten, wie sie von der Funktion her bestimmt sind, dokumentarisch zu belegen, danach läßt sich die Ausstellung in folgende thematische G r u p p e n gliedern: Kleinkinderbilderbücher; Sprach- und Bildspiele; Kindererlebnisse und Rollenverständnis; Märchen, Sagen, 547

1978 — Messen und Ausstellungen Legenden, Fabeln, Poesie; Kunstmärchen verschiedener Art; Religion; Umwelt, Gesellschaft; Sachbilderbuch; Nonsens. Es wird dem Betrachter auffallen, daß ein großer Teil der hier vertretenen Autoren und Illustratoren in anderen Ländern als in den deutschsprachigen beheimatet sind. Daraus kann nicht gefolgert werden, daß in den deutschsprachigen Ländern nicht genügend Autoren und Illustratoren von hoher Qualität zur Verfügung stünden. Tatsächlich ließe sich allein mit den Bilderbüchern solcher Künstler eine eigene und weitaus umfassendere Ausstellung einrichten. Seit dem Beginn der 50er J a h r e haben Bilderbuchverlage in der Bundesrepublik Deutschland, in der Deutschen Demokratischen Republik, in der Schweiz und in Österreich zunehmend hervorragende Autoren und Illustratoren mit Bilderbuchaufgaben betraut und somit im Laufe der J a h r e bis zur Gegenwart ein in der Welt anerkanntes hohes Niveau erreicht und vertreten. Dieses kam besonders in den Ausstellungen der seit 1967 in Bratislava durchgeführten Biennale der Illustration (BIB) konstant zum Ausdruck. Dabei wurde allgemein auch die Vielgestaltigkeit der künstlerischen Ausdrucksform lobend erwähnt. Die Verlage der Bundesrepublik Deutschland haben auch von Anfang an darauf geachtet, die herausragenden Bilderbücher von Verlagen der europäischen und außereuropäischen Länder in ihre Programme mitaufzunehmen. Der in dieser Ausstellung feststellbare große Anteil an ausländischen Autoren und Illustratoren will vor allem darauf aufmerksam machen, wie sehr sich die Verlage der Bundesrepublik Deutschland darum bemühen, für die Kinder im eigenen Land die Türen zur Welt möglichst weit zu öffnen und ihnen somit Anregungen und Einflüsse möglichst vieler Kulturkreise zu vermitteln. Inwieweit das Bilderbuch erzieherische Funktionen für das Kind ausübt, ist in allen möglichen Bezügen noch nicht genügend erforscht. Erst seit wenigen J a h r e n nimmt sich die Wissenschaft in verschiedenen Disziplinen dieses bisher wissenschaftlich vernachlässigten Literaturbereichs an, gibt es eigens zur Erforschung des Bilderbuchs eingerichtete Institute, Seminare und Projektgruppen an Universitäten. Jedoch ist man sich allgemein und weltweit darin einig, daß der Einfluß der Sprache und des Bildes im Bilderbuch auf das Kind nicht unterschätzt werden darf. Für das Kleinkind bedeutet das Wiedererkennen von Dingen und Personen im Bilderbuch zugleich Lustgewinn und Erfolgserlebnis, wie auch eine erste Bereicherung des Sprach- und Vorstellungsvermögens damit verbunden ist. Im Vorschul- und im ersten Grundschulalter vermag das Bilderbuch — neben der Sprach- und Bildanregung — das Kind zur Entfaltung des eigenen, mitunter sogar kritischen Bewußtseins anzuregen; das Buch kann ein Hilfsmittel zur Bewältigung von inneren Konflikten und zur Sozialisation sein. Sehr hoch veranschlagt man auch die mögliche Entfaltung des kreativen Denkens. Man weiß, daß das momentan oder länger verhaltensgestörte Kind mittels seiner Phantasie seine inneren Störungen im Spielen oder im Malen selbstregulativ überwinden kann; doch bedarf es dazu einer ausgebildeten oder nur angeregten Phantasie, wozu das gute Bilderbuch erheblich beitragen kann. 548

Deutsche Verkaufswoche im Shalom-Kaufliaus in Tel Aviv Die Begriffe „gut" oder „künstlerisch" zielen hier auf die Überzeugungskraft, auf das Echte und Unverfälschte, wie es gute Autoren und Illustratoren verantwortungsbewußt via Buch zu übermitteln versuchen. Schließlich hat das gute Bilderbuch die außerordentlich wichtige Funktion, gerade in Zeiten der zunehmenden visuellen Kommunikation das Kind hellsichtig und hellhörig gegenüber stereotypen Sprach- und Bildformen zu machen, die anstelle von erzieherischer Wirkung allein auf merkantile Erfolge zielen. Es ist erfreulich, auf internationale Bemühungen um das gute Bilderbuch hinweisen zu können. Da ist die weltweite und regierungsunabhängige Organisation des International Board of Books for Young People (IBBY) mit Nationalsektionen in vierzig Ländern in Ost und West, Nord und Süd. Die schon erwähnte Biennale der Illustration Bratislava wird mit Unterstützung der UNESCO durchgeführt, wie auch IBBY eng mit UNESCO und UNICEF zusammenarbeitet. In verschiedenen Ländern gibt es Institutionen und Organisationen, die sich allein um gute Jugendliteratur bemühen, angefangen mit der von Jella Lepman bald nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufenen Internationalen Jugenbibliothek in München. 1963 wurde an der Frankfurter Universität das Institut f ü r Jugendbuchforschung gegründet. Seit 1956 veranstaltet das Klingsor-Museum in Offenbach am Main (Internationale moderne Buch- und Schriftkunst) jährlich in den Wintermonaten seine vielbeachtete Ausstellung „Bunte Kinderwelt, die schönsten neuen Bilderbücher aus aller Welt". Forschungsinstitute in Wien, Moskau und in vielen weiteren Städten sowie eine internationale Forschungsgesellschaft für Jugendliteratur sind um die wissenschaftliche Arbeit bemüht. Erwähnt sei ebenfalls der Deutsche Jugendbuchpreis, der seit 1956 jährlich vom Bundesminister für Familie und Jugend verliehen wird. Schließlich sind noch die zahlreichen weiteren nationalen Jugendbuchpreise und solche der internationalen Wettbewerbe zu nennen, vor allem der vom International Board of Books for Young People (IBBY) organisierte Hans-Christian-Andersen-Preis. Über die Absatz- und Leserzahlen guter Bilderbücher kann man keine allgemein gültigen Aussagen machen. Sicher ist nur, daß es ein gutes Bilderbuch zunächst schwer hat, sich gegen die Flut bedenkenlosen Lesefutters durchzusetzen, daß es aber nach und nach weltweite Verbreitung finden kann. Das haben — unter anderen — die Bilderbücher von Maurice Sendak und Leo Lionni hinreichend bewiesen. Das gute Bilderbuch lohnt den Einsatz aller Verantwortlichen!

Die Werbewochen werden ein wirtschaftlicher

Erfolg

Die in den Shalom-Stores in Tel Aviv vom 16. November bis Anfang Dezember 1978 durchgeführten Werbewochen waren ein großer Erfolg. Das ergaben die Abschlußgespräche, die im Anschluß an diese Werbewochen zusammen mit Vertretern der Deutschen Botschaft stattfanden. In nicht allzu ferner Zeit will man 549

1978 — Messen und Ausstellungen

eine derartige Veranstaltung wiederholen, da der sehr hohe Erfolg des Verkaufs von Nahrungsmitteln gezeigt hat, daß hier ein besonderer Bedarf vorhanden ist. Darum denkt man in den Shalom-Stores an die Durchführung einer „Deutschen Nahrungsmittelwoche" im kommenden Jahr 1979. Auf deutscher Seite mit einem gewissen Dank an die israelische Öffentlichkeit, die die Durchführung ohne Mißfallenskundgebungen hat ablaufen lassen. Man weiß in der Bundesrepublik, daß eine derartige Haltung in Israel gegenüber Aktivitäten der Bundesrepublik noch nicht selbstverständlich sind. „Zwei Wochen im Zeichen des guten Geschmacks" war das Motto der Veranstaltung. Die Dekorateure des Kaufhauses hatten sich viel einfallen lassen, um auch rein von der Aufmachung diese Woche entsprechend vorzuzeichnen. Auch die Importe aus der Bundesrepublik sind nach diesem Motto importiert worden, so daß man in den verschiedenen Abteilungen immer wieder Spitzenerzeugnisse deutscher Firmen vorfand, was auf dem Sektor der Nahrungsmittel bedeutete, daß hier mit deutschen Spezialitäten geworben wurde. Für den israelischen Käufer konnte das nur den Sinn haben, die weitaus höheren Preise gegenüber den einheimischen Erzeugnissen zu begründen, die bei den vorhandenen Wechselkursen in Israel und die mit den Importen verbundenen Steuern oftmals zwei- bis dreifach höhere Preise ergaben. Dennoch: Bei keiner der eingeführten Warengruppen gab es Verlustgeschäfte. An der Spitze der Verkäufe lagen die Nahrungsmittel, gefolgt von Haushaltswaren und Werkzeugen, bei denen die elektrischen Handwerksmaschinen eine besondere Beliebtheit erhielten. Es war wohl mehr als bemerkenswert, daß die deutschen Taschenschirme, die „Knirpse" in wenigen Tagen ausverkauft waren, obwohl sie im Preis dreimal so hoch lagen wie in der Bundesrepublik. Auch die Kosmetikartikel, die in einen vollkommen von amerikanischen Artikeln beherrschten Markt kamen, hatten einen guten Erfolg, obwohl es sich zum Teil um bisher unbekannte Artikel handelte. Wie man aus dem Kaufhaus hören konnte, war es vor allem auch die ältere Generation der Israelis, die unter den Käufern stark vertreten war, nicht zuletzt um jene, die einst aus Deutschland nach Israel kamen. Nach diesem Ablauf äußerten die Vertreter der Shalom-Stores, die sich mit großem Interesse und Eifer in diese Woche — trotz des für sie beachtlichen Risikos — gestürzt hatten, sehr befriedigt. Die gute Zusammenarbeit mit der Deutschen Marketinggesellschaft für Nahrungsmittel, der CEMA wurde als besonders gut und fachkundig hervorgehoben. Auch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft wurde als besonders gut genannt.

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Luftverkehr und Tourismus

10 Jahre Lufthansaflüge nach Israel Ein Interview mit dem Lufthansa-Vorstand

Günter O. Eser

Am 2. November 1978 wird die Deutsche Lufthansa ein besonderes Jubiläum begehen. Vor zehn Jahren flog zum ersten Mal auf der neuen Strecke zwischen Frankfurt und dem Flughafen Lod, der heute den Namen des großen Mannes, Ben Gurion, trägt, eine Linienmaschine der Deutschen Lufthansa. Der damalige Bundesverkehrsminister, Georg Leber, war selbst dabei, diese wichtige Verkehrsverbindung, die aber gleichzeitig einen großen Schritt vorwärts in der Versöhnungspolitik zwischen unseren beiden Staaten machte, einzuweihen. Es war damals, an diesem Tage noch eine beklemmende Situation, als die Boeing 727 in Lod aufsetzte, als die Lufthanseaten die Maschine in Empfang nahmen. Jetzt, nach zehn Jahren, ist dieser tägliche Flug zur Gewohnheit geworden. Günter Eser, der im Lufthansa-Vorstand das Gebiet des Verkaufs bearbeitet gab mir ein Interview zu den Fragen dieser neuen Linie. Am 1. Juli trat Günter O. Eser in den Vorstand ein. Ein steiler Weg bis zum Mitglied des Vorstandes führte ihn in verhältnismäßig kurzer Zeit auf diesen Posten. Am 10. September 1927 in Bad Godesberg geboren, studierte Eser an der Universität Bonn Volkswirtschaft. Als Diplom-Volkswirt war er zunächst zwei Jahre Prüfer in der Bundesfinanzverwaltung und machte dann das Devisenprüferexamen an der Akademischen Bundesfinanzschule in Siegburg. Seine Tätigkeit bei der Lufthansa begann Eser am 1. März 1955 in der kaufmännischen Direktion der Hauptverwaltung Köln. Anfang 1957 übernahm er die Niederlassung in Teheran und wurde drei Jahre später Bezirksverkaufsleiter in München. Von 1961 bis Frühjahr 1968 war Eser Verkaufsleiter f ü r Deutschland, außerdem Vorsitzender des „Board of Airline Representatives in Germany" (BARIG) und des „Agency Investigation Board" (Prüf- und Kontrollstelle für die Zulassung von IATA-Agenturen) von Deutschland. Am 1. Mai 1968 wurde Günter Eser zum Bezirksdirektor der Deutschen Lufthansa für Nord- und Zentralamerika ernannt, eine Position, die er noch bis zum 30. Juni bekleidete. Anschließend übernahm er sein neues Amt im LufthansaVorstand mit Dienstsitz in Köln. Mit New York bleibt er allerdings auch weiterhin verbunden: die bekannte jüdische Pace-Universität, New York, hat ihn zum Gastprofessor ernannt. Er hält dort Vorlesungen über das Thema „Marketing im Luftverkehr". Eines muß noch erwähnt werden: Günter O. Eser war in New York gerngesehener Gast bei jüdischen Organisationen. Das American Jewish Committee verlieh ihm den Jahres-Award, der an jene gegeben wird, die sich um eine gute Zusammenarbeit bemühen. 551

1978 — Luftverkehr und Tourismus Frage: H e r r Eser, Sie sind seit wenigen Wochen Vorstandsmitglied der Deutschen Lufthansa, Sie kommen aus Amerika, wo Sie breite jüdische Verbindungen hatten, viele jüdische Fluggäste und viele jüdische Freunde. Israel gehört heute zu Ihrem Geschäftsbereich. Wie sehen Sie die 10 J a h r e Aufbau der Lufthansastrekke zwischen Deutschland u n d Israel? Antwort: Wenn Sie, Herr Vogel, den Aspekt der Wirtschaftlichkeit der Verkehrsförderung zwischen Israel und Deutschland sehen — dann kann ich ein paar Zahlen nennen: Wir haben am 2.11.1968 angefangen, die Strecke in unsere Pläne aufzunehmen, und zwar gleich in Zusammenarbeit mit der El AI. Ich war seinerzeit bereits in Amerika, habe aber die Vorgespräche seinerzeit als Deutschlandchef der Lufthansa mit der El AI geführt. Wir haben im J a h r e 1968 danach 500 Passagiere von Deutschland nach Tel Aviv befördert und 600 von Tel Aviv in die Bundesrepublik Deutschland. Nun die letzte Zahl: Im letzten J a h r waren es von Deutschland nach Israel 29 000 und von Tel Aviv in die Bundesrepublik 33 000. Um Ihre Frage zu beantworten: Ich glaube, besser als diese Zahlen zeigen, wie gut sich der Verkehr bei uns entwickelt hat - gleichzeitig kann ich Ihnen auch sagen — auch die El AI kann zufrieden sein, wie wir das vom reinen Luftverkehr so aufgezogen haben. Die Frachtbeförderung ist enorm gewesen. Wir haben im ersten J a h r 17 T o n n e n befördert, im letzten Jahr 510 Tonnen. Übrigens etwa ausgeglichen, beide Seiten zusammen etwa 1 000 T o n n e n von Tel Aviv nach Deutschland. Im ersten J a h r waren es 28 Tonnen. So können wir also auch von der Seite der Fracht sagen, daß sich die Israelstrecke enorm entwickelt hat, ich glaube, sehr zufriedenstellend entwickelt hat. Auf der anderen Seite zeigen Zahlen natürlich, daß der Warenverkehr, und das ist sehr erfreulich, etwa 50 zu 50 ist, d. h., wir befördern nach Israel praktisch soviel wie von Israel in die Bundesrepublik Deutschland befördert wird. Frage: Nun, bei der Post scheint es ein wenig anders zu sein, aber es ist auf j e d e r Linie so, daß die Gegenlinie die Post aus dem Land nach Deutschland fliegt, während wir unsere deutsche Post nach Israel mit der Lufthansa fliegen? Antwort: Ja, ich muß sagen, das ist an sich ganz logisch. Als ich zuerst die Zahlen gelesen habe, habe ich mir gedacht, vielleicht schreiben die Israelis weniger nach Deutschland als die Deutschen nach Israel, aber Sie haben recht. Meistens ist es bei den Postvereinbarungen so, daß der National-Carrier die Post des Heimatlandes befördert und im Ausland also das jeweils genauso ist, d. h. wo direkte Verbindungen sind, da geben die Postbehörden meistens der eigenen Gesellschaft die Post mit. Es liegt auch logisch auf der Hand, weil die eigene Gesellschaft die normalerweise besten Verbindungen anbietet. Frage: Herr Eser, zwischen Deutschland und Israel besteht j a immer noch die Frage nach den „besonderen Beziehungen". Ich könnte mir vorstellen, daß die Lufthansa ja hier auch vieles im internen Bereich hat überwinden müssen, bis man auf diese Normalisierung des Flugverkehrs gekommen ist? Antwort: Ich kann Ihnen sagen, ich bin ja n u n erst, wie Sie selbst sagten, kurz wieder in Köln und habe mehr als 10 Jahre in Amerika verbracht. Ich kann daher an sich das noch mehr aus amerikanischer Sicht beurteilen, eines Deutschen, d e r in 552

10 Jahre Lufthansaflüge nach Israel Amerika gelebt hat, eines Deutschen, d e r hier in d e n USA gelebt hat. Aus d e r amerikanischen Sicht haben Sie völlig recht. Wir haben in den n u n 24 Jahren, die die Lufthansa nach Amerika fliegt, uns ständig bemüht, d r ü b e n d u r c h Public Relations-Aktionen sehr viel zur Aufbesserung des Image d e r Deutschen in Amerika zu tun. Ich zeigte I h n e n eben ein paar Briefe von jüdischen F r e u n d e n in Amerika, die das hoch anerkannt haben, und ich habe bereits im J a h r e 1969 f ü r diese Verdienste vom American Jewish Committee, ich glaube, es ist die größte Organisation dieser Art in d e r Welt, ihre jährliche Auszeichnung bekommen, als Dank d a f ü r , was die Lufthansa zum besseren Verständnis zwischen beiden Völkern in Amerika leistet. Frage: U n d so ist es auch in Israel? Antwort: Wie ich das hier sehe u n d wie es mir von unserer Public Relations-Direktion berichtet wurde, ist wohl auch seitens der Lufthansa in Israel erheblich viel geleistet worden. Da fällt mir gerade ein, daß unser Manager in Kanada, H e r r Kalxdorff, einer d e r ersten war, d e r unser Büro in Israel geleitet hat. Mit ihm habe ich mich viel unterhalten. Es w u r d e n viele Ressentiments abgebaut. Wir sind j a n u n ein kommerzielles U n t e r n e h m e n , wir haben keinerlei politische Funktionen. Wir müssen uns n u n auf dem kommerziellen Sektor mit diesem Problem auseinandersetzen. Ich glaube, das haben unsere Leute vorbildlich getan. Hier ist es sehr wichtig, wie sie auftreten. Ich glaube, unsere Leute haben gelernt, bescheid e n aufzutreten, bestimmt aufzutreten, aber trotzdem mit dem g e b ü h r e n d e n Respekt und d e r Bescheidenheit. Ich glaube, das w u r d e anerkannt. Frage: H e r r Eser, Sie haben in Amerika noch das T h e m a Holocaust miterlebt, kurz bevor Sie nach Deutschland zurückkehrten. Was war Ihr Eindruck? Ich frage deshalb danach, weil diese Fernsehsendung jetzt auch in Israel laufen soll. Antwort: Vor zwei Monaten lief diese Sendung in Amerika. Sie können sich vorstellen, daß wir als Deutsche in Amerika alle n u n darauf gespannt waren, zu sehen, was kommt da jetzt. Wir haben ehrlich gesagt alle erwartet, daß es uns wieder sehr schaden würde. Ich habe mir die Sendung nüchtern angesehen, ich glaube, es waren acht Fortsetzungen. Ich habe sie alle gesehen. Ich m u ß ehrlich sagen, ich f a n d die Darstellung sehr objektiv u n d auch, wenn ich das so sagen darf, mit Einschränkungen sehr fair. Ich sage das, denn es hätte auch anders k o m m e n können. Der Ablauf d e r Dinge, wie sie d a geschildert worden sind, sind nach alledem was wir heute wissen, objektiv dargestellt worden. U n d ich glaube, d a kann man nichts dagegen sagen. Holocaust ist ein Teil d e r Geschichte, u n d die Geschichte soll man nicht kneten oder erniedrigen. Wir haben lange d r ü b e n diskutiert und gerade in deutsch-jüdischen Kreisen diskutiert. Ü b e r h a u p t über das ganze Thema Holocaust, nicht n u r in d e r Behandlung im Fernsehen, sondern in d e r Beh a n d l u n g d e r Schulbücher. Ich f ä n d e es auch schlecht f ü r die Geschichte, wenn so etwas nicht dargestellt würde o d e r unterdrückt würde. Man hat es dargestellt, u n d ich bin d e r Meinung, als Deutsche können wir zufrieden sein, wenn es objektiv dargestellt wird. Frage: H e r r Eser, noch einmal zurück zur Technik. Die Lufthansa hat jetzt den kleineren Airbus gekauft, den mit 200 Plätzen. Glauben Sie, daß, wenn die Linie 553

1978 — Luftverkehr und Tourismus nach Israel sich weiter gut entwickelt, der Airbus in diese Linie eingesetzt wird? Antwort: Ich kann im Augenblick nicht sagen, ob wir ihn konkret bereits in d e r Planung haben, aber vom Modell h e r gesehen, von d e r G r ö ß e n o r d n u n g aus gesehen, zweifellos. Er paßt von d e r Streckenlänge h e r genau, u n d die Größe d e r Maschine mit r u n d 200 Plätzen paßt auch. Frage: Kann man zu diesem J u b i l ä u m der Lufthansa — 10 J a h r e Israel —auch ein Wort über C o n d o r sagen? Antwort: Über C o n d o r können wir immer reden. Sie wissen, das ist eine 100 %ige Tochter d e r Lufthansa. Wir sind sehr zufrieden mit d e r C o n d o r . Wir haben die C o n d o r j a vornehmlich einmal gegründet, d. h. den Deutschen Flugdienst, wie es f r ü h e r hieß, u m gerade Märkte anzufliegen, die die Lufthansa im Streckennetz normalerweise nicht anfliegt o d e r in der Intensität anfliegen kann, wie es erforderlich wäre. Die C o n d o r hat sich hierbei bewährt. Sie hat heute ein sehr großes Streckennetz, u n d wenn man von der beförderten Anzahl d e r Passagiere ausgeht, so glaube ich, ist sie sogar die größte Chartergesellschaft d e r Welt. Sie wird erstklassig geleitet, hat einen sehr guten Service, u n d ich sage das nicht nur, weil es unsere T o c h t e r ist, sondern weil ich davon überzeugt bin u n d der Erfolg recht gibt. Sie wissen, sie fliegt ein sehr großes Netz, sie fliegt nach Nordamerika, mit d e m J u m b o , mit d e r 747, u n d sie fliegt hier in Europa, bietet e n o r m viele Plätze an, vor allem in d e r Touristik. Frage: Auch nach Israel? Antwort: Sie fliegt auch nach Israel. Frage: Sie fliegt f ü r einen Charterer, der hier in Deutschland ein großes Image hat im Charterverkehr? Antwort: Ja.

Statistik

1968-1978

Seit d e m 2. November 1968 bis zum Ende 1978 wird die Deutsche Lufthansa auf d e r Strecke nach Israel u n d zurück in die Bundesrepublik Deutschland, nach München u n d F r a n k f u r t ca. 6 100 Flüge a u s g e f ü h r t haben u n d dabei r u n d 400 000 Passagiere in beiden Richtungen b e f ö r d e r t haben. Die Fracht, die in beid e n Richtungen mitgenommen wurde, beträgt in T o n n e n r u n d 8 750. Bei d e r mitgenommenen Post sind in Richtung Bundesrepublik Deutschland 77,4 T o n nen u n d von d e r Bundesrepublik Deutschland nach Tel Aviv w u r d e n ca. 1 0 1 1 T o n n e n Post verladen. Die ü b e r lOfache Menge an Post bei d e n Flügen aus d e r Bundesrepublik Deutschland nach Tel Aviv, wird d u r c h die Tatsache bedingt, daß die Post i m m e r mit d e m jeweiligen nationalen Carrier transportiert wird, so daß die deutsche Post nach Tel Aviv mit d e r Lufthansa u n d in d e r Gegenrichtung weitgehend mit d e r El AI geschickt wird.

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Israel auf der Grünen Woche in Berlin Flüge zwischen der Bundesrepublik und Israel in beiden Richtungen: Flüge: Folgendejahre: November Dezember Januar-Dezember Januar-Dezember Januar-Dezember Januar-Dezember Januar-Dezember Januar-Dezember Januar-Dezember Januar-Dezember Januar-Dezember Januar-Mai Juni bis Ende

1968 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1978*

76 73 368 411 420 489 562 739 670 714 731 323 ca.483 6 059

* Hochrechnungen

Landwirtschaft

Israel auf der Grünen Woche in Berlin Die täglichen Jumboflüge der AGREXCO, der israelischen Vermarktungsgesellschaft für Obst und Gemüse aus Israel haben auch für die winterliche „Grüne Woche" in Berlin eine neue Dimension geschaffen. Avocados, Datteln, tiefgefrorene Erdbeeren, Artischocken und vieles andere brachte im winterlichen Januar 1978 wieder — wie in jedem Jahr — die Berliner an den Stand der israelischen Landwirtschaft, wo unter frischem Blumenschmuck diese Erzeugnisse aus dem fast viertausend Kilometer entfernten Land gezeigt wurden. Im Januar, entgegen der im Oktober in Köln stattfindenen ANUGA, aber stehen die Zitrusfrüchte bei der Ausstellung im Vordergrund. Früher Start derJaffa Shamouti Orangen

Entgegen den ursprünglichen Ernteerwartungen ermöglichte die vorzügliche Reifung der Jaffa Orangen eine Belieferung Nord-Deutschlands bereits in der Vorweihnachtszeit. Bis zum 31.12.1977 konnten 130 000 Kolli verkauft werden. Mittlerweile ist die volle Distribution im gesamten Bundesgebiet und West-Berlin erreicht. Eine kontinuierliche Verschiffung aus Israel erfolgt. 555

1978- Landwirtschaft Jaffa Grapefruit weiter vorn In den ersten drei Monaten der neuen Saison (Oktober-Dezember 1977) wurden in der Bundesrepublik 18 000 Tonnen Jaffa Grapefruit gegenüber 15 300 Tonnen im Vergleichszeitraum 76 verkauft. Erstmalig kamen 7 000 Kolli Jaffa red blush Grapefruit auf den Markt, die rotwangig, rotfleischig und mit einem besonderen Aufkleber versehen, einen bevorzugten Verkauf gegenüber Mitbewerbern genossen. Entwicklung des Grapefruit-Konsums in der Bundesrepublik

Anteil Jaffa:

Oktober-Dezember 1972 Oktober-Dezember 1977 16 600 t 24 800 t 61 % 72 %

Trotz des parallel gestiegenen Verbrauchs der direkten Zitruskonkurrenz Mandarinen und Orangen: gesamt

Oktober-Dezember 1972 Oktober-Dezember 1977 347 0001 396 0001

konnte die Grapefruit ihren Stellenwert im Markt behaupten und ausbauen. Jaffa: Weiter preiswert durch Rationalisierung Die ersten Containerankünfte mit 50 000 Kartons wurden in Bremen verzeichnet. Weitere Ankünfte von Ware in Fiats oder Containern werden, neben den herkömmlichen Verlademethoden die Saison begleiten, so trafen 50 Container ä 25 000 Kartons in der 1. Januarwoche in Antwerpen ein. Die Rationalisierungsbemühungen tragen auch weiter dazu bei, Jaffa Zitrusfrüchte zu einem verbraucherfreundlichen Preis in der Bundesrepublik anzubieten. Gute Jaffa-Saison Trotz der Versuche, die in jedem Jahr steigenden Jaffa-Exporte in die europäischen Staaten zu stören, indem mit Quecksilbervergiftungen Unruhe in den Markt getragen wurde, sind die Zahlen der Exporterfolge der Citrusboard weiter angestiegen. In einem vom Hamburger Citrusboard herausgegebenen Bericht heißt es: „Für Israel haben Apfelsinen, Grapefruit, Clementinen, Mandarinen, Tangerinen und Tangelos eine lebenswichtige Bedeutung. Die Vermarktung der Zitrusfrüchte in 25 Ländern bringt Devisen ins Land, in der vergangenen Saison ca. 200 Mio. US-Dollar. Die Bundesrepublik hat daran ihren Anteil mit 180 Mio. DM. Verantwortlich für den Absatz der Früchte ist der Citrus Marketing Board of Israel, dessen Hauptbüro für Deutschland sich in Hamburg befindet, mit weiteren vier Regionalbüros im Bundesgebiet." 556

Israel auf der Grünen Woche in Berlin Grapefruit

Israel ist Deutschlands Hauptlieferant für Grapefruit. Vier von fünf Grapefruit, die hier verzehrt werden, stammen aus diesem klimatisch besonders begünstigten Mittelmeerland. Die Jaffa-Grapefruiternte-und damit die Zitrussaison — beginnt Anfang Oktober im Jordantal, aus dem besonders vollaromatische Früchte stammen, die mit dem Zusatz „Yarden River" versehen sind. Bis Ende Juni werden kontinuierlich Grapefruit aus israelischen Plantagen geliefert, 1976/77 waren es 80 000 t. Transport: In sieben Tagen vom Baum auf den Teller

Von Israels Häfen gelangen die Jaffas in vier Tagen zu den Adriahäfen. Von dort kommen sie per Lkw auf die Obst- und Gemüsegroßmärkte Süddeutschlands oder direkt über die Abpackstationen, in denen die Ware genetzt wird, in den Lebensmittelhandel. Bis zu den nördlichen Häfen benötigt ein Schiff etwa sieben Tage. Von Hamburg, Bremen und Antwerpen wird Nord- und Westdeutschland mit frischer Ware beliefert. Spezialsorten werden teilweise per Frachtjumbo eingeflogen. Die Jaffa Saison in Zahlen: Grapefruit

Vier von fünf Grapefruit, die in Deutschland verzehrt werden, sind gelbe Jaffa Grapefruit aus Israel. Weltweit exportiert Israel in dieser Saison etwa 15 Mio. Einheiten Grapefruit. Das entspricht einer Gesamtmenge von ca. 300 000 Tonnen. Davon werden etwa 84 000 Tonnen nach Deutschland gelangen. Durchgehende Saison der Grapefruit: Oktober 77 bis Juni 78. Orangen

Eine von vier Orangen, die in Deutschland verzehrt werden, stammt aus Israel. Ende Dezember gelangen die ersten ovalen Shamouti-Orangen auf den Markt (leicht schälbar, kernlos), die im März von den Jaffa Frühlingsorangen (saftig, dünnschalig) abgelöst werden. Saisonende für Orangen: Juni. Weltweit Export Jaffa Shamouti Jaffa Frühlingsorangen Jaffa Navelorangen

21 Mio. Einheiten = ca. 400 000 t 11 Mio. Einheiten = ca. 200 000 t 1,2 Mio. Einheiten = ca. 20 000 t

Neue Sorten

Es ist eine spürbare Verlagerung des Geschäfts auf leicht schälbare Sorten wie Tangelos, Tangerinen und Clementinen zu verzeichnen. Der Anteil dieser Sorten, die aus Israel in einer Zeit nach Deutschland gelangen, in der die leicht schäl557

1978 — Landwirtschaft

baren Sorten anderer Anbieter bereits vom Markt verschwunden sind, beträgt weltweit 700 000 Kartons = ca. 9 000 t. Zitronen

1,2 Mio. Einheiten = ca. 15 000 t Jaffa Zitronen werden aus Israel exportiert.

Agrarausfuhr bleibt Staatsmonopol — Ein Bericht des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft Die israelischen Behörden haben bisher alle Anträge von privaten Unternehmen, ihnen die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu gestatten, abgelehnt. Eine Privatisierung von staatlichen Unternehmen der Ausfuhr und der Auslandsvermarktung von Agrarprodukten scheint somit vorerst nicht geplant. Weiterhin sind als Monopole Marketing Boards für die Erfassung der inländischen landwirtschaftlichen Produktion und ihre Vermarktung im In- und Ausland zuständig. Die Ausfuhr von frischem Gemüse, Obst, Früchten (außer Zitrus), Blumen und Tieren wird daher auch in Zukunft von der öffentlich-rechtlichen Ausfuhrgesellschaft AGREXCO (Agriculture Export Co. Ltd., Tel Aviv, 20 Haarbaa Str.) durchgeführt. Seit längerem sind intensive Bemühungen im Gange, den bisher dezentralisierten Export von Zitrus-, Obst- und Gemüseerzeugnissen in einem zentralen Marketing Board zusammenzufassen, der zusätzliche gesetzliche Vollmachten erhalten soll. Die israelischen Behörden stehen auf dem Standpunkt, daß es nur dank der zentralen Produktions- und Ausfuhrorganisation möglich war, die Ausfuhr von frischen Agrarerzeugnissen im Jahr 1977 um 17,1 Prozent auf 384,9 Millionen US-Dollar zu steigern. In den ersten fünf Monaten des Jahres 1978 gelang es bereits, die Ausfuhr gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 48,3 Prozent auf 292,7 Millionen Dollar anzuheben. Im Vergleich zum ersten Drittel 1977 stieg der Export von frischem Gemüse im ersten Drittel 1978 um 202 Prozent auf 55,2 Millionen Dollar. Die zentrale Steuerung des israelischen Auslandsangebots, besonders von schnell verderblichen Agrarprodukten, ermöglicht eine rationellere Verteilung der Waren unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Lage auf den verschiedenen Märkten. Die zentrale Erfassung der Produktion, Verpackung und Beförderung erleichtert die maximale Auslastung der vier Großraumfrachtflugzeuge, die für die laufende Versorgung der Absatzmärkte zum Einsatz kommen. Ein vom Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebenes Gutachten warnt vor den Nachteilen, die dem Agrarexport aus Israel selbst drohen, falls kleine und nur beschränkt leistungsfähige genossenschaftliche Unternehmen berechtigt werden, ihre Erzeugnisse, die zwangsläufig mengenmäßig beschränkt sein müssen, unabhängig voneinander im Ausland von gesetzlichen vorgeschriebe558

Treffen des Lebensmittelkomitees der deutsch-israelischen Gesellschaft nen Marketing Boards oder spezialisierten Ausfuhrunternehmen, die zu gleichen Teilen im Besitz der Landwirte und des Staates sind, auf alle Auslandsvertriebszweige von frischen und verarbeiteten Agrarerzeugnissen zu erweitern.

Treffen des Lebensmittelkomitees der deutsch-israelischen Gesellschaft für die Wirtschaftsförderung in München Es war ein gutgewählter Termin am Vortag der E r ö f f n u n g der 12. Internationalen Fachmesse der Ernährungswirtschaft „IKOFA 78" in München zusammenzukommen. 632 Aussteller aus der Bundesrepublik, allein 99 im Rahmen der Gemeinschaftsbeteiligungen der CMA aus vielen Sparten der Nahrungsmittelherstellung die dem Export unseres Landes dienen. 862 Aussteller aus rund 40 Staaten waren gekommen, darunter 10 Firmen aus Israel in einem Gemeinschaftsstand, der die Produkte des israelischen Exports anbot. Die Industriegruppe Koor war mit ihrem Lebensmittelsektor vertreten. Es war der einzige Stand, der Informationen anbot. Bei den offiziellen Länderberichten, die von der Presseabteilung der IKOFA 78 herausgegeben wurden, gab es n u r einen spärlichen Bericht über Israel. Diese Länderberichte werden immer von den Ländern in den Texten geliefert. Der israelische Bericht hatte folgenden Wortlaut: „Am israelischen Stand präsentieren sich auch in diesem J a h r wieder führende Firmen der Nahrungsmittelindustrie mit ihrem breitgefächerten Angebot, das von hochwertigen Zitruserzeugnissen über Orangen- und Aprikosensäfte, Obstkonserven, Marmeladen, Konfitüren, Essiggurken und rotem Paprika hinreicht bis Maiskölbchen und zu Tomatenprodukten. Israelische Spezialitäten wie gefüllte Karpfen und Puterfleischprodukte, grüne und schwarze Oliven, Sardinen und trockene Weine runden das Angebot ab." Das war alles und zweifellos zu wenig, wenn man größeres Interesse wecken will. Umso erfreulicher die mündliche Information, die mir der Repräsentant der PROWA, der Produktions- und Warenhandelsgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland, Herr Joseph Eisenbruch, gab. Er vertritt mit dieser Gesellschaft die Koor-Betriebe. Diese Gruppe setzt in der Bundesrepublik Deutschland an Lebensmitteln f ü r 10 Millionen DM ab. Davon fallen 2 000 Tonnen auf Tomatenmark, was einem Wert von 2,2 Millionen DM entspricht. 3 000 Zitruskonzentrate ergeben ebenfalls 2,2 Millionen DM. Frische Zwiebeln werden 120 Tonnen f ü r 750 000 DM in die Bundesrepublik Deutschland aus Israel exportiert. Putenfleisch wird in zwei Arten angeboten. Einmal ist es gekochtes und angerauchtes Fleisch im Werte von 1 Million DM und für 500 000 DM rohes Putenfleisch werden aus Israel in die Bundesrepublik exportiert. Das entspricht einer Menge von jeweils 100 Tonnen. Weitere Warenlieferungen sind Maiskeime f ü r die Ölproduktion, wovon bereits 1 500 T o n n e n im Werte von 1,2 Millionen DM geliefert 559

1978 — Landwirtschaft

werden. Obstkonserven, Aprikosensegmente und Säfte im Gewicht von 70 bis 80 Tonnen repräsentieren einen israelischen Exportwert von 850 000 DM. Der Warenverkehr in diesem Bereich ist keine Einbahnstraße. Maschinen, Verpackungsmaterial sowie Kupfersulfat im Gewicht von 1 000 T o n n e n werden aus der Bundesrepublik nach Israel exportiert werden. Auch der gesamte Raum der neun Staaten der Europäischen Gemeinschaft ist für die israelischen Firmen interessant. Mit den 10 Millionen DM der Exporte an Lebensmitteln in die Bundesrepublik Deutschland erzielt der Koor-Konzern 30 Millionen DM an Lebensmitteln und 100 Millionen DM an technischen Erzeugnissen. 15 Millionen DM beträgt der Export an Lebensmitteln, vor allem Gemüsekonserven, Tomatenmark und Zitruskonzentraten in die übrigen acht Staaten der EG. Der Generaldirektor von Gervais-Danone, H e r r Dr. Höfler, ist ein Kenner der Frischmilch Verarbeitung in Israel. Ich fragte ihn nach Möglichkeiten in diesem vorderorientalischen Lande in der Milchverarbeitung Dinge zu tun, die hier in Europa durch das Klima schon in den Voraussetzungen ganz anders sind. H e r r Dr. Höfler antwortete: „Wenn Sie von unterschiedlichen klimatischen Voraussetzungen sprechen, m u ß man wissen, daß in Israel keine Milchüberproduktion im Gegensatz zu den europäischen Ländern vorhanden ist. Deshalb ist Israel auf die Verarbeitung zum Teil auch von Trockenmilch angewiesen, die zu gewissen Jahreszeiten importiert wird. Das Verarbeiten von Trockenmilch zu Milchfrischprodukten oder zu Milcherzeugnissen ganz allgemein stellt natürlich zusätzliche technische Anforderungen an die Fabrikation gegenüber den Anforderungen wie sie bei uns gegeben sind. Was die unterschiedlichen Techniken anbetrifft — im Marketingbereich, insbesondere im Bereich des Verkaufs - muß man vielleicht ein allgemeines Wort zur israelischen Konkurrenzsituation sagen. Israel hat noch nicht wie hier in Europa die Konkurrenzsituation, die von einem Angebotsüberhang geprägt ist, sondern es ist über weite Bereiche des Wirtschaftslebens in Israel so, daß die Nachfrage immer noch das Angebot übersteigt, und damit eigentlich ein Marketing europäischer Prägung in Israel noch nicht betrieben werden muß. Frage: Herr Dr. Höfler, wenn ich mir Ihre Gervais- Produktion ansehe, die Fruchtdesserts, die Fruchtjoghurts, den Hüttenkäse und all die ganzen Einzelheiten, können Sie diese auch in Israel auf den Markt bringen? Antwort: Grundsätzlich ja. Die Anforderung des israelischen Verbrauchers ist mit der des europäischen Verbrauchers durchaus vergleichbar, wenngleich die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen doch gewisse Verschiebungen innerhalb des Sortiments mit sich bringen. Der Joghurtverbrauch ist zum Beispiel in Israel wesentlich höher als in Europa, wohingegen der Verbrauch an Desserts, an fertigen Desserts, jetzt erst geweckt wird und dementsprechend noch unter dem europäischen Verbrauchszahlen zurückliegt. Frage:Und wie stellt man sich die Zusammenarbeit mit Israel vor? Wir gehen von industrieller Fertigung aus? 560

Treffen des Lebensmittelkomitees der deutsch-israelischen Gesellschaft Antwort: Die Forschung ist in Israel sehr stark ausgeprägt, auch auf dem Gebiet der Lebensmitteltechnologie. Die Zusammenarbeit mit Israel im Bereich der Forschung kann f ü r deutsche Unternehmungen außerordentlich nützlich sein, denn die israelischen Institute im Bereich der Forschung stellen sich voll auf die Wünsche ihrer ausländischen Auftraggeber ein. Somit sind von dieser Seite alle Voraussetzungen f ü r eine Zusammenarbeit gegeben. Was die Zusammenarbeit im Bereich der Produktion angeht, so darf ja nicht unberücksichtigt bleiben, daß Milcherzeugnisse vom Rohstoff Milch abhängig sind. Soweit es sich um Frischmilchprodukte handelt, sind Transporte über größere Entfernungen kaum möglich. Es ist nicht zu erwarten, daß israelische Erzeugnisse in größerem Umfang nach Deutschland exportiert werden können, wie auch umgekehrt, deutsche Milcherzeugnisse nach Israel nicht exportiert werden können. In beiden Fällen, aus Restriktionen, gegebenen Restriktionen zum Schutze der eigenen Landwirtschaft. Frage: Herr Dr. Höfler, wenn man an den Frieden denkt, der ja vielleicht bald einmal dort unten ausbricht, dann ergeben sich ja aus diesen Möglichkeiten doch neue Konsequenzen? Antwort: Unter der Voraussetzung, daß Israel dann auch Mitglied, Vollmitglied zum Beispiel der Europäischen Gemeinschaft, werden könnte, dann würden die Schranken, die bis jetzt noch bestehen, wohl in Wegfall kommen. Dann würden die Voraussetzungen auch f ü r den Export israelischer milchwirtschaftlicher Erzeugnisse rascher und besser sein, als sie derzeit anzusehen sind. Frage: Und Sie sind der Meinung, daß dann die technischen Voraussetzungen bestehen — ich denke an die Luftbrücke — die heute n u r die grünen Produkte bringt, die Tomaten, Auberginen und alle möglichen anderen Dinge, daß dann auch diese Milchwirtschaftsprodukte über den J u m b o nach Deutschland in die EG kommen könnten? Antwort: Das ist nicht ausgeschlossen. Die Luftbrücke funktioniert in den Wintermonaten ganz ausgezeichnet, sie müßte dann natürlich ausgedehnt werden auf das ganze Jahr. Aber was f ü r frisches Obst gilt, müßte genauso f ü r frische Milcherzeugnisse gelten können." Bei der Sitzung des Lebensmittelkomitees wurde beschlossen, daß das gesamte Komitee zur vierten israelischen Nahrungsmittelwoche Anfang nächsten Jahres nach Israel reisen soll, um nicht n u r an dieser wichtigen Ausstellungswoche teilzunehmen, sondern während dieser Zeit auch mit dem Komitee eine Sitzung abzuhalten.

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Sonstiges

Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft

Israelische Ausfuhrprognose für 1978 Im Heft des „Außenhandelsdienstes", der von der Bank für Gemeinwirtschaft herausgegeben wird, findet sich ein Artikel mit dem Titel „Israelische Außenhandelsprognose für 1978". Diese Darlegungen, beleuchten nicht nur die deutsch-israelischen Wirtschaftsverbindungen, sondern geben ein Gesamtbild der israelischen Wirtschaftsverbindungen. Dabei wird auch die Erwartung Israels an die Europäische Gemeinschaft deutlich. Der Artikel hat folgenden Wortlaut: „Die Ausfuhr Israels wird sich 1978 langsamer und gedämpfter entwickeln als im vorangegangenen Jahr. Diese Prognose basiert auf dem Fortgang des Welthandels und der in letzter Zeit zu beobachtenden Nachfrage für israelische Waren auf wichtigen Absatzmärkten. Daher hat die Leitung des Industrie-, Handelsund Touristikministeriums eine Ausfuhrprognose mit im Vergleich zum Vorjahr kleineren Zuwachsraten für 1978 erstellt. Während der Industrieexport Israels 1977 um 25,7 Prozent auf ca. 2,5 Milliarden Dollar zunahm wird für 1978 bei einer Zuwachsrate von 20 Prozent mit einem Anstieg auf rund 3 Milliarden Dollar gerechnet. Die Ausfuhr ohne geschliffene Diamanten soll im laufenden Jahr um 16 Prozent auf 1,75 Milliarden Dollar anwachsen. Der Export von geschliffenen Diamanten wird 1978 voraussichtlich um 22,5 Prozent auf 1,25 Milliarden Dollar ansteigen. In der Textilbranche rechnen die Experten mit einem Exportzuwachs von etwa 9 Prozent auf 250 Millionen Dollar. Aufgrund des günstigen Verlaufs der Gespräche mit der EG und der Aussicht, bis Ende 1978 die Ausfuhr von israelischen Textilien in die Europäische Gemeinschaft keinen Beschränkungen zu unterwerfen, besteht Optimismus hinsichtlich der Chancen, im kommenden Jahr die Textilausfuhr anzuheben, trotz der derzeitigen Nachfrageflaute auf den Absatzmärkten. In der Nahrungsmittelbranche wird für 1978 ein Ausfuhrzuwachs von ca. 14 Prozent auf rund 200 Millionen Dollar im Jahr erwartet. Infolge der variablen Ausgleichsabgaben, mit denen die EG aus Israel eingeführte Nahrungsmittel belastet, besteht bei den Herstellern eine erhebliche Ungewißheit hinsichtlich der Absatzmöglichkeiten. Zuwachsraten von 25 Prozent auf 525 Millionen Dollar werden bei der Ausfuhr von chemischen Erzeugnissen erwartet. Bis zu 30 Prozent auf 650 Millionen Dollar soll der Export von Metall- und Elektronikprodukten steigen. 562

Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft Verstärkte

Alislandsaktivitäten

Bei den Überlegungen über die mögliche und wünschenswerte Ausfuhrentwicklung für 1978 hat auch der Wechselkurs eine wichtige Rolle gespielt. Ein Großteil der Auswirkungen der Kursfreigabe der Landeswährung auf den Export sind in diesem Zusammenhang bisher kaum zu überblicken. Israel beabsichtigt 1978 seine Wirtschaftsvertretungen im Ausland zu verstärken. Sie sollen von der Ausübung diplomatischer oder konsularischer Pflichten entbunden werden. Bereits ab Januar 1978 wird das israelische Wirtschafts- und Handelskonsulat in Hamburg aufgelöst und in ein Handelszentrum (Israel Trade Centre) nach dem Vorbild des Handelszentrums in Düsseldorf umgewandelt. Im Juni des gleichen Jahres wird auch das Konsulat in München in ein Israel Trade Centre umfunktioniert. Sowohl für Amsterdam als auch für Paris sind ähnliche Pläne in Vorbereitung. In Jerusalem ist man der Auffassung, daß sich das Konzept des israelischen Handelszentrums in Düsseldorf, das keine diplomatischen oder konsularischen Pflichten zu erfüllen hat, bewährt, indem es den israelischen Exporteuren fachlich, technisch und beratend gezielt behilflich sein kann. 1978 soll der israelische Export gezielt drei Absatzmärkte anpeilen. Zwei Handelsexperten für den japanischen Markt, die an der amerikanischen George-Washington-Universität lehren, haben für das israelische Industrieministerium eine Marktanalyse erstellt, die auf die Möglichkeiten für israelische Exporteure, ihren Absatz dort wieder zu steigern, hinweisen. In diesem Zusammenhang hält das Israel Export Institut Informationsseminare ab. 1977 hat sich die israelische Ausfuhr nach Japan rückläufig entwickelt. Sie fiel von 68 Millionen Dollar (Januar-September 1976) auf 54,4 Millionen Dollar (Januar- September 1977) zurück. Der Warenaustausch mit Mexiko stieg dagegen 1977 von 6,2 auf 18,5 Millionen Dollar. Da Israel in Mexiko Erdöl im Wert von 80 bis 100 Millionen Dollar im Jahr kauft, sieht man in zuständigen Kreisen hier einen günstigen Hebel für die Ausfuhrförderung von israelischen Waren. Norwegen wurde als drittes Promotionsland für den israelischen 1978er Export ausgewählt. Bisher entwickelte sich der Warenaustausch zwischen diesen beiden Ländern in einem sehr bescheidenen Rahmen. 1978 wird Israel die Teilnahme an allgemeinen Messen zugunsten von Fachausstellungen reduzieren. In den drei Ausfuhrzielländern Japan, Mexiko und Norwegen werden israelische Exporteure hauptsächlich mit Hilfe von nationalen Ausstellungen und anderen von der staatlichen Messegesellschaft durchgeführten Werbeaktionen versuchen, ihr Angebot zu präsentieren und abzusetzen. Zunehmendes Interesse an der EG

Im Rahmen des Abkommens mit der EG zur Schaffung einr Freihandelszone hat sich Israel verpflichtet, bis Juli 1983 die Zollsätze auf Importe aus der Gemeinschaft um 50 Prozent abzubauen. Im Juli 1977 erfolgte die erste Tranche von 5 Prozent. Am 30.10.1977 wurden die Zölle zusätzlich um 20 Prozent herabgesetzt, 563

1978 — Sonstiges um eine zu starke Verteuerung der Importe infolge der De-facto-Abwertung der Landeswährung durch die Kursfreigabe zu vermeiden. Aufgrund dieses Vorgriffs hat sich die israelische Regierung entschieden, die für Juli 1978 vorgesehene Zollherabsetzung um 5 Prozent um ein Jahr auszusetzen. Das israelische Wirtschaftskabinett hat darüber hinaus beschlossen, die EG zu ersuchen, in der ersten Jahreshälfte 1978 Gespräche über eine eventuelle Erweiterung des Abkommens mit Israel anzusetzen. Damit will Israel versuchen, angesichts eines in den nächsten Jahren möglichen Beitritts von Spanien, Portugal und Griechenland seine Ausfuhrinteressen in die EG zu wahren und zu sichern. Israel sieht besonders den Export von frischen und verarbeiteten Zitrusfrüchten, Textilien, Konfektion und Lederwaren in die Gemeinschaft als gefährdet an. Portugal, Spanien und Griechenland bestreiten rund 50 Prozent der Zitruseinfuhr der EG, während Israels Anteil bei 12 Prozent liegt."

Israels Mittelmeerhäfen stellen sich auf Massengüterumschlag

ein

„Israels wichtige Mittelmeerhäfen Haifa und Ashdod stellen sich auf das Laden und Löschen von Massengütern in größerem Umfang als bisher um. Im Geschäftsjahr 1976/77 lag der Umschlag von Massengütern bei 4 Millionen Tonnen und wird nach Ansicht von Hafenexperten 1978/79 auf 5,8 Millionen Tonnen ansteigen. Bis 1981/82 sollen dann voraussichtlich 8,5 Millionen Tonnen erreicht sein. Die Israel Port Authority erwartet hauptsächlich über den Hafen Ashdod die Ausfuhr von ca. 800 000—900 000 Tonnen Kalisalpeter und Phosphaten im Jahr. Es wird außerdem mit zwei Wärmekraftwerken bei Hadera gerechnet. Weiterhin müssen etwa 150 000 Tonnen Getreide im Jahr umgeschlagen werden. Um dieses zusätzliche Volumen zu bewältigen, beabsichtigt die Port Authority, die bisherigen Elevatoren und andere Lade- und Löschvorrichtungen durch größere Einheiten wie Kräne mit 15/25 Tonnen Hebekraft zu ersetzen. Zwei große Saug- und Schaufelanlagen sind bereits in Auftrag gegeben worden. Im Zeitraum April-September 1977 war der Güterumschlag in den israelischen Häfen um 15 Prozent größer als im Vorjahr. Dabei stieg der Umschlag von Massengütern um 23 Prozent, von Containern um 11 Prozent und von General Cargo um 4 Prozent. Insgesamt wurden im Zeitraum April-September 1977 rund 4,3 Millionen Tonnen umgeschlagen. Bis Ende des Geschäftsjahres 1977/78 (März 1978) wird mit einem Warenumschlag von 10—11 Millionen Tonnen gerechnet. Bei der mittelfristigen Planung der Umschlagentwicklung in den israelischen Mittelmeerhäfen sind infolge der letzten politischen Ereignisse im Nahen Osten Schwierigkeiten durch die Unklarheit der künftigen Entwicklung aufgetaucht. Ein Friedensabkommen zwischen Ägypten und Israel könnte auf die weitere Entwicklung des Hafens Eilat am Roten Meer von entscheidendem Einfluß sein. Falls israelische Frachter freie Durchfahrt durch den Suezkanal erhalten, ist mit einer 564

Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft

zwangsläufigen Schrumpfung des ohnedies beschränkten Güterumschlages über Eilat zu rechnen, während der Güterverkehr von und nach Israel über Ashdod und Haifa erheblich anwachsen würde. Dieser möglichen Entwicklung mußten die Ausbau- und Beschaffungspläne der Israel Port Authority Rechnung tragen. Es wird in einigen israelischen Kreisen angenommen, daß Eilat später nur noch als Umschlaghafen f ü r Erdölimporte aus dem Golf Bedeutung haben wird."

Israels gemeinwirtschaftlicher

Sektor expandiert

„Das für 1978 vorgesehene Produktions-, Ausfuhr- und Investitionsprogramm von Israels gemeinwirtschaftlichem Sektor, in dessen Mittelpunkt der Mischkonzern Koor steht, unterstreicht die Schwerpunktverlagerung vom inländischen Markt auf den Export. Für 1978 ist eine reale Umsatzsteigerung um 14 Prozent auf etwa 15 Milliarden Israelische Pfund (1 Pfund = rund 0,13 DM) geplant. 38 Prozent der Produktion sollen ausgeführt werden, während der Anteil des Inlandsabsatzes auf 62 Prozent zurückfallen wird. Der Konzern rechnet mit einer realen Ausfuhrsteigerung um 23 % auf 320 Millionen Dollar, die vor allem durch die drei Branchen Metall, Chemie und Elektronik ermöglicht werden soll. Das Produktions- und Investitionsprogramm des Koor-Konzerns basiertauf der Annahme, daß der seit 1976 durchgeführte Umstrukturierungsprozeß der israelischen Wirtschaft abgeschlossen sei und die in der Vergangenheit getätigten Investitionen in Höhe von rund 1,1 Milliarden Pfund bereits erste Früchte zu tragen begännen. Technologisch rückständige Fertigungsstätten wurden entweder umfunktioniert oder abgestoßen und teilweise auch geschlossen. Langfristige Investitionsvorhaben wurden auf ihre voraussichtliche Rentabilität überprüft. In einzelnen Fällen (z. B. Elektronik) wurden zu ambitiöse und aufwandreiche Investitionsvorhaben ausgesetzt und als Totalverlust abgeschrieben. Weltweite

Aktivitäten

Zur Intensivierung der Ausfuhrbemühungen wurden ein weltweites Handelsund Vertriebsnetz mit rund 40 Niederlassungen, Vertretungen und Zweigstellen aufgebaut. Diese Handelsorganisation - Koor Trade - soll 1978 Exporte aus Israel in Höhe von etwa 220 Millionen Dollar und andre nicht auf Israel bezogene Transaktionen im Wert von ungefähr 135 Millionen Dollar abwickeln. Das gesamte wertmäßige Handelsvolumen der Koor Trade wird f ü r 1978 auf etwa 380 Millionen Dollar veranschlagt. Erstmals wird das Unternehmen auch als Industrielieferant im Ausland auftreten. Die Tochtergesellschaft H.L.S. errichtet im laufenden J a h r zwei Speiseölpressen und Verarbeitungsanlagen in Rumänien im Wert von etwa 1,5 Millionen Dollar und eine gleiche Anlage in Griechenland mit einem Aufwand von 750 000 Dollar. Über den Bau von zwei Anlagen in Südamerika wird noch verhandelt. In Brasilien wurde in Zusammenarbeit mit einem inländischen Unternehmen der 565

1978 — Sonstiges

Bau eines Werkes zur Herstellung von Schädlingsbekämpfungsmitteln vereinbart. Das Know-how liefert das gemeinwirtschaftliche Chemiekombinat Machteschim bei Beer-Scheba. Die Tochtergesellschaft Agro Projects hat Verträge zur Durchführung von landwirtschaftlichen Entwicklungsprojekten in Iran und in Afrika im Wert von etwa 4 Millionen Dollar unterzeichnet. Außerdem wurde der Aufbau von zwei Betrieben zur Herstellung landwirtschaftlicher Geräte in Iran und in Brasilien beschlossen. Die Gesellschaft Koor-Metall liefert das Know-how und ist mit 26 Prozent beteiligt. Exportorientierte

Investitionspolitik

Auch das Investitionskonzept für 1978 wurde nach einer umfassenden Revision auf die Exportförderung hin orientiert. Insgesamt sind in diesem Jahr neue Investitionen in Höhe von fast 900 Millionen Pfund vorgesehen. Davon sind 300 Millionen Pfund für den Abschluß der ersten Aufbauphase der chemischen Werke südlich von Beer-Scheba vorgesehen. Es handelt sich um einen Chemiekomplex, der Pflanzenschutzmittel, pharmazeutische Erzeugnisse und Farben herstellt. Der Elektrokonzern Tadiran, ein Gemeinschaftsunternehmen von Koor und einigen US-Investoren plant, rund 110 Millionen Pfund in die Entwicklung und praktische Anwendung von neuen elektronischen Erzeugnissen zu investieren. Ein Teil der Mittel soll der Erforschung von Möglichkeiten zur intensiven Nutzung der Solarenergie und der Vermarktung der daraus resultierenden Anlagen dienen. Etwa 250 Millionen Pfund investiert der Rüstungsbetrieb Soltam in neue Produktionsanlagen, die hauptsächlich für den Export bestimmt sind. 40 Millionen Pfund sind für die Fertigstellung der neuen Palmölherstellung in Eilat am Roten Meer vorgesehen. Ungefähr 60 Millionen Pfund werden f ü r die Inbetriebnahme des neuen Kfz-Batteriewerkes und einer Produktionsstätte zur Serienherstellung von elektronischen Fernsprechzentralen aufgewendet. Unausweichlicher

Selektionsprozeß

Auch 1978 wird die gemeinwirtschaftliche Industrie den Selektionsprozeß durch Umstellung von Betrieben und Produktionsbereichen und ihre beschleunigte Anpassung an die sich schnell ändernden Absatzmöglichkeiten fortsetzen. Einige Fertigungssektoren sollen neu geordnet oder ganz aufgegeben werden, um die Absatzabhängigkeit vom inländischen Markt herabzusetzen. Im Jahre 1978 wird der Inlandabsatz auf etwa 9 Milliarden Pfund geschätzt, was einer realen Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr von 9 Prozent entspricht. Die in Israel geplante Baufläche von rund 4,5 Millionen qm in diesem Jahr wird es dem Koor-Konzern ermöglichen, etwa 2,2 Millionen Tonnen Zement und fast 160 000 Tonnen Bau- und Betonstahl abzusetzen. Dagegen zwingt die rückläufige militärische Beschaffung den Absatzverlust im Inland durch verstärkten Export auszugleichen. 566

Berichte der Bank für Gemeinwirtschafi

Im Jahre 1978 beabsichtigt der Koor-Konzern, seine Suche nach privaten ausländischen Investoren zu verstärken, mit Schwerpunkten auf Know-how und Absatzmöglichkeiten. Auch in Zukunft will der gemeinwirtschaftliche Sektor an dem Grundsatz festhalten, bis zu 50 Prozent des Aktienkapitals an private Investoren abzugeben, jedoch sich selbst die aktive Geschäftsführung vorbehalten."

Israels Entwicklungsplan setzt neue Schwerpunkte „Nach einjähriger Amtsführung hat die israelische Regierung einen Fünf jahresplan ausgearbeitet, der neue Schwerpunkte für die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft des Landes setzen soll. Überrascht hat dieser Plan wegen seiner unerwarteten Rangordnung, die nicht, wie vom Gouverneur der Bank of Israel gefordert, die Reduzierung der hohen Inflationsrate an die erste Stelle stellt, sondern den beschleunigten Abbau des großen Leistungsbilanzdefizits auf dem zivilen Sektor. In seinen Grundzügen ist dieser Plan bereits verabschiedet und zwecks Ausarbeitung der Einzelheiten an ein Expertenteam weitergegeben worden. Grundlage der Überlegungen sind die Annahmen, daß mit einem schrittweisen Abbau der Wirtschaftshilfe an Israel — besonders aus den USA — und einem störungsfreien Wachstum der israelischen Ausfuhren fest zu rechnen ist. Deshalb ist es das wichtigste Ziel des neuen Fünfjahresplanes und der daraus resultierenden Wirtschaftspolitik, das Zahlungsbilanzdefizit im zivilen Bereich von 1,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 1978 bis 1982 auf 650 Millionen Dollar abzubauen. Diese Zielsetzung kann nach Expertenauffassung trotz einer voraussichtlichen Einfuhrsteigerung von 7 bis 8 Prozent im Jahresdurchschnitt erreicht werden, da die Ausfuhr in den nächsten Jahren um schätzungsweise 25 bis SO Prozent im Jahr wachsen soll. Zweites Ziel des Planes ist es, das wirtschaftliche Wachstum wieder anzukurbeln und ab 1979 eine jährliche Zuwachsrate von 8 Prozent zu erreichen. Der Export und nicht die inländische Nachfrage soll als Zuglokomotive für diese Entwicklung dienen. Erst an dritter Stelle erscheint im Plan das Ziel, den Preisanstieg zu bremsen. Die verschiedenen Zusagen und Abkommen der Regierung mit den Partnern innerhalb der Wirtschaft, wie Indexierung, automatische Teuerungszulagen und Wertsicherungsklauseln, verhindern einen schnellen Rückgang der Preissteigerungen ohne Vertragsbrüche und innenpolitische Konflikte. Unter Berücksichtigung dieser Einschränkungen kann eine Inflationsdämpfung um maximal fünf Prozentpunkte im Jahresdurchschnitt als durchführbar angesehen werden. Zum ersten Mal analysiert ein offizielles israelisches Dokument damit detailliert die politischen und gesellschaftlichen Schwierigkeiten, die bei der Stabilisierung der israelischen Volkswirtschaft zu berücksichtigen sind. Als Beitrag zur Inflationsbekämpfung sollen die Sozialleistungen, die in den letzten Jahren erheblich ausgebaut wurden, nicht weiter expandieren, sondern 567

1978 — Sonstiges qualitativ verbessert werden. Für kinderreiche Familien, Arbeitslose und Minderbemittelte soll allerdings auch in Zukunft das Prinzip des zugesicherten Mindesteinkommens gelten. Um die Zielsetzung des Planes zu verdeutlichen, wurden 15 Punkte formuliert, die den schrittweisen Rückzug der staatlichen Intervention aus dem Wirtschaftsleben, d e n Abbau von strukturverzerrenden Maßnahmen u n d finanziellen Anreizen sowie Rationalisierungsmaßnahmen im öffentlichen Dienst umfassen. Erwähnt wird unter anderem die Steigerung der Ausfuhrrentabilität, der beschleunigte Abbau der Zollmauern zur Stärkung der inländischen Industrie, die schrittweise Reduzierung der durch den Staat geregelten zinsverbilligten Kredite und die stufenweise Zurücknahme der hohen Produktionssubventionen, einschließlich d e r künstlichen Verbilligung der Energie- und Wassertarife. Im Rahmen des erneuten Wirtschaftswachstums soll der Pro-Kopf-Konsum um 3 Prozent im J a h r ansteigen. Alle zusätzlichen freien Einkommen müssen jedoch abgeschöpft werden, u m die inländische Nachfrage in diesen Grenzen zu halten. Der Staat soll neue Sparmöglichkeiten anbieten, die den Sparern einen attraktiven Effektivzins garantieren. Der Ausbau der öffentlichen Dienste muß in Zukunft an die Zuwachsrate d e r Bevölkerung gekoppelt werden. Die Regierung muß eine strikte Haushaltsdisziplin einführen, um ein Überziehen des Ausgabenrahmens zu verhindern. Infrastrukturinvestitionen sollen in Zukunft vorrangig behandelt werden. Die Geldpolitik soll auch weiterhin restriktiv ausgerichtet sein. Zwischen dem privatwirtschaftlichen und dem öffentlichen Sektor soll weiterhin eine klare Entlohnungsdifferenzierung angestrebt werden. Der Staat wird in Zukunft den Wettbewerb fördern und Monopole und Kartelle beaufsichtigen. Im Notfall wird er alle notwendigen Schritte u n d Schutzmaßnahmen ergreifen, um konkurrenzstörende Einflüsse auszugleichen."

Der zweite fünfjährige Wirtschaftsplan Israels Israels Finanzminister Simcha Ehrlich hat 1978 in seinem Lande den zweiten fünfjährigen Wirtschaftsplan vorgelegt. Die Situation im Lande ist gekennzeichnet von einer 62-prozentigen Inflationsentwicklung, die all die Kreditaufnahmen problematisch werden läßt, die das Land von bilateralen Wirtschaftspartnern, also auch der Bundesrepublik Deutschland und den Staaten der Europäischen Gemeinschaft u n d den USA erwartet. Die Nachfolgekosten des ägyptisch-israelischen Friedensvertrages müssen noch besonders ausgehandelt werden, denn hier sind Probleme besonderer Art aufgetaucht. Israel versucht auch heute noch, die Amerikaner zu bitten, den Neubau der Flugplätze im Negev, d e r durch die Räumung des Sinai notwendig wurde, mit eigenen Kräften durchzuführen. Da aber liegen bereits Hemmnisse, denn das läßt sich nicht bewerkstelligen. Drei Milliarden Dollar haben die USA f ü r Israel zugesagt, u m die Bauvolumen zu schaf-

568

Der zweite fünfjährige

Wirtschaftsplan

Israels

fen. 800 Mio. Dollar sind davon geschenkt, aber für 2,2 Milliarden Dollar muß Israel bis jetzt Zinsen und Tilgung berechnen, Zinsen von neun Prozent. Ob das so bleibt, oder ob sich der amerikanische Präsident zu einer leichteren Gangart durchringen wird, bleibt offen. Was für die israelische Zahlungsbilanz aber belastend bleibt, ist der Rückfluß dieser Mittel in den Konsumkreislauf des Landes. Zu den Partnern der Wirtschaft Israels gehört die Bundesrepublik Deutschland. Wir haben hier die Export-Importziffern und die entsprechenden EG-Zahlen angefügt, die zeigen, wie sich in den vergangenen Jahren die Kurve entwikkelt hat, wie sich aber auch 1978 bereits wieder ein Anstieg der Importe und eine Senkung der Exporte abzeichnet. Was bedeutet, daß die anti-inflationäre Entwicklung bereits wieder gebremst wird. All diese Statistiken, die teils vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden, zu einem anderen Teil vom Statistischen Zentralamt Israels in Jerusalem stammen, zeigen die Situation dieser Bilanz.

Israels Außenhandel mit den Ländern der Europäischen Gemeinschaft 1973—1978 - i n Mio. US-DollarIsrael. Einfuhr Israel. Ausfuhr Israel. Handelsbilanzdefizit

1973

1974

1975

1976

1977

1978

1 633,2

2 000,0

1 746,5

2 154,8

1 966,5

2 435,8

556,1

686,6

726,7

1 162,8

1 096,3

1 343,1

1 077,1

1 313,4

1 019,8

992,0

870,2

1 092,7

Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in v. H. Israel. Einfuhr Israel. Ausfuhr Israel. Handelsbilanzdefizit

+ 22,5

-12,7

+ 23,4

-

8,7

+ 23,9

+ 23,5

+ 5,8

+ 60,0

-

5,7

+ 22,5

+ 21,9

-22,4

-

-12,3

+ 25,6

2,7

Quelle: Statistisches Zentralamt, Jerusalem

569

1978 — Sonstiges Deutsch-israelischer Warenaustausch 1973—1978 - i n 1 000 US-Dollar1973

1974

1975

1976

1977

1978

350 480

485 513

407 017

375 357

397 279

570 615

150 100

168 877

180 373

222 633

300 564

404 334

200 380 316 636 226 644 Veränderung gegenüber dem Vorjahr in v. H.

152 724

96 715

166 281

Israel. Einfuhr Israel. Ausfuhr Israel. Handelsbilanzdefizit Israel. Einfuhr Israel. Ausfuhr

+ 38,5

-16,2

-

7,8

+ 5,8

+ 43,6

+ 12,5

+ 6,8

+ 23,4

+ 35,0

+ 34,5

+ 58,0 -28,4 Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

-32,6

-36,7

+ 71,9

Israel. Handelsbilanzdefizit

570

1979

Bilaterale Verträge und Abkommen Leistungen der öffentlichen Hand nach den Wiedergutmachungsverträgen (Stand: 1. Januar 1979) I.

Bereits geleistet Bundesentschädigungsgesetz (BEG) davon im Haushaltsjahr 1978: 2,057 Mrd DM Bundesrückerstattungsgesetz (BRüG) davon im Haushaltsjahr 1978: 0,005 Mrd DM Israelvertrag Globalverträge mit 12 Staaten Sonstige Leistungen (öffentl. Dienst u. a.) davon über den Bundeshaushalt ca. :

II.

3,879 Mrd DM 3,450 Mrd 1,000 Mrd 4,650 Mrd insgesamt: 59,153 Mrd

DM DM DM DM

23,826 0,371 1,950 insgesamt: 26,147

Mrd Mrd Mrd Mrd

DM DM DM DM

70,000 4,250 3,450 1,000 6,600 insgesamt: 85,300

Mrd Mrd Mrd Mrd Mrd Mrd

DM DM DM DM DM DM

37,077 Mrd DM

Voraussichtliche künftige Leistungen BEG BRüG Sonstige Leistungen davon überden Bundeshaushalt ca.:

III.

46,174 Mrd DM

14,833 Mrd DM

Gesamtzahlungen BEG BRüG Israelvertrag Globalverträge mit 12 Staaten Sonstige Leistungen davon überden Bundeshaushaltca.:

51,910 Mrd DM

Gesamtaufwand für die Wiedergutmachung 85,50 Mrd DM IV.

Die Leistungen nach BEG verteilen sich mit etwa die nach BRüG mit

etwa

20% 40 % 40 % 25% 40 % 35 %

auf Inland auf Israel übriges Ausland auf Inland auf Israel übriges Ausland

571

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Die Tagung der deutsch-israelischen Die Eröffnungsrede

Walter

Wirtschaftsvereinigung

Hesselbachs

Walter Hesselbach hielt auf d e r T a g u n g , die vom 20. bis 22. November 1979 stattfand, die E r ö f f n u n g s r e d e . Walter Hesselbach, d e r Vorsitzende des Chefs d e r Betriebe d e r Bank f ü r Gemeinwirtschaft, wird in Israel wegen seiner wirtschaftlichen engagierten Arbeit f ü r und mit Israel hoch geachtet: „Diese Z u s a m m e n k u n f t , die heute stattfindet, kann m a n mit Fug u n d Recht ein besonderes Ereignis n e n n e n . Wir haben seinerzeit vor über 12 J a h r e n die beiden Schwesterkammern am gleichen T a g u n d nahezu zur gleichen Stunde gegründet. Das sollte eine Demonstration des guten Willens u n d einer neuen deutsch-israelischen Zusammenarbeit sein. Dies ist gelungen u n d es haben seitdem auch zahlreiche Begegnungen in Israel u n d in der Bundesrepublik Deutschland stattgefunden, an d e n e n Präsidiumsmitglieder, Geschäftsführer oder andere Vertreter d e r beiden Kammern teilgen o m m e n haben. Es hat aber noch niemals eine gemeinsame T a g u n g der Kamm e r n stattgefunden, u n d ich f r e u e mich, d a ß dies heute möglich gemacht wurde. Der Zufall wollte es, daß zur gleichen Zeit eine weitere deutsch- israelische Konferenz in diesem Lande u n d sogar in dieser Stadt stattfindet. Es ist dies das Gespräch d e r israelisch-deutschen Freundschaftsgesellschaft mit d e r Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Ich sehe dieses Z u s a m m e n t r e f f e n als ein positives Zeichen f ü r die allgemeine Intensivierung d e r deutsch-israelischen Beziehungen, die sich trotz aller Schwierigkeiten u n d Rückschläge während der vergangenen 25 J a h r e in einer guten u n d erwünschten Richtung fortbewegen. Ich begrüße d a h e r unter uns — wie es H e r r Dr. Moosberg schon getan hat — den Präsidenten d e r deutsch-israelischen Gesellschaft H e r r n Bundestagsabgeordneten u n d Abgeordneten des Europäischen Parlaments, Erik Blumenfeld, sowie andere Abgeordnete aus allen im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien und weitere Präsidiumsmitglieder d e r deutsch-israelischen Gesellschaft aus allen Teilen d e r Bundesrepublik Deutschland. Ich f r e u e mich, d a ß Sie sich an dieser gemeinsamen Veranstaltung der israelisch-deutschen Industrie u n d Handelskammer Tel Aviv u n d d e r deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung Frankfurt/Main-Berlin-Düsseldorf beteiligen. Ich n e h m e an, ich brauche die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung 572

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung hier nicht ausführlich vorzustellen. Sie ist die Schwester der israelisch- deutschen Industrie- und Handelskammer und führt nur aus Gründen der deutschen Gesetzgebung und Tradition nicht den Namen .Kammer', sondern nennt sich deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung. Die Zentrale ist in Frankfurt/Main, und wir haben Zweigstellen in Düsseldorf und in Berlin. I m Präsidium und Kuratorium sitzen Persönlichkeiten aus verschiedenen Zweigen der deutschen Wirtschaft, und ich freue mich sehr, daß in unserer Delegation mehrere von ihnen heute anwesend sind. Wir bemühen uns in j e d e r Weise, den bilateralen Handel zwischen d e r Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel zu fördern. Wir helfen mit Rat und T a t , wo uns dies möglich ist und selbstverständlich so weit man uns um Unterstützung, Hilfe, Auskunft und Ratschläge bittet. Für eine intensivere Arbeit a u f bestimmten Gebieten sind auch drei Fachausschüsse gebildet worden (Textil und Mode, Metall und Elektronik und Lebensmittel), in denen wir uns bemühen, den Rat von Fachleuten zu Gunsten einer Verstärkung der gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen auszunutzen. Wir haben eine harmonische und enge Zusammenarbeit mit der Israelischen Botschaft und den staatlichen Trade-Centern in Düsseldorf, Hamburg und München und stützen uns ganz besonders a u f die enge Verbindung zur Schwesterkammer in T e l Aviv. Dem Präsidenten, Dr. Moosberg, den Mitgliedern des Präsidiums und dem langjährigen Geschäftsführer, Dr. Bayer, möchte ich bei dieser Gelegenheit besonders herzlichen Dank aussprechen. Danken möchte ich auch allen, die sich um die Organisation dieser T a g u n g in Deutschland und ganz besonders hier in Israel verdient gemacht haben. Sie haben einen Beitrag für einen weiteren Ausbau der Beziehungen zwischen den beiden Ländern und den beiden Völkern geleistet. Die deutsch-israelischen Wirtschaftsbeziehungen sind längst nicht mehr nur bilaterale Handelsbeziehungen zwischen zwei Staaten. Die Bundesrepublik Deutschland ist seit J a h r e n in der E G fest integriert. Die Europäische Gemeinschaft, die gerade wieder im Prozeß ist, sich um 3 weitere Staaten zu vergrößern, ist ein Faktor geworden, der mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Viele Hoffnungen, die sich an die Gründung der E G seinerzeit nach der Unterzeichnung der Römischen Verträge knüpften, haben sich nicht verwirklicht. Die E G hat eine ganze Reihe von Problemen gelöst und einige neue geschaffen. Die Situation im Zusammenhang mit der Landwirtschaftspolitik der EG ist nicht unbedingt erfreulich, und diese gemeinsame Landwirtschaftspolitik ist sehr kostspielig. Das ist bekannt und es ist schade, daß man wenig Möglichkeiten sehen kann, die Situation a u f diesem Gebiet zu verbessern. Diee europäische Integration macht aber Fortschritte. Sie ist dabei, das Gesicht Europas und der Welt zu verändern. Israel muß diesen Prozeß sorgfältig verfolgen und versuchen, sich mit diesem neuen Wirtschaftsblock zu arrangieren. Wir versuchen, in der Bundesrepublik Deutschland dabei zu helfen, soweit das in unseren Möglichkeiten steht.

573

1979 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Dies ist nicht die einzige schwierige Frage, die die israelische Wirtschaft während der nächsten Jahre zu lösen hat. Die Fülle d e r Probleme, die Frage der Energieversorgung, der Inflation, der Rohstoffverknappung, d e r Wasserversorgung, des Umweltschutzes sind so groß und so schwierig, daß es erschreckend ist. Teils sind dies weltweite Probleme, teils sind sie spezifisch israelisch. Man wird sich aber u m die Lösung all dieser Fragen sehr intensiv bemühen müssen. In der politischen Situation Israels ist vor einem dreiviertel J a h r eine Veränd e r u n g eingetreten, die auch auf dem Wirtschaftssektor neue Möglichkeiten eröffnet. Ich meine den Friedensvertrag mit Ägypten. Bezüglich der neuen wirtschaftspolitischen Maßnahmen der israelischen Regierung kann man sich als Außenstehender noch kein Urteil erlauben. Man kann n u r hoffen, daß sie ihren Teil zur Lösung d e r schweren Probleme beitragen werden. Ich wollte n u r einige Begrüßungsworte sagen und keine programmatische Rede halten, und ich habe mich dabei ertappt, daß ich doch ein paar ernsthafte Bemerkungen gemacht habe, die aber wohl auch gemacht werden müssen. Ich hoffe, daß das Gespräch, daß wir heute nachmittag hier führen, erfolgreich sein wird und uns etwas weiterbringen wird, und ich hoffe, daß dieser Tagung noch zahlreiche andere folgen werden." Ein Gespräch mit Walter Hesselbach über die Wirtschaftsverbindungen

deutsch-israelischen

Frage: Zwischen der deutsch-israelischen Handelskammer und zwischen der israelisch-deutschen Handelskammer fanden Sitzungen statt. Was waren die Themen? Antwort: Die Hauptthemen waren die, wie man zur derzeitigen Zeit die wirtschaftlichen Beziehungen noch verstärkt, wie man zum zweiten die Schwierigkeiten ausräumt, die noch mit der Europäischen Gemeinschaft bestehen, wie man drittens mit den Problemen fertig wird, die sich ergeben, wenn die Europäische Gemeinschaft weitere Mitglieder bekommt, zwischen denen es einen Interessengegensatz gibt zur israelischen Landwirtschaft. Dann haben wir noch vor, darüber zu reden, wie die Beziehungen zwischen Ägypten nach dem Friedensschluß im wirtschaftlichen Bereich sich darstellen, und was hier geschehen kann, um auch hier nützlich zu sein, um die Fäden zu knüpfen und unsere Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen, damit auch hier der Handelsfluß n u n m e h r in Gang gebracht wird. Frage: Lassen sich da einzelne T h e m e n nennen, was man da beabsichtigt zu tun? Antwort: Nein, wir wollen hier, was das zweite betrifft, doch recht langsam vorgehen. Ich habe mir von Freunden hier erzählen lassen, die die ersten Verbindungen hier hergestellt haben, daß man noch mit einer gewissen Vorsicht ans Werk gehen sollte, das natürlich insofern entgegenkommend sein soll, weil wir auch ein 574

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung bißchen unvorbereitet sind. Ich habe die Absicht, im Laufe des Frühjahrs des nächsten Jahres die ersten Verbindungen mit Ägypten herzustellen, durch die Möglichkeiten, die wir auch in der Bundesrepublik Deutschland über die Kammern haben, um dann zu sehen, wie man zu ersten Gesprächen kommt, zunächst einmal zuerst Informationsgespräche und die Möglichkeit, daß ich Unternehmen und Unternehmer zusammenführe, kennenlerne und dann sehe, wie man das durch die Tagesarbeit dann weiter vertieft. Obwohl, Tagesarbeit ist ja eine Fronarbeit, viele Kleinigkeiten ergeben dann eigentlich die Beziehungen. Frage: Wie sehen Sie jetzt die „Lage der Nation", hätte ich beinahe gefragt, die Lage Israels im währungspolitischen Bereich, im wirtschaftlichen Bereich? Antwort: Die Lage Israels ist, das wissen alle, extrem schwierig. Man muß Wege finden, wie man das Sozialprodukt den Ausgaben anpaßt, man muß dabei einiges wohl an Schwierigkeiten hinnehmen. Die Stimmung hier im Lande ist zur Zeit geteilt. Einige sind durchaus bereit, die Lasten auf sich zu nehmen, andere, die auch bereit sind, das auf sich zu nehmen, sehen nur den Erfolg, nicht n u r weil sie sagen, man wird erst ein Urteil abgeben können, wenn man nach diesen ersten Schritten weiß, welche weiteren Schritte dann folgen. Fast alle, die ich gesprochen habe, waren sich darüber klar, daß natürlich Subventionen abgebaut werden müssen, wobei natürlich die Rücksicht auf die sozial Schwachen an erster Stelle stehen müßte, damit das hier einmal aus menschlichen Gründen, aber auch aus politischen Gründen geschehen muß. Übereinstimmend waren wir auch der Meinung, daß man von den allzu starken Indexbindungen loskommen muß, weil die Indexbindung eine ständige Quelle der Belastung ist. Hier ist man sich noch nicht sehr im klaren, wie das geschehen soll. Ich würde auch zu viel sagen. Dabei sind Gedanken geäußert worden, die es, glaube ich, wert sind, in der nächsten Zeit weiterverfolgt zu werden. Wie die Regierung mit dem allen fertig wird, wird man sehen. Ich sage das ganz losgelöst von jedem, der eine Sympathie hat f ü r eine politische Richtung. Ich hoffe, daß man einen Schritt weiterkommt. Wir werden von uns aus alles tun, daß dies gelingt, denn dies ist nicht im Interesse einer politischen Richtung. Dies ist im Interesse des ganzen israelischen Volkes und liegt auch im Interesse meines eigenen Volkes im Nahen Osten. Es liegt auch in unserem Interesse, daß wir hier eine wirtschaftlich gefestigte Stellung im Bereich des Nahen Ostens haben. Frage: Herr Hesselbach, wenn Sie sagen, wir werden alles tun, werden Sie dann den deutsch-israelischen Handel versuchen f ü r Israel zu mobilisieren? Antwort: Wir können j a nicht mehr tun als mobilisieren. Wir haben es j a mit freien Unternehmen zu tun. Was sonst an dieser Stelle geschehen kann, das wissen Sie; da ist die Wirtschaftshilfe, fixiert seit vielen Jahren. O b die Wirtschaftshilfe noch einmal um 5 oder 10 Millionen DM erhöht wird, oder um 20 Millionen DM, das macht schließlich nicht das Entscheidende aus. Entscheidend ist, daß Israel eine Leistung bringt, daß die Leistung, die Qualität und Preis umreißt, die akzeptiert wird und daß wir, die diese Leistung anbieten, in Deutschland oder im europäischen Markt Unternehmen finden, die das abnehmen. Und diese zusammenzubringen ist unsere Aufgabe. 575

1979 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Ein Bericht über die Arbeit der Vereinigung Außerdem gab Walter Hesselbach einen Bericht, in dem er die Arbeit d e r deutschisraelischen Wirtschaftsvereinigung noch einmal besonders darstellte: „Die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung Die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung konnte ihre Aktivität auch in den letzten J a h r e n verstärken. Das Hauptbüro in Frankfurt am Main und die Zweigstellen in Düsseldorf und Berlin sind im Prozeß der Ausweitung der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern von Bedeutung. Der Warenaustausch zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel hat einen beachtlichen U m f a n g erreicht. Laut der deutschen Statistik hat Israel im Jahre 1978 in der Bundesrepublik Deutschland Waren im Wert von DM 1 138 Mio. gekauft. Die israelische Ausfuhr in die Bundesrepublik Deutschland stieg im selben J a h r bis auf DM 816 200 0 0 0 , - . Auch im laufenden J a h r hält der Anstieg im bilateralen Handel zwischen den beiden Ländern an. In den Monaten Januar bis August 1979 betrug die deutsche Ausfuhr nach Israel DM 881 800 000,-- und die Bundesrepublik Deutschland kaufte im selben Zeitraum f ü r DM 688 100 000,— israelische Waren. Die Vergleichszahlen f ü r die ersten 8 Monate des Jahres 1978 sind: Ausfuhr der Bundesrepublik Deutschland nach Israel: Importe der Bundesrepublik Deutschland aus Israel:

DM 684 900 000,— DM 566 200 000,—

Diese Ausweitung allein muß positiv gewertet werden. Sie bedeutet, daß Deutschland der wichtigste Handelspartner Israels in Europa geworden ist. Sie bedeutet aber auch, daß auch f ü r die deutsche Wirtschaft die Handelsbeziehungen mit Israel von Bedeutung sind. Man kann natürlich noch nicht voraussagen, wie die Außenhandelsstatistik der beiden Länder am Ende dieses Jahres aussehen wird. Jedoch ist eine Warenmenge im Werte von ca. IV4 Milliarden DM f ü r die deutsche Industrie und f ü r die Erhaltung der Arbeitsplätze in deutschen Unternehmen von Wichtigkeit. Für Israel ist natürlich von besonderem Interesse, daß sich die Handelsbilanz mit der Bundesrepublik Deutschland allmählich ausgleicht. Noch vor weniger als 10 Jahren waren die israelischen Importe aus der Bundesrepublik Deutschland etwa 3 x so hoch wie die Exporte. Durch den Anstieg der israelischen Exporte ist die Diskrepanz zwischen Einf u h r und Ausfuhr nach der Bundesrepublik Deutschland immer kleiner geworden. Die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern spiegelt sich natürlich in der Arbeit der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung wider. Die Zahl der Anfragen deutscher und israelischer Exporteure und Importeure mehren sich. Bemerkenswert ist dabei das vergrößerte Interesse deutscher Firmen an dem Warenaustausch mit Israel.

576

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung Diese Entwicklung ist noch interessanter, wenn man sie im Zusammenhang mit den seit einigen Jahren bestehenden israelischen Trade-Centern in Düsseldorf, Hamburg und München sieht. Die Zentrale der Trade-Center befindet sich in Düsseldorf (Leitung: Botschaftsrat Uriel Eylat), während die früheren Konsulate in H a m b u r g und München in kleinere Trade-Center umgewandelt worden sind. Diese Trade-Center sind sehr aktiv; besonders auf dem Gebiet d e r Förderung der israelischen Exporte und haben dabei schöne Erfolge zu verzeichnen. Es besteht eine rege, enge Zusammenarbeit zwischen der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung, also der Handelskammer, und den Trade-Centern, so daß man von f ü n f Handelsvertretungen in der Bundesrepublik Deutschland, die f ü r die Intensivierung des gegenseitigen Warenaustauschs arbeiten, sprechen kann. Ein gemeinsames und sehr erfolgreiches Projekt war z. B. die Organisation der Israelwochen im KaDeWe — Kaufhaus des Westens — in Berlin Mitte September d. J. Das KaDeWe gilt als das größte europäische Warenhaus. Ähnliche Israelwochen sind f ü r andere Großunternehmen in verschiedenen Teilen der Bundesrepublik Deutschland geplant. Sie sind eine vorzügliche Werbung f ü r israelische Produkte, sowohl auf dem Lebensmittelsektor als auch auf dem Gebiet von Textil, Mode, Schmuck und Kunstgewerbe. Aber nicht n u r auf dem Gebiet der Verbrauchsgüter ist ein zunehmendes Interesse an israelischen Erzeugnissen spürbar. Auch bei elektronischen und Metallerzeugnissen sind gute Erfolge f ü r israelische Waren zu verzeichnen. Das positive Bild des Handels zwischen den beiden Ländern, an dem Aktivitäten der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung und der Handelszentren ihren Anteil haben, darf natürlich über die vielen wirtschaftlichen Probleme Israels, die auch im Warenaustausch spürbar sind, nicht hinwegtäuschen. Die erschreckende israelische Inflationsrate macht die Festsetzung der Preise der Waren f ü r die israelischen Exporteure besonders schwierig. Die deutsche Wirtschaft ist nun aber an Stabilität gewöhnt und hat wenig Verständnis f ü r Preisänderungen während der Verhandlungen oder gar während schon laufenden Lieferungen. Dazu kommt die unbedingte Notwendigkeit, Absprachen bezüglich Lieferterminen und Quantitäten aufs Genaueste einzuhalten. Auch auf diesem Gebiet hat d e r deutsche Importeur wenig Verständnis f ü r die Probleme, mit denen sich israelische Firmen herumschlagen müssen. Das Präferenzabkommen zwischen der EG und Israel hat die oben beschriebene positive Entwicklung stark beeinflußt. Die Ausweitung des Warenaustauschs wäre ohne dieses Abkommen nicht möglich gewesen. Nunmehr sind aber — wie schon von mehreren Seiten erwähnt worden ist — neue Gefahren im Export israelischer Landwirtschaftsprodukte in die EG-Länd e r aufgetaucht. Die Verhandlungen mit Spanien, Portugal und Griechenland werden energisch vorangetrieben und könnten als eines ihrer Ergebnisse Schwierigkeiten f ü r israelische Zitrusfrüchte und andere landwirtschaftliche Produkte auf dem europäischen Markt mit sich bringen. 577

1979 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Auch in diesem Zusammenhang hat die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung Aufgaben der Aufklärung und Beeinflussung — so weit dies möglich ist — wahrzunehmen. Der wichtigste Faktor in allen Aktivitäten der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung ist aber sicher die gute Zusammenarbeit mit der israelischdeutschen Industrie- und Handelskammer Tel Aviv. Ohne eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Kammern können Erfolge bei der Förderung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern nicht erzielt werden. Ein ständiger Informationsfluß zwischen den beiden Kammern ist notwendig und man muß auch auf beiden Seiten bereit sein, Anfragen der Schwesterkammer vorrangig zu beantworten. Dies war eigentlich seit Gründung der beiden Kammern immer der Fall und daher muß der engen harmonischen Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Gremien ein erheblicher Anteil an dem Erfolg zugeschrieben werden. Israel hat in seinen Wirtschaftsbeziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland und den Ländern der Europäischen Gemeinschaft gute Chancen. Es wird nicht zuletzt an der israelischen Wirtschaft selbst liegen, ob diese Chancen gebührend ausgenutzt werden. Center hängen ja schließlich vollständig davon ab, ob das Interesse der israelischen Wirtschaft an einer Verstärkung der Wirtschaftsbeziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland und der EG stark genug ist. In der Vergangenheit gab es Zeiten, in denen aus verständlichen Gründen das Interesse der israelischen Produzenten an Exporten nicht immer gleich stark blieb. Die Absatzmöglichkeiten auf dem Binnenmarkt waren ausreichend und die Preise, die auf dem europäischen Markt erzielt werden konnten, nicht immer sehr verlockend. Die wirtschaftliche Situation Israels erfordert aber zweifellos eine Verstärkung der Exporte; sogar auf Kosten des Inlandmarktes. Hier haben besonders die israelischen Partner die Aufgabe, immer wieder für eine verstärkte Exportbereitschaft zu sorgen. Das ist gewiß schwierig und kompliziert, diese Aufgabe muß jedoch im Interesse der wirtschaftlichen Weiterentwicklung Israels von allen an diesem Ziel Interessierten ständig im Auge behalten werden."

Der Sprecher der Wirtschaftsvereinigung, Fritz Levison, zu Israels Problemen mit der EG Der Sprecher der israelisch-deutschen Wirtschaftsvereinigung, Fritz Levison, hat die zentralen Wirtschaftsfragen Israels zur Europäischen Gemeinschaft während der Sitzung der beiden Wirtschaftsvereinigungen in wenigen Punkten zusammengefaßt. Sie haben folgenden Wortlaut: „Zu den zentralen Wirtschaftsfragen Israels gehören die Beziehungen zur Europäischen Gemeinschaft. Sie sind zweifellos mit dem politischen Geschehen un578

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung

trennbar verbunden. Bei unserem Problem ist in erster Linie die geopolitische Lage Israels, als eine einsame Insel, umgeben von unfreundlich und feindlich gesinnten Mächten, zu berücksichtigen, von den derzeit schwebenden Friedensverhandlungen mit Ägypten abgesehen. Ungeachtet dieser Tatsache ist es Israel gelungen, im Laufe einer Generation eine autarke Landwirtschaft und eine auf hohem Standard befindliche Industrie aufzubauen. Gleichzeitig wurde in dieser Zeitspanne seine Bevölkerung nahezu verfünffacht und über 2 Mio. Neueinwanderer integriert. Diese Fakten sollen bei Behandlung unserer Beziehungen zur Europäischen Gemeinschaft Berücksichtigung finden. 1. Gibt es eine Möglichkeit, Israel als assoziiertes Mitglied in die EG aufzunehmen, und welche Schritte können zur Verwirklichung dieses Planes unternommen werden? 2. Die Haltung der EG gegenüber Israel hat sich in den letzten geführten Verhandlungen besonders auf dem landwirtschaftlichen Sektor versteift. Welche Mittel und Wege können erwogen werden, um Israels Position auf diesem Gebiet zu stärken? 3. Zur Verbesserung seiner Infrastruktur ist Israel auf Anleihen und Investitionen angewiesen. Welche Möglichkeiten bestehen, von der Europäischen Investitionsbank Anleihen zu angemessenen Bedingungen zu erhalten? Warum sind die deutschen Großbanken — von der BfG abgesehen, die ein Vorbild für andere sein kann, so passiv? Was müßte nach Meinung unserer deutschen Freunde geschehen, um hier eine Änderung herbeizuführen? 4. 40 % der Exporte unserer Nahrungsmittelindustrie gehen in Länder der EG. Der Beitritt Griechenlands, das am 1.1.1980 ein vollberechtigtes Mitglied der EG wird, sowie die Aufnahme Spaniens und Portugals in 1—2 Jahren, bringt für Israel neue Probleme. Wie können sie, ohne unsere Exporte zu gefährden, gelöst werden? 5. Auf dem Gebiet der Joint-Ventures und privater Investitionen gibt es noch unausgeschöpfte Möglichkeiten. Was sollte von israelischer und deutscher Seite getan werden, um hier Fortschritte zu erzielen? 6. Was hat Israel unternommen, um von der EG Anleihen zu erhalten wie sie Algerien, Marokko, Tunis, Ägypten, Jordanien, Libanon und Syrien bekommen? Dies bezieht sich auch auf die Finanzierung des Exports, wie sie Marokko erhalten hat. 7. Zu den wenigen Möglichkeiten, die israelische Handelsbilanz zu verbessern, gehört die Steigerung des Exports. Was kann von beiden Seiten getan werden, um auf dem aufnahmefähigen deutschen Markt die Exporte zu steigern? Bis heute beträgt der Anteil Israels am gesamten Import der Bundesrepublik Deutschland 0,3 Prozent. 8. Die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung sowie die israelisch- deutsche Industrie- und Handelskammer bestehen jetzt etwa 12 Jahre. Kann man mit den Leistungen beider Kammern zufrieden sein, und was könnte von bei579

1979 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

den in noch engerer Zusammenarbeit und größter Initiative zur Verstärkung der Wirtschaftsbeziehungen erreicht werden? 9. Sofern die Friedensverhandlungen mit Ägypten zu einer Normalisierung führen und bereits bestehende Projekte realisiert werden können, würde es möglich sein, deutsche Partner zur Durchführung dieser Projekte zu finden, und welche Maßnahmen sind dazu notwendig?"

Israel importiert vorwiegend Fertigwaren — Ein Bericht der Bank für Gemeinwirtschaft August/September 1980, Jhg., Nr.

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Im Januar-Dezember 1979 wurden von der Bundesrepublik Deutschland aus Israel Waren im Werte von 964 Millionen DM importiert und für 1282 DM dorthin exportiert. Das entspricht einer Zunahme des Einfuhrwertes gegenüber dem vorherigen Jahr um 147 Millionen DM oder 18,1 Prozent, und des Ausfuhrwertes um 144 Millionen DM oder 12,7 Prozent. Als Folge reduzierte sich der deutsche Ausfuhrüberschuß etwas von 322 Millionen DM im Jahr 1978 auf 319 Millionen DM im Jahr 1979. Von den im Berichtsjahr aus Israel eingeführten Erzeugnissen kamen allein 346 Millionen DM oder 35,9 Prozent auf Ernährungsgüter, zum allergrößten Teil Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs in Höhe von 322 Millionen DM, unter denen wiederum Obst und Südfrüchte für 164 Millionen DM einen überragenden Anteil hatten. Außerdem sind noch lebende Pflanzen, ziergärtnerische Erzeugnisse für 86 Millionen DM, Gemüse-, Obstkonserven, Fruchtsäfte für 34 Millionen DM sowie Gemüse und sonstige Küchengewächse für 25 Millionen DM erwähnenswert. Nahrungsmittel tierischen Ursprungs erbrachten 23 Millionen DM oder 2,4 Prozent, fast ausschließlich Fleisch und Fleischwaren für 22 Millionen DM. Demgegenüber waren die Bezüge an lebenden Tieren und Genußmitteln nur von geringem Umfang. Waren der gewerblichen Wirtschaft erzielten 61,8 Prozent des Gesamtimportwertes. Davon entfielen auf Fertigwaren 500 Millionen DM oder 51,9 Prozent, überwiegend bearbeitete Schmuckdiamanten in Höhe von 137 Millionen DM und Textilfertigerzeugnisse in Höhe von 129 Millionen DM. Die Importe an Rohstoffen und Halbwaren aus Israel beliefen sich mit 31 bzw. 63 Millionen DM auf 3,3 bzw. 6,6 Prozent. Die Lieferungen nach Israel bestanden im Jahr 1979 fast ausschließlich aus Produkten der gewerblichen Wirtschaft. Darunter waren Fertigwaren für 1051 Millionen DM oder 81,9 Prozent des Gesamtausfuhrwertes. Importiert wurden von Israel in der Hauptsache Maschinenbauerzeugnisse für 221 Millionen DM, elektrotechnische Erzeugnisse für 184 Millionen DM, Kraftfahrzeuge für 162 580

Israel auf der Internationalen Eisenwarenmesse in Köln vom 10. bis 11. Februar 1979

Millionen DM sowie Kunststoffe für 131 Millionen DM. Unter den exportierten Halbwaren mit 156 Millionen DM oder 12,2 Prozent ragten Gold für gewerbliche Zwecke mit 90 Millionen DM und Textilgespinste mit 22 Millionen DM heraus. Von untergeordneter Bedeutung blieben nach wie vor die Ausfuhren an Rohstoffen und Agrarprodukten mit 10 bzw. 35 Millionen DM.

Messen und Ausstellungen Israel auf der Internationalen Eisen warenmesse in Köln Ein in Qualität wie Preisgestaltung interessantes Sortiment an Schlössern und Beschlägen, Werkzeugen, Heimwerkerbedarf und technischen Artikeln zeigen acht israelische Hersteller der Eisen- und Metallwarenbranche auf der diesjährigen Eisenwarenmesse vom 10.—13. Februar 1979 in Köln. Die Aussteller, deren Angebot internationalem Standard entspricht, sind bereits auf dem deutschen Markt eingeführt und waren in den vergangenen Jahren entweder auf der Eisenwarenmesse in Köln oder anderen vergleichbaren Fachausstellungen vertreten. Die 1948 gegründete Firma S. E. Yardeni Ltd. präsentiert eine große Auswahl an extrastarken Vorhängeschlössern, Schlössern im „Möbel-Look", Profilzylindern, Autogriffen, Camlockbefestigungen, zyklischen Schlössern sowie Telefonschlössern. Völlig neu im Angebot sind massive Sicherheitsfittings für Eingangstüren, die mühelos in die Türen zu installieren sind und optimalen Schutz gewährleisten. Unter dem Schlössersortiment der Firma Zemed Matachot Ltd. sticht ein neuartiges Viererschloß für Kraftfahrzeuge hervor, das Autodieben ihr Handwerk sehr schwer, wenn nicht unmöglich macht. Das Sicherheitsschloß wird an einem verstellbaren Federarm angebracht, der vom Lenkrad zum Pedal führt, wobei der Schließmechanismus horizontal wirkt. Alum, Israels führender Hersteller von Aluminiumbeschlägen, offeriert eine breite Palette an Griffen, Knäufen, Klingen, Hebeln, Zierleisten, Scharnieren und anderen Fachartikeln, wobei das Styling besonders gut mit den modernen Fensterrahmen aus Aluminium und PVC harmoniert. Alle Alum-Artikel unterliegen der Kontrolle des israelischen Standardinstituts. Der Werkzeughersteller Urim Metal Tools, ein Unternehmen des Kibbuz Urim, produziert vor allem Qualitätsschraubenzieher und Präzisionswerkzeug aus feinstem rostfreien Stahl und Celluloseacetat sowie Bestecke aus rostfreiem 581

1979 — Messen und Ausstellungen Stahl. Ein anderes Kibbuzunternehmen, Mepro, ist spezialisiert auf die Herstellung von Wasserwaagen aus Aluminium und Kunststoff mit Trommelphiolen für die Metall- und Bauindustrie. Neu ist eine stoßfeste Acrylwasserwaage, die mörtelabweisend und mit einer dreijährigen Garantie versehen ist. Außerdem zeigt Mepro eine große Auswahl an Laubsägeblättern. Israels bedeutendster Hersteller dieser Branche, Buttonia Ltd., ist auf der Kölner Messe mit einer großen Auswahl seiner Erzeugnisse vertreten: Schraubenzieher aus CrVA und hochkohlenstoffhaltigem Stahl mit Acrylgriffen, Stromtesterschraubenzieher, Kunststoffhämmer und Beitel. Das vertikal gegliederte Unternehmen verfügt über die modernsten Spritzguß-, Polier- und Appreturmaschinen. Ein Spezialgebiet der Firma Ozat sind Stecknüsse, die für schwerste Belastungen eingesetzt werden können, sowie Qualitätskraftwerkzeuge. Für den elektrochemischen Herstellungsprozeß wird chromlegierter, schlagfester Stahl verwendet. Die Stecknüsse sind sowohl in metrischen als auch in Zollmaßeinheiten erhältlich und mit Gebrauchsgarantie versehen. Ozat fertigt darüber hinaus nach Maßgaben und Wünschen des Kunden. Die Firmen Mepro, Ozat und Urim Metal Tools werden auf der Eisenwarenmesse von der Koor-Tochter Altra Trading GmbH, Frankfurt, vertreten.

Israelische Beteiligung an weiteren Messen in der Bundesrepublik Internationale Spielwarenmesse, Nürnberg, vom 1. bis 7. Febr. 79 Mit 13 Firmen wird Israel bei der kommenden 30. Internationalen Spielwarenmesse vertreten sein, die „Do-it-yourself'-sets, Karnevalkostüme für Kinder, Holzspielzeug, Kunststoffpuzzles, Schachspiele aus Olivenholz, Holztiere, Schaukeln, Spielkarten, Lern- und Lehrspielzeug, technisches Spielzeug, Strategiespiele für Erwachsene und Kinder, Kinderuhren, Wandbilderund Kleiderbügel aus Mazonite und Holz ausstellen. Frankfurter Frühjahrsmesse vom 4. bis 8. März 79 Mit 29 Firmen wird Israel auf der kommenden Frühjahrsmesse in Frankfurt vertreten sein. Einmal wird es einen Gemeinschaftsstand in Halle D-West geben, wo 24 Firmen mit Schmuck, handgearbeiteten Glaswaren, Zierkeramik, dekorativen Kerzen, Goldschmuck und Diamanten und Edelsteinen, handgearbeitetem Silberschmuck, Geschenkartikeln, Uhren, Folklorekleidern, handgearbeiteten Lederaccessoires sowie Gold- und Silberschmuck mit Edelsteinen erscheinen werden. In einem zweiten Stand werden fünf Firmen Musikinstrumente ausstellen, die von Blockflöten, kleinen Schlaginstrumenten, Gitarren, Xylophonen bis zu Pfeifenorgeln reichen. Die Teilnahme Israels an etlichen Messen verschiedenster Branchen macht deutlich, daß die israelischen Betriebe immer wieder versuchen, möglichst nahe 582

„Shalom Jerusalem!" — Israelwochen im größten Kauptaus Europas an den deutschen Markt heranzugehen. Über die Erfolge im einzelnen läßt sich schwer berichten, da die Firmen aus Israel mit derartigen Informationen in den Einzelheiten nicht sehr großzügig sind.

„Shalom Jerusalem!" — Israelwochen im größten Kaufhaus Europas Das größte europäische Kaufhaus in Berlin, das KaDeWe, begann am 14. September 1979 eine große Präsentation israelischer Waren. Diese Darstellung und d e r Verkauf sind bis zum 29. September geplant und überall in diesem Hause untergebracht. Die Vielfalt der Darstellung, der weite Einkauf des KaDeWe in Israel zeigen, wie verschieden das Angebot der israelischen Industrie und d e r Gewerbebranchen in den zahlreichen Verzweigungen ist. Der Unterstaatssekretär im israelischen Wirtschafts- und Tourismus-Ministerium, Dr. Yaacov Cohen, würdigte bei der Einweihungsstunde dieser Darstellung israelischer Waren die Mühe und Arbeit, die das KaDeWe sich mit den Israelwochen gemacht hatte. Dr. Cohen sagte u. a.: „Die Israelwochen im KaDeWe sind ein erfreuliches Ereignis, das die ausgezeichneten Handelsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland u n d Israel beispielgebend beleuchtet. Ist doch Deutschland im vorigen J a h r zum zweitgrößten Handelspartner Israels geworden. 10 % der Wareneinfuhr Israels werd e n aus der Bundesrepublik Deutschland bezogen, und 9 % der Warenausfuhr werden nach Deutschland geliefert, wobei die Ausfuhr (340 Millionen in 1978) etwa 58 % der Einfuhr (590 Millionen $ in 1978) deckt. Israels Handel mit der Bundesrepublik Deutschland ist im Verhältnis mit den anderen Ländern d e r EG mengenmäßig der bedeutendste. J e ein Viertel des EG-Israel-Handels in beiden Richtungen ist ein Bundesrepublik Deutschland-Israel-Geschäft. Hier möchte ich unterstreichen, daß der Umfang des Außenhandels Israels nicht gering ist. Israel steht, nach Hongkong und Singapur an dritter Stelle unter d e n Entwicklungsländern im Export-pro-Kopf von gewerblich erzeugten Gütern. Was die gesamte Einfuhr gewerblich erzeugter Güter betrifft, so ist diese bei uns größer als die d e r Türkei oder Venezuelas, und auch nicht viel kleiner als die entsprechende Einfuhr von Ländern mit großer Bevölkerung wie Mexiko, Korea u n d sogar Indien. Dies ist nicht verwunderlich, denn Israels Wirtschaftsbeziehungen sind von zwei grundsätzlichen Tatsachen und den darauf beruhenden Überlegungen beherrscht, und zwar: Die Abhängigkeit des Staates vom Außenhandel u n d seine geo-politische Lage. Ein Mangel an natürlichen Rohstoffen, ein kleiner Innenmarkt u n d eine technologisch und wissenschaftlich ziemlich hoch stehende Arbeitsbevölkerung f ü h r t e n dazu, daß Israels Landwirtschaft und Industrie große Anstrengungen machen, um hochwertigen Export zu schaffen. Wie bekannt, weigern sich - bis 583

1979 — Messen und Ausstellungen

unlängst alle — Nachbarstaaten Israels, irgendwelche Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Israel muß also seine Handelspartner anderswo finden. So wurden Europa und Nordamerika, als strukturell natürliche Märkte, das Hauptziel der Exportgüter, die auch dem erwähnten gehobenen Niveau der Arbeitskräfte entsprechen. Israels Abkommen mit der EG über eine Freihandelszone seit 1975 hat natürlich richtunggebende Bedeutung für den Außenhandel (die gegenwärtige KaDeWe-Initiative ist wohl auch einigermaßen ein Zeichen dafür). Allerdings ist ein Hauptproblem in EG-Israel-Handelsbeziehungen und Israel-BundesrepublikDeutschland-Handelsbeziehungen weiter ungelöst, und zwar: die Kluft in der Handelsbilanz. Wir halten es für nötig, daß hier Abhilfe geschaffen wird, durch die Verbesserung des Abkommens, die im allgemeinen mit dem Wirtschaftsinteresse der Bundesrepublik Deutschland im Einklang stehen. Das Abkommen beschränkt sich, wie bekannt, auf industrielle Erzeugnisse. Die Zugeständnisse im landwirtschaftlichen Sektor, der seit jeher ein bedeutender Teil der Ausfuhr Israels darstellt, sind wichtig, aber unzureichend. Hier sollte das Gleichgewicht hergestellt werden. Wir wissen, daß wir auf diesem Gebiet die Zuneigung der Bundesrepublik Deutschland haben, dessen Verbraucher ein größeres, preiswertes Angebot von Obst, Gemüse und verarbeiteten Lebensmitteln begrüßen würden. Eine Verbesserung des Abkommens in diesem Bereich erscheint um so wichtiger, angesichts der Erweiterung der EG. Israel sollte berechtigt sein, unter gleichen Bedingungen wie die drei beitretenden Mittelmeerstaaten konkurrieren zu dürfen. Deshalb haben wir um Änderungen im Abkommen angesucht. Die Verhandlungen diesbezüglich werden diesen Monat in Brüssel stattfinden. Mehr als die Hälfte des israelischen Exports nach der Bundesrepublik Deutschland besteht aus Verbrauchsgütern. Diese sind im KaDeWe gebührend ausgestellt und dem Urteil des Publikums auch sonst vorgelegt. Jetzt möchte ich einige Worte den weniger bekannten Produktions- und Investitionsgütern aus Israel widmen. Wir glauben, stolz sein zu dürfen, daß Israels Ausfuhr nach der Bundesrepublik Deutschland in Verbrauchsgütern und in technologischer Ausrüstung ständig wächst. Es ist zum Beispiel der Export von Metallerzeugnissen im ersten Halbjahr 1979 mit 24 Millionen $ mehr als 5 mal so groß, wie der entsprechende im Vorjahr. Die TÜV-Stellen in der Bundesrepublik Deutschland, in enger Zusammenarbeit mit der entsprechenden Stelle in Israel beginnen, hochwertigen israelischen Produkten den Weg nach der Bundesrepublik Deutschland zu bahnen. Das Friedensabkommen mit Ägypten, dem größten arabischen Staat, wird zweifellos einen bedeutenden Einfluß auf Israels Wirtschaftsentwicklung haben. Die kommenden drei Jahre werden unter dem Zeichen einiger außerordentlich großen Unternehmungen stehen: — Das Abziehen der israelischen Streitkräfte aus Sinai und ihre Neuausbreitung im Negev — Der Bau neuer Flugplätze — Die Umsiedlung der Bevölkerung von Janit und anderen Orten in Sinai. 584

„Shalom Jerusalem!" — Israelwochen im größten Kaufhans Europas

Ein großer Aufwand an Arbeit und finanziellen Mitteln wird diesen Zielen gewidmet werden. Wenn auch ein erheblicher Teil davon durch Amerika finanziert wird, so werden doch viele israelische Arbeitskräfte, Erdbewegungs- und Produktionsmittel in Anspruch genommen werden. Schon heute hat Israel volle Beschäftigung und steht vor großen Aufgaben, um dringenden Wohnbaubedürfnissen gerecht zu werden. Die unmittelbaren Folgen des Friedensabkommens könnten also zu einer Verschärfung der Inflation und einer Schwächung der Exportfähigkeit führen. Die Regierung muß folglich einige ausgleichende Schritte unternehmen, und zwar: Ein Teil der Bauarbeiten wird an ausländische Unternehmer zur Ausführung übergeben. Öffentliche Projekte zweitrangiger Ordnung werden verschoben und allgemeine Kürzungen — alle schmerzhaft - der Ausgabenposten im Staatshaushalt werden angestrebt. Selbstverständlich muß man jenseits des kurzfristigen Effektes des Friedensabkommens die günstige Entwicklung ins Auge nehmen, die auf mittlere und längere Sicht ihren Lauf nehmen wird. Nach Ablauf der drei Jahre soll es möglich werden, die Verteidigungskosten herabzusetzen, im Hinblick auf das größere gegenseitige Vertrauen. Nach dem Öffnen der Grenzen werden Handel, Fremdenverkehr und die wirtschaftliche Zusammenarbeit ihren Anfang nehmen. Erst in bescheidenem Umfang, später mit wachsender Bedeutung. Der Fremdenverkehr bietet offensichtlich ausgezeichnete Möglichkeiten für Zusammenarbeit: Organisierte Reisen durch beide Länder, Ausbau von Strandanlagen an den Küsten des Roten Meeres. Gemeinsame Projekte auf diesem Gebiet könnten auch für ausländische Investitionen einladend sein. Landwirtschaft ist ein weiteres Beispiel für erfolgversprechende Zusammenarbeit. Die von Israel geleitete technische Hilfe in Afrika, Asien und Lateinamerika, der umwälzende Fortschritt der Landwirtschaft in den verwalteten Gebieten im Laufe der letzten zwölf Jahre sind bekannt und werden auch in Ägypten offen gerühmt. Ägyptens Landwirtschaft kann bald viel gewinnen, wenn sie die hohe Stufe von israelischer Forschung und Technik auf diesem Gebiet in Anspruch nimmt. Insbesondere kann mit israelischer Technologie eine Erweiterung der Nilbewässerung möglich gemacht werden. Viele andere Gebiete der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sind denkbar, besonders solche, die auf Forschung beruhen. So ist zum Beispiel die Sinaiwüste ideal für die Entwicklung von Sonnenkraftwerken, die in isolierten Grenzgebieten beider Länder angewendet werden könnte. Die Möglichkeiten sind reich und mannigfaltig und alle führen auch in gewissem Maße zur Steigerung des Außenhandels beider Länder. Zuständige Ämter, Institute und Betriebe in Israel haben bereits den Umriß vieler aussichtsreicher Ideen aufgezeichnet. Dennoch liegt der entscheidende Faktor zur Durchführung bei der allmählichen Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern, nach drei Jahrzehnten des Kriegszustandes. Der Frieden hat eine grundlegende nutzbringende Änderung der Denkungsart und damit auch des Geschäftsklimas herbeizuführen und nicht nur in den beiden Ländern. Ausländische Firmen, die bisher einer Untersuchung israelischer Leistungsfähigkeit aus 585

1979 — Messen und. Ausstellungen

dem Wege gegangen sind, aus nebelhafter Furcht vor einem arabischen Boykott (der eben mehr der Vorstellung als der Wirklichkeit entspricht) oder vor politischer Unbeständigkeit, können nun ruhevoller und realistischer betrachten, was Israel als Industrie-, Handels- und Dienstleistungsland zu offerieren hat. Die Ausschaltung der Hemmungen sollte zum Beispiel die Anteilnahme ausländischen Kapitals auf vielen Gebieten erleichtern. Der Frieden wird sicher eine vergrößerte Tätigkeit der in Israel bereits anwesenden Firmen auslösen und gleichzeitig Anreiz für neue aussichtsvolle Geschäftsverbindungen schaffen. Was Israels Außenhandel betrifft, wird das Friedensabkommen zunächst einen Anfang des Warenaustausches mit dem arabischen Staat größter Bedeutung und Einwohnerzahl schaffen. Außerdem werden sich wohl direkte oder indirekte Beziehungen zu Entwicklungsländern anbahnen, die bisher es vorziehen, Israel fern zu bleiben. Wahrscheinlich wird man da einen langsamen aber durchgehenden Ablauf beobachten können, dessen Ausmaß zunächst gering sei wird, aber vielversprechend für eine weitere Entfaltung des Außenhandels Israels sein sollte." Vielfältiges

Warenangebot

Im Erdgeschoß am Haupteingang befindet sich die Keramik- und Glasausstellung aus Israel. Zusammengestellt wurde die Ausstellung „Keramik aus Israel" von der „Ceramic Artists Association of Israel", sie vermittelt dem Berliner Publikum einen Eindruck der überaus vielfältigen keramischen Aktivitäten dieses Landes. Das Reisebüro in der 1. Etage veranstaltet im Rahmen der Israelwochen ein Preisausschreiben, wobei folgende Gewinne unter Ausschluß des Rechtsweges ausgelost werden: 1. Preis: 1 Woche Israel, Hotel 2. Preis: Einkaufsgutschein im 3. Preis: Einkaufsgutschein im 4. Preis: Einkaufsgutschein im 5. Preis: Einkaufsgutschein im

und Flug KaDeWe 1 000 DM KaDeWe 500 DM KaDeWe 300 DM KaDeWe 200 DM

Im Rahmen der Israelischen Wochen veranstaltet das Reisebüro folgende Sonderreisen: Bade- und Erlebnisurlaub in Nathanya und Jerusalem und Eilat bzw. 1 bis 2 Wochen Rundreisen mit vielen Kombinationsmöglichkeiten der Programme untereinander. Die Firmen Gabi Model, Helen Knit, Dorina, Papco und Lena Knitting sind mit ihren Modellen in der Strickwarenabteilung vertreten. In der Boutique International und den gesamten Damenoberbekleidungsabteilungen präsentieren die israelischen Firmen Bennet, Niba, Nanca, Beged Or, Gottex, Berger, Sportlife, Gingette, Rikma, Riki Ben Ar, Alaska sowie Adam & Eve eine hochmodische Auswahl von Blusen, Röcken, Jacken, Hosen, Westen, Kleidern und Abendroben. 586

„Shalom Jerusalem!" — Israelwochen im größten Kaufhaus Europas Alles fürs Kind zeigen die Firmen Peltrade, Sportlife, Tifret, Ann Spiegel und Div-Or im Rahmen der Israelwochen. „Kinder malen die Bibel", eine Auswahl der aus aller Welt nach Jerusalem eingesandten 12 000 Bilder, ist jetzt im Übergang zum Parkhaus (2. Etage) zu sehen. Wir meinen, dies ist ein guter Beitrag zum „Jahr des Kindes". 3. Obergeschoß: In der Schreibwarenabteilung werden sowohl antike jüdische als auch neuzeitliche Münzen und Staatsmedaillen in Vitrinen gezeigt und sind zum Teil käuflich zu erwerben. Natürlich steht auch die Feinschmeckeretage im 6. Stock unter dem Zeichen „Israelische Wochen". Spezialitäten aus allen Teilen Israels werden an vielen Ständen angeboten und verkostet. Man bemüht sich, den Kunden auch auf dem kulinarischen Gebiet Gaumenfreuden aus Israel zu bieten. Die Photographen Hilla und Max Jacoby zeigen in einer konzentrierten Schau von 47 Photographien, die künstlerisches Können beweisen, Israel mit den Augen der modernen Photographie. Viele Israelbücher der beiden Künstler wurden bisher veröffentlicht, auch in der Bundesrepublik Deutschland. In der Bildergalerie zeigen 24 israelische Künstler ihre Bilder, die von der Sonne ihres Landes erfüllt sind, die in lichten Farben, in einfachen T ö n e n darstellen, was ihnen ihr Land gibt. Klaus Schütz, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel, hatte dem kleinen Katalog mit den Lebensdaten der Künstler einen Brief vorangestellt, in dem es heißt: „Gern begleite ich die Werke von 24 israelischen Künstlern mit einem kurzen Gruß auf ihrem Weg nach Berlin. Diese Bilder sollen die heutige Lebenswirklichkeit in Israel ausdrücken. Hierin liegt der besondere Reiz f ü r den deutschen Betrachter und zugleich die Chance f ü r wachsendes Verständnis. Ich wünsche diesen Bildern viele aufmerksame Betrachter und begrüße die Ausstellung als einen weiteren Beitrag in dem so überaus intensiven kulturellen Austausch zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel." Im Restaurant des Kaufhauses liegt eine israelische Speisekarte aus, mit den verschiedensten israelischen Gerichten, auf den Tischen stehen kleine israelische Fähnchen. Es war ein echtes Festival, das am Ende der ersten beiden Tage noch durch eine Modenschau im Theater des Westens gekrönt wurde. Auch hier in der Pause kleine Kostproben aus Israel, neben deutschen Happen.

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Israel und Europa Die europäische Investitionsbank in Luxemburg vergibt Darlehen für Investitionsprojekte an Israel und Ägypten Die Europäische Investitionsbank, ein Instrument der Europäischen Gemeinschaft, hat sich bereits seit Jahren auch in Ägypten und Israel betätigt. Die Gelder, die sie auch in die sogenannte Dritte Welt vergibt, werden von der Gemeinschaft beschlossen. Das geschieht auf Grund von bilateralen Verträgen, die zwischen den Regierungen der Staaten und der EG in Brüssel festgelegt werden. Die Zahlen werden weder in D-Mark, noch in Dollar verrechnet. Die Investitionsbank hat als Zahlungswert die sogenannte „Verrechnungseinheit", nach der sich die Kredite errechnen. Das ist praktisch ein eigener Kurs. Wenn man darauf hinweist, daß die Europäische Investitionsbank nicht nur innerhalb der Gemeinschaft Darlehen vergibt, sondern auch Darlehen für Investitionsobjekte in beiden Ländern des Vertragswerkes, nach Israel und Ägypten vergibt, so weiß man, wie eng die Lage dieser beiden Staaten mit Europa, mit der Europäischen Bank, verbunden ist. Diese Tätigkeit der Bank fügt sich, wie in allen Staaten, wo sie außerhalb der Gemeinschaft tätig wird, in den Rahmen von Abkommen ein, die zwischen der Gemeinschaft einerseits und den beiden Staaten auf der anderen Seite geschlossen werden. Das geschieht neben der bilateralen Finanzhilfe, die im deutsch- israelischen Fall DM 140 Millionen jährlich beträgt und zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Ägypten gerade jetzt am 10. Mai 1979 in einem ersten projektgebundenen Finanzabkommen in Höhe von DM 175 Millionen für die Fortführung und Erweiterung laufender Entwicklungsvorhaben (Baustahl und Zement, Düngemittelfabriken in Abukir) unterzeichnet wurden. Ein zweites Abkommen mit Ägypten regelt die Verwendung von programmbestimmter deutscher Warenhilfe in Höhe von DM 75 Millionen, für die Ausrüstungen der ägyptischen Eisenbahnen, für Ersatzteile für Kraftwerke und für die Wasserversorgung und -entsorgung von Kairo. Gleichzeitig wurden bei den diesjährigen Verhandlungen der Gemischten deutsch-ägyptischen Wirtschaftskommission zugleich 13 Millionen DM im Rahmen der technischen Zusammenarbeit für die Fortführung von Ausbildungs- und Beratungsvorhaben zugesagt. Die Europäische Investitionsbank wird im Rahmen der eigenen Abkommen mit beiden Staaten im Rahmen von Abkommen mit Ägypten und Israel Darlehen für Investitionsprojekte vergeben. In Israel sind 30 Millionen Rechnungseinheiten vorgesehen, was einer Summe von DM 75 Millionen entspricht. Im Falle von Ägypten sind es 93 Millionen Rechnungseinheiten. Das sind umgerechnet 230 Millionen DM. Diese Gelder sollen bis zum Oktober 1981 tatsächlich gebunden werden. So lange läuft das Abkommen der EG mit beiden Staaten. Vielleicht sollte man hierbei erwähnen, daß neben diesen Darlehen zu besonders günstigen Bedingungen, sogenannte „Softloans" aus Budgetmitteln der Gemeinschaft bereit588

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gestellt werden. Im Falle Ägyptens sind das 14 Millionen Rechnungseinheiten, was wiederum 35 Millionen DM entspricht. Dazu kommen für Ägypten rund 63 Millionen Rechnungseinheiten als nicht rückzahlbare Hilfe, was wiederum 190 Millionen DM entspricht. Für Israel gibt es dagegen nur Darlehen aus der Europäischen Investitionsbank.

Luftverkehr und Tourismus Bundestag und Bundesrat verabschieden Gesetz über den Luftverkehr mit Israel Im Bundesgesetzblatt Teil II vom 27. Juli 1979, Nr. 32 wurde das Gesetz zu dem Abkommen vom 12. Februar 1971 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel über den Luftverkehr mit Datum vom 20. Juli 1979 nach der Zustimmung des Bundestages und des Bundesrates veröffentlicht. Es hat folgenden Wortlaut: Artikel 1 Dem in Bonn am 12. Februar 1971 unterzeichneten Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel über den Luftverkehr wird zugestimmt. Das Abkommen wird nachstehend veröffentlicht. Artikel 2 (1) Dieses Gesetz tritt am Tage nach seiner Verkündung in Kraft. (2) Der Tag, an dem das Abkommen nach seinem Artikel 16 Abs. 2 in Kraft tritt, ist im Bundesgesetzblatt bekanntzugeben. Das vorstehende Gesetz wird hiermit ausgefertigt und wird im Bundesgesetzblatt verkündet. Bonn, den 20. Juli 1979 Der Bundespräsident Carstens Für den Bundeskanzler Der Bundesminister f ü r innerdeutsche Beziehungen F. Franke Der Bundesminister f ü r Verkehr K. Gscheidle Der Bundesminister des Auswärtigen Genscher 589

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Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel über den Luftverkehr — Die Bundesrepublik und der Staat Israel in dem Wunsche, den Luftverkehr zwischen ihren Hoheitsgebieten und darüber hinaus zu regeln — haben folgendes vereinbart: Artikel 1 (1) Im Sinne dieses Abkommens bedeuten, soweit sich aus dessen Wortlaut nichts anderes ergibt, a) „Luftfahrtbehörde": In bezug auf die Bundesrepublik Deutschland der Bundesminister für Verkehr; in bezug auf den Staat Israel das Ministerium für Verkehr und Fernmeldewesen oder in beiden Fällen jede andere Person oder Stelle, die zur Ausübung der diesen Behörden obliegenden Aufgaben ermächtigt ist; b) „bezeichnetes Unternehmen": ein Luftfahrtunternehmen, das eine Vertragspartei der anderen Vertragspartei nach Artikel 3 schriftlich als ein Unternehmen bezeichnet hat, das auf den nach Artikel 2 Absatz 2 festgelegten Linien internationalen Fluglinienverkehr betreiben soll. (2) Die Begriffe „Hoheitsgebiet", „Fluglinienverkehr", „internationaler Fluglinienverkehr" und „Landung zu nichtgewerblichen Zwecken" haben für die Anwendung dieses Abkommens die in den Artikeln 2 und 96 des Abkommens vom 7. Dezember 1944 über die internationale Zivilluftfahrt in der jeweils jetztgültigen Fassung festgelegte Bedeutung. Artikel 2 (1) Eine Vertragspartei gewährt der anderen Vertragspartei zur Durchführung des internationalen Fluglinienverkehrs durch die bezeichneten Unternehmen auf den nach Absatz 2 festgesetzten Linien. a) das Recht, ihr Hoheitsgebiet ohne Landung zu überfliegen b) das Recht, in ihrem Hoheitsgebiet zu nichtgewerblichen Zwecken zu landen, c) das Recht, in ihrem Hoheitsgebiet an den Punkten, die in den nach Absatz 2 festgelegten Linien aufgeführt sind, zu landen, um Fluggäste, Post und/oder Fracht gewerblich aufzunehmen und abzusetzen. (2) Die Linien, aufweichen die bezeichneten Unternehmen der Vertragsparteien internationalen Fluglinienverkehr betreiben können, werden in einem Fluglinienplan festgelegt, der durch Notenwechsel zwischen den Regierungen der Vertragsparteien vereinbart wird. Artikel 3 (1) Der Betrieb des internationalen Fluglinienverkehrs auf den nach Artikel 2 Absatz 2 festgelegten Linien kann jederzeit aufgenommen werden, wenn a) die Vertragspartei, der die in Artikel 2 Absatz 1 genannten Rechte gewährt sind, ein oder mehrere Unternehmen schriftlich bezeichnet hat, und 590

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b) die Vertragspartei, die diese Rechte gewährt, dem oder den bezeichneten Unternehmen die Genehmigung erteilt hat, den Fluglinienverkehr zu eröffnen. (2) Die Vertragspartei, die diese Rechte gewährt, erteilt vorbehaltlich des Artikels 9 die Genehmigung zum Betrieb des internationalen Fluglinienverkehrs unverzüglich. (3) Eine Vertragspartei kann von einem bezeichneten Unternehmen der anderen Vertragspartei den Nachweis verlangen, daß es in der Lage ist, den Erfordernissen zu entsprechen, die durch die Gesetze und sonstige Vorschriften der erstgenannten Vertragspartei für die Durchführung des internationalen Luftverkehrs vorgeschrieben sind. (4) Eine Vertragspartei kann einem bezeichneten Unternehmen der anderen Vertragspartei die Ausübung der in Artikel 2 gewährten Rechte verweigern, wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, auf Verlangen den Nachweis zu erbringen, daß ein wesentlicher Teil des Eigentums an dem Unternehmen und seine tatsächliche Kontrolle Staatsangehörigen oder Körperschaften der anderen Vertragspartei oder dieser selbst zustehen. Artikel 4 (1) Eine Vertragspartei kann die nach Artikel 3 Absatz 2 erteilte Genehmigung widerrufen oder durch Auflagen einschränken, wenn ein bezeichnetes Unternehmen die Gesetze und sonstige Vorschriften der die Rechte gewährenden Vertragspartei oder die Bestimmungen dieses Abkommens nicht befolgt oder die daraus ergebenden Verpflichtungen nicht erfüllt. Das gleiche gilt, wenn der Nachweis nach Artikel 3 Absatz 4 nicht erbracht wird. Von diesem Recht macht eine Vertragspartei nur nach einer Konsultation nach Artikel 12 Gebrauch, es sei denn, daß zur Vermeidung weiterer Verstöße gegen Gesetze oder sonstige Vorschriften eine sofortige Einstellung des Betriebes oder sofortige Auflagen erforderlich sind. (2) Eine Vertragspartei kann durch schriftliche Mitteilung an die andere Vertragspartei ein von ihr bezeichnetes Unternehmen durch ein anderes unter den Voraussetzungen des Artikels 3 ersetzen. Das neu bezeichnete Unternehmen genießt die gleichen Rechte und unterliegt den gleichen Verpflichtungen wie das Unternehmen an dessen Stelle es getreten ist. Artikel 5 Die Gebühren, die im Hoheitsgebiet einer Vertragspartei für die Benutzung der Flughäfen und anderer Luftfahrteinrichtungen durch die Luftfahrzeuge eines bezeichneten Unternehmens der anderen Vertragspartei erhoben werden, sind nicht höher als die Gebühren, die für Luftfahrzeuge eines inländischen Unternehmens in ähnlichem internationalen Fluglinienverkehr erhoben werden.

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Artikel 6 (1) Die von einem bezeichneten Unternehmen der einen Vertragspartei verwendeten Luftfahrzeuge, die in das Hoheitsgebiet der anderen Vertragspartei einfliegen und aus ihm wieder ausfliegen oder es durchfliegen, einschließlich der an Bord befindlichen Treibstoffe, Schmieröle, Ersatzteile, üblichen Ausrüstungsgegenstände und Bordvorräte, bleiben frei von Zöllen und sonstigen bei der Einfuhr, Ausfuhr oder Durchfuhr von Waren erhobenen Abgaben. Das gilt auch, soweit die an Bord der genannten Luftfahrzeuge befindlichen Waren auf dem Flug über dem Hoheitsgebiet d e r letztgenannten Vertragspartei gebraucht werden. (2) Treibstoffe, Schmieröle, Bordvorräte, Ersatzteile und übliche Ausrüstungsgegenstände, die in das Hoheitsgebiet der einen Vertragspartei vorübergehend eingeführt werden, um dort unmittelbar oder nach Lagerung in die Luftfahrzeuge eines bezeichneten Unternehmens der anderen Vertragspartei eingebaut oder sonst an Bord genommen zu werden oder aus dem Hoheitsgebiet der erstgenannten Vertragspartei auf andere Weise wieder ausgeführt zu werden, bleiben frei von den in Absatz 1 genannten Zöllen und sonstigen Abgaben. (3) Treibstoffe und Schmieröle, die im Hoheitsgebiet der einen Vertragspartei an Bord der Luftfahrzeuge eines bezeichneten Unternehmens der anderen Vertragspartei genommen u n d im internationalen Fluglinienverkehr verwendet werden, bleiben frei von den in Absatz 1 bezeichneten Zöllen und sonstigen Abgaben und von etwaigen besonderen Verbrauchsabgaben. (4) Eine Vertragspartei kann die in den Absätzen 1 und 3 genannten Waren unter Zollüberwachung halten. (5) Soweit f ü r die in den Absätzen 1 und 3 genannten Waren Zölle und sonstige Abgaben nicht erhoben werden, unterliegen diese Waren nicht den sonst f ü r sie geltenden wirtschaftlichen Ein-, Aus- und Durchfuhrverboten und -beschränkungen. Artikel 7 (1) Den bezeichneten Unternehmen einer Vertragspartei wird in billiger und gleicher Weise Gelegenheit gegeben, den Fluglinienverkehr auf jeder nach Artikel 2 Absatz 2 festgelegten Linie zu betreiben. (2) Bei dem Betrieb des internationalen Fluglinienverkehrs auf den nach Artikel 2 Absatz 2 festgelegten Linien nimmt ein bezeichnetes Unternehmen einer Vertragspartei auf die Interessen eines bezeichneten Unternehmens der anderen Vertragspartei Rücksicht, damit der ganz oder teilweise auf den gleichen Linien von diesem Unternehmen betriebene Fluglinienverkehr nicht ungebührlich beeinträchtigt wird. (3) Der internationale Fluglinienverkehr auf den nach Artikel 2 Absatz 2 festgelegten Linien dient vor allem dazu, ein Beförderungsangebot bereitzustellen, das der voraussehbaren Verkehrsnachfrage nach und von den Hoheitsgebieten der Vertragspartei entspricht, die das Unternehmen bezeichnet hat. Das Recht dieses Unternehmens, Beförderungen zwischen den im Hoheitsgebiet der anderen 592

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Vertragspartei gelegenen Punkten einer nach Artikel 2 Absatz 2 festgelegten Linie und Punkten in dritten Staaten auszuführen, wird im Interesse einer geordneten Entwicklung des internationalen Luftverkehrs so ausgeübt, daß das Beförderungsangebot angepaßt ist a) an die Nachfrage nach Verkehrsmöglichkeiten von und nach dem Hoheitsgebiet der Vertragspartei, das das Unternehmen bezeichnet hat, b) an die in den durchgeflogenen Gebieten bestehende Verkehrsnachfrage unter Berücksichtigung des örtlichen und regionalen Fluglinienverkehrs, c) an die Erfordernisse eines wirtschaftlichen Betriebes der Fluglinien des Durchgangsverkehrs. Artikel 8 (1) Die bezeichneten Unternehmen teilen den Luftfahrtbehörden der Vertragsparteien spätestens dreißig Tage vor Aufnahme des Fluglinienverkehrs auf den nach Artikel 2 Absatz 2 festgelegten Linien die Art der Dienste, die vorgesehenen Flugzeugmuster und die Flugpläne mit. Entsprechendes gilt für spätere Änderungen. (2) Die Luftfahrtbehörde einer Vertragspartei übermittelt der Luftfahrtbehörde der anderen Vertragspartei auf deren Ersuchen alle regelmäßigen oder sonstigen statistischen Unterlagen der bezeichneten Unternehmen, die billigerweise angefordert werden können, um das auf den nach Artikel 2 Absatz 2 festgelegten Linien von einem bezeichneten Unternehmen der erstgenannten Vertragspartei bereitgestellte Beförderungsangebot zu überprüfen. Diese Unterlagen enthalten alle Angaben, die zur Feststellung des Umfangs sowie der Herkunft und Bestimmung des Verkehrs erforderlich sind. Artikel 9 (1) Die Tarife, die auf den nach Artikel 2 Absatz 2 festgelegten Linien für Fluggäste und Fracht angewendet werden, werden unter Berücksichtigung aller Umstände, wie der Kosten des Betriebes, eines angemessenen Gewinns, der besonderen Gegebenheiten der verschiedenen Linien und der von anderen Unternehmen, welche die gleichen Linien ganz oder teilweise betreiben, angewendeten Tarife festgesetzt. (2) Die Tarife werden, wenn möglich, für jede Linie zwischen den beteiligten bezeichneten Unternehmen vereinbart. Hierbei richten sich die bezeichneten Unternehmen nach den Beschlüssen, die aufgrund des Tariffestsetzungsverfahrens des internationalen Luftverkehrsverbandes (IATA) angewendet werden können, oder die bezeichneten Unternehmen vereinbaren nach einer Beratung mit den Luftfahrtunternehmen dritter Staaten, welche die gleiche Linie oder teilweise betreiben, die Tarife wenn möglich unmittelbar. (3) Die auf diese Weise vereinbarten Tarife werden den Luftfahrtbehörden der Vertragsparteien spätestens dreißig Tage vor dem in Aussicht genommenen In593

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krafttreten zur Genehmigung vorgelegt. Dieser Zeitraum kann in besonderen Fällen gekürzt werden, wenn die Luftfahrtbehörden damit einverstanden sind. (4) Kommt zwischen den bezeichneten Unternehmen eine Vereinbarung nach Absatz 2 nicht zustande oder erklärt sich eine Vertragspartei mit den ihr nach Absatz 3 zur Genehmigung vorgelegten Tarifen nicht einverstanden, so setzen die Luftfahrtbehörden der Vertragsparteien die Tarife deijenigen Linien und Linienteile, für die eine Übereinstimmung nicht zustande gekommen ist, im Einvernehmen fest. (5) Wird zwischen den Luftfahrtbehörden der Vertragsparteien ein Einvernehmen nach Absatz 4 nicht erzielt, so wird Artikel 13 angewendet. Solange der Schiedsspruch nicht ergangen ist, kann die Vertragspartei, die sich mit einem Tarif nicht einverstanden erklärt hat, von der anderen Vertragspartei die Aufrechterhaltung des vorher in Kraft befindlichen Tarifs verlangen. Artikel 10 Jedes bezeichnete Unternehmen einer Vertragspartei kann in den Flughäfen und Städten im Hoheitsgebiet der anderen Vertragspartei, in denen es eine eigene Vertretung zu unterhalten beabsichtigt, sein eigenes Personal für seine Geschäfte unterhalten und beschäftigen; eine Arbeitserlaubnis ist nicht erforderlich. Sieht ein bezeichnetes Unternehmen von der Einrichtung einer eigenen Organisation in den Flughäfen im Hoheitsgebiet der anderen Vertragspartei ab, so läßt es nach Möglichkeit die in Betracht kommenden Arbeiten durch das Personal eines solchen Flughafens oder eines von der anderen Vertragspartei nach Artikel 3 Absatz 1 Buchstabe a bezeichneten Unternehmens ausführen. Artikel 11 Zwischen den Luftfahrtbehörden der Vertragsparteien findet nach Bedarf ein Meinungsaustausch statt, um eine enge Zusammenarbeit und eine Verständigung in allen die Anwendung dieses Abkommens berührenden Angelegenheiten herbeizuführen. Artikel 12 (1) Zur Erörterung von Änderungen dieses Abkommens oder des Fluglinienplans oder von Auslegungsfragen kann eine Vertragspartei jederzeit eine Konsultation beantragen. Das gleiche gilt für die Erörterung der Anwendung des Abkommens, wenn nach Ansicht einer Vertragspartei ein Meinungsaustausch nach Artikel 11 ohne Erfolg geblieben ist. Die Konsultation beginnt binnen sechzig Tagen nach Eingang des Antrags bei der anderen Vertragspartei. (2) Eine Änderung dieses Abkommens als Ergebnis derartiger Konsultationen tritt in Kraft, sobald die verfassungsmäßigen Voraussetzungen erfüllt sind und sobald sie durch einen diplomatischen Notenwechsel bestätigt worden ist. Eine 594

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Änderung des in Artikel 2 bezeichneten Notenwechsels tritt in Kraft, sobald sie durch einen diplomatischen Notenwechsel bestätigt worden ist. Artikel 13 (1) Soweit eine Meinungsverschiedenheit über die Auslegung oder die Anwendung dieses Abkommens nicht nach Artikel 12 beigelegt werden kann, wird sie auf Verlangen einer Vertragspartei einem Schiedsgericht unterbreitet. (2) Das Schiedsgericht wird von Fall zu Fall gebildet, indem jede Vertragspartei ein Mitglied bestellt und beide Mitglieder sich auf den Angehörigen eines dritten Staates als Obmann einigen, der von den Regierungen der Vertragsparteien bestellt wird. Die Mitglieder werden innerhalb von sechzig Tagen, der Obmann innerhalb von neunzig Tagen bestellt, nachdem eine Vertragspartei der anderen mitgeteilt hat, daß sie die Meinungsverschiedenheit einem Schiedsgericht unterbreiten will. (3) Werden die in Absatz 2 genannten Fristen nicht eingehalten, so kann in Ermangelung einer anderen Vereinbarung eine Vertragspartei den Präsidenten des Rates der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) bitten, die erforderlichen Ernennungen vorzunehmen. Besitzt der Präsident die Staatsangehörigkeit einer Vertragspartei oder ist er aus einem anderen Grunde verhindert, so soll der Vizepräsident, der ihn vertritt, die Benennungen vornehmen. (4) Das Schiedsgericht entscheidet mit Stimmenmehrheit. Seine Entscheidungen sind für die Vertragsparteien bindend. Jede Vertragspartei trägt die Kosten ihres Mitglieds sowie ihrer Vertretung in dem Verfahren vor dem Schiedsgericht; die Kosten des Obmanns sowie alle sonstigen Kosten werden von den Vertragsparteien zu gleichen Teilen getragen. Im übrigen regelt das Schiedsgericht sein Verfahren selbst. Artikel 14 Tritt ein von den Vertragsparteien angenommenes allgemeines mehrseitiges Luftverkehrsübereinkommen in Kraft, so gehen dessen Bestimmungen vor. Erörterungen über die Feststellung, inwieweit ein mehrseitiges Übereinkommen dieses Abkommen aufhebt, ersetzt, ändert oder ergänzt, finden nach Artikel 12 statt. Artikel 15 Dieses Abkommen, alle seine Änderungen und jeder Notenwechsel nach Artikel 2 Absatz 2 werden der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) zur Registrierung mitgeteilt. Artikel 16 (1) Dieses Abkommen bedarf der Ratifikation. Die Ratifikationsurkunden werden so bald wie möglich in Bonn ausgetauscht. 595

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(2) Dieses Abkommen tritt dreißig Tage nach Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft. (3) Eine Vertragspartei kann dieses Abkommen jederzeit schriftlich kündigen. Das Abkommen tritt ein Jahr nach Eingang der Kündigung bei der anderen Vertragspartei außer Kraft. GESCHEHEN zu Bonn am 12. Februar 1971 in sechs Urschriften, je zwei in deutscher, hebräischer und englischer Sprache. Der deutsche und der hebräische Wortlaut sind gleichermaßen verbindlich; bei unterschiedlicher Auslegung des deutschen und des hebräischen Wortlauts soll der englische Wortlaut maßgebend sein. Für die Bundesrepublik Deutschland For the Federal Republik of Germany Paul Frank

Für den Staat Israel For the State of Israel Eliashiv Ben-Horin

Die Lufthansa 1985: Das Abkommen hat sich bewährt Eine Nachfrage bei der Lufthansaverwaltung in Frankfurt ergab folgendes Ergebnis: „Die Regelungen des angesprochenen Luftverkehrsabkommens haben sich in der Praxis bewährt. Der Linienluftverkehr läuft so in geregelten Bahnen. Lufthansa verbindet im Sommer 1985 lOmal Tel Aviv mit Frankfurt resp. München. Hierfür bedienen wir uns der Boeing B727, die — wie Sie wissen — bei Bedarf auch kurzfristig gegen einen Airbus A310 getauscht wird. Diese Änderung erfordert zwar die Genehmigung der Behörden, welche in der Regel unproblematisch erteilt wird. Darüberhinaus verfolgen unsere Marktforscher das Wachstum des Luftverkehrsmarktes zwischen beiden Ländern, um ggfs. rechtzeitig unser Angebot erweitern zu können. Ein Beispiel: Seit einiger Zeit bestehen Überlegungen Eilat in geeigneter Form in den LH-Flugplan aufzunehmen. Sobald sich dieses Ziel im Rahmen der Flugzeugumlauf- und Verkaufsplanung in das bestehende Programm integrieren läßt, können aufgrund des Luftverkehrsabkommens relativ unkompliziert die Verhandlungen aufgenommen werden." Ein Rückblick in die Anfangsjahre des Luftverkehrs zwischen der Bundesrepublik und Israel Aber gehen wir noch einmal zurück in die Anfangsjahre des Luftverkehrs zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland. Der Leiter des Büros der 596

Bundestag und Bundesrat verabschieden Gesetz über den Luftverkehr mit Israel Lufthansa in Tel Aviv, H e r r Kalxdorff, gab mir ein Interview. Es war Mitte Juli 1971. Was wir damals ahnten, ist bereits Wirklichkeit geworden. Der israelische Finanzminister, Pinchas Sapir, hat das Israelische Pfund u m 20 % abgewertet, so daß alles, was mit Auslandsreisen aus Israel zusammenhängt, eine Preissteigerung von 20 % erfährt. Diese neue Entwicklung ist in dem Interview nicht berücksichtigt. Es d ü r f t e sicher sein, daß der Verkehr aus Israel nach Deutschland zu einer Abflachung der angedeuteten Entwicklung führen wird. Dennoch behält das Interview seinen Wert. Es zeigt, wie die Lufthansa sich ihren Platz im Israel-Flugverkehr erobern konnte. Frage: H e r r Kalxdorff, am 15. September sind es drei Jahre, daß Sie hier als Leiter des Lufthansabüros in Tel Aviv in Israel landeten. Sie kamen noch nicht mit Ihrer eigenen Linie, der Lufthansa. Sechs Wochen später erst kam die erste Lufthansamaschine aus Deutschland hier in Tel Aviv an, und damit wurde der Linienverkehr zwischen der Bundesrepublik und Israel eröffnet. Sie sind bis heute noch die jüngste Fluglinie, die Israel anfliegt und damit am Touristenstrom Israels teilnimmt. Wie hat sich das gesamte Geschäft, wie hat sich die Flugverbindung zwischen der Lufthansa Israel und Deutschland entwickelt? Anwort: Anfang November 1968 haben wir mit zwei Flügen p r o Woche begonnen. Im April 1969 haben wir unsere Flugkapazität auf vier Flüge pro Woche aufgestockt. Das erste volle Betriebsjahr 1969 hat sich sofort recht gut angelassen und das in beiden Verkehrsrichtungen, wobei der Verkehr aus Deutschland nach Israel von der Wertigkeit her eine viel größere Rolle spielt. Das zweite J a h r 1970 war schwierig. Nicht nur wegen der wirtschaftlichen, militärischen und politischen Lage hier in Israel, sondern weil es im Bereich der Sicherheit ein sehr problematisches J a h r gewesen ist. Wir erinnern uns, daß am 21. Februar 1970 das Swiss-Air-Unglück passierte. Zum Jahresende 1970 hatten wir die furchtbaren Freischärlerangriffe auf die internationale Luftfahrt in Jordanien durch die Guerillaorganisationen. Somit entsprach das J a h r 1970 nicht d e n Erwartungen, im Ergebnis nicht unseren wirtschaftlichen Vorstellungen. Das dritte J a h r 1971 zeigt aber bereits in den ersten fünf Monaten einen überdurchschnittlichen Aufwärtstrend. Man kann sagen, daß die Lufthansa in beiden Verkehrsrichtungen in den ersten fünf Monaten, bei gleichem Platzangebot und vier Flügen in der Woche, etwa 25 % mehr Volumen hat. Kürzlich haben Besprechungen zwischen den Geschäftsleitungen der El AI und der Lufthansa stattgefunden. Wir sind bereits in der Planung dabei, die Kapazität bei diesem Nachbarschaftsverkehr zu erweitern. Dies wird wahrscheinlich 1971 nicht mehr möglich sein, weil die Politik unserer Luftflotte bereits disponiert ist. Wir haben in zweieinhalb Jahren etwas über 47 000 Fluggäste im Nachbarschaftsverkehr zwischen Israel u n d der Bundesrepublik Deutschland geflogen. Frage: H e r r Kalxdorff, lassen Sie mich an Ihre Worte anschließen. Das Problem, das Sie damals sahen — ich erinnere mich noch gut an unsere ersten Gespräche — war dieses: Werden jüdische Bürger dieses Land und jüdische Touristen aus dem Ausland die Lufthansalinie benutzen, um nach Europa, nach Deutschland zu kommen? 597

1979 — Luftverkehr und Tourismus Antwort: Das war damals ein Fragezeichen. Sowohl in Deutschland als auch hier im Lande, gab es positive und negative Meinungen. Das Resultat ist wie folgt: Wir erfreuen uns mit einigen wenigen anderen Fluggesellschaften hier im Lande eines verhältnismäßig hohen Prozentsatzes des Lokalaufkommens, d. h. daß wir sehr viele israelische Staatsbürger und Ortsansässige auf unseren Flugzeugen haben. Jüdische Kundschaft aus dem Ausland hatten wir bereits von Anfang an, nicht n u r von Nordamerika, sondern eben auch von Europa. Ich glaube, man kann sagen, daß dieses Fragezeichen völlig gelöst ist. Wir haben wenig Probleme und unseres Wissens n u r wenig prospektive Lufthansapassagiere, die nicht mit uns fliegen würden. Wir hatten kürzlich bei einem Flug aus Israel 49 Passagiere, die koschere Verpflegung wünschten. Frage: Damit liegen Sie wohl mit an der Spitze und nicht mehr n u r die amerikanischen Linien? Antwort: Es ist etwas schwierig zu sagen, wer hier den größten Anteil am Lokalaufkommen hat. Sicher an erster Stelle die El AI. Die Amerikaner haben ja ein sehr großes Platzangebot, 36 Flüge pro Woche hat die T W A nach und von Israel. Bei den Amerikanern ist wohl das hauptsächliche Verkehrsaufkommen aus Europa und vom Nordatlantik. Ich glaube, daß der höchste Anteil von Lokalpassagieren, außer der El AI, wahrscheinlich die Swiss-Air haben wird und dann unsere Lufthansa. Frage: H e r r Kalxdorff, so problemlos wie jetzt Ihre Worte geklungen haben, wird Ihre Arbeit in diesem Lande sicherlich nicht sein. Wo liegen die Probleme Ihrer Arbeit heute? Antwort: Wir haben natürlich als erstes Problem das, was ich schon anklingen ließ, die Kapazitätsfrage. Diese werden wir aber so bald wie möglich überwinden. Ein anderes Problem sind die 130 000 Israelis, die im vorigen Jahr aus Israel nach Europa, oder in andere Erdteile gereist sind. Das Reisen wird ihnen nicht leicht gemacht, daß heißt die leidige Reisesteuer wird ja noch erhöht werden. Es gibt Devisenprobleme; wenn ein Israeli mehrere Male als Privatmann ins Ausland reist, so kann er f ü r diesen Zeitraum nur etwa 250 Dollar aus dem Lande mitnehmen. Die Normalflugpreise liegen dadurch hoch. Bei einer Deutschlandreise ist es ja so, daß zu dem Flugschein von DM 1 500,— noch etwa DM 800,— Reisesteuer hinzukommen. Frage: Also müssen noch einmal 50 % des Flugpreises dazugelegt werden? Antwort: Dieses trifft f ü r den Deutschland verkehr zu. Bei näher liegenden Reisen wie Italien oder Griechenland sind die Prozente d a n n noch höher. Die Reisesteuer kann hier bis zur Höhe des Flugpreises ansteigen. Das betrübt natürlich die Fluggesellschaften, denn vom hereinkommenden Verkehr nach Israel - es waren im letzten J a h r etwa 430 000 Touristen —, bringen wir, die 16 anderen Fluggesellschaften, ohne die El AI, etwa 50 % der Touristen nach Israel. Wir sind der Ansicht, daß die Reisesteuer unserem Flugscheinverkauf — wir müssen ja auch ein gewisses Aufkommen im Lande selbst aus Israel verzeichnen können — gewisse Schwierigkeiten macht. Wir haben noch andere Probleme, die auch wieder mit den Kosten zusammenhängen. Es kann generell gesagt werden, daß die Organi598

Bundestag und Bundesrat verabschieden Gesetz über den Luftverkehr mit Israel sationen der Luftverkehrsgesellschaften u n d auch die der Lufthansa hier besonderes teuer sind. Es ist nicht nur so, daß unsere Geschäftslokale sehr viel Geld kosten, daß wir aufgrund der hohen Verteidigungsausgaben Israels bei den Gehältern und bei den Steuern sehr viel Geld bereitstellen müssen. Auch die Zollkosten sind in Israel viel höher als in anderen Ländern. Für eine Fluggasttasche der Lufthansa, die hier eingeführt wird, die j a die Lufthansa in Brüssel f ü r die ganze Welt herstellen läßt, muß ein sehr hoher Zoll von DM 19,— pro Tasche entrichtet werden. Auch die Uniformen unserer Hostessen oder sogar unser Werbematerial, unsere Flugscheine, werden mit 70 % bis 120 % belastet. Frage: Glauben Sie an eine Ausweitung des Lufthansageschäfts? Antwort: Selbstverständlich. Ich sagte vorhin schon, daß die ersten fünf Monate des Jahres 1971 sehr positiv aussehen. Wir arbeiten intensiv an einer Kapazitätserweiterung. Ein f ü n f t e r Flug soll 1972 eingerichtet werden, ein sechster Flug 1973. Es sieht ja auch so aus, als ob die Bundesrepublik, die heute an dritter Stelle bei der Einfuhr israelischer Produkte liegt, unseren Standort werden verbessern können. So haben wir von der Lufthansa aus das Gefühl, daß sich dieser noch junge Nachbarschaftsverkehr weiterhin gut entwickeln wird und auch weiter gut entwicklungsfähig ist. Frage: Herr Kalxdorff, das Neueste, was Sie hier mit Ihrem Büro erarbeitet haben, sind Pauschalreisen nach Deutschland. Sie haben einen großen Farbprospekt herausgebracht, der in deutscher u n d hebräischer Sprache abgefaßt ist. Antwort: Wir haben, nachdem wir unsere Linie eingeführt haben, als sogenannte „zweite Phase" ein eigenes Touristikprogramm Israel-Deutschland zusammengestellt. Die Vorarbeiten dauerten ein halbes Jahr. Wir haben mit acht deutschen Städten „Stadt-Pakete" ausgearbeitet. Man kann seine Reisen jetzt im BaukastenSystem zusammenstellen. So ist es möglich z. B. in Stuttgart ein Wochenende zu verbringen und anschließend in Freudenstadt einen ein-, zwei- oder dreiwöchigen Urlaub. Wir haben dieses Programm mit einer Pressekonferenz in Tel Aviv vorgestellt. Unsere Verkaufsagenten wurden in einem Seminar in dieses neue Programm eingeführt. Wir sind der Meinung, daß es an der Zeit ist, unserem israelischen Publikum Deutschland als Reiseland mit großer Intensität zu empfehlen. Dazu kommt auch noch ein Programm f ü r deutsche Kurorte. Beides ist gekoppelt. Wir haben bereits in den ersten Wochen eine interessante Resonanz gefunden und sind sicher, daß dieses Programm auf den israelischen Markt zugeschnitten ist und schon in diesem J a h r — und auch in den kommenden J a h r e n - ein interessantes zusätzliches Angebot f ü r die israelischen Reisenden sein wird. Frage: Was sagen die örtlichen Reisebüros zu diesem Programm? Antwort: Den Reisebüros gefällt dieses Programm gut. Wir verkaufen diese Pauschalreisen dann hier zusammen mit unseren Gruppentarifen, mit dem sogenannten Air-Tours-Programm. Das Programm ist, wie schon erwähnt, sehr flexibel und im Baukasten-System aufgebaut. Man kann damit sehr viele Variationen zusammenstellen.

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1979 — Luftverkehr und Tourismus

145 000 deutsche Touristen besuchen Israel Der Leiter des staatlichen israelischen Verkehrsbüros in F r a n k f u r t , Jossi Kedar, ist stolz d a r a u f , d a ß die Zahl d e r deutschen Israelreisenden 1979 noch einmal u m 8,3 % auf 145 000 angestiegen ist. 1978 waren es 132 000. Damit liegt die Bundesrepublik Deutschland mit West-Berlin an erster Stelle d e r Statistik. H e r r Kedar vergleicht mit a n d e r e n Ländern: USA bis Ende November 1979 mit 281 000 Besuchern, d e r Anstieg b e t r u g gegenüber 1978 2 %, Kanada verzeichnete 8 % gegenüber 1977/78, Großbritannien bis November 1979 116 700 mit einer Steig e r u n g von 29 % gegenüber d e n gleichen elf Monaten im Vorjahr. Österreichs Israeltourismus kletterte 1979 u m 39 %. Insgesamt steht d e r T o u r i s m u s mit seinen Einnahmen an erster Stelle d e r Devisenbilanz Israels mit 765 Millionen Dollar f ü r 1978/79. Das israelische Verkehrsbüro glaubt, daß j e d e r deutsche Durchschnittstourist, d e r r u n d 14 T a g e im Lande bleibt, zwischen 640 u n d 700 Dollar ausgibt. Seit Abschluß des israelisch-ägyptischen Friedensvertrags ist das Interesse an Israelreisen gestiegen. Schiffsreisen sind bereits sehr beliebt u n d werden nicht zuletzt auch von Israelis stark gebucht. Ashdod-Suez-Kanal-Eilat ist eine einwöchige Route, die Besichtigungen in Kairo u n d Alexandria einschließen. Das neue Motto d e r israelischen Verkehrswerbung versucht nach allen Seiten o f f e n zu sein: Bibel u n d Bikini soll sagen, daß sowohl die Pilger, als auch die Erholungssuchenden gleichermaßen willkommen sind. In diesem J a h r bis 1981 stehen Hotelneubauten mit 24 000 Hotelzimmern auf d e m B a u p r o g r a m m , die alle Preisklassen umfassen sollen. Eilat, Nathania, Caesarea u n d Jerusalem sind die Städte, die neben T e l Aviv diese n e u e n Hotels a u f n e h m e n werden, in d e n e n immer stärkerer Bedarf sichtbar wurde. Ein anderes P r o g r a m m sind die Sommermonate, f ü r die Touristen trotz d e r Hitze attraktiv. Im August 1979 stieg die Zahl der Reisenden u m 49 % gegenüber 1978. Über e i n h u n d e r t deutsche Veranstalter bieten Israel als Reiseziel an, wobei die bisherigen Kultur-, Pilger- u n d Rundreiseprogramme immer m e h r mit Badeund S p o r t p r o g r a m m e n ergänzt werden. Dazu Jossi Kedar, Leiter des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros in Frankfurt: „Wüste, Sonne u n d Meer bieten ideale Voraussetzungen f ü r individuelle Spezialprogramme oder klassische Badeferien am Strand des Mittelmeeres bis zum Golf von Eilat." Finden die Sonnenanbeter so Sandstrand und Firstclasshotels in den Badezentren u m Tel Aviv, Haifa u n d Netanya, können sich die Unternehmungslustigen auf d e m Kamelrücken d u r c h die Negevwüste oder den Sinai schaukeln lassen oder zu d e n Korallenbänken des Roten Meeres abtauchen. Mit Segeln, Surfen und Wasserski u n d „nur" Baden bieten die Hotels und Ferienzentren an allen vier israelischen „Meeren" — Rotes-, Totes-, „Galiläisches" (See Genezareth) u n d Mittelmeer — f ü r Wassersportler alle Möglichkeiten, um sich in ihrem Element zu tummeln. Das ganze J a h r über ist dabei im Süden des Landes Badesaison, während aber auch das Barometer u m Haifa und d e m See Genezareth im „Winter" in Wasser und L u f t selten unter 18 Grad Celsius fällt. 600

Der Luftfrachtverkehr

zwischen Israel und der Bundesrepublik

Neben den Rundreise-Pauschalangeboten mit Flug, Hotel und Bustour gewinnt die „Fly and Drive"-Idee immer mehr Freunde. Kein Wunder: Ist man doch nach der Landung auf dem Ben Gurion-Flughafen in Tel Aviv mit dem Leihwagen in ca. einer Stunde in der Altstadt von Jerusalem oder kann sich nach weiteren ca. 55 Kilometern Fahrt auf der Oberfläche des Toten Meeres treiben lassen.

Seit dem 2. November 1976 fliegen täglich ein bis drei Jumbo-Flugzeuge in regelmäßiger Folge die Strecke Tel A vi v/Köln/Bonn. 942 Flüge waren es bis zum 4. März 1979, 1 000 Flüge werden es bis zum 28. März 1979 sein. An Bord dieser Großraummaschinen brachten sie die Früchte und Gemüse, die Blumen und sonstigen Erzeugnisse der israelischen Landwirtschaft über das Mittelmeer, hatten die Frische an Bord, die für die Märkte, die Absatzchancen dieser „grünen" Fracht so wichtig ist. Wenn man die Statistik dieser Flüge aus Israel vornimmt, so ergibt sich eine Auslastung von 79,5 Tonnen pro Flug oder 76,3 % pro Flugzeug. Der Flughafen Köln/Bonn hat neue Abfertigungshallen erbaut, darüber die Büroräume für die CAL und die El AI, um ein rasches Umladen in Kühllastzüge zu gewährleisten und somit den Abtransport über die Autobahnen in die Großstädte an Rhein und Ruhr zu ermöglichen. Wenn zum eiligen Transport durch die Luft die schnelle Abfertigung am Boden hinzutritt — durch eine moderne Infrastruktur der Luftfrachtanlagen und eine enge Verknüpfung eines Flughafens mit seiner Region — dann muß der Flughafen Köln/Bonn auch für Luftfracht geradezu ideal sein. Denn hier wurden — mit dem Willen, im Luftfrachtgeschäft ein gewichtiges Wort mitzusprechen — alle Voraussetzungen für ein überdurchschnittliches Wachstum geschaffen. Die erheblichen Wachstumsreserven der Luftfracht wurden in Köln/Bonn durch umfangreiche Investitionen mobilisiert. Umschlaghallen und Büros sind heute für eine Kapazität von 100 000 Tonnen pro Jahr ausgelegt. Modernste Lade- und Transportgeräte stehen bereit — und nicht zuletzt ist eine große Zahl qualifizierter Mitarbeiter bemüht, den guten Ruf des Flughafens Köln/Bonn als schneller Frachtumschlagplatz zu wahren. Die infrastrukturellen, personellen und technischen Gegebenheiten bestimmen heute mehr und mehr Unternehmen auf der Hersteller- und Abnehmerseite, die Vorzüge der Köln/Bonner Luftfrachtanlagen zu nutzen. Die hochindustrialisierte und export- und importorientierte Volkswirtschaft in der Region um diesen Flughafen löst eine intensive Nachfrage nach Luftfracht-Transportleistungen aller Art aus, die dank der Vorzüge des Luftfracht-Flughafens Köln/Bonn für schnellen Warenumschlag in immer größerem Umfang befriedigt werden kann. Deutsche und ausländische Luftverkehrsgesellschaften fliegen hochwertige Produkte der Industrien an Rhein und Ruhr und sogar der westlichen Nachbarlän601

1979 — Luftverkehr und Tourismus

der in ständig größeren Mengen von Köln/Bonn in alle Welt. Für einkommende Fracht wurde Köln/Bonn zu einem der wichtigsten europäischen Flughäfen für den Lufttransport hochwertiger, aber leichtverderblicher Landwirtschaftserzeugnisse. Der Flughafen Köln/Bonn hat neben seiner Funktion als Verkehrseinrichtung für Flugreisende und Luftfracht einen hohen Stellenwert als Ansammlung vielfältiger Wirtschaftsunternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 600 Millionen Mark und mehr als 2 500 Arbeitsplätzen. Von den Einkommen dieser Flughafenbediensteten, die in rund 90 Unternehmen und Behörden und mehr als 100 verschiedenen Berufen tätig sind, leben rund 10 000 Menschen in den Städten und Gemeinden der Flughafenumgebung. Ihre Existenz hängt somit unmittelbar von den Arbeitsplätzen auf dem Flughafen ab. Diese 2 500 Techniker und Kaufleute, Kraftfahrer und Meteorologen, Fluglotsen und Flugzeugmechaniker, Feuerwehrmänner und Hostessen — und welchen Berufsgruppen sie auch immer angehören mögen — produzieren täglich Zeitgewinn. Zeitgewinn im Wettlauf der Wirtschaft unserer Region um Kunden auf dem Weltmarkt. Zeitgewinn für Lieferung und Kundendienst, Zeitgewinn auch für die schönsten Stunden des Jahres, den Urlaub in Feriengebieten in aller Welt. Die Aufgaben werden wachsen. Der Flughafen Köln/Bonn wird zum Nutzen seiner Region ein leistungsfähiger Verkehrsträger bleiben. So ergeben sich auch hohe Verladezahlen für den Abflug von Köln/Bonn nach Tel Aviv, wenn auch die Frachtauslastung für die Rückflüge nicht die gleichen hohen Frachtraten erreichen, wie die Flüge von Tel Aviv nach Köln/Bonn. Gegenüber den Importzahlen von 74 902,8 t sind für die Exporte nach Israel nur 58 655,0 t zu verzeichnen, was einer Auslastung von 59,8 % entspricht. Immerhin sind hier noch wesentliche Steigerungen zu verzeichnen, da sich die CAL bemüht, vor allem Frachten der deutschen Automobilindustrie nach Israel zu erhalten. Hier ist die Frage nach den Frachttonnen noch mit der Auslastung der Flugzeuge immer in Einklang zu bringen, da Traktoren oder Personenwagen ein größeres Volumen in den Flugzeugen beanspruchen, das mit dem Frachtgewicht nicht unbedingt übereinstimmen muß. Bilanz 1978 des Flughafens Köln/Bonn: Das sind 2,2 Millionen Fluggäste. Das sind 74 000 Tonnen Luftfracht. Das sind 5 000 Tonnen Luftpost. Das bedeutet 88 500 Starts und Landungen. Das ist zusammengerechnet ein erfolgreiches Geschäftsjahr.

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Landwirtschaft

Lebensmittel „made in Israel" haben einen festen Platz im deutschen Angebot — Neuheiten und Neuentwicklungen auf der 4. Israel Food Week Was das geographisch günstige Wachstumsklima in Israel allein nicht hätte schaffen können, bringen in zunehmendem Maße fortschrittliche landwirtschaftliche Technologien, modernste Verarbeitungsprozesse, zunehmende Auslandsinvestitionen und günstige Zollabkommen mit der EG zustande: Lebensmitel aus Israel erobern in zunehmendem Maße den deutschen Markt. Was es Neues unter dem Qualitätszeichen „made in Israel" gibt, zeigt die 4. Israel Food Week vom 14.—19. Januar in Tel Aviv. Allein 60 % aller Lebensmittelexporte aus Israel sind für die EG bestimmt — ein hoher Anteil, wenn man bedenkt, daß Güter der Ernährungswirtschaft stattliche 21 % des israelischen Gesamtexports darstellen. Ihre Wachstumsraten lagen in den letzten 20 Jahren bei jährlich 20 %. Israelische Lebensmittelexporte stiegen von 450 Mill. Dollar (1976) auf 550 Mill. Dollar (1977). 182 Mill. Dollar davon entfallen auf verarbeitete Lebensmittel. Zitrusfrüchte sind und bleiben — mit Ausfuhren im Wert von 183 Mill. Dollar — die klassischen Spitzenreiter. Spektakuläre Neuentwicklungen, wie etwa ein künstlicher Süßstoff aus Pampelmusenschalen, tragen dazu ebenso bei wie Saftkonzentrate in Dosen oder tiefgefroren, Fruchtsäfte oder Industrieprodukte wie Pektin und Zitronensäure. Der bedeutendste Hersteller auf dem Zitrussektor ist die Yakhin Canning Co. mit vier Produktionsstätten. Andere bekannte Namen sind Pardess, Pri-Ze mit der Marke „Jaffa Prize", die Citrus & Canned Products Association mit der Marke „Jaffa Gold", Assis und viele andere. Hohe Wachstumsraten bei Tomaten

Das kann man im doppelten Sinne wörtlich nehmen: Neuzüchtungen hochertragreicher und resistenter Sorten steigerten in den letzten Jahren die Erntemengen beträchtlich und sorgen dafür, daß die Ausfuhren von Tomatenerzeugnissen - 14 Mill. Dollar 1977 - bis 1980 verdoppelt werden sollen. Allein 180 000 t verarbeitete die Industrie 1978, demnächst sollen es bis 350 000 t jährlich sein. Geschälte Dosentomaten, Konzentrate, Säfte, getrocknete Flakes, Ketchup, Pasten, Soßen und Pürees werden gleichermaßen für Industrie wie Endverbraucher geliefert.

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1979 — Landwirtschaft Putenfleisch auf dem Vormarsch Die höchsten Wachstumsziffern in der lebensmittelverarbeitenden Industrie Israels verzeichnet tiefgefrorenes Truthahnfleisch mit 13,8 Mill. Dollar Exporten 1978, was eine Steigerung von 24 % gegenüber 1976 bedeutet. Tiefkühlkost aus Israel — mit Gemüse und Obst ebenso wie mit Zubereitungen aus Fisch, Fleisch und Geflügel sowie Fertiggerichten — gewinnt ständig an Bedeutung. Instant Trockengemüse ein neuer Hit Für Hersteller und Verbraucher von Suppen auf Pulverbasis bietet die Daco Ltd. eine Neuentwicklung an, die die breite Palette getrockneter Gemüse aktuell abrundet: ein Trockengemüse, dessen spezielle Aufbereitung es ermöglicht, binnen nur einer Minute Quellzeit in kochendem Wasser die fertige Mahlzeit zu servieren. Bislang benötigten Trockenprodukte 5 - 1 0 Minuten Kochzeit. Zwei neue Werke für Avocadoverarbeitung Erfolgversprechend sind auch die Bemühungen um den Export von Avocadoöl und Tiefkühlavocados. Für ihre Zubereitung wurden jetzt zwei neue Fabriken gegründet — und man bemüht sich bei der EG gegenwärtig um großzügigere Zollsenkungen, die diese Artikel zusätzlich wettbewerbsfähig machen sollen.

Israels Zitrusausfuhr günstiger als erwartet — Ein Bericht des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft Nr. 18/19,18. Jhrg., 15. Okt. 79 „Die Ausfuhrsaison 1978/79 von frischen Zitrusfrüchten ist f ü r die israelische Landwirtschaft günstiger verlaufen als ursprünglich angenommen. Im Zeitraum von Oktober 1978 bis Ende Juni 1979 konnte der Export von frischen Früchten um 4 Millionen Kisten auf 49,6 Millionen Kisten erhöht werden. Im Vergleich zur Ausfuhrsaison 1977/78 ist dies ein Zuwachs von 8,8 Prozent. Die Deviseneinnahmen aus der Zitrusausfuhr werden vom Israel Citrus Marketing Board (ICMB) auf 245 bis 250 Millionen US-Dollar geschätzt. Der gesamte Umsatz der Zitrusbranche lag 1978/79 bei 6,3 Milliarden Israelischen Pfund. Davon entfielen 5,5 Milliarden Israelische Pfund auf den Export. Nach recht durchschnittlichen Ausfuhrergebnissen im Laufe der letzten fünf J a h r e konnte die Branche in der Exportsaison 1978/79 nicht nur mehr frische Früchte im Ausland absetzen, sondern auch höhere Erlöse verbuchen. Diese Entwicklung ist auf das verkleinerte Angebot aus dem Mittelmeerraum zurückzuführen, das um 4,2 Prozent unter den 1977/78 angebotenen Mengen lag. Die Zitruslieferungen aus Spanien waren um durchschnittlich 6 Prozent und aus Algerien sogar um 24 Prozent geringer als in der Vorsaison. Die israelische Ausfuhr der Orangensorte Schamouti konnte 604

Ein Bericht des Außenhandelsdienstes

der Bank für

Gemeinwirtschaft

um 14,2 Prozent auf insgesamt 22,5 Millionen Kisten gesteigert werden. Der Auslandabsatz von Grapefruits erhöhte sich auf 13,7 Millionen Kisten. Besonders in dieser Sparte war die Auslandskonkurrenz sehr stark. Von der Orangenspätsorte Valencia konnten 1978/79 mehr als 9,6 Millionen Kisten ausgeführt werden. Der Absatz von Zitronen und anderen Zitrussorten, die in den letzten Jahren entwikkelt und angeboten wurden, konnte verdoppelt werden. Auf dem inländischen Markt wurden insgesamt 92 650 Tonnen Zitrusfrüchte, das sind 4,5 Prozent mehr als 1977/78, abgesetzt. An die I ndustrie wurden insgesamt 461 000 Tonnen geliefert. Wegen des verhältnismäßig milden Winters lag der Export frischer Zitrusfrüchte bei 72,4 Prozent der gesamten Ernte trotz der strengen Qualitätskontrollen durch die Aufsichtsbehörden des ICMB. Bei Auslandsverkäufen konnten für die Sorte Schamouti (Durchschnittspreise je Kiste: 5,39 Dollar) real um bis zu 15 Prozent höhere Preise, für die Sorte Valencia (5,80 Dollar) bis zu 29 Prozent und für Grapefruits (3,60 Dollar) um 12 Prozent höhere Preise ausgehandelt werden. Nach der Meinung der ICMB-Experten soll es möglich sein, auch in den kommenden Jahren die Zitrusernte Israels zu steigern, nachdem bereits im kommenden Jahr ein Teil der neuen Anpflanzungen auf einer Fläche von ca. 3 000 Hektar zum Tragen kommt. Bei den Orangensorten Schamouti und Valencia wird es wahrscheinlich keine wesentlichen Änderungen der angebotenen Ausfuhrmengen geben. Dagegen wird Israel bereits in der Ausfuhrsaison 1979/80, die im Oktober dieses Jahres anläuft, zusätzliche Grapefruitsorten anbieten. Außerdem beabsichtigt der ICMB, neue Exportmarken und Qualitätsfrüchte auf den Markt zu bringen und auch die Verpackung unterschiedlicher zu gestalten. Dies geschieht hauptsächlich auf Wunsch der großen Warenhäuser und Supermärkte. Bereits im kommenden Erntejahr 1979/80 beabsichtigt der ICMB, zirka 25 Prozent der frischen Zitrusfrüchte in Containern in die Absatzgebiete zu befördern nach 12 Prozent im Vorjahr, um die hohen Verpackungskosten herabzusetzen. In der abgeschlossenen Saison wurden 64 Prozent der aus Israel exportierten Zitrusfrüchte in der EG abgesetzt. Der Beschluß, Griechenland und Spanien die Vollmitgliedschaft in der EG zu gewähren, hat bei dem ICMB große Besorgnis hinsichtlich der zukünftigen Absatzmöglichkeiten ausgelöst. Bisher forderte Israel hauptsächlich eine Angleichung der für Zitrusfrüchte gültigen Zollsätze. Darüber hinaus verlangen die Interessenvertreter der israelischen Landwirtschaft inzwischen eine umfassende Klärung der Probleme, die durch eine Erweiterung der EG für den Absatz ihrer Zitrusfrüchte entstehen könnten."

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Sonstiges Weiterhin rege Investitionstätigkeit

in Israel

Für 1979 rechnet das israelische Industrie-, Handels- und Touristikministerium mit neuen Industrieprojekten im Wert von rund 11,5 Milliarden Israelische Pfund (1 Pfund = rund 0,13 DM). Nach Abzug der Inflationsrate von gegenwärtig 40 Prozent würde dies gegenüber dem Vorjahr einen realen Zuwachs von etwa 5 Prozent bedeuten. Damit wird sich die Entwicklung des vergangenen Jahres fortsetzen. Staatliche

Finanzierungszuschüsse

Um diesen Investitionsrahmen zu gewährleisten, müssen im neuen Haushaltsplan 1979/80 entsprechende Mittel bereitgestellt werden, da sich in der Regel der Staat bei förderungswürdigen neuen Projekten mit rund 50 Prozent an der Finanzierung beteiligt. Es ist daran gedacht, zur Aufbringung der Mittel auch Anleihen im Ausland aufzunehmen und Lieferkredite in Anspruch zu nehmen. Als Sicherheit sollen Staatsbürgschaften herangezogen werden. Voraussichtlich wird auch im Jahr 1979 ein Großteil der verfügbaren Mittel für den Ausbau von bereits bestehenden Unternehmen oder für Anschlußfinanzierungen von Vorhaben, die sich noch im Bau befinden, verwendet werden. In der Regel dienen nur 15 bis 20 Prozent der Mittel der Finanzierung von neuen, als förderungswürdig anerkannten Projekten. Vorerst sind keine Änderungen bei der Vergabe von Entwicklungsdarlehen für förderungswürdige Industrievorhaben sowie verlorene Zuschüsse beabsichtigt. Die zinsverbilligten Entwicklungsdarlehen werden nach wie vor rund 40 Prozent der beantragten und genehmigten Investitionssumme ausmachen. Auch 1979 kann der Unternehmer zwischen Erhalt des Darlehens in der Landeswährung oder als ausländischer Lieferkredit wählen. Unter der Annahme, daß 1979 die Inflationsrate in Israel erneut rund 40 Prozent betragen wird, sind für die Entwicklungsdarlehen Zinssätze von 27 bis 32 Prozent im Jahr zu zahlen. Sie sind nach dem Ansiedlungsgebiet der Unternehmen gestaffelt und haben eine Tilgungsfrist bis zu zehn Jahren. Starker Mangel an

Eigenkapital

Umstritten sind noch die Zusatzkredite, die den Unternehmern gewährt werden, um deren chronischen Mangel an Eigenkapital abzubauen. Ohne diese Zusatzkredite, die eine Laufzeit von zehn Jahren und einen Jahreszins von 28 Prozent haben, wird es aber schwer sein, viele Auf- und Ausbauprojekte zu beginnen, bzw. abzuschließen, weil aus anderen Quellen kaum zusätzliche Eigenmittel aufzubringen sind. 606

Deutsch-ägyptisches Abkommen überfinanzielleZusammenarbeit Ausländische Kapitalanlagen haben zugenommen Bei den ausländischen Investitionen zeichnete sich 1979 eine Besserung ab. Bis Ende September konnten neue Industrie vorhaben mit einem ausländischen Kapitalanteil von 71 Millionen Dollar verabschiedet werden. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie viele dieser Vorhaben auch praktisch verwirklicht werden. Die Behörden rechnen damit, daß bis zum Jahresende 1978 die Auslandsinvestitionen rund 155 Millionen Dollar erreicht haben. Die neuen Investitionen aus dem Ausland setzten sich im 1. Halbjahr zusammen aus 31,0 Millionen Dollar Bargeldüberweisungen und 22,4 Millionen Dollar in Waren, Produktions- und Investitionsgütern. Rund 70 Prozent der Auslandsinvestitionen in neue Industrievorhaben in Israel kamen aus den USA, gefolgt von Frankreich, Großbritannien und Südafrika. Die privaten Investitionen aus der Bundesrepublik Deutschland beliefen sich auf 1,1 Millionen Dollar, davon waren rund 0,8 Millionen Beteiligungen an israelischen Betrieben. Insgesamt ist deutsches Kapital an acht israelischen Industriebetrieben beteiligt.

Deutsch-ägyptisches Abkommen über finanzielle Zusammenarbeit Das Auswärtige Amt und das Bundesministerium f ü r wirtschaftliche Zusammenarbeit teilen mit: Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Dr. Peter Hermes, in Vertretung des abwesenden Bundesministers des Auswärtigen, und der ägyptischen Staatsminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Ali Gamal el Nazar, unterzeichneten am 10. Mai 1979 im Auswärtigen Amt in Bonn zwei Abkommen über finanzielle Zusammenarbeit. Mit dem ersten Abkommen über projektgebundene finanzielle Zusammenarbeit stellt die Bundesrepublik Deutschland der Arabischen Republik Ägypten Darlehen in Höhe von 175 Mill. DM für die F o r t f ü h r u n g und Erweiterung laufender Entwicklungsvorhaben (Baustahl, Zement, Düngemittelfabrik Abukir) zur Verfügung. Das zweite Abkommen regelt die Verwendung von programmbestimmter deutscher Warenhilfe in Höhe von 75 Mill. DM f ü r Ausrüstungen der ägyptischen Eisenbahnen, f ü r Ersatzteile f ü r Kraftwerke und f ü r die Wasserversorgung u n d -entsorgung von Kairo. Im Verlauf der diesjährigen Verhandlungen der Gemischten deutsch-ägyptischen Wirtschaftskommission wurden zugleich 13 Mill. DM im Rahmen der technischen Zusammenarbeit f ü r die Fortführung von Ausbildungs- und Beratungsvorhaben zugesagt. Schwerpunkt der deutsch-ägyptischen Entwicklungszusammenarbeit bleibt weiterhin der Bereich Infrastruktur.

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1979-Sonstiges Alex Möller zur Sanierung

der ägyptischen

Wirtschaft

Der ehemalige Bundesfinanzminister und Wirtschaftsexperte d e r SPD, Prof. Alex Möller, war von d e r ägyptischen Regierung zu einem Gutachten 1976 u n d 1977 herangezogen worden. Am 4. April 1979 äußerte er sich zu d e n Fragen d e r Sanierung d e r ägyptischen Wirtschaft in einer S e n d u n g des Schweizerischen Rundfunks. Hier ein Auszug des Interviews: Möller: „... Der Westen sollte alles tun, u m die B e m ü h u n g e n d e r USA nach d e r Carter-Mission materiell zu unterstützen. Dazu gehört als erstes die befriedigend e Regelung d e r Schuldenfrage, o h n e die kein vernünftiger Neubeginn möglich ist. Man sollte d a h e r Präsident Sadat veranlassen, das seinerzeit von mir erstattete Gutachten allen vorzulegen, die sich an d e m extrem kostspieligen Sanierungsexperiment f ü r Ägypten beteiligen möchten. A u f g r u n d meines Gutachtens, das ich j a 76 bekommen u n d 77 dem Präsidenten überreicht habe, kann ich feststellen, daß man einige (sehr) wichtige Voraussetzungen meines Gutachtens in dem Planvorhaben zu erfüllen beginnt, d. h., man hat angefangen, die I n f r a s t r u k t u r auszubauen..., m a n hat Maßnahmen eingeleitet zur Gewinnung von Agrarland, u n d man hat vor allen Dingen eine Umschuldung von kurzfristig auf langfristig in Angriff g e n o m m e n - nicht o h n e Erfolg. Die letzten ökonomischen Daten, die vorliegen, beweisen daß Ägypten 1977 über ein reales Wirtschaftswachstum von 8,5 % verfügt hat, d. h. also, d a ß ein neuer Beginn anläuft. Frage (Stähli, RDRS): Sie haben in Ihrem Gutachten von 1977 davon gesprochen, daß vor allem die eigene Wirtschaft ausgebaut werden soll. Wo liegen d a Schwerpunkte? Möller: Die eigene Wirtschaft auszubauen, ist Ägypten im Gange. Es gibt vor allen Dingen im Bereich der Textilindustrie große Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung, zumal Ägypten die Baumwollieferungen nach der Sowjetunion eingestellt hat und die Baumwolle im Lande selbst verwendet bzw. auf d e m Weltmarkt verkauft u n d sich d a f ü r Devisen einhandelt. Es gibt auch auf d e m Gebiet der T o u ristik große Möglichkeiten. Sie wissen, daß die Ölfelder auf d e r Sinai-Halbinsel f ü r Ägypten freigegeben werden von Israel, Sie wissen, daß die Araber bei aller Ablehnung des jetzigen Friedensvertrages mit Israel den Suezkanal weiterbenutzen wollen, Sie wissen, daß Millionen von Ägyptern als Arbeitskräfte in anderen Ländern — vor allem in arabischen Ländern - tätig sind, und große Rücküberweisungen in ägyptische Kassen fließen; das alles sind Voraussetzungen, die d a n n , wenn d e r Westen hier gezielt Unterstützungen vornimmt, doch d e n Ägyptern u n d d e r Sicherung der Stabilität u n d des Friedens in Ägypten zugute kommen. Frage: N u n hat sich der Westen aber ziemlich reserviert verhalten — ich verweise da auf d e n Sadai-Besuch in Bonn, da sind ja o f f e n b a r die erwünschten Kredite noch nicht zugesichert worden. Möller: Ja, dazu kann ich n u r sagen, daß die Bundesrepublik Deutschland seit 1972 1,7 Milliarden an Krediten u n d r u n d eine halbe Milliarde an technischen Hilfen f ü r Ägypten zur V e r f ü g u n g gestellt hat, alle Beträge sind nicht einmal ab608

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft gerufen worden, und der Bundeskanzler hat eindeutig erklärt, daß wir unsere bilaterale Hilfsaktion fortsetzen, daß wir uns aber multilateral ja mit den anderen — insbesondere mit den Ländern der Europäischen Gemeinschaft — verständigen müssen."

Berichte des Außenhandelsdienstes Weitere Schritte Israels bei der

der Bank für

Gemeinwirtschaft

Inflationsbekämpfung

Der Vorstandsvorsitzende der Holding der Bank f ü r Gemeinwirtschaft und entsprechender Bankinstitute im Bereich des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Walter Hesselbach, flog Ende März nach Israel, um dort mit entsprechenden Bankinstituten, mit denen diese deutsche Bankengruppe eng verbunden ist, Sitzungen, Beratungen abzuhalten. Es dürfte sicherlich zum Themenkreis gehören, auch die israelische Inflationsbekämpfung im Auge zu haben. Zur Frage der Inflationsbekämpfung mit weiteren Schritten äußerte sich der „Außenhandelsdienst der Bank f ü r Gemeinwirtschaft Aktiengesellschaft" in seinem Heft vom 15. Febr. 1979 des 28. Jahrgangs, Nr. 3, wie folgt: „Der sprunghafte Anstieg des Lebenshaltungsindexes um 16 Prozent im letzten Quartal 1978 und die eindeutige Warnung der Bank of Israel, daß 1979 mit einer Teuerungsrate von 50—60 Prozent zu rechnen sei, hat Israels Finanzminister veranlaßt, der Bekämpfung der Inflation 1979 Vorrang einzuräumen. Im Mittelpunkt der gezielten Bemühungen, der galoppierenden Inflation Herr zu werden, stehen eine reale Kürzung des Ausgabenansatzes im Haushaltsplan 1979/80, der kürzlich vom israelischen Kabinett gebilligt wurde, einschneidende Kreditkürzungen, die bereits ab 1.12.1978 in Kraft gesetzt wurden und eine Ausweitung der Importe. Infolge grundsätzlicher Meinungsverschiedenheiten konnte sich die Regierung im Laufe von sechs Wochen über den neuen vom Finanzminister unterbreiteten Ausgabenansatz im Haushaltsvorschlag 1979/80 in Höhe von 304,2 Milliarden Israelischen Pfund (ein Israelisches Pfund = rund DM 0,12) nicht einigen. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß sich der Gouverneur der Bank of Israel, der auch als oberster Wirtschaftsberater der Regierung fungiert, der Kritik an der Amtsführung des Finanzministers anschloß und den Abstrich von wenigstens 5 Milliarden Israelischen P f u n d am geplanten Ausgabenansatz f ü r notwendig hält, um 1979 die Inflation auf 3 5 - 4 0 Prozent im J a h r zu begrenzen. Beschlossen wurden ein Einstellungsstopp f ü r Bedienstete im öffentlichen Dienst und eine drastische Kürzung der finanziellen Beteiligung an den Ausgaben der Kommunalverwaltungen, die aus diesem Grund ab 1.4.1979 ihre Steuern und Gebühren um 70 Prozent anheben werden. Aufgrund der Erkenntnis, daß die Geldmengen- und Kreditpolitik der Bank 609

1979 — Sonstiges

of Israel an der beschleunigten Inflationsrate entscheidenden Anteil hat, wurden ab 1.12.1978 entsprechende einschneidende Bremsmaßnahmen verhängt. Die Handelsbanken wurden angewiesen, ihre Liquiditätsdefizite in Höhe von 3,5 Milliarden Israelischen Pfund im Laufe von drei Monaten abzubauen. Infolgedessen wurden alle Kreditlinien gegenüber der Industrie, der Landwirtschaft, dem Bausektor und dem Handel umfassend gekürzt. Teilweise weigerten sich die Banken, auslaufende Kreditabkommen zu erneuern. Jedes Überziehen der Kreditlinie wird seit dem 1.12.78 mit einem Bußzinssatz von 30 Prozent zuzüglich zu den üblichen Bankzinsen belastet. Seit dem 1.12.1978 sind alle Zinssätze um durchschnittlich 3 Prozent auf insgesamt 40 Prozent im Jahr gestiegen. Hinzu kommen 1,5 Prozent, die für die Kreditzuteilung als Bearbeitungsgebühr erhoben werden. Mit diesen einschneidenden Maßnahmen soll die Ausweitung des freien Kredits, der ca. 55 Prozent der ausstehenden Kreditsumme ausmacht, und 1978 um 52 Prozent nominal bzw. 10 Prozent real anstieg, effektiv gebremst werden. Außerdem verfügte die Staatsbank, daß ab 1.12.1978 für alle im Ausland aufgenommenen Kredite ein Depot von 20 Prozent zu hinterlegen ist, falls diese meist kurzfristigen Gelder zur Finanzierung der Einfuhr oder der inländischen Produktion dienen. 1977 wurden mit Hilfe von umfangreichen und kurzfristigen Devisenkrediten die Beschränkungen der Bank of Israel unterlaufen. Diese im Ausland aufgenommenen Kredite stiegen bis 1.12.1978 auf ca. 900 Millionen US-Dollar und erhöhten sich in den darauf folgenden zehn Tagen um zusätzliche 230 Millionen US-Dollar, die sofort in die Landeswährung eingetauscht wurden und so zu einer de-facto-Aufwertung des Israelischen Pfundes führten: Infolge der Depotpflicht von 20 Prozent verteuern sich zum Beispiel die Dollarkredite von 3 Prozent auf 17 Prozent p. a. Die aus diesen Maßnahmen resultierenden Liquiditätspässe haben bereits zu einer explosiven Anhebung der Zinssätze für kurzfristige Kredite in der Landeswährung auf 70-80 Prozent im Jahresdurchschnitt geführt. Die Absicht der Behörden, sich auch des Imports im Kampf gegen die Inflation zu bedienen, hat bei der Industrie Kritik und lebhaften Widerstand ausgelöst. Das Finanzministerium beabsichtigt, mit Hilfe von Zoll- und Kaufsteuerungsnachlässen bis zu 50 Prozent die Einfuhr von bestimmten Konsumgütern zu fördern, die allerdings langlebige Konsumgüter nicht betreffen werden. Das Finanzministerium ist bekanntlich bereit, 1979 bis zu 250 Millionen US-Dollar für diese zusätzlichen Importe aufzuwenden. Obwohl die grundsätzlichen Beratungen über die Zoll- und Kaufsteuernachlässe noch nicht abgeschlossen sind, ist auf dem Inlandsmarkt ein reichhaltiges Angebot von ausländischen Waren nicht zu übersehen. Die Behörden ermutigen stillschweigend Sonderverkaufsaktionen ausländischer Waren, die sich großer Popularität erfreuen. Weiterhin ist geplant, sowohl die Einkommen- und Lohnsteuer wie auch die Mehrwertsteuer zu erhöhen, eine Intensivierung des Steuereinzugs vorzunehmen, und mit scharfen Maßnahmen gegen Steuerhinterziehungen vorzugehen, einschließlich einer rückwirkenden Überprüfung aller Steuererklärungen. Weitere Punkte des Wirtschaftskonzepts zur Bekämpfung der Inflation mit dem Ziel, 610

Berichte des Außenhandelsdienstes

der Bank für

Gemeinwirtschaft

die Teuerungsrate in der zweiten Jahreshälfte auf zwei Prozent im Monatsdurchschnitt herabzudrücken, sind: Anhebung der Besitz- und Kapitalsteuer; beschleunigte Streichung der Subventionen für wichtige Nahrungsmittel und Dienstleistungen; Forcierung der Bauspartätigkeit; Verkauf von staatlichem Grund und Boden zur zusätzlichen Abschöpfung von Kaufkraft; gezielte Einfuhrförderung bei bestimmten Konsumgütern einschließlich Vorverlegung der Zollsatzsenkungen; zeitweilige Aussetzung aller öffentlichen Bauvorhaben, von Luxuswohnungen, Kinos und Theaterneubauten, Museen und Ausstellungsräumlichkeiten und anderer öffentlicher Gebäude, außer in neuen Wohnsiedlungen, wo es noch keine Kliniken bzw. Schulgebäude u. ä. gibt; Abbau der subventionierten Hypotheken (auch für junge Ehepaare und kinderreiche Familien); Auflage von attraktiven Sparprogrammen mit Einlagen bis zu sechs Jahren, die zu 80 Prozent an den Lebenshaltungskostenindex gebunden sind, zuzüglich einer Prämie von 14 Prozent und einem indexierten Jahreszinssatz von 6,5 Prozent; keine Neuverhandlungen über bereits unterzeichnete Tarifverträge, die im öffentlichen Sektor bis 31.1.1980 in Kraft sind, eventuelle Anwendung von Sanktionen gegen den Landesverband der privaten Unternehmer, die noch während der Laufzeit der Tarifverträge bereit sein sollten, über eine Aufstockung der Sokkellöhne zu verhandeln; Ablehnung der Forderung des Gewerkschaftsbundes, die automatische Teuerungszulage, die bisher zweimal im Jahr ausbezahlt wurde, in Zukunft alle drei Monate auszuzahlen; höhere Selbstbeteiligung der Versicherten bei den verschiedenen Krankenkassen; Anhebung der städtischen Steuern und Abgaben um 70—100 Prozent; Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst, einschließlich der Stadtverwaltungen. Das Wirtschaftskabinett wird sich bald auch mit der Frage der stark rückläufigen Ausfuhrrentabilität auseinandersetzen müssen. Rund 60 Prozent der israelischen Ausfuhren werden auf Dollarbasis abgewickelt. Im Vorjahr stieg nämlich in Israel das Preisniveau um ca. 50 Prozent, während die dollarbezogene Abwertung der Landeswährung bei 23 Prozent lag. Infolgedessen ist die Ausfuhr nach den USA oder Märkten, die auf Dollarbasis abrechnen, mit erheblichen Verlusten verbunden. Die Ausfuhr von pharmazeutischen Feinchemikalien, nahtlosen Rohren, Sanitärkeramik, Glas und Textilien mußte wegen nicht ausreichender Rentabilität auf dem US-Markt bereits eingestellt werden. Seit dem 15.10.1978 ist der Kurs des Dollars gegenüber dem Israelischen Pfund stabil infolge der Inanspruchnahme kurzfristiger Dollarkredite in Höhe 611

1979 — Sonstiges

von ca. 980 Millionen Dollar, die auf den Wechselkurs des Israelischen Pfundes drücken. Im selben Zeitraum stieg der Lebenshaltungsindex um 18 Prozent. Die Bank of Israel ist deshalb bereit, weiter zu intervenieren, um die Abwertung der Landeswährung zu beschleunigen und damit die Rentabilität der Ausfuhren zu verbessern. Die nicht beabsichtigte Aufwertung des Israelischen Pfundes seit Jahresbeginn um 8 Prozent hat sich bereits als ausfuhrhemmend bzw. einfuhrfördernd erwiesen. Um diese Entwicklung in Zukunft zu verhindern, wird in Jerusalem ein Plan geprüft, die Exporteure gegen evtl. Wechselkursschwankungen abzusichern, das heißt in Höhe der Differenz zwischen dem Dollarkurs der Landeswährung und der Inflationsrate zu entschädigen. Mit dieser Versicherung will das Industrie-, Handels- und Touristikministerium eine endgültige Aufgabe des US-Marktes durch die israelischen Exporteure verhindern."

Wachstumsbilanz der israelischen Banken Juni/Juli 1980, 20. Jahrgang, Nr. 11/12

„Die reale Zuwachsrate des israelischen Bankengeschäfts lag 1979 gegenüber 1978 mit 12 Prozent weit vor den anderen Branchen der Wirtschaft des Landes. So stieg im Vorjahr Israels Bruttosozialprodukt real um ca. 5 Prozent und die Industrieproduktion um real 5,4 Prozent. Auch auf anderen Gebieten ist es dem Bankensektor 1979 gelungen, Erfolge zu zeitigen. Die Zahl der Zweigstellen und Filialen im Inland stieg um 2,4 Prozent, die der Niederlassungen, Tochtergesellschaften, Repräsentanzen und Filialen im Ausland um 13,4 Prozent. Während die Zahl der in der Wirtschaft Beschäftigten sich im Vorjahr um 2,3 Prozent erhöhte, stieg sie im Bankensektor um 9,3 Prozent. Der konsolidierte Jahresabschluß aller israelischen Banken, weist für das Ausland für 1979 eine Summe von ca. 33,5 Milliarden US-Dollar aus; hinzu kommen 6,5 Milliarden Dollar, die durch die 86 Tochtergesellschaften, Niederlassungen und Filialen im Ausland erarbeitet wurden. Die Konzentration von über 90 Prozent des Bankgeschäftes auf drei Großbankengruppen blieb auch 1979 unverändert. Von den 29 in Israel lizenzierten Handelsbanken liefern sich zwei Gruppen, die Bank Leumi und die gemeinwirtschaftliche Bank Hapoalim, ein hartes Kopfan-Kopf-Rennen um die Spitzenposition. Die dritte Großbank, die Israel Discount Bankgruppe, kann nur mit Abstand ihre Position verteidigen. Die seit Jahren anhaltend hohe I nflationsrate in Israel hat fast zu einer totalen Indexierung im Kreditsektor geführt. 1979 waren mehr als 52 Prozent der in Bilanzen ausgewiesenen Positionen an den Kurs des US-Dollars und 43 Prozent an die Entwicklung des Lebenshaltungsindexes gebunden."

612

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft

Israels Industrie zieht positive Bilanz für

1979

April 1980, Nr. 617

„Die israelische Industrie hat 1979 trotz uneinheitlichen Konjunkturverlaufs und verschiedener Einstellungsschwierigkeiten auf den wirtschaftspolitischen Kurswechsel der Regierung ein besseres Ergebnis erzielt als ursprünglich angenommen. Gleichzeitig mit dieser Erfolgsmeldung wurde kürzlich eine Studie des Statistischen Amts Jerusalem bekannt, die eine erhebliche Abhängigkeit mittlerer und großer Industrieunternehmen des Landes von ausländischem Know-how konstatiert. Viele Industriebetriebe des Landes waren 1979 auf einen Rückgang des Inlandsabsatzes vorbereitet und hatten einen Teil ihrer Kapazitäten auf den Export umgestellt. Hierdurch und aufgrund verschiedener Steuervergünstigungen (u. a. Absicherung gegen inflationsbedingte Kapitaleinbußen) hat sich im Vorjahr die Ertragslage der Industrie wesentlich gebessert, was es zahlreichen Betrieben ermöglichte, ihre unzureichende Eigenkapitalsbasis zu erweitern. Der Wert der Industrieproduktion stieg 1979 gegenüber 1978 real um 5,3 Prozent auf 374 Milliarden Israelische Pfund (1 Israelisches Pfund = rd. 0,06 DM), ausschließlich der Verarbeitung von Rohdiamanten, um 7 Prozent. 50 Prozent der Industrieproduktion werden ausgeführt. Der Exportwert von israelischen Industrieerzeugnissen verzeichnete 1979 gegenüber dem Vorjahr ein reales Plus von 6,6 Prozent. Stärkere Exportorientierung

gelungen

Betriebe, die ihre Produktion verstärkt auf den Export von Waren umstellten, erhöhten die Kapazitätsauslastung besonders eindrucksvoll und stellten teilweise auf Zwei-Schicht-Betrieb um. Investitionen, die in den letzten Jahren getätigt worden waren, wurden erstmals genutzt. Die mit dem 29. Mai 1979 in Kraft gesetzten Investitionsbeschränkungen machten sich im selben Jahr noch nicht bemerkbar. Insgesamt investierte die Industrie 1979 ca. 22 Milliarden Israelische Pfund (zu laufenden Preisen), davon 17 Milliarden Israelische Pfund in neue Produktionsanlagen. Die verschiedenen Industriebranchen entwickelten sich im Vorjahr uneinheitlich. Die Nahrungsmittelverarbeitung, Textil- und Bekleidungsindustrie mußte Rückschritte hinnehmen. In der kapitalintensiven Chemiebranche wurden in den vergangenen sieben Jahren in großem Umfang Investitionen getätigt, deren bisherige Resultate als eher enttäuschend gelten. Konjunktur- und währungspolitische Schwierigkeiten behindern die auf den Export orientierte Chemie in besonderem Umfang. Hinzu kommt die Erhöhung der Mineralölpreise. Die metallverarbeitende Industrie mußte ebenfalls im Vorjahr einige Rückschläge hinnehmen, die mit dem Verlust des lukrativen iranischen Marktes und der rückläufigen Beschaffung der israelischen Streitkräfte verbunden waren. Hinzu kam die Rückentwicklung der einheimischen Nachfrage. Die notwendige 613

1979 — Sonstiges Neuorientierung der verschiedenen Produktionsbereiche gestaltete sich auch in der Elektro- und Elektronikbranche schwieriger als ursprünglich erwartet, f ü r die die aus denselben Gründen notwendig gewordene Umstellung von der militärischen auf die zivile Produktion noch schneller vollzogen werden mußte. Die Bemühungen um Ausfuhrsteigerung waren mit 22 Prozent auf 161 Millionen USDollar für die Branche erfolgreich, die auch 1980 ihr Augenmerk insbesondere auf die Erschließung neuer Absatzmärkte richten will. Die Hersteller von Holz-, Papier- und Druckerzeugnissen konnten sich im Vorjahr zusammen mit den Be- und Verarbeitern von Edelsteinen, kunstgewerblichen Gegenständen und von Schmuck gut entwickeln. In einigen Sparten wurden sogar überdurchschnittliche Zuwachsraten erarbeitet. Allerdings haben diese Branchen innerhalb der Industrie insgesamt nur einen geringen Stellenwert. Produktion, Beschäftigung und Investitionen in der Industrie (Produktion in Mrd. Pfund zu Preisen von 1979, Investitionen in Mrd. Pfund zu Preisen Jan. 1979)

Branchen Nahrungsmittel, Tabak und Getränke Textil und Bekleidung Holz-, Papierund Druckerzeugnisse Bergbau und Mineralien Chemie, Kautschuk und Kunststoff Metall und Elektronik Diamanten Insgesamt

Produktion Beschäftigung 1978 19791» 19802» 1978 1979"

1980 2)

Investitionen 1978 1979"

62,10

66,0

70,0

40 400

41 500

42 000

25,2

25,9

40,20

43,0

46,0

62 500

62 500

63 000

27,0

27,6

31,00

34,0

36,5

41 550

42 500

43 300

18,4

19,6

15,75

16,5

17,5

14 450

15 100

15 500

26,4

26,7

70,25

72,5

79,7

26 000

26 500

28 000

33,8

35,3

100,50 110,0 31,7 35,2

117,0 33,3

114 350 8 750

120 200 8 700

124 200 9 000

65,9 0,7

74,1 0,8

355,0

400,0

308 000

317 000

325 000

197,4

210,0

373,7

2)

" vorläufige Zahlen; Planzahlen Quelle: Ministry of Industry, Trade and Tourism, Jerusalem, January 1980; Division for Industrial Planning

Ausfuhrabhängigkeit wächst Bei einer Prognose f ü r die verschiedenen Industriezweige ist zu berücksichtigen, daß die seit dem letzten Quartal 1979 sich abzeichnende Rückentwicklung der inländischen Nachfrage nicht nur anhalten, sondern sich eher noch vertiefen könnte. Damit wächst die Exportabhängigkeit auch der Industriezweige, die bis614

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft

her vorrangig auf den einheimischen Markt ausgerichtet waren. Die anhaltend hohe Inflationsrate, die bis Mitte April d. J. verlängerten Kreditrestriktionen und die damit verbundenen Liquiditätsengpässe werden die Finanzierungskosten 1980 bei zahlreichen Betrieben auf einen Anteil von 15—20 Prozent vom Umsatz erhöhen. Know-how-Import primär für neue Produkte

Erstmals hat das Statistische Amt in Jerusalem eine umfassende Erhebung über den Erwerb von Know-how durch große und mittlere Industriebetriebe durchgeführt. Obwohl sich die Erhebung auf das Jahr 1977 bezieht, ist kaum anzunehmen, daß seither in diesem Bereich gravierende Änderungen eingetreten sind. 152 Industriebetriebe (ausschl. Rüstung) in Israel zogen danach 1977 den Einsatz von ausländischem Know-how dem Risiko von Eigenentwicklungen vor. Für die Überlassung im Rahmen von 344 Verträgen zahlten sie Tantiemen in Höhe von rd. 101 Millionen Israelische Pfund (zu Preisen von 1977). 78 der Vertragsnehmer betrieben außerdem noch eigene Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Der Exportanteil lag bei den von der Erhebung erfaßten Betrieben bei 25 Prozent. Rund 40 Prozent des Produktionswertes konnten aufgrund des Einsatzes von erworbenem Know-how erarbeitet werden. Die chemische und petrochemische Industrie in Israel verfügte 1977 über rd. 140 Know-how-Verträge mit dem Ausland. 26 Betriebe dieser Branche bauten zum Erhebungszeitpunkt ihre Kapazitäten mit ausländischem Know-how aus. In der Elektro- und Elektronikbranche waren 50 Know-how-Verträge in Kraft, in der metallverarbeitenden Wirtschaft 31 und in der Nahrungsmittelindustrie 22. 60 Prozent der befragten Betriebe begnügten sich mit dem Abschluß eines Knowhow-Vertrages, während 36 Prozent zwei bis vier Verträge, 5 Prozent der Unternehmen mehr als fünf Verträge abgeschlossen hatten. 62 Prozent des erworbenen Know-hows dienten der Herstellung von neuen Produkten, 33 Prozent der Verbesserung des Angebots. Nur 5 Prozent hatten Verbesserungen im Marketingbereich zum Gegenstand. Rascher Einsatz ausschlaggebend

Die kurzfristige Anwendbarkeit des erworbenen Know-hows spielte bei den Überlegungen der israelischen Industrie eine wesentliche Rolle. 34 Prozent der eingekauften Know-hows konnten bereits im Laufe von sechs Monaten nach Erwerb voll genutzt werden. In den Branchen Tabak, Getränke und Nahrungsmittel sowie Textil und Bekleidung traf dies sogar für 80 Prozent der erworbenen Technologie zu. In der chemischen und petrochemischen Sparte waren dagegen häufig Anlaufzeiten von bis zu 18 Monaten notwendig. Im Stichjahr wurden 61 Prozent Know-how-Verträge mit europäischen Partnern getätigt (Bundesrepublik Deutschland: 18 Prozent; Schweiz: 13 Prozent; Großbritannien: 9 Prozent; Frankreich: 9 Prozent); der Anteil der US-Partner 615

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft

lag bei 32 Prozent, der der israelischen bei 5 Prozent. 72 Prozent der Verträge waren mit Ausfuhrbeschränkungen für die israelische Seite verbunden. 39 Prozent davon untersagten den israelischen Betrieben jeden Export von Erzeugnissen, die mit Hilfe des ausländischen Know-hows hergestellt werden. Besonders einschränkend waren die Verträge in der Chemiesparte: 66 Prozent der Abkommen untersagten jede Ausfuhr, bei 19 Prozent der Verträge verpflichteten sich die Empfänger zu Ausfuhrbeschränkungen, und nur bei 15 Prozent wurden beschränkte Ausfuhrrechte eingeräumt. In der Mehrzahl der Abkommen verpflichteten sich die Israelischen Industriebetriebe, Ausrüstungen und Halbfabrikate beim Know-how-Geber zu erwerben. 93 Prozent der Verträge enthielten andererseits eine schriftliche Verpflichtung der ausländischen Know-how-Geber, die israelischen Firmen laufend über neue Entwicklungen zu informieren. 62 Prozent der Abkommen wurden durch eine Tantiemenzahlung, die in der Regel einen gewissen Prozentsatz vom Jahresumsatz des Unternehmens ausmachte, abgegolten. In 19 Prozent der Vereinbarungen mußten die Know-how-Empfänger außerdem eine einmalige Zahlung als Entgelt abführen. Industrieunternehmen

mit

Know-how-Verträgen

(Stand 1977; Anteile in Prozent)

Industriezweig Nahrungsmittel Textil- und Bekleidungsbranche Gummi- und Kunststoffbranche Chemie und Petrochemie Metallindustrie Maschinenbau Elektrobranche und Elektronik Sonstige Industrie Insgesamt

Verteilungder Know-how Bezieher 11

616

Verteilungder Know-howVerträge

Verteilungder Tantiemenzahlungen

Anteil am gesamten Jahresumsatz

12

7

7

16

-

4

6

4

11

12

7

4

8

17 12 9

20 9 9

41 9 7

22 4 17

21 5 8

17 16

19 19

15 10

22 18

20 18

100

100

100

100

100

19

21

15

8

31

33

23

21

7

Größenordnung der Betriebe 50 bis 99 Beschäftigte 30 100 bis 299 Beschäftigte 33 300 und mehr Beschäftigte 37 Insgesamt

Anteil eigener FuE

100

50

46

62

71

100

100

100

100

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft

Industriezweig Wirtschaftssektor Privatsektor Gemeinwirtschaftlicher Sektor öffentlicher Sektor Insgesamt

Verteilung der Know-how Bezieher

Anteil eigener FuE

Verteilung der Know-howVerträge

Verteilung der Tantiemenzahlungen

Anteil am gegesamten Jahresumsatz

62

55

66

69

56

34 4

41 4

30 4

25 6

36 8

100

100

100

100

100

Quelle: Israel Central Bureau of Statistics, Jerusalem, Dezember 1979

Eindeutige Regelungen für Israels Investitionsförderung Das israelische Finanzministerium hat jetzt endgültig Klarheit über die Förderungspraxis bei allen neuen Industrie-, Landwirtschafts- und Touristikvorhaben, die nach dem 29.5.1979 eingereicht und bewilligt wurden, geschaffen. Einem Ende vergangenen Jahres gefaßten Beschluß des Wirtschaftskabinetts zufolge haben nur solche Projekte in den genannten Bereichen Anspruch auf ein langfristiges Darlehen der öffentlichen Hand, die von der Investitionsbehörde als förderungswürdig eingestuft wurden. Über die bereits feststellbaren Wirkungen der Mitte 1979 erstmals erschwerten Anleihekonditionen zeigte sich Industrie- und Handelsminister Patt vor kurzem besorgt. Die Förderungswürdigkeit eines Vorhabens wird aufgrund einer von Zeit zu Zeit den wirtschaftlichen Gegebenheiten und den Interessen der israelischen Wirtschaft angepaßten Prioritätenliste zuerkannt. Im Anschluß hieran hat der Unternehmer das Recht, zwischen einer Bindung des ihm im Rahmen des Investitionsförderungsgesetzes zustehenden Darlehens an die Entwicklung des Lebenshaltungsindex oder an die Parität zwischen US-Dollar und Israelischem Pfund zu wählen. Sowohl die Tilgung des Kapitals wie auch die anfallenden Zinsen unterliegen derselben Bindung. Die Kreditdauer beträgt 10 Jahre bei Industrie- und Agrarvorhaben und 12 Jahre bei neuen Fremdenverkehrsprojekten. Die Darlehenssumme beträgt in keinem Fall mehr als 40 Prozent des von den Behörden bewilligten Investitionsbetrages. Staffelung nach Entwicklungsgebieten Falls der Unternehmer die Koppelung von Tilgung und Zinszahlung an den Lebenshaltungsindex wählt, liegt f ü r förderungswürdige Industrie- oder Fremdenverkehrsunternehmen mit Standort im Entwicklungsgebiet A der Zinssatz bei 0,5 Prozent p. a., im Entwicklungsgebiet B bei 1 Prozent und im Entwicklungsgebiet C bei 1,5 Prozent. Falls das Darlehen an den Dollarkurs der Landeswährung gebunden ist, wird ein Zinssatz von 6 Prozent (A), 6,5 Prozent (B) bzw. 7,5 Prozent (C) berechnet. Bei landwirtschaftlichen Vorhaben sind alle Kredite der öffentlichen Hand, die an die Entwicklung des Lebenshaltungsindex gebunden sind, mit 2 Prozent, 617

1979 — Sonstiges

alle an die Dollarparität gekoppelten Darlehen mit 6,5 Prozent im Jahr zu verzinsen. In den drei Branchen bleiben die Fristen unverändert: die Zinszahlungen beginnen im zweiten Jahr der Darlehenslaufzeit: die Tilgung des Kapitals findet vom dritten bis zum zehnten Jahr (Industrie- und Landwirtschaftsprojekte) bzw. vom dritten bis zum zwölften Jahr (Tourismusvorhaben) statt. Bei Ausbauvorhaben bereits bestehender Unternehmen erfolgt im ersten Jahr nur die Zinstilgung und erst ab dem zweiten Jahr die Tilgung des Kapitals. Dieselben Bedingungen gelten auch für alle Investitionen in Anlagen, Ausrüstungen und Maschinen, die im Leasingverfahren vermietet werden. Geklärt wurde schließlich auch die offene Frage der Verwendung von ausländischen Lieferkrediten zur Finanzierung der Einfuhr von Investitions- und Produktionsgütern für neue Projekte. Hier gelten die Konditionen der Branchen, für die die importierten Waren jeweils verwendet werden. Einschränkung

neuer Vorhaben

Die Mitte 1979 vorgenommenen einschneidenden Änderungen in der staatlichen Förderung bei allen Vorhaben, die bis zum 29.5.1979 eingereicht und verabschiedet wurden, haben bisher zu unterschiedlichen Reaktionen geführt. Die meisten Unternehmen im öffentlichen und gemeinwirtschaftlichen Industriesektor haben zwar mitgeteilt, daß sie den größten Teil der bisher bereits begonnenen Vorhaben planmäßig durchführen wollen. In einigen Fällen wird es wahrscheinlich notwendig sein, Projekte zu strecken und ihre Fertigstellung wegen Liquiditätsengpässen zu verschieben. Dagegen haben die Änderungen der Investitionskonditionen zur Stillegung von Vorbereitungsarbeiten bei neuen Projekten und auch bei Ausbauvorhaben geführt. Dem Jahresbericht der israelischen Investitionsbehörde für 1979 zufolge hat sich besonders in der zweiten Jahreshälfte der Regierungsbeschluß von Mitte 1979 auf alle Investitionen und neuen Vorhaben stärker ausgewirkt als ursprünglich angenommen wurde. Diese Tendenz wurde durch die Kreditrestriktionen seit November vergangenen Jahres und die erheblichen Absatzschwierigkeiten auf dem inländischen Markt vertieft. Als besonders gravierend wird die Lage der ausländischen Neuinvestitionen in Israel von den Behörden bezeichnet. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 1979 sind fast alle Vorhaben bzw. Vorbereitungen hierfür zum Stillstand gekommen. Meldungen aus dem Ausland berichten über Absagen bzw. Aufschub von geplanten Projekten, für die bereits Genehmigungen, Kreditzuteilungen durch Banken und andere Vorbereitungen getroffen wurden. Außerdem zeichnet sich dem Bericht der Investitionsbehörde zufolge eine Tendenz ab, ausländische Beteiligungen abzutreten bzw. zu verkaufen und die Erträge zu retransferieren. Besonders ausgeprägt ist die Flaute bei neuen Projekten in der Fremdenverkehrsbranche mit Schwerpunkt im Hotelgewerbe. Sechs Neubauprojekte wurden inzwischen ausgesetzt. Projekte, die sich noch im Rohbaustadium befinden, wurden vorübergehend eingestellt. Auch der Ausbau von vorhandenen Beherbergungskapazitäten wurde erheblich gedrosselt. 618

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft Problematischer realer Rückgang Unter Berücksichtigung der Inflationsrate von 115 Prozent im J a h r e 1979 fiel der Wert der Investitionen in neue Industrievorhaben insgesamt real um 40 Prozent. Bei Ausbauprojekten von bereits bestehenden Betrieben und Anlagen beträgt der Rückgang real ca. 15 Prozent. Nur in den Fällen der inflationsbedingten Kapitalaufstockung besonders bei Projekten, deren Durchführung drei bis vier J a h r e in Anspruch nehmen, entspricht der Zuwachs der 1979 registrierten Inflationsrate. Entgegen ihrer Gepflogenheiten in den vergangenen Jahren hat die Investitionsbehörde für das Geschäftsjahr 1980 keine Prognose veröffentlicht. Industrieminister Patt begründete diesen Beschluß mit der noch unübersichtlichen Wirtschaftslage, bedingt durch die bis Ende Februar dieses Jahres begrenzten Kreditrestriktionen, die auch im weiteren Jahresverlauf restriktive Geldpolitik sowie die Entwicklung der Inlandsnachfrage und der Ausfuhrrentabilität. Der Minister zeigte sich besorgt über die drastische Verlangsamung der Investitionstätigkeit im Bereich der neuen Industrie- und Fremdenverkehrsvorhaben. Die Beschlüsse der Regierung auf diesem Gebiet sollten seiner Ansicht nach eigentlich nur als vorübergehende Inflationsbremse gesehen werden, da eine sich abzeichnende längere Investitionsflaute, besonders bei neuen f ü r die Wirtschaft wichtigen Industrievorhaben, sich auf die Ausfuhrbemühungen Israels nach 1984 schädigend auswirken könnte. Im Laufe der nächsten drei J a h r e ist hiernach allerdings die geplante Ausfuhrsteigerung durch die bessere Auslastung der bisherigen Kapazitäten erreichbar." Investitionsvorhaben (Wert in 1 000 Israelischen Pfund)

Industrie davon: neue Projekte Ausbauvorhaben inflationsbedingte Kapitalaufstockung Hotels davon u. a. neue Hotels Ausbauvorhaben in flationsbedingte Kapitalaufstockung Verkehrsprojekte Sonstiges außerordentliche Anleihen

1978 Zahl der genehmigten Projekte

Investitionen

1979 Zahl der genehmigten Projekte

Investi tionen

862

10 914

1 121

20 713

128 221

1 346 4 790

144 270

1 605 8 605

513 56

4 778 1 403

707 56

10 503 741

18 10

128 154

5 9

128 154

28 159 135 62

338 2 556 1 160 818

13 165 143 62

459 1 630 2 440 I 612

Quelle: Israel Investment Authority. Annual Report. 6.1.1980

619

1980

Bilaterale Verträge und Abkommen

Verbesserung des Rechtsverkehrs mit Israel in Zivil- und Handelssachen Das Bundesministerium der Justiz teilt mit: Das Bundeskabinett hat die Entwürfe eines Vertragsgesetzes und eines Gesetzes zur Ausführung des deutsch-israelischen Vertrages vom 20. Juli 1977 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen beschlossen. Bisher war im Verhältnis zu Israel nicht geklärt, ob und inwieweit die in einem Staat ergangenen Urteile und andere Schuldtitel auch im anderen Staat anerkannt und vollstreckt werden können. Insbesondere war unklar, wieweit die Gegenseitigkeit für die Anerkennung und Vollstreckung im Verhältnis der beiden Staaten zueinander als gegeben angesehen werden konnte. Diese Frage ist bisher nur für Schiedssprüche durch multilaterale Vereinbarungen geregelt. Der „Vollstreckungsvertrag" wird nunmehr die Gegenseitigkeit auf eine klare und feste Grundlage stellen. Außerdem wird ein vereinfachtes Verfahren für die Durchsetzung gerichtlicher Entscheidungen, die im anderen Staat ergangen sind, eingeführt. Das Abkommen ist Ausdruck des wechselseitigen Vertrauens in die Rechtspflege des Vertragspartners. Es wird die bestehenden Rechts- und Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder zueinander enger gestalten und sie damit weiter fördern. Das Ausführungsgesetz regelt das Verfahren, in dem israelische Schuldtitel in der Bundesrepublik Deutschland zur Zwangsvollstreckung zugelassen werden. Beide vom Kabinett beschlossenen Gesetzentwürfe wurden den gesetzgebenden Körperschaften zur Beratung zugeleitet. Der von der Bundesregierung ausgehandelte „Vollstreckungsvertrag" kann erst nach Zustimmung durch das Parlament und nach Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft treten.

621

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Die Deutsche Entwicklungsgesellschaft

(DEG) investiert in Israel

Der Geschäftsbericht der Deutschen Entwicklungsgesellschaft (DEG) in Köln, für wirtschaftliche Zusammenarbeit m.b.H. hat auch Investitionsvorhaben in Israel mit Kapitalmitteln unterstützt. 1962 wurde die Gesellschaft gegründet, mit dem Ziel, den Aufbau der Wirtschaft in Entwicklungsländern durch Zusammenarbeit deutscher Unternehmer und entsprechenden Unternehmungen in Entwicklungsländern zu fördern. Die DEG ist ein Finanzierungsinstitut. Sie fördert Investitionen der deutschen Wirtschaft in Entwicklungsländern, indem sie a) Beteiligungen an Unternehmen in Entwicklungsländern übernimmt und/ oder beteiligungsähnliche Darlehen gewährt, b) ihren Partnern für die Planung und Realisierung von Projekten in Entwicklungsländern Beratung anbietet, c) deutsche Investoren und Investoren aus Entwicklungsländern auf der Basis der Partnerschaft zusammenführt, d) bei der Vermittlung zusätzlicher Finanzierungen durch internationale und nationale Entwicklungsbanken behilflich ist, e) über ausgesuchte Entwicklungsländer systematisch Investitionsdaten beschafft. Die DEG arbeitet nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen. Sie muß ihre Aufwendungen durch die Erzielung von angemessenen Erträgen in ihren Engagements decken. Sie beteiligt sich deshalb nur an der Mitfinanzierung von Investitionen, die begründete Aussicht bieten, nach einer angemessenen Anlaufzeit Gewinne zu erzielen. Das Investment der DEG in einem Projekt ist keine Daueranlage, sondern zeitlich begrenzt. Nach dem Verkauf der Beteiligung und/oder der Rückzahlung des beteiligungsähnlichen Darlehens stehen die Mittel der DEG für neue Investitionen zur Verfügung. Das Stammkapital der DEG beträgt derzeit DM 1 Milliarde. Alleiniger Gesellschafter ist die Bundesrepublik Deutschland. Von den derzeit 185 Projektgesellschaften der DEG werden 162 Unternehmen ausschließlich aus Eigenmitteln der DEG mitfinanziert (DM 382,7 Millionen), zehn ausschließlich aus Treuhandmitteln (DM 23,2 Millionen). Bei 12 weiteren Projektgesellschaften liegt eine Kombination beider Finanzierungsarten vor. In einer Projektgesellschaft besteht das DEG-Engagement aus Eigenmitteln (DM 2,3 Millionen) sowie aus Mitteln, die auf dem deutschen Kapitalmarkt aufgenommen wurden (DM 5,0 Millionen). Von den 185 Projektgesellschaften der DEG befanden sich 39 Unternehmen zum Jahresende im Verhandlungsstadium, 622

Die Deutsche Entwicklungsgesellschaft

(DEG) investiert in Israel

in der Aufbau- bzw. Anlaufphase oder ruhten. Im Berichtsjahr arbeiteten 105 Unternehmen mit Gewinn. Insgesamt haben 45 Unternehmen Dividendenausschüttungen beschlossen oder vorgenommen. 130 der 185 Projektgesellschaften sind Industrieunternehmen. Von diesen befinden sich 103 Unternehmen im Produktionsstadium. Der durchschnittliche Finanzierungsbeitrag der DEG je Unternehmen beläuft sich auf DM 3 Millionen. Im Einzelfall liegen die zugesagten Finanzierungsbeiträge zwischen rund DM 40 000 und DM 20 Millionen. Die durchschnittliche Gesamtinvestitionssumme der von der DEG mitfinanzierten Unternehmen liegt bei rund DM 21 Millionen. Bei dem kleinsten Unternehmen beträgt sie DM 30 000, bei dem größten Unternehmen DM 288 Millionen. Überwiegend finanziert die DEG solche Projekte, an denen mittlere deutsche Unternehmen beteiligt sind. Diese bevorzugen im Investitionsland als lokale Partner wiederum mittlere Unternehmen. Rund 26 % der zugesagten DEGEigenmittel entfallen auf Gemeinschaftsprojekte mit Großunternehmen. Vom derzeitigen Zusagenbestand von DM 551 Millionen entfallen 45,8 % auf Beteiligungen (1977: 45,5 %), 54,1 % auf Darlehen (1977: 54,5 %) und unverändert 0,1 % auf Garantien. Das Verhältnis von Beteiligungsfinanzierung zu Darlehensgewährung hat sich damit praktisch nicht verändert. In Israel standen vier Projekte auf dem Plan. So hat die Deutsche Entwicklungsgesellschaft auch bei dem Stahlwerk der Israeli Steel Mills Ltd. in Akko mitfinanziert, sowie bei einer Fertigungsstätte der Triumph International Ltd. in Jerusalem, wo Miederwaren, Damenwäsche und Bademoden gefertigt werden. Frottierwaren: Ocean Textiles Ltd., Jerusalem. Das Unternehmen stellt Frottierbademäntel und -handtücher für den lokalen Markt sowie für den Export her. Die Stoffe werden in der eigenen Frottierweberei produziert. Im Zuge einer Umstrukturierung der Beteiligungsverhältnisse hat die DEG ihren Anteil um DM 125 000 auf rund DM 1,3 Millionen erhöht. Phosphorsäure Rotem Fertilizers Ltd., Arad. 1977 gegründete Gesellschaft, an der die DEG mit DM 7,8 Millionen beteiligt ist, errichtet gegenwärtig eine Phosphorsäureanlage. Im Zuge der Vergrößerung der Fertigungstiefe soll zusätzlich eine Schwefelsäureanlage gebaut werden. Die gewonnene Schwefelsäure wird überwiegend zur Herstellung der Phosphorsäure eingesetzt. Die DEG finanziert die Erweiterung in Form einer Kapitalerhöhung in Höhe von rund DM 1,6 Millionen mit. Der Gesamtfinanzierungsbeitrag der DEG beträgt damit DM 9,4 Millionen.

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1980 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Israels Wirtschaftsminister kommt für zwei Tage nach Frankfurt Der israelische Minister f ü r Wirtschaft, Industrie, Handel und Tourismus, Gideon Pat, war am 27. November 1980 für zwei Tage nach Frankfurt gekommen, um Besprechungen über sein Arbeitsgebiet und eine Pressekonferenz zu führen. Der Minister äußerte sich außerordentlich zufrieden über die deutschen Touristen, die zum Teil zum zweiten und dritten Mal nach Israel kommen, was bedeutet, daß sie sich im Lande wohl fühlen. Bis Ende 1980 werden im verflossenen J a h r r u n d 180 000 Touristen aus d e r Bundesrepublik Deutschland nach Israel gereist sein, was unser Land an die zweite Stelle der Statistik gebracht hat. Die deutschen Touristen, so betonte der israelische Minister, seien sehr geschätzt, sie seien nicht so laut wie die Gäste aus anderen Ländern und es „fehle nichts in den Hotels", wenn sie abgereist seien. Der anhaltende Boom der Touristen aus der Bundesrepublik Deutschland habe die Frage aufgeworfen, einen Teil der Schilder im Lande jetzt auch in deutscher Sprache aufzustellen und bei den archäologischen Plätzen entsprechende Erklärungen in deutscher Sprache zu fertigen. Aus der Leitung der staatlichen israelischen Verkehrsbüros in Frankfurt war zu hören, daß man dort mit einem weiteren Anstieg der Touristenzahlen aus der Bundesrepublik Deutschland in Höhe von 10 bis 12 Prozent f ü r 1981 rechnet. Hier freut man sich über diesen Anstieg, der letztlich auch darauf zurückzuführen sei, daß die Reisenden aus der Bundesrepublik Deutschland keinerlei Sprachprobleme haben. Die Reiseziele, warum die deutschen Reisenden nach Israel kommen, sind neben d e r Suche nach Sonne und Strand, besonders in den Wintermonaten in Eilat und den südlichen Städten, vor allem der Besuch der Heiligen Stätten u n d der Stadt Jerusalem. Auf die Frage, aus welchen Schichten die Touristen kämen, gab der stellvertretende Leiter des Büros zur Antwort, aus allen Schichten der deutschen Bevölkerung. Sie belegten bevorzugt die Hotelgruppen der drei bis fünf Sternehotels. 120 deutsche Reiseveranstalter bieten Gruppenreisen und verbilligte Einzelpauschalreisen an. Die meisten Touristen bleiben ca. 7 bis 14 Tage im Lande. Die Ölpreisexplosion wirke sich, da es sich um kürzere Flugstrecken handele, nicht sehr stark auf die Preisgestaltung aus. Auch Seereisen nach Israel seien im Anstieg, betonte man im israelischen Verkehrsbüro, nicht zuletzt mit direkten Schiffen aus italienischen und französischen Häfen. Auch Kreuzfahrten mit kurzen Landaufenthalten in Israel werden immer mehr gefragt. Bei 3,5 Millionen Einwohnern nun auch jährlich 3,5 Millionen Urlauber —das ist d e r T r a u m von Gideon Pat, dem israelischen Minister für Industrie, Handel und Tourismus. Um dem — realistischen — Ziel von 2,5 bis 3 Millionen näher zu kommen, sind f ü r die nächsten J a h r e massive Investitionen geplant. Wie der Minister mitteilte, soll die Zahl der Zimmer von jetzt 37 000 bis 1984 auf über 50 000 zunehmen, die Kapazität damit von rund 1,2 Millionen Touristen auf knapp 3 Millionen (aus aller Welt) ansteigen. 624

Israels Wirtschaftsminister kommt für zwei Tage nach Frankfurt Allein in Elat, d e m Ferienzentrum a m Roten Meer, sind 2 400 Zimmer im Bau. Vorrang haben landesweit preiswerte Zwei- o d e r Drei-Sterne-Hotels f ü r die touristische Mittelklasse. Obwohl die Urlauber schon jetzt in Israel durchschnittlich m e h r Nächte verbringen als in d e n meisten a n d e r e n Urlaubszielen a u f der Welt, sieht d e r Minister die Notwendigkeit, neben d e r steigenden Bettenzahl auch eine entsprechende touristische I n f r a s t r u k t u r zu schaffen. Allein in Elat, am T o t e n Meer u n d am See Genezareth werden deshalb in d e n nächsten drei J a h r e n r u n d 250 Millionen US-Dollar investiert. Dabei will das Ministerium, das in diesem J a h r eine Milliarde US-Dollar Tourismuseinnahmen registriert, sein besonderes A u g e n m e r k darauf richten, das Wohlbefinden der Gäste auch d u r c h weniger aufwendige, aber wirksame Maßn a h m e n zu f ö r d e r n . Wirtschaftsminister Pat äußerte sich in F r a n k f u r t auch zur israelisch-deutschen Wirtschaftsentwicklung. Von J a n u a r bis September 1980 sei d e r Export israelischer Waren in die Bundesrepublik Deutschland genauso groß gewesen, wie der gesamte Jahresexport 1979. Er betrug in d e n ersten n e u n Monaten 1980 424 Millionen Dollar gegenüber dem gesamten J a h r 1979, wo 427 Millionen Dollar verzeichnet wurden. Der Minister betonte, daß die E n d a b r e c h n u n g f ü r 1980 bei r u n d 600 Millionen Dollar liegen könnte, was ein sehr gutes Ergebnis wäre. 1978 hätten die israelischen Exporte in die Bundesrepublik Deutschland n u r S40 Millionen Dollar betragen. Die H a u p t g r u p p e d e r Exporte seien landwirtschaftliche Produkte mit einem Anteil von 31 % gewesen. Mode u n d Textilien waren mit 23 % verzeichnet, dicht gefolgt vom Export von Diamanten mit 22 %. Die Exportschwierigkeiten lägen weiterhin im Bereich d e r sogenannten unkonventionellen Exporte, d e r Elektronikindustrie, der Metallfabrikation, wie Maschinen, Fertigwaren aus Metallen sowie Maschinenteilen u n d sogenannten U n t e r a u f t r ä g e n als Zulieferer f ü r deutsche Industriewerke. Der starke Anteil d e r landwirtschaftlichen Erzeugnisse am Gesamtexport in die Bundesrepublik Deutschland u n d d e n europäischen Markt zeigt gleichzeitig die Besorgnisse f ü r den Eintritt d e r L ä n d e r Griechenland, Spanien u n d Portugal, die alle Anrainer am Mittelmeer sind. Der Minister hob in dem Pressegespräch hervor, daß die Statistik des ersten Halbjahres 1980 zum ersten Mal einen israelischen Außenhandelsüberschuß mit d e r Bundesrepublik Deutschland in H ö h e von 60 Millionen DM zu verzeichnen habe, was d a h e r r ü h r e , daß die Statistiken beider Länder unterschiedlich g e f ü h r t würden. Die Bundesrepublik Deutschland rechne die Zahlen beim Import „cif* u n d beim Export mit „fob". Die israelische Statistik umgekehrt, beim I m p o r t „fob" u n d beim Export „cif*. Das gebe einen Unterschied d e r Zahlen in H ö h e von rd. 23 %, indem in den „fob-Ziffern" Fracht u n d Versicherung eingeschlossen seien. Dennoch zeichne sich eine wesentliche Verbesserung des Außenhandels Israels mit d e r Bundesrepublik Deutschland ab. Die h o h e Inflationsrate könne man außer acht lassen, d a die Preise u n d Kosten bei Export u n d I m p o r t auf Dollarbasis verrechnet w ü r d e n . 625

1980 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Neue Einfuhrbeschränkungen in Israel Die israelischen Behörden ziehen die Einfuhrbremse stärker an. Mit Wirkung vom 1. Dezember 1980 können zahlreiche Waren nur noch mit Lizenz importiert werden. Die Beschränkung betrifft vorrangig langlebige Gebrauchsgüter, wie Rohre und Armaturen, Badewannen, Wandfliesen, Tonbandgeräte, Plattenspieler, Papier- und Druckerzeugnisse, Tabak und Zigaretten und Saatgut. Ein Sprecher des Industrie-, Handels- und Fremdenverkehrsministeriums bezeichnete die Einführung der Lizenzpflicht als Routinemaßnahme zum Schutz der israelischen Verbraucher. Sie könne keinesfalls als Rückzug von der 1977 eingeleiteten Politik der Einfuhrliberalisierung angesehen werden. Der Sprecher begründete die Lizenzpflicht für zahlreiche Industrieerzeugnisse mit dem Inkrafttreten israelischer Normen und der daraus folgenden Notwendigkeit, die Übereinstimmung importierter Waren mit den von Israel Standards Institute ausgearbeiteten Norm zu überwachen. Die Wiedereinführung der Importlizenzpflicht ist beim Verband der israelischen Handelskammern auf Kritik gestoßen. Einer kürzlich durchgeführten Erhebung zufolge wurde 1977 die Lizenzpflicht für Importwaren im Wert von 124 Millionen US-Dollar oder ca. 3 Prozent des gesamten Einfuhrwertes abgeschafft. Im Laufe der letzten zwei Jahre seien die Behörden schrittweise von der liberalen Importpolitik abgerückt. Ab 1. Dezember 1980 werden Einfuhrerzeugnisse im Wert von ca. 179 Millionen US-Dollar oder 2,6 Prozent der 1979 ausgewiesenen Warenimporte lizenzpflichtig sein. Aus der Erhebung geht auch hervor, daß besonders in den vergangenen zwölf Monaten auf Druck der inländischen Industrie zahlreiche nichttarifäre Hemmnisse, neue Industrienormen und andere Beschränkungen bei der Einfuhr angewendet wurden. Als zusätzliche I mporterschwernis wird auch die Anhebung der Großhandelsausgleichsteuer ab 1. Dezember 1980 angesehen. Die damit verbundene Verteuerung der Einfuhrwaren dürfte zwangsläufig eine restriktive Wirkung auf die Einfuhren haben. Nach dem Stichtag wird die Zollbehörde die Berechnungsbasis für die Anwendung des Kaufsteuersatzes (Unterschied zwischen dem cif-Preis der Ware und ihrem Großhandelsabgabepreis) verdoppeln. Bisher wurde die Großhandelsspanne beispielsweise bei Fernsehgeräten mit 40 Prozent, bei Elektrokühlschränken und elektrischen Kochgeräten mit 60 Prozent berechnet.

Weitere Expansion im Außenhandel mit der Bundesrepublik Im Zeitraum Januar/Dezember 1980 wurden von der Bundesrepublik Deutschland aus Israel Waren im Werte von 1112 Millionen DM importiert und für 1304 Millionen DM dorthin exportiert. Das entspricht einer Ausweitung des Einfuhrwertes gegenüber dem vorangegangenen Jahr um 148 Millionen DM oder 15,4 Prozent und des Ausfuhrwertes um 22 Millionen DM oder 1,7 Prozent. Bis Ende 626

Israels Schmuckindustrie in Europa auf dem Vormarsch

Dezember 1980 ergab sich danach für die Bundesrepublik Deutschland ein Aktivsaldo von nur noch 192 Millionen DM gegenüber einem Ausfuhrüberschuß von 319 Millionen DM im Jahr 1979. Von den im Berichtsjahr aus Israel eingeführten Erzeugnissen kamen 351 Millionen DM oder 31,6 Prozent auf Ernährungsgüter, zum allergrößten Teil Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs in Höhe von 321 Millionen DM, unter denen wiederum Obst und Südfrüchte für 146 Millionen DM einen überragenden Anteil hatten. Außerdem sind noch besonders erwähnenswert lebende Pflanzen, ziergärtnerische Erzeugnisse für 107 Millionen DM, Gemüse-, Obstkonserven, Fruchtsäfte für 39 Millionen DM sowie Gemüse und sonstige Küchengewächse für 18 Millionen DM. Nahrungsmittel tierischen Ursprungs erbrachten nur 30 Millionen DM oder 2,7 Prozent, fast ausschließlich Fleisch und Fleischwaren. Außerordentlich gering indessen waren die Bezüge von lebenden Tieren und Genußmitteln. Waren der gewerblichen Wirtschaft erzielten 67,3 Prozent des Gesamtimportwertes. Davon entfielen allein auf Fertigwaren 626 Millionen DM oder 56,3 Prozent, überwiegend Textilfertigerzeugnisse in Höhe von 193 Millionen DM und bearbeitete Schmuckdiamanten in Höhe von 155 Millionen DM.

Israel und Europa Israels Schmuckindustrie in Europa auf dem Vormarsch Die Exporte der 400 Betriebe, die sich in Israel mit der Herstellung von Goldund Silberschmuck, sowie der Diamantenschleiferei befassen, sind dabei, ihre Produktionen weiter zu steigern und vor allem auf dem Exportmarkt erfolgreich zu operieren. 1975 war die Exportziffer noch bei 5 Millionen DM, vier Jahre später erreichte der Export bereits 125 Millionen DM. Diese Zahlen nannte Botschaftsrat Uriel Eylat bei einer Pressekonferenz in dem Schmuckzentrum der Bundesrepublik Deutschland in Pforzheim. 5 000 Israelis sind in diesem Industriezweig beschäftigt, vom Ein-Mann- Betrieb, bis zu kleinen Fabriken bis zu 60 Mitarbeitern. Für den zweitgrößten Handelspartner Israels, die Bundesrepublik Deutschland, sagen diese Zahlen nicht viel, denn der Import aus Israel beläuft sich in diesem Bereich bisher auf nur 7 Millionen DM. Bei den USA sind es 110 Millionen DM, was Herr Eylat auf die große jüdische Gemeinde in Amerika zurückführt, wenigstens zum Teil. Auch in Pforzheim gibt es etwa 45 jüdische Handelsbetriebe, die auf dem Sektor Schmuck in Diamanten arbeiten. Natürlich kein Vergleich mit den USA. 627

1980 — Israel und Europa Israel zieht in der Bundesrepublik nicht n u r auf den reinen Export von Schmuck ab. Die Handelsverbindungen des Landes mit den Staaten der Europäischen Gemeinschaft bieten d e n deutschen Firmen Vorteile, die auf Partnerschaft angelegt sind, sowohl bei Export und Import, als auch auf der Produktionsebene. Hier gibt es einen ganzen Katalog von Vorteilen, die in Pforzheim genannt wurden: — Israels bilaterale und multilaterale Zollabkommen ermöglichen zollfreie Einf u h r in die EG und große Begünstigungen in den USA, Südafrika, Australien, Japan u n d vielen anderen Ländern; — eine moderne Infrastruktur bietet der Industrie alle nötigen Dienstleistungen; — Israel verfügt über gut ausgebildete Fachkräfte und Ausbildungsstätten; weltbekannte technologische Institute wie das Weizmann-Institut und das Technion in Haifa, stehen zur Verfügung; — Hersteller können am Ort geschliffene Diamanten verwenden und Halbedelsteine von der Internationalen Börse in Ramat Gan (Israel) direkt erwerben; — Lohnkosten sind relativ niedrig — DM 6 bis 10 pro Stunde; — die Industrie wird von der Regierung gefördert; besondere Förderungshilfe besteht f ü r die Industrien in Entwicklungsgebieten; — die Vielfalt der im Lande vorhandenen Traditionen, alte und moderne, sowohl als auch Fachschulen, garantieren geschmackvolles und originelles Design. Vom 13. bis 14. April 1980 wird eine Juwelenwoche in Tel Aviv stattfinden, die vierte ihrer Art, bei der im Kreise der in- und ausländischen Fachleute über diese Produktions- und Handelsfragen gesprochen werden soll. Die Kollektionen der israelischen Produktion, die auch vorgestellt werden, sind mannigfaltig: Goldund Silberketten (hand- u n d maschinell gearbeitet); Anhänger; Ohrringe; Ringe; Feinschmuck; Unikate; Modeschmuck; Schmuck mit Edel- und Halbedelsteinen; gestaltete Gold- und Silberkreationen; Devotionalien. Israel besitzt viele Designer f ü r diesen Wirtschaftszweig. Die Bezallel-Schule in Jerusalem verabschiedet in jedem Jahr r u n d 30 neue Künstler f ü r diesen Bereich, so daß immer neue Ideen in die Produktionsstätten kommen. Fachkräfte bei der Fertigung, eine gute Inf rastruktur, das nötige Know-how sind in diesem Industriezweig vorhanden. H e r r Eylat glaubt, daß eine Kooperation von beiden Seiten die Produktion u n d den Warenaustausch beider Staaten steigern werden. Die zollfreie Einfuhr in die EG-Staaten und die großen Begünstigungen an viele Staaten können gerade im Bereich der Kooperation günstige Auswirkungen haben. Was auf dem Sektor der Schmuckherstellung auch nicht vergessen werden darf, sind die technologischen Möglichkeiten in Israel, wie das Technion in Haifa und das Weizmann-Institut bei Tel Aviv, die beide mit umfangreichen Möglichkeiten f ü r j u n g e Leute zur Verfügung stehen, u m vor allem auf dem Gebiet der Metallforschung und Schmelztechnik zu lernen. Man darf in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen, daß die größte 628

Protokoll zur 2. Sitzung des Kooperationsausschusses Israel - EG Handelsbörse f ü r Diamanten jetzt in Tel Aviv steht und auch die Edelsteinbörse daneben große Dimensionen annimmt.

Israel reduziert 320 Zollpositionen — Aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft 1. Februar 1980, Nr. 2 „Entsprechend dem präferenziellen Handelsabkommen mit der EG (Amtsblatt EG Nr. L 136 vom 28. Mai 1975) hat Israel mit Wirkung vom 1. Januar 1980 die im normalen Zollabbau vereinbarte letzte Zollreduktion für viele Importgüter durchgeführt. Die in Kraft getretene Verfügung betrifft 320 Zollpositionen mit einem Einfuhrwert von ca. 120 Millionen US-Dollar pro Jahr. Für die israelische Oberzollbehörde bedeutet dies Einnahmen Verluste in Höhe von ca. 100 Millionen israelischen Pfund. Teilweise wurden die Zollermäßigungen auch auf andere Länder, die nicht der EG angehören, erweitert, besonders wenn der bisher gültige Zollsatz ohnedies niedrig war und seine Erhebung nur die Behörden belastete. In diesem Rahmen hat sich Israel auch bereit erklärt, dem US-amerikanischen Wunsch stattzugeben, für viele aus den USA eingeführte Waren die gleichen Zollsätze wie aus der EG anzuwenden. Unter die von der neuen Verordnung erfaßten Waren fallen verschiedene Chemikalien, Papiersorten, Fotofilme, Goldbarren, Nickel- und Zinnbleche, Schreibmaschinen, Registrierkassen, elektrische Rasiermaschinen sowie zahlreiche andere Elektrogeräte. Zahlreiche Importwaren, die bisher mit einem niedrigen Zollsatz von 1—4 Prozent waren, können seit Jahresbeginn zollfrei eingeführt werden."

Protokoll zur 2. Sitzung des Kooperationsausschusses Israel — EG Die Bemühungen Israels, näher an die Europäische Gemeinschaft heranzurükken, hatten zur Gründung eines Kooperationsausschusses zwischen Israel und der EG geführt, der am 7. Oktober 1980 zum zweiten Mal zu einer Tagung zusammentraf. Den Vorsitz führte damals der Minister für Auswärtige Angelegenheiten des Großherzogtums Luxemburg und amtierenden Präsident des Rates der Europäischen Gemeinschaft, Gaston Thorn. Das Protokoll dieser Tagung, das erst am 9. Januar 1984 veröffentlicht wurde, soll hier im Wortlaut wiedergegeben werden. 629

1980 — Israel und Europa Handelsverkehr und Anwendung des Abkommens Die israelische Delegation erklärte erneut - wie sie dies bereits im Kooperationsausschuß getan hatte - , daß ihre passive Handelsbilanz mit der Gemeinschaft, die im J a h r e 1979 noch 1 Milliarde Dollar betragen hätte, f ü r sie Anlaß zur Besorgnis sei. Im Zusammenhang mit den laufenden Verhandlungen im Rahmen der Durchführung von Artikel 22 des Abkommens erinnerte die israelische Delegation an ihre Verbesserungsvorschläge zu den Bestimmungen des Abkommens. Sie äußerte ihr Bedauern darüber, daß die Antwort der Gemeinschaft auf die Anträge der israelischen Delegation zum Agrarsektor nicht positiv ausgefallen sei. Dennoch wolle sie diese Verhandlungen so bald wie möglich abschließen. Sie wies ferner darauf hin, daß Israel bei der Ausfuhr von Zucker- und Wassermelonen nach Italien in jüngster Zeit auf Schwierigkeiten gestoßen sei. Die Delegation der Gemeinschaft erklärte, sie habe in bezug auf die Entwicklung des Warenaustausches festgestellt, daß sich die Handelsbilanz in der Zeit von 1975—1979 - mit Ausnahme des Jahres 1975 - ständig zugunsten Israels verbessert habe. Außerdem habe die Gemeinschaft hinsichtlich der Struktur der israelischen Ausfuhren vermerken können, daß Israel seinen Absatz bei bestimmten Agrarerzeugnissen insbesondere bei Avocadofrüchten, Mandarinen, frischem Gemüse, Blüten und Blattwerk, spürbar gesteigert und gleichzeitig aber auch seine Bemühungen um eine Diversifizierung seiner Absatzbereiche fortgesetzt habe, so daß die gewerblichen Waren bei den Lieferungen Israels an die Gemeinschaft jetzt an erster Stelle stünden. Herr Cheysson zog im Namen der Kommission eine kurze Bilanz aus der Entwicklung des Warenaustausches zwischen den beiden Vertragsparteien. Auch er unterstrich die deutliche Verbesserung im Warenverkehr, und zwar sowohl hinsichtlich der Handelsbilanz als auch der Diversifizierung der israelischen Ausfuhren. Das Defizit der israelischen Handelsbilanz nehme stetig ab, und diese Entwicklungstendenz scheine durch die jüngsten Zahlenangaben bestätigt zu werden, die f ü r die ersten Monate des Jahres 1980 vorlägen. Herr Cheysson erklärte ferner, die Dientsstellen der Kommission würden prüfen, inwieweit eine Lösung für die Schwierigkeiten gefunden werden könnte, die bei den israelischen Ausfuhren von Zucker- und Wassermelonen nach Italien aufgetreten seien. Die Gemeinschaft war sich bewußt, daß sich in der Vergangenheit beim Vergleich der gegenseitigen Statistiken Probleme gestellt haben. Ihres Erachtens sollten unbedingt die sehr nützlichen gemeinsamen Bemühungen fortgesetzt werden, damit diese Probleme besser abgegrenzt werden können; sie erinnerte an die Schlußfolgerungen des Kooperationsausschusses zu diesem Punkt. Was die Fragen im Zusammenhang mit den Verhandlungen gemäß Artikel 22 des Abkommens anbelangt, so war die Gemeinschaft der Ansicht, daß es insbesondere wegen d e r im Abkommen vorgesehenen Fristen im Interesse beider Parteien liegt, die Verhandlungen abzuschließen. 630

Protokoll zur 2. Sitzung des Kooperationsausschusses Israel — EG Abschließend hat der Kooperationsrat — hinsichtlich d e r Entwicklung des Warenaustausches

—festgestellt, daß es ermutigend sei, daß Israel trotz eines erheblichen Handelsdefizites seine Ausfuhren nach der Gemeinschaft steigern und diversifizieren konnte; —vermerkt, daß sich dieses Handelsdefizit im Jahre 1979 beträchtlich verringert hat; —zur Kenntnis genommen, daß der Kooperationsausschuß übereingekommen ist, seine Beratungen über den Vergleich der Handelsstatistiken der beiden Parteien fortzusetzen; — hinsichtlich des Funktionierens der Handelsregelung zur Kenntnis genommen, daß die technischen Probleme beim Funktionieren der Handelsregelung derzeit vom Kooperationsausschuß geprüft werden. Darüber hinaus hat der Kooperationsrat festgestellt, daß beide Vertragsparteien die Verhandlungen gemäß Artikel 22 des Abkommens abschließen möchten. Durchführung arbeit

der industriellen, landtvirtschaftiichen

und wissenschaftlichen

Zusammen-

Die israelische Delegation erinnerte an die Ergebnisse, die bisher bei der Durchführung der industriellen, landwirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit erzielt worden sind. Sie schlug vor, in diesem Bereich neue Aktionen einzuleiten, und nannte als Beispiel für die industrielle Zusammenarbeit: Ausrüstungen für Krankenhäuser und den Sicherheitsbereich; für die landwirtschaftliche Zusammenarbeit: moderne Bewässerungs- und Aufforstungsmethoden; und für die wissenschaftliche Zusammenarbeit: Sonnenenergie und Energie aus Biomasse. Sie würde es begrüßen, wenn die im Abkommen vorgesehene Zusammenarbeit in den verschiedenen Bereichen mit Hilfe einer angemessenen Finanzhilfe der Gemeinschaft fortgesetzt, intensiviert und ausgebaut werden könnte. Die Delegation der Gemeinschaft legte kurz die verschiedenen Maßnahmen dar, die zur Förderung der industriellen, landwirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit im beiderseitigen Interesse der Parteien durchgeführt worden sind, und zeigte dabei die typischen Merkmale dieser Zusammenarbeit auf. Sie schlug vor, den Kooperationsausschuß zu beauftragen, die künftigen Möglichkeiten für die Zusammenarbeit in den einzelnen im Abkommen vorgesehenen Bereichen zu prüfen. Die Gemeinschaft nahm in diesem Zusammenhang die konstruktiven Vorschläge der israelischen Delegation für mögliche neue Kooperationsaktionen sowie den Antrag der israelischen Delegation auf eine Unterstützung der Gemeinschaft zur Finanzierung der Kooperationsaktionen zur Kenntnis.

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1980 — Israel und Europa Abschließend hat der Kooperationsrat — die Fortschritte bei d e r industriellen, landwirtschaftlichen u n d wissenschaftlichen Zusammenarbeit begrüßt u n d die dabei erzielten positiven Ergebnisse hervorgehoben; — es f ü r zweckmäßig erachtet, im Lichte d e r bisherigen E r f a h r u n g e n bei d e r Zusammenarbeit in d e n einzelnen Bereichen zu p r ü f e n , welche Möglichkeiten f ü r die Z u k u n f t bestehen; — d e n Kooperationsausschuß beauftragt, diese P r ü f u n g vorzunehmen. Anwendung des Finanzprotokolls Die israeliche Delegation teilte mit, daß man im Begriff sei, die Schwierigkeiten bei d e r A n w e n d u n g des Finanzprotokolls zu überwinden, so d a ß in allernächster Zeit ein erster Finanzierungsvertrag mit der Europäischen Investitionsbank in H ö h e von 15 Mio. ERE zugunsten d e r Klein- u n d Mittelbetriebe unterzeichnet werden könne. Sie h o f f e zuversichtlich, daß der im Finanzprotokoll vorgesehene Gesamtbetrag in Kürze g e b u n d e n werden könne. Deshalb bitte sie die Gemeinschaft, jetzt schon die E r n e u e r u n g des Finanzprotokolls vorzusehen, das am 31. Oktober 1981 ablaufe. In Anbetracht des Handelsvolumens zwischen Israel u n d d e r Gemeinschaft sollte dieses neue Protokoll ihren Vorstellungen nach eine in bezug auf d e n Gesamtbetrag umfangreichere und in ihrer Form diversifiziertere Finanzhilfe vorsehen, die Darlehen zu Vorzugszinsen u n d eine Haushaltshilfe f ü r Kooperationsaktionen umfasse. H e r r Ross erklärte im N a m e n d e r Europäischen Investitionsbank, d a ß trotz der V e r z ö g e r u n g bei d e r A n w e n d u n g des Finanzprotokolls in unmittelbarer Zuk u n f t eine erste T r a n c h e in Höhe von 15 Mio. ERE f ü r ein Darlehen an die Bank f ü r industrielle Entwicklung Israels f ü r die Finanzierung von Klein- u n d Mittelbetrieben mit d e n israelischen Behörden unterzeichnet werde. In d e r nächsten Zeit werde eine Delegation der Bank nach Israel reisen, u m neue Vorhaben ausfindig zu machen, die f ü r eine Finanzierung im R a h m e n des laufenden Finanzprotokolls in Frage kämen. Der Vizepräsident der EIB habe sich hinsichtlich d e r Möglichkeit, die vorgesehenen Mittel bis zum Ablauf des Finanzprotokolls in ihrer Gesamtheit zu binden, zuversichtlich gezeigt. Die Delegation der Gemeinschaft hat den Antrag d e r israelischen Delegation auf E r n e u e r u n g des Finanzprotokolls zur Kenntnis g e n o m m e n . Sie hielt es jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt f ü r verfrüht, zu dieser vielfältige Aspekte umfassenden Frage Stellung zu nehmen. Da nämlich zwischen d e r Gemeinschaft und verschiedenen Mittelmeerländern Finanzprotokolle bestünden, die ebenfalls am 31. Oktober 1981 ausliefen, sei diese Frage f ü r die Gemeinschaft von allgemeinerer Tragweite u n d b e d ü r f e seitens der Gemeinschaft Überlegungen in diesem Gesamtrahmen. Abschließend hat d e r Kooperationsrat festgestellt, daß es in Anbetracht des Standes d e r Beratungen über die Anwend u n g des Finanzprotokolls möglich sein müßte, die im Finanzprotokoll vorgese632

Protokoll zur 2. Sitzung des Kooperationsausschusses Israel—EG henen Mittel in ihrer Gesamtheit innerhalb der gesetzten Fristen zu binden; den Wunsch der israelischen Delegation nach Erneuerung des Finanzprotokolls und die Antwort der Gemeinschaft zur Kenntnis genommen. Erweiterung der Gemeinschaft Die israelische Delegation brachte nacheinander die Frage der zur Berücksichtigung des Beitritts Griechenlands am Abkommen EWG-Israel vorzunehmenden Anpassungen sowie die Frage der Erweiterung der Gemeinschaft um Spanien und Portugal zur Sprache. Was den Beitritt Griechenlands anbelange, so seien Verhandlungen über den Abschluß eines Protokolls über die Anpassungen des Abkommens aufgenommen worden. Obgleich diese Verhandlungen in einem anderen Rahmen geführt würden, sei ihr daran gelegen, auch im Kooperationsrat hervorzuheben, daß die Auswirkungen des Beitritts Griechenlands auf die Beziehungen zwischen Israel und der Gemeinschaft nicht zuletzt wirtschaftlicher Art seien und daß dies in den Verhandlungen über das Protokoll zu berücksichtigen sei. Hinsichtlich der Erweiterung der Gemeinschaft um Spanien und Portugal wolle sie zunächst darauf hinweisen, daß sie sich über diese Erweiterung im Rahmen ihrer Beziehungen zur Gemeinschaft große Sorgen mache. Sie wolle im einzelnen die nachteiligen Auswirkungen darlegen, die diese Erweiterung insbesondere auf die Agrarausfuhren nach der Gemeinschaft haben werde. Tatsächlich sei die Agrarerzeugung Spaniens weitgehend auf Mittelmeererzeugnisse ausgerichtet und stelle damit eine direkte Konkurrenz f ü r die israelische Ausfuhren nach der Gemeinschaft dar. Abgesehen von dem schon jetzt beträchtlichen Produktionsvolumen müßten auch die Produktionskapazitäten berücksichtigt werden, die namentlich durch die Ausweitung der bewässerten Anbauflächen noch hinzukämen. Wenn Spanien eines Tages der Gemeinschaft angehöre, so werde die Gemeinschaft bei vielen Mittelmeererzeugnissen den Eigenbedarf selbst decken können, und dazu werde Spanien dann noch in den Genuß der Stützmechanismen der gemeinsamen Agrarpolitik kommen. Es werde f ü r Israel dann schwierig sein, seine Erzeugnisse noch nach der Gemeinschaft auszuführen. Es gehe hier also um eine f ü r Israel lebenswichtige Frage, denn ein wesentlicher Teil d e r Einkünfte d e r israelischen Landwirte stamme aus Exporteinnahmen und es sei schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, Ersatzproduktionen zu finden. Sie bittet die Gemeinschaft daher d a r u m , ihre Anliegen zu berücksichtigen. Es wäre in diesem Zusammenhang zu begrüßen, wenn ein ständiger Konsultationsmechanismus eingerichtet würde, damit die Gemeinschaft und Israel gemeinsame Überlegungen über die Auswirkungen der Erweiterung anstellen könnten. Sie bitte die Gemeinschaft, alles daranzusetzen, daß die israelischen Interessen gewahrt würden. Auch d ü r f e das Konzept einer globalen Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft durch diese Erweiterung nicht in Frage gestellt werden. Die Delegation der Gemeinschaft nahm die Erklärung der israelischen Delegation zur Kenntnis. Sie wisse sehr wohl, daß die Erweiterung bei den Mittelmeerpartnern der Gemeinschaft und somit bei Israel ernst Besorgnisse hervorrufe. 633

1980 — Israel und Europa Dabei müsse unterschieden werden zwischen den Fällen Portugals u n d Spaniens, wo die Beitrittsverhandlungen noch im Gange seien, und dem Fall Griechenlands, das ab 1. Januar 1981 der zehnte Mitgliedstaat der Gemeinschaft sei. Was die Verhandlungen über den Beitritt Portugals und Spaniens anbelange, so seien dabei bisher von der Gemeinschaft und diesen beiden Ländern jeweils gemeinsam die Probleme zusammengestellt worden, die sich bei den wichtigsten Verhandlungskapiteln stellten. Die Gemeinschaft bestätige, daß sie stets zu einem Gedankenaustausch mit der israelischen Delegation bereit sein werde, wenn im Rahmen der Verhandlungen mit diesen Ländern Lösungen zustande kämen. Im übrigen sei die Gemeinschaft dabei, parallel zu den Verhandlungen mit Portugal und Spanien auf interner Ebene eingehende Überlegungen darüber anzustellen, wie sich die Erweiterung insgesamt auf ihre Beziehungen zu den Drittländern und insbesondere zu den Mittelmeerländern und damit Israel auswirken werden; sie stütze sich dabei auf Unterlagen, die die Kommission dem Rat der Gemeinschaften bereits zugeleitet habe bzw. noch zuleiten werde. Die Gemeinschaft werde im Rahmen ihrer diesbezüglichen Beratungen die Anhaltspunkte, die die israelische Delegation dem Kooperationsrat zur Analyse und Beurteilung dieser wichtigen Frage mitgeteilt habe, aufmerksam p r ü f e n . Die israelische Delegation könne, wie bisher üblich, der Gemeinschaft entweder im Rahmen der Organe des Abkommens oder bei den Kontakten, die zwischen den Kommissionsdienststellen und den Präferenzpartnern der Gemeinschaft, also auch Israel, regelmäßig stattfänden, ergänzende analytische Angaben machen; ein besonderer Mechanismus sei dazu weder notwendig noch nützlich. Die Gemeinschaft werde sich bemühen, die besonderen Anliegen ihrer Mittelmeerpartner und somit Israels im Rahmen ihrer Beratungen über die Auswirkungen, die die erneute Erweiterung für die Drittländer haben werde, zu berücksichtigen. In bezug auf Griechenland stellte die Gemeinschaft fest, daß die Verhandlungen über ein Protokoll zur Anpassung des Abkommens EWG-Israel mit der israelischen Delegation vor kurzem aufgenommen worden seien; sie hoffe, daß diese Verhandlungen rasch zum Abschluß kämen, damit ab 1. Januar 1981 Maßnahmen zur Berücksichtigung des Beitritts Griechenlands zur Anwendung gelangen könnten. Es sei in diesem Zusammenhang insbesondere hervorzuheben, daß sich der vom Verhandlungsführer der Gemeinschaft gegenüber der israelischen Delegation dargelegte Standpunkt in ein Gesamtkonzept f ü r alle Präferenzpartner der Gemeinschaft einfüge, daß auf einer umfassenden Beurteilung der gegenseitigen Interessen beruhe, die anläßlich des Beitritts Griechenlands im Rahmen der Beziehungen der Gemeinschaft zu ihren Präferenzpartnern zu berücksichtigen seien. Der Kooperationsrat nahm abschließend Kenntnis von den Besorgnissen, die die israelische Delegation hinsichtlich der Auswirkungen geäußert hat, die die Erweiterung namentlich im Falle Spaniens speziell im Agrarbereich f ü r die künftigen Beziehungen zwischen Israel und der Gemeinschaft haben wird. Er stellte fest, 634

Rege israelische Beteiligung an deutschen Messen daß die israelische Delegation d e r Gemeinschaft Anhaltspunkte f ü r eine Analyse u n d Beurteilung mitgeteilt hat u n d d a ß sie f e r n e r die Schaffung eines ständigen Konsultationsverfahrens beantragt hat, u m zusammen mit d e r Gemeinschaft die Auswirkungen d e r Erweiterung erörtern zu können. Er n a h m auch zur Kenntnis, daß die Gemeinschaft erklärt habe, sie sei sich d e r ernsten Besorgnisse bewußt, die die Erweiterung bei ihren Mittelmeerpartnern und somit bei Israel hervorrufe. Er stellte f e r n e r fest, daß die Gemeinschaft darauf hingewiesen hat, daß sie parallel zu den laufenden Beitrittsverhandlungen mit Portugal u n d Spanien zur Zeit eingehende Überlegungen d a r ü b e r anstelle, wie sich die Erweiterung auf ihre Beziehungen zu den Drittländern insgesamt auswirken werde, und diese Überlegungen auch fortsetzen wolle. Sie wolle im Rahmen dieser Gesamtüberlegungen die von d e r israelischen Delegation bereits mitgeteilten analytischen Gesichtspunkte a u f m e r k s a m p r ü f e n . Auch habe sie hervorgehoben, d a ß die israelische Delegation sowohl im Rahmen des Kooperationsausschusses o d e r des Kooperationsrates als auch im Rahmen d e r Kontakte, die zwischen den Präferenzpartnern der Gemeinschaft, also auch Israel, und den zuständigen Kommissionsdienststellen regelmäßig stattfänden, ergänzende Mitteilungen machen könne, o h n e d a ß h i e r f ü r ein besonderes V e r f a h r e n notwendig sei. Die Gemeinschaft habe erklärt, sie werde sich bemühen, die besonderen Anliegen ihrer Mittelmeerpartner u n d somit Israels im Rahmen ihrer Beratungen über die Auswirkungen d e r bevorstehenden Erweiterung auf die Drittländer zu berücksichtigen. Der Kooperationsrat nahm auch zur Kenntnis, d a ß die Gemeinschaft jederzeit bereit ist, in Beratungen mit d e r israelischen Delegation einzutreten, wenn im Rahmen der Beitrittsverhandlungen mit Portugal u n d Spanien Lösungen Zustandekommen. I n bezug auf Griechenland n a h m der Kooperationsrat zur Kenntnis, daß Verhandlungen im Hinblick auf d e n baldigen Abschluß eines Protokolls zur Anpassung des Abkommens EWG-Israel im Gange sind, das d e m Beitritt Griechenlands Rechnung tragen soll.

Messen und Ausstellungen Rege israelische Beteiligung an deutschen Messen Israel hat sich f ü r das J a h r 1980 vorgenommen, an zweiundzwanzig Messen in d e r Bundesrepublik Deutschland u n d Berlin teilzunehmen. Den Beginn macht d e r Stand auf d e r Berliner „Grünen Woche", die am 25. J a n u a r 1980 eröffnet 635

1980 — Messen und Ausstellungen

wurde. Danach folgen die Internationale Eisenwarenmesse in Köln und die Inhorgenta in München, die beide am 9. Februar beginnen und bis zum 12. Februar geöffnet sind. An der Eisenwarenmesse nehmen 13 Firmen teil, die u. a. Werkzeuge, Metallwaren, dekorative Wandziegel, Sicherheitsschlösser, Wasserhähne und Armaturen, Wasserwaagen, pneumatische Schraubenschlüssel, Vorhängeschlösser, Türgriffe, sowie Schließhebel für Büromöbel vorstellen. 17 Firmen sind bei der Münchener Inhorgenta vertreten, wo sie Schmuck in Gold und Silber vorstellen. Vom 2. bis 8. Februar werden 13 Firmen bei der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg ein weitgefächertes Programm vorstellen. Spiele für Kinder und Erwachsene, Holzspiele, Puzzle, Kinderzimmerdekorationen, Holzschläger und Bälle für Freizeitspiele, Holzschnitzereien und Schachspiele, Zeichenbücher und Malutensilien, sowie Lehrspiele für alle Altersklassen gehören zu den Waren, die in der Bundesrepublik Deutschland bereits einen weit gefächerten Markt erobert haben. Vom 2. bis zum 6. März sind für die Internationale Frühjahrsmesse in Frankfurt 26 Firmen gemeldet. Auch hier werden Gold- und Silberschmuck, mundgeblasenes Glas, sowie handbemalte Glaswaren, Geschenkartikel, Holzschnitzerei, Keramikartikel, Uhren, Lederartikel, Folklorekleider ausgestellt werden. In den Prospekten, die vom israelischen Handelszentrum in Düsseldorf sowie von München und Hamburg verschickt werden, wird vor allem auf die Tatsache hingewiesen, daß Israel enge Handelsbeziehungen mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft unterhält. Dort heißt es: „Wußten Sie daß: — Am 11. Mai 1975 ein Abkommen zwischen Israel und der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft über die Bildung einer Freihandelszone abgeschlossen worden ist? — Am 1. Juli 1977 Israels industrielle Ausfuhr freien Zugang zu den EWGMärkten gewonnen hat? — Frischen und verarbeiteten Agrarprodukten aus Israel Vorzugszölle zwischen 25 und 80 % des EWG-Außenzolltarifs gewährt werden? — Industriellen Erzeugnissen aus EG-Mitgliedstaaten Vorzugszoll gewährt werden und daß sie ab 1. Januar 1985 zollfrei zum israelischen Markt haben werden? — Agrarprodukten, die ihren Ursprung in der EG haben Zollnachlässe gewährt werden? — Im Abkommen eine Verpflichtung beider Parteien besteht, Nicht-Zoll-Hindernisse abzuschaffen? — Im Jahre 1978 Israel's Ausfuhr nach der EG eine Höchstziffer von 1 344 Millionen US-Dollar („fob") erreicht hat, während die Einfuhr aus der EG 2 448 Millionen US-Dollar („cif') betragen hat?"

636

Israelische Verkaufsausstellung im Textilkaufhaus OPITZ, Bielefeld

Israelische Zulieferindustrie

auf der

Hannover-Messe

Auf der bedeutenden Hannover-Messe, die in diesem Jahr vom 16. bis 24. April abgehalten wird, stellen neun israelische Firmen aus, die zum Zuliefermarkt gehören und Aufträge anderer Firmen erwarten, denen sie Teile anliefern können. Es sind dies Werke, die u. a. präzisionsbearbeitete Flugzeug- und Elektronische Teile fertigen, Press- und Schnittwerkzeuge, Stanzwerkzeuge produzieren, sowie Schneid- und Locharbeiten, spanabhebende Nachoperationen und Löt- sowie Schweißarbeiten anbieten. Im Angebotskatalog sind ferner Steuer- u n d Federaufhängungselemente, Lenkstangen und Steuersäulen, Sonderschrauben und Muttern, sowie Gesenkschmiedearbeiten und Warmtauchen, Fräsen, Drehen, Aufbohren, Schleifen, Läppen, technische Federn für Bewässerungs- und Waffenindustrien, f ü r Flugzeug- und elektronische Maschinen, Spritzguß von Zink, Messingarmaturen f ü r Fluide, photochemische Ätzung von kleinen Metallteilen komplizierter Form und Tafeln. Das sind einige der Angebote, die von diesen Firmen in Hannover angeboten werden und der Präzisionsindustrie in Israel Aufträge verschaffen sollen. In den letzten Jahren hat Israel besonders auf den Gebieten der Präzision große Fortschritte gemacht, die sich hier in dem vielfältigen Angebot widerspiegeln.

Israelische Verkaufsausstellung

im Textilkaufhaus Opitz, Bielefeld

Im Rahmen der traditionellen Länderausstellung, die das Kaufhaus Kurt Opitz, KG in jedem J a h r durchführt, wurde vom 14. Februar bis zum 1. März 1980 eine israelische Verkaufsausstellung gezeigt. Unter der Schirmherrschaft seiner Exzellenz des Botschafters von Israel, Herr Yohanan Meroz, und in Zusammenarbeit mit der Handelsvertretung des Staates Israel war es gelungen, ein umfangreiches Sortiment an kunstgewerblichen Artikeln, handgearbeiteten Glaswaren, Schmuckstücken nach alten Vorlagen und ausgefallenes Kunsthandwerk zusammenzustellen. Eine Grafikausstellung von sieben zeitgenössischen israelischen Künstlern mit 29 Grafiken zeigte die Ausstellung im 3. Stock. Ein Informationsstand des israelischen Fremdenverkehrsamtes und der israelischen Fluggesellschaft El AI informierten über das Land Israel. Im Restaurant lag eine Spezialitätenkarte mit speziellen israelischen Gerichten und Getränken aus. In den verschiedenen Abteilungen des Kaufhauses gab es einige Besonderheiten: Tonarbeiten nach antiken Ausgrabungsfunden. Noch heute werden in Israel antike Gegenstände ausgegraben und zum Teil verkauft. Die Originale sind aus Terrakotta. Diese, den Originalen aufs kleinste gleichenden Nachbildungen sind aus Ton — zum Beispiel Öllampen nach Funden aus byzantinischer Zeit. 637

1980 — Messen und Ausstellungen Außerdem hatte man bei Opitz die Möglichkeit, selbst als „Hobby-Archäologe" zu arbeiten. Restaurieren Sie selbst eine Schale, eine Kanne, ein Krüglein oder einen Vorratstopf! In einer Packung mit Erde des Landes der Bibel fanden die Besucher Scherben einer Replik, von einem Töpfermeister mit d e r Hand hergestellt, Anweisung und Material f ü r die Wiederherstellung, eine Rolle, die kurz die Anfänge antiker Töpferei erklärt sowie ein Etikett, mit Ursprung und Datum des wiederhergestellten Teils, wo es entdeckt wurde u n d wo sich das Original heute befindet. Der Künstler, der diese Idee entwickelt hat, ist PerIi Pelzig. Als Fünfjähriger war er berühmt f ü r seine lebensgroßen Kreidezeichnungen von Elefanten, Tigern und Löwen auf dem Pflaster seiner Heimatstadt Hannover. Heute ist er einer der f ü h r e n d e n Künstler in Israel. Seine Kunstwerke schmücken zahlreiche Synagogen, Kirchen, Theater, Hotels und Privatwohnungen. Ein vielseitiger Schöpfer, der d e n weltberühmten Mosaikfußboden in der antiken Synagoge von Beth-Alpha restaurierte. Besonders eindrucksvoll ist sein farbenfroher, 56 Meter hoher monumentaler Elfenbeinturm in Abidjan, Hauptstadt der Elfenbeinküste. Perli wurde durch zahlreiche Auszeichnungen geehrt, darunter zwei Preise der Kunst-Triennale des „American Institute of Architects" und dem JerusalemPreis f ü r Bildhauerei. Handgearbeitete Schmuckstücke und Glaswaren: Der gezeigte Schmuck aus Sterlingsilber, Gold und Silber mit 18 Kt. Goldauflage, ist von zum Teil in internationalen Wettbewerben ausgezeichneten Künstlern entworfen und angefertigt worden. Der Filigranschmuck wird von Silberschmieden nach uralten Mustern in reinen Familienbetrieben hergestellt. Es handelt sich hierbei um Brautschmuck, den vor J a h r h u n d e r t e n eine jüdische Braut im Jemen zur Hochzeit trug. Die mundgeblasenen sowie handbemalten Glaswaren werden nach alten Rezepten, die n u r die herstellenden Familien kennen, verarbeitet. Die federleichten Vasen wurden authentischen phönizischen Glasvasen nachgebildet. Leicht und angenehm in ihrer Form, farblich sehr schön eingestimmt, bezaubern sie stets aufs neue. Trotz der Harmonie gleicht kein Teil dem anderen. Geschnitztes Olivenholz aus Jerusalem: Hier handelt es sich um handgearbeitete Gegenstände aus dem reich gemaserten Holz der Olivenbäume, welche auf den Hügeln Jerusalems wachsen u n d auf die Ewige Stadt blicken. Der israelische Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, YohananMeroz, und etliche Beamte der israelischen Botschaft und Vertretungen in der Bundesrepublik Deutschland waren zur Eröffnung der Israelwoche nach Bielefeld gekommen.

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Luftverkehr und Tourismus

Das staatliche israelische Reisebüro: Der Israel-Tourismus war im Jahr 1980 sehr erfolgreich Mit 157 000 Besuchern aus Deutschland erzielte Israel im Jahr 1980 erneut ein Rekordergebnis. Der Besucherzuwachs betrug 9 %. Eine Befragung der deutschen Touristen in Israel ergab, daß 55 % ihren Urlaubsaufenthalt mit „sehr gut" bezeichneten und 33 % mit „gut". Nach den Amerikanern stellen die Deutschen heute die zweitwichtigste Besuchergruppe in Israel dar. Sie blieben durchschnittlich 18 Nächte in Israel und gaben in dieser Zeit umgerechnet knapp DM 2 000,-im Land aus. Sie liegen damit an der Spitze aller europäischen Besucher und trugen mit 14 % am Gesamteinkommen des Tourismus in Israel bei. Die größte Zahl der deutschen Touristen, nämlich 124 000 Besucher, trafen mit dem Flugzeug in Israel ein. 7 200 Deutsche kamen auf dem Landweg über Jordanien und neuerdings verstärkt über Ägypten, während die übrigen per Schiff oder im Rahmen einer Kreuzfahrt in israelischen Häfen anlegten.

Landwirtschaft

Die ANUGA, der Welt größte Nahrungs- und in Köln

Genußmittelmesse,

Die Zahlen dieser größten Nahrungs- und Genußmittelschau sind gewaltig: 1 466 Aussteller aus der Bundesrepublik Deutschland und 1 399 ausländische Stände, zu denen noch 1 161 einzelne Firmen kommen, bilden den Rahmen auf den 200 000 qm Ausstellungsflächen. 79 Staaten sind vertreten, aus Europa insgesamt 1121 Aussteller, aus Afrika 33, Nordamerika mit 83 und Lateinamerika mit 73. Als einziger asiatischer Teilnehmer wird Israel mit 36 Ausstellern in der Statistik genannt, gefolgt vom Fernen Osten mit 52 Ausstellern, aus Australien und Ozeanien ist jeweils ein Aussteller genannt. Wer unter diesen 78 Staaten, in dieser großen Konkurrenz mit ihren ungeheuer vielfältigen Angeboten gesehen und beachtet werden will, muß sich schon 639

1980 — Landwirtschaft

etliches einfallen lassen. So ist auch in diesem Jahr auf der ANUGA das Angebot des israelischen Warensortiments erstaunlich angewachsen. Auf dem Kölner „Weltmarkt für Ernährung" präsentieren 36 Firmen und Exportgesellschaften ein ebenso quantitatives wie qualitatives Angebot. Neben bewährten Erzeugnissen „made in Israel" wie Frischobst und Gemüse, Zitrusfrüchte oder der umfangreichen Palette konservierter Produkte (Zitrus, Tomaten, Oliven, Früchte, Gemüse), tiefgekühlte Gänse- und Putenfleischerzeugnisse, Wurstwaren, Zitrusund Fruchtsäfte sowie Zitrushalbfabrikate wie Konzentrate, Basen, Essenzen und Pektine. Fertigmahlzeiten, Süß- und Backwaren, Weine, Spirituosen und Reformartikel runden die „Tafel der Gaumenfreunde" aus Israel ab. Unter den Neuheiten, die Israels Nahrungsmittelindustrie erstmals auf der ANUGA vorstellt, dürfte der TAL-Avocado-Dip den Liebhaber lukullischer Genüsse besonders interessieren. Hersteller ist Milos Ltd., eine Tochterfirma der Milouot Haifa Bay Settlements Development Co., Ltd., in der 27 Kibbuzim und Moshavim zusammengeschlossen sind. Hauptmarkt EG Israels Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie hat seinerzeit mit „Jaffa"Orangen und -Grapefruits Weltruf erlangt. Ebenso hohe internationale Wertschätzung genießen heute längst auch die vielen anderen Erzeugnisse der israelischen Agrarwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie, die Jahr um Jahr mit beträchtlichen Steigerungsraten im Export aufwarten können. So wuchs 1978 der Export von Landwirtschaftserzeugnissen von 391,7 Mio. $ (1977) um 17,8 % auf 461,6 Mio. $, und die Lebensmittelausfuhren erhöhten sich um 17,5 % von 180,7 Mio. $ (1977) auf 212,4 Mio. $, wobei die EG nach wie vor der größte Absatzmarkt ist. Mit einem ständig breiteren Qualitätsangebot will Israel auch künftig diese Position festigen und ausbauen. Das breite Angebot an Agrarprodukten der AGREXCO, Agricultural Export Company, hat neben Blumen sowie Obst und Gemüse mit den Carmel-Spezialitäten einen dritten Schwerpunkt bekommen. Dazu gehören: Süßwasserfisch, Putenfleischprodukte, frisch und gefroren, Krabben und Steingarnelen, Gänseleber, Kartoffelkroketten, Schafskäse.

Die Internationale

Grüne Woche in Berlin

Wie in jedem Jahr hat sich Israel mit einem Gemeinschaftsstand von rund 100 qm auf der „Internationalen Grünen Woche", der umfangreichen Landwirtschaftsschau in Berlin wiederum beteiligt. Auf den 90 000 qm der gesamten Ausstellungsfläche waren Gemeinschaftsstände von 33 Staaten vertreten, die mit den zahlreichen Einzelausstellern ein buntes Bild durch alle Bereiche der Landwirtschaft und der Ernährungsindustrie gaben. Der israelische Landwirtschaftsminister Arie Sharon war zu einem zweitägigen 640

Die Internationale Grüne Woche in Berlin Besuch der „Grünen Woche" selbst nach Berlin gekommen, wo er gemeinsam mit dem deutschen Kollegen Ertl, den Rundgang am Freitag früh, dem 25. Januar 1980, durch die Ausstellung absolvierte. Bis zum 3. Februar war diese traditionell in Berlin abgehaltene Ausstellung geöffnet, zu der 1979 rund 560 000 Besucher kamen. Die große Besonderheit: Arie Sharon kam zum israelischen Ausstellungsstand, der von der AGREXCO gestaltet und dargestellt worden war, gemeinsam mit seinem ägyptischen Kollegen Dr. Mohamed Daud. Beide Minister umarmten sich unter dem großen Beifall der Umstehenden. Minister Sharon erklärte mir in einem Gespräch, daß er bereits fünf Reisen nach Ägypten gemacht habe. Sein ägyptischer Kollege Daud. wird im März auf seine Einladung hin mit Frau und Kindern eine Israelreise unternehmen, wobei auch fachliche Fragen, vor allem des Austausches von Fachleuten auf den verschiedenen Gebieten der Landwirtschaft beraten werden sollen. Im Vordergrund stünde die Diskussion des Außenhandels auf dem Gebiet der Landwirtschaft. Arie Sharon hob ferner hervor, daß er diesen Besuch seines ägyptischen Kollegen im Herbst mit seiner Frau und den Kindern erwidern werde. Für den israelischen Minister standen die eigenen landwirtschaftlichen Probleme im Vordergrund seiner Beobachtungen. Die Tatsachen, die sich aus der Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft ergeben werden, wenn Griechenland und vor allem auch Spanien mit ihren landwirtschaftlichen Produkten auf den Markt Europas kommen, sind für Israel besonders bedeutsam. Für die Blumenimporte, die in den Wintermonaten mit Flugzeugen nach Deutschland transportiert werden, steht die Frage der Beseitigung eines 17 %igen Zolls auf dem Programm der Beratungen. Minister Sharon hatte am 26. Januar 1980 mit BundesministerJosef Ertl ein gemeinsames Frühstück, bei dem die israelischen Sorgen und Probleme ausführlich besprochen werden konnten. Am Freitag Mittag machte Bundespräsident Karl Carstens einen Rundgang durch die Stände der „Grünen Woche", der ihn auch zum israelischen Stand brachte. Mit großem Entzücken kostete der Bundespräsident die eingeflogenen frischen Datteln, sowie verschieden aufbereitetes Putenfleisch und betrachtete die große Palette der Blumen und Früchte, sowie der frischen Gemüsesorten aus Israel. Die Herren der AGREXCO erläuterten dem Bundespräsidenten den Export all dieser Waren. AGREXCO Frankfurt: Wir brauchen mehr Ware! Täglich schweben bis zu drei Boeing 747 auf dem Köln-Bonner Flughafen ein, beladen mit Blumen und Obst, sowie mit empfindlichen Gemüsesorten aus Israel. J e d e Maschine mit 100 bis 120 tbeladen. Und dennoch rufen die Verantwortlichen für den mit Computer gesteuerten Großhandel mit diesen grünen Produkten der israelischen Landwirtschaft nach mehr Ware. Hagel, Regen und Kälte haben dieses „Mehr" verhindert, vor allem bei den Blumen, die in diesem Jahr der teueren Fracht, des teueren Öls, das Hauptprodukt dieses eingeflogenen

641

1980 — Landwirtschaft

Luftweges darstellen. 500 Dollar kostet es, eine Palette von 1 mal 1 Meter nach Köln zu fliegen, 200 solcher Paletten mit Kartons voller Blumen oder Gemüse sind in einer Maschine geladen. 1978/79 waren es 215 Millionen Blumen, 70 Millionen Rosen, 100 Millionen Spray-Nelken, der Rest Gladiolen und Schleierkraut, sowie andere Sorten. 1977/78 verschickte die AGREXCO 55 Millionen Rosen. Wenn ein Jumbo nur Blumen geladen hat, die in Kartons mit Eis sorgfältig gegen große Hitze geschützt sind und so „taufrisch" in die Geschäfte gelangen, so sind es 2 Millionen Stück, die auf 50 klimatisierte Lastwagen in Wahn umgeladen werden. Norwegen, England, Italien, Belgien, die Großmärkte in den Niederlanden, Frankreich und natürlich die Auktionen und Großabnehmer in der Bundesrepublik Deutschland sind die Ziele dieser Lkw's. Ein bis zwei Stunden nach der Landung d e r , Jumbos" ist die Verladung erledigt. Abnehmer sind vor allem die Verteiler: Edeka, Kaufhof, Hertie, MetroGroßmarkt, Aldi und andere Firmen, die für Obst und Gemüse Millionenbedarf haben. Aber nicht nur Blumen genießen den Vorzug der Luftfracht. Trotz der stark gestiegenen Frachtkosten werden immer noch große Mengen von Obst und Gemüse mit den Jumbos transportiert. Die Erdbeeren, die in den Wintermonaten nach Europa kommen, werden vollständig durch die Luft geschickt, auch die frischen Tomaten, 80 % der roten Paprika, von den grünen Paprika sind es nur 20— 30 %. Auch Auberginen kommen per Luftfracht, 80 % der Melonen, 50 % des Eisbergsalats. Dann ist die riesige Frachtmaschine immer noch mit Blumen beladen, d. h. zu 65—70 %. In diesem Jahr, da das Wetter einen großen Strich durch die Rechnungen der israelischen Exportmanager gemacht hat, wird der Inlandmarkt Israels stärker beliefert. Einen Trost haben sie: Auch in Italien und Spanien ist das Wetter schlecht, so daß auch dort weniger Ware anfällt. Diese Sorgen bedeuten nicht, daß der Umsatz schlechter geworden ist.

Israels Zitrusmarkt und die EG Was Vorjahren so hoffnungsfroh begann, hat nunmehr Sorgen hervorgerufen. Gemeint ist die engere Bindung Israels an die Europäische Gemeinschaft, an den Markt Europas. Die ständige Ausweitung, vor allem jetzt im Raum der Mittelmeerstaaten, hat für die israelischen Zitrusanbauer Probleme gebracht. Vor rund 100 Jahren, im Jahre 1880, wurde der erste Zitrushain gepflanzt, der wirtschaftlich genutzt wurde. Vor dem Zweiten Weltkrieg lag im Zitrusanbau das Hauptgewicht der wirtschaftlichen Entwicklung. Heute ist das anders. Die Industrie des Landes wurde aufgebaut und auf dem landwirtschaftlichen Sektor hat die staatliche AGREXCO einen weiten Fächer landwirtschaftlicher Produktion zur Vermarktung im Exportbereich von den verschiedensten Blumensorten, bis zu Obst- und Gemüsesorten entwickelt. Farmer aller Art erwirtschafteten in Israel harte Dollars und DM. 642

Israels Zitrusmarkt und die EG

Auf dem Zitrussektor wurden 1948 bereits 150 000 Tonnen exportiert. Seit diesem Zeitpunkt hat sich dieser Export weiter entwickelt und hält die Spitze im landwirtschaftlichen Bereich. Rund 40 000 Hektar sind mit Zitrushainen bepflanzt und das bedeutet gleichzeitig, daß 25 % der bewässerten Fläche darunter fallen. Anders gerechnet, ergeben die Ernten rund 1,5 bis 1,6 Millionen Tonnen, von denen rund eine Million Tonnen in 24 Staaten der Welt exportiert werden, davon 65 % in die EG-Staaten. Dieser Zitrusexport macht zu 50 % den gesamten landwirtschaftlichen Export aus. Für die Saison 1979/80 bedeutet das eine Einnahme von 280 Millionen Dollar. Das sind die Einnahmen aus den frischen Früchten, zu denen noch einmal 120 Millionen Dollar der verarbeitenden Industrie treten, die ebenfalls aus dem Export der Produkte dieser Fabriken hinzutreten, also insgesamt 400 Millionen Dollar. Diese stolzen Ziffern geben 13 500 Züchtern und 40 000 weiteren Familien Lohn und Arbeit, die in den Zitrusplantagen, den Packereien und der verarbeitenden Industrie tätig sind. Soweit das Bild der Zitrusverarbeitung und -Vermarktung in Israel. Die Ausweitung des Europäischen Marktes bringt gerade für diesen Wirtschaftszweig der israelischen Landwirtschaft Erschwernisse. Zwei Staaten an den Mittelmeerküsten kommen mit einem ähnlichen Erzeugerprogramm auf den Zitrusmarkt. Griechenland, das bereits am 1. Januar 1981 in die Gemeinschaft eintreten wird und Spanien, das in den nächsten drei bis vier Jahren hinzukommt. In diesen Staaten werden Erleichterungen den Zitrusexport begleiten, die bei der Beurteilung berücksichtigt werden müssen. Für Spanien wird der bisherige Zoll für Orangen in Höhe von 12 % fortfallen. Außerdem gibt es eine direkte finanzielle Hilfe für den Export innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft, einen sogenannten Umsatzbonus. Dazu soll eine direkte finanzielle Hilfe für den Export innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft treten und ein Preisnachlaß für die Vermarktung der Zitrusüberschüsse für die industrielle Verarbeitung und die Herausnahme dieser Früchte aus dem direkten Frischfruchtmarkt. Zu den ebengenannten Unterstützungen auf der Ebene der Produktion kommen zur Stärkung der Wiederbepflanzung älterer Plantagen, sowie für neue Bewässerungsprojekte, Kühlanlagen im Verpackungsbereich und für ähnliche Projekte weitere Mittel. All diese Gelder gehen auf die Selbstversorgung der EG mit Zitrusfrüchten hin, die unterschiedlich bis zu 90 % des Marktes bei Zitronen erreichen werden. Bei Orangen ist der europäische Markt bereits zu 55 % mit eigenem Anbau gesättigt, mit Aprikosen, Pflaumen und anderen Früchten zu 80 %. Man muß hier natürlich die Frage stellen, mit wieviel Kraftaufwand an materiellen Wirtschaftsgütern und nicht direkten materiellen Gütern diese Selbstversorgung erreicht wurde. Der Zoll, den Spanien zur Zeit an die Gemeinschaft zahlt, liegt bei ca. 55 bis 60 % seiner Ausfuhren in die Gemeinschaft. Dafür erhalten die spanischen Zitrusfarmer für eine Tonne Orangen einen Umsatzbonus von 142 Dollar je Tonne. Dieser Bonus beträgt bei Aprikosen, 643

1980 — Landwirtschaft

Pflaumen, also den sogenannten „soft varieties" nur 92 Dollar pro Tonne und für Zitronen 87 Dollar je Tonne. Die Exportrückzahlung ist für Orangen auf 126 Dollar je Tonne beziffert. Der Citrus-Board beziffert die finanziellen Hilfen für die Früchte, d. h. Zitrusfrüchte erzeugende Länder, Italien, Griechenland und Spanien innerhalb der EG, wenn man die augenblicklichen Erzeugungsmengen zu Grunde legt, auf ungefähr 250 bis 275 Millionen Dollar. Dazu kommen noch weitere Geldmittel, für die Entwicklung der Farmen und der Ernteeinrichtungen, die zwar nicht näher zu beziffern sind, aber dennoch große Beträge darstellen. Italien hatte in den letzten acht Jahren für diese Aufgaben rund 500 Millionen Dollar zur VerfügungDer Citrus-Board rechnet durch diese genannten finanziellen Bedingungen mit einem großen Überschuß an Zitrusfrüchten, die aus der aufwendigen und damit unwirtschaftlichen Produktion herrühren werden. Dann kommt die auf verschiedenen Gebieten des landwirtschaftlichen Marktes der Europäischen Gemeinschaft: Große Mittel, um diese Überschüsse vom Markt fernzuhalten. Wenn diese Produktion weiter ausgedehnt werden wird, werden die Vorteile, die bisher auf die Randbezirke im Mittelmeer gegeben wurden, nicht mehr genutzt werden können. Das bedeutet, daß Griechenland und Spanien dann Zitrushersteller innerhalb der Europäischen Gemeinschaft sein werden und die anderen Länder im Mittelmeerraum keine Chance mehr haben werden, ihre Ware in den Raum der Gemeinschaft zu verkaufen. Auch die Importe der Mitgliedstaaten aus den sogenannten Drittländern werden dann voraussichtlich eingeengt oder durch Quoten und andere Maßnahmen verringert werden. Die Zitruserzeuger innerhalb der Gemeinschaft werden herrührend von dieser Lage ihre Exporte außerhalb des Marktes zu placieren suchen und damit die Exportrückzahlungen durch Verkäufe in westlichen und östlichen Staaten wahrnehmen wollen. Das wird für die Drittländer, die heute einen echten Markt in der EG sehen können, den Export in diese Staaten immer mehr einschränken. Die Ziffern heute: Spanien verkauft außerhalb der Gemeinschaft 10 % seiner Zitrusfrüchte, während es bei Marokko 45 % sind. Diese Entwicklung steigert die negative Zahlungsbilanz der Drittländer im Mittelmeerbereich erheblich. Allein 1978 betrug das Handelsdefizit Israels 1,1 Billionen Dollar, was bedeutet, daß die industriellen Exporte der Gemeinschaft weiterhin eingeschränkt werden. Der Citrus-Board zieht mit diesen Ergebnissen eine allgemein schlechte Bilanz. Die genannten Verfahren werden die gesamte Zitrusindustrie der Gemeinschaft, als auch gleichzeitig in den anderen europäischen Staaten, wie Skandinavien, die Schweiz und Österreich treffen. Im Bereich der Ostblockstaaten sieht Israel für seinen Zitrusverkauf und die anderen kommerziellen Überlegungen durch die politische Situation nur noch negative Auswirkungen. Wenn die Zitruszölle beim Eintritt in die Gemeinschaft für Spanien und Grie644

Israels Zitrusmarkt und die EG chenland fortfallen werden, erhalten diese beiden Staaten einen finanziellen Vorteil von 37 bis 40 % zum Marktpreis u n d das f ü r lange Jahre. Diese drohende Lage, so betonen die Herren vom Citrus-Board, stelle f ü r Israel auf allen Gebieten der Landwirtschaft ein Infragestellen des gesamten Erfolges dar. Qualität, Anlagen der Infrastruktur, wie die Bewässerung, die Forschung, das allgemeine landwirtschaftliche Wissen und die Marktwirtschaft werden betroffen, kurz alle Werte, die sich die israelische Landwirtschaft in all den Jahren erworben hat, werden durch diese Entwicklung betroffen werden. Hinzu kommt die Tatsache, daß Israel keinerlei echte Alternativen im landwirtschaftlichen Bereich entwikkeln kann, um Importe im Bereich von Fleisch, Getreide und Futtermitteln abzubauen. Die israelischen Agrarfachleute fürchten, daß sie vom traditionellen Markt, der Europäischen Gemeinschaft im Widerspruch zu der 1975 zwischen der EG und Israel geschlossenen Vereinbarung vertrieben werden könnte. Die Gemeinschaft habe gegenüber den Mittelmeerländern auch Verpflichtungen übernommen. Gegenüber diesen Voraussagen, sollten nach Meinung der israelischen Zitrusexperten, folgende Dinge getan werden: a) Abschaffung der Zölle f ü r Zitrusimporte der EG und f ü r alle Mittelmeerländer und andere Hersteller. b) Aufhebung der jetzigen Politik der finanziellen Hilfe in Form von Umsatzbonus und Exportrückzahlung vor dem Beitritt Spaniens zur EG. Eine Alternative wäre es, wenn die Entscheidung f ü r die Zitrusfrüchte während der Verhandlungen mit Spanien herausgezögert werden würde bis die Gemeinschaft ihre Politik gegenüber allen anderen zitruszüchtenden Ländern des Mittelmeers überprüft. Sollten die oben beschriebenen Änderungen in naher Zukunft Wirklichkeit werden, die oben angedeuteten Effekte auf die israelische Zitrusindustrie und die anderen Mittelmeerproduzenten, so würden sich sicherlich diese Sorgen bewahrheiten. In einem Gespräch mit den „deutschland-berichten" äußerte sich der Leiter des Büros des Citrus-Board in Hamburg, Herr Sirkes, u. a.: „Das Problem des EG-Beitritts von Griechenland und Spanien betrifft nicht nur Israel, sondern alle anderen Länder des Mittelmeers, die Zitrusfrüchte anbauen und exportieren. Als einer der größten Produzenten von Zitrusfrüchten im Mittelmeerraum werden wir allerdings verständlicherweise am stärksten betroffen sein. Wir müssen immer wieder darauf aufmerksam machen, daß durch die Präferenzen, die Spanien u n d Griechenland gegeben werden und durch die Marktdurchdringungsprämien der Wettbewerb so verzerrt wird, daß es wahrscheinlich nicht mehr lange dauern wird, bis Spanien den Verkauf von Zitrusfrüchten in den Ländern des Gemeinsamen Marktes monopolisieren kann. Diese Monopolisierung d ü r f t e sich sehr nachteilig auf die Verbraucherpreise von Zitrusfrüchten auswirken. 645

1980— Sonstiges

Wir glauben weiterhin, daß die langjährigen traditionellen Verbindungen, die unser Land mit den europäischen Märkten hat und die damit verbundenen bilateralen Beziehungen ebenso wie unsere Abmachungen mit dem Gemeinsamen Markt, zu denken geben sollten. Man sollte darüber nachdenken, ob man Spanien und Griechenland tatsächlich f ü r Zitrusfrüchte diese umfangreichen Präferenzen geben soll, die mit einem Beitritt verbunden sind oder ob es nicht richtiger wäre, solche Überlegungen zu revidieren. Hinzu kommt noch die Tatsache, daß die Agrarausgaben ohnehin schon das Gesamtbudget des Gemeinsamen Marktes über die Maßen belastet und man sich Gedanken darüber macht, wie weit man in der Zukunft überhaupt noch diese finanziellen Lasten tragen kann."

Sonstiges Israelische Wirtschaftsprognosen sind zwischen und Notenbank umstritten — Aus den Wirtschaftsblättern

der Bank für

Finanzministerium

Gemeinwirtschaft

Mai 1980, Jhg. 28, Nr. 5

Über die voraussichtliche Entwicklung der israelischen Wirtschaft im Finanzjahr 1980/81 (1. April bis 31. März) sind grundsätzlich Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Finanzministerium und der Bank of Israel aufgetreten. Aus diesem Grund wurde die Wirtschaftsprognose (National Budget) 1980 nicht wie bisher von beiden Behörden gemeinsam angefertigt. Die Staatsbank distanzierte sich öffentlich von den Annahmen des Finanzministeriums und forderte die Knesset auf, sowohl den Haushaltsvorschlag 1980/81 wie auch das National Budget dem Wirtschaftskabinett mit dem Auftrag zurückzugeben, die Eckdaten nochmals zu überprüfen und ggf. zu revidieren. Nach Auffassung der Bank of Israel wird der für 1980/81 geplante Ausgabenansatz unter Zugrundelegung der erwarteten Preissteigerung in Höhe von 65,3 Milliarden Schekel (1 Schekel = rund 0,55 DM) nicht dazu beitragen, die Inflationsrate von 6 bis 7 Prozent im Monatsdurchschnitt zu bremsen, das Defizit in der Zahlungsbilanz zu stabilisieren und die Ausfuhr zu fördern. Besonders kritisch äußerte sich die Bank über den Beschluß, die realen Verteidigungsausgaben und die Ausgabenansätze für den Wohnungsneubau aufzustocken trotz der damit verbundenen inflationistischen Defizitfinanzierung, die insgesamt mit2,6 Milliarden Schekel ausgewiesen wird. Nach Einschätzung der Bank of Israel sind ferner sowohl die Schätzungen über das geplante Steuerabkommen nicht realistisch. 646

Aus den Wirtschaftsblättern der Bank für Gemeinwirtschaft

Falls keine einschneidenden Bremsmaßnahmen ergriffen würden, bestehe die akute Gefahr, daß die seit November 1979 rückläufige Entwicklungstendenz der Wirtschaft nicht nur von kurzer Dauer sein wird. Die vom Finanzministerium der Knesset unterbreitete Konjunkturprognose unterstellt für das Haushaltsjahr 1980/81 eine leichte Drosselung des Wirtschaftswachstums, eine Abschwächung des Inflationsdrucks, eine Zunahme der Warenausfuhren, allerdings auch eine erhebliche Verschlechterung der Terms of Trade sowie eine Verschlechterung der Zahlungsbilanz. Die Drosselung der Wachstumsrate der Wirtschaft soll im laufenden Jahr hauptsächlich durch verringerte Zuwächse bei den privaten Investitionen und beim privaten Verbrauch erreicht werden. Eckdaten der Wirtschaftsentwicklung

1980

(Realer Zuwachs gegenüber dem Vorjahr in %)

BSP Privater Verbrauch Staatsverbrauch Ziviler Bereich Militärischer Bereich Bruttoinvestitionen Ausfuhr Einfuhr

1979

1980

4,9 7,0

4,2 2,8

-0,5 3,2 2,5 9,0 14,0 -9,2 8,5 2,1 4,0 1,5 Quelle: Ministry of Finance, Department for economic planing, Jerusalem, February 1980

Ursprünglich war vom Finanzministerium beabsichtigt worden, die Ausgaben der öffentlichen Hand noch stärker zu drosseln, aber sicherheitspolitische Überlegungen haben dies Vorhaben unmöglich gemacht. Auch nach dem Inkrafttreten des Friedensabkommens mit Ägypten sieht sich Israel gezwungen, im laufenden Jahr 31,9 Prozent seiner Haushaltsmittel oder 17,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für die Landesverteidigung abzuzweigen einschließlich der Investitionen in drei neue Flugbasen im Süden des Landes. Trotz der angestrebten Verbesserung der Ausfuhren wird es im laufenden Jahr nicht möglich sein, das bisher schon große Zahlungsbilanzdefizit zu stabilisieren. Nach wie vor ist mit einer Erhöhung des Defizits für 1980 um 800 Millionen Dollar zu rechnen. Von der geplanten Kapitaleinfuhr von rund 5 Milliarden US-Dollar werden nach Angaben des Finanzministeriums 54 Prozent auf die USWirtschaftshilfe entfallen. Im Vorjahr konnte Israel ausländische Kredite zu marktüblichen Bedingungen in Höhe von zirka 550 Millionen Dollar aufnehmen; 1980 sollen es 850 Millionen Dollar sein. Bei der weiteren wirtschaftspolitischen Lageeinschätzung wird vom Finanzministerium besonders in der ersten Jahreshälfte 1980 mit einer Verdreifachung der Arbeitslosenzahl auf 90 000 gerechnet. Es bestünden begründete Befürchtungen, daß erstmals seit 1974/75 die Arbeitslosenquote auf 6 Prozent ansteigen 647

1980 — Sonstiges

wird. Die Prognose einer Begrenzung des Preisauftriebs auf 65 Prozent im Jahre 1980 basiert auf der Annahme maßvoller Tarifabschlüsse im April 1980. Ende März laufen 80 Prozent der Tarifabkommen aus. Die Fachgewerkschaften haben die Vorschläge der Regierung, diese Tarifverträge automatisch um zwölf Monate zu verlängern, bereits zurückgewiesen. Ab 1. April 1980 soll eine um 47 Prozent aufgestockte Teuerungszulage zur Auszahlung kommen.

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1981

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Ein Gespräch mit dem Leiter der israelisch-deutschen Handelskammer in Tel Aviv, Michael Passweg Neuer Leiter der Israelisch-Deutschen Handelskammer in Israel wurde der Chef der Verarbeitungsfirma für Obst und Gemüse Yahin, Michael Passweg, der ein guter Kenner der deutschen Wirtschaftsverhältnisse ist. Ich sprach mit ihm in Tel Aviv über seine Ansichten, für eine Aktivierung des deutsch-israelischen Wirtschaftsverkehrs und die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Wirtschaftsgruppen in beiden Ländern. Frage: 1965 wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. 1967 folgte gewissermaßen als erste große Folgeerscheinung auf dem wirtschaftlichen Gebiet die Gründung der Israelisch-Deutschen Handelskammer. Herr Moosberg, der erste Präsident, der lange Jahre diese Kammer geleitet hat, trat aus Altersgründen zurück und Herr Passweg, den wir Israelkenner schon aus der Zeit der Israelmission in Köln kannten, ein Mann, der heute eine ganz große Firma auf dem Fruchtsäfte- und dem Lebensmittelsektor in Israel leitet, hat die Leitung dieser Kammer übernommen, Herr Passweg, was ist das Neue, was Sie jetzt dieser Kammer an Leben bringen? Antwort: Es liegt in unserer Absicht, die vielen hunderte Mitglieder unserer Kammer, wie auch die, die inzwischen unsrer Kammer nicht beigetreten sind, zu aktivieren und das Bestmöglichste aus einer persönlichen Aktivität für eine Ausweitung des Handels und der Handelsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel zu bringen. Wir sind gewiß, daß die Errungenschaften, auf die wir jetzt hinweisen können, nur als Teilerfolge zu werten sind und daß viel mehr gemacht werden kann, wenn wir nicht nur die bestehenden amtlichen Kanäle dazu nutzen, sondern wenn auch die vielen Mitglieder unserer Kammer hier und unserer Schwesterkammer in der Bundesrepublik sich mehr persönlich für eine Ausweitung der Beziehungen einsetzen werden. Frage: Herr Passweg, Sie haben auch mit dem Deutschen Industrie- und Handelstag in Bonn Fühlung genommen, um auch auf diesem Wege die Verbindungen zu erweitern. Der Deutsche Industrie- und Handelstag sendet ja Kammern aus, deutsche Handelskammern in die verschiedenen Länder. Können Sie da etwas tun? 649

1981 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Antwort: Wir haben versucht, etwas über die Tätigkeit des Deutschen Industrieu n d Handelstags zu lernen und haben daraus ersehen, wie die Kammern, die diesem Dachverband angeschlossen sind, ihre Arbeit f ü r die deutsche Industrie u n d f ü r d e n deutschen H a n d e l tätigen. Wir sind der Auffassung, daß wir da eine gewisse Kooperation mit d e m D I H T anbahnen können u n d vor allem vielleicht diesen Dienst, der d e n Mitgliedern d e r Kammer u n d d e n Gästen, die aus d e r Bundesrepublik k o m m e n u n d die in d e r Wirtschaft stehen, sich f ü r die Wirtschaft interessieren, daß wir d e n e n vielleicht die gleichen o d e r ähnliche Dienste erweisen können, wie es von d e n offiziellen deutschen K a m m e r n in verschiedenen Länd e r n geboten wird. Frage: Eine H a n d e l s k a m m e r hat j a den Dienst an d e m Wirtschaftler, d e r in das Land kommt, u m zu exportieren aus seiner Heimat o d e r f ü r den eigenen Importeur, der in dieses Gastland hinein israelische Waren importieren möchte. Wie k ö n n e n Sie konkret diesen Bedürfnissen R e c h n u n g tragen? Antwort: Wir sind d e r Ansicht, daß wir nun so weit sind, daß z. B. unseren Export e u r e n oder solchen, die potentielle Exporteure sind, daß wir die schon auf die bestehenden Einfuhrbestimmungen und andere Hinweise a u f m e r k s a m machen können, die mit d e m Export verbunden sind. Das natürlich zusätzlich zu den and e r e n offiziellen Stellen, die es gibt, die f ü r solche Fragen auch zuständig sind. Wir können aber auch viel mehr persönlich f ü r die V e r b i n d u n g s a u f n a h m e tun. Wir können, wenn z. B. Gäste aus d e m Ausland k o m m e n , die sich f ü r verschieden e Wirtschaftszweige interessieren —, können wir die nicht n u r theoretisch belehren u n d ihnen Hinweise geben. Wir können ihnen auch zur H a n d gehen, wir können mit d e n e n auch persönliche Beziehungen zustandebringen u n d anbahnen. Wir glauben, d a ß das möglich ist von unserer Seite aus hier, f ü r Gäste aus der Bundesrepublik u n d daß wir das Gleiche von d e r K a m m e r in d e r Bundesrepublik, von d e r Schwesterkammer, verlangen werden u n d wir wissen, daß selbst auf diesem Gebiet die persönlichen Kontakte oft sehr ausschlaggebend sind. Frage: Sie sagten vorhin ein Wort, das mir auffiel: Industrie- u n d Handelskammer u n d Kultur. Wie stellen Sie sich da eine V e r b i n d u n g vor? Antwort: Obwohl m a n nicht des öfteren den Begriff Kultur mit Wirtschaft verbindet, wir finden aber das u m das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder unserer Kammer noch gefördert, u n d sie noch n ä h e r mit den Dingen, die geschehen, in die V e r b i n d u n g zu bringen zwischen diesen beiden Ländern, d e r Bundesrepublik u n d Israel, wird es wertvoll sein, auch gewisse Kulturereignisse mit einzubeziehen. Wie z. B. verschiedene Dinge auf d e m Gebiet d e r Literatur als auch d e r Kunst. Des ö f t e r e n besuchen künstlerische G r u p p e n T h e a t e r o d e r Ballett o d e r Musik Israel, des anderen auch oft das Philharmonische Orchester oder and e r e die Bundesrepublik. Wir glauben, daß wir auch diese Ereignisse unseren Mitgliedern näherbringen wollen. Vielleicht werden wir Kontakte, z. B. zum Goethe-Institut, suchen u n d unseren Mitgliedern ermöglichen, wenn es deutsche Gäste auf dem Gebiet d e r Kultur u n d der Kunst in Israel gibt, daß unsere Mitglied e r auch daran teilnehmen u n d auch auf diesem Gebiet die Beziehungen gefördert werden.

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Der deutsch-israelische Wirtschaftstag Frage: Austausch des Handels, Austausch der Meinungen in der Industrie der Bundesrepublik und Israel ist die Hauptaufgabe der Kammer, Herr Passweg, am 20. Mai 1981 ist ein T r e f f e n in Düsseldorf geplant. Was wird dort passieren? Antwort: Dieses Treffen wurde von unseren Freunden in der Bundesrepublik gemeinsam mit den offiziellen Stellen dort geplant, um die Möglichkeit zu bieten, diesen Wirtschaftszweigen Israels, die in den letzten Jahren ziemlich Auftrieb gewonnen haben, aber die nicht gerade die populärsten sind, etwas mehr in die Bundesrepublik einzuführen, sie der deutschen Wirtschaft näherzubringen. Da sollen bei dem deutsch-israelischen Wirtschaftstreffen in Düsseldorf insbesondere die Zweige der Metallindustrie und der Elektroindustrie, zur Aussprache kommen. Dort liegen unsere jüngsten Industrieexportzweige. Israel will das gerne in eindringlicher Weise vorbringen. Es besteht die Absicht, daß sowohl von deutscher Seite Mitglieder der Kammer, die auf diesem Gebiet tätig sind, als auch israelische Unternehmer und Produzenten an dieser T a g u n g teilnehmen zu lassen. Die Teilnahme offizieller Stellen, Regierungsstellen in der Bundesrepublik als auch des israelischen Industrieministers ist zugesagt, so daß dem auch d e r passende äußere Rahmen gegeben werden wird.

Der deutsch-israelische Wirtschaftstag Aus den Ansprachen Unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes NordrheinWestfalen und des inzwischen in seine Heimat zurückgekehrten Botschafters Yohanan Meroz fand am 20. Mai 1981 in der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf unter dem Titel: „Intensivierung der deutsch-israelischen Wirtschaftsbeziehungen" ein deutsch-israelischer Wirtschaftstag statt, zu dem rund 180 maßgebende Persönlichkeiten aus Israel und der Bundesrepublik Deutschland gekommen waren. Dieser T a g war geprägt von dem gegenseitigen Verstehenwollen, von den in diesen Tagen bestehenden politischen Spannungen, die es gerade im Bereich der Wirtschaft abzubauen galt. Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen begrüßte die Versammlung mit folgenden Worten: „Wenn man darüber philosophiert, ob es zwischen der Bundesrepublik und Israel besondere Beziehungen gibt, dann wird man in diesen Tagen und Wochen wohl sagen müssen, daß es besonders belastete Beziehungen gibt. Das, was in den letzten Wochen an Sätzen gesagt, an Worten gesprochen worden ist, hat bei vielen Wunden geschlagen und hat manche Narbe brennen lassen. Ich habe die Initiative zu diesem Symposion übernommen zu einem Zeitpunkt, als das nicht erkennbar war. Wenn ich umso herzlicher ein Wort des Grußes sage, dann, weil ich glaube, daß die kommende Zeit eine Herausforderung f ü r uns alle ist, abzubauen, was an Schwierigkeiten aufgerichtet ist, neue Wege 651

1981 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

zueinander zu suchen, und da Brücken zu schlagen, wo manche Brückenköpfe sehen möchten. Ich selber bin bei einem solchen Thema nicht emotionsfrei, und ich stehe noch unter dem Eindruck meines Aufenthaltes in Israel vor einigen Wochen, bei dem ich die Schwierigkeiten der Situation und die Chancen der Zukunft glaube gesehen zu haben. Nachbarschaft, freundschaftliche Beziehung, wird durch Handel gestärkt. Dieser Handel ist für Israel lebensnotwendig, für uns ist er sinnvoll und reizvoll, sinnvoller und reizvoller, als viele das bisher wissen. Wir müssen nein sagen zu jeder Politik der Blockade, zu jeder Politik der Listen, auf die Firmen oder Leute gesetzt werden. Unsere Politik muß eine Politik des Ausgleichs sein, und dieser Ausgleich kann sich nicht in falscher Parteilichkeit zeigen, sondern er muß dem jeweiligen konkreten Partner jeweils das sagen, das zumuten, das anbieten, was zu dieser Partnerschaft gehört. Für mich ist die deutsch-israelische Partnerschaft eine unverzichtbare, gerade in den Belastungen, die jetzt entstanden sind. Wer nach Israel kommt und wer Israel besucht, der redigiert manches Bild, der bleibt nicht bei den Zitrusfrüchten, sondern der erlebt im Technion in Haifa, der erlebt in der Hebräischen Universität in Jerusalem oder in der Ben Gurion-Universität in Beer Sheva Partnerschaften mit nordrhein-westfälischen Hochschulen und Hochschullehrern, gemeinsame Bemühungen um neue und um moderne Technologien, der weiß, wie wichtig Agrarprodukte für Israel sind, der sieht aber auch, was es darüber hinaus an Exportmöglichkeiten gibt. Beide Länder haben wenig Rohstoffe, beide Länder sind auf Export intelligenter Güter angewiesen. Und Nordrhein-Westfalen hat an diesem Tausch intelligenter Güter einen hohen Anteil. Die Wirtschaftsbeziehungen haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich positiv verbessert. Etwa ein Fünftel des Anteils der Ausfuhren aus Israel hat Nordrhein-Westfalen. Israel hat 1980 für knapp 30 Millionen mehr nach Nordrhein-Westfalen exportiert als von hier importiert. Aber es muß mehr Stützpunkte des Handels geben — hinüber und herüber. Es muß mehr Kenntnisse voneinander geben. Und ein solches Symposion wie Sie es heute veranstalten, kann dazu stimulierende Anregungen geben. Ich wünschte, daß mehr Menschen, mehr Geschäftsleute den Weg hinüber und herüber fänden. Ohne für ein bestimmtes Luftfahrtunternehmen Werbung treiben zu wollen — als jemand, der mit El AI sicher fliegt —, will ich doch bei diesem Treffen bei der Handelskammer darauf hinweisen, daß man jetzt Nonstop von Düsseldorf nach Lod fliegen kann und daß man schnell da ist. Ich will nicht mehr als dies Grußwort sagen als einer, der mit arabischen Partnern spricht — und das in den nächsten Tagen wieder tut — und der bei keinem dieser Gespräche den Hinweis darauf ausläßt, wo seine eigenen Bindungen sind. Das muß nicht zu Illoyalitäten führen. Das kann dazu führen, daß man, in der Mitte stehend, nach beiden Seiten hin ein Wort sagen kann, das verbindet, statt zu trennen. Ich wünschte mir, daß solches von diesem Tag ausgeht. Lassen Sie mich eine Bemerkung hinzufügen, die nicht protokollarisch gemeint ist: Heute nachmittag wird mir der Botschafter Israels in der Bundesre652

Der deutsch-israelische Wirtschaftstag publik seinen Abschiedsbesuch machen. Und deshalb will ich es hier im Vorgriff sagen: Yohanan Meroz hat eine schwere Aufgabe wahrgenommen, und er hat diese schwere Aufgabe so gemeistert, daß ihm unser öffentlicher Respekt gebührt. Ich möchte ihm danken für seine J a h r e unter uns und möchte ihm gute Wünsche sagen f ü r seinen Weg nach Hause und f ü r seine Arbeit, die er dort wiederum als j e m a n d tun wird, der deutsch-israelische Beziehungen festigt, hier wie drüben." Auch Botschafter Meroz hielt eine warmherzige Rede, die der Tatsache entsprang, daß er 25 J a h r e hindurch den deutsch-israelischen Dialog begleitet hat. Nach ihm nahm d e r Staatssekretär des Israelischen Ministeriums f ü r Industrie, Handel und Tourismus zu einer Darlegung der israelischen Wirtschaft 1981 das Wort. Daraufhin sprach d e r Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen Professor Dr. Reimut Jochimsen zu dem T h e m a „Import-ExportFähigkeit — Schicksalsfrage f ü r die nordrhein-westfälische Wirtschaft". Aus seinen Worten wurde die gegenseitige Abhängigkeit des gesamten Wirtschaftsverkehrs deutlich. Minister Jochimsen sagte u. a.: „Die Beziehungen zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland lassen unsere tägliche Arbeit nicht unberührt: Man muß sich dessen ständig bewußt sein. Nach meiner Einschätzung sollte alles daran gesetzt werden, die Freundschaft zwischen der Bundesrepublik und dem Staat Israel nicht nur zu erhalten, sondern entschieden auszubauen. Dies wird nicht ohne tatsächliche politische Anstrengungen möglich sein. Dies wird auch zu Konflikten führen können und von der Bundesrepublik immer aufs neue eine Standortbestimmung in der derzeitigen Situation abfordern. Aber ich meine, wir können diese Standortbestimmung leisten, wir können dies in Ruhe und ohne schrille Begleittöne diskutieren und wir haben d a f ü r eine stabile und konsensfähige Ausgangsbasis. Mir war es doch wichtig, diese Vorbemerkung zu machen, weil gerade die Diskussion der letzten Wochen gezeigt haben, wie wenig selbstverständlich in den Beziehungen zwischen unseren beiden Völkern einmal erreichte Verständigungen sind und eine wie große politische Anstrengung hier immer wieder erforderlich ist. Die Wirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen wird in erheblichem Umfang von außenwirtschaftlichen Faktoren bestimmt. In den letzten zehn Jahren wurden durchschnittlich etwas mehr als 24 % des nordrhein-westfälischen Bruttoinlandsprodukts auf den Weltmärkten erwirtschaftet. Der Anteil der Ausfuhren des Landes am Welthandel liegt in der Größenordnung von 3 %. Von der Auslandsnachfrage hat unsere Wirtschaft in den letzten drei Jahrzehnten so entscheidende Wachstumsimpulse erfahren, daß wir alles daran setzen wollen, diesen Anteil nicht n u r zu halten, sondern noch zu vergrößern. Inzwischen stellt sich f ü r die Bundesrepublik das Problem auch deshalb mit besonderer Dringlichkeit, weil ein hoher Ausfuhrüberschuß erforderlich ist, um nicht zuletzt die gestiegenen Ölrechnungen bezahlen zu können. Unser Leistungsbilanzdefizit ist von 10 Millionen im J a h r 1979 auf 29 Milliarden im J a h r 1980 angestiegen. Es wäre zu 653

1981 — Die Entwicklung der

Handelsbeziehungen

einfach, die Schuld allein bei den gestiegenen Ölpreisen zu suchen. Zwar entfielen im Jahr 1980 bereits 19 % unserer gesamten Importe auf Rohöl-und Mineralölprodukte, dafür mußten 60 Milliarden aufgebracht werden. Auch wenn es gelungen ist, die importierte Menge um 10 % zu vermindern, muß die Politik weg vom Öl entschieden fortgesetzt werden, um weitere Reduktionen bewirken zu können. Natürlich hat die Explosion der Ölpreise unseren Import wertmäßig emporschnellen lassen. Aber auch wenn man die Zahlen bereinigt, kann festgestellt werden, daß in den letzten drei Jahren die Importe deutlich schneller zugenommen haben als die Exporte. Wir haben ein Vordringen, ein weiteres Vordringen ausländischer Fertigwaren auf dem Binnenmarkt festzustellen. Dabei handelt es sich nicht nur um Konsumgüter mit geringerem Technologieanteil, vielmehr konnten ausländische Konkurrenten auch in so klassischen Domänen der deutschen Industrie wie Maschinenbau und Elektrotechnik zunehmend Verkaufserfolge auf dem Inlandsmarkt erringen. Hierfür gibt es sicherlich ein Bündel von Gründen. Und es wäre zu einfach, Erklärungsmuster mit den Stichworten Japan oder DM-Wechselkurs eindimensional vorzuführen. Gleichwohl liegen hier bedenkenswerte Gründe. Unsere Hoffnungen auf eine Bewältigung der Probleme gründen sich nicht zuletzt auf die Entwicklung der Produktivität der nordrhein-westfälischen Wirtschaft. In unserem Land nahm das Produktionsergebnis je Beschäftigtenstunde in den Bereichen, die für den Export besonders wichtig sind, nämlich Investitionsgüter und Verbrauchsgüter, im Jahr 1980 um rd. 3,9 % zu. Diese hohen Produktivitätsfortschritte sind Ausdruck eines beachtlichen Strukturwandels der nordrhein-westfälischen Wirtschaft. Und sie sind auch Ausdruck ihrer Anstrengungen, sich dem Anpassungsprozeß veränderter weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen zu stellen. Unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die Sicherheit der Arbeitsplätze werden in den kommenden Jahren in besonderer Weise davon abhängen, ob es uns gelingt, Innovation und technischen Wandel zügig genug in die Wirklichkeit einzubringen. Zwar haben wir im Vergleich etwa zu Japan oder zu den USA einen beachtlichen Anteil an Forschungsaufwendungen bezogen auf das Bruttosozialprodukt. Er liegt bei uns bei etwas über 2 %, damit liegen wir noch vor den Japanern. Zahlen allein aber sagen noch nichts aus über die Geschwindigkeit der Umsetzung von Forschung und Entwicklung in die Produktion. Hier sind eben nicht nur materielle, sondern auch immaterielle Fragen zu beantworten und darin liegt für unsere Wirtschaft die eigentliche Herausforderung. Aber ich bin der Auffassung, daß hier von allen Beteiligten die Zeichen der Zeit erkannt worden sind und daß etwa der Einsatz modernster elektronischer Steuerungsmethoden — Stichwort Mikroprozessor — zu raschen und weiteren Produktivitätfortschritten führen wird. In diesen Wochen wird uns deutlich und zugleich schmerzlich bewußt, wie lebenswichtig für unsere nordrhein-westfälische Wirtschaft nicht nur ein freier, sondern auch ein fairer Welthandel ist. Ich sehe es als schlimmer an, wenn durch Handelshemmnisse künstliche Zäu654

Der deutsch-israelische

Wirtschaftstag

ne aufgebaut werden, die eine Verzerrung des Wettbewerbs nach sich ziehen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die Subventionsformen bei der Stahlindustrie nennen, die wir zur Zeit in der EG diskutieren. Da gibt es Ausgleichszahlungen für jede nicht produzierte Tonne Stahl sowie .Beihilfen', die eigentlich nur Erhaltungssubventionen darstellen oder direkte Verlustübernahmen. Meine Damen und Herren, solche Maßnahmen können gesunde Unternehmen an den Rand der Existenz bringen, denn da helfen die besten Strukturmaßnahmen nicht mehr. Exportfähigkeit und Importfähigkeit sind in engem Zusammenhang zu sehen. Eine liberale Handelspolitik und die mannigfachen Wünsche einer Wohlstandsgesellschaft und Einfuhren von 330 Milliarden DM lassen den deutschen Markt für jeden Handelspartner attraktiv erscheinen. Von den Einfuhren entfallen rund 30 % auf Nordrhein-Westfalen. Auch in der Expansion bietet dieser Markt Chancen. Die Einfuhren Nordrhein-Westfalens haben 1980 gegenüber dem Vorjahr beim Maschinenbau um 18,6 %, bei Fahrzeugen um 4,6 % und bei Nahrungsmitteln um 9,2 % zugenommen. Ich möchte aber auch nicht versäumen, auf neue Formen des internationalen Austausches und der Zusammenarbeit hinzuweisen. Dazu gehören joint ventures und Kooperationen zur Rohstoffgewinnung. In diesem Rahmen wird es immer wichtiger werden, die Ausbildung von Fachkräften für den internationalen Einsatz zu fördern. Lassen Sie mich noch einige Worte zum Handel mit Israel sagen. Die Bundesrepublik ist zum zweitstärksten Handelspartner Israel geworden. Zehn Prozent der Wareneinfuhr Israels werden aus der Bundesrepublik bezogen und neun Prozent der israelischen Warenausfuhr gehen nach Deutschland. Im Jahre 1980 wurden Waren im Werte von 1,112 Milliarden DM aus Israel eingeführt und Waren im Werte von 1,304 Milliarden DM ausgeführt. Damit hat sich das früher notorische Handelsbilanzdefizit zu Lasten Israels verringert. Es trifft auch nicht zu, daß Israel uns im wesentlichen mit Zitrusfrüchten beliefert. Die Ausfuhren im gewerblichen Sektor bei den Fertigwaren und Halbzeugen nehmen einen breiten Rahmen ein. Israel sieht vor allem Gefahren für den Außenhandel mit der EG durch die Aufnahme Griechenlands, Spaniens und Portugals. Dabei denkt man insbesondere an die Gefährdung von Nahrungsmittelexporten und die Lieferungen in den Bereichen Konfektion und Bekleidung. Es liegt auch im deutschen Interesse, daß Wege gefunden werden, welche den Warenaustausch mit Israel insgesamt nicht beeinträchtigen. Hierzu gehört — und damit kann ich wieder zum Thema zurückkehren - daß in einem sich verschärfenden internationalen Wettbewerb alle Marktchancen genutzt werden, und zwar durch ein Angebot konkurrenzfähiger Produkte und eine weltweite produktbezogene Marketingstrategie."

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1981 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Die wichtigsten Referate der

Tagung

Gesandter Simcha Landau zum T h e m a : „Intensivierung der deutsch- israelischen Wirtschaftsbeziehungen, unter besonderer Berücksichtigung d e r Investitionspolitik": „Mein Beitrag steht gewissermaßen zwischen diesen beiden T h e m e n . Einleitend k o m m e ich nicht u m h i n festzustellen, daß die Wirtschaft unseres Landes in d e r allgemeinen Publizistik im Vergleich zur Politik u n d d e r sogenannten politischen Wetterlage zu kurz kommt u n d d a ß die wirtschaftliche Berichterstattung, k n a p p wie sie ist, eher die negativen als die positiven Aspekte hervorhebt. Gemeint ist damit die B e t o n u n g d e r sicherlich sehr bedauerlichen — weil relativ sehr hohen — Inflationsrate, während die Positiva n u r am Rande zum Ausdruck kommen. Das hervorragendste Positivum darf m a n wohl in d e r steigenden Leistungsfähigkeit d e r Wirtschaft sehen, welche sich insbesondere in d e n Exportstatistiken widerspiegelt - in d e n letzten drei J a h r e n ist eine reale Steigerung des Exportes u m k n a p p ein Drittel zu verzeichnen. Auch die f ü r dieses J a h r vorausgesehene Steig e r u n g des BSP in d e r G r ö ß e n o r d n u n g von 2,5 bis 3 % mit einem ähnlichen Anstieg d e r Investitionen, sowie eine Steigerungsrate von je 6,5 % real d e r Exporte u n d der Importe, lassen sich auf d e m Markt der internationalen Wirtschaftsstatistiken doch sehen u n d beinhalten — unter a n d e r e m - auch eine Indikation f ü r ein besseres Exportgeschäft, im Vergleich zum vergangenen J a h r , f ü r die deutsche Wirtschaft. Die mir zur V e r f ü g u n g gestellte Zeit kann sicher nicht m e h r als einem Anstoß dienen f ü r eine ausführliche Aussprache am Nachmittag im R a h m e n der Arbeitsgruppe ,A'. Deshalb können jetzt nur die G r ö ß e n o r d n u n g e n u n d Rahmenbedingungen, welche von Interesse für die wirtschaftliche u n d industrielle Zusammenarbeit resp. Investitionen sind, erwähnt werden. Gemeint sind Bedingungen, welche Überlegungen in Richtung der Intensivierung von Beziehungen, die über die l a u f e n d e n Handelsbeziehungen hinausgehen, anregen sollen. Zur G r ö ß e n o r d n u n g darf man nicht außer Acht lassen, daß Israel ein kleines Land ist. Dies wird am besten d u r c h die Zahl d e r Beschäftigten illustriert, ca. 1,3 Millionen, r u n d ein Viertel in d e r Industrie. Nichtsdestoweniger befindet sich Israel in .guter Gesellschaft', wenn das Volumen der Handelsströme zwischen der Bundesrepublik und Israel mit denen d e r Bundesrepublik und a n d e r e n Ländern betrachtet wird. Indien, Südkorea, Mexiko, Türkei, Irland und Ägypten befinden sich u n g e f ä h r in dieser Gesellschaft. Darüber hinaus gibt es ca. 15 Länder, welche ein größeres Handelsvolumen mit der Bundesrepublik haben und u m die 150 Länder mit einem geringeren Volumen. Zur G r ö ß e n o r d n u n g sollte zum Beispiel auch erwähnt werden, d a ß das BSP Israels absolut d e m unseres ägyptischen Nachbars gleich ist, obwohl unsere Bevölkerung kaum ein Zehntel d e r ägyptischen ist. Zu den R a h m e n b e d i n g u n g e n würde ich die folgende als besonders grundlegend betrachten: 656

Der deutsch-israelische Wirtschaftstag - Zum ersten, eine gefestigte Demokratie, welche die politische Stabilität gewährleistet u n d damit die Voraussetzung f ü r eine funktionstüchtige Wirtschaft sichert, - ein marktwirtschaftliches Klima, das weitgehend den in E u r o p a herrschenden, u n d auch d o r t nuancierten, entspricht, - d a r ü b e r hinaus eine weltoffene — weil außenwirtschaftlich stark abhängige — Wirtschaftspolitik, g e b u n d e n an die EG u n d eng verflochten mit den USA (GSP), hineinbezogen in bilateralen u n d multilateralen Abkommen (GATT). Zu d e n erwähnenswerten Details gehören eine gutfunktionierende Infrastruktur, ein - im Vergleich zur Bundesrepublik - real lohngünstiges Potential von intelligenten und ausgebildeten Arbeitskräften, u n d - last b u t not least - eine d e m technischen Fortschritt verpflichtete Investitions- u n d R & D-Politik. Um d e r Kritik zuvor zu kommen, möchte ich auch zur Inflationsrate Stellung n e h m e n . Nicht u m diese erklären zu wollen, dies würde zu zeitraubend sein, jedoch u m zu behaupten, d a ß in den israelischen Gegebenheiten, die Inflation f ü r den U n t e r n e h m e r berechenbar ist. Diese Berechenbarkeit sollte zwar aus d e r Not keine T u g e n d machen, sorgt jedoch d a f ü r , daß man mit ihr auskommen kann. Angesichts des z u n e h m e n d e n Wettbewerbsdruckes auf die U n t e r n e h m e n in d e r Bundesrepublik, diesen Eindruck vermitteln jedenfalls die Aussagen von Wirtschaftsexperten, scheint eine Überlegung d e r Zusammenarbeit mit Israel, insbesondere auf dem Gebiet d e r Maßanfertigung (vielleicht im Gegensatz zur Massenanfertigung) nicht unangebracht. Die zahlreiche Teilnahme an d e m heutigen Wirtschaftstag läßt darauf schließen, daß möglicherweise ein solches Interesse v o r h a n d e n ist. Abschließend möchte ich meine Freude d a r ü b e r zum Ausdruck bringen, eine Korrektur vornehmen zu können. Es handelt sich um die Feststellung in meinem Beitrag von vor 2 1/2 J a h r e n am 13. November 1978 in einem Podiumsgespräch zum T h e m a ,30 J a h r e Israel - 30 J a h r e Wirtschaft'", welches von der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung im Palais Wittgenstein hier in Düsseldorf anläßlich des 30-jährigen Bestehens des Staates Israel veranstaltet wurde. In meinem Beitrag versuchte ich in k n a p p e n Zügen die Entwicklung der Wirtschaft unseres Landes im Laufe dieser 30 J a h r e zu skizzieren. Damals erwähnte ich sechs Faktoren, die die wirtschaftliche Entwicklung Israels geprägt haben. Der zweite dieser Faktoren, nach dem Faktor Natur, war die wirtschaftlich-politische Abgeschlossenheit gegenüber d e n Nachbarländern. Diese Feststellung bedarf — wie gesagt — einer Korrektur, d a in d e r Zwischenzeit das wichtige Ereignis des Friedensvertrages zwischen Ägypten u n d Israel eingetreten ist. In diesem R a h m e n kann man Ansätze f ü r sich a n b a h n e n d e Wirtschaftsbeziehungen verzeichnen, welche sich in Z u k u n f t sicherlich positiv auf die gutnachbarlichen Beziehungen zum Nutzen beider Seiten entwickeln werden. Kurzfristig jedoch lassen sich einige d e r akuten Wirtschaftsprobleme unseres Landes d u r c h die zusätzliche Belastung u n s e r e r Ressourcen erklären, sei es die Notwendigkeit d e r Rückverlegung d e r militärischen Basen aus d e m Sinai in die Negevwüste, die Schaffung n e u e r Wohn- u n d Arbeitsplätze f ü r die Bevölkerung, 657

1981 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen welche Yamit und die Dörfer im Nordsinai verlassen müssen, oder aber die Rückgabe der Ölfelder im Sinai, die uns eine Selbstversorgung ermöglicht hätte. Die Überwindung dieser kurzfristigen wirtschaftlichen Belastung sollte jedoch in der Perspektive einer fruchtbaren wirtschaftlichen Nachbarlichkeit betrachtet werden und, darüber hinaus, als Leitbild f ü r die Befriedung unserer Region dienen." Botschaftsrat Uriel Eylat, der Direktor des Israelischen Handelszentrum in Köln zog Bilanz: „In den letzten 13 J a h r e n ist der Export der Bundesrepublik Deutschland nach Israel um das 13fache gestiegen und erreichte 1980 einen cif Wert von 791 Millionen US Dollar. Laut einer Studie des Deutschen Instituts f ü r Wirtschaftsforschung garantierte der Export von ca. DM 100 000,- einen Arbeitsplatz oder wie es in der Studie heißt ,ein Mannjahr'. Demnach sind ca. 17 500 Erwerbstätige mittelbar oder unmittelbar mit dem Import Israels aus der Bundesrepublik beschäftigt — Vollbeschäftigung f ü r die Bevölkerung einer nicht so kleinen Kleinstadt. Unser Importvolumen aus der Bundesrepublik läßt sich vergleichen mit dem von Irland, der Türkei, Rumänien, Venezuela, Indien oder Jordanien und Kuwait zusammen. Im gleichen Zeitraum hat sich auch unser Export in die Bundesrepublik erheblich gesteigert. Er hat sich verneunfacht und erreichte 1980 einen fob Wert von 542 Millionen US-Dollar. Dieser Erfolg wäre ohne das Engagement, die Hilfestellung, die Motivation und den persönlichen Einsatz von so vielen nicht möglich gewesen. Bei Behörden und Verbänden, Organisationen und Einzelfirmen haben wir stets eine hilfreiche Hand gefunden, die es uns ermöglicht hat mit neuen Produkten auf den deutschen Markt zu kommen und unseren Marktanteil zu vergrößern. Wir freuen uns über das zunehmende Vertrauen gegenüber unseren Herstellern, wir sind dankbar f ü r die uns erwiesene Hilfe, doch zufrieden können wir leider noch nicht sein. Zufrieden werden wir erst nach dem Abbau unseres Handelsdefizits mit der Bundesrepublik sein können — ein Defizit, das sich trotz steigendem Export von J a h r zu J a h r vergrößert. War unser Außenhandelsdefizit im J a h r e 1970 noch 107 Millionen US-Dollar hat es 1980 bereits 249 Millionen USDollar erreicht und das Gesamtdefizit der letzten zehn J a h r e beläuft sich auf ca. 3 Milliarden US-Dollar. In einer relativ kurzen Zeit ist die Bundesrepublik zu unserem zweitgrößten Handelspartner geworden und unser Bestreben ist es, diese Entwicklung weiter zu fördern und zu festigen. Es sind jedoch noch sehr große Anstrengungen nötig, um unsere Handelsbilanz auszugleichen und dies nicht durch einen Abbau unserer Importe, sondern durch den Ausbau unserer Exporte und Dienstleistungen. Betrachtet man die Zusammensetzung unserer Exporte näher, fällt einem sofort auf, daß ca. 75 % davon landwirtschaftliche Produkte, Textilien und Diamanten sind und alle anderen Warengruppen, einschließlich technisch hochentwickelter Produkte, die restlichen 25 % ausmachen. Unsere 658

Der deutsch-israelische

Wirtschaftstag

Erfolge mit diesen drei Warengruppen, d. h. landwirtschaftliche Produkte, Textilien und Diamanten verdanken wir nicht nur der weltweit anerkannten Qualität dieser Erzeugnisse, sondern auch der intensiven Arbeit und guten Ratschlägen, die wir von unseren Gesprächspartnern und Freunden hier erhalten haben. Andererseits sehen wir in dieser Konzentration Probleme, ja sogar eine Gefahr, für die Zukunft. Abgesehen davon, daß all unsere Bewässerungsmöglichkeiten schon voll ausgeschöpft sind, was eine nennenswerte Weiterentwicklung in Frage stellt, müssen wir auch daran denken, daß mit dem Beitritt von Griechenland, Portugal und Spanien in die EG unsere Wettbewerbsmöglichkeiten auf diesem Gebiet stark beeinträchtigt werden. Auch der Textilbereich hat in den letzten Jahren weltweit schwerwiegende Umsatzeinbußen hinnehmen müssen und der Druck der Billiglohnländer aus Fernost nimmt ständig zu. Zwar beweisen unsere jährlichen Zuwachsraten im Textilbereich, daß wir uns auf diesem Markt sehr gut behauptet haben - die erwähnte Welttextilkrise wirft jedoch auch auf unsere Exporte ihre Schatten. Man muß auch damit rechnen, daß diese Länder früher oder später ihr Angebot breiter fächern werden und die Qualität sich immer mehr den hier üblichen Anforderungen anpassen wird. Die Umsätze bei Diamanten können sehr anfällig sein. Wobei Angebot und Nachfrage nicht von normalen Wirtschaftsentwicklungen abhängen. So wird es kaum möglich sein, den Export dieser hier so bekannten und gut eingeführten Warengruppen wesentlich zu steigern, um dadurch eine positive Außenhandelsbilanz zu erreichen. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Man ist ihr gegenüber auch nicht tatenlos geblieben. Mehr und mehr orientiert sich heute die israelische Industrie in Richtung hochtechnischer Produkte und neuer Technologien. Diese Neuorientierung veranlaßte einerseits die Stillegung unwirtschaftlicher Betriebe und führte andererseits zur Weiterentwicklung konkurrenzfähiger Unternehmen. Zu diesen kamen neue Industriezweige, die nicht nur den Wettbewerb mit importierten Waren bestehen können, sondern auch in der Lage sind, ihre Produkte auf dem Exportmarkt erfolgreich anzubieten. Israel ist kein Niedriglohnland. Es ist jedoch ein Land mit billigen Fachkräften. 19 % aller Arbeitnehmer sind hochqualifizierte, fachtechnisch ausgebildete Kräfte, verglichen mit 14,2 % in den USA und ca. 10 % in der Bundesrepublik Deutschland. Diese Entwicklung zeigt sich deutlich durch den ständig steigenden Anteil der Industriegüter an unserem Gesamtexport. Ihr Anteil war bereits 1979 59 %, der der landwirtschaftlichen Produkte nur noch 13 %. Um besser und gezielter mit unseren technischen Produkten den deutschen Markt zu erreichen, müssen Vorurteile abgebaut werden, muß mit Qualität überzeugt werden und dem deutschen Partner bewiesen werden, daß es sich lohnt, auch auf diesem Gebiet mit uns zu kooperieren. Dies ist für uns eine zwingende Aufgabe. Wir suchen kooperationsbereite Unternehmen und Unternehmer, Importeure, Großhändler und Vertreter, die bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten aus der Überzeugung heraus, daß diese Zusammenarbeit von beiderseitigem Nutzen ist. Wir suchen aufgeschlossene und mutige Gesprächspartner, die 659

1981 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen sich von keinem wirtschaftlichen Boykott beeinflussen u n d einschüchtern lassen. Ich wünsche mir, daß in absehbarer Zeit d e r Anteil unserer Exporte in die Bundesrepublik Deutschland im Bereich Metall und Elektronik von 12 auf 26 % ansteigen wird. Dies ist der Anteil, den wir mit technischen Produkten bei unseren Exporten in die Vereinigten Staaten haben — ein Industrieland, das weder weniger anspruchsvoll, noch weniger kostenbewußt ist als die Bundesrepublik Deutschland. Technische Produkte made in Israel sind keine Neuheit auf dem amerikanischen Markt u n d d ü r f e n auch nicht unbekannt auf d e m deutschen Markt bleiben. Wir wollen keine Mühe scheuen, dieses Ziel zu erreichen. Wir brauchen jedoch Ihre Hilfe und Ihren Einsatz — ich glaube, daß dieses T r e f f e n ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist." Der Außenhandel zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel (in Millionen US-Dollar 1967-1980)

1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980

Importe

Export

Differenz

58.8 115.1 155.4 174.3 235.2 226.1 511.9 587.4 612.7 417.6 446.7 580.8 768.1 790.7

57.6 56.1 64.7 66.3 90.7 103.1 134.3 134.7 150.6 201.3 276.7 340.4 418.7 541.0

1.2 59.0 90.7 108.0 144.5 123.0 377.6 552.7 452.1 216.3 170.0 249.4 349.4 248.8

Unter Beteiligung israelischer Unternehmer, die ebenfalls zu der T a g u n g gekommen waren, wurden die aktuellen T h e m e n der deutsch-israelischen Wirtschaftsfragen in zwei Arbeitskreisen behandelt. Ein Arbeitskreis unter dem Vorsitz des Gesandten Simcha Landau behandelte die industrielle Kooperation, sowie Forschungs- und Entwicklungsfragen. Herr Landau f ü h r t e u. a. aus, daß die Bundesrepublik Deutschland mit ihren Investitionen in Israel mit längerfristigen Mitteln auf dem 17. Platz, mit 650 Millionen DM liege. Landau erläuterte noch einmal die Investitionsanreise in Israel, die vielen Förderungsinstrumentarien, wobei er besonders hervorhob, daß die Beteiligung von Akademikern unter den Beschäftigten 18 % betrage, während in der Bundesrepublik Deutschland n u r r u n d 10 % einen vergleichbaren Ausbildungsstatus hätten. Auch die besondere politische Lage des Nahen Ostens war beraten worden. 660

Der deutsch-israelische Wirtschaftstag

Der zweite Arbeitskreis befaßte sich mit den Industrien der Elektronik, Feinmechanik, medizinischen Instrumenten und das allgemeine Zulieferangebot aus Israel. Dieser Arbeitskreis wurde vom Direktor für diese Gebiete im israelischen Industrie- und Handelsministerium Avior geleitet. In seinem Bericht legte er dar, daß Israel in diesen Bereichen bemüht sei, vor allem „intelligente" Produkte zu entwickeln, keine Massenprodukte, die durch die Löhne und Arbeitsvorbereitungen die preisliche Situation schwierig machen. Avior lud die deutschen Teilnehmer zur israelischen Technologiewoche ein, die vom 9. bis 12. November 1981 in Jerusalem stattfinden wird.

Die Abschlußrede des Präsidenten der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung, Walter Hesselbach Die Abschlußrede des deutsch-israelischen Wirtschaftstages hielt der Präsident der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung e. V. Walter Hesselbach. Hierbei sagte er u. a.: „Am Anfang ein paar Sätze zur Lage der Bundesrepublik und der westlichen Welt: Sie werden darin nicht viel Neues finden; es gehört gleichwohl zu dem Umfeld, in dem wir handeln. Wir befinden uns in der ganzen westlichen Industriewelt in einer tiefen Rezession. Die Ölländer und einige andere Rohstoffländer greifen uns in die Kasse. Dies ist eine der Ursachen, gewiß nicht die einzige, weshalb unser Einkommen insgesamt für alle, f ü r die Arbeitnehmer ebenso wie f ü r die Unternehmer und Selbständigen, zurückgeht. Je schneller man dies auf allen Seiten begreift, umso besser ist die Ausgangssituation, damit die Zukunft wieder besser wird. Ich habe mich bemüht, dort, wo ich zu tun habe, auch bei der diesjährigen Tarifrunde, dies deutlich zu machen. Wir dürfen nicht aus dem Auge verlieren, worum es geht. Dies ist nicht der Zeitpunkt f ü r ein bißchen mehr oder weniger Recht haben oder behalten. Es geht auch nicht um ein paar Pfennige mehr oder weniger. Vielmehr kommt es darauf an, daß wir alle aus der schwierigen Wirtschaftssituation rasch wieder herauskommen. Und das geht eigentlich nur, wenn man sich solidarisch verhält, nur dann können wir die Hoffnung haben, daß wir dieses Dilemma bald hinter uns haben. Wir haben eine hohe und steigende Arbeitslosigkeit; daran gibt es nichts zu deuteln. Daran ändert sich auch nichts, wenn wir den erheblichen Mißbrauch mit unseren Sozialeinrichtungen einmal davon abziehen. Die echte Arbeitslosigkeit nicht mehr vermittelbarer älterer Menschen und fachlich nicht genug ausgebildeter Leute kann nicht geleugnet werden. Hier werden wir weiter nachdenken müssen. Hinzu kommt, die Preise steigen weiter an. Wir trösten uns gelegentlich damit, daß wir in der Bundesrepublik die niedrigste Preissteigerungsrate haben. Ich fürchte, das kann sich ändern, wenn die Inflation in den europäischen Nach661

1981 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen barländern weitergeht u n d vielleicht —wie in Frankreich noch zunimmt. Ich hoffe, wir werden die Dinge dennoch halbwegs im Griff behalten. Dies ist die Lage: Wir haben eine relativ befriedigende Lohnrunde hinter uns. Der Lohnanstieg ist alles in allem — trotz einiger Befürchtungen — erträglich. Trotzdem wächst unser Leistungsbilanzdefizit weiter. Auch die letzten Zahlen aus unserer Außenwirtschaft berechtigen nicht zu übertriebenen Erwartungen. Tatsache ist auch, wir haben eine hohe Staatsverschuldung. Es wäre aber töricht, hier Schuldfragen aufzuwerfen. Wir stimmen alle darin überein, daß es nötig ist, von dieser hohen Staatsverschuldung wieder herunterzukommen. Die Folgen sehen wir jetzt deutlich; von der Finanzpolitik können wir in der gegenwärtigen Rezession wenig Hilfe erwarten. Sie ist nicht so beweglich, wie wir uns das wünschen würden. Wir haben eine hohe Zinsbelastung, die sicher zum Teil mit dem Leistungsbilanzdefizit zusammenhängt. Zum Teil r ü h r t sie auch aus d e r Geldpolitik. Man mag über die Geldpolitik streiten. Ich fürchte j e d e andere Alternative, die Herrn Pohl heute vorgeschlagen wird, mag die Logik auf ihrer Seite haben. Wir d ü r f e n jedoch auch das Risiko eines grundlegenden Kurswechsels bei Geld und Zinsen nicht übersehen. Ich meine, wir sollten im Prinzip die Politik der Bundesbank unterstützen. Wobei ,im Prinzip' nicht heißt, daß man alles, was in Frankfurt bei der Bundesbank beschlossen wird, f ü r vernünftig halten muß. Was zum Beispiel am Rosenmontag und Faschingsdienstag im Februar dort über den Lombard entschieden und verkündet wurde, war sicher noch nicht der Weisheit letzter Schluß. In der Geldsteuerungstechnik läßt sich noch einiges verbessern. Wenn ein paar Bankiers hier sein sollten, möchte ich dies zumindestens sagen: Wenn man den Banken erlauben würde, in das Rediskont-Kontingent auch längerfristige Schuldtitel unterzubringen, wäre dies keine schlechte Sache. Es liegt in unserer aller Interesse, eine funktionsfähige Kreditwirtschaft zu erhalten. Auch könnte der Sonderlombard etwas flexibler gehandhabt werden. Darüber hinaus wäre vielleicht ein Lombard-Kontingent wünschenswert, wenn auch mit Zusatzzins, das dem einzelnen Bankier die Möglichkeit gibt, sich Liquidität zu verschaffen. Die schon an Panik grenzende Sorge um die Liquidität, wie wir sie in den Faschingstagen erlebten und wie sie sich in den hektischen Operationen am Geldmarkt zeigte, schadet nicht nur der Kreditwirtschaft. Aber alles in allem — so scheint mir - konnte die Notenbankpolitik bisher nicht anders gefahren werden, als sie gefahren wurde, weil wir j a Preisstabilität wollen und zu einem Außenwirtschaftsgleichgewicht zurückkehren müssen. Die H o f f n u n g , daß es bald wieder bergan geht, besteht. Die Zahlen sind gar nicht so schlecht. Wir haben eine recht robuste Investitionstätigkeit, allerdings nicht in allen Bereichen. Sie ist im Bausektor schwach. Positiv entwickelt sich die Ausfuhr. Das hängt auch mit der Abwertung der D-Mark gegenüber dem Dollar zusammen. Dennoch, die recht stabile Ausfuhrentwicklung reicht nicht aus, wie wir wissen und sehen, um das Leistungsbilanzdefizit abzubauen. Dies ist die Lage. Aber lassen wir uns nicht entmutigen, es gibt kein unlösbares 662

Der deutsch-israelische Wirtschaftstag Problem, wenn wir mit Vernunft und wirklicher Solidarität — nicht nur mit Sonntagsreden — an die Dinge herangehen. Es sei denn, wir fielen sehr schnell in Protektionismus, in Dirigismus und den Abschreibungssubventionismus zurück. Das sage ich nicht so einfach dahin. Wir wissen, wer von der Importkonkurrenz sehr bedrängt ist, denkt darüber anders. Wer sich in der Situation von Textil und Stahl befindet, der hat durchaus ein offenes O h r für Protektionismus und einiges Verständnis dafür, daß man etwas f ü r die Strukturerhaltung tun müßte. In d e r Automobilbranche haben wir von solchen Wünschen bisher ziemlich wenig gehört. Hoffentlich bleibt es dabei. Diese Situation der Wirtschaft m u ß auf einem weltpolitischen Hintergrund gesehen werden, der auch nicht gerade zum Hurra-Schreien ist. Wir haben eine steigende Aufrüstung. Was wir da,Doppelbeschluß' nennen, das ist nicht steigende Aufrüstung auf beiden Seiten in der Zukunft, vielmehr die Konsequenz aus der Aufrüstung auf einer Seite in der Gegenwart. Wir müssen uns weiterhin anstrengen, bei voller Wahrung der Sicherheit dieses Landes und der westlichen Welt, einschließlich Europas, trotzdem das atemberaubende T e m p o der Aufrüstung zu bremsen. Auch ihre wirtschaftlichen Auswirkungen müssen uns besorgen. Sie sind vielleicht positiv f ü r die Waffenproduzenten, aber sicher negativ für alle anderen, die auf die Leistungen des Sozialstaates angewiesen sind. Wir haben einen latenten Spannungszustand, von dem wir hoffen, daß er abnimmt. Er scheint jedoch nicht ab-, sondern zuzunehmen. Ich nenne n u r die Stichworte Irak und Iran, Libanon, Afrika und die Probleme in Polen. Ich möchte an dieser Stelle - gleichsam in Klammern — etwas sagen über die deutschen Rüstungsexporte. Ich bin der Meinung, hierüber ist viel zu viel gesprochen worden. Es steht mir nicht an, Herrn Rodenstock zu kritisieren. Es ist auch nicht meine Sache, mich mit den Auffassungen auf der Gegenseite auseinanderzusetzen. Vielleicht wäre es aber gescheiter gewesen, Gespräche über Rüstungsexporte dort zu führen, wo sie am besten aufgehoben sind und den Streit darüber nicht auf dem offenen Markt auszutragen. Dies ist der eine Punkt. Der andere ist: es gibt eine breite Mehrheit in allen Parteien und einflußreichen Kräften dieses Landes, die dagegen ist, daß die Bundesrepublik zu einem Industriestaat wird, dessen Arbeitsplätze von Rüstungsgeschäften abhängig sind. Dies will keiner, und dies tut keiner. Im Gegenteil. Wir möchten die Rüstungswirtschaft auf ein Minimum reduzieren. Wir sehen aber auch, die Welt lebt immer noch nicht ohne Rüstung und Krieg. Wir müssen diese Tatsache zunächst akzeptieren. Aber an die Adresse des israelischen Volkes gewandt möchte ich sagen, es kann davon ausgehen, daß die Freunde Israels, wo immer sie Verantwortung tragen, die Interessen dieses Landes bestimmt nicht vergessen. Sie werden auch nicht zögern, diese mit allen Möglichkeiten zu verteidigen und zu vertreten. Wenn man empfindlich wäre, könnte man sich manchmal darüber ärgern, daß selbst von denen, die es wissen müßten, dies zuweilen nicht beachtet wird. Manchmal - so scheint es — wird nicht voll anerkannt, was sichtbar und weniger sichtbar, aber kontinuierlich unternommen wird. 663

1981 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Offenbar ist es manchen wichtiger, irgendwie über die deutschen Sender etwas verlautbaren zu lassen, als konkret in etwas diskreterer Weise, aber nachhaltig und wirksam zu handeln. Ich halte letzteres f ü r bedeutender und viel wichtiger als alle großen Worte. Und wir werden an diesem Platz versprechen, wir werden das auch weiterhin tun. Ich komme zurück auf die Gesamtlage. Die energiepolitischen Probleme bedrücken uns nicht nur in der Bundesrepublik, sie beherrschen die ganze westliche Welt. Sie sind im Begriff, zu einem großen Problem f ü r die Dritte Welt zu werden. Dazu haben wir die Umweltprobleme. Diese sind ja nicht eine Erfindung der .Grünen'. Es gibt konkrete Umweltfragen. Und sicher täuschen sich j e n e nicht, die eine wachsende Sensibilität großer Teile der Bevölkerung gegenüber Umweltfragen beobachten. Man wird diese Sorgen und Ängste stärker als bisher in das Kalkül der Politik a u f n e h m e n müssen. Wir werden dies nicht nur tun müssen, weil es ein öffentliches Bewußtsein d a f ü r gibt, sondern weil es der Wirklichkeit entspricht. Ich erwähne auch die Generationsprobleme, die uns Sorgen machen. Man kann sie bestimmt nicht so lösen, wie Herr Fuchsberger kürzlich in einer Unterhaltungssendung des Fernsehens, als er meinte, ein junges Mädchen deshalb rügen zu müssen, weil sie einmal ein bißchen forscher geantwortet hat, als ihm das sonst in seiner Größe vorkommt. Trotzdem, es mag sein, daß den Eltern manche Dinge bei der Jugend schwer verständlich sind. Dennoch müssen wir uns bemühen, die jungen Leute zu verstehen u n d ihren Vorhaltungen und Klagen auf den Grund zu gehen. Vielleicht können wir den Problemen doch beikommen. Schließlich, es gibt wachsenden T e r r o r u n d es gibt zunehmende Angst. Schlimm ist auch, aus dem Terror und der Angst kommt die Scheu, sich offen zu seiner Meinung zu stellen. Lassen Sie mich gerade heraus sagen, was dazu anzumerken ist: Wovor ich mich fürchte, ist, daß aus Emotionen und Angst ein Gebräu entsteht, mit dem wir innenpolitisch nur schwer fertig werden. Dem müssen wir entgegenwirken. Jetzt noch ein paar Worte zu Israel und seinen Beziehungen zu Europa. Was das Verhältnis Israels zur Gemeinschaft betrifft, haben wir unser Bestes versucht. Dies wird nicht leichter werden in den achtziger Jahren, wenn neue Mitgliedsländer in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen werden, die vor allem im landwirtschaftlichen Sektor ähnliche Produkte anbieten wie Israel. Wir werden uns darum mit großem Nachdruck dafür einsetzen, daß Israel seine Präferenzen im Handel mit uns behält. Es gibt noch ein anderes Problem zwischen Israel und Europa. Beide sind in ihren Grundauffassungen zur Zeit recht weit auseinander — zumindest, wenn wir uns an die offiziellen Erklärungen halten - . Ich denke etwa an das, was z. B. in Venedig und in Jerusalem gesagt wurde. Das sind unterschiedliche Auffassungen. Das könnte man vielleicht noch hinnehmen, doch dabei ist es nicht geblieben. Es gibt ein neues oder ein jedenfalls wieder sichtbar gewordenes Spannungsverhältnis zwischen Deutschen und Juden. Und viele, die sich mit großer Hartnäckigkeit f ü r Zusammenarbeit eingesetzt haben — sei es in unserer Kammer, sei 664

Der deutsch-israelische Wirtschaftstag es auf kulturellem, wissenschaftlichem oder sportlichem Gebiet, befürchten Rückschläge. Ich sage ganz offen, ich habe sogar Verzweifelte gehört in den letzten Wochen, die meinten, all' die Mühe und Arbeit vieler Jahre sei eigentlich umsonst gewesen. Es seien Fäden wieder gerissen, die man mit soviel Mühe geknüpft habe. Und all das, was von Ben Gurion und Levi Eshkol und Pinchas Sapir und vordem schon mit Fritz Naphtali hier in Deutschland mit Felix Shinnar und AsherBen Natan und dann zu den Zeiten Adenauers mit Nahum Goldmann, Fritz Böhm, Willi Richter, Carlo Schmid und Ludwig Rosenberg aufgebaut worden sei, daß sei heute vielleicht vom Einsturz bedroht. Und alles das, was vor allem der deutsche Widerstand an Kontakten geknüpft habe, das habe nicht gehalten, wie sich nun zeige. Es gäbe darunter eine verhängnisvolle Grundströmung, die alles wieder mit sich fortspüle. Ich möchte dazu etwas sagen, mit aller Deutlichkeit und allem Nachdruck. Ich zähle mich zu denen, die mit bescheidenen Mitteln — nicht wie jene, die ich erwähnt habe — ich wiederhole, mit viel bescheideneren Mitteln, den Versuch gemacht haben, Verbindungen herzustellen. Ich kam nach Israel in der Absicht, Freunde aus früherer Zeit wiederzusehen, und ich war tief erschüttert, daß eine Hand, die man zaghaft ausstreckte, angenommen wurde. Ich weiß, daß die Freunde, die sie angenommen haben, diese Hand noch heute festhalten. Wir haben auf die Bitte, miteinander zu sprechen, von dem jüdischen Volk eine Antwort erhalten, die wir so positiv nicht erwartet hatten. Und wir haben durch das Gespräch überhaupt erst wieder die moralische Kraft bekommen, auf der internationalen Bühne unser eigenes Volk selbständig zu vertreten. Man muß sich immer wieder die Frage stellen, was wäre denn aus uns nach dem Krieg geworden, wenn die von den Nazis heimgesuchten Völker, vor allem dasjüdische und das polnische, sich unserer Bitte verweigert hätten. Was hätten wir zu kämpfen gehabt! Gegen wieviel Widerstände hätten wir eigentlich unser Land aufbauen sollen? Und deshalb gibt es — dessen bin ich sicher — viel Dankbarkeit und Respekt für alle, die das möglich gemacht haben. Nun stehen wir vor einer neuen Lage und alles dies scheint zum Teil vergessen. Ich meine wir müssen darüber hinweg kommen. Das schafft man jedoch nicht mit lauten Worten. Das schafft man nicht, indem man den Bundeskanzler schilt. Und das schafft man auch nicht, indem man den Ministerpräsidenten beschimpft. Ich hätte mir gewünscht, auf deutscher Seite hätte man unsere Verantwortung für das Lebensrecht des jüdischen Volkes etwas deutlicher zum Ausdruck gebracht. Manchmal ist eine allzu diplomatische Sprache fehl am Platz. Aber ich sage genauso deutlich, ich hätte mir gewünscht, daß die Reaktion, die darauf folgte, etwas mehr im Geiste Martin Buber's und etwas weniger im Geiste WladimirJabotinsky's erfolgt wäre. Das hätte ich besser verstanden. Aber vielleicht nur deshalb, weil ich Martin Buber immer näher gestanden habe als Jabotinsky. Damit fälle ich kein historisches Werturteil. Das ist eine Einstellungsfrage. Damit möchte ich es genug sein lassen. Es wurden Emotionen geweckt. Ich sehe unsere Aufgabe darin, mit diesen Dingen fertig zu werden und sie so schnell 665

1981 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen wie möglich aus dem Weg zu räumen, damit die alten Beziehungen unverändert wieder fortgeführt werden können. Denn niemand hat einen Nutzen von solcher Polemik. Wir Deutschen sollten nicht so hochmütig sein und glauben, daß ginge uns nichts an. Solche Kontroversen schaden auch uns. Die Israelis wissen, daß es ihnen nichts nützt. Aber wer mit Emotionen spielt, fragt oft nicht nach Nutzen und Schaden. Vielleicht gelingt es uns, unsere Beziehungen wieder zur Wirklichkeit und zu den wahren Empfindungen zurückzuführen. Es wäre töricht zu leugnen, daß wir in unserer Arbeit etwas zurückgeworfen wurden. Es wäre ganz und gar falsch anzunehmen, daß dieser Rückschlag nun ein Ende der Arbeit bedeutete. Dazu sage ich, die Schwierigkeiten sind nicht unüberwindbar. Sie lassen sich, wie ich glaube, mit einigen Anstrengungen und mit etwas gutem Willen meistern. Die Gespräche, die ich in letzter Zeit geführt habe, haben mich darin bestärkt; Resignation ist nicht angebracht, sie ist auch nicht zulässig, wir können uns das gar nicht leisten. Wenn wir resignierten vor vielen Problemen, in diesem und vielen anderen Bereichen, wo kämen wir da hin? Es bestehen wirtschaftliche Kontakte, die gewollt und letztlich f ü r beide Seiten nützlich sind. Das haben die Diskussionen und Gespräche, Rede und Widerrede, auch am heutigen Tage gezeigt. Darüber hinaus gibt es gute, menschliche Beziehungen und Bindungen. Die wissenschaftliche Zusammenarbeit geht ebenso weiter wie die kulturelle. Wir haben noch immer viel gemeinsam, auf das wir bauen können. Es lohnt sich, die Arbeit fortzusetzen und das Gemeinsame herauszustellen. Eines zumindest sollten wir nicht unterlassen zu tun. Wir, die Deutschen, aber auch die Juden; wir sollten es öffentlich aussprechen, daß wir uns aufeinander verlassen können. Wir sollten sagen, daß man so billig und so einfach nicht etwas auflösen kann, was mit soviel gutem Willen und soviel Elan in Gang gesetzt worden ist. Das brauchen wir beide. Daß Israel mit Ägypten einen Friedensvertrag hat, das haben viele Leute vor einem Jahrzehnt nicht f ü r möglich gehalten. Ich habe dies — einige von Ihnen werden das noch wissen - Herrn Ehrlich gesagt, als er hier war. Ich habe vor der Euphorie gewarnt. Das israelische Volk, das ja realistisch denkt, hat das auch schnell begriffen. Dennoch war es ein außerordentlich großer Schritt, ein wichtiger Schritt in eine gute Richtung. Ich bin davon überzeugt, daß das israelisch-arabische Verhältnis Stück f ü r Stück langsam eine andere Qualität gewinnen kann. Dies ist f ü r mich kein Wunderglaube. Daß es dazu kommt, d a f ü r soll — hier zumindest — kein Schritt zu klein und keine Mühe zu groß sein. Ich weiß, daß ich in dieser H o f f n u n g mit vielen Freunden in Israel übereinstimme. Natürlich mit Teddy Kollek und dem Präsidenten der Universität von Haifa und natürlich mit den Freunden vom Martin Buber-Institut in Jerusalem. Es gilt, Stück f ü r Stück und Punkt f ü r Punkt den Versuch zu machen, Verständnis zu finden und Widerstände zu beseitigen. Natürlich, man kann nicht f ü r alles Verständnis haben; ganz bestimmt nicht f ü r Terror, bestimmt nicht f ü r Gewalt. Nun komme ich zum Ende. Ich meine, verbale Kraftakte helfen uns weder hier noch dort. Sie helfen uns in keiner Situation. Man muß zur rechten Zeit schweigen können u n d man muß, das ist eine menschliche Pflicht, zur rechten 666

Rückgang der Exporte bei der israelischen

Bekleidungsindustrie

Zeit den Mund aufmachen und reden; reden über das, worüber gesprochen werden muß. Wir wollen das weiterhin tun. Wir wollen Kontakte herstellen, wo immer Kontakte möglich sind. Wir wollen vermitteln, wo immer uns die Vermittlung möglich ist. In diesem Sinne möchte ich meine Worte schließen, indem ich meine Versicherung an unsere israelischen Freunde wiederhole, daß auch dieses, was geschehen ist, uns nicht auseinanderbringen kann."

Rückgang der Exporte bei der israelischen

Bekleidungsindustrie

Auch an Israel ist die Konjunkturflaute in Westeuropa nicht spurlos vorübergegangen. Seine Bekleidungsindustrie exportierte 1981 nur noch für 280 Millionen Dollar gegenüber 308 Millionen im Jahre 1980. Trotzdem setzt man in Israel — und das spürten bei der Fashion Week in Tel Aviv 44 deutsche (von insgesamt 238) Besucher deutlich mit viel Optimismus auf erneut steigende Exportchancen. Mit staatlicher Investitionshilfe für exportorientierte Unternehmen, und mit spürbar modischeren Angeboten in annähernd allen Kollektionen. Die Hoffnung: In Zukunft nicht nur die Großabnehmer, sondern zunehmend, vor allem in der Bundesrepublik, auch den Fachhandel mit Mode „made in Israel" bedienen zu können. Einen Überblick über ihr Angebot Herbst/Winter '82/83 geben 20 israelische Hersteller auf den Solo Fashion Weeks Ende Februar in Zürich, vom 2.-5. März im Hilton-Hotel in Düsseldorf und anschließend in New York. War die Bundesrepublik Deutschland über Jahre hinweg Spitzenreiter auf der Exportliste Israels für Bekleidung, rutschte sie im letzten Jahr mit 91 Millionen Dollar (gegenüber 127 Millionen Dollar 1980) auf Platz 2 hinter Großbritannien. Das waren 32 % (1980: 39 %) des gesamten Bekleidungsexports, wohingegen 33,8 % nach Großbritannien gingen. Bei uns wollen die israelischen Hersteller mit verstärkt modisch frischem Wind versuchen, mit Top-Styling und Qualität den hohen Inflationsraten im Lande davonzusegeln. Gilt es, in der Bundesrepublik Deutschland vorübergehend verlorenes Terrain wiederzugewinnen, gibt es auf der Marktlandkarte der USA noch große weiße Flecken als Herausforderung für verstärkte israelische Exportbemühungen. Mit nur 5 % Anteil am Gesamtexport lassen sich Expansionschancen absehen, die nach der Düsseldorfer Musterung in New York getestet werden sollen. Baby- und Kinderkleidung ist für Israel eine Branche mit besonderem Wachstum. Bei den allgemein rückläufigen Exportziffern auf dem gesamten Bekleidungsmarkt, hatte Baby- und Kinderbekleidung aus Israel beachtliche Zuwachsraten zu verzeichnen. Die Exporte stiegen von 1,6 Millionen Dollar auf 2,9 Millionen Dollar. Weitere wichtige Exportgruppen bestehen bei Jerseykleidung, Plisseeröcken, sportliche Kleidung, Kostüme und Kleider sowie Blusen mit vielen modischen Akzenten.

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Israel und Europa Die Europäische Investitionsbank gewährt den Mittelmeerstaaten Israel, Libanon und Tunesien Darlehen Die Europäische Investitionsbank hat zum Jahresende 1981 drei Darlehen an die Mittelmeerstaaten Israel, Libanon und Tunesien gewährt. Diese Finanzierung erfolgt im Rahmen der Mittelmeerpolitik der Europäischen Gemeinschaft. Insgesamt hat die EG mit 14 Ländern des Mittelmeerraumes Abkommen geschlossen: Jugoslawien, Malta, Portugal, Spanien, Türkei, Zypern — Algerien, Marokko, Tunesien — Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Syrien. Für Israel sind jetzt 36,8 Millionen DM als Sammeldarlehen bereitgestellt worden. Damit werden 700 Arbeitsplätze in 9 Industriebetrieben finanziert. Zur Wiederankurbelung der Wirtschaftstätigkeit im Libanon ist ein Ausbau der Stromversorgung r u n d um die Hauptstadt Beirut erforderlich. Die EIB stellt f ü r das Wärmekraftwerk Zouk 17,5 Millionen DM als Darlehen zum Bau von zwei 125-MW-Blöcken zur Verfügung. Ende 1983 soll das Kraftwerk betriebsbereit sein. Tunesien erhält Darlehen f ü r Bewässerungsanlagen in Höhe von 30 Millionen DM. Obstplantagen sollen erweitert, die Rindviehhaltung zur Fleisch- und Milcherzeugung soll ausgebaut werden.

Ein Interview mit Ben Horm über die Sorgen der israelischen Regierung wegen der Erweiterung der EG Der f r ü h e r e Botschafter Israels in der Bundesrepublik Deutschland, der heutige stellvertretende Staatssekretär f ü r Wirtschaftsfragen im israelischen Außenministerium kam als Leiter einer Delegation nach Bonn, u m die Bundesregierung über die Sorgen Israels mit der Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft zu informieren. Mit ihm kam Frau Scheckory, stellvertretende Staatsekretärin im israelischen Landwirtschaftsministerium, sowie der stellvertretende Staatssekretär im Ministerium f ü r Industrie- und Handelsfragen in Israel. H e r r Ben Horm gab mir das folgende Interview: Frage: H e r r Ben Horin, vor langen Jahren Botschafter Israels in der Bundesrepublik Deutschland, heute stellvertretender Staatssekretär im israelischen Außenministerium, heute zu einer Mission, um in Bonn, in Rom und in London, darzustellen, welche Probleme auf Israel zukommen, wenn jetzt die Europäische Gemeinschaft erweitert würde. Sie haben eine Kollegin aus dem Landwirtschaftsministerium Israels mitgebracht und einen Kollegen aus dem Ministerium f ü r Industrie- und Handelsfragen. Wie sieht die Problematik f ü r Israel aus? 668

Interview mit Ben Hann Antwort: Zunächst dies: Der Besuch in Bonn, Rom und London ist Teil einer Rundreise in allen Hauptstädten der EG-Mitgliedstaaten. Wir waren schon vorher in Paris und werden in der zweiten Oktoberhälfte auch in den übrigen Hauptstädten sein. Zweck dieser Reise ist es, erneut zu diesem Zeitpunkt den Regierungen der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft darzustellen, welche wirtschaftlichen Auswirkungen - und ich spreche jetzt n u r von den wirtschaftlichen Auswirkungen — der Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft besonders durch den Beitritt von Spanien f ü r Israel sein werden. Wir beschäftigen u n s in diesem Zusammenhang nicht mit den politischen Fragen und haben zu d e m politischen Entschluß der Erweiterung der Gemeinschaft nicht mitzusprechen. Das ist natürlich ein Beschluß der Mitgliedstaaten selbst. Das ist natürlich ein ganz natürlicher Beschluß. Israel, so wie andere Mittelmeerstaaten, hat mit d e r Europäischen Gemeinschaft 1975 ein Abkommen geschlossen, das in der Praxis eine Freihandelszone f ü r Industriegüter schafft und bei Landwirtschaftsprodukten einen bescheidenen Rahmen ermöglicht. Der Beitritt Griechenlands, Spaniens und Portugals — natürlich ganz besonders Spanien - wird durch die große Produktionskraft von Spanien die Handelsbedingungen besonders auf dem landwirtschaftlichen Gebiet — nicht n u r die Handelsbedingungen, die zwischen Israel und der Gemeinschaft, die heute bestehen, sehr beeinträchtigen — zu Israels Ungunsten. Die Gefahr ist, daß bei Produkten, den sogenannten Mittelmeerprodukten, die die südlichen Staaten der Europäischen Gemeinschaft Frankreich, Italien und jetzt auch Griechenland produzieren und in viel größerem Maße Spanien, daß diese Produkte natürlich mit unseren landwirtschaftlichen Exporten konkurrieren. Es handelt sich hier ganz bestimmt nicht n u r um Zitrusfrüchte, sondern um zwei Dutzend andere landwirtschaftliche Produkte. Durch dieses spanische Potential besteht die Gefahr, daß die Gemeinschaft einen wirtschaftlichen Protektionismus mehr in Betracht ziehen wird. Für uns stellt sich erst einmal die prinzipielle Frage, was ist die Europäische Gemeinschaft, bestimmt nicht ein exklusiver Club, der sich n u r nach innen konzentriert, nicht n u r das, sondern eine Gemeinschaft, die auf wirtschaftlichem Gebiet eine große Reihe von anderen Staaten, in erster Linie im Mittelmeer, die mit sich wirtschaftlich weiter so verbinden will, daß es zugunsten beider Seiten geht, daß es hilft, diesen — geographisch gesehen —, außereuropäischen Staaten, — ich spreche hier besonders von Israel —, ihre eigene wirtschaftliche Entwicklung zügig weiter voranzubringen u n d ein größeres Maß wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu erreichen. Frage: Herr Ben Horin, Sie nannten mit Recht den Begriff, Mittelmeerpolitik. Das war das große Stichwort, unter dem Israel in diesem Kreis der EG hineingekommen ist? Antwort: Das stimmt. Die große Frage istjetzt natürlich, ob dieser Rahmen und die ganze Philosophie der wirtschaftlichen Mittelmeerpolitik weiter aufrecht erhalten wird oder ob sie zugunsten einer protektionistischen, fast autarkisch gesinnter Landwirtschaftssituationen oder einer Politik zum Schaden der Mittelmeerländer durchgeführt wird. Der Unterschied zwischen Israel und so gut wie allen anderen Mittelmeerstaaten ist, daß Israel das einzige Land, der einzige Staat ist,

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1981 — Israel und Europa

d e r vertragliche Beziehungen mit der Europäischen Gemeinschaft hat. Er erhält nicht n u r Konzessionen, sondern gibt sehr große Konzessionen. Im Laufe d e r 80iger J a h r e werden alle Tarife, alle Zölle, in Israel stufenweise f ü r den Export europäischer Industriegüter nach Israel vertraglich abgebaut bis zum Nulltarif. Das bedeutet, d a ß d e r israelische Markt — er ist trotz der relativ kleinen Zahl an Bevölkerung ein Konsumentenmarkt, d e r völlig offen ist, o h n e j e d e n Zoll f ü r europäische Industriegüter. Das m u ß nach unserer Ansicht stark berücksichtigt werden, wenn im Zuge der Verhandlungen mit Spanien die Bedingungen, u n t e r denen die wirtschaftlichen Einzelfragen mit Spanien beraten werden, seine eigenen landwirtschaftlichen A u s f u h r e n in die Europäische Gemeinschaft durchführt, — wenn diese Bedingungen festgelegt werden. Es m u ß nach unseren Begriffen zu einem Maß von Selbstdisziplin kommen, ohnehin als Mitgliedstaat — und die sprechen ü b e r h a u p t nicht gegen Spanien—aber die Tatsache ist, das wird sein, daß Spanien im Augenblick seines Beitritts ein als Mitgliedstaat eine automatisch günstigere Konkurrenzposition hat als all die anderen Staaten, die mit d e r Gemeinschaft vertragliche Beziehungen haben. W e n n diese günstigere Position nicht balanciert wird durch eine Reihe von Maßnahmen, d a n n werden die anderen Mittelmeerstaaten ihren Marktanteil automatisch nicht einhalten können. Für Israel ist landwirtschaftlicher Export nicht n u r eine gewöhnliche wirtschaftliche Frage, es ist eine ganz große wirtschaftliche Frage. Mehr als die Hälfte d e r gesamten landwirtschaftlichen Produktionen in Israel ist eine A u s f u h r in die Europäische Gemeinschaft. Frage: Wie sieht es mit der A u s f u h r der Industriegüter in die Gemeinschaft aus? Antwort: Da gibt es schon einen Nulltarif, das ist heute nicht m e h r das Problem. Es werden heute über 50 % unserer landwirtschaftlichen Produktion in die Europäische Gemeinschaft exportiert, es gibt d a f ü r keine alternativen Märkte mehr. Das sind alles Frischprodukte, f ü r die man keine weit entfernten Märkte schaffen kann. Aber ü b e r das rein Wirtschaftliche u n d Finanzielle hinaus ist natürlich auch mit in Betracht zu ziehen u n d wer Israel kennt, weiß ganz genau, daß das große soziale gesellschaftliche Bedeutung in Israel hat, daß die landwirtschaftliche Bevölkerung in Israel m e h r als in anderen, in den meisten a n d e r e n Staaten, eine große Rolle im gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen Bereich spielt, so d a ß die Struktur d e r Gesellschaft u n d d e r Wirtschaft in Israel gefährdet wäre, wenn wir die Existenzmöglichkeit d e r beträchtlichen und bedeutenden, auch qualitativ b e d e u t e n d e n landwirtschaftlichen Bevölkerung in Israel, Schaden erleiden würde. Daher ist d e r Zweck unserer Reise, unsere Produktion u n d unsere Sorgen — nicht zum ersten Mal, d e n n wir tun das schon seit zwei J a h r e n —, in den europäischen Hauptstädten ganz o f f e n auf den Tisch zu legen, u m unsere Vorschläge zu machen u n d schon zu diesem Zeitpunkt uns einen Eindruck zu verschaffen ü b e r die Meinungsbildung, die heute schon in d e r Europäischen Gemeinschaft stattfindet. Es stimmt, daß die Verhandlungen mit Spanien u n d natürlich mit Portugal formell noch nicht b e g o n n e n haben, aber wir meinen, es ist richtiger, vielleicht etwas zu f r ü h zu kommen, als d a n n eines Tages aufzuwachen und zu sehen, d a ß wir zu spät gekommen sind. 670

Interview mit Ben Horin Frage: Herr Ben Horin, Sie hatten soeben die gesamten Rahmen abgesteckt, Mittelmeerabkommen, Neueintritte in die EG usw. Wie sieht es konkret mit einigen Beispielen aus? Wie würde sich das auswirken? Antwort: Das würde sich z. B. so auswirken: Daß Spanien, wenn wir die Zitrusfrüchte nur als ein Beispiel nehmen, Spanien schon heute um 50 % mehr, ohne Mitgliedstaat zu sein, in die Europäische Gemeinschaft exportiert, allein an Orangen als Israel und Marokko zusammen. Spanien hat f ü r die nächstenn drei Jahre Pläne zusätzliche Anbauflächen, bewässerte Anbauflächen, f ü r die Zitrus- und Orangenproduktion zu schaffen. Das bringt ein solches Ausmaß, das größer ist als die gesamte bewässerte Anbaufläche Israels. Das heißt, daß innerhalb von drei J a h r e n , nur die Zusatzfläche in Spanien, mehr ist, als die gesamte bewässerte Landwirtschaftsfläche in Israel. Frage: Wie sieht es mit Grapefruits aus? Antoori.Grapefruits ist kein Problem, weil Grapefruits kaum jemand anderer produziert und bestimmt auch nicht in unserer Qualität. Frage: Und andere landwirtschaftliche Produkte? Antwort: Frisches Gemüse, frisches Obst, natürlich Blumen, sind ein ganz großer Posten. Um Ihnen Zahlen zu geben: Wir exportieren heute an landwirtschaftlichen Produkten allein über 700 Millionen Dollar in die Gemeinschaft. Wenn nicht die notwendigen Maßnahmen getroffen werden, ist mindestens die Hälfte unserer Ausfuhr der landwirtschaftlichen Ausfuhr, völlig in Frage gestellt. Frage: Wie wollen Sie an diese Probleme herangehen? Haben Sie Vorschläge gemacht, wie sich Israel die Dinge denkt? Antwort: Wir haben Vorschläge gemacht, ich möchte zu diesem Zeitpunkt nicht in Details gehen, denn das sind Sachen zwischen den Regierungen, aber z. B. sind wir d e r Meinung, daß das EG-Abkommen mit Israel, das eine Freihandelszone f ü r Industriegüter schafft, bzw. geschaffen hat, daß diese freie Handelszone ausgedehnt werden sollte auf die Landwirtschaft. Natürlich muß das auf gegenseitiger Basis geschehen, d. h. daß alle landwirtschaftlichen, europäischen landwirtschaftlichen Ausfuhrgüter in Israel d a n n graduell bis zum Tarifnullpunkt gelangen, wie es heute schon f ü r die Industriegüter im Gange ist. Das heißt, daß wir wieder Konzessionen geben und haben wollen, und bereit sind, auch Gegenkonzessionen zu geben. Das ist ein Vorschlag, der nicht alle Probleme lösen würde. Den Vorschlag haben wir schon ganz offiziell auf der multilateralen Ebene gemacht. Ich möchte hier betonen, wir reisen hier nicht mit dem Ziel von Verhandlungen; Verhandlungen müssen in Brüssel gemacht werden, sondern zur Information. Außerdem sollen nicht n u r aus unserer Sicht, sondern auch aus der Sicht a n d e r e r Mittelmeerstaaten im Verlaufe der Verhandlungen mit neuen Mitgliedstaaten getroffen werden sollten, die eine Überschwemmung Europas und die Benachteiligung der Europäischen Vertragspartner zur Folge haben würde.

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Messen und Ausstellungen

Erste Israel-Kollektionsschau

KOB in Düsseldorf

Früher denn je und so geschlossen wie nie zuvor in Deutschland präsentieren sich in diesem Jahr israelische Kindermodenhersteller: Ihre erste gemeinsame Kollektionsschau für Kindermoden mit Strick der Größen 56-182 findet bereits vom 27.-29. Januar im Hilton Düsseldorf statt. Damit kommen die zwanzig teilnehmenden namhaften Hersteller den Wünschen ihrer Abnehmer in Deutschland nach ebenso frühzeitiger wie umfassender Informations- und Ordermöglichkeit entgegen. Bereits im Vorjahr zeigte sich der deutsche Markt zunehmend aufnahmebereit für KOB made in Israel: Kindermode im Werte von 2,5 Millionen Dollar wurden 1980 in die Bundesrepublik Deutschland exportiert. Der Gesamtexport israelischer Baby- und Kinderkleidung lag 1980 bei ca. 17 Millionen Dollar (1979: 12 Millionen Dollar). Den Löwenanteil daran hat Maschenware, allein England nahm Strickwaren im Wert von ca. 3,3 Millionen Dollar ab.

80 Aussteller auf der 22. Israel Fashion Week Bekleidungsexporte von Israel in die Bundesrepublik Deutschland erreichten 1980 127 Millionen Dollar (1979: 72 Millionen Dollar). Bei einem Gesamtexport Bekleidung von 325 Millionen Dollar zeigt das, wieviel Energie die israelischen Hersteller in Kreativität und Technologie stecken, um ihre Produkte dem hiesigen Markt anzupassen, der rd. 40 % ihres DOB-, HAKA- und KOB-Exports aufnimmt. Daß diese Energie nicht nur die Schornsteine in Israel rauchen läßt, sondern den deutschen Verbrauchern in Form von Wärme zuteil wird, zeigen etwa 80 Aussteller auf der 22. Israel Fashion Week, die vom 2.-5. Februar im Hilton Tel Aviv stattfinden wird. Wie im August des vergangenen Jahres — mit 79 deutschen Großeinkäufern gut besucht — rechnet man auch jetzt in Tel Aviv mit regem deutschen Orderinteresse. Dort im Hilton finden deutsche Einkäufer zwar auch Bade-, Strand- und Freizeitkleidung, zum großen Teil jedoch Wärmendes wie Leder- und vor allem ein umfangreiches Angebot an Strickkleidung. Leicht und zugleich wärmend ist die Maschenware, mit der sich die israelischen Stricker und Konfektionäre auf den kühlen deutschen Herbst/Winter '81/82 eingestellt haben.

672

Landwirtschaft Der israelische Zitrusexport läuft auf Hochtouren Aus Tel Aviv meldet der Citrus Marketing Board of Israel, daß die diesjährige Erntesaison für Zitrusfrüchte das geschätzte Volumen voll erreichen wird. Als Hauptexportartikel zur jetzigen Zeit innerhalb der Zitruspalette kommen Yarden River-Grapefruit mit einem Volumen von 300 000 Kolli auf den deutschen Markt. Die Yarden River-Grapefruit, die, wie alle anderen israelischen Zitrusfrüchte weltweit unter dem Markennamen „Jaffa" beim Konsumenten seit Jahren bekannt sind, werden abgelöst durch die Grapefruitsorten anderer Anbaugebiete. Insgesamt erwartet man in Israel eine Exportmenge für Deutschland in einer Größenordnung von über 10 Millionen Kolli Zitrusfrüchte bezogen auf die Zitruswintersaison Oktober bis Mai. Auch auf dem Gebiet der Orangen werden in den Monaten der Saison zwischen Oktober 1980 und Mai 1981 große Mengen Früchte in die Bundesrepublik Deutschland versandt. So stehen auf dem Exportplan 50 000 Kolli Jaffa-Pomelo sowie 400 000 Kolli der Sorten Mineola, Temple und Topaz, sowie 12 t der Jaffa Kumquat und Linequat. Der Citrus Marketing Board, der seit November eine breitangelegte Werbekampagne für seine Erzeugnisse über Rundfunk- und Fernsehstationen begonnen hat, wird sich bei der Berliner Grünen Woche direkt nicht beteiligen, was auch bereits 1980 nicht geschah. Die offizielle Vermarktungsgesellschaft für Blumen, Obst und Gemüse, die AGREXCO, wird auf einem rund 80 qm großen Stand ihre Produkte bei der Grünen Woche zeigen. Einen direkten Israelstand wird es nicht geben.

Landwirtschaftliche Ausfuhren aus Israel in die Bundesrepublik — Statistik des Jahres 1981 in DM 1 000 Ausfuhr 1A

1B

Lebende Tiere/Rindvieh Sonstige lebende Tiere Zusammen

52 249 301

Zusammen

506 2 973 6 3 659 7 144

Nahrungsmittel / Tier Milch Fische und Fischzubereitungen Schmalz, Talg, Tief, öle, Fette Eier, Eiweiß, Eigelb

673

1981 — Landwirtschaft in DM 1.000 IC

1D

Nahrungsmittel / Pflanzen Mais Hirse u. sonstige Getreide Müllereierzeugnisse Malz Nichtölhaltige Sämereien Hülsenfrüchte zur Ernährung Gemüse sonst. Küchengewächse Obst außer Südfrüchten Südfrüchte Gemüse Obstkonserven Fruchtsaft Kakaoerzeugnisse Gewürze Zucker Ölfrüchte zur Ernährung Pflanzl. ö l e u. Fette zur Ernährung Margarine u. ähnl. Speisefette Sonst, pflanzl. Nahrungsmittel Leb. Pflanzen, Ziergärten Erzeugnisse Zusammen Genußmittel Hopfen Kaffee Tee Tabakerzeugnisse Bier Branntwein Wein

1 12 2 694 1 162 88 34 846 64 54 219 1 157 75 57 462 1 3 781 347 1 871 123 69 991

487 1 082 14 54 100 145 47 2 028 Zusammen 79 464 Ernährungswirtschaft 1A- 1D

Die Grüne Woche in Berlin Es war im Januar 1961, als Israels Agrarprodukte zum ersten Mal bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin erschienen. Das war mehr als vier Jahre vor der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen unserer beiden Staaten. Jetzt, nach 20 Jahren, ist der Stand der Israelis etwas kleiner geworden, aber die Vielfalt der frischen Produkte wesentlich größer und umfangreicher. Unter dem Markenzeichen „Carmel" hat die AGREXCO, die Agricultural Export Co. Ltd., den landwirtschaftlichen Export Israels seit ihrer Gründung 1956 immer weiter ausgebaut. Heute ist sie die zentrale Exportorganisation für die israelischen Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte. „Carmel" ist die verbindende Marke, gleichzeitig aber auch ein Qualitätsbegriff auf den deutschen Märkten und in den vielfältigen Supermärkten unseres Landes. Wie ein Sprecher der AGREXCO in Berlin sagte, sei eine fortschrittliche Technologie und spezialisierte Produktion die Basis des sich ständig vergrößernden Angebots der zahlreichen Frischerzeugnisse. Ein 674

Die Grüne Woche in Berlin weiterer Punkt des israelischen Erfolges ist der Lieferschwerpunkt außerhalb der Saison der ausländischen Partner. Das ist gepaart mit schnellen Transporten, die bei Gemüsen zum größten Teil mit Schnellschiffen nach Marseille gehen, in den auf Paletten verpackte verschiedene Kühlstufen eingestellt werden. Diese Kühlung wird als Kühlkette lückenlos bis zum Verbraucher weitergeführt. Blumen und die empfindlichen Erdbeeren werden mit Transportflugzeugen aus Israel in wenigen Stunden nach Europa transportiert, eine Methode, die durch die immer weiter steigenden Treibstoffpreise eingeschränkt wurde. Dazu kommen in diesem J a h r wetterbedingte Kürzungen des Angebotes, was f ü r die israelische Landwirtschaft, wie bereits in der vorigen Saison Ausfälle verursacht. In Berlin wurden die frischen Gemüse und Obstsorten von den zahlreichen Besuchern bestaunt, die frischen tiefgefrorenen Datteln, die „Sharon"-Kaki Früchte, die neu auf den Markt kamen, eine besondere Züchtung, die auch hart wie Äpfel den vollen Geschmack haben, ein Aussehen, wie nicht sehr reife Tomaten haben und auch deren Größe aufweisen. Staudensellerie, frische Erdbeeren, Avocados, Melonen, Paprika, Auberginen, Eisbergsalat, Chinakohl, Meerrettich, Zucchini, Zwiebeln, Gurken und Karotten bildeten eine bunte Palette. Geröstete Kartoffelkroketten und panierte Zwiebelringe wurden am israelischen Stand dargeboten, genauso wie Putenlachs u n d Putenschinken, die immer mehr auf den deutschen Markt kommen. Bundesernährungsminister JosefErtl freute sich an dem frischen Angebot Israels und auch Bundespräsident Carl Carstens bestaunte die landwirtschaftlichen Produkte. Beide erhielten kleine Geschenkkörbe mit der bunten Warenpalette. Besondere Bewunderung auch bei den Berliner Besuchern der „Grünen Woche" fanden die Baumwollstengel, die als Zierstrauch gemischt mit roten Rosen und anderen frischen Blumen ausgestellt waren. In immer größeren Stückzahlen kommen diese „Blumen" nach Deutschland. Eine große Firma, die Baumwollunterwäsche fertigt hat eine große Anzahl Baumwollstengel gekauft, um ihre Werbung bei ihren Kunden damit zu machen. Zu den ausgestellten Waren gehören auch die Produkte der Putenzucht in Israel. Geräucherter Putenlachs und Putenschinken sind Spitzenprodukte aus diesem Bereich, die auch mit höheren Preisen einen Platz auf dem deutschen Markt finden werden. Israelische Säfte unter dem Markenzeichen „Carmel" und ähnliche Produkte einer deutschen privaten Firma, die n u r ihren Stand in der Nähe Israels hatte, aber auf den Flaschen nicht aufgedruckt hatte, daß es sich um israelischen Saft handelte, wird auch zu diesen Angeboten gerechnet werden müssen, genauso wie das Angebot einer Vertriebsfirma aus Berlin, die israelischen Wein u n d Likör anbot.

675

1981 — Landwirtschaft Israels landwirtschaftlicher Export in Zahlen: Geplanter Gesamtexport Deutschland, Saison 1980/81 Produktgruppe

Export Deutschland Export Deutschland* in t in DM 37 760 Gemüse 71 212 000,Obst 1 918 10 095 000,Total Obst/Gemüse 39 678 t 81 307 000-DM * Die DM-Umsatzberechnung basiert auf den Preisen der Saison 1979/80 Exportanteil Deutschland in % Produktgruppe Gemüse Obst Gesamtexport Obst/Gemüse

Gesamtexport int 106 620 11 675

Export Deutschland int 37 760 1 918

Exportanteil Deutschland in % 35,42 16,43

118 295

39 678

33,54

Vergleich von Lieferung und Planung 1978 bis 1981 Produkt Gemüse Obst Gesamtexport

Menge in t Saison 21 601,4 1 700,7 23 302,1

Menge int Saison 78/79 42 925,7 2 141,8 45 067,5

Prozentuales Verhältnis zum jeweiligen Vorjahresumsatz -48,30 % DM-Umsatz Obst/Gemüse total

Saison 79/80 50 350 000,-

Prozentuales Verhältnis zum jeweiligen Vorjahresumsatz -27,97 %

geplante Menge in t Saison 80/81 37 760,0 1 918,0 39 678,0

+ 70,28 % Saison 78/79 69 900 000,-

Planung Saison 80/81 81 300 000,-

+ 61,47 %

DieANUGA 24 israelische Firmen, die im Rahmen der Ernährungsindustrie ihre verarbeiteten Produkte a u f den deutschen u n d europäischen Markt bringen, waren bei der größten Nahrungsmittelschau, d e r A N U G A , die vom 10. bis 15. Oktober 1981 in Köln abgehalten wurde, mit ihren Produkten vertreten. Eine besondere Neuheit brachte der Konzern Milouot a u f d e n Markt. Es ist die Verarbeitung von Kernen der Baumwollernte zu Mehl. Gabriel Pelled, der früher bei der israelischen Botschaft in Bonn als Landwirtschaftsattache gearbeitet hat,

676

DieANUGA leitet in diesem Konzern besonders die Fabrik Milou-Pro, die diesen Zweig einer bedeutenden landwirtschaftlichen Entwicklung hervorgebracht hat. In einem Gespräch sagte mir Herr Pelled: „Der Gedanke ist vielleicht nicht neu, denn schon einige Länder, besonders die Vereinigten Staaten, hatten schon in diesem Bereich Versuche angefangen, aber leider sind sie nicht produktiv und leider nicht sehr gut gelungen. Im allgemeinen züchten die Entwicklungsländer Baumwolle, Staaten, die noch keine Technik haben. Wie gesagt, die Amerikaner sind nicht weit gekommen, so haben wir es uns als Aufgabe gesetzt, diesen wichtigen Proteinstoff nicht nur als Hühner- und Kuhfutter zu verwenden, sondern ihn auch als menschliche Nahrung zu verwenden. Nach dreijähriger Forschung sind wir jetzt so weit, daß wir den Pilotplan beendet haben. Brot und Kuchen aus Mehl essen, das 40 % Proteinmehl aus Baumwollkernen hat. Frage: Das wird in Ihren Fabriken gemahlen? Antwort: Ich würde nicht sagen, gemahlen. Es wird aus den Kernen erst das ö l gepreßt. Der Ölkuchen, der dann bleibt, wird so vorbereitet, daß er für menschliche Zwecke mit 62 % Proteingehalt als Mehl und Kuchen und Brötchen und Brot oder ähnlichen Produkten verwendet werden kann. Frage: Und wofür brauchen Sie das öl? Antwort: Das Öl wird exportiert und hauptsächlich für Margarine und als Speiseöl verwandt. Frage: Welche Entwicklungsstaaten haben mit Israel, mit Ihrer Firma, Kontakte aufgenommen, um die Patente zu verwerten? Antwort: Da fallen mir zwei Sachen ein. Eines ist vielleicht ein erfreulicher Gedanke, aber die Tatsache ist etwas traurig. Gerade der verstorbene, ermordete Präsident Sadat hat persönlich von dieser Errungenschaft gehört und kam selbst zu uns nach Milouot, denn er wußte wie wichtig es für sein Land ist, die Proteine aus den Baumwollstoffen zu gewinnen. Er war persönlich da und hat die Brötchen gekostet und beschlossen, daß wir ein gemeinsames Projekt durchführen, was auch hoffentlich weitergeplant und durchgeführt werden wird. Das zweite Land, mit dem wir schon weiter sind, ist Mexiko. Diese Woche wird in Mexiko, im Palast des Präsidenten, die erste Vertragsunterzeichnung für ein gemeinsames Aufbauprojekt und die Verarbeitung von 100 000 Tonnen Baumwollkernen stattfinden, die für die mexikanische Bevölkerung als Proteinwert verwertet werden sollen. Wir haben interessante Versuche mit dem mexikanischen Tortilla, das ihre Hauptnahrung ist, gemacht, dieses durch das Protein zu bereichern. Frage: Herr Pelled, 100 000 Tonnen, heißt das pro Jahr? Antwort: 100 000 Tonnen pro Jahr und das ist ungefähr ein Drittel der Produktion Mexikos, aber das soll ja erst der erste Pilotplan sein. Laut der Fünfjahresplanung der mexikanischen Regierung sollen dann noch drei oder vier weitere solcher Pläne durchgeführt werden. Frage: Wie steht es mit China? Antwort: In China ist das Interesse groß, aber da wir keine direkten Kontakte mit 677

1981 — Landwirtschaft China haben, ist die Vorbereitung durch andere Staaten, sowohl die Bundesrepublik Deutschland wie auch Amerika, die ihre Botschaften dort haben, die Probleme dort kennen, auch dort als eigene Firmen mit dem Know-how auftreten können. So ist der Gedanke, daß ein gemeinsames Projekt nicht direkt Milouot und eine chinesische Firma, sondern ein größerer Konzern, der sich mit diesem Projekt der Entwicklung befaßt, d o r t arbeiten werden. Frage: Haben Sie deutsche Maschinen für diese Arbeiten? Antwort: Ein Teil, sogar ein Großteil der Maschinen kommen aus der Bundesrepublik Deutschland, gerade zu Beginn von Alpine und anderen Firmen, die sich mit Mehl und ähnlichen Produkten jahrelang beschäftigt haben. Diese gute Erf a h r u n g nutzen wir jetzt f ü r unsere Verarbeitung dieses Proteins. Frage: Und diese Kenntnisse der deutschen Firmen werden jetzt auch in China verwendet? Antwort: Noch nicht. Wie gesagt, o h n e dieses Patent, wie diese Maschinen und wie diese besondere Durchsiebung zu machen ist, können die Leute noch nicht allein ohne unsere technische Hilfe das machen. Ich glaube auch nicht, daß sie diese Forschungsarbeit beginnen, wenn sie schon von anderen Institutionen durchgef ü h r t wird. Außerdem haben wir natürlich das Patent." Der deutsche Markt für die Landwirtschaft Israels In die westeuropäischen Märkte werden 95 % des gesamten israelischen landwirtschaftlichen Exports ausgeführt. Davon gehen ca. 80 % in die Länder der EG. Was Israel jetzt mit Sorge erfüllt, ist die Tatsache, daß Spanien und Griechenland ähnliche Saisonzeiten haben wie Israel selbst, das sich bisher bereits auf die sogenannten „Off-Season"-Produkte konzentriert hatte. Die israelischen Fachleute hoffen darauf, daß der freie Wettbewerb erhalten bleibt u n d betonen, daß, wenn es zu Einschränkungen komme, praktisch jeder verlieren würde. Das wäre auch gegen die Grundsätze der EG. Dieser freie Markt ist f ü r Israel lebenswichtig und die israelischen Planungen gehen davon aus, daß der Export von Gemüse und frischen Früchten jährlich um 10 bis 20 % gesteigert werden kann. In den letzten drei Jahren hat die AGREXCO Schritt f ü r Schritt ein Programm entwickelt, das die Möglichkeit gibt, Spezialitäten auf den Markt zu bringen. Dazu gehören frische Gänseleber, Gänsekeulen, Flugenten, Fisch, Putenfleischprodukte, geräucherte Gänsebrust, Kartoffelkroketten, Zwiebelringe, Honig, gezüchtete Süßwassergarnelen, Pekannüsse, Datteln und Gewürze. Diese spezielle Produktion erbrachte in Deutschland in der Exportsaison 1980/81 fast 6 Millionen DM. Der Exportplan f ü r 1981/82 sieht vor, daß allein im Bereich der Gemüseexporte in Deutschland 34 163 Tonnen abgesetzt werden sollen. Am gesamten Export Israels f ü r Gemüse u n d Obst ergeben sich folgende Zahlen:

678

Die AN VGA Exportanteil Deutschland in % Produktgruppe

Gesamtexport

Export Deutschland

in t 107 636 35 210

34 163 2 880

Exportanteil Deutschland in % 31,74 8,18

142 846

37 043

25,93

Gemüse Obst Gesamtexport Obst/Gemüse

in t

Der Absatz israelischen Gemüses in der Bundesrepublik Produkt

Menge in t Saison 79/80

Deutschland

Menge in t Saison 80/81

geplante Menge in t Saison 81/82

4 447,2 8 168,5 871,0 1 026,7 2 120,3 5 586,3 3 800,1 820,4 1 419,5 827,8 2 423,5 404,2 216,3 125,2 83,9 32 340,9

4 228 9 000 1 200 1 500 2 850 4 200 3 800 1 400 1 400 950 2 000 800 400 200 235 34 163

Gemüse

Paprika Zwiebeln Erdbeeren Tomaten Chinakohl Wassermelonen Kartoffeln Galia- u. Ogenmelonen Honigmelonen Auberginen Karotten Sellerie Eisbergsalat Radieschen Sonstiges Total

5 724,4 2 266,0 1 107,1 1 147,1 472,1 3 589,6 2,2 1 112,1 719,4 536,1 695,8 245,6 220,1 81,7 17 919,3

Der Absatz an Obst in der Bundesrepublik

Deutschland

Produkt

Menge int Saison 79/80

Menge int Saison 80/81

geplante Menge in t Saison 81/82

1 139,9 206,8 68,5 47,5 73,9 164,1 1 700,7

256,6 209,5 87,6 46,7 42,7 8JM 731,5

1 800 300 150 100 300 230 2 880

-57,0 %

+ 293,7 %

Obst

Avocados Datteln, frisch Pfirsiche Nektarinen Trauben Sonstiges Total Prozentuales Verhältnis zum jeweiligen Vorjahresumsatz

679

1981 — Landwirtschaft Produkt

Menge int Saison 80/81

Gemüse Obst

Menge int Saison 79/80 17 919,3 1 700,7

32 340,9 731,5

geplante Menge in t Saison 81/82 34 163 2 880

Gesamtexport

19 620,0

33 072,4

27 043

+ 68,5 %

+ 12,0 %

Prozentuales Verhältnis zum jeweiligen Vorjahresumsatz DM-Umsatz

Saison 79/80

Saison 80/81

Planung Saison 81/82

Obst/Gemüse total

20 350 000,-

63 242 360,-

82 488 0 0 0 -

+ 25,6 %

+ 30,43 %

Prozentuales Verhältnis zum jeweiligen Vorjahresumsatz Der Absatz von Spezialitäten

nach dem, Saisonbericht

1980181

Produkt

Export Deutschland int in DM

Gänseleber Gänsefleisch Entenfleisch Zucht- und Zierfische Säfte Gänsefett Putenfleisch Tiefkühlgemüse Biolog. Produkte Pekannüsse Shrimps Getrocknete Datteln Total

25 22 10 67 235 90 200 800 5 15 1,3 18 1 588,3

1 900 000 200 000 200 000 500 000 400 000 200 000 1 400 000 750 000 60 000 200 000 30 000 130 000 5 970 000

All diese Erfolge wurden nur möglich, weil Israel eine straffe Organisation geschaffen hat, mit der sie die Märkte erreicht. Für die Saison 1981/82 sind beim Köln/Bonner Flughafen 200 Frachtjumbos angekündigt, die durch eine optimale Ausnutzung der Ladekapazität die Flugkosten für die frische Ware trotz der ölpreiserhöhungen um 10 bis 20 % senken. Außerdem laufen an jedem Montag und Donnerstag nach einem festen Fahrplan Kühlschiffe von Ashdod nach Marseille aus, die, jeweils auf Paletten verladen, rund 2000 Tonnen landwirtschaftliche Güter befördern.

680

Luftverkehr und Tourismus Ein Gespräch mit dem Leiter des Lufthansabüros in Tel Aviv Frage: Herr Sehr, Sie haben die Leitung des Lufthansabüros in Tel Aviv vor einigen Monaten übernommen und kommen gerade in eine interessante Phase. In der jüdischen Religion gibt es mit 13 Jahren die Feier der Barmizwa, der Großjährigkeit eines jungen Menschen, der der jüdischen Religion angehört. Nun sagt man auch bei der Lufthansa „Barmizwa". Dreizehn Jahre Lufthansa in Israel, wie hat sich diese Strecke entwickelt? Antwort: Wir haben 1968 mit zwei Flügen angefangen pro Woche von Deutschland nach Israel und zurück. Damals waren die ersten Zahlen magere 1 200 Passagiere. Jetzt 1981, also nach 12 Jahren, werden wir über 650 000 Passagiere geflogen haben, und darüber hinaus noch mehr als 16 000 Tonnen Fracht. In diesem Jahr, bereits bis Ende September, liegen wir bei knapp 70 000 Passagieren. Darüber hinaus haben wir unsere zwei Flüge inzwischen auf elf aufgestockt und sind heute im November nach der El AI die Gesellschaft, die die meisten Flüge zwischen Israel und einem anderen Land anbietet. Frage: Hat das nicht auch eine gewisse politische Bedeutung, daß die Lufthansa sich in dieser Weise engagiert hat? Antwort: Wir betrachten uns hier bei der Lufthansa als ein Unternehmen, das dazu beitragen soll, den Tourismus zwischen beiden Ländern auf der einen Seite zu fördern, auf der anderen Seite dazu beizutragen, die Brücke so eng wie möglich zu gestalten, damit das Verständnis zwischen beiden Ländern in der Zukunft noch besser wird. Das ist das, was unsere Aufgabe ist. Frage: 1981 im Vergleich zu 1980, ist ein Rückgang im Tourismus allgemein nach Deutschland zu spüren? Antwort: Das ist richtig. In diesem Jahr liegen wir insgesamt im Verkehr zwischen Israel und Deutschland unter dem Vorjahr. Die Gründe sind eine Vielfalt, die auf der einen Seite politisch zu erklären sind, auf der anderen Seite mit der wirtschaftlichen Rezession. Der Rückgang ist auf der politischen Seite bestimmt zu suchen, die Diskussion zwischen Herrn Begin und Herr Schmidt, hat bestimmt dazu beigetragen, daß einige Bundesbürger sich die Reise nach Israel überlegt haben. Dann wird darüber hinaus der kurze Konflikt Israel-Libanon dazu beigetragen haben und natürlich letztendlich die allgemeine wirtschaftliche Rezession in Deutschland, denn der Bundesbürger hat nicht mehr so viel freiverfügbares Einkommen, um seine Reisen zu gestalten — und, wenn wir ehrlich sind, Israel ist teuer geworden. Frage: Das war auch meine unmaßgebliche Meinung als Journalist, diese Beobachtung zu machen. Wie wird es weitergehen? Wird das Jahr 1981 wiederum mit ungefähr 160 000 Passagieren abschließen, nicht nur für die Lufthansa, ich meine jetzt allgemein im Tourismus? 681

1981 — Sonstiges Antwort: Allgemein als Tourismus werden wir wohl plus minus Null zum Vorjahr erreichen. Wir haben inzwischen Konsequenzen gezogen und jetzt für das Winterhalbjahr aus Deutschland heraus, einen neuen Tarif angeboten, der stimulierend wirken soll, für die Nachfrage nach Israel. Wir sind davon überzeugt, daß wir für das nächste Jahr bestimmt positive Entwicklungen haben werden. Frage: Die Zahl von 11 Flügen in der Woche bleibt? Antwort: Die Zahl von 11 Flügen in der Woche bleibt, wobei wir weiterhin täglich Frankfurt anfliegen werden, dreimal München und einmal Düsseldorf, allerdings im nächsten Jahr, so wie sich die Planung das vorstellt, von Samstag auf Sonntag wechseln. Frage: Herr Sehr, lassen Sie mich noch einmal ein ganz anderes Thema anschneiden, das ist die Fracht, die nicht nur von der Lufthansa, sondern von CAL und El AI geflogen wird. Ich denke an die „grüne Fracht", besonders die mit über 200 Flügen allein nach Köln gebucht ist, will da die Lufthansa nicht auch einmal einsteigen? Antwort: Auf der deutschen Seite ist ein großer Importeur an die Lufthansa herangetreten, und es ist inzwischen ein Vertrag abgeschlossen worden, der besagt, daß am Anfang mit einem bis zu drei Flügen pro Woche, aus Israel nach Deutschland Blumen und darüber hinaus noch allgemeine landwirtschaftliche Produkte nach Deutschland exportiert werden. Es ist ein Novum in der Fluggeschichte zwischen Israel und Deutschland, aber wir hoffen, hier beizutragen, daß israelische Produkte auf dem deutschen Markt weiterhin zu einem guten Preis für den deutschen Kunden zu haben sind.

Sonstiges Zahlen zur israelischen Wirtschaftsentwicklung Israels Zahlungsbilanz (Leistungsbilanz in Mio Dollar) Gesamtimporte (Waren für Dienstleistungen) nur Waren Gesamtexporte (Waren und Dienstleistungen) nur Waren Defizit insgesamt Handelsdefizit * geschätzt

682

1977

1978

1979

1980

1981*

8 227 4 760

10 084 5 631

12 142 7 397

13 918 7 875

17 070 9 530

10 5 3 2

12 6 5 3

5 2 2 1

664 963 563 793

6 735 3 716 3 349 1 915

8 4 3 3

259 313 883 084

088 294 832 581

000 230 070 300

Zahlen zur israelischen Struktur der Industrieexporte

nach Hauptbranchen

Nahrungsmittelindustrie Textil, Bekleidung & Lederwaren Mineralien, Chemikalien, Gummi und Kunststoffe Metallerzeugnisse, Maschinen, elektronische Transportgeräte Diamanten (netto) Holz, Papier, Druck & verschiedene Industrien Gesamtindustrieexport Industrieexporte

(in %)

1970

1975

1979

1980

11,0 16,7

8,3 10,5

6,8 9,2

6,3 10,0

20,6

21,8

19,7

21,6

12,0 33,9

19,2 35,4

25,7 32,5

26,3 26,3

5,8

4,8 100,0

6,1 100,0

6,2 100,0

100,0

im Verhältnis zur gesamten Industrieproduktion*

Nahrungsmittelindustrie Textil, Bekleidung & Lederwaren Bergbau & Mineralien Chemikalien, Gummi und Kunststoffe Metallerzeugnisse, Maschinen, elektronische und Transportausrüstungsgegenstände Holz, Papier, Druck & verschiedene Industrien Gesamt, ohne Diamanten Geschliffene Diamanten Gesamtindustrieexporte

Wirtschaftentwicklung

(in %)

1970

1975

1979

1980

8,9 18,7 20,4 16,1

7,2 15,8 18,8 12,9

9,6 22,2 17,2 20,8

8,7 29,0 21,2 21,6

7,2

11,6

23,1

27,6

9,5 11,7 99,9 16,8

9,6 11,8 99,9 17,0

18,3 19,0 99,9 26,2

22,0 21,3 99,9 27,7

* berechnet auf der Basis der offiziellen Wechselkurse Exporte und Importe nach Bestimmungs-

und Herkunftsländern

Exporte 1978 EG-Länder 1 345 EFTA 281 862 andere europäische Länder 179 Nordamerika 742 Lateinamerika 57 Afrika 110 Asien 650 andere Länder 575 Gesamte Welt (Bruttohandel) 3 921

(in Mio

Dollar)

1979

1980

Importe 1978

1979

1980

1 703 373

2 127 517

2 445 851

2 704 951

2 682

247 932 144 191 611 773

131 1 163 88 109 216 841

166 1 567 162 172 265 1 524

152 1 629 140 137 200 2 223

5 542

5 844

7511

8 025

237 796 75 124 567 672 4 547

683

1981 — Sonstiges Israels Gesamthandel

mit der EG (in Mio

Dollar)

Exporte

Importe

1978 94,4 9,3 208,2 340,4 16,9 212,8 282,6 180,1

1979 188,8 15,7 218,6 418,7 26,2 193,5 394,5 246,9

285,1 19,4 236,5 541,9 27,0 246,1 456,8 299,3

283,0 4,4 258,8 589,8 23,1 481,5 539,3 264,6

Gesamte EG

1 344,7

2 444,6

3 921,3

1 702,9 4 546,3

2 121,1

Gesamte Welt

5 540,0

5 843,4

2 703,7 2 682,3 7 510,2 8 024,1

Italien Irland Belgien & Luxemburg Bundesrepublik Deutschland Dänemark Niederlande Großbritannien Frankreich

Gesamte Auslandsinvestitionen

in Israel (in Mio

in bar marktgängige Sicherheiten nichtmarktgängige Sicherheiten In Handelsgütern Umwandlung von Israel-Bonds zur Finanzierung von Investitionen investierte Gewinne Gesamtinvestitionen Exporte von Leichtindustrieprodukten

Holz und Holzprodukte Papier, Pappe und Produkte Druck und Verlagswesen Medizinische, optische und Laborausrüstungsgegenstände Schmuck & Kunst und Kunstgewerbe Spielzeuge & Spiele Israelische & co-produzierte Filme andere Gesamtexport * geschätzt Konfektion und

1980

1978

1979 379,2 10,1 288,9 766,9 28,8 205,7 687,7 336,6

1980 314,9 11,5 404,6 790,7 27,8 189,7 672,9 j 270,2

Dollar)

1976 57,1 (10,6) (46,5) 28,3

1977

1978

1979

58,1 (12,7) (45,4) 36,0

79,2 (49,6) (29,6) 18,8

84,6 (41,7) (42,9) 19,3

1980 149,9 (91,6) (58,3) 24,3

10,2 8,0

12,8 8,0

13,0 7,8

16,1 8,7

17,2 9,4

103,6

114,9

118,8

128,7

200,8

und Filmen (in Mio

Dollar)

1978 31,3 4,2 14,3

1979

1980

1981*

31,5 9,4 15,8

43,3 14,9 24,5

49,0 13,0 20,0

20,0 75,8 5,8 4,3 3,3

28,8 84,7 7,6 5,2 19,5

33,1 83,5 11,7 2,0 47,2

40,0 117,0 13,0 10,0 42,0

159,0

202,5

280,2

304,0

Textilien

Israels Textil-, Bekleidungs- und Lederwarenindustrien erreichten im Jahr 1980 eine Exportsumme von $ 493,5 Mio. ein Betrag, der ca. 15 % der gesamten Industrieexporte (ohne Diamanten) ausmacht; somit steht dieser Industriezweig an dritter Stelle der Auslandsverkäufe. Annähernd 30 % der Produktion wird ex684

Zahlen zur israelischen

Wirtschaftentwicklung

portiert, das Resultat der eingeschlagenen Politik, nach den in den Industrienationen üblichen Normen zu produzieren. Das in den Jahren 1979 und 1980 erlangte Exportwachstum von 36 % bzw. 37 % erweiterte das Wachstum dieses Industriezweiges als ganzes. Leider deuten Anzeichen daraufhin, daß 1981 nur ein kleinerer Zuwachs möglich sein wird, was auf die Schwierigkeiten auf den internationalen Absatzmärkten, allen voran die EG, zurückzuführen ist. Trotz der voraussichtlich reduzierten Wachstumsrate fährt dieser Sektor in seinen Bemühungen fort, sich durch weitere Qualitätsprodukte zu entwickeln. Hierbei ist das vor kurzem abgeschlossene Textilabkommen mit den Vereinigten Staaten zu nennen, das den israelischen Textilexporten ab 1982 reduzierte Zölle einräumt. Exporte an Textilien, Bekleidung

und Lederwaren

Garne & Stoffe Bekleidung & Strickwaren Leder, Pelze Sc Schuhe Gesamtexport

(in Mio

Dollar)

1978

1979

1980

1981

76,8 144,3 35,1

110,0 207,3 40,7 358,0

149,2 298,4 45,9 493,5

148,0 350,0 46,7 544,7

256,2

Exporte an Metallen, Metallerzeugnissen

und elektronischen Geräten (in Mio

1977

1979

Dollar)

1980

1981*

Grundmetalle Metallerzeugnisse und Maschinen Elektrische und elektronische Geräte Transportausrüstungsgegenstände

34,5 344,0 122,0 116,5

1978 31,6 456,0 131,7 167,7

39,3 477,8 161,2 263,3

97,0 596,0 256,0 234,0

130,0 834,0 320,0 306,0

Gesamtexport

617,0

787,0

941,6

1 183,0

1 590,0

* geschätzt Exporte an Chemikalien, Mineralien,

Gummi und Kunststoffen

(in Mio

Dollar)

1977

1978

1979

1980

1981*

Chemikalien 8c Kraftstoffe Mineralien & Natursteine Gummi & Kunststoffe Nichterze

288,5 76,5 67,5 9,7

503,1 128,8 92,8 10,1

654,9 226,8 128,2 15,4

750,0 270,0 140,0 17,0

Gesamtexport * geschätzt

422,2

336,7 105,0 77,5 14,2 533,4

734,8

1 025,3

1 177,0

Exporte an geschliffenen Diamanten

(in Mio 1977

1978

1979

1980

Israels Gesamtexporte geschliffene Diamanten

3 081,6 1 002,5

3 921,3 1 317,6

5 326,3 1 409,1

Diamanten/Gesamtexporte

32,5 %

33,6 %

4 554,7 1 224,0 26,9 %

Dollar)

26,5 %

685

1981 — Sonstiges Exporte von original israelischen Industrieprodukten Jahr

Wert in Mio Dollar

1967 1970 1973 1976 1979 1980 1986*

2,5 12,5 36,6 280,0 780,0 1 120,0 2 200,0

% der Gesamtindustrieexporte (ohne Diamanten) —

4,5 6,0 25,0 31,0 33,5 36,5

* geschätzt

Israels Handel mit den Vereinigten Staaten (in Mio Dollar) Exporte

1976

1977

Landwirtschaftsprodukte Diamanten Verbrauchsgüter Industriewaren

2,5 222,0 61,4 154,6

4,0 321,5 85,0 170,8

1978 5,0 382,0 127,7 183,9

1979 8,4 341,9 154,1 265,0

1980 5,7 456,5 153,0 361,5

Gesamtexporte

440,5

581,3

1 698,6

1 769,4

1 976,7

Gesamtimporte

888,8

981,1

1 125,6

1 511,8

1 549,2

Die Statistiken stammen aus israelischen Quellen.

Israels Diamantenbranche muß sich gesundschrumpfen — Ein Bericht des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft 1. Juni 82, Jahrgang 31, Nr. 10 „Israels in der Krise befindliche Diamantenindustrie hat den vor drei J a h r e n begonnenen Schrumpfungsprozeß noch nicht abgeschlossen. Auch im laufenden J a h r wird die Branche gefordert sein, ihre noch immer zu großen Kapazitäten den realen Absatzmöglichkeiten auf dem Weltmarkt für geschliffene Diamanten anzupassen. Sowohl in- wie auch ausländische Experten sind trotzdem der Meinung, die Diamantenindustrie Israels habe eine mehr als gute Durchhaltechance. In den vergangenen zwei bis drei J a h r e n war die Auslese besonders hart und mit zahlreichen Bankrotten und Millionenverlusten verbunden. Absatzschwierigkeiten, zusammen mit einem erheblichen Preisverfall führten 1981 zur Schließung von 172 Diamantenschneid-und-schleifbetrieben. Ende 1981 ( 1 9 8 0 ) g a b e s in Israel nur noch 7 8 0 Betriebe der Branche mit 7248 (8253) Arbeitnehmern. Vorstellungen über die künftige Größenordnung der israelischen Diamantenbranche enthielten die kürzlich von der staatlichen Aufsichtsbehörde festgelegten Subventionsrichtlinien, die am 1. April 1982 in Kraft getreten sind. Nachdem der Umfang subventionierter Kredite für die Diamantenbranche von

686

Israels Diamantenbranche muß sich gesundschrumpfen

1,1 Milliarden US-Dollar vor zwei Jahren auf zuletzt 650 Millionen Dollar geschrumpft war, steht jetzt ein Stützungsfonds in Höhe von 260 Millionen Dollar aus staatlichen Mitteln zur Verfügung. Die Subventionsrichtlinien beschränkten grundsätzlich die Anzahl der Arbeitnehmer in der Branche auf eine Höchstgrenze von 7000. Sollte die Industrie in Zukunft mehr Diamantenschneider und -Schleifer beschäftigen und damit ihren Ausstoß, beziehungsweise Export anheben, kann sie für diesen Zuwachs nur in begrenztem Umfang Stützungskredite der öffentlichen Hand erwarten. Die Kreditgewährung erfolgt zu einem Zinssatz, der auf 60 Prozent des am Eurodollarmarkt zu zahlenden Satzes ermäßigt ist. Gleichzeitig haben die Behörden das Verbot, bereits geschliffene Diamanten nach Israel zum Wiederverkauf einzuführen, aufgehoben. Mit dieser Maßnahme soll ein Versuch unternommen werden, Israel, das bisher vorwiegend als Verarbeitungszentrum bekannt war, in ein internationales Handelszentrum umzuwandeln. Infolge der schwierigen Absatzlage reduzierte die Branche die Bearbeitung von großen und entsprechend teuren Diamanten und ging zu kleinen und verhältnismäßig billigen Steinen über. Aus diesem Grund gab es wiederholt Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Rohdiamanten. Der Bezug über die Central Selling Organisation in London ging 1981 auf 187 Millionen Dollar oder 1,27 Millionen Karat zurück. Bei der Ausfuhr von geschliffenen Steinen blieben die USA der wichtigste Absatzmarkt mit einem Anteil von 38,2 Prozent, gefolgt von Japan (14,5 Prozent), Hongkong (11,1 Prozent), Belgien (10,6 Prozent) und der Schweiz (10,4 Prozent). Die Ausfuhr von geschliffenen Diamanten nach der Bundesrepublik Deutschland schrumpfte von 5,2 Prozent (1979) auf 2,2 Prozent (1981). 1981 waren in der Branche 785 Exporteure tätig. Nur ein Händler konnte ein Ausfuhrvolumen von mehr als 80 Millionen Dollar im Jahr ausweisen; 626 Exporteure begnügten sich mit jährlichen Ausfuhren von weniger als eine Million Dollar. Die Krise in der Branche führte zu einer steigenden Zahl von Kleinexporteuren, die versuchen, oft auch zu Verlustpreisen ihre Ware abzusetzen. Die weltweite Absatzkrise führte auch zu einer rückläufigen israelischen Ausfuhr von Diamantenschneidegeräten und anderen Bearbeitungswerkzeugen. Der Exportwert schrumpfte von 8,78 Millionen Dollar 1980 auf 7,5 Millionen Dollar 1981. Weiterhin blieb die Bundesrepublik Deutschland wichtigster Markt für in Israel hergestellte Diamantenschneidewerkzeuge (2,24 Millionen Dollar), gefolgt von den USA (1,23 Millionen Dollar) und Belgien (0,86 Millionen Dollar)."

687

1981 — Sonstiges Diamantenausfuhr

nach Ländern

(in Millionen

Dollar)

Land

1979

1980

1981

Insgesamt davon USA Hongkong Japan Belgien Schweiz Bundesrepublik Deutschland

1 223,9

1 409,1

1 067,3

323,9 174,7 179,6 128,4 119,2

416,3 195,7 179,8 148,3 191,2

408,1 118,1 154,3 113,6 111,4

63,8

68,6

23,6

Quelle: Comptroller of Diamond Industry, Tel Aviv, 1982; BfAI/NfA Einfuhr von Roh- und Ausfuhr von geschliffenen Diamanten lar und Gewicht in Millionen Karat) Einfuhr

(Wert in Millionen

Ausfuhr

Jahr

Gewicht

Wert

Gewicht

Wert

1977 1978 1979 1980 1981

11,20 6,99 4,96 5,07 3,10

937,3 1 052,9 845,4 995,1 485,8

3,35 2,57 2,15 2,35 2,16

1 002,5 1 317,5 1 223,9 1 409,1 1 067,3

Quelle: Comptroller of Diamond Industry, Tel Aviv, 1982; BfAI/NfA

688

US-Dol-

1982

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Fünfzehn Jahre Unterstützung des deutsch-israelischen Außenhandels durch die israelisch-deutsche Industrieund Handelskammer und die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung Ende 1982 konnten in Israel und in der Bundesrepublik Deutschland zum gleichen T a g die israelisch-deutsche Industrie- und Handelskammer und die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung e. V. in Frankfurt/Main auf ihr fünfzehnjähriges Bestehen zurückblicken. Hinzu kommt ein weiteres Jubiläum: Die Zeitschrift „Israels Außenhandel", die 1967 von F. A. Lewinsons. A. in Zusammenarbeit mit dem israelischen Ministerium f ü r Industrie und Handel gegründet worden war und somit das offizielle Organ beider Kammern wurde, blickt ebenfalls auf fünfzehnjähriges Erscheinen in dieser Zeit zurück. In einer Jubiläumsausgabe nehmen die wichtigsten Repräsentanten der Wirtschaft auf beiden Seiten Stellung. Im Jubiläumsheft schreibt der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel, Dr. Niels Hansen: „Als die Kammern zwei Jahre nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen gegründet wurden, war dies ein weiterer wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Normalisierung d e r bilateralen Beziehungen, die angesichts der unheilvollen Ereignisse zur Zeit des Nationalsozialismus ja keinen einfachen Start haben konnten. Wie so oft in d e r Geschichte waren Unternehmer auch hier schneller als Politiker. Handelsbeziehungen zwischen unseren beiden Ländern hatten sich in aller Stille schon in den fünfziger Jahren entwickelt, wobei deutsche Wiedergutmachungsleistungen ebenso wie der Bedarf des jungen israelischen Staates an Investitionsgütern, welche die deutsche Industrie anzubieten hatte, eine wichtige Rolle spielten. Im Gründungsjahr der Kammern 1967 verzeichnete die Statistik ein Handelsvolumen von 454,5 Millionen DM, wovon 252,2 Millionen DM auf deutsche Ausfuhren und 202,3 Millionen DM auf Importe aus Israel entfielen. In nur vierzehn Jahren —bis 1981 — hat sich dieses Volumen auf 2,8 Milliarden DM (1,7 Mrd. DM deutsche Exporte, 1,1 Mrd. DM Einfuhren) mehr als versechsfacht. Naturgemäß ist es schwierig festzustellen, welchen Anteil der organisatorische .Flankenschutz' durch die Tätigkeit der bilateralen Handelskammern an 689

1982 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

dieser erfreulichen Entwicklung hat. Die Erfahrung spricht jedoch dafür, daß mindestens solche Unternehmen, die im anderen Land noch keine Erfahrungen sammeln konnten, den risikoreichen Schritt in einen neuen Markt leichter wagen, wenn sie dies unter dem Schutz einer Institution zu tun vermögen, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Tatsächlich konnte man in den letzten Jahren beobachten, daß sich immer mehr kleinere und mittelgroße Unternehmen am israelisch-deutschen Handel beteiligen und dazu beitragen, daß die von diesem erfaßte Produktenpalette immer breiter wird. Besonders deutlich wird dies, wenn man die Struktur der israelischen Ausfuhren nach Deutschland analysiert. Früher beherrschten landwirtschaftliche Produkte das Feld, neben denen nur wenige Industriegüter (insbesondere Textilien und bearbeitete Diamanten) in Erscheinung traten. 1981 haben jedoch industrielle Enderzeugnisse mit einem Anteil von 38,5 % an den Exporten nach Deutschland die landwirtschaftlichen Produkte (36,2 %) bereits überflügelt. Dabei konnten Maschinen und elektrotechnische Erzeugnisse besonders hohe Zuwachsraten erzielen. Da bekanntlich der deutsche Markt mit seinen liberalen Einfuhrregelungen äußerst wettbewerbsintensiv ist, können diese Erfolge ohne weiteres als Beweis für die Leistungsfähigkeit der israelischen Industrie in Branchen, die eine hochentwickelte Technologie voraussetzen, herangezogen werden. Die sich ständig wandelnden Verhältnisse werden auch in den nächsten Jahren dafür sorgen, daß der israelisch-deutschen Industrie- und Handelskammer und der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung e. V. zu den bisherigen Obliegenheiten weitere Aufgaben zuwachsen werden. Für deren Bewältigung wünsche ich Ihnen von Herzen viel Erfolg." Der spätere Präsident der israelisch-deutschen Industrie- und Handelskammer in Tel Aviv, Michael Passweg, schreibt zu den Aufgaben der dortigen Kammer im gleichen Heft: „Eine eingehende Betrachtung und objektive Beurteilung der Aufgaben, die unserer Kammer bevorstehen, werden dazu beitragen, daß die Ziele nicht zu weit gesteckt werden, damit demgemäß eine angemessene und nutzvolle Tätigkeit gefördert wird. Unsere generelle Aufgabe ist - wie bei allen binationalen Kammern—die wirtschaftlichen Beziehungen unserer beiden Länder zu verstärken und auszuweiten. In dieser allgemeinen Bestrebung sind wir nicht allein und wir sollten versuchen, eine enge, beziehungsweise engere Zusammenarbeit, sogar Partnerschaft mit diesen wichtigen Faktoren herzustellen. Dies bezieht sich auf das Industrie- und Handelsministerium und seine Vertretungen im Ausland, das Israel Export Institut mit seinen Wirtschaftszweigen, Zentren und die zu ihm gehörende Messe- und Ausstellungsgesellschaft, unsere Schwesterkammer mit ihren Zweigstellen in der Bundesrepublik, die allgemeine Handelskammer Tel Aviv-Jaffa und nicht zuletzt die Deutsche Botschaft in Tel Aviv und insbesondere ihre Wirtschaftsabteilung. 690

Fünfzehn Jahre Unterstützung des deutsch-israelischen Außenhandels Es soll unsere Aufgabe sein, dahin zu wirken, d a ß unseren Mitgliedern von all d e n Komponenten das Beste geboten wird, was im Rahmen d e r e n Zuständigkeit möglich ist. Ein von uns ausgehender ständiger Kontakt mit diesen Institutionen soll dies sicherstellen. Unsere Mitglieder müssen mit d e n wertvollen Aktivitäten des einen u n d des anderen vertraut werden. So manche sind es noch nicht. Zur Haupttätigkeit unserer Kammer gehört insbesondere die Herstellung von Verbindungen zwischen deutschen u n d israelischen Firmen. Israelis, die Geschäftsverbindung nach d e r Bundesrepublik Deutschland suchen oder Deutsche, die Kontakt nach Israel wünschen, erreichen o d e r können dies über uns erreichen, respektive über unsere Schwesterorganisation in Deutschland. In diesem Zusammenhang kommt auch d e r Betreuung von deutschen Besuchern und Delegationen seitens unserer Kammer entsprechende Wichtigkeit zu, wobei das Bestreben vorrangig ist, ein T r e f f e n mit d e n Vertretern d e r jeweiligen Wirtschaftszweige herbeizuführen. Im R a h m e n unserer V e r b i n d u n g s a u f n a h m e mit d e r D.I.H.T. — Deutscher Industrie- u n d Handelstag in Bonn — hat dieser ein Rundschreiben an alle ihm angeschlossenen Kammern in d e r Bundesrepublik Deutschland gesandt, in welchem auf die Tätigkeit unserer Kammer a u f m e r k s a m gemacht u n d auf die Dienste, die deutsche Industrielle u n d Kaufleute von ihr erwarten können, hingewiesen wird. Das schließt im G r u n d e genommen diejenigen Dienste ein, die die Deutschen von Auslandsvertretungen d e r D.I.H.T. erhalten. Der ausführlichen u n d fortlaufenden Information unserer Mitglieder über die wirtschaftlichen Aspekte d e r Bundesrepublik messen wir wesentliche Bedeut u n g zu. Dem b e m ü h t sich unser monatliches Informationsblatt gerecht zu werden. Dort veröffentlichen wir auch unsere Mitteilungen bezüglich Ausschreibungen, Vertreter- u n d Vertretungssuche seitens deutscher Interessenten. Das unabhängige Organ „Israels-Außenhandel' erfüllt seine wichtige Mission, indem es in gediegener Weise die Botschaft d e r israelischen Wirtschaft — aktuell u n d a n r e g e n d — in die deutschsprachigen Länder bringt. Es enthält auch eine durchaus wertvolle Information f ü r die israelischen Leser. Die Zahl unserer Mitglieder ist bemerkenswert gestiegen u n d beträgt jetzt über 350. Teilweise sind es verhältnismäßig neue Firmen, wobei auch die j ü n g e r e Generation m e h r in Erscheinung tritt. Für diese können natürlich die bestehenden Verbindungen und die gesammelte E r f a h r u n g unserer Kammer b e d e u t e n d e r sein als f ü r unsere Veteranen im Export u n d Import. Für die Z u k u n f t plant die Kammer m e h r Zusamm e n k ü n f t e f ü r unsere Mitglieder, wobei aktuelle u n d spezifische Fragen der deutschen u n d d e r israelischen Wirtschaft erörtert werden sollen. Das 15-jährige Bestehen d e r israelisch-deutschen Industrie- u n d Handelsk a m m e r kennzeichnet einen bescheidenen, aber nicht unwesentlichen Beitrag zur Entwicklung d e r Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern. Es liegt an uns, sich in verstärktem Maße f ü r dieses Ziel einzusetzen." Dr. K. A. Moosberg, d e r Initiator u n d langjährige Präsident d e r israelisch-deutschen Industrie- u n d Handelskammer (IDIHK), gehörte zu d e n Israelis, die an 691

1982— Die Entwicklung der Handelsbeziehungen ein neues Deutschland und an bilaterale Wirtschaftsbeziehungen glaubten. Bereits 1963 n a h m er an einer Delegation teil, die von d e r israelischen Gesellschaft f ü r Außenpolitik auf Einladung des deutschen Kreises der Europaunion (dem Vorläufer d e r EG) u n d deren Vorsitzenden, Baron Oppenheim, nach Deutschland reiste. Diese Reise, von d e n Außenministerien beider Länder gefördert, war d e r erste halboffizielle Besuch von Israelis in Deutschland. Die Delegation bestand aus 11 T e i l n e h m e r n , die fast alle Mitglieder d e r Vereinigung f ü r Außenpolitik waren. Anläßlich einiger der zahlreichen Begegnungen auf dieser Reise w u r d e der Gedanke d e r Einrichtung binationaler Handelskammern geäußert, u n d zwar während eines Gesprächs mit Frau Dr. Katharina Focke, die zu j e n e r Zeit als Sekretärin der deutschen Abteilung d e r Europaunion fungierte. 1966 fand erstmalig eine Versammlung u n t e r Beteiligung f ü h r e n d e r Industrieller u n d Vertreter von Handelsfirmen, die mit Deutschland in V e r b i n d u n g standen, im Hause Moosberg statt, u m über die G r ü n d u n g einer I D I H K zu sprechen. An dieser Zusammenkunft, die unter Vorsichtsmaßnahmen wegen d e r damals noch herrschenden Ablehnung weiter Kreise gegenüber Deutschland stand, n a h m e n auch Gewerkschaftsleute u n d Regierungssekretäre teil. Im Prinzip w u r d e die Sache befürwortet, jedoch unter d e r Voraussetzung, d a ß auch von deutscher Seite eine binationale Handelskammer e r ö f f n e t werden würde. Dr. Moosberg f u h r d a r a u f h i n nach Deutschland, f ü h r t e U n t e r r e d u n g e n mit dem deutschen Industrie- und Handelstag u n d vor allem mit Dr. Franz Etzel, dem damals soeben aus d e m Amte geschiedenen Bundesfinanzminister, einem großen F r e u n d Israels. Die entscheidende Unterhaltung fand d a n n mit Walter Hesselbach statt. Daraufhin begann man in beiden L ä n d e r n mit den Vorbereitungen. Am 18. April 1967, u m 17 h, w u r d e n gleichzeitig in Tel Aviv u n d F r a n k f u r t am Main die Schwesterkammern offiziell ins Leben gerufen. Die K a m m e r in Israel n a h m somit als 1. Organisation offiziell Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland auf. I h r Präsident wurde, beinahe selbstverständlich, Dr. Moosberg u n d in F r a n k f u r t Dr. Walter Hesselbach, der sich ebenfalls schon lange Zeit auf deutscher Seite mit d e m Projekt befaßt hatte; Vizepräsident wurde Dr. Etzel. Von A n f a n g an haben sich beide Kammern zum Ziel gesetzt, d e n binationalen Handel zu entwickeln und auszubauen, als Informationszentrale f ü r Im- u n d Exp o r t e u r e zu dienen und schließlich auch d e n Tourismus nach Israel zu fördern. Der erste deutsche Botschafter in Israel, Dr. Rolf Pauls, n a h m an d e r Eröffnungssitzung teil, über die von d e n Zeitungen noch ziemlich zurückhaltend berichtet wurde. Die Reaktion d e r Geschäftswelt war jedoch positiv, die Kammer zählte nach kurzer Zeit ca. 150 Mitglieder, unter ihnen f ü h r e n d e Banken, bedeutende I n d u s t r i e u n t e r n e h m e n , Im- und Exporteure, Institutionen, Rechtsanwälte u. a. Bereits im Herbst 1967 veranstaltete die I D I H K ein Mittagessen zu Ehren des im L a n d e weilenden, ehemaligen deutschen Bundeskanzlers, Prof. Dr. Ludwig Erhard, an dem 300 Personen teilnahmen. Bei dieser Gelegenheit überreichte Dr.

692

Fünfzehn Jahre Unterstützung des deutsch-israelischen Außenhandels Moosberg, der ein namhafter Sammler alter Kunstgegenstände ist, dem Gast aus Deutschland eine „Pruta", eine kleine Münze aus der Zeit Jesu, und bat ihn selbst eine Berechnung anzustellen, welchen ungeheuren Betrag die Münze bis heute erbracht hätte, wenn man sie damals mit Zins und Zinseszins angelegt hätte. Kurz darauf beschloß die Kammer in Frankfurt, die damals „Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Wirtschaftsbeziehungen mit Israel" hieß, eine Marktforschungsgruppe nach Israel zu entsenden, um die Exportmöglichkeiten nach Deutschland zu eruieren. Daß die „Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Wirtschaftsbeziehungen mit Israel" (auf Initiative von W. Hesselbach) die nicht unerheblichen Kosten der Entsendung eines Teams von sechs Mitgliedern auf sich nahm, wurde von israelischer Seite als Zeichen der sich entwickelnden Freundschaft zwischen beiden Ländern gewürdigt, sowie des ernsten Willens, dem Land ökonomische Hilfe zu leisten. Wie aus den Statistiken zu ersehen ist, haben sich die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern in den letzten 15 Jahren erheblich erweitert. Die israelisch-deutsche Industrie- und Handelskammer sowie ihre Schwesterkammer, die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung in Frankfurt, haben dazu einen erheblichen Anteil geleistet. Darüber hinaus haben beide Kammern in einem nicht unerheblichen Maße zur besseren Verständigung zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland beigetragen. Walter Hesselbach zum fünfzehnjährigen israelischen Wirtschaftsvereinigung

Bestehen der deutsch-

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung e. V. in Frankfurt/Main, Walter Hesselbach, hat in der Sonderausgabe Israels-Außenhandel auch eine kurze Bilanz zum fünfzehnjährigen Bestehen seiner Vereinigung gezogen: „Nun sind über 15 Jahre vergangen seit dem Tage, an dem in Tel Aviv und in Frankfurt am Main gleichzeitig die beiden Schwesterkammern gegründet wurden. Die Kammern sind inzwischen zu einem festen Bestandteil der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland geworden. Sie leisten ihren Beitrag zur Steigerung des Warenaustausches zwischen den beiden Ländern. Sie setzen diese Arbeit tagtäglich unter den erschwerten Bedingungen einer weltweiten Wirtschaftsrezession fort. Wir können einerseits mit dem Erreichten zufrieden sein, sind aber andererseits beunruhigt über neue Handelshemmnisse, die die Wirtschaftsbeziehungen erschweren. Die Verbindungen Israels zur EG sind von uns immer nach unseren Kräften unterstützt worden. Jetzt sieht es leider so aus, als ob von dieser nicht weitere Erleichterungen, sondern zusätzliche Schwierigkeiten zu erwarten sind. Die Deutsch-Israelische Wirtschaftsvereinigung und die Israelisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer müssen sich auch mit dieser Problematik beschäftigen. Im vergangenen J a h r hat es auch auf dem politischen Gebiet manchen Dissens zwischen unseren Ländern gegeben. Wir alle, die wir uns seit Jahren um die 693

1982 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

deutsch-israelischen Beziehungen bemühen, sind aufgerufen, auch an der Überwindung dieser Schwierigkeiten mitzuarbeiten. Es ist oft von Seiten der beiden Kammern gesagt worden, daß gute Wirtschaftsbeziehungen zu guten menschlichen und zu guten politischen Beziehungen führen können. Wir sollten daher unsere Anstrengungen auf dem Gebiet der Wirtschaftsbeziehungen verstärken. Ich grüße das Präsidium und die Geschäftsführung unserer Schwesterkammer in Israel. Wir freuen uns in dieser Stunde über das, was erarbeitet worden ist, aber wir wissen, daß noch viele Anstrengungen vor uns liegen. Die Deutsch-Israelische Wirtschaftsvereinigung wird sich bemühen, weiterhin das ihrige zur Ausweitung des Warenaustausches zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland beizutragen. Dies ist eine oft harte, trockene und manchmal auch undankbare Arbeit. Es ist eine Arbeit, in der man aus kleinen und kleinsten Mosaiksteinen ein größeres Bild zusammenstellen soll. Das ist zwar mühevoll, aber dennoch lohnend. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Kammern und die Zusammenarbeit mit den diplomatischen Vertretungen der beiden Länder ist ausgezeichnet. Wenn wir gemeinsam auf diesem Weg weitergehen, so werden wir auch in der Zukunft Erfolge haben. Handel kann sich nur in einer friedlichen Welt ausweiten. Ich benutze diese Gelegenheit, um uns allen gemeinsam eine weitere gute Zusammenarbeit in einer Welt des Friedens zu wünschen."

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Handel zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel Die Jahreszahlen des Statistischen Bundesamtes für 1982 (in Klammern Vergleichszahlen 1981):

Einfuhren aus Israel Ausfuhren aus Israel Deutscher Überschuß Handelsvolumen (Einfuhren plus Ausfuhren)

in tausend DM

Veränderung 1981%

in tausend US-Dollar

Veränderung 1981 %

1 043 719 (1 076 230) 1 916 880 (1 724 425) 873 161) ( 648 195) 2 960 599 (2 800 655)

3,0 % ( - 3,2 %) + 11,2% (+ 32,2%) + 34,7% (+ 337,4 %) + 5,7 % (+ 15,9%)

432 ( 484 789 ( 766 357 ( 282 1 221 (1 250

- 10,7% ( - 21,0%) + 3,0 % (+ 7,2 %) + 26,6% (+ 176,1 %) 2,3 % ( - 5,8 %)

247 247) 418 503) 171 231) 665 775)

Im zweiten aufeinanderfolgenden Jahr haben steigende deutsche Ausfuhren bei stagnierenden Einfuhren aus Israel zu einer Erhöhung des deutschen Überschusses in der bilateralen Handelsbilanz geführt. Hauptursache für diese Entwicklung dürfte die im Vergleich zur Preissteigerungsrate relativ geringe Abwertung des Shekel gegenüber der DM sein, was zu einer Verbilligung deutscher Exporte nach Israel und zu einer Verteuerung der Importe aus Israel führte: 694

Ein Interview mit dem Landwirtschaftsreferenten der israelischen Botschaft, Botschaftsrat Lewi abzüglich: abzüglich: gleich:

israelische Preissteigerungsrate Aufwertungder DM deutsche Preissteigerungsrate Kaufkraftparitätsverlust der DM (alle Zahlen bezogen auf Kalender jähr 1982)

131,5 % 104,3 % 4,6 % 22,6 %

Die unterschiedlichen Zuwachsraten in DM und US-Dollar beruhen auf dem Wertverlust der DM gegenüber dem Dollar im Vergleich zum Vorjahr. Israel nimmt unter den deutschen Handelspartnern bei der deutschen Einfuhr den 48. Platz (1981: 45. Platz) und bei der Ausfuhr den 39. Platz (unverändert gegenüber 1981) ein.

Israel und Europa

Ein Interview mit dem Landwirtschaftsreferenten der israelischen Botschaft, Botschaftsrat Lewi Frage: Israel wird 1982 im Januar, auf der ersten großen Ausstellungsveranstaltung dieses neuen Jahres, auf der „Grünen Woche" mehr als zwanzig Mal in Berlin erschienen sein. In den letzten drei Jahren war Israel mit seinem Stand etwas kleiner geworden. Welche Gründe haben dazu geführt, daß man nun im Jahre 1982 mit mehr als dem doppelten Raum auf der „Grünen Woche" erscheinen wird? Antwort: Einige Gründe, die dazu führten, daß wir in den letzten Jahren mit einem kleineren Stand vertreten waren, nur durch unsere Hauptexportfirmen AGREXCO, mit Frischobst, Gemüse und Blumen, während andere Firmen aus Gründen, die ich nicht genau weiß, abgesagt hatten, sie kamen in den letzten Jahren nicht. Nachdem auch ich und der Botschafter mit recht viel Erklärungen — fast hätte ich gesagt — Druck ausgeübt haben, kommen jetzt sowohl der CitrusBoard, die zweitwichtigste Firma Israels und auch private Importeure von israelischen Lebensmitteln zur „Grünen Woche" nach Berlin. Ich freue mich darüber, ich denke, das wird nur ein Anfang sein. Wir werden dieses Jahr fast doppelt so groß sein wie das letzte Jahr und ich hoffe, daß das nur ein Anfang ist, auch in den nächsten Jahren wir wieder in voller Größe und mit der vollen Palette erscheinen werden. Frage: In dieses Jahr 1982 fallen auf der europäischen Ebene die Beitrittsverhandlungen mit Spanien, Herr Lewi, was wird Israel dann tun, denn die Mittel695

1982 — Israel und Europa meerpolitik der EG ist j a ein wenig zusammengeschrumpft angesichts der Beitrittsverhandlungen von Griechenland, Spanien und Portugal? Antwort: Uns besorgt selbstverständlich aus bekannten Gründen die Erweiterung der EG in die Südländer, wir haben j a vollkommenes Verständnis für die politische Notwendigkeit der Erweiterung, aber sind besorgt über die wirtschaftlichen Einflüsse, die diese Erweiterung auf unsere Exporte haben kann. Wenn wir in der Hauptsache mit Spanien, als größtem und dynamischstem Südland auf dem Gebiet der Landwirtschaft auf ungleicher Basis konkurrieren müssen. Wir versuchen, unseren Standpunkt und die Gefahr, die diese Entwicklung für uns mit sich bringt, klarzumachen. In den letzten Wochen hat unser neuer Landwirtschaftsminister, Herr Ehrlich, einige seiner Kollegen besucht, den französischen, den holländischen, den italienischen Landwirtschaftsminister und vor allen Dingen auch seinen deutschen Kollegen, Herrn Ertl. Er hat Gespräche auf diesem Gebiet geführt. Ich darf sagen, er hat für unsere Sorgen durchaus Verständnis gefunden. Frage: Können Sie diese bekannten Gründe, die Sie nannten, noch ein wenig bekannter machen? Antwort: Erst einmal: Israel und Spanien haben dieselben klimatischen Bedingungen. Dementsprechend auch dieselbe Saison. Das heißt, wir kommen mit denselben Produkten zur gleichen Zeit auf denselben Markt, nämlich auf den europäischen Markt. Bekanntlich können wir unsere Orangen oder Grünpfeffer, auch Erdbeeren, was es auch immer ist, Auberginen, nur in Europa, in Westund Mitteleuropa, absetzen. Wir haben keinen alternativen Markt, dasselbe gilt für die Spanier. Die Spanier haben im Verhältnis zu uns natürlich riesige Flächen. Spanien ist ein großes Land mit Arbeitskräften und Wasser, die noch nicht ausgenutzt sind. Dazu kommt die Nähe zu dem europäischen Markt, in den seine Produkte ohne Zoll, ohne Referenzpreise kommen, j a im Gegenteil, wahrscheinlich noch mit Unterstützung des Marktes, während wir entfernter, mit Zoll, mit Referenzpreisen, mit Fördertransport, dann konkurrieren müssen, das ist eine Sache, die fast unmöglich ist. Frage: Nun, wer bei Ihnen nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist, das hat schon der alte Ben Gurion gesagt, wie sehen Sie nun die Möglichkeiten, hier gegen diese gleiche Situation, gegen diese gleiche Situation auf der gleichen Straße fahren zu müssen, zur gleichen Zeit auszuweichen? Antwort: Bei gleichen Bedingungen glauben wir, daß wir trotz objektiv schwieriger Lage unseres Landes, vor allem der Entfernung, durch Fleiß, durch Tüchtigkeit, durch gute Organisation konkurrieren können. Frage: Gleiche Situation, das heißt Abbau der Referenzpreise, Behandlung Israels wie ein Mitgliedsland, nicht wie ein Drittland? Antwort: Das möchte ich erklären. Wir haben j a einen Vertrag zwischen Israel und der EG. Dieser Vertrag hat zwei Hauptsäulen, eine ist die Industrie, die zweite ist die landwirtschaftliche. Für die Industrie ist eine vollkommene Freihandelszone abgemacht worden. Im Laufe der nächsten Jahre werden die Europäer ihre In-

696

Protokoll zur 3. Tagung des Kooperationsausschusses Israel - EG dustrieerzeugnisse ohne Zoll in unser Land exportieren können. Wir sind der Meinung, daß dieselben Bestimmungen auch auf landwirtschaftlichem Gebiet geschaffen werden sollten. Man kann schwer von einer Gerechtigkeit oder von einer Logik sprechen, wenn die Produkte, an der die EG zu exportieren interessiert ist, zu uns zollfrei exportiert werden, während wir f ü r die Produkte, an denen wir interessiert sind, sie in die EG zu exportieren, die landwirtschaftlichen Produkte, 10, 12 bis 17 % Zoll zahlen. Frage: Nach der „Grünen Woche" werden bereits Besprechungen beginnen, nicht Verhandlungen. Ihr Landwirtschaftsminister und auch Kreise in der EG sind daran interessiert, die Haltung Israels zu erfahren. Man wird darüber auf der Referentenebene in Brüssel sprechen? Antwort: Gespräche sind während der ganzen Zeit im Gang, aber man hat abgesprochen, diese Gespräche zu intensivieren, damit die Verhandlungen mit Spanien nicht allein geführt werden, um zu vermeiden, daß erst dann, wenn alles abgemacht ist, unsere Probleme behandelt werden. Wir sind interessiert, daß unsere Themen gleichzeitig behandelt werden. Frage: So wird das Jahr 1982 ein bewegtes J a h r , nicht n u r auf dem Zitrusmarkt werden? Antwort: So nehme ich an!

Protokoll zur 3. Tagung des Kooperationsausschusses Israel — EG Das Protokoll mit der Zusammenfassung der Beratungsergebnisse dieser S. Tagung wurde in Brüssel am 8. Dezember 198S veröffentlicht. Den Vorsitz dieser T a g u n g hatte der Gesandte bei der Ständigen Vertretung des Königreiches Belgien bei den Europäischen Gemeinschaften, H e r r Dr. Groote. Leiter der israelischen Delegation war der Leiter der Mission Israels bei den Europäischen Gemeinschaften H e r r Botschafter I. S. Minerbi. Die Sachfragen, die in dieser T a g u n g behandelt wurden, sind in dem Protokoll wie folgt beschrieben. „Handel und Anwendung des Abkommens A. Handel Die israelische Delegation analysierte die Entwicklung des Handels zwischen Israel u n d der Gemeinschaft in den J a h r e n 1979/80 u n d in der Zeit von J a n u a r bis September 1981, f ü r die Statistiken vorliegen. Sie hob hervor, daß die Ausfuhren israelischer Erzeugnisse nach der Gemeinschaft in den Jahren 1979/1980 schneller angestiegen seien als die Ausfuhren nach der übrigen Welt, daß sie d a f ü r aber in der Zeit von Januar bis September 1981 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum u m 11 % zurückgegangen seien. Sie sei sehr besorgt über diese Entwicklung, obwohl zugegeben 697

1982 — Israel und Europa werden müsse, daß d e r Wertverlust der europäischen Währungen gegenüber dem Dollar einen gewissen Einfluß auf diese Entwicklung gehabt habe. Demgegenüber seien die Einfuhren von Gemeinschaftserzeugnissen nach Israel in den ersten drei Quartalen des Jahres 1981 um 16 % gestiegen; dadurch habe sich das Handelsde/izii Israels in den ersten drei Quartalen 1981 von 207 Millionen Dollar in d e m entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 662 Millionen Dollar erhöht. Diese Tendenz d ü r f t e sich im letzten Quartal 1981 bestätigen, was in Israel mit großer Sorge beobachtet werde. Die Delegation der Gemeinschaft wies darauf hin, daß ihr noch keine vollständigen Angaben f ü r das erste Halbjahr 1981 vorlägen. Nach den verfügbaren Informationen scheine die allgemeine Tendenz aber tatsächlich nicht so günstig f ü r Israel zu sein wie in d e m entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Jedoch ließen sich a u f g r u n d dieser ersten Ergebnisse noch keine endgültigen Schlüsse f ü r das ganze Jahr 1981 ziehen; man d ü r f e auch nicht vergessen, daß in den zehn Jahren von 1970 bis 1980 die allgemeine Tendenz eher günstig für Israel gewesen sei. In diesem Jahrzehnt habe sich nämlich nach den d e r Gemeinschaft vorliegenden Angaben d e r Wert der gemeinschaftlichen Ausfuhren nach Israel um 2,6 vervielfacht, während sich die Einfuhren der Gemeinschaft aus Israel in der gleichen Zeitspanne wertmäßig um 5,3 vervielfacht hätten. Dies habe zu einer spürbaren Verringerung des Überschusses der Gemeinschaft geführt. Dieser Überschuß, der 1975 mit 725,8 Mio. Rechnungseinheiten einen Höchstwert erreicht habe, sei seither von J a h r zu Jahr— und zwar ziemlich gleichmäßig — geschrumpft und habe 1980 seinen bisher niedrigsten Stand, nämlich 115,7 Mio. Rechnungseinheiten, erreicht. Abschließend verfuhr der Kooperationsausschuß wie folgt: — Er nahm Kenntnis von der Erklärung der israelischen Delegation zur Entwicklung des Handels, insbesondere davon, daß Israel die Verschärfung seines Handelsdefizits gegenüber der Gemeinschaft im Jahre 1981 mit großer Sorge verfolgt; — er nahm Kenntnis von d e r Erklärung der Gemeinschaft, in der diese auf die ermutigenden Ergebnisse in den zehn Jahren von 1970 bis 1980 verwies, gleichzeitig aber einräumte, daß die Tendenzen im ersten Halbjahr 1981 nicht so günstig seien; — er äußerte die H o f f n u n g , daß diese Tendenzen n u r vorübergehender Natur seien und daß sich der Warenverkehr zwischen den beiden Vertragsparteien auch weiterhin entsprechend den in Artikel 1 des Abkommens genannten Zielen in einer f ü r beide Seiten befriedigenden Weise entwickeln werde. Anwendung des Abkommens Unter diesem Punkt der Tagesordnung erörterte der Kooperationsausschuß eine Reihe von Fragen, die insbesondere folgendes betrafen: Kumulierung der Ursprungsregeln: Die israelische Delegation kündigte an, daß 698

Protokoll zur 3. Tagung des Kooperationsausschttsses Israel — EG sie einen schriftlichen Vorschlag mit Ä n d e r u n g e n zum Protokoll Nr. 3 .Ursprung' übermitteln werde, d e r insbesondere die N o r m e n f ü r Polyäthylen betreffe. Rückvergütung: Die israelische Delegation wiederholte ihren Wunsch nach einer Verschiebung des Termins, d e r im A b k o m m e n (Artikel 22 des Protokolls Nr. 3) f ü r das Rückvergütungsverbot vorgesehen ist, u m 2 J a h r e . Sie machte geltend, daß diese Verschiebung d e r Fristenverlängerung u m 2 J a h r e entsprechen würde, die im zweiten Zusatzprotokoll zum Abkommen, das 1981 in Kraft getreten sei, f ü r den Zollabbau in Israel vereinbart worden sei. Obstsalat: Die israelische Delegation brachte d e n Wunsch zum Ausdruck, daß die f ü r die Selbstbeschränkung bei israelischem Obstsalat vorgesehene Menge von derzeit 220 t auf mindestens 500 t e r h ö h t werde, da es keine gleichartigen Erzeugnisse in d e r Gemeinschaft gebe, mit d e n e n das israelische Erzeugnis in Wettbewerb treten könnte. Anwendung von Artikel 2 Absatz 2 des Protokolls Nr. 2: Die Delegation d e r Gemeinschaft äußerte den Wunsch, d a ß Israel gemäß Artikel 2 Absatz 2 des Protokolls Nr. 2 des Abkommens die Zölle f ü r Erzeugnisse der Gemeinschaft unter Zugrundelegung d e r gegenüber dritten Ländern tatsächlich angewandten Zollsätze senke. Abschließend v e r f u h r d e r Kooperationsausschuß wie folgt: — Er n a h m Kenntnis von d e n beiderseitigen Standpunkten in d e n Fragen Kumulierung d e r Ursprungsregeln, Rückvergütung, Obstsalat u n d A n w e n d u n g von Artikel 2 Absatz 2 des Protokolls Nr. 2; — e r kam überein, d a ß diese Fragen zweckmäßigerweise auf d e r Ebene der Gruppe von Sachverständigen beider Vertragsparteien u n t e r technischen Gesichtspunkten n ä h e r g e p r ü f t werden sollten. Die israelische Delegation schnitt auch die Frage des .arabischen Boykotts' an. Sie äußerte d e n Wunsch, daß die Gemeinschaft ihre Ablehnung des Boykotts nochmals bekräftigt, daß sie Mittel u n d Wege ausfindig macht, damit Israel seinen Handel weiterentwickeln kann, o h n e diskriminiert zu werden, u n d daß sie Maßnahmen gegen die Boykottdrohungen ergreift. Sie bat d a r u m , daß die Bef ü r c h t u n g e n Israels im Zusammenhang mit d e m Boykott dem Rat d e r Europäischen Gemeinschaften zur Kenntnis gebracht werden. Die Delegation der Gemeinschaft n a h m von dieser Erklärung d e r israelischen Delegation Kenntnis. Sie bekräftigte die auf d e r ersten T a g u n g des Kooperationsrates EWG-Israel abgegebene Erklärung d e r Gemeinschaft, wonach Boykottmaßnahmen d e n Grundprinzipien d e r Gemeinschaft widersprechen. Durchführung der Zusammenarbeit in Industrie, Landwirtschaft und Wissenschaft Die Delegation der Gemeinschaft stellte unter Hinweis auf die Bilanz d e r 1981 geleisteten Arbeit fest, daß die Zusammenarbeit sich sowohl im Bereich der Wissenschaft als auch in d e r Industrie, im Handel u n d in d e r Landwirtschaft weiterentwickelt habe.

699

1982 — Israel und Europa

Sie wies erneut darauf hin, daß sie bereit sei, die begonnenen Aktionen fortzusetzen und auszubauen. In diesem Zusammenhang nahm sie erfreut zur Kenntnis, daß im Hinblick auf die Veranstaltung eines neuen wissenschaftlichen Symposiums, das 1982 in Europa stattfinden solle, Kontakte aufgenommen worden seien und daß ferner Zusammenkünfte zur Förderung der Industrie und des Handels vorbereitet würden. Die israelische Delegation würdigte ebenfalls die Anstrengungen, die im Rahmen der Zusammenarbeit gemacht worden sind und würde es begrüßen, wenn das bereits Erreichte aktiv fortgesetzt und ausgebaut werden könnte. Sie stellte jedoch mit Bedauern fest, daß es an Mitteln für diese Zusammenarbeit gefehlt habe. Sie behielt sich vor, schriftlich konkrete Vorschläge für gemeinsame Kooperationsvorhaben in den verschiedenen Bereichen (Energie, Landwirtschaft, Wissenschaft ...) zu unterbreiten. Abschließend verfuhr der Kooperationsausschuß wie folgt: — Er begrüßte die positiven Ergebnisse der Durchführung der Zusammenarbeit in Industrie, Landwirtschaft und Wissenschaft, die seit der letzten Tagung des Kooperationsausschusses (22. September 1980) zu einer Reihe neuer Initiativen geführt habe; — er nahm davon Kenntnis, daß beide Vertragsparteien gewillt sind, die begonnenen Aktionen in diesem Bereich fortzusetzen und auszubauen, und daß die israelische Delegation hierzu konkrete Vorschläge unterbreiten will. Finanzielle

Zusammenarbeit

Die israelische Delegation stellte b e f r i e d i g t fest, d a ß d e r i m ersten Finanzprotokoll

vor-

gesehene Betrag mit der Unterzeichnung eines zweiten Finanzierungsabkommens Ende 1981 in voller Höhe gebunden worden sei. Im Zusammenhang mit dem zweiten Finanzprotokoll brachte die israelische Delegation ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck, daß ihr keine besseren Bedingungen hinsichtlich des Betrags und der finanziellen Konditionen gewährt worden seien; sie beklagte sich über die ihres Erachtens diskriminierende Behandlung Israels gegenüber den anderen Mittelmeerländern. Sie erinnerte ferner an den Vorschlag der Kommission, für Beistandsmaßnahmen im Rahmen der Kooperationsabkommen eine — über 5 Jahre verteilte — Finanzierung vorzusehen. In bezug auf die Anwendung des ersten Finanzprotokolls brachte die Delegation der Gemeinschaft ebenfalls ihre Genugtuung darüber zum Ausdruck, daß nunmehr ein zweiter Darlehensvertrag über 15 Mio. ECU zwischen der EIB und der Israelischen Bank für Industrieentwicklung unterzeichnet worden sei. Es könne festgestellt werden, daß mit der Vergabe dieses Darlehens, das an ein erstes Darlehen von 15 Mio. ECU anschließe, der im Finanzprotokoll vorgesehene Betrag von 30 Mio. ECU fristgemäß in voller Höhe gebunden worden sei. In bezug auf das zweite Finanzprotokoll stellte die Delegation der Gemeinschaft fest, daß die wesentlichen Argumente beider Seiten im Verlauf der Verhandlun700

Protokoll zur 3. Tagung des Kooperationsausschusses Israel - EG gen zwischen der Kommission und der israelischen Delegation über die Erneuerung des Finanzprotokolls vorgebracht worden seien. Sie habe mit Befriedigung zur Kenntnis genommen, daß diese Verhandlungen zu einem positiven Ergebnis geführt hätten, da die israelische Delegation das neue Finanzprotokoll, das Darlehen der EIB aus ihren Eigenmitteln zu normalen Marktbedingungen in Höhe von 40 Mio. ECU, d. h. 10 Mio. ECU mehr als nach dem ersten Finanzprotokoll, vorsehe, am 7. J a n u a r 1982 bei der Kommission paraphiert habe. Abschließend verfuhr der Kooperationsausschuß wie folgt: — In bezug auf die Anwendung des ersten Finanzprotokolls stellte er mit Befriedigung fest, daß die vorgesehenen Mittel in voller Höhe gebunden worden sind; — er nahm davon Kenntnis, daß die Verhandlungen über das zweite Finanzprotokoll n u n m e h r abgeschlossen sind; — er nahm ferner Kenntnis von den Bemerkungen, die beide Seiten zur Durchf ü h r u n g der finanziellen Zusammenarbeit vorgebracht haben. Erweiterung der Gemeinschaft Die israelische Delegation hob zunächst die Bedeutung hervor, die sie diesem Punkt der Tagesordnung beimesse. Sie wies erneut d a r a u f h i n , daß die negativen Folgen des Beitritts Spaniens f ü r die israelischen Ausfuhren nach der Gemeinschaft, insbesondere bei den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, ihr große Sorge bereiteten. Sie wolle in diesem Zusammenhang auf das große landwirtschaftliche Potential Spaniens hinweisen, das noch gestärkt werde, wenn erst einmal die Mechanismen der gemeinsamen Agrarpolitik Anwendung fänden und die spanischen Agrarerzeugnisse zollfrei in die Gemeinschaft eingeführt werden könnten. Die israelische Delegation bitte daher die Gemeinschaft, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um die Interessen aller Präferenzpartner des Mittelmeerraumes, zu denen auch Israel gehöre, zu schützen. Sie ersuche darum, daß die Gemeinschaft die Auswirkungen des Beitritts Spaniens gegenüber den Drittländern untersuche und prüfe, welche Gegenmaßnahmen getroffen werden müßten, wenn demnächst die eigentlichen Verhandlungen mit Spanien über das Kapitel .Landwirtschaft' aufgenommen würden. Die Delegation der Gemeinschaft erklärte, wie erinnerlich habe sie bereits bei mehreren Gelegenheiten betont, daß sie sich der ernsten Besorgnis bewußt sei, die die Erweiterung der Gemeinschaft um Spanien und Portugal bei ihren Partnern des Mittelmeerraums und somit auch bei Israel hervorrufe. Sie bestätigte in vollem Umfang den Standpunkt, den sie auf der letzten Tagung des Kooperationsrates am 7. Oktober 1980 vertreten habe und der weiterhin gültig bleibe. Sie wolle also erneut betonen, daß sie im Rahmen ihrer allgemeinen Überlegungen über die Auswirkungen der Erweiterung auf ihre Beziehungen zu den Drittländern, die - parallel zu den Beitrittsverhandlungen mit Spanien u n d Por701

1982 — Israel und Europa tugal — fortgesetzt würden, die von der israelischen Delegation als Beitrag zur Analyse mitgeteilten Angaben aufmerksam prüfen werde. Ferner wolle sie auch noch einmal darauf hinweisen, daß die israelische Delegation weiterhin sowohl in den Organen des Abkommens als auch bei den regelmäßigen Kontakten zwischen den Präferenzpartnern der Gemeinschaft, zu denen Israel gehöre, und den zuständigen Dienststellen der Kommission zusätzliche Analysen unterbreiten könne, ohne daß es d a f ü r eines besonderen Verfahrens bedürfe. Die Gemeinschaft erinnere daran, daß es bei den Beitrittsverhandlungen mit Portugal und Spanien bisher im wesentlichen darum gegangen sei, die vorhandenen Probleme gemeinsam zu ermitteln und zu vertiefen. Sie sei nach wie vor zu einem Gedankenaustausch mit der israelischen Delegation bereit, sobald sich im Rahmen der Beitrittsverhandlungen Lösungen abzeichneten. Bei dieser Gelegenheit wolle die Gemeinschaft nochmals hervorheben, wie wichtig ihr die Aufrechterhaltung ihrer Präferenzbeziehungen zu ihren Partnern im Mittelmeerraum und somit auch zu Israel sei. Wie sie bereits auf der Tagung des Kooperationsrates im Oktober 1980 erklärt habe, werde sie sich daher bemühen, die besonderen Anliegen ihrer Partner im Mittelmeerraum, also auch Israels, bei ihren Beratungen über die Folgen ihrer Erweiterung f ü r die Drittländer zu berücksichtigen. Am Ende der Beratungen über diese Frage verfuhr der Kooperationsausschuß wie folgt: — Er n a h m Kenntnis von der Besorgnis der israelischen Delegation hinsichtlich der Auswirkungen d e r Erweiterung f ü r Israel sowie von der Antwort der Delegation der Gemeinschaft, wie sie vorstehend zusammengefaßt ist; — er kam überein, daß es zweckmäßig wäre, auf diese wichtige Frage später noch einmal zurückzukommen. Sonstiges Der Kooperationsausschuß nahm Kenntnis von Erklärungen der israelischen Delegation, in denen diese ihre Besorgnis zum Ausdruck bringt — über die Minderung der Tragweite der Israel gewährten Gemeinschaftspräferenzen durch die Präferenzen, die die Gemeinschaft im Rahmen der allgemeinen Präferenzen, insbesondere im Agrarbereich, gewährt hat; — über die Auswirkungen der nach dem Beitritt Griechenlands getroffenen Regelung f ü r Rohbaumwolle auf die israelische Ausfuhr dieses Erzeugnisses."

702

Messen und Ausstellungen

Große Anstrengungen der gewerblichen Wirtschaft Israels Seit dem Weggang des israelischen Handelsattaches und Leiters der Handelszentren Israels in Köln, München und Hamburg, UrielEylat hat Botschaftsrat Pinchas Shamir die Leitung dieser Aufgaben in der Bundesrepublik Deutschland übernommen. Mit großer Energie bemüht er sich darum, die gewerblichen Zweige der israelischen Wirtschaft besonders zu unterstützen. Auch in früheren Jahren gab es fast alle Messekontakte, die auch 1982 erneut wahrgenommen wurden. Mit der Internationalen Grünen Woche in Berlin hat es begonnen. Diese Landwirtschaftsschau fällt nicht in den Bereich von Pinchas Shamir, aber er macht sich als ehemaliger Leiter des allgemeinen Handelszentrums in München auch über diesen landwirtschaftlichen Bereich Gedanken. Worüber er nachdenkt ist die Tatsache, daß Israel nur alle zwei Jahre auf der Kölner Messe für Lebensmittel „ANUGA" mit einem guten und vielfältigen Stand vertreten ist, daß aber in den Jahren dazwischen die israelischen Produkte bei der entsprechenden Messe „IKOFA" fehlen. Auch hier, so meint er, sollte Israel zeigen, was es an Besonderheiten im Verarbeitungsbereich nicht nur vorstellen, sondern auch liefern kann. Bei den verschiedensten Messen in der Bundesrepublik Deutschland war und ist Israel 1982 vertreten. Auch bei diesen Angeboten zeigt sich immer wieder der Wille Israels mit besonderen Produkten des Geistes, der Technik und der Wissenschaft aufzuwarten. Da ist z. B. die „Didacta", jene Schul- und Lehrmittelmesse in Hannover, die Internationale Spielwarenmesse in Nürnberg, die Medica in Düsseldorf, wo medizinische Instrumente und Apparate vorgestellt werden. Die „Inorgenta", jene Schmuckmesse in München, wo vom jeminitischen Design bis zum modernen Silberschmuck eine breite Palette des Schaffens israelischer Künstler ausgestellt wurde. Bei der Hannoverschen Frühjahrsmesse steht der Kurs auf „Subkontraktion". Das sei das wichtigste Gebiet für den israelischen Export im Bereich technischer Produktion. Israels Wissenschaftler und Ingenieure sowie ein breitgefächerter Stab von Facharbeitern und ein entsprechend ausgebauter Maschinenpark sind in der Lage, Aufträge für die Zulieferung bei den verschiedensten Industrien zu übernehmen. Es geht der israelischen Wirtschaft nicht so sehr um Massenartikel, sondern vielmehr um selbstentwickelte Geräte oder Teile auf dem Gebiet wissenschaftsbasierter Industrien. Wenn ein Fachmann in Israel einen Gedanken hat, etwas Neues zu entwickeln, so wird nach Prüfung der Pläne ein Expertenteam mit Hilfe des Handelsministeriums zusammengestellt, das dann wiederum mit Forschungsstätten, vor allem im Weizmann-Institut arbeiten kann, um ein Produkt bis zur Industriereife zu entwickeln. Die Finanzierung einer solchen Arbeit wird zur Hälfte vom Ministerium übernommen, das dann, wenn die 703

1982 — Messen und Ausstellungen

Produktion beginnt, seine Anteile an dem Forschungsprojekt an die entsprechende Firma überträgt. Im Bereich der medizinischen Elektronik hat Israel auf diesem Wege beachtliche Erfolge erzielt und vor allem den Laserstrahl in der medizinischen Apparatetechnik zur Vollendung entwickelt. Das sind nur wenige Gedanken, die man bei Botschaftsrat Shamir hören kann, der immer wieder bemüht ist, die israelischen Fachleute und Exporteure mit entsprechenden Partnern in der Bundesrepublik Deutschland zusammenzubringen. Erwähnt sei auch noch die Eisenwarenmesse in Köln und die Frühjahrsmesse in Frankfurt, bei der ebenfalls etliche Firmen in einem israelischen Stand zusammenwirken. Im Bereich der Textilmesse wird es eine größere Veränderung geben. Etliche Jahre hindurch haben die israelischen Bekleidungs- und Lederwarenfirmen anstatt auf der in Düsseldorf stattfindenden „Igedo" teilzunehmen, im Hilton Hotel in Düsseldorf eine eigene Show veranstaltet. Das hat sich als ungünstig erwiesen, denn welche Einkäufer fahren schon zweimal hintereinander nach Düsseldorf, um ihre Einkäufe dann bei israelischen Firmen zu buchen. Die „Igedo" ist nach Fachgebieten gegliedert. Das bedingt natürlich, daß ein geschlossener Israelstand nicht mehr möglich ist. Aber die israelischen Firmen brauchen sich ja nicht vor dem Alleinsein zu fürchten. Es bedarf keiner Gettomentalität, um die israelischen Erzeugnisse für die deutschen Firmen zu präsentieren. Die israelische Industrie hat außerdem erkannt, daß sie auch in Spanien, dem wahrscheinlich jüngsten Mitglied der Europäischen Gemeinschaft auftreten muß. 14 Aussteller werden vom 27. März 1982 bis zum 4. April 1982 bei der „FIM A 82" in Zaragossa ihre Waren vorstellen. Bewässerungstechnik, Plastikprodukte, computerkontrollierte Systeme für Tierställe, Gewächshäuser und Pumpstationen sowie für Bewässerung, Plastikpipelines und Fittings stehen im Vordergrund der dortigen Israelausstellung. All diese Überlegungen, die man bei Botschaftsrat Shamir hören kann, deuten in die Zukunft, zeigen, daß Israel immer wieder bemüht ist, im Bereich der Wirtschaft neue Wege zu finden, um seine Exporte auszuweiten. Nach den Statistiken des Zentralbüros für Statistik in Israel liegen die Zahlen zwischen 1970 und 1980 vor, die die Anstrengungen Israels noch einmal beleuchten. Bei diesen Zahlen wurden nur die Exporte der israelischen Industrie berücksichtigt.

704

Die Begrüßungsansprache des israelischen Landwirtschaftsministers Simcha Ehrlich Zeitraum

1970 1975 1976 1977 1978 1979 1980

Industrie-

Bergbau

Textilien,

Holz, Pa-

Gummi u.

exporte

nicht metalt. mittel

Bekleidung

pier, Druck

Kunststoffe

gesamt

Mineralien

u. Leder

u.versch.

101,5 161,9 195,7 222,2 254,7 349,2 473,4

30,4 64,1 79,3 112,7 158,6 231,3 305,9

638,7 44,8 1 590,1 90,9 2 051,3 67,9 2 673,3 86,2 3 434,2 92,5 3 957,4 112,0 4 955,5 174,5

Nahrungs-

63,0 128,9 158,1 182,7 215,0 256,0 298,1

23,5 44,7 53,6 67,5 72,1 84,9 128,2

Chemikal.

60,9 200,9 240,8 288,5 368,8 537,9 722,6

Metall,

geschliff.

andere

Maschinen

Diamanten

Exporte

Elektronik

Netto

70,0 294,0 456,2 614,7 795,1 967,3 1 237,7

201,0 548,6 712,0 1 002,5 1 317,6 1 224,0 1 409,1

10,4 37,0 38,2 23,5 31,8 33,3 26,3

Tabellen: Zentralbüro für Statistiken, Israel

Landwirtschaft

Die Begrüßungsansprache des israelischen Landwirtschaftsministers Simcha Ehrlich bei der Grünen Woche in Berlin Schon seit Beginn der Verhandlungen über die Erweiterung der Gemeinschaft mit Spanien u n d vorher mit Griechenland hat Israel seine Sorgen im Hinblick auf die Agrarexporte dargelegt. Mit dem persönlichen Besuch des stellvertretenden Premierministers und Landwirtschaftsministers Israels, Simcha Ehrlich bei der „Grünen Woche" in Berlin wurde noch einmal deutlich, welch schwerwiegende Bedrückungen auf Israel zukommen, das 50 % seiner Handelseinnahmen aus der Landwirtschaft bezieht. In seiner Ansprache in Berlin legte Simcha Ehrlich diese Bedrückungen dar, indem er u. a. sagte: „Die zu erwartende Aufnahme Spaniens in die Europäische Gemeinschaft verursacht in Israel tiefe Sorgen — nicht aus Ablehnung d e r Erweiterung d e r Gemeinschaft, sondern aus Besorgnis über die möglichen negativen Auswirkungen, die ein solcher Schritt auf die Wirtschaftsbeziehungen Israels mit der EG haben könnte. Die Hauptsorge liegt auf dem Gebiet der Landwirtschaft. Es erübrigt sich hier, Zahlen über den derzeitigen und den zukünftigen landwirtschaftlichen Export Spaniens zu nennen. Aber es ist vielleicht angebracht, hier ein Beispiel vorzustellen, das f ü r uns von besonderer Wichtigkeit ist, nämlich Orangen, um damit den negativen Einfluß darzulegen, den die Einbeziehung Spaniens in die EWG-Agrarpolitik auf uns haben könnte. Die landwirtschaftliche Produktion innerhalb der Gemeinschaft wird nicht n u r durch Zölle und Referenzpreissysteme gegenüber Mittelmeerstaa705

1982 — Landwirtschaft

ten, die Nichtmitglieder der EG sind, geschützt, sondern ein weiteres: Die Einnahmen der Landwirte werden garantiert durch eine Reihe von Prämien und Unterstützungen, wie z. B. Interventionsprämien, Prämien für die industrielle Verarbeitung, den Export, u. a. Israel konnte auf dem EG-Markt konkurrieren, so lange diese Maßnahmen nur einen kleinen Teil der landwirtschaftlichen Produkte betrafen und so lange die meisten der in die EWG exportierenden Staaten — inklusive Spanien — vor denselben Schwierigkeiten standen wie wir. Wenn die Gemeinschaft und ihre Mitgliedstaaten an einem weiteren Warenaustausch mit Israel interessiert sind - und wir wollen glauben, daß es so ist — dann ist es klar, daß mit dem EWG-Eintritt Spaniens, das heute schon ca. 1,7 Millionen Tonnen Orangen produziert, das System der einseitigen Unterstützung geändert werden muß. Andernfalls würde der Markt der Gemeinschaft für israelische Produkte de facto gesperrt werden und mehr noch: diese Situation würde uns in eine Lage versetzen, in der wir auch in anderen Drittländern mit ungleicher Konkurrenz zu kämpfen hätten. Es ist nicht unsere Aufgabe, der Gemeinschaft zu raten, wie sie ihre Agrarpolitik zu gestalten hat. Aber es muß klar ausgesprochen werden, daß die Anwendung der jetzigen EWG-Agrarpolitik - auch gegenüber Spanien — zu einer enormen Überproduktion von Südfrüchten und Gemüsen führen könnte und die traditionellen Lieferländer — wie zum Beispiel Israel — aus dem Markt verdrängen würde. Im Gegensatz zu anderen Ländern steht Israel vor einer besonders schwierigen Situation. Der Agrarexport beläuft sich schon heute auf 50 % der Einnahmen aus der Landwirtschaft. Der Boden, klimatische und vor allem die Wasserverhältnisse zwingen uns zur heutigen Produktionsgestaltung. Israel ist mit normaler Rentabilität nicht fähig, andere landwirtschaftliche Erzeugnisse zu produzieren — wie Getreide, Ölpflanzen und Fleisch, die wir bekanntlich sogar selbst importieren. Ebenso möchte ich betonen, daß die Möglichkeiten der Erweiterung der landwirtschaftlichen Produktion in Israel sehr begrenzt sind — in der Hauptsache wegen Wassermangels. Und ein übriges: Wenn Israel seine landwirtschaftlichen Produkte nicht in Europa vermarkten kann, kann es sich auch nicht erlauben, europäische Industrieprodukte zu verkaufen. Wir haben ein andauerndes Defizit im Warenaustausch mit der EWG zu verzeichnen. 1981 wird dieses Defizit ca. 3/4 Milliarden Dollar betragen. Als Israel den Vertrag mit der EWG unterzeichnete, ist es ungleich anderen Drittländern eine schwerwiegende Verpflichtung eingegangen: sämtliche Zölle und Beschränkungen gegenüber der europäischen Industrie bis 1989 vollkommen abzubauen. Wir waren damit einverstanden in dem Glauben, daß es sich um einen dynamischen Vertrag handele, das heißt, daß die Gemeinschaft im Laufe der Jahre die Zölle und auch andere Beschränkungen gegenüber unseren Agrarexporten abbauen würde. Die Realität war anders. 706

Die Begrüßungsansprache des israelischen Landwirtschaftsministers Simcha Ehrlich

In Wirklichkeit ergab sich sogar eine relative Verschlechterung unserer Lage. Unser landwirtschaftlicher Handel erhielt keinerlei Erleichterungen. Aber ein konkurrierender Produzent — nämlich Griechenland — wurde in den Markt aufgenommen, ohne daß die EWG uns irgendeine Vergütung aufgrund der Verschlechterung der Konkurrenzmöglichkeiten zukommen ließ. Andererseits erhielten die meisten Mittelmeerstaaten Erleichterungen, ohne daß sie verpflichtet wurden, dafür zu zahlen. Mit dem Eintritt Griechenlands in die Gemeinschaft waren sich alle europäischen Staaten im klaren, daß ein besonderer Status für den dadurch Hauptgeschädigten — die Türkei — gefunden werden mußte. Letztens wurde beschlossen, daß der gesamte türkische Agrarexport in die Gemeinschaft zollfrei sein wird. Mit dem Anschluß Spaniens, mit dem weit schwerwiegendere Auswirkungen auf Israel eintreten, muß auch für uns eine ähnliche Regelung gefunden werden. Die einzig mögliche Lösung, die wir zur Zeit sehen, ist, daß die bestehende Freihandelszone, die zwischen uns und der EWG bei Industrieprodukten besteht, auch auf landwirtschaftliche Produkte erweitert wird. In anderen Worten: Wir schlagen einen allmählichen Abbau der Zölle auch bei landwirtschaftlichen Produkten vor — und dies auf gegenseitiger Basis. Solch eine Maßnahme würde Israel wenigstens teilweise entschädigen. Die gemeinsame europäische Agrarpolitik erhebt nicht nur Zölle auf Agrarimporte, sondern - wie ich schon erwähnte - es existiert ein System von Abschöpfungen und anderen Mitteln — wie zum Beispiel Mindestpreise, saisonabhängige Beschränkungen und ähnliches mehr. Mit dem Eintritt Spaniens würde dieses System unsere traditionellen Agrarmärkte bedrohen. Um einen weiterhin kontinuierlichen Handel zu garantieren, haben wir der Gemeinschaft vorgeschlagen, sofort mit uns in Verhandlungen zu treten. Im 1. Stadium sollten sich Fachleute von uns und der EWG treffen, um eine Basis zu schaffen, in deren Rahmen auch eine Lösung für unsere speziellen Probleme gefunden werden kann. Wir wissen, daß die Gemeinschaft nicht nur materielle Ziele hat, sondern auch moralische — die Sorge für unterentwickelte Völker und Hilfe für die Dritte Welt. Wir alle wissen auch, daß es in diesem Jahrhundert kein soziales Wohlergehen geben kann, an dem nur einige Völker teilhaben. Die entwickelten Staaten wissen, daß Wohlstand nur dann existieren kann, wenn auch für die Völker Sorge getragen wird, denen es bis jetzt nicht vergönnt war, ihre Existenz zu sichern, physisch und seelisch."

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1982 — Landwirtschaft

Der Außenhandelsdienst der Bank für Gemein wirtschaft: Israel erwartet für 1982 günstige Absatzperspektiven für Nahrungsmittel Ein Beitrag vom 1. April 1982

„Israels Nahrungsmittelindustrie hat sich 1981 auf den ausländischen Absatzmärkten im ganzen wesentlich besser durchsetzen können, als die Branche zu Jahresbeginn erwartet hatte. Die Bilanz des vergangenen Jahres vermittelt der Industrie die Perspektive auch 1982 die Ausfuhr steigern und bis 1985 den Nahrungsmittelexport auf ca. 500 Millionen US-Dollar verdoppeln zu können. Exporterfolge 1981

Die Ausfuhrsteigerung 1981 von ca. 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr wird in diesem Zusammenhang besonders hervorgehoben, obwohl 72 Prozent der Waren in Westeuropa, mit Schwerpunkt in den EG-Ländern abgesetzt wurden und anzunehmen war, daß sowohl die ungünstige Wechselkursentwicklung als auch der inländische Kostenantrieb die Nahrungsmittelausfuhr in diese Region erschweren würden. 1981 konnte die Nahrungsmittelbranche ihren Produktionsanteil an der gesamten Industrieproduktion in Israel auf ca. 22 Prozent anheben (1980: 18 Prozent). Während 1980 der Produktionswert um real 5,7 Prozent im Vergleich zu 1979 schrumpfte, wird die erreichte Steigerung 1981 auf real 8 bis 9 Prozent geschätzt. Infolge der massiven Subventionierung der im Inland hergestellten wie auch der importierten Grundstoffe und landwirtschaftlichen Erzeugnisse stieg die inländische Nachfrage nach Nahrungsmitteln gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum um 18,4 Prozent in den ersten drei Quartalen von 1981. Die Subventionen, die bei zahlreichen als wichtig eingestuften Nahrungsmitteln gewährt werden, unterstützten die Ausfuhrbemühungen der Industrie. 1981 blieb der durchschnitdiche Ausfuhranteil mit ca. 11 Prozent an der Branchenproduktion von 2,8 Milliarden Dollar 1981 gegenüber 1980 unverändert. Dabei wurden bei verarbeiteten Zitrusfrüchten - obwohl hier die Ausfuhr stagnierte —, Tiefkühlgemüse und Obst, Back- und Teigwaren sowie Tomatenkonserven überdurchschnittliche Ausfuhranteile, z. T. bis zu 90 Prozent des Ausstoßes, registriert. Die Industrie ist nach wie vor von der Einfuhr von Weizen, Fleisch, Zucker, Soyabohnen, Kakao, Tabak u. a. abhängig. Der im Inland erzielte Wertzuwachs wird durchschnittlich auf 60 Prozent geschätzt. Unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Sparten

Die Exportentwicklung 1981 hat die Nahrungsmittelbranche veranlaßt, festzustellen, ob die bisherigen Annahmen f ü r die Entwicklung der einzelnen Zweige noch gültig sind. Große Erwartungen wurden in der Vergangenheit in den steigenden Exportanteil bei Fleischerzeugnissen mit Schwerpunkt auf Putenfleisch gesetzt, und es sind hohe Summen in die Putenzucht, die Errich708

Israel erwartet für 1982 günstige Absatzperspektiven für Nahrungsmittel

tung von neuen Schlachthäusern und anderen Verarbeitungsanlagen investiert worden. Schon 1980 entwickelte sich aber die Ausfuhr von Fleischerzeugnissen viel langsamer und schwieriger als erwartet. 1981 stagnierte praktisch der Wert der Ausfuhren mit 38,7 Millionen Dollar auf dem Vorjahresniveau. Diese Entwicklung wurde sowohl von den problematischen Absatzmöglichkeiten im Ausland wie auch vom Kostenschub im Inland entscheidend geprägt. Insbesondere das große und oft sehr preiswerte Konkurrenzangebot auf den wichtigen EG-Absatzmärkten in Verbindung mit den Wechselkursschwankungen drückten auf die Abgabepreise. Dazu kamen Produktionsschwankungen bei der Putenzucht im Inland, ausgelöst durch Rentabilitätsprobleme bei den Landwirten. Diese führten zu erheblichen Versorgungsengpässen bei den Verarbeitern, die zögerten, größere Ausfuhrverpflichtungen auf sich zu nehmen. Enttäuschend verlief 1981 die Ausfuhr von Zitruserzeugnissen, wodurch der Exportanteil von 60 Prozent vor fünf Jahren auf 47 Prozent zurückging. Mit einem Exportwert von ca. 142 Millionen Dollar 1981 hatte diese Industriesparte erhebliche Schwierigkeiten, sich auf den traditionellen Absatzmärkten in Großbritannien und in der Bundesrepublik Deutschland zu behaupten. In den letzten beiden Jahren befinden sich die 22 Zitrusverarbeitungsbetriebe in einer Phase des Umbruchs. Die Abgabepreise der für die industrielle Verarbeitung bestimmten Früchte sind bereits an die Grenzen ihrer Rentabilität gestoßen, da die Industrie über Kapazitäten verfügt, die rd. 40 Prozent mehr frische Früchte verarbeiten könnten als in der Regel für sie abfallen. Angesichts der sehr hohen Abgabepreise müssen die Verarbeitung der frischen Zitrusfrüchte rationalisiert und gleichzeitig die Herstellung von Erzeugnissen, die mit aufwendiger Handarbeit verbunden ist (geschälte Orangen- und Pampelmusenviertel mit und ohne Saft usw.), eingeschränkt werden. Dabei stieg jedoch die Produktion. Der Auslandsabsatz von Tomatenerzeugnissen mit Schwerpunkt auf Tomatensaft hat sich im Vergleich dazu 1981 zufriedenstellend entwickelt. Nachdem der Export 1980 gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent auf 16 Millionen Dollar geschrumpft war und die betreffenden Produkte keine Chance hatten, sich auf dem EG-Markt durchzusetzen, gelang den fünf großen israelischen Betrieben, die Tomaten verarbeiten, der Durchbruch auf dem US-Markt. Die Ausfuhr belief sich 1981 auf einen Gesamtwert von rd. 29 Millionen Dollar. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Branche zuversichtlich, daß es ihr 1982 gelingen wird, mehr als 190 000jato Rohtomaten zu verarbeiten und preisgünstig auszuführen. Nachdem die Industrie diese Sparte wegen der enttäuschenden Rückschläge der vergangenen Jahre bereits abgeschrieben hatten, sieht sie in ihr wieder eine Wachstumsbranche mit guten Aussichten für die Zukunft. Aufgrund einer Markterhebung schätzt die Branche die Absatz- und Ausfuhrmöglichkeiten auf dem US-Markt auf 40 bis 50 Millionen Dollar im Jahr. Abgeraten wird jedoch davon, schon 1982 an eine schrittweise Kapazitätsaufstockung bei den Tomaten verarbeitenden Betrieben zu denken. Zunächst soll die Absatzentwicklung im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre sorgfältig verfolgt werden. 709

1982 — Landwirtschaft Zufriedenstellende Ausfuhrmöglichkeiten zeichneten sich 1981 auch bei Gemüsekonserven u n d Tiefkühlgemüsesorten ab. Einer Marktanalyse zufolge hat diese Branche gute Chancen, durch genau geplante Gemüseverarbeitung u n d schnelle Anpassung an die geänderte Geschmacksrichtung d e r ausländischen Abnehmer, ihre Exporte zu verdreifachen. Bisher litt die Produktion allerdings noch u n t e r d e r unregelmäßigen Versorgung mit frischem Gemüse u n d einem inflationsbedingt starken Kostenauftrieb. Der Vegetable Marketing Board plant die E i n f ü h r u n g des intervallweisen Gemüseanbaus, d e r die Versorgungsengpässe d e r Industrie weitgehend aus d e r Welt schaffen soll. Ausfuhrdiversifizierung angestrebt Auch 1981 konnten ca. 60 Prozent der Nahrungsmittelexporte in d e n EG- Mitgliedstaaten abgesetzt werden. Etwa 12 Prozent wurden in die EFTA-Länder ausg e f ü h r t . Der Anteil des US-Marktes erhöhte sich zwar auf 12 Prozent (1980: 10 Prozent), ist aber noch immer recht bescheiden. Die B e h ö r d e n raten d e r I n d u strie, eine weitere länderbezogene Streuung ihrer Exporte anzustreben, die derzeit n u r langsam vorankommt."

Uriel Meretz zum israelischen

Zitrusmarkt

Bei einer T a g u n g des Deutsch-Israelischen Lebensmittelkomitees am 11. Mai 1982 in F r a n k f u r t gab Uriel Meretz vom Citrus-Marketingboard einen umfassenden Überblick ü b e r die Zitrusproduktion in Israel sowie ü b e r die Probleme des Exports in die Bundesrepublik Deutschland u n d den Europäischen Markt. Uriel Meretz sagte u. a.: „In 100 J a h r e n hat sich die Zitrusindustrie in Israel zu einem d e r fruchtbarsten Zweige d e r Wirtschaft entwickelt — mit weltweit gesundem, stetigem Wachstum. Daß m e h r als 7 % aller Berufstätigen in Israel in d e r Landwirtschaft arbeiten u n d von 420 000 Hektar landwirtschaftlich bearbeiteter Fläche 40 000 f ü r Zitrusplantagen genutzt werden, zeigt, wie wichtig d e r Zitrusexport f ü r Israel ist. Dieser Industriezweig bildet die Existenzgrundlage f ü r 13 500 Pflanzer u n d 45 000 in d e r Zitrusindustrie tätigen Familien. Vor diesem H i n t e r g r u n d ist es n u r verständlich, daß J a f f a im ureigensten Interesse alles d a r a n setzt, u m Handelspartner u n d Verbraucher ein Maximum an Unterstützung u n d Qualität zu liefern. Die israelische Zitrusproduktion beträgt p r o J a h r ca. 1,5 Millionen t — davon werden 1 Million t in 24 L ä n d e r exportiert, j e d o c h 65 % in die EG. Deutschland hat d e n höchsten Exportanteil mit 22,2 % a m Gesamtexport von israelischen Zitrusfrüchten u n d ist somit, gefolgt von Großbritannien der bedeutendste J a f f a Markt. Um diesen Anteil zu halten, wird J a h r f ü r J a h r ein h a r t e r Kampf g e f ü h r t u n d immer in d e r H o f f n u n g , ausreichende Mengen in guten Qualitäten u n d zu vernünftigen Preisen zu verkaufen. Unsere ersten Früchte in d e r Saison, sind die Early-Grapefruit, 710

Uriel Meretz zum israelischen Zitrusmarkt

die aus dem Jordantal kommen. Durch besonders günstige Witterungsverhältnisse reift dort schon im September eine gute Qualität heran. Wir konnten im Oktober 1981 die Nachfrage nicht voll decken, denn bekanntlich ist für neue frische Ware der Bedarf groß, und unsere Yarden River waren auch zu Beginn der Saison bereits von guter Qualität. Zudem standen weit weniger Yarden River für Deutschland zur Verfügung, als im Vorjahr. Der zügige Abverkauf zu Beginn der Kampagne ließ auf eine gute Saison hoffen, doch wir können immer wieder feststellen, wie hart der Kampf ist, wenn z. B. der traditionell gute Jaffa Markt in Süddeutschland mit Zitrusfrüchten, aus anderen Anbauländern, die zu Dumpingpreisen verkauft werden, überschwemmt wird. In dieser Saison wurden erstmalig bedeutende Mengen von Navel Orangen aus Griechenland in die Bundesrepublik Deutschland gebracht. Während in der letzten Saison 1980/81 3 2351 in die Bundesrepublik exportiert wurden, waren es in dieser Saison 38 402 t Diese Zitrusfrüchte kamen in Deutschland zu einem Preis auf den Markt, der unserer Meinung nach für die Exporteure nicht einmal kostendeckend sein konnte. Das ist nur eines von vielen Problemen, mit denen wir in diesem Jahr und ich fürchte auch in der Zukunft fertig werden müssen. Ein anderes Problem entsteht durch die Tatsache, daß wir mit Naturprodukten handeln. Wir können weder die Erntemengen, noch die Fruchtgrößen im voraus bestimmen, höchstens schätzen, obwohl wir bereits vor Beginn der Saison mit den Handelspartnern Mengenabsprachen treffen müssen. In dieser Saison brachte nicht nur Griechenland viel mehr Orangen nach Deutschland, auch Zypern, inzwischen vom Bürgerkrieg erholt, exportierte wesentlich mehr Grapefruit in die Bundesrepublik. Auch die Zypern Grapefruits wurden weit unter unserem Preis verkauft. Wir müssen hier der Tatsache ins Auge sehen, daß der Markt buchstäblich übersättigt ist. Der Verbraucher kann das ganze Jahr hindurch Zitrusfrüchte aus den verschiedenen Produktionsgebieten der Erde kaufen, während früher, nach einer fast sechsmonatigen Pause der Verbraucher auf die ersten Zitrusfrüchte zum Jahreswechsel wartete. Neben dem Problem, daß zu viel Ware auf den Markt kommt, ist auch die wirtschaftliche Situation für eine gute Jaffa-Saison von Bedeutung. Um das abgenutzte Wort .Energiekrise' zu benutzen, gibt es hierdurch eine mehrfache Belastung. Die Transportkosten sind enorm gestiegen und dem Verbraucher wird täglich ins Bewußtsein gebracht, daß er sparen muß. Verschiedene Aktivitäten sind unsererseits nötig, um diesen Problemsituationen entgegen zu wirken. Einmal versuchen wir durch eine ausgefeilte Logistik Transportkosten zu sparen. Wir haben in dieser Saison die Anlandungen in Triest enorm erhöht. Das bedeutet zwar, daß auch große Mengen auf dem Landweg transportiert werden mußten, trotzdem konnten die Kosten etwas eingedämmt werden, da eben der Seetransport nach Triest viel kürzer ist, als nach Hamburg oder Bremen. Wir versuchen, die bestmöglichen Transportwege per Schiff, per Lkw oder per Bahn zu finden und zu rationalisieren. Auch die Überlegung, ob eventuell,Ex-Kai-Verkäufe' kostensparender sind, haben wir schon angestellt. Wir bemühen uns, eine marktgerechte Verkaufspolitik zu betreiben. Man weiß auch, daß der Kunde in Deutschland trotz seiner Wirtschaftslage, die in der letzten Zeit eher bedrückend 711

1982 — Landwirtschaft war, nicht n u r preisbewußt, sondern auch qualitätsbewußt einkauft u n d auf d e n Gesundheitswert achtet. Unsere Fruchtkontrollen sind deshalb nicht in Israel abgeschlossen, sondern werden in Deutschland fortgesetzt. Ich möchte d a r a u f hinweisen, d a ß wir in einer guten Saison zwar 200 Million e n DM einnehmen, davon aber ein ganzes Drittel f ü r verschiedene Auslagen in Deutschland bleiben. Von diesem Drittel wird die Hälfte f ü r Zoll-, H a f e n u m schlag u n d L a n d f r a c h t aufgebracht. Die andere Hälfte wird f ü r die Distribution u n d V e r m a r k t u n g d e r Ware ausgegeben. Leider m u ß d e r Pflanzer in Israel aufg r u n d des DM-Kurses mit ständig wachsenden finanziellen Einbußen rechnen. Unser mittelfristiges Problem ist jedoch das viel diskutierte T h e m a : EG, bzw. d e r Beitritt Spaniens. Wie ich d e m Programm e n t n e h m e , wird zu diesem T h e m a noch ausführlich gesprochen werden, und ich möchte H e r r n Stier auch nicht vorgreifen, sondern n u r darauf aufmerksam machen, d a ß nach dem Beitritt Spaniens in die EG die Schwierigkeiten im Hinblick auf die herausragende Bedeut u n g f ü r die Zitrusproduktion innerhalb d e r israelischen Wirtschaft noch nicht im vollen U m f a n g abzusehen sind. Wenn, wie geplant, die Penetrationsprämie wegfällt u n d die bisher eingefrorenen Präferenzpreise zur A n w e n d u n g kommen, m u ß auf die Dauer das Zitrusgeschäft der a n d e r e n Mittelmeerländer zerstört werden. Durch die geplanten Präferenzbestimmungen f ü r n e u e Mitgliedsländer besteht die große Gefahr, d a ß die Drittländer, wie Israel, nicht m e h r ihre O r a n g e n in d e n L ä n d e r n des Gemeinsamen Marktes verkaufen können. Dies wird d a n n zu einer Monopolisierung des Orangenangebotes f ü h r e n , mit allen damit v e r b u n d e n e n G e f a h r e n . Es m u ß eine Regelung g e f u n d e n werden, die sicherstellt, daß der bisherige Marktzugang f ü r uns erhalten bleibt. Eine große u n d wichtige Aufgabe sehen wir darin, unsere B e m ü h u n g e n in d e r k o m m e n d e n Saison auf verschiedene Ebenen zu aktivieren, u m z. B. auch das starke Unterbieten d e r Konkurrenz zu überwinden. Wir hoffen, daß mit einer wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung u n d d u r c h eine gute u n d enge Zusammenarbeit mit d e n Import e u r e n u n d d e m H a n d e l wir in d e r Lage sein werden, f ü r unsere Früchte einen Ertrag zu erzielen, d e r unserer Qualitätsware entspricht u n d den Investitionen f ü r Service und W e r b u n g gerecht wird."

Ein Gespräch mit Erwin Stier, dem Abteilungsleiter der „Scipio-Gruppe" in Bremen, über die israelischen Probleme mit der Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft Das Problem d e r weiteren Möglichkeiten israelischer Exporte in die Staaten des Europäischen Marktes ist immer wieder bedrückendes T h e m a f ü r die Israelis. Die Erweiterung d e r Europäischen Gemeinschaft u m Griechenland, Portugal und Spanien hat n e u e Sorgen ausgelöst. Ich traf H e r r n Erwin Stier, Abteilungsleiter einer großen I m p o r t g r u p p e in Bremen. Er ist ein ausgezeichneter Kenner d e r Probleme, um die es hier geht. 712

Ein Gespräch mit Erwin Stier, dem Abteilungsleiter der „Scipio-Gruppe" in Bremen Frage: H e r r Stier, die Scipio-Gruppe ist eine der größten Organisationen des Imports von Zitrusfrüchten u n d anderer Erzeugnisse des Mittelmeermarktes. Wie sehen Sie in unserer Zeit das Problem Europäische Gemeinschaft u n d Israel oder Europäische Gemeinschaft und Mittelmeermärkte? Antwort: Dazu ist zunächst einmal folgendes zu sagen: Die Mittelmeerländer und insbesondere Israel haben sich auf dem Markt in Deutschland in den letzten Jahren einen sehr guten Platz erkämpft, und zwar erkämpft — um es ganz deutlich zu sagen —, auf der Basis von Qualitätsprodukten, die sowohl im Zitrusbereich, als auch im Bereich von Obst und Gemüse liegen. Es ist natürlich sicher, daß, wenn man solche Qualitätsprodukte auf den Markt bringt, man d e n Neid der Mitbewerber erregt. So ist es eigentlich n u r logisch, daß die Europäische Gemeinschaft, d. h. die Produzenten in der Europäischen Gemeinschaft, versuchen, durch administrative Maßnahmen diese Produkte vom Markt fernzuhalten; und ich muß leider sagen, es scheint ihnen auf die Dauer auch zu gelingen. Frage: Es war ja einmal von der Mittelmeerpolitik der Europäischen Gemeinschaft die Rede. Daher meine Frage: Glauben Sie, daß diese wieder neu beginnt, oder daß man immer wieder vom Protektionismus einzelner Staaten ausgehen muß? Antwort: Man spricht immer von der Mittelmeerpolitik, aber wir sehen j a sehr deutlich, daß, wenn wir uns die Vorschläge der Kommission ansehen, welchen Weg man im Moment geht. Man versucht, sich abzukapseln, man versucht, die lästige Konkurrenz, wie man so sagt, der Mittelmeerprodukte auszuklammern. Es ist ja sehr interessant zu sehen, daß gerade die neuen Agrarvorschläge sich zunächst einmal voll gegen ein Land wie Spanien richten, obwohl man natürlich politisch den Beitritt will. So versucht man jetzt erst einmal Barrieren aufzubauen, damit diese Produkte nicht auf den EG-Markt kommen oder ihr Zugang zu diesem Markt erschwert wird. Frage: Spanien versucht ja jetzt durch große Bewässerungsvorhaben, große Gebiete neu f ü r den Anbau von Zitrusfrüchten zu erschließen. Gibt es da Möglichkeiten, daß Israel an diesen Überlegungen beteiligt wird? Antwort: Es istja so: man versucht immer, das Problem Spanien etwas herunterzuspielen. Man sagt, man hat keine Arbeitskräfte, man hat kein Wasser, man hat kein Land. Sicherlich, es gibt genügend Land, es gibt auch in Spanien genügend Wasser, u n d so wird man davon ausgehen müssen, daß sicherlich die Zitrusproduktion weiter ansteigt. Die Tatsache, daß Spanien Mitglied der Gemeinschaft wird, heißt j a noch nicht automatisch, daß es mehr Zitrusfrüchte gibt. Es wird erst dann mehr Zitrusfrüchte geben, wenn Spanien in den Genuß von Präferenzen kommt, d. h. in den Genuß von Grund- u n d Ankaufspreisen u n d in den Genuß, daß Ware von dritten Märkten ferngehalten wird. Erst dann wird Spanien die Produktion ausdehnen. Darüber ist man sich in Spanien völlig im klaren, daß man hier eine große Chance hat. Diese große Chance wird zu Lasten von Israel und Marokko gehen, wenn es uns nicht gelingt, und zwar, wenn ich sage, uns, heißt das, den Handel, den Produzenten u n d den Regierungen hier den Zutritt zu diesem Markt zu sichern. 713

1982 — Landwirtschaft Frage: Nun hat ja Israel durch seine großen Qualitätserzeugnisse einen guten Markt geschaffen und 97 % der israelischen Marke J a f f a ist dem deutschen Volk ein geläufiger Begriff. Glauben Sie, daß diese Präsenz auch weiterhin anhalten wird? Antwort: Israel hat es geschafft, einmal über seine Marke „Jaffa" hier am Markt eine Position zu erringen und natürlich auch mit den anderen Produkten, die durch die AGREXCO geliefert werden. Ich muß eigentlich sagen, ich befürchte sehr, daß man die protektionistischen Maßnahmen noch mehr anziehen wird, um diese Produkte vom Markt fernzuhalten; einfach, weil der Markt der Gemeinschaft sich natürlich bemüht, seine eigenen Produkte hier in den Vordergrund zu bringen. Die Qualität insbesondere bei italienischen Apfelsinen ist gering und man kann sie einfach hier n u r vertreiben, wenn es gelingt, Produkte, wie sie von Israel gebracht werden, künstlich vom Markt fernzuhalten. Die protektionistischen Maßnahmen, die man ergreift, und die in den neuen Verordnungen stehen, sind so rigoros, daß ich keine Chance sehe, wenn es nicht gelingt, auf dem politischen Wege die Gemeinschaft zu Zugeständnissen zu zwingen.

Tagung des deutsch-israelischen

Lebensmittelkomitees

Am 11. Mai 1982 tagte in Frankfurt/Main das deutsch-israelische Lebensmittelkomitee der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung e. V. Aus diesem Anlaß legte Botschaftsrat Shamir im Namen des Ministeriums f ü r Industrie und Handel Gedanken zum obengenannten T h e m a dar. Er sagte u. a.: „Es wird viel über die Krisensituation der israelischen Wirtschaft gesprochen. Nach f ü n f Jahren der Stagnation zeigen die Zahlen, daß im Jahre 1981 ein Zuwachs des Brutto-Sozial-Produktes von 5 % zu verzeichnen war—im Vergleich zu 2,5 % im J a h r e 1980. Diese 5 % sind die Indikation eines neuen Aufschwungs. Die Inflationsrate ist von 130 auf 104 % zurückgegangen. Der Export betrug im J a h r e 1981 12 Milliarden Dollar; davon entfallen 6,2 Milliarden auf Warenexporte und 5,8 Milliarden auf Dienstleistungen und technologisches ,know how' sowie Touristik. Warenimporte wurden für 9,5 Mrd. getätigt. 46 % stammen aus den EG-Ländern und 19 % aus den USA. Der Export von Lebensmittelindustrieprodukten soll gemäß Planung in den Jahren 1980-1985 m e h r als verdoppelt werden. Der Lebensmittelexport betrug im J a h r e 1980 - 311 Mio. Dollar, 1981 - 345 Mio. Dollar und soll bis 1 9 8 5 - 6 5 0 Mio. Dollar erreichen. Die großen internationalen Messen, wie Food Week, ANUGA, Grüne Woche, IKOFA usw. geben einen guten Überblick über die israelische Produktionsentwicklung und die Möglichkeit, diese an Ort und Stelle zu begutachten. Die Firma Milouot hat aus Baumwollsamen ein neues Produkt entwickelt, das in Mexico mit einem ,Joint-Venture'-Abkommen vermarktet wird. In Kooperation mit 80 Kibbuzim wurde vor kurzem ein neuer Betrieb errichtet, der Süß714

Statistiken zum Außenhandel im landwirtschaftlichen Bereich

wasserfische (St. Peterfische) züchtet und verarbeitet. Als Neuheit auf dem Gebiet der Diabetikprodukte werden Brotmassen angeboten. Kalorienarme Schinkensorten wurden jetzt nach Standarduntersuchungen für den amerikanischen Markt freigegeben. Die AGREXCO bringt neue Dattelaufstriche auf den Markt. Heute plant die israelische Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit der verarbeitenden Industrie den Anbau. So sind Fehlkalkulationen und Fehlinvestitionen weitgehend auszuschließen. Die israelische Lebensmittelindustrie bezieht 75 % ihres Rohmaterials aus dem Lande selbst und erzielt dadurch einen relativ hohen Mehrwert. Das seit 1954 bestehende Gesetz über Qualitätskontrolle wird in Israel äußerst streng gehandhabt. Das sichert das Image auf dem europäischen Markt. Der Export israelischer Lebensmittel setzt sich wie folgt zusammen: Zitrusprodukte 48-50 %, Fleischprodukte 16 %, Frischgemüsesorten 3,4 %, Tomatenprodukte 5 %, Süßigkeiten 2,5 %. Die anderen Produkte folgen in etwa der gleichen Größenordnung. 66 % der verarbeitenden Lebensmittelprodukte werden in die EG-Länder exportiert. Davon nach England 34,5 %, Bundesrepublik Deutschland 13 %, Frankreich 8,5 %, übrige EG-Staaten 9,7 %, USA 5,8 % und EFTA 8,7 %. Die Firma Zentis, Aachen hat für Juni dieses Jahres 200 Personen zu einem großen Symposion nach Israel eingeladen, bei dem mit israelischen Zulieferanten und Produzenten konferiert werden wird.

Statistiken zum Außenhandel im landwirtschaftlichen Bereich zwischen der Bundesrepublik und Israel 1981

1982 — In Millionen DM —

Einfuhr 1 077 1 044 Insgesamt Güter der Ernährungswirtschaft1' 390 368 Güter der gewerbl. Wirtschaft 687 676 9 5 Agrarrohstoffe2' Ausfuhr Insgesamt 1 724 1 917 Güter der Ernährungswirtschaft11 79 59 Güter der gewerbl. Wirtschaft 1 645 1 858 1 Agrarrohstoffe2' 3 Einfuhr- (-) bzw. + 647 Ausfuhr- (+) Überschuß + 873 " einschl. Kaffee und Tabak 2) Wolle, Baumwolle, Fische, Hanf, Jute, Bau- und Nutzholz, Ölfrüchte, Fette und Öle für technische Zwecke, Felle und Häute

715

1982 — Landwirtschaft Anteil Israels am Außenhandel

der Bundesrepublik

Deutschland 1981

in v. H. 1982

Einfuhr Insgesamt Güter der Ernährungswirtschaft 1 ' Güter der gewerbl. Wirtschaft Agrarrohstoffe 2 '

0,3 0,8 0,2 0,1

0,3 0,7 0,2 0,1

Ausfuhr Insgesamt Güter der Ernährungswirtschaft" Güter der gewerbl. Wirtschaft Agrarrohstoffe 2 '

0,4 0,3 0,4 0,2

0,4 0,2 0,5 0,1

Einfuhr Insgesamt Güter der Ernährungswirtschaft 1 ' Agrarrohstoffe f ü r gewerbl. Wirtschaft 2 '

100,0 36,2 0,5

100,0 15,2 0,5

Ausfuhr Insgesamt Güterder Ernährungswirtschaft 1 ' Agrarrohstoffe für gewerbl. Wirtschaft 2 '

100,0 4,6 0,2

100,0 3,1 0,1

Anteil des Agraraußenhandels am Gesamthandel mit Israel

•' einschl. Kaffee und Tabak Wolle, Baumwolle, Fische, Hanf, Jute, Bau- und Nutzholz, Ölfrüchte, Fette und öle f ü r technische Zwecke, Felle und Häute

2)

Einfuhr der Bundesrepublik Deutschland rungs- und Forstwirtschaft aus Israel als

an wichtigen Erzeugnissen Herstellungsland

der Land-,

1981 1000 DM

1982 1000 DM

Gesamteinfuhr Ernährungswirtschaft Gewerbliche Wirtschaft Agrarrohstoffe

1 077 068 389 852 687 216 4 553

1 043 822 368 410 675 412 4 769

Einfuhr- (-) bzw. Ausfuhr- (+) Überschuß

+ 647 323

+ 873 131

716

Ernäh-

Statistiken zum Außenhandel im landwirtschaftl. Bereich zwischen d. Bundesrepublik und Israel

Warenart Lebende Tiere Sonstige lebende Tiere Nahrungsmittel tier. Ursprungs Käse Fleisch und Fleisch waren Schlachtgeflügel Gänseleber, frisch Geflügelkonserven sonstige Fische und Fischzubereitungen Schmalz, Talg, tier. ö l e und Fette zur Ernährung Eier, Eiweiß, Eigelb Honig

1981 Tonnen

1982 Tonnen

-



-

-

1981 1000 DM

1982 1000 DM

37 37

4 4 21 594 1 20 511 4 426 2 027 13 866 192

4 507 10 4 376 1 109 26 3 229 12

3 074 868 27 2 160 19

31 166 61 30 161 5 827 1 989 22 201 144

53

44

761

948

68

38

181

-

-

95 1 38

-

Nahrungsmittel pflanzt. Ursprungs 248 745 26 Mais 1 Hirse Müllereierzeugnisse 386 207 Nichtölhalt. Sämereien 206 Alexandrinerklee andere 1 Hülsenfrüchte u. Viehfütterung 4 Kartoffeln 4 526 and. Hackfrüchte 32 Gemüse und sonst. 20 503 Küchengewächse Karotten 2 329 Speisezwiebeln 8 390 Gemüsepaprika 4 446 Kürbisse-Auberginen 478 and. fr. Gemüse 3 848 317 Trockengemüse sonstige 695 Obst, außer Südfrüchten 9 895 Tafeltrauben 209 frische Erdbeeren 892 8 337 frische Melonen sonstigen 457 Südfrüchte 170 853 Datteln 30 Avocadofrüchte 830 Apfelsinen 110010 Mandarinen u. Wilkings 918 Zitronen 2 099 Grapefruits, Pampelmusen 53 742 andere Zitrusfrüchte 2 975 Feigen 2 Mandeln 20 sonstige 227

3 167 -

-

11

2

230 651 1 1 47 253 252 1

346 406 5 1 49 596 532 64

3 749 17

358 172 58 3 457 484 425 59 15 3 960 44

18 179 751 7 484 4517 36 5 064 299 28 9 178 151 1 192 7 459 376 155 436 37 1 700 99 252 140 1 929 47 922 4 195 0 28 233

26 713 1 803 8 321 7 761 804 6 544 932 548 17 979 334 5 394 10 729 1 522 147 154 198 3 139 89 765 914 2 438 44 853 4 854 10 129 854

18 814 422 4 119 6 384 48 6 522 1 237 82 21 177 596 9 678 9 422 1 481 132 534 223 5 726 77 959 199 1 534 38 592 7 269 2 134 894

-

-

3 134 25

717

1982 — Landwirtschaft

Warenart

1981 Tonnen

Gemüse-, Obstkonserven, Fruchtsäfte u. dgl. 27 549 Gemüsekonserven 5 827 kand. Früchte 1 Marmeladen, Konfitüren 1 Zitrusfruchtkonserven 514 and. Fruchtkonserven 1 056 Orangensaft 11 979 Grapefruitsaft 6 472 and. Zitrussäfte 618 and. Fruchtund Gemüsesäfte 1 081 Kakaoerzeugnisse 12 Gewürze 5 Ölfrüchte zur Ernährung 1 441 Erdnüsse 1 230 sonstige 211 Pflanzl. Öle und Fette z. Ernährung 995 Baumwollsaatöl 995 Ölkuchen 3 Kleie sonst. Abfallerzeugnisse zur Viehfütterung 592 Sonst, pflanz. Nahrungsmittel 3 081 Zuckerwaren 13 Pektin 2 Lebensmittelzubereitungen 1 649 Backwaren 276 and. pflanz. Nahrungsmittel 95 Limonaden 1 046 Leb. Pflanzen und Erzeugnisse der Ziergärtnerei 8 634 Wurzeln und Stecklinge 118 Nelken, frisch 3 875 Rosen, frisch 1 614 and. frische Blumen 2 541 sonstige 486 Genußmittel Kaffee Branntwein Wein (hl) Rotwein (hl) anderer (hl) Agrarrohstoffe Wolle und Tierhaare Baumwolle Flachs, Hanf, Jute Felle und Häute Sonst, techn. Fette und ö l e

718

_ -

1981 1000 DM

1982 1000 DM 69 386 3 518

435 905 17 900 6 479 797

53 338 5 994 5 2 978 2 116 24 650 15 999 1 689

807 9 12 1 327 1 280 47

1 903 131 21 4 402 4 130 272

1982 Tonnen 30 302 2 979 -

-

326 2

2 43 15 2

1 568 110 59 4 315 4 269 46

1 575 1 575 13

-

-

453 3



569

766

2 707 24 6

6 557 94 24

6 851 173 64

1 976 313

3511 772

4 779 906

309 79

183 1 973

763 146

8 280 158 3 337 1 371 2 553 861 63 —

12 514 253 261

2 650 3 2 624

3 458 6 3 435 15 2

3 20



880 132 090 752 446

825

5 1 134 414 720

-



-

94 2 34 22 29 4

699 750 978 755 856 360

88 3 30 20 29 4

126 755 268 047 803 255

477 1 50 426 150 276

406 3 183 220 98 122

4 553 18 4 455

4 774 55 4 677 23 19

-

42 38

-

Statistiken zum Außenhandel im landwirtschaftl. Bereich zwischen d. Bundesrepublik Ausfuhr nach

der Bundesrepublik

Deutschland

von Ernährungsgütern

1981 1000 DM

1982 1000 DM

1 724 79 1 644 2

1 916 58 1 858 1

und

und Israel

Agrarrohstoffen

Israel

Gesamtausfuhr Ernährungswirtschaft Gewerbliche Wirtschaft Agrarrohstoffe Einfuhr- ( - ) bzw. Ausfuhr-(+) Überschuß

+ 647 323

+ 873 131

Warenart

1981 Tonnen

1982 Tonnen

Lebende Tiere Rindvieh (Stück) Sonst, lebende Tiere Nahrungsmittel tier. Ursprungs Milch Butter Käse Fleisch und Fleischwaren Fische und Fischzubereitungen Schmalz, Talg, tier. Öle und Fette zur Ernährung Eier, Eiweiß, Eigelb

391 464 927 723





26

-

-

-

3 187 224 -

1 556 4 1 403

Nahrungsmittel pflanz. Ursprungs 52 895 Mais Hirse u. sonst. Getreide 10 Müllereierzeugnisse 4 558 Malz 1 532 Nichtölhalt. Sämereien 22 Hülsenfrüchte z. Ernährung 8 Gemüse u. sonst. Küchengewächse 94 Obst, außer Südfrüchten 5 3 Südfrüchte Gemüse, Obstkonserven, 79 Fruchtsäfte Kakaoerzeugnisse 182 14 Gewürze Zucker 45 376

953 752 201 284

1981 1000 DM

1982 1000 DM

301 52 249

357

2 484 516 364 2 113

7 144 506

1 489

2 973

-

52 512

-

6 3 659

-

357 9 542 1 165 4 383 14 671 3 309 -

9 4 645 500 6 10

69 991 1 12 2 694 1 162 88 34

44 416 1 12 2 398 339 96 29

77 8 11

846 64 54

1 100 114 101

122 423 9 45 019

219 1 157 75 57 462

265 2 859 46 28 774

-

719

1982 — Landwirtschaft Einfuhr der Bundesrepublik Deutschland an ausgewählten Erzeugnissen global und aus Israel Erzeugnisse Avocadofrüchte Pampelmusen, Grapefruit Zitronen Apfelsinen Mandarinen, Clementinen, Monreales Erdbeeren, frisch Melonen, frisch

Einfuhr der Bundesrepublik 1981 1982 Tonnen Tonnen 1 816 2 755 94 471 103 412 111 545 123 664 455 972 526 822

davon am Israel 1981 1982 Tonnen Tonnen 830 1 700 47 922 53 742 2 099 1 929 110010 99 252

222 814 58 800 85 838

247 604 9 616 87 113

956 892 8 337

4 323 1 192 7 459

168 253 142 331 12 250 8 159

155 238 130 012 10 843 8 866

19 069 11 979 6 472 63

25 176 17 900 6 479 773

5 513

5 517

555

24

Konfitüren von Zitrusfrüchten 1 666 Zitruskonserven 36 786 Speisezwiebeln 370 414 Karotten und Möhren 87 688 Kürbisse, Auberginen 16 457

2 507 41 977 387 236 98 508 17 221

Zitrussäfte Orangensaft Pampelmusensaft Zitronensaft Saft aus anderen Zitrusfrüchten

_

514 8 390 2 329 478

_

435 7 484 751 414

Nelken, frisch 28 774 28 819 3 875 3 637 Rosen, frisch 18 290 1 614 1 371 19 765 Zwiebelblumen, frisch 4 396 8 347 159 121 and. Blüten, frisch 79 069 75 825 2 402 2 432 Wertmäßiger Anteil in % an der Gesamteinfuhr bzw. -ausfuhr der betreffenden Warengruppe Quelle: Stat. Bundesamt Warenart Ölfrüchte zur Ernährung Pflanzl. öle und Fette zur Ernährung Margarine und ähnliche Speisefette Ölkuchen Sonst, pflanzliche Nahrungsmittel Leb. Pflanzen u. Erzeugnisse der Ziergärtnerei

1981 Tonnen 1

1982 Tonnen —

1981 1000 DM 1

1982 1000 DM —

357

377

3 781

4 209

99

129 1

547

461 2

546

1 155

I 871

3 480

9

11

123

130

-

Genußmittel 318 640 4 437 2 028 Hopfen 28 14 341 487 Kaffee 94 273 1 082 3 372 Tee 1 14 20 2 Tabakerzeugnisse 3 1 54 16 Bier 148 271 199 576 Branntwein 31 41 145 144 Wein 13 38 47 168 Wertmäßiger Anteil in % an der Gesamteinfuhr bzw. -ausfuhr der betreffenden Warengruppen Quelle: Stat. Bundesamt

720

Statistiken zum Außenhandel im landwirtschaftl. Bereich zwischen d. Bundesrepublik und Israel Außenhandel Einfuhr

der EG mit Israel mit bestimmten

1977 Warenart t Fische, zubereitet oder 44 haltbar gemacht Gemüse, frisch, gekühlt, gefroren (einschl. Kartoffeln) 71 003 darunter: Kartoffeln 8 754 Zwiebeln 29 134 Artischocken Tomaten 3 940 Gurken 219 Zubereitungen u. Konserven ausGemüse (einschl. Kartoffeln) 15 503 589 505 Zitrusfrüchte, frisch Bananen, frisch Frischobst 40 146 Zubereitung u. Konserven aus Obst (ohne Säfte) 39 773 Olivenöl Wein 712

Waren

1978 t

1979 t 54

1980 t

47

68

90 940

70 216

36 554

14 215 46 545 1 2 913 56

17 172 18 575

580 3 680 3 1 731 41

14 380 563 361 21 46 845

17 890 599 407

38 099

40 219

-

2 666 40

-

53 425

-

666

-

607

17 704 519 383 38 39 970 38 472 1 719

Ausfuhr Warenart Rindfleisch Schaffleisch Geflügelfleisch Frischmilch Milchpulver Kondensmilch Butter Käse Getreide

1977 t 2 206

1978 t 292 5

-

1

-

-

2 389 212 1 909 83

-

2 785 171 1 140 82

-

-

1979 t 2 290 —

189 -

6 960 190 3 741 80 58 066

1980 t 1 766 -

1 2 057 149 1 245 65 20

Quelle: Stat. Amt. d. Europäischen Gemeinschaft

721

Sonstiges Israel privatisiert einen Teil der staatlichen Unternehmen In ihrer Ausgabe vom 1. August 1982 berichtet der „Außenhandelsdienst" der Bank für Gemeinwirtschaft von einer größeren Privatisierung israelischer Unternehmen. Der Bericht hat folgenden Wortlaut: „Die israelische Regierung will bei staatlichen Betrieben und Unternehmen eine Übernahme durch private oder gemein wirtschaftliche Körperschaften und Investoren kurzfristig intensivieren. Die Zwänge der großen Haushaltsdefizite und insbesondere die hierfür gleichfalls ursächlich hohen Kriegskosten haben die Behörden veranlaßt, das übliche Verfahren erheblich zu verkürzen, um eine schnelle Abwicklung von Privatisierungsvorhaben zu gewährleisten. Bei Teilprivatisierungen werden die Behörden die staatlichen Anteile zur möglichst breiten Streuung über die Effektenbörse anbieten. Zur Privatisierung bestimmt sind die staatlichen Anteile (40 Prozent) an der Großreederei ZIM, dem Chemiekonzern IC (Israel Chemicals), der größten Mineralgroßhandels- und Vertriebsgesellschaft des Landes und andere staatliche Beteiligungen an Wirtschaftsunternehmen. Es ist geplant, bis März 1983 staatliche Besitzanteile im Wert von ca. 150 Millionen US-Dollar abzustoßen. Außerdem bietet der Staat im Rahmen einer Politik der Kaufkraftabschöpfung und Sparförderung den Verkauf von Immobilien und Grundbesitz an. In den letzten vier Jahren waren insgesamt 21 Körperschaften des staatlichen Sektors im Wert von 197 Millionen Dollar privatisiert worden. Bisher hatten sich die Verhandlungen oft Monate lang hingezogen, weil nach den vom Wirtschaftskabinett festgelegten Richtlinien die Behörden bemüht waren, im Rahmen der Privatisierung vorwiegend ausländische Investoren einzuschalten. Inzwischen gilt dieser Versuch jedoch als mißlungen. Das Interesse ausländischer Investoren beziehungsweise Unternehmen an diesen Offerten war minimal. Dennoch sollen auch in Zukunft ausländische Investoren beim Erwerb von staatlichen Unternehmen oder Kapitalanteilen Vorrang haben. 1981 umfaßte der staatliche Sektor 213 Körperschaften mit einem Jahresumsatz von zirka 3,4 Milliarden Dollar. Diese beschäftigen 61 561 Mitarbeiter oder zirka 5 Prozent aller Beschäftigten in Israels Wirtschaft und damit 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Warenexporte des staatlichen Sektors lagen 1981 mit 1,76 Milliarden Dollar um rund 10 Prozent über den Ausfuhren von 1980. Bei einem Anstieg der Produktion der staatlichen Unternehmen um real 1,8 Prozent fiel deshalb der Ausfuhranteil des staatlichen Sektors am Gesamtexport von 19 Prozent auf 17 Prozent zurück. Besonders in den beiden letzten Jahren hatte die Rentabilität zahlreicher 722

Eine Analyse zum israelischen Außenhandel von Botschaftsrat Yitzhak Shamir staatlicher Betriebe Einbußen zu verzeichnen. Preise und Tarife der Produkte und Dienstleistungen von 65 Unternehmen stehen unter staatlicher Kontrolle. Einer kürzlich durchgeführten Bestandsaufnahme zufolge müßten eigentlich etwa 35 Unternehmen liquidiert werden, da sie bereits seit Jahren keine wesentliche Funktion mehr erfüllen. Bei 16 staatlichen Beteiligungen hat die öffentliche H a n d seit mehr als acht Jahren keine Dividendenausschüttungen f ü r ihre Investititionen erhalten. Bei weiteren 14 Unternehmen wird empfohlen, durch Zusammenschlüsse und andere strukturbereinigende Maßnahmen die wirtschaftlichen Erfolgsvoraussetzungen zu verbessern."

Eine Analyse zum israelischen Außenhandel von Botschaftsrat Yitzhak Shamir Der Botschaftsrat f ü r Handelsfragen Yitzhak Shamir hat eine umfangreiche Analyse über die Probleme des gesamten israelischen Außenhandels geschrieben: Diese Darlegungen behandeln nicht n u r die industrielle Seite der Wirtschaft, sondern auch die Verflechtung der Landwirtschaft mit der israelischen Industrie u n d mit den technologischen Aspekten der Gesamtwirtschaft. Diese Arbeit soll hier im Wortlaut und mit den Statistiken wiedergegeben werden: Obwohl Israel ein kleines Land ist, unterhält es viele Industrien und Kontakte mit wesentlich größeren u n d etablierten Ländern. Obwohl es unter einer enormen Inflationsrate leidet, wurden das Wirtschaftswachstum und die Industriekapazität gesteigert. Auf lange Sicht gesehen ist es Israel gelungen, eine stetige Wachstumsrate im Export zu erzielen und hier besonders im industriellen Bereich. Von 1967—1975 betrug die jährliche Wachstumsrate im Durchschnitt ca. 13,5 % und von 19751980 im Durchschnitt 2,5 %/Jahr. Heute bestehen fast 90 % des Gesamtexports aus Industriegütern. Trotzdem galt nicht jedes J a h r als Erfolgsjahr. Dieses Jahr, d. h. bis September 1982, stagnierte der Industrieexport (ohne Diamanten) und sank sogar, im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres, um 0,9 %, bezogen auf den Dollarwert. Die Bilanz der Zahlungsdefizite, die in den letzten Jahren erheblich angestiegen ist, beläuft sich heute auf 4,4 Billionen US Dollar. Das Defizit auf den laufenden Konten ist größtenteils auf den ausgleichenden Effekt der größeren Verteidigungskosten und Erdölimporte zurückzuführen. In 1981 ist ca. die Hälfte dieses Bilanzdeiizits auf die Verteidigungslasten zurückzuführen. In den Jahren 1978—80 haben sich, auf Grund des allgemeinen scharfen Preisanstiegs und durch die Rückgabe der Sinai Ölfelder an Ägypten, Israels Erdölimportkosten fast verdreifacht. Die Exportentwicklung sollte in Relation zu der großen Rezession, von der Israels Hauptabnehmermärkte betroffen sind, gesehen werden. 723

1982-Sonstiges

Für Industrieexporte (ohne Diamanten) sagen die letzten Exportvoraussagen eine 1-2 prozentige Steigerung bis Ende 1982 voraus (dies bedeutet ein Realzuwachs von 4—5 %). Der Industrieentwicklungsplan sieht eine jährliche Wachstumsrate von tatsächlich 12 % vor und kann demzufolge als reelle Zielsetzung angesehen werden. Wenn dieses Ziel erreicht wird, könnte Israel innerhalb von zehn Jahren seine Handelsbilanz ausgeglichen haben. Im letzten Jahrzehnt stieg der Exportanteil, verglichen mit dem Import, von 60 % auf 80 % und nach Aussage der Wirtschaftsexperten ist die Tendenz steigend. Solche ehrgeizigen Ziele basieren auf einer kalkulierten Verstärkung von Israels bereits beeindruckender Exportstellung. Außenhandelspolitik

Die steigende Abhängigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung vom Außenhandel bestimmt Israels Politik mit dem Ziel den Export zu steigern und nach und nach die Einfuhrbeschränkungen zu lockern. Da 4/5 aller Importe sich auf Produktionsrohstoffe beziehen, muß Israel exportieren, um die Rohstoff- und Energiekosten zu decken. Außerdem ist Export für ein kleines Land wie Israel der einzige Weg, seine Wirtschaftssituation langfristig zu sanieren. Die Schließung der Nachbarmärkte aus politischen Gründen, zwang Israel dazu, seinen Handel auf die weiter entfernten Märkte auszudehnen. Israel exportiert heute in ca. 70 Länder. Die Hälfte des Exports geht nach Europa, 20 % gehen in die Vereinigten Staaten und der Rest verteilt sich auf die übrige Welt. Das 1975 abgeschlossene Freihandelsabkommen trug sehr dazu bei die Beziehungen Israels zur EWG zu vertiefen. Außerdem, auf Grund von Sondervereinbarungen und den Vereinigten Staaten, Japan, Australien, Österreich, Schweiz, Neuseeland, Kanada, Norwegen, Schweden und Finnland kann eine große Palette israelischer Industrieprodukte in diese Länder fast zollfrei oder zu günstigen Bedingungen eingeführt werden. Um die Exportbasis zu stärken, unternimmt Israel nun verstärkte Anstrengungen, die Handelsbeziehungen mit Märkten, auf denen israelische Produkte z. Zt. unterrepräsentiert sind, zu vertiefen. Auf der anderen Seite hat der Import nach Israel von den seit 1962 nach und nach liberalisierten Einfuhrbestimmungen profitiert. Die einheimische Industrie wurde dadurch einer ausländischen Konkurrenz mit geringen Zollsätzen ausgesetzt. Außerdem profitieren 60 % der Industrieimporte von der Zollfreiheit auf Grund des 1975 abgeschlossenen Handelsabkommens. Die Zollsätze für die verbleibenden 40 % werden nach und nach gelockert. Es ist vorgesehen, daß sie bis 1987, spätestens aber bis 1989, ganz wegfallen. Technologischer Aspekt

Ein Schlüsselelement im geplanten Wachstum ist der für den Export angebotene Produkttyp. Anstatt den Weg des Massenproduktes, wie dies der Ferne Osten und die entwickelte Welt tun, konzentriert sich Israel auf Gebiete mit kleiner 724

Eine Analyse zum israelischen Außenhandel von Botschaftsrat Yitzhak Shamir

Stückzahl aber höherem Wert, wo Neuentwicklungen mit den größeren, hochtechnologisierten Industrieländern konkurrenzfähiger sind. Die technologisierte Industrie verzeichnete 1981 einen Exportgewinn von 1,2 Billionen US Dollar, d. h. ca. 1/3 aller exportierten Industriegüter. Im nächsten Jahrzehnt hofft man, diesen Anteil um die Hälfte zu steigern. Eine vernünftige Hoffnung, wenn man die bisherigen Steigerungsraten berücksichtigt. In realen Zahlen ausgedrückt heißt das, daß im letzten Jahrzehnt der Anteil der Technologieexporte jährlich durchschnittlich um 25-30 % stieg. 1979 waren 300 Entwicklungsprojekte der Kontrolle des Wissenschaftsberaters des Wirtschaftsministeriums unterstellt. Heute hat sich diese Zahl verdreifacht und weitere 3000 Projektvorschläge stehen auf der Warteliste. Einen sehr bedeutenden Platz in der Technologie nimmt die Entwicklung der sog. Science based industry ein. Innerhalb dieser sophistizierten Industrie wurden einige der spektakulärsten Fortschritte auf den Gebieten der Bio-Technologie, Elektronik; Landwirtschaft und Solarenergie erzielt. Um nur einige Beispiele zu nennen — in der Bio-Technologie wurde viel auf dem Gebiet der Genetik erreicht, und zwar durch Veränderung des Genetikcodes der Bakterien, durch Herstellung neuer Medizin und Impfseren. Ein beachtenswertes Beispiel ist .Interferon', das der Impfstoff f ü r natürliche Abwehrkräfte gegen Virenkrankheiten und sogar gegen Krebs sein wird. Gegen die Maul- und Klauenseuche wurden Seren entwickelt sowie ein Bazillus gegen die Malaria verbreitenden Moskitos, 30mal tödlicher als alle anderen bekannten Mittel. Israelische Wissenschaftler haben auch herausgefunden, daß Spinnen wirkungsvoller als Pestizide zur Vernichtung der Getreideschädlinge eingesetzt werden können. Sogar Farmabfälle fanden eine gute Verwendung. Sie wurden durch eine in Israel entwickelte Bio-Gasanlage in Methangas umgewandelt. Diese Anlagen werden auch ins Ausland exportiert. Die Rückstände bei der Abfallverwertung werden als Naturdünger genutzt. Elektronische Revolution Unter dem allgemeinen Begriff der Elektronik verbirgt sich eine große Anzahl beeindruckender Entwicklungen. Darunter befindet sich auch ein graphisches Computersystem, das eine Revolution in der Druckwelt auslöste. Außerdem gehören dazu Telefonausrüstungen, die die Anzahl der in einem Netz möglichen Gespräche verdoppeln, ein Ultraschall .Linsenverstärker', der den grauen Star behebt und Robotersysteme, die die zweite Generation der automatischen Produktion einläuten. Israels hoch entwickelte metallverarbeitende Industrie, verbunden mit elektronischer Fertigkeit, hat eine beachtliche Anzahl militärischer Hardware entwickelt. Diese Entwicklungen konzentrieren sich vorwiegend in den Qualitätsbereichen der Luftfahrt, der Radarsysteme, Raketen und Navigationshilfen. Die Exporte in diesen Bereichen waren beachtlich, obwohl Israel die Ansicht vertritt, daß militärische Hardwareverkäufe einen vernünftigen Anteil am Gesamtexport nicht überschreiten sollten. Ungeachtet dessen werden die 725

1982 - Sonstiges

Produkte der militärischen Entwicklung möglicherweise doch exportiert, da sie mehr und mehr Anwendung bei Zivilprodukten finden. Die große Sonnenscheindauer und das Fehlen von Bodenschätzen machten Israel zum natürlichen und idealen Keimplatz für Ideen der Sonnenenergie. Free-flow und Parabolsonnenkollektoren wurden entwickelt, um das Sonnenheizpotential maximal zu nutzen und eine Firma ging sogar so weit, diese Energie für die Industrieproduktion bis zu 300°C zu nutzen. Durch die harmonische Verknüpfung der Technologie mit dem landwirtschaftlichen Bereich wurde Israel zu einem wichtigen Lieferanten hochwertiger, sophistizierter Produkte auch in diesem Bereich. Sein computergesteuertes Bewässerungssystem hat weltweite Anerkennung gefunden und landwirtschaftliche Maschinen mit origineller Technik und Funktionsabläufen erfreuen sich steigender Exportzahlen. Die israelische Landwirtschafts-Technologie-Ausstellung gehört zu den führenden Messen der Welt auf diesem Gebiet. Die neuen landwirtschaftlichen Bearbeitungsmethoden stabilisieren die Qualität des Obst- und Gemüseanbaus, der Blumenzucht und neu entwickelte Arten machen Israel zum Wintergarten Europas. Die Verkaufszahlen verarbeiteter Lebensmittel sind enorm gestiegen. Ein weiterer wichtiger Devisenbringer für die Wirtschaft sind die Mineralienexporte aus dem Toten Meer und der Negevwüste. Israels Modeerzeugnisse erscheinen auf allen internationalen Messen in Düsseldorf, Paris, London und New York. Erhöhung der

Investitionen

Trotz des etwas düsteren Investitionsbildes, das nun besser zu werden verspricht, zeigen die letzten Zahlen der Entwicklungsbank, daß die vorhandenen Industrieanlagen in der ersten Hälfte 1982 erweitert wurden und dadurch die Möglichkeit eines kontinuierlichen Wachstums der Wirtschaft anzeigen. Die meisten Investitionen (80 %) werden auf schon vorhandene Firmen entfallen. Doch kleine Firmen, die die Infrastruktur für industrielle Entwicklungen und neue Exportprodukte haben, werden ebenfalls von diesen Investitionsmöglichkeiten profitieren, besonders dann, wenn sie auf der Wissenschaft basieren. Es werden mehr Industriekomplexe und -Städte entstehen, wie z. B. ,Rose City' oder Carmiel in Galiläa. Außerdem wird eine stärkere Fusion der reinen Entwicklungstätigkeit der Universitäten und der angewandten Entwicklungen der Industrie angestrebt. Dies gilt als dominierender Faktor der fortgeschrittenen technologischen Industrie in Israel. In der Zukunft gesehen werden einige Projekte ,in der Pipeline' der Wirtschaft helfen, eine selbstsichere Basis zu entwickeln. Das Kanalprojekt Totes Meer-Mittelmeer wird die Höhenunterschiede am Toten Meer dazu nutzen, eine hydro-elektrische Anlage, mit einer Kapazität bis zu 800 Megawatt zu betreiben. Die Anlage wird allerdings nur in Stoßzeiten in Betrieb sein. Weitere geplante Projekte sind: das Tote Meer in einen riesigen Sonnenbrunnen zu verwandeln mit einer Kapazität von 3000 Megawatt, Atomanlagen zu bauen, die durch Ab726

Eine Analyse zum israelischen Außenhandel von Botschaftsrat Yitzhak Shamir

kühlung des Seewassers in Reservoiren in der Negevwüste, betrieben werden sollen, neue Touristikzentren und Landwirtschaftsanlagen zu erstellen. Billigere Elektrizität würde es der Potascheindustrie ermöglichen, statt der derzeitigen Rohstoffe Fertigprodukte zu verkaufen. Außerdem ist es überlegenswert, die unerschöpflichen Barium- und Litiumvorkommen des Toten Meeres zu exportieren. Die geplante neue Eisenbahnlinie, die die Mittelmeerhäfen mit Sodom und Eilat, den israelischen Häfen am Roten Meer, verbinden soll, wird viel zur Entwicklung Israels südlichster Stadt und dem Negevhinterland beitragen. Im Rahmen von mehr Weltexport interessiert sich Israel für einen zweigleisigen Austausch von know-how mit Überseeländern in Form von Joint Ventures und schlüsselfertigen Projekten. Trotz der derzeitigen Rezession vergrößert es nach und nach sein Auftragsvolumen mit ausländischen Firmen auf diesem Gebiet. Gezielte Anstrengungen werden unternommen, um private und öffentliche Ausgaben auf einen kleinen Rahmen zu beschränken, damit größere Mittel zur Weiterentwicklung des Exports zur Verfügung stehen. Entwicklungsgebiete verfolgen weiter das industrielle Wachstum. Der Exportsteigerung von sophistizierten Produkten wird immer mehr Bedeutung beigemessen. Die führenden Vertreter der israelischen Industrie sind davon überzeugt, daß mit Hilfe dieser Faktoren die laufende Handelsbilanz innerhalb der nächsten zehn Jahre ausgeglichen werden kann. Ausfuhr von Israel in die Bundesrepublik

— 1981

Mill. US Dollar Insgesamt: Landwirtschaft Zitrusfrüchte Avocados und andere Früchte Blumen Baumwolle Samen Gemüse Verarbeitete Lebensmittel (industriell) Textil Bekleidung Stoffe und andere Lederwaren Metall und Elektroartikel Geschliffene Diamanten Geschenkartikel und Schmuck Medizinische Geräte und Verschiedenes Bücher und Druckerei Holz- und Papierwaren Mineralien

430 50 1 22 4 7 1 39 82 18 7 71 38 26 0,8 2 1 2,5

727

1982 - Sonstiges Israelische Ausfuhr in die Bundesrepublik — Januar-August Total: Landwirtschaft Zitrusfrüchte Früchte Blumen Gemüse Verschiedenes Fleisch Mineralien, Zement Verarbeitete Lebensmittel (industriell) Textil Bekleidung Stoffe u. a. Ledererzeugnisse Metall und Elektro Möbel Bücher und Papiererzeugnisse Kunststofferzeugnisse Chemikalien Geschl. Diamanten Schmuck und Geschenkartikel

1981

1982

41,2 0,3 16,7 6,0 0,8 1,1 25,5

32,6 0,2 14,6 5,0 2,3 0,9 2,3 24,4

55,9 11,9 4,5 45,6 0,2 1,4 7,7 13,9 27,8 16,6

44,6 9,7 4,8 47,0 0,2 1,4 10,8 18,0 16,2 14,3

-

Exporte von Israel in die EG-Staaten (in 1000 Dollar) —Januar-Juni (1-6)1981 Gesamtexporte

Diamanten

Italien 117 11 1 Irland 8 Belgien u. Luxemburg 108 83 24 Deutschland 225 Dänemark 13 14 Niederlande 115 Vereinigtes Königreich 14 232 Frankreich 163 24 Griechenland 34 EG gesamt 1 015 171 Welt gesamt 2 812 746

728

(1-6)1982 Landwirt- Industrie- Gesamtschafts* exporte exporte prod.u. Lebensmittel

Diamanten

Landwirt- Industrieschafts- exporte prod. u. verarb. Lebensm.

13 1

93 6

99 9

7 0

13 2

79 7

11 86 6 48

14 115 7 53

112 200 10 99

83 15 10

7 69 5 35

22 116 5 54

111 222 12 60 172 16 24 32 491 947 143 1 578 2 682 589

92 90 2 315 446

118 66 22 489 1 633

107 79 2 353 488

1981/82

1983

Bilaterale Verträge und Abkommen Leistungen der öffentlichen Hand auf dem Gebiet der Wiedergutmachung (Stand: 1. Januar 1983) I. Bereits geleistet Bundesentschädigungsgesetz davon im Haushaltsjahr 1982: 2,017 Mrd DM Bundesrückerstattungsgesetz (BRüG) davon im Haushaltsjahr 1982: 0,005 Mrd DM Israelvertrag Globalverträge mit 12 Staaten Sonstige Leistungen (öffentlicher Dienst u. a.) Abschließende Härteregelungen

54,277 Mrd DM 3,905 Mrd DM 3,450 1,000 5,100 0,292 insgesamt: 68,024

Mrd Mrd Mrd Mrd Mrd

DM DM DM DM DM

15,723 Mrd 0,345 Mrd 1,500 Mrd 0,248 Mrd insgesamt: 17,816 Mrd

DM DM DM DM DM

70,000 4,250 3,450 1,000 6,600 0,540 insgesamt: 85,840

DM DM DM DM DM DM DM

davon über den Bundeshaushalt ca. 41,244 Mrd DM II. Voraussichtliche künftige Leistungen BEG BRüG Sonstige Leistungen Abschließende Härteregelungen davon über den Bundeshaushalt ca. 10,756 Mrd DM III. Gesamtzahlungen BEG BRüG Israelvertrag Globalverträge mit 12 Staaten Sonstige Leistungen Abschließende Härteregelungen

Mrd Mrd Mrd Mrd Mrd Mrd Mrd

davon über den Bundeshaushalt ca. 52,000 Mrd DM Gesamtaufwand für die Wiedergutmachung ca. 86 Mrd DM 729

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen IV. Die Leistungen nach BEG verteilen sich mit etwa 20 % auf Inland 40 % auf Israel 40 % übriges Ausland die nach BRüG mit etwa 25 % auf Inland 40 % auf Israel 35 % übriges Ausland Stand der Verfahren am 1. J a n u a r 1983 BEG: Eingegangen bis 1. J a n u a r 1983 4 379,496 erledigt 4 374,948 anhängig am I . J a n u a r 1983 4,548 (0,1 %) BRüG: Eingegangen bis 1. J a n u a r 1983 734 729 erledigt 734 435 anhängig am 1. J a n u a r 1983 294 (0,04 %) Härteausgleich nach § 44 a BRüG: Eingegangen bis 1. J a n u a r 1983 292 257 erledigt 277 216 a n h ä n g i g a m 1. J a n u a r 1983 15 041 (5,2 %) In 185 553 H ä r t e v e r f a h r e n wurden stattgebende Bescheide erteilt. Gesamtaufw e n d u n g e n h i e r f ü r 461 585 383 DM, die in d e r f ü r das BRüG oben unter I. genannten S u m m e enthalten sind.

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Daimler Benz in Israel Seit langen J a h r e n spukte d u r c h Gespräche in Israel und mit Israelis im Ausland das Wort vom „Wagen des Führers", wenn man über Daimler Benz sprach. Was bei diesem schrecklichen Wort niemals gesagt wurde, was zu einer völlig falschen Vereinfachung g e f ü h r t hatte, wurde d u r c h Tatsachen aus dem Bereich d e r Menschlichkeit niemals ergänzt. Ich selbst habe in der schweren Zeit des Nationalsozialismus etliche schwere Erlebnisse gehabt, die das Gegenteil beweisen. Ich war mit einem späteren Direktor, d e r damals bereits in einer gehobenen Position bei Daimler Benz arbeitete, in einem jüdischen Mischlingslager eingesperrt. In den Stunden, da ich mich von meiner eigenen Mutter verabschieden mußte, als 730

Daimler Benz in Israel diese in das Konzentrationslager Theresienstadt kam, mußte es neben mir ein Mann tun, der nach dem Kriege Vorstandsmitglied bei Daimler Benz war. Heute ist e r pensioniert. Ein a n d e r e r Fall: W ä h r e n d d e r NS-Zeit mußte ein Vorstandsmitglied auf Betreiben d e r SS seinen Posten aufgeben. Der G r u n d : Seine jüdische Frau. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Haspel hat diesem Mann j e d e n Monat die vollen geldlichen Bezüge des Vorstandsmitglieds d u r c h seinen Fahrer in einem Umschlag nach Hause geschickt. Man m u ß sich vorstellen, was das bedeutet hat, d e n n derartige Beträge ließen sich j a nicht einfach o h n e eine Buchhaltung herausnehmen. Das persönliche Risiko war hier voll gegeben. Der Begriff vom „Wagen des Führers", wurde zuerst von Teddy Kollek nach d e m Sechs-Tage-Krieg beiseite geschoben. Als Bürgermeister von Jerusalem hat er zuerst einige h u n d e r t Daimler-Benz-Autobusse in Stuttgart-Untertürkheim bestellt. Zur gleichen Zeit begannen breite Käufe von m e h r e r e n h u n d e r t Wagen im Taxibereich des ganzen Landes. Die letzten großen Käufe: Mehr als 2 000 Omnibusse wurden von d e r Firma EGGED u n d a n d e r e n Autobusunternehmen im Touristenbereich gekauft. Vor einigen Wochen, gerade als Daimler Benz seinen neuen Personenwagen vorstellte, der auch f ü r israelische Käufer interessant werden könnte, sprach ich mit einem hohen Diplomaten Israels. Wir standen gerade vor einem Ausstellungsgeschäft von Daimler Benz: „Ich habe einem n e u e n Mitarbeiter gesagt, als er mich fragte, welche Wagen e r kaufen d ü r f e , d a ß ich ihm f ü r jedes Fahrzeug, auch f ü r Mercedes,grünes Licht' gebe. Er war mit mir d e r Meinung, d a ß die Vergangenheit mit einer derartig globalen Verurteilung nicht m e h r möglich sei." I n diesen T a g e n kam n u n ein Personenwagen auf den Markt, d e r in seiner Art u n d Form so kompakt gebaut ist, daß er selbst f ü r Israelis nicht m e h r d e r große Wagen ist. Seine Sparsamkeit, seine Straßenlage d u r c h eine völlig neue Achse, die nach Aussagen von Fachleuten in d e r Entwicklung über eine Milliarde DM gekostet haben soll, d ü r f t e n u n interessant werden. Dazu gehört natürlich auch die Absage an j e n e globale politische Verurteilung, von d e r hier die Rede war. An d e r Vorstellung des neuen Fahrzeugs in Spanien war ich dabei u n d befragte den Vorstandsvorsitzenden, H e r r n Dr. Prinz, zu d e r n e u e n Schöpfung. Frage: H e r r Dr. Prinz, Sie sind Vorstandsvorsteher d e r Daimler Benz AG, die soeben ein neues Fahrzeug im Pkw-Bereich auf d e n Markt gebracht hat. W 201 ist die Fachsprache. Wie sehen Sie dieses Auto, diesen Pkw, d e r sehr kompakt ist, im Hinblick auf die wirtschaftliche Lage Ihres Unternehmens? Antwort: Dieses Fahrzeug ist eine E r n e u e r u n g in eine Klasse hinein, die wir bisher nicht gebaut haben, in einen n e u e n Marktbereich, in d e m wir versuchen, einen echten Mercedes als kompakteres Fahrzeug anzubieten. Dadurch wird unser P r o g r a m m breiter. Es wird hoffentlich auch d a d u r c h noch ein bißchen jugendlicher. Es wird sich n e u e Käufer erschließen k ö n n e n u n d das gesamte Pkw-Geschäft wird d a d u r c h auf eine breitere Grundlage gestellt. Diese breitere Grundlage wird uns sicherlich dazu dienen, weiteres Wachstum insbesondere im PkwBereich mittel- u n d langfristig auf sicherer Basis verwirklichen zu können. 731

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Frage: Kompaktwagen, H e r r Dr. Prinz, heißt das nun, daß dieser Wagen einem Mittelklassewagen gleichen können soll, oder ist das mehr? Antwort: Wir wehren uns immer ein wenig dagegen, die sogenannten Segmente nach mehr oder weniger starren Kriterien aufzuteilen. Wir sind davon überzeugt, daß wir in die sogenannte Klasse mittlerer Fahrzeuge oder kompakterer Fahrzeuge durch diese Konzeption eine neue Qualität einbringen können, die sich bisher auf dem Markt nicht befindet. Frage: Sie mußten, wie Herr Prof. Breidtschwert, Ihr Vorstandskollege, es vom technischen Bereich sagte, seit 1974 direkt dieses neue Auto konzipieren. Ist da noch irgendetwas übrig geblieben, von dem alten 190 nach dem Kriege? Antwort: Davon ist ganz und gar nichts mehr übrig geblieben, es ist ein völlig neues Fahrzeug, es ist ein Fahrzeug, das sich auf die ölpreiskrise und auf die erhöhten Brennstoffkosten eingestellt hat, das dennoch bei erhöhter Verbrauchssparsamkeit in der Lage ist, allen klassischen Mercedeskriterien zu genügen. Frage: Und wie sehen Sie den Markt im Ausland? Antwort: Wir sehen f ü r uns im Ausland unerschlossene Potentiale, an die wir nun mit größerer Offensive herangehen können, um sie f ü r unsere Marke zu erschließen. Frage: In dieser Zeit der Arbeitslosigkeit spielt ja dieses Problem auch bei d e r Schaffung neuer Arbeitsplätze eine große Rolle. Sie haben ein neues Auto geschaffen. Sie werden damit sicherlich auch neue Arbeitsplätze schaffen. Wieviel produzieren Sie an Fahrzeugen von diesem T y p in einem Jahr? Antwort: Wir werden im nächsten Jahr, d. h. im J a h r 1983 gut 100 000 Fahrzeuge produzieren, im Augenblick ist unsere Kapazität noch ein wenig beschränkt, aber wir werden im J a h r e 1984, wenn die neue Kapazität in Bremen zugeschaltet sein wird, dann werden wir weiter steigern können. Frage: Neue Kapazität, wieviele Arbeitsplätze bedeutet das? Antwort: Das ist nicht ganz einfach zu sagen, weil wir diese Kapazität nicht in einem Ruck zuschalten, sondern stufenweise ausnutzen werden. Wenn Bremen einmal voll beschäftigt sein wird - aber dies ist ein Prozeß, der über mehrere Jahre hinaus sich erstrecken wird — werden wir sicherlich 2 500 neue Arbeitsplätze in Bremen geschaffen haben. Frage: Ein neues Auto, Herr Dr. Prinz, was kostet es, ein solches Fahrzeug zu entwickeln? Antwort: Wir haben uns bisher über Entwicklungskosten nie geäußert, ich möchte es eigentlich gern bei dieser Handhabung lassen. Aber sicherlich sind die Entwicklungskosten gerade f ü r ein solch vollständig neu konzipiertes Fahrzeug enorm hoch und sie müssen investiert werden bevor die erste Mark rückerwirtschaftet werden kann. Auch mit dem Vorstandsmitglied im technischen Bereich der Daimler Benz AG, Prof. Breidtschwert f ü h r t e ich in diesem Zusammenhang ebenfals ein Gespräch: Frage: Sie sind der technische Chef der Daimler Benz AG im Vorstand. Sie haben die Verantwortung f ü r die neuen Modelle. W 201, das neueste Modell der Pkw732

Daimler Benz in Israel Reihe, ein Wagen, d e r kompakt ist. Wann hat es begonnen, d a ß diese Arbeit aufs Band kam? Antwort: Wir haben etwa 1974 begonnen, die ersten Konzeptionen gemacht u n d haben d a n n mit den Stilistikmodellen im J a h r 1976 richtig durchgezogen. Frage: U n d dieses Durchziehen d e r Arbeit bedeutete viele n e u e Aggregate, viele neue Überlegungen? Antwort: Wir mußten natürlich bei einem Fahrzeug, das kompakter sein sollte, das leichter sein sollte, aber in allem ein Mercedes sein sollte, bei Sicherheit, Komfort u n d Qualität, n e u e Wege gehen. Wir mußten n e u e Wege gehen, weil wir j a erreichen wollten, d a ß z. B. d e r Komfort, beladen u n d unbeladen, gleich gut sein sollte wie bei unseren größten Fahrzeugen. Deshalb mußten Achsen gefunden, erf u n d e n werden, wir mußten n e u e Wege in der Sicherheitsfrage gehen. Ein kleineres leichtes Fahrzeug braucht andere Maßnahmen, u m gleiche Sicherheit zu bieten wie ein größeres schwereres Fahrzeug. Es war so außerordentlich viel Kreativität d e r Mitarbeiter erforderlich. Frage: H e r r Prof. Breidtschwert, Sie schaffen mit dieser n e u e n Serie, mit diesem neuen Wagen, auch neue Arbeitsplätze o d e r Sicherheit f ü r Arbeitsplätze. Wie sieht es damit aus? Antwort: Wir n e h m e n schon an, d a ß wir damit n e u e sichere Arbeitsplätze schaffen. Wir haben es auch in d e r Vergangenheit getan, wir haben bisher jedes J a h r immer neue Arbeitsplätze geschaffen u n d wir meinen, d u r c h dieses Modell, das nach unserer Meinung auf d e m Markt sicher g u t a n k o m m e n wird, wieder neue Arbeitsplätze, vor allem in B r e m e n geschaffen werden. Frage: Gute Arbeitsplätze, gute Möglichkeiten des Verkaufs. Wo sehen Sie die potentiellen K ä u f e r dieses kleinen Mercedes? Antwort: Potentielle Käufer sind d u r c h das Fahrzeug gegeben. Es gibt sicher eine große Zahl K u n d e n , die ein Fahrzeug h o h e r Qualität mit hervorragenden Fahreigenschaften, großer Sicherheit, aber auch mit ausreichendem Komfort f ü r zwei Personen suchen. Ein solches Fahrzeug ist f ü r d e n Fahrer u n d Beifahrer gedacht. Sie fühlen sich d a n n wie in j e d e m a n d e r e n Mercedes. W e n n allerdings m e h r Personen Platz nehmen, d a n n wird eine gewisse Einschränkung erforderlich sein, was bei den anderen Personenfahrzeugen von Daimler Benz nicht d e r Fall ist. Ich meine, hier gibt es ein großes Käuferpotential, das natürlich auch zum Teil von unseren bisherigen K u n d e n kommen wird, aber wir meinen, daß f ü r d e n allgemeinen Markt ein solches Fahrzeug notwendig war u n d d a ß es sich verkaufen läßt. Frage: Eine letzte Frage: Export, H e r r Professor Breidtschwert, das ist, so glaube ich, das Entscheidende f ü r Daimler Benz, f ü r unsere gesamte Wirtschaft. Wie kommen wir im Export an? Wie wird dieser neue Wagen z. B. in d e n Vereinigten Staaten laufen? Antwort: Wir meinen, daß gerade auch in d e n Vereinigten Staaten, wo ja die Besetzungsquote f ü r die Fahrzeuge noch niedriger liegt als in Deutschland, dieses Fahrzeug gut ankommt, obwohl unsere heutigen Fahrzeuge j a in Amerika keine großen Fahrzeuge sind u n d , wie Sie wissen, j a unser Flottenverbrauch mit den 733

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen größeren Fahrzeugen heute voll erfüllt wird. Trotzdem meinen wir, daß auch in den USA ein derart sparsames Fahrzeug mit hohen Qualitäten ein gefragtes Fahrzeug sein wird. Frage: Haben Sie schon vorproduziert, um Wagen nach Amerika zu entsenden? Antwort: Nein, wir haben f ü r Amerika nicht vorproduziert, denn wir führen dieses Fahrzeug erst zum Modelljahr 1984, d. h. September 1983, ein, so daß wir zunächst im Inland und im europäischen Export das Fahrzeug liefern.

Ein Interview mit Israels Botschafter Ben Horin Botschafter Ben Horin, der auch lange Jahre auf Posten in der Bundesrepublik Deutschland tätig war, war im J a h r e 1983 f ü r besondere Aufgaben und EG-Probleme im israelischen Außenministerium tätig. Hier hatte er mit dem Herausgeber dieser Dokumentation ein Gespräch, bei dem es vor allem um Fragen ging, die von der Deutsch-Israelischen Wirtschaftskommission in der Woche vom 11. Juli 1983 an in Jerusalem beraten wurden. Hier der Text dieses Gesprächs: Frage: Herr Botschafter, Sie sind im israelischen Außenministerium f ü r besondere Aufgaben tätig. Diese besonderen Aufgaben kommen jetzt wieder auf den deutsch-israelischen Warenverkehr zu. Die Deutsch-Israelische Wirtschaftskommission, die bilateral arbeitet, wird im Juli hier in Jerusalem tagen. Eine Vorkonferenz hat in Bonn stattgefunden. Wie sehen Sie die Aufgaben dieser Konferenz, die hier in Jerusalem tagen wird? Antwort: Diese gemischte Kommission ist ja nichts Neues. Zwar hat sie sich schon sechs oder sieben J a h r e nicht mehr getroffen. Es ist unserer Meinung nach an der Zeit, wieder zusammen zu versuchen, wie man nicht n u r das Handelsverhältnis — das läuft ja im Großen und Ganzen ohne Intervention —, sondern wie man im weiteren Wirtschaftsbereich mehr miteinander tun kann. Dabei geht es sowohl um technologische Fragen, dann geht es um Investitionen. Außerdem geht es um Europäische Gemeinschaftsfragen, die natürlich wichtig sind. Ich will auf keinen Fall das schwerwiegende T h e m a des arabischen Boykotts ausklammern oder ausschließen, im Gegenteil. Dann gibt es Fragen des Nord-Süd-Dialogs, ein Thema, das uns alle beschäftigt. Wir werden versuchen, zusammen mit unseren deutschen Gesprächspartnern sowohl Konzeptoren als auch in praktischen Fragen einen guten Meinungsaustausch zu haben. Frage: Zur Frage des arabisch-europäischen Boykotts kann man ja sagen, ist es sehr schwierig, von deutscher Seite etwas zu tun, weil die arabischen Staaten immer einzelne Firmen angreifen, wenn sie es tun? Antwort: Für mich persönlich oder nicht nur persönlich ist es nicht leicht verständlich, wie man dulden kann, daß von Deutschen oder auch von deutschem Boden aus eine arabische Kriegführung — und der Boykott ist ja eine Kriegführung auf Wirtschaftsebene — ausgeht. Das man es dulden kann, daß der arabische Boykott734

Ein Interview mit Israels Botschafter Ben Horm mechanismus von deutschem Boden aus seinen Krieg auch auf diesem Wege gegen Israel f ü h r t . Frage: H e r r Botschafter, Sie nannten eben das Stichwort: Investitionen. Was will man da in einer bilateralen Wirtschaftskommission tun, um diese zu fördern? Antwort: In erster Linie stimmt es natürlich, daß in liberalen Wirtschaften, wie es die deutsche und die israelische Wirtschaft im Prinzip auch sind, daß da vieles natürlich direkt durch Geschäftsleute getan wird. Aber es gibt Förderungsmöglichkeiten vom Staat her. Erstens einmal — u n d in aller erster Linie eine größere und präzisere A u f k l ä r u n g u n d Informationsarbeit, aber auch gemeinsam. Es reicht nicht immer, daß eine Seite, also die Seite die ganz besonders an Investitionen interessiert ist, daß sie Aufklärungsarbeit, Informationsarbeit d a n n richtig tut. Die Behörden d e r anderen Seite — in diesem Fall die Bundesrepublik —, könnten unserer Meinung nach — u n d d a r ü b e r werden wir uns im einzelnen unterhalten —, könnten natürlich auch mithelfen, um das zu f ö r d e r n . Die Wirtschaft in Israel u n d die Industrie in Israel, die ja von J a h r zu J a h r in technologischen Fragen auf einer Reihe von Gebieten progressiver wird, heute zu d e r Spitzengruppe d e r technologischen u n d wissenschaftlichen hochstehenden Industrie gehört. Diese Industrien bieten gute Möglichkeiten an — u n d es wäre hilfreich u n d es ist immer hilfreich —, wenn beide Seiten zusammen die Möglichkeiten untersuchen und sehen, was man auch o h n e allzu weit zu intervenieren — u n d was man auch von öffentlichen Stellen, dazu beitragen kann —, daß eine engere Zusammenarbeit, eine engere Untersuchung u n d Ausnutzung d e r Investitionsmöglichkeiten erfolgt u n d was auf diesem Gebiet sonst zu machen ist. Frage: Denken Sie dabei auch an private Investitionen? Antwort: Ja, ganz bestimmt. Ich sprach davon, daß es in aller erster Linie eine Sache von privaten u n d gewöhnlichen Wirtschaftsinteressen ist. Was wir meinen ist, daß öffentliche Stellen, daß die Behörden etwas dazu t u n können, um auch die private Industrie auf beiden Seiten m e h r an einer Zusammenarbeit auf dieser privaten Ebene zu interessieren. Was ist heute schon privat? Das Wichtige ist j a nicht nur, wer der Inhaber d e r Aktien ist, das ist m e h r f a c h auch die öffentliche H a n d , die zum Teil dabei beteiligt ist. Es geht u m Wirtschaftskonzerne, u m Firmen, wieviel Prozent d e r Aktien in freien, privaten o d e r an öffentlichen Stellen, — es müssen j a nicht n u r Regierungsstellen sein —, sondern auch in anderer öffentlicher H a n d sind. Das ist nicht die schwerwiegenste Frage. Frage: Private Investitionen sind j a d a n n immerhin abzusichern durch HermesKreditbürgschaften u n d solche Mechanismen. Denken Sie auch daran? Antwort: Wir werden das alles bestimmt untersuchen. Israel ist ja kein Risikoland in d e m Sinne in dem H e r m e s handelt. Es ist eine freie Wirtschaft, es gibt kein politisches Risiko oder Verstaatlichungen. Alle Sachen dieser Art gehen vielleicht um etwas noch tatkräftigere Förderung. Frage: H e r r Botschafter, zum T h e m a Wirtschaft gehört auch die Frage d e r Wechselkurse. Ich hörte hier im Lande, daß die deutsche Mark unterbewertet sei im Verkehr mit dem Shekel? Antwort: Das ist nicht die deutsche Mark im Verkehr mit d e m Shekel. Die Steige735

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen rung der Inflationsrate in Israel ist zur Zeit etwas höher als die Wechselkurse der wichtigsten Devisen unserem Shekel gegenüber. Das ist nicht nur eine Frage der deutschen Mark. In einer Hinsicht trifft das Gegenteil zu, nicht so sehr dem Shekel gegenüber. Wie Sie wissen, ist j a der amerikanische Dollar in den letzten sechs oder ich weiß nicht in wievielen Monaten, gegenüber den europäischen Währungen - so gut wie allen europäischen Währungen - , stark angestiegen. Bei der einen etwas mehr, bei der anderen etwas weniger. Da die meisten Kalkulationen in Israel auf der Basis des Dollars gemacht werden, ist d e r Ertrag, den man f ü r die Ausfuhren nach Europa bekommt, unterschiedlich — ob nun mit deutscher Mark bezahlt wird oder mit dem englischen Pfund oder der französischen oder der Schweizer Währung—, da unsere Kalkulationen auf dem Dollar basieren und die Preise nach dem Dollarkurs berechnet sind, sind wir im Grunde von der Veränd e r u n g der Wechselkurse unter den ausländischen Devisen abhängig. Nicht dem Shekel gegenüber ist unsere Ausfuhr für Güter, die nach Europa herausgeführt werden, vom Ertrag h e r so, daß die Rentabilität sehr stark geschmälert wurde.

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsgemeinschaft Mitte Juli 1983 in Jerusalem In der Woche, die mit dem 11. Juli 1983 beginnt, wird in Jerusalem die gemischte deutsch-israelische Wirtschaftskommission zusammentreten, die 1976 anläßlich des Besuches des damaligen Außenministers Allon in Bonn gegründet wurde. Seitdem ist sie nie wieder zusammengetreten. Nun, im Frühjahr 1983, sind die Impulse f ü r neue Aktivitäten der Kommission erneut erwacht. Am 7. u n d 8. April 1983 traf eine „Vorkonferenz" in Bonn zusammen, um das Jerusalemer T r e f f e n gut vorzubereiten. Folgende Themen wurden ausgewählt: Stärkung des gemeinsamen Handels, engere Zusammenarbeit im technologischen Bereich, das Problem der Landwirtschaftsexporte Israels in die Bundesrepublik, die Festigung der Zahlen beim deutsch-israelischen Tourismus, der nach dem Libanonkonflikt um fast 30 % abgesunken war. Vor diesen Beratungen im März aber lagen noch weitere Treffen: Israel — „Fortschritt und Technologie" war das Motto eines deutsch-israelischen Wirtschaftstages in Stuttgart, der in der Industrie- und Handelskammer mittlerer Neckar stattfand. Erinnert sei auch an die größere Präsentation der Landwirtschaft Israels bei der „Grünen Woche" in Berlin und die Werbung f ü r den Tourismus bei verschiedenen Reisebörsen in Stuttgart, auf dem Flugplatz Köln/ Wahn und nicht zuletzt in Berlin. All diese Aktivitäten sind gut, vor allem, wenn sie sich an die direkten Partner in der Bundesrepublik wenden. Aber da liegt bereits ein wichtiger Punkt f ü r die wirtschaftliche Zusammenarbeit im allgemeinen. Es gibt ähnliche Wirtschaftskommissionen wie sie mit der Bundesrepublik bestehen zwischen Israel, Frankreich, Kanada und den USA. Für die Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik 736

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsgemeinschaft Mitte Juli 1983 in Jerusalem aber gibt es Hemmnisse. Bundesaußenminister Genscher hat bereits 1976 in seiner Eröffnungsrede deutlich gemacht, daß nach unserem marktwirtschaftlichen System die Verbindung mit der deutschen Wirtschaft praktisch direkt erfolgen müsse. Die Herstellung solcher Verbindungen obliege allein der Industrie. Wörtlich sagte der Minister damals: „Die amtlichen deutschen Stellen müssen hier zurücktreten." Die Gedanken dieser Rede des Bundesaußenministers traten auch hier zutage, als es um die Realisierung des Jerusalemer Treffens ging. Das darf nicht übersehen werden, denn die Tatsache, daß die deutsch-israelische Wirtschaftskommission beinahe sechs Jahre lang geruht hat und nicht von Nöten war, um die bilateralen Wirtschaftsprobleme in Gang zu halten, zeigt deutlich, daß hier eine wichtige Frage weiterhin offen ist. Man muß zum Thema Jerusalem noch einen Punkt hinzufügen: die arabischen Boykottdrohungen. Im Laufe der Jahre haben sich hier die Methoden verfeinert, aber manche deutsche Firma ist im Handel mit Israel besorgt geblieben, nicht in den Sog dieser noch ungeklärten Fragen zu geraten. Diese Boykottdrohungen der arabischen Staaten werden sich letztlich nur auf höherer Ebene beseitigen lassen. Höhere Ebene, das bedeutet eine grundsätzliche Stellungnahme der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel. Nur von dort kann verhindert werden, daß die einzelnen Staaten auseinanderdividiert werden können. Hier liegt noch ein wichtiger Besprechungspunkt für Jerusalem auf dem Tisch. Die Bonner Vorbesprechungen für die deutsch-israelische Wirtschaftskommission standen bereits personell unter dem Blickwinkel des Verhältnisses Israels zur Europäischen Gemeinschaft. Aus dem israelischen Außenministerium war der Abteilungsleiter f ü r die Fragen der Europäischen Gemeinschaft, Herr Tenne, nach Bonn gekommen.

Ein Gespräch mit dem Abteilungsleiter Metall und Elektronik im Israelischen Handelsministerium Wie israelische Fachleute gerade im Bereich der technologischen Überlegungen diese Thematik sehen, wurde in einem Gespräch deutlich, das ich in Stuttgart mit dem Abteilungsleiter f ü r Metall und Elektronik im Israelischen Handelsministerium, Herrn Avior, haben konnte. Er leitet für sein Haus die in dieser Hinsicht wichtigste Abteilung. Er war somit auch einer der maßgebenden Vertreter Israels beim Stuttgarter Wirtschaftstag. Ich fragte ihn, was er von dieser Veranstaltung erwarte. „Wir möchten bei dieser Veranstaltung erst einmal dem Publikum, den Industriellen, darstellen, was die israelische Industrie, was die israelischen Spitzenindustrien auf dem Gebiet der Metall- und Elektronikfächer anzubieten haben, wo 737

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen ausländische Partner ihren Vorteil finden könnten, und im allgemeinen darstellen, was wir machen, wie wir es machen u n d wo die Vorteile liegen. Frage: Erwarten Sie von d e n deutschen Firmen Aufträge f ü r Zulieferteile oder wo liegen die Themen, die Israel sich erhofft? Antwort: Wir erwarten natürlich auch Aufträge, nicht während dieser Zusammenkunft, aber in der Zukunft. Aufträge einerseits, aber andererseits erwarten wir eine Zusammenarbeit mit der deutschen Industrie, Zusammenarbeit speziell im Gebiet von — ich würde sagen - Entwicklung und Fabrikation und Spitzenprodukten. Frage: D. h. vor allem Austausch von Know-how? Antwort: Das wäre, wie gesagt, vor allem Austausch von Know-how. Frage: Können Sie einige spezielle Sparten der Industrie nennen, wo diese Möglichkeiten hervorzuheben sind? Antwort: Ganz allgemein würde ich sagen, diese Möglichkeiten sind in allen Bereichen der Spitzenindustrie vorhanden, wie Feinmechanik und Elektronik, wo es sich um Spezialprodukte handelt, die in relativ kleinen Mengen fabriziert werden, so z. B. auf dem Gebiet der medizinischen Elektronik. Wenn wir von Elektronik sprechen, — auf d e m Gebiet von spezial-feinmechanischen bearbeiteten Teilen, wenn man von Unterlieferungen und Unterlieferanten spricht, oder computergesteuerte Anlagen — wobei, wie gesagt, nicht die Anlagen selbst — aber die elektronische Steuerung schon. Wir sehen, daß Israel eigentlich gar keinen Vorteil hat, wenn es sich u m Massenproduktion handelt, aber im Gegenteil, wenn wir von kleineren Mengen sprechen, sind die Möglichkeiten vorhanden in Israel, sehr, auf sehr wirtschaftlicher Basis diese Produkte entwickeln u n d herzustellen. Frage: Es gibt ein Gebiet, das jetzt immer mehr in der deutschen Industrie und in der internationalen Industrie Eingang findet, das sind die Roboter bei der Herstellung von Kraftfahrzeugen. Sind Sie auf diesem Gebiet auch schon tätig? Antwort: Bei der Entwicklung von Robotern würde ich sagen, das ist ein ganz neues Gebiet in Israel. Wenn Sie von Robotern in der Automobilindustrie sprechen, würde ich sagen, das sind die klassischen Roboter, die Standardroboter, die Schweißroboter, die Malroboter. Was wir in Israel entwickeln, das sind mehr intelligente Roboter f ü r ganz spezielle Zwecke. Frage: Und da hoffen Sie auch auf Zusammenarbeit mit deutschen Firmen? Antwort: Ja, da hoffen wir auch auf Zusammenarbeit mit deutschen Firmen, nicht in der Fabrikation, als Unterlieferanten, sondern als Platz, wo wir das neue Produkt entwickeln können. Wir haben die Fähigkeiten, wir haben die Leute, die innovativ gestimmt sind, die fähig sind, neue Entwicklungen zu bringen, das Produkt entwickeln, zur Exportreife zu bringen."

Das Referat Walter

Hesselbachs

Auf dem Wirtschaftstag in Stuttgart am 15. März 1983 wurden in vielen Referaten die Gedanken deutlich, die auch bei den Vorgesprächen in Bonn zur Vorbe738

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsgemeinschaft Mitte Juli 1983 in Jerusalem reitung der deutsch-israelischen Kommissionssitzung in Jerusalem f ü r Anfang Juli 1983 zur Sprache kamen. Der Vorsitzende der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung in Frankfurt, Walter Hesselbach, sagte: „Die Bundesrepublik Deutschland und Israel sind wichtige Handelspartner geworden. Längst ist Israel nicht mehr ein Land, das uns nur Zitrusfrüchte und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse liefert, sondern ein Staat mit einer ständig wachsenden und sich weiterentwickelnden Industrie, die ganz besonders auf dem Gebiet der Elektronik und der Metallverarbeitung Großartiges leisten kann. Dazu kommen gute Fabriken auf dem Gebiet der Lebensmittelverarbeitung, Textil und Mode, der chemischen Industrie und vieles andere mehr. Auch Schmuckherstellung und Kunstgewerbe sind in Israel hochentwickelt. Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit sind besonders groß, da Israel auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Forschung sehr viel leisten kann. Es gibt schon eine rege deutsch-israelische Zusammenarbeit bei vielen Forschungsprojekten, und ich kann n u r jedem auf Forschung angewiesenen Unternehmen empfehlen, die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit Israel auf diesem Gebiet gründlich zu prüfen. Die Touristik hat sich in beiden Richtungen sehr entwickelt und ist aber noch immer ausbaufähig. Israel kann nicht nur dem Pilger und dem an den Erinnerungsstätten des Heiligen Landes interessierten Touristen, sondern auch dem sonnenhungrigen deutschen Urlauber sehr viel bieten. Für die Israelis wiederum ist die Bundesrepublik Deutschland mit ihren günstigen Verkehrsverbindungen der beste Anlaufpunkt f ü r Europareisen, seien sie geschäftlicher oder rein touristischer Art. Die düsteren Schatten der gemeinsamen Vergangenheit von Deutschen und J u d e n sind noch immer sichtbar. Aber wir sind nicht zuletzt mit Hilfe der Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder ein großes Stück weitergekommen. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Israels nach den USA, und Israel ist auch als Käufer deutscher Erzeugnisse von Gewicht und Bedeutung. Unsere Ausfuhren nach Israel betrugen im J a h r e 1981 DM 1,72 Mrd. Im Jahre 1982 verkauften wir nach Israel schon Waren im Wert von nahezu DM 2 Mrd. Dies sind Beträge, die gerade in der augenblicklichen Zeit sehr ins Gewicht fallen. Unsere Einfuhren aus Israel haben sich in den beiden letzten Jahren kaum verändert. Sie betrugen sowohl 1981 als auch 1982 etwas über DM 1 Mrd. Dies sind übrigens alles Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. Die Zahlen bedeuten übrigens, daß sich der Handel zwischen den beiden Ländern während der vergangenen 15 J a h r e ungefähr versechsfacht hat. Wir meinen, daß unsere Bemühungen an dieser positiven Entwicklung ihren bescheidenen Anteil haben. Wir glauben, daß durch Tagungen dieser Art und durch die Vorstellung Israels wie es wirklich ist, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern noch wesentlich verstärkt werden können. Wir müssen auch verstehen, daß auch in der jetzigen Zeit die Diskrepanz zwischen Import und Export nicht immer so 739

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen bleiben kann, wie sie im Augenblick ist, d. h. wir müssen bereit sein, mehr aus Israel zu kaufen, wenn wir m e h r nach Israel verkaufen wollen. Die gute u n d enge Zusammenarbeit mit d e m D I H T und d e n Industrie- u n d Handelskammern ist f ü r alle Aktivitäten zugunsten d e r deutsch-israelischen Handelsbeziehungen von besonderer Bedeutung."

Auszüge aus der Ansprache Henry

Ehrenbergs

Aus den zahlreichen Ansprachen war eine von besonderer Bedeutung: Henry Ehrenberg, Senator h. c., d e r Leiter des Metallkomitees der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung e. V. u n d damit Präsidiumsmitglied dieser Gruppierung, sprach als U n t e r n e h m e r , d e r in vielen L ä n d e r n mit großer Dynamik seine Betriebe aufgebaut hat. Seine A u s f ü h r u n g e n zeigen deutlich, was dieser Praktiker nicht n u r in d e r Bundesrepublik Deutschland, sondern auch in Israel u n d anderen L ä n d e r n geschaffen hat. In seiner Rede, die ein Bilanz seines Wirkens war, sagte Henry Ehrenberg-. „...Als Industrieller auf 3 Kontinenten (Amerika ist mir groß genug, u m es in mein T h e m a mit einzubeziehen) werde ich mich b e m ü h e n , I h n e n einen lebendigen Bericht ü b e r d e n A u f b a u u n d die Zusammenarbeit unserer Betriebe zwischen Israel u n d Europa, wie auch USA, soweit es mir in dem mir zur V e r f ü g u n g gestellten Zeitraum möglich ist, zu geben. Zunächst zum Industriezweig unserer G r u p p e : Wir planen u n d bauen Anlagen für Molkereien, Brauereien, Weinkellereien, f ü r die Chemie u n d die pharmazeutische Industrie. Die G r u p p e produziert Apparate u n d A r m a t u r e n aus rostfreiem Stahl f ü r den Reaktorbau, wie f ü r vielseitige Verwendungszwecke in fast allen Branchen, die aus hygienischen oder aus G r ü n d e n d e r Korrosion auf Edelstähle angewiesen sind. Angeschlossen sind: ein Röhrenwerk f ü r Edelstahlrohre u n d zwei Gießereien. Unsere Firmen verteilen sich auf drei Kontinente: in Europa auf die Bundesrepublik — Schweiz — Holland — Dänemark - Schweden u n d Norwegen, sowie auf Israel und die USA. In der Bundesrepublik Deutschland laufen alle Fäden d e r zur G r u p p e g e h ö r e n d e n Firmen zusammen. In d e r Zeit der Prosperity, wo alle Auftragsbücher mit A u f t r ä g e n voll gefüllt waren, suchte die Industrie Aushilfe bei Zulieferanten, u m Wünsche d e r Kunden termingerecht erfüllen zu können. Auch mit d e n Zulieferanten auf dem einheimischen Markt hat es nicht ganz geklappt, da d u r c h die Vollbeschäftigung ein Mangel an Arbeitskräften im Lande spürbar geworden ist, v e r b u n d e n mit einem unaufhaltsamen Lohntrend nach oben. Das Hin- u n d H e r w a n d e r n mancher Arbeitnehmer von Firma zu Firma unter dem Motto: ,Wer zahlt mehr?', brachte eine zusätzliche U n r u h e u n d schraubte die freiwilligen Zuwendungen wie in einer Spirale nach oben. Nun erschien die ausländische Konkurrenz mit weit wettbewerbsfähigeren 740

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsgemeinschaft Mitte Juli 1983 in Jerusalem

Preisen auf den Märkten, angelockt erstens durch den großen (hohen) Bedarf der Industrieländer und zweitens durch die Auswirkungen der explosiven Lohnkosten in der Bundesrepublik. Der Konkurrenzkampf wurde hart und wir stellten fest, daß innerhalb kurzer Zeit ca. 25 % der Anfragen und Folgeaufträge an die Länder mit niedrigeren Lohnkosten unserer Branche verlorengegangen sind. Deshalb hat sich meine Gruppe entschlossen, nach Billigländern in der Produktion Ausschau zu halten, um von dort Fertigerzeugnisse zu beziehen oder in eigener Regie herzustellen. Durch den Bezug von Erzeugnissen aus einem Land billiger Lohnkosten erhofften wir, für die Erzeugnisse hier im Lande einen Mischpreis auf den Märkten zu erreichen und mit diesen reduzierten Verkaufspreisen der Konkurrenz aus Italien und Japan zu begegnen. Unsere ersten Schritte in dieser Richtung richteten sich nach Spanien und Jugoslawien. Dort haben wir keine guten Erfahrungen gemacht. Absprachen wurden nicht eingehalten, Lieferzeiten weit überschritten und auch schriftliche Vereinbarungen wurden nicht so gehandhabt, wie man dies in der Bundesrepublik gewohnt war. Ende der 50er Jahre führten wir eine Untersuchung des israelischen Marktes durch, um die Möglichkeiten für eine Fertigung zu prüfen. Im Norden des Landes, in der deutschsprachigen Stadt Nahariyya, fand ich gut ausgebildete, willige Metallarbeiter, eine industriefreundliche und gutgesinnte Stadtverwaltung vor; Gesetze des Staates, die enorme Erleichterungen beim Erwerb von Boden, wie bei der Beschaffung von billigen Krediten, haben meine Entscheidung erleichtert. Darüber hinaus gewährte der Staat Israel interessante Zuschüsse: es gab nicht unerhebliche Prämien für Exporterlöse in harter Währung; beim Bezug der für den Export bestimmten Rohmaterialien weit zinsgünstigere Kredite als Landes- und in Europa üblich und sehr niedrige Steuern für eine anerkannte Investition (Improve Investment) durch den Staat. Nach dem fieberhaften Suchen nach einer verlängerten Werkbank haben wir uns entschlossen, in Nahariyya eine Fertigung aufzuziehen. Zunächst fingen wir mit Gewindeschneidewerkzeugen aus Hartmetall an, an welchen wir selbst einen großen Bedarf hatten und ich war in der Lage, unabhängig vom übrigen Markt sofort unserem Werk Großaufträge zu übergeben. Diese wie auch andere Handwerkzeuge haben bis zum heutigen Tag einen sehr guten Anklang in der Welt gefunden und sind als Spitzenerzeugnisse anerkannt. Aufgrund der guten Erfahrungen, die wir mit unseren Mitarbeitern gemacht haben, durch die Fachkenntnisse und durch den gezeigten Willen, so wie durch die Bemühungen, die Produktivität laufend zu verbessern, wurden wir angespornt, eine zweite Fertigung, die parallel zu den hiesigen Werken Armaturen und Apparate in verschiedenen Werkstoffen produziert, zu errichten. Diese Fertigung haben wir im Jahr 1970 aufgezogen. Ich bin erfreut, meine sehr verehrten Damen und Herren, Ihnen mitteilen zu können, daß unser Plan dieses Mal zur besten Zufriedenheit gelungen ist. Wir beziehen aus unseren israelischen Werken die benötigten Produkte, lau741

1983 — Die Entwicklung der

Handelsbeziehungen

fend ca. 20 t bis 25 t pro Monat; so konnten wir unsere Verkaufspreise durch Anwendung eines Mischpreises senken und die italienische, jugoslawische, wie auch die japanische Konkurrenz vom Markt fernhalten; wir sind sogar in die Lage versetzt worden, die Erzeugnisse aus Israel nach Italien und Japan zu exportieren. Unsere Betriebe in Israel wurden von uns immer wieder mit neuen Aufgaben bedacht; lohnintensivere Aufträge, wie auch eilige Aufträge unserer Kunden, die sogar bei kleinen Serien immer noch eine gute Rendite gebracht haben, brachten schöne Gewinne. Aus Gewinnen, der von uns übermittelten Aufträge und durch die Verkäufe unserer gesamten Palette im Lande, wie auch durch den Bau von Anlagen, wurden Vargus und EGMO in die Lage versetzt, zusätzliche Produktionshallen mit modernsten Maschinen zu bauen. Es entwickelte sich eine sehr regsame, pflichtbewußte und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den Betrieben in Europa und Israel. Durch die enge Zusammenarbeit von Ingenieuren und Technikern wurden auf beiden Seiten Ideen verwirklicht, die unseren Produkten zu einem sehr hohen technischen Niveau verholfen haben. Auch die menschliche Seite soll hier nicht außer acht gelassen werden: die laufenden Verbindungen, gegenseitige Besuche von Mitarbeitern, haben zu einer Freundschaft, gegenseitigem Respekt und Vertrauen geführt. Dies ist ein nicht übersehbarer und positiver Faktor für die weitere gedeihliche Zusammenarbeit der Werke und unserer Mitarbeiter geworden. Diese menschlichen Bindungen sind weitere sehr wichtige Keimzellen für ein sich Näherkommen der beiden Völker nach der vorausgegangenen Katastrophe. Die Universitäten des Landes mit einem hervorragenden Fachpersonal waren immer bereit, für unsere Entwicklung große Hilfe zu leisten und standen uns mit Rat und Tat bei der Lösung oft schwieriger technischer Probleme zur Seite. Forschungsaufträge wurden zu angenehmen, vertretbaren Bedingungen ohne terminliche Verzögerungen ausgeführt. Weitere Märkte haben sich für unsere Gruppen von Israel aus in Richtung USA, die südamerikanischen Länder und Australien geöffnet. Vor allem soll hier der Markt in USA hervorgehoben werden. Durch eine gemeinsame Entwicklung mit unseren Mitarbeitern in Israel ist es uns gelungen auf den uns früher verschlossenen US-Märkten derart Fuß zu fassen, daß fast die gesamte Kapazität auf dem Armaturensektor in Israel mit amerikanischen Aufträgen ausgelastet werden kann. Wie Sie wissen, werden Erzeugnisse israelischer Herkunft mit keinem Zoll oder sonstigen Abgaben in USA belastet. Ebenso verhielt es sich in der Europäischen Gemeinschaft nach Unterzeichnung des Freihandelsabkommens 1975 für eine stufenweise Reduzierung der EG-Einfuhrzölle auf die meisten Industrieexporte aus Israel bis zur völligen Aufhebung am 01. Juli 1977 in der Bundesrepublik Deutschland. Die gemeinsame Entwicklung für die Produktion in Israel umfaßt bis jetzt: rostfreie Armaturen für verschiedene Zwecke und Industrien nach DIN und amerikanischem Standard, Wärmeaustauscher (eine gemeinsame Entwicklung), Sterilisatoren für Krankenhäuser, Sterilizer für Agrar- und biologische Institute 742

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsgemeinschaft Mitte Juli 1983 in Jerusalem nach eigenen Patenten, jedoch unter Mithilfe und Mitwirkung der technischen Universität in Haifa. Anlagen f ü r die Gewinnung von Speiseöl, Apparate f ü r die Verarbeitung von Tomaten, Fruchtsäften und anderen Lebensmitteln, sterile Ventile, elektrische Heizkomponenten für verschiedene Zwecke und vieles andere. Nehmen wir zum Beispiel eine wirkliche Neuheit heraus .Sterile Ventile', die uns der Bevollmächtigte der Gruppe, Herr Dipl.-Ing. Dieter Nanz, erläutern wird. Es sind in Israel ca. 300 Mitarbeiter in unserer Gruppe beschäftigt. Diese Betriebe sind für uns eine sehr große Stütze und ich kann mir nicht vorstellen, jemals ohne diese die Wünsche unserer Kunden zur vollen Zufriedenheit erfüllen zu können. Die exakte Arbeit, die pünktliche Erfüllung der Wünsche der europäischen Kunden, auch bei Kleinstserien, die wir in Europa nicht so schnell und nicht so billig herstellen könnten und die Bereicherung durch immer neue Ideen und Innovationen, spielen eine große Rolle bei unseren Überlegungen, die Betriebe in Israel zu erweitern."

Auszüge aus weiteren Reden Der Stuttgarter Wirtschaftstag zeichnete sich dadurch aus, daß hochrangige Persönlichkeiten aus Israel und der Bundesrepublik Deutschland daran teilnahmen. Aus Bonn war der israelische Botschafter gekommen, der ebenfalls in seiner Ansprache die Bedeutung der gegenseitigen Wirtschaftskontakte betonte. Wörtlich sagte der Botschafter: „Wir müssen exportieren. Entweder wir exportieren Waren, oder wir exportieren Menschen. Mit dieser steigenden Bevölkerung ohne eine gleichmäßig zunehmende Industrie sind wir nicht in der Lage weiterzuleben." Der Botschafter wies auch auf die Preissteigerungen hin und betonte, daß es keine Ware gäbe, die sich so verteuere wie die Energie. Wenn diese Preissteigerung die jüngste Rezession beeinflußte, verstärkte und vertiefte, so ist mit Recht anzunehmen, daß der Rückgang der Ölpreise jetzt dazu beitragen wird, der Weltwirtschaft aus der Rezession zu helfen. Auch der Minister für Handel und Industrie in Israel Gideon Patt war nach Stuttgart gekommen, und hob in seiner Rede ebenfalls die Bedeutung des deutsch-israelischen Warenverkehrs hervor. Der Baden-Württembergische Wirtschaftsminister Dr. Eberle betonte in seiner Rede: „... Die Frage, wie ein modernes Industrieland den technologischen Strukturwandel wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch bewältigt, ist weltweit f ü r viele Staaten zur Existenzfrage geworden. Die Entwicklung in der Mikroelektronik, der Computer- und Robotertechnik, im Kommunikations- und Informationsbe743

1983 — Die Entwicklung der

Handelsbeziehungen

reich hat die klassischen Industrieländer in mehrfacher Hinsicht unter Druck gesetzt: — Sie hat binnenwirtschaftlich die strukturelle Arbeitslosigkeit auf hohem Sockel verfestigt, und daran wird sich so schnell auch nichts ändern, weil es sich hier um ein menschliches Qualifikationsproblem und nicht um ein kurzzeitiges Konjunkturproblem handelt. — Sie hat außenwirtschaftlich den Konkurrenzdruck durch dynamische Schwellenländer verstärkt, weil dort relativ hohes technologisches Know-how, billige Arbeitskräfte und expandierende heimische Märkte günstig zusammentreffen. — Sie hat handelspolitisch zwischen den Industrieländern zu Verhärtungen geführt, weil die technologischen Standards sich sehr unterschiedlich entwickelt haben und die ins Hintertreffen Geratenen zunehmend versuchen, durch Importsperren auszugleichen, was die eigene Wirtschaft nicht leistet. — Und sie hat schließlich den Abstand zwischen Industrie- und Entwicklungsländern vergrößert, woraus sich ernste politische und wirtschaftliche Belastungsproben im Nord-Süd-Verhältnis ergeben. Wenn ich die Bundesrepublik Deutschland in dieses Kräftefeld einordnen sollte, so würde ich sagen: Wir waren Ende des letzten Jahrzehnts in Gefahr, auf die Verliererseite zu geraten, aber wir sind jetzt dabei, uns allmählich wieder nach vorne zu arbeiten. Das hat nicht nur mit den von der Union gerade überzeugend gewonnenen Bundestagswahlen zu tun — obwohl Sie das neu erwachte Hoffnungspotential an den internationalen Börsen und an den Wechselkursverhältnissen deutlich ablesen können —, sondern es hat vor allem etwas zu tun mit der Mentalität unserer Bevölkerung. Unsere Bürger haben begriffen, daß der Traum von der anstrengungslosen Verteilungsgesellschaft ein gefährlicher Traum ist. Es gibt nichts ohne Leistung — weder wirtschaftlichen Wohlstand noch saubere Umwelt. Die Bürger BadenWürttembergs, mit ihrem unausrottbaren Hang zum Schaffen, zum Sparen, zum Investieren, haben diese einfache Lebensregel im Grunde nie vergessen — und deshalb stehen wir heute wirtschaftlich unter allen Bundesländern immer noch am besten da. Ich denke, daß diese von mir beschriebene Mentalität von derjenigen der israelischen Bürger gar nicht so sehr verschieden ist. Auch in Israel weiß jeder Bürger, daß es ohne persönliche Anstrengung und Verzichtbereitschaft nichts gibt — weder äußere Sicherheit noch wirtschaftliche Prosperität. Dies ist aber, bei aller Unterschiedlichkeit der Strukturen, nicht die einzige Parallele, die ich zwischen unseren Ländern sehe. Israel und Baden-Württemberg haben beispielsweise nur eine einzige wirkliche Ressource — nämlich menschliche Intelligenz. Auf sie müssen wir setzen, sie müssen wir im Bildungsbereich gezielt fördern und auf wirtschaftlichem Gebiet zum Wohle aller nutzen. Das bedingt ein aktives Ergreifen der Chancen, die uns mit den neuen Technologien eröffnet werden. Ihre Regierung, Herr Minister, verfolgt konsequent 744

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsgemeinschaft

Mitte Juli 1983 in Jerusalem

das Ziel, den Exportanteil Israels zu steigern. Wir stehen vor derselben Notwendigkeit. Sie sehen wirtschaftliche Zukunftschancen vor allem in einer weiteren Spezialisierung auf technologisch hochwertige Produkte in kleinen Serien - wir betrachten dies ebenfalls als ein lohnendes Entwicklungsziel insbesondere für unsere mittelständische Wirtschaft. Es gibt also eine ganze Reihe guter Anknüpfungspunkte für eine Intensivierung der wirtschaftlichen Kontakte zwischen unseren Ländern. Ich bin zuversichtlich, daß sich die konjunkturbedingten Einbrüche des Jahres 1981 beim Handelsaustausch wieder wett machen und in eine weitere Expansion des Waren* und Güterverkehrs umwandeln lassen, der sich in den letzten 10 Jahren immerhin zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel mehr als verdoppelt hat. Unsere baden-württembergischen Firmen können dabei eine maßgebliche Rolle spielen, denn sie stellen auf vielen Gebieten technologische Spitzenprodukte her, sie sind, was den Service betrifft, von nicht nur deutscher, sondern baden-württembergischer Gründlichkeit, und sie haben in nicht wenigen Fällen gerade erst begonnen, die internationalen Märkte für sich zu entdecken. Angesichts unseres Mangels an eigenen Rohstoff- und Primärenergievorhaben ist die Bejahung der internationalen Arbeitsteilung für uns kein Lippenbekenntnis, sondern Existenzgrundlage. Sinnvolle internationale Arbeitsteilung aber gibt es nur mit freiem Welthandel. Zollschranken, protektionistische Maßnahmen und administrative Handelshemmnisse sowie der Einsatz der Wirtschaftsbeziehungen als politische Waffe untergraben die Basis nicht nur unseres Wohlstandes. Gerade die Länder, die leichtfertig zu solchen Methoden greifen, werden auf kurz oder lang feststellen müssen, daß auch ihr eigener Wohlstand, ihre eigene internationale Wettbewerbsfähigkeit und nicht zuletzt ihre eigene politische Glaubwürdigkeit dabei Schaden nehmen. Wer eigene wirtschaftliche Schwierigkeiten auf Kosten der Nachbarn überwinden will und meint, die in der Nachkriegszeit mühsam aufgebauten Regeln des freien Wettbewerbs und Welthandels nicht beachten zu müssen, wird nichts gewinnen. Wir alle werden vielmehr die Leidtragenden sein. Die Landesregierung unterstützt daher alle Bestrebungen zum Abbau wettbewerbswidriger Maßnahmen im Weltwirtschaftsverkehr. Sie bekennt sich ausdrücklich zu einer Intensivierung des Welthandels und der wirtschaftlichen Verflechtung. Sie begrüßt Investitionen ausländischer Firmen hier ebenso wie ein entsprechendes Engagement baden-württembergischer Firmen im Ausland. Das gilt gerade auch für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Volkswirtschaften unserer beiden Länder — das gilt auch für verstärkte Kooperationsbemühungen zwischen israelischen und deutschen Unternehmen bis hin zu Joint Venture oder zum Aufbau neuer Betriebsstätten in unseren Ländern. Meine Herren, bei aller Betonung gleichgelagerter Interessen sind wir uns doch sehr wohl bewußt, daß sich die geschichtliche Vergangenheit nicht aus den Köpfen und Herzen der Lebenden verdrängen läßt. Diese Vergangenheit ist für uns Deutsche eine besondere Verpflichtung, mit Nachdruck für das Existenzrecht des Staates Israel einzutreten. Dies war und bleibt die Position jeder deut745

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen sehen Bundesregierung, hierüber besteht zwischen allen deutschen Demokraten ein völliger Konsens. Wir dürfen aber unsere Kräfte in der von den Großmächten beherrschten weltpolitischen Konstellation auch nicht überschätzen. Die deutsche Politik kann und wird bemüht sein, in den entsprechenden internationalen Gremien der Stimme des Ausgleichs und des Friedens immer wieder Gewicht zu verleihen. Gleichwohl kann die deutsche Politik dann viel für die Sache des Friedens und der Verständigung tun: Indem sie unseren Kindern die Lehren der Geschichte nahe bringt, indem sie konsequent jeglicher Gewalt und Drohung mit Gewalt widerstreitet, und indem nicht nur menschliche und kulturelle Begegnungen unterstützt werden. Wir nehmen diese Aufgabe in Baden-Württemberg sehr ernst. Das reicht von der Gestaltung der Lehr pläne für unsere Schulen bis zur Förderung des Jugendaustausches mit Israel, zur Unterstützung der Partnerschaft zwischen den Universitäten Freiburg und Jerusalem und zur Vergabe von Zuschüssen an das Leo Baeck Institut. Wir haben uns auch mit besonderem Engagement dem Aufbau der Hochschule f ü r jüdische Studien in Heidelberg gewidmet, der ersten Stätte jüdischen Lehrens und Forschens seit Kriegsende in Deutschland. Hier möchte ich - wie es auch für viele andere Bereiche gilt — die Initiative unseres Freundes Werner Nachmann mit Dankbarkeit hervorheben. Ich hoffe und wünsche, daß sich die engen Beziehungen zwischen Israel und unserem Land weiter vertiefen mögen, und bitte Sie, mit mir darauf das Glas zu erheben."

Das gemeinsame Kommunique zum Abschluß der Konferenz Über die sachlichen Erörterungen wurde ein gemeinsames Kommunique herausgegeben, in dem die einzelnen Punkte ausführlich dargelegt worden waren. Dort heißt es: „Die Wirtschaftskommission erörterte einen weiten Bereich bilateraler und multilateraler Wirtschaftsfragen, insbesondere Fragen der Handelsförderung, der industriellen und der landwirtschaftlichen Zusammenarbeit. Die beiden Delegationen unterstrichen die Bedeutung einer Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Landwirtschaft und kamen überein, ein Abkommen zu unterzeichnen, das folgende Gebiete umfassen soll: landwirtschaftliche Forschungsprojekte von beiderseitigem Interesse, Austausch von Wissenschaften und Beratungswesen. Das Abkommen soll von den Landwirtschaftsministerien beider Länder unterzeichnet werden. Einzelheiten des Abkommens werden von den Sachverständigen der Landwirtschaftsministerien beider Länder ausgearbeitet werden. Beide Delegationen stellten fest, daß die Wirtschaftsbeziehungen zwischen

746

Die Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftsgemeinschaft

Mitte Juli 1983 in Jerusalem

beiden Ländern seit der letzten Sitzung (1976) einen beachtlichen Aufschwung genommen haben, auch wenn die israelischen Exporte in die Bundesrepublik Deutschland in den letzten beiden Jahren rückläufig waren. Es wurde vereinbart, daß beide Seiten weiterhin von allen ihnen gegebenen Möglichkeiten Gebrauch machen werden, um die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zu fördern. Dabei sollen auch die Kontakte zwischen den für Exportförderung zuständigen Stellen beider Länder intensiviert werden. Beide Seiten stimmten darin überein, daß insbesondere im Bereich der hochwertigen technologischen Erzeugnisse günstige Aussichten für eine Ausweitung der israelischen Exporte in die Bundesrepublik Deutschland bestehen. In diesem Zusammenhang wurde vereinbart, die Wirtschaftskreise in beiden Ländern zu größerer Zusammenarbeit zu ermutigen, u. a. durch Entsendung von Wirtschaftsdelegationen, Verbreitung von Informationen und verschiedene Ausbildungsprogramme. Die israelische Seite hat Repräsentanten der deutschen Wirtschaft zur Teilnahme an der Economic Conference eingeladen, die im Zusammenhang mit der ISRATECH Fair vom 21. bis 24. Mai 1984 in Tel Aviv stattfinden wird. Die Delegationen kamen überein, daß sich die zuständigen Stellen auftretender Handelshemmnisse unverzüglich annehmen sollen. Um den Güterverkehr zu erleichtern wurde empfohlen, weitere Erzeugnisse zu identifizieren, auf die die gegenseitige Anerkennung technischer Prüfungen ausgedehnt werden kann. Auch die Frage der Investitionen wurde eingehend erörtert. Dabei wurde festgestellt, daß die israelischen Investitionen in der Bundesrepublik Deutschland gestiegen sind, und daß die deutschen Investitionen in Israel im letzten Jahrzehnt beachtlich zugenommen haben. Die zuständigen Stellen beider Seiten werden auch in Zukunft eng zusammenarbeiten, um weitere Investitionen zu fördern. Die deutsche Seite betonte, daß angesichts der marktwirtschaftlichen Struktur der beiden Länder die Regierungen für die Rahmenbedingungen verantwortlich sind. Die Delegationen erörtern auch das Problem des arabischen Boykotts. Die israelische Seite äußerte ihre Besorgnis über zunehmenden diskriminierenden Druck. Die deutsche Delegation bekräftigte den Standpunkt der Bundesregierung, wonach sowohl Boykott- als auch Anti-Boykottmaßnahmen zu den Grundregeln eines freien internationalen Handelsverkehrs in Widerspruch stehen. Die deutsche Seite verwies auf entsprechende Erklärungen, die die Bundesregierung im Deutschen Bundestag, gegenüber der deutschen Wirtschaft und gegenüber ihren Außenhandelspartnern abgegeben hat. Diese Erklärungen sind nach wie vor gültig. Beide Seiten waren sich einig, daß jede gegen die Freiheit des Handels gerichtete Maßnahme abzulehnen ist. Die Wirtschaftskommission erörterte auch Fragen, die das Verhältnis zwischen Israel und der EG betreffen. Beide Delegationen stellten fest, daß die wirtschaftlichen Beziehungen sich in den vergangenen Jahren auch im EG-Rahmen ständig fortentwickelt haben, wobei die Bundesrepublik Deutschland gegenwär747

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen tig der wichtigste Handelspartner Israels innerhalb der Gemeinschaft ist. Die deutsche Delegation nahm mit Verständnis den israelischen Wunsch zu Kenntnis, die Zusammenarbeit mit der Europäischen Gemeinschaft weiter zu verbessern. Die israelische Delegation äußerte ihre Besorgnis hinsichtlich der künftigen Folgen, die sich für die israelische Landwirtschaft aus der erneuten Erweiterung der Gemeinschaft ergeben werden. Die deutsche Delegation bestätigte die Notwendigkeit, eine zufriedenstellende Lösung für die israelischen Exporte zu finden und erklärte sich bereit, auch künftig ihre Bemühungen in dieser Hinsicht fortzusetzen. Beide Seiten brachten ihr übereinstimmendes Interesse an einer weiteren Entwicklung des Tourismus zum Ausdruck. Die deutsche Delegation erklärte sich bereit, die zuständigen deutschen Stellen auf die Vorschläge der israelischen Seite aufmerksam zu machen."

Hintergrundinformationen zur Tagung Ein günstiges Ergebnis — insbesondere in den letzten Jahren — zeigen unsere Einfuhren von technischen und chemischen Erzeugnissen aus Israel. Diese Bereiche erfahren in Israel eine besondere Förderung und haben daher beachtliche Ausfuhrzuwachsraten zu verzeichnen.

1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982

Maschinen

in Mio DM elektrotechn. ehem. Erzeugnisse Vorerzeugnisse

5,1 14,6 13,1 16,3 21,3 48,7 54,0

17,5 20,5 18,6 17,5 28,0 34,6 35,5

12,6 12,7 12,6 15,1 30,8 33,6 46,2

Entwicklung der Einfuhr von Arzneiwaren aus Israel: in 1 0 0 0 DM 1976 1982 Hormone Zahnzement, andere Arzneiwaren and. Verbandzeug ehem. Nährmaterial gesamt

748

1 436 113 1 549 -

3 098

2 804 518 1 534 1 807 6 723

Israelische Textilexporte in die Bundesrepublik Investitionen 1. Deutsche Direktinvestitionen in Israel (seit 1952 kumuliert, Stand jeweils 31.12.) Jahr

Investitionen in Mio DM

1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982

54,3 180,3 377,1 402,2 419,3 509,3 592,6 584,9 609,1 621,3 620,8 463,9

Zielbranchen deutscher Privatinvestitionen in Israel waren in der Vergangenheit überwiegend der Hotelsektor (Hotelgewerbe und Hotelbeteiligungsgesellschaften) und Kreditinstitute. Mit Abstand folgen Textilgewerbe, Chemie und Elektrotechnik. 2. Israelische Direktinvestitionen in der Bundesrepublik Deutschland (kumuliert, Stand jeweils 31.12.) .Jahr 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982

Investitionen in Mio DM —

8,3 9,7 7,5 7,6 14,7 14,8

Zielbranchen israelischer Privatinvestitionen in der Bundesrepublik Deutschland: Elektrotechnik, Chemie, Maschinenbau, Gärtnereierzeugnisse, Beteiligungsgesellschaften, Schmuck- u n d Edelsteinverarbeitung (überwiegend Handels* und Vertriebsgesellschaft).

Israelische Textilexporte in die

Bundesrepublik

Die israelische Textilindustrie bemüht sich auch im J a h r e 1983 mit ihren Kollektionen bei den deutschen Ausstellungen, vor allem bei der IGEDO in Düsseldorf 749

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

die Vielfalt ihrer Erzeugnisse vorzustellen. Im Rahmen der gesamten israelischen Industrieerzeugung spielt die Textilindustrie eine gewichtige Rolle. Sie erbrachte folgende Zahlen:

1981 1982 1981 1982

Textil u. Bekleidung Produktion total

davon Konfektion

45 379 000 000,-Sh 46 200 000 000,-Sh

22 070 000 000,- Sh 21 850 000 000,- Sh

davon Export total

davon Bekleidung

395 100 000,-Sh 354 400 000,-Sh

277 000 000,- Sh 255 400 000,- Sh

24.31 Shekel = 1 US-Dollar Die gesamten Exportzahlen

Mode und Bekleidung

der israelischen

Textilindustrie

1981 58,4 Mio US-Dollar 1982 47,6 Mio US-Dollar

allgemeine Textilien, Bettwäsche 1981 40,7 Mio US-Dollar 1982 32,2 Mio US-Dollar Der Export in die Bundesrepublik

Deutschland (Januar bis Mai

Mode insgesamt davon Anzüge und Damenkonfektion Blusen Badeanzüge T-Shirts Strümpfe Strumpfhosen Unterwäsche (90 % Herren, 90 % Baumwolle mit Auslieferung Köln) Miederwaren (Triumph) allg. Textilwaren Stoffe und Fäden Leder (Ziegen) Pelzwaren Schuhe Assessoirs

750

25,2 2,3 2,1 1,4 1,2 0,4 1,4

Mio DM Mio DM Mio DM Mio DM Mio DM Mio DM Mio DM

10,8 Mio DM 0,1 Mio DM 4,75 Mio DM 0,28 Mio DM 1,5 Mio DM 0,145 Mio DM 0,82 Mio DM

1983)

A. Lavie über industrielle Neuerungen in Israel

A. Lavie über industrielle Neuerungen in Israel Professor A. Lavie, Wissenschaftsberater beim Ministerium f ü r Industrie und Handel in Jerusalem, hat einen Artikel verfaßt, in dem er dieses T h e m a mit Ausblikken auf die Zukunft behandelt: „Einleitung Industrielle Neuerungen sind zum interessantesten und wichtigsten Thema f ü r israelische Industrielle, Unternehmer, Investoren, Forscher und Wirtschaftsfachleute der Regierung geworden. Darüber hinaus interessieren sich Geschäftsleute und Vertreter großer Firmen aus den Industrieländern von Nord- und Südamerika, Europa und Südafrika f ü r Investitionsmöglichkeiten auf neuen industriellen Gebieten in Israel, wobei auch Kooperationsmöglichkeiten bei lokalen Entwicklungsprojekten in Betracht gezogen werden. Dies führte zu zahlreichen Kooperationsprojekten zwischen Israel und ausländischen Firmen und zur G r ü n d u n g neuer Industriefirmen. Der ausländische Kapitalfluß nimmt ständig zu und wird von der israelischen Regierung unterstützt mit dem Ziel Kommanditgesellschaften zu gründen. Die wachsenden industriellen Entwicklungsaktivitäten des Staates Israel f ü h r t e n zu einer beachtlichen Steigerung des Exports der neu entwickelten Produkte. 1980 betrug der Export solcher Produkte 1 Billion US Dollar und 1982 1,3 Billionen US Dollar, verglichen mit n u r einigen Millionen Dollar in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts. In den letzten J a h r e n stieg die Anzahl israelischer Firmen auf dem Entwicklungssektor um ca. 60 jährlich, davon waren die Hälfte Neugründungen. Heute gibt es fast 500 Industrieunternehmen, die etwa 1200 Entwicklungsprojekte in Israel durchführen. Die jährliche Wachstumsrate von akademisch geschulten Arbeitskräften beträgt 16 %. Z. Z. sind mehr als 3500 Entwicklungsfachleute und andere Akademiker der Naturwissenschaften und Ingenieure mit zivilen Entwicklungsprojekten in der israelischen Industrie beschäftigt. Offensichtlich betrachten wir unsere qualifizierten Arbeitskräfte als einen unserer wichtigsten Werte, die uns relative Vorteile gegenüber anderen Ländern bei der Entwicklung fortschrittlicher Industrien bringen. Das israelische Potential (Gesamtbevölkerung 4 Millionen) an solchen Arbeitskräften besteht z. Z. aus ca. 50 000 Ingenieuren und Naturwissenschaftlern und wird jährlich um ca. 3000 Absolventen der akademischen Institutionen erweitert. Ein anderer wichtiger Punkt als Teil der Infrastruktur sind die akademischen Institutionen selbst und die 12 industriellen Entwicklungsinstitute, die von der Regierung und der israelischen Industrie unterstützt werden. Diese Institutionen spielen eine wichtige Rolle beim Fortschritt der neuentwickelten Industrie durch Ausführung von Vorentwicklungsprojekten und Ausnutzung wichtigen Know-hows. Dieser T r e n d f ü h r t e zur Förderung der Entwicklung in verschiedenen Regionen. Es ist zu beachten: Die Ausnutzung der Wasserreserven und der landwirtschaftlichen Nutzflächen hat den Höchststand erreicht. Die Expansion der hoch-

751

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

sophistizierten Landwirtschaft ist nur noch beschränkt möglich. Gleichzeitig kann und will Israel nicht mit Industrieländern konkurrieren, deren Stärke auf deren Arbeitskraftpotential und Kapitalkraft basiert. Auf der anderen Seite versprechen die Neuentwicklungen der Industrie ein unbegrenztes Wachstumspotential in Anbetracht der steigenden Nachfrage des Weltmarktes an hochqualifizierten Arbeitskräften und Know-how. Es ist daher offensichtlich, daß die Zukunft Israels, die größtenteils auf der wirtschaftlichen Stärke und Entwicklung, der Integrierung der Immigranten, der Steigerung des Lebensstandards und der Erhaltung der Überlebenschancen beruht, eng mit den Neuentwicklungen der Industrie verbunden sind. Große Anstrengungen wurden daher zur Unterstützung dieser Industrie unternommen in dem sie mit entsprechenden finanziellen Mitteln, Technologien und anderen Anreizen versorgt wurde, um das Wachstum zu fördern. Die ganze Unterstützung führt jedoch nicht zum gewünschten Erfolg, wenn man nicht die spezifischen Grenzen der technologischen Entwicklung Israels als kleines Land richtig analysiert. Es scheint, daß die objektiven Hauptschwierigkeiten, die wir als kleines Land zu meistern haben und die dann auftreten, wenn wir versuchen unseren relativen Vorteil auf dem wissenschaftlichen und technologischen Sektor in .greifbaren' Gewinn umzuwandeln folgende sind: A. ein kleiner Inlandsmarkt B. Wettbewerb der hochentwickelten Technologie mit großen Firmen auf dem Weltmarkt Der relativ kleine Inlandsmarkt hat viele Nachteile für die israelische Industrie. Obwohl er in einigen Fällen einengend wirkt, verhindert er aber auf der anderen Seite durch seine beschränkte Ausdehnungsfähigkeit die Errichtung von Massenproduktionssystemen und eine Überproduktion für den Inlandsmarkt, die dann exportiert werden muß. Für viele Neuentwicklungen dient der Markt höchstens als ,Pilotmarkt', so daß ein Großteil der Innovationen exportiert werden muß. Der Weltmarkt, der Tausende von Kilometern von den Unternehmen entfernt und über viele Länder verteilt ist, bildet ein Scenario, das präzise verstanden und in Betracht gezogen werden muß. Ein möglicher Weg diese Distanz zu überbrücken ist die Förderung internationaler Kooperationen in Form von Joint Ventures bei denen die Entwicklungsarbeit und Produktion in Israel durchgeführt werden und die Vermarktung im Ausland übernommen wird. Vorsichtige Auswahl von Entwicklungsgebieten in Verbindung mit lokalen Vorteilen

Seit seiner Gründung hat sich Israel auf einige wenige industrielle Gebiete, die mit seinen speziellen Bedürfnissen verbunden waren, wie z. B. garantierte Lieferungen von Verteidigungsmaterial, Wasser- und Energiebedarf etc., konzentriert. Mit anderen Worten: Sicherheitsprobleme, Mangel an Bodenschätzen und Israels starke Bestrebungen nach wirtschaftlicher und politischer Unabhängigkeit spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der israelischen Industrie und bei der Richtung, die diese einschlug. Deshalb finden wir, daß Israel sei752

A. Lavie über industrielle Neuerungen in Israel

ne Bestrebungen dahingehend verändert hat, Spezialindustrien zu entwickeln, die teilweise die speziellen Probleme lösten. In diese Kategorie fällt die typisch militärisch orientierte Flugzeug-, Raketen- und Kommunikationsindustrie auf der einen Seite und andererseits die typischen Systeme der zivilen Bereiche wie Landwirtschaftstechnologie, Bewässerung, Chemikalien, Pharmazeutika, Solarenergie etc. Auf einigen Gebieten hat Israel in der Welt die Führung übernommen. Die Entwicklung der oben erwähnten Industriezweige war die Basis für die neu gegründeten Entwicklungsindustrien. Die Militärindustrie inspirierte die Bildung ziviler Telekommunikation, Computer und viele andere Bereiche. Seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts wurde eine Reihe neuer Industrien etabliert. Nachstehend eine Liste der Bereiche und der damit verbundenen Projekte: Solarenergie und Energieeinsparung:

Bio-Engineering—medizinische Elektronik:

Landwirtschaftstechnologie:

Computer, Computer-Peripherien und Software: Bio-Technologie und Genetic Engineering:

Pharmazeutika und Feinchemie: Kommunikation, Steuerungs- und Kontrollsysteme: Laser: Lebensmittel: Nationale Politik und

Industrielle Solarkollektoren, Solarbrunnen zur Nutzung von ungenutzter Wärme, Solarheizung und Dampfgeneratoren, Lebensmitteltrocknung durch Sonnenenergie, Motortransmission, Wasserentsalzung Tomographen, Nuklearmedizin, Herzmonitore, Herzschrittmacher, künstliche Nieren, schmerzstillende Geräte, Geräte zur Behandlung von Erkältungen etc. biologische Kontrolle von Getreide zerstörenden Insekten, Pestizide, Bewässerungsausrüstung, industrielle Landwirtschaftsmaschinen, Verwertung von Landwirtschaftsabfall Roboter (Metallindustrie), Werkzeugmaschinen, Lager processing, elektro-optische Sensoren für gedruckte Schaltungen Interferon, Impfstoffe gegen Rinderkrankheiten, Wachstumshormone für Tiere, AntiMalaria Bakterien, Wachstumshormone für Menschen, Entwicklung von Bakterien und Bierhefe für chemische und pharmazeutische Produkte Anti-Krebsmittel, T H F Gesprächs- bzw. Leitungsverstärker, Landmonitore, Telefonsysteme medizinische Laser, Hochspannungslaser, Militärlaser, Laserdruck künstlicher Süßstoff, Süß- und Salzwasseralgen

Regierungsmaßnahmen

Bei der Unterstützung des Aufbaus dieser Industrien verfolgte die Regierung drei Ziele: 1. den Export zu steigern 2. Arbeitskräfte von den akademischen Institutionen für diese Industrie zu liefern 3. Immigranten zu absorbieren 753

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Die Unterstützung, die der wissenschaftlich orientierten Industrie gewährt wird, basiert auf einem System von Anreizen, um die Industriellen zu ermutigen sich an Entwicklungsprojekten zu beteiligen. Die Beteiligung der Regierung an solchen Projekten verringert die Risiken erheblich und gibt den Projekten mehr Zuverlässigkeit. Die Regierung greift jedoch in keinster Weise in laufende Entwicklungsprojekte ein. Die Projektleitung von Entwicklungsprogrammen ist vollkommen frei in der Wahl ihrer Methoden um den Plan zu realisieren. Auf diese Weise bleibt der Charakter von privaten Unternehmen und Initiativen erhalten, trotz Rückendeckung durch die Regierung. Das OCS (Office of the Chief Scientist), das diese industriellen Entwicklungsprojekte finanziert, überwacht die einzelnen Abschnitte der von ihm unterstützten Projekte, wobei zu bemerken ist, daß das OCS nur erfolgversprechende Projekte unterstützt. Die Entwicklungs- und Infrastrukturaktivitäten konzentrieren sich auf folgende Bereiche und Themen: 1. Gründung von Spezialzentren mit entsprechender technologischer Ausrüstung und Know-how in einem gewissen Gebiet, das von Fabriken für Entwicklung, Beratung und Information genutzt wird. Typische Beispiele für solche Zentren sind die Computer-, Laser- und Plastikzentren etc. 2. Entwicklung natürlicher Produktionsquellen für Rohstoffe für die Industrie. Techno-wirtschaftliche Auswertung dieser Vorkommen und Entwicklung von Technologien zur Nutzung dieser Natur reserven. 3. Die Gründung von techno-wirtschaftlichen Überwachungszentren für die Entwicklung von neuen Projekten, Einsatz von Arbeitskräften und Investitionsbedürfnissen, Studien über die Erfahrungen anderer Firmen und Länder. Industrielle

Entwicklungsinstitute

Das OCS steht mit 12 Entwicklungsinstituten verschiedener Industriezweige in Verbindung. Die Institute beschäftigen sich mit Industrieentwicklungen und Unterstützung der Industrie. Die Institute basieren auf unterschiedlichen Rechtsformen und staatlicher Beteiligung. Die OCS Unterstützung dieser Institute wird von den jeweiligen regionalen Budgets bezahlt und die Institute werden deshalb als Infrastruktur der Industrie behandelt und infolgedessen werden sie als Basis für infrastrukturelle Entwicklungsaktivitäten benutzt. Das OCS ist im Management dieser Institute vertreten und kontrolliert das Budget, die Arbeitskräfte und Anlagen. Das Ziel ist es, eine enge Verbindung zur Industrie herzustellen, da ein Teil des Budgets dieser Institute aus dem Entwicklungsfond für die Industrie bezahlt wird. Die direkte Beteiligung des OCS wird als technologische Infrastruktur benutzt. Das OCS versucht deshalb, eine maximale Beteiligung der Industrie an diesen Instituten zu erreichen (z. B. Sitz im Management, ServiceAnforderung und Beteiligung an Entwicklungsprojekten).

754

A. Lavie über industrielle Neuerungen in Israel Nachstehend eine Allgemeine Beschreibung der Institute: A. The Israeli Fibre Institute (Regierungsabteilung), Fasern (natürliche und künstliche) und ihre Produkte, Textil, Papier, Leder und Holz B. The Applied Research Institute im Negev (Ben Gurion Universität und Regierung), Chemie (Keramik und Glas, Bodenschätze, Feinchemie, Produktionsprozesse) Landwirtschaftstechnologie, verstärkte Laboratorien f ü r die Industrie C. The Israeli Physics Laboratory (Regierungsabteilung) Batterien, Solarenergie, Elektro-Optik, angewandte Physik, physikalische Normen, Energieeinsparung in der Industrie, Recycling von Material und Ökologie in der Industrie. D. The Israel Metal Institute (Technion und Regierung), Entwicklung und Verbesserung von Metallurgieprozessen und Entwicklung im Verhalten der Metalle, Labor f ü r Edelmetalle E. The Institute for Ceramics and Silicates (Industrie u n d Regierung), Keramik, Emaille, Glas, Zement und feuerfeste Materialien F. The Fermentation Unit (Hebräische Universität Jerusalem und Regierung), Mikro-biologische Produktionsprozesse für Biochemie und Fermente f ü r die Nahrungsmittelindustrie, die chemische und pharmazeutische Industrie G. The Rubber Research Association (Industrie und Regierung), Formen, Entwicklung und Verbesserung der Produkte in der Gummi- und Plastikindustrie, Informationsdienst H. The Paints Research Association (Industrie und Regierung), Technologie f ü r die Anwendung der Farben, Entwicklung neuer Farben und neuer Produktionsmethoden, Beratungsdienst I. Israel Plastics Institute (Industrie und Regierung) Service und Beratung f ü r die Plastikindustrie J. Life Science Research Ltd. (LSI Company und Regierung), Toxikologische Untersuchungen gemäß GNP Normen f ü r die Dienste der Industrie besonders f ü r die pharmazeutische, chemische und Nahrungsmittelindustrie K. Israeli Institute für Innovation (Öffentliche Regierungsorganisation), Untersuchung von Patenten, Erfindungen und technologischen Ideen und deren Anpassung an die Industriebedürfnisse L. The Halacha Research Institute (Öffentliche Einrichtung), ein Institut f ü r Industrieentwicklung u n d Problemlösung auf Anfrage von Herstellern und Verbrauchern von Einrichtungsprodukten, die gemäß gewissen religiösen Vorschriften und Traditionen hergestellt werden müssen. Im J a h r e 1981 unterstützte die OCS 500 Industrieprojekte mit einem Kostenaufwand von 1,6 Billionen Shekel mit einem Beitrag von 800 Millionen Shekel. Außerdem hat das OCS 135 Infrastrukturprodukte mit einem Gesamtwert von 16 Millionen Shekel finanziert. Die Kosten hierfür wurden vom OCS alleine getragen. Als Folge einer Änderung des Einkommensteuergesetzes, die vom OCS beantragt wurde, wurden dieses J a h r 15 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 755

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen 70 Millionen Shekel genehmigt. Die Beteiligung der OCS beträgt 6,6 Millionen Shekel. Dieses J a h r wurde das Budget um 20 % erhöht. Internationale Kooperation Das Potential der israelischen Forschung und Entwicklung ist größer als Israels Nutzungsmöglichkeiten. Das begrenzte Potential der israelischen Wirtschaft (Bevölkerung 4 Millionen, GNP 14 Billionen US Dollar) ist offensichtlich nicht groß genug, um groß angelegte Investitionen in Produktausrüstungen f ü r israelische Innovationen zu rechtfertigen. Unsere potentiellen Märkte in den Nachbarländern sind uns immer noch verschlossen (mit Ausnahme von Ägypten) und unsere Möglichkeit die Märkte in Europa, Asien, Afrika und Amerika zu erschließen sind auf Grund der Transportkosten, Gründung von Marketingorganisationen und Lagerhaltung begrenzt. Wir unterstützen deshalb ausländische Firmen, sich an unseren Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu beteiligen und bieten ihnen einen fairen Marktanteil in ihrem eigenen geographischen Gebiet an. Diese Politik basiert auf der Erfahrung, daß eine amerikanische oder europäische Firma, die sich an der Produktenentwicklung beteiligt hat, das Produkt später auch besser im eigenen Land zu verkaufen imstande ist. Die US Regierung erkannte diese Tatsache im Jahre 1977 an, als sie die Gründung einer bi-nationalen Jndustrial Research & Development Foundation' unterstützte. Wir können ausländischen Firmen verschiedene Möglichkeiten von Joint Ventures bieten. 1. Gründung von Filialen, um neue Produkte zu entwickeln und zu produzieren, auf der Basis israelischer Technologie 2. Gemeinschaftsprojekte zu beiderseitigem Vorteil 3. Marketingabkommen als Gegenleistung f ü r Investitionen in Forschungs- und Entwicklungsprojekte 4. Kommanditgesellschaften f ü r Neuentwicklungen und Firmengründungen Die Gesamtsumme ausländischer Investitionen in Forschungs- und Entwicklungsprojekte in Israel beläuft sich heute auf 100 Millionen US Dollar. Diese Summe beinhaltet direkte und indirekte Investitionen durch Investmentfirmen. Eine zusätzliche Quelle für solche Investitionen sind die Kommanditgesellschaften und die Ausstellung von Aktien an der New Yorker Börse, auf der 6 israelische, wissenschaftlich orientierte Firmen notiert werden. Im letzten Jahr gab es 41 Neugründungen von Kommanditgesellschaften für Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Darunter befinden sich Projekte für künstliche Nieren, AntiKrebsmedikamente, ein Generator für Lebensmitteldehydration, Jojobaanlage, Guayleanlagen und Kabelfernsehmodule. Kürzlich hat das OCS beschlossen, den Anreiz f ü r ausländische Investoren noch zu erhöhen, in dem es ihnen Kredite zu günstigen Bedingungen gewährt. Der Investor hat nur 36 % der Projektkosten zu finanzieren und erhält 54 % als Kredit vom OCS. Die Differenz von 10 % trägt die Firma, die das Projekt ausführt. Die Kreditzinsen betragen 4,5 % p. a. und die Rückzahlung 756

Industrietagung in Frankfurt des Kredits beginnt erst nach 2 Jahren über einen Zeitraum von 12 Jahren. Der Kredit wird in US Dollar ausgezahlt."

Industrietagung in Frankfurt Es ist dem Botschaftsrat f ü r Handelsfragen und gleichzeitig seiner Aufgabe als Direktor des Israelischen Handelszentrums in Köln, Hamburg, München und Frankfurt zu danken, daß eine sehr mobile und konstruktive Arbeit in den Handelsbereichen gelungen ist. Pinchas Shamir hat es trotz vieler Widerstände fertiggebracht, zum dritten Mal eine Industrietagung unter diesem Motto nach Düsseldorf, Stuttgart, n u n m e h r in Frankfurt zu veranstalten. Diese T a g u n g stand unter der Schirmherrschaft des Botschafters des Staates Israel, Yitzhak Ben Ari und des Frankfurter Oberbürgermeisters Herr Dr. Walter Wallmann. Was bedeutsam war, war die Tatsache, daß 22 israelische Firmen Verbindungsbüros in der Bundesrepublik Deutschland unterhalten und diese durch ihre Leiter auf der Messe vertreten waren, um mit deutschen Fachleuten Kontakte aufzunehmen, und bereits bestehende Exportverbindungen zu erweitern. Die Aktivitäten des Israelischen Handelszentrums hat Botschaftsrat Shamir in der Zeitschrift „Israels Außenhandel" vor kurzem dargelegt. Botschaftsrat Shamir schrieb über dieses Thema: „Das Bestehen des .Israel T r a d e Center' in Köln (Zentrale) mit seinen Büros in Hamburg und München unterstreicht die Bedeutung des deutschen Marktes f ü r die israelische Industrie. Da diese Handelszentren geographisch weit auseinanderliegen und sie die verschiedensten Sparten der Industrie bearbeiten, sind alle Voraussetzungen geschaffen, u m dem deutschen Importeur behilflich zu sein, sowie dem israelischen Hersteller den deutschen Markt besser verständlich zu machen und das richtige Produkt zu offerieren. Unsere Hauptaufgaben bestehen in der Förderung des israelischen Exports, Industriekooperation, deutsche Investitionen in der Industrie Israels, Joint Ventures, Know-how-Abkommen, sowie Marktforschung f ü r die israelische Industrie im allgemeinen und den israelischen Exporteur im besonderen", erklärte P. Shamir in einem Gespräch mit dieser Zeitschrift. Ferner gehört zu den Aufgaben dieses Handelszentrums, Kontakte in Deutschland f ü r israelische Exporteure oder Produzenten zu ermitteln und zu vermitteln. Im Trade Center sind zwei Fachleute tätig, einer f ü r Technologie und der andere f ü r Textil- u n d Modebranche. Der Schwerpunkt der Tätigkeit hat sich in letzter Zeit, in Anbetracht der Preissituation und verschiedener objektiver und subjektiver Gegebenheiten, so entwickelt, daß er vor allem auf dem Sektor der Technologie liegt. Israelische Erzeugnisse genießen auf diesem Gebiet in Deutschland ein gutes Image. Auch ist das Kriterium d e r Preise auf diesem Sektor nicht so primär maßgebend wie es sich z. B. in der Bekleidungs- oder der Lebensmittelbranche auswirkt. Folgende Arbeitsschwerpunkte wurden ausgearbeitet: 1. Vermarktung von Fertigwaren und 2. der Zuliefermarkt. Hier hat Israel den Vorteil, daß sich seine Industrie aus 757

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen vielen mittelständigen Betrieben zusammensetzt, die sich leicht d e n spezifischen Wünschen d e r deutschen Produzenten anpassen können. Dies u m s o mehr, da die israelischen Industriebetriebe heute sehr gut, d. h. up-to-date, ausgerüstet sind, wobei auch kleine o d e r mittelgroße A u f t r ä g e interessant sind. „Dann sind wir gefragt u n d auch sehr aktiv auf d e m Gebiet Innovation, Neuentwicklungen, neue Produktentwicklungen", betonte P. Shamir u n d f u h r fort: „Das T r a d e Center versucht, Israels angewandte, technologische Forschung in die Industrie einzuschalten, einerseits f ü r deutsche Betriebe, die technologische Forschungsprojekte a u s f ü h r e n , o d e r teilweise, d. h. mit ihnen kooperieren, und andererseits gemeinsame Projekte zu bearbeiten." Hierbei wirkt sich die aktive Hilfe des Technologieexperten, d e r am T r a d e Center tätig ist, aus. Er regt israelische Industriebetriebe mit Ideen f ü r die Produktentwicklung an, f ü r Rationalisierung von Produktionsprozessen a u f g r u n d deutscher Industrieneuentwicklungen, o d e r wenn israelische E x p o r t e u r e oder Produzenten sich an das Zentrum wenden, um ihre Produkte zu vermarkten. In diesen Fällen stellt das Z e n t r u m in Deutschland a n h a n d d e r Produkte eine Marktforschung an; f e r n e r wird d e r israelische Hersteller über die eventuellen Mängel d e r Produkte instruiert, u m sie d e n deutschen A n f o r d e r u n g e n anzupassen. Ein weiterer, wichtiger Punkt ist die Organisation von Symposien oder Veranstaltungen wie d e r israelische Industrietag in Stuttgart, der von d e r Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung in Kooperation mit d e m T r a d e Center u n d mit d e m Metallkomitee u n t e r der Leitung von H e r r n Senator Henry Ehrenberg, Inhaber der N e u m o - G r u p p e , Egmo-Vargus u n d Vargus in Naharya, Israel, organisiert wurde. Für die n a h e Z u k u n f t hat das Center ähnliche Veranstaltungen geplant, und zwar in F r a n k f u r t , Mannheim, Ludwigshafen u n d Saarbrücken, wie auch einen Industrietag in H a m b u r g , d e r A n f a n g 1984 stattfinden soll. In den Industrieu n d Handelskammern der verschiedenen Bundesländer sind Sprechtage geplant, bei d e n e n den interessierten Wirtschaftskreisen die israelische Industrie nähergebracht werden soll. F e r n e r wird Ende J u n i eine vom T r a d e Center organisierte Musterschau von 15 israelischen Nahrungsmittelherstellern im Intercontinental in Köln stattfinden u n d im September eine Musterschau israelischer Schmuckhersteller in Köln und H a m b u r g abgehalten werden. „Ein wesentlicher u n d sehr wichtiger Teil unserer Arbeit besteht darin, professionelle u n d potentielle Käufer oder Hersteller f ü r Kooperationen f ü r Messen zu mobilisieren, seien es Fachveranstaltungen in Israel oder auch israelische Beteiligungen an deutschen Fachmessen", hob der Botschaftsrat hervor. Anläßlich dieser Veranstaltungen werden an die b e t r e f f e n d e n Industriezweige gezielte Einladungen versandt, denen Exposés ü b e r den betreffenden Wirtschaftszweig beigelegt sind. Diese Methode hat sich als sehr effektiv erwiesen. Für die vom 3.— 6. Oktober d. J . in Tel Aviv stattfindende „Agritech"-Messe (Landwirtschaftsmaschinen u n d Technologie) u n d die „Isratech", Israels Technologiemesse, die vom 21.—24.5.1984, ebenfalls in Tel Aviv, abgehalten werden wird, wird das T r a d e 758

Industrietagung in Frankfurt Center versuchen, einige deutsche Delegationen von Fachverbänden zu organisieren. Für die israelische Textil- und Modebranche organisiert das Center Solomodeschauen, ad-hoc-Musterungen wie auch Ausstellungsstände f ü r die israelischen Aussteller auf deutschen, internationalen Messen. Durch die Intervention des Handelszentrums konnten medizinische Erzeugnisse in großen Mengen auf dem deutschen Markt verkauft werden, wie z. B. Injektionsspritzen, Ausrüstungen für verschiedene Kid-Apparate u. a.; aber auch in der Elektronikbranche (eine israelische Entwicklung auf dem Fernsprechsektor), dem Gebiet der verschiedenen Spritzgußverfahren, wie die Lieferung von Sinterteilen eines KibbuzIndustriebetriebes an mehrere deutsche Industrieunternehmen, wirkte sich die Arbeit des Centers positiv aus. Zu den Aufgabenbereichen gehört außerdem wirtschaftliche Aufklärungsarbeit, Informationsdienste f ü r die verschiedenen Sektoren, der ständige Kontakt mit der Fachpresse, mit den verschiedenen Kammern, Fachverbänden wie auch individuelle Vorträge. „Made in Israel" hat in der deutschen Industrie einen guten Namen. Wenn Israels Fabrikanten die Kriterien wie gute Ware, richtige Lieferfristen und Preise erfüllen, bestehen gute Chancen weiter in den deutschen Markt einzudringen.

Ein Gespräch mit dem Abteilungsleiter für israelische Metall- und Elektronikindustrie, Mordechai Avior Am Rande der Tagung gab mir Mordechai Avior ein Interview, in dem er noch einmal zusammenfaßte, was er in einem Vortrag auf der T a g u n g bereits erläutert hatte. Frage: Wie sieht es in Israel aus, in einem Land mit knapp 4 Millionen Einwohnern, wenn dort modernste Industrien aufgebaut werden? Antwort: Es ist unser Problem, da der Inlandsmarkt sehr beschränkt ist, und da wir eine sehr kleine Einwohnerzahl haben, gibt es f ü r uns eine Richtung zur Entwicklung der neuen Industrien. In den nächsten Jahren — da wir eine freie Wirtschaft haben — und im Rahmen unserer Abkommen mit dem europäischen Markt, da man alle Waren nach Israel wird zollfrei importieren können, ist es uns schon heute klar - wenn wir von Verbrauchsgütern sprechen —, sind wir absolut unfähig, gegen diese Importe zu konkurrieren. Es hat auch keinen Sinn, diese Art Industrien weiter zu fördern, so daß wir mehr und mehr in Richtung von Spitzenindustrien arbeiten und Industrien fördern, wo die Herstellungsrisiken relativ sehr klein sind. Das bedeutet, es m u ß nicht gerade ein Produkt einer sogenannten Spitzenindustrie sein, es kann auch eines der einfacheren Produkte sein, wenn die Herstellungsserien relativ klein sind. Mit derartigen Produkten sind wir in der Lage, weiter zu konkurrieren. 759

1983 — Die Entwicklung der Handebbeziehungen Frage: Herr Avior, Israel war in d e n Augen der Europäer bis vor kurzem ein Land, das als die Erzeugerstätte von Orangen, Grapefruits und anderen Früchten angesehen wurde? Antwort: Sie sagen, bis vor kurzer Zeit. Das ist nicht genau. Ich würde sagen, daß wir in den Augen der meisten Leute Spitzenproduktionen bei Zitrusfrüchten und Mode schufen. Das waren die zwei Hauptprodukte, die man sah, aber in Wirklichkeit kam schon im J a h r e 1967 ein echter Aufschwung und seit dem ist dieser Anteil d e r technischen Produkte immer größer geworden. Frage: Können Sie das ein wenig konkretisieren? Antwort: Wenn wir einmal zurückschauen in den Anfang der 50er Jahre, dann hatten die Zitrusfrüchte ungefähr 60 bis 70 % des Exportanteils. Heute sind es n u r etwa 5,5 %. Das bedeutet nicht, daß wir weniger Zitrusfrüchte exportieren. Wir exportieren heute mehr als vor 30 Jahren, aber d e r Anteil unserer industriellen Produkte ist im Export gewaltig angestiegen. Das macht diesen großen Unterschied, bei dem heute die industriellen Produkte 60,70,80 % sind, u n d die Landwirtschaft mit den Zitrusfrüchten und allen anderen Erzeugnissen haben n u r wenige Prozente. Frage: Wie sieht es mit der Schaffung neuer Industrie aus? Israel ist j a ein Land der Wissenschaft u n d der wissenschaftlichen Kräfte in der Wirtschaft? Antwort: Wir sagen immer, da wir absolut keine Rohstoffe haben — mit Ausnahme einiger Chemikalien im Gebiet des Toten Meeres - ist unser Rohstoff eigentlich der Kopf, technisch begabte Leute, Ingenieure, Akademiker, die Menschen der wissenschaftlichen Institute. Wir wollen diese unsere einzige Rohstoffbasis am besten ausnutzen, indem wir neue Produkte entwickeln oder bereits existierende Produkte weiterfördern, um sie d a n n in unseren Spitzenindustrien zu produzieren, vor allem für den Export. Aber, wie schon vorher erwähnt, muß es sich, kann es sich, um ein neues Produkt handeln, ein sogenanntes Spitzenprodukt, ein intelligentes Produkt. Es darf kein Massenprodukt sein. So haben wir in Israel z. B. vor einiger Zeit durch eine Firma einen chirurgischen Laser entwickelt, einen Co 2 -Laser. Diese Fabrik hat heute mit ihrem Produkt über 60 % des Weltmarktes erobert. Die Fabrik ist eine kleine Produktionsstätte, aber auch der Markt ist klein. Wäre er größer, würden sich schon die großen Auslandsfirmen f ü r das Produkt interessieren u n d hätten es auch bereits entwickelt. Es ist genau die Sache, die wir suchen: Einen kleinen Markt und ein Spitzenprodukt. Frage: Wieviel Menschen sind in Israel in den Industrien beschäftigt, die jetzt in den letzten Jahren entstanden sind? Antwort: In der Metall- und in der elektronischen Industrie haben wir heute ein Drittel aller Beschäftigten der israelischen Industrie zusammengefaßt. In d e r gesamten israelischen Industrie arbeiten ca. 320 bis 330 000 Personen. Davon in der Metallindustrie und in elektronischen Werken 120 bis 150 000 Personen. Ich würde sagen, daß die elektronische Industrie, in der wir heute 25 bis 30 000 Beschäftigte haben, eine vollkommene Spitzenindustrie ist. Von der mechanischen Industrie würde ich sagen, daß ungefähr ein Drittel zu diesen Spitzenindustrien gehört. Das gäbe f ü r uns noch einmal die Zahl von ca. 30 bis 40 000 Beschäftigten. 760

Die 26. Israel-Fashion-Week in Elat Wir hätten also heute ca. 70 000 Arbeitskräfte in der Spitzenindustrie. Dazu käme noch die pharmazeutische Industrie. Frage: Wieviel Menschen werden bei Ihnen auf den Hochschulen und in den Forschungsinstituten in den Industrien weiterbeschäftigt? Antwort: Darüber habe ich leider keine Angaben. Frage: Könnten Sie sagen, wieviel Prozent es sind? Antwort: Das hängt wieder davon ab, um welche Industrien es sich handelt. Wenn Sie z. B. eine neue elektronische Industrie haben, dann könnten doch ohne weiteres 20 bis 25 % der Belegschaft Akademiker und Ingenieure sein, sobald sich diese Industrien größer entwickeln, d. h., wenn sie Produkte hat, die sie fabriziert, dann ist natürlich der Prozentsatz der Akademiker geringer, dann werden dort mehr Arbeiter sein. Im Durchschnitt aber haben wir in den Spitzenindustrien um die 10 % Akademiker, Ingenieure u n d Spitzenkräfte.

Messen und Ausstellungen

Die 26. Israel-Fashion-Week

in Elat

49 deutsche Einkäufer — von insgesamt 195 — waren zur 26. Israel-Fashion-Week nach Elat gereist, um die 47 Kollektionen zu begutachten, die die israelische Damenoberbekleidung, die Lederindustrie und andere vorgestellt hatten. 28 israelische Firmen hatten bereits bei einer Vorschau f ü r die IGEDO in Düsseldorf ihre Muster vorgestellt, die nun in Elat eine rege Ordertätigkeit zu registrieren hatten. Ganz oben in der Erfolgsskala rangierte Lederbekleidung, die durch ihre Kreativität, ausgesuchtes Material und mit einer großen textilen Verarbeitung die Einkäufer anzog. Gut im Rennen lagen auch Strickwaren, Sportbekleidung sowie Kleider. Allein 1981/82 waren in Israel 400 Mio. Dollar in den Ausbau zu großstufigen Betrieben geflossen. Das Ziel war es, in technologisch hochmodernen Anlagen künftig produzieren zu können, was weitgehend erreicht wurde. Selbst in dieser Zeit des Umbaus nahm die Beschäftigtenzahl um 2,2 % zu. Israels Bekleidungsexporte gingen weltweit von 284 (1981) auf 262 Mio. Dollar zurück. Auch die Exportein die EG-Staaten gingen 1982 auf 83 %, gegenüber 87 % 1981 herunter. Großbritannien ist nach wie vor der Hauptabnehmer der israelischen Bekleidungsexporte mit 95 Mio. Dollar (1982). Die Bundesrepublik Deutschland blieb Exportziel Nummer 2. 1982 nahmen die deutschen Firmen einen Warenwert von 69,5 gegenüber 90 Mio. Dollar im J a h r e 1981 ab. An die761

1983 — Messen und

Ausstellungen

sem Minus im Export ist eine 10 %ige Kursschwankung ebenso schuld, wie der Rückgang israelischer Jeansexporte. Den Hauptteil der israelischen Textilexporte macht unverändert gestrickte und gewebte Sportkleidung aus. Auf dem Sektor der Lederbekleidung überwiegt handschuhweiches Nappaleder von Lamm oder Ziege, das wie sonst nur Textilien verarbeitet wird. Darunter fielen 2- bis 3-teilige Hosenanzüge, lange Blousons, Hosen und Röcke. Die Preise bei Lederbekleidung blieben — in Relation zu erhöhtem Materialverbrauch — stabil. Das modische Programm Israels für die Herbst- und Winter-Saison 1983 wird zweimal in Düsseldorf präsentiert: Rund 20 Hersteller zeigten ihre Kollektionen vom 02. bis 04. März 1983 im Hilton Hotel Düsseldorf.

Israelische und deutsche Modemessen 19 Aussteller sind aus Israel vom 4. bis 7. September 1983 erneut zur „IGEDO" nach Düsseldorf gekommen. Kleider, Röcke, Blusen, Hosen, Strick, Coordinates, T- und Sweat-Shirts, Sportswear, Freizeitkleidung und Ledermoden waren die Warengruppen, die bei den Ständen und in einer kleinen konzentrierten Modeschau gezeigt wurden. Diese Sparten der DOB (Damen-Oberbekleidung) waren zum zweiten Mal in diesem Jahre in Düsseldorf zu sehen. Außerdem muß die Israel Fashionweek in Tel Aviv, zu der 47 deutsche Einkäufer aus der Bundesrepublik Deutschland gekommen waren, ebenfalls genannt werden. Gute Stimmung bei hohen Temperaturen, aktuelle kreative Mode und Preise, die um 10 % unter denen des Vorjahres liegen, kennzeichneten die 27. Israel Fashionweek in Tel Aviv. Unter den Besuchern aus 19 Ländern waren 47 Einkäufer aus der Bundesrepublik, die teils musterten, teils modische Boutiqueware, Sportswear und Leder fest orderten. Ihr Eindruck: eine modisch wie preislich interessante Messe, jedoch ohne die abendlichen Showglanzlichter, die die Frühjahrsmesse in Eilat zur „charmantesten Modemesse" gemacht hatte. 50 Hersteller - größtenteils von DOB, aber auch von Bade- und Strandmoden sowie Wäsche — zeigten ergänzte und verbesserte Kollektionen gegenüber dem Angebot von 29 Ausstellern auf der CPD Düsseldorf. Die deutschen Kunden — Einkäufer von Versandhäusern, Konzernen, Filialisten, großen Fachgeschäften und Bekleidungsmärkten — trafen bei den israelischen Anbietern auf Preissenkungen bis zu 10 % gegenüber dem Vorjahr und auf die Bereitschaft, auch kleinere Orders zu bedienen. Das betonen auch die 18 Aussteller aus Israel auf der September IGEDO (Halle 5). Der Konkurrenzkampf mit deutschen Anbietern, hervorgerufen durch Rezession, europäische Arbeitslosigkeit und Währungsverfall, hat zur Gewöhnung an vorsichtigere Orders geführt. Waren früher 3000 Teile ein Großauftrag, sind heute 300 bereits eine gute Order. Trotzdem gab es bislang in der israelischen 762

Israelische Kunststoffindustrie

auf der Düsseldorfer Kunststoff messe

Textil- und Bekleidungsindustrie keine nennenswerten Konkurse, und die Zahl der Beschäftigten blieb konstant. „Klassiker" retten

Stückzahl

Von 500 Millionen Dollar (1980) auf 340 Millionen im Jahre 83 sanken die Gesamtexporte Textil und Bekleidung. Um 8 % gegenüber dem 1. Halbjahr 82 nahmen im 1. Halbjahr 83 die reinen Bekleidungsexporte ab: Sie betrugen wertmäßig 120 Millionen Dollar. Der wertmäßige Umsatzrückgang resultiert aus dem Währungsverfall gegenüber hohem Dollarkurs. Der Umsatz nach Stückzahlen stieg gegenüber dem Vorjahr an, jedoch mußten auch hier klassische Teile einen Rückgang bei modischer Ware wettmachen. Seit 2 Jahren liegt die Bundesrepublik auf Platz 2 der Exportrangliste. Mit 35,4 % führt Großbritannien, deutsche Firmen nehmen 27,3 % ab. Dann folgen mit weitem Abstand Frankreich (8,3 %), die USA (7,8 %), die Niederlande und Irland (jeweils 5,5 %).

Israelische Kunststoffindustrie

auf der Düsseldorfer

Kunststoffmesse

Mit einer breiten Angebotspalette modernster Kunststoffproduktionen waren 8 Firmen aus Israel bei der Kunststoffmesse in Düsseldorf vertreten. Über das Wirken dieser meist kleineren und mittleren Betriebe, die jedoch trotz ihrer kleineren Fabrikation ein Garant für notwendige Flexibilität in dem sich ständig verändernden Kunststoffmarkt sind, hat mir das israelische Handelsministerium eine Darstellung zukommen lassen, die diesen Industriebereich Israels darstellte. Kunststoffe, ein integraler Bestandteil des hohen Lebensstandards des 20. Jahrhunderts, haben unsere Umwelt verändert und werden sie weiterhin beeinflussen. Komfort, Hygiene, Ästheti'; und zukunftsträchtige Technologie, all das wurde und wird beeinflußt durch Kunststoffe. Israel ist mit einer breiten Produktpalette in hervorragender Weise ausgerüstet, die Märkte dieser Welt in höchster Qualität mit Neuheiten für Mensch und Technik zu beliefern. Israels Kunststoffindustrie, eine der vielen Gruppen der israelischen Wirtschaft, hat sich im letzten Jahrzehnt explosionsartig entwickelt. Wenn man berücksichtigt, daß 1970 etwa 200 Firmen eine begrenzte Produktpalette herstellte, so finden wir heute rund 500 Firmen mit 7 200 Beschäftigten. Diese Industrie hat als Charakteristikum eine kleine Anzahl von großen Gesellschaften, jedoch eine große Anzahl von kleinen und mittleren Betrieben, die flexibel genug sind, fast jedem Käuferwunsch nachzukommen. Die technische Leistung, das Know-how und die Erfahrung auf den Gebieten Bewässerung, Medizin, Verpackung und Konstruktion haben sich unter den großen Industrienationen der Welt einen wohlklingenden Namen erarbeitet. Die Verkaufsstatistik zeigt adäquate Kurven, der Industrieumsatz ist um 200 % gestiegen, das Produktionsvolumen hat sich verdoppelt und aus 75 000 t wurden im letzten Jahr 135 000 t. Der Export stieg von 10 Mio. US$ auf 50 Mio. 763

1983 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

US$. Der Export des letzten Jahres repräsentierte mit 54 Mio. US$ 17 % des Gesamtumsatzes von 326 Mio. US$ (ein Wachstum von 9 % gegenüber 1981). Es werden auch für die nächsten beiden Jahre Zuwachsraten im Export von 25 % erwartet. Israel hält Schritt mit der internationalen Konkurrenz, ganz speziell in der Großserienproduktion niedrigpreisiger Artikel. Israels Kunststoffe sind in ihrem künstlerischen und zukunftsträchtigen Design einzigartig. 60 % allen Rohmaterials, das im heimischen Markt hergestellt wird, ist Kunststoff, vorwiegend PVC, Polyäthylen, Polystrol. Israels Petrochemieindustrie ist der Lieferant und sichert auf diese Weise den Rohstoffmarkt ab. Der Verband der Israelischen-Kunststoff-Industrie (SIPI, Society of Israels Plastic Industry) beobachtet die weltweiten Anforderungen an diese Industrie und sucht und entwickelt adäquate Produkte. Der Verband hat viele Funktionen, er organisiert Seminare, Teilnahmen an internationalen Kunststoffmessen, Fachzeitschriften werden herausgegeben. Für Firmenneugründungen in diesem Industriezweig wurde das Ruppin-Institut — Fachzweig Kunststoff-Technologie — als Ausbildungsstätte für Kunststofftechniker und Ingenieure ins Leben gerufen. Vielfältige Kurse werden angeboten, so z. B. Produktionsprozesse für Injection-molding, Extrusion und Verformung durch Hitze (Thermoforming) sowie auch organische Chemie, Automation, Energieversorgung, Thermodynamik und technisches Englisch. Lehrer und Dozenten sind hochqualifizierte Profis der Plastikindustrie —jeder auf seinem Spezialgebiet — und garantieren intensive Instruktion auf dem Gebiet der Kunststofftechnologie und der Produktionsqualität. SIPI gründete daneben, in Kooperation mit dem Wissenschaftsministerium, das Israel-Kunststoff-Institut, um höchste Qualität und beste Produktionsergebnisse zu garantieren. Die Aktivitäten des Institutes umfassen jeden Aspekt dieses I ndustriezweiges: — Ein Testlabor für Neuentwicklung und Produktion — — Prüfung von neuen Ideen und Patenten, sowohl aus der Forschung als auch aus der laufenden Produktion — — Problemlösungen für technologische Materialprobleme — — Verbilligung der Rohstoffpreise — — Unterstützungshilfe bei der Verwirklichung neuer Ideen bis zum neuen Produkt— Informationsdienst und Ratgeber für die gesamte Kunststoffindustrie mit und für neueste Entwicklungen auf allen Kunststoffsektoren — Der Export reflektiert die verschiedenen Produktionswege der Kunststoffindustrie, Bewässerungssysteme sind ein typisches Beispiel für Israels Pionierleistung auf diesem Gebiet (36 % des totalen Industrieexportes). Eine weitere Produktpalette in Plates und Folien (22 %), Spritzgußprodukte (18 %), Verpackung — Plastikbeutel, Einkaufs- und Abfalltüten (13 %), PVC-Profile (3,5 %), Industrieverpackung (2 %), geblasene Artikel, Flaschen und Krüge (2 %), andere Artikel

764

Israelische Kunststoffindustrie

auf der Düsseldorfer

Kunststoffmesse

(6 %). Diese dynamische Industrie beliefert selbstverständlich die verarbeitende Industrie anderer Produkte mit notwendigen Kunststoffteilen. Forschung, Entwicklung und Design von neuen Maschinen und Zubehör, höchster technischer Standard vorausgesetzt, umfaßt die Möglichkeiten dieser Industrie. Bei der K 83 vom 5.—12. Oktober in Düsseldorf wird eine große Anzahl dieser technischen Systeme, Rohmaterialien und Endprodukte gezeigt werden. — eine soeben entwickelte Verpackungstechnologie (high density) — eine breite Palette von dauerhaft beschichtetem Material für Landwirtschaft und Industrie — durchsichtige Gewächshausteile, undurchsichtige und transparente Bauteile für Landwirtschaft und Industriehallen — eine automatische Plastikschweißanlage mit elektronischer Produktionskontrolle — Stanzteile einer neuentwickelten pneumatischen Anlage — bedruckte Polyäthylen Folie — Spritzgußprodukte (Dichtungen rund und flach) — Hochqualitäts-Schrumpffolie aus reinem Polypropylen. Zusätzlich zeigt Makteshim Chemical Works Ltd. seine Produktentwicklung (bromhaltige Polymere). Die Produkte der Serie F 2000 beinhalten brominierte Aromate und sind dadurch sehr thermostabil, speziell für Thermoset und thermoplastische Polymere.

765

Luftverkehr und Tourismus

15 Jahre Lufthansaflüge nach Israel Statistik 1968--1983 Jahr 3.11 bis 31.12.1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1.1. bis 31.5.1983

Passagierzahlen 1 14 15 23 25 27 33 41 48 53 64 77 82 84 73

015 802 436 754 100 716 235 056 401 193 146 162 173 464 002

Fracht (t)

Post (t)

25 327 417 405 446 566 669 718 615 611 727 774 864 1 016 898

6 88 38 88 107 97 97 116 176 203 213 67 112 126 163

40 437

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77

705 092

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1 774

Ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Lufthansa, Heinz Ruhnau Frage: Herr Ruhnau, im Jahre 1968 begann der Flugbetrieb der Deutschen Lufthansa nach Israel; man braucht nicht zu betonen: und wieder zurück. Mit zwei Maschinen in der Woche. Vorher gab es noch ein Verkehrsabkommen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland. Fünfzehn Jahre einer solchen Entwicklung sind mehr als nur Flugbetrieb in der Erweiterung? Antwort: Ja, nun für uns natürlich in erster Linie Flugbetrieb und wir sind sehr froh, daß wir einen großen Anteil des Flugbetriebes von Deutschland nach Israel haben. Insgesamt werden in jedem Jahr rund gerechnet 300 000 Passagiere aus der Bundesrepublik nach Israel geflogen. Frage: Von Israel nach Deutschland hat sich ja wohl die Beobachtung entwickelt, daß sehr viele Israelis die Lufthansa nehmen? 766

15 Jahre Lufthansaflüge nach Israel Antwort: Ja, unser Anteil ist in der Tat zufriedenstellend. Das liegt wohl auch daran, daß wir eine gute Qualität produzieren, sicher und pünktlich fliegen, zuverlässig, den Flugbetrieb auch nicht einstellen und ihn wieder aufnehmen, und das sichert uns eine Reihe von Dauerkunden. Frage: Wie sehen Sie die politische Seite dieser Linie, es gibt ja doch eine? Antwort: Ja, ich bin eigentlich der Meinung, daß wir aus den besonderen Verhältnissen zwischen der Bundesrepublik und Israel kommen müssen und auch zu ganz normalen Verhältnissen gekommen sind. Soweit ich den Flugverkehr beobachten kann, haben sich die Verhältnisse völlig normalisiert. Israel ist ein, wie man in der Expertensprache sagt, Zielgebiet wie jedes andere geworden, ein Urlaubsgebiet, ein interessantes touristisches Gebiet, ein Gebiet f ü r Gruppenreisen, f ü r Exkursionen, wie in vielen anderen Teilen der Welt. Wir stehen dort im Wettbewerb mit anderen, wir kommen, wie man landläufig sagt, auf unsere Kosten und unsere Passagiere auch und das finde ich eigentlich ist das Erfreulichste der Entwicklung der 15 Jahre, daß wir zu ganz normalen Wettbewerbsverhältnissen im Luftverkehr gekommen sind. Frage: Sie haben mit zwei Maschinen pro Woche angefangen und Sie sind heute bei acht Maschinen pro Woche? Antwort: Ja, eigentlich mehr, wir haben 1983jetzt im Sommer zehn Maschinen in der Woche. Frage: Sie werden im nächsten J a h r Ihre Kapazität dadurch aufstocken, daß der Airbus A 310 eingesetzt wird? Antwort: Ja, das haben wir vor. Frage: Und das täglich von Frankfurt? Antwort: Und das täglich von Frankfurt. Frage: So daß also auch darin eine gewisse optimistische Betrachtungsweise des Themas Luftverkehr mit Israel liegt? Antwort.-Ja, wobei ja nicht n u r die Passagiere zu betrachten sind, sondern auch die Fracht. Wir fliegen auch nach Israel und von Israel einen Teil Fracht, und wenn wir den Airbus A 310 einsetzen, wird unsere Frachtkapazität noch größer werden und ich hoffe, wir können unseren Frachtanteil auf dem Weg nach Israel und zurück noch steigern. Frage: Wie sieht das in Zahlen aus? Antwort: Also 1982 haben wir eine durchschnittliche Steigerung gehabt von 33 %. Das ist natürlich zurückzuführen auf den zeitweisen Ausfall von El AI, aber die Steigerungsrate ist zufriedenstellend, auch die, die bleibt. Frage: Und das wird sich beim Airbus A 310 noch weiter entwickeln? Antwort: Das hoffen wir, daß es sich weiter entwickeln wird, denn wenn wir dort mehr Frachtkapazität haben, dann brauchen wir unsere Frachtbeförderung nicht n u r auf die relativ hochwertige Fracht zu konzentrieren, die mit geringem Gewicht geflogen wird, sondern dann können wir auch alle anderen Güter, die im Handelsaustausch zwischen Israel und der Bundesrepublik befördert werden, die können wir dann auch befördern. Heute sind wir ja etwas begrenzt. Bei dem Flugzeugtyp 727 gibt es n u r eine geringe Kapazität f ü r Fracht aller Art. 767

1983 — Luftverkehr und Tourismus Frage: Die wird d a n n 1984 vollkommen ausfallen? Antwort: Ja, soweit man das heute voraussehen kann, ja, aber das wissen Sie ja, ist in diesem Geschäft nie ganz präzise vorauszusagen. Frage: Lassen Sie mich noch einmal auf die Zusammensetzung der Passagiere zurückkommen. Sie nannten die vielen Gruppenreisen, die es nach Israel gibt. Wie hoch ist der Anteil der Einzelreisenden? Antwort: Das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen, das müßten wir einmal herausfinden, das kann ja später nachgetragen werden. Frage: Wie sieht es mit den anderen europäischen Luftlinien aus? Zum Beispiel: Swiss-Air, Air-France? Antwort: Ja, die Swiss-Air ist eine gewisse Konkurrenz f ü r uns, die Air-France nicht, der süddeutsche Raum kann sich natürlich auch nach Zürich orientieren. Wir fliegen ja aber dreimal von München nach Tel Aviv und ich glaube, das ist ein ausreichendes Angebot f ü r den süddeutschen Raum der Bundesrepublik. Wir sind auch eine Zeitlang 1981 von Düsseldorf nach Tel Aviv geflogen, aber dieser Dienst hat seine Wirtschaftlichkeit nicht erreicht. Wir haben da von J a n u a r bis Juni des letzten Jahres im Durchschnitt nur ca. 40 Passagiere pro Flug gehabt und das reichte nicht aus, um den Flug aufrecht zu erhalten. So haben wir heute also n u r die Bedienung von Frankfurt, siebenmal die Woche und dreimal die Woche von München. Das bedeutet, daß wir genügend Kapazität haben.

Der Flugverkehr zwischen der Bundesrepublik, Israel und Europa Der Flugverkehr zwischen beiden Ländern ist ein Barometer der Beziehungen. Die Entwicklung des Linien- und des Charterverkehrs, zeigt ein ständiges Ansteigen des Aufkommens in beiden Flugbereichen. Das läßt sich nur in nüchternen Zahlen darlegen. Beginnen wir mit dem Gesamtverkehr 1976. Damals wurden 138 048 Passagiere verzeichnet. Der Charteranteil betrug damals 4 %. Auf den Linienmaschinen wurden davon 132 988 Passagiere gezählt, von denen die Lufthansa 56 900 beförderte. 1981 kamen aus der Bundesrepublik Deutschland mit d e r Lufthansa 44 000 Passagiere, aus Tel Aviv nach Deutschland 28 000. Das entspricht einem Anteil der Lufthansa am Gesamtverkehr von 28 %. Linienflüge zwischen Israel und Europa Der Linienflugverkehr zwischen Israel und 10 europäischen Städten, wurde 1982 in den meisten Fällen reduziert. Beginnen wir bei Amsterdam: Viermal in der Woche fliegt die KLM, dreimal in der Woche die El AI. Zwischen Brüssel und Tel Aviv verkehren dreimal wöchentlich Sabena und drei El AI-Maschinen. Die Lufthansa hat f ü r Düsseldorf einen Flugdienst einmal in der Woche eingerichtet. Frankfurt bleibt weiterhin der wichtigste Punkt des Flugverkehrs in der Bundesrepublik Deutschland. Siebenmal, an jedem Tag d e r Woche, verkehrt die Lufthansa zwischen Frankfurt und Tel Aviv. Von dort gehen außerdem fünf Flüge 768

Der Flugverkehr zwischen der Bundesrepublik, Israel und Europa

der El AI nach Frankfurt zurück. Die British Airways starten vier Flüge nach Israel, die El AI an sechs Tagen der Woche von London nach Tel Aviv. Von München fliegt die Lufthansa dreimal in der Woche nach Israel, die El AI fliegt auf dieser Strecke zweimal in der Woche. Von Paris gehen sechs Flüge der Air France in der Woche nach Israel. Fünfmal startet TWA auf der gleichen Strecke. Die El AI bedient Paris/Tel Aviv siebenmal in der Woche. Zwischen Rom und Tel Aviv gehen fünf Flüge der AI Italia von Rom nach Tel Aviv. Sechsmal fliegt die El AI von Tel Aviv nach Rom. Die Austrian Airlines bedienen die Linie Wien/Tel Aviv viermal in der Woche, die El AI zweimal. Die Swiss-Air startet sieben Flüge wöchentlich von Zürich nach Tel Aviv, die El AI viermal. Charterflüge

Der in den letzten Jahren genehmigte Charterflugverkehr hat zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland einen großen Markt erhalten. Über 1 000 Plätze werden von den verschiedenen Gesellschaften angeboten. Sie werden von großen Reiseveranstaltern ganz oder teilweise gechartert. Einmal in der Woche fliegt die Hapag Lloyd von Frankfurt nach Israel. Die meisten Chartermaschinen aber gehen von München aus. Zweimal in der Woche startet Hapag Lloyd von dort, die Chartergesellschaft von der Lufthansa einmal wöchentlich und die Aero Lloyd zwischen München und Tel Aviv ebenfalls einmal in der Woche. Hapag Lloyd fliegt außerdem zweimal wöchentlich an den südlichsten Punkt Israels, nach Eylat. 37 bis 38 % der Passagiere benutzen von Tel Aviv in die Bundesrepublik Deutschland die Linienmaschinen. Von den Flughäfen aus der Bundesrepublik Deutschland nach Israel sind es 38 bis 39 %. Chartermaschinen bedienen von Tel Aviv nach Frankfurt und München 23 % der Passagiere, aus der Bundesrepublik Deutschland fliegen 22 % der Gäste von München nach Tel Aviv. In den letzten Monaten hat sich das Chartergeschäft ein wenig verändert. Die israelische Gesellschaft „Maof Airelines" hat seit dem Frühjahr begonnen, vier Plätze in der Bundesrepublik anzufliegen. Jeweils einmal wöchentlich gehen diese Maschinen von München nach Frankfurt und von Köln/Wahn nach Hamburg und zurück. Die „Maof' bedient eine große Anzahl von Reiseveranstaltern in der Bundesrepublik Deutschland mit ihren jeweils 176 Plätzen in ihren Boeing 720 B. Während sie zunächst begonnen hatte, den Flughafen Düsseldorf auf ihrem Flug nach Hamburg anzusteuern, ist sie seit dem 1. Mai 1982 nach Köln/Wahn umgestiegen. Der Deutschlandrepräsentant der „Maof', Herr Toder, ist mit dem Einlaufen der Aufträge sehr zufrieden. Während bei der El AI die Möglichkeit der Durchführung ihrer Flüge an Samstagen, am Sabbat, erst in den letzten Tagen wieder möglich wurde, ist es der „Maof' von vorherein möglich gewesen, als private Gesellschaft am Sabbat zu fliegen. Seit neuestem hat die „Maof' Straßburg als weiteren Punkt für ihre Flüge aufgenommen, um nicht zuletzt auch den süddeutschen Raum zwischen Karlsruhe, Stuttgart und Freiburg zu bedienen. Im Verbund mit Gullivers-Reisen bietet die „Maof' eine Israelreise mit Flugkosten von DM 750,— an. 769

1983 — Luftverkehr und Tourismus Die El AI geht wieder an den Start Nach monatelanger Unterbrechung hat die Nationale Israelische Fluglinie El AI ihren Flugbetrieb nach Deutschland wieder aufgenommen. In einer ausführlichen Veröffentlichung hat das Frankfurter Hauptbüro der Fluglinie zu all den Problemen Stellung genommen. In dieser Darstellung der Probleme und des Neuanfangs der Gesellschaft heißt es u. a.: „In Deutschland beginnt El AI zunächst mit 3 wöchentlichen Verbindungen von Frankfurt nach Tel Aviv und einem Flug von München. Ab März sind dann 7 Flüge p r o Woche geplant. Buchungen für die Oster- und Pessachzeit — eine der Hauptreisezeiten — sind voll angelaufen, und auch die weiteren Reservierungszahlen weisen eine steigende Tendenz auf. Fachkreise drücken ihre Befriedigung darüber aus, daß El AI ihre Geschäftstätigkeit wieder aufgenommen habe und boten ihre Bereitschaft zu verstärkter Zusammenarbeit an. Trotz der Einstellung des Passagierverkehrs, wurden die Frachtflüge planmäßig abgewickelt. In den letzten 4 Monaten erhöhte sich das Frachtvolumen in Deutschland, im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres, um 12 %. Anhaltende Personalprobleme und Streitigkeiten zwischen der Direktion und der Belegschaft der El AI in Israel, hatten zu einer 4 Monate währenden Einstellung des Passagierflugdienstes und einer ,Fast-Auflösung' der Gesellschaft geführt. Die israelische Regierung als Hauptaktionär war jedoch dazu entschlossen, den Flugbetrieb erst dann wieder aufleben zu lassen, wenn zwischen den streitenden Parteien eine vollständige Einigkeit erzielt worden sei, die einen reibungslosen und dauerhaften Betrieb garantieren würde. Bei einem negativen Ausgang der Verhandlungen war die Auflösung der Firma beschlossene Sache. Das Gros der Meinungsverschiedenheiten ist nun beigelegt. Für sämtliche acht Betriebsräte der Gesellschaft, einschließlich der Pilotenvertretung, hat der israelische Gewerkschaftsbund Histadrut einen Vertrag unterzeichnet, der dem Management weitreichende Vollmachten in der Reorganisation der Firma, Entlassungen von Angestellten u n d Einführung von neuen Arbeitsbedingungen, garantiert und f ü r den Fortbestand der El AI sorgt. Als erster Schritt in diese Richtung wird der vollständige Austausch des T o p Management betrachtet. Zum neuen Präsidenten bestellte der Verkehrsminister RafaelBar-Lev, der wegen seiner nimmermüden Aktivität geschätzt u n d als erfolgreicher Verhandlungspartner angesehen ist. Rafael Bar-Lev graduierte in Betriebswirtschaft an der George-Washington-Universität in den USA und war vor drei Jahren sechs Monate lang amtierender Präsident der El AI. Aus dieser Zeit stammen seine Einblicke in die Probleme der Gesellschaft. Nach seinem Rücktritt, war er in d e r Reisebranche tätig. Außerdem wurde der jetzige Deutschlanddirektor, Jacob Yaron, als Vice President Commercial in den Vorstand nach Tel Aviv gerufen./. Yaron, der seit fünfJahren in Deutschland ist, war vorher Arbeitsdirektor im Rang eines Vizepräsidenten. Er wird vorläufig beide Funktionen wahrnehmen, bis er endgültig nach Israel zurückkehrt. Den wichtigsten Durchbruch in den Verhandlungen erzielte die Geschäftsleitung mit der Umorganisation der acht Arbeitnehmervertretungen, die in Zukunft unter einem Gesamtbe770

Die Grüne Woche in Berlin

triebsrat zusammengefaßt werden. Diese Regelung wird weitere Verhandlungen rationeller gestalten. Um die Fluggesellschaft wieder auf die Beine zu bringen, muß eine Reihe von tiefgreifenden Änderungen getroffen werden. Als erstes übernahm der Finanzausschuß der Knesset eine Garantie in Höhe von 146 Millionen US-Dollar zur Abdeckung von Bankkrediten und als Betriebskapital für den Neustart. Sowohl im kommerziellen, als auch im technischen Bereich sind Einsparungen vorgesehen. Die Flotte—jetzt 17 Maschinen vom Typ Boeing-soll durch Ausmusterung der spritfressenden B 707 verjüngt und modernisiert werden. Am 18. Januar erfolgte für die ursprünglich September '82 vorgesehene Überführung von zwei Boeing 737 von Seattle, die auch auf der Deutschlandroute eingesetzt werden. Mitte dieses Jahres werden zwei Boeing 767 advanced in Betrieb genommen. Auch das Streckennetz wird auf seine Wirtschaftlichkeit untersucht. Dabei ist nicht auszuschließen, daß unrentable Strecken zugemacht und weitere Nebenstellen aufgelöst werden. Vorschläge zu einer Neugestaltung des Flugplanes werden zur Zeit ausgearbeitet. Die wohl schmerzlichsten und einschneidensten Maßnahmen müssen im Personalbereich getroffen werden. In den nächsten 12 Monaten sollen etwa 1 000 Angestellte in Israel entlassen werden, was ungefähr 25 % des augenblicklichen Personalstands entspricht. Auch Deutschland ist von dieser Maßnahme nicht ausgeschlossen. Jedoch plant die Geschäftsleitung nicht, eines der vier hiesigen Büros zu schließen."

Landwirtschaft

Die Grüne Woche in Berlin Bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin, die in den weitläufigen Ausstellungshallen unter dem Funkturm vom 28. Januar 1983 bis zum 6. Februar 1983 abgehalten wird, werden wieder die israelischen Agrarprodukte vorgestellt werden. Wie der Landwirtschaftsattache der Israelischen Botschaft in Bonn, MeirLevy, betonte, wird der israelische Gemeinschaftsstand die doppelte Größe haben wie im letzten Jahr. Man wird mit 400 qm dabei sein. Das sage mehr als vieles andere, wie bedeutsam man diese Veranstaltung sehe. Der israelische Citrusboard und die AGREXCO werden die wichtigsten Repräsentanten sein, die neben Zitrusfrüchten vor allem Obst, Gemüse, Fruchtsäfte, Weine und Liköre in ihrem Angebot haben. Der stellvertretende Ministerpräsident des Landes, der gleichzeitig das Landwirtschaftsressort leitet, Simcha Ehrlich, wird auch in diesem Jahr wieder in Berlin erwartet. Am 29. Januar 1983 wird Israel einen großen Emp771

1983 — Landwirtschaft fang geben, verbunden mit einem Mittagessen mit israelischen Spezialitäten. Repräsentanten des Senats von Berlin, der Bundesregierung, sowie verschiedener landwirtschaftlicher Organisationen und etwa 50 Damen u n d H e r r e n der Presse werden dabei sein. Botschaftsrat MeirLevy betonte, daß auf dem israelischen Stand erstmals auch Erzeugnisse d e r landwirtschaftlichen israelischen Industrie ausgestellt würden. „Natürlich keine T r a k t o r e n o d e r riesige Maschinen, aber Kleingeräte, die bei uns recht entwickelt sind, die einen guten Export auch in a n d e r e Mittelmeerländer, aber auch nach Amerika u n d südamerikanische Staaten haben." Boschaftsrat Levy n a n n t e vor allem auch die großen E r f a h r u n g e n Israels im Bereich der Bewässerung. Tropfbewässerung, Beregnungsanlagen, all das sind auch T h e m e n f ü r die „ G r ü n e Woche". Zu d e n Exportplanungen seines Landes meinte H e r r Levy, d a ß 40 % d e r israelischen Agrarproduktion in d e n Export gingen. Das sei n u r eine Durchschnittsziffer, d e n n bei Zitrus betrage d e r Export z. B. 80 % insgesamt, aber d e r Durchschnittswert d e r israelischen Agrarexporte liege bei 40 % . Alles käme auf eine solide Planung an, u m die Anbaufläche entsprechend zu organisieren. Man könne nicht exportieren, wenn man nicht wisse, wann m a n wohin exportiere. Israel mache das seit vielen J a h r e n , was natürlich voraussetze, d a ß man genau arbeite, „soweit das d e r liebe Gott zuläßt, d e n n er hat doch bei d e r Landwirtschaft mitzureden. Es geht u m kalte oder warme Luft, u m F r ü h r e g e n , Spätregen, Stürme. All das hat einen Einfluß. Wir sind bisher gut mit dieser Arbeit gefahren. Auch in d e r Saison 1982/83 planen wir eine V e r g r ö ß e r u n g des Exportvolumens u m 6 - 8 Prozent". Ein großer Sektor bei d e n Exporten sind frische Blumen. Etwa 70 % d e r Blumenexporte gehen in die Bundesrepublik. Hier, so betonte H e r r Levy, könne man nicht steigern, d e n n es gebe auch in Israel Schwierigkeiten. Alle Blumen, die Wärmeenergie e r f o r d e r t e n , wie z. B. Rosen, seien in ihrer Rentabilität nicht m e h r günstig. H e r r Levy hob hervor, daß d a f ü r aber a n d e r e Blumensorten verfrachtet werden. Ein besonderes Kapitel f ü r den israelischen Export seien die Avocados. Der Export in die Bundesrepublik Deutschland steige langsam. Vor zwei J a h r e n hätte dieser Export n u r 1 000 T o n n e n betragen. Im letzten J a h r waren es bereits 1 500 T o n n e n . N e h m e man das Nachbarland d e r Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, d a n n konnten d o r t 25 000 T o n n e n Avocados abgesetzt werden. In d e n nächsten drei bis vier J a h r e n werde Israel seinen Avocadoexport verdoppeln müssen, wenn man an die Pflanzungen denkt, die jetzt angebaut worden sind. Der Avocadoexport geht weitgehend nach Westeuropa, wobei die Bundesrepublik Deutschland als A b n e h m e r l a n d eine besondere Rolle spielt. Das sei insgesamt bei allen Agrarexporten d e r Fall. 14,6 % aller landwirtschaftlichen Exporte zusammengenommen gingen in die Bundesrepublik Deutschland. Dennoch ist hier ein Absinken zu verzeichnen. Vor einigen J a h r e n betrug d e r Anteil d e r israelischen Agrarexporte 20 % . Die Anteile a n d e r e r Länder wie Frankreich, England, Skandinavien u n d auch die USA sind in letzter Zeit gewachsen. 772

DieANUGA

1983

Der gesamte Agrarexport Israels beläuft sich auf eine Milliarde Dollar. Das bedeutet, daß Israel vom gesamten Export etwa 10 % erreicht. „Aber das gibt nicht das genaue Bild. Beim Agrarexport bleibt der größte Teil als Wertsteigerung im Lande, denn dabei wird die Sonne und das Wasser benutzt, um diesen Mehrwert zu erreichen, während in der Industrie in der Hauptsache Rohmaterialien importiert werden müssen, um die Werte zu schaffen. Gegenüber 80 % der Wertsteigerung bei der Landwirtschaft sind bei der Industrie beim Export fertiger Produkte nur etwa 50 % zu schaffen. Das ist ein besonderer Faktor unserer Landwirtschaft und Industrie."

DieANUGA

1983

26 Aussteller aus Israel, die etwa 50 Firmen vertreten, werden einen breiten Warenkorb verarbeiteter israelischer Landwirtschaftsprodukte vorstellen. Die Zeitschrift „Israels Außenhandel" hat den großen Querschnitt und damit die Bedeutung der ANUGA für die israelische Nahrungsmittelindustrie in ihrer September/Oktober-Ausgabe 1983 dargestellt. Dieser Artikel „Ein Querschnitt der israelischen Nahrungsmittelindustrie" soll hier wiedergegeben werden: „Mit einem repräsentativen Querschnitt ihrer reichhaltigen Warenpalette wird auch in diesem Jahr Israels Nahrungsmittelindustrie auf der ANUGA vertreten sein. Auf dem Gemeinschaftsstand werden nicht nur Zitrus- und Tomatenprodukte, Obst und Gemüse, tiefgefroren oder konserviert, angeboten, sondern auch Fleisch- und Geflügelprodukte, Weine und Spirituosen, Avocado-Dips und ein Mehl, das aus Baumwollsamen erzeugt wird und besonders nahrhaft ist, sowie eine Menge anderer Produkte, die nach den modernsten Methoden hergestellt werden, sind für die Industrie oder auch für den Endverbraucher erhältlich. Da sich Israels Nahrungsmittelindustrie auf die hochentwickelten Märkte spezialisiert hat, entsprechen die Erzeugnisse den höchsten Qualitätsanforderungen. Heute werden über 65 % der Exporte an verarbeiteten Lebensmitteln in die EG-Länder verkauft — die Ausfuhren nach den Vereinigten Staaten und Europa zusammengenommen betragen über 90 %. In jüngster Zeit beginnt auch der japanische Markt, sich für Israels Nahrungsmittelindustrie zu interessieren. Zitrusprodukte machen fast 50 % von Israels Überseeverkäufen aus. Diese Zahl ist bemerkenswert, da früher Zitrus das traditionelle, mit Israel identifizierte Ausfuhrprodukt war. Heute stellen verarbeitete Fleisch- und Geflügelprodukte, Süßigkeiten, Kekse, Weine, Speiseöle, Zusatzstoffe sowie tiefgefrorenes Obst und Gemüse die hauptsächlichen Ausfuhrerzeugnisse dar. Zu den Eigenarten der israelischen Nahrungsmittelindustrie gehört die enge Zusammenarbeit zwischen den Pflanzern und der Industrie, ferner die enge Verbindung der Industrie mit den Forschungsinstituten bei der Entwicklung von neuen Produkten, sowie hohe Qualitätsnormen, entsprechend den Marktanforderungen. Außerdem werden modernste Produktions- und Verpackungsmethoden offeriert, und ein Versandnetz, das pünktliche Lieferungen sicherstellt. 773

1983 — Landwirtschaft Die Wachstumsprognosen sind als vorsichtig optimistisch zu bezeichnen. Mit einer vergrößerten Angebotspalette und Produktionskapazität dürften sich israelische Qualitätserzeugnisse bei immer mehr Verbrauchern durchsetzen. Hierbei d ü r f t e n die Handelsabkommen von großer Wichtigkeit sein. Das im J a h r e 1975 mit der EG abgeschlossene Handelsabkommen hob die Importzölle auf Industriewaren aus Israel ab 1. Juli 1977 auf, während auch die Einfuhrzölle auf Landwirtschaftsprodukte um durchschnittlich 40 bis 50 % gesenkt wurden. Ferner hat Israel, im Rahmen des ,Generalized System of Preferences' (GSP) — Vorzugstarife, die dem Land von 10 anderen Staaten gewährt werden. Israel unterhält auch mit den USA ein umfassendes Handelsabkommen. Landwirtschaftliche Erzeugnisse und Nahrungsmittelprodukte erhalten Zollnachlässe bis zu 70 %, ein Resultat multilateraler Handelsabkommen. Auf der ANUGA wird dem deutschen wie auch dem internationalen Publikum die Gelegenheit geboten, einen Querschnitt der israelischen Nahrungsmittelindustrie kennenzulernen, sowie die Veränderungen und Neuerungen, die seit der letzten ANUGA eingeführt wurden."

Ein Interview mit Ignaz Kiechle über die Süderweiterung der Europäischen Gemeinschaft Seitdem die Europäische Gemeinschaft mit Spanien und Portugal über einen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft verhandelt, spielt Israel eine besondere Rolle in den Überlegungen, wie sich die neue Lage auf seine landwirtschaftlichen Produkte auswirken wird. Am 17. u n d 18. Oktober 1983 hat der Europäische Ministerrat der Landwirtschaftsminister über die Süderweiterung in Luxemburg getagt. Im Anschluß daran sprach ich mit dem Bundesminister f ü r Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, H e r r n Ignaz Kiechle. In der Folge das Interview, das ich aufzeichnete: Frage: Herr Minister Kiechle, die Südentwicklung der Europäischen Gemeinschaft ist ein besonders schwieriges Problem auch und gerade f ü r Israel und j e n e Staaten, die nicht direkt nach dem Vertrag zur Gemeinschaft gehören, sondern — ich möchte sagen —, locker angebunden sind mit Präferenzpreisen und allen möglichen anderen Dingen. Wie sehen Sie es gerade jetzt, nachdem der Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft Mitte Oktober in Luxemburg getagt hat, diese Einzelfragen? Antwort: Der Ministerrat hat dort im Grundsatz beschlossen, eine Besitzstandswahrung im Sinne der Mittelmeerprodukte, Obst, Gemüse und Olivenöl und damit auch die Südfrüchte f ü r die in der Gemeinschaft befindlichen Erzeugerländer eingeschlossen. Dies war eine Bedingung der Länder Frankreich, Italien und Griechenland, um die Verhandlungen über den Beitritt von Spanien und Portugal weiter f ü h r e n zu können. Nun sind in diesem Grundsatzbeschluß eben die be774

Ein Interview mit Ignaz Kiechle über die Süderweiterung der Europäischen Gemeinschaft kannten Präferenzen festgelegt, die hier in der Gemeinschaft produzierte Produkte haben. Insofern kann ich die Besorgnis Israels - im übrigen auch der Magrebstaaten, die hier ähnlich angeschlossen sind —, verstehen. Ich möchte aber hinzufügen: Unser Bestreben und unser Anliegen ist es — und das werden wir in die Verhandlungen, wenn es dann ins Detail geht, einbringen —, die guten Handelsbeziehungen, die wir z. B. mit Israel haben, durch den Beitritt Spaniens und Portugals im Grundsatz nicht zu gefährden. Frage: Was bedeutet das konkret: Im Grundsatz zu gefährden? Antwort: Das bedeutet: Wir hatten bisher mit Israel Vereinbarungen — die Israel übrigens sehr genau eingehalten hat —, dahingehend, daß bestimmte Produkte zu Zeiten in die Gemeinschaft, vor allem aber in die Bundesrepublik Deutschland geliefert wurden, zu denen sie in d e r Gemeinschaft selbst nicht produziert worden sind, also nicht reif gewesen sind - wenn ich z. B. an Apfelsinen, nur um ein Beispiel zu nennen —, denke. Die Israelis haben diese Vereinbarungen sehr genau eingehalten u n d haben damit unsere Märkte nicht gestört, sondern ergänzt. Nun haben Israel u n d die Magrebstaaten Angst bzw. Bedenken, beim Beitritt Spaniens könnte, das gilt auch für Portugal, eine Verschiebung der Ernte- und Reifezeiten entstehen, die ihnen das Ausfüllen der vorhandenen Märkte in diesem Zeitraum dann verwehren würde, weil ja Spanien sozusagen ein präferiertes Land wäre. Ich meine, daß da ein Weg gefunden werden kann, der auf der Basis dieser bisherigen Übereinkommen den Israelis weitgehend die bisherigen Liefermöglichkeiten beläßt. Deswegen habe ich vorher im Grundsatz gesagt, denn über die Details läßt sich erst reden, wenn die notwendigen Übergangsregelungen vorliegen, die im Zusammenhang mit den Beitrittsverhandlungen ja erst einmal konzipiert werden müssen. Frage: Und diese Übergangsregelungen, wie sehen Sie die f ü r die Magrebstaaten und für Israel? Antwort: Es wird — da bin ich Realist genug —, so sein, daß die beiden hinzukommenden Länder zusammen mit ebenfalls ähnlichen Früchten prodzierenden bisherigen Mitgliedstaaten eine Bevorzugung ihrer Produktion verlangen und, wo immer es geht — selbstverständlich uneingeschränkt. Andererseits gibt es Verbraucherländer, wie die Bundesrepublik Deutschland, die gute traditionelle Handelsbeziehungen zu Israel hat. Wir sind daran interessiert, daß diese Beziehungen nicht nachhaltig gestört werden oder gar abrupt abgebrochen werden. Ich denke hier, daß es Kompromisse geben wird hinsichtlich der Zeiten, in denen aus den Drittländern die ich eben nannte, - und insbesondere von Israel — beliefert werden könnten, vielleicht auch hinsichtlich d e r Qualitäten. Israel liefert in einem bestimmten Umfang bessere oder andere, sagen wir besser, andere Qualitäten und auch hinsichtlich der Liefermengen. Frage: Herr Minister, es geht ja nicht nur um Zitrusfrüchte, es geht ja auch um Avocados, Gemüse, Blumen und andere Dinge, die Israel zu großen Teil schon in den sogenannten „Gemüsebombern" in den Frachtflugzeugen, bis hier nach Köln bringt, u m sie dann weiter zu verteilen, auch Blumen gehören hierher. Wie sehen Sie diese Probleme?

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1983 - Landwirtschaft Antwort: Nun, das sind die zusätzlichen Früchte, Sie haben Avocados als Beispiel genannt. Ich denke, daß vielleicht auch Kiwi noch dazu kommen können. Da gilt das vorher Gesagte. Man muß sich so über eine Art von Selbstbeschränkungsabkommen über Mengen, über Preise, über die Zeiten der Lieferung einigen. Ich sehe hier keine, sagen wir einmal, grundsätzlichen Schwierigkeiten. Wir werden in diesem Fall, in diesen Fällen auch Israel und die bisherigen Handelsbeziehungen zu diesem Staat unterstützen. Aber was die Blumen anbetrifft, da kommt es zu zusätzlichen Schwierigkeiten. Hier ist j a schon ein alter Streit zwischen Italien, Holland andererseits entbrannt u n d wenn nun Spanien noch hinzukommt, das auch als Blumenproduzent in der Lage ist, aufzutreten, dann sehe ich da vielleicht zusätzliche Notwendigkeit, miteinander zu reden, auf uns zukommen. Frage: Ein Wort zu den Übergangsfristen. Wie wird das Ihrer Meinung nach aussehen? Antwort: Was die Beitrittsverhandlungen mit Spanien anbetrifft, werden in einigen Produktbereichen lange Übergangszeiten angestrebt. Der Rat hat das nicht präzisiert, er hat n u r gesagt, lange Übergangszeiten. Man ist sich intern darüber einig, daß man versuchen will, beispielsweise bei Olivenöl 10 J a h r e Übergangsfristen einzuführen. Es wird nicht bei allen Produkten die gleich lange Zeit sein, so daß also aus dieser Sicht genügend Zeit bleibt, wenn die Übergangsregelungen erst einmal im Entwurf und im Wortlaut vorliegen, in die Verhandlungen mit den beiden Beitrittsländern auch die Frage Aufrechterhaltung der Handelsbeziehungen mit Israel und den Mittelmeeranrainern anderer Art einzubauen. Frage: Herr Minister, die ANUGA hat gezeigt, daß Israel mit einer breiten Palette aus dem Bereich der Ernährungswirtschaft aufgetreten ist. Ich denke an Putenfleisch, ich denke an Probleme die vielleicht entstehen könnten, wenn aus den Verarbeitungsbetrieben, die Nudeln und Fertigsuppen und alles mögliche angeboten haben, neue Bestimmungen kommen. Wie sehen Sie hier Probleme auf die Europäische Gemeinschaft zukommen oder auf den gesamten Kreis der Anbieter? Antwort: Hier sehe ich offengestanden keine Probleme; weder auf die Europäische Gemeinschaft zukommen, noch auf Israel zukommen, hier wird Israel als Drittland klar behandelt, hier gibt es auch keine Präferenzen sondern Israel muß, sofern es sich um Abschöpfungsprodukte handelt, die Abschöpfung akzeptieren und wenn es dann konkurrenzfähig ist, neben USA oder anderen Anbieterländern innerhalb der Europäischen Gemeinschaft, dann können sie hier versuchen, unbeschränkt zu verkaufen. Frage: Im J a n u a r 1984 kommt wieder die „Grüne Woche" und Israel wird wieder dabei sein mit Frischprodukten. Wie sehen Sie gerade im Bereich der Staaten, die auf der „Grünen Woche" ausstellen, Israel? Antwort: Israel war uns immer ein willkommener Gast auf der „Grünen Woche" und so wird es auch bleiben.

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Studie zu den Bedingungen der israelischen iMndxvirtschaft von Arieh L. Szeski

Studie zu den Bedingungen der israelischen Landwirtschaft von Arieh L. Szeski 1. Umweltbedingungen Israel gehört klimatisch zu den halbtrockenen Zonen. Es liegt an der Grenze zwischen niederschlagsreichen Ländern der nördlichen Hemisphäre und den Dürreländern, die weiter südlich oder östlich liegen. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge variiert von Region zu Region, wobei von Norden nach Süden eine sinkende Tendenz festzustellen ist: 800 mm in Safed, 500 mm in Tel Aviv, 200 mm in Beer-Sheva und lediglich 30 mm in Eilat. Mehr als die Hälfte der Fläche Israels hat eine jährliche Niederschlagsmenge von weniger als 180 mm. Darüber hinaus schwanken die Niederschläge von J a h r zu Jahr erheblich. Sie bewegen sich von 25 % des langfristigen Durchschnittswertes in trockenen Jahren bis zu 160 % in besonders niederschlagsreichen Jahren. Israels Wassersystem kann also folgendermaßen charakterisiert werden: 1. Regen fällt nur im Winter. 2. Die meisten Wasserquellen befinden sich in den nördlichen und den zentralen Regionen des Landes. 3. Die meisten Wasserquellen sind niedrig gelegen, wodurch ein Hinaufpumpen des Wassers erforderlich wird. Zu den Wasserquellen, deren Wiederauffüllung von Regenfällen abhängt, gehören Grundwasser, Quellen und Flüsse. Dabei ist die Niederschlagsmenge in Israel verhältnismäßig gering, während die Verdunstung hoch ist, so daß von den Niederschlägen nur begrenzte Mengen für die tatsächliche Nutzung verbleiben. Das Regenwasser fließt zum Meer oder in andere große Wassereinzugsgebiete (die Jordansenke, das Tote Meer), sickert in den Boden ein oder kehrt durch Verdunstung, sei es aus erodiertem Boden, sei es aus Pflanzen, in die Atmosphäre zurück. Das Wasser, das in den Untergrund einsickert, bereichert direkt die Vorräte von Irrigations (Berieselungs)wasser, das aus fließenden Gewässern wie aus verschiedenen Wasserreservoiren gepumpt wird. Das Wasser, das in den Boden einsickert, ist in Israel auf drei verschiedenen Ebenen zu finden. Die erste ist seicht. Vor der Mechanisierung wurde das Wasser aus dieser Ebene in Meeresnähe mittels Wasserpumpen aus einer Tiefe von nur vier bis sechs Metern an die Oberfläche befördert. Die zweite Ebene liegt in einer Tiefe von 20 bis 40 Metern. Das Wasser wird mit motorgetriebenen Pumpen mit einer Kapazität von 20 bis 250 m 3 in der Stunde nach oben befördert und diente ursprünglich fast ausschließlich der Bewässerung einzelner Obstgärten. Aus der dritten Ebene wird das Wasser aus tiefen Brunnen mit einer durchschnittlichen Stundenleistung von 200 bis 1000 m 3 pro Stunde gepumpt. Als der Staat Israel im Jahre 1948 gegründet wurde, schätzte man seine jährliche Wasserförderungskapazität unter Zuhilfenahme konventioneller Mittel auf 777

1983 — Landwirtschaft

3 Milliarden m3. Gemeint ist damit diejenige Wassermenge, die jedes Jahr verwendet werden kann, ohne zukünftige Wasserquellen zu erschöpfen. Dieses Potential wird heute mit etwa 1,5 Milliarden m 3 jährlich veranschlagt — dem Durchschnittswert der Auffüllung der Wasserquellen in Israel in den vergangenen 30 Jahren, plus oder minus 400 Millionen m 3 (ca. 25 %) in trockenen Jahren und 2,4 Milliarden m 3 (etwa 160 %) in regenreichen Jahren. Einen anderen Hinweis auf Israels ernste Probleme seines Wasserpotentials liefert die folgende Berechnung: In einem durchschnittlichen Jahr fallen ca. 5 Milliarden m 3 Regen. Davon gehen rund 3,5 Milliarden durch unwiederbringliches Versickern (ein Teil davon verdunstet) verloren und nur 1,5 Milliarden erreichen — wie gesagt — das Wasserreservoir des Landes. Dabei führen die starken Schwankungen der jährlichen Niederschläge natürlich zu entsprechenden Schwankungen der Zuflußmengen zum Gesamtreservoir. 2. Historischer

Hintergrund

Die Geschichte der Landwirtschaft in Israel - Kulturen, Anbauflächen und landwirtschaftliche Technik — beweist deutlich die Tatsache, daß der Wert der physischen Ressourcen vom Stand des Fachwissens der Landwirte abhängt und von deren Fähigkeit, dies anzuwenden. Eine historische Übersicht der landwirtschaftlichen Nutzflächen zeigt tiefgreifende, meist positive Veränderungen. Sie beinhalten die folgenden Schritte: a) Die Urbarmachung großer Flächen in Bergregionen, einschließlich des Terrassenanbaus, hauptsächlich für nicht bewässerte Feldfrüchte; b) Bodennutzung — im Negev für hochentwickelten Anbau auf der Grundlage alter, nabatäischer Tradition; c) Die Aufbereitung des Flachlands in der Küstenebene und der kleinen Täler im Landesinnern; ihre Befreiung von Malaria (die dortige Bekämpfung von Malaria) und deren Umwandlung in die wichtigste landwirtschaftliche Region des Landes. e) In einem späteren Stadium die Nutzung der halbtrockenen Sandböden der südlichen Region (Negev) infolge der interregionalen Wasserzufuhr durch die Nationale Wasserleitung, die die grundlegendste Revolution in der israelischen Landwirtschaft mit sich brachte, indem sie sie von der direkten Abhängigkeit von Regen befreite. Die geschickte Nutzung des Klimas als eine Ressource ließ im Negev und in der Arava (über .50 % des Gesamtgebietes von Israel) eine hochentwickelte Landwirtschaft entstehen, in Gebieten, die bis zu den 50er Jahren als für die Landwirtschaft ungeeignet angesehen wurden. Die Veränderungen in der Landnutzung in Israel bringen die Änderungen der Prioritätenskala der nationalen Ressourcen und Produktionsfaktoren, wie sie von der landwirtschaftlichen Bevölkerung gesehen wurden, zum Ausdruck. Für die Generationen von Landwirten, die Terrassen in den Bergen angelegt hatten, war 778

Studie zu den Bedingungen der israelischen Landwirtschaft von Arieh L. Szeski

die Hauptüberlegung vermutlich der Sicherheitsfaktor gewesen. Die beschwerliche Bearbeitung kleiner Terrassen wirkte sich trotz der umfangreichen manuellen Arbeit nicht abschreckend aus. Darüber hinaus wurde — wenigstens teilweise - die Urbarmachung und Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Selbstversorgung praktiziert, worin sich die Bevorzugung der nabatäischen Landwirte im Negev ausdrückt. Eine solche Prioritätenskala wurde — soweit eine Siedlung im Negev betroffen war — als angemessen empfunden, obwohl die Landwirtschaft in einem solchen Fall sicherlich nur ein kleiner Teil der Gesamtbetätigung war. Was die traditionelle Landwirtschaft des vergangenen Jahrhunderts anbelangt, kam dem Boden und seiner Nutzung die höchste Bedeutung zu. Die Beschaffung von Wasser und Kapital lag außerhalb der Möglichkeiten des Landwirtes. Schwere Böden wurden bevorzugt und galten leichten Böden als überlegen, weil sie das Regenwasser für längere Zeit aufnahmen und sie auch reicher an Mineralien waren. Im zwanzigsten Jahrhundert erlangten Wasser, Kapital und Fachwissen den höchsten Stellenwert für die landwirtschaftliche Entwicklung. Der Einfluß des landwirtschafts-technischen Wissens führte folgerichtig zur Einführung neuer Arbeitsmethoden oder Feldfruchtsorten, wodurch die starre Tradition, die vom Vater auf den Sohn übergegangen war, abgelöst wurde. Das Wasser erlangte einen noch höheren Stellenwert, nachdem die Nationale Wasserleitung fertiggestellt worden war. Von zweithöchster Bedeutung war eine hochentwickelte landwirtschaftliche Technologie - bei den Anbaumethoden, chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, die erhebliche Kapitalinvestitionen erforderlich machen. Diese Entwicklung wurde durch eine modern orientierte und intelligente landwirtschaftliche Bevölkerung ermöglicht, brachte eine erhebliche Verteuerung der Arbeitskraft mit sich, führte daher zum vorrangigen Einsatz von Anbaumethoden, die nur wenig arbeits-, allerdings infolge der fortgeschrittenen Mechanisierung, kapitalintensiv sind. 3. Entwicklung der Siedlungen

Die ersten Dörfer, die seit Beginn der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts von jüdischen Siedlern gegründet wurden, die „Moschawot", basierten auf dem Familienbetrieb unter Hinzuziehung von Lohnarbeit. In dieser Beziehung unterschieden sie sich kaum von einem normalen Dorftyp in vielen anderen Ländern. Die Gründung von Dörfern auf einer neuen kooperativen Grundlage begann mit dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts, als Siedler kamen, erfüllt von dem Ideal, das Land in Palästina aus eigener Kraft zu bearbeiten. Diese Siedler entwikkelten eine ausgedehnte Genossenschaftsbewegung, die kraft ihrer Erfolge und ihres besonderen Charakters einen beachtlichen Beitrag zur Förderung der genossenschaftlichen Grundsätze/Prinzipien in der ganzen Welt geleistet hat. Heutzutage ist die Landwirtschaft in Israel überwiegend kooperativer Natur). Über 80 % der landwirtschaftlichen Erzeugnisse kommen aus genossen779

1983 — Landwirtschaft

schaftlichen Siedlungen, die sich voneinander durch ihre gesellschaftliche Haltung und ideologische Einstellung unterscheiden. Beides, der „Kibbuz" und der „Moschaw" sind kooperative Gemeinschaften, obgleich mit unterschiedlichem/ungleichem/ungewöhnlichem Charakter. Im Kibbuz hat die Zusammenarbeit radikale kollektivistische Formen angenommen, wie das völlige Fehlen (Nichtvorhandensein) von Privateigentum und die absolute Gleichberechtigung aller Mitglieder. Im Moschaw gelten die kooperativen Grundsätze nur für bestimmte Bereiche, wie dem Absatz der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, dem Einkauf von Produktionsgütern/Beständen und Ausrüstungen, der Bereitstellung von Krediten, dem Einsatz schwerer Landwirtschaftsmaschinen, usw. Die Verteilung von Gewinnen, wie sie in anderen Kooperativen üblich ist, findet weder im Kibbuz noch im Moschaw statt. Gemeinsam sind dem Kibbuz und dem Moschaw folgende wirtschaftliche und gesellschaftliche Grundsätze: a) Besiedlung von Boden, der sich in Nationalbesitz befindet b) Eigenarbeit der Siedler, um jede Möglichkeit der Ausbeutung von Lohnarbeitskräften zu vermeiden c) Wechselseitige Hilfe d) Kooperativer Ein- und Verkauf Die Unterschiede zwischen Kibbuz und Moschaw sind grundlegend (wesentlich). Der Kibbuz glaubt (hält fest an dem Prinzip des...) an das Gemeinschaftseigentum aller Produktionsmittel und Konsumgüter und dringt auf völlige Gleichheit der Rechte und Pflichten all seiner Mitglieder. Im Moschaw dagegen bebaut jeder Siedler den größten Teil seiner Landes als Einzelner, auf seine eigene Rechnung und Verantwortung. Ein neuer Typ des Moschaw ist entstanden: Der „Moschaw Schitufi", in dem die meisten Bereiche der Bewirtschaftung auf kollektiver Grundlage betrieben werden, jedoch der Verbrauch/Konsum individuell ist. Jede Familie bereitet ihr Essen selbst zu und nimmt die Mahlzeiten zu Hause ein und nicht in einem gemeinsamen Speisesaal wie im Kibbuz. Im Frühstadium des Moschaw Schitufi gab es in den einzelnen Siedlungen dieses Typs unterschiedliche Grade des Kollektivismus.

780

Studie zu den Bedingungen der israelischen Landwirtschaft von Arieh L. Szeski Anzahl der Siedlungen und der Landbevölkerung in Israel 1949—1982 zahlen in Tausend) 1949

1951

1960

(Bevölkerungs-

1970

1982

SiedBevöl- SiedBevöl- SiedBevöl- SiedBevöl SiedBevöllungen kerung lungen kerung lungen kerung lungen kerung lungen kerung Insgesamt Kooperativer Bereich -Kibbuz — Moschaw - Moschaw Schitufi

558

707

439

827

501

806

524

964

538

393 211 157

112 64 45

478 217 233

158 68 86

595 229 347

197 78 115

602 229 347

214 85 123

710 264 405

270 116 145

25

3

28

4

19

4

26

6

41

9

229

281

232

304

204

310

254

127

153

128

125

105

58

161

60

102

128

104

179

99

208

93

208

Privatsektor 165 - J ü d i s c h e Landsiedlungen 63 - Nichtjüdische Landsiedlungen 102

50

268

Quelle: Zentralamt für Statistik, Jerusalem

Aus den Zahlen der obigen Tabelle ergibt sich, daß 73,7 % der ländlichen Siedlungen und 50,2 % der Landbevölkerung dem kooperativen Bereich angehören. Während der Masseneinwanderung in den Jahren 1949 bis 1951 hatte insbesondere die Moschaw-Bevölkerung ein rapides Wachstum zu verzeichnen. In dieser Zeit wurden 76 neue Moschawim gegründet (ein Anstieg von 48 %), die Moschaw-Bevölkerung wuchs um fast das Doppelte. Die Änderung der Siedlungsform kommt auch in der durchschnittlichen Betriebsgröße zum Ausdruck. Durchschnittliche Betriebsgröße nach Siedlungsform, Siedlungsform

Insgesamt Jüdische Landwirtschaftsbetriebe - Kibbuz und Moschaw Schitufi - Familienbetriebe (Moschaw) -Andere Betriebe Nichtjüdische Landwirtschaftsbetriebe

1981

Landwirtschaftliche Nutzfläche in Dunam ( 1 0 Dunam = 1 ha) 108,1 123,9 5 452,5 58,7 80,0 55,2

Quelle: Landwirtschaftliche und ländliche Zählung 1981, Nr. I Dezember 1983,

C.B.S.

Die Entwicklung der ländlichen Siedlungen in Israel war durch mehrere interessante Tendenzen gekennzeichnet: 1. ein beschleunigtes Wachstum der landwirtschaftlichen Erzeugung bei gleichzeitigem Erreichen von Produktivitätsraten, die zu den höchsten der Welt gehören. 781

1983 — Landwirtschaft 2. Ein Wachstum der Beschäftigungsmöglichkeiten im ländlichen Bereich, an dem die Industrialisierung einen entscheidenden Anteil hat. Der Kibbuz führt den Industrialisierungstrend im ländlichen Bereich an und in den letzten Jahren hat die Industrie einen der Landwirtschaft ebenbürtigen Anteil am Gesamteinkommen der Kibbuzim erreicht. Abb. 1 Total der ländlichen Beschäftigung = 100 %

Dienstleistungen

28

Industrie

Landwirtschaft

1948

61

66

76

82

Die größte Veränderung in der Beschäftigungsstruktur in den ländlichen Regionen Israels besteht im erheblichen Anstieg der nichtlandwirtschaftlichen Beschäftigung, die sich von 46 % im Jahre 1948 auf 82 % im Jahre 1982 erhöht hat. 4. Produktionsfaktoren und Produktivität Da Wasser unter den klimatischen Bedingungen Israels ein Hauptfaktor f ü r intensive Agrarproduktion ist, ist es das Wasser, welches den Umfang der landwirtschaftlichen Nutzung des Bodens bestimmt. Die beiden Naturressourcen, Land und Wasser, haben sich seit der Staatsgründung wie folgt entwickelt: Abb. 2

782

Studie zu den Bedingungen

A b b .

3

der israelischen Landwirtschaft

von Arieh L. Szeski

Wasserverbrauch in Millionen m 3



U

257

1950

60

U 70

L 82

Der Wasserengpaß machte eine h o h e Kapitalinvestition bei d e r landwirtschaftlichen Erzeugung zu einer Notwendigkeit. Das f ü h r t e zu erheblichen Investitionen in fortschrittliche Technologie. Zugleich setzte sich der Rückgang d e r Beschäftigtenzahl in d e r Landwirtschaft fort —eine Entwicklung, wie sie in allen entwickelten Ländern üblich ist. Struktur der Arbeitskraft in der Landwirtschaft, 1950—1982 (in Tausend) Gesamtbeschäftigung -Landwirte — Abhängig Beschäftigte

1950

1960

1970

1980

1982

72,9 45,6 27,3

121,4 75,4 46,0

89,8 58,5 31,3

87,5 55,9 31,6

82,7 52,4 30,3

Quelle: Zentralamt für Statistik

Seit 1960 ist die Zahl d e r in d e r Landwirtschaft Beschäftigten um 38,7 Tausend (oder 32 %) zurückgegangen. Der Anteil der Landwirtschaft an d e r Gesamtbeschäftigung in d e r israelischen Volkswirtschaft fiel von 17,3 % im J a h r e 1950auf 6,0 % 1982. Diese Entwicklung stützte sich auf eine Produktionssteigerung d u r c h umfangreiche Investitionen in die I n f r a s t r u k t u r (Bodenaufbereitung, Wasserwerke u n d Wasserleitungssysteme), Mechanisierung, Bepflanzung u n d in die gesamte Verarbeitung d e r U r p r o d u k t e . Der Anstieg des in die Landwirtschaft investierten Kapitals erklärt zum größten Teil d e n Produktivitätsanstieg. Die Steigerung d e r landwirtschaftlichen Produktivität ist nicht allein auf den effizienten Einsatz d e r Produktionsfaktoren Boden, Kapital u n d Arbeitskraft sowie zusätzlich von Wasser u n d Düngemitteln z u r ü c k z u f ü h r e n , sondern auch auf andere, schwer zu bestimmende Faktoren der Gesamtproduktion, hauptsächlich Forschung, Fortbildungs- und Beratungsdienste sowie Organisation (vorwiegend a u f g r u n d des kooperativen A u f b a u s der landwirtschaftlichen Produktion). 5. Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion In d e r Zeit nach d e r Staatsgründung hat sich die Struktur d e r landwirtschaftlichen Produktion erheblich verändert. Kulturen, die von den Umweltbedingungen h e r einen klaren Vorteil haben, bildeten den Hauptbestandteil der landwirtschaftlichen Erzeugung. 783

1983 — Landwirtschaft Struktur der landwirtschaftlichen Produktionszweige (Gesamtproduktionswert = 100 %) 1949

1960

1970

1982

Kulturen, insgesamt Feldfrüchte Gemüse, Kartoffeln, Melonen Zitrusfrüchte anderes Obst verschiedenes

51 13 13 16 7 2

51 16 9 15 10 1

57 14 12 19 10 2

63 24 9 12 14 4

Viehzucht und tierische Produkte, insgesamt Fleischproduktion Milch Eier u n d Küken (Zuchtküken) Fisch verschiedenes

49 11 16 16 4 2

49 20 11 13 2 3

43 20 11 9 2 1

37 17 10 7 2 1

Quelle: Zentralami f ü r Statistik

Die Errungenschaften der israelischen Landwirtschaft werden deutlich (sichtbar) anhand des realen Wachstums der landwirtschaftlichen Produktion in den Jahren von 1949 bis 1982, einer Periode von 33 Jahren mit einem Anstieg (Wachstum) um das 15,6fache. Dieses eindrucksvolle Wachstum/Anwachsen/Anstieg kann man aus den folgenden Zahlen zweifellos ersehen: Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion 1949-1982 wenn nicht anders vermerkt) 1949 Getreide und Hülsenfrüchte (zur Kornproduktion) davon: Weizen Anbau zur Weiterverarbeitung davon: Baumwollfasern Erdnüsse

1960

(in Tausend Tonnen, 1970

1982

54,9

96,3

162,6

203,2

21,1

41,3

125,0

147,0

10,7 17,0

35,3 18,7

87,4 25,9

740,9

1 095,4

-

0,3

Gemüse, Kartoffeln und Melonen davon: Kartoffeln

119,0 26,0

81,8

137,1

206,7

Zitrusfrüchte

272,7

609,6

1 261,9

1 803,9

39,2

145,6

289,0

465,9

61,8 24,7 4,1 152,8

117,2 43,6 40,1

7,5

23,2 31,1 0,2 81,4

287,8

5,0 2,0

45,7 25,1

101,7 35,6

228,8 37,7

Anderes Obst davon: Äpfel Tafeltrauben Avocados Fleischproduktion davon: Geflügel Rindfleisch Kuhmilch (Millionen Liter) Eier (Millionen Stück) Fisch Quelle: Zentralamt für Statistik

784

-

10,6 -

78,8

430,0

277,3

440,5

726,4

231,6

1 108,1

1 1932

1 547,7

3,5

13,9

21,8

24,3

Studie zu den Bedingungen der israelischen Landwirtschaft von Arieh L. Szeski Die Entwicklung der Produktion drückt sich auch in dem sehr hohen Selbstversorgungsgrad aus, der 92 % erreicht. Abb. 4 Selbstversorgung (in Prozent) 1982



Obst (außer Zitrusfrüchte) Gemüse

105 3

Kartoffeln

166.1

Melonen Weizen

c u

Eßbare Trockenhülsenfrüchte

I

Rindlleisch

I

i7.6 I 20.3 I 29.4

Geflügelfleisch Z J 103.7

Eier

Quelle: Abteilung für Wirtschaftsübersicht und Beratung, Ministerium für Landwirtschaft

Andererseits ist Israel — hauptsächlich aufgrund der Wasserknappheit — abhängig von einer erheblichen Einfuhr von Getreide, Ölpflanzen, Zucker und Rindfleisch. 6. Vertrieb/Verkauf und Versorgung Unbestritten das (wichtigste Haupt-)Merkmal/Kennzeichen der israelischen Landwirtschaft ist das Wachstum des Agrarexports, bei frischen Produkten wie bei verarbeiteten. 902

Abb

5

TOTAL

Agrarexport in Millionen $, fob

Verarbeitete Produkte

Andere frische 367 landwirtschaftliche Produkte

186 Zitrusfrüchte 1950

55

60

65

70

75

80

82

Quelle: Zentralamt für Statistik und Außenhandelszentrum des Ministeriums für Landwirtschaft

785

1983 — Landwirtschaft Israels Export landwirtschaftlicher Frischprodukte wird durch folgendes gekennzeichnet: 1. Produktionsveränderung indem der Zitrusexport von 95,6 % im Jahre 1950 auf 42,3 % im J a h r e 1980 zurückging. 2. Der Anteil des Exports landwirtschaftlicher Frischprodukte der landwirtschaftlichen Gesamterzeugung stieg von 18 % im J a h r e 1962 auf 31 % in 1982 wie folgt: Landwirtschaftliche Produktion nach Verwendungszweck (Wert der landwirtschaftlichen Erzeugung = 1 0 0 %) Abb. 6

18 22

60

1962

26 25

49

72

31

29

40 82

Quelle: Zentralamt für Statistik

3. Innerhalb des erfaßten Zeitraums stieg der Export verarbeiteter landwirtschaftlicher Produkte noch stärker — um das 37fache. 4. Ungeachtet dessen muß bemerkt werden, daß sich der Gesamtexport Israels schneller als die landwirtschaftliche Ausfuhr entwickelt hat, vor allem als Folge der beschleunigten industriellen Entwicklung während des letzten Jahrzehnts. Infolgedessen ging der Anteil der landwirtschaftlichen Frischprodukte am israelischen Gesamtexport von 40 % im Jahre 1950 auf 11,6 % in 1980 zurück. Den Umfang der Ausfuhr landwirtschaftlicher Frischprodukte kann man aus der folgenden Übersicht ersehen: 786

Studie zu den Bedingungen der israelischen Landwirtschaft von Arieh L. Szeski Export frischer landwirtschaftlicher Produkte in Prozent der Gesamtproduktion,

1982

Abb. 7 J 42

Zitrusfrüchte

II 80

Avocado Tomaten

• 6 H

Melonen Kartoffeln Erdbeeren

38

115

H

39

J 88

Blumen 1 82

Baumwollfasern Erdnüsse

J 65

Quelle: Zentralamt für Statistik

Die israelischen Einfuhren bestehen aus zwei Hauptgruppen: Produkte, die in Israel - allerdings nur unrentabel — erzeugt werden können, und solche, die in Israel überhaupt nicht gedeihen wie Reis, Tee, Kaffee usw. Import landwirtschaftlicher Produkte, 1982 (in Millionen ! Abb. 8

Gesamt Getreide (zur menschlichen Ernährung und Viehzucht) Fleisch Zucker Kaffee, Tee, Kakao Fisch

682 336 103

80 63 22

Q u e l l e : Zentralamt f ü r Statistik

Anhand der Daten der Aus- und Einfuhren ist es möglich, die Außenhandelsbilanz des landwirtschaftlichen Sektors zu beurteilen: 787

1983 — Landwirtschaft Landwirtschaftliche Außenhandelsbilanz 1970—1982 (Millionen Dollar, Preise von 1982) 1970

Total Frischprodukte, insgesamt Feldprodukte und Saatgut Gemüse, Kartoffeln und Melonen Blumen Zitrusfrüchte Anderes Obst Geflügel Andere tierische Produkte Holz Verarbeitete Produkte, insgesamt Fleisch u. Fisch Obst u.Gemüse Speiseöle Zucker Verschiedenes davon: Milchprodukte Getreideprodukte Schokolade und Süßwaren

1982

Ausfuhr

Einfuhr

Überschuß (+) Ausod. Defizit (-) fuhr

Einfuhr

355

366

-

237

241

31

214

14 12 157 13 7

1 3

3



2 0,2

11

902

969

-

67

4

553

559

-

6

183

135

489

-

354

+ 13 + 9 + 157 + 11 + 7

65 89 186 62 11

3 2

-

1 20

+ -

2 20

125 57 6 16 18

+

7 53 71

-

18

28

-

-

7 1

2

5

-

118 4 77 16 -

21 -

Überschuß (+) od. Defizit (-)

5 -

17 2

+ 62 + 87 + 186 + 45 + 9

20 26

-

-

15 26

-

410 135 25 14 74

61 98 + 190 + 7 74

7

76

162

-

86

-

7 1

2 8

14 39

-

12 31

-

3

10

19

-

9

-

349 37 215 21

Quelle: Zentralamt für Statistik

Der Exportwert basiert auf dem Verkaufspreis u n d schließt Inlandsfrachtkosten, Versicherung und andere Gebühren bis zum Hafen ein. Der Importwert, im allgemeinen definiert als der Marktwert im Ausland, schließt Zölle, See- oder Luftfracht sowie Versicherung nicht ein. Der landwirtschaftliche Außenhandel hat sich innerhalb von 12 Jahren (1970-1982) fast verdreifacht. Es gab insbesondere eine bezeichnende Veränder u n g im Export und Import verarbeiteter Produkte, die auf veränderte Konsumgewohnheiten der israelischen Bevölkerung hinweist. Infolge dieser Entwicklungen stieg auch das Defizit der Handelsbilanz der verarbeiteten landwirtschaftlichen Produkte. Andererseits hat sich der Handel mit Frischprodukten nicht wesentlich verändert. Tatsächlich ist der landwirtschaftliche Außenhandel mehr oder weniger ausgewogen. In dieser Hinsicht ist die Landwirtschaft ein unerreichter Zweig der israelischen Wirtschaft (den Fremdenverkehr ausgenommen), in dem die Importe in etwa durch die Exporte gedeckt sind.

788

Studie zu den Bedingungen der israelischen Landwirtschaft von Arieh L. Szeski 7. Erträge Der schnelle Anstieg landwirtschaftlicher Produktivität in Israel rührt her von technologischem Fortschritt in Verbindung mit Forschungserfolgen und der hohen Leistungsfähigkeit der israelischen Landwirte. Ein Kennzeichen dieser Entwicklung ist der Anstieg der Ernteerträge: Durchschnittliche Ernteerträge{\]\xa) 1965,1983

Abb. 9

Tomaten Zwiebeln Äpfel Bananen Avocados Shamouti Apfelsinen Pampelmusen Baumwolle (bewässert) Weizen (unbewässeft)

• 1.3

D

'- 6 01.5 D2 4 -

Q u e l l e : Z e n t r a l a m t f ü r Statistik u n d A b t e i l u n g f ü r G e s a m t p l a n u n g , M i n i s t e r i u m f ü r L a n d w i r t schaft

Durchschnittliche Erträge der Viehzucht Abb. 10 Milch (Liter pro Kuh und Jahr)

Tafeleier (Stück pro Henne und Jahr)

Geflügelfleisch (Ertrag pro Küken, kg)

1966 1983

4.786 7.200

66 83

66 83

789

1983 — Landwirtschaft

Der Ertragszuwachs ist ohne jeden Zweifel beeindruckend. Während der 17 erfaßten J a h r e stiegen die Erträge bei Tomaten um 81,8 %, bei Kartoffeln um 63,3 %, bei Pampelmusen um 51,4 %, bei Äpfeln u m 18,9 % und um 56,9 % bei Weizen. Gleichzeitig erhöhten sich auch die Erträge der tierischen Produktion beträchtlich. Der Milchertrag pro Kuh stieg um 44,2 %, die Zahl der Tafeleier um 48 % und die Hähnchenfleischproduktion um 29,5 % pro Tier. 8. Nichtlandwirtschaftliche

Tätigkeiten auf dem Lande

Das neue Modell einer ländlichen Gemeinde, das zur Zeit in Israel entsteht, muß zwei Hauptforderungen gerecht werden: a. Weiterentwicklung der Landwirtschaft nur um Rahmen bestehender und zukünftig zu erwartender Beschränkungen von Produktionsfaktoren und Nachfrage - im Inland wie im Ausland — sowie b. Umwandlung des Dorfes in eine vielgestaltige Produktionseinheit, ähnlich der städtischen Wirtschaft. Natürlich läßt die gegenwärtige Situation des Dorfes die Entwicklung aller Zweige der Volkswirtschaft nicht zu, aber die Verschiedenartigkeiten/Veränderungen werden den Einwohnern einen Lebensstandard ermöglichen, der mindestens so hoch wie in den Städten ist, und f ü r die Zukunft Aussichten schafft, eine Landflucht der Dorfbewohner zu verhindern. Das entstehende Modell, das nun Form annimmt im israelischen Dorf, basiert auf der Findung origineller Lösungen dieser Probleme. Einerseits gibt es einen deutlichen Trend zur Industrialisierung der Landwirtschaft, der sich in der steigenden Kapitalintensität dieses Sektors ausdrückt. Andererseits ist ein zunehmender Einbruch einfacher Industrie(betriebe) in Dörfer der ländlichen Regionen zu verzeichnen. Der Anteil der in der Industrie Tätigen in den Kibbuzim ist höher als in den anderen Siedlungsformen. Zugleich stellen die Kibbuzim rund 40 % der gesamten landwirtschaftlichen Erzeugung Israels her. Integrationsentwicklungen finden im ländlichen Bereich auf zwei Ebenen statt: Zum einen handelt es sich um die Integration von landwirtschaftlichen und nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten innerhalb ein- und derselben Siedlung, an deren Ende die Entstehung eines ökonomischen Mikroaggregats steht. Zum anderen vollziehen sich Integrationsschritte auch über die Ebene der Einzelsiedlung hinaus. Dabei werden ländliche Regionalbetriebe unter Beteiligung mehrerer Kibbuzim oder Kibbuzim und Moschawim geschaffen. Von diesen Regionalbetrieben gibt es zur Zeit vier Haupttypen, deren Erfolge den Charakter der ländlichen Aggregate in der Zukunft bestimmen werden: 1. Verarbeitungsbetriebe f ü r landwirtschaftliche Urerzeugnisse wie die Fleisch sowie die Obst und Gemüse verarbeitende Industrie. 2. Regionale Dienstleistungsbetriebe im gemeinsamen Besitz mehrerer Firmen, 790

Studie zu den Bedingungen der israelischen Landwirtschaft von Arieh L. Szeski

die sich mit dem Betrieb und der Wartung landwirtschaftlicher Maschinen und Ausrüstungen befassen. Zu dieser Kategorie gehören auch regionale KfzWerkstätten und Betriebszentren für schwere Ausrüstung. Die voranschreitende Mechanisierung und Automatisierung der Landwirtschaft wird der Entwicklung dieser Unternehmen zusätzlichen Auftrieb geben. 3. Regionalunternehmen für Dienstleistungen an die einzelnen Siedlungen. Diese Kategorie umfaßt Betriebe wie Wasserwerke, Einkaufsorganisationen, Transportunternehmen, Großwäschereien u. dgl. 4. Fortschritte gibt es bei der Schaffung von Gemeinschaftsprojekten für bestimmte Zwecke, wie gemeinschaftliche Fischereibetriebe oder Obsthaine auf regionaler Basis. Die Regionalstruktur der ländlichen Wirtschaft — und man darf annehmen, daß sie sich im Laufe der Zeit weiter kristallisieren wird — ermöglicht eine größere Auswahl von Beschäftigungsarten ebenso wie eine stärkere Kombination verschiedener Berufseinsätze. 9. Flankierende

Dienstleistungen

Die flankierenden Dienstleistungen sind vor allem Ausbildung und Berufsschulung auf der einen sowie landwirtschaftliche Forschung auf der anderen Seite. 9.1 Ausbildung und

Berufsschulung

Nach der Gründung des Staates Israel am 15. Mai 1948 kam es zu massiven Einwanderungswellen. Die Folge war die dringende Notwendigkeit, den Einwanderern Behausung und Arbeit in verschiedenen Siedlungen zu bieten. Die wenigen Ausbilder im Land wirtschaftsbereich, über die Israel damals verfügte, sahen sich gewaltigen Problemen gegenüber. Die meisten der Neueinwanderer kamen in die Siedlungen direkt aus den Ankunftshäfen. Unter ihnen waren Flüchtlinge aus Europa im Zustand von Schock und Erschöpfung. Eine andere Gruppe waren Einwandererfamilien aus orientalischen Ländern, die durch einen vom europäischen völlig verschiedenen Hintergrund gekennzeichnet waren und über keinerlei Landwirtschaftskenntnisse oder Erfahrungen in physischer Arbeit verfügten. Somit mußten die Ausbilder nicht nur rein landwirtschaftliche, sondern auch zahlreiche soziale Probleme bewältigen, die sich aus den bisherigen Lebensgewohnheiten und Lebenswegen der Einwanderer ergaben. Den Einwanderern mußte viel Grundsätzliches erklärt werden: Daß körperliche Arbeit keine Schande ist, daß man sich von der Landwirtschaft angemessen und in Ehren ernähren kann, daß der Vertrieb der landwirtschaftlichen Erzeugnisse gemeinschaftlich gestaltet werden soll, daß Kinder zum Schulbesuch verpflichtet sind und deshalb nicht zur Feldarbeit herangezogen werden dürfen. Die Siedlungsabteilung der Jewish Agency konzentrierte all ihre Anstrengungen auf die neuen Siedlungen, vor allem Moschawim, die nach 1948 gegründet 791

1983 — Landwirtschaft

worden waren. Die Abteilung selbst wurde neu organisiert; ein Zentrum f ü r die Planung neuer Siedlungen wurde ebenso ins Leben gerufen wie ein Zentralstab höchstqualifizierter Landwirtschaftsfachleute, denen die Betreuung und Führung von Ausbildern auf der Regionalebene oblag. Die Regionalausbilder wurden wiederum mit d e r Leitung der Ausbildungsmitarbeiter in den einzelnen Siedlungen betraut. Eine der wichtigsten Aufgaben war die Hebung des Ausbildungsniveaus. Dorfausbilder in den Moschawim wurden in Sonderkursen mit den neuesten Innovationen der landwirtschaftlichen Technologie, insbesondere mit d e r Entwicklung von bewässerten Kulturen wie Gemüse, Baumwolle und Tabak, vertraut gemacht. Kurse wurden auch f ü r den Bereich der Haushaltswirtschaft durchgeführt. In dem Maße, in dem die Zahl der landwirtschaftlichen Ausbilder stieg, wurde es auch notwendig, sie in neuartigen Lehr- u n d Vorführungsmethoden zu unterweisen. Die Chefberater auf der Zentralebene und die Regionalkoordinatoren gingen auch zu einer verbesserten Planung der Ausbildungsaktivitäten über. Dabei wurden Maßnahmen wie Vor-Ort-Vorführungen von neuen Methoden der Feldbestellung oder der Bewässerung, Wettbewerbe, Film- und Diavorträge ergriffen. Zur Zeit wird das Gros der Ausbildungsarbeit vom Ausbildungsdienst des Landwirtschaftsministeriums mit seinen 490 Mitarbeitern durchgeführt. Die meisten dieser Mitarbeiter sind Fachleute für verschiedene Bereiche der Landwirtschaft. Nahezu die Hälfte der Berater sind Akademiker. Bei den anderen handelt es sich um Landwirte mit reicher Erfahrung und praktischem Wissen. Sie handeln aus eigener Initiative oder stehen anderen Landwirten zur Verfügung, wenn Bedarf nach d e r Erläuterung der effizientesten Management- oder Produktionsmethoden besteht. Die Vielfalt der Landwirte, ihres Bildungsniveaus und ihrer Mentalität, sowie die unterschiedlichen Siedlungsformen stellen hohe Anforderungen auch an eine entsprechend vielfältige Tätigkeit des Ausbildungsdienstes. Eine Besonderheit des israelischen Landwirtschaftsministeriums besteht darin, daß seine Fachabteilungen mit dem Ausbildungsdienst integral verbunden sind. Neben der Ausbildungsberatung sind die Mitarbeiter des Dienstes gehalten, sich direkt an der Entwicklung spezialisierter Branchen und an der Formulierung der Anbaupolitik zu beteiligen. Die Betreuung des Ausbildungswesens liegt in den Händen von Mitarbeitern der regionalen Ausbildungsämter. Zusammen mit den Abteilungsfachleuten in der Zentrale des Landwirtschaftsministeriums bilden sie Branchenarbeitsgruppen auf Landesebene. Die Arbeitsgruppen kommen acht- bis zehnmal im J a h r zusammen. Bei den Zusammenkünften verschaffen sich die Gruppenmitglieder durch Informationsaustausch und Lehrgänge einen Überblick über die neuesten Entwicklungen und treffen Entscheidungen über Produktionsempfehlungen an die landwirtschaftlichen Erzeuger.

792

Studie zu den Bedingungen der israelischen Landwirtschaft von Arieh L. Szeski 9.2 Landwirtschaftliche

Forschung

Der Charakter der israelischen Landwirtschaft unterliegt einem ständigen Wandel. Das ist sowohl durch externe Einflußgrößen wie Kreditbedingungen, Marktlage oder Preise der Produktionsfaktoren als auch durch innere Veränderungen in Bereichen wie Infrastruktur, Wasserwirtschaft, Boden und Know-how bedingt. Die Richtung dieser Veränderungen hängt unter anderem auch von den Ergebnissen der Forschung und des fachlichen Fortschritts in Israel wie im Ausland. Allerdings muß sich auch die Planung der Forschungstätigkeit von den laufenden Bedürfnissen der Landwirtschaft und von den zu erwartenden künftigen Entwicklungen leiten lassen. Die „Organisation f ü r Landwirtschaftsforschung" hat ihre Forschungstätigkeit den laufenden Änderungen angepaßt. Zu diesem Zweck wurden sowohl Richtlinien erlassen und Haushaltsmittel f ü r die verschiedenen Branchen eingesetzt als auch die guten Beziehungen der Organisation zu Ausbildern und Landwirten genutzt. Heute sucht die Forschung einen Ausgleich und die gegenseitige Abstimmung zwischen den gegenwärtigen Kenntnissen, Interessen und Ideen der Landwirte auf der einen und den Erkenntnissen der Forschung sowie den künftigen Bedürfnissen auf der anderen Seite zu schaffen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß eine solche Zusammenarbeit gute Früchte trägt und einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität geleistet hat. Das wurde durch eine effizientere Wassernutzung, die Einführung neuer Sorten bei Weizen, Tomaten, Melonen, Zitrusfrüchten und anderen Kulturen oder aber die Einführung neuer Kulturen wie Avocado, Mango, Heilpflanzen, Gewürze oder Blumen sowie durch eine Vielfalt anderer Maßnahmen möglich. Zur Zeit sind neben der Organisation f ü r Landwirtschaftsforschung auch andere Forschungsinstitutionen auf dem Gebiet der Landwirtschaft tätig. Allein die Organisation f ü r Landwirtschaftsforschung führt gegenwärtig rund 800 Forschungsprojekte in allen Bereichen der Landwirtschaft durch, teils globaler Natur, teils über spezifische Themen. Es geht nicht nur um dringende Probleme, die eine hohe Priorität genießen, sondern auch um Fragen von regionaler u n d vorübergehender Bedeutung. Zu den Forschungsobjekten gehören etwa die Entwicklung von Anbaumethoden f ü r verschiedene Kulturen, das Züchten neuer Tier- und Pflanzensorten und -arten, die Entwicklung und Erprobung von Stoffen und Methoden zur Schädlingsbekämpfung, die Entwicklung von neuen Wegen der Düngung und d e r Bewässerung, die Entwicklung landwirtschaftlicher Maschinen zur A u f n a h m e und Verarbeitung von Landwirtschaftserzeugnissen sowie die Einführung von Innovation in verschiedenen Bereichen der landwirtschaftlichen Tätigkeit. 10. Technische Hilfe

Teile der israelischen Erfahrung lassen sich an die Bedingungen der landwirtschaftlichen und der allgemeinen ländlichen Entwicklung in vielen Entwicklungsländern in der ganzen Welt anpassen. Es nimmt deshalb kaum Wunder, daß 793

1983 — Landwirtschaft

bei Israels Aktivitäten auf dem Gebiet der internationalen Zusammenarbeit die Landwirtschaft zum Hauptschwerpunkt erhoben wurde. Die technologische Hilfe, die Israel anderen Ländern gewährt, hat ihren Ursprung in Projekten in Burma und Ghana im Jahre 1955 bzw. 1956. Ab 1958 wurde die Entwicklungshilfe auf eine geordnete organisatorische Grundlage gestellt, indem beim Außenministerium eine „Abteilung für die Internationale Zusammenarbeit" entstand, die nach den Anfangsbuchstaben ihrer hebräischen Bezeichnung als „Moschaw" bekannt ist. Die Abteilung fungiert als eine Planungsstelle, schlägt Entwicklungsprojekte und -lehrgänge vor und befaßt sich mit deren Koordinierung. Fachunterabteilungen sind mit der Abwicklung von Projekten in Israel und im Ausland ebenso wie mit der Suche nach Experten und Lehrkräften betraut. Ausländische Studenten durchlaufen Kurse an Hochschulen und in Ausbildungsstätten in Israel. Die fachliche Betreuung der landwirtschaftlichen „Moschaw"-Projekte wird von CINADCO, dem Zentrum für Internationale Landwirtschaftszusammenarbeit des israelischen Landwirtschaftsministeriums, übernommen. Im Laufe der Jahre haben sich die Schwerpunkte des israelischen „Programms der Internationalen Zusammenarbeit" fachlich wie geographisch verlagert. In dem Maße, in dem die Entwicklungsländer ihre Bedürfnisse mit größerer Klarheit bestimmen konnten, konzentrierte sich Israels technologische Hilfe zunehmend auf die Ausbildung von Menschen, um ihnen den Übergang zu neuen Entwicklungsstufen der Landwirtschaft ebenso wie die Errichtung eines multisektoralen ländlichen Wirtschaftsegments zu ermöglichen. Bereits ein Blick auf die Fachliteratur verschafft einen gewissen Überblick über die landwirtschaftlich relevanten Fertigkeiten, bei denen Israel einen bedeutenden komparativen Vorteil vorweisen kann: a) angewandte Landwirtschaftsforschung, Ausbildung und Vorführungen zwecks unverzüglicher Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis. b) Technologie der Wassernutzung einschließlich verschiedener Formen der Berieselungs- und Tropfbewässerung, Entsalzung, Errichtung von Wasserauffanggebieten, Wiederverwendung von Abwässern, künstlicher Regenerzeugung, Wasserbohrungen u. dgl. c) Öffentliche und private Organisationsformen und Marketingsysteme im Inund Ausland. d) Ländliche Industrialisierung einschließlich der Handwerksentwicklung. e) Integrierte Entwicklung von ländlichen und städtischen Gemeinden. f) Berufsausbildung.

794

1984

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Israel sucht Verbindung zu deutschen

Industriefirmen

Zum vierten Mal hat die Israelische Botschaft, in Verbindung mit dem Israelischen Ministerium f ü r Forschung und Technologie sowie für Industriefragen, eine Industrietagung abgehalten. Diesmal ging es um die Darstellung der hochwertigen israelischen technologischen Industrien in Hamburg, nachdem ähnliche Tagungen bereits 1983 in Stuttgart, Frankfurt und München stattgefunden hatten. Der israelische Minister f ü r Industrie und Handel, Gideon Patt, war zusammen mit dem Chefingenieur seines Hauses, Herrn M. Avior, gekommen, um die notwendigen Versuche Israels um eine Ausweitung der industriellen Verbindungen zwischen beiden Ländern herzustellen. Die Tagung selbst stand unter der Schirmherrschaft des israelischen Botschafters Yitzhak Ben-Ari. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Erik Blumenfeld, Abgeordneter des Europäischen Parlaments, appellierte an die über 100 Gäste aus dem norddeutschen Raum. Senator h. c. Henry Ehrenberg, der Präsident der NEUMO-Gruppe aus Knittlingen, stellte seine Erfahrungen dar, die er als Inhaber von zwei israelischen Firmen gemacht hatte. Der große Bereich der möglichen Zusammenarbeit deutscher mit israelischen Firmen wurde außerdem in einer Ausstellung gezeigt. Neun Vertreter israelischer Firmengruppen waren gekommen, um ihre insgesamt 16 Firmen vorzustellen, und Gespräche anzubieten, ein Angebot, das im zweiten Teil der Tagung stark genutzt wurde. Unter dem Motto „Technologie und Innovation in der israelischen Industrie" hatte Botschaftsrat Yitzhak Shamir, der Leiter mehrerer israelischer Handelszentren in Düsseldorf, München und Hamburg dargestellt, was man im israelischen Wirtschaftsbereich zu bieten hat, welche Grundlagen vorhanden sind, um die Zusammenarbeit zu fördern. Der Wissenschaftsreferent der Israelischen Botschaft in Bonn, Dr. B. Nir, sprach über die Ausbildung junger Studenten an den israelischen Universitäten und Hochschulen. Grundlegend f ü r alle Referate ist ein Papier, das von Prof. A. Lavie, dem Wissenschaftsberater f ü r Industrie und Handel in Jerusalem, ausgearbeitet wurde (im vollem Wortlaut abgedruckt auf S. 751 ff.). „Industrielle Neuerungen sind zum interessantesten und wichtigsten Thema f ü r israelische Industrielle, Unternehmer, Investoren, Forscher und Wirtschafts795

1984 — Die Entwicklung der

Handelsbeziehungen

fachleute der Regierung geworden. Darüber hinaus interessieren sich Geschäftsleute und Vertreter großer Firmen aus den Industrieländern von Nord- und Südamerika, Europa und Südafrika für Investitionsmöglichkeiten auf neuen industriellen Gebieten in Israel, wobei auch Kooperationsmöglichkeiten bei lokalen Entwicklungsprojekten in Betracht gezogen werden. Dies führte zu zahlreichen Kooperationsprojekten zwischen Israelis und ausländischen Firmen und zur Gründung neuer Industriefirmen. In den letzten Jahren stieg die Anzahl israelischer Firmen auf dem Entwicklungssektor jährlich um ca. 60 Betriebe, wovon die Hälfte Neugründungen waren. Unter den vielen Industrieunternehmen gibt es heute fast 500, die etwa 1200 Entwicklungsprojekte in Israel durchführen. Ein anderer wichtiger Punkt als Teil der Infrastruktur sind die akademischen Institutionen, die mit der Industrie direkt als ausführender Faktor bei Forschung und Entwicklung kooperieren und die 12 industriellen Entwicklungsinstitute, die von der Regierung und der israelischen Industrie unterstützt werden. Nachstehend eine Liste einiger Bereiche und Industrien, die seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehntes etabliert wurden und der damit verbundenen Projekte: Solarenergie und Energieeinsparung:

Bio-Engineering—medizinische Elektronik: Landwirtschaftstechnologie:

Computer, Computer-Peripherien Software: Bio-Technologie und Genetic Engineering:

Pharmazeutika und Feinchemie: Kommunikation, Steuerungs- und Kontrollsysteme: Laser: Lebensmittel:

industrielle Solarkollektoren, Solarbrunnen zur Nutzung von ungenutzter Wärme, Solarheizung und Dampfgeneratoren, Lebensmitteltrocknung durch Sonnenenergie, Motortransmission, Wasserentsalzung Tomographen, Nuklearmedizin, Herzmonitore, Herzschrittmacher, künstliche Nieren, schmerzstillende Geräte, Geräte zur Behandlung von Erkältungen etc. biologische Kontrolle von Getreide zerstörenden Insekten, Pestizide, Bewässerungsausrüstung, industrielle Landwirtschaftsmaschinen, Verwertung von Landwirtschaftsabfall Roboter, Metallindustrie, Werkzeugmaschinen, Lager processing, elektro-optische Sensoren f ü r gedruckte Schaltungen Interferon, Impfstoffe gegen Rinderkrankheiten, Wachstumshormone f ü r Tiere, Anti-Malaria Bakterien, Wachstumshormone f ü r Menschen, Entwicklung von Bakterien und Bierhefe f ü r chemische und pharmazeutische Produkte Anti-Krebsmittel, T H F Gesprächs-bzw. Leitungsverstärker, Landmonitore, Telefonsysteme medizinische Laser, Hochspannungslaser, Militärlaser, Laserdruck künstlicher Süßstoff, Süß- und Salzwasseralgen.

Im Rahmen des israelischen Ministeriums für Industrie und Handel existiert die Abteilung des Wissenschaftsberaters, die industrielle Entwicklungsprojekte fi796

Israel sticht Verbindung zu deutschen Industriefirmen nanziert und überwacht, wobei zu bemerken ist, daß das OCS (Office of the Chief Scientist) n u r erfolgversprechende Projekte unterstützt. Die Entwicklungs- und Infrastrukturaktivitäten konzentrieren sich auf folgende Bereiche und Themen: 1. G r ü n d u n g von Spezialzentren mit entsprechender technologischer Ausrüstung und Know-how in einem gewissen Gebiet, das von Fabriken f ü r Entwicklung, Beratung und Information genutzt wird. Typische Beispiele für solche Zentren sind die Computer-, Laser- und Plastikzentren etc. 2. Entwicklung natürlicher Produktionsquellen f ü r Rohstoffe f ü r die Industrie. Techno-wirtschaftliche Auswertung dieser Vorkommen und Entwicklung von Technologien zur Nutzung dieser Naturreserven. 3. Die G r ü n d u n g von techno-wirtschaftlichen Überwachungszentren für die Entwicklung von neuen Projekten, Einsatz von Arbeitskräften und Investitionsbedürfnissen, Studien über die Erfahrungen anderer Firmen und Länder. Das OCS steht mit 12 Entwicklungsinstituten verschiedener Industriezweige in Verbindung. Die Institute beschäftigen sich mit Industrieentwicklungen für die Industrie und basieren auf unterschiedlichen Rechtsformen und staatlicher Beteiligung. Das OCS ist im Management dieser Institute vertreten und kontrolliert das Budget, die Arbeitskräfte und Anlagen. Das Ziel ist es, eine enge Verbindung zur Industrie herzustellen, da ein Teil des Budgets dieser Institute aus dem Entwicklungsfond f ü r die Industrie bezahlt wird. Die direkte Beteiligung des OCS wird als technologische Infrastruktur benutzt. Das OCS versucht deshalb, eine maximale Beteiligung der Industrie an diesen Instituten zu erreichen (z. B. Sitz im Management, Service-Anforderung und Beteiligung an Entwicklungsprojekten). Nachstehend eine allgemeine Beschreibung der Institute: The Israeli Fibre Institute (Regierungsabteilung) Fasern (natürliche und künstliche) und ihre Produkte, Textil, Papier, Leder und Holz The Applied Research Institute im Negev (Ben Gurion Universität und Regierung) Chemie (Keramik und Glas, Bodenschätze, Fein-Chemie, Produktionsprozesse), Landwirtschaftstechnologie, verstärkte Laboratorien f ü r die Industrie The Israeli Physics Laboratory (Regierungsabteilung) Batterien, Solarenergie, Elektro-Optik, angewandte Physik, physikalische Normen, Energieeinsparung in d e r Industrie, Recycling von Material und Ökologie in der Industrie The Israel Metal Institute (Technion und Regierung) Entwicklung und Verbesserung von Metallurgieprozessen u n d Entwicklung im Verhalten der Metalle, Labor f ü r Edelmetalle

797

1984 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen The Institute For Ceramics and Silicates (Industrie und Regierung) Keramik, Emaille, Glas, Zement und feuerfeste Materialien The Fermentation Unit (Hebräische Universität Jerusalem und Regierung) Mikro-biologische Produktionsprozesse für Biochemie und Fermente für die Nahrungsmittelindustrie, die chemische und pharmazeutische Industrie The Rubber Research Association (Industrie und Regierung) Formen, Entwicklung und Verbesserung der Produkte in der Gummi- und Plastikindustrie, Informationsdienst The Paints Research Association (Industrie und Regierung) Technologie für die Anwendung der Farben, Entwicklung neuer Farben und neuer Produktionsmethoden, Beratungsdienst Israel Plastics Institute (Industrie und Regierung) Service und Beratung für die Plastikindustrie Life Science Research Ltd. (LSI Company und Regierung) Toxikologische Untersuchungen gemäß GNP Normen für die Dienste der Industrie, besonders für die pharmazeutische, chemische und Nahrungsmittelindustrie Israeli Institute for Innovation (Öffentliche Regierungsorganisation) Untersuchung von Patenten, Erfindungen und technologischen Ideen und deren Anpassung an die Industriebedürfnisse The Halacha Research Institute (öffentliche Einrichtung) Ein Institut für Industrieentwicklung und Problemlösung auf Anfrage von Herstellern und Verbrauchern von Einrichtungsprodukten, die gemäß gewissen religiösen Vorschriften und Traditionen hergestellt werden müssen. Internationale Kooperation Das Potential der israelischen Forschung und Entwicklung ist größer als Israels Nutzungsmöglichkeiten. Das begrenzte Potential der israelischen Wirtschaft (Bevölkerung 4 Millionen, GNP 14 Billionen US Dollar) ist offensichtlich nicht groß genug, um groß angelegte Investitionen in Produktausrüstungen für israelische Innovationen zu rechtfertigen. Potentielle Märkte in den Nachbarländern sind noch immer verschlossen (mit Ausnahme von Ägypten) und Möglichkeiten, die Märkte in Europa, Asien, Afrika und Amerika zu erschließen, sind aufgrund der Transportkosten, Gründung von Marketingorganisationen und Lagerhaltung begrenzt. Daher werden ausländische Firmen, die sich an israelischen Forschungs- und Entwicklungsprojekten beteiligen, unterstützt und ihnen ein fairer Marktanteil in ihrem eigenen geographischen Gebiet angeboten. Diese Politik basiert auf der Erfahrung, daß eine europäische oder amerikanische Firma, die sich an der Produktentwicklung beteiligt hat, das Produkt später auch besser im eigenen Land zu verkaufen imstande ist. Die US-Regierung erkannte diese Tatsache im Jahre 1977 an, als sie die Gründung einer bi-nationalen „Industrial Research 798

Israel sucht Verbindung zu deutschen Industriefirmen 8c Development Foundation" unterstützte. Israel kann ausländischen Firmen verschiedene Möglichkeiten von Joint Ventures bieten. 1. G r ü n d u n g von Filialen, um neue Produkte zu entwickeln und zu produzieren, auf der Basis israelischer Technologie 2. Gemeinschaftsprojekte zu beiderseitigem Vorteil 3. Marketingabkommen als Gegenleistung f ü r Investitionen in Forschungs- und Entwicklungsprojekten 4. Kommanditgesellschaften f ü r Neuentwicklungen und Firmengründungen Die Gesamtsumme ausländischer Investitionen in Forschungs- und Entwicklungsprojekte in Israel beläuft sich heute auf 100 Millionen US Dollar. Diese Summe beinhaltet direkte und indirekte Investitionen durch Investmentfirmen. Eine zusätzliche Quelle f ü r solche Investitionen sind die Kommanditgesellschaften und die Ausstellung von Aktien an der New Yorker Börse, auf der 6 israelische, wissenschaftlich orientierte Firmen notiert werden. Im J a h r e 1977 gab es 41 Neugründungen von Kommanditgesellschaften für Forschungs- und Entwicklungsprojekte, darunter Projekte f ü r künstliche Nieren, Anti-Krebsmedikamente, ein Generator f ü r Lebensmitteldehydration, Jojobaanlage, Guayle-Anlagen und Kabelfernseh-Module. Kürzlich hat das OCS beschlossen, den Anreiz f ü r ausländische Investoren weiter zu erhöhen, indem es ihnen Kredite zu günstigen Bedingungen gewährt. Der Investor hat n u r 36 % der Projektkosten zu finanzieren und erhält 54 % als Kredit vom OCS. Die Differenz von 10 % trägt die Firma, die das Projekt ausführt. Die Kreditzinsen betragen 4,5 % p. a. und die Rückzahlung des Kredits beginnt erst nach 2 J a h r e n über einen Zeitraum von 12 Jahren. Der Kredit wird in USDollar ausgezahlt." Mikroelektronik, eine große Entwicklung in Israel Zu den großen Entwicklungen auf wissenschaftlich-wirtschaftlichem Gebiet ist es bemerkenswert, daß vier große amerikanische Konzerne dieses Bereichs Teile ihrer Arbeit nach Israel verlegt haben, wobei sie stets mit sogenannten Design-Centern, d. h. Entwicklungsbüros begonnen haben. Darüber berichtete mir der Ingenieur des Industrie- und Handelsministeriums, Ing. M. Avior, der gleichzeitig die Abteilung Metall-, Elektrotechnik und Elektronik im Ministerium f ü r Industrie und Handel in Isreael leitet: „Es gibt jetzt vier größere Konzerne, die aus den USA einen Teil ihrer Entwicklungsarbeit nach Israel gelegt haben. Es war zunächst die Intell, die vor etlichen Jahren in Israel ein sogenanntes Design-Center aufgestellt hat. In diesem J a h r beginnt sie mit der Produktion in diesem Bereich. Die zweite Firmengruppe war die National Semi-Condukteur, die auch genauso mit einem Design-Center begonnen hat, neue Schaltungen entwickelt wurden. Danach beschloß der Konzern, auch ein Werk für die Herstellungsfabrikation in Israel zu errichten. Die dritte Firma ist die Motorola. Sie ist bereits seit längeren J a h r e n in Israel, zum

799

1984 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen größten Teil im Bereich der Kommunikationstechnik, sowie der Telekommunikation. Sie haben jetzt ein Design-Center für Mikroschaltungen in Tel Aviv etabliert. Außerdem sind wir jetzt in Verhandlungen — im letzten Stadium der Verhandlungen - , mit der Firma Digital-Kooperation. Das ist ein großer ComputerFabrikant, der auch Mikroschaltungen herstellt. Er wird jetzt in Jerusalem ein Design-Center errichten, um später auch die Fabrikation in Israel durchzuführen. Es ist selbstverständlich, daß diese Fabrikationen ganz in den Export gehen, denn der israelische Markt ist an sich sehr beschränkt." Ich fragte Herrn Avior, was wohl die Gründe waren, daß diese renommierten Firmengruppen mit Entwicklung und Produktion im elektronischen Bereich nach Israel kamen. Herr Avior meinte, daß die in Israel existierende Infrastruktur, die dort vorhandenen Fachleute, die Techniker, Ingenieure usw. die man anderswo nicht so leicht finden kann, die Entschlüsse der Firmen beeinflußt haben. Die Kostensituation in Israel war im großen und ganzen nicht so günstig. Auf meine Frage, wie es mit der ausreichenden Versorgung mit Fachkräften steht, sagte Herr Avior, daß es in den nächsten Jahren Probleme geben könne. „Um diese Probleme zu vermeiden oder zu vermindern, werden jetzt die Hochschulen, vor allem die Technischen Hochschulen, die Technischen Fakultäten an den Universitäten erweitert. Andererseits haben wir auch die Möglichkeit im Rahmen der Investitionen amerikanischer Firmen junge Ingenieure, israelische Ingenieure, die in den letzten Jahren nach Amerika abgewandert waren, weil sie zuhause in Israel keine richtige interessante Arbeit vorfanden, jetzt wieder zu uns zurückzubringen." Forschung und Entwicklung in Israel Botschaftsrat Dr. B. Nir, der den Bereich der Wissenschaft in der Botschaft des Staates Israel bearbeitet, sprach bei der Tagung in Hamburg auch über die umfangreiche wissenschaftliche Arbeit an den Universitäten. An den israelischen Universitäten, die es im Lande gibt, studieren 82.000 Studenten, die von 8.500 Lehrkräften unterrichtet werden. 15 bis 20 % der Studenten sind Absolventen der Hochschulen und Universitäten. In der Forschung und Entwicklung sind 11.000 Wissenschaftler und Ingenieure tätig. Das sind 0,3 %, ein Prozentsatz der der höchste in allen OECD-Ländern ist. 2,5 % des Bruttosozialproduktes werden für diese Entwicklungen ausgegeben. Zahlen über Studenten, Lehrkräfte und Wissenschaftler Dr. Nir legte in seinem Vortrag Zahlenvergleiche in den genannten Gebieten zwischen Israel, der Bundesrepublik Deutschland, dem Vereinigten Königreich (VK) und den USA vor.

800

Ein Gespräch mit dem Präsidenten der israelisch-deutschen Handelskammer, Michael Passweg Ziffern

Israel

BRD

VK

USA

Studenten, gesamt in 1.000 Studenten, gesamt pro 10.000 Einwohner Studenten, n u r akademisch, in 1.000 Studenten, n u r akademisch, pro 10.000 Einwohner Absolventen, Naturwissenschaftler u. I n g e n i e u r e p r o 10.000 Absolventen, Magister, Doktor, Naturwissenschaftler u. Ingenieure Wissenschaftler, Publikationen pro 10.000 Wissenschaftler, Ingenieure in Forschung und Entwicklung tätig in 1.000 Wissenschaftler, Ingenieure in Forschung und Entwicklung tätig p r o 10.000

82 222 56

1,054 170 872

733 130 346

11,012 512 7,129

152

111

18

12

5 10,2

2 4

61

331 16

-

-

6,1

16 9

11

100

79

545

30

16

14

25

Deutsch-israelische Zusammenarbeit bei Forschung und Entwicklung Der Minister f ü r Forschung und Technologie in der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Heinz Riesenhuber, wird im Mai 1984 nach Israel reisen, um an d e r 50Jahr-Feier des Weizmann-Institutes teilzunehmen. Dabei wird er vor allem auch Gespräche f ü h r e n über die mehr als 80 Projekte, die zwischen der israelischen und der bundesdeutschen Forschung laufen. Seit 1972 gibt es ein Abkommen zwischen dem Bundesministerium f ü r Forschung und Technologie und Israel. Begonnen haben diese Kontakte schon wesentlich f r ü h e r durch den Heidelberger Nuklearforscher Prof. Gentner und seine Gruppe. Die Minerva-Stiftung wurde eingerichet, um die Finanzierung derartiger Dinge durchzuführen. Auf dem Gebiet d e r Biotechnologie, der Energieforschung, der Wassertechnologie, auf dem Gebiet d e r Fischerei, der Elektronik und der Leaserforschung laufen u. a. die genannten Projekte.

Ein Gespräch mit dem Präsidenten der israelisch-deutschen Handelskammer, Michael Passweg, über die deutsch-israelischen Wirtschaftskontakte Frage: H e r r Passweg, Sie haben mehrere Funktionen, die zwischen Deutschland und Israel wichtig sind. Sie leiten die israelisch-deutsche Handelskammer, nachdem Herr Dr. Moosberg der sie seinerzeit gegründet hat, verstorben ist und vorher schon aus dem Dienst ausgeschieden war. Aber Sie machen noch etwas anderes. Sie sind Chef einer großen Firma hier in Israel f ü r Zitrus und andere Vermarktung, die ihren großen Absatz in den EG-Staaten und nicht zuletzt in der Bundesrepublik Deutschland hat. Wie sehen Sie von Ihrem Standpunkt aus die wirtschaftlichen Probleme Israels? Antwort: Vorerst, nachdem unser Wirtschaftszweig als Grundlage die Landwirt801

1984 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen schaft hat, glauben wir immer daran, daß gerade da auch in Z u k u n f t viele Möglichkeiten bestehen. Zitrus ist eigentlich das einzige Rohmaterial, wo wir fast nicht begrenzt sind. Die Begrenzung liegt natürlich zumeist in d e r Wasserversorgung, aber wir sehen noch viele Möglichkeiten, diese Versorgung der Plantagen auszubauen u n d wie in d e n letzten J a h r e n der Anstieg unserer Exporte auf dem Gebiete d e r Nahrungsmittel zeigt, besteht die Möglichkeit, diese Quelle des Rohmaterials m e h r u n d m e h r zu nutzen. Es stimmt, daß es keine leichte Aufgabe ist, d e n n wir sind in dieser Beziehung natürlich hauptsächlich auf dem westeuropäischen Markt nicht n u r eingestellt, sondern auch davon abhängig, weil die meisten Nahrungsmittel eigentlich nicht in a n d e r e Gebiete, nicht in entfernte Gebiete gehen, nicht in d e n Fernen Osten u n d auch nicht f ü r die Vereinigten Staaten bestimmt sein können. Das Gebiet, das sowohl traditionell als auch bedingt d u r c h die verschiedenen Transportmöglichkeiten weiterhin unser Markt in Europa sein wird. Frage: Auch bei der Frage, Spanien, Portugal, Griechenland als neue Partner in der EG gehört hierher? Antwort: Natürlich wird es da f ü r uns etwas schwerer werden, doch glauben wir, daß d e r moralische Punkt, der immer in den Abmachungen zwischen d e r EG und Israel bestanden hat, wenn neue Länder d e r EG beitreten, die strukturell unserer Struktur ähnlich sind, d a ß man d a n n wieder neue Verhandlungen f ü h r e n wird. Es ist zwar n u r ein moralischer Punkt, weil bei Verhandlungen nicht vorauszusehen ist, wie d e r Ausgang sein wird, aber ich will a n n e h m e n , daß man da auch f ü r unsere Lage Verständnis haben wird u n d gewisse Korrekturen im Abkommen mit Israel v o r n e h m e n wird, weil durch d e n Beitritt Spaniens und Portugals diese Hauptgebiete unserer A u s f u h r auf dem Gebiete d e r Nahrungsmittel schwer getroffen werden könnten. Frage: H e r r Passweg, israelisch-deutsche Handelskammer beinhaltet j a auch den A u f t r a g f ü r Sie, die Firmen zusammenzufassen, die nach Deutschland aus d e r Industrie exportieren u n d von dort importieren. Nun hat Israel gerade in d e n letzten Monaten viele Anstrengungen u n t e r n o m m e n , u m n e u e Märkte f ü r die neuen - ich möchte hier einmal sagen — intelligenten Industrien zu schaffen. Wie sieht es damit aus? Antwort: Wir haben in d e r Beziehung wirklich große Fortschritte gemacht. Wenn ich vorher die Quelle unserer Rohmaterialien a n g e f ü h r t hatte, — so wissen wir auf a n d e r e n Gebieten, die zumeist auf Wissenschaft u n d Fortschritt b e r u h e n , die ein anderes Gebiet sind —, wo man vielleicht sich nicht schwer tun m u ß mit d e m Erlangen von Rohmaterialien. Darum ist es vielleicht kein Zufall, daß auf d e n Gebieten, wie d e r Elektronik und verschiedenen komplizierten Geräten, große Fortschritte v o r h a n d e n sind insbesondere auch dort, wo man nicht auf eine große Bandproduktion angewiesen ist. Es ist natürlich in diesem kleinen Land u n d mit d e m kleinen I n n e n m a r k t , daß man da kaum an Produkte gehen kann, die massenweise hergestellt werden. Die könnten nicht auf d e m Markt konkurrieren. Aber wenn es sich u m komplizierte Geräte handelt, die sowieso nicht massenweise, sondern stückweise verkauft werden — da, so glaube ich — haben wir die Möglichkeiten u n d eigentlich schon die ersten Erfolge erzielt. 802

Ein Gespräch mit dem Präsidenten der israelisch-deutschen Handelskammer, Michael Passweg Frage: Sie sagten eben, keine Massenproduktion, keine großen Stückzahlen. Haben Sie jetzt schon Kontaktfirmen in der Bundesrepublik Deutschland, die Ihnen die Produkte abnehmen? Antwort: Ja, das gibt es, wir hatten eigentlich vor einigen Jahren mehr daran gedacht, daß man im Subkontrakting weiterkommen könnte, daß wir gerade f ü r die großen Herstellerfirmen in der Bundesrepublik Deutschland als Zulieferant von verschiedenen Teilen Wege finden könnten. In dieser Beziehung wurden keine großen Fortschritte gemacht. Andererseits waren deutsche Firmen bereit, solche Apparate, die hier gebaut werden, — manchmal werden gemeinsame Bearbeitungen vorgenommen — nicht n u r wenn es Fertigprodukte sind. Manche Zusammenarbeit gibt es schon auf dem Gebiete der Produktion. Da glaube ich, sind sehr wichtige Anfänge zu verzeichnen. Frage: H e r r Passweg, Wirtschaft hängt sehr stark von der Währung ab. Von den großen Problemen, die Sie haben, noch ein Wort. Wie sieht es mit dem Tourismus aus, der ja ganz stark am Währungsproblem hängt. Wie sieht es überhaupt mit den Währungsfragen des Shekel aus im Hinblick auf die europäischen Märkte? Antwort: Wir haben natürlich die Exportindustrie einschließend des Tourismus. Wir haben eigentlich während dieser J a h r e ziemlich schwere Diskussionen mit der Regierung und deren Regierungsstellen, was man zur Förderung des Tourismus, was man zur Förderung des Exports tun kann. Die Frage der Währung war natürlich eine Sache, die schwer den Export betroffen hat. Man kann verzeichnen, daß im letzten J a h r eine Besserung eingetreten ist, weil man immer wieder verlangt hat, daß wir f ü r die ausländische Währung den vollen Wert in israelischer Währung bekommen und nicht, daß das nur eine Manipulation von Regierungsstellen ist. Im letzten Halbjahr wurde eigentlich die Währung ihrem Wert angepaßt, so daß vielleicht eine gewisse Besserung eingetreten ist. Aber trotzdem sehen wir den Anstieg, den riesen Anstieg der Ausgaben, der auf die erhöhten Preise über die Regierung n u r zum Teil selbst zu bestimmen hat, wie Elektrizität und wie Wasser und andere Dinge, die nicht grundlegend ausschlaggebend sind für unsere Produktion und f ü r den Tourismus so teuer sind, daß da die Preise, die zum Angebot kommen, oft schwer im Export konkurrieren können und oft werden sie dem Tourismus sicherlich Abbruch tun und nicht die erwünschte Entfaltung ermöglichen. Frage: Wie sehen Sie gerade im J a h r e 1984 auch f ü r das J a h r 1985, die Gesamtprobleme der israelischen Wirtschaft? Antwort: Ich würde sagen f ü r die kommenden Monate haben wir das Problem der angesetzten vorgezogenen Wahlen. Natürlich muß man da erwarten, daß alle konstruktiven Lösungen, an die man denken kann und die vielleicht vorgesehen waren, aufgeschoben werden, weil es nicht das richtige J a h r ist, den Gürtel mehr anzuziehen und sich mit mehr einzuschränken, und den Lebensstandard zu senken. Das alles wird natürlich in den kommenden Monaten nicht geschehen. Aber viel wird davon abhängen, welches Programm jetzt sicher vor den Wählern in den nächsten Monaten sehr reichhaltig vorgebracht wird, welches davon dazu führen wird, daß man in Zukunft d a f ü r sorgen wird, daß vor allem unsere Produktion, 803

1984 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen die konstruktive Produktion, d e n Export u n d d e n Tourismus steigert, damit wir dann, wenn man an d e m jetzigen Standard, d e r ein h o h e r Lebenstandard ist, das verdienen können, was wir heute ausgeben. Aber d a n n m u ß m a n sehr schwer arbeiten. Ich glaube, daß eine Bereitschaft in d e r Bevölkerung ist, man müßte bloß die richtigen Schritte seitens d e r Regierung machen.

Ein Interview mit dem wirtschaftspolitischen Abgeordneten der Knesset, Naftale Blumenthal, zur Situation der israelischen Wirtschaft Mit d e m b e d e u t e n d e n wirtschaftspolitischen Abgeordneten d e r Knesset, Naftale Blumenthal, hatte ich in Israel ein Gespräch über die Situation d e r israelischen Wirtschaft u n d die Fragen, die sich im Falle eines Sieges d e r israelischen Arbeiterpartei bei d e n Knesset-Wahlen im J u n i ergeben könnten: Frage: H e r r Blumenthal, Sie sind Vorsitzender des Aufsichtsrats d e r großen gewerkschaftlichen Wirtschaftsgruppe KOOR, einer Vereinigung die 300 Firmen unter ihrem Dach hat, die in allen Gebieten, auch d e r Landwirtschaft, Forschung und Technologie arbeitet. Was bedeutet diese G r u p p e heute f ü r I h r Land? Antwort: Diese G r u p p e bedeutet, wenn wir es zahlenmäßig nennen, u n g e f ä h r 15 % des Industrieexports dieses Landes, dieses J a h r ü b e r 600 Mio. Dollar. Es bedeutet, daß wir 10 bis 12 % d e r Industriearbeiter beschäftigen, es bedeutet, d a ß wir investieren. Es bedeutet aber, daß wir, wenn man über Graus spricht, in d e n letzten J a h r e n auch gewachsen sind. Wir haben viel investiert, wir haben Arbeiter zugenommen, wir haben unseren Export vergrößert. Das konnten wir, obwohl im Lande eine Stagnation war. Das bedeutet, daß wir eigentlich gegen die Konj u n k t u r gearbeitet haben. Wir haben weiter investiert. Wir haben weiter unseren Export vergrößert, wir sind weiter gewachsen. Es zeigt, d a ß man das machen kann. Wir behaupten, d a ß in Israel die Möglichkeit besteht, d a ß man n u r die Initiative u n d die richtigen I n t e r p r e n e u r s u n d die richtige Anlage haben muß, u m das Wachstum Israels weiter wie in den vorigen J a h r e n zu entwickeln. Frage: Wir haben uns neulich in H a m b u r g bei einer T a g u n g getroffen, die d e r Ausweitung des Exports Israels auch in die Bundesrepublik Deutschland u n d vor allen Dingen in die Europäische Gemeinschaft galt. Da waren Sie einer derjenigen, die vom Fach waren. Wie sehen Sie g e r a d e diese T h e m e n , deutscher Export, europäischer Export von I h r e m Standpunkt? Antwort: Es ist klar, wir exportieren heute — ich spreche von Industriegütern, Industriewaren — heute zwischen 3 u n d 3,5 Milliarden Dollar. W e n n wir ü b e r die israelische Wirtschaft sprechen, m u ß unser Ziel zwischen 10 und 15 Milliarden Dollar sein. Das bedeutet, d a ß wir unseren Export verdreifachen oder vervierfachen müssen. Das haben wir auch in den vorigen J a h r e n geschafft. Alle zwei, drei J a h r e haben wir den Export verdoppelt. Aber in den letzten J a h r e n hat es ein biß804

Ein Interview mit dem, wirtschaftspolitischen Abgeordneten der Knesset, Naftale Blumenthal chen stagniert. Wir müssen ungefähr noch 10 Milliarden Dollar, also dreimal so viel exportieren. Das bedeutet, daß der europäische Markt und der deutsche Markt und der amerikanische Markt hier eigentlich die größten Kunden sein werden. Wir müssen also die Waren produzieren, die in Deutschland gekauft werden, die in Amerika den Markt finden. Wir wissen, was wir eigentlich tun sollen, das bedeutet, daß wir mit Forschung und neuen Technologien neue Produkte entwickeln. Es wäre richtig, wenn diese Produkte zusammen mit deutschem Kapital und mit deutschen Forschern entwickelt werden könnten, damit wir nicht n u r Waren exportieren, sondern zusammen Forschung und Technologie, Produktion und Zusammenarbeit exportieren. Das wäre f ü r mich eigentlich das Ziel meine Arbeit oder die Arbeit der KOOR in Deutschland. Frage: H e r r Blumenthal, all diese Dinge sind keine Zukunftsmusik, Sie sind j a mitten drin. Was bedeutet das aber alles angesichts dieser etwas schwierigen Finanzlage in Israel? Antwort: Wir müssen einmal genau definieren und analysieren, was eine schwierige Finanzlage bedeutet. Wenn sie über Inflation sprechen, ist es klar. Wenn die Inflation nicht abgeschafft wird, ist es fast unmöglich, Geschäfte zu machen. Es ist unmöglich, richtig zu kontrollieren, zu produzieren, die richtige Motivation und die richtigen Schwerpunkte überhaupt im Geschäftsleben zu schaffen, wenn die Inflation alles durcheinander bringt. Also keine Ziffer und keine Zahl ist mehr so wie sie aussieht, sondern sie ist anders. Aber diese Möglichkeit besteht. Es gibt die Möglichkeit eines Stopps der Inflation. Frage: Wie kann man das machen? Antwort: Die Frage ist eigentlich, das andere Sachen abgeschafft werden müssen. Wir müssen unsere Waren, unsere Bilanz, unsere Handelsbilanz verbessern. Wir müssen unseren Haushalt ausgleichen. Wir müssen irgendetwas tun, um die Produktivität und den Lohn auf ein Niveau zu bringen. Wenn wir über diese drei Punkte sprechen, Produktivität und Lohn ist einer, die Handelsbilanz, das bedeutet, kleinere Importe, größerer Export, das ist der zweite Punkt und der dritte Punkt ist der Haushalt. Das bedeutet, daß die Regierung nicht mehr ausgibt, wie sie einnehmen kann. Würden wir diese drei Sachen angreifen, würde das der richtige Zeitpunkt sein, um die Inflation zu stoppen. Inflationsstopp ist eine technische Sache. Eine technische Sache wird aber bestehen, wenn die drei anderen Dinge angegriffen werden und zu Resultaten kommen. Wenn nur der Stopp der Inflation kommt, und wir in diesen anderen Gebieten nichts tun, dann hat es keinen Zweck, denn nach drei, vier, f ü n f Monaten haben wir wieder die Inflation. Frage: Ein wichtiger Punkt scheint der zu sein, daß im letzten J a h r etwa 700.000 Israelis zu Ferienzwecken ins Ausland gereist sind. Da ging ja viel an ausländischer Währung drauf? Antwort: Ich glaube nicht, daß wir viel darüber weinen sollen, daß unser Volk vielleicht nicht so ist, wie wir es vielleicht möchten. Ich weiß, wir sind keine guten Schwarzarbeiter. Wir sind Leute, die internationale Beziehungen haben, die ein bißchen wandern wollen, die die Welt sehen möchten. Ich glaube, wir müssen in unserer Anschauung nicht das Volk ändern, wir können es nicht ändern. Wir 805

1984 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen müssen vielleicht unsere Anschauung was f ü r unser Volk richtig ist, vielleicht anders sehen. Wir haben irgendwie ein Syndrom der Geschlossenheit. Vielleicht sollten wir nicht zu viel tun, vielleicht sollte n u r ein kleiner Prozentsatz ins Ausland fahren. Aber ich glaube nicht, daß diese Fahrten ins Ausland eine unserer größten Argumente sind, warum unsere wirtschaftliche Lage nicht wie gesagt, wir müssen anders, wir müssen mehr arbeiten. Wir müssen mehr exportieren. Wir können mehr investieren und f ü r die Investitionen können wir genug Geld auf der Welt aufnehmen. Die internationale Finanzwelt wird in Israel investieren, wenn sie sicher sein wird, daß wir dieses Geld f ü r die Investitionen brauchen und f ü r neue produktive Stätten und nicht f ü r die Ausgaben im Ausland. Ich glaube nicht, daß die finanzielle Lage unseren Aufschwung verhindern kann. Frage: H e r r Blumenthal, ein ganz anderes T h e m a . Es stehen Wahlen vor d e r T ü r , Sie sind Abgeordneter des Israelischen Parlaments bei der Marach, der Arbeiterpartei. Wenn die Arbeiterpartei den Sieg davontragen sollte, sind Sie vorgesehen für einen sehr hohen Posten im Bereich dieser Wirtschaftsgesundung. Gibt es darüber schon konkrete Pläne? Antwort: Persönliche Pläne habe ich nicht. Die Pläne des Marachs, der Arbeiterpartei, f ü r die Sanierung der Wirtschaft, die bestehen. Wir werden viel darüber gefragt, wo ist euer Plan. Die Opposition stellt uns diese Frage und sie wartet j a die Antwort überhaupt nicht ab. Die Antwort ist ja unwichtig. Welche Antwort dann gegeben wird. Zehn Professoren werden sagen, daß der Plan gut ist und zehn andere werden sagen, daß der Plan nichts neues ist. Er soll auch nichts neues sein. Ich glaube, daß ,workmenship' bedeutet, wichtige Arbeiten der Regierung, das bedeutet Technograten und gute Technograten, das bedeutet Techniker, ich meine im wirtschaftlichen Leben, sollen erstens gute Arbeit überall schaffen. Es muß das ganze Steuersystem erneuert werden. Wir haben heute eigentlich ein Steuersystem, das aus den Nähten geplatzt ist. Wir haben heute eine Investitionsförderung, wo der Finanzminister eigentlich alle Mittel f ü r diese Investitionsförderung abgeschnitten hat. Das Gesetz besteht. Alles ist so wie es sein soll, aber eigentlich hat der Haushalt weniger und weniger Geld, f ü r die Industrieförderung und Investitionsförderung. Wir haben heute Spareinnahmen, Rückzahlung der Schuldscheine. Aus diesen Einnahmen und Ausgaben des Finanzteiles und nicht des Haushalts. Sie ist auch ganz auseinandergegangen durch diese Inflation. Jetzt, es ist auch eine Sache und hier gibt es auch eine Ideologie, außer der Ideologie der Verkleinerung der Sicherheit und Libanonausgaben usw. außer dem Stopp der Siedlungen, kein totaler Stopp, aber Stopp in den dichtbesiedelten Gebieten überhaupt, überhaupt eine andere Schwerpunktlage. Es könnte j a auch möglich sein, daß wir sehr viel durch die Tatsache, daß EL AL nicht am Schabbat fliegen darf, verlieren, es könnte möglich sein, daß wir durch die Stunden der Sommerzeit vielmehr Produktivität erhalten können, es könnte sein, daß wir vielleicht mit der Histadrut besser auskommen — ich meine mit der Arbeiterseite besser auskommen. Das sind alles politische Dinge, die viel helfen werden, viel dazu beitragen können, um die Wirtschaft gesunder zu machen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Das bedeutet, die Wirtschaft müßte man ein bißchen 806

Israels Modeexporte im Aufwärtstrend mehr leiten. Der Likut — ich meine Herr Ehrlich — der eigentlich der einzige Finanzminister in diesem Lande war, der eine Likut-Ideologie vertreten hat. Nach Herrn Ehrlich — alle anderen waren eigentlich nur Duplikate - , die also eigentlich keine Likut-Ideologie mehr hatten. Herr Ehrlich dachte, daß die freie Wirtschaft f ü r Israel, die ganz freie Wirtschaft für Israel vielleicht die beste ist. Es ist sehr schwer, in einem Lande, das so viel Sicherheitsprobleme hat, das Problem einer Emigration, das Problem eines arabischen Boykotts, das Problem einer Verschmelzung von so viel verschiedenen Emigranten eine ganz freie Wirtschaft haben kann. Es muß eine gesteuerte Wirtschaft sein, nicht eine pluralistische Wirtschaft. Wobei die freie Wirtschaft neben der gesteuerten Wirtschaft, ich meine gesteuert jetzt nicht unter Kontrolle, keine Planwirtschaft, sondern eine gesteuerte Wirtschaft hat, die dieses Land in den kommenden 10 Jahren steuern muß, um mehr Schwerpunkte auf dem Wachstum der Industrie und der Warenbilanz zu legen. Das bedeutet nicht, daß hier Kontrollen eingebaut werden, das bedeutet nicht, daß die Privatwirtschaft gefährdet wird. Die wurde hier nie gefährdet. Aber neben dieser Privatwirtschaft und vielleicht wird auch die Privatwirtschaft viel mehr Möglichkeiten haben. Es muß eine gesteuerte Wirtschaft f ü r das Wachstum des Landes einen Plan schaffen, einen Sieben-Jahres-Plan der das Wachstum des Landes ändert und dadurch die Möglichkeit schafft, Inflation und andere Maßnahmen, Sparmaßnahmen, Schwerpunkte und Verkleinerung des Haushalts einerseits und das Wachstum von der anderen Seite ermöglicht. Ich glaube, daß mit Investierung und mit Hilfe auch anderer Regierungen so eine Sanierung vorgenommen werden könnte.

Israels Modeexporte im Aufwärtstrend Im ersten Halbjahr 1984 hat sich die Exportbilanz der israelischen Bekleidungsindustrie wieder leicht verbessert. Insgesamt betrugen die Bekleidungsexporte im Zeitraum Januar bis Juni 1984 127,0 Mill. Dollar im Vergleich zu 120,0 Mill. Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Nach wie vor gehen ca. 86 % in die EG, davon ca. 26 % in die Bundesrepublik. Die Bekleidungsexporte in die USA stiegen im Laufe dieses Jahres von 5 auf 8,5 %. Hier wartet man auf die Unterzeichnung des seit langem verhandelten Freihandelsabkommens, von dem man sich einen deutlichen Exportanstieg erhofft, wie Rami Gut, Direktor des ExportInstituts, vor Journalisten erklärte. Im Jahre 1983 verzeichnete die Statistik, daß 35 000 Arbeitsplätze in der Modeindustrie vorhanden waren. Während des ersten Halbjahres 1984 ergab sich eine Steigerung von 6,5 %. Mode, Textil- und Bekleidungsindustrie verzeichneten insgesamt rund 60 000 Beschäftigte. Ein wichtiger Industriezweig. Die Exporte der israelischen Modeindustrie nahmen gegenüber 1983, wo 248,6 Mio. Dollar verzeichnet wurden, im ersten Halbjahr 1984 um 4,9 % zu. Die Produktion, die 1983 50,2 Mio. Dollar betragen hatte, sank aber um 6,8 %. An 807

1984 — Die Entwicklung der Handebbeziehungen Investition, die von Regierungsseite — vom Ministerium Industrie u n d Handel — bezuschußt w u r d e n , lagen bei 1,7 Mio. Dollar. Diese Zuschüsse gibt es f ü r alle Betriebe, die m e h r als 60 % ihrer Produktion exportieren. Vom 9. bis 12. September waren 12 israelische Firmen zur IGEDO nach Düsseldorf gekommen, u m ihre vielfältigen Kollektionen f ü r F r ü h j a h r u n d Sommer 1985 zu zeigen. Kleider, Röcke, Blusen u n d Hosen, Strickwaren, Lederbekleidung, Freizeitmode und Sportbekleidung, T-Shirt, Bade- u n d Strandbekleidung sowie Trainings- und Joggingkleidung u m f a ß t e das weitläufige Programm. Die israelische Modeindustrie hatte bereits ihre Saison E n d e August mit einer umfangreichen Schau in Jerusalem begonnen. Zu d e r 29. Modewoche waren r u n d 150 Einkäufer aus 16 L ä n d e r n erschienen. Das weitaus größte Interesse fand Mode aus Israel offensichtlich bei d e r deutschen Besuchergruppe, die mit 60 Einkäufern über ein Drittel d e r Gesamtbesucherzahl ausmachte. Nach Ansicht vieler Einkäufer zeigten die 49 Aussteller in Jerusalem ein Angebot, daß „sich sehen lassen kann". „Man schreibt wieder", f r e u t e sich die Exportleiterin eines Sportmoden- Herstellers. Einer d e r G r ü n d e h i e r f ü r mag in d e r Beteiligung an d e r CPD zu suchen sein, auf d e r viele d e r Jerusalemer Aussteller bereits ihre Kollektionen vorgestellt u n d die vom K u n d e n gewünschten Musterteile anschließend geliefert hatten. So konnten auf d e r IFW d a n n Festorders geschrieben werden, was in d e n vergangenen J a h r e n meist erst nach der Fashion Week geschah. Trotz d e r e n o r m e n Inflationsrate, mit d e r die israelische Industrie zu k ä m p f e n hat, blieben die Preise fast stabil o d e r w u r d e n n u r geringfügig angehoben, u m auf d e m internationalen Markt konkurrenzfähig zu bleiben. So wurden „harte" Preisgespräche n u r selten g e f ü h r t . Die Fairneß der K u n d e n , „die wußten, daß wir bereits bis zum Äußersten gegangen sind", wurde besonders betont. Auch einige Newcomer auf d e r Export-Messe, die jedoch auf dem heimischen Markt seit langem b e k a n n t sind, waren mit ihrer Beteiligung zufrieden, denn auch hier wurden bei d e n guten u n d gepflegten Kollektionen vorsichtige Orders placiert.

Botschaftsrat Shamir zieht Bilanz: Moderne Technologie steht im Vordergrund israelischer Exporte Noch vor Weihnachten 1984 hat Botschaftsrat Shamir die Bundesrepublik verlassen u n d ist nach Israel zurückgekehrt. Wenige T a g e vor seinem A u f b r u c h sprach ich ihn noch einmal, u m mit ihm Bilanz über seine Arbeit in Bonn u n d in Städten d e r israelischen Handelszentren zu ziehen. Frage: H e r r Shamir, Sie kamen im September 1981 in die Bundesrepublik, waren Botschaftsrat d e r israelischen Botschaft u n d gleichzeitig Leiter d e r Handelszentren Israels in Köln, Hamburg, F r a n k f u r t u n d München. Wie w ü r d e n Sie das Ergebnis I h r e r Arbeit nach dieser Zeit zusammenfassen? Antwort: Man darf niemals mit sich selbst zufrieden sein, weil es auf dieser Welt 808

Botschaftsrat Shamir: Moderne Technologie steht im Vordergrund israelischer Exporte keine Perfektion gibt. Wir haben aber doch viel auf dem Gebiete der Umstrukturierung unserer Exportpalette gemäß den Gegebenheiten geleistet. Israel hat sich in den letzten Jahren bezüglich seiner industriellen Entwicklungen auf die Technologie konzentriert und sieht heute als Schwerpunkte Forschung und Entwicklung. Als Resultat von Forschung und Entwicklung sieht man die neuen Industrien, die auf Innovationen basieren; Verbesserung von bestehenden Betrieben und Umstellung auf neue Entwicklungen. Es ist nun die Aufgabe der Wirtschaftsdelegierten, die Produkte, die aus dieser Umstrukturierung hervorgehen, auf den Markt zu bringen. Das ist insofern nicht so einfach, weil man den deutschen Industriellen, Importeur oder Großhändler erst einmal überzeugen muß, daß es so etwas gibt und das unsere Schwerpunkte heute nicht mehr bei den konventionellen Exportartikeln liegen. Frage: Wenn Sie das Ganze bei der schweren Inflation Ihres Landes überblicken, gibt es Firmen in der Bundesrepublik, die sich mit israelischen Wirtschaftsbetrieben in der Weise einlassen, daß sie selbst Fertigungen nach Israel legen? Antwort: Es gibt einige wenige Firmen, die das tun. Man fängt sehr vorsichtig an. Es beginnt mit Kooperationen. Erst einmal mit Zulieferung, dann — wir hatten ja, wie Sie wissen dieses J a h r die große Economy Konferenz in Israel — und das war eine ganz ansehnliche Delegation aus Deutschland. Über 40 wirklich hochrangige —ich meinejetzt hochrangig im Bezugauf die I ndustrie selbst— Vertreter der Industrien, der Wirtschaftsverbände. Ich bekam erstaunliche Reaktionen dieser Herren, die ja verwöhnt sind, wenn es sich um Technologie handelt, um so mehr, als diese Konferenz mit einer angeschlossenen Technologieausstellung unmittelbar nach Hannover und Tokio auftrat, und die Herren ja noch unter dem Eindruck der Mammutausstellungen von Tokio und Hannover zu der relativen Miniausstellung nach Israel kamen. Aber nicht immer ist die Quantität das Ausschlaggebende, sondern die Qualität. Sie waren sehr beeindruckt von dieser ersten Führungsnahme und wir haben jetzt eine Reihe von Projekten deutscher Industrien, die sich in Israel tatsächlich etablieren wollen. Es ist wahrscheinlich einer der ausschlaggebende Aspekte, daß Israel — wie es ja bekannt ist—mit Amerika ein Freihandelsabkommen zu schließen versucht. Dann wird es f ü r die deutsche Industrie möglich sein, durch einen—allerdings großen Teil von Veredlung in Israel—nach Amerika Industrieprodukte zollfrei zu exportieren. Aber ich möchte wieder betonen und wiederholen, daß das ein Großteil von Produktionen in Israel voraussetzt. Frage: Herr Shamir, Sie gehen jetzt — wie man so furchtbar sagt — in Pension. Nun gibt es ja Menschen, die gehen nie in Pension. Was werden Sie in Israel tun? Antwort: Ich hoffe, daß ich zu der 2. Kategorie gehöre, was ja nicht n u r von mir abhängt. Da muß mir der liebe Gott auch Kraft und Gesundheit geben. Es wäre mir ein besonderer Anreiz, weiter f ü r den Außenhandel in Israel zu arbeiten. Um so mehr, als das im Moment das Gebot der Stunde ist. Wir haben zwar unsere Kriege gewonnen, aber wir haben noch eine große Herausforderung vor uns, das ist die Wirtschaft. Nachdem ich mich nun beruflich als Fachmann f ü r Exportförderung sehe, möchte ich gern mein Scherflein weiter dazu beitragen und mich dann an einer Consulting-Firma anschließen oder auf eigene Faust das weiterbetreiben. 809

1984 — Israel und Europa Frage: Die Frage der Europäischen Gemeinschaft und Israel liegt ja in all diesen Themen begründet. Wenn jetzt Spanien und Portugal dazukommen, gibt es wieder neue Aufgaben. Antwort: Wenn Spanien und Portugal dazu kommen, wird das wie bekannt unsere landwirtschaftlichen Exporte sehr beeinflussen und so ist die Herausforderung um so mehr die Richtung der Industrieexporte. Wir werden die Verluste wettmachen müssen. Wir werden die Verluste, die wir aus diesem Umstand ertragen müssen, verdauen müssen durch erhöhte Industrieproduktionen.

Israel und Europa

EG-Gespräche mit Israel im Herbst 1984 Am 11. Mai 1984 verabschiedete die Kommission der Europäischen Gemeinschaft ein ausführliches Papier an den Ministerrat, das sich vor allem mit den Themen einer globalen Mittelmeer-Politik befaßt, wie sie seit 1972 die Beziehungen zu den verschiedenen Anrainerstaaten behandelt hat. Es geht jetzt vor allem darum, bei der Erweiterung der Gemeinschaft durch Spanien, Portugal, aber vielleicht auch Griechenland, die handelspolitischen Probleme sowie technische und finanzielle Fragen der Zusammenarbeit weiterzuentwickeln. Dieses Papier d ü r f t e gerade im Hinblick auf die kommenden Verhandlungen auch und vor allem mit Israel einige Bedeutung haben. Bis zum Herbst wird Israel wahrscheinlich eine neue Regierung haben, so daß dann die bevorstehenden Gespräche in Brüssel auf einem festen Fundament geführt werden können. Aus diesem Papier sollen einige Gedanken wiedergegeben werden, die f ü r das T h e m a der Europäischen Gemeinschaft mit dem Mittelmeerraum von Bedeutung sind: „Einführung Die Kommission führte im Einklang mit dem Ratsbeschluß vom 25. J a n u a r 1983 Sondierungsgespräche mit allen Mittelmeerländern, die mit der Gemeinschaft durch Kooperations- oder Assoziationsabkommen verbunden sind, und auch mit den Bewerberländern. Die vorliegende Mitteilung enthält zunächst eine Darstellung der wichtigsten Punkte, die bei allen Gesprächspartnern im Vordergrund standen, und sodann Durchführungsvorschläge zu den Leitlinien, die die Kommission f ü r die Fortschreibung d e r globalen Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft nach der Erweiterung f ü r unbedingt notwendig erachtet. Diese Vorschläge wer810

EG-Gespräche mit Israel im Herbst 1984

den gemäß den Vorstellungen, die die Kommission in ihrer Mitteilung an den Rat vom 24. Juli 1982 entwickelt hat, nicht nur den etwaigen Auswirkungen der Erweiterung auf das Funktionieren der seit 1972 im Rahmen der globalen Mittelmeerpolitik aufgebauten Beziehungen, sondern auch den Ursachen, aus denen diese globale Politik nicht die Hoffnung erfüllt hat, die die Partner in sie gesetzt hatten und der Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftssituation seit dem Inkrafttreten der Abkommen Rechnung tragen. Die Kommission wird in einer gesonderten Mitteilung die technischen Daten und Schätzwerte, von denen sie dabei ausgegangen ist, vorlegen und die Haltungen und Vorschläge der einzelnen Partner ausführlich erläutern. Denn obgleich in den Gesprächen weitgehende Übereinstimmung sowohl in der Analyse als auch in den Grundvorstellungen zum Ausdruck kam, sind doch die Einzelsituationen vor allem wegen der Art der Abkommen und der Struktur des Handels mit der Gemeinschaft sehr verschieden, wie folgende Beispiele zeigen: - Die Türkei ist mit der Gemeinschaft durch ein Abkommen verbunden, das nicht seinesgleichen hat und besondere Bestimmungen, vor allem institutioneller Art, enthält. Wegen der Struktur ihres Handels wird sie außerdem von den Auswirkungen der Erweiterung kaum betroffen; - ein Land wie Jordanien erwartet von der Gemeinschaft eher eine technische, handelspolitische und finanzielle Zusammenarbeit als den Ausbau der Handelsbeziehungen ; - die handelspolitischen Probleme Jugoslawiens sind zwar ebenso akut wie diejenigen Israels oder Marokkos, aber dennoch anders gelagert, so daß die Erweiterung nicht die gleichen Folgen haben wird; - die Maghrebländer, die ihre Haltung gegenüber der Gemeinschaft wegen einer offensichtlichen Interessenübereinstimmung und einem gemeinsamen Projekt, zu dem die Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft beitragen könnte, koordiniert haben, kennen nicht die gleichen dringenden Probleme; - die Befürchtungen Israels beruhen auf einer äußerst spezifischen Situation; - Ägypten erwartet von der Gemeinschaft eher, daß sie ihm die Möglichkeit gibt, sein Potential zu nutzen, da es der Auffassung ist, daß es mit der einfachen Beibehaltung von Handelsströmen, die für eine Zeit ermittelt wurden, in der sein Handel nicht auf die Gemeinschaft ausgerichtet war, eher schwerwiegend und zu Unrecht benachteiligt würde; - die spezifischen Probleme im Libanon sind mehr als bekannt; - auch Malta und Zypern weisen jeweils besondere Probleme und Perspektiven auf, die zugleich mit ihrer Größe, ihrer Verletzlichkeit und im Falle Zypern seiner internen Situation und der Perspektiven des Abkommens zusammenhängen.

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1984 — Israel und Europa I.

Sondierungsgespräche

Mittelmeerländer

Die meisten Partner betonten gleich zu Beginn, daß ihre Präferenzbeziehungen zu der Gemeinschaft von grundlegender Bedeutung für sie sind, und wie sehr sie fürchten, daß diese Beziehungen angesichts ihrer vor etwa zehn Jahren einsetzenden kontinuierlichen Verschlechterung nach der Erweiterung schließlich ganz in Frage gestellt werden. Aus dieser Sicht heraus haben sie die Ursachen dieser Verschlechterung, die die künftigen Beziehungen in die gleiche Sackgasse führen würden, wenn sie nicht vorher ausgeräumt werden, ausführlicher untersucht. In ihren Augen ist das Scheitern der 1972 definierten Politik vor allem darauf zurückzuführen, daß die Gemeinschaft angesichts der Krise nicht versuchte gemäß dem Geist der Abkommen in Zusammenarbeit mit ihren Partnern, weitgehend gemeinsame Probleme zu lösen, sondern sich vielmehr in die Isolation zurückzog und eine nach allen Seiten defensive Politik betrieb, bei der sie sich Ländern gleichgestellt fühlten, die der Gemeinschaft gegenüber weder die gleichen Beziehungen noch die gleiche wirtschaftliche, politische und kulturelle Bedeutung haben wie sie. Alle stimmten dieser Analyse der Agrarpolitik und der Textilpolitik der Gemeinschaft zu, mit der die Glaubwürdigkeit der Zusagen der Gemeinschaft äußerst fraglich wird, da sie den Abkommen den notwendigen Sicherheitsfaktor nimmt, den sie für die Investoren darstellen. Gerade wegen ihres Entwicklungsstands und seiner Perspektiven, die in den meisten Fällen weitgehend von der Bevölkerungszunahme beeinflußt werden, ist es für sie unbedingt notwendig, daß sie auf die Öffnung des Gemeinschaftsmarktes für ihre Ausfuhren und folglich auf die Unantastbarkeit ihrer Abkommen zählen können, ohne daß sie dabei die Bemühungen um eine geographische Diversifizierung ihres Handels vernachlässigen. Denn ihre politische Ausrichtung, die sie nicht in Frage stellen wollen, hat der Gemeinschaft zu einem vorrangigen Platz in ihren Industrie-, Agrar-, Technologie- und Dienstleistungsexporten verholfen. Dies erklärt, daß alle mit Nachdruck für eine Wiederbelebung und Vertiefung der Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft plädierten, da im Falle eines Scheiterns ihre politische Orientierung gefährdet wäre. In diesem Zusammenhang begrüßten sie das neue Konzept, das in den Sondierungsgesprächen Ausdruck erhielt. Sie sahen darin ein Zeichen für die Bereitschaft der Gemeinschaft, den Interessen ihrer präferenzbegünstigten Partner Rechnung zu tragen und den privilegierten Charakter ihrer Beziehungen zu allen Mittelmeerländern zu bestätigen. A. Besondere Bemerkungen der a)

Partnerländer

Handelspolitik

Die Mittelmeerpartner sind einstimmig der Auffassung, daß das Globalkonzept von 1972 die Erwartungen in der Handelspolitik nicht erfüllt hat. Als Beispiel dafür verweisen sie auf die Entwicklung ihres Zahlungsbilanzdefizits gegenüber der Gemeinschaft und die restriktiven Einfuhrmaßnahmen, die die meisten von ih812

EG-Gespräche mit Israel im Herbst 1984

nen wegen ihrer Zahlungsbilanzprobleme treffen mußten und die sich nachteilig auf ihre Entwicklung auswirkten. Für dieses Scheitern wurden drei Gründe verantwortlich gemacht: — Zunächst die .Aushöhlung ihrer Präferenzen' durch die Ausdehnung der anfänglichen Zugeständnisse auf sämtliche Mittelmeerländer und durch die Zugeständnisse an die übrigen Entwicklungsländer; — sodann im Industriebereich die bereits erwähnte protektionistische Haltung der Gemeinschaft, die sie schädigte, ohne jeglichen Beweis, daß sie die Ursache ihrer Schwierigkeiten waren, und die bei der Ausarbeitung der Gemeinschaftsmaßnahmen für bestimmte Industriezweige nicht erkannte, welche Vorteile eine Einbeziehung der präferenzbegünstigten Länder in einen Aktionsplan auf der Basis der Komplementarität der Interessen geboten hätte; — im landwirtschaftlichen Sektor werden die Exportleistungen nach der Gemeinschaft trotz der zu beobachtenden Steigerung als besonders enttäuschend bezeichnet, insbesondere wenn man ihr Produktionspotential und die größeren Absatzmöglichkeiten auf dem europäischen Markt berücksichtigt, welche eine internationale Arbeitsteilung zugelassen hätte, die die vergleichsweisen Vorteile effektiv berücksichtigt hätte. Alle betonten, daß die gemeinsame Agrarpolitik immer stärker protektionistische Züge aufweist, die durch den ständig wachsenden Abstand zwischen den Preisen an der Grenze und den Marktpreisen bescheinigt wird und schließlich Produktionszunahmen und Überschüsse ohne Berücksichtigung der Marktrealitäten noch der Interessen der traditionellen präferenzbegünstigten Lieferanten bewirkte, so daß diese ihre Ausfuhren einschränken und manchmal mit Verlust verkaufen mußten. Hinzu kommt nach einhelliger Ansicht die über die Ausfuhrerstattungen praktizierte Konkurrenz auf den Märkten der dritten Länder, die zu erobern die Gemeinschaft sie manchmal selbst aufgefordert hatte, so daß die im übrigen ziemlich unberechenbare Ausfuhrpolitik der Gemeinschaft inzwischen ebenso zu fürchten ist wie ihre Einfuhrpolitik. b) Sozialpolitik

Auch in diesem Bereich wurden die Beziehungen als unbefriedigend beurteilt, wegen der Haltung der Gemeinschaft im Bereich der Gleichbehandlung oder der sozialen Sicherheit, aber auch wegen der Äußerungen von Fremden- und Rassenhaß gegenüber den zugewanderten Arbeitnehmern in allen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft. Alle Länder mit einem hohen Gastarbeiteranteil in der Gemeinschaft bedauerten das Schweigen der Gemeinschaftsinstanzen, die gegen die Bewegungen hätten vorgehen sollen, die die unzureichende Information der Öffentlichkeit über die realen Gegebenheiten der Gastarbeiter ausnutzen. Sie beklagten ferner die Maßnahmen einiger Mitgliedstaaten, die darauf abzielen, die Arbeitnehmer zur Rückkehr in ihr Herkunftsland durch Mittel zu drängen, die ihrer Auffassung nach eher auf Zwang als auf Freiwilligkeit hinauslaufen. c) Kooperation

Im Bereich der Kooperation hoben die Partnerländer den eher sporadischen 813

1984 — Israel und Europa

und begrenzten Charakter der bisherigen Maßnahmen im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit hervor. Sie haben meistens jedoch eine gewisse Mitverantwortung zugegeben, die sie für um so bedauerlicher hielten, als die Krise im Gegenteil zu einer Intensivierung der Kooperation hätte führen sollen. Im Bereich der finanziellen Zusammenarbeit wurde von allen an die Bescheidenheit der Gelder und die immer ungünstigeren Bedingungen der Hilfe erinnert. Israel und Jugoslawien bedauerten hier das Fehlen jeglicher Bestimmungen zur Stützung der Kooperationsmaßnahmen. Hinzu kommen trotz einer Verbesserung als Folge einer besseren Kenntnis ihrerseits die Auswirkungen der langwierigen und mühsamen Verfahren, die im Zuge der Inflation die Tragweite der Hilfe noch weiter schmälern. d) Folgen der

Erweiterung

Alle Gesprächspartner betonten, daß die Erweiterung einen wichtigen Faktor der Stabilisierung und damit der größeren Sicherheit und hoffentlich auch einer größeren Empfänglichkeit der Gemeinschaft für die Bedürfnisse dieser Region darstellt. Die traditionellen Bindungen der beiden Bewerberländer zu der arabischen Welt lassen einige von ihnen auf eine aktivere Rolle der Gemeinschaft bei der Suche nach Lösungen für die Probleme hoffen, die mehrere Länder der Region weiterhin entzweien. Auch die Wirtschaftsbeziehungen einiger Partner zu den Beitrittsländern, insbesondere Spanien, sind schon heute ziemlich bedeutend, und die in den letzten Jahren zu beobachtende Intensivierung dürfte durch ihre Einbeziehung in die Präferenzabkommen der Gemeinschaft begünstigt werden. Darüber hinaus betonen sie einstimmig, daß der Beitritt Portugals und Spaniens den Einfluß der meisten Faktoren, die für die Krise in ihren Beziehungen der Gemeinschaft veranwortlich sind, verschärfen wird: Zunahme der Zahl der empfindlichen Sektoren, Freizügigkeit der portugiesischen und spanischen Arbeitnehmer, Verringerung der für die finanzielle Zusammenarbeit verfügbaren Mittel und vor allem drohende Vervielfältigung der Maßnahmen, die in der Vergangenheit die Anwendung und die Entwicklung der Abkommen gelähmt haben. Dies wäre für sie besonders schwerwiegend, da die Gefahr besteht, daß sich die Investoren noch stärker als bisher auf die Bewerberländer konzentrieren, für die diese Art Maßnahmen nicht mehr gelten würde. Der Ehrgeiz der Abkommen, einen Beitrag zu der Entwicklung der Partner zu liefern, würde also durch eine Abweichung von den gemeinsam festgesetzten Zielen zunichte gemacht. Im landwirtschaftlichen Bereich ruft vor allem die Entwicklung des spanischen Potentials (die darüber vorliegenden unterschiedlichen Zahlen werden in jedem Fall als äußerst beunruhigend angesehen) mit seinen Folgen für die künftige Haltung der Gemeinschaft Befürchtungen hervor. In diesem Zusammenhang wurde die jüngste Reform des Gemeinschaftsrechtes zur Vorbereitung auf die Erweiterung als ein beunruhigendes Vorzeichen empfunden. Aus der Feststellung, daß sich die Konkurrenz der Beitrittsländer und vor al814

EG-Gespräche mit Israel im Herbst 1984 lern der Mittelmeerproduktion der spanischen Landwirtschaft nach den bisherigen Tendenzen weiter verschärft, ziehen sie den Schluß, daß es außerordentlich dringend geworden ist, der seit mehreren Jahren andauernden Zeit der Ausflüchte ein Ende zu setzen, um im Rahmen einer neudefinierten Mittelmeerpolitik sobald wie möglich alle bereits bestehenden Probleme in Angriff zu nehmen, die sich mit der Zeit n u r verschlimmern und deren Art und Entwicklung ein gemeinsames Vorgehen aller Parteien erfordern. B. Vorschläge der Partnerländer Alle Partner machten hier geltend, daß sie wegen des evolutiven Charakters der Angelegenheit in dieser Phase keine endgültigen Vorschläge vorbringen könnten. Sie beantragten daher zunächst, daß das „parallele" Verfahren zu den Erweiterungsverhandlungen beibehalten wird. Alle betonten jedoch schon jetzt ausdrücklich, daß sie die Leitlinien, die die Kommission dem Rat im Juli 1982 unterbreitete, insofern unterstützen, als sie ihren Anliegen Rechnung tragen. Was die Umsetzung dieser Grundsätze in die Abkommen anbetrifft, so äußerten sie f ü r die einzelnen Bereiche folgende Vorstellungen: a) Handelspolitik Der garantierte Zugang zum Gemeinschaftsmarkt f ü r ihre Exporte stellt die unverbrüchliche Basis der Abkommen dar. Für gewerbliche Waren müßte dies bedeuten: — kurzfristig Rückkehr zum Geist und Buchstaben der Abkommen, dort wo die Gemeinschaft Beschränkungen eingeführt hat, die im Gegensatz zu ihren Verpflichtungen stehen; — mittel- und langfristig Einführung eines ständigen Dialogs, um gemeinsam und rechtzeitig die Maßnahmen zu treffen, die das Auftauchen von Krisensituationen und die systematische Inanspruchnahme der Schutzklausel verhindern, und Schaffung eines geeigneten Rahmens f ü r eine Konzertation über die Industriestrategien der Gemeinschaft und der Partnerländer, die beiden die Möglichkeit gibt, aus den jeweiligen vergleichsweisen Vorteilen optimalen Nutzen zu ziehen. Was ihre Agraransfuhren anbetrifft, so ist der notwendige Zugang zum Gemeinschaftsmarkt ihrer Auffassung nach n u r gesichert, wenn ihre Erzeugnisse die gleiche Behandlung wie die Gemeinschaftserzeugnisse erfahren. Als Gegenleistung erklären sie sich ihrerseits zu der erforderlichen Disziplin bereit, zu der sich alle Erzeuger im gesamten Mittelmeerraum verpflichten müssen. Zu den Ausfuhren nach den dritten Märkten wünschen sie eine stärkere Konzertation zwischen den Partnern über die Exportpolitiken, um mit größerer Sicherheit ihre Absatzpolitik steuern und neue Absatzmärkte suchen zu können. Zur Versorgung ihres eigenen Marktes schließlich beantragen sie eine Unterstützung ihrer Strategie zur Förderungen der landwirtschaftlichen Entwicklung und der Nahrungsmittelautonomie über: 815

1984 — Israel und Europa

— den Abschluß von Mehrjahresverträgen über die Lieferung von landwirtschaftlichen Grunderzeugnissen zu konstanten und ebenso günstigen Bedingungen, wie sie ihnen von anderen Lieferanten eingeräumt werden; — eine technische und technologische Zusammenarbeit, gestützt auf eine spezifische finanzielle Hilfe, um unter normalen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen die erforderlichen Umstellungen zu begünstigen; — eine bedarfsgerechtere Nahrungsmittelhilfepolitik. b) Sozialpolitik

Hier wurde im wesentlichen folgendes beantragt: — rasche Durchführung der Abkommensbestimmungen; — eine umfangreiche Aufklärungs- und Informationskampagne zur Bekämpfung der Fremdenfeindlichkeit gegenüber ihren Staatsangehörigen. Einige wünschten auch eine feierliche Erklärung der Gemeinschaft auf höchster Ebene, in der der Beitrag der Gastarbeiter zu der Wirtschaftsentwicklung der Gemeinschaft anerkannt wird; — Durchführung einer Konsultations- und Koordinationspolitik, um optimale Bedingungen für die freiwillige Rückkehr zu schaffen, wobei jede Form der direkten oder verschleierten Druckausübung unannehmbar ist. c)

Finanzbestimmungen

Die Finanzprotokolle, die die erforderliche Basis für die Zusammenarbeit darstellen, müssen nach Auffassung aller Partner sowohl hinsichtlich der Mittelausstattung als auch der Qualität verbessert und elastischer angewendet werden. Alle plädierten dafür, daß jeder Partner die Möglichkeit haben sollte, an der Durchführung der aus den Protokollen finanzierten Vorhaben in den anderen Mittelmeerländern oder Entwicklungsländern teilzunehmen. Selbstverständlich würde es sich nicht darum handeln, die in den Abkommen verankerten Grundsätze wieder in Frage zu stellen, so daß derartige Bestimmungen nur angewendet werden, wenn die weiter oben beschriebenen Kooperationsaktionen nicht ausreichten, um die Entwicklung einer Krisensituation in einem bestimmten Wirtschaftszweig zu verhindern. Schließlich müßte die Gemeinschaft erneut bekräftigen, daß sie gewillt ist, den Präferenzcharakter der Mittelmeerabkommen zu wahren und daraus die Schlußfolgerungen ziehen. Diese Abkommen machen es vor allem zur Aufgabe, daß die Schwierigkeiten, die durch ihre Anwendung entstehen könnten, nach den Verfahren und Mitteln behandelt werden, die in den Abkommen vorgesehen sind. Dies setzt ferner voraus, daß die Vertragspartner im Krisenfall nicht von Maßnahmen getroffen werden, die praktisch auf die Aussetzung der Abkommensanwendung hinauslaufen, wenn diese Partner für das Auftauchen der Krise nicht so weit verantwortlich sind, daß derartige Maßnahmen gerechtfertigt wären. Um diesen Zwängen Rechnung zu tragen, muß die Gemeinschaft also dafür sorgen, daß die Verpflichtungen, die sie gegenüber dem Ausland einzugehen beabsichtigt, vereinbar bleiben mit denjenigen, die sie bereits übernommen hat, 816

EG-Gespräche mit Israel im Herbst 1984

und mit den Möglichkeiten, diese alle einzuhalten, ohne auf ihrem Markt unerträgliche Spannungen hervorzurufen. Landwirtschaft

Die Kommission stellt fest, daß auf dem Agrarsektor ihre 1982 vorgelegten Analysen und Leitlinien in den Sondierungsgesprächen breite Zustimmung fanden. Dies gilt sowohl für die notwendige Festigung der Exportströme durch die Sicherung des effektiven Zugangs zum Gemeinschaftsmarkt für die betreffenden Waren als auch f ü r die Ziele und Mittel der Zusammenarbeit. Der effektive Zugang zum Gemeinschaftsmarkt, insbesondere wenn auf diesem eine Situation der Sättigung herrscht, setzt voraus, daß die im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik definierten Schutzmechanismen so moduliert werden, daß die fraglichen Erzeugnisse mit den Gemeinschaftserzeugnissen konkurrieren können. Die Kommission schlägt daher vor, daß die künftige Präferenzregelung für die unter die geltenden Abkommen fallenden Waren und für die den traditionellen Ausfuhren der Mittelmeerpartner entsprechenden Mengen eine solche modulierte Anwendung der Mechanismen an der gemeinsamen Grenze vorsieht, und zwar sowohl was die Zölle als auch jede andere Maßnahme anbetrifft, die hinzukommen oder an deren Stelle treten kann. Die Durchführungsbestimmungen zu einer solchen Maßnahme müßten nach den besonderen Merkmalen eines jeden Sektors definiert werden und dafür sorgen, daß die Angebote der Partner nicht zu Preisen, die das angestrebte Ziel nicht rechtfertigen würde, erfolgen und nicht zu einem Zusammenbruch der Notierungen auf dem Gemeinschaftsmarkt führen können. Die mit jedem Partner zu vereinbarenden Mengen müßten auf der Basis der bisherigen Ausfuhren bestimmt werden, die nach dem Durchschnitt von fünf repräsentativen Jahren berechnet werden, abgesehen von bestimmten Sonderfällen wie Ägypten oder Libanon. Dieses Zugeständnis könnte nach dem Verfahren der Höchstmengen verwaltet werden, das für gewerbliche Waren im Rahmen bestimmter Abkommen gilt und das bei Erreichung der Höchstmengen die Wiedereinführung der Regelung der derzeitig geltenden Abkommen, d. h. einer Regelung, die bereits einen Präferenzzoll umfaßt, vorsieht, sobald ein Mitgliedstaat oder die Kommission dies beantragt. Dieses Zugeständnis müßte vollständig verwirklicht werden, sobald f ü r die gleichen Waren der neuen Mitgliedstaaten in vollem Umfang die innergemeinschaftliche Regelung gilt. Das Zugeständnis müßte also während der in den Beitrittsakten vorgesehenen Übergangszeit schrittweise verwirklicht werden, damit keine Diskriminierungen gegenüber den Beitrittsländern geschaffen werden. Eine solche Regelung wäre nach Auffassung der Kommission zugleich notwendig und ausreichend jedes Mal, wenn die Gemeinschaftspräferenz nur durch die Anwendung von Mechanismen an der gemeinsamen Grenze gewährleistet wird, wie dies gegenwärtig der Fall vor allem bei frischem Obst und Gemüse und bei Wein ist. Bei Olivenöl dagegen entsteht eine kompliziertere Situation. Dieses Erzeug817

1984 — Israel und Europa

nis wird sich nach der Erweiterung in der Gemeinschaft in einer besonders schwierigen Situation befinden, und die Absatzmärkte werden relativ begrenzt sein. Dieses Erzeugnis ist jedoch von größter Bedeutung für Tunesien, das abgesehen von der EWG der einzig wichtige Erzeuger/Exporteur bleiben wird. Der Gemeinschaftsmarkt ist daher von unerläßlicher Bedeutung und wird dies auch noch viele Jahre lang bleiben. Gleichzeitig wäre es illusorisch, mit einer Entwicklung ausreichender Absatzmärkte zu rechnen, um die Überschüsse in absehbarer Zukunft zu absorbieren. Folglich sind im Rahmen der Kooperation mit Tunesien die Mittel für eine Unterstützung der Gemeinschaft zur Förderung des Verbrauchs des Erzeugnisses in Tunesien selbst und zur Umstellung der Olivenplantagen in diesem Land zu erarbeiten. Bis eine solche Politik zu greifbaren Ergebnissen führt, müßte der Zugang zum Gemeinschaftsmarkt für die traditionell von Tunesien exportierten Mengen unbedingt beibehalten werden. Aus diesen Erwägungen zieht die Kommission den Schluß, daß eine Kaufverpflichtung mit Tunesien vereinbart werden sollte. Diese Maßnahme enthielte weniger Nachteile als eine Präferenzregelung, die zur Erreichung des angestrebten Ziels für sämtliche Maßnahmen, die die Wettbewerbsbedingungen zwischen Gemeinschaftserzeugnissen und eingeführten Erzeugnissen beeinflussen, gelten müßte. Diese Gemeinschaftsverpflichtung müßte degressiv und komplementär zu dem Beitrag der EWG zur Förderung des Olivenölverbrauchs in Tunesien sein, damit Tunesien sich ohne nachteilige Folgen in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht an die Entwicklung des Olivenölmarktes anpassen kann. Mit den vorgeschlagenen Bestimmungen dürften jedoch keine starren Situationen geschaffen werden. Zu diesem Zweck wären im Rahmen der Kooperation alle Maßnahmen, die möglichst bald zu einer Normalisierung der Situation führen, mit Entschlossenheit zu verwirklichen. Voraussetzung dafür ist, daß die Gemeinschaft sich an den Maßnahmen zur Verringerung dieser Schwierigkeiten beteiligt: Umstellung, Erschließung alternativer Märkte, Förderung des Inlandsverbrauchs. Die Kommission ist sich der Schwierigkeiten, die derartige Regelungen für die Gemeinschaft mit sich bringen, durchaus bewußt. Sie ist jedoch der Auffassung, daß es ohne derartige Regelungen nicht möglich sein wird, die Ausfuhren der Mittelmeerländer, d. h. einen wesentlichen Teil der Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft, nicht zu gefährden. Ein solches Ergebnis hätte für die Gemeinschaft unleugbar sehr viel schwerere politische, wirtschaftliche und soziale Nachteile als die von der Kommission vorgeschlagene Regelung für den Agrarsektor. Dazu möchte sie auf folgendes hinweisen: — Ein solches Konzept ist nicht neu. - Was die Konsolidierung der traditionellen Ausfuhrströme der Mittelmeerländer nach dem Gemeinschaftsmarkt anbetrifft, der bereits heute den größten Teil der Ausfuhren der Bewerberländer absorbiert, so dürfte dieses Zugeständnis an sich keine Quelle für Marktstörungen darstellen noch einen Anreiz für Produktionssteigerungen. 818

EG-Gespräche mit Israel im Herbst 1984 — Die Partnerländer haben sich bereit erklärt, mit der Gemeinschaft bei der Aufstellung von Produktions- und Vermarktungsrichtlinien zusammenzuarbeiten, die eine beträchtliche Verschlechterung d e r Marktsituation im Mittelmeer verhindern helfen dürften. Zusammenarbeit Die Zusammenarbeit ist zwar ein wesentlicher Faktor in den Beziehungen zwischen der Gemeinschaft und ihren Mittelmeerpartnern, die im Rahmen des Globalkonzepts f ü r den Mittelmeerraum von 1972 aufgebaut worden sind, hat aber ihre Ziele n u r zum Teil erreicht, wie die Sondierungsgespräche gezeigt haben. Sie muß also im Einklang mit der gewünschten Entwicklung dieser Beziehungen unbedingt neu definiert werden, zumal die Bedingungen, unter denen sich künftig die Beziehungen zwischen der Gemeinschaft und den Mittelmeerländern abspielen, voraussichtlich sehr schwierig sein werden. Die handelspolitische Zusammenarbeit muß natürlich darauf abzielen, daß die Steigerung des Warenverkehrs als grundlegendes Abkommensziel unter möglichst harmonischen und konfliktfreien Bedingungen erfolgt. Zu diesem Zweck müssen beide Partner ein Höchstmaß an Komplementarität anstreben und die Konzertierung intensivieren, um Krisensituationen durch eine bessere Anpassung der im Falle einer drohenden Störung zu ergreifenden Maßnahmen vorzubeugen. Um diesen Zielen näherzukommen, schlägt die Kommission zunächst vor, bei der Revision der Abkommen von Artikel 5 , 7 , 3 9 und 52 des Abkommens EWG/Jugoslawien auszugehen." Die Vorbereitungen für die Lösung der Mittelmeerprobleme haben bereits begonnen Am 15. Juni 1984 kam d e r Leiter der Wirtschaftsabteilung des Israelischen Außenministeriums Mordachai Dori mit einigen Fachleuten aus den anderen beteiligten Ressorts der Israelischen Regierung nach Bonn, um im Auswärtigen Amt mit dem Leiter der Wirtschaftsabteilung MinDir. Per Fischer im Wirtschaftsministerium u n d im Bundesministerium f ü r Landwirtschaft und Forsten informative Gespräche über die im Herbst beginnenden Verhandlungen zur Frage der Mittelmeerpolitik zu führen. Es ging dabei nicht nur um die Fragen der Agrarexporte Israels in die Staaten der Europäischen Gemeinschaft nach dem Beitritt Spaniens und Portugals sondern auch um die Probleme, die sich f ü r die gewerbliche Wirtschaft ergeben. Wenige T a g e nach diesen Bonner Gesprächen tagten am 19. Juni 1984 die Außenminister d e r Europäischen Gemeinschaft in Luxemburg. Über diese Verhandlungen gaben sie die folgende Erklärung heraus: „Die Außenminister haben am 19. Juni 1984 in Luxemburg die Debatte über die Mittelmeerpolitik der erweiterten Gemeinschaft, die sie im Mai 1984 auf d e r Basis der Vorschläge der Kommission eröffnet hatten, fortgesetzt. Im Laufe der Erörterungen haben sich die Delegationen f ü r einen Entwurf von Schlußfolgerungen ausgesprochen, der von d e r französischen Präsidentschaft vorgelegt worden war. 819

1984 — Israel und Europa Alle Delegationen haben die Notwendigkeit betont, die Beziehungen der EWG mit ihren Partnern am Mittelmeer zu erhalten und weiter zu entwickeln. Indes haben mehrere Delegationen einige Anmerkungen allgemeiner Art gemacht und einige Änderungsvorschläge f ü r den Entwurf der Schlußfolgerungen unterbreitet. Vizepräsident Lorenzo Natali (I), in dessen Zuständigkeit die globale Mittelmeerpolitik und Erweiterungsfragen fallen, hat auf die Dringlichkeit der Verwirklichung einer Politik hingewiesen, deren vitale Bedeutung von allen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft anerkannt werde. Der Ausschuß der Ständigen Vertreter wurde beauftragt, die Fortsetzung der Erörterungen im Außenministerrat vorzubereiten." Der Ausschuß der ständigen Vertreter, das sind die Botschafter der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel. Nach Rückverweisung des Gesamtproblems an den Außenministerrat der Gemeinschaft d ü r f t e n dann konkrete Beschlüsse zu erwarten sein, auf denen im Herbst die Verhandlungen mit Israel aufbauen werden. Es geht dann nicht nur um die Fragen, Sorgen und Nöte Israels, sondern um die Probleme aller Mittelmeeranrainerstaaten. Neben diesen offiziellen Verhandlungen gab es in Israel eine Ekonomikkonferenz, zu der vom 22. bis 26. Mai 1984 450 ausländische Gäste aus 20 Staaten nach Israel gekommen waren, darunter auch 41 Deutsche. 8 Industrielle waren in letzter Minute durch den Streik der deutschen Metallindustrie verhindert. Es waren wichtige Beamte, z. B. des Wissenschaftszentrums von Nordrhein-Westfalen gekommen, der Senator f ü r Wissenschaft aus Bayern, sowie entsprechende Beamte aus Hamburg. Neben diesen Delegationen kamen zu der gleichzeitig stattfindenden Ausstellung Isratek 36 Interessenten aus der Bundesrepublik Deutschland. Im Landwirtschaftsbereich darf nicht unerwähnt bleiben, daß d e r Hafen von Triest in diesem J a h r mit 60 % durch Zitrusimporte aus Israel ausgelastet ist, abgesehen von der großen Bedeutung, die die Frachtflüge der CAL f ü r den Flughafen Köln/Bonn gewonnen hat. Auch diese Aspekte wird man in Zukunft mitbedenken müssen, nicht nur von d e r Bundesrepublik Deutschland aus, sondern auch von Seiten Italiens, dem Hafen von Triest und seiner künftigen guten Auslastung sehr gelegen sein wird.

Interview mit Johannes Gerster, dem stellvertretenden der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe

Leiter

Die Lösung der Probleme der Mittelmeerpolitik der Europäischen Gemeinschaft ist ins Stocken geraten. Es geht ja nicht n u r um Israel, sondern wie man aus den vorliegenden Texten ersehen konnte, um die Anrainerstaaten des Mittelmeerraumes, die alle — wenn auch unterschiedlich von der Süderweiterung der Ge820

Interview mit Johannes Gerster meinschaft betroffen sind. Deshalb soll hier ein Gespräch mit dem stellvertretenden Leiter der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag, dem Mainzer Abgeordneten Johannes Gerster, wiedergegeben werden, das die gesamt deutsch-israelischen Fragen, aber auch die Wirtschaftsprobleme aus dem EG-Bereich f ü r Israel behandelt. Dieses Gespräch, das ich aufzeichnete, hat folgenden Wortlaut: Frage: H e r r Gerster, die Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestages, Frau Annemarie Renger, leitet heute die Deutsch-Israelische Parlamentariergruppe in Bonn, Sie sind der Stellvertreter dieses Gremiums, was tut sich in dieser Gruppe, wie stark ist sie? Antwort: Die Deutsch-Israelische Parlamentariergruppe ist eine der größten oder sogar die größte Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag. In der laufenden 10. Wahlperiode gehören ihr 113 Bundestagsabgeordnete an. Ihr gegenüber steht die Israelisch-Deutsche Parlamentariergruppe der Knesset in Jerusalem. Auch diese ist eine der größten in der Knesset. In der Deutsch- Israelischen Parlamentariergruppe treffen sich die Abgeordneten, die ein besonders freundschaftliches Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staate Israel begründen und ausbauen wollen. Schwerpunkte der Arbeit sind erstens Treffen in der Wahlperiode, sei es mit Vertretern unserer Regierung, sei es mit dem israelischen Botschafter, sei es mit Staatsgästen aus Israel, die in unsere Gruppe kommen und mit denen wir aktuelle Probleme wie auch Einzelfragen des deutsch-israelischen Verhältnisses besprechen. Frage: Sie sagen eben Grundlagen. Gibt es auch Fachfragen, z. B. bei der Wirtschaft, der Landwirtschaft, der Kulturbeziehungen oder ähnliche Fragen? Antwort: Zunächst kann ich Ihnen Recht geben, wir müssen uns natürlich Informationen beschaffen und den Kollegen vermitteln. Dazu gehören derzeit natürlich die aktuellen wirtschaftlichen Probleme des Staates Israel. Dazu gehört natürlich die Frage der Sicherheit des Staates Israel, etwa in Verbindung mit der Palästinenserfrage. Wir haben Verbindung zum Libanon-Konflikt. Hier werden zunächst aktuelle Informationen aus berufenem Munde übermittelt. Es werden natürlich auch Perspektiven erörtert und entwickelt wie ohnehin der Meinungsaustausch zwischen den israelischen Parlamentariern und den deutschen Parlamentariern etwa über die Entwicklung des Staates Israel eine zentrale Frage und eine ständig auf der Tagesordnung stehende Frage ist. Frage: H e r r Gerster, das Problem des Austauschs von Informationen. Das geht j a heute nicht mehr nur auf der nationalen Ebene. Die Probleme der Europäischen Gemeinschaft spielen in dieses deutsch-israelische Verhältnis hinein. Wenn jetzt Spanien und Portugal vor der T ü r der EG stehen, anklopfen und hinein wollen, dann kommt ja wieder das ganze schwere T h e m a der landwirtschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern auf den Tisch. Wie will man das regeln? Antwort: Das ist derzeit eine zentrale Frage. Sie wissen, daß der Bundeskanzler bei seinem Besuch in Israel den israelischen Freunden und Partnern versichert hat, 821

1984 — Israel und Europa

daß er sich innerhalb der EG d a f ü r einsetzen will, daß etwa die israelischen Zitrusfrüchte auch weiterhin auf den europäischen Markt kommen können. Hier kann ein Akt europäischer Solidarität zugunsten des nach wie vor bedrohten Staates Israel entstehen. Wir sehen in unserer Gruppe natürlich die Aufgabe uns nicht n u r über diese Frage laufend zu informieren, sondern in unseren Fraktionen und Parteien daraufhin zu wirken, daß Israel eine Marktchance gerade mit seiner Landwirtschaft auf dem europäischen Markt behält. Frage: Das Problem wird ja sein, daß man parallel zu den EG- Verhandlungen mit Spanien auch wieder Verhandlungen mit Israel beginnt, die letzten Endes diesem Ziel dienen sollen. Die Spanier haben ja dank ihrer hervorragenden Ernte aus diesem J a h r 100.000 t Zitrusfrüchte mehr nach Deutschland gebracht als in vergangenen Jahren? Antwort: So ist es und an diesem Beispiel kann ich vielleicht noch einmal die Aufgabenstellung der Parlamentariergruppe deutlich machen. Verhandeln und aushandeln von Abkommen ist ausschließlich Aufgabe der beiden Regierungen. Wir sehen nicht die Aufgabe neben der Regierung internationale Verhandlungen zu f ü h r e n , sondern unsere Aufgabe ist es, über unsere nationalen Parlamente - die Israelis in Israel, wir in Deutschland — den Boden zu bereiten, f ü r ein israelfreundliches Abkommen. Um Ihre Frage konkret zu beantworten: Natürlich muß hier ein Abbau getroffen werden, u m die derzeitigen Absatzchancen Israels in Zukunft zu garantieren. Frage: Lassen Sie mich noch einmal auf das Kulturthema kommen, das ich am Anfang miteinbezogen habe. Hier ist ja von verschiedenen Seiten bereits von der Regierung gesagt worden, wozu ein Kulturabkommen, wir haben ja gute Kulturbeziehungen? Antwort: Zunächst einmal muß man feststellen, um Ihre Frage zu unterstützen, daß es eine Vielzahl von kulturellen Kontakten gibt. Hier leistet z. B. auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft, deren Präsidium ich angehöre, eine gute Arbeit insofern als eine große Zahl israelischer Künstler aus den unterschiedlichsten Sparten immer wieder nach Deutschland kommt, auf der anderen Seite sich aber auch deutsche Künstler in Israel präsentieren können. Hier gibt es eine Vielzahl von erfreulichen Kontakten. Darüber hinaus glaube ich aber, daß diese Kontakte noch intensiviert werden können. Ich denke z. B. daran, daß der Staat Israel, der sich aus J u d e n aus Europa, aber doch zunehmend aus J u d e n aus Amerika, vom amerikanischen Kontinent und aus Asien, zusammensetzt, d. h. dieser j u n g e Staat Israel hat eine sehr heterogene Kultur, die sich auch erst noch finden muß. Hier meine ich, kann gerade ein Volk aus Zentral-Europa, wie die Deutschen, mit ihrer J a h r h u n d e r t e alten Kultur Israelis verstärkt helfen, nicht etwa im Sinne eines Kulturtransfers im Sinne eines Nachkartens die kulturellen Fragen von Deutschland, sondern im Sinn einer Hilfe zur Selbsthilfe zu lösen. Insofern würde ich mir von einem Kulturabkommen eine weitere Verbesserung, nicht n u r der kulturellen Zusammenarbeit, sondern der gesamten Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland versprechen. Frage: Und d a r a u f k o m m t es ja an. 822

Industriewoche in Israel Antwort: Darauf kommt es an, dies ist auch zentrale — wenn Sie so wollen — Hauptaufgabe der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe.

Messen und Ausstellungen

Industriewoche in Israel Vom 20. bis 25. Mai 1984 wird der Staat Israel eine bedeutende Industriewoche abhalten, zu der Wissenschaftler und Techniker der modernen Industrien eingeladen sind. Dazu schreibt das israelische Handelsministerium: „Das Herannahen des 21. Jahrhunderts bringt einen beschleunigten Fortschritt der industriellen Neuerungen mit sich, die auf Spitzen-Technologie basieren. Infolgedessen vollzieht sich in der internationalen Geschäftswelt ein rapider Wandel, der eine strategische Reaktion für neue Möglichkeiten erfordert. An diesem bedeutenden Wendepunkt erwägen verantwortliche Industriekapitäne, wie ihre Firmen kurz- und mittelfristig ihr Wachstum vergrößern können. Die jetzt getroffenen Entscheidungen werden sich über die nächsten Jahre auf das Firmenpotential auswirken."

Wirtschaftskonferenz Die Wirtschaftskonferenz von ferusalem wird ein produktives Arbeitsforum darstellen, an dem sich Persönlichkeiten der Geschäftswelt in Schlüsselpositionen von großen, wachstumsorientierten Industriefirmen der Spitzen-Technologie beteiligen werden. Die Konferenz wird ihren Teilnehmern Gelegenheit bieten, sich weitgehender über die Konsequenzen verschiedener großer Entwicklungen in der weltweiten Wirtschaftsgemeinschaft zu informieren. Sowohl der Zeitplan als auch das Programm gehen auf die spezifischen Interessen leitender Angestellter von Unternehmen ein, die in der heutigen Welt zu den bedeutendsten Geschäftsunternehmen zählen. Israel ist ein natürlicher Gastgeber f ü r eine internationale Konferenz dieser Art. Durch die Gründung von wissenschaftlich basierten Industrien wurde eine dramatische Steigerung in der Herstellung von neuen hochtechnologischen Produkten erreicht, die von 2 % der gesamten Industrieexporte im Jahre 1971 auf heute etwa 35 % angestiegen ist. 823

1984 — Messen und Ausstellungen Bedeutende Redner bei der Konferenz Es werden eine Anzahl hervorragender internationaler Persönlichkeiten von den Sektoren Industrie, Wirtschaft, Wissenschaft, Institutionen als Redner auftreten. Bis jetzt sagten folgende Persönlichkeiten ihre Teilnahme (als Vortragende) tentativ zu: Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, R. W. Galvin, Vorstandsmitglied der Motorola Inc. und Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften. Prof. Lawrence Klein und Dr. Nobuyuki Fuckuda, Präsident der Universität Tsukuba, Japan, und der Vorsitzende der Tsukuba Science City. Diskussionsschwerpunkte 1. Der Beitrag von hochtechnologisch eingestellten Nationen zur Weltwirtschaft Die beschleunigte Entwicklung verwandelt einige Länder schnell von zeitgenössisch industriellen in hochtechnisierte Nationen und das Entstehen neuer Zentren industrieller Neuerungen hat schon eine Stoßkraft auf den Welthandel, die wirtschaftliche Unabhängigkeit und industrielle Zusammenarbeit. 2. Wirtschaftliche Vorteile einer Zusammenarbeit zwischen Universität und Industrie In der ganzen Welt werden von den Universitäten und Industrien institutionelle und informelle Beziehungen festgelegt, um die industrielle Modernisierung zu fördern. Die derzeitig in verschiedenen Ländern unternommenen, eindrucksvollen Versuche erstrecken sich auf „Science Cities", Gemeinschaftsunternehmen, in Auftrag gegebene Forschungs- und Entwicklungsarbeiten und die Anpassung akademischer Programme an die industriellen Notwendigkeiten. 3. Industrielle Forschung und Entwicklung auf binationaler Ebene die relative Leistungsfähigkeit verschiedener Industrien in einigen Ländern kann zum Vorteil nationaler und multinationaler Gesellschaften besser kapitalisiert werden. Die Bemühungen in dieser Richtung erstrecken sich auf Know-how-Austausch und gemeinsame industrielle Forschungs- und Entwicklungsarbeit. 4. Politische Veränderungen in Mittelost und ihre Konsequenzen für Gesellschaften des Westens Die sich wandelnde Struktur der politischen Realität in der Region des Nahen Ostens verändert die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Israel und seiner unmittelbaren Nachbarn, und es sind Anzeichen vorhanden, daß dieser Trend sich mittel- und kurzfristig verstärken wird. Aufgrund der heutigen Entwicklungen kann erwartet werden, daß hochtechnisierte Gesellschaften der westlichen Welt eine bedeutende Rolle in der Anknüpfung zusätzlicher Geschäftsbeziehungen spielen werden. 5. Merkmale hochtechnisierter Industrie in Israel Einwanderung hat Israels Verwandlung in einen Schmelztiegel technologischer Kulturen begünstigt, deren Arbeitskraft mit den in entwickelten Län824

Industriewoche in Israel d e m des Westens und Ostens angewendeten Techniken vertraut ist. Gleichzeitig hat die Verteidigungslast die intensive Neuerung der militärischen Forschung und Entwicklung angeregt, indem solche Bemühungen zum Wachstum ziviler Industrien beitrugen. Israels hochtechnologische industrielle Infrastruktur zeichnet auch spezialisierte, wissenschaftlich begründete Industrieanlagen und eine enge Zusammenarbeit mit einem Netz wohlbekannter Universitäten ab. 6. Tochtergesellschaften in Israel und deren Rolle in der Planung der Geschäftsstrategien für die Muttergesellschaft Israels Potential an geschulten Arbeitskräften und fortschrittlicher Industriesektoren werden ergänzt durch zahlreiche andere Vorteile, so wie unter anderem zollfreien Zugang und Präferenzialabkommen mit den größten Märkten der Welt. Aufgrund dessen sind derzeitig über einhundert ausländischer Gesellschaften, von denen viele zu den größten und angesehensten der Welt gehören, an einer Vielzahl von industriellen Unternehmen in Israel auf Gebieten der Herstellung, Forschung und Entwicklung und dem internationalen Marketing beteiligt. Besondere Veranstaltungen 1. Besuche von Industrieanlagen und Verteidigungsindustrien Teilnehmer an der Wirtschaftskonferenz von Jerusalem werden die Möglichkeit haben, einige führende Industrieanlagen und Verteidigungsindustrien zu besuchen. Diese einmalige Gelegenheit innerhalb und im Rahmen der Konferenzveranstaltungen wird es den Teilnehmern ermöglichen, eine gründliche Kenntnis von Israels Leistungen und Potential an Spitzen-Technologie zu erlangen und f ü r den weiteren Erfolg auch die Infrastruktur zu studieren. Die Beförderung zu und von den ausgewählten Reisezielen erfolgt in modernen, air-conditioned Fahrzeugen; geschulte Reiseleiter werden während der Fahrt ihre Erklärungen geben. Außerdem werden die Konferenzveranstalter entsprechend der einzelnen Anfragen individuelle Treffen und Besuche in Unternehmen in die Wege leiten. 2. Gleichzeitig stattfindende technische Veranstaltungen Während Israels besondere Rolle hervorgehoben wird, befaßt sich ein grundlegendes Konferenzthema mit dem Einzug in das 21. Jahrhundert: „Israels Spitzen-Technologie". Es ist geplant, daß die Konferenz mit zwei weiteren bedeutenden Veranstaltungen zusammenfällt: Isratech 1984, Israels alle drei Jahre stattfindende Ausstellung von hochtechnologischen Produkten und Verfahren, und die 4. Jerusalem Konferenz über Informationstechnologie (JCIT). Zur gleichen Zeit, da die Jerusalemer Konferenz über Informationstechnologie stattfindet, wird vom 21. bis 24. Mai 1984 die sogenannte Isratech 84 abgehalten werden. Isratech 84, Israels sechste internationale Ausstellung fort825

1984 — Messen und

Ausstellungen

schrittlicher Technologie bietet eine ideale Gelegenheit, die breite Palette der dem Export zur Verfügung stehenden, zukunftsorientierten Produkte Israels zu besichtigen. Hunderte von Herstellern werden anläßlich dieser Veranstaltung ihre Erzeugnisse präsentieren, die schon in der Vergangenheit Käufer und Gäste aus aller Welt angezogen haben. Ein großer Teil der Produkte, Systeme und Verfahren der Ausstellung sind das Ergebnis langfristiger Entwicklungsprogramme, durchgeführt von Israels Institutionen für angewandte Forschung auf Gebieten der Industriemaschinen und -einrichtung, Elektrotechnik, Fernmeldewesen, Computeranlagen und Zusatzgeräte, medizinische Geräte, Transportwesen, Sicherheitserhaltung und angewandte technische Kunststoffe. Isratech 84 wird auch Subcontracting-Dienste herausstellen und ausländischen Besuchern Hunderte von Forschungs- und Entwicklungsvorschlägen für industrielle Zusammenarbeit anbieten. Israel verfügt über einen der höchsten Prozentsätze an geschultem Arbeitspersonal in der Welt. Von einer rapide sich ausdehnenden Beschäftigungszahl sind 28 % bereits akademisch ausgebildete Berufstätige und hochqualifizierte Techniker, 50 % davon haben zumindest 11 Jahre die Schule besucht, und 12 % besitzen Universitätsgrade. Der Anteil an Forschungs- und Entwicklungswissenschaftlern und Ingenieuren an der industriellen Arbeitskräftezahl ist höher als sonstwo — und die Anzahl solcher Experten nimmt mit einer jährlichen Gesamtrate von 16 % zu ein Weltrekord. In den Universitäten spezialisieren sich 40 % aller Studierenden auf allen Gebieten mit einem hohen industriellen Forschungsund Entwicklungspotential. Israel ist forschungs- und entwicklungsintensiv, indem es mehr als 2 % des jährlichen Bruttosozialproduktes für Forschung und Entwicklung einsetzt — auf der gleichen Ebene wie die meisten fortgeschrittenen Nationen in der heutigen Welt. Israel ist auch forschungs- und entwicklungsproduktiv. Mehr als ein Drittel der Industrieexporte bestehen jetzt aus in Israel hergestellten Produkten, Systemen und Verfahren, und diese Zahl wird mindestens 50 % in den allernächsten Jahren erreichen. Einige hundert ausländische Gesellschaften, von denen viele zu den größten und bekanntesten der Welt gehören, sind derzeitig an einer breiten Skala von Gemeinschaftsunternehmen auf Israels fortgeschrittenem Industriesektor beteiligt. Zur gleichen Zeit sind mehr als 150 ausländische Gesellschaften an spezifischen, hochtechnologischen Projekten in Israel beteiligt und zwar in Bereichen wie der Luftfahrt, dem Fernmeldewesen, CAD/CAM, der medizinischen Elektronik, Lasern, Automaten, Biotechnologie, Sonnenenergie, feine Chemikalien und Pharmazeutika und computergesteuerter Bewässerung. Volle 46 % aller geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekte sind zu erfolgreichen Geschäftsprojekten geworden.

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Industriewoche in Israel

Jerusalem-Konferenz

über Informationstechnologie

(JCIT)

Der Zweck der JCIT-4 ist ein interdisziplinäres Forum f ü r Computer-Wissenschaftler, Ingenieure, Konsumenten und Geschäftsführer, um Meinungen und Ideen auszutauschen und ihre Rückwirkung auf die zukünftigen Entwicklungen abzuschätzen. Wie bei den drei vorhergehenden Veranstaltungen in den Jahren 1971, 1974 und 1978, wird die JCIT-4 sich auf einen weitreichenden Themenkreis über die Computer-Technologie und deren Anwendungen erstrecken, und das Wirtschafts- und Geschäftsführungssystem der Informationsindustrie erforschen. Der Schwerpunkt wird auf Software-Technik und -Herstellung liegen. Zusätzlich zu einem Anschriftenprogramm, unterbreiteten Unterlagen, Podiumsdiskussion und Workshop, wird die JCIT-4 eine ausgedehnte internationale Ausstellung von Computer-Hardware- und -Software-Produkten umfassen, indem neue Richtungen in der Informationstechnologie dargestellt werden. Internationale Arbeitskonferenzen auf den Gebieten der Datenübertragung, Erziehung und Medizin werden der JCIT-4 vorausgehen und folgen. Über 40 Länder werden bei diesen vor der J C I T vertreten sein, und eine noch größere Beteiligung wird bei der JCIT-4 erwartet. Es wird mit einer Anwesenheit von über 3.000 Teilnehmern aus Israel und dem Ausland gerechnet.

Isratech 84 Die Isratech hat sich im Laufe der Jahre zu einem internationalen Treffpunkt von Technologen entwickelt, bei der sich die Gelegenheit bietet, Neuentwicklungen auf allen Gebieten der Technologie, des Maschinenbaus, der Elektrotechnik, der hochentwickelten Elektrotechnik und der technologischen Forschungen zu besprechen. Die Isratech hat in der Hauptsache zwei Ziele: 1. Durch eine Ausstellung (gefördert vom israelischen Minister für Industrie und Handel), bei der sich über 200 der führenden Industriefirmen des metallverarbeitenden, elektrotechnischen und Elektronik-Sektors beteiligen werden, die neuesten Entwicklungen zu präsentieren. 2. Bei Fachsymposien und Seminaren Innovationen und Produktionsmethoden zu diskutieren. Bei einem Besuch der Isratech würden Sie u. a. die Gelegenheit haben, sowohl mit den Fachreferenten des Ministeriums f ü r Industrie und Handel als auch mit Wissenschaftlern der verschiedenen Forschungsinstitute, Fachgespräche zu führen. Anbei eine Zusammenfassung der bei der Ausstellung gezeigten Produktgruppen:

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1984 — Luftverkehr und Tourismus Industriemaschinen; Anlagen und Zubehöre — Maschinen Werkzeuge —Schneidewerkzeug und Werkzeug —Teile, Stanzen, Gußformen und sonstige Formen, Zubehör — pneumatische Anlagen und Systeme

Bauausrüstungen und Zubehör - Metallwaren - Klima- und Heizungsanlagen Elektrozubehör - Kunststoffwaren

Elektronik und Elektrotechnik Energie Solarenergie — Material und Komponenten — Nachrichtenausrüstungen und -anlagen - Alternative Wärmequellen — Computer und Steuersysteme — Industriekontroll- und Programmieranlagen Sicherheitsprodukte —Test-, Meß- und Instrumentenausrüstungen - Perimeter-Sicherheits-Systeme —medizinische Elektronik (u. a. Tomographie) - Einbruchalarm-Komponenten und -systeme — Klein technik - Feuerschutzausrüstungen Verkehrswesen Spezielle Technische Plastikteile — Kraftfahrzeug-Ersatzteile und Ausrüstungen — Luft- und Raumfahrt, Ausrüstung

Luftverkehr und Tourismus 2.000Jumbo-Frachtflüge

auf der Strecke Tel Aviv — Köln/Bonn

Ihren 2 .OOOsten Jumboflug auf der Strecke Tel Aviv - Köln/Bonn — Tel Aiv feiert am 3. Mai 1984 die israelische Luftfrachtgesellschaft Cargo Air Lines Ltd. (C. A. L.). Die „grüne Luftbrücke" zwischen Israel und Europa mit Köln/Bonn als „Brückenkopf' war am 2. November 1976 errichtet worden. Sie hat sich inzwischen zu einem regen Luftfrachtverkehr in beiden Richtungen entwickelt. Auf den bisherigen 2.000 Flügen wurden rund 350.000 Tonnen Luftfracht befördert. Hier die

Statistiken:

Frachtumschlag (in t) Jahr Import 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983

828

Export 5851 29045 35260 37486 19765 18368 17997 23918

Total 8199 50358 61087 66322 35915 34554 33064 44826

t/km in Mio.

2348 21313 25827 28836 16150 16186 15067 20908 146635

187690

334325

1 824

25 156 190 204 111 107 102 138

2000Jumbo-Frachtflüge auf der Strecke Tel Awv-KölnJBonn Die Frachtursprungsländer in Prozenten: Bundesrepublik Deutschland 59 % Skandinavien 5 % Großbritannien 4 % Niederlande/Belgien 11 % Frankreich 9 % Italien 4 % 4 % Schweiz Österreich 2 % Verschiedene 2 % Die C. A. L., die sich ausschließlich im Eigentum israelischer Agrarorganisationen befindet, die gleichzeitig wieder zur Hälfte die staatliche Exportorganisation f ü r höchstverderbliche Agrarprodukte — AGREXCO — besitzen, least ihr Fluggerät kurz- oder langfristig von verschiedenen Carriern, hauptsächlich von E1A1. Neben der Boeing 747 kommen auch Boeing 707, DC 8, DC 10 und Airbus zum Einsatz. Bis 1983 war die C. A. L. mehr oder weniger ein Saisonbetrieb, der vom 1. November bis Mitte Mai flog. Im Sommer vergangenen Jahres trat eine Wende ein. Heute bietet C. A. L. ihren Kunden einen „Rund ums Jahr-Service". Auch AGREXCO will jetzt im Sommer Agrarprodukte aus Israel nach Köln/Bonn liefern. Ihrem anfänglichen Entschluß, nur ein Zentrum in Europa anzufliegen, ist C. A. L. in den bisherigen siebeneinhalb Jahren treu geblieben. Entsprechend wurde das Marketing-Konzept entwickelt, wobei dem Kunden Festpreise f ü r kombinierte Lkw-Flugzeug-Transporte („Tür zu Tür-Service") angeboten werden. Cargo Air Lines Ltd. bieten dem Kunden neben den bekannt äußerst günstigen Frachtraten folgenden kostenfreien Service: — der Kunde kann jederzeit über Computer Informationen zu seiner Sendung erhalten, — die Sendungen werden am Flughafen Köln/Bonn gelagert, — bei Bedarf können auch Teilsendungen befördert werden, — die Ankunft der Ware wird dem Kunden per Telefon, Telex oder Telegramm avisiert, — vollständige technische Beratung im Hinblick auf Verpackung, Landtransport und Luftfrachtmöglichkeit, — Beförderung von gefährlichen Gütern, wertvollen Gütern sowie Beförderung von Tieren. Eine der Stärken der C. A. L. ist es, maximale Kapazität bei einer minimalen Anzahl von Landungen auszunutzen. So haben Ingenieure des Unternehmens für den Autotransport doppelstöckige Verladungsgestelle entwickelt, und Tiertransporte werden in leichten Einweg-Holzgestellen kostengünstig durchgeführt. Neben dem Transport auf Paletten wird nun jener in Containern folgen. 829

1984 — Luftverkehr und Tourismus

C. A. L. fliegt heute regelmäßig mindestens einmal (bis zu dreimal) täglich den Flughafen Köln/Bonn an. Die Gesellschaft besitzt darüberhinaus weltweit allgemeine Verkehrsrechte und verfügt ebenfalls über Voll- oder Teilchartergenehmigungen für die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, die Beneluxländer, Großbritannien, Skandinavien und die Schweiz. Die Genehmigungen erstrecken sich auf die Einfuhr von Agrarprodukten aus Israel und gleichzeitig auf allgemeine Rückfracht von Autos, Industrieprodukten, Nahrungsmitteln, Rohstoffen oder Konsumgütern. Cargo Air Lines Ltd. schätzen ihre Zukunftsaussichten sehr günstig ein. Die etablierte Position auf der Strecke Tel Aviv - Köln/Bonn sichert weiterhin ein hohes Volumen gewinnbringender Fracht. Ihr Anteil am israelischen Exportmarkt wird dadurch gesichert, daß die C. A. L.-Aktionäre gleichzeitig die Produzenten jener Güter sind, die über Köln/Bonn auf dem europäischen Markt verkauft werden.

Der Flughafen Köln/Bonn vergrößert seine Anlagen für Fracht Die Luftfrachtentwicklung des Flughafens Köln/Bonn in den letzten siebeneinhalb Jahren ist wesentlich beeinflußt worden durch die Entscheidung der Agricultural Export Company Ltd. (AGREXCO) und der Luftfracht-Chartergesellschaft Cargo Air Lines Ltd. (C. A. L.), ihre europäischen Frachtumschlagszentren auf dem Flughafen Köln/Bonn einzurichten und die vielfältigen Standortvorteile dieses Flughafens mit seiner zentralen Lage inmitten bevölkerungsstarker Absatzgebiete für Agrarprodukte und wichtiger Exportmärkte für Luftfracht-geeignete Industriegüter zu nutzen. Das Luftfrachtaufkommen in Köln/ Bonn hat sich so in den letzten Jahren trotz konjunkturbedingter Rückschläge außerordentlich stark entwickelt. Von rund 20.000 Tonnen Luftfracht 1975 erhöhte sich der Frachtumschlag auf mehr als 54,000 Tonnen im Jahr 1983. In der Bundesrepublik rangiert Köln/Bonn auf diesem Verkehrssektor seit 1977 auf dem zweiten Platz. Seit 1976 hat die Flughafengesellschaft durch den zügigen Ausbau ihres Luftfrachtzentrums, die Beschaffung aller notwendigen Abfertigungsgeräte sowie die Bereitstellung speziell geschulter, erfahrener und einsatzfreudiger Mitarbeiter alle Voraussetzungen für ein weiteres überdurchschnittliches Frachtwachstum geschaffen. In diesem Jahr wird das Frachtzentrum durch den Bau der Frachthalle 4 um 4.000 auf insgesamt 19.500 qm erweitert. Seit 1976 wurden in den Ausbau und die Ausstattung des Luftfrachtzentrums rund 15,7 Millionen DM investiert. Rund 4,5 Millionen DM wurden außerdem für die Anschaffung von Abfertigungsgeräten ausgegeben. Mehr als 70 Mitarbeiter der Flughafengesellschaft sind unter hoher Beanspruchung mit dem täglichen Frachtumschlag beschäftigt. Zu all diesen Statistiken und Angaben gehört die Tatsache, daß der Flughafen 830

Der Flughafen Köln/Bonn vergrößert seine Anlagen für Fracht Köln/Bonn durch seine günstige Lage 24 Stunden gute Landemöglichkeiten hat. Wetterbedingte Ausfälle kommen kaum vor. Eine Maschine, die in Tel Aviv um 12.00 Uhr nachts beladen wird, ermöglicht die Verteilung frischer Blumen bereits schon am Morgen in Amsterdam, Paris oder Basel. Saisonverlauf1983184

(bis 14.4.1984)

GEMÜSE Produkt

82/83 bis 14.4.83 in Tonnen

83/84 bis 14.4.84 Vergleich in Tonnen

Auberginen, Winter Eisberg-Salat Chinakohl Melonen Sellerie Tomaten Paprika, grün Paprika, rot Kartoffeln Erdbeeren

29 348 1214 438 497 195 2280 1016 2523 870

180 790 951 579 496 1316 1305 1 168 4745 1236

Gesamt:

7410

12766

Produkt

82/83 bis 14.4.83 in Tonnen

83/84 bis 14.4.84 Vergleich in Tonnen

Granatäpfel, Winter Datteln, frisch Avocados, 4 kg Sharonfrucht

26 158 2302 86

34 207 2250 201

+ + +

32 % 31 % 2,2 % 134 %

Gesamt:

2572

2692

+

4,7 %

+

54,85 %

+ + -

+ + -

+ + + +

520 127 22 32

% % % %

576 42 15 88 42

% % % % %

72,3 %

OBST

Mengen in Tonnen

insgesamt:

1982/83

1983/84

Gemüse Obst

7410 2572

12 766 2 692

Gesamt:

9982

15458

Anmerkung: Bei den aufgeführten Produkten handelt es sich nur um die Hauptartikel des Carmel-Sortiments. Es ergeben sich ebenso Steigerungen bei vielen Nebenartikeln. 831

Landwirtschaft Die AGREXCO 8 Jahre nach der Gründung des Staates Israel 1948 wurde die AGREXCO, Agricultural Export Company Ltd., ins Leben gerufen. Zielsetzung der Gesellschaft war und ist die Koordinierung des Exports frischer landwirtschaftlicher Produkte. Neue Märkte mußten erschlossen und Angebot sowie Menge der unter dem Markennamen Carmel angebotenen Produkte darauf abgestimmt werden. Heute sind Agrarproduktionen und -export ein bedeutender Faktor der israelischen Wirtschaft geworden. Die AGREXCO ist eine Gesellschaft, an der zu gleichen Teilen die israelische Regierung und die landwirtschaftlichen Produzenten beteiligt sind. Die Leitung liegt in den Händen eines Direktoriums, das aus Vertretern dieser Produzenten und dem Ministerium für Landwirtschaft zusammengesetzt ist. Der Hauptsitz der Gesellschaft befindet sich in Tel Aviv. Zweigstellen wurden in allen wichtigen Zentren Europas gegründet, so in Paris (für Frankreich), in Frankfurt (für die BRD), in London, Zürich, Kopenhagen (für ganz Skandinavien) und in Rotterdam (für Benelux). Repräsentationsbüros der AGREXCO gibt es außerdem in Italien, Österreich und Griechenland. Das Zentralbüro in Tel Aviv steht mit allen Filialleitern in täglichem Kontakt und wird von ihnen über die Marktsituation in den verschiedenen Ländern orientiert. Die Gesellschaft überwacht alle Stadien des Exports, von der Inspektion auf den Feldern über die strenge Qualitätskontrolle bis zur Verpackung, Lagerung und schließlich dem Transport ins Ausland. Auf diese Art und Weise kann sie für die hohe Qualität ihrer Produkte einstehen. Dafür bietet auch die Mitarbeit hochqualifizierter Fachleute Gewähr. Mit der landwirtschaftlichen Forschungsabteilung der hebräischen Universität bestehen überdies enge Kontakte, um Qualitäten zu verbessern und neue Sorten zu entwickeln. Fachleute bemühen sich auch um die Entwicklung neuer und noch besserer Methoden für Lagerung und Transport der Ware. Nicht umsonst hat die AGREXCO dem Verderb der Waren den Kampf angesagt. Unter dem Handelsnamen „Carmel", der heute in Europa allgemein bekannt geworden ist, exportiert die AGREXCO: Blumen:

Obst und Gemüse:

832

Rosen, Spraynelken, Gladiolen, Schleierkraut, Bindegrün, Blumenzwiebeln, -Stecklinge, Baumwollzweige usw. (übrigens nicht nur nach Europa, sondern auch in viele andere Länder der Welt). Aprikosen, Auberginen, Avocados, Blumenkohl, Chilies, Chinakohl, Datteln frisch und getrocknet, Dill, Eisbergsalat, Erdbeeren, Galiamelonen, Granatäpfel, Honigmelonen, Sharonfrüchte, Karotten, Kartoffeln, Mangos, Mispeln, Meerrettich, Nektarinen, Ogengenmelonen, Paprika, Petersilie, Pekan-Nüsse, Pfirsiche, Radieschen, Sellerie, Tomaten, Trauben, Wassermelonen, Zucchini und Zwiebeln.

Die AGREXCO Spezialitäten-Sortiment:

Frische Gänseleber, Gänsekeulen, geräucherte Gänsebrust, Putenfleischprodukte, Flugenten, Fisch, Fischfilet, Rosenbergi-Süßwassergarnelen, naturreine Säfte, Zwiebelringe, Mais, getrocknete Datteln und Dattelpaste, Pekannüsse und biologische Produkte.

Um den hohen Qualitätsansprüchen des europäischen Marktes zu genügen, hat die AGREXCO auf dem Flughafen Lod ein modernes Abfertigungsgebäude erstellt, das den schnellen Versand verderblicher Güter ermöglicht. Während der Saison werden die Produkte über eine „grüne Luftbrücke" mit Boeing 747 Großraumflugzeugen nach Europa geliefert, so daß sie innerhalb 24 Stunden nach der Ernte dort eintreffen. Länger haltbare Ware wird in Kühlschiffen befördert, die über ein AGREXCO-Terminal in Ashdod beladen werden. Diese vielfältigen Aktivitäten tragen längst auch wirtschaftliche Früchte. So wurden in der Saison 83/84 bis Mitte April 84 allein für 50 Mio. Mark Obst und Gemüse nach Deutschland gebracht. 30 Mio. Mark umfaßte der Bereich Blumen. Saisonverlauf1983184

(bis

14.4.1984)

GEMÜSE Produkt

Auberginen, Winter Eisberg-Salat Chinakohl Melonen Sellerie Tomaten Paprika, grün Paprika, rot Kartoffeln Erdbeeren Gesamt:

82/83 bis 14.4.83 in Tonnen 29 348 1.214 438 497 195 2.280 1.016 2.523 870 7.410

83/84 bis 14.4.84 Vergleich in Tonnen + 520 % 180 + 127 % 790 951 22% + 579 32% 496 + 576 % 1.316 42% 1.305 + 1.168 15% + 88% 4.745 + 1.236 42 % + 12.766 72,3 %

OBST Produkt

82/83 bis 14.4.83 in Tonnen

Granatäpfel, Winter Datteln, frisch Avocados, 4 kg Sharonfrucht

26 158 2.302 86

Gesamt:

2.572

83/84 bis 14.4.84 Vergleich in Tonnen + 34 32 % + 207 31 % 2.250 2,2 % + 134 % 201 + 4,7 % 2.692

833

1984 — Landwirtschaft Mengen in Tonnen insgesamt: 1982/83

1983/84

Gemüse Obst

7.410 2.572

12.766 2.692

Gesamt:

9.982

15.458

+

54,85 %

Anmerkung: Bei den aufgeführten Produkten handelt es sich nur um die Hauptartikel des Carmel-Sortiments. Es ergeben sich ebenso Steigerungen bei vielen Nebenartikeln.

Ein Gespräch mit dem Generaldirektor für Landwirtschaft in der Kommission der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel, Helmut von Verschuer Zum Zeitpunkt, da in Athen die Gipfelkonferenz der zehn Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft platzte, traf ich in Brüssel mit dem Generaldirektor für Landwirtschaftsfragen der Gemeinschaft Dr. Helmutvon Verschuer zusammen. Ich fragte ihn nicht nach den Problemen, die zum Platzen der Konferenz führten, sondern sprach mit ihm über die Entwicklung der Mittelmeerregelung für die Landwirtschaftsfragen. Wie soll das künftig laufen, wobei die Frage nicht nur um die Staaten ging, die in der sogenannten AKP-Lösung, den assoziierten Staaten verbunden sind, sondern auch um jene, die seit langen J a h r e n Abkommen mit der Europäischen Gemeinschaft haben. Dazu gehört Israel, das durch ein derartiges Abkommen — das später im J a h r e 1975 erweitert wurde — bereits seit 1970 verbunden ist. Zu diesen Staaten aber gehört auch Ägypten, Jordanien und der Libanon, die ebenfalls derartige Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft haben. Das Gespräch mit Herrn Dr. von Verschuer ging um die Probleme, die entstehen werden, wenn eine Mittelmeerregelung der Gemeinschaft durch den Beitritt Spaniens und Portugals sich neu stellen wird. Herr von Verschuer antwortete: Antwort: Vielleicht darf ich noch hinzufügen, daß ich mich ausschließlich mit dem Bereich der Landwirtschaft beschäftige und damit mit einem Bereich, der natürlich in der politischen Auseinandersetzung immer besonders sensibel ist. Wir befinden uns im Verhältnis zu diesen Ländern in einer Phase, ich würde sagen, des Stillstandes des Außenhandelsregimes im Bereich der Landwirtschaft und auch sonst, das im Verhältnis zu diesen Ländern in den von Ihnen genannten Verträgen festgelegt worden ist. Die große Besorgnis, die diese Länder haben, geht im wesentlichen darauf zurück, daß diese Länder, — hier insbesondere Israel —, davon ausgehen, daß im Falle des Beitritts von Portugal weniger, aber vor allem im Falle des Beitritts von Spanien, die Wettbewerbsverhältnisse sich so verschieben,

834

Ein Gespräch mit dem Generaldirektor für Landwirtschaft der EG, Helmut von Verschuer daß die derzeitigen Handelsströme aus diesen Ländern f ü r einige landwirtschaftliche Erzeugnisse —, und hier ist Israel natürlich auch wieder besonders interessiert im Bereich der Landwirtschaft —, dadurch beeinträchtigt werden. Die Kommission hat dazu sich schon vor zwei J a h r e n grundsätzlich geäußert. Sie ist der Auffassung, daß die Erweiterung der Gemeinschaft nicht dazu führen darf, daß diese Länder in eine Position geraten, die weniger günstig ist als die jetzige. Das ist das Minimum, das impliziert aber, daß wir die Beziehungen zu diesen Ländern zu gegebener Zeit neu konzipieren. Das ist letztlich erst dann möglich, wenn die Verhandlungen mit Spanien zu dem Punkt gelangt sind, zu dem man absehen kann, wie die Übergangszeit mit Spanien gestaltet werden wird und das Novum immerhin und das würde ich sagen, sollte man nicht aus dem Auge verlieren, — auch durch den Rat beschlossen ist - , daß man nicht bis zum Abschluß der Verhandlungen mit Spanien wartet, bevor man in das Gespräch mit diesen Ländern eintritt, sondern daß wir Kontakte jetzt laufend weiterführen. Sobald abzusehen ist, wie die Verhältnisse zu Spanien sich gestalten werden, werden sogenannte exploratorische Gespräche eingeleitet, so daß wir eine Vision möglicher Lösungen haben zum Zeitpunkt, zu dem der Beitritt mit Spanien sicher ist. Frage: Wie lange werden denn diese Übergangsfristen nach Ihrer Meinung mit Spanien und Portugal dauern? Antwort: Im Bereich der Landwirtschaft sicherlich 10 Jahre. Frage: Was nennen Sie exploratorische Gespräche, wie glauben Sie, muß man dann auch diese Staaten, die Vertragspartner der Europäischen Gemeinschaft sind, heranziehen, um ihre Meinung zu hören? Antwort: Wir haben jetzt Informationsaustausch, aber nicht n u r das, sondern versuchen zu analysieren, welche Probleme entstehen können. Da sind die Meinungen natürlich verschieden. Wenn wir wissen, wie das Verhältnis zu Spanien sich gestalten wird, dann werden wir genauer bestimmen können, wo Probleme entstehen können und wo Lösungen notwendig sind. Exploratorische Gespräche bedeutet, daß auch über solche Lösungen mit diesen Ländern gesprochen wird, über die formellen Verhandlungen. Diese können natürlich erst stattfinden, wenn die Beitragsakte Spaniens eines Tages unterzeichnet sein wird. Frage: Herr Dr. von Verschuer, wie stellt man sich vor, daß Israel gegen die günstigeren Zollbedingungen von Spanien in die Lage versetzt bleibt, seine Zitrusfrüchte, seine Gemüsesorten usw. in den gemeinsamen Markt hineinzubringen, denn das tun sie j a nun in verstärktem Maße seit etlichen Jahren? Antwort: Es gibt darauf eigentlich keine generelle Antwort. Das muß man von Produkt zu Produkt untersuchen. Ich bin der Überzeugung, — u n d das liegt auch in der menschlichen Natur — , daß eine größere Änderung zunächst einmal Befürchtungen hervorruft, — auch Befürchtungen, die nicht immer begründet sind - , das muß man also genau analysieren. Aber ich möchte sagen, daß grundsätzlich sehr viel davon abhängt, wie die Gemeinschaft ihre landwirtschaftliche Marktpolitik f ü r diese Produkte gestalten wird, denn sie wird letztlich bestimmen, inwieweit es gelingt, ein Gleichgewicht der Märkte zu unterhalten, sie aufrecht zu erhalten und dies unter Berücksichtigung der Einfuhren aus Drittländern. 835

1984 — Landwirtschaft

Frage: Wie kann das entstehen, es bestehen ja keine Butterberge, keine Milchberge und keine Tomatenberge, wenn diese Exporte aus Israel, aus dem Mittelmeerraum, in die Gemeinschaft kommen? Antwort: Bei Zitrusfrüchten bin ich an sich nicht pessimistisch, und das ist eines der Hauptthemen. Ich möchte annehmen, daß Israel letztlich diese Analyse auch teilt, einfach deswegen, weil es sich hier um Früchte handelt, für die wir immerhin auch mittelfristig oder längerfristig mit einem gewissen Verbrauchsanstieg rechnen können und f ü r die eine Produktionsänderung nicht so leicht ist, denn das bedarf doch einiger Investitionen. Das, was viel komplizierter ist, sind die jährlichen Kulturen, wo die einzelnen Produkte, — das sind verschiedene Gemüse* und Obstarten dazu gehören auch Erdbeeren, Salat usw. wo von Jahr zu Jahr die Anbauflächen leicht geändert werden können, wo man von einem Produkt zum anderen übergehen kann und wo es auch außerordentlich schwierig ist, die nötige Marktinformation und die nötige Marktkontrolle zu haben. Frage: Wie sieht es mit Blumen aus, Israel hat ja den europäischen Blumenmarkt großartig beliefert und beliefert ihn immer wieder. Mit Jumbo-Flugzeugen werden die Waren nach Köln gebracht und von dort weiter verteilt? Antwort: Das ist ein gutes Beispiel, wie sehr die, wie wir sagen, MarketingEfficiency zu Erfolg führen kann. Der Zoll für Schnittblumen ist nicht sehr hoch, das sind meiner Erinnerung nach 7 %. Damit wird also auch die Präferenz, in deren Genuß graduell Israel kommen und um Spanien über einen Zeitraum von 10 Jahren, die nötige Frist zur Anpassung zu geben. Das sind Produkte bei denen tatsächlich die Kunst der Vermarktung eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielt, wie relativ geringe Zollsätze auf den Handel einen Einfluß haben können, vorausgesetzt natürlich, daß keine substanziellen Eingriffe in den Markt durch die öffentliche Hand vorgesehen werden, was nicht unsere Absicht ist. Frage: Israel hat ja eine besondere Frucht, die gut ankommt, langsam gut ankommt, auch auf dem deutschen Markt. Das sind die Avocados. Damit stehen sie ziemlich einsam an der Spitze in der Anbaufläche und im Übersenden in den europäischen Markt? Antwort: Auch hier wird sich sicherlich ein Phänomen abspielen, das wir bei manchen solcher neu auf den Markt kommenden Produkten beobachten, daß am Anfang die Gewinnmarken hoch sind, daraus dann ein Stimulus zur Ausweitung der Produktion entsteht, die steigende Produktion dazu führt, daß die Preise, das Preisniveau heruntergeht, der Verbrauch steigt und hier eine Ballance gefunden werden muß unter Berücksichtigung natürlich auch der Perspektive, daß zumindest manche Anbaugebiete in Spanien ähnliches unternehmen können. Aber, wie gesagt, das geschieht ja dann unter Kenntnis der Verhältnisse im Mittelmeerraum. Frage: Europäische Staaten der Gemeinschaft schießen nicht dagegen, daß man das Gefühl haben muß, aus der Gemeinschaft selbst werden Bremsen gestellt? Antwort.-Das ist ein Problem, mit dem wir hier in der Kommission immer wieder zu tun haben. Sobald irgendwo der Schuh drückt, wendet man sich heutzutage gerne erstmal an den Staat und im Falle der Agrarpolitik an die Europäische Ge836

Israels Sorgen mit der Europäischen Gemeinschaft im Hinblick auf seine Agrarwirtschaft meinschaft und sucht sein Heil in einer entsprechenden Änderung der Agrarpolitik um den Schutz zu erhöhen. Dem sind Grenzen gesetzt deswegen, weil das j a nicht einfach eine Entscheidung der Kommission ist, sondern daß eine Verantwortung der Institution der Gemeinschaft damit auch des Ministerrates, in dem die Zehn, später elf oder zwölf Mitgliedstaaten sitzen haben und wo ein Teil immer eigene Interessen hat, die mit den Interessen der Drittländer identisch sind, so daß an sich eine Chance besteht, zu einem gerechten Ausgleich der Interessen zu kommen.

Israels Sorgen mit der Europäischen Gemeinschaft im Hinblick auf seine Agrarwirtschaft Bei der Reise von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl nach Israel war eines der großen Themen die Unterstützung Israels bei der Europäischen Gemeinschaft. Die Sorgen Israels bei der Durchsetzung seiner wirtschaftspolitischen Interessen in der EG sind groß. Angesichts der „Grünen Woche" in Berlin war zum zweiten Mal der israelische Landwirtschaftsminister Pessah Grupper nach Berlin gekommen, wo er mit dem Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ignaz Kiechle über diese Fragen und Sorgen konferierte. Die israelischen Gedanken und Sorgen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Das Abkommen über wirtschaftliche Zusammenarbeit, das im J a h r e 1975 zwischen den Gemeinschaften und Israel unterzeichnet wurde, hat den Rahmen f ü r die Entwicklung eines umfangreichen Handels in frischen und verarbeiteten landwirtschaftlichen Produkten zwischen Israel und der Gemeinschaft geschaffen. Für Israels Landwirte war die Entwicklung der europäischen Märkte ein wesentlicher Anstoß f ü r erhöhte landwirtschaftliche Produktion, Diversifikation von Kulturen u n d Verfeinerung der Vermarktungsmethoden. Für die Nation Israels hat der Anstieg landwirtschaftlicher Exporte Deviseneinkommen ermöglicht, ohne die wirtschaftliche und soziale Entwicklung von ganzen Regionen und die im gesamten Land unternommene Entwicklung von Industrien, die mit der Landwirtschaft verbunden sind, gefährdet gewesen wären. Für die Gemeinschaft hat der Agrarhandel mit Israel das Angebot von frischen Früchten und Gemüsen f ü r den europäischen Verbraucher außerhalb der Saison erweitert, sowie verarbeitete Nahrungsmittel hoher Qualität geliefert. Die Erweiterung des Angebotes über das ganze J a h r von Schnittblumen, Tomaten, Erdbeeren, Melonen und vielen anderen Produkten hat insgesamt in der Gemeinschaft zu wachsender Verbrauchernachfrage geführt und damit den Produzenten in der Gemeinschaft zu Erweiterung ihrer eigenen Märkte verholfen. Angesichts dieser Errungenschaften ist Israel ernsthaft besorgt, daß die bevorstehenden Entwicklungen in der Gemeinschaft ein weiteres Wachstum israeli837

1984 — Landwirtschaft

scher Agrarexporte hindern oder gar ihr augenblickliches Niveau drastisch verringern könnten. Die bereits eingeleiteten und weiterhin vorgesehenen protektionistischen Maßnahmen der gemeinsamen Agrarpolitik würden, verbunden mit dem Eintritt Spaniens und Portugals in die Gemeinschaften, das Handelspotential Israels und das anderer Produzenten im Mittelmeerraum beeinträchtigen. Die gemeinsame Agrarpolitik in Obst und Gemüse, sowie Zitrusfrüchten, hat den Produzenten in den Gemeinschaften bedeutende Unterstützung durch eine breite Palette von Maßnahmen gewährt, hat jedoch gleichzeitig Produzenten aus Drittländern ermöglicht, und zwar zu weniger begünstigten Bedingungen, Wettbewerb zu betreiben. Dieses Jahr hat jedoch die Gemeinschaft das Niveau der Begünstigung für ihre Mitglieder stark erhöht, indem sie das Präferenzpreissystem auch auf bisher nicht einbezogene Gemüsearten ausgedehnt hat, indem sie ihre Regeln bei Früchten und Gemüsen geändert hat, indem sie keine Begrenzungen auf Exportrückvergütungen gesetzt hat und indem sie erlaubt hat, daß gewisse nationale Beschränkungen fortgeführt werden. In diesem Jahr wird die Gemeinschaft auch die Verstärkung protektionistischer Maßnahmen für den Schnittblumensektor in Betracht ziehen und dies trotz des Erfolges der Handelsorganisationen, die bewiesen haben, daß dieser Markt fähig ist, sich selbst zu regulieren. Im Gegensatz zu Lieferanten, die in Konkurrenz mit Israel stehen, genießt Israel keine Tarifreduktionen für Blumen, wie die, die den AKP-Ländern gewährt werden. Diese neuen Maßnahmen würden an sich schon ernsthaft Israels Exporte bedrohen, sogar wenn die Gemeinschaft ihre augenblickliche Zusammensetzungbeibehält. Angesichts des bevorstehenden Beitritts Spaniens in die Gemeinschaft, betrachtet Israel diese Maßnahmen als Schritte, die zur Schließung der Märkte der Gemeinschaften vor israelischen Früchten und Gemüsen, Zitrusfrüchten, Blumen und vielen verarbeiteten Produkten führen würde. Diese Märkte der Europäischen Gemeinschaften, auf denen Israels Landwirtschaft weitgehend basiert und für deren Zugang Israel seinen lokalen industriellen Markt entblößt hat, sind unersetzbar. Israel sah mit Befriedigung die Entscheidung des Ministerrates vom 25. Januar 1983, gemäß der — parallel mit den Verhandlungen mit Spanien — die Gemeinschaften mit ihren Mittelmeerhandelspartner die Implikationen dieser Erweiterung erörtern würden. Israel sieht mit Befriedigung, daß diese Erörterungen begonnen haben und daß es die Gelegenheit hatte, seine Ansichten ausführlich darzulegen. Die Gemeinschaften müssen jedoch noch immer ihren Versicherungen, daß die Implikationen für Drittländer bei dem Vorgang der Erweiterung in Betracht gezogen werden, positiven Ausdruck verleihen. Die o. e. letztlich erfolgten Änderungen am acquis communautaire haben jedoch Israels Befürchtungen verstärkt, daß die objektiven und strukturellen Schwierigkeiten, die Spaniens Beitritt schafft, durch eine übertrieben unterstützende und protektive Politik der Gemeinschaften auf Kosten ihrer Handelspartner im Mittelmeerraum noch vergrößert werden. 838

Israels Sorgen mit der Europäischen Gemeinschaft im Hinblick auf seine

Agrarwirtschaft

Für Israel würde solch ein Resultat eine ernste Einbuße für seine Wirtschaft als ganzes und für seine landwirtschaftliche Bevölkerung insbesondere bedeuten. Für die Europäischen Gemeinschaften würden die Wirkungen eines übertriebenen Schutzes heimischer Produktionen vergrößerte finanzielle Belastungen der Mittel der Gemeinschaft, sowie eine verstärkte strukturelle Unausgeglichenheit bedeuten. Darüber hinaus, die Tatsache, daß den Besorgnissen der Mittelmeerpartner nicht Rechnung getragen wird, würde dem Geist des Abkommen von 1975 mit Israel und anderer späterer Abkommen mit anderen Staaten in der Region nicht entsprechen. Es würde auch eine ernste Abweichung von den Prinzipien der Handelsentwicklungen, aufgrund deren die Gemeinschaft gegründet wurde, darstellen. Israel hofft, daß es nicht zu solch einem Ergebnis kommen wird. Israel hat seine einzigartig intensiven Formen der Landwirtschaft entwickelt, um seine natürliche Begrenzungen in Bezug auf Wasser und Land zu überwinden. Es hat seine Produktion so weit diversifiziert, wie das Klima es nur erlaubt. Es gibt sehr wenig Spielraum, sowohl wirtschaftlich als auch physisch, um in rentabler Weise das Mehr an Getreide, Zucker und Rinderfleisch zu produzieren, das ihm heute fehlt. So sind für Israel die landwirtschaftlichen Exporte von Mittelmeerprodukten unabdingbar für die Aufrechterhaltung landwirtschaftlicher Besiedelung in einem Land, dessen Erzeugungskapazität den Inlandsbedarf übersteigt. Über die Hälfte des Einkommens der Landwirtschaft in Israel stammt von Exporten, ohne dabei die zusätzlichen Arbeitsplätze zu erwähnen, die indirekt vom Export, in Industrien der Verpackung, der Vermarktung und der landwirtschaftlichen Geräte, abhängen. Darüber hinaus ist die Landwirtschaft in Israel nicht nur eine Sache des Einkommens — es ist eine Form des Lebens, der Weg der Rückkehr eines Volkes zu seinem Heimatland, sein Weg, die lebenswichtige Bindung zwischen Siedler und seinem Land zu bewahren, sein Weg, die Nation aufzubauen und dürre Wüsten zum Blühen zu bringen. Israel hat Mittel vorgeschlagen, um die Interessen aller landwirtschaftlicher Erzeuger inner- und außerhalb der Gemeinschaft zu wahren: 1. Saison- und/oder sortenbezogene Ausnahmen vom Referenzpreissystem oder, wenn notwendig, präferentielle Höchsteinfuhrmengen für marktempfindliche Erzeugnisse. 2. Vereinheitlichung der Einfuhrzölle f ü r die wichtigsten Lieferanten und Abschaffung der Zolltarife auf bilateraler Basis. 3. Abschaffung von nationalen Beschränkungen im Frucht- und Gemüsesektor (Anhang 3 der Verordnung 1035/72). 4. Einschränkung der Exportsubventionen. 5. Strukturelle Planung zur Einhaltung des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage unter Aufrechterhaltung der traditionellen Handelsströme.

839

1984 — Landwirtschaft Israel wünscht, in Zusammenarbeit mit den Europäischen Gemeinschaften, Mittel zu finden, die obigen und andere Lösungen in die Tat umzusetzen und so die Zukunft eines gegenseitig vorteilhaften Handels zu sichern. Diese Linie der israelischen Sorgen läßt sich durch ein Zahlengebäude untermauern, das zeigt, daß der gesamte Handel Israels mit der Bundesrepublik Deutschland rund 1 Milliarde D-Mark umfaßt, wovon 370 Millionen D-Mark von Landwirtschaftsprodukten ausgefüllt werden. Der Export aus der Bundesrepublik Deutschland nach Israel umfaßt 2,5 Milliarden D-Mark, was ein Handelsdefizit Israels mit der Bundesrepublik Deutschland von 1,5 Milliarden D-Mark bedeutet. „Wir wollen auch dann weiter exportieren, wenn Spanien in die Europäische Gemeinschaft kommt." Minister Grupper hat bei dem Gespräch mit Minister Kiechle gefordert, daß bei den Verhandlungen bei der EG mit Spanien parallele Verhandlungen mit Israel eingerichtet werden und gleiche Bedingungen für die israelische Landwirtschaft geschaffen werden wie mit Spanien. Auch mit den Magreb-Staaten sollte man ähnlich verfahren. Seit der Einrichtung der landwirtschaftlichen Luftbrücke zwischen Israel und dem Flughafen Köln-Wahn sind in 5 Jahren 2.000 Flüge in Köln angekommen. Israel verkaufte 1983 insgesamt für 125 Millionen D-Mark Blumen. Davon blieben etwa Blumen für 80 Millionen D-Mark auf deutschen Märkten, während für 45 Millionen D-Mark zunächst nach Holland gingen, die dann in die Bundesrepublik Deutschland zurückimportiert wurden. Die deutschen Importeure möchten ihre Blumenimporte aus Israel verstärken und nicht erst über Holland beziehen. Das Gespräch der beiden Ministerin Berlin verlief sehr freundschaftlich. Minister Grupper hat seinen deutschen Kollegen nach Israel eingeladen, der voraussichtlich im November 84 nach Israel reisen wird. Minister Kiechle erhielt als Gastgeschenk einen archäologischen Ölbehälter, während Minister Kiechle seinem israelischen Kollegen Grupper einen wertvollen Bierkrug schenkte. Statistiken Hierzu der geplante Gesamtexport Israels in der Saison 83184 Navel Orangen Shamouti Orangen Lates Orangen Grapefruit Easy Peel

840

24 330 150 240 50

0001 (nicht 0001 000 t 0001 0001

Israels Sorgen mit der Europäischen Gemeinschaft im Hinblick auf seine Agrarvdrtschaft Geplante Jaffa Importe in die Bundesrepublik Deutschland in der Saison 1983/84 Grapefruit Yarden River bereits vermarktet Grapefruit Regulär geplante Menge davon bereits angekommen Shamouti Orangen geplante Menge davon bereits angekommen Lates Orangen geplante Menge Saisonbeginn Leichtschälbare, die s.g. ,Jaffarinen" geplante Menge bereits angekommen Pomelo geplante Menge bereits angekommen Zitronen geplante Menge davon bereits angekommen

300 000 Kolli ca. ca.

2 500 000 Kolli die Hälfte

ca. ca.

4 000 000 Kolli etwas mehr als die Hälfte

ca. ca.

1 300 000 Kolli Ende März

ca. ca.

500 000 Kolli 1/3 der Menge

ca. ca.

60.-70 000 Kolli mehr als die Hälfte

ca. ca.

100000 Kolli 50%

Importe von Zitrusfrüchten in die Bundesrepublik Deutschland in der Saison 1982183 (Oktober bis Mai) in Tonnen Sorte Orangen andere Provenienzen Jaffa Jaffa % Grapefruit andere Jaffa Jaffa 0 /. Easy Peel andere Jaffa Jaffa % Zitronen andere Jaffa Jaffa % Total davon Jaffa

1982183

Total

376 616 t 80666 t 17,6

457 2821

41025 t 39575 t 49,1

80 6001

258 4021 4531t 1,7

262 9391

81995 t 3639 t 4,2

85 6341

886455 t 1284111= 14,5%

841

1984 — Landwirtschaft Die israelischen Landwirtschaftsexporte 1980181182 - Millionen Dollarfob und, Prozente — (Quelle: Außenhandelsstatistik) Total Export 1980 Total Israel Export

Export to EEC (value & Percentage)

1981

1982

1980

%

1981

%

5.537.5 5.670.1 5.280.0 2.183.9 (39) 1.922.8 (34)

1982

%

1.752.9 (33)

For cultural Exports

785.0

843.9

786.1

516.9 (66)

527.5 (63)

489.9 (62)

Fresh products

610.7

654.9

588.9

379.9 (62)

390.6 (60)

350.1 (59)

90.5 69.9

87.1 80.5

89.4 80.1

71.5 (79) 54.1 (77)

70.2 (81) 65.5 (81)

68.1 (85) 61.7 (77)

4.6 2.3

4.5 1.7

5.2 3.8

3.4 (74) 1.4 (60)

3.2 (71) 1.2 (70)

4.0 (73) 2.2 (59)

13.7

0.4

0.3

12.6 (91)

0.3 (73)

0.2 (69)

30.7 0.3 5.5 10.0

37.6 3.6 6.3 10.8

34.5 6.5 3.6 7.5

2.3 1.8 10.8

5.8 3.1 8.0

3.6 6.0 7.3

c) Citrus Fruits Oranges Grapefruit Lemons Others

231.2 151.7 63.0 9.8 6.7

247.2 165.6 59.2 12.0 10.4

186.5 116.3 48.8 9.2 12.2

137.8 79.3 52.6 1.9 4.0

(60) (52) (83) (19) (60)

158.4 101.1 47.8 2.8 6.7

(64) (61) (81) (23) (64)

114.5 65.6 38.4 1.6 8.9

(62) (56) (77) (17) (74)

d) OtherFruits Avocado Melons Watermelons Grapes Strawberries Others

69.3 28.1 15.5 7.0 4.0 8.8 5.9

69.0 31.2 13.1 6.4 2.7 8.6 7.0

86.5 51.2 11.3 5.1 3.7 8.4 6.8

66.8 27.8 14.7 6.9 3.8 8.3 5.3

(96) (99) (94) (98) (95) (94) (89)

61.1 29.3 10.9 4.9 2.0 7.9 6.1

(89) (94) (83) (77) (74) (92) (87)

76.3 48.1 7.9 4.2 2.9 7.5 5.7

(88) (94) (70) (82) (78) (89) (84)

e) Raw Cotton

99.7

122.9

120.1

30.2 (30)

26.7 (22)

33.1 (28)

f) GroundNuts

10.2

12.1

11.6

7.0 (69)

7.4 (61)

7.4 (63)

g) Others (seeds, cereals, animals + products)

79.1

79.0

60.3

174.3 124.9 12.0 2.2 35.2

189.0 119.8 20.3 1.8 47.1

197.2 127.2 23.9 1.8 44.3

a) Flowers, Plants, Bulbs Cut flowers Plants, foliage etc. Bulbs Flowers & buds prepared, etc. b) Vegetables Potatoes Celery Peppers Cabbage (Chinese Leaves) Onions Others

Processed products Citrus prod. Tomato prod. Pectin Others 842

25.5 0.3 5.3 9.7

(83) (99) (96) (97)

1.3 (56) 1.7 (94) 7.2 (81)

41.1 (52) 137.0 112.4 9.3 0.2 15.1

(79) (90) (77) ( 9) (43)

28.1 3.3 5.6 6.9

(75) (92) (89) (63)

3.5 (60) 2.5 (81) 6.3 (79)

38.7 (49) 136.9 105.4 7.3 0.2 24.0

(72) (88) (36) (11) (51)

25.4 5.5 3.3 4.6

(73) (85) (91) (61)

1.7 (47) 5.1 (85) 5.2 (71)

25.3 (42) 139.8 117.0 4.9 0.2 17.7

(71) (92) (21) (11) (40)

Israels Sorgen mit der Europäischen Gemeinschaft im Hinblick auf seine Agrarwirtschaft Israel — Europäische Gemeinschaft und andere Handelsländer (in Millionen Dollar) a.

Balance ofTrade, Total 1) Totalexport 1) Total import 3) Balance

1982 5.280.0 8.116.1 - 2.836.1

1981 5.670.1 7.992.6 - 2.322.5

1980 5.537.5 8.027.3 - 2.489.8

Balance of trade, exc. diamonds 1) Totalexport 2) Total import 3) Balance

4.122.3 7.465.5 - 3.343.2

4.272.9 7.374.6 - 3.101.7

3.922.1 6.827.2 - 2.905.1

B. Balance of Trade Israel — EEC 1) Total export to EEC 2) Total import from EEC 3) Balance

1.752.9 2.998.9 - 1.246.0

1.922.8 2.818.7 895.9

2.183.9 2.703.8 519.9

Balance of trade Israel — EEC exc. diamonds 1) Export to EEC 2) Import from EEC 3) Balance

1.055.4 2.665.3 - 1.609.0

1.609.5 2.479.9 870.4

1.766.2 2.132.4 366.2

3.527.1 5.117.2 - 1.590.1

3.747.3 5.173.9 - 1.426.6

3.353.6 5.323.5 - 1.969.9

3.066.9 4.800.2 - 1.733.3

2.663.4 4.894.7 - 2.231.3

2.155.9 4.694.8 - 2.538.9

1982 367.600 895.200 - 527.600

1981 413.200 840.900 - 426.700

1980 548.600 790.900 - 242.300

343.000 892.500 - 549.500

374.900 840.500 - 465.600

462.400 790.200 - 327.800

b) Agricultural Export Total Agric. Export 1) Export of fresh products Live animals Sc products Flowers, Plants, Bulbs Vegetables Citrus Other fruits Field crops

110.604 75.866 4.309 20.328 879 37.583 5.563 7.204

123.057 93.366 8.630 21.695 2.232 50.140 5.774 3.989

141.094 114.651 15.389 33.399 4.033 50.326 7.850 4.126

2) Processed products Tomato products Citrus products

34.738 1.456 26.566

29.691 592 20.585

26.443 1.220 13.622

20.800

32.800

34.300

C. Balance of trade Israel - Other Countries 1) Total export 2) Total import 3) Balance Balance of trade Israel — Other Countries exc. diamonds 1) Export to Other Countries 2) Import from Other Countries 3) Balance Source: CBS, Foreign Trade Statistics, 1982.

Israels Handel mit der Bundesrepublik Deutschland (in Tausend Dollar) a) Balance of Trade 1) Total export to Germany Total import from Germany Balance 2) Export exc. diamonds Import exc. diamonds Balance exc. diamonds

C) Agricultural Import Total Import of fresh and processed products (Source: Foreign Trade Statistics, CBS 1982)

843

1984 — Landwirtschaft

Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten reist nach Israel Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ignaz Kiechle, der Anfang des Jahres 1984 bei der „Grünen Woche" in Berlin zu einer Besichtigungsreise nach Israel eingeladen worden war, fand seinen israelischen Kollegen, Grupper, nicht mehr vor. Es hatte in Israel ein politischer Wechsel stattgefunden. Nun begrüßte ihn auf dem Flughafen Ben Gurion sein Nachfolger, Minister Nechamkin.

Die Begrüßungsansprache Bundesminister Kiechle gab bei seiner Ankunft eine Erklärung ab, die die freundschaftliche Verbindung Israels mit der Bundesrepublik beredt zum Ausdruck brachte: „Ich besuche heute den Staat Israel zum ersten Mal. Mit diesem Besuch geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Ich möchte Ihnen, sehr geehrter Herr Kollege Nechamkin, und Ihrer Regierung ganz besonders herzlich für diese Einladung danken. Unsere beiden Länder verbindet eine tiefe Freundschaft. Ich weiß um die Sorgen Israels über die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft. Mit Freude und Zufriedenheit stelle ich fest, daß die deutsch-israelische Zusammenarbeit auf dem Agrarsektor, den ich zu vertreten habe, sehr gut ist. Mit meinem Besuch möchte ich unser Interesse an der Fortführung und Stärkung dieser Zusammenarbeit zum Ausdruck bringen. Lassen Sie mich zum Schluß sagen, daß ich mich sehr auf die morgigen politischen Gespräche und auf die sich anschließenden Besuche freue. Ich bin sicher, daß dieser Besuch ein weiteres Mosaiksteinchen zur Festigung der deutsch-israelischen Beziehungen sein wird."

Die Tischrede Ignaz Kiechles beim Abendessen „Es gibt Menschen, die meinen, daß Tischreden nur vom Genuß der Speisen abhalten. Da es aber für mich eine große Freude und Ehre ist, in den Staat Israel eingeladen zu werden, möchte ich mir doch einige Ausführungen erlauben. Ich freue mich sehr, daß Sie meiner Einladung zu diesem Abendessen gefolgt sind. Mein Besuch in Israel soll ein weiterer Schritt zur Stärkung und Vertiefung der guten wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen unseren bei844

Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten reist nach Israel den Ländern darstellen. Er soll zur Belebung und Erweiterung des Gedankenund Meinungsaustausches über Agrarhandels- und agrarwirtschaftliche Fragen von beiderseitigem Interesse beitragen und unsere persönlichen Beziehungen festigen. Daneben erhoffe ich mir von dieser Reise eine persönliche Bereicherung und eine Verbesserung meiner Kenntnisse über Ihr interessantes Land und seine Menschen. Aus diesen Gründen danke ich Ihnen, Herr Kollege Nechamkin, nochmals für Ihre Einladung. Israel ist für einen Landwirt und Agrarpolitiker ein besonders interessantes Land. Es hat einen ungewöhnlichen agrarpolitischen Aufschwung genommen. Mit großem Respekt sehe ich den hohen Leistungsstand im pflanzlichen und tierischen Bereich, der dazu geführt hat, daß Israel heute im internationalen Vergleich einen sehr hohen Ernährungsstandard erreicht hat. Das gilt nicht nur in mengenmäßiger, sondern vor allem in qualitativer Hinsicht. Den Qualitätsaspekt hervorzuheben, dazu gibt mir dieser Tisch besonderen Anlaß. Die Nahrungsgütererzeugung Israels deckt immerhin drei Viertel des Eigenbedarfs. Bei Obst und Gemüse stehen sogar bedeutende Mengen für den Export zur Verfügung. In meinem Lande, dem nach den USA und neben Großbritannien wichtigsten Handelspartner Israels, wissen die Verbraucher die Erzeugnisse dieses Landes zu schätzen. Israelisches Obst und Gemüse sowie Wein sind hochgeschätzte Nahrungsmittel; Ihre Blumen sind bei uns sehr beliebt. Sie sind häufig Waren des täglichen Verbrauchs — ich nenne die Zitrusfrüchte —, aber auch Waren für gehobene Ansprüche. Wir werden morgen eine ausführliche Arbeitsbesprechung über Agrarhandelsfragen haben. Jetzt möchte ich nur noch sagen, daß ich an diesem Land zwei Dinge bewundere: — Die Weitsicht und Entschlußfestigkeit der verantwortlichen Politiker dieses Landes, die landwirtschaftliche Entwicklung weiter voranzutreiben; — Die Tatkraft und den Mut der israelischen Landwirtschaft, die mit viel Arbeit und Ideenreichtum große Erfolge auf den Märkten erzielt hat. Die deutsch-israelische Zusammenarbeit in der Agrarwirtschaft, die schon so viele gute Früchte getragen hat, wird auch in Zukunft mithelfen, daß unsere Länder den erfolgreichen Weg einer wachsenden fortschrittlichen Agrarwirtschaft weiter vorangehen werden. Ich erhebe mein Glas auf das Wohl unserer beiden Völker." Bei den Gesprächen von Bundesminister Kiechle mit der israelischen Delegation wurden die einzelnen Probleme der deutsch-israelischen Kontakte zwischen beiden Ländern erörtert. Hierbei fand der deutsch-israelische Agraraustausch eine besondere Würdigung. Seit 1976 sind in diesem Rahmen 122 Experten aus Israel in die Bundesrepublik Deutschland gekommen, 91 deutsche Fachleute machten einen Gegenbesuch in Israel. Es heißt in Kreisen des Bundesministeriums für Er-

845

1984 — Landwirtschaft

nährung, Landwirtschaft und Forsten, daß die Umsetzung der gewonnenen Erfahrungen für die fachliche Arbeit sehr positiv bewertet wurde.

Ein Papier des israelischen Agrarwissenschaftlers F. D. Maas Dieser Austausch von Fachleuten und Wissenschaftlern im Agrarbereich war anläßlich der Reise von Bundesminister IgnazKiechle zusammengestellt worden. Die Themen, die bei diesen Reisen der Fachleute behandelt wurden, sind auch bei den Gesprächen des Ministers zum Ausdruck gekommen. Dabei wurde die deutsch-israelische Zusammenarbeit in der Agrarforschung behandelt, wobei sichtbar wurde, daß das hohe agrarwissenschaftlich-technologische Niveau für die Zusammenarbeit beider Länder sehr nutzbringend war. Ein Agrarwissenschaftler Israels, Herr F. D. Maas, aus dem Kibbuz Maabarot, der gleichzeitig Chairman von Gifrid ist, die viel in Israel und mit Israel gearbeitet hat, hat ein Papier erarbeitet, das direkt an den Minister ging. Hierin sind viele Einzelheiten enthalten, die die israelische Landwirtschaft detailliert schildern: Die israelische Agrarwirtschaft wird in Kurzform dargestellt: Natürliche Grundlagen, Klima, Siedlungsformen, Bewässerung

a) Die Agrar- und Forstwirtschaft umfaßt ca. 650 000 ha — 1/3 des Staatsbodens — (2,1 Millionen ha) davon 55 % Wüstenland mit sehr wenig Wasserquellen. Der Kulturboden umfaßt 420 000 ha, davon 230 000 ha bewässerbar. 110 000 ha sind Naturweiden (Winter und Frühjahr), 110 000 ha sind bewaldet einschließlich 650 000 ha Kulturland unter semiaridischen Bedingungen. b) Der Pflanzenanbau beruht auf semiariden und aridischen Bedingungen, d. h. Winterregen zwischen 250—750 mm und wird subtropisch mit Bewässerung in der Sommerperiode (April — Oktober). Die Negevwüste ist regenlos vom landwirtschaftlichen Standpunkt (weniger als 250 mm). Im heißen Jordantal (Tiberias-Eilat) befinden sich 80 Siedlungen mit Vollbewässerung: Jährliche Ernährung per capita: (kg) Getreide (Weizen und Reis) Kartoffeln Zucker Hülsenfrüchte Gemüse Frischobst Öl, Fett, Butter Fleisch Fisch Milch Milchprodukte Kalorien per Tag Eiweiß per Tag

846

106 42 31 4

118 117 22 66 9 67 41 3033 94 gr.

Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten reist nach Israel Agrarerzeugmsse und Atisfuhr 1983 (1 000 Tonnen) Erzeugung Weizen Baumwollfasern Baumwollsamen Erdnüsse Kartoffeln Gemüse Melonen Zitrus Früchte Fleisch Milch Eier Fische

300 93 74 22 180 770 120 1500 535 305 800 Mio. Liter 1640 Mio. Einheiten 21

Export nach Deutschland 1982

Ausfuhr 75 000 13 000 10-10 45

10 700 75 25 100 Millionen Einheiten 111 Millionen DM

Das Landwirtschaftministerium Über 3 000 Angestellte einschließlich Forschung. An der Spitze der Minister und der Generaldirektor. Abteilung: Forschung, Beratung, Planung, Dritt-Länderbeziehungen, Pflanzenschutz, veterinärische Dienste, Wasser und Boden. Forschung und Beratung „Die Rekorderträge von heute müssen die Mittelerträge von morgen sein" (Früherer Landwirtschaftsminister Chaimbruti) Dem Ministerium ist die AOR angeschlossen und näheres werden Sie bei Ihrem Besuch erfahren. Wichtige Forschung wird bei der Agrarfakultät der Hebräischen Universität unternommen. Das Gleiche gilt f ü r das Negev Institut der Ben Gurion Universität, das einen großen Beitrag zur Wüstenforschung macht. 600 Berater in der Tel Aviv Zentrale und 11 Bezirken stehen den Landwirten zur Verfügung. c) Landwirtschaftliche Produktion Pflanzenbau 62 % - Tierische Produktion 38 %. Regengespeist: Weizen, Gerste, Wickenheu, Silagefutter, Wassermelonen, Sonnenblumen, Oliven, Kichererbsen. Bewässert: Baumwolle, Erdnüsse, Gemüse, Obst, Zitrus, Datteln, Blumen, Erdbeeren, Melonen, Industrietomaten, Futtermais, Gewürze. Tierische Produkte: Rind- und Schaffleisch, Eier, Süßwasserfische, Broilers, Puten, Honig, Milch (Mittelertrag über 7 000 Liter). Der Herdbuchertrag ist 8762 Liter mit 285 kg Fett. Moscherherden 35-70 Kühe, Kibbuzherden 250-350 Kühe mit Spitzenerträgen von über 10 000 Liter der Herde. Die tierische Produktion ist quotiert u m Überschüsse zu vermeiden. Das israe847

1984 — Landwirtschaft lische Milchquotensystem wurde von der Schweiz und Österreich übernommen. Es ist bemerkenswert, daß im 6 Jahre langen polnischen Weltcontest der Friesischen Rasse Israel den ersten Platz erzielte. d) Agrarhandel Ausfuhr: Durch 2 öffentliche Organe: AGREXCO und der Citrus-Board daneben 2 Sonderorgane: Der Baumwollhandel und die Erdnußgesellschaft und private Blumenhändler. Exportprodukte: Zitrus, Baumwolle, Erdnüsse, Melonen, Erdbeeren, Frischgemüse, Kartoffel, Datteln, Avocado, Mango, Blumen, Zierfische. Insgesamt 500-600 Millionen Frischprodukte und 250 Millionen verarbeitete Produkte. Einfuhr: Weizen, Mais, Gerste, Sorghum, Sojabohnen, Zucker, Rindfleisch, Gewürze, Tropische Produkte, Holz, Fische. Der landwirtschaftliche Außenhandel ist mehr oder weniger ausgeglichen. Die EWG-Israel Lage werden Sie sicher mit Minister Nechamkin besprechen. Sozioökonomische Betrachtungen a) Die aktive landwirtschaftliche Bevölkerung zählt ungefähr 70 000 Erwerbstätige, davon ca. 20 000 Lohnarbeiter und Jugend (Pflückarbeit) 25 000 Nebenerwerber d. h. ungefähr 25 000 Voll-Landwirte. Die Agrarwirtschaft beschäftigt ca. 60 000 Erwerbstätige in der Industrie, Packhäusern und Dienstleistungen. Die Landwirte sind kooperativ organisiert. Die fortschrittliche Agrartechnologie und Kapitalisierung führt zu einer stetigen Verringerung der Vollandwirte. Dadurch wurde ermöglicht, daß die Kibbuzim Hunderte von Fabriken aufgebaut haben, die 55 % der Gesamteinnahmen bilden. Die Landwirtschaft ist stark kooperativ organisiert nach Siedlungsformen, landesweitem Einkauf und Verkaufsgesellschaften, Vermarktungs-Boards und Regionalunternehmen. b) Landwirtschaftliches Einkommen Die moderne Landwirtschaft ist nur 60 Jahre alt, in denen stetig kolonisiert wurde. Das Eigenkapital der Landwirte ist gering im Vergleich zur Verschuldung, d. h. die Zinslast ist hoch. Das jährliche eines selbständigen Hofes ist ungefähr 20—30 000 DM einschließlich Verzinsung, d. h. 75 % des nationalen Durchschnittseinkommens.

848

Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten reist nach Israel Vergleichende Übersicht Israel-Bundesrepublik Deutschland im Agrarbereich (Stand 1983, soweit verfügbar) Einwohnerzahl Fläche

5,1 Mio 28 000 km2

(61,6 Mio einschl. West-Berlin)* (249 000 km2)

Agrarwirtschafi und Versorgungslage Bodennutzung Waldfläche Landwirtschaft!. genutzte Fläche davon Obstanlagen

116 000 ha = 4%

( 7,3 Mio ha)

427 000 ha = 1 5 % 89 000 ha = 3 %

(12 Mio ha = 48,2 %)

Viehbestand (Stück) Milchkühe Rindvieh insges. Mastschweine Legehennen

105 000 292 000 99 000 7,8 Mio

( 5,4 Mio) (15,1 Mio) (13,6 Mio) (42,7 Mio)

Agrarstruktur Anteil am Bruttosozialprodukt

6,1 %

(2,3 %) Beitrag zur Bruttowertschöpfung (16,1 ha)

0,538 Mio

(2,6 Mio)

6%

(5 %)

964 Siedlungen

(790 000)

Betriebsgröße Landwirtschaftl. Bevölkerung Anteil an der Gesamtzahl d. Beschäftigten Zahl der landwirtschaftl. Betriebe Selbstversorgungsgrad Kalorienaufnahme (kcal/Tag/Person)

75%

(81 %)

3020

(3510)

Agrargüteraußenhandel Agrareinfuhren Agrarausfuhren

290 Mio Dollar 520 Mio Dollar

(19,8 Mrd Dollar) ( 9,2 Mrd Dollar)

* in Klammern Vergleichszahlen der Bundesrepublik Deutschland Die Landwirtschaft Israels

Israel deckt mehr als 75 % seines Bedarfs an Agrargütern aus der eigenen landwirtschaftlichen Produktion, obwohl nur knapp 6 % aller Beschäftigten in der (hochmechanisierten) Landwirtschaft tätig sind. Die Landwirtschaft bemüht sich, die Produktion möglichst rasch der sich ändernden Nachfrage anzupassen, ein Prozeß, der allerdings durch die Unsicherheit über mögliche Auswirkungen einer Süderweiterung der EG erschwert wird. Obwohl die Landwirtschaft nur noch knapp 6 % zum BSP beiträgt, spielt sie in Israel eine wichtige Rolle, da ihr in der zionistischen Wertordnung ein hoher Stellenwert zukommt und die landwirtschafdiche Nutzung (und damit Besiedlung) des Hinterlands auch sicherheitspolitische Relevanz hat. 849

1984 — Landwirtschaft Ein großer Teil des israelischen Staatsgebietes besteht aus Wüste. Nur etwa 45 % der gesamten Fläche können landwirtschaftlich genutzt werden; das sind etwa 420.000 ha. Etwa die Hälfte der landwirtschaftlich intensivst genutzten Böden in Israel ist n u r bei künstlicher Bewässerung ertragsfähig, wobei die gesamte Landwirtschaft sich inzwischen der Tröpfchenbewässerung bedient. Wasser ist in Israel Mangelware. Die Erschließung und Nutzbarmachung neuer Wasservorräte ist eine Kostenfrage. Seit etwa 15 Jahren verfügt die israelische Landwirtschaft über eine gleichbleibende Wassermenge, wobei die Wassernutzung ständig verbessert worden ist. Unter den dargelegten Gegebenheiten werden auch in Zukunft bestimmte Produkte, wie Getreide, Ölsaaten, Zucker oder Fleisch, importiert werden müssen, weil sie in Israel selbst nicht rentabel produziert werden können. Drastische Veränderungen in der israelischen Anbaustruktur würden erhebliche soziale Probleme mit sich bringen, wie das Beispiel der f ü r den israelischen Agrarexport immer wichtiger werdenden Blumenproduktion zeigt. Die Blumenproduktion stellt in Israel insbesondere f ü r kleinere Familienbetriebe am Rande der Städte häufig die einzige Existenzgrundlage dar. Aus bevölkerungspolitischen (Eindämmung der Landflucht), sozialen und allgemeinen wirtschaftlichen Gründen will die israelische Regierung auf eine Beibehaltung und Ausweitung dieses Produktionszweiges nicht verzichten. Frei-Marktpreise: Frischobst, Gemüse, Kartoffel, Baumwolle, Samen, Kichererbsen, Sonnenblumen, Fische, Honig, Industrietomaten Festgesetzte Preise: Weizen, Weintrauben Subsidierte Preise: Tierische Produkte, Konzentrationfutter Exportunterstützung: Alle Produkte. c) Von 925 Dörfern sind 265 Kibbuzim 45 Moschavim Schitufiim, 400 Moscharim, 140 Privatdörfer und 63 arabische Dörfer. Während Ihres Besuches werden Sie einige Dörfer besuchen und die passenden Informationen erhalten, besonders über den Kibbuz u n d den Moschavim, die welteinzigartig sind. d) Wasser und Bewässerung Israel ist die „Schweiz" der Bewässerung zur Ausnützung der beschränkten Wassermenge. Die „Wasserernte" ist zu 95 % ausgenützt unter dem Motto „Schade um jeden Tropfen". Zusätzlich zum Winterregen werden über 300 000 ha bewässert mit einer Gesamtmenge von 1,3 Milliarden m 3 . Die Wasserlieferung kommt vom Aquifern, Winterwassersammelbecken und durch das nationale Rohrsystem vom Genezarethsee, d. h. Jordanwasser. Die Wasserzuteilung ist f ü r jedes Dorf quotiert. Der Wassermangel führte zu sophistischen Methoden wie fliegende Aluminiumrohre, Beregner, Tropfenbewässerung, plastische Rohre, Computersteue850

Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten reist nach Israel

rung und automatische Hähne etc. Alle Utensilien werden im Land fabriziert. (Zur Kenntnisnahme: Falls Ägypten israelitische Methoden anwenden würde, könnte die Ernte verdoppelt werden). Israel hat auch Wege gefunden, versalzenes Wasser auszunützen. Abwässer werden zunehmend benützt. Zur Zeit wird eine Rohrleitung in den Negev gelegt zur Ausnutzung der Groß-TelAviv-Abwässer. Deutsch-israelischer Agraraustausch Sachverhalt:

Der deutsch-israelische Agraraustausch beruht auf Ministergesprächen von 1975 und einer folgenden Staatssekretärvereinbarung von 1976. Seitdem wurden 19 israelische Delegationen mit 122 Spezialisten in unserem Lande aufgenommen. Im gleichen Zeitraum sind 15 Delegationen mit 91 Fachkräften nach Israel gefahren (vgl. Anlage). Auf Wunsch der israelischen Seite wurden sowohl die Aufenthalts- als auch die Flugkosten von Seiten des aufnehmenden Landes getragen. Es ist beabsichtigt - wie bei anderen Austauschprogrammen —, das endsendende Land die Flugkosten tragen zu lassen. Das Verfahren läßt sich aber im Augenblick nicht umstellen. Wegen der aktuellen Haushaltslage in Israel können dort keine Flugkosten aufgebracht werden. Die Reise einer israelischen Delegation („Rindviehhaltung") wurde in diesem Jahr kurzfristig storniert. Der Besuch der Fachdelegation („Personal- und Haushaltsfragen") kann nur durchgeführt werden, weil das BML wiederum die Flugkosten der Gäste trägt. Stellungnahme:

Der Agraraustausch war bisher für beide Seiten sehr zufriedenstellend. Aus fachlicher Sicht ergaben sich keine Schwierigkeiten. Die Umsetzung der gewonnenen Erfahrungen für die fachliche Arbeit wurde allgemein positiv bewertet. Die Zusammenarbeit mit der hiesigen israelischen Botschaft war sehr gut. Vorschlag:

1985 ist die Entsendung einer deutschen Fachgruppe von Agrarjournalisten vorgesehen. Die israelische Seite möchte Fachkräfte zu Marktfragen bei Obst und Gemüse entsenden. Sollten die Haushaltsschwierigkeiten in Israel anhalten, wird vorgeschlagen, daß das BML für beide Gruppen die Flugkosten trägt. Deutsch-israelische Zusamenarbeit auf dem Gebiet der Agrarforschung Seit 1977 besteht zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland auf informeller Basis eine für beide Seiten fruchtbare Zusammenarbeit im Bereich der Agrarforschung. Forschungsschwerpunkte liegen in der Bodenbearbeitung und Bewässerung, Grünlandwirtschaft — Silage, Transport und Lagerung von Gemüse, Vorratsschutz sowie Pflanzenbau — Genbank. 851

1984 — Landwirtschaft

Aufgrund des in beiden Ländern hohen agrarwissenschaftlich technologischen Niveaus ist die Zusammenarbeit sehr nutzbringend. Im Augenblick finden Wissenschaftleraustausche zur Vorbereitung einiger Projekte aus den Bereichen Pflanzenschutz, Intensivtierhaltung sowie energieund wassersparenden Bewässerungsverfahren statt. Israel möchte, daß die bisherige informelle Zusammenarbeit durch ein förmliches Ressortabkommen zwischen den Landwirtschaftsministerien ersetzt wird. Bei der zweiten Tagung der deutsch-israelischen Wirtschaftskommission am 13./ 14. Juli 1983 in Jerusalem hat die Bundesrepublik Deutschland ihr grundsätzliches Einverständnis zum Abschluß eines derartigen Ressortabkommens erklärt. Das Abkommen selbst soll bei sich bietender Gelegenheit (anläßlich des Besuchs des israelischen Landwirtschaftsministers in Bonn) unterzeichnet werden.

Ein Interview zum Abschluß der Reise Direkt nach der Rückkehr von Minister Kiechle konnte ich mit ihm ein telefonisches Interview aufnehmen, das ich mit seiner Erlaubnis direkt auf Tonband aufgezeichnet habe. Hier der Wortlaut: Frage: Herr Minister, Sie waren gerade in Israel und haben vor allem die landwirtschaftlichen Probleme des Landes einmal persönlich in Augenschein genommen. Was war das Ergebnis Ihres Besuches? Antwort.-Der Besuch erfolgte auf Einladung meines israelischen Kollegen. Ich habe zum ersten Mal Israel besucht. Ich habe mir dabei die Systeme der Landbewirtschaftung in den Kibbuzim und auch die private Landwirtschaft zeigen lassen. Ich habe mit den Leuten vor Ort diskutieren können. Allerdings die politischen Gespräche mit dem Herrn Minister und Kollegen, aber auch zum Teil mit dem Ministerpräsidenten Peres haben sich um die Frage gedreht, Israel und seine Handelsbeziehungen zur EG, bzw. zur Bundesrepublik Deutschland nach einem eventuellen Beitritt Spaniens und Portugals. Frage: War dabei auch davon die Rede, daß Sie ja gerade immer Israel verteidigt haben, wenn die Zehn am Tisch saßen? Antwort: So präzise nicht. Das nehme ich für mich auch nicht in Anspruch — allein jedenfalls —. Nur, ich habe bei den Gesprächen gesagt, daß wir darauf Wert legen auch nach einem Anschluß Spaniens und Portugals unsere traditionellen Handelsbeziehungen zu Israel im Grundsatz aufrecht erhalten zu können und wir uns in diesem Sinne auch am Ratstisch — wenn auch nur als eine von zehn Stimmen — aber immerhin mit unseren Möglichkeiten für Israel verwenden werden. Die Verhandlungen müssen allerdings zwischen Israel und der EG geführt werden. Frage: Diese sollten ja schon im Herbst beginnen. Antwort: Ja, das ist richtig. Die Israelis werden deswegen auch etwas unruhig. Ich habe aber darauf hingewiesen, daß erst dann vermutlich ein Mandat des Rates an 852

Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und, Forsten reist nach Israel die EG-Kommission erteilt wird, sobald die EG ihrerseits das Mandat zur endgültigen Verhandlung mit Spanien und Portugal erhalten hat. Da bleibt ja dann, selbst wenn der Zeitplan jetzt eingehalten wird, immerhin noch das J a h r 1985, um vor den vertraglichen Vereinbarungen mit Spanien und Portugal auch mit Israel — ich nehme jedenfalls an — auch mit den anderen Staaten solche Verhandlungen zu f ü h r e n und gewisse Abmachungen zu treffen. Frage: Für Israel ist es ja sehr bedeutsam, daß die traditionellen Handelsströme f ü r Zitrusfrüchte in die EG weitergehen. Sehen Sie da eine besondere Gefährd u n g durch die spanische Überproduktion? Antwort: Es geht hier, wenn ich das richtig sehe, weniger um die Überproduktion. Es geht darum, daß Israel zumindest mit einer bestimmten Menge an Zitrusfrüchten und auch anderen exotischen Früchten ohne — oder sagen wir zu gleichen Bedingungen — wie Spanien auf diesem Markt gehen kann. Wenn Spanien Mitglied ist, hat es natürlich in einer bestimmten Übergangszeit die Präferenz der Gemeinschaft f ü r sich, Präferenzen wegen des gemeinsamen Marktes. Israel hätte diese Regelung dann nicht mehr. Das würde ein Wettbewerbsnachteil f ü r Israel bedeuten. Israel strebt also an — ich sage es einmal ganz vorsichtig - mindestens f ü r eine bestimmte Menge die gleichen Präferenzregelungen zu bekommen. Dann muß Israel natürlich mit seinen Waren, seinen Früchten mit denen Spaniens konkurrieren. Diesem Wettbewerb würde sich Israel also ohne weiteres stellen. Frage: Diese guten Qualitäten, die Israel auf den Markt bringt, haben ja bisher in Deutschland immer Anklang gefunden. Antwort: Sie haben Anklang gefunden und im übrigen hat Israel zu Jahreszeiten hierher den Markt beliefert, zu denen andere EG-Staaten nicht lieferfähig sind oder nicht lieferfähig waren. Frage: Es ist auch f ü r Spanien — so glaube ich — das Problem, daß sie da nicht mit den israelischen Lieferzeiten auf den Markt kommen. Antwort: Da ist eben Israel sich nicht ganz so sicher. Auch Spanien liegt klimatisch gesehen in einer Zone, in der es — mit guten Bewirtschaftungsmethoden mal vorausgesetzt — in der Lage wäre, zu ähnlichen Zeiten zu liefern, zumindest zu weit längeren Zeiten mit Israel in Konkurrenz zu sein, wie es heute zum Beispiel Italien kann. Frage: Und die marokkanischen Früchte? Antwort: Darüber haben wir in Israel nicht gesprochen. Frage: Aber diese könnten ein Problem werden? Antwort: Diese könnten genauso ein Problem werden, denn die Magreb- Staaten liegen etwa in der gleichen klimatischen Zone wie Israel. Frage: Herr Minister, wie sieht es mit anderen Früchten aus? Zum Beispiel mit der Avocado, die ja Spanien jetzt auch sehr stark anbaut? Antwort: Ein großer Teil der Avocadofrüchte, die Israel exportiert, werden zur Zeit in Frankreich verkauft. Frankreich ist ein großer Avocadoverbraucher, während die Bundesrepublik Deutschland, ich glaube, etwa um 2000 T o n n e n abnimmt. 853

1984 — Landwirtschaft Frage: U n d Sie meinen nicht, d a ß sich das verbessern könnte? Antwort: Darauf hoffen die Israelis. Sie werden sich wohl auf die W e r b u n g f ü r Avocados in unserem Land versteifen. Frage: H e r r Minister, Sie haben aber auch I h r Lieblingsgebiet d e r Landwirtschaft gesehen; die israelische Milchwirtschaft. Die Kühe geben d o r t m e h r Milch als die Durchschnittskuh in d e r Bundesrepublik. Antwort: Das ist richtig. Frage: U n d was gab es auf diesem Gebiet zu sehen? Antwort: Da werden die Israelis f ü r uns nicht Konkurrenten sein. Erstens haben sie schon seit langer Zeit Q u o t e n . Die israelischen Landwirte können n u r innerhalb dieser Q u o t e n produzieren. Die Israelis sind kaum Exporteure von Milchprodukten. Sie könnten — u n t e r uns gesagt — auch mit unseren Milchprodukten kaum konkurrieren. Frage: W a r u m nicht? Antwort: Es ist eine andere Art. Die Butter ist dort schneeweiß, während die des deutschen Bauern wegen des grünen Grases auch vor allem gelbe Butter gewohnt sind o d e r gelbliche, u n d die Produktion von Käse ist in Israel nicht sehr reichhaltig. Frage: Noch eine Abschlußfrage, H e r r Minister. Waren Sie mit I h r e n politischen Gesprächen mit Shimon Perez u n d Ihrem Ministerkollegen in Israel zufrieden? Antwort: Ich war zufrieden. Die Israelis haben nichts gefordert, was sozusagen f ü r uns unmöglich wäre bzw. wo wir nicht wenigstens sagen könnten, wir stimmen grundsätzlich überein. Das Klima des Besuchs und der Gespräche war sehr freundlich, u m nicht zu sagen ausgezeichnet.

Rituelle Schlachtung von Rindern für den Export? Im Juli 1984 hatte der damalige israelische Minister f ü r Landwirtschaft, Pessah Grupper, ein Schreiben an Bundesernährungsminister Kiechle gesandt, in dem er d a r u m bat, das Verbot d e r rituellen Schlachtung von Rindern a u f h e b e n zu lassen. Das Verbot beruhte auf einem Gesetz vom 21.4.1933, das die KoscherSchlachtung f ü r den Export verbietet. Minister Grupper stellte in seinem Schreiben fest, d a ß er diese Angelegenheit bereits mit einem Mitarbeiter des Bundesernährungsministerium beraten hatte, der sich um die Beseitigung dieses Gesetzes bemühte. Minister Grupper f ü g t e hinzu, daß es bereits m e h r e r e Untersuchungen gäbe, wonach die rituelle Schlachtung f ü r die Tiere weniger schmerzhaft sei als eine herkömmliche Schlachtung mit Betäubung. Israel importiere jährlich 40.000 t Rindfleisch, was f ü r die Bundesrepublik n u r d a n n von Bedeutung sein könne, wenn koscher-geschlachtetes Fleisch möglich sei. Dieses T h e m a ist d a n n in d e n offiziellen Gesprächen behandelt worden, aber nicht abschließend vom Tisch gekommen. Minister Kiechle hat in seinem Ant854

Ein Fachmann für Landwirtschaftsexporte zu den Sorgen Israels mit der EG wortschreiben an seinen israelischen Kollegen Grupper geschrieben, daß die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig die verschiedenen Schlachtmethoden untersuche. Es bliebe abzuwarten, ob nach Vorlage der Forschungsergebnisse Regelungen beschlossen werden könnten, nach denen zum Zwecke des Exports Schlachtungen ohne Betäubung möglich seien. Das neue Tierschutzgesetz, das dann die Ergebnisse der Forschungsanstalt für Braunschweig einschloß, hat für den Export von geschächtetem Fleisch keine Erlaubnis erteilt. Schächten ist nach bundesdeutschem Recht nur mit Ausnahmeregelung für den bundesdeutschen Bedarf möglich.

Ein Fachmann für Landwirtschaftsexporte zu den Sorgen Israels mit der EG Anfang November 1984 hielt Erwin Stier, der Prokurist der Bremer Handelsfirma Scipio, die zu den größten Importeuren israelischer Landwirtschaftsprodukte gehört, einen Vortrag, in dem er sich mit den Sorgen Israels nach der Erweiterung der Gemeinschaft befaßte. Damals tagte das Lebensmittelkommitte der Deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung: Die Ausführungen gliedern sich in vier Teile: 1. Derzeitige Situation bei Obst und Gemüse im Bereich der EG. 2. Welche Probleme ergeben sich aus dem Spanienbeitritt für die Gemeinschaft? 3. Wie sind die Auswirkungen auf die Drittländer, insbesondere für die Länder im Mittelmeerraum? 4. Weitere Folgen und Lösungsmöglichkeiten. „7. Teil Zunächst muß die derzeitige Situation bei Obst und Gemüse und der Obst- und Gemüsemarktordnung betrachtet werden, um die weitere Entwicklung würdigen zu können. Gekennzeichnet ist die derzeitige Situation von zwei Hauptproblemen: 1. Die Überschüsse in der Obst- und Gemüseproduktion der Gemeinschaft werden immer größer, sie reichen bei normalen bis guten Ernten schon an die 2 Millionen-Grenze heran, und die Interventionskosten betragen jetzt bis zu DM 600 Mio. pro Jahr. Da die Interventionspreise weiter steigen, die Marktpreise aber wegen des großen Angebotes nicht in gleicher Weise folgen, werden sich die Mengen, die zur Intervention gelangen, erhöhen. Es wird also in absehbarer Zeit zu Vernichtungen bis zu 2,5 bis 3 Mio. Tonnen kommen, und dabei ist für mich alles Vernichtung, selbst wenn man sagt, ein Teil der Ware wurde für Tierfutter verwendet, auch das ist eine Vernichtung, und auch Verbrennen zu Alkohol, für den es auch keine Absatzmöglichkeiten gibt, ist sicherlich keine sinnvolle Verwertung von Obst und Gemüse.

855

1984 — Landwirtschaft

2. Die Drittlandsimporte werden weiter erschwert durch die Tatsache, daß die Überproduktionen in der Gemeinschaft ansteigen. Die neue Berechnung der Referenzpreise läßt diese weiterhin stärker steigen, so daß jetzt oftmals permanente Ausgleichsabgaben die Regel sind. So wurden in diesem Sommer solche Maßnahmen in der Zeit vom 1.1.84 bis 30.9.84 verhängt, d. h., Ausgleichsabgaben wurden bekanntgegeben, sie wurden erhöht, erniedrigt oder wieder aufgehoben, und dies schließt eine Disponierung im Fruchtgeschäft völlig aus. So muß man sich fragen, wie wohl ein Produzent in einem Drittland, der sich auf den Markt der Gemeinschaft eingestellt hat, arbeiten, produzieren, ernten und versenden soll, wenn solche Ausgleichsabgaben praktisch über Nacht immer wieder eingeführt werden. Dies also ist die Situation des Obst- und Gemüsemarktes vor dem Beitritt Spaniens. Portugal ist in diesem Zusammenhang nicht zu berücksichtigen, da dort keine nennenswerte Exportproduktion vorhanden ist. 2. Teil

Aus dem Spanienbeitritt ergeben sich für die Gemeinschaft eine Reihe von Problemen. Spanien wird zweifellos kein Mitglied zweiter Klasse dieser Gemeinschaft, also werden, wenn auch mit Verzögerung, alle Maßnahmen der Obst- und Gemüsemarktordnung der EG auch dort zum Tragen kommen. Für Obst und Gemüse ist eine Übergangszeit von 10 Jahren vorgesehen, dabei sollen alle sensiblen Produkte einer Einfuhrüberwachung unterliegen, dies zumindest in der zweiten Phase, also nach 4 Jahren. Es ist wohl noch völlig unklar, wie ein solches System funktionieren soll bei so hoch verderblichen Produkten wie Erdbeeren, Salaten u. a. Rechtzeitig vor dem Spanienbeitritt wurde, das wurde bereits angesprochen, die Referenzpreisberechnung geändert mit dem Ziel, einen stärkeren Schutz der Gemeinschaft vor der spanischen Produktion sicherzustellen. In die Referenzpreisregelung wurden neue Produkte aufgenommen, die nur in Spanien produziert werden, also eine eindeutige Maßnahme gegen den weiteren Beitritt. Aber auch eine Übergangsperiode geht einmal zu Ende, und die Produktionskraft Spaniens, die schon heute sehr deutlich zu spüren ist, bringt bei Weichfrüchten und Gemüsen sicherlich besonders den Ländern Frankreich, Italien und Griechenland große Probleme. Hierzu ein Zahlenbeispiel: 1970 lieferte Spanien einschließlich den Canarischen Inseln 70.0001 Gemüse in die Bundesrepublik, 1985 waren dies 265.0001 mit weiter steigender Tendenz. Im Bereich der Zitrusfrüchte verlangt Spanien eine Sonderregelung mit einer Übergangszeit von max. 7 Jahren. Die spanische Produktion weist große Steigerungen auf, und viele Neuanpflanzungen werden erst in einigen Jahren produktionsreif sein. Die Gesamtproduktion Spaniens lag 83/84 bei ca. 3,9 Mio. t Zitrusfrüchte, davon werden etwa 2 Mio. t in die Gemeinschaft exportiert, und schon heute zeigt es sich, daß diese Produktion nur mit Schwierigkeiten abzusetzen ist. Aufgrund der 856

Ein Fachmann für Landwirtschaftsexporte zu den Sorgen Israels mit der EG

Neuanlagen erwartet man eine Produktionssteigerung bis auf über 4 bis 4,5 Mio. t, und sicherlich wird hiervon ein erheblicher Teil später einmal interveniert werden müssen. Ist Spanien aber erst einmal Mitglied der Gemeinschaft und können z. B. spanische Apfelsinen dann auch den italienischen Markt erreichen, heute ist dieser ja auch für Ware, die im freien Verkehr der Gemeinschaft ist, geschlossen, so gebe ich der italienischen Apfelsinenproduktion keine Chance mehr am Markt. Schon in der letzten Saison wurden ca. 1 Mio. t Zitrusfrüchte in Italien interveniert, und diese Menge dürfte sicherlich sehr schnell weiter ansteigen. Nehmen Sie das Beispiel Zitronen. Italien war ja immer das klassische Land der Zitronen, aber Spanien ist es inzwischen gelungen, saftreiche Qualitätszitronen anzubauen, die immer stärker die Italien-Zitronen am Markt verdrängen. Auch hierzu einige Zahlen: 1970 betrug der innergemeinschaftliche Handel mit Zitronen, also Lieferungen aus Italien, 112.0001, 1982 betrug dieser Handel nur noch 62.0001. 1970 lieferte Spanien in die EG eine Menge von 73.000 t und 1982 236.0001. Interessant ist hierzu noch eine Zahl: In der letzten Saison wurden in Italien 230.0001 Zitronen interveniert, sie waren nicht absetzbar, und zwar nicht absetzbar zu Marktpreisen, selbst mit Hilfe von Subventionen war ein Absatz nicht möglich. 3. Teil

Wie wirkt sich nun der Beitritt auf Drittländer aus, und ich betrachte hier nur die Mittelmeer-Anrainerländer, und zwar vorrangig Zitrusfrüchte. 1. Zitrusfrüchte

Die große Produktion Spaniens, die auf den Markt drückt, wird es verhindern, daß in den nächsten Jahren die Preise signifikant steigen werden. Andererseits steigen aber die Referenzpreise für Zitrusfrüchte insbesondere durch den eingebauten Nachholeffekt, und selbst wenn man wie geplant, die Zölle wegfallen läßt und gewisse Erleichterungen bei der Berechnung der Vergleichspreise einführt, so ist schon jetzt vorauszusehen, daß der Zitrusimport aus Israel, Marokko und Cypern innerhalb der nächsten fünf Jahre sicherlich zum Erliegen kommt. Selbst wenn man die Referenzpreise völlig abschaffen würde, sehe ich keine Chance, da die innergemeinschaftlichen Subventionen so hoch sind, daß diese Länder einfach nicht mehr konkurrenzfähig sind. Exportsubventionen der Gemeinschaft sorgen außerdem dafür, daß diese Länder dann auch auf Drittlandsmärkten nicht mehr konkurrieren können. Man muß sich heute darüber im klaren sein, daß die Subventionen der EG, und dazu kommen sicherlich noch nationale Subventionen, so hoch sind, daß diese in etwa die reinen Produktionskosten der Mittelmeerländer ausmachen. Hier gibt es für diese Länder keine Chance mehr, am Markt zu erscheinen. Es ist interessant, einmal diese Subventionen, die natürlich in erster Linie für Italien gelten, zusammenzustellen. 857

1984 — Landwirtschaft

Es sind dies: 1. Subventionen für die Umstellung der Produktion und Schaffung von neuen Vermarktungsstrukturen und Verarbeitungsbetrieben. 2. Schaffung einer Markteinführungsprämie für den Markt der EG, diese soll bis 1990 abgebaut werden. 3. Beihilfen für die Verarbeitung von Orangen. 4. Beihilfen für den Absatz von Verarbeitungserzeugnissen aus Zitronen. 5. Interventionsregelung. 6. Erstattungen für die Ausfuhr nach Drittländern. Bereits im Wirtschaftsjahr 1981/82 kamen damit in Italien 38 % der Mandarinen-, 45 % der Orangen- und 70 % der Zitronenerzeugung in den Genuß direkter Marktstützungsmaßnahmen, die indirekt auch den Absatz der restlichen Erzeugung begünstigt haben. Inzwischen hat sich die Situation noch weiter verschärft. Zweifellos wird Spanien alles unternehmen, um auch in den Genuß solcher Markstützungsmaßnahmen zu kommen, die dann jeglichen Drittlandsimport verhindern. 4. Teil

Auswirkungen und Lösungsmöglichkeiten. Zweifellos wird die Abschnürung der Mittelmeerländer von den traditionellen Absatzmärkten der EG, und nur für diese wurde die Produktion einmal aufgebaut, schwere wirtschaftliche und politische Schäden mit sich bringen, die in ihrer Tragweite heute überhaupt noch nicht abzusehen sind. Eine Umstellung auf andere Produkte im Obst- und Gemüsebereich ist kaum möglich, und wird dort mit der Zeit eine Produktion aufgebaut, wird diese sicherlich durch Marktordnungsmaßnahmen der EG wieder zunichte gemacht. Die Mittelmeerländer werden mit der Zeit auch die Exportmöglichkeiten in andere europäische Länder wie z. B. die skandinavischen Länder, Österreich, Schweiz usw. verlieren, da sie dort nicht mit Ware aus der Gemeinschaft, die von Exportsubventionen begünstigt ist, konkurrieren können. Lösungsmöglichkeiten sehe ich z. Zt. leider überhaupt nicht. Am sinnvollsten wäre ein sukzessiver Abbau der Subventionen, Rückkehr zu einer Marktpolitik und gleichzeitigem Abbau aller Handelshemmnisse gegenüber Drittländern, aber damit ist wohl nicht zu rechnen. So bleibt nur noch, wenn man den Ländern wirklich helfen will und ihnen den Zugang zum Absatzmarkt EG erhält, sie genau wie ein Mitgliedstaat zu behandeln mit allen finanziellen Unterstützungen, dazu die Importe freizuhalten von Zöllen und Referenzpreisen, zumindest für eine bestimmte noch festzulegende Quote, die dem derzeitigen Export entspricht. Alle anderen Regelungen, wie sie in den Kommissionspapieren vorgeschlagen werden, bleiben auf die Dauer wirkungslos. Die Kommission erklärt immer wieder, daß es das Bestreben der Gemein858

Die Zahlungsbilanz steht im Mittelpunkt des israelischen

Sanierungskonzepts

schaft sei, die gewachsenen Handelsströme mit den Mittelmeerländern aufrecht zu erhalten, und ich muß leider feststellen, daß mit den geplanten Maßnahmen dies mit Sicherheit nicht der Fall sein wird."

Aus der Resolution der 8. deutsch-israelischen Konferenz: Aufforderung an die Bundesregierung, Maßnahmen zur Sicherung des israelischen Agrarexports zu treffen Die achte Deutsch-Israelische Konferenz, die in Bad Godesberg vom 19.-21. November 1984 unter Beteiligung von 180 Mitgliedern und Gästen aus Israel und der Bundesrepublik Deutschland, darunter Mitgliedern der Knesset und des Deutschen Bundestages stattfand, verabschiedete zum Abschluß ihrer Beratungen eine Resolution, bei der auch die Sorgen Israels im Handel mit Agrarprodukten zwischen unseren Ländern ihren Ausdruck fand. Darin heißt es: „Der Handel mit Agrarprodukten zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland wird durch die EG-Agrarpolitik und die bevorstehende Süderweiterung bedroht. Die Konferenz fordert daher die Bundesregierung auf, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um nicht nur im Interesse Israels den freien Zutritt israelischer Landwirtschaftsprodukte zum Markt der EG zu erhalten. Hier stehen auch vitale Interessen des deutschen Verbrauchers auf dem Spiel. Die israelische Regierung wird aufgefordert, geeignete Schritte gegenüber der Europäischen Gemeinschaft und ihrer Mitgliedstaaten zu unternehmen, damit der Zutritt der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Israels in der Gemeinschaft erhalten bleibt."

Sonstiges Die Zahlungsbilanz steht im Mittelpunkt des israelischen Sanierungskonzepts — Ein Bericht der Bank für Gemeinwirtschaft Der Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft AG., Frankfurt, hat in seiner Ausgabe vom 1. Februar 1984 (BS. Jahrgang, Nr. 3) eine Analyse der israelischen Zahlungsbilanz veröffentlicht, die allgemeines Interesse finden dürfte. Diese Darstellung hat folgenden Wortlaut: 859

1984 — Sonstiges „Für die israelische Wirtschaft hat 1984 die Stunde der Wahrheit geschlagen. Ohne einschneidende Sparmaßnahmen und reale Abstriche bei den Ausgaben der öffentlichen Hand besteht die akute Gefahr einer Zahlungskrise schon in der zweiten Jahreshälfte. In diesem Fall werden bei der Bewirtschaftung der hohen Auslandsschulden Schwierigkeiten auftreten, die nur durch ein hartes Sparprogramm verhindert werden können. Mit dieser Warnung unterbreitete Finanzminister Cohen-Orgad Ende 1983 den Haushaltsrahmen 1984 und die Wirtschaftsprognose für das angelaufene Jahr. Bei dieser Gelegenheit informierte der Minister das Kabinett, daß die US- Zusage für eine Aufstockung der Wirtschaftshilfe 1984/85 an einschneidende Sparmaßnahmen in allen Bereichen in Israel, eine Verminderung des großen Handels- und Zahlungsbilanzdefizits sowie eine Überprüfung aller Investitionen, die nicht der Ausfuhrförderung oder des Einfuhrersatzes dienen, gebunden sei. In dem 30 Seiten umfassenden Wirtschaftskonzept 1984 fehlen zwei Schlüsseldaten — Inflationsrate und Abwertungstempo der Landeswährung. Diese zwei Prognosewerte wurden nicht schriftlich fixiert, um keine Erwartungen zu wekken. Jedoch in persönlichen Gesprächen schätzt der Finanzminister die Inflationsrate in diesem J a h r auf 250 bis 300 Prozent und die reale Abwertung der Landeswährung auf 10 bis 13 Prozent. Im Mittelpunkt des neuen Wirtschaftskonzepts 1984 steht die Leistungsbilanz und hierbei die gezielte Anstrengung, das Defizit von rund 5,5 Milliarden US-Dollar auf 4,4 Milliarden US-Dollar Ende dieses Jahres, und 3,4 Milliarden US-Dollar bis Dezember 1986 abzubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, muß die Ausfuhr um reale 12 bis 15 Prozent steigen, während bei den Importen eine Drosselung um 3 bis 5 Prozent im J a h r angepeilt wird. Anders als bisher steht die Bekämpfung der Inflation nur an Platz drei. Weiterhin sollen die Realeinkommen um 12 Prozent, der Privatverbrauch um 7 Prozent gesenkt werden. Die Arbeitslosigkeit wird sich von 4,3 auf 6,5 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung, das heißt, auf rund 100.000 Personen, erhöhen. Infolge der schrumpfenden Inlandsnachfrage wird 1984 das Bruttoinlandsprodukt um 3 Prozent kleiner sein als 1983. Für 1984 gibt es keine neuen Planstellen und keine Neueinstellunen im öffentlichen Dienst; vakante Planstellen werden nicht besetzt. Angekündigt wurden ferner Privatisierung von staatlichen Unternehmen und Körperschaften im Wert von rund 1 Milliarde US-Dollar. Die öffentlichen Ausgaben werden um reale 5 Prozent schrumpfen. Die militärische Beschaffung bei der inländischen Industrie soll um 20 Prozent zurückgehen. Die frei gestellten Kapazitäten sind für die Ausfuhr einzusetzen. Nachdem die Investitionen in den vergangenen zwei Jahren um reale 15 Prozent gestiegen sind, sollen sie in diesem J a h r drastisch gedrosselt werden, um Devisen einzusparen und die neuen Anlagen und Kapazitäten besser auszulasten. Aus dem detaillierten Memorandum geht hervor, daß Israels Devisenreserven 1983 nicht um 300 Millionen, sondern um 1,1 Milliarden US-Dollar schrumpften. Dieser erhebliche Abfluß hat große Besorgnis hervorgerufen. Zur Zeit stehen Devisenreserven in Höhe von rund 2,67 Milliarden US-Dollar zur

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Der wirtschaftliche Aufstieg der arabischen Bevölkerung in Judcia und Samaria

Verfügung, nachdem kurzfristige Anleihen in Höhe von 900 Millionen US-Dollar durch die Geschäftsbanken aufgenommen worden sind. Der neue Haushaltsrahmen 1984/85 ist auf 1.443 Milliarden Israel- Shekel veranschlagt. Er ist etwas größer als der revidierte und durch zwei Nachtragshaushalte aufgestockte Rahmen 1983/84 mit einem Ausgabenansatz von 1.441 Milliarden Israel-Shekel (rund 21,2 Milliarden US-Dollar zu Durchschnittspreisen von 1983). Im kommenden Jahr wird die Bewirtschaftung der in- und ausländischen Verschuldung von 37 Prozent auf 40 Prozent des Ausgabensatzes steigen. Der Anteil der Landesverteidigung wird mit rund 30 Prozent unverändert bleiben. Demnach werden die Mittel für die Finanzierung des zivilen öffentlichen Sektors erheblich geringer sein und alle Ressorts zu einschneidenden Sparmaßnahmen zwingen. Geplant ist unter anderem Einführung der Gebührenpflicht bei allen Gesundheitsdiensten und die Abschaffung des bisher unentgeltlichen Mittelschulunterrichts. Vorgesehen ist ferner die Subventionierung von wichtigen Nahrungsmitteln und Dienstleistungen, die zur Zeit 50 bis 75 Prozent des Einzelhandelspreises betragen, auf 25 Prozent herabzusetzen. Im kommenden Haushaltsjahr wird es außerdem keine Anhebung der Sokkelgehälter und Löhne geben. Die Teuerungszulage wird ohne Rücksicht auf das Inflationstempo wie bisher im Quartal ausbezahlt, im Fiskalbereich wird es gleichzeitig keine neuen Steuern geben. Es besteht jedoch die Absicht, die Besteuerung von sogenannten Luxusgütern kräftig anzuheben. Gemeint sind damit Geräte der Unterhaltungselektronik, Pkw mit einem Hubraum von mehr als 1600 ccm usw. Das Steuerinkasso ist bereits intensiviert worden. Erheblichen Widerstand weckte die Absicht des Finanzministeriums und der Notenbank, des Kreditkorsett noch enger zu zurren und das der Wirtschaft verfügbare Volumen pauschal um 25 Prozent zu verkleinern. Gleichzeitig soll der durchschnittliche Zinssatz inflationsbereinigt um 15 bis 20 Prozent angehoben werden. Zur Zeit liegt der reale Zins bei 8 bis 11,5 Prozent im Jahr. Vorläufig sind keine weiteren Beschränkungen oder andere Auflagen bei der Zuteilung von Devisen für Importe, Auslandsreisen und andere Zwecke beabsichtigt. Es wird jedoch die Möglichkeit geprüft, die Verwendung von internationalen Kreditkarten im Ausland einzuschränken, beziehungsweise eingehender zu kontrollieren, um Kapitalflucht zu verhindern.

Der wirtschaftliche Aufstieg der arabischen Bevölkerung in Judäa und Samaria — Ein Bericht der Israelischen Botschaft in Bonn Die israelische Botschaft in Bonn hat Ende Juni 1984 eine Dokumentation veröffentlicht, die sich mit den wirtschaftlichen Zahlen und Entwicklungen der arabischen Bevölkerung in Judäa und Samaria befaßt. Die grundlegenden Ausführungen und Zahlen sind ein Beitrag zur Diskussion über den Frieden in diesem Gebiet. Aus diesem Grunde veröffentlichen wir den Wortlaut dieses Papiers: 861

1984 - Sonstiges „Während der 19 Jahre jordanischer Besetzung von Judäa und Samaria (1948— 1967) wurde von den zuständigen Ämtern sehr wenig unternommen, um die Lage der sozial unterprivilegierten Schichten der Bevölkerung zu verbessern. Im Juni 1967 stellten die israelischen Behörden fest, daß in diesem Gebiet der Lebensstandard der Menschen — sogar an dem anderer Nahost-Staaten gemessen — niedrig war. Die Weltöffentlichkeit ist über den Fortschritt, der sich nach 16 Jahren israelischer Verwaltung nun deutlich zeigt, unzulänglich informiert. Viele oft feindliche und verzerrte Informationen zu diesem Thema stammen aus der arabischen Presse, die in Jerusalem erscheint. Diese Zeitungen sind dem Staat Israel gegenüber feindlich eingestellt, unterstützen die PLO — oder werden von ihr unterstüzt. Die Tatsache, daß sie dennoch ohne jede Einmischung der israelischen Behörden ihre Kampagne verfolgen können, wird meist nicht erwähnt, geschweige denn gewürdigt. Die folgenden Daten, Zahlen und Fakten stellen die seit 1967 erzielten Fortschritte unter Beweis. Die hier wiedergegebenen Angaben über Wirtschaft, Erziehung, soziale Wohlfahrt und deren Entwicklung seit 1967 beziehen sich ausschließlich auf die arabische Bevölkerung in Judäa und Samaria. Mit geringen Unterschieden spiegeln sie auch die Entwicklung der arabischen Bevölkerung im Gaza-Bezirk wider. Die Bevölkerung umfaßt gegenwärtig rund 750.000 Personen, 1967 waren es 585.000. Etwa die Hälfte der arabischen Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Wirtschaftlicher Aufschwung Das durchschnittliche Jahreseinkommen der Araber in Judäa und Samaria ist seit 1967 auf das Achtfache gestiegen und liegt damit über dem Verdienst in den benachbarten arabischen Staaten. In Zahlen: Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen stieg von 170 Dollar im Jahre 1968 auf 1390 Dollar im Jahre 1982. Um diese Ziffern besser vergleichen zu können, hier einige Angaben aus den UNO-Statistiken von 1979. Danach betrug das Jahreseinkommen in Jordanien in Syrien in Ägypten

1.180 Dollar 1.030 Dollar 480 Dollar.

Anhebung des Lebensstandards 1. Städte und Dörfer mit Anschluß an das öffentliche Stromnetz 2. Haushalte mit Anschluß an das Stromnetz 3. Elektrische Kühlschränke 4. Privatautos 5. Anzahl sämtlicher Kraftfahrzeuge

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1967/68

1981/82

20 23,1 % 4,8 % 1300 4893

125 85 % 51,5 % 18.300 33.637

Der wirtschaftliche Aufstieg der arabischen Bevölkerung in Judäa und Samaria

Die Hauptursache für diese rapide Verbesserung des Lebensstandards der Araber in Judäa und Samaria liegt darin, daß mehr als die Hälfte der rund 83.000 Arbeitnehmer, nämlich 43.000,1982 innerhalb der sogenannten „grünen Zone" beschäftigt waren, während weitere 5.000 in Industrie und Bauwirtschaft der jüdischen Ansiedlungen des Gebietes tätig waren. Die folgenden Angaben sind aufschlußreich hinsichtlich der Verbesserung der Lebensumstände und des Bau-„Booms" der arabischen Einwohner von Judäa und Samaria: 1967 wurden 79.000 Quadratmeter Wohnraum geschaffen, 1981 waren es bereits 694.000 m 2 . Landwirtschaft

Unter Anleitung und mit Hilfe des israelischen Landwirtschaftsministeriums entwickelten die arabischen Landwirte in Judäa und Samaria in den 16 Jahren der israelischen Verwaltung ihre primitiven Anbaumethoden bis hin zur Anwendung moderner Agrartechnologie. In Judäa und Samaria gab es 1976 nur ein paar Dutzend Traktoren, 1983 zählte man 2.700 Traktoren und andere landwirtschaftliche Maschinen. So entwickelten sich die Ernteergebnisse: Getreide Gemüse Zitrusfrüchte Andere Früchte Fleisch Milch Eier

1968

1981

23.000 Tonnen 60.000 Tonnen 30.000 Tonnen 47.900 Tonnen 10.300 Tonnen 30.000 Tonnen 25 Millionen

41.200 Tonnen 159.000 Tonnen 73.500 Tonnen 105.900 Tonnen 25.700 Tonnen 38.800 Tonnen 50 Millionen

Der Gesamtwert der landwirtschaftlichen Produktion stieg von 38,6 Millionen Dollar (1968) auf 371,5 Millionen Dollar im Jahre 1981. Bildung

142.216 Schüler wurden 1967/68 in 4.402 Schulklassen in Judäa und Samaria ausgebildet. Heute existieren vier Universitäten und sechs Hochschulen mit mehr als 10.000 Studenten. In der Zeit der israelischen Verwaltung wurden vier Universitäten gegründet, nämlich in Bethlehem, Bir Zeit, Hebron und Shechem. An dieser Stelle muß hervorgehoben werden, daß diese Institutionen volle akademische Freiheit genießen, obwohl sie ständig als Herde anti-israelischer Propaganda und Indoktrination mißbraucht werden. 1967/68

1981/82

1. Schulklassen 4.402 2. Schüler 142.216 3. Personen mit mehr als neunjähriger Ausbildung 38.000 4. Personen ohne Schulausbildung 172.000

8.083 273.747 150.000 110.000

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1984 — Sonstiges

Bezeichnenderweise konnte die Säuglingssterblichkeit in diesem Zeitraum verringert werden, da immer mehr arabische Frauen ihre Kinder in Krankenhäusern zur Welt bringen und nicht, wie früher üblich, zu Hause unter Mithilfe einer Hebamme gebären: Pro tausend Geburten werden derzeit nur 29,1 Sterbefälle verzeichnet. Zusammenfassung Der Fortschritt, den die israelische Verwaltung in den 16 Jahren der Bevölkerung in Judäa und Samaria vermittelt hat, ist ohne Beispiel in der ganzen Welt. Zugegeben — das Bemühen Israels um wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Aufstieg der arabischen Bevölkerung Judäas und Samarias konnte die nationalistischen Bestrebungen der Menschen nicht eindämmen. Die jungen Araber, die bereits in die neue Realität sozusagen hineingeboren wurden und daher keine Vergleichsmöglichkeiten haben, vermögen den Aufschwung, den Israel brachte, nicht richtig einzuschätzen. Sie identifizieren sich vielmehr mit der panarabischen Idee von der Zerstörung Israels und werden zur Erreichung dieses Zieles auch entsprechend manipuliert. Judäa und Samaria, ein Territorium von den Ausmaßen einer texanischen oder kalifornischen Großranch mit rund 5.000 Quadratkilometern (und daher als selbständiges Gebilde nicht existenzfähig), wird ein umstrittenes Gebiet bleiben, das nach einer politischen Lösung verlangt. Bedenkt man die hier zahlenmäßig belegten Erfolge, die nationalen Ansprüche beider Seiten, Israels Sicherheitsbedürfnis und die geopolitische Lage von Judäa und Samaria, so erscheint die volle Autonomie f ü r die arabische Bevölkerung als einzig mögliche politische Konfliktlösung. Jede andere Lösung, die bisher vorgeschlagen wurde, läuft den Interessen der arabischen Bevölkerung zuwider und gefährdet die Existenz des Staates Israel."

Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft Private Auslandsinvestitionen in Israel rückläufig Jhg. 33, Nr. 17,1. September 1984 Vergrößerte Auslandsinvestitionen israelischer Privatpersonen und Unternehmen, mehr Kapitalrücktransfer und Zurückhaltung bei privaten Auslandsinvestitionen in Israel charakterisieren das Jahr 1983 und noch stärker die erste Jahreshälfte 1984. Die hohe Inflationsrate und die nicht transparente Wirtschaftsentwicklung sind Hauptgründe f ü r diese Tendenz. Auch zahlreiche Meldungen über geplante Änderungen der Steuergesetze und eine bevorstehende Neufassung des Investitionsförderungsgesetzes sowie die Unsicherheit über den Ausgang der Wahlen haben potentielle Anleger aus dem Ausland veranlaßt, mit der Realisierung ihrer Pläne zu warten. 864

Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft 1983 wurde das Gesamtbild der ausländischen Privatinvestitionen in Israel durch die Überweisung von ca. 800 Millionen US-Dollar durch Tochtergesellschaften im Ausland an die israelischen Bankzentralen verzerrt. Diese Mittel dienten einzig und allein der Stützung ihrer Aktienkurse. Ausschließlich dieser Investitionen haben sich 1983 die ausländischen Privatanlagen in Israel rückläufig entwickelt. Sie waren vor allem durch erhebliche Auflösungen von Investitionen und Rückführung der Erlöse gekennzeichnet. Einer Umfrage zufolge begründeten 38 Prozent der ausländischen Investoren, die einen Teil oder alle Investitionen auflösten und repatriierten, ihren Entschluß mit mangelnder Rentabilität und Verunsicherung infolge des schnellen Wechsels der Wirtschaftspolitik, die keine mittel- oder langfristige Planung ermögliche. 56 Prozent begründeten ihren Entschluß mit wirtschaftlichen Zwängen in ihren Heimatländern und der Notwendigkeit, Auslandsinvestitionen aufzulösen, um die Eigenmittel aufzustocken. 6 Prozent gaben persönliche Gründe ohne weitere Einzelheiten an. Dagegen haben israelische Unternehmer ihre Auslandsinvestitionen 1983 erheblich vergrößert. Bei Industrieunternehmen handelt es sich vorwiegend um Investitionen zur Ausfuhrförderung, zur erleichterten Belieferung von ausländischen Kunden und zur Rationalisierung. Abzüglich der für den inländischen Kapitalmarkt bestimmten Privatinvestitionen wurden 1983 136 Millionen Dollar ausgeführt, verglichen mit 91 Millionen Dollar 1982 und 127 Millionen Dollar 1981. Die von der Aufsichtsbehörde erfaßten israelischen Privatinvestitionen in ausländische Privatinvestitionen in ausländische Wertpapiere (Industrieaktien und Rentenwerte) betrugen 712 Millionen Dollar, jedoch werden die nicht angemeldeten ausländischen Vermögenswerte israelischer Besitzer auf ca. 2 Milliarden Dollar geschätzt. Privatinvestitionen (in Millionen US-Dollar) Investitionen in Israel (netto) davon in bar Rückführung von Investitionen in Development Bonds in Güter Rückanlage von Dividenden Investitionen israelischer Privatpersonen im Ausland Saldo (netto)

-

1980

1981

1 150

118 139

-19 -11

68 14 24 9

-50 6 18 18

131 13

48 -67

-202 17 24 9 -

50 51

-

-

1982

1983 789 -827 -

54 2 - 7 23 241 548

Quelle: Bank of Israel, Annual Report 1983, Mai 1984, Jerusalem

865

1984 - Sonstiges Israels Chemieindustrie auf Erholungskurs 33. Jahrgang Nr. 18 vom 15. September 1984 In der israelischen Chemieindustrie wächst langsam der konjunkturelle Optimismus. Zwar haben die wirtschaftlichen Auftriebskräfte noch nicht alle Sparten erfaßt. Einige melden erhebliche Nachfrage- und Produktionsschwankungen. Jedoch prägt die Ausfuhrentwicklung von Chemieerzeugnissen im ersten Halbjahr 1984 die Zuversicht der Industrie, daß der wachsende Auslandsverbrauch, lagerzyklische Einflüsse und eine leichte Erholung bei den Preisen den Aufwärtstrend auch in Zukunft stützen werden. Der Abbau von Kali, Phosphaten und Brom schrumpfte zwar im ersten Halbjahr 1984 um 7 bis 9 Prozent, dafür erhöhte sich jedoch die Produktion von chemischen Erzeugnissen, pharmazeutischen Präparaten und Erdölraffinaten um 2,5 bis 3 Prozent. Die Ausfuhrergebnisse im ersten Halbjahr bestätigen diese Entwicklung. Der Export von Kali und Rohphosphaten schrumpfte im Vorjahresvergleich um 3,5 Prozent auf 116,2 Millionen US-Dollar. Dagegen stieg die Ausfuhr von chemischen Produkten, Feinchemikalien und hochwertigen Erzeugnissen dieser Branche um 20,2 Prozent auf 438,9 Millionen US—Dollar. Da zirka 77 Prozent der israelischen Chemieproduktion im Ausland abgesetzt werden, sind Nachfrage, Preisgestaltung und andere Vorgänge auf den ausländischen Absatzmärkten von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Branche in Israel. Aufgrund der anhaltenden Auftriebstendenzen hat die chemische Industrie ihre Prognosen für 1984 revidiert. Bei Phosphat- und Kaliausfuhren wird eine leichte Erholung erwartet, die sich bereits im zweiten Jahresquartal abzeichnete und mit einer Preisverbesserung im Ausland verbunden ist. Nachdem im Vorjahr die Exporterträge aus diesen beiden Sparten 216,6 Millionen Dollar erreichten, wird für das laufende Jahr mit einem Ausfuhrwert von 230 Millionen Dollar gerechnet. Die Ausfuhr von Chemiekalien lag im Vorjahr bei 644,4 Millionen Dollar und wurde zu Jahresbeginn für 1984 auf 665 Millionen Dollar veranschlagt. Bei Pflanzenschutzmitteln zeichnete sich bereits im ersten Halbjahr 1984 eine Absatz- und Preiserholung im Ausland ab. Demnach rechnet die Branche im laufenden Jahr mit einer Ausfuhrsteigerung von 97,3 Millionen Dollar 1983 auf 110 Millionen Dollar. Die Nachfrage nach Herbiziden ist nach wie vor stark und konstant. Auch der Auslandsabsatz von anderen Schutzmitteln, mit Schwerpunkt auf Fungiziden, hat sich gebessert.

866

Berichte Produktion

der chemischen

der Bank für

Gemeinwirtschaft

Industrie

(in Tonnen) Produkt

1982

1983

Rohphosphate (in 1000 T o n n e n ) Ammonium-Sulfat Kalium-Sulfat Doppeltes Kalzium-Phosphat Schwefelsäure (100 Prozent) Chlor Ätzsoda Sodium-Hyperchlorid Polyäthylen Kalium-Karbonat Ruß Paraffin Farben

2.148 28.290 11.621 15.203 153.500 30.210 29.346 11.373 66.597 4.998 6.676 4.519 31.478

1.966 49.291 11.225 20.120 171.300 29.128 30.974 12.439 76.652 2.655 8.438 3.895 35.197

Das Schicksal der Pro-Forma-Währung Nr. 21, Jahrgang

neben dem Dollar

33/1984

Die hohe Inflationsrate von zirka 15 Prozent im Monatsdurchschnitt hat zu einer Beschleunigung des „Dollarisierungstrends" in der israelischen Wirtschaft geführt. Nachdem bei einer effektiven werktäglichen Abwertungsrate des IsraelShekel von 0,7 Prozent (bis zur offiziellen Abwertung von 9 Prozent am 16. September 1984) die Einhaltung der Preisauszeichnungspflicht in der Landeswährung unmöglich geworden ist, sind Groß- und Einzelhandel vorwiegend zur Berechnung auf Dollarbasis übergegangen. Warenhäuser, Verbraucher- und Supermärkte bedienen sich elektronischer Registrierkassen, die automatisch den Preis der Ware in die Landeswährung zum jeweilig gültigen Wechselkurs umrechnen. Bauunternehmer, Reiseveranstalter, Juweliere, der Kfz- und Elektrogerätehandel und andere Branchen geben die Preise nur noch in US-Dollar, teilweise auch in Deutsche Mark oder Schweizer Franken an. Fakturierung bzw. Rechnungsbegleichung erfolgen in der Landeswährung entsprechend den werktäglichen von der Bank of Israel veröffentlichten Durchschnittskursen. Industrieunternehmen führen die Bücher auf Dollarbasis, da die Angaben in Israel-Shekel durch die rapide Inflation verzerrt werden und keine verläßliche Orientierung mehr gewährleisten. Der Übergang vom Israel-Shekel zum US-Dollar löst für die Industrie, die Landwirtschaft und den Großhandel das gravierende Problem der Geldwertminderung bei Lieferantenkrediten mit Zahlungszielen von 60 bis 90 Tagen. Im Einzelhandel hat sich die Preisauszeichnung in US-Dollar in allen Branchen durchgesetzt. Obwohl diese Praxis gegen das Gesetz verstößt, gehen die Be867

1984 — Sonstiges hörden nicht dagegen vor. Viele Unternehmen und Betriebe führen mittlerweile zwei Bilanzen, eine in der Landeswährung und eine zweite in US-Dollar. Die „Bank of Israel" und die Kreditinstitute des Landes weisen ihre Zahlen und Bilanzen nach wie vor vorwiegend in der Landeswährung aus, fügen jedoch als Fußnote zur besseren Orientierung den jeweils durchschnittlichen Wechselkurs der Berichtsperiode hinzu. Auch die Behörden und Regierungsämter selbst gehen zunehmend zur „Dollarisierung" über. In offiziellen Mitteilungen und Ausschreibungen erfolgen Preisbenennung und andere Angaben sowohl in Israel-Shekel als auch in USDollar. Die Beschaffungsbehörden von Ministerien haben sich zuletzt ganz auf den US-Dollar als Leitwährung umgestellt.

Das Handelsdefizit wird 1984 in Israel um 29 % reduziert 15. Februar 1985, Nr. 4 Israel konnte durch Ausfuhrsteigerung um 13,3 Prozent und Importdrosselung um 4,4 Prozent sein Handelsbilanzdefizit 1984 gegenüber 1983 um 29 Prozent oder 1,02 Milliarden US-Dollar auf 2,53 Milliarden Dollar reduzieren. Diese Abbautendenz war in den ersten drei Vorjahresquartalen besonders ausgeprägt. 1984 importierte Israel Waren im Gesamtwert von 8,07 Milliarden Dollar, verglichen mit 8,44 Milliarden Dollar 1983. Die Ausfuhren erhöhten sich von 4,89 Milliarden 1983 auf 5,54 Milliarden 1984. Die Einfuhr von Verbrauchsgütern war 1984 um 32 Prozent und die von langlebigen Konsumgütern sogar um 45 Prozent rückläufig. Insgesamt fiel der Import von Verbrauchsgütern auf 645 Millionen Dollar zurück. Die Einfuhren von langlebigen Verbrauchsgütern erreichten 1984 mit 251,6 Millionen Dollar einen Tiefstand und das Niveau von 1980. Dagegen erhöhte die israelische Wirtschaft im Vorjahr ihre Bezüge von Produktionsgütern und Halbfabrikaten um ca. 200 Millionen Dollar auf insgesamt 6,17 Milliarden Dollar. Rund 14 Prozent entfielen auf Einfuhren von Rohdiamanten und 25,8 Prozent auf Kohle und Rohöl. Die Importe von industriellen Vorprodukten blieben 1984 mit 1,79 Milliarden Dollar im Wert unverändert. Die Investitionsgüterbezüge, besonders die von neuen Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen, entwickelten sich 1984 gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar zurück. Bei neuen Fahrzeugen erreichte der Importabbau 40 Prozent. Im israelischen Ausfuhrgeschäft war 1984 keine einheitliche Tendenz zu verzeichnen. Die Exporte stiegen insgesamt gegenüber dem Vorjahr um 13,2 Prozent. Die Industrieausfuhren, ausschließlich geschliffenen Diamanten, erhöhten sich um 16,6 Prozent. Besonders erfolgreich waren die Branchen Metallverarbeitung und Elektronik, die mit 1,89 Milliarden Dollar eine Zuwachsrate von 21,3 Prozent erwirtschaften konnten. 868

Berichte der Bank für Gemeinwirtschaft

Auch im vergangenen Jahr war die EG Israels wichtigster Handelspartner. 37 Prozent der Einfuhren im Gesamtwert von 8,07 Milliarden Dollar stammten aus der Gemeinschaft. Damit blieb der EG-Importanteil im Vergleich zu 1983 unverändert, lag aber um 2 Prozent über dem Stand von 1982. 37 Prozent der israelischen Warenexporte sind 1984 in der EG abgesetzt worden oder um 1 Prozent weniger als vor zwei Jahren. Mit einem gegenseitigen Warenaustausch im Wert von 1,28 Milliarden Dollar war die Bundesrepublik Deutschland Israels Handelspartner Nummer zwei nach den USA, aber vor Großbritannien und allen anderen EG-Mitgliedsländern. Das bilaterale Handelsbilanzdefizit mit der Bundesrepublik Deutschland schrumpfte im Vorjahresvergleich um 99 Millionen Dollar auf609 Millionen Dollar. Die Bundesrepublik Deutschland lieferte 11,7 Prozent der israelischen Einfuhren und nahm im vergangenen Jahr 6,4 Prozent der Exporte ab.

869

1985

Bilaterale Verträge und Abkommen

Abkommen über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit im Bereich der Agrarforschung Am 22. J a n u a r 1985 haben d e r Bundesminister f ü r E r n ä h r u n g , Landwirtschaft u n d Forsten, Ignaz Kiechle, u n d d e r Minister f ü r Landwirtschaft des Staates Israel Arieh Nechamkin, ein A b k o m m e n über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit im Bereich d e r Agrarforschung unterzeichnet. Seit 1975 besteht zwischen d e r Bundesrepublik Deutschland u n d d e m Staat Israel eine überwiegend auf informeller Basis beruhende, f ü r beide Seiten fruchtbare u n d nutzbringende Zusammenarbeit im Bereich der Agrarforschung. Schwerpunktbereiche d e r bisherigen Kooperationsaktivitäten waren Probleme d e r Bodenbearbeitung und Bewässerung unter Einschluß pflanzenphysiologischer Fragen, Futterkonservierung, Probleme des Pflanzenschutzes, insbesondere Resistenzfragen, Betriebs- u n d Agrartechnik u n t e r Einschluß von Fragen des Recyclings und von farm energy systems. Im F r ü h j a h r 1983 b e k u n d e t e die israelische Regierung ein starkes Interesse daran, im Zusammenhang mit d e r angestrebten Intensivierung d e r deutsch-israelischen Wirtschaftsbeziehungen auch die bilateralen Kooperationsaktivitäten im Bereich d e r Agrarforschung auf eine vertragliche Basis zu stellen. Bei d e r - auf deutscher Seite vom Auswärtigen Amt (Ministerialdirektor Per Fischer) geleiteten — 2. T a g u n g d e r deutsch-israelischen Wirtschaftskommission vom 13./14. Juli 1983 in Jerusalem war, nach Zustimmung d u r c h H e r r n Bundesminister Kiechle d e r israelischen Seite das grundsätzliche Einverständnis d e r Bundesrepublik Deutschland zum Abschluß eines Ressortsabkommens über eine Zusammenarbeit im Bereich der A g r a r f o r s c h u n g bekanntgegeben worden. Anläßlich seines Besuchs im November 1984 in Israel hat H e r r Bundesminister Kiechle seinem israelischen Amtskollegen, Landwirtschaftsminister Arieh Nechamkin, vorgeschlagen, ein solches Ressortabkommen im J a n u a r 1985 in Bonn zu unterzeichnen. Das im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt, Bundesministerium f ü r Forschung u n d Technologie u n d dem Bundesministerium f ü r Finanzen ausgearbeitete Ressortabkommen sieht die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit von Agrarforschungseinrichtungen vor. Sie wird insbesondere umfassen: 871

1985 —Bilaterale Verträge und Abkommen

a) Austausch von Erfahrungen (Informationsbesuche, Kolloquien und Symposien), b) Austausch von wissenschaftlicher Literatur, von Forschungsergebnissen und von biologischem Material, c) Austausch von Wissenschaftlern und anderen Sachverständigen (Studienaufenthalte), d) Durchführung gemeinsamer wissenschaftlich-technischer Vorhaben. Zur Durchführung des Ressortabkommens wird eine deutsch-israelische Sachverständigengruppe für Agrarforschung (Sachverständigengruppe) gebildet, der auf beiden Seiten jeweils zwei Vertreter der beiden Landwirtschaftsministerien (Vertragsparteien) sowie bis zu zwei Vertreter ihrer Forschungsbereiche angehören. Der Vorsitz in der Sachverständigengruppe wird jährlich zwischen den Vertretern beider Vertragsparteien wechseln; die Sitzungen Finden in der Regel einmal jährlich in der Bundesrepublik oder im Staat Israel statt. Die konstituierende Sitzung der Sachverständigengruppe wird nicht sofort mit dem Akt der Unterzeichnung erfolgen, da der israelische Landwirtschaftsminister bei seinem jetzigen Besuch in Bonn und bei der Grünen Woche in Berlin nicht von Forschungsexperten begleitet wird. So werden Zeitpunkt und Ort der ersten Sitzung sowie Themen und Projekte für die zukünftige Zusammenarbeit sowie die Modalitäten ihrer Durchführung sobald wie möglich mit der israelischen Botschaft abgeklärt werden. Das Abkommen mit Israel hat in drei Sprachen zur Unterschrift vorgelegen: in deutscher, hebräischer und englischer Ausfertigung. Hier der Text des Abkommens:

Abkommen

zwischen dem Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Bundesrepublik Deutschland und dem Minister für Landwirtschaft des Staates Israel über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit im Bereich der Agrarforschung Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Bundesrepublik Deutschland und der Minister für Landwirtschaft des Staates Israel (im folgenden als Vertragsparteien bezeichnet) — in der Erkenntnis, daß eine Vertiefung und Weiterentwicklung der Zusammenarbeit im Bereich der Agrarforschung für beide Länder von Nutzen ist — sind wie folgt übereingekommen: 872

Abkommen über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit im Bereich der

Agrarforschung

Artikel 1 Die Vertragsparteien werden die Zusammenarbeit im Bereich der Agrarforschung zwischen ihren Forschungseinrichtungen abstimmen und fördern. Sie werden sich darum bemühen, auch andere Forschungseinrichtungen in die Zusammenarbeit einzubeziehen, soweit dies zweckmäßig und durchführbar ist. Artikel 2 Die Zusammenarbeit im Bereich der Agrarforschung wird insbesondere umfassen a) Austausch von Erfahrungen (Informationsbesuche, Kolloquien und Symposien), b) Austausch von wissenschaftlicher Literatur, von Forschungsergebnissen und von biologischem Material, c) Austausch von Wissenschaftlern und anderen Sachverständigen (Studienaufenthalte), d) Durchführung gemeinsamer wissenschaftlich-technischer Vorhaben. Artikel 3 (1) Zur Durchführung dieses Abkommens wird eine deutsch-israelische Sachverständigengruppe für Agrarforschung (Sachverständigengruppe) gebildet. Ihr gehören auf beiden Seiten jeweils zwei Vertreter der Vertragsparteien sowie bis zu zwei Vertreter der Forschungsbereiche der beiden Vertragsparteien an. Die Vertragsparteien können weitere Teilnehmer zu den Sitzungen der Sachverständigengruppe einladen. Der Landwirtschaftsattache oder Botschaftsrat für Landwirtschaft des Landes, in dem die Sachverständigengruppe zusammentritt, nimmt an der Sitzung der Sachverständigengruppe teil. (2) Der Vorsitz in der Sachverständigengruppe wechselt jährlich zwischen den Vertretern der Vertragsparteien. Dabei führt den Vorsitz jeweils die Vertragspartei, in deren Land die Sitzung der Sachverständigengruppe stattfindet. (3) Die Geschäftsführung liegt beim jeweiligen Vorsitzenden. Er lädt die Sachverständigengruppe und übrigen Teilnehmer mit einer Frist von einem Monat nach vorheriger Abstimmung der Beratungsgegenstände ein. (4) Die Beschlüsse der Sachverständigengruppe über Themen der Zusammenarbeit und Einzelheiten ihrer Durchführung werden durch rechtzeitigen Austausch der Unterlagen vorbereitet. (5) Über die Sitzungen der Sachverständigengruppe werden Niederschriften gefertigt. (6) Die Sachverständigengruppe wird in der Regel einmal im Jahr zusammentreten, und zwar abwechselnd in der Bundesrepublik Deutschland und im Staat Israel. 873

1985 — Bilaterale Verträge und Abkommen

Artikel 4 (1) Bei den nach Artikel 2 erforderlichen Reisen von Wissenschaftlern und anderen Sachverständigen trägt die entsendende Vertragspartei die Kosten f ü r die Hin- und Rückreise bis zum nächstgelegenen internationalen Zielflughafen; die aufnehmende Vertragspartei trägt die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie für Reisen innerhalb ihres Landes. (2) Die entsendende Vertragspartei sorgt dafür, daß ihre Mitarbeiter während des Aufenthalts im Land der aufnehmenden Vertragspartei gegen Krankheit und Unfälle versichert sind. Sie haftet für Schäden, die ihre Mitarbeiter vorsätzlich oder fahrlässig bei der Ausübung ihrer dienstlichen Pflichten innerhalb des Landes der aufnehmenden Vertragspartei verursachen, falls die Schäden nicht durch Versicherungen gedeckt sind. Artikel 5 Zur Durchführung der Informationsbesuche und Studienaufenthalte nach Artikel 2 Buchstaben a und c wird die entsendende Vertragspartei mindestens zwei Monate vor Beginn des zuvor von der Sachverständigengruppe gemäß Artikel 3 vereinbarten Besuchs oder Aufenthalts eine Übersicht über die Personalien, die Ausbildung, das Aufgabengebiet, das den Gegenstand der Entsendung bildende Fachgebiet, die konkreten Ziele sowie die Fach- und Sprachkenntnisse des Besuchers übersenden.

Artikel 6 (1) Die Sachkosten f ü r Studienaufenthalte und gemeinsame Forschungsvorhaben nach Artikel 2 Buchstaben c und d, die zuvor von der Sachverständigengruppe gemäß Artikel 3 vereinbart wurden, können von beiden Vertragsparteien gemeinsam getragen werden. Die Einzelheiten werden gesondert geregelt. Für die Reise- und Aufenthaltskosten verbleibt es bei der Regelung in Artikel 4. (2) Alle bei der Durchführung gemeinsamer Forschungsvorhaben erzielten Forschungsergebnisse stehen beiden Vertragsparteien in vollem Umfang zu. Artikel 7 (1) Die Kosten für wissenschaftliche Zusammenkünfte nach Artikel 2 Buchstabe a werden von der veranstaltenden Seite getragen. Für die Reise- und Aufenthaltskosten verbleibt es bei der Regelung in Artikel 4. (2) Die Zusammenkünfte sollen abwechselnd in beiden Ländern stattfinden. Die erzielten Ergebnisse stehen beiden Vertragsparteien in vollem Umfang zu. Beide Vertragsparteien werden einander Einladungen für gemeinsam interessierende nationale und internationale Tagungen und Symposien übersenden. 874

Abkommen über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit im Bereich der Agrarforschung Artikel 8 Die Transportkosten, die beim Austausch von biologischem Material und von wissenschaftlicher Literatur nach Artikel 2 Buchstabe b entstehen, trägt die absendende Vertragspartei. Eventuelle zusätzliche Kosten (z. B. Zoll) bei der Einf u h r trägt der Empfänger. Artikel 9 Dieses Abkommen gilt auch f ü r das Land Berlin, sofern nicht die Regierung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der Regierung des Staates Israel innerhalb von drei Monaten nach Inkrafttreten des Abkommens eine gegenteilige Erklärung abgibt. Artikel 10 Dieses Abkommen tritt am Tag seiner Unterzeichnung in Kraft. Es gilt für die Dauer von fünf Jahren und verlängert sich danach stillschweigend jeweils um ein Jahr. Jede Vertragspartei kann das Abkommen mit einer Frist von einem Jahr schriftlich kündigen. Geschehen zu Bonn

am 22.01.1985

in zwei Urschriften, jede in deutscher, hebräischer und englischer Sprache, wobei jeder Wortlaut verbindlich ist; bei unterschiedlicher Auslegung des deutschen und des hebräischen Wortlauts ist der englische Wortlaut maßgebend. Der Bundesminister f ü r Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Bundesrepublik Deutschland

Die Tischrede Ignaz Kiechles im Anschluß an die des Abkommens

Der Minister f ü r Landwirtschaft des Staates Israel

Unterzeichnung

Bundesernährungsminister Ignaz Kiechle gab im Zusammenhang mit der Unterzeichnung des Abkommens über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit im Bereich der Agrarforschung für seinen israelischen Kollegen Arieh Nechamkin ein Abendessen, bei der er die folgende Tischrede hielt: „Ich möchte Sie, lieber Herr Kollege, nochmals in unserem Lande sehr herzlich willkommen heißen. Ich freue mich, daß Sie meiner Einladung gefolgt sind. Unsere beiden Länder sind heute vielfältig miteinander verbunden. Das habe ich auch vor drei Monaten bei meiner Reise durch Israel erfahren. 875

1985 — Bilaterale Verträge und Abkommen

Mit Genugtuung kann ich feststellen, daß sich auch unsere gegenseitigen Handelsbeziehungen gut entwickelt haben. In diesem Lande, dem nach den USA neben Großbritannien wichtigsten Handelspartner Israels, wissen wir dessen Erzeugnisse zu schätzen. Israelisches Obst und Gemüse sowie Blumen sind bei uns sehr beliebt. Bei der Gelegenheit möchte ich erwähnen, daß es schön wäre, wenn wir Blumen direkt einführen könnten. Ich weiß um die Sorgen ihres Landes über die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft. Nun, der Beitritt Spaniens und Portugals ist politisch gewollt. Die Beitrittsverhandlungen mit den beiden Ländern konnten allerdings zum Jahresende immer noch nicht abgeschlossen werden. Es stehen noch Hindernisse im Wege, die aber ausgeräumt werden müssen. Die Auffassungsunterschiede innerhalb der Gemeinschaft mit den Beitrittsländern werden im März dieses Jahres im Europäischen Rat verhandelt werden. Dann werden sich auch die Länder mit dem Integrierten Mittelmeerprogramm befassen. Erst nach langwierigen und überaus schwierigen Verhandlungen dürfte eine Lösung möglich sein. Es gilt, geringe Einfuhrmöglichkeiten auf politisch sehr sensible Ländergruppierungen zu verteilen. Ich kann nur wiederholen, daß sich die Bundesregierung wie bisher dafür einsetzen wird, unter den veränderten Produktions- und Nachfragebedingungen für Israel den Zugang zum Markt der Gemeinschaft offen zu halten. Jetzt kann ich nur wiederholen, was ich vor drei Monaten gesagt habe: Es ist davon auszugehen, daß sich der Beitritt Spaniens in den ersten vier Jahren der etwa 10jährigen Übergangszeit kaum auf israelische Agrarausfuhren auswirken wird. Während der restlichen Übergangszeit werden die Ausgleichsabgaben für spanische Erzeugnisse abgebaut. Konkrete Einzelregelungen sind allerdings für die Übergangszeit bisher nicht festgelegt. Lassen Sie mich zu einem erfreulicheren Thema kommen: Die Zusammenarbeit auf dem Agrarsektor: Wir haben einen gut funktionierenden Agraraustausch. Die Umsetzung der gewonnenen Erfahrungen für die fachliche Arbeit wurde sehr positiv bewertet. Auch die Kooperation in der Agrarforschung wird seit langem sehr nutzbringend praktiziert. Im Zusammenhang mit der angestrebten Intensivierung unserer gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen habe ich gern die Anregung aufgenommen, ein Ressortabkommen abzuschließen. Das haben wir ja auch soeben durch unsere Unterschriften besiegelt. Die deutsch-israelische Zusammenarbeit in der Agrarwirtschaft, die schon so viele gute Früchte getragen hat, wird auch in Zukunft mithelfen, daß unsere Länder den erfolgreichen Weg einer wachsenden fortschrittlichen Agrarwirtschaft weiter vorangehen werden. Ich möchte mein Glas erheben und darauf trinken, auf Ihr Wohl, Herr Kollege, auf die Freundschaft zwischen unseren Völkern und auf eine gesicherte friedliche Zukunft Ihres Landes." 876

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Deutsche Unternehmen erhalten neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Israel durch den Freihandelsvertrag Israel-USA Zu dem am 23. April 1985 in Washington abgeschlossenen Vertrag zwischen den USA und Israel rechnet sich die Deutsch-Israelische Wirtschaftsvereinigung für deutsche Firmen gute Absatzchancen aus. Durch die Schaffung einer Freihandelszone in den vorgesehenen zehn Jahren der Laufzeit des Abkommens werden beide Länder in drei Phasen gegenseitig ihre Zölle abbauen und damit alle Handelshemmnisse aus dem Weg schaffen. Wie die Deutsch-Israelische Wirtschaftsvereinigung Berlin schreibt, hat Israel bereits vor zehn Jahren ein Handelsabkommen mit der EG unterzeichnet, das der Abmachung mit den USA als Vorbild und Muster gedient hat. 14 Monate verhandelten Washington und Jerusalem über die vielen Einzelheiten des Abkommens, das am 1.9. in Kraft tritt und zahlreichen israelischen Ausfuhrerzeugnissen durch massiven Zollabbau den Weg auf den großen amerikanischen Markt öffnen soll. Bei Chemikalien, Textilien und Konfektion waren die Amerikaner noch etwas zurückhaltend. In diesen Sparten werden die Zölle bis 1995 schrittweise abgebaut. Schon immer waren die USA für Israel Handelspartner Nummer Eins vor der Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien. 1984 erreichte der Warenaustausch zwischen beiden Ländern 2,78 Mrd. $, das sind 14 % mehr als 1983. Der gegenseitige Zollabbau wird in Jerusalem als entscheidende Chance der massiven Exportsteigerung nach dem größten Markt in der westlichen Welt gefeiert. Falls es die israelischen Unternehmer verstehen werden, die im Abkommen enthaltenen Vorteile effektiv auszunutzen, könnten sie mit zweistelligen Jahreszuwachsraten bei ihren Exporten rechnen. Für deutsche Unternehmen bietet dieses Freihandelsabkommen eine höchst interessante Perspektive. Durch Joint Ventures und Partnerschaftsverträge besteht eine reelle Chance über Israel auf den amerikanischen Markt zu gelangen, wobei die Begrenzung auf 35 % Eigenfertigung in Israel zu beachten ist.

Bemühungen der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung um Verstärkung der Industriekontakte zwischen beiden Ländern „Die Industrienationen der Welt machen große Anstrengungen, um die Zukunft ihrer Länder durch industrielles Wachstum und zur Erhaltung der Exportmög877

1985 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen lichkeiten zu sichern. Alle Staaten sind b e m ü h t , d u r c h die industrielle HighTechnologie eine rasche Leistungssteigerung d e r Industrie d u r c h z u f ü h r e n , u m d e n Anschluß auf d e m technischen Innovationsmarkt nicht zu verlieren oder zu verpassen." Das sagte Henry Ehrenberg, der Vorsitzende des Metall- u n d Technologie-Komitees zu Beginn einer Sitzung am 1. August 1985 in F r a n k f u r t . Sinn d e r T a g u n g war es zu überlegen, wie man, besonders angesichts d e r Probleme, die die israelische Landwirtschaft im Bereich der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft haben kann, wenn Spanien u n d Portugal am 1 . J a n u a r 1986 Vollmitglieder d e r Gemeinschaft werden. Ehrenberg betonte, d a ß die Mikro-Elektronik, die optische Nachrichtentechnik in einem stetigen Wandel leben. L a u f e n d kommen n e u e V e r f a h r e n u n d neue Produkte auf den Markt. Dadurch müsse eine enge u n d rasche Zusammenarbeit zwischen Forschung, Produktentwicklung u n d Fertigung f ü r d e n Markt geschaffen werden. Branchen der Hoch-Technologie, so sagte Ehrenberg, weisen auf ein überdurchschnittliches Wachstum u n d so auch d e r Elektronikanteil, der auf d e m Welt-Elektro-Markt in d e n nächsten 10 J a h r e n auf das Doppelte anwachsen wird. Bei der Darstellung der israelischen technologischen Entwicklung betonte Ehrenberg, daß es hervorragende Neuentwicklungen gebe, imposante Leistungen seitens der israelischen elektronischen Industrie, in der Informationstechnik, bei medizinischen Apparaten, im Kommunikationsbereich, d e r Elektrotechnik, d e r Sicherheitstechnik, d e r R a u m f a h r t , im Bereich d e r Laserstrahlen, bei d e r Entwicklung von Lehrzentren, bei Apparaten f ü r die Diagnostik, d e r Maschinenindustrie, bei C o m p u t e r n u n d ähnlichen Gebieten. Im weiteren Verlauf seiner A u s f ü h r u n g e n hob Ehrenberg hervor, d a ß neue Forschungsprojekte vom israelischen Staat unterstützt und mitfinanziert würden. Dazu würden auch von ausländischen Weltkonzernen viele Millionen Dollar beigesteuert. Sie beteiligen sich an einer ganzen Reihe israelischer Forschungsprojekte. Da in d e n USA zur Verwirklichung vieler n e u e r Ideen nicht genügend Experten zur V e r f ü g u n g stünden, fände eine laufende Fortbildung f ü h r e n d e r Kräfte in Amerika statt. Botschaftsrat Zimran erläuterte Ä n d e r u n g e n der israelischen Investitionsförd e r u n g s m a ß n a h m e n . Diese Ä n d e r u n g bestünde vor allem darin, daß statt d e r bisherigen Darlehen n u n m e h r echte Subventionen o h n e Rückzahlung gegeben würde. Die Hauptziele dieser neuesten Maßnahmen seien, eine drastische Reduzierung der Inflation innerhalb d e r nächsten drei Monate zu erwirken. Es seien die gesetzten Inflationsziele, d a ß die Preise sich im Juli n u r u m 25 % erhöht haben — dieser rasche Anstieg sei ein unausweichliches Ergebnis d e r ergriffenen Maßnahmen. I m August 1985 sollen es n u r noch 10 % und im September n u r noch 5 % sein. In Israel erwartet man, daß sich ab Oktober 1985 eine relativ niedrige Inflationsrate entwickelt haben wird. Die positive Entwicklung in der Zahlungsbilanz zu festigen soll erreichen, daß ein weiteres Absinken d e r israelischen Devisenreserven verhindert wird. Gesellschaftspolitisch soll eine gerechte Verteilung d e r Lasten u n t e r allen Schichten d e r Gesellschaft erreicht werden. Botschaftsrat Zimran hob hervor, d a ß das Vertrauen d e r Öffentlichkeit in die Wirtschaft und in das Finanzsystem Israels wiederhergestellt werden müsse. Das wäre 878

Bemühungen der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung um Verstärkung der Kontakte das Ergebnis einer bestimmten Zielsetzung einer umfassenden Wirtschaftspolitik. Eli Doron, Direktor des Israelischen T r a d e Centers in Köln, München und Hamburg, gab einen ausführlichen Bericht über das am 1. September 1985 in Kraft getretene neue Freihandelsabkommen zwischen Israel und den USA. Dabei sagte Doron unter anderem: „Diese kurze Zusammenfassung dient dem Zweck Sie mit den wichtigsten Schlagzeilen des Abkommens vertraut zu machen. Alle geschäftlichen Interessen (Tachles) müssen natürlich separat besprochen werden und ich stehe Ihnen gerne f ü r ein solches Gespräch zur Verfügung. Wir beabsichtigen die Industrie- und Handelskammern und andere Informationsmedien zu informieren in der Hoffnung auf eine gute Resonanz. Das FTA zwischen Israel und den USA wurde im April dieses Jahres in Washington unterzeichnet und tritt im September 1985 in Kraft. Das FTA ist das einzige Abkommen dieser Art das die amerikanische Regierung unterzeichnet hat. Zusätzlich zur wirtschaftlichen Wichtigkeit intensiviert das Abkommen die bereits bestehenden wirtschaftlichen und politischen Bindungen die bereits zwischen Israel und den USA bestehen. Es verstärkt außerdem das Engagement der amerikanischen Regierung im Hinblick auf Israels Wirtschaftswachstum und die beiderseitige Bereitschaft die Wirtschaftspolitik den Prinzipien des Wirtschaftsliberalismus anzupassen. Für Israel besteht der wichtigste Aspekt des Abkommens darin, daß israelische Exporteure Zugang zum wichtigen amerikanischen Markt mit seiner gewaltigen Kaufkraft bekommen, frei von Zoll, Abgaben und sonstigen Handelsbarrieren, zu absolut bevorzugten Bedingungen verglichen mit Exporteuren anderer Länder. Die , Väter' dieses Vertrages hoffen, daß die neuen Bedingungen es Israel ermöglichen werden, seinen Export in die USA in relativ kurzer Zeit von ca. S—i Jahren zu verdoppeln (derjährliche Export, ohne Diamanten, beträgt heute ca. 3 Milliarden DM). Andere, weniger optimistische Voraussagen, sprechen von einer stufenweisen Steigerung des Exports von ca. 11-14 % jährlich. Die Wahrheit ist, daß eine sofortige Steigerung des israelischen Exports in die USA als Folge des Abkommens nicht zu erwarten ist, da ca. 95 % des israelischen Exports in die USA heute bereits zollfrei sind, gemäß dem G A T T Abkommen (davon 38 % im Rahmen des GSP — General System of Preferences — die Entwicklungsländern gewährt werden.). Das GSP-Abkommen ist jedoch zeitlich begrenzt und wird ungültig sobald der Export eines bestimmten Produktes 55 Millionen US-Dollar oder 50 % des amerikanischen Imports dieses Produktes übersteigt. In dieser Hinsicht erhöht das FTA das Vertrauen des israelischen Exporteurs in die Dauer und Beständigkeit seiner Konkurrenzfähigkeit auf dem amerikanischen Markt. Darüber hinaus haben die oben erwähnten Beschränkungen einigen israelischen Firmen geschadet die sich z. B. mit High Technology beschäftigen, da deren Produkte schnell die erwähnte Importgrenze erreichen (Scitex, Electra etc.). 879

1985 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Es ist klar, daß Israel eine große Herausforderung annimmt und beachtliche Risiken auf sich nimmt in dem es die im eigenen Land hergestellten Produkte dem Wettbewerb mit amerikanischen Importeuren unterwirft. Israel hat jedoch diese Herausforderung bereits mit dem Freihandelsabkommen mit der EWG akzeptiert. Eine verstärkte Ö f f n u n g des israelischen Marktes f ü r amerikanische Produkte stellt daher kein wesentlich höheres Risiko im Hinblick auf den allgemeinen Konkurrenzkampf israelischer Produkte dar. Darüber hinaus zwingt das FTA israelische Hersteller zu m e h r Leistungsfähigkeit und zu sofortigen Investitionen in neue Technologien, statt damit zu warten bis der israelische Markt f ü r europäische Industriegüter geöffnet wird (Januar 1989). In beiden Freihandelsabkommen hat Israel neue Risiken akzeptiert, nicht nur als akzeptablen Preis f ü r die Ö f f n u n g des Weltmarktes f ü r israelische Produkte, sondern auch als Anerkennung der Tatsache, daß langfristig gesehen eine leistungsfähige israelische Wirtschaft und das Versprechen konkurrenzfähige Bedingungen f ü r israelische Exporte zu schaffen, einen stufenweisen Abbau der protektionistischen Maßnahmen erfordern. Ich muß hinzufügen, daß falls als Folge des FTA eine israelische Industrie in gefährlicherweise negativen Auswirkungen verstärkter Importe ausgesetzt sein wird oder falls erhebliche Handelsbilanzprobleme auftreten zwischen beiden Staaten, das Abkommen verschiedene Schutzmaßnahmen vorsieht. Es sieht ebenfalls den Schutz von neuen Industriezweigen bis 1995 vor. Das Rückgrat des Vertrages ist die Aufhebung der Zölle f ü r den gesamten Handel zwischen Israel und den USA innerhalb von 10 J a h r e n und zwar in 4 Stufen. 1. A u f h e b u n g einiger Abgaben, sofort bei Inkrafttreten des Abkommens. 2. A u f h e b u n g von Abgaben auf einige Produkte in 3 verschiedenen Tarifabschnitten im J a n u a r 1989. 3. A u f h e b u n g von Abgaben in 8 verschiedenen Abschnitten, verteilt über 10 Jahre, bis 1995. 4. Einfrieren der Abgabenreduzierung f ü r 5 J a h r e f ü r Produkte f ü r die beide Regierungen die endgültige Entscheidung noch aufschieben möchten. Einige weitere Schlagzeilen 1. Lizenzen - Das FTA beschränkt die GATT-Rechte Einfuhrlizenzen zu verlangen, aber es gestattet die Lizenzforderung beispielsweise zum öffentlichen Schutz, zur Sicherheit oder um Normen zu verstärken. 2. Landwirtschaft— Das FTA erkennt den Wunsch die Märkte für landwirtschaftliche Produkte zu öffnen an, behält sich jedoch gewisse Beschränkungen vor. Beide Regierungen werden die Quoten f ü r die Einfuhr der von diesen Bestimmungen betroffenen Produkte veröffentlichen. 3. Ursprungsbestimmungen — Um den Bestimmungen des FTA zu entsprechen, müssen die Produkte in den USA oder Israel hergestellt sein. Die exportierten Produkte müssen mindestens 35 % israelischen Produktwert enthalten. Produkte die im exportierenden Land n u r verpackt, zusammengesetzt etc. wer880

Technologietransfer zwischen Israel und der Bundesrepublik den, werden nicht akzeptiert. Zu diesem Zweck müssen Ursprungszeugnisse ausgestellt werden, um in den Genuß der Tariffreiheit des FTA zu kommen. 4. Dienstleistungen (Services) — Das FTA ist das erste Handelsabkommen das je unterzeichnet wurde das ausdrücklich eine ganze Reihe von Dienstleistungen enthält. Obwohl diese Dienstleistungen durch eine Erklärung, die legal nicht bindend ist, abgedeckt sind, haben beide Seiten vereinbart die Gespräche im Sinne des FTA fortzusetzen, mit dem Ziel ihren beiderseitigen Verpflichtungen für freien Handel auch auf dem Gebiet der Dienstleistungen zu verstärken. Einige kurze Worte zu neuen Möglichkeiten, die sich durch das FTA bezüglich israelischer/EWG-Exporte nach USA ergeben. Diese Möglichkeiten liegen, wie Sie sicherlich bereits erkannt haben, bei Produkten, die die geforderten 35 % israelischen Produktwert aber auch 65 % EWG-Produktanteil enthalten. Eine Analyse der derzeitigen US-Bestimmungen bezüglich Importe aus der EWG ist erforderlich, um solche Produkte zu identifizieren. Einige Beispiele: 1. Elektrische Maschinen, Motoren aller Typen 2. Isolierdraht und -kabel 3. gedruckte Schaltungen 4. Telefon- und Telegrapheneinrichtungen

5 5,6 6,1 5,6

% % % %

Niedrigere Kosten für Material und Arbeitskräfte in Israel und besonders der zollfreie Zugang israelischer Exporte in die USA sind ein guter Grund für deutsche Firmen in Israel Produktionsstätten zu errichten oder ihre Produkte dort zusammenbauen zu lassen. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß das FTA sowohl große Möglichkeiten bietet als auch große Risiken beinhaltet. Wenn wir es erreichen unsere Wirtschaft auf eine gesunde Basis zu stellen durch strukturelle Veränderungen und erhöhte Produktivität, dann können wir die Möglichkeiten des Freihandelsabkommens erfolgreich nutzen und die darin enthaltenen Risiken überwinden. Ich sehe nicht warum wir dies nicht schaffen sollten! Bei aller Bescheidenheit, haben wir schon heute beachtliche Erfolge vorzuweisen."

Technologietransfer zwischen Israel und der Bundesrepublik — Nutzung angewandter Forschung aus Israel durch die deutsche Industrie Am 10. Dezember 1985 wird in Köln eine gemeinsame Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie stattfinden. Offizieller Gastgeber wird der Bundesverband der Deutschen Industrie sein. Zweck der Tagung ist es, den Technologie-Trans881

1985 — Die Entwicklung der Handebbeziehungen fer zwischen beiden Staaten zu intensivieren und der deutschen Industrie eine Vorstellung des allgemeinen Potenzials auf dem Sektor Technologie in Israel zu geben. Wenn möglich, soll die Vermarktung von israelischem Know How in der Bundesrepublik intensiviert werden. In Israel gibt es eine Reihe von Gesellschaften, die mit den dortigen Universitäten zusammenhängen, die sich speziell mit der industriellen Nutzung angewandter Forschung befassen. Bei entsprechender Propagierung d ü r f t e diese Potenz f ü r die deutsche Industrie auch im Hinblick auf eine Kooperation in Drittländern, besonders auch in Staaten der Dritten Welt, von Interesse sein. Für Israel, so sehen es Fachleute, ergäbe sich auf diese Weise vielleicht die Chance — ungeachtet einer politischen Rücksichtnahme, wirtschaftlich auch in solchen Ländern Fuß zu fassen, wo Boykottmaßnahmen und schwarze Listen eine Rolle spielen. Der Bundesminister f ü r Forschung u n d Technologie, Dr. Heinz Riesenhuber, wird gemeinsam mit seinem israelischen Kollegen, Gideon Patt, die Tagung leiten. Als Redner erwartet man aus Israel den Vorsitzenden des Industriellenverbandes Eli Hurwitz und möglicherweise den Leiter der KOOR-Gruppe des Verbandes der Gewerkschaftlichen Industriebetriebe. Das Bundesministerium f ü r Forschung und Technologie hat sein Interesse an der Veranstaltung bekundet und sich zur Kooperation und Hilfe bereit erklärt. Es hat angeboten, einen Vertreter zu der Tagung zu entsenden, der gezielte Fragen zu Förderungsmaßnahmen beantworten kann. Der israelische Minister Gideon Patt u n d Bundesminister Riesenhuber werden über diese weiten Probleme der Förderung industrieller Forschungsprojekte Gespräche führen. In d e n förderungswürdigen Bereich fallen Schlüsseltechnologien wie z. B. Elektronik, Nachrichtentechnik, Informationsverarbeitung, Materialforschung, Verbundwerkstoffe, Fertigungsautomatisierung, Robotik, Sensortechnik, Physikalische Technologien, Biotechnologien, neuartige Energietechniken, Umwelt und Recyclingtechnologien. In Orientierung an diesem Katalog und in Absprache mit d e m BDI sollen thematisch folgende Schwerpunkte gesetzt werden: a) Elektronik/Informatik/Kommunikationstechnik b) Medizinische Elektronik c) Materialforschung/neue Werkstoffe d) Sensor-Technik e) Biotechnologie (Industrie- und Landwirtschaft) f) Solarenergie, Bewässerungstechniken und Abwasserreinigungsverfahren.

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Neue Regelung für die Exportförderung in Israel

Neue Regelung für die Exportförderung in Israel — Ein Bericht aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft Jahrgang 34, Nummer 19,1.

Oktober 1985

Eine neue Exportförderungsregelung wurde von den israelischen Behörden rückwirkend vom 1. August 1985 in Kraft gesetzt. Sie ersetzt die seit dem 1. Juli 1985 abgeschaffte Wechselkursabsicherung und die Vergabe subventionierter Finanzierungskredite. Vom Stichtag an erhalten Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen ausführen, eine pauschale Entschädigung in Höhe von 11 Prozent des im Inland erwirtschafteten Wertzuwachses. Voraussetzung f ü r die Ausbezahlung der Prämie ist die Rückführung von mindestens 90 Prozent der Ausfuhrerlöse nach Israel. Die restlichen 10 Prozent dürfen die Unternehmen im Ausland für die Finanzierung von Geschäftsreisen, Werbung und anderen Ausgaben verwenden. Diese Neuregelung der Ausführförderung, die praktisch der Einführung eines besonderen Ausfuhrwechselkurses gleichkommt, soll die Unternehmer für den Preisstopp im Inland und den stabilen Wechselkurs der Landeswährung entschädigen. Einer Studie der Bank of Israel zufolge wurde die Landeswährung in ihrer Parität zum Korb der wichtigsten europäischen Währungen im Juli dieses Jahres um durchschnittlich 29 Prozent abgewertet. Im selben Monat stiegen die Lebenshaltungskosten in Israel um 27,5 Prozent. Die seit dem 1. Juli 1985 stabilen Produktionskosten und die auf drei Monate eingefrorenen Löhne haben die Rentabilität der israelischen Exportwirtschaft um 9 bis 10 Prozent verbessert. Demnach ist die Prämie von 11 Prozent ein nicht unerheblicher Ausfuhranreiz. Der grundsätzliche Beschluß, die neue Regelung auf den im Inland erwirtschafteten Wertzuwachs beziehungsweise Fertigungstiefe zu stützen, ermöglicht einen weiten Spielraum bei der Berechnung der Zuwendungen. Die Bank of Israel errechnete Durchschnittszahlen, die es Betrieben in jeder Branche ermöglichen, aus der Prämie möglichst große Vorteile zu ziehen. Die israelischen Behörden erklärten in diesem Zusammenhang, daß die neue Prämie nur eine Übergangsregelung sei, nachdem sich Israel im Rahmen des Freihandelsabkommens mit den USA verpflichtet hat, bis 1991 alle offenen und verdeckten Ausfuhrsubventionen abzuschaffen. Die Bank of Israel veranschlagt die Exportstützung für die Landwirtschaft in diesem Jahr auf 38 bis 40 Millionen US-Dollar, Industrie (ohne geschliffene Diamanten) 175 Millionen Dollar, Diamantenindustrie 27,5 Millionen Dollar, den Fremdenverkehr 20 Millionen Dollar.

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1985 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Papier der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung zu neuen Möglichkeiten für ausländische Investoren Die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung e.V. hat vor kurzem in einem Papier noch einmal die neuesten Möglichkeiten für ausländische Investoren zusammengestellt, die die Förderungsmöglichkeiten durch Israel zusammenfassen. Diese Maßnahmen haben gerade in der Zeit, da Israel sich anschickt seine Wirtschaft zu konsolidieren, eine besondere Bedeutung: „Der Staat Israel ist seit langer Zeit stark daran interessiert, Investitionen ausländischer Firmen und Privatpersonen zu fördern. Wesentliches Ziel ist es, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu intensivieren, insbesondere in schwach bewohnten Gebieten. In den Anfangsjahren ging es darum, Arbeitsplätze für die Einwanderer zu schaffen und Importe durch Eigenerzeugnisse zu ersetzen. Zur Zeit geht es vor allem darum, Firmen anzusiedeln, die den israelischen Export ausweiten. Investitionen in Israel können für ausländische Investoren von besonderem Interesse sein. Eine Vielzahl von Investitionsvorhaben wurden bereits von ausländischen Gesellschaften und Privatpersonen erfolgreich durchgeführt. Folgende Geschäftszweige versprechen besonders gute Erfolge: 1. Tourismus Israel hat sich im Tourismus bereits einen guten Namen gemacht. Eine Vielzahl von Möglichkeiten sind jedoch noch vorhanden, beispielsweise auf dem Gebiet des Gesundheits-Tourismus: a) am Toten Meer (Rheumakrankheiten, Schuppenflechte) weltweit bekannt durch einmalige Heilerfolge b) Arad in der Negev-Wüste Hier ist das Klima besonders geeignet zur Behandlung von Asthma und bronchialen Erkrankungen c) Tiberias am See Genezareth für die Behandlung von Rheumakrankheiten d) die üblichen Urlaubs- und Erholungsorte mit Strand und Sonne am Mittelmeer und am Roten Meer e) der Spezial-Tourismus wie z. B. mit Pilgergruppen, Reisegruppen mit Schwerpunkt auf Kunst oder Archäologie, ist weltweit auszubauen. 2. Wissenschaftsindustrien und Betriebe der Hochtechnologie, vor allem Elektronik, Biochemie, Pharmazie, med. Instrumente Hier sind bereits erhebliche Wachstumsraten, vor allem aufbauend auf den Anstrengungen der Betriebe, die für die Verteidigung des Landes tätig sind, zu verzeichnen. Eine Vielzahl von neuen Betrieben wurden und werden in Zusammenarbeit mit US amerikanischen Investoren gebaut.

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Papier der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung zu neuen Möglichkeiten Den Universitäten und Forschungszentren des Landes, also in Jerusalem, Haifa, Rehovot, Tel Aviv und Beersheba sind sogenannte Industrieparks angegliedert, in denen eine Vielzahl von dort entwickelten Projekten in neugegründeten Betrieben durchgeführt werden. Die genannten Universitäten und Forschungseinrichtungen sind darum bemüht, Kooperationspartner f ü r die D u r c h f ü h r u n g derartiger Projekte zu finden. Hier werden vor allem Firmen gesucht, die auch einen Markt im Ausland erschließen können. 3. Betriebe, die f ü r den Export produzieren. Israel ist auf die Ausweitung des Exportes angewiesen. Bedingt durch die geringe Bevölkerungszahl, die kaum vorhandenen Rohstoffvorkommen und auch begrenzt durch die Isolierung zu den Nachbarländern, sind der industriellen Entwicklung Grenzen vorgegeben. Es werden also Betriebe Erfolg haben, die vor allem Spezialerzeugnisse vertreiben. Für eine Massenproduktion d ü r f t e Israel kaum als geeignetes Investitionsland angesehen werden. Eine Vielzahl von israelischen Unternehmen sind daran interessiert, mit ausländischen Firmen zusammenzuarbeiten, vor allem mit Firmen, die einen Markt im Ausland mitbringen. Folgende erhebliche Vorteile sind in Israel vorhanden: — die gute Infrastruktur — hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter — Zusammenarbeit mit Forschungs- und Wissenschaftseinrichtung — freie Handelsabkommen mit der EG u n d den USA — verhältnismäßig geringe Lohnkosten f ü r qualifizierte Arbeitnehmer — Goodwill in vielen Ländern und Branchen f ü r Produkte „made in Israel" Von besonderer Bedeutung sind die unten näher bezeichneten Förderungsmaßnahmen, die dazu führen, daß n u r ein geringes finanzielles Risiko und ein geringer Kapitaleinsatz f ü r den Investor, der eine „förderungswürdige Investition" durchführt, entstehen. Da Israel von deutscher steuerrechtlicher Seite als Entwicklungsland angesehen wird, können die Förderungsmaßnahmen f ü r Investitionen in diesen Ländern von deutschen Firmen angewendet werden. In Israel werden Förderungsmaßnahmen j e nach Landesteil in Zone A, B u n d C in unterschiedlicher Höhe gewährt. a) Verlorene Zuschüsse ZoneA 35% Zone B 20 % des investierten Anlagevermögens ZoneC 5 % b) Darlehen mit einer Laufzeit von 10 J a h r e n Diese werden in den Zonen A—C bis zu 40 % des Anlagevermögens zur Verfügung gestellt (im allgemeinen in US-Dollar). 885

1985 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Der Zinssatz beträgt in Zone A - 7 1/2 % p. a. in Zone B — 8 % p. a. in Zone C und anderen — 9 % p. a. Gebäude und Maschinen können von Fall zu Fall zu günstigen Bedingungen geleast werden. c) Steuerliche Vergünstigungen 1. Gebäude können bis zum 4-fachen d e r üblichen Abschreibungsrate max. jedoch mit 20 % p. a. innerhalb der ersten 5 Jahre abgeschrieben werden. 2. Maschinen und Einrichtungen können innerhalb von 2 Jahren abgeschrieben werden. 3. Um die steuerlichen Nachteile auszugleichen, die aus dem Wertverfall der israelischen Währung entstehen, ist die Möglichkeit geschaffen worden, besondere Rückstellungen zu bilden. 4. Körperschaftssteuer und Gesellschaftssteuer (Die Gesellschaftssteuern sind als Kosten steuerlich abzugsfähig, wie hier die Gewerbesteuer). Vom Zeitpunkt des Entstehens des ersten steuerlichen Gewinnes an (durch die Sonderabschreibungen entsteht dieser steuerliche Gewinn recht spät) werden die begünstigten Unternehmen 7 J a h r e lang von der Zahlung der Körperschaftssteuer befreit. Nur die abzugsfähige Gesellschaftssteuer in Höhe von 30 % ist zu zahlen. d) Allgemein werden zur Zeit nur Unternehmen bestätigt, die einen wesentlichen Teil ihrer Produktion exportieren. In der Zone C müssen mindestens 65 % der Gesamtproduktion in den Export gehen. Zur Finanzierung der Produktion und d e r Außenstände erhalten die exportierenden Unternehmen Darlehen zu verbilligten Zinssätzen. e) Kapital-Transfer Die Gewinne sind frei transferierbar. Die Rückführung des Kapitals nach einem evtl. Verkauf des Unternehmens ist nach Ablauf von 5 Jahren ebenfalls frei transferierbar. Kapitalgewinnsteuern entstehen bei bestätigten Unternehmen nach diesem Zeitraum nicht. Es gibt in Israel keine gesetzlichen Bestimmungen über die Höchstgrenzen f ü r die Beteiligung an inländischen Unternehmen. Deshalb sind durchaus Gründungen von Gesellschaften in Israel möglich, die sich zu 100 % in ausländischem Besitz befinden. Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel besteht das Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei der Gewerbesteuer von 1962 (BGBL 1966 II 329 und 767), das durch das Protokoll vom 20.7.1977 (insbes. Einbeziehung der Vermögenssteuer) geändert worden ist (BGBL. 1979 II 181).

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Papier der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung zu neuen Möglichkeiten Ferner wird der Vertrag vom 24.6.1976 über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (BGBL 1978 II 209), der noch nicht in Kraft getreten ist, bereits vorläufig angewendet. Die Laufzeit des Vertrages, der im wesentlichen dem üblichen OECD-Muster entspricht, beträgt 10 Jahre; eine Verlängerungsmöglichkeit ist vorgesehen. In der Bundesrepublik Deutschland können Unternehmen, die in Israel investieren, unter bestimmten Bedingungen folgendes Kreditprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt beanspruchen: 1. Die Gewährung von Krediten an den deutschen Gesellschafter mit einer Laufzeit von bis zu 10 J a h r e n und zum Zinssatz von 3 1/2 % p. a. zur Gewährung von beteiligungsähnlichen Darlehen an die Tochtergesellschaft. 2. Im Rahmen eines Technologie-Programmes werden Kredite mit einer Laufzeit von bis zu 10 J a h r e n bei einer tilgungsfreien Zeit von bis zu 5 Jahren, Zinssatz 2 1/2 % p. a. zur Verfügung gestellt. Gefördert werden Investitionen, die zu Energie- und Rohstoffeinsparungen im Aufwendungsland f ü h r e n und darüber hinaus f ü r Investitionen, die neue Technologien in das Investitionsland einbringen können. Die DEG, Deutsche Finanzierungsgesellschaft für Beteiligungen in Entwicklungsländern GmbH ist von Fall zu Fall bereit, bei förderungswürdigen Investitionen in Israel behilflich zu sein. Die Bank für Gemeinwirtschaft AG, die als einzige europäische Bank an einem Bankinstitut in Israel, der Israel Continental Bank in Tel Aviv mit Niederlassungen in Jerusalem und Haifa beteiligt ist, ist ebenfalls in der Lage, bei der Planung und D u r c h f ü h r u n g von Investitionen in Israel unterstützend zu beraten. Die Investitionen von Privatpersonen in Israel, vor allem in Form von Immobilien u n d Beteiligungen können von Fall zu Fall bei den oben erwähnten Förderungsmaßnahmen berücksichtigt werden."

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Israel und Europa Briefwechsel zwischen dem Bundeskanzleramt und der deutschisraelischen Wirtschaftsvereinigung Am 6. Mai 1985 hat d e r Bundesminister Dr. Wolf gang Schäuble, der Chef des Bundeskanzleramtes, d e r deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung e.V. in F r a n k f u r t das folgende Schreiben übersandt: „Sehr geehrter H e r r Dr. Krüger, sehr g e e h r t e r H e r r Hess, f ü r I h r Fernschreiben vom 18. April 1985 an d e n Bundeskanzler d a n k e ich Ihnen. Die Bundesregierung ist sich im klaren darüber, d a ß d u r c h die Süderweiter u n g die Konkurrenzsituation auf dem EG-Markt f ü r landwirtschaftliche Produkte aus Israel u n d a n d e r e n Mittelmeerländern schwieriger werden kann. Sie hat sich bei den gemeinschaftsinternen Beratungen wiederholt f ü r eine Berücksichtigung d e r traditionellen Handelsströme im Agrarbereich eingesetzt. In d e r Erklärung des Rates zur Mittelmeerpolitik d e r erweiterten Gemeinschaft vom 30. März 1985 wird n u n m e h r von allen Mitgliedstaaten d e r Gemeinschaft die B e d e u t u n g d e r Beziehungen zu d e n Mittelmeer-Partnerländern bekräftigt u n d d e r Wille bekundet, die Beziehungen zu den Mittelmeer-Partnerländern weiter zu verstärken. Ein Präjudiz f ü r die Einschränkung d e r k ü n f t i g e n Handelsbeziehungen konnte vermieden werden. Mit Spanien u n d Portugal besteht Einvernehmen, d a ß die V e r h a n d l u n g e n mit d e n Mittelmeer-Partnerländern über die Anpassung d e r Kooperationsabkommen in d e r sog. Interimsphase zwischen d e r Unterzeichnung der Beitrittsurkunde u n d d e m Beitritt selbst stattfinden sollen. Die Bundesregierung wird sich auch weiterhin d a f ü r einsetzen, daß die Beratungen in d e r Gemeinschaft rasch zu einem Ergebnis f ü h r e n , welches d e n berechtigten F o r d e r u n g e n Israels u n d d e r a n d e r e n Mittelmeer-Partnerländer Rechnung trägt. Mit freundlichen G r ü ß e n Schäuble" Dieses Schreiben von Bundesminister Dr. Schäuble war die Antwort auf ein Fernschreiben, das die deutsch-israelische Wirtschaftsvereinigung mit ihrem deutsch-israelischen Lebensmittelkomitee am 18. April nach Bonn gesandt hatte: „Sehr geehrter H e r r Bundeskanzler, das deutsch-israelische Lebensmittelkomitee — im Rahmen d e r Deutsch- Israelischen Wirtschaftsvereinigung— hat sich in seiner heutigen Sitzung in Frankfurt, aus888

Anpassung der Handelsregelungen für Israel im Anschluß an die Erweiterung der Gemeinschaft

führlich mit der wirtschaftlichen Lage Israels nach Abschluß der Beitrittsverhandlungen der Europäischen Gemeinschaft mit Spanien und Portugal befaßt. Es muß leider festgestellt werden, daß dem Wunsche Israels nicht entsprochen wurde, noch vor dem Abschluß der Verhandlungen, Gespräche über die zukünftige Absatzsicherung auf dem Markt der Gemeinschaft zu führen. Auch die gemeinsame Erklärung der Außenminister zur Mittelmeerpolitik anläßlich des Gipfeltreffens in Brüssel enthält keinerlei konkrete Zusicherungen. Wir bitten Sie daher dringend, im Interesse des deutsch-israelischen Warenaustausches alle geeigneten Schritte zu unternehmen, damit Israel verbindliche Zusagen über einen weiterhin freien Zugang — zumindest im jetzt bestehenden Umfang - zum Markt der Gemeinschaft erhält. Eine solche verbindliche Zusage sollte die Bundesregierung im Ministerrat noch vor der Ratifizierung der Verträge mit Spanien und Portugal fordern. Eine Einschränkung der Warenlieferungen Israels auf dem traditionellen Absatzmarkt der EG wird ohne Zweifel zu schweren wirtschaftspolitischen und auch politischen Schäden führen. Das Lebensmittelkomitee ist gerne bereit, die anstehenden Probleme in einem persönlichen Gespräch zu erläutern. Wir erwarten mit Interesse Ihre Rückäußerung. Dr. Ralf Krüger

Moshe G. Hess

Präsident der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung

Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Lebensmittelkomitees"

Die Anpassung der Handelsregelungen für Israel im Anschluß an die Erweiterung der Gemeinschaft Ende Juli 1985 hat die Kommission der Europäischen Gemeinschaft einen Entwurf für ein Papier vorgelegt, das vom Ministerrat der europäischen Staaten im September verabschiedet werden soll. Man kann also heute nur sagen, daß es sich um einen Entwurf handelt, der von den Fachleuten der Gemeinschaft erarbeitet wurde und nun in den Hauptstädten der einzelnen Mitgliedstaaten verabschiedet werden muß, bevor dann Ende Oktober der Ministerrat endgültig darüber entscheidet. Die Bundesregierung will bei dieser Entscheidung, die dann im Rahmen der Mitgliedstaaten vorberaten wird, besonderen Wert darauf legen, daß eine einheitliche Regelung der Europäischen Gemeinschaft beschlossen werden kann. Die Empfehlung des vorläufigen Papiers hat folgenden Wortlaut: „Empfehlung für einen Beschluß des Rates über die Eröffnung von Verhandlungen mit Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko, Syrien, Tunesien und der Türkei im Hinblick auf die Anpassung der zwischen der Gemein889

1985 — Israel und Europa

schaft und diesen Ländern geschlossenen Assoziations- und Kooperationsabkommen im Anschluß an den Beitritt Spaniens und Portugals zur Gemeinschaft. Der Rat der Europäischen Gemeinschaften — gestützt auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, insbesondere auf die Artikel 113 und 238, auf Empfehlung der Kommission, in Erwägung nachstehender Gründe: Die zwischen der Gemeinschaft einerseits und Algerien, Zypern, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Malta, Marokko, Syrien, Tunesien, der Türkei und Jugoslawien andererseits geschlossenen Assoziations- und Kooperationsabkommen müssen angepaßt werden, damit in Übereinstimmung mit der am 30. März 1985 abgegebenen Erklärung des Rates zur Mittelmeerpolitik dem Beitritt Spaniens und Portugals zur Gemeinschaft Rechnung getragen wird und die Bestimmungen für die Anwendung dieser Abkommen durch die Beitrittländer festgelegt werden können. In den Bestimmungen der zwischen der Gemeinschaft und Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko und Tunesien geschlossenen Kooperationsabkommen sind eine Überprüfung der Ergebnisse dieser Abkommen und gegebenenfalls mögliche Verbesserungen vorgesehen. Die mit Zypern, Malta und Jugoslawien geschlossenen Abkommen enthalten spezifische Durchführungsbestimmungen; aus diesem Grund muß über diese Abkommen getrennt beschlossen werden. Es empfiehlt sich, mit den anderen oben genannten Ländern gemäß den Direktiven im Anhang zu diesem Beschluß Verhandlungen aufzunehmen: Beschließt: einziger Artikel

Die Kommission wird ermächtigt, mit Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko, Syrien, Tunesien und der Türkei Verhandlungen im Hinblick auf den Abschluß der Protokolle aufzunehmen, in denen zum einen Anpassungen der mit diesen Ländern geschlossenen Abkommen unter Berücksichtigung des Beitritts Spaniens und Portugals zur Gemeinschaft und zum anderen die im Hinblick auf die Anwendung der Abkommen durch die Beitrittsländer erforderlichen Änderungen und Übergangsmaßnahmen festgelegt werden. Die Kommission führt diese Verhandlungen in Übereinstimmung mit den im Anhang beigefügten Direktiven und im Einvernehmen mit den Vertretern der Mitgliedstaaten. Die Vertreter Spaniens und Portugals nehmen an der Seite der Vertreter der jetzigen Mitgliedstaaten als Beobachter an den Arbeiten teil." In dem von der Kommission der Europäischen Gemeinschaft letztlich für den Ministerrat verabschiedeten Papier ist auch eine ausführliche Begründung für das Handeln der Kommission beigefügt, in der es unter anderem heißt: „Im Laufe der letzten Jahre hat die Gemeinschaft wiederholt zugesagt, daß sie sich mit den Konsequenzen befassen wird, die sich möglicherweise aus Erweiterung der Gemeinschaft durch den Beitritt Spaniens und Portugals für die MittelmeerDrittländer, mit denen die Gemeinschaft durch Assoziations- oder Kooperations890

Anpassungder Handelsregelungenfür Israelim Anschluß an die Erweiterung der Gemeinschaft

abkommen verbunden ist, ergeben." So wurde vereinbart, diese Schwierigkeiten zum Zeitpunkt des Abschlusses der Verhandlungen zu ermitteln und die zu ihrer Behebung notwendigen Maßnahmen vorzuschlagen. Die Bedeutung dieser Zusagen hat die Kommission zu wiederholten Malen unterstrichen, insbesondere in ihren Mitteilungen vom 26. Juni 1982, 29. März 1984 und vom 13. März 1985 über die Mittelmeerpolitik der erweiterten Gemeinschaft. Der Rat hat sich anläßlich mehrerer gemeinsamer Ministertagungen mit einigen Mittelmeer-Drittländern im gleichen Sinne geäußert. In der Schlußphase der Erweiterungsverhandlungen bekräftigte der Rat am 30. März 1985 feierlich die Entschlossenheit der erweiterten Gemeinschaft, ihre Beziehungen zu den Ländern des Mittelmeerraumes zu stärken. Bei dieser Gelegenheit erklärte der Rat, „die Gemeinschaft werde sich darum bemühen", daß für die möglichen Konsequenzen der Erweiterung für die traditionellen Ausfuhren der Mittelmeerländer „Lösungen gefunden werden, die für beide Seiten zufriedenstellend sind", und daß „die Gemeinschaft beabsichtigt, sich darum zu bemühen, die Erhaltung dieser traditionellen Handelsströme zu gewährleisten". Entsprechend forderte er die Kommission auf, „möglichst bald Verhandlungsdirektiven zur Anpassung der Kooperationsund Assoziierungsabkommen" vorzuschlagen. Nach Auffassung der Kommission dürften die Konsequenzen der Erweiterung für die Mittelmeer-Drittländer weder dramatisiert noch bagatellisiert werden. Im Handel mit gewerblichen Waren gewährt die Gemeinschaft bereits freien Marktzugang (Zollfreiheit und keine mengenmäßigen Beschränkungen) für Waren mit Ursprung in den Mittelmeerländern. Die Schwierigkeiten liegen also nicht in diesem Bereich; als einzige Ausnahme sind Textilien zu nennen, die später erörtert werden. Dagegen kann der Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, bei dem es insbesondere um empfindliche Waren geht, kurzfristig beeinträchtigt werden, wenn nicht eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Für diesen Bereich also müssen — ausgehend von dem allgemeinen Grundsatz der Aufrechterhaltung des traditionellen Handels mit den Mittelmeerländern im Rahmen der jetzigen Mengen — besondere Maßnahmen getroffen werden, die der Bedeutung dieses Handels für diese Länder Rechnung tragen. Die beigefügten Vorschläge für Verhandlungsdirektiven verfolgen vor allem das Ziel, in Übereinstimmung mit der Erklärung des Rates vom 30. März 1985 die Aufrechterhaltung der traditionellen Handelsströme der Partnerländer zu sichern. Bevor sie die technischen Maßnahmen, mit denen die Auswirkungen der Erweiterung auf den besonders störanfälligen traditionellen Handel mit Agrarerzeugnissen erläutert, möchte die Kommission daran erinnern, daß diese Maßnahmen nicht allen Besorgnissen der Mittelmeer-Drittländer Rechnung tragen. Vorschläge zur Stärkung und zum Ausbau der wirtschaftlichen, finanziellen und technischen Zusammenarbeit zwischen der erweiterten Gemeinschaft und ihren Mittelmeerpartnern werden sobald wie möglich unterbreitet. Abgesehen von der Abfassung der neuen Finanzprotokolle, die an die Stelle der am 31. Oktober 1986 891

1985 — Israel und Europa

auslaufenden Protokolle treten sollen, hält die Kommission insbesondere Überlegungen zur industriellen Zusammenarbeit, zur Ernährungssicherheit, zur Entwicklung der Energiequellen, zur Ausbildung, zur Forschung und zur Technologie für nötig. In Bezug auf die Maßnahmen, die zur Aufrechterhaltung der traditionellen Handelsströme getroffen werden müssen, möchte die Kommission hervorheben, daß solche Maßnahmen wirtschaftlich und politisch notwendig sind. Die Wahrung dieser erworbenen Rechte liegt im Interesse der Gemeinschaft, die die Verantwortung für eine Gefährdung der wirtschaftlichen und politischen Stabilität bestimmter Mittelmeerländer und damit des gesamten Mittelmeerraums nicht übernehmen kann. Unter diesen Gesichtspunkten wurden in den siebziger Jahren auch die Abkommen geschlossen. Auch wenn hier beachtliche Anstrengungen unternommen wurden, um den Sorgen der Drittländer im Mittelmeerraum Rechnung zu tragen, betont die Kommission nachdrücklich, daß ihre Vorschläge keine zusätzliche Belastung für die europäische Landwirtschaft bedeuten. Im wesentlichen geht es darum, die bestehenden Präferenzbestimmungen im Sinne der Wahrung ganz bestimmter Handelsströme anzuwenden. Die wenigen Maßnahmen, die von dieser Regel abweichen, können keine Störungen der Märkte der Gemeinschaft, insbesondere für südliche Erzeugnisse, verursachen. Es handelt sich um einige Erzeugnisse, die nicht unter die derzeit geltenden Abkommen fallen und deren Ausfuhren sich erst in den letzten Jahren entwickelt haben. Diese Abweichungen dürfen keinesfalls als ein Anreiz zu mehr Exporten in die Gemeinschaft verstanden werden, sondern lediglich als Mittel zur Aufrechterhaltung der bestehenden Handelsströme. Infolgedessen bleiben die vorgesehenen Maßnahmen auf die bisherigen Ausfuhrmengen beschränkt. In dem Gesamtpapier der EG-Kommission wird es einen gesonderten Abschnitt über die neuen Richtlinien für die wirtschaftlichen Belange Israels im Verhältnis zur EG geben. Dieses Papier hat folgende Überlegung: „Zollregelung

1. Die derzeit geltenden Zölle für die in Anhang II des Vertrags aufgeführten Waren mit Ursprung in Israel, die in dem Abkommen erfaßt sind, werden nach den unter A genannten Modalitäten schrittweise abgebaut. Für Orangen (08.02 ex A), kleine Zitrusfrüchte (08.02 ex B) und Zitronen (08.02 ex C) erfolgt der Zollabbau im Rahmen der in Absatz b) 2. angegebenen Plafonds. 2. Die derzeit geltenden Zeiträume werden wie folgt angepaßt: 07.01 GII 07.01 T 07.01 T 08.08 A l l 08.09 A I 08.09 A l l 892

Karotten Auberginen Stangensellerie Erdbeeren Melonen Wassermelonen

1. 1.-15.4. 1. 1.-30.4. 1.12.-30.4. 1.11.-31.3. 15.10.-31.5. 15. 3.-15.6.

Anpassung der Handelsregelungen für Israel im Anschluß an die Erweiterung der Gemeinschaft

3. Mit dem Inkrafttreten des Anpassungsprotokolls setzt für die nachstehend genannten Erzeugnisse mit Ursprung in Israel bei der Einfuhr in die Gemeinschaft das System des schrittweisen Abbaus der Zölle nach den unter Ziffer 1 genannten Modalitäten ein. 06.03 Blüten und Blütenknospen, frisch, innerhalb eines Plafonds von 17.000 t 06.04 BI Blattwerk, Blätter... zu Binde- oder Zierzwecken, frisch 07.01 A l l Frühkartoffeln, innerhalb eines Plafonds von 16.0001 07.01 Bex III Chinakohl 07.01 DexII Eisbergsalat 08.01 A Datteln, frisch oder getrocknet 08.04 A I Tafeltrauben ex 08.09 Granatäpfel ex 08.09 Kakifrüchte 08.10 exD Datteln, gefroren 20.01 ex C Okra und Perlzwiebeln 20.60 ex A I geröstete Erdnüsse Bei bestimmten der vorgenannten Erzeugnisse gilt der schrittweise Abbau der Zölle jedoch nur innerhalb der nachstehenden Zeiträume: 07.01A II 07.01 B ex III 07.01 DexII 08.04 A 1

Frühkartoffeln vom 1.1. bis zum 31.3. Chinakohl vom 16.6. bis 14.11. Eisbergsalat vom 16.6. bis 14.11. Tafeltrauben vom 1.2. bis 30.6.

Regelung für bestimmte Erzeugnisse Zitrusfrüchte

a) 1. Phase (1. Mai 1986-31. Dezember 1989) Für die Einfuhr von Orangen (08.02 ex A), kleinen Zitrusfrüchten (08.02 ex B) und Zitronen (08.02 ex C) mit Ursprung in Israel erhält die Gemeinschaft die Referenzpreisregelung aufrecht, die sie gegenüber Israel bereits vor dem 1. März 1986 angewandt hat. Die gegebenenfalls bei der Einfuhr des genannten Erzeugnisses sich aus der Anwendung der Verordnung EWG Nr. 1035/72 ergebenden Ausgleichsabgaben verringern sich - im ersten Jahr um 2 % — im zweiten Jahr um 4 % — im dritten Jahr um 6 % - im vierten Jahr um 8 %. b) 2. Phase (ab 1. Januar 1990) 1. Für die Einfuhr des vorgenannten Erzeugnisses erhält die Gemeinschaft dieselbe Referenzpreisregelung aufrecht, die sie vor dem 1. März 1986 gegenüber Israel angewandt hat. Bei dem Zoll allerdings, der zur Berechnung des Eingangsprei893

1985 — Israel und Europa ses von dem Einfuhrpreis abzuziehen ist, handelt es sich u m den — zu Beginn eines jeden Erntejahres — schrittweise um 1/6 verringerten Zoll des Gemeinsamen Zolltarifs; f ü r das J a h r 1990 erfolgt die Verringerung zum 1. Januar 1990. Dies bedeutet in der Praxis, daß der volle Zoll wie folgt abgebaut wird: im im im im im im

5. J a h r 6. J a h r 7. J a h r 8. J a h r 9. J a h r 10. J a h r

nach dem nach dem nach dem nach dem nach dem nach dem

Beitritt Beitritt Beitritt Beitritt Beitritt Beitritt

um um um um um um

16,5% 33 % 49,5 % 66 % 84,5 % 100 %

2. Das unter b) genannte Zugeständnis ist innerhalb eines f ü r jedes Erzeugnis festgelegten Jahresplafonds anwendbar, der dem Durchschnitt der Einfuhren in die Gemeinschaft im Zeitraum 1980—1984 entspricht. Es handelt sich um folgende Plafonds: Orangen Kleine Zitrusfrüchte Zitronen

293.0001 14.000 t 6.0001

3. Ist der f ü r das Erzeugnis festgesetzte Plafond erreicht, wendet die Gemeinschaft auf die darüber hinausgehenden Mengen die allgemeine Referenzpreisregelung an, sowie die gegenwärtig im Rahmen des Abkommens erhobenen Zollsätze. c) Nach der Übergangszeit Die zu Ende der Übergangszeit f ü r die Berechnung des unter b) genannten Eingangspreises geltenden Modalitäten werden nach Ablauf d e r Übergangszeit beibehalten. Die Gemeinschaft und Israel prüfen zudem vor Ablauf der Übergangszeit und nach dem bei der Aushandlung des Abkommens festgelegten Verfahren die Situation des Handels im Zusammenhang mit den vorgenannten Erzeugnissen sowie die nach dem 1. J a n u a r 1996 zwecks Aufrechterhaltung der traditionellen Israelischen Einfuhren in die Gemeinschaft zu treffenden Maßnahmen."

Die Stellungnahme

des Handels

Die „Confederation of Importers and Marketing Organisation in Europe of Fresh Fruit and Vegetables in Brüssel" (C. I. M. O.) hat zu den Vorstellungen der EG- Kommission ebenfalls ein Papier erarbeitet, das in den ersten Septembertagen der EG-Kommission übergeben wird. Darin heißt es: „C. I. M. O. und die bedeutendsten Mittelmeer-Produzenten f ü r Zitrusfrüchte, Obst und Gemüse haben die Vorschläge der Kommission zur zukünftigen Mittel894

Anpassung der Handelsregelungen für Israel im Anschluß an die Erweiterung der Gemeinschaft

meerpolitik der Gemeinschaft eingehend studiert. Als Ergebnis ist festzustellen, daß diese Vorschläge durchaus realistisch sind und daß sie den Mittelmeer-Drittländern während der nächsten 10 Jahre, also während der Übergangszeit für den Beitritt Spaniens und Portugals die gleichen Präferenzen wie den Beitrittsländern gewähren. Dies könnte durchaus die Erhaltung der traditionellen Warenströme bedeuten. C. I. M. O. und die bedeutendsten Mittelmeer-Produzenten möchten jedoch darauf hinweisen, daß in der Praxis ernste Störungen dieser Handelsströme zu erwarten sind, und zwar aus zwei Gründen: 1. Die Entwicklung der Referenzpreise, insbesondere für Zitrusfrüche gegenüber den Drittländern wird in wenigen Jahren dazu führen, daß Exporte aus dem Mittelmeerraum nicht mehr möglich sein werden. Die Referenzpreise erreichen dann eine Höhe, daß sich jegliche Lieferung verbietet. Die Steigerung im gegenwärtigen Wirtschaftsjahr bei Apfelsinen und Früchten der Mandarinen-Gruppe um 6,9 % führt schon in wenigen Jahren zu ständigen Ausgleichsabgaben, die den Export zum Erliegen bringen. Bei Clementinen, einem Hauptexportprodukt Marokkos beträgt die Steigerung im Wirtschaftsjahr 1985/86 sogar 15,9 %. Das bedeutet, schon in diesem Wirtschaftsjahr ist permanent mit Ausgleichsabgaben zu rechnen, damit dürfte keine Chance bestehen, einen Export durchzuführen. C. I. M. O. und die bedeutendsten Mittelmeer-Produzenten schlagen daher der Kommission und dem Ministerrat vor, die Referenzpreise für Zitrusfrüchte auf dem Stand des Wirtschaftsjahres 1984/85 einzufrieren und diese Maßnahme auch über die Übergangszeit hinaus beizubehalten. Damit ist der Gemeinschaft die Sicherheit gegeben, daß die Importpreise aus Drittländern nicht zu Marktstörungen führen. 2. Ein weiteres gravierendes Problem für die Mittelmeer-Drittländer ist die Gewährung von Exporterstattungen für die Produktion der Gemeinschaft und für die beitretenden Länder ab der 2. Phase der Übergangsperiode. Hier ist in erster Linie auch wieder der Zitrusbereich angesprochen. Man bemüht sich in den Mittelmeer-Drittländern zur Zeit, auch im Interesse der Gemeinschaft, die Absatzquellen in anderen europäischen Ländern, in Nahost und Übersee weiter zu erschließen. Hier sind bereits erfolgversprechende Ansätze zu sehen. Die von der Gemeinschaft gewährten Exporterstattungen dürften, insbesondere wenn die spanische Produktion in den Genuß solcher Zahlungen kommt, alle Bemühungen zunichte machen. Die Höhe der Exporterstattungen, legt man die Zahlen der vergangenen Jahre zugrunde, macht es den Mittelmeerländern nicht nur unmöglich, ihren Export auszuweiten, sondern es ist heute schon sicher, daß sie die in vielen Jahren gewachsenen Absatzkanäle schnell verlieren werden. C. I. M. O. und die bedeutendsten Mittelmeer-Produzenten schlagen daher vor, Exporterstattungen in Zukunft nur noch für besonders benachteiligte Sorten zu gewähren. Moderne Sorten wie z. B. Navellinas, Navels, Navel Late, 895

1985 - Israel und Europa

Washington Sanguines und Valencia Late sollten nicht in den Genuß von Exporterstattungen kommen. Es empfiehlt sich in diesem Zusammenhang, eine gemeinsame MittelmeerAnrainer-Politik, zumindest im Zitrusbereich, durchzuführen. C. I. M. O. und die bedeutendsten Mittelmeer-Produzenten schlagen daher der Kommission und dem Ministerrat vor, einen ständigen technischen Beraterausschuß aus Vertretern der Zitruswirtschaft bei der Kommission zu bilden, der Vorschläge für eine gemeinsame Mittelmeer-Zitruspolitik erarbeitet. Diese Aufgabe könnte seitens der CLAM wahrgenommen werden, in diesem Gremium sind alle im Mittelmeerraum produzierenden Länder vertreten. C. I. M. O. und die bedeutendsten Mittelmeer-Produzenten bitten daher die Kommission und den Ministerrat die hier dargelegten Problemlösungen zu akzeptieren und sie in das Verhandlungspaket mit einzubauen. Diese Vorschläge sind von der ernsten Sorge getragen, daß ohne deren Verwirklichung die Volkswirtschaften in vielen Ländern des Mittelmeerbeckens ernste, nicht reparable Schäden erleiden werden mit durchaus auch gravierenden wirtschaftspolitischen und politischen Folgen f ü r die Gemeinschaft. C. I. M. O. ist gerne bereit, zu den anstehenden Fragen weitere Erläuterungen zu geben."

Der Ministerrat der EG gibt Verhandlungsdirektiven für die Mittelmeerpolitik der erweiterten Gemeinschaft Am 25. November 1985 haben die Außenminister der 10 Staaten der Europäischen Gemeinschaft die langerwarteten Verhandlungsdirektiven gebilligt, die es der Kommission der Gemeinschaft gestatten, Verhandlungen mit Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko, Syrien, Tunesien, der Türkei und Jugoslawien sowie außerdem mit Zypern und Malta aufzunehmen. Diese Verhandlungsdirektiven gliedern sich in 5 Teile: Landwirtschaftliche Erzeugnisse, gewerbliche Erzeugnisse, Zusammenarbeit, Zypern und Malta. Die Verhandlungen sollen von der Kommission gemäß der vorliegenden Direktiven im Einvernehmen mit den Vertretern der Mitgliedstaaten geführt werden. Der Ministerrat kam überein, die auf der Tagung abgegebenen Erklärungen in sein Tagungsprotokoll aufzunehmen. Die Anpassungen und Maßnahmen, die vorgesehen sind, damit die Abkommen mit den genannten Mittelmeerländern von den beitretenden Staaten angewandt werden können, sind Gegenstand eines gesonderten Dokuments. Der Zollabbau steht im Abschnitt „landwirtschaftliche Erzeugnisse" an erster Stelle. Es heißt in dem Papier, daß für die aufgeführten Erzeugnisse, bei denen ein traditioneller Handelsverkehr besteht, die gegenwärtig geltenden Zollsätze in denselben Zeiträumen und nach dem gleichen Zeitplan schrittweise abgebaut werden sollen wie die Zollsätze gegenüber Spanien und Portugal für die gleichen 896

Der Ministerrat der EG gibt Verhandlungsdirektiven für die Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft

Erzeugnisse. Für diejenigen Erzeugnisse, für die gegenwärtig Zollsenkungen im Rahmen bestehender Zeitpläne und Begrenzungen gewährt werden, soll der Zollabbau innerhalb dieser Zeitpläne und Begrenzungen erfolgen. Für Schnittblumen hat das Papier an die Kommission der EG ein besonderes Protokoll vorgesehen: „Das vorgeschlagene Kontingent beläuft sich auf 17 000 t (diese Menge ist als Stückzahl festzulegen) zu einem degressiven Zollsatz, der zum Ende des Zeitraums auf Null herabgesetzt wird. Dieses Angebot ist mit folgenden Bedingungen zu verknüpfen: 1. In Bezug auf Rosen und Nelken verpflichtet Israel sich, diese Erzeugnisse zu einem Preis anzubieten, der nur sehr geringfügig unter dem gemeinschaftlichen Preis für dieselben Erzeugnisse während desselben Zeitraums liegen darf. Das israelische Preisniveau kann durch Feststellung der Einfuhrpreise bestimmt oder, wenn diese nicht vorliegen, aus den Einfuhrpreisen auf den repräsentativen Märkten, Zollgebühren nicht abgerechnet, abgeleitet werden. 2. Die repräsentativen Preise für die wichtigsten Märkte der Gemeinschaft werden anhand der Erzeugerpreise ermittelt, die auf den repräsentativen Märkten der wichtigsten Erzeugermitgliedstaaten festzustellen sind. 3. Liegen die israelischen Preise für Rosen und Nelken auf einem oder mehreren repräsentativen Märkten während zweier aufeinander folgender Markttage auf einem Niveau von weniger als 95 % des unter Nummer 2 definierten Gemeinschaftspreises, so wird von der Kommission der volle Zolltarif, wie er für entsprechende Erzeugnisse ohne Zollzugeständnisse gelten würde, wiederhergestellt. Die Kommission stellt die Zollpräferenz erneut her, nachdem während zweier aufeinander folgender Markttage ein Preis festgestellt worden ist, der gleich hoch oder höher ist als der unter Nummer 2 definierte Gemeinschaftspreis. 4. Andere Erzeugnisse als Rosen und Nelken, die zu dem Kontingent von 17 000 t gehören (1), unterliegen nicht der vorstehenden Regelung. Das Protokoll des Ministerrates sieht für 5 Erzeugnisse (frische Tomaten, Orangen, Clementinen und Mandarinen sowie für Zitronen und frische Weintrauben) Sonderregelungen vor. Für das Wirtschaftsjahr 1990 sowie f ü r jedes folgende Wirtschaftsjahr bestimmt die Kommission anhand der in Abschnitt C vorgesehenen Bilanzen und Analysen nach dem Verfahren des Verwaltungsausschusses sowie nach Maßgabe der Gesichtspunkte, die im Hinblick auf das Ziel einer Erhaltung der traditionellen Handelsströme im Rahmen der Erweiterung wesentlich sind, ob es zur Erhaltung der traditionellen Handelsströme angezeigt ist, den Einfuhrpreis zu staffeln. Die etwaige Staffelung würde im Rahmen der nachstehend genannten Mengen sowie unter den im Rahmen der Erweiterung vorgesehenen Bedingungen erfolgen." 897

1985 — Israel und Europa Für die Erzeugnisse, die bei Israel betroffen sind, handelt es sich um Orangen mit einem Kontingent von 293.0001, kleine Zitrusfrüchte mit 14.0001 und Zitronen mit 6.0001. Die EG hat einen Überwachungsmechanismus und Ausschuß für wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit geschaffen. Dafür gibt es folgende Arbeits richtlinien: „1. Gemeinschaftsintern wird mit dem Inkrafttreten der Anpassungsprotokolle ein Überwachungsmechanismus geschaffen, der es ermöglicht, die Handelsentwicklung zu verfolgen, Marktstörungen vorzubeugen und zu überprüfen, inwieweit das Ziel einer Erhaltung der traditionellen Handelsströme erreicht worden ist. Ab 1986 erstellt die Kommission am Ende eines jeden Wirtschaftsjahres auf der Grundlage einer statistischen Bilanz, die auch die Beitrittsländer erfaßt, eine Analyse der Handelssituation je Erzeugnis und j e Partnerland. Ab 1989 führt die Kommission alljährlich zusammen mit dem betreffenden Mittelmeerpartner auch eine vorausschauende Analyse der Erzeugung und Lieferungen durch. 2. Zur Verbesserung des Funktionierens der institutionellen Mechanismen der Abkommen schlägt die Kommission den Partnerländern die Einsetzung eines Ausschusses für wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit gemäß Artikel... des Abkommens EWG-... vor, in welchem die Kommission den Vorsitz führen und der insbesondere zur Aufgabe haben würde, den regelmäßigen Informationsaustausch über die Daten und Vorausschätzungen in Bezug auf den Handelsverkehr und die Erzeugung sowie über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den von dem Abkommen erfaßten Bereichen auf technischer Ebene zu erleichtern. 3. Erklärung für das Ratsprotokoll: Der Rat erklärt, daß davon ausgegangen wird, daß die unter Nummer 1 vorgesehene vorausschauende Analyse der Erzeugung und Lieferungen gemeinsam mit dem betreffenden Mittelmeerpartner schon vor 1989 im Rahmen des vorgeschlagenen Ausschusses für wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit oder im Rahmen der laufenden Kontakte, die die Kommission normalerweise zu den Partnerländern unterhält, durchgeführt werden kann." Für die Zusammenarbeit gibt es einen Beschluß des Rates über die Eröffnung von Verhandlungen mit den Mittelmeerstaaten. Er hat folgenden Wortlaut: ,yDer Rat der europäischen Gemeinschaften — gestützt auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, auf Empfehlung der Kommission, in Erwägung nachstehender Gründe:

898

Der Ministerrat der EG gibt Verhandlungsdirektivenfür die Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft Die zwischen der Gemeinschaft und Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko, Syrien und Tunesien geschlossenen Protokolle über die finanzielle und technische Zusammenarbeit laufen am 31. Oktober 1986 aus. Es empfiehlt sich, neue Protokolle zu schließen, um über den obengenannten Zeitpunkt hinaus die Zusammenarbeit mit diesen Ländern entsprechend der Erklärung des Rates vom 30. März 1985 über die Mittelmeerpolitik fortzusetzen beschließt: Einziger Artikel Die Kommission wird ermächtigt, mit Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko, Syrien und Tunesien Verhandlungen im Hinblick auf den Abschluß neuer Protokolle über die finanzielle und technische Zusammenarbeit aufzunehmen. Die Kommission f ü h r t diese Verhandlungen entsprechend den im folgenden festgelegten Direktiven und im Benehmen mit den Vertretern der Mitgliedstaaten. Die Gemeinschaft bekräftigt ihre Absicht, unter Berücksichtigung der Entwicklungsziele, die ihre Mittelmeerpartner sich gesetzt haben, weiterhin zu deren wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung im Wege der finanziellen und technischen Zusammenarbeit beizutragen. In den Gesprächen mit ihren Partnern wird die Gemeinschaft deren jeweiligen Prioritäten und Besonderheiten — einschließlich der Notwendigkeit, in diesen Ländern Arbeitsplätze zu schaffen — Rechnung tragen. Sie schlägt vor, während des nächsten Kooperationszeitraums den nachstehenden drei Kooperationsbereichen Vorrang einzuräumen: 1. der Entwicklung der landwirtschaftlichen Erzeugung, durch die die Abhängigkeit von Nahrungsmitteleinfuhren verringert werden soll, und insbesondere der Unterstützung der nationalen Ernährungsstrategien mit dem Ziel einer weitergehenden Selbstversorgung sowie der Unterstützung der Bemühungen um Diversifizierung der landwirtschaftlichen Erzeugung: 2. der im beiderseitigen Interesse liegenden Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen im Wege einer Entwicklung der industriellen, wissenschaftlichen und technischen sowie handelspolitischen Zusammenarbeit; 3. der regionalen und multilateralen Zusammenarbeit. Entwicklung der Landwirtschaft und Unterstützung der Ernährungsstrategien Die Gemeinschaft wird mit ihren Mittelmeerpartnern Gespräche über deren Politiken und Programme zur Verringerung der Abhängigkeit von Nahrungsmitteleinfuhren aufnehmen. In diesem Zusammenhang sollte ein erheblicher Teil der Finanzmittel f ü r die Entwicklung der defizitären Erzeugungsbereiche, insbesondere f ü r die Grundnahrungsmittelproduktion im Rahmen der nationalen Strategien zur Verminderung der Abhängigkeit vom Ausland bereitgestellt werden. Parallel zu den Maßnahmen zur Verminderung der Abhängigkeit vom Ausland, die im Rahmen der Finanzprotokolle finanziert werden, ist die Gemein899

1985 — Israel und Europa schaft natürlich weiterhin bereit, ihre Mittelmeerpartner auch bei deren Bemühungen u m Abbau ihres Nahrungsmitteldefizits zu unterstützen. Soweit wie möglich wird die Gemeinschaft ergänzend andere Instrumente zum Einsatz bringen (z. B. die Gegenwertmittel aus d e r Nahrungsmittelhilfe). Um eine größtmögliche Effizienz zu erzielen, könnten die Mittel konzentriert auf spezifischen Sektoren eingesetzt werden. Ferner wird die Gemeinschaft die Bemühungen um Diversifizierung der Agrarerzeugung und d e r Agrarexporte im Hinblick auf eine vermehrte Komplementarität zwischen verschiedenen Mittelmeerländern unterstützen. Zusammenarbeit im Bereich der Fischerei Mit den Ländern, die Fischereimöglichkeiten haben, ist die Gemeinschaft bereit, eine Zusammenarbeit auf diesem Sektor einzuleiten bzw. zu verstärken. Die Kommission wird so bald als möglich Vorschläge f ü r Verhandlungsdirektiven zum Abschluß von Fischereiabkommen vorlegen. Festigung der wirtschaftlichen Beziehungen Die Gemeinschaft wird die Zusammenarbeit im industriellen, wissenschaftlichen, technischen und handelspolitischen Bereich fördern. In diesem Rahmen wird den Ausbildungsproblemen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Im industriellen Bereich werden direkte Kontakte zwischen den Wirtschaftsteilnehmern, Informationsaustausch, Maßnahmen zur Förderung der Investitionen und zur Einbringung von Privatkapital sowie die Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen, insbesondere durch Industrieentwicklungsbanken, gefördert. Im wissenschaftlichen und technischen Bereich wird die Gemeinschaft die Bemühungen ihrer Partner um Entwicklung ihrer Forschungskapazität unterstützen und im beiderseitigen Interesse die Beziehungen zwischen Forschungseinrichtungen fördern. Im Bereich des Handels wird die Gemeinschaft alle Aktivitäten unterstützen, die geeignet sind, die Handelsbeziehungen zu verbessern. Zu diesem Zweck beteiligt sie sich an — Programmen f ü r die Diversifizierung und Förderung der Ausfuhren; — den Kontakten zwischen Wirtschaftsteilnehmern beider Regionen im Hinblick auf den Austausch von Informationen und Erfahrungen. Die Gemeinschaft wird geeignete Ausbildungsmaßnahmen in allen vorrangigen Bereichen ihre Unterstützung gewähren. Dabei wird d e r Akzent auf die praktische Ausbildung gelegt (im Zusammenhang mit Vorhaben, in den Unternehmen, in Forschungseinrichtungen usw.). Regionale und multilaterale Zusammenarbeit Die Gemeinschaft wird Kooperationsmaßnahmen unterstützen können, an denen mehrere Mittelmeer- oder afrikanische Nachbarländer beteiligt sind (Pflan900

Der Ministerrat der EG gibt Verhandlungsdirektiven für die Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft

zenschutz- oder tiermedizinische Maßnahmen, Kampf gegen die Desertifikation, Agrarforschung, Forschung im Bereich der alternativen Energiequellen). Bei der Genehmigung der vorstehenden Verhandlungsdirektiven gibt der Rat folgende Erklärung ab: „Der Rat kommt überein, daß bei der Festsetzung des Gesamtbetrags der für die Mittelmeerdrittländer bereitzustellenden Finanzmittel folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen sind: — die Aktualisierung der Finanzprotokolle der zweiten Generation, die die Gemeinschaft auf jeden Fall vorgenommen hätte; — die Erhöhung der Beitragskapazität der Gemeinschaft aufgrund ihrer Erweiterung auf zwölf Mitgliedstaaten; — die Einbeziehung der Ziele der neuen Zusammenarbeit. Der genaue Umfang dieser Finanzmittel sowie deren Aufschlüsselung werden in der Schlußphase der Verhandlungen auf Vorschlag der Kommission festgelegt." Dem Papier des Europäischen Ministerrates sind für alle Staaten entsprechende Kontingentierungslisten mit Kontingenten und Referenzmengen jeweils unter Angabe der Nummern des gemeinsamen Zolltarifs der Gemeinschaft angefügt. Für Israel ergibt sich folgendes Bild:

Nummer des Warenbezeichnung Gemeinsamen Zolltarifs 07.01

Kontingent

Gemüse und Küchenkräuter, frisch oder gekühlt: G. Karotten und Speisemöhren, Speiserüben, Rote Rüben, Schwarzwurzeln, Knollensellerie, Rettiche und andere ähnliche genießbare Wurzeln: ex II. Karotten und Speisemöhren, Speiserüben: - Karotten und Speisemöhren, vom l.Januarbis31. März 3 100 ex H. Speisezwiebeln, Schalotten und Knoblauch: — Speisezwiebeln, vom 15. Februar 11 200 bis 15. Mai S. Gemüsepaprika oder Paprika ohne brennenden Geschmack 7 400 ex. I. andere: — Auberginen, vom 15. Januar bis 30. April - Stangensellerie, vom 1. Januar 10 800 bis 30. April - Zucchini (Courgettes), vom 1. Dezember bis Ende Februar

Referenzmenge

1 200

901

1985 — Israel und Europa Nummer des Warenbezeichnung Gemeinsamen Zolltarifs ex 08.01

08.02

08.08

ex 08.09

Datteln, Bananen, Ananas, Mangofrüchte, Mangostanfrüchte, Avocadofrüchte, Guaven, Kokosnüsse, Paranüsse, Kaschunüsse, frisch oder getrocknet, auch ohne Schalen: D. Avocadofrüchte H. andere Zitrusfrüchte, frisch oder getrocknet: ex. A. Orangen: - frisch ex B. Mandarinen, einschließlich Tangerinen und Satsumas; Clementinen, Wilkings und andere ähnliche Kreuzungen von Zitrusfrüchten: -frisch ex C. Zitronen: - frisch D. Pampelmusen und Grapefruits Beeren, frisch: A. Erdbeeren: ex II. vom 1. August bis 30. April: — vom 1. November bis 31. März Andere Früchte, frisch: - Melonen, vom 1. November bis 31. Mai — Wassermelonen vom 1. April bis 15.Juni

08.10

Früchte, gekocht oder nicht, gefroren, ohne Zusatz von Zucker: ex B. andere: - Segmente von Pampelmusen und Grapefruits

08.11

Früchte, vorläufig haltbar gemacht (z. B. durch Schwefeldioxid oder in Wasser, dem Salz, Schwefeldioxid oder andere vorläufig konservierend wirkende Stoffe zugesetzt sind), zum unmittelbaren Genuß nicht geeignet: ex B. Orangen: — fein zerkleinert ex E. andere: —Zitrusfrüchte, fein zerkleinert

902

Kontingent

Referenzmenge

31 000

293 000

14 200 6 400

156 200

2 200

9 500 7 800

5 900 1 100

Der Ministerrat der EG gibt Verhandlungsdirektiven für die Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft Nummer des Warenbezeichnung Gemeinsamen Zolltarifs 09.04

Pfeffer der Gattung „Piper"; Früchte der Gattungen „Capsicum" und „Pimenta": A. weder gemahlen noch sonst zerkleinert: II. Früchte der Gattungen „Capsicum" und „Pimenta": ex c) andere: — vom 15. November bis 30. April B. gemahlen oder sonst zerkleinert

13.03

Pflanzensäfte und -auszüge; Pektinstoffe, Pektinate und Pektate; Agar-Agar und andere Schleime und Verdickungsstoffe aus pflanzlichen Stoffen: ex B. Pektinstoffe, Pektinate und Pektate: — Pektinstoffe und Pektinate

20.02

Gemüse und Küchenkräuter, ohne Essig zubereitet oder haltbar gemacht: ex C. Tomaten: —geschälte Tomaten ex H. andere, einschließlich Gemische: — Knollensellerie, anders als in Gemischen — Kohl (außer Blumenkohl), anders als in Gemischen — Okraschoten, anders als in Gemischen

20.06

Früchte, in anderer Weise zubereitet oder haltbar gemacht, auch mit Zusatz von Zucker oder Alkohol: B. andere: II. ohne Zusatz von Alkohol: a) mit Zusatz von Zucker, in unmittelbaren Umschließungen mit einem Gewicht des Inhalts von mehr als 1 kg:

20.06

2. Segmente von Pampelmusen und Grapefruits

(Fortsetzung)

Kontingent

Referenzmenge

2 800

(1) 13 700

ex 3. Mandarinen, einschließlich Tangerinen und Satsumas; Clementinen, Wilkings und andere ähnliche Kreuzungen von Zitrusfrüchten fein zerkleinert

903

1985 — Israel und Europa Nummer des Warenbezeichnung Gemeinsamen Zolltarifs 7. Pfirsiche und Aprikosen: ex aa) mit einem Zuckergehalt von mehr als 13 Gewichtshundertteilen: - Aprikosen ex bb) andere: - Aprikosen ex 8. andere Früchte: - Pampelmusen und Grapefruits - Orangen und Zitronen, fein zerkleinert ex 9. Gemische von Früchten (Selbstbeschränkung mit Briefwechseln) - Fruchtsalate b) mit Zusatz von Zucker, in unmittelbaren Umschließungen mit einem Gewicht des Inhalts von 1 kg oder weniger: 2. Segmente von Pampelmusen und Grapefruits ex 3. Mandarinen, einschließlich Tangerinen und Satsumas; Clementinen, Wilkings und andere ähnliche Kreuzungen von Zitrusfrüchten: - fein zerkleinert ex 8. andere Früchte: - Pampelmusen und Grapefruits - Orangen und Zitronen, fein zerkleinert ex 9. Gemische von Früchten (Selbstbeschränkung mit Briefwechseln) - Fruchtsalate c) ohne Zusatz von Zucker, in unmittelbaren Umschließungen mit einem Gewicht des Inhalts: 1. von 4,5 kg oder mehr: ex aa) Aprikosen: -Aprikosenhälften Aprikosenpülpe (Zollkontingent) ex dd) andere Früchte: —Segmente von Pampelmusen und Grapefruits —Pampelmusen und Grapefruits - Pülpe von Zitrusfrüchten Zitrusfrüchte, fein zerkleinert

904

Kontingent

Referenzmenge

derzeitige Selbstbeschränkung

(1) 13 700

2 000 derzeitige Selbstbeschränkung

derzeitiges Zollkontingent

2 900

Der Ministerrat der EG gibt Verhandlungsdirektiven für die Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft Nummerdes Warenbezeichnung Gemeinsamen Zolltarifs ex 20.07

Kontingent

Referenzmenge

Fruchtsäfte (einschließlich Traubenmost) und Gemüsesäfte, nicht gegoren, ohne Zusatz von Alkohol, auch mit Zusatz von Zucker: A. mit einer Dichte bei 15 C von mehr als 1,33 III. andere: ex a) mit einem Wert von mehr als 30 RE für 100 kg Eigengewicht: - aus Orangen - a u s Pampelmusen und Grapefruits ex b) mit einem Wert von 30 RE oder weniger für 100kg Eigengewicht: - aus Orangen - aus Pampelmusen und Grapefruits - aus anderen Zitrusfrüchten B. mit einer Dichte bei 15 C von 1,33 oder weniger: II. andere: a) mit einem Wert von mehr als 30 RE für 100 kg Eigengewicht: 1. aus Orangen 2. aus Pampelmusen und Grapefruits ex 3. aus Zitronen und anderen Zitrusfrüchten: - aus anderen Zitrusfrüchten (mit Ausnahme von Zitronensaft) 5. aus Tomaten b) mit einem Wert von 30 RE oder weniger für 100 kg Eigengewicht: 1. aus Orangen 6. aus Tomaten

1) Gemeinsame Mengen für beide Tarifstellen.

905

1985 — Messen und Ausstellungen Liste neue Erzeugnisse Israel 06.03 A

Blüten und Blütenknospen, geschnitten, frisch

06.04 BI

Blattwerk, Blätter ..., zu Binde- oder Zierzwecken, frisch

07.01 A II

Frühkartoffeln, vom 1. Januar bis 31. März

07.01 Bex III 07.01 DexII 08.01 A 08.04 AI

Kontingent

12 400

Chinakohl, vom 1 .Juni bis 30. September Eisbergsalat, vom 1 .Juni bis 30. September Datteln, frisch oder getrocknet Tafeltrauben, vom 1. Februar bis 30. Juni

ex 08.09

Granatäpfel

ex 08.09

Kakifrüchte, vom 1. Dezember bis 31. Juli

08.10exD

Datteln, gefroren

20.01 ex C

Okraschoten und „Pearl onions"

20.06 ex AI

Erdnüsse, geröstet

Referenzmenge

als Stückzahl festzusetzen 17 000

50 150

1 900

Messen und Ausstellungen Israelische Mode auf der CPD Vom 4. bis 6. August 1985 zeigten erneut 25 Fabrikanten ihre Frühjahrs- und Sommerkollektionen 1986 auf der CPD, der Collections Premieren Düsseldorf. Drei bekannte große Namen fehlten: die Lederwarenfirma Fullop, die Firma Ata, die Alaska Sportlife. Sie waren im wirtschaftlichen Konkurrenzkampf bei der allgemeinen Situation in Israel untergegangen. Der Korrespondent des in Düsseldorf erscheinenden Handelsblattes malte ein schwieriges Bild der israelischen Textilwirtschaft, indem er am 12. Juni 1985 schrieb: 906

Fashion Week in Jerusalem „Kostenauftrieb, Absatzschwierigkeiten im In- und Ausland, Strukturprobleme und Kapitalmangel haben viele mittlere und kleinere Unternehmen an die Insolvenzschwelle getrieben." Das Informationsbüro Deutschland des Israelischen Trade Center in Düsseldorf beschrieb die Situation der israelischen Textilindustrie folgendermaßen: „Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen Israel seit einigen Jahren zu kämpfen hat, konnte sich die Textil- und Bekleidungsindustrie des Landes behaupten. Zwar stagnierte der Inlandsmarkt wegen der hohen Inflationsrate und schwindenden Kaufkraft der Israelis, aber die Bekleidungsindustrie setzte alles daran, mit ihren auf Dollarbasis kalkulierten Preisen auf den Auslandsmärkten konkurrenzfähig zu bleiben." So wurden 1984 insgesamt Textilien und Bekleidung im Wert von 370 Mill. Dollar (1983: 340) exportiert, der Bekleidungsanteil lag bei 260 Mill. Dollar (1983: 248). 80 % der Bekleidungsexporte gingen in die EG-Länder, davon 35 % nach Großbritannien. In die Bundesrepublik gingen Exporte in Höhe von 66 Mill. Dollar (1983:69), d. h. 25 %. Starke Beachtung schenkt man in Israel derzeit wieder dem US-Markt, den man seit etwa sechs Jahren zugunsten des EG-Marktes stark vernachlässigt hatte. Die im Mai erfolgte Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen Israel und den USA spielt hier eine wichtige Rolle. Bereits im letzten J a h r konnten die Exporte in die USA von rund 7,5 auf 14 % fast verdoppelt werden. „Auch wenn wir uns jetzt aufmerksam dem US-Markt widmen, werden wir den EG-Markt nicht vernachlässigen", versicherte ein Vertreter des Handelsministeriums.

Fashion Week in Jerusalem Die israelische Fashion Week, die vom 27. bis 29. August 1985 in Jerusalem stattfand, war die Fortsetzung eines vielversprechenden Saisonauftakts Anfang August auf der CPD in Düsseldorf und der anschließenden „Überarbeitung" der Kollektionen. 42 israelische Firmen stellten ihr Frühjahrs- und Sommerangebot für 1986 einem internationalen Käuferkreis vor. Die stärkste Interessentengruppe kam mit 37 Einkäufern von Konzernen, Versendern, Filiatilisten und einem Einkaufsverband nach Jerusalem. Mit dem geschäftlichen Ergebnis waren die meisten Aussteller zufrieden. Gezeigt wurde vorwiegend Young Fashion, Sportswear einschließlich aktive Sportswear, Strick- sowie Bade- und Strandmoden aus dem DOB-Bereich. Haka-Einkäufer fanden interessante Teile in den UnisexProgrammen vieler Firmen. Die internationalen Trends dieser Saison wurden in allen Bereichen mit top-modischen Kollektionen ä la Israel in mittlerer Preislage angeboten. Die Ledermodenhersteller waren nur mit zwei Firmen vertreten. Alle 907

1985 — Messen und Ausstellungen

anderen bekannten Namen wollten nicht teilnehmen, weil ursprünglich nur Einkäufer für andere Artikelgruppen erwartet wurden. Am Rande des Geschehens sah man dann doch so manche Lederkollektion, die noch eigens nach Jerusalem geschafft wurde. Mit dem Anstieg des Dollars und der damit verbundenen Schwächung der europäischen Währungen begann für Israels Textil- und Bekleidungsindustrie, die ihre Preise auf Dollarbasis kalkuliert, eine schwierige Zeit. In harten Preisgesprächen gingen viele Hersteller in den letzten Saisons bis an den Rand ihrer kalkulatorischen Möglichkeiten. Drei bekannte Unternehmen mußten in dieser Zeit schließen. Jetzt sehen die Hersteller wieder einen Silberstreifen am Horizont. Nach Rückgang des Dollarkurses hoffen sie nun auf eine günstigere Wettbewerbslage im europäischen Markt. Darüber hinaus setzen sie alle Hoffnungen auf den US-Markt. Hier trat ab 1. September das im Mai dieses Jahres unterzeichnete Freihandelsabkommen zwischen Israel und den USA in Kraft, in dem u. a. innerhalb der nächsten 10 Jahre nun auch für Textilien und Bekleidung „made in Israel" ein nach Artikelgruppen schrittweiser Abbau der derzeit hohen Zollsätze vereinbart wurde. Auch für Investoren aus den EG-Ländern eröffnet dieses Abkommen nach Meinung der Israelis neue Möglichkeiten im Hinblick auf den US-Markt. Insgesamt exportierte Israel 1984 Textilien und Bekleidung im Wert von ca. 370 Mill. Dollar (1983: 340 Mill.), der Bekleidungsanteil lag bei rund 260 Mill. (1983: 248). Im ersten Halbjahr 1985 lag der Exportanteil für Bekleidung bei 118,3 Mill. Dollar, verglichen mit 126,8 Mill. im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der wertmäßig leichte Rückgang ist in Wechselkursproblemen zu sehen, denn stückzahlenmäßig war ein Anstieg von 5 % zu verzeichnen. Die aktuelle Exportstatistik zeigt, daß heute 35 % (1. Hj. 85 = 42 Mill. Dollar) der Bekleidungsexporte nach Großbritannien gehen, 23 % (1. Hj. = 27 Mill.) gehen bereits in die USA und 20,9 % (1. Hj. = 25 Mill.) in die Bundesrepublik. Damit rutschte die Bundesrepublik von Platz 2 auf Platz 3 in der Abnehmerliste. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gingen Bade- und Strandmoden für 2 Mill. Dollar nach Deutschland, Lederbekleidung für 1,5 Mill. Dollar. Die in Düsseldorf über viele Jahre hindurch erfolgreiche Solo-Show israelischer Hersteller außerhalb der Modemessen soll jetzt auch den amerikanischen Markt besuchen. 35 Fabrikanten versprechen sich von der Teilnahme an der .Solo New York' vom 9.—13. September einen guten Einstieg in diesen Markt.

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Luftverkehr und Tourismus Israels Luftfahrt im Aufwind Aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft, 34. Jahrg. Nr. 17 bis 18 „Die israelische Luftfahrtindustrie plant im laufenden J a h r ihre Ausfuhr gegenüber 1984 um 20 Prozent auf ca. 180 Millionen US-Dollar anzuheben. Bereits im 1. Halbjahr konnte sie eine Zuwachsrate von 18,3 Prozent erwirtschaften. Unter anderem stützt die Branche ihre Planung auf das neue Freihandelsabkommen mit den USA, auf zahlreiche Buy-Back-Verträge mit amerikanischen Lieferanten u n d Verhandlungen, die mit US-Importeuren geführt werden und vor ihrem Abschluß stehen. In den letzten Jahren ist es der israelischen Luftfahrtindustrie gelungen, ihre Erzeugnisse wie Hubschrauber-Rotorteile, Teile f ü r Düsen-Getriebe, Bordausrüstungen, Kommunikationsanlagen und Klein-Radargeräte gut einzuführen und besonders den US-amerikanischen Markt zu beliefern. Die Branche umfaßt ca. 80 große und mittlere Unternehmen, die 35 000 Personen beschäftigen und einen Jahresumsatz von ca. 475 Millionen Dollar ausweisen. Die wichtigsten Absatzmärkte sind Südafrika, die USA und Singapur. Es besteht keine T r e n n u n g zwischen der Produktion f ü r militärische und zivile Zwecke. Die Branche hat 1984 Erzeugnisse im Wert von 152 Millionen Dollar ausgeführt. Sie kann sich auf einige entscheidende Stärken stützen, darunter hohes technologisches Know-how, praktische Erfahrung, erwiesene Tüchtigkeit der Geräte und Komponenten sowie eine verhältnismäßig rege Tätigkeit in den Bereichen Forschung und Entwicklung, die teilweise von den israelischen Streitkräften gefördert und mitfinanziert werden. Darüber hinaus sind Investitionsfonds f ü r besonders wichtige Forschungs- und Entwicklungsprojekte verfügbar, vorausgesetzt, diese Vorhaben haben günstige Ausfuhrchancen. Ausländische Investoren in israelischen Luftfahrtbetrieben können erhebliche Steuervergünstigungen beantragen. Die Kehrseite ist die oft aggressive Angebots- und Verkaufspolitik der ausländischen Großunternehmen und ihre fast unbegrenzten Möglichkeiten, ihren Kunden langfristige Lieferkredite anzubieten. Die Buy-Back-Verpflichtungen der US-amerikanischen Lieferanten werden auf 90 Millionen bis 100 Millionen Dollar im J a h r veranschlagt. Davon entfallen 30 Millionen bis 35 Millionen Dollar auf die inländische Luftfahrtindustrie."

Die Frachtfluggesellschaft C. A. L. Die Zeitschrift „Israels Außenhandel" brachte 1985 mit dem Präsidenten der C. A. L. Cargo Air Lines Ltd., H e r r n Z. Nelkin, ein Interview, in dem dieser über

909

1985 — Luftverkehr und Tourismus

die Bedeutung für den deutsch-israelischen Fracht-Flug-Verkehr berichtete. Nicht nur die El-Al „befliegt" diese Strecke mit besonderen Frachtflügen, sondern die Organisation der C. A. L. vollbringt mit dem Flughafen Köln/Wahn auch eine große Leistung im Fracht-Flug-Verkehr. Die Frachtfluggesellschaft C. A. L. ist in den neun Jahren ihres Bestehens nicht nur zu einem bedeutenden Faktor im internationalen Luftverkehr geworden, sondern hat auch dazu beigetragen, daß im Köln-Bonner Flughafen Wahn die Infrastruktur aufgebaut wurde, die für einen modernen Frachtumschlag unerläßlich ist. Dies alles bezieht sich sowohl auf die Ausfuhr israelischer Land wirtschaftsprodukte und anderer Waren in die Bundesrepublik Deutschland, wie auch auf den Versand von Industrieprodukten aus der Bundesrepublik Deutschland nach Israel. Bei diesem Warenverkehr handelt es sich jedoch nicht nur um den binationalen Handel zwischen Deutschland und Israel, sondern er schließt alle europäischen Länder ein, die von Köln aus, als zentralem Punkt inmitten von Europa, beliefert werden — oder, in umgekehrter Richtung, ihre Frachtgüter zum Flug nach Israel anliefern. Der Kölner Flughafen wurde auch deshalb ausgewählt, da er einen hervorragenden Service bietet und er der Flughafen ist, der am wenigsten aus Schlechtwettergründen geschlossen werden muß. Die Organisation, die C. A. L. in Zusammenarbeit mit dem Flughafen Wahn aufgebaut hat, ist beachtlich. Kaum landet ein Großraumflugzeug von C. A. L., so nähern sich schon die Transportfahrzeuge und übernehmen die Ladeeinheiten oder Stückgutsendungen und befördern sie minutenschnell zu den Hochregallagern oder in die Frachtumschlagshalle. Auf der anderen Seite der Halle warten bereits die Lkw's, auf die die Ware sofort verladen wird, um so rasch wie möglich an ihren Bestimmungsort zu gelangen. Um all dies zu erreichen, genügt es nicht, daß das Flugzeug rechtzeitig abfliegt, sondern es müssen genaue Absprachen mit den Transportgesellschaften der Kühllastwagen und mit dem Bodenpersonal getroffen werden. Es darf nicht die geringste Abweichung vorkommen. Deswegen müssen alle Beteiligten eng zusammenarbeiten, vor allem die AGREXCO, Israels landwirtschaftliche Ausfuhrgesellschaft, und die Flughafenleitung des Kölner Flughafens. Besondere Anstrengungen werden auch unternommen, um die Quantitäten der Agrarprodukte, die per Luftfracht befördert werden, zu erhöhen; so wurden Verbesserungen der Verpackungssysteme eingeführt und eine optimale Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Ladefläche ausgearbeitet, so daß die Ladekapazität zu 99 % ausgenutzt wird, eine absolute Spitzenleistung! Um günstige Frachtraten anbieten zu können, hat C. A. L. sich darum bemüht, bei den europäischen Firmen die Beförderung der Industriegüter per Luftfracht populär zu machen, damit beide Strecken ausgelastet sind. Vor drei Jahren hat die Frachtfluggesellschaft begonnen, auch in den Sommermonaten — außer der eigentlichen Saison — zu fliegen, um kernlose Trauben, Melonen, Wassermelonen u. a. Früchte zu befördern, wie auch anderen Kunden auf der Route von und nach Israel zur Verfügung zu stehen. 910

Bemühungen um den Israel-Tourismus C. A. L. bietet ihren Kunden aber noch mehr, wie z. B. kostenlose Lagermöglichkeiten im Flughafen Wahn. Durch die firmeneigene EDV-Anlage kann der Versender auf Anfrage jederzeit erfahren, wo sich sein Frachtgut gerade befindet. Ferner beraten die C. A. L.-Fachleute ihre Kunden, welche Verpackung f ü r die jeweilige Fracht am günstigsten ist. Die vielen Vorteile, die die Luftfracht bietet, wie schnellere Beförderung und damit eine raschere Begleichung der Rechnung, Einsparen von Verpackungsund Versicherungskosten, die beim Schiffstransport wesentlich höher sind, wobei evtl. Schäden auf ein Minimum begrenzt sind, sowie täglicher Versand und die Möglichkeit, auch kleinere Mengen zu schicken, wobei wiederum Lagerkosten eingespart werden, all' dies bringt wesentliche Vorteile, die von immer mehr Firmen erkannt werden. Zum Schluß noch ein Wort in eigener Sache. Wie Z. Nelkin berichtete, wird die Frachtanlage Köln seit kurzem auch von anderen Fluggesellschaften benutzt, so daß die Abfertigung der C. A. L.-Flugzeuge nicht mehr ganz so zügig vonstatten geht wie bisher. C. A. L. hofft, daß sich dies in naher Zukunft wieder zu Gunsten der Fluggesellschaft ändern wird, die nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, den Cargo Terminal von Köln aufzubauen.

Bemühungen um den Israel-Tourismus Wie der israelische Minister f ü r Tourismus, Abraham Sharir und der Direktor des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros in Deutschland, EliNoy, in Frankfurt mitteilten, wird mit Beginn des Jahres 1985 der stellvertretende Direktor des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros seinen Sitz von Frankfurt nach Hamburg verlegen, um die dortige Repräsentanz zu verstärken. Damit unterstreicht das Ministerium f ü r Tourismus die besondere Bedeutung des norddeutschen Marktes — mit ca. 10 Millionen Verbrauchern - f ü r den Israel-Tourismus. Israel hatte vor zwei J a h r e n als eines der ersten Mittelmeerländer überhaupt eine Tourismus-Repräsentanz in Hamburg eröffnet. Die Zentrale des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros wird in Frankfurt bleiben. Während der Sommersaison war Hamburg durch einen Direkt-Charter mit Israel verbunden. Im Winterhalbjahr werden Anschlußflüge ab Hamburg angeboten. Direktflüge von Frankfurt/M. nach Elat El AI Israel Airlines wird in d e r kommenden Wintersaison (Beginn 1.11.1985) erstmals die Strecke Frankfurt — Elat direkt anbieten. Damit wird die staatliche israelische Fluggesellschaft der stark angestiegenen Nachfrage auf dieser Route gerecht. 911

1985 — Luftverkehr und Tourismus Das Badezentrum Elat am Roten Meer e r f r e u t sich insbesondere als Wintersonnenziel enorm steigender Beliebtheit. El AI Israel Airlines wird h i e r f ü r den Düsenjet Boeing 737 einsetzen. Der Repräsentant von El AI, H e r r Levy, erklärte in einer Pressekonferenz in Frankfurt/M., d a ß ein Großflughafen in der Nähe von Elat, d e n die israelische L u f t w a f f e f ü r Großraumflugzeuge f ü r d e n Touristenverkehr nach Elat zur Verf ü g u n g gestellt hat, von d e n Linienfliegern nicht gut a u f g e n o m m e n w u r d e so daß m a n wieder mit kleineren Maschinen d e n Stadtflughafen von Elat direkt anfliegt. Das Großraumflugzeug der El AI wird sich d a h e r auf die Flüge nach Tel Aviv konzentrieren. Ab d e m 13. September bietet El AI Israel Airlines auf d e r Strecke F r a n k f u r t Tel Aviv wieder Samstagsflüge an. Der Start in F r a n k f u r t ist f ü r 21.00 U h r (ab 11. Oktober 19.00 Uhr) vorgesehen. Für den Samstagsflug ist jeweils der Einsatz d e r Boeing 767 geplant. Direkt-Charter zweimal wöchentlich direkt nach Elat Erstmals in d e r Geschichte des Israel-Tourismus fliegen im Winterhalbjahr 1984/ 85 zwei Direktcharter von Deutschland nach Elat a m Roten Meer. Dies betonte d e r israelische Minister f ü r Tourismus, Abraham Sharir, bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Zusätzlich zu dieser Kapazität von 266 Sitzen w e r d e n zahlreiche weitere Linien- und Charterflüge mit Anschlußmöglichkeiten ab Tel Aviv angeboten. Die Bettenkapazität in Elat wurde von 2.500 auf 4.000 Einheiten ausgebaut. Das Übernachtungsangebot in Elat u m f a ß t Hotels aller Kategorien sowie Feriendörfer, Ferienwohnungen u n d Clubanlagen. Neben den bekannt guten Wassersportmöglichkeiten bietet Elat als Attraktionen Wüstensafaris, das Weltruf genießende Unterwasser-Observatorium, einen T i e r p a r k , in d e m ausschließlich in der Bibel erwähnte Tierarten leben, einen Landschaftsnaturpark sowie eine ,Texas-Ranch', die bereits als Filmkulisse f ü r Brooke Shields diente. Tagesausflüge in d e n Sinai u n d zum Katharinenkloster sind ebenfalls möglich. M e h r e r e deutsche Reiseveranstalter haben f ü r die Wintersaison die Preise u m bis zu n e u n Prozent gesenkt u n d ihr Elat-Programm noch weiter ausgebaut. Zehn Charterflüge pro Woche nach Israel Mit einem Platzangebot von 1624 Sitzen f ü h r e n zwei israelische Chartergesellschaften, die Arkia u n d die Maof mit j e zwei Flügen p r o Woche u n d d e n deutschen Chartergesellschaften H a p a g Lloyd und Aero Lloyd-Hapag Lloyd 5 Flüge, Aero Lloyd 2 Flüge, Charterflüge durch. Arkia fliegt am Sonntag u n d Mittwoch, die Maof zweimal a m Samstag, H a p a g Lloyd Donnerstag, Samstag u n d Sonntag. A e r o Lloyd am Donnerstag. Der festgelegte Zeitraum f ü r diese Charterflüge ist d e r Winterflugplan 1984/85, also von November bis April. 912

Landwirtschaft

DieANUGA Wie alle zwei J a h r e , wenn die ANUGA, die größte internationale Messe f ü r verarbeitete Agrarerzeugnisse in Köln stattfindet, war auch wieder in diesem J a h r die breite Palette des israelischen Angebotes zu sehen. W e n n man die einzelnen Firmen in den über 30 Kojen des israelischen Gemeinschaftsstandes auseinanderdividierte, so waren es ü b e r 50 Einzelfirmen, die dort mit ihren Produkten vertreten waren. Ich traf an d e n israelischen Ständen auch Michael Passweg, d e r d e r großen Firma Yakhin vorsteht. Yakhin ist ein f ü h r e n d e r Name, Zitrus — u n d Tomaten — verarbeiteter Produkte, sie produzieren Obst- u n d Gemüsekonserven und liefern Rohstoffe f ü r die Getränkeindustrie sowie Zitruspektrine. Michael Passweg ist aber auch gleichzeitig der Präsident d e r Israelisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer in Tel Aviv. Über die Fragen u n d Sorgen d e r israelischen Ernährungsindustrie hatte ich mit ihm ein längeres Gespräch, dessen wichtigste Gedanken hier wiedergegeben werden sollen: ,„ANUGA Köln* ist zum integralen T r e f f p u n k t u n d Ausstellungsort d e r israelischen Nahrungsmittelexportindustrie geworden. Die Produzenten u n d Aussteller sind traditionsgemäß immer wieder dabei, u n d erfreulicherweise gibt es jedesmal Neulinge, die sich in der internationalen Arena in Köln einfinden, u m sich d e n Vertretern d e r Verbrauchermärke vorzustellen. I m m e r m e h r israelische Aussteller, immer m e h r Angebote. Die Wirtschaftsstruktur Israels, die spärlichen Quellen an Rohstoffen, die hochentwickelte Landwirtschaft u n d eine Bevölkerungszahl von insgesamt viereinhalb Millionen bilden einen sehr wesentlichen Faktor f ü r die ansteigende Ausf u h r von Frischfrucht u n d Gemüse sowie f ü r die vorwiegend auf Export ausgerichtete, verarbeitende Nahrungsmittelindustrie. Die erzielten Erfolge auf dem Gebiet der Früchte u n d Gemüse, d e r Fortschritt in Früh- und Spätlese, in Früh- u n d Späternte erweitern sehr wesentlich die Exportmöglichkeiten von Frischfrucht u n d Frischgemüse. Die Saisonlücken am europäischen Markt können gut genutzt werden. Darüber hinaus sind neue landwirtschaftliche Produkte u n d ein immer größer werdendes Sortiment sowie fortschreitende größere Ernten u n d h ö h e r e Erträge mitbestimmend f ü r diese Richtung. Die Produktionskapazität d e r israelischen Landwirtschaft geht aber weit ü b e r die saisonbedingten Exportmöglichkeiten u n d über den Bedarf am eigenen Markt hinaus u n d die Folgerung ist Nutzung des landwirtschaftlichen Potentials f ü r zusätzliches Rohmaterial f ü r die verarbeitende Industrie. Die immer größer w e r d e n d e Palette d e r angebotenen Ernährungsprodukte stößt auf einen auch i m m e r stärker w e r d e n d e n Wettbewerb. Diese Tatsache und angestiegene Preise des landwirtschaftlichen Rohmaterials bringen Produzenten 913

1985 - Landwirtschaft und Verkaufsketten zum Versuch, auf kleinere Einheiten, verbilligte Verpakkung, Produkte, die Tiefkühlung und Transportkosten sparen, aber nicht zuletzt auch auf niedere eingestufte Qualitäten auszuweichen. Das Letztere ist gewiß sehr nachteilig. Eine sehr wesentliche Begleiterscheinung dieses Sachverhaltes ist auch die fortgesetzte Neigung der westlichen Industrie zu größeren Produktionslinien und immer wieder werden Zusammenschlüsse von Herstellerfirmen gemeldet. Dabei gilt unsere besondere Aufmerksamkeit dem Geschehen in dem uns nahegelegenen und naheliegenden Europa. In Israel sind wir diesbezüglich über spärliche Anfange nicht hinaus. Trotz der spezifischen Situation in der Verschiedenheit der Gesellschaft der israelischen Industrie sollten bestehende Möglichkeiten des Zusammenschlusses von Firmen angestrebt und genutzt werden. Die Vorteile sind offensichtlich, insbesondere auf lange Sicht. Unter allen Umständen und bei jeder Größenordnung muß die israelische Industrie an ihrem Leitmotiv .Qualität' festhalten. Trotz des natürlichen Bemühens der Produzenten, sich den Marktforderungen anzupassen, muß dieser Grundsatz beibehalten werden. Das war das Geheimnis unserer Erfolge am europäischen Markt und — auf einen dauerhaften Absatzmarkt bedacht — muß diese Richtlinie auch in Zukunft die ausschlaggebende sein. Das israelische Produkt soll weiterhin mit erster Qualität identifiziert werden und nur auf dieser Ebene konkurrieren. Diese alt-neue Parole auch zur ANUGA 1985." Die große halbstaatliche Vermarktungsorganisation für Obst und Gemüse, sowie Frischfrucht, Blumen und andere Spezialitäten, die AGREXCO, die unter dem Warenzeichen „Carmel" exportiert, hat sich zu den Landwirtschaftsproblemen in dieser Zeit geäußert. Der Generaldirektor der AGREXCO, Dr. Amotz Amiod, nahm Stellung: „Vor dem Hintergrund eines sehr schwierigen Erntejahres und eines sich rasch wandelnden Marktgeschehens hat AGREXCO-Generaldirektor Dr. Amotz Amiod die Neuorientierung der Unternehmensziele der israelischen halbstaatlichen Exportorganisation bekräftigt: In Anbetracht des härteren Wettbewerbs speziell auf den Auslandsmärkten sprach er sich während der diesjährigen Paneltagung in Frankfurt für ein rascheres Reagieren auf die Konsumentenwünsche aus, wobei die Anbautechnologie — einschließlich Forschung — ihren Schwerpunkt in der rascheren Verwirklichung neuer Varietäten zu sehen haben." Es gehe darum, schneller und effektiver auf dem Markt zu agieren, bevor dies andere potentielle Mitbewerber in die Tat umsetzen. Über ein ausgesuchtes Programm von exotischem Obst und Gemüse, mit Hilfe von Früchten, die wenig Kalorien enthalten, und einem Angebot „komfortabler" Naturerzeugnisse, also Früchten mit einem hohen Convenience-Nutzen, sei es für die Tausenden von Farmern möglich, die in der AGREXCO organisiert sind, zufriedenstellende Preise zu erzielen. „Unsere Position ist an vorderster Linie und im höchsten 914

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft Markt-Level", konstatierte Dr. Amiod. Zumal ein kleines Land wie Israel nie ein Mengenproduzent werden könne. Aus diesem Grund müsse das Agrarland am Mittelmeer künftig auch solche Produkte forcieren, die länger zu haben seien. AGREXCO speziell wolle weiterhin die Kosten senken — etwa im Bereich der Fracht — und noch stärker den Promotionsbereich in Übereinstimmung mit den langfristigen Marketing-Zielen betonen. Dazu gehöre auch die Maßgabe, sich auf wenige gute Idee( zu konzentrieren und diese mit allen Mitteln als innovative Leistung in den Exportmärkten durchzusetzen. Ebenfalls wird mit gezielten Schwerpunkt-Maßnahmen die Konkurrenzfähigkeit u. a. auf dem bundesdeutschen Markt weiter verstärkt. Als Zielprojektion — so Dr. Amiod, — beabsichtige die AGREXCO, jährlich zwei bis drei neue Produkte einzuführen. Zusammen mit einem weiter verstärkten Logistik-System und den bewährten Vermarktungspartnern dürfte demnach ein weiterer Ausbau des OffSeason-Geschäftes gerade in den 90er Jahren durchaus realistisch sein: bei einer Projektionsgröße von 10 bis 15 Prozent Umsatzwachstum. Dr. Amiod: „Wir glauben, daß im Rahmen eines freien Marktwettbewerbs dieser Bereich weiter erfolgreich ist. Selbst in Konkurrenz zu den neuen EG-Mitgliedern Spanien und Portugal. Vorausgesetzt, es kommt zu keinen protektionistischen Regulierungen." Die AGREXCO selbst wird noch intensiver nach der Formel verfahren: „Qualität, Liefer-Kontinuität, vernünftige Preise und neue Zeitgemäße Produkte."

Sonstiges Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft Israels Schmuckindustrie meldet hohe Zuwachsraten Aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft AG, Jahrgang 34, Heft Nr. 13, 1. Juli „Die israelische Goldwaren- und Schmuckindustrie sieht wiederum besseren Zeiten entgegen. 1984 ist es dieser expandierenden Industrie gelungen, ihren Export um 17 Prozent auf 146 Millionen US-Dollar anzuheben. 78,5 Prozent der Branchenproduktion im Wert von 186 Millionen Dollar wurden damit im Ausland abgesetzt. Hiervon nahm der US-amerikanische Markt 76 Prozent ab. Mit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen Israel und den USA über die 915

1985 — Sonstiges

schrittweise Schaffung einer Freihandelszone ab 1. September 1985 bestehen für die israelische Goldwaren- und Schmuckindustrie gute Chancen, ihren Absatz auf dem amerikanischen Markt im Verlauf weniger Jahre zu verdoppeln. Mit staatlicher Hilfe hat die Branche in den letzten drei Jahren ca. 45 Millionen Dollar in neue Produktionsstätten, Maschinen und Ausrüstungen investiert. Seit 1976 expandiert die Industrie und konnte in jedem Jahr zweistellige Zuwachsraten erwirtschaften. Sowohl das 1975 unterzeichnete Handelsabkommen mit der EG wie auch die bisher mit den USA ausgehandelten Zollvergünstigungen bevorzugten die Ausfuhr von israelischen Schmuckwaren. Gleichzeitig hat Israel auch mit Australien und Japan Sonderregelungen ausgehandelt, die es den Unternehmen ermöglichten, in diesen wichtigen Märkten Fuß zu fassen. Die Diamantenbörse in Tel Aviv sowie die inländische Verarbeitung von Halbedelsteinen ermöglichen der Schmuckindustrie, von diesen Gegebenheiten vorteilhaften Gebrauch zu machen. Die Exportentwicklung im ersten Jahresquartal 1985 läßt einen Ausstoß von 205 Millionen für 1985 unter der Annahme möglich erscheinen, daß sich trotz der zu erwartenden Schwankungen der durchschnittliche Goldpreis kaum ändern wird. Wie in den letzten drei Jahren rechnet die Branche ebenso mit einer starken Inlandsnachfrage, die auf die hohe Inflationsrate und den schnellen Geldwertverfall zurückzuführen ist. Die massive Flucht in wertbeständige Anlagen hat viele Personen veranlaßt, einen Teil ihrer Vermögenswerte in Schmuck und Goldwaren zu investieren."

Israel weiter auf Sparkurs „Auch im kommenden Finanzjahr 1986/87 (1. April bis 31. März) wird die israelische Regierung den strengen Sparkurs fortsetzen. Die Eckwerte des vorgestellten Haushalts gehen von einem Anstieg des Bruttosozialprodukts um 5 bis 3,5 Prozent und der zivilen Importe um 5 Prozent aus, nachdem in den letzten zwei Jahren die Lagerbestände in der Wirtschaft, besonders in der Industrie, fast auf den Nullpunkt abgebaut wurden. Bei der Warenausfuhr rechnet die Regierung mit einer Zuwachsrate von 7 Prozent, bei den Dienstleistungen von 3 Prozent. Insgesamt werden Ausfuhrerträge in Höhe von 11,3 Milliarden US-Dollar und ein um 0,6 Milliarden Dollar auf 2,2 Milliarden Dollar verringerter Fehlbetrag in der israelischen Leistungsbilanz erwartet. Die Freistellung von rund 5000 Beschäftigten im öffentlichen Dienst soll eine Entlastung für den Haushalt bringen. Die Arbeitslosenrate dürfte im kommenden Jahr 9,5 Prozent erreichen. Obwohl das am 1. Juli 1985 in Kraft getretene staatliche Konsolidierungspaket durch den verordneten Preis-, Lohn- und Abwertungsstopp bisher recht befriedigende Resultate gebracht hat — die Inflation wurde auf eine durchschnittliche Monatsrate von 2 bis 3 Prozent gedrückt, die staatlichen Devisenreserven von 1,9 Milliarden auf 3,25 Milliarden Dollar aufgestockt - ist die Umstrukturierungsphase der Wirtschaft noch nicht abgeschlossen. Die Aufwendungen der öf916

GIFRID — Deutsch-israelische Zusammenarbeit im Dienste der Dritten Welt fentlichen Hand erscheinen der israelischen Regierung trotz der Reduzierung der Ausgabenansätze um 1,6 Milliarden Dollar als immer noch zu hoch. Im kommenden J a h r soll der Ausgabenrahmen deshalb um weitere 0,6 Milliarden Dollar auf 21.55 Milliarden Dollar gekürzt werden. Das Finanzministerium prognostiziert f ü r 1986 eine allgemeine Teuerungsrate von 45 Prozent. Der gegenwärtige Preisstopp soll bis Mitte kommenden Jahres durchgehalten und danach schrittweise gelockert werden. Der vom Finanzminister prognostizierten Konjunkturentwicklung zufolge werden 1986/87 die der Wirtschaft zur Verfügung stehenden Ressourcen u m zirka 3 Prozent ansteigen; der private Verbrauch soll sich um 2 Prozent erhöhen, der private Pro-Kopf-Verbrauch stagnieren. Die öffentlichen Ausgaben sollen um 3,4 Prozent sinken. Erst in der zweiten Jahreshälfte 1986 wird es nach d e r Investitionsflaute der letzten Jahre möglich sein, mehr Mittel f ü r das Wirtschaftswachstum bereitzustellen. Der israelische Verbraucher muß im kommenden J a h r mit einer weiteren Verteuerung der Brot bzw. der Mehl- und der Molkereipreise sowie mit höheren Tarifen der öffentlichen Verkehrsmittel rechnen. Die geplanten Preiskorrekturen sollen allerdings nicht vor Ende April 1986 in Kraft treten. Die staatlichen Ausfuhrsubventionen sollen um 77 Millionen, auf 450 Millionen Dollar gekürzt werden. Durch die Verschiebung der großen Steuerreform von April auf Juli 1986 erhofft sich die Regierung Mehreinnahmen in Höhe von 22 Millionen Dollar. Staatliche Betriebe und Unternehmen erhielten die Weisung, im kommenden Finanzjahr zusätzliche 50 Millionen Dollar an den Finanzminister zu überweisen."

GIFRID — Deutsch-israelische Zusammenarbeit im Dienste der Dritten Welt Bei der diesjährigen T a g u n g der Welthungerhilfe wurde ein Jubiläum begangen: GIFRID, der Deutsch-Israelische Fond f ü r Forschung und internationale Entwicklung beging sein lOjähriges Jubiläum. Namhafte Persönlichkeiten haben sich dieser bedeutenden Aufgabe zur Verfügung gestellt. Der Vorsitzende aus Israel, Felix Dan Maas; im Ehrenkomitee die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Frau Annemarie Renger; Erik Blumenfeld, Mitglied des Europäischen Parlaments und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft; der f r ü h e r e Bundesminister f ü r Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, Josef Ertl; der israelische Minister f ü r Landwirtschaft, Chaim Gwati; der deutsche Botschafter in Israel, Dr. Niels Hansen; Walter Hesselbach und der Ehrenvorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe Prof Dr. Dr. hc. Heinrich Kraut. Der Board von GIFRID: als Chairman Prof. Dr. A. Ashri, Schatzmeister Dr. f . Bach, Mrs. Lotte M. Roman, Sekretärin. Die Mitglieder: Bernd V. Dreesmann .Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe (Agro Action), Moshe Kohr, Direktor 917

1985 — Sonstiges der Auswärtigen Abteilung d e r Israel Lands Authory, Prof. Dr. Claus Leitzmann der Universität Gießen, Mitglied des Direktoriums d e r Deutschen Welthungerhilfe, Akiva Lewinsky, Schatzmeister aus d e r Jewish Agency, Klaus Schütz, f r ü h e r e r Botschafter d e r Bundesrepublik Deutschland in Israel u n d heutiger I n t e n d a n t der Deutschen Welle. Diese Persönlichkeiten sind allein schon ein Programm. Über die Aktivitäten von G I F R I D in den J a h r e n 1975 bis 1985 wurde zum Jubiläum von der Welthungerhilfe ein H e f t herausgegeben, das den Titel trägt „The GIFRID Story". Dieser wichtigen Arbeit im Dienste der Dritten Welt hat der Generalsekretär d e r Welthungerhilfe Bernd V. Dreesmann ein Vorwort vorangestellt. Es hat folgenden Wortlaut: „Schon bald nach der E r ö f f n u n g einer eigenen Geschäftsstelle im J a h r e 1969 ergaben sich erste Kontakte zwischen der Deutschen Welthungerhilfe und Wissenschaftlern in Israel, d e r e n Fachgebiet vor allem die Landwirtschaft in ariden u n d semiariden Zonen betraf. Der damalige Vorsitzende d e r Deutschen Welthungerhilfe, Professor Dr. Dr. h.c. Heinrich Kraut, langjähriger Direktor des Max-PlanckInstituts f ü r Ernährungsphysiologie in Dortmund und Begründer eines erfolgreichen Ernährungssicherungsprojekts in Tanzania, maß dieser Zusammenarbeit eine große B e d e u t u n g bei und förderte sie nach Kräften. Eine weitere F ö r d e r u n g e r f u h r dieser Ansatz praxisorientierter Kooperation durch die sich gleichzeitig entwickelnden guten Beziehungen zwischen d e r Deutschen Welthungerhilfe u n d ihrem israelischen Partnerkomitee d e r FAO-Freedom f r o m H u n g e r Gampaign, dessen ehrenamtliche Leitung von Frau Lotte M. Roman, Leiterin d e r Abteilung f ü r internationale Angelegenheiten im israelischen Landwirtschaftsministerium, wahrgenommen wurde. Die Zusammenarbeit vollzog sich in j e n e n „ f r ü h e n J a h r e n " - wie auch heute noch — denkbar einfach, unbürokratisch u n d d a h e r auch effektiv. Israelische Wissenschaftler u n d Fachleute f ü r Entwicklungszusammenarbeit legten der Deutschen Welthungerhilfe Projektvorschläge vor, deren Förderungswürdigkeit d e r Gutachterausschuß des Komitees vor d e r Beschlußfassung im Vorstand p r ü f t e . Erste Projekte waren die B e k ä m p f u n g von Rosterkrankung beim Weizen (Professor Isaac Wahl, Universität Tel Aviv) u n d Fortbildungskurse über d e n Einsatz von Düngemitteln in Thailand, den Philippinen u n d Korea (TheoKaddar, Dead Sea Works). Als die Zahl d e r Projektanträge nicht n u r zahlenmäßig schnell zunahm, sondern sich auch das wissenschaftliche Spektrum erweiterte, wurde auf Vorschlag von Professor Kraut die G r ü n d u n g eines unabhängigen T r ä g e r g r e m i u m s in Angriff g e n o m m e n . Als Ergebnis entstand 1975 der German Israel Fund f o r Research a n d International Development/GIFRID, dessen erster Vorsitzender Felix Dan Maas, langjähriger Sonderberater im israelischen Landwirtschaftsministerium, wurde. Zusammen mit Professor Kraut prägte Dan Maas in den ersten GIFRID-Jahren die Arbeit dieses Gremiums, auf das Schumachers b e r ü h m t gewordenes Charakteristikum „Small is beautiful" in unverkennbarer Weise zutraf. Denn 918

GIFRID — Deutsch-israelische Zusammenarbeit im Dienste der Dritten Welt wer auch immer die folgenden Seiten dieser GIFRID-Story durchliest, könnte d e m falschen Eindruck erliegen, f ü r die zahlreichen Projekte und Programme seien hohe Millionenbeträge investiert worden. Nichts wäre falscher, d e n n GIFRID mußte stets mit relativ bescheidenen Mitteln wirtschaften. Die Deutsche Welthungerhilfe stellte bisher insgesamt 3,5 Mio. DM zur Verf ü g u n g , während die israelische Partnerschaftsleistung vor allem in der Bereitstellung von wissenschaftlichem u n d fachlichem Know-how bestand. Hervorzuheben sind weiterhin auch die Selbsthilfeleistungen, die GIFRID-Partner in den Entwicklungsländern erbrachten, wenn sie bei d e r Umsetzung von Forschungsergebnissen u n d d e r D u r c h f ü h r u n g von Fortbildungsmaßnahmen mitwirkten. Die Schwerpunkte der GlFRID-Tätigkeit sind: — Die F ö r d e r u n g von praxisnahen Forschungsprojekten, deren Ergebnisse f ü r die Landwirtschaft d e r Dritten Welt von B e d e u t u n g sein können. — Die D u r c h f ü h r u n g von Aus- u n d Fortbildungsmaßnahmen von Fachkräften aus Entwicklungsländern. — Beratung von Partnerorganisationen d e r Deutschen Welthungerhilfe u n d and e r e n Projektträgern in d e r Dritten Welt. Diese Tätigkeit wird GIFRID u n t e r d e r Leitung des neuen Vorsitzenden, Professor Dr. Amram Ashri von der Universität Tel Aviv, auch in Z u k u n f t fortsetzen. GIFRID hat von 1977 bis 1985 93 Projekte finanziert und d u r c h g e f ü h r t , die sich auf 12 verschiedene landwirtschaftliche Gebiete verteilen: Hauptschwerpunkt war die Arbeit bei Getreide u n d Feldfrüchten mit 18 verschiedenen Projekten. Außerdem wurde Fischkultur mit 5 Projekten, Bewässer u n g mit versalztem Wasser mit 5 Projekten, biologischer Pflanzenschutz mit 5 Projekten, arabische Landwirtschaft mit 2 Projekten, Forstwirtschaft unter arid e n und semiariden Bedingungen mit 4 Projekten, B e g r ü n u n g der Wüste mit 8 Projekten, Bewässerung mit 5 Projekten, die Ernährungsprobleme im östlichen Mittelmeergebiet mit 2 Projekten, Kurse u n d Konferenzen mit 11 Projekten, Ber a t u n g mit 6 Projekten und Ausbildung mit 7 Projekten finanziert u n d durchgeführt." 10 Jahre GIFRID in Zahlen: Insgesamt 2,473 Millionen DM bei 78 Projekten GIFRID, d e r deutsch-israelische Fond f ü r Forschung u n d internationale Entwicklung, beging, wie wir bereits oben erwähnt, 1985 sein lOjähriges Jubiläum. Ergänzend zu diesem Bericht ist in d e r folgenden Statistik die Aufteilung d e r Beiträge auf verschiedene Bereiche dargestellt. Seit 1975 wurden f ü r 78 Projekte insgesamt 2,473 Millionen DM investiert:

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1985 — Sonstiges Getreide, Feldfrüchte: Fischkultur: Bewässerung mit versalztem Wasser: Biologischer Pflanzenschutz: Arabische Landwirtschaft: Forstwirtschaft unter ariden und semiariden Bedingungen: Begrünungder Wüste: Bewässerung: Ernährungsprobleme im östlichen Mittelmeergebiet: Kurse, Konferenzen: Beratung: Ausbildung: Insgesamt:

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677.000 DM 108.000 DM 169.000 DM 125.000 DM 150.000 DM

209.000 DM 252.000 DM 135.000 DM

65.000 319.000 49.500 214.000

DM DM DM DM

2.473.000 DM

1986

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Deutsch-israelische Wirtschaftskonferenz technische Zusammenarbeit

über wissenschaftlich-

Der Bundesverband der Deutschen Industrie hatte in Zusammenarbeit mit der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung eine deutsch-israelische Wirtschaftskonferenz über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit unter der Schirmherrschaft des israelischen Botschafters, Ben-Ari, und des Bundesministers für Forschung und Technologie, Dr. Riesenhuber, für den 26. Februar 1986 geladen. Die Veranstaltung sollte Gelegenheit geben, Möglichkeiten einer intensivierten deutsch-israelischen Zusammenarbeit zu erkunden. Auf zahlreichen Gebieten haben israelische Forschungseinrichtungen einen ausgezeichneten Ruf. Repräsentanten dieser Einrichtungen und von Privatunternehmen sollten bei dieser Tagung das Potential ihrer Ergebnisse bei der angewandten Forschung und Entwicklung auf dem industriellen Sektor vorstellen und dabei gleichzeitig um Kooperationspartner werben.

Die Eröffnungsrede des israelischen Botschafters Ben-Ari „Es ist für mich eine besondere Freude, heute ein Grußwort an Sie zu richten. Gerne möchte ich dem Bundesverband der Deutschen Industrie Dankbarkeit für seine Gastfreundschaft bezeugen. Dank sei auch gesagt der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung und den israelischen Teilnehmern an dieser Veranstaltung, die hier nach Köln gekommen sind. In seiner sehr beachtenswerten Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker sagte dieser: .Wirtschaftliches Wohlergehen und Stabilität kann heute kein Staat mehr allein erreichen. Zur Partnerschaft gehört die Entwicklung enger Handels- und Wirtschaftsbeziehungen, die beide Seiten nutzen.' Wir alle - Sie, ein reiches Land, Israel ein noch immer sich entwickelndes Land — stehen vor der Herausforderung einer dritten industriellen Revolution. Mikroprozessoren (das Herz der neuen Maschinen- und Kommunikationsanlagen), Informationstechnik, Biotechnik, Elektro-Optik werden noch in unserer Generation unaufhaltsam dazu führen, daß weite Teile der Industrie und Landwirtschaft neue Strukturen erhalten. Technologien waren 921

1986 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

der Schlüssel zu unserer aller Unabhängigkeit und wirtschaftlichem Überleben. Hochtechnologien werden die physische Sicherheit, den Lebensstandard und das Wohlergehen unserer Völker bestimmen. Der Staat Israel hat mit allen Krankheiten dieser Welt zu ringen und mit noch einigen Schwierigkeiten der Region. Und trotzdem, meine ich, haben wir in den letzten Monaten mit Besonnenheit und Opferbereitschaft weiter Kreise der Bevölkerung die Preise stabil gehalten, die Geldwertstabilität erreicht, die nationalen Valutareserven bedeutend erhöht, die Leistungsbilanz verbessert. Die Inflation erreichte Anfang 1985 fast 1000 %; in vorigen Monaten war sie negativ. Subventionen an Konsumgütern wurden um 75 % gekürzt. Der Haushalt ist balanciert. Die Produktivität stieg um 4—5 %. Unser Export wuchs, besonders in die USA, dank der Freihandelszone, um 8 %. Und die Arbeitslosigkeit verblieb in erträglichen Grenzen. Unsere Wirtschaft — bei passender Gestaltung der Rahmenbedingungen — wird auch in der Zukunft die nötige Flexibilität, Innovationskraft und den Unternehmensgeist aufbringen, um ihre internationale Konkurrenzfähigkeit zu erhalten. Die vernünftige Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Forschung an Hochschulen, wissenschaftlichen Instituten und in Industrieunternehmen wird in der Zukunft notwendiger denn je sein. Unbehinderter Informationsaustausch zwischen Grundsatzforschung und an Marktbedürfnissen in zielbewußter Industrieforschung sind im nationalen und internationalen Interesse. .Wissenschaft und die Kunst gehören der Welt an und vor ihnen verschwinden die Schranken der Nationalität.', sagte Goethe. Heute besteht eine verläßliche und vertrauensvolle Basis für eine Erweiterung der Zusammenarbeit unserer Länder auf wirtschaftlichen, technologischen und wissenschaftlichen Gebieten. Die Fundamente sind solide, und einflußreiche Promotoren sind heute hier zusammengekommen. In der wissenschaftlichen Zusammenarbeit haben wir gemeinsam internationales Ansehen erreicht — für diesen Erfolg war und verbleibt Herr Staatssekretär Dr. Haunschild, der hier heute unter uns ist, ausschlaggebend. Auch die Wirtschaft leistet einen unentbehrlichen Beitrag zur Völkerverständigung und einer Friedenspolitik. Falsche Propheten behaupten, daß der Niedergang der europäischen Industrie - von kleinen Ländern nicht zu reden — schon begonnen hat. Dieser Herausforderung müssen und können wir uns stellen. Israel, durch sein Abkommen mit der EG und dem Freihandelsabkommen mit den USA, eröffnet hier einmalige Perspektiven: In israelisch-deutschen Joint-Ventures besteht die Möglichkeit eines fairen Wettbewerbs mit den USA und Japan. Deutsche und Juden haben in ihrer Geschichte bewiesen, daß sie immer wieder die Vitalität gefunden haben, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Der Wiederaufbau dieses Landes, die Urbarmachung der Wüste in Israel, sind leuchtende Beispiele dieser Tatkraft. Ich wünsche dieser wichtigen Tagung einen fruchtbaren Meinungsaustausch und, so hoffe ich, Anstöße für weitere Zusammenarbeit in neuen Bereichen. Dank sei Ihnen und allen Mitarbeitern gesagt für Ihr persönliches Engagement." 922

Deutsch-israelische Wirtschaftskonferenz über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit Die Eröffnungsansprachen des Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Langmann und des Staatssekretärs Haunschild „Ich f r e u e mich, eine Delegation mit wichtigen Persönlichkeiten aus Regierung, Wissenschaft u n d Wirtschaft des Landes Israel heute im Haus d e r Deutschen Industrie begrüßen zu können. Ich heiße Sie im N a m e n des Bundesverbandes d e r Deutschen Industrie herzlich willkommen. Gleichzeitig d a n k e ich Ihnen f ü r I h r e Bereitschaft, die weite Reise zu einem Gedanken- u n d Meinungsaustausch mit Repräsentanten der deutschen Wirtschaft angetreten zu haben. Es ist mir eine besondere Ehre, auch Sie, Euer Exzellenz, H e r r Botschafter BenAri, begrüßen zu d ü r f e n , der Sie bereits seit Juli 1981 I h r Amt in Bonn innehaben u n d sich in dieser Zeit sehr verdient u m unsere bilateralen Beziehungen gemacht haben. Mit großer Aufmerksamkeit u n d A n e r k e n n u n g verfolgt man in d e r deutschen Wirtschaft die B e m ü h u n g e n d e r israelischen Regierung zur Sanierung der Wirtschaft und d e r Staatsfinanzen. Viele einschneidende, zum Teil auch u n p o p u l ä r e Maßnahmen sind in Ihrem Lande getroffen worden. Ich d e n k e hier an Lohnstopp u n d Subventionskürzungen, Maßnahmen, d e r e n Auswirkungen im übrigen auch die deutsche Wirtschaft in Form von Importrestriktionen zu spüren bekommen hat. Die ersten Monate des Austeritätsprogramms haben bereits zu beachtlichen Erfolgen geführt. So zeigt beispielsweise die gegenwärtige Inflationsrate einen seit n e u n J a h r e n nicht erreichten Tiefstand. Hierzu möchte ich I h r e Regierung beglückwünschen. Meine Damen u n d H e r r e n , die sich abzeichnende innerwirtschaftliche Stabilisierung in Israel scheint uns eine wesentliche Voraussetzung f ü r eine Intensivierung unserer Wirtschaftsbeziehungen u n d ein verstärktes deutsches Engagement in I h r e m Lande zu sein. Ich kann Ihnen versichern, daß die Repräsentanten d e r deutschen Wirtschaft d e r weiteren Entwicklung in I h r e m L a n d e und den sich hieraus e r g e b e n d e n wirtschaftlichen Möglichkeiten ihre besondere Aufmerksamkeit schenken werden. Eine Reihe von deutschen U n t e r n e h m e n unterhalten bereits seit J a h r e n Geschäftsbeziehungen mit Israel. Als Handelspartner des Landes steht die Bundesrepublik nach den USA an zweiter Stelle. Auch israelische u n d deutsche Institute arbeiten seit J a h r e n erfolgreich zusammen (im Bereich der Grundlagenforschung). Ich bin überzeugt, d a ß sich künftig weitere Möglichkeiten f ü r einen Ausbau unserer wirtschaftlichen Beziehungen ergeben werden. Wir wissen, d a ß Ihr Land — ähnlich wie die Bundesrepublik — fast ausschließlich auf die E i n f u h r von Rohstoffen u n d Zwischenerzeugnissen f ü r die verarbeitende Industrie angewiesen ist. 923

1986 — Die Entwicklung der Handebbeziehungen

Die Leistungskraft der israelischen Industrie basiert daher größtenteils auf ihrem Kreativitätspotential. Damit meine ich das Fähigkeitskapital seiner Einwohner, die Aufgeschlossenheit für neue Technologien und die Nutzung der internationalen Arbeitsteilung. Hier sprechen Sie und wir als Unternehmer die gleiche Sprache; deshalb halten auch wir die weitere Auslotung der Chancen und Möglichkeiten im Bereich der industriellen Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern für sinnvoll und notwendig. Meine Damen und Herren, der Technologiegehalt von Produkten und Produktionsverfahren ist ein wesentliches und in seiner Bedeutung zunehmendes Element der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Israelische Forschungseinrichtungen genießen auf zahlreichen Gebieten einen ausgezeichneten Ruf. Das Potential der israelischen Forschung und Entwicklung scheint beachtlich, die Nutzungsmöglichkeiten im eigenen Lande hingegen begrenzt. Die Chance besteht in der Ausrichtung auf den Export. Eine ausländische Firma, die sich an der Prodiiktenentwicklung in Israel beteiligt, kann das Produkt später im übrigen auch besser im eigenen Lande verkaufen. Besondere Bedeutung messe ich in diesem Zusammenhang den Israel eingeräumten Zollpräferenzen auf dem US-Markt und dem Freihandelsabkommen mit der EG zu, die dem Export vom Industriestandort Israel her beträchtliche Möglichkeiten eröffnen. Das hohe Leistungsvermögen israelischer Unternehmen bzw. ihres Managements schafft die Voraussetzung dafür, daß sich die Verwirklichung einer mehr exportorientierten Wirtschaftspolitik im allgemeinen relativ schnell vollziehen wird; dies, obwohl sich die Wettbewerbssituation auf den Exportmärkten in den letzten Jahren verschärft hat. Vor diesem Hintergrund wird sich für die Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, die Notwendigkeit ergeben, im Hinblick auf Produktinnovation und Marketing besondere Anstrengungen zu unternehmen. Hier bieten sich meines Erachtens gute Voraussetzungen f ü r die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen, die ihrerseits ein hohes Maß an technischen Erfahrungen einbringen können. Auch die Leistungen unserer Forschung und Techniker in Wissenschaft und Wirtschaft werden in der Welt hoch eingeschätzt. Wir geben seit vielen Jahren sehr viel Geld für Forschung und Entwicklung und liegen mit einem Anteil von 2,8 % am Bruttosozialprodukt an der Weltspitze. Die Voraussetzungen für eine erfolgversprechende Zusammenarbeit von Unternehmen unserer Länder müssen in jedem Einzelfall geprüft werden. Chancen hierzu bestehen in vielfältiger Form. Ich bin zuversichtlich, meine Damen und Herren, daß deutsche Unternehmen bereit und in der Lage sein werden, sich die Vorteile einer verstärkten wissenschaftlich-technischen Kooperation mit Israel zunutze zu machen. Die Initiative unserer israelischen Freunde, uns über das Potential der Ergeb924

Deutsch-israelische Wirtschaftskonferenz über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit nisse angewandter Forschung und Entwicklung auf industriellem Sektor in ihrem Lande zu berichten und uns Vorschläge f ü r die Vertiefung auf einzelnen Gebieten der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit zu unterbreiten, begrüßen wir deshalb sehr." Für den verhinderten Bundesminister f ü r Forschung und Technologie nahm Staatssekretär Dr. Haunschild das Wort. Das Bundesministerium f ü r Forschung und Technologie fördert seit 25 J a h r e n die deutsch-israelische Zusammenarbeit in Forschung und Wissenschaft. In seiner Ansprache sagte Staatssekretär Haunschild \i. a.: „Die deutsch-israelische Zusammenarbeit in Forschung und Technologie hat Tradition. Sie begann 1960 zunächst zwischen der Max-Planck-Gesellschaft und dem Weizmann-Institut in Rehovot. Sie wurde in den Folgejahren kontinuierlich im Umfang verstärkt und von den T h e m e n und den beteiligten Institutionen her ausgedehnt. Heute umfaßt unsere Kooperation alle bedeutenden Forschungseinrichtungen Israels. Es werden gemeinsame Forschungsvorhaben sowohl in der Grundlagen- als auch in der angewandten Forschung gemeinsam durchgeführt. Schwerpunkte sind dabei Medizin, Biotechnologie, Materialforschung, Aquakultur, Umweltschutz, Wassertechnologie u n d Informationstechnologien. Eine gemeinsame deutsch-israelische Kommission berät jährlich über Inhalt, Umfang u n d Struktur der Zusammenarbeit. Die Zusammenarbeit findet bisher vor allem zwischen Universitäten und Forschungslaboratorien statt. Nur gelegentlich, etwa bei der medizinischen Technik oder der Wasserforschung, sind auch einmal Industrieunternehmen bei angewandten Projekten beteiligt gewesen. Dies entspricht durchaus dem staatlichen Charakter der Kooperation, d e r sich z. B. auch darin zeigt, daß die gemeinsame Kommission aus staatlichen Vertretern besteht. Partner des Bundesministeriums f ü r Forschung und Technologie ist dabei auf israelischer Seite in erster Linie der National Council on Research and Development. In diesem Gremium wurde kürzlich die Frage erörtert, f ü r einige erfolgreich abgeschlossene Vorhaben der Grundlagen- oder angewandten Forschung Pilotoder Demonstrationsanlagen gemeinsam zu errichten. Beim Bau dieser Anlagen sollten dann auch industrielle Partner aus beiden Ländern beteiligt sein. Von deutscher Seite begrüßen wir es, wenn über die Wissenschaft hinaus eine industrielle Zusammenarbeit zustande kommt. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß die Errichtung von Prototyp-Anlagen im Grenzbereich zwischen Entwicklung und Markteinführung liegt, weshalb von Fall zu Fall besonders sorgfaltig geprüft werden muß, wieweit es gerechtfertigt ist, öffentliche Mittel einzusetzen. Diese Frage stellt sich natürlich um so eher, je marktnäher die Projekte sind. Aber es lohnt zweifellos, solche Vorhaben zu untersuchen. Viele von Ihnen sind heute hierhergekommen u m festzustellen, welche Möglichkeiten f ü r eine gemeinsame wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit

925

1986 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen deutschen und israelischen Unternehmen bestehen. Die Staaten können solche Partnerschaften natürlich nicht direkt vermitteln. Ihnen obliegt es aber, die Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen der unternehmerische Innovationsprozeß stattfindet. Die Innovationsfähigkeit der Unternehmen ist nämlich der eigentliche Ansatzpunkt für die staatliche Forschungs- und Technologiepolitik. Die deutsche Regierung hat hierfür eine ganze Reihe von Instrumenten geschaffen, die auch bei internationaler Partnerschaft wirksame Hilfen vermitteln können. Ich nehme an, daß diese Maßnahmen im Laufe des Tages zur Sprache kommen werden. Ein neuer Ansatzpunkt für die wissenschaftlich-technische Kooperation unserer Länder ist die kürzlich zwischen Ministerpräsident Peres und Bundeskanzler Kohl vereinbarte deutsch-israelische Stiftung f ü r wissenschaftliche Forschung und technologische Entwicklung, die ebenfalls für gemeinsame Vorhaben Mittel zur Verfügung stellen wird. Sie wird auch im angewandten und technologischen Bereich tätig werden können. Zur Zeit sind wir damit befaßt, die Statuten auszuarbeiten, um einen möglichst baldigen Arbeitsbeginn für diese neue Einrichtung zu ermöglichen. Es besteht also ein System staatlicher Innovationsförderung, das insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Anreize bietet, sich den Herausforderungen neuer Techniken zu stellen. Dabei kann gerade auch die Kooperation mit ausländischen Partnern der richtige Weg sein, diese Herausforderung anzunehmen. Die unternehmerische Eigenverantwortung und die Entscheidung darüber, ob von den gebotenen Möglichkeiten Gebrauch gemacht wird, kann und will Ihnen der Staat aber nicht abnehmen. Für den weiteren Verlauf dieser Tagung wünsche ich Ihnen ebenso einen guten Erfolg wie für die sich hier bietenden Kontaktmöglichkeiten zwischen deutschen und israelischen Unternehmen." Das Referat von Horst Schröder, Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Entwicklungsgesellschaft für Beteiligungen an Entwicklungsländern GmbH „Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich wurde zu dieser Veranstaltung eingeladen, um Ihnen in aller Kürze die Arbeit der DEG, der deutschen Finanzierungsgesellschaft für Beteiligungen in Entwicklungsländern, allgemein und insbesondere ihre Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit israelischen Partnerfirmen vorzustellen. Diese Zusammenarbeit begann Ende der sechziger Jahre. Seit dieser Zeit hat die DEG sich an der Gründung einer Reihe von Firmen beteiligt, die inzwischen zum großen Teil auf eigenen Füßen stehen und weder der Beratung noch der Finanzierung durch die DEG mehr bedürfen. Wie sieht die Unterstützung im Einzelnen aus, die die DEG einem Joint Venture z. B. in Israel geben kann?

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Deutsch-israelische Wirtschaftskonferenz

über wissenschaftlich-technische

Zusammenarbeit

Die DEG als spezielles Finanzierungsinstitut im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland finanziert privatwirtschaftliche Partnerschaftsunternehmer in Ländern der Dritten Welt, wozu in diesem Fall auch Israel als Begünstigter gerechnet werden kann. Die DEG bietet folgende Leistungen: - Beratung investitionswilliger Unternehmer in der Phase der Entwicklung von Projektkonzepten und der -Vorbereitung, - Bereitstellung von Risikokapital für das gemeinsame Unternehmen, d. h. die Projektgesellschaft (in Israel), — Gewährung beteiligungsähnlicher Darlehen, — ebenfalls an die Projektgesellschaft, — Übernahme von Garantien und Bürgschaften, — Gewährung von Refinanzierungsdarlehen an deutsche Unternehmen im Rahmen des Programms der Bundesregierung zur Förderung von Niederlassungen in Entwicklungsländern, - Vermittlung zusätzlicher Finanzierungen durch internationale und nationale Entwicklungsbanken. Die DEG steht der Projektgesellschaft auch in der Phase der Projektlaufzeit beratend zur Seite, ist aber stets bestrebt, keine Managementfunktionen zu übernehmen. Die Verantwortung für das Projekt liegt bei den beteiligten Unternehmen selbst. Das DEG-Engagement ist auch keine Dauerbeteiligung. Die DEG ist bemüht, ihre Beteiligungen wieder zu verkaufen, sobald die wirtschaftlichen Verhältnisse es zulassen. Sie achtet darauf, daß ihr Finanzierungsbeitrag kleiner ist als der der deutschen Partnerfirma und sie somit Minderheitspartner in dem Joint Venture bleibt. In einigen Ländern, zu denen Israel allerdings nicht gehört, arbeiten Investitionsberater der DEG im Rahmen des Programms der Bundesregierung für Betriebliche Kooperation mit dem Ziel, Joint Ventures im Entwicklungsland zu initiieren. Besondere Aufmerksamkeit widmet die DEG den mittelständischen deutschen Firmen (mit einem Jahresumsatz bis zu maximal 200 Mio. DM), für die auch ein Finanzierungsprogramm mit Sonderkonditionen, das „Mittelstandsprogramm", zur Verfügung steht. Gerade der mittelständischen Wirtschaft bietet die DEG ein umfassendes Beratungsprogramm an; dieses reicht von der Hilfestellung — bei der allgemeinen Unternehmensanalyse zur Prüfung der unternehmensbezogenen Voraussetzungen in bezug auf Auslandsengagements, - über die Hilfe bei der Entwicklung einer Projektidee unter Berücksichtigung der unternehmensstrategischen Zielsetzungen - und die Unterstützung bei der Entwicklung einer Projektkonzeption, der Beschaffung und Auswertung von Informationen zur Konkretisierung des Investitionsvorhabens, — bis zur Hilfe bei der Auswahl eines lokalen Partners. 927

1986 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Soviel allgemein zum Finanzierungs- und Beratungsangebot d e r DEG. Wie sieht n u n das DEG-Engagement in Israel aus? Der derzeitige Nettozusagenbestand beläuft sich auf r u n d 22 Mio. DM, von d e n e n k n a p p die Hälfte als Darlehen vergeben wurden. Nicht berücksichtigt sind hierbei die bereits im Sinne d e r DEG ausgelaufenen Projekte, bei d e n e n die Beteiligungen verkauft u n d die Darlehen zurückgezahlt wurden. Durch diese Zusagen wurden ca. 1.600 Arbeitsplätze geschaffen, davon allein ca. 250 im Negev. Die DEG hat seit A u f n a h m e ihres Israel-Engagements 4 Projekte erfolgreich abgeschlossen. Erfolgreich heißt in diesem Fall, daß Darlehen zurückgezahlt u n d Beteiligungen veräußert wurden. So war die DEG von 1969 bis 1982 an einer Textilfabrik (OCEAN) beteiligt, die in Jerusalem modische Frotteewaren, insbesondere H a n d t ü c h e r u n d Bademäntel f ü r d e n Export u n d d e n lokalen Bedarf fertigte. Nach dem Ausscheiden des deutschen Partners ü b e r n a h m d e r israelische Partner auch die DEG-Anteile. Die Firma beschäftigt 120 Mitarbeiter. Eine zweite Beteiligung im Textilbereich hielt die DEG von 1970 bis 1979. Diese Projektgesellschaft ( T r i u m p h International Ltd.) — auch in Jerusalem ansässig — produziert Miederwaren u n d Bademoden. Sie beschäftigt r u n d 380 Mitarbeiter. In diesem Fall ü b e r n a h m d e r deutsche Partner die DEG-Anteile. Ebenfalls in d e n siebziger J a h r e n war die DEG an einer Gesellschaft (Messebau, T ü r e n - u n d Fensterherstellung) mit Sitz in Kiryat Bialik beteiligt. Diese Projektgesellschaft bekam die Auswirkungen der rückläufigen Baukonjunktur in Israel zu spüren. Auch d e r deutsche Partner bekam wirtschaftliche Schwierigkeiten. Deshalb ü b e r n a h m e n zunächst der israelische Partner u n d die DEG seine Anteile. Später gingen auch die DEG-Anteile an d e n lokalen Partner. Die letzte der ausgelaufenen DEG-Beteiligungen schließlich wurde 1984 vom israelischen Partner ü b e r n o m m e n . Hierbei handelt es sich u m ein Werk f ü r Baustahl in Haifa (Israel Street Mills-ISM-Ltd.) mit 680 Beschäftigten. Derzeit besteht noch eine DEG-Beteiligungbei einer Fabrikzur Produktion von Düngemitteln in Form von Phosphorsäure u n d Granulaten in Tel Aviv u n d Produktionsbetrieben im Negev (ROTEM Fertilizers Ltd.). Die hergestellten Produkte — granulierte Düngemittel—finden hauptsächlich in Europa in der Türkei ihren Absatz. Eine Reihe von Produkten befinden sich in der Phase d e r konkreten P r ü f u n g bzw. in d e r Verabschiedungsphase. Sie stammen aus d e r Nahrungsmittelbranche, d e m Textilbereich, aber auch aus d e m Sektor modernster Technologie, d e r Telekommunikation o d e r d e r EDV. A u ß e r d e m so plant die DEG die Mitfinanzierung einer Fabrik zur Herstellung von Schokoladenartikeln. Sie soll etwa 85 Mitarbeiter beschäftigen. Es wurden Vorgespräche g e f ü h r t über eine Beteiligung an einer Spinnerei f ü r Baumwollgarne mit ca. 45 Beschäftigten, über ein Engagement bei einem Unternehmen, das Durchschreibsätze f ü r EDV-Anlagen herstellt (80 Mitarbeiter) u n d bei einem U n t e r n e h m e n , das Telekommunikationssysteme f ü r die Büroorganisation produziert (ca. 30 Beschäftigte). 928

Deutsch-israelische Wirtschaftskonferenz

über wissenschaftlich-technische

Zusammenarbeit

Letztlich ist auch ein Kälberzuchtprojekt mit Schlachthaus und Tiefkühlanlagen im Gespräch, das seine Produkte u. a. exportieren will. Ich möchte Ihnen anhand eines aktuellen Beispiels die Form des DEG-Engagements in Israel erläutern. Die DEG beteiligt sich an einer Venture Capital Gesellschaft zu 50 % mit 5 Mio DM. Der deutsche Partner stammt aus der chemischen Industrie, statt eines israelischen Finanzpartners wird das Management von der Tochter eines israelischen Chemieunternehmens übernommen. Der Geschäftszweck dieser Venture Capital Gesellschaft soll sein: — die Gründung, den Aufbau oder die Erweiterung kleiner und mittlerer israelischer Unternehmen des Hochtechnologiesektors durch — zeitlich begrenzte — Bereitstellung von Beteiligungskapital und/oder beteiligungsähnlichen Darlehen mitzufinanzieren und — diese Unternehmen in Fragen des Marketing, der Finanzen, der Technik und der Verwaltung zu beraten. Die Projektgesellschaft wird sich überwiegend mit High Technology in der chemischen Industrie beschäftigen. Durch dieses Projekt sollen einerseits kleine und mittlere Unternehmen gestärkt werden, um den Einfluß von Kartellen und Monopolen aus der israelischen Wirtschaft etwas einzudämmen; dieses Ziel liegt ganz auf der israelischen wirtschaftspolitischen Schiene. Zum anderen soll der Aufbau des exportintensiven Hochtechnologiesektors gestärkt werden, um - angesichts des internationalen Wettbewerbs - die Chance der israelischen Wirtschaft zur Expansion zu verbessern. Damit ist dieser Projektansatz von enormer volkswirtschaftlicher Bedeutung und wir hoffen, daß sein Beispiel Schule machen wird. Diese Aufzählung der Förderungsbereiche macht die Sonderstellung deutlich, die Israel innerhalb der Kooperationsländer der DEG einnimmt. Israel ist — wie Ihnen am besten bekannt ist — ein hochentwickeltes Land, das über qualifizierte Arbeitskräfte verfügt, ein gut ausgebautes Infrastruktursystem besitzt und über hinreichende Verkehrsverbindungen an Europa angeschlossen ist. Daher bietet sich für die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Unternehmensbereich die wissenschaftlich-technische Kooperation an, weil in diesem Fall von der israelischen Partnerseite nicht nur das lokale Markt-Know-how mitgebracht wird, das wir von jedem unserer lokalen Partner erwarten, sondern auch die Kenntnisse der Produktenentwicklung, des Fertigungs- und des Management-Know-how. Die besonderen Vorteile, die Israelis im Joint-Venture-Unternehmen mit deutschen Partnern suchen, liegen in der Erschließung von Absatzmärkten für ihre israelischen Produkte. Da die deutsche Industrie exportorientiert arbeitet, kann sie Produkten aus deutsch-israelischen Joint Ventures den Weg in den Export ebnen. Deshalb sind Joint Ventures mit deutschen Firmen für Israelis interessant. Israel hingegen kann bestimmte Produkte zollfrei in die USA (Freihandelsabkommen) exportieren. Dieses wiederum ist nicht unbedeutend für den deutschen Unternehmer, der gemeinsam mit lokalen Unternehmern in Israel produziert. 929

1986 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich hoffe, ich konnte Ihnen in der Kürze der Zeit einen Überblick über das Engagement der DEG in Israel geben. Ich wollte Ihnen vor Augen führen, daß Israel aufgrund seines hohen Entwicklungsniveaus eine Sonderstellung im Förderungsspektrum der DEG einnimmt. Ich darf an das Beispiel Venture Capital Gesellschaft erinnern. Die DEG bemüht sich, ihr Engagement in Israel auszuweiten, gerade in diesem Bereich der High Technology, der für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung Israels und der Bundesrepublik von außerordentlicher Bedeutung sein wird."

Ein Hintergrundbericht

zur Tagung von Yigal Ehrlich

Der Chefwissenschaftler des Ministeriums f ü r Industrie und Handel, Herr Yigal Ehrlich, gab vor der Tagung ein umfassendes Bild von der israelischen Politik im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung des kommenden Jahrzehnts. Dieser Bericht hat folgenden Wortlaut: ,„Die Möglichkeiten f ü r die industrielle Entwicklung müssen überwacht werden und vom Staat als eine seiner wichtigsten Aufgaben angesehen werden... Wir haben eine gewaltige Waffe, die wir kunstvoll und gewandt mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln einsetzen müssen. Wissenschaft heißt diese Waffe, unser Flaggschiff und unsere Quelle der Verteidigung.' (Dr. Chaim Weizmann— 1. Präsident Israels). Israels Politik, im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung des kommenden Jahrzehnts, hängt größtenteils von der Expansion der Industrieexporte ab. Es herrscht weitgehendst Übereinstimmung darüber, daß diese Exporte aus einzigartigen Produkten bestehen müssen, die mehr und mehr aus dem High-Tech Bereich kommen. Eine weitere Voraussetzung ist, daß die wissenschaftlich orientierte Industrie kontinuierlich durch intensive Entwicklungsarbeiten unterstützt wird, kombiniert mit wissenschaftlicher Kreativität und der Fähigkeit „gute Ideen" in verkaufbare Produkte umzuwandeln. Die massive, staatliche Unterstützung der industriellen Forschung und Entwicklung begann Ende der 60er Jahre. In diesem Frühstadium galt Forschung und Entwicklung selbst schon als Ziel. Es war wichtig die Industrie zu überzeugen, Reserven in Entwicklung und Forschung zu investieren; die Bereitschaft der Regierung die Risiken zu teilen hervorzuheben. Am Anfang dieser Förderungskampagne f ü r technologische Neuerungen stellte das OCS (Office of the ChiefScientist) fest, daß die Industrie nicht in der Lage war, die zur Verfügung stehenden Mittel wirkungsvoll zu nutzen. Dieses Stadium dauerte jedoch nicht lange an. In weniger als einem Jahrzehnt überschritt die schnell wachsende High-Tech Industrie die zur Verfügung stehenden Mittel dieses Budgets. Industrieforschung und -entwicklung war nicht länger nur ein Ziel, sondern wurde zum wirtschaftlichen Werkzeug, das zur Expansion der israelischen Industriebasis benutzt wurde und damit zum Ausgleich unserer Zahlungsbilanz beitrug. 930

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Dies erforderte ein generelles Überdenken der Regierungspolitik bezüglich Art und Ausmaß der Subventionen für Forschung und Entwicklung. Die Hauptkriterien dieser Überlegungen waren: a) Prioritäten der verschiedenen Technologiegebiete. b) Möglichkeiten zur Aufstockung der finanziellen Mittel für Forschung und Entwicklung. c) für die Firmen, die Subventionen beantragten akzeptable Maßstäbe zu setzen. Im allgemeinen ist die Regierungspolitik durch Objektivität gekennzeichnet. Wir gehen eher auf die Initiativen der Industrie ein als daß wir Entwicklungsdirektiven geben, wie dies z. B. die französische Regierung durch starke Unterstützung der Informatik- oder Bio-Technik-Branche tut oder wie es im japanischen System üblich ist. Da Israel ein wesentlich kleineres Land ist, kann es sich nicht leisten seine Möglichkeiten zu begrenzen in dem es seine Anstrengungen nur auf bestimmte Industriezweige konzentriert. Wir müssen uns ein Maximum an Flexibilität erhalten und sind bereit auf die schnellen Wechsel der Technologiewelt zu reagieren. Als Konsequenz dazu wird jedes entwickelte Projekt auf seinen eigenen Wert hin geprüft. Die Auswahlkriterien berücksichtigen die Exportfähigkeit, die Produktionsmöglichkeiten und die enthaltenen Risiken. Im Rückblick gesehen haben sich folgende Gebiete erfolgreich herauskristallisiert: ElektronikMedizin, Kommunikationssysteme, CAD/CAM, Agrartechnologie und -chemie, Elektro-Optik und alternative Energiesysteme. Viele Firmen mit erfolgreichen Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten verharren auf der Stelle. Da sie sehr klein sind, haben sie nicht den Ehrgeiz die großen Märkte, die die Industriegiganten anziehen, zu erobern. Ihre größte Chance liegt darin Marktlücken zu entdecken und dafür das spezifische Produkt anzubieten. Vor zwei Jahren hat eine junge israelische Firma ein computergesteuertes elektro-optisches System für die automatische Fehlerkontrolle von gedruckten Schaltungen entwickelt. Die künstliche Intelligenztechnologie die dieses System anwendet ist bis heute einzigartig in dieser Branche. In 2 Jahren wurde mit diesem Produkt ein Umsatz von 20 Millionen Dollar erzielt. Dieses Beispiel demonstriert unser Konzept des .perfekten Produkts'. Es ist eine Innovation, mit einem großen Marktwert und einem breiten Marketingpotential. Die israelische Regierung hat mehrere Konzepte erarbeitet um export- orientierte Forschungs- und Entwicklungsprogramme zu entwickeln. Die einfachste und direkteste Methode ist Subventionen in Höhe von 30-50 % zu gewähren. Das OCS-Budget für solche Subventionen wurde jährlich um 20 % erhöht, trotz der allgemeinen Kürzungen im öffentlichen Haushalt. Das Budget beträgt z. Zt. rund 50 Millionen Dollar. Indirekte Methoden werden über Steuerbegünstigungen für ausländische Investoren praktiziert. In den vergangenen 4 Jahren haben israelische Firmen 90 Millionen Dollar Risikokapital durch limitierte Partnerschaften aufgenommen. Inlandsinvestoren werden ermutigt sich an Entwicklungs- und Forschungsprojekten zu beteiligen. 931

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1983 wurde dazu ein besonderes Gesetz erlassen. Das Gesetz erkennt Kosten für den Kauf von Spezialaktien, die von großen Entwicklungs- und Forschungsfirmen ausgegeben werden als steuermindernd an. Innerhalb von zwei Jahren haben zwei führende israelische Firmen 125 Millionen Dollar aufgenommen und andere wichtige Firmen wollen diesem Beispiel folgen. Durch OCS unterstützt die israelische Regierung Kooperationen zwischen israelischen und ausländischen Firmen. Diese Politik basiert auf der Erfahrung, daß eine ausländische Firma die an einem Forschungs- oder Entwicklungsprojekt beteiligt ist, auch motiviert ist die Vermarktung des jeweiligen Produkts zu übernehmen. Im Gegenzug dazu bietet Israel hochqualifizierte Arbeitskräfte an und eine fundierte, fortschrittliche, wissenschaftliche Infrastruktur. Israel hat bereits mit vier Ländern Kooperationsverträge für Entwicklung und Forschung unterzeichnet: USA, Frankreich, Kanada und Holland. Verhandlungen für ähnliche Verträge werden z. Zt. mit drei weiteren europäischen Ländern geführt. Das bi-nationale Abkommen — USA kann seit dem ersten Projekt im Jahre 1979 außerordentliche Erfolge verzeichnen. Von 90 Projekten werden 20 bereits vermarktet und haben bereits einen Umsatz von 100 Millionen Dollar erreicht. Der wichtigste Punkt aller bi-nationalen Verträge ist die gleichberechtigte Beteiligung beider Regierungen bei der Finanzierung der Entwicklungs- und Forschungsprojekte und die Beteiligung an den daraus resultierenden Vorteilen. Zusätzlich zur finanziellen Rolle obliegt der Regierung die wichtige Aufgabe für ein geeignetes Klima f ü r technologische Neuerungen zu sorgen. Folgerichtige Forschungs- und Entwicklungspolitik, flexible Bürokratie und die Ausbildung der professionellen Arbeitskräfte für die Infrastruktur der zukünftigen Technologieentwicklung - sind unumgänglich für das Wachstum der Industriebasis. Das „Gesetz für Subventionen für Entwicklung und Forschung" wurde im März 1984 erlassen. Es bildet den legalen Rahmen f ü r die bereits bestehenden Anreize und garantiert dadurch die Kontinuität der Subventionen für industrielle Entwicklung und Forschung durch die Regierung. Der Typ der Anwendungsfirmen bringt andere Kriterien hervor. Man kann diese Industrien in drei Hauptkategorien einteilen: Große Firmen mit einem Umsatz von mehr als 30 Millionen Dollar. Solche Firmen haben ihre Entwicklungs-, Produktions- und Marketingfähigkeiten bereits bewiesen. Es ist zweifellos für diese etablierten Firmen einfacher die nötigen finanziellen Mittel für ihre Forschungs- und Entwicklungsprogramme aufzubringen. Wir tendieren daher dazu diese Firmen indirekt über Steuervergünstigungen zu unterstützen. Außerdem wird die Regierung weiterhin außergewöhnliche Projekte, die größere Erfolge für den technologischen Durchbruch versprechen, unterstützen... Die Unterstützung von Mittelstandsfirmen ist besonders wichtig. Diese Firmen haben bereits neue Produkte entwickelt, Umsätze von einigen Millionen Dollar erzielt und sind nun dabei zu expandieren. In solchen Fällen glauben wir, daß Regierungssubventionen die Katalysatoren für zukünftiges Wachstum sind. 932

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Offensichtlich stellen die kleinen, neuen Firmen das größte Problem bei der Vergabe der Subventionen dar. Wir sind auf der Suche solcher Firmen, deren Potential aus hochqualifizierten Arbeitskräften, kompetentem Management und einem durchdachten Entwicklungsprogramm besteht. Die Aufgabe ist nicht einfach und die Erfolgsquote ist relativ gering, aber um eine kleine Anzahl von schnell wachsenden Firmen zu erhalten, müssen viele kleine Firmen unterstützt werden. Die vierte Kategorie dieses Systems sind die akademischen Institutionen. Wie viele Industrieländer stand auch Israel vor dem Problem seine akademischen Arbeitskräfte auf angewandte Entwicklung und Forschung zu orientieren. Das OCS hat zwei parallele Methoden gewählt um dieses Problem zu bewältigen. Die erste Methode besteht in der Form gemeinsamer Entwicklungsfonds mit jeder Universität für präindustrielle Projekte, die in den akademischen Instituten ausgeführt werden. Die zweite Methode besteht darin, die industriell-akademische Zusammenarbeit zu fördern. Wir gewähren Teilsubventionen für Projekte die die Industrie unterstützt und die von den Universitäten ausgeführt werden. Zusätzlich unterstützen wir Industrieprojekte bei denen die Universitäten als Unterlieferanten auftreten. Zur Zeit unterstützen wir ca. 100 Entwicklungs- und Forschungsprojekte in den Universitäten. Die Kooperation zwischen den Universitäten und der Industrie geht über Entwicklungs- und Forschungsprojekte hinaus. Ein Industriezentrum liegt meistens in der Nähe jeder akademischen Institution. Diese Zentren basieren auf dem konstanten Austausch von Ideen und Personal zwischen den Firmen und der Institution. Die Projekte umfassen fast alle wissenschaftlichen Bereiche. Die beste Rechtfertigung für jede Politik ist der erzielte Erfolg. Die Anzahl der aktiven Entwicklungs- und Forschungsfirmen wird z. Zt. auf 600 geschätzt — im Vergleich zu 400 im Jahre 1980. Export von High-Tech Produkten belaufen sich auf 1,8 Milliarden Dollar, mit einer Wachstumsrate von jährlich 22 % im letzten Jahrzehnt. Die größte Herausforderung für die israelischen Forschungs- und Entwicklungsteams steht noch bevor. Es ist die Entwicklung von sophistizierten Produkten, die auch weiterhin einen Profit für den israelischen Staat und seine ausländischen Partner garantieren sollen. Die Art wie wir diese Herausforderung meistern werden ist lebenswichtig für unsere Wirtschaft und soziale Zukunft. Ein gemeinsamer Faktor dieser neuen Herausforderung und Ziele ist, daß sie ein Minimum an Bodenschätzen und Rohstoffen erfordern — von denen Israel nur wenig besitzt — aber ein hohes Maß an Entwicklungsgeist und Denken besitzen müssen. Außerdem müssen sie die praktische Anwendung wissenschaftlicher Forschung zur Lösung der menschlichen und sozialen Probleme gewährleisten. Sie stellen daher Innovationen im feinsten und ureigensten Sinne dar."

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Israel — ein lohnender Handelspartner — Ein Papier der Industrieund Handelsabteilung der israelischen Botschaft Von der Industrie- und Handelsabteilung der israelischen Botschaft in Bonn wurde mit diesem Titel ein Papier verteilt, das die verschiedenen Aspekte des Handels und der Investitionsmöglichkeiten darstellt: Allgemeines

In den 37 Jahren, in denen Israel unabhängiger Staat ist, wurde das Land in aller Welt als Zentrum für technologische Innovationen und industrielle Fortschritte bekannt — und dies trotz der mehr oder weniger konstanten Feindseligkeiten seiner Nachbarn sowie der Tatsache, daß das Land nur über sehr geringe Bodenschätze verfügt. Die Erfolge der israelischen Wirtschaft sind vor allem im Bereich des Außenhandels ersichtlich. Das Land deckt fast 70 % seiner Waren- und Dienstleistungsimporte durch Exporte (verglichen mit nur 11 % im Jahr 1949); die gesamten Waren- und Dienstleistungsexporte belaufen sich auf ca. 50 % des Bruttosozialproduktes. Über 25 % des Bruttosozialproduktes sind auf industrielle Erzeugnisse zurückzuführen; ca. 50 % der Industrieproduktion wird entweder direkt oder indirekt exportiert. Die Herstellerfirmen (einschl. der Diamantenbranche) führen ca. 90 % aller Waren aus. Ein anderes Zeichen für die rasche Entwicklung stellt die große Anzahl ausländischer Firmen dar, die in ein breites Spektrum, auch in gewagte Unternehmen, investieren. Alle produktiven Branchen der Wirtschaft wurden umfaßt, wobei mehr als 150 dieser Investitionen in Hochtechnologie-Unternehmen angelegt wurden. Die Investoren aus dem Ausland legten ihre Gelder vor allem im Bereich der Elektronik und des Instrumentariums an (National Semiconductor, Intel, Motorola, Control Data, General Dynamics, Hughes Aircraft, GTE und AVX), aber auch in der Metallindustrie (American Can Company, Phibro Corporation, Welbilt Electronic, Die Corporation), in den Bereichen, Chemikalien und Energie (Baxter Travenol Laboratories, First Mississippi Corp., Helena Rubinst Inc., Revlon, Witco Chemical Corp.) sowie in anderen Sparten (CBS, Dun and Bradstreet International Ltd., General Mills, Gestetner Corporation, International Paper Company, United Artistis u. a.). Handel — keine Einbahnstraße

Israels Warenimporte beliefen sich 1984 auf eine Summe von $ 8,4 Mrd, was ca. $ 2,6 Mrd mehr als die Gesamtausfuhren ausmachte. Ungeachtet des während der letzten Jahre dramatisch angestiegenen Lebensstandards in Israel machten die Konsumgüter nicht mehr als ca. 8 % der Gesamteinfuhren aus, einschließlich der Waren, die keine direkten Verbrauchsgüter darstellen, sondern zur Weiteroder Verarbeitung in der Industrie benötigt werden (wie z. B. Kraftstoffe, Diamanten und Ersatzteile) und Investitionsgüter (hauptsächlich Maschinen und 934

Israel—ein lohnender Handelspartner Ausrüstungen), die den Hauptanteil der Einfuhren ausmachen. Somit ergibt sich, daß eine Verbesserung der Handelsbilanz vor allem durch vergrößerte Exporte erreicht werden kann. Von Gesamtimporten wurden im J a h r 1984 aus Europa Waren im Wert von $ 4,31 Mrd (51 %) eingeführt und aus den USA $ 1,77 Mrd (21 %). Der Importanteil aus den USA blieb in den vergangenen Jahren, trotz des Anstieges des Dollars, ungefähr konstant. Zur gleichen Zeit stiegen die Exporte aus Israel nach den USA von ca. 18 % Ende der 70er Jahre auf 28 % im Jahr 1984 und um ca. 32 % im ersten Halbjahr 1985. Der harte Dollarkurs, der die Importe aus den USA verteuerte, erleichterte die Exporte in die USA. Dies, zusammen mit der Schwächung der europäischen Währungen (ca. 30 % seit 1980, was sich jedoch jetzt wieder völlig umkehrt), ließ den amerikanischen Markt für israelische Handelswaren bedeutender werden. Auch den Vereinigten Staaten ist daran gelegen, daß sich die Handelsbeziehungen mit Israel weiter verstärken. Ein wichtiger Schritt zur Erreichung dieses Ziels war die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens zwischen beiden Ländern, das am 1. Sept. 1985 in Kraft trat. Dieses Freihandelsabkommen wurde unterzeichnet, damit die Handelsartikel auf den Märkten beider Länder mit gleichen Chancen angeboten werden können. Das Freihandelsabkommen basiert auf einem stufenweisen Abbau der Zölle bis zum Jahr 1995; von diesem Zeitpunkt an werden keine Zölle mehr erhoben werden. Das Freihandelsabkommen — ein Vorteil für alle Handelspartner Der israelische Markt, auf dem über $ 8 Mrd umgesetzt werden, ist auch f ü r die USA nicht unbedeutend, die sogar befürchteten, daß ihre Produkte in Israel weniger gut verkauft werden, wenn das zwischen Israel und der EG unterzeichnete Zollpräferenzabkommen im J a h r 1989 voll in Kraft treten wird, d. h. wenn die Importsteuern f ü r Waren aus den EG-Ländern aufgehoben sein werden. Dann würde nämlich ein Steuerunterschied von mindestens 10 % auf die meisten zu versteuernden Waren bestehen, was sich zum Nachteil f ü r amerikanische Handelswaren erweisen würde. Das Zusammentreffen der Beseitigung der Vorteile der EG-Tarife zum einen und einem schwächeren Dollarkurs zum anderen (den die USA versuchen zu fördern) wird, so hoffen amerikanische Kreise, darin resultieren, daß Israel mehr amerikanische Konsumgüter kaufen wird, wie auch die hochentwickelten Schnellverpackungsmaschinen u n d Industrieausrüstungen, auf die die USA spezialisiert sind, und die Israel auf seine Industrie anpassen werden muß, um wiederum den spezifischen Anforderungen des amerikanischen Marktes gerecht zu werden. Vor dem Abschluß des Freihandelsabkommens zwischen den USA und Israel wurden über 90 % der israelischen Exporte zollfrei in die USA eingeführt (aufgrund des Allgemeinen Präferenzabkommens — GSP - sowie des allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens — GATT), während ein kleinerer Prozentsatz, ca. 55 %, zollfrei auf den israelischen Markt eingeführt werden konnte. Die Liberali935

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sierungseffekte des Freihandelsabkommens werden solche Widersprüche ausschließen. Ab dem 1. September sind die Zolltarife gefallen - mit einem Wert von ca. $ 1 Mrd. an USA-Importen. Obwohl viele dieser Waren bereits unter dem GATT-Abkommen zollfrei waren, waren einige Gruppen von den Vorzügen betroffen, die für Güter aus den EG-Ländern gewährt wurden. So können amerikanische Teile für Fotoapparate und Tonbandgeräte, natürliche Harze und bestimmte Arten von Polymer und Silizium in Israel zu den gleichen Bedingungen eingeführt werden wie bei den europäischen Partnern — zollfrei. Außerdem bestehen noch drei weitere Gruppen an Zolltarifnachlässen, jede mit ihrem eigenen Plan, jedoch mit gegenseitigen Zöllen auf alle Güter, einschließlich der Landwirtschaftsprodukte, die jedoch ab 1995 entfallen werden. Nach dem vollkommenen Inkrafttreten des zwischen Israel und den USA unterzeichneten Freihandelsabkommens wird eine lange Liste von amerikanischen Handelsgütern mit den Waren aus den EG-Ländern auf dem israelischen Markt konkurrieren können, wie z. B. Computer und Büromaschinen, Ausrüstungen für die Telekommunikation und die Elektronik, Holz- und Papierprodukte, Automobile, Eisen- und Stahlerzeugnisse, Haushaltswaren, Textilien und Bekleidung, medizinische und pharmazeutische Produkte und Polymerisate. Für Israel bietet das Freihandelsabkommen natürlich den bedeutenden Vorteil, daß alle Waren konstant und uneingeschränkt — zollfrei - auf dem weltweit bedeutendsten Markt verkauft werden können. Einige Gruppen israelischer Handelswaren, die momentan nicht im GSP, dem Allgemeinen Präferenzabkommen, enthalten sind, werden wettbewerbsfähiger angeboten werden können. Dies schließt Textilien und Bekleidung, bestimmte Chemikalien und Nahrungsmittelprodukte ein. Um das Potential einer zollfreien Einfuhr ermessen zu können, sollte darauf hingewiesen werden, daß israelische Exporte, die unter dem GSP-Abkommen zollfrei in die Vereinigten Staaten eingeführt wurden, sich zwischen 1976 und 1984 fast um das Sechsfache erhöhten, während alle anderen israelischen Ausfuhren in dem genannten Zeitraum nur um das Dreifache gesteigert werden konnten. Das Freihandelsabkommen wird nicht nur eine Expansion der Warenexporte erlauben, die nicht im Rahmen des GSP-Abkommens enthalten waren (und die wegen der hohen Zolltarife zurückgehalten wurden), sondern auch die Entwicklung der israelischen Industriezweige, die auf intensives Know-how spezialisiert sind (denen im Rahmen der GSP-Abkommens bereits Vorzüge gewährt wurden), wie auch das kontinuierliche Rationalisieren der produktiven Sektoren der Wirtschaft fördern. Investitions-Anreize

Mit dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommens wurde Israel zum einzigen Land der Welt, das sowohl freien Zugang zum EG- wie auch zum USA-Markt hat — insgesamt zu über einer halben Milliarde Verbraucher! (Israel genießt ferner bevorzugte Präferenzabkommen auf den Märkten von Australien, Kanada, Japan, Neuseeland, Schweiz, Schweden, Finnland, Norwegen und Österreich). 936

Israel — ein lohnender Handelspartner

Eines der Resultate, das aus dem Freihandelsabkommen erwartet wird, besteht in einem beträchtlichen Auftrieb an Investitionen, sowohl in den USA als auch in Israel. Für israelische Firmen, die in den amerikanischen Markt eindringen möchten, ist es außerordentlich wichtig, daß sie dort Vermarktungs- und Service-Ja sogar Produktions-Einrichtungen etablieren. In Israel besteht die Hoffnung, daß dieser neue Status, als „Brücke" zwischen den USA und der EG, Investoren aus diesen Ländern interessieren wird, wie auch aus Ländern, die Handel mit einem dieser Staaten treiben möchten. Mit einem israelischen Produktionsanteil von nur 35 %, die Waren aufweisen müssen, die gemäß dem Freihandelsabkommen nach den USA zollfrei eingeführt werden können, kann man damit rechnen, daß europäische Hersteller und solche aus Drittländern sehr sorgfältig die Möglichkeit prüfen werden, durch die Errichtung von Produktions- oder industriellen Forschungs- und EntwicklungsEinrichtungen in Israel die Zollbarrieren der USA zu umgehen. Einige Warengruppen - mit Sicherheit Textilien und Bekleidung, Telekommunikations-Ausrüstungen, Grundmetallprodukte und diverse Chemikalien — werden einen eindeutigen Vorteil genießen, wenn sie aus Israel in die USA exportiert werden. Europäische Firmen mögen es in bestimmten Fällen auch für lohnend erachten, via Israel in die afrikanischen Länder zu exportieren. Außerdem wird Israel amerikanische Waren nach Europa senden können — durch im Lande errichtete Produktionseinrichtungen . Israel hat für den aus dem Ausland kommenden Geschäftsmann eine Auswahl an attraktiven Investitionsprogrammen zusammengestellt. Die Statuten sehen eine freie Rückführung des investierten Kapitals und des Gewinnes vor, ohne irgendwelche Beschränkungen des ausländischen Eigentumsrechts. Diese von der israelischen Regierung gewährten Vergünstigungen enthalten auch eine Absicherung in bezug auf die Inflation, Steuerkonzessionen sowie Subventionen und Anleihen für einen beträchtlichen Teil der Investition des Anlagevermögens. So offeriert z. B. das Investitions-Zentrum, das dem israelischen Industrieund Handelsministerium untersteht, Zuschüsse bis zu 44,4 % der Kosten, die für Gebäude oder Maschinen aufgewendet werden, eine Ermäßigung der Gewerbesteuer und die Befreiung von der Einkommensteuer. Diese Vorteile gelten ausschließlich für die Produktion; sie sind vor allem bestimmt, um Investoren für die in der Entwicklung stehenden Gebiete des Landes zu interessieren. Obwohl die meisten Investitionen weiterhin größtenteils aus den USA kommen, treten die Europäer immer mehr in Erscheinung. Israel hat mit mehreren europäischen Ländern Verträge unterzeichnet, durch die gegenseitige Unterstützung und Schutz der Investitionen gewährleistet wird. Andere Vereinbarungen beziehen sich auf industrielle, landwirtschaftliche, wissenschaftliche oder finanzielle Kooperationen. Auch bestehen verschiedene Joint-Fonds, die israelisch-europäische Gemeinschaftsprojekte und Handelsbeziehungen fördern.

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1986 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen F& E — Teilung der Kosten für den Fortschritt Israel arbeitet an industriellen F & E-Projekten mit ausländischen Partnern zusammen. Hier ist die „Französisch-Israelische Vereinigung f ü r wissenschaftliche Forschung und Technologie" zu nennen, eine behördliche Institution, deren Ziel in der gemeinsamen Förderung von F & E und deren wirtschaftlicher Verwertung besteht. Die Organisation ist damit beschäftigt, französische und israelische Firmen, die an der A u s f ü h r u n g industrieller F 8c E-Projekte interessiert sind, zusammenzubringen. Das Büro des Chefwissenschaftlers (OCS) des israelischen Industrie* und Handelsministeriums steuert 50 % des Kapitals, und die entsprechende Behörde in Frankreich die anderen 50 % dazu bei. Das „Holländische Komitee für technologische Zusammenarbeit mit Israel" fungiert in gleicher Weise wie die Französisch-Israelische Vereinigung. Seit einiger Zeit besteht auch ein "Kanadisch-Israelisches Institut f ü r industrielle Forschung und Entwicklung"; auch mit anderen Ländern werden von Zeit zu Zeit Verhandlungen geführt, wie z. B. mit Italien, Finnland u n d der Bundesrepublik Deutschland, um ähnliche Vereinigungen ins Leben zu rufen. Für amerikanische Firmen, die solche gemeinsamen F & E-Projekte finanzieren möchten, besteht die „USA-Israel Binationale Industrie-Forschungs- und Entwicklungsstiftung" (BIRD), die z. Zt. über ein Kapital von $ 110 Mio verfügt, das zu gleichen Teilen von den Regierungen beider Länder zur Verfügung gestellt wurde. Das BIRD verwendet die Gelder f ü r jeden Partner eines amerikanisch-israelischen Teams israelischer Unternehmen, die eine gemeinsame Entwicklung von innovativen, nicht militärischen, technischen Produkten und Prozessen bis zur wirtschaftlichen Auswertung durchführen. Auch das Büro des Chefwissenschaftlers des israelischen Industrie- und Handelsministeriums (OCS) unterstützt solche Projekte. Es gibt pro Jahr ca. $ 50 Mio aus, u m sich an diversen Kosten zu beteiligen und fördert z. Zt. über 500 Projekte, die von israelischen Unternehmen in Israel ausgeführt werden. Im Durchschnitt weisen ungefähr vier von zehn Projekten, die vom OCS unterstützt werden, ein wirtschaftlich verwertbares Potential auf. Das OCS bietet ferner Dollar-Anleihen f ü r eine begrenzte Zahl ausländischer Partner, die an industriellen F & E-Projekten in Israel teilnehmen. In diesem Rahmen verleiht das OCS 54 % der gesamten, anerkannten Ausgaben an den ausländischen Geschäftspartner, der 36 % des Kapitals selbst finanziert; die restlichen 10 % werden von der israelischen Gesellschaft, die die F & E-Projekte d u r c h f ü h r t , aufgebracht. Bis heute wurden mit dieser Vereinbarung 75 Projekte finanziert, mit einer Gesamtinvestition von $ 100 Mio. Bei F & E und industrieller Investition im allgemeinen, besteht der größte T r u m p f Israels in seiner technologischen Infrastruktur, die ohne weiteres als Weltklasse bezeichnet werden kann. Die Exporte von im Lande entwickelten Erzeugnissen erhöhen sich p. a. um ca. 18 %; bis 1990 wird erwartet, daß diese Ausf u h r e n eine Summe von $ 5 Mrd. erreichen werden. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß jährlich über 2 % des Bruttosozialproduktes in F & E investiert werden, wie auch auf die gemeinsamen Bemühungen der sieben bedeu938

Israel—ein lohnender Handelspartner tendsten akademischen Institutionen des Landes (und der ihnen angeschlossenen Gesellschaften, die die Ergebnisse der F & E in Handelsgüter umwandeln), die Industrie und die Regierung. In Israel gibt es z. Zt. ca. 50.000 Ingenieure und Wissenschaftler (eine der weltweit höchsten Raten per capita), sowie Tausende, ausgezeichnet ausgebildeter Universitätsabsolventen und Berufsoffiziere, die die Armee verlassen haben, kommen jedes J a h r zur Zahl der Beschäftigten hinzu. Von 1000 in der Produktion tätigen Arbeitnehmern sind neun F & E-Wissenschaftler, ein Verhältnis, das höher ist als in den meisten hochindustrialisierten Ländern Europas. Maßnahmen zur wirtschaftlichen Sanierung beleben den Handel Der israelische Außenhandel verbesserte sich in den Jahren 1984 und 1985, nach einigen weniger guten Jahren, in denen der Welthandel im allgemeinen auch eine rückläufige Tendenz aufwies. In den ersten 10 Monaten des Jahres 1985 gingen die Importe des Landes um 3,8 % zurück, während sich die Exporte um 8,6 % erhöhten, womit sich der Trend fortsetzt, durch den sich im J a h r 1984 das Handelsbilanzdefizit um $ 1 Mrd. verringerte und das Defizit der Devisen (Verteidigungsimporte ausgeschlossen) um $ 700 Mio. zurückging. Die Erklärung hierfür liegt teilweise in den wirtschaftlichen Maßnahmen, die die Regierung Ende 1983 und 1984 beschloß, einer Reihe von sogenannten „Paket-Abkommen" (von Oktober 84 — Juni 1985) sowie einem wirtschaftlichen Sanierungsprogramm, das im Juli 1985 eingeführt wurde. Die in den vergangenen zwei Jahren beschlossenen Maßnahmen enthalten eine Kürzung der Ausgaben der Regierung (einschließlich einer erheblichen Verringerung der Subventionen für Grundnahrungsmittel), Abwertungen, Steuererhöhungen sowie Lohn- und Preiskontrollen. Aus diesen Maßnahmen ergab sich, daß einmal der Privatverbrauch um 8,5 % per capita im Jahr 1984 sank, und zum anderen, daß der Reallohn um ca. 15 % zurückging; dies zeigen die vorläufigen Statistiken f ü r dieses Jahr. Mittel, die f ü r den Export frei wurden, zusammen mit der allgemein verbesserten Situation auf den Weltmärkten, halfen, die Überseeverkäufe des Landes im J a h r 1984 um 15 % zu steigern, während sich die Importe von langlebigen Konsumgütern um 34 % verringerten. Eines der wichtigsten Ziele f ü r die Sanierung der Wirtschaft, nämlich die Inflation einzudämmen und die Stabilität in der Wirtschaft zu vergrößern, ist durch dieses Programm auf dem besten Weg, erreicht zu werden. Daß das öffentliche Vertrauen in die Wirtschaft wiederhergestellt wurde zeigt sich daran, daß große Teile der Bevölkerung ihr Geld in Guthaben, die an den Shekel, und nicht an den Dollar gebunden sind, anlegen."

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1986 — Die Entwicklung der Handelsbeziehungen

Ein Seminar der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung über „Investitionsmöglichkeiten im Hotelbereich und Infrastruktur in Israel" In Zusammenarbeit mit Staatssekretär Raphael Farber vom Ministerium f ü r T o u rismus in Jerusalem u n d d e m Direktor des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros in F r a n k f u r t , EliNoy, veranstaltete das Deutsch-Israelische Tourismus-Komitee im R a h m e n d e r deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung e.V. vom 18.— 22. November 1986 ein Seminar über „Investitionsmöglichkeiten in Hotelbereich und I n f r a s t r u k t u r in Israel". Das Vorhaben w u r d e initiiert, um potentiellen deutschen Investoren das nicht ausgeschöpfte Potential in der Touristik in Israel vorzustellen. Zwar stellen deutsche Touristen nach d e n Besuchern aus d e n USA schon jetzt das zweitgrößte Touristen-Kontingent in Israel, diese Quote ist aber noch ausbaufähig. In Jerusalem tagte auf Einladung des Ministeriums f ü r Tourismus eine G r u p pe von deutschen Investoren, Hotelbesitzern aus Deutschland u n d Israel, Vertretern von Banken u n d Finanzierungsgesellschaften, Warenhaus-Ketten/Touristik-Unternehmen, Hotel-Consulting-Unternehmen, Steuer- u n d Investmentexperten sowie die Spitzen aller betroffenen B e h ö r d e n in Israel. Die deutsche Delegation hatte den Ministerien f ü r Finanzen und T o u r i s m u s eine Ausarbeitung des Deutsch-Israelischen Tourismus-Komitees vorgelegt, in der Fragen zu Steuer- u n d Investitionsvergünstigungen angeschnitten waren, die aber auch eine detaillierte Kritik an d e r praktizierten Förderungsgesetzgebung beinhaltete. Dieses Papier war auf Wunsch des Tourismusministeriums erarbeitet worden, u m die speziellen Bedürfnisse bundesdeutscher Investoren zu erläutern. Die Vertreter des Ministeriums sagten zu, diese Wünsche zu berücksichtigen u n d haben dieses Versprechen inzwischen zum Teil eingelöst. So w u r d e - als direkte Folge dieser Veranstaltung — d e r Preis f ü r d e n Bau eines Hotelzimmers als Rechnungseinheit f ü r die Bewilligung von Vergünstigungen (Anleihen u n d Zuschüsse) wesentlich e r h ö h t (für die Kategorie d e r 5-SterneHotels auf 80.000 $, d e r 4-Sterne-Hotels auf 65.000 $). Der Leitfaden d e r israelischen Regierung „Guide f o r the Investor in Israel's Tourism Industry" w u r d e ebenfalls überarbeitet. Als Ergebnis kann festgehalten werden, d a ß man sich in Israel bewußt ist, d a ß das Land f ü r die Tourismusindustrie viel zu bieten hat. Es fällt allerdings schwer, die zur massiven Entwicklung dieses Potentials erforderlichen Maßnahmen zu treffen, weil Inflationsbekämpfung und geringe Devisenreserven dazu f ü h r t e n , daß d e r Kapitalmarkt u n d die Steuergesetzgebung allgemein dirigistische Züge erzwangen. Es geht n u n d a r u m , d u r c h Förderung d e r Investitionen im Tourismusbereich diese allgemeinen Beschränkungen zu lockern u n d steuerliche Entlastungen zu schaffen. Im Anschluß an das Seminar in Jerusalem reiste die deutsche Delegation 940

Ein Seminar über „Investitionsmöglichkeiten im Hotelbereich und Infrastruktur in Israel' unter Leitung von Leon Topf, Hauptgeschäftsführer der deutsch-israelischen Wirtschaftsvereinigung und Vorsitzender des Komitees, im Lande umher, um in den Regionen, die sich besonderer staatlicher Förderungsmaßnahmen erfreuen, Projekte und Möglichkeiten f ü r Investitionen in Hotels, Tourismus- und Kurzentren in Augenschein zu nehmen. Inhaltliche Schwerpunkte dieser Reise waren: 1. Gesundheitstourismus am Toten Meer und in Arad. Hier sind erhebliche Zuwachsraten zu erwarten, weil weder in der BRD noch in anderen europäischen Ländern vergleichbare Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen bestehen. 2. Sonnentourismus in Elat, dessen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad kontinuierlich gewachsen ist. Nachdem die Infrastruktur steht, sind die Hotels zu rund 90 % ausgelastet. Es besteht ein erheblicher zusätzlicher Bedarf. 3. Pilgerreisen, Bildungs- und Kurtourismus im Bereich See Genezareth und Tiberias, eine Region, die neben Erholungs- u n d Kurmöglichkeiten Gelegenheit zum Besuch zahlreicher f ü r viele Religionen gleichermaßen bedeutsamer Stätten zu bieten hat. Die bei diesem Rundreiseprogramm mit Repräsentanten von Hotelverbänden, Kommunalbehörden, Planungs- u n d Entwicklungsgesellschaften geführten Gespräche und Verhandlungen haben bereits konkrete Ergebnisse gezeitigt. In Elat wurden zwei Planungsaufträge f ü r Hotel- (400 Zimmer), bzw. Erweiterungsbauten (100 Zimmer) erteilt. Ein Mitglied der Gruppe hat Planungen f ü r eine europäische Hotelkette empfohlen. Am Toten Meer / Arad wurde ebenfalls ein Planungsauftrag f ü r ein Hotelprojekt erteilt. Gespräche mit Reiseveranstaltern aus Deutschland und Israel über Joint Ventures bei Hotelinvestitionen in Arad und am Toten Meer werden geführt. Auf dem See Genezareth plant ein Reiseteilnehmer zusammen mit einem israelischen Partner ein Hotelschiff. Die BfG-Beteiligung Tiberias Hotsprings baut die Heilquellen aus und hat die Planungsarbeiten f ü r den Bau von bis zu 7 Hotels auf ihrem Gelände fertiggestellt. Wann investiert wird und mit wem, ist noch nicht bekannt. Das Echo in der Fachpresse auf diese Reise hat bewirkt, daß weitere Interessenten (z. B. f ü r ein Appartement-Hotel in Tel Aviv und zwei Seniorenwohnheime) Kontakt mit der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung aufgenommen haben. Die DEG Deutsche Finanzierungsgesellschaft f ü r Beteiligungen in Entwicklungsländern hat grundsätzlich — unter den üblichen Voraussetzungen — ihre Bereitschaft zur Begleitung von Hotelprojekten in Israel bekundet. Welches Gewicht die Israeli diesem Seminar beigemessen haben, das von israelischer Seite auch als Musterveranstaltung f ü r ähnliche bilaterale Tagungen mit anderen Ländern aufgefaßt wurde, zeigten auch die sorgfältige Planung und Vorbereitung, die freundlich aufmerksame Betreuung der Reiseteilnehmer, 941

1986 — Israel und Europa eine Gesprächsbereitschaft, die sich nicht auf ein verbales Entgegenkommen beschränkte, sondern der gesetzliche Änderungen der Förderungsbestimmungen auf dem Fuße folgten - und nicht zuletzt — die Präsenz der maßgebenden Minister bei Konferenz, Dinners oder Empfängen, wo immer im Land die deutsche Delegation sich aufhielt. Die Presse in Israel befaßte sich intensiv mit dieser Reise, da es für inländische Hotelbesitzer nicht immer verständlich ist, warum Sondervergünstigungen für ausländische Investoren vorgesehen sind. Diese sind auch nur so zu verstehen, daß fest damit gerechnet wird, daß der deutsche Investor auch einen Markt aus der Bundesrepublik erschließt. Dieses Marktpotential ist vorhanden, und zwar für alle drei angesprochenen Gebiete. Eine Investition im Hotel- und Touristikbereich in Israel, und das ist das Ergebnis dieser Reise, ist eine zukunftsträchtige und ertragsreiche Investition, wenn sie von fachkundigen Investoren in Zusammenarbeit mit israelischen Fachleuten in Angriff genommen wird.

Israel und Europa Israel und die Europäische Gemeinschaft — Ein Vortrag von Lutz G. Stavenhagen vor der israelisch-deutschen Handelskammer in Tel Aviv Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Dr. Lutz G. Stavenhagen, hielt anläßlich seiner Reise nach Israel am 3. April 1986 vor der israelisch-deutschen Handelskammer in T e l Aviv einen Vortrag, bei dem er die Sorgen Israels im Hinblick auf die Süderweiterung der Europäischen Gemeinschaft behandelte. Bei diesem Vortrag sagte Dr. Stavenhagen: „Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren, es hat in den letzten beiden J a h r e n einen besonders intensiven Dialog zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel gegeben. Die Vielzahl von Begegnungen auf hoher politischer Ebene ist ein Barometer für den Stand unserer Beziehungen. I m Oktober vergangenen Jahres fand der erste Besuch eines deutschen Staatsoberhauptes in Ihrem Lande statt. Dieser Besuch und die Annahme der Gegeneinladung durch den israelischen Staatspräsidenten zeigen eine gute und hoffnungsvolle Entwicklung unserer Beziehungen an. Ministerpräsident Peres hat den Bundeskanzler erst vor wenigen Tagen, dem 15. März 1986, zu einem Meinungsaustausch in Stockholm getroffen. Beide haben dabei festgestellt, daß 942

Ein Vortrag von Lutz G. Stavenhagen vor der israelisch-deutschen Handelskammer in Tel Aviv die Beziehungen durch die vielfältige Zusammenarbeit besonders freundlich geworden sind. Sehr gern bin ich zu einem Meinungsaustausch über politische, wirtschaftliche und kulturelle Fragen nach Israel gekommen. In meinen Gesprächen mit dem Knessetpräsidenten Shlomo Hillel, den Ministern Shamir, Burg, Patt, Yaacobi und dem Ausschußvorsitzenden Abba Eban ist deutlich geworden, wie groß die Gemeinsamkeiten zwischen unseren beiden Ländern sind. Wir sind den gleichen, auf Demokratie und Recht beruhenden Werten der westlichen Welt verpflichtet. Wir werden an diesen Werten gemessen. Die Wahrung der Sicherheit unserer beiden Staaten bedarf großer Anstrengungen. Unsere beiden Länder brauchen daher Verbündete und Freunde in aller Welt. Diese Bundesregierung sieht es wie alle f r ü h e r e n Bundesregierungen im Gefühl der engen Verbundenheit mit Israel als ihre Pflicht an, zur Entwicklung Israels beizutragen. Im bilateralen Verhältnis, im europäischen Rahmen und in den Vereinten Nationen stehen wir an der Seite Israels. Die Europäische Gemeinschaft hat ihren Idealzustand noch nicht erreicht. Das wissen wir Mitgliedstaaten sehr genau. Dennoch profitieren alle Mitgliedstaaten der Gemeinschaft von der Zusammenfassung der Ressourcen und Märkte. Wir haben uns in diesem Rahmen zum Fürsprecher berechtigter israelischer Interessen gemacht, die sich aus der Süderweiterung der EG ergeben. Die Bundesrepublik Deutschland ist nicht n u r bilateral, sondern auch über ihre Mitgliedschaft in der EG ein Partner Israels. Der gesamte Handelsaustausch zwischen unseren beiden Ländern vollzieht sich z. B. in dem durch das Handelsund Kooperationsabkommen zwischen der EG und Israel vorgegebenen Rahmen. Ich freue mich deshalb, daß Sie mir heute Gelegenheit geben, über diesen wichtigen Aspekt unserer Beziehungen zu sprechen. Das Mittelmeer war schon immer mehr ein verbindendes als ein trennendes Element. Geographische Nachbarschaft, historisch gewachsene enge Bande und daraus resultierende gegenseitige Abhängigkeiten legten es f ü r die Gemeinschaft bereits bei ihrer G r ü n d u n g nahe, bevorzugte Beziehungen zu den anderen Mittelmeeranrainern herzustellen. Andererseits war der Mittelmeerraum stets durch besondere Spannungen gekennzeichnet. Nord-Süd u n d Ost-West Gegensätze überschneiden sich mit regionalen Konfliktfeldern. Die Gemeinschaft kann durch ihre Mittelmeerpolitik zur wirtschaftlichen und politischen Stabilität dieser Region beitragen. Auch die Beziehungen der Gemeinschaft zu Israel sind in diesem Gesamtzusammenhang zu sehen. Das erste Handelsabkommen EWG-Israel wurde bereits 1962 geschlossen. 1970 wurde es durch ein Abkommen ersetzt, in dem die Gemeinschaft Israel Handelspräferenzen gewährte. 1975 wurde schließlich im Rahmen der Globalen Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft das noch heute gültige Handels- und Kooperationsabkommen geschlossen. „Global" steht f ü r den umfassenden Inhalt der Abkommen und f ü r das Ziel der Gemeinschaft, möglichst den gesamten Mittelmeerraum in eine ausgewogene Handels- und Kooperationspolitik zu bringen. 943

1986 — Israel und Europa

Das Abkommen mit Israel sieht die schrittweise Errichtung einer Freihandelszone vor. Die Gemeinschaft hat ihre Zölle für gewerbliche Güter aus Israel bis auf einige Ausnahmen bereits 1977 abgebaut. Israel hat sich zu einer späteren Beseitigung der Zölle verpflichtet. Im Agrarbereich gewährt die Gemeinschaft für die wichtigsten israelischen Ausfuhrprodukte jahreszeitlich abgestufte Zollpräferenzen. Das Abkommen von 1975 wurde 1977 durch ein unbefristetes Zusatzprotokoll zur Förderung der Zusammenarbeit in Bereichen wie industrielle Entwicklung, Landwirtschaft, Wissenschaft, Technologie und Umweltschutz ergänzt. Die wichtigsten Ziele des Abkommens von 1975 sind: — Ausweitung des Handels, — harmonische Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen und — Förderung der Zusammenarbeit im beiderseitigen Interesse. Für den Handel der EG mit Israel ist ein chronisches Defizit auf israelischer Seite charakteristisch. Dieses Defizit ist voll den gewerblichen Produkten anzulasten. Bei Agrarerzeugnissen ist der Saldo positiv. Bis 1980 entwickelte sich die Handelsposition Israels insgesamt gegenüber der EG wesentlich günstiger als gegenüber der übrigen Welt. Nach einer Verlangsamung in den Jahren 1980 und 1981 haben wir mit Befriedigung feststellen können, daß sich nach Änderung der israelischen Wechselkurspolitik im Herbst 1983 sowie anderen einschneidenden Stabilisierungs- und importbeschränkenden Maßnahmen der israelischen Regierung die Situation gebessert hat. Das Handelsbilanzdefizit ist 1984 wieder kleiner geworden. Nach den bisher vorliegenden Zahlen hat sich dieser Trend 1985 fortgesetzt. Wir würden es begrüßen, wenn Israel möglichst bald die noch bestehenden Handelsbeschränkungen wieder aufheben würde. Die Gemeinschaft unterstützte seinerzeit die israelischen Bemühungen, indem sie einem weiteren Aufschub des Datums für die Beseitigung der israelischen Restzölle auf gewerbliche Produkte aus der EG zustimmte. Wir sind im Interesse einer Gesundung der israelischen Außenhandelssituation dafür eingetreten, obwohl uns dies als größtem Exporteur der Gemeinschaft nach Israel nicht leichtgefallen ist. Wenn wir einen Blick auf die Struktur der israelischen Exporte in die EG werfen, so stellen wir fest, daß der Anteil der landwirtschaftlichen Produkte an den Exporten von 39 % im Jahre 1976 auf 32 % im Jahre 1983 zurückgegangen ist. Dies ist nicht etwa auf stagnierende Agrarausfuhren zurückzuführen, sondern auf hohe Exportsteigerungsraten bei Erzeugnissen aus hochtechnisierten Sektoren, wie Feinchemie, Feinmechanik und Elektronik — ein Hinweis auf die Konkurrenzstärke der israelischen Wirtschaft in diesen Branchen. Die israelischen Diversifizierungsbemühungen haben sich sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Industrie ausgezahlt. Das Verhältnis EG-Israel wurde in den letzten Jahren von der Diskussion über die Auswirkungen der EG-Süderweiterung auf die Handelsbeziehungen, insbesondere auf den Agrarhandel, dominiert. 944

Ein Vortrag von Lutz G. Stavenhagen vor der israelisch-deutschen Handelskammer in Tel Aviv

Die Bundesregierung hat in der Süderweiterung nach Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse in Spanien und Portugal stets eine politische Notwendigkeit gesehen. Die damit verbundene wirtschaftliche und politische Stärkung Europas dürfte letztlich im Interesse aller Mittelmeeranrainer liegen. Gleichzeitig haben wir ein grundlegendes Interesse daran, daß durch den Beitritt von Spanien und Portugal die Wirtschaftsbeziehungen der Gemeinschaft zu den Mittelmeerpartnerländern nicht beeinträchtigt werden. Angesichts der engen wirtschaftlichen und politischen Interdependenz würde dies beiden Seiten schaden. Wir sind uns bewußt, daß die Aufrechterhaltung der Agrarexporte in die Gemeinschaft israelische Lebensinteressen berührt. Die Besiedelung und Kultivierung des Landes hat für das israelische Volk und seine soziale und politische Struktur eine Bedeutung, die durch Handelsstatistiken nicht ausgedrückt werden kann. Wir haben uns deshalb innerhalb der Gemeinschaft immer dafür eingesetzt, daß israelische Agrarprodukte auch nach der Erweiterung eine faire Chance haben, auf dem EG-Markt zu konkurrieren. Dies ist nicht einfach zu verwirklichen, weil bei einer Reihe wichtiger Mittelmeerprodukte der Sättigungsgrad aus eigener EG-Produktion nach dem Beitritt fast 100 % erreichen oder gar darüber liegen wird. Und das Produktionspotential ist noch nicht voll ausgeschöpft. Es ist daher auch verständlich, daß die Haupterzeuger dieser Produkte in der EG die Gemeinschaftspräferenz betonen. Wir befinden uns mitten in den Verhandlungen zwischen der Gemeinschaft und Israel über die Anpassung des Handels- und Kooperationsabkommens. Die Kommission hat soeben Vorschläge für eine Nachbesserung des Verhandlungsmandats vorgelegt, die den israelischen Wünschen in wesentlichen Punkten entgegenkommen. Wir unterstützen diese Vorschläge nachdrücklich und hoffen, daß bald ein erfolgreicher Abschluß der Verhandlungen möglich sein wird. Beim Gemeinschaftsangebot für die Agrarkonzessionen kann es sich immer nur um einen Kompromiß handeln. Wir dürfen dabei nicht vergessen, daß einige Mitgliedstaaten (I, GR, E, P) ursprünglich angesichts der langfristigen Übergangsregelungen für die Beitrittsländer (4 plus 6 Jahre) Maßnahmen zugunsten der Mittelmeerpartnerländer überhaupt abgelehnt haben. Wir haben deshalb viel erreicht, wenn wir zu Regelungen kommen, die die Gewähr bieten, daß zumindest die traditionellen Agrarexporte in die Gemeinschaft aufrechterhalten werden können. Nachdem wir bisher nur über die Risiken der Süderweiterung für Israel gesprochen haben, lassen Sie mich zum Schluß noch einen positiven Aspekt erwähnen. Spanien und Portugal waren bisher Hochzolländer. Sie werden im Zuge der Integration in die Gemeinschaft die Präferenzpolitik der EG übernehmen, so daß die Partnerländer erleichterten Zugang zum spanischen und portugiesischen Markt haben werden. Aufgrund seiner diversifizierten Wirtschaftsstruktur, der hohen Qualität und dem guten Ruf seiner Produkte dürfte auch Israel von diesen neuen Marktchancen profitieren. Der Handel ist zwar das Kernstück des Austauschs zwischen der Gemein945

1986 — Israel und Europa schaft und Israel; wir können jedoch mit großer Genugtuung feststellen, daß auch die Zusammenarbeit der Gemeinschaft mit ihrem Lande in anderen Bereichen große Fortschritte macht. Vor allem industrielle Entwicklung, Landwirtschaft und Wissenschaft sind hervorzuheben. Für die industrielle Zusammenarbeit wurden 3 Hochtechnologiesektoren ausgewählt: medizinische Geräte, Robotik und Sicherheitsvorrichtungen. Studien haben gezeigt, daß hier Kooperationsmöglichkeiten zum beiderseitigen Vorteil bestehen. Es ist zu hoffen, daß israelische und Gemeinschaftsunternehmen diese Situation nutzen. Zwischen europäischen und israelischen Wissenschaftlern bestehen von jeher besonders enge Kontakte. Auf wichtigen Forschungsgebieten (Industrie, Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Umwelt, Energie usw.) verfolgen die Gemeinschaft und Israel ähnliche Ziele. Dieser Bereich bietet sich deshalb f ü r eine Zusammenarbeit geradezu an. Bereits Ende 1983 wurde eine Reihe gemeinsamer Projekte in Angriff genommen, u. a. in der Biotechnologie, Materialkunde und Biologie. Israel ist auch an 4 Forschungsvorhaben im Rahmen des Gemeinschaftsprogramms »Wissenschaft und Technik im Dienste der Entwicklung' beteiligt. Die Möglichkeiten sind damit sicherlich noch nicht ausgeschöpft. Die Gemeinschaft und Israel sind aufgerufen, die Anstrengungen zum Vorteil beider Seiten fortzusetzen. Die Bundesrepublik Deutschland ist über die Europäische Gemeinschaft zum Mittelmeeranrainer geworden. Ihre traditionellen Beziehungen zu dieser Region sind dadurch noch enger geworden. Wir messen der Zusammenarbeit der Gemeinschaft mit den Mittelmeerpartnerländern große Bedeutung bei. Unser besonderes Augenmerk gilt dabei dem Verhältnis zu Israel. Sie können versichert sein, daß wir—wenn es um die Weiterentwicklung der externen Mittelmeerpolitik der Gemeinschaft geht — uns auch in Zukunft um Belange Ihres Landes bemühen. Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren, ich danke Ihnen, daß Sie mir Gelegenheit gegeben haben, diese Überlegungen vorzutragen. Ich wünsche und hoffe, daß dem Staat Israel und Ihnen allen, und auch Ihren Nachbarn, eine friedliche Zukunft in freier Selbstbestimmung beschieden ist. Ich bitte Sie, mit mir Ihr Glas darauf zu erheben und auf die stetige Weiterentwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen zu trinken." Ein Interview mit Lutz G. Stavenhagen Frage: Sie kommen gerade von Israel zurück. Sie haben politische Themen mitgenommen und wirtschaftspolitische Themen. Dinge, die gerade jetzt in der Diskussion sind, in verschiedenen Kreisen in der Diskussion sind. Beginnen wir vielleicht mit dem ersten Thema, das Israel auch am meisten auf den Nägeln brennt, es ist die Frage der weiteren Kooperation des veränderten Kooperationsabkommens, besonders f ü r die Landwirtschaft. Wie waren die Gespräche? 946

EinVortrag von LutzG. Stavenhagenvor der israelisch-deutschen Handelskammer inTel Aviv Antwort: Die Gespräche waren sehr gut. Ich habe den israelischen Freunden gesagt, daß wir uns in der Europäischen Gemeinschaft sehr dafür eingesetzt haben und auch weiter dafür einsetzen werden, daß die Mittelmeerstaaten durch die Süderweiterung um Spanien und Portugal keine gravierenden Nachteile haben werden. Wir haben die Formel geprägt, die traditionellen Handelsströme im Agrarbereich müssen aufrechterhalten werden, wobei Israel hinzukommt, daß wir für einige neue Produkte auch Regelungen schaffen wollen. Dies war den israelischen Freunden eine Beruhigung. Ich selber hoffe, daß das erste Angebot, daß die EGKommission gemacht hat, das nicht zufriedenstellend war, daß dieses Angebot so verbessert werden kann, daß wir zu einer für beide Seiten akzeptablen Regelung kommen. Frage: Welche neuen Produkte sind dort besprochen worden? Antwort: Es sind Blumen, Frühkartoffeln, Eisbergsalat und Tafeltrauben, die bisher in die Regelung nicht einbezogen waren. Frage: Und Sie hoffen, daß das gut weitergeht. Wann wird das Ergebnis endgültig vorliegen, man spricht von Juni. Antwort: Das ist schwer zu sagen. Bei der EG bin ich mit Terminvorhersagen immer etwas zurückhaltend, aber wir müssen das schnell machen, denn seit 1 .Januar 1986 sind Spanien und Portugal in der EG. Die Zeit drängt. Ich hoffe, daß wir bis Juni zurechtkommen. Frage: Und welche politischen Fragen standen auf Ihrem Programm? Antwort: Nun, wir haben natürlich mit Außenminister Shamir einen tour de raison der aktuellen Nahost-Situation gemacht, ebenso mit Dr. Burg. Minister Shamir hat daraufhingewiesen, daß die Israelis nicht immer mit EGBeschlüssen sehr glücklich waren — etwa haben sie an den Beschluß von Venedig erinnert. Die EG solle weniger eine sehr aktive Rolle im Friedensprozeß als vielmehr eine moderierende Rolle im Friedensprozeß spielen. Ihre freundschaftlichen Verbindungen auch zu anderen Staaten der Region ausnutzen und mäßigend und moderierend auf sie einwirken. Das war dort der Kern des Gespräches und Dr. Burg wies auf einen sehr wichtigen und interessanten Zusammenhang hin. Er sieht die Gefahr, daß bei einem weiteren Verfall des Ölpreises erhebliche soziale Spannungen in den ölexportierenden Ländern auftreten könnten, die natürlich auch in die Region hineinstrahlen, weil viele Gastarbeiter, Palästinenser, in den ölexportierenden Ländern arbeiten, so daß also neben der positiven Seite dieser ölpreise durchaus ihre destabilisierende Wirkung gesehen werden muß. Frage: Was haben Sie sonst noch gesehen: Ich glaube, Sie haben in der Deutschen Industrie- und Handelskammer gesprochen. Herr Passweg leitet Sie drüben. Wie war Ihr Eindruck dort? Antwort: Ich habe einen kurzen Bericht gegeben vor der deutsch-israelischen Handelskammer in der Zusammenarbeit EG/Israel. Ich habe einen halben Tag bei guten Freunden an der hebräischen Universität Jerusalem verbracht, wo wir seit vielen Jahren eine Reihe von wissenschaftlichen Vorhaben gemeinsam machen, und wir haben natürlich auch über die anstehende deutsch-israelische Stiftung über wissenschaftliche Forschung und technologische Entwicklung gespro947

1986 — Israel und Europa chen. Ich habe mir ein Unternehmen angesehen, das im Lernsystem, einem computergestützten Lernsystem, sehr stark ist. Das ist außerordentlich interessant und die Besuche, und ein kurzer Besuch in der Altstadt haben den Besuch abgerundet. Frage: Herr Minister, die Frage nach dem Text des Abkommens über die gemeinsame wissenschaftliche Forschung, der ja jetzt erarbeitet wird, ist ein neues Thema, das Shimon Peres auf den Tisch gebracht hat mit dem Marshall-Plan Nahost. Geben Sie diesem Marshallplan, — bleiben wir bei dieser Terminologie —, große Chancen? Antwort: Ich halte es für eine wichtige und sehr sorgfältig zu prüfende Überlegung. Wenn es richtig ist, daß die wirtschaftliche Situation nicht alles, aber viel bewirken kann, also auch eine Verbesserung oder ein Abbau der Lücke der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten, wird er sicher eine stabilisierende Wirkung entfalten. Dann hat der Plan eine Menge für sich. Wir müssen in die Details hineinsehen. Ich glaube, daß es richtig wäre, - es gibt auch erste Anzeichen dafür —, daß dies passieren wird, daß auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Tokio, wo die sieben Industriestaaten beisammen sitzen werden, darüber in einer ersten Gesprächsrunde eine Meinungsbildung erfolgt. Das halte ich für gut und sinnvoll. Man muß wissen, daß bei der finanziellen Hilfe, die Israel auf Grund der Rückzahlungsmodalitäten hat, in diesem Jahr Netto-Rückzahler wird und hierüber ist die Überlegung erlaubt, was man hier machen kann, um die Lage weiter zu verbessern. Frage: Denn unsere 140 Mio. DM gehen in der Zinsleistung und in der Rückzahlung total auf. Antwort: Richtig, wir werden im Jahr 1986 mehr Tilgung und mehr Zinsen zu erwarten haben, also mehr Rückflüsse haben, als die 140 Mio. DM. Das wird sich in den nächsten Jahren erhöhen. Bei der Finanzierungeines Marschallplanes ginge es darum, — das wollen die Israelis auch — daß dies gemeinsam mit den anderen Staaten gemacht wird. Sie sprechen ja nicht nur mit uns, sie sprechen mit den USA, mit Großbritannien, mit Kanada, mit anderen. Da istja eigentlich der Weltwirtschaftsgipfel der richtige Ort, um hier eine erste Meinungsbildung zu haben. Frage: Und der finanzielle Rahmen für einen solchen Marschallplan? Antwort: Nun, die Zahlen, die mir genannt sind, 25 Milliarden Dollar in zehn Jahren habe ich zur Kenntnis genommen. Es war auch nicht meine Aufgabe, diese Zahlen zu bewerten. Es gibt einige Finanzierungsüberlegungen, bei dem auch das Bankensystem eingespannt werden soll, bei dem auch Anleihen aufgenommen werden sollen. Dies alles bedarf sehr sorgfältiger Prüfung. Die Grundidee, daß man durch die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage stabilisierend wirkt, diese Grundidee hat viel für sich.

948

Die Anpassung des Kooperationsabkommens EG — Israel

Gründung einer Handelskammer EG — Israel In Paris fand am 23. Juni 86 die Gründung der Handelskammer EG—Israel (Chambre de Commerce Marché Commun-Israël) statt. Zum Präsidenten wurde der französische Politiker Lionel Stoleru gewählt. Jede der 8 schon existierenden Kammern in den EG-Ländern wird durch jeweils 2 Mitglieder im Verwaltungsrat vertreten sein. Mitglieder der neuen Kammer werden auch die Manufacturers Association of Israel, sowie Yoram Ziv, der Präsident der Vereinigung der bilateralen Handelskammern mit Israel, und Mr. Normanson, Mitglied des Europäischen Parlaments sein. In Anwesenheit des stellvertretenden israelischen Ministerpräsidenten, Yitzhak Shamir, und anderer prominenter politischer Persönlichkeiten, wie Simone Veil und Claude Cheysson, wurde das Tätigkeitsgebiet der neuen Vereinigung fest umrissen. Eine der Hauptaufgaben wird die Koordination und die Ausweitung der Handelsbeziehungen zwischen Israel und den EG-Ländern sein. Dabei wird eine geschlossene Haltung angestrebt im Zusammenhang mit der veränderten Lage, die durch den Beitritt Spaniens und Portugals auf dem landwirtschaftlichen Sektor entstanden ist. Die neue Handelskammer wird ihren Einfluß dahingehend geltend machen, daß die gewachsenen Handelsbeziehungen zwischen der EG und den Mittelmeerländern nicht unterbrochen werden. Die Frage gemeinsamer Forschungen von europäischen und israelischen Unternehmen wurde diskutiert, wobei Mr. Cheysson betonte, daß es für diese gemeinsamen Forschungsprojekte Finanzierungsmöglichkeiten aus verschiedenen Fonds der EG gibt. Von deutscher Seite nahmen der Hauptgeschäftsführer der „Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung e.V.", Léon Topf und das Mitglied des Präsidiums, Moshe G. Hess, an der Gründungsversammlung teil.

Die Anpassung des Kooperationsabkommens EG — Israel (1) Inkrafttreten des Abkommens Sachstand Israel hat am 8.1.1986 ein Zusatzprotokoll paraphiert, das die materiellen Zugeständnisse der Gemeinschaft an Israel im Rahmen der Anpassung an die Erweiterung der Gemeinschaft betrifft, z. B. Liefermengen und Lieferzeitraum bei einzelnen Agrarerzeugnissen. Die entsprechende Paraphierung eines Protokolls über die technische Anpassung des Kooperationsabkommens an die Erweiterung als solcher steht noch aus. Stellungnahme Israel fühlt sich benachteiligt, weil das Abkommen einen Zollabbau beim Export von Industriegütern aus der EG nach Israel vorsieht, der ohne Übergangszeit 949

1986 — Israel und Europa auch auf die Beitrittsländer Spanien und Portugal angewendet werden soll, während Spanien u n d Portugal ihrerseits gegenüber Israel die Zölle bei Industriegütern nur schrittweise senken. (2) Referenzpreissystem bei Zitrusfrüchten (Orangen, ¡deine Zitrusfrüchte, Zitronen) Sachstand Mit dem Beitritt Spaniens und Portugals wurden bzw. werden die Referenzpreise f ü r Zitrusfrüchte jährlich angehoben, als Ausgleich f ü r den Abbau von Beihilfen (Marktdurchdringungsprämien), die Italien und Griechenland gewährt wurden. Bei Orangen und Mandarinen beginnt die Angleichung ab d e m Wirtschaftsj a h r 1990/91; bei Clementinen ist die Angleichung bereits abgeschlossen; bei Zitronen erfolgt diese im laufenden Wirtschaftsjahr. Stellungnahme Israel befürchtet, daß die von der EG festgesetzten Referenzpreise in einigen Jahren so hoch angesetzt werden, daß diese auf Zitrus-Einfuhren aus Israel in die Gemeinschaft wegen der ggf. zu erhebenden Ausgleichsabgaben beeinträchtigend wirken. Das Hauptexportprodukt bei Zitrusfrüchten von Israel sind Orangen. (3) Signalpreissystem bei Schnittblumen Sachstand Israel hat ein Zollkontingent f ü r Schnittblumen in Höhe von 17.000 t j e J a h r erhalten. Die Zölle sollen schrittweise bis 1993 auf Null gesenkt werden. Dabei werden Israel die gleichen Konditionen wie Spanien und Portugal eingeräumt. Allerdings muß Israel bei Rosen und Nelken einen EG-einheitlichen Signalpreis (Preis repräsentativer Märkte in den Niederlanden, Italien, Frankreich, Deutschland) einhalten, andernfalls ist der volle Zollsatz (17 bzw. 24 %) zu entrichten. Der volle Zoll wird erhoben, wenn der Einfuhrpreis für Rosen und Nelken aus Israel 85 % des Signalpreises an zwei aufeinanderfolgenden Tagen unterschreitet. Stellungnahme Israel hat dieser Regelung unter dem Druck d e r Verhältnisse zugestimmt und drängt auf ein schnelles Inkrafttreten des Abkommens, um möglichst bald am Zollabbau partizipieren zu können. Agraraustauschprogramm Sachstand Das deutsch-israelische Agraraustauschprogramm besteht seit 11 Jahren. In dieser Zeit hielten sich 21 Delegationen zu einwöchigen Fachprogrammen in der Bundesrepublik Deutschland auf. 19 deutsche Delegationen reisten zu Gegenbesuchen nach Israel.

950

Die Anpassung des Kooperationsabkommens EG — Israel Stellungnahme Seit 1985 bereitet die Abwicklung der Programme Schwierigkeiten, weil Israel die erforderlichen Mittel für die Flugreise der israelischen Fachkräfte nicht mehr zur Verfügung stellen konnte. Die Bundesregierung hat in der ganzen Zeit, durch die J a h r e hindurch, immer wieder den israelischen Standpunkt bei den Zusatzabkommen für Israel mit der Europäischen Gemeinschaft vertreten. Das hat sich sehr klar und deutlich in dem Interview ausgedrückt, das Staatssekretär Dr. Florian vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten den „deutschland-berichten" gegeben hat. Trotz des paraphierten Vertragstextes sind aber die Verhandlungen nicht beendet. Israel und die EG-Kommission verhandeln zur Zeit über eine für alle Seiten annehmbare Lösung beim Zollabbau für Industriegüter aus Spanien und Portugal nach Israel. Auch im landwirtschaftlichen Bereich sind die Dinge noch nicht klar. Cypern und andere Mittelmeerländer sind noch dabei, Veränderungen im Vertragstext zu erreichen. Die Bundesregierung tritt bei all diesen Verhandlungen und Besprechungen für eine sinnvolle Ausgestaltung des Referenzpreissystems ein und lehnt überzogene Forderungen der südlichen Mitgliedsstaaten der EG ab. Sie wird auch in Zukunft die berechtigten Interessen Israels bei der Festsetzung bzw. Anpassung der Referenzpreise für Zitrusfrüchte unterstützen, wie dies bereits bei der Festlegung der Kontingentsmengen geschehen ist. In diesem Zusammenhang sollte noch einmal daran erinnert werden, daß bei dem jetzigen Kooperationsabkommen, das vor der Unterzeichnung und Verabschiedung steht, die Beschränkung der Einfuhren aus Israel für Grapefruits bereits aufgehoben wurde. Ein wichtiges weiteres Problem sind die Importe von Schnittblumen aus Israel. Es wurde ein Zollkontingent von 17.0001 pro Jahr festgelegt, für das die Zölle bis 199S auf Null abgesenkt werden sollen. Israel hatte dieser Regelung unter dem Druck der Verhältnisse zugestimmt und drängt nun auf ein baldiges Inkrafttreten des Abkommens, um möglichst bald am Zollabbau partizipieren zu können. Man muß hierbei bemerken, daß eine einvernehmliche Lösung bei Industrieprodukten dazu beitragen könnte, das baldige Inkrafttreten des Abkommens voranzubringen. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß nur eine einvernehmliche Lösung bei Industrieprodukten dazu beitragen könnte, das Inkrafttreten des Abkommens zu beschleunigen. In Bonn sieht man keine andere Möglichkeit, diesen Abschluß des Abkommens zu beschleunigen. Zu dem Abschnitt unseres Berichtes „Agrar-Austauschprogramm" sollte noch bemerkt werden, daß die Gespräche mit dem israelischen Landwirtschaftsminister Arieh Nechamkin am Rande der „Grünen Woche" nicht zuletzt auch um die Frage gingen, wie man den deutsch-israelischen Erfahrungsaustausch durch Programme fortsetzen könnte, um dabei auch Forschungsthemen miteinzubeziehen. Man hofft auf deutscher Seite, daß sich Israel durch die entsprechende Gesprächsbereitschaft des israelischen Ministers dazu bereit finden wird, die technischen Schwierigkeiten zu überwinden.

951

1986 — Israel und Europa

Hier soll zum Abschluß der Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland mit Israel in Zahlen dargestellt werden: Handel der Bundesrepublik Deutschland mit Israel - in Mio DM 1985 Einfuhr Ausfuhr Saldo

+

1986

1.311.433 2.300.971 989.538

Veränderung zum Vorjahr in % -9,7 + 5,2

1.184.225 2.420.394 + 1.236.169

Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland mit Israel - in Mio DM

Handelsbilanz

Einfuhr Ausfuhr Saldo

1983

1984

1985

1.053,8 2.374,9

1.142,0 2.242,7

+ 1.311,4 2.301,0 + + 989,6

14,8 2,6 +

1.139,3 392,5 +

+ 1.321,1 + 1.100,7

Veränderg. zum Vorjahrin %

1. Halbjahr 1985 746,8

1. Halbjahr 1986

Veränderg. zum Vorjahr in %

629,4 1.145,0 515,6

-

+

15,7 0,5

1.053,8

1.142,0

1.311,4

+

14,8

746,8

629,4

-

15,7

361,5

374,6

382,2

+

2,0

276,2

209,8

-

24,0

151,1

139,7

148,7

+

6,4

126,0

105,8

-

16,0

Fruchtsäfte leb. Pflanzen u. Ziergartener-

98,6

110,6

117,1

+

5,9

72,0

29,3

-

59,3

zeugnisse Fleisch und Fleisch waren

76,1

80,2

73,9

-

7,9

52,9

56,1

+

18,7

18,8

14,8

-

21,3

9,1

4,8

-

47,3

Rohstoffe

44,1

65,6

79,0

+

20,4

37,9

30,7

-

19,0

baumwolle Rohphosphate sonstige Steine

2,3 13,5

15,0 23,6

31,9 22,4

+

112,7 5,1

12,2 12,1

14,2 7,9

+

-

-

16,4 34,7

und Erden

22,9

23,6

20,4

-

13,6

11,2

6,8

-

39,3

Halbwaren

57,7

61,7

65,4

+

6,0

27,5

30,6

+

11,3

4,6

5.0

4,0

-

20,0

2,3

1.3

-

43,5

6,6 30,2

8,2 16,4

13,2 8,9

61,0 45,7

6,3 5,5

7,1 2,7

+

12,7

-

-

50,9

5,3

15,2

4,4

-

71,1

4,1

1,9

-

53,7

Einfuhr insgesamt dav. Ernährungswirtschaft dav. Obst, Südfrüchte, Gemüse Gemüse- und Obsikonserven,

6,0

dav. Baumwolle, Reiß-

dav. Reyon, synth. Fäden NE-Metalle, roh, auch Legierungen ehem. Halbwaren Gespinste aus Baumwolle Kraftstoffe, Erdgas, Schmieröle Vorerzeugnisse

952

1,6

0,2

152,0

181,3

+

17,6 174,5

X -

3,8

0,03 80,4

9,9 87,7

X

+

9,1

Die Anpassung des Kooperationsabkommens EG — Israel 1983

1984

1985

Veränderg.

1. Halbjahr

1. Halbjahr

Verin-

zum Vor-

1985

1986

zum

derg. Vor-

jähr jahr in %

in %

dav. Edel- u. Schmuckst. Perlen, bearb. Gewebe aus Zellw., synth. Fasern ehem. Vorerzeugn. Stangen, Bleche usw. aus NE-

55,1

57,4

49,3

19,1 53,7

18,3 70,2

13,9 78,7

-

-

+

14,1

24,5

24,2

24,0 12,1

6,0 34,5

5,3 39,0

-

1,2

-

11,7 13,0

+

12,5

20,8

18,5

-

11,1

9,5

11,3

+

18,9

Enderzeugnisse

416,8

430,9

586,5

+

36,1

313,0

258,2

-

17,5

dav. Textil., Bekleid.

155,7 63,4

177,4 81,0

140,5 96,2

-

20,8 18,8

77,1 61,3

60,4

-

21,7

-

62,6 12,5 22,8 49,7

59,5

-

44,0 9,6

38,1

11.4 24,0 15,5

85,7 10,3 23,7 149,5

-

1,3

7,1 12,2 75,9

26,3 30,9 3,7 13,0 83,0

57,1 18,9 47,9 6,6

2.374,9

2.242,7

2.301,0

2,6

1.139,3

1.145,0

Ernährungswirtschaft

50,5

52,7

42,0

-

dav. Zucker

20,2

23,1

11,6

_

Kakaoerzeugn. Kaffee Fische und Fischzubereitungen pflanzt. Öle und Fette z. Ernährg.

4,1 3,3

2,5 2,6

1.8 2,8

2,6

3,9

5,8

Rohstoffe

9,3 5,8 0,6

Metallen

elektrot. Erzeugn. Maschinen Lederschuhe, - waren Kautschukwaren sonst. Enderzeugn.

Ausfuhr insgesamt

+ +

X

+

-

+ +

9,4

+

0,5

dav. 20,3

24,3

31,3

+

28,8

49,8 28,0

7,2 0,5

9.3

29,2 500,0

+

7,7

1,6

3,0 4,4

+ + +

175,0

4,2

+

7,7

2,3

2,4

+

4,3

7.0

5,9

-

15,7

4,6

3,5

-

23,9

12,8

20,3

-

58,6

12,1

9,3

-

23,1

6,6

10,8

+

63,6

6,5

5,7

-

12,3

0,0

1.9

X

0,5

0,6

+

20,0

-

dav. Zellwolle, synth. Fasern, Abfälle Baumwolle, Abfälle, Reißbaumwolle sonst. Steine und Erden Halbwaren dav. Gold f. gewerbl. Zwecke textile Halbwaren ehem. Halbwaren NE-Metalle, roh, auch Legierungen Eisenhalbzeug Vorerzeugnisse

0,9

3,0

2,9

-

3,3

2,4

0,5

-

79,2

126,2

144,3

121,7

-

15,7

66,8

46,9

-

29,8

15,2 49,1

23,9 40,1

18,2 45,4

-

23,8

10,9 24,6

2,3 20,3

-

78,9 17,5

22,5

33,9

30,6

15,9

14,7

-

7,5

3,9 13,7

5,9 28,0

2,4 9,9

59,3 64,6

1,1 6,6

2,0 0,6

+

81,8

-

90,9

469,0

519,7

533,7

2,7

287,8

273,5

-

0.5

+ -

-

+

13,2 9,7

953

1986— Israel und Europa 1983

dav. ehem. Vorerzeugn. Eisen u. Eisenwaren

1984

1985

247,0

290,0

300,1

87,2

88,1

79,3

Veränderg. zum Vorjahr in % + -

1. Halbjahr

1. Halbjahr

1985

1986

Veränderg. zum Vorjahr in %

3,5 10,0

156,1 44,9

145,0

-

39,3

-

35,7 29,3 9,5

29,6 29,4 8,9

7,1 12,5

Stangen, Bleche usw. aus NEMetallen

43,6

55,4

textile Vorerzeugn. Papierund Pappe

51,6 18,3

48,3 16,3

60,2 55,9 16,9

+ + +

8,7 15,7 3,7

Enderzeugnisse

1.702,4

1.495,1

1.564,2

+

4,6

738,5

775,3

+

5,0

dav. Maschinen

520,8

520,3

506,4

_

437,5 284,6 104,6 54,2

333,6 256,3 105,1 63,9

347,0 281,9 105,5 63,8

+

235,5 153,0

256,8 147,4

+

Kraftfahrzeuge elektrot. Erzeugn. ehem. Erzeugnisse

2,7 4,0 10,0 0,4

-

9,0 3,7

163,5 55,0 33,7

+ + +

43,8

46,6

49,6

20,8

Eisenwaren feinmechan. u. opt. Erzeugnisse

+ + -

0,2

137,6 54,0 31,8

+

6,4

26,3

-

+ -

-

17,1 0,3 6,3

18.8 1,9 6,0 20,9

Ein Gespräch mit Walther Florian zum Abschluß des Zusatzabkommens Am 8. Dezember 1986 gab es in Brüssel f ü r alle, die sich f ü r den israelischen Sorgenkatalog im Hinblick auf die Importe der israelischen Landwirtschaft in die Europäische Gemeinschaft interessierten, eine positive Überraschung: Das Zusatzabkommen, das durch den Beitritt Spaniens und Portugals notwendig geworden war, um die Handelsströme Israels in die Staaten der Europäischen Gemeinschaft zu erhalten, wurde an diesem Tage in Brüssel paraphiert. Mit dem Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium Dr. Walther Florian hatte ich unmittelbar nach seiner Rückkehr von den Brüsseler Verhandlungen ein Gespräch. Frage: Herr Staatssekretär, das Abkommen Israels mit der Europäischen Gemeinschaft ist nun offensichtlich unter Dach und Fach. Kann man sagen, daß das, was nun doch vor Ende des Jahres 1986 paraphiert werden konnte, gut ist. Was sind die Hauptpunkte, wobei Israel eigentlich „mit einem blauen Auge" davon gekommen ist? Antwort: Lassen Sie mich zunächst einmal vorwegnehmen: Der Beitritt Spaniens und Portugals hat eine bedeutsame Auswirkung auf die Mittelmeeranrainer und hier insbesondere auch auf Israel. Dies hat man anerkannt, indem man zunächst einmal der Kommission ein Mandat erteilt hatte am 25.11.1985. Wenn man sich dieses Mandat ansieht, war es damals eigentlich schon herausgehoben gegenüber den Mandatserteilungen gegenüber anderen Ländern. Wenn man berücksichtigt hat, Israel - sehr weit weg - , hat lange Anmarschwege und hat Produkte, die natürlich in scharfer Konkurrenz zu den spanischen steht oder auch umgekehrt. Wir haben festgestellt, daß dieses Mandat nicht ausgereicht hat, zu einem erfolg954

Die Anpassung des Kooperationsabkommens

EG — Israel

reichen Abschluß der Verhandlungen mit den Mittelmeeranrainern zu kommen. Deshalb hat man dieses Jahr im Oktober (1986) nachgebessert. Die Kommission hat ein zusätzliches Mandat erhalten und dies hat für Israel bei fünf Erzeugnissen doch wesentliche Verbesserungen gebracht: Bei Kartoffeln, Chinakohl und Eisbergsalat, Pampelmusen und Tafeltrauben, außerdem bei Paprika, gefrorenem Brokkoli. Diese Nachbesserung hatte dazu geführt, daß wir — wie wir gehört haben — Israel nun paraphiert hat. Es haben sich andere Mitgliedstaaten schon bereit gefunden ebenfalls zu paraphieren, noch nicht alle, aber ich glaube, daß ist nur noch eine Frage der Zeit, weil man sich hier wirklich große Mühe gemacht hat. Ich möchte für die deutsche Seite sagen: Wir haben die Verhandlungen von Anbeginn an begleitet und haben aus Überzeugung heraus gehandelt. Wir haben festgestellt, wie ich eingangs sagte, die Auswirkungen der Erweiterung sind gravierend. Wir legen großen Wert darauf — aus den verschiedensten Gründen —, daß Israel seinen Handelspartnern in der Europäischen Gemeinschaft erhalten bleibt. Wir haben, auch da, wo es für uns nicht einfach gewesen ist, Konzessionen gemacht und haben die Kommission zu einem Mandat ermuntert, daß dann eben doch ausreichend war und anerkannt worden ist. Sehen Sie, daß, was als Draufgabe, also zahlenmäßig einmal näher betrachtet wird, dann kann ich Ihnen hier einige Zahlen an die Hand geben: Bei Kartoffeln hat es eine Aufstockung gegeben bei diesem zusätzlichen Mandat von 12.4001 auf 17.000 t, bei Chicorée von 50 t auf 450 t. Hier ist man auch bezüglich des Kalenders entgegen gekommen. Ursprünglich hat man den Israelis angeboten, vom 1. September bis 30. November zu liefern. Dies paßt nicht in den richtigen saisonellen Ablauf Israels. Man hat sich auf Israels Wünsche eingestellt, den Zeitkalender, also 1. November bis 31. Dezember auszuweiten und beim Eisbergsalat hat man die Aufstockung vorgenommen von 50 auf 250 t. Auch hier wurde der Kalender abgeändert, nunmehr 1. November bis 31. Dezember. Auch das entspricht dem Saisonablauf in Israel. Bei Grapefruit ist jede Mengenbegrenzung weggefallen. Dies ist wohl eine der schwergewichtigsten Konzessionen, die die Gemeinschaft gemacht hat. Die Grapefruits waren früher begrenzt mit 156.2001. Die Qualität ist gut, das wissen wir. Deshalb ist hier auch ein enormes Absatzpotential vorhanden. Also hier ist völlige Freiheit. Bei Tafeltrauben hat es eine Anhebung von 1.9001 auf 2.1001 gegeben. Diese zusätzlichen Konzessionen sind nach mühseligen Verhandlungen erreicht worden. Ich habe anfangs darauf hingewiesen. Das erste Mandat ist vom Jahr 1985, das zweite Mandat jetzt im Oktober 1986. Wir haben langwierige Auseinandersetzungen mit Spanien gehabt, u. a. auch, weil sie diese Vorgänge natürlich mit Argusaugen betrachten. Alles in allem glaube ich, das ist ein wirtschaftlich und politisch erfreuliches Ergebnis. Wir freuen uns darüber, daß es in der schwierigen europäischen Agrarpolitik doch noch möglich ist, eine Handelspolitik zu betreiben, die nicht nur von uns gewünscht wird, sondern auch von anderen anerkannt wird. Frage: Herr Staatssekretär, wie sieht es bei den Blumen aus? Antwort: Dies ist schon Gegenstand des ersten Mandats gewesen. Hier ist im Grunde genommen auch eine Lösung gefunden worden, die von den Israelis bereits 955

1986 — Israel und Europa aus dem ersten Mandat heraus eigentlich anerkannt worden ist. Bei Schnittblumen muß Israel einen Mindestpreis einhalten. Außerdem wurden im übrigen für einige empfindliche hochsensible Erzeugnisse, wie bei Avocados, Referenzmengen schon damals eingeführt. Aber bei Blumen meine ich, ist es nicht so schwierig, den Referenzpreis zu halten, vor allem wenn man die Saisonabläufe beachtet. Frage: Nun sagte man mir bei der AGREXCO in Frankfurt, daß bei Avocados ein erfreulicher Anstieg des Absatzes in der Bundesrepublik vorhanden ist, 90 %? Antwort: Ja, das kann ich nur bestätigen. Ich glaube, die Bundesrepublik ist bei Avocados für eine Aufnahme ein guter Markt, ein aufnahmefähiger Markt. Die Frucht war lange dem Laien nicht bekannt. Man hat es lange nicht richtig verstanden, mit dieser Frucht umzugehen, sie richtig zuzubereiten. Dies hat man im Laufe der Zeit gelernt. Die deutsche Küche hat sich eben auch im Laufe der letzten 15 bis 20 Jahren gewaltig gewandelt. Frage: Nun liefern ja die Israelis für den Export sogar noch Shrimps dazu, das, was ja gar nicht auf der koscheren Küche steht? Antwort: Ja, das ist eine gute Abrundung dazu. Wir haben nichts dagegen. Frage: Wenn Sie das ganze Abkommen mit Israel anschauen, dann — Sie sagten ja eben —, sind wir zufrieden mit dem, was herauskam. Wie wird es weitergehen? Gibt es noch Möglichkeiten, andere Themen in einem solchen Abkommen unterzubringen? Wie sieht es mit Vieh und Fleisch aus? Antwort: Ich glaube, erst muß man dieses Abkommen einmal praktizieren, muß es zum Leben erwecken und mit Leben erfüllen. Dann wird sich im Laufe der Zeit herausstellen, wo noch gewisse Mängel vorhanden sind. Ich glaube, so wie die Zeiträume jetzt festgelegt worden sind, wie die Warenarten jetzt fixiert worden sind, müßte es eigentlich ganz gut funktionieren. Ihre zweite Frage, wie sieht es mit Fleisch aus. Nun, dies ist ein ungewöhnlich schwieriger Markt geworden. Sie wissen, daß wir erhebliche Überschüsse in der EG haben, die man mit etwa 600.0001 pro Jahr annehmen kann. Wir haben jetzt einen Vorrat, einen Bestand, der etwa 600.000 t beträgt und sind im Augenblick dabei abzubauen, weil diese Lage nicht länger hinnehmbar ist. Es ist niemanden mehr verständlich zu machen, daß wir das ganze Jahr intervenieren. Dadurch sinken die Marktpreise, also die Erzeugnisse, immer weiter, die Kosten steigen immer weiter. Wir kaufen das Kilo Fleisch für 8,30 DM im Umfang von mehreren hunderttausend Tonnen, wie es bisher in den letzten Monaten gelaufen ist und für 1,— DM verkaufen wir das Kilogramm. Dies versteht kein Mensch. Das ist auf die Dauer keine machbare Politik. Dies muß man ändern. Wir sind jetzt dabei, die gesamte Marktordnung, aber nicht nur für Rindfleisch, sondern auch für Milch, auf neue Beine zu stellen. Die Neuregelung läuft darauf hinaus, daß wir viel schärfere Anforderungen stellen an die Interventionsregel, daß wir die Ankaufspreise für die Intervention bis zu 15 % senken. Das ist der Vorschlag, der hier auf dem Tisch liegt. Das ergibt schon erhebliche Einschnitte und damit Einkommensausfälle, die es notwendigerweise nach sich ziehen, limitiert werden zu müssen. Es wird vermutlich eine Prämie je Tier geben. Über die Höhe sind wir uns noch nicht einig. Aber so, wie die Dinge jetzt aussehen, sehe ich kaum Möglichkeiten, in absehbarer Zeitauf dem 956

Die Anpassung des Kooperationsabkommens EG — Israel europäischen Markt d e r Gemeinschaft Fleisch in nennenswerten Mengen abzusetzen. Frage: N u n hat j a Israel auch aus d e r Bundesrepublik Vieh bezogen, u m Züchtungen vorzunehmen? Antwort: Ja, das ist richtig. Israel war ein guter A b n e h m e r f ü r Zuchtvieh gewesen. Das haben wir sehr wohl vermerkt. Aber ich sagte I h n e n ja, wie die Situation aussieht. Das schließt natürlich nicht aus, daß irgendwelche Verarbeitungsspezialitäten e i n g e f ü h r t werden. Das stellen wir auch jetzt fest. Wer eine Spezialität auf d e n Markt bringt, die vom Verbraucher geschätzt ist, d e r hat immer noch Absatzmöglichkeiten. Die Israelis sind j a sehr findig in d e m Bereich Obst u n d Gemüse, wie wir wissen; in Fragen von Neuzüchtungen, d o r t vor allem, aber auch in d e r Verarbeitung. Deshalb schließe ich nicht aus, daß das möglich ist, im begrenzten Umf a n g Ausfuhrgeschäfte in d e r Gemeinschaft zu tätigen. Frage: Ein wichtiger Punkt f ü r die israelische Landwirtschaft ist j a auch das Putenfleisch; sind auch andere Geflügelzüchtungen, z. B. bei d e r Gänseleber, die j a beinahe geschlossen nach Straßburg vermarktet wird, sind auch in diesem Abkommen derartige Produkte einbezogen? Antwort: Das A b k o m m e n bezieht sich im wesentlichen - ich habe die lange Liste hier — auf Obst u n d Gemüse. W e n n man die Konkurrenzsituation gegenüber Spanien u n d Portugal anpassen wollte. Bei d e n letzten Ländern handelt es sich im wesentlichen u m Produzenten von Obst u n d Gemüse u n d d a r u m ist dies auch d e r Vertragsinhalt. Die EG-Kommission wird n u n m e h r einen Bericht über diese Verhandlungen d e m Rat vorlegen, den dieser billigen muß. Danach werden die Bevollmächtigten des Rates f ü r die Unterzeichnung sowie ein T e r m i n f ü r die formelle Unterzeichn u n g festgelegt. Der Citrus Marketing Board in H a m b u r g hat die Importzahlen f ü r Zitrusf r ü c h t e vom November 1986 veröffentlicht u n d dabei die Vergleichszahlen d e r Saison 1985/86 mitgeteilt: I m p o r t m e n g e n in die Bundesrepublik in Kolli, Gewicht p r o Kolli durchschnittlich 15 kg Sorte Grapefruit: Total davon: Rote Royal Yarden River Orangen: Shamouti Lates Pomelo Zitronen Easy Peelers

1985/86

voraussichtlich 1986/87

1.900.000

2.500.000 150.000 200.000 230.000

3.000.000 1.500.000 82.000 160.000 300.000

3.500.000 1.500.000

100.000

200.000

425.000

957

1986— Messen und Ausstellungen

Bis Mitte November wurden ca. 275.000 Kolli der Grapefruit-Menge verkauft. Die Shamouti Verkäufe beginnen Mitte Januar 1986 und sollen bis Ende März beendet sein. Die Verkaufsmenge ist bis heute in fast allen Sorten größer als im Vorjahreszeitraum. Im CMB ist man mit dem Saisonverkauf bisher zufrieden.

Messen und Ausstellungen Collections Premieren in Düsseldorf Die größte ausländische Beteiligung auf den Collections Premieren Anfang Februar in Düsseldorf stellte auch diesmal das israelische Angebot in Halle 7.26 Firmen zeigten ein interessantes und vielseitiges Angebot an Young Fashion, Sportswear-Coordinates, Leder und Strick sowie Jogging-Mode. Für die meisten Israelis waren die drei Messetage ein voller Erfolg. Besonders die Stricker und „Lederleute" waren mit dem geschäftlichen Ergebnis ihrer ersten Präsentation für Herbst/Winter '86/87 sehr zufrieden. Auch die jungen, ideenreichen Kombi-Kollektionen aus dem Sportswear-Bereich fanden viel Aufmerksamkeit und Käuferinteresse. Moderne Modeideen auch bei den Stoffen und

Lederbearbeitung

Glanz und Glitzer in Gold, Silber und Kupfer, nicht nur bei Strick und Leder, sondern auch im Young-Fashion-Bereich fielen besonders auf. Daneben wurde viel Jacquard angeboten. Herausragend bei der Kombi-Mode waren die Sets mit passenden Mänteln in sportlicher-eleganter Ausführung, z. B. eine dreiteilige Kombination mit langem Blazermantel und Bundfaltenhose im dezenten Jacquardstreifen mit uni Shirtbluse. Ethnische Drucke in schwarz/weiß sah man in Sweatshirt-Qualitäten bei den Sportswear-Kombis als Mix- und Match-Vorschläge. Hier war die Keilhose nach wie vor ein beliebtes Detail. Bei Leder — einer Domäne der Israelis — gab es neben sportlichen Jacken/Hosen/Rock-Kombis vor allem feminin-elegante Mantel/Kleid-Ensembles in gold- und silberbedrucktem Nappa. Die Stricker setzen ebenfalls auf Glanz mit Lurex- und Effektgarnen, Jacquards und Intarsien. Cardigan/Pullover/Rock-Kombinationen sind Schwerpunkt der Strickkollektionen für Herbst/Winter. Die Farbskala der Israelis: Blauund Grüntöne, Lilavarianten, einige Rot-Töne, viel Schwarz/Weiß und Silbergrau. 958

Aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft Wirtschaftlicher

Aufwärtstrend

Nach vier Jahren der Stagnation und des Rückgangs der Textil- und Bekleidungsexporte zeigt die Exportbilanz des vergangenen Jahres mit einem Umsatzplus von rund 17 % zum ersten Mal wieder einen deutlichen Aufwärtstrend. Auf dem Bekleidungssektor allein exportierte Israel 1985 weltweit Waren im Wert von insgesamt 265,0 Mill. Dollar (1984: 260,0 Mill.), ein Zuwachs von 2 %. Gründe für die neue positive Entwicklung der Exporte sind die Besserung der allgemeinen Wirtschaftslage, die Stärkung der europäischen Währungen sowie das Freihandelsabkommen mit den USA. Vor allem das seit September 1985 bestehende Freihandelsabkommen wirkte sich in der Statistik im vierten Quartal des vergangenen Jahres sehr positiv aus. Die Textil- und Bekleidungsexporte in die USA stiegen von 42,0 Mill. Dollar 1984 auf 75,0 Mill. Dollar 1985. Das sind bereits 25 % des Gesamtexports dieser Branche. Einen Rückgang dagegen verzeichnen die Exporte nach Europa. Während 1983 noch 85 % in die EG-Länder gingen, waren es 1985 nur noch 70 %. Auf der CPD in Düsseldorf zeigte sich jedoch, daß Israels Modebranche dabei ist, auch in Europa verlorenes Terrain wieder zurückzugewinnen. Der deutsche Markt hat in den vergangenen 2 Jahren 25 % der israelischen Textilproduktion aufgenommen. 1986 belief sich der Verkauf in die Bundesrepublik Deutschland auf 66 Mio. Dollar, 1983 waren die Verkäufe in die Bundesrepublik mit 69 Mio. Dollar verzeichnet. Die Hauptkunden in der Bundesrepublik waren Versand- und Kaufhäuser als stetige Großkunden. Nach Rückkehr aus Düsseldorf zeigten die Israelis auf heimischem Boden zu den Israel Fashion Days vom 18.—20. Februar im Hilton Tel Aviv ihre Kollektionen, danach geht eine Gruppe nach New York. Einige Hersteller werden im März dann nochmals auf der Igedo in Düsseldorf und auf der Modewoche in München ausstellen.

Israel bemüht sich durch verstärkte Beteiligung an Messen um die Erhöhung seiner Exportchancen — Aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft Jg. 35, Nr.

8,15.4.86

„Mit der Teilnahme an 58 ausländischen Messen und Fachausstellungen will das Israel-Export-Institut in diesem Jahr bei der Förderung der nationalen Industrieund Agrarausfuhr behilflich sein. 1985 hatte sich die Wirtschaft lediglich an 40 Messen und Ausstellungen im Ausland beteiligt. In diesem Jahr stehe vor allem der US- und der deutsche Markt im Visier der israelischen Exportwirtschaft, heißt es. In der Bundesrepublik Deutschland möchte sich Israel an 21 Messen und Fachausstellungen mit der Absicht beteiligen, nach der enttäuschenden Ausfuhrentwicklung im letzten Jahr den Absatz israelischer Erzeugnisse zu forcieren. 1985 schrumpfte die Warenausfuhr in die Bundesrepublik Deutschland von 342 Millionen auf 314 Millionen US-Dollar. In den USA beabsichtigt Israel in diesem 959

1986 — Luftverkehr und Tourismus

Jahr an 15 Messen teilzunehmen. Der Export soll dort erneut—dank des Freihandelsabkommens zwischen beiden Ländern - um 30 Prozent gesteigert werden. Das Export-Institut und die ihm angeschlossene Messegesellschaft verfügen dem Vernehmen nach über ausreichende finanzielle Mittel, um die Teilnahme aller interessierten inländischen Firmen zu ermöglichen und besonders neue und in diesem Bereich unerfahrene Unternehmen zu fördern."

Luftverkehr und Tourismus 160 000 deutsche Touristen in Israel Gemeinsam mit der Staatlichen Israelischen Fluggesellschaft El AI hat das Staatliche Israelische Verkehrsbüro in Frankfurt am Main einige bedeutsame Zahlen zum Reiseverkehr nach Israel vorgestellt. Danach sind in den ersten drei Monaten 1986 140.500 Gäste aus der Bundesrepublik Deutschland nach Israel gekommen. 1985 waren es im ganzen Jahr 160.000. Im Winterhalbjahr 1985/86 hatten 87.300 deutsche Gäste Israel besucht. Das bedeutet ein Plus von 7 %. Aus ganz Europa konnten im letzten Winter 375.500 Besucher gezählt werden. Mit diesem Zuwachs von 6 % kommen 60 % aller Israel-Urlauber aus Europa. Nach den bisher vorliegenden Zahlen stabilisiert sich der Deutschland- IsraelTourismus auf hohem Niveau. Das Ministerium für Tourismus, Jerusalem hat die 1985 durchgeführten Erhebungen über den Reisezweck abgeschlossen. Danach hatten 27 % der Israel-Gäste sich für „Erholung, Sport und Kultur" entschieden. 25 % besuchten das Land, um Verwandte oder Freunde zu besuchen. 21 % der Israel-Urlauber interessierten sich in erster Linie für die HeiligenStätten. 10 % bereisen Israel geschäftlicher Gründe wegen. 4 % wurden als Teilnehmer von Internationalen Tagungen registriert. Die verbleibenden 13 % rechnen sich den Rubriken Jugendaustausch und Kibbuzpraktikanten zu.

960

Kuren in Israel

Kuren in Israel Die Kurorte in Israel werden von immer mehr Menschen besucht. Dies gilt für die Region um Tiberias genauso wie f ü r das Tote Meer. Ursachen hierfür sind die einmaligen klimatischen und mineralogischen Verhältnisse, wie sie sonst an keinem Punkt mehr anzutreffen sind. So hat, wie Dr. med. Karl Becker, MdB, in dieser Sache Berichterstatter des Petitionsausschusses, bestätigte, der Deutsche Bundestag auf Empfehlung des Petitionsausschusses beschlossen, daß Kuren am Toten Meer f ü r Beihilfeberechtigte des Bundes bei bestimmten Erkrankungen beihilfefähig sind. Die Bundesregier u n g hat sich diesem Beschluß angeschlossen. Dr. Becker hatte zuvor persönlich das Tote Meer besucht. Außerdem hat d e r Staatssekretär des Bundesministerium des Innern veranlaßt, daß diese Frage auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung der Bund-Länderkommission f ü r das Beihilferecht gesetzt wird. Er will dafür eintreten, daß diese Heilkuren am Toten Meer auch f ü r Beihilfeberechtigte der Länder beihilfefähig erklärt werden. Prof. Dr. Rita Süßmuth, Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit hat selbst im Rahmen einer Israelreise deutsche Kurgäste am Toten Meer besucht, um sich vor Ort einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Sie zeigte sich von den Heilerfolgen beeindruckt. Immer mehr Krankenkassen zeigen auch die Bereitschaft, die Kosten von Kurreisen nach Israel inkl. Aufenthalt und Flug zu übernehmen, wenn von kompetenter medizinischer Seite hierzu die Notwendigkeit bestätigt wird.

10 Jahre grüne Luftbrücke zwischen Tel Aviv und Köln/Bonn Im J a n u a r 1987 wurde auf dem Flughafen Köln/Bonn das zehnjährige Jubiläum der Luftbrücke zwischen Tel Aviv und Köln/Bonn gefeiert, mit der Israel seit Ende 1976 große Mengen Agrar-Produkte in die Bundesrepublik Deutschland fliegt. Insgesamt wurden 427.000 t Luftfracht aus dem Nahen Osten hierher transportiert. Dieser Menge landwirtschaftlicher Erzeugnisse stehen außerdem industrielle Güter - bis zum 1.12.1986 - in einer Menge von ca. 150.0001 gegenüber. Die vor 10 J a h r e n gegründete Gesellschaft C. A. L. hat seither ca. 2.400 Flüge mit Jumbos 747 durchgeführt. Mit dieser Firmengründung und mit dem Beginn dieser Luftfracht zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland wurde auch f ü r andere Staaten ein richtungsweisender Weg beschritten, der auf dem Flughafen Köln/Bonn auch f ü r die Bundesrepublik Deutschland von großer Bedeutung ist. 250 zusätzliche Arbeitsplätze konnten auf dem Flughafen Köln/ Bonn auf diese Weise geschaffen werden.

961

1986 — Luftverkehr und Tourismus C. A. L. — Ziele, Leistung und Aktivitäten der Gesellschaft Die Gesellschaft C. A. L. wurde im Jahre 1976 mit dem Zweck gegründet, die Flugtransportkosten der Agrarprodukte aus Israel ins Ausland, und infolgedessen auch die Flugtransportkosten des israelischen Im- und Exports allgemein, auf revolutionäre Weise zu verbilligen. Die Gesellschaft — die Initiative zu ihrer Gründung kam von Motti Hod, dem früheren Oberbefehlshaber der Luftwaffe — gehört der Gesellschaft „Nir Kooperative" für die Landwirtschaft (56 % ) gemeinsam mit der Vereinigung zur Produktion und Vermarktung von Blumen (18 %), der Vereinigung zur Produktion und Vermarktung von Gemüse (18 % ) und der Vereinigung zur Produktion und Vermarktung von Obst (8 %), welchen 50 % der Aktien von AGREXCO, der staatlichen Gesellschaft für den Export von Frischprodukten aus Israel, gehören. Es ist nicht die Absicht von C. A. L., da sie im Besitz derer ist, die sie benutzen, Gewinne zu kassieren. Sämtliche finanziellen Einkünfte aus dem Frachttransport nach Israel vermindern die Flugtransportkosten der Agrarexportgüter. C. A. L. fliegt verschiedene Importgüter nach Israel (Textilwaren, Industrieausrüstungen und -maschinen, Elektrogeräte, Lebensmittel, Autos, Medizingeräte, Rohmaterialien u. a.) und verbilligt und verringert so auf enorme Weise die Ausgaben der Landwirte. Gemeinsam mit der Verbilligung der Transporttarife entwikkeltC. A. L. Mittel und Wege für einen effizienten Im-und Export von Frachtgütern. So unterhält die Gesellschaft zum Beispiel eine Flughäufigkeit von bis zu 14 Flügen pro Woche und bis zu 3 Flügen pro Tag, eine schnelle Landumschlagung, eine effiziente Organisation, eine computerisierte Betreuung und ist in allen Stadien der Dokumentation auf dem neuesten Stand. C. A. L. exportiert im Laufe eines Jahres ungefähr 25.000 t in 250 Flügen. Der Import nach Israel beziffert sich, obwohl die Flugzeuge vollbeladen zurückkehren, auf ca. 20.0001, da es durch die enorme Flugbeförderung von Autos Einschränkungen in Bezug auf den Laderaum gibt. Hauptexportartikel — Blumen und Erdbeeren. Der Jahresumsatz im Jahre 1985 bezifferte sich auf ca. 25 Millionen Dollar. C. A. L. bewirkt eine neue und erfrischende Wende in der israelischen Exportbranche: Dem Landwirt, der Export betreibt, werden Service, Effizienz, Preis und Zuverlässigkeit nach europäischen Maßstäben gegeben, mit einem Unterschied — all diese Vergünstigungen werden ihm in Israel geboten. Die Absicht ist, dem Benutzer von C. A. L. das Gefühl zu schenken, daß ihn vom Herzen Europas nur eine Brücke trennt. Diese Brücke auf direktem und schnellem Wege zu überschreiten, wird im besonderen Maße durch die Flugzeuge der Gesellschaft ermöglicht. Die Verbilligung der Transportkosten um 50 % ergab sich nicht nur in C. A. L. und im Bereich der Agrarproduktion, sondern parallel dazu verbilligten sich die Beförderungskosten des gesamten israelischen Im- und Exports in allen Fluggesellschaften im Vergleich zu den Tarifen bis zur Gründung von C. A. L. im J a h r e 1976. C. A. L. ist heutzutage richtungsweisend bei den Flugtransportkosten. Dies ist auch der Grund dafür, daß Landwirte und alle anderen Impor-

962

10 Jahre grüne Luftbrücke zwischen Tel Aviv und Köln/Bonn

teure und Exporteure an der Fortführung der Gesellschaft festhalten wollen, welche ihnen die Möglichkeit verschafft, zu einem Minimalpreis auf dem europäischen Kontinent zugegen zu sein. Sowohl der israelische Importeur als auch der europäische Exporteur nutzen die Betriebsvorteile von C. A. L.: minimale Lieferungszeiten, besonders vorteilhafte Preise und Befreiung von der bindenden Abhängigkeit an einen festen Flugplan, wie ihn eine große Gesellschaft hat. C. A. L. befreit ihre Kunden von der Notwendigkeit, für einen außergewöhnlichen Frachttransport einen besonderen Flug von einem besonderen Ort aus zu bestellen. Im Flughafen Köln/ Bonn, dem Hauptflughafen von C. A. L. in Europa, wird jedem Kunden kostenlos freie Lagerung seiner Waren für einen beliebigen Zeitraum gewährt. So werden selbst die schwersten Probleme des israelischen Importeurs gelöst, der über die Instandhaltung eines großen und verfügbaren Magazins, über merkliche Einsparungen beim Lagerraum und über eine möglichst geringe Beschäftigung von Arbeitskräften in den Vorratslagern nachdenken muß. So lösen sich für den israelischen Importeur und für den europäischen Exporteur auch die Probleme, die bezüglich der Forderungen des europäischen Handelspartners nach Minimumabnahmemengen oder wegen unerfüllter Handelserwartungen entstehen. Der Importeur bestellt nur die Handelsmenge, die er wirklich braucht. Der Vorratsüberschuß wird, bis sein Transport nach Israel verlangt wird, im Flughafen Köln/ Bonn gelagert. Der Kunde wird überjedes Stadium, in dem sich seine Frachtladung befindet, ständig auf dem Laufenden gehalten. Falls der Kunde daran interessiert ist, kann er seine Frachtladung direkt vom Flugzeug weg abholen. Zusätzliche Effizienz und Ersparnis wurden bei C. A. L. in Bezug auf die Verpackung von Frachtgütern erzielt: Es genügt eine minimale Verpackung oder nur die Benutzung von Paletten; dies ist eine Verpackungsmethode, die in der Gesellschaft entwickelt wurde, um dem Kunden Summen zu ersparen, die manchmal die Kosten des Gesamttransportes übersteigen. Die Gesellschaft C. A. L. beschäftigt in Israel und im Ausland nur 65 Angestellte. Das Hauptfrachtflugzeug — eine Boing 747 — wird normalerweise von der Gesellschaft El-AI gechartert. Zu Spitzenzeiten werden auch von fremden Gesellschaften Flugzeuge gechartert. Zusammenstellungen anläßlich des zehnjährigen Jubiläums der Gesellschaft C. A. L.

Flugtransportkosten von einer Tonne Agrarprodukte vor der Gründung von C. A. L.: 1.000 Dollar bei gesonderten Flügen. Flugtransportkosten von einer Tonne Agrarprodukte im ersten Jahr von C. A. L.: 330 Dollar. Flugtransportkosten von einer Tonne Agrarprodukte im Jahre 1986: ca. 500 Dollar. Seit ihrer Gründung ist C. A. L. richtungsweisend f ü r die Konkurrenz. C. A. L. ist die einzige Gesellschaft in der Welt, deren Besitzer auch ihre Hauptkunden sind. 963

1986 — Luftverkehr und Tourismus Hauptartikel des Agrarexports: Blumen und Erdbeeren. Der Import nach Israel beinhaltet: Textilien, Lebensmittel, Rohmaterialien (Chemikalien, Stahl, Fasern, Farben u. a.), Elektrogeräte, Industrieausrüstungen und Tiere. Seit ihrer Gründung — flog C. A. L. bis zum 1.12.1986 ca. 230.0001 Agrarexport ins Ausland, flog C. A. L. bis zum 1.12.1986 ca. 150.0001 Importgüter nach Israel, führte C. A. L. bis zum 1.12.1986 ca. 2.400 Flüge mit Jumbos 747 durch. Es gilt festzustellen, daß mit der Gründung von C. A. L. 250 zusätzliche Arbeitsplätze am Flughafen Köln/Bonn für deutsche Bürger geschaffen wurden. Der Jahresumsatz von C. A. L. beträgt: ca. 23 Millionen US—Dollar. Gründe für die Wahl des Kölner Flughafens 1. Der Flughafen Köln ist ein entwickelter Flughafen, doch verfügt er über ein relativ geringes Verkehrsaufkommen. 2. Kölns geographische Lage an einem unter klimatischen Gesichtspunkten relativ günstigen Ort und, wie es bei anderen Flughäfen nicht der Fall ist, der Kölner Flughafen wird so gut wie nie aus wetterbedingten Gründen geschlossen. 3. Die Lage Kölns im Zentrum des europäischen Festlandes; die Verkehrswege, die zur Stadt hin und von ihr weg führen, sind bequem für den Transport von Frachtgütern. 4. Die Bereitschaft des Flughafens, bedeutende Summen zur Errichtung von Lagern, zum Erwerb von Maschinen und Ausrüstung zu investieren, um den Flügen von C. A. L. zu Diensten zu stehen (so geschehen im Jahre 1977). Israelischer Landwirtschaftsminister Arieh Nechamkin sprach bei der Feier Bei der Zehnjahres-Feier der C. A. L. sprach Israels Landwirtschaftsminister Arieh Nechamkin über die Erfolge des Lufttransportes der Landwirtschaftsgüter aus Israel: „Dank der Idee, die die Gründer der Gesellschaft C. A. L. geleitet hat, und ihrer Verwirklichung gelingt es der Gesellschaft AGREXCO, nicht nur die Einkünfte der israelischen Landwirte zu steigern, sondern auch den Namen Israels auf den Weltmärkten mit Stolz und durch Geschmack, gehaltvoll und formenreich zu repräsentieren. So können die Einwohner Europas und der Vereinigten Staaten Obst und Gemüse aus Israel nur wenige Stunden, nachdem es auf unseren Feldern gepflückt und gesammelt wurde, für ihre Haushalte in Empfang nehmen. Als Minister, der an der Wirtschaftspolitik der israelischen Regierung beteiligt ist, kann ich feststellen, daß die Gesellschaft C. A. L. parallel zur Verbilligung des Flugtransportes landwirtschaftlicher Güter indirekt auch zur Verbilligung des Flugtransportes von Gütern allgemein, der durch andere Gesellschaften durchgeführt wird, beigetragen hat, und auf diese Weise fördert C. A. L. den Fortschritt im Exportbereich und die Gesundung der israelischen Wirtschaft. 964

Israel zum 25. Mal bei der Grünen Woche in Berlin Die revolutionäre Verbilligung, die die Gesellschaft C. A. L. durch die Flugbeförderung von Export- und Importgütern herbeigeführt hat, trägt zur Gesundung der israelischen Handelsbilanz bei und sichert außerdem eine noch verheißungsvollere Zukunft. Es stellt sich heraus, daß die Verringerung der Flugkosten den Frachttransport per Flugzeug verdrei- und vervierfachte und daß der Preisrückgang zu größeren Gewinnen führte als den Gewinnen, die erzielt wurden, als dieser Wirtschaftszweig in seinem Umfang beschränkt und teuer war. Heutzutage gibt es im Bereich des Frachttransportes gute freundschaftliche Beziehungen zwischen der Fluggesellschaft El-Al und der Gesellschaft C. A. L., so wie sie zwischen der Fluggesellschaft El-Al und Chartergesellschaften im Bereich der Passagierbeförderung existieren. Alle haben gelernt, miteinander Seite an Seite zu leben. Die Folgerung daraus ist, daß Koordination und Zusammenarbeit allen die Existenz und Bequemlichkeit f ü r die Verbraucher ermöglichen und es besteht die Tendenz, die Zusammenarbeit zwischen El-Al und der Gesellschaft C. A. L. weiter zu verstärken. Es gilt festzustellen, daß die Gesellschaft C. A. L. nicht nur zur Entwicklung und zu Gewinnen der israelischen Wirtschaft beigetragen hat, sondern auch die Wirtschaft des deutschen Partners gefördert hat. Ungefähr 70 % der Frachtgüter, die den Flughafen Köln/Bonn - der der Gesellschaft C. A. L. als Hauptlandeflughafen in Europa dient — passieren, sind Frachtgüter, die entweder aus Israel kommen oder für dort bestimmt sind."

Landwirtschaft Israel zum 25. Mal bei der Grünen Woche in Berlin Zum 25. Mal kam Israel 1986 zur „Grünen Woche" nach Berlin. Es zeigte sich deudich, auch wenn nicht viel darüber gesprochen wurde, daß für Israel ein neuer Abschnitt f ü r seine landwirtschaftlichen Produkte begonnen hatte. Zum zweiten Mal weilte Landwirtschaftsminister Nechamkin bei der „Grünen Woche" in Berlin. Dieser markige Landwirt wußte, das merkte ihm jeder Gesprächspartner an, wovon er sprach. Sein Gespräch mit Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle drehte sich um die Fragen der Erhaltung der traditionellen Märkte innerhalb der Staaten der Europäischen Gemeinschaft nach dem Beitritt Spaniens und Portugals. Zu diesem Fragenkomplex nahm auch der spanische Minister f ü r Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung bei der Eröffnungsfeier der Internationalen „Grünen Woche" 1986 Stellung. Er sagte u. a.: 965

1986 — Landwirtschaft „Der 1. J a n u a r 1986 ist durch die Vervollständigung d e r Mittelmeer-Basis u n d d u r c h eine Wiederbegegnung mit seinen ältesten Bindegliedern, d. h. d e n Beitritt Spaniens u n d Portugals, ein historischer T a g f ü r die EG. Das Europa d e r Zwölf, das bereits sein Gleichgewicht am Mittelmeer gefund e n hat, kann sich nicht beschränken auf eine Perfektionierung d e r Vorschriften f ü r sein komplexes Marktordnungssystem. Wir finden vor allem ein Netzwerk d e r technologischen Entwicklung vor und müssen uns deshalb alle verpflichten, große A n s t r e n g u n g zur E r n e u e r u n g im Sinne d e r politischen, wirtschaftlichen u n d gesellschaftlichen Zusammenarbeit unter unserem gemeinsamen Dach zu unternehmen. In diesem B e m ü h e n weiterzukommen, müssen wir die Beziehungen Europas zu d e n Ländern Lateinamerikas u n d Afrikas verstärken. Die erweiterte Gemeinschaft ist den L ä n d e r n an d e r Südküste des Mittelmeers nähergekommen, was uns verpflichtet, unsere Anstrengungen zu verstärken, damit das Europa der Zwölf einen wirksamen Beitrag zum Prozeß des Friedens, d e r Stabilität u n d Entwicklung in N o r d a f r i k a u n d dem Nahen Osten leistet. Aus d e m vorher Gesagten w e r d e n Sie, liebe Freunde, verstehen, d a ß einem spanischen Minister die Möglichkeit, heute bei d e r E r ö f f n u n g d e r G r ü n e n Woche zu I h n e n zu sprechen, große Befriedigung gibt." Auch d e r holländische Landwirtschaftsminister war Gesprächspartner des israelischen Kollegen Nechamkin. Hierbei ging es u m die Blumenexporte aus Israel, die zum größten Teil durch die holländischen Märkte geschleust werden, u m d a n n direkt nach d e n Versteigerungen wiederum per Luftpost zum endgültigen Bestimmungsort, auch in d e r Bundesrepublik weiter b e f ö r d e r t zu werden. Es war von besonderer Bedeutung, daß der israelische Ministerpräsident Shimon Peres bei seinem Berlin-Besuch am 29. J a n u a r 1986 d e m israelischen Stand auf d e r „Grünen Woche" einen Besuch abstattete. Er zeigte damit nicht n u r seine Verbundenheit mit d e n Anstrengungen im Bereich d e r Landwirtschaft alles zu u n t e r n e h m e n , u m die Exporte von Obst, Gemüse u n d d e r verarbeitenden Industrie im Ernährungsbereich zu fördern. Letztlich war dieser Besuch auch eine W ü r d i g u n g der Tatsache, daß Israel zum 25. Mal in d e n Ausstellungshallen am F u n k t u r m präsent war. Auch das Publikum, das an diesem Tage die „Grüne Woche" u n d die lebendige Ausstellung Israels besuchte, zollte — wie überall in der Bundesrepublik d e m israelischen Gast lebhaften Beifall. Der Landwirtschaftsexperte, Dr. A. Szeskin, hat in Israel 1984 eine Statistik zur israelischen Landwirtschaft erstellt. Es ist vielleicht doch von Bedeutung, diese Unterlage im Z u s a m m e n h a n g mit d e n Berichten d e r verschiedenen zentralen Vermarktungseinrichtungen Israels noch einmal abzudrucken:

966

Israel zum 25. Mal bei der Grünen Woche in Berlin 1. Landfläche (den 1949 Waffenstillstands-Linien entsprechend) Gesamte Fläche von dieser beregnete Fläche (über 250 Mm) (einschließlich Trockenheit-Fläche) Galiläa-See Totes Meer

Quadratkilometer 21.500 7.200 3.000 165 280

2. Bevölkerung (in Tausenden) Gesamtzahl von dieser Jüdisch in Landwirtschaft angestellt von diesen: Angestellte

4.199.7 3.471.7 85.9 33.9

3. Ländliche Bevölkerung 1983 Kibbu-* Gesamtzim zahl 267 Siedlungen 969 Ländliche Bevölkerung 530 116 (in Tausenden) der gesamten 13.1 Bevölkerung % 2.9 einschließlich Moshavim Shitufim 36 Beduinen-Stämme ausgeschlossen

4. Produktionswert 1983/84 Gesamtzahl davon: Ernte-Produktion Tier-Produkte

5. Bebautes Land 1984 Gesamtzahl davon: Zitrus andere Früchte Gemüse, Kartoffeln & Melonen Fischteiche Feldzucht Natürliches Weideland Forst

6. Wasserverbrauch Gesamtzahl: davon für Landwirtschaft

Moshavim 448

Institutionen 55

Nicht** Jüdisch 91

150

40

24

200

3.7

1.0

0.6

5.0

Prozent 100 51 49

1000 ha 427

kleine Dörfer 108

Million ($) 2.300 1.176 1.124

davon bewässert

ha 203 36.1 52.7 40.9 3.2 235.2 142.4

72.9

1.878 Mill, m 3 1.356 Mill, m 3

967

1986 — Landwirtschaft 7. Wichtigste Feldzucht ha Baumwolle 61.1 Erdnüsse 4.2 Sonnenblumen 10.3 Futterpflanzen (inkl. grünes Futter & Heu) 37.9 Weizen Gersten 107.9 Gemüse 27.2 Melonen 8.7 Kartoffeln 5.0 8. Ernten (Tonnen/ha) Weizen Kartoffeln Tomaten Trockene Zwiebeln Baumwoll-Fasern Äpfel Tisch-Trauben Orangen Bananen Teich-Fisch Kuhmilch (Kg.) Schafmilch *

Durchschnitt Maximum 2.40-3.60 2.85-4.00 40 50 56 100-140 37 60 1.30-4.75 1.40-5.00 40 70 22 45 43 60 44 57-64 4.00 7.500 7.200 (3.3 Fett Inh.) 280 250 (von verschiedenen Quellen) in Gegenden mit 250-350 Mm. Regenfall: 2-2.7 t/ha

9. Viehzucht (Ende 1984) Milchkühe Färsen Rindvieh Schafe davon: für Milchproduktion Ziegen Bienenkörbe 10. Viehzucht Produktion Geflügel Fleisch Rindfleisch Kuhmilch (Million Liter) Tisch-Eier (Million Einheiten) Fisch Honig Konzentriertes Futter Benutzungl.

968

104.000 81.750 93.200 247.000 128.000 65.000 1 000 Tonnen 269.0 58.3 797.4 1 848.9 23.4 2.0 580.0

Israel zum 25. Mal bei cler Grünen Woche in Berlin 11. Zitrus Produktion

Export Tonnen

Gesamtzahl Shamouti Later Grapefruit Zitronen Andere

611.1 97.1 97.1 146.3 25.0 52.0

Industrie Tonnen 802.7 293.7 188.6 237.0 20.0 63.4

Gesamtzahl Tonnen 1.547.3 620.1 306.6 401.7 58.8 160.1 1 000 Gesamtzahl Tonnen 441.0

12. Frucht Produktion Davon: Äpfel Birnen Pfirsiche Tisch-Trauben Wein-Trauben Bananen Nüsse und Mandeln Avocado Datteln

107.4 17.9 29.4 47.5 44.3 67.7 5.5 52.5 5.4

13. Exporte 1984

Millionen Gesamtzahl US$

Frische Produkte: davon: Feld-Produkte Sc Samen Gemüse Zitrus andere Früchte Blumen Viehzucht Produkte Bearbeitete Produkte (Lebensmittel, Getränke und Tabak) Gesamtzahl Exporte

566.1 183.4 42.8 134.8 88.2 76.8 40.1 321.5 887.6 Mill. U S $

14. Lebensmittel Konsum per Kopf (1984) Weizen 94.2 kg Fleisch Kartoffeln 32.1kg Eier Zucker 32.8 kg Fisch Hülsenfrüchte, Nüsse 10.4 kg Milchprodukte 229.5 kg Gemüse Sc Früchte Öle und Fette

75.1 kg 21.4 kg 9.1kg 107.6 kg 23.3 kg

15. Gesamter täglicher Konsum 3.036 Kai. 95.8 G. Protein, 121.3 G. Fett.

969

1986 — Landwirtschaft Auch die Natur liebt die Abwechslung - Neuheiten und köstliche Spezialitäten kennzeichnen das Obst- und Gemüseprogramm von „Carmel" / Ausgesuchte Qualität und trendsetzende Innovationen im aktuellen Fruchangebot der AGREXCO Mit neuen Markt- und Produktideen sowie mit einer auf hochwertigen Obst- und Gemüsespezialitäten ausgerichteten Vermarktungspolitik konnten die Israelis nicht nur den harten Wettbewerb z. B. auf dem bundesdeutschen Markt bestehen, sondern gleichzeitig auch das Fruchtangebot -speziell im „Off Season"-Zeitraum (also während der Wintersaison) - durch charakteristische Neuzüchtungen zum Vorteil des Verbrauchers regelmäßig erweitern. Wie der Generaldirektor der exporterfahrenen halbstaatlichen Vermarktungsorganisation AGREXCO, Dr. Amotz Amiod, erläuterte, liegt darin die Stärke und die Chance eines kleinen Agrarlandes wie Israel, speziell im Blick auf die nunmehr um Spanien und Portugal erweiterte EG. Unter dem Markenbegriff „Carmel" wird deshalb ein ausgesuchtes Programm von exotischem Obst und Gemüse, von Trendprodukten — z. B. Früchten mit weniger Kalorien — und von Erzeugnissen mit einem hohen Komfortgrad (wie leichte Handhabung) geboten. Ein reichhaltiges Angebot, das sich durch streng kontrollierte Qualität, durch Lieferkontinuität und vernünftige Preise auszeichnet. Die vielfältigen Aktivitäten tragen inzwischen auch ihre wirtschaftlichen Früchte, speziell auf dem deutschen Markt: Hier setzte die AGREXCO in der Saison 1984/ 85 allein mit Obst und Gemüse 56 Mio DM um, mit dem ständig steigenden Spezialitäten-Sortiment wie z. B. Gänse- und Entenleber, Shrimps, Bio-Produkte und naturreine Säfte insgesamt 5,3 Mio DM. Schon für die laufende Saison wird ein Umsatzsprung insgesamt von gut 58 Prozent auf 97,4 Mio DM geplant. Damit ist die 100-Mio-DM-Grenze, die erst f ü r Ende der 80er Jahre angepeilt worden war, in greifbare Nähe gerückt. Speziell in jener Zeit des Jahres, wenn auf deutschen Feldern nichts mehr wachsen und reifen kann, kommt Israel über die AGREXCO mit seiner über 40 verschiedene Artikel umfassenden Obst- und Gemüsepalette auf die hiesigen Frischmärkte. Die Verbraucher können auf diese Weise weiterhin den — speziell in dieser Jahreszeit erhöhten - Vitaminbedarf besonders schmack- und herzhaft decken. Gleichzeitig ermöglichen Produkte wie Staudensellerie oder Eisbergsalat „schlanke" Gaumenfreuden, die zusätzlich der Gesundheit dienen. Wasser-, Galia- oder Ogen-Melonen bzw. die kulinarische und wertvolle Avocado - ein echter Exportschlager, von dem Israel mittlerweile jährlich über 50 000 Tonnen produziert — bereichern die Speisekarte u m vielfältige Genüsse. Denn auch die Natur, zu der die israelischen Bauern offensichtlich ein sehr gutes Verhältnis haben, liebt die AbwechslungAuf ihre gute Nase, auf das Erkennen und Forcieren neuer Trends, sind diese Pioniere in Feld und Garten bzw. die Vermarktungsexperten der AGREXCO zu Recht stolz. So hat sich die noch vor wenigen Jahren in Deutschland so gut wie unbekannte „Aztekenbirne", wie die Avocado auch genannt wird, zu einem Verkaufshit entwickelt. Die Einfuhren stiegen in der letzten Verkaufssaison von 970

Israel zum 25. Mal bei der Grünen Woche in Berlin 2 600 auf 3 800 Tonnen. Bis 1990 wollen die Israelis sogar die Erntemenge bei Avocados verdoppeln. Frische Datteln und Sharonfrüchte, die typische Kakineuzüchtung aus dem Heiligen Land, erleben gleichfalls einen wachsenden Appetit bei den Bundesbürgern. Früchte wie israelische Weintrauben, Erdbeeren, Tomaten oder auch Frühkartoffeln, Zwiebeln und Paprika — unter freier Sonne gereift und frisch geerntet—bereichern das Winterangebot des Handels und runden die große Sortimentauswahl der AGREXCO ab. Dauerhafte Marktchancen zeichnen sich im übrigen für die weiteren Agrarerzeugnisse des aktiven Anbieters ab — so z. B. für Gänse- und Entenleber, Fleisch, Fett, Fisch, Fischfilets und Süßwassershrimps. Aber auch eine hochaktuelle Linie biologischer Produkte zählt bereits zum „Carmel"-Programm. Jüngstes Export- und Experimentierfeld sind frische Kräuter: ein Angebot, das ebenfalls auf Anhieb interessante Umsätze erzielte. Israels Zitrusmarkt hat in der Bundesrepublik viele Freunde Wenn man Israel in den 25 Jahren seiner Beteiligung bei der „Grünen Woche" betrachtet, dann muß man die Arbeit des Citrus Marketing Board of Israel besonders hervorheben. In diesem Vierteljahrhundert haben die Zitrusfrüchte unter dem Schlagwort „Jaffa" einen breiten und großen Markt erobert. Die Statistik der Exportmengen zeigt welche Mengen auf dem Seeweg in die Bundesrepublik gelangen. Sorte

1985/86

voraussichtlich 1985/86

Grapefruit: total davon: Rote Royal Yarden River

1.566.000

1.700.000 150.000 200.000 230.000

Orangen: Shamouti Lates

3.068.000 800.000

3.500.000

Pomelo Zitronen Easy Peel

56.000 91.400 414.000

78.000 80.000 317.000

1.000.000

Bis Ende Januar 1986 wird ein Drittel der Grapefruit-Menge verkauft worden sein. Die Shamouti Verkäufe beginnen Mitte Januar 1986 und sollen bis Ende März beendet sein. Die Verkaufsmenge entspricht bis heute in fast allen Sorten der Vorjahresmenge. Im hochaktuellen Trend: die BIO-TOP-Linie der AGREXCO Der bio-organische Anbau hat in Israel Tradition: Bereits vor 30 Jahren wurden durch eine Gruppe engagierter Farmer dazu die Grundlagen geschaffen. Das 971

1986— Landwirtschaft Landwirtschaftsministerium und die Forschungs-Institute förderten diese Bemühungen um eine leistungsfähige, ökonomische Landwirtschaft. Der Verzicht auf den Pflug, regelmäßiger Fruchtwechsel und die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit auf natürlichem Wege durch Verwendung von hochwertigem Kompost bzw. durch Gründüngung der Erde sind selbstverständliche Voraussetzungen des biologisch-dynamischen Anbaus in Israel. Somit ist es möglich, heute praktisch die gesamte Carmel-Palette parallel zum regulären Saisonprogramm als biologisches Angebot auf den Markt zu bringen. Avocados, Karotten, Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln und Chinakohl bilden den Schwerpunkt dieses hochaktuellen, expansionsfähigen Spezialangebotes. Im Bereich der Trockenfrüchte stehen Datteln, Erdnüsse, Sonnenblumenkerne und Sesam an der Spitze. Vermarktet wird die Bio-Linie unter der Doppelmarke Carmel/BIO-TOP. Erfolgreiche Novität im AGREXCO-Programm — Frische Kräuter und Gewürze Bereits 1 Tonne pro Woche erreicht das in der letzten Saison erstmals auf den Markt gebrachte neue Carmel-Programm frischer Kräuter und Gewürze. Die problematischen Witterungsverhältnisse des letzten Winters erleichterten zwar dem sonnenverwöhnten israelischen Anbieter den Start auf dem deutschen Markt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen wurden jedoch sofort in das Angebot 1985/86 eingebracht, womit man sich offensichtlich den erarbeiteten Vorsprung sichern konnte. Ein Blick auf die Sortimentsliste zeigt, wie stark der deutsche Geschmack das neue Programm direkt beeinflußt hat: Koriander, Petersilie, Salbei, Rosmarin, Schnittlauch, Zitronen-Melisse, Dill, Thymian, Borretsch, Basilikum, Oregano, Bohnenkraut, Sauerampfer, Majoran und Pfefferminze kommen mit dem AGREXCO-Jumbo auf dem Kölner Flughafen an. Hauptabnehmer ist vorläufig noch die Gastronomie; die Packungen von 1-4 kg tragen diesem Umstand entsprechend Rechnung. Diesem ermutigenden Start wird ein weiterer Ausbau dieses Marktsegmentes folgen. Internationaler Agrarfilm- und TV-Wettbewerb neu strukturiert Im 25. Jahr ihres Bestehens präsentieren sich die 14. internationalen Agrarfilmund TV-Wettbewerbe Berlin, nicht nur mit einem neuen Erscheinungsbild, sondern insbesondere mit einer überarbeiteten Struktur und einem stark erweiterten Begleitprogramm. Diese 25 Jahre Agrarfilmwettbewerb stimmen überein mit dem 25. Jahr der Beteiligung Israels an der Grünen Woche in Berlin. Auch Israel ist 25 Jahre lang gleichzeitig bei dem Agrarfilmwettbewerb in Berlin erschienen. In diesem Jahr wird das bevorstehende Festival vom 20. bis 25. Januar 1986 im internationalen Kongreß-Zentrum ICC stattfinden. Bisher sind 228 Beiträge aus 41 Ländern zu den Themen „Landwirtschaft", „Ernährung" und „Umwelt" eingereicht worden. Nach einer kontinuierlichen Entwicklung gilt der Wettbewerb inzwischen als „Barometer" der Agrarfilmproduktion. 972

Ausfuhrprognosen für das israelische Agrarjahr

1986/87

Aufgabe des Wettbewerbs ist es, durch einen weltweiten Vergleich die Qualität des Agrarfilms zu fördern, eine Übersicht über das einschlägige Film- und Fernsehschaffen zu vermitteln, der Beratungs- und Aufklärungsarbeit zu dienen und die internationale Zusammenarbeit zu vertiefen. Neu am 14. Agrarfilmwettbewerb ist, daß die nach einer Vorauswahl in das Vorführprogramm aufgenommenen Filme und TV-Produktionen von einer Jury bewertet werden, deren Mitglieder nicht mehr berufen, sondern von den verschiedensten Fachorganisationen, -Institutionen und der Filmwirtschaft delegiert werden. Über die Beiträge in den einzelnen Bereichen „Landwirtschaft", „Ernährung" und „Umwelt" werden jeweils ca. 15 unabhängige Fachleute urteilen. Die aufgrund der Vorauswahl nicht in die engere Wahl gelangten Beiträge werden fachinteressierten Besuchern in Form einer Video- bzw. Filmothek zur Verfügung gestellt. Durch diese Straffung können sich die Juroren intensiver mit der Bewertung der preisverdächtigen Film- und Fernsehproduktionen beschäftigen.

Ausfuhrprognosen für das israelische Agrarjahr 1986/87 — Aus dem Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft „Die israelische Landwirtschaft kann in der beginnenden Wintersaison 1986/87 mit einer zweistelligen Zuwachsrate bei der Ausfuhr von frischen Agrarerzeugnissen rechnen. Zu dieser Einschätzung sind das Israel Citrus Marketing Board (CMB) und die öffentliche Ausfuhrgesellschaft AGREXCO gekommen. Beide Einrichtungen koordinieren erstmals seit Jahren ihre Absatz-, Werbe- und Marketingschritte. Der CMB schätzt die neue Zitrusernte auf 1,6 Millionen Tonnen. Rund 42 Millionen Kisten beziehungsweise 850 000 Tonnen sind für die Ausfuhr bestimmt. Die entsprechenden Einnahmen werden auf zirka 210 Millionen Dollar (1985/86: 172 Millionen Dollar) veranschlagt. Rund 60 Prozent der Zitrusfrüchte gehen nach Großbritannien, 24 Prozent in die Bundesrepublik Deutschland. Bei den anderen Agrarerzeugnissen erwartet AGREXCO eine Ausfuhrsteigerung von 12 Prozent auf 245 Millionen Dollar. Nach Europa sollen insgesamt zirka 255 000 Tonnen frische Agrarerzeugnisse und zirka 850 Millionen Blumen verkauft werden; davon werden rund 50 000 Tonnen per Luftfracht befördert. Eine neue Exportoffensive ist bei Avocadofrüchten geplant; nach 52 000 Tonnen 1985/86 könnten im laufenden Agrarjahr, so erste Schätzungen, 83 000 Tonnen ausgeführt werden. Etwas enttäuscht haben die Erdnußexporte, deren Erlöse 1985/86 um rund 7 Prozent auf 9,22 Millionen Dollar schrumpften. Mengenmäßig blieb der Auslandsabsatz dagegen mit 9,262 Tonnen unverändert. Auf einer Anbaufläche von rund 4000 Hektar ernteten die Landwirte 17.020 Tonnen. Wichtige Abnehmer israelischer Erdnüsse sind Italien (3,46 Millionen Dollar), die Schweiz (2,53 Milli973

1986 — Sonstiges onen), die Bundesrepublik Deutschland (1,52 Millionen) und Frankreich (0,96 Millionen). Für die Saison 1986/87 wurde die Anbaufläche bereits um 8,5 Prozent auf 4 3 0 0 Hektar erweitert; Ernteziel sind zirka 20 0 0 0 Tonnen, angestrebte Exportmenge rund 11 000 Tonnen. C M B und A G R E X C O veranschlagen die 1986/ 87er Ausfuhr von frischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen in die Bundesrepublik Deutschland auf 65 Millionen Dollar."

Sonstiges Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft Israels Handelsdefizit verringert Im Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft vom 1. März 1986 35. J a h r g a n g Nr. 5, steht der obengenannte Artikel, der so recht zu der Wirtschaftstagung des B D I und der deutsch-israelischen Handelskammer paßt. Wir geben diese Ausführungen aus diesem Grunde im Wortlaut wieder: „Die israelische Wirtschaft konnte 1985 ihr Außenhandelsdefizit gegenüber 1984 um 20,6 Prozent a u f 2,0 Milliarden US-Dollar abbauen. Die Warenausfuhr stieg im gleichen Zeitraum von 5,62 Milliarden auf 6,07 Milliarden Dollar, während die Einfuhr von 8,13 Milliarden auf 8,07 Milliarden Dollar zurückfiel. Der Abbau des Außenhandelsdefizits verlief uneinheitlich und unterlag zahlreichen Schwankungen. In den ersten neun Monaten 1985 schrumpfte das Defizit um 2 9 Prozent infolge zahlreicher Einfuhrauflagen und der Nachfrageflaute auf dem heimischen Markt. Im letzten Vorjahresquartal erhöhte sich der Import jedoch um 10 Prozent. Infolge von Gerüchten über eine bevorstehende Abwertung der Landeswährung und der Einführung neuer Importsteuern waren vorher abgebaute Lager wieder aufgefüllt worden. Die Auslandsbeschaffung von Konsumgütern ging im Jahresdurchschnitt um 6 Prozent, die von langlebigen Verbrauchsgütern sogar um 11 Prozent zurück. Im letzten Quartal 1985 kam jedoch eine Wende; die Importe von Fernsehgeräten, Videorecordern, Stereoanlagen, Pkw und Möbeln kletterten um durchschnittlich 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Einfuhr von Produktionsgütern (ausschließlich Roh- und geschliffenen Diamanten) war 1985 mit 3,54 Milliarden Dollar um 4 Prozent kleiner als 1984. Gleichzeitig schrumpfte auch die Auslandsbeschaffung von Treibstoffen (Kohle 974

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft

und Rohöl) um 5 Prozent auf 1,52 Milliarden Dollar. Der Einfuhrtrend bei Investitionsgütern blieb mit — 11 Prozent auf 1,41 Milliarden Dollar rückläufig. Außenhandel nach wichtigen Ländern (in Millionen US-Dollar)

USA Bundesrepublik Deutschland Großbritannien Niederlande Frankreich Italien Belgien Schweiz Japan Kanada Südafrika

Einfuhr 1984

(cif) 1985*

Ausfuhr 1984

(fob) 1985*

1773

880

1638

952

944 698 260 322 403 767 455 190 96 171

424 356 106 149 198 440 271 99 48 92

360 481 258 237 212 221 164 190 66 104

178 247 149 138 107 106 67 104 32 29

* Januar—Juni Quelle: CBS, Foreign Trade Statistics, Oktober 1985, Jerusalem

Exporterwartungen nicht erfüllt

Mit einer Zuwachsrate von 8,1 Prozent auf 6,07 Milliarden Dollar hat die israelische Warenausfuhr im vergangenen Jahr insgesamt enttäuscht, nachdem eine Exportsteigerung um 14 Prozent erwartet worden war. In den einzelnen Branchen haben sich die Exporte im Vorjahr recht unterschiedlich entwickelt und unterlagen starken monatlichen Schwankungen. Überrascht hat die Zuwachsrate von 22 Prozent bei der Ausfuhr von geschliffenen Diamanten. Ohne diesen Bereich hat sich die Industrieausfuhr lediglich um 7 Prozent erhöht. Die israelischen Behörden waren ursprünglich davon ausgegangen, das Austeritätskonzept würde zusammen mit der recht massiven Förderung der Industrie und in Verbindung mit dem inländischen Nachfragerückgang die Warenausfuhr deutlicher beleben. Diese Rechnung istjedoch bisher nicht aufgegangen. Nach Ansicht ausländischer Beobachter benötigt die zum Großteil auf den inländischen Markt ausgerichtete Industrie eine längere Anpassungs- und Umstellungsfrist, als von der Regierung angenommen wurde. Auf dem Agrarsektor erholte sich die Ausfuhr von Zitrusfrüchten (+ 54,9 Prozent), der Export von anderen frischen Agrarprodukten fiel dagegen um 35 Prozent auf 0,19 Milliarden Dollar. Der Auslandsabsatz von Textilien und Bekleidung stagnierte. In der Nahrungsmittelausfuhr konnte lediglich eine Steigerung um 3,2 Prozent erwirtschaftet werden. Besser schnitt die Ausfuhr von Erzeugnissen der chemischen Industrie mit + 10 Prozent ab. Die Wettbewerbsprobleme der Kunststoff- und Kautschukbranche führten zu stagnierenden Exporten. Das Auslandsgeschäft bei Metall- und 975

1986 - Sonstiges

Elektronikerzeugnissen, das sich 1984 um 25,9 Prozent erhöht hatte, verzeichnete 1985 nur eine Zuwachsrate von 7 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar. Auch 1985 blieb die EG Israels wichtigster Handelspartner. Der Warenaustausch mit den USA wurde durch höhere israelische Ausfuhren deutlich belebt. Die Exporte (ohne geschliffene Diamanten) in die EG-Mitgliedstaaten erreichten 1985 36 Prozent der Gesamtausfuhr (Großbritannien 10,0 Prozent, Bundesrepublik Deutschland 6,5 Prozent, Frankreich 5,2 Prozent, Niederlande 5,1 Prozent und Italien 5,0 Prozent). Die EG nahm im gleichen Zeitraum 76 Prozent der israelischen Nahrungsmittelexporte ab, bei Textilien und Bekleidung waren es 68 Prozent, bei Erzeugnissen der chemischen Industrie 72 Prozent, bei optischen Geräten und medizinischen Apparaten 24 Prozent, bei Maschinen und Anlagen 13 Prozent. In die USA gingen 1985 rund 28 Prozent der israelischen Gesamtausfuhr (1984: 21 Prozent). Abgesetzt wurden auf diesem Markt vor allem in Israel hergestellte optische und medizinische Apparate (Anteil an den israelischen Gesamtexporten dieser Branche: 60 Prozent), Maschinen und Anlagen (36 Prozent), chemische Erzeugnisse (19 Prozent), Nahrungsmittel (13 Prozent), Textilien und Bekleidung (17 Prozent), geschliffene Diamanten (55 Prozent). Außenhandelsentwicklung (in Millionen US-Dollar) 1984

1985*

5618,8

6073,0

landwirtsch. Produkte 529,8 Industrieprodukte 5032,3 56,7 Sonstiges

477,4 5545,6 50,0

Einfuhren Verbrauchsgüter Produktionsgüter Investitionsgüter Sonstiges Außenhandelsdefizit

8074,8 615,4 6042,0 1411,7 5,7 2001,8

Ausfuhren

8139,5 654,2 5898,3 1571,9 15,1 2520,7

* vorläufig Quelle: IBS, Specialreport 8/86, Jerusalem, Januar 1986

Rund 39 Prozent der israelischen Importe kamen 1985 aus der EG (ohne Rohdiamanten); Israel konnte sein Handelsdefizit mit der Gemeinschaft um 5 Prozent auf 1,08 Milliarden Dollar abbauen. Die israelische Wirtschaft bezog aus der EG 74 Prozent der von ihr importierten Kunststofferzeugnisse, 72 Prozent der chemischen Produkte, 7 Prozent der Textilien und Bekleidung, 54 Prozent der Fahrzeuge, 51 Prozent der Rohmetalle und Halbfabrikate aus Metall und 34 Prozent der Ausrüstungen, Geräte und Ersatzteile für Hochtechnologieunternehmen. Mit 23 Prozent der israelischen Importe waren die USA Israels zweitwichtig976

Berichte des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft

stes Lieferland, bei Getreide und Viehfutter mit 61 Prozent das wichtigste (Geräte, Ersatzteile und andere Ausrüstungen für Hochtechnologieindustrien 46 Prozent, Maschinen 40 Prozent, Metalle, Roh- und Halbfabrikate 20 Prozent). Die Bundesrepublik Deutschland blieb im Ländervergleich nach den USA Israels Handelspartner Nummer zwei. Der Import deutscher Waren schrumpfte 1985 im Vorjahresvergleich um 4,6 Prozent auf 900 Millionen Dollar. Die Ausfuhr israelischer Erzeugnisse (ausschließlich geschliffener Diamanten) fiel im gleichen Zeitraum um 8,2 Prozent auf 314 Millionen Dollar. Infolgedessen verkleinerte sich das bilaterale Außenhandelsdefizit Israels um 2,6 Prozent auf 586 Millionen Dollar." Hilfen für stagnierende Industrieexporte Heft Nr. 14,35. Jg. 15. Juli

1986

„Die israelische Regierung hat mit Wirkung vom 15.6.1986 ein Paket von Sofortmaßnahmen zur Belebung des stagnierenden Industrieexports und der schrumpfenden Touristikeinnahmen verabschiedet. In diesem Rahmen werden der Industrie weitere rund 300 Millionen US-Dollar zur Verfügung stehen, nachdem bereits im April 1986 rund 420 Millionen Dollar für diesen Zweck bereitgestellt worden waren. Den Vorschlag der Industrie, durch Abwertung der Landeswährung um 15 Prozent die angeschlagene Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt wiederherzustellen, hat das Kabinett aus, wie es heißt, gesamtwirtschaftlichen Überlegungen abgelehnt. Ebenfalls verworfen wurde der Gedanke, alle Industrieausfuhren in den Dollar-Raum durch eine Sonderprämie zu stützen. Zur Kostenentlastung der Unternehmen übernimmt die öffentliche Hand künftig 33 Prozent (beziehungsweise 150 Millionen Dollar im Jahr) der betrieblichen Pflichtversicherungsbeiträge. Damit verringert sich der Arbeitgeberanteil von 15 Prozent auf 10 Prozent der Lohnsumme. Darüber hinaus wird der Absatzförderungsfonds von 60 Millionen auf 80 Millionen Dollar aufgestockt. Der Zinssatz für Kredite liegt künftig 2 Prozent über der London-Interbank-Rate. Etwa 6,5 Millionen Dollar fließen der Industrie als verlorener Zuschuß aus einem besonderen Fonds zu. Zusätzliche 3 Millionen Dollar stehen für die Marketingförderung im Ausland bereit. Bei großen Exportgeschäften oder Anlagenausfuhren werden die Kreditlaufzeiten von fünf auf sieben Jahre gestreckt. Mit Hilfe von Wertpapieremissionen erhalten förderungswürdige Vorhaben 50 Millionen US-Dollar. Exportorientierte Firmen können 1986 im Rahmen des IndustrieFörderungsgesetzes besondere Steuervergünstigungen in Höhe von insgesamt 50 Millionen Dollar beantragen. Der Staat wird durch einen verlorenen Zuschuß von 10 Millionen Dollar zur Reduzierung der hohen Export-Risikoprämien beitragen. Zwecks Anhebung der Konkurrenzfähigkeit der Branchen Metallverarbeitung und Elektronik sind 15 Millionen US-Dollar bereitgestellt worden, die zinsfrei vergeben werden. Begün977

1986 — Sonstiges

stigt sind solche Unternehmen, die wegen der Dollar-Schwäche Absatzprobleme auf dem US-Markt haben. Einem Arbeitspapier des Wirtschaftsministeriums zufolge stagnierten die Industrieausfuhren in der I.Jahreshälfte 1986 auf einem Niveau von 1,99 Milliarden Dollar (ohne geschliffene Diamanten); verglichen mit 2,01 Milliarden Dollar im Vorjahr. Besonders enttäuschend entwickelt hat sich die Ausfuhr von Metallerzeugnissen und Elektronik. Während diese Branchen im Vorjahr noch 9.3 Prozent zugelegt hatten, lag die Zuwachsrate im 1. Halbjahr 1986 bei lediglich 1.4 Prozent. Die Ausfuhr von Kalisalpeter und Rohphosphaten schrumpfte infolge des Preisverfalls auf den ausländischen Märkten um 8,6 Prozent und bei Chemikalien um 10,1 Prozent. Die Rückentwicklung der Ausfuhren der Nahrungsmittelindustrie um 25,4 Prozent ist auf die niedrigen Weltmarktpreise bei konservierten Zitruserzeugnissen zurückzuführen. Insgesamt stagnierte beziehungsweise schrumpfte im 1. Halbjahr 1986 die Ausfuhr von vier wichtigen Exportbranchen. Dem Arbeitspapier zufolge ist die Exportabflachung in die USA besonders besorgniserregend. Rund 85 Prozent der Ausfuhren von elektronischen Erzeugnissen wurden zuletzt in den USA abgesetzt. Obwohl das Freihandelsabkommen erst ab 1.9.1985 in Kraft trat, konnte die israelische Industrie 1985 ihre Ausfuhren in die USA um 31,4 Prozent anheben. Im 1. Halbjahr 1986 lag die Steigerung lediglich bei 9,4 Prozent. Die israelischen Einnahmen aus der Touristikbranche schrumpften im 1. Halbjahr 1986 um 18 Prozent; bis zum Jahresende wird eine Rückentwicklungim Vorjahresvergleich um 25 Prozent erwartet. Das Wirtschaftskabinett beschloß ein Stützungspaket, dessen Details in Kürze veröffentlicht werden sollen. Vorgesehen sind Kostenentlastungen für Tourismusbetriebe, eine verstärkte Werbekampagne in Europa und einige Änderungen bei der Berechnung der Wechselkurse für Hotels, die vorwiegend von ausländischen Touristen frequentiert werden."

Bericht über die Lage der Wirtschaft in Israel nach Ablauf des ersten Jahres des Wirtschaftsgesundungsprogramms Die Abteilung für internationale Verbindungen und die Investitionsbehörde im Finanzministerium Israel hat einen ausführlichen und interessanten Bericht veröffentlicht, der die Wirtschaftsentwicklung auf allen Gebieten, vor allem auch die Zügelung der Geldpolitik aufzeigt. Dieser Bericht soll hier wiedergegeben werden, weil er all die Probleme und Sorgen Israels zusammenfaßt:

„1. Übersicht Das Anfang Juli 1985 eingeführte Wirtschaftsgesundungsprogramm wurde als Gesamtprogramm verstanden, das den zwei dringendsten Problemen der 978

Lage der Wirtschaft in Israel nach dem ersten Jahr des Wirtschaftsgesundungsprogramms

israelischen Wirtschaft, nämlich der hohen Inflationsrate und den Finanzierungsschwierigkeiten in der Zahlungsbilanz, gleichzeitig entgegenwirken sollte. Zu diesem Zweck wurden zeitgleich folgende Maßnahmen ergriffen: a) Fiskalische Zurückhaltung: direkte Beschneidung der Aktivitäten der Regierung, überdurchschnittliche Senkung des Reallohns im öffentlichen Dienstleistungsbereich im Vergleich zu den restlichen Wirtschaftssektoren, erhebliche Subventionierungsstreichung, Steuererhöhung. b) Suspendierung des Abkommens über einen Teuerungszuschlag und Ersetzung desselben durch ein Sonderabkommen, das zu einem bedeutenden Abbau des Reallohns führte. c) Zügelung der Geldpolitik, die insbesondere in hohen realen Zinssätzen ihren Ausdruck fand. Der erhebliche Rückgang des Defizits im öffentlichen Sektor trug zur monetären Zügelung bei. d) Der Wechselkurs gegenüber dem Dollar wurde um ca. 19 % gesenkt und bei rd. 1,5 neue Shekel stabilisiert. e) Absolute Einfrierung der Preise der meisten Erzeugnisse nach einmaliger starker Anhebung. Die rasche Wirkung der aufgezählten Maßnahmen ist weitgehend auf die Glaubwürdigkeit zurückzuführen, die das Wirtschaftsprogramm schon in der Anfangsphase beim Publikum hervorrief. Es wurde nämlich als ein umfassendes Notstandsprogramm zur Stabilisierung der Wirtschaft verstanden, das die Regierung mit Unterstützung der Gewerkschaften und der Arbeitgeber durchzuführen entschlossen war. Das eindrucksvollste Ergebnis des Programms lag in der Senkung der Inflationsrate von durchschnittlich 14 % monatlich in den ersten 18 Monaten vor Einführung des Programms auf durchschnittlich nur jeweils 1,4 % in den ersten 5 Monaten des Jahres 1986. Auch im Bereich der Zahlungsbilanz und bei der Finanzierung der beträchtlichen Lücke in der Rechnung für Waren und Dienstleistungen trat eine merkliche Entlastung ein. Einerseits nahm der Überschuß an Einfuhren für den zivilen Bedarf weiterhin ab, dieses infolge der nachlassenden Inlandsnachfrage, der geringeren Weltmarktpreise für Brenn- und Rohstoffe, sowie der Festigung der europäischen Währungen. Andererseits ermöglichte die US-Hilfe — laufende und Sonderhilfe —, die in vollem Umfang als Zuwendung gewährt wurde, eine bequeme Finanzierung des laufenden Defizits. Alles das führte zu einer Erholung der Devisenreserven und einer Bremsung des Wachstums der Auslandsverschuldung. Das Programm forderte jedoch auch seinen Preis: Die Wirtschaftstätigkeit ließ nach und die Arbeitslosigkeit nahm zu, vornehmlich in den Entwicklungsstädten. Gleichzeitig erhöhte sich die Anzahl der Unternehmen, die in Schwierigkeiten gerieten, weitgehend infolge der im Rahmen der auf Zügelung bedachten Geldpolitik festgelegten hohen Realzinssätze. Voraussetzung für eine Rückkehr zu Wirtschaftswachstum ist die Konsolidie979

1986 — Sonstiges r u n g der Errungenschaften des Wirtschaftsgesundungsprogramms. Ziel der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik ist, die erlangte relative Stabilität zu wahren. Hierzu soll der auf eine Erhöhung der Reallöhne und Überschreitung des Staatshaushaltes abzielende Druck gezügelt werden. Die Einsicht, daß ein unkontrollierter Verlauf solcher Tendenzen die bisherigen Erfolge gefährden könnte, nimmt zu. ,Die Erfolge des Wirtschaftsprogramms finden bereits ihren Weg in die internationale Wirtschaftsliteratur', sagt Professor Herbert Stine, Mitglied der US-Delegation f ü r Wirtschaftsgespräche mit Israel, die kürzlich Israel besuchte, doch um ihren Erfolg zu sichern, fügte er hinzu, muß die Regierung den Rahmen ihres Haushalts nicht überschreiten u n d die Löhne in der Wirtschaft unter Kontrolle halten. In der Tat hängt ein Jahr nach Einführung des Programms die Konsolidier u n g der erzielten Erfolge davon ab, daß im kommenden Jahr der Haushalt nicht überschritten wird und die Lohnabschlüsse die Preisstabilität nicht gefährden.

2. Die Entwicklung in den wesentlichen Bereichen a) Inflationsbekämpfung Zwischen August 1985 und Mai 1986 betrug die Preissteigerung 22 % gegenüber 262 % im gleichen Zeitraum des Vorjahres (August 1984 bis Mai 1985). Damit sank die Inflationsrate von einem Durchschnittswert von monatlich 13,7 % auf einen Monatsdurchschnitt von 2 %. In den ersten f ü n f Monaten des Jahres 1986 sank die monatliche Preissteigerungsrate auf durchschnittlich 1,4 %. In den letzten Monaten wurde die Kontrolle bei ca. 50 % j e n e r Erzeugnisse und Dienstleistungen aufgehoben, die der Berechnung des Lebenshaltungsindex zugrunde gelegt werden, u n d diese Maßnahme wird weiter fortgesetzt. An dieser Stelle ist zu erwähnen, daß vor Einführung des Programms die Erzeugnisse, deren Preise einer Regierungskontrolle unterlagen, etwa 20 % des Lebenshaltungsindex ausmachten. Vorgesehen ist, bis Ende dieses Jahres zu jenem Umfang an Kontrolle zurückzukehren, der vor Einführung des Wirtschaftsgesundungsprogramms üblich war. b) Zahlungsbilanz 1. Laufende Posten In 1985 verringerte sich das Defizit in der Gesamtrechnung f ü r Waren und Dienstleistungen um 800 Mio Dollar, bzw. rund 17 % (von 4,8 Mrd Dollar in 1984 auf 4,0 Mrd Dollar in 1985), u n d f ü r den zivilen Bereich, in dem direkte Einfuhren von Gütern f ü r Verteidigungszwecke nicht einbezogen werden, wurde ein noch größerer relativer Rückgang verzeichnet, nämlich um ca. 35 % (das Defizit sank um 1,1 Mrd Dollar, von 3,3 Mrd in 1984 auf ca. 2,2 Mrd in 1985). 2. Finanzierung des laufenden Defizits Die unentgeltlichen Leistungen beliefen sich 1985 insgesamt auf 5,1 Mrd Dollar u n d übertrafen somit erstmals seit 1954 das gesamte laufende Defizit. Der Rück980

Lage der Wirtschaft in Israel nach dem ersten Jahr des Wirtschaftsgesundungsprogramms

gang des laufenden Defizits und die Erhöhung der US—Hilfe, die in vollem Umfang als Zuwendung gewährt wurde, trugen zu dieser Entwicklung bei. Dieser Umstand bremste das Wachstum der Auslandsverschuldung und ermöglichte eine geringere Aufnahme von kurzfristigen Krediten im Ausland zur Finanzierung des Defizits. 3. Die Auslandsverschuldung

In 1985 wurde das Wachstum der Auslandsverschuldung gebremst: Die BruttoAuslandsverschuldung, die Ende 1985 23,9 Mrd Dollar betrug, ist im vergangenen Jahr um weniger als einen Prozentpunkt gestiegen, während die Netto-Auslandsverschuldung (abzüglich der Devisenreserven und der Exportkredite) um 500 Mio Dollar (von 19,7 auf 19,2 Mrd) bzw. 2,5 % zurückging. 4. Devisenreserven

Im Jahr vor der Einführung des Notstandsprogramms zur Wirtschaftsgesundung waren die Brutto-Devisenreserven der Israelischen Zentralbank um rd. ein Drittel zurückgegangen. Von einem Stand von 2,6 Mrd Dollar Ende Juni 1984 sind sie nunmehr auf 3,9 Mrd Ende Mai 1986 angewachsen. Mit diesen Reserven lassen sich Einfuhren für einen Zeitraum von ca. 14 Monaten finanzieren, während sie ein Jahr zuvor lediglich für 9 Wochen ausgereicht hätten. c) Die Handelsbilanz Januar— Juni

1986

Im ersten Halbjahr 1986 hat sich die Handelsbilanz verschlechtert (ausschließlich bei Waren), und das Defizit stieg um 160 Mio Dollar (von 1,020 auf 1,180 Mio Dollar) bzw. 16 %, da die Wareneinfuhr die -ausfuhr übertraf. In diesen 6 Monaten erhöhten sich die Einfuhren um 490 Mio Dollar (= 12,5 %) und erreichten einen Gesamtwert von 4,440 Mio Dollar gegenüber 3,950 im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Rund ein Viertel des Importzuwachses entfiel auf Konsumgüter. Die Ausfuhren stiegen von 2,930 Mio Dollar im ersten Halbjahr 1985 auf 3,260 Mio Dollar im entsprechenden Zeitraum 1986, ein Zuwachs von 330 Mio Dollar (= 11,4 %); ca. 70 % dieses Zuwachses wurden durch den verstärkten Diamantenexport erzielt. Sonstige Ausfuhren von Industrieerzeugnissen stiegen lediglich um 2 %. Demgegenüber wurde in diesem Zeitraum ein bedeutender Anstieg der Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte verzeichnet (+ 19 %). Der geringeren Wachstumsrate bei der Ausfuhr von Industrieerzeugnissen (ausgenommen Diamanten) liegen verschiedene Ursachen zugrunde: - Verlangsamung der Ausfuhren in die Vereinigten Staaten infolge der Dollarschwächung, was durch stärkere Ausfuhren nach Europa nur teilweise aufgefangen werden konnte. - Die Stabilisierung des Shekel-Dollar-Wechselkurses führte zu einem gewissen Rentabilitätsverlust im Ausfuhrgeschäft. - Eine leichte Erholung bei der konkurrierenden Inlandsnachfrage gegenüber einer Verlangsamung der Nachfrage an einigen Auslandsmärkten. 981

1986 — Sonstiges d) Sozialprodukt und inländische Verwendung Gegenüber dem 1. Halbjahr 1985 sank im 2. Halbjahr das Sozialprodukt um ca. 4 % und die inländische Verwendung um ca. 6 % infolge des geringeren privaten u n d öffentlichen Inlandsverbrauchs und des Investitionsrückgangs. Für das Jahr 1985 wurde bei dem Sozialprodukt ein Wachstum von 2,8 % und bei der inländischen Verwendung ein Rückgang von rd. 2 % verzeichnet. 1. öffentlicher Bedarf Der gesamte öffentliche Bedarf (ausschließlich direkter Einfuhren f ü r Verteidigungszwecke) sank im 2. Halbjahr 1985 gegenüber dem 1. Halbjahr um mehr als 5 %; f ü r das gesamt J a h r 1985 betrug der Rückgang 2 % gegenüber 1984. Der Inlandsbedarf f ü r Verteidigungszwecke ging 1985 um 3 % zurück, während er in den Jahren 1980 bis 1984 —mit Ausnahme von 1982—jeweils angestiegen war. Im zivilen Bereich sank 1985 der Inlandsbedarf um ca. 1 %. Investitionendes öffentlichen Bereichs in den Wirtschaftszweigen gingen um mehr als 5 % zurück. Bei Investitionen im öffentlichen Wohnungsbau war 1985 der Rückgang erheblich größer als in den Jahren 1981 bis 1984 und betrug 27 % n a c h - 2 4 % in 1984. 2. Der private Bedarf Der private Prokopfbedarf sank 1985 um rd. 2 % nach einem Rückgang von ca. 8 % in 1984, und der reale Prokopfbedarf fiel auf das Niveau von 1981 zurück. Im zweiten Halbjahr 1985 war der Rückgang schärfer als im ersten und betrug rd. 4 % pro Person. Der Bedarf israelischer Auslandsreisender wies 1985 mit — 27 % einen beträchtlichen Rückgang auf, weitgehend als Folge der in den Sommermonaten auferlegten hohen Reisesteuer. Auch bei dem Gesamtbedarf für langlebige Güter wurde ein mäßiger Rückgang verzeichnet. Im letzten Quartal 1985 erholte sich der private Bedarf und stieg gegenüber dem vorangehenden Quartal um ca. 10 %. Der Bedarf f ü r langlebige Güter erhöhte sich gleichzeitig um 30 %. Die steigende Tendenz im privaten Bedarf hielt auch im 1. Quartal 1986 an: der Index des organisierten Kleinhandels zeigt einen Anstieg von ca. 12 % im Vegleich zum 1. Quartal 1985 an. 3. Investitionen Nach einem Rückgang von ca. 8 % in 1984 sanken 1985 die Bruttoinvestitionen im Inland um mehr als 13 %. Diese rückläufige Tendenz nahm im 2. Halbjahr 1985 zu. Investitionen in Sachanlagen gingen 1985 um ca. 10 % zurück, im Wohnungsbau gar bis ca. 14 %. Auf dem Hintergrund des allgemeinen Investitionsrückgangs macht sich der leichte Anstieg der Investitionen in Industriezweigen sowie die starke Zunahme der Investitionstätigkeit im Verkehrs- und Fernmeldewesen (ausgenommen Verkehrsmittel) um so bemerkbarer. In den ersten 5 Monaten des Jahres 1986 erhöhte sich die Einfuhr von Anlagewerten um ca. 7 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Dieser Zuwachs ist im wesentlichen auf die erhöhte Einfuhr von Landfahrzeugen zu982

Lage der Wirtschaft in Israel nach dem ersten Jahr des Wirtschaftsgesundungsprogramms

rückzuführen; bei der Einfuhr von Maschinen und Ausrüstung war hingegen keine merkliche Änderung zu verzeichnen. e) Zügelung der Geldpolitik

Das Notstandsprogramm zur Stabilisierung der Wirtschaft führte zu einer scharfen Richtungsänderung bei der Entwicklung der monetären Politik. Das Gesamtdefizit der Regierung, wesentlicher Faktor für den realen Anstieg der Geldwerte bei der Öffentlichkeit, erfuhr einen Rückgang. Im 2. Halbjahr 1985 ging das Defizit der Regierung auf ca. 4,5 Sozialprodukteinheiten zurück gegenüber 11 Einheiten im 1. Halbjahr und 13 Einheiten in 1984. Die bei der Öffentlichkeit vorhandenen Geldwerte stiegen 1985 real um nur 1 % gegenüber 14 % in 1984. Die Zusammensetzung dieser Werte und ihr realer Wert erfuhren weitgehende Änderungen, wie aus der nachstehenden Tabelle hervorgeht.

nicht gekoppelte Werte Devisenwerte Aktien indexgekoppelte Werte

Anteil am Gesamtumfang der Werte am Ende des Zeitraums (Prozent) 1985 1. Halbjahr 2. Halbjahr 4 7 36 27 14 13 47 53

Reale Änderung während des Zeitraums (Prozent) 1985 1. Halbjahr 2. Halbjahr + 12 +81 + 11 - 23 - 9 - 6 - 10 15

100

Der Anstieg bei der Gewährung von Bankkrediten an die Öffentlichkeit hat sich merklich verlangsamt, besonders im 2. Halbjahr 1985. In 1985 nahm der Umfang der Kredite um 175 % zu und blieb somit um 10 % unterhalb des Anstiegs des Verbraucherpreisindex; 1984 hingegen wuchsen die Kredite um 500 % gegenüber einem Indexzuwachs von 445 %. Vorliegende Daten für die ersten zwei Monate 1986 deuten auf eine Kreditausweitung von nur 4 % gegenüber 19 % im entsprechenden Zeitraum des Vorjahrs. f ) Löhne und Gehälter

Im 2. Halbjahr 1985 fielen die Brutto-Reallöhne und -gehälter drastisch um 12 %. Im öffentlichen Dienst betrug der Abbau gar 16 % gegenüber 11 % im kaufmännischen Bereich. Infolge der Anpassung der Steuerquoten gingen die Nettovergütungen im 2. Halbjahr um 8,4 % zurück bei einem 12 %igen Rückgang der Bruttovergütungen. 983

1986

— Sonstiges

Im 1. Quartal 1986 stieg die durchschnittliche Realvergütung wiederum um 12 % gegenüber dem letzten Quartal 1985. Jedoch auch nach diesem Anstieg bleibt die Realvergütung um 5 % niedriger als im 2. Quartal 1985 vor Einführung des Wirtschaftsgesundungsprogramms. Anfang Mai wurde ein neues Teuerungszulageabkommen unterzeichnet. Aufgrund dieses Abkommens erhielten die Arbeitnehmer als Entschädigung, zusammen mit der Vergütung für den Monat Juni, eine Teuerungszulage von 5,8 % entsprechend 70 % der 8,3 %igen Teuerungsrate in den Monaten Februar bis Mai."

984

1987

Bilaterale Verträge und Abkommen Neue Verhandlungen über Wiedergutmachungsleistungen Am 24. Juni 1987 fand im Deutschen Bundestag, im Ausschuß für Innenpolitische Fragen, eine Anhörung verschiedenster Gruppen statt, die zur Wiedergutmachung Fragen ihrer Klienten beantworteten, die im September, nach der Sommerpause, beraten werden sollen, um auf der Basis dieser Ergebnisse für die verschiedenen Gruppen neue Wiedergutmachung zu bewirken. Es ist unmöglich, die gesamten Texte der ganztägigen Anhörung im Innenausschuß darzulegen. Es kann hier nur darum gehen, die Grundtexte dokumentarisch festzuhalten. Die Bundestagsdrucksachen, die bei der Anhörung der Sachverständigen am 24.6.1987 vorlagen: Deutscher Bundestag, 11. Wahlperiode, Innenausschuß. Bonn den 3. Juni 1987 Fragen- und Sachverständigenkatalog für eine öffentliche Anhörung zum 1. Gesetzentwurf zur Regelung einer angemessenen Versorgung für alle Opfer nationalsozialistischer Verfolgung in der Zeit von 1953 bis 1945 — Drucksache 11/1412. Antrag der Fraktion Die Grünen, Entschädigung für Zwangsarbeit während der Nazi-Zeit — Drucksache 11/142 — 3. Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für NS-Unrecht" - Drucksache 11/223 4. Antrag der Fraktion der SPD, Verbesserung der Situation der Sinti und Roma - Drucksache 11/224 5. Bericht der Bundesregierung über die Wiedergutmachung und Entschädigung für nationalsozialistisches Unrecht sowie über die Lage der Sinti, Roma und verwandter Gruppen — Drucksache 10/6287 — Fragenkatalog 1. Nach welcher Grundkonzeption hat der Bundesgesetzgeber die Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts vorgenommen? 2. Welcher Personenkreis und welche Schäden sind durch das Bundesentschädigungsgesetz erfaßt? Wie hat der Gesetzgeber den Personenkreis der Verfolgten durch das nationalsozialistische Unrecht umschrieben? Welche Erwägungen waren für diese Definition maßgebend? 985

1987 — Bilaterale "Verträge und Abkommen

3. Wie hat der Gesetzgeber die Wiedergutmachung nach dem Bundesentschädigungsgesetz für die durch nationalsozialistisches Unrecht Verfolgten geregelt? 4. Wie und in welchen anderen Gesetzen hat der Gesetzgeber die Wiedergutmachung für anderes nationalsozialistisches Unrecht, etwa im allgemeinen Kriegsfolgengesetz geregelt? 5. Welche Entschädigungsregelungen gibt es für solche durch nationalsozialistisches Unrecht Geschädigte, die nicht zum Kreis der Verfolgten im Sinne des § 1 BEG gehören? 6. Welche Arten von Wiedergutmachungsleistungen an Opfer des nationalsozialistischen Unrechts sind vorgesehen und in welcher Höhe wurden Entschädigungen an welche Gruppe von Verfolgten gewährt? 7. Welche Voraussetzungen hat der Gesetzgeber für die verschiedenen Wiedergutmachungsleistungen aufgestellt? 8. Hat sich bei der Durchführung der Wiedergutmachung gezeigt, daß bestimmte Personengruppen die Voraussetzungen für Wiedergutmachungsleistungen nicht erfüllen? Welches sind die Gründe dafür? Um welche Personengruppen handelt es sich dabei? 9. Welche Gruppen von Opfern, die NS-Unrecht erlitten haben oder zu Zwangsarbeit herangezogen wurden, haben aufgrund der Gesetzgebung oder Rechtsanwendung nach dem Kriege bis heute keine, eine verhältnismäßig geringe oder eine unangemessene materielle Entschädigung erhalten? 10. In welchen Fällen und in welchem Umfang haben Personen, die die Voraussetzungen für Wiedergutmachungsleistungen nicht erfüllen, über gesetzliche oder außergesetzliche Härteregelungen Wiedergutmachungsleistungen erhalten? 11. Wie wurden — Insassen von Konzentrations-, Vernichtungs- und anderen Lagern, — Angehörige der Volksgruppen der Sinti, Roma und verwandter Gruppen, — Zwangssterilisierte, Opfer von Zwangsabtreibungen, Opfer der Erbgesundheitsgesetze, — Euthanasiegeschädigte, — Opfer von medizinischen Versuchen, — Homosexuelle und Lesben, — Kommunisten oder andere politische Verfolgte, — Wehrdienstverweigerer/Fahnenflüchtlinge, — Personen aus dem sog. Jugendwiderstand gegen das NS-Regime, — Sozialverfolgte („Assoziale", „Arbeitsscheue") bei der Gewährung von Wiedergutmachungs- oder Härteleistungen berücksichtigt? 12. Gibt es Schätzungen, wieviele Personen aus den genannten Personengruppen heute noch von Sozialhilfe oder sonst ohne angemessene Versorgung leben müssen? 986

Neue Verhandlungen über Wiedergutmachungsleistungen

13. Welche Gruppen von NS-Opfern waren von den Regelungen des BEG zeitweise oder teilweise ausgeschlossen, etwa von der Geltendmachung von Heilbehandlungskosten, der Gewährung von Rentenzahlungen oder der Bezahlung von Kuraufenthalten? 14. Konnten die unter 5. bzw. 11 genannten Personengruppen nach anderen Gesetzesvorschriften Entschädigungsansprüche geltend machen und falls ja, welche? Wodurch unterscheiden sich diese Entschädigungsansprüche hinsichtlich der Höhe der Ansprüche, der Art der Entschädigung und den Anspruchsvoraussetzungen von den Regelungen des BEG? 15. Waren insbesondere die Sinti, Roma und verwandte Gruppen von der Wiedergutmachung ausgeschlossen oder wurden Angehörige dieser Gruppen bei der Durchführung der Wiedergutmachung gegenüber anderen Verfolgten ungleich behandelt oder benachteiligt? Welche Wirkungen hatte die 1963 wieder aufgegebene Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, daß die Kollektivverfolgung von „Zigeunern" erst im März 1943 eingesetzt habe (BGH RzW 1956, S. 113, 1964, S. 209), auf die Bearbeitung der Entschädigungsverfahren dieses Personenkreises durch die Behörden und Gerichte? 16. In welchem Umfang galt der Ausschluß etwa für Sinti und Roma? Wird z. B. bei der Gewährung von Zahlungen aus dem Kölner Härtefonds noch immer daran festgehalten, daß Sinti und Roma nicht als rassisch Verfolgte im Sinne des BEG entsprechend den Grundsätzen des BGH-Urteils von 1956 gelten? 17. Wieviele Wiederholungsanträge, etwa von Sinti und Roma, wurden gestellt, nachdem der BGH 1963 seine vorherige Rechtsprechung aufgegeben hatte? 18. Galten Ausschlüsse für jüdische Verfolgte ohne Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland und falls ja, in welchem Umfang? 19. Welche Entschädigungsleistungen sind für Opfer pseudo-medizinischer Versuche vorgesehen? Welche Regelungen bestehen für diesen Personenkreis? Welche Tatbestände werden von den Regelungen erfaßt und welche Entschädigungsleistungen können gewährt werden? Welche entschädigungswürdigen Fälle wurden von den Regelungen erfaßt und welche Entschädigungsleistungen müssen noch gewährt werden? 20. Wieviele Personen aus den genannten und anderen betroffenen Gruppen verfügen heute nicht über ein ausreichendes Einkommen? 21. Welche Beweisanforderungen stellt der Gesetzgeber an den Nachweis des durch nationalsozialistisches Unrecht verursachten Schadens und der übrigen Voraussetzungen für einen Entschädigungsanspruch? Ist die Geltentmachung von Wiedergutmachungsleistungen durch Verfolgte in der Vergangenheit an Beweisschwierigkeiten gescheitert? Haben sich die vom Gesetzgeber vorgesehenen Beweiserleichterungen als praktikabel erwiesen? 22. Welche NS-Opfer konnten Ansprüche nach den Regelungen des BEG aus individuellen Gründen gar nicht oder nur eingeschränkt geltend machen, etwa wegen — Fristversäumnis, — Beweisschwierigkeiten, 987

1987 —Bilaterale Verträge und Abkommen

25. 24. 25.

26. 27. 28.

29. 50.

51. 52.

53. 34. 988

— ablehnender medizinischer Gutachten, — zunächst ablehnender Gerichtsentscheidungen, — Wohnsitznahme im Ausland, oder auch, weil sie frühzeitig Abfindungsvergleiche zur Erlangung von schnellen Zahlungen unterzeichnet haben? Wieviele Personen, die unter die genannten Gründe fallen, haben keine angemessene Versorgung? Haben NS-Opfer einen durch die historischen Umstände begründeten besonderen Anspruch auf staatliche Fürsorge? Inwieweit konnten Personen aus den obengenannten Gruppen Zahlungen aus den von der Bundesregierung eingerichteten Härtefonds erhalten? Welche Personen blieben von Zahlungen aus dem Härtefonds ausgeschlossen etwa — wegen Fristversäumung, — weil Gerichtsurteile vorlagen, — weil Abfindungsvergleiche geschlossen waren? Wie unterscheiden sich die Leistungen aus dem Härtefonds von sonstigen Leistungen nach dem BEG? Wieviele Personen, die Leistungen aus den Härtefonds beantragt haben, leben heute ohne angemessene Versorgung? Welche gesetzgeberischen Erwägungen haben die Einführung der Ausschlußfrist vom 31. Dezember 1969 für die Geltendmachung von Entschädigungsansprüchen durch das BEG-Schlußgesetz zugrunde gelegen? In welchen Fällen ist hierdurch ein Ausschluß von Ansprüchen nicht bewirkt worden? In welchem Umfang hat die Ausschlußfrist die Geltendmachung von Entschädigungsansprüchen verhindert? In welchem Umfang hat die Härteregelung nach den Richtlinien der Bundesregierung vom 26. August 1981 den durch die Ausschlußfrist entstandenen Härten abgeholfen? Unter welchen Voraussetzungen sieht das Bundesentschädigungsgesetz die Zahlung von Renten vor? Wird nach der Härteregelung vom 26. August 1981 auch eine laufende Hilfe zum Lebensunterhalt an Geschädigte durch nationalsozialistisches Unrecht gewährt, die keine Ansprüche nach dem BEG haben und über keine anderweitige ausreichende Altersversorgung verfügen? In welchem Umfang wird eine derartige Hilfe zum Lebensunterhalt gewährt? Welche Möglichkeit, Entschädigungsleistungen zu erhalten, haben solche Verfolgte, die ihre Entschädigungsansprüche bis zum 31. Dezember 1969 nicht anmelden konnten, insbesondere weil ihnen eine Übersiedlung aus den Ostblockstaaten erst nach diesem Stichtag möglich war? Aus welchen strafrechtlichen und sonstigen persönlichen Gründen konnten homosexuelle und andere NS-Opfer nach dem Krieg keine ausreichende oder keine Entschädigung erlangen? Wie werden im Rentenversicherungsrecht Zeiten der Zwangsarbeit ange-

Neue Verhandlungen über Wiedergutmachungsleistungen

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rechnet und bewertet? Halten Sie diese Regelung für ausreichend und angemessen? Wie könnte eine bessere Regelung aussehen? Sind bislang Regelungen bekannt, die die berechtigten Ansprüche ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter auf Nachzahlung ihrer Löhne aus der Zeit der Zwangsarbeit oder Ansprüche auf Nachversicherung bei den für sie zuständigen Sozialversicherungen ausreichend berücksichtigen? Welche Regelungen bestehen für Hinterbliebene von Personen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft der Euthanasie zum Opfer gefallen sind? Welche Regelungen kommen in Betracht, um allen NS-Opfern eine angemessene Versorgung zu verschaffen, ohne die Fristen des BEG zu öffnen und nach den Regelungen dieses Gesetzes Ansprüche wieder zuzulassen? Ist es sinnvoll und notwendig, die Schlußfrist des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes aufzuheben? Bietet eine Bundesstiftung einen sachgerechten Ansatz für den Ausgleich ggf. noch nicht entschädigten nationalsozialistischen Unrechts? Bietet eine Grund Versorgung auf Rentenbasis einen sachgerechten Ansatz für den Ausgleich noch nicht entschädigten nationalsozialistischen Unrechts? Wie müßte eine Bundesstiftung sachlich und personell ausgestattet sein, um Geschädigten durch nationalsozialistisches Unrecht über die jetzt bestehenden Regelungen hinausgehende Härteleistungen zu gewähren? Mit wieviel Anträgen müßte gerechnet werden? Welche finanziellen Anwendungen sind von Bund und Ländern seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland für die Gewährung von Wiedergutmachungsleistungen aufgewendet worden? Wie hoch sind die gegenwärtigen Aufwendungen pro Haushaltsjahr? Wie werden im Rentenversicherungsrecht Zeiten der Zwangsarbeit, die ehemalige Häftlinge aus Konzentrationslagern oder Zwangsarbeitslagern im Rahmen der deutschen Kriegswirtschaft verrichtet haben, angerechnet und bewertet? Halten Sie diese Regelung für sachgerecht? Welche Gründe sprechen nach Ihrer Auffassung dagegen, daß die genannten Zeiten der Zwangsarbeit als Beitragszeiten anerkannt werden? Welche Gesichtspunkte sprechen für und gegen eine Anerkennung der genannten Zeiten als Beitragszeiten? Welche Ansprüche sieht das geltende Recht für Opfer von Zwangssterilisationen vor? Gibt es Gründe, weitergehende Entschädigungsregelungen für alle Zwangssterilisierten zu schaffen? An welche Organisationen sollte bei der Förderung der Belange von Sinti und Roma angeknüpft werden, und ist sichergestellt, daß damit alle Sinti und Roma erfaßt sind? Ist eine dauernde finanzielle Förderung der Arbeit der deutschen Sinti und Roma angezeigt? 989

1987 — Bilaterale Verträge und Abkommen a) eine Förderung der eigenen repräsentativen Verbandstätigkeit? b) eine Förderung einer bundeszentralen sozialen Beratungsstelle? 48. Wie wird die Einrichtung und ggf. die staatliche Förderung eines Kulturund Sozialzentrums deutscher Sinti und Roma beurteilt? Welche Aufgaben sollte ein solches Zentrum erfüllen? 49. Welche Fragestellungen werden bei einer Vergabe von Forschungsaufträgen, die staatlich zu fördern wären, im Rahmen der Probleme von Sinti und Roma als besonders vordringlich angesehen? 50. Welche Maßnahmen werden für sinnvoll gehalten, um die soziale Integration der Sinti und Roma in unsere Gesellschaft unter Wahrung ihrer kulturellen Eigenständigkeiten zu fördern? Sachverständige: — AMCHA, Dr. Isidor Kaminer, Frankfurt — Günter Knebel, Evangelische Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer (EAK), Darmstadt — Der Bevollmächtigte des Rates der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland, Bonn — Bernhard Blankenborn, Rechtsanwalt, Berlin — Deutsche Bischofskonferenz, Bonn — Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner, Westfälisches Landeskrankenhaus, Gütersloh — Dr. Heinz Düx, Richter am Oberlandesgericht Frankfurt/Main — Prof. Dr. Ehrhardt, ern. o. Professor und Direktor des Universitäts Instituts für Gerichtliche und Sozial-Psychiatrie der Universität Marburg — Benjamin B. Ferencz, Jüdische Gemeinde New York — Karl-Heinz Fuchs, Richter am Bundesgerichtshof, Stuttgart — Ltd. MinRat Otto Gnirs, Ministerium für Justiz, Bundes- und Europaangelegenheiten Baden-Württemberg, Stuttgart — Dr. Haas, Düsseldorf — MinRat a. D. Richard Hebenstreit, Düsseldorf — Dr. Andreas Hundsalz, Mannheim — Josef Kleinen, Ministerium der Finanzen des Landes Rheinland-Pfalz, Mainz — Ltd. Med. Dir. a. D. Dr. Willibald Maier, München — Franz Joseph Müller, Weiße Rose, München — Dr. Ilse Kokula, Berlin — Prof. Dr. Markus Richartz, Rejsuniversität Limburg, Maastricht, Niederlande — Romani Rose, Zentralrat der deutschen Sinti und Roma, Heidelberg — Dr. Walter Schwarz, Rechtsanwalt a. D., Zürich, Schweiz — v. Münchhausen, Auschwitz-Komitee Israel, Tel Aviv — Zentralrat der Juden in Deutschland, Bonn Interessengemeinschaft ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime Der Sprecher der Interessengemeinschaft ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime, Alfred Hausser, hat in einer Darstellung zu einzelnen Fragen folgende Stellungnahme an den Innenausschuß abgegeben: 990

Neue Verhandlungen über Wiedergutmachungsleistungen „Stellungnahme zum Fragen- und Sachverständigenkatalog f ü r eine öffentliche Anhörung am 24.6.1987, Ausschußdrucksache 11/5. Vorbemerkung: Nach den bis jetzt vorliegenden Forschungsergebnissen ist davon auszugehen, daß ca. 7,5 Millionen ausländische Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges in d e r deutschen Kriegswirtschaft eingesetzt wurden. Hinzu kommt noch eine unbekannte Zahl von ausländischen u n d deutschen KZ-Häftlingen, Strafgefangenen sowie Kriegsgefangenen. Unter den polnischen u n d sowjetischen Zwangsarbeitern waren mehr als die Hälfte Frauen im Durchschnittsalter von 20 Jahren. In der Rüstungsindustrie waren oft mehr als 50 % Zwangsarbeiter beschäftigt. Ihre Heranschaffung und Dienstverpflichtung wurde durch eine Vielzahl von Erlassen und Verordnungen geregelt, die an der NS-Rassepolitik orientiert waren. So wurde zwischen germanischen Zwangsarbeitern (Holländer), fremdvölkischen (Belgier und Franzosen) u n d rassisch minderwertigen Ostarbeitern (Polen und Russen) unterschieden. Die Hauptschuldigen, wie Sauckel, Speer, Flick, Krupp, wurden in den Nürnberger Prozessen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Aus dem Studium der Arbeits- und Lebensbedingungen d e r Zwangsarbeiter kann generell gesagt werden, daß ihnen Schäden durch Freiheitsentzug bzw. Leben unter haftähnlichen Bedingungen sowie Schaden im beruflichen Fortkommen u n d an Körper oder Gesundheit entstanden sind, wie diese im Bundesentschädigungsgesetz (BEG) normiert sind. Im Bericht der Bundesregierung über Wiedergutmachung vom 31.10.1986 (Drucksache 10/6287) wird ein Anspruch auf Entschädigung gegenüber diesem Personenkreis unter B e r u f u n g auf das Londoner Schuldenabkommen bestritten. Dabei wird übersehen, daß es sich bei unserer Forderung auf Entschädigung nicht um Reparationen, sondern um individuelle Ansprüche der Geschädigten wegen Amtspflichtverletzung, unerlaubter Handlung und ungerechtfertigter Bereicherung handelt. Auf dieser Grundlage sind auch die Abkommen zwischen einzelnen Firmen u n d der Claimes-Conferenz u n d ehemaligen jüdischen Zwangsarbeitern zustande gekommen. Da aber die Schäden durch Staatsunrecht erst ermöglicht wurden, haftet auch die Bundesrepublik Deutschland. Es wird geschätzt, daß noch etwa 20 % der Geschädigten am Leben sind. Zur rechtlichen und moralischen Beg r ü n d u n g der Ansprüche berufen wir uns auch auf die Entschließung des Europäischen Parlaments zu ,Entschädigungszahlungen f ü r ehemalige Zwangsarbeiter der deutschen Industrie' vom 16.1.1986, deren Text im Anschluß an diese Stellungnahme folgt. Zu den dieses Problem betreffenden Fragen wird im einzelnen folgendes ausgeführt: Zu Frage 9: Von den zur Zwangsarbeit herangezogenen deutschen KZ-Häftlingen und Strafgefangenen wurde nur der Teil nach dem Bundesentschädigungsgesetz entschädigt, der d e n § 1 sowie die Stichtags- und Wohnsitzvoraussetzungen erfüllt hat. Das ist mit Sicherheit der weitaus kleinste Teil. Einzelfälle sind nach dem Allgemeinen Kriegsfolgengesetz (AKG) geregelt worden. Kein einzi-

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1987 — Bilaterale Verträge und Abkommen ger ausländischer Zwangsarbeiter (ausgenommen eine Gruppe jüdischer Menschen) hat eine Entschädigung erhalten. Zu Frage 24: Der Entschädigungsanspruch ist auch f ü r die ehemaligen deutschen und ausländischen Zwangsarbeiter historisch begründet, weil sie O p f e r der NS— Politik geworden sind. Ähnlich wie im Vorspruch zum BEG der antifaschistische Widerstand als ein Verdienst um das Wohl des deutschen Volkes und Staates gewürdigt ist, müßte gegenüber den Zwangsarbeitern eine offizielle Anerkennung des ihnen zugefügten Unrechtes erfolgen. Daraus ergibt sich dann auch eine staatliche Fürsorgepflicht. Zu Frage 34: Hierzu gilt auch die Antwort zu Frage 9. Das Gesetz zur Wiedergutmachung in der Sozialversicherung vom 22.9.1970 begrenzt die Anrechnung von Verfolgungszeiten auf den im BEG festgelegten Personenkreis. Diese Regelung wird dem Schaden d e r in- und ausländischen Zwangsarbeiter nicht gerecht. Die Zwangsarbeiter waren in der Regel von ihren Arbeitgebern nicht zur Sozialversicherung gemeldet u n d können daher keine Beitragszeiten geltend machen. Die Arbeitgeber haben durch die Nichtabführung von Beiträgen zur Sozialversicher u n g erhebliche Kosten zu Lasten der Zwangsarbeiter eingespart. Den Geschädigten muß das Recht auf Nachversicherung durch ihre damaligen Arbeitgeber eingeräumt werden. Zu Frage 35: Es gibt Regelungen, die von der Claimes-Conferenz f ü r jüdische Zwangsarbeiter mit den Firmen AEG - IG Farben — Krupp — Rheinmetall — Siemens und der Deutschen Bank f ü r den FZicA-Konzern getroffen wurden. Über eine Nachversicherung in der Sozialversicherung ist dabei keine Regelung getroffen worden. Zu Frage 40: Da fast alle Geschädigten das Rentenalter erreicht haben und die Zwangsarbeiter sowohl in ihrer Sozialversicherung als auch an ihrer Gesundheit geschädigt wurden, hat die Sicherung ihres Alters ohne materielle Sorge absoluten Vorrang. Deshalb erblicken wir eine Grundversorgung auf Rentenbasis als gerechte Lösung. Zu Frage 43: Unsere Untersuchungen hinsichtlich der Behandlung der einzelnen Gruppen von Geschädigten in der Sozialversicherung sind noch nicht abgeschlossen. Es wird empfohlen, von den jeweiligen Versicherungsträgern ein Gutachten einzuholen." Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft von Donnerstag, dem 16. J a n u a r 1986 „4. Entschädigungsleistungen für Sklavenarbeiter Entschließung zu Entschädigungsleistungen f ü r ehemalige Sklavenarbeiter der deutschen Industrie. Das Europäische Parlament A. unter Hinweis auf seinen erklärten Willen, Rassismus und Faschismus zu ächten, 992

Neue Verhandlungen über Wiedergutmachungsleistungen B. in Kenntnis der ungeheuerlichen Verbrechen des deutschen Nationalsozialismus gegen die Menschlichkeit, C. in Kenntnis, daß es erklärtes Ziel des Nazi-Programms „Vernichtung durch Arbeit" war, jüdische und nicht-jüdische Zwangsarbeiter durch Sklavenarbeit zu vernichten, D. in Kenntnis, daß viele deutsche Industrieunternehmen während der nationalsozialistischen Herrschaft über Deutschland jüdische und nicht-jüdische Zwangsarbeiter beschäftigt haben, die in ihrer großen Mehrzahl durch die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen umkamen bzw. in ihrer Gesundheit schwer geschädigt wurden, E. in Kenntnis d e r Urteile in den Nürnberger Prozessen, F. unter Hinweis auf die Berechtigung der Forderung nach Entschädigungsleistungen f ü r im nationalsozialistischen Deutschland verübte Verbrechen, G. beunruhigt über Entscheidungen deutscher Zivilgerichte, welche die Rechte und Ansprüche der O p f e r des Faschismus, die in den Nürnberger Prozessen anerkannt wurden, unbillig einschränken oder ablehnen, H. unter Hinweis darauf, daß die überlebenden O p f e r nicht n u r an den physischen und psychischen Folgen der Sklavenarbeit zu leiden haben, sondern sich auch im Alter in einer verzweifelten finanziellen Situation befinden, I. empört darüber, daß der Flick-Konzern, der Zwangsarbeiter beschäftigt hatte, sich 40 J a h r e weigerte, Zahlungen an die O p f e r zu leisten und schließlich über Feldmühle/Nobel nur ein Almosen gab, 1. sieht eine klare moralische und rechtliche Verpflichtung der Firmen, die Sklavenarbeiter beschäftigt haben, Entschädigungsleistungen zu zahlen; 2. fordert die Firmen, die diese Zahlungen immer noch nicht geleistet haben, auf, dies umgehend zu tun; 3. drängt darauf, daß endlich auch andere ethnische Minderheiten, z. B. die Sinti und Roma, die ebenfalls O p f e r des nationalsozialistischen Völkermordes und des Sklavenarbeitsprogramms wurden und soweit diese bisher keinerlei Entschädigung von der deutschen Industrie bekamen, eine .Wiedergutmachung' von der deutschen Industrie erhalten, und unterstützt die entsprechenden Forderungen des Zentralrates deutscher Sinti und Roma; 4. fordert alle deutschen Unternehmen, die Sklavenarbeiter beschäftigt hatten, auf, einen Fonds f ü r Entschädigungszahlungen an die O p f e r der Zwangsarbeit einzurichten; 5. beauftragt seinen Präsidenten, diesen Beschluß dem Deutschen Bundestag, der Bundesregierung, dem Zentralrat der J u d e n in Deutschland und dem Zentralrat deutscher Sinti und Roma und dem Bundesverband d e r deutschen Industrie zu übermitteln."

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Die Entwicklung der Handelsbeziehungen Neue Impulse für Investitionen in Israel erwartet — Ein Bericht des Außenhandelsdienstes der Bank für Gemeinwirtschaft Der Außenhandelsdienst der Bank für Gemeinwirtschaft AG berichtet in seiner Nr. 8 des 36. Jahrgangs am 15. April 1987 von neuen Impulsen bei Investitionen in Israel. Dieser Bericht hat folgenden Wortlaut: „Die Wirtschaftsprognose des israelischen Finanzministeriums rechnet für 1987 mit einer lebhaften Investitionstätigkeit, die sich besonders in der zweiten Jahreshälfte infolge der Realisierung der Steuer- und Kapitalreform bemerkbar machen wird. Zwar erwarten die Experten keine allgemeine Aufbruchstimmung, aber sie hoffen auf neue Impulse, die den Schrumpfungstrend der letzten Jahre bremsen und eine Wende in die Wege leiten werden. Die Neuinvestitionen in allen Wirtschaftsbereichen schrumpften 1986 um 2,1 Prozent auf 3,53 Milliarden US-Dollar. 1987 sollen sie um zirka 3,5 Prozent auf 3,65 Milliarden Dollar ansteigen. Der Anteil der öffentlichen Hand an diesen Investitionen lag 1986 bei 534 Millionen Dollar oder 15 Prozent. Im laufenden Jahr wurde er auf 465 Millionen Dollar gesenkt. Der Investitionsrückgang betrug 1986 bei Anlagen — 3 Prozent, Maschinen — 5 Prozent, Immobilien — 7 Prozent und neuen Wohnungen — 17 Prozent. Nur die Investitionen in neue Fahrzeuge stiegen um 21 Prozent. Die Wirtschaftsprognose erwartet für 1987 im Wohnungsbau keine Trendwende, sondern einen Rückgang um 6 Prozent. Dagegen rechnet sie mit einer Belebung der Industrieinvestitionen um 7 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar. Mit der bevorstehenden Verabschiedung der Steuerreform erwartet die Regierung in der zweiten Jahreshälfte 1987 eine positive Reaktion der Unternehmer, im Sinne einer größeren Bereitschaft, Investitionsrisiken auf sich zu nehmen. Die staatliche Investitionsbehörde bewilligte 1986 zirka 229 förderungswürdige Projekte im Wert von 648 Millionen Dollar, für die ein Zuschuß aus öffentlichen Mitteln in Anspruch genommen werden kann. Etwa 32 Prozent davon waren neue Vorhaben und 68 Prozent Anschlußprojekte, einschließlich Kapazitätsaufstockung in bereits produzierenden Unternehmen. Zum Jahresbeginn 1987 bearbeitete die Behörde 307 neue förderungswürdige Anträge mit einem geplanten Investitionsansatz von 771 Millionen Dollar. In der Regel werden 75 bis 80 Prozent der verabschiedeten Anträge im Verlauf von drei bis vier Jahren realisiert."

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Israel und Europa Verhandlungen mit den Mittelmeerländern der Europäischen Gemeinschaft Über den Stand der Verhandlungen mit den Mittelmeerstaaten der Europäischen Gemeinschaft zur Anpassung der bisherigen Kooperations- und Assoziierungsabkommen an die Folgen der Erweiterung hat die Kommission der Gemeinschaft Ende Juli 1987 ein Papier herausgebracht, das den Stand der Verhandlungen mit den Einzelfragen f ü r die verschiedenen Länder darstellt. Soweit diese Fragen den Staat Israel betreffen, sollen sie hier wiedergegeben werden: „/. Stand der Verhandlungen Die EG hat im Rahmen ihrer Mittelmeerpolitik Kooperationsabkommen mit Algerien, Marokko, Tunesien, Ägypten, Jordanien, Israel, dem Libanon, Syrien und Jugoslawien sowie Assoziierungsabkommen mit der Türkei, Zypern und Malta abgeschlossen. Die Abkommen müßten als Folge der EG-Erweiterung um Spanien und Portugal angepaßt werden. Die Verhandlungen hierüber sind im wesentlichen abgeschlossen. Hierbei sind einerseits Zusatzprotokolle abzuschließen, mit denen die Abkommen ökonomisch zugunsten der Mittelmeerdrittländer an die Folgen der Erweiterung angepaßt werden sollen und Anpassungsprotokolle, in denen geregelt wird, wie die Beitrittsländer die Mittelmeerabkommen übernehmen. Völlig abgeschlossen sind die Verhandlungen mit Tunesien, Algerien, Ägypten, dem Libanon und Jordanien, mit denen die Zusatz- und Anpassungsprotokolle unterschrieben wurden. Mit der Türkei wurden Zusatz- und Anpassungsprotokolle, mit Zypern ein Protokoll über die Errichtung einer Zollunion im Rahmen der Assoziierung ebenso wie das Anpassungsprotokoll paraphiert. Mit Israel ist das wirtschaftlich wichtigere Zusatzprotokoll paraphiert, das Anpassungsprotokoll jedoch noch nicht, da hier Schwierigkeiten beim ausbalancierten Zollabbau der Beitrittsländer im gewerblichen Bereich bestehen. Nunmehr hat auch Jugoslawien das wichtige Zusatzprotokoll paraphiert. II. Inhalt der Abkommen auf dem Agrarsektor 1. Zielsetzungen der Abkommen Hauptziel der Abkommen war es, den Mittelmeerländern auch nach der EGErweiterung die Chance zu geben, gegen die verschärfte Konkurrenz der Beitrittsländer ihre traditionellen Exporte in die EG aufrechtzuerhalten. Diesem Ziel dienen die sogenannten Zusatzprotokolle. Die sogenannten Anpassungsprotokolle haben demgegenüber die mehr technische Aufgabe, die schrittweise Übernahme der Mittelmeerabkommen durch die Beitrittsländer zu regeln, 995

1987 — Israel und Europa

die mit den Zollsenkungen der Beitrittsländer gegenüber der EG zu synchronisieren sind. Schwerpunkt bei den materiellen Anpassungen der Mittelmeerabkommen ist der Agrarsektor, da im gewerblichen Bereich die Gemeinschaft den Mittelmeerdrittländern ohnehin Nullzölle einräumt und somit Verbesserungen hier praktisch nicht mehr möglich sind (Ausnahme Textil). Demgegenüber sehen die Mittelmeerabkommen im Agrarsektor Handelspräferenzen in Form von Zollsenkungen bei den Hauptexportprodukten der Mittelmeerländer, nämlich Obst, Gemüse, Wein und Olivenöl vor. In den vollen Genuß der Gemeinschaftspräferenz kommen die Mittelmeerländer jedoch nicht, da sie die Drittlandsregelungen der Marktordnung einhalten müssen. Da die Beitrittsländer, insbesondere Spanien, nach der Erweiterung bei diesen Erzeugnissen jedoch schon heute (Wein, Olivenöl) oder nach der ersten Stufe (Obst und Gemüse) die Gemeinschaftspräferenz erhalten, ist ein gewisser Ausgleich zugunsten der Mittelmeerdrittländer erforderlich, wenn das politisch gewünschte Ziel, eine Aufrechterhaltung ihrer traditionellen Handelsströme in die EG, erreicht werden soll. 2. Inhalt der Abkommen im allgemeinen a) Zollabbau aa) Gleichbehandlung mit den Beitrittsländern

Für ihre jeweils wichtigsten Agrarexportprodukte, bei denen traditionelle Handelsströme bestehen, erhalten die Mittelmeerdrittländer eine gewisse Gleichbehandlung mit den Beitrittsländern. Es handelt sich um Obst und Gemüse sowie Wein. Die Zölle werden für diese Erzeugnisse in gleicher Weise wie gegenüber den Beitrittsländern in 10 Jahren bei Obst und Gemüse sowie in 7 Jahren bei Wein ganz abgebaut. Der Zollabbau beginnt aber jeweils erst dann, wenn Mittelmeerdrittländer und Beitrittsländer das gleiche Zollniveau bei der Einfuhr in die Gemeinschaft erreicht haben. Das heißt bei Erzeugnissen (z. B. bei Zitrusfrüchten), bei denen die Mittelmeerdrittländer zum Teil einen höheren Zollabbau als die Beitrittsländer erreicht haben (wie z. B. die Maghreb-Länder), beginnt der weitere Zollabbau erst dann, wenn die Beitrittsländer beim Zollabbau das Niveau der Mittelmeerländer erreicht haben. bb) Wahrung der Gemeinschaftspräferenz

Bei sensiblen Erzeugnissen (z. B. Zitrusfrüchten, Wein) gilt der Zollabbau jedoch nicht für eine unbegrenzte Menge, sondern ist durch Zollkontingente eingeschränkt. Außerdem können die Lieferungen durch Zeitkalender auf die Zeiträume begrenzt werden, in denen die Gemeinschaft keine Erntesaison hat (z. B. bei Tomaten). Neben den Schutzklauseln, die in den Abkommen ohnehin vorhanden sind und auch weiter gelten, hat die Gemeinschaft zur Wahrung der Gemeinschaftspräferenz aber noch zusätzliche Schutzinstrumente festgelegt. Für die Einfuhr von Erzeugnissen, die sensibel werden könnten, werden sog. Referenzmengen festgelegt (z. B. Artischocken bei Ägypten). Diese Referenzmengen wurden auf Basis der Einfuhren in den letzten 5 Jahren festgelegt (1980— 996

Verhandlungen mit den Mittelmeerländern der Europäischen Gemeinschaft 1984). Kommt es zu einer Überschreitung der Referenzmengen, kann die EGKommission nach dem Verwaltungsausschußverfahren dieses Erzeugnis einem Zollkontingent unterwerfen. Darüber hinaus können Erzeugnisse, deren Einf u h r zunächst unbegrenzt möglich ist, bei auftretenden Schwierigkeiten auf dem Gemeinschaftsmarkt in Referenzmengen umgewandelt werden. Gemeinschaftsintern wird ein Überwachungsmechanismus geschaffen, der die Handelsentwicklung verfolgt, Marktstörungen vorbeugen und die Erhaltung der traditionellen Handelsströme überwachen soll. b) Sondervergünstigung bei den Drittlandsregelungen der Marktordnungen Die Drittlandsregelungen der EG-Marktordnungen, d. h. hier vorwiegend die Referenzpreise bei Obst und Gemüse sowie Wein, sind von den Mittelmeerdrittländern grundsätzlich einzuhalten, damit die Gemeinschaftspräferenz zugunsten der EG-MS gewahrt bleibt. Davon werden aber zugunsten einiger besonders betroffener Mittelmeerländer bei einigen Erzeugnissen f ü r bestimmte Mengen Ausnahmen gewährt: aa) Obst und Gemüse: Die Beitrittsländer haben hier die Übergangsregelung erhalten, wonach in der zweiten Stufe (d. h. f ü r Spanien ab 1990) bei der Ermittlung des Einfuhrpreises im Rahmen des Referenzpreissystems gewisse Vergünstigungen (schrittweiser Abzug des tatsächlich erhobenen Zolls vom Einfuhrpreis anstelle des vollen Drittlandszolls (sog. Modulation des Referenzpreissystems)) gewährt werden. Diese Vergünstigungen können auch gegenüber bestimmten Mittelmeerdrittländern zugestanden werden, wenn es zur Aufrechterhaltung der traditionellen Handelsströme angezeigt ist. Die Regelung gilt jeweils f ü r bestimmte Mengen bei - Orangen: Marokko, Tunesien, Israel, Zypern, Ägypten — Kleine Zitrusfrüchte: Marokko, Israel—Zitronen: Israel, Türkei, Zypern—Frische Tafeltrauben: Zypern. Die Entscheidung über diese Modulation des Referenzpreissystems wird ab 1990 a u f g r u n d von Bilanzen und Analysen im Rahmen des Verwaltungsausschußverfahrens getroffen. bb) Wein: Die f ü r Wein vorgesehenen Zollsenkungen erfolgen im Rahmen von Kontingenten. Begünstigt sind die Länder Algerien, Marokko, Tunesien, Jugoslawien und Zypern. Darüber hinaus werden f ü r diese Länder noch folgende Vergünstigungen vorgesehen, die jeweils innerhalb bestimmter Mengen gelten: - Flaschenwein: Für Flaschenwein wird der auf den Referenzpreis aufgeschlagene Pauschbetrag in 7 Jahren schrittweise auf Null herabgesetzt. - Faßwein: Für Faßwein kann der Referenzpreis durch einen spezifischen Einfuhrpreis ersetzt werden, wenn die EG-Kommission einen Rückgang des Einfuhrniveaus gegenüber dem Wirtschaftsjahr vor Abschluß des Protokolls feststellt. Diese Regelung wird 1990 überprüft. c) Sonstige horizontale Regelungen im Agrarsektor aa) Ausschuß für wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit: Dieser Aus997

1987 — Israel und Europa schuß wird neu in die institutionellen Mechanismen der Abkommen eingeführt. Er soll einen regelmäßigen Austausch von Informationen über Gegebenheiten und Vorausschätzungen f ü r den Handel und die Erzeugung sowie über die Kooperationsmöglichkeiten vornehmen. Schwerpunkt der Tätigkeit dieses Ausschusses wird im Handelssektor der Agrarbereich sein, um Marktstörungen zu vermeiden. bb) Beratende Gruppe für Frühkartoffeln: Um bei der Lieferung von Frühkartoffeln in die Gemeinschaft Marktstörungen zu vermeiden, wird mit den jeweiligen Lieferländern eine beratende G r u p p e geschaffen, die die Aufgabe hat, die Lage auf dem Kartoffelmarkt zu prüfen und gegebenenfalls Richtzeitpläne f ü r die Ausfuhren aufzustellen. Eine solche Gruppe wird mit Zypern, Marokko, Tunesien, Israel, Ägypten, Algerien und Malta gegründet. cc) Schnittblumen: Israel, Marokko, Zypern und Jordanien werden Zollkontingente f ü r den Zollabbau bei Schnittblumen gewährt. Die Zollvergünstigungen sind jedoch an die Einhaltung eines Mindestpreises bei Rosen und Nelken gebunden. Hierfür sind jeweils in Briefwechseln detaillierte Regelungen festgelegt. dd) Überprüfungsklausel nach 10 Jahren: In den Zusatzprotokollen ist vorgesehen, daß nach 10 J a h r e n , beginnend ab 1995, die Ergebnisse der Kooperation zwischen den Vertragsparteien überprüft werden, um nach der dann bestehenden Situation die Entwicklung der zukünftigen Beziehungen an den Zielen der Kooperationsabkommen auszurichten. 3. Inhalt einzelner Abkommen, die für den Agrarsektor wichtig sind a) Israel: Neben Marokko und Zypern ist Israel von der Süderweiterung im Agrarsektor am weitesten benachteiligt. Es erhält deshalb f ü r rund 50 Erzeugnisse, die schon bisher im Abkommen präferenziert waren, den schrittweisen Abbau der Zölle zugestanden. Allerdings sind die Liefermöglichkeiten überwiegend durch Zollkontingent begrenzt. Außerdem werden rund 15 Erzeugnisse neu dem Abkommen hinzugefügt. Die wichtigsten dürften Schnittblumen, Frühkartoffeln und Tafeltrauben sein. aa) Obst und Gemüse: Bei der überwiegenden Zahl der präferenzierten Erzeugnisse handelt es sich um Obst und Gemüse einschließlich ihrer Verarbeitungserzeugnisse (Säfte, Konserven). Die Modulation des Referenzpreissystems wird bei Israel im Zitrusbereich angewandt und gilt f ü r 293.000 t Orangen, 14.200 t kleine Zitrusfrüchte und 6.4001 Zitronen. bb) Schnittblumen: Bei Schnittblumen wird Israel ein Zollkontingent von 17.000 t eingeräumt. Bei Rosen und Nelken ist die Gewährung der Zollreduktion an die Einhaltung eines Mindestpreises gebunden. Darüber ist ein Briefwechsel dem Abkommen beigefügt. Israel soll danach f ü r die Zollvergünstigung mindestens 998

Verhandlungen mit den Mittelmeerländern der Europäischen Gemeinschaft 85 % des EG-Preises für das gleiche Erzeugnis einhalten, wobei der EG-Preis der auf den repräsentativen Märkten der EG in den Haupterzeugerländern ermittelte Erzeugerpreis ist. cc) Sonstige Regelung: Auch bei Israel wird für Frühkartoffeleinfuhren der beratende Ausschuß eingesetzt. e) Sonstige Länder: Die übrigen Mittelmeerländer erhalten ebenfalls für ihre traditionellen Agrarexporte den völligen schrittweisen Zollabbau. Schwerpunkt ist auch hier der Obstund Gemüsebereich, wenngleich die Konzession nicht das gleiche Gewicht wie bei den oben dargestellten vier Ländern haben. Auch hier sind die Konzessionen zur Wahrung der Gemeinschaftspräferenz bei sensiblen Erzeugnissen durch Zollkontingente und Zeitkalender eingeschränkt. Hervorzuheben sind hier noch die Konzessionen für Wein bei Algerien (Zollkontingent von 200.000 hl, Flaschenwein für 40.000 hl, Faßweinregelung für 160.000 hl), für Frühkartoffeln bei Ägypten (Zollkontingent von 98.000 t) und für Zitronen bei der Türkei (Modulation des Referenzpreissystems für 12.0001). III.

Finanzprotokolle

Die Finanzmittel, die die Gemeinschaft für die finanzielle Zusammenarbeit mit den Mittelmeerdrittländern bereitstellt, wurden nicht in den Zusatzprotokollen über die künftigen Konzessionen geregelt, sondern in eigenen Finanzprotokollen. Insgesamt hat die EG die Finanzmittel für die Finanzprotokolle (Protokolle der 3. Generation) um 50 % auf 1.618 Mrd ECU aufgestockt. Diese Mittel werden für 5 J a h r e bereitgestellt. Sie setzen sich aus 615 Mill ECU Haushaltsmitteln und 1.003 Mill EIB-Darlehen (Europäische Investitionsbank) zusammen. Die einzelnen Mittelmeerdrittländer werden bei der Aufteilung unterschiedlich bedacht. Die höchsten Mittel erhält Ägypten, die niedrigsten der Libanon bzw. Israel, das nur EIB-Darlehen und keine Haushaltsmittel bekommt. Der Agrarsektor ist einer der Bereiche, der neben der industriellen sowie der regionalen und multilateralen Zusammenarbeit durch die Finanzmittel vorrangig gefördert werden soll. Im Vordergrund stehen dabei die Entwicklung der landwirtschaftlichen Erzeugung, durch die die Abhängigkeit von Nahrungsmitteleinfuhren verringert werden soll, insbesondere die Unterstützung der nationalen Ernährungsstrategien mit dem Ziel einer weitergehenden Selbstversorgung sowie der Unterstützung der Bemühungen um Diversifizierung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Das Zusatzabkommen zum Kooperationsvertrag mit der EG ist bereits paraphiert. Am 8. Dezember 1986 wurde bereits in Brüssel das Zusatzabkommen ratifiziert. Das ist der augenblickliche Stand, auf dem der Vermerk der Kommission der Europäischen Gemeinschaft Ende Juli 1987 aufbaut. Was nun noch fehlt, ist der endgültige Abschluß.

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Messen und Ausstellungen

Neun Firmen auf der INTERPACK 1987 Der Direktor des Kunststoffcenters, des israelischen Exportinstituts in Tel Aviv, Rafi Glick, schreibt in einem Heft, in dem neun Firmen vorgestellt werden, die vom 14. bis 20. Mai 1987 auf der INTERPACK 1987 ausstellen, die folgenden Gedanken auf: „Neuartige Technologien und besondere Charakteristika schaffen einzigartige Vorteile für eine große Auswahl an Plastikprodukten. Plastikprodukte sind ein integraler Teil des hohen Lebensstandards, den wir im 20. Jahrhundert genießen. Da sich Israels große Auswahl an Plastikprodukten auf neuartige Methoden und fortgeschrittene technologische Techniken stützt, umfaßt sie ein breites Spektrum an Klassifikationen. Herstellungsfähigkeiten schließen eine Reihe von Produkten für Industrie und Landwirtschaft ein. In diesen Anwendungen zeichnet sich die israelische Industrie nicht nur durch Standardprodukte aus, sondern auch durch das Angebot an kundengerechtem Service für individuelle Anforderungen. Enorme Investitionen werden ständig dazu verwendet, sowohl Technologien als auch Maschinen weiter zu verbessern. Viele der neu eingeführten Verbesserungen ermöglichen den Einsatz neuer Plastikmaterialien, die verbesserte Eigenschaften in Bezug auf Flexibilität, Belastbarkeit und Gewicht bieten. Exporte, die sich auf ca. 100 Millionen Dollar belaufen, spiegeln die verschiedenen Produktionsaktivitäten der israelischen Plastikindustrie wider. Berieselungssysteme bringen die bahnbrechenden Errungenschaften dieses Landes besonders zum Ausdruck. Zusätzliche Produktkategorien umfassen Platten und Filme, Spritzgußprodukte, Verpackungen, PVC-Profile, Industriebeutel, geblasene Artikel, Compoundmassen und vieles mehr. Wir laden Sie dazu ein, Israels Fähigkeiten auf dem Gebiet der Plastikindustrie auf der INTERPACK 1987 zu besichtigen." Abarbanel Commercial Company Ltd. Als gut etablierte internationale Handelsgesellschaft vertritt Abarbanel Hersteller aus verschiedenen Gebieten, einschließlich Verpackungen, Metall- und Plastikprodukten. Auf der INTERPACK 1987 wird Abarbanel die Produktlinien von drei führenden Verpackungsfirmen präsentieren. Eines der dargestellten Produkte ist die MSS Spacecrate von der Firma Israel Box Center. Hergestellt aus robustem Polypropylen, ist Spacecrate ein faltbarer, hervorragend belüfteter und vielseitiger Obst- und Gemüsecontainer, der so ausgelegt wurde, daß die Einheiten stapelbar sind und sich gegenseitig sichern. Durch dieses neuartige Produkt können die Transportkosten zwischen 30 % und 50 % reduziert werden. Herr Eliezer Abarbanel, Generaldirektor der Firma, wird auf der Ausstellung 1000

Neun Firmen auf der INTERPACK 1987 am Stand von Abarbanel zugegen sein und gerne weitere Auskünfte über die dargestellten Produkte geben. CLP, Coating, Laminating & Polypropylene. CLP, ein Gemeinschaftsunternehmen des Kibbuz Negba und des Kibbuz Sde-Yoav, exportiert seine fortschrittlichen Produkte in 15 Länder. Die Firma ist auf Mehrlagen-Laminierung, Warmformungsprodukte und flexible Verpackungsmaterialien — bedruckt oder unbedruckt — spezialisiert, die sie in Rollen, Beuteln oder Doypak-Beuteln liefert. Die Maschinenausstattung von CLP umfaßt Laminatoren, Flexographie- und Gravüre-Druckpressen, Maschinen zur Beutelherstellung und eine Extrusionsbeschichtungsanlage. Davik: Davik befindet sich im Kibbuz Sde Boker und spezialisiert sich auf die Produktion von druckempfindlichen Selbstklebebändern zur Verwendung in Industrie, Gewerbe und Haushalt. Die Hauptprodukte dieser Firma umfassen Verpackungsbänder aus Polypropylen, Umreifungsbänder, verstärkte Klebebänder sowie Klebebänder f ü r Bürobedarf und Kreppabdeckband. Diese Klebebänder werden in allen Standardgrößen f ü r manuelle und automatische Maschinenanwendung geliefert. Sondergrößen und Großrollen sind ebenfalls lieferbar. Dolav: Größter Hersteller von Schwerlast-Massencontainern aus Plastik — „Box-Pal". Über 350.000 dieser Container wurden weltweit f ü r verschiedene Fracht-, Transport- und Lagerungszwecke geliefert. Frisch- u n d Gefrierprodukte, Fleisch-, Fisch- und Geflügelindustrie, Industriewaren, Textilien, Metalle, Chemikalien, usw. Die „Box-Pal"-Container entsprechen USDA- und FDA-Normen, sind sicher und einfach in der Handhabung mit Standardausrüstung. Mit einer Stapelkapazität von 4—5.000 kg können 6 bis 8 Container übereinandergestapelt werden. Log Plastic Products. Spezialisiert auf die Herstellung einer breiten Auswahl von Plastikverpackungen und Behältern durch Extrusionsblasformung, auf die Spritzblasformung von Flaschen und Gefäßen von 10-5000 ml und das Spritzgießen von passenden Verschlüssen, Deckeln und Sicherheitsverschlüssen. Log vermarktet seine Produkte (aus Polyäthylen, Polypropylen, Polystyrol und Polycarbonat) an die Pharma-, Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmittel-, Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. MCP Performance Plastics. Hersteller von Sperrschichtmaterial in Mehrschichtextrusion nach Kundenangaben f ü r Langzeitverpackungen von Milchprodukten, Fleisch, Säften, pulverförmigen Produkten, Pharmazeutika, Kosmetika usw. Geliefert als Rollenmaterial. Weiterhin Hersteller von CPET-Tabletts, Handelsname ON-TRAY, zur Verwendung in Mikrowellenherden und herkömmlichen Herden. Die der FDA-Norm entsprechenden Tabletts sind attraktiv, leicht, geschmacks- und geruchsneutral, flecken-, öl- und fettabstoßend, wiederverwendbar sowie kostensparend. Palrig Naot Plastics Industries. Die Firma befindet sich im Kibbuz Naot Mordechai

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1987 — Landwirtschaft und stellt Bänder und gewobene Stoffe aus Polypropylen und Polyäthylen her. Die verschiedenen Stoffe dieser Firma haben mehrere Anwendungsgebiete: Verpackungen, Bodenschutzverwendung in Treibhäusern und andere landwirtschaftliche Anwendungen, Abdeckplanen, technische Stoffe zur Herstellung großer Beutel. Alle Stoffe werden vor der Verschiffung einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen. Palrig exportiert nach Europa und in die USA. Poleg Plastic Industries. Mit fortschrittlicher Ausrüstung und Maschinen sowie hochentwickelten Technologien produziert Poleg LLDPA PARA-TITE-Streckfilme f ü r vollautomatische Fördersysteme und Vorstreckgeräte, und PARA-TIT E HANDWRAP-Streckfilme f ü r Kleinabnehmer als auch f ü r Abnehmer mit breitgefächerten Verpackungsarbeiten. PARA-TITE wird unter Lizenz (U. S. Paramount Packaging Corp.) hergestellt, bietet kosteneffektive Hochleistung, hat hervorragende Hafteigenschaften auf einer Seite und eine große Reiß- und Sticheinreißfestigkeit. The Society of Israel Plastic Industries. Die „Society of Israel Plastic Industries" (SIPI) besteht aus über 200 Mitgliedergesellschaften und vertritt ein breites Spektrum an Herstellungsfähigkeiten. Auf der INTERPACK 1987 werden Ihnen die Vertreter der SIPI gerne ausführliche Informationen über die vielfältigen und zum Teil neuartigen technologischen Errungenschaften dieser Unternehmen geben.

Landwirtschaft Die Grüne Woche in Berlin Im vergangen Jahr beging Israel sein 25jähriges Jubiläum bei der Internationalen „Grünen Woche" in Berlin. Auch in diesem J a h r machte die Prominenz, Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der Bundesminister f ü r Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, eine Schar von begleitenden Botschaftern und Beamten, während ihres Rundganges am Stand des Staates Israel Halt. Der israelische Landwirtschaftsminister AriehNechamkin, Israels Botschafter Yitzhak Ben-Art sowie die Herren des Citrus-Marketing-Board of Israel und der AGREXCO begrüßten die Gäste. Bundespräsident Richard von Weizsäcker erhielt eine Jaffa-Orange, in der symbolisch 1.000 Jaffa- Shamouti Orangen in Form eines Gutscheines enthalten waren. Der Bundespräsident wird entscheiden, wer von den vielen möglichen caritativen Einrichtungen diese 1.000 Orangen erhalten soll. 1002

DieANUGA Bundesminister Ignaz Kiechle durfte mit einem Griff zu der präparierten Orange selbst den Gutschein f ü r 1.000 Jaffa-Orangen pflücken. Auch dieser Gutschein wird einem guten Zweck zugeführt werden. Ca. 400.000 t Orangen wird Israel in dieser Saison exportieren. Aber nicht n u r Orangen kommen aus Israel — 19 verschiedene Sorten bietet JAFFA inzwischen den deutschen Verbrauchern an. Viele dieser Zitrusvariationen sind auf dem Israel-Stand in Halle 22 zu sehen gewesen.

DieANUGA Israels Lebensmittelsektor, einer der Väter der hiesigen Industrie, fand seinen Ursprung vor etwa 100 Jahren, als f r ü h e Siedler des Landes die ersten Weinberge anlegten. Die Expansion dieses Sektors war enorm. Ehemals ein Land, das kaum seine eigene, rapide zunehmende Bevölkerung ernähren konnte, exportiert Israel heute eine Vielzahl an Lebensmitteln und Getränken in 5 Kontinente. Dieses Wachstum ist das Ergebnis umfangreicher Investitionen, die während der letzten Jahrzehnte innovative Entwicklungen förderten und mehr und mehr Regale internationaler Supermarkt-Ketten und Delikatessengeschäfte mit frischen und verarbeiteten Lebensmittelprodukten „made in Israel" füllten. Eindrucksvolle Entwicklungen zeichnen sich im ganzen Industriesektor ab. Die enge Zusammenarbeit zwischen Agrarwirtschaftlern, f ü h r e n d e n Forschungsinstituten und der Lebensmittelindustrie des Landes trägt ihre Früchte. Fortschritte konnten sowohl bei neuen Produkten als auch bei neuartigen Verarbeitungsprozessen erzielt werden, die den Nährwert erhöhen und den Produkten ein appetitanregendes Aussehen geben. Neue Erzeugnisse werden oftmals von neuen Produktionstechnologien begleitet, bei denen modernste, aufeinander abgestimmte Maschinen und Ausrüstungen zum Einsatz kommen. Auf der diesjährigen ANUGA wurde Besuchern die Möglichkeit geboten, Kostproben des reichen Angebots erstklassiger israelischer Lebensmittel u n d Delikatessen zu genießen, das von Suppen angefangen bis hin zu Nüssen reicht und praktisch alles bietet, was das Herz begehrt: Instantsuppen und Fertigsuppen mit Dörrgemüse; frische, gekochte und geräucherte Truthahn-, Hühner- und Rindfleischerzeugnissen; Fischprodukte; Fertigerzeugnisse; vegetarische TKErzeugnisse; Mazzes-Produkte; Süßstoffe; Frischkost; Fruchtsäfte, -konzentrate und -nektare; Tomatenerzeugnisse; Dörr- und Tiefkühlgemüse, Gemüsekonserven; Marmeladen und eingemachte Früchte; verschiedene Teesorten; alkoholfreie und kohlensäurehaltige Getränke; eingelegtes Gemüse; gefrorene Backwaren; Crackers, Semmelbrösel, Gewürze, Überzüge und Glasuren sowie Croutons; Halva, Tahina, Marzipan, Süßigkeiten und Nüsse aller Art.

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1987 — Landwirtschaft

Landwirtschaftsminister Nechamkin in Bonn Am 14. September 1987 war der israelische Landwirtschaftsminister Arieh Nechamkin erneut nach Bonn gekommen, um mit der Bundesregierung über die Probleme der endgültigen Unterzeichnung des Zusatzabkommens zu der Verbindung Israels zur Europäischen Gemeinschaft zu beraten. Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle war in München verhindert, zu dem Treffen mit seinem Kollegen Nechamkin rechtzeitig in Bonn zu sein. So fand das Gespräch mit dem Staatssekretär im deutschen Landwirtschaftsministerium, Walter Kittel, statt, der durch seine vorhergegangene Arbeit bei der EG-Kommission in Brüssel mit der Gesamtmaterie bestens vertraut war. Das Gespräch mit Minister Nechamkin dauerte über eine Stunde. Gegenstand der Besprechung war die in dem Zusatzabkommen enthaltene Ausfuhr frischer Agrarprodukte in die 12 Staaten der Europäischen Gemeinschaft. Staatssekretär Kittel hob hervor, daß sich die Bundesregierung immer für die handelspolitischen Notwendigkeiten Israels in die Staaten der EG eingesetzt habe und darum besorgt sei, daß die Präferenzregelungen möglichst rasch in Kraft treten sollen. Es geht dabei einmal um das Zusatzprotokoll mit den Handelsvorteilen und das Anpassungsprotokoll, was sich aus der neuen Lage durch den Beitritt Spaniens und Portugals ergibt. Nach den Vereinbarungen innerhalb der EG-Kommission müssen beide Teile gemeinsam unterzeichnet werden. Minister Nechamkin reiste von Bonn aus weiter nach Den Haag und London, um hierbei jeweils mit den dortigen Regierungen die ähnlichen Fragen zu beraten. Wann die Unterzeichnung der Papiere mit der EG stattfinden wird, läßt sich heute noch nicht sagen. In der EG-Kommission schätzt man, daß diese Unterzeichnung erst im Februar 1988 vollzogen werden kann. Auch Israel hat noch einige technische Probleme zu überwinden. Das ist vor allen Dingen im Bereich der Präferenzregelungen für die Schnittblumen-Importe in die EG-Staaten der Fall. Auch das Europäische Parlament wird bei diesen Fragen noch mitreden müssen.

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Namensregister Abarbanel, Eliezer 1000 Abscher 151 Abs, Hermann Josef 49 Abusch, Alexander 44,45 Adenauer, Konrad 27,41,49,61,68,69,72, 73, 118,285,307,665 Adenauer, Max 36 Allon, Moshe 379, 381, 398 Allon, Yigal 199,358,377,378,380,381,382, 383,383, 387,423,450,464,474,484, 736 Altermann, Natan 994 Amiad, Amotz 914,915,970 Amir 291 Amit, Meir 399,410,450 Amron 65 Anatevka 227 Andersen, Hans-Christian 549 Apel, Hans 335, 378, 384, 450, 451, 524, 525,526 Aris, Helmut 47,48 Arnon 66 Asheri 441 Ashri, Amram 917,919 Assad 483 Atallah 233 Avior, Mordechai 661, 737, 759, 760, 795, 799,800 Bach, Jaacov 402,917 Bachri, Avraham 535 Baeck, Leo 346 Barak, Baruh 402 Bar-Lev, Chaim 142, 187, 377, 379, 384, 395,398,400,401,402,403,407,408,430, 436,441,450,460 Barzel, Rainer 23 Bauer 212 Bayer 573 Becker, Aaron 194,199 Becker-Grüll, Peter 456 Becker, Karl 961 Beer, J. 57 Begin, Menachem 530, 537,681 Beith, Zallel 543 Bejerano, Shimon 105 Ben-Ari, Mordechai 187, 188 Ben-Ari, Yitzhak 327, 757, 795, 921, 923, 1002 Ben-Arzi, Efraim 185,187 Ben Gurion, David 41, 49, 61, 69, 72, 118, 200,285,348,373,398,497,551,601,652, 665, 696, 755, 797,844, 847

Ben-Horin, Eliashiv 261,263,277,281,285, 305,307,335,342,349,596,668,669,671, 734,735 Ben Natan, Asher 18,19,20,22,23, 36,39, 61,62,66,67,72, 75,82,84,85,87,89,90, 91, 105, 106, 113, 141, 198,202,206,211, 307,665 Ben Yehuda 193 Berger 62 Bergmann 146 Berman, M. E. 201 Betzgen 62 Bezallel 628 Berenbach, Kurt 23,62,71 Bismarck 135 Blankenhorn, Bernhard 990 Blumenfeld, Erik 73,572,795,917 Blumenthal, Naphtali 167,804, 805, 806 Böhm, Fritz 665 Böhme 12, 14 Bosch, Robert 256 Brandt, Willy 118, 124, 131, 170, 174, 175, 176, 180,313,387 Braun, von 261 Breidtschwert 732,733 Brown 170 Bruns, Klaus Peter 375 Buber, Martin 158, 665,666 Bubis, Ignaz 397 Buersedde 398 Burauen 36 Burg, Josef 943,947 Bühring, Lars 149 Canan 431 Carmel, Moshe 187,199 Carstens, Karl 589.641,675 Carter, Jimmy 608 Casper, Walter 105 Chaim 194 Chaimbruti 847 Chalfont 130, 170 Chelouche 328 Chen, Zmira 305 Cheysson, Claude 473,630,949 Churchill, Winston 291 Cohen-Orgad 860 Cohen, Yaacov 441,490,491, 583 Coster, Theo 316 Dahlgrün, Hans 7 , 1 8 , 1 9 Dahrendorf 282,296 Dajan, Justice 231

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Namensregister Dan Maas, Felix 846, 917,918 Daud, Mohamed 641 Davik 1002 Dayan, Moshe 524,525 De Fries 499 De Gaulle, Charles 123, 134, 135, 175, 181, 183, 223,290,292,293 Dehler, Thomas 113 Deutsch, Moshe 279,280,281 DeVries 286 Diehl, Günter 201 Diekmann, E. 201 Diepgen, Eberhard 1002 Dietz, Fritz 105 Dolov, Moshe 535 Dori, Mordachai 819 Doron, Eli 879 Dörner, Klaus 990 Dreesmann, Bernd V. 917, 918 Dröscher 219 Düx, Heinz 990 Dyan, Justice 275 Eban, Abba 73,118,134,178,199,240,241, 247, 335, 943 Eberle 743 Ebert, Friedrich 149, 150, 152, 153, 158, 159, 286 Eckardt, Felix von 73 Eden, Shmuel 169, 212, 224 Ehrenberg, Henry 105, 397, 399, 740, 758, 795, 878 Ehrhardt 990 Ehrlich, Simcha 524, 525, 526, 568, 666, 696, 705, 707, 771,807 Ehrlich, Yigal 930 Eichmann, Adolf 19,198 Eilers 198 Eisenbruch, Joseph 559 Eisler, Gerhart 44 El-Kaissouny, Abdel Moneim 50, 54 Eisner 113 Eppelbaum 441 Erhard, Ludwig 19, 20, 41, 61, 62, 69, 71, 72, 74,84,87,89, 199, 692 Ertl,Josef 313,375,503,505,641,675,696, 917 Eser, Günter O. 551,552, 553 Eshkol, Levi 19,20,23,40,41,61,62,69,72, 74, 84, 665 Etzel, Franz 105,692 Eylat, Uriel 459, 460, 461, 462, 464, 466, 577, 627, 628, 658, 703 Fanfani 174

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Farber, Raphael 940 Ferencz, Benjamin B. 990 Fischer, J. 201 Fischer, Per 352, 353, 354, 398, 399, 494, 819,871 Flexler 194 Flick 991,992,993 Florian, Walther 951,954,1000 Focke, Katharina 692 Franke, F. 589 Frank, Paul 277,596 Fridan 402 Fridrichs, Hans 407,441 Friedrich, O. A. 286 Fuchsberger 664 Fuchs, Karl-Heinz 990 Fuckuda, Nobuyuki 824 Furtos, S. 109,110 Gafni 379 Galinski, Heinz 198 Galvin, R. W. 824 Genscher, Hans-Dietrich 341, 377, 378, 380,381,384,386,393,422,425,435,462, 464,476,482,483, 589,737 Gentner 801 Gera, Ehud 456 Gerstenmaier 84 Gerster, Johannes 820, 821 Glick, Rafi 1000 Gnirs, Otto 990 Goethe, Johann Wolfgang 922 Gohlke, Ilse 456 Goldmann, Nahum 5,665 Goldstein, Sandor 305 Goren 441 Gotting, Gerald 53 Graus 804 Grebe 446 Groote 697 Grotewohl, Otto 46 Grupper, Pessah 837, 840, 844, 854 Gscheidle, K. 589 Gut, Rami 807 Guttman, Uri 305 Gwati, Chaim 917 Haas 990 Halbey, Hans A. 547 Hallstein, Walter 27,118 Halperin, Asher 450 Hamdy, Hussein Khaled 54 Hansen, Niels 404, 689, 917 Harkort, Günther 211, 222 Har-Lev, Rafael 770

Namensregister Harmel, Pierre 241,247 Harriman 59 Hartwig 489 Haspel 731 Hassel, von 216,217, 218, 219,220,221 Hassouna, Abdel Khalek 50 Haunschild 922,925 Hausner, Karl 264,266 Hausser, Alfred 990 Hebenstreit, Richard 990 Heinrich, Inge 226 Herbst 285 Hermes, Peter 607 Herzl 398 Hesselbach, Walter 105,149, 157, 158, 159, 160,161,166,167,327,327,329,331,355, 441,572,574,575,576,609,661,692,693, 738,739,917 Hess, Moshe G. 105,168,212,888,889,949 Hilla 587 Hillel, Reuve 456 Hillel, Shlomo 943 Hirsch 14, 17, 18 Hitler, Adolf 9, 15, 16,44, 397,504 Hod, Motti 445,962 Höcherl, Hermann 39, 61, 84, 139, 140, 205,208 Höfler 560,561 Hugenberg, Gerd 375 Hundsalz, Andreas 990 Hurvitz, Ygal 529 Hurwitz, Eli 882 Hüttebräuker 98,99 Ibrahim, Hassan 53, 54 Itzhak, Jaakob 398 Jabotinsky, Wladimir 665 Jacoby, Max 587 Jahn 216,217,218,219,220,221 Janz 146 Jennings 134 Jeshajahu 450 Jochimsen, Reimut 653 Johnsons 59 Kaddar, Theo 918 Kahan, Maurice 265 Kahn-Ackermann 217,221 Kaiser, Jakob 397 Kaiser, von 62 Kalxdorff 198,553,597,598,599 Kaminer, Isidor 990 Kamir, A. 201 Kanaan 61,66,146 Karry, Heinz Herbert 397

Katzir 494 Kedar, Jossi 600 Kiechle, Ignaz 774,837,840,844,845,846, 852, 854,871, 875,965, 1003, 1004 Kienningers, Werner 266,267,269, 270 Kiesinger, Kurt Georg 113, 118, 124, 163, 174,175 Kishon 202 Kissinger, Henry 335,824 Kittel, Walter 1004 Kleinberg, Hans 48 Kleinen j o s e f 990 Klein, Lawrence 824 Kleuer, Ingo 460 Klieger, Noah 458 Kliesing 220 Klingsor 549 Knebel, Günter 990 Knoke, Karl Hermann 201 Kohl, Helmut 387, 525,837,926 Kokula, Ilse 990 Kolar, Moshe 917 Kollek, Teddy 348,529,666,731 Kool, Moshe 195 Koppel 198 Korf 309 Kovensky, Jaacov 31,97 Kraut, Heinrich 917,918 Krupp 991,992 Krüger, Ralf 888,889 Lahat, Shlomo 185,187 Lahn, Lothar 327, 378, 379, 384, 393, 394, 395,441 U h r , Rolf 20, 61, 62, 66, 67, 70, 71, 106, 133, 170, 174,222 Landau, Simcha 660 Landor, David 201 Langmann 922 Lavie.A. 751,753,755 Leber, Georg 194, 195, 196, 198, 199,200, 201,202, 551 Leisler, Kiep Walther 441 Leitz, Ernst 256 Leitzmann, Claus 918 Lepman.Jella 549 Levandowski 433,434,435 Levison, Fritz 578 Levinson, Fritz A. 402,578,689 Levinson, Jakob 167 Levite, Teddy 198 Levi.Y. 201 Levy 912 Levy, Meir 771,772

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Namensregister Levy, Walter 332,333 Lewi 695 Lewin, Herbert 198 Lewinsky, Akiva 167,918 Lindinger, Herbert 305 Linnhoff 256 Lionni, Leo 549 Lodan 146 Lohser, Helmut 44 Löenkopf, Leo 44 Ludwig, Ruth 149,150 Luther 143 Lübke, Heinrich 36, 139, 140 Maier, Willibald 990 Majonica 113 Makleff, Mordechai 399, 414 Maitzahn 494 Mandelbaum, Moshe 379, 398, 399,462 Mannesmann 162, 163 Manor, Arie 61, 66 Mansholt, Sicco 118,337,338 Mayer 546 Meir, Golda 23 Meirovitz, M. 316 Meretz, Uriel 710,711 Merker, Paul 45 Meroz, Yohanan 201, 346, 375, 395, 398, 403,425,427,441,465,482,483,637,638, 651,653,653 Mertes, Werner 198 Metzger 217,218,219,221 Meyer, Conrad Ferdinand 353 Meyer, Julius 44 Meyer, Klaus 476 Minerbi, I. S. 697 Mitterand 134 Moersch 381 Moosberg, Kurt A. 105, 149, 151, 271,272, 309,352,410,495,572,573,649,691,692, 693, 801 Moschawim 791 Moscovich, Ivan 316 Moshewitz, Mark 231 Möller, Alex 608 Murville, Couve de 170, 180 Müller 468 Müller, Franz Joseph 990 Müller, Hans 149, 149, 150, 151 Müller-Hermann, Ernst 198 Münchhausen 990 Nachmann, Werner 346 Nanz, Dieter 743 Naphtali, Fritz 149, 158, 167, 665

1008

Nasser, Abdel 51, 52, 53, 55,56, 57, 58 Natali, Lorenzo 820 Nazar, Ali Gamal el 607 Nechamkin, Arieh 844, 845, 848, 871, 875, 951,964,965, 966, 1002, 1004 Neckermann 227,443 Neef 39,61, 84, 305, 397 Nelkin, Z. 909,911 Neuberger, Josef 198 Neuenkirch, Gerhard 167 Neumann, Alfred 53 Niehünser, Hermann 456 Nir.B. 795,800 Norden, Albert 44 Normanson 949 Noy, Eli 911,940 Oestergard, Heinz 168, 226 Oetker, Arend 405,405,441 Opitz, Kurt 637,638 Oppenheim 692 Oppenheimer, Franz 158 Oppenheimer, Walter 167 Ora 316 Osterheld 62 Overbeck 162 Palgi, Michael 167, 168, 234,235, 273 Passweg, Michael 402, 649, 651, 690, 801, 802,803,913,947 Patruschka, Max 402 Patt, Gideon 617, 619, 624, 625, 743, 795, 882,943 Pauls, Rolf 22, 40, 42, 71, 75, 76, 77, 163, 198,692 Pawel, Herbert 405,406,407,441 Pelled, Gabriel 375,676,677 Pelzig, Perli 638 Pereire 328 Peres, Shimon 188,545,852,854,942,948, 966 Peri 442 Pfeffermann, Kurt 94, 304 Plaubel 256 Pompidou 176 Pohl 626 Prinz 731,732 Puttkamer, Jesco von 276, 303, 304, 309, 310,311 Rabinowitz 400,401,403,431, 450 Rabin, Yitzhak 399,401, 402,403,431,450 Raphaeli 399 Rath 425,427,442,456 Raz 139 Reich, Eva 197

Namensregister Renger, Annemarie 821,917 Rensch, Karl 169,226 Rey, Jean 118,123, 124, 125,126,204,241, 247 Richartz, Markus 990 Richter, Willi 665 Riesenburger, Martin 48 Riesenhuber, Heinz 801, 882,921 Ringer, Herbert 48 Rodensky, Shmuel 227 Rodenstock 663 Rogav 402 Rohr, Hans Jürgen 449 Rohwedder, Detlev 441 Roman, Lotte M. 917,918 Rosenberg, Ludwig 120, 121, 122, 665 Rosenthal, Philipp 305 Rose, Romani 990 Ross 632 Röhler, Hans Joachim 441 Ruhnau, Heinz 766 Ruppin 764 Sabri, Ali 50 Sachs, Heinz 227 Sadat, Anwar el 524, 525,608, 677 Salinger 168 Sanbar, Moshe 450 Sandau, Simcha 656 Sapir, Pinchas 70, 199, 271, 276, 313, 597,665 Sasse 304 Sauckel 991 Savir, Leo 61,66 Schäfer, Baruch 96, 140,202, 349,499 Schäuble, Wolfgang 888 Scheckory 668 Scheel, Walter 21, 253, 271, 282, 307, 405 Schenck 499 Sehen kar 315 Schickfus, Barbara von 395,428,429,441 Schiller, Karl 119, 120, 129, 171, 173 Schleyer, Hanns Martin 286, 286, 287, 288 Schmid, Carlo 665 Schmidt, Helmut 341,387,487,681 Schmidt-Ott 193,230 Schmücker, Kurt 3 , 4 Schneider, Ernst 305 Schneider, Gotthold 320 Schröder 39,61,82 Schröder, Horst 926 Schulz 80,81 Schumacher 918

Schütz, Klaus 349, 587,918 Schwarz 146 Schwarz, Walter 990 Sehr 681,682 Sela 414 Sendak, Maurice 549 Shamir, Pinchas 703, 704, 714, 757, 758, 808, 809 Shamir, Yitzhak 723, 725, 727, 795, 943, 947,949 Sharett, Moshe 68 Sharir, Abraham 911,912 Sharon, Arie 640,641 Shavit, Avraham (Buma) 399,401,403,410, 418,450 Shavit, M. 201 Shazar, S. 304 Sheck, Sev 61,66 Shinnar 80 Shinnar, Felix 665 Shneerson, M. 201 Sidki, Aziz 50 Siemens 992 Singer, Günter 44 Sirkes 645 Slansky 45 Sohl, Hans Günther 379,384,395,399,402, 402,403,404,435,441,464,465,467,467 Soroker, S. 201 Speer 991 Spitz, Berthold 168,226 Spitzmüller 17 Staa, von 141,142,143 Stalin 44 Stalmann 31,32 Stalter, Günther 456 Stavenhagen, Lutz G. 942, 943, 945, 946, 947 Stähli 608 Stein, Gustav 304,305 Steinmetz 201 Stelling, Harald 149 Stempel, von 82 Steves, Kurt 397,398 Stier, Erwin 712,713,855 Stine, Herbert 980 Stoleru, Lionel 949 Stoph, Willi 54 Strauß, Franz-Josef 87, 545 Stumpenhauser 375 Stümpfing, Gerhard 149 Susayeff, Z. 201 Süßmuth, Rita 961

1009

Namensregister Szeski, Arieh L. 777, 779, 781, 783, 785, 787,789,791,793,966 Talbar, Achim 258 Talbar, Adia 61, 66 Tanne, David 78, 79, 166 Tenne 737 Tennè, Mordechai M. 31 Thorn, Gaston 629 Thyssen 162, 163 Toder 769 Topf, Léon 941,949 Toren, Beni 265 Török 22,42 Ulbricht, Walter 43,44,46,49,50,52,53,64 Urban, Wilhelm 198 Uzan, Ahron 375,449 van Dam, Hendrik 134, 198 van Leer, Oscar 328,450 Veil, Simone 949 Verschuer, Helmut von 834, 835 Volk 197, 198, 199 Wagner 305 Wahl, Isaac 918 Waldheim 483 Wallmann, Walter 757 Washington, George 563, 770 Wächter, Erich 55

1010

Weiß, Gerhard 47,49 Weiß, Ludwig 149,151,169 Weizmann, Chaim 930 Weizsäcker, Richard von 921, 1002 Werner 293 Wertheimer 399 Wertmann 201 Westphal, Heinz 216, 217, 218, 219, 220, 422,423 Wiederkehr, Carl 105 Winzer, Otto 54 Wischnewski, Hans-Jürgen 101, 140, 207, 358 Wittgenstein 657 Woods, Bretton 282 Yaacobi 943 Yakhin 345 Yaron, Jacob 770 Zadok, Chaim 39,39,61 Zill, Carl 375 Zimmermann, Ruth 236, 275 Zimran 878 Zinn, Georg August 198, 200, 202 Ziv, Yoram 949 Zuckermann, Leo 44 Zur, Michael 61 Zwingli 17