239 48 42MB
German Pages 281 [288] Year 1800
K L O P S T O C K S
W
E
R
K
F Ü N F T E R
D
R
M
B A N D
E
D R I T T E R
L BEY
GEORG
E
I
P
E
S
S
I
A
S
BA.ND
Z
JOACHIM
I
G
GÖSCHEN,
lßoo.
D
M
E
S
D
R
I
L
B E Y
E
G E O R G
R
S
T
E
T
E
I
I
R
P
A
B
Z
J O A C H I M
I
A
N
S
D
G
G Ö S C H E N .
I Q O O .
E
R
M
E
D R I T T E R
S
S
I
B A N
D
E
R
M
E
E I L F T E R
K L O I S T . W . V.B.
M K S S . III. B.
S
S
I
A
S
.
G E S A N G .
I
XI. G.
v. i
.
.
19.
W e n n ich nicht zu sinkend den F l u g der Religion flog, W e n n ich Empfindung ins Herz der Erlösten strömte; so hat mich Gottes L e i t u n g getragen auf Adlersflügeln ! es hat mich, O f f e n b a r u n g , von deinen Höhn die E m p f i n d u n g beseligt! W e r an dem reinen krystallenen S t r o m , der unter des L e b e n s Bäumen vom T h r o n e fleufst, nicht weilte mit heiliger E h r f u r c h t , D e f s Beyfall erreiche, v e r w e h t von dem W i n d e , mein O h r n i c h t ! U n v e r w e h e t , befleck' er mein Herz n i c h t !
U n t e n am Staube
M ü f s t e bleiben mein L i e d , w e n n jener lebende Strom nicht D u r c h die neue Jerusalem, Gottes S t a d t , sich ergösse, U n d zu ihm mich hinauf der Vorsicht R e c h t e nicht f ü h r t e . L e i t e mich f e r n e r , du unsichtbare, du F ü h r e r i n , leite Meinen bebenden G a n g !
D e s Sohnes Erniedrigung sang i c h ;
Bring mich höher h i n a u f , auch seine W o n n e zu singen ! Aber darf ich mich auch des Vollenders F r e u d e n zu singen Unterwinden ?
die H ö h n , von Auferstehungen r a u s c h e n d ,
Und die T h a l e ? des Siegers T r i u m p h , da vom Tod* er a u f s t a n d ? Und die E r h e b u n g des Sohns von dem Staub' hinauf zu dem Himmel Aller H i m m e l , empor zu dem T h r o n e des ewigen Vaters ?
4 X I . G.
v. 20
.
.
43 •
Die mich hören, und mir, h i l f , Himmelerhobner, die Schrecken Deiner Herrlichkeit uns armen Glücklichen tragen! E w i g nun Erbarmer der Menschen, schaut* auf des Todteri Leichnam der Ausgesöhnte.
Der Sohn, der Herrliche Gottes,
E r von Ewigkeit Gott, der Hochgelobte der Himmel, Christus sah zu dem Vater empor.
W e r ist der Erschaffne,
Der zu empfinden vermag, mit welcher Wonne der Gottheit, Welcher L i e b e , sie schauten ? D a , w o herab von dem Throne , W o von der heiligen E r d e , sich ihres göttlichen Anschauns Seligkeit senkt', und erhub, auf diesem strahlenden W e g e , Fing jetzt wieder die stehende Schöpfung den kreisenden L a u f an, Hier zuerst; dann flofs von des Ewigen Throne die Nacht w e g , Dann von der Sonne der deckende Stern.
Nun hebten die Pole
Aller W e l t e n , den F l u g , den Gott sie lehrte, zu fliegen. Schon begannen sie ihn, und donnerten weit durch die Himmel Jenes Flehen, mit dem sie zu seiner Schöpfung Erhalter R u f e n : E s wolle von ihnen der Allmacht Arme nicht abziehn Gott, und sie lassen auf ewig von seiner Herrlichkeit zeugen! E i l e n d , eilender drehten die Sonnen sich, folgten die E r d e n , Bis sie von neuem den W e g der ersten Kreise betraten. Jesus Christus, der Miterhalter der Schöpfungen, schwebte Über dem Kreuz, und sah auf seinen Leichnam herunter, W i e der blutig, und bleich, und stumm zu der Erd" hinabhing! Jetzo wandte der Uberwinder des Todes sich.
Schauernd
5 X I . G.
v. 44
.
.
Bebte die Erde vor ihm, als er sich wandte.
67. Nun schwebt' er
Nach dem Tempel, und unter des eilenden Schwünge zerspalten, Senken, stürzen, mit himmelsteigendem Staub'und Getöse, Rings die Felsen sich.
Schnell erfüllet die heiligen Hallen
Christus Herrlichkeit, schnell das Allerheiligste Gottes. S i e h , es zerrifs, indem sie ins Allerheiligste schwebte, Von des Gewölbes fernen H ö h , aus der er hinabhing, Bis zu dem liegenden Saum, der geheimnifsverhüllende Vorhang; Und es verschwand dein Schatten vor dir, vollbrachte Versöhnung! Hier sprach Jesus Christus mit seinem V a t e r , mit Gott Gott, Von der ganzen Erlösung Vollendung, bis er zu des Vaters Rechte sich hübe!
Denn nicht allein der getödtete Gottmensch,
Auch der auferstandne, und himmelerhobene Gottmensch Ist der Sünder H e i l , und ihres Glaubens Entzückung. Nur wovon der Vater und S o h n , nicht wie sie es sprachen, Kannst du, Sionitin, erzählen
D e n n , dieses z u d e n k e n ,
Hat die Seele kein B i l d ; es zu sagen, nicht Worte die Sprache. Siehe, wie Nacht sich in ewiges Licht aufklärt! wie des Sohns Heil Keinem nicht Labyrinth mehr ist! war ihres Gespräches Inhalt.
Dann das V o l k , defs Söhnungsaltär' aufhörten
Bilder des ewigen Opfers zu seyn! defs Tempel, min Trümmer, Bald nun Staub ist!
Ihr thränenvoll Schicksal, wie sie gesät sind
Unter die Völker umher, und dieses Schicksals Entwicklung! Ging vor dem schauenden Auge des Sohns und des Vaters vorüber.
6 X I . G.
v.
.
.
91.
Auch die Religion, verbreitet unter den Schaaren Zahlloser V ö l k e r , wie sie mit viel Jahrhunderten fortströmt, Oft verdunkelt, entstellt! von der Menschen Lastern und Unsinn W i e mit Nächten bedeckt, nie ganz vertilgt von der E r d e ! Jedes Geretteten Auferstehung vom Tode der Seele! Jeder Kampf des Streitenden! jeder Sieg des Gestärkten! Seine L e i d e n ! sein fernes Gefühl des Himmels! sein E n d e ! Ging vor dem Ausgesöhnten, und vor dem Versöhner vorüber! D a so gegen einander der Vater und Sohn sich verklärten, W ä l z t e , so brausen M e e r e , sich durch die hörenden Himmel Eine Stimme; sie sprach: B e y dem, der von Ewigkeit Gott i s t , Mensch, und erwürgt w a r d ! auferstehn, und zur Rechte des Vaters Sich wird setzen! auch euch, ihr Ungefallnen, wirds W o n n e , W i r d es in jauchzenden Ewigkeiten Entzückung und Heil seyn, D a f s die Sünde versöhnt hat der ewige Hohepriester, Und mit euch die wiedergeheiligten Sterblichen Gott schaun! Eure Brüder, geschaffen w i e ihr zu der E w i g k e i t , Gott schaun! Fallet nieder, und dankt!
Auf seines Todes Altare
Ruht noch sein heiliger Leichnam, allein vollendet, vollendet Hat er das Opfer der E w i g k e i t !
Bald ist die Erlösung
Ganz vollbracht! "Ihr werdet den Uberwinder, die Klarheit Seiner Gottheit um ihn nun bald auf des E w i g e n Thron sehn! Gott, von Ewigkeit Gott, und bedeckt mit strahlenden W u n d e n ! Also erscholl die Stimm' in den Himmeln, Eloa's Stimme.
7 X I . G.
v. 92
.
.
1x5.
Auch erhub sich über der E r d e mit freudigem Beben Eine S t i m m e ; sie s p r a c h : D e r G o t t v e r h e i f s n e , der T r e u e , Jesus C h r i s t u s , der D u l d e r , der Gnadenvolle, die L i e b e , N u n , n u n ist er den T o d f ü r die Abgefallnen g e s t o r b e n , Seinen versöhnenden T o d !
D u Z w e i g an Adams S t a m m e ,
K l a g ' , u n d verdorre nicht m e h r ! blüh' auf zu dem ewigen L e b e n ! D i e geboren w e r d e n , n u n jauchzen sie, dafs sie es w e r d e n ! D e n n es i s t , in der Sterblichkeit s c h o n , ihr L i c h t der V e r s ö h n e r , I h r e L e u c h t e das L a m m , das auf dem Hügel e r w ü r g t w a r d ! D i e sie vor Gott a n k l a g t e , die todverlangende Sünde Ist vertilget!
G e r i c h t , du gehst vor den R e i n e n v o r ü b e r ,
Die mit des Gottgeopferten Blut sich glaubend bezeichnen. Hebet eure H ä u p t e r gen H i m m e l , u n d glaubt! H a t euch den Eingebornen gesandt!
Der Erbarmer
Ein besseres L e b e n
Nimmt euch a u f ; habt ihr des Todes Schlummer geschlummert. Priester seyd i h r , u n d K ö n i g e , seyd in Blute g e w a s c h e n , Hell in- dem Blute des L a m m s , das auf dem Hügel e r w ü r g t w a r d . Also erscholl auf der E r d e des ersten Gefallenen Stimme. Jesus w a r noch in dem Allerheiligsten.
Keinem der Engel
Offenbaret' er sich jetzt sichtbar, keinem der Väter. Seine G e g e n w a r t k ü n d e t e n z w a r , da hinüber zum Tempel E r von dem trüben Golgatha s c h w e b e t e , w e h e n d e s Rauschen Ihnen a n , u n d , E r d e , d u , die dem Göttlichen b e b t e : Aber sie sahn die Herrlichkeit n i c h t , vor welcher die W o l k e n
8 X I . G. Rauschten, die E r d ' erschrak.
v. 1 1 6
.
.
139»
Sie beteten nur in der Fern' a n ;
Jetzo gegen die Höh des Moria.
Denn immer erbebte
Noch das Allerheiligste! Bilder vom Tode des Mittlers Füllten zwar noch die Seelen der Väter; allein wie kein Engel Ihnen sie nachzuempfinden vermag, ergreifet, durchströmt sie Wonne mit jenem itzt süfsern Gedanken von deinem T o d e , Gottversöhner, vereint, die sanfteste Ruhe des Himmels R u h ' , und Friede Gottes, und Liebe Christus, die jeden Ihrer Gedanken erleuchtete, jedes Gefühl entflammte! Denn sie empfanden, es sey der Erschaffung zur Ewigkeit letzter Seligster Z w e c k die Liebe zu Jesus Christus dem Mittler Zwischen Gott, und den Menschen! In dieser sanften Entzückung Sahn die. Seelen der Heiligen jede die andre verloren. Nach und nach war ihnen ihr Glanz, ihr strahlendes Leben Wiedergekommen.
So sahen sie sich.
Die himmlische L i e b e ,
Welche sie gegen einander empfanden, hub sie noch höher Z u der Seligkeit, dich, o ihr Versöhner, zu lieben, Eine Seele sie alle, sie all' E i n Tempel des Mittlers! Gabriel eilte zu ihnen vom Todeshügel herüber, Trat dann unter sie hin.
Noch könnt* er vor Wonne nicht reden.
Also hatte der Lichtanblick der Ewigerlösten Ihm das Innre bewegt.
W i e Harfen tönt' ihm die Stimme :
Meine Brüder! Unsterbliche! kaum darf ich Brüder euch nennen! Christus Väter! ich führt' euch herab von der Sonne zur E r d e ;
XI.
G.
v. 1 4 0
.
.
163.
V ä t e r ! noch E i n B e f e h l ist mir an dem T h r o n e g e w o r d e n , Also gebietet e r :
Geht zu euren G r a b e r n , E r l ö s t e !
Schnell verbreiteten sich der Heiligen S c h a a r e n , und eilten J e d e r zu seinem Grabe.
E s w a r von jenem A l t a r e ,
B e y dem Abel e n t s c h l i e f , noch übrig ein moosiger Felsen. Adam w a r d , und der Seinen viel' an diesem A l t ä r e , D e n f a s t ganz der W a s s e r Gericht w e g w ä l z t e , begraben. Adam eilte mit wenigen F r o m m e n , sie dort zu versammeln. U n d sie s a h e n , da sie sich den Gräbern n a h t e n , die E n g e l , I h r e Beschützer im L e b e n der Sterblichen , nah an der Gräber Trümmern schweben.
E s s c h i e n , als ob die E n g e l der Schöpfung
Kleinere W u n d e r , die W e l t e n des S t a u b s , und ihre B e w o h n e r Unter den Trümmern betrachteten.
Als die heiligen Seelen
M e h r sich nahten, verliefsen die Grabgefilde die E n g e l . Triumphirend erhüben sie sich.
D i e Seelen der Todten
W u f s t e n es n i c h t , w a r u m in T r i u m p h sich die E n g e l erhüben. Henoch blieb und E l i a s am Todeshügel. o
Sie blickten
W u n d e r n d den Heiligen n a c h , die zu ihrer Gebeine R u h s t a t t , I n der Z e i t der V o l l e n d u n g , der Z e i t der H e r r l i c h k e i t , jetzo Auf des Ausgesöhnten B e f e h l herunterstiegen! N o a liefs sich mit J a p h e t und Sem hinab zu dem G r a b e , D a s ihn an jenem B e r g e b e g r u b , auf welchem die A r c h e , Gottes R e t t e r i n , über der waldumstürzenden M e e r e D u m p f e m Geräusch stillstand! K l o p s T.W. V.B.
MESS.
und w o den dankenden Altar III.B.
io X I . G.
v. 164
.
.
1&7.
Noa baut', und opfert', und dich, du Bogen des Bundes, Den Gott selber mit Gnade betrachtete, betend erblickte. Abraham eilete mit den Geliebten zur Todeshöhle Gegen über dem Hain , in dem er den" göttlichen Dulder Schon wie einen Menschen gestaltet sah, und nicht wufste, Wer der Wanderer sey, so mit ihm in dem Schatten sich labte. Moses ereilte sein einsames Grab an dem Nebo, wo Gott ihn Unter Felsen begrub.
Er starb vor des Ewigen Anschaun,
Welcher ihm, eh' er entschlief, von dem Nebo Kanaan zeigte. Vor dem Graun der Gegenwart Gottes zerrissen die Felsen Unter dem todten.
Er sank hinunter; noch bebende Felsen
Stürzten ihm nach.
So lag er, von Gottes Rechte begraben.
Nicht in dieser Fern vom Golgatha kamen zu ihren Gräbern die Jünger Moses, die mit der Beredsamkeit Donner, Und prophetischen Psalmen vom künftigen Heile gerüstet, Abrahams Enkel dem eisernen Arm der Götzen entrissen. Graun umgab die Gefilde der heiligen Gräber, und schreckte Jedes noch Sterblichen Fufs zurück, der ihnen sich nahte. Aber, als ob bey den Heiligen sie nur weilen wollten, Kamen die Seraphim wieder zu ihnen herab von der Wolke. Adam hatte sein Grab mit seinen Geliebten betreten. Also entrifs er sich dem Erstaunen: Ihr fühltet, ich sah es, Wie ich heiligen Schrecken empfand, als Gottes Befehl kam. Aber freut euch mit mir! Wir sind gewürdiget worden,
11 X I . G.
V. 180
•
•
211 •
Diese Z e i t , da im Tode des Göttlichen Leichnam schlummert, Mit dem Schlummernden bis zu dem Grab' erniedert zu werden. Selig , dafs wir es wurden!
Wie freudig ist der Gedanke,
Mit des Vaters ewigem Sohn' erniedert zu werden! Und noch Einer entzückt mich: Ich werde jenen Gerichtstag, Wenn e r , zum Eden die Erde nun umzuschafFen, herabkommt, Und i h r , meine Kinder, mit mir, wir werden vom Tode Hier erwachen! erwachen bis hin an das Ende der Erde Alle, die liegen, und schlafen, zu Ewigkeiten erwachen! Alle meine zahllosen Kinder der ersten Erschaffung L e i b e r , verherrlichet sie, und seelenähnlich empfangen. A c h ! zu welcher Seligkeit schuf uns Jehovah! W i e hast d u , Tod des Versöhnenden , uns , und zu welchen Freuden erhoben! Henoch, und d u , E l i a s , ihr zeigts, wie werth des Verlangens Eines Unsterblichen sey die Auferstehung vom Tode. Säume nicht, letzter der T a g e , dafs wir nicht länger verlangen! Säume, säume vielmehr, dafs noch zahlloser die Schaar sey D e r e r , die einst zu dem ewigen Leben aus Gräbern hervorgehn! So sprach Adam mit seliger Ruh', und seine Gefährten Dächten mit ihm dem frohen Gedanken von der Erniedrung Mit dem Versöhner, und von dem letzten Tage der Erde Wonnevoll nach.
So standen sie jeder an seinem Grabe.
Von dem Fufse des Bergs bis hinauf zu der Zinne des Tempels Bebete fürchterlicher Moria.
Schreckende Wolken
12 X I . G.
V.
212
.
.
235.
W ä l z e t e n sich aus dem Allerheiligsten, strömten herüber Durch die Hallen des H e i l i g e n , dann in des Tempels V o r l i o f , D a n n gen Himmel-
W o h i n die schreckenden W o l k e n sich w a n d t e n ,
Bebte die Erd', und spalteten Felsen, und hüben sich Ströme. Endlich standen die W o l k e n , gebreitet über die Gräber, Leuchtender still; und ein Sturmwind braust* herab auf die Gräber: Aber des ewigen Sohns Allmacht w a r nicht in dem Sturme! Und die Erde bebt' um die Gräber: allein des Versöhners Allmacht w a r in der bebenden Erde nicht! Flammen den W o l k e n :
E s entströmten
aber der Herr w a r nicht in den Flammen!
Jetzo kam von dem Himmel ein sanftes Säuseln hernieder: Und des ewigen Sohnes Allmacht w a r in dem Säuseln. Ach!
die Väter befiel, gleich einem Schlummer in Schatten,
Süfse Betäubung ! Sie wufsten es nicht, w i e ihnen geschähe; Aber ihr dunkles Gefühl w a r : Um sie säuselte.
Nähe Gottes, und dafs es
F r e u d i g , mit brüderlicher Entzückung,
Schauten die Engel umher im Gefilde der Auferstehung! Jetzt daucht's Adam, als r i e f er: Ich werd', ich werde geschaffen! U n d er strebte sich aufzurichten.
Noch kniet' er im Staube.
Harfen tönten ihm z u ! ihm sang der Seraph, und Cherub : W e r d e von neuem, und nun auf e w i g geschaffen! auf e w i g ! S i e h e , du starbst an dem dunkelsten deiner Tage des T o d e s , Adam ! O Heil dir ersten! e r w a c h ' ! und lebe nun Leben ! Seliges, A d a m ! w i e d u , nach deiner Schöpfung, nicht lebtest!
X I . G.
v. 236
.
.
259.
Ach nun stirbst du des Todes nicht mehr! Noch kniet' er im Staube, Sah noch dunkel.
E s ward mit dem auferstehenden Leibe
Sein ätherischer L e i b , der seit dem Tod' ihn umhüllte, Jetzo vereint.
Der wurde des umgeschaffnen Verklärung. O D
Schnell erhub er sich, stand, und streckte gen Himmel die Arm' aus Wonne mir! du hast mich von neuem aus Staube gerufen! J a , nun weifs ichs wahrhaftig! du hast mich wieder, Versöhner! Herrlicher mich, wie in Eden erschaffen! O dafs ich dich fände, Gottversöhner, dafs ich den Allmächtigen fände! wie wollt' ich Niederfallen vor ihm! wie ihn anbeten!
D u bist uns
N a h e , zwar nicht gesehn, doch bist da uns nahe, Versöhner ! J a diefs himmlische Säuseln ist deiner Gegenwart Stimme! Und auch sie erwachen um mich!
Schaut nieder, ihr Engel!
Um den Vater der Menschen erwachen die heiligen Kinder! E v a begann sich empor zu heben. Bin ich in E d e n ?
W o bin ich?
Meiner ersten Erschaffung?
W e r bin ich geworden ?
Ich lebe wieder im Leibe
O dort ist Adam!
W i e glänzt er!
Und w i e glänz' ich! O du, defs Wunden einst strahlen, w o bist du, D a f s ich eil', und dir danke, du Wiederbringer der Unschuld! Adam eilte zu ihr, sie eilte zu Adam; doch konnten Sie nicht reden, da sie sich in ihrer Entzückung umarmten, Nur den Namen' des Todtenerweckers konnten sie stammeln. A b e l , Abel! mein* Sohn! rief Adam Abel entgegen, Denn der schwebte daher, wie ein Frühxmgsmorgen, in Purpur
i4 X I . G. Und in Schimmer gekleidet!
v. 260
.
.
285-
Mein Sohn, wie hat uns der Mittler
Mit Barmherzigkeiten, mit Huld, mit Gnade beseligt! Erde wurden w i r , als wir entschliefen j was sind wir geworden ! Uber alles, was w i r verstanden, und was wir baten, Hat er überschwenglich gethan, der, o Vater, versöhnt hat Unsere Sünd', und die Sünde der Welt !
O Ruhe der Himmel !
Alle sie werden wie wir an der Tage letztem erwachen. Enos fand sich bey Seth, bey dem Mahlaleel, J a r e d , Kenan, und Noa's V a t e r , bey dem Methusala wieder. Unter Strahlen, fanden sie sich, auf zitternden Gräbern, Mit des neuen Lebens Gefühl, im himmlischen L e i b e , D e r , ein befsrer Gefährt der erlösten unsterblichen Seele, Fast mit ihr denkt, und empfindet; in dem die ewige Gott schaut! W i e nach ihrer Geburt sich die Morgensterne des Daseyns Freuten , und dich, o Schaffender, feyrend sangen, so schwebten Adams Söhne daher, und riefen Jubel und W o n n e , Neue Wonne sich zu!
D e r Auferstehung Gefilde
Halleten von der Entzückung der wiederkommenden Todten! N o a , der zweyte Vater der Menschen, fühlt's, dafs er wurde, Und in sanfterem Wehn der Abenddäinmrung erwachte. Röthlicher D u f t entflofs des Unsterblichen Schulter, indem er Schnell sich erhub.
E r rief : Ihr E n g e l , sagt mir, ihr E n g e l ,
Ist mir ein L e i b , wie Adam im Paradiese, geschaffen? Ach w o sind wir ? am Throne des Ewigen ? oder am Grabe ?
X I . G.
V.
284
•
•
307.
U n d w o betet ihr an ? w o ist e r , 0 der mich umschuf ? 13als ich niederfalle mit euch! mit euch anbete! Japhet! S e m !
(er sähe vor sich die beyden e r w a c h e n , )
A c h w o i s t , ihr Söhne! der uns von dem Tode g e w e c k t h a t ? D a f s w i r eilen, und niederfallen, und ihn anbeten! N e i n ! nicht N o a ' s , der auch es i s t , der Auferstehung S ö h n e , w o ist, der mit Feuer sie von dem Himmel entflammt h a t ? D a f s w i r k n i e n , und niederfallen, und Jubel ihm stammeln! W i e der Fromme, der Gott, G o t t ! seinen Schöpfer! in Allem S u c h t , und findet, in frühem erfrischenden W a i d e die Sonne , Hinter duftenden Bäumen in ihrer Schöne die Sonne A u f g e h n sieht, Entzückung, und sanfter Schauer befällt i h n ! D e n n sie ist schön! ein mächtiger Zeuge o o der Herrlichkeit Gottes! So sah Abrahams Engel den Vater der glaubenden N a c h w e l t S e l i g , verklärt, unsterblich aus seinem Grab' hervorgehn. Abraham legte die Hand auf den M u n d , und blickte gen Himmel; Endlich redt' e r , noch in sich gekehrt, noch vertieft in Erstaunen Umgeschaffen bin i c h ? W i e wunderbar, du Versöhner, Sind die Folgen deiner Versöhnung! w i e gnadevoll sind sie! A c h diefs neue L e b e n , das du aus Staube mir schufest, G o t t ! Versöhner!
es ist auch deinen W u n d e n entquollen!
Diesen unverweslichen L e i b , den edlern Genossen Meiner S e e l e , den hast du m i r , vor dem T a g e der T a g e , V o r der Erde W a n d l u n g , gegeben!
W e r bin i c h , w e r bin i c h ,
16 XI.
G.
v. 308
•
•
33i-
D a f s d u mit diesem Heile m i c h , L i e b e n d e r , überschüttest! Also rief er , u n d w e i n t ' , entflammt von D a n k u n d von W o n n e . I s a k k a m ; u n d Abraham daucht's, als w ä r e der Jüngling Einer der Seraphim! Also w a r mit dem festlichen Schimmer, U n d mit der lächelnden Morgenröthe der Himmelsbewohner I s a k geschmückt.
U n d Abraham r i e f : O sahst du mich w e r d e n ,
L e u c h t e n d e r Engel ? E r ist f ü r Adams Söhne gestorben! E r hat meinem verwesten Gebein diefs L e b e n geboten! Abraham! V a t e r ! du glaubtest zu G o t t , ich w ü r d ' aus der A s c h e , H ä t t e mich nun des p r ü f e n d e n Altars Flamme g e o p f e r t , W i e d e r erwachen.
Ich bin e r w a c h t ! O bester der V ä t e r ,
W u n d e r b a r ist des Versöhnenden G n a d e ! Sein heiliger Leichnam R u h t noch am K r e u z ; u n d w i r erstehn zu dieser E n t z ü c k u n g ! W i e in Schlummer sank ich d a h i n , u n d himmlische L ü f t e W e h t e n um m i c h , u n d ich fand in glänzenden W o l k e n mich wieder. Voller Entzückungen kamen Sarai , u n d Bethuels Tochter Z u den Geliebten.
Auf s i e , und gen Himmel die Augen gerichtet,
Standen der V a t e r , der S o h n , und f ü h l t e n die Auferstehung. L a n g e standen sie sprachlos; allein in der innersten Seele Glüheten ewiger D a n k , u n d w e r d e n d e Jubelgesänge. Israel trat in Triumphe d a h e r ! u n d T h r ä n e n voll Seele, D a n k e n d e T h r ä n e n entstürzten dem Auge des auferstandnen: Halleluja dem Uberwinder des T o d e s ! dem Mittler Zwischen dem R i c h t e r , u n d m i r ! D u hast geblutet! du hast es
X I . G.
V.
332
.
.
355.
Alles vollendet! du hast aus des Todes Thal mich gerufen! Und die Seraphim hielten sich nicht, und strömten ihr Loblied Hin in den Wonnausruf des auferstandnen Gerechten: P r e i s , und Dank dem Todtenerwecker!
dem göttlichen Geber
Dieses jauchzenden ewigen L e b e n s , das jetzt aus den Gräbern Aufblüht! Freue deiner B e w o h n e r , die kommen sollen, Himmel, dich!
Es wehen mit leisem Lispel entgegen
D i e s e früheren Halme, dem Rauschen der grofsen Erndte, S i e h , es singet ihr L i e d der Erndter R u f e : Ihr T o d t e n , K o m m t ! dem Fosaunenhall:
Gieb , M e e r , sie w i e d e r , und Erde!
Ach dem Jubelgeschrey des letzten Tages entgegen! Israel wandte von ihnen sein Auge nach Golgatha's Grabe: L a u t in den Himmeln allen, mit allen ewigen Chören W i l l ich danken, wenn du aus deinem Grabe dich aufschwingst, W e n n der Geliebte den Liebenden auf der Herrlichkeit Thron schaut, In dem Glänze, der dein von dem Anbeginne der W e l t w a r ! Seyd ihr, Engel, w a s ich bin? Ihr seyd es nicht! starbt nicht, w i e ich starb Glaubend an ihn! ah der Auferstehung mächtige Freuden Fühltet ihr nicht!
Er ist, w i e Menschen sterben, gestorben;
Und wie Menschen, wird er in das neue Leben heraufgehn ! S e l i g , betet ihr a n !
W i r beten, selig mit euch, a n ;
Aber wir lieben des E w i g e n und der Sterblichen Sohn mehr! Ach w o sind, die mit mir in dem ersten Leben ihn liebten? Z w a r in der Fern nur, und dunkel ihn sahn, den Erretter der Menschen K L O I S T . W .
V.B.
MESS.
III. B.
I
18
X I . G.
v. 356
.
.
379.
Aber in seiner Göttlichkeit doch! Er wendet vom Himmel Nach der Erde sein Aug', und erblickt, und umarmt die Geliebten; Joseph, und Rahel noch nicht. War ihr Engel.
Bey dem Grabe der Mutter Benoni's
Sie stand, an dem Hange des offenen Felsen;
Auf der Höhe, der Engel.
Mit Blicken der innigsten Freundschaft,
Sah sie zu ihm hinauf; mit Blicken der innigsten Freundschaft, Sah er auf sie herunter.
R. Mein Grab ist einsam, o Seraph
E. Rahel, das Grab, in welchem nun bald der Göttliche ruhn wird, Ist auch einsam! R. Unsterblicher, ach wie hat er gelitten, Dessen Leichnam nun bald das Grab an Golgatha einschliefst! Ach was hat des Versöhnenden Tod uns erworben! Ich werde Einst erwachen! wo mir das Gebein in dem Staube verweste, Hier! Auch Auferstehung hat mir der Versöhner erworben! Als sie noch- redete, hub sich um ihren Fufs von dem Grabe Sanftaufwallender Duft, ein Wölkchen, wie etwa die Rose, Oder ein Friihlingslaub einhüllt, das Silber herabträuft. Raheis Schimmer umzog den schwimmenden Duft mit Golde, Wie die Sonne den Saum der Abendwolke vergoldet. Und ihr Auge begleitet des Duftes Wallen.
Sie sieht ihn,
Anders um sich, und wieder anders gebildet, herumziehn, Steigen, sinken, zuletzt stets mehr sich nahen, und schimmefn. Und sie bewundert den Tiefsinn der immerändernden Schöpfung, Unergründlich in Grofsem, und unergründlich in Kleinem, Ohne zu wissen, wie nah der schwebende Duft ihr verwandt sey,
i-9 X I . G.
V. 380
.
.
403•
Und wozu ihn nun bald des Allmächtigen Stimme, Versöhner, Deine Stimme nun bald erschaffen werde!
Sie neigt sich
Uber ihn, und betrachtet ihn stets mit froherem Blicke. M i t verbreiteten Armen, voll süfser namloser Freuden, Stand ihr E n g e l , und sah's. Rahel sank.
Nun scholl des Allmächtigen Stimme!
Ihr daucht* es, als ob sie in Thränen zerflösse,
Sanft in Freudenthränen; hinab in schattende Thale Q u ö l l e ; sich über ein wehendes bluinenvolles Gestade Leicht erhübe; dann neugeschaffen unter den Blumen Dieses Gestades, und seines D u f t s Gerüchen sich fände. Jetzt erwachte sie ganz! Sie fühlte sich, sähe sich, wufst' es, Dafs ein neuer unsterblicher Leib sie umgab.
Mit Entzückung
Sieht sie gen Himmel, und danket dem, der vom Tode sie aufrief. Nun verstummt sie nicht länger: D u mein Versöhner, mein Bruder! Jesus Christus, mein Herr, und mein Gott! es erschalle dein Namen Immer von meiner L i p p e zuerst! dann eurer, Geliebte, Israel, Joseph, und Benjamin, Benjamin!
Israel!
Joseph!
Jesus Christus! mein Herr, und mein Gott! W o find'ich sie?
Führe,
Führe mich, Seraph, dafs ich den Angebeteten sehe, Israel, meine Kinder!
In ihrem Innersten durstet
Meine Seele nach ihnen! Vor ihrem Antlitz, mit ihnen W i l l ich mich meines Heils, der Auferstehung mich freuen. Israel fand sie, und L e a , und dieser Söhne.
D i e waren
Aus den Gefilden Ägyptus herauf von dem Strome gekommen;
ao X I . G.
v. 404
.
.
427.
Benjamin auch, nur Joseph noch nicht.
Der himmlische Joseph
Weilete noch um sein Grab zu Sichern.
Einer der Knaben,
D i e der Mittler einst küfst', und segnet', und unter das Volk sie Stellte: W e r d e t wie sie; sonst könnt ihr das Leben nicht erben! Einer von diesen war jetzt gestorben.
Sein leitender Engel
Führt' ihn in Hämons Aue daher; und da sie die Seele An dem Todtenge wölb' erblickten, blieben sie schweben. Samed fragte den Engel, indem er des Unbekannten Herrlichkeit sah:- AVer ist, o du mein himmlischer Führer, Diese Strahlengestalt so voll von Hoheit und Einfalt? Und mit Lächeln, und milderem Glanz' antwortete Joseph: B l u m e , die nun in dem Schatten der Lebensbäume wird w a c h s e n , Und am Schall des krystallenen Stroms, der herunter vom Thron fleufst, W e r ich bin ? Ich w a r in dem L e b e n , dem du entflohn bist, Erst ein glücklicher Knabe, dann durch Verfolgungen elend, Sehr glückselig darauf!
Denn ein Vater leidender Völker
Ward i c h , und meines Vaters!
Erkennst du nun, frühentflohner,
Raheis und Israels Sohn ? Und Samed sprach zu dem E n g e l : O du Unsterblicher!
Israels Sohn und Raliels, von dem m i r ,
Ach von Joseph! mein Vater die wunderbare Geschichte O f t vor Freude weinend erzählte.
Milder, o Joseph,
Glänze noch milder, so wag' ich mit dir, o Joseph, zu reden. Dich zu sehn, das allein verdiente die Leiden des Todes; Ihn erduldet' ich gern um deinetwillen noch Einmal,
21 X I . G.
V.
42ß
.
.
451.
Ja noch Einmal den Kampf des vollen Lebens im Aufblühn, Und der innigen Liebe zu diesem blühenden L e b e n , Mit dem T o d e , mit dieser Empfindung, als ob wir vergingen, Diesem Trauine von ewiger Nacht, dem Schrecken der Schrecken! Kaum erst bin ich entronnen! Mein Engel sagte mirs, mufste O f t es mir sagen: Ich lebte ! So hatte der Schein der Vernichtung Meine Seele geschreckt!
J. Frühglückliche Seele, du mufstest
Auch von des Lebens Leid' ein wenig dulden.
W i e lohnt dichs
Jetzo, dafs du so bald ein Genofs der Erben des Heils wardst, Derer auch, die höher als ich auf der Seligkeit Stufe Stehn!
S. O Israels Sohn, kaum halt* ich, Joseph, dein Glänzen,
Das du mildertest, aus!
J. D u wirst schnell lernen, o Samed,
Wirst bald Abraham sehn.
Von dem Leibe der Erd' entlastet,
Lernen die. Seligen schnell. D u mich, Israels Sohn.
S. Gern will ich lernen.
O lehre
Auch in dein irdischen Leben
Sind bisweilen Stunden des Himmels.
W i e war dir in jener
Stunde des Himmels, da du dich nun nicht halten mehr konntest, Riefst, laut weinetest, dafs die entfernten Ägypter es hörten, Ich bin Joseph! Lebet mein Vater noch ? da der Brüder A u g ' , und des jüngsten der Brüder, ach deines Benjamins Auge Jetzo reden dich sah ! Verkündiget meinem Vater Meine Herrlichkeit in Ägyptus! du dann um den Hals fielst Benjamin deinem Bruder, und weinetest! in der Umarmung Benjamin auch die Thränen der frühen Seligkeit wurden!
22 X I . G.
V.
452
.
.
475.
Dann in jener Stunde, da du erfuhrest: Vernominen Hab* es dein Vater! da habe das Herz des staunenden Greises Gar viel anders gedacht, es nicht geglaubt! bis er endlich Deine Rede gehört, und gesehen Pharaons W a g e n ; D a , da wäre s^in Geist lebendig geworden: Ich habe Nun g e n u g , dafs Joseph itiein Sohn noch lebt! Hin will ich Und ihn sehn, eh' ich sterbe! da er dich wirklich nun sähe! D u um den Hals ihm fielest, und lang' in seiner Umarmung Weinetest! da zu dir selbst dein Vater sagte: Nun will ich Gerne sterben, ich habe gesehn dein Angesicht, Joseph, D a f s du noch lebest! wie war dir in diesen Stunden des Himmels ? J. K o m m , auch Israels Sohn, und auch mein Bruder, und jünger, Als mein Benjamin w a r , komm, und umarme mich! Zittert' herzu, und umarmt' ihn. Thränen.
Samed
Sie weineten lange des Himmels
J. W i e , Samed, mir w a r , das liast du selber empfunden,
Als du von jenen Thränen auf Erden die frohe Geschichte Mir zurückriefst, als du dadurch die Freuden des Himmels Mir vermehrtest, so sehr vermehrtest, dafs ich dein Geber Jener Seligkeit wieder mit neuem D a n k e , mit stärkerm, Als auf der Erd' ich zu bringen vermocht', anbetete.
S. Danken
W i l l ich, Joseph, von dir auch lernen, aber o sage: Warum ist es ein Grab, w o du weilest?
J. Unsterblicher, w e i f s er
Schon des Göttlichen T o d ? Der Seraph wollte jetzt reden, Aber mit Eil rief Samed: Ich w e i f s , ich weifs des Versöhners
23 XT. G. Tod!
v. 476
.
.
499.
J . So weifst du denn auch, dafs uns ein Befehl von ihm wurde,
U n s , die das Kreuz umgaben, hinab zu den Gräbern zu wallen. Zeugen waren w i r seiner Erduldungen, bis ihm sein Haupt s a n k , Und er starb. S. Diefs wufst' ich noch nicht. Von dem Todten zu sprechen, Bin ich noch nicht selig genug.
So bald ich so hoch mich
Heb', und nicht mehr verstummen mufs ; ist es J o s e p h , mit dem ich Von dem Göttlichen rede.
J e t z t , Benjamins B r u d e r , und meiner,
Sage mir, wessen Gebein deckt dieses Grab ? Samed.
J . D a s meine,
S. Sollte denn jeder zu seinem Grabe sich wenden ?
Oder hast du dir deins nur gewählt ?
J . D e s Unsterblichen Bothschaft
W a r : W i r sollten uns jeder zu seinem Grabe sich wenden. S. W a s ist dieses, mein Hüter, und J o s e p h , ihr Engel Gottes? Lächelnd schweigt der niemals Sterbliche, Joseph erwiedert: Dieses vielleicht: W i r sollen uns mit dem todten Messias Bis zu dem Grab' erniedrigen; und, wovon er uns f r e y macht, Unter Gebeinen mit stillen Betrachtungen überdenken. D e n n , dafs er starb, und aufersteht, das freyt uns vom T o d e , D a s erweckt uns dereinst an dem letzten Tage der Erde. S. Hier wird also Joseph erwachen.
O trügen die Meinen
M e i n e Trümmer hierher; so erwacht' ich neben d i r , Joseph. L a f s hinein in das Grab uns w a l l e n , und sehen, was übrig Ist von der H ü l l e , die sonst dich umgab, in dem Staube geblieben, S e h e n , was aufersteht! D i e f s kleideten Israels Söhne I n balsamisches Todtengewand bey Pharao's Strome.
24 X I . G.
v. 500
.
.
523.
Drum ist vielleicht dein Staub von der Erde Staube gesondert, Und wir können noch sehn, was künftig der Ewigkeit aufblüht. J . Komm denn, Samed. Er sprachs, und führt' ihn hinab in das Grabmahl. Und sie fanden, wo in dem Gewölbe die dunkelste Nacht w a r , Josephs Engel, dem der Erwartung Freuden und Unruh Aus dein Angesicht strahlten.
J. Ich seh', o Seraph, du freust dich
Dessen, der bald nun erwacht.
E . Ich freue mich seiner Erhöhung,
Joseph, die immer herrlicher wird, und uns die Erwartung Stets mit neuer Entzückung belohnt.
Wenn du ein Gefilde
Voll von Frühlinge liebtest, und, wo du wandeltest, immer Neue Blumen vor dir entsprössen; doch die du am meisten Unter den Blumen liebtest, die Eine noch schlief' in dem Schoofse, Dieses frohen Gefildes: du würdest, Joseph, die Eine Mit unruhiger Freud' erwarten. Meinest du, Seraph?
J . Welche der Gnaden
E. 0 du Unsterblicher, aber noch Todter,
Welche der Gnaden ich meine ? Sieh hin! Da wallte von selber E r d e , wie Wolken, empor, und sank an des Felsengewölbes Seite nieder; allein wo der Engel des Heiligen schwebte, Blieb ein wenig wallender Staub.
Mit Schnelligkeit wölkt' er
Auf sich und nieder; und schimmernd wars im gebärenden Staube. Schwebe näher, und sieh, rief Josephs Engel, wie herrlich Hier in der Erde beginnen die ersten Funken des Lebens. Und ein sanftes Säuseln entstand in dem Todtengewölbe. Samed wehten die goldenen Locken, und Israels Sohne
25 X I . G.
v. 524
• •
547-
Säuselt' es nach, da er seiner Gebeine Trümmer sich nahte. Aber nun kam mit Eile die neue Schöpfung der Engei Blicke zuvor, und Sameds zuvor.
Sie sahn das Geschehne,
Doch das Geschehende nicht, verwandelt den Staub, und erstanden Raheis Sohn! Er rief: Des Bundes Engel, o der sie Flammend die Nacht, und am Tag' in der hohen Wolke sie führte, Weg aus Agyptus Grabe, durchs Meer der Schilfe, nach Kanan, Dafs der Peiniger sank! jetzt sinkt der gröfsre, der Tod sinkt! Aber Israel ist in den Auen Ephrons, und Rahel; Abraham, Abraham auch! Er riefs, und strahlt' aus dem Grabmahl. Und es begleiten, vor Freude verstummt, die Engel und Samed Seinen wehenden Flug.
Er entschwebte dem heiligen Haine
Mamre's in seiner Väter, und seiner Brüder Versammlung. O wer hörte genug von dem Nachhall himmlischer Harfen, Tönen zu lassen, wie zu dem zweytenmale der Vater Und der Sohn sich empfingen, die Brüder den Bruder erkannten! Was die Mutter empfand, da sie ihren Erstling erblickte! Herrlich hatt' ihn erschaffen die zweyte Schöpfung. Bis in das ewige Leben.
Sein Traum ging
Vor seiner helleren Klarheit
Neigten sich seine Brüder, itzt nicht nur neidlos, mit Freuden Neigten sie sich, und dankten dem Geber der höheren Gnaden. Salems Priester und König begrub bey der Quelle Phiala, Wo er den Heiligen fand, ein Wanderer.
Nicht aus Mitleid,
Nicht aus Menschlichkeit nur, begrub ihn der staunende Fremdling, K L O I S T . W. V.B.
M u s s . I I I . B.
4
26 X I . G. Auch aus Ehrfurcht.
v. 548
.
.
57i.
Auf dem Angesicht fand er ihn liegen
Mit gefalteten Händen.
So l a g , ein himmlischer Anblick
Für der Seraphim Auge, der Priester Gottes im Tode! Lange sah ihn der Wanderer a n , und werth zu begraben Diesen todten, erhub er mit freudigschauerndem Dauhe Seine Hände gen Himmel; dann schlung er sie um den entschlafnen, Fafst' ihn, und hob aus dem Staub* ihn empor, und begrub ihn betend. Dieses Grab umschwebte Melchisedek.
Rauschend ergofs sich
Von Phiala der werdende Jordan hinab an des Grabes Kühlem Moose.
D e s Quells melodisches sanftes Getöne
Überströmt des Heiligen Seele mit freudigem Tiefsinn. Und ihr deucht e s , sie hör', Allmächtiger, deine Stimme Durch der Himmel Jerusalem sanft mit des Thrones Krystallstrom Rauschen, und durch die Wipfel der Lebensbäume sie wehen. Und Melchisedek sank stets tiefer in dieser Entzückung Süfse Ruh.
E s vergingen um ihn die Erd' und der Himmel,
Gott nur, und er vergingen nicht.
Uingeschaffen erhub er
Aus dem Staube sich, stand, sank wieder hin auf das Antlitz, Und verstummte; doch nannten sein Auge voll bebender Thränen Jesus! und die gefalteten Hände J e s u s , den Mittler! Auf der E b n e , wo sie, durch deinen Botben, o Allmacht! Aus der glühenden Tiefe geführt, herauf in das Leben Kamen, allen ein Anblick des Schreckens und Grauns und Entsetzens, D i e , wenn nun die Asoor, der Gesang, die Flöt', und der Psalter,
27 X I . G.
v. 572
• • 595.
W e n n die Cymbale, dein Jauchzen, Drommet'! und Posaune! dein Donner Rasten, die dann um das glänzende Bild zu der Erde sich stürzten, Auf der Ebne hatten ihr Grab die Gerechten Asarja, ' M i s a e l , und Hananja in Einen Felsen gehauen. Ferne nicht lag von dem Grabe der göttlichglaubenden Helden Eine grofse Trümmer, das Bild! Einst hatt' es der König, Welchen hinab zu den Thieren der Herr von Babylons Höhn stiefs, Unter die Wolken gestellt, wie er in dem Traum es erblickte. Königreiche, des Bildes Bedeutung, untergegangne Königreiche noch liegen sie, Eine grofse Trümmer! Misael, und Hananja begruben Asarja, und freuten Sich der Auferstehung, als sie den Geliebten begruben. Dich, Hananja, begrub der einsame Misael trostvoll, Und erquicket von dem Gedanken des näheren Todes. Jetzo suchte sein Aug' in ihrem Grabe der todten Asche; selbst des Unsterblichen Auge suchte vergebens. Gleichwohl schwung er sich, voll vom Gefühl der freudigsten Hoffnung, Über die hohen Gräber empor, und sang in der Wonne Seiner Seele nach den Geliebten hinab, und gen Himmel, (Oft wird Rede nicht, wird Gesang der Unsterblichen Stimme, Wenn in ihnen sich heifsere Glut der Empfindung ergiefset.) Sang mit dem wehenden Rauschen Euphrates. Nicht wie der Menschen Unbeseelteres Ohr es vernimmt, wie es Himmlische hören, Wenn ein fliegender Strom an seinen Ufern hinabhallt,
28 X I . G.
v. 596
.
.
619.
Hörten die beyden die Stimme des Stroms, und Misaels Stimme: Dennoch werden w i r einst aus diesen Gräbern hervorgehn! Ja w i e w e i t , o V e r w e s u n g , du auch in die T i e f e n der Schöpfung Unseren Staub zerstreutest; in deinen donnernden Strudeln, Ocean, dort fliefs* er! in deinen Strahlen, o S o n n e , Schweb' er! ihn schuf einst G o t t ! unsterbliche Seelen bewohnten Diesen Staub! ihn w i r d , ihn w i r d der Allmächtige sammeln! Uber ihm stehen, und ihm das neue L e b e n gebieten! Erde nahm der Allmächtige, sprach zu der bebenden E r d e : W e r d ' ein L e i b des M e n s c h e n ! er w a r d s !
D e n Staub der V e r w e s u n g
W i r d der Allmächtige nehmen, ihm L e i b zu werden gebieten! Halleluja! dann wird erwachen der Staub der V e r w e s u n g ! Rauschen werden die Ströme! die Stürme brausen! das Weltmeer Brüllen! beben die Erde! der Himmel donnern, und Nacht s e y n ! M ä c h t i g e r , als das fliegende grauenvolle G e t ö s e , W i r d die Posaune r u f e n , die Todtenerweckerin r u f e n ! Auferstehen werden alsdann, die liegen, und schlafen! L e i s e r töneten ihm die. letzten L a u t e .
V o m Tode
Stand er auf! vom Tode bey ihm die himmlischen Freunde! D e r , w i e schnelle P a r d e n , w i e Adler im F l u g zu dem A a s e , Deine R o s s e , Chaldäa, erblickte;
die eilenden Reiter
Rafften Gefangne zusammen, als Satfd! sie lachten der Fürsten, Und der Könige spotteten sie! ihr Führer w a r trunken Erst von seinem Grimm, gleich unersättlich dem G r a b e ,
X I . G.
V.
620
.
.
643.
D a n n von dem Taumelkelche des Rächers! der auch den Rächer I n der schreckenden Herrlichkeit s a h , mit der er vom Paran K a m ! D i e Pest ging vor dem Gefürchteten h e r , w o er hintrat, Elend! E r mafs das L a n d , w i e w e i t die Zerstörerin w ü t h e n , W o sie stillstehn sollte! D i e Hügel mufsten sich neigen, D a der Herrliche g i n g ! bang w a r d den Bergen! der Strom fuhr Eilend dahin! da bückte die T i e f e s i c h , und die Höhe Hub die Händ* a u f ! Sonn', und M o n d , ihr standet! da fuhren Seine Pfeile mit Glänzen dahin, mit den Blicken des Blitzes Seine Speere! der so den mächtigen Helfer in Juda, Siehe, den Wicdervcrgelter in seiner Herrlichkeit schaute, Dessen K r a f t w a r auch jetzo der Herr! D e r Rettende führt' ihn Aus dem Grab' in die H ö h ! Und Habakuk pries den E r w e c k e r ! Sanft ertönte sein Saitenspiel an dem offenen Grabe: Nicht der Feigenbaum nur grünt, der freudige Weinstock Nicht allein, und die Arbeit am Ölbaum w e i t in den Thalen! Auch die unsterbliche Saat steht h o c h , der E w i g k e i t Erndte! Schimmernd reifte sie auf in dem frohen Garbengefilde! Voll ist von deinen Preisen der Himmel, Sela! Deinen E h r e n !
die Erde
D u dachtest an u n s , Barmherziger, als w i r
Hatten bis zu den^Hefen den Kelch des Todes getrunken! Ganz die Verwesung gesehn! D r u m freu' ich mich deiner, Erretter Und bin fröhlich in G o t t , der mir in E w i g k e i t Heil ist. W i e , w e n n in W o l k e n ringsumher sich der Himmel gehüllt hat.
3° X I . G.
v. 644
.
.
667.
Und stets ernster der forschende Blich des Erwartenden aufschaut, W i e auf Einmal sich dann die Flamme des Herrn aus den Wolken Stürzt, und im Donnersturme den Preis des Allmächtigen ausruft! Also entrifs Jesaias der Nacht des Todes sich, strahlte Uber dem Grabe! so rief er Dank dem Erschaffer aus Staube! Unter den Trümmern und Graun der grofsen Babylon, die sich Nebukadnezar erbaute zu seiner Herrlichkeit E h r e n ; Aber in der die Stimme des heiligen Wächters auch tönte: Weggenommen ist dir dein Reich, und hinab zu den Thieren Bist du verstofsen! unter den verödeten Trümmern L a g defs Asche, dem Gott mit sehr viel Zukunft strahlte, Daniels.
Und er suchte sein Grab.
W o find' ich, o Seraph,
In der grofsen Zerstörung mein Grab ? Sie schwebten vorüber Neben nächtlicher Vögel Geschrey, und dem Zischen der Drachen, Und gesunknen Pallästen.
So gar der Araber hatte
Keine Hütten hier, sein Sklav hier keine Gehege. Jetzo fand der Engel das Grab. W a r es bedeckt.
M i t Wasser und Schilfe
Ein moosiger Grabstein ragte darüber
Unter wehenden Schilfen hervor.
Und Daniels Seele
Dacht' an das Schicksal vieler zurück, die lange schon schliefen, Jenes zurück, der hoch mit stolzem Wipfel gen Himmel Stand, ein grofser Schatten der Müden, und dumpf hinstürzte, Als es: Hauet ihn um! von dem Himmel erscholl. Aber der andere nicht, sein Sohn.
Der lernte!
Der stolzere wollt' es
n •
o1 X I . G.
v. 668
•
•
691-
Niemals lernen, dafs Gott der Königreiche Gewalt h ä t , U n d , w i e er w i l l , die Könige stürzt.
D r u m ging ihm die Hand auch
Gegen den goldenen L e u c h t e r h e r v o r , drum schrieb sie den Tod auch: K ö n i g ! die J a h r e deiner Gewalt sind gezählt, u n d vollendet! S i e h e , gewogen hat dich auf seiner W a g e der R i c h t e r ! U n d zu leicht dich g e f u n d e n ! dein Reich ist getheilt, ist dem M e d e r , U n d dem Perser gegeben!
D e n stolzen, und die Genossen,
H ü g e l , die mit dem Berge zur Zeit der Zerstörung versanken! L i e f s , wie erscheinende Schatten, vor sich des Heiligen Seele Schnell vorbeygehn.
Aber itzt w a r das E n d e der Tage
Auch f ü r D a n i e l da.
D e r Liebling Gottes e r w a c h t e ,
Schwebt', und strahlet' herab auf Babylons liegende T r ü m m e r n , W i e von dem einsamen Himmel der Stern der D ä m m r u n g herabstrahlt. T h r ä n e n säet' er e i n s t , und erndtete F r e u d e n , Hilkia's Zärtlicher S o h n , als er mit des neuen Lebens Empfindung Über dem Grabe s t a n d , u n d ganz unsterblich sich fühlte. Jener H i r t zu T h e k o a , der unter den H ü t t e n der Einfalt D e n doch k a n n t e , der hoch an dem Himmel gemacht den Arctur h a t , U n d den O r i o n ! er sah die Auen jammervoll liegen; Und den Karmel oben verdorrt! und Kirioths Festen Von dem dampfenden Fluge der Flamme verzehrt! im Getümmel M o a b , ( Kirioth s a n k ! ) im Geschrey v e r g e h n , u n d F o s a u n h a l l ! Sah der T r ü m m e r n und Tode noch mehr in Juda's Gefilden, Bethels A l t a r , u n d der Herrscher Falläste sinken! der T h e u r u n g
32 X I . G.
v. 692
.
.
715.
Wüthende Qual, und eisern, und ohne Regen den Himmel, Ach nur Wolken des Staubs i drey Städte zu Einer um Wasser Z i e h n , und sich dürftig letzen! das Schwert die Jünglinge fressen, Und die Tode der Pest! Von diesen Gesichten des Elends Hingestürzt, ging Arnos hinauf zu den Freuden der Todten, Gern von Lebenden w e g , die schon die Erfüllung ereilte. Jetzo erwacht' e r , zu sehen das Heil des Sündeversöhners In der Unsterblichkeit L e i b e , den Himmel eisern dem Durste Derer nicht mehr, die nach der Erkenntnifs des Heiligen lechzten. Hiob hatte sein Grab mit kühlen Schatten umpflanzet, Und er schwebt' in dem wehenden Hain.
Jetzt schienen die Felsen
Seines thürmenden Grabes vor ihm sich nieder zu senken, Jetzo sanken sie! Schnell entstiegen den ruhenden Felsen Wolken wallendes Staubes, doch blitzte Glanz aus dem Staube, Anderem Staub', und anderer Glanz, w i e er jemals gesehen! D a er sich freute der neuen Erscheinung mit frohem Tiefsinn, Sank er entzückt in den strahlenden Staub! Ihn sähe sein E n g e l , W i e er unter der Hand des Allmächtigen wurde! Der Seraph Hielt sich nicht, rief gen Himmel, in seiner Wonne gen Himmel, Dafs vor des rufenden Stimme der Hain und die Felsen erbebten! Hiob empfand es, er w a r , er w a r von neuem erschaffen! Hielt sich nicht, rief gen Himmel, mit stürzender Thräne gen Himmel, Dafs vor des rufenden Stimme der Hain und die Felben erbebten: Heilig ist, heilig, heilig der, der seyn w i r d , und seyn w i r d !
33 X I . G.
v. 716
.
.
Trübe war noch der Himmel um Golgatha.
739. Nächtliche Wollten
Uberwölkten die Thäler und Höhn", des söhnenden Opfers Ganzen Schauplatz, so weit der Menschen Auge den Hügel, W o das Kreuz des Getödteten stand, zu sehen vermochte. Starr, mit tiefgesunkenem Haupt, die heilige Schläfe Mit der Krone der Schmach bedeckt, im Blute, das auch starr Stillstand, jetzo nicht mehr um Gnade zum Richtenden rufte, In die Himmel der Himmel hinauf, um die Gnade des Vaters! Hing dein Leichnam , o hätt' ich Namen, dich würdig zu nennen ! Hing dein Leichnam, nicht Thränen, und nicht des bebenden Stimme Nennet dich! hing an dem hohen Kreuz dein Leichnam herunter. Auch der leiseste Laut der Lüfte verstummt' um den Todten, Erd' und Himmel verstummten. L a g der Hügel.
Von Menschen verlassen, einsam
So liegt ein Schlachtfeld von der Erschlagnen
Nun begnadigten, oder gerichteten Seelen verlassen. Unverwendet blickte der mitgekreuzigte Jüngling Auf den Todten, obgleich in schwerem Schlummer sein Auge Dunkel zu werden begann.
D u bist gestorben! gestorben!
D u , den meine Seele, so sehr sie zu lieben vermag, liebt! Und nun bin ich allein in diesem Tode der Marter! Ach gern will ich es leiden, will alles, alles erdulden, Denn du hast viel mehr gelitten, viel mehr, wie ich leide; Aber verlafs du mich nicht, wie dein Gott dich verliefs! Ich vertiefe Mich vergebens in den Gedanken, durchforsche vergebens: K L O I S T .
W .
V . B ,
M E S S .
III. B.
5
34 X I . G.
v. 740
.
.
763.
Gott, dein Gott verliefs dich! Erstannungsvoller, als alles, W a s mich jemals erschreckt, ist dieser zu ernste Gedanke! Könnt' ich nur noch stammeln; ihr treuen W e n i g e n , würdet ' Mirs antworten, oh ihr ihn sähet, als er es zu Gott r i e f ? Ob ihr sähet sein Haupt empor ihn richten ? sein Auge Nach dem Himmel starren ? des rufenden Angesicht sähet ? Seine donnernde Stimme, mit der er rufte, vernahmt i h r ! Könnt' ichs euch stammeln! Um mich vergingen Himmel und Erde! Und es entströmte mir heifseres B l u t ! ich glaubt', ich stürbe! Ach! sie sehn mitleidig mich an! Ihr Sanften! ihr Frommen! Weinen kann mein Auge nicht mehr; es würd' euch beweinen! Dich vor allen, o Mutter! Verlafs sie nicht, wie dein Vater Dich verliefs ! ach mich, verlafs mich so nicht, Erbarmer! Also dacht' e r , und rang mit dem Tode. Überstrahlt' ihn jetzt heller.
Gottes Erleuchtung
Den Zweck des göttlichen Opfers,
Dafs des Geopferten Blut in das ewige Leben gequollen, Gott versöhnet s e y ! lehrt' ihn der Geist des Sohns, des Vaters! Und er erstaunte, w i e nur zu erstaunen vermag, wen Gott lehrt. Von Pilatus, ihn hatten die Hohenpriester gebeten, Nicht bis die Ubelthäter den Tod der Kreuzigung stürben, Nicht zu warten, sie jetzt zu tödten, sie jetzt zu begraben, Dafs der Verfluchten.Gebein des Fassa Fest nicht entweihte! Darum kommt von Pilatus ein Sklav, und er eilt, und er redet Mit dem Hauptmann.
Dieser gebeut.
Schnell fasset der nächste
35 X I . G.
v. 764
• • 787.
Eine Keule voll Bluts von vieler Gekreuzigter Tode, Nahet sich eilend, und schon begleiten ihn seine Genossen, Hält sie mit dem nervichten Arm hoch über dem Haupte: Stirb! und schmettert nieder; da brach das Gebein des Verbrechers, Da erscholl von der Wurzel das Kreuz bis hinauf zu dem Wipfel. Und der begnadigte Jüngling vernahm des erschütterten Kreuzes Dumpfen Schall, den Verkündiger seines nahenden Todes! Sanft klang ihm die prophetische Stimme des nahenden Todes! Und schon wandte der Römer sich, ging mit starrendem Grauen Vor dem Kreuz in der Mitte vorbey.
Denn Götter der Rache
Schwebten, so daucht'es ihm, schwebten um dieses Kreuz in der Mitte! Und er kam zu dem Jüngling; der blickte mit Ruh' auf ihn nieder. Und der Kreuziger, schnell des Jünglings Qualen zu enden, Stürzte mit allen Kräften, die ihm der härtende Krieg gab, Auf sein müdes Gebein die blutige triefende Keule Ächzend nieder; da brachs, und schütterte, blutete; krachend Hallte das Kreuz! Herauf von der Wurzel stäubte die E r d e , Ringsumher erbebten der Hingerichteten Schädel. Endlich ging er noch Einmal, allein mit säumendem Fufse, Nach dem Kreuz in der Mitte, und stand, und sah auf den Leichnam, Rufte dem Hauptmann zu, der unten am Hügel voll Tiefsinns Langsam ging, e r r i e f : Bey den Göttern! er ist gestorben! Ihm antwortet der Hauptmann: Ich weifs, dafs er todt ist, doch nimm du Einen Speer, und durchstofs ihm das Herz! So sagt' e r , und wandte
36 X I . G.
v. 788
•
•
8ii-
W i e d e r sich w e g , u n d blickte mit trüberem E r n s t ' auf die Erde. Schon erhub sich der blinkende S p e e r , schon zucket' er r ü c k w ä r t s , Eilender v o r , u n d drang in die Seite des göttlichen L e i c h n a m s ! W a s s e r entquoll, u n d Blut der Seite des göttlichen Leichnams. J e t z o sahn die verlöschenden Augen des sterbenden Jünglings, Aber n u r f e r n , so dauclit* es i h m , nur in trübender D ä m m r u n g , Noch diefs Blut aus dem L e i c h n a m des heiligen Dulders rinnen. Und es brach ihm sein Herz.
Indem der L e i b und die S e e l e ,
Nicht zu scheiden, dir n i c h t , o T o d ! zu w e i c h e n , noch r i n g e n ; E h des starken Bands der N a t u r unerforschte Gewebe Alle zerreifsen, empfindet des sterbenden Seele s o , denkt so, Oder ist sich b e w u f s t ; doch W o r t e menschlicher Sprachen Streben umsonst zu s a g e n , w i e Seelen der Sterbenden handeln. N u n , n u n . . A c h , auch meiner erbarme d i c h ! Deines B l u t e s , Um des Todes w i l l e n , den du f ü r alle! . Verliefs dich, G o t t ! Gott! Gott verliefs dich! Erbarme dich aller! meiner! J a , um deiner G e b u r t , um deiner D u l d u n g e n willen I n dem Gericht! um deines versöhnenden Todes am K r e u z e ! D e i n e r A u f e r s t e h u n g ! u n d der E r h e b u n g zum V a t e r ! Ach des T o d e s , des L e b e n s w i l l e n ! . D u bist e s , du bist e s ! A m e n , A m e n ! du bist der Vollender! und eingegangen, H o h e r p r i e s t e r , ins Allerheiligste! D e i n e V e r s ö h n u n g , Gottversöhner, ist e w i g ! W i e dürstete Jesus C h r i s t u s ! Sünde gemacht u n d F l u c h , w i e d ü r s t e t e J e s u s , .»nein R e t t e r !
XI. G.
v. 812
•
•
835-
H ö r ' i c h : E s ist vollendet! allmächtige Stimme, dich w i e d e r ? T o d e s h ü g e l , mein Grab , du w a r s t sein Altar!
O f r e u dich
D e i n e r V e r w e s u n g , zermalmtes Gebein! Hier w i r s t du v e r w e s e n ! Als er so in der T i e f e des Herzens flehte, da nahte Abdiel s i c h , und schwebt' um ihn mit leiserem F l u g e , Blicket' ihn an.
Schnell w a r d des Unsterblichen Angesicht heller;
Also segnet' er ihn zu dem T o d ' ein: Quelle des L e b e n s ! Unaussprechlicherer Barmherzigkeit, höherer Gnaden G e b e r , als je der Mensch u n d der Engel v e r s t a n d e n , und b a t e n , O des Richters der W e l t Versöhner mit d e n e n , die fielen! Sey die Stunde mit i h m , vor der selbst Engel e r b e b t e n , W e n n sie durch diese gefürchtete Nacht zu dem E w i g e n gingen, W a n d l ' in dem finstern T h a l e mit i h m , und lafs ihn die W o n n e D e i n e s L e b e n s von f e r n , und seiner Vollendung erblicken! Abdiel segnet' ihn so.
Noch flehte des sterbenden Seele:
G o t t ! d u L i e b e , die ewig liebt!
Gerettete S e e l e ,
Stamm? es nicht! du ringest vergebens hier noch zu danken. H e r r ! H e r r ! Gott! b a r m h e r z i g , und gnädig, u n d t r e u , u n d geduldig G o t t ! Verzeiher der S ü n d e , der M i s s e t h a t , des Verbrechens! H e r r ! in deine Hände . . Ach Schaaren des Paradieses! Und in hellem G e w ä n d e ! . W i e w e h n die Palmen der Sieger! H e r r ! H e r r ! G o t t ! b a r m h e r z i g , und g n ä d i g , u n d t r e u , u n d geduldig H e r r ! in deine Hände befelil' ich . . Jetzo nicht länger! L ä n g e r nicht w e i l e n , v e r s ö h n t e , g e r e c h t e , begnadigte Seele!
38 X I . G.
v. 056
• • 859 •
Mittler! in deine Hände befehl' ich . . Er starb.
Da verliefsen
Mit der Seele die feinsten noch übrigen Leben die L e i c h e , Nun die Hülle der Seele zu werden, dereinst die Verklärung Ihres verflogenen Staubes, wenn ihm das nahe Gericht ruft. Also dachte die Seele: W a r diefs der T o d ?
O sanfte,
Schnelle Trennung, wie soll ich dich nennen? Tod nicht! es heifse Tod dein Name nicht mehr! Und du, du selbst, der Verwesung Fürchterlicher Gedanke! wie schnell bist du Freude geworden! Schlummere denn, mein Gefährt in dem ersten L e b e n !
verwese,
Saat von Gott gesät, dem Tage der Garben zu reifen ! J a , verwese!
W i e v i e l , und welche Leben empfind' ich!
Diese können nicht sterben! die neuen Leben nicht sterben! Abdiel hielt sich nicht mehr.
E r hatte des Jünglinges Seele,
W i e mit himmlischem Glanz sie bekleidet wurde, gesehen. Und er kam ihr, strahlend vor Wonne der innigsten L i e b e , Strahlend vor höherer Wonn' entgegen, dafs sie erlöst sey! Thränen rannen vom Auge des Himmlischen, als ihm der Sünder, Welcher Bufse gethan, und Gott sich geheiliget hatte, Auch entgegen eilte.
So sprach zu dem Engel die Seele:
Knecht des Höchsten! denn du bist einer der Seligen Gottes, Deine Hoheit und R u h , die aus deinem Angesicht leuchten, Sagen es mir! als dich mein werdendes Auge von fern sah, Deines schwebenden tönenden Ganges melodisches Rauschen Dort mir scholl, da erschrak ich freudig ! Du siehest, ich bebe
39 X I . G.
v. 8öo
.
.
883-
Noch vor d i r ; allein Entzückung i s t , S e r a p h , mein B e b e n ! Und in die Zukunft tief verloren, sagte der E n g e l : Komm, du erster T o d t e r , den Christus Opfer versöhnet, D u , der spät zu Gott, erst in dem Gefängnifs, sich w a n d t e ! Gnad' am Altare selber empfing! d u , künftiger Sünder Weisheitverlassene Hoffnung! und nach dem Tod' ihr Entsetzen! Komm, w a s dir der Versöhner verhiefs, w i r d jetzo e r f ü l l e t ! Denn ich führe dich hin zu den Freuden des Paradieses. Also sprach e r , und eilte.
Die Seele folgte dem Seraph.
E r , defs Angesicht s t r a h l t e , da er von des E w i g e n Anschaun Nieder am Sinai k a m , so strahlete, dafs er dem Volke Sich verhüllen m u f s t e ; d e r , w e i l er nur Einmal nicht g l a u b t e , Und ihm nicht schnell in dem nächtlichen Augenblicke der Fels q u o l l , Kanaan auch von f e r n , von dem Nebo nur Kanaan s ä h e , Moses schwebt' itzt allein an seinem einsamen Grabe, Und kein Engel um ihn. Keinen gehabt.
Er hatt' in dem L e b e n der Prüfung
So grofs w a r d e r , der ohne zu sterben,
Gottes Herrlichkeit sah.
Er schwebte vertieft.
Vor ihm flohst d u ,
W i e ein erscheinender Schatten, sein E r d e l e b e n , vorüber. Pharao, P h a r a o , lange sind von deinem Gebein schon, Und von deiner Heere die Schilfgestade nicht weifs mehr. O w i e stürzten die Mauren des M e e r s ! W i e rauschte der Sturmwind Hergesandt aus der wolkenerreichenden Flammensäule! Und w i e sank Agyptus zum Tod' h i n a b ! w i e begrub sie
4° X . G.
v. 884
• •
9°7•
Gott! Auch dort, und d a , diesseit, und über den Hügeln Führten uns seine W o l k e n , und seine Feuer.
Da schlug Gott,
Amalek, dich; so lange sie mir die Arme gen Himmel Hielten: und Israel; sanken sie mir. Heilig, State, bist d u !
Dort brannte der Busch mir!
Ach langsam wurdest du Quelle,
Fels! W i e w a r , Abiram, dir, Dathan, undKorah, wie war euch, Als die Erd' euch verschlang?
Da brüllte die Hölle Triumph auf!
Ja,, er ist es! du bist des Donnerhalls, der Posaunen B e r g ! bist Sinai!
Grofs bist du, o W ü s t e , bist aller,
Welche vom blutigen Strom durch das Meer der Mächtige führte, Grofses Grab! Und Nebo ist meins! Ach strahlt nicht Garizims Höh aus Kanaan h e r ? und Golgatha's ewiger Altar?. Golgatha's blutiger , heilerfüllter, ewiger Altar! Sangen am Nebo die Engel herauf, durch die des Gesetzes Bund der Ewige sandte, sie glänzten, wie Orione, Kamen, umschwebten das Grab, und hielten die goldenen Harfen Hoch gen Himmel, und tönten, und sangen: Segen Garizims Haben wir nicht, nicht Leben der Zeit; des Golgatha Segen Haben w i r !
Moses, Aarons Go'tt, was säumet dein Leichnam?
Staub , du ruhest, steh auf in das Leben, dir ruft der Versöhner! Und in leisem und sanftem, in himmlischem Harfengelispel Schlummert' er hin; und erwacht* in Posaunenhall! Es erbebte Nebo von jeder Todtenweckerin, wenn sie ins Grab scholl. Feyerlich beugte sein Knie, und sank der herrliche nieder,
4» X I . G.
v. 908
•
.
931.
Anzubeten, und lang' erhub sein Wonnegebet sich, Lange sein Preis; kein Engel hielt ihm die Arme gen Himmel. Auch der Könige Grab bewegte sich.
David erwachte,
Ach glückseligkeitssatt, und nach dem herrlichen Bilde, Siehe des Unverwesenden, dessen der Auferstehung Hoher Triumph auch harrte, des Erstlings unter den Todten! Als in dem dunkeln Gewölbe der Sohn Isai's daherging, Und bey ihrem Gebein die Seele Salomo's sähe, Blieb er bey ihr, wie er schimmerte, stehn. Uber den auferstandnen, der unerwaclite.
Der Sohn erstaunte,
Da eilten
Engel zu ihnen ins Grab, und Auferstandne.
Sie riefen:
O sie erwachten vom Tode! Ja wir erwachten" vom Tode! Unser dürres Gebein, rief Abraham in der Entzückung, Hörte die Stimme des Herrn, wir erwachten, ihn zu empfangen, Ganz unsterblich, wie er, wenn er nun selber heraufstrahlt. Vater des göttlichen Todten, auch du bist, David, erkohren, Um die Ceder Gottes , ein Frühlingsbäumchen, zu grünen, Und zu lispeln im Hauche des sanften Säuseins vom Himmel, Wenn sie nun ihren Wipfel bis in die Wolken emporhebt. Aber, Gabriel sprachs, o Seele Salomo's, weine, Du begnadigte, nicht, dich wird dein Staub nicht bekleiden, Wenn die Ceder Gottes des Frühlings Erstlingen schattet. S. Weinen? den er mit so viel Gnade der Himmel bekrönt, ich, Der aus solchen Irren herauf zu der Rettung geführt ward! KioiST.W.
V.B.
MJBSS. III. B.
6
42 X I . G.
V.
932
.
.
955.
Ruhe bis zu dem T a g e der gröfseren Erndte des L e b e n s , M e i n verwesend Gebein! und wenn diefs Todtengewölbe D i c h nicht mehr zu halten vermag; so w e h e , zerstreuet, In den L ü f t e n ein D u f t , in der sanften Kühlung am A b e n d , Unter dem schimmernden M o n d e , so lang' er Sterblichen leuchtet. G. Auch den künftigen Christen wirst d u , antwortet der E n g e l , Nicht erscheinen.
D e n n nur die Auferweckten erscheinen.
S. Aber ich seh die Erscheinungen doch, und ich freue mit denen, D i e erscheinen, und welchen die hohen Erscheinungen strahlen, M i c h der Freuden des Himmels!
G. D i e w a r t e n , seliger, deiner!
Endigte Gabriel; und sie verliefsen der Könige G r ä b e r , Mamre zu s e h n , und die Auferweckten im Schatten des Haines. Aber noch stand Hiskia nicht auf.
D e r Bezwinger des Sera
Durch die Schrecken des H e r r n , ob sein Heer gleich zahllos heraufzog, Assa erwacht'; auch d e r , dem Volke zu predigen, zweymal D u r c h Judäa von Berseba zog bis E p h r a i m , alle Seine Fürsten mit i h m , und die Priester Gottes, und dem dann H e i l , wife keiner empfing, Gott gab!
D e n n Josaphat führte
Gegen die Feinde sein Heer mit L o b e n in heiligem Schmucke, Und mit Psalmen, und Preisen, und grofsem Geschrey gen H i m m e l , Nicht zu schlagen! schon jetzt zu danken dem R e t t e r , der bald nun Kommen w ü r d e , zu siegen, und bis zu der W ü s t e mit Haufen Todter Feinde (da w a r kein Entrinnen!)
die Erde z u decken!
Auch Usia erwacht' in seinem einsamen G r a b e ;
43 X I . G.
V. 9 5 6
• • 979-
Und in der Könige Gräbern sein Sohn, mit diesem der ernste Fromme Jüngling J o s i a , der eifernde Götzenzerstörer. Auch barmherzig war e r ! Die Sängerinnen und Sänger W e i n e t e n i h n , der Benjaminit, defs Thrän' auch auf Salems Trümmer fiel, am herzlichsten! ach, sie weinten, den Necho's Bogen trafen! in sanftem in daurendem Liede voll Klage! Denn noch sang es die Enkelin.
Die fünf' erstanden
All' auf Einmal, und schnell, fünf himmelfallende Blitze! Aber noch. stand Hiskia nicht auf.
Ein Engel des Abgrunds,
Nisroch, ein Götze vordem, und Sanheribs Geist entschwebten Langsam jetzo Libanons Höhn.
Den Eroberer mufste
Nisroch herauf von der Hölle zum Grabe der Könige Juda's Führen. S. W e r zwingt uns hinauf ? sprach schnell zu dem Götzen der Würger. N. Sanherib, hätt' ich gehorcht, war' es nicht ein Engel des Todes, Der den Befehl uns brachte, gewesen?
Du hörtest ihn reden.
W a r sie die Donnerstimme nicht eisern, mit der er uns zurief? Schnell w i e Blitze?
Mehr Tod ist der Tod, dafs diese so furchtbar
Sind, so unwiderstehlicher Macht!
S. Du schwacher, dem Opfer
Bluteten! haben denn je dem furchtbaren Engel des Todes Opfer geblutet ?
N. Du schwächerer, der dem Gehorcher gehorchen,
Fliehn mufs, wenn er gebeut! fleuch, hochgeschwollner Erobrer! Fleuch, und bete den Staub der todten Könige Juda's, Sanherib, a n !
Hohnsprecher des Mächtigen, der um die Nase
Ringe dir, in dein Maul Gebisse dir legt', und des W e g e s ,
44 X I . G.
v. 980
.
.
1003.
Den du verwüstet hattest, zurück dich führte, du kennest Also seinen Engel nicht mehr, dem ich heute gehorche? Kennest den furchtbaren nicht? der deine Heer' in den Schlummer Stürzt', und weit umher das Gefild mit Leichnamen deckte, D a f s mit dem Wehn der kommenden Sonne geflügelt Geschrey schrie , Und der trunkene Blick der Adler Libanons
flammte!
Den nicht, Götterbezwinger zu Hamath, und Arpad ? W o sind sie Nun die Götter zu Haran? und R e z e p h ? und zu Thalassar? W o die Götter zu Sepharvaim?
Sie sind in der H ö l l e ,
Dein zu spotten! Ich neide dein Glück dir, dafs du dem Hohne Dieser bezwungnen entronnen, und nur des todten Hiskia Staub zu küssen, heraufgesendet bist! Sanherib eilte. Und die beyden Geister des Abgrunds traten ins Grabmahl, W o Hiskias allein mit seinein Engel noch schwebte, Langsam herein.
H. Warum entheiligen diese Verworfnen,
Engel Gottes, mein Grab? Und sein Götze.
W e r sind sie?
E . Sanheribs Seele,
D u w i r s t , warum sie kamen, erfahren.
Sanherib! kennest du diese verklärte Seele?
S. W i e kenn' i c h ,
Ich unglücklicher alle die Söhne des glücklichen Schicksals ? E . Unglückseliger, weil du ein Böser w ä r e s t , er ist e s , D e r in den Staub vor ihm sich bückte, welchem du Hohn sprachst! D e r auf Gott sich verliefs, da deine Schaaren, wie Ströme, Kamen! D u kennst die Gerichte, die schon auf der Erde dich trafen! Dann die folgten! und nun folgt dieses: Der dir so klein schien,
45 X I . G.
v. 1004
.
.
1027.
Dafs du ihn kaum verachtetest, mehr dem Mächtigen Hohn sprachst, Auf defs Rettung allein der erhabnere König sich stützte, Sanherib ! den sollst du in neuer Herrlichkeit sehen. S. Hab' er seine Herrlichkeit doch, die alt', und die neue! L a i s mich in meine Tiefe nur fliehn! W a s geht mich Hiskias, Oder das ewige L i c h t , was mich, den Genossen der Nacht, a n ? L a i s mich, Tyrann des Himmels, entflielin! E. Nah gehn die Gerichte Gottes dich a n , du stolzer! Hier ruhet sein Staub; und der deine Liegt von Ninive's Trümmer belastet.
Auch er wird erwachen,
Aber dunkel, und jammervoll, anders, als den du nun sehn w i r s t ! Schrecken und W u t h ergriffen den blutigen Völkerbezwinger, Als sich auf Einmal das Grab des erhabnen Hiskia bewegte, Und er eben so schnell in der neuen Herrlichkeit dastand. H. Fleuch nun, Lästerer! fleuch, Hohnsprecher des Todtenerweckers! Rufte, bewaffnet mit blitzendem Strahl, Hiskia, was säumst d u ? Fleuch in deine Tiefen hinab ! Du hast mich gesehen! Aber Sanherib war in des Grabmahls Felsen gewurzelt, Konnte vor Wuth nicht entfliehn. Da rief Hiskias herüber: Siehe, noch anderer Spott, als der vor der Flucht in den Tempel Nisrochs, wo deiner Söhne gehobene Schwerter dein harrten, Anderer Spott lohnt jetzo dich! Sions Tochter im Himmel, Sie mit der goldenen Krone des Heils verachtet dich, todter! Und die hohe Jerusalem droben schüttelt ihr Haupt dir, Niedergestürzter Verderber, nach! Denn w e n , o du stolzer!
46 X I . G.
v. 1028
•
•
1051.
Hast du geschmäht? dein Aug' erhoben, und deine Stimme Wider w e n ?
Und Sanherib floh, und der Götze zur Hölle.
David eilte zu Kis Grabmahl' in Zela Benoni's: Denn so nennet' ihn R a h e l , als ihr den Tod der Geliebte, Sie das Leben ihm gab; zu seinem Jonathan eilt' er. J . Ach du bist es doch selber? du bist, mein D a v i d , es selber? Siehe, so sind nur Henoch, und nur E l i a ! W e r bist d u , Vater des grofsen Todten, geworden! D . Der Staub in dem Grabinahl Meiner Kinder und meinem bewegte sich, siehe, da bin ich Auferstanden!
J . D u Vater des Gottgeopferten, Heil dir
Auch zu dieser Herrlichkeit! Aufstehn.
D . D u mein Jonathan, wirst auch
J . I c h ? bin ich der Väter des Göttlichen E i n e r ?
D . Adam erstand, und N o a h , und Abraham!
J . Sind sie nicht alle
Väter des Mittlers ? D . Auch Moses erstand! J . W e r kann sich mit Moses, Ihm vergleichen, der Aarons Gott w a r ? D . Auch ich bin erstanden. Hast du gesündigt wie ich?
J . Das nicht; doch war ich so edel,
Und so fromm a l s , D a v i d , du w a r s t ? und über das alles Stammet denn nicht der Messias von dir? W i e wenig verdient' ich, Und wie dank' ich d a f ü r , dafs ich gewürdiget wurde, M i t von dem Himmel herab zu kommen, und Jesus zu sehen! D a v i d ! ich habe genug! ich hab' ihn sterben gesehen! Und mein Auge wird auch zum Triumphe des Herrlichen aufschaun! Auch dadurch bin ich selig, dafs du, mein D a v i d , zu mir kommst. Wehmuth hätte beynah mich an diesem Grab' ergriffen;
47 X I . G.
v. 1 0 5 2
.
.
1075.
Denn hier bin ich allein, und keiner von meinen Vätern Ist mit mir, und keiner von meinen Brüdern;
die ineisten
Sind zwar selig, allein ach ruhet nicht hier sein Gebein auch, Sauls?
D . D u klagest doch nicht, o du mein Jonathan?
Lieber wollt' ich vergehn!
J. David,
Ich klagen ? machte' mich Gott nicht
Auch zum Erben des L i c h t s ?
Auf meines Vaters Gebein liefs,
Ohne Klag', ich nur die Eine Thräne noch rinnen. Rein vor Gott sind selbst die hohen Engel nicht, selber Unsre Seligkeit kann ein Wölkchen Wehmuth umschatten. D. J e t z o , mein Jonathan, darf nicht Wehmuth trüben, denn Christus Ist gestorben!
Als er noch litt, traf mehr, wie nur Wehmuth,
Unsere Herzen!, und sieh, es erwachen die ersten der Zeugen Seines Todes und Lebens!
Indem rief Jonathans E n g e l :
Trockne die Eine Thräne, die dir so spät noch geronnen, Trockn' auch sie!
E r hatt's, mit der Stimme der Halleluja,
Kaum gerufen, als Jonathan schnell in Schlummer dahinsank, Eben sö schnell vor David, nun ganz ein Unsterblicher, dastand! Wer am Throne dereinst die hohen Jubelgesänge Davids und Jonathans hört, der wird auch hören, was damals Sie sich sagten, und was sie sich nicht zu sagen vermochten. Gideon, der die Krone nicht nahm, die Juda ihm brachte, Schwebt' in dem Glanz der Unsterblichkeit auf. So werden nicht glänzen, Wenn das Rufen des ernsten Gerichts an dem Throne des Sohns r u f t , Die aus dem Blut der Bezwungnen empor die schreckliche Krone
48 X I . G.
v. 1076
.
.
1099.
Huben, und auf ihr Haupt mit dem Recht der Tyrannen sie setzten, Oder, heisre Besitzer, in jener Schlacht sie entweihten, D i e nicht Schuldlose rettet, und gern sich dem Richter verbürge! Aber ihres Blutes Geschrey hat E r vernommen, Und wird ihm, wenn er kommt, laut anzuklagen gebieten! Jetzt erwachte sein stäubend Gebein, des Todtenerweckers, E h ' er selber verwest w a r , Elisa verliefs, so verlassen Frommer Seelen den L e i b , sein deckendes Grab, und er eilte Purpurstrahlend hervor, er allein ein Morgen des Frühlings. E i n s t , da weifs zu werden begann das Gebein des Propheten, Trugen sie einen Todten hinaus, und legten ihn nieder In sein G r a b , ein jugendlich W e i b , die Wonne des Mannes, Welchem sie einen Sohn der Schmerzen sterbend geboren. L a n g e hatten sie sich geliebt, und besafsen sich endlich; Doch sie starb! E r weint* ihr nicht nach.
In stummer Betäubung
Ging er voran in dem Todtengefolge. D e r Klagenden Eine T r u g , der Gebärerin T o d , den Knaben, der, schön, wie der Rosen Frühe Knospe, zu blühen begann.
Jetzt legten die Träger
Auf Elisa Gebein die Mutter des lächelnden Knaben. Schleunig entstand ein Rufen des Freudeschreckens, und bleicher Ward auf Einmal das Antlitz der weinenden, schneller ihr Athem! Denn die Mutter erhub sich, sprang hin, und rifs aus den Armen Jener Fremden ihr K i n d , und bracht' es bebend dem Vater. Und sie deren W a n g e , da sie in das Leben zurückkam,
49 X I . G.
v. xioo
.
.
1123.
Glühete, ward jetzt auch vor Entzückung bleich.
Ihr Geliebter,
Der Erscheinungen sah, und in dem Arme des Geistes Seines Kindes Gestalt, betrachtete lächelnd die beyden, Mehr glückselig, als je! Ich folg', ihr winket, ich folge! Aber da sie nun wirklich es war, da die Zeugen es riefen, Und sie selber es rief, wards um sein Angesicht dunkel! Und sie reichte den Weibern das Kind, und führt' ihn zur Hütte, Wie, so freuet' er sich, ihn Todesdämmrung umschwebte. An Debora's Grabe bewegten auf Einmal die Palmen Ihre Wipfel, und schnell stand unter den rauschenden Palmen Auferweckt die Prophetin, und pries den Erschafier des Lebens! Mirjam trat in Triumphe daher aus dem Staube der Erde. Freudeglänzend erhub sie ihr hohes Auge gen Himmel, Suchte mit feurigem Blick' umher in den weiten Gefilden; Aber sie fand den 'Unsterblichen nicht, der vom Tod' in'das Leben Schnell sie gebracht, dazu an der Allmacht Throne .gerüstet. Engel der Auferstehung, wo weilest du, Erncfter? Wo decken Heilige Schatten dein strahlendes Haupt? In welchen Gebirgen Ist der Ruf der Posaune verhallt, mit dem du mich wecktest? Ach, wo ruhest du aus von deinem Werk, in Erstaunen Selbst verloren, dafs Gott zu diesem Wunder dich sandte? Volk, das Hesekiel sah aus seiner Gefängnisse Gräbern Kommen, wenn wirst du, Volk des Gerichts, das zweytemal aufstelin? Deine Rettung nicht nur, der Sterbenden fröhliche Hoffnung K L O I S T . W . V. B.
M E S S . III. B.
7
5° XI.
G.
T. 1124
•
•
ii47-
Auch zu lernen, erblickt' er die Auferstehung der T o d t e n , S i e h , ein ernstes Gesicht!
E r stand w e i s s a g e n d ,
da rauscht' es,
Und da regt' es s i c h , und die Gebeine kamen z u s a m m e n , Jedes zu seinem Gebein.-
E r sah, es w u c h s e n darüber
Adern und F l e i s c h , und mit Haut bekleidete Gott s i e ; allein noch W a r k^in Odem in ihnen.
Doch er weissagte von neuem,
D a kam Odem in s i e , sie wurden l e b e n d , und standen A u f g e r i c h t e t , ein zahllos H e e r !
D i e f s himmlische Bild w a r
Ihm von dem Chebar übrig geblieben, und lichter durch Strahlen Seiner Seligkeit, hatt' es ihn nicht in dem Himmel verlassen. J e t z t , da die Auferstehung des göttlichen Todten sich nahte, Und der grofsen E n t w i c k l u n g bey seinem Staub' er sich f r e u t e , Ging es von neuem ihm a u f , ein Strahlenmorgen des Frühlings. Und sein Engel begann: Ich hör* in den Fernen ein Säuseln, A l s der Gegenwart Gottes! W e h e t es h e r !
Von allen Seiten der Erde
W e n n nun einer von seinen Hauchen den Staub hier
Unter uns rührte ? Jetzt schlummern sie wieder die athmenden L ü f t e ; A c h nun erwachen sie wieder. E r sprachs, und es w e h t ' in des Engels Goldenen L o c k e .
Hesekiel! rief der hellere S e r a p h ;
Aber schon hört* er nicht mehr, schon rauscht', und regte sein Staub sich, Schon kam Odem in i h n , ein Hauch zu dem ewigen L e b e n ! Und der Unsterbliche trat auf seine F ü f s e , zu freudig,. Auszusprechen, w a s er empfand, doch erhub er gefaltet Seine Hände gen Himmel,
und nun umarmt' er den Engel.
5» X I . G.
v. 1 1 4 8
.
.
1171.
Und sie schwebten, geführt von dem Säuseln der Gegenwart Gqttes, Nach den anderen Todten, sie auch erwachen zu sehen. Asnath schien in Schlummer zu sinken.
So schwebt in der Aue
L e i c h t ein werdender D u f t , den der Mond in Silber wandelt, W i e sie des Grabes Staub mit zweifelndem Schweben berührte. A c h , mein Hüter, was ist e s , das so mich umdärtimert ? Was gleiten M i r vor Bilder vorbey, die ich sonst nicht kannte? Was fühl' ich Neues in mir?
Ich habe für diese neuen Gefühle
Keine Nam^n, allein sie gleichen, doch ferne nur, denen, D i e ich im ersten Leben empfand, da der Tod mich wegrief. Sterb' ich, Engel Gottes, noch Einmal? Mich deucht, die Stimme Bebt mir! und ach zum leisen, gesunknen, unhörbaren Laute W i r d ihr Silberton.
Ich sterbe wieder, du Engel
Gottes! In sanftem Geräusch', als ob Edens Quellen mir rauschten, Seraph, in lieblichem Wehen des schattenden Paradieses, Schlummr' ich hin.
So entsanken Asnath die letzten Laute.
A b e r , von lichten Gedanken umringt, als wärens des Aufgangs R ö t h e n , durchdrungen von inniger Freuden schnellem Gefühle, Schwebte sie a u f , war ganz der Unsterblichkeit Erbin geworden! I n der Entzückung, als weit um ihn her das Todesgefilde Rauschte von Auferstehung, da blies die hohe Posaune Einer der Engel.
Mit ihrem erschütternden Donnerhalle,
Trat der Held, den Gott zur Bezwingung Kanaans sandte, Aus den Schatten des Todes herauf.
So leuchten aus Nächten
X I . G.
v. 1172
.
.
ii95'
Blitze, so sah auf D o t h a n s bestrahlten Bergen Elisa Flammende W a g e n der E n g e l , die ihn mit Rettung umgaben. W i e ein Erstling der Frühlingsblumen in duftigen T h ä l e r n A u f b l ü h t , also erwacht zu dem L e b e n der L e b e n , nicht wieder W e g z u w e l k e n , die Tochter Jeplitha's.
Z u Silbergetöne
W a r d e s , w o v o n die L i p p e der preisenden bebte.
Ihr Engel
Tönt's mit der goldenen Harf* ihr n a c h , und erhub es auf Flügeln Frohbegeisterter Harmonien noch höher gen Himmel. N a h an Jerusalem h a t t e die M u t t e r der sieben S ö h n e M i t den Söhnen ein Frommer in einer Höhle begraben. M u t h i g grub er die Heiligen e i n , entschlossen, dem W ü t h r i c h , D e r sie e r w ü r g t e , die T h a t zu b e k e n n e n , u n d selber zu sterben O f t w a r diese H ö h l e die R u h s t a t t müder W a n d r e r ; O f t beschatteten ihre Gewölbe des einsamen Beters Heifse T h r ä n e n .
Sie füllte mit ernstem Tiefsinn die Seele
A l l e r , welche vor ihr vorübergingen; denn alle H a t t e n g e h ö r t , welch heilig Gebein die Höhle b e g r ü b e ! Jetzo knieten in ihr um ihre M u t t e r die S ö h n e , M ä r t y r e r neben der M ä r t y r e r i n , voll dankender W o n n e , D a f s sie, als seine Z e u g e n d e r Mittler sterben zu lassen Sie g e w ü r d i g e t , da ihn sein erstes Gesetz noch verhüllte; D a er in bildendem Schatten sich nur dem Forschenden zeigte, Und ihn Tabor noch n i c h t , noch Golgatha ihn nicht v e r k l ä r t e n ! Als von ihrem Grabe zu Gott ihr dankend Gebet stieg,
53 X I . G.
v. 1x96
.
.
1219.
Kamen über den B a c h , der an der Höhle vorbeyflofs, Semida, und ein Bethlehemit, der dich in der Hütte, W o du das erstemal weintest, Erlöser, von Engeln geführt, sah. Und sie setzen, lang von ihren Schmerzen ermüdet, Am Eingange des Grabs sich gegen einander, und weinen. Semida! . Doch ich schweige von ihm. Wenn sprach'ich es ganz aus, Was ich über den Tod des Menschenfreundes empfinde! Aber o sage mir, sage, was dieses vor ein Gefühl ist, W e l c h e s , seitdem mich des heiligen Grabmahls Schatten umgeben, Mich mit sanften noch nie empfundenen Schrecken erschüttert? Aber ich denke zurück.
So war es mir, als sich die E n g e l ,
Die uns seine Geburt verkündeten, ferne nur nahten, Gleich der Dämmrung, und noch in der Himmel Glänze nicht strahlten. S. Heilig ist, Jethro, ihr Grab. L a i s uns eilen.
Ich empfinde, was du empfindest!
Denn E n g e l , Geliebter, oder Entschlafne
Weihen jetzo diefs Grab zum Heiligthume. L a f s uns eilen.
Drum lafs u n s ,
D e r Schauer, der aus den Tiefen der Höhle
Uns erschreckt', ist ein W i n k , uns schnell zu entfernen.
Sie wollen
Einsam , und mit dem, den sie anbeten , allein seyn! Semida sprach es.
Aber eh* er sich wendete, ging er
Einige Schritte tiefer, und ruft' in die nächtliche Halle: I h r , o Unsterbliche, betet mit uns den Todten des Herrn an! Göttlich hat er gelebt! und göttlich ist er gestorben, Jesus Christus!
Vor seiner Geburt schon nannten die Engel
54 X I . G. Seinen Namen.
V.
1220
.
.
1243.
Ihr kennt den heiligsten aller Namen,
Jesus Christus, des T o d t e n ! V o m Tode wird er erwachen! I h r , ob eure Gegenwart gleich mit Schauer uns schreckte, Seyd Erschaffne, w i e w i r ! Ihr seyd unsterblich! unsterblich Sind auch wir.
O lasset mit süfsen menschlichen N a m e n ,
Lasset Brüder euch nennen! ach ihr seyd unsere Brüder! Dieses Grab der Märtyrer s e y , wenn w i r einst zu euch k o m m e n , Unser Z e u g e , dafs w i r , schon auf der entheiligten E r d e , N o c h in der Hülle der Sterblichkeit, unsre Brüder euch nannten. Euch erinnre diefs Grab der M ä r t y r e r , dafs, wenn w i r k o m m e n , I h r , die ersten im Himmel, als eure B r ü d e r , uns aufnehmt! Thirza und ihre Söhne vernahmen den Jüngling; sie sahen Ihn und seinen Gefährten, indem mit melodischer Stimme Semida redete , beyde mit freudigstaunenden Blicken Unverwendet auf s i e , so daucht' es i h n e n , hinabschaun. A l s er endete, wandte zu ihren Söhnen sich T h i r z a : Möchten sie w e i l e n , ich liebe sie.
V o l l von Einfalt und Unschuld
I s t ihr Herz ; doch vielleicht, dafs der Schauer, welcher sie schreckte, V o n dem E w i g e n kam!
Geht hin in Frieden! der Herr sey
Euer Gott! und leit' euch zu unserem ewigen L e b e n ! Ja bey unsevm Staube, der einst der Unsterblichkeit a u f w a c h t , Ja w i r kommen, entschlummert i h r , . e u c h von dem Himmel entgegen. Jethro und Semida wendeten sich, und verliefsen die Höhle. Als der beyden Sterblichen Bild noch um Thirza's Seele
55 X I . G.
v. 1244
.
.
1267.
Schwebte, verdrang's auf Einmal ein Anblick voller Erstaunen ! Ilire Söhne, wie sie von dem Leben der Himmlischen strahlten, Sanken um sie in Schlummer; doch dauchte sie, zween von ihnen Wären vielmehr in Entzückungen, als in Schlummer gesunken. Denn es leuchtete heller als sonst ihr Antlitz.
Sie redten;
W^onne war ihr Gefühl, und Harfen waren die Stimmen. Voll von Seligkeit rief der dritte der Brüder, Beninu: Stiegest du schon, o du schönster der Morgen, du seliger Morgen Seiner Auferstehung, herauf? J a , Morgen der W o n n e , Siehe, du bist gekommen! das Grab erbebt! es erbeben Golgaiha, und das Kreuz!
du bist, o Morgen, gekommen!
Also rief er, und sank, wie seine Brüder, in Schlummer. Voll von Seligkeit rief der Brüder jüngster, Jedidoth: O ihr E n g e l , w o bin ich? Hat E r zu dem Throne des Vaters Schon sich erhoben? Achhimmlisch, Jerusalem, schimmerst du ! himmlisch Glänzest du, Thron des Siegers! allein wie strahlen, wie strahlen Seine Wunden ! E r rief es , und sank dahin , wie die Brüder. Thirza erstaunte noch stets.
Vor ihrem Angesicht lagen
Sieben Unsterbliche, welche, wie Menschen, Schlummer umwölkte. Süfs zwar ist der liegenden Anblick; das Antlitz der Mutter Hängt mit stillen Betrachtungen über dem Antlitz der Söhne! Aber die schlummernden sind Unsterbliche ! Sollen, so dachte Ihre Mutter, so lange das Grab des Versöhnenden Leichnam Heiligt, auch sie die festlichen menschentröstenden Stunden,
56 X I . G.
v. 1263
•
•
1291.
Z w a r im Tode nicht, aber doch schlummern? Sie dacht'es. Indem schlofs Sich ihr Auge.
Sie sähe sich nicht, sie fühlte sich sinken.
Umgeschaffen, erhub sie sich dann!
Ihr Engel, wie ward ihr,
Als sie in ihrer neuen verklärten Gestalt sich erblickte! Danken, danken will ich! sie riefs mit zitternder Stimme, E w i g danken!
Ach mehr, wie die früheste Hoffnung entzücket,
Gäbest du mir der Freuden!
Auch sie erwachen, du Geber
Unaussprechlicher Wonne! du Geber des ewigen Lebens! Und sie knieete nieder, und sah, mit verbreiteten Armen, Und mit lautem Weinen, um sich die Kinder erwachen! Sah sie werden! So schnell, wie der Glut sich die Flammen entschwingen, Sähe sie, dafs aus wehendem Staube sich Engel erhoben! Und der L e i b der Heitre den neugeschaffnen verklärte! Sah sie ihr erstes L ä c h e l n , (es lächelte nicht der Mutter!) Sah ihr werdendes Auge gen Himmel sich öffnen, und schimmern, Höret' ihr erstes Stammeln zu Gott! die seligste Mutter! Neben einander begrub Ein Grab vier Freunde.
Dem Hügel
W a r das Felsengewölbe, worunter die Leichname ruhten, Im Erdbeben entstürzt.
Sie sahen ihre Gebeine
Über ihrer Verwesungen eingesunkenen Asche L i e g e n , und segneten diese zerstreuten Trümmern des Lebens, Mit dem Wunsche der Auferstehung; aber sie hofften Jetzo des freudigen Wunsches Erfüllung noch nicht. Der entschlafnen Letzter, der E t h a n , und Chalkol zur R u h , und Heman begleitet,
57 X I . begegnet den andern In der duftenden Kühle des werdenden röthlichen T a g e s , Mit der S o n n e , die k a m , und Gottes Herrlichkeit strahlte. Und er w a r es gleich Selbst! Sie erkannten ihn alle, der nun nicht Unter den Todten mehr war.
Seyd mir gegrüfset! so sagte
i6i X I V . G. Jesus Christus.
v. 140
.
.
163-
Sie sanken vor ihm mit Beben zur Erde,
Hielten ihm seine Füfse.
Seyd nicht erschrocken, und gehet,
Und verkündigt es meinen Brüdern.
Nach Galiläa
Sollen sie gehn. Dort sehen sie mich. Er verschwand mit den Worten. Und die Zeuginnen hüben einander mit sprachloser Freud' auf, Gingen eilend nach Salem, der Wonne Bothschaft zu bringen. Petrus war vor ihnen zurück, und Johannes gekommen, Hatten über die ganze Versammlung traurige Wolken Ausgebreitet.
Da kamen die Zeuginnen dessen, der lebte!
Hört uns, ihr weint, o hört uns ! W i r haben ihn lebend gesehen, Und auch Engel zuvor: Erst Einen Engel am Grabe; Und dann zween mit diesem darin; die sprachen, was sagten Sie, o Salome? denn ich war zu erschrocken, der Bothen Himmlische Stimme recht zu verstehn.
Ihr wart zu erschrocken,
Trat jetzt Thomas hervor, zu verstehn, was ihr hörtet? vielleicht auch Recht zu sehn, was ihr saht? Ach Jünger Jesus, erschreck du Uns mit deinen Zweifeln nicht mehr, wir sind j a , vor Freuden, Ohne dich, noch erschrocken genug.
Der Lebende sagt'uns:
Fürchtet euch nicht! und du, sein Jünger, schreckest uns wieder. Th. Ach ich wollte das nicht, ihr Geliebten. Doch lafst mich euch fragen, Und seyd ruhig, indem ich genau die Wahrheit erforsche. Einen Engel saht ihr zuerst? W i e war er gestaltet? W . Sieh, ein Jüngling! sein Antlitz dem Blitze, dem Schnee das Gewand gleich! Der war Gabriel! rief die Mutter des Lebenden. KLOPST. W . V.B.
M u s s . III.B.
War denn, 21
i6a X I V . G.
v. 164
.
.
i87.
Sprach drauf T h o m a s , die Sonne schon d a ? D u hast nicht vernommen, Salome, dafs , von der W a c h e gefolgt, ein römischer H a u p t m a n n , Auf Pilatus B e f e h l , erfleht von den wüthenden P r i e s t e r n , Gestern des Todten Grab umringte.
D i e Rüstung der Rötner
Glänzet täuschend, indem darauf der Schimmer des Tags fällt. Aber euch täuschte ja schon der Schrecken g e n u g , und ihr brauchtet Keines Glanzes in F e r n e n , um Engelgestalten zu sehen. W . Aber es w a r erst D ä m m e r u n g , D i d y m u s , aber der Jüngling W a r kein Römer.
Sein Antlitz, nicht seine R ü s t u n g , er hatte
Keine R ü s t u n g , schimmerte! W a s den Unsterblichen deckte, W a r ein weifses Gewand.
T h . W o h l a n , was sagt' er zu euch d e n n ,
Dieser Unsterbliche? W . Fürchtet euch nicht! so sagt' er, ich weifs es, Dafs ihr Jesus von Nazaret sucht; der ist von den Todten Auferstanden, nicht hier! Kommt h e r , und sehet die State, W o er lagi
So sprach e r , und führt' uns hinein in das Grabmahl.
Eilet n u n , sprach er d a r a u f , und sagt's den J ü n g e r n , und sagt es Kephas : Auferstanden sey er von den T o d t e n ! D a r u f t e Petrus innig gerührt: E r n e n n t e , vor aller N a m e n , Meinen Namen ? ein E n g e l , des Sünders? Himmlische Tröstung Hättest d u , Bothe des H e r r n , wärst du wahrhaftig erschienen, Mir dem leidenden zugerufen! Allein dafs er mich n u r , Und Maria nicht nannt', und nicht Johannes, das selber Stürzt mich in Zweifel.
Didymus stand nachdenkend, und fragte
Endlich w i e d e r : Das w a r ' s , das der Engel sagte ? W . Noch sprach e r :
165
X I Y . G.
v . iQ8
•
•
211.
Jesus geht vor euch hin nach Galiläa, da werdet I h r ihn sehn.
D i e übrigen E n g e l , erwiederte T h o m a s ,
W a r e n gestaltet, w i e der? Z w o von ihnen;
W . Sie waren noch himmlischer, riefen
allein w i r sahen Jesus auch selber!
T h . M i t den E n g e l n ? D i e E n g e l , so sagten s i e , waren verschwunden, Als w i r am T h o r ihn sahen, w i e er uns begegnend daherkam, So gestaltet, w i e sonst, und in seinem Gewanden. I n der Geberde w a s Himmlisches. Sahn sie ihn also vielleicht.
Doch hatt' er
B e y der Erscheinung auf Tabor
Seyd mir gegrüfset!
so sagt' er.
Und w i r sanken vor ihm mit Beben nieder, und hielten Seine Füfse.
Seyd nicht erschrocken, und geht, und verkündet»
Meinen Brüdern.
Nach Galiläa sollen sie gehen.
D o r t erschein' ich ihnen. E r sprachs, und verschwand mit den Worten. I h n , ihn selber habt ihr gesehn ? ihr alle ?
erwiedert
T h o m a s , und bleibt mit grübelnder Stirn, und ernsterem Auge Stehn. E s w a r des Todten Gestalt, und G e w a n d ; die Stimm' auch? Jetzo schwieg e r ; doch, immer mehr in dein Strome der Z w e i f e l Fortgerissen, begann er wieder: Itzt seyd ihr zu lebhaft D u r c h das alles getäuscht, w a s ihr erzählet.
Tch w e r d e ,
W e n n ihr es erst zu tragen vermögt, der Z w e i f e l U r s a c h , W e l c h e mir anders zu denken gebeut, euch offen entdecken, Nichts verschweigen!
Ihr glaubt, ihr Jünger J e s u s , die M ä h r l e i n ,
D i e sie erzählen, doch nicht?
E r sprachs, und setzte sich wieder.
Aber der stürzenden Freudenthräne der Zeuginnen folgte
164 X I V . G . • v. 2 1 2
.
.
Nun des Mitleids sanftzerrinnende Thräne.
235. Sie schwiegen.
Müde vor Angst der Freude, voll Schweifs die Stirne, die Wange Bleich, mit bebenden L i p p e n , mit starrer lechzender Zunge, Trat Maria Magdale unter die weinenden, strebte Ihre Hände gen Himmel zu heben, sie sanken ihr nieder; Und sie faltet sie fest.
E r ist erstanden!
erstanden!
Also ruft sie mit einer Stimme des freudigen Schreckens, Die nicht Harfen der Seraphim, nicht ihr Gesang ausdrückte. Dunkel wird es um sie.
Sie sucht nach Stützen.
Hält sie, sie lehnt sich an ihn. Sprach Lebbäus:
Johannes
Als er zu reden vermochte,
So hast auch du die Engel gesehen ?
Sanfter schlug ihr Herz.
Sie sprach mit himmlischem Lächeln:
Ach nicht Engel nur, Ihn!
Da erhoben alle die Augen
Still gen Himmel; nur Didymus nicht.
E r nahte sich, sagte
K a l t , mit trübem Ernste: W e r so sich täuscht, dafs sein Auge Engel erblickt, der kann auch wähnen, ihn selber zu sehen. M . Didymus ach!
was haben wir dir, was hat dir, Geliebter,
Jesus Christus gethan? antwortete Magdale ruhig. Diefs mein Auge sah ihn ! am Fufse des Auferstandnen Weinete diefs mein Auge!
Jakobus blickte mit Ehrfurcht,
Und mit Staunen auf sie: H a u ' er die Klarheit der Himmel? Waren Strahlen sein Kleid ? M . E r war ein Mensch, doch erblickt' ich Gnaden in seinem Antlitz, die ich noch niemals gesehen, Selbst nicht an ihm.
Jetzt naht auch Simon Petrus.
Unzählbar
X I V . G.
V.
236
.
.
259.
Waren die Z w e i f e l , die ihn betäubten; ihr Ungestüm liefs ihn Endlich reden.
E r fragt', und bebte die Antwort zu hören.
Hast du auch seine Stimme gehört?
M . J a , Simon Johanna!
Seine Stimme, des Auferstandnen, des Göttlichen Stimme! P. Ach! was sagt' er zu dir? M . Ich empfind' es, nein, ich vermag nicht Auszusprechen, w i e voll von Gnade die Stimme des Herrn war. Jener glich sie, mit der in seinem Blut er zu Gott rief: Vater!
sie wissen es nicht, was sie thun.
Erbarme dich ihrer!
Ach noch sanfter, noch liebevoller sprach er: Ich erkannt' ihn.
Maria!
Mir w a r ' s , ich war' in dem Himmel! Rabbuni!
Stammelt' ich; hielt mit wankender Hand des Göttlichen Fufse. L i e b e n d , und ganz Barmherzigkeit, sah mich der Herr a n , und sagte: Halt mich nicht also. Noch bleib* ich bey euch. D u siehst mich noch wieder Und noch hab' ich mich nicht zu meinem Vater erhoben! Geh zu unseren Brüdern, und sage zu ihnen: Die Stunde Meiner Herrlichkeit naht.
Ich gehe zu meinem V a t e r ,
Und zu eurem V a t e r , zu meinem G o t t , und zu eurem! Christus Mutter hatte bisher mit sinkendem Haupte Niedergesehn.
Sie erhub ihr helleres Aug', und blickte
Sanft auf Magdale, stand dann mühsam a u f , und hielt sich, Und sie leiteten sie.
Sie ging zu Magdale, reicht' ihr
Ihre Hand, und hielt die Hand der Geliebten, und sah sie W i e d e r mit innigem Blick a n , und sagte mit leisem L a u t e : D u hast Christus gesehn, und seine .Stimme gehöret?
i66 XIV". G .
v. 260
.
.
283-
Meinen S o h n ? Doch darf i c h , hier sah sie mit himmlischer D e m u t h Forschend sich u m , o darf ich noch Sohn ihn n e n n e n ?
Geliebte,
E u e r Auge sagt mirs, ich darf ihn so n e n n e n ! D u sagtest, D a f s mein Sohn ein Mensch w a r ! O M a g d a l e , hatt' er auch Mahle Seiner W u n d e n ? Sie wandte sich w e g , und w e i n t e , doch hielt sie Noch die Hand der Geliebten. W e i n e nicht.
0 M u t t e r des giöfsten der S ö h n e ,
E r ist vpn dem Tod' erstanden.
Ob ich Mahle der W u n d e n sah.
Ich weifs n i c h t ,
Von Freuden erschüttert,
Sah ich beynah nur allein sein Antlitz, und himmlische Gnaden I n des Göttlichen Antlitz, und unaussprechliche Gnaden ! Siehe, so stand er umgehen vom D u f t , und dem Schimmer der Dämmrung. Christus Mutter weinte nicht mehr.
Sie fafst die Geliebte
Jetzo bey beyden H ä n d e n , und sieht gen Himmel.
Sie liefs ihr
N u n die Hände sinken, und trat tiefdenkend z u r ü c k , sah M i t Bewundrung sie a n , und sagte: Begnadigte, Christus Hast du erstanden gesehn, und seine Stimme g e h ö r e t ? Und die zuerst mit ihr gingen, die früheren Zeuginnen traten Freudig um Magdale h e r , und erzählten i h r , welcher Erscheinung Sie erst E n g e l , und dann der Herr gewürdiget hätte. Aber Didymus kam : Sahst du auch E n g e l , Maria Magdale?
M . Kaum erblickt'ich die Engel.
Von Betrübnifs.
Ich wandte mich schnell.
Mein Auge w a r finster D e n n eines dem Gärtner
Ahnlichen wurd* ich gewahr. Ich erkannt' ihn sogleich nicht ; erkannt' ihn E r s t , als er bey dem N a m e n , mit seiner Stimme, mich nannte.
i67 XIV. G.
v. 204
•
•
307.
T h . Also sähest du k a u m , die du doch Unsterbliche n e n n e s t ? I h n erkanntest du auch nicht gleich, und hieltest zuerst ihn F ü r den Gärtner?
Die andern erzählen, er sey bekleidet
W i e vordem \e wesen.
So w a r des Gärtners Gewand d e n n ,
W i e das seine sonst w a r ?
W i e viel der Unsterblichen w a r e n s ,
Magdale, die du sahst? M . Z w e e n sah ich. Einen e r s t , dann noch zween.
T h . Die andern erblickten
E r sprach's, und wandte sein Antlitz.
Magdalena erhub ihr hohes Auge gen Himmel: W e n n er euch nur nicht irret, o du des Lebenden Mutter, Und ihr Jünger des Herrn 1 L a i s meiner Seligkeit jetzt mich, Thomas.
Ich will dir hernach antworten.
D a nahm sie die Mutter
J e s u s , und führte sie w e g , mehr Wonnegespräche zu halten. K e p h a s , dem Zweifel sein Herz zerrissen, und dem es noch immer Scholl, und zu Thränen ihn z w a n g : D e n Jüngern sagt e s , und sagt es Petrus!
ihm w u r d e Salem zu e n g ; er liefs die Versammlung,
Eilet' hinaus.
Bald wählt' e r , um sich in trauriges Grübeln
Ganz zu vertiefen, die fernste der W ü s t e n , dann Galiläa, D a n n das Grab.
E r hatte den W e g zu der W ü s t e genommen,
Aber er kam auf den W e g zurück, so zum Grab' ihn führte. Und er stand, von der Stille der sanfterwachenden E r d e , Und der f r ü h e n Erfrischung des werdenden Schimmers umgeben, An dem Hange des Todtenhügels.
E r blickt' in das offne
L e e r e Grab h i n u n t e r ; und diese Kummer empörten Seine Seele: Z u schreckliche T h a t !
Sie hätten ihn also
I68 X I V . G.
v. 308
•
•
33i-
W e g g e n o m m e n , damit sie ihn hier bey den Schädeln b e g r ü b e n ? Bey der Verfluchten Gebein? D u schwarze R a c h e , der tiefsten Untersten Hölle R a c h e , dir wär's gelungen? u n d Joseph H ä t t e vergebens den Heiden erfleht? W i r hätten vergebens 1 Unter die Thränen unseres Jammers einige Zähren Trüber Freude gemischt ? Auferstanden sey e r !
D e n n ach wie kann ich es glauben:
erschienen so gar!
das glauben?
Bängster unter den Schmerzen, du hast die blutenden Seelen Überströmt, sie dahin in deinen Fluten gerissen, Und sie h a b e n , getäuscht von der A n g s t , ihn erstanden g e s e h e n ! Auferstanden! erschienen! und ich w ä r dieser W o n n e Nicht erlegen?
noch n i c h t , ach unter dieser E n t z ü c k u n g ,
Diesem Gefühl des ewigen L e b e n s , noch nicht versunken? Kreuz des T o d t e n , ( e r hub sein trübes Auge zum Kreuz a u f ) Kreuz des T o d t e n !
du zeugest zu l a u t , und Himmel und E r d e
Haben dein furchtbares Zeugnifs gehört! Ja gestorben ist er! Seiner M u t t e r !
Gestorben, gestorben,
D a ging ein Schwert durch die Seele
ein tödtender Schwert durch seine Seele!
Wiedersehen?
Ach das werd* ich einst w a h r h a f t i g , ich werd* ihn
Wiedersehen;
allein an dem T h r o n e des E w i g e n !
hier nicht.
W a r u m zittertest d u , geängstete Seele, vor dieser D e i n e r einzigen R u h e z u r ü c k ? Meine Seele, zurück!
J a , zittre vor ihr n u r ,
Z w a r bist du erhört, und der Richter
H a t die R e u e , mit der du hülstest, erbarmend gesehen;
169
V. 332 • • 355-
X I V . G. Aber du darfst dich nicht f r e u n ! Seines T o d e s , das K r e u z !
Noch stehet der furchtbare Zeuge
Noch liegen die Berg', und die Felsen,
Noch die Gräber, w i e sie der Allmacht Rechte zermalmte! N e i n , du darfst dich nicht f r e u n ! So dacht', und stammelt', und rief er, Starrete wieder ins offene Grab.
Nicht fern von dem Grabe
Sah er M a g d a l e , die auf den Knien l a g , weinend gen Himmel, U n d mit der Rechte sich stützt' in den Staub. Magdale! rief der erschütterte Jünger. Seine Stimm', und kommt.
M a r i a , Maria
Endlich erkennt sie
P. Glückselige! glaubst du noch i m m e r ,
D a f s du ihn erstanden gesehn ?
M . M i t der L i n k e n , o Simon,
Hielt ich, du sahst es, ein sprossendes Reis, bey welchem seinFufs stand! Meine Rechte ruht' in dem Staube, worin sein Fufs stand! P. Heb', o Maria
dein Aug' a u f , schau zu dem Kreuze, da starb e r !
M . Und erstanden ist e r , erstanden, Simon, vom T o d e ! P. Beym lebendigen Gott beschwör' ich d i c h : Hat ihn dein A u g e , Diefs dein A u g e , M a r i a , gesehn, das vor dir mich stehn sieht ? M . Ob ihn mein Auge s a h ? O bey defs W a h r h a f t i g k e i t , K e p h a s , W e l c h e r ewig i s t , h a t die Herrlichkeit des Versöhners Diefs mein Auge gesehn! die Stimme des Sohnes Gottes H a t vernommen mein O h r ! und die W o n n e der Himmel empfand ich! Sprachlos blieb sie s t e h n , auch Petrus.
E r redete wieder.
W e n d e dich w e g , o zu glückselige, lafs mich in Stillem Meine Traurigkeit weinen.
O hätt' ein freudig Gesicht mich,
W i e es dich täuschte, getäuscht, und meine Seele besänftigt!
KLOIST. W. V. B. MESS. III. B.
22
170 XIV. G. A c h , ich glaube dir nicht!
V. 356
•
•
379-
M . So glaube denn auch nicht, du habest
I h n auf dem Meere wandeln gesehn! auf des Tabor Gebirge Von des Vaters Herrlichkeit ihn umleuchtet gesehen! Sie verliefsen einander. Ach könnt' ich ihr glauben! so dacht' er Bey sich selber, indem sie von ihm zu dem Grabe zurückging. Z u glückselige! J a , sie glaubt es aus ganzer Seele. W i e voll Zuversicht ist sie, und W o n n e ! wie breitet R u h ' und Hoheit über sie aus die feste G e w i f s h e i t ! Grab und Verwesung erschüttern sie nicht! Sie lächelt dem Sturme , D e r in der nächtlichen Tiefe der Todesthaie daherrauscht! Aber w a r u m glaub' ich ihr nicht ?
Kann der nicht erwachen ,
D e r auf dem Meere g i n g , und mich hielt auf der w ü t h e n d e n W o g e ? J a , du Todter G o t t e s , vergieb, vergieb es dem T r a u r e n , Meiner Seele J a m m e r , w o f e r n du lebst! Ach du hieltst m i c h , Als ich vor der kommenden W o g e zweifelnd d a h i n s a n k ; R e t t ' auch jetzt mich! Ich b i n , das weifst d u , bänger als damals, Und d u h i l f s t mir nicht, Herr, und reichest mir nicht, der noch mehr sinkt, Deine göttliche R e c h t e ! Bey deiner erbarmenden L i e b e , Bey dem Blick voll G n a d e , voll G n a d e , womit du mich ansahst, Als nun meiner Verleugnung zu schwere L a s t auf mich s t ü r z t e ! Ach bey der Barmherzigkeit, fleh' ich dich a n : O erbarm dich Meiner Angst! und erschein' auch m i r , wofern du erscheinest. N e i n , ich bitte zu viel. Sprach der Engel.
G e h t , sagts den Jüngern , und P e t r u s !
W a r dieses nicht schon unaussprechliche G n a d e ?
171
XIV. G.
v. 38o
.
.
403.
H e r r , ach solltest du m i r , der dich verleugnet', erscheinen? Mir?
und bist nicht L e b h ä u s , und nicht Jakobus erschienen,
N i c h t J o h a n n e s , nicht i h r , der liebendsten unter den M ü t t e r n ! Aber auch Magdale hat gesündigt! W e n n hat sie gesündigt? E h sie ihn k a n n t e !
Und hab' ich geliebt, wie Magdale liebte?
Also dacht* e r , und stieg mit schwerem Schritte den Hügel L a n g s a m h i n a u f , und sank auf seine Kniee zu b e t e n , Schauete nieder, und flehte zu Gott. Christus unter dem K r e u z !
D a er a u f s a h , erblickt' er
W e r fafst das E r s t a u n e n , die W o n n e
Seiner Seele, da er vor sich den Lebenden stehn sah! U n d ihm reichte mit göttlicher Huld der Sündeversöhner Seine Rechte.
Doch Petrus vermag nicht aufzustehen,
S t r e b t , und sucht mit der anderen Hand den Arm des E r s t a n d n e n , F e s t sich daran zu h a l t e n ; allein sie sank in den Staub ihm. N u n erhub er sich w i e d e r , umschlang mit beyden Armen Jesus R e c h t e , bebte d a r a n , und drückte sie innig An sein H e r z , und senkte die Stirn auf den Arm des Erstandnen. E r d e , so daucht' es i h m , wollten um i h n , und Himmel vergehen ! Endlich schaut' er hinauf in des Göttlichen Antlitz, begann nun M i t der stammelnden Stimme der ersten Freude zu r u f e n : H e r r , H e r r , Gott! barmherzig und gnädig! und blickt' und schaute Auf den Lebenden.
H e r r , H e r r , G o t t ! barmherzig und gnädig!
R u f t ' e r noch Einmal, und bebte nicht mehr, und empfand des Versöhners Uberschwenglichtröstenden, unaussprechlichen Anblick.
172 XIV. G.
v. 404
.
.
427.
Seine Hüter Ithuriel, und Orion umschwebten Golgatha; und Tthuriel hielt sich nicht mehr: Ach Orion, Welche Stunde meiner Unsterblichkeit!
Jubel der Wonne
Werden oft sie uns wiederhohlen, sie feyrend besingen! Auferstanden erscheinet der Herr dem geretteten Sünder, Christus Kepha!
du fühlst, was ich empfinde, Geliebter,
Unserem Jünger!
O komm, und freu dich in meiner Umarmung
Deiner, und meiner Wonne!
Gesündiget haben ist furchtbar,
Voll von Entsetzen, Ithuriel; und, an dem Sündeversöhner, Und, zu der Zeit der Versöhnung, und, als ein begnadigter Jünger! Können wir uns kaum denken: .allein die erweinte Vergebung So erlangen!
O Seraph, wie selig sind die Versöhnten!
Mit den Worten des Engels verliefs der Erstandne den Hügel. Petrus sah, und betet' ihm nach mit gefalteten Händen, Bis in dem Schatten des überhangenden Grabes sein Auge Schnell ihn verlor.
Und Petrus erhuh die verbreiteten Arme
Freudig gen Himmel:
O D a n k , Dank dir, Sohn Gottes, Erstandner,
Inniger ewiger D a n k , der meine Seele gelabt hat Mit mehr Tröstung, als sie, in ihrem Durste nach R u h e , Sich zu denken, zu wünschen vermochte. So wollst in dem Tod' einst D u mich trösten!
Wer bin ich ? ach meine furchtbare Sünde
Büfset' ich z w a r , die Verleugnung deiner, aber w e r bin ich, Dafs du mit diesen Gnaden dich mein, Sohn Gottes, erbarmt hast ? Jesus Christus Herrlichkeit hat mein Auge gesehen!
173 X I Y . G.
v. 423
.
.
45».
Ihn in das Leben erwacht, so hat mein Aug' ihn gesehen! Fleufs auf e w i g , mein D a n k , aus meiner innersten Seele, Heifser herzlicher D a n k !
Die Gnaden alle der Himmel,
J a die ganze Fülle der Wonne, die selige Fülle Aller deiner Erbarmungen holP ich nun! Das Geheimnifs Deines Todes wirst du mir, Sohn des Vaters, enthüllen. Nicht das Heer ohne Z a h l , die Schaaren, die Mächt', und die Thronen, Nicht Erzengel können von dem, defs Antlitz sie schauen, Mehr empfahn, wie ich nun von ihm hoffe! Ich sähe lebend, Der des Ewigen Sohn ist, und der an dem Kreuze des Todes Starb, ihn lebend!
Gedanke voll tiefer R u h e , du Reichthum
Aller Erbarmung, mir wird auch dein Geheimnifs enthüllen, Der auf ewig nun lebt! Ich hab' ihn lebend gesehen, Jesus Christus!
O sagts an dem ewigen Throne, verkündets
Allen Himmeln: E r lebt! Söhne des Lichts!
singts laut in Jubelgesängen,
E r schwieg, und schauete lange gen Himmel;
Stand mit Schnelligkeit auf.
Auch ihr sollt schöpfen, o Brüder,
Aus der Quelle des Trostes, auch eure blutenden Wunden Sollen heilen.
E r denket es, eilt.
Schon hatt* er die Mauren
Salems erreicht; schon naht' er sich seiner Brüder Versammlung, Die voll Erwartungen w a r , und Z w e i f e l , und Freud', und Erstaunen. Und er trat mit gefalteten Händen in die Versammlung: L o b , und Preis, und Ehre s e y , Anbetung, und Dank sey Gottes Sohne, der uns mit einer Liebe geliebt hat,
174 X I V . G.
v. 452
•
•
475-
D i e uns Jubelgesang in dem Leben wird s e y n , und im T o d e ! I h m , der den wunderbaren T o d ist gestorben, erstanden I s t , und erschienen! Auch mir ist der Herr erschienen! Am Kreuze Stand e r ! Da sah ihn mein A u g e , da sah ich des Göttlichen Antlitz! Und sie nahen sich i h m , b e w u n d e r n i h n , preisen ihn selig, U n d erstaunen über den H e r r n , der vom Tode des .Kreuzes A u f e r s t a n d ! u n d ein tiefanbetendes Schweigen fesselt Aller Zungen.
Endlich umgeben sie näher den neuen
Seligen Zeugen des Auferstandnen, umarmen voll Wonn* i h n , Drücken ihn an ihr H e r z , und weinen.
Des Lebenden Mutter
Hielt bey der Rechten i h n , und Magdala bey der L i n k e n . Siehe, nun hast du ihn a u c h , o Simon J o h a n n a , gesehen! Magdale sprachs. D a n n sagte mit himmlischem Lächeln die M u t t e r : Gottes S o h n , und meinen! Lebbäus stammelte, w a n d t e Sich zu M a r i a : Vor Trauren nicht m e h r , vor E n t z ü c k u n g , o M u t t e r , Glaub' ich es kaum.
D u Blutender, ach du W u n d e n v o l l e r ,
Bist erstanden! E r sank an die Brust J o h a n n e s , der drückt' ihn Innig ans H e r z , und sagt' ihm leise: E r ist erstanden! Liefs i h n , und ging zu M a r i a : O du des Göttlichen M u t t e r , Freue dich w i e d e r ! N u n geht durch deine Seele kein Schwert mehr, Deine blutende Seele nicht m e h r ! M i t den Freuden der Himmel Freu' ich mich, Sohn.
Ach auferstanden ist Jesus Christus!
Auferstanden! Auch mir wird Jesus Christus erscheinen. D a s verhiefs mir dein Blick,' mit dem du vom K r e u z e mich ansahst.
175 X I V . G.
v. 476
.
.
499.
Bartholomäus ergriff die Hand des J ü n g e r s , des Zeugen, Sagte mit sanfter VVehmuth:
O S i m o n , mein grauendes Haupt w i r d
E h e r nicht in die Grube sich n e i g e n , als auch mein Auge Unseren göttlichen Meister vom T o d ' erstanden gesehn hat. Kephas hielt ihm die H a n d , und sah ihn mit glaubendem M u t h a n : J a , du t h e u r e r , er wird sich unser aller erbarmen. W i e am heiteren Hinmel sich eine W ö l k ' heraufzieht, E i n s a m , und trüb', und ernst, so nahte sich Didymus Kepha. T h . Selber Simon! D i r , o Simon!
J a wenr. es möglich w ä r e , so glaubt' ich
E r wandte mit innigem Grame sein Antlitz.
P. W e n d e dich, T h o m a s , und danke mit u n s !
D e r Herr ist erstanden!
J a Anbetung, und E h r ' , und P r e i s , und J u b e l , und D a n k sey I h m , der wunderbar starb, von dem Tode wunderbar aufstand, Und erscheinet!
E r w i r d sich unser aller erbarmen!
M i t den Worten entsinkt die Mutter Christus des Zeugen Bebendem Arme.
Sie liegt auf ihren K n i e e n , und breitet
Freudig die Arme gen Himmel, und ruft mit der Stimme der W o n n e : Meine Seel' erhebet den Herrn! Gottes meines E r l ö s e r s !
M e i n Innerstes freut sich
D u hast die Thränen der M u t t e r ,
Deiner traurenden M a g d von deinem Kreuze gesehen! Hast sie all' erbarmend gezählt! Werden mich selig preisen!
D i e Enkel der Enkel
W i e wunderbar ist e r , wie grofs ist
Alle sein T h u n , der mächtiger, als der T o d ist! Ist sein N a m e n , heilig!
Ach heilig
und ewig ist er E r b a n n e r !
176 X I V . G. Allmacht ist sein Arm!
V.
500
.
.
523.
E r stürzt blutdürstende Stolze!
Mächtige stöfst er vom T h r o n , und erhebt die niedrige Demuth. D i e nach Heile dürsten, erquickt e r ; L ä f s t er leer!
die selbst sich genug sind,
Ach ewig ist Er Barmherzigkeit!
D i e ihn lieben!
tröstet
Abraham hat e r , und Abrahams Kindern
Diefs geschworen.
E r hält den theuren Eid der Erbarmung!
Ja Anbetung, und Ehr", und P r e i s , und J u l e i , und D a n k sey Jesus Christus, der l e b t , der mächtiger, als der T o d i s t ! Didymus w a r auf den Söller gegangen.
D i e anderen folgten,
Durch die Schöne des T a g s , und das lebende W e h e n der L ü f t e , Sich zu erquicken, und durch der gotterfülleten Schöpfung Anblick defs sich zu freun, der so sie begnadiget hatte. Und sie kamen zu Thomas, und weckten ihn aus der Betäubung Seines Tiefsinns.
Er bebte vor ihnen zurück, da er aufsah,
Und die ganze Versammlung um sich auf Einmal erblickte. Und er eilet hinunter zu steigen.
O flieh, du Geliebter,
Flieh uns nicht, rief Petrus, der Herr wird auch dein sich erbarmen! Auch ich z w e i f e l t e , Thomas, w i e hat er mein sich erbarmet! D o c h w e r wandelt dort in der Ferne ? Trügt mich mein Blick nicht, Siehe, so ist es Matthias, und Kleophas. W ä r t ihr noch hier;
T h e u r e , Geliebte,
ach unaussprechlich, w i e unsere S e e l e ,
Würd' auch eure Seele sich freun!
Die mächtigen Freuden,
Ja sie warten euer, die Freuden des ewigen Lebens. Aber w e r kommt zu ihnen aus jenem Schatten herüber?
X I V . G. N e i n , ich kenn' ihn nicht.
V.
524
.
.
547.
Voll Hoheit scheint mir das Ansehn
Dieses Fremdlings. Kennst du ihn, Thomas? Sie grüfsen mit Ehrfurcht Ihren Gefährten, er spricht schon mit ihnen. Th. Ich kenn' ihn nicht, Simon. Aber niemals hab* ich so viele Hoheit, und Einfalt Nicht vereinet gesehn.
Und Petrus erwiederte: Möcht' ihn
Bald sein W e g nach Jerusalem führen.
Sie kehrten zugleich um.
Denn sie gehen doch nur, um ihre Seele zu lindern. Sehet, der W e g , so sich krümmet, bringt sie uns näher; doch werden Jene Palmen sie bald vor unserem Auge verbergen. Sehet ihr ihren Begleiter, mit welchem Ernst', und mit welcher W ü r d ' und Hoheit, die sanftere Menschlichkeit mildert, er anhört, W a s sie ihm traurig erzählen ? Vielleicht die Geschichte vom Tode Dessen, den sie am K r e u z e , noch nicht erstanden gesehen. Ist er einer der E n g e l , die ihr bey dem Grabe gesehn habt? W i e ihr euch täuscht! rief Thomas. Er ist ein Mensch! doch sein Ansehn Ist erhabner, als anderer Menschen.
P. D u kennest der Freude
Süfse Vermuthungen nicht, o Thomas. W a s du fühlst!
Ich hab' es empfunden,
W a s erwartet* ich minder, als Jesus zu sehen,
Noch in • jener A n g s t , als ich zu dem Kreuze mein Auge Müd' erhub, und auf Einmal vor mir den Lebenden stehn sah! Sieh, o Thomas, mich täuschte nicht Freude. Th. So täuschte dein Schmerz dich Rief der zweifelnde feurig.
P. D e r Herr wird dein sich erbarmen!
Sagte mit Ruh der begnadete Zeuge des Auferstandnen. T h . Gott, ja Gott wird mein sich erbarmen! Allein der Messias, K L O I S T .
W .
V.B,
M E S S .
III. B.
23
178 X I V . G.
v. 548
•
•
57i-
Ach der göttliche Mann hat gelitten, was alle Propheten Einst auch litten, und ist gestorben!
E r w e i n t ' , und verstummte.
P. W e i n e nicht, Jünger des H e r r n ! E r ist w a h r h a f t i g erstanden! Aber ihn tröstete Petrus umsonst; er weint* und verstummte. Kleophas h a u ' indefs, und Matthias mit dem Gefährten Schon die Schatten der Palmen erreicht.
Da die beyden aus Salems
Mauren gingen, und noch b e y ihnen nicht ihr Gefährt w a r , Sprachen sie unter einander:
K. W i e kann ich irren, Matthias,
O du kennst ja die W u t h , die heifse Rache der Priester, W i e sie ergrimmten, als sie es nun nicht zu wehren vermochten, Dafs ihn Joseph begrübe.
Sie haben Cneus g e w o n n e n ,
Haben den Todten geraubt! und wollen ihn doch auf dem Hügel Bey der Verfluchten Gebein begraben!
Vielleicht, o du bester!
Heiligster! deckt schon Golgatha deinen starrenden Leichnam! M . Aber die Engel am Grab', o Kleophas? H a t sie denn alle Trübes Trauren getäuscht? und kann denn Traurigkeit w i r k e n , Dafs w i r Himmlische s e h n ? Nacht?
W a r u m nicht bange Gestalten?
gerichtete Todte vielmehr?
Ischariots Seele?
Kleophas bebte zurück, darauf antwortet' e r :
Löse
Mir nur Einen Z w e i f e l , Geliebter: W a r u m erscheinet Unser Meister nicht selbst? W i e kenn' ich E n g e l ? W i e weifs i c h , Kennt' ich sie a u c h , ob sie der Ewige sendet?
Ach theurer!
W ü r d ' er uns nicht erscheinen; w a r ' er von den Todten erstanden? I h n , ihn kennen w i r !
M . Aber, o Kleophas, glaubte Maria
179 XTY. G.
v. 572
•
•
59,5.
Gabriel nicht ? und kannte sie denn die Engel ? und können Gottes höhere Geister was anderes sagen, als W a h r h e i t ? Und verdienen wir d e n n , dafs er uns erscheine?
Wir wären,
W i e die Z w ö l f e , geflohn, da laut von den stürmenden Schaaren, Ihrem G r i m m , ' u n d D r o h n , und Geschrey Gethsemane schallte! Ferne n u r , ferne nahten wir u n s , da sein Todesurtheil Schrecklich vom Richtstuhl scholl, ach fern des Sterbenden Kreuze! Kleophas sprach: Ich bewein* es mit dir! Doch können wir jemals, D a f s er uns erscheine, verdienen ?
I s t er erstanden;
Und erscheinet e r : acli so erscheint er allein aus E r b a r m u n g , W e i l ihn unseres Elends jammert, und weil er zählet Unsere T h r ä n e n , w i e er auf unserem Haupte die Haare Alle gezählt h a t ! M . O Kleophas! und du zweifelst? K. D u z w e i f e i s t Also nicht, Matthias?
M . .Du w e i f s t , dafs ich immer alles,
W a s ich dacht' u n d empfand, dir ganz, o K l e o p h a s , sagte. W e n n ich mit stiller Betrachtung es überdenke; so glaub* ich! Aber w e n n mich die Angst der H o f f n u n g , und F u r c h t , und E r w a r t u n g , W e n n die Freud' ihn wieder zu s e h n , das ist Freude des Himmels! Ungestüm mich ergreifen, und meine Seele durchbeben, W e n n sie der Stimme der W a h r h e i t mich betäuben; so zweifl' ich! Kleophas blickt' ihn zärtlicher a n , und sagte: D u lieber! Aber wenn w i r wirklich ihn s ä h n , so würde des Himmels F r e u d e , Freude dar E r d e nicht! des ewigen Lebens W o n n e w ü r d e , kaum find' ich W o r t e ! w e n n wir ihn s ä h e n ,
i8° X I V . G.
v. 596
• •
619.
O das würd' uns noch mehr, noch mächtiger überzeugen, Als der stillen Betrachtung Licht, das die Seele mit Wahrheit Uberströmt! Matthias erwiederte: Möcht* er erscheinen! Unsre blutende Seele durch seine Gegenwart heilen! Kleophas sprach: W i r wünschten z u v i e l , du Geliebter! Der Freuden Unaussprechlichste, höchste, wer kann sie, wünscht er sie, hoffen? Freude, wie die, ist nicht für dieses Leben, Geliebter! Und sie waren durch eines herüberhangenden Hügels Schatten gegangen.
Des Weges gewendete Krümmungen zeigten
Seitwärts jetzo den schattenden Hang. Einen Wanderer kommen.
Dort sahen sie langsam
Erhabnes männliches Ansehns
War der Fremdling, und schien in ernstes Denken verloren. K. Lafs uns langsamer gehn, Matthias. Vielleicht, dafs der Fremdling Unser Gefährt wird, und uns das traurende Herz mit Gesprächen Seiner Weisheit erquickt. Denn weise scheint.er, und edel. M. W a s , o Kleophas, hilft uns seine Weisheit, wofern er Nicht von Jesus mit uns sich unterredet? Indem kommt Ihnen der Wanderer nah, und grüfst sie mit Liebe.
Mit Ehrfurcht
Grüfsen sie ihn. W . Wo gehet ihr hin? K. Nach Emaus. W . Darf ich Euer Gefährt seyn ?
Ich gehe durch Emaus.
K. S e y , o du theurer!
S e y , wir bitten dich, unser Gefährt. W . W a s spracht ihr so feurig Unter einander ? Ich sahs, ganz hingen an diesen Gesprächen Eure Seelen, und waren voll Traurigkeit.
Kleophas sagte :
Ach was konnten wir sprechen ? Bist du es allein, der nicht wisse,
i8i X I V . G.
v. 620
.
.
643.
Was in Jerusalem diese Zeit des Traurens geschehn ist? W . Was geschah denn? K. O Fremdling! du kennest also, du kennest Jesus von Nazaret nicht? den Propheten Gottes? der mächtig Vor dem Herrn, und dem Volke, durch Wunder, und himmlische Weisheit, Der ein göttlicher Mann w a r ! Allein ach unsere Herrscher Haben, entflammt von dem Grimme, der Wuth der untersten Hölle, Ihn gegriffen, und ihn dem Heiden Pilatus zum Tode Übergeben ! Der hat sein Todesurtheil gesprochen! Hat, o dürft' ich die Art des furchtbaren Todes nicht nennen, Ihn gekreuziget!
Fodere nicht, dafs ich wieder die Wunden
Meiner Seel' aufreifse, dir seinen Tod zu beschreiben, Wie er schwebt* an dem Kreuze! und wie der Hügel sein Blut trank! Wie er bleich und erstarrt um Hülf', um Hülfe! zu Gott rief! A c h , wir hofften auf ihn, und hielten ihn für den Messias! Israel, hofften w i r , sollt' er erlösen! Und über das alles Brach der dritte der Tage schon an, seit dieses geschehn ist. Und Matthias begann: Auch haben die Weiber der Unsern Uns erschreckt.
Heut gingen sie in der Frühe zum Grabe;
Seinen Leichnam fanden sie nicht.
Sie kamen mit Zittern,
Hatten Gesicht der Engel gesehn, die sagten, er lebe! Ach wir vermochten nicht uns zu freuen! Einige gingen Auch zu dem Grab', und fanden es offen, und ohne den Todten! Jetzo kamen sie unter umschattende Palmen.. Der Wandrer Sah sie mit der Erhabenheit an, die Gröfse der Seele,
182 X I V . G.
v. 644
.
.
667.
Und nicht Stolz ist, und sprach mit der mächtigen Stimme der Wahrheit: Ihr Unweisen! und langsamen harten Herzen zu glauben, Dem zu glauben, was euch die Propheten verkündiget haben! Mufste nicht diefs der Messias leiden ? und, nach der Vollendung Seiner Leiden, erst dann zu seiner Herrlichkeit eingehn? Mit Erstaunen sahn sie sich au; mit bebender Ehrfurcht Ihn ! Gern hätten sie ihn, doch nur Augenblicke, verlassen, Und von ihm mit einander gesprochen.
Ihr trüberes Auge
Wurde L i c h t , und begegnete sich mit feurigen Fragen:. O wer ist er, wer ist, der unsere Seele mit Ehrfurcht Und mit Staunen erfüllt? Doch ha«' er nur angefangen Uber sie durch die 'Gewalt der siegenden Wahrheit zu herrschen. Wie ein Sturm, der beginnt, mit gehaltner Stärke noch wehet, Noch den kühleren Wald nicht ganz füllt; Stille ruhet Noch in seinen Thalen, noch liegen blässere Schatten, Ganz ist die Sonne noch nicht von des Sturmes Wolken umnachtet! Also begann ihr erhabner Gefährt.
Nicht lang', und er führte
Sie in die Tiefen der Offenbarung o hinab.
Den Messias
Zeiget' er ihnen, ein Redner Gottes, in jeder der Tiefen. Sie vermochten nicht mehr zu widerstehen. Durch den Wald der stärkere Sturm.
So reifst sich
Die Bäume des Waldes
Zittern, rauschen mit Ungestüm alle , beugen sich alle, Vor dem herrschenden Sturm, der Donnerwolken, und Fluten Himmelstürzender Meere von Berge treibet zu Berge!
183 X I V . G.
v. 663
•
•
691.
Und sie standen ermattet, und baten um Ruh', und wischten Sich den Schweifs von der glühenden Stirn. M a n n Gottes! w i r kennen Z w a r dich nicht;
doch bist d u , o den wir mit Ehrfurcht anschaun,
Wahrlich ein göttlicher M a n n ! bleib, ach und lafs an der Kühle Dieser Quell' uns rulin!
Sie setzten sich neben einander,
Gegen sie über der göttliche Fremdling.
E r redet' itzt s a n f t e r ,
Redete von der Liebe des Sohns zu den Menschen; der Liebe Seiner Menschen zu ihm.
Sie dachten des grofsen Hirten
T o d , mit heiterer Seele, gelabt von inniger Ruhe. W i e , auf einen strahlenden T a g , sich die Abenddämmrung L u f t i g e r über die Müden geufst; so gofs er Erquickung I n ihr Herz.
Und liebt ihr ihn auch ? Diefs fragt' er sie jetzo.
Sollten wir ihn nicht lieben ? Sie spracliens mit eilender Stimme. W . Habt ihr ihn immer geliebt? W i r verliefsen ihn, als sie zum T o d ' i h n Fühl t e n , hinauf zu dem Kreuz! das verstummende L a m m zum Altare! D a verliefsen wir i h n !
W . Doch jetzo, da ihr es w i s s e t ,
D a f s er um euretwillen gestorben i s t , wolltet ihr jetzo Auch um seinetwillen, w e n n er es f o d e r t e , sterben? O du theurer!
wir hoffen zu Gott, der Liebende würd' uns
S t ä r k e n , dafs wir es könnten! Allein o z ü r n e , mit E h r f u r c h t Fragen w i r , zürne nicht!
Ist er auferstanden? du weifst ja
Alles von i h m , und dürfen wir u n s , M a n n Gottes, des Heils f r e u n , Jesus Christus wieder zu s e h n ?
D e r Wanderer sagte:
Josephs Brüder erkannten ihn nicht! Doch der W o n n ' und des Weinens
184 XIV. G.
v. 692
.
.
715.
Selige Stunde k a m , und Joseph vermochte nicht länger Sich zu h a l t e n , u n d weinete laut! Ging.
Er sagt' e s , erhub sich,
Sie folgten ihm freudigerschrocken, in Zweifel verloren,
W a s sie glauben, nicht glauben sollten? E r wars ja doch Selbst nicht! Aber ein Engel vielleicht?
Sie standen wieder.
Ach dürfen
W i r noch E i n m a l , o d u , den wir nicht kennen, dich f r a g e n ? Z w a r nicht k e n n e n , doch den w i r unaussprechlich verehren, Unaussprechlicher lieben!
W e r bist d u ? sage, wer bist d u ?
Aber wir dürfen dich nicht u m a r m e n !
0 sag' es u n s : Bist du
Einer der Engel vielleicht, die am Grab' erschienen? W . Umarmt mich! Und sie umarmten ihn lang', und weineten ihm an dem Halse. Endlich nahten sie Emaus.
W . I h r Geliebten, ich gehe
Nun zu den Meinen. So sprach ihr Begleiter. Ihr sehet, mein W e g z i e h t Hier durch Emaus sich.
O bleib bey u n s , du Geliebter!
Sieh, es will Abend w e r d e n ; der Tag hat schon sich geneiget. Und sie hielten ihn zitternd bey beyden H ä n d e n , und baten. W . L a f s t mich! die Meinen sind f e r n ; und sie warten meiner mit Schmerze. Sie, M a n n G o t t e s , haben dich immer. D u siehst j a , w i e herzlich W i r dich lieben; o bleib!
Und warum wolltest d u , t h e u r e r ,
I n die Gefahren der Nacht dich begeben ? Auch mufst du- von Jesus Noch mit uns reden! O bleib bey uns ! W . So will ich denn bleiben, Meine Brüder.
Kleophas d a n k t , mit Freud' in den Blicken,
Nicht mit W o r t e n , und eilet v o r a n , ein Mahl zu bereiten. Kleophas h a t , so heilst mein G e f ä h r t , der redliche Jüngling,
185 X I V . G.
v. 716
•
•
739.
Seine Hütt' in Emaus, die an der Pforte der Schatten Dichter Bäume bedeckt.
Ein reiner labender Quell rinnt,
Wo der Schatten am luftigsten kühlt.
Er eilte, das sah ich,
Etwas Speise für uns zu bereiten, und unsere Herzen. Mit dem Wenigen, das er hat, zu erquicken.
O stiller
Heiterer Abend, nach dieser Angst, den Tagen des Traurens! Und o Dank dir, göttlicher Mann! du würdigst uns, kehrest Ein bey uns, verachtest die niedrige Hütte der Einfalt Und der Dürftigkeit nicht.
Da Jesus Christus noch lebte,-
War er, wie du, ein Menschenfreund, so zur Demuth in Staube Nieder sich liefs, und gern mit seiner Weisheit uns labte. Aber ich schweige von ihm.
Denn über alles erhaben,
Was ich von ihm zu sagen vermag, war Jesus Christus ! Engel dieneten ihm.
Doch seiner Niedrigkeit Ursach
Scheint mir erstaunlicher, als mir seine Niedrigkeit selbst schien. Aber also geschah des Ewigen Wille.
Den Vätern
Hat er schon die Tiefen des künftigen Wunders eröffnet. Möcht' ich mein Leben mit dir, Mann Gottes, leben! und möchtest Du mich lehren, wie ich es dem himmlischen Sündeversöhner, Recht nach meiner Seele Verlangen, heiligen könnte! Denn ach daurenden Dank, den innigsten, liebevollsten, Herzlichsten Dank verdienet von uns, der unsere Sünde Also versöhnt, und bis zu diesem Tode geliebt hat. Und schon nahten sie Kleophas Hütte. K L O P S T.
W. V.
B.
M i s s . III.
B.
Sie sahn, er entschöpfte 24
186 X I V . G.
v. 740
.
.
763.
W a s s e r zum Trinken der Mündung des Q u e l l s , dann setzt' er es eilend B e y sich nieder, und wusch balsamische duftende Kräuter. Seine Hand umflossen mitabgerissene B l u m e n ; Einige glitten hinab mit des werdenden Baches Gelispel. Aber er sah M a t t h i a s , und sah den göttlichen Fremdling N a h n , sprang eiliger a u f !
S e y m i r , M a n n G o t t e s , willkommen!
Alle dein S e g e n , mit dem der Herr dich segnete, gehe, D u M a n n Gottes, mit dir in meine Hütte!
Matthias
Folgt', und trug das G e f ä f s , und darin die lebende Quelle, -Mit der träufelnden Kräuter Erfrischung.
Kleophas hatte
Schon den unbelasteten Tisch mit dem ganzen Reichthum Seiner Hütte besetzt, mit M i l c h , und H o n i g , und F e i g e n , Und mit stärkendem B r o d t , und herzerfreuendem W e i n e ; Hatte die Teppiche schon umhergebreitet.
Sie legten
Sich zu dem M a h l e , der Fremdling allein, sie gegen ihn über. Und der Fremdling begann auf sie sein Auge zu richten E r n s t , und freudig.
M i t R u h e , mit D a n k , mit feyrlichem Anstand,
Hielt er das B r o d t ; so pflegt' es Jesus zu halten! er blickte Still gen H i m m e l ;
so pflegte gen Himmel Jesus zu blicken!
Und sie starrten sich a n , und ihn.
E r betete.
Jesus
W a r die Stimme des betenden! und auf Einmal das Antlitz Jesus Christus des betenden Antlitz!
E r betete also:
Unser Vater im Himmel s e y f ü r die Gabe gepriesen, Die er mild' uns g a b , den dürftigen L e i b zu erhalten.
i87 X I V . G.
v. 764
.
.
787.
Vielen scheint sie gering; doch hat mit eben der Allmacht, Welche die Himmel e r s c h u f , sie unser Vater bereitet. Ach!
auch seine Worte so gar!
B l e i c h , sie nieder, mit anzubeten.
D a sanken vor Freude E r redete w i e d e r :
Preis sey i h m ! E r rufte der Sonn', uns zu leuchten, dem M o n d e , Von der Stirne der Müden den S c h w e i f s zu trocknen. Unser tägliches Brodt.
E r schuf uns
Anbetung unserem V a t e r !
Jesus brach das B r o d t , und gab es ihnen.
Sie nahmens
Bleicher vor F r e u d e n , und blickten ihn a n , nun wollten sie reden j Konnten nicht reden! E r sah sie noch Einmal mit segnender Huld a n , Und verliefs sie.
D a sprangen sie a u f , und folgten i h m , eilten,
Suchten, und fanden ihn nicht.
Sie kehrten mit R u h zu der Hütte.
M . J a , w i r sehn ihn noch w i e d e r !
Ich bin im Himmel, Geliebter,
Nicht auf der E r d ' , in dem Himmel! Ach Kleophas ! Kleophas sank ihm An das H e r z , und schwieg.
Darauf umarmt' er ihn f e u r i g ,
Hielt ihn lang', und umarmt' ihn von neuem.
K . M a t t h i a s , o brannte
Unser Herz nicht in u n s , da er auf dem W e g e von Gott sprach ? D a er die Offenbarung uns aufschlofs ? Schon ergriff er den Stab.
Aber w i r säumen?
Auch thats Matthias.
Sie gingen.
Unterdefs da die beyden von Emaiis eilten, besprachen P e t r u s , und Didymus sich.
P . Verbirg es denn i h n e n , o Thomas!
A c h , betrübe nicht s o , die glauben wollen , und lösche Diesen schwachen Funken in ihnen nicht aus! Z u dem Himmel Könnt' er flammen; du löschest ihn aus. T h . So soll ich denn, Simon,
188 X I Y . G.
v. 788
• •
Unseren Freunden nicht m e h r , w a s ich d e n k e , sagen?
verschweigen
Meiner Traurigkeit Angst? W a s hilft es ihnen zu w ä h n e n , Und von dem freudigen W a h n e mit desto gröfserein Trauren A u f z u w a c h e n , je froher der süfsbetäubende W a h n war ? P. N e n n ' es nicht W a h n , mein Bruder! bey d e m , der ewig lebet! Ach bey J e s u s , der todt w a r , und ewig lebet! beschwör* ich D i c h , mein B r u d e r , nenne nicht W a h n , was die Rechte Jehovah's That!
nicht dieser erstaunlichen Herrlichkeit Offenbarung!
Heilig ist jene S t a t e , w o ich ihn sähe.
Da brannte
Mir der Busch! da sah in dem Busch' ich die Herrlichkeit Gottes! D a , da w a r die P f o r t e des offenen Himmels! Hier stehn w i r ! Schau die Zeugen um dich! hier stehn wir Alle, die N e u n e ! Magdale dann! dann ich!
W i r haben den Göttlichen l e b e n d ,
L e b e n d haben w i r i h n , nicht todt m e h r , alle gesehen! M e i n e Seele bewegt sich in mir vor W e l u n u t h , indem ich Deine Traurigkeit s e h , sprach Magdalena Maria , Deiner grübelnden Zweifel zu qualenvolle Gedanken. Habe Mitleid mit i h m , mit deinem J ü n g e r , E r s t a n d n e r , Mitleid!
E r zweifelt aus Angst dein J ü n g e r , aus Jammer der Seele;
Nicht aus bösem Herzen.
Zerstofs das zerstofsene Rohr nicht.
Lösche den glimmenden Tocht nicht aus.
Erbarme, Rabbuni,
Seiner dich, w i e du meiner dich erbarmtest!
Ach T h o m a s ,
Meinest d u , dafs ein Engel im Himmel mit dieser Stimme, Dieser Wonnestimme des ewigen L e b e n s , die Chöre
189 XTV. G.
V. 812
• • 835»
Himmlischer Psalmen ertönen nicht so! zu reden vermöge, W i e der Todtenerwecker, der Auferstandne beym Namen Mich, die lechzte, wie du, ihn zu sehn, bey dem Namen mich nannte? Th. Eurer Entzückungen Ungestüm stürzt mich verlafsnen noch tiefer In die Tiefen der Angst, die meine Seele verschlingen! Blendete sich die Heftigkeit nicht, mit welcher ihr redet? Thomas sprach es mit innigem Gram, der Thränen zurückhielt. Simon rang die gefalteten Hände, ward ernster, und sagte: Deine blendet sich nur, mit der du zweifelst! W i r sahen! Und wir wurden entzückt! W e r ist in dem Himmel, und flammet Nicht in Entzückungen auf? Du siehst nichts! schaffest dir Schatten, Bange Bilder von Gräbern und Nacht, erschreckende Zweifel! Redest entflammter davon, als wir von dem Auferstandnen, Den wir sahen, und hörten, und dessen Leib wir berührten! Der mit aller seiner Erbarmung, die wir an ihm kannten, Sich uns offenbarte, die du vordem an ihm kanntest. Geh zu den Sadducäern zurück, und glaube mit ihnen, Dafs kein Engel, noch Geist s e y , noch Auferstehung vom Tode! Mit den Worten entstürzten dem Auge Didymus Thränen. Salome sah es, und wollt' ihn trösten.
Indem sie zu reden
Anfing, sagte der Jünger: Verstofs mich so nicht, Geliebter! Ach, ich liebe, wie du, den gekreuzigten göttlichen Todten, Simon Petrus. Seinen Schmerz.
Itzt redete Salome.
Lindert, ihr Lieben,
Ihr sehet, w i e viel der geängstete leidet.
19° XIV. G.
v. 83