Klopstocks Werke: Band 5 Der Messias, Band 3 [Reprint 2022 ed.] 9783112679708


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DER MESSIAS. EILFTER GESANG
DER MESSIAS. ZWÖLFTER GESANG
DER MESSIAS. DREYZEHNTER GESANG
DER MESSIAS. VIERZEHNTER GESANG
DER MESSIAS. FÜNFZEHNTER GESANG
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DER MESSIAS. ACHTZEHNTER BAND
DER MESSIAS. NEUNZEHNTER BAND
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Klopstocks Werke: Band 5 Der Messias, Band 3 [Reprint 2022 ed.]
 9783112679708

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Bey

Georg

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M E S S I A S

D R I T T E R

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F Ü N F T E R

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Joachim

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Göschen,

igoo.

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B A N D

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JOACHIM

I

G

GÖSCHEN.

1800.

D E R

M E

D R I T T E R

S S I A S .

BAND.

D E R

M E S S I A S .

E I L F T E R

KLorsx.W. V.B.

MESS.

G E S A N G .

III.B.

I

X I . G.

V.

1



17.

W e n n ich jiicht zu sinkend den F l u g der Religion flog, W e n n ich Empfindung ins Herz der Erlösten strömte j so hat mich Gottes L e i t u n g getragen auf Adlersflügeln! es hat mich, Offenbarung, von deinen H ö h n die Empfindung beseligt! W e r an dem reinen krystallenen Strom, der unter des Lebens Bäumen vom Throne

fleufst,

nicht weilte mit

heiliger

Ehrfurcht, D e f s B e y f a l l erreiche, v e r w e h t von dem W i n d e ,

mein

Ohr n i c h t ! Unverwehet, befleck' er mein Her« nicht! Unten am Staube M ü f s t e bleiben mein L i e d , w e n n jener lebende Strom nicht Durch die neue Jerusalem, Gottes Stadt, sich ergösse, U n d zu ihm mich hinauf der Vorsicht Rechte nicht fährte. L e i t e mich ferner, du unsichtbare, du Führerin, leite M e i n e n bebenden G a n g ! Des Sohnes Erniedrigung sang ich 5 Bring mich höher h i n a u f , auch seine W o n n e zu singen ! Aber darf ich mich auch des Vollenders Freuden zu singen U n t e r w i n d e n ? die H ö h n , von Auferstehungen rauschend, U n d die T h a l e ?

des Sieger» T r i u m p h , da vom T o d ' er aufstand?

4 X I . G.

v. i ß — 3 V a t e r Aller Väter, die W e i s h e i t , die durch die W ü s t e des L e b e n s Uns in das L a n d der V e r h e i f s u n g e n leitet.' D u siehst ja, du Vater A l l e r V ä t e r u n d K i n d e r , die innige bittre B e t r ü b n i f s M e i n e s schmachtenden Herzens.

I c h f ü h l e die w a c h s e n d e n

Kräfte M e i n e r J u g e n d , und sehe vor. ii>ir ein L e b e n ohn' E n d e , O h n e B e n o n i , bald ohne V a t e r , u n d ach ohn* E n d e ! B . S e r a p h , der innige S c h m e r z , w i r d der sein L e b e n n i c h t kürzen ? T a g e nur w i r d er noch leben ; doch Jahre sind ihm die T a g e . J. Seele meines vollendeten B r u d e r s ,

ach w e n n du hier

wärst U m dein Grab, u n d deinen verlassenen Joel noch k e n n t e s t ! O so w ü r d e s t du auch ein k u r z e s L e b e n mir w ü n s c h e n . B. W e n i g e r n i c h t gehöret d a z u , o S e r a p h , des K n a b e n Kümmernisse z u s e h n , u n d r u h i g sie a u s z u h a k e n , Als der Besitz des e w i g e n L e b e n s ! D u w a r s t , o sein E n g e l , Stets ein Unsterblicher, liefsest in jenen H ü t t e n des E l e n d s K e i n e n Bruder z u r ü c k !

E . D o c h empfind' ich dir itaefa, o Benoni,

74 X I . G.

v. 1406 — 1423.

Was du empfindest! So oft w i r von unsern Geliebte« uns trennen, Und um neue Befehle zun? Thron des Ewigen steigen, Lassen w i r Brüder zurück.

B. Was ist es, mein himmlischer Bruder,

Dafs mein Gtab sich bewegt? ach dafs vom erschütterten Steine Joel aufspringt?

dafs es um

mich

wie

Dämirnungen

herschwimmt? D a f s ich . . O Gott, w o hin ich ? o Geber des ewigen Lebens, D u erhältst doch, o du vernichtest mich nicht, du Geber? Also stammelt' er sanft, wie sich Wiederhalle verlieren. Und durch den neuen Leib der Auferstehung verherrlicht, R i e f e r : D u erhältst mich nicht nur, du unendlicher Geber, D u bekleidest mich auch mit diesem unsterblichen L e i b e ! Preis dir,'Herrlicher, Herrlicher, der der Gaben so viel hat ! N u n , mein Bruder, wenn einst auch dir der Leichnam verwest ist, Weckt dein Schöpfer ihn auch, er, der der Gaben so viel hat! Wacht' ich? oder hatte der Schmerz sein fürchterlich -Schlummern Uber mich ausgebreitet? Empfind' ich in meiner Kindheit Schon, was Samma empfand, wenn er in der starren Betäubung Niedersenkte sein Haupt, dann auf einmal aufsprang, und rufte:

75 X I . G.

v. 1424 — 1 4 4 1 .

Kind, Benoni, meinKii»d, am blutigen Felsen zerschniettert-! War ich also betäubt? ach oder bewegte der Stein sich. Wirklich ? Ihr ruhet doch sanft, ihr meine« Bruders Gebeine? Bebte die Erde noch nach? Da kommt mein Vater, und sucht mich. B. Siehe mein Vater, o Seraph ! Ach weine, du redlicher Alter, Nicht bey meinem Grabe! Ich bin ja so selig, und leer ist Meines Staubes der Staub, den dieser ruhende Stein deckt. S. Lange sucht' ich dich, J o e l , nun find' ich dich endlich. O lafs uns Diesem Graun der Gräber entfliehn! Ist das nicht Benoni's? Komm,

mein Joel!

Ist das nicht Benoni's?

Lais uns

entfliehen! Komm, mein übriger.

Gott, Gott segne dich, Joel.

Sie

gingen. B. Gott, Gott segne dich bald, sprach, da sie sich wandten, Benoni, M i t dem ewigen Leben, du duldender redlicher Vater! Simeon, als er hatte gesehen den Heiland Gottes, I h n , das Licht zu erleuchten die Völker, den Herrlichen Juda's, Und den innigsten Dank nun über ihn ausgeweinet, Säumte nicht lang, sein grauendes Haupt zu der Ruhe zu legen. Simeon machte sich a u f , ward sterbend L i c h t ; denn sein Licht war

76 XI. G. D r ü b e n am G r a b e n o c h

v. 144z —

1459.

h e l l e r , und d u ,

o Herrlichkeit

Gottes, G i n g s t dort l e u c h t e n d e r über ihm auf.

Das Verweslich«

w a r ihm Schon

zu

Staube

zusammengesunken. D '

Der

Geist

des

Propheten Schwebt* an der deckenden G r u f t , w o seines L e i c h n a m e s Saat lag, S c h n e l l ( er w u f s t e das n i c h t ) zum hohen Halme z u w a c h s e n , V o r dem T a g e der grofsen E r n d t e , mit w e n i g e n I l a l m e n U b e r die Saat d e r T o d t e n empor, die seit Adam e n t s c h l i e f e n ; U b e r das M e n s c h e n g e s c h l e c h t , das h i n a b bis an das G e r i c h t stirbt. U n d im r ö t h l i c h e n W e g e , der durch

das R a u s c h e n

des

Kidrons V o n Jerusalem sich an des Olbergs F u f s e h e r u m z o g , U n d mit seinen K r ü m m u n g e n dicht an Simeons G r a b kam, W a n d e l t e n langsam ein Greis, mit ihm ein führender K n a b e , Simeons B r u d e r , und E n k e l .

D e s Alten A u g ' u m h ü l l t e

B l i n d h e i t , die f r ü h e r e N a c h t des T o d e s ,

eh n o c h der T o d

selbst I n das dunkele T h a l uns f ü h r t .

I h n tröstete k i n d l i c h

B o a der Knabe, des gleitenden Stab.

B. O trockne dein A u g e

E n d l i c h w i e d e r , du redlicher Vater, und w e i n e n i c h t i m m e r . G . L a n g schon säh mein A u g e n i c h t m e h r ; so lafs es- denn das tliun,

77 X I . G.

v . 1460 —

W a s es allein noch vermag.

1478'

Ich werde den säumenden T o d doch

Endlich erweinen, und mich, aus dieser Nacht des Lebens, I n die bessere Nacht hinneigen.

Doch sage m i r , B o a :

Sind w i r noch ferne von dem Gebein des heiligen Alten ? B. Nein, nicht ferne, mein Vater;

G. Ist schon mit Moose

der Grabstein, W i e mit ihrem E p h e u die öde T r ü m m e r , b e w a c h s e n ? Z e u g e t schon

der gesunkene Stein von

des

frommen

Entschlafnen L a n g e n R u h ? I I a blühender K n a b e , mein starrendes Herz fliegt Freudig empor, w e n n ich die alternden Gräber, w i e rührend, U n d ehrwürdig sie s i n d , mir denke.

M e i n Simeon legte

Sich i n seinGrab so lange nun schon! Z w a r lang' ist mein Grab auch In den Felsen geliaun ; doch stets noch fehlt ihm der todte! Also sagt' er, und sta nd, und lehnt' in der bitteren W e h m u t h Sich auf Boa.

M e i n Sohn, f ü r den die Sonne nicht auslosch,

Dessen Auge der Sommernacht sanftschimmerndes L i c h t sieht, Ist der Himmel h e i t e r ? M i r wehete liebliche K ü h l u n g , Und erfrischte den müden. B. D i e L u f t ist heiter, mein Vater, U n d verschönt in dem weiten Gefilde den

sprossenden

Frühling. G. W a r ' er auch in Wolken gehüllt, und dunkel v o a Wettern,

78 XI. G.

v. 1479 —

1 499-

Boa, mein Solin; soll doch der Tag, an welchem ich sterbe, M i r ein Tag des Frühlinges s e y n ! S. Er dürstet zu sterben, Saa;te Simeons Seele zu dem Geleiter, dem Engel, W e i l er den trüben Gedanken von Jesus Tode nicht aushält. E. Simeon, ach den weifs er noch nicht.

Sie. haben dem

Greise, D a i s er lebe, verborgen die schreckenvolle Geschichte. S.' S i e h e , so stirbt e r , o Seraph, so bald er sie hört.

Doch

ich sagte J a auch i h m , es w ü r d e diefs Schwert durch die Seele der Mutter G e h e n ! Indem sie so redeten, setzte sich Simeons Bruder M i t dem Knaben ans Grab.

Die aschebedeckten Gebeine

Simeons sonderte jetzt von -der Erde Staube der Cherub Zu der Unsterblichkeit ab. Sie rauschten, und regten sich, sichtbar N u r für Engel, für die nur hörbar, die fern in denHimmeln Preise der Sterne vernehmen.- Indem sein Schimmer, des reuen W e r d e n d e n LeibesVerklärung, auf diesen wallend herabsank, Daucht' es der hohen Seele, dafs ihr die Gedanken sich ferne, W i e auf Flügeln entzückender Harmonieen getragen, Immer ferner verlören.

Doch kehreten eilend sie wieder,

Da der unsterbliche L e i b der neuen Schöpfung vollendet, Und des todten Seele mit jeder innigen Freude Seiner Auferstehung erfüllt war.

Ein Pilger des Festes

79 X L G.

v. 1500 —

1520.

L i e f in dem W e g e daher, und eilte nach Bethlehems Hütten. B . W a r u m eilest du so, du P i l g e r ? P. Sollt,' icli nicht eilen, Und den Meinen erzählen des Todes bange Geschichte? G. Welches T o d e s ? so rief des auferstandenen Bruder. P. Bist du der einige, der nicht wisse, dafs unsere Herrscher J e s u s , den göttlichen M a n n , an dem Kreuze tödteten? Sprachlos Sank der Alte zurück.

N a c h langem M ü h e n , brachten

Endlich der Pilger und Boa den leidenden über den Kidron, W e g von den Gräbern.

E r flehte zurückgeleitet zu w e r d e n ;

Aber umsonst, sie leiteten ihn zu Jerusalems T h o r e n . S. Wollen w i r neben ihm wallen,und seinem Geitte begegnen, W e n n er, o Seraph, die Hütte verläfst, die jetzt ihn belastet? D e n n der Morgen w i r i sie gesunken

finden.

E . E r stirbt

nicht, Simeon, denn sein Engel ist um ihn nicht zugegen, U n d er w i r d noch so gar in jenein L e b e n der Freuden Viel empfahn. Denn du, mein Simeon, w i r s t ihm erscheinen, U n d von der Auferstehung des Herrn mit dem leidenden reden! L i e g ' , und ruh, so dachte bey seinem Leichnam Johannes, Bis an jenen gefürchteten T a g , den grofsenEntscheider: Wessen Sünde du t r u g s t , L a m m Gottes!

W i r sollen hier

weilen; L ä n g e r w o h l n i c h t , als Nacht den L e i b des Getödteten einhüllt,

8° XI. G.

v. 1521 — 1533.

Als du schlummerst, o Lamm, defs Altar von dem Blute noch rauchet. Du versammelst uns dann, wenn du ein Sieger hervorgehst, Wieder um dich, dafs wir auch deine ¡Herrlichkeit sehen! Dann verlass' ich dich, Staub, dem einst Posaunen ertönen ! Jetzo säum'ich gerne bey dir.

Was weirdet ihr seihst seyn,

Freuden der Auferstehung, da eure Hoffnung so froh macht! W a s vor ein Traum-umschwebt, vor ein hocherhebender Wunsch mich, Bald zu erwachen? auf deinen Tag nicht, Richter, zu warten? Sieh ein W u n s c h ,

den Hoffnung die Himmel höher hinaufträgt!

Wunderbar sind die Gnaden des Herrn, unzählbar, und neue Dürfen w i r stets erwarten.

So dacht' er, und sah Benoni,

Einen Schimmer, daher in der Abenddämmerung kommen. J. Welcher Engel entschwebt dem hangenden Felsen^, o Seraph ? Sagte zu seinem Hüter Johannes.

Jeder Entzückung

Frühlingsschönheit umgiebt den himmlischen Jüngling. Ich kenn' i h n ! Höre sein Schweben! Er gleicht Benoni. Schützender Engel.

Er istBenoni's

W e r ist, o Seraph, wer ist e r ? Ich kenn' ihn

Nun nicht mehr.

Er ist kein Epgel nicht, keine der Seelen

X I . G. In

V.

1539 —

dem G e w ä n d e des L i c h t s j

1556.

doch

gleicht er Benoni.

Erstanden ? A c h von

dein

Tode

wärest

du,

himmlischer

Jüngling,

erstanden? K o m m , beflügle den S c h w u n g , den H a r f e n k l a n g , den du schwebest, W e r d u a u c h bist.

Vielleicht

ein

Benoni

vor

Kurzem

gestorben D r ü b e n am Ocean , e r s t a n d e n ,

herübergesendet,

Irgend ein neues W u n d e r des grofsen Erbarmers z u lehren, O d e r selber z u seyn.

Jetzt hatte dem H a r f e n k l a n g e

F l ü g e l B e n o n i gegeben, und w a r l e i c h t s c h w e b e n d gekommen. B . Gröfster v o n d e n e n , die W e i b e r gebaren, von E w i g k e i t segne Dich

der V a t e r

der W e s e n

zu

Ewigkeit!

Himmlische

Bothschaft B r i n g ' i c h ; Siehe, der h e i l i g e Staub, die T o d t e n e r w a c h e n ! T ä u f e r des H e r r n ,

das ganze G e f i l d b e w e g t s i c h ,

und

rauschet, R a u s c h e t v o n A u f e r s t e h u n g ! die T o d t e n Gottes e r w a c h e n ! J. J ü n g l i n g ,

w e n sähest d u ?

sahst d u ?

B . Ich sah den

V a t e r der M e n s c h e n ! H e n o c h , u n d Elias erstaunten! und Abraham glänzte, W i e die Heere des H i m m e l s ! A u c h kam in P u r p u r g e w ö l k « Isak.

I c h s a h , es danket' ihr A u g ' erhoben zum Himmel,

M o s e s und H i o b ! I c h sah die Sieben, die M ä r t y r e r kommen, Kxorsx.W. V.B.

M E S S .

III.B.

6

82 XI. G.

v . 15.57 —

U n d verlor lAich in der E n t z ü c k u n g .

1569. V o n E w i g k e i t segne

D i c h zu E w i g k e i t G o t t ! A u c h dich, Johannes, erblickt' ich, ' A b e r noch n i c h t erstanden.

B e r e i t e dich, gröfster von A d a m ,

D e i n e r A u f e r s t e h u n g ! Johannes sähe v e r w u n d e r n d , D a f s sich Tegte sein L e i c h n a m , sich a u f r i c h t e t e , lebte, A b e t noch nicht v e r k l ä r t , noch nur aus E r d e geschaffen. S c h l e u n i g verlor die erhabene Seele die letzten G e d a n k e n Ü b e r das V^uuder, das letzte G e f ü h l der frohen E r w a r t u n g ; D e n n sie vereinigte s i c h ! N u n w a r das W u n d e r vollendet, U n d det H e i l i g e pries in verklärtem L e i b e .den M i t t l e r . D i e s e r Erstandenen N a m e n erschollen mir l a u t , b e y der Palmen W i p f e l verwehten

die a n d e r n ; allein in den Stunden der Weihe

K o m m t die Sionitin, u n d n e n n t mir die himmlischen Namen.

D

E

R

M

Z W Ö L F T E R

E

S

S

I

A

G E S A N G .

S

.

XII. G.

V.

1



18-

T r ü b ' ist, - und bang iit ihren verborgensten T i e f e n d ! « Seele, W e n n sie fürchtet, dafsGott sie aus ihrem himmlischen Erbe Stofsen werde.

Verirrt in dem Labyrinthe der Vorsicht,

Wenden sich w e g von weiterem Forschen alle Gedanken ; Jede von ihren Empfindungen treffen die Flüche vom Sina, Und von dem Ebal, mehr des hohen Golgatha Schrecken. Ach nun w i r d sie das weifse Gewand der Sieger nicht kleiden! Ihr in dem Himmel die Palme der Uberwinder nicht w e r d e n ! Und die Krone nicht strahlen! Sie liegt hinschmachtend im Staube; Und sie würde vergehn, wenn sie Ein Gedanke nicht hielte, Er ihr Retter nicht w a r ' , ihr Engel gesandt von dem Himmel, Dieser grofse: Sich Gott in Allem zu u n t e r w e r f e n ! So voll Jammers, und so von jeder Hoffnung verlassen W a r der kleine Haufe der wenigen unter den Menschen, Die den Versöhner kannten des E w i g e n , da ihn ihr Auge Starr, und todt auf Golgatha sah, und um ihn riun alles Od und verstummt; und so war's der von Arimathäa, Er der Eine, daf» sie nicht ganz dem Jammer erlagen.

86 X J I . G.

r . 19 — 30.

Dich au begraben, du Todter des Herrn, entschlofs sich Joseph, Mutbiger jetzt, und Rächer an seiner vorigen Kleinmuth, Laut ruft' er auf Golgatha, dafs es der Hauptmann der Römer, Und, wie sehrauch 'lngst sie betäubte, die Zeugen es hörten; Zeh beinahe den Todten des Herrn! Dort gegen uns über Lieget sein Giab, und meins,

Nein! ich will nur bey de» Felsen

Eingang ruhen.

A u f , Nikodemus, und alle Myrrhen,

Alles, was du von der Aloe brachst, das nimm, und erwarte Mich bey dem Kreuz.

Ich geh', und ich komme vom Fürsten der-Römer

Schnell zurück; aueh bring* ich die Leinwand zu dem Und er eilte.

Benräbnifs. o So eilt der Entschlufs, das Leben zu ändern,

Wenn er wahr ist, und jeder Entschlufs der Sünde vergebens Gegen ihn den blinkenden Dolchstofs wüthend emporhebt, Oder umsonst Einschläfrungen ihm, und Seligkeit zusingt, Also eilt er zur That! Der Arimathäer erreichte Bald des Heiden Pallast, und fand ihn umgeben von Unruh; Sähe Fortia bleich, und trüb' ihr Auge von Jammer. P, Was begehrst du von mir? J . Des Todten Leichnam, Pilatus, Den du nicht kanntest, und den d u , von meinem Volke verleitet, Heut auf Golgatha kreuzigen liefsest. Ich will ihn begraben.

87 XII. G.

v. 39 — 57-

P. Äbe* Was geht der Todte dich a n ? J. Sehr viel, o Pilatus, Und nur weniger, als den Richter droben, der Götter Gott! P. Am Cocytus, und nicht in dem Himmel, richten die Götter! Er nicht, den du voll Stolz den Gott der Götter itzt nanntest, Israelit! Rhadamantus, und Minos, und Aakus richten! J. Ob die Götter der Römer, und ob ain Cocytus sie richten, Lais uns dann,o Pilatus, entscheiden, wenn unsere Leichen. Urne füllen, und Grab.

Itzt fleh'ich, ounser Beherrscher,

Auch der Mörder Beherrscher, die den Propheten erwürgten, innig dich an: Gieb mir, gieb wenigen Frommen den Leichnam Dieses göttlichen Manns! P . S o war' er so schnell denn gestorben? Sag', ist er wirklich todt? Jetzt hielt es Portia's "VVebmuth Länger nicht aus. Gieb diesem redlichen Manne den Toilten, Oder begrabe mich selbst! Sie sprachs, und es stürzt' ihr die Thräne. Sende zum Hauptmann am Kreux, Pilatus sagt'es zu Joseph, Und wenn er kommt, so führ' ihn zu mir.

Er sandte.

Der Hauptmann Kam.

Sie traten herein.

P. Ist, den sie vor Barrabas wählten,

Jetzt schon todt ? H. Todt war er.

Ihm wollte keiner die

Beine Breclien, bis einer zuletzt die Lanze tief ihm insHerz stiefi.

88 X I I . G.

v. 5 8 — 78-

U n d Pilatus erwiederte : Gieb dem Marine den. Leichnam^ D a f s er i h n , w o er will, begrabe.

W o hast du beschlossen

I h n au begraben? J, In meinem Grab' an Golgatha'« Ilügel. Also sagt' er, u n d ging, und kam au dem Hügel des Todes. Christus M u t t e r erblickte zuerst den t r e u e n , und sah es, D a f s er das Sterbegewand zu ihres Sohnes Begräbniis T r u g , u n d w e i n t e vor inniger W e h m u t h ; doch ohne Sprachfe Blieb sie noch stets, stumm immer n o c h , mit dem Schwert in der Seele, Und so bebte zum erstenmal die L i p p e J o h a n n e s : M u t t e r des H e r r n ,

un» armen Leidenden ist es doch Lindrung,

D a f s ihn Joseph begräbt.

Allein, indem er es sagte,

W a n d t ' er gleichwohl vom Grabe den Blick.

Die Mutter

des Todten, r Und

des Jüngers antwortete nicht.

D e r fromme Joseph

E i l t e zum K r e u z , u n d ihm kam Nikodemus entgegen. W e r von den Zeugen sich ihnen naht, dem rufen sie beyde Freudig z u ! W i r dürfen den Todten Gottes begraben! Aber die leidenden traten zurück, und'blieben von fern s i e h n ; D o c h die Zeugen im Himmel nicht a u c h , die Erstandnen und Engel, D i e s e schwebeten näher h i n z u ; und schon, doch u n h ö r b a r M e n s c h l i c h e n O h r e n , begann der Harfe Klage; der Stimme Klage

noch

nicht.

H ä t t ' einer der Sterblichen vernommen,

dieses

89 X I I . G.

v . 79 — 99.

E i n e r von denen, die bang in bitterem Schmerze v e r s a n k e n ; Nicht auf der E r d ' , er w a r ' in dem Himmel vor Freude geweseni! Oder der E n g e l h a f f e W e h m u t h hätt' ihn getödtet! Jetzt trat Joseph herzu, und Nikodemus, und legten Der das Sterbegewand, und der die Gerüche der M y r r h e In den Staub.

Dann

nahmen sie voh dem Kreuze den Leichnam,

Und sie liefsen ihn sanft auf Golgatha'6 Hügel herunter Sinken! Nun ruht' er am Kreuz,

Sie eileten, gaben der

Staude Leben dem L e i c h e n g e w a n d ' , und w o l l t e n , der .einst mit Posaunen Auferstehung gebeut, so schützen vor der V e r w e s u n g . Aber E v a schwebt' auf ihn z u , und neigt' ihr Antlitz Uber das Antlitz des todten Messias.

Ihr goldenes Haar flofs

Sanft auf seine W u n d e n , und E i n e T h r ä n e des Himmels Auf die ruhende Brust.

W i e schön sind deine W u n d e n !

Lispelt sie leis' ihm z u , noch ungeborner Erlöster! Ganzer Äonen Seligkeit strömt aus jeder herunter! Sohn! mein M i t t l e r , w i e decket dir Blasse des Todes das Antlitz! Dein geschlossener schweigender Mund, dein stummen Auge Reden dennoch ewiges L e b e n ! E i n blühender Seraph, Stürb* e r , also lag' er im Tode,

Noch lä,cbelst du L i e b e !

Und in deinem Gesicht redt jede Geberde noch G n a d e !

gp

— X I I . G.

V. 100 —. 122.

Also sprach zu dem liegenden Todten die glückliche Mutter j Aber die andere stand, verhüllt, und konnte zum Leichnam N i c h t hinblicken. Schon den T o d t e n .

Joseph, und Nikodemus unm-anden Allein als unter der bebenden H ä n d e n

N u n das Sterbegewand zu Blute w u r d e , da hielten® L ä n g e r nicht aus tlie vollendeten F r o m m e n , die Väter des Mittlers; U n d es begann ihr Todtengesaiig, die Kla^e .des Himmels. E i n s der Chöre begann, und die Thränen der Seligen flössen. "Wer ist der, so vom Golgatha kömmt in röthlicbem Kleide ? W e r , mit Blutgewande geschmückt, herunter vom Altar ? W e r , defs göttliche M a c h t verborgen, und ewiges Heil i s t ? I h m antwortet* ein anderes C h o r , u n d die T h r ä n e n flössen, U n d derPosautien des Weltgerichts tönt* Ein' in dem Chore. I c h b i n s , der Gerechtigkeit l e h r t , ein Meister zu helfen!" D e m erwiedert das Chor, das zuerst in T h r ä n e n dahinflofs: W a r u m ist dein Gewand so röthlich gefärbt ? u n d wie eines, D e r die Kelter getreten, dein Kleid? T r a t Ich die Kelter N i c h t allein? u n d w a r mit mir der Endlichen E i n e r ? D i e sich e m p ö r t e n , ich hab' in meinem Zorn sie gekeltert, Sie zertreten in meinem Grimm! und all ihr Vermögen I s t auf meine Kleider gespritzt.

I n der rettenden Arbeit

Hab* ich mir d i e ' G e w ä n d e mit Blute gefärbt! D e n n der Rache T a g i s t , es ist gekommen das J a h r der groisen Erlösung!

9

X I I . G.

123 —

Yi

l

139.

Als ich begann zu erlösen, da sah ich a m b e r , und Icein Helfer W a r am mich! Da schreckte mich G o t t ! und keiner erhielt mich, Keiner im Himmel n i c h t , keiner auf Erden! D a mufste mein Arm mir Helfen! und gegen die stolzen Empörer mein Zorn mich erhalten>! Siehe, der Schlange zertrat ich den K o p f ! Sie stach in die Ferse h All' Empörer hab* i c b i n meinem Zorne zertreten, Hab* in meinem Grimm sie trunken'gemacht zu d e m T o d e i Also hab* ich all ihr Vermögen zu Boden gestofsen! Dieses sangen die C h ö r e , und mischten Triumph in ¿ie Wehmuth, Joseph nahm von des Todten Haupt die blutige Krone, Reichte

sie

dem Gefährten,

und

hüllte

das

göttliche

Haupt ein. Aber

nicht

wie

Maria,

und

nicht

wie

die

Jünger,

verstummten Jene seligen Z e u g e n , die über Golgatha schwebten. Denn von neuem begangen

der Sterbegesang, und die

Thränen. Hätten dir jetzt die Harfen getönet,-die du, auch sterblich Noch, auf Patmos vernahmst, w i e selig wärst du gewesen, Jünger des Todten, und Sohn der jammervollsten der M ü t t e r !

9® X I I ; G;

V- 140 — i t f l .

Alid sang ein Chor der Erstandnen , -und blickt''auf ' den Leichnam : Sieh., es rauschte der Bach Kidrona,

der 'Bach » » deitf

Tempel, Engel:, der Bach Kidrona ! Tritt auf den Stolzen, ö Seele, Auf die liegende Schlange! Die wenigen einsamen Palmen Raüscketea durch Gethsemane.

D a begann er zu sterben!

Einem anderen Chor .entströmeten Halle des Donners: Höret' er nicht tief unten die Finten rauschen des Abgrunds, Wuthausruf der Gerichteten dröhn, und begann zu sterben? Bebte nicht Tabör hinauf in die W o l k e ? Da kam Eloa Aus dem Dunkel einher., der'Nacht des richtenden Vfeters^ Schwebt', und sang ihm Triumphe! D a begann e i z u sterben! Als-sie schwiegen, erscholl!die sanfte Stimme der K l a g e : Und gestorben ist e r ! er ist gestorben, ihr E n g e l ! Also sangen sie.

loseph und Nikodemus erhüben

Vön der Erde den heiligen Leichnam, und-trugen-langsacA Ihn von Golgatha's Höh-,_ der L a s t von Gott gewürdigt. Und aus einem der Chöre geleitet' ein Hall sie hinunter: Ach er hielt es nicht Raub Gott gleichen! und dennoch, du schönster Unter den Menschen und E n g e l n , erniedertest du bis zum Tode Dich, zu dem Tod' am K r e u z ! und Knechte sündiger Götzen W a r f e n um seine Gewände das L o o s ! Ach Essig und Galle Gaben sie ihm in seinem entflammten Durste zu trinken,

93 X I I . G.

v. 1 6 2 .— »79.

Und vom bitteren Reiche des Hohns der Seele de» Dulders ! Drauf erhub ein flammendes Chor die Stimme gen H i m m e l : Ach Jerusalem . . Wehe d i r , Jerusalem!

Wehe

Deinen S ö h n e n , Jerusalem! J e n e zu schreckliche Stimme, Ach dein R u f e n ums Blut des Versöhners, w i e hat es der Feldherrn Rufen,

du Stadt des T o d e s ,

erhört!

W i e haben

die

Adler Sich versammelt ums A a s ! D a entsanken die H a r f e n den Tätern; Aber es rief die Posaune fort das R u f e n der Feldherrn. Auch- den Händen des M a n n s ,

der Aarons Gott

war,

entsanken Seine S a i t e n ; allein da Eloa's Donnerposaune W e h ausrief, da entschwebt' er der Heiligen w e i n e n d e n Chören, Trat dann dicht bey den E n g e l , heran zu dem blutigen Leichnam. Also sang e r , und also erscholl die Posaune des Seraphs: L a n g e w i r d E r mit e u c h , die diesen Abel erwürgten, Siehe der E i n e , der e w i g i s t , rechten: I h r K a i n ,

ich.

kenn' euch! 1

W e i f « , w © ihr s e y d ! Schrie gegen euch nicht zu mir in den Himmel Eures Bruders B l u t ? Nicht um Rache ruft' es m i r , r u f t e B i s iu die innerste Nacht des W e l t g e r i c h t s , um G n a d e !

94 XII. G. v. 180 — »97Aber ihr wolltet nicht Gnade! So wird des Vergeltenden Stimme, Von dem hohen Golgatha bis in die unterste Hölle, Viel- der Äonen ertönen! Nun w ä h l t , ihr Mörder des Mittlers» Eure Wahl denn, und sterbt! Doch jetzo entsank die Posaune Selber Eloa; auch schwieg der Gesang des ernsten Propheten. Aber sie sahn dem Leichname «ach.

Ihn trugen die

Frommen Nieder zum Grabe, da» gegen dem hoh^n Golgatha übet Einsam unter alternden Bäumen in Felsen gehaun lag* Und sie entwälzten den deckenden Stein der Öffnung des Grabmahls. Josephs Aug' erkohr in seiner Tiefe die, State Für denEntschlafnen,-und so zerflofs des traurenden Seele: Endlich hat des Lebens , ach endlich des Todes Dulder, W o er sein Haupt* hinlege! Sie nahmen den heiligen Leichnam, Senkten ihn sanft hinab in *die Tiefe des Grabes, und wandten Oft von dem liegenden Todten weg ihr weinendes Auge, Bis sie zuletzt den Felsen mit müdem A r « ' aufhüben, Seine dumpfe Last in des Grabmahls Öffnung sinken Iueisen, und Nacht ausbreiteten über den Leichnam des Mittlers.

95 XII. G.

v . 193 —

2x7.

A l s die N a c h t d e n T o d t e n umgab, da ertönten die C h ö r e Seiner himmlischen L e i c h e n g e f . i h r t e n .

Sie sahn

in Ses

Grabes N a c h t die M o r g e n r ö t h e der A u f e r s t e h u n g schon dämmern. Selbst da wurdest ,ge:>ät ; doch entsprossest du der V e r w e s u n g N i c h t ! K a u m schatten d i r , S o h n , die T o d e s s c h a t t e n , so regt sich Schon das neue L e b e n um dich ! so ranscht's im Gefilde Golgatha schon v o n der A u f e r s t e h u n g ! am blutigen Altar L a u t von der A u f e r s t e h u n g des giöfsten unter d e n T o d t e n ! T ö n t , Posaunen der E n g e l des'I'brons, der Erndter am T a g e Seines L o h n e s , der Himmelrufer, w e n n ' n u n an des Sion Strome die neuen Namen der Sieger melodisch h e r a u f w e h n , T ö n e t der nahenden A u f e r s t e h u n g des Sohnes e n t g e g e n ! L i s p e l t , H a r f e n , der schönsten der M o r g e n r ö t h e n ,

dem

Schimmer Seines E r w a c h e n s , des S i e g e n d e n strahlendem

Schweben

entgegen ! Ach uns schlummert er n i c h t in der N a c h t des E n t s e t z e n s ! er schlummert Uns in der Palme S c h a t t e n , der U b e r w i n d e r dès T o d e s ! K l a g e t , klag«;t ihm nach, ihr seine Geliebten, 4ie sterblich N o c h im btauhe w a n d e l n ; ihr w e i n t bald andere T h r ä n e n , T h r ä n e n , w i e w i r sie nicht w e i n e n können, die euer E l e n d N i c h t e m p f a n d e n , w i e i h r , nicht w e i n t e n aus blutendem Herzen !

96 X I I . G. Stille

verbreitete

v. 2 1 8 — 234.

sich

um

das Grab.

Die

Engel

verliefsens, Und die Menschen.

E s schwieg der Harfen Stimm' und der Thränen,

Mittler Gottes, um dich, der endlich am blutigen Altar R u h e fand, entrissen dem Leiden des Opfertodes. Und Johannes wandte sein Antlitz, und sprach zu Maria: Meine Mutter, nun deckt ihn die Nacht.

Ach lafs uns

den Hügel Nun verlassen.

Ich will dich zu meiner Hütte geleiten.

Ganz aus ihrer Seele, die Seele der Mutter des Mittlers W a r erhaben! mit trübem und tbränenblutendem Auge Sprach sie, und endete so ihr langes Todtenverstummen: Deine Mutter? Entzückung der Himmel kann es mir einst seyn, Ach dafs E r der Gebende w a r ! die letzte der Freuden Auch nicht, o sein Jünger, dafs du der gegebene Sohn warst: Aber Jammer, und T o d , und Grab, und alles Entsetzen Ist es, dafs E r mein Sohn nicht mehr ist! Da verstummte sie wieder, Und verhüllte sich.

Bleich, wie die jammervollste der Mütter,

Führte

der

Sohn

an

dem

Todeshügel

hinunter.

sie

langsam

XII. G.

V. 2 3 5 —

253.

Abgesondert von andern, von dichten Palmen umgeben, Und in dem Schatten des Tempels, nicht fern von Jerusalems Mauer« Lag ein einsames H a u s ,

das Johannes,

des göttlichen

Lehrers Lieblingsjünger« bewohnte.

Oa bracht' er vom Kreuz Maria

Traurend hinab.

Er selbst sank fast vor innigem Gram hin.

Wen er, indem si^ herab von dem Hügel wankten, erblickt« Von den Zwölfen, den Siebzigen, und den heiligen Weibern^ Bat er zu seiner Mutter zu kommen, und war' es ihm möglich, Ihr die tiefe W u n d e zu heilen, die W u n d ' in der Seele; Zwar nicht ganz, das könnte kein Mensch, das könnte der Herr n u r ! Gabriel kann es, nicht w i r , wenn ihn noch Einmal vom Himmel Gott, däfs sie ihn von neuem erhebe*

der leidenden

sendet, Dafs von neuem ilir Geist sich freue Gottes, des Retters! Bald versammelten sich in diesem Hause die Jünger, Und der Siebgige viel, und viele der heiligen Weiber. An der Mauer hinab, gedeckt von dem forderstenHause, Zog sich ein

andres.

In

diesem

war der Saal der

Versammlung. Uber dem Saal erhub sich der Söller, entstieg der Mauer Höhen, und öffnete f ü r das Aug* ein reiches Gefilde. KLOPST. W . V . B . M E S S . I I I . B .

7

98 X I I . G.

v. 254 — 271.

Singe, mein L i e d , die Thränen der Liebenden um den Geliebten, Ach der traurenden Freundschaft Klage.

Wie Israel«

Wehmuth Auf den blutigen Rock des Solines R a h e l , auf Josephs, Josephs flofs, so fliefse mein Lied voll Empfindung und Einfalt. Langsam, weinend, mit schwerem Athem, erreichte Maria Endlich die Hütt* an dem Tempel, und trat in den Saal der Versammlung, W o sie den Heiligen, den sie geboren, und der nun todt war, Oft vordem gesehen, und oft die Thräne der Freude Weggewendet, und eingehüllt sich hatt' in den Schleyer. Als sie, w o er gesessen, und w o er himmlisch gesprochen, Und sie gesegnet hatte, die leere Stelle, auf immer Leer nuu, erblickte; da weinte sie laut, sank neben ihr nieder, Knieet', und neigte die Stirn darauf.

So fand sie Maria

Magdale liegen, und noch die Mutter der Zebedäiden. Auch Nathanael kam, und fand sie noch also, bis endlich Sie es Magdale, und der Mutter Johannes erlaubte, Sie in die Höhe zu heben.

Nun safs sie verhüllt, wie am Kreuze;

Und mit ihr verstummten die anderen.

Simon Petrus

X I I . G.

/V. 2 7 2 — 294.

Trat herein, und als er sah die M u t t e r bey Jesus, W e i n e t ' er l a u t , und r i e f : E r ist begraben! Ich hoff* es, J a , ich hoff' es zu G o t t , w i r alle werden um ihn bald Auch begraben liegen! M i r soll es Joseph verheifsen, Soll es. mit einem heiligen E i d e gen Himmel mir schwören, D a f s er neben ihn m i c h , dicht an den Felsen des Todten, L e g e n w i l l ! Und mich in den F e l s e n ! rufte Maria. Hand in H a n d , kam Simon der K a n a n i t , und Matthäus, Kam P h i l i p p u s , und kam der Alpliäide J a k o b u s ; Aber Lebbäus allein.

E r wollte r e d e n , doch setzt' er

Sich in die dunkelste Ferne des S a a l s , und verhüllte seiA Antlitz. Auch J a k o b u s , der Zebedäide, der Sohn des Donners Trat herein,

und erhub die Händ' und die Augen zum Himmel!

T o d t ! er ist todt! und nichts ist alle menschliche Gröfse, Auch die wirkliche selbst, s i e , die zu glänzen verachtet, Und nur handelt, ist nichts! D e n n über ihn haben Verruchte, Haben Tyrannen gesiegt! So sprach der Zebedäide, Giiig dann wieder hinaus, und kühlte sich unter den Palmen. Bartholomäus, mit ihm der Bruder Simons, Andreas K a m , und Kleophas, und M a t t h i a s , und Semida kamen, Alle trostlos, und jammervoller, als jeder des andern Schmerzen sah.

D i e L i p p e verstummt', und des W e i n e n s Stimme

Scholl nur dumpf im dämmernden Saal.

I h n hatte M a r i a

lOO X I I . G.

v. 295 — 3 1 5 .

Magdalena mit einer entschlummernden Todtenlampe Sparsam erhellt.

So lag in verlöschendem Schimmer de* Altars

Abel mit stummer L i p p e ; und seines Blutes Stimme Jammerte nur. Jetzt kamen noch heilige Weiber, und trugen Sterbetücher, und trugen noch Salben für den Entschlafnen. Auch Unsterbliche schwebten herein, die Epgel der Jünger, Und der anderen Weinenden Engel.

Allsehendes Auge,

D e i n s , defs Tod sie beweinten, auch du, mitleidiges Auge, Blicktest in diese Versammlung! Der Engel Magdale'» hebt ihr • Ihre Seele so weit aus ihrer Traurigkeit Abgrund, D a f s sie s»u klagen vermag.

So klagte die Hörerin Jesus:

W i e viel anders, w i e sehr viel anders ist es mit uns nun, D a e r . . M u t t e r , stirb du nicht, auch, damit w i r nicht vollends Gar vergehn! Nun empfind' ich es erst, nun lern' ich es weinen, W a s der Bethlebemit einst über Jerusalem weinte, Uber die einsame W i t t w e , die Fürstin unter den Heiden, Und der Länder Königin war! W i r waren geringe, Lebten dürftig im Staub', und dennoch waren wir glücklich! Denn er war ein göttlicher Mann, der todt ist! Allein jetzt Ach was sind w i r geworden! gestürzt in welches Elend! Und was, werden w i r seyn!

und welche Nächte voll

Jammers

lOl

X I I . G.

v. 316 — 335-

W e i d e n w i r w e i n e n ! O möchten der Jammernächte n i c h t viel s e y n ! Und die letzte des ewigen Schlafs bald k o m m e n ,

des

Schlummers I n dem besseren L a g e r , als unser Lager voll T h r ä n e n ! U n s e r e Feinde schweben e m p o r , u n d spotten der armen, D i e den göttlichen M a n n verehrten in ihrer Einfalt. Auch sein spotteten s i e , u n d gaben i h m , als er i n D u r s t e R u f t e , nicht Galle n u r , sie gaben die untersten H e f e n Ihres Hohnes ihm auch in seinen Q u a l e n ! O R i c h t e r ! Geufs auch i h n e n , Vergelter! der Rache Taumelkelch voll! L a i s sie bis zu den H e f e n hinab ihn trinken, u n d s t e r b e n ! Und sie schwieg.

Z u ihr sprach Jesus M u t t e r , u n d weinte,

D a f s sie vor innigem Schmerz die gebrochnen W o r t e kaum aussprach: Uberlafs du es ganz dem R i c h t e r , o M a g d a l e ! Rief denn N i c h t in seinem Blute mein Sohn herab von dem Kreuze f Vater! sie wissen es nicht, was sie t h u n . Erbarme dich i h r e r ! U n d B e w u n d r u n g ergriff, u n d unaussprechliche W e h m u t h Aller H e r z e n ,

ein Kampf der erhabensten Freud*,

und

der trübsten Bittersten Schmerzen; allein die Schmerzen siegten, u n d bald w a r d Aller Seele von neuem pu N a c h t ! Jetzt sagte L e b b ä u s : Ja, erbarme dich ihrer, o R i c h t e r , u n d V a t e r ! doch unser,

102

— — — •

XTI. G.

v. 336 — 355-

Unser erbarme dich auch! und lafs uns sterben! W a s tonnen W i r auf der Erde noch thun? W a s sind w i r ohne den Todten? Ach sein Vater, er sagt* es uns einst, in deinem Hause Sind der Wohnungen viel! O I9U nur an deines Hauses Schwellen uns liegen, und nicht in des Elends Hütten uhs bleiben ! Keiner komm*, und wag's, und wolle mich trösten.

Tch

kenne Keinen Trost, als allein den Tod l Den lieb' ich, und der kann Nur mich trösten, der oft des Todes Namen mir ausspricht. Sieh, er ist mir ein lieblicher Schall zu der Blumenzeit! ist Tempelgesang mir! Mich gn'ifse'kein Grufs von dem Leben! und unser Liebstes Gespräch sey derer Hinüberwallen, die nun schon Glückliche sind, sey Grab, und Todtengesang, und Erde Niedergeschüttet auf Erde! Wie Reichte Wanderer, lafstuns Fertig stehn, den Stab in der Hand ! leb liebe nicht mieih nur: Ach ich liebe, w i e mich, und segn' euch mit eben dem Segen, W i e der ist, um welchen ich, ihr Geliebten, euch

flehte:

Sterbt! UndIiephasrief: Ja sterben! sterben! Im Grab' ists Nun gut seyn! Die Hütten lafs uns, o Erbarmer, einander Baun! Kaum hau' ers gesagt, so trat der leidende Thomas Auch herein.

Sein wankender Fufs verweilt* an der Schwelle.

103 X I I . G. Welcher

Anblick

drang

v. 35ö — 373in

die Seele des

zögernden:

Menschen, F r o m m , w i e wenige waren, u n d seine Freunde, verlassen Von dem Helfer im H i m m e l , u n d von dem Helfer auf Erden, Jesus, und mitten in diesem Gram verlassen ! E i n Grabmahl W u r d ' ihm der dämmernde Saal;

sie T o d t e n b i l d e r ,

die

weinend Bings um ihn lier verstummten.

W e n n ihr es noch seyd,

die des Einzugs Lautes Hosanna vernahmen, was säumet ihr wirklich zu sterben ? W a r u m bleibt i h r so lang' in diesem Kampfe des T o d e s ? I c h , ich fühle den nahenden T o d , und ich glaubte bey euch hier Schon, die glücklicher w ä r e n , zu finden, einige, die w i r Auch begraben k ö n n t e n ! E r ist begraben , der lebend Auf dem Meere g i n g , u n d Lazarus a u f e r w e c k t e ! U n d ( d o r t weinest du j a ) d i c h , Semida! D i d y m u s hatt' es Kaum gesprochen, als er auf einen der T e p p i c h e hinsank. Jetzo

trat

mit

traurendem

Ernst'

in

die

stumme

Versammlung Joseph von Arimatha.

I h r Brüder C h r i s t u s , u n d meine,

Nikodemus, mein Freund, kam auch, u n d erwartet zitternd, Ob ihm hereinzutreten vergönnt s e y ? E r trägt . . Ach Joseph,



XII. G.

"



v. 374 — 39*«

Bester M a n n , was trägt er? was trägt e r , Joseph? J. Ich seh' es, J a , ihr leidet zu viel! und ach was würdet ihr leiden I N e i n ! er mufs sich wenden, und fliehn! Was trägt e r ? was ist es? J o s e p h , was trägt er ? J» I h r danket mirs noch.

Ich geh',

und ich bitt' ihn, Dafs er sich w e n d ' , und entflieh'! Ep bringt die blutige Krone! Jammernd rufte die M u t t e r : die blutige Krone? Der Mutter Lautes Rufen durchdrang der felsenstarren Versammlung Mark und Gebein! Sie batt' es kaum gen Himmel gerufen, Alt, die Krön' jn der Hand, des Todten Zeug' hereintrat. Und sie entrifs sich der Haltenden Arm, nahm bleicher den Schleyer Von dem Gesicht, und deckte damit die tqdtende Krone! Rang die Hijnd', und wankt', und stürmte zur Erde.

Sie

hielten, W i e sie konnten,

die M u t t e r ,

und

sanken mit i h r !

Verstumme! Denn du vermagst nicht, o du der wehmuthtönenden Harfe Leisester Laut, das erste Stammeln der M u t t e r zu weinen, Da sie nun wieder emporgerichtet stand, und die Arme Nach der Hülfe des Herrn ausbreitete! Nieder yom Himmel Blicket' auf

sie

der liebende Sohn, und bereitet' ihr Wonne;

105 XII. G.

jr. 392 — 409.

Aber die war ihr verborgen, und bleich, wie Sterbende, f u h r sie Also fort zu klagen; Noch Einmal sie sehn? Warum ach Brachtet ihr sie ? Ich sah sie von seinem Blute starrend Lang' um sein H a u p t ! AHei n der im Himmel wohnet, hat furchtbar Seinen Bogen auf mich gespannt, und tödtlich Gesehofs drauf, W e h mir armen! gelegt! Ich bin sein Ziel! zum Verderben Richtet er zu den flammenden Pfeil.

I s t u n t e r denHimmeln

Irgendwo noch, gebar noch eine der Mütter, die sterben Einen Sohn sab, welcher dem heiligen" Todten am Kreut glich? Also jammerte sie. Lag zu Sterben.

Doch Lazarus Schwester, Maria

Es kündeten ihr schön kältere Schweifse,

Und in Arbeit ihr Herz, zu leben sich mühend, den Tod an. Uber sie senkte sich schon der schwere Schlummer, der Führer Jenes ewigen

Schlafs in

dem

Schoofs

der

stummen

Verwesung. Jetzo erhub sie noch aus den Tiefen, in die sie der Schlummer . Niedersenkte, das Haupt, und suchte mit trüberem Blicke Martha's Auge voll müdes Schmerzes.

Das war zu der

Thräne Uber dem langen W e i n e n vertrqcknet. sagte:

Die sterbende

it>6

————X I I . G.

v. 410 — 428-

S c h w e s t e r , ich s e h w i e g ; nun kann ich nicht mehr.

Noch

verlassen mich Alle, L a z a r u s , u n d Nathanael selbst! und s i e h , ich sterbe! Ach ! ich lebte mit ihnen ; und ohne sie soll ich s t e r b e n ? M t h . Klage die treuen nicht an. Sie hat der göttliche L e h r e r Irgend in eine der Wüsten g e f ü h r t , damit sie es sehen, W i e er die Hungrigen speist, und labt die Seele der M ü d e n ! M . Klagt' ich sie a n ? Das wollt' ich nicht, M a r t h a .

Ach!

die ich liebe, K l a g t ' i c h sie je in meinem Leben denn a n ? I h r Geliebten, Hab* ichs gethan, so verzeiht mirs, und alle meine Gebrechen, W e l c h e b e k a n n t , u n d verborgen piir s i n d ! Ach, w a s sich mir jetzt zeigt, Hüllet alles die Seele mir ein in Schwermuth ! M t h . Entreifse Dieser grübelnden Ängstlichkeit d i c h , mit der d u dich quälest! Kömmt die Nacht denn zurück, die dein sonst heiteres L e b e n Unterweilen mit Trauren u m z o g , zurück in dem T o d e ? M . N e n n e die F ü h r u n g Gottes nicht N a c h t ! Ich beschwöre bey dem dich, D e r uns richtet, der mich zu unseren Vätern itzt sammelt, N e n n e seine F ü h r u n g nicht N a c h t ! Und hab' ich gelitten; H a b ' ich der Freuden nicht viel auch gehabt ? nicht Freunde, w i e du b i s t ? N i c h t die W o n n e der Engel erlebt, die E n t z ü c k u n g der Himmel

107 X I I . G.

v. 429 — 450.

A u f dem W e g e zum Grabe, nicht Je&jis Christus gesehen? Seine Wunder gesehn? und seine Weisheit gehöret? L a i s mich danken f ü r all mein E l e n d ! alle die R u h e , Welche mir w a r d ! f ü r jeden Liabetrunk, der in Durste, Jeden Schatten,

der mich in der Hitze

des

Kummers

erfrischte! U n d vor allem, dafs ich den Freund der Menschen gesehen, J e s u s , den Auferwecker derTodten ! Martha, verlafs mich, Geh, bereite das G r a b ! W o Lazarus schlief, w i l l ich schlafen! M t h . Schlafen, w o Lazarus schlief 1 und auferstehen, M a r i a , Dureh den R u f des Todtenerweckers!

M . D u glückliche

Martha! Welche s ü f s e T r ä u m e der H o f f n u n g ! Bereite das Grab m i r ! Geb, ich w i l l allein seyn mit Gott! Z u des Heiligen F ü f s e n Safs i c h , da lehrt' er mich : E i n s ist n o t h ! N u n ist es das Eine, D a f s ich allein sey mit G o t t ! Den besten Theil w i l l ich jetzo Auch e r w ä h l e n !

M t h . I c h soll dich

in deinem

Tode

verlassen ? Ich verlasse dich n i c h t , M a r i a ! S e y r u h i g , ich helfe D i r nur leiblich.

D u bist mit Gott allein , M a r i a !

Amen! mit dir sey Abrahams Gott, und Jsaks, und J a k o b s ! M . Bleib denn! E s sey mit m i r , der alle Himmel erfüllet, D e r allmächtig gebeut: Kommt wieder, Kinder v o n Adam ! Jesu, Jesu, und Abrahams Gott, und Isaks, und J a k o b s ! Also sprach sie, und flehte darauf in den T i e f e n der Seele

»OQ XII. G. v. 451 — 469. Zu dein Sündevergeber: Erhör'-, o erhör', und gebt» Jiicht ins Gericht mit mir armen! Wer aller Lebenden könnte, Wolltest du richten, vordirbestelin ! Erschaffe mir Ruhe, Gott, im' sterbenden Herzen, und mache der müden Seele Deines Heiles gewils! Du Herr des Todes, verwirf mich Nicht von deinem Antlitz! und tröste mich wieder, oVater! Tröste mich wieder! und dir erhalte dein freudiger Geist mich! D u , der Hiob erhörte, da er, von Jammer umgeben, Strebt', arbeitet', und rang au glauben, und dennoch nicht glaubte, Dafs du ihn, Vater, erhärtest, vernimm mein Flehen, und hilf mir! Also betete »ie. Dann redte sie wieder zu Martha. Meinest du, Martha, da£s Jesus für mich, jetzt bete? Du weifst es, Dafs er weinte, da toir zu dem Grabe Lazarus kamen. Sollt' er meiner nicht auch sich erbarmen ? O sqge, du theure, Können wir wohl, ohn' Ihn, zu dem, der ihn sendete, kommen? Gnade durch Ihn zu empfahn, die Hoffnung labte mich, wenn mich Jener Gedank' ergriff mit seinem Entsetzen : Verflucht sey, Wer nicht, was ich gebot, das alles erfüllt! Gott redet! Mth. Wäre Nathanael nur, und Lazarus hier, die würden

it>9 X I I . G.

v. 470 — 487-

D i r es sagen. Ich w e i f s n u r das Eine gewifs, du v e r l a f s n e : Jesus betet f ü r d i c h ! M . Ich \yär verlassen, Geliebte? Und der allgegenwärtige H e r r des L e b e n s u n d Todes Ist um mich S u n d es betet f ü r mich der H e l f e r in J u d a ! Also sprach sie, u n d sank in tiefere Schlummer.

Ihr Hers

hing, Aber zitternd, an G o t t ! Sie schlummern zu sehen, e r h u b sich M a r t h a , u n d stand bey dem L a g e r , u n d athmete kaum, nicht zu wecken, D i e sie herzlicher l i e b t ' , als sich selber! die n u n zu den Vätern Hinging, f e r n von ihr weg, die W e g e des finsteren Thaies, U n d sie allein liefs! D a die W e h m u t h

das Herz

ihr

durchströmte, Stürzet* ihr eine T h r ä n e die W a n g ' h e r a b ; doch des Weinens Stimm» hielt sie, u n d bald auch w i e d e r den schnelleren Athem. Also stand sie v e r s t u m m t , im dämmernden Saale.

Denn

dichte D u n k l e Hüllen bedeckten der Nacht G e f ä h r t i n , die Flamme, Welche n u n o f t schon erst mit dem M o r g e n

erlosch.

So findet Jener glückliche Wanderer, dem die E r i n n r u n g des'Todes Freud' ist, w e n n er in der schweigenden durstenden W ü s t e die K ü h l u n g Eines Felsen ereilt, er findet ein Grab in dem Felsen,

1 lO XII. G.

v. 488 — 5o6.

Uber dem Grabe das Bild des liegenden Todten.

Ein andrer

Starreader M a r m o r , der Freund, steht neben der Leiche. Die Höhle Nimmt nur w e n i g trüberen Tag in ihre Gewölb' auf. Voll von dessen T r a u r e n , der starb, und dessen, der nachblieb, Sieht sie der Wanderer an.

So fand dein Engel, M a r i a ,

M a r t h a bey d i r , als er zu deinem Lager herantrat. Neben den Pulsen der sterbenden,mit verlöschender Schöne, Stand der himmlische Jüngling.

Den Engeln ist Schöne

gegeben, D i e auf der Geister S t u f e n , der Menschen Seelen- die nächsten, S t e h e n j und denen Herrlichkeit, denen erhabnere Stufen Throne sind.

Doch gegen die Herrlichkeit defs, der zur Rechte

Seines Vaters stieg, ist ihre Herrlichkeit Schatten. O d u , der in Triumph empor, in T r i u m p h , in Triumphe Stieg in die Himmel der Himmel empor, und herrschet, wo Gott herrscht, M e i n Fürbitter, lafs mich, lafs zahllose Schaaren Erlöster, M e i n e Brüder, den Tod der Gerechten sterben! so mögen Leiden uns noch, die letzten der P r ü f u n g e n , oder des Himmels Vorempfindungen uns umgeben, lafs, o Versöhner, L a i s , Geopferter, nur den Tod der Gerechten uns sterben!

111

X I I . G.

v . 507 — 526.

Chebar stand zu den Füfsen der Bethanaitin, und f ü h l t e Seiner Schönheit glühendes L i c h t in Dämmrung erlöschen'. Seinein Antlitz entfloh der röthliche Morgen, die Strahlen Seinen Augen.

Ihm sanken herab, w i e Schatten, die Flügel,

Ohne zu tönen, und ohne zu. duften des ewigen Frühlings Süfse Gerüche, nicht mehr mit des Himmels Bläue beströmet, T i i e f e n d nicht mehr von goldenen Tropfen.

E r nahm vofi

dem Haupte Seinen vordem weitglänzenden K r a n z , und hielt ihn vor Wehmuth Kaum in der sinkenden Hand.

E r w u f s t ' e s , er dürft* ihr

nicht helfen, E h e r n i c h t , bis bey I h r ,

w e n n ihr Herz in dem Tode nun bräche,

Lazarus beten, und weinen der J ü n g e r Elims, und Martha, U n d Nathanael w e i n e n würden. M i t den Jüngern in Salem.

Lazarus w a r noch

E r trat zu der M u t t e r des Todten :

Siehe, schon naht sich die Mitternacht, M a r i a , und als ich Aus Betliania g i n g , schien meine Schwester dem T o d e JSahe zu seyn.

Ach w e n n sie nur nicht schon todt ist! I c h gehe,

D a f s ich sie todt seh', oder noch lebend.

Hat ihr nur keiner

Golgatha's bange Geschichte gesagt; so kann sie noch leben, . W ü f s t e sie sie, und lebte sie noch ; w a s w ü r d ' ihr der Anblick Eines der J ünger des Göttlichen seyn, welch Labsal im T o d e !

119

XII.

v. 527 - - 548-

Und Lebbäus erhub sich: Ich gehe mit d i r ! Da umarmt' ihn Schnell Nathanael: Komm, du Geliebtester unter den Lieben! O wie dankt dir mein Hera ! Itzt standen sie fertig zu gehen Vou der Mutter des Todten.

O seine Mutter, ich mag nicht,

Sagte Lazarus, jetzt den Namen nennen j den Engel Nannten; denn ach! so oft w i r ihn nennen, blutet dein Auge. E r , der deine Thränen gesehn, gezählet, der Vater Dessen, den sie begruben, der, dal's er stürbe, gewollt hat, Sey mit dir! mit dir sey Gott! Du härtest ihn beten: Vater, in deine Hände befehl' ich meine Seele! Deine Seele sey auch in Gottes Hände befohlen; Aber lebe! Nun ging er mitEile von ihr, und die beyden Folgten mit eben der Schnelligkeit nach. M i t schweigendem Ernste, Än der 2itternden Hand der Ungewifsbeit geleitet, Gin^en sieneben einander, und kamen ins Haus, des Grabes Vorhof, wo die sterbende war.

Sie standen mit Martha

Schon um ihr L a g e r , als nun Maria ihr Haupt aus dem Schlummer £ndlich erhub.

Sie rief: O Dank dir, Geber des Lebens,

Und des Todes, sie sind gekommen, mit ihnen Lebbäus. Lazarus sprach: W i e hat dir bisher, M a r i a , des Lebens Und des Todes Geber geholfen? M . Mit Gnade! Denn alles, W a s er thut, ist Erbarmen; w i e qualvoll uns es auch scheine!

XII. G.

V. 549 — 5 k v e i d i e n e t von u n s , der u n s e r e S ü n d e Also ver.-öhi.t, u n d bis zu diesem T o d e geliebt b a t . U n d schon n a h t e n sie K l e o p h a s H ü t t e .

Sie s a h n , e r

entschöpfte W a s s e r z u m T r i n k e n der M ü n d u n g des Quells, d a n n setzt* er es eilend B e y . s i c h n i e d e r , u n d w u s c h balsamische d u f t e n d e K r ä u t e r . S e i n e H a n d umflossen m i t a b no e i i s s e n e B l u m e n*: Eini-ge g l i t t e n h i n a b mit des w e i d e n d e n Baches Gelispel. Aber er sah M a t t h i a s , u n d sah den g ö t t l i c h e n F r e m d l i n g Isahu,

sprang

eiliger

auf!

Sey

mir,

Mann

Gottes,

.willkommen! Alle dein S e g e n , m i t dem d e r H a r r dich s e g n e t e , gehe, D u M a n n G o t t e s , mit dir in m e i n e H ü t t e !

Matthias

F o l g t ' , u n d t r u g das Gefäf», u n d d a r i n die lebende Q u e l l e , M i t der träufelnden Kräuter Erfrischung.

Kleophas hatte

S c h o n d e n u n b e l a s t e t e n T i s c h m i t dem ganzen R e i c h t h u m S e i n e r H ü t t e besetzt, m i t M i l c h , u n d H o n i g , u n d F e i g e n , U n d mit stärkendem B r o d t , u n d herzerfreuendem W e i n e ; H a t t e d i e T e p p i c h e schon u m h e r g e b r e i t e t . Sich z u d e m M a h l e ,

der F r e m d l i n g i h n über.

Sie legten

allein,

sie

gegen

229 X I V . G.

V.

755 —

774.

U n d der F r e m d l i n g begann auf sie sein Auge z u r i c h t e n Ernst, u n d f r e u d i g .

M i t R u h e , mit D a n k , init f e y r l i c h e m Anstand,

H i e l t er d a s B r o d t ; so p f l e g t ' e s Jesu» zu h a l t e n ! er blickte Still gen H i m m e l ; so pflegte gen Himmel Jesus z u b l i c k e n ! U n d sie star.rten sich a n , u n d ihn.

E r betete.

Jesus

"War die S t i m m e des b e t e n d e n ! und au,f liimnal das -Yntlifz Jesus C h r i s t u s des b e t e n d e n A n t l i t z ! E r betete a l s o : Unser Vater im Hiiunjel sey f ü r die Gabe gepriesen, D i e er mild' uns g a b , den d ü r f t i g e n L e i b zu erhalten. V i e l e n scheint sie g e r i n g ; doch haf mit eben der Allmacht, W e l c h e die H i m m e l e r s c h u f , sie unser Vater bereitet. A c h ! auch seine W o r t e so g a r ! D a sanken vor Freude B l e i c h , sie n i e d e r , mit anzubeten. Preis sey i h m !

E r redete w i e d e r :

E r r u f t e der S o n n ' ,

uns z u leuchten,

dem M o n d e , V o n der S t i r n e der M ü d e n

den S c h w e i f s

z u trocknen.

E r schuf uns Unser tägliches Brodt.

A n b e t u n g unserem V a t e r !

Jesus brach das B r o d t , und gab es ihnen. Bleicher vor F r e u d e n ,

Sie nahmens

und blickten ihn a u , n u n w o l l t e n sie r e d e n ;

K a n n t e n nicht reden ! E r sah sie noch Einmal mit segnender H u l d an, U n d verliefs sie.

D a sprangen sie a u f , u n d f o l g t e n ihm, eilten,

fi3Q X I V . G.

v. 7 7 5 —

Suchten', und fanden ihn nicht.

791.

Sie kehrten mit R u h zu

der Hütte. M . J a , w i r sehn ihn noch wieder 1 Ich bin im Himmel, Geliebter, N i c h t auf der E r d ' ,

in dem Himmel!

Ach

Kleophas!

Kleopbas sank ihm A n das Herz, und schwieg.

Darauf umarmt' er ihn feurig,

H i e l t ihn lang', und umarmt'ihn von neuem.

K . Matthias,

o brannte Unser Herz nicht in u n s , da er auf dem W e g e von Gott sprach ? D a er die Offenbarung uns a u f s c h l o f s ? Aber w i r s ä u m e n ? Schon ergriff er den Stab. Auch thats Matthias. Sie gingen. Unterdefs da die beyden von Einaus e i l t e n , besprachen Petrus,

und Didymus sich.

P. Verbirg es denn ihnen, o Thomas!

A c h , betrübe nicht s o , die glauben wollen, und lösche Diesen schwachen Funken in ihnen nicht a u s !

Z u dem

Himmel K ö n n t ' er flammen; du löschest ihn aus.

T h . So soll ich

denn, Simon, Unseren Freunden nicht mehr,

w a s ich denke,

sagen?

verschweigen Meiner Traurigkeit Angst ? W a s h i l f t es ihnen zu w ä h n e n , Und von dem freu(Jigeii W a h n e mit desto gröfseremTrauren A u f z u w a c h e n , je froher der süfsbetäubende W a h n w a r ?

S5i X I V . G.

v . 792 —

811-

P. N e n n ' es nicht W a h n , mein Bruder! b e y d e m , der e w i g lebet! Ach bey Jesus, der todt war, und e w i g lebet! -beschwör* ich D i c h , mein B r u d e r , nenne nicht W a h n , w a s die Rechte Jehovah's T h a t ! nicht dieser erstaunlichen Herrlichkeit Offenbarung! Heilig ist jene S t a t e , w o ich ihn sähe.

D a brannte

M i r der B u s c h ! da sah in den) Busch' ich die Herrlichkeit Gottes! D a , da w a r die Pforte des offenen Himmels! Hier stelin w i r ! Schau die Zeugen Sin dich ! hier stehn w i r Alle, die Neuue ! Magdale dann! dann ich! W i r haben den Göttlichen lebend, Lebend haben w i r i h n , nicht todt mehr, alle gesehen! M e i n e Seele bewegt sich in mir vor Wehmuth, indem ich Deine Traurigkeit 6eh , sprach Magdalena M a r i a , Deiner grübelnden Z w e i f e l zu qualenvolle Gedanken. Habe Mitleid mit i h m , mit deinem J ü n g e r , Erstandner, Mitleid!

E r z w e i f e l t aus Angst dein J ü n g e r , aus Jammer der S e e l e ;

Nicht aus bösem Herzen. , Zerstofs das zerstofsene R o h r nicht. Lösche

den

glimmenden

Tocht

nicht

aus.

Erbarme,

Rabbuni, Seinerdich, w i e du meiner dich erbarmtest! Ach Thomas, Meinest du, dafs ein Engel im Himmel mit dieser Stimme, Dieser Wonnestimme des ewigen L e b e n s , die Chöre

X I V . G.

812

V.

829.



H i m m l i s c h e r Psalmen ertönen nicht s o z u reden vermöge, W i e der T o d t e n e r w e c k e r , cier Auferstandne beym Namen M i c h , die l e c h z t e , w i e du, ihn zu sehn, bey dem Namen mich nannte,? T h . E u r e r Entzückungen Ungestüm stürzt mich verlafsnen noch tiefer I n die T i e f e n der Angst, die meine Seele verschlingen! Blendete sich die Heftigkeit nicht, mit welcher ihr r e d e t ? Thomas

sprach es

mit

innigem

Gram,

der

Thränen

zurückhielt. S i m o n rang die gefalteten H ä n d e ,

war

ernster,

und

sagte: D e i n e Wendet sich nur, mit der du z w e i f e l s t ! W i r s a h e n ! U n d w i r w u r d e n e n t z ü c k t ! W e r ist in dem H i m m e l , u n d flammet N i c h t iu E n t z ü c k u n g e n a u f ? D u siehst n i c h t s ! schaffest dir Schatten, Bange Bilder

von Gräbern

und

Nacht,

erschreckende

Zweifel! R e d e s t entflammter davon, als w i r von dem Auferstandnen, D e n w i r sahen, un4 hörten, und dessen L e i b w i r b e r ü h r t e n ! D e r mit aller s e i n e r E r b a n n u n g , die w i r an ihm k a n n t e n , Sich uns offenbarte, die du vordem an ihm kanntest. Geh zu den S a d d u c ä e r n ' z u r ü c k , und glaube mit ihnen, D a f s kein Engel, noch Geist s e y , noch A u f e r s t e h u n g vom Tode!

X I V . G.

V. 0 3 0 — 852.

M i t den W o r t e n e n t 9 t ü r z t e n den» Auge D i d y m u s T b r ä n e n . Salome sah es, u n d w o l l t ' i h n t r ö s t e n .

I n d e m sie zu r e d e n

A n f i n g , sagte der J ü n g e r : V e r s t o f s m i c h so n i c h t , G e l i e b t e r ! Ach, ich liebe, w i e du, d e n g e k r e u z i g t e n g ö t t l i c b e n T o d t e n , Simon P n t r u s . Seinen S c h m e r z . Thomas,

I t z t r e d e t e Salome.

Lindert, ihr Lieben,

I h r sehet, w i e v i e l der g e ä n g s t e t e leidet.

mein B r u d e r ,

den du den göttlichen

Todten

nanntest, Sollt' aus dieser I r r e n i c h t er dir d i e Seele zu f ü h r e n , N i c h t a u s diesem J a m m e r das H e r z zu r e i f s e n v e m i öon e n ? E r , dels T o d e s m u t h an dein K r e u z e v o n e b e n d e r H o h e i t Z e u g t e , von der die Unsterblichkeit z e u g t , diefs L e b e n der E n g e l , W e l c h e m er a u f e r s t a n d ! J a , dieses Lieben der Engeld Sprachen i h r e B e g l e i t e r i n n e n . D i e s e s a h n w i r an i h m .

U n s t e r b l i c h k e i t w a r es,

Z w a r , n i c h t w i e Gabriel, s t r a h l t ' e r ,

N i c h t w i e die E n g e l b e y seiner G e b u r t u m B e t h l e h e m s H ü t t e ; Aber Andres, als da e r m i t u n s i n dem L e b e n am G r a b e , U n s e r E r b a r m e r l e b t e , w a r n u n in des G ö t t l i c h e n A n t l i t z ! T h . E u c h n u r e r s c h i e n e der H e r r ? n i c h t m i r ?

von mir

w i l l ich s c h w e i g e n ! N i c h t der w e i n e n d e n M u t t e r ? n i c h t i h r e m S o h n e J o h a n n e s ? D e m n i c h t , den e r a m K r e u z der h e i l i g e n M u t t e r zum S o h n e , D e r n i c h t , die er z u r M u t t e r i n seinem B l u t e dem S o h n gab ? Also s p r ä c h e n sie u n t e r e i n a n d e r .

D i e hörenden rissen

M ä c h t i g e Z w e i f e l i t z t f o r t , d a n n w i e d e r s i e g e n d e r Glaube.

234 X I V . G. Beyde

wechselten

v. 853 — ß 7 i .

o f t , und

durchflammten die Seele.

W e n n Petrus, ' W e n n die freudigen Zeuginnen r e d t e n , w e n n Magdale redte; Gingen sie auf dem Meere ! w e n n D i d y m u s redete, sanken Sie vor der kommenden W o g e .

D e r zweifelnde Jünger

verliefs sie, U n d Jerusalem, ging zu den fernsten Gräbern des Qlbergs, Sich im Einsamen dort in seiner Traurigkeit Qualen T i e f e r zu stürzen.

Er wollte das n i c h t ; er wollte die müde,

T i e f v e r w u n d e t e Seele durch R u h der Einsamkeit l i n d e r n . E i n e n Becher der Freuden hat in der Rechte, der L i n k e n Einen wüthenden

Dolch die E i n s a m k e i t ;

reicht

dem

Beglückten Ihren- B e c h e r , dem L e i d e n d e n reicht sie den w ü t h e n d e n Dolch h i n ! I n das n ä c h t l i c h s t e , tiefste der f e r n e n T o d t e n g e w ö l b e W a r jetzt Thomas g e k o m m e n ; und seiner

Traurigkeit

Lasten W u r d e n schwerer auf i h m , die Gedanken sqhwärzer, des Herzens . Qualen trostbedürftiger.

I h m arbeitet die Seele,

Sich aus diesen T i e f e n , die stets mehr sanken, zu h e b e n ; Und arbeitet umsonst.

H ä t t ' er nicht zu Gott sich gewendet,

Z u der einzigen Stütze des Müden, er war* erlegen! Z u dem einzigen Stabe, w e n n w i r in Finsterniis wandeln,

235

X I V . G.

v . 872 — 890.

U n d , an das weichende Rohr nur unserer Tröstung, uns lehnen. Thomas empfand».

So wendet* er sich zu dem, der allein hilft:

Gott! V e r b o r g n e r z u dir, w i e sehr auch Dünkel die Tiefen Deines Rathes bedeckt, zu dir nur kann, in dem Zagen Ihrer Traurigkeit, meine verwundete Seele sich wenden! Nacht sind seine P f a d e ; der W e g , den ich wandl', ist noch mehr Nacht, Als die.Pfade des Todes ! Unauszuforschender Herrscher Dessen, was ist, und was seyn w i r d ! ach schau herab in das Elend, Schau auf mich, der ein Wurm in Mitternächten sich windet. Hätt' ich dich night, und starrte mein hülfeverlangendes Auge, Einziger Fels, nach dir nicht empor, die gerungenen, müden, Ausgebreiteten Hände nach dir nicht empor; so w a r ' ich Lange der Angst erlegen der wüthenden Zweifel, ich wäre Schon vergangen!- W i e sie, die um ihn jetzt blutet, ihn liebte, Meine Seele, w i e sie an ihm hing, das weifst du, Jehovah! Weifst, E r war mir Alles! Du hattest ihn, Vater, mit jeder Deiner Gnaden zu uns gesandt, mit jeder Erbarmung! Alles war er mir! Den hast du kreuzigen lassen, Sterben! Ach er ist t o d t i m i r mehr, wie den übrigen allen

236 X I V . G.

v. 891 — 9°8-

T o d t ! O M i t t e r n a c h t , d i e i h n d e c k t auf der S c h ä d e l h ö h e , Oder

in

einer

noch

dunklereu

Gruft,

die

der

Lrd'

Krs( h ü t t r u n g N i c h t z e r r ü t t e t e , m ö c h t e s t b e y ih in a u c h mich d u b e d e c k e n ! M ö c h t ' i c h liegen b'ey i h m , u n d s c h l u m m e r n , m ü d e v o n Wunden M e i n e r S e e l e ! So b i n ich. o h n ' i h n d e n n ? I c h l e b ' , u n d ich s t e r b e , A c h ohn* i h n ? D u s c h r e c k l i c h e N a c h t , die m i c h r i n g s u m einschliefst, W e h e m i r ! o h n ' i h n ! auf Gebirgen G e b i r g ' , u n d A b g r u n d Dicht

an

Abgrund,

schreckliche N a c h t !

Mein

dunkles

G e f ü h l , ach W a r u m q u ä l e s t a u c h d u m i c h : F.r w ü r d e d e r e i n s t m i r n o c h mehr.seyn, Als er m i r w a r ? w a r u m d u r c h ^ r ä b s t a u c h du mir d i e Seele ? Bis du u n s t e r b l i c h , o Seel' in m i r ? Ha fallt, ihr e n t f l o h n e n ' Schwarzen Z w e i f e l , mit

eurem Grimm mich nicht

an,

und wüthet, W i i t h e t n i c h t w i e d e r ! O die du in mir u n s t e r b l i c h bist, Seele, T i e f , zu tief, zu j a m m e r v o l l ist d e i n E l e n d ! z e r r i f s n e , W u n d e n v o l l e , du bist o h n ' i h n ! So h ä t t e s t d u k e i n e n T h e i l d e n n an i h m , e l e n d e , so l a n g ' ich im S t a u b e m i c h krümme ? A b e r v i e l l e i c h t ist er a u c h t o d t mein H e l f e r . W i e k e n n ' i c h Ü b e r dein G r a b e d i e d u n k l e r e n L a b y r i n t h e , d i e b a n g e m

237 X I V . G.

v. 9 0 9 —- 9271.

Schwermuthsvölleren Pfade,

zu

denen

des T o d e s T h a l

führt; D a i c h die t r ü b e n W e g e h i e r i n dem S t a u b e n i c h t k e n n e ? G o t t auf F.bal ! auf Sinai G o t t ! im D o n n e r ! im S t u n n e ! V a t e r ! w o ist d e i n S o h n ? W o s ä u m t e d e i n D o n n e r ,

wo

schliefen D e i n e W e t t e r , als n u n das h o h e K i e u z sich e m p o r h u b ? Z w a r sie z i t t e r t e l a u t d i e E r d ' in i h r e m E n t s e t z e n , W a r f die Felsen von sich, dafs die H i m m e l schollen, u n d aller Zagende

Seele v o m

Schrecken

vor d e m ,

das geschah,'

zermalmt w a r d ; Aber da w a r er t o d t ! K e i n Fels e r r e i c h t e die W ü r g e r , Keine Kluft verschlang ihr G e b e i n ! Allmächtiger Vater! Gott

durch

des E n g e l s

Gericht,

der die

erstgebornen

Agyptus Schlug,

doch

die

blutbesprengten

Hütten

in

Ramses

vorbeyging! G o t t i n dem S t r o m e ,

der stand,

dafs Israel

wunderbar

durchzog! D a n n u m J e r i c h o G o t t , dafs d e i n e r H e e r e P o s a u n e n Vor sich die h o h e t h ü r m e n d e Stadt in das Palinthal s t ü r z t e n ! H e r r , H e r r , G o t t ! b a r m h e r z i g u n d g n ä d i g , dafs M o s e s Gebeine N . c h t z u S t a u b e ' w i n d e n , als e r , in d i e H o h l e v e r b o r g e n , 3V1 it A n b e t u n g von f e r n , G o t t , d e i n e r H e r r l i c h k e i t n a c h s a h ! G o t t mit deinem S o h n e , dafs er a u f dem M e e r e d a h e r g i n g ,

238 X I V . G.

v. 928 —

Hoch auf der offenen W o g e ,

945.

mit ihm sein glaubender

Jünger! Blinden das A u g ' a u f t h a t , dafs es sah die Schöpfung, und ihn sah, Ach zu dem erstenmal! Den todten Geliebten erweckt' er, Ihu,

der schon zu verwesen

begann! D e r weinenden

Mutter Gab er dich, mein Semida, wieder.

D a w e i n t e sie Freude!

Gott mit deinem Sohne, dafs er, mit himmlischer Ruhe, Dieser U n t e r w e r f u n g , die fürchterlichsten der L e i d e n Aushielt, Schmach auf Schmach, ach W u n d e n auf W u r d e n , auf Tod T o d ! Gott W e l t r i c h t e r ,

wo

ist

dein

Sohn?

Erbarmender,

w i r s t du ? Oder w i r d er mich wecken von dieser Traurigkeit T o d e ? Diesem G r a u n , den Finsternissen der quälenden Z w e i f e l ? W o , w o wend* ich mich h i n ? E r l i e g t , und verweset! u n d , G o t t , du, Ach du schweigest mir! Ich dürste, kaum bin ich n o c h ! lechze nach H ü l f e ! Auferstanden w a r ' e r ? An diesem sinkenden Halme Soll ich mich halten, Verborgner, da alle deine Fluten Uber die Seele mir gehn ? So stammelt* er noch, verstummte, Faltete fester die Hand' und rang sie. Ach möcht' ich ruhen Hier in einem der Gräber! Er würde mich nun nicht erwecken.

259 X I V . G. Und w i e möcht'

v. 946 — 963.

ich zurück in ein Leben k o m m e n , in welchem

E r nicht ist! Glückselige Todte, die neben mir schlummern, Kanntet ihr Jesus Christus? Wenn ihr den

Göttlichen

kanntet, Viel glückseliger noch! W e n n ihr ihn kanntet, und liebtet; Ach so seyd ihr bey i h m ! Allein ihr verstummet m i r , alles Ist mir verstummt! Verdorrtes G e b e i n , das hier um mich Staub w i r d , W e n n du> dereinst die Stimme des Herrn vernimmst, und erwachest; Geht der T a g der Herrlichkeit a u f , an d e ® dich Jehovah Würdiget, dir zu r u f e n : Ich will dich mit Odem des Lebens Wieder beseelen! ach dann e r w a c h ' i c h mit dir! es erwachen Seine

Gebeine,

die

zwar

der Kreuziger

Wuth

nicht

zermalmte; Aber die doch in dem Scbooise der Macht und der E r d e verwesten! Dann . . O Welche R e i h e n , vielleicht von E w i g k e i t e n , Eli' ich e r w a c h e ! Doch bis zu dem Tod' ist nicht lange! Des Lebens Zeit ist flüchtig und k u r z , ist ein T r a u m , ein F l u g , ein Gedanke! Aber n u r , wenn's vorübergeeilet i s t ; liegt auf der Schulter Seine Last uns noch, w i e langsamträg' ist das L e b e n ! Und ein L e b e n , w i e meins, gelebt olin'ihn'! Overnimmst du

a4o X I V . G.

V.-964 — 981.

Hier aus der M i t t e r n a c h t , o d u , der das O h r gemacht hat, E i n e s lebenden J a m m e r n , der nach dein Tode d ü r s t e t ? S e y d , ihr übrigen F r e u n d e des Todten am K r e u z ,

mir

gesegnet, Seyd mir zu eurer R u h gesegnet! I h r w ä h n t ihn erstanden, U n d ihr f r e u t euch nicht m i n d e r , obwohl .ein T r a u m euch getäuscht hat, Ach ein seliger T r a u m , w i e die Seele Jakobs erquickte, Z w a r so w a h r n i c h t ; allein der euch mit W o n n e , w i e ihn labt! Nein,

ich

will

nicht

weinen!

O du,

der das Auge

gemacht hat, Und den Jammer erblickt, der mir in dem Innersten w ü t h e t , D a f s ich mich freute, w i e sie, w a r nicht dein göttlicher Wille. I c h verlafsner, w i e würd* ich mich f r e u n ! Ach w e n n ich ihn sähe; Sterben, n i c h t leben w ü r d ' i c h ! mit erschütternder Stimme der W o n n e I h m entgegen r u f e n , im Ruf v e r s t u m m e n , u n d sterben! Aber ich werde ja doch bald sterben! D u r c h meine Seele Gingst du ja a u c h , o S c h w e r t , das durch die Seele der Mutter G i n g ! Geheilt w i r d die W u n d e der M u t t e r ; meine b l u t e t ! Ach

so

erscheine

mir

denn,

wofern

du

erscheinest.

Erscheine! W e l c h e B i t t e ! Z u r ü c k von diesem blendenden W a h n e ,

Zif-l

X I V . G.

v . 932 —

1001.

M e i n e S e e l e ! W a s steigst du empor, um tiefer z u s i n k e n ? J a , er k a n n

e s , er k a n n

aus

dem

Schatten

des T o d e s

heraufgehn; W e n n er w i l l ! W i e kann er es w o l l e n ? Sterben, u m S t u n d e n T o d t z u seyn ? nur w e n i g e Stunden ? E r w a r von dem Kreuze, H ä t t ' er leben g e w o l l t , triumpbirend h e r u n t e r g e s t i e g e n ! W ü r d e s t du mir n i c h t e r s c h e i n e n ; w e n n du lebtest? w e r schmachtet S o n a c h U b e r z e u g u n g , als ich ? du w ü r d e s t ! du lebst n i c h t ! W e n n i c h dich s e h e , so glaub' i c h ! Ja w e n n ich in deine W unden M e i n e R e c h t e dir lege; doch hat ein Erstandener W u n d e n ? W e n n ich mit bebendem Arm um deine Füfse mich w i n d e , U n d sie h a l t e :

dann w i l l ich glauben! I c h w e r d e nicht glauben!

D e n n ich w e r d e mich, Herr, um deine F ü f s e nicht w i n d e n , Und sie halten ! D e n n ach du bist gestorben, und lebst n i c h t ! N u r erst e i n i g e Stunden, da w a r er mit uns noch am K i d r o n , D a n n . . W i e schnell ist die Z e i t bis zum K r e u z e vorüber» gegangen! U n d , w i e ist m i r ? da starb e r ! w i e s c h n e l l ! A c h ist er gestorben ? Ja, er ist g e s t o r b e n ! er ist b e g r a b e n ! u n d nun schon W i e d e r in einer anderen K l u f t des T o d e s begraben ! Ach, verlafs mich nicht ganz, o C h r i s t u s Vater, und m e i n e r ! Ich v e r g e h e v o r A n g s t ! E r ruft's mit gebrochenen W o r t e n , KLOPST.W. V.B.

MESS.

IH.B.

16

242

£ T V . G.

v. 1 0 0 2 —

1020.

S c h w a n k t ' , und hielt an ein Felsstück s i c h , so von einem der Gräber Stürzt", als der Vorhang rifs, und der Staub der bebenden E r d e Ü b e r ' J e r u s a l e m z o g , und ihrer Mauren Gebirge I n Entsetzen verhüllte.

D e r traurende hielt an den Felsen

Sich mit ermüdetem Arme n o c h , da der Finsternifs Stille E i n e Stimme durchscholl, die immer näher herankam. W e s s e n ist diese Klage, die aus den Gräbern hervorschallt? Fiel

ein M ö r d e r dich a n ?

und kann

ich

dir helfen,

o Fremdling? R e d e ! w o bist d u ? Ich w i l l dir deine W u n d e D i d y m u s redete nicht.

verbinden.

U. W o bis't d u ? Ich hörte

die

Stimme D e i n e r Angst, und ich bin, dafs ich dir helfe, gekommen. F r e m d l i n g , ich bin ¿ e i n M ö r d e r ! Ich hörte fern in dem Th'ale, D a f s du jammertest! Sieh, ich bin dein Retter, w o f e r n dich M e n s c h e n zu retten Vermögen! T . Ich freue m i c h , sagte Thomas, W e r du auch seyst, dafs du, o Wandrer, ein redliches Herz hast. S e y gesegnet, und gph, w o h i n dich dein nächtlicher W e g ruft. Zarte blühende K i n d e r , und ihre liebende Mutter W a r t e n deiner vielleicht.

D u kannst mir nicht helfen. D i e Wunden,

Uber die du mich jammern gehört, sind W u n d e n der Seele!

«243

X I V . G.

v« 1 0 2 1 —

1033.

U. W u n d e n der Seele, mein B r u d e r ? antwortet die nähere Stimme, Strecke die Hand nach mir aus, dafs ich dich finde, Geliebter! D i c h umarme! D i d y m u s thats.

Sie umarmten einander.

T h . Bist du ein I s r a e l i t , o W a n d e r e r ? einer der Männer, D i e zu dem Fest von den Inseln herauf nach Jerusalem kommen? Und w i e heifset dein N a m e n ? - U. Ich bin der Söhne von Jakob Einer.

Ich komm' aus fernen, sehr fernen Landen.

Mein

Nam' ist J o s e p h ; und deiner, mein B r u d e r ? T h . M e i n Name, Joseph, ist Thomas. J . Aber w a s weilen w i r hier in dem Schauer der Nacht und der Gräber, Thomas?" O k o m m , und lafs uns aus dieser

dunkleren

Nacht gehn. Diese Stille, die Ddnkelheit w i r f t n o c h schwärzere Schatten Auf die Bilder der A n g s t , die deine Seele bewölken. Th. Diese S t i l l ' ,

o J o s e p h , und diese noch schwärzeren Schatten,

Diese Bilder der Angst, die meine Seele bewölken, Diese lieb* i c h ; liebe noch mehr den Tod und die Gräber! Hätte die E r d e mich nur in ihre Hütten des Friedens Aufgenommen; so w a r ' i c h nicht mehr der Söhne des Elends Letzter! läge nicht mehr in des Jammers T i e f e n der tiefste !

244 XTV. G .

v . 10^9 —

1056.

J . T h o m a s , mein B r u d e r , o heb' aus diesem Staube dein Haupt auf, Schau gen H i m m e l , und lerne mit Furcht und mit Zittern klagen! Freuen sollen w i r uns mit Furcht und Z i t t e r n , so sollen W i r auch klagen! W e r ist es, der das Elend uns sandte? I s t es nicht der, der uns zu dem ewigen Leben gemacht hat ? S i n n ' ihm nach, wenn jetzt zu des Allerheiligsten Ohre -Deiner Klagen Geschrey mit seinem Ungestüm* aufschrie, D a u n sich unter die Chöre der Dankenden mischt' , und die Wonne I h r e r Freudenthränen und IlaJleluja entweihte!. K a n n denrf Gott nicht erretten? und will denn Gott nicht erretten ? L e r n e mit F u r c h t , ich sag' es noch E i n m a l , lerne mit Zittern T r a u r e n ! E s ist der stets Anbetungswürdige, der uns E l e n d sendet.

Verehre,

mein B r u d e r ,

den

göttlichen

Bothen! T h . J o s e p h , du bist ein M a n n nach meinem. Herzen. Indem du V o n dem E w i g e n sprichst, w i r d deine Seele zu F l a m m e ! Werde

mit Freude von G o t t , und werde mit Schmerz gesegnet,

Aber mitkeinem Schmerz, wiemeiner-ist! Ach du erlägest D a n n , w i e ich erliege! J . So rede denn v nenne die,Lasten,

245 X I V . G.

V.

1057 —

1076.

W e l c h e dich n i e d e r s t ü r z e n ! T b . Ja w e l c h e m i c h niederstürzen ! K a n n t e s t du i h n ? D o c h w a s sag' i c h z u e r s t ? w a s z u l e t z t ? O du kanntest J e s u s , den G ö t t l i c h e n n i c h t !

W i e l a n g ' v e r w e i l s t du

in

Juda? J. W e n i g e T a g e nur erst.

D o c h sind s t e t s E o t h e n aus Tuda

N a c h der Freude H ü t t e n g e k o m m e n , in w e l c h e n ich w o i n i e , U n d die haben mit uns vou J e s u s , dem Sohn Jehovah's, V i e l geredet.

Z u l e t z t siud w i r heruntergekommen,

Jesus sterben zu s e h e n , und auferstehn von dem T o d e ! T h . A u f e r s t e h n v o n dem T o d e ?

W e r bist d u ,

Joseph?

J. A u c h batt* ich, D i d y m u s , einen vertrauteren Freund in Juda, v o n dem ich L a n g getrennt w a r ; er trennte sich schon in dem L a n d e des Nilus. D i e s e n gab mir der G ö t t l i c h e w i e d e r , indem er in S c h r e c k e n U n d Erdbeben nicht mehr, noch in Finsternissen d a h e r g i n g ; Jünger, indem er vom K i d r o n in sanftem Säuseln h e r a u f k a m , Gab er mir meinen vertrauteren Freund, den lange verlornen, Und mih e w i g e n Freund. D o c h ich mufs dich jetzo verlassen ; Aber ich komme zurück, mein Bruder, und sehe dich w i e d e r . T h . J o s e p h , b l e i b ! W o bist du, J o s e p h ? w o bist d u ? /ich haben D i e s e n Namen.auch E n g e l ? den süfsen N a m e n des L i e b l i n g s Seines Vaters und Gottes ? N u r E i n e n L a u t noch, o Joseph,

246 X I V . G.

v. 1077 —

1097.

D e i n e r himmlischen Stimme nur E i n e n ! Aber du schweigst mir! D a r f ich dich nennen, w i e du mich nanntest? mein B r u d e r ! du schweigst mir! W o , w o gehest du h i n ? w o bist d u ? Ach ohne M i t l e i d Fährest du fort mich nicht zu hören ! E r ist kein E n g e l ! Könnte so hart ein Engel seyn ? das können nur Menschen ! A'ber er w o h n t in Hütten der F r e u d e ! Bothen aus J u d a , D i e von dem Göttlichen sprachen! W e r sind die Bothen aus J u d a ? Sandte sie G o t t ? G e w i f s , der Herr kann Engel aus J u d a Z u den Himmlischen senden.

E r kam herab.

Von dem'

Himmel ? Jesus sterben zu sehn! So wufsten Bothen aus J u d a , W a s geschähe, v o r h e r ? Und auferstehn von dem T o d e ! Aber dieses geschähe ja nicht! W e r kann ihn b e g r e i f e n ? Jünger nennet er mich! und dann ist Jesus Vom Kidron, Im Erdbeben nicht mehr, ist in sanftem Säuseln gekommen, E i n e n vertrauteren Freund ihm auf immer w i e d e r zu geben! Aber w e n n ? e h ' e r starb? Warum denn in sanftem Säuseln ? Auch da säuselt' es s a n f t , und die VVoge s c h w i e g , da von neuem Unser Leben E r uns g a b , und jeden dem andern. Doch Erdbeben ist nur nach seinem Tode gewesen. Also bätt' er erst den lang verlornen, und jetzo E w i g e n F r e u n d , nach seinem T o d ' ihm wiedergegeben?

247 X I V . G.

v . 1098 —

1115.

Und so thät' er, auch to.dt, der Gnade Wunder, y n d h ü l f e ? Aber warum denn todt? Auch L e b e n w a r d ja v e r k ü n d e t ! N e i n , ich begreif' ihn n i c h t ! Sollt* erstehn der Messias, w i e wufstens Engel, eh' es geschah? Auch Gottes geheimstes Geheimnifs W ü f s t e n d i e E n g e l ? E s hätte vor ihnen der Unerforschte Nichts Verborgnes ? J e mehr ich forsche,je tiefer versink' ich! Aber w a c h t ' ich auch w i r k l i c h ?

Ermattet' ich nicht an

dem Felsen, W o ich mich h i e l t , und beyuah nicht mehr mir meiner bewufst w a r ? J a , ich bin niedergesunken, bin eingeschlummert, und habe Diesen Fremdling im Trauine'gesebn! E r w a r ja voll Mitleid ; Warum w a r ' er auf Einmal geflohn?

So entfliehen nur

Träume; Aber kein redlicher F r e u n d ,

Mensch oder E n g e l !

Nun

seli' icli's, Nun erfahr' ich es selbst, was tiefe Traurigkeit wirket, Und w i e die Jünger sich täuschen, w e n n sie Erscheinungen sehen. Glückliche!

die ihr euch täuscht, und eure

tröstenden

Schatten Wandelt in wahre Gestalt! Doch ich gehe den W e g , den mich Gott f ü h r t ! Sind nur meine B e t ä u b u n g , und ihre Qualen vorüber: O so Ogeh' ich den W e gO mit R u h e ,' den Gott mich leitet.

243 X I V .

G.

V.

I i i 6



l i j i .

Finsternifs s e y ' e r , u n d D u n k e l , u n d N a c h t ! E r f ü h r t ! ich g e h e ! Also entschlfffs'sich Thomas, und horchte nach dem Geräusche' K i d r o n s , h i n u n t e r zu gehn , u n d zu ruhn- in Gethsemane's Hütten. H i n t e r ihm h a t t e , da er d i e ' V e r s a m m l u n g der J ü n g e r verlassen, .Einer die T h ü r geschlossen.

Als dieser wieder zurückkam,

Saj>t' er zu der Versammlung : Tel) habe die T h ü r geschlossen, D a f s w i r e n t r i n n e n , w o f e r u die Priester senden.

Demi'

glaubt nicht, D a f s ihr wüthender D u r s t mit Jesus Blute gestillt sey. D a sprach K e p h a s ; Ich will n i c h t ,

dafs ihr die T h ü r e n

verschliefset. M ö g e n sie ihre. Schaaren doch senden.

D e r Herr

ist

erstanden! Aber sie haben ja selbst den n u n Erstandnen getödtet! P. N u n so will ich sterben,

w o f e r n es sein göttlicher

Will' i s t ! Schliefst die H ü t t e n i c h t ! K l e i n m u t h ,

w i e d i e , entehrt

den Erstandneri i Müssen w i r sterben, Simon, so helfen geschlossene T h ü r e n Uns ja nicht.

Allein, dafs zu k ü h n in Gefahr w i r uns wagen,

Ist der Wille des H e r r n n i c h t ; und R e t t u n g über die Mauer Ist in unsrer G e w a l t , w e n n

die T h ü r

aufhält!

die w ü t h e n d e n

249 XIV. G.

v. 1133 — i i 5 4 -

P. Ist in unsrer G e w a l t , w e n n der Herr die wüthenden aufhält!

Sagte Petrus feurigeri liefs die Thüren sie schliefsen. Aber nicht lan^, so erscholl das Haus von eiligem Klopfen. Und sie erschraken. • Da scholls von neuem. . Jakobus' erhub sich, Eilt' hinunter, und fragte;

Matthias, und Kleöphas warens.

Und er liefs sie herein, die glücklichen Freunde.

Siesanken

Fast vor Müdigkeit, athmeten, standen, gingen langsam, Trockneten sich die Stirn.

W e n flöhet i h r ? sagte Jakobus.

Und sie lächelten sanft, ermannten sich, eileten, stiegen M i t Jakobus h i n a u f , und traten in die Versammlung. Siehe, des Lebenden M u t t e r , und Magdalena Maria Kamen, mit ihnen der Glaubenden mehr den beyden entgegen, Traten um sie, und riefen mit freudestrahlendem Auge Riefen : Der Herr erstand wahrhaftig, ist Simon erschienen! Kleophas hub mit Erstaunen die Hand gen Himmel, und sagte: Heil u n s ! Er ist erstanden! ist erstanden! Auch w i r sind Seine Z e u g e n ! auch uns ist Jesus Christus erschienen! Petrus nahte sich schnell: O Christus Brüder, und meine! K. M . Simon, er hat uns also genennt! er nennet' uns Brüder! Petrus redete w e i t e r : Auch diese, die euch umgeben, Haben ihn lebend geselin, nur nicht Maria.

Er wird dir,

HoiP es freudig zu i h m , du seine M u t t e r , erscheinen!

X I V . G.

v. 1 1 5 5 —

11.73.

M a g d a l e sab ihn zuerst, und allein; dan^ salin ihn die. Neune, W i e ihr z w e i f e l n d vernahmt,

a l s . i h r die Versajnmlung-

verliefset: D a n n erschien er auch mir. Ach nauilos ist die Entzückung, W e l c h e das Herz uns erschütterte, da w i r nun s a h n , dafs er lebte! Aber o sehet um uns' die traurenden. T r a u r e n , indem w i r uns freun.

Unsere Brüder

Schon fingen sie an uns

zu glauben; A b e r ach Thomas, wie elend ist er, w i e in Jammer versunken ! Thomas hat sie v e r w i r r t ! D e r beweinenswürdigeJünger Ist noch ohne J e s u s ! er hat sie v e r w i r r t ! O sie freuten Schon mit unseren Freuden sich.

Herr, erbarme dich ihrer!

U n d vor allen des grübelnden tiefverwun.deten T h o m a s ! A b e r Johannes erhub s i c h , und trat zu ihnen, und sagte: M i c h verwirrte D i d y m u s nicht. D a f s der Lebende

mir

Ich traure n u r , Simon,

nicht erscheint!

P. E r ist ja,

dutheurer,. Seiner Mutter so gar, und der deinen noch nicht erschienen! Sagts d e n n , erzählts den betrübten, o Christus Brüder,* und meine, D a f s ihr lebend, lebend ihn saht! K. Geliebte, w i r gingen Traurend und angstvoll ( a c h ihr seyds n o c h ! ) nach Einaus, wollten Durch des offnen Gefilds Anblick uns erfrischen,den Kummer

fi5i X I V . G.

v. n 7 4 —

1191.

Unserer See.e l i n d e r n ; da kam ein Fremdling gegangen, D e n w i r lieben mufsten, so bald w i r ihn sahen, und hörten! Der,

o w a s sag' ich zuerst?

.was suletzt?

der uns d e r

Propheten T i e f e n eröffnete! der des Messias furchtbare Leiden, Seine Leiden, er w a r ' s , ach er w a r es selber! uns zeigte, W i e sie der Vater vorhergesenn, und verkündiget hatte, Seine» Todes ganzes Ge s heiinnifs! Noch kannten w i r ihn nicht; Fremd w a r seine Gestalt, und verhüllt' ihn uns.

Jetzo

erreichten W i r die Hütt' in Emaus.

Alles, w a s er uns sagte,

W e i f s ich, und kann» nicht erzählen. W i e kann ich sprechen, w i e er sprach? Seine R e d e w a r Sturm! w a r Flamme! .Wir flehten.

Er

liefs sich Endlich e r w e i c h e n , und blieb.

Ich hatt* aus der Quelle

geschöp.fet, Hatte Speise gebracht.

N u n . . Ach hoch seh* ich dasBrodt ihn

Halten, noch hör' ich ihn beten.

D a er betete, w a r e»

Jesus Stimme, die betete, warens die feyrlichen Worte Seines Segens so g a r ! da war's des Göttlichen Antlitz! In der W o n n e sanken w i r nieder, mit anzubeten. Und ejr brach, und reicht' uns das B r o d t , und blickte noch Einmai

252 XIV.' G. Liebend

v. 1192 —

i2ii.

uns a n , u n d verliefs uns.

W i r f}lgten 'ihm,

suchten i h n , konnten I h n nicht

finden;

W i r säumten nicht lang', und gingen, u n d eilten,

E u c h der W o n n e Bothschaft zu bringet!.

L e b b ä u s , von

Thomas M e h r , w i e die andern erschüttert, u n d noch in Z w e i f e l verloren, Safs mit hangendem H a u p t , und blickte starr a»f die Erde. E r , defs Seele so viel, so stark zu empfinden veimocLte, H a t t e die frohe. Geschichte mit grübelnder Kälte vernommen. E n d l i c h verstummt* er nicht m e h r , er s p r a c h : Ich gla'ub' e u c h , Geliebte, Ja, ich glaube, dafs ihr mit einein M a n n e von Weisheit, Oder w o h l gar mit der Engel einem nach EmauS ginget. Sahn die Weiber, und sähet ihr E n g e l ; so sendete Gott sie, Urisre Traurigkeit über den Tod des Messias zu lindern, U n s r e Traurigkeit, dafs uns so gar sein Leichnam geraubt i s t ! Gott, der unserer Qual sich erbarmt hat, sendet uns Engel, D a f s ihr himmlischer Anblick uns tröste, mächtig erinnre, Jesus Seele sey nun in dem Schoofse der ewigen R u h e ! Also leugn' ich euch n i c h t , der mit euch redte,- den habe Gott gesandt, dafs er euch aufrichtete; sey er ein Engel, Oder ein Weiser gewesen.

Ich leugn' es euch n i c h t , dafs er tiefer

Sehe denn w i r in die OiFenbarung, und die Propheten

253 X I V . G.

1212 —

V.

1229.

Uns verkündiget haben: Es sey der Wille des Vaters Und des Richter» der W e l t ,

dafs ach den gröfsten der Menschen,

Siehe, den unschuldvollsten der T o d auf Golgatha tödte! Seht, ihr theuren, das glaub' ich mit euch.

D o c h dafs er

es endlich Selbst w a r d , da er vorher es nicht war, das kann ich nicht glauben! Sagt, w i e könnt' es geschehn, dafs ihr ihn zuerst nicht erkanntet? Eine fremde Gestalt zu sehen glaubtet? D i e Freude Hat euch verführt.

Ihr saht,r indem der Fremdling das Brodt hielt,

Etwas Ahnliches mit der Erhabenheit Jesus, womit er Sonst, eh w i r afsen, das Biodt zu dem Himmel dankend emporhielt, Diefs nur sähet ihr, glaubtet zu schnell, ihn selber zu sehen. Und nun w u r d ' es euch leicht, auch Jesus Stimme zu hören, Als der Fremdling betete.

Trübe verfinsternde Z w e i f e l

Liels in den Seelen, die schon verwundet waren, Lebbäus Traurige Rede

zurück.

D o c h Kleophas

sah ihn mit

Wehmuth, Und mit Itmigke.it an.

Matthias umarmt' i h n , und sagte-:

Jünger des Auferstandnen, als w i r den Herrn noch nicht kannten, Und ihn fragten, ob Jesus leb' ? u n d , ob w i r des Heils uns

>254 X I V . G.

v. 1230 —

1245.

Freuen dürften, ihn wiederzusehn? da spr&cb derErstahdne: Josephs Brüder erkannten ihn nicht.

Doch der Wonn' ünd

des Weinens Selige' Stunde kam, und Joseph vermochte nicht länger Sich z.u halten, und weinete laut! Mit himmlischer Ruhe Spracbs Matthias.

L . O Jesus, wofern du lebtest, du könntest

Gegen

mich

dich

nicht

halten!

Lebbäus

r i e f s , und

verhüllte Schnell sein bleicheres Antlitz.

Ihn sähe Petrus, und

wurde Doch nicht traurig.

E r konnte nicht trauren! fragte die beyden:

Als ihr den hangenden Felsen verliefst, ( w i r sahn euch vom Söller) Und zu den Palmen hin euch wendetet, kam derErstandne D a zu, euch? Sie sprachen: E r kam, der Göttliche kam schon B e y dem Felsen zu uns! Und Petrus rief in der Wonne: Meine Brüder, ihr habt den Erstandnen alle gesehen! Hört ihr die Zeugen ?

ihr habt schon Jesus Christus gesehen!

Thomas

auch.

Ach war

1

er bey uns!

Des Lebenden

Mutter R i e f mit gefalteten Händen, und süiser Verwundrung: Ich habe

«55 X I V . G.

v. 1246 — 1263.

Meinen Sohn lebendig gesehn! lebendig, nichttodt mehr! Wie

ein einsamer Übriger, der durch den Tod den letzten

Seiner Freunde verlor, von ängstlichen Träumen, in denen E r ihn lebend erblickt', und nicht zu erreichen vermochte, Halberwachend

das

dunklere Bild

des Freundes

noch

suchet^ Klaget, nicht w e i f s , ob er schlafe, nicht, ob er wache; das Herz schlägt Hoch ihm empor, und Flammen durchströmen ihm die Gebeine: Also waren noch viele der thränenvollen Versammlung. Aber de!r Seraphim, die zu ihnen eilten, der Väter, Die mit den jauchzenden Engeln zu ihnen eileten, wurden Immer mehr! Und Simon Johanna blickt die Versammlung Liebend an.

Da sieht er es schimmern! E r hielt vor Entzückung

Eine beginnende Thrffne zurück, und betete schweigend: O du Verborgner, und doch stets Gnädiger, e w i g ,

und

ewis Gnädiger! nun,

o mein Erbarmer,

erbarmst

du

dich

ihrer! Kepbas dankt', und betete noch, da trat der Versöhner In

die

Versammlung.

Wie

Felsen,

Ein

Erstaunen,

standen, Starrten sie all' um ihn.

Der Auferstandene sagte:

256 X I V . G.

v. 1264 —

^So-

Friede sey mit euch! Sie sahn ihn, und sahn ihn nicht, standen, Blickten ihn an.

Von den Strömen zu Vieler Gedanken ergriffen,

W i e in Meeren des L i c h t s , in denen Unsterbliche sänken, Sanken

sie,

konnten

sich

nicht

herausarbeiten, und

wähnten Einen Engel zu sehn! Mit der Liebe Stimme, mit seiner, Sprach der Erstandne: Vor mir seyd ihr erschrocken, ihr lieben ? Warum kommen euch diese Gedanken in eure Herzen? Sehet meine Hände, und nieine F ü f s e , Geliebte! Denn kein Engel hat Fleisch und Gebein, wie ihr seht, dafs ich habe. Und sie hebten herzu.

Maria sank vor ihm nieder,

Hielt die Füfse des Auferstandenen, sähe die Wunden, Fasset' ihn bey der Rechten,

und sah die Wunde der

Rechten, Dann der Linken.

Und nun vermochte sie auch in des Sohnes

Antlitz hinaufzuschaun.

Wie das Angesicht eines Engels,

Wurd'

als

ihr

Angesicht,

sie

hinaufsah.

J . Meine

Mutter, Hier auch wurd' ich durchstochen.

E r zeigt' ihr das Mahl

der Wunde, Au» der Wasser herab , und Blut flofs , als ihm des Todes

257 X I V . G. Nacht umgab.

v. i2ßi —

1297.

I h r w a r d , w i e da» Angesicht eines E n g e l s ,

W i e d e r ihr Angesicht.

Schon umknieteu die meisten i h n , sahen

Seine W u n d e n ,

und

reicheten

ihm

die Hände.

Die

nahmst du, Sohn des V a t e r s ,

und hieltest s i e , liefsest sie sinken, der andern

Ausgestreckte zitternde Hände zu n e h m e n , E r b a r m e r ! U n d , ein Jubelgesang dem Auferstandiien, eihub sich M i t gebrochenen Worten die Stimme des sanften Weinens. Jetzt rann über die Wange des Göttlichen E i n e Thräne. L a n g e hielt Johannes die Rechte des L i e b e n d e n , lange Sah er mit glänzendem Aug* hinauf in sein Antlitz ,v und Wollt' ihn Fragen, und fragt' ihn nicht! wollt' ihm sagen, w i e innig, w i e herzlich E r ihm d a n k t e , w i e tief er ihn a n b f t e t ' , und thats nicht! Endlich begann er, doch schnell verstummt' er noch mehr. Denn der Gottmensch Redet' ihn an.

D u standest am K r e u z , und bliebst bis zum T o d e !

Aber w o ist L e b b ä u s ? Lehbäus lag auf der Erde, H i e l t , und küfste den bäum an des Mittlers Gewände. D a stand er Eilead a u f , da die Stimme des Herrn bey dem Namen i h » nannte, I i I OPS 1 . W . V . B . M a s s . I I I . B .

17

258 XIV. G.

v. 1298 —

1316.

N a h t e s i c h , b l e i c h , w i e ein T o d t e r , vor Freude.

Der

Göttliche sagte: H i e r ist meine R e c h t e , L e b b ä u s ;

und reicht* ihm die

Rechte. U n d L e b b ä u s streckte verstummend die Hand nach dem Herrn a u s ! Aber sie sank ibm'nieder.

D a beugte Jesus sich vorwärts

N a c h dem Jüngling, ergriff die Hand des sinkenden, hielt sie L a n g mit L i e b e .

D i e Seele des freudigerschrpcknen,,sein M u n d nicht,

Stammelte:

Gnade bist d u , ganz G n a d e ! D e r Kanaanite

S i m o n , Jakobus der Alpheid' umarmten einander, Freuten des Herrn s i c h , blickten u m h e r , sahn s i c h , und den Herrn a n ! Auch die andern begannen vom Herrn auf einander zu blicken, Sich zu f r e u e n , dafs er sie alle begnadiget hatte! Und, ein Jubelgesang dem Erstandnen, erhub sich von neuem M i t gebrochenen Worten die Stimme des sanften Weinens. Um sie knieten die früheren Z e u g e n , P e t r u s , Matthias, Kleophas, und die begnadigten W e i b e r , die Heldenseelen, Sie, die bis zu dem Kreuz hinauf dem Leidenden f o l g t e n ! Unter ihnen steht der Überwinder des Todes, Hebt die Augen mit aller seiner H o h e i t , und breitet Seine Hände gen Himmel.

Noch

strahlete

Verklärung

zwar

die

259 X I V . G.

w 1317 — 133.5.

N i c h t von i h m ; doch w a r in seinem Antlitz voll Gnade M e h r als jemals Göttlichkeit. Sie vermochten nicht länger I h m in das Antlitz zu schaun.

Jakobus neigte sich tiefer

Gegen die Erd', und wagt* es, und rief mit flehender Stimme: Herr, Herr, G o t t ! noch erhebe dich nicht zu deinem Vater! A c h , erhöre. . Der Göttliche sprach: I c h bleibe noch bey euch, Kindlein.

Er

sprachs, u n d nun

ergriffen zu mächtige

Freuden I h r e Seelen.

Sie w u f s t e n es k a u m , was sie d a c h t e n , und sagten.

Ach ist es möglich, dafs Jesus es selber ist ? Engel! ists möglich ? Rief der Eine, der Andere r i e f : O sind w i r im Himmel? Oder auf E r d e n ? Ist Jesus es selbst? Ach bist du es selber, Der auf Golgatha b l u t e t e ? bist du es selbst, d u E r b a r m e r ? Sehen w i r ? oder verlieren w i r uns in süfsen Gesichten? Jesus w e n d e t e sich, ging hin zu dem Tische, u n d legte Auf die verbreiteten Teppiche sich, u n d sagtf zu i h n e n : Habet ihr etwas Speise f ü r m i c h ?

Sie erhüben sich

eilend, Traten h e r z u , u n d waren beschäftiget, Speise zu bringen. Aber Johannes drang sich hervor vor den a n d e r n ,

und

brachte Honigseim, u n d gerösteten F i s c h , und setzte die Speise

&6o X I V . G.

v . 1 3 3 6 — i35 Stephanus, Jüngling voll Tiefsinn. E r wallte L e i s ' in den L a b y r i n t h e n umher, die des Sehers-Geschichte, W e l c h e n Bethlem gebar, um seine Seele, je mehr sie F o r s c h t e , je gröfser, und unausgänglicher herzog. L o c k i c h t lag sein dunkleres Haar auf dem leichten Gewände, D a s ihn umilofs, u n d auf der gedankenstützenden Rechte. Als er so nachsann, t r a t ein J ü n g l i n g h e r a u f : Sie haben M i r die Quelle geschöpft, mich gesalbt, ( Arabiens Stauden Duftet' er)

haben mich

schon durch

leichte

Speisen

erfrischet. Keiner E r q u i c k u n g e n m e h r , n u r dieses heiteren Abends,

£93 X V . G.

Vi 496 — 5 1 ' »

Dieser Ruhe bedarf ich noch.

St. Sey mir, o Pilger,

gesegnet l Unserer Hütte Friede sey Wein! P. Geliebterer Altern Einziger Sohn, ich bin von dem Meer herüber gekommen, Habe vieles erlitten.

St. Eh du inir, redlicher Fremdling,

Was du littest, erzählest, mufs ich dich fragen: Vernahmst du Schon

von

Jerusalems

grofsem

Propheten

die

ernste

Geschichte? Ihm antwortet Jedidoth mit schneller geflügelter Stimme: Ach von dem heiligen M a n n , der gestorben ist wegen der Wahrheit, Wegen der höheren Wahrheit, die E r , nicht Mose«, uns lehrte ? D e r , ( E s verbreitet eilender stets in Salem der R u f s i c h ! ) Der von den Todten erstand, noch mächtiger sie zu beweisen ? St. Fremdling, Staunen befällt mich bey deiner Rede. Der Wahrheit Märtyrer w a r ' er gestorben? Das sagst du, und kommst doch von fern her, Kommst, ein Waller des Meers.

Wurd' euch denn, was

er uns lehrte, Auf den Inseln erzählt? J . W o , was er lehrt', uns erzählt ward, Sag' ich hernach; jetzt lafs mich dich auch, 0 Stephanus, fragen:

894 X V . G.

V. 5 1 2 —

529.

W e n n du nun w ü f s t e s t , dafs e r , nicht nut ein Zeuge dfer Wahrheit, D a f s e r , ein gröfserer noch, ein Versöhner der Menschen, gestorben, U n d v o n dem T o d ' erweckt s e y ;

o w ü r d e dein blühendes

Leben D a n n zu theuer dir seyn, die grofse W a h r h e i t zu zeugent Würdest d u , bis an-den T o d ,

w e n n unsere grauenden

Häupter D u r c h die leise Hand der Natur-zu dem Grabe sich n e i g e t , Würdest du diefs dein L e b e n ,

so l a n g ' ,

o Stephanus,

lieben? Oder es früher geben f ü r d e n , der das seine zuerst g a b ? St. W a s a c h thäte, w e i f s G o t t ! was ich aus innigster Seele, Und mit

jedem

entflammten Verlangen

wünsche,

das

weifs ich! J . Und

was wünschest du

denn,

du edler

Jüngling?

St. O nenne M i c h nicht edel, den schwachen und- sündigen J ü n g l i n g , du l'ilger, D e r so erhabene D i n g e mich f r a g t : W i e ich deivErretter L i e b e n w o l l e ? w i e ich entschlossen sey zu beginnen Jenes e w i g e L e b e n ? Ach der mein Herz'mir erschüttert, M e i n e Seele beseelt, du Wunsch voll süfser Entzückung, Würdest du mir g e w ä h r t ; so strömte, von Jesus zu zeugen, D i e f s mein jugendlich Blut aus allen Quellen des Lebens!

X V . G.

v . 5 3 0 — 54.6.

J . Nicht dich möhr fcu entflammen, ach dich, zu belohnen, du lieber, Künftiger

Märtyrer,

höre

des

siebenten

Jüngling»

Geschichte. I h n , ihn l o c k t ' E p i p h a n , mit jedes Glückes Verbeifsung, M i t den Gröfsen der W e l t , umsonst! E r sandte vergeben« Seine M u t t e r , die H e l d i n , zu ihm.

D i e sprach zu dem

Sohne: A c h ! du lieber, du jüngster, du einziger übriger, den ich Unter meinem Herzen getragen, gesäugt drey Jahre, Mütterlichmühsam

erzogen,

mein S o h n , erbarme

dich

meiner! Und o schau zu dem Himmel empor, herab auf d i e E r d e , Alles.diefs hat der H e r r , er hat den Menschen geschaffen! Darum erbarme dich meiner, und stirb! Entschlossen zum Tode, Rief e r , als seine Mutter noch sprach: W a s harret ihr, Wüther? Und, Epiphan,

du entsetzlicher M a n n !

wirst du dem

Gerichte, Du dem Allmächtigen denn entkommen? Das ewige L e b e n Haben meine Brüder nun schon, die nicht lang', und wenig Litten! Erstarb.

Dem Erzählenden waren sein Angesiebt Schimmer,

Strahlen die- Augen geworden! U n d Stephauus zittert', und weinte.

agß XV. G.

V.

547 — 5^3«

J. W e r t h . s i n d deine Thräneii m i r , Jüngling! Ich zählte sie alle! St, Eines Sanders T h r ä n e n ? so rief der Jüngling,

und

bebte. J. Eines Sünders, allein den Jesus Opfer entsündigt, U n d in das Allerheiligste führt.

Jetzt blickt' auf die

beydeji Jesus, der Auferstandne, vom hohen Tabor herunter, Sah den Sterblichen stehn in des Mondes Schimmer, im eignen D i c h , Unsterblicher.

Schnell, da zu sinken Stephanus anfing,

Und der Erscheinung erlag, rief noch Jedidoth herüber: Ich w a r ' s ,

himmlischer Bruder,

der sich der Mutter

erbarmt^. D o r t , (schon schwebt' er empor) dort lernt' ich, was Jesus euch lehrte. Und er stieg zu dem Himmel h i n a u f , und verschwand in den Wolken. Barnabas Joses, ein Levi von Cyprus fernem Gestade, Ging zu dem Jordan hinab, den Acker, den er dort hatte, Anzusehen, wie weit den Keim der Frühling getrieben { Welcher Fruchtbarkeit Hoffnung die schwellenden Sagteii ihm gäben. Und er wollet' allein.

Nicht lang, so kamen Saphira,

Und Ananias zu i h m , und wurden seine Gefährten.

«97 XV. G.

v. 564 — 584-

Auch sie rief die keimende Saat in des Jordans Gefilde. Und sie kamen zum Cedernbache.

Die schöne Sapliira

Setzet ihren versuchenden Stab mit wankenden Händen tfft an die glatten Kiesel, eh sie hinüber zu gehn wagt. Und schon ruhet sie aus auf einem Stein' an dem Bache. Neben ihr safs Ananias auf einem andern, und Joses Stand vor ihnen.

Sie safsen an ihren künftigen Gräbern.

Ach, ihr wufstet es nicht, dafs bald nun auf diesen Steinen Eurer Leichname Träger, erschrockene Jünglinge, ruhen, Weggehn würden, ohn' euch zu der Auferstehung zu segnen. Aber er wufst' es, der jetzt mit dem grofsen Täufer des Mittlers Schwebend neben euch trat, Elisa. Mit Johannes bey ihnen.

Er stand ungesehen

O wär' in dem Wehen des Kidron

Seine Stimme gekommen, und hätte die armen, auf Zukunft Deutend, gewarnt

durch das Donnerwort des hohen Apostels:

Menschen würdet ihr nicht, Gott würdet ihr lügen! so wäre Hier vielleicht ihr Grab nicht gewesen! Doch, Hülle vor Gottes W e g e n , du hängest herab, und dich hebet einst das Gericht nur. Ruhend brach Saphira von ihrem Grabe des Frühlings Erste Blumen, und gab sie dem erndtesinnendeu Manne. Und sie kamen hinab zu ihrer Saat.

Ananias

298 X V . G.

v. 585 — vdn W e l t e n ,

nnd doch sie

vereint h a t ! Der , in seinem unendlichen Plan der Seligkeit Aller, Alle Gränzen und Arten der Seligkeiten vereint h a t ! Gegen d i c h , lichtheller E n t w u r f des Glückes der Geister,Ist die sinnliche Schöpfuüg nur Schatten.

Er bauet auf

Elend Freuden empor, die keiner der Immerglücklichen kennet. Lernet noch diefs: Nichts Gröfseres haben die Ewigkeiten, Nichts, das unerforschlicher, und unempfindbarer wäre, Als, dafs eine der Höhn der Erhebung des Gottversöhners, Auf der E r n i e d r i g u n g , steht! Der ernste Gedanke vertieft euch. Sinnt ihm eu eifrig nicht nach.

Er ist selbst Engeln

Erstaunen! Kennet eure Seligkeit ganz, die hier schon euch Gott gab! Nicht n u r ' w i r sind um e u c h ; die schöne Seele Maria's, Lazarus Schwester ist auch an dieser heiligen Hütte. Siehe', sie freuet sich eurer Freuden! Da riefen sie'alle: Lazarus Schwester ist

todt?

Und freuet sich unserer

Freuden! Rief der glückliche Samma.

W i r freun der deinen uns, Mirjam!

Ach w i e trocknest du d i e T h r ä n e mir, Vater des Schicksals! Meinen Benoni sendest du m i r ; und Elkanan den Bruder! Und auch Joel den B r u d e r ! so spröch der zärtliche Joel.

OOz

• X V . G.

v. i>98 —'" i s i x .

S. Gott! w i e endetest du mein Schicksal! W i e könnt' ich es w a g e n Das zu hoffen, als meine verfinsternde S c h w e r m u t h , diefs Elend Uber alles Elend, begann, ich mir mein noch bewufst war, U n d nur Nächt' erblickt' um mich h e r , Labyrinth und Abgrund! Nichts im Künftigen sah, als schwarze Schrecken! Nun w i c h mir M e i n e V e r n u n f t ! Ich zermalmte dich, Sohn, an dem blutigen Felsen, Ach, zu durchweinen, so dacht* ich bis h e u t , mein übriges Leben! Und diefs alles endiget sich, ipit der W o n n e der Himmel! M i t den süfsesten W i e d e r s e h n , das jemals erlebt w a r d ! S o h n , B e n o n i , mein

Sohn,

an dem blutigen

Felsen

zerschmettert, W i e hat der dich begnadet,

der mein durch dich sich erbarmt h a t !

S i e h , ich weifs es, du gehest von m i r ; doch es soll mir kein Abschied S e y n , wenn du gehest! Ich werde vor mir dich immer erblicken, W i e du,

ein Erbe des Himmels, in deiner Herrlichkeit dastandst!

X V . G.

V.

1 2 1 2 — 1230.

Kaum, däfs es Wiedersehen genannt darf werden, wenn drüben Uber den Gräbern ich dich in deiner Herrlichkeit sehe. Eins noch bitt* ich dich: Gieb mir deinen Segen, Benoni, E h du dich wendest.

B. Ich dich segnen? der Sohn den Vater?

Und dein jüngster? S. Mein Erstling nun! und älter, als ich bin! Alt an Tagen der E w i g k e i t ! Sie ist wirkliches L e b e n ! Dieses Leben ist Schlaf, aus dem ein letzter uns aufweckt. Da erhub Benoni die festgefalteten Hände, W a r d , indem er redete, strahlen voller, und sagte: Bald denn komme dein letzter, und sanft, wie Simeon» Tod kam, Tb eurer Vater! So segnet'er ihn.

Jetzt redete Joel.

Ach! ich bäte dich auch um deinen Segen; allein ich Eürchte, Benoni, dafs du mit langem Leben mich segnest. B. Jüngling, du fürchtest gröfseren L o h n ! J e tiefer des Guten Leben hier wurzelt, je höher wächst sein Wipfel im Himmel, Und je ausgebreiteter schatten die volleren Zweige. Soll ich dich nun, mein Bruder, mein J o e l , segnen? Da kniete Joel nieder vor-ihm,

Benoni legte die Hand ihm

Auf die glühende Stirn.

Nimm hin den begen der Segen,

X V . G.

v. 1 2 3 1 — 1250.

Und da» ewige l i e b e n : D e r G o t t , der Jesus erweckt hat, F ü h r e zu Jesus

dich!

Sie verschwanden der

betenden

Auge. Schnell rief Boa : Sie sind v e r s c h w u n d e n , E l k a n a n !

Und

Joel R i c h t e t sich auf, u n d sagt mit dem leisen L a u t e der F r e u d e : W e n n du hier noch verweilst, du schöne Seele Maria's, O so bringe du ihnen von uns den stärksten, den frohsten, Feurigsten Dank, dafs sie uns der Erscheinung gewürdiget haben, I h r e r Gespräche von G o t t , u n d ihrer himmlischen Segen! Also sagte der Jüngling, u n d sank in die Arme des Vaters. Christus M u t t e r safs auf dem hohen Söller.

D i e Sonne

W a r g e s u n k e n ; der Abendstern entstrahlte dem Himmel. Neben ihr r u h t e die Tempelhprfe.

Sie sähe, das daucht'

ihr, Über den Bach der Pilgerinnen e i n e , nicht gehen, Sähe sie schweben, u n d werden, indem sie herüberschwebte, Himmelsgestalt.

Also wird T h a t ein grofser Gedanke!

U n d schon stand die lichte Gestalt bey ihr auf dem Söller. Christus M u t t e r staunte nicht mehr. E s w a r ein Erstandner, Oder ein Engel.

Sie hatte gesehn erstanden vom Tode

I h r e n S o h n ! E. Ich verhülle vor dir m i c h , M u t t e r des H e r r n , nicht. W a r u m s o l l t ' ^ c h ? D u strahlest mit mir n u n bald an dem Throne!

X V . G.

V. 12.51 — , 1 2 7 0 .

M i r j a m , auch ich bin M u t t e r ! M . V i e l l e i c h t des g e h o r s a m e n Opfrers ? . O d e r d e f s , der das Grab n i c h t k a n n t e , des himmlischen Heuochs ? E . Abrahams a u c h , u n d H e n o c h s ! I c h b i n ,

o die

duder

Unschuld W i e d e r b r i n g e r g e b a r s t , ich bin die M u t t e r der M e n s c h e n ! M . D i c h , dich seh' i c h ! o W o n n e des offenen H i m m e l s ! die M u t t e r Abels s e h ' i c h ! E . A u c h Kains.

I c h bin herübergekommen,

D a f s ich mit dir den S o h n , den M a n n J e h o v a h , o M i r j a m , Preise mit d i r j W o h l a n , lafs unsere H a r f e n b e g i n n e n ! M . I c h mit d i r , der Unsterblichen ? ich mit der M u t t e r der M e n s c h e n , D i e ich sterblich noch b i n ? A l l e i n w i r sinken dem M i t t l e r ! E v a , b e g i n n ' , und lehre mich dem Erhabenen s i n g e n ! E. Z w e y m a J w a r d ich geschaffen! er r u f t e mich

zweymnl

ins L e b e n , D e n du, M i r j a m , - gebarst! O M u t t e r , er w u r d e geboren, D e r dich s c h u f , und m i c h , der alle H i m m e l gemacht h a t ! M . D e r die Sonne, den M o n d , der alle Sterne gemacht h a t ! D e r dich s c h u f , und m i c h , er w u r d ' , o E v a ,

geboren!

Hast du den hohen Gesang der E n g e l Gottes vernommen, D i e ihm s a n g e n , als er geboren w a r d in der H ü t t e ? E. Da nach Sion zurück des Preisgesanges T r i u m p h kam, Bebten vor seinem D o n n e r die W i p f e l der L e b e n s b ä u m e !

33^ X V . G.

v. 1 2 7 1 — 1290.

Sanken, w o er tönte, die Himmlischen vor demGebornen! M . Und er weint* iü Bethlehems Krippe.

Dobh hatten

schon Engel, Eh* er weinte, den Namen des Wiederbringers genennet! J e s u s ! hatte die Cederj die Palme Jesus ! gehöret, J e s u s ! Tabor, Jesus! gehört ach Golgatha Jesus! E . Nennen hörte den Gottesgesälbten der T h r o n ,

von

dem er Niederstieg, der Unsterblichen Heer den Gottesgesalbten ! M . Hast du ihn sterben gesehn? E. Ich hab' ihn sterben gesehen! M . Hast du die blutige Krone der Schmach um die Schläfe des Mittlers T r i e f e n , o Mutter Abels, gesehn? E . Ich sähe die Krone Um sein Haupt! und sah w i e in Dämmrung erlöschen der Engel Antlitz, in trübere derer Antlitz, die er versöhnte! M . Hast du die Todesstimme des Gottversöhners vernommen ? J e n e , da Christus rief: Es ist vollendet! und jene: V a t e r , in deine Hände befehl* ich meine Seele! E . A c h , ich habe vernommen

die Worte

des

ewigen

Lebens, Habe w i e Psalme gehört der Harfenspieler, w i e Chöre, Als ob sie an dem Throne dem Hocherhabenen sängen, D a er sein Haupt emporhub, l i e f : E s ist vollendet! D a sein Auge schaute mit Gottesblicken gen Himmel:

X V . G.

v. 1291 — 1306.

Vater, in deine Hände befebl' ich meine Seele! M . Und doch litt* i c h , die Sterbliche, wie die Mutter Abels Niemals litt! Allein Preis sey dem Sohne, des Leidens Geber, denn ach! wie erhöhet mir nun die nächtliche' Stünde, Siehe, die Stunde der Angst, die Stunde des Schwert» in der Seele Meine W o n n e ! E.Ich habe, w i e du, nicht gelitten, ob Abel Gleich zu der Erde gestürzt ich liegen sähe, der Todten Ersten, und meinen Sohn! die Stirn' ihm zerschmettert, des Fluches Frühes Opfer! in Blut! und meinen Sohn! Es vergingen Erd' und Himmel um mich! so schreckte der todte die Mutter! M. Arm des Allmächtigen! du, ja du nur hieltest mich, Gottes Arm! da hinaus in die Nacht vom Gerichtsaltare der Sohn rief: Mein Gott! mein Gott! warum hast du mich verlassen? E. Mutter Christus, ich hört's den Geopferten rufen! Ich sah dich Nun nicht mehr! M . Heil dir, o der Menschen Mutter, du wärest Da bey dem K r e u z , da das tiefe Geheimnifs Christus zu Gott rief. KLOPST.W. V . B . M c s s . I I I . B .

22

358

" XV. G.

v . 1307 —' 1325-

Selig bin i c h ! Ich habe den Mittler Gottes geboren! Selig auch d u ! Du bist die Mutter seiner Versöhnten. E. Selig bin i c h !

Aus Adams Gebein' erschuf mich der Schöpfer

In dem P a r a d i e s e ! mich schuf aus Verwesungsstaube Tief im zertrümmerten Paradiese der Todtenerwecker. Heil m i r , die Mutter bin ich der Gottversöhnten, bin, Mirjam, D e i n e Mutter.

M . O d u , die Eden zweymal geboren!

Tochter der Schöpfung, ( i h r Leben v e r g i n g ! ) und der Auferstehung Tochter zum ewigen L e b e n , ach E v a , er stammet von dir auch, Der von E w i g k e i t i s t ! und den die sterbliche Mirjam In der Hütte gebar! O du der Gebärerin Mutter, Himmelsfreuden sind die Freuden, die über mich kommen, Und die dennoch, w i e tief sie auch in dieser Begeistrung Strömen versinkt, zu empfinden vermag die sterbliche Mirjam. Segne zum ewigen L e b e n , ich bin die Erlöste des ^Bundes, E v a , segne die Himmelserbin zum ewigen Leben. E. Zwar bist du noch sterblich, und ich unsterblich ; doch kann ich Dich nicht segnen!

Es hat dich schob der Stifte* des Bundes,

S i e h e , das Todesopfer auf Golgatha's blutigem Altar,

559 XV. G.

v . 1326 — 1344.

Seine-Mutter, zum ewigen H e i l , der Vollender gesegnet! M . liu' am Throne mein Lied von dein Sesen o des Liebenden ausströmt, W e r d ' ich noch Einmal ihn sehen hier in der Gräber Gefilden! Gabriel, stand,

und strahlt', und verhiefs, w i r sollten noch Einmal

Christus

sehn!

O singe m i r ,

Abrahams M u t t e r ,

und

meine, Von der Auferstehung des Sohns, da am hohen Kreuze Hun nicht mehr in die Nacht sein Haupt sich senkte, die Augen Ihm nicht mehr verloschen, picht mehr die Krone von Blute Uber sein Antlitz t r o f ! da den Donnergang der Entscheidung Gott g i n g ! E. Also erscholl's: Es werde L i c h t ! und das Licht ward! Also erstand e r ! Die Harfe sank, und die Palme sank uns, Jubel ruften w i r a u s !

So singen die Lieder am Thron nicht;

Meere rauschen, w i e w i r das Halleluja dem M i t t l e r Gottes ruften.

Doch schnell ward Alles staunende Stille!

Himmel und Erde

s c h w i e g e n , und w i r ,

bis endlich

Triumphe Märtyrer sangen, bis endlich zum Mittler Adam herabkam, Laut ausrief: Ich schwöre bey dir, der e w i g lebet!

54° X V . G.

v. 1 3 4 3 — i358-

Dafs nun Tod nicht länger der Tod ist, und dafs an dem Tage Deiner grofsen Vollendung sie All* erwachen, die schlafen! M . Ach sein Wonnausruf durchdringet die Mitgenossin Seines Erbes! Bestreuet mein Grab mit den Blumen der Erndte, Saat, dich säte der Herr! Ich hör', ich höre das Rauschen Deiner Ähren! ich hör' in dem Himmel das R u f e n der Erndter! E . L e g e bald zu des Todes Schlaf', o Mirjam, dich nieder, D a f s ich die Mutter des Herrn in dem Thale des Friedens empfange. M . Dafs w i r singen dort in dem Thale des Friedens dem Sohne, Wenn er nun an dem Thron die Thränen trocknet dar Christen, Und zu verstummen gebeut der sanften Klage der Wehmuth. Siebe, der trug die Sünde der W e l t , ist die L i e b e ! der Adams Lasten nahm, und hinauf nach Golgatha ging, ist die Liebe! Der die L i e b e , der, nicht gekennet, ach ungeliebet, S i t h , da schwiegen die Himmel der Himmel, erkohr, sich hingab Diesem schrecklichen Tode zum Opfer! E . Zum Opfer, zum Opfer

X V . G.

V.

1359 —

1378.

Für die Sünde! da selbst Erzengel verstummten, die Hölle L a u t anklagt', und zu w a n d e l n , den eisernen T r i t t da? Gericht hub! Also sang sie, und wendete sich.

Ihr sähe Maria

L a n g e nach, da gen Tabor in Himmelsglanze sie schwebte. Jetzt begannen zurück zu kehren der Heiligen Schaaren Nach der Verklärung Gebirge,

dort

mit einander der

Freuden Sich zu freun, die erscheinend den Auserkohrnen sie gaben. Und sie strahlten herauf von Jerusalem, viele ^er W o n n e Voll,, die sie hatten gegeben,

und viele der künftigen

Wonne, Die,

noch verborget) im bruderliebeqdeq Herzen,

itzt

keimte, Trieb,

arbeitet*, und w u c h s ,

zu der R u h e Schatten zu

werden Uber der Wanderer Haupt

in dem heifsen Pfade

des

Elends. W i e E i n Stern, und noch einer, und wieder einer hervorgeht Aus der gränzlosen T i e f e der schauererfüllenden Schöpfung, W e n n der kommenden Nacht die Abenddämmerung w e i c h e t : Also versammelten iicb die Erscheinenden Gottes auf Tab o r ; W e n i g e spätere nur empfing noch der heilige Berg nicht. C i d l i , die Tochter Jairus, safs vor der Laube des Söllers, In dem Schimmer der Morgenröthe.

Sie sah den Geliebten,

Seit er zu seinem Grabe von ihr in der Traurigkeit eilte,

54« X V . G. I h r e n Semida nicht.

V. 1379 —' 1397-

O Liebe voll U n s c h u l d ! ich darf dich,

M e i n e L i e b e , so n e n n e n , w e n n w i r s t du inicli endlich verlassen? W e n n w e g r u f e n den Schinerz, der alles in trübe Bilfler, Alles i n T h r ä n e n um mich v e r w a n d e l t ?

Gehör' ich der

Erde 'Viel zu w e n i g , ihr sterbliche Söhne zu geben; erstand ich, G o t t inich auf diese Weise zu widmen ; was weilest du, Liebe, Z w a r mir bitterer Schmers, doch Liebe voll Unschuld, was weilst d u Unnachlassend in m i r ? Doch w e n n dein Weilen mir zeigte, D a f s i c h , also dem H e r r n mich zu w i d m e n , vom T o d e nicht a u f s t a n d ? Ach w e r f ü h r t mich heraus aus dieser T i e f e des Schmerzes ? Dieser Irre des Grübelns heraus? Z w a r bin ich e r s t a n d e n ; Aber sterblich bin i c h ! Ich leb*, u n d ich leide, w i e a n d r e ! L e i d e viel m e h r , w i e a n d r e , die so voll Unschuld nicht lieben! W a r ' ich n u r s t e r b l i c h e r a u c h ! D u Klage, wärest zu h e f t i g ! Sterblicher will ich nicht s e y n ! Sie erhebt sich, und trocknet mit Eile Ihre Wange.

D a stieg der Pilgerinnen des Festes

E i n e den Söller h e r a u f , von der M u t t e r Cidli's begleitet. P . Lange wallt' ich u m h e r , Jairue Tochter zu sehen; E n d l i c h find' ich dich auf.

D u hast von deines Erweckers

345 XV. G.

v. 1398 — 1414*

Hohem Triumph doch gehört ? C. Ich habe von m t i n e * Erweckers Hohem Triumphe gehört; doch seiner Herrlichkeit Zeugen Hab' ich noch nicht gesehn.

M a r i a , Lazarus Schwester,

Denn ihn kennst du wohl a u c h , da du mich zu suchen umherwallst? Ist entschlafen! und oh die Mutter des Göttlichen lebe, W e i f s ich auch nicht.

P. Sie lebt, und hat den Erstandnen gesehen!

C. Hat ein Engel dich m i r , o P i l g e r i n , zugesendet, Dafs du mir diese Bothschaft

von Jesus

Herrlichkeit

brächtest, Und den Freuden der M u t t e r ?

P. Ich suchte der Auf-

erstandnen E i n e , von denen e i n e , die Jesus Herrlichkeit zeugten, Als er noch in der Niedrigkeit war.

Vernähmest du,

Cidli, Nichts von den neuen Zeugen und Zeuginnen n u n , da er herrschet Mächtiger über den T o d , als'da er den Bruder Maria's, Und den Vaterlosen aus Nain, und dich e r w e c k t e ? Kam der Ruf nicht zu d i r : Viel Heilige wären erstanden, Als er am Kreuz

entschlief, und die erschienen den Frommen,

Die ihn l i e b t e n ? C. Ich lieb* i h n , ich lieb' ihn, 0 Pilgerin, rede!

344

— X\f. G.

y. 1415-— 1430.

Ist der Ruf denn gewifs? P. Nicht lange, »o wird es sich zeigen. Viel* erzählen, dafs sich die auferstandneu Gerechten Auf der Verklärung Gebirg versammeln.

Auf Tabor zu

steigen, Ist daher mein Entschlufs.

Doch in einer Erstandnen Begleitung

Wallet' ich lieber dahin, als allein zu den neuen Erstandnen. C. Pilgerin, zwar bin ich auferweckt von dem Tode, doch bin ich Sterblich, w i e du.

Die Erstandenen

sind

vollendete

Fromme, Wenn sie erscheinen.

Doch geh' ich mit dir, wofern du mich leitest,

Und die sinkende hältst,

wenn

wir

Erscheinungen

sehen. Und sie machten sich a u f ,

Dach

Tabor zu gehen, die

Mutter, Und mit Cidli die Pilgerin.

Der Jüngling aus Nain,

Semida hatte so viel von deinem Erwachen, Versöhner, Endlich erforscht, dafs er sein Herz beruhigen kopnte, Glauben konnte, du seyst wahrhaftig vom Tod' erstanden! Nun

erwachten

von

neuem

mit

tiefverwundender

Webmutli Seiner Liebe Schmerzen

in ihm. immer

Noch war für ihn

X V . G. Cidli geschaffen.

y. 1 4 3 1 —

D a s fühlt' er

1446. zu

mächtig! >unüber-

windlich W a r der S i e g e r ,

diefs starke G e f ü h l , in dem innersten Herzen!

Nacht vor mir, w e r f ü h r t mich durch dich? w e r hindurch zur Gewifsheit, O b , die ich mir erkohr f ü r die E w i g k e i t ,

wieder mich

liebe?. Oder auch n i c h t ? W e r bringt mich hinauf zu den Höhen der F r e u d e ? Oder hinab in das sinkende T h a l der bittersten Schmerzen? Auferstanden bin i c h , doch nicht unsterblich geworden! Wären w i r d i e f s ; so wären w i r lang* hinübergegangen In der R u h G e f i l d e , w o nichts die Liebenden trennet! Und dort liebte mich Cidli g e w i f s ! O C i d l i , Gewählte, D i e ich l i e b e , w i e wenige nur zu lieben vermögen! Doch verstumme d u , Schmerz!

noch sterblicher machst

du mich, trüber Bitterer Schmerz.

W i e sonderbar ist mein Schicksal! E i n Jüngling,

Munter und f r o h , der w a r i c h , und starb! und kehrt* aus Gefilden Dunkler Empfindungen w i e d e r ,

allein die Freude mir

waren! W u r d e , w a s w u r d ' i c h ? mir daucht's bey dem Wiederkommen , ich w ä r e KLorST. W . V . B . MESS. III. B.

23

XV. G.

v. 1447 — 1462.

Nun ein Unsterblicher; aber wie bald empfand ich, ich wäre Wieder sterblich, und, was ich nicht w a r , eh zum Tod' ich hinsank, E l e n d ! Elend dadurch vor allein, dafs ich die Wonne Meines L e b e n s , die Weisheit defs, der todt w a r , und lebet, N i c h t , w i e ich sollte, genug mir machte zu Saat für die Zukunft, Dann zu erndten, wenn nun das erste Leben entflohn ist! H e r r ! von dem Tod' Erstandener! eh zu dem Vater du hingehst, R u f e zu dir mich, damit ich von dir das E i n e , das noth ist, Mehr noch lerne! So dacht' er, und schwieg mit gefalteten Händen. Und zu ihm trat ein Fremdling herein.

F. Du kannst

mir, o Jüngling, Helfen, wofern du willst.

An dem Fufse von Tabors Gebirge

L i e g t ein verwundeter Mann; den haben Mörder verwundet! Auf dem Wege zu dem sitzt einer, der blind ist, und durstet. Keine Quelle war da! er wufste mir keine zu nennen. S i e h , er durstet, und ruft nach H ü l f e , die ihm versagt wird. Auf dem Wege zivihm wehklagt ein ermatteter Alter,

X V . G.

V.

A n die Felsen gesunken.

14Ö3 —

1477.

Ich t o n n t ' ihn nicht führen ; und laben

Könnt* ich ihn auch nicht.

Ich selber ach! bin dürftig und kraftlos.

Semida rief mit Schnelligkeit: N i m m ,

und stärke d i c h ;

nimm dann Dieses für sie, und diefs.

Ich nehme das andre.

Sie

gingen, Kamen zum Greise.

S. Geh du voraus mit dem zu dem Blinden.

N i m m , mein V a t e r , u n d i f s , und trink diefs Labsal der Traube! Sprachs,

und kam dem Pilger z u v o r ,

und früher zum

Blinden. Den die Sonne nur w ä r m t , o nimm die Stärkung, ich komme Wieder zurück; dann gehst du mit mir nach Jerusalem. Eilend Ging er weiter.

D i e Sonne begann, seitdem sie die Thore

Salems verliefsen, das erstemal über die Berge zu steigen. Und sie eilten d a h i n , leicht, w i e der kühlenden Frühe Atliem.

D a Tabor sie nahten, erblickte Semida Cidli

Zwischen der P i l g e r i n , und der Mutter.

Schrecken der

Freude Stürzten

auf i h n ;

allein er blieb bey dem Fremdling.

führenden

XV. G.

1478 — M94-

V.

Und sie kamen zum M a n n e ,

der bleich, als stiirb' er,

in Blute Lag.

Sie verbanden ilnn sorgsam die W u n d e n , und legten ihn schonend

Auf sanftkühlendes Moos.

Da wandte sich Semida endlich,

Sähe Cidli herum an dem Berge koipinen, doch ferne. Jetzo kam sie näher, und sah es, und stand erschrocken. Aber als sie erkannte, dafs jenem verwundeten Hülfe Durch die Männer geschah, da wagte sie weiter zu gehen. Semitla säumte nicht l a n g ' , er lief mit zitternder Eile Cidli entgegen; doch n a h , verstummten sie beyde vor Freude, Und vor W e b m u t h .

Die Pilgerin bat, nicht lange zu weilen!

Denn sonst würden am Berge sie noch die Strahlen des Mittags Treffe«.

S. So nehm' ich von dir schon wieder Abschied! Auf immer,

Meine C i d l i ?

Sie w e i n t ' ,

und

folgte

der

führenden

Fremden. Semida blieb bey dem blutenden mit dem Gefährten , und stärkt' ihn. Als sie sich unterredeten, wo sie ihn bärgen, erreichten Sie zween Männer.

Die w a r e n des armen

Leidenden

Brüder. Und nun schieden sie mit Dank, und mitlVuh von einander.

34a XV. G. Wenn

du,

v. 1495 — 1511.

sagte der F r e m d l i n g ,

mich

über

Tabor

begleitest; Gebet dort ein kürzerer W e g , als jene sieb wählten, Und w i r kommen zu ihnen, so bald sie den Gipfelerreichen. D e n n es fl'iefst der kleinere W e g mit dem grofsen zusammen. S . J a , ich bin dein G e f ä h r t ; doch müfst du zurück mit mir kehren. P. N i c h t zurück m i t dir.

S. Welch* ist die Heimath, o Pilger,

D i e dein w a r t e t ? P . M e i n w a r t e n in meiner glücklichen , Heimath Himmlische F r e u n d e !

S. So bist du nicht a r m ,

wenn

redliche Freunde D i r dein Leben erbeitern.

O nenne mir ihre Namen.

P. Ihre N a m e n ? D a wirst erstaunen, dafs ihrer so viel sind. S. Viele F r e u n d e ! das macht mich e r s t a u n e n ; doch nenne sie.

Freudig

Sah der Pilger ihn a n , und begann die Namen zu nennen. D a v i d ! Abraham! N o a ! M e l c h i s e d e k ! J o s u a ! H i e b ! R a h e l ! J o s e p h ! D e b o r a ! Und Semida sah ihn erstaunt an. Doch bald staunt' er noch mehr.

D e n n des Pilgers Angesicht

wurde Röthlich,

und

schimmernd;

doch

wars

erst

wenige

D ä m m r u n g von Schimmer. Auch schien Jonathan schwebend zu gehn. wurde,

Je heller er

350 X V . G.

v. 1512 —

1528.

Desto blasser vor Freud*, und vor FurcLt ward Semida's Antlitz. Aber ilin stärkte sein Freund, und führte den bebenden weiter. Auf dem anderen W e g e stand auf Einmal der R e i s e Frohe Gefährtin,

die Pilgerin still,

und sprach zu der

Mutter: W e i t e r folge du nicht.

D i e auferweckte des Mittlers

Sieht die höhren Erscheinungen nur. Sie glänzte verwandelt. Nimm jetzt Abschied.

Sie sagt' es der sinkenden Mutter, und hielt sie.

M . Abschied von meiner Cidli, von der ich niemals mich trennte ? Komm bald w i e d e r , o himmlische T o c h t e r , und sage mir armen, W a s du sahst. Gott segne zu dieser Erscheinungen Heil dich! Geh nach Salem h i n a b , so sprach zu der M u t t e r M e g i d d o , Denn du siehest so bald die glückliche Cidli nicht wieder! C. M e i n e M u t t e r ! der Herr geleite dich, meine M u t t e r ! Himmlische Freundin, lafs bald mich wieder die M u t t e r umarmen! Und sie verliefsen die arme, die weinend den scheidenden nachsah. Als sie erstiegen die H ö h ' , und vor Staunen Cidli kaum fragte, Sähe sie fern in dem Cederschatten Semida kommen

X V . G.

V.

1529 —

1545.

M i t dem Pilger, der n u u ' i n seinem Schimmer auch glänzte. Semida sah auch sie.

D i e beyden Sterblichen standen,

G i n g e n , zitterten, ruhten.

A u f jeder Seite begannen

Strahlengestalten um sie zu s c h w e b e n ,

und ihnen

zu

lächeln. O w i e glänzten, noch unerkannte,

der Greis, und der

Blinde, Und der verwundete Mann, und seine kommenden Brüder! Immer wurden der Himmlischen mehr, und leuchtender immer. W e r vermag die Entzückungen alle mit Namen zu nennen, W e l c h e die beyden

ergriffen;

w i e sie mit

gefalteten

Händen Staunend umhersahn,

wieder

den Blick

zu der Erde

senkten! Fragen wollten, und in der bebenden Frage verstummten! W i e , von Strahlen umgeben

der nahen Unsterblichen,

w i e sie, Dann von Schimmer und sanftzulispelndem Segnen umgeben, Freudig w a r e n ,

und b a n g !

Sie kamen sich näher.

Da

schwanden Ihre Gedanken! und sie, die beyden glücklichen, wurden Schnell verklärt!

Sie schwebten daher, und

umarmten

einander; Ach das erstemal dort,

und nicht in den Hütten der Trennung!

352 X V . G.

v. 1546 — 1549.

Wiedersehen, o du der Liebenden Wiedersehen, Wenn bey d^in Staube des Einen nun auch des Anderen Staub ruht, Selbst der Gedank* an dich ist nur ein Traum von den Freuden Cidli's, (nun weinten sie andere Thränen) und Seniida's Freuden!

EMDE

DES

DKIITEM

BANDES.

K L O P S T O C K S

W

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R

K

S E C H S T E R

D E R

B A N D

M E S S I A S

V I E R T E R

L BEY

GEORG

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JOACHIM

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GÖSCHEN.

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K L O P S T O C K S

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G Ö S C H E N .

1800-

D E R

M E S S I A S .

V I E R T E R

B A N D .

X V I . G.

V.

1



15.

D e r mifskennet Jen e w i g e n S o h n , den Herrlichen Gottes, Der

es nicht w c i f s ,

dafs durch I h n ,

und für I h n ,

der

Vater die Schöpfung S c h u f , und

dafs er der Schaarenheere,

die zählbar

nur

Ihm sind, Jener, die macht der V e r s t a n d ,

und die W a h l glückselig-

keitsfähig, Herrscher ist; so l a n g e , bis einst, aus den Labyrinthen Aller W e l t e n , die W e g e des E w i g e n - a l l e , zu Einein Grofsen Z i e l , z u der Seligkeit A l l e r , herüberkommen. Hätte der Herrliche Gottes nicht an dem Kreuze gerufen, N i c h t in dem T o d e der Allversöhner: E s ist vollendet! O so könnte das Heer ohne Zahl der Erschaffenen, ganz dann Selig, dereinst durch die H i m m e l : E s ist vollendet! nicht rufen. A b e r als er zu schaffen beschlofs, beschlofs er zu sterben. Jesus Christus, der göttliche S o h n 1 des ev^igen Vaters, U n d der Mensch stieg w i e d e r hinauf z u der H ö h e des Berges, Welcher,

bis er sich zur Rechte des Vaters e r h ü b e , Thron war,

sein

4

< XVT. G.

V. 16 — 3Sonnen, erschwebten:

Gestalten

Stiegen da auf um G e l t o r , nicht des sinnenden Geistes Bildern, nicht Traumerscheinungen gleich; ersah, und er hörte, W a s er Gutes im L e b e n , das nun gelebt w a r , und Frommes Hatte g e t h a n ! er lebt' es w i e d e r , doch ohne-den Anblick Seiner Fehle, und voll von dem Himmelsgefühle, dafs Gott es I h m belohne.

M i t hochgefalteten Händen des Preises,

Sieht er um sich die D ü r f t i g e n , w e l c h ' er labte, die W a i s e n , D i e er zu taugenden Männern erzog, die Bräute, d i e F r e u n d e , Schaaren der F r e y e n , f ü r die in der S c h l a c h t , sie zu retten, sein B l u t f l o f s ; U n d er wallt' in der Heerschaar f o r t , mit freudigem R u f e n , U n d noch froherem D a n k des sülsen L ä c h e l n s gesegnet. Sonnen gingen a u f , und Sonnen u n t e r , und immer W ä h r t e Christus Gericht.

W i e wechselnde Regenschauer,

S l X V I . G.

V. 3(Jo —

379.

Kamen die S e e l e n , itzt dicht aus der W o l k e stürzend, itzt träufelnd; Trockneten w e g in dürren G e f i l d e n , oder entflossen, Silberquellen, blumigen Hügeln. D e r Himmlischen W e h m u t b , Oder W o n n e begleitete stets die S e e l e n , nachdem sie Aufstieg;' oder sank die schicksalentscheidende Wagschal. I l a g i d und Syrmion zuckten ihr S c h w e r t auf einander, und beyde Taumelten hin in ihr B l u t , und hauchten mit Zorne den Geist aus. I h n e n klirrten aus sichtbarer N a c h t diamantene Ketten F ü r c h t e r l i c h , d u m p f , f e r n h e r , sie mufsten nahen, entgegen. Einem Geisie der Hölle gebots ein C h e r u b ; der fiel sie Wuthvoll a n , und kettete sie an einander.

D e s Abgrunds

K l u f t , in w e l c h e sie stürzten, erscholl von der rufenden Falle. T o a , ein J ü n g l i n g auf jener E i d ' in der Ruhstatt Gottes, W o die Sünde nicht i s t , und der T o d n i c h t , schaute dein Cherub, D e r ihn traurend v e r l i e f s , mit Erstaunen nach.

Doch es

wurde Bald sein Erstaunen

zu Schrecken.

Er

hatte w i d e r

den

Schöpfer, Und den Mittler K l a g e g e k l a g t , mit der K l a g e begonnen, M i t der Einnörung geendet:

D a f s denen L e i d e n des Todes

B l i e b e , die doch aus dem Grabe zur seligen E w i g k e i t keimen! Und er schaute bestürzt u m h e r , und erblickt' in dem Thale

22 XVI.

G.

V. 3(>,o —

39ß.

Chöre Feyrender, welche, mit junger Blüthe gekfänzet, In den mächtigen Strömen der himmlischen Harinonieen Fortgerissen, von lieblichen Reihn der Wonne beflügelt, Gottes Pfad in dem Iiabyrinth der Beseligung sangen. Und er wallet' hinab von seinen Thränen zu reden! Aber er stand bald still.

Ihm winkt' ein anderer Engel;

Und er mufste folgen. Verwundernd fühlt' er sich schweben. Ach nicht lano' o 7 und er sah in weiter Fern sein Geburtsland Hinter sich leuchten ; er sah's , w i e andere Sterne der Schöpfung; Sah es, ach wie erstaunt' er! bcy einer Sonne verschwinden! T. Engel des Herrn, wo führst du mich hin? Der Engel des Herrn schwieg. T. Engel des Herrn, was hab' ich beweint? Der Engel des Herrn schwieg. Und des Unsterblichen Feuer verlosch auf der blühenden Wange, T, Engel Gottes, ach hilf uiir!

E. Ich kann nicht helfen.

Sie flogen, W i e auf Flügeln des Sturms; und lange verstummten beyde. T. W e r gebot dir, mich wegzuführen?

E, Der Richter,

Sie sahen Jetzo die Erde, zwar ferne, doch schon noch lockere Gräber, T. Ach das sind die Hügel der Todten!

E, Das sind der

Aussaat Stäten. T. Und jener viel höhere dort mit den blutigen Kreuzen

25 XVI. G. Bey den H ü t t e n ?

v. 399 — 4!8-

E. Ist Golgatha! T. Golgatha? Seraph, ich sehe

Sterbliche dort: allein w o ist, der den Sterblichen Leben Gab ?

E. D u siehst es glänzen.

D u kennst uns. T. Ach

ich erblicke In der Cherubim Mitte den Hocherhabnen des Himmels! E. Ja du sieliest den Richter der W e l t ! T. U n d , wehe mir, meinen! Fuhrst du zu ihm mich?

E. Eile! Sie kauien hinab zu der Erde,

Schwebten nach Tabor hin.

M i t Seelenschaareii erreichte

Toa den Berg des Gerichts, der zweyten Verklärung des Mittlers. Also kommt, wenn ein Sturmwind braust, mit gewelkten und frischen Blüthen, auch eine der schon gebildeten Früchte geflogen. Als er unter den Seelen sich sah, und mit ihnen herüber Kam zu dem schreckenden Berge, da war' er gerne geflohen; Aber ihn hielt verborgne Gewalt! Er stand vor dem Richter! Cherubim traten herzu. So schweigt der benachtete Himmel, Ehe der Donnersturm sich erhebt; so war die Versammlung: Kurzer, geschleuderter Schlag schlägt hoch herunter; so klagten Ihn die Cherubim an.

D i e Kläger hatten gesprochen :

Und die Strahlen Eloa's, der Christus schaute, verloschen Schnell in Schimmer; es bebten die Auferstandnen, die Engel, T o a , die Seelen bebten.

Auf Einmal ergofs sich die Blässe,

24 X V I . G.

V. 4 1 9



440.

Kam die Geberde des Todes, und, mit des ernsten Erstaunens Lautem R u f , sank Toa , und starb! Der Ann der Allmacht Wandelte bald die Verwesung

in Staub , gab bald den

getrennten Staub den verwehenden Winden ; und acli der Seele des Todten W u r d e kein L e i b aus der Heitre geschaffen. Sie war allein, war Ganz von allen Wesen verlassen ! war nicht in der Schöpfung! Nicht auf der Erde der Sterblichen, nicht auf ihrer! Sie sähe Keines

Unsterblichen Antlitz !

vernahm

in der bitteren

Wehmuth, Keines Himmlischen Stimme! Sie dachte, w i e elimals; auch konnte Siesich bewegen, doch blieb, auch bewegt, sie stets in der Ode! W e h e ! vor ihr war jeder Schauplatz neuer Erkenntnifs Weggesunken; sie hatte nur Voriges, und sich selbst! w a r Freundelos, ohn' Einen L a u t Antwort auf die bange F r a g e : W e n n sein Gericht der Richter endigen w e r d e ? N u r , dafs ihr aus den alten zuweilen Gedanken entstanden, W e l c h e , doch dieses wufste sie nicht, die ihren nicht waren. Z u der Schaar der Todten ward der stolzesten einer Unter den Menschen geführt. D e r aufgeschwollne Verbrecher Hatte seinem Volk die heiligen Rechte der Freyheit, Sie mit Schiaugenentwürfen, und Klaun des L ö w e n entrissen. D a verraucht war das Blut der Unterjochung, und ganz nun Uber die Fesselbeladnen ihr Haupt die Herrschsucht aufhub,

XVT. G.

v. 441 —

461.

Schwelgt' e r , u n d zischete Spott clen verstummten ; k a u m w a r e n sie M e n s c h e n : E r ein G o t t ! Bald kroch der W u r m zü der L e i c h e des Gottes. A l s , dem Richter schon n a h , ihr F ü h r e r , ein himmlischer Jüngling: Folge! noch Einmal der Seele g e b o t , u n d sie von des Torle» Schrecken n u n ganz sich e r i n a n n e t e , hielt sie im Schweben. D e r Seraph Sah's, u n d ein w e n i g F e u e r , w i e uns der Sirius funkelt, Schimmerte ihm von der W a n g e .

N o c h säumte der todte.

Da wandle Sich-der Jüngling, u n d mit der leisen B e w e g u n g der U r k r a f t , W i e in dem Himmel sie G o t t a n s c h u f , berührte des Engels W e h e n , indem er sich w a n d t e , den todten.

D a folgt' er,

als rissen Stürme d a h i n , als wirbelten i h n O r k a n e , w i e Meerschaum. U n d er w a r , zu beginnen ein H o ' m g e l ä c h t e r , in A r b e i t ; Aljer es w u r d e Geheul.

So stürzte der f ü h r e n d e Seraph

Ihn vor des R i c h t e n d e n Fufs in denStaub. D e r Göttliche sagte: Seele, w e r bist d u ? D a h u b der todte sich : Bist du der Götter Einer des H i m m e l s ; so w i s s e , dafs ich von den Erdegöttern Einer b i n ! und dafs dem Gotte kein Gott g e h o r c h e t ! Christus sah umher in der Schaar, die u m ihn h e r u m s t a n d ; Samed wars, den der W i n k des Versöhners erkohr. So gebot e r : Rieht' ihn, Sained.

D a ging in Sameds Angesicht Freude,

W i e ein M o r g e n des Friihlinges, auf. •Schon w u f s t e des Knaben

a6

:

X V I . G.

v. 46z — 4 3 1 .

Seele, w i e kühn der bitten d ü f f e , den, über die Todten Auszusprechen Entscheidung, der Gottversöhner erwählte. Und er sank , und betet', und ward erhöret.

D a wandt' er

Sich zu dem todten, und sprach: Des Abgrunds niedrigsten Sklaven Sollst du dienen, Empörer! w e r tief an die untersten Stufen Deines Thrones sich stürzte, von dort wegschlich, und mit W-uth trat Auf den Nacken der Unterjochten, der leidenden Guten, Diesem ! Sein zweifelnder W i n k schon soll den Fufs dir beflügeln! Dich anklagen der Säumnifs die wahnsinntrunkene Fodrung! Und der gerichtete fühlt' auf Einmal sich schwerer, und sank, so Uberlastet, hinab, w o der Sklaven Wink auf ihn harrte. Zoar hatte, vereint in langer daurender Freundschaft B u n d e , mit Seba gelebt.

Und jetzt w a r d ihnen, was selten

Freunden ward. Sie starben zugleich! mit sichrer Erwartung Jener Herrlichkeit, Seba; indem er sich selber die Krone, Als dem Würdigen, gab : mit R e u und Befürchtung und Demuth, Zoar.

Anders sinket, und steigt des Richtenden Wagschal,

Als des Menschen.

D a sie zum Gericht ein Unsterblicher führte,

Sprachen sie unter einander:

S. O Loos des himmlischen Lebens!

Ach w i e ist uns so lieblich das L o o s des himmlischen Lebens,

37 X V I . G. Z o a r , gefallen !

Z.

v. 4ß2 — 5 0 1 .

Auch

liier vereint uns beyde

dis

Freundschaft, E w i g ist nun , o Seba, ihr Bund ! D e r Unsterbliche hört' es, Schwieg. Sie standen vor Tabors Gericht. Dem Unsterblichen sagten's W i n k e des Richters. E r fühlte. Nicht lang', und es kam aus den Fernen Einer Od' ein Engel des Todes. Aber gerad' auf sie zu.

E r wandelte langsam,

Des schrecklichen Unbekannten

Richtung und Gang Schien, wünschte man ihm zu entfliehn, unentilielibar. Noch

war

zwischen

den

dreyen,

und

zwischen

dem

Todesengel W e i t e , w i e Meere.

Doch Z o a r , als er die Eile des Seraphs

S a h , des Geleiters, der sie aus jener ernsten Versammlung Hatte geführet, weg sie geführt von dem Antlitz des Einen, Welcher vor allen ihm schien ein Hocherhabener, Zoar, Als er des Todesengels Heriiberschauen erblickte, Uberströmt' es, wie Schrecken. E r säumte. D e r Todesengel Stand vor ihnen, und hielt die hohe Flamme gen Himmeln D u bist angenommen!

und du verworfen! E r wandte

Sich mit dem Donnerworte zu Seba.'

Als dieser zu hören

Wieder vermocht', erscholl das zweyte Wort des Verderbers : Scheidet! S, O Himmel, und Erd', und alles, was heilig ist, Menschen, E n g e l , und all' ihr Wesen der ewigen D a u e r ! verworfen?

23 X V I . G.

v. 502 — 520.

Scheiden? V e r w o r f e n ! hast du., hast, Donnerer, scheidet! gerufen; M a c h t der M ä c h t e , w e r bist du?

Z . Ach Seba,

Seba!

Geliebter! Auserkohrner! vor allen mir auserkohren, so lange Thener m i r ,

so lange mein Freund!

5.

M e i n Zoar! .

Auf ewig, Donnerer eines Gerichts, das meinem Forschen zu hoch ist? T . Ob auf e w i g ? fragest du mich.

(Jndefs war des Führers

Glanz in Dä'mmrung erloschen.) O frage mich nicht! den Seraph, D e r euch führte, den frag', er kommt von dem Richter des Himmels U n d der E r d e ! S. W a r der, der so vor den Cherubim allen Strahlte, der Richter der W e l t ? und hat er diese Verwerfung, Diese Scheidung geboten? Unsterblicher, welcher uns führte, Meinen Z o a r , und mich , -du Engel Gottes : Auf e w i g ? In noch trübere Dämmrung gehüllt, antwortet der Führer: E r hat alles geboten.

Gehorch, und scheide ! S. Geboten

E r , der auf mich nicht niederschaute? Der Anderer Schicksal Z w a r entschied, doch auf mich mit keinem Blicke nicht schaute? Zoar sprach : E r blicket'auf dich; es dauchte mir, ern'sfvoll Blickt' er auf dich. S. D u zeugest wider mich, du Geliebter? W e l i mir ! in dieser Stunde des Grauns ? und an diffsem Abgrund ?

a9 X V I . G.

v . 5 2 1 — 540.

Z . Ach ich zeuge nicht wider dich! Du weifst ja, ich konnte Nie die Wahrheit verheelen.

Umarme deinen getreuen!

Seba, ich zeuge nicht wider dich!

Der Engel des Todes

Hatte sich weggewendet, und niedergesenkt zu der Erde Seine Flamme, gemildert ihr Drohn.

Denn Zoar umarmte

Seha; denn Zoar weint', und Seba blutige Thränen. Aber der Sonderung Stunde w a r d a , die schreckliche, bittre, Stumme Stunde war da; der Verderber mufste die Flamme Wieder erheben, wieder mit ihrem Schrecken sie waffnen. Ach er flammt', und er schaut' herunter, und ruft', und Entsetzen W a r die eiserne Stimme des rufenden, Scheidet! Sie schieden. Gerda, ein kenntnifsbegieriger Jüngling, lag auf dem letzten Lager,

und war mit dem doppelten Segen,

des vollen

Eewufstsevns, Und der Todesgewifsheit gesegnet.

Heifs vor Erwartung

Dessen, das kommen werde! genols er so machtiger Freuden, Dafs er mit Drucken, und Küssen, und heftigem Schütteln der Hände Jeden empfing, der ihm nahte, den Freund, und den Feind. D a er todt war, Durfte sein E n g e l , bevor er ihn brachte zum richtenden Mittler, Ihn in die T i e f e , die Höh', in die Freye der Himmel ihn fuhren. O des Todes! der Gcttesgabe! Nun schwebet' e r , kreist' er,

5° XVI. G.

v. 5 4 j — 559.

Schauert' er in den Weiten des Unermefslichen, sähe Gottes Gestirn', und hört', in der Näh', in der F e r n e , sie • wandeln; Salber die Gottesgestirn' in der Strafse des Lichts, und auf ihnen I h r e Bewohner, die Namen nicht nennen, Zahlen nicht zählen! Schaarenheer' umringten ihn jetzo, welche der Schöpfung Fest begingen. Nun hielt er es länger nicht aus, sank nieder, Auf ein röthlich Gewölk am Wasserfalle. W i e schlummernd L a g er, erblafste zu Schimmer; ihm daucht's, er stürbe noch Einmal! Schaarpn wurden herzugeführt; in dem dichten Gewimmel 'BieFs: O des rollenden-Donners Gott, der weit den Olympus Aus der schwarzen W ö l k ' erschüttert, w i r brachten dirFarren, Sie mit Blumen der Thale geschmückt! wir brachten dir Widder, Sie mit L a u b e ! Was thaten wir Sterblichen ? Zürne nicht, Vater Aller Götter! ihr Götter um i h n , ach zürnet auch ihr nicht! D u mit der furchtbaren Urne ! du hast sie versenkt, sie verborgen Irgendwo dort in der N a c h t , lafs, M i n o s , nicht fallen, nicht fallen Deine wüthenden Loose! verbirg auf ewig die Urne! Brama ! wir haben uns ja . .

L a f s , M i n o s , die Loose

nicht fallen! Brama, gefesselt, verwundet, gedorrt an der Sonne! verschmachtet

3i X V I . G.

v . 560 — 577.

Sind w i r , B r a m a , vor dir! Ha Gott der Haine, da zürnest, W o d a n , doch nicht?

Allvater, doch nicht?

D i r flofs ja,

dir flofs ja, Krieger ! der Janglinge Blut in der Schlacht.

Gefesselt,

verwundet, Brama , gedorrt! W i r sind der Feigen Tod nicht gestorben! Sind in der Schlacht . .

Verbirg , o M i n o s ,

die Urne,

zerschmettre S i e ; lafs wehen hinab in das Chaos die wüthenden L o o s e ! Sind in der Schlacht

an tiefen, an brennenden Wunden gestorben!

Sind.

M i t kränzenden Blumen geschmückt, und die Widder mit L a u b e !

Hebe die Rechte nicht, sammle nicht, Z e u s , die erschütternden W o l k e n ! Zeus Kronion, erbarme dich unser ! lafs schlummern die Donner! Sind für F r e y e , f ü r Freund und Braut in Blute gestorben! Ruften die Seelenschaaren, und wurden mit Gnade gerichtet. Jesus wandte sich, sprach: Komm, Engel der Erde. Folgte.

Eloa

Schon tliat vor ihnen der Schöpfung Weite sich a u f ; laut

Scholl's in dem Unermefslichen. Lichtglanz strömten die Sterne Aus den Meeren, und von den Gebirgen. D i e Pole der Himmel Schauerten sanft.

Nur leise beriilirete sie in dem schnellen

Gang der Allmächtige.

D a den Versöhner kommen er hörte,

52 X V I . G.

v. 578 — 599.

Sähe, da schwellt' in der Wonn* hinaus in die Öde, da eilte Abrliel wieder zur Pforte der Hölle, ruft' es dem andern Hüter, eröffnete wankendes Ungestüms, dafs die Riegel Klangen

hinab , und die Angeln ins ewige Grab.

Die

Verworfnen, Sahn, w i e in Flammen, den Seraph, und hörten es stets noch, als rollte, Schmettert' ein Donnerwagen auf tausend Rädern herunter. Jesus trat in das offene Thor der Hölle.

D i e Hüter

Waren nieder vor ihm auf ihre Stufen gesunken; Und sie erhoben sich, sahn^anbetend dem Richter der Welt nach, Sahen, wie er herunterstieg in die Tiefe der Tiefen, Uiul w i e die Salane weit umher zu Felsen erstarrten! Stürmenden Fluges , ihm strömet zurück sein

Schimmer,

des Schwertes Flamme zurück, ereilt den Messias der Todesengel Erster.

Ihn hatte zur Hölle gesandt der Vater.

E r sollte

Jenes Gericht, das er sehen w ü r d e , den Himmeln erzählen. Jesus ging nach dem Throne des Abgrunds z u , der erhöhter Auf den steigenden Tempel des Hassers Gottes und Satans Schreckliche Schatten warf.

In des kommenden Mittlers Geberde

W a r , in dem Antlitz des Uberwinders, mit göttlicher Ruhe Uberstrahlt, (Urkräfte begannen durch s i e ! ) w a r Allmacht. Unter des Wandelnden Fufs ward E d e n ; hinter ihm wurde Eden wieder zur Hölle. D e r Furchtbare stand auf des todten

33 XVT. G.

v. 600 —

Meeres Gestade , schwieg.

6\6.

Fliehn wollten die Satane, iliehn war

Ihnen versagt! ha sterben! kein Tod erbarmte sich ihrer! •Neben dem Mittler stand, mit weitumschauendem Auge, Heifser Erwartung voll, Eloa.

Gedanken der Engel

Denken nicht schneller ; so stürzt' auf Einmal der Thron der Abgrunds Trümmer h i n ! Dampf, Flammen entstiegen der liegenden Trümmer, Schossen, wallten empor, und weit umher in Gehenna Krachten tausendmal tausend der Wiederhalle! Der Tempel Stürzet', und keine Trümmer war des gewesenen Zeugin. Du Eloa, wurdest gewahr iu dem Antlitz des Mittlers Ein Hinscbaun, dals du nieder bey ihtn mit dem vollen Gefühl sankst Deiner Endlichkeit.

Dumpf brüllt' auf der Satane Rufen,

Dumpf scholl's her mit der Woge des Meers zu dem hohen Gestade: H a ! was bin ich geworden ? was du geworden ? und dennoch Leb' i c h !

W e h e mir, lebe! Lebst du auch?

Ha was

säumet Denn sein Donner noch? Wird langer nicht säumen! nicht säumen! Niedergeschleudert, dafs mit die Hölle vergeht, dafs die Lasten KLOPST.W. Y I . B . M E S S . I V . B .

3

Ihrer Gebirge, wird bald . .

S. Ha rufet es, brüllt es

mir z u :

Wer,

O wer seyd ihr geworden? Ich lieg', hier l i e g ' i c h , Sat^n Zittert' e s , stammelt' es, lieg' an dieser Verwüstung, und .starre W e i t hinunter gestreckt! W o der Tempel der goldenen Tafel Hatte gestanden, auf dieser geebneten Öde Gefilden Ijag Adramelecb , und rief, dafs der andern Stiinmengetöse Niedersank: Hier lieg' ich, du W e h des W e h e s ! Gericht du, Dem

selbst

sie

verstummen

die Donner

Gottes !

hier

starr' ich, Last' ich die Holl',

ein Todtengeripp !

Da

der Engel

der Erde Ihre

furchtbare Täuschung vernahm , mit

der

sie

sich

täuschten, Bebt' er zurück.

JDie verworfenen Seelen , mit

ihnen

die Seele Pliilo'sj Ischariots Seele mit ihnen w a r e n , wie Wolken Aus den F e r n e n , herüber zum todten Meere gezogen. Jetzo sahn sie den Richter nicht mehr : sahn über ' dem olFnen Schreckengefild weit ausgebreitet Todtengerippe, Engelgebein ! und von ihnen umringt in, seiner Gestalt stehn Abbadona; allein auch er erblickte Gerippe! Täuschung hatte sich über die ganze Hölle verbreitet; N u r der eignen Verwandlung entsetzliche hatte der Seelen,

X V I . G. U n d des Engels geschont.

636 —

V.

652.

D e r feurige leuchtende K l u m p e n

Stand in der Mittagsglut hoch über dem Meere des Todes, Erst entstellter ,

als sonst ,

von

schwarzen Beulen

des

Urstoffs A u f g e s c h w o l l e n ; allein die öffneten s i c h , und ergossen Lichteren B r a n d ,

aus jedem der furchtbaren Rachen ein Glutmeer.

W e i f s e r ward das Schreckengefild bis h i n , w o kein Auge M e h r von einander vermochte die Grabgestalten zu sondern. Aber auch d a , w o die Seelen sie unterschieden, erkannten Sie doch k e i n e n , als nur an seiner Stimme Gebriille. Denn ,

wie

sonst die Stimmen

herauf

mit

dem

Ocean

brausten, W i e v o n den) Felsen herab sie schmetterten, schollen

sie

jetzt auch, Jetzt nur dumpfer vor Q u a l ,

vor W u t h ,

voir Entsetzen

gebrochner! Satan richtete sich zuerst ganz a u f , und allein stand, Hoch

stand Satan

unter

den T o d t e n ,

schlug,

dafs e»

furchtbar Wiederhallt' aus den Trümmern des T h r o n s , mit der Hand an den Schädel, R u f t e , der K l i p p e , die lang' aus den W o l k e n schwindelnd herüber Hing,

das Entsetzen des

fliehenden

Wanderers,

Damm gleich,

und dem

x v r .

Der

in

dem

g.

v.

633

wieilertönehcjen



671.

Walde

den

Stvom

noch

zurückzwang, W e l c h e zugleich jetzt stürzen: so brach sein wüthender Schmerz aus. J a , ich w e i f s , w a s es ist, d.ufs dies/e Gestalt euch belastet! Dafs ihr I h n , a n dein Kreuz, bey den Schädeln, tödtetet, w ürgtet, M o r d e t e t ! Ihn in das Grab e i n g r u b t ! das ists, ihr verruchten! Das, ihr Geripp! ihr Gräul, wovon die. Verwesung, des Nagens M ü d ' , aufstand! ha ihr Ungeheuer, welche der Donner Gottes zerstreu'! und des Abgrunds Bebeh wieder v e r e i n e ! W i e d e r zusammenwerfe der Sturm, und das M e e r in Empörung Gegen den fliegenden Sturm, w e n n es seine Strünke dahergeufst! R u f t ' es, und schwankt', und lag, und strömte sich Flammen ins Antlitz. Belielel klanete so in der Jammerode : Habt ihr die Blumen gesehn, die vor i h m , a c h , Eden des Himmels, D i c h erblickt' ich ! vor ihm aufsprofsten, hinter ihm schleunig Welkten, dorrten, vergingen ? W ir dorren ewig, vergehn nicht! Ach vergehn nicht ! Er riefs, und w ü n s c h t e , dat's unter ihm neue Tiefen sich öffneten, ihn in ihren Gräbern zu bergen. Endlich railte sich auch Adramelech a u f , ein Entsetzen Aller Stolzen.

Denn schnell entsank ihm die Kraft, und er stürmte

37 X V I . G.

v. 672 —

691.

Nieder, dafs laut das Gebein ihm hallt', und dunkel die Asche, D i c k g e w ö l k t von dem fallenden stieg! L a n g l a g o r G e r i p p da, A l s von der Täuschung genesen die Holle war. Moloch strebte 1 Aufzustehen.

E r s a f s , gestützt auf die dorrende Rechte,

Sprach zu M a g o g :

M i r .schwanken von W i r b e l w i n d

die

Gebeine! U n d mir heult der Orkan in dein Schädel! aber ich will es! Aufstehn will ich! E s lif>g'Arlr.amelech! E r thut's, steht, fasset ' M a g o g , und reiiset ihn a u f ! INun standen s i e , gingen sie, Mnaojr R i e f : D e n schrecklichen L e i b , w e n n es anders ein L e i b ist, w i r wollen I h n .uns.,

einer dem andern ,

zerstören !

Zermalm

das

Gebein m i r ! Tch zermalme dir deins! D a s Ü b r i g e , w e n n w i r nun sinken, W e r d e n die Donnerstürme zerstreun! Sie fafsten einander, Wollten zermalmet»! allein w i e in Felsen Orions gebrochen W a r ihr G e b e i n ! sie stürzten von thünnenden B e r g e n sich nieder! A b e r , als wär's in den Klüften der sieben Sterne gehärtet, W a r der hingestürzten G e b e i n ! S i e mufsten im Abgrund L i e g e n bleiben, w i e sie von der H ö h sich hatten gestürzet, L i e g e n gestreckt, u n b e w e g l i c h , u n d s t u m m !

Unnennbare^

Grausen, Gleich aus wolkenbeladnem Gebirg' herschäumenden Wassern, Ubersttömete, so w i e er lag in dem w e i f s e n Gefilde,

58 X V I . G.

v, Ö92 — 699.

C o g , und drang ihm hinab in des Geistes gesunkensten Abgrund. S i e h , er krümmte sich, wand vergebens sich, nun noch zu leugnen, D a f s Gott sey !

er brüllet' es ,

heulet* es ;

rang nach

Vernichtung, Winselte, raste nach ihr, griff aus mit der Sterbenden bangem Furchtbaren Greifen nach i h r , und w a r !

So fühlte, w e r

der sey, D e r auf Golgatha starb, die unterste Hölle.

So warnte

Neues Gericht sie mit schrecklicher Warnung:

Nicht auf-

zuhäufen Auf Empörung Empörung dem letzten Gericht des Versöhners.

D E R

M E S S I A S .

SIEBZEHNTER

GESANG.

XVIL G.

v.

i — 15.

D i d y mus hatte sich lang von seinen Brüdern gesondert, Jetzo kehrt' er zurück, und kam zu der Hütt' an dem Tempel. Aber er säumet', und ging nicht h i n e i n , und wandelt' ain Eingang Unter deji Palmen,

E r ging j e t z t , lehnte sich jetzt an der Palmen

Eine.

Bald hört' er sie singen.

D a kam e r , und blieb an

der Pforte Stehn.

Sie sangen ein L i e d der Auferstehung,

der neuen

Lieder eins, w i e am Throne die Seelen cler Märtyrer singen. Jesus Christus erstand!

E r wird die Seinen e r w e c k e n !

Seine Kindlein werden im Schoofs der Erde nicht ewig L i e g e n , entstellt von der Hand der Verwesung.

D i e Stimme

des Segens W i r d ertönen , vor ihr verstummen des Fluches letzter L a u t ! Erzengel werden sich freun, und leuchtender strahlen Von den süfsen Entzückungen über die T o d t e n , die l e b e n ! Ach dafs jetzo nicht mehr das Grab i s t ,

nicht

mehr

die

Verwesung Herrscht, noch in Grüften zerstört der hohen Seele Genofs l i e g t !

42 XVII. G.

v. 16 — 36.

W e h e t , W i n d e , vom Morgen, und bringt den Staub der Zerstörung! Eringt der Zerstörung Staub, ihr wehenden W i n d e , vom Abend! Brause, Sturm der Mitternacht, und bringe die Trümmern! Jesus Christus erstand! Er wird die Seinen erwecken! Seine Kindlein werden im Schoofs der Erde nicht ewijg L i e g e n , entstellt von der Hand der Verwesung.

W i e Träu-

menden wird es Dann uns seyn, wenn w i r wiederkehren ins Leben der Engel. Wehet, Winde, vom Morgen, dals wir in das Leben der Engel Wiederkehren'! O säusle die Todten Gottes herüber, M i t t a g s w i n d , zu dem neugeschaffenen Paradiese. Sieh, au der Pforte des ewigen Edens schrecket des Cherubs Schweigen nie, droht nie die hohe Flamme des Schwertes! Denn w i r halten das Mahl mit dem Sohn, in der Lebensbäume Kühle, das M a h l , in dem Säusfein um uns der Gegenwart Gottes! Denn erstanden ist er, der bis zu dem Tode die Seinen Liebte, bis zu dem Tod' am "Kreuz! So hatte sie Thomas Preisen gehört, und w a r auf die Schwelle gesunken. Er deckte M i t der Hülle sein Antlitz! Ihm flofs dieThräne, wie Blut dem. Fliefst, der am Leben verzweifelnd im Kampfgefilde gestreckt liegt, Und, ihr Gefährt, den Siegsruf hört der Streiter fürFreyheit. Noch vermocht' er nicht aufzustehn. In das müde Gebein drang'

43 XVII. G.

V. 37 —

5B.

Strömendet D u f t ihm der Mitternacht.

E r fühlt* ihn nicht,

weinte, W e i n e t e laut , mit der W e h m u t h Schauer auf Wehmuthsschauer, D a f s ihm die ganze Seele zerllofs., E r rifs sich mit Eil* auf, G i n g zu den Brüdern hinein.

N u n sahen sie endlich wieder

T h o m a s , ihren B r u d e r , - u n d kamen mit ihrer W o n n e L e b e n s w o r t ihm entgegen. E r hört's, und lange verstummt' er. A b e r es kehrete bald in die Seel' ihm wieder des L e i d e n s ' Furchtbare K ä l t e , senket' auf ihn den lastenden, starken Eisernen Arm-; und er r u f t e : Seh' ich ihm in den Händen N i c h t die M a h l e der N ä g e l , und leg' ich in diese M a h l e M e i h e Finger ihm nicht, und nicht in des Lebenden Seite M e i n e H a n d ; so glaub' ich es nicht! D e r hörenden W a n g e Glüliete, w u r d e bleich. Schon rauschten der Cherubim Flügel Unter der Hütte Palmen, schon träufelt' ihr Auge von W o n n e ! Schon erbarmete sich des Gottversöhners Erbarniung! Und'der Göttliche stand vor seinen Jüngern.

Sa schöpfen

C h r i s t e n , w e l c h e des Todes Graun erlagen, entschlafen Nun,

aus den Strömen des L i c h t s ; so stürzete

vor

den

Erstandnen Thonaas sich nieder.

D e r Göttliche sprach zu den Zeugen mit seiner

Herzlichkeit: Frieda sey mit e u c h ! D a n n sagt* er zu Thomas: L e g e mir deine Finger h i e r h e r ; sieh meine Hände. Lege mir in die Seite die H a n d , und sey ungläubig

'I't

X V I I . G. N i c h t , sey gläubig.

v. 59 -r- 79.

D e r bebende Zeuge des Auferstandnen

R u f t e : Mein Herr! und mein Gott! D a sprach der ewige Mittler. Siehe, du sah^t, und glaubetest. Der ist selig, der nicht sieht, Aber dennoch glaubt! Und jetzt war'seiner Gemeinen Herr

und Gott vor dem Auge

der ersten Zeugen

ver-

schwunden. Thomas betet' ihm näch, stand auf, und ging zu den Jüngern, Und zu den anderen Brüdern umher, und bat um Erlassung Seiner Schuld.

D i e liebenden hatten lang' ihm vergeben.^

Und der selige sprach von dem Märtyrertode! dem Kleinod* Au der Laufbahn Z i e l ! Sie sprachen mit ihm von des Blutes Zeugnifs! der Krone der Uberwinder am Ziele der Laufbahn ! Aber itzt ward ihr Himmelsgespräch, w i e von selber, zum Liede. Seyd in der Zukunft Ferne gegrüfst, Gemeinen des Mittlers! S e y d , o Brüder, gesegnet mit seines Todes, mit seiner Auferstehung Segen, o die ihr im Leben der Prüfung Ihti nicht seht, erst jenseit der Gräber den*Göttlichen sehet; Aber dennoch glaubt! Glückselige, wandelt des Himmels W a n d e l , -und legt hier Eine Gemeine zum Tod' euch nieder, Und zu dem Schaun; legt Eine dort euch nieder zum Tode, Und zu dem Schaun.

Es werden einst euer einige wandeln,

Ach in schrecklichen Zeiten, den Wandel zum Tod', und dem Schauen!

45 X V I I . G.

V. ßo — 99.

K ä m p f t , er kräftiget euch, kämpft daurenden K a m p f ! Uns, Brüder, Höhnten, und tödteten sie! euch höhnen sie nur: und dennoch Kürzt der eure Zeiten, w i e er die unsrigen kürzte, Der,' f ü r u n s , und für euch von dem Anbeginne geopfert, Bis an das Ende der Welt bey denen wird seyn, die er liebet! Seraphim w a r e n , seit Christus Geburt, hinab zu den Geistern In dem Gefängnifs gestiegen, den Seelen derer, die damals, D a der Wasser Gericht der Erde nahte, nicht glaubten; Waren gekommen, und hatten den Geistern viel von des Mittlers

Heile verkündet; es hatte geweissagt Gabriel: Höröt, Geister, Bewohner vordem der jüngeren Eide, des Menschen Sohn w i r d selber zu euch, eh'er zu dem Himmel zurückkehrt, Nieder in euer Gefüngnifs, in seiner Herrlichkeit, steigen. W e n n , in der weiten Fern des Himmels, Gethsemane bebet, Und ihm die Palmen w a n k e n , alsdann wird der Göttliche kommen! Unter den Geisterschaaren der untergehenden Erde Hatte, seit Christus Geburt, der Unsterblichen Bothschaft Gedanken Tausendfacher Gestalt hervorgebracht, und vernichtet, Wandlung

auf

Wandlung ,

bis

sie

zuletzt

Gewifsheit

erblifckten ! Etliche nur, denn unzählige wallten umher in der Irre,

X V I I . G.

v. 100 —

119.

Aber ohne des Heiles Verlust, wenn das Herz nicht verführte. Neuer Anblick

des Künftigen ;

Licht

voll

Dämrarung;

geglaubtes L i c h t , und dennoch N a c h t ; Verlangen, heifs , w i e getrennte Seelen allein es zu haben vermögen; Wünsche, gen Himmel Jetzt auf Flügeln erhoben,

itzt niedergestürzt von

dem

Himmel; H o f f n u n g , ach Hoffnung! Z w e i f e l , nicht nur, ob dereinst Genufs sie Endigen w e r d e ? Z w e i f e l auch an der rechten Erkenntnifs D e f c , was die Engel von dem verkündeten, welcher ein Mensch sey, Und ein Versöhner Gottes;

Empörung von neuem sich sträubend

W i d e r das Schicksal, oder die Vorsicht; Wehmuth, dafs selber. Diese Rettung sie nicht erretten w ü r d e ! vergrämte, Bittere Wehmuth; Stolz, vor den Wiedergerufnen, der Ersten P f a d zu betreten, vor ihnen, die hellste Palme zu tragen! W u t h , k^in Erbe zu haben im Reich der F r e y e n , kein Erbe Dort , w o die Nacht nicht mehr und die Ungewifsheil; umwölke! D i e f s , diefs alles umgab,, durchdrang die langebestraften, Langegeprüften Geister der untergehenden Erde. Und sie hatten empor aus ihrer T i e f e zu Scliaaren Späher gesandt, die hinüberscliaun nach Gethsemane sollten, U n d den Palmen umher, und kommen dann, und verkünden:

47 X V I I . G. Siehe,

Gethsemane

v. 1 2 0 —

bebt !

137.

und es wanken

de» Sterne«

Gefährten! E i n i g e Todte ruften von Klüften zu Klüften: D i e Zeit naht! Und: D i e Zeit naht! schollen die Wiederhalle des Abgrund«. Haufen sonderten sich, und schöpften voll aus dem trüben , Feuerstrome die Schalen, und hielten sie hoch, und suchten Pfade sich, fehlten, und fanden den Ausgang; kehreten wieder R u f t e n , noch bebe der Stern nicht!

D i e anderen Haufen

entdeckten Nun den Ausgang a u c h , und kamen nicht wieder.

Da

strömt' es, Hoch

die Flamme,

den Häufen in Scliaaren nach.

So

empört sich, Heben sich Stürme ,

das M e e r ;

erst rauschen

Wellen,.

w i e Hügel, Aber nicht lang', und es brausen W o g e n , 1 w i e Berg.', ans Gestade. Etliche kehrten zurück.

Denn immer wallten die Sterne

Ihres Weges noch fort. - Doch weit hinab an dem Strome Standen, die Flamme zu schöpfen bereit, unzählbare Todte, D a f s sie eilten, und schauten, wenn nun der Verheifsne des Engels K ä m e , wenn nun die Erscheinung des lebenden Todten erschiene! Jesus sprach zu Gabriel: Eile voran.

Und der Seraph

Schwebte nicht lang, so trat er, w i e sie noch niemals ihn sahen,

48 X V I I . G.

v. 1 3 3 —

157.

Ganz mit Herrlichkeit überkleidet, mit Strahlen des Urlichts, I n des Gefängnisses Thor.

D a wurde Gethsemane.stärker,

Ntin noch stärker erschüttert, so sehr, dafs die wartenden Haufen Endlich salin, w i e der Stern mit wankendem Pol* aus der Balm wich. Schaareo eilten hinab, zu verkündigen, sahen den Seraph Kaum, der vor ihnen in der Herrlichkeit stand. D e r Versöhner Kam, und Tag ging auf vor dem Göttlichen, leuchtet' hinunter In des Gefängnisses tiefes G e k l ü f t , auf die Felsenhänge Voller trüber Quellen, hinab in die fernsten Gewölbe Unter den Felsenhängen, w o etliche Todte mit dumpfen, Jetzo schnellem Geklirr diaiiiantne Ketten bewegten. Erst erschütterte Staunen, alsdann entflammtes Verlangen, Endlich enthüllt ihr Schicksal zu sehn ! die "Versammlung der Todten; N u r enthüllt! so dürsteten einige, was vor ein neues Schicksal auch liinter der Nacht ,

die jetzt sie umgäbe,

sich hätte Aus den Tiefen erhoben des unerfor-schlichen Richters. Gabriel blies die Posaune : W i r haben von seiner Geburt an Euch

den Versöhner verkündet.

E r forschet A l l e s , er

weifs es, Wie

ihr,

seitdem bis jetzo,

von Gott,

und von Ihm,

gedacht habt! N i c h t , w i e ihr n u n , da ihr Ihn in seiner Herrlichkeit sehet;

49 X V I I . G.

v. 1 5 3 V — 1 7 9 .

Aber w i e ihr, zu der Zeit der Verkündigung, dachtet und wünschtet, W i r d euch der Allgerechte, und Allbarmherzige richten. Feyerlich kamen die Engel, die einst des Versöhnenden Bothen A n die Geister w a r e n , herab, und sie standen vor Christus. Heller vom T a g e , der w a r vor dem Göttlichen aufgegangen, Standen die Cherubim d a , das Entsetzen vieler, und vieler Wonnanblick.

In furchtbarer Schöne begannen die Engel

Aufzusteigen, zu schwebeh, so weit die Gefilde der Tiefe Sich ausbreiteten unter den Todten, und niederzuschauen. Nahe w a r die Entscheidung herzugekommen; und Grauen Vor dem erschütternden Donnerschlage o befiel die Versammlung. ö Stiller ward die Stille; bald aber erscliolls in den weiten Trauergefilden hier aus Einem Gedräng', und aus Einem Dort von R u f e n , von schnellem, gebrochenen, flehenden R u f e n Um Erlösung! Der Allbarmlierzige, Allgerechte Hörte, mit diesem Rufen, was sonst kein Unsterblicher hörte, Selbst der Seelen leises Gebet, die mit Deinuth von Ferne Standen.

D a schwebten hinab der Bothschaft E n g e l , und gingen

Unter den Schaaren umher, und sonderten !

Stunde der

Wonne, Und derThränen, der Wonne war mehr! w o tönet die Harfe, Welche von dir zu singen vermag? O rührt' ich sie; sänge Sie von den Thränen auch :

u n d , war' ich gelehrt durch den Engel,

K l o p s t . W . VI.B. MLSS.IV.B.

4

So X V I I . G.

V. 180 — 204.

D e r sie mir hätte gebracht, auch von dem künftigen Heile Derer, die weinten, viel mehr, als weinten, belastet von Elend, Wider die Vorsicht murrten, und ach erblos in dem Lichtreich, W i e sie wähneten , ewig nun, und von der Verzweiflung Strom ergriffen, und Strudel gedreht und Sturm, sich empörten ! Jetzo war dieSondrung vollbracht. D i e Schaaren der Frfjyen Steigen verklärt aus der T i e f empor, und folgen den Engeln, D i e sie führen. Die führenden sind, zu dar weiten Wallfahrt Durch die Welten umher, mit hellen Gürteln, als hätte S i e die Morgenröthe gewebt, begürtet, und tragen Goldene Stäbe, mit denen sie o f t , w i e sehr auch der Reise Durch die Welten die Pilger sich freuen, gen Himmel weisen. Als di6 letzte Schaar der Freyen die Tiefe verliefs , kam Schnelle Dämmerung, ging noch schneller unter der qjrste Ihrer Tage.

Gehüllt in daurendes D u n k e l , wie vormals,

Blieb, drey Erdewendungen lang, die Versammlung der Geister Sprachlos stelin; an der vierten erhoben sich etliche, gingen Hin zu dem Feuerstrom, und schöpften mit wankender Schale W e n i g Schimmers, umher in den Klüften ihrer Genossen State zu suchen.

Sie fanden der Stäten viele verlassen,

Wendeten aus der Ode sich w e g ; und klagten des Jammers Voll den Genossen, der Bruder dem Bruder, dem Freunde der Freund nach. A u f der Erde schon sind, Freuden, in denen des Grabes Erbe die künftige Wonne vorausempfindet; ach frühe Blüthen, welken sie schnell: doch bliihete also des Lebens

5i X V I I . G. Baum in Eden.

v. 205 — 22g.

Nephtlioa befiel, nach einem der frohsten

Seiner Gebete, süfser Schlummer.

So träuft auf des Lenzes

Erstlingsblume derThau. Bald hört' in Traum* er die Stimme: Schlummerst du noch, und gehest nicht h i n , zu erzülilen den' Frommen, D a f s dir ein Bothe Christus erschien? in Strahlengewande E i n e r , den Gott dir sandte, der Heimath einer des Himmels? Und er eilt nach Golgatha's Grabe. Weilen gewils dort oft.

D i e Seinen, so denkt er,

Sie wallen von Salein zum Grabe,

Sehen's, und sich, und wandeln zurück, bald wiederzukehren. Auf dem W e g e des Grabes, und in dem Garten, w o Christus Todesstäte w a r , d a , neben dem Felsen versammelt, Find' ich seine Treuen.

Der junge, noch sterbliche, frolie

Ilimmelshothe verliefs mit dem werdenden Tage die Thore Salems, und schon betrat er den Weg, so nach Golgatha führte. Ihm begegneten Jünger des Mittlers, die von dem Grabe Kamen. N . Verliefset ihr Jünger iin Garten der Auferstellung? Kehret denn wieder zu uns,7 und bringt der seligen Zeugen o & o Mehr in der Palme Beschattung.

Ich habe der himmlischen

Bothschaft Viel für euch, und für sie. Spieloten Knaben.

An des Gartens nahem Gehege

E r sonderte neun der freudigen Knaben;

Fünfe hatte mit ihm einst unter dem Volke gesegnet Jesus, unser Erbarmer, der Säuglinge Gott und der Kinder. Und Neplithoa erknhr die andernt

Ihn leitete Christus

Weisheit. So leitet Engel, indem sie sich Erben des Himmels,

52 X V I I . G.

v . 229 — 252.

Sie zu schützen, erwählen, die Weisheit Christus. D i e Knaben 'Kamen zum offenen Grabe, beschauten die furchtbare Tiefe, Und die Felsenlast, die weggewälzt vor ihr dalag. Freudig schauerten sie, doch auch mit Schrecken, indem sie Uber sich der alternden Bäume W i p f e l erblickten. Und sie irrten umher in dem Schatten des dichtercn Laubes, U n d des helleren, welches der weifse Lenz mit dem Brautschmuck Seiner Blüthen durchwebte.

Sie fanden gegen des Grabes

Eingang über im Glanz des lieblichen Morgens, auf weichem Jungen Grase, beströmt von dem D u f t der Blüthengerüche, Heilige Gottes, und sie in sanfte heitere Ruhe Ausgegossen, und sie mit der Freudenthrän' in dem Blicke, E i n e selige Schaar, der Auferstehung des Mittlers Einst Verkündiger, Feyrer jetzt.

Sie sähe Nephthoa

Ehrfurchtsvoll; doch er war auch der göttlichen Bothen E i n e r , und an sie.

Viel Heilige kannten den Knaben,

Kannten seine Gespielen.

E r säumt zu reden; doch alle

Sehen's an i h m , dafs Stimmen des Heils auf den Lippen ihm schweben. Aber er säumte nicht lang; denn schon begann zu dem Grabe Jener begegnende Haufen mit neuen Haufen zu konjmen. D a erscholl, von Benoni's Erscheinung! die Stimme Nephthoa's, W i e er ihm lockte sein goldenes Haar, wieBenoni von Christus Sprach, der,auferweckte vom auferstandnen Vollender! Und die neuen Freuden ergriffen die hörenden, brachten

X V IT. G.

V.

Sie noch, näher dein Himmel.

2 5 3 — 276. I n dieser süfsen Begeistrung,

Dieser Vorempfindung der ewigen Wonn' an dem Throne, Strömte das Herz der Heiligen aus, und sie sangen dem Sieger, D e r zertrat! Ihm blutete nun nicht mehr von der Schlange W u t h die Ferse.

So wie der Gesang in Strömen dahinflofs;

Tanzten die Knaben den heiligen Reihn zu dem Siegesgesa nge. Siehe, der Himmelsbogeji erhob, nach furchtbaren Wettern, Sich in der W o l k e !

Der Bund ist e w i g , der Auferstehung

Bund ist e w i g ! So wie der Gesang in Strömen dahinflofs, Tanzten die ¿nahen den heiligen Reihn zu dem Siegesgesange. Und die. Mütter bekränzten mit Frühlingslaube die Knaben. Siehe, die Thränen alle, sie wurden alle getrocknet, Da das geopferte Lamm versöhnet hatte, nicht Tod mehr W a r der T o d ! So wie der Gesang sich in Strömen dahingofs, Wandten die Knaben im heiligen Reihn nach Golgatlia's Höh sich. Und die Mütter brachten den Knaben Sprosse der Palme. Ach der Lebende sprach mit seiner Stimme : Maria ! Und sie Jag zu den Füfsen des Gottversöhners, und rufte, Rufte:

Rabbuni ! So w i e der Gesango sich in Strömen daliingofs,

Tanzten die Knaben den heiligen Reihn zu dem Siegesgesange. R i e f : Mein Herr! und mein Gott! E r hatte die Mahle gesehen Seiner W u n d e n ! hatte die Hand in des Auferstandnen Seite gelegt! So w i e der Gesang in Strömen dahinflofs, Tanzten die Knaben den heiligen Reihn zu dem Siegesgesange.

X V I I . G.

v. 2 7 7 —

299.

Ach aucli w i r erwachen dereinst von dem Tod', es e r w a c h c n A l l e , bis hin zu dem l i n d e der E r d e , die liegen und schlafen, Todte Gottes! S o w i e der Gesang in Strömen dahinflols, Tanzten die K n a b e n den heiligen R e i h n um eines der Gräber, W a r f e n die Kränze d a r a u f , und tanzten zum Siegesgesange. Schleunig lassen feie sinken die Palmen. D e n n , auf des Felsen H ö h e , des G r a b e s , das leer nun w a r , erschienen E r s t a n d n e ; U n d der Siegesgesang verstummet. Standen in ihrer Herrlichkeit

D r e y der E r w a c h t e n

da;

und es s c h w e b t e ,

wie

Wolken, B e y den Erscheinenden.

Jetzo trat aus dem Silbergewölke

Asnath langsam h e r v o r , und w a r d zu Glänze.

Debora

H u b ihr A n t l i t z , und hub die gefalteten Hände gen Himmel A u s der W o l k e , bis endlich auch sie, ganz Schimmer, dastand. A b e r Jedidoth schwebte d a h e r , als kam' er aus jener F e r n , w o nieder des Himmels G e w ö l b e sich senkt; doch auf Einmal Stand er neben Debora.

U n d Isak begleiteten E n g e l ,

U n d bewunderten i h n , den schönsten der Auferstandnen, Habel w e h t die,goldene L o c k e , da sie aus dem w e i f s e n D u f t e Benjamin f ü h r t , mit einer I j i e b e , dafs alle M ü t t e r die Mutter erkannten. D a kam in der Sterblichen Seele Sanftere F r e u d e ,' da fingen sie an dem banden Erstaunen c D Sich

zu entreifsen.

N i c h t lang',

und es traf

sie

Erstaunen, D e n n nun stand J e s a i a s , und Abraham d a , und H i o b ,

neues

X V I I . G.

v. 300 —

322.

Strahlengestalten! D i e Sterblichen bebten.

Nun kamen des

Mittlers T ä u f e r , und Seth, und Abel; kam mit Gabriel Adam, Blitze Gottes! Die Sterblichen sanken. Der Fels wankt' ihnen, Und das Gefild' umher. Doch die Seele der Sterblichen wurde Wieder entlastet.

Denn E v a kam mit milderer Schöne,

Trat einher, und führte, wie sie der erfrischenden Mondnacht Schimmer umgab, und des Himmels Bläue, den Jüngling Benoni. D a erhüben die Zeugen sich wieder ? und sahen des Himmels Erben mit Seelenerquickung, mit unaussprechlicher Wonne, Fühlten es ganz, wie selig sie waren! Schnelles Entschlusses, Näherte sich Nephthoa dem Fels.

E r hatte die Palme

r

W ieder genommen; er hielt siegegen Benoni, und sagte: Ach dich kenn' ich, allein die hohen Strahleiigestalten, Deine Gefährten, kenn' ich nicht.

Gesendete Gottes !

Siehe, der euch, mit diesem Glanz, der Herrlichkeit Lichte, Segnete, segnet' auch mich.

Z w a r bin ich noch E i d ' , und es mufs noch

Dieser L e i b mir verwesen; allein ich bete w i e ihr den, Der versöhnet hat, an! Auch wäret ihr vormals, w i e ich bin, Sterblich ,

und trüget die Last des gefürchteten Todes, bis nieder

Euch des kommenden stürzte. Vergönnt, vollendete Fromme, M i r , den Christus segnete, dafs ich dem furchtbaren Felsen Näher trete, noch näher schau der Himmlischen Antlitz! E v a wendete sich zu Adam: Der freudigen Ahndung,

56 X V I I . G.

v. 3 2 3 — 345.

Adam I nicht lange, so bricht die Blume der T o d ! und sie 6tand schon B e y dem Knaben, und führet' ihn hin zuBenoni. Doch jetzo, D a er mitten im Kreise der Himmlischen war, und ihr Lächeln Seinem erhobenen Blicke begegnete, zitterten Schauer Durch des kühnen Knaben Gebein.

Ihm hüllte Debora

Sich in Dämmrung, upd sprach mit ihm : D u hörtest die Zeugen Christus singen; sing untf ihr Lied.

D a begann er mit leiser

Stimme der Zeugen Lied, und der Seligen Harfen beseelten's: Siehe, der Himmelsbogen erhob, nach furchtbaren Wettern, Sich in der Wolke.

Der Bund ist e w i g , der Auferstehung

Bund ist e w i g ! So wie sein Gesang, beseelt von den Harfen, Hinflofs, schwang er den Palmenzweig, und wies auf de» Herrn Grab. Siehe, die Thränen alle, sie wurden alle getrocknet, D a das geopferte Lamm versöhnet hatte, nicht Tod mehr W a r der Tod ! W a s säumet i h r , sprach in sanfterem Lichte Asnath, dem Knaben der Psalme den Kranz von dem Grabe zu bringen? Magdale Mirjam kam, und bekränzte den Knaben der Psalme. Ach der Lebende sprach mit seiner Stimme; Maria! Und sie lag zu den Füfsen des Gottversöhners, und rufte, R u f t e : Ilabbuni! So w i e sein Gesang, beseelt von den Harfen, T ö n e t e , träufelten ihm von dem hellen Auge die Thränen. R i e f ; Mein Herr! und mein Gott! E r hatte die Mahle gesehen Söiner Wunden ! hatte die Hand in des Auferstandnen

57

xvir. G. V. 346 — 367. Seite gelegt! Da so sein Gesang, von den Harfen beseelet, Ströinete, hielt sich nicht mehr die wonnevolle Versammlung Bey dein Felsen; sie stiegen hinauf zu den Seligen Gottes! Und sie traten hinein in den strahlenden Kreis, und begannen: Ach auch w i r erwachen dereinst von dem Tod'! es* erwachen Alle, bis hin au dem Ende der Erde, die liegen und schlafen, Todte Gottes! So wie ihr Gesang den Flug des Triumphs flog, Hoben die Harfen den Schwung, w i e am Thron, zu dem Wonnegesange. Jetzo ward Ein Chor die Versammlung der sterblichen Christen Und der vollendeten. Alle sangen dem Sohn, mit der Stimme Lautes Jauchzens, die Himmlischen; leises Stammeins, die Menschen: Preis, und Ehre dem Uberwinder! dem Löwen aus J u d a ! Und dem Lamm auf Sion ! der hohen Ähre von Jesse! Aber am Golgatha lag sie gesenkt; hub schnell an des Blute» Hügel wieder sich a u f , die erste der Erndte! Den Völkern Allen schattet sie einst, und das Labsal des göttlichen Schattens Wird in Ewigkeit laben! Da ruften die Schnitter nicht, sanken Aus der Cherubim Hand die Posaunen, da Jesüs Christus, Prc-is, und Ehre dem Uberwinder! da Jesus Christus Auferstand! Die Stimme der Seligen Gottes verlor sich In der Entzückung;. ihr Glanz erlosch.

Die Todten ver-

schwanden. Lazarus Hütte l a g , und Martha's in schattigen Gärten

58 X V I I . G. v. 5*8 —

389

.

D i e ein luftiger Bach durchfloß:, und mit einem der Gänge L e i s e zum Grabe Mirjams kam.

Aus eben dem Grabe

Hatte den Bruder herauf der Todtenerweckcr g e r u f e n ; Aber die himmlische Schwester schlief den eisernen Schlaf fort, Jetzo ohne Klage der Nacbgelafsnen; denn Jesus W a r erstanden! zu ihm die himmlische glückliche M i r j a m Hingegangen.

Aufs Grab der hingegangenen streute

M a r t h a , mit jeder kommenden Sonne, des nährenden Baches Hellste B l u m e n , w i e s i e , von der Zähre der süfsenHoffnung, Troffen, der Hoffnung des Wiedersehns, w e n n sie bey der Schwester Bald nun lag', und schliefe den eisernen Schlaf in der Erde, Blind den B l u m e n , und taub dem sanften Falle des Baches; Abar die Seele bey M i r j a m s Seele.

Sie kam von dem

Grabmahl Eben zurück, als Lazarus ihr begegnet', und sagte: Martha, ich sendet', und lud der Brüder ein, der Versöhnten, Auch der I'ilger vom siebenarmigen Strom', und den Inseln Griechenlandes, zum M a h l iji dem Schatten und W e s t e , zum L i e d e Unserer lieben Sänger iin B u s c h , und der Harfe Gesänge. M a r t h a eilet', und w a r "geschäftig das M a h l zu bereiten. L a z a r u s ging, und streuete Blumen, und thaut' in der Lauben Kies aus dem kühlenden Q u e l l , upd bog die Z w e i g e , des Schattens M e h r zu g e b e n , und mehr dem Sonnenstrahle zu wehren.

X V I I : G.

v. 390 — 4 1 1 .

Und ob er w o l i l , bey dein frohen Geschäft die Lauben zu schmücken Und zu kühlen ,

am Grabe

der himmlischen

Schwester

vorbeykam, Troff ihm dieThräne doch nicht der Todeserinnrung. Ich sehe Bald sie wieder! und brach der Blumen selbst auf dem Grabe. An dem Bache hatten sich schqn, mit der Ilavf' und der Giditli, Seiner Jugend Gespielen um eihe Palme gelagert, M i t der Asoor', der Cymbale, dem Horn, und jener Posaune, D i e den Donner nicht hallt, und von hellem Tone nur zittert, Sie empfanden voraus der Lieder Freude, die, käme Nun der Abendstern, und der silberne Mond mit dem Sterne, Von der Palme sich sollten umher in die Lauben ergiefsen. Jetzp

war

nach

und

nach

der Geladnen

Versammlung

gekommen; Und sie safsen umher in den luftigen L a u b e n , und fühlten Freude, die nun nicht mehr voll Ungestümes die Seele Uberwältigte, die, gleich leisen Bächen, das Innre Ihres Lebens durchwalke.

Was hatten sie nicht von des Mittlers

Zeugen gehört, was selber gesehn; was durften zu hören Sie niclit noch, und zu sehn erwarten, die Söhne des Bundes', Ach des' neuen, welcher auf sie mit Herrlichkeit strahlte, D e r , gestiftet durch Tod j durch Auferstehung gestiftet, Ihnen zum fröhlichen Tage das L e b e n , und heiteren Abend Machte, ( w e n ' g e nur sahn, trübe den Blick, in die Zukunft,) 1

Co X V I I . G.

V. 4 1 2 — 430.

Und zum süfsen Schlummer den T o d ! Kein Zweifel bewölkte Ihre Seelen, nicht jene Belastung der Ungewifsheit, D i e , in der Trübsal Stunde, so gar auf Fromme sich stürzet, Drückte sie nieder; sie waren beynah schon über dem Grabe, Neideswerth, wenn dem Bruder ein Christ es könnte beneiden, Dafs von dem Allbarmherzigen ihm der Begnadigung mehr ward. Silberfarben wallte der Mond, der Stern, sein Gefährt, stand, Funkelt' am weifslichen Himmel.

D i e frohe Versammlung

zerstreute Sich aus den Lauben umher, und genofs des kühlenden Abends. Von

Gespräch zu Gespräch kam Dimnot, ein Pilger aus Samos,

Endlich dahin, dafs er sagte zu dem, mit dem er der neuen Freundschaft erstes G e f ü h l , die Lust der E d l e r e n , theilte: Ach du meinst noch , der Tod vernichte ! M u f s denn das Saatkorn Nicht aufschwellen, bevör zum lebenden Keim' es sich hebet? M u f s die Wolke zu Nacht nicht w e r d e n , eh sie in deru schnellen, Zückenden B l i t z , in den R u f e r Gottes, den D o n n e r , sich wandelt? Soll die hohe Seele denn stets in dem sterblichen Leibe W o h n e n , des Daseyns erste Bahn auf immer betreten? Diefs nur sagt' er, und handelte schnell.' umgeben,

Mit

Strahlen

6i X V I L G.

v. 4 3 1 1— 450.

Stand er vor seinem Freund* auf Einmal da, und erweckt' ihn, Mächtig erschütterhd, vom ängstlichen Traum der geglaubten Vernichtung. Von Gespräch zu Gespräch kam Kerdith, ein Pilger vorn Nilus, Endlich dahin, dafs er sagte zu dem, mit dem er der neuen Freundschaft erstes G e f ü h l , die L u s t der E d l e r e n , theilte: Glücklicher!

der es nicht w e i f s , w i e sehr er es Ist, dich ergreift noch

Stets der Gedanken, es sey auf dieser Erde des Elends M e h r , w i e der Freude!- Bald wird sich der Schmerz des trüben Gedankens Lindern, viel mehr als lindern, wird dich auf immer verlassen. Glücklicher, der es nicht w e i f s , w i e sehr er es ist, und w i e sehr sich Das ihm nahet, was ihn schon in dem Leben am Grabe Uber das Grab wird erliöhu, des Todes furchtbaren Abruf Ihm in Himmelsgesang, das Bild der nahen Vervresung Ihm wird wandeln in trunknes Gefühl, in Ahndung verklärter Zukunft v o l l , es entkeime dereinst dem gesunknen Gebeine Auferstehung! inir ist, mein Bruder, durch den, der uns alle S c h u f , uns alle versöhnte, schon Auferstehung geworden! Ach er riefs, mit dem Tone der innigsten Wonne, dem Freunde, Stammelt's ihm zu, und strahlte die Morgenröthe des Urlichts Auf den erstaunenden, säumt', und säumte sein leuchtendes Antlitz

62 X V I I . G.

v. 45 L — 470.

Wegzuwenden; blieb vör ihm lang' in der Schönheit der Engel Stehen, thut dem bebenden, that dem verstummenden froher Eilender Fragen Viel, wich seitwärts, wie Dännnrung, da dieser Hinzusinken begann in die Blumen um i h n ; doch enthüllt' er Wii'de'r sein L i c h t , und kam z,u dem hingesunkenen wieder. Endlich sähe den nicht verschwundnen, vom Schrecken der Freude Übernachtet, sein Freund nicht mehr. Sie fanden mit bleicher W a n g ' ihn liegen, und hüben ihn äuf, und reichten ihm Labsal. Finster und scharf war Sebida's Blick.

E r safs auf dem

Moossteii), Und ihm glühte von Denken die Stirn: Ich, der derGewifsheit L a n g ' entsagt hat in Dingen des künftigen Schicksals, dem Zweifel, W i e er das Herz au'ch belaste, sich lange schon unterworfen, Ich soll glauben, der Filger etliche, die ich vor Kurzem Hier noch sähe, Sterbliche sah, die seyn Erstandne? D i e erscheinen? und soll nicht glauben, der sehenden Seele Werd', indem sie Gedanken von Auferstehung entflammen, Durch Vorstellung getäuscht,

der Wirklichkeit mangelt?

Erscheint denn, T o d t e , dem forschenden Untersucher, der Wesen vom Bilde Sondert, erscheinet, Todte, die leben! Denn Wirklichkeit kenn' ich, Lehen

auch !

Ich schau' um mich h e r , vergebens!

und ich flehe

£ V I 1 . G.

v. 4 7 1 — 49°*

J a p h e t , ein Pilger aus Tenedos, kam heran zu dem Z w e i f l e r , S t a n d , von der Helle des u n b e w ö l k t e n Mondes umgeben, N a h e vor i h m , u n d sprach mit i l n n , von der doppelten Täuschung Bald der g e w ä h n t e n Gewifslieit, u n d bald des ergrübelten Zweifels, Alles,

nachdem der Geist zu der Uberzeugung sich neige,

Oder w i d e r sie sich sträube.

D e r W e i s e r e köhre

D i n g e sich aus, u n d BesclialFenheiten der Dinge, die sichtbar Vor ihm l ä g e n , u n d die ex zu übersehen v e r m o c h t e : B ö t e n aber sich i h m , aus weiteren Kreisen der Kenntnifs, A n d e r e d a r ; so erforschet' er s i e , w i e die aus den engern, S ä h e , w i e sonst, verdrehte, bey L'berschauung des I l ö h e r n , N i c h t . d e n B l i c k , u n d täuschte sich nicht durch ergrübelte Zweifel. Ernstvoll sagt' es der P i l g e r , und kalt; u n d

auf E i n m a l

verschwand er. Ist v e r s c h w u n d e n , v e r s c h w u n d e n ! u n d

nicht

erschienen!

Allein er ist ja e r s c h i e n e n , n u r nicht in seiner Herrlichkeit. Soll i c h , w i e sonst.

Ich sehe w i e sonst.

Sehen

E r ist mir ver-

schwunden ; Ist mir also erschienen. W e r sendet* i h n ? Kam er von selber? Oder sendet' i h n G o t t ? Ist er auch von selber g e k o m m e p ; O so ist er immer doch e i n e r , dem es b e k a n n t war, Dafs ich B e l e h r u n g bedurfte, und der mich mächtig belehrt hat.

6.J.

X V I I . G.

V. 491 —

W a r ' er nun gar ein B o t h e von G o t t !

514. So entrann ich dem

M e e r denn Dieser Z w e i f e l , w o r i n ich versank ! Entronnen, entronnen B i n ich ! ich bin durch einen Sturm ans Gestade gerettet, Steh', und schaue freudig h i n a b , und höre die W o g e T o d herrauschen, und fürchte nicht mehr 1 die wüthende W o sce ! Aber' ihm ward der Gnade noch mehr.

D e r verschwundene

Todte K a m in seiner Herrlichkeit wieder. Einer ralme

E s sah in dem Schatten

den strahlenden Sebida k o m m e n , darauf ihn

Näher s c h w e b e n , zuletzt in dem Glänze gemildertes Lichtes G e g e n ihn ü b e r , als wollt' er daselbst der R u h e geniefsen, N i e d e r auf einen Fels sich setzen.

F r e y , w i e der Heitre

L ü f t e , gelöst von den Banden allen der Z w e i f e l , von allen Ihren Bürden entlastet, befragte jetzt die Erscheinung Sebida, hörte von ihr die süfse Stimme der A n t w o r t Uber vieles von diesem, und jenem L e b e n , und beyder Nahem Verhalt, und w i e Gott es Alles mit Herrlichkeit e n d e ! Endlich rief er: W e r aber bist du, Erscheinung vom H i m m e l ? Ja, Erscheinung vom hohen Himmel, doch auch aus dem Grabe! I c h bin Joseph.

D i r lebt dein alter Vater noch.

Eile,

U n d erzähl' es i h m , dafs der redliche Greis auf des Sohnes W a n g e n fühle die Freudenthräne des Sohns, und ihn segne! Unterdefs stand der Versöhner auf Tabors Höhen, und legte Richtend That, Absicht auf die Wagschal, w o g ! auch sah er, W e l c h e Seligkeit denen w a r d , die bey Lazarus weilten.

65 X'VII. G .

v. 5 1 5 —

534.

Lazarus redte mit Ernst,-und unwiderstehlicher Anmutli, V o n den L e h r e n des M i t t l e r s , w i e er jetzt tiefere W e i s h e i t , N a h r u n g sie, und L e b e n des Menschen, enthüllet mit Einfalt, Jetzo von fern nur hätte gezeigt des Sterblichen Auge. Sind h i n ü b e r , so sagt e r , die kenntnifsbegierigen Wandrer U b e r das Grab g e g a n g e n ; so w i r d die Ferne zu Nähe, U n d sie lernen z u g l e i c h , w a r u m diefs nicht früher geschähe. V i e l e Fragende standen um Lazarus h e r , und Antwort H a u ' er schon vielen gegeben. Itzt sagt' er einem der Pilger, D e r ein Unsterblicher w a r , kein Pilger mehr auf der E r d e : Unsers Mittlers E r n i e d r i g u n g ? . Ist für den schärfsten der Blicke Abgrund, w o am unmerklichsten sich die giölsten der Thaten Zeigen.

D e n n dort, w o sie sind, sinkt am tiefsten die T i e f e .

Lasset uns menschlich reden von göttlichen D i n g e n ;

denn

anders K ö n n e n - w i r nicht.

E i n M e n s c h , der edler ist,

handelt;

verkennet W i r d er, ist vollerGefühl, empfindet es, dafs er verkannt wird, L e i d e t ! W a s ist er ? E i n irrender sterblicher M e n s c h , der ein w e n i g Besser i s t , als die andern; Bittere Tliränen

zurück,

und dennoch weinet e r , hält er die gerecht ihm scheinen.

Und

Christus Unser

Mittler?

Wir

stehn an

der T i e f e !

Vergleicht;

vergleichet KLOPST.W. VI.B.

MESS. I V . B .

5

CG XVII. G.

v. 535 — 554-

Aber auch night: sonst n>ufs ich schweigen.

Der Mittler

ist Gottes Sohn ! ist Gott ! Hier schwindet zu nichts das Bild vor dein Urbild. Und er handelt.

Auch hier wird es Schatten.

Verkennet?

In Allem Ganz verkannt! Und die Thränen, die der Erhabne zurückhielt ? W ä r e n gerechtere jemals geweinet worden ? Doch alles, W a s der Mensch, durch sich selbst, sich erklärt, ist fern von dem Leiden, Das der Heilige litt! ist fern vom Gefühle, mit welchem Er es litt! Verkannt nur in Allem ganz? Voll stärkres Tiefres Gefühls, w i e ein Mensch empfunden, empfunden ein Engel, W u r d ' er gehöhnt mit der Hölle Hohn ! wurd' unter lautem Schlangengezisch in Purpur gehüllt! ein Rohr ihm gegeben In die Rechte zum Zepter! aus Dornen dann um die Schläfe Eine Krön' ihm gewunden! Er ward geführt zu der Schädel Höhe, geheftet ans Kreuz! Nach Labsal ruft' er, mit Galle Wurd' er gelabt! an dem Kreuz mit langsamen Tode getödtet! Lazarus endete so, und ging aus der Laube. Zuletzt war Er allein zu der frommen Maria gekommen. Und er setzete sich auf die Ruhestäte der todten, Senkt' in frohen Gedanken , und wehmuthsvollen sein Haupt: Da, Acli da reift sie der Auferstehung! Vom todten Messias

67 X V I I . G.

v. 5 5 5 — 5 7 1 .

Hörtest du n u r , da du starbest, und nicht vom erstandnen; allein du Weifst es alles, und bist, mich täuschten ja Engel, wär's anders, Bist bey ihm ! JN'och segn' ich dir nach, du schlummernde Gottes! Doch die Unsterbliche war bey ihrem Grabe. M . Was hätt' ich Ihm zu erzählen; könnt' ich mich, w i e die Erstandnen des Mittlers Sich den Zeugen entdecken, ihm auch entdecken! Allein er W i r d ja vielleicht, w i e es schon sein Semida ward, wie es Cidli W u r d e , verklärt! L . O Abend, den Gott mich erleben in diesem Z w e y t e n Leben läfst, glückseliger Abend, w i e machen Dich mir festlich die Pilger des Herrn!

W i e würde Maria,

Lebte &ia, deiner sich freun! w i e forschen, w e r wirklich ein F i l g e r ? W e r ein Unsterblicher s e y , schon einer der Heimath des Himmels? M . Könnt' ich dir nur erscheinen; ich w o l l t e , du theurer, sie alle D i r entdecken, w e r in dem Staube noch wallet, und wer nur Erdebewohner euch scheint.

D i e Unsterblichen, Lazarus, haben

Eine Hoheit, die sie nicht stets zu verbergen vermögen; Scliaun bisweilen, w i e E n g e l , auf e u c h !

W e r Acht hat,

und sehn kann,

fiß XYTI. G. Sieht es.

v. 572 — 592.

Ich rede ja d a , als wär's mit dem Bach', u n d dem Grabe.

L a z a r u s höret mich n i c h t ; mich hören der B a c h , u n d das Gral) nicht. D o c h will ich m i c h , mein B r u d e r , der siifsen Täuschung, als könnt' ich M i t dir r e d e n , noch überlassen ! D e r Greis mit dem schönen B l i i t h e n h a a r , u n d dem röthlichen W a n d e r s t a b ' an der P a l m e Ist Husai. D e r Jüngling, der dort an der K r ü m m e des Baches E r n s t das Auge gen Himmel e r h e b t , ist J e t h r o , der Schäfer Midians.

S i e h e , sie ist in einen Schleyer, dem D u f t gleich,

E i n g e h ü l l t , u n d mit Golde g e g ü r t e t , die sanfte M e g i d d o , Jephtha's Tochter.

E s w a r der itzt s c h w e i g e n d e n Blick zu des Mittlers

Auferweckten noch immer g e w a n d t .

N o c h immer voll neuer

Süfser Y e r w u n d r u n g über die W e l t , in welcher sie jetzt w a r , Spähte sie alles d a r i n , bis zu kaum sichtbarer Ändrung, M i t des wärmsten G e f ü h l s Theilnahme. Jetzo bemerkt sie, W i e mit leiserer S e n k u n g die vielhesaitete H a r f e Korah an einen Ölbaum l e h n t ; j e t z t , w i e sein J e d i t h u n I h m an die Harfe den Blumenkranz voll frischeres D u f t s h ä n s t : N u n , w i e weiter hinauf an der U l m e R a h e l den E p h e u W i n d e t ; u n d n u n , w i e zu R a h e l sich Jemina nä-hert, als wollte Sie ihr h e l f e n , u n d doch auf E r s c h e i n u n g e n sinnt.

D a bey

Bethlem Einst der H i r t Zalmona das L i e d der Unsterblichen hörte,

Cg X V I T . G.

v. 593 — 6 1 3 .

Das sie sangen von dem, -der geboren war an der Krippe! Starb er vor Freude.

Der war erstanden.

Ihn sähe Maria

Neben Bethlehems älterem Hirten, dem Sohn Isai's. Beyde trugen Stäbe der W e i d e , waren vom Felde Beyde gekommen, und forschten der Auferweckung der: Frommen, Ihren Erscheinungen nach,* und liefsen sichs alles erzählen. o Jetzo wandte zu Lazarus si(;h Maria von neuem; S i e h , er machet sich a u f , und will dem Jüngling erscheinen, Der so innig trauert' um dich; ; an dem glänzenden Auge Seh' ich es, Eliphas will dem glücklichen Jüngling erscheinen! Ach w i e nah, o wende nach ihm die Blicke! wie nahe Kommt er zu uns; er setzet ans Grab sich neben dir nieder! Aber nun sieht ihn das Auge nicht mehr.

Wie. schnell war

die Wandlung Als er der Menschen Gestalt ablegte ! E r will sich gen Tabor Wieder erheben. Verweil', o Heman, bey uns, und erscheine Meinem Lazarus hier! O lafs sein frohes Erstaunen Uber die Himmelsgestalt, lafs seine Thräne mich sehen! II. Ihm erscheint der Versöhner! und, wenn der Versöhner zu Gott geht, Wird dein Bruder verklärt!

M . Ihr Unsterblichen Gottes! verklärt w i r d

Lazarus? wallet mit uns hinauf zu den ewigen Hütten? Ach zu dein Erbe des Lichts? den tausenchnaltausend, der Schöpfung

-o

xvir. G. v. 614 — 634. Erstgebornen? zu allen den Schaaren der M i t a n b e t e r ? Aber du gehest von m i r , mein Bruder.

Lazarus wandte

Sich von dem Grabe Maria's, und kehrte zurück zu den Lauben. "Cneus safs allein auf kühlendem Moose; so dacht* e r : O ihr Glücklichen, die das alles sahen , erscheinen Auferstandene salin , selbst W o r t e der Überzeugung Von der künftigen W e l t durch die Botlien Gottes vernahmen! Aber glücklich auch i c h , dem sie diefs alles .erzählten! Thorheit w a r ' es noch jetzt zu z w e i f e l n , täuschende, blinde T h o r h e i t ! Allein w a s soll ich t l i u n ? Dem Eroberer ferner D i e n e n ? dem Gott des Olympus, dem Donnerer opfern? bey Adlern S c h w ö r e n , das Blut unschuldiger Unterjochter, gerechtrer Menschen Blut zu vergiefsen ? und ist es vergossen, des Feldherrn Stolzen Triumph begleiten ? und mit den Siegern in Rom dann S c h w e l g e n ? D a s ? da mir ganz andre Gedanken des Menschen Schicksal in dieser und jener W e l t ganz anders erklären! O gehabt euch allzumal w o h l , ihr Triumph', und Erobrer! U n d ihr Götter!

Ich w e i h e mich d e m , defs W a h r h e i t mich lehret,

H o h e , himmlische W a h r h e i t ,

die Menschenschicksal

dein

Menschen Aufschleufst, Künftiges u n s , und Entwicklung im Künftigen zeiget. Gott der Götter, sey du mit mir, und leite » i c h ferner,

7i X V I T . G.

v. 6 3 5 —

W u n d e r b a r w u r d ' er erhört.

656.

E r sah die

Erscheinung

Elihu's V o r sich s t e h n , u n d hörte v o n Gottes H e i l e sie reden. U n d E r s t a u n e n befiel den f r o m m e n C n e u s , dafs seiner, Selbst m i t dieser so grofsen E r b a r m u n g , G o t t sich erbarmte. L a n g e , sie w a r v e r s c h w u n d e n , s c h o n w i e d e r h i n ü b e r g e g a n g e n I n der G e j s t e r W e l t , die E r s c h e i n u n g , d o c h blickt' er noch lange N a c h der State, w o sie v o r i h m stand, u n d h ö r t e n o c h immer, W a s die E r s c h e i n u n g sprach, noch i m m e r W o r t e des L e b e n s . I n n i g g e r ü h r t , g e r ü h r e t in seiner g a n z e n S e e l e W a r Bethoron.

E r hatte g e h ö r t , i h n liebte der M i t t l e r

Dennoch $ obwohl

er

vordem

sich

weigerte,

Jünger

zu

werden; J ü n g e r d e s s e n , der nun w a r a u f e r s t a n d e n , E r s t a n d n e Sendete

seinen G e l i e b t e n ,

die

sie mit

den

Freuden

des

Himmels Uberschütteten!

I c h noch jetzo g e l i e b t ?

D a s , das w ä h n e n ?

S o blutet sein H e r z .

D a s k ö n n t ' ich, I n einsamer L a u b e

Sah i h n L a z a r u s sonder T r o s t , u n d k ö n n t ' ihn nicht trösten. A b e r B e t h o r o n verliefs die L a u b e , u n d g i n g in des Gartens Gängen,

mit P i l g e r n

umher,

in des W ä l d c h e n s

Gängen,

mit diesen U n b e k a n n t e n , die Sterbliche s e y n , U n s t e r b l i c h e

konnten

S e y n , u n d e r s c h i e n e n , erscheinen w o l l e n , den übrigen allen, A b e r ihm n i c h t !

E r sprach mit e i n i g e n , w a n d t e sich w i e d e r

W e i n e n d w e g , und hörte nur an, w a s mit andern sie sprachen.

X V I I G.

V. 637 —

Jetzo ging er mit Gerson aus Paros; Hiobs Freund. Von

677. der war E l i h u ,

Bethoron erzählt, so wollt' es E l i h u ,

den T h a t e u

des H e r r n ,

da er noch in dem L e b e n die L e h r e n

Gottes lehrte; bestätigte noch durch W u n d e r die L e h r e n Gottes.

U n d einmal rief E l i h u :

O Selige, die er

Sich zu Zeugen erkohr! Bethoron durchdrang es die Seele, U n d er glaubt' au Gerson zu sehn, er w ä r e kein Pilger. Gerson wendete sich zu seinen Gefährten.

D i e Blicke!

D a c h t e Bethoron b e y sich, und diese Stimme, z u w e i l e n Voller L a u t e , w i e sonst ich keine L a u t e nicht k e n n e ! D i e s e W o r t e der K r a f t ! der W a h r h e i t ! Über ihn

n a c h , und

A b e r w a s sinn' ich

quäle mein H e r z ?

O sey n u r ,

du,

Fremdling, S e y ein Sterblicher', i e y ach kein Unsterblicher!

Gerson,

Kehre w i e d e r ! E r kehrt nicht wieder. E r w i l l mir verlafsnen N i c h t erscheinen! Bethoron w a r unvermerkt an dem Buche, W e l c h e r das Grab Maria's umflofs, hinuntergegangen. U n d dem einsamen kam ein anderer Fremdling entgegen, Nalun ihm die Hand, und w u r d e sein Freund. D a ergofs sich Betliorons Traurende Seele! da sprach er von Christus Beruf', und von seiner W e i g e r u n g , sprach v o n allem, w a s ihm sein Innres durchdränge ! Ob der Mittler ihn w o h l noch liebte ? das n i c h t ! ihm vergäbe ?

X V II. G.

V. 6 7 8

— 697.

Und, wenn er ihm vergäbe.. Werbist du, Pilger? Wofern du Einer der Himmlischen bist, ach einer der Seligen Gottes, D i e des Versöhners Zeugen erscheinen; so (lafs dich erflehen) Wende nicht w e g diefs Auge voll L i e b e ! so habe du Mitleid M i t mir armen ! ich flehe dich nicht um himmlischen Lohn a n ; Aber um Mitleid fleh' ich dich a n , so erbarme dich meiner, Bothe Gottes, erhabener Jüngling! mein Freund, o du sagtest M i r ja selber, du wärest mein Freund ! kaum wag' ich, es endlich Auszusprechen, warum ich dir fleh, so erscheine mir, Bothe Dessen, der auferstand! und der mich armen zum Jünger Auserkohr, und dem ich nicht folgte! Jedidoth vermochte Länger sich nicht zu halten, er fiel um den Hals ihm, und weinte Lange mit i h m , bis endlich Bethoron mitten in Strahlen Niedersank, und Himmel - und Erd' um den glücklichen schwanden. Semida kehrte mitCidli zurück von dem Hesperus. Engel Leiteten sie zu dem Grabe der schlummernden Freundin, zu Mirjams Elütbenumduftetem Grab', und den Lauben des himmlischen Bruders. Bald versammelten sich um die wiedergekommenen Wandrer Auferstandene.

Singet uns, rief der glücklichen einer,

Neuen Gesang von der Wonne des Liebenden, und der Geliebten.

74 XVII. G.

v. 69Q —

715.

T o n , w i e der L a u t e , klang nun, und Ton, w i e der Flöte. D i e Pilger Höreten Hall aus der F e r n ' ,

und w u f s t e n n i c h t , w a s sie vernahmen.

Säuseln im L a u b e w a r es doch nicht, nicht rieselnde Q u e l l e ; Schien es gleichwohl bisweilen zu seyn.

Sie zweifelten,

riethen, Z w e i f e l t e n w i e d e r , und w i n k t e n sich z u , und geboten sich Stille; Kaum erhob sich noch mit leisem W a l l e n ihr Athem. S. £ i d l i , w i e froh bist d u !

Ich ahndet' es w o h l , dafs

die Z u k u n f t Freuden strömte, w i e w i r , verwandelt, znerst sie empfanden. Schön ist die W e l t !

ist schöner m i r , w e n n du e s , Cidli, w i e ich f ü h l s t !

C. Schön ist der A b e n d s t e r n , ist schöner m i r , w e n n du's w i e ich fiihlst, S e m i d a , schöner sind mir alsdann die steigenden T a g e , U n d die sinkenden , schöner die unbegleiteten Sonnen. S.

Sterne sind

( i c h beginne schon es z u h ö r e n )

im

Einklang; Reiner ist die M u s i k der Unsterblichen, als w i r sie kannten, Ist erschütternder, ist Erschafferin der E n t z ü c k u n g : C i d l i und Semida hat Harmonie zu W o n n e vereinet. C . A u c h dem Ilesperiden w a r d dieBegeistrung der L i e b e ; Aber w i e Semida kann er n i c h t , Und w i e Cidli nicht lieben.

XVlT. G.

v. 7 1 6 — 737.

S. Hesperid', es erwachen dir viel def seligen Tage? Aber du hast dich noch nicht von der ersten Bildung erhoben. Deine Seele vernimmt, durch sieben Sinne; der unsern Thut die Schöpfung weiter sich auf, durch mehr der Gehülfen. Und ward deinen Sinnen die K r a f t , die unsre beseelet? Kannst du so ferne wie w i r , die Blume sehen? so ferne Rauschen hören den B a c h , der die Wurzel tränket des Laubes ? C. Als mit der Sterblichen Aua' ich die Blumen noch sähe, da weint' ich Leidende noch, ich weinete mich, und die Blume, die welkte: Aber als Semida nun, zum Frühlingsmorgen erschaffen, Mich umarmte.. Sie schwieg.

Denn an einer entblätterten

Palme Sähe sie ihre Mutter, die überlastet von Kummer, Niedergesunken war.

D i e Tochter hielt sich nicht, strahlte

Schnellerscheinend zu ihr hinunter in ihrer ganzen Herrlichkeit! Eben so schleunig starb vor Freude die Mutter. Sehr glückselig würden auch mich, antwortete Semno, Sah' ich s i e , Todtenerscheinungen machen: allein, dafs der Mittler Auferstand, davon mich zu überzeugen, bedarf ich Ihrer nicht. Ich weifs es. Ich kenne, sprach der Erstandne, Aber der jetzt ein Pilger nur w a r , die feste Gewifsheit Deines Geistes, die Stille, mit der du D i n g e , bey deren Anblick uns, w i e im Sturme das M e e r , die Seele sich hebet,

7

c X V I I . G.

Untersuchst.

V. 738 -

759.

D e r Unsterbliche schwieg.

So entschlofs er

zuletzt sich : N e i n , ich enthülle mich nicht.

Ihn möchte, w i e stark auch

sein Geist ist, Dennoch

mit

ihrem

Himmel

zu sehr

die

Erscheinung

erschüttern; U n d er verlöre vielleicht, durch w e n i g e r seliger Stunden Worinetrunknen Genufs, die R u h e des längeren Lehens. Unterdefs stand der Versöhner a u f T a b o r s Höhen, und legte Richtend That, Absicht auf die Wagschal, w o g ! auch sah er, W e l c h e Seligkeit denen w a r d , die bey L a z a r u s weilten. Bersebon, einer der Z e h n , die der M i t t l e r heilte vom Aussatz, Aber der dankbar allein z u r ü c k k a m , hörete, näher J e n e r umlagerten Paline, der GiditU S t i m m e , der l l a r f e , Und der vereinten Asoor.

M i t trunkenem O h r e , mit süfser

U b e r w a l l u n g der F r e u d e , vernahm er der innigen Tone Gang und V e r h a l t ; und schnelle geflügelte Bilder umschwebten Ihm die Seele: bald aber erblicket' e r , sehendes Auges, ?

B e y der Palme,' doch s i e , ' w i e in helle Nebel gehüllet, Leuchtende Menschengestalten, und i m m e r , da er sie sähe, W u r d e das Harfengetön ihm lieblicher, himmlischer immer. Schrecken der Freude fafst' i h n , als eine der edlen Gestalten Ihm sich nähert', und ihm die I l a n d ergriiF, und ihn führte In das helle Gewölk.

D a er in dem Gewölk' ist, eröffnet

Ihm sich weitres Gefild', und Licht, w i e er niemals noch sähe,

77 X V I I . G.

v. 760 — 776.

Schwebt auf dem frohen Geiild'.

E i n Unsterblicher redete,

sagte: Brich uns von jenen Palinen.

E r ging, und zittert', und brachte

Jedem einen wehenden Z w e i g .

Der Unsterblichen Einer

Gab ihm den seinigen. D a verliefs das Schrecken der Freude Bersebon, und er redet': I h r s e y d von dem Himmel gekommen? U. Sind aus Gräbern gekommen! W i r sind erstandene Todte. B.

Hat euch der aus dem Grabe g e w e c k t , der mich von dem nahen

Tode zurückrief?

U. Christus hat uns, da er starb, aus der Erde

Z u dem unsterblichen Leben gerufen! B. Weilt ihr noch lange Auf der E r d e ? U. Nicht langer, als der, so vom Tod' uns erweckte! B . Geht ihr mit Christus gen Himmel? U. W i r gehn mit Christus gen Himmel. B. W i r d der Versöhner Gottes nun bald die Erde verlassen? Bald sich gen Himmel erheben ? B.

U. W i r wissen es nicht. O verzeiht mir,

Himmlische, dafs ich noch immer mich unterwinde zu fragen! Sterb' ich bald? U. W i r wissen es nicht. B . W i e w a r , da vom Tode Ihr erwachtet, wie war es euch da? U. W i e es Adam die Stunde Seiner Schöpfung war.

Einst rufet auch dir die Posaune!

78 X V I I . G.

v.- 777 — 7ß5.

M i t den Worten verschwand die Todtenerscheinung,

und

sprachlos Blieb er noch lange stehn, und sah noch immer sich weit uin Nach den T o d t e n ; und sah die Palme nicht w e h n ,

wo

die Harfe Scholl, und die Gidith, vernahm der goldenen Saite Gesang nicht. Also feyerten sie in Lazarus Garten der Freundschaft F e s t , Unsterbliche feyrten es so mit ihnen.

Sie dachten

Sich zu erheitern; und da ward ihnen Freude des Himmels! W e n n w i r sterben, empfahen w i r so. W i r hoffen vom Elend Auszuruhen; und uns wird Wotine Gottes gegeben!

E R

M E S S I A

ACHTZEHNTER

GESANG.

X V I I I . G.

V. 1 —

17.

A d a m sank zu denFüfsen des Mittlers nieder, und fleht' ihm: Hab' ich Gnade vor dir g e f u n d e n ; so lafs, o Messias, Einige Blicke mich thun in die Folgen deinet Erlösung. A d a m , iin Weltgericht vollend' ich es Alles. Dich in jene Schatten der Cedern.

Entferne

Du sollst von der Tage

Letztem dort der milderen Schimmer einige sehen. Adam ging in die Cederschatten, und Schlummer, w i e eh m als In dem ruhigen Sclioofse des Paradieses, befiel ihn, Und er sah ein Gesicht.

Er k a m , von Erstaunen belastet,

Langsames Schrittes , zurück zu den Cherubim, und den Erstandnen. Sie umschwebten den Vater der Menschen, sanftes Verlangens, Von dem milderen Schimmer des letzten Tages zu hören. Adam setzte sich nieder auf einer der H ö h n ; und sie setzten Sich an des Hügels Fufe vor Christus begnadigtem nieder. Einst am Tage des Herrn,

als auf der kommenden

Dämmrung Flügel vor mir die einsamen freudigen Stunden vorbeyflohn, Und ich forschete; kam die heilige Sionitin IiroiST.W". VI.B. MESS.IV.B.

6

X V I I T . G. Gegen mich her.

v.

— 37.

So w a i mir noch nie die Prophetin erschienen,

So viel Ewigkeit hatte noch nie ihr Antlitz getragen! Und sie sang mir Adams Gesicht. O f t , da sie sang.

Sie selber verstummte

D i e Wange glüht' ihr, es stieg zusehends

In die glühende Wang' ihr schnelle Blässe.

Die Lippe

R u f t e stammelnde Donner, und ernst her schaute das Auge. Fast entsank die Harfe der starrenden Hand, und die Krone Bebt' um ihr fliegendes Haar.

Dann erhob sie sich wieder, dann kam ihr

Jedes Lächeln der ewigen R u h ' in ihr Antlitz herunter. D a n n , mit hundert Flügeln geflügelt, mit Schwingen de» Sturines, Stiegen die erstgebornen der Seele, die wahrsten Gedanken Auf zu Gott.

So sah mein Auge sie, starrt' in die Nacht hin.

M i t der Linken berührt' ich die E r d e , mein Grab; und die Rechte Hub ich gegen den Himmel empor.

D e r Erde Bewohner,

Oder des Grabes, was ich vermag, das will ich euch singen. Tausend Gedanken erilog mein Geist nicht; zu tausenden fehlt mir Stimm' und Gesang;

und tausendmal tausend verbarg sie dem Hörer.

Adam begann. So strömten die Lippen des erstgeschaffnen: Schnell, dep Cherub denket so schnell, so wurd' ich geführet Unter die Schaarenheere der auferstandenen Todten.

83 X V I I I . G.

v. 38 — 57-

Gränzlos war das Gelild der Auferstehung. Ö

Sie warens '

Alle meine Kinder! O ewiger Vater der Wesen !_Welch ein Anschaun war es! und welches das Anschaun dessen, D e r auf dem Throne safs, die Kinder Adams zu .richten! Väter

des Mittlers ,

und

ihr,

o Engel !

wie. mächtig

empfand ich, Was

die Unsterblichkeit

sey !

Das Alles erblickt* ich,

und lebte! Siehe, der Tag wird kommen, dann werdet ihr alle das Heer sehn, Welches ich sah!, und dann wird die Ewigkeit kommen, und keiner Unter euch allen wird dann das auszusprechen vermögen, W a s er sah.

Ach er schaute 'dann auch auf dem Throne den Richter!

Adam senkte zum Wonnegebet zu der Erde sich nieder: Jesus Christus, du hast mich erhört, und ich habe gesehen Deines entscheidenden Tages' der Strahlen einige leuchten, Einige Donner deines Gerichts, Sohn Gottes, vernommen! Und der Vater der Menschen erhub sich w i e d e r , und sagte: L a n g e , so daucht' es m i r , dauerte schon die Zeit der Entscheidung; Tausende waren schon, als ich mich n a h t e , gerichtet. Sieh, es war nicht ein Tag der Sonne; die war «rloschen, Oder verhüllet.

Der Glanz des Thrones überstrahlte

Schön und schrecklich der Auferstandenen weites Gefilde.

X V I I I . G.

V. 58 —

79.

Christen gebot, die, Christen verfolgend, w e g e n der L e h r e V o n dem getödteten Menschenfreunde, von herzlicher L i e b e Z u den Brüdern, die Brüder erwürgten, (Mein Innerstes zittert, U n d mein starrender Blick sieht wieder am Opferaltare A b e l in seinem Blut', erwürgt von dem bösen den g u t e n ! ) D i e s e n gebot die Posaune, vor Gott zu kommen. D e r Cherub W e l c h e r sie rief , stieg nieder vom T h r o n zu dem offnen Gerichtsplatz, Stand auf seinen H ö h n , und gofs z w o strömende Schalen A u f die E r d e ,

voll Thränen die ein', und die andre v o n Blut voll.

D a das Blut in die Thränen herabflofs, wandt' er sein Antlitz Um zu dem Thron', und r u f t e : D u hast sie alle gezühlet! R u h der blutenden Unschuld, die diese Thränen geweint h a t ! Schauer ergriff die E n g e l , und alle Seelen der Frommen Schauer, als auch der Richter sich wandt', und mit Blicken der L i e b e A u f die getödteten sah, mit B l i c k e n , w e l c h e nicht I'salme, N i c h t der Jubel Gebet ganz auszusprechen vermögen. A b e r die Schaar der getödteten schwieg , noch

immer

voll Mitleids, W i e sie starben.

Allein Mitleid nicht, nun kein Erbarmen

W a r in dem Blick des Heiligen, der sich erhob, der e r w ü r g t e n Asche zu r ä c h e n , u n d , eh' dem Todesschlafe sich zusclilofs, Ihr gen Himmel gerichtetes A u g e , das brechend um Gnade Für die Mörder noch bat, dann still entschlummerte. Heil sey,

85 X V I I I . G. v. ßo —

102.

R u f t e der Menschenfreund, Anschauen der Ewigkeit allen, Die an des göttlichen Opfers Altar, auch Opfer, sich legten, N u n nach kurzer Jahrhunderte Rast in das Leben erwacht sind! Aber Entsetzen , und Qual, und aller unnennbare Jammer Jedem, Lästerer Gottes, der über den Opfern des Mordes Schwert erhub, und Tod auf die Zeugen des E w i g e n zuckte, Oder ihr sinkend Gebein zu 'heiligem Staube verbrannte! Warum die hohe Fahne des Kreuzes, des liebenden Zeugin, Warum wehte sie d a , w o ihr die Brüder erwürgtet? Und ihr wagtet, den festlichen Namen, vor welchem die Höhe, Und die Tiefe sich bückt, defs Namen, der f ü r die Menschen, Seine Brüder, Erbarmung vergofs, den da noch zu nennen, W o mit lautem R u f e der Donner euch niedergeschmettert, Oder, euch tief zu begraben, sich hätte die Erde geöiFnet: W är' euch, auf diese Stunde der A n g s t , nicht Vergeltung gesammelt! Sehaut nun wieder zurück, zurück durch dieThäler des Todes, Hinter dem Rücken ins Leben , als ihr noch träumtet im Unsinn, Sichrer mit Händen voll Blut nach des Himmels Krone zu greifen! Sieh, ihr Antlitz, welches ihr saht mit dem Tode sich färben, Und das Beben der starken Natur, durch der Christen Gebeine Hingegossen; nicht durch den Geist, der mit Herrschender Ruhe Von dem sinkenden Staube sich wand, und willig den Winden Seine Trümmer vertraute, doch einst sie wieder zu fodern!

xvin. G. v. 105 — 125. Dann in den Flammen'ihr Lied, bis ihnen die W u t h der Flammen Gottes Preise verbot, das Alles, welchem ihr zusaht M i t unmenschlicher R u h , wa6 ist es jetzo geworden? Dan"k, Anbetung, und Feyer, und laute Wonne dem Herrscher Aller*Himmel Himmel, und seiner Märtyrer Bruder, Dafs der Tod nicht mehr ist! statt seiner drohenden Schauer, SüTse mächtige Schauer die Auferstehenden fafsten, Da die W i n d e den Staub, die Verwesungen alle der Todten Brachten, und durch die Natur die neue Schöpfung einherging ! Da das stammelnde L i e d , nun Halleluja, heraufstieg! Statt des Gebets um Erbarmung, ihr festliches Heilig ertönte, Und in Jubeigesange den Unaussprechlichen nannte! Also klagt der mächtige Kläger.

Ein anderer folgt' ihm,

Trat gefürchtet hervor, und sprach: Getödtete stelin dort, Sind, wie ihre Mörder, verworfen ! Ihr Leben, der Endzweck, Der sie entflammte, die Höhn der Religion zu ersteigen, Hat sie gerichtet: w i e tief sie auch den Gedanken des Stolzes Senkten ins Herz; und w i e sehr geschmückt mit dem Marmor diefs Grab war. Dieses sah der Seher von seinem Himmel; doch ihr nicht! Aber auch wenn ihr es saht; so durftet ihr den dach nicht tödten, Der unedel nur \frar, wenn ihr unmenschlich ihn würgtet. Lernet von mir, was ihr thatet! Im Heiligthume war keiner Aufser dem, der ewig ist, Richter. W e n n Christen die Hoheit

87 XVTTT. G .

v. 1 2 6 —

1.51.

Ihres Glaubens e n t w e i h t e n ; w e n n Sünder in der Gemeine, O h n e tiefes G e b e t , zu sehr dem Sohne sich nahten, Und, voll W a h n s in dem dunkeln W o r t von Antlitz zu Antlitz I h n schon anzuschaun, ganz ihres Staubes v e r g a f s e n ; D a n n zurückgeblendet nur noch in Träumen ihn sahen, U n d sich täuschten, er s e y ' s ! ein B i l d , seit gestern geboren I n zu heifsem G e h i r n , s e y das O p f e r der Schädelstäte: S o w a r e r , d e ^ f ü r uns zu dem Allerheiligsten einging, Seinem Heiligtlmme zu n a h , die Sünder zu richten, A l s dafs Besitzer des Augenblicks von dem R a n d e der Gräber Kommen d u r f t e n , a l s . H e l f e r , ihm seine D o n n e r zu tragen! D a s erkühntet ihr e u c h ! Anstatt mit Zittern zu ringen, Selber selig zu w e r d e n , erhobst du die eiserne Stirne Unter den W ü r m e n , kamst, stahlst ihre Qualen der Hölle, D e i n e Brüder zu tjuälen , und kaltes finsteres Gri'.nms votf, Hieltest du Blutgericht. W e r kann nun nennen den J a m m e r , W e r den Zorn der Q u a l e n , die eure Häupter itzt treffen? M a c h e dich a u f , und r u f e mit lautanklagender Stimme, N e n n e du s i e , vergossenes B l u t ! E r sitzt auf dem Throne, D e i n e Stimme zu h ö r e n , und jede W u n d e zu rächen, W e l c h e r du entflössest, mit dir der Unschuldigen L e b e n ! Als er geendiget hatte, da trat aus dem leuchtenden Kreise, W e l c h e r nahe den Thron u m g a b , der Altesten E i n e r Tiefnachdenkend hervor. Unter den J ü n g e r n gesehn.

I h r habt den menschlichen J u n g e r Sein N a m e n , eh' er zu Gott ging,

I i i e f s L e b b ä u s ; sein N a m e , der neue w i r d E l i m genennet,

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Nach dem Nameu des Engels, der auf d e r E r d ' ihn beschützte. Also sprach e r : Ich wende mich weg von des Lebens Anblick, D a s ihr lebtet.

E s trieft von Blut.

Viel Tode der Unschuld

Zeichnen seinen entsetzlichen Pfad. O Stunden der Schöpfung, D i e ihr Seelen dieses Gefühls in das L e b e n hervorrieft, T r ü b e , dunkle, zu schreckliche Stunden, w i e soll ich euch nennen? Wäret ihr Zeuginnen schon des Gerichts gewesen, als Eden Gottes Fluch vernahm, der erste T o d dann, das erste Laute Geschrey der Natur den Fluch vollführten ? und kehrtet Ihr nur wieder zurück von der fluchbelasteten Erde, Ach Verkündigerinnen des letzten Tages zu werden? Ihr, die Seelen von Menschlichkeit leer der Ewigkeit brachtet, Diese Seelen !

Doch nicht die Schöpfung verschuf sich; sie selber

Schufen sich also !

Sagt's nicht am T h r o n ,

verschweigt's

in den Hütten, W o die Glücklichen w o h n e n , dafs sie so elend sich schufen! Aber bewein' ich sie noch ?

sie n i c h t !

die Hoheit des

Menschen, D i e sie zu weit, ach zu weit von dem Zwecke der Schöpfung entfernten, D i e s e bewein* ich! Kein M i t l e i d ? und ach ihr saht doch den Jammer Ihrer Seele, vernahmt das tiefe Röcheln des. Todes! Selbst ihr letztes Jammergeschrey vermochte die zarte

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Zitternde N.erve bey euch nicht zu rühren, die andern, beym Anblick Einer bittenden Thräne, die ganze Seele bewegte? Z w a r ich fodre von euch nicht, durch sülsen heiligen Schauer, B e y der leidenden Unschuld Anblick erschüttert zu werden ; L i t t e die Unschuld noch, so war der diesen Gerechten E i n e Seligkeit mehr! doch fodr' ich Spuren der Menschheit, Schwache Dämmerung doch von einer unsterblichen Seele! W e h euch, kein Mitleid! Ihr konntet den Wurm auf der Erde nicht anschaun, Ohne

den Schöpfer voll Huld

in

des Wurmes

Freude

zu sehen! Euer Auge konntet ihr nie zu dem Himmel erheben, Ohne den grofsen Erbarmer zu sehn !

I h r habt es gen

Himmel Niemals erhoben ! nie habt ihr geweint ! ihr habet euch niemals Eines Menschen erbarmt! So hört denn die Rache, die säumte, Aber itzt eilt: Der Richter der Welt erbarmet sich auch nicht! E l i m sprach noch, als sich auf dem Throne der Richtende • wandte; S i e h , er wandt' auf Einmal sein schreckentragendes Auge Gegen einen der Todesengel. W i e kann ich sein Umschaun, W i e aussprechen den Zorn , der ihm von dem Angesicht ausging, Und die Stimme, mit der er rief! So gebot er dem Seiapli:

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21a.

Steig herunter , und rühre - sie an ;

geufs träumende

Schrecken Uber sie aus, dafs vor ihrem erschütterten Geiste vorbeygeh* Ihrer nahenden Qual Anschaun, und Vergeltung beginne! Also sprach der Richter Entsetzen. Gleich dem Gedanken, Eilte der Todesengel; gofs aus vor der Schaar der Verfolger E i n e Mitternacht; naht' ihnen , sein donnernder R u f w a r : F o l g t , und seht! ging eilend voran, sah nach den Verfolgern Drohend sich um; trat hin in die Nacht.

D i e furchtbare

Tiefe Tliat vor dem Seraph sich auf.

M i r wurden die ' Augen

geöffnet, Dafs ich sah, was sie sahn,

Sie wollten ihr Angesicht

wenden; Aber sie hielt des Sohns Allmacht, w i e starrende Felsen. Und sie standen , und schauten.

D a lagen Todtengebeine!

Und ein Sturmwind braust' in dem langen Jammergefilde! Der ergriff die Gebein', und sie bebten! jedes Gebein sprach Seine Stimme; die Stimme war Fluch! Da hub ich mein Auge Von dem Gefild' empor, und betete zu dem Erbarmer D e r e r , die sich erbarmten.

Als ich noch betete, kamen

Aus der Schaar der getödteten hundert in weifsem Gewände, Hundert Jünglinge, jeder ein Frühling in Eden geboren, Jeder ein Morgen der Auferstehung. Ihr fr.eudiger Flug klang, Da sie kamen, melodisch einher. W i e süfs war ihr Anblick, Da sie kamen, die Brüder Abels! Sie legten die Kronen

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v. ¡213 — 2 5 1 .

I'Jieder am Thron', und sangen.

Sie sangen dem , der

Gericht hielt: W e r ist der, so vom Kidron herauf in blutigem Sch\Veifs kommt? Hosianna! auf Salems Gebirg mit Wunden bedeckt wird, Schön mit Wunden ?

Ich b i n ' s , der für die

Menschen

erwürgt ist! Warum sinkt dein Gebein, von diesem Tode heiastet? Warum trieft dir die Stirne von B l u t , w i e der Streitenden Stirne? Warum rufst 4u so laut ? Ich hab' allein gestritten ! Und es igt keiner mit mir von den Söhnen der Erde gewesen! Amen! Amen!

du bist der Vollender, der Erst' und der Letzte!

Hosianna! du hubst mit Eile den Fufs aus dem Grabe; Stiegst auf den T h r o n !

N u n sitzest d u , Herrscher,

und

lichtest die Todten, Die aus der Erde du riefst. J a die Todten hast du gewecket, Streiter, der von dem Kidron herauf in blutigem Schweifs kam, Und auf Salems Gebirg mit schönen Wunden bedeckt w a r d ! Wunden gabst du-auch uns, dafs wir deine Märtyrer würden! Denn auch wider uns stritt Gottes Hasser.

D a starke

Eiserne Fesseln in der Gefängnisse Tiefen uns hielten; Da der Tod mit der Flamme daher, der Tod-mit der Schärfe Ihrer Schwerter ,

der Tod- aus

der Droher

Blick f u h r ;

wüthendem

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v. 232 —

251.

(Fluchet den Mördern! so sprach,^werMenschlichkeit hatte, und ruh du, R u h e , stilles Gebein!) da w i r den Geist der Propheten, Und den Muth zu sterben empfingen; da, jauchzt dem Vollender! D a w i r starben: tla war durchlaufen auch unsere Laufbahn! Kamen wir hin zu dem himmlischen Z i e l !

da trugen wir

Kronen! D a w a r hinter uns, w i e der Staub vor dem Winde, das Lehen, W i e ein kurzes Gespräch, des Lebens Mühe verschwunden! Kurzes Leben! du Blick in die Schöpfung, doch also belohnet Von dem Tage der Tage! doch dieser Kronen gewürdigt, Dieser Ewigkeiten Genofs! Schall e w i g , o L o b , schall E w i g fort! erhebe den Schwung, fleug Flüge, Begeistrung, Und verkünde, verkiind' es! Frohlocken werde die Stimme, Werde Jauchzen, und schwebe dahin in die Chöre des Thrones! L o b , Anbetung, und Preis, und Ehre dir, du Beherrscher Aller Himmel Himmel! und aller Leidenden Tröster! D a noch der Staub nicht w a r , noch nicht, den Staub zu beleben, Diese Seele, da wärest du schon, und dachtest dich selber, Dachtest den Gott Versöhner, den Wiederbringer der Unschuld! Jetzo trat der erste der Todesengel, als war' er Heerschaar, näher zum Thron den tausendsten Schritt. Posaune

Die

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v. 3 5 2 —

269.

K l a n g , da e r s t a n d ; und sie schwieg, und der Seraph redte. So sprach e r : D a f s die Spötter des Todten, der lebt, aus den Tiefen heraufgehn! Auf den Gekreuzigten schaun, u n d , wer sie gewesen sind, lernen! Sie erschienen; vermochten die menschenfeindliphe Seele Un ter des Lächelns Truge nicht mehr zu decken. Ihr Herz w a r In ihr Antlitz hinauf mit jeder Bosheit gezeichnet. Und sie standen, gesehn von den Richtern.

E s schauen

die Richter Unter einander, die Reihn der goldenen Wolken hinunter, Forschend sich an :

Wer

aufstehn soll, die Feinde

zu

richten ? Tief in der Uberwinder Schaar, mit schimmernder Wange, Und mit morgenrütlilicher Freude des*I_iebens gekränzet, Stand ein Jüngling.

D i e Todesblässe der sprossenden Jahre,

Und die Geduld, in derBlüthe sich langsam sterben zu sehen, W a r mit anderer Schöne belohnt, als jene, die vormals Den nocl^ Sterblichen schmückte,

mit Schöne der Engel,

so mächtig, Durch lautredende Züge die ganze Seele zu bilden. Und der Erstling der Märtyrer kam von des Richtenden Throne, Stephanus, dem in der Blüthe der Tod auch den lächelnden Blick schlofs,

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