Klopstocks Werke: Band 3 Messias, Band 1 [Reprint 2021 ed.]
 9783112425022, 9783112425015

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K L O P S T O C K S

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D R I T T E R

D E R

B A N D

M E S S I A S

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BEY

GEORG

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JOACHIM

B A N D

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GÖSCHEN.

1800.

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B A N D .

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D E R

M E S S I A S .

ERSTER

KLOMT.W.

III.B.

Mass.

GESANG.

I.B.

i

I. G. Sing,

unsterbliche

v. i — 11.

Seele, der sündigen

Menschen

Erlösung, D i e der Messias auf Erden

in seiner

Menschheit

vollendet, Und durch die er Adams Geschlecht zu der Liebe der G o t t h e i t , L e i d e n d , getödtet, u n d verherrlichet, wieder erhöht hat. Also geschah des E w i g e n Wille. Vergebens e r h u b sich Satan gegen den göttlichen Sohn ; umsonst stan'd Juda biegen ihn a u f : er t h a t s , u n d vollbrachte die grofse Versöhnung. Aber,

o< T h a t ,

die allein der

Allbarmherzige

kennet, Darf aus dunkler Ferne sich auch dir nahen die Dichtkunst ? W e i h e sie,

Geisit Schöpfer,

vor dem ich hier still

anbete, F ü h r e sie inir, als deine N a c h a h m e r i n , zückung,

voller Ent-

4 I. G .

V.

12 —

25,

V o l l unsterblicher K r a f t , in verklärter S c h ö n h e i t , entgegen. R ü s t e mit deinem F e u e r s i e , d u , der die T i e f e n der Gottheit S c h a u t , u n d den M e n s c h e n aus Staube gemacht z u m T e m p e l sich h e i l i g t ! R e i n sey das H e r z !

So darf i c h ,

obwohl

mit

der

bebenden Stimme Eines Sterblichen,

doch den G o t t v e r s ö h n e r besingen,

U n d die furchtbare B a h n , mit verziehnem Straucheln, durchlaufen. M e n s c h e n , w e n n ihr die H o h e i t k e n n t , die ihr damals empfinget, D a der S c h ö p f e r der W e l t V e r s ö h n e r w u r d e ; so höret M e i n e n Gesang, und ihr vor allen, ihr w e n i g e n E d l e n , T h e u r e , h e r z l i c h e F r e u n d e des l i e b e n s w ü r d i g e n M i t t lers, I h r mit dem k o m m e n d e n W e l t g e r i c h t e

vertrauliche

Seelen, Hört mich,

u n d singt den e w i g e n S o h n

durch

ein

göttliches L e b e n . N a h an der heiligen S t a d t , die. sich jetzt durch Blindheit entweihte, U n d die K r o n e der hohen E r w a h l u n g unwissend hinwegwarf,

I. G.

v. 26 —, 3ß.

Sonst die Stadt der Herrlichkeit Gottes, der heiligen Väter Pflegerin, jetzt ein Altar des Bluts vergossen von Mördern; Hier w a r s , w o der Messias von einem Volke sich losrifs, Das zwar jetzt ihn verehrte,

doch nicht mit jener

Empfindung, Die untadelhaft bleibt vor dem schauenden Auae der Gottheit. Jesus verbarg sich diesen E n t w e i h t e n .

Zwar lagen

hier Palmen Vom begleitenden V o l k ; zwaf klang dort ihr lautes Hosanna; A.ber umsonst.

Sie kannten ihn nicht, den König sie nennten,

U n d , den Gesegneten Gottes zu sehn, w a r ihr Auge zu dunkel. Gott kam selbst von dem Himmel herab.

Die gewal-

tige Stimme: S i e h , ich bab' ihn verklärt, und w i l l ihn von neuem verklären ! W a r die Verkündigerin der gegenwärtigen Gottheit. Aber

sie w a r e n ,

Gott

zu verstehn, Sünder.

zu

niedrige

6 I. G.

v. 39 — 52.

Unterdefs nahte sich Jesus dem V a t e r , der wegen des Volkes, Dem die Stimme geschah, mit Zorn zu "dem Himmel hinaufstieg. D e n n noch Einmal wollte der Sohn des Bundes E n t schließung , Seine Menschen zu retten, dem Vater feyerlich kund thun. Gegen die östliche Seite Jerusalems liegt ein Gebirge, Welches auf seinem Gipfel schon oft den göttlichen Mittler, W i e in das Heilige Gottes, verbarg, wenn er einsame Nächte Unter des Vaters Anscliaun ernst in Gebeten durchwachte . Jesus ging nach diesem Gebirg. D e r fromme Johannes E r nur folgt' ihm dahin bis an die Gräber der S e h e r , W i e sein göttlicher Freund, die Nacht in Gebete

zu

bleiben. Und der Mittler erhüb sich von dort zu dem Gipfel des Berges. D a umgab von dem hohen Moria ihn Schimmer der Opfer, D i e den ewigen Vater noch jetzt in Bilde versöhnten.

7 I. G.

v. 53 — 65.

Ringsum nahmen ihn Palmen ins Kühle.

Gelindere

Lüfte, Gleich dem Säuseln der Gegenwart Gottes, umflossen sein Antlitz. Und der Seraph, der Jesus zum Dienst' auf der Erde gesandt w a r , Gabriel nennen die Himmlischen i h n , stand feyrend am Eingang Zwoer umdufteter Cedern, und dachte dem Heile der Menschen, Und dem Triumphe der Ewigkeit nach, als jetzt der Erlöser Seinem Vater entgegen vor ihm in Stillem vorbeyging. Gabriel wufste, d/tfs nun die Zeit der Erlösung herankam. Diese Betrachtung entzückt* ihn ? er sprach mit leiserer Stimme: Willst du die Nacht, o Göttlicher, hier in Gebete durchwachen? Oder verlangt dein ermüdeter Leib nach seiner Erquikkung? Soll ich zu deinem unsterblichen Haupt ein Lager bereiten ? Siehe, schon streckt der Spröfsling derCeder den grünenden Arm aus,

s I. G.

V. 66 —

78'

Und die w e i c h e Staude des Balsams.

Am Grabe der

Seher W ä c h s t dort unten ruhiges M o o s in der kühlenden Erde. Soll ich d a v o n , o Göttlicher, dir ein Lager bereiten ? Ach w i e bist d u , Erlöser, ermüdet! W i e viel erträgst du Hier aiuf der Erd*, aus inniger Liebe zu Adams Geschlechte! Gabriel sagts.

D e r M i t t l e r belohnt ihn mit segnenden Blicken,

Steht voll Ernst auf der H ö h e des Bergs am' näheren Himmel. D o r t w a r Gott.

D o r t betet' er.

Unter ihm tönte die

Erde, U n d ein wandelndes Jauch&en durchdrang die Pforten des Abgrunds, Als sie von ihm tief u n t e n die mächtige Stimme vernahmen. D e n n sie w a r es nicht mehr des Fluches Stimme, die Stimme Angekündet im S t u r m ,

u n d i n donnerndem W e t t e r gesprochen,

W e l c h e die E r d e vernahm.

Sie horte des Segnenden

Rede,

9

— I. G.

v. 70 — 91.

Der mit unsterblicher Schöne sie einst zu verneuexi beschlossen. Ringsum lagen die Hügel in lieblicher Abenddämmrung, Gleich

als blühten sie wieder,

nach' Edens Bilde

geschaffen. Jesus redete.

E r , und der Vater durchschauten den Inhalt

Granzlos; diefs nur vermag des Menschen Stimme zu sagen: Göttlicher Vater, die Tage des Heils, und des ewigen Bundes Nahen sich mir,

die Tage

zu gvöfseren

Werken

erkoliren, Als die Schöpfung,

die du mit deinem Sohne vollbrachtest.

Sie verklären sich mir so schön und herrlich, als damals, D a w i r der Zeiten Reih durchschauten, die Tage der Zukunft, Durch mein göttliches Schaun bezeichnet, und glänzender sahen. D i r nur ist es bekannt, mit was vor Einmuth

wir

damals, x

D u , mein Vater, u nd ich, und der Geist die Erlösung beschlossen.

lo 1. G.

v. 92 —>

TQ6.

In der Stilleder E w i g k e i t , einsam, und ohne Geschöpfe, W a r e n w i r bey einander. Voll unsrer göttlichen Liebe, Sahen w i r auf die M e n s c h e n , die noch nicht w a r e n , herunter. Edens selige Kinder, ach unsre Geschöpfe, w i e elend W a r e n sie, sonst unsterblich, nun Staub, und entstellt von der Sünde! Vater, ich sah ihr Elend, du meine Thränen.

Da

sprachst d u : Lasset der Gottheit Bild in dem Menschen von neuem uns schaffen! Also beschlossen w i r unser Geheimnifs, das Blut der Versöhnung, Und die Schöpfung der Menschen verneut zu dem ewigen B i l d e ! Hier erkolir ich mich selbst, die göttliche That zu vollenden. E w i g e r Vater, das weifst d u , das wissen die Himmel, w i e innig M i c h seit diesem Entschlufs nach meiner Erniedrung verlangte! Erde, w i e oft warst d u , in deiner niedrigen Ferne, Mein

erwähltes,

geliebteres

Augenmerk!

Und o

Kanan, Heiliges L a n d , w i e oft hing unverwendet mein Auge

An dem H ü g e l , den ich von des Bundes Blute schon voll s a h ! Und w i e bebt mir mein Herz von süfsen, wallenden Freuden, Dafs ich so lange schon Mensch bin, dafs schon so viele Gerechte Sich mir sammeln, und nun bald alle Geschlechte der Menschen M i r sich heiligen w e r d e n !

Hier l i e g ' i c h , göttlicher

Vater, Noch nach deinem Bilde geschmückt mit den Zügen der Menschheit, Betend vor d i r : bald aber, ach bald w i r d dein tödtend Gericht mich Blutig entstellen, und unter den Staub der Todten begraben. S c h o n , o Richter der W e l t , schon hör' ich fern dich, und einsam Kommen, und unerbittlich in deinen Himmeln dahergehn. Schon

durchdringt mich ein

Schauer dem ganzen

Geistergeschlechte Unempfindbar, und wenn du sie aiich mit dem Zorne der Gottheit

12

I. G.

v. 119 — 132.

Tödtetest, unempfindbar!

Ich seh den

nächtlichen

Garten Schon vor mir l i e g e n , sinke vor dir in niedrigen Staub hin, Lieg', u n d bet', u n d w i n d e m i c h , V a t e r , in Todesschweifse. Siehe, da bin i c h , mein Vater. Ich will des Allmächtigen Z ü r n e n , D e i n e Gerichte will ich mit tiefem Gehorsam ertragen. D u bist e w i g !

Kein endlicher Geist hat das Z ü r n e n der G o t t h e i t ,

Keiner j e , den Unendlichen tödtend mit ewigem Tode, Ganz gedacht, u n d keiner empfunden.

Gott nur ver-

mochte Gott zu Versöhnen.

E r h e b e dich , Richter der W e l t ! l i i e r bin i c h !

f ö d t e m i c h , nimm mein ewiges Opfer zu deiner Versöhnung. Noch bin ich f r e y , noch kann ich dich b i t t e n ;

so

tliut sich'der Himmel M i t Myriaden von Seraphim a u f , u n d f ü h r e t mich jauchzend, Vater,

zurück in T r i u m p h

zu

deinem

erhabenen

Throne ! Aber ich will l e i d e n , was keine Seraphim fassen,

13 v. 1 3 3 ~

I . G.

i44-

W a s kein d e n k e n d e r C h e r u b in t i e f e n B e t r a c h t u n og e n einsieht; Ich will leiden,

den f u r c h t b a r s t e n T o d ich E w i g e r leiden !

W e i t e r s a g t ' e r , u n d s p r a c h : I c h h e b e gen H i m mel mein H a u p t a u f , M e i n e H a n d in die W o l k e n , u n d s c h w ö r e d i r b e y m i r selber, D e r ich Gott b i n , w i e d u :

Tch w i l l die M e n s c h e n

erlösen. Jesus spvachs, u n d e r h u b sich. I n seinein Antlita war Holieit, Seeleniuh , u n d E r n s t , u n d E i b a r m u n g ,

als er vor

G o f t stand. Aber u n h ö r b a r

den E n g e l n ,

n u r sich u n d dem

Sohne v e r n o m m e n , Sprach der e w i g e V a t e r , u n d w a n d t e sein s c h a u e n d e s Antlitz Nach dem V e r s ö h n e r

hin:

Ich breite mein I l a u p t

d u r c h die H i m m e l , Meinen

Ann

aus d u r c h

die

Unendlichkeit,

sage:

I c h bin E w i g ! und schwöre dir, S o h n : vergeben.

Ich w i l l die S ü n d e

14

I . G.

v . i/(5 —* 159.

Also sprach e r , und schwieg.

Indem die E w i g e n

sprachen, Ging

durch

die

ganze

Natur ein

ehrfurchtvolles

Eibeben. Seelen,

die jetzo w u r d e n ,

noch nicht

zu

denken

begannen, Zitterten,

und empfanden zuerst.

Ein

gewaltiger

Schauer Fafste den Seraph, ihm schlug sein H e r z , und um ihn lag w a r t e n d , W i e vor dem nahen Gewitter die E r d e , sein schweigender Weltkreis. Sanftes Entzucken kam allein in der künftigen Christen Seelen, und siifsbetäubend G e f ü h l des ewigen Lebens. Aber sinnlos, und zur V e r z w e i f l u n g nur noch empfindlich , Sinnlos, w i d e r Gott w a s zji d e n k e n , entstürzten im Abgrund Ihren Thronen die Geister der Hölle. D a jeder dahinsank, Stürzt' auf jeden ein F e l s , brach unter jedem die T i e f e Ungestüm e i n , und donnernd erklang die unterste Hölle. Jesus stand noch vor G o t t ; und jetzt begannen die Leiden Seiner E r l ö s u n g , ein V o r g e f ü h l , so in furchtbarer Nähe

15 I. G.

v. t ö o — 172.

Glänzt* an das w i r k l i c h e : W i e , ihn zu r i c h t e n , G o t t von des T h r o n s H o h n Kommen, mit Schuld ihn belasten der Spruch der verworfensten M e n s c h e n , E r , mit Blute beströmt,

den T o d

der

Kreuzigung

sterben Wiird' auf Golgatha.

Gabriel lag in der Fern* auf dem Antlitz

Tiefanbetend, von neuen Gedanken mächtig erhoben. Seit den J a h r h u n d e r t e n , die er durchlebt, so lang' als die Seele Sich die Ewigkeit d e n k t , w e n n sie dem L e i b ' in Gedanken Schnelles Fluges entfleugt, seit diesen J a h r h u n d e r t e n h a u ' er So erhabne Gedanken noch nie empfunden. D i e Gottheit, I h r e Versöhnten,

die ewige Liebe

des göttlichen

Mitttiers, Alles eröffnet sich ihm.

Gott bildete diese Gedanken

I n des Unsterblichen Geiste.

D e r E w i g e dachte sich

jetzo, Als den Erbarmer erschaffner Wesen. erhub sich,

Der

Seraph

16 I. G.

v. 1 7 3 — 164-

Stand, und erstaunt', und betet', und unaussprechliche Freuden Zitterten durch sein Herz, und L i c h t und blendendes Glänzen Ging von ihm aus.

D i e Erde zerflofs in himmlisch« Schimmer

Unter ihm h i n , so dacht' er.

Ihn sah der göttliche

Mittler, Dafs er den Gipfel des ganzen Gebirgs mit Klarheit erfüllte. Gabriel, rief er, hülle dich e i n , du, dienst mir auf Erden! Mache dich a u f , diefs Gebet vor meinen Vater zu bringen, Dafs die edelsten unter den Menschen, die seligen Väter, Dafs der Versammelte Himmel der Zeiten Fülle vernehme, D i e er mit innigem,

heifsem Verlangen

verlangte.

Dort leuchte, Als der Gesendete J e s u s , des Mittlers, im Glänze der Engel! Schweigend, mit göttlichheitrer 'Geberd', erhub sich der Seraph.

17 I. G.

v. I85 — 198-

Jesus schaut' ihm vom Olberg nach.

Der Göttliche

sah schon, W a s der Seraph t h a t , an dem Throne der Herrlichkeit Gottes, Eh der eilende noch des Himmels Sonnen erreichte. Jetzo erhüben sich neue, geheimnisvolle Gespräche Zwischen ihm und dem E w i g e n , schicksalenthüllendes Inhalts, Heilig, und furchtbar, und h e h r , voll nie gehoffter Entscheidung, Selbst Unsterblichen dunkel, Gespräche von D i n g e n , die künftig Gottes Erlösung, vor allen Erschaffnen , verherrlichen werden. Unterdefs eilte der Seraph zum äufsersten Schimmer des Himmels W i e ein Morgen empor.

Hier füllen nur Sonnen den Umkreis;

U n d , gleich einer Hülle geweht aus Strahlen des Urlichts, Zieht sich ihr Glanz um den Himmel herum.

Kein

dämmernder Erdkreis Naht sich des Himmels verderbendem Blick.

Entflie-

hend und ferne Geht die bewölkte Natur vorüber. KLOPST. W . I i i . B. M t s s . I. B.

Da eilen die Erden s

»8 I. G.

v . 199 —

K l e i n , unmerkbar d a h i n ,

212.

w i e unter des Wanderer» Fufse

Niedriger S t a u b , vou G e w ü r m e b e w o h n t , a u f w a l l e t , und hinsinkt. Um den Himmel herum sind tausend eröffnete W e g e , Lange,

nicht

auszusehende

Weg',

umgeben

von

Sonnen. Durch den glänzenden W e g , der gegen die Erde sich w e n d e t , F l o f s , ' s e i t ihrer E r s c h a f f u n g , am F u f s ,d€s Thrones entspringend E i n s t nach Eden ein Strom der Iiimmelsheitre herunter. Uber ihm , oder an seinem Gestad* erhoben von Farben, Gleichend den Farben des Regenbogens, oder der Frühe, Kamen damals E n g e l , und G o t t ,

zu

vertraulichem

Umgang, Z u den Menschen.

Doch schnell w a r d

der

Strom

herüber gerufen, Als durch Sünde der Mensch zu Gottes Feinde sich umschuf. Denn die Unsterblichen wollten nicht m e h r , in sichtbarer Schönheit, Gegenden sehn, die vor ihnen des Todes Verwüstung entstellte.

i9 I. G.

v. 2 1 3 — 226.

Damals wandten sie schauernd sich w e g .

D i e stillen

Gebirge, Wo noch die Spur des Ewigen- w a r ;

die rauschenden

Haine, Welche vordem das Säuseln der Gegenwart

Gottes

beseelte; Selige, friedsame T h ä l e r , sonst von der J u g e n d des Himmels Gern besucht; die schattigen L a u b e n , w o ehmals die Menschen, Uberwallend von Freuden und süfsen E m p f i n d u n g e n , weinten, D a f s Gott ewig sie s c h u f ;

die Erde trug des Fluches

Lasten jetzt, w a r ihrer vordem unsterblichen K i n d e r Grofses Grab. D o c h dereinst, w e n n die Morgensterne verjünget Aus der Asche des Weltgerichts triumphiiend hervorgehn ; W e n n nun Gott die Kreise der W e l t e n mit seinem Himmel D u r c h allgegenwärtiges Anschaun alle vereinet, D a n n w i r d auch der ätherische Strom von dem himmlischen Urquell W i e d e r mit hellerer Schöne zum neuen senken.

Eden

sich

so I. G.

v. 2 2 7

259.

N i e w i r d dann sein Gestade von hoben Versammlungen leer s e y n , D i e zu der E r d e , Gespielen der neuen Unsterblichen , wallen. D i e f s ist der heilige W e g ,

mit welchem

Gabriel

fortging, U n d von fern dem Himmel der göttlichen Herrlichkeit nahte. Mitten in der Versammlung der Sonnen strahlet der I l i m m e l , R u n d , unermefslich,

des Weltgebäus

Urbild,

die

Fülle J e d e r sichtbaren Schönheit, d i e , sich gleich

flüchtigen

Bächen, Ringsum

duTch den unendlichen R a u m nachahmend ergiefset.

W e n f t er wandelt, ertönen von i h m , auf den Flügeln der W i n d e , A n die Gestade der Sonnen des wandelnden Harmonieen Rauschend hinüber.

D i e L i e d e r der göttlichen Harfenspieler

Schallen mit M a c h t , w i e beseelend, darein.

So ver-

e i n i g e t , schweben T ö n e vor dem, der das Ohr gemacht h a t , und Preise vorüber.

2

I. G.

!

v. 240 — 253.

Wie sein freudiger Blick an seiner Werke Gestalten Sich ersetzt, so vergnügten sein Ohr'die Gesänge dei Himmels, D i e du himmlische Lieder mich lehrst, Gespielin der Engel, Seherin Gottes, du Hörerin hoher unsterblicher Stirn» men, Melde m i r , Sionitin, das L i e d , das die Engel itzt sangen. Sey uns gegrüfst, du heiliges Land der Erscheinungen Gottes! Hier erblicken w i r Gott, wie er i s t , w i e er w a r , wie er seyn w i r d , Siehe,

den Seligen ohne Verhüllung,

nicht in der

Dämmrung Fern nachahmender Welten.

Dich schauen w i r in

der Versammlung Deiner Erlösten, die du auch würdigst des seligen Anblicks. Ach unendlich vollkommen bist du! Z w a » nennt dich der Himmel, Und der Unaussprechliche wird Jehovah geheifsen! Unser Gesang lebendig durch Kräfte der Urbegeistrung Suchet dein B i l d , doch umsonst; auf deine Verklärung gerichtet,

22 I. G.

v. 254 — 269.

Können Gedanken sich kaum von

deiner Gottheit

besprechen. E w i g e r , du bist allein in deiner Gröfse vollkommen,! Jeder Gedanke, mit

dem du dich selbst, o Erster, durchschauest,

Ist erhabner, ist heiliger, als die stille Betrachtung, Auf erscbajFene Dinge von dir hernieder gelassen. Dennoch entschlössest du dich, auch aufser dir Wesen zu sehen, Und auf sie den beseelenden Hauch hernieder zulassen. Erst erschufst du den Himmel, dann uns, die Bewohner des Himmels. Fern wart ihr da von eurer Geburt, du jüngerer Erdkreis, Und du Sonn*, und du M o n d , der seligen Erde Gefährten. Erstgeborner der Schöpfung, wie war dir bey deinem Hervorgehn, D a , nach undenkbarer Ewigkeit,

Gott zu dir sich

herablieis, Dann zu der State dich der Herrlichkeit kohr, und des Anschauns? Dein unermeßlicher Kreis heraufgerufen zum Daseyn Bildete sich zu seiner Gestalt; die schaffende Stimme Wandelte noch mit dem ersten Getöse krystallener Meere;

I . G.

v. 270 —

203.

Ihre Gestade, die s i c h , w i e W e l t e n , zusammengebirgten, Horten s i e ; noch keip Unsterblicher nicht! D a standest d u , S c h ö p f e r , Auf dem neuen erbabenenTliron dich selber betrachtend, E i n s a m , und ernst.

O jauchzt der denkenden Gottheit entgegen!

Damals, ja damals erschuf er e u c h , Seraphini, Geisiergeschöpfe, Voll von Gedanken, voll mächtiger K r a f t , die Gedanken des S c h ö p f e r s , D f e er in euch von sich selber erschafft, anbetend zu fassen. H a l l e l u j a , ein feyrendes Halleluja, o E r t t e r , Sey dir v o n uns unaufhörlich gesungen! Z u r Einsamkeit sprachst d u : Sey nicht mehr!

und den W e s e n :

E n t w i c k e l t euch!

Halleluja! Unter dem L i e d e , das nach dem Dreymalheilig der Himmel Allzeit singet, hatte des Mittlers heiliger Bothe Eine

¿er

nächsten

Sonnen am Himmel

leuchtend

betreten. Überall schweigen die Seraphim jetzt, und feyren den Anblick,

24 I. G.

v. 2ß4 1—

W e l c h e r , des Freisgesangs Belohner, von Gott auf sie strahlte. Und sie erblickten den helleren Seraph am Sonnenmeer.

Gott

Schaut* auf i h n , der Himmel mit Gott.

Er betete

knip.end. Zweyms^l die Z e i t , in der ein Cherub den Namen i Jeliovah, Tief in Gebet, und das Dreymalheilig der E w i g k e i t ausspricht, W ü r d i g e t ihn des Anschauns Gott.

Dann eilet der

Thronen Erstgeborner herab, ihn feyrlich vor Gott zu führen. Gott nennt ihn den E r w ä h l t e n , der Himmel Eloa. Vor allen, Die Gott schuf, ist er gr^Ts, ist der nächste dem Unerschaffnen. Schön ist Ein Gedanke des gottgewählten Eloa, W i e die ganze Seele des M e n s c h e n , geschaffen der Gottheit, W e n n sie, ihrer Unsterblichkeit w e r t h , gedankenvoll nachsinnt. Sein umschauender Blick ist schöner, als Fxühlingsmorgen,

25 I. G.

v. 297 — 511.

Lieblicher, als die Gestirne, da sie vor dem Antlitz des Schöpfers Jugendlichschön, u n d voll L i c h t , mit ihren T a g e n , vorbeyflohn. Gott erschuf ihn zuerst.

Aus einer M o r g e n r ö t h e

Schuf er ihm einen ätherischen Leib.

E i n Himmel

voll Wolken Flofs um i h n , da er ward.

Gott hub ihn mit offenen

Armen Aus den W o l k e n , u n d sagt* ihm segnend: D a bin ich, Erschaffner! Und auf Einmal sähe vor sich Eloa den Schöpfer, Schaut' in Entzückungen a n , und s t a n d , und schaute begeistert W i e d e r a n , u n d sank, verloren in Gottes Anblick. Endlich redet' e r , sagte dein E w i g e n alle G e d a n k e n , D i e er h a t t e , die neuen , erhabnen Empfindungen alle, D i e das grofse H e r z ihm durchwallten.

Es w e r d e n

die W e l t e n Alle v e r g e h n , u n d neu aus ihrem Staube sich schwingen, Ganze J a h r h u n d e r t e werden dann erst in die E w i g k e i t eingehn, E h der erhabenste Christ die grofsen Empfindungen fühlet.

26 I . G.

V. 312 —

325-

Jetzo kam Eloa auf neuerwachenden Strahlen Z u dem gesendeten Engel in seiner Schönheit hernieder, I h n zum Altar des Versöhners zu f u h r e n .

E r gin^

noch von f e r n e , D a er schon Gabriel kannte.

D e r Seraph zerflofs in

Entzückung, Von den Unsterblichen einen zu s e h n , mit dem er vor diesem Jeden Kreis der Schöpfungen Gottes, u n d seine Bewohner S a h , u n d mit dem er unnachahmbarere Thaten vollführte, Als durch die besten aus ihm das vereinte Menschengeschlecht that. Jetzo verklärten sie sich schon liebend gegen einander. Schnell, mit brünstig eröffneten A r m e n , mit herzlichen Blicken, Eilten sie gegen einander.

Sie zitterten beyde vor

Freuden, Als sie sich umarmten.

So zittern B r ü d e r , die beyde

T u g e n d h a f t s i n d , u n d beyde den T o d f ü r das Vaterland suchten, W e n n sie,

von Heldenblute

noch v o l l , sich nach

ewigen T h a t e n

37 I. G. Sehen, und sich

vor

V.

326 —

ihrem

339.

noch gröfseren Vater

umarmen. Gott sah sie, und segnete sie.

So gingen sie b e y d e ,

Herrlicher durch die Freundschaft, dem Thron de» Himmels entgegen. Also kamen sie weiter zum Allerheiligsten Gottes. Nah bey der Herrlichkeit Gottes, auf einem himmlischen B e r g e , Ruhet des Allerheiligsten Nacht. Lichthelles Glänzen W a c h t inwendig um Gottes Geheimnifs.

Das heilige

Dunkel Deckt nur das Innre dem Auge der Engel.

Zuweilen

eröffnet Gott die dämmernde Hülle durch allmachttragende Donner Vor dem Blick der himmlischen Schauer.

Siesehen,

und feyren. S i e h , auf Einmal stand bey des Allerheiligsten Eingang» Wije ein Gebirg, der Altar des Versöhners vor Gabriels Auge Wolkenlos da.

Er sah i h n , und g i n g , in festlicher Schönheit,

Priesterlich

zu dem Altar,

und trug z w o goldene

Schalen

23 I. G.

V.

340 —

353.

Heiliges Räuchwerks voll, und stand tiefsinnig am Altar. Neben ihm stand E l o a , und rief aus seiner Harfe Göttliche T ö n e ,

zum hohen Gebet den opfernden Seraph

Vorzubereiten.

Der hört' i h n , und durch die mächtige Harfe

Hub sich sein Geist entflammter empor.

W i e der

O'cean aufwallt, Wenn auf ihm in Sturme daher

die Stimme

des

ilerrn geht. Gabriel schaueteGott, und sang mit mächtiger Stimme. Jetzo hört der ewige Vater, es höret der Himmel, Mittler,

dein Söhnungsgebet.

Gott zündete selber

das Opfer Wunderbar an; und heiliger Rauch stieg mit dem Gebete Stillbegleitend empor, dann hub er sich weiter, und wallte, W i e von der Erde Gebirgen ein ganzer Himmel, zu Gott auf. Nieder zur Erde hatte bis jetzt Jehovah geschauet. Denn es hielt noch immer der Sohn aus der Fülle der Seele

I . G.

v. 554 — 307-

M i t dem Vater Gespräche des schicksalenthüllenden Inhalts, H e i l i g , und f u r c h t b a r , u n d h e h r , voll nie gehoffter Entscheidung, Selbst Unsterblichen d u n k e l , Gespräche von D i n g e n , die k ü n f t i g Gottes Erlösung, vor allen ErscliafFnen, verherrlichen werden. Aber itzt füllte des E w i g e n Blick den Himmel von neuem ; Jeder begegnete feyrend und still dein göttlichen Blicke. All* erwarten die Stimme des Herrn.

D i e himmlische

Ceder Rauschte n i c h t ,

der Ocean schwieg an dem

hohen

Gestade. Gottes

lebendet W i n d hielt zwischen (Jen ehernen Beigen

U n b e w e g l i c h , u n d wartete mit verbreiteten F l ü g e l n , Auf der Stimme Gottes H e r a b k u n f t . Stiegen zum wartenden

langsam

Donnerwetter das Allerhefligste

nieder. Aber noch redete Gott nicht.

D i e heiligen Donner-

wetter W a r e n Verküadiger nur der nahenden göttlichen Antwort

3° L G. v. 368 — 38iAls sie schwiegen, that vor der Thronen freudigem Blick Gott Offenbarend sein Heiligthunv auf, die verlangenden Thronen Zu den hohen Gedanken des Ewigen vorzubereiten. Und da wandte sich Urim voll Ernst, mit göttlichem Tiefsinn, Cherub Urim, des ewigen Geistes vertrauterer Engel, Zu dem hohen Eloa, und sprach: Was siehst du, Eloa ? Seraph Eloa stand auf, ging langsam vorwärts, und sagte: Dort an ilen goldenen Pfeilern, da sind labyriuthiscbe Tafeln Voll Vorsehung;

dann Bücher des Lebens,

welche

dem Hauche Mächtiger Winde sich öffnen, und Namen künftiger Christen, Neue belohnende Namen, des Himmels Unsterblichkeit, aufthun. W i e die Bücher des Weltgerichts, gleich wehenden Fahnen Kriegender Seraphim, furchtbar sich öffnen! Ein tödteuder Anblick Für

die

niedrigen Seelen, die wider Gott sich empörten!

3* I. G.

v. 3 8 2 — 39 Endlich

zu sehn die Tage des H e i l s ,

und

seinen

Messias« Seyd gesegnet,

ihr Kinder

des H e r r n ,

von

dem

Geiste geboren! Jauchzet, Kinder, ihr schaut den Vater, das -Wesen der Wesen. Siehe, der Erst'

und der L e t z t e , der ist e r ,

und

e w i g Erbarmer! D e r von E w i g k e i t i s t , den keine Geschöpfe begreifen, G o t t , Jehovah, läfst zu euch sich väterlich nieder. Dieser

Bothe

des

Friedens,

von

seinem

Sohne

gesendet, Ist zu dem hohen Altar um eurentwillen gekommen. W ä r e t ihr nicht zu der grofsen Erlösung

Zeugen

erkohren; O so hätten sie sich in entfernter Stille besprochen, Einsam,

geheim,

unerforschlich.

Doch

ihr,

Ge*

borne der E r d e , Sollt die Tage mit W o n n e ,

mit ewigem

Jauchzen,

vollenden, W i r mit euch! W i r wollen den ganzen verborgenen Umfang KI.OPST.W.

III.B.

MESS.

I. B.

5

H I. G.

v. 425 — 438.

Eurer Erlösung durchschaut), mit viel verklärterem Blicke Werden wir diese Geheimnisse sehn, als eures Erlösers Fromme, weinende Freunde, die noch in Dunkelheit irren! Aber seine verlornen Verfolger! . Der E w i g e hat sie Lang* aus den heiligen Büchern vertilgt! allein den Erlösten Sendet er göttliches L i c h t !

Sie sollen das Blut der

Versöhnung Nicht mit weinendem Auge mehr sehn.

Sie werden

es sehen, W i e sich vor ihnen sein Strom in das ewige Leben verlieret. O dann sollen sie hier, in des Friedens Schoofse getröstet, Feste, des Lichts und der ewigen Ruh triumphirend begehen. Seraphim, und ihr Seelen, erlöste Väter des Mittlers, Fangt ihr die Feste der Ewigkeit an.

Sie dauern

von jetzo Mit der Unendlichkeit fort.

D i e noch sterblichen

Kinder der Erde Werden, Geschlecht auf Geschlecht, zu euch sich alle versammeln,

35 I . G.

v. 439 — 453-

Big sie dereinst vollendet, mit neuen Leibern umgeben, Nach vollbrachtem Gericht zu E i n e r Seligkeit kommen. Gehet indefs von u n s a u s , ihr hohen Engel der T h r o n e , Meldet den Herrschern der Schöpfungen G o t t e s , dafs sie sich der F e y r u n g Dieser erwählten geheimnifsvollen Tage bereiten. Und ihr Frommen des Menschengeschlechts, ihr Väter des M i t t l e r s , D e n n von jenem Gebein der Sterblichkeit,

das ihr

im Staube Reifend zur Auferstehung zurückliefst, stammt der Messias, Er,

der Gott i s t ,

und M e n s c h !

auch euch ist die

Freude gegeben, Die allein bey siclj, mit seiner Gottheit G e f ü h l , Gott Ganz empfindet;

unsterbliche S e e l e n ,

eilt zu der

Sonne, W e l c h e den Kreis der Erlösung umleuchtet.

Hier

sollt ihr von f e r n e Eures

Erlösers,

und

Sohns

versöhnende

Thaten

betrachten. D i e s e n L i c h t w e g steiget hinab.

Aus allen Bezirken

Sieht euch die weite N a t u r mit verneuter Schönheit entgegen.

I. G.

v. 454 — 4*5(5.

Denn Jehovah will selbst, nach dieser Jahrhunderte Kreislauf, Einen Ruhtag Gottes, den zweyten erhabneren Sab. bath, Bey sich feyren.

Der

ist

viel

höher,

als

jener

berühmte, Jener von euch, ihr erhabenen Wesen, seraphische Schaaren, Heilig besungene T a g , den i h r , nach Vollendung der Welten, Einst an dem Schöpfungsfeste begingt.

Ihr wifst

es, o Geister, W i e die neue Natur in liebenswürdiger Schöne Da sich erhub, w i e in eurer Gesellschaft die Morgen. Sterne Vor dem Schöpfer sich neigten.

Allein jetzt wird

sein Messias, Sein unsterblicher Sohn viel gröfsere Thaten vollenden. E i l t , verkündigt es seinen Geschöpfen.

Sein Sabbath

erhebt sich, Jetzt mit des hocherhabnen Messias freyem Gehorsam. Gott Jehovarh nennt ihn den Sabbath Bundes.

des ewigen

57 I. G.

v. 467 — 4ßo.

Staunend schwieg Eloa , und schweigend sähe der Himmel Z u dem Allerheiligsten auf. Dem Gesendeten Christus Winkte G'ott;

da stieg er hinauf zu dem obersten Throne.

Dort empfing e r , an Uriel, und die Beschützer der Erde, Wegen der Wunder beym Tode des Sohns, geheime Befehle. Unterdefs waren die Thronen von ihren Sitzen gestiegen. Gabriel folgte.

Da er dem Altar der Erde sich nahte,

Höret* er Seufzer, die fern den hohen Gewölben entwallten , Und mit Weinendem Laute das Heil der Menschen verlangten. Aber vor allen Stimmen erscholl die Stimme des Ersten Unter den Menschen.

E r dachte den Fall Äonen herunter.

Dieser ist der Altar, von dem auf Fatmos des neuen, Blutenden

Bundes

Prophet

das

himmlische

Bild

erblickte. Dort w a r s , w o sich im hohen Gewölbe der Märtyrer Stimme

33 I. G.

v. 401 — 495-

Klagend e r h u b j dort weinten die Seelen Thränen der Engel, Dafs er den T a g , der Richter den Tag der Rache verzögte! Als jetzt zu der Erd* Altar der Seraph hinabstieg, Eilt* ihm mit jedem heifsen Verlangen Adam entgegen, Nicht ungesehn;

ein schwebender L e i b aus Heitre gebildet

W a r dem seligen Geist zur verklärten Hülle geworden. Seine Gestalt w a r schön, w i e du vor des Schöpfers Gedanken, Göttliches B i l d , da er Adam zu schaffen gedankenvoll dastand, Und im gesegneten Schoofse des lebenduftenden Edens Unter ihm heiliges L a n d zum werdenden Menschen sich losrifs. Also gebildet nahte sich Adam.

Liebliches Lächeln

Machte sein Antlitz w i e göttlich, er sprach mit verlangender Stimme: Sey mir gegrüfst,

begnadigter Seraph, du Friedensbothe.

Da uns die Stimme deiner erhabenen Sendung erschallte, Hub sich mein Geist in Jubel empor. Messias,

Pu

tbeurer

59 I . G.

v. 4 9 6 —

5°9•

Könni' ich dich auch, holdselig in jener menschlichen Schönheit, W i e der Seraph h i e r , s e h n ! ach in jener Gestalt der Erbarmung, D i e du kohrest, in ihr mein gefallnes Geschlecht zu versöhnen. Zeige m i r ,

Seraph,

die S p u r ,

wo mein Erlöset

gewandelt, Mein Erlöser und Freund,

ich will ihn nur ferne

hegleiten! Ruhstatt jenes Gebets, wo unser Mittler sein Antlitz Aufhub, schwur, er Wollte die Kinder Adams erlösen, Durfte der erste der Sünder mit Freudenthränen dich anscliaun! Ach ich war ja vordem dein erstgeborner Bewohner, Mütterlich L a n d ,

o Erde!

wie sehn* ich nach dir

mich hinunter! Deine vom Donnerworte des Fluchs zerstörten Gefilde Wären m i r , in des Messias Gesellschaft, den jenes Todes L e i b umhüllet,

welchen

ich dort in dem Staube zurückliefs,

L i e b l i c h e r , als dein Gefilde nach himmlischen Auen erschaffen,

4° I. G. O Paradies,

verlorner

v. 510 — 524. Himmel!

So

sagt

er

voll

Inbrunst. D e i n e Verlangen will i c h , du Erstling der Auserwählten, Sprach mit freundlicher Stimme der S e r a p h , dem Söb» nenden k u n d thun. Ist es sein göttlicher W i l l e , so w i r d er Adain gebieten, Dafs er i h n s e h , w i e er i s t , die erniederts Herrlichkeit Gottes. Jetzo h a t t e n den H i m m e l die Cherubim f e y r e n d verlassen, Und sich überall schnell- in der W e l t e n Kreise v e r . breitet. Gabriel schwebt* allein herab zu der seligen E r d e , D i e der benachbarte Kreis vorübergehender Sterne Still mit seinem allgegenwärtigen Morgen begrüfste. Rings erschollen zugleich die neuen Namen der Erde. Gabriel hörte die N a m e n :

D u Königin unter

den

Erden, Augenmerk

der Geschaffnen, vertrauteste

Freundin

des H i m m e l s , Z w e y t e W o h n u n g der Herrlichkeit Gottes, unsterbliehe Zeugin Jener geheimen erhabenen T h a t des grofsen Messias!

4i I. G.

v. 525 — 538-

Also ertönte durchhallt von englischen Stimmen der Umkreis. Gabriel hört* e s , doch kam er mit eilendem Flüge zur Erde. Schlummer s a n k , und Kühle noch hier in die T h ä l e r , und stille, Dunkle, gesellige Wolken verhüllten noch ihr Gebirge. Gabriel ging in der Nacht, und suchte mit sehnendem Blicke Gott den Mittler.

Er fand ihn in einem niedrigen Thale ,

Das sich herabliefs zwischen den Gipfeln des himmlischen Olbergs. Hier w a r , tief in Gedanken versenket, der Gottver» söhner Eingeschlafen.

Ein Felshang w a r des Göttlichen Lager.

Gabriel sah ihn vor sich in süisem luftigen Schlafe, Stand bewundernd s t i l l , und sah unverwandt auf die Schönheit, Durch die vereinte Gottheit der menschlichen Bildung gegeben. Ruhige Liebe,

Ziige des göttlichen Lächelns voll Gnade,

Huld und M i l d e , noch Thränen der ewigtreuen Erbarmung

4® I. G.

v. 539 — 553-

Zeigten den Geist des Menschenfreundes ip seinem Antlitz; Aber verdunkelt war durch des Schlafes Geberde der Abdruck. Also sieht ein wallender Seraph der blühenden E r d e Halbunkenntliches Antlitz an Frühlingsabenden liegen, Wenn der Abendstern am einsamen Himmel heraufgeht, U n d , ihn anzuscliaun, aus der dämmernden L a u b e den Weisen flerwinkt.

Endlich redte nach langer Betrachtung der Seraph.

O du r dessen Allwissenheit sich durch die Himmel verbreitet, Der du mich hörest, obgleich dein L e i b von Erde da schlummert, Deine Befehle richtet' ich alle mit eilender Sorg' a u s ! Als ich es tliat, eröffnete mir der erste der Menschen, W i e er, dein Antlitz zu sehn, erhabener

Mittler,

sich sehne. Jetzo will ich, so hats dein grofser Vater geboten! Wieder von hier, die Versöhnung mit zu verherrlichen, eilen. Schweiget indefs, o nahe Geschöpfe! die flüchtigsten Elicke

43 I. G.

V.

554 — 568-

Dieser eilenden Zeit, da euer Schöpfer noch h i e r i s t , Müssen theurer euch s e y n , als jene Jahrhunderte, die ihr Euren Menschen mit ämsiger, reger Sorg? gedient habt. S c h w e i g , Getöse der L u f t , in dieser Ode der Gräber, Oder erhebe dich sanft ipit stillem bebenden Säuseln. Und d u , nahes Gewölk, o senke du tiefere R u h e In

die kühlenden

Schatten

aus

deinen

Schöfsen

herunter. Rausche nicht, Ceder, und s c h w e i g , o H a i n , vor dem schlummernden Schöpfer. Also verlor sich mit sorgsamem Ton des Unsterblichen Stimme. Under eilete zu der Versammlung der heiligen Wächter, D i e , Vertraute der Gottheit und ihrer verborgneren Vorsicht, In geheimer Stille mit ihm die Erde beherrschen. Diesen sollt' er noch jetzo, eh er sioh erhübe zur Sonne, Jenes Verlangen der seligen Geister, die nahe Versöhnung, Und den z w e y t e n , den Sabbath des grofsen Geopfert e n , kund thun.

H I . G.

v. 569 — 501.

Der da nach Gabriel jetzo den Kreis der Erlösung beherrschest, Göttlicher Hüter der Mutter so vieler unsterblicher Kinder, .Die sie, w i e ihre Begleiter, die schnellen Jahrhunderte, eilend Und unerschöpflich an Fülle den höheren Gegenden sendet, Dann zertrümmert

die Hütte des

ewigen

Geistes

hinabgräbt Unter Hügel, auf denen der fliehende Wandrer nicht ausruht; O du dieser einst verherrlichten Erde Beschützer, Seraph E l o a , verzeih es deinem künftigen Freunde, Wenn er deine Wohnung seit Edens Schöpfung verborgen , Von

der Sängerin Sions

gelehrt,

den Sterblichen

zeiget. Hat er in tiefe Gedanken sich j e ,

voll

einsamer

Wollust, Und in die hellen Kreise

der stillen Entzückung

verloren; Hat mit Gedanken der Geister sich sein Gedanke vereinigt,

45 I. G.

v. 582 — 596.

Und die enthülltere Seele

der Himmlischen Red«

vernommen : O so hör' i h n , Eloa, wenn er, wie die Jugend des Himmels, Kühn und erhaben, nicht singt verschwundene Gröfse des1 Menschen, Sondern des Todes Geweihte, der Auferstehung Ge> weihte Z u der Versammlung der Himmlischen führt, zu dem Rathe der Wächter. In dem stillen Bezirk des unbetrachteten Nordpols Ruhet die Mitternacht einsiedlerisch, säumend ;

und

Wolken Fliefsen von i h r , wie ein sinkendes M e e r , unaufhörlich herunter. So lag, unter der Finsternifs Gottes von Moses gerufen, Einst der Strom Agyptus, in vierzehn Ufer gedränget, Und i h r , ewige Pyramiden, der Könige Gräber. Niemals hat noch ein Auge, von kleineren Himmeln umgränzet, Diese Gefilde gesehn, die in nächtlicher Stille ruhen Unbewohnt, und w o von des Menschen Stimme kein Laut tönt, W o sie keinen Todten begruben, und keiner erstehn wird.

46

• I. G.

Aber,

v. 597 — 609.

tiefen Gedanken geweiht,

und ernster Be-

trachtung, Machen sie Seraphim

herrlich,

indem

auf

ihren

Gebirgen, Gleich. Orionep sie wandeln, und, in prophetisph« Stille Sanft verloren,

der Sterblichen

künftige Seligkeit

anschaun. Mitten in diesem Geiild' erhebt sich die englische Pforte, D i e der Erde Beschützer zu ihrem Heiligthum ein* führt. W i e zu der Zeit, wenn der Winter belebt, ein heiliger Festtag Uber beschneyten Gebirgen nach trüben Tagen- hervorgeht; Wolken und Nacht entfliehen vor ihm, die beeisten Gefilde, Hohe durchsichtige Wälder entnebeln ihr Antlitz, und glänzen: So ging Gabriel jetzt auf den mitternächtlichen Bergen, Und schon stand des Unsterblichen Fufs an der heiligen Pforte, Welche vor ihm, wie rauschender Cherubim Flügel, sich aufthat,

47 I. G.

v. 6 1 0

62.3.

Hinter ihm wieder mit Eile sich schlofs.

Nun wan-

delt der Seraph In der Erd* Abgründen.

Da wälzten sich Oceane

Ringsum, langsamer Flut, zu menschenlosen Gestaden. Alle Söhne der Oceane, gewaltige Ströme Flossen, wie Ungewitter sich aus den Wüsten heraufziehn, Tiefauftönend ihm nach.

E r ging, und sein Heiligthum zeigte

Sich ihm schon in der Nähe.

Die Ffort' erbauet von

Wollen Wich ihm aus, un.d zevflofs vor ihm, wie in himmlisehe Schimmer. Unter dem Fufse des Eilenden zog sich

flüchtige

Dämmrung Wallend weg.

Nah hinter ihm an den dunkeln Gestaden

Blieb es in seinem Tritte zurück, wie wehende Flammen. Und der Unsterbliche war zu der Engelversammlung gekommen. D a , w o ferne von uns zu der Mitte die Erde sich' senket, Wölbt sich in ihr ein weiter Bezirk voll himmlischer Lüfte.

I. G.

v. 624 — 639.

D o r t schwebt leise b e w e g t , u n d bekrönt init

flüssigem

Schimmer, E i n e sanftere Sonne. V o n ihr fliefst Leben und W ä r m e I n die Adern der E r d ' empor.

D i e obere Sonne

B i l d e t mit dieser vertrauten Gebülfin den blumigen Frühling, U n d den feurigen Sommer, vom sinkenden

Hahne

belastet, Und den Herbst auf Traubengebirgen.

I n ihren Be-

zirken Ist sie niemals a u f , und niemals untergegangen. Um sie lächelt in röthlichen Wolken ein ewiger Morgen, Unterweilen tliut, der alle Himmel e r f ü l l e t , Seine Gedanken den Engeln daselbst durch Zeichen in W o l k e n Wunderbar

kund;

dann erscheinen vor ihnen

die

Folgen der Vorsicht, Also entdeckt sich G o t t , w e n n

nach

wohlthätigen

Wettern Uber besänftigten W o l k e n

der Himmelsbogen

her-

vorgeht, Und d i r ,

E r d e , den- B u n d ,

und die Fruchtbarkeit

(jottes verkündigt. Gabriel liefs jetzo auf dieser Sonne sich nieder, D i e , qngeselien von u n s , die innere Fläche der Erde,

49 I. G.

v. 640 — 652.

Und, was dort Lebendigkeit athmet, "mit bleibendem Strahl labt. Alsö unser» Mondes Gefährt.

W i r sehn ihn nicht

wallen; Denn ihm entquillt nur dämmernder, bald versiegender Schimmer, Auch verfinstert er nicht, so locker vereinte sein Stoff sich: Aber die Menschen im Hesperus sehn, die im Jupiter sehn ihn. Also der hohe Saturn. Der himmlischen Ähre Bewohner Sehen des mOndumwimmelten Sterns weitkreisendjen L a u f nicht. Um den Seraph versammelten sich die Beschützer der Völker, Engel des Kriegs und des Todes, die im Labyrinthe des Schicksals Bis zu der göttlichen Hand den führenden Faden begleiten; D i e in Verborgnem

über die Thaten der Könige herrschen,

Wenn sie damit triumphirend, als ihrer Schöpfung, sich aufblähn» Dann die Hüter

der Tugendhaften, der

wenigen

Edlen, KTLOPST. W . I I I . B . M B S S . I . B .

4

5° I. G.

v. 653 — 666.

D i e in seiner Entfernung den

denkenden W e i s e n

begleiten, Wenn er

das

Menschengewebe

der

Erdeseligkeit

fliehet, Und die Bücher der ewigen Zukunft betend eröffnet. Auch sind sie oft insgeheim bey einer Versammlung zugegen, W o der feurige Christ die Herabkunft Gottes empfindet, Wenn ein brüderlich V o l k , durch das Blut des Bundes geheiligt, Vor dem Versöhner der Menschen in Jubellieder sich ausgiefst. Wenn

die Seelen entschlafner Christen ihr todtes Antlitz,

Und den Schweifs, und die traurigen Züge des siegenden Tode?, Und

die bezwungne

Natur

auf

ihrem Leichnam

erblicken 5 So empfangen sie diese Gefährten mit tröstendem Anblick: Lieber, wir wollen dereinst die Trümmern alle versammeln! Eben diese Wohnung der Sterblichkeit, diese Gebeine, Welche die Hand des gewaltig 6ti Todes so traurig ent* stellt hat,

51 I . G.

v. 667 — 6oo.

Soll mit dem M o r g e n des Richters zur neuen S c h ö p f u n g erwachen. Kommt,

zukünftige Burger

des H i m m e l s ,

helleres

Anschaun, Siehe, der erste der Uberwinder erwartet euch, Seelen ! Auch die Seelen, die zarten, nur sprossenden .Leibern entflohen, Sammelten, sich um den Seraph herum,

Sie

flohen

noch sprachlos, M i t der Kindheit zärtlichem Weinen.

I h r schlichter*

nes Auge Hatte kaum staunend erblickt der E r d e kleine Gefilde; Darum durften sie sich auf der Welten furchtbaren Schauplatz, Noch ungebildet, so bald hervorzutreten nicht wagen. I h r e Beschützer geleiten sie zu s i c h , und lehren sie reizend, Unter beseelender Harfen K l a n g ' , in lieblichen L i e dern : W i e , und w o h e r sie entstanden; w i e grofs die mensch* liehe Seele V o n dem vollkommensten Geiste gemacht 6ey;

wie

jugendlich heiter Sonnen und M o n d e nach ihrer Geburt zu dem Schöpfer gekommen.

52 I. G.

v. 6 3 1 — 695.

E u c h erwarten vollendete V ä t e r ! Herrliches Anschaun E u r e s Erbarmers erwartet euch dort am ewigen T h r o n e ! Also lehren sie diese der Weisheit würdigen Schüler, Jener erhabneren W e i s h e i t ,

nach

deren

flüchtigem

Schatten, Durch ihr Glänzen geblendet,

die i n e n Sterblichen

eilen. Jetzo hatten sie alle die schimmernden L a u b e n verlassen, U n d sich zu ihren Vertrauten, der E r d e H ü t e r n , versammelt. Gabriel that jetzo der ganzen Geisterversammlung Alles das k u n d , w a s Gott ihm befahl vom Messias zu sagen, o Diese blieb, w i e entzückt, um den hohen göttlichen Lehrer, Senkte froh die Gedanken

in

tiefe

Betrachtungen

nieder. Aber ein liebenswürdiges P a a r , z w o befreundete Seelen, Benjamin

und

Jedidda

umarmten

einander,

und

sprachen: Ist das n i c h t , o J e d i d d a , der holde vertrauliche Lehrer? Jsts nicht J e s u s , von welchem der Seraph es alles erzählte?

53 I. G.

v. 696 —

711-

Ach ich weifs es noch w o h l , wie er uns inbrünstig umarmte, W i e er uns an die klopfende Brust mit Zärtlichkeit drückte. Eine getreue Zähre der Huld, die seh' ich-noch immer, Netzte sein Antlitz, ich kiifste sie a u f , die seh' ich noch immer! Benjamin,

und da sagt' er zu unsern umstehenden Müttern:

Werdet wie K i n d e r , sonst könnt i h r das Reich des Vaters nicht erben. J a , so sagt' e r , Jedidda.

Und der ist unser Erlöser;

Durch den sind w i r so selig ! Umarme deinen Geliebten! Also besprachen sie sich mit Zärtlichkeit jinter einander. Gabriel

aber erhub sich zur neuen

Bothschaft.

D e r Feyer Festlicher Glanz flofs über den Fufs des Unsterblichen nieder. Also sehen der Erde Tag die Bewohner des Monde», Ihren Nächten zu leuchten, in stiller thauender Wolke, Auf die Gipfel ihrer Gebirge herunterwallen. Also geschmückt stand Gabriel a u f , u n d , unter dem Nachruf Jauchzender Engel und Seelen, betrat er den freyeren Luftkrei».

54 I . G.

v. 7 1 2 —

721.

Rauschend, w i e P f e i l e vom silbernen Bogen, zum Siege beflügelt, Flieget er neben Gestirnen v o r b e y , und eilt au der Sonne. U n d schon sinket er schwebend

auf

ihren Tempel

herunter. A u f der Zinne des Tempels fand er die Seelen der Väter, D i e u n v e r w a n d t den suchenden Blick mit den Strah« len vereinten, Welche den weckenden T a g in die Thäler Kanaans sandten. Unter den Väter» w a r einer von hohen denkendem Ansehn, A d a m , der Sohn der erwachenden E r d * , und der Bildungen Gottes. G a b r i e l , e r , und der Sonne Beherrscher

erwarteten

sehnend, Unter Gesprächen vom Heil der Menschen, desOlbergs Anblick;

D E R

M E S S I A S .

Z W E Y T E R

GESANG.

I I . G.

v. i — i ß .

J e t z t stieg über den Cedernwald der Morgen herunter. Jesus erhub s i c h , ihn sahn in der Sonne die Seelen der Väter. Als sie ihn sahn, da sangen zwo Seelen gegen einander, Adams Seele, mit ihr die Seele der göttlichen E v a : Schönster der T a g e , du sollst vor allen künftigen Tagen Festlich u n d heilig u n s s e y n , dich soll vor deinen' Gefährten, Kehrest d u w i e d e r z u r ü c k , des Menschen Seele, der Seraph U n d der C h e r u b , beym Aufgang' u n d Untergange, begrüfsen. Steigst du zur E r d ' h e r a b ; verbreiten dich Orione D u r c h die H i m m e l ; u n d gehst dii am T h r o n der Herrlichkeit Gottes Strahlend h e r v o r : sb wollen w i r dir in feyrendem, Aufzug, Jauchzend mit Hallelujagesängen entgegensegnen!

II. G. Dir,

v. 13 — 2 6.

unsterblicher T a g ,

der d u u n s e r m g e t r ö s t e t e n Auge

G o t t , d e n M e s s i a s , auf E r d e n in seiner E r n i e d r i g u n g zeigest. 0 v o n A d a m der s c h ö n s t e ! M e s s i a s in m e n s c h l i c h e r Bildung! W i e e n t h ü l l t sich in

deinem

e r h a b e n e n A n t l i t z die

Gottheit! Selig bist

du

und

heilig, die du

den

Messias

gebarest, Seliger du, als E v a , der M e n s c h e n M u t t e r . U n z ä h l b a r S i n d die S ö h n e von i h r , u n d sind u n z ä h l b a r e S ü n d e r . Aber d u h a s t E i n e n , n u r E i n e n g ö t t l i c h e n M e n s c h e n , Einen

gerechten,

ach E i n e n

unschuldigen

theuren

Messias, Einen

ewigen

Sohn,

(ihn

schuf

kein S c h ö p f e r ! )

£teboren! Z ä r t l i c h seli', u n d m i t i r r e n d e m Blick ich h i n a b z u der Erde ; D i c h , P a r a d i e s , d i c h s e h ' ich n i c h t m e h r .

Du

bist

in d e n W a s s e r n Niedergestürzt ,

im

Gericht

der

allgegenwärtigen

Sündflut! Deiner

erhabnen umschattenden

Cedern,

selbst pflanzte,

die

Gott

I I . G. Deiner

friedsamen

v . 27 — 40.

Laube,

der

jungen

Tugenden

Wohnung, Hat

kein

Sturm,

kein

Donner,

kein

Todesengel

geschonet! Bethlehem, w o ihn M a r i a g e b a r , und ihn brünstig umarmt e, Sey

du mir ipein E d e n ;

du Brunnen D a v i d s , die

Quelle, W o ich göttlich erschaffen zuerst mich sähe; du Hütte, W o er weinete, sey mir die L a u b e der ersten Unschuld! H ä t t ' i c h dich in E d e n geboren, du Göttlicher, hätt' ich Gleich nach jener entsetzlichen T h a t ,

o S o h n , dich

geboren: S i e h e , so w a r ' ich mit dir zu meinem Richter gegangen ; Da,

w o er stand,

w o unter ihm E d e n zum Grabe sich aufthat,

W o der Erkenntnisse Baum mir fürchterlich rauschte, die Stimme Seiner

Donner

den Richterspruch

des Fluches mir

aussprach, W o ich in bangem Erbeben v e r s a n k , au sterben vers a n k , da War'

ich zu ihm gegangen; dich hätt' ich w e i n e n d umarmt, S o h n !

6o I I . G.

v. 4 1 — 54.

An mein Herz dich gedrückt, und gerufen: Zürne nicht, Vater! Zürne nicht

mehr,

ich

habe den Mann Jehovali geboren!

Heilig

bist d u , anbetenswiirdig,

und

ewig, o

Erster! Der du deinen göttlichen Sohn von Ewigkeit zeugtest, I h n , nach deinem Bilde gezeugt,

zum Erlöser der

Menschen, Meines von mir beweinten Geschlechts,

erbarmend

erwähltest. Gott hat meineThränen gesehn; ihr habt sie gesehen, Seraphim, und sie gezählt; auch i h r , ihr Seelen der Todtifn, Seelen

meines

entschlafnen

Geschlechts, sie

alle

gezählet. Wärest du nicht, o Messias,

gewesen;

die ewige

Ruhe Hätte selbst mir traurig, und ungeniefsbar geschienen. Aber von deiner göttlichen H u l d , von deiner Erbar'müng, Stifter des ewigen Bundes, von ihr umschattet, da lernt' ich Selbst in der Wehmuth Schmerz mehr Seligkeiten empfinden.

6i I I . G.

v. 5 5 — it kindlicher I n b r u n s t nun der K n a b ' i h n umarmte, D a er mit sanft liebkosendem Lächeln ihn jugendlich ansah, Warf

ihn

der Vater

an einen

entgegenstehenden

Felsen, D a f s sein zartes Gehirn an blutigen Steinen herabrann, U n d mit leisein Röcheln entfloh die Seele voll Unschuld. Jetzo klagt er ihn trostlos, und fafst das kalte Behältnifs Kr.oiST. W . I I I . B.

M a s s . I . B.

5

66 II. G.

v. 125 —

137.

Seiner Gebeine mit sterbendem Arm.

M e i n Sohn,

Benoni! A c h B e n o n i , mein Sohn! so sagt e r , und jammernde Thränen Stürzen vom A u g e , das bricht, und langsamstarrend dahinstirbt. Also lag er beklommen von A n g s t ,

da der Mittler

hinabkam. J o e l , der andere S o h n , verwandte sein

thränendes

Antlitz V o n dem V a t e r , und sah den Messias die Gräber herabgehn! Äch mein Vater, erhub er froh vor Verwundrung die Stimme, J«sus, der grofse Prophet, kommt in die Gräber hernieder. Satan hört' es, und sah bestürzt durch die Öffnung des Grabmahls. So

sehn

Gottesleugner,

der

Pöbel,

aus

dunkeln

W e n n am donnernden Himmel das hohe

Gewitter

Gewölben,

heraufzieht, Und in den W o l k e n

der Rache gefürchtete W a g e n sich wälzen.

Satan hatte bisher aus der Fern nurSamma gepeinigt.

67 II. G.

v. 138



Aus den tiefsten entlegensten Enden des nächtlichen Grabmahls Saudt' er langsame Plagen hervor.

Itzt erhub er sich

wieder, Hustete sich mit des Todes Schrecken, und stürzt' auf Samma. Samma sprang a u f , dann fiel ohnmächtig von neuem er nieder. Sein erschütterter G e i s t , ( e r rang noch kaum mit dem Tode!) R i f s i h n , von dem mördrischen Feind' empöret zum Unsinn, Felsenan.

Hier

wollt* i h n , vor deinen

göttlichen

Augen, Richter der W e l t , am hangenden Felsen Satan zerschmettern. Aber du wärest schon d a , schon trug voreilend die Gnade Dein

verlafsnes

Geschöpf

auf treuen

allmächtigen

Flügeln, D a f s er nicht sank.

Da ergrimmte der Geist des Menschenverderbers,

Und erbebte.

Ihn schreckte von f e r n die kommende Gottheit.

Jetzo richtete Jesus sein helfendes Antlitz auf Samma j

68 I I . G.

v. 151 — 164.

Und belebende göttliche K r a f t , mit dem Blicke vereinet, Ging von ihm ans.

D a erkannte der hange verlassene Samma

Seinen Retter. Ins bleiche Gesicht voll Todesgestalten Kam die Menschheit z u r ü c k , er schrie, und weinte gen H i m m e l ; Wollte reden, allein kaum könnt* e r , von Freuden erschüttert, Bebend stammeln.

Doch breitet' er sich mit sehnliehen Armen

Nach dem Göttlichen aus, u n d sah mi,t getröstetem Auge, Voll Entzückung, nach ihm von seinem Felsen herunter. W i e die Seele des trüberen W e i s e n , d i e , in sich gekehret, Und an der Ewigkeit der künftigen Dauer verzweifelnd, Innerlich

hebt:

die unsterbliche schauert vor der Vernichtung:

Aber itzt nahet sich i h r der weiseren Freundinnen ei ire; Ihrer Unsterblichkeit sicher,

u n d stolz auf Gottes

Verheifsung, Kommt sie zu ihr mit tröstendem Blick. Verlafsne

D i e trübe

f'9 II. G.

v. 1 6 5 — 17(5.

Heitert sich a u f , u n d windet mit Macht vom jammernden Kummer Ungestümfieudig sich l o s ;

die ewige jauchzt

nun,

und segnet Sich in T r i u m p h ,

und ist von neuem

unsterblich

geworden ! Also empfand der besessene Mann

die Beruhigung

Gottes. Jetzo sprach der Messias mit mächtiger Stimme zu Satan: Geist des Verderbens, w e r bist d u , der du vor meinem Antlitz D i e f s zur Erlösung erwählte Geschlecht, die Menschen, so quälest? Ich

bin

S a t a n , antwortet'

ein

zorniges

tiefes

Gebrüll, bin K ö n i g der W e l t , die oberste Gottheit

unsklavischer

Geister, D i e mein Ansehn etwas erhabnerem, als den Geschäften Himmlischer Sänger bestimmt.

D e i n R u f , o sterb-

licher Seher, Denn Maria w i r d wohl Unsterbliche niemals gebären! Dieser dein R u f drang, w e r du auch b i s t , zu der untersten Hölle. Seiberich verliefs sie, sey stolz ob meiner I l e r a u f l i u n f t !

7° I I . G.

v. 179 — 1 9 1 .

Dieb von himmlischen Sklaven verkündigten Better zu sehen. Doch du wurdest ein Mensch, ein götterträumender Seher, W i e die, welche mein mächtiger Tod hinab in die Erde Gräbt! Drum gab ich nicht Acht, was die neuen Unsterblichen thaten. Aber nicht müfsig zu seyn, so plagt' ich, das hast du gesehen! Deine

Geliebten,

die

Menschen.

Da schau die

Todesgestalten, Meine G e s c h ö p f , auf diesem Gesicht! Jetzt eil' ich zur Hölle. Unter mir soll mein allmächtiger Fufs das Meer und die Erde, M i r zu bahnen gehbaren W e g , gewaltsam verwüsten. Dann soll schauen die Holl' in Triumph mein königlich Antlitz. Willst du was thun, so thu es alsdann.

Denn ich

kehre wieder, Hier auf der Welt mein erobertes R e i c h , als König, zu schützen. Stirb indefs noch, Yerlafsrier, vor mir! Er sprachs, und er stürzte

7i IT. G. Sturmend auf Samma.

v. 1 9 2 — 806. Allein des ruhigschweigenden Mittlers

Stille

verborgne

Gewalt

kam,

gleich

des

Vaters

Allmacht, Wenn er Untergang unerforscht auf Welten herabwinkt, Satan in Zorne zuvor! E r floh, und vergafs im Ent» fliehen, Unter allmächtigem F u f s au verwüsten das M e e r und die Erde. Samma stieg indefs von>seinem Felsen hernieder. Also entfloh von dem hohen Euphrates Nebukadnezar, D a ihm der R a t h der heiligen Wächter die B i l d u n g des Menschen W i e d e r g a b , u n d , von neuem den Himmel zu scbaun, ihn erhöhte, Gottes Schrecknisse gingen nicht m e h r , mit dem R a u schen Euphrates, Ihm in Wettern vorüber, als wärens des Sinai Wetter. Nebukadnezar

erhub

sich

auf

Babylons

hangende

Höhen; Jetzo kein Gott mehr, lag er gen Himmel ausgebreitet, Dankbar im Staube gebeugt, den E w i g e n anzubeten. So kam Samma zu Jesus h e r a b , und fiel vor nieder.

ihm

73 II. G.

V.

207

210.

Darf ich dir f o l g e n , du heiliger M a n n ? Ach lafs mich wein Lebern, Das du von neuem mir gabst, bey d i r , Mann Gottes, vollenden! Also sagt' e r , und schlang sich mit brünstigen zittern» den Armen Um den Erlöser, der ihm mit menschenfreundlichen Blicken D i e f s erwiederte: Folge mir n i c h t ,

doch

verweile

dich künftig O f t an der Höh der Schädelstäte; da wirst du .die Hoffnung Abrahams

und

der Propheten

mit

deinen

Augen

erblicken. Als der Mittler zu Samma so sprach, da wandte sich Joel Z u Johannes,

und sagte zu ihm mit

schüchterner

Unschuld; L i e h e r ! ach führe du mich zu Gottes grofsem Propheten, D a f s er mich h ö r e , du kennest ihn ja.

D e r zärtliche

Jünger Nahm i h n , und führt* ihn zu Jesus,' da sagt' er in sei« ner Unschuld:

73 I I . G,

v. 219 — 232.

Gottes Prophet, so kann denn mein Vater und ich dir nicht folgen ? Aber, » darf ich es sagen, warum verweilest du jetzo, W o mein jugendlich Blut erstarrt vor der Todten Gebeinen ? Komm, Mann Gottes, ins Haus, wohin mein Vater zurückkehrt; Dort soll meine verlassene Mutter mit Demuth dir dienen. Milch und Honig, die lieblichste Frucht von unseren Ijäumen Sollst du geniefsen; die Wolle der jüngsten Lämmer der Aue Soll dich decken.

Ich selber will dich, o Gottes Prophet, dann,

Kömmt

der

Sommer,

unter

der Bäume

Schatten

•begleiten, D i e mein Vater im Garten mir gab. Mein lieber Benoni! Ach Benoni, mein Bruder! dich lass' ich zurück in dem Grabe! Ach nun wirst du mit mir die Blumen künftig nicht tränken! Wirst am kühlenden Abend mich niemah brüderlich wecken! Ach Benoni! ach Gottes Prophet, da liegt er im Staube!

II. G.

v. 233 — 245.

Jesus sah mit Erbarmen ihn an,

und sprach zu

Johannes: Trockne dem Knaben die Zähren vom Aug'; ich hab* ihn viel edler Und rechtschaffner, als viele von seinen Vätern erfunden. Also sagt' e r , und blieb mit Johannes allein in den Gräbern. Satan gin'g indefs,

mit Dampf und mit Wolken umhüllet,

Hin durch Josaphats T h a l , und über das Meer des Tofles, Stieg von da auf den wolkichten Karmel, vom Karmel gen Himmel. Hier durchirrt' er mit grimmigem Blick den göttlichen Weltbau, Dafs e r , nach so vielen Jahrhunderten seit der Erschaffung, In der Herrlichkeit strahle, die ihm der Donnerer anschuf! Gleichwohl ahmt

1

er ihn nach, und änderte seine Gestalten

Durch ätherischen Glans, dafs die Morgensterne, wie dunkel Und verworfen er sey, in stillem Triumphe nicht sähen.

75 II. G.

v. 246 — 259.

Doch diefs helle Gewand war ihm bald unerträglich; er eilte, Aus de* schreckenden Schöpfung Bezirk zu der Hölle zu kommen. Itzo hatt' er sich schon bey den äufsersten Weltgebäuden Stürmisch heruntergesenkt. Unermefsliche dämmernde Räume Thaten vor ihm wie unendlich sich auf.

Die nennt

er den Anfang Weiterer Reiche, die Satan durchherrscht! Hier sah er von ferne Flüchtigen Schimmer, so weit die letzten Sterne der Schöpfung Noch das unendliche Leere mit sterbendem Strahle durchirrten. Doch hier sah er die Hölle noch nicht.

Die hatte die

Gottheit Ferne von sich, und ihren Geschöpfen, den seligen Geistern, Weiter hinunter in ewige Dunkelheit eingeschlossen. Denn in unserer W e l t , dem Schauplatz ihrer Erbarmung, W a r lein Raum für Orte der Qual.

Der E w i g e schuf sie

Furchtbar, zu dem Verderben, zu seinem strafenden Endzweck

76 II. G. W e i t hinreichend,

v . 260 —- 273.

vollkommen.

In drey erschreck-

lichen Nächten Schuf er sie, und verwandte von ihr sein Antlitz auf ewig. Zween der heldenmüthigsten Engel bewachten die Hölle. D i e f s w a r Gottes B e f e h l , da er sie mit mächtiger Rüstung Segnend umgab.

S i e sollten den Ort der dunkeln Verdammnifs

E w i g in seinem K r e i s ' erhalten, damit der Empörer K ü h n mit seiner verfinsterten Last nicht die Schöpfung bestürmte, U n d das Antlitz der schönen Natur durch Verwüstung entstellte. W o an der Pforte der Hölle mit herrschendem Au^e o sie ruhen, Dort her senkt sich ein strahlender W e g , w i e von Zwillingsquellen, Hell die W o g e n , ein Strom, den noch die Wendung nicht krümmte, Gegen den

Himmel

gekehrt,

nach Gottes

Welten

hinüber, D a f s in der Einöd' hier es ihnen an heiliger D Freude,* Uber die mannigfaltige Schöne der Schöpfung nicht fehle.

77 II. G. Neben

diesem

v. 274 —

leuchtenden

2q6. W e g ' eilt Satan z u r

Hölle, Reiftet

ergrimmt durch

die

Pforte

sich,

steigt

in

dampfendem N e b e l A u f den hohen g e f ü r c h t e t e n T h r o n .

I h n sähe k e i n

Auge Unter den A u g e n , die Naclit und V e r z w e i f l u n g trübe verstellten. Z o p h i e l nur, ein Herold d e r i l ö l l ' , entdeckte den N e b e l , W e l c h e r h i n a u f sich z o g die erhebenden S t u f e n , u n d sagte E i n e m , der neben i h m stand: K o m m t Satans oberste Gottheit E t w a zur H ö l l e z u r ü c k ?

V e r k ü n d i g t der dampfende Nebel

Jene B ü c k k e h r ,

w e l c h e r die G ö t t e r so lange schon harrten ?

A l s der Herold n o c h sprach, flofs schnell die umhüllende D ä m m r u n g R i n g s von Satan;

er safs auf E i n m a l m^t zornigem Antlitz

F ü r c h t e r l i c h da.

G l e i c h eilte der flüchtige sklavische Herold

Gegpn das F e u e r g e h i r g ,

das sonst mit Strömen Flammen

und

78 II. G.

v. 2ß7 — 29p.

Satans Ankunft weit, auf den überhangenden Felsen, In

den

gedrobten, versinkenden

Tbälern

umher,

ankündet. Zophiel stieg auf Flügeln des Sturms durch die Höhlen des Berges Gegen die dampfende Mündung empor.

Ein feuriges

Wetter Machte darauf den ganzen Bezirk der Finsternifs sichtbar. Jeder erblickt' in schimmernder Fern den schrecklichen König. Alle Bewohner des Abgrunds kamen.

Die Mächtig-

sten eilten, Neben ihm auf den Stufen des Throns sich niederzusetzen. Die du mit Ruh voll Feuer und Ernst zu der Holl' hinabsiehst, Weil

du zugleich

im Angesicht

Gottes

Klarheit

erblickest, Und Zufriedenheit über sich selbst, w e n n er Sünder bestrafet, Zeige sie m i r ,

Sionitin,

und

lafs die

mächtige

Stimme Rauschend, gleich S t u r m w i n d e n , w i e Wetter Gottes, ertönen.

79 i r . G.

v. 300 — 314.

Adramelech kam erst, ein Geist verruchter als Satan, Und verdeckter.

Noch brannte sein Herz von grim> inigem Zorne

W i d e r S a t a n , dafs dieser zuerst zur Empörung sich aufschwang! Denn

er

hatte

schon lange

bey

sich Empörung

beschlassen« W e n n ei w a s t h a t j er thats n i c h t , Satans Reiche zu schützen : Seinetwegen verübt' er es.

Seit undenkbaren Jahren

Hatt' er darauf schon gedacht,

w i e er sich zu der

Herrschaft erhübe, W i e er Satan entflammte, mit Gott von neuem zu kriegen; Oder ihn in den unendlichen Raum auf e w i g entfernte ; Oder zuletzt,

war'

alles umsonst,

durch

Waffen

bezwänge. Da schon, als die gefallenen Engel den Ewigen flohen, Sann er darauf.

Da sie alle schon der Abgrund einö schlofs,

Kam er zuletzt, und trug vor seinem kriegrischen Harnisch E i n e leuchtende goldene T a f e l , und rief durch die Hölle: W a r u m fliehen die Könige s o ? In hohem Triumphe

8° II. G.

v. 3 1 5 — 323.

Solltet ihr, o Krieger für unsre behaupteteFreyheit, I n die neue Wohnung der Pracht und Unsterblichkeit einziehn! Da der Messias und Gott den neuen Donner erfanden, Und in ihr Kriegsgeschäft vertieft euch zornig verfolgten, Stieg ich ins Allerheiligste Gottes, da fand ich die Tafel Voll vom Schicksal,

das unsre künftige Gröfse verkündigt.

Sammelt euch, seht die himmlische Schrift! So redet das Schicksal: Ciner von denen, die jetzt Jehovah, als Sklaven, beherrschet, W i r d , dafs er Gott sey! erkennen; wird den Himmel verlassenT Und mit seinen vergötterten Freunden im einsamen Räume Wohnungen finden. D i e wird er zwar erst mit Abscheu bewohnen; W i e der, der ihn vertrieb, eh ich ihm die Welten erbaute, Lange, diefs war mein herrschender Wille! das Chaos bewohnte. Aber er soll nur die Reiche der Hölle muthig betreten j

• I I . G.

8*

v. 329 — 342.

Denn aus ihr entstehen ihm

einst

gleichherrlichfi

Welten. D i e w i r d Satan erschaffen, doch -spll er den göttlichen Grundrifs Selber

von

mir

vor

meinen

erhabenen

Thronen

empfangen. Also saget der Götter G o t t , i c h , der ich allein mir Alle Bezirke des Raums, mit ihren Göttern und Welten, R i n g s , mit meiner vollkommensten W e l t , unendlich umgränze! Aber ihm glaubte die Hölle nicht,

zwang

sich

umsonst, ¿s zu wähpen. Gott vernahm die Stimme des Iasterndeh, sprach zu sich selber: Auch der erschütterte Sünder ist meiner Herrlichkeit Zeuge! Und mit E i l e ging das Gericht vom Angesicht Gottes. T i e f in der inuersten Holl' erhebt sich ein leuchtender Klumpen Aus dem flammenden M e e r , geht unter ins Meer des Todes. Der

erhub aus der L a u f b a h n

sich

in

donnernden

Kreisen, F a f s t ' Adramelech, und stürzt* in das todtö Meef ihn. Da wurden KLOPST.W. III.B.

MESS. T.B.

6

II. G.

v. 343 — 356-

Sieben Nächte, statt einer.

Die Nächte lag er im

Abgrund. Lange darauf erbaut' er der obersten Gottheit

den

Tempel, Wo

er,

als

ihr Priester,

die

goldene Tafel des

Schicksals Über den hohen Altar gestellt hat.

Die alternde L ü g e

Glaubt zwar keiner; doch kommen, die Adramelech verehren, Sklavische Heuchler, dahin, und beten sein luftiges Unding, Wenn er da ist, gebückt, und wenn er weg ist, mit Hohn an. Von dem Tempel kam Adramelech, und setzt' auf dem Throne M i t verborgenem Grimm an Satans Seite sich nieder. Drauf eilt Moloch, ein kriegrischer Geist, von seinen Gebirgen, Die er, käme der donnernde Krieger, so nennt er Jehovab, In die Gefilde der Hölle, sie einzunehmen, herunter, Sich zu vertheidigen, stolz mit neuen Bergen umthürmt hat. Oft wenn der traurige Tag an des flammenden Oceans Ufern

— II. G.

83



v. 357 — 37i»

Dampfend hervorsteigt, sehen ihn schon die Bewohner der Hölle, W i e er unter der L a s t , von Getös* umstürmt, und von Krachen, Mühsam g e h t , und sich dem hohen Gipfel des Berges Endlich naht. Und wenn er alsdann die neuen Gebirge Auf die H ö h , der IJölle Gewölben entgegengethürmt hat, Steht er in W o l k e n , und w ä h n t , indem ein zertrümmerter Berg noch Hallet, er donnr' aus den W o l k e n ! Ihn sehn die Erde» bezwinget Unten erstaunend an.

Er rauschete von den Gebirgen o Durch sie gewaltig einher. Sie w i c h e n , geflügelt von Ehrfurcht, Vor dem Krieger.

Er g i n g , von seiner tönenden Rüstung

D u n k e l , w i e der Donner von schwarzen

Wolken,

umgeben. o Vor ihm bebte der B e r g , und hinter ihm sanken die Felsen Zitternd herab.

So ging e r , und kam zu dem Thron des Empörers.

Belifelel erschien nach ihm.

Er kam verstummend

Aus den Wäldern und Aun, aus denen Bäche deä Todes

84 II. G.

y. 372 — 385-

Dunkel von nebelndem Quell nach Satans Throne sich wälzen, Dort bewohnt's Belielel. Umsonst ist alle sein Mühsal, E w i g umsonst, des Fluches Gefild w i e die Welten des Schöpfers Umzuschaffen.

Ihn siehst du mit hohem erhabenen Lächeln,

Ewiger,

wenn

er

jetzt

den

furchtbarbrausenden

Sturmwind Sehnsuchtsvoll, hinsinkendes Arms, gleich kühlenden Westen, Vor sich über zu führen am traurigen Bach* arbeitet. Denn der braust unaufhaltsam d a b i n , und Schrecknisse Gottes Rauschen ihm auf den verderbenden Flügeln; und öde Verwüstung Bleibt ungestalt im erschütterten Abgrund hinter ihm liegen. Grimmig denkt Belielel an jenen unsterblichen Frühling, Der die himmlische F l u r , w i e ein junger Seraph, uinlächelt. Ach ihn bildet' er gern in der Hölle zu nächtlichem Thal nach! Doch er ergrimmt, und seufzet vor W u t h ; denn die traurigen Auen

85 II. G. Liegen vor ilim in

v. 386 — 398entsetzlicher Nacht

unbildsam,

und öde, Ewig

unbildsam,

unendliche,

lange Gefilde

voll

Jammer. Traurend kam Belielel zu Satan.

Noch brannt' er vof

Rachsucht W i d e r d e n , der von himmlischen Aun au der Holl* ihn hinabstiefs, U n d , so dacht' e r , mit jedem J a h r h u n d e r t sie schreck. lieber machte. Satans Rückkehr sähest auch du in deinen Wassern, M a g o g , des todten Meers Bewohner.

Aus brausen-

den Strudeln Kam er hervor.

D a s M e e r zerflofs in lange Gebirge,

D a sein kommender F u f s die schwarzen Fluten zertheilte. Magog fluchet dem H e r r n ; der wilden Lästerung Hall brüllt Unaufhörlich aus ihm.

Seit »einer V e r w e r f u n g vom Himmel

F l u c h t er dem E w i g e n .

Voll der Rachsucht will er die Hölle,

Daur

eä auch lastende E w i g k e i t e n , vernichten.

doch endFc-h

86

_ II. G.

v . 399

412.

J e t z o , da er das T r o c k n e betrat, da w a r f er v e r w ü s t e n d K o c h mit seinen Gebirgen ein ganzes Gestad' in den Abgrund. Also versammelten «ich der Hölle Fürsten zu Satan. W i e Eilande des Meers aus ihren Sitzen gerissen, Bauschten sie h o c h , unaufhaltsam einher.

D e r Pöbel

der Geister F l o f s mit ihnen u n z ä h l b a r , w i e \ Y ° g e n des kommen» den Weltmeers Gegen deti F u f s gebirgter G e s t a d e ,

zum

T h r o n de»

Empörers. Tausendmal tausend Geister erschienen.

S i e gingen,

Und sangen E i g e n e T h a t e n , zur Schmach und unsterblichen Schande verurtbeilt. Unterm Getös gespaltner, sie hatten D o n n e r gespalten! D u m p f e r , entheiligter H a r f e n , verstimmt zu den T ö n e n des Todes, Sangen

sie's her.

So rauschen

in mitternächtlicher

Stunde G r i m m i g e Schlachten

von tödtepden, und von sterbenden Streitern

Furchtbar u m h e r , w e n n brausend auf ehernen W a g e n der N o r d w i n d

87

I I . G.

v , 4 1 3 — 437.

Gegen sie f ä h r t , und gebrüllt von dem Wiederhall' ihr Gebrüll wird. Satan s a h , und hörte sie kommen.

Vor wilder Ent-

zückung Stand er mit Ungestüm a u f , und übersah sie alle. Fern bey dem untersten P ö b e l , erblickt' er in spotten* der Stellung "Gottesleugner, ein niedriges Volk.

Sein schrecklicher

Führer, G o g , w a r darunter, erhabner als all* an Gestalt, und an Unsinn. D a f s das alles ei« Traum, ein Spiel sey irrerGedanken, W a s es im Himmel gesehen, G o t t , erst Vater, dann Richter, Das zu wähnen , reizt' es sich, krümmt' es sich, w a n d es sich wüthend. Satan sah sie mit Hohn.

Denn mitten in seiner Veriinstrung

Fühlt er doch noch, dafs der E w i g e sey.

Bald stah4

er voll Tiefsinn, Sah bald langsam ringsumher, und setzte sich wieder. W i e auf hohen u n w i r k l i c h e n Bergen drohende Wetter Langsam und verweilend sich lagern, safs er, und dachte, Ungestüm that sein M u n d sich itzt a u f , lind tausend Donner

88 II. G.

v. 428 — 44».

Sprachen aus ihm, da er sprach.

W e n n ihrs, o furcht-

bare Schaaren, W e n n ihrs noch s e y d , die mit mir die drey erschreck« liehen T a g e Auf

der himmlischen

E b n ' aushielten;

so hört in

Triumphe, W a s ich euch jetzt eröffne von meiner Zögrung auf Erden. A b e r nicht dieses allein, ihr sollt auch den mächtigen Rathsclilufs H ö r e n , Jehovah zur Schmach zu verherrlichen unsere Gottheit. E h soll die Hölle vergehn, und eh der seine Geschöpfe, D e r vor diesem einmal im nächtlichen Chaos gebaut hat, Um sich vernichten, und wieder allein in der Ein« samkeit wohnen, E h er die Herrschaft über die sterblichen Menschen uns abzwingt. Götter, stets unbesiegt, unsklavisch wollen w i r bleiben, W e n n er auch gegen uns seine Versöhner zu tausenden schickte, Wenn er auch selbst, ein Messias zu werden, die Erde beträte. Doch wem zürn* ich ? W e r ist der neue, geborne Jehovah,

89 II. G.

v. 442 — 456.

D e r die Gottheit, sogar im sterblichen L e i b ' , umherträgt, D a f s darüber die Götter so sinnen, als ob sie von neuem Hohe

Gedanken ihrer Vergöttrung, und Schlachten erfänden ?

Sollte der E w i g e n E i n e t , um uns den Sieg zu erleichtern, Aus den Schofsen sterblicher M ü t t e r , die bald die Verwesung Auch zertrümmert, auf u n s , die e r k e n n t , zu kämpfen hervorgehn ? D a s w a r möglich ? E s handelte so , den Satan bekriegt hat? Zwar

stehn einige h i e r ,

die vor ihm mit

Zagen

entflohen, Und aus morschen

Gerippen

gequälter

Sterblicher

wichen; Furchtsame, bebt vor dieser Versammlung, hüllt euch das Antlitz I n verfinsternde Scham! die Götter hörens, ihr

flöhet!

W a r u m flöhet ihr s o , E l e n d e ? W a s nanntet ihr Jesus, E u e r und meiner u n w ü r d i g ,

den Sohn des ewigen

Gottes? D o c h dafs ihr w i f s t , w e r er sey, der unter den Israeliten Auch gern Gott w a r ; so höret von mir die Geschichte des Stolzen.

9° II. G.

v. 457 — 473-

Hör du es auch in hohem T r i u m p h e , Versammlung der Götter. Unter dem Volk des Jordans ist seit undenkbaren Zeiten Eine prophetische Sage gewesen ; denn unter der Sonne Hat vor allen Völkern diefs Volk am meisten geträumet! Nach der Prophezeyung entspringt

von ihnen ein

Heiland, Welcher sie von den umliegenden Feinden auf e w i g erlöset, Und vor allen Landen ihr Reich zu dem herrlichsten Re.icli macht. Und ihr w i f s t , dafs vor wenigen Jahren von unsrer Versammlung Einige kamen,

verkündeten,

dafs sie auf Tabors

Gebirgen Heere feyrender Engel gesehn, die hätten den Namen Jesus

unaufhörlich genannt

mit

Entzückung

und

Ehrfurcht, Dafs die Cedern davon bis in die Wolken erbebteil, Dafs die Palmenhaine der Hall der Jubelgesänge Ganz durchrauschte, und Jesus, Jesijs! Tabor erfüllte, Drauf ging übermüthig vor Stolz, und w i e in Triumphe, Gabriel nieder den Berg zu der Israelitinnen einer, Grüfste sie, w i e man Unsterbliche grüfst, und sagt' ihr voll Ehrfurcht,

yi II. G.

v. 474 — 407-

Sielie, von ihr sollt' ein König entstehn , so die Herrschaften Davids Mächtig

schützen,

und Israels E i b e

verherrlichen

würde. E r biefs Jesus,

so sollte sie nennen den Sohn

der

Götter! E w i g sollte die M a c h t des grofsen Königes d a u r e n ! Dieses vernahmt ihr.

W a r u m erstaunten die Götter der Hölle,

D a sie es h ö r t e n ? Ich selbst, ich habe viel mehr noch gesehen: Doch nichts schreckt mich! Ich will euch alles

routhig

entdecken, Nichts will ich euch verschweigen, damit ihr sehet, w i e feuri