Bürgerliches Gesetzbuch: Band 2, Teil 2 Besonderer Teil [Reprint 2019 ed.] 9783111538204, 9783111170091


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German Pages 204 Year 1948

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Siebenter Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse (§§ 433—853)
Vorbemerkung
I. Veräußerungsverträge
II. Gebrauchsüberlassungsverträge
III. Auf eine Arbeitsleistung oder Geschäftsbesorgung gerichtete Verträge
IV. Gesellschaft und Gemeinschaft
V. Gewagte Verträge
VI. Verträge auf Sicherung und Klarstellung einer Verpflichtung
VII. Abstrakte Verträge
VIII. Ungerechtfertigte Bereicherung
IX. Unerlaubte Handlungen
Sachverzeichnis
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Bürgerliches Gesetzbuch: Band 2, Teil 2 Besonderer Teil [Reprint 2019 ed.]
 9783111538204, 9783111170091

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Leitfaden der Rechtswissenschaft Band 3

Bürgerliches Gesetzbuch Zweites Buch

Das Recht der Schuldverhältnisse II. Hälfte

Besonderer Teil von

Dr. Richard Lehmann, Berlin

Berlin 1948

Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp.

Archiv-Nr. 231548/3

8386 (895)

Druck: A. W. Hayn's Erben, Berlin SO 36, Schlesische Str. 26

Inhaltsverzeichnis

Siebenter

Abschnitt

Einzelne Schuldrerhältnisse (§§ 433—853) I.

Veräußerungsverträge A. Der Kauf und Tausch

§ § § § § § § §

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Begriff und Abschluß des Kaufvertrages Allgemeine Leistungspflichten aus dem Kaufvertrag Die Gefahrtragung beim Kaufvertrag Nutzungen und Lasten, Verwendungen und Kosten Die Haftung des Verkäufers für Rechtsmängel Die Haftung des Verkäufers für Sachmängel Besondere Arten des Kaufes Der Tausch und sonstige entgeltliche Veräußerungsgeschäfte . .

8 11 13 16 17 20 33 40

B. Die Schenkung § 9. § 10. § 11.

Begriff und Abschluß des Sohenkungsvertrages Die Rechtsstellung des Schenkers Besondere Arten der Schenkung II.

41 44 46

Gebrauchsüberlassungsverträge A. Die Miete

§ 12. §13. § 14. § 15. § 16. § 17. § 18.

Begriff und Abschluß des Mietvertrages Die Leistunigspflichten des Vermieters Die Leistungspflichten des Mieters Das Pfandrecht des Vermieters Die Beendigung des Mietverhältnisses nach dem B G B Das Mietersohutzgesetz Der Einfluß der Veräußerung der Mietsache a, d. Mietverhältnis

48 53 58 62 64 68 71 i*

4

Inhaltsverzeichnis B. Die

§ 19. § 20.

Pacht

A l l g e m e i n e V o r s c h r i f t e n über den P a c h t v e r t r a g Die F a c h t von G r u n d s t ü c k e n , i n s b e s o n d e r e landwirtschaftlichen C. S o n s t i g e V e r t r ä g e auf

§ 21. § 22. § 23.

24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Der Der Der Die Der Die Die Die

32. 33. 34. 35. 36. 37.

79 81 84

eine Arbeitsleistung besorgung gerichtete

und

.

Gemeinschaft

Die Bürgschaft D e r Vergleich

11(> 118 122 124 12G 127

Verträge

Die L e i b r e n t e Spiel und W e t t e , D i f f e r e n z g e s c h ä f t VI. V e r t r ä g e

§ 40. § 41.

8;5' 92 99 102 103 108 111 114

Begriff und Errichtung der G e s e l l s c h a f t Die R e c h t s w i r k u n g der G e s e l l s c h a f t nach innen und außen . . . D a s G e s e l l s c h a f t s v e r m ö g e n und die G e s e l l s c h a f t s s c h u l d e n . . . . Die Beendigung der Gesellschaft A u s s c h e i d e n und Eintritt eines G e s e l l s c h a f t e r s Die G e m e i n s c h a f t V. G e w a g t e

§ 38. § 39.

oder GeschäftsVerträge

Dienstvertrag Werkvertrag Mäkilervertrag Auslobung Auftrag G e s c h ä f t s f ü h r u n g ohne A u f t r a g Verwahrung Einbringung von S a c h e n b e i G a s t w i r t e n IV. G e s e l l s c h a f t

§ § § § § §

Gebrauchsüberlassung

D i e Leihe D a s Darlehn Die Vorlegung von S a c h e n III. A u f

§ § § § § § § §

73 75

.

131 133

auf S i c h e r u n g und K l a r s t e l l u n g einer Verpflichtung 135 140

Inhaltsverzeichnis VII. A b s t r a k t e § § § §

42. 43. 44. 45.

5

Verträge

SchuLdversprechen und Schuldanerkenntnis Die Anweisung Die Schuldverschreibung auf den Inhaber Unvollkommene Inhaberpapiere und Legitimationspapiere VIII. U n g e r e c h t f e r t i g t e

....

Bereicherung

§ 46. Der G r u n d t a t b e s t a n d der Bereicherung § 47. Die S o n d e r t a t b e s t ä n d e der Bereicherung § 48. Gegenstand und Umfang des Bereicherungsanspruchs IX. U n e r l a u b t e § § § § § § § § §

143 145 150 155

157 160 163

Handlungen

49. Allgemeine Grundlagen des Rechts der unerlaubten Handlungen 50. Die allgemeinen U n r e c h t s t a t b e s t ä n d e 51. Die besonderen U n r e c h t s t a t b e s t ä n d e 52. Die Haftung für Tiere 53. Die Amtspflichtverletzung 54. Die Haftung für andere und die Haftung von mehreren 55. Inhalt und Umfang der Ersatzpflicht 56. Die Unterlassungsklage 57. Die Gefährdungshaftung nach Sondergesetzen

167 170 174 178 180 184 188 192 194

6

Abkürzungsverzeichnis

§ (ohne Zusatz)

=

AnfGes

=

DRZ GewO HGB h. L. JW KFG Kö KonfcrG LohiipfVO LVG MDR MscihiG PatG RGZ

= = = = = = = = = = = = = =

RLG RVO

= =•"

SJZ StGB str. st. R. StVZO UWG VersVertrG ( W G ) VgilO WG WZG ZPO ZVG

= = — = = = = = = = = =

Paragraph des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB), in den Nebefflgesetzen u. U, dieser Gesetze. Gesetz ibetr. die Anfechtung von Rechtshandlungen außerhalb des Konkursverfahrens vom 20. 5. 1898. Deutsche Rechtszeitung. Gewerbeordnung. Handelsgesetzbuch, herrschende Lehre. Juristische Wochenschrift. Kraftfahrzeuggesetz vom 3. 5. 1909. Konkurs ondnunig. Kontrollratsgesetz. Lohfipiatidunigsverordmuiig vom 30. 10. 1940. Luft verk eh rag e s e tz vom il. 8. 1922. Monatszeitschrift für Deutsches Recht. Mi et ers chut zge se t z vom 15.. 12. 1942. Patentgesetz vom 5. 5. 1936. _ Atntl. Samimlluag ider Entscheidungen des Reichsgerifchts in Zivilsachen. Reichsleistungsgesetz vom 1. 9. 1939. Redchsversicherungisordlnunig in der Fassung vom 15. 12. 1924. Süddeutsche Juiristemzeitung. Strafgesetzbuch. streitig. ständige Rechtsprechung. Straßenverkehrs-ZulassungsordwuMg vom 15. III. Gesetz über dein unlauteren Wettbewerb v. 7. 6. 1909' Versicherungsvertragsgesetz vom 30. 5. 1908. Vergleichsordnung vom 26. 2. 1935. Wechselgesetz vom 21. 6. 1933. "Warenzeichengesetz vom 5. 5. 1936. Zivilprozeßordnung. Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 24. 3. 1897.

Die übrigem

Abkürzungen

sind im T e x t

erklärt.

Vo rbemedoung

Siebenter

7

Abschnitt

Einzelne Schuldverhältnisse (§§ 433—853) Vorbemerkung Während das B G B in dem ersten bis sechsten Abschnitt des IL Buches die allgemeinen Lehren des Schuldrechts behandelt, werden in dem siebenten Abschnitt einzelne Arten der vertraglichen und gesetzlichen Schuldverhältnisse dargestellt. Die Aufzählung dieses Abschnittes will und kann nicht erschöpfend sein. Einmal sind auch iauf sonstigen Rechtsgebieten, t. B. im Sachen-, Familien- und Erbrecht (BGB III.—V. Band), im Handelsund Versicherungsrecht (HGB, W G ) sowie im Recht des geistigen Schaffens (Urhebergesetze, Verlagsges.), weitere Sohuldtverhältnisse geregelt. Zum anderen gestattet der Grundsatz der Vertragsfreiheit, von dem das B G B beherrscht ist, den Abschluß auch solcher Verträge, die ihre Regelung nicht im Gesetz gefunden haben. Beispiel: Trödelvertrag (Ueberlassung einer Sache mit der Verabredung, nach Ablauf einer bestimmten Frist entweder die Sache zurückzugeben oder eine bestimmte Geldsumme zu zahlen), Verpfändungsvertrag (Uebernahme der Verpflichtung, ein -Pfandrecht zu bestellen), Schiedsrichtervertrag (Einsetzung eines Schiedsrichters zur Entscheidung eines zwischen den Parteien bestehenden Rechtsstreits).

Gleichwohl enthält der siebente Abschnitt die für das tägliche Leben wichtigsten und häufigsten Grundformen der Schuldverhältnisse. Es ist Sache der praktischen Rechtsaniwendung, für den jeweils vorliegenden Sachverhalt den passenden 'Gesetzestyp aufzufinden. Dabei können häufig bei einem Lebensvorgang mehrere Vertragstypen zusammentreffen (sog. gemischte Verträge), und es muß dann nach Lage des Einzelfalles entschieden werden, die Vorschriften welchen Vertragstyps für die zur Entscheidung stehende Frage heranzuziehen sind (vgl. Teil I Seite 46). Für die Anordnung der einzelnen Schuldverhältnisse stellt das B G B nicht auf ihren rechtsgeschäftlichen oder gesetzlichen Entstehungsgrund, sondern auf ihren sachlichen Inhalt ab. Die vorliegende Darstellung folgt darin im wesentlichen dem Gesetz, wobei einander verwandte Schuldverhältnisse in Gruppen zusammengefaßt werden. I. Veräußerungsverträge Die schuldrechtlichen Veräußerungsverträge umfassen den Kauf und Tausch als entgeltliche und die Schenkung als unentgeltliche Verträge.

8

I. Veräußerungsverträge A. Der Kauf und Tausch § 1

Begriff und A b s c h l u ß des K a u f v e r t r a g e s Der Kauf ist ein gegenseitiger Vertrag, der auf den Austausch von Sachen oder Rechten gegen Geld gerichtet ist (§ 433). I. Grundsätzliches. 1. Der Kaufvertrag ist das wichtigste rechtliche Mittel zur Bedarfsdeckung im Wirtschaftsverkehr. Als schuldrechtlicher Vertrag stellt er aber die entgeltliche Veräußerung noch nicht selbst dar, sondern bereitet sie nur vor. Er begründet gegenseitige Verpflichtungen der Parteien: der Verkäufer wird zur Uebereignung des Kaufgegenstandes, der Käufer zur Zahlung, des Kaufpreises verpflichtet. Um den Eigentumserwerb herbeizuführen, ist daher stets noch ein besonderes dingliches Rechtsgeschäft erforderlich. Bei beweglichen Sachen bedarf es dazu regelmäßig der Einigung und Uebergabe (§§ 929 ff.), bei Grundstücken der Auflassung des Grundstückes und der Eintragung des Eigentümers in das Grundbuch (§§ 925 ff.). Wird eine Forderung verkauft, so ist zur Durchführung des Kaufvertrages noch ihre Abtretung (§§ 398 ff.) erforderlich. Auch bei dem sog. Bar- oder Handkauf des täglichen Lebens (z. B. Kauf einer Zeitung bei einem Straßenhändler, Kauf einer Kinokarte, Automatenkauf) muß zwischen dem zugrunde liegenden Schuldverhältnis (Kauf) und dem dinglichen Erfüllungsgeschäft (Uebereignung) unterschieden werden. Der Barkauf hat nur die Besonderheit, daß schuldrechtliches und dingliches Geschäft zusammenfallen. Er stellt also nicht einen bloß tatsächlichen Austausch von Leistungen ohne Verpflichtung dar. Zwischen den Parteien entstehende Streitigkeiten, z. B. bei Hingabe falschen) Geldes oder Lieferung mangelhafter Ware, sind daher nach Kaufrecht zu beurteilen. 2. Aus der rein schuldrechtlichen Beziehung zwischen Käufer und Verkäufer folgt, daß der Verkauf einer Sache an einen Käufer, den anderweitigen Verkauf an einen Dritten nicht ausschließt. Uebereignet der Verkäufer dem Dritten die Sache, so hat der (Erst)Käufer nur Ansprüche wegen Nichterfüllung des Kaufvertrages gegen den Verkäufer, grundsätzlich nicht aber gegen den Dritten. Nur wenn der Dritte planmäßig mit dem Verkäufer zum Nachteil des Käufers zusammenwirkt, kann ein unmittelbarer Anspruch des Käufers gegen ihn begründet sein (§ 826). II. Der Gegenstand des Kaufvertrages. 1. Verkauft werden können nach § 433 nur Sachen und RecKte, in ausdehnender Anwendung auch jedes verkehrsfähige Gut. Beispiel: Reklameidee,

Verkauf eines Unternehmens, Geschäftsgeheimnisses oder ein^r der P r a x i s eines A r z t e s oder R e c h t s a n w a l t e s . — Auch der ' elek-

9

§ 1 Begriff umd Abschluß des Kaufvertrages t r i s c h e S t r o m wird nach d e r V e r k e h r s a u f f a s s u n g liche) S a c h e behandelt.

in L i e f e r v e r t r ä g e n w i e eine

2. Auch künftige Sachen oder R e c h t e können verkauft

(beweg-

werden.

a) Die Sache soll nur verkauft sein, wenn sie entsteht; der Vertrag ist dann unter der aufschiebenden Bedingung der Sachentstehung geschlossen (sog. emptio rei speratae), wobei der Käufer i. Zw. das Risiko der Qualität und Quantität der entstandenen S a c h e trägt Beispiel:

Verkauf

der

Ernte

eines

Ackers,

der

Ausbeute

ejnes

Bergwerkes.

b) Es wird nur die Chance der Entstehung einer Sache verkauft (Hoffnungskauf, emptio spei). Hierbei trägt der .Käufer auch das Risiko der Entstehung der Sache. Der Kauf ist daher unbedingt, und der Käufer muß den Kaufpreis auch bei Nichtentstehung des Gegenstandes zahlen. Beispiel: K a u f eines F i s c h z u g e s (Kaufpreis ist auch zu zahlen, wenn n i c h t s in den N e t z e n b l e i b t ) . D e r Kauf eines L o t t e r i e l o s e s ist K a u f einer b e s t i m m t e n S a c h e , w e l c h e die G e w i n n a u s s i c h t v e r k ö r p e r t (vgl. O L G F r a n k f u r t , J W 35, 3054).

3. D e r Verkäufer kann nicht nur eigene, sondern auch fremde Sachen und R e c h t e verkaufen. Der Verkäufer ist dann jedoch zur Beschaffung der verkauften Sache verpflichtet. Vermag er dies nicht, so ist er dem Käufer wegen (persönlichen) Unvermögens schadenersatzpflichtig (vgl R G Z 97, 328). Der Verkauf einer Sache, die dem Käufer bereits gehört, ist wegen Unmöglichkeit der Uebereignung (§ 306) nichtig. Der Vertrag kann aber gültig sein, wenn sich der Käufer den Besitz der Sache verschaffen (z. B . um einen Prozeß auf Herausgabe zu vermeiden) oder die Sache von dinglichen Lasten 'befreien will (vgl. §§ 1239 Abs. 1 B G B , 816 Abs. 4 ZPO). 4. Der Kauf gegenständ kann von den .Parteien nach einzelnen M e r k malen (Stückkauf) oder nur der Gattung (Gattungskauf) nach bestimmt sein, eine Unterscheidung, die vor allem für die Haftung für Sachmängel von Bedeutung ist (vgl. unten Seit« 29). III. Der Kaufpreis. Der Kaufpreis muß in Geld bestehen. Besteht das Entigelt für die B e schattung und Uebereignung eines Gegenstandes in der Leistung eines •anderen Gegenstandes, so liegt Tausch vor (vgl. uraten Seite 40). 1. Der Kaufpreis muß ernsthaft gemeint sein. Ist der Kaufvertrag formbedürftig, so muß der Kaufpreis richtig angegeben sein, andernfalls der Kaufvertrag als Scheingeschäft nichtig ist i(§ 117). 2. Der Kaufpreis muß bestimmt oder zumindest bestimmbar sein. Häufig wird, wenn eine Vereinbarung nicht vorliegt, der Preis objektiv bestimmbar sein, ei Verletzung der Obhutspflicht. M a c h t der M i e t e r von der S a c h e einen v e r t r a g s w i d r i g e n Gebrauch oder verletzt er seine Obhutspflicht, so hat der' V e r m i e t e r folgende R e c h t e : a) Er k a n n bei schuldhaftem Verhalten des M i e t e r s S c h a d e n e r s a t z verlangen. Dies ist für die (schuldhaft^) Unterlassung d e r Anzeigepflieht noch a u s d r ü c k l i c h ausgesprochen (§ 545 Abs. 2 S a t z 1). Die Ansprüche verjähren in 6 Monaten nach R ü c k g a b e der S a c h e (§ 558). b) Er kann auf Unterlassung klagen, wenn der M i e t e r trotz A b m a h n u n g den v e r t r a g s w i d r i g e n Gebrauch fortsetzt (§ 550). c) Er kann fristlos kündigen, wenn der M i e t e r trotz Abmahnung einen v e r t r a g s w i d r i g e n Gebrauch fortsetzt, der die R e c h t e des V e r m i e t e r s in erheblichem M a ß e verletzt oder die Sache durch Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht erheblich gefährdet (§ 553). Neben der Kündigung kann der V e r m i e t e r bei schuldhaftem Verh a l t e n des M i e t e r s auch S c h a d e n e r s a t z a n s p r ü c h e erheben (vgl. RGZ 76, 367). Im B e r e i c h des Mieterschutzrechtes ist § 553 durch § 2 MSchG ersetzt (vgl. unten Seite 69). III. Die R ü c k g a b e p f l i c h t . Der M i e t e r ist verpflichtet, die gemietete S a c h e nach Beendigung d e : M i e t v e r h ä l t n i s s e s zurückzugeben (§ 556 Abs. 1).

§ 14 Die Leistungspflichten des

Mieters

61

1. Umfang der Rückgabepflicht. a) Die R ü c k g a b e der Sache hat einschl. sämtlichen Zubehörs (z. B. Schlüssel, auch der vom Mieter selbst hergestellten) in ordnungsgemäßem Zustande zu erfolgen. Eine Einrichtung, mit der der M i e t e r die S a c h e versehen hat, k a n n er unter Wiederherstellung des f r ü h e r e n Zustandes w e g nehmen (§§ 547 A b s . 2, 258). Das W e g n a h m e r e c h t erstreckt sich auch auf e i n g e b a u t e Maschinen, Lichtanlagen, Fenster — zeitbedingt auch F e n s t e r s c h e i b e n —. Unerheblich ist, ob die Gegenstände w e s e n t l i c h e r B e s t a n d t e i l geworden sind.oder nicht (vgl. RGZ 106, 49, OLG S t u t t g a r t S J Z 47,615). Das W e g n a h m e r e c h t unterliegt der ömonatigen Verjährungsfrist nach Beendigung des Mietverhältnisses (§ 558). (Ueber Ersatz von Verwendungen, vgl. § 547 Abs. 1 oben S e i t e 54). b) Ein Zurückbehaltungsrecht steht dem M i e t e r e i n e s Grundstücks, einer Wohnung oder sonstigen Raumes wegen seiner A n s p r ü c h e gegen den Vermieter nicht zu (§ 556 .Abs. 2). Bei b e w e g l i c h e n Sachen ist also ein Zurückbehaltungsrecht möglich; ebenso auch, wenn der Vermieter das Grundstück usw. nicht auf Grund des M i e t v e r t r a g e s , sondern seines Eigentums zurückfordert (vgl. RGZ 85, 133; 160, 90). 2. R ü c k g a b e p f i i c h t des „Dritten" Hat der M i e t e r den Gebrauch der Sache einem Dritten überlassen, so k a n n der V e r m i e t e r die Sache nach Beendigung des M i e t v e r h ä l t n i s s e s auch von dem Dritten zurückfordern (§ 556 Abs. 3). Der V e r m i e t e r erhält damit einen selbständigen H e r a u s g a b e anspruch gegen den Dritten, unabhängig von einem e t w a i g e n Eigentumsanspruch. Verfahrensrechtlich bedarf es jedoch zur V e r u r t e i lung des Dritten eines besonderen Titels, da d a s Urteil gegen den M i e t e r nicht unmittelbar geigen den Dritten w i r k t . 3. Vorenthaltung der Mietsache. Gibt der M i e t e r die gemietete S a c h e nach der Beendigung des M i e t verhältnisses nicht zurück, so kann der V e r m i e t e r für die Dauer der Vor« n t h a l t u n g als Entschädigung den v e r e i n b a r t e n Mietzins v e r l a n g e n (§ 557). Der v e r e i n b a r t e Mietzins stellt gleichsam den M i n d e s t b e t r a g dar, den d e r V e r m i e t e r ohne Rücksicht auf ein V e r s c h u l d e n des M i e t e r s oder einen tatsächlich eingetretenen Schaden b e a n s p r u c h e n kann. Die Geltendmachung eines weiteren S c h a d e n s ist daher nicht a u s g e schlossen, jedoch muß dann die Höhe dieses S c h a d e n s und ein Verschulden des Mieters nachgewiesen w e r d e n (vgl. RGZ 99, 230).

62

II. Gebrauchsüberlassungs vertrage § 15

D a s P f a n d r e c h t d&s V e r m i e t e r s Der Vermieter eines Grundstückes bzw. eines Wohnraumes oder sonstigen Raumes hat für seine Forderungen aus dem Mietverhältnis ein gesetzliches Pfandrecht an den eingebrachten Sachen des Mietfers (§ 559). I. Gegenstand und Umfang des Pfandrechts. 1. Das Pfandrecht erstreckt sich auf alle eingebrachten Mieters.

Sachen

des

a) Zu den eingebrachten Sachen 'gehören auch Geld und Inhaberpapiere nicht aber die sog. Namens- oder Legitimationspapiere (Hypothekenbriefe Sparkassenbücher, Vérsioherungspolicen) (vgl. RGZ 132, 116). b) Die Sachén müssen im Allein- oder Miteigentum des Mieters stehen. Dem Pfandrecht unterliegen daher nicht Sachen der Ehefrau (es sei denn, daß sie den Mietvertrag mitunterzeichnet hat) oder der Kinder des Mieters sowie des Untermieters. An den unter Eigentumsvorbehalt gekauften Sachen entsteht das Vermieterpfandrecht erst mit dessen Fortfall (vgl. RGZ 60, 73). Ein gutgläubiger Erwerb des Vermieterpfandrechts ist nicht möglich, weil dem Vermieterpfandrecht als besitzlosem, gesetzlichem Pfandrecht der Verkehrsschutz versagt ist (vgl. § 1257; § 1207 nicht anwendbar). c) Die Sachen müssen pfändbar sein. Die unpfändbaren Sachen (vgl. § 811 ZPO) sind dem Pfandrecht nicht unterworfen, auch ein vertragliches Zurückbehaltungsrecht kann an ihnen nicht vereinbart werden. 2. Das Pfandrecht besteht für alle Forderungen aus dem Mietverhältnis, also nicht nur für Mietzins- und Entschädigungsforderungen, sondern auch für Kosten von Räumunigsprozessen, Vertragsstrafen oder für Nebenleistungen (Aufwartung, Frühstück, S t r o m und Heizung). Es eTstrejckt sich aber nicht auf künftige Entsohädigungsforderuragen und Mietforderungen für eine spätere Zeit als das laufende und folgende Mietjahir. Rückstände werden unbeschränkt vom Vermieterpfandrecht erfaßt, können jedoch gegenüber einem anderen pfändenden Gläubiger oder ;im Konkurs des Mieters nur für das letzte J a h r vor der Pfändung geltend gemacht werden (§§ 563 B G B , 49 Ziff. 2 KO). II. Erlöschen des Pfandrechts. 1. Entfernung der Sachen und Widerspruchsrecht des Vermieters. Das Pfandrecht des Vermieters erlischt mit der Entfernung der- Sachen von dem Grundstück (nicht bloß, aus dem Mietraum), ausgenommen, wenn sie ohne Wissen oder unter Widerspruch des Vermieters erfolgt (§ 560).

§ '15

63

Das Pfandrecht des Vermieters

Keine Entfernung i. S. v. § 560 ist die Pfändung und durch den Gerichtsvollzieher. Da der Vermieter nicht Sache ist, kann er der Pfändung nicht widersprechen sondern nur vorzugsweise Befriedigung fordern (§ 805

Fortschaffung im Besitz der (§ 771 ZPO), ZPO).

Der Widerspruch des Vermieters ist jedoch ausgeschlossen, a) wenn die Entfernung im regelmäßigen Geschäftsbetriebe des erfolgt (z. B. Verkauf von Waren in einem Geschäft); b) wenn die Entfernung den gewöhnlichen Lebensverhältnissen (z. B. Weggabe von Sachen zur Reparatur);

Mieters

entspricht

c) wenn die zurückbleibenden Sachen zur Sicherung des Vermieters offenbar ausreichen, d. h. ohne genauere Prüfung ersichtlich ist, daß dei Vermieter, durch sie wertmäßig genügend gesichert ist. 2. Ablauf der Monatsfrist Hat der Mieter die Sache ohne Wissen oder unter Widerspruch des Vermieters entfernt-, so erlischt das Pfandrecht, wenn d e r Vermieter nicht vor Ablauf eines Monats nach Kenntnis von der Entfernung der Sachen den Anspruch gerichtlich geltend macht (§ 561 Abs. 2 Satz 2], Die Erwirkung einer einstweiligen Verfügung ist ausreichend. Nach Ablauf der Monatsfrist können dem Vermieter u. U. noch A n s p r ü c h e aus § 823 oder bei Verkauf des Gegenstandes an dem Erlös aus § 816 zustehen (vgl. RGZ 119, 265 ff.). 3. Sicherheitsleistung des Mieters. Der Mieter kann die Geltendmachung des P f a n d r e c h t e s durch Sicherheitsleistung abwenden oder Einzelstücke auslösen (§ 562) 4. Sonstige Erlöschensgründe. a)' N e b e n den besonderen Erlöschensgründen der §§ 560 ff. gelten die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen über das Erlöschen d e r rechtsgeschäftlich bestellten Pfandrechte, die gemäß § 1257 e n t s p r e c h e n d e Anwendung finden. So erlischt das Pfandrecht insbesondere dlurch Versteigerung der P f a n d s a c h e (§ 1242 Abs 2), durch Erlöschen der Forderung (§ 1252) u n d durch Aufgabe des Pfandrechts (§ 1255). b) A u ß e r d e m k a n n ' d a s Pfandrecht auch dadurch erlöschen, daß ein Dritter gutgläubig den Gegenstand erwirbt (§ 936). Erfolgt die Veräußerung a b e r noch auf dem Grundstück selbst, so wird regelmäßig ein gutgläubiger Erwerb nicht vorliegen; der Erwerber handelt grob fahrlässig, wenn e r wegen des Vermieterpfandrechts nicht nachforscht.

64

II. Gebirauchsüberlassunigs Verträge III. A u s ü b u n g

d e s ' Pfandrechts.

1. S e l b s t h i l f e r e c h t u n d Rückschaffuirigsanspruch (§ 561). a) D e r V e r m i e t e r k a n n flie u n b e f u g t e E n t f e r n u n g d e r s e i n e m P f a n d r e c h t u n t e r l i e g e n d e n S a c h e n mit G e w a l t verhindern, b z w . w e n n der M i e t e r a u s z i e h t , die S a c h e n in B e s i t z n e h m e n (sog S e l b s t h i l f e r e c h t ) . E r k a n n s e l b s t v e r s t ä n d l i c h auch, s t a t t die S e l b s t h i l f e eine e i n s t w e i l i g e V e r f ü g u n g e r w i r k e n .

auszuüben,

b) N a c h der u n b e f u g t e n E n t f e r n u n g der S a c h e n k a n n d e r V e r m i e t e r n u r noch im K l a g e w e g e die H e r a u s g a b e der S a c h e n z u m Z w e c k e d e r Zurückscjhaffung u n d — w e n n der M i e t e r a u s g e z o g e n ist — die U e b e r l a s s u n g d e s B e s i t z e s v e r l a n g e n . D e r binnen M o n a t s f r i s t g e r i c h t l i c h g e l t e n d zu m a c h e n d e A n s p r u c h (vgl. o b e n II, 2) b e s t e h t auch g e g e n ü b e r e i n e m b ö s g l ä u b i g e n D r i t t e n und u n b e s c h r ä n k t g e g e n ü b e r d e m n e u e h V e r m i e t e r . 2. B e f r i e d i g u n g

des

Vermieters.

D i e B e f r i e d i g u n g d e s V e r m i e t e r s erfolgt nach den V o r s c h r i f t e n d e s P f a n d v e r k a u f s (§§ 1228 ff.). D e r V e r m i e t e r wird r e g e l m ä ß i g auf die H e r a u s g a b e d e r S a c h e n zum Z w e c k e der P f a n d v e r w e r t u n g K l a g e zu e r h e b e n h a b e n , falls er sich n i c h t schon v o r h e r in den B e s i t z der S a c h e n g e s e t z t hat E s b l e i b t ihm a b e r a u c h u n b e n o m m e n , die F o r d e r u n g e i n z u k l a g e n u n d sich im W e g e der Z w a n g s v o l l s t r e c k u n g (Pfändung durch den G e r i c h t s v o l l z i e h e r ) a u s d e n S a c h e n zu b e f r i e d i g e n . § 16 Die

Beendigung

des

Mietverhältnisses

nach

dem

B G B

D i e R e g e l u n g d e s B G B hinsichtlich der B e e n d i g u n g d e s M i e t v e r h ä l t n i s s e s b e r u h t auf d e m G r u n d s a t z d e s freien K ü n d i g u n g s r e c h t s d e r P a r t e i e n Z u g u n s t e n d e s M i e t e r s ist d a s K ü n d i g u n g s i e e l i l d e s V e r m i e t e r s j e d o c h d u s c h d a s M i e t e n s c h u t z g e s e t z w e i t g e h e n d a u s g e s c h l o s s e n (vgl. u n t e n S . 68), s o daß die V o r s c h r i f t e n d e s B G B hier nur noch h i l f s w e i s e h e r a n g e z o g e n w e r d e n k ö n n e n . S i e finden d a g e g e n u n b e s c h r ä n k t A n w e n d u n g auf die V e r m i e t u n g b e w e g l i c h e r S a c h e n , f ü r die d a s M i e t e r s c h u t z g e s e t z nicht gilt. I. B e e n d i g u n g d u r c h Z e i t a b i a u f . Ist d a s M i e t v e r h ä l t n i s für eine b e s t i m m t e Zeit e i n g e g a n g e n , so

endet

es mit d e r e n A b l a u f , ohne daß es einer Kündigung b e d a r f (§ 564 A b s . 1). Beispiel: Miele eines Buches einem B a d e o r t f i r die Saison

für

2

Wochen,

eines

Ladengeschäftes

in

Im B e r e i c h d e s M i e t e r s c h u t z r e c h t e s ist § 564 A b s . 1 d u r c h § 1 A b s . 2 M S ö h G e r s e t z t (vgl. unten S e i t e 69 u n d § 26 M S c h G ) . .

§ 16 B e e n d i g u n g des M i e t v e r h ä l t n i s s e s

J I . B e e n d i g u n g durch o r d e n t l i c h e Ist das Mietverhältnis

nach B G B

65

Kündigung.

auf e i n e u n b e s t i m m t e Zeit g e s c h l o s s e n , so

muß

e s d u r c h K ü n d i g u n g b e e n d e t w e r d e n (§ 564 A b s . 2). 1. D i e K ü n d i g u n g Die rung.

Kündigung

(Allgemeines). ist

eine

einseitige

empfangsbedürftige

Willenserklä-

S i e b e e n d i g t das M i e t v e r h ä l t n i s zu e i n e m b e s t i m m t e n T e r m i n

digungstermin) werden nicht

u n d muß in der R e g e l e i n e b e s t i m m t e F r i s t v o r h e r

(Kündigungsfrist). unter

einer

Sie

Bedingung

bedarf

keiner

erfolgen.

besonderen

Sie

bedarf

Form

-nicht

(Künerklärt

und

der

kann

Angabe

e i n e s G r u n d e s , d o c h k a n n im E i n z e l f a l l e auch in d e r K ü n d i g u n g e i n e mißbräuchliche Rechtsausübung hegen.

Ist die K ü n d i g u n g v e r s p ä t e t , so w i r k t

sie f ü r d e n n ä c h s t e n zulässigen T e r m i n , w e n n ein d a h i n g e h e n d e r W i l l e der, K ü n d i g e n d e n den Umständen nach anzunehmen ist. bzw.

Vermietern

(vgl. R G Z

138,

kann

die

nur

von

Bei mehreren

und

gegen

alle

Mietern erfolgen

183).

2. Die gesetzlichen Haben

Kündigung

Kündigungsfristen.

die P a r t e i e n

keine Kündigungsfristen

gesetzlichen Kündigungsfristen

v e r e i n b a r t , so g e l t e n

des § 565 (sog. o r d e n t l i c h e

die

Kündigung).

Im B e r e i c h des M i e t e r s c h u t z r e c h t e s g e l t e n die g e s e t z l i c h e n K ü n d i g u n g s f r i s t e n nur, w e n n a u ß e r d e m ein b e s o n d e r e r A u f h e b u n g s g r u n d v o r l i e g t (vgl. § § 1, 5 M S c h G ) . a) B e i G r u n d s t u c k e n , die K ü n d i g u n g s f r i s t e n

Wohnräumen

und a n d e r e n R ä u m e n r i c h t e n

n a c h der z e i t l i c h e n B e m e s s u n g

aa) I s t d e r M i e t z i n s n a c h e i n e m l ä n g e r e n Z e i t r a u m

des

als n a c h M o n a t e n

m e s s e n , so ist die Kündigung nur für den S c h l u ß e i n e s j a h r s z u l ä s s i g und h a t s p ä t e s t e n s

an dessen

sich

Mietzinses. be-

Kalenderviertel-

drittem W e r k t a g e

zu

er-

folgen. D i e s e Vorschrift ist durch das G e s e t z ü b e r die A u f l o c k e r u n g der K ü n d i g u n g s t e r m i n e vom 24. 3. 38 ( R G B l . I, 306) für W o h n - u n d s o l c h e G e s c h ä f t s r ä u m e , die B e s t a n d t e i l e e i n e r W o h n u n g sind, dahin a b g e ä n d e r t , daß die Kündigung — u n t e r E i n h a l t u n g e i n e r 3 m o n a t i g e n F r i s t — n u n m e h r für d e n S c h l u ß j e d e s K a l e n d e r m o n a t s zulässig ist. bb) Ist

der Mietzins

nach

Monaten

bemessen,

so i s t

die

Kündigung

nuir

z u m S c h l u ß des K a l e n d e r m o n a t s zulässig und h a t s p ä t e s t e n s am 15. zu e r f o l g e n , b e i B e m e s s u n g n a c h W o c h e n zum W o c h e n e n d e a m 1. W e r k t a g e , b e i B e m e s s u n g n a c h T a g e j i von e i n e m T a g z u m b) B e i beweglichen

anderen.

S a c h e n muß d i e K ü n d i g u n g s p ä t e s t e n s an} 3. T a g e

vor dem b e a b s i c h t i g t e n Ende des Mietverhältnisses erfolgen.

Ist der M i e t -

zins n a c h T a g e n b e m e s s e n , so ist a u c h h i e r die K ü n d i g u n g v o n e i n e m zum a n d e r e n Lehmann,

Tag

zulässig. Schuldverhältnisse II

5

66

II. GebTauchsüberlassiunigsvertrage III, Beendigung durch vorzeitige Kündigung.

Mietverhältnisse, die auf bestimmte Zeit geschlossen sind oder bei deinen die gesetzliche Kündigungsfrist verlängert' oder ausgeschlossen ist, können unter bestimmten Voraussetzungen vorzeitig gekündigt werden. Das G e s e t z . k n ü p f t dieses R e c h t jedoch an die Innehaltung der vierteljährlichen (bzw. 3monatigen) Kündigungsfrist bei Grundstücken oder der 3tägigen Kündigungsfrist bei beweglichen Sachen (§ 565 A b s 4). E s können kündigen: 1. D e r M i e t e r und V e r m i e t e r bei Mietverträgen über 30 J a h r e n nach A b lauf dieser Zeit, außer wenn der Vertrag für Lebenszeit eines der B e teiligten abgeschlossen ist (§ 567); Im B e r e i c h des Mieterschutzrechtes gilt dieses Künidigungsrecht für den Vermieter nicht (vgl. unten Seite 69). 2.

die E r b e n des Mieters und der Vermieter beim T o d e des M i e t e r s (§ 569); Im B e r e i c h des Mieterschutzrechtes ist das-Kündigungsrecht des V e r m i e t e r s durch § 19 M S c h G stark eingeschränkt.

3.

der M i e t e r , wenn der Vermieter grundlos die Unter.vermietung (§ 549 A b s . 1, vgl. oflben S e i t e 60);

weigert

4. der M i e t e r , wenn er eine Militärperson, Beamter, G e i s t l i c h e r oder L e h r e r ist und nach einem anderen Orte versetzt wird (§ 570); 5.

der K o n k u r s v e r w a l t e r und der Vermieter beim Konkurs des dem die S a c h e schon überlassen ist (§§ 19 KO, 26 M S c h G ) .

Mieters,

Vgl. auch §§ 1056 B G B , 57a ZVG, 51 A b s . 2 Vgl. O. IV. Beendigung durch fristlose Kündigung. Die fristlose F ä l l e n zulässig.

Kündigung

des

Mietverhältnisses

ist

nur im folgenden

1. Fristloses Kündigungsrecht des Vermieters. a) B e i vertragswidrigem Gebrauch der M i e t s a c h e durch den M i e t e r (§ 553 B G B — vgl. oben S e i t e 60 — § 2 M S c h G — vgl. unten S e i t e 6^). b) Verzhg des Mieters mit der Mietzinszahlung (§ 554 B G B — vgl. oben S e i t e 59 — § 3 M S c h G — vigl. unten Seite 69). 2. F r i s t l o s e s Kündigungsrecht des Mieters. a) B e i Nichtgewährung oder Entziehung des vertragsgemäßen (§ 542 — vgl. oben S e i t e 56). b) B e i erheblich gesundheitsgefährdender Räume (§ 544 vgl. oiben Seite 57).

Beschaffenheit

der

Gebrauches gemieteten

67

§ 16 Beendigung des Mietverhältnisses nach B G B 3. Fristloses Kündigungsrecht für Vermieter und Mieter.

Außerhalb der gesetzlichen Kündigungsgründe hat die Rechtsprechung bei Mietverhältnissen, die ein dauerndes persönliches Zusammenwirken der Beteiligten mit sich bringen, ein Recht zur fristlosen Kündigung aus wichtigem Grunde zugebilligt. Es besteht insbesondere, wenn aus persönlichen Gründen, z. B . Verfeindung, Zerstörung des gegenseitigen Vertrauens, der einen Partei die Fortsetzung des Mietvei-hältnissesmit d e r anderen nicht mehr zugemutet werden kann (vgl RGZ 94, 235). V . Stillschweigende Verlängerung des Mietverhältnisses. .1. Das Mietverhältnis gilt als auf unbestimmte Zeit verlängert, wenn der Mieter den Gebrauch der Mietsache nach Ablauf der Mietzeit fortsetzt. Die Verlängerung tritt nicht ein, wenn Mieter oder Vermieter ihren entgegenstehenden Willen binnen einer Frist von zwei Wochen dem anderen gegenüber erklären (Näheres § 568). 2. Die Verlängerung des Mietverhältnisses bewirkt, daß der Vertrag mit seinem alten Inhalt fortbesteht, nur ist im Hinblick auf die Fortsetzung auf unbestimmte Zeit die Kündigung nach § 565 zulässig. VI.

Sondervorschriften.

1. VO über die Einwirkung von Kriegssachschäden an Gebäuden auf Miet- und Pachtverhältnisse vom 28. 9. 43 (sog. „EinwirkungsVO" R G B l . I 546). Ein Erlöschen von Mietverhältnissen tritt nach § 1 der ö. a. VO ein, wenn das Gebäude, in dem sich der vermietete Raum befunden hat, infolge Kriegsschaden zerstört ist, oder wenn der Raum nicht nur vorübergehend unbenutzbar ist und eine Instandsetzung nicht innerhalb eines J a h r e s nach Eintritt des Schadens in Angriff genommen worden ist 1 ). 2. VO über die Behandlung der Ehewohnung urud des Hausrats nach der Scheidung vom 21. 10. 1944 (6. DVO zum Ehegesetz, RGBl. I , , 2 5 6 ) Diese Verordnung 2 ) gibt dem Richter u. a. die Befugnis, die Rechtsverhältnisse an der Wohnung nach den Umständen des Einzelfalles, insbesondere unter Berücksichtigung des Wohls der Kinder und der Ursachen der Eheauflösung zu gestalten. Der Richter ist in seiner Entscheidung unabhängig von den Mietverträgen, wie sie vor der Scheidung bestanden (vgl. Näheres §§ 3 - 6 ) . •) D i e s e V O gilt n e b e n dem K o n t r G Nr. 18 (Wohnungsgesetz) noch hinsichtlich der § 1 A b s . 2 und 3, §§ 5—7 A b s . 1; vgl: n ä h e r e s „Haus und W o h n u n g " .1947 S . 170 und S p i t z n a s D R Z 1947 S . 364. 2) D i e s e V O gilt auch trotz I n k r a f t t r e t e n s des K o n t r G . Nr. 16 ( E h e g e s e t z ) , vgl. I s r a e l „ H a u s und W o h n u n g " 1947 S . 50, h. L . 5*

68

II. G e b r a u c h s ü b e r l a s s u n g s Verträge

§ 17 Das

M i e t e r s c h u t z g e s e t z

D a s M i e t e r s c h a t z g e s e t z (i. d. F a s s g . v. 15. 12. 1942 — R G B l . I, 712) b e s e i t i g t das f r e i e K ü n d i g u n g s r e c h t Miet-

und P a c h t v e r h ä l t n i s s e .

I.

des V e r m i e t e r s für die ihm

Sein Anwendungsgebiet

unterstellten

ist s e h r

umfassend.

Geltungsbereich,

1. D a s Wohn-

Mietefschutzgesetr,

und G e s c h ä f t s r ä u m e

gilt

für

jeder Art

Miet-

und

Pachtverhältnisse

und für g e w e r b l i c h

über

genutzte

unbe-

b a u t e G r u n d s t ü c k e (§§ 1 A b s . 1, 36) 1 ). D e r S c h u t z e r s t r e c k t s i c h auch auf die V e r p a c h t u n g g e w e r b l i c h e r U n t e r n e h m e n , z. B . e i n e r A p o t h e k e , a u ß e r w e n n die Uebe-rlassunig d e r R ä u m e i m V e r g l e i c h zur V e r p a c h t u n g a n d e r e r Gegenstände, z. B , B e t r i e b s r e c h t e n , völlig n e b e n s ä c h l i c h ist (vgl. R G Z 168, 46; O L G F r e i b u r g D R Z 47, 184).' Dem räume,

Mieterschutz

unterliegen

die auf G r u n d d e r

auch

Zuweisung

die

Mietverträge

über

dem

K o n t r G . Nr. 18 freiwillig o d e r als Z w a n g s v e r t r ä g e z u s t a n d e g e k o m m e n

sind.

Soweit

kein

frühere Einweisungen

das W o h n u n g s a m t

Wohn-

nach

Unterschied bestehen

durch

auf G r u n d des R L G

( b e s t r . vgl. L G E s s e n ,

SJZ

e r f o l g t sind, k a n n 1946, 228, L G

Duisburg,

S J Z 1947, 199 m. Anm.)-). 2.

Bestimmte

Mietverhältniss.e,

bei

denen

ein

Schutzbedürfnis

Mieters nicht besteht oder wegen eines höherwertigen Interesses nicht erkannt

werden

k a n n , sind v o m M i e t e r s c h u t z

ganz

oder teilweise

des an-

ausge-

nommen. Die wichtigsten Fälle

sind:

a) M i e t v e r h ä l t n i s s e ü b e r R ä u m e , die nur mit R ü c k s i c h t auf e i n z w i s c h e n den

Vertragsteilen

bestehendes. Dienst-

s i n d (z. B . H a u s m s i s t e r w o l i n u n g ) ,

oder

sofern

Arbeitsverhältnis

der M i e t e r

d u r c h -sein

vermietet Verhalten

d e m V e r m i e t e r b e g r ü n d e t e n A n l a ß zur A u f h e b u n g des D i e n s t - o d e r A r b e i t s verhältnisses g e g e b e n h a t t e oder der V e r m i e t e r nach B e e n d i g u n g des D i e n s t oder Arbeitsverhältnisses besondere

für

den

den M i e t r a u m

Nachfolger

in

dem

aus b e s o n d e r e n Dienst-

oder

Gründen



ins-

Arbeitsverhältnis



d r i n g e n d b e n ö t i g t (vgl. N ä h e r e s § § 20 ff.). b ) M i e t v e r h ä l t n i s s e ü b e r G e b ä u d e o d e r G e b ä u d e t e i l e , die i m E i g e n t u m o d e r in d e r V e r w a l t u n g des f r ü h e r e n R e i c h e s o d e r e i n e s L a n d e s s t e h e n und

319),

1) V g l . - a b e r d i e V O ü b e r A c n d e r u n g e n d e s M i e t c r s c h u t z r e c h t s v . 7. 11. 1 9 4 4 ( R G B l . die ¿owisse Lockerungen bei kriegsbedingter Gcbrauchshinderung bringt.

I.

2) V g l . a u c h d i e h e s s i s c h e N o v e l l e zum M i e t e r s c l i u t z r e c h t v . 2 3 . 11. 1 9 4 6 ( S J Z 1947 S. 43 und 375), die j e d e s W o h n v e r h ä l t n i s , auch das sog. , , ö f f e n t l i c h - r e c h t l i c h e " dem M i e t e r schutz ubterstellt,

69

§ 17 Das Mieterschutzigesetz

ö f f e n t l i c h e n Z w e c k e n oder zur Unterbringung von A n g e h ö r i g e n der R e i c h s sind oder b e s t i m m t

werden.

B e i G e b ä u d e n der G e m e i n d e n oder sonstigen ö f f e n t l i c h - r e c h t l i c h e n

oder

Landesverwaltung

zu dienen bestimmt

Körper-

s c h a f t e n usw. entfällt der M i e t e r s c h u t z nur, soweit die R ä u m e für eigene Z w e c k e dringend benötigt werden (vgl. N ä h e r e s § 32)'). c) U n t e r m i e t v e r h ä l t n i s s e , außer wenn der U n t e r m i e t e r die R ä u m e ganz oder ü b e r w i e g e n d mit Einrichtungsgegenständen a u s g e s t a t t e t hat oder wenn er in den M i e t r ä u m e n mit seiner F a m i l i e eine selbständige W i r t s c h a f t oder Haushaltung führt (§ 24). d) M i e t v e i h ä l t n i s s e übergehenden

über Räume, die für b e s o n d e r e

Gebrauch

vermietet

sind (§

II. D i e einzelnen Aufhebungsgründe

Z w e c k e zum v o r -

25).

des

Mietverhältnisses.

D i e Aufhebung des M i e t v e r h ä l t n i s s e s ist gegen den W i l l e n des M i e t e r s nur

im W e g e

der Aufhebungsklage

durch gerichtliches

U r t e i l und n u r

bei V o r l i e g e n einer der folgenden Voraussetzungen möglich: Dies gilt auch für die auf bestimmte Zeit eingegangenen M i e t v e r hältnisse, die grundsätzlich nach A b l a u f der F r i s t f o r t g e s e t z t w e r d e n (§ 1 A b s . 2). 1. E r h e b l i c h e Belästigung des V e r m i e t e r s oder eines H a u s b e w o h n e r s , G e fährdung des M i e f r a u m e s durch unangemessenen lässigung

der

erforderlichen

Sorgfalt

oder

G e b r a u c h oder

unzulässige

Vernach-

Untervermietung

(3 T a t b e s t ä n d e , § 2). D e r V e r m i e t e r darf die K l a g e erst nach f r u c h t l o s e r A b m a h n u n g und nur binnen 6 M o n a t e n nach Kenntnis von dem A u f h e b u n g s grund e r h e b e n . D i e Klage ist ausgeschlossen, w e n n seit dem E n t s t e h e n des Aufhebungsgrundes 1 J a h r v e r s t r i c h e n ist. Das G e r i c h t k a n n das V e r f a h r e n auf bestimmte Zeit aussetzen, wenn nach den U m s t ä n d e n des F a l l e s die W i e d e r h e r s t e l l u n g eines friedlichen V e r h ä l t n i s s e s e r w a r t e t w e r d e n kann (§ 11). 2. Zahlungsverzug des M f e t e r s (§ 3). a) D e r M i e t z i n s t ü c k s t a n d muß einen M o n a t s b e t r a g der Mietzins in

kürzeren

als v i e r t e l j ä h r i g e ^

übersteigen,

Zeitabstämden zu

wenn

entrichten

ist; e r r e i c h t d e r R ü c k s t a n d den B e t r a g für 2 M o n a t e n i c h t , so ist die K l a g e e r s t - z w e i W o c h e n nach der Fälligkeit zulässig. b) D e r Aufhebungsanspruch b e s t e h t nicht, wenn der M i e t e r

schuldlos

ü b e r s e i n e Verpflichtung in U n k e n n t n i s ist. Beispiel: D i e Wohnung ist durch Kriciisschäd&n b e s c h ä d i g t und der F e s t s t e l l u n g s b e s c h e i d der über den geminderten Mietzins vom V e r m i e t e r angegangenem P r e i s b e h ö r d e liegt noch nicht vor. U e b e r die d e r z e i t i g e A n w e n d b a r k e i t von § 32 M S c h G vgl, L G B e r l i n , W o h n u n g " 1947, 203 und Cranz das. S . 297, s o w i e Dittmann d a s . S . 325.

,,Haus

und

70

II. Gebrauchsüberlassungis vertrag«

Die Aufhebung ist nicht mehr zulässig, wenn der Mieter den Vermieter einen Monat nach Klageerhebung befriedigt, eine zulässige Aufrechnung erklärt oder innerhalb dieser Frist dem Gericht die Erklärung der Fürsorgebehörde zugeht, daß sie zur Befriedigung des Vermieters bereit sei. 3. Weigerung des Mieters, eine von der zuständigen stelle genehmigte Mietzinserhöhung anzuerkennen (§ 3a).

Preisbildungs-

4. Dringender Eigenbedarf des Vermieters (§ 4)1). a) Der Vermieter muß ein so dringendes Interesse an der Erlangung des Mietraumes haben, daß auch bei Berücksichtigung der Verhältnisse des Mieters die Vorenthaltung eine schwere Unbilligkeit darstellen würde. B e i der Abwägung ist die Interessenlage des Einzelfalles maßgebend, z. B . ob der Mieter den Raum mit erheblichen Kosten ausgebaut hat, ob er oder der Vermieter noch eine weitere Betriebsstfelle haben, ob der Vermieter den Raum zu beruflichen Zwecken dringend benötigt, sowie die Zahl und das Lebensalter der zum Hausstand des Vermieters gehörigen Abkömmlinge. Auch die Aufhebung bezüglich eines Teils des Mietraumes, z. B . für den HausgaTten, ist zulässig (vgl. LG Berlin „Haus und Wohnung" 1947, S. 60). b) Auf Antrag des Mieters hat der Vermieter die Umzugskosten innerhalb des Gemeindebezirks zu tragen, bei Geschäftsräumen auch zum Ausgleich unbilliger Härten eine angemessene Entschädigung für die wirtschaftlichen Nachteile zu zahlen, die der Mieter durch den Verlust der Räume erleidet. Diese Ansprüche bestehen auch dann, wenn das Mietverhältnis im .gegenseitigen Einvernehmen beendet wird, der Mieter muß sie jedoch spätestens einen Monat nach Beendigung des Mietverhältnisses geltend machen. III. Verfahrensrechtliches. 1. Aufhebung des Mißverhältnisses durch Urteil. Sind die Voraussetzungen der §§ 2—4 gegeben, so hebt das Gericht durch Urteil das Mietverhältnis auf und ordnet die Herausgabe des Mietraumes — meist unter Zubilligung einer Räumungsfrist — an (§§ 5, 5a). a) In vielen Fällen kann die sofortige Aufhebung des Mietverhältnisses auf Antrag des Vermieters bestimmt werden, andernfalls sind die .gesetzlichen Kündigungsfristen einzuhalten (vgl. näheres § 5 Abs. 1). b) Die Räumungsfrist ist den Umständen nach zu bemessen und kann auf Antrag des Mieters einmal verlängert werden. Von einer RäumungsSJZ

'] Vgl 1947 S

zu d e n 657

Einwirkungen

des

Wohnungsgesetzes

(KontrGes

Nr.

18)

Kleinrahm

§ 18 Veräußerung

und Mi et Verhältnis

71

frist kann abgesehen werden, wenn sie für den Vermieter eine unbillige Härte darstellen würde (vgl. näheres § 5a). 2. Vorläufige Vollstreckbarkeit. Die vorläufige Vollstreckbarkeit ist stark eingeschränkt. Bei Aufhebung des Mietverhältnisses lediglich w e g e n dringenden Eigenbedarfes (§ 4) ist das Urteil nicht für vorläufig vollstreckbar zu erklären, in den anderen Fällen nur wenn glaubhaft gemacht wird, daß die Aussetzung der Vollstreckung dem Vermieter einen nicht zu ersetzenden Nachteil bringen w ü r d e (§ 13 Abs. 2). 3. Rechtsmittel. Die Anfechtung von Urteilen in Mietaufhebungssacben erfolgt ohne Rücksicht auf den Streitwert durch die Berufung, ,die Anfechtung einer Nebenentscheidung, z. B. Räumungsfrist, Umzugskosten, Räumungsentschädigung, durch die sofortige Beschwerde (§ 14). 4. Einstweilige Verfügung. Im W e g e der einstweiligen Verfügung darf die Herausgabe eines Mietraumes nicht angeordnet werden (§ 18). 5. Zuständigkeit. Ausschließlich zuständig für das Verfahren ist das Amtsgericht, in dessen Bezirk sich der Mietsgegenstand befindet (§ 7). § 18 der V e r ä u ß e r u n g der M i e t s a c h e auf das M i e t v e r h ä l t n i s Soweit der Vermieter Eigentümer der vermieteten S a c h e ist, kann er sie trotz des Mietvertrages, der nur eine zeitlich begrenzte Gebraucbsüberlassoing erfordert, a n dritte Personen veräußern. Das BGB sichert jedoch den M i e t e r vor dem Erwerber. Der

Einfluß

I. Veräußerung beweglicher Sachen. Der M i e t e r einer beweglichen Sache, die sich in seinem Besitz befindet, w i r d durch sein Recht zum Besitz auf Grunid d e s M i e t v e r t r a g e s geschützt. Denn der Besitzer einer Sache, die gemäß § 931 durch Abtretung des Herausgabeanspruches veräußert wird -— nur diese Veräußerungsmöglichkeit besteht, solange der Mieter die S a c h e besitzt —, kann gemäß § 986 Abs. 2 die Einreden, die er gegenüber dem Herausgabeanspruch des Veräußerers erheben konnte, auch tjem neuen Eigentümer entgegensetzen. Er kann damit den Herausgabeanspruch des Erwerbers abwehren und sich den Besitz der S a c h e erhalten. II. Veräußerung urtd Belastung von Grundstücken. Noch weitergehend ist der Schutz des Mieters bei d e r Veräußerung u n d Belastung von Grundstücken bzw. Wohn- und sonstigen Räumen.

72

II. Gebrauchsüberlas®unig's V e r t r ä g e

1. Veräußerung von

Grundstücken.

B e i der Veräußerung eines Grundstückes usw tritt der E r w e r b e r an die Stelle des Vermieters in das Mietverhältnis ein (§ 571 Abs. 1). Der Eintritt setzt voraus, a) daß die Ueberlassung des Grundstückes an den Mieter bereits vor der Veräußerung erfolgt war (§T 571 Abs. 1) oder b) die Ueberlassung des Grundstückes an den Mieter zwar vor der Veräußeung noch nicht erfolgt war, aber der Erwerber dem V e r m i e t e r gegenüber die Erfüllung der sich aus dem Mietverhältnis ergebenden Verpflichtungen übernommen hat (§ 578). B e i Weiterveräußerung (§ 579).

durch

den Erwerber

gilt § 571

entsprechend

2. Belastung von Grundstücken. a) Die Belastung eines Grundstückes mit einem Recht eines Dritten ist der Veräußerung gleichgestellt, soweit durch die Ausübung des R e c h t s dem M i e t e r der vertragsmäßige Gebrauch entzogen wird (§ 577 Satz 1). Beispiel: W i r d das Grundstück mit einem Nießbrauch. E r b b a u r e c h t oder W o h n r e c h t nach d e r U e b e r g a b e an den M i e t e r b e l a s t e t so t r e t e n die B e r e c h t i g t e n in g l e i c h e r W e i s e wie ein E r w e r b e r des G r u n d s t ü c k e s in die M i e t v e r t r a g e ein

b) Wird durch das bestellte' Recht der Gebrauch des Mieters nur b e schränkt, so tritt der Berechtigte zwar nicht in das Mietverhältnis ein, muß aber die Ausübung des Rechtes insoweit unterlassen, als dadurch der Mieter in dem vertragsmäßigen Gebrauch beeinträchtigt wird (§ 577 S a t z 2). Beispiel: E i n e nach der Ueberlassung des Grundstücks an den M i e t e r im Grundbuch neu eingetragene G r u n d d i e n s t b a r k e i t , die dem B e r e c h t i g t e n den T r a n s p o r t von L a s t e n über das G e s c h ä i t s g e l a n d c des M i e t e r s g e s t a t t e t , darf nur so ausgeübt werden, daß dadurch der B e t r i e b des M i e t e r s nicht g e s t ö r t wird

3. Allgemeine Rechtsfolgen. D e r E r w e r b e r 'hat die sich während der Dauer seines Eigentums aus dem Mietverhältnis ergebenden Rechte und Verpflichtunigen (§ 571 Abs. 1). a) D e r E r w e r b e r kann also insbesondere die nach der Veräußerung fällig werdenden Mietzinsen einziehen, Entschädigungsansprüche erheben oder Kündigungsrcchte ausüben. Auch eine vom Mieter geleistete S i c h e r heit (§ 572) und sonstige Bürgschaften und Pfänder gehen auf ihn über. Ein besonderes Kündigungsrecht besteht bei E r w e r b in der Zwangsversteigerung (§ 57a ZVG) und bei freiwilliger Veräußerung durch den Konkursverwalter (§ 21 Abs. 3 KO). Andererseits muß der Erwerber auch alle Verpflichtungen erfüllen, die sich vom Zeitpunkt des Erwerbs ergeben. F ü r sie haftet er mit seinem ganzen Vermögen.

§ 19 b)

Der

Veräußerer

v e r t r a g e aus. Bürge

für

Allgemeine scheidet

Fachtvorschriften

nach

der

73

Veräußerung

aus

dem

Miet-

E r h a f t e t )edoch zunächst nech wie ein selbs tschul d n e r i s c h e r

die

Verpflichtungen

des

Erwerbers

auf

Schadenersatz,

wird

j e d o c h frei, w e n n der M i e t e r nicht zu dem ersten zulässigen T e r m i n kündigt (§ 571 A b s . 2). 4. W i r k s a m b l e i b e n von Vorausverfügungen U m einem wirtschaftlichen Bedürfnis im I n t e r e s s e des V e r m i e t e r s

und

zum S c h u t z e des M i e t e r s zu entsprechen, sind gewisse Vorausverfügungen, die ü b e r den Zeitpunkt der Veräußerung hinausgehen, w i r k s a m : a) Vorausverfügungen über den Mietzins, soweit sie der E r w e r b e r bei dem

Eigentumsübergang

kannte

oder

soweit

sie sich auf

den

laufenden

M o n a t bzw. w e n n der E r w e r b in der z w e i t e n M o n a t s h ä l f t e erfolgte,

auch

auf den folgenden Monat beziehen (§ 573 B G B i. Vbdg. m. § 12 der V O über Maßnahmen

auf

dem

Gebiet

der Zwangsvollstreckung

vom

26. 5

1933

R G B l I, 302). b) R e c h t s g e s c h ä f t e

zwischen M i e t e r und V e r m i e t e r

in A n s e h u n g

M i e t z i n s e s (z. B . Vorauszahlung, Erlass, Stundung, A n n a h m e an

des

Zahlungs-

statt), soweit der M i e t e r bei Vornahme des R e c h t s g e s c h ä f t e « k e i n e K e n n t nis von dem E r w e r b

hatte oder Solche nach K e n n t n i s , die sich

laufenden Monat bzw

wenn die Kenntnis&rlangung in der zweiten M o n a t s -

auf

den

hälfte erfolgte, auch auf den folgenden M o n a t b e z i e h e n (§ 574 i. Vbdg. m. § 12 d e r o. a

VO).

Zu a) und b): Die zeitliche B e s c h r ä n k u n g auf 1 bzw. 2 M o n a t e tritt nicht ein, wenn der Mietzins schon nach dem VeTtrage für eine b e stimmte Zeit, z. B für 1 J a h r , oder die ganze M i e t z e i t vorauszuzahlen ist ( v e r t r a g s g e m ä ß e Vorauszahlung vgl R G Z 94, 281; 144, 197). 5. B e s o n d e r e r R e c h t s s c h u t z des M i e t e r s . D a der M i e t e r — ähnlich wie der Schuldner b e i der A b t r e t u n g — an der V e r ä u ß e r u n g des G r u n d s t ü c k e s unbeteiligt ist, hat e r e n t s p r e c h e n d § 406 eine Aufrechnungsbefugnis gegenüber dem E r w e r b e r (§ 575) und genießt e n t s p r e c h e n d § 409 Schutz bei Anzeige des V e r f n i e t e r s von dem Eigentumsüberganig (§ 576).

B. Die Pacht § 19 Allgemeine I. B e g r i f f

Vorschriften

über

den

Pachtvertrag

des P a c h t v e r t r a g e s .

D i e P a c h t ist ein gegenseitiger V e r t r a g , der auf die z e i t l i c h e G e w ä h r u n g des G e b r a u c h s und des F r u c h t g e n u s s e s einer S a c h e o d e r eines R e c h t e s gegen E n t g e l t g e r i c h t e t ist (§ 581).

74

II. Gebrauchsüberla&sunigs vertrage

1. Die P a c h t ist vom B G B als Unterfall der Miete geregelt, sodaß, soweit nichts A b w e i c h e n d e s bestimmt ist, die Vorschriften ü b e r die M i e t e e n t s p r e c h e n d e Anwendung finden (vgl. unten III). D a die P a c h t sich aber auf alle Gegenstände e r s t r e c k e n kann,, die e i n e Fruchtziehung gestatten, können nicht — wie bei der M i e t e — nur S a c h e n , sondern auch R e c h t e verpachtet werden. Beispiel: Ueberlassung eines Rundfunk, Kinc^ o d e r T h e a t e r Ueber

die

Abgrenzung

Fischereirechts,

von P a c h t

und M i e t e

des vgl

Rechts

oben

Seite

auf

Reklame

im

50.

2. Die P a c h t hat, wie die Miete, ihr Haupt an Wendungsbereich bei unb e w e g l i c h e n S a c h e n , wobei die Vorschriften des B G B ebenfalls durch zahlr e i c h e Sondervorschriften verdrängt bzw. ergänzt sind. Diese b e z i e h e n sich vor allem auf die P a c h t landwirtschaftlicher Grundstücke (vgl. unten S e i t e 75). II" Die Verpflichtungen der Vertragsparteien. 1. D e r V e r p ä c h t e r hat dem P ä c h t e r den Gebrauch des v e r p a c h t e t e n G e g e n s t a n d e s un>d den Genuß der F r ü c h t e zu gewähren, soweit sie nach den R e g e l n einer ordnungsgemäßen Wirtschaft als Ertrag anzusehen sind (§ 581J. 2, D e r P ä c h t e r hat den Pachtzins zu zahlen (§ 5&1). a) D e r P ä c h t e r ist auch dann zur vollen Zahlung des Pachtzinses verpflichtet, wenn er trotz tauglichen Gegenstandes schuldlos k e i n e F r ü c h t e z ' e h e n kann (z. B . infolge Hagel- oder Frostschäden), nicht dagegen wenn der G e g e n s t a n d selbst mangelhaft ist (§ 537) oder zufällig untergeht (§ 323). b) D e r Pachtzins braucht nicht in Gejd, sondern kann auch in einem T e i l der F r ü c h t e b e s t e h e n (sog. Teilpacht). Zu b e a c h t e n ist, daß das Reichsmietengesetz (vgl. oben S e i t e 51) auf Pachtverhältnisse keine Anwendung findet, wohl a b e r d i e Preisbildung« Vorschriften. III. A l l g e m e i n e Abweichungen vom Mietrecht. Im einzelnen b e s t e h e n folgende Abweichungen vom M i e t r e c h t , die sich im wesentlichen daraus ergeben, daß Pachtverhältnisse meistens auf längere Zeit als Mietverhältnisse abgeschlossen werden: 1. Die Kündigung von Pachtverhältnissen mit unbestimmter D a u e r sowie die vorzeitige Kündigung ist nur für den Schluß eines P a c h t j a h r e s zulässig und hat spätestens am 1. W e r k t a g e des halben J a h r e s zu erfolgen, mit dessen A b l a u f die Pacht enden soll (§ 595). Zu b e a c h t e n sind aber § 36 M S c h G (vgl oben S e i t e 68) und die Reichspachtschutzordming (vgl. unten S e i t e 77).

§ 20 Grunidistückspacht

75

2. Die vorzeitige Kündigung (Begriff vgl. oben Seite 66) ist unzulässig, wenn der Verpächter die Erlaubnis zur Unterverpachtaing verweigert oder w e n n Beamte usw. versetzt werden. Beim Tode des Pächters können nur dessen Erben, nicht aber der Verpächter kündigen (§ 5%). 3. Bei Vorenthaltung des Pachtgegenstandes richtet sich die Mindestentschädigung nicht, wie bei der Miete, schlechthin nach der Zeit der Vorenth'altung, sondern nach dem auf diese Zeit entfallenden Nutzungsanteil (§ 597). § 20 Die P a c h t von G r u n d s t ü c k e n , i n s b e s o n d e r e landwirtschaftlichen I. Allgemeine Vorschiiften des BGB über Verpachtung von stücken.

Grun4"

Die allgemeinen Vorschriften des BGB beziehen sich auf die Verpachtung von Grundstücken mit Inventar. 1. Schlichte Mitverpachtung. Der Pächter pachtet das Grundstück mit Inventar, ohne das Inventar zum Schätzungswert zu übernehmen (§ 386). „Inventar": Gesamtheit der beweglichen Sachen, die zur Betriebsführung entsprechend dem wirtschaftlichen Zweck des Grundstückes bestimmt sind (vgl. RGZ 142, 202). a) Der P ä c h t e r hat die einzelnen Inventarstücke zu erhalten. B e i s p i e l : D e r P ä c h t e r e i n e s T h e a t e r s m u ß d i e R e q u i s i t e n auf s e i n e K o s t e n in O r d n u n g h a l t e n , d i e P ä c h t e r e i n e s l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n G r u n d s t ü c k e s d i e T i e r e auf seine Kosten füttern

bj Der Verpächter muß die durch Zufall in Abgang gekommenen Sachen ergänzen mit Ausnahme der durch das Jungvieh zu ersetzenden Tiere. 2. Verpachtung zum Schätzungswert (sog. Eisernvieh vertrag). Der P ä c h t e r pachtet das Grundstück und übernimmt das. Inventar zum Schätzungswert mit der Verpflichtung, es zum Schätzungswert zurückzugeben (§ 587). a) Der Pächter hat das Inventar, das Eigentum des Verpächters bleibt, nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft zu erhalten und kann in deren Grenzen über die einzelnen Stücke frei verfügen. Er trägt die G e f a h r des zufälligen Unterganges und der zufälligen Verschlechterung des Inventars; die von ihm neu angeschafften Stücke werden mit der Einverleibung in das Inventar Eigentum des Verpächters (§ 588). b) Bei Beendigung der Pacht hat der P ä c h t e r das dann vorhandene Inventar dem Verpächter zurückzugeben. Der Unterschied zwischen dem

76

II. Gebrauchsüberlassuivgisverträge

S c h ä t z u n g s w e r t des vorhandenen und des vom Pächter übernommenen Inv e n t a r s ist in Geld auszugleichen (§ 589). U e b e r den Ausgleich bei inzwischen e i n g e t r e t e n e r tung vgl. RGZ 104, 394.

Geldentwer-

Zu 1. und 2.: Der Pächter hat wegen seiner Ansprüche, die sich aus der Pachtung des Inventars gegen den V e r p ä c h t e r ergeben, ein gesetzl i c h e s P f a n d r e c h t an den in seinen Besitz gelangten Inven'tarstücke;n (§ 590) 3. V e r p a c h t u n g des Grundstückes unter Uebereignung des Inventars. Der P ä c h t e r p a c h t e t nur das Grundstück und eVwirbt d a s Inventar zu Eigentum. Dann wird meist ein Kauf vorliegen mit der Verpflichtung, d a s Inventar nach P a c h t e n d e an den Verpächter zurückzdübereignen, oder es w i r d ein W i e d e r k a u f s r e c h t des V e r p ä c h t e r s • v e r e i n b a r t sein (vgl. RGZ 152, 103). II. Soniderrechtsätze für die Verpachtung l a n d w i r t s c h a f t l i c h e r Grundstücke. 1. KontrG Nr. 45: „Aufhebung des Erbhofgesetzes und Einführung neuer B e s t i m m u n g e n über land- und forstwirtschaftliche Grundstücke 1 )." a) J e d e Verpachtung eines land- oder forstwirtschaftlichen G r u n d s t ü c k e s ist nur mit Genehmigung der zuständigen deutschen L a n d w i r t s c h a f t s b e h ö r d e zulässig (Art VI). b) Z w a n g s p a c h t v e r t r ä g e aa) Entspricht die Bewirtschaftung eines l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n B e t r i e b e s oder l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n Grundstückes anhaltend und in erheblichem M a ß e nicht den zur Sicherung der Ernährung des deutschen V o l k e s zu s t e l l e n d e n Anforderungen, so können die deutschen L a n d w i r t s c h a f t s b e h ö r d e n u. a. den Nutzungsberechtigten verpflichten, d a s Grundstück ganz oder zum Teil an einen geeigneten Landwirt zu v e r p a c h t e n (Art. VII Abs. 1 d). bb) W e n n ein Grundstück, das sich zur landwirtschaftlichen Nutzung eigne', nicht genutzt wird, k-.nn die zuständige deutsche L a n d w i r t s c h a f t s b c h ö r d e den Nutzungsberechtigten — nach fruchtloser Aufforderung, zur B e s t e l l u n g — verpflichten, das Grundstück ganz oder zum Teil an einen g e e i g n e t e n L a n d w i r t zur landwirtschaftlichen Nutzung zu v e r p a c h t e n (Art. VII A b s . 2 b). 1) V g l . z u r D u r c h f ü h r u n g für d i e b r i t i s c h e A m t s b l a t t d e r M i l - R e g Nr 18 S 500 £

Zone

VO

Nr

84

der

Brit

Mil.-Reg



§ 20

Grundstückspacht

77

Zu aa) un,,cl bb). 1. Auf Antrag der Landwirtschafts'behörde kann das Gericht, in dessen Bezirk sich das Grundstück befindet, die getroffenen Anordnungen für vorläufig vollstreckbar erklären lassen. Das Gericht kann auch die Landwirtschaftsbehönden ermächtigen, die Verpachtung selbst vorzunehmen (Art. VII Abs. 3]. 2. Maßnahmen sind gegen Neu- und Umsiedler ohne Genehmigung des Zonenbefehlshabers und binnen der ersten 5 J a h r e , nach der Niederlassung auf dem Grundstück nicht zulässig (Näheres Art. VII Abs. 4) 2. Bestimmungen des B G B (§§ 582—585, 591—594). a) Der Pächter eines landwirtschaftlichen Grundstückes hat die gewöhnlichen Ausbesserungen 1 (insbesondere an Wohin- und Wirtschaftsgebäuden, an Wegen, Gräben und Einfriedigungen) auf seine Kosten zu bewirken (§ 582). Veränderungen in der wirtschaftlichen Bestimmung des Grundstückes bedürfen der Erlaubnis des Verpächters, wenn sie die Art der Benutzung über die Pachtzeit hinaus beeinflussen (§ 583). B e spiel: Erlaubnispflichtig ist die Abholzung eines als A c k e r l a n d , nicht a b e r die Benutzung einer W i e s e als Pachtdauer

W a l d e s und Benutzung A c k e r l a n d während der

b) Der Pächter hat den Pachtzins, wenn er nach J a h r e n bemessen ist. nach Ablauf je eines Pachtjahres am ersten Werktag des folgenden J a h r e s zu entrichten (§ 584). c) Das Pfandrecht des Verpächters kann für den gesamten rückständigen und (anders als bei der Miete) künftigen Pachtzins^geltend gemacht werden. Es ist .bei Zusammentreffen mit einer anderen Pfändung nicht auf den rückstänidigem Jahreszins beschränkt und erstreckt sich auch auf die Früchte des Grundstückes und die der Pfändung nicht unterworfenen Sachen (§§ 585 B G B , 811 Ziff. 4 ZPO). d) Nach Beendigung de.r Pacht hat der Pächter das Grundstück in dem Zustand zurückzugeben, der sich bei einer während der Pachtzeit bis zur Rückgewähr fortgesetzten ordnungsgemäßen Bewirtschaftung ergibt (§ 591). B e i Beendigung der Pacht innerhalb des Pachtjahres findet eine Verteilung der Fruchtziehungskosten statt (§ 592). e) Sondervorschriften gelten für die Auseinandersetzung bei Beendigung der Pacht eines ganzen Landgutes (siehe §§ 593/594). 3. Reichspachtschutzorcdnung vom 30. 7. 1940 (RPO, RGBl. I, 1065) 1 ). Das Gegenstück des Mieterschutzgeisetzes Pachtverträge die Reichspachtschutzordnung.

ist für

landwirtschaftliche

!) Die Reichspachtschutzordnung ist durch das K o n t r G Nr 45 nur insoweit a u f g e h o b e n , als sie mit d i e s e m G e s e t z in Widerspruch steht [Vgl Art X A b s . 1 K o n t r G Nr 45) Dies hat b e z ü g l i c h der §§ 6 A b s 1, 8 A b s 2 S a t z 2, 38, 39 und 53 zu g e l t e n — vgl d i e o a V O Nr. 84 der B r i t M i l . - R e g . A r t . VII a a. 0 S' 503.

78

II. Gebrauchsüberlassunigsverträge a) Geltungsbereich.

Die RPO gilt für Land1-, Fischerei- und JagdpachtveTträge. Gleichgestellt ist der Erwerbsgartenbau, der Obst-, Wein- und Korbweidenbau, Der Pachtschutz besteht auch, wenn mit der Landpacht ein Arbeitsverhältnis verbunden ist oder wenn sich der Vertrag auf Wohn- oder Wirtschaftsräuime mit/erstreckt (§ 1), |j) Inhalt des Pachtschutzes, aa) Verlängerung der Vertragsdauer. Das Pachtamt kann auf Antrag des Pächters eine Kündigung für unwirksam erklären, ebenso den Vertragsablauf außer Kraft setzen oder für den Vertrag eine Fortdauer von angemessener Zeit bestimmen, wenn die beantragte Maßnahme zur Sicherung der Volks ernährung oder zu einer gesunden Verteilung der Bodennutzung erforderlich ist (§ 3). bb) Aenderung des Vertragsinhalfs. Das Pachtamt kann den Inhalt von Land- und Fischerei-Pachtverträgen abändern, soweit sie volkswirtschaftlich nicht gerechtfertigt sind, insbesondere ^ e n n sie einer Steigerung der Erzeugung entgegenstehen (§ 5) Diese Befugnis erstreckt sich nicht nur auf den Pachtzins, sondern auf den gesamten Vertragsiinhalt, insbesondere auf die Lastenverteilung. Zu aa) und bb): Die getroffenen Anordnungen werden mit ihrer Rechtskraft Vertragsinhalt (§ 8). c) Zuständigkeit. Zuständig sind für Pachtschutzsachen als Pachtbehörden 1. Instanz die Pachtämter (Amtsgerichte), als Pachtbehörden 2. Instanz (Beschwerde instanz) die Oberlandesgerichte. Das Verfahren ist Angelegenheit der frei willigen Gerichtsbarkeit mit Sondervorschriften der R P O (§§ 18—36). 4. Kleingarten- und Kleinpachtlandordnung vom 31. 7. 1919 (KGO, RGBl. I, 1371) in Verbindung mit der Kündigungsschutzverordnuag für Klein gärten vom 15. 12. 1944 (KündSchutzVO, R G B l I, 347). a) Anwendungsbereich. Die Verordnungen gelten für nicht gewerbsmäßig genutzte Kleingärteh (Lauben-, Schrebergärten usw. von ^twa 300—1000 qm, auch wenn sie ständig zum Wohnen benutzt werden). Für Hausgärten, die in Zusammenhang mit der Wohnung vermietet sind, gilt nur das Mieterschutzgesetz (vgl. oben Seite 70). aa) Die Kleingärten dürfen zu keinem höheren als dem von der unteren Verwaltungsbehörde festgesetzten Preise verpachtet werden (§ 1 KGO)

§ 21 Die Leihe

79

bb) Durch Zeitablauf endende Pachtverhältnisse gelten als auf unbestimmte Zeit verlängert (§ 1 Abs. 1 Satz 2 KündSchutzVO). cc) Eine Kündigung des Pachtverhältnisses ist unzulässig außer unter den in § 1 Abs. 2 KündSchutzVO bestimmten Voraussetzungen, insbesondere bei Zahlungsverzug des Pächters oder mangelhafter Bewirtschaftung trotz schriftlich befristeter Abmahnung1). Die Kündigung ist regelmäßig an eine dreimonatige Frist gebunden, nur zum 31. Oktober zulässig und bedarf der Genehmigung der unteren Verwaltungsbehörde 2 ). b) Zuständigkeit. Bei Streitigkeiten über die in der K G O und KündSchutzVO besonders bestimmten Fragen, insbesondere ob ein wichtiger Kündigungsgrund gegeben ist, entscheiden auch bei Vorliegen der Verwaltungsgenehmigung die Kleingartenschiedsgerichte unter Ausschluß des Rechtsweges (§§ 4, 6 KGO) 3 ), im übrigen sind die ordentlichen Gerichte zuständig. C. Sonstige Verträge auf Gebrauchsüberlassung § 21 Die

Leihe

I. Begriff und Abschluß des Leihvertrages. Die Leihe ist ein Vertrag einer Sache (§ 598).

auf unentgeltliche

Ge.bräuchsüb erlassung

1. Der Leihvertrag kommt durch die Abrede der Parteien über die unentgeltliche Gebrauchsüberlassung zustande (sog. Konsensualvertrag, nach anderer Auffassung Realvertrag, der erst durch Hingabe der Sache zustandekommt). Die Leihe u n t e r s c h e i d e t sich v o n d e r Miete durch die Uneritgeltlichkeit und vom Darlehn' dadurch, daß die Sache nur zum Gebrauch, nicht zum Verbrauch überlassen wird. Bloße Gefälligkeiten wie die Ueberlassung einer Zeitung zum Lesen oder eines Bleistift? für eine Notiz begründen in der Regel keinen Leihvertrag. 2. Der Leihvertrag ist ein unvollkommen zweiseitiger Vertrag (Begriff vgl. Teil I S. 53), da aus ihm notwendigerweise Verpflichtungen des Entleihers, dagegen nur möglicherweise solche des Verleihers entstehen. V g l . a u c h Anordnung des Reichswohnungskommissars vom 23. 1. 45 über Kündigiingsmöglichkeiten, abgedruckt in „Haus, und W o h n u n g " 1947, S . 217. £) F ü r B e r l i n bei „ H a u s und W o h n u n g "

den B e z i r k s ä m t e r n , 1947, S . 194

Abteilung

für

3) F ü r B e r l i n sind die K l e i n g a r t e n s c h i e d s g e r i c h t e ( V O B l a t t G r o ß - B e r l i n 1946 : S 96).

Kleingartenamt, bei

den

vgl.

erweiterte

Dannenbergr

Bezirksämtern

errichtet

II. Gebrauchsüberlassunigs Verträge

80

3. G e g e n s t a n d des Leihvertrages können bewegliche und unbewegliche S a c h e n sein. M e i s t sind es' bewegliche Sachen (z. B . Bücher, Fahrzeuge), bei L e i h e von Grundstücken usw. sind die Reichspachtschutzordnung und die Kleingartenverordnungen, nicht aber das M i e t e r s c h u t z g e s e t z anwendbar. Die Bestimmungen der Leihe gelten an sich nicht für die U e b e r lassung der Ausübung von Rechten, doch kann ihre entsprechende Anwendung möglich sein. II. R e c h t e und Pflichten der 1. Rechtsstellung

des

Vertragsparteien.

Verleihers.

Die Rechtsstellung des Verleihers ist Wegen des schenkungsähjilicheii G e h a l t s der L e i h e günstig gestaltet, insbesondere b e s s e r als die des Vermieters. a) D e r V e r l e i h e r muß dem Entleiher den unentgeltlichen G e b r a u c h an der S a c h e g e s t a t t e n (§ 598). Eine Instandhaltungspflicht trifft ihn nicht. b) D e r V e r l e i h e r haftet nur für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit (§ 599). F ü r S a c h - und Rechtsmängel haftet er nur, wenn er die Mängel arglistig verschwiegen hat, und auch dann nur auf Ersatz des V e r t r a u e n s s c h a d e n s (§ 600). c) D e r V e r l e i h e r muß dem Entleiher die Verwendunigen, die nicht, zu den gewöhnlichen K o s t e n der Erhaltung gehören, nach den V o r s c h r i f t e n der Geschäftsführung ohne Auftrag ersetzen (§ 601 Abs. 2 S a t z 1). D e r A n spruch des E n t l e i h e r s hierauf verjährt in 6 Monaten nach Beendigung der Leihe ( § § - 6 0 6 , 558). 2. Rechtsstellung des Entleihers. a) D e r E n t l e i h e r darf

von

der Sache nur den vertragsmäßigen

Ge-

brauch machen. Ohne Erlaubnis des Verleihers darf er die S a c h e nicht Dritten überlassen (§ 603).

einem

b) D e r E n t l e i h e r ist verpflichtet, die S a c h e pfleglich zu b e h a n d e l n und zu erhalten. ä a ) D e r E n t l e i h e r hat die durch den vertragsgemäßen Gebrauch e i n t r e t e n d e n Veränderungen oder Verschlechterungen — entsprechend dem M i e t e r {§ 548) — nicht zu vertreten (§ 602). Im übrigen ist er dem V e r l e i h e r für jedes Verschulden schadenersatzpflichtig (§ 276), dessen A n s p r ü c h e in 6 M o n a t e n nach Rückgabe der Sache verjähren (§§ 606, 558), bb) D e r E n t l e i h e r hat die gewöhnlichen Kosten der Erhaltung zu tragen, bei T i e r e n auch die Fütterungskosten (§ 601 Abs. 1).

§ 22 Das

Darlehn

81

c) Der Entleiher ist verpflichtet, die Sache nach- Ablauf der Leihreit zurückzugeben (§ 604 Abs. 1), und zwar regelmäßig zurückzubringen. B e i Ueberlassung der Sache an einen Dritten hat der Verleiher — entspre-chend dem Vermieter (§ "556 Abs. 3) — einen unmittelbaren Herausgabeanspruch gegen den Dritten (§ 604 Abs. 4). III. Beendigung der Leihe. 1. Regelmäßige Beendigung. Die Leihe endet, a) wenn die für die Leihe bestimmte Zeit abgelaufen ist (§ 604 Abs. 1); b) wenn der Entleiher den sich aus dem Zweck der Leihe ergebenden Gebrauch gemacht hat. Der Verleiher kann jedoch die Sache schon vorher zurückfordern, wenn der Entleiher den bezweckten Gebrauch in dier verstrichenen Zeit hätte machen können (§ 604 Abs. 2); c) wenn der Verleiher bei unbestimmter Leihdauer die fordert. ET ist dazu jederzeit berechtigt (§ 604 Abs. 3).

Sache

zurück-

2, Beendigung durch fristlose Kündigung. Der Verleiher hat nach § 605 ein Recht zur fristlosen Kündigung, wenn a) er infolge eines nicht vorhergesehenen Umstandes der Sache bedarf; b) der Entleiher einen vertragswidrigein Gebrauch von der Sache macht, insbesondere bei unbefugter Gebrauchsüberlassung an einen Dritten oder Gefährdung der Sache; c) der Entleiher stirbt.

§ 22 Das

Darlehn

I. Begriff und Gegenstand des Darlehns. Das Darlehn ist die Uebertrag-ung von Geld oder anderen vertretbaren Sachen in das Vermögen des Darlehnsnehmers mit der Abrede, Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurückzuerstatten {§ 607). 1. Das Darlehn ist das wichtigste Kreditgeschäft des Wirtschaftslebens, und zwar als Personalkredit, wenn der Gläubiger das Vertrauen nur auf die Person des Schuldners oder eines Bürgen setzt, bzw. als Realkredit, wenn dingliche Sicherungen, z. B. Pfandrechte, Hypotheken usw. hinzukommen, Es bezweckt die vorübergehende Nutzung der hingegebenen Sachen, insbesondere des Kapitals. Das rechtliche Mittel dazu ist die Uebertragung des vollen Eigentums, das gleichsam belastet ist mit der Verpflichtung zur denmächstigen Rückgewähr. L e h m a n n , Schuldverhältnisse II

i

82

II. Gebrau chisüb er 1 as sunigsvertrage Die wirtschaftliche Zwecksetzung kommt z. B. darin zum Ausdruck, daß dem wucherischen Darlehnsigeber die. Rückforderung der üarleh.nssumme nicht auf endgültig verwehrt ist (vgl. grundlegend RGZ 161, 55).

2. Das unverzinsliche Darlehn ist ein einseitiger Vertrag, da er nur die Verpflichtung des Darlehnsnehmers zur Rückzahlung des Darlehns begründet. Dagegen ist das verzinsliche Darlehn ein gegenseitiger Vertrag, da Kapitalnutzung und Nutzungsvergütung gegeneinander ausgetauscht weiden. 3. Gegenstand Sachen sein.

des

Darlehns

können

Geld

und

andere

vertretbare

Beispiel: B i s zur n ä c h s t e n K a r t e n p e r i o d e „ b o r g t " eine H a u s f r a u ihrer N a c h barin einige L e b e n s m i t t e l m a r k e n , ein K r a f t f a h r e r s e i n e m K o l l e g e n einige L i t e r B e n z i n .

II. Abschluß des

Darlehnsvertrages.

1. Der Darlehnsvertrag kommt in der Regel duich Hingabe des Geldes bzw. der vertretbaren Sachen zustande (sog. Realvertrag, Str.). Die Hingabe kann auch erfolgen durch Banküberweisung oder Scheck, durch Zahlung an einen Gläubiger des Darlehnsnehmers oder durch Aushändigung einer Sache mit der Erlaubnis, sie zu veräußern (§ 185 Abs. 1) und den Erlös zu behalten. Wesentlich ist nur, daß der Darlehnsnehmer Eigentum an den Darlehnsgegeoständen erhält oder sie seinem Vermögen zugeführt werden (vgl. R G Z 103, 288). 2. Ein Darlehnsvertrag kann auch durch eine Vereinbarung Zustandekommen, daß eine sonstige Schuld „als Darlehn" geschuldet werden soll (§ 607 Abs. 2, sog. Vereinbarungsdarlehn). Beispiel: D e r W a r e n l i e f e r a n t v e r e i n b a r t mit K a u f p r e i s s c h u l d fortan als D a r l e h n schulden soll.

seinem

Kunden,

daß " d i e s e r

die

Ein Vereinbarungsdarlehn kann rechtlich einen dreifachen Inhalt haben: a) Im Zweifel bleibt das frühere Rechtsverhältnis bestehen und wird nur inhaltlich dahin geändert, daß gewisse Darlehnsregeln (z. B. über Verzinsung, Kündigung, Tilgung) Anwendung finden. Pfandrechte umd Bürgschaften bleiben ebenso wie auch alle bisherigen Einreden erhalten. b) Es kanin eine echte Umschaffung vorliegen, indem an die Stelle der bisherigen Schuld die Darlehnsverbindlichkeit tritt. Die bisherige Schuld erlischt und mit ihr die bestehenden Bürgschaften und Pfandrechte. Der Schuldner kann keine Einreden aus der alten Schuld mehr erheben. Die Darlehnsschuld entsteht jedoch insoweit nicht, als die alte Schuld unwirksam war, weil die Ersetzung der Schuld zum Vertragsinhalt der Umschaffurag gehört (vgl. R G Z 95, 9). c) Es kann schließlich auch mit der Umschaffung eine neue selbständige Verbindlichkeit als formbedürftiges (abstraktes) Schuldanerkenntnis (§ 781)

§ 22 Das

83

Darlehn

begründet werden (vgl. R G Z 152, 165). W e i t e r g e h e n d als in b) ist das A n erkenntnis auch voll wirksam, wenn die alte S c h u l d nichtig war, jedoch kann der Schuldner es dann unter U m s t ä n d e n anfechten oder als ungerechtfertigte B e r e i c h e r u n g zurückverlangen. III. Beendigung des Darlehns. 1. B e i Beendigung des Darlehns hat der Darlehnsnehmer das Darlehn in S a c h e n gleicher A r t , Güte und Menge zurückzuerstatten (§ 607 A b s . 1). Zinsen oder eine sonstige Vergütung sind nur bei besonderer V e r einbarung zu zahlen (vgl, jedoch §§ 353, 354 A b s . 2 H G B ) . S i e sind dann mangels anderer Bestimmung nach dem Ablauf je eines J a h r e s oder — falls das D a r l e h n früher fällig wird — bei dessen Beendigung zu zahlen (§ 608). 2. Das D a r l e h n ist zurückzuzahlen an dem v e r e i n b a r t e n Fälligkeitstage oder, wenn ein solcher nicht bestimmt ist, nach vorangegangener Kündigung. Die gesetzliche Kündigungsfrist beträgt bei einem Darlehn von m e h r als 300 R M drei M o n a t e , bei geringeren B e t r ä g e n einen M o n a t . B e i m unverzinslichen Darlehn — aiber auch nur bei diesem — ist der Schuldner jederzeit ohne Kündigung zur Rückzahlung berechtigt (§ 609). IV. Das D a r l e h n s v e r sprechen (Darleihnsvorvertraig). Das richtet.

Darlehnsversprechcn

ist

auf

den A b s c h l u ß

eines

Darlehns

ge-

1. Das D a r l e h n s v e r s p r e c h e n ist ein einseitiger Vertrag, wenn sich nur der D a r l e h n s g e b e r zur Hingabe des Darlehns verpflichtet, ein zweiseitiger Vertrag, wenn sich auch der D a r l e h n s n e h m e r zur A b n a h m e verpflichtet und schließlich sogar ein gegenseitiger Vertrag, wenn der Darl e h n s n e h n ^ r auch eine Vergütung (z. B . Verzinsung) als Gegenleistung zusagt. 2. D e r Anspruch auf Darlehnsge Währung ist nicht a b t r e t b a r und daher nicht pfändbar (§§ 399 B G B , 851 ZPO, vgl. a b e r R G Z 68, 355; 77, 407). Eine Aufrechnung des V e r s p r e c h e n d e n gegen den Anspruch auf Hingabe des Darlehns mit einer Geldforderung ist wegen fehlender Gleichartigkeit nicht möglich (vgl. R G Z 52, 303). 3. D e r V e r s p r e c h e n d e kann das V e r s p r e c h e n widerrufen, wenn in den VeTmögensverhältnissen des anderen T e i l s eine w e s e n t l i c h e V e r s c h l e c h t e rung eintritt, die d e n künftigen Rüokforderungsanspruch gefährdet (§ 610). B e s t a n d e n die schlechten Vermögensverhältnisse schon bei Abschluß des V e r t r a g e s , so kann dem V e r s p r e c h e n d e n das Anfechtungsrecht wegen Irrtums gemäß § 119 Abs. 2, u. U. auch aus § 123 zustehen. 6*

84

II. Gebrauchsüberlassungs vertrage § 23 Die

Vorlegung

von

Sachen

I. Allgemeines. Die schwächste Form der Geibrauchsüberlassung besteht darin, daß sich jemand einem anderen gegenüber verpflichtet, eine Sache vorzulegen. Eine gesetzliche Regelung eines derartigen „Vorleigungs- oder Besichtigungsvertrages" ist nicht erfolgt, jedoch sind in den §§ 809—811 die Voraussetzungen bestimmt, unter -denen jemand unmittelbar kraft Gesetzes die Vorlegung und Besichtigung einer Sache, insbesondere einer Urkunde, verlanigen kann. Soweit diese Vorschriften die Urkundeneinsicht betreffen, sind sie gemäß § 422_ZPO auch im Prozeß für die Frage maßgebend, ob der Gegner des Beweisführers zur Vorlage der in seinen Händen befindlichen Urkunde verpflichtet ist. II. Voraussetzungen der Vorlagepflicht. 1. Vorlage von

Sachen.

B e i Sachen ist der Anspruch demjenigen ige,geben, der an der Vorlage interessiert ist, weil er gegen den Besitzer einen Anspruch in Ansehung der Sache hat oder weil er sich Gewißheit verschaffen will, ob ihm ein solcher Anspruch zusteht {§ 809). Die Art des Anspruches ist gleichgültig, er kann persönlicher oder dinglicher Art sein, von der Sache selbst oder ihrer Beschaffenheit abhängen. Beispiel: W e r w a h l w e i s e zwei K r a f t r ä d e r g e k a u f t h a t , kann die G e s t a t t u n g d e r B e s i c h t i g u n g v e r l a n g e n , um sich schlüssig zu w e r d e n ; w e m S c h m u c k s a c h e n g e s t o h l e n sind und b e r e c h t i g t e r w e i s e annimmt, daß sie an einen b e s t i m m t e n J u w e l i e r v e r k a u f t sind, k a n n V o r l a g e von dessen S c h m u c k s a c h e n v e r l a n g e n ; w e r durch s t ö r e n d e G e r ä u s c h e von s e i n e m N a c h b a r g r u n d s t ü c k b e l ä s t i g t wird, k a n n — w e n n er d a g e g e n v o r g e h e n will — v e r l a n g e n , die U r s a c h e f e s t s t e l l e n zu dürfen.

2. Einsicht in Urkunden. Weitergehend sind die Ansprüche für denjenigen, der an der Einsicht einer Urkunde ein rechtliches Interesse haf. E r kann die Einsicht verlangen, wenn er an dem Inhalt der Urkunde dergestalt beteiligt ist (§ 810), daß a) die Urkunde in seinem Interesse errichtet ist, Beispiel: E i n s i c h t in eine Quittung kann v e r l a n g e n , w e r die Zahlung g e l e i s t e t h a t , E i n s i c h t in e i n e V o l l m a c h t für a l l e , die mit d e m B e v o l l m ä c h t i g t e n zu tun h a b e n .

b) in der Urkunde ein zwischen Rechtsverhältnis beurkundet ist,

ihm und einem anderen

bestehendes

B e i s p i e l : E i n s i c h t in V e r t r a g s u r k u n d e n (u. a. M i e t - und K a u f v e r t r ä g e ) , Handel'sb ü c h e r , R e c h n u n g e n k ö n n e n a l l e v e r l a n g e n , die an den darin b e u r k u n d e t e n R e c h t s v e r h ä l t n i s s e n b e t e i l i g t sind.

§§ 23, 24 Vorlegung von Sachen, Dienstvertrag

85

c) die Urkunde Verhandlungen über ein Rechtsgeschäft enthält, das zwischen ihm und einem anderen oder zwischen beiden und einem gemeinsamen Vermittler gepflogen worden ist. von

Beispiel: J e d e P a r t e i k a n n E i n s i c h t in d i e K o r r e s p o n d e n z beiden P a r t e i e n b e t r a u t e r M a k l e r mit dem G e s c h ä f t s g e g n e r

verlangen, die geführt hat.

ein

III. Durchführung der Vorlage. 1. Die Vorlage hat an dem Ort zu erfolgen, an welchem sich die vorzulegende Sache befindet. Aus wichtigem Grunde kann jede Partei die Vorlage an einem anderen Ort verlangen (§ 811 Abs. 1). 2. Gefahr und Kosten hat derjenige zu tragen, der die Vorlage verlangt. Der Besitzer der Urkunde kann die Vorlage verweigern, bis der Gegner wegen der Kosten Vorschuß und bei einer etwaigen Gefährdung der Sache Sicherheit leistet (§ 811 Abs. 2). III. Aui eine Arbeitsleistung oder Geschäftsbesorgung gerichtete Verträge 1 ) Während die bisher besprochenen Verträge meist Sachleistungen zum Gegenstand hatten, muß bei den hier behandelten Verträgen die eine Partei eine Dienst- oder Arbeitsleistung oder eine Geschäftsbesorgung zu erbringen. Nach der Art der Tätigkeit unterscheidet das Gesetz als Grundformen der entgeltlichen Verträge den Dienst- und Werkvertrag, neben Maklervertrag und Auslobung. Ihnen stehen der Auftrag und die G e schäftsführung ohne Auftrag als unentgeltliche Verträge gegenüber. Schließlich können auch der Verwahrungsvertrag und die sich aus der Einbringung von Sachen bei Gastwirten ergebenden Rechtsbeziehungen in diesem Abschnitt behandelt werden. Der

§ 24 Dienstvertrag

I. Begriff und Abschluß. Der Dienstvertrag ist ein gegenseitiger Vertrag, durch den sich der Dienstpflichtige zur Leistung von Diensten, der Dienstberechtigte zur Gewährung der vereinbarten Vergütung verpflichtet (§ 611 Abs. 1). 1. Das Dienstvertragsrecht des B G B umfaßt nach der Absicht des Gesetzgebers Dienste jeglicher Art, doch hat sich die Entwicklung des hierbei wichtigsten Vertrages nicht innerhalb des B G B vollzogen: die Rechtsbeziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer führten zur Ausbildung des Arbeitsvertrages, der seinen eigentlichen Inhalt in einer Reihe von Sondervorschriften gefunden hat. Galten bereits bei Erlaß des !)

Nikisch

prägte

für

diese

Gruppe

den

treffenden

Ausdruck

„Betätigungsverträge".

86

III. Betätigunlgsverträge

B G B besondere Rechtssätze, z. B . für gewerbliche Arbeiter (§§ 105 ff. Gewerbeordnung), für Handlungsgehilfen und Lehrlinge (§§ 59 ff. HGB), für Schiffsmannschaften (Seemannsordnung, Binnenschiffahrts- und Flößereigiesetz), so hat später besonders der kollektive Arbeitsvertrag, der eine Mitbestimmung des Arbeitnehmers bei der Gestaltung der Lohn- und Arbeitsbedingungen ermöglichte, eine weitgehende Loslösung vom B G B gebracht. Die Einzelheiten hierüber sind im Arbeitsrecht zu behandeln. Das Dienstvertragsreoht des B G B findet daher bei Arbeitsverträgen nur noch hilfsweise Anwendung, während es eine weitergehendere Bedeutung für die sog. selbständigen Tätigkeiten besitzt, z. B. bei Verträgen mit Erziehern, Architekten, freien Künstlern. 2. Der Dienstvertrag ist ein schuldrechtlicher gegenseitiger Vertrag, auf den grundsätzlich die allgemeinen Vorschriften (§§ 320 ff.) Anwendung finden, soweit sich nicht aus den getroffenen Sonderregelungen Ausnahmen ergeben (vgl. unten III, 2 und IV, 4). 3. Der Abschluß des Dienstvertrages bedarf grundsätzlich keiner Form. II. Abgrenzung zu verwandten Verträgen. 1. Abgrenzung zum Werkvertrag. Der Werkvertrag ist auf einen Arbeitserfolg — ein W e r k — gerichtet, dessen Herstellung der Leistenide auf eigene Verantwortung übernimmt. B e i dem Dienstvertrag wird die Tätigkeit als solche ohne Rücksicht auf ihren Erfolg versprochen. Die Abgrenzung ist im einzelnen oft schwierig. Ein Hinweis kann sein, ob die Entlohnung erfolgs- oder zeitbestimmt ist, der Vertrag auf kürzere oder längere Dauer abgeschlossen ist. Die Unterscheidung ist von praktischer Bedeutung, insbesondere weil beim W e r k vertrag der Unternehmer die Gefahr für den Erfolg der Arbeit, beim Dienstvertrag dagegen der Dienstberechtigte diese Gefahr trägt. Beispiel: D i e R e p a r a t u r e i n e s K r a f t f a h r z e u g e s ist im V e r h ä l t n i s vom Kunden und I n h a b e r der R e p a r a t u r w e r k s t a t t W e r k v e r t r a g ( g e s c h u l d e t ist als E r f o l g d e r A r b e i t das w i e d e r f a h r b e r e i t e F a h r z e u g ) ; im V e r h ä l t n i s z w i s c h e n I n h a b e r d e r R e p a r a t u r w e r k s t a t t und s e i n e n A n g e s t e l l t e n D i e n s t v e r t r a g ( g e s c h u l d e t ist die T ä t i g k e i t der R e p a r a t u r a r b e i t e n an dem F a h r z e u g ) .

2. Abgrenzung zum Auftrag. Der Auftrag ist im Gegensatz zum Dienst- und Werkvertrag unentgeltlich. Auf einen Dienst- oder Werkvertrag, der eine Geschäftsbesorgueg zum Gegenstand hat, finden jedoch neben den Regeln des Dienst- oder Werkvertrages auch gewisse Vorschriften über den Auftrag Anwendung (§ 675 — vgl. unten Seite 107). II. Die Pflichten des Dienstpflichtigen. Der Dienstpflichtige muß die versprochenen Dienste leisten (§ 611).

§ 24 D e r

87

Dienstvertrag

1 D e r Inhalt und Umfang der D i e n s t l e i s t u n g r i c h t e t sich vor allem n a c h der g e t r o f f e n e n V e r e i n b a r u n g a) Oft w e r d e n sich aus der A r t der D i e n s t e und den b e s o n d e r e n ständen

nach

pflichtige tigten

242

häufig

Nebenpfhchten

verpflichtet

zu e n t s p r e c h e n ,

handeln, zu

§

sein

bei und

das

ergeben,

sein,

den

Arbeitsgerät

B

wird

Weisungen und

drohenden

Gefahren

einen

Dienstberechtigten

dem

z,

des

-material

Meldung

zu

der

Dienstberech-

sorgfältig

erstatten,

schädlichen

Um-

Dienstzu

be-

verschwiegen

Wettbewerb

zu

unterlassen b) D e r D i e n s t p f l i c h t i g e muß die D i e n s t e im Zweifel persönlich und nur an den D i e n s t b e r e c h t i g t e n

leisten (§ 6 1 3 ) ;

D e r A n s p r u c h auf die

Dienst-

leistungen ist daher auch nicht p f ä n d b a r (§ 851 ZPO) c)

Der

Dienstpflichtige

die Vergütung b e s t e h t

ist

vorleistungspflichtig

Der

Anspruch

auf

erst nach der Leistung der D i e n s t e (§ 614)

2. D e r D i e n s t p f l i c h t i g e h a f t e t

für ]edes V e r s c h u l d e n (§ 276)

E i n V e r s c h u l d e n kann auch in der U e b e m a h m e einer T ä t i g k e i l iiegen, die der Leistungsfähigkeit des Dienstpflichtigen nicht entspricht D i e Haftung darf |edoch nicht ü b e r s p a n n t w e r d e n , daher im allg e m e i n e n k e i n e Haftung bei s o l c h e n F e h l g r i f f e n , die auch bei gew i s s e n h a f t e r Dienstleistung g e l e g e n t l i c h v o r k o m m e n k ö n n e n , z. B . b e i m Umgang mit K r a f t f a h r z e u g e n oder b e i der W a r t u n g von Maschinen 3. K o m m t

der

Dienstpflichtige

vertragswidrig

seiner

Dienstleistungs-

pflicht nicht n a c h , so k a n n der D i e n s t b e r e c h t i g t e auf Erfüllung k l a g e n (vgl R G Z 72, 393)

E i n e V o l l s t r e c k u n g des U r t e i l s durch G e l d s t r a f e oder Haft

ist j e d o c h nicht möglich (§ 888 A b s . 1 ZPO). D e r D i e n s t b e r e c h t i g t e k a n n a b e r auch die R e c h t e aus § § 320 ff. geltend m a c h e n , i n s b e s o n d e r e b e i s c h u l d h a f t e r S c h l e c h t e r f ü l l u n g gemäß §§ 325, 326 Schadenersatz

wegen

Nichterfüllung

verlangen

oder

das

Dienstverhältnis

gemäß § 626 fristlos kündigen III. P f l i c h t e n des

Dienstberechtigten.

Der Dienstberechtigte sorge

gegenüber dem

h a t die V e r g ü t u n g

Dienstpflichtigen

1. D i e Vergütungspflicht

zu z a h l e n und ist zur

verpflichtet



Für-

611).

(Allgemeines).

a) D i e Vergütung d e r D i e n s t l e i s t u n g b e s t e h t regelmäßig in G e l d , k a n n j e d o c h auch in a n d e r e n W e r t e n v e r e i n b a r t

werden.

I m m e r h ä u f i g e r wird zum Z w e c k e der L e i s t u n g s s t e i g e r u n g als T e i l der Vergütung die A b g a b e von E r z e u g n i s s e n v e r e i n b a r t , die der D i e n s t p f l i c h t i g e selbst h e r g e s t e l l t h a t

88

III. Betätigungsverträge

b) Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Dienstleistung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist (§ 61)2 Abs. 1). Beispiel:

Beratung

durch

einen Rechtsanwalt

oder

Arzt.

c) Die Höhe der Vergütung richtet sich zunächst nach der getroffenen Vereinbarung. Die Berechnung kann z. B. nur nach der Arbeitsleistung des Dienstpflichtigen (Zeitlohn, Akkordlohn, Prämien) oder auch nach deren wirtschaftlichem Ergebnis (Provision, Tantieme, Gewinnbeteiligung) erfolgen. Ist über die Höhe der Vergütung nichts bestimmt, so gilt bei B e stehen einer (obrigkeitlichen) T a x e die taxmäßige Vergütung (z. B. bei Benutzung einer Autotaxe zu einer Spazierfahrt), in Ermangelung einer T a x e die ortsübliche Vergütung (§ 612 Abs. 2); ist auch eine solche nicht feststellbar, so hat der Dienstpflichtige die Vergütung nach §§ 315, 316 zu bestimmen. d) Die Vergütung ist n a c h . Leistung der Dienste zu entrichten. Ist sie nach Zeitabschnitten bemessen, so ist sie nach dem Ablauf der einzelnen Abschnitte fällig (§ 614). 2, Vergütungspflicht trotz Nichtleistung der Dienste. In Abweichung

von den

allgemeinen Vorschriften der

gegenseitigen

Verträge (§§ 323 ff.) muß der Dienstberechtigte auch bei Nichtleistung der' Arbeit die Vergütung zahlen, a) wenn der Dienstpflichtige wegen Annahmeverzuges des Dienstberechtigten die Dienste ganz oder teilweise nicht leisten kann. Der Dienstpflichtige muß sich jedoch dasjenige anrechnen lassen, was er durch Unterbleiben der Dienstleistung erspart, anderweitig erwirbt oder zu erwerben böswillig unterläßt (§ 615); Die Abgrenzung zur Unmöglichkeit der Leistung ist oft schwierig, z. B. bei vom Dienstberechtigten unverschuldeter Betriebsstilllegung — wegen Teilstreiks, Brandschadens, Rohstoff- oder Kohlenmangels (vgl. RGZ 106, 273 ff.). b) wenn der Dienstpflichtige für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit ohne sein Verschulden aus Gründen in seiner Person an der Dienstleistung verhindert ist. Der Dienstpflichtige muß sich jedoch die Leistung aus gesetzlichen Kranken- und Unfallversicherungen anrechnen lassen (§ 616 A b s . 1). Beispiel: Verhinderung e r r e i c h e n der A r b e i t s s t e l l e

durch K r a n k h e i t , T o d e i n e s n a h e n A n g e h ö r i g e n , infolge A u s f a l l s von V e r k e h r s m i t t e l n .

Nicht-

§ 24 Der

89

Dienistvertrag

Für Angestellte ist die Regelung für den Krankheitsfall zwingend und gelten 6 Wochen als nicht erhebliche Zeit (§ 616 Abs. 2). B e i längerer Verhinderung hat der Dienstpflichtige keinerlei Ansprüche (§ 323), auch nicht für die Zeit nach § 616 (vgl. R A G , J W 1929, 3327). 3. Fürsongepflicht. a) Der Dienstberechtigte hat die von ihm zu beschaffenden Arbeitsräume, Vorrichtungen und Gerätschaften so zu halten und die Dienste so zu leiten, daß der Dienstpflichtige gegen Gefahr für Leben und Gesundheit nach Möglichkeit geschützt wird. Ist der Dienstpflichtige in die häusliche Gemeinschaft aufgenommen, so müssen die Wohn- und Schlafräume, die Verpflegung sowie die Arbeits- und Erholungszeit den Anforderungen der Gesundheit, Sittlichkeit und Religion des Dienstpflichtigen entsprechen (§ 618 Abs. 1 und 2). Eine Haftung für das Eigentum des Dienstpflichtigen, z. B. für seine während der Dauer der Dienste abgelegte Kleidung, kann sich als Nebenverpflichtung aus § 242 ergeben (vgl. R A G , J W 1930, 435). Zur Durchsetzung dieser R e c h t e hat der Dienstpflichtige den Erfüllungsanspruch (str.). Der Dienstiberechtigte haftet außerdem auf Schadenersatz. B e i Verletzung von Leben und Gesundheit finden dazu die Vorschriften der §§ 842—846 (nicht § 847) entsprechende Anwendung. Die Schadenersatzansprüche sind jedoch durch die Leistungen der Sozialversicherung weitgehend ausgeschlossen (vgl. näheres unten S. 196). Für ein Verschulden seiner Erfüllungsgehilfen haftet der Dienstberechtigte gemäß § 278. Beispiel: D e r d i e n s t b e r e c h t i g t e E h e m a n n h a f t e t , w e n n die W ä s c h e r i n durch eine Nadel v e r l e t z t w i r d , die seine E h e f r a u s t e c k e n l a s s e n (vgl. R G Z 103, 374, a b e r auch 106, 293).

von ihm a n g e s t e l l t e in der W ä s c h e hat

b) B e i einem dauernden Dienstverhältnis, bei dem der Dienstpflichtige in die häusliche Gemeinschaft aufgenommen und vollständig oder hauptsächlich in Anspruch genommen ist, hat der Dienstberechtigte bei der Erkrankung für 6 Wochen, aber nicht über die Beendigung des Dienstverhältnisses hinaus, die erforderliche Pflege und ärztliche Behandlung zu gewähren, sofern der Dienstpflichtige nacht versichert ist (Näheres § 617) Zu a) und b). Die Verpflichtungen aus §§ 617 und 618 sind zwingend (§ 619). IV. Beendigung des Dienstverhältnisses. 1. Beendigung durch Tod des Dienstpflichtigen oder durch Zeitablauf. a) Wegen der höchstpersönlichen Natur der Dienstleistung löst Tod des Dienistpflichtigen im Zweifel das Dienstverhältnis auf.

der

Ob auch der T o d des Dienstberechtigten eirten Endigungsgrund darstellt, ist Tatfrage.

90

III. B e t ä t i g u n g s v e r t r ä g e

b) Ist das D i e n s t v e r h ä l t n i s für eine b e s t i m m t e Zeit eingegangen, so e n d e t es mit d e r e n Ablauf, ohne daß es einer Kündigung b e d a r f (§ 620 A b s . 1). D i e D a u e r d e s D i e n s t v e r h ä l t n i s s e s k a n n sich auch a u s der B e s c h a f f e n h e i t oder dem Z w e c k der D i e n s t e e r g e b e n (§ 620 A b s . 2, z. B . Einstellung eines D i e n s t p f l i c h t i g e n für ein b e s t i m m t e s B a u v o r h a b e n ) . 2. B e e n d i g u n g

durch

ordentliche

Ist das D i e n s t v e r h ä l t n i s durch

Kündigung

beendet

Kündigung.

auf u n b e s t i m m t e werden

(§ 6 2 0

Zeit g e s c h l o s s e n , so muß

A b s . 2).

Haben

die

k e i n e Kündigungsfristen v e r e i n b a r t , so g e l t e n die g e s e t z l i c h e n fristen der § § a)

Beim

es

Parteien

Kündigungs-

621—623. Zeitlohn

richten

sich

die

Kündigungsfristen

nach

der

Be-

anderen

ge-

1. W e r k t a g e zum W o c h e n e n d e ,

bei

messung der V e r g ü t u n g : Bei kündigt

Vergütung

nach

Tagen

kann

werden, bei Wochenlohn

Monatsgehalt

am

15.

zum

am

von

Monatsschluß,

einem bei

Tag

zum

Vergütung

nach

Viertel-

^ j ä h r e n oder l ä n g e r 6 W o c h e n vor V i e r t e l j a h r e s s c h l u ß (§ 621). B e i f e s t e n B e z ü g e n und D i e n s t e n h ö h e r e r A r t , die den

Dienstpflichti-

gen vollständig oder h a u p t s ä c h l i c h in A n s p r u c h n e h m e n , b e t r ä g t die K ü n d i gungsfrist

stete -6 W o c h e n

zum V i e r t e l j a h r e s s c h l u ß



622).

b) B e i m S t ü c k l o h n k a n n das D i e n s t v e r h ä l t n i s j e d e r z e i t gekündigt den, b e i v o l l s t ä n d i g e r

oder h a u p t s ä c h l i c h e r

Inanspruchnahme

des

wer-

Dienst-

pflichtigen ist j e d o c h eine z w e i w ö c h i g e Kündigungsfrist e i n z u h a l t e n (§ 623). 3. B e e n d i g u n g durch v o r z e i t i g e Kündigung. •a) D e r D i e n s t p f l i c h t i g e k a n n b e i D i e n s t v e r h ä l t n i s s e n für die L e b e n s z e i t o d e r für eine l ä n g e r e Zeit als 5 J a h r e , nach Ablauf von 5 J a h r e n mit 6 m o n a t i g e r Kündigungsfrist kündigen (§ 624). b) Im K o n k u r s

des D i e n s t b e r e c h t i g t e n

und der D i e n s t p f l i c h t i g e

unter

können

Innehaltumg

der

der

Konkursverwalter

gesetzlichen

Kündigungs-

fristen. kündigen (§ 22 K O ) . 4. B e e n d i g u n g

durch fristlose

Kündigung.

Die fristlose Kündigung ist zulässig, a) w e n n ein w i c h t i g e r G r u n d v o r l i e g t (§ 626).

Ein w i c h t i g e r G r u n d ist ge-

g e b e n , w e n n d e m K ü n d i g e n d e n die F o r t s e t z u n g des

Dienstverhältnisses

und die I n n e h a l t u n g e i n e r Kündigungsfrist nach v e r s t ä n d i g e m

Ermessen

nicht mehr z u g e m u t e t w e r d e n k a n n (vgl. R G Z 110, 300); D i e Kündigung h a t möglichst umgehend nach K e n n t n i s des K ü n digungsgrundes zu erfolgen, andernfalls ein s t i l l s c h w e i g e n d e r V e r zicht a n g e n o m m e n w e r d e n muß (vgl. R G Z 123, 219).

§ 24 Der

Dienstvertrag

91

Im allgemeinen wird es sich um schuldihafte Pflichtverletzungen des G e k ü n d i g t e n handeln (z. B. V e r t r a u e n s b r u c h , Ebrverletzungen), solche b r a u c h e n jedoch nicht vorzuliegen (z. B . l a n g d a u e r n d e Erkrankung). Auch können G r ü n d e in der P e r s o n des Kündigenden (z. B. seine Verheiratung) die Kündigung rechtfertigen. Eine grundlose fristlose Kündigung ist regelmäßig -als ordentliche Kündigung zum n ä c h s t e n zulässigen Termin anzusehen, wenn dias Dienstverhältnis auf jeden F a l l 'beendigt werden soll und dies dem anderen Teile erkennbar ist (vgl. R G Z 132, 38). § 626 ist zwingend. b) bei D i e n s t e n höherer Art, die auf Grund b e s o n d e r e n V e r t r a u e n s übertragen zu w e r d e n pflegen, ohne daß es sich um ein d a u e r n d e s Dienstverhältnis mit festen B e z ü g e n handelt. Hier ist die Kündigung jederzeit möglich, auch ohne Vorliegen eines wichtigen Grundes. Kündigt der Dienstpflichtige ohne wichtigen G r u n d zur Unzeit, so ist er s c h a d e n e r s a t z p f l i c h t i g (§ 627). Zu a) und b): a a ) B e i fristloser Kündigung kann der Dienstpflichtige eine Teilvergütung e n t s p r e c h e n d seinen bisherigen L e i s t u n g e n fordern. Kündigt er jedoch ohne durch ein (schuldhaft) v e r t r a g s w i d r i g e s Verhalten des D i e n s t b e r e c h t i g t e n dazu veranlaßt zu sein oder veranlaßt er selbst durch sein Verschulden die K ü n d i g u n g , so entfällt sein Vergütungsanspruch insoweit, als seine schon b e w i r k t e n L e i s t u n g e n durch die Kündigung wertlos werden, (§ 628 A b s . 1). Beispiel: Ein A k k o r d l o h n v e r t r a g wird vor Fertigstellung des S t ü c k e s von der Dienstpflichtigen gekündigt, weil sie sich verheiraten will. Der Dienstberechtigte k a n n ihr v o m G e s a m t l o h n d i e U n k o s t e n a b z i e h e n , d i e i h m d u r c h , U e b e r t r a g u n g d e r A r b e i t auf e i n e a n d e r e D i e n s t p f l i c h t i g e e n t s t e h e n .

bb) Wird die Kündigung durch (schuldhaft) v e r t r a g s w i d r i g e s Verhalten des a n d e r e n Teils veranlaßt, so k a n n der K ü n d i g e n d e E r s a t z des durch die vorzeitige A u f h e b u n g des D i e n s t v e r h ä l t n i s s e s e n t s t a n d e n e n S c h a d e n s v e r l a n g e n (§ 628 A b s . 2). B e i schuldfliaftem Verhalten des D i e n s t b e r e c h t i g t e n kann daher der Dienstpflichtige i n s b e s o n d e r e den L o h n bis ziu dem Zeitpunkt verlangen, an dem das D i e n s t v e r h ä l t n i s d u r c h ordentliche Kündigung h ä t t e aufgelöst w e r d e n können, w ä h r e n d der D i e n s t b e r e c h t i g t e im u m g e k e h r t e n Falle e t w a i g e M e h r k o s t e n aus der A r b e i t s l e i s t u n g eines a n d e r e n Dienstpflichtigen b e a n s p r u c h e n kann. cc) D a s Rücktrittsrecht gemäß §§ 3-25, 326 ist neben §§ 626 bis 628 ausg e s c h l o s s e n (vgl. R G Z 92, 158). 5. Stillschweigende Verlängerung d e s Dienst

Verhältnisses.

D a s Dienstverhältnis gilt als auf u n b e s t i m m t e Zeit verlängert, wenn es

92

III. Betätigunigsverträge

mach dem Ablauf der Dienstzeit mit Wissen und ohne Widerspruch D i e n s t b e r e c h t i g t e n . f o r t g e s e t z t wird (§ 625).

des

V. Besondere Rechtspflichten des Dienstberechtigten zur Abwicklung von d a u e r n d e n Dienstverhältnissen. 1. Gewähr von Zeit zum Aufsuchen einer neuen Stelle. Nach der Kündigung eines d a u e r n d e n Dienstverhältnisses hat der Dienstberechtigte dem Dienstpflichtigen auf Verlangen angemessene Zeit zum Aufsuchen einer neuen Stelle zu gewähren (§ 629). 2. Erteilung eines Zeugnisses. Bei der Beendigung eines d a u e r n d e n Dienstverhältnisses kann der Dienstpflichtige vom Dienstberechtigten ein schriftliches Zeugnis über Art und Dauer des Dienstverhältnisses fordern. Auf Verlangen des Dienstpflichtigen ist es auch auf Leistung und Führung auszudehnen (§ 630). Das Zeugnis muß d e r W a h r h e i t entsprechen. Ist es unrichtig, so hat der Dienstpflichtige einen Anspruch auf Berichtigung, d. h. auf Ausstellung eines neuen Zeugnisses, evtl. stehen ihm auch Schadenersatzansprüche aus § 826 zu. Aus § 826 kann a b e r auch der Dienstberechtigte von einem Dritten h a f t b a r gemacht werden, wenn er wider besseres Wissen eini zu günstiges Zeugnis ausgestellt hat. 3. Erteilung von Auskunft. Meist wird der Dienstberechtigte auch nach Beendigung des Dienstverhältnisses Dritten auf A n f r a g e über den Dienstpflichtigen A u s k u n f t zu erteilen haben (§ 242). Der Dienstberechtigte macht sich dann dem Dienstpflichtigen gegenüber schadenersatzpflichtig, wenm er die A u s k u n f t willkürlich verweigert oder schuldihaft eine unrichtige Auskunft erteilt (vgl. auch unten S. 108). § 25 Der

Werkvertrag

I. Begriff und Abschluß. Der W e r k v e r t r a g ist ein gegenseitiger Vertrag, durch den sich der Unternehmer zur Herstellung des v e r s p r o c h e n e n Werkes, der Besteller zur Entrichtung der vereinbarten Vergütung verpflichtet (§ 631 Abs. 1). 1. Der W e r k v e r t r a g ist das übliche Vertragsverhältnis des Handwerks. E r ist auf die Erzielung eines Arbeitserfolges gegen Entgelt gerichtet, den der Unternehmer selbständig u n t e r eigener Verantwortung und auf eigene Gefahr für das Gelingen erbringen will. U e b e r die Abgrenzung zum Dienstvertrag und A u f t r a g vgl. oben S. 86, zum Werklieferungsvertrag unten VI.

§ 25 Der

93

Werkvertrag

2. Der Werkvertrag ist ein gegenseitiger schuldrechtlicher Vertrag, auf den die 'allgemeinen Vorschriften, ergänzt durch Sondervorschriften, Anwendung finden. Der Abschluß des Werkvertrages ist grundsätzlich formfrei. 3. Gegenstand des Werkvertrages kann jeder durch Arbeit ganz beliebiger Art erziel'bare Erfolg sein (§ 631 Abs. .2). Meist wird er seinen Ausdruck an einer körperlichen Sache finden. Beispiel: B a u eines H a u s e s , e i n e s D e n k m a l s , H e r s t e l l u n g e i n e s G e m ä l d e s , ratur e i n e r M a s c h i n e , a b e r auch V o r n a h m e e i n e r O p e r a t i o n , Anfertigung R e c h t s g u t a c h t e n s oder Aufführung e i n e r O p e r .

Häufig sind Werkverträge Teil I, S. 46).

mit

anderen

Verträgen

verbunden

Beispiel: Entgeltlicher Besuch einer Kinovorstellung (Werkvertrag g e o r d n e t e r P l a t z m i e t e ) , B e z u g eines E l e k t r o h e r d e s mit V e r p f l i c h t u n g zur in der W o h n u n g (Kauf mit u n t e r g e o r d n e t e m Werkvertrag).

Repaeines

(vgl.

mit u n t e r Aufstellung

II. Pflichten des Unternehmers. 1. Allgemeines. Der Unternehmer ist zur mangelfreien und rechtzeitigen Herstellung verpflichtet (siehe sogleich 2 und 3). Aus der Art des Vertrages können sich aber noch zahlreiche Nebenpflichten ergeben. Beispiel: I n s t a n d h a l t u n g s p f l i c h t der V e r k e h r s m i t t e l und W a r t e r ä u m e b e i der Personenbeförderung. Verwahrungspflicht von K l e i d u n g s s t ü c k e n , die zur —Reinigung o d e r R e p a r a t u r w e g g e g e b e n sind (hieran sind w e g e n der allgemeinen S a c h v e r k n a p p u n g b e s o n d e r s h o h e A n f o r d e r u n g e n zu s t e l l e n , i n s b e s o n d e r e müssen w i r k s a m e V o r k e h r u n g e n gegen D i e b s t a h l g e t r o f f e n w e r d e n ) .

a) Anders als beim Dienstvertrag braucht der Unternehmer das W e r k nur dann persönlich herzustellen, wenn sich dies aus der Art der Leistung ergibt, z. B. bei wissenschaftlichen oder künstlerischen Arbeiten. F ü r ein Verschulden seiner Erfüllungsgehilfen haftet der Unternehmer gemäß § 278. Beispiel: V e r l e t z u n g von B e s u c h e r n von R e n n f a h r e r n (vgl. R G Z 127, 314).

eines

Motorradrennens

durch

b) Der Unternehmer ist vorleistungspflichtig. Der Anspruch Vergütung entsteht erst bei der Abnahme des W e r k e s (§ 641).

Verschulden

auf die

2. Haftung für Mämgel des Werks. Stellt der Unternehmer das W e r k mangelhaft her, d. h. fehlt ihm eine zugesicherte Eigenschaft oder ist es mit Fehlern behaftet, die dea Wert oder dde Tauglichkeit, zu dem gewöhnlichen oder nach dem Vertrag vorausgesetzten Gebrauch aufheben oder mindern, so hat der B e steller außer iden allgemeinen Rechtsbehelfen (§§ 320 ff.) noch folgende besondere:

94

III. Betätigunigsverträge

a) Der Besteller kann die Abnahme eines mangelhaften Werkes lehnen (.§ 64)0 Abs. 2). Nimmt er aber ab, so verliert stellung (vgl. R G Z 107 , 342).

er den Anspruch

ab-

auf Neuher-

•b) Der Besteller kann die Beseitigung des Mangels verlangen (§ 633 Abs. 2 Satz 1). Dieser Anspruch wird der besonderen Interessenlage deis W e r k vertrages gerecht und steht im Vordergrund gegenüber ail'len anderen Rechts'behelfen. B e i Verzug des Unternehmers mit der Nachbesserung kann der B e steller — ähnlich wie der Mieter (§ 538 Abs. 2) — den Mangel auf Kosten des Unternehmers selbst 'beseitigen (§ 633 Abs. 3). Um den Unternehmer vor unbilligen Forderungen zu schützen, kann er die Nachbesserung verweigern, wenn sie einen unverhältnismäßigen Aufwand erfordern würde (§ 633 Abs. 2 Satz 2). Beispiel: Zur H e r s t e l l u n g e i n e r M a u e r w u r d e eine andere S t e i n s o r t e als v e r einbart verwendet. Durch . n a c h t r ä g l i c h e s Einfügen der v e r e i n b a r t e n Steinsorte würde der V o r t e i l für den B e s t e l l e r zu dem für die B e s e i t i g u n g d e r e i n g e b a u t e n S t e i n e e r f o r d e r l i c h e n Aufwand an K o s t e n in o f f e n s i c h t l i c h e m M i ß v e r h ä l t n i s s t e h e n (vgl. R G Z 66, 168).

c) Der Besteller kainti wandeln oder mindern. Dieses Recht steht ihm jedoch grundsätzlich erst 'dann zu, wenn er dem Unternehmer eine angemessene Frist zur Beseitigung des Mangels unter Ablehnungsandrohung gesetzt hat und diese Frist iruchtlos verstrichen ist (§ 634 Abs. 1). Eine Fristsetzung ist nicht erforderlich, wenn die Beseitigung des Mangels unmöglich ist (a-uch aus zeitlichen Gründen), vom Unternehmer verweigert wird oder wenn die sofortige Wandelung oder Minderung durch ein besonderes Interesse des Bestellers gerechtfertigt ist. Bei geringen Mängeln kann der Besteller zwar nicht Wandelung, wohl aber Minderung verlangen (§ 634 Abs. 2 und 3). Die Durchführung der Wandelung und Minderung erfolgt nach Kaufrecht (§ 634 Abs. 4). d) Der Besteller 'kann Schadenersatz wegen Nichterfüllung statt der Wandelung oder Minderung verlangen, wenn der Mangel des W e r k e s auf einem Umstand beruht, den der Unternehmer zu vertreten hat (§ 635). Die Voraussetzung und die Durchführung ,des Anspruchs sind im übrigen dieselben wie (bei der Wandelung und Minderung, außer daß der Anspruch auch bei unerheblichen Mängeln besteht. Zu b e achten sind die Unterschiede zu Kauf •(§ 4'63) und Miete (§ 536). Der Schadenersatzanspruch besteht auch, wenn der Unternehmer eine besondere Garantie übernommen hat, d. h. die Gewähr für einen

§ 25 Der

95

Werkvertrag

iiber die Vertragsmäßigkeit des W e r k e s hinausgehenden Erfolg sichert hat (vgl. grundlegend RGZ 165, 46 ff. und oben Seite 23).

zuge-

Zu b) bis d): aa) Sämtliche Gewährleistungsansprüche kurzen Verjährung (§ 638).

(§§

633—635)

unterliegen

einer

Sie beträgt regelmäßig 6 Monate, bei Arbeiten an einem Grundstück 1 J a h r , bei Bauwerken 5 J a h r e von der Abnahme des W e r k e s an. Im übrigen, finden aruf die Verjährung die Vorschriften des Kaufrechtes entsprechende Anwendung (§ 639 Abs. 1), jedoch tritt eine Hemmung der Verjährung ein, solange die Frage der Nachbesserung noch ungeklärt ist (§ 639 Abs. 2). bb) Der Ausschluß der Mängelhaftung in den §§ 637, 640 Abs. 2 ist dem Kauifrecht nachgebildet (vgl. §§ 476, 464', s. oben Seite 28). 3. Haftung für nicht rechtzeitige

Herstellung.

Stellt der Unternehmer das Werk nicht rechtzeitig her, so ist der Besteller ebenfalls nicht auf die allgemeinen Rechtsbehelfe (Klage auf Erfüllung oder aus Verzug — Verspätungsschaden § 286, Ansprüche aus § 326) beschränkt. Der Besteller kann auch dann vom Vertrage zurücktreten, wenn die nicht rechtzeitige Herstellung des Werkes oder eines Teils desselben vom Unternehmer n i c h t zu vertreten ist (§ 636). Die Voraussetzung des Rücktrittrechtes sind dieselben wie in 2c für die Wandelung dargestellt. Es gelten jedoch die allgemeinen Verjährungsvorschriften. III.

Pflichten des Bestellers.

1. Die Vergütungspflicht (§ 641). Die Vergütung ist bei der Abnahme bzw. Vollendung des Werkes zu entrichten. Ist das Werk in Teilen abzunehmen und die Vergütung für die einzelnen Teile bestimmt, so ist die Vergütung für jeden Teil bei dessen Ahnahme zu entrichten (§§ 641, 646). Die Vorschriften über die Entrichtung einer Vergütung und deren Höhe entsprechen denen des Dienstvertrages (§ 632 — : vgl. § 6112, s. oben Seite 88). 2. Die Abnahmepflicht (§§ 640, 646). a) Um der Abnahmepflicht nachzukommen, muß der Besteller das Werk nicht nur tatsächlich (körperlich) entgegennehmen, sondern auch zu erkennen geben, daß er es als eine der Hauptsache nach vertragsgemäße Leistung anerkennt (vgl. RGZ 107, 343).

96

III. B e t ä t i g u n g s v e r t r ä g e

b) Ist nach der B e s c h a f f e n h e i t d e s W e r k e s eine A b n a h m e a u s g e schlossen, so tritt an die S t e l l e der A b n a h m e die Vollendung d e s W e r k e s , z. B . bei künstlerischem o-der wissenschaftlichen A r b e i t e n und b e i T r a n s p o r t v e r t r ä g e n (vgl. R G Z 66, 16; 110, 404). Die A b n a h m e b z w . Vollendung b e w i r k t : B e g i n n der V e r j ä h r u n g (§ 638), Fälligkeit der V e r g ü t u n g (§ 641), U e b e r g a n g der G e f a h r auf den B e s t e l l e r (§§ 644, 645), s o w i e U m kehr der Beiweislast zum Nachteil des B e s t e l l e r s für s p ä t e r auft r e t e n d e M ä n g e l (§ 363). D a die A b n a h m e eine e c h t e Schuldnerpflicht ist, k a n n der Unternehmer, wenin sie verweigert wird, auf Erfüllung k l a g e n . B e i Verzuig kanin er E r s a t z d e s V e r z u g s c h a d e n s {§ 286) b e a n s p r u c h e n . W e n n d i e A b n a h m e eine Hauptpflicht ist, k a n n e r auch nach § 326 vorgehen. B e i ordnungsgemäßem A n g e b o t kann e r s i c h schließlich auch auf A n n a h m e Verzug (§§ 293 ff.) stützen. 3, Die Mitwirkung Der wirken.

Besteller

hat

(§§ 642, 643). häufig

bei

der

Herstellung

des

Werkes

mitzu-

Beispiel; Lieferung von M a t e r i a l , Bereitstellung des R a u m e s , A n p r o b e des Anzugs, Erscheinen zum Malen eines P o r t r ä t s oder zur Vornahme einer Operation.

Die Mitwirkung ist eine G l ä u b i g e r - und keine SchukLnerpflicht, sodaß der U n t e r n e h m e r k e i n e n k l a g b a r e n A n s p r u c h auf Erfüllung hat (vgl. R G Z 53, 223). Unterläßt daher d e r B e s t e l l e r d i e Mitwirkung, so k o m m t er nur in AnnahmeveTzuig. U m den I n t e r e s s e n des U n t e r n e h m e r s a b e r gerecht zu werden, sind die Vorschriften des A n n a h m e v e r z u g e s (§ 304) dahin ergänzt, daß der U n t e r n e h m e r a) eine a n g e m e s s e n e E n t s c h ä d i g u n g verlangen kann, die s i c h n a c h der D a u e r d e s V e r z u g e s . und der Höhe der v e r e i n b a r t e n V e r g ü t u n g unter Anrechnung der e r s p a r t e n A u f w e n d u n g e n und A r b e i t s k r a f t errechnet (§ 642); D i e s e r A n s p r u c h b e s t e h t neben deT Vergütung, wenn d a s W e r k s p ä t e r n o c h g e l e i s t e t wird, oder n e b e n A n s p r ü c h e n aus §§ 645 , 649 (vgl. R G Z 100 S. 47). B e i s p i e l : Ein D e k o r a t e u r , der sich zur vereinbarten Zeit z w e c k s Anbringung von Gardinen einfindet, trifft den B e s t e l l e r nicht an. Er kann Entschädigung für die v e r l o r e n e A r b e i t s z e i t verlangen.

b) dem B e s t e l l e r eine a n g e m e s s e n e Nachholungsfrist s e t z e n k a n n mit d e r Erklärung, daß er den V e r t r a g kündige, wenn die Handlung nicht bis zum A b l a u f d e r Frist v o r g e n o m m e n w e r d e (§ 64ß). D e r V e r t r a g gilt dann nach fruchtlosem F r i s t a b l a u f als aufgehoben, und d e r U n t e r nehmer k a n n e i n e n der g e l e i s t e t e n A r b e i t e n t s p r e c h e n d e n Tteil der Vergütung und E r s a t z der in der Vergütung nicht i n b e g r i f f e n e n A u s lagen verlangen (§ 645 A b s . 1).

97

§ 25 Der Werkvertrag IV. Gefahrtragung.

1. Der Unternehmer trägt die Vergütungsgefahr bis zur Abnahme bzw. Vollendung des W e r k e s (§§ 644, 646 — über die Vergütungsgefahr vgl. oben Seite 13). Der Unternehmer verliert daher — im Gegensatz zum Dienstpflichtigen — den Anspruch auf die Vergütung, wenn das Werk vor diesem Zeitpunkt zufällig untergeht, z. B. durch Brandschaden, und haftet auch bis diahin für Sachmängel. Er braucht jedoch für den vom Besteller gelieferten und durch Zufall untergegangenen oder verschlechterten Stoff keinen Ersatz zu leisten, (keine Haftung für die Leistungsgefahr). Der Abnahme ist der Annahmeverzug des Bestellers und —• entsprechend dem Versendungskauf — die Uebergabe an die Transportanstalt gleichgestellt. 2. Eine Art Teilung der Gefahrtragung tritt ein, wenn das Werk vor der Abnahme infolge eines Mangels des vom Besteller gelieferten Stoffes oder infolge einer vom Besteller für die Ausführung erteilten Anweisung untergegangen, verschlechtert oder uniausführbar geworden ist, ohne daß den Unternehmer daran ein Verschulden trifft. Der Unternehmer kann dann einen der geleisteten Arbeit entsprechenden Teil der Vergütung und Ersatz der in der Vergütung nicht inibegriffenen Auslagen verlangen (§ 645). Weitergehende Ansprüche des Unternehmers aus Verschulden des Bestellers (§§ 324, 642) bleiben unberührt.' V. Unternehmerpfandrecht und Sicherungshypothek. 1. Pfandrecht. Der Unternehmer hat für alle Forderunigen aus dem Werkvertrag an dien von ihm hergestellten oder ausgebesserten beweglichen Sachen des Bestellers, die bei d e r Herstellung oder zum Zwecke der Ausbesserung in seinen Besitz gelangt sind, ein gesetzliches Pfandrecht (§ 647). Das Pfandrecht besteht auch an unpfändlbaren Sachen. Ein gutgläubiger Erwerb ist möglich, da es sich um ein gesetzliches Besitzpfandrecht handelt, das auf der Uebergabe beruht (§§ 1207, 1257, str.). 2. Sicherungshypothek. Der Unternehmer eines Bauwerkes kann für seine Forderungen die Einräumung einer Sicherungshypothek am Grundstück des Bestellers (und Eigentümers) verlangen (§ 648 Abs. 1). Zu den Bauunternehmern gehören auch Bauhandwerker, nicht bloße Baustofflieferanten.

Lehmann, Schuldverhältnisse II

aber

7

98

III. Betätigungsvertrag«

Der Inhaber einer Schiffswerft hat einen entspr. Anspruch auf Einräumung einer Söhiffshypothek (§ 648 Abs. 2). Die Sicherung durch Vormerkung Abs. 1 Satz 2), in hypothek erfolgen

dieser Ansprüche kann außer durch Klage auch (§ 883) auf Grund einstweiliger Verfügung (§ 885 besonders dringenden Fällen auch durch Arrest(§§ 9116 ff. ZPO).

VI. Beendigung des Wenkvertrages. Der Werkvertrag endet regelmäßig durch Vollendung des Werkes und Abwicklung der beiderseitigen Leistungen. Eine vorzeitige Aufhebung des Werkvertrages durch Kündigung besteht in folgenden Fällen: 1. Der Unternehmer kann nur kündigen, wenn der Besteller die Frist zur Mitwirkung versäumt (§ 643, vgl. oben III, 3). 2. Der Besteller kann jederzeit kündigen, muß dann jedoch die vereinbarte Vergütung zahlen, gemindert um die infolge der Aufhebung des Vertrages ersparten Aufwendungen und anderweit erzielten oder böswillig unterlassenen Erwerb (§ MB). Dies ist für den Besteller u. U. noch günstiger, als wenn er für das Wenk, d a s für ihn ohne Interesse geworden ist, die volle Gegenleistung bezahlen müßte. 3. Ein besonderes Kündigungsrecht zugunsten des Bestellers besteht, wenn dem Vertrag ein Kostenanschlag zugrunde liegt, ohne daß der Unternehmer die Gewähr für die Richtigkeit des Anschlages übernommen hat und sich damn ergibt, daß das Werk nicht ohne eine wesentliche Ueberschreitung des Anschlages ausführbar ist. Hier braucht der Besteller, wenn er aus diesem Grunde kündigt, nur einen der geleisteten Arbeit entsprechenden Teil der Vergütung und Ersatz der in der Vergütung nicht inibegriffenen Auslagen zu bezahlen. Um von der Küradigiungsmöglichkeit zu erfahren, hat der Unternehmer dem Besteller unverzüglich Anzeige zu erstatten, sobald eine Ueberschreitung dies Kostenanschlages zu erwarten ist (§ 660). Ein Bedürfnis für eine entsprechende Regelung besteht nicht, wenn der Unternehmer für die Innehaltung des Kostenanschlages garantiert hat; denn in diesem Fall ist 'der Kostenanschlag Vertragsinhalt und der Besteller ist nur in dessen Höhe zur Zahlung verpflichtet. VII. Der Werklieferungsvertrag. Beim Werklieferungsvertrag verpflichtet sich der Unternehmer zur Herstellung des versprochenen Werkes aus einem von ihm zu beschaffenden Stoffe (§ 651 A b s . 1).

99

§ 26 Der M ä k l e r v e r t r a g

Soll der Unternehmer nur Zutaten und sonstige Nebensachen liefern; so liegt ein reiner Werkvertrag vor (§ 651 Abs, 2). Beispiel: Werklieferungsvertrag: D e r S c h u h m a c h e r s t e l l t a u s v o n ihm z u fernden L e d e r ein P a a r Schuhe her, Werkvertrag: Der Schuhmacher stellt aus vom Kunden gelieferten Leder P a a r S c h u h e h e r , w o b e i er s e l b s t nur d i e N ä g e l z u g i b t ,

Für die rechtliche Behandlung des Werklieferungsvertrages unterscheiden, ob sein Gegenstand vertretbar ist oder nicht.

ist

lieein

zu

1. Ist die herzustellende S a c h e vertretbar (§ 91), so finden auf den Werklieferumgsvertrag die Kaufvorschriften Anwendung (§ 651 Abs. 1 S a t z 2). Beispiel: Katalog.

Bezug

herzustellenden

von

Schuhen

von

einer

Schuhfabrik

nach

2. Ist die herzustellende S a c h e nicht vertretbar — d. h. entsprechend den Wünschen des Bestellers anzufertigen —, so treten an die Stelle gewisser Kaufvorschriften die Vorschriften über den Werkvertrag mit Ausnahme d e r §§ 647, 648. Nach Kaufrecht richtet sich insbesondere die Pflicht zur Eigent ums Verschaffung und die Haftung für Rechtsmängel, nach Werkrecht die Haftung für Sachmängel und der Gefahrübergang bei beweglichen Sachen). Beispiel:

Bestellung

von

Schuhen

nach

Maß

bei

einem

Schuhmacher.

§ 26 Der

Mäklervertrag

I. Begriff und Abschluß. Der Mäklervertrag ist ein Vertrag, in d e m der eine Teil (Auftraggeber) dem anderen Teil (Mäkler) einen Lohn für den Nachweis einer Gelegenheit zum Abschluß eines V e r t r a g e s oder für die Vermittlung eines Vertrages verspricht (§ 652). 1. Der Mäklervertrag des B G B , der für die Vermittlung von Verträgen jeder Art gedacht ist, hat sein Anwendungsgebiet im wesentlichen auf dem Grundstücks- und Hypothekenmarkt, bei der Vermittlung von Miet- und Pac'hträumen und bei der nicht gewerbsmäßigen Vermittlung. Die Tätigkeit des Mäklers kann auf den bloßen Nachweis der Gelegenheit zum Vertragsabschluß (Nachweismäkler) beschränkt sein oder sich auf die eigentliche Vermittlung eines Vertrage® (Abschlußmäkler) ausdehnen. Sondervorschriften bestehen insbesondere für den .gewerblichen Handelsmäkler {§§ 93 ff. HGB). Untersagt ist die Arbeits- und Stellenvermittlung (RG vom 5. 11. 35 — R G B l I, 1281, 1361; 1937, 1413) — außer für Konzertagenturen, Artisten- und Bühnennachweise. 7*

100

III. Betätigunigsverträge

2. Der Mäklervertrag ist ein Vertrag eigener Art. Seine Besonderheit gegenüber Dienst- und Werkvertrag besteht vor allem darin, daß der Mäkler nicht zur Tätigkeit für den Auftraggeber verpflichtet ist. Doch kann sich der Mäkler auch zur Tätigkeit verpflichten oder sogar einen Erfolg versprechen, dann sind die Vorschriften des Dienst- und Werkvertrages ergänzend heranzuziehen. 3. Der Abschluß des Mäklervertrages ist (auch wenn Grundstücke handelt) an keine Form gebunden.

es sich

um

II. Treiupflicfat des Mäklers. Wird der Mäkler tätig, so muß er als Vertrauensmann seines Auftraggebers dessen Interessen wahrnehmen, ihm alles, was für seinen Entschluß wichtig sein kann, mitteilen (z. B. Zahlungsunfähigkeit des Interessenten, Mängel der Sache) und alles unterlassen, was die Interessen seines Auftraggebers gefährden könnte (Treupflicht des Mäklers). 1. Verletzt der Mäkler schuldhafterweise diese Pflicht, so wird er schadenersatzpflichtig und verwirkt in entsprechender Anwendung von § 654 seinen Lohnanspruch (vgl. RGZ 113, 269). Bedient er sieb eines Untermäklers, was im allgemeinen lässig sein wird, so haftet er für diesen nach § 278.

zu-

2. Eine besondere Ausprägung findet die Treupflicht darin, daß der Mäkler den Anspruch auf Lohn und Ersatz seiner Aufwendungen verliert, wenn er vertragswidrig auch für den anderen Teil tätig geworden ist (§ 654). Inwieweit ein Widerstreit der Interessen eine Tätigkeit für den anderen Teil ausschließt, richtet sich jeweils nach Inhalt und Zweck des Vertrages. Der Nachweismäkler wird häufilg als unparteiischer Vermittler für beide Teile tätig sein können (vgl. §§ 98, 99 HGB), seltener der Vermittilungismäkler. III. Vergütungspflicht des Auftraggebers. 1. Voraussetzungen der Vergütungspflicht. Der Auftraggeber muß den Mäklerlohn zahlen, wenn der Vertrag infolge der Tätigkeit des Mäklers zustandegekommen ist. Bis zum Vertragsabschluß ist der Auftraggeber jedoch völlig freigestellt und kann ohne Begründung sowohl den ihm zugeführten Interessenten wie den vorgeschlagenen Vertrag ablehnen. Eine arglistige Vereitelung des Ver.gütungsanspruches selbstverständlich ausgeschlossen (vgl. RGZ 95, 137).

ist

Der Vergütungsanspruch ist daher an folgende Voraussetzungen knüpft:

ge-

§ 26 Der

101

Mäklervertrag

a) Der M ä k l e r muß von dem A u f t r a g g e b e r b e a u f t r a g t sein. D a s kann auch stillschweigend geschehen, z. B . durch lose Duldung der Mäklertätiigkeit.

widerspruchs-

b) D e r v o r g e s e h e n e V e r t r a g muß gültig z u s t a n d e g e k o m m e n .sein. Ist er nichtig, wird er erfolgreich angefochten, eine Genehmigung nicht erteilt oder ein V o r k a u f s r e c h t a u s g e ü b t , wodurch der wirtschaftliche Erfolg des V e r t r a g e s nicht erreicht wird, so besteht kein A n s p r u c h auf Maklerlohn. Ist d e r V e r t r a g unter einer aufs c h i e b e n d e n Bedingung geschlossen, so ist der 'Maklerlohn erst nach deren Eintritt zu zahlen. Eine nachträgliche A u f h e b u n g (z. B . durch Rücktritt oder Wandelung) ist unschädlich. c) D e r Vertraig g e k o m m e n sein.

muß

infolge

der T ä t i g k e i t

des Mäklers

zustande-

Die Mäklertätiigkeit muß ursächlich oder zumindest mit ursächlich~ für d e n V e r t r a g s a b s c h l u ß g e w e s e n sein. B e i dem N a c h w e i s mäkler genügt das bloße Zuführen eines Interessenten, beim~~ Vermittlungsmäkler muß eine g e w i s s e Einwirkung auf den Interessenten hinzukommen 1 , die eine G r u n d l a g e für d e n s p ä t e r a b g e s c h l o s s e n e n Vertraig g e s c h a f f e n hat. Darauf ist b e s o n d e r s dann abzustellen, wenn zunächst d i e Verhandlung g e s c h e i t e r t ist und' dann ohne den M ä k l e r f o r t g e s e t z t und zum Abschluß g e b r a c h t wird. d) D e r A u f t r a g g e b e r muß in Kenntnis d e r M ä k l e r t ä t i g k e i t den Vertrag a b g e s c h l o s s e n haben, so daß er bei der F e s t s e t z u n g der V e r t r a g s bedingungen auf d i e Vergütung des -Mäklers Rücksicht nehmen konnte. 2. U m f a n g der Vergütungspflicht. a) Ist über d i e Vergütung nichts g e s a g t oder deren Höhe nicht b e stimmt, so gilt die ¡gleiche Regelung wie beim D i e n s t v e r t r a g e (§ 653 — vgl. § 612 s. oben S e i t e 88). Ein für die Vermittlung von D i e n s t v e r t r ä g e n v e r e i n b a r t e r unverhältnismäßig hoher Mäklerlohn k a n n vor der Entrichtung durch richterliches Urteil h e r a b g e s e t z t w e r d e n (§ 654 A b s . 2', nur noch wenig p r a k t i s c h vgl. oben I, 1). b) A u s l a g e n sind dem M ä k l e r nur zu ersetzen, w e n n dies b e s o n d e r s vereinbart ist (§ 652 A b s . 2). D i e s gilt auch, wenn der V e r t r a g nicht Zus t a n d e k o m m e n ist, wird jedoch meist durch die sog. S p e s e n k l a u s e l ausgeschlossen. IV. B e e n d i g u n g

des

Mäklervertrages.

D e r M ä k l e r v e r t r a g k a n n vom A u f t r a g g e b e r jederzeit widerrufen, vom M ä k l e r jederzeit gekündigt w e r d e n . Hat sich der M ä k l e r zur T ä t i g k e i t verpflichtet, Kündigungsrecht nur bei wichtigem G r u n d e (§ 626).

so hat er d a s

III. Betätigunigsver träge

102

V. Sondervorschriften für die Heirat svermittlurig. D i e Heirats Vermittlung b e g r ü n d e t /keinen klagbaren Lohnanspruch (sog. Naturalobligation, vgl. T e i l I S. 8), jedoch k a n n das zur Erfüllung G e l e i s t e t e nicht deshalb zurückgefordert werden, weil eine Verbindlichk e i t nicht b e s t a n d e n hat (§ 656). Unklagbair ist auch ein Schuldanerkenntniis oder « i n e sonstige Verbindlichkeit, die zur Erfüllung des Lohnversprechens eingegangen ist, z. B . ein W e c h s e l (vgl. die entsprechende Regelung b e i Spiel unid W e t t e §§ 762 ff. — unten S e i t e 133). Die

§ 27 A« s1 ob ung

I; Begriff und R e c h t s n a t u r . D i e Auslobung ist ein einseitiges, öffentlich b e k a n n t g e m a c h t e s V e r sprechen einer B e l o h n u n g für die V o r n a h m e einer Handlung, insbesondere für die Herbeiführung e i n e s Erfolges (§ 657). 1. Die Auslobung k a n n mannigfachen Z w e c k e n

dienen.

Beispiel: A u s s e t z u n g e i n e r B e l o h n u n g (1) für die T e i l n a h m e an e i n e r A k t i o n zur R e t t u n g v e r s c h ü t t e t e r B e r g l e u t e o d e r an e i n e r w i s s e n s c h a f t l i c h e n E x p e d i t i o n ( V o r •ahipe: einer Handlung); (2) zur A b l i e f e r u n g l a n d w i r t s c h a f t l i c h e r E r z e u g n i s s e in U e b e r s c h r e i t u n g d e s S o l l s , W i e d e r b e s c h a f f u n g g e s t o h l e n e r oder v e r l o r e n g e g a n g e n e r G e g e n s t ä n d e , E r g r e i f u n g e i n e s V e r b r e c h e r s , Lösung t e c h n i s c h e r , wissenschaftlicher o d e r k ü n s t l e r i s c h e r A u f g a b e n (Herbeiführung e i n e s E r f o l g e s ) .

B e i mangelnder E r n s t l i c h k e i t (z. B . bei m a r k t s c h r e i e r i s c h e r klame) ist die Auslobung igemäß § 118 nichtig.

Re-

2. Die Auslobung verpflichtet auf Grund des einseitigen öffentlichen V e r s p r e c h e n s ( V e r s p r e c h e n s t h e o r i e , anders die V e r t r a g s t h e o r i e , die einen Vertragsantrag an eine unbestimmte P e r s o n annimmt). Die Verpflichtung zur Entrichtung der Belohnung b e s t e h t daher auch gegenüber demjenigen, der die Handlung ohne Kenntnis d e r Auslobung vorgenommen hat. II. Das Widerrufsrecht. B i s zur V o r n a h m e der Handlung k a n n die Auslobung widerrufen werden, s o f e r n nicht auf d e n Widerruf verzichtet worden ist (§ 658). D e r Widerruf muß in derselben F o r m wie die Auslobung e r folgen oder durch b e s o n d e r e Mitteilung geschehen, die dann a b e r nur gegenüber dem Empfänger wirkt. Ein Verzicht auf den W i d e r ruf liegt i. Zw. in der Bestimmung einer Frist für die V o r n a h m e der Handlung. Nach den allgemeinen Vorschriften (§§ 119 ff.) ist auch d i e A n f e c h t u n g der Auslobung zulässig, die dann a b e r auch in der gleichen F o r m wie der Widerruf zu geschehen hat. III.

D e r Anspruch auf die Belohnung.

D e n Anspruch auf die B e l o h n u n g erwirbt derjenige, der die Handlung zuerst

vorgenommen

hat; h a b e n

sie

mehrere

gleichzeitig

ausgeführt,

so

§§ 27, 28 Auslobung, Auftrag

103

ist die Belohnung zu teilen (näheres § 659); haben mehrere an der Herbeiführung des Erfolges gemeinsam mitgewirkt, so 'hat der Auslobende die Belohnung angemessen zu verteilen (Näheres § 660). IV. Das Preisausschreiben. Ein Unterfall der Auslobung ist das Preisausschreiben (§ 661). Es unterscheidet sich von der Auslobung dadurch, daß die Belohnung nur den Bewerbern versprochen wird unid der Anspruch erst mit der Entscheidung der Preisrichter entsteht. Beispiel: Preisausschreiben Tür wissenschaftliche, künstlerische oder sportliche Leistungen, musikalischer Rätselfunk mit Preisen, P r e i s a u s s c h r e i b e n in Zeitungen.

Das Preisausschreiben muß eine Frist für die Bewerbungen enthalten (daher .i. Zw. unwiderruflich). Die Entscheidung erfolgt durch die Preisrichter unter Ausschluß des Rechtsweges (vgl. RGZ 143, 259 ff. „Schützenmeister"). Eine Eigentumsübertragung am Werk kann nur verlangt werden, wenn dies in der Auslobung selbst bestimmt war. Der

§ 28 Auftrag

I. Begriff und Abschluß. Der Auftrag ist ein Vertrag, durch den sich der Beauftragte dem Auftraggeber gegenüber zur unentgeltlichen Besorgung eines Geschäfts verpflichtet (§ 662). 1. Der Auftrag ist der umfassende Begriff für den unentgeltlichen Betätigungsvertrag. Trotzdem kommt er praktisch wegen der Unentgeltlichkeit nur selten vor. Das Auftragsrecht gewinnt aber an Beideutung, weil in zahlreichen Fällen darauf verwiesen wird. Dies gilt insbesondere für Dienst- und Werkverträge^ die eine Geschäftsbesorgung zum Gegenstand haben (§ 675), für die Geschäftsführung ohne Auftrag (§§ 677 ff.) und für sonstige ständige Geschäftsführungen (vgl. u. a. §§ 27 Abs. 3, 86, 713, 2218). 2. Der Auftrag ist ein unvollkommen zweiseitiger Vertrag (vgl. Teil I S. 53), da der Beauftragte notwendigerweise, der Auftraggeber nur möglicherweise verpflichtet wird. 3. Gegenstand des Auftrages ist eine unentgeltliche Geschäftsbesorgung. (Ueber den Begriff der Unentgeltlichkeit vgl. oben Seite 42.) Wegen der zahlreichen Erscheinungsformen von Geschäftsbesorgungen konnte ein einheitlicher Begriff nicht aufgestellt wenden. Um alle unentgeltlichen Tätigkeiten zu erfassen, sind als Geschäftsbesorgungen i. S. von § 662 (und § 677) die Vornahme von Rechtsgeschäften aller Art sowie von rechtsähnlichen und tatsächlichen Handlungen anzusehen. Sie

104

III. Betätigunigsverträge

müssen jedoch eine Tätigkeit darstellen, die an sich der Sorg« des anderen (Auftraggebers) obliegen würde und durch die daher dessen Interessen gefördert werden (vgl. RGZ 97, 65). Da eine „Tätigkeit" erforderlich ist, genügt ein bloßes Gewähren noch nicht.

Beispiel: G e s c h ä f t s b e s o r g u n g innerhalb eines A u l t r a g e s ist das unentgeltliche Ueberbringen eines P a k e t e s oder die Vornahme einer R e p a r a t u r sowie die Tätigkeit des A r z t e s , R e c h t s a n w a l t e s oder L e h r e r s , wenn sie unentgeltlich ausgeübt wird; auch die unentgeltliche B e s c h a f f u n g von Waren, nicht aber die bloße Mitnahme in einem K r a f t f a h r z e u g (vgl. R G Z 65, 18, a b e r auch 145, 394). -

4. Der Albschluß des Auftrages bedarf keiner Form und kann auch stillschweigend lerfolgen. a) Eine Beauftragung wird regelmäßig die Bevollmächtigung enthalten, soweit ihr nicht ein anderes Rechtsverhältnis zugrunde liegt. J e d o c h müssen nach B G B Auftrag und Vollmacht streng unterschieden werden: Der Auftrag betrifft das Imnenverhältnis zwischen Beauftragtem und Auftraggeber, das den Beauftragten zur Tätigkeit verpflichtet; die Vollmacht berührt dagegen nur das Außeniverhältnis zwischen Beauftragtem und Drittem (vgl. aber auch §§ 168, 169). J e nach dem Inhalt des Auftrages kann der Beauftragte im eigenen Namen oder im Namen des Auftraggebers auftreten und entsprechend entweder sich selbst oder seinen Auftraggeber (§ 164) verpflichten. b) Eine besondere Anizeigepflicht besteht bei Ablehnung von Aufträgen auf Geschäftslbesorguing für diejenigen, die zur Besorgung gewisser Geschäfte öffentlich bestellt sind oder sich hierzu öffentlich oder dem Auftraggeber gegenüber erboten haben (§ 663). Die Verletzung der Anzeigepflicht läßt (anders als nach § 362 HGB) den Auftrag nicht Zustandekommen, verpflichtet aber zum Ersatz des Vertrauensschadens (vgl. RGZ 104, 267). Die Vorschrift hat wesentliche Bedeutung für die entgeltliche Geschäftsbesorgung gemäß § 675, z. B . für Agenten oder Mäkler, die durch Zeitungs- oder Rundfunkwerbung, durch Hausschild oder sonst öffentlich ihre Tätigkeit anbieten. II. Die Pflichten des Beauftragten. 1. Pflicht zur sachgemäßen Durchführung. Durch die Annahme des Auftrages wird der Beauftragte zu dessen sorgfältiger Ausführung verpflichtet. Trotz der Unentgeltlichkeit haftet der Beauftragte für jedes Verschulden (§ 276). a) Der Beauftragte muß den Auftrag im Zweifel persönlich ausführen, doch ist die unterstützende Zuziehung von Gehilfen zulässig, für die der Beauftragte nach § 278 haftet. Ist dem Beauftragten aber die Uebertragung an einen Dritten (sog. Substitution) gestattet, so haftet er nur für ein Verschulden bei der Auswahl und in der Unterweisung des Dritten,

105

§ 28 Der A u f t r a g

nicht aber für d e s s e n Verschulden und regelmäßig auch nicht für seine B e aufsichtigung (§ 664 A b s . 1). Ist die U e b e r t r a g u n g vertragswidrig, so h a f t e t der B e a u f t r a g t e für j e d e n S c h a d e n , der ohne die U e b e r t r a g u n g nicht eingetreten wäre. E i n Verschulden des Dritten ist dazu nicht erforderlich. E b e n s o wie der B e a u f t r a g t e die A u s f ü h r u n g des A u f t r a g e s , darf auch der A u f t r a g g e b e r den A n s p r u c h darauf im Zweifel nicht ü b e r tragen {§ 664 A b s . 2 — vgl, § 613 — oben S e i t e 87). b) Der B e a u f t r a g t e hat den W e i s u n g e n d e s A u f t r a g g e b e r s zu folgen; er darf von den Weisungen nur abweichen, wenn er den U m s t ä n d e n nach annehmen darf, daß der A u f t r a g g e b e r bei Kenntnis der S a c h l a g e die A b weichung billigen würde. Der B e a u f t r a g t e hat d i e s nach Möglichkeit vorher anzuzeigen und eine Entschließung des A u f t r a g g e b e r s a b z u w a r t e n (§ 665). 2. Pflicht zur Benachrichtigung,

Auskunftserteilung.

Der B e a u f t r a g t e ist verpflichtet, dem A u f t r a g g e b e r die erforderlichen Nachrichten zu geben, auf V e r l a n g e n A u s k u n f t zu erteilen und R e c h e n s c h a f t abzulegen (§ 666). 3. Pflicht zur

Herausgabe.

Der B e a u f t r a g t e ist verpflichtet, dem A u f t r a g g e b e r alles, w a s er zur Ausführung d e s A u f t r a g e s erhält und a u s der G e s c h ä f t s b e s o r g u n g erlangt, h e r a u s z u g e b e n (§ 667). Die H e r a u s g a b e p f l i c h t ist u m f a s s e n d und e r s t r e c k t sich nicht nur auf die in A u s f ü h r u n g des A u f t r a g e s erlangten S a c h e n , s o n d e r n auch auf das v o m A u f t r a g g e b e r erhaltene A r b e i t s g e r ä t , sowie auf sonstige Vorteile, i n s b e s o n d e r e auf S o n d e r p r o v i s i o n e n und Schmiergelder, soweit der B e a u f t r a g t e durch ihre Zuwendung zum N a c h t e i l des A u f t r a g g e b e r s beeinflußt w e r d e n sollte (vgl. R G Z 99, 31; 146, 204). V e r w e n d e t der B e a u f t r a g t e G e l d eigennützig für sich, von d e r Zeit der V e r w e n d u n g an zu verzinsen (§ 668). A u ß e r d e m werden meist S c h a d e n e r s a t z a n s p r ü c h e Vbdg. mit §§ 246, 266 S t G B ) b e s t e h e n ,

so hat

er

es

aus § 823 (in

III. Öie Pflichten des A u f t r a g g e b e r s . 1. Vorschußpflicht. Der A u f t r a g g e b e r ist verpflichtet, dem B e a u f t r a g t e n auf V e r l a n g e n Vorschuß für die (objektiv) erforderlichen - A u f w e n d u n g e n zu leisten (§ 669). B e i V e r w e i g e r u n g k a n n der B e a u f t r a g t e zwar nicht auf Erfüllung klagen, a b e r die A u s f ü h r u n g d e s A u f t r a g e s einstweilen verweigern (vgl. R G Z 82, 400).

106

III. Betätigurtgsverträge 2. Pflicht zum Ersatz von Aufwendungen.

Der Auftraggeber muß solche Aufwendungen ersetzen, die der Beauftragte für erforderlich halten durfte (§ 670). Aufwendungen sind freiwillige Aufopferungen von Vermögenswerten, die in Ausführung des Auftrages oder mir in notwendiger Folge desselben gemacht sind (vgl. RGZ 1,22, 303). Beispiel: E r s t a t t u n g des K a u f p r e i s e s und d e r F ü t t e r u n g s k o s t e n für den in Ausführung e i n e s A u f t r a g e s g e k a u f t e n .Hund, der R e i s e k o s t e n für s e i n e A b h o l u n g , der P r o z e ß k o s t e n , um ihn dem A u f t r a g g e b e r zu e r h a l t e n .

3. Pflicht zum Ersatz von Schäden. Ein besondere Bestimmung für den Ersatz von Schäden, die der B e auftragte in Ausführung des Auftrages erleidet, fehlt. Der Auftraggeber würde daher nur haften, wenn ihn ein Verschulden trifft (§ 276), wenn er z. B. den Beauftragten nicht vor einer ihm unbekannten Gefahr gewarnt h^t. Beispiel: D e r A u f t r a g g e b e r ist dem B e a u f t r a g t e n s c h a d e n e r s a t z p f l i c h t i g , w e n n er ihm nicht m i t t e i l t , daß die a b z u h o l e n d e F l ü s s i g k e i t eine ä t z e n d e S ä u r e ist, und der B e a u f t r a g t e i n f o l g e d e s s e n S c h a d e n an s e i n e r G e s u n d h e i t o d e r an seinen Sachen erleidet.

Da dieser Haftungstatfbestand jedoch zu eng ist, hat die Rechtsprechung durch eine Erweiterung des Aufwendungsbegriffes geholfen und bei Schäden, die von keiner Partei verschuldet waren, einen Ersatzanspruch dann gegeben, wenn die Ausführung des Auftrages für beide Teile erkennbar mit einer besonderen Gefahr für Leiben, Gesundheit oder Vermögen verbunden war. Beispiel: E r s a t z von S c h ä d e n , die d e r B e a u f t r a g t e b e i Einfangen eines t o l l wütigen Hundes (vgl. R G Z 94, 169)., b e i der Hilfeleistung zur B e h a n d l u n g eines e r k r a n k t e n P f e r d e s (vgl. R G J W 31, 3442), b e i R e t t u n g s - und L ö s c h a r b e i t e n im B r a n d f a l l e (vgl. R G Z 98, 195), b e i d e r Verfolgung o d e r B e w a c h u n g von V e r b r e c h e r n (vgl. R G J W 27, 441) e r l e i d e t . Noch w e i t e r g e h e n d hat das R G s o g a r den E i n s a t z des L e b e n s als Aufwendung a n g e s e h e n und den H i n t e r b l i e b e n e n des B e a u f t r a g t e n (der B e a u f t r a g t e w u r d e von dem erAnsprüche aus § § 844 , 845 zugebilligt t r i n k e n d e n , , A u f t r a g g e b e r " zur Hilfe g e r u f e n und e r t r a n k s e l b s t , vgl. R G Z 167, 89, und W e i g l i n S J Z 1946 S . 90, F r i t z l e S J Z 1946 S 218).

IV. Die Beendigung des Auftrages. 1. Der Auftrag findet seine natürliche Beendigung durch seine Ausführung. Außerdem bestehen neben den allgemeinen Endigung»gründen (u. a. Beendigung durch gegenseitiges Uebereinkommen, Ablauf einer vereinbarten Zeit, sonstige Zweckerreichumg) folgende besondere Endigungsgründe: a) Kündigung und Widerruf. Der Auftrag kann (für die Zukunft) von dem Auftraggeber jederzeit widerrufen, von dem Beauftragten jederzeit gekündigt werden (§ 671). Der Beauftragte «oll jedoch ohme wichtigen Grund nicht zur Unzeit kündigen, d. h. nur in der Art, daß der Auftraggeber für «las

§ 28 Der Auftrag

107

Geschäft anderweit Fürsorge treffen kann. Di« Kündigung ist sonst zwar gleichwohl wirksam, verpflichtet a b e r zum Schadensersatz. Ein Verzicht des Beauftragten auf das Kündigunigsrecht ist wirkungslos, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. b) Tod, Geschäftsunfähigkeit, aa) Bei Tod oder Geschäftsunfähigkeit des Auftraggebers bleibt der Auftrag im Zweifel bestehen (§ 672). Ist eine Lösung vereinbart oder ergibt sie sich aus der Natur des Geschäftes, so hat der Beauftragte bei Gefahr im Verzuge das Geschäft so lanige' fortzuführen, bis anderweit Fürsorge getToffen werden kann; der Auftrag gilt insoweit als fortbestehend. bb) Bei Tod des Beauftragten erlischt im Zweifel der Auftrag (§ 673). Der Erbe ist anzeige- und fortsetzungspflichtig. Geschäftsunfähigkeit des Beauftragten läßt den Auftrag zu rechtsgeschäftlichem Handeln wegen Unmöglichkeit (§§ 275, 105) erlöschen, inwieweit er in anderen Fällen erlischt, ist Auslegungsfrage. 2. Ein besonderer Schutz des Beauftragten besteht, wenn der Auftrag in anderer Weise als durch Widerruf erlischt. DeT Auftrag gilt dann zugunsten des Beauftragten als fortbestehend, bis er von dem Erlöschen Kenntnis erlangt oder erlangen mußte (§ 674). Der Beauftragte kann daher noch Ersatz seiner Aufwendunigen verlangen, die er in gutem Glauben an den Fortbestand des Auftrages gemacht hat. Ist der Beauftragte zugleich Bevollmächtigter, so wirkt auch seine Vollmacht weiter, jedoch nicht gegenüber einem bösgläubigen Dritten (§§ 168 Satz 1, 169). V. Die entgeltliche

Geschäftsbesorgung.

Die meisten Vorschriften des Auftraigsrechts kommen auf Dienst- und Werkverträge, die eine Geschäftsbesongung zum Gegenstand haben, neben den Regeln jener Verträge zur entsprechenden Anwendung (§ 675). Der Begriff der Geschäftsbesorgung in § 675 ist nach der h. L. enger als in § 662, doch neigt die Rechtsprechung immer mehr zur Gleichsetzunig beider Begriffe. Eine Geschäftsibesorgunig i. S. von § 675 ist jede selbständige Tätigkeit wirtschaftlicher Art, die für einen anderen in dessen Interesse vorgenommen wird (h. L,). Sie umfaßt (wie § 662) rechtsgeschäftliche, rechtsähnliche und tatsächliche Handlungen. Beispiel: Tätigkeit des Rechtsanwalts, Treuhänders, der Banken im Verhältnis zu ihren Kunden, des Bücherrevisors, des Kommissionärs, Spediteurs, nicht aber der Hausgehilfin (unselbständig) oder des Arztes oder Lehrers (nicht vermögensrechtlich).

108

III. B e t ä t i g u n g s v e r t r ä g e VI. R a t und Empfehlung. 1. Wer einem a n d e r e n einen Rat, eine Empfehlung (oder eine A u s k u n f t )

erteilt, ist zum Ers.atz eines

Schadens,

der

aus

der B e f o l g u n g

entsteht,

nicht verpflichtet (§ 676). 2. Ein b e s o n d e r e r H a f t u n g s g r u n d k a n n sich aber, als H a u p t - oder Nebenpflicht eines (meist entgeltlichen) V e r t r a g e s oder aus unerlaubter Handlung (§§ 823 ff.) e r g e b e n . Beispiel: H a f t u n g d e s R e c h t s a n w a l t s , d e r A u s k u n f t e i und d e s R e i s e b ü r o s f ü r erteilte A u s k ü n f t e , bei dauernden Geschäftsbeziehungen zwischen B a n k und Kunden f ü r d i e B a n k a u s k u n f t ( v e r t r a g s ä h n l i c h e s V e r t r a u e n s v e r h ä l t n i s , v g l . R G Z 126 , 52), bei wissentlich falscher Auskunft über die Zuverlässigkeit einer anderen Firma ( u n e r l a u b t e H a n d l u n g § 826, v g l . R G Z 76, 318).

§ 29 Die 1. Begriff und

Geschäftsführung

ohne

Auftrag

Rechtsnatur.

Eine G e s c h ä f t s f ü h r u n g ohne A u f t r a g liegt vor, wenn j e m a n d (als Ges c h ä f t s f ü h r e r ) ein G e s c h ä f t für einen anderen (den G e s c h ä f t s h e r r n ) unentgeltlich besorgt, ohne von ihm dazu b e a u f t r a g t o d e r sonst dazu berechtigt zu sein (§ 677). 1~. Die G e s c h ä f t s f ü h r u n g ohne A u f t r a g regelt die u n e r b e t e n e Wahrnehmung f r e m d e r Interessen. Soweit die R e c h t s o r d n u n g sie a n e r k e n n e n muß und die G e s c h ä f t s f ü h r u n g daher berechtigt ist, muß dier G e s c h ä f t s h e r r sie gegen sich gelten l a s s e n und bedarf d e r G e s c h ä f t s f ü h r e r d e s S c h u t z e s ; soweit sie lediglich eine u n e r w ü n s c h t e Einmischung in fremde A n g e l e g e n heiten darstellt, muß der G e s c h ä f t s h e r r gesichert werden. 2. Die G e s c h ä f t s f ü h r u n g ohne A u f t r a g b e g r ü n d e t ein gesetzliches, auftragsähnliches Schuldverhältnis, das an das einseitige Handeln der einen P a r t e i geknüpft ist. B e z ü g l i c h der G e s c h ä f t s f ä h i g k e i t ist sie jedoch d e n R e c h t s g e s c h ä f t e n gleichgestellt, sodaß der G e s c h ä f t s f ü h r e r bei G e s c h ä f t s unfähigkeit oder m a n g e l n d e r G e s c h ä f t s f ä h i g k e i t nur nach dem Recht d e r u n e r l a u b t e n Handlung und ungerechtfertigten B e r e i c h e rung und nicht nach d e m strengeren A u f t r a g s r e c h t verantwortlich ist (§ 682). II. V o r a u s s e t z u n g

der G e s c h ä f t s f ü h r u n g ohne

Die G e s c h ä f t s f ü h r u n g einen anderen.

ohne

Auftrag

ist

die

Auftrag. Geschäftsbesorgung

für

1. Der Begriff der G e s c h ä f t s b e s o r g u n g ist e b e n s o u m f a s s e n d wie b e i m A u f t r a g (§ 662, vgl. oben S e i t e 103).

109

§ 29 Die Geschäftsführung ohne Auftrag

2. Die Geschäftsbesorgung muß für einen anderen geschehen; der Geschäftsführer muß daher das Bewußtsein und die Absicht haben, ein G e s c h ä f t zu führen, das zu dem Rechtskreds eines anderen gehört. Nicht erforderlich ist, daß d e r Geschäftsführer den Geschäftsherrn kennt, daher ist auch ein Irrtum in der Person des Geschäftsherrn unbeachtlich; es wird nur der wirkliche Geschäftsherr berechtigt und verpflichtet (§ 686). Auch kann der Geschäftsführer neben den fremden Interessen zugleich eigen« wahrnehmen (vgl. R G Z 126, 293) oder einem Dritten gegenüber zur Vornahme d e s G e s c h ä f t e s verpflichtet sein (vgl. R G Z 82, 214). Im einzelnen ist zu unterscheiden zwischen a) objektiv fremden Geschäften, die fremden Rechtskreis angehören. Beispiel: Bebauung eines fremden Fütterung eines fremden T i e r e s .

bereits

ihrer

Grundstücks,

Natur

Bezahlung

nach

fremder

einem Schulden,

Hier ergibt sich schon aus der Vornahme des G e s c h ä f t e s die Vermutung für das Bewußtsein und die Absicht, ei® fremdes Geschäft zu führen. Bei irrtümlicher oder absichtlicher Fühlung eines fremden Geschäftes als eigenes gilt § 687 (vgl. unter IV), und b) neutralen Geschäften, die erst durch die Absicht, ein fremdes Geschäft zu führen, dem fremden Rechtskreis zugerechnet werden können. Beispiel: Ankauf von Waren für einen anderen. Die Absicht, für einen anderen zu handeln, muß irgendwie erkennbar hervorgetreten sein und ist von dem G e s c h ä f t s f ü h r e r zu beweisen, wenn er Rechte daraus herleiten will.

III. Rechtsfolgen der Geschäftsführung ohne Auftrag. F ü r die rechtliche Beurteilung der Geschäftsführung ohne Auftrag ist darauf abzustellen, ob die Geschäftsführung als berechtigt anzuerkennen ist O'der nicht. 1. Eine berechtigte Geschäftsführung liegt vor, wenn ihre Uebernahme dem wirklichen oder mutmaßlichen Willen des Geschäftsherrn entspricht (§ 678). D a s gleiche gilt, wenn die Geschäftsführung von dem Geschäftsherrn genehmigt wird (§ 684 S a t z 2). Auf den Willen des Geschäftsherrn kommt es nicht an, wenn ohne die Geschäftsführung eine im öffentlichein Interesse liegende Pflicht oder eine gesetzliche Unterhaltspflicht: des Geschäftsherrn nicht rechtzeitig erfüllt werden würde (§ 679). E s ergeben sich d a n n folgende Verpflichtungen: a) Der Geschäftsführer hat das übernommene G e s c h ä f t nach dem (objektiven) Interesse des Geschäftsherrn mit Rücksicht auf dessen wirklichen oder mutmaßlichen Willen zu führen (§ 677). Er hat, sobald es tun-

III. Betätiigunigs ver träge

110

lieh ist, dem Geschäftsherrn die U ebernahm e der Geschäftsführung anzuzeigen und — falls nicht Gefahr im Verzuge ist — dessen Entscheidung abzuwarten. Äußerndem hat er — entsprechend dem Beauftragten — die Pflicht zur Auskunft und Herausgabe des Erlangten sowie zur Verzinsung eigenmütizig verwandten Geldes (§ 681). Er haftet auch für leichte Fahrlässigkeit (§ 2176), jedoch tritt eine Haftungsmilderung a-uf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit ein, wenn die Uefoernahme der Geschäftsführung die Abwendung einer dem Geschäftsherrn drohenden dringenden Gefahr bezweckte (§ 680). b) Der Geschäftsherr ist verpflichtet, dem Geschäftsführer die gemachten Aufwendungen zu ersetzen (§§ 683, 670 — vgl. olben Seite 106), es sei denn, daß der Geschäftsführer die Absicht hatte, von dem Geschäftsherrn keinen Ersatz zu verlangen (§ 685 Abs. 1). Letzteres ist im Zweifel anzunehmen, wenn Eltern oder Voreltern ihren Abkömmlingen oder diese jenen Unterhalt gewähren, (§ 685 Abs. 2). B e i s p i e l : E s läßt jemand (Geschäftsführer) in den Mantel eines anderen (Geschäftsherr) bei einer günstigen Gelegenheit ein Futter einsetzen, w a s sich der Eigentümer des M a n t e l s schon lange Zeit ersehnt hatte. Der G e s c h ä f t s f ü h r e r kann E r s a t z der K o s t e n verlangen, die er d a f ü r bezahlt hatte außer wenn ihm eine E r s a t z a b s i c h t fehlte.

2. Liegt eine berechtigte Geschäftsführung gemäß 1. nicht vor, so gilt a) der Geschäftsführer, der erkennen mußte, daß die Geschäftsführung unberechtigt is.t, haftet sogar für zufälligen Schaden (§ 678), doch tritt auch hier eine Haftungsmilderung bei dringender Gefahr ein .(§ 680); b) der Geschäftsherr braucht keinen Ersatz von Aufwendungen zu leisten, sondern hat nur nach Bereicherungsrecht d a s herauszugeben, was er durch die Geschäftsführung erlangt hat (§ 684 S. 1). Beispiel: E s läßt jemand in den Mantel eines anderen ein Futter einsetzen, ohne irgendeinen Anhaltspunkt für d e s s e n dahingehende Absicht zu haben Der G e schäftsführer kann jetzt die K o s t e n für den Futtereinsatz nicht verlangen und ist außerdem dem G e s c h ä f t s h e r r n schadenersatzpflichtig, wenn diesem z B . während der Mantel beim Schneider w a r , eine günstige Verkaufsgelegenheit entgangen ist Der G e s c h ä f t s h e r r muß, wenn er den Mantel bereits mit dem F u t t e r erhalten hat, d a s Futter gemäß § 812 h e r a u s g e b e n .

IV. Sonderfälle. 1. Irrtümliche Geschäftsführung ohne Auftrag Besorgt jemand ein (objektiv) fremdes Geschäft irrtümlich in der Meinung, daß es sein eigenes sei, so ist eine Geschäftsführung ohne Auftrag 'begrifflich ausgeschlossen. Die §§ 677—686 finden daher keine Anwendung (§ 687 Abs. 1). Möglich ist dann eine Haftung kraft Bereicherungsrecht oder auch nach sachenrechtlichen Vorschriften (§§ 946 ff., 985 ff.); der Geschäftsführer kann auch aus unerlaubter Handlung nach § 823 verantwortlich sein

§ 30 Die

Verwahrung

111

Beispiel: L ä ß t j e m a n d ein f r e m d e s B u c h e i n b i n d e n in d e r i r r t ü m l i c h e n M e i nung, e s g e h ö r e ihm, s o k a n n er g e m ä ß § § 947, 951, 812 f ü r den E i n b a n d e i n e V e r g ü t u n g in G e l d v e r l a n g e n . V e r k a u f t j e m a n d i r r t ü m l i c h ein f r e m d e s B i l d , s o k a n n d e r E i g e n t ü m e r g e m ä ß § 816 d i e H e r a u s g a b e d e s d u r c h d e n V e r k a u f d e s B i l d e s E r l a n g t e n v e r l a n g e n .

2. U n e c h t e G e s c h ä f t s f ü h r u n g ohne A u f t r a g . B e h a n d e l t jemand ein (objektiv) f r e m d e s G e s c h ä f t wider b e s s e r e s Wissein als sein eigenes, so ist z w a r a u c h eine G e s c h ä f t s f ü h r u n g ohne A u f t r a g nicht gegeben, doch kann d e r G e s c h ä f t s h e r r die A n s p r ü c h e aus G e s c h ä f t s f ü h r u n g ohne A u f t r a g geltend machen, muß a b e r s e l b s t eine aus der G e s c h ä f t s f ü h r u n g erlangte B e r e i c h e r u n g h e r a u s g e b e n (§ 687 A b s . 2). D i e s b e d e u t e t ein« V e r b e s s e r u n g der R e c h t s l a g e des G e s c h ä f t s herrn, i n s b e s o n d e r e deshalb, weil er gemäß §§ 681, 666 , 667 den A n s p r u c h auf R e c h e n s c h a f t s l e g u n g und H e r a u s g a b e d e s Erlangten bekommt, worunter auch ein durch den W e i t e r v e r k a u f erzielter M e h r e r l ö s fällt. D i e s e A n s p r ü c h e würden nicht immer b e s t e h e n , wenn der G e s c h ä f t s h e r r nur a u s unerlaubter Handlung (§ 823) oder ungerechtfertigter B e r e i c h e r u n g (§§ 812 ff.) v o r g e h e n könnte, Beispiel; 1, E i n H ä n d l e r e r w i r t i t ein w e r t v o l l e s B i l d v o n e i n e m u n k u n d i g e n E r b e n z u e i n e m b i l l i g e n P r e i s e und v e r k a u f t e s z u e i n e m t e u r e n w e i t e r . Ficht dann d e r E r b e d e n K a u f v e r t r a g m i t d e m H ä n d l e r an (§ 123), s o w a r d e r W e i t e r v e r k a u f f ü r d e n H ä n d l e r ein „ f r e m d e s " G e s c h ä f t , d a d i e K e n n t n i s d e r A n f e c h t b a r k e i t g e m ä ß § 142 A b s . 2 d e r K e n n t n i s d e r N i c h t b e r e c h t i g u n g d e s H ä n d l e r s ( G e s c h ä f t s f ü h r e r s ) gleichsteht. D e r E r b e k a n n d a n n g e m ä ß §§ 687 A b s , 2, 681, 666 d i e H e r a u s g a b e d e s v o l l e n , b e i d e m W e i t e r v e r k a u f e r z i e l t e n K a u f p r e i s e s v e r l a n g e n ( v g l . R G 2 138, 49). 2. V e r m i e t e t j e m a n d f r e m d e M ö b e l u n t e r M i ß b r a u c h d e s so kann der Eigentümer der M ö b e l H e r a u s g a b e d e s erlangten (vgl. R G Z 105. 408).

Vermieterpfandrechts, Mietzinses verlangen

§ 30 Die

Verwahrung

I. Begriff und Gegenstamd. Durch den V e r w a h r u n g s v e r t r a g wird der V e r w a h r e r verpflichtet, eine ihm vom Hinterleger üb erg e ben e b e w e g l i c h e S a c h e a u f z u b e w a h r e n (§ 688) 1. Die Verwahrung b e z w e c k t die entgeltliche oder unentgeltliche G e währung von R a u m und U e b e r n a h m e der Obhut für eine f r e m d e b e w e g liche S a c h e . Erfolgt bloße (entgeltliche) R a u m g e w ä h r u n g , so ist M i e t e gegeben (z. B . eines S t a h l k a m m e r f a c h e s R G Z IUI, 99); wird nur das A b s t e l l e n geduldet (z. B. von F a h r r ä d e r n in einem L a d e n — a n d e r s bei Parkplätzen), so liegt eine bloße G e f ä l l i g k e i t vor. B e i m Verwahrumgsvertrag der §§ 688 ff. stellt die Verwahrung den Hauptinhalt des V e r t r a g e s dar, d o c h k o m m e n Verwahrungspflichten häufig als N e b e n p f l i c h t e n bei a n d e r e n V e r t r ä g e n vor. Beispiel: Aufbewahrungspflicht von G a r d e r o b e b e s o n d e r e Gebühr erhoben wird (Nebenpflicht zum

im T h e a t e r , a u c h Werkvertrag).

wenn

keine

S o n d e r v o r s c h r i f t e n b e s t e h e n im H a n d e l s r e c h t , i n s b e s o n d e r e f ü r d a s L a g e r g e s c h ä f t (§§ 416 ff. H G B ) , d a s Orderlaigergeschäft (VO v.

112

III. Betätigungsverträge 16. 12. 31, RGBl. I 763) und für die Verwahrung von Wertpapieren (Depotgesetz vom 4. 2. 37, RGBl. I, 171).

2. Die Verwahrung ist ein Realvertrag, 'da sie durch die Hingabe der Sache zustandekommt. Ist .sie entgeltlich, so 'Stellt sie einen gegenseitigen Vertrag dar, ist sie unentgeltlich, so ist sie ein unvollkommen zweiseitiger Vertrag mit notwendigen Pflichten des Verwahrers und möglichen Pflichten des Hinterliegers. 3. Geigenstand der Verwahrung können nur bewegliche Sachen sein. Der Vertrag üiber die Bewachung von Grundstücken ist daher nur als Dienst- oder Werkvertrag oder als Auftrag möglich. II. Rechte und Pflichten der Vertragsteile. 1. Rechtsstellung des Verwahrers. a) Der Verwahrer hat die Sache aufzubewahren (3 698) und ist zur Obhut verpflichtet. Aus der Obhutspflicht können sich nach Treu und Glauben auch gewisse Nebemp fliehten, insbesondere Erhaltungspflichten, ergeben, z. B. Schutz der verwahrten Möbel vor Feuchtigkeit. b) Der Verwahrer haftet regelmäßig für jedes Verschulden; bei der unentgeltlichen Verwahrung braucht er jedoch nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, 'die er in eigenen Angelegenheiten anwendet {§ 690, vgl. § 277). c) Die sonstigen Pflichten des Verwahrers sind ähnlich denen des Beauftragten geregelt: Im.Zweifel muß er die Verwahrung selbst' ausführen {§ 691; vgl. § 664), darf die vereinbarte Art der Aufbewahrung nur ändern, wenn die Billigung des Hinterlegers anzunehmen ist (§ 692, vgl. § 665) und hat eigennützig verwandtes Geld zu verzinsen (§ 698, vgl. § 668). 2. Rechtsstellung des Hinterlegers. a) Der Hinterleger muß' eine Vergütung zahlen, wenn eine solche vereinbart oder die Aufbewahrung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist (§ 689). Die Vergütung ist nach dem Ende der Verwahrung zu entrichten oder, wenn sie nach Zeitabschnitten berechnet ist, nach Ablauf der einzelnen Abschnitte (§ 699 Abs. 1). Bei vorzeitiger Endigung bestimmt sich die Teilvergütung i. Zw. nach der erbrachten Leistung (§ 699 Abs. 2). b) Der Hinterleger muß — wie der Auftraggeber nach § 670 — dem Verwahrer die Aufwendungen ersetzen, die dieser den Umständen nach für erforderlich halten durfte (§ 693).

113

§ 30 Die Verwahrung

c) Der Hinterleger muß den Schaden ersetzen, der dem Verwahrer durch die Beschaffenheit der Sache entsteht (Haftung aius vermutetem Verschuldem). Beispie!: Das in V e r w a h r u n g T i e r e d e s V e r w a h r e r s an.

gegebene

Tier

ist

krank

und

steckt

die

anderen

D e r Hinterleger kann den Schadenersatzanspruch nur durch iden Nachweis seiner schuldlosen Unkenntnis der gefahrdrohendem -Beschaffenheit, deren vorheriger Anzeige an den Verwahrer oder dessen sonstige Kenntnis abwehren (§ 694). III. Beendigung der Verwahrung. 1. Der Verwahrer kann — wenn keine Zeit für die Verwahrung vereinbart ist — die Rücknahme jederzeit, bei vereinbarter Verwahrungszeit nur bei Vorliegen eines wichtigen Grundes, verlangen (§ 696). 2. Der Hinterleger kann die hinterlegte Sache jederzeit zurückfordern, auch wenn für die Aufbewahrung eine Zeit bestimmt ist (§ 695). Zu 1. und 2. • Die Rückgabe hat an dem vertraglichen Verwahrunigsort zü erfolgen. Sie ist also Hol schuld (§ 697). IV. Unregelmäßige Verwahrung

(Hinterlegungsdarlehn).

1. Begriff. Eine unregelmäßige Verwahrung (soig. Hinterlegungsdarlehn) liegt vor, wenn" vertretbare Sachen in der Weise hinterlegt werden, daß das Eigentum auf den Verwahrer übergehen und dieser zur Rückgabe von Sachen gleicher Art, Güte und Menge verpflichtet sein soll (§ 700). 2. Wirtschaftliche Bedeutung und rechtliche Folgen. >a) Die unregelmäßige Verwahrung soll eine Verwertung der vertretbaren Sachen — also insbesondere von Geld — während der Dauer der Verwahrung gestatten. Dies ist nur möglich, indem der Hinterleger — anders als bei der regelmäßigen Verwahrung — das Eigentum an der Sache überträgt oder den Verbrauch gestattet. Damit ähnelt die unregelmäßige Verwahrung dem Darlehn, von dem sie sich nur dadurch unterscheidet, daß hier in erster Linie der Hinterleger, beim Darlehn aber der Empfänger der wirtschaftlich Interessierte ist. Das Hauptbeispiel .für eine unregelmäßige Verwahrung ist die Einzahlung von Geld mit jederzeitiger Verfügungisbefuigids („tägliches Geld") zu geringem Zinsfuß bei der Bank (Scheck- u. Girokonto) und der Postscheckvertrag. b) Die Vorschriften über das Darlehn finden von dem Zeitpunkt der Uebereignumg oder bei der Gestattung des Verbrauchs von der Aneignung L e h m a n n ,

S c h u l d v e r h ä l t n i s s e II

&

114

III. Betätiigungsverträge

a(b Anwendung. Wegen der vorn Darlehn unterschiedlichen Interessenl'aige gelten bezüglich Zeit und Ort der R ü c k g a b e die Vorschriften des Verwahrungs Vertrages (§ 700 A b s . 1), insbesondere hat der Hinterleger das Recht zur jederzeitigen Rückforderung (§ 695). B e i Wertpapieren muß die Vereinlbarung eines Hinterlegungsdarlehns ausdrücklich geschehen (§ 700 A b s . 2), im Depotrecht (§ 1'5 Depotgesetz) bedarf es sogaT für jedes einzelne Geschäft deT ausdrücklichen und schriftlichen Ermächtigungi. § 31 Die Einbringung

von S a c h e n bei

Gastwirten

Der Gastwirt, der gewerbsmäßig F r e m d e beherbergt, haftet auch ohne Verschulden für Verlust und Beschädigung d'er vom G a s t eingebrachten Sachen, sofern nicht ein besonderer Ausschließungsgrund vorliegt (§ 701 A b s . 1 S a t z 1). Durch diese gesetzliche Haftung soll der Gast, der sich meist über die näheren Verhältnisse in einem Gasthausbetrieb nicht im voraus unterrichten kann, gegen die sich aus dem Zusammenleben und dem häufigen Wechsel unbekannter Personen ergebenden Gefahren) 'geschützt und d e r Gastwirt, der aus dem B e t r i e b den Vorteil zieht, zur Abwendung dieser Gefahren angehalten werden {vgl. R G Z 112, 59). I. Voraussetzungen der Haftung. 1. E s muß ein Gastwirt sein, der gewerbsmäßig F r e m d e beherbergt. Die Haftung besteht daher vor allem für Hotelbesitzer, aber auch für Pensionsinhaber, nicht aber für Schenk- und Speisewirte, Zimmervermieter, Schiffahrts- und Schlafwagemgesellschaften (Beförderung Hauptleistung) und. Sanatorien (ärztliche Betreuung Hauptleistung). 2. Der G a s t muß zur Beherbergung aufgenommen sein. Die Aufnahme ist ein einseitiger tatsächlicher A k t des Wirtes. Nur an ihn und nicht an den häufig damit verbundenen B e h e r b e r gungsvertrag (vgl. R G Z 169, 87) ist die Haftung igeknüpft. Daher brauchen weder der G a s t noch der Gastwirt geschäftsfähig zu sein (str.). 3. Die S a c h e n müssen vom G a s t eingebracht sein. A l s eingebracht gelten die eigenen o d e r fremden Sachen des Gastes, die dem G a s t w i r t oder seinen Leuten, die zur Entgegennahme bestellt oder als bestellt anzusehen waren, übergeben oder an einen zur Unterbringung bestimmten Ort (gebracht sind (§ 701 A b s . 2). Beispiel; U e b e r g a b e eines K o f f e r s an den Hoteldiener eines K r a f t f a h r z e u g e s in der H o t e l g a r a g e .

am Bahnhof,

Abstellung

§ 3 1 Die Einbringung von S a c h e n b e i G a s t w i r t e n

115

II. U m f a n g der H a f t u n g . Die Haftung g e h t auf vollen S c h a d e n e r s a t z , nur bei Geld, W e r t p a p i e r e n und K o s t b a r k e i t e n ist sie auf 1000 R M begrenzt. Die Haftung des G a s t w i r t e s ist auch hier unbeschränkt, wenn er die S a c h e n in Kenntnis ihrer E i g e n s c h a f t als W e r t s a c h e n in V e r wahrung genommen oder d i e Verwahrung abigelehnt hat oder wenn der S c h a d e n v o n ihm oder seinen L e u t e n verschuldet worden ist (§ 702). III. Ausschluß und Erlöschen der Haftung. 1. Gesetzlicher Ausschluß der Haftung. Die Ersatzpflicht ist a u s g e s c h l o s s e n (§ 701 A b s . 1 S a l z 2), wenn der Schaden a) von dem Gast, einem Begleiter des G a s t e s oder einer Person, die er bei sich aufgenommen hat, mit oder ohne Verschulden verursacht worden ist; b) durch die B e s c h a f f e n h e i t standen ist.

der

Sache

oder

durch

höhere

Gewalt

ent-

U e b e r d e n Begriff der h ö h e r e n G e w a l t vgl. Teil I S. 35; Diebstahl (vgl. R G Z 75, 390) und B r a n d s c h ä d e n sind k e i n e höhere G e w a l t . 2. Vertraglicher Ausschluß der

Haftung.

Die Haftung kann vertraglich a u s g e s c h l o s s e n werden, jedoch genügt der bloße „ A n s c h l a g " nicht (§ 701 A b s . 3), noch darf eine Monopolstellung mißbraucht werden. 3. Erlöschen der Haftung. Der S c h a d e n e r s a t z a n s p r u c h des G a s t e s erlischt, wenn der G a s t nicht unverzüglich, nachdem er von dem Verlust oder der B e s c h ä d i g u n g K e n n t nis erlangt hat, dem G a s t w i r t Anzeige macht. D e r A n s p r u c h erlischt nicht, wenn die S a c h e n zur A u f b e w a h r u n g ü b e r g e b e n w a r e n (§ 703).

dem

Gastwirt

IV. Pfandrecht d e s G a s t w i r t e s . D e r G a s t w i r t hat .an den! eingebrachten eigenen und p f ä n d b a r e n S a c h e n des G a s t e s ein gesetzliches Pfandrecht. E s b e s t e h t für die F o r d e rungen des G a s t w i r t e s für Wohnung und a n d e r e Leistunigen, die zur B e friedigung der B e d ü r f n i s s e d e s G a s t e s dienen (z. B . S p e i s e n und G e t r ä n k e , Bedienung), mit Einschluß der Auslagen. E s wind e n t s p r e c h e n d dem Vermieterpfandrecht behandelt (§ 704). s*

116

IV. Gesellschaft unld Gemeinschaft IV. Gesellschaft und Gemeinschaft

Während die bisher besprochenen Rechtsverhältnisse auf einen Leistungsaustausch bei entgegengesetzten Belangen der Beteiligtem gerichtet waren oder zumindest jeder sein eigenes Interesse verfolgte, ist bei den hier behandelten Rechtsbeziehunigen die Wahrnehmung gemeinsamer Interessen) entscheidend. Als Grundtatbestand hat das B G B die Gemeinschaft (§§ 742 ff.) vorgesehen, wenn mehreren ein Recht gemeinschaftlich zusteht. Die Vorschriften über die Gemeinschaft werdem jedoch in den wichtigsten Fällen durch Sondervorschriften verdrängt oder finden nur hilfsweise Anwendung. Außer für die drei ehelichen Gütergemeinschaften und die Erbengemeinschaft gilt dies insbesondere für die Gesellschaft, die den vertragsmäßigen Zusammenschluß mehrerer zu einem gemeinsamen Zweck darstellt (§§ 705 ff.). In der rechtlichen Form hat das B G B die Gesellschaft und die erwähnten familden- und enbrechtlichen Gemeinschaften nach dem Gesamthandspriifzip 'aufgebaut, während es bei der Gemeinschaft wegen der fehlenden Zweckverbindung von einer größtmöglichen Selbständigkeit der einzelnen Teilhaber ausgeht („Gemeinschaft nach "Bruchteilen"). Entsprechend der Reihenfolge des Gesetzes wird zunächst die Gesellschaft und anschließend die Gemeinschaft dargestellt. § 32 Begriff

und Errichtung

der

Gesellschaft

Die Gesellschaft ist ein Zusammenschluß von Personen, der auf die Erreichung eines gemeinsamen Zweckes nach Maßgabe des Gesellschaftsvertrages gerichtet ist (§ 705). I. Grundsätzliches. 1. Das Anwendungsgebiet des Gesellschaftsrechtes ist sehr erheblich. Es umfaßt alle zweckgebundenen Personallgesellschaften, soweit nicht das HGB Sonderformen entwickelt hat (offene Handelsgesellschaft, Kommanditgesellschaft, stille Gesellschaft), aber auch auf diese Gesellschaftsformen finden die Vorschriften des B G B hilfsweise Anwendung.. In neuerer Zeit sind die Gewinn- und Interessengemeinschaften (vgl. RGZ 148, 278), die Konzerne selbständiger Unternehmungen und die Kartelle (vgl. RGZ 136, 236) meist als BGB-Gesellschaft gebildet worden. 2, Die Gesellschaft muß einen gemeinsamen Zweck verfolgen. a) Der Zweck kann dauernder oder nur vorübergehender Art sein, er kann einen vermögensrechtlichen Inhalt haben oder idealer Natur sein. Beispiel: Gemeinsames Spielen eines Lotterieloses, kaufleuten (§ 4 HGB), von Aerzten zur Durchsetzung

Vereinigung von- Minderder freien Arztwahl bei

117

§ 32 Begriff und Errichtung der Gesellschaft K r a n k e n k a s s e n , von R e c h t s a n w ä l t e n zur g e m e i n s a m e n A u s ü b u n g geistig I n t e r e s s i e r t e n zur F ö i d e r u n g k u l t u r e l l e r B e s t r e b u n g e n .

einer

Praxis,

von

b) Der Zweck muß ein gemeinsamer sein (vgl. RG J W 1938, 1025). K e i n e Gesellschaft liegt d a h e r vor, w e n n nur der Vorteil gewisser Gesellschafter bezweckt wird (sog. societas leonina). Gesellschaftsähnlich ist das partiarische Rechtsverhältnis, bei dem eine Leistung e r b r a c h t wird gegen eine Beteiligung am Gewinn', den der Leistungsempfänger erzielt (vgl. als Beispiel RGZ 105, 315). c) Der Zweck muß durch das Zusammenwirken der Gesellschafter gef ö r d e r t werden, insbesondere sind die vereinbarten Beiträge zu leisten (vgl. unten Seite !122). 3. Die Gesellschaft ist eine Gemeinschaft zur gesamten Hand ohne eigene Rechtspersönlichkeit (keine juristische Person). Die Gesellschafter sind miteinander dergestalt verbunden, daß sie nur gemeinschaftlich die ihnen zustehenden R e c h t e ausüben und über sie v e r f ü g e n können. Dadurch wird das Gesellschaftsvermögen zu einem Sondervermögen gestaltet, das von dem Privatvermögen der einzelnen Gesellschafter getrennt ist und dessen Teilung w ä h r e n d des Bestehens der Gesellschaft nicht verlangt w e r d e n kann. Die Gesellschaft unterscheidet sich aber auch von dem nicht rechtsfähigen Verein. Dieser ist auf einen wechselnden MitgliederStand abgestellt urud körperschaftlich organisiert (Satzung, Vorstand, Mitgliederversammlung). Dagegen ist die Gesellschaft regelmäßig auf einen bestimmten Personenkreis zugeschnitten und entbehrt •der k o r p o r a t i v e n Organisation (vgl. RGZ 143, 213). Gemäß § 54 finden jedoch auf den nicht rechtsfähigen Verein die Vorschriften ü b e r die Gesellschaft Anwendung. 4. Die Gesellschaft ist zugleich Innen- wie Außengesellschaft. Das Innenverhältnis umfaßt die Rechtsbeziehungem der Gesellschafter untereinander, das Äußenverhältnis die Beziehungen der Gesellschaft zu dritten Personen. Zum Innenverhältnis gehört z. B. die Geschäftsführung und Verwaltung, die Haftung der einzelnen Gesellschafter untereinander, zum Außenverhältnis dagegen z. B. das A u f t r e t e n dier Gesellschaft im Rechtsverkehr, die Vertretungsmacht der Gesellschafter und ihre Haftung gegenüber Dritten. II. Die Errichtung der Gesellschaft. Die Gesellschaft wird durch den Abschluß des Gesellschaftsvertrages errichtet. Die Gesellschaftsgründung ist eine sozialrechtliche Einigung (Gierke). K Der Gesellschaftsvertrag ist nach d e r noch h. L. (vgl. RGZ 78, 305) ein gegenseitiger Vertrag im w e i t e r e n Sinne; er ist zwar nicht auf den

IV. Gesellschaft uiiid Gemeinschaft

118

Austausch von Leistungen .ge,richtet, sondern auf die Erreichung eines gemeinsamen Zieles. Da jedoch jeder Gesellschafter dieses Ziel nicht einseitig erreichen, sondern sich als Entgelt seiner Leistung die Mitwirkung der anderen sichern will, stehen die einzelnen Leistunigen in einem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis. a) Die Besonderheit ¡der gemeinsamen Zielsetzung erfordert es, daß die Vorschriften über gegenseitige Verträge (§§ 320 ff.) nur insoweit Anwendung finden, als sie für den Gesellschaftsvertrag passen. Die Entscheidung muß für jedje einzelne Bestimmung gesondert getroffen werden; als feststehend igilt, daß idiie Rücktrittsrechte aus §§ 325 und 326 durch § 723 ausgeschlossen sind, wenn die Gesellschaft nach außen in den Rechtsverkehr getreten ist oder der Gesellschaftsvertrag sonstwie zur Ausführung gelangt ist, z. B. durch Bildung eines Gesellschaftsvermögens (vgl. RGZ 158, 326). b) Unvereinbar mit den tatsächlichen Verhältnissen ist es auch, die Anfechtung eines Gesellschaftsvertrajges mit der Folge rückwirkender Nichtigkeit (§ 142) oder die Berufung auf die Nichtigkeit unbeschränkt zuzulassen. Für das Außenverhältnis ist daher bei einer ins L e b e n getretenen Gesellschaft wegen des Rechtsscheins des Bestandes und der damit verbundenen Erklärung an die Oeffentlichkeit eine Anfechtung (z. B . weigen Irrtums oder arglistiger Täuschung) oder die Geltendmachung von Nichtigkeitsfolgen ausgeschlossen (vgl. RGZ 142, 98). A b e r auch für das Inneiiveirhältnis hat die R e c h t sprechung in neuester Zeit dieselben Folgerungen gezogen und die betroffenen Gesellschafter auf die Kündigung bei Vorliegen eines wichtigen Grundes (§ 723) verwiesen (vgl. RGZ 165, 203; DR 1943, 801). 2. Der Abschluß des Gesellschaftsvertrages ist grundsätzlich formfrei, soweit nicht aus anderen Gründen ein Formzwang besteht. Beispiel: Formbedürftigkeit des G e s e l l s c h a f t s v e r t r a g e s , tung zur Einbringung o d e r V e r w e r t u n g e i n e s G r u n d s t ü c k e s R G Z 162, 81).

der die e n t h ä l t (§

Verpflich313, vgl.

§ 33 Die

Rechtswirkung

der und

Gesellschaft außen

nach

innen

I. R e c h t e und Pflichten der Gesellschafter 1. Die Treupflicht, Die Beziehungen der Gesellschafter beruhen auf ihrem gegenseitigen Vertrauen und sind daher besonders stark von Treu und Glauben (§ 242) beherrscht. J e d e r Gesellschafter ist verpflichtet, die Interessen

119

§ 33 Rechtiswirkg. d. Gesellsch. n. innen u. außen

der Gesellschaft wahrzunehmen und alles zu unterlassen, was diese Interessen schädigt. Beispiel: Unterlassung von s c h ä d i g e n d e m Wettbewerb, Stimmenthaltung bei I n t e r e s s e n k o l l i s i o n (vgl. R G Z 136, 245; 162, 373), k e i n e h e i m l i c h e V e r s c h a f f u n g von S o n d e r v e r g ü n s t i g u n g e n (vgl. R G Z 82, 10), V e r s c h w i e g e n h e i t i n s b e s o n d e r e h i n s i c h t lich der G e s c h ä f t s - und B e t r i e b s g e h e i m n i s s e .

Aus der Treupflicht der Gesellschafter folgt die Pflicht zur gleichmäßigen Behandlung, J e d e r Gesellschafter kann verlangen, daß er unter gleichen Bedingungen die gleichen Vorteile genießt und Nachteile trägt wie auch die übrigen Gesellschafter, sofern er nicht selbst einer abweichenden Behandlung zustimmt (vgl. RGZ 151, 326). 2. Die Beitragspflicht. Die Gesellschafter müssen die vereinbarten Beiträige leisten

(§ 705).

Die . B e i t r ä g e können sehr verschiedenartig sein und u. a. in der Leistung von Geld oder Sachwerten (z. B. einem Grundstück), Rechten (z. B. Patenten), sonstigen Vermögenswerten (z. B. R e zepten), Dienstleistunigen (§ 706 Abs. 3) oder Unterlassungen (z. B . bei sog. Preiskartellen) bestehen. Ist ein Beitrag (vgl. RGZ 76, 278).

erbracht,

so

wird

er

als

Einlage

bezeichnet

a) Die Beiträge der einzelnen Gesellschafter haben in Ermangelung einer anderen Vereinbarung die gleiche Höhe (§ 706 Abs. 1). b) Die einzubringenden Gegenstände können der Gesellschaft zu vollem Eigentum oder nur zur Benutzung übertragen werden. Welche Art gewollt ist, entscheidet der Gesellschaftsvertrag und -zweck. B e i verbrauchbaren und vertretbaren Sachen ist im Zweifel anzunehmen, daß sie gemeinschaftliches Eigentum der Gesellschafter werden (näheres § 706 Abs. 2). Die Haftung des Einbringendem für Sach- und Rechtsmämgel richtet sich bei der Ueberlassung zu Eigentum — da es sich um ein kaufähnliches Rechtsverhältnis handelt — nach den entsprechend anzuwendenden Kaufvorschriften (§§ 445 , 493); bei der Uebertnagung zum G e brauch werden meist die Mietvorschriften (§§ 535 ff.) herangezogen werden können. c) Zur Erhöhung des vereinbarten Beitrages oder zur Ergänzung der durch Verlust geminderten Einlage ist der Gesellschafter nicht verpflichtet (§ 707). Die Gefahr des zufälligen Unterganges trägt daher die Gesellschaft; 'bei d e r Ueberlassung zur Nutzung trägt sie nur die B e nutzungsgelahr (vgl. § 732 Abs. 2). Nach Auflösung der Gesellschaft besteht für etw>a eingetretene Verluste eine Nachschußpflicht (vgl, § 735 — siehe unten Seite 126).

120

IV. Gesellschaft unid Gemeinschaft 3. Die Haftung der 'Gesellschafter.

Das Vertrauensverhältnis der Gesellschafter läßt eine Haftung srailderung auf diejenige Sorgfalt eintreten, die sie in eigenen Angelegenheiten anwenden (§ 706). Dies« Regelung ist bedenklich bei ¡großen Gesellschaften. Sie gilt meist nicht bei dem nicht rechtsfähigen Verein (vgl. RGZ 143, 215 — vgl. auch RGZ 168, 311, kein« Haftungsmilderung bei unbefugten Handlungen des geschäftsführenden Gesellschafters). 4. Di« Unübertragbarkeit der Gesellschaftsrechte. Schließlich gebietet das Vertrauensverhältnis der Gesellschafter, daß die Ansprüche, welche den Gesellschaftern aus dem Gesellsohaftsverhältnis gegeneinander zustehen, nicht übertragbar sind (§ 717 Satz 1). Sie sind daher auch unpfändbar (§ 851 ZPO). Davon ausgenommen sind nur solche Rechte, deren Geltendmachung durch Dritte dem Gesellschaftszweck nicht entgegensteht: Ansprüche des Gesellschafters aus seiner Geschäftsführung (z. B. Ersatz von Aufwendungen, Erstattung von Vorschüssen), soweit ihre Befriedigung vor dier Auseinandersetzung verlangt werden kann, sowie Ansprüche auf einen Gewinnanteil oder auf dasjenige, was dem Gesellschafter (bei der Ausemandersetzumg zukommt (§ 717 Satz 2). II. Die Geschäftsführung der Gesellschaft (Innenverhältnis). Die Geschäftsführung ist ein Verwaltungsrecht, das sich aus der Mitgliedschaft ergibt. Sie bezieht sich nur auf das Verhältnis der Gesellschafter zueinander und entscheidet darüber, ob ein Gesellschafter seinen Mitgesellschaftern gegenüber zur Vornahme einer Handlung befugt ist oder sich ersatzpflichtig macht (vgl. über die Vertretung III). Di« Geschäftsführung erstreckt sich auf alle Maßnahmen, die zur Verwirklichung des Gesellschaftszwecks beitragen. Sie kann rechtliche und tatsächliche Handlungen umfassen. Beispiel; Einkauf von Waren, Erledigung des Zahlungsverkehrs, Unterweisung der A b g e s t e l l t e n , Buchführung, B r i e f w e c h s e l .

Einstellung und

Nicht zur Geschäftsführung 'gehören die Handlungen, welche die sog. Gesell'schaftsigrundlage, d. h. den organisatorischem Rahmen und den Bestand der Gesellschaft betreffen, z. B. Aenderung des Geschäftszweckes oder der Beiträge, Aufnahme oder Ausschluß neuer Mitglieder. Hierzu ist stets die Zustimmung aller Gesellschafter erforderlich (vgl. RGZ 162', 374). 1. Die Befuigtnis zur Geschäftsführung. Entsprechend dem Gesamthandsprinzip steht die Führung der Gesellschaftsgeschäfte im Zweifel allen Gesellschaftern gemeinschaftlich zu, Für jedes Geschäft ist idie Einstimmigkeit aller Gesellschafter erforderlich (Eins ti m migk e itspriwzdp § 709 Abs. 1 — vgl. RGZ 136, 243).

§ 33 R e c h t s w i r k g . d. Gesetllsch. n. innen u. außen

121

D i e G e s c h ä f t s f ü h r u n g ist a b e r nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht des einzelnen G e s e l l s c h a f t e r s . D a h e r k a n n eine pflichtwidrig v e r w e i g e r t e Zustimmung im W e g e d e r K l a g e erzwungen werden, falls der g e m e i n s a m e Z w e c k und ¿ l a s Wohl der G e s e l l s c h a f t die Zustimmung erfordern (vgl. R G Z 162, 83).

Der Gesellschaftsvertrag kann jedoch auch Abweichendes bestimmen: a) A n S t e l l e der. Einstimmigkeit kann die Mehrheit der Stimmen treten, w o b e i dann im Zweifel die Mehrheit nicht nach der Höhe der Einlage, s o n d e r n nach der Zahl der G e s e l l s c h a f t e r zu b e r e c h n e n ist (Personalistisclies, nicht k a p i t a l i s t i s c h e s Prinzip, § 709 A b s . 2). b) Die G e s c h ä f t s f ü h r u n g k a n n a b e r auch einem o d e r mehreren Gesellschaftern unter Ausschluß der übrigen ü b e r t r a g e n werden. Im Zweifel müssen dann' die zur G e s c h ä f t s f ü h r u n g b e r u f e n e n G e s e l l s c h a f t e r gemeinschaftlich h a n d e l n (§ 710). c) Die G e s c h ä f t s f ü h r u n g k a n n schließlich allen o d e r mehreren G e s e l l s c h a f t e r n d e r g e s t a l t zustehen, daß j e d e r g e s c h ä f t s f ü h r e n d e Gesells c h a f t e r allein zu h a n d e l n berechtigt ist. D a n n k a n n jeder von der G e s c h ä f t s f ü h r u n g nicht a u s g e s c h l o s s e n e G e s e l l s c h a f t e r d e r V o r n a h m e eines G e s c h ä f t e s w i d e r s p r e c h e n , worauf es zu unterbleiben hat (§ 711). 2. Die R e c h t s s t e l l u n g des g e s c h ä f t s f ü h r e n d e n

Gesellschafters.

a) Die R e c h t e und Pflichten des g e s c h ä f t s f ü h r e n d e n G e s e l l s c h a f t e r s bestimmen sich, soweit sich nicht aus dem G e s e l l s c h a f t s v e r t r a g ein a n d e r e s ergibt, nach den für den A u f t r a g geltenden V o r s c h r i f t e n (§§ 7131, 664—670). D e r G e s c h ä f t s f ü h r e r ist daher i n s b e s o n d e r e zur persönl chen G e s c h ä f t s f ü h r u n g verpflichtet (§ 664), hat A u s k u n f t zu erteilen und R e c h e n s c h a f t zu g e b e n (§ 666) und muß die e r l a n g t e n V e r m ö g e n s w e r t e an die G e s e l l s c h a f t h e r a u s g e b e n (§ 667). A n d e r e r s e i t s kann er Vorschuß (§ 669) u n d E r s a t z s e i n e r A u f w e n d u n g e n (§ 670, ohne V e r e i n b a r u n g k e i n e Vergütung vig'l. R G Z 170, 396), verlanigen. Eine H a f t u n g für schuildhafte Verletzungen seiner Verpflichtungen folgt b e r e i t s unmittelbar a u s §§ 705, 708, 276. b) A u s der mitglieidschaftlichen Stellung der G e s e l l s c h a f t e r folgt die B e s t ä n d i g k e i t ihrer G e s c h ä f t s f ü h r u n g . Nur b e i Vorliegen eines wichtigen G r u n d e s k ö n n e n die G e s e l l s c h a f t e r durch einstimmigen B e s c h l u ß die B e fugnis zur G e s c h ä f t s f ü h r u n g entziehen o d e r der G e s e l l s c h a f t e r selbst die G e s c h ä f t s f ü h r u n g k ü n d i g e n (§ 712).

Falls nach dem Gesellschaftsveirtir'ag die Mehrheit der Stimmen entscheidet, genügt für die Entziehung ein Mehrheitsbeschluß. 3. Kontrollrechte der übrigem Gesellschafter. Jeder Gesellschafter, auch wenn er von der Geschäftsführung ausgeschlossen ist, hat das Recht, sich von den Angelegenheiten der Gesell-

IV. Gesellschaft und Gemeinschaft

122

schaft persönlich zu unterrichten, die Geschäftsbücher und die Papiere der Gesellschaft einzusehen und sich aus ihnen eine Uebersicht über den Stand des Gesellschafts Vermögens anzufertigen (§ 716 — vgl. RGZ 148, 280). Ein Verzicht auf dieses Kontrollrecht ist unwirksam, wenn Grund zu der Annahme unredlicher Geschäftsführung besteht. III. Die Vertretung der Gesellschaft {Außenverhältnis). Die Vertretung betrifft das Außenverhältnis der Gesellschaft zu Dritten und entscheidet darüber, inwieweit die Gesellschaft im Verhältnis zu Dritten berechtigt u n d verpflichtet wird. 1. J e d e r Gesellschafter ist im Zweifel, soweit ihm die Geschäftsführung zusteht, auch ermächtigt, die anderen Gesellschafter Dritten gegenüber zu vertreten. Die Entziehung der Vertretung ist ebenso wie die der Geschäftsführung nur aus wichtigem Grunde zulässig (§§ 714, 715). 2. Durch die abgeschlossenen Verträge werden die Gesellschafter unmittelbar berechtigt und verpflichtet, Sie haften regelmäßig als Gesamtschuldner mit ihrem gesamten Privatvermögen (§ 427), soweit nicht die Vertretungsmacht sich nur auf das GeseMschaftsvermögen bezog, doch muß diese Beschränkung dem Dritten erkennbar sein (vgl. RGZ 155, 87) Bei arglistigem Zusammenwirken des vertretenden Gesellschafters mit dem Geschäft'sgegner zum Nachteil der Gesellschaft entfällt die Haftung (vgl. RGZ 71, 222). § 34 Das

G e s e l l s c h a f t s v e r m ö g e n und schulden

die

Gesellschafts-

I. Das Gesellschaftsvermöigen (die Aktiva). Zur Durchführung der gemeinsamen Aufgaben gehört regelmäßig ein Gesellschaftsveirmö'gen, obwohl dies für dien Gesellschaitsbeigrifl als solchen nicht wesentlich ist. Ein GeselLschaftsvermögen fehlt gesellschaften .(vgl. RGZ 142, 21).

meist

bei

den sog. Innen-

Ii. Das Gesedlschaftsvermögen setzt sich zusammen aus (§ 71'8): a) den Beiträgen deir Gesellschafter, einschl. deir Ansprüche auf Beittagsleistung (jetzt h. L. RGZ 76 f 276, vgl. auch 136, 415: Gesellschaftererfindung), b) den durch die Geschäftsführung erworbenen Gegenständen. Die Sachen und Rechte müssen für Rechnung der Gesellschaft erworben worden sein (h. L.) und

§ 34 Geselkch.aftsvermögen u. Gesellschaftsschuld.

123

c) allem, was auf Grund eines zu dem G e s e l l s c h a f t s v e r m ö g e n gehörenden R e c h t e s oder als E r s a t z für die Zerstörung, Beschädigung oder E n t ziehung eines zu dem G e s e l l s c h a f t s v e r m ö g e n gehörenden Gegenstandes erworben wird (vgl. § 818 Abs. ti und dazu Beispiel unten S. 164). 2. Das Gesellschaftsvermögen stellt ein Sondexvermögen dar, das den G e s e l l s c h a f t e r n zur gesamten H a n d zusteht. J e d e r Gesellschafter hat daher sowohl an dem G e s e l l s c h a f t s v e r m ö g e n im ganzen wie an den einzelnen Gegenständen nur eine G e s a m t b e r e c h t i g u n g (Gesamthandseigentum, Gesamthandsforderungen — vgl. T e i l I S e i t e 106) und keine ziffernmäßig b e s t i m m b a r e Quote (anders bei der G e m e i n s c h a f t v,gl. unten S e i t e 128). Auch der sog. Anteil des einzelnen G e s e l l s c h a f t e r s ist nichts weiter als der vermögensrechtliche Ausfluß der Mitgliedschaft. Daraus ergibt

sich:

a) Ein G e s e l l s c h a f t e r kann nicht über seinen A n t e i l an dem Gesellschaftsvermögen und an den einzelnen dazugehörigen Gegenständen verfügen. E r ist (vor Auflösung der G e s e l l s c h a f t ) nicht berechtigt, Teilung zu verlangen (§ 719 Abs. 1). b) G e g e n eine Gesellschaftsforderung darf der Schuldner nicht mit einer Forderung gegen den einzelnen G e s e l l s c h a f t e r aufrechnen (§ 719 Abs. 2 — Schuldnerschutz durch Anwendung von §§ 406—408 nach § 720). D a ß ein G e s e l l s c h a f t e r nicht mit einer Gesellschaftsforderung gegen eine Forderung eines D r i t t e n aufrechnen kann, folgt b e r e i t s aus seiner mangelnden Verfügungsmacht. D e r G e s e l l s c h a f t e r kann jedoch auf Leistung an alle G e s e l l s c h a f t e r klagen ( R G J W 35, 3296, str.). c) Zur Zwangsvollstreckung in das Gesellschafts vermögen bedarf es eines T i t e l s gegen alle G e s e l l s c h a f t e r (§ 736 ZPO). D e r Anteil des G e sellschafters an den einzelnen zu dem Gesellschaftsvermögen gehörigen Gegenständen ist der Pfändung nicht unterworfen. Dagegen kann der Anteil des G e s e l l s c h a f t e r s am G e s e l l s c h a f t s v e r m ö g e n im ganzen gepfändet werden (§ 859 Abs. 1 ZPO). D e r Pfändungsigläuibiger 'hat jedoch während des B e s t e h e n s der Gesellschaft nur Anspruch auf einen Gewinnanteil, sofern er nicht von seinem R e c h t zur fristlosen Kündigung und damit zur Herbeiführung der Auseinandersetzung G e b r a u c h machen will (§ 725). II. Die Gesellschaftsschulden (die Passiva). Das Gesellschaftsvermögen ist mit den Gesellschaftsschulden

belastet.

1. Die G e s e l l s c h a f t e r h a f t e n persönlich mit ihrem eigenen Vermögen für alle Gesellschaftsschulden. Hierzu gehören insbesondere die V e r pflichtungen aus Verträgen, die von allen G e s e l l s c h a f t e r n oder den G e -

IV. Gesellschaft und Gemeinschaft

124

schäftsführern für die Gesellschaft winksam eingegangen sind oder auf unerlaubten Handlungen beruhen, die in Ausübung des Gesellschaftszwecks begangen sind (§§ 823 ff., 831). § 31 ist für die Gesellschaft nicht anwendbar. Die gleiche. Haftung besteht auch, wenn ein Gesellschafter den anderen Gesellschaftern in eineim von der Gesellschaft unabhängigen Rechtsverhältnis geigenübertritt (vgl. RGZ 153, 305). Ueber die Beschränkung der Haftung auf das Gesellschaftsvermögen vgl. oben S. Ii22. 2. Die Gesellschafter haften in der Regel als Gesamtschuldner (§§ 427, 431, 840 Abs. I). III. Rechnungsabschluß, Verteilung von Gewinn und Verlust. Soweit im Gesellschaftsvertrag nichts anderes bestimmt ist, gilt: 1. Rechnungsabschluß und Verteilung von Gewinn und Verlust kann von jedem Gesellschafter erst nach Auflösung tler Gesellschaft verlangt werden. Bei Gesellschaften von längerer Dauer besteht der Anspruch auf Rechnungsabschluß und Gewinnverteilung bereits nach Schluß jedes Geschäftsjahres (§ 721). Der Ausgleich des Verlustes erfolgt aber mangels gegenteiliger Vereinbarung erst bei Auflösung der Gesellschaft (§§ 707, 735). 2, Die Anteile am Gewinn und Verlust werden ohne Rücksicht auf die Art und Höhe der Beiträge im Zweifel nach Kopfteilen berechnet (§ 722). § 35 Die

Beendigung

der

Gesellschaft

Zur Beendigung der Gesellschaft bedarf es deren- Auflösung und der Auseinandersetzung über das Gesellschaftsvermögen. I. Die Auflösung der GesellschaftÄußer auf Grund der allgemeinen Auflösungsigriinde (z. B. Ablauf der vereinbarten Zeit, Eintritt einer auflösenden Bedingung, gemeinschaftlicher Beschluß der Gesellschafter) erlischt die Gesellschaft: 1. Durch Kündigung. a) Kündigung durch einen Gesellschafter (§§ 723, 724): Ist die Gesellschaft nicht für eine bestimmte Zeit eingegangen, so kann sie jederzeit gekündigt werden. Das gleiche gilt für die auf Lebenszeit eines Gesellschafters gebildete oder mach Ablauf der für sie bestimmten Zeit stillschweigend fortgesetzten Gesellschaft. Eine vertragliche Kündigungsfrist ist jedoch einzuhalten.

125

§ 35 Die Beeoidigiuing der G e s e l l s c h a f t

Ist die Gesellschaft auf bestimmte Zeit eingegangen oder sind Kündigungsfristen vereinbart, so ist die (fristlose) Kündigung vor Zeitablauf nur möglich, wenn ein wichtiger Grund vorliegt, insbesondere bei wesentlicher. Vertragsverletzung durch einen G e s e l l s c h a f t e r (vgl. R G Z 142, 2il5). Die Kündigung darf in beiden Fällen nicht zur Unizeit geschehen, außer wenn ein wichtiger Grund für die unzeitige Kündigung vorliegt, andernfalls s i e zwar wirksam ist, d e n G e s e l l s c h a f t e r a b e r zum S c h a d e n e r s a t z verpflichtet. Eine weitergehende Beschränkung des Kündigungsrechte« als gemäß § 723 A b s . 1 und 2 ist nichtig (§ 723 A b s . 3 — vgl. R G Z 162, 392). b) Kündigung Seite 123).

durch

einen Pfändurogsgläubiger

(§ 725 —

vgl.

oben

2. Wenn d e r vereinbarte Zweck erreicht oder dessen Erreichung unmöglich wird (§ 726). Eine Unmöglichkeit der Zweckerreichung tritt im allgemeinen nicht schon durch kriegsbedingte Bewirtschaftungsmafkiahmen eiin (v,gl. R G Z 164, 143). 3. Durch T o d oder Konkurs eines G e s e l l s c h a f t e r s (näheres §§ 727, 728, aber auch § 736, vgl. unten S. 126). Zu I. Ein besonderer Schutz besteht für dein gutgläubigen Geschäftsführer entsprechend dem B e a u f t r a g t e n (§ 729, vgl. § 674 oben S. 1107). II. Die Auseinandersetzung der Gesellschaft (die Liquidation). Nadh der Auflösung findet in Ansehung des Gesellschafts Vermögens die Auseinandersetzung unter den Gesellschaftern statt (§ 730 A b s . 1). Sie dient der Abwicklung der Gesellschaft, insbesondere der Lösung der gesamthänderischen Bindung unter den Gesellschaftern. 1. Soweit es der Zweck der Auseinandersetzung erfordert, gilt die G e s e l l s c h a f t während der D a u e r der Auseinandersetzung als fortbestehend (§ 730 A b s . 2 S a t z 1). A n Stelle des G e s e l l s c h a f t s z w e c k s tritt der Liquidationszweck. Die Geschäftsführung steht aber mangels anderslautendem Vertragsinhalt allen Gesellschaftern gemeinschaftlich zu (§ 730 A b s . 2 S a t z 2). 2. Die Art der Auseinandersetzung richtet sich zunächst nach dem Gesellschaftsvertrag. Trifft dieser keine Bestimmung, - so gelten die §§ 732—735 (§ 731): a) D i e Gegenstände, welche ein G e s e l l s c h a f t e r der G e s e l l s c h a f t zur Benutzung überlassen hat — und für deren zufälligen Abigang oder" Ver-

IV. Gesellschaft und Gemeinschaft

126

schlechterunig die Gesellschaft nicht ersatzpflichtig ist — sind ihm zurückzugeben (§ 732). b) Aus dem Gesellschaftsvermögen sind zunächst die gemeinschaftlichen Schulden zu berichtigen, auch soweit den Gläubigern geigenüber nur eine geteilte Haftung der einzelnen Gesellschafter besteht (§ 420) oder einem Gesellschafter die übrigen Gesellschafter als Schuldner haften (§ 733 Abs. 1). Von dem übrigbleibenden Gesellschaftsvermögen zurückzuerstatten (§ 733 Abs. 2).

sind

die

Einlagen

Soweit es zur Schuldenberichtigung oder Einlagenerstattung erforderlich ist, wird das Gesellschaftsvermögen in Geld umgesetzt („versilbert" — § 733 Abs. 3). c) Verbleibt nach der Berichtigung der Schulden und der Rückerstattung der Einlagen ein Ueberschuß, so igebührt* er den Gesellschaftern nach dein Verhältnis ihrer Gewinnanteile (§ 734). d) Reicht das Gesellschaftsvermögen zur Deckung der Schulden und Rückerstattung der Einlagen nicht aus, so haben die Gesellschafter für den Fehlbetrag nach dem Verhältnis ihrer Verlustanteile aufzukommen. Die Zahlungsunfähigkeit eines Gesellschafters wird auf die übrigen umgelegt (§ 735). Die Gesellschafter müssen sich daher eine Kürzung ihrer Einlagen gefallen lassen oder sogar Nachschüsse leisten. § 36 Ausscheiden

und

Eintritt

eines

Gesellschafters

I. Ausscheiden eines Gesellschafters. Im Gesellscbaftsvertrag kann bestimmt werden, daß im Falle der Kündigung, des Todes oder des Konkurses eines Gesellschafters die Gesellschaft unter Ausscheiden des betreffenden Gesellschafters von den übrigen fortgesetzt wird (§ 736). Ist eine solche Vereinbarung getroffen, so kann so/gar ein Gesellschafter, in dessen Person ein wichtiger Kündigungsgrurad für die übrigen Gesellschafter .gegeben ist, durch gemeinschaftliche Erklärung der übrigen Gesellschafter ausgeschlossen werden (§ 737 — vgl. RGZ 162, 392). Die Fortsetzung setzt voraus, daß mindestens 2 Gesellschafter übrigbleiben i(es| gibt keine „Einmantn-BGB-Gesellschaft" — vgl. RGZ 68, 414; 163, 149). 1. Die Wirkung des Ausscheidens besteht darin, daß der Anteil des ausscheidenden Gesellschafters den übrigen Gesellschaftern „zuwächst" (§ 736 Abs. 1 Satz 1).

§ 36 A u s s c h e i d e n u. Eintritt eines G e s e l l s c h a f t e r s

127

D a diese A n w a c h s u n g eine F o l g e des G e s a m t h a n d s V e r h ä l t n i s s e s ist, die k r a f t G e s e t z e s eintritt, sind b e s o n d e r e Uebertragunigshandlungen nicht erforderlich. Beispiel: G e h ö r t zur G e s e l l s c h a f t ein G r u n d s t ü c k , s o s t e h t d a s G e s a m t h a n d s e i g e n t u m d a r a n n u n m e h r d e n ü b r i g g e b l i e b e n e n G e s e l l s c h a f t e r n z u , o h n e daß e s d e r A u f l a s s u n g u n d E i n t r a g u n g b e d a r f (§ 925); s t a t t d e s s e n ist e i n e G r u n d b u c h b e r i c h t i gung e r f o r d e r l i c h , wozu die übriggebliebenen Gesellschafter von dem Ausges c h i e d e n e n d i e Z u s t i m m u n g v e r l a n g e n k ö r n e n (§ 894).

2. D a d i e G e s e l l s c h a f t fortbesteht, findet eine A u s e i n a n d e r s e t z u n g nicht statt. D e r A u s s c h e i d e n d e kann nur R ü c k g a b e der zur Benutzung ü b e r l a s s e n e n G e g e n s t ä n d e , Befreiung von den g e m e i n s a m e n Schulden und Auszahlung d e s s e n verlangen, w a s er bei einer A u s e i n a n d e r s e t z u n g im Zeitpunkt seines A u s s c h e i d e n s e r h a l t e n haben würde (§ 738 A b s . 1 S a t z 2i). F ü r den dabei e r r e c h n e t e n F e h l b e t r a g hat der A u s s c h e i d e n d e nach seiner Verlustbeteiligunig (§ 739) aufzukommen. 3. D e r A u s s c h e i d e n d e nimmt auch an dein Gewinn und Verlust der zur Zeit s e i n e s A u s s c h e i d e n s s c h w e b e n d e n G e s c h ä f t e teil (§ 740). D i e s e w e r d e n jedoch bei der Wertermittlung des G e s e l l s c h a f t s v e r m ö g e n s z. Zt. seines A u s s c h e i d e n s noch nicht berücksichtigt, sondern seine Beteiligung daran geschieht erst nach ihrer B e e n d i gung. S i e erfolgt allein durch die übrigen G e s e l l s c h a f t e r , doch stehen dem A u s s c h e i d e n d e n Kontrollrechte an dem G e s c h ä f t s engebnis zu. II. Eintritt eines

Gesellschafters.

Der Eintritt eines neuen G e s e l l s c h a f t e r s ist im G e s e t z nicht geregelt. 1. In e n t s p r e c h e n d e r A n w e n d u n g der Vorschriften über das A u s s c h e i den eines G e s e l l s c h a f t e r s (§ 738) k a n n ein neuer G e s e l l s c h a f t e r unter Wahrung des F o r t b e s t a n d e s der alten G e s e l l s c h a f t in sie eintreten (h. L.). D a durch w e r d e n die A n t e i l e der bisherigen G e s e l l s c h a f t e r zugunsten d e s Neueintretenden ohne w e i t e r e s verkleinert ( „ A b w a c h s u n g " ) . Für die b e s t e h e n d e n Schulden haftet der N e u e i n t r e t e n d e mit seinem Anteil am Gesellschaftsvermöigen, jedpeh ohne b e s o n d e r e U e b e r n a h m e (§§ 414 ff.) nicht mit seinem P r i v a t v e r m ö g e n (str.). 2. D e r Eintritt geschieht durch Vertrag zwischen dem und den b i s h e r i g e n G e s e l l s c h a f t e r n bzw. deren V e r t r e t e r n .

Eintretenden

Die A u f n ä h m e neuer Mitglieder k a n n auch schon im Gesells o h a f t s v e r t r a g v o r g e s e h e n werden (vgl. N ä h e r e s R G Z 128, 176). § 37 I. A l l g e m e i n e s .

D i e

Gemeinschaft

Die R e c h t s s ä t z e über die G e m e i n s c h a f t nach B r u c h t e i l e n gelten, wenn mehreren ein R e c h t gemeinschaftlich zusteht, sofern sich nicht aus dem G e s e t z ein a n d e r e s ergibt (§ 741).

128

IV. G e s e l l s c h a f t und G e m e i n s c h a f t

1. Die Vorschriften der G e m e i n s c h a f t nach B r u c h t e i l e n finden einmal Anwendung ibed den G e m e i n s c h a f t e n , die durch zufällige Ereignisse (z. B . Verbindung, Vermischung, S c h a t z findung; § § 947 A b s . 1, 948 A b s . 1, 984) Zustandekommen. G e m e i n s c h a f t e n können a b e r auch durch R e c h t s geschäft e n t s t e h e n , z. B . wenn in einem T e s t a m e n t d e r s e l b e G e g e n s t a n d mehreren vermacht wird fdiuröh V e r t r ä g e werden meist G e s e l l s c h a f t e n — §§ 705 ff. — begründet). Die Hauptbedeutung des G e m e i n s c h a f t s r e c h t s liegt jedoch darin, daß es hilfsweise für alle anderen G e m e i n s c h a f t e n des B G B gilt, teilweise sogar ausdrücklich für -anwendbar erklärt wird (vgl. u. a. §§ 731 S a t z 2, 1477 A b s . 1, 2038 Abs. 2, 2042 A b s . 2, 2044 A b s . 1, 2046 Abs. 3). Praktisch häufig sind Gemeinschaften bei Sammellaigern (§ 419 H G B ) und S a m m e l d e p o t (DepotGes vom 4. 2. 37, R G B l . I, 171). 2. Die G e m e i n s c h a f t ist als ein einheitliches R e c h t aufzufassen, das der einzelne T e i l h a b e r im R a h m e n seines A n t e i l s " insoweit ausüben kann, ajls eine teilweise Ausübung möglich ist; im übrigen ist nur eine gemeinsame Ausübung a l l e r T e i l h a b e r möglich, bzw. d a r f der einzelne durch s e i n e Ausübung die Interessen der übrigen T e i l h a b e r nicht v e r l e t z e n . Die G e m e i n s c h a f t setzt k e i n e Zweckverbindung der einzelnen T e i l h a b e r untereinander voraus, sondern ist allein an die T a t s a c h e geknüpft, daß m e h r e r e n ein R e c h t gemeinschaftlich zusteht. Anders als b e i der G e s e l l s c h a f t hat daher der einzelne T e i l h a b e r einen ziffernmäßig 'bestimmbaren A n t e i l (ideelle Quote), übeT d e n er frei verfügen kann. E r ist jederzeit b e r e c h t i g t , Teilung zu verlangen, Auch gibt es bei der G e m e i n s c h a f t k e i n S o n d e r v e r m ö g e n . 3. G e g e n s t a n d der G e m e i n s c h a f t k ö n n e n R e c h t e aller A r t sein, insbesondere das Eigentum („Miteigentum" — Ergänzungsvorschriften §§ 1008—1011, vgl. auch §§ 9 2 1 - 9 2 3 ) und sonstige dingliche R e c h t e (z. B . Pfandrecht, Nießbrauch, Ddenistlbaikeitem), aruch U r h e b e r - und P a t e n t rechte. Um eine G e m e i n s c h a f t an F o r d e r u n g e n zu beigründen, b e d a r f es wegen d e r Sonderregelung d e r §§ 420, 432 einer ausdrücklichen Vereinbarung. 4. Die A n t e i l e der T e i l h a b e r sind im Äweifel, d. h. sofern sich nicht aus dem Entste'hungs.grund der G e m e i n s c h a f t e t w a s a n d e r e s ergibt, gleich groß (§ 742). II. Rechtstellunig des einzelnen

Teilhabers.

1. J e d e r T e i l h a b e r k a n n ü b e r seinen A n t e i l verfügen, z. B . durch Veräußerung, Belastung, Pfändung. U e b e r den G e g e n s t a n d im ganzen können die T e i l h a b e r nur gemeinschaftlich verfügen (§ 747).

§ 37 Die

129

Gemeinschaft

D a s -gleiche gilt auch für die gerichtliche G e l t e n d m a c h u n g des einzelnen A n t e i l s oder d e s g e m e i n s c h a f t l i c h e n R e c h t s gegenüber Dritten vorbehaltlich der §§ 432 (vgl. R G D R 40, 2170) und 1011. 2. J e d e m T e i l h a b e r gebührt der F r ü c h t e (§ 743 A b s . 1).

ein

seinem

Anteil

entsprechender

Teil

Wird ein ¡gemeinschaftlicher G e g e n s t a n d vermietet, so k a n n der Mietzins aber nicht einfach auf die einzelnen T e i l h a b e r aufgegeteilt werden, sondern es muß erst unter A b z u g der U n k o s t e n und L a s t e n der R e i n e r f r a g ermittelt w e r d e n . A n diesem steht dann jedem T e i l h a b e r s e i n Anteil zu (vgl. R G Z 89, 1176). E n t s p r e c h e n d ist jeder Teilhaber dem a n d e r e n gegenüber verpflichtet, die L a s t e n des gemeinschaftlichen G e g e n s t a n d e s , sowie die K o s t e n der Erhaltung, V e r w a l t u n g und einer (gemeinschaftlichen B e n u t z u n g nach dem Verhältnis seines A n t e i l s zu tragen (§ 748). 3. J e d e r T e i l h a b e r ist zum G e b r a u c h des gemeinschaftlichen G e g e n s t a n d e s insoweit b e f u g t , a l s dadurch nicht d e r M i t g e b r a u c h der übrigen T e i l h a b e r beeinträchtigt wird (§ 743 A b s , 2). 4. Die T e i l h a b e r h a f t e n für j e d e s V e r s c h u l d e n (§ 276). K e i n e Haftungsmilderung wie bei der G e s e l l s c h a f t , da sich T e i l h a b e r ihre Mitteilhaber m e i s t e n s nicht a u s w ä h l e n können.

die

III. Verwaltung der G e m e i n s c h a f t . 1. Die Verwaltung des gemeinschaftlichen G e g e n s t a n d e s steht den T e i l h a b e r n gemeinschaftlich zu (§ 744 A b s . 1), jedoch k a n n durch Stimmenmehrheit, d i e nach der Größe d e r A n t e i l e zu 'berechnen ist, eine der B e s c h a f f e n h e i t des ,gemeinschaftlichen G e g e n s t a n d e s e n t s p r e c h e n d e ordnungsgemäße Verwaltung oder Benutzung b e s c h l o s s e n w e r d e n (§ 745 A b s . 1), nur darf damit weder eine w e s e n t l i c h e V e r ä n d e r u n g des G e g e n s t a n d e s eintreten, noch d a s R e c h t des einzelnen T e i l h a b e r s auf einen seinem Anteil e n t s p r e c h e n d e n Bruchteil der Nutzungen b e e i n t r ä c h t i g t werden (§ 745 A b s . 3). 2. Im Interesse der W e r l e r h a l t u n g kann jeder Teilhaber notwendige Maßregeln ohne Zustimmung der a n d e r e n T e i l h a b e r treffen (§ 744 A b s . 2); außerdem k a n n er — solange eine V e r e i n b a r u n g oder ein Mehrheitsbeschluß noch nicht vorliegt — eine dem I n t e r e s s e aller T e i l h a b e r nach billigem E r m e s s e n e n t s p r e c h e n d e V e r w a l t u n g und B e n u t z u n g verlangen (§ 745 A b s . 2). 3. Die g e t r o f f e n e B e s t i m m u n g der V e r w a l t u n g und B e n u t z u n g w i r k t ' auch für und g e g e n den S o n d e r n a c h f o l g e r d e s einzelnen T e i l h a b e r s ohne R ü c k s i c h t auf d e s s e n Kenntnis (§ 746, vgl. R G Z 78, 275).

Lehmann, Schuldverhältnisse II

9

130

IV. Gesellschaft und Gemeinschaft Bei Grundstücken wirkt die Bestimmung gegen den Sondernachfolger eines Miteigentümers nur, wenn sie als Belastung des Anteils im Grundbuch eingetragen ist (§ 1010). IV. Aufhebung der Geineinschaft. Die Aufhebung ermöglicht die Lösiunig der Gemeinschaft. 1. Voraussetzungen der Aufhebung.

Während 'häufig die Aufhebung der Gemeinschaft durch gütliches Zusammenwirken aller Teilhaber erfolgen wird, hat auch jeder einzelne Teilhaber einen unverjährbaren schuldrechtlichen Anspruch gegen die übrigen Teilhaber auf jederzeitige Aufhebung der Gemeinschaft (§§ 749 Abs. 1, 758). a) Durch Vereinbarung kann der Aufhebungsanspruch für immer oder auf Zeit ausgeschlossen oder an eine Kündigungsfrist gebunden werden. Die Vereinbarung wirkt auch für und gegen einen Sondernachfolger vorbehaltlich der für Grundstücke nach § 1010 erforderlichen Eintragung (§ 751 Satz 1). Ein zeitlicher Ausschluß des Aufhebungsanspruches tritt jedoch beim Tode eines Teilhabers im Zweifel außer Kraft (§ 750). b) Ohne Rücksicht auf. vertragsmäßige Beschränkung oder Ausschluß des Aufhebungsanspnuches kann jeder Teilhaiber bei Vorliegen eines wichtigen Grundes jederzeit die Aufhebung der Gemeinschaft verlangen (§ 749 Abs. 2). Das gleiche Recht hat der Gläubiger, der auf Grund eines rechtskräftigen Schuldtitels den Anteil eines Teilhabers hat pfänden lassen (§ 751 Satz 2). 2, Durchführung der Aufhebung. Die Aufhebung der Gemeinschaft erfolgt durch mangels anderer Vereinbarung wie folgt vollzieht:

Teilung,

die

si6h

a) Läßt sich der Gegenstand ohne Verminderung des Wertes in wirtschaftlich gleichartige, den Anteilen der Teilhaber entsprechende Teile zerlegen, s o erfolgt die Teilung in Natur. Die Verteilung gleicher Teile geschieht durch das Los (§ 752). Teilbar sind stets Geld, auch Wertpapiere, soweit möglich, und unbebaute Grundstücke.

Stückelung

b) Ist eine Teilung in Natur nicht möglich, so wird der Gegenstand nach den Vorschriften über den Pfandverkauf (also regelmäßig durch öffentliche Versteigerung § 1(286), bei Grundstücken durch Zwangsversteigerung, verkauft und der Erlös geteilt. Ist die Veräußerung an 'einen Dritten unstatthaft, so ist d e r Gegenstand unter den Teilhabern zu versteigern (näheres § 753).

§ 38 Die Leibrente

131

Zu a) und b). Wird bei der Aufhebung einem Teilhaber ein gemeinschaftlicher Gegenstand zugeteilt, so haftet jeder der übrigen Teilhaber zu seinem Anteil für Sach- und Rechtsmängel wie ein Verkäufer (§ 757). c) Bei Forderungen soll durch gemeinschaftliche Einziehung und Teilung oder, falls eine Einziehung noch nicht möglich ist, durch Verkauf der Forderung und Teilung des Erlöses vorgegangen werden (§ 754). d) Gewisse Gesamt schulden der Gemeinisohaft und Forderunigen der Teilhaber untereinander müssen zur Vermeidung einer nachträglichen Inanspruchnahme auf Verlangen eines Teilhaber« aus deim 'gemeinschaftlichen Gegenstamld .befriedigt werden (Näheres §§ 755, 756 B G B und § 51 KO). 3. Geriöhtliche Geltendmachung. Verweigert ein Teilhaber seine Zustimmung zur Aufhebung der Gemeinschaft, so muß sie klageweise erzwungen werden. Mit dieser Klage wird zweckmäßig gleich die Klage auf Vollziehung der Teilung verbunden. Hierzu muß ein der Sach- und Streitlage angepaßter Antrag auf Zustimmung zu einer vom Gesetz vorgesehenen Teilungsart (§§ 752, 753) gestellt werden. Das Urteil ist ein Leisfrungsurteil, das die Verpflichtung ausspricht, die beantragte Zustimmung zu geben. Wenn es in Rechtskraft vorliegt, gilt die Zustimmung als erteilt (§ 894 ZPO). V. Gewagte Verträge Den in diesem Abschnitt behandelten Verträgen ist das Eingehen eines Wagnisses begriffliches Erfordernis. Es sind dies die Leibrente, Spiel und Wette und das Differenzgeschäft. Gewagte Geschäfte sind außerdem das Darlehn (vgl. oben S. 81) und in weiterem Sinne auch die Bürgschaft (vgl. unten S. 135).

I. Allgemeines.

Die

§ 38 Leibrente

Die Leibrente ist ein einheitlich nutzbares Recht, kraft dessen der eine Teil verpflichtet ist, dem anderen Teil auf Lebenszeit fortlaufend wiederkehrende gleichmäßige Leistungen in Geld oder vertretbaren Sachen zu erbringen (st. R., v,g,l. RGZ 137, 261). 1. Die ursprünglichste und noch häufigste Anwendung der Leibrente ist der sog. Leibrentenkauf, wobei der Rentennehmer eine Kapitalsumme hingibt, um bis zu seinem Tode in den Genuß einer Rente zu kommen, die den normalen Kapitalertrag übersteigt. 9*

132

V. G e w a g t e V e r t r ä g e Der Rentenikauf birgt ein W a g n i s für beide P a r t e i e n , da der R e n t e n n e h m e r gegen die Hingabe des K a p i t a l s ein bloßes F o r d e r u n g s recht eintauscht, w ä h r e n d der Renitengeber den Umfang der Zahlungsverpflichtung w e g e n d e r Ungewissen Dauer des menschlichen L e b e n s nicht v o r a u s s e h e n k a n n .

Die L e i b r e n t e k a n n auch schenkungs'halber oder auf Grund einer A u s lobung oder l e t z t w i l l i g e n Verfügung bestellt w e r d e n . Häufig w i r d auch eine L e i b r e n t e als Gegenleistung für die U e b e r l a s s u n g eines G r u n d s t ü c k e s versprochen. 2. Erfolgt die B e s t e l l u n g einer L e i b r e n t e durch Vertrag, so ist schriftliche Erteilung des L e i b r e n t e n v e r s p r e c h e n s erforderlich (§ 761), soweit nicht eine s c h ä r f e r e Form aus a n d e r e n Gründen v o r g e s c h r i e b e n ist (z. B. bei G r u n d s t ü c k e n § 313, für die S c h e n k u n g § 518). Der M a n g e l der Form w i r d durch die Entrichtung der R e n t e nicht geheilt (h. L.), a u ß e r wenn ein S c h e n k u n g s v e r t r a g zugrunde liegt (§ 518 Aibs. 2). 3. Entsprechende A n w e n d u n g finden 'die Vorschriften über d i e Vorauszahlung bei A n s p r ü c h e n aus u n e r l a u b t e r Handlung (§§ 843—845) und auf U n t e r h a l t (§§ 528, 1361, 1612). II. Beigriffserfordernisse. Eine gesetzliche B e g r i f f s b e s t i m m u n g fehlt. (s. oben) ist erforderlich: 1. Die werden.

Leibrente

muß auf

die

Lebenszeit

Nach der

Rechtsprechung

eines Menschen

bestellt

Eine Befristung ist möglich, z. B. auf höchstens 30 J a h r e , nicht aber auf 5 J a h r e . 2. Die einzelnen Leistungen müssen regelmäßig w i e d e r k e h r e n , gleichmäßig und fest bestimmt sein und in Geld oder a n d e r e n v e r t r e t b a r e n S a c h e n bestehen. Daher k e i n e L e i b r e n t e n : A l t e n t e i l s r e c h t e (da meist mit S a c h und Dienstleistungen v e r b u n d e n — vgl. RGZ 1162, 57; 104, 272) und U n t e r h a l t s l e i s t u n g e n (da abhängig von der B e d ü r f t i g k e i t ) . 3. Die L e i b r e n t e muß als das unabhängig und losgelöst nissen der P a r t e i e n ist und ansprüche hervorbringt (sog.

s e l b s t ä n d i g e s S t i m m r e c h t begründet von den sonstigen B e z i e h u n g e n und zeit s e i n e s B e s t e h e n s die einzelnen Einheitstheorie, h. L., vgl. RGZ 67,

werden, VerhältRenten210).

Kein L e i b r e n t e n v e r s p r e c h e n ist daher w e g e n des Zusammenhanges mit dem D i e n s t v e r t r a g das V e r s p r e c h e n eines R u h e g e h a l t e s (vgl. RGZ 94, 158). Durch die Einheitstheorie wird eine v e r n ü n f t i g e B e s c h r ä n k u n g des F o r m e r f o r d e r n i s s e s von § 761 erzielt.

§ 39 Spiel und W e t t e , D i f f e r e n z g e s c h ä f t

133

III. G e s e t z l i c h e A u s l e g u n g s r e g e l n . D a s B G B b e s c h r ä n k t sich für die inhaltliche Regelung ider L e i b r e n t e n auf einige A u s l e g u n g s r e g e l n : 1. Die R e n t e ist im Zweifel für die L e b e n s d a u e r d e s G l ä u b i g e r s zu entrichten. Der für die R e n t e b e s t i m m t e B e t r a g ist im Zweifel der J a h r e s b e t r a g der R e n t e (§ 759). 2. Die L e i b r e n t e ist im v o r a u s zu zahlen; eine G e l d r e n t e jeweils auf 3 M o n a t e , bei a n d e r e n R e n t e n ist ihre B e s c h a f f e n h e i t und ihr Zweck für die D a u e r der Vorauszahlung m a ß g e b e n d (Näheres § 760). 3. Ein Leibrenteravertrag zugunsten eines Dritten begründet im Zweifel für den Dritten ein s e l b s t ä n d i g e s F o r d e r u n g s r e c h t (§ 330, echter V e r t r a g zugunsten Dritter, vgl. Teil I S. 61). § 39 Spiel

und

Wette,

Differenzgeschäft

1. Allgemeines. Spiel und W e t t e sind V e r t r ä g e , bei denen Gewinn und Verlust der Entscheidung einer Ungewißheit abhängig ist.

von

H. B e i m Spiel v e r s p r e c h e n sich die P a r t e i e n zum Z w e c k e der Unterhaltung und des G e w i n n e s L e i s t u n g e n unter e n t g e g e n g e s e t z t e n Bedingungen. Hängt die Entscheidung ganz oder ü b e r w i e g e n d vom Zufall ab, so ist ein G l ü c k s s p i e l , hängt sie von der persönlichen Fähigkeit der Beteiligten ab, ein G e s c h i c k l i c h k e i t s s p i e l geigeben. 2. B e i einer W e t t e v e r s p r e c h e n sich die P a r t e i e n zur B e k r ä f t i g u n g widerstreitender B e h a u p t u n g e n für den F a l l der Wahrheit oder Unwahrheit einseitig oder [gegenseitig eine Leistung. D a s B G B b e h a n d e l t — anders als d a s gemeine R e c h t — Spiel und W e t t e gleich. II. Rechtliche B e h a n d l u n g . W e g e n der mit Spiel und W e t t e v e r b u n d e n e n G e f a h r e n verleiht das G e s e t z ihnen nur geringe W i r k s a m k e i t (neutrale Spiele) oder nimmt sie ihnen s o g a r ganz (verbotene Spiele), es sei denn, daß sich im Einzelfalle die volle W i r k s a m k e i t aus einer b e s o n d e r e n staatlichen Genehmigung ergibt (konzessionierte Spiele). I. N e u t r a l e

Spiele.

Durch die einfachen Spiel- und W e t t v e r t r ä g e wird eine k l a g b a r e Verbindlichkeit nicht begründet (soig. Naturalobligation, vgl. Teil I S 8). A u c h eine Sicherung durch Eingehung einer Verbindlichkeit, i n s b e s o n d e r e ein

V. Gewagte Verträge

134

Schuldanerkenntnis, aber auch eine Pfandbestelluing, Bürgschaftsleistung oder eine Weöhselhinigabe sind unwirksam. Hat der Verlierer jedoch seine Spielschuld erfüllt, so kann das Geleistete nicht deshalb zurückgefordert werden, weil eine Verbindlichkeit nicht bestanden' hat (§ 762). 2. Verbotene Spiele. Verträge bei verbotenen Spielen (insbesondere öffentlichen oder gewerbsmäßigen Glücksspielen-, §§ 284, 284a, 285 StGB) sind .gemäß § 134 nichtig, soidaß üiber eine Rückforderung des Geleisteten nach Bereicherungsrecht zu entscheiden ist. Eine Rückforderung ist bei Glücksspielen, die unter die §§ 284, 284a StGB fallen, ,gem. § 817 Satz 2 ausgeschlossen, da sich das Verbot auch gegen iden Spieler richtet, anders bei § 285 StGB. Spiedverträge in öffentlichen Spielbanken sind neutrale Spiele (RG v. 14. 7. 1933, RGBl I, 480). 3. Konzessionierte Spiele. a) Staatlich genehmigte Lotterie- oder Ausspielverträge sind verbindlich und klagbaT (§ 763' Satz 1). Durch den Lotterievertraig verspricht der Veranstalter gegen Einsätze Geldgewinne an die nach Maßgabe eines Spielplanes (Verlosung, Würfeln) ermittelten Gewinner zu zahlen; bestehen die Gewinne nicht im Geld, so liegt ein Auisspielvertnag vor (z. B. ¡bei der Tombola). Eine nicht genehmigte Lotterie oder Ausspielung gilt als neutrales Spiel i§ 763 Satz 2), sofern sie nicht sogar zu den verbotenen gehört {§ 286 StGB), b) Rennwetten, die beim zugelassenen Totalisator oder Buchmacher abgeschlossen werden, sind nach Aushändigung eines Wettscheines oder Eintragung in das Wettbuch für den Unternehmer des Totalisators und den Buchmacher vollverbindlich; für den Wettenden ist die Verpflichtung zur Zahlung des Einsatzes nicht verbindlich, jedoch kann ein nicht (gezahlter Einsatz vom Gewinn abgezogen und ein gezahlter nicht zurückgefordert werden (§ 4 Rennwett- und Lotteriegesetz v. 8. 4. 1922 RGBl I, 393, mit Aend.). III. Das Differenzgeschäft. 1. Da® Differenzgeschäft ist ein Vertrag, der zwar auf Lieferung von -Waren oder Wertpapieren lautet, bei dem aber nur der Unterschied zwischen dem vereinbarten Preise und dem Börsen- oder Marktpreise des Lieferungstaiges von dem Verlierer an den Gewinner gezahlt werden soll (§ 764 Satz 1).

§ 40 Die Bürgschaft

135

Meist wird das Differenzgeschäft nicht in der vom Gesetz vorgesehenen offenen Form vorgenommen, sondern 'die Parteien tätigen zunächst nur einen Kauf, um erst später ein Gegengeschäft abzuschließen und die Differenz zu verrechnen. Da auch hier eine wirkliche Lieferung nicht erfolgen soll, ist auch dieses Geschäft als Differenzigeschäft anzusehen (vgl. Beispiel RGZ 79, 237). Die praktische Bedeutung von § 764 ist stark eingeschränkt, da Differenzgeschäfte fast nur als Börsentermingeschäfte vorkommen, dafür aber nach §§ 50—70 Börsengesetz (RG vom 8. 5. 1908 RGBl I, 215 mit zahlreichen Aend.) Sollderbestimmungen gelten. 2. Das Differenzgeschäft gilt als (neutrales) Spiel. Es gepügt, daß nur der eine Teil die Differenzabsicht hatte, der andere diese Absicht aber kannte oder kennen mußte (§ 764 Satz 2i). VI. Verträge auf Sicherung und Klarstellung einer Verpflichtung Das Gesetz behandelt nacheinander Bürgschaft und Vergleich. Die Bürgschaft ist auf die Sicherung, der Vergleich auf idie Klarstellung einer Verpflichtung gerichtet. Die

§ 40 Bürgschaft

I. Allgemeines. Durch den Bürgschaftsvertrag verpflichtet sich der Bürge, dem Gläubiger eines anderen gegenüber, für die Erfüllung von dessen Verbindlichkeit einzustehen (§ 765 Abs. >1). 1. Die Bürgschaft bezweckt die wirtschaftliche Sicherung des Gläubigers, indem neben den Haiuptschuldner noch ein Nebenschuldner tritt. Der Gläubiger erlangt damit rechtlich zwar nicht ein selbständiges Forderungsrecht — wie bei dem Schuldbeitritt und dem Garantievertrag — wohl aber ein seine Hauptforderung verstärkendes Nebenrecht. Dieses Recht ist daher von dem Bestehen und Umfang der Hauptforderung dauernd abhängig und kann von dem Gläubiger regelmäßig erst dann ausgeübt werden, wenn, er sich durch die Geltendmachung der Hauptforderung nicht hat befriedigen können (sog. Abhängigkeit oder Akzessorietät der Bürgschaft). lieber die Abgrenzung von Schuldbeitritt und Bürgschaft vgl. Teil I S. 98 ff. Ein Garantievertrag (vgl. oben S. 23) setzt neben der Selbständigkeit des Forderungsrechtes voraus, daß der Versprechende ein eigenes Interesse hat, für einen- bestimmten Erfolg einzustehen, d. h. weniger für die Person des Schuldners als für eine sachliche Gefährdung des Gläubigers, z. B . für die Einlösung von Wechseln (vgl. R G Z 82, 337) oder für das Eingehen einer abgetretenen Forderung (vgl. RGZ 72, 140). Die Abgrenzung ist nur im Einzellalle mög-

136

VI. Sicherung«- unid Kl a r s t e 11 umg« v er t r äg e lieh, ist sie zweifelhaft, so ist zum Schutze des Schuldners Bürgschaft anzunehmen (vgl. RGZ 90, 417; Oertmann J W 34, 1924).

2. Die Bürgschaft ist regelmäßig ein den Bürgen einseitig verpflichtender Vertrag, der zwischen idem Gläubiger und dem Bürgen abgeschlossen wird. 3. Gegenstan/d der Bürgschaft kann die Sicherung jeder Schuld, nicht bloß einer Geldschuld sein. Auch künftige oder bedingte Verbindlichkeiten können durch eine Bürgschaft gesichert werden (§ 765 Abs. 2). Der Hauptfall einer Verbürgung für künftige Verbindlichkeiten ist die Kreditbürgschaft, d. h. Bürgschaft für einen vom Gläubiger dem Schuldner zu eröffnenden, Kredit (vgl. RGZ 136, 182). 4. Da die meisten Bürgschaften in der trügerischen Erwartung eingegangen werden, daß der Bürge nicht in Anspruch genommen wird, ist zur Gültigkeit des Bürgschaftsvertrages die s c h r i f t l i c h e E r t e i l u n g d e r B ü r g s c h a f t s e r k l ä r u n g erforderlich (§ 766 Abs. 1). Formfrei ist die Bürgschaft des VoUkaufmanns, wenn sie — wie im Zweifel anzunehmen ist — für ihn ein Handelsgeschäft ist (§§ 350, 351 HGB). Nur die Erklärung des Bürgen, nicht auch die Annahme des Gläubigers, muß schriftlich sein. Die Erklärung muß die wesentlichen Bestandteile des Bürgschaftsvertrages enthalten (vgl. RGZ 145, 231). Soweit der Bürge die Schuld erfüllt, wird der Manigel der Form geheilt (§ 766 Abs. 2). II. Arten der Bürgschaft. Sind mehrere Bürgen beteiligt, so kann ihr Verhältnis untereinander und zum Gläubiger verschieden sein. 1. Mitbürgen sind mehrere Bürgen, die nebeneinander für dieselbe Hauptschuld einstehen, und zwar haften sie als Gesamtschuldner, auch wenn sie die Bürgschaft nicht gemeinschaftlich übernommen haben (§ 769). 2. Der Nachbürge steht dem Gläubiger dafür ein, daß der (Vor-) Bürge seine Verpflichtunigen aus dem Bürgschaftsvertrag erfüllt. 3. Der Rückbürge übernimmt dem Bürgen gegenüber die Bürgschaft, daß der Hauptschuldner seine Ersatzverpflichtung ¡gegenüber dem Bürgen erfüllt (vgl RGZ 146, 70). Ueber Ausfallbürgschaft vgl. unten S. 138. III. Die Rechts'beziebunigen des Bürgen zum Gläubiger. Die Rechtsbeziehungen des Bürgen zum Gläubiger ergeben sich aus der Abhängigkeit der Bürgschaft von der Hauptschuld und aus der dem Bürgen gewährten Einrede der Vorausklage.

§ 40 D i «

Bürgschaft

137

1. B e s t a n d der Hauptforderung. a) Damit d i e Bürgschaft entstehen kann, muß eine w i r k s a m e Hauptschuld vorhanden sein. Ist die H a u p t s c h u l d aus irgendeinem Grunde nichtig (z. B. durch Anfechtung), so ist auch eine w i r k s a m e B ü r g s c h a f t nicht vorhanden. Soll der B ü r g e auch bei Nichtentstehung der H a u p t s c h u l d haften, so liegt nicht B ü r g s c h a f t , s o n d e r n meist ein G a r a n t i e v e r t r a g vor. b) Der U m f a n g der Haftung des B ü r g e n richtet sich nach dem jeweiligen B e s t a n d der Hauptschuld. Eine nachträgliche E r w e i t e r u n g der Hauptschuld, d i e sich aus einem vom Hauptschuldner zu v e r t r e t e n d e n U m s t a n d (Verschulden, Verzug) ergibt, geht zu L a s t e n des Bürgen, nicht d a g e g e n eine rechtsgeschäftliche Ausdehnung, die G l ä u b i g e r und H a u p t s c h u l d n e r nach U e b e r n a h m e der B ü r g s c h a f t vornehmen (z. B. nachträgliche Vereinbarung einer Vertragsstrafe). A u c h ein zwischen Hauptschuldner und G l ä u b i g e r ergangenes Urteil hat keine R e c h t s k r a f t gegen den B ü r g e n (vgl. R G Z 122, Ii46), auf ein günstiges Urteil k a n n sich d e r B ü r g e a'ber 'berufen, e b e n s o wie ihm auch eine nachträgliche Verringerung der Hauptschuld immer z u g u t e k o m m t . ,

D e r B ü r g e haftet stets für die dem G l ä u b i g e r vom Hauptschuldner zu e r s e t z e n d e n Kosten der Kündigung und Rechtsverfo'Igung (§ 767).

2. E i n r e d e n des

Hauptschuldners.

a) Der B ü r g e kann sämtliche E i n r e d e n des H a u p t s c h u l d n e r s geltend machen (z. B. E i n r e d e des nicht erfüllten V e r t r a g e s , Verjährung, Stundung usw.), auch wenn der Hauptschuldner auf sie vei^ichtet hat (§ 768). Die G e s t a l t u n g s r e c h t e der Anfechtung und A u f r e c h n u n g kann der B ü r g e nicht selbst ausüben', d o c h hat er ein L e i s t u n g s v e r w e i g e r u n g s r e c h t , solange der H a u p t s c h u l d n e r anfechten oder der G l ä u b i g e r aufrechnen kann (§ 770, vgl. auch R G Z 137, 36). § 770 ist auf aridere G e s t a l t u n g s r e c h t e , z. B . Wanidelung, R ü c k tritt, e n t s p r e c h e n d a n w e n d b a r . b) Weil es mit dem Sicherunigszweck der B ü r g s c h a f t nicht v e r e i n b a r ist, kann sich der B ü r g e beim T o d e d e s Schuldners w e d e r auf die b e s c h r ä n k t e E r b e n h a f t u n g (§ 768 A b s . 1 S a t z 2) noch im K o n k u r s oder Vergleichsverfahren des H a u p t s c h u l d n e r s auf einen dort g e s c h l o s s e n e n Zwangsvergleich b e r u f e n (§§ 193 S a t z 2 K O , 82 A b s . 2 VemglO). 3. E i n r e d e 'der VorauskLaige. a) D e r B ü r g e k a n n d i e Befriedigung d e s G l ä u b i g e r s verweigern, solange nicht der G l ä u b i g e r die Zwangsvollstreckung gegen den H a u p t s c h u l d n e r ohne E r f o l g versucht hat (sog. Einrede der V o r a u s k l a g e , § 771).

138

VI. Sicherung®- unid Klarstellungs vertrage Bei Geldforderunigen genügt ein Vollstreokiungisversuch in die am Wohnsitz des Hauptschuldners befindlichen beweglichen Sachen (Näheres § 772). Hat sich der Bürge nur für den Ausfall verbürgt, den der Gläubiger an seiner Forderung erleidet (sog. Ausfallbürgschaft), s o bedarf es der Einrede der Vorausklage nicht. Der Gläubiger muß dann nur den Ausfall beweisen (vgl. R G Z 145, 169).

b) Die Einrede der Vorausklage ist ausgeschlossen: aa) Wenn der Bürge ein Vollkaufmann und für ihn die Bürgschaft Handelsgeschäft ist (§§ 349, 351 HGB);

ein

bb) wenn der Bürge (ausdrücklich oder stillschweigend) auf die Einrede verzichtet hat (selbstschuldnerische Bürgschaft, § 773, Abs. t Ziff. 1); cc) wenn die Rechtsverfolgung durch Wohnsitzwechsel des Hauptschuldners erheblich erschwert, über sein Vermögen der Konkurs eröffnet oder anzunehmen ist, daß die Vollstreckung nicht zur Befriedigung des Gläubigers führen würde (§ 773 Abs,. 1 Ziff. 2—4); dd) wenn kraft Gesetzes (vgl. §§ 571, 1251).

eine

bürgschaftsgleiche

Haftung bestimmt

ist

IV; Die Rechtsibeziehung des Bürgen zum Hauptschutdner. •1. Rückgriffsrecht. a) Hat der Bürge den Gläubiger befriedigt, so richten sich die Ersatzansprüche des Bürgen gegen den Hauptschuldner nach dem zwischen ihnen bestehenden (Innen-)Verhältnis. Meist wird Auftrag oder Geschäftsführung ohne Auftrag vorliegen. Der Bürge kann hier Erstattung seiner Aufwendungen (der Zahlung) nach § 670 verlangen. Die Verbürgung kann aber auch schenkungshalber erfolgt sein, dann bestehen keine Ansprüche. b) Zur Verstärkung der Rechtsstellung des Bürgen igeht jedoch kraft Gesetzes, soweit der Bürge den Gläubiger befriedigt, die Forderung des Gläubigers gegen den Hauptschuldner auf ihn über (§ 774)1), aa) Die Forderung geht in ihrem -alten Bestand mit allen ihren Nebenrechten (z. B. Pfandrechten, Hypotheken, gesetzliohen Zinsen) auf den Bürgen über, andererseits verbleiben dem Hauptschuldner alber auch alle Einreden (z. B. Verjährung, Stundung) (vgl. §§ 401, 404, 412), Der Häuptschuldner kann aber außerdem auch alle Einwendungen aus dem Innenverhältnis erheben (§ 774 Abs. 1 Satz 2). 1) Vgl. die ähnliche s. Teil I S . m s ) .

Regelung

bei

den

Gesamtschuldverhältnissen

(S

426

Abs.

2,

§ 40 Die Bürgschaft

139

Der Hauptschuldner kann also z. B. den Rückgriff durch den Nachweis abwehren, daß die Verbürgung scherokungshalber erfolgt sei. Es kann daher für den Bürgen unter Uniständen günstiger sein, seinen Erstattungsanspruch n u r aus dem Inneiwerhältnis herzuleiten, da dann nur Einwendungen aus diesem Verhältnis möglich sind; Der Hauptschuldner könnte sich z. B. gegenüber dem Erstattungsanspruch aus dem Innenverhältnis nicht darauf berufen, daß der Gläubiger ihm vor der Zahlung durch den Bürgen die Forderung gestundet habe. bb) Der Uebergang der Forderung kann nicht zum Nachteil des Gläubigers igelterad gemacht wenden (§ 774 Abs. 1 Satz 2). Beispiel: Befriedigt der Bürge den Gläubiger nur t e i l w e i s e , so kann sich der Gläubiger aus den vorhandenen Pfandrechten und s o n s t i g e » Sicherungen vor dem Bürgen befriedigen (vgl. RGZ 136, 43 und § 268 Abs. 3 sowie Teil I S . 28).

cc) Bei Mitbür^en ist der Rückgriff nur anteilmäßig — im Zweifel zu gleichen Teilen — möglich (§§ 774 Abs. 2, 426). 2. Beiredung®anspruch. Schon vor der Befriedigung des Gläubigers hat der Bürge, der sich im Auftrage des Hauptschuldners oder als .dessen Geschäftsführer ohne Auftrag verbürgt hat, unter den Voraussetzungen des § 775 einen Befreiungsanspruch. V. Die Beendigung der Haftung. Die Bürgschaft erlischt — außer aus den allgemeinen Erlöschensgründen der Schuldverhältnisse — in folgenden Fällen: 1. Untergang der Hauptschuld. Die Bürgschaft erlischt —• wegen ihrer Abhängigkeit von der Hauptschuld — mit dem Erlöschen der Hauptschuld. 2. Zeitablauf bei Bürgschaft auf Zeit. Der Bürge, der sich für eine bestehende Verbindlichkeit auf bestimmte Zeit verbürgt hat, wird frei, wenn der Gläubiger nicht unverzüglich nach ihrem Ablauf die Hauptforderung geltend macht und danm dem Bürgen anzeigt, daß er ihn in Anspruch nehme. Steht dagegen dem Bürgen die Einrede der Vor ausklage nicht zu, so muß der Gläubiger nur unverzüglich nach Fristablauf Anzeige an den Bürgen machen, andernfalls Befreiung des Bürgen eintritt (Nähereis § 777). 3. Vertragsmäßige Kündigung bei nicht zeitbedingten Bürgschaften. Ein Kündigungsrecht hat der Bürge nur, wenn dies im Vertrage vereinbart ist. Ein Kündigungsrecht wird aber dem Bürgen bei der Verbürgung für künftige Verbindlichkeiten (insbesondere bei Kreditbürgschaften) nach angemessener Zeit zuzubilligen sein.

VI. Sicherung®- und Kl arstellungs v e r t r a g e

140

4. A u f g a b e von R e c h t e n . Gibt der G l ä u b i g e r ohne Zustimmung des B ü r g e n eine mithaftende Sicherung auf (z. B . P f a n d r e c h t , H y p o t h e k usw.), so wird der B ü r g e insoweit frei, als er a u s d e m a u f g e g e b e n e n R e c h t e — nach § 774 — E r s a t z hätte erlangen können (§ 776). Wenn auch durch § 776 der B ü r g e vor einer u n z u m u t b a r e n V e r schlechterung seiner R e c h t s s t e l l u n g geschützt w e r d e n soll, so ergibt sich daraus jedoch noch nicht, daß der B ü r g e bei jeider N a c h l ä s s i g keit des G l ä u b i g e r s von seiner Verbindlichkeit frei wird. D e r G l ä u biger darf jedoch nicht gegen T r e u und G l a u b e n verstoßen (vgl. R G Z 87, 328). VI. Der K r e d i t a u f t r a g . Durch den K r e d i t a u f t r a g b e a u f t r a g t jemand einen anderen, im eigenen N a m e n und auf eigene Rechnung einem Dritten Kredit zu g e w ä h r e n (§ 778). Beispiel: Ein Vater (Auftraggeber) erteilt telegraphisch einer Schuhfabrik (Bea u f t r a g t e r ) d e n A u f t r a g , s e i n e m S o h n zur E r ö f f n u n g v o n d e s s e n Schuhgeschäft S c h u h e - auf K r e d i t zu liefern. Die Schuhfabrik nimmt d e n A u f t r a g an ( v g l . R G Z 87, 144).

1. D e r K r e d i t a u f t r a g ist ein echter A u f t r a g s v e r t r a g , der eine Verpflichtung des B e a u f t r a g t e n zur G e w ä h r u n g d e s K r e d i t e s b e g r ü n d e t . Damit u n t e r s c h e i d e t bürgschaft.

er

sich

von

der

formbedürftigen

Kredit-

2. Bis zur K r e d i t g e w ä h r u n g untersteht der K r e d i t a n t r a g n u r den Vorschriften über den A u f t r a g (bis dahin noch widerruflich), d a n a c h h a f t e t der A u f t r a g g e b e r dem B e a u f t r a g t e n für d i e aus der K r e d i t g e w ä h r u n g entstehende Verbindlichkeit als B ü r g e (§ 778). § 41 Der

Vergleich

I. Begriff. D e r Vergleich ist ein gegenseitiger Vertrag, der den S t r e i t oder die Ungewißheit der Parteien über ein R e c h t s v e r h ä l t n i s im W e g e gegenseitigen N a c h g e b e n s beseitigt (§ 779). A u c h der einen Prozeß b e e n d i g e n d e Prozeßvergleich unterliegt dem B G B (vgl. R G Z 129, 43), w ä h r e n d der Z w a n g s v e r g l e i c h nach der K O und VglÖ bezüglich A b s c h l u ß und Wirkung durch S o n d e r b e s t i m mungen in d i e s e n G e s e t z e n g e r e g e l t ist. Die einzelnen V o r a u s s e t z u n g e n des V e r g l e i c h e s 1. Streit oder Ungewißheit über ein

sind:

Rechtsverhältnis.

Der Streit kann .auf t a t s ä c h l i c h e m oder rechtlichem G e b i e t lieigen, die Ungewißheit in der wirklichen S a c h - o d e r R e c h t s l a g e oder nur (subjektiv) in

§ 41 D e r der Auffassung der P a r t e i e n 'bestehen. lichung

eines

Anspruches

unsicher

141

Vergleich

A u s r e i c h e n d ist, daß die V e r w i r k -

ist.

Beispiel: Die P a r t e i e n streiten über den B e s t a n d oder den Umfang einer KaufPreisforderung; sie sind ungewiß, ob eine im Vertrag vereinbarte Bedingung eintritt, etwa eine Einfuhrerlaubnis erteilt wird; die Durchsetzung des Zahlungsa n s p r u c h e s d e s V e r k ä u f e r s i s t d u r c h d i e Z a h l u n g s u n f ä h i g k e i t d e s K ä u f e r s in F r a g e gestellt.

Gegenseitiges

2.

Nachgeben.

J e d e P a r t e i muß der a n d e r e n

nachgeben.

Beispiel: Der Schuldner will mit einer G e g e n f o r d e r u n g G l ä u b i g e r in A b r e d e s t e l l t . B e i d e P a r t e i e n e i n i g e n s i c h auf Gläubiger verlangten Betrages.

aufrechnen, die Hälfte

die des

der vom

G i b t nur eine P a r t e i n a c h , so liegt k e i n V e r g l e i c h vor, z. B . wenn der G l ä u b i g e r auf den ganzen A n s p r u c h v e r z i c h t e t o d e r der S c h u l d n e r ihn im v o l l e n U m f a n g e a n e r k e n n t (vgl. R G Z 146, 358). II. R e c h t s n a t u r des V e r g l e i c h e s . 1. D e r V e r g l e i c h ist ein g e g e n s e i t i g e r V e r t r a g , auf den die allgemeinen Vorschriften Anwendung

finden.

a) D e r V e r g l e i c h stellt j e d o c h k e i n e n b e s t i m m t e n V e r t r a g s t y p dar (wie z. B . der Kauf), da die v e r s c h i e d e n a r t i g s t e n L e i s t u n g e n v e r s p r o c h e n w e r d e n können.

J e d e r V e r g l e i c h weist j e d o c h ein s p e k u l a t i v e s M o m e n t auf, da j e d e

P a r t e i das M a ß ihres N a c h g e b e n s von der B e u r t e i l u n g «des R e c h t s v e r h ä l t nisses

nach

Fortfall

b) D e r V e r g l e i c h die B e s o n d e r h e i t

der

Ungewißheit

bedarf

daher

abhängig

regelmäßig

s e i n e s Inhalts eine F o r m

macht. keiner Form,

außer

wenn

verlangt.

F o r m b e d ü r f t i g ist n a c h § 313 der V e r g l e i c h , in dem die V e r pflichtung zur U e b e r t r a g u n g von Eigentum a n einem G r u n d s t ü c k neu ü b e r n o m m e n o d e r v e r s c h ä r f t wird (vgl. R G Z 109, 26). Durch das V o r m u n d s c h a f t s g e r i c h t genehmigungsbedürftig ist der V e r g l e i c h des V o r m u n d e s b e i einem V e r g l e i c h s w e r t ü b e r 300 R M (§ 1822 Nr. 12, vgl. auch § 1714). 2. D e r V e r g l e i c h Verfügungsgeschäft.

ist ein s c h u l d r e c h t l i c h e r

Verpflichtungsvertrag,

kein

E s b e d a r f also s t e t s noch b e s o n d e r e r Erfüllungshandlungen zu s e i n e r Durchführung, z. B . U e b e r e i g n u n g , E r l a ß , A b t r e t u n g , die j e d o c h häuiig mit dem schuldrechtlichen' V e r t r a g äußerlich zusammenfallen. W e g e n der a b s t r a k t e n Natur der Erfüllungshandlungen führt die Nichtigkeit des V e r g l e i c h s n i c h t unmittelbar zu d e r e n U n w i r k s a m k e i t , sondern nur zum A u s g l e i c h n a c h B e r e i c h e r u n g s r e c h t (§§ 812 ff.). Ein V e r g l e i c h k a n n j e d o c h nicht nur ü b e r S c h u l d v e r h ä l t n i s s e , auch

über

dingliche

Rechte,

Erbrechte

und

Familienrechte

w e r d e n , soweit sie nicht der Verfügung der P a r t e i e n entzogen

sondern

geschlossen sind.

142

Vi. Sicherung«- unid Klarstellun.gs vertrage Kein Vergleich ist über die Gültigkeit eineT E h e oder den Nachlaß eines noch lebenden D r i t t e n (§ 312) möglich.

3. D e r Vergleich läßt das bisherige R e c h t s v e r h ä l t n i s regelmäßig b e stehen. D a h e r b l e i b e n Neibenrechte (Pfänder, Bürgschaften und sonstige Sicherungen) .unberührt, und soweit der V e r g l e i c h L ü c k e n aufweist oder unwirksam wird, kann auf das bisherige R e c h t s v e r h ä l t n i s zurückgegriffen werden. Beispiel: D e r ü b e r e i n e K a u f p r e i s f o r d e r u n g g e s c h l o s s e n e V e r g l e i c h wird durch R ü c k t r i t t d e s V e r k ä u f e r s w e g e n Zahlungsverzugs des K ä u f e r s gemäß § 326 aufgehoben. D e r V e r k ä u f e r hat dann w i e d e r die u r s p r ü n g l i c h e K a u f p r e i s f o r d e r u n g .

Die P a r t e i e n k ö n n e n jedoch auch den Vergleich an die S t e l l e des bisherigen Schuldverhältnisses t r e t e n lassen. Dies ist aus den Umständen zu ermitteln; dann erlöschen die bisherigen Sicherungsr e c h t e , unid ein s p ä t e r e s Zurückgreifen auf d a s ursprüngliche R e c h t s verhältnis ist nicht möglich (vgl. R G Z 164, 217). III. Vergleichsirrtum. Die b e s o n d e r e Eigenart des V e r g l e i c h e s erfordert eine Sonderregelung der Irrtumsfrage. 1. Unwirksamkeit gemäß § 779. Der sowohl

Vergleich

ist

unter

zwei

Voraussetzungen

unwirksam:

a) der nach dem Inhalt des Vergleichs als f e s t s t e h e n d S a c h v e r h a l t der W i r k l i c h k e i t nicht e n t s p r e c h e n ,

Es

muß

zugrunde .gelegte

B e i d e P a r t e i e n müssen ü b e r einen S a c h v e r h a l t geirrt haben, der sich außerhalb des S t r e i t s und der Ungewißheit befunden h a t . b) als auch anzunehmen sein, d a ß bei K e n n t n i s d e r S a c h l a g e der Streit oder die Ungewißheit, welche die P a r t e i e n beseitigen wollten, nicht entstanden s e i n würde. D e r Irrtum muß „stredtausschließend" gewesen sein. E r hat ohne weiteres die Unwirksamkeit des Vergleichs zuir F o l g e ; die zur Erfüllung e r b r a c h t e n Leistungen b l e i b e n wirksam, k ö n n e n jedoch gemäß § 812 zurückgefordert werden. Beispiel: D i e P a r t e i e n v e r g l e i c h e n sich d a r ü b e r , w e l c h e Zahlung der Hypothekenschuldner noch erbringen muß, damit d e r , . H y p o t h e k e n g l ä u b i g e r " in die Löschung der H y p o t h e k e n s c h u l d einwilligt ( f e s t s t e h e n d zugrunde g e l e g t e r S a c h v e r halt, daß dem G l ä u b i g e r die H y p o t h e k z u s t e h t ) . S t e l l t sich n a c h t r ä g l i c h heraus, daß dem G l ä u b i g e r die H y p o t h e k n i c h t z u s t e h t , so ist der V e r g l e i c h u n w i r k s a m (vgl. R G Z 114, 120).

2. Anfechtung wegen Irrtums nach § 119. a) Eine Anfechtung wegen Irrtums nach § 1.19 ist durch § 779 insoweit ausgeschlossen, als es sich um einen durch den Vergleich erledigten umstrittenen oder ungewissen Punkt handelt.

143

§ 42 Schuldversprechen und Schuld amerkermtnis

Beispiel (wie oben): Die Parteien vergleichen sich, welche Zahlung der Hypothekeoschuldner an den „wahren" Hypothekengläubiger noch leisten muß (zutreffend als feststehend zugrunde gelegter Sachverhalt, daß dem Gläubiger die Hypothek zusteht). Der Gläubiger glaubt, noch 2000 RM fordern zu können, erklärt sich aber mit der Zahlung von 1000 RM zufrieden, weil er den Nachweis seiner höheren Forderung nicht glaubt führen zu können. Er kann den Vergleich nicht nachträglich anfechten, wenn er später eine Erklärung des Schuldners findet, aus der klar hervorgeht, daß ihm noch 2000 RM zustehen; denn der Streit über die Höhe der Schuld sollte ja gerade durch den Vergleich beseitigt werden.

b) Im übrigen ist jedoch die Anfechtung wegen Irrtums nach § 119 (z. B . bei Irrtum über den Inhalt der Erklärung, also Versprechen, Verschreiben) und unbegrenzt wegen arglistiger Täuschung und Drohung (§ 123) zulässig, VII. Abstrakte Verträge Während im allgemeinen jedes Schuldverhältnis den Zweck oder Rechtsgrund der Verpflichtung in sich trägt, kennt das B G B auch Schuldverhältnisse, die von ihrem Rechtsgrund losgelöst sind (sog. abstrakte Verträge). Es sind dies das Schuldversprechen (§ 780) und das Schuldanerkenntnis (§ 781), die Anweisung (§§ 783 ff.) und regelmäßig auch die Schuldverschreibung auf den Inhaber (•§§ 793 ff.). Sie ermöglichen es, den Forderungen eine größere Sicherheit und Festigkeit zu geben und ihre Verkehrsfähigkeit zu steigern. § 42 Schuldversprechen

und

Schuldanerkenntnis

I. Begriff und Rechtsnatur. Ein Schuldversprechen ist ein Vertrag, durch den eine Leistung in der Weise versprochen wird, daß das Versprechen die Verpflichtung selbständig begründen soll (§ 780). Beispiel: „Hierdurch verspreche 19. . an Herrn X zu z a h l e n . "

ich, den Betrag von

10 000 RM am 1.

April

Ein Schuldanerkenntnis ist ein Vertrag, durch den das Bestehen einer Schuld anerkannt und dadurch eine selbständige Verpflichtung begründet wird (§ 781). zu

Beispiel: „Hierdurch schulden."

erkenne

ich

an,

Herrn

X

den

Betrag

von

10 000

RM

Der Unterschied zwischen Schuldversprechen un l Schuldanerkenntnis besteht nur in der gewählten Form. Sachliche Unterschiede sind nicht vorhanden. 1. Schuldversprechen und Schu'ldanerkenntnis wollen eine bestehende Verbindlichkeit zugunsten des Gläubigers sichern und festigen. Rechtlich findet dies darin seinen Ausdruck, daß der Gläubiger ohne Rücksicht auf Einwendungen aus dem Grundverhältnis Leistung verlangen kann und zur

144

VII. A b s t r a k t e

Verträge

Klagebegründung nur die T a t s a c h e des Abschlusses des abstrakten trages, nicht aber dessen Rechtsgrund idarzutun braucht.

Ver-

2. Ein Ausgleich muß jedoch zugunsten des Schuldners eintreten, wenn sich die Vermögensverschiebung als grundlos erweist, das Grundverhältnis also nicht besteht oder in Wegfall kommt. E r erfolgt nach den Vorschriften der ungerechtfertigten Bereicherung {§§ 812 ff), doch ist es S a c h e des Schuldners, die Voraussetzungen im einzelnen nachzuweisen. Beispiel: Dem S c h u l d a n e r k e n n t n i s lag eine K a u f p r e i s f o r d e r u n g zugrunde. Der S c h u l d n e r kann von dem G l ä u b i g e r das A n e r k e n n t n i s g e m ä ß § 812 z u r ü c k f o r d e r n , wenn der K a u f v e r t r a g in W i r k l i c h k e i t n i c h t z u s t a n d e g e k o m m e n ist (z. B . b e i f e h l e n d e r Einigung), nichtig w a r (z. B . b e i G e s c h ä f t s u n f ä h i g k e i t eines der V e r t r a g s s c h l i e ß e n den) oder nichtig wird (z. B . bei A n f e c h t u n g w e g e n arglistiger T ä u s c h u n g § 123).

Die Einwirkung des Grundverhältnisses zeigt sich auch in der Unveinbindliohkeit des abstrakten- Vertrages bei den ¡sog. Naturalobligationen (vgl. §§ 696, 762 und auch unten III). Da Schuldversprechen und Schuldanerkenntnis eine Verstärkung der alten Schuld bedeuten, t r e t e n sie im Zweifel gleichsam erfüllungshalber neben sie, nicht a b e r an Erfüllungs S t a t t an ihre S t e l l e . II. Selbständigkeit

der eingegangenen

Verpflichtung.

1. W e s e n t l i c h e s Kennzeichen für ein Schuldversprechen oder Schuldanerkenntnis ist die Selbständigkeit der neu eingegangenen Verpflichtung. D e r Wille d e r Parteien ist im Einzelfalle aus dem Sinn der getroffenen Vereinbarung zu entnehmen. Die P a r t e i e n müssen die Loslösung von dem Schuldgrund auch wirklich gewollt haben (vgl. R G Z 108, 411), andernfalls eine bloße Beweisurkunde vorliegt. Ist in der Urkunde der Verpflichtung'Sgrund nicht oder nur ganz allgemein angegeben, so rechtfertigt dies meist den Schluß, daß eine a b s t r a k t e Verbindlichkeit begründet werden sollte; enthält die Sohuldurkunde dagegen genaue Einzelheiten über den Sohuldgrund, so wird dies meist für eine bloße Beweisurkunide sprechen. Beispiel: ,,Ich b e k e n n e 1000 R M (aus Kauf) dem H e r r n X schuldig zu s e i n " (meist s e l b s t ä n d i g e s S ' c h u l d a n e r k e n n t n i s ) . ,,Ich b e k e n n e 1000 R M aus dem am 28. 7. 1 9 4 . . g e s c h l o s s e n e n K a u f ü b e r den Ford-Lastwagen K B Nr. H e r r n X schuldig zu s e i n " (meist nur B e w e i s urkunde) .

2. Das nur bestätigende (sog. deklaratorische) Schuldanerkenntnis kann aber d i e Wirkung haben, daß alle Einwendungen aus dem Grundverhältnis ausgeschlossen sind, die der Schuldner bei dessen Abgabe k a n n t e (vgl, R G Z 75, 4). 3. Als B e w e i s m i t t e l für das Grundverhältnis kann auch das einseitige, vom Gläubiger nicht angenommene und daher nicht verbindliche Schuldversprechen oder -anerkenntnis in F r a g e kommen.

§43 III.

145

Die Anweisung

Formbedürftigkeit.

Schuldversprechen und Schuldanerkenntnis bedürfen der schriftlichen Form, falls nicht durch den Leistungsgegenstand (§ 3'13) oder das zugrundeliegende Geschäft (§ 518) eine strengere Form vorgeschrieben ist. Die Form braucht nicht gewahrt zu werden bei dem negativen Schuldanerkenntnis (§ 397 Abs. 2) sowie bei einem Schuldversprechen oder Schuldanerkenntnis, das auf Grund einer Abrechnung oder im Wege des Vergleiches (§ 782) oder von einem Vollkaufmann als Handelsgeschäft (§§ 350, 351 HGB) abgegeben wird. § 43 Die

Anweisung

I. Begriff und Rechtsnatur. Die Anweisung ist eine schriftliche Ermächtigung des Anweisenden den Angewiesenen, Geld, Wertpapiere oder andere vertretbaren Sachen Rechnung des Anweisenden an den Amveisungisempfämger zu leisten und gleich eine Ermächtigung an den Anwedsungsempfänger, die Leistung eigenen Namen zu erhebein (§ 783).

an auf zuim

Beispiel. 1. Um ihren von M ü n c h e n nach B e r l i n r e i s e n d e n A n g e s t e l l t e n h i e r mit den n ö t i g e n G e l d m i t t e l n zu v e r s e h e n , w e i s t eine M ü n c h e n e r F i r m a ( A n w e i s e n der) ihren B e r l i n e r S c h w e s t e r b e t r i e b ( A n g e w i e s e n e r ) , mit dem sie in K o n t o k o r r e n t v e r k e h r s t e h t , an, auf i h r e R e c h n u n g dem A n g e s t e l l t e n ( A n w e i s u n g s e m p f ä n g e r ) in B e r l i n sein G e h a l t a u s z u z a h l e n . Auf Grund d e r A n w e i s u n g , die sie dem A n g e s t e l l t e n aushändigt, ist er e r m ä c h t i g t , die Zahlung im eigenen Namen zu e r h e b e n . D i e Anweisung w ü r d e e t w a l a u t e n : ,.An Firma X, Berlin. Zahlen S i e 500 R M und s t e l l e n S i e ihn uns in M ü n c h e n , den

an Herrn Y Rechnung.

aus

München F i r m a Z,

den

Betrag

von

München."

2. Ein G r o ß h ä n d l e r ist einem F a b r i k a n t e n aus W a r e n l i e f e r u n g e n 1000 R M s c h u l dig, hat a b e r s e l b s t eine F o r d e r u n g in g l e i c h e r H ö h e gegen einen von ihm b e z i e h e n den K l e i n h ä n d l e r . S t a t t nun die 1000 R M zunächst b e i dem K l e i n h ä n d l e r einzuz i e h e n und sie dann an den F a b r i k a n t e n zu z a h ' e n , händigt der G r o ß h ä n d l e r (Anw e i s e n d e r ) dem F a b r i k a n t e n (Anweisungsempfänger) eine Anweisung aus, durch die d e r K l e i n h ä n d l e r ( A n g e w i e s e n e r ) a n g e w i e s e n wird, den B e t r a g von 1000 R M auf R e c h n u n g des G r o ß h ä n d l e r s an den F a b r i k a n t e n zu z a h l e n .

1. Die Anweisung ermöglicht, ähnlich wie der Vertrag zugunsten Dritter, eine mittelbare Vermögenszuwendung durch Leistung eines Dritten. Durch die e i n e Leistung des Angewiesenen an den Anweisungsempfänger wird zugleich eine Leistung vom Angewiesenen an den Anweisenden und vom Anweisenden an den Anrweisungsempfänger erbracht. Die Anweisung führt damit zu einer Beschränkung im Austausch von Barmitteln. Ihre Aufgaben sind jedoch weitgehend durch ihre qualifizierteren Formen, nämlich de'n gezogenen Wechsel und den Scheck, übernommen', die im Wechsel•und Scheckgesetz geregelt sind. Ein Anwendungsfall der BGB-Anweisung ist der Kreditbrief, durch den der Anweisaingsempfäinger ermächtigt wird, L e h m a n n ,

S c h u l d v e r h ä l t n i s s e II

10

146

VII. Abstrakte Verträge

bei dem Angewiesenen für Rechnung de® Anweisenden uinter Vorzeigung des Briefes Geldbeträge bis zu einer bestimmten Höhe zu erheben. Keine Anweisung i. S. des B G B ist die Postanweisung, da sie nur ein Rechtsverhältnis zwischen dem Einzahler und der Post begründet, während der Empfänger nur Adressat ist (vgl. RGZ 60, 24). Für die kaufmännische Anweisung werden die Bestimmungen des B G B durch die §§ 363—365 HGB ergänzt. 2. Ihrer Rechtsnatur nach enthält die Anweisung eine doppelte Ermächtigung. Sie ermächtigt den Angewiesenen für Rechnung des Anweiseinden zu zahlen und den Atiiweisungsempfänger die Leistung beim Angewiesenen zu erheben. Da die Anweisung nur ein Handeln im eigenen Namen gestattet, ist sie keine Vollmacht; da sie nur ermächtigt, begründet sie kein (zur Tätigkeit verpflichtendes) Auftragsverhältnis. 3. Den beiden Ermächtigungen entsprechen die beiden Rechtsverhältnisse, die jeder Anweisung zugrundeliegen und den wirtschaftlichen Zweck und den rechtlichen Grund für die Vermögensverschiebungen bilden: Das Verhältnis des Anweisenden zum Angewiesenen (Deckungsverhältnis) und das Verhältnis des Anweisenden zum Anweisungsempfänger (Valutaverhältriis). Diese Verhältnisse können yon der verschiedensten Art sein: a) Der Angewiesene kann Schuldner des Anweisenden sein und durch die Zahlung seine Schuld tilgen (Anweisung auf Schujd § 787), oder er will dem Anweisenden einen Kredit einräumen (Anweisung auf Kredit) oder eine Schenkung machen. b) Der Anweisende kann Schuldner des Atiweisungsempfängers sein und durch die Leistung des Angewiesenen diese Schuld tilgen (§ 788). Er will dem Anweisungsempfänger einen Kredit einräumen, eine Schenkung machen oder nur eine Einziehungsermächtigung erteilen. Die beiden Ermächtigungen sind von den Grundverhältnissen vollkommen losgelöst (abstrakt) und daher in B e s t a n d und Wirkung von ihnen unabhängig. 4. Gegenstand der Anweisung können nach § 783 nur Geld, Wertpapiere oder andere vertretbaren Sachen sein. Eine entsprechende Anwendung auf andere Leistungen ist aber möglich, z. B. Anweisung auf Herausgabe von eingelagerten Sachen (vgl. R G Z 101, 297 — eingelagerter Sekt). II. Verwertung wiesener).

der

Anweisimg

(Anweisung sempfänger

und

Ange-

1. Die Annahme der Anweisung. Nimmt der Angewiesene die ihm vorgelegte Anweisung an, so ist er dem Anweisungsempfänger gegenüber zur Leistung verpflichtet (§ J84),

§ 43 Die Anweisung

147

a) Die Annahm« erfolgt -durch schriftlichen Vermerk auf der Anweisungsurkunde. Ein besonderer Wortlaut ist nicht erforderlich, auch kann die bloße Unterschrift des Angewiesenen genügen, wenn daraus dessen Annahmewille klar hervorgeht. b) Die Annahme der Anweisung ist eine einseitige unwiderrufliche Willenserklärung, die mit dem Zugang an den Anweisungsempfänger wirksam wird. Ist die Annahme bereits vor Aushändigung der Anweisung an •dien Anweisungsempfänger vermerkt worden, so tritt die Wirkung diesem gegenüber erst mit der Aushändigung ein. 2. Die Wirkungen der Annahme. a) Die Annahme enthält ein selbständiges (abstraktes) Schuldverspreohen (§ 780), welches dem Anweisungsempfänger losgelöst von den Grundgeschäften ein unmittelbares Forderungsrecht igeigein dem Angewiesenen gibt. Dieses Forderungsrecht ist auch von der Gültigkeit der Anweisung unabhängig und entsteht daher auch dann, wenn die Anweisung gefälscht oder aus einem sonstigen Grunde, z . B . wegen Geschäftsunfähigkeit des Anweisenden, unwirksam ist. b) Aus der Selbständigkeit des in der Annahme enthaltenen Schuldversprechens folgt, daß der Angewiesene dem Amweisungsempfänger nur solche Einwendungen entgegensetzen darf, welche aa) die Gültigkeit der Annahme betreffen, z. B. Geschäftsunfähigkeit des Angewiesenen, Fälschung des Annahmevermerks, mangelnde Form; bb) sich aus dem Inhalt der Anweisung oder der Annahme ergeben, z. B. Bedingungen oder Befristungen; cc) dem Angewiesenen unmittelbar gegen den Anweisungsempfänger zustehen, z. B. Tilgung, Erlaß, Aufrechnung, Stundung. Dagegen sind dem Angewiesenen sämtliche Einwendungen abgeschnitten, die sich aus dem Deckungs- oder Valutaverhältnis ergeben. 1. B e i s p i e l : Der A n g e w i e s e n e kann nicht einwenden, daß die Forderung des A n w e i s e n d e n gegen ihn, um derentwillen er die Anweisung angenommen habe, gestundet sei oder nicht b e s t e h e (fehlerhaftes Deckungsverhältnis). Erst recht kann er nicht einwenden, die Forderung, die den Anweisenden zur Ausstellung der Anweisungsurkunde auf den Anweisungsempfänger veranlaßt habe, sei noch nicht fällig oder b e r e i t s in Wegfall gekommen (fehlerhaftes Valutaverhältnis).

Der Angewiesene hat bei Unwirksamkeit eines dieser Verhältnisse gegen den Anweisungsempfänger auch keinen Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung (§§ 812 ff.), sondern der Ausgleich hat nur zwischen den an dem mangelhaften Deckungs- oder Valutaverhältnis Beteiligten zu erfolgen. 10*

148

VII. Abstrakte Verträge 2. B e i s p i e l , 1. Hat der A n g e w i e s e n e an den Anweisungsempfänger geleistet, und war das Deckungsverhältnis unwirksam, so kann er n u r von dem Anweisenden Rückerstattung des gezahlten B e t r a g e s nach Bereicherungsrecht verlangen, 2. Hat der A n g e w i e s e n e an den Anweisungsempfänger geleistet und war das Valutaverhältnis unwirksam, s o kann der A n g e w i e s e n e überhaupt nichts verlangen, da er an dem Valutaverhältnis nicht beteiligt ist. Der Anweisungsempfänger ist nur dem Anweisenden gegenüber zur H e r a u s g a b e nach Bereicherungsrecht verpflichtet.

Nur wenn sowohl das Deckungs- wie das Valutaverhältnis unwirksam sind oder nur das Deckungs Verhältnis unwirksam ist, das Valutaverhältnis aber eine unentgeltliche Zuwendung enthält, ist nach der h. L. ein unmittelbarer Bereicherungsanspruch des Angewiesenen gegen den Anweisungsempfänger gegeben (str. vgl. R G Z 86, 347, R G J W 1934, 2458 m. Anm. v. Oertmann). c) Der Angewiesene ist nur Zug um Zug gegen Aushändigung der Anweisungsurkunde zur Leistung verpflichtet (§ 785). d) Der Anspruch des Anweisungsempfängers gegen den Angewiesenen aus der Annahme verjährt in 3 Jahren (§ 786). III. Das Rechtsverhältnis zwischen Anweisendem und Angewiesenem ( D e c k u n g s Verhältnis).

1. Da der Angewiesene durch die Anweisung lediglich ermächtigt wird, für Rechnung des Anweisenden zu zahlen, kann sich eine Verpflichtung zur Annahme der Anweisung nur aus dem Deckungsverhältnis ergeben. Jedoch wird eine solche Verpflichtung nicht schon dadurch begründet, daß der Angewiesene Schuldner des Anweisenden ist (§ 787 Abs. 2). 2. Der Anweisende kann die Anweisung widerrufen, solange dieser die Anweisung Leistung bewirkt hat. Der Anweisende hat er mit dem Widerruf eine Verpflichtung aus würde (§ 790).

gegenüber dem Angewiesenen weder angenommen noch die dieses Recht sogar dann, wenn dem Valutaverhältnis verletzen

Die Zulässigkeit des Widerrufs folgt daraus, daß auch die Aushändigung der Anweisungsurkunde an den Anweisungsempfänger nur eine Ermächtigung zur Erhebung der Leistung darstellt (siehe IV). 3. Da die Leistung des Angewiesenen ihre eigentliche Rechtfertigung in dem Deckungsverhältnis findet, ergibt sich aus diesem auch, ob der Angewiesene bei dem Anweisenden Rückgriff für seine Leistung an den Anweisungsempfänger nehmen kann (z. B. bei einer Anweisung auf Kredit oder auf Grund eines Auftrages oder als Geschäftsführer ohne Auftrag des Anweisenden). Im .Falle einer Anweisung auf Schuld wird der Angewiesene durch die Leistung an den Anweisungsempfänger in deren Höhe von seiner Schuld an den Anweisenden befreit (§ 787 Abs. 1). § 787 Abs. 1 will aber zugleich aussprechen, daß diese Befreiung erst durch die Leistung und nicht schon durch die Annahme der Anweisung eintritt.

§ 43 Die

Anweisung

149

L e i s t e t der A n g e w i e s e n e 'bei unwirksamem Deckungsverhältnis, so kann er von dem A n w e i s e n d e n nach B e r e i c h e r u n g s r e c h t Erstattung verlangen (vgl. II, 2 b, 2. Bspl. 1). IV. Das R e c h t s v e r h ä l t n i s zwischen A n w e i s e rüden und Anweisungsempfänger (Valutaverhältnis). 1. D a auch der Anweisungsempfänger nur zur Erhebung der Leistung aus der Anweisung ermächtigt wird, k a n n sich eine Verpflichtung, dies zu tun, nur aus dem Valutaverhältnis e r g e b e n . Unabhängig davon b e s t e h t eine Anzeigepflicht des Anweisungsempfängers, wenn er von der Anweisung k e i n e n G e b r a u c h m a c h e n k a n n oder will, oder wenn der Angewiesene vor der Fälligkeit der Anweisung die A n n a h m e oder wenn er die Leistung verweigert (§ 789). 2. W i e das Deckungsverhältnis über den endgültigen Ausgleich zwischen A n w e i s e n d e m und A n g e w i e s e n e m entscheidet, so ist das Valutaverhältnis für A n w e i s e n d e n und Anweisungsempfänger maßgebend, ob der Anweisungsempfänger die Leistung endgültig b e h a l t e n darf oder an den Anweisenden herausgeben muß (z. B . bei einer bloßen Einziehungsermächtigung). Ist die Anweisung z w e c k s Tilgung einer Schuld des Anweisenden an den Anweisungsempfänger erfolgt, so tritt die Tilgungswirkung erst mit der Leistung und nicht schon mit der A n n a h m e der Anweisung durch den A n g e w i e s e n e n ein (..Anweisung ist noch keine Zahlung" § 788). Nimmt der Anweisungsempfänger bei unwirksamem Valutaverhältnis die Leistung von dem A n g e w i e s e n e n entgegen, so k a n n der Anweisende von dem Anweisungsempfänger Herausgabe nach B e r e i c h e r u n g s r e c h t verlangen (vgl. II, 2 b, 2, Bspl. 2). V. A b t r e t u n g und E r l ö s c h e n der Anweisung. 1. A b t r e t u n g der Anweisung. D e r Anweisungsempfänger kanin die Anweisung sowohl vor wie nach d e r A n n a h m e auf D r i t t e übertragen. Die Uebertragung ist ein a b s t r a k t e r Vertrag, zu dessen Gültigkeit Schriftform der Uebertragungserklärung und Aushändigung der Urkunde an den Dritten erforderlich sind (§ 792 Abs. 1). Die Uebertragung kann der A n w e i s e n d e ausschließen, doch ist dies gegenüber dem A n g e w i e s e n e n nur wirksam, wenn der Ausschluß aus der Anweisung selbst ersichtlich ist oder von dem Anweisenden dem A n g e w i e s e n e n vor der A n n a h m e oder Leistung mitgeteilt worden ist (§ 792 Abs. 2). Für die dem A n g e w i e s e n e n gegenüber dem E r w e r b e r zustehenden Einwendungen ist maßgeblich, ob die Uebertragung vor oder nach d e r A n n a h m e erfolgt ist (§ 792 Abs. 3).

150

VII. Abstrakte Verträge 2. Erlöschen der Anweisung.

Die Anweisung erlischt außer durch Zahlung des Anweisungsbetrages oder durch Widerruf (vgl. III, 2), auch durch Vernichtung der Anweisungsurkunde. Der Tod oder der Eintritt der Geschäftsunfähigkeit eines der Beteiligten bilden dagegen keinen Erlöschungsgrund (§ 791). § 44 Die S c h u l d v e r s c h r e i b u n g

auf den

Inhaber

I. Begriff und Rechtsnatur. Die Schuldverschreibung auf den Inhaber ist eine Urkunde, in der sich der Aussteller zu einer Leistung an den Inhaber der Urkunde verpflichtet (§ 793 Abs. 1). Beispiel: Schuldverschreibungen des Staates und der Gemeinden, Schatzanweisungen des Reiches, Industrieobligationen, Hypothekenpfandbriefe, Lotterielose.

1. Die Schuldverschreibung auf den Inhaber ist ein Wertpapier, da zur Ausübung des darin verbrieften R e c h t e s die Innehabumg der Urkunde notwendig ist. Sie- verdankt — wie alle Wertpapiere — ihre Entstehung dein wirtschaftlichen Bedürfnis, die Uebertragung von Forderungen verkehrsfähig und verkehrssicher zu machen. Dies geschieht dadurch, daß die Ausübung des Forderungsrechts an die Innehabimg der Urkunde geknüpft ist und die Uebertragung der Forderung nach sachenrechtlichen Grundsätzen durch Einigung und Ueberga'be des Papiers erfolgt („Das Recht aus dem Papier folgt dem R e c h t am Papier"). So wird auch ein gutgläubiger Erwerb ermöglicht '(§§ 932 ff.). Hiermit verbunden ist die der Urkunde verliehene Legitimationswirkung, die den Inhaber berechtigt, n u r auf Grund ihres Besitzes vom Schuldner Leistung zu verlanigen und die den Schuldner befreit, wenn er die Leistung an den Inhaber erbringt. Schließlich wird den Verkehrserfordernissen damit Genüge getan,, daß der Inhaber der Urkunde in Ausschluß von § 404 vor Einreden aus 'der Person seines Vonmannes geschützt wird (§ 796). Die §§ 793 ff. befassen sich nur mit den schuldrechtlichen Beziehungen zwischen Aussteller und Inhaber der Urkunde. Für die dinglichen Rechtsverhältnisse sind die sachenrechtlichen Vorschriften, insbes. §§ 929 ff., 935, maßgebend. Die Vorschriften über die I nh.ab erschul dverschreibun,gen können auch für die Verbriefung von anderen als Forderungsrechten (z. B . Mitgliedschaftsrechten) entsprechend herangezogen werden. 2. Eine Schuldverschreibung

auf den Inhaber setzt

voraus:

a) die Verbriefung des R e c h t s in eitjer Urkunde. — Zur Gültigkeit ist deshalb Schriftform erforderlich; in Abweichung von § 1,26 bedarf es jedoch

§ 44 Die Schuldverschreibung auf den Inhaber

151

nicht der eigenhändigen Unterschrift des Ausstellers, sondern es genügt eine a u i mechanischem Wege hergestellte Vervielfältigung (§ 793 Ab. 2). b) Die Leistung muß dem Inhaber versprochen werden. Dies braucht nicht ausdrücklich zu geschehen (Inhaberklausel), es genügt, wenn sich aus dem Inhalt der Urkunde und der Verkehrssitte mit Sicherheit ergibt, daß der Aussteller an den Inhaber leisten will (z. B. bei Staatsschiuldverschreibüngen, Lotterielosen). Die Leistung wird meist abstrakt versprochen (§ 780), doch kann zur Erhaltung von Einreden wegen § 796 auch der Schuldgrund in die Urkunde aufgenommen werden (z. B. Darlehn). 3. Gegenstand einer Schuldverschreibung sind meist Geldleistungen, jedoch können auch Leistungen anderer Art versprochen werden. Beispie!: L a g e r s c h e i n e auf den Inhaber, die zur H e r a u s g a b e Sachen verpflichten (vgl. R G Z 142, 150 — eingelagerter Zucker)..

eingelagerter

Zur Kontrolle des Geldmarktes und zum Schutze des Anlage suchenden Verkehrs bedürfen Schuldverschreibungen auf den Inhaber, die im Inland ausgestellt werden und auf eine bestimmte Geldsumme lauten, der staatlichen Genehmigung, sofern sie nicht (vom Reiche oder) von den Ländern ausgegeben werden (§ 795 Abs. 1 und 4 i. Vbdg. mit NotVO. vom 8. Dezember 11931 Teil 1 Kap. III § 6 , RGBl. I, 703). Die ohne staatliche Genehmigung ausgegebenen Schuldverschreibungen sinid nichtig und verpflichten den Aussteller zum Ersatz des Vertrauensschadens (§ 795 Abs. 3). Außerdem macht sich der Aussteller nach § 145a StGB strafbar. II. Entstehung des Forderungsrechtes. Die Verpflichtung des Ausstellers zur 'Leistung wird durch einen Begebungsvertrag zwischen Aussteller und erstem Nehmer begründet, jedoch schützt bei fehlendem oder fehlerhaftem Begebungsvertrag der durch die Schaffung des Papiers erzeugte Rechtsschein eines gültig begebenen Papiers auch den gutgläubigen Dritterwerber (sog. Rechtsscheintheorie). Nach anderer Auffassung wird die Verpflichtung n u r durch einen Vertrag zwischen Aussteller und erstem Nehmer, der auch zugunsten der späterem wirkt, begründet (Vertragstheorie), oder aus dem bewußten Inverkehrbringen der Urkunde (Emissionstheorie) abgeleitet. Die noch herrschende Kreationstheorie (vgl. auch RGZ 131, 294) begründet die Verpflichtung des Ausstellers lediglich aus dem einseitigen Akt der Ausstellung der Urkunde. Die .Auffassungen haben sich aber sehr angenähert. 1. Der Aussteller wird daher auch dem redlichen Erwerber gegenüber dann verpflichtet, wenn die Urkunde ihm gestohlen, verlorengegangen oder sonnst ohne seinen Willein in den Verkehr gelangt ist (§ 794 Abs. 1).

152

VII. Abstrakte Verträge

2. Da die Ausstellung ein Rechtsgeschäft ist, muß der Aussteller mindestens bei der Ausstellung geschäftsfähig gewesen sein bzw. mit Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters gehandelt haben, andernfalls ihm auch der „Rechtsschein" nicht zugerechnet werden kann. Dagegen schadet Geschäftsunfähigkeit oder T o d nach Ausstellung — also auch noch vor der Ausgabe — nichts (§ 794 Abs. 2). III. Uebertragung der Schuldverschreibung. Ist das Forderungsrecht entstanden, so erfolgt die Uebertragung der Forderung durch die Uebertragung des Eigentums am Papier (§§ 929 ff.). Gläubiger aus der Inhaberschuldverschreibung ist daher der jeweilige Eigentümer der Urkunde. Auch ist ein gutgläubiger Erwerb durch Dritte möglich, wenn das Papier dem Eigentümer gestohlen, verlorengegangen oder sonst abhanden gekommen ist (§ 935 Abs. 2, vgl. auch §§ 366, 367 HGB i. Vbdg. mit Art. III Kontr.Ges. Nr. 38). IV. Einlösung der Schuldverschreibung. 1. Der Verkehrsschiutz zeigt sich bei der Einlösung der Schuldverschreibung in der Legitimationskraft des Papiers (Rechtsvermutungen) und in der Beschränkung der dem Aussteller zustehenden Einwendungen. a) Rechtsvermutung zugunsten des Inhabers. Der Inhaber ist durch die Vorlage der Urkunde genügend legitimiert, um von dem Aussteller Zahlung zu verlangen. Ein Schutzbedürfnis besteht aber nur, wenn der Inhaber zur Verfügung über die Urkunde berechtigt ist (§ 793 Abs. 1 Satz 1), doch muß der Aussteller, der die Legitimation des Inhabers bestreitet, dessen Nichtberechtigung nachweisen. Das Verfügoingsrecht kann auch anderen Personen als dem Eigentümer der Urkunde zustehen, z . B . dem Pfandgläubiger, Ehemann, Testamentsvollstrecker, Konkursverwalter. b) Rechtsvermutung zugunsten des Ausstellers. Der Aussteller kann mit befreiender Wirkung an den Inhaber zahlen, und zwar auch dann, wenn der Inhaber der Urkunde nicht zur Verfügung über sie berechtigt ist (§ 793 Abs. 1 Satz 2). Der Aussteller ist also zur Prüfung der Verfügungsbefugnis nicht verpflichtet und wird auch dann frei, wenn der Inhaber geschäftsunfähig oder minderjährig ist. Eine Ausnahme muß jedoch gelten, wenin der Schuldner die Nichtberechtigung des Urkundeninha'bers kennt und nachweisen kann (h. L.). c) Ausschluß von Einwendungen. Der Aussteller kann dem Inhaber — ähnlich wie der Angewiesene (§ 784 Abs. 1 siehe oben S. 147, vgl. auüh Art. 17 WG) — nur solche Einwendungen entgegensetzen (§ 796), die

§ 44 Die S c h u l d v e r s c h r e i b u n g

auf den

Inhaber

153

aa) die G ü l t i g k e i t der A u s s t e l l u n g b e t r e f f e n , z. B . G e s c h ä f t s u n f ä h i g k e i t des A u s s t e l l e r s , F ä l s c h u n g der U r k u n d e ; bb) sich a u s d e m b e s o n d e r e n Inhalt der U r k u n d e ergeben, z. B . darin aufgenommene B e d i n g u n g e n und B e f r i s t u n g e n ; cc) dem A u s s t e l l e r unmittelbar gegen den Inhaber zustehen, z, B . Stundung, Zahlung, Erlaß, Aufrechnung. 2. U m den A u s s t e l l e r vor d o p p e l t e r Inanspruchnahme zu schützen, ist er nur g e g e n A u s h ä n d i g u n g der S c h u l d v e r s c h r e i b u n g zur Leistung verpflichtet (§ 797). Die S c h u l d v e r s c h r e i b u n g muß ihm vorgelegt werden. Die S c h u l d ist a l s o Holschuld. Mit der A u s h ä n d i g u n g erwirbt der A u s s t e l l e r d a s Eigentum a n der U r k u n d e , selbst wenn der I n h a b e r zur V e r f ü g u n g über sie nicht b e r e c h t i g t war, a n d e r s aber auch hier, wenn der A u s s t e l l e r die Nichtb e r e c h t i g u n g d e s I n h a b e r s k a n n t e und n a c h w e i s e n konnte. 3. Ausschlußfrist und Verjährung. a) D e r A n s p r u c h a u s der S c h u l d v e r s c h r e i b u n g erlischt, wenn die Urk u n d e nicht innerhalb der Vorlegungsfrist p r ä s e n t i e r t wird. S i e beträgt, wenn in der U r k u n d e nichts a n d e r e s bestimmt ist, 30 J a h r e von dem Zeitpunkt an, der für die Leistung bestimmt is^ (§ 801 A b s . 1 S a t z Ii). b) Ist die S c h u l d v e r s c h r e i b u n g rechtzeitig vorgelegt, so unterliegt der Anspruch einer s e l b s t ä n d i g e n 2jährigen Verjährung, die a b e r erst nach Vollendung der Vorlegungsfrist beginnt (§ 8011 A b s . 1 S a t z 2). V. E r n e u e r u n g und K r a f t l o s e r k l ä r u n g . 1. E r n e u e r u n g . Ist eine S c h u l d v e r s c h r e i b u n g infolge B e s c h ä d i g u n g oder Verunstaltung zum Umlauf nicht mehr geeig.net, so k a n n der Inhaber auf seine K o s t e n von dem A u s s t e l l e r gegen R ü c k g a b e d e r alten U r k u n d e eine n e u e verlangen (§ 798). In der alten U r k u n d e müssen j e d o c h der wesentliche Inhalt und die U n t e r s c h e i d u n g s m e r k m a l e noch mit Sicherheit e r k e n n b a r sein, a n d e r n f a l l s nur die K r a f t l o s e r k l ä r u n g möglich ist. 2.

Kraftloserklärung.

Eine a b h a n d e n g e k o m m e n e oder vernichtete U r k u n d e kann im W e g e des A u f g e b o t s v e r f a h r e n s durch Ausschlußurteil für k r a f t l o s erklärt werden (vgl. §§ 799 B G B , 1003 ff. ZPO). a) Wer das Ausschlußurteil erwirkt, k a n n die R e c h t e a u s der Urk u n d e geltend m a c h e n (§ 1018 ZPO) oder die A u s s t e l l u n g einer neuen U r k u n d e v e r l a n g e n (§ 800).

VII. Abstrakte Verträge

154

Schon während des Aufgebotsverfahrens kann der Antragsteller eine sog. Zahlungssperre erwirken, durch die vom Gericht dem Aussteller verboten wird, an den Inhaber des Papiers eine Leistung zu machen (vgl. Näheres . §§ 1019 ff. ZPO und 802 BGB). b) Die Kraftloserklärung kann vom Aussteller in der Urkunde ausgeschlossen werden, Kraft Gesetzes ist sie bei solchen Urkunden ausgeschlossen, die in besonders hohem Maße zum Umlauf bestimmt sind oder bei denen sich eine Kraftloserklärung nicht lohnt, insbesondere bei Zins-, Renten- und Gewininanteilscheinen (vgl. aber § 804), und auf Sicht zahlbaren unverzinslichen Schuldverschreibungen (z. B. Banknoten). VI. Verwandlung in ein Namenspapier. Um die mit den Inhaberpapieren für den Gläubiger verbundenen Gefahren zu beseitigen, ist eine Umschaffung auf den Namen eines bestimmten Berechtigten möglich (sog. Festmachen des Inhaberpapiers, § 806). Zu dieser Umschreibung ist nur der Aussteller berechtigt, der auf die Schuldverschreibung einen entsprechenden Vermerk setzt. Das Papier verwandelt sich damit in ein Namenspapier,, sodaß es zur Uebertragung der Forderung der Abtretung (§§ 398 ff.) bedarf und ein gutgläubiger Erwerb nicht möglich ist. Für Reichs- und Staatsanleihen tritt an die Stelle der Umwandlung die Eintragung des Gläubigers in das Reichs- oder Staatsschuldbuch. VII. Nebenpapiere. Mit dem Statnmpapier werden häufig Zins- und Gewinnanteilscheine, sowie ein Erneuerungsscheini, der zum Empfang neuer Scheine berechtigt, ausgegeben. 1. Die Zinsscheine sind Inhaberschuldverschreibungen, die insoweit selbständig sind, wie es der Verkehr erfordert. Sie bleiben daher auch in Kraft, wenn die Hauptforderung erlischt oder die Verzinsung aufhört oder geändert wird. Gleichzeitig sind sie aber den Vorschriften über die Zinsverpflichtung unterworfen (§§ 248, 289), und der Aussteller ist berechtigt, bei Einlösung des Stammpapiers den Betrag einzubehalten, den er für die nicht vorgelegten Zinsscheine zu zahlen verpflichtet ist (§ 803). Die Vorleigungsfrist beträgt 4 J a h r e (§ 801 Abs. 2). Ein Aufgebot ist ausgeschlossen (§ 799 Abs. 1 Satz 2), jedoch kann der Inhaber bei Verlust Anzeige erstatten und nach Ablauf der Vorleguingsfrist die Leistung von dem Aussteller verlangen, falls der Schein nicht anderweit vorgelegt wird (§ 804). 2. Die Gewinnanteilscheine, deren Höhe sich nach dem jeweilig erzielten Gewinn richtet, sind ebenfalls Inhaberpapiere, Wegen der stärkeren

§ 45

Unvollkommene Inhaberpapiere, L e g i tirna tionsp api e re

155

Abhängigkeit von dem Stammpapier ist § 803 nicht entsprechend anwendbar (vgl. § 66 Abs. 2 AktGes), im übrigen gelten dieselben Rechtssätze wie für die Zinsscheine. 3. Der Erneuerungsschein (Talon) ist nicht zum selbständigen Umlauf bestimmt unid daher kein Inhaberpapier, sondern niur ein Ausweispapier (Leigitimationspapier, vgl. RGZ 74, 341). Infolgedessen kann der Inhaber des Stammpapiers der Ausgabe neuer Zins- und der ähnlichen Rentenscheine an den Inhaber des Erneuerungsscheins widersprechen und Aushändigung an sich selbst verlangen (§ 805). Für ein Aufgebotsverfahren besteht daher kein Bedürfnis. § 45 Unvollkommene

Inhaberpapiere papiere

und

Legitimations-

Während die eigentlichen Inhaberschuldverschreibungen meist für größere Finanzierungsmaßnahmen ausgegeben werden, gibt es im täglichen Leben eine Reihe von Papieren, die entweder den Inhaberpapieren, sehr nahe verwandt sind (unvollkommene Inhaberpapiere) oder nur der Ausweiserleichterung dienen (Legitimationspapiere). Die Abgrenzung zwischen beiden Gruppen ist oft nicht einfach, sie kann nur aus der Gesamtheit der Umstände unter besonderer Berücksichtigung der Verkehrssitte getroffen werden. Außerhalb dieser beiden Gruppen stehen die einfachen Beweispapiere. Im einzelnen kann folgende Abstufung erfolgen: I. Unvollkommene Inhaberpapiere (Inhaberzeichen). Dies sind Karten, Marken oder ähnliche Urkunden, bei denen der Gläubiger nicht bezeichnet ist und sich der Aussteller zu einer Leistung an den jeweiligen Inhaber verpflichtet (§ 807). Im Gegensatz zu den eigentlichen Inhaberschuldverschreibungen geben sie den Inhalt und Gegenstand der Leistung meist nur unvollkommen an, nennen häufig nicht den Aussteller oder lassen es an dessen Unterschrift fehlen. (vgl.

Beispiel: Eisenbahnfahrkarten, Bahnsteigkarten, R G Z 133, 388), K i n o , K o n z e r t u s w . , B a d e - oder

Eintrittskarten Biermarken.

für

Theater

Auf diese Papiere sind entsprechend dem Verkehrsbedürfnis die wichtigsten Vorschriften der Inhaberpapiere anwendbar (z. B . bezüglich Uebertragung, gutgläubigem Erwerb, Beschränkung von Einwendungen, Leistung gegen Aushändigung der Urkunde), während alle übrigen ausgeschlossen sind (Näheres § 807). II. Legitimationspapiere. Legitimationspapiere sind solche Urkunden, bei denen der Aussteller die darin versprochene Leistung an jeden Inhaber bewirken k a n n .

156

VII. Abstrakte Verträge

1. Die Legitimationspapiere sind im Gegensatz zu den Inh ab erpapieren nicht selbständige Vermögensträger. Ihre Uebertragung erfolgt daher durch einfache Abtretung der Forderung (§§ 398 ff.), die gemäß § 952 den Eigentumserwerb am Papier nach sich zieht. 2. Die Legitimationspapiere dienen der Ausweiserieicihteruing nur zugunsten des Ausstellers, der, wenn er will, sich durch Leistung an den Inhaber befreien kann (§ 808 Abs. 1 Satiz 1). Eine Ausnahme gilt nur, wenn er die Nichtberechtigung des Inhabers kennt (vgl. R G Z 86, 87; 89, 403 str.). Der Inhaber ist als solcher nicht berechtigt, die Leistung zu fordern (§ 808 Abs. 1 Satz 2). Er muß — anders als bei den Inhaberpapieren — sein Gläubigerrecht nachweisen, wenn der Aussteller die Leistung verweigert. 3. Innerhalb der Legitimationspapiere scheiden:

sind zwei Gruppen zu unter-

a) Die qualifizierten Legitimationspapiere. Diese Papiere benennen den Gläubiger (§ 808 Abs. 1 Satz 1). Beispiel: S p a r k a s s e n b ü c h e r , Leihhausscheine, Bestimmung (§ 4 A b s . T V e r s V e r t r G e s ) auch der haber (vgl. R G Z 145, 324).

Depotscheine, kraft besonderer Versicherungsschein auf den In-

Sie haben die Eigenart, daß der Aussteller nur gegen Aushändigung der Urkunde zu leisten braucht. Daher besteht bei ihrem Verlust die Möglichkeit eines Aufgebotsverfahrens (§ 808 Abs. 2). b) Die einfachen Leigitimationspapiere (Legitimationszeichen). Diese Papiere benennen den Gläubiger nicht. Hierzu gehören alle Karten, Marken und ähnliche Urkunden, bei denen der Aussteller nicht zu einer Leistung an den Inhaber verpflichtet (im Gegensatz zu den in I. genannten Papieren), sondern nur dazu berechtigt ist. Beispiel:

Garderobenmarken,

Gepäckscheine,

Reparaturscheine.

Anders als bei den qualifizierten Legitimationspapieren kann hier der wahre Gläubiger auch ohne Vorlage der Urkunde die Leistung verlangen, wenn er sein Gläubigerrecht anderweit nachweist und der Schuldner nicht schon an den Inhaber geleistet hatte. Daher besteht hier kein Bedürfnis für ein Aufgebotsverfahren. III. Einfache Beweispapiere. Die einfachen Beweispapiere wollen es dem Gläubiger nur erleichtern, seinen Anspruch zu beweisen. Sie haben keinerlei Legitimationswirkung. Beispiel; Der A k k o r d a r b e i t e r erhält für j e d e s hergestellte Stück eine M a r k e . Er kann seinen Lohn auch dann beanspruchen, wenn ihm die Marken verlorengegangen sind oder s o g a r wenn ein anderer unter V o r l a g e der gefundenen M a r k e n sich den Lohn erschwindelt hat.

§ 46 Der Grumdtat'bestand der Bereicherung

157

VIII. Ungerechtfertigte Bereicherung Die Vorschriften der ungerechtfertigten Bereicherung (§§ 812 ff.) bezwecken, den Ausgleich von grundlosen Vermögens Verschiebungen herbeizufuhren. Sie ergeben sich als notwendige Folge aus der Tatsache, daß unsere Rechtsordnung häufig wegen der Verkehrssicherheit, der Klarheit und leichten Durchsetzbarkeit der einzelnen Rechte oder aus sonstigen Gründen zunächst Rechtswirkungen eintreten läßt, ohne damit endgültig der materiellen Gerechtigkeit entsprechen zu wollen. Das Bereicherungsrecht ist daher insbesondere wegen der Selbständigkeit des abstrakten Erfüllungsgeschäftes (z. B. Eigentumsübertragung), das auch dann wirksam bleibt, wenn das zugrunde liegende Verpflichtungsgeschäft (z. B. Kauf) unwirksam ist oder wird, ausgebildet worden. Außerdem besteht ein Bedürfnis nach einem gerechten Ausgleich in zahlreichen anderen Rechtslagen, z. B . bei gewissen Vermögensverschiebungen, an denen ein gutgläubiger Dritter beteiligt ist oder bei Rechtsverlusten, die durch Verbindung, Vermischung oder Verarbeitung (§§ 946 ff.) eintreten. In all diesen Fällen gesteht das Gesetz dem Benachteiligten einen schuldrechtlichen Ausgleichsanspruch gegen den Bereicherten zu, der allein an die Tatsache der Bereicherung anknüpft und begrifflich neben einem Erfüllumgsanspruch aus Vertrag ausgeschlossen ist. In § 812 Abs. 1 Satz 1 ist der Grundtatbestand der Bereicherung aufgestellt, der in den folgenden Vorschriften erläutert und durch einige besonders wichtige Bereicherungsfälie ergänzt wird. Abschließend werden Inhalt und Umfang der Bereicherung geregelt. § 46 Der

Grundtatbestand

der

Bereicherung

Der allgemeine Bereicherungsanspruch setzt voraus, daß jemand durch die Leistung eines anderen oder in sonstiger Weise auf dessen Kosten etwas ohne rechtlichen Grund erlangt hat (§ 812 Abs. 1 Satz 1). I. Der Bereicherte muß etwas „erlangt" haben. Erlangt sein kann jeder irgendwie geartete Vermögensvorteil, sei es, daß ein Vermögenszuwachs eingetreten oder eine Vermögensminderung vermieden ist. Hierhin gehört z. B. der Erwerb von dinglichen oder persönlichen Rechten (Eigentum, Pfandrecht, Forderungen -usw.), die Befreiung von Schulden oder der Wegfall von Lasten, die Ersparung von Aufwendungen, die normalerweise entstanden wären, z. B . für den Gebrauch von Arbeitskräften oder fremden Sachen, die Erlangung des Besitzes (vgl. RGZ 98, 133)

158

Vili. Ungerechtfertigte Bereicherung

oder einer sonstigen vorteilhaften Rechtsstellung, z. B. durch fälschliche Eintragung als Eigentümer im Grundbuch (vgl. RGZ 11(9, 336), durch irrtümliche Auflassung, auf Grund derer die Eintragung im Grundbuch verlangt werden kann (vgl. RGZ 108, 332) oder durch schuldlose Verletzung eines literarischen Urheberrechtes (vgl. RGZ 12il, 260). II. Die Bereicherung muß durch die Leistung eines anderen oder in sonstiger Weise geschehen sein. 1. Die Leistung kann in Zuwendungen jeder Art bestehen, z. B. Uebertragung von Eigentum, Leistung von Diensten, Schulderlaß, Schuldübernahme, in dem vertraglichen Anerkenntnis des Bestehens oder Nichtbestehens eines Schuldverhältnisses' (§ 812 Abs. 2) oder in Unterlassungshandlungen (z. B. Innehaltung eines Wettbewerbsverbotes). 2. Eine Bereicherung in sonstiger Weise kamin eintreten durch Handlungen des Bereicherten selbst (z. B. Benutzung einer Wohnung nach Beendigung des Mietverhältnisses oder fremder Filme zum PhotographieTen), durch Handlungen Dritter (z. B. durch Verarbeitung von fremdem Material — vgl. RGZ 130, 312 oder Durchführung der Zwangsvollstreckung auf Grund unrichtigen Titels durch den Gerichtsvollzieher — vgl. RGZ 134, 143) oder durch rein tatsächliche Vorgänge (z. B. zufällige Vermischung verschiedener Weine, Anschwemmung einer Parzelle an ein anderes Grundstück). III. Die Bereicherung muß auf Kosten eines anderen eingetreten sein. Dem Gewinn auf der einen Seite muß ein Verlust auf der anderen Seite gegenüberstehen. 1. Zur vernünftigen Begrenzung des Bereicherunigsanspruches wird daraus gefolgert, daß diese Vermögens Verschiebung unmittelbar sein muß, d. h. durch ein und denselben Vorgang muß der eine reicher, der andere ärmer geworden sein, der Vermögensgegenstamd dari also nicht erst in das Vermögen eines Dritten geraten sein.

Beispiel: Ein Einkaufskommissionär (als mittelbarer Stellvertreter) kauft von einem Händler für seinen Auftraggeber einen Gegenstand und überträgt ihm diesen. Ist der Kauf zwischen Kommissionär und Händler unwirksam, so ist nur der Kommissionär, nicht auch der Auftraggeber auf Kosten des Händlers bereichert (vgl. RGZ J W 1932, 735). Ein Gastwirt beköstigte fremde Arbeiter. Er kann dafür nicht ohne weiteres kraft Bereicherungsrecht Ersatz von ihrem Arbeitgeber verlangen (vgl. RGZ 106, 386).

2. Andererseits ist für die Unmittelbarkeit der Vermögensverschiebung nicht erforderlich, daß die Anspruchsgegner mit den am Erwerbsvorgang Beteiligten personengleich sind. Es kann auch ein Dritter die Zuwendung vornehmen, sei es als Stellvertreter oder Bote oder indem er die Leistung im Auftrage und für Rechnung der einen Partei an die andere bewirkt (sog. unmittelbare Verm&gensverschiebung durch mittelbare Zuwendung). Für

159

§ 46 Der Gniniditatbestanid idier Bereicherumg

dife Abgrenzung ist entscheidend, ob es sich um einen einheitlichen U e b e r tragungsvorgang

oder

um

das

Nacheinander

mehrerer

Erwerbsvorgänge

handelt. B e i s p i e l : 1. fes biger in der irrigen reicherungsanspruch Zahlung auf K o s t e n 24: Auszahlung von

bezahlt j e m a n d für e i n e n S c h u l d n e r d e s s e n Schuld an den G l ä u A n n a h m e , dem S c h u l d n e r zur Zahlung v e r p f l i c h t e t zu s e i n , Bedes Zahlenden gegen den S c h u l d n e r , w e i l d i e s e r durch die des Zahlenden von s e i n e r Schuld b e f r e i t wurde (vgl, a u c h R G Z 60, G e l d durch die P o s t auf Grund g e f ä l s c h t e r P o s t a n w e i s u n g ) .

2. B a u h a n d w e r k e r bauen im A u f t r a g e und für Rechnung e i n e s B a u h e r r n auf ein f r e m d e s G r u n d s t ü c k ein Haus. Der G r u n d s t ü c k s e i g e n t ü m e r e r w i r b t gemäß § 946 E i g e n t u m an dem Haus. B e r e i c h e r u n g s a n s p r ü c h e des B a u h e r r n gegen den Grunds t ü c k s e i g e n t ü m e r , weil d i e s e r auf K o s t e n des B a u h e r r n b e r e i c h e r t ist {vgl. R G Z 130, 312). W e i t e r e B e i s p i e l e vgl. oben S e i t e 148 zur A n w e i s u n g und R G Z 79, 285 u. 81, 264.

3.

A u s n a h m e n von dem Grundsatz der Unmittelbarkeit enthalten die

§§ 816 Abs. 1 S a t z 2 und 822, da w e g e n der Unentgeltlichkeit ein Schutzbedürfnis -nicht b e s t e h t (vgl. über die rechtsähnliche Anwendung R G J W 34 3458 unid oben Seite 148). IV.

Die Bereicherung

muß ohne rechtfertigenden Grund erfolgt

sein.

N a c h dem Grundgedanken des B e r e i c h e r u n g s r e c h t s ist eine B e r e i c h e rung dann .grundlos,

wenn

die eingetretene

Vermögensverschiebung

zwar

formell zu R e c h t besteht, im Verhältnis zwischen Benachteiligtem und B e r e i c h e r t e m aber materiell ungerecht

erscheint.

IL B e r u h t die Bereicherung auf einer Handlung des Benachteiligten., s o ist

sie

grundlos,

wenn

ein

rechtfertigender

Zweck

fehlt.

Die

wollten z . B . zum Z w e c k e der Erfüllung einer Verbindlichkeit

Parteien

leisten, die

in Wirklichkeit nicht b e s t a n d (1), o d e r sie glaubten, sich über die Z w e c k bestimmung der Leistung geeinigt zu haben, was in W a h r h e i t nicht der Fall war (2), o d e r der erreichte Z w e c k ist n a c h h e r w i e d e r in Wegfall gekommen (3) (§ 812 Abs. 1 S a t z 2). Beispiel: 1, Ein S c h u l d n e r zahlt s e i n e S c h u l d an einen l i c h für s e i n e n G l ä u b i g e r hält (vgl. a b e r a u c h R G Z 98, 64). 2. Die eine Partei leistet, um ein Darlehn a n d e r e die L e i s t u n g als Schenkung a n n i m m t .

zu

a n d e r e n , den er gewähren,

irrtüm-

während

die

3. D e r K ä u f e r b e z a h l t eine W a r e im voraus, n a c h t r ä g l i c h wird dem V e r k ä u f e r d e r e n L i e f e r u n g unmöglich, so daß a u c h der K ä u f e r n i c h t s zu zahlen g e h a b t h ä t t e (§ 323 A b s , 3 — vgl. auch als B e i s p i e l R G Z 108, 110).

2.

B e r u h t die Bereicherung

auf einer Handlung des B e r e i c h e r t e n

(1)

oder eines Dritten (2), so ist sie regelmäßig grundlos, falls nicht im Einzelfalle ein r e c h t f e r t i g e n d e r Grund vorliegt. Beispiel: 1. U n e r l a u b t e r V e r b r a u c h mietung f r e m d e r M ö b e l (vgl. R G Z 105,

oder 408).

Gebrauch

fremder

2. U n r i c h t i g e Eintragung in das Grundbuch durch den stung an e i n e n N i c h t b e r e c h t i g t e n g e m ä ß § § 407, 409.

Sachen,

z.

B.

Ver-

Grundbuchbeamten.

Lei-

VIII. Ungerechtfertigte

160

Bereicherung

3. Beruht die Bereicherung auf einer Rechtsänderueg kraft Gesetzes, so ist nach dein Sinn und Zweck des Gesetzes zu entscheiden, ob die angeordnete Vermögens Verschiebung endgültig sein soll oder nicht. Beispiel: Kein Bereicherungsanspruch g e g e n ü b e r dem E i g e n t u m s e r w e r b eines a n d e r e n an e i o e m zugeflogenen B i e n e n s c h w a r m ( § 964), w o h l a b e r g e g e n ü b e r dem E r w e r b auf Grund E r s i t z u n g (§§ 937 f f . , vgl. R G Z 130, 69, s t r . J .

§ 47 Die

Sondertatbestände

der

Bereicherung.

I. Leistung einer Nichtschuld. 1. Der Bereicherungsanspruch ist gegeben, wenn eine Leistung zur Erfüllung einer Verbindlichkeit erbracht wird, die zur Zeit der Leistung nicht bestanden hat. Unerheblich ist es, ob es sich um eine- dingliche oder schuldrechtliche Verbindlichkeit handelte (vgl, RGZ 146, 360). Beispiel: E i n K ä u f e r b e z a h l t eine R e c h n u n g noch einmal in der i r r t ü m l i c h e n A n n a h m e , die vor K r i e g s e n d e e r f o l g t e Zahlung hat den V e r k ä u f e r nicht m e h r e r reicht.

Dem Fehlen der Schuld ist das Vorhandensein einer dauernden Einrede gleichgestellt, da dadurch die Schuld praktisch auch nicht besteht (§ 813 Abs. 1 Satz 1). Beispiel: D e r S c h u l d n e r h a t e i n e F o r d e r u n g b e g l i c h e n , die d e r G l ä u b i g e r auf Grund e i n e r am S c h u l d n e r b e g a n g e n e n u n e r l a u b t e n Handlung e r l a n g t hat (§ 853).

Jedoch ist eine Rückforderung mit der Begründung ausgeschlossen, dlaß der Anspruüh bei der Erfüllung bereits verjährt war (§ 813 Abs. 1 Satz 2). Ebenso besteht kein .Bereicherungsanspruch, wenn eine betagte Verbindlichkeit vorzeitig erfüllt wird, da hier keine Nichtschuld vorliegt, auch kann die Erstattung von Zwischenzmsen nicht verlangt werden (§ 813 Abs. 2). 2. Die Rückforderung ist ausgeschlossen (§ 814), a) bei wissentlicher Zahlung einer Nichtschuld; Erforderlich ist positive Kenntnis, daß es sich um eine Nichtschuld handelte, 'bloße Zweifel genügen nicht (vgl. RGZ 154, 396; aber auch 144, 91); die Zahlung muß freiwillig und nicht unter irgendwelchem Druck erfolgt sein. Ueber die Beweislast vgl. RGZ 133, 275; 146, 360. b) wenn die Leistung einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprach. Beispiel: U n t e r h a l t s l e i s t u u g an V e r w a n d t e (z. B . über e i n e g e s e t z l i c h e U n t e r h a l t s p f l i c h t nicht b e s t e h t .

Geschwister),

denen

gegen-

II. Nichteintritt des bezweckten Erfolges. 1. Der Bereicherungsanspruch besteht, wenn mit der Leistung der nach dem Inhalt des Rechtsgeschäftes bezweckte Erfolg nicht eintritt (§ 812 Abs. 1 Satz 2).

161

§ 47 Die Sorudertatbestände der B e r e i c h e r u n g Die E r f o l g s b e s t i m m u n g muß nach dem wesentlichen Inhalt des V e r t r a g e s bilden.

Willen

beider

Parteien

den

Beispiel: Hingabe einer Quittung in Erwartung der Rückzahlung, die nicht erfolgt. Zahlung eines S c h w e i g e g e l d e s für die Nichtanzeige einer S t r a f t a t , wenn die A n z e i g e trotzdem erstattet wird.

Nicht a u s r e i c h e n d sind die bloß einseitige B e s t i m m u n g oder der B e w e g grund einer P a r t e i , auch wenn sie dem a n d e r e n Teil e r k e n n b a r waren. B e i s p i e l : Eine A u s s t e u e r , die in Erwartung der E h e der Tochter gegeben wird. Kann z u r ü c k g e f o r d e r t werden, wenn die E h e nicht zustandekommt, deswegen kann a b e r nicht derjenige, der erkennbar einzelne G e g e n s t ä n d e für eine A u s s t e u e r kauft, gegenüber dem V e r k a u f e r Bereicherungsansprüchc geltend machen.

B e i gegenseitigen V e r t r ä g e n sind B e r e i c h e r u n g s a n s p r ü c h e regelmäßig nicht schon deshalb g e g e b e n , weil die G e g e n l e i s t u n g ausbleibt ( S o n d e r r e g e l u n g durch §§ 325 ff., 346 ff.), wohl a b e r können sie bestehen, wenn ein über die G e g e n l e i s t u n g hinausgehender Erfolg b e z w e c k t wird (vgl. R G Z 106, 98), z. B . günstiger V e r k a u f e i n e s G e s c h ä f t e s an den künftigen S c h w i e g e r s o h n , der jedoch im K r i e g e fällt. R ü c k f o r d e r u n g möglich, um es d e r T o c h t e r und damit der Famiilie zu erhalten. 2. D e r B e r e i c h e r u n g s a n s p r u c h ist a u s g e s c h l o s s e n (§ 815), a) wenn der Eintritt des E r f o l g e s von A n f a n g an d a u e r n d unmöglich war und der L e i s t e n d e dies gewußt hat; Beispiel: A b g a b e e i n e s ' Schuldanerkenntnisses (§ 781), um einen Verzicht des Wohnungsamtes auf künftige Inanspruchnahme der Wohnung herbeizuführen (vgl. R G Z . 116, 340).

b) wenn der L e i s t e n d e den Eintritt d e s E r f o l g e s wider T r e u und G l a u ben verhindert hat (vgl. auch § 162). Beispiel. Der V e r l o b t e wenn er die Eheschließung

kann seine G e s c h e n k e nicht zurückfordern (§ treuwidrig verhindert hat (vgl. R G J W 1925,

1301), 2110).

Vgl. auch die S o n d e r b e s t i m m u n g e n in §§ 527, 21i96. III. W i r k s a m e V e r f ü g u n g o d e r A n n a h m e einer L e i s t u n g durch Nichtberechtigten.

einen

S o w e i t d a s G e s e t z im I n t e r e s s e der Verkehrssicherheit oder wegen eines sonstigen S c h u t z b e d ü r f n i s s e s zum Nachteil d e s B e r e c h t i g t e n einen R e c h t s v e i l u s t eintreten läßt, schafft § 816 den erforderlichen Ausgleich. § 816 ist d a h e r für d a s tägliche R e c h t s l e b e n eine außerordentlich wichtige Bestimmung. D a b e i sind zwei T a t b e s t ä n d e zu unterscheiden: 1. V e r f ü g u n g durch einen Nichtberechtigten. § 81.6 A b s . 1 setzt v o r a u s , daß ein Nichtberechtigter über einen G e g e n s t a n d eine V e r f ü g u n g trifft, die dem B e r e c h t i g t e n gegenüber w i r k s a m ist. B e i s p i e l : 1. Der zu Unrecht als Eigentümer im Grundbuch Eingetragene bestellt zugunsten eines gutgläubigen Dritten eine Hypothek. 2. Der Uhrmacher verkauft und übereignet die ihm zur R e p a r a t u r übergebene Uhr an einen gutgläubigen Dritten. Lehmann,

Schuldverhältnisse II

11

162

VIII. Ungerechtfertigt« Bereicherung 3. Der durch den Erbschein a u s g e w i e s e n e Nichterbe Nachlaßgegenstände an einen gutgläubigen Dritten.

verkauft

und

übereignet

a) Der Nichtberechtigte haftet auf das durch die Verfügung Erlangte. Dies umfaßt insbesondere das auf Grund der Verfügung erlangte rechtsgeschäftliche Entgelt, einschl. eines dabei erzielten Gewinnes, der über den gemeinen Wert der Sache hinausgeht (vgl. RGZ 138, 45, str.). B e i s p i e l (wie oben): Der zu Unrecht eingetragene Eigentümer muß den Gegenwert für die Hypothekenbestellung an den wahren Grundstückseigentümer herausgeben. Der Uhrmacher und der r r falsche E r b e " müssen den erzielten V e r k a u f s e r l ö s herausgeben, einschl. der dabei etwa erzielten U e b e r p r e i s e ,

War die Verfügung des Nichtberechtigten unwirksam, so kann sie der Berechtigte nach §§ 184, 185 durch Genehmigung heilen und sich damit die Ansprüche auf den Erlös verschaffen. Beispiel: Der Eigentümer einer gestohlenen oder abhanden gekommenen S a c h e — an der bekanntlich ein gutgläubiger E r w e r b nicht möglich ist (§ 935) — kann die , , V e r ä u ß e r u n g " der S a c h e von dem B e s i t z e r an einen Dr.tten genehmigen und den dabei erzielten Erlös beanspruchen (vgl. R G Z 106, 45 — Pferd; R G Z 115, 34 — verschobener Metallschrott; auch R G Z 138, 46 ff., wo der Anspruch aus § 816 A b s . 1 d a r a u s folgt, daß durch Anfechtung ein zunächst Berechtigter zu einem. Nichtberechtigten wird).

b) Der Dritterwerber ist zur Herausgabe verpflichtet, wenn die Verfügung unentgeltlich erfolgt ist (§ 816 Abs. 1 Satz 2). B e i s p i e l ; Der Entleiher unterschlägt das entliehene F a h r r a d , indem er es einem gutgläubigen Dritten schenkt. Der frühere Eigentümer kann von dem Dritten die H e r a u s g a b e des R a d e s verlangen,

2. Leistung an einen Nichtberechtigten. § -816 Abs. 2 betrifft den Fall, daß an einen Nichtberechtigten eine Leistung bewirkt wird, die dem Berechtigten gegenüber wirksam ist. Der nichtberechtigte Empfänger ist dann dem Berechtigten zur Herausgabe des Geleisteten verpflichtet. B e i s p i e l : D e r Schuldner zahlt in Unkenntnis der Abtretung noch an den alten Gläubiger (Abtretenden) (§ 407). Der a l l e Gläubiger muß den B e t r a g an den wahren Gläubiger (Abtretungsempfänger) herausgeben (vgl. R G Z 1 U , 301).

IV. Verwerflicher Empfang. Der Bereicherungsanspruch wegen verwerflichen Empfanges will die Ausnutzung verbotenen oder unsittlichen Verhaltens verhindern. 1. in der gegen (§ 817

Der Rückforderungsanspruch besteht, wenn der Zweck der Leistung Art bestimmt war, daß (nur) der Empfänger durch die Annahme ein gesetzliches Verbot oder gegen die guten Sitten verstoßen hat Satz 1). Beispiel: Ein B e a m t e r nimmt zur Vornahme einer erlaubten Amtshandlung ein Geschenk an ( p a s s i v e B e a m t e n b e s t e c h u n g , § 331 S t G B ) . Rückforderung zulässig.

2< Die Rückforderung ist ausgeschlossen, wenn dem Leistenden gleichfalls ein solcher Verstoß zur Last fällt (§ 817 Satz 2).

§ 4 8 Gegenstand und Umfang des Bereiicherungsamspruches

163

Beispiel: E i n e m B e a m t e n wird zur V o r n a h m e e i n e r v e r b o t e n e n Amtshandlung ein G e s c h e n k gelnacht ( B e a m t e n b e s t e c h u n g n a c h § § 332, 333 S t G B ) . Rückforderung ausgeschlossen.

a) § 817 Satz 2 enthält nach der h. L. ein« allgemeine Regel für alle Bereicherungsansprüche, die auch dann gilt, wenn der Bereicherungsanspruch auf § 812 gestützt, wird. Daraus folgt, daß die Rückforderung auch dann ausgeschlossen ist, wenn n u r dem Leistenden ein Verstoß zur Last fällt. Beispiel: D e r K ä u f e r von I n v e n t a r zur F o r t s e t z u n g eines Bordellbetriebes k a n n die von ihm auf den K a u f p r e i s g e l e i s t e t e n A b z a h l u n g e n n i c h t z u r ü c k f o r d e r n (vgl. R G Z 63, 346; 112, 151; 151, 70).

Ueber das Rückfordertingsrecht des Darlehnswucherers vgl. RGZ 161, 53 umid oben S. 82. b) Rechtspolitisch ist § 817 Satz 2 seit je einer scharfen Kritik ausgesetzt gewesen, da dadurch bei beiderseitig verwerflichem Verhalten der Besitzende einseitig geschützt wird. In dem Bestreben, das Rüokforderungsrecht bei Beteiligung öffentlicher Belange auszuschließen, gilt § 817 Satz 2 nicht bei Verletzung der Preisvorschriften (für Grundstücke .§ 5 der VO vom 7. 7. 42. R G B l . I, 451, für bewegliche Sachen vgl. K G — DR 40, 869 m weit. Nachw.). Rückforderung de« gezahlten Ueberpreises also möglich. c) Um die zwangsweise Durchsetzung von Geschäften mit verwerflichen Zwenken zu verhindern, ist die Rückforderung zulässig, wenn die Leistung in der Eingehung einer Verbindlichkeit bestand. Ist die Verbindlichkeit aber schon erfüllt, so entfällt der Anspruch. Beispiel: Dem B e a m t e n Schuldanerkenntnis gegeben.

wird für die V o r n a h m e d e r v e r b o t e n e n Handlung ein D i e s e s kann bis zur Erfüllung z u r ü c k g e f o r d e r t w e r d e n .

3. Wegen des Strafcharakters von § 817 ist für die Betroffenen das B e wußtsein des unsittlichen Handelns (vgl. RGZ 151, 73; 161, 57) und daraus folgend Zurechnungsfähigkeit erforderlich (vgl. RGZ 105, 271). § 48 Gegenstand

und U m f a n g

des B e r e i c h e r

ungsanspruches

Der Bereicherungsansprucih wird inhaltlich durch den herbeizuführenden billigen Ausgleich bestimmt: Der Empfänger soll weder Vorteil noch Nachteil haben. I. Gegenstand des Bereicherungsansprüches. 1. Herausgabe des Erlangten. Der Empfänger hat zunächst das Erlangte selbst herauszugeben. ll*

164

VIII. Ungerechtfertigte

Bereicherung

Beispiel: R ü c k g a b e und -Übereignung der empfangenen S a c h e , R ü c k a u f l a s s u n g des G r u n d s t ü c k e s (vgl. R G Z 137, 336). R ü c k a b t r e t u n g der a b g e t r e t e n e n F o r d e r u n g , W i e d e r h e r s t e l l u n g der e r l a s s e n e n F o r d e r u n g .

Die Herausgabepflicht umfaßt aber auch die (tatsächlich) gezogenen Nutzungen (1) sowie dasjenige, was der Empfänger auf Grund eines erlangten Rechtes (2) in dessen bestimmungsgemäßer Ausübung oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung des erlangten Gegenstandes (3) erworben hat (§ 818 Abs, 1). Beispiel:

1.

H e r a u s g a b e der g e z o g e n e n Zinsen

2. H e r a u s g a b e des mit dem e m p f a n g e n e n H e r a u s g a b e des G e w i n n s , w e n n das Los" e r s t b e t r a g e s g e k a u f t w u r d e (vgl. R G Z 136, 136). 3.

Herausgabe

der V e r s i c h e r u n g s s u m m e

(vgl, R G Z

151,

127).

L o s e e r z i e l t e n G e w i n n s , nicht a b e r auf Grund e i n e s empfangenen G e l d -

für den v e r b r a n n t e n

Gegenstand.

2. Wertersatz. Ist der Empfänger wegen der Beschaffenheit des Erlangten (1) oder aus sonstigen Gründen (2) zur Herausgabe nicht in der Lage, so ist der Wert des Erlangten zu ersetzen (§ 818 Abs. 2). Beispiel: I . D i e B e r e i c h e r u n g b e s t e h t in D i e n s t - o d e r W e r k l e i s t u n g e n , z. B . der H e r s t e l l u n g von A n l a g e n für ein W a s s e r k r a f t w e r k (vgl. R G Z 147, 396).

in

2. D e r e m p f a n g e n e G e g e n s t a n d ist w e i t e r v e r ä u ß e r t . Der Veräußerer braucht ihn nicht z u r ü c k z u e r w e r b e n (vgl. R G Z 56, 383), s o n d e r n nur den g e m e i n e n V e r k e h r s w e r t zu e r s e t z e n . E r kann einen b e i der W e i t e r v e r ä u ß e r u n g e r z i e l t e n s p e k u l a t i v e n G e w i n n a b z i e h e n , b r a u c h t a b e r a n d e r e r s e i t s nur den E r l ö s h e r a u s z u g e b e n , wenn d i e s e r u n t e r d e m g e m e i n e n W e r t liegt.

II. Allgemeiner

Umfang des

Bereicherungsanspruches.

1. Der Bereicherungsanspruoh richtet sich nach der tatsächlich eingetretenen und (bei Rechtshängigkeit) vorhandenen Bereicherung (1). Er entfällt, soweit der Empfänger nicht mehr bereichert ist (2) (§ 818 Abs. 3). Ein Wegfall der Bereicherung liegt aber dann nicht vor, wenn der Empfänger durch die Verwendung des Erlangten Auslagen erspart hat, die er sonst gehabt hätte (3). Der Bereicherte kann somit alle Vorteile und Nachteile zum Ausgleich bringen, die in innerem Zusammenhang mit der Bereicherung entstanden sind (vgl. RGZ 163, 360). Beispiel: 1. A b z u g der auf den G e g e n s t a n d g e m a c h t e n Aufwendungen, der durch ihn e r l i t t e n e n S c h ä d e n ( V e r d e r b e n a n d e r e r S a c h e n ) o d e r sonstigen N a c h t e i l e n ( s t e u e r l i c h e M e h r b e l a s t u n g , vgl. R G Z 170, 67). 2. (siehe

Wegfall V).

der

Bereicherung

durch

Verschenken

des

empfangenen

Gegenstandes

3. W e g f a l l der B e r e i c h e r u n g b e i V e r w e n d u n g des E m p f a n g e n e n zu a u ß e r g e w ö h n l i c h e n ( L u x u s - ) A u s g a b e n , z. B . V e r b r a u c h des zuviel g e z a h l t e n G e h a l t e s zu einer V e r g n ü g u n g s r e i s e (vgl. R G Z 68, 269; 83, 161), n i c h t a b e r wenn es zur B e zahlung von S c h u l d e n v e r w a n d t wurde.

2. Bei nichtigen gegenseitigen Verträgen, die beiderseits erfüllt sind, hat nur derjenige einen Bereicherunigsanspruch, dessen eigene Leistung die Gegenleistung übersteigt. Sein Anspruch ist auf den Ueberschuß, den „Saldo", beschränkt, der sich nach Abzug seiner eigenen Leistung von der

§ 48 Gegenstand und Umfang des Bereicherun gsanspruches

165

Gegenleistung ergibt (sog. Saldolehre, h, L. vgl. RGZ 163, 360), anders die sog. „Zweikondiktionenlehre", die zwei selbständige Bereicherungsansprüche annimmt, aber zu unbefriedigenden Ergebnissen führt, wenn die Bereicherung der einen Partei ganz oder teilweise weggefallen ist 1 ). Beispiel: D e r V e r k ä u f e r l i e f e r t v e r d o r b e n e n K ä s e , w e i g e r t .aber s e i n e R ü c k n a h m e , w o r a u f der K ä u f e r den K ä s e v e r s t e i g e r n läßt. N a c h t r ä g l i c h s t e l l t sich noch h e r a u s , daß der K a u f v e r t r a g nichtig ist. D e r K ä u f e r k a n n E r s t a t t u n g des K a u f p r e i s e s u n t e r Abzug des e r z i e l t e n V e r s t e i g e r u n g s e r l ö s e s v e r l a n g e n (vgl. R G Z 94, 255; 140, 161 u. R G J W 36, 1950).

III. Verschärfung der Haftung. Eine Verschärfung der Haftung tritt ein, sobald der Empfänger mit der Rückgabe rechnen muß: 1. Mit Eintritt der Rechtshängigkeit haftet der Empfänger nach den allgemeinen Vorschriften (§ 818 Abs. 4 — §§ 291, 292, 987 ff. — vgl. Teil I, S. 42). Der Empfänger haftet daher insbesondere auf Schadenersatz für schuldhafte Unmöglichkeit der Rückgewähr (§§ 292, 989), muß schuldhaft nicht gezogene Nutzungen herausgeben (§§ 292, 987) und Geld verzinsen (§§ 291, 288 Abs. 1). 2. Der Rechtshängigkeit ist die Kenntnis des Empfängers von dem Mangel des rechtlichen Grundes oder der Verwerflichkeit des Empfanges gleichgestellt (§ 819). Positive Kenntnis auch der Rechtsfolgen ist erforderlich (vgl. R G Z 1)44, 205). Sie fehlt, wenn der Empfänger geglaubt hat, der Leistende habe den Mangel selbst gekannt und wollte eine unentgeltliche Zuwendung machen (RGZ 137, 179). Wegen des Schutzes der nicht unbeschränkt Geschäftsfähigen (§§ 104 ff.) ist auch deren Kenntnis unschädlich. 3. Schließlich besteht eine verschärfte Haftung, wenn von beiden Teilen der mit der Leistung bezweckte Erfolg als ungewiß oder der Wegfall des Rechtsgrumdes als möglich angesehen wurde und der Erfolg nicht eintritt oder der Rechtsigrurod wegfällt (§ 820 Abs. 1). Die Haftung für Zinsen und Nutzung ist hier jedoch ermäßigt (§ 820 Abs. 2) IV. Bereicherungseinrede. Der Benachteiligte hat nicht nur die Bereicherun'gsklage gegen den B e reicherten, sondern ihm steht auch die Bereicherungseinrede zu. Ist der Benachteiligte grundlos eine Verbindlichkeit eingegangen, so kann er deren Erfüllung auch dann (einredeweise) verweigern, wenn der Anspruch auf Befreiung von der Verbindlichkeit schon verjährt ist (§ 821, vgl. als B e i spiel R G J W 1936, 917). !} V g l . auch die ä h n l i c h e n S u r r o g a t i o n s - und D i f f e r e n z l e h r e n im V e r z u g s - b z w . c i s a t z r e c h t (vg (§ 394), noch fällt er in die Konkursmasse (§ 1 KO). Beachte: Dieselben Beschränkungen gelten auch für die Ansprüche aus §§ 843 und 844, soweit sie nicht gepfändet werden können (vgl. § 4 LohnpfVO). II. Schadenersatz bei Sachschäden. Die Schadenshaftung für Entziehung oder Beschädigung von Sachen ist durch folgende Soradervoirschriften ergänzt: 1. Der Rückgabepflichtige haftet — wie der im Verzug befindliche Schuldner (§ 287) — für eine zufällige Unmöglichkeit der Herausgabe oder Verschlechterung, sofern er nicht den Nachweis führen kann, daß der Schaden auch ohne die Entziehung eingetreten sein würde (§ 848). Auch die Verzinsungspflicht bei Wertersatz (§ 849) ist dem Schuldnerverzug nachgebildet (§ 290). 2. Macht der Rückgabepflichtige Verwendunigen auf die Sache, so kann er deren Erstattung nach Maßgabe der Vorschriften über das Verhältnis zwischen Eigentümer und Besitzer (§§ 994—1003) verlangen (§ 850, vgl. § 292). 3. Ist dem Ersatzpflichtigen der wirkliche Ersatzberechtigte weder bekannt noch infolge grober Fahrlässigkeit unbekannt, so wird er von seiner Leistungspflicht frei, wenn er die Ersatzleistung an -denjenigen erbringt, der sich zur Zeit der Entziehung oder Beschädigung der Sache in ihrem Besitz befunden hat (§ 851). Damit wird der gutgläubige Ersatzpflichtige vor einer doppelten Inanspruchnahme geschützt.

IX. Unerlaubte Handlungen

192 III. Verjährung.

1. Der Anspruch auf Ersatz des Schadens einer unerlaubte« Handlung verjährt in drei Jahren, von dem Zeitpunkt an, in dem der Verletzte von dem Schaden und der Person des Ersatzpflichtigen Kenntnis hat {§ 852 Abs. 1). Diese Kenntnis ist schon vorhanden, wenn der Geschädigte auf Grund der ihm bekannten Tatsachen eine Schadenersatzklage gegen' eine bestimmte Person und sei es auch nur als Feststellungsklage mit einigermaßen Aussicht auf Erfolg erheben kann. Maßgebend ist dabei der Zeitpunkt, in dem der Verletzte zuerst vernünftigerweise die Voraussetzungen des Schadenersatzanspruches für gegeben halten mußte (St. R. — vgl. RGZ 168, 219). Auch nachträglich auft r e t e n d e Schadensfolgen, die in .diesem Zeitpunkt als möglich vorausseh'bar sind, gelten als bekannt, nicht aber solche, die noch unvorhersehbar sind. Beispiel: D e r b e i e i n e m Unfall V e r l e t z t e hat 1903 ein B e i n v e r l o r e n . D u r c h das T r a g e n e i n e r ' P r o t h e s e w a r eine g e r i n g e r e S t a n d f e s t i g k e i t e i n g e t r e t e n , die 1925 einen Sturz mit neuem S c h a d e n h e r v o r r i e f . D i e s e ist z w a r noch e i n e F o l g e des f r ü h e r e n Unfalls, w a r j e d o c h 1903 n i c h t v o r h e r s e h b a r , so daß 1925 e i n e neue V e r j ä h r u n g s f r i s t begann (vgl. R G Z 119, 207).

2. Ohne Rücksicht auf die Kenntnis des Schadens öder des Täters verjährt der Anspruch in 30 J a h r e n von der Begehung der Tat an (§ 852 Abs. 1). 3. Hat der Ersatzpflichtige durch die unerlaubte Handlung etwas erlangt, so ist er auch nach Vollendung der Verjährung .nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung herausgabepflichtig (§ 852 Abs. 2). Beispiel: E i n S c h a u s p i e l e r hat s e i n e G ä g c von einer ( E i n m a n n ) - T h e a t e r - G . m. b . K . zu b e a n s p r u c h e n . Um die A n s p r ü c h e des S c h a u s p i e l e r s zu v e r e i t e l n , übernimmt d e r einzige G e s e l l s c h a f t e r der G . m. b . H. den T h e a t e r b e t r i e b s e l b s t . E r verhindert dadurch sittenwidrig, daß der S c h a u s p i e l e r in die laufenden B e t r i e b s e i n n a h m e n v o l l s t r e c k e n kann. Aus dem durch die V e r e i t e l u n g d e r V o l l s t r e c k u n g E r l a n g t e n k a n n d e r S c h a u s p i e l e r s e i n e B e f r i e d i g u n g v e r l a n g e n , auch wenn b e r e i t s die d r e i j ä h r i g e V e r j ä h r u n g s f r i s t v e r s t r i c h e n ist (vgl. R G J W 1935. 512).

4. Hat gegen den •Forderung Forderung

der Verletzer durch die unerlaubte Handlung einie Forderung Verletzten erhalten, so kann der Verletzte die Erfüllung der auch dann verweigern, wenn der Anspruch auf Aufhebung der bereits verjährt ist (§ 853).

Entsprechend kann der Betrogene die Erfüllung der Forderung des Betrügers verweigern, wenn er die Anfechtunigisfrist (§§ 123, 124) versäumt hat (vgl. R G Z 79, .1.97). § 56 Die

Unterlassungsklage

Ein besonderer Unterlassungsanspruch als Rechtsfolge einer unerlaubten Handlung ist dem B G B unbekannt. Das Gesetz kennt jedoch eine

193

§ 56 Die Umt erl as sungsk läge

Reihe einzelner Unterlassungsansprüche, aus denen die Rechtsprechung im Wege der Rechtsanalogie sehr umfassende allgemeine Unterlassungsklaigen abgeleitet hat. Obwohl eine klare Abgrenzung fehlt, läßt sich folgende Abstufung unterscheiden: I. Die Unterlasistiragsklage aus absoluten Rechten (Negatorienklage). In Erweiterung der für einzelne absol-ute Rechte geschaffenen Unterlassungsansprüche (z. B. §§ 12, 862, 11004, 1207) ist der Unterlassungsanspruch zunächst auf alle anderen absoluten Rechte (sonstige Rechte i. S. von § 823 Abs. 1) erstreckt worden, wozu auch das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb gehört. Voraussetzung für den Anspruch ist, daß ein objektiv widerrechtlicher Eingriff vorgenommen ist und weitere Eingriffe ernstlich zu 'befürchten sind. Ein Verschulden des Täters ist nicht erforderlich. Beispiel: Gegen die Veröffentlichung von Manuskripten aus einem Nachlaß, die irrtümlich dem Verstorbenen zugeschrieben w e r d e n , kann deren wirklicher Verf a s s e r die U n t e r l a s s u n g k l a g e erheben.

II. Die vorbeugende Unterlassungsklage (quasinegatorische Klage). Später hat die Rechtsprechung nicht nur b e i absoluten Rechten, sondern bei jedem objektiv rechtswidrigen Eingriff in ein vom Gesetz geschütztes Rechtsgut, die sog. vorbeugende Unterlassungsklage gewährt, eine Ausdehnung, die schon im gewerblichen Rechtsschutz (UWG) ihre Anwendung gefunden hatte. Auch hierbei ist die objektive Widerrechtlichkeit ausreichend, ein Verschulden des Handelnden braucht ebenfalls nicht vorzuliegen. Geschützte Rechtsgüter sind insbesondere Leben, Körper, Gesundheit, Freiheit (§ 823 Abs. 1), aber auch die Ehre (§§ 823 Ab«. 2 B G B , 185—187 StGB) und Kredit, Erwerb und Fortkommen (§ 834). Dabei wird eine Unterlassungsklage nicht dadurch ausgeschlossen, daß die Möglichkeit der strafrechtlichen Verfolgung besteht (jetzt h. L. vgl. RGZ 1116, 151). Beispiel: Widerrechtliche Ehrverletzung der Verlobten durch ihren Verlobten, wenn er nach Auflösung d e s V e r l ö b n i s s e s sie mit Blumen, K a r t e n , Briefen und T e l e g r a m m e n geradezu überschwemmt und dabei in unangemessener F o r m an die Vergangenheit erinnert. D i e Verlobte kann auf Unterlassung klagen (vgl. R G Z 166, 150).

III. Die wiederherstellende Unterlassungsklage

(Beseitigungsanspruch).

Die wiederherstellende Unterlassungsklage bezweckt die Beseitigung von fortwirkenden störenden Beeinträchtigungen, die sich aus einem rechtswidrigen Eingriff ergeben. 1. Der. Anspruch kann sich , als Teil einer Schadensersatzklage darstellen und die Wiederherstellung des früheren Zustandes (§ 249) beLehmann,

Schuldverhältnisse II

13

194

IX. Unerlaubte Handlungen

zwecken. Dann müssen alle Voraussetzungen einer unerlaubten Handlung vorliegen, insbesondere ist also Verschulden des Schädigers erforderlich. Beispiel: Entfernung der (fahrlässigen) h e i l k u n d i g e n in einem A e r z t e k a l e n d e r (vgl. lichen E h r e n k r ä n k u n g (vgl. R G Z 88, 133).

B e z e i c h n u n g e i n e s A r z t e s als R G Z 57, 159), W i d e r r u f einer

Naturöffent-

2. Der Anspruch kann sich aber auch in entsprechender Anwendung von § 1004 ergeben, und zwar ohne Rücksicht auf die Schuldfrage, lediglich aus der objektiven Rechtsverletzung. D a r a u s folgt insbesondere die Verpflichtung zum Widerruf von solchen Behauptungen, die eine stetig neu fließende Quelle der Schädigung und Ehrverletzung darstellen (sog. Beseitigungsanspruch, vgl. R G Z 148, 123). Beispiel: G u t g l ä u b i g e A u f s t e l l u n g von o b j e k t i v u n r i c h t i g e n B e h a u p t u n g e n ü b e r einen B e r u f s k o l l e g e n in einer F a c h z e i t s c h r i f t , durch w e l c h e d i e s e r in s e i n e r p e r s ö n lichen o d e r w i r t s c h a f t l i c h e n S t e l l u n g b e e i n t r ä c h t i g t w i r d (vgl. R G Z 140, 402).

Hierhin gehören auch die Behauptungen der Mitgliedschaft oder das Tragen des Abzeichens der ehemaligen N S D A P . Die Zulässigkeit d e s Rechtsweges und die Verurteilung zum Widerruf bei erwiesener objektiver Unrichtigkeit ist streitig (dafür O L G Neustadt DRZ 1947, 380, Löschhorn S J Z 1946, 111, a. A. O L G Dresden, „Neue J u s t i z " 47, 65). § 57 Die

Gefährdungshaftung

nach

S o n d e r g e s e t z en

Außerhalb des B G B besteht eine Gefährdungshaftung vor allem auf Grund des Reichshaftpflichtgesetzes (HaftpflG) und seiner N e b e n g e s e t z e sowie des Kraftfahrzeug- (KFG) und des L u f t v e r k e h r s g e s e t z e s (LVG). Diese G e s e t z e b e z w e c k e n es, den Verkehr vor den eigentümlichen Gefahren bestimmter B e t r i e b e oder Tätigkeiten zu schützen, ohne Rücksicht auf eirn Verschulden des Verletzers. Sie haben, soweit erforderlich, zwingenden Charakter (§§ 5 HaftpflG, 8 A b s . 2 S a t z 2 K F G , 29 f LVG). Im einzelnen bestehen zwischen den Gesetzen sehr erhebliche Unterschiede, die nur teilweise durch die Art des B e t r i e b e s und G e g e n s t a n d e s oder durch die Weiterentwicklung des Rechts bedingt sind. Dem G r u n d s a t z der Gefährdungshaftung wird in allen G e s e t z e n d i e z i f f e r n m ä ß i g e B e g r e n zung der H a f t u n g auf b e s t i m m t e H ö c h s t b e t r ä g e gegenübergestellt (§§ 7 a und b HaftpflG, 4 S a c h s c h a d e n G , 12 K F G , 23, 29c LVG). E b e n s o ist bei allen G e s e t z e n die Verjährung abgekürzt (2 J a h r e ) , und außer nach dem Reichshaftpflichtgesetz muß der Verletzte meist auch binnen einer Ausschlußfrist Anzeige erstatten. D e r G e schädigte k a n n nie Schmerzensgeld verlangen und muß sich stets sein Mitverschulden (§ 254) anrechnen lassen. — Einander entsprechende Vorschriften über den Ausgleich unter mehreren, die nach Gefährdungsrecht haften, enthalten die §§ 9 b H a f t p f l G . 8 S a c h s c h a d e n G , 17 K F G und 27 L V G .

§ 57 Geiährdungshaft;un.g nach

Sonderlgesetzen

195

Der U m f a n g des S c h a d e n e r s a t z e s ist in den einzelnen S o n d e r g e s e t z e n erschöpfend geregelt, jedoch werden dadurch w e i t e r g e h e n d e A n s p r ü c h e auf G r u n d V e r t r a g e s oder unerlaubter Handlung (§§ 823 ff., 831) nicht ausgeschlossen (Ausnahme; § 29 e L V G ) . I. D a s Reichshaftpflichtgesetz') und seine N e b e n g e s e t z e . 1. Haftung des B e t r i e b s u n t e r n e h m e r s einer E i s e n b a h n . Der B e t r i e b s u n t e r n e h m e r einer E i s e n b a h n h a f t e t ohne Rücksicht auf ein Verschulden für die bei B e t r i e b s u n f ä l l e n eintretenden Personen- und S a c h s c h ä d e n (§§ 1 H a f t p f l G , 1 S a c h s c h a d e n G ) . Die Haftung für S a c h s c h ä d e n ist ini dem G e s e t z über die Haftpflicht der Eisenbahnen und S t r a ß e n b a h n e n für S a c h s c h a d e n vom 29. 4. 1940 ( S a c h s c h a d e n G — R G B l I, 691) geregelt worden (vgl. auch VO v. 6. 5. 41 — R G B l . I, 252, betr. B e s c h ä d i g u n g einer S a c h e , die ein F a h r g a s t an sich trägt oder mit sich führt). A u c h d i e s e s G e s e t z , das dem H a f t p f l G nachgebildet ist, stellt ein reines U n f a l l g e s e t z dar ( H a u p t a n w e n d u n g s g e b i e t : E r s a t z von, S c h ä d e n bei Zusammenstößen der B a h n mit anderen Verkehrsteilnehmern oder bei sonstigen Unfällen). E s 'gilt nicht für solche S a c h e n , welche die Eisenbahn zur B e f ö r d e r u n g oder A u f b e w a h r u n g a n g e n o m m e n hat (§ 10). Hierfür haftet die Bahn, soweit nicht die H a f t u n g aus unerlaubter Handlung in F r a g e kommt, auf Grund d e s V e r t r a g e s , ¡die Eisenbahn also in der R e g e l nach der E i s e n b a h n v e r k e h r s o r d n u n g . a) D t r Unfall muß sich b e i m Betrieb einer Eisenbahn ereignet haben. U e b e r die „ E i s e n b a h n " , wozu auch Straßenbahnen, S c h w e b e bahnen und Zahnradbahnen gehören, vgl. die berühmt g e w o r d e n e B e griffsbestimmung d e s R G in R G Z 1, 249. „ B e i m B e t r i e b " ist ein Unfall nach der R e c h t s p r . b e r e i t s dann eingetreten, wenn ein (äußerer) örtlicher und zeitlicher Zusammenhang mit einem bestimmten B e t r i e b s v o r g a n g oder mit einer bestimmten Betriebseinrichtung vorliegt. N u r w e n n es daran fehlt, ist der N a c h w e i s erforderlich, daß der Unfall in einem inneren Zusammenhang mit einer dem E i s e n b a h n b e t r i e b eigentümlichen G e f a h r steht (vgl. R G Z 144, 208). B e i s p i e ! : Unfälle beim Oeffnen und Schließen der Türen und Fenster (vgl. R G Z 144, 210), Herausfallen während der Fahrt (vtfl. R G Z 114, 292), beim Einsteigen oder A u s s t e i g e n (vgl. R G Z 126, 139), nicht! aber auf der B a h n h o f s t r e p p e (vgl. R G Z 121, 383).

b) D e r Unfall darf nicht durch höhere G e w a l t oder (nur) durch Verschulden d e s Verletzten verursacht sein.

ein

Unter höherer G e w a l t fällt ein Ereignis, d e s s e n U r s a c h e n außerhalb des B e t r i e b s k r e i s e s der E i s e n b a h n und ihrer Einrichtungen liegt !) G e s e t z b e t r . die Verbindlichkeit zum S c h a d e n e r s a t z für die bei dem B e t r i e b e von Eisenbahnen, B e r g w e r k e n , F a b r i k e n , Steinbrüchen und Gräbereien herbeigeführten Tötungen und Körperverletzungen vom 7 . 6 . 1 8 7 1 (RGBl. 207), in neuester Zeit -geändert: G e s . v. 8. 12. 39 — RGBl I, 2391 — § 7a (feste Haftungsgrenzen), G e s . v. 15. 8. 43 —< R G B l I, 489 — Haftung für Elektrizitäts- und G a s a n l a g e n eingeführt. 13*

196

IX. Unerlaubte Handlungen und dessen Eintritt auch bei Anwendung aller der Eisenbahn zuzumutenden Sorgfalt nicht zu verhindern ist und auch nicht wegen «einer Häufigkeit in Kauf genommen und vertreten werden muß (vgl. R G J W 31, 866). Auch bei Personenschäden nach dem Reichshaftpfl.G ist ein eigenes Verschulden des Verletzten geigen die Betriebsgefahr nach § 254 abzuwägen (kein Ausschluß schlechthin wie scheinbar nach dem Wortlaut von § 1 HaftpflG, vgl. auch § 3 SachschadenG).

c) Der Anspruch richtet sich gegen den Betriebsunternehmer. Das ist derjenige, der die Eisenbahn auf seine Rechnung betreibt und dem die Verfügung über den Betrieb zusteht, z. B. die Reichsbahngesellschaft, nicht aber eine Schlafwagen- oder Speisewagengesellschaft. 2. Haftung des Inhabers HaftpflG).

von Elektrizitäts-

und Gasanlagen

(§ 1 a

Der Inhaber einer Anlage zur Fortleitung oder A b g a b e von Elektrizität oder G a s haftet ohne Rücksicht auf ein Verschulden für Personen- und Sachschäden, die auf die Wirkungen der Elektrizität oder des Gases zurückzuführen sind. Ebenso besteht die Haftung, wenn der Schaden, ohne auf d?n Wirkungen der Elektrizität oder des G a s e s zu beruhen, von der Anlage als solcher ausgeht, außer wenn der Inhalber den Nachweis führt, daß die Anlage den anerkannten Regeln der Technik entsprochen hat und unversehrt war. Die Haftung besteht nicht für Fernmeldeanlagen. Sie ist ausgeschlossen, wenn der Schaden innerhalb eines Gebäudes durch eine darin befindliche Anlage, durch ein Energieverbrauchsgerät oder durch höhere Gewalt verursacht wird. Nicht als höhere Gewalt gilt es, wenn der Schaden auf das Herabfallen von Leitungsdrähten zurückzuführen, ist, z. B . wenn Pferde auf herabgefallene StarkstromLeitungen treten und dadurch getötet werden. 3. Haftung der Unternehmer von Bergwerken, Gräbereien (Gruben) oder Fabriken (§ 2 HaftpflG).

Steinbrüchen,

Diese Unternehmer haften für Personenschäden, die durch ein Verschulden eines Bevollmächtigten oder einer Aufsichtsperson in Ausführung der Dienstvemchtungen eingetreten sind. Haftung für beweis möglich.

fremdes

Verschulden,

daher

kein

Entlastungs-

Zu 1 'bis 3: Ansprüche der Werktätigen in den gefährdeten Betrieben. Der Unfallschutz der Werktätigen in den gefährdeten Betrieben wird in erster Linie durch die Sozialversicherungen gewährleistet, sodaß der Unternehmer auf Grund der Haftpflichtgesetze unbeschränkt nur betriebsfremden Personen haftet. Die unmittelbare Haftung des Unternehmers gegen-

§ 57 Gefährdungshaftung nach

Sondergesetzen

197

über seinen Arbeitern und Angestellten greift gem. § 898 RVO nur hilfsweise und unter Anrechnung der von den Sozialversicherungen geleisteten Beträgen ein, wenn stoafg'eTi cht lieh festgestellt ist, daß der Unternehmer den Unfall vorsätzlich herbeigeführt hat. In der sowjetischen Besatzungszone bestehen diese Ansprüche schon dann, wenn der Unternehmer den Unfall oder eine Berufskrankheit vorsätzlich oder durch Nichterfüllung einer Arbeitsschutzbestimmung hervorgerufen hat (§ 40 VO über die Sozialpf licht versiehe rung v. 28. 1. 47)1}. Abigesehen hiervon können unter Anrechnung der Versicherungsleistungen ganz allgemein weitergehende Ansprüche bei Dienst- und Arbeitsunfällen erhoben werden, die bei der Teilnahme am öffentlichen Verkehr eintreten (Ges. über die erweiterte Zulassung von Schadenersatzansprüchen bei Dienstund Arbeitsunfällen ^ vom 7. 12. 43 — RGBl. I, 674). Beispiel: Ein Straßenbahnschafiner wird von einem Straßenbahnwagen überfahren. E r kann den durch die Sozialversicherung nicht g e d e c k t e n S c h a d e n von der Straßenbahngesellschaft verlangen.

II. Das Kraftfahrzeuggesetz 2 ). Der Halter eines Kraftfahrzeuges haftet für die beim Betrieb des Fahrzeugs eintretenden Personen- und Sachschäden (§§ 7 ff. KFG). Auch die Haftung des Kraftfahrzeughalters ist als Gefährdungshaftung von seinem Verschulden unabhängig. 1. Voraussetzungen der Haftung. a) Tötung, Körper- oder Gesundheitsverletzung eines Menschen oder eine Sachbeschädigung. b) Der Unfall muß beim Betrieb eines Kraftfahrzeuges eingetreten sein. „Kraftfahrzeuge" sind Landfahrzeuge, die durch Maschinenkraft bewegt werden, ohne an Bahngleise gebunden zu sein (§ 1 Abs, 2 K F G ) . Dazu gehören nicht Kleinkrafträder, d. h. Krafträder bis zu 250 ccm Hubraum (§§ 28 K F G , 67 a StVZO). „Beim Bietrieb" bedeutet in ursächlichem Zusammenhang mit den besonderen Gefahren des Kraftfahrzeugbetriebes. Dies ist auch noch der Fall, wenn bei einem stehenden Fahrzeug der Benzintank explodiert (vgl. RGZ 132, 262), nicht aber wenn die Mutter auf die Nachricht, daß ihr Kind überfahren ist, einen Nervenzusammenbruch erleidet (vgl. R G Z 1 » , 274). !) A b g e d r u c k t in ,,Arbeits- und S o z i a l f ü r s o r g e " 1947 S 97. 2) G e s e t z über den Verkehr mit K r a f t f a h r z e u g e n vom 3. Mai 1909 (RGBl. I, 437), letzte wesentliche Aenderung durch G e s . vom 7. November 1939 ( R G B l . I, 2223). Lehmann,

Schuldverhältnisse II

14

198

IX. Unerlaubte Handlungen

c) Die Haftung trifft den Halter, d. h. denjenigen, der das Fahrzeug für eigene Rechnung in Gebrauch hat und 'die Verfügungsgewalt besitzt, diie ein solcher Gebrauch voraussetzt (vgl. R G Z 170, 182). Neben dem Halter haftet auch der Wagenführer, falls er nicht seine Schuldlosigkeit nachweist (§ 18 K F G ) . 2. Haftung bei Schwarzfahrten. Der Halter haftet immer für Schwarzfahrten (Benutzung des Fahrzeugs ohne sein Wissen und Willen) seines Fahrers und solcher Personen, denen er das Fahrzeug zur Benutzung überlassen hat. Ein sonstiger uniberechtigter Benutzer haftet an Stelle des Halters; der Halter selbst haftet hier nur, wenn er die Benutzung ides Fahrzeugs schuldhafterweise ermöglicht hat (§ 7 Abs. 3 KFG). 3. Haftung für beförderte Personen und Sachen. Wurde der Verletzte oder die beschädigte S a c h e zur Zeit des Unfalls von einem Kraftfahrzeug befördert, so haftet der Halter dieses Fahrzeuges nach § 7 K F G nur, wenn es sich um eine entgeltliche Beförderung durch ein dem öffentlichem Verkehr 'dienerndes Fahrzeug handelt (§ 8 Abs. 2 Satz 1 KFG). Unberührt bleibt selbstverständlich eine Haftung aus §§ 823 ff. unld 831, sofern sie nicht (stillschweigend) ausgeschlossem ist (z. B. bei Gefälligkeit'S'fahirten vgl. Teil I S 35). 4. Ausschluß der Haftung. Die Haftung ist ausgeschlossen, a) wenn der Unfall auf einem unabwendbaren Ereignis beruht, das nicht durch technische Mängel des Fahrzeugs verursacht worden ist; Als unabwendbar gelten insbesondere solch« Ereignisse, die auf das Verhalten des Verletzten oder eines nicht bei dem Betrieb beschäftigten Dritten oder eines Tieres zurückzuführen sind und sowohl der Halter als der Führer des Fahrzeuges jede nach den Umständen des F a l k s -gebotene Sorgfalt b e o b a c h t e t hat (§ 7 Abs. 2 KFG). b) wenn d e r Verletzte Abs. 1 K F G ) ;

beim

Betrieb

des

Fahrzeugs

tätig

war

(§ 8

c) wenn das Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern auf ebener Bahn nicht überschreiten kann (§ 8 Abs. 1 K F G ) .

§ 57 Gefährdungshaftunig nach

Soradergesetzen

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III. D a s L u f t v e r k e h r s g e s e t z ' ) . Der H a l t e r eines L u f t f a h r z e u g e s h a f t e t für Personen- und S a c h s c h ä d e n , die bei d e m B e t r i e b e eines L u f t f a h r z e u g e s durch einen Unfall eintreten (§ 19 L V G ) . S e i n e Haftung ähnelt der des K r a f t f a h r z e u g h a l t e r s . Gem. A b s c h n i t t VIII Ziff. 30 der P r o k l a m a t i o n Nr. 2 des Alliierten Kontrollrates ist D e u t s c h e n der B e t r i e b von F l u g z e u g e n aller A r t v e r b o t e n . Im G e g e n s a t z zu den a n d e r e n H a f t u n g s g e s e t z e n macht das L V G den H a l t e r auch für höhere G e w a l t h a f t b a r , er k a n n sich a b e r bei b e f ö r d e r t e n Personen, deren S a c h e n und G e p ä c k , sowie bei F r a c h t gut durch den N a c h w e i s entlasten, daß er und seine L e u t e alle erforderlichen Maßnahmen zur Verhütung des S c h a d e n s getroffen haben, o d e r daß sie diese M a ß n a h m e n nicht treffen konnten (§§ 29 a und b L V G ) . D a f ü r hat a b e r der F l u g g a s t einen zusätzlichen S c h u t z durch die vom Halter für ihn abzuschließende Unfallversicherung (§ 29 g L V G ) . F ü r b e f ö r d e r t e P e r s o n e n und S a c h e n ist auch die ziffernmäßige B e s c h r ä n k u n g der Haftung eine a n d e r e als in den übrigen F ä l l e n (vgl. §§ 23, 29 c LVG). N e b e n dem B e f ö r d e r u n g s v e r t r a g dürfen w e i t e r g e h e n d e A n s p r ü c h e aus s o n s t i g e n R e c h t s g r ü n d e n bei nur leichter F a h r l ä s s i g k e i t nicht erhoben w e r d e n (§ 29 e L V G ) . Die Haftung für S c h w a r z f l ü g e ist dem K F G nachgebildet (§ 19 Abs. 2 LVG). G e s e t z vom 1. 8. 1922, in neuer F a s s u n g durch Bekanntmachung vom 21. 8, 1936 — R G B l . I, 653 — veröffentlicht worden. Aenderungen in neuerer Zeit durch G e s e t z vom 27. 9. 1938 — R G B l I, 1246 — und vom 26. 1. 1943 — R G B l . I, 69.

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Sachverzeichnis

Sachverzeichnis (Die Zahlen bezeichnen die Seiten.)

Abhängigkeitsverhältnis, Mißbrauch 1176. Ablösung vom Gebäudeteilen 176. Abnahniepflicht beim Kauf 12; beim Werkvertrag 95. Abrechnung 145. Abstrakt« Verträge 143. Abwaohsunig 127. Abzahlungsgeschäft 39. Akzessorietät der Bürgschaft 135. Amtspflichtverletzung 180. Anspru ch sk onikurr ernz 169. Anstandsschenkung 46. Anstifter 188. Anwaohsung 126. Anweisung 145. Arbeitsschutzvorschriften 1197. Arbeitsvermittlung 99. Arglistiges Verhalten bei Kauf 1'9, 26, 30; bei Schenkung 44; bei Leihe 80. Aufgebot von Wertpapieren 153. Aufhebung der Gemeinschaft 130. Aufhebungsldage (Miete) 69, Auflage bei der Schenkung 47. Auflösung der Gesellschaft 124. Auisiohtspfliohtiger 168, 187. Auftrag 103 ff. Aufwendungen 106, 110, 1112, 121. Ausfallbürgschaft 138. Auskunft 91, 105, 108, 121. Auslobung 102. Ausscheiden eines Gesellschafters 1126.

Ausspielung 133. Ausübung öffentlicher Gewalt 183. Ausweispapier 155. Banknoten 154. Barkauf 8.

Barschenkung 42. Baugeldforderungen 97. Beamtenhaftung 180. Bedürftigkeit des Schenk ers 45. Beerdigungskosten 190. Befreiungsanspruch des Bürgen 139. Begebungsvertrag 151. Beherbergungs vertrag 114. Beitragsp flicht der Gesellschafter 119. Belohnung, Versprechen einer 102. Bereicherung, ungerechtfertigte 157. Bereicherungseinrede 165. Beseitigungsanspruch 193. Besichtigungsvertrag 84. Bestellers, Haftung des 95 ff. Betriebsunfall 89, 1%. Beweispapiere 156. Bewußtlosigkeit 168. Billigkeitshaftiung 1168. Bonität 17. Bürgschaft 135. Darlehn 81. Dairlehnsversprechen 83. Deckungsverhältnis 148. Deklaratorisches Anerkenntnis 144. Deliktsfähigkeit 168. Dienstvertrag 85. Differenzgeschäft 134. Dringender Eigenbedarf 70. Ehemaklerlohn 102. Ehewohnumg 67. Ehirenschutiz 170, 191. Eigentumsvorbehalt 37 ff. Einbringung von Sachen 62, 1114. Einsturzschaden 176. Eintritt eines Gesellschafters 127 Einwendungen 144, 147, 150, 152. Einwirkunigsverordnung 67.

Sachverzeichnis Eisembahnf ahrkarte 155. Eis e nbah nh af tpfIi ch t 195. Eisenrviehvertrag 75. Elektrizität 9, -samlage 196. Emissionstheorie 151. Empfehlung 185. emptio spei 9. emptio rei speratae 9. Entfernung von Sachen des Mieters 62.

Entlastungsbewei-s 185. Erfassung von Wohnraum 49, 52. Erfüllungsort 14 ff. Erhebliche Belästigung 69. Erneuerungsscheine 155. Erwerbsunfähigkeit 189. Faibrik, Haftung des Unternehmers 196. Fehler der Kaufsache 20 ff.; der Mietsache 55 ff.; des Werkes 93 ff. Femkiauf 15. Fernsprechvertrag 49. Freiheitsentziehung 170. Friedensmiete 51. Fordenmgskauf 17. Fürsorgepflicht 89. Garantieübernahme 22 ff., 29, 94, Garderobenmarke 156. Gasanlage 196. Gastwirtshaftung ill4. Gattungskauf 29. Gebäudeeinsturz 176. Gefährdungshaftung 166, 194 ff. Gefahrübengang beim Kauf 13; 'beim Werkvertrag 97. Gemeinschaft mach Bruchteilen 127; zur gesainten Hiamd 117. Gemischte Schenkung 47. Gepäckschein 156. Geschäftsbesorgung 103, (1Ü7. Geschäftsführung der Gesellschafter 120. Geschäftsführung ohne Auftrag 108 ff. Geschlechtsehre, Sohiutz der 175 ff. Gesellschaft 116; -schulden 123; -vermögen 122. Gesetzliche Miete 51.

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Gesetzliches Pfandrecht Gastwirt 115; Pächter 76; Unternehmer 97; Vermieter 62; Verpächter 77. Gesundheitsbeschädiguing 1170. Gewährleistumgsaesprüche beim Kauf 17 ff.; Miete 55 ff.; Schenkung 44; Werkvertrag 93 ff. Gewinnanteilschein 154. Glücksspiel, verbotenes 133. Grundlose Bereicherung 157. Grundstückspacht 75 ff. Haftpflichtgesetz 194 ff. Halter von Kraftfahrzeugen 197; Luftfahrzeugen 199; Tieren 178. Handkauf 8. Handischenkung 42. Hauptmängel beim Viehkauf 31. Hausgarten 70. Hausrats Verordnung 67. Haustier 178. Heiratsvermittlung 102. Herstellungstheorie 24. Hinterlegungsdarlehn tt'13. Hoffnungskauf 9. Höhere Dienste 90. Höhere Gewalt 115, 195 ff, 199. Inhaberpapiere 150; unvollkommene 155. Inhaberklausel 131. Inhaberzeichein 155. IonengeselLsohaft 122. Instandhaltungspflicht des Vermieters 53 ff.; des Verleihers 80. Interesse, berechtigtes 175. Inventar (bei der Pacht) 75. Jagdschaden 179. Jugendlicher 168. Juristische Person 117. Kauf 8 ff.; -abschluß 10; -gegenständ 9, 12; -preis 10; Gefahrübergang 13 ff.; Nutzungen und Lasten 16; Verwendungen und Kosten 16; Sachmängel 20 ff.; Rechtsmängel 17 ff. Kauf auf, nach, zur Probe 33 ff.; auf Umtausch 34. Kleingartenlandordniung 78.

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Sachverzeichnis

K o n s e n s u a l v e r t r a g 79. Kontir.Gesetz N r . 18 S. 48, 52; N r . 45 S. 76. K ö r p e r v e r l e t z u n g I1'70. Kostenanschlag 98. K r a f t f a h r z e u g g e s e t z 197. K r a f t l o s e r k l ä r u n g 18, 153. , K r a n k h e i t des D i e n s t p f l i c h t i g e n 88. K r e a t i o n s t h e o r i e 1'51, K r e d i t a u f t r a g 140. K r e d i t b ü r g s c h a f t 136. Kreditigefährdung 175. K r e d i t k a u f 13. Kündigung, A l l g e m e i n e s 65; b e i der Miete 65; beiin Dienstvertrag 90 ff.; b e i m W e r k v e r t r a g 98. Kündigungsschutz Verordnung für K l e i n g ä r t e n 78. L a n d g u t 77. L e g i t i m a t i o n s p a p i e r e 155. L e i b r e n t e 1311'. L e i h e 79. Leistung an einen N i c h t b e r e c h t i g t e n 122. Leistung einer N i c h t s c h u l d 160. L e i t u n g s p f l i c h t 172, 186. L i q u i d a t i o n der G e s e l l s c h a f t 125. L o t t e r i e 134. L u f t v e r k e h r s g e s e t z 199. M ä k l e r v e r t r a g 99. Mängelhaftung beim Kauf 17 ff., 20 ff.; M i e t e 55 ff.; Schenkung 44; W e r k v e r t r a g 93 f f . Miete 48 ff.; -abschluß 48; -aufhebungsklage 69; beendigung 64 ff.; P f a n d r e c h t des V e r m i e t e r s 62 ff.; Sach- und Rechtsmängel 55 ff.; Veräußerung d e r M i e t s a c h e 71. M i e t e r s c h u t z g e s e t z 68. M i n d e r u n g b e i m K a u f 25; M i e t e 56; W e r k v e r t r a g 94. M i t b ü r g s c h a f t 136. M i t t ä t e r 1188. M i t w i r k u n g b e i m W e r k v e r t r a g 96. M u e t e r , Kauf nach 33. Nachbesserung beim Kauf beim W e r k v e r t r a g 94. N a c h b ü r g s c h a f t 136.

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N a c h w e i s m ä k l e r 100. N ä m l i c h k e i t s m a n g e l 21. N a m e n s p a p i e r e 1'54. N a t u r a l o b l i g a t i o n 102, 133. Nebenjverpflichtumgen beim Kauf 11 ff.; b e i m D i e n s t v e r t r a g 87. N e g a t o r i e n k l a g e 193. Nichtberechtigter, Verfügung des >1'61. N i c h t e i n t r i t t des E r f o l g e s 160. Nichtschuld, Leistung einer 160. N o t b e d a r f s , E i n r e d e des 45. N u t z t i e r e 179. P a c h t 73 ff. Pachtschutz 77. P ä c h t e r p f a n d r e c h t 76. Partiarisches R e c h t s v e r h ä l t n i s 117. P f a n d r e c h t des G a s t w i r t s 1115; P ä c h ters 76; U n t e r n e h m e r s 97; V e r m i e ters 62; V e r p ä c h t e r s 77. Pflichtschettkungen 416. Postanweisung 146. Preisausschreiben 103. Preisvorschriftem 10, 511', 163. P r o z e ß v e r g l e i c h 140. P r o b e , Kauf auf, nach, zur 33 ff. Qualifizierte Legitimationspapiere 156. Quasinegatorische K l a g e 193. Q u a l i t ä t s m a n g e l 21. Ratenzahlung 39. R a t e r t e i l u n g 108. Räumungsfrist 70. R e a l v e r t r a g 79, 82, 112. Rechnungslegung 105. R e c h t , absolutes 1711', 193. R e c h t s h ä n g i g k e i t 165. Rechtsmängel beim Kauf 17 ff,; Schenkung 44; M i e t e 55 ff. R e o h t s s c h e i n t h e o r i e 151. R e c h t s w i d r i g k e i t 167. Reichshaftpflichtigesetz 195. Reichsleistungsgesetz 51 ff. R e i c h s m i e t e n g e s e t z 51. Reichspachtschutzordnung 197. R e n n w e t t e n 1134. Rückbürgschaf t 136.

Sachverzeichnis Rückforderungsrecht bei der Schenkung 45. Rückgriff des B ü r g e n 138. Ruhegehalt 43, 132. Ruineneinsturz 177. S a c h m ä n g e l h a f t u n g bei K a u f 20 ff.; Miete 55 ff.; Schenkung 44. S a l d o l e h r e 165. Schaden, ideeller 176. Schenkung 41 ff.; 'gemischte 47; unter einer A u f l a g e 47; -vers p r e c h e n 42ff.; von T o d e s w e g e n 43. Schiedsrichtervertrag 7. Schmerzensgeld 190. Schuldanerketmtinis 143. Schuldverschreibung auf den Inhaber 150. Schuldversprechen 1143. S c h u t z g e s e t z 172. Schwarzfahrt 198. Schwarzflug 199. Selbsthilferecht d e s Vermieters 64. Selbstschuldnerische B ü r g s c h a f t 138. Sicherungshypothek 97. Sittenverstoß 173. Sittldchkeitsverbrechen 176, 190. Sonstiges Recht 171, S p a r k a s s e n b u c h 156. Spiel I1'33. Spruchrichter 182. S t a a t s h a f t u n g 183. S t r a f g e s e t z , Verstoß .gegen 172. Straßenbahn, Haftung der 195. Störung der G e i s t e s t ä t i g k e i t 168. Stundung des K a u f p r e i s e s 13. T a l o n 155. T a u s c h 40. Teilnehmers, Haftung des 188. Teilpacht 74. Teilung der G e m e i n s c h a f t 130. T h e a t e r k a r t e 155. Tierhalter 1178. Tierhüter 179. Tötung, Haftung für 170, 190. T r a n s p o r t g e f a h r 15. Trennungstheorie bei der Schenkung 48. T r ö d e l v e r t r a g 7.

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Undank, grober 45. Unechte Geschäftsführung ohne Auftrag III. U n e r l a u b t e Handlung 166 ff. Unfallhaftung für Eisenbahn 195; Fabrikbetrie.be 196; Kraftfahrzeuge 197; L u f t f a h r z e u g e ili99; Ti ere 178; Verkehrssicherheit 171, Ungerechtfertigte Bereicherung 157 ff.; Grundtatbestand 157 ff.; SoTidertatibestände 160 ff.; G e g e n stand u. U m f a n g 163 ff. Unregelmäßige Verwahrung 113. Unsittliche Schadenszufügung 1173. Unterlassungkliage 192 ff.; vorbeugende 193; wiederherstellende 193 ff. Untermiete 60, 69. Valutaverhältnis 149. Verantwortlichkeit 168. Veräußerung d e r M i e t s a c h e 71. Veräußerungsverträge, entgeltliche 40. Verbreitung unwahrer T a t s a c h e n 175. Vereinbar ungsdarlehn 82. Verfallklausel 40. Verfügung durch einen Nichtberechtigten 161. Vergleich 1140; -sirrtum 142. Verität 17. V e r k e h r s p f l i a b t e n 171. Verletzung der Amtspflicht 180. Venmieterpfamdrecht 6 2 ff. Ver.mittlungsmäkler 100. V e r m ö g e n s s c h a d e n 171., 172. V er fn eigens Verschiebung b e i der B e reicherung I1'58. V e r p ä c h t e r p f a n d r e c h t 77. V e rp f ändaing s v e rtrag 7. Verrichtunigsgehilfe 184. Versendungskauf 14 ff. V e r t r a g s - u. Deliktshaftung 169. V e r t r a g s s t r a f e 39. Vertragstheorie 24. Vertretung der G e s e l l s c h a f t 122. Verwahrung 111. Verwaltung der Gemeinschaft 129; — d e r G e s e l l s c h a f t 120. Verwerflicher E m p f a n g /162. Verwirkungsklausel 39.

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Sachverzeichnis

Viehkauf 30. Vorausklage, Einrede der 137. Vorbeugende Unterlassungsklage 193. Vorkauf 35 ff. Vorlegung von Sacheiii 84. Vollmacht u. Auftrag 104. Wandelung bei Kauf 24, 31; Werkvertrag 94. Wegfall der Bereicherung 164. Wenklieferumgsvertrag 98. Werkvertrag 92; Abnahme 95; Gefahrtragung 97; Mängelhaftung 93; Mitwirkung 97; Unternehmer-' Pfandrecht 97, verspätete Her. stellunig 95. Wertpapiere 18, 150. Wettbewerb, unlauterer 193. Wette 133. Widerruf der Schenkung 45.

Wildschadenersatz 160. Wiederkauf 34. Wohnungsgesetz 52. Wohnungstausch 41. Wucherisches Darlehn 82. Zahlungssperre 154. Zahlungsverzug des Käufers 13; des Mieters 59, 69. Zeugnis 92. Zinsscheine 1154. Zurechnungsfähigkeit 168. Zusicherung von Eigenschaften bei Kauf 22; Miete 55; Werkvertrag Zuweisung von Wohnraum 49, 52. Zuwendung, unentgeltliche 41. Zwangsmietverträge 52. Zwangspachtverträge 76. Zwangsvergleich 137.