Allgemeine Betriebswirtschaftslehre: Band 3 [12., durchges. Aufl. Reprint 2019] 9783111374628, 9783111016795


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German Pages 260 [296] Year 1967

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Inhalt
VI. Die Anwendung der Theorie der Produktion — die betrieblichen Funktionen
1. Die betrieblichen Funktionen — Wesen und Arten
2. Beschaffung
3. Produktion
4. Vertrieb
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre: Band 3 [12., durchges. Aufl. Reprint 2019]
 9783111374628, 9783111016795

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Allgemeine Betriebswirtschaffslehre von

Dr. Konrad Mellerowicz ord. Prof. an der Tedinisdien Universität Berlin

Zwölfte, durchgesehene Auflage

Dritter Band

Sammlung Göschen Band 1154/1154a

Walter de Gruyter & Co. • Berlin 1967 vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung - J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J . Trübner - Veit & Comp,

© Copyright 1967 by W a l t e r de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sehe Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & -Comp., Berlin 30. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vom Verlag vorbehalten. — Archiv-Nr. 7550678. — Satz u n d Druck: Paul Funk, Berlin 30. — Printed in Germany.

Inhalt des dritten Bandes VI. Die Anwendung der Theorie der Produktion — die betrieblichen Funktionen Die Grundfunktionen: Beschaffung, Produktion, Vertrieb 1. Die betrieblichen Funktionen — Wesen und Arten 2. Beschaffung a) Finanzierung ai) Begriff und Arten a2) Der Kreditmarkt als Finanzierungsorganisation aa) Der Kredit und seine Arten bb) Der Geldmarkt cc) Der Kapitalmarkt dd) Effekten als Finanzierungsmittel a3) Besondere Finanzierungsfälle a-i) Liquidität aa) Begriff und Arten bb) Liquidität der Banken as) Finanzierungsgrundsätze aö) Finanzplan aa) Wesen und Arten bb) Durchführung b) Einkauf und Lagerhaltung 3. Produktion a) Standort b) Produktionsstufen c) Produktionsprozeß ci) Handwerk C2) Manufaktur es) Fabrik d) Produktionsformen di) Einprodukt- und Mehrproduktbetriebe d2) Produktionsweisen da) Produktionsorganisatioji e) Forschung und Entwicklung f) Optimale Größen fi) Optimale Auftragsgröße f2) Optimale Artikelzahl fa) Optimale Betriebsgröße g) Produktionsplanung und Arbeitsvorbereitung gi) Produktionsplanung aa) Produktionsprogrammplanung bb) Produktionsdurchführungsplanung g2) Arbeitsvorbereitung 4. Vertrieb a) Transport (physischer Vertrieb) b) Vertrieb bi) Wesen und Bedeutung b2) Bedingtheiten und Grenzen des Vertriebes b3) Vertriebsformen aa) Allgemeines bb) Direkter Vertrieb cc) Indirekter Vertrieb dd) Neuere Vertriebsformen

...

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Seite b4) Funktionen des Vertriebes aa) Allgemeines bb) Marktforschung cc) Werbung dd) Vertriebsplanung ee) Sortimentsbildung und Lagerhaltung bs) Kosten des Vertriebes und Handelsspanne bej Vertriebspolitik

169 169 171 180 198 207 217 243

Schlagwortverzeichnis

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Iahalt des ersten Bandes I. Begriff, Gliederung und Mediode der Betriebswirtschaftslehre 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Begriff der Betriebswirtschaft Der Betrieb als Organismus und als Organ Begriff der Betriebswirtschaftslehre Betriebswirtschaftslehre als Theorie, Politik und Technik — ein geschlossenes System Gliederung der Betriebswirtschaftslehre Betriebswirtschaftliche Denkweise Methode der Betriebswirtschaftslehre Die Stellung der Betriebswirtschaftslehre in den Wirtschaftswissenschaften, ihr Verhältnis zur V o l k s wirtsdiaftslehre

II. Der Betrieb als Glied der Gesamtwirtschaft die Wirtschaftsformen 1. Betriebswirtschaft und Wirtschaftsordnung 2. Betriebswirtschaft und Wirtschaftsgesinnung

III. Betriebsformen 1. Grundformen 2. Konzentrationsformen

IV. Die drei betrieblichen Produktionsfaktoren 1. Arbeit 2. Kapital 3. Organisation



Inhalt des zweiten Bandes V. Theorie der Produktion 1. Der betriebliche Kreislauf und seine treibenden Kräfte 2. Die Kosten a) W e s e n b) Arten c) Die Kosten in Abhängigkeit von der Kapazitätsausnutzung d) Einfluß der Markt- und Betriebsschwankungen auf die Probleme der Kostennormung 3. W e r t 4. Preis 5. Risiko 6. Forschung und Entwicklung 7. Kostenanalyse 8. Ertrag und Ergebnis 9. Ertragsanalyse

Inhalt des vierten Bandes VII. Die Anwendung der Theorie der Produktion — die betrieblichen Funktionen Die Ergänzungsfunktionen: Verwaltung und Leitung 1. Verwaltung a) Personalverwaltung b) Rechnungswesen bi) Aufgaben und System des Rechnungswesens b«2) Acht Grundbegriffe des Rechnungswesens b3) Erfolgs rechnung und Kostenrechnung — ihr Verhältni: b4) Erfolgsrechnung bs) Kostenrechnung be) Kalkulation des Angebotspreises b7) Kosten- und Ertragsanalyse bs) Planung b9) Innerbetriebliche Berichterstattung 2. Leitung 3. Der Unternehmer in der neuzeitlichen Wirtschaft

Ausführliche Literaturangaben befinden sich im ersten Band (Sammlung Göschen Band 1008/1008 a)

VI. Die Anwendung der Theorie der Produktion — die betrieblichen Funktionen Die Grundfunktionen: Beschaffung, Produktion, Vertrieb 1. Die betrieblichen Funktionen — Wesen und Arten Die Theorie der Produktion, die im 2. B a n d dargelegt wurde, dient zunächst der reinen Erkenntnis, der Erkenntnis der betrieblichen Zusammenhänge, dann aber auch ihrer A n w e n d u n g im Betriebe. Die moderne Betriebsführung ist längst dem Stadium der Empirie entwachsen und ist a n g e w a n d t e Wissenschaft geworden. So ist die Selbstkostenrechnung a n g e w a n d t e Kostentheorie, die Preisbildung a n g e w a n d t e Preistheorie, die Menschenführung und die Organisation a n g e w a n d t e Arbeitspsychologie und Organisationstheorie. Auch die übrigen Gebiete der Betriebspolitik: Finanz-, Bilanz- und Gewinnverteilungs-, BeschafFungs-, Vorratshaltungs- und Absatzpolitik und die ihnen dienenden Verfahrensweisen müssen angew a n d t e Betriebstheorie sein. Das Sichtreibenlassen entspricht nicht der D y n a m i k des neuzeitlichen Wirtschaftslebens, und der Betrieb darf dem Zufall nicht ausgeliefert sein. D a r u m braucht der Betriebswirt ein tiefes Wissen um die Dinge, nicht nur ein Wissen um die betrieblichen Zusammenhänge, sondern auch um die T a t s a c h e n auf dem M a r k t e und im Betriebe. D a r u m muß der M a r k t systematisch beobachtet und der Betrieb p l a n m ä ß i g durchleuchtet werden nach den neuesten Methoden der betriebswirtschaftlichen Forschung. So gewinnt im Außenbereich die Marktforschung und im Innenbetrieb das Rechnungswesen, der Zeit T , Betriebsund Soll/Istvergleich, die innerbetriebliche Berichterstattung, die Planung, die Rentabilitäts-, Wirtschaftlichkeits-

Beschaffung

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und Liquiditätsrechnung entscheidende Bedeutung: sie alle sind angewandte Betriebstheorie. D e r Betrieb in seiner Aufgabe: als O r g a n der Gesamtwirtschaft einen produktiven Beitrag zum Sozialprodukt zu leisten, muß dabei seinem Wesen als O r g a n i s m u s gerecht werden, also das Vielerlei seiner Tätigkeiten in einen Sinnzusammenhang bringen, ein Zusammenwirken aller K r ä f t e erreichen. Das bedeutet, daß die zahlreichen Funktionen des Betriebes organisiert werden müssen. Ohne Organisation gibt es keine optimale Erfüllung der Funktionen. Hiervon hängt alles ab. Deswegen ist die Organisation der dritte betriebliche Produktionsfaktor neben K a p i t a l und Arbeit; deswegen bilden die Funktionen auch die natürliche Gliederung für die Untersuchung des betrieblichen Vorgehens zur Durchführung der einzelnen Aufgaben. Ihre Darstellung bildet den Inhalt des 3. und 4. Bandes. Funktion ist Aufgabe, gebunden an eine Person; sie umfaßt A r t und U m f a n g einer zu vollbringenden Leistung und bildet meist nur einen Teil eines größeren Ganzen. An dieser Stelle 1 ) kommt es auf die Untersuchung der drei Grundfunktionen: Beschaffung, Produktion, V e r trieb, und der zwei Ergänzungsfunktionen: Verwaltung und Leitung an. 2. Beschaffung a) F i n a n z i e r u n g a t ) Begriff und Arten F i n a n z i e r u n g ist Kapitalbeschaffung für Betriebszwecke. Eine jede Kapitalbeschaffung ist Finanzierung: Beschaffung von Geld- und Sachkapital (Einbringung von Anlagen und ganzen Betrieben [Sachgründung]), B e schaffung von Eigen- und Fremdkapital, von lang- und kurzfristigem Kapital, auch die Rückzahlung von K a p i tal bei zu groß gewordener Kapitaldecke ist F i n a n 1) Vgl. Bd. I

S. 204.

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

zierung, überhaupt jede Ordnung der betrieblichen Kapitalverhältnisse. Auch die Kapitalquelle ist gleichgültig: ob Beschaffung von Verwandten und Bekannten oder durch den Markt, den organisierten oder unorganisierten Markt; ob von Banken oder Lieferanten; ob aus dem unverteilten Gewinn des Betriebes oder durch neue Einlagen; ob gegen Sicherstellung oder ohne eine solche. Die Theorie der F i n a n z i e r u n g hat demnach die gesamte finanzielle Führung der Unternehmung zu erfassen und Grundsätze für die gesamte Finanzgebarung aufzustellen. Sie umfaßt also auch die täglidie Kapital- (Geld-, Kassen-) Disposition. Das Ziel ist die rationale Finanzwirtschaft. Nach der H ä u f i g k e i t des Vorkommens kann die Finanzierung sein: 1. laufende, 2. besondere.

Die l a u f e n d e F i n a n z i e r u n g ist Kapitalbeschaffung für tägliche, periodische und öfter vorkommende Bedarfsfälle. Die b e s o n d e r e F i n a n z i e r u n g ist eine einmalige und gelegentliche. Sie umfaßt insbesondere folgende fünf Finanzierungsfälle: 1. Gründung (Neu- und Umwandlungsgründung), 2. Erweiterung, 3. Konzentration (Fusion und Beteiligung), 4. Sanierung, 5. Auflösung (Liquidierung).

Nach der H e r k u n f t gende Finanzierungsarten:

der Mittel ergeben sich fol-

1. E i g e n f i n a n z i e r u n g (aus eigenen Mitteln: Einlagen, Aktien- und Stammkapital usw.); 2. S e l b s t f i n a n z i e r u n g (aus unverteiltem Gewinn, auch Überschußfinanzierung genannt); 3. F r e m d f i n a n z i e r u n g (aus fremden Mitteln, aus dem Kreditmarkt).

Die Selbst- und ein Teil der Eigenfinanzierungen (Einlagen) umfassen die I n n e n f i n a n z i e r u n g ; die

Beschaffung

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Fremd- und teilweise die Eigenfinanzierung (z. B. Aktienbegebung) bilden die A u ß e n f i n a n z i e r u n g . Die Wahl der Mittel ist von betrieblichen Überlegungen und marktwirtschaftlichen Möglichkeiten abhängig. Jeder einzelne Finanzierungsfall zeigt seine individuelle Note. Das E i g e n k a p i t a l ist normalerweise wenigstens so groß wie das Anlagekapital. Dies ist bei Produktionsunternehmungen durchschnittlich etwa 50 °/o des Gesamtkapitals, im Warenhandel etwas weniger, bei Banken nur ein Bruchteil davon. Es ist die Frage des einzelnen Falles, ob daneben langfristiges Fremdkapital erhältlich und vorteilhaft ist. Verfehlt, wenn auch oft vorkommend, ist die Finanzierung des Anlagekapitals durch kurzfristiges Leihgeld (vor allem Bankkredite). In den ersten Jahren des Bestehens ist der Bedarf an Eigenkapital größer als nach Jahren erfolgreichen Wirtschaftens. Die Frage, ob die Finanzierung des Anlagekapitals durch Eigen- oder Fremdkapital (z. B. Obligationen, Hypotheken) erfolgen soll, ist eine Frage der Kalkulation: der Einschätzung der eigenen Rentabilität und der Entwicklung des landesüblichen Zinsfußes. Obligationen als Gläubigerpapiere stellen eine feste Belastung dar, auch in Zeiten geringerer oder fehlender Rentabilität. Bei hoher Rentabilität stellen sie ein Mittel der Beschaffung billigen Kapitals dar, das die Rentabilität des eigenen Kapitals stark erhöhen kann. Auch das Umlaufskapital kann auf beiden Wegen: Eigen- und Fremdfinanzierung, beschafft werden. Doch ist hier die Möglichkeit, kurzfristige Kredite zu erhalten, größer, auch für Nichtaktiengesellschaften, leichter vor allem in den späteren Lebensjahren des Unternehmens. a 2 ) Der Kreditmarkt als Finanzierungsorganisation aa) Der Kredit und seine Arten Die Innenfinanzierung geschieht aus Oberschüssen des Betriebes und Einlagen; die Außenfinanzierung ist dage-

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

gen auf den Kreditmarkt, den Geld- und Kapitalmarkt, angewiesen. Beide Märkte gewähren Kredit. K r e d i t ist die G e w ä h r u n g von K a u f k r a f t zur N u t z u n g als E i g e n t u m gegen den Ans p r u c h auf s p ä t e r e G e g e n l e i s t u n g oder: K r e d i t ist G e w ä h r u n g von G e g e n w a r t s geld gegen Z u k u n f t s g e l d . Der H e r k u n f t nach ist der Kredit: a) Kredit g e w ä h r u n g (aus eigenen Mitteln), b) Kredit v e r m i t t 1 u n g (aus fremden Mitteln: Depositen, Kreditoren), c) Kredit S c h ö p f u n g (Schaffung von Kaufkraft in Form von Giralgeld, möglich infolge des bargeldlosen Zahlungsverkehrs). Dem Z w e c k nach kann der Kredit Erweiterungs-, Überbrückungs- und Defizitkredit sein (Walb). Der F r i s t i g k e i t nach kann der Kredit sein: a) kurz-, b) mittel-, c) langfristig.

Der kurzfristige Kredit läuft im allgemeinen 90 Tage (Dreimonatswechsel), im Außenhandel bis zu 9 Monaten, in der Landwirtschaft bis zu einem Jahr. Dies hängt von dem Kapitalumschlag ab. Mittelfristiger Kredit ist ein solcher von 90—180 Tagen, langfristiger von 1—5, 10, ja 50 und mehr Jahren. Nach der D e c k u n g

kann der Kredit sein:

a) P e r s o n a l - ( v o m Vermögen nur generell oder auch nicht gedeckter [ B l a n k o - ] Kredit) oder b) R e a l k r e d i t (durch Absonderung bestimmter A k t i v a , speziell gedeckt).

Die F o r m e n der K r e d i t s i c h e r u n g sind überaus mannigfaltig: durch Effekten, Waren, Hypotheken usw.

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Beschaffung

Der V e r w e n d u n g a) B e t r i e b s -

nach ist der Kredit:

(zur F i n a n z i e r u n g des l a u f e n d e n

b) A n l a g e k r e d i t tals).

(zur

Finanzierung

des

Bedarfs),

Anlagekapi-

Der Betriebskredit ist kurz-, der Anlagekredit fristig.

lang-

bb) Der Geldmarkt Der G e l d m a r k t ist der M a r k t für fristiges Leihkapital.

kurz-

Geldmarktkredite werden gekennzeichnet: 1. durdi die K u r z f r i s t i g k e i t zem T e r m i n ) ;

(Rückzahlung nach kur-

2.

durdh die Gewährung für einen bestimmten Z w e c k und R ü c k z a h l u n g nach seiner E r f ü l l u n g (Produktion, E i n k a u f , S p e k u l a t i o n ) ;

3.

durch die l o c k e r e B e z i e h u n g zwischen G l ä u b i g e r und Schuldner: lediglich Interesse des K r e d i t g e b e r s am Zins, nicht a m Unternehmergewinn.

Zu 1. Kurzfristig ist im Grunde alles, was kurzfristig w e r t b a r ist. Hierfür bestehen grundsätzlich Möglichkeiten: 1.

die Rediskontierung,

2.

der V e r k a u f .

verzwei

Zu 2. Geldmarktkredite sollen sich s e l b s t liquidier e n d e K r e d i t e sein. Nach Erfüllung des Zweckes: Produktion, Einkauf (Handel), Realisierung der Spekulation, soll aus dem Umsatzbetrag der Kredit zurückgezahlt werden. Darum wird der Geldmarktkredit für einen bestimmten Zweck gewährt. Dem Wesen des Geldmarktes entspricht daher der sich selbst liquidierende B e t r i e b s k r e d i t .

12

Die Anwendung der Theorie der Produktion

Zu 3. Die B i n d u n g z w i s c h e n G l ä u b i g e r und S c h u l d n e r ist nicht sehr eng. Sie ist bei weitem nicht so eng wie bei Kapitalmarktkrediten, bei denen der Gläubiger infolge der Langfristigkeit stark an dem Schicksal des Schuldners interessiert ist. Geldmarktkrediten liegt lediglich ein Z i n s g e s c h ä f t zugrunde. Die Q u e l l e n

des Geldmarktes sind:

1. Sparkapital, das noch nicht endgültig angelegt ist, 2. Kassenbestände, 3. Kreditschöpfung.

Der Geldmarkt gliedert sich in d r e i u n t e r s c h i e d lich organisierte Teilmärkte: 1. den b ö r s e n m ä ß i g organisierten 2. den Geldmarkt der B a n k e n , 3. den u n o r g a n i s i e r t e n Geldmarkt.

Geldmarkt,

Zu 1. Der Geldmarkt der B ö r s e umfaßt E f f e k t e n b e 1 e i h u n g - und (Privat-) D i s k o n t g e s c h ä f t e . Zu 2. Der G e l d m a r k t v e r k e h r d e r B a n k e n spielt sich zwischen Bank und Bank oder Bank und Kunden ab. Er ist also im Gegensatz zum Börsenmarkt weder zeitlich noch örtlich konzentriert. Nach der Art der gewährten Kredite können die folgenden s e c h s G e s c h ä f t e des Bankengeldmarktes unterschieden werden: 1. Diskontkredit, 2. Kontokorrentkredit, 3. Lombardkredit,

4. 5. 6.

Akzeptkredit, Rembourskredit, Avalkredit.

Eine besondere Rolle im Rahmen des bankmäßig organisierten Geldmarktes spielt die Z e n t r a l notenbank. Sie hat auf Grund ihrer rechtlichen und wirtschaftlichen

Beschaffung

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Stellung die Aufgabe, den Geldmarkt in gemeinwirtschaftlichem Sinne zu lenken. Die Mittel, die ihr hierzu zur Verfügung stehen, sind Mindestreservenpolitik, das D i s k o n t - u n d L o m b a r d g e s c h ä f t und die o f f e n e M a r k t p o l i t i k . Durch diese Geschäfte vermag sie auch das Kreditvolumen von Banken und Börse bis zu einem bestimmten Grade zu beeinflussen. Zu 3. Der n i c h t o r g a n i s i e r t e Geldmarkt spielt sich zwischen privaten Kreditgebern und -nehmern ab, also außerhalb von Banken und Börse. Die hier gewährten Kredite sind nach Art und Ursprung sehr verschieden. Einen großen Teil von ihnen nehmen die L i e f e r a n t e n - u n d S t u n d u n g s k r e d i t e ein. Sie ergeben sich aus der natürlichen Beziehung zwischen Warenlieferant und Kunden. Ein weiterer Teil sind r e i n e F i n a n z k r e d i t e , die sich durch Zeitungsanzeigen oder sonstige Vermittler anbahnen. cc) Der Kapitalmarkt Der K a p i t a l m a r k t ist der M a r k t für l a n g f r i s t i g e s L e i h k a p i t a l . Dem Wesen des Kapitalmarktes entspricht der A n l a g e k r e d i t . Für die Kapitalmarktkredite sind v i e r W e s e n s m e r k m a l e charakteristisch: 1. Die L a u f z e i t ist lang; sie ist im allgemeinen v o m Schuldner, von seiner K r e d i t v e r w e n d u n g abhängig. 2. Die L i q u i d i e r u n g der Kapitalmarktkredite geht nur äußerst langsam vor sich. Sie vollzieht sich in dem Maße, wie Anlageteile in Form von Abschreibungen in das Fertigprodukt eingehen und in dem Produkterlös ihre Rückerstattung finden. 3. Durch die Verwendung der Kapitalmarktkredite wird der Kapitalmarktgläubiger an eine bestimmte U n t e r nehmung gebunden. Kapitalmarktkredite sind daher nicht in dem Sinne freizügig wie die Geldmarkt-

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Die Anwendung der Theorie der Produktion kredite, die in der Regel aus liquiden Mitteln rüdeerstattet werden müssen. Sie können vielmehr infolge Höhe und Verwendung höchstens durch a n d e r e , n e u e K r e d i t e a b g e l ö s t w e r d e n . Voraussetzung hierfür ist aber, daß z w i s c h e n S p a r k a p i t a l u n d Investitionsvolumen sowie Kapitalneub i l d u n g u n d A n l a g e z u g a n g stets e i n h a r m o n i s c h e s V e r h ä l t n i s besteht. Andernfalls stehen auch der Kapitalablösung Schwierigkeiten entgegen.

4. Durch die Bindung der Kapitalmarktkredite an die Unternehmung bzw. das Anlageobjekt entsteht zugleich eine enge schicksalhafte Verbundenheit z w i s c h e n G l ä u b i g e r und S c h u l d n e r . Kapitalmarktkredite sind „ B e t e i l i g u n g i n Kreditform". Aus dieser Kennzeichnung der Kapitalmarktkredite geht deutlich die F u n k t i o n d e s K a p i t a l m a r k t e s hervor. Sie liegt in der F i n a n z i e r u n g d e r P r o d u k t i o n s a u s r ü s t u n g und sonstiger l a n g l e b i g e r A n l a g e n . Während der Geldmarkt vor allem im Dienst der V e r t e i l u n g steht, steht der Kapitalmarkt im Dienste der P r o d u k t i o n . Der Kapitalmarkt dient ferner aber auch der A b l ö s u n g der zur Verfügung gestellten Anlagekredite. Er gibt dem Kapitalmarktgläubiger die Möglichkeit, die investierten Mittel für eigene Zwecke wieder freizubekommen (Mobilisierung des Kredites). Der Kapitalmarkt hat zwei T e i l m ä r k t e : 1. die B ö r s e a) für Effektenemission, b) für Effektenhandel; 2. den f r e i e n K a p i t a l m a r k t (Banken und Private) für Vermittlung von a) H y p o t h e k e n (Sparkassen, Hypothekenbanken, Versicherungsgesellschaften); b) B a u k r e d i t e n (meist von denselben Betrieben wie unter a) gewährt, aber audi von privaten Kreditbanken auf Grund fester Abmachungen mit Pfandbriefbanken) ;

Beschaffung

15

c) T e i l h a b e r k a p i t a l (nidit vertretbare Anteile und Effekten ohne Börsenzulassung); d) i n d u s t r i e l l e n Anlagekrediten. Die Quellen des Kapitalmarktes sind: 1. die Unternehmergewinne, 2. die Spargelder, 3. langfristige Kreditschöpfung, 4. Abwandern von Geldern des Geldmarktes auf den Kapitalmarkt. Nach der O r g a n i s a t i o n ist der K a p i t a l m a r k t : 1. ein organisierter, 2. ein nicht organisierter Kapitalmarkt. Der o r g a n i s i e r t e K a p i t a l m a r k t , der den Kapitalverkehr von Banken und Börse u m f a ß t und sich lediglich auf Effekten und die (Pfandbrief-)Hypotheken bezieht, hat sein charakteristisches Merkmal in der l e i c h t e n M o b i l i s i e r b a r k e i t der dort angelegten Mittel. Diese wird vor allem durch die Verbriefung der Kapitalrechte in Form von l e i c h t verkäufl i c h e n E f f e k t e n (Anteilscheinen, Pfandbriefen usw.) bewirkt. Die E f f e k t e n f o r m macht die gewährten Kapitalrechte vertretbar und damit verkehrsfähig. Sie können verkauft oder verpfändet werden und garantieren so, wenigstens in normalen Zeiten, die Beschaffung liquider Mittel. Andererseits ist f ü r den Kapitalmarkt die L a n g f r i s t i g k e i t der ihm z u g e f ü n r t e n Mittel charakteristisch (Spareinlagen, Kündigungsgelder, H y p o theken). Der n i c h t o r g a n i s i e r t e K a p i t a l m a r k t umf a ß t den Verkehr zwischen Privaten. Er vollzieht sich außerhalb von Banken und Börse, in der Regel auf Grund von Zeitungsanzeigen oder privater Vermittlung. Kreditgeber sind in erster Linie H a n d w e r k e r , Beamte, Angestellte oder Angehörige freier Berufe.

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

D i e Hauptgeschäfte des nicht organisierten Kapitalmarktes liegen in der Gewährung v o n H y p o t h e k e n , in der B e t e i l i g u n g an Personalgesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung, denen der Börsenmarkt nicht zugänglich ist, sowie in dem H a n d e l i n nicht notierten Effekten. dd) Effekten als Finanzierungsmittel In der heutigen Zeit spielt die Finanzierung durch E f f e k t e n eine wichtige Rolle. E f f e k t e n sind v e r t r e t b a r e , e r t r a g b r i n g e n d e Wertp a p i e r e 1 ) . Nach allgemeinem Sprachgebrauch versteht man unter Effekten: 1. Anteilspapiere2) (Aktien, Kuxe), 2. Anteilsscheine (Interimsscheine), 3. Genußsdieine, 4. Gläubigerpapiere (Obligationen). A k t i e n sind Anteilspapiere an einer Aktiengesellsdiaft mit einem Recht am Reinvermögen (Dividende und Recht am Liquidationserlös) und an der Verwaltung 1 ) „Wertpapiere sind Urkunden, deren Innehabung Bedingung für die Verwertung (Ausübung, Übertragung, Entstehung) des in ihnen verbrieften Rechtes ist" (Brunner). Nadi der A r t d e s v e r b r i e f t e n R e c h t e s sind sie: a) Forderungspapiere (Anrecht auf eine Leistung, z. B. Wechsel, Scheck, Obligation), b) Sachenreditliche Papiere (Rechte an einer Sache, vor allem Pfandrechte, z. B. Hypothekenbrief). Traditionspapiere stellen eine Verbindung von Forderungs- und Herrschaftsrediten an einer Sache dar, z. B. Konossement (Anrecht auf Herausgabe der W a r e ) , c) Anteilspapiere (Anteil an dem Vermögen eines Kapitalvereins, z. B. Aktie). Nach der Art der Ü b e r t r a g u n g s m ö g l i c h k e i t sind Wertpapiere: a) Inhaberpapiere (Verpflichtung des Ausstellers z u r L e i s t u n g an den jeweiligen Inhaber, Übertragung durch einfache Weitergabe), b) N a m e n s p a p i e r e : 1. O r d e r p a p i e r e (Leistung an bestimmte Person oder Indossatar, Übertragung durch Indossament): 2. Rektapapiere (nur durch Zession übertragbar, z. B. Hypothekenbrief, vinkulierte Namensaktie). 2 ) G. m. b. H - A n t e i l e nehmen nur in A u s n a h m e f ä l l e n den Charakter von Effekten an.

Beschaffung

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(Stimmrecht). Sie lauten auf einen bestimmten Nennwert früher 1000 RM, jetzt 100 D M ) . Quotenaktien sind in Deutschland nicht erlaubt, wohl aber ein „genehmigtes Kapital" (Ermächtigung des Vorstandes zur Erhöhung des Grundkapitals einer A.-G. durch Ausgabe neuer Aktien gegen Einlagen innerhalb einer Frist von fünf Jahren nach der Gründung bzw. nach Satzungsänderung), § 169 Akt.-Ges. Nach dem A n t e i l Aktien:

am

Reinvermögen

sind

1. Stamm- (gewöhnliche, die ursprünglichen) Aktien; 2. Vorzugsaktien: a) Aktien mit Sonderrechten am Vermögen und am Ertrage — höhere oder prioritätische Dividende; b) obligationsähnliche, limitierte Vorzugsaktien: der prioritätische Gewinnanteil ist limitiert, ebenso der Anteil am Liquidationserlös; oft sind auch Kündigung des Kapitals und meist kumulative Dividende vorgesehen. Nach dem A n t e i l

an der V e r w a l t u n g

gibt es:

1. Aktien mit einfachem, 2. Aktien mit mehrfachem Stimmrecht. Mehrstimmrechtsaktien sind in Deutschland nur mit ausdrücklicher Genehmigung gestattet. Nach der w i r t s c h a f t l i c h e n F u n k t i o n können Aktien sein: 1. Finanzierungsaktien (Stamm-, Vorrechts- und obligationsähnliche Aktien); 2. Herrschaftsaktien: Vorbedingung für ihre Schaffung ist der Ausschluß des gesetzlichen Bezugsrechtes. Sie sind vor allem Mehrstimmaktien (mehr Stimmen im Verhältnis zum eingezahlten Kapital auf diese Kategorie von Aktien). Der Zweck ist Herrschaftserhaltung der bisherigen Majorität, der Verwaltung, der Großaktionäre (Schutz-, Überfremdungs-, Verwertungs-, Reserve-, Vorratsaktien); 3. Beteiligungsaktien der Kleinaktionäre. 2 Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. III. Bd.

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

Nach der Art der Verbriefung des Rechtes unterscheiden w i r : 1. Namensaktien (reguläre und vinkulierte), 2. Inhaberaktien, je nachdem, ob sie auf Namen oder auf den Inhaber lauten, ob sie als Orderpapier oder als Inhaberpapier übertragen werden. Vinkulierte Namensaktien dürfen nur mit Zustimmung der Gesellschaft übertragen werden.

K u x e sind die Anteile an bergrechtlichen Gewerkschaften. Im Gegensatz zu den Aktien lauten sie nicht auf einen bestimmten N e n n w e r t , sondern auf einen Anteil an einem Unternehmen (Bergwerksunternehmen), z. B. Vioo oder Viooo. Der Anteilseigner hat keine feste Einlage zu leisten, kann aber zu Zubußen herangezogen werden. Der Unternehmungsertrag wird als „Ausbeute" an die Gewerken ausgeschüttet. Die I n t e r i m s s c h e i n e ersetzen die Aktien bis zu deren Erscheinen, besitzen demnach denselben Charakter wie diese. G e n u ß s c h e i n e dagegen tragen einen anderen C h a rakter. Sie sind verselbständigte Aktionärsrechte und beruhen nicht auf einer Einlage. Ihrer Art nach sind sie sehr verschieden: Ablösungsgenußscheine (z. B. bei Heimfallsgesellschaften f ü r das allmählich amortisierte Kapital), Abspleißungsgenußscheine (die Aktien bleiben bestehen, es werden nur einzelne Rechte im Genußschein verselbständigt, meist Dividendengenuß); Zusatzgenußscheine (sie gewähren Rechte bei gleichzeitig bestehenbleibenden vollrechtlichen Aktien [meist Sanierungsscheine]). U n a b hängig dagegen sind z. B. die Gründungsgenußscheine. Die Rechte der Genußscheine sind meist Anrecht auf Dividende, oft auch Anrecht auf Liquidationserlös, ja sogar auf Stimmrecht. Obligationen sind G1 ä u b i g e r p a p i e r e m i t f e s t e m Z i n s . Neben diesen gibt es auch G e w i n n o b l i g a t i o n e n , die neben dem festen Zins in

Beschaffung

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einem bestimmten Verhältnis zur Dividende einen Gewinnanteil gewähren. Obligationen mit Sonderrechten sind auch die W a n d e l o b l i g a t i o n e n (Convertible Bonds), die dem Inhaber das Recht zum Umtausch in Aktien innerhalb einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Bedingungen geben, und die O b l i g a t i o n e n m i t B e z u g s r e c h t (auf Aktien). Convertible Bonds gehen nach dem Umtausch unter; Obligationen mit Bezugsrecht bleiben auch nach dem Bezug bestehen; bei Ausübung des Bezugsrechts sind Bareinzahlungen zu leisten. Das Unterbringen der Effekten im Publikum nennt man E m i s s i o n . Dies kann mit oder ohne Hilfe der Banken, mit oder ohne die Börse geschehen. Emission ist nicht die Ausgabe der Aktien durch die Aussteller (z. B. an das Übernahmekonsortium) — dies ist nur Emission im rechtlichen Sinne —, sondern erst das Inverkehrbringen, die Übergabe an das Publikum. Die M e t h o d e n d e r E m i s s i o n sind vor allem folgende: I. die d i r e k t e Emission (unmittelbares Angebot an den Anlagesuchenden; sie ist nur möglich bei bekannten Unternehmungen mit eigener Vertriebsorganisation und bei Unabhängigkeit vom Geldeingang zu einem bestimmten Termin; das Emissionsrisiko liegt bei der ausgebenden Unternehmung. Ausgabe und Emission fallen zusammen. Trotz Unabhängigkeit von der Bank, Ersparung der Emissionsspesen, ist diese Methode praktisch nur selten anwendbar); II. die i n d i r e k t e Emission — zwischen die Unternehmung und den Kapitalgeber schiebt sich eine Vermittlungsstelle, eine Bank oder ein Bankenkonsortium. Vorteile: das Emissionsrisiko übernimmt ganz oder teilweise die emitierende Stelle, zugleich die Kursregulierung in der Folgezeit, a) ohne Börse: 1. Auflegung zur Zeichnung, a) mit festem Kurs, ß ) mit unbestimmtem Kurs (Tendersystem),

20

Die Anwendung der Theorie der Produktion 2.

Vertrieb unter der H a n d Placierung;

(sous le m a n t e a u ) ,

die

b) mit Inanspruchnahme der B ö r s e : 1. E i n f ü h r u n g

und sofortiger

freihändiger

Verkauf,

2. E i n f ü h r u n g und allmählicher A b s a t z (bes. bei festverzinslichen Werten, vor allem P f a n d b r i e f e n ) .

Die Einführung an der Börse, wenn sie auch nicht notwendig ist, ist doch von erheblichem Wert. Hierzu bedarf es in Deutschland eines Zulassungsantrages durdh die Bank, der Veröffentlichung eines Prospektes (Prospektzwang) und der Erfüllung sonstiger Voraussetzungen: Sperrjahr (ein Jahr nach der Eintragung und der Veröffentlichung der Jahresbilanz mit Erfolgsrechnung), Mindestbetrag des Aktienkapitals (ehemals: 500 000 R M . in Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg; 250 000 RM. bei den übrigen Börsen), volle Einzahlung, außer bei Versicherungsaktien; bei Banken die Verpflichtung zur Veröffentlichung von Monatsbilanzen u. a. Effekten sind aber nicht nur Finanzierungsmittel. Sie sind auch Mittel zur K a p i t a l a n l a g e in direkter oder indirekter Form (Investmenttrust) und nicht zuletzt, vor allem in unserer Zeit des Effektenprinzips, ein M i t t e l z u r B e t e i l i g u n g , zur Interessennahme und Beherrschung von Unternehmungen. Besonders Amerika hat dieses System der Beherrschung von Unternehmungen durch einen Mindestbesitz an Aktien raffiniert ausgebaut und eine oft fast unentwirrbare Verschachtelung der Gesellschaften hervorgebracht (Holding-Companies, Tochtergesellschaften). a 3 ) Besondere Finanzierungsfälle Die b e s o n d e r e n F i n a n z i e r u n g s f ä l l e entstehen aus betriebs- oder marktwirtschaftlichen Vorgängen, die die Unternehmung veranlassen, besondere Finanzierungsmaßnahmen, allein oder in Verbindung mit anderen betriebswirtschaftlichen Maßnahmen, zu treffen.

Beschaffung

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Die G r ü n d u n g der Unternehmung kann eine Neuoder eine Umwandlungsgründung, den Einlagen nach eine B a r - , eine S a c h - (qualifizierte) oder eine S c h e i n Bargründung sein (erst Bargründung; das erzielte Kapital wird dann ganz oder zum Teil zum Erwerb von Sachkapital von den Gründern benutzt). Die Sachgründung erfordert bei Aktiengesellschaften eine Nachprüfung durch unabhängige Revisoren, daher ist sie weniger beliebt. Die Gründung kann ferner S i m u l t a n - oder S u k z e s s i v g r ü n d u n g sein, erstere ist in Deutschland, letztere in England üblich. Die E r w e i t e r u n g bedingt eine Kapitalserhöhung oder Aufnahme langfristiger Kredite (Obligationen) zum Zwecke der Beschaffung von Anlagekapital. Eine Erhöhung ist ferner notwendig für Fusions-, Beteiligungs-, u. U. auch für Sanierungszwecke und für Zurückzahlung von Bankkrediten. Die Ausgabe der jungen Aktien kann an die alten Aktionäre oder, durch einen Beschluß der Generalversammlung, unter Ausschluß des gesetzlichen Bezugsrechtes1) an ein Übernahmekonsortium erfolgen. Die F u s i o n i s t d i e V e r s c h m e l z u n g z w e i e r o d e r m e h r e r e r U n t e r n e h m u n g e n zu e i n e r e i n z i g e n . Die Rechtsform ist hierbei unwesentlich. Die Motive zur Verschmelzung sind oft Rationalisierungserwägungen: Erweiterung der Produktionsbasis, Einsparung einzelner Abteilungen; sie geht daher in horizontaler oder vertikaler Richtung. Oft sprechen Sanierungsgedanken mit. Am bedeutsamsten sind die Verschmelzungen von Das B e z u g s r e d i t k a n n f o l g e n d e r m a ß e n e r r e c h n e t w e r d e n : Kn = Kurs der n e u e n A k t i e n , n (Ka—Kn) n = neue Aktien, B a = alte Aktien, a + n Ka = Kurs der alten A k t i e n . Beteiligung an der halben oder an gar keiner Dividende des laufenden Jahres, Verzinsung der Einzahlung und ähnlidie Bedingungen werden durch e i n e n k o r r i g i e r t e n B e z u g s k u r s d e r n e u e n A k t i e n ausgeglichen.

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

Aktiengesellschaften, und zwar die Form o h n e L i q u i d a t i o n . Der Austausch der Aktien geschieht direkt an die Aktionäre. Weit weniger häufig kommt die Fusion mit Liquidation vor. In diesem Falle wird der Gegenwert (Aktien oder bare Mittel) an die Aktiengesellschaft verausfolgt. Die beiden Arten der Fusion sind die Neugründungsund die Aufnahmefusion. Die S a n i e r u n g i s t d i e f i n a n z i e l l e ( o f t zugleich eine betriebliche) Reorganisation einer Unternehmung, mit dem Z i e l , s i e w i e d e r r e n t a b e l z u m a c h e n . Wesentlich ist hierbei das Entstehen von Buchgewinnen. Die wichtigsten Formen sind (nach Schmalenbach): 1. R e i n e Sanierung (Herabsetzung des Aktienkapitals entweder durch Abstempelung oder durch Zusammenlegung oder beides); 2. Sanierung mit Z u f ü h r u n g n e u e r M i t t e l (Kapitalherabsetzung und Zuzahlung; die meist vorkommende Form); 3. Sanierung mit A u s s c h ü t t u n g von Mitteln (Rückkauf von Aktien unter pari, ein sehr selten vorkommender Fall. Hierbei muß aus Gründen des Gläubigerschutzes vor der Auszahlung — wie bei allen Rückzahlungen an die Aktionäre aus dem Vermögen — das Sperrjahr beachtet werden).

Eine R ü c k z a h l u n g v o n K a p i t a l bei bestehenbleibenden Unternehmungen findet — außer bei Terraingesellsdiaften — sehr selten statt. Sie ist ein Zeichen geringen Vertrauens in die Zukunft, einer verfehlten Finanzierung oder Verschlechterung der Stellung im Markt. Auch hier ist, wenn die Ausschüttung nicht aus eigenem Kapital — Gewinn und Reserven —, sondern aus liquidem oder liquidiertem Vermögen erfolgt, das Sperrjahr einzuhalten. Die Einreichung der zur Herabsetzung des Kapitals notwendigen Aktien kann freiwillig oder unfreiwillig geschehen. Die A u f l ö s u n g (Liquidation) der Unternehmung

Beschaffung

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bedeutet einen Verkauf der Unternehmung im einzelnen und Ausschüttung des Liquidationserlöses an die Teilhaber. a 4 ) Liquidität 1 ) aa) Begriff und Arten Liquidität ist Zahlungsbereitschaft, ist die Fähigkeit, allen Zahlungsverpflichtungen und Zahlungsnotwendigkeiten fristgerecht nachzukommen. Sie ist dann gegeben, wenn f ü r alle Zahlungsverpflichtungen die notwendigen flüssigen Mittel vorhanden sind, f ü r die sofort fälligen: Barmittel, f ü r die künftigen: solche Vermögensteile, die in der Zwischenzeit in Barmittel umgewandelt werden können. In dieser weiten Fassung trifft der Liquiditätsbegriff auf alle kreditwirtschaftlichen Beziehungen zu, auf volksund einzelwirtschaftliche. Im einzelnen ergeben sich verschiedene L i q u i d i t ä t s a r t e n : n?ch dem Umf a n g e : volks- und betriebswirtschaftlidie Liquidität, nach den Wirtschafts z w e i g e n : Liquidität der Banken, der Industrie, des Handels usw., nach Arten der Kreditbeziehungen: binnen- und außenwirtschaftliche Liquidität, nach der Betrachtungsw e i s e : formale und materielle Liquidität, nach der U r s p r ü n g l i c h k e i t : ursprüngliche (eigene) oder abgeleitete (fremdwirtschaftliche, z. B. von der N o t e n b a n k ermöglichte) Liquidität, sowie verschiedene L i q u i d i t ä t s g r a d e (Barliquidität, allgemeine Liquidität oder: Barliquidität, Liquidität I. und II. Grades). Eine Wirtschaft, Einzel- oder Volkswirtschaft, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht fristgerecht nachkommen kann, wird als „illiquid" bezeichnet. Die Illiquidität kann eine vorübergehende, die Folge eines Dispositionsfehlers, oder eine Dauererscheinung, Folge eines kreditwirtschaftlichen Strukturfehlers, sein. Häufig ist dann die Illiquidität eine Vorstufe der Zahlungsunfähigkeit. Teilweiser Abdruck aus Mellerowicz: Liquidität in dem Sammelwerk: Die Deutsche Bankwirtsihaft, III. Bd. S. 441—476.

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

Den Gegensatz zur Illiquidität bildet die Ü b e r l i q u i d i t ä t , die überreichliche Versorgung mit flüssigen Mitteln, f ü r die es an produktiven Verwendungsmöglichkeiten fehlt. Illiquidität und Überliquidität, die beide in der Volks- und in der Einzelwirtschaft auftreten können, sind stets ein Z e i c h e n f a l s c h e r F i n a n z d i s p o s i t i o n , eines Verstoßes gegen den Grundsatz der f i n a n z w i r t s c h a f t l i c h e n E n t s p r e c h u n g . Dieser Hauptgrundsatz aller Liquiditätspolitik besagt: die Finanzierung hat so zu erfolgen, daß das Kapital in Höhe, Art und Fristigkeit dem Verwendungszweck und der Verwendungsmöglichkeit entspricht, oder, anders ausgedrückt: Kredite dürfen nur derart verwendet werden, daß sie sich innerhalb der Kreditfrist von selbst liquidieren. In der Sphäre der Betriebswirtschaft ist die Liquidität ein reines Finanzierungsproblem: der Kapitalbeschaffung und der Kapitalverwendung. Auch in der Betriebswirtschaft, und hier erst recht, gilt das Prinzip der finanzwirtschaftlichen Entsprechung, das das Grundprinzip aller Finanz- und Liquiditätspolitik ist. Aber doch ist das Liquiditätsproblem bei den einzelnen Betrieben ein durchaus verschiedenes, je nach der Sphäre, der die einzelnen Betriebe angehören, ob sie zur finanziellen (Banken-, Versicherungsbetriebe) oder zur industriellen Sphäre gehören (Industrie, H a n d w e r k , Handel, Verkehr). U n d auch in den Betriebsgruppen beider Sphären ist das Liquiditätsproblem verschieden gelagert, entsprechend der betrieblichen (Kapital- und Kosten-) Struktur und der wirtschaftlichen Funktion der Betriebsgruppen. Bei den Betrieben der finanziellen Sphäre ist das Liquiditätsproblem das eigentliche Betriebsproblem; es ist ihr betriebswirtschaftliches Zentralproblem. Die Liquiditätslage eines Wirtschaftsbetriebes ist abhängig: 1. von der K a p i t a l s t r u k t u r (strukturelle Liquidität) und

Beschaffung 2. von den l a u f e n d e n (dispositive Liquidität).

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Finanzdispositionen

Entscheidend f ü r die künftige Liquiditätslage eines Betriebes ist zumindest die s t r u k t u r e l l e Liquidität, die sich aus seiner Ausrüstung mit Kapital und Kapitalgütern bei der Gründung ergibt. Auf der strukturellen baut die d i s p o s i t i v e Liquidität auf, die durch die täglichen Finanzdispositionen bestimmt wird. Ein- und Verkauf, Betriebserweiterung und Betriebseinschränkung, Kreditgewährung u n d Kreditnahme, Produktionsumfang, M a r k t - und Lagerpolitik, überhaupt alle Maßnahmen, die irgendetwas mit Geld zu tun haben — und f ü r welche trifft das nicht zu —, wirken auf die dispositive Liquidität. Das Liquiditätsbedürfnis eines Wirtschaftsbetriebes ist wirtschaftlichen ferner abhängig von seiner F u n k t i o n . Es ist am größten bei den reinen Finanzinstituten (Banken, Versicherungsgesellschaften). Aus Betriebsstruktur und Betriebsfunktion ergibt sich das n o r m a l e L i q u i d i t ä t s b e d ü r f n i s , das bei den Betrieben der gleichen Wirtschaftsgruppe ziemlich übereinstimmen dürfte, so daß man von z w e i g w i r t schaftlichen Liquiditätsnormen sprechen kann. Sie sind ein wertvolles Hilfsmittel bei der Beurteilung der Liquiditätsverhältnisse von Einzelbetrieben, vor allem, wenn diese durch außenstehende Dritte, z. B. die kreditgebende Bank, erfolgen soll. Die Liquiditätsprüfung wird zunächst feststellen, ob und inwieweit die Liquidität der N o r m entspricht und worauf die Abweichungen zurückzuführen sind. Diese braudien nicht immer ein Zeichen finanzwirtschaftlicher Mängel zu sein, denn Liquidität ist etwas durchaus Individuelles, nicht zu Schematisierendes. Alle Liquiditätsuntersuchungen zerfallen daher in zwei Teile: in die Feststellung des Liquiditätsstatus und in seine Auswertung.

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

bb) Liquidität der Banken a) Wesen Größte Bedeutung besitzt die betriebswirtschaftliche Liquidität bei den Banken. Audi bei ihnen ist Liquidität die Fähigkeit, allen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Aber welche Bedeutung muß die stete Zahlungsbereitschaft in Betrieben besitzen, die fast ganz auf f r e m d e n E i n l a g e n beruhen und bei denen das eigene Kapital sehr gering ist. Zudem sind die fremden Gelder zum größten Teil die K a s s e n g e l d e r u n d k u r z fristigen Mittel der übrigen Betriebe, die die Banken verwalten, d. h. rentabel anlegen bzw. im Zahlungsverkehr verwenden. Die Banken verwalten also zum guten Teil G i r a l g e l d e r . Die Einleger haben das Recht, über ihr Guthaben täglich oder kurzfristig zu verfügen, machen aber von diesem Recht erfahrungsgemäß keinen vollen Gebrauch, lassen vielmehr ihre Gelder längere Zeit stehen oder lassen sie auf andere Konten überschreiben. Das Liquiditätsbedürfnis der Bank hängt also von der W a h r s c h e i n l i c h k e i t der Abhebung der kurzfristigen Einlagen ab, wobei der Wahrscheinlichkeitskoeffizient ein durchaus verschiedener ist, je nach den W e c h s e l l a g e n der Wirtschaft, nach der S t r u k t u r eines Landes oder von Landesteilen und nach b e s o n d e r e n V o r f ä l l e n (die am allerwenigsten vorausgesehen werden können). Hierin liegt die Besonderheit des Liquiditätsproblems der Banken. Der besonders geartete K a p i t a l a u f w a n d der Banken, insbesondere der privaten Kreditbanken, das Arbeiten fast ausschließlich mit f r e m d e n G e l d e r n und die hieraus sich ergebende entscheidende Bedeutung des V e r t r a u e n s m o m e n t e s bilden die Ursache für die zentrale Stellung des Liquiditätsproblems im Bankbetrieb. Es ist die passive Finanzierung der Banken, die diese Problematik hervorruft, denn sie stellt den Banken die Aufgabe, die fremden Gelder so flüssig und so leicht

Beschaffung

27

liquidierbar anzulegen wie nur irgend möglich. D a die Banken aber ihre Einlagen zu verzinsen, die Kosten der Betriebsführung zu decken und durch Reserven Vorsorge f ü r kommende Zeiten zu treffen haben, müssen sie auf der anderen Seite auf r e n t a b l e A n l a g e n sehen, wenn sie existenzfähig bleiben wollen. D a die Forderungen, die sich aus dem Ziel jederzeitiger Zahlungsbereitschaft und angemessener Rentabilität ergeben, nicht in gleicher, sondern entgegengesetzter Richtung verlaufen, wird die Schwierigkeit des Liquiditätsproblems bei Banken zum Greifen deutlich, um so mehr als bei allen Anlagen auch auf größtmögliche S i c h e r h e i t zu achten ist, die wiederum weder mit der Rentabilität noch mit der Flüssigkeit gleich verläuft. Bei der Liquidität der Banken kommt es besonders auf die klare Scheidung der e i n z e l n e n A r t e n der Liquidität an. Es ist gerade bei den Banken scharf zwischen betriebs- und volkswirtschaftlicher, binnen- und außenwirtschaftlicher, formaler und materieller, ursprünglicher und abgeleiteter Liquidität zu scheiden, und gerade bei ihnen sind die verschiedenen Liquiditäts g r a d e genau zu errechnen, ja in Banken haben sich sogar bestimmte Standardberechnungen entwickelt u n d sind teilweise sogar, z. B. in Deutschland, gesetzlich geregelt. Die b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e Liquidität die einer e i n z e l n e n Bank. Sie ist gewahrt, wenn

ist

1. genügend B a r m i t t e l für den laufenden Bedarf vorhanden sind, 2. die passiven und die aktiven V e r f a l l t e r m i n e übereinstimmen, 3. die S c h u l d n e r zahlungsfähig sind.

Die v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e Liquidität ist ein Problem a l l e r Banken und der gesamten Wirtschaft. Sie ist im Grunde ein Problem der Kreditverwendung bei den Schuldnerwirtschaften und damit ein Problem der gegenseitigen Verschuldung. Sie ist eine Verschuldung i n n e r h a l b d e r V o l k s w i r t s c h a f t (binnenwirt-

28

Die Anwendung der Theorie der Produktion

schaftliche Liquidität) und nach a u ß e n (außenwirtschaftliche Liquidität), entsprechend den Zahlungsverpflichtungen dem Ausland gegenüber. Die außenwirtschaftliche Liquidität löst eine doppelte Verpflichtung aus: zur Flüssigkeit an s i c h und zu einem genügenden Vorrat an G o l d u n d D e v i s e n . Zur Beurteilung seiner Liquiditätslage und zur vernünftigen Gestaltung seiner Liquiditätspolitik muß der Bankier noch einen Unterschied machen zwischen f o r m a l e r und m a t e r i e l l e r Liquidität seiner Aktiven. Die üblichen Liquiditätsberechnungen der Banken und der Finanzpresse berücksichtigen diesen Unterschied nicht und können es auch nicht tun, da sie auf den Zahlen des Rechnungswesens, der Buchhaltung und der Statistik, beruhen. Diese Ziffern sind aber lediglich Quantitäten, die die Qualität der Vermögensteile nicht wiedergeben können. N u r die i n t e r n e n Liquiditätsberechnungen der Banken können dem Liquiditätswert der Aktiven nahekommen, da die Banken durchaus in der Lage sind, den inneren Wert ihrer Aktiven abzuschätzen. Die Liquidität kann ferner eine u r s p r ü n g l i c h e oder eine a b g e l e i t e t e sein. Die ursprüngliche Liquidität ist eine auf eigener Zahlungskraft, in den eigenen Vorräten an Bar- und Buchgeld beruhende, während die abgeleitete abhängig von der Zahlkraft und der Flüssigkeit fremder Betriebe, insbesondere der Zentralnotenbank ist. Zu bedenken ist dabei, daß auch eine Zentralnotenbank illiquid werden kann. Die Liquidität der Banken ist in hervorragendem Maße eine abgeleitete. Sie beruht nicht so sehr auf eigener Zahlkraft, eigenem Vorrat an Geld und Guthaben bei Notenbanken, sondern auf dem Besitz flüssiger Aktiven, die jederzeit in Geld umgewandelt werden können. Unter p r a k t i s c h e n Gesichtspunkten ist die Liquidität vor allem von d r e i F a k t o r e n abhängig: 1. von A r t u n d C h a r a k t e r d e r E i n l a g e n ,

Beschaffung

29

2.

v o n der Anlage der fremden Mittel, also v o n der Art und den G r u n d s ä t z e n der Kreditgewährung, 3. v o n der w i r t s c h a f t l i c h e n L a g e d e r k r e d i t i e r t e n B e t r i e b e , also der Liquidität der Debitoren.

ß) Berechnung Die Berechnung der Liquidität erfolgt seit Erlaß des Kreditwesengesetzes (5. Dezember 1934) nach folgendem Sdiema: a) Barliquidität

=

b) Liquidität 1. Grades =

Kassenbestand + Guthaben auf Reichsbankgiro und Postscheckkonto : Gesamtverbindlichkeiten Spareinlagen. Kasse + Guthaben bei Reichsbank und Postscheckämtern + reichsbankdiskontfähige Wechsel + reichsbanklombardfähige Wertpapiere: Gesamt Verbindlichkeiten . / . Spareinlagen.

D i e Liquidität 2. Grades wird nicht mehr errechnet, da ihr währungs- und kreditpolitisch keine große Bedeutung zukommt.

y) Liquiditätspolitik Das Problem der betriebswirtschaftlichen Liquiditätspolitik liegt darin, jederzeit eine a u s r e i c h e n d e L i q u i d i t ä t z u b e s i t z e n , daher den L i q u i d i tätszustand zu erkennen, den Liquiditätsb e d a r f s g r a d richtig zu beurteilen u n d die r i c h tigen M a ß n a h m e n zur E r h a l t u n g der Liq u i d i t ä t zu treffen. Die Liquiditätspolitik hat die Aufgabe zu lösen, einen genügenden Liquiditätsgrad bei einem H ö c h s t m a ß von Kreditgewährung, einem M a x i m u m an Sicherheit und a n g e m e s s e n e r Rentabilität zu erzielen. Maximale Kreditgewährung, um den Bedürfnissen der produzierenden und verteilenden Wirtschaft gerecht zu werden, maximale Sicherheit, um Einleger u n d Betrieb

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

vor Verlusten zu bewahren, und angemessene, volkswirtschaftlich gerechtfertigte Rentabilität, um den Betrieb existenzfähig zu erhalten auf der einen Seite und doch ausreichende Liquidität zu wahren auf der anderen Seite, das ist das Problem. D a r u m ist jede Anlage nicht auf ihre Liquidität, sondern auch auf ihre Sicherheit und Rentabilität zu untersuchen. Diese drei Prinzipien betriebswirtschaftlicher Bankpolitik streben aber auseinander: was liquide ist, ist meist nicht rentabel und umgekehrt; was sicher ist, ist häufig nicht liquide, aber die Sicherheit einer Anlage ist der Liquidität vorgelagert, denn was unsicher ist, ist erst recht nicht liquide. D a r u m ist Ziel der Liquiditätspolitik nicht ein Maximum an Liquidität, weil sonst die Rentabilität darunter leiden müßte, auch nicht ein Minimum an Liquidität, weil sonst die Zahlungsfähigkeit gefährdet wäre, sondern ein O p t i m u m an Liquidität. U n d dieser optimale Liquiditätsgrad ist dauernd zu halten. Das O p t i m u m an Liquidität verlangt kein Gerüstetsein f ü r m a x i m a l e B e a n s p r u c h u n g . Die Bankorganisation müßte, wenn die Liquidität der Banken ein P r o blem des Maximums wäre, stets auf eine Spitzenbelastung eingestellt sein. Damit ist aber schon klar, daß dieser Anforderung, dem ständigen Gerüstetsein auf die Spitzenbelastung, keine Bank gewachsen sein, daß v o n s i c h a u s keine Bank in diesem Grade liquid sein kann. Das hieße, auf Ausleihung und E r t r a g überhaupt verzichten. Jede Kreditgewährung wäre illusorisch. Bei den Banken kann die eigene Liquidität die Lösung der Spitzenbelastung nicht bringen, sondern die Rückgriffsmöglichkeit auf Liquiditätsreserven, die letztlich stets in der Zentralnotenbank liegen. D o c h m u ß der B a n k i e r auch das S p i t z e n p r o b l t m sehen. Er kann hierfür freilich nur in besonderen Fällen und allmählich V o r s o r g e n . Das verlangt aber ein V o r a u s s e h e n d e r k o m m e n d e n D i n g e . O h n e eine gewisse Voraussicht gibt es keine optimale Liquidität.

Beschaffung

31

Das Optimum ist aber etwas durchaus Verschiedenes, da es von vielen dauernd veränderlichen Faktoren abhängig ist. Von Optimalität wird man immer nur unter bestimmten U m s t ä n d e n , für ein bestimmtes Land, eine bestimmte P h a s e des Wirtschaftszyklus sprechen können. Sie ist durchaus abhängig: von der S t r u k t u r d e s B a n k - u n d K r e d i t w e s e n s eines Landes, von der S t e l l u n g d e r N o t e n b a n k innerhalb des Kreditsystems, von der A u f n a h m e f ä h i g k e i t d e s K a p i t a l m a r k t e s (z. B. zur Konsolidierung von Industriekrediten), von der F r i s t i g k e i t d e r Einl a g e n , von der verschieden großen B e d e u t u n g d e s G i r a l v e r k e h r s und der B i n d u n g v o n K u n deneinlagen im Zahlungsverkehrsges c h ä f t , von den Z a h l u n g s s i t t e n und der Z a h l u n g s m o r a l der Kreditnehmer, von der H e r k u n f t d e r K r e d i t o r e n (Ausland, Inland), daneben auch von a l l g e m e i n - v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Tatbeständen, wie z. B. der Verteilung der G r ö ß e n k l a s s e n d e r B e t r i e b e und Unternehmen (Rückwirkungen auf Kreditrisiken bei verschiedenen Kreditgrößen) usw. Hier zeigt sich so recht deutlich die Kompliziertheit der liquiditätspolitischen Zusammenhänge, insbesondere ihre gegenseitige Bedingheit und Abhängigkeit. ö) Liquiditätsgrundsätze Aus der aufgezeigten Problematik der Bankenliquidität ergeben sich folgende G r u n d s ä t z e , die zugleich den Kern der gesamten Bankpolitik ausmachen: 1. Liquiditätspolitik und Finanzierung der Banken (und eines jeden Betriebes) sind nicht voneinander zu trennen; darum ist zunächst ein ökonomisches Verhältnis zwischen e i g e n e n und f r e m d e n Mitteln herzustellen. 2. Das G r u n d g e s e t z d e r F i n a n z i e r u n g ist zugleich oberster Grundsatz jeglicher Liquiditätspolitik: Kapitalbeschaffung und Kapitalverwendung müssen sich in der Fristigkeit entsprechen — Grundsatz der finanzwirtschaftlichen Entsprechung:

32

Die Anwendung der Theorie der Produktion

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

a) kurzfristige Gelder sind nur kurzfristig anzulegen, b) Anlagen und illiquide Aktiven sind mit eigenen Mitteln oder langfristigem Fremdkapital zu finanzieren. Jede Kreditgewährung ist sorgfältig zu p r ü f e n : a) auf ihre (tatsächliche) D a u e r , b) auf die V e r w e n d u n g des Kredites und ihre P r o duktivität, c) auf den Z u s t a n d d e s z u b e l e i h e n d e n B e t r i e b e s : auf Kapitalaufbau, Liquidität, Finanzpolitik und Wirtschaftlichkeit (Abhängigkeit der Liquidität der Banken von der Liquidität ihrer K u n den). K u r z f r i s t i g angelegt ist alles, was sich innerhalb der kurzen Periode (3 Monate) von selbst liquidiert bzw. was jederzeit liquide gemacht (veräußert oder lombardiert) werden kann. Zu m i t t e l f r i s t i g e n A n l a g e n kann von kurzfristigen Einlagen stets nur ein aus der Erfahrung bekannter Prozentsatz, der regional und zeitlich schwankt (etwa 20 bis 30 °/o), unter besonderer Berücksichtigung der Tendenz der Entwicklung des Geldmarktes verwandt werden. Auch von den l a n g f r i s t i g e n Einlagen (so z.B. Spargeldern) ist ein Teil flüssig anzulegen (Liquiditätsmarge). Liquiditätspolitik muß durch eine vernünftige Politik: Risikomischung, a) der A n l a g e n - u n d b) der R e s e r v e b i l d u n g u n d Dividendena u s s c h ü t t u n g ergänzt werden (Verbesserung der Liquidität durch Erhöhung des Anteils des Eigenkapitals). Insbesondere ist die Konjunkturentwicklung zu beobachten, und danach sind vorsorgliche Maßnahmen, vor allem f ü r die Krise zu treffen (in der Krise Drang der Betriebe nach Barliquidität infolge geringen Vertrauens zu den Banken, in der Hausse Verzicht auf Barliquidität infolge vorhandenen Vertrauens). Liquiditätspolitisch ist das Ziel der Banken ein L i q u i ditätsoptimum:

Beschaffung

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a) im richtigen Verhältnis zur R e n t a b i l i t ä t und Sicherheit der Anlagen, b ) im richtigen Verhältnis zur jeweiligen G e l d - und K a p i t a l m a r k t l a g e . a5)

Wirtschafts-,

Finanzierungsgrundsätze1)

Die wichtigsten Finanzierungs g r u n d s ä t z e gende:

sind f o l -

1.

J e d e Kapitalinvestierung m u ß wirtschaftlich sein.

2.

A n l a g e k a p i t a l ist mit eigenem oder langfristigem F r e m d k a p i t a l zu finanzieren. Langfristige Investierung und langfristig verfügbares K a p i t a l müssen sich entsprechen ( P r i n zip der finanzwirtschaftlichen Ubereinstimmung).

3.

Ü b e r die Finanzierung durch Eigen- oder F r e m d k a p i t a l entscheidet die eigene R e n t a b i l i t ä t und die zukünftige Zinsentwicklung (Verhältnis v o n Zins und R e n t e ) .

4.

K u r z f r i s t i g e K r e d i t e werden aus dem fristige aus dem G e w i n n rückerstattet.

5.

D a s Liquiditätsproblem k a n n nur durch ein richtiges V e r hältnis v o n K a p i t a l h e r k u n f t (Passiva) und K a p i t a l v e r w e n dung ( A k t i v a ) gelöst werden. Seine Lösung ist in allen Betrieben, besonders aber in B a n k e n , erster G r u n d s a t z betrieblicher F i n a n z - und Wirtschaftspolitik und rangiert v o r Sicherheit und R e n t a b i l i t ä t .

Umsatz,

lang-

6. D i e richtige F i n a n z i e r u n g m u ß durch richtige A n l a g e und richtige Lagerhaltungspolitik ergänzt werden. 7.

Z u r richtigen Anlagepolitik gehört v o r allem audi v e r nünftige Erhaltungswirtschaft.

8.

K a p i t a l e r h a l t u n g und Erneuerung ist aus dem E r t r a g zu finanzieren, Betriebsentwicklung und E r w e i t e r u n g durch neues (eigenes oder fremdes) K a p i t a l .

9.

Selbst(Uberschuß-)finanzierung (Finanzierung aus w i n n ) findet in der D i v i d e n d e n p o l i t i k Möglichkeit Grenze.

10.

Geund

D e r E r f o l g , und z w a r nur der d a u e r n d erzielbare E r folg, bestimmt Möglichkeit und G r ö ß e der Investition, Beleihung und V e r w e r t u n g der Unternehmung als Ganzes.

!) Vgl. Finanzwirtschaftlidie Kennziffern, Bd. IV. 3 Melleiowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre.

III. Bd,

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Die Anwendung der Theorie der Produktion a 6 ) Finanzplan

aa) Wesen und Arten Finanzplanung ist die Feststellung des voraussichtlichen Kapitalbedarfs und der Mittel seiner Deckung, die Abstimmung von Einnahmen und Ausgaben zukünftiger Perioden. In der Finanzplanung geht es um Vorausschätzung betrieblicher Zahlungsvorgänge als Wirkung der Erstellung der Leistungen und der Vornahme von Investitionen. Die Aufgabe der Finanzplanung ist rationale Gestaltung der betrieblichen Finanzwirtschaft mit dem Ziel optimaler Liquidität, also stetiger Zahlungsfähigkeit bei Vermeidung zu hoher Bestände an Zahlungsmitteln. Die Finanzplanung ist eine laufende und eine besondere. Die l a u f e n d e Finanzplanung ist Planung der Zahlungsvorgänge des normalen Geschäftsablaufes einschließlich der normalen Investitionen (Erneuerung). Die b e s o n d e r e Finanzplanung u m f a ß t einmalige und gelegentliche Finanzierungsvorgänge, wie z. B. Gründung, Fusion, Sanierung oder Erweiterung. Die Beschaffung e i n z e l n e r neuer Maschinen — auch über die Ersatzbeschaffung hinaus — ist jedoch nicht Gegenstand der besonderen Finanzplanung. Sie ist Teil der jährlichen Investitionsplanung und damit des laufenden Finanzplanes. Die l a u f e n d e Finanzplanung besteht aus zwei Teilen, dem ordentlichen u n d dem außerordentlichen Finanzplan. Der o r d e n t l i c h e Finanzplan u m f a ß t die mit der Betriebstätigkeit verbundenen Zahlungsvorgänge, insbesondere die Einnahmen und Ausgaben der Beschaffung, der Produktion, des Absatzes, der a u ß e r o r d e n t l i c h e die laufenden I n v e s t i t i o n e n und ihre Finanzierung. Beide Pläne werden in periodischen Abständen aufgestellt, um die zukünftige Liquiditätslage zu erkennen und entsprechende Finanzdispositionen treffen zu können.

Beschaffung

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Die b e s o n d e r e Finanzplanung ist von der Art des jeweiligen Finanzierungsvorhabens abhängig. Sie kann in ihrer Durchführung besondere Schwierigkeiten bereiten, ist jedoch in ihrem Aufbau weniger problematisch als die ordentliche Finanzplanung, weil sie nur fallweise auftritt und jeweils einheitliche Finanzierungsvorgänge umfaßt. Die l a u f e n d e Finanzplanung ist dagegen ein ständiges Problem der betrieblichen Finanzwirtschaft. Sie umfaßt eine Vielzahl heterogener Zahlungsvorgänge und muß sie daher, um sie erkennbar und kontrollierbar zu machen, sachlich gliedern, sie also in einzelne Teilpläne zerlegen: in den Finanz-, den Kredit- und den Zahlungsmittelplan, die drei Teilpläne der ordentlichen Finanzplanung, ferner in die zwei Teilpläne — den Einnahmeund Ausgabeplan — der außerordentlichen Finanzplanung. Die o r d e n t l i c h e Finanzplanung soll gaben erfüllen, daher die drei Teilpläne:

drei

Auf-

1. Planung der Einnahmen und Ausgaben aus der laufenden Betriebstätigkeit, nach Umfang und Zeitpunkt der Zahlungsvorgänge (Finanzplan); 2. Planung der Einnahmen und Ausgaben aus K r e d i t v o r g ä n g e n (Kreditaufnahme und Tilgung) und der K r e d i t r e s e r v e , gleichfalls nach U m fang und Zeitpunkt der Kreditbewegungen (Kreditplan); 3. Planung der insgesamt zur Verfügung stehenden Z a h l u n g s m i t t e l und ihrer Veränderung (Zahlungsmittelplan) . 1. D e r

Finanzplan

E r ist der erste Teilplan der ordentlichen Finanzplanung und dient der Festlegung der voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben aus der Betriebstätigkeit und den 3«

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

sich hieraus ergebenden Zahlungsvorgängen; er aus einem Ausgabe- und einem Einnahmeplan.

besteht

Der A u s g a b e p l a n ist zeitlich und in der H ö h e der Beträge stark gebunden. Er enthält nur wenige Ausgabeposten, die gesteuert werden können, um die notwendige Abstimmung mit den Einnahmen herzustellen (z. B. nicht zeitlich gebundene Instandsetzungsarbeiten, Vorratskauf usw.). Der wesentliche Teil der Ausgaben entzieht sich aber nach U m f a n g und Termin der eigenen Gestaltung, wie z. B. Lohn-, Gehalts- und Steuerzahlungen, Ausgaben für Materialeinkauf (laufender Bedarf), Bezahlung von Fremdleistungen und anderer Gemeinkostenaufwendungen. Der E i n n a h m e p l a n stützt sich insbesondere auf den Geldeingang aus den betrieblichen Lieferungen und Leistungen. Es ist insbesondere vom Umsatz abhängig, also den Erlösen in Form von Bareinnahmen, Forderungen u n d Wechseleingängen. Weitere Einnahmeposten sind Zinsen, Dividenden und Mieten. Zum Ausgleich höherer Ausgaben können ferner z u s ä t z l i c h e Einnahmen geschaffen werden, z. B. durch Verkauf nicht benötigter Aktiven (Anlagen, Vorräte, Beteiligungen, Effekten). Einnahmen und Ausgaben müssen aufeinander abgestimmt werden. Das ist vor allem der Zweck des Finanzplanes, weswegen er organisch in die Planung der übrigen Bereiche des Betriebes und in das betriebliche Rechnungswesen eingegliedert werden muß. Für den A u s g l e i c h von Zahlungsmitteleingängen und -ausgängen ist der Finanzplan jedoch nur wenig geeignet, da die meisten Zahlungsvorgänge terminlich und größenmäßig nicht gesteuert werden können. Dennoch muß bereits im Finanzplan nach Möglichkeit ein Ausgleich herbeigeführt werden, mindestens muß er helfen, die Spannungen zu verringern. Wird ein Ausgleich im Ausgabe-Einnahmeplan nicht erzielt, muß der Kreditplan diese Aufgabe übernehmen; er muß den Ausgleich in jedem Fall herbeiführen.

2. D e r

Kreditplan

Der Kreditplan bestimmt im voraus den Geldein- und -ausgang aus der Aufnahme und Tilgung von Krediten. Er enthält also zunächst die K r e d i t b e w e g u n g , die sich aus der geplanten Inanspruchnahme und Rückzahlung von Krediten ergibt. Daneben werden der K r e d i t r a h m e n (Kreditzusagen) und seine Veränderung geplant, um durch Gegenüberstellung von zugesagten und in Anspruch genommenen Krediten die Grundlage für weitere Kreditdispositionen und für eine sichere Liquidität zu schaffen. A u f g a b e des Kreditplanes ist es, den Ausgleich der Über- und Unterdeckungen des Finanzplanes durch Einnahmen oder Ausgaben aus Kreditvorgängen herbeizuführen. Der Ausgleich ist automatisch nur selten gegeben, da zumindest zeitliche Spannungen zwischen den Zahlungsmittelbewegungen auftreten. Der Zahlungsmittelausgleich muß vielmehr, um eine o p t i m a l e Liquidität zu erreichen, bewußt herbeigeführt werden. Eine optimale Liquidität ist gegeben, wenn Bestände und Neueingänge von Zahlungsmitteln mit den Zahlungsverpflichtungen übereinstimmen und, zum Ausgleich unerwarteten Zahlungsmittelbedarfs, eine ausreichende Liquiditätsreserve vorhanden ist in Form liquider Mittel, liquidierbarer Vermögensteile oder nicht ausgenutzter Kreditzusagen. Aus Rentabilitätserwägungen verdienen Kreditbereitstellungen den Vorzug, da die Vorratshaltung von Zahlungsmitteln unwirtschaftlich ist. Eine optimale Liquidität bedarf einer ausreichenden Menge lenkbarer Einnahme- und Ausgabeposten, was aber in vollem Maße nur für die Posten des Kreditplanes gilt. Bei ihm ist nur ein Teil der Ausgaben im voraus fixiert (Tilgung gekündigter oder abgelaufener Kredite), während die wesentlichen Ausgabe- und Einnahmeposten gesteuert werden können. Ausgaben können durch Prolongation von Wechseln und Verlängerung der Kreditfrist

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Die Anwendung der Theorie der Produktion

disponiert werden. Einnahmen können herbeigeführt oder vermieden werden, z. B. durch Diskontierung oder Nichtdiskontierung von Wechseln, durch Aufnahme oder Nichtaufnahme von Bankkrediten. Zusätzliche Einnahmen können geschaffen werden durch Lombardierung von Effekten und durch verschiedene andere finanzwirtschaftliche Maßnahmen zur kurzfristigen Überbrückung von Liquiditätsanspannungen. A u s g a n g s p u n k t der Kreditplanung ist die Dekkungslage des Finanzplanes. Die aus der laufenden Geldbewegung entstehende Finanzlage: die Unter- oder Oberdeckung, muß im Kreditplan ausgeglichen werden, desgleichen die nicht disponierbaren Ausgaben aus Kreditvorgängen. Die kreditwirtschaftlichen Zahlungsvorgänge werden entsprechend gesteuert, um eine optimale Liquidität herbeizuführen. Welche Finanzierungsmittel hierbei angewandt und welche Liquiditätsreserven gehalten werden, ist Gegenstand der Finanzpolitik. Die Finanzplanung ist nur die Technik, um eine rationelle Zahlungswirtschaft zu ermöglichen. Die G r ü n d e für die Aufstellung eines besonderen Kreditplanes als Teilplan der ordentlichen Finanzplanung sind zweifacher Art: Der Kreditplan unterscheidet sich in seinem C h a r a k t e r sowohl von dem Finanz- als audi von dem Zahlungsmittelplan; er hat wesentliche e i g e n e A u f g a b e n zu erfüllen.

Der Kreditplan ist das B i n d e g l i e d zwischen Finanzplan und Zahlungsmittelplan, d. h. zwischen den erwarteten Einnahmen und Ausgaben und den Zahlungsmittelbeständen und ihren Veränderungen. Während Finanzplan und Zahlungsmittelplan im wesentlichen die Zahlungsvorgänge aufzeigen, wie sie voraussichtlich kommen werden, ist der Kreditplan in erster Linie ein d i s p o s i t i v e r Plan: zur Gestaltung der Zahlungsvorgänge mit dem Ziele einer optimalen Liquidität, im Gegensatz zur bloßen Feststellung der Einnahme- und Ausgabe-

Beschaffung

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erwartung und der endgültigen Festlegung der Zahlungsmittelbestände und -Veränderungen beim Finanz- und Zahlungsmittelplan. Die Gestaltung der Liquidität erfordert ferner Planung und Überwachung des K r e d i t r a h m e n s im Verhältnis zu den in Anspruch genommenen Krediten. Bei Vorhandensein eines besonderen Kreditplanes ist dies durchaus möglich, was für eine vorsichtige und weitschauende Finanz Wirtschaft sehr wichtig ist. Der gesonderte Kreditplan ist außerdem für die B e o b a c h t u n g d e r K r e d i t v o r g ä n g e von Bedeutung. Er ermöglicht das B r u t t o p r i n z i p : Jede einzelne Kreditdisposition wird durch getrennten Ausweis der Zu- und Abnahmen der Verschuldung deutlich gemacht. Würden dagegen die Einnahmen und Ausgaben aus Kreditvorgängen in den Finanzplan einbezogen, so würden nur S a l d e n ausgewiesen; die Kreditbewegungen würden in der Gesamtheit der Zahlungsvorgänge untergehen (Nettoprinzip) und wären damit der stetigen Kontrolle entzogen. 3. D e r Z a h l u n g s m i t t e l p l a n Im Zahlungsmittelplan werden Finanzplan und Kreditplan zusammengefaßt. Er hat den Zahlungsmittel b e s t a n d , die Z a h l u n g s m i t t e l b e w e g u n g e n und die Zahlungsmittel r e s e r v e n (Zahlungrmittelbestände und freie Kredite) laufend festzustellen. Seine Aufstellung ist relativ unproblematisch: Die Einnahmen und Ausgaben aus der laufenden Betriebstätigkeit und die aus Kreditvorgängen werden vereinigt und ergeben die Bestände an Zahlungsmitteln und ihre Veränderungen, so daß nun die entsprechenden Dispositionen rechtzeitig getroffen werden können: Beschaffung neuer Mittel oder Anlage freier Bestände. Die ordentliche Finanzplanung ist mithin wie folgt aufgebaut:

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Die Anwendung der Theorie der Produktion 1. F i n a n z p l a n (lfd.Betriebstätigkeit) Einnahmen (Umsatzerlöse, neutrale Einnahmen) — Ausgaben (Mat.-Beschaffung, Fert.-Aufwand, neutr. Aufwand) + Überdeckung — Unterdeckung 2. K r e d i t p l a n (finanzwirtschaftliche Zahlungsvorgänge) Anfangsbestand (kurz-, mittel- u. langfr. Kredite) + Einnahmen (Neuverschuldung) — Ausgaben (Tilgung) Endbestand 3.

Zahlungsmittelplan (Zahlungsmittelbestand) Anfangsbestand (Kasse, Bank, Postscheck) ± Ober-/Unterdeckung lt. Finanzplan — Kredittilgung + Neuverschuldung Endbestand + freie Kredite (Kreditrahmen ./. Kredite)

beanspruchte

Disponierbare Zahlungsmittel Die Dreiteilung der ordentlichen Finanzplanung ermöglicht eine systematische Vorschaurechnung, die Überwachung der Ein- und Auszahlungen und damit eine Kontrolle der Kreditdispositionen und der Liquidität. Zuletzt erfaßt die ordentliche Finanzplanung die Zahlungsvorgänge aus der laufenden Investitionstätigkeit und damit sämtliche mit der laufenden Betriebstätigkeit verbundenen Zahlungsvorgänge. Die Ausgaben und Ein-

Beschaffung

41

nahmen für Investitionen werden jedoch z u n ä c h s t in der a u ß e r o r d e n t l i c h e n Finanzplanung erfaßt, da die Finanzierung der Investitionen nach anderen finanzpolitischen Grundsätzen erfolgt als die Finanzierung der laufenden Betriebsaufwendungen. Die darauf folgende Übernahme in den ordentlichen Finanzplan dient der Vervollständigung der Zahlungsvorgänge und der Ermittlung des gesamten Zahlungsmittelbestandes; Einzelheiten können nur dem außerordentlichen Finanzplan entnommen werden. D e r a u ß e r o r d e n t l i c h e Finanzplan nimmt alle laufenden Investitionsvorhaben auf und die zu ihrer Durchführung benötigten Mittel. Auch er ist in einen Ausgabe- und einen Einnahmeplan gegliedert. Der A u s g a b e p l a n ist das Ergebnis der I n vestitionspolitik. Entsprechend dem für ein oder mehrere Wirtschaftsjahre aufgestellten Investitionsprogramm wird der Kapitalbedarf festgestellt, aufgeteilt auf die einzelnen Perioden. Der E i n n a h m e p l a n umfaßt die Zahlungsmitteleingänge zur Durchführung der Investitionen, sofern deren Finanzierung durch a u ß e r o r d e n t l i c h e Finanzierungsmaßnahmen erfolgt, etwa durch Emission von Obligationen oder Aktien, Aufnahme von Schuldscheindarlehen usw. Soll die Finanzierung der Investitionen dagegen durch Innenfinanzierung erfolgen (Selbstfinanzierung, Vermögenssubstitution), werden die Einnahmen aus der laufenden Betriebstätigkeit in Anspruch genommen (Einnahmeplan des Finanzplanes). Die Einnahmen und Ausgaben des außerordentlichen Finanzplanes können mithin betrags- und zeitmäßig nur dann miteinander abgestimmt werden, wenn Ausgabe und Deckung aus außerordentlichen Finanzvorgängen erfolgt. Schließt dagegen der außerordentliche Finanzplan mit einem Minus-Saldo ab, muß er aus Einnahmen aus der Betriebstätigkeit und aus Krediten gedeckt werden. Die

42

Die Anwendung der Theorie der Produktion

A b s t i m m u n g m u ß in diesem Falle im ordentlichen Finanzplan erfolgen. Die Art der Finanzierung von Investitionen ist eine Frage der Finanz p o l i t i k . Sie erfolgt zunächst meist als Innenfinanzierung (Selbstfinanzierung, Abschreibung, Rückstellung, freie Rücklagen usw.). Für zusätzlichen Kapitalbedarf, der nicht durch Innenfinanzierung gedeckt werden kann, müssen Mittel der Außenfinanzierung verwendet werden, wobei, unter Anwendung der finanzpolitischen Grundsätze, zwischen Eigenkapital und Fremdkapital gewählt wird. Aufgabe der Finanz p 1 a n u n g dagegen ist lediglich die Deckung des Geldbedarfs durch Abstimmung der Einnahmen und Ausgaben nach Beträgen und Terminen. bb) Durchführung Die l a u f e n d e Finanzplanung wird f ü r ein Wirtschaftsjahr durchgeführt, unterteilt in Monate und Quartale. Ausgangspunkt ist der J a h r e s p l a n , dessen weitere Unterteilung von dem Kontrollbedürfnis und der Möglichkeit einer zeitlichen Aufteilung der Planzahlen abhängt. Die ordentliche Finanzplanung kann in M o n a t s - und Q u a r t a l s p l ä n e unterteilt werden, sofern auch die Absatz-, Produktions- und Einkaufsplanung f ü r diese Zeiträume erfolgen. Die außerordentliche Finanzplanung wird dagegen im alleemeinen nur f ü r ganze Wirtschaftsjahre durchgeführt. Die monatlich in den ordentlichen Finanzplan übernommenen Ausgaben f ü r Investitionen ergeben sich aus dem geschätzten zeitlichen Ablauf der Investitionsvorhaben. a) Der außerordentliche Finanzplan Der außerordentliche Finanzplan wird stets zuerst, vor dem ordentlichen, aufgestellt. Er ist langfristig, weil Investitionen und außerordentliche Finanzierungen umfangreiche Vorarbeiten erfordern u n d mit der langfristigen Betriebsplanung abgestimmt sein müssen. Jedoch

Beschaffung

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werden die Planwerte der nachfolgenden Jahre jeweils nach Ablauf eines Jahres berichtigt, und ein weiteres Jahr wird in die laufende Planung einbezogen und dabei zugleich auf kürzere Perioden aufgeteilt, um durch Zusammenfassung sämtlicher Zahlungsvorgänge die Liquidität wahren zu können. A u s g a n g s p u n k t des außerordentlichen Finanzplanes sind investitions- und finanzpolitische Erwägungen. Die sich hieraus ergebenden außerordentlichen Kapitalaufnahmen (z. B. Emission von Aktien oder Obligationen) werden als Einnahmen mit den Ausgaben des außerordentlichen Finanzplanes (Rationalisierungs- und Erneuerungsinvestitionen) abgestimmt. Die E r r e c h n u n g der Planwerte für die langfristige Vorausschätzung der außerordentlichen Finanzierungsvorhaben ist schwierig; sie wird mit zunehmender Frist gröber, wogegen das laufende Jahr eine relativ genaue Vorschau ermöglicht, weil bereits vor Beginn des Planjahres endgültige Entscheidungen über Investitionen und außerordentliche Kapitalveränderungen getroffen worden sind. Der außerordentliche Finanzplan wird nachfolgend an einem B e i s p i e l dargestellt (S. 44). Für das Planjahr sind außerordentliche Einnahmen von 5 500 T D M vorgesehen, denen Ausgaben von 7 100 T D M für Investitionen gegenüberstehen. Ausgaben und Einnahmen werden in die ordentliche Finanzplanung übernommen, die eine Zahlungsmittelunterdeckung von 1 600 T D M ausgleichen muß. Es handelt sich hierbei um eine Vorfinanzierung der Investitionen, da der außerordentliche Finanzplan bereits für das folgende J a h r (vorgesehene Kapitalerhöhung) eine Überdeckung aufweist. Der außerordentliche Finanzplan enthält neben den Planwerten Spalten für Korrekturen und Istwerte. K o r r e k t u r e n werden vorgenommen, wenn sich aus der Entwicklung hohe Abweichungen von den ursprünglichen Sollwerten ergeben. Auch der außerordentliche Finanz-

c t> •8 M ^3 a4> a •C a a 3

2 000 1500

3. Einzelprojekte Auslieferungslager Montagewerk Reparaturwerk

7100

2 400

2. Neuinvestitionen

Summe II, 1—3

1200

5 500

1. Ersatzinvestitionen

II. Ausgaben

Summe I, 1—3

3 000

3. Hypotheken

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