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German Pages 326 Year 1861
Vertraute
Geſchichte
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Sächſiſchen
Höfe
und
Staaten
ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.
Von Stanislaus Graf Grabowski.
Chorus :
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Zweiter Band complet.
Preis 25
W
Sgr.
Vollftändig in 4 Bänden à 25 Sgr. oder 20 Lieferungen à 5 Sgr.
Berlin
1861.
Julius Abelsdorff's Verlag.
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Höfe
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ſeit Beendung
Stanislaus M
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Pre Vollſtändig in 4 Sänden a
Be Julius A6
Die Rückſeite der fiefel
der
Säd, fiſchen
und
Höfe
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ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.
Von Stanislaus Graf Grabowski.
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3 weiter Band complet.
Preis 25
Sgr.
Vollftändig in 4 Bänder à 25 Sgr. oder 20 Lieferungen à 5 Sgr.
Berlin
1861.
Julius Abelsdorff's Verlag .
Die Rückſeite der
Lieferung zur Beachtung empfohlen.
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Berlin
1861.
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ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.
Von Stanislaus Graf Grabowski.
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1861.
Julius Abelsdorff's
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zin Charaktet und eigenſchaften Auguflé . in Seint Bernahlin und eine Bewerber vum den polniſchen Dit polniſchen Aroninfignien.3 Kinder . Thron , mour. Polen .
Sämfiſche Seſandſchaft in Warſchau. - Graf Wackerbarth -Sal Stanislaus kommt wieder nach Demüthigung der Gefandſchaft. Seine Wahlzum !
Gegenwaht. - Reife des Königs nad Polen. Benchmen des Papſtes. Rüdkreiſe des Königs nach Sadſen.it : Belagerung Danzigs . 7. Weitere Unruhen in Polen . Der Pacifikations-Reichstag . watt 4 5119 119 min.RfI
6:11
Der neue Herrſcher Sadyfens war noch nicht fiebenund
dreißig
Jahres alt, als
er ſeinem
Vater unter dem
Frièdrich Auguſts . II. folgte . - Von ben
Erlebniſfen
ſeiner
fugend, deren wichtigſtes für Sachfen
ſein t'Uebertritt zur katholifchen fchon
Religion
war, haben wir
Wenn die Markgräfin geſprochen . Friedrichs des Großen , in ihren
Schweſter ihm
ſeiner
Namen
Erziehung und
von
Batreuth ,
Memoiren
bon
ſagt: 1,Er iſt groß , völlig und hat ein ſchönes Geſicht,
fein Betragen
iſt nicht fo herablaffend wie das feines
Va
&
1
ſtolz aus, ſpricht 'wenigtund iſt feiner keit wegen eben nicht ſehr zu prühment,par. fo 'ift Das ges Höflich
ters, er ſieht ſogar
rade kein febr erſchöpfendes Urtheil und läßt noch Mancher lei hinzuzuſeßen übrig . HTTC..3 daryti stelut
6
-
Auguſt, wie wir ihn mit dem
Namen nennen werden ,
den er bald als König von Polen annahm , hatte als Grunds lage feines
Charakters eine große Gutmüthigkeit oder, wie
man es wohl richtiger bezeichnen kann , Schwäche; jede Feftig keit des Willens , jede richtige Anſchauungsgabe fehlte ihm noch mehr wie ſeinem Fehler fie
in höherem
aber
Vater, er befaß überhaupt alle deffen
oder minberen Maße, bei ihm
nicht einmal durch äußerliche Anmuth
wurden
und einen
ftens feine Zeitgenoſſen verföhnte, gemildert. Seine Erztehung 'trug hauptſächlich Schuld
daran ; fte
hatte zuerft in den Händen schweren des Herrn von Miltiß, Dberhof meiſtens der verwittwefen , der mit wenig Gelehr und dtefer war ein Mann geweſen , der mit Igmfestino Pedanterie und kein großes Intereſſe für ſeinen Zöge ling Perband ; die Richtung , die er innehalten følte, war ihm von der altert Rurfürſtin
vorgezetchnet worden , denn dieſe
fürchtete Nichts mehr, als daß ſpäter in dem Kurprinzen eine Neigung zur katholiſchen er dem
Beiſpiele ſeines Vaters folgen könne, und Miltiß eich
tete fich
genau nach
ſeinen
Eigenſchaften des jungen Schwäche, kamen ihm orthodøren
wie es ſein
Inſtruktionen .
Prinzen ,
Die natürlichen
Indolenz, Phlegma uno
auf halbem Wege entgegen , die;sſtreng
evangeliſchen
burg unterſtüßten
Geiſtlichen
am
Hofe
von Lichten
ihn , und der Zögling wurde gerade fe,
Lehrer und feine Großmutter wünſchten...)
Wie er endlich durch den
Religion rege gemacht werden und
den Willen des Vaters ihren
entzogen wurde und das dennoch eintrat , was man um
ieden
Preis hatte permeiden wollen , haben wir ſchon früher
berichtetz zweifelhaft bleibt es nur, ob der Aurprinz wirklicher Ueberzeugung , d. h . durch die
2
-
Hän
ihm
aus
perheißenen
Byrthetté, dérén Hauptſächlichfter die Ausſicht auf die polniſche Mönigøktorë bat, beftochen ," den Glauben wechſelte , oder ob Zwang, det bet feiner
eine gewiffet
Charakterſchwache nicht
zu ſein brauchte , ihn eigentlich wider Willen
gewaltſam
zu
Stefem Entſchluffe beachte; es läßt ſich hierin um fowhiger Flar ſehen , als Auguft von ſeinem Vater die Kunſt der Verſtel fein lung po gut geerbt hatte, daß er ſeine Großmutter, Glaubenswechſel ein Geheimniß Weiben 'foute, bis zu ihrem Code glüdlich darüber zu täuſchen verſtand .
Der Einfluß feiner ſtrengkatholiſchen Gemahlin, dke-als febr häßlich , iftolz" und unfreundlich fpäter wicht wenig Dazu
geſchildert wird ,
trug
bei, daß er fich der Intereffen feiner
neuen Religion mit größerem Elfet als fein Vater annahm . art . Die Pracht und das Vergnügen liebterét er nicht weniger
alt fett
Vatet , lebenſo machte er fic
rim
die Befühaffung
det Mittel dazu keitte Sorge, ſondern überließ diefe Feinten Günftitnger, von denen et ſich dadurch und durch ſeine Abneigung alle ernfteren, unbequemen Regterungsgeſchäfte ganz abhängig machte und fie zum Nachtheile tideg Landes wirth
gegen
ſohaften
ließ , wie ſie wollten ; fein Hauptvergnügen war die
Sagd , C'uno por Féinent"Regierungsantritte lebte er ganz für fite auf Fetnem
Jagdfaloffe Hubertusburg , dass es Shloffe Wermsdorf Hatte umbauen laſſen .
alten
Stön fchaft den thm
im
Jünt Bes Fahres 1720
auf Wett
hätte dieſe Leiden
Kurprinzërt Beinähe das Leben gekoſtet , denn dls
fein Leibfäger auf der Tagd das geladene Gewehr reichte ,
entlab ficky Sieſel, die Kugel ging durd ftredte fein
Błeſem
Pferð ko$ t 'n niéder ; dem
feine Kletder
Jäger, der fick ihm
unb
nalet
Vorfalle zu Füßen warf, verzieh er übrigens.
21,71Wort feiner Gemahlin Hatte Auguſt folgende Kinder, ehe et ble Regierung intrat:
*
Friedrich
Auguſt
Franzı sgeboren
da 7.1720 und ſchon geſtorben am t. Joſeph Carl. Auguft, geboren am u
geſtorben am
:
Friedrich
am
18. November
21. Januar 1721, 7 24. Dctober 1721 und
14. März 1728,1
Chriſtian , Leopold ,
alatieber, 1722 , Ti moto
sit ... ?
m
geboren
am
5. Septem
mbili
su Maria Margaretha Xaveria , geboren
als am
Judet
13. September
mundi 1727, geſtorben am 1. Februar 1734 , Trnsdorlee) Maria Anna Sophia, geboren am 29. Auguſt 1728,17
Auguſt Ludwig Xaper , geboren am
25. Auguft, 1730 ,
4. November 1731, -7
guMaria Joſephant geboren am
5. Maria Eliſabeth, geboren, den 9. Februar 1736, erſt nach Regierungsantritte. 1913, htes til
dem
dem
mpi Als , die Nachricht von
eintraf, ließ , ſein Sohn
in Sachſen vereidigen
und
atigilssl is !
Tode Auguſts des Starken ſogleich die
Truppen um
die größeren Städte
bereiſter dann
fidh
22. Februar war der Seheime
buldigen zu laffen .. Son am
Math von Brühl aus. Warſdau eiligſt eingetroffen und hatte die polniſchen Reichskleinodien von dorther,mit ſich entführt, ein
Dieſer Heinrich von
Brühl, geboren 1700 zu Weiſſer
fels, ſtammte aus einer thüringiſchen jüngſte von vier Brüdern. ſer Hofe von kam durch
er an dem
Weiſſenfel
1713 bis 1720 als Silberpage, geweſen war,
er als Leibpage pum ſein
Nachdem
Familie und,war der
Könige, wußte fich
gewandtes Benehmen r;34
erwerben,
deſſen Gunſt fieben
ſtieg
Jahre ſpäter zum Kammerjunker und bald darauf zum merherrn
und Kämmerer auf.
Wer an den ſtarken
Kam
Auguſts
Kofe ſein Glüd , machen wollte, mußte nicht allzu gewiſſen haft in der Wahl der Mittel ſein , um dem Könige Geld zu verſchaffen , -fei,es durch guten Rath, fei es durch eigene Opfer , und die erſtere Kunſt verſtand Brühl dem ses übris
gens an gut.
beſonders nihervorſtehender a Talenten mangelten fehr
Nachdem
er mehrere Jahte shingurch die geheime Cor
respondenz für den König geführt hatte iftand) er : 1733. an der Spiße des Departements des Auswärtigen murid bereinigte damit noch andere einflußreiche lund ergiebige Aemterard 96
Sein raſcher
fignien
Entſchluß , i det
neuen
€
Kurfürſten die FN
der polniſchen Herrſchaft zu Füßen :1zu legen , ehe inoch
von seiner Königswahl.sin
Polen die Rede ageweſen wat, ber
ſtimmter vielleicht den rentfchluß , unds thatlofen meiſten , sfichiernftlich um
Auguſt am
dies polniſche Recone zu bewerben ,
auf die er natürlich schon ſeit langer Zeit fein Augen gerich tet hatte, wie ſie ihm zu erhalten , auch der fehnlichſte Wunſch feines Baterstgeweſen war. lnian tiste Der Bewerbei um
modo, já mu
den polniſchen Thron waren
: 11 dieſes
Mal wieder sehr viele , außer Auguft und Stanislaus . Les fcinskiy der noch immer eine große Parthei hatte, nämlich
der
Prinz . Sacob Sobieskim dete ſpaniſche Infant Don Carlos, Prinz Carl von den
Herzogs ,
Lothringeng ein Bruder des dort regieren
Don Emanuel,
Infant voni Portugal, Fürſt
Theodor Lubomirski, Fürſt Johannes Wisniowski, Fürſt Ca ſimir
Czartorisky und ein Graf Sapieha.
1.21 ** ITE
ti Stanislaus Lefczinski, deffen Tochter Maria den König
9
von
Frankreich Ludwig XV. geheirathet hatte, wurde von
diefem
als Candidat aufgeſtellt,i gerade deswegen , aber, weil
man den
franzöſiſchen Einfluß zu
ſehr fürchtete
waren Ruß.
land A Preuſſen rund : Deſterreich entſchieden ,dagegen und hat ten
noch zu
den
portugieſiſchen
Lebzeiten - Auguſts des : Starken Infanten
gerichtetin da
ihr : Auge auf Sachſen - bisher
noch nicht die pragmatiſche Sanktion anerkennent gewollt hatte. Dieſer Portugieſiſche Prinz , Don
Emanuel, jüngſter Sohn
König Pedros, II. und einer Schweſter der Gemahlin
Kaiſer
10
Leopolás II., geboren
16971 folite fich nach der Thronbeftet
gung feines Bruders
Juan V. bem ' geiſtlichen Stande Wið
7 men , war aber , um
dieſem
Schidfale zu entgehen , Idon km
Jahre 1715 nach Holland entflohen , hatte Zeit lang
in
ich darauf eine
Paris aufgebalten und war dann nach Defter
reich gegangen , in
deffen Militairdienften
er
fich gegen die
Türfen " ausgezeichnet hatte ; ter wurdendafelbft Generalfeld wachtmeiſter
erhielt
1721 den
Orden
Er führte nun eine vollſtändiges
को
Vließeß bereifte
und
des
goldenen
Abenteurerleben ,
alle Länder und Höfe Europas und ſuchte an den
légteren ſein Glüd zu machen, wobei es ihm auch wicht gefehlt zu haben ſcheint, denn mal um
an Anmaßung
er bewarb fich ein
die Hand der ruſſiſchen Kaiſerin Anna mit großer
Hartnädigkeit, obgleich er nicht die geringſte Hoffnung erhielt. Nachdem er fich endlich mit ſeinem Bruder außgeföhnt hatte, kehrte ier dennoch nicht in ſein Vaterland rzurüd, fondern blieb erft eine Weile am
Hoferrzu
Wien und St. Pölten
Warſchau , hielt fich dann
it
auf und wurde 1733 öſterreichiſcher
General- Feldmarſdal -Lieutenant. " Er war es, dem fchen Rußland , Deſterreich und Preuffen
am
der zwie
13. December
1732 zu Berlin abgeſchloſſene Löwenwolder Vertrag , forige nannt nach
dem
Vermitfler , dem
ruffiſchen Oberſtallmeiſter
Grafen Löwenwolde, die polniſche Krone zugedacht batte; dles ſer
Vertrag wurde aber
ftoßen , alsiiAuguft von
nie ratificirt Sachſen
am
und wieder umges 13.
Junta Deſterreich
durch - Anerkennung der pragmatifchen Sanktion verſöhnte und Rußland
durch
Anertennung des
Kaifertitel& ' und
Verſpre's
chungen sin Bezug auf Kurland und Ctevland für fich gewann . stir Gefährlicher blieb noch Frankreich , das für den ohnehin in
Polen
beliebten
Stanislaus defczinski Suid
ſeinen
Ges
fandten in Warſchat ,aber :Marquto de Mohti, vtele Anhän
11
ger unter den polniſchen Schritt
gewann , und der drohende
Großen
Truppenkorp8 in
Defterreich , ein
ſtellen , erbitterte die Polen , die ſich in
Schlefter
aufzu =
ihrer Wahlfreiheit
beeinträchtigt ſahen , nur noch mehr; Rußland zog unter dem General de kafen ebenfalls ein Corps von zwanzigtaufenb Mann an der Gränze zuſammen , Preußen
erklärte fich, ganz
neutral bleiben zu wollen , und der Papſt wandte ſeinen gan zen
Einfluß für Auguft an , indem
Primaði einibar
er dem
auf bezügliches Brebe übergeben ließa Auguſt (didte nun
eine Geſandſchaft nach Polen ; fie
beſtand aus dem
Geheimen Rath und Gouverneitt des Aur:
prinzen
Joſeph Anton Gabaleon Wackerbarth . Sali
Grafen
mour, dem
General und Kabinetsminiſter Wolff Heinrich
von Baudiſfin und dem Generalmajor pon Diesbach ; in ihrer Begleitungabefanden garde
ſich vier
Capitains mon
1 Kammerjunker,16 Pagen , 16
der Chevalier
Heyducken und 12 la
kaien , denn man wollte , wieder burch Pracht blenden. FM Graf Waderbarth Salmour war ein diplomatiſch niſche
geſchickter Mann .
ehčenwerther und
Sein Vater wat der fardis
Dragonerkapitain Graf Salmour und
ſeine Mutter
die ſchöne Statharina Babiani geweſen , die ſchon
ſehr jung
Wittwe wurde.
Branden :
Als Kurfürft Friedrich III. von
burg feinen Stiefbruder, den Markgraf Carl Wilhelm
von
1
Brandenburg , 1691 mit
ſeinentRegimentern nach Piemont
ſchickte, lernte lepterer die ſchöne Wittwe kennen und ließ ſich
der Kurfürſt dieſes ging in
Verhältniß
1
1
heimlich mit ihr trauen , aber schon
vier
gewaltſam
Jahre ſpäter löfte auf.
Katharina
ein Kloſter und der Prinz ſtarb aus Gram .
ter begab ſich die Wittwe mit ihrem
Spa
Sohne aus erſter Che
nach Wien, wo ſie troß der Einſprache des preuffifchen Hofes den
Titel
einer Madame de Brandenbourg
annahm
und
12
17070 den dfächfiſchen ihren
Sohn
1708 im
General Wackerbarth + heirathetey
dreiundzwanzig
Alter von
Jahren
in die fächfiſche
einer Wunde am
Armee , betrat aber wegen
der
trat ishun
Anton
dabei " adoptirtert . Joſeph
Fuße bald die
diplomatiſche Carriere wurde 1712 Kammerherr, befand ſich von 1723
bis 11728 als
Geſchäftsträger
1730 u als
Geſandteroin
Wien ,
dann
in München , bis in
Rom , wurde
1731n wirklicher Geheimer Rath und 1733 nach der polnt fchen Unterhandlung Kabinetsminiſter. sorele auhilggad no sit
Dieſe Geſandten
ſich
angeblich um
den
zu iordnen
nahmen
anſehnliche Geldſummen
mit
Auguſts des Starken hinterlaffene Schul
Geſchenke; wie ein
15,000 Thaler werthes
Ordenskreuz für den Primasirund sein 10,000 Thåler were thes Bild Unſerer lieben Frau zu
Ozenstochau für die Kron
waren
großmarſchallin , außerdem
ſteifzu vielen
Verſprechune
gen ermächtigt; zu legteren gehörte die Erbauung einer Ka pelle in der Kathedrale zu Krakau nebſt Stiftung von zwan = einer Ritterakademie , Wiederherſtellung
zig: Domherrnſtellen der Grenzfeſtungen
und ihunderttauſend polnijdje Gulden jähr
lich für Geſandſchaftskoſten . En
10
sintiuntanogni
shine
Der Primas des Reiches , Theodor Potodi, Erzbiſchof
von Gneſen , ließ ſich durch alle Geſchenke und Verſprechun gen bffen
aber nicht auf Auguſts Seite ziehn , ſondern erklärte ſich für Stanislaus,i ſuchte die Wahl fo weit als möglich
hinauszuſchieben und brachte die ſogenannte Conföderations Akte zu Stande, dergemäß gar keine Ausländer bei der Wahl berückſichtigt werden
ſolle.
Hiergegen
erhob ſich
aber die
fächſiſche Parthet, die keineswegs groß war, und bat den rö miſchen Kaiſer und die Czarin um im
Hülfe ; legtere ließ auch
Auguft thre Truppen unter General Laſey rin Litthauen
einrücken , wobet fie
in
einem Manifeſte erklärte , fie miſche
--- ---
--
13
ſich nur als gute Freundin freiheit zu ſchüßen ,
in dieſe Händel, um
ertheilet, keinen Menſchen zu zu ihrem
die Wahl
wie habe ihre Kriegs-Völdern Ordre beleidigen , und alles , was fie:
Unterhalt vonnöthen hätten , mit baarem
Geldenizu
bezahlen : Indeſſen jep es gewiß, daß , wenn wider alles Vera muthen
die Wahl den Stanislaum
ſchafft ein Ende haben leben 2
und ihre Armée auf Discretions zu
anfangen werde." Der
! 11:,'1 914 : 1915 11
Primas blieb indeffen
ihm
und das Volt ftimmten
fchen
den
:2981
Entſchluſſe, tei:
bei ſeinem
Zwang auf die Wahl zu Oulden , die Großen
nen fremden
zig kam
treffen ſolte, die Freundes
bei, und in Warſchau und Dana
es wiederholentlich zu blutigen Streitigkeiten .zwia Partheien , in
erſteret :1Stadt ſogar zu
auf die Wohnung der sfremden Geſandten... Mittag
erzählt noch
der fächſiſchen
von einer
Gefandidaft: „ Uuf dem
andeurt
Xngriffen 430916.5
Demüthigung
Relations-LandeTage
zu Warſchau beſchuldigte der Schwerdt-Träger von Warſchau unſersi Durchl. Uuguſti Geſandten , Factiones 5zu
Scarteque unter dem Bothens an
daß
ſelbige nichts
machen ſuchten , i producirte auch
ſeinen
als
eine gewiffe
Titel: Søreiben eines gewiſſen Land Freund , nach
geendigter Convocation ,
welche zugleich nebſt einer andern piquanten Schrift, die ihrem Namen nach : Reflexiones eines Freund , über die von tete und unter dem Primatem
ſchimpfflichſte fondern der
dem
gangen
guten:
einer Frangöſiſchen Feder ausgearbeia
vorſtellen ſolte
zum
Porſchein
Convocations Reichs - Tage aber auf das
raisonnirte,
angriff, und deren
ſeinen
Titul: Brüderliche Vermahnung an den
gerichtete Schrift
kommen , von
Freundeß an
auch
nicht allein
des Primatis,
Pohln : Nation Reputation empfindlich Verfertigung denen
Chur-Sächſiſchen Mi
nistris , auf Angaben und Auſſage eines ungeiſtl. Geiſtlichen,
14
Lazusty, ber fich an felbigen , weil ſie ihm tendirten " unrechtmäßigen
Anforderung
nicht mehr als 8 Ducaten
auszahlen
ftatt einer prae
von
1000 Gulden ,
laffen , " zu revengiten
geſucht, zugefchrieben wurde,'und beſtand darauf, daß ſolche durch den Scharff-Nichter öffentlich verbrennetwerden ſolte.
Der Prt
mas: entſchuldigte ſich , wie er als ein Praelat , und daiser über dieſes
ſelbſt beleidiget fery, in ſeiner eigenen Sache tet
nen Richter abgeben
könne; verwies alſo
auf dag Captur-Gerichte , deffen
die gange Klage
Sentenz- auf Verlangen
vieler von der Noblesse, etliche Tage darauf dahin " ausftel, daß
die quaestionirte Schrifft
wäre.
billig
des
Feuers
ſchuldig
Welches Pohln: Urtheil denn auch den 12. Julii bey
öffentl. Austuff unter brennenden
Trompeten -Schal, vermittelft zweyer
Pech- Fadeln
durch
den
Scharff -Richter an den
Pranger solenniter sc . vollzogen wurde." Dieſes Verfahren , wodurch die Polen ſo deutlich an den Tag legten , wie wenig ihrem
Throns zu
handlungen
fie
fich danach fehnten , Auguſt auf
haben , rief eine Menge ärgerlicher Unters
zwiſchen
dem
Primas und dem
Kurfürften: von
Sachfen , ſo wie den übrigen ihm verbündeten Gefandſchaften zu Warſchau hervor. Inzwiſchen
fanden
vinzen ſtatt und erklärten
die Landtage in
den
übrigen
Pro
fich alle für Stanislaus, der von
+
Podolien
tief ihn
Wahl früher
ſogar ſogleich zum
ſchon - einmal rechtmäßig
Man erſuchte fämmtliche ſtehenden
Könige aus,
da
ſtattgefunden
die
habe.
Geſandte, fich während des bevor
Wahltages auf einige Meilen
von
Warſchau
zu
rüdizuziehn , fie verweigerten dies aber, und die Republik war ſchwach genug, thnen nachzugeben . in
ein
recht klares Licht zu
Um die Freiheit der Wahl
ſtellen , zog der römiſche Kaiſer
in Schleften noch mehr Truppen zuſammen , denen ſich auch
15
die fächfiſchen anidhloſſen , und tüdte näher an die polniſche Gränze. König Stanislaus, von nad
feinen
zahlreichen
Anhängern
Polen berufen , entſchloß . fidhi jeßt, die Reiſe dahin zu
unternehmen , was aber der übrigen Mächte wegen mit groa
> Ber Heimlichkeitrigeſchehen mußte . Nachdem Reſidenz: Schloß
Chambord
wig XV . begeben
1
dem
ihn an
er ſich von ſeiner
Bach Meudon
zu : König
Luder
hatte, tauſchte er auf der Rücreije',mit
Geſtalt
ähnlichen
Malthefer - Ritter , die
Chevalier de Thiange, einem
Kleider , der
fich nun
unter ſeinem
Namen nach der Bretagne auf die Meiſe begab, wie eß alle Zeitungen mittheilten ; inzwiſchen dem
fuhr der König felbft mit
Chevalier Dandelot, als Kaufleute verkleidet , über Strada
burg nach Deutſchland hinein und kam über Berlin und Frant furt a mit
D. unerkannt nach Warſchau , wo ihr ſeine Parthei
Šubel empfing. Am
25. Auguft nahm
der Reichstag
bei Warſchau fets
nen Anfang, da die Ruſſen jeßt aber in ſchnellen Märlden vorrückten, wurde ein
Theil der Mitglieder ängſtlich und ſchloß
ſich der Parther des Fürſten Wisniowski an , der Stanislaus
erklärt hatte , da ſeine Wahl
ſich gegen
nur Krieg
und
Unglüd über das Land bringen könne; es entſtanden deshalb viele Zwiftigkeiten , und der zür ſchnellen Nachdem
Primas beeilte fich, die Wahl
Entſcheidung zu bringen . Stanislaus fic
bei der Meſſe gezeigt hatte, tam
am
10. September öffentlich
eß noch an
demſelben Tage
zur Wahl, die auch günſtig für ihn ausfallen zu wollen ſchien , an dieſem
Tage aber nicht beendigt werden konnte ; erſt am
1
12. proklamirte ihn
der Primaß zum
Könige und Großher
zoge von Sitthauen , obgleich ſich nicht alle Stimmen
auf ihn
vereinigt hatten und ein Edelmann, der fich für Auguſt von :
16
Sachſent erklärte,1sfogar tniedergefäbelt worden war. führte den neuen König ſogleich in ein
unou meldete den
fremden
das
Geſandten ,
noch immer durchaus zurückhaltend benahmen
Man
königliche Schloß die ſich
indeſſen
die Wahl
audy
die Gegenparthet der polniſchen Großen proteſtirte jegt öffenta lich , und der König
verließ
22. September
am
tung des Primas und vieler Senatoren
in
Beglei=
die Stadt, die durch
den Anzug der Kuſſen immer meht bedroht wurde, und begab Fechtsnach Danzig , das ihn als geſegmäßigen undijaufnahm . ikito? 7:01, 9o Bald nach ſeiner Entfernung, am ber , kam
Röntg begrüßte 9111 !andilaill
29. und 30. Septem ?
es in Warſchau bei den Wohnungen des rufftfchen
und fächſiſchen Geſandten zu blutigen Anhänger des
Auftritten , indem
die
Stanislaus jene: zwingen wollten , die Stadt
zu verlaſſen ; der fächſiſche Palaft, in dem Auguft der Starke bei ſeiner Anweſenheit in Warſchau zu refidtren pflegte, wurde mit zehn Kanonen beſchoſſen , und Oberſt Schlichting, der ihn on 1981 vertheidigte , zur Capitulation gezwungen .
6 * Die Ruſſen waren jegt vor Praga angelangt und best ftanden auf einer neuen Königswahl, und wirklich kam dieſe, an der ſich nur 11 Biſchöfe, 20 Senatoren , 140 Magnaten und 1500 vom
niedereni Adel betheiligten ', am 15. October zu Stande und fiel natürlich einſtimmig auf den Kurfürſten
von Sachſen , den der Biſchof von
Pófen
feierlich aušrief.
Dies geſchah zu : Praga , während die Anhänger rides Stanis laus noch Warſchau beſegt hieltenzi:durch die ruffifchen Bar yonnete: dazu gezwungen , verließen ſie abers ſchon in den nächſten Tagen die Stadt: *
Am
10. October erhielt Auguft die Nachricht fetner Wahl
zu Dresden , und ließ fie durch Kanonenſalven und Abfingung eines Te Deums in der evangeliſchen Schloßkirche und dere ?
-
17
-
Zan
katholiſchen Schloßkapelle feiern .
Nun fingen aber auch ſo
lob
gleich wieder die Laſten für Sachſen an, die ſchon unter der
jen
vorigen Regierung die polniſche Krone erfordert hatte . dieſe zu behaupten , mußten
die Truppen ſogleich nad
Um
Polen
uch
et
cos
16
abrüden , und zwar
drei Kolonnen , unter
in
Herzoge
dem
von Weißenfels auf Poſen , unter dem Generallieutenant von Diemar eben dahin begleitete, nach
und ein drittes Corps , das den König
Tarnowicz und Krakau .
Der König trat die feine Gemahlin mit dem und beide vereinigten empfingen
fie am
Reife Prinzen
ſich wieder
6.
fchon
am
9. December an ,
Xaver am in
25. December,
Oppeln ; in
Tarnowicz
Januar 1734 eine polniſche Geſand
ſchaft, und vor diefer legte der König 'noch einmal den Eid auf die Pacta Conventa ab , die feine Geſandſchaft fchon am
1. November beſchworen
nach Krakau „ Wegen ebi
hatte; darauf wurde die Reife
fortgefeßt. des Gefolges
Ihro Königl. Majeſtät,“
„ iſt anzumerden , daß felbigeß aus mehr als
heißt 15,000
Mann , 12,000 Pferden und über 1000 Wagen beſtanden . Der bis
Durchl. -König Cracau , 4
haben den gangen Weg von
Tarnowiz
Tage-Reiſen , der groſſen Kälte ohngeachtet,
beſtändig zu Pferde geſeſſen .
Und weil die groffe Svite des
Königs und der Pohlniſchen Deputation , fo fämtlich beyſam men zog , unmöglich unter Dach kommen können , fo haben Menſchen
und Vieh die Nacht über campiren müſſen . Auf
fer, daß die Sächſiſche in Polen ſtehende Armée Bataillons-weiſe postiret geweſen , und ſolche allezeit neben an marchiret, haben
Ihro Majeſtät die Chevalier -Garde, Grand -Mous
quetiers und ein
gedoppeltes Corpo - von der Garde du
Corps um und neben
fich gehabt."
Am 14. Januar fand der ſehr prächtige Einzug Bertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Band. 2
des
18
Königspaares in Krakau ſtatt; da 'er ganz in demſelben Style gehalten wurde,wie ähnlicheAufzüge unter der vorigen Regierung, ſo geben wir
keine beſondere Schilderung davon und wollen
nur erwähnen , daß dicht hinter dem war, ebenfalls zu
Könige, der zu Pferde
Pferde der kaiſerliche Geſandte Graf Wel
czeck und der ruſſiſche, Graf Löwenwolde, folgten , als wolten fie recht deutlich dokumentiren , wie es mit der ſelbſtſtändigen Wahl der Polen eigentlich zugegangen ſei. Nachdem
am
folgenden
Tage die Beiſeßung der Leichen
Johann Sobieskis und ſeiner Gemahlin , ſo wie des leßtver ſtorbenen Königs ſtattgefunden hatte , am
16. die Wallfahrt
nach der Skalkakirche , wo der heilige Stanislaus ermordet worden , wurde am
17. die Krönung durch den Biſchof von
Krakau , Lipsky, vollzogen . Primas , dem
Darüber beſchwerte fich aber der
das Recht der Krönung als Biſchof von Gnes
fen allein zuſtand , bitter beim Papſte. ,, Der Pabſt," heißt es bei Mittag,
,,ernennete des
eine beſondere Congregation , welche unterſuchen ſolte, wie weit die Autorität des Päbſtlichen Stuhls in dieſer Sache
wegen
gebe.
Weil nun unſerm Durchlauchtigſten Auguſto fehr wohl
befandt war, daß der H. Vater Pabſt mehr auf des Stanis lai ſeine Seite, als auf die Gerechtſame Dero. Wahl geneigt To ließen
Dieſelben
an
den
Cardinal- Cämmerling Albani
nicht nur einen Courier, wegen der beſchehenen Trönung, ab gehen , ſondern Sie überſendeten
ſolchen
auch verſchiedene
Stüde von denen auf gedachte Crönung, geprägeten güldenen und ſilbernen Münßen . dem
Hierauf nahm
dieſer Cardinal bey
Pabfte Audience , in welcher er ſelbigem
diges Schreiben von
ein eigenhän
Ihro Königl. Majeſtät überreichte , das
die beſchehene Trönung vermeldete, fo aber Clemens gar kalt ſinnig 'annahme, welches derſelbe alſo gleich durch einen Au
19
ditor dem in wenig
Cardinal Staats - Secretario überſchickte, worauf Tagen
zwey
hefftige Schrifften , gleich
dem
Grafen
festen , eine von
als Mani
Lagnasco , Ambaſſadeur des
Königs Auguſti , die andere von
dem
Zalusky , von
Grafen
wegen des Stanislai, zu großem Mißvergnügen , des Indiffe rentistiſchen und
Franzöſiſch
Ober- Haupte
ſeyn wollenden
der Römiſchen Kirche, unter die anweſende Ministres ausge Der Pabſt ließ ſeine Partheylichkeit noch theilt worden . weiter ſehen .
Denn weil eine Schrifft zum Vorſchein geriethe,
Resolutio
Theologrum
lich dahin
gienge, daß
nonnullorum der auf dem
genennt, die hauptſäch Pohlniſchen General
Convocations- Tag abgelegte Eyd, keinen ausländiſchen Prin ßen auf den
Thron zu
bringen, vor ungültig erkläret ward,
jo trug der H. Vater kein Bedenden , durch ein eigens Breve ſeine vorige Meynung, da er doch
felbft ſeine Apoſtoliſche
Confirmation darüber ertheilet, zu wiederruffen , und ſich nach Ja nach dem Sprüchwort Sinn zu erklären .
Franßöſiſchem
zu reden , wurde Sr. Päbſtliche Heil. der Kopff fo warm
ge
macht, daß der Cardinal Albani in deſſen Ungnade fiel, und aller feiner geiſtlichen Würden
entſeget wurde.“
Sich die Achtung der Polen , mochten ſie nun auf ſeiner oder des Königs Stanislaus Seite ſtehn , zu
gewinnen und
die der ganzen Welt zu bewahren , that der neue König durch den erſten wichtigen Scritt, den er unternahm , gerade nicht viel, denn nachdem
er in dem heldenmüthigen Entſchluſſe, fich ſeine noch ſehr loſe auf dem Haupte figende Krone durch . die Vertreibung ſeines Gegenkönigs zu befeſtigen , ſeine Ge mit einem Theile des Hofſtaates am 22. Februar
mahlin
nach Dresden zurückgeſchickt hatte, befann er ſich plöglich , als die Zeit, in das Feld zu rücken , gekommen war, anders und hielt es für gerathener, die Vergnügungen der Leipziger Meſſe 2 *
20
mitzumachen , als ſeine Perſon Vorwand, mit dem
in
Gefahr zu bringen ; der
er dies zu beſchönigen ſuchte , iſt faſt noch
feltſamer als der Entſchluß ſelbſt, daß nämlid Hofſtaat, der zu langung
von
der bedeutende
ſeiner Begleitung dienen müſſe , bei der Er
Lebensmitteln
und Marſches hinderlich ſein werde.
der
Beſchleunigung
des
Auguſt machte alſo , während er ſeinen Generalen
und
Verbündeten
den Kampf für ſeine Krone überließ , Kehrt und Zum
ging nach Dresden und Leipzig.
Oberbefehlshaber ſeis
ernannte
er
den
Herzog
Johann Adolph von
Truppen Weißenfels ,
3000 Mann Sachſen
unter General-Major Baron von
ner
in
Polen
ſtehenden
und Krakau wurde mit Lö
wendahl befeßt. Die Ruſſen und Sachſen zogen fich nun gegen
Danzig
zurück und entblößten dadurch das fübliche Polen , was den eifrigſten Anhänger Stanislaus', Potodi, zu einem Ueberfalle auf Krakau vermochte , der
indeſſen mißlang ;
nant von
der Nähe ſtand , eilte zu
Diemar, der in
herbei, die Polen
ſchlugen einige Meilen
Avantgarde mit großem Zu ernſteren
Generallieute
von Krakau
Hülfe feine
Verluſte und zogen fich dann zurüc.
Kämpfen
kam
es um
Danzig , wohin
fich
der größte Theil der Anhänger Stanislaus? begeben hatte und die Stadt ernſtlich zu vertheidigen entſchloffen war, denn man hoffte fowohl auf die zugeſicherte ſtüßung durch eine Flotte; als
franzöſiſche Unter
eine Diverſion Potodi's und
endlich eine Einmiſchung Schwedens gegen die Ruſſen. zwiſchen
nicht und die Schweden miſchten begannen marſchall
Inte
ſchickten die Franzoſen nur drei Schiffe, Potodi kam
Ende März
ſich auch nicht ein , dagegen
die Ruſſen
Gräfen Münnich
unter dem
Generalfeld
die Belagerung, vereinigten
mit den Sachſen und beſchoffen ſeit dem
fich
1. Mai die Stadt.
-
21
Als die Lage derſelben zu Ende Juni verzweiflungsvoll wurde ,
entfloh Stanislaus , nachdem
er Abſchiedsbriefe an
ſeine
Vertheidiger zurückgelaſſen hatte, plößlich unter der Verkleidung eines Bauern nach Königsberg, und nun begannen
die Unterhandlungen , die am führten , derzufolge Danzig und Freiheiten
1. Juli zu einer Kapitulation
für die Beſtätigung feiner Rechte
Auguſt als König anerkannte, nach Peters
burg eine Deputation ſchiden ſollte , um ten , und
bedeutende Entſchädigungen
Verzeihung zu bit an
Rußland
mußte, wobei denn auf die Generalität allein ler kamen .
Auch
nislaus ſtreckten
die polniſchen
Truppen
zahlen
100,000 Tha
des Königs Sta
das Gewehr, und die polniſchen Großen er
klärten bis auf den Reichsprimas Potodi; fich unterwerfen zu wollen . Der König Auguſt hatte kaum glücklich beendigten
Feldzuge erhalten , als er
aufbrach und ſich nach dem um
die Nachricht von dem
hier die ruſſiſchen
zu
belohnen ,
im
Werthe von 40,000
von
Dresden
Kloſter Oliva bei Danzig begab ,
Generale mit
reichlichen
Geſchenken
Münnich erhielt einen goldenen Ehrenbegen , Thalern ,
den Huldigungseid
den
Danzigern zu ver
zeihen
und
men .
Der Primas , der fich noch immer nicht fügte, da er,
der Unterworfenen
wie er ſagte; doch bald ſeinen Tod erwarte , und ein
anzuneh
anderer
gefährlicher Feind Auguſt's , der franzöſiſche Geſandte Mar quis de Monti, wurden gefangen nach Thorn abgeführt. Nachdem er noch mit den Polen ein Senatus consilium
abgehalten den
hatte, kehrte der König am
30. Juli nach Dres
zurück , verließ daſſelbe aber mit ſeiner Gemahlin
wieder am
3. November und langte am
Warſchau an ; auf dieſer Reiſe kam
fchon
21. November zu
es aber doch vor , daß
22
eine feindliche Polniſche Streifparthie' einen Wagen der Hof 9Bagage anfier. 2
Die Unruhen in der Republik waren trop der ruſſiſchen
Gewalt noch nicht unterdrückt, denn
gerade in
dieſer Zeit be
gaben fich der Krongroßſchaßmeiſter Graf Ofſelinskt, die Wo jewoden
von
Pommerellen
mehrere Andere heimlich laus noch richteten König
und Liefland, ein Sapieba und nach Königsberg , wo ſich Stanisa
immer unter preußiſchem
eine neue Bitte zu von
Frankreich.
ein Graf Tarlo , der zu
Auch
Schuße aufhielt , und
ſeiner Unterſtüßung an der
Wojewode
von
den
Lublin ,
den Anhängern des Stanislaus" ge
hörte, bereitete, während er ſich auf Unterhandlungen einließ , einen
Zug durch Groß - Polen nach polniſch Preußen vor und
ſchlug dabei
ein kleines Corps
nants von Birkholz, den
des
fächſiſchen Generallieute
er ſelbſt zum
Gefangenen machte.
Plöglich erſchienen dieſer Graf Tarlo und der ehemalige ſchwediſche General Steenflucht wieder mit 18,000 Mann in der Gegend von
Karge, um ' in die Lauſitz einzufallen , und
wenn audy lepteres
Unternehmen
ſcheiterte , jo nahmen
fie
doch Karge ein , nachdem die dortige Garniſon kapitulirt hatte, wurden aber ſpäter bei Liffa durch die Truppen des Prinzen von Weißenfels zerſprengt. Nod mehrere andere Partheigänger wurden nach und nach
unterworfen
oder
unterwarfen
Juli 1735 auch der bis dahin
ſich ſelbſt, endlich
gefangen
im
gehaltene Reichs
primas. Endlich kam
im
Juli 1736 der Pacifikations - Reichstag
zu Warſchau zu Stande, der alle Unruhen beilegte.
Stanis
laus hatte ſchon früher ein Manifeſt an ſeine Anhänger er laffen , in
dem
er fie bat, feine unfruchtbare Sache aufzuge
ben , und erhielt im
Wiener Frieden vom
3. October 1735
---
-
Lothringen
und Bar mit dem
Titel eines Königs ; er hatte
darauf am
7. Januar 1736 förmlich auf die polniſche Krone
verzichtet und zog ſich nach Schloß Meudon zurück ; erſt 1766 e ſtarb er in frtedlicher Ruhe zu zu Lünevill .
Der Pacifikations.- Reichstag hatte , nun
Folgendes feſt
gefeßt: 1) Beſtimmungen über die Güter , welche dem König Stanislaus verbleiben follten , - 2 ) daß die ſächſiſchen Trup pen bis auf 12,000 Mann Garde, als Feinde betrachtet wer den ſollten , wenn ſie bis zum 18. Auguſt nicht das Gebiet 3 ) daß diefe Truppen nie der Republik verlaffen hätten , wieder in das Reich kommen und der Kommandeur der Garde der Republik den Eid der Treue fchwören folle , die ruffiſchen Truppen ſich bis zum vorgenannten Termin entfernen ſollten , 5 ) dem Könige folle die Ver
4 ) daß
gebung der erledigten Chargen verbleiben , 6 ) Sicherheit und Gleichheit der Diffidenten , doch keine Stimme für ſie 7 ) keine in der Landbotenſtube und den Tribunalien , Traktate mit auswärtigen Mächten ohne Genehmigung der Stände abzuſchließen , 8 ) Bewilligung von 100,000 pol niſchen Gulden als Leibgedinge der Königin , ein gleiches und nodi ei Hochzeitsgeſchenk, 2000 Dukaten Nadelgeld , nige unwichtigere Beſtimmungen . Damit war Polen
einſtweilen beruhigt, obgleich es nie
eine beſondere Anhänglichkeit an
ſeinen König kundgegeben
hat und dieſer es auch nicht beſonders zu lieben ſchien , da er ſpäter ſtets den Aufenthalt in ſeinem
Erblande vorzog .
24
* 3 we i tess a pitel. Die beiden erſten ſchlefiſchen Kriege. - - Die pragmatiſche Sanktion. Braf Sulkowski und Brühl. - Sturz des erſteren . S Abfall Sachſens von dem Bündniſſe mit Defterreich. Beſuch König Friedrichs II. zu Dresden . Friede zu Breslau. - . Neue Verträge zwiſchen Sachſen und Deſterreich . Feindſeligkeiten Sachſens gegen Friedrich II. rückt in Sachſen ein . Plan zur Preußen. Auguft III. wird die Kaiſerkrone angetragen . Sheilung Preußens. Friedrichs Siege. Schlacht bei Weſſelsdorf und Einnahme Dresdens . Friede zu Dresden. Die pragmatiſche Sanktion Kaiſer Karls
VI. hatte feſt=
geſeßt, 1) , daß wenn Ihro römiſche kaiſerliche Majeſtät ohne männliche
Erben
dereinſt mit Tode abgingen , fämmtliche
Erbkönigreiche und Lande auf Dero älteſte Erzherzogin Maria Thereſia und Dero Erben , nach
dem
im
Hauſe Deſterreich
bereits eingeführten Erſtgeburtsrechte , alsdann auf die jün gere Erzherzogin Maria Amalia ; wenn dieſe ohne Erben vera ſtürbe:
2 ) an die
Joſephiniſchen
Erben , und nach dieſen ginnen
2c. gelangen
der früheren
Erzherzoginnen
und ihre
3) auf die Leopoldiniſchen
Erzherzo
ſollten.
Dieſes
Hausgeſek
Erbordnung Kaiſer Leopolds , welche
lief aber den
Jo
fephiniſchen Töchtern den Vorzug einräumten , gerade zuwider , und Kaiſer Karl hatte daher bei ihrer Verheirathung ber Maria
Joſepha
an Auguſt von Sachſen
und
der jüngeren
Schweſter Maria Amalia an den Kurprinzen Karl Albrecht von Baiern beide ausdrücklich auf alle Anſprüche verzich ten
und dieſen Verzicht feierlich
beſchwören
und verbriefen
laſſen . Spanien, Rußland, Preußen , Baiern und Cöln , nach träglich auch
England hatten
dieſen
1
und garantirt, endlich hatte auch
Erbvertrag anerkannt
Frankreich , freilich in
ſehr
-,
25
zurückhaltender Weiſe, ſeine Beiſtimmung erklärt. trag zu
Sevilla vom
England und
9. November 1729 zwiſchen Frankreich
Spanien
bedrohte indeſſen die Abſichten
Kaiſers von Neuem , und die gegen ſie gerichteten Frankreichs ſuchten Preußen dieſes
Bündniß
zu
Preußen hielt treu in einem
des
Intriguen
und Sachſen zum Beitritte in
bewegen .
Friedrich
Wilhelm
I.
von
zum Kaiſer ; er äußerte ſich darüber u . A.
Briefe an den
Ich habe dem
Der Vera
Grafen Sedendorf im
April 1729 :
debourges (franzöſiſchen Geſandten in Ber
lin ) ſchriftlich geantwortet, daß
ich nicht wollte wie ſie betro
gen würden , ich ſie auch nicht betrügen wollte, alſo deklarirte ich ſie, daß ſie mir von Kaiſer und Reich nicht detachiren würden und ich mit dem daß
ich von
ihm
Kaiſer ſo etroit in alliance ſtünde,
nit, als mit dem
Tode ſcheiden würde."
1
„ Nicht ſo geneigt, “ ſagt Dr. Förſter in ſeinen Höfen und Cabineten Europas, ,,war der Kurfürſt von Sachſen und König von Polen , Auguſt II., den Kaiſer zu unterſtüßen . Einer
franzöſiſchen
Graf Hoym
Parthet, an deren
ſtand uud
zu
der noch
Spige der Miniſter die
geheimen Räthe
Fleury, Lagnasco , Gaultier und Thioli gehörten , war es ge lungen , den
König Auguſt geneigt zu
bündeten von Sevilla anzuſchließen . der
Graf Sedendorf, der von
ſtimmen , ſich den Vera Vergebens bemühte fich
Berlin nach Dresden
worden war, den König für den Kaiſer zu unternahm (im
Wilhelm
Februar 1730 ), um
Reichsfürſt dem
Friedrich
zu
erinnern .
gewinnen .
I. eine Reiſe nach
den König an Graf Høym
geſchickt Da
Dresden
ſeine Pflichten
als
hatte die Dreiſtigkeit,
Könige von Preußen den Vorſchlag zu machen , ſich von
dem Kaiſer loszuſagen , da dieſer einem kerott entgegengebe.
unvermeidlichen Ban
Friedrich Wilhelm wies dergleichen An
26
träge mit Unwillen zurüd , vermochte jedoch nichts weiter, als ſchönklingende Verſicherungen zu erhalten . Während der kurſächſiſche Hof dem
Kaiſer- fortwährend
Betheuerungen der Ergebenheit gab , blieb er in beſtändiger Verbindung mit Frankreich undiquchte fogar einen Fürſtenbund in Norddeutſchland zu errichten , bei dem
es nur darauf ab
geſehen war , die Stände , welche beitreten würden , an das Bündniß von Sevilla anzuſchließen und dem
Kaiſer -engere
Schranken zu legen ." Auguſt der Starke
hatte ſich daber nicht zu einer An
erkennung der pragmatiſchen Sanktion bewegen laffen ,"wohl aber war dies, wie ſchon erzählt, durch Auguſt III . geſchehen , als er ſich der kaiſerlichen Unterſtügung bei feiner Bewerbung um die polniſche Krone verſichern wollte , ſogar hatte er dieſe Anerkennung ſelbſt für den Fall, daß ſeine Bemühungen fehl ſchlügen , geleiſtet. Dennoch brachte der am 20. Octo ber 1740 erfolgende Tod Kaiſer Karls. eine große Verände rung
in
der
Politik ſchon dem
Politik Sachfens in
anderen Händen
hervor.
Damals
lag dieſe
als denen , welche ſie feit
Regierungsantritte Auguſts vollſtändig
geleitet hatten ,
denn der träge und indolente König hatte eine entſchiedene Abneigung gegen ganz feinem
alle Regierungsgeſchäfte und überließ dieſe
Premierminiſter.
Dies war der
Graf Alerander
Joſeph von Sulkowski
geweſen , ehemals Kammerherr und Stallmeiſter des Kurprin : zen , den er auf ſeinen ausländiſchen Reiſen begleitet und ſich feine beſondere Freundſchaft erworben hatte ; dieſe Freundſchaft artete bei dem
Grafen aber oft in eine ungemeſſene Vertrau
lichkeit und Anmaßung aus, welche, von einem ſeinem
Sturze werden
.
ner benußt, der Grund zu
Sulkowski war , aus einer polniſchen
fchlauen Gega ſollten .
Familie abſtammend,
27
katholiſch , konnte deshalb auch den Landesgeſeßen gemäß nicht Siß und Stimme im
Minifterkollegium
erhalten , deffenun
geachtet blteher als Oberkämmerer die Seele deffelben
und
hielt die auswärtige Politik mit unbeſchränkter Vollmacht in feiner Hand.
Beſonders ließ
herrſchfüchtige und ſtolze
er es ſich angelegen ſein , die
Königin
von
jedem
Einfluffe auf
die Regierungsangelegenheiten fern zu halten , und hatte ſie fich
dadurch zur erbittertſten
Feindin gemacht; ihr zur Seite
ſtand des Königs und ihr Beichtvater , der Jeſuit Guarini, ein alter, nur durch ſeinen geiſtlichen Einfluß auf ſeine hohen Beidhtfinder bedeutender Mann . Heinrich von Brühl , der in den legten Lebensjahren Auguſts des Starken deffen befonderer Liebling geweſen war, unternahm
es, den mächtigen Günſtling des Könige zu vera
drängen ; mit der ihm er aber ſo behutſam
eigenen Schlauheit und Hinterlift ging zu Werke, daß Sulkowski fich von ihm
täuſchen und einen Freund an ihm
zu haben glaubte.
Den
Grund zu der Gunſt des Königs legte für Brühl ſein rafdher Entſchluß , jenem Kronkleinodien unterſtüßte
die widerrechtlich mitgenommenen polniſchen nach
Auguſts Antrag vom ben , nachdem
Dresden zu
dann feine Pläne.
bringen ; Sulkowski felbſt
Schon
1737 wurde er auf
Kaiſer in den Reichsgrafenſtand erho
er die böhmiſche Gräfin Maria Anna Thereſia
Kolowrat- Krakowski geheirathet hatte ; man fagt auch, Sul kowski habe (ſchon 1735 ) den Plan gehabt, daß Sachſen fich fobald der Kaiſer ſtürbe, Böhmens bemächtigen folle , und Brühl Habe fich bei dem
kaiſerlichen
dere Gunft gefegt, daß er dies dem
Hufe dadurch in beſon durch Dresden reiſenden
öſterreichiſchen Fürften Liechtenſtein verrieth . Durch
die Vermittelung ſeiner Schwiegermutter , Ober
hofmeiſterin bei der. Königin , gewann er ſowohl die legtere,
28
als den
Jeſuiten Guarini für fich, indem
er beiden , wenn
Sulkowski geſtürzt würde und er an die Spiße des Cabinets gelangte, größerem
Einfluß auf die Regierungsgeſchäfte und
die der geiſtlichen Angelegenheiten verſprach ; beide ließen von ihm
täuſchen , zumal er, um fie von
ner. Abſichten zu gion übertrat.
überzeugen , heimlich zur katholiſchen
evangeliſch und für Polen katholiſch zu
aber auf ſeinem
lutheriſchem
Reli
Brühl führte ſpäter das merkwürdige Spiel
durch , für Sachſen ſein , nahm
ſich
der Redlichkeit ſei
Todtenbette das Abendmahl nach
Ritus.
Seine Intriguen hatten den gewünſchten
Erfolg ; wäh
rend er ſich dem Könige auf mancherlei Weiſe , beſonders durch Beſchaffung von Geldmitteln , an denen es, wie unter Auguſt dem
Starken , immer fehlte , unentbehrlich zu machen wußte,
wirkten die Bemühungen der Königin und Guarinis fo gut, daß Auguſt ſeine Freundſchaft für Sulkowski erkalten ließ,und ihn
1737 als Oberbefehlshaber der nach Ungarn dem
zu Hülfe geſchidten fächfiſchen Während
Truppen vom
Kaiſer
Hofe entfernte.
ſeiner Entfernung hatten die Intriguen noch wei
teren Spielraum , und bald nach
ſeiner Rückkehr wurde ihm ,
am 5. Februar 1738, plöblich ſeine Entlaſſung und Penſio nirung
aus dem
Grunde angekündigt, daß er
ſich mehrere
Małe
gegen den König reſpektwidrig benommen habe ; nach
einem
vergeblichen Verſuche, den König zu erweichen , begab
ſich nach
Polen
1
er
auf ſeine Güter, woſelbſt
ihn Kaiſer
Franz I. ſpäter (1752) in den Reichsfürſtenſtand erhob . Wenn Brühl auch den förmlichen miniſters erſt am
Titel eines
Premier
8. December 1746 erhielt, ſo war er es in
der That doch jezt ſchon im
ausgedehnteſten Maße, denn alle
Geſchäfte gingen durch
ſeine Hände, und nur zu bald erfuhr
die Königin , die
zu ſeinem
ihm
Steigen
behülflich
gewe
29
fen war , daß
fie in politiſcher Beziehung ohnmächtiger als
unter ſeinem Vorgänger geworden ſei , aber zu ſpät, um
ihn ,
der jeßt den König volftändig beherrſchte, wieder verdrängen zu können .
den ſchweren
der nun folgens
in
Brühls Politit war es , die Sachſen Zeit lettete.
Troß aller Bemühungen und Vorſicht des
verſtorbenen
Kaiſers , die pragmatiſche Sanktion zu ſichern , brachen jegt die Wirren aus ; Batern trat auf , berief ſich auf die frühes ren
Erbverträge und machte Anſprüche auf die
Erbſchaft, Preußen
erkannte zwar noch
tiſche Santion an , benußte aber den
geſammte
immer die pragma
günſtigen Moment, im
December 1740 in Schleſien einzurüden , wobei es erklärte, es wolle nur feine Gerechtſame auf Schleſien wahren . Damals " hielt Brühl noch treu zu Deſterreich , der facha fiſche Geſandte der ruffiſchen
in
Petersburg , Graf Lynar, ein
Regentin , brachte fogar ein
Rußland und Sachſen den
im
Bündniß zwiſchen
zur Aufrechterhaltung
Sanktion zu Stande.
ſah, die Preußen
erſten
Als er nun ſchleſiſchen
Günſtling
der pragmatic
aber die Vortheile Kriege errang, als
Batern , Frankreich , Spanien und Preußen zu Nymphenburg bei München gegen Deſterreich zuſammentraten und die Lage Maria Thereſia's immer bedenklicher wurde, und als der fran zöſiſche Marſchall de Belle - Isle ihn mit dem
Verſprechen gee
wann , Mähren und einen Theil Schleſiens follten mit Sady ſeni zu
einem Königreiche vereinigt werden , verließ aud
die Sache Maria
Thereſia's .' und
1741 zu Frankfurt am
des
am
Main mit Preußen
Bündniß , wodurch Preußen diefſeits
ſchloß
Brühl
1. November
und Baiern
ein
Niederſchleſien , das ganze" Land
der Neiße, die Stadt Neiße und ein Landſtrich längs
Neißefluffes gewährleiſtet wurde; dagegen follte Saufen
30
nifeſte (vom
Ma
erklärte nun in einem
Sachſen
Oberſchleſien erhalten .
daß die pragmatiſche Sanktion
28. October) ,
wegen des Widerſpruches ſo vieler anderer Mächte , und weil fie Maria Thereſia felbft durch Annahme eines Mitregenten (ihres Gemablo
Franz Stephan ) verleßt habe , nicht mehr
gültig und damit die fächſiſche Verzichtleiſtung nicht mehr verpflichtend ſei , ſondern nun das nähere Recht der älteſten Tochter von Leopolds 1. älteſtem Sohne ſeine Kraft ausübe.“ Der vorläufige Vertrag zu Kleinſchnellendorf vom tober , den
England
zwiſchen
Preußen
9. DE
und Deſterreich
zu
Stande gebracht hatte , beſtätigte alſo nicht die Hoffnungen auf Frieden , vielmehr rüçten noch im
October 14,000 Preu :
Ben , 22,000, Sachſen unter Graf Rutowski, ein franzöſiſches Corps unter dem batriſches
in
Marſchal Moriß
Böhmen
ein
von
und nahmen
Sachſen , und ein am
26. November
Prag ein ; der Kurfürſt Carl Albrecht empfing die Huldigung als König von Böhmen ; gleichzeitig waren die Preußen unter Feldmarſchall Schwerin in Mähren eingerückt. Da zu
dem
derſelben Zeit der öſterreichiſche General Khevenhüller fich mit dem von den Ungarn zuſammengebrachten Heere wieder Ober öſterreichs und ſogar Baierns bemächtigte , neigte ſich Sachſen abermals einer anderen Politik zu , und Friedrich II. hielt es daher für nothwendig , ſich in den
zu
begeben , um
Anſchluſſe an ſein über dieſen
den König
Auguſt in
Bündniß zu beſtärken .
einem
innigen
Er erzählt ſelbſt
Beſudy, der in die Mitte des Januar 1742 fiel :
„ Der König wollte nach Herrn von Valori einen Geſinnungen
eigener Perſon nach Dreg
Dresden
gehn .
Er
ließ
Tag früher abreiſen , damit er die
erforſche und ſie auf die Vorſchläge , die man
ihnen machen wollte, vorbereite. Man war dahin übereinge kommen , daß Herr von Valori dem
Könige bei ſeiner Ankunft
31
einen
Wink geben
folle.
Dies geſchah , und ſobald dieſer
Fürſt die Seremonie der erſten üblichen
Complimente hinter *** (Brühl)
ſich hatte, unterhielt er ſich mit dem Grafen von über ſeinen
Hier iſt das Reſumé , um
Plan .
zu verſtehn , muß man einen weitern -„ Der verſtorbene König von
eß aber wohl
Rüdblick thun . Polen
Auguſt II. batte
für die Hinterlaſſenſchaft Kaiſer Karls VI. einen plan
entworfen .
Der Wiener Hof kam
Theilungs
dahinter.
Als der
Fürſt von Lichtenſtein 1735 unter der Regierung Auguſt III . durdy Dresden reiſte, verſicherte er, unzufrieden mit dem
Mi
niſter und Günſtlinge Grafen Sulkowski, ***, daß wenn er ihm
dieſen Theilungsplan verſchaffen könne, er und fein Hof
Nichts unterlaſſen würden , Sulfowski zu verderben und ihm *** Plaß zu verſchaffen . war perfide genug , dieſen
deffen
Vorſchlag anzunehmen . ſtellte ſie dem
Er ließ
Fürſten von
dieſe Schrift kopiren
und
Lichtenſtein zu . Als ſich nun die
Sachſen gegen das Haus Deſterreich erklärten und gerade vor der Ankunft des Königs , ſchickte die Königin ein altes
von Ungarn
Fräulein von Kling, Intriguantin von Profeſſion ,
die an der Erziehung der Königin von Polen Antheil gehabt hatte, nach
Dresden ; ſie maskirte den ihr anvertrauten Auf
trag mit dem
Vorwande einer gewöhnlichen Reiſe , ihr wirks
1
licher Zweck war aber , ſich einer mit der ſie ſo lange in
Fürſtin wieder zu nähern,
Verbindung geſtanden hatte.
Kaum
war fie in Dresden angekommen , ſo begab ſie ſich zum Gras fen ***, und nachdem fie dieſen
ſie ihn bei Seite genommen hatte, zog
Theilungsplan
orv Kennen Sie dies
aus der Taſche und ſagte zu
ihm :
hier ? verſprechen Sie mit ſogleich, zu
bewirken , daß
die Sachſen ſich aus Böhmen zurückziehn, oder *** verſprach, ich entdede Ihren Verrath und verderbe Sie.co
was ſie wollte, außerdem wagte er aus Furcht nicht, den König
-
--
---
32
zu beleidigen , und es wiederſtrebte ihm , die fächſiſchen Trup pen
in
die Hand eines
Nachbars zu liefern , den
er fechs
Monate vorher noch
ſeiner Staaten hatte berauben wollen . *** Man nehme noch hinzu , daß ſich nur mit Widerſtreben zur Machterhöhung des Kurfürften von Batern er die kaiſerliche Würde beneidete. verſchiedenen
Gefühlen
hergab, dem
er mit dieſen
gekämpft hatte, trug die Furcht den
Steg davon ; aus Furcht überließ ſchen
Nachdem
er dem
Könige die fächfit
Truppen , feft entſchloffen , ſie ſo bald als möglich wie
der zurückzuziehn . Nachmittago fand eine Conferenz beim
Könige ſtatt.
Graf ***, der Graf von Sachſen , Valori, Herr Defaleur und der Graf Rutowski waren dabei anweſend . ihnen die Mittel auseinander , die er
Der König fegte
für die zuträglichſten
hielt, Herrn de Ségur und Baiern zu
retten ; er hatte eine
Karte
ſeinen
von Mähren , auf der er
erklärte.
Seine Abſicht war,
ihnen von
allen
Feldzugsplan
Seiten
über
die
Quartiere der Deſterreicher herzufallen .
In Folge deffen ſollte
Herr von
Lothringen
Broglio
den
Prinzen von
angreifen ,
der auf der Seite von Frauenberg die feindliche Armee kom = mandirte , während die Preußen " und Sachſen
ihn
gegen
Iglau bin in die Flanke nehmen würden . -- Ueber dieſe
Unterhandlung
kam
der König von Polen in das Zimmer.
Nach einigen Höflichkeitsbezeigungen wollte der König thm wenigſtens die Ehre anthun , ihm mitzutheilen , wozu man *** feine Truppen beſtimmt habe. Graf hatte ſchnell die Karte von Mähren
zuſammengefaltet ; der
König verlangte fie wieder von ihm , man breitete ſie von Neuem auß , und dieſer
Fürſt
indem
er ſeine Waare ſo gut als möglich anpries ; er ſtüßte
fich befonders
ſpielte nun
gewiſſermaßen
den Marktſchreier ,
darauf, daß der König von Polen
niemals
33
Mähren bekommen würde, wenn er ſich nicht die Mühe gäbe, es zu nehmen . Auguſt III. antwortete zu Alem Fa" mit einer Miene der Ueberzeugung , in miſote.
die fich
die Langeweile
***, den dieſe Unterhaltung beunruhigté , unterbrachy
fie, indem anfangen
er feinem ſolle.
Herrn
bemerklich machte , daß die Oper
Hätte es auch zehn Königreiche zu erobern
gegeben , ſie würden den König von Polen nicht eine Minute länger" aufgehalten haben . Man ging alſo in die Oper und der König erhielt trog Aler, die ſich dem widerſekten , einen endlichen man einen
Beſcheid.
Man
zige Mittel, an dieſem Am König den von
mußte
Plaß mit Sturm
folgenden
die Sache" forciren , wie
nimmt: es war dies das
ein
Hofe 'zu reuſſiren . Tage um
fechs Uhr Morgens ließ der
Pater Guarini einladen , der gleichzeitig eine Art
Günſtling, Miniſter,
Hofnarr
und
Beichtvater war.
Der Fürft ſprach fo zu ihm , daß er ihn überzeugte,' er wolle nur durch ihn
zum
Ziele kommen , und die Feinheit dieſes
*
Italieners ließ
ſich von
Pater Guarini den
ſeinem
König
Herrn und beſtärkte ihn in
Stolze hintergehn .
verließ , begab dem
Als
er ſich zu
gefaßten Entſchluffe.
der
ſeinem End
lich reiſte der König von Dresden ab, nachdem
er alle Hin = *** derniſſe überwunden hatte, den ſchlechten Willen des Grafen die geringe Entſchloffenheit Auguſts III. und die Winkelzüge des Grafen von Sachſen, der , wenig mit Batern noch immer die Kurländiſchen Nachdem Truppen
Chimären
im
Friedrich alſo erlangt hatte, daß
unter ſeinen
beſchäftigt,
Kopfe hatte. die fächfiſchen
Befehl geſtellt würden , begab er fich
über Prag wieder an die Spige der Armee und begann die Belagerung Brünns ; Sachſen , für das er dieſes land erobern wollte, verweigerte ihm
aber fogar das Belagerungsgeſchüß ,
angeblich, weil es an Geld -fehle,'und doch hatte Auguſt III. 3 Bertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.
---
34
fo eben erft den
großen
grünen
Diamanten
kammer mit 400,000
Thalern
die Sachſen ,' nachdem
fie fich am
den
Preuſſen vereinigt hatten ,
für die Kunſt
Ueberhaupt zeigten
bezahlt.
10. Februar wirklich mit
keine große Luft , dieſelben
thätig zu unterſtüßen , was Friedrich auch zum fich aus Mähren zurückzuziehn ; nun ſen ganz von ihm und zogen Böhmen am
zurück.
trennten
Theil bewog, ſich die Sach
fich in den Saaßer Kreis nad
Die Schlacht von
Szaslau und
Chotufig
17. Mai, an der die Sachſen gar nicht theilnahmen ent
(chied dieſen
Feldzug , den
der Friede zu
Breßlau beendigte.
In welcher Abhängigkeit und Unwiſſenheit Brühl ſeinen König zu erhalten wußte, darüber ſagtFriedrich II.: „ Nuguſt III. war ſo wenig
über die Verwendung ſeiner Truppen unter :
richtet, daß , als Graf Wartensleben
an ihn abgeſandt wors
den , ihm
den Sieg von
im Namen ſeines Aljirten
Czaslau
anzukündigen , er ihn fragte , ob ſich ſeine Truppen dabei gut benommen hätten ?
Wartensleben erwiderte ihm , daß fie gar
nicht dabei geweſen
ſeien
und daß
fie
fich ſchon lange vor
der Schlacht in den Saager Kreis an der fächſiſchen Gränze zurückgezogen hätten .
Der König ſchien darüber erſtaunt; er
rief Brühl, der ihn wußte. "
durch
Am
11. Juni wurden
narien zwiſchen
ſchlechte Gründe zu beſänftigen
zu
Breslau die Friedensprälimi
Deſterreich und Preuffen eröffnet, in
denen
Schleſien
Friedrich
fen
Frieden bei und erlangte-Nichts, mußte fich da
dem
gegen
II, überlaſſen wurde, am
23. trat Sach
nur verpflichten, innerhalb vierzehn Tagen ſeine Trup =
pen von den franzöſiſchen zu trennen
und aus den Beſipuns
* gen der Königin von Ungarn zu ziehn . Polens
Wagners Geſchichte
fügt hinzu : „ Der Verfaſſer des Lebens
des Grafen
von Brühl will wiſſen , daß in den vorläufigen Friedensbe
35
dingungen dhen
ein geheimer Artikel befindlich geweſen , durch wela
von
der Königin an Sachfen einige böhmiſche Stretje ;
und zwar, wie er fich an einem
andern Orte deutlicher era
kläret, die Kreiſe diefſeits der Eger abgetreten wurden , wie wohl dieſer Hofes im
Artikel zwar mit gutem
vollſtändigen
Willen des fächfiſcher
Friedensſchluſfe ausgelaſſen
worden .
Dies läßt fich mit dem , was der fächſiſche Hof 1745 in feia nen
Anmerkungen auf das damalige preußiſche Manifeſt bez
richtet , nicht gar wohl reimen , daß nämlich Preußen
zu
Dresden
die Erklärung gethan
der König von habe , daß
der
Friede, deſſen vorläufige Bedingungen er zu Breslau unter zeichnet, den König von dem
Bündniffe mit dem
Polen gar nicht hindern folle, bet Kaiſer und Frankreich zu verharren ,
4 und daß es jegt die höchſte Zeit fet, gegen die Königin von anf's
wobei man
Geſchwindeſte die Feindſeligkeiten
ܘ:*
Ungarn
fortzuſeßen ,
von keiner Einmiſchung oder Hinderung des Kö
nigg von Preußen
etwas beſorgen
dürfe.
Genug , Sadſen
hielt es nicht für rathſam , den Krieg wider die Königin von Ungarn
fortzuſeßen , fobald englifchen
der König von Polen Sachſen
nichts
zu
ſchon zu# Ende des
der preuſſiſche Miniſter
an dieſem
in
Hofe erklärte, daß , wenn
ſein Heer aus Böhmen ziehen werde,
fürchten
haben
folle. : Dergeſtalt ward
Junius der Waffenſtilſtand bei dem
fiſchen Heere in Böhmen bekannt gemacht, und den
man bemerkte , daß fich
fäche
9. Julius
waren ſie ſchon auf der fächfiſchen Gränze angekommen.
Ja,
dieſer Hof immer mehr" von dem
preuffiſdent trennte und dagegen verband.
Gea
1
genwart des
genauer mit dem
Wiener
Im September erfolgte der wirkliche Friedensſchluß,
und bald darauf machte der König von
Polen bekannt, daß,
da bloß die Verwirrung der Zeitläufte, durch welche die praga matiſche Sanktion angefochten worden , den Bruch der Freunde 3 *
36
ſchaft und des guten Vernehmens zwiſchen ihm
und der Stö
nigin von Ungarn veranlaßt hätten , er, ſobald dieſe Umſtände Augenblick, verlieren wolle, ſich mit
weggefallen ſeien , keinen
ihr vollkommen zu verſöhner
und die alte Freundſchaft zwis
fächfiſchen und öſterreichiſchen Hauſe wieder herzu
ſchen dem
Er erkläre alſo , daß er , ſeine Erben , Nachkommen
ſtellen .
und alle ſeine Staaten von nun an zu allen Zeiten mit der von Ungarn , ihren
Königin
Erben
kommene Einigkeit und aufrichtige
und Nachkommen
volle
Freundſchaft unterhalten
und niemals zugeben wollten , daß weder öffentlich noch beim Gr lich auf einigerlei Art Feindſeligkeit ausgeübt werde. wolle niemals einigem
Fürſten
leiſten , viel weniger ein
wider die Königin Beiſtand
Bündniß ,ſchließen , welches dieſem
Friedensvertrage hinderlich und zuwider ſein könnte, ſondern vielmehr alle ſeine Kräfte zu Abwendung der Gefahr aufbie ten , mit welcher die Königin und ihre Länder": von andern bedroht werden möchten, und überhaupt wolle er auf's Bal digſte mit welche
den
Breslau
der Königin Vortheilen
unterzeichneten
eine genaue Verbindung. eingehn,
ihrer beiden Höfe gemäß und den zu Friedensbedingungen
auf keine Art
nachtheilig ſei." Hatte Sachſen bei der Kaiſerwahl am dem
Kurfürſten
24. Januar 1742
von Baiern , der als Karl VII. wirklich ge
wählt wurde, ſeine Stimme gegeben , ſo : neigte eg fich jest doch wieder entſchieden Maria Thereſia zu und trat im 1743 zu Warſchau mit ihr und England zu einem
Mai
geheimen
Defenſivbündniſſe zuſammen ; bei Brühl hatte dahin
theils
Beſtechung durch die Kaiſerin, theils die alte Furcht vor dem Fräulein von Kling gewirkt. vom
Ein weiterer Vertrag zu
Wien
20. December 1743 garantirte Maria Thereſia die prag =
matiſche Sanktion , bedrohte damit alſo Preuffen
in ſeinem
37
Friedrich
Befiße.
fohlefifchen
II. trat dagegen
mit
Kaiſer
Start VII ., der Pfalz , Schweden , Heffen und Frankreich zu der Frankfurter Union zuſammen (22. Mai), welche gegenſei tige Unterſtüßung feſtſeşte und die Anerkennung des Kaiſers Deſterreich auf gütliche Weiſe zu bewirken
durch
beſtrebte;
der Wiener Hof argwöhnte allerdings, es ſei dabei auch auf die Eroberung Böhmens für Karl VII. abgeſehen . Auch Sach Beitritte
fen wurde zum
zu
Coalition
dieſer
aufgefordert,
Brühl fühlug ihn aber aus. d
In Folge dieſes
Vertrages rückte
Mann , während die Franzoſen dem
Friedrich mit 60,000
öſterreichiſchen Heere am
Rhein
gegenüberſtanden
und die Saiſerlichen ,
Heſſen
Baiern
fouten , Mitte
entfeßen
Pfälzer
und
Auguſt 1744 durch
Sachſen auf Böhmen , das damals von Truppen entblößt war. Auguſt und ſein allmächtiger Miniſter flohen von Dresden und überließen Sachſen ſeinem Schicfale. Friedrich II . fagt: „ Der Kaiſer hatte Requiſitionsbriefe an den König von und Kurfürſten
ihn um
von Sachſen abgeſandt, in dene
22
Polen
freten : Durchzug durch ſeine Staaten für die preu :
Biſchen Hülfstruppen , die in Böhmen einrücken ſollten , erſuchte: Auguſt befand fich damals zu Warſchau . den
feinen
Miniſtern
Sachfent regierten .
zugeſtellt , die
in
Dieſe Briefe wurs feiner Abweſenheit
Die Sachſen waren über dieſe Zumuthung
beſtürzt, fie wollten Zeit gewinnen , aber die Preußen waren ſchon
auf ihrem
Territorium .
unnüßerweiſe gegen einen zu
deſſen
Hauptzweck war,
verhindern , daß das Reich nicht den Schimpf erlitte, ſei
nen
Kaiſer unterdrücken und entthronen zu "fehn .
man in
Sie proteſtirten und ſchrien
Schritt,
in
Dresden murrte, zu
Während
Warſdau wüthend war, fich
London überraſcht ſah und die Furcht ſich in Wien regte,
marſchirte der König direkt auf Pirna ; wo ſich die Regimen
38
ter des Herzogthums Magdeburg , die ihren Weg über Leip zig
genommen
Bewegung.
hatten , vereinigten .
Ganz Sachſen
war sin
Die Truppen ſammelten fich in Abtheilungen in
der Umgegend Dresdens, man beeilte fich , dieſe Hauptſtadt zu befeſtigen .
Die fächſiſche Miniſter wollten
Stolz zei:
gen und waren doch von Furcht befangen , einerſeits ten
ſte
zu
bewilliga
viel und verweigerten wieder hartnäckig unbedeu
tende Sachen .
Hätte der König
tigen wollen , fo würde dies Endlich leiſteten
Tagen geſchehen fein.
fie allen Beiſtand, liehen Schiffe zum Ueber
gange über die Elbe , ließen Flotte mitten
fich dieſes Landes bemäch
in acht
die mit Lebensmittel beladene
durch Dresden paffiren , aber man verdoppelte
daſelbſt die Garniſon , die Kanonen wurden aufgefahren , die Thore verſchloſſen und verbarrikadirt und man
verweigerte
den
Benehmen
preußiſchen Offizieren
den
Eintritt.
der Sachſen fündigte deutlich ihren
Dieſes
ſchlechten Willen an ."
Der Feldzug, der ſich anfangs durch die Einnahme von Prag für die
Preußen
glüdlich geſtaltete , nahm
bald eine
andere Wendung , als der Herzog Karl von Lothringen vom Rhein nach Böhmen zurückkehrte und Sachſen troz Friedrichs Abmahnungen fich feindſelig zu
zeigen begann und der Kö
nigin von Ungarn vertragsgemäß ſelbſt Hülfstruppen ſtellte ; die geringe Betheiligung der Franzoſen nöthigte die Preußen endlich, fich nach Schleſien zurückzuziehn , und auch die Be fagung von Prag wurde vertrieben und von den Sachſen unter dem von
Chevalier von Sachjen
dieſen
werden ; ein
nicht von großer
der
hart gedrängt, konnte aber
ſchleſiſchen
Gränze abgeſchnitten
Theil Schleſiens fiel wieder in
Maria
Thereſiens Hand.
Am
8. Januar 1745 ſchloſſen Defterreich, England, die
Generalſtaaten und Sachſen ein neues Bündniß zu
Dresden ,
39
das Friedrich arg jen
erbitterte.
bedrohte und ihn
beſonders gegen
Sach
:
st : „ In der That“ , ſagt er,
„ hatte der König von Polen
Nichts unterlaffen , den König von Preußen unverföhnlich zu machen .
hatte Auguft fich bemüht, die
Seit Anfang 1744
Republik Polen geſchloſſen Garantie
in
das Bündniß , das er mit Oeſtreid "ab als eine Erneuerung der
hatte, und das nichts
der pragmatiſchen Sanction war, zu ziehn .
Nach
Vertrage des Königs von Polen mit der Königin von
dem
Falle eines Krieges ihr nicht mehr als
Ungarn hatte er im 6000 Mann zu
ftellen .
Sobald die Preußen
in
Böhmen
waren , vereinigten fich 22,000 Sachfen mit den Deſterreichern , und Sachſen
unterſagte
Preußen
den
den
Durchgang von
Lebensmitteln und Kriegsmunition ; das war mit einer förm lichen
Preußen
Folgen
gegen
glaubte dieſe
benachrichtigen zuziehn
erbitterte den
gleichbedeutend .
Kriegserklärung
ihre
zu müſſen ,
daß
würden : dieſe Eigenliebe und
fie gegen Preußen
hegten .
Der
König
ihn ſo erbitterten fie
fich
von
Nachbarn
felbft dadurch böſe
vielleicht unzeitige Erklärung vermehrte noch
den
Haß,
Als dieſe Böhmen verließen ,
ſchrieb Graf Brühl ihr Unglück ſeiner Geſchidlichkeit zu ; er fagte , die Königin ferkeit der fächfiſchen
von Ungarn verdanke Böhmen
der Tap
Truppen , und rühmte fich, die Preußen
daraus vertrieben zu haben .“ Der König beſchuldigt Brühl nun der gebäffigen Um triebe bei dem
polniſchen
Reichstage, um
dieſen zum
Kriege
gegen Preußen zu bewegen . „ Sobald er ſeinen erſten
Brühl nach Dresden zurückgekehrt war, fandte Gehülfen
ſen Saul , an den
und Vertrauensmann , einen
Wiener Hof, um
gewiſ
mit Bartenſtein , dem
Miniſter der Königin, die Theilung Schleſiens zu verabreden .
40
Man fügte dem zu .
Warſchauer Vertrage einen
Man verſprach dem
Könige von
geheimen Artikel
Polen
die Fürſtenthü
mer Glogau und Sagan ; er verpflichtete ſich dagegen , ſeine Truppen in Schleſien offenſiv auftreten zu laſſen , auf ſeine Anſprüche an die Kaiſerkrone zu verzichten und ſeine Stimme dem
Großherzog zu Toscana zu
geben , außerdem
erbot er
ſich, ſeine Hülfstruppen auf 30,000 Mann zu verſtärken .“ Außerdem
ſollte Brühl das Reichsfürſtenthum
Teſchen
erhalten , Am ben ;
18. Januar nämlich war Kaiſer, Karl VI . geſtor
Frankreich
trug
durch ſeinen
Geſandten
Valori die erledigte Krone Auguſt III, an , um
Herrn
von
ihn auf ſeine
Seite und von Maria Thereſia abzuziehn , aber diefer An trag, fo perlockend er auch ſchien , mußte zurückgewieſen wer den , weil die früheren
Verträge Sachſen banden ; die Ant
wort , welche der Geſandte erhielt, lautete ,
die Kurfürſten
wählten den Kaiſer und es bedürfe nicht der fremden Ein miſchung dabei." ſtimme dem
Sachſen gab
im
Gemahle der Königin
herzoge
Franz. Stephan - von
auch in
dieſem
Gegentheil ſeine Wahl von Ungarn , dem
Toscana.
Erz
So uneigennüßig
Falle Sachſens Politik erſcheinen dürfte, darf
nicht vergeſſen werden, daß Auguſt mit Annahme einer andern die polniſche Krone niederlegen mußte und daß ihm
anderer
feits England Hülføgelder und Unterſtüßung verſprochen hatte, um
den
Thron
von
machen ; außerdem
Polen
war die
in
ſeiner
Kaiſerin um
Familie
erblich
zu
jene Zeit ſo
im
Waffenglüde, daß Brühl gar nicht mehr an Preußens voll ſtändigem halb
Sturze uud ihrem
fogar, ſo weit ,
18. Mai 1745. zu
den
Siege zweifelte .
Er ging deg
geheimen , Leipziger
Bund vom
ſchließen , in
theilt wurde und Sachſen
dem
Preußen förmlich ver
das Herzogthum
Magdeburg , den
41
—
Saalkreisi,i das Fürſtenthum und
Die am
Süllichauer Kreis,
4. Juni geldlagene Hohenfriedberger Schlacht,
ſo wie die bei Soër am Sachſen theilgenommen wieder
20. September , an denen auch die hatten , wandte inzwiſchen
Preußens Seite.
auf
ſich demnach Schleſien hatten
Kroſſen , den
Theile der Lauſit erhalten follte.
Der
das Glüd
Friedrich
König
zu -Unterhandlungen geneigt, falls
zeigte
man
ihm
überlaſſen wolle , aber Maria Thereſia und Brühl
jede Unterhandlungen
ſtolz verworfen .
In Frankfurt
war bereits bei Gelegenheit der Wahl und Krönung Franz Stephans zum
römiſchen
den , den Brühl in
Kaiſer ein Plan beſchloſſen wor
ſeinem
þaffe entworfen hatte.
Manifeſte, das Friedrich gegen Sachſen nämlich Ausdrücke legten ; es bieß da :
In dem
publizirte, hatte er
gebraucht, die Brühl unverſöhnlich ina
ver
Während jo viel Abſcheulichkeiten in Schleſien fcheben
ge
und der Himmel, der gerechte Rächer der Verbre
chen , ſie auf fo deutliche, glänzende und ſtrenge Weiſe be ſtrafte, behauptete man in nicht im
Dresden kalt, daß Sachſen gar
Kriege mit Preußen
ſet, daß
Weißenfels und die unter ſeinen Befehlen pen
gar nicht die Erbftaaten
ſeine neuen
des
ſtehenden
Trup
Königs , ſondern nur
Erwerbungen angegriffen
dener Miniſterium
der Herzog von
hätten .
Das Dress
fchmeichelte ſich mit dieſer Art betrüg
lichen Naiſonnements , als ob kleine ſcholaſtiſche Deuteleien hinreichende Gründe wären , die Ungeſeklichkeit ſeines
Ver
fahrens zu rechtfertigen ." An ſchien
einer andern Stelle des Manifeſtes hieß es :
endlich
Hier
das Ztel der Geduld und Mäßigung des - Kör
nigs zu liegen ; aber Seine Majeſtät, die mit einem
Nach
barvolke Mitleid hatten
Belet
daß an den
ihr zugefügten
42
digungen unſchuldig war, und die das unvermeidliche Unglück und. Elend des Krieges kannten , verſchoben noch einmal die gerechten Folgen
ihrer
Bergleichs mit dem neuen
und legten
Empfindlichkeit, um
neue Wege des
Dresdener Hofe zu fuchen . Weigerungen , welche
Nach dieſen
Ihre Majeftät er :
hielten , läßt fich vorausſegen, daß das Zutrauen des Königs von Polen durch die unwürdige. Perfidie ſeiner Miniſter ge täuſcht worden iſt.“ Der König
fügt in
Brühl hinzu : „Man Stellen beftig darüber in man
im
feinen Oeuvres posthumes über
muß geſtehn , daß Brühl durch
angegriffen
worden war und
Zweifel bleiben
daß
dieſe
Niemand
konnte, denn die Miniſter, die
Plural nannte, waren eher feire Commis als ſet
nes Gleichen . " Ueber erwähnten , in Frankfurt abgeſchloſſenen Plan fagt II.: „ Seit der Vermählung des Prinzen
Friedrich
Thronfol
ger von Schweden mit der Prinzeſfin Ulrike, Schweſter des Königs , waren die Schweden theilweiſe für die preußiſchen Intereſſen . Herr von Nudenſchild und Herr Wolfenſtirna,
ſchwediſche Miniſter, der eine beim Berliner, der andere beim Dresdener Hofe, waren beſonders an die Perſon des Königs attachirt. kannt;
dem
Wolfenſtirna war in
er machte mit
dem
Hauſe Brühls gut be
Miniſter beim
Spiel Parthie.
Brühl war in ſeiner Gegenwart nicht ſo vorſichtig , wie ein erfter Miniſter, der die Geheimniſſe feines Herrn zu bewah ren hat, es gewöhnlich gegen
alle Welt
ftirna entdecte ohne Mühe, daß
fein fol .
Wolfen
der Plan des Wiener und
Dresdener Hofes der war, die Armee
des Prinzen von
lo
thringen durdy Sachſen zu
ichiden , wo fie fich mit den
fiſchen
und dann während des Winters
Truppen
vereinigen
direkt auf. Berlin
marſchiren
fächs
ſollte ; er theilte Rudenſchild
43
1
ſeine Entdeckung mit , und dieſer benachrichtigte den davon am
8. November , dem
phäen von
Friedberg
Tage, an dem
und Sorc
in
den
Rudenſchild fügte hinzu , dieſer Plan fen , von Bartenſtein
König
man die Tro
Kirchen
aufhing.
fet von Brühl entwor
korrigirt, von Rutowskt erweitert und
durch Saul der Königin
von Ungarn
nach Frankfurt zuges
ſandt worden , daß Brühl überzeugt ſei, man werde. Preußen durch dieſen Schlag niederſchmettern , und daß dieſe feſte Zuz verſicht den Wiener und Dresdener Hof verhindert habe, den friedlichen
Gefühlen
daß man
ferner
des Königs von
noch
habe, daß der König
England beizuſtimmen ,
die preußiſche Beute derartig getheilt von
Polen
die Erzbisthümer Magde:
burg, Halberſtadt mit Halle und ſeinem und die Kaiſerin
Territorium
fich Schleſien wiedernehmen
erhalten
folle."
Der König beſchloß nun , der Gefahr dadurch zuvorzu kommen , daß er ſelbſt angreife. an
der Spiße von
die Sachſen ließ
Am 23. November fiel er
80,000. Mann in
die Laufiß ein , ſchlug
bei Hennersdorf, odupirte das ganze Land und
auch Leipzig beſeßen ; jegt machte er Auguſt III. neue
Friedensvorſdläge , da ihm
viel daran lag , die Sachſen von Deſterreichs Seite abzuziehn, Auguſt und Brühl aber verlie
Ben
ſchleunigft Dresden
fie jede
und flohen nach Prag, von wo aus
ernſtliche Unterhandlung
zurückwieſen .
hatte Graf Rutowski die fächſiſche Armee in
Inzwiſchen
der Gegend von
Dresden zuſammengezogen und verſuchte ſich mit der öfter reichiſchen Hauptmacht zu vereinigen , wurde aber bei Reſſels dorf am
15. December vollſtändig von
gen , während die Deſterreicher unter
den Preußen gefdla Herzog Karl ganz in
der Nähe ſtanden , und mußte ſich mit legteren nach Böhmen zurückziehen. Dresden ſtand jegt offen , und ſein Kommandant, Gene
44
ral Boſe, kapitulirte am
18. December auf die Bedingungen ,
daß alles Kriegsmaterial an die Preußen
ausgeliefert würde
und die Stadt die Plünderung abkaufen follte ; eine Menge von Offizieren
wurde für kriegsgefangen
entwaffnet und unter die preußiſchen
erklärt, die Miliz
Truppen " geſteckt. Auch
zwei Söhne und drei Töchter Augufts befanden Dresden , wurden von dem
ſich noch zu
Sieger aber achtungsvoll behan
delt, wie dieſer auch das Schloß mit allen ſeinen Koſtbarkei ten ſchonte. am
25.
die Folge des preußiſchen Waffenglücks war der
December
erfolgende
Abſchluß
des
Friedens mit
Deſterreich und Sachſen, der für leşteres wieder nur Demü thigungen enthielt.
halb ſeinen
Friedrich
verſprach
fünfzehn
Tagen
zwar, die ſächſiſchen Staaten
inner:
zu 'räumen , dagegen mußte Sachſen
Beſig Schleſiens anerkennen und Freundſchaft geloben ,
die Stadt Fürſtenberg nebſt Schidlo und den
Oderzol gegen
eine Schadloghaltung abtreten , fich zur Aufrechterhaltung der proteſtantiſchen
Religion
verpflichten und außer den bisher
von den Preußen erhobenen Contributionen bis zur nächſten Oftermeffe noch Räumung Monate .
1,000000
Sachſens
Thaler 'in Gold zahlen ."
erfolgte
wirklich
in
noch
ܼܲܐܸܛ
Die
demſelben
45
;
Drittes Rap'i tel.
SEUN S
Alianz zwiſchen Deſterreich , Rußland , Frankreich und Sachſen . Friedrich II. und der An Mengels Derrath . Herr von Malzahn . fang des Fiebenjärigen Krieges . Charakteriſtik , des Grafen von Brüht. Derſelbe läßt feine polniſche Abkunft gerichtlich beftätigen . Seine Re ligiöſität. Abreiſe Augufts III. und des Grafen von Brühl nach Polen. - Die Kurfürſtin verweigert die Herausgabe der Original-Dokumente, lie fert fie aber endlich an den preußiſchen Beneral von Wilich aus. 4 Fried rich II. Rechtfertigungsſchrift. Die Gefangennehmung der ganzen Fächfi ſchen Armee. Defertionen .
Wäre Auguſt III. ein anderer Mann
GH
geweſen , als er
wirklich war, oder hätte er beſſere, edler denkende Rathgeber zur Seite gehabt , als oder aber auch
diejenigen , welche die Geſchichte kennt,
hätte er jene Liebe zu
ſeinem
Volke gefühlt,
welche allein hinreichend iſt; ihm ein ehernes Denkmal in den Herzen Aller emporzuführen : wahrlich !, er würde beffer gez wirthſchaftet, fich mit ſeinen
bisherigen
unglücklichen
Erfol
gen begnügt und nicht darnach getrachtet haben , immer von Neuem zu
den
laſſen .
preußiſchen
Herrſcher feine Abneigung
Graf Heinrich von Brühl, den man bis zum gufts
fühlen
"
III. als
Mann , von dem
deffen
Tode Au=
rechte Hand bezeichnen kann , war kein
ſich Segen und Gedeihen
warten: ließ ; a dagegen
für ein
Land era
aber verſtand er es auf das Allervora
trefflichſte , ſich ſeinem königlichen Herrn unentbehrlich zu machen , allerdings eine ſehr große Kunſt, wenn ſie auf Edelſinn und
-
Hoheit: bafirt:
Bei Brühl war dies leider nicht der Falls
Auguſt verlangte von feinem Miniſter nichts weiter, als Geld und daß dieſer felbft den
glänzendſten Aufwand mache.
lteß fich Brühl nicht vergeblich antreiben .
Dazu
Faſt übertraf er
46
den
König in Adem , was Lurus heißt.
Er hielt allein zwei
hundert Domeſtiken und hatte eine eigene Garde, die er weit beſſer bezahlte als der König die feinige;-feine Speiſe war die köftlichſte und ſeine Garderobe die glänzendſte . -
Wer Auguſt III. und ſeinen Miniſter, ihre Palais, Do
meftiken , Equipagen , Garde u . f. w . betrachtete; gerieth in Zweifel, wer von beiden König Friedrich der fen
ſet !
Große fagt ſehr
treffend über den Gra
Brühl : Brühl war der Mann dieſes
Jahrhunderts , der die
meiſten Kleider, Uhren , Spißen , Stiefel, Schuhe und Pan toffeln hatte.
Cäfar würde ihn zu
jenen , ſchön frifirten und
parfümirten Köpfer gezählt haben , die er nicht fürchtete!" ,
Brühl galt alles bei Auguſt III., aber nie iſt auch Monard mit größerer wahrhaft fklaviſcher Ergebenheit
S
ein
bedient , als
Auguft
III. son ſeinem
Miniſter ,
Uebrigen gegenüber entſchiedener: Despot war ! zwei Naturen chers, und ſo werden
in
obwohl ſie doch
fich
ſind , dadurch
allen
Er verband
fich, die des Sklaven und die des Herr dieſe Naturen gewöhnlich
Brühl war , angetroffen . Menſchen
der
höchft verſchieden
bei folchen
Es iſt, als wollten dieſe Art von
dafür , daß
fie
einem
gegenüber
entſchädigen , daß fie alle Uebrigen
Sllaver machen .
ſind ,
Charaktern , wie
So durfte Z. B. kein Lakai zum
Sklaven zu ihren Könige
eintreten , wenn er nicht zuvor die Genehmigung des Miniſters empfangen hatte ; beſuchte der König Brühl vorher nenden
ſchon
free machen .
alle Wege von Zuſchauern
liebender
und
und Begega
Wenn wir nun noch hinzufügen , daß
der Graf Brühl trop alledem gion
die Kapelle, dann ließ
ein gottesfürchtiger , die Heli
ausübender Mann
war, foi läßt fich
--
47
leicht das Räthſel, welches uns darbietet. stylu
der Charakter dieſes Miniſters
Was uns betrifft, fo find wir vollſtändig geneigt, ſeine ganze Religiöfität für eine abgefeimte Schurkerei zu halten . Brühl war ein zu
kluger Mann , um
nicht gewußt zu haben ,
daß erſt ſpätere Zeiten über ihu urtheilen würden .
Er hatte
nicht nur die Abſicht, ſeine Zeit zu täuſchen, zu hintergehen und zu
betrügen , nein ! er wollte auch
die nadfolgenden
Jahrhunderte täuſchen , hintergehen und betrügen ! Jeder wahrhaft chriſtliche Menſch kann unmöglich eines Einzigen
wegen
und
geſchichtlichen Werth eines ganzen
den
ein
ganzes Volk an den
halb zur Seifenblaſe werden mit Sachſen
gethan !
laſſen.
Faſt den
Königreichs, desa
Und das hat Brühl
ganzen
der Nähe des Königs auf, nicht um
Bettelſtab bringen
Tag hielt er fich in
diefen mit den
rungsgeſchäften bekannt zu machen , oder um zu ertheilen .
ihm
Regie
einen Rath
Regierungsgeſchäfte hätten den König ermüden
können , und rathen brauchte er ihm auch nicht, da Auguſt III. nicht regterte , ſondern
durch
ihn , feinen Miniſter , regieren
ließ . Er ſprach überhaupt mit dem Könige ſehr wenig, wenn er ſich bei ihm
befand; er war nur um
verhütete, daß irgend ein Anderer zu ging førtwährend müßig im badrauchen
ihn , weil er dadurch ihm
kam .
Der König
Zimmer umher, wenn man Taa
nicht Arbeit nennen will, wozu doch ſchwerlich
Jemand Luft haben wird , und Brühl verhielt ſich in einer ſchweigenden
Devotive.
Hatte der König nun
Langeweite , dann heftete er feine Augen
gar einmal
auf den Miniſter,
ohne ihn zu ſehen , und fragte:
„ Brühl, habe ich Geld ?" . „ Ja , Sire !" . Die
Frage wie
die Antwort waren
ſtereotyp.
Aber
48
ebenſo
wie die Frage nicht ohne Bedeutung war , ebenſo
wenig war es die Antwort. ein
trauriges Bild
fichen
Königreichs.'
wahr; um
von
Frage und Antwort geben uns
den Zuſtänden des damaligen
fäch
Die Antwort welche Brühl gab , war
ſie aber wahr machen zu können , wurden
die Kaf
** fen erſchöpft und das arine Land mit immer mehr Schulden belaſtet, und da auch dies noch nicht hinreichte , die Bedürf niffe des Könige und feines Minifters zu man
zu
andren Hilfsmitteln
beſtreiten , fo nahm
ſeine Zuflucht, wozu beſonders
die Verminderung der Armee gehörte. 1" .
Bei alledem
fich um freilich in fen
darf man keineswegs glauben , Brühl habe
die wirkliche Politik nicht gekümmert.
Er that dies
einer fo traurigen Wetſe, daß es beſſer
für Sach
geweſen wäre, er hätte es nicht gethan . Maria Thereſia , Deſterreichs Kaiſerin , hatte , wie wir
wiſſen , durch den Frieden, welcher auf den zweiten ſchleſiſchen Krieg im
Jahre 1745 folgte, an ' Friedrich den
ſchleſiſche
Fürſtenthümer und
müſſen .
Großen fechs
die Grafſchaft Glaß abtreten
Der Verluſt ſo ſchöner Länder war zu ſchmerzhaft
ܗܕܝܪ
für die Kaiſerin , als daß fie nicht auf deren Wiedereroberung hätte finnen follen . Sie machten ſchon im nächſten Jahre ( 1746) ein Bündniß mit der Kaiſerin von Rußland, welche eine perſönliche Feindin Friedrichs war, und wußte durch den Grafen Brühl derart auch auf Auguſt III. einzuwirken , daß dieſer, der doch ſchon
ſo manche bittere
Erfahrungen
Preußen hatte erdulden müffen , fich dieſem Bündniß
von
anſchloß
und zwar zu einer Zeit,"wo, wie wir bereits berichteten , die Kaſſen des Landes erſchöpft waren und die Armee hatte vers ringert werden müſſen .
Etwas Thörichteres
konnte es
lo
leicht nicht geben , und man wundert ſich mit Recht darüber,
49
-
wie dies mit der geprieſenen Klugheit Brühls
Einklang
in
zu bringen Tei. Freilich ſchrieb der vierte Artikel diefer geheimen Devenſiv Alianz vor , daß, wenn der König von Preußen eg wagen folte, einen Bundesgenoſſen von Rußland angreifen zu wol len , oder von griffen
würde,
werden
ſollte.
Millionen von
Bundesgeroffen
irgend einem er
von allen
defſelben anges
Dreien mit Krieg
Deſterreich wurde Schleſien ,
überzogen
Rußland zwei
rheiniſche Gulden und Sachſen verſchiedene
Theile
den preußiſchen Landen in Ausſicht geſtellt.
Inzwiſden waren zwiſchen Frankreich und England neue Grenzſtreitigkeiten in Amerika entſtanden . Um nun feine deutſchen Staaten reich
angegriffen
nicht der Gefahr “ auszuſeßen , von Frank zu
werden , verband
England mit Preußen am nämlichen Zeit am
16.
fich der
Januar 1756.
König
von
Beinahe zur
1. Mai 1756 fchloß Frankreidh ein Bünd
niß " mit Defterreich ,
worin
24,000 Mann Hilfstruppen
eß
fich
verbindlich
machte,
gegen Preußen zu ſtellen . " Frank
reich hatte hierbei indeß nicht die Abſicht, den Ehrgeiz Maria Thereſias zu unterſtüßen , wie es beinabe ſcheinen dürfte, fon: dern es wolte durch die Eroberung Hannovers
hauptſächlich
England
verſprochene
ichaden ,
weshalb
es
fpäter
die
24,000 Mann auch auf 180,000 Mann erhöhte. Daß dies
Alles mißlang, werden wir bald feben .
Friedrich der Große, König von Preußen , war nicht nur ſelbſt ein überaus kluger Mann , fondern er forgte auch dafür, daß er fluge Miniſter und Geſandte hatte .
Die Unterhand
lungen zwiſchen Deſterreich, Frankreich, Rußland und Sachſen waren , wie natürlich, zwar ſehr geheimnißvol
betrieben , den
noch gelang
am
es
bem
preußiſchen
Geſandten
Dreedener
Hofe, Freiherrn von Malzahn , etwas tiefer in das politiſche Bertraute Geſch Sachſen . 2. BD. 4
50
Gewebe der vier kontrahirenden Mächte , zu blicken , als die ſen ſelbſt lieb ſein konnte .
Allein um ſeinen königlichen Herrn
die nothwendigen Mittheilungen zu machen , gehörten größere. Beweiſe, als ſie augenblicklich zur Dispoſition Herrn von Malzahn ſtanden.
Bald übrigens war von
ein Plan entworfen , dieſe Beweiſe herbeizuſchaffen . fich in königlich fächſiſchen ſem
Dienſten
Zwede gewonnen werden mußte.
weit des ihm
Es befand
ein Mann, der zu die Dieſer Mann war der
geheime Kanzlift Menßel, ein übrigens ſehr kluges, brauchba reß und läufliches Subjekt. Friedrich Wilhelm .Menßel, äl: geheimen Referendar Mengel teſter Sohn des Hofraths und u zu Dresden , war daſelbſt im Jahre 1724 geboren , zu der Zeit alſo, von welcher wir reden , erſt zweiunddreißig alt . im
Schon
im
ſechszehnten
Jahre
Jahre ſeines Lebens wurde er
Königl. Kabinet als Kanzliſt angeſtellt und hatte es in
den
ſechszehn folgenden Jahren troß ſeiner Brauchbarkeit nicht der Stelle eines geheimen Kanzliſten brin
-
weiter, als bis zu gen können .
Bei ſeiner abekannten Neigung, mehr zu ſchei
nen , als er war, und demgemäß auch aufzutreten , waren ſeine
Einkünfte, keineswegs
als ausreichend
zu
bezeichnen .
Dieſen Mann bemühte ſich Herr von Malzahn zu gewinnen . Nach Anderen fol jedoch Friedrich Wilhelm .Menßel ſelbſt zu dem
Geſandten gekommen ſein und ihm
ſeine Dienſte ange
boten haben , unter der Verſicherung , daß die große Vereh rung, welche er für den König von Preußen empfinde, Urſache dieſes Sørittes
ſei.
Herr von Malzahn
Am
wahrſcheinlichſten
iſt jedoch,
daß
Gelegenheit geſucht und gefunden , mit
Menßel in Berührung zu
kommen, daß verſchiedene Summen
Geld , nahezu an 3000 Thaler, nach und nach gegeben wurden , und glänzende Verſprechungen für die Zukunft den Verräther gewannen .
Meengebi theilte endlich dem fein
der geheimen
Alianz vom
Geſandten das Vorhandenta Jahre 1746 mit , ſowie ver
ſchiedene andere hierauf bezügliche Korreſpondenzen , unter der beſtimmten Verſicherung, daß diefe Briefſchaften im Kabinet im pid
geheimen
Originale aufbewahrt würden .
Wie es beinahe ſcheinen will, hat Mengel im
Laufe der
Zeit Gewiſſensbiſſe empfunden , denn er weigerte fich , Ab ſchriften
von
den
fraglichen
Dokumenten
anzufertigen , die
Herr von Malzahn durchaus haben zumüffen vorgab. Mengel entſchuldigte fich dadurch , daß er keine Sdylüffel zum beſiße und er am die
Copien
doch
Archiv
Tage in den gewöhnlichen Arbeitsſtunden nicht anfertigen
könne.
Entweder waren
est, wie, bereits geſagt , Gewiſſensbiffen die den Grund zur
abgeſe hen . Dhne Summ e en Geld Weigerung Mengels bildeten , oder er hatte 8es auf auf größer größere wow ten
Herrn von Malzahn aber alle die empfangenen Mittheir
lungen nicht das Mindeſte nüßen.
Er verſuchte deshalb von
verſchiedenen Seiten auf Mengel einzuwirken endlichy, Nachſchlüſſel zu len , Mengel folle ihm
dem
Archiv anfertigen laſſen zu wol
nur einen Wachsabdruck von dem
treffenden Schlüſſel verſchaffen . auf dieſes Anſinnen
fabriziren
zu
laffen.
bez
Dieſer ging indeß erſt dann
ein , nachdem
Herr von Malzahn
verſprochen hatte, die Schlüſſel nicht in Berlin
und verſprach
ihm
Dresden , ſondern in
Daß eine neue Rolle
ihn am Meiſten beſtimmte , läßt ſid, kaum
Gold
bezweifeln .
Der
Wachsabbrud wurde gemacht und direkt nach
Berlin
Könige von Preußen geſandt, der auch bald den
darnach an
gefertigten
Schlüſſel : ſeinem
Dresdener
Geſandten
men ließ . 19
ens
$ { Bom
1752 an , ſchlich ſich Menßel des
in
Jahre
das Archiv und fertigte unverdroſſen
zum
zukom
Nachts
und ohne an 4 *
die
52
Gefährlichkeit feines Unternehmens zu denken , die Abſchriften jener
im
Jahre
1746
zwiſchen
Defterreich , Rußland und
Sachfen abgeſchloſſenen Allianz , denn Frankreich trat dieſem Bündniß , erft fpäter bet;
auch von
allen Korreſpondenzen ,
welche auf die geheime Allianz, Bezug hatten , machte der ver rätheriſche Mengel die Hände
des
Freiherrn
nöthigen Kopien , welche er in die von
Malzahn
die Hände feines ܘܠܐköniglichen
und dieſer wieder in
Gebieters gelangen ließ .
list
** Es iſt wahr , das hauptſächlich die Verſchwendungsſucht Mengels, welcher er mit feinem verhältnißmäßigen geringen Gin = kommen
nicht
nach
ſeinem
Wunſch
zu
genügen vermochte,
Sduld an ſeinem verrätheriſchen Unternehmen hatte. Mochte er nun glauben , es würde niemals verrathen werden , welche bedeutende Rolle er ſich in dem
politiſchen Drama der euros
päiſchen Staaten ſelber beigelegt, was ſchlechterdings nicht gut anzunehmen iſt, da im in dem
Verhältniß
doch nur wenige Beamte
geheimen Kabinet zu thun hatten und alſo leicht der
Schuldige entdeďt werden konnte , oder war er der Meinung, Friedrich II. werde fich feiner ihm mittelſt feines Verrathes geleiſteten
Dienſte in
der Weiſe erinnernt, daß er ihn in den
preußiſchen Staatsdienſt anſtellte , oder aber dachte er über= haupt gar nicht über die Angelegenheit nach : genug, er ging mit einer Dreiftigkeit und
That wenig
Frechheit zu
Zeugniß ablegen
von
Werke , die
in der
ſeiner nicht blog mittel
mäßigen Klugheit. Unentdeckt fonnte ſein Verrath nicht blet ben , das war vorausgeſehen , und er wurde auch , allerdings ziemlich ſpät, entdeckt. Auf Friedrich II. konnte er, wenn er geglaubt, derfelbe werde ihn in ſeine Dienſte nehmen , nicht rechnen .
Dieſer Monarch wußte zu gut, daß , wer einen feinen
Herrn verräth, auch alle übrigen verrathen wird , ſobald Zeit und Gelegenheit ihm
die Hand reichen .
Er hatte auch ohnes
53
damit
1
hin
ſchon
genugi gethan , daß
er
ſeine Schuckereien
bezahlte. 2011 .
Nachdem
Friedrich der Große durch die ihm
von Mengel
gelieferten Abſchriften der zwiſchen Deſterreich , Rußland, Sach fen
und Frankreich gepflogenen
hatte , durchſchaute ſein
Storreſpondenzen
empfangen
kluges Auge fogleich die ganze große
Gefahr, unter deren Wucht er begraben werden
follte und
auch wirklich begraben worden wäre, wenn er derfelben durch raſches Handeln nicht die Spige genommen hätte.
rich
der Große verlangte vom
Fried
**
ein
wiener Hofe eine Erklärung
über ſeine Gefinaung, die in einer ebenſo unklaren , als zwet deutigen Antwort erfolgte , ihm
1
nügen
Friedrich, ein Mann,
konnte .
Schuler des Unglücs in erzogen
ſeinen
Talenten ausgerüſtet war,
auch den Einzigen nannte, ließ in aller
#
Staaten
rüften
und mit einer fo: großen
Schnelle, daß man ſelbſt in Preußen noch an glaubte , als derſelbe bereits Große Verdienſte um
preußiſchen
die
erſt an
Regimenter
einem
keinen Krieg
ſeinen Anfang genommen hatte.
dieſe Rüſtung erwarb
der preußiſche Kriegszahlmeiſter Köppen . der
zum Herrſcher
-
in feinen
der durch die große
jüngeren Jahren
und mit höchſt . feltenen
weshalb man ihn Stille
aber nicht genügte , noch ge
empfingen
beſtimmten
ſich vorzüglich
Die Befehlshaber verſchloffene Drdres ,
Tage geöffnet werden ſollten .
Unter dieſen Umſtänden war es rein unmöglich , daß Sachſen , welches ſeinem rich dem
Ruinínabe war, vermuthen konnte, von Friede
Großen mit einem
Kriege überraſcht zurtwerden ,
und ſelbſt aber auch , wenn es hätte, fo würde es
ſich in
eine Ahnung davon gehabt
ſeiner Ruhe nicht beeinträchtigt
geglanbt haben , da ies fich auf die Redlichkeit ſeiner Bundesa genoffen verließ . ' . Wir zweifeln nicht, daß in
deri preußiſchen Armee Ver
54
muthungen
laut geworden
ſind, die Wahrheit
felbft aber
konnte bei den Vorſichtsmaßregeln des Königs von Mteman dem
érgründet werden . Selbſt in Potsdam , wo Friedrich II.
die Garniſon felbſt ausführte, erfuhr man von der Richtung des Marſches nichts früher, als bis man die Landſtraße nach Sachſen einſchlug. Auf drei verſchiedenen Straßen näherte ſich die preußiſche Armee von dem
dem
kleinen
Sachſen .
Die erſte Abtheilung wurde
Schwager Friedrich des Großen , dem Herzoge Fried
1
rich von Braunſchweig über Halle, Leipzig, Freiburg u. f. w ., das Centrum oder die zweite Colonne unter perſönlicher An führung des
Königs
am
linken
Elbufer über Wittenberg,
Torgau , Meißen und Steffelsdorf; die dritte, welche der Her zog von Bevern befehligte , aus der Gegend von
Frankfurt
durch die Laufiß an das rechte Ufer der Elbe , Pirna gegen über, an den
ten
Ort ihrer Beſtimmung geführt.
Von einem
paniſchen Schreden über dieſen unvermuthe
Einmarſd
ergriffen ,
der wegen
ſeiner
Schnelligkeit,
wegen der muſterhaften Ordnung, die man überall beobach tete, und wegen der genauen
Berechnung, womit jeder Zug
und jede Ankunft beſtimmt waren , die höchſte Bewun derung verdiente, zog fich die zerſtreute fächſiſche Armee, die überhaupt nur noch aus 17,000 , nach Anderen aus 15,000 Mann
beſtand;
ſogar nur
überall in größter Eile zurück
und bezog an der böhmiſchen Grenze, unweit Pirna , ein durch die Natur befeſtigtes
Lager , wohin
auch Auguſt III. und
feine beiden Prinzen , Xaver und Starl, und der Graf Brühl fich begaben . fandte,
Zu gleicher Zeit hatte auch der preußiſche Ge=
Freiherr von Malzahn , Dresden verlaffen , da man
ihn ſonſt ſehr leicht als Kriegsgefangenen
behalten
haben
würde, wozu Sachſen nach Lage der Sachen vollſtändig be
55
-
rechtigt geweſen wäre.
Denn wär Friedrich II. ohne Kriego:
erklärung in Sachſen eingeðrungen , fo mußte fein Geſandter als Feind Sachſens betrachtet werden .
In der allgemeinen
Kopfloſigkeit indeß Hatte wohl'fchwerlich Jemand in Sachſen daran gedacht.
Binnen
vierzehn Tagen
Sachfen ' in preußiſcher Gewalt. 10. September
1756
befand
Fidi
ganz
Friedrich der Große, der am
ohne Widerſtand
in
das von
allent
Truppen " entblößte Dresden einzog, nahm nicht im föniglichen Schloſſe; fondern in einem Garten der Vorſtadt fein Haupt quartier. Wie überall, ſo ſuchte auch in Dresden der große Preu : Benkönig das Schredliche des Krieges den erſchrodenen Sach fen weniger fühlbar zu machen .
Er begegnete Allen
und herablaffend, ertheilte allen auswärtigen dienz , vergönnte dem desperſonen freien
liebreich
Geſandten
Au
Magiſtrat und allen fächfiſchen Stan
Zutritt, miſchte Scherz, frohe Laune und
Anmuth in ſeine Unterhaltung, hielt offene Tafel und beſuchte fogar - und das will bei Friedrich II. Viel ſagen die Kirche, machte dem zum
Prediger eine Anzahl Flaſchen Champagner
Präſent, ließ durch ſeinen Feldmarſchal Reith die zurück
gebliebenen Mitglieder der königlichen
Familie bekomplimen
tiren , wogegen die Königin von Sachſen ihren Tafel einladen und ihm
einen
Beſieger zur
Kammerherrn zur Bedienung
anbieten ließ . Allein troß diefer anſcheinenden Freundlichkeit Friedrichs verordnete
er
die energiſchſten Maßregeln .
Geld
und Naturalien -Lieferungen jeder Art wurden ausgeſchrieben , alle Raffen im
Königreich
Sachſen in
Beſchlag genommen ,
die Kanzleien in der Hauptſtadt verſiegelt und die Seſſions zimmer der hohen Beamten geſchloffen . Mehrere angeſehene Staatsdiener wurden verabſchiedet, die Bergwerke, die Münze
56
und die Porzellanfabrik mit
Beſchlag belegt und die ganze
Zeughauſe nach Magdeburg geſchafft.
Munition aus dem
Für das ganze Verfahren Friedrichs II. konnte das fäch . fiſche Volt keinen
Grund auffinden , denn außer den bethet
ligten und einigen Vertrauten wußte Niemand von dem
Bünd
niß, welches Sachſen mit Deſterreich, Rußland und Frankreich eingegangen
war.
Friedrich
der
Große ſah
deshalb
auch
1
voraus , daß die Gewaltmaßregeln , welche er verordnete und die mit gewohnter Pünktlichkeit ausgeführt wurden , die ausge zeichnete Höflichkeit, mit der er Jedermann begegnete, bedeu : tend verdunkeln und daß man ſeinen Einbruch in Sachſen eben
nicht ſehr ſchonend. beurtheilen
würde.
Zur Kettung
ſeiner
Ehre war es durchaus nothwendig , daß er ſich des Dresdener Archive bemächtigte, um die Originalſchriften der
wider ihn
verbundenen
Dies war jedoch
Höfe zu erhalten . keine leichte Aufgabe.
in drei verſchiedenen
Dokumente waren
des König=
Zimmern
aufbewahrt, welche mit dem
lichen Schloſſes
Die wichtigen
Privatgemach
der Königin zuſammenhingen , und auch bereits eingepackt, um nadh Polen
abgeführt zu werden .
Friedrich II. beauftragte ſeinen General, von Wilich, ſich dieſe Dokumente von der Königin von Sachſen
aushändigen
zu laſſen . Feſt überzeugt, daß man es nicht wagen würde, an der Tochter des ehemaligen römiſchen Kaiſers Mutter der Kronprinzeſſin
Joſeph I. und der
von Frankreich eine Unart zu be
gehen , ſchlug die Königin mit der höflichſten Standhaftigkeit Friedrichs Bitte um Sagt Eurem von Wilich, die Thür zum
daß
Auslieferung der Dokumente ab. ), Könige,"
antwortete
ſie
dem
General
ich, wenn man bei ſeinem Vorſat verharre,
Archiv mit meinem
Körper deden werde.!"
57
,,Majeſtät,"
rief der General, indem
er ein Knie vor
der Königin beugte, ,,Majeftät, zwingen Sie mich nicht, Maß regeln der Gewalt gegen Sie anzuwenden !" „ Gewalt ?" fidh ſtolz empor. wird !"
fragte
die Tochter
;
Joſephs. I.
und richtete
„ Ich glaube nicht, daß man dieg wagen
Es war für Herrn von Wilich eine überaus ſchwierige Aufgabe , mit welcher ihn batte ; aber ſie mußte was es wollte. dem
ſein , königlicher Gebieter betraut
gelöſt werden
und mochte es føſten ,
Dies wußte der General.
Noch immer auf
Anie liegend, ergriff er mit tiefer Ehrfurcht die Band
4
der Königin und ſagte :
.
Erlaffen mir Eure Majeſtät, die Befeble meinegi- Mos narchen in dieſem
Falle auszuführen !
Dieſelben lauten ent
fchieden , und ich habe kein Recht, mich
ihrer Befolgung zu
entziehen .“ Nun dann, fo weiche ich der phyſiſchen Gewalt! ſeßte die Königin
ver
reſignirt:
Darauf empfing der General von Wilich von
ihr
die
betreffenden Schlüſſel und man fand die gewünſchten Papiere, vierzig Bände ſtart. Friedrich dem
II.
Mit dieſen
Dokumenten
auch Nichts, ausrichten .
damaligen
geheimen
Er gab
Rathe , ſpäteren
Grafen von Herzberg mit dem
allein konnte fie deshalb
Staatsminiſter
Auftrage; daraus seine Recht
fertigungsſchrift für den König
zu
machen .
Dieſes Werk
machte , wie ſich leicht denken : läßt; ein ungeheures Aufſehen . Die Intriguen Sachſens wurden offen dargelegt. """ * Mittlerweile hatte Friedrich II. mit Auguſt III. einen Briefwechſel, eröffnet und wendete alle und Vorſtellungen felben zu
an , um
Stande zu
erdenklichen
Gründe
ein förmliches Bündniß mit dem
bringen .
Bei Auguſts ſonſt doch ſo
58
idwankenden Charakter hätte fich kaum
erwarten laſſen , daß
er fich weigern würde, auf Friedriche Anfinnen dennoch that er
einzugeben's
és , auf die verſprochene Hilfe 'Deſterreichs
trogend, er verwarf alle Anträge des preußiſchen Königs und berſprach nur Neutralität. Der König von vom
Jahre 1744
Preußen , welcher fich Sachſens Politik
febr gut noch erinnerte, fonnte ſich nicht
der Gefahr ausſeßen , einen Feind im Rücken zu behalten, der die Proviantzufuhr auf der Elbe , ja, die Armeen ſelbſt ſehr leicht abſchnciden
konnte; er verlangte deshalb Beweiſe und
Sicherheit des Geläbniſſes , und da Sachſen keines von bei: den
geben
wollte noch
Unterhandlungen
Ernſt, verweigerte dem dem
polniſchen
konnte,
ab , zeigte
ſo
brach er ſchleunigſt alle
von nun an
Könige die Päffe zu
bei Weitem mehr deffen Reiſe nach
Reichstage und ſchloß fein Lager fo engé als
möglich ein. Ganz ohne Grund war die Hoffnung Auguſts III. auf die Hilfe Deſterreichs nicht. Maria Thereſia, die wohl einſah, daß wenn fie Schleffen wieder haben wollte, fie ihre Verbünde ten
nicht
im
Stich
laſſen
dürfe , ertheilte
ihrem
Feldmarſchal
Browne ſofort den Befehl, die von
dem
eingeſchloſſenen Sachſen
Großen
um
jeden
tapfern Friedrich Preis
zu
befreien . Das läßt ſich nun freilich weit leichter befehlen als aus: führen , ſelbſt wenn der mit der Ausführung beauftragte Felda herr ein Mann 70,000
wie Browne war.
Mann nach der fädfiſchen
Dieſer rückte zwar mit Grenze , obné indef
in
jenem Augenblick nur irgend welchen Vortheil dadurdy zu er zielen .
Friedrich
II. hatte ſich
die ihm
entgegen wälzende
Gefahr nicht verkannt, daher fich auch bemüht, deren Kraft zu brechen .
General Keith
mußte mit einem
anfehnlichen
59
Korps, in Böhmens einrücken und die Deſterreicher beobachten . Auf der andern
der König ſeinen
Seite":fandte
Generalfellt
marſchall., Grafen von Schwerin , über Glag nach Böhmen . " Als dies Alles mit der an derten Schnelligkeit auch
geſchehen
Sachſen dadurch
ein
war , übertrug
worden
Lager", einſchließen
Defterreichy fowohl, alé
drücken der " Hemmſchuh
der König plößlich
Markgrafen
der Armee dem
Friedrich II. fo oft bewun und
ſollte;
den
angelegt
Oberbefehl
Karl, der damit das pirnaſche
er
ſelbſt reiſte zur Armee
nach
Böhmen . Der Feldmarſchall Browne, des von feiner kaiſerlichen
Gebieterin
empfangenen Befehls eingedenk, verſuchte noch ein
Mal, fich dem
fächfiſchen
Lager. zu nähern , in welchem
bereits ein fühlbarer Mangel kund gab.
ܕܗܘܝܬ
4
ſich
Mit 10,000 Mann
rückte er bis Schandau vor , wurde aber durch den General Leftewig
in
gemeſſener Entfernung gehalten und mußte zu
feßt unverrichteter Sache wieder indeß
zu befreien .
Damit gab er
Es gelang ihm , fich in Einvernehmen mit ihnen
zu ſeßen , und er kam mit ihnen dem
umkehren .
die Hoffnung noch nicht auf, die bedrängten Sachſen
Schuße
der
Kanonen
dahin
überein , daß fie unter
des Königſteins
mittelft
einer
Schiffbrücke über die Elbe gehen folten , worauf er ſelbſt die Preußen
von
vorn
angreifen wollte, während die
denſelben in den Rücken In der Nacht zum
Sachſen
fallen ſollten . 13. October 1756 wurde dieſer Vors
jag auch wirklich , indeß mit ſo wenigem
Glücke ausgeführt,
daß die Oeſterreicher den größten Theil ihrer Bagage und Artif lerie verloren undmit ſo manchen Widerwärtigkeiten zu kämpfen hatten , daß es den Sachſen nicht möglich war, nach dem fehle ihres Königs , einen zuſchlagen .
Be
Angriff zu wagen und ſich durch
Der kommandirende General , Graf von
Rue
60
towski, ſchloß am
dritten
Tage eine Kapitulation , der zü :
folge fich die ganze fächſiſche Armee, noch aus 14,000 Mann beſtehend, die drei Tage lang, ohne Speiſe zu nehmen, unterm Gewehr geſtanden , fich am
16. October 1756 ergab.
dieſen 14,000 Mann befanden ſich allein Oberſten , alſo auf noch
Dieſer Umftande allein
fchlechte Wirthſchaft. * $*
ein General
befundet ſchon Brühls
Die fächſiſchen Soldaten ſind fo matt geweſen , daß ſie
kraftlos niederſanken und laut um auch
168 Generale und
nicht neunzig Mann
ܦܬܬܚ
oder Oberſt.
Unter
Brot flehten , welches man
in möglichſter Eile unter fie 'vertheilte. . Die Offiziere,
welche im
preußiſchen Heere keine Dienſte nehmen wollten ,
!
wurden
auf ihr Ehrenwort, im
Laufe dieſes Krieges
nicht
mehr gegen Preußen
zu dienen , entlaſſen ; die fächſiſche Armee GI aber ward der preußiſchen einverleibt.
zit:
Der Feſtung Königſtein wurde die Neutralität, und dem
Könige, der ſich einige Tage vorher mit ſeinem dem
Sohne und
Grafen von Brühl, den die Geſchichte mit Recht als den
Stifter des Elends Sachſens Bezeichnet, dahin begeben
hatte ,
feine Durchreiſe nach Polen zugeſtanden : Die Feſtung Königſtein hat von jeher immer den fäch fiſchen Monarchen zum
ſicheren
und deren
und man ſich dort oben Daher
Miniſter
im
Fall der Noth
Aufenthalt gedient, weil ſie uneinnehmbar iſt,
findet man
eine ganze Lebenszeit halten kann .
dort auch fortwährend einige Gemächer,
welche ſtets in derjenigen Drdnung find, den König zu jeder Zeit aufnehmen zu können . trat erklärt. In einem
Friebrid $1
II. battefte für neut
dieſer Zimmer ſaß auch nach jenem
verhäng =
nißvollen 16. October , der genügt hatte, die fächſiſche Mo narchie auf eine lange Zeit zu vernichten , Auguſt III., düſter
61
2
vor fich hinblidend , neben war zu
einigen
ihm
der Graf von Brühl.
höchſt unerquídlichen
Erklärungen
beiden Männern gekommen , als
dieſen
Friedrich
Es
zwiſchen
II. eintrat,
der mit der gewohnten Höflichkeit den entthronten Monarchen begrüßte...
Fürſten , der auf einmal ſeiner Regierung
Für einen
beraubt iſt, muß es etwas Entfeßliches fein , vor ſeinem fieger zu
ſtehen .
Er haßt dieſen
fchweigender Unterwürfigkeit deffen Nachdem kunden
Befehle abwarten .
Auguſt III. und Friedrid
ſprachloß
Be
und dennoch muß er in
II. fich einige See
gegenüber geſtanden , nahm
der Erſte
das
Wort und ſagte:
,, Ich bin
Eurer Majeſtät Gefangener , dies iſt außeror
dentlich ſchmerzhaft für mich!" ;Eure Majeſtät find leiðer "felbſt Schuld daran ," bers fegte der König
von
Preußen ; , indeß will ich die
unanges
nehmen Tage forviel, wie es meiner eigenen Sicherheit wegen möglich iſt, weniger fühlbar machen :4:43 * !: Auguſt III., erfreut über die günſtige Wendung, welche fein
Schidfal zu nehmen ſchien , bemerkte hierauf fahnel:
10
Dann werden mir Eure Majeſtät gewiß meine Garde laſſen ?" Es würde thöricht ſein," antwortete Friedrich der Große, „ Truppen zu entlaffen , die ich in meiner Gewalt habe, wo durch man mich nöthigen würde, fie zum
zweiten Male ge
fangen zu nehmen . Alles, was ich Eurer Majeftät gewähren kann , iſt freies Geleit nach Polen ; auch will Fahnen , Standarten
und
ich''Jhnen alle
Paufen " zurückgeben !
Sie nicht, midy zu etwas Anderm
Verſuchen
zu bewegen ; es würde ver
gebliche Mühe ſein !" SU Obwohl Fahnen , Standarten und Pauken" zur Vervoll
62
ſtändigung
eines jeden
Kriegsheeres
gehörent, ſo haben
fie
natürlich ohne daſſelbe auchnicht den geringſten politiſchen Werth . Dies jah wud , Auguſt III. ein , allein den unbeugſamen Chas rakter Friedrich
II . kennend , machte er keinen Verſuch
ihn
zu einer Umänderung ſeiner Propoſitionen zu verleiten . The Indeß war die Gefangennehmung der ganzen fächſiſchen Armee, mehr Waffen .
glänzend
als vortheilhaft für die preußiſchen
Denn die ihrem
Fürſten und Vaterlande mit gan
zer Seele ergebenen Sachſen verließen bataillonsweiſe in Reih und Glied mit klingendem fie_ vertrieben
oder erſchofſen
Munitionswagen
und
die preußiſchen
Spiel ihre
Fahnen ;
Offiziere , nahmen Brot;
Staffen mit und hatten
nicht ſelten
gerade Diejenigen zu ihren Anführern , auf deren Dankbarkeit Friedrich II.am Meiſten gerechnet hatte, weil er ſie aus fächſiſchen Unteroffizieren zu preußiſchen fen .
Wo es fich thun
Offizieren hatte avanciren laf
ließ , folgten
ſie
ihrem
Fürſten
nach
Polen , und die das nicht konnten , ftießen zur franzöſiſchen Armee. Friedrich der Große hatte derartiges zwar von vorna herein
vermuthet, es jedoch unmöglich zu machen, half ſelbſt
die Vorſichtsmaßregel Nichts, die Sachſen, als Garniſon in die verſchiedenen Städte zu legen . am
bellen
Wittenberg ,
Sie öffneten z. B. in Leipzig
Tage die Thore mit
Gewalt und entflohen ; in
Pirna und anderen
Orten zwangen
fie durch
Drohung und Gewalt die preußiſchen Kommandanten , fich dem
Feinde zu
ergeben .
Selbſt auf dem
gen gange Kompagnien , über und gegen die Preußen . Auguſt
III. reiſte mit ſeinem
von Brühl nad
Polen , einem
Sdhlachtfelde gins
kämpften
augenblicklics
unentbehrlichen
doch außerordentlich wenig geachtet war. Sachſen ohne Regierung.
7
keineswege
Grafen
Lande, wo er zwar König ,
Der Graf von
blieb aber
Brühl würde
63
gern die Regierung
ſelber geleitet haben , wenn er es nicht
porgezogen hätte , bet Auguſt III. zu bleiben , jedenfalls um demſelben ſeine Anhänglichkeit zu beweiſen, oder vielleicht auch hatte er geglaubt, in Polen ein ergiebigeres Feld zur Füllung ſeiner Privatkaſſe zu finden , als Sachſen
ihm
augenblidlich
zu bieten dien. War dies Leştere der Beweggrund ſeiner Abreiſe von Dresden , ſo iſt derſelbe von ihm unzweifelhaft bereut worden , wenn nicht früher, fo doch zu der Zeit, wo
er der nunmehr propiſoriſchen Re er erfuhr, daß die Mitglieder gierung höøft vermögende Männer geworden ſeien , si je & Brühl hatte nämlich gemeinhin ,mit Günſtlingen regiert, natürlich in einer Weiſe, welche ſie ihr, Abhängigkeitøverhält
niß von ihm nicht vergeſſen laſſen konnte. Wer ihm diente, mußte iihm ganz dienen, andernfalls er in1 Gefahr ftand, nicht blos feine Stellung , ſondern auch ſeine perſönliche Freiheit Er machte niemals viel. Federleſen ; hatte er
zu verlieren .
Verdacht, daß eine ſeiner Kreaturen unredlich gegen ihn war, in , fandte er ſie in größtmöglichſter Gile nach irgend, einer Feſtung, von wo ſie für ihre Lebenszeit nicht wieder entlaſſen wurde. Dies machte ihm getreue Diener. Zu dieſen gehör ten1. pun beſonders drei Männer: erſtens der Graf Chriſtian Loß , zweitens der Stanzler Baron von Stammer, und drittens der Hofrath Hans Gotthelf von Globig.
vollen
Stelungen
Sachſens,
Dieſe drei Männer,
Nichts hervorgegangen , zu fo þedeutungo,
welche aus einem
gelangten , führten
nun
die
Regierung
Es waren Leute, denen Alles recht und heilig
Reichthümer zu
erwerben , und ſollte dieß auch
iſt,
ſelbſt auf
Roſten eines ganzen ohnehin ſchon unglüdlichen und verarm ten Volkes gefchehen. Sie hatten es jedod von ihrem Herrn , Grafen von Brühl, nicht anders gelernt. Verwundern kann man ſich darüber auch nicht , ſondern darüber nur, daß
die
64
Sachſen
einer ſolchen Regierung nicht überdrüffig geworden
und ihren
Premier-Miniſter ſammt allen
aufgehängt haben . niederen ten " in
Beamten
Kreaturen
Nicht blos die höheren , ſondern auch die Sadiſens , reſpektive Brühls, wirthſchafte
der angedeuteten - Weiſe, vornehmlich zeichneten
hierin die
ſich
Secretaire , deren Brühl gewöhnlich acht bis zehn
hatte; aus.
*
Die drei genannten drei
feinen
Vicofönige
Hauſe aus arm
des
Regenten
Vicekönigs
bezeichnete man Brüht.
als die
Sie waren
von
und ſtarben als Millionäre. Auf rechtlichem
2 Wege hätten fie ihr Vermögen bei einem fo verarmten Volfe nicht erwerben können .
Sie hatten alſo in der fcheußlichſten
Weiſe betregen und haben
noch
erhöht.
In
die Wucht des Fluches,'welcher auf
ſeiner miſerablen den
Thränen
auch noch eine Dame, die Gräfin öfterreichiſchen fchenke vom
Geſandten
zu
Regierung liegt, nut
des
.
Auguſt III. wegen
Volkes - badete
fich
Sternberg, Gemahlin des
Dresden ; fie empfing als Ge
Hofe bis*-zu einer Tonne Gold . " Wo das Geld
in Sachſen überhaupt noch bergekommen ift, bleibt ein Räth fel.
Es waren nicht bloß vier oder ſechs, acht Perſonen , die
fich in der erwähnten Weiſe mäſteten; nein , es waren deren Hunderte ! 7. Herr von Brühl hatte übrigens, 'wie wir ſchon früher bemerkten , ein tung
immenfes Glück , und man
kommt bei Betrach
feiner Lebensverhältniſſe unwillkürlich zu dem
Glauben ,
daß der Menſch Alles , was er erlangen will , unter Anwen dung der geeigneten Mittel- auch erlangt, beſonderð'wenn dieſe geeigneten Mittel nicht Wrechtlicher
Natur zu
fein brauchen .
Brühl machte fich in der Wahl derſelben niemale große Ropf fchmerzen ; eg kam
ihm nur darauf an, daß er mit Hilfe der
felben feine Projekte verwirklichen konnte."
65
Das Glück hatte den Geheim - Raths - Sohn von jüngſten
Jugend an begleitet.
Im
ſeiner
Jahree 1700 ' (nach einer
andern , aber nicht fo zuverläſſigen Quelle, 1706 ) geboren , eignete er fich bald , nachdem Fähigkeiten Jahren
an , welche ihm
Page der Herzogin
von
Stelle zu
ihm
im
er denken
geſtatteten , ſchon mit zwanzig Eliſabeth zu werden . 'Er ſtieg
Stelle , indem
Wege waren .
gelernt, diejenigen
er diejenigen
verdrängte , die
1737 erhob ihn der Kaiſer Karl VI.
in den Reichsgrafenſtand und er verband jeßt feinem mit dem
Namen
Ocieszyno .
Von
Namen
nun an nannte er fich
, Heinrich , des heiligen römiſchen Reichs Graf von Ocieszyno Brühl," : um Abkunft zu
gewiſſermaßen liefern .
den
Beweis
Das wäre ihm
indeß
ſeiner polniſchen nicht
gelungen ,
weil alle Welt wußte , daß er kein Pole war, wenn nicht der Gerichtshof zu Patrikau ihm dadurch entgegen gekommen wäre, daß derfelbe im
Jahre 1749 feine polniſche Abkunft beſtätigte.
Schwerlich würden dergleichen Ungeſeßlichkeiten in der heutigen vorkommen . Im
erſten Augenblick mag das ganze Brühl'ſche Manö
ver, fich für einen geborenen Polen ausgeben zu laffen , höchſt unſchuldig
erſcheinen , da es
ſich doch
eigentlich
ganz gleich
bleibt , ob Jemand ein Pole oder ein Sachſe iſt, wenn überhaupt nur einen ehrenhaften Brühl hatte jedoch einen anderen
Charakter beſigt. Plan dabei im
er
Der Graf Auge, den
damals- felbft vielleicht Niemand ahnte, doch bald durch ſeine ganzen Machinationen an den Tag fam . Brühl’s
Deviſe war Geld
und Macht , wie die
ſeines
Fürſten , und man iſt zweifelhaft, ob Auguſt III. fich nach ihm , oder er ſich nach Auguſt III. gebildet hat. Denn Beide ſtrebten nach einem
und demſelben Ziel, nämlich Geld erwerben !
Seine Sucht nach Reichthümern konnte Brühl in Sach Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd. 5
---
66
ſen nicht in der Weiſe befriedigen, wie er es wohl wünſchen mochte, deshalb warf er ſein (pähendes Auge auf Polen, das, noch nicht ſo ſtark gebrandſchaft worden war , wie Sachſen . Um
nun
dort
in
einer
geſeßlich
ſcheinenden
Weiſe
ſeine
Abſicht zu realiſiren , war es eine Nothwendigkeit , geborener Pole zu ſein . Durch
den
Ausſpruch
des
Patritauer
Gerichtshofes
war er dies geworden, und hierdurch konnte es ihm lingen , Staroſteien und Woiwodſchaften zu wollte
es
er höchſt Die für köſtliche mit
ihm
noch
erft ge
erwerben .
Indeß.
gelingen , weshalb
immer nicht recht
bedeutende Geſchenke nad Polen : felbft ſandte . ſeine Zwede fidy eignenden Polen empfingen Porzellanſervice,
Brillanten
befeßte
werthvolle
goldene. Uhren
Tabatieren ;
den
Damen
ließ
reiche Stoffe und Garnituren von Brüſſeler Spißen chen , und um
welche er weder Staroft , noch Woiwode werden
einen Gulden , und ließ
wieder geben . aus
den
er
überreis,
die Stimmen der Landboten zu gewinnen , ohne
zahlte er jede dieſer Stimmen bis zu Er gab
und
Ohnehin nahm
Einkünften
Rechtsſpruch von
des
Patrikau
konnte, bee
eintauſend Thalern .
fich dafür einen er ja
fächſiſchen gewann
Landes. er
Dukaten
die Beſtechungsgelder
in
Durch
demſelben
den Jahre
ſchon das Heimathsrecht in Polen , aber erſt 1758 die bedeu tende Staroſtei Zips. Graf Brühl mag haben .
aud nod
in
anderer Weiſe. fpeculirt
Wenn nämlich Alles ſchief ging und er wegen
ſeiner
in Sachſen verübten Unredlichkeiten hätte zur Verantwortung gezogen werden follen, fo würden und durften dies die Polen da er dort einheimiſch war, nicht zugeben . ganz einerlei , ob
ſie ihm
Es war hierbei
geneigt waren oder nicht: ſie hiel
ten mit aller Entſchiedenheit daran feſt , ihre Privilegien von
67
Niemandem
verlegen
noch die Staroſteien
zu
laffen .
Volinow , Lipinek und Biaſezno , ward
Bromberg und Herr zu Sierakow
Voigt zu
Brühl auch
bekam
Später
Die Herrſchaft Sierakow
und Niechanow .
hatte er für zwei Millionen
Gul
den von der Tochter des Königs Stanislaus Leszinsky, welche Königin von Frankreich war, gekauft. Obgleich Brühl ein wöchentliches Einkommen von
ein
tauſend Thalern hatte , täglich alſo ungefähr 143 Thaler, ſo wird doch Jedermann zugeſtehen müſſen , daß er damit allein nicht fo viele Befißungen hätte erwerben und nicht ſo viele Beftechungen in Polen vornehmen können . Außerdem
befaß Brühl in Sachſen ſehr bedeutende liegen
ſchaften ; man hätte beinahe fagen können , er ſei reicher, als der
König.
prächtigſten
Seine
Palais
mit
Gärten
waren
die koſtbarſten
in
ganz Dresden .
Selbft in Böhmen befäß
Brühl mehrere bedeutende Güter, die Maria ihn für
durch die
Statuen , Kaskaden, Vaſen , Orangerien u. f. w .
Thereſia , um
ihre Pläne zu gewinnen , feiner Gemahlin geſchenkt
hatte. Ohne feine jährliche Einnahme von 52,000
Thalern ,
bezog er auch noch die üblichen diplomatiſchen Geſchenke aug
1
wärtiger Höfe , und in den beiden bedeutende Summen
erſten ſchleſiſchen Kriegen
Geld , ſowohl von
Frankreich , als auch
von England . Bei alledem
muß man
aber
lobend
hervorheben , daß
Brühl außerordentlich verſchwenderiſch war, alſo wieder unter die Menſchen brachte, obwohl ſein als er ſtarb , immer nod konnte. mich
ein
ſein
Geld
Vermögen ,
unermeßliches genannt werden
„ Ohne meine Verſchwendung," ſagte er ſtets, „würde
der König
hungern
laſſen .“
Die Möbel , Pretiofen ,
das Porzellan, die Garderobe, Wäſche und Silberſervice allein wurden
auf eine Million Thaler geſchäßt, gewiß 5 *
noch ein
68
ſehr niederer Preis , da ſte offenbar das Zebnfache gekoſtet hatten . Die
Bibliothek
Brühls
mit reich vergoldeten
beſtand
Einbänden
eigener Bibliothekar in
dem
aus. 70,000 Büchern
und war für
dieſelbe ein
berühmten Heyne angeſtellt.
Chriſtian Gottlob Heyne, welcher am 25. September 1729 zu Chemniß geboren war, bezug
im
Jahre 1748 die Univer
fität in Leipzig und beſchäftigte ſich nebenbei mit ſchriftſtel leriſchen Arbeiten , um fichern .
nur ; einigermaßen
ſeine Eriſtenz- zu .
Eine lateiniſche Elegie , welche die reformirte Ge
meinde zu Leipzig auf den
Tod ihres Predigers Lacoſte durch
Heyne verfertigen und ſehr ſplendid drucken dem
Grafen
Brühl bekannt.
ließ, machte ihn
Da der Ertrag der Informa
tionen , welche er von Zeit zu Zeit übernahm , auch noch nicht hinreichte , die nothwendigſten
Lebensbedürfniſſe zu
ſo entſchloß er ſich auf Anrathen den zu reiſen , um
decken ,
ſeiner Freunde, nach Dress
ſich dem Miniſter perſönlich zu empfehlen ..
Seine Erwartungen verwirklichten ſich
jedoch
für
jeßt noch
nicht; eine Hofmeiſterſtelle, welche er in Dresden anzunehmen gezwungen war, reichte nicht hin , die Schulden , welche er um : dieſer Reiſe willen hatte machen müſſen , wieder zu bezahlen . Erſt nach oftmals wiederholten
Geſuchen ward er 1753 Bi
bliothar der Brühlſchen Bücherſammlung, wofür er ein Gehalt: von
jährlich
100 Thaler bezog:
Der einzige Nußen , welchen zog, war die erweiterte
er aus
dieſer Anſtellung
Bekanntſchaft mit den
Werfen
der
alten Literatur, für welche ſeine Richtung ſich beſtimmt hatte . Der eintretende ſiebenjährige Krieg machte Heyne aber wie derum
brotlog .
1757 durd
Auf den Gipfel der Noth gebracht, fand er
Rabeners
Empfehlung in
dem
Hauſe der Frau
von Schönberg eine günſtige Unterſtüßung , deren Bruder.er .
69
im
Jahre 1759 als Hofmeiſter nach Wittenberg begleitete. Erft
im
Jahre 1763 änderte ſich ſeine traurige Lage, indem
er um
dieſe Zeit Profeffor der Beredfamkeit in Göttingen würde. Er ftarb 1812 .
Als
Friedrich
der
Große Anfangs
piebenjährigen
des
Arieges die Bibliothek Brühls beſuchte, traf er daſelbſt Heyne noch an, zu :!
dem
er mit unverkennbarer Fronte fagte: : 12
Kommt der Graf von Brühl oft in die Bibliothek şu Brühl hatte keine Zeit
fich um
Bücher zu bekümmern ,
was Friedrich ſehr gut wußte ; auch verſtand er großen deren
Inhalt nicht.
Die Bibliothek wurde nad
Theils
Brühls Tode
von feinen Erben für 50,000 Thaler der Regierung verkauft; vermuthlich
verſtanden
Brühl befaß
auch
auch
fie nichts
eine überaus
von
dem
Inhalte .
prächtige Gemäldegallerie,
die zwar nicht ſo umfanglich, aber 'ungleich beſſer geweſen fein
folt ," als die des Königs.
derttauſend Thaler angegeben .
Thr“ Werth wird
Gallerie 1768 für Szárskojeſelo. bat, iſt nicht ermittelt worden . .
Wieviel file dafür bezahlt
Eine Kupferſtichſammlung und gehörten ebenfallø- zum ::
auf hun
Katharina II. kaufte die ganze
ein
Naturaltenkabinet
Brühlſchen Hinterlaſſenſchaft. 3."
Brühl hatte einen wahrhaft königlichen Hofſtaat, welcher
aus dreihundert Perſonen
beſtand .
Wir glauben nicht, daß
irgend einer der jégt lebenden Fürſten Dienerſchaft beſigt.
eine fó umfangreiche
Im Brühlichen Stalle befanden ſich 300 fich
.
der ſchönſten Pferde." Wer
von
feinen
Domeſtiken , zu
denen ' aud Mancher von gutem Adel gehörten , ihm ergeben
bewies , den
einträglichen
beförderte er zu ebenſo
Staatsämtern.
z. B. machte er zu einem
Einen
ſeiner
treu und
wichtigen , als Küchenſchreiber
General- Acciſe- Inſpektor, u . f. w .
70
-
Bei ſeinem funfzig
Tode
befand
ſich
in
ſeinem
Keller für einige
Tauſend Thaler Wein .
Das Alerreichhaltigſte indeß war ſeine Garderobe, und wenn Graf Brühl fich in
nichts Anderem
lächerlich
gemacht
hat, ſo iſt es mindeſtens in ſeiner Garderobe geſchehen . Friedrich der Große fand im
Brühlichen
Palais allein
vor : 200 Paar Schuhe, 800 koſtbare Schlafröde und 1500 Perrücken .
Beim
Auffinden der Legteren konnte ſich der große
Preußenkönig nicht enthalten, auszurufen : ,, 1500 Daß
Perrüden und keinen Kopf !" dieß weder fämmtliche Schuhe , noch Schlafröde,
noch Perrüden waren , läßt ſich denken , da Brühl davon dech unbedingt zu
ſeinem
Gebrauch noch
eine Anzahl mit nach
Polen genommen hatte . Seine Bekleidungsſtücke, wie ſie nach Tode vorgefunden wurden, ſchäfte man auf ungefähr
feinem
funfzig Tauſend Thaler.
Dazu gehörten vornehmlich : 198 ge=
ſtidte, 120 chamariete, 60 brillante, 40 feidene, 34 ſammtne, 24
Trauer- und 24 gewöhnliche Kleider, 30 Hüte, 140 Øut
federn , 47 Pelze, 17 Muffs.
In dieſem
Verzeichniß find die
200 Paar Schuhe, 800 Schlafröcke , und die 1500 Perrüden , welche
Friedrich
II.
zu
Beginn des
ſiebenjährigen
Krieges
fand, nicht mit aufgeführt; fie ſcheinen wohl vergeſſen zu ſein , da
ſich nicht gut annehmen läßt, daß Herr von Brühl nach
dieſer Seite hin In dem
ſeine Garderobe vernachläffigt hat.
erwähnten Inventarium
befanden ſich auch noch
über einhundert Ühten , etwa neuntehalb Hundert Tabatieren , gegen achtzig Degen und Hirſchfänger, und was das Lächer lichſte von Alem
iſt, für ungefähr 200 Thaler Schnupftabat ;
ferner 29 Røhrſtöde, 55 Etuis , 30 Notiztafeln , 87 Ringe, 67 Niechfläſchchen , 240 Flaſchen ungariſche wohlriechende Waf
fer und Dele, 600 Flinten 2 Portechaifen .
und Büchſen , 29 Karoſſen
Daß tros ſeiner Abhängigkeit von König ihm
zu wiederholten Malen
ungeheuren Aufwand machte , lag
und
Brühl dennoch
der
Vorſtellung über feinen in
der Natur der Sache,
1
wenn man bedenkt , daß die damalige Zeit gerade die“ geld ärmſte
Sadyfens war.
Brühl
verſtand es
jedodi meiſter
haft , ihn auch in
dieſer' Angelegenheit , wie in
gen
Er behauptete , daß
zu
täuſchen .
große Runft verſtände, mit Wenigem
allem
Webri
feine Gemahlin die
Viel auszurichten und
baß ſein Hausweſen jährlich mit höchſtens 20,000 Thalern zu ſei.
Daß der König
1
beſtreiten
dies
glaubte,
kann
gerade
kein beſonders günſtiges Zeugniß von feinen günſtigen Fähig keiten
ablegen .
klon jährlich .
Brühl brauchte mindeſtens eine halbe Mil
Brühl verſtand es übrigens, immer neue Geld
quellen aufzufinden , welche er nie früher verließ , als bis fie völlig
erſchöpft waren .
Gr schonte weder
Wittwen- noch
Waiſengelder und ließ ſelbſt die Güter der Waiſen verkaufen . Für das Geld gab er Scheine, die ohne jeglichen Werth waren . Aud
Menſchenhandel trieb
Soldaten Gegen
an
zwei
die
er,
Seemächte
indem für
er (1751) fächſiſche
hohen
Preis
verkaufte.
Jahre empfingen die Beamten keine Beſoldung,
und die Armee, welche, wie wir wiſſen , im
Jahre 1756. aus
nur 17,000 Mann beſtand, hatte er auf dem
Papier 30,000
Mann ſtark, um , wenn der Kurfürſt von den erwähnten Un redlichkeiten Kenntniß empfangen ſollte , den
Beweis für die
rechtliche Verausgebung der Gelder liefern zu können . Natürlich Schuld.
hatte der König an
dieſem
Er bekümmerte fich weder um
um den Soldaten ; 'er war mit Alem
Unweſen
den
ſelber
Bürger, nody
zufrieden , was Brühl
arrangirte , wenn derſelbe nur für Geld forgte.
72
Daß unter jo traurigen
Verhältniſſen die Sachſen
ihre
Unzufriedenheit nicht durch eine ernſtliche Demonſtration
an
den Tag zu legen bemüht waren, iſt noch nicht ſo merkwürdig , als jener von uns ſchon
erwähnte Umſtand, daß ſie zu Hun
derten wieder die preußiſchen
Fahnen verließen , um ihrem geliebten Kurfürſten allein nur zu dienen . Für dieſe auffal
lende Erſcheinung haben wir keinen andern Grund auffinden können , als den , daß fie deutſchen Blutes ſind, das bekannt lich ſehr langſam
durch die Adern geht und erſt nach unſäga
lichen Kümmerniſſen zur Erploſion gebracht werden Wir unter dem
erwähnten
kann.
früher bereits der Religiöfität Brühls,
Verſprechen , ſpäter darauf zurüdkommen zu wol
len, was hiermit erfüllt werden
1
ſoll.
den Mann Sadiſeng nennen
Dieſer Mann , den man
kann , übte, wie wir wphl zur Genüge bewieſen haben wer den, fortdauernd die größten Unredlichkeiten und Frivolitäten aus, deſſen ungeachtet zeigte er ſtets ein ſo ehrbares,;einneh mendes, ja, gutmüthiges Geſicht, war, zu jeder Zeit, mindeſtens gegen ſolche Perſonen , die
ihm
nachtheilig werden konnten ,
die perſonifizirte und gehorſamſte . Ergebenheit und verſtand es , ſeine Minen 10- vortrefflich anzulegen
und zur gelegenen
Zeit explodiren , zu laſſen , daß es nicht Wunder nehmen kann , wie es ihm möglich geworden
iſt, alle Welt zu täuſchen . Nur
Friedrich der Große ließ - fich nicht täuſchen ,, wie aus deſſen hinterlaſſenen
Werken
deutlich hervorgeht.
Um
den
guten
Eindruck, welchen ſeine äußere Erſcheinung machen ſollte, noch zu
erhöhen , überſegte er ſelbſt ein
Franzöſiſchen , ohne jedoch ſeinen
Erbauungsbuch aus dem Namen : als Ueberſeßer zu
nennen ; ließ auch nur eine mäßige Anzahl Eremplare davon drucken , die er an ſeine intimſten Brühl auf dem
Freunde vertheilte .
Daß
Titelblatte ſeinen Namen fortließ und das
-
Wert nicht dem
größeren
man bei demik,frivolen
73
Publikum
zugänglich machte , darf
Charakter dieſes Mannes keineswegs
für Beſcheidenheit halten.:Alles , was der Graf von
Brühl that oder anordnete , So auch die Heraus
geſchah mit der größten Berechnung.
gabe ſeines Buches und die dabei obwaltenden Umſtände.
ES
iſt eine allgemein bekannte Sache, und der Graf Brühl wußte dies ebenſo gut , wie wir , daß , wenn man das Bekanntwer den einer Angelegenheit wünſcht, man ſie unter Anempfehlung größtmöglichſter
Verſchwiegenheit
Anderen
mittheilen
muß ;
nimmt man zu dieſen Vertrauten nun auch noch einige weib liche Perſonen , fo kann man mit Beſtimmtheit auf die aller größte Verbreitung der Mittheilung
rechnen . : Brühl wollte
mit feiner Frommbeit nicht unbekannt bleiben , ſondern gemein bekannt werden .
Stam
all
dann wirklich einmal ein Fall
zur öffentlichen Kenntniß, wo der Schmuß feines Charakters in
fächfiſchen
die
*
offen
Augen
Fiet, fo würden
doch die Meiſten des
Volkes gemeint haben , daß es nicht wahr fet, da
ein Mann von 10 entſchieden .frommer Färbung , Unredlich keiten
ſich nicht zu Schulden In dem
erwähnten
kommen
laſſen kann .
religiöfen Werke fagt er, der jährlich
über eine halbe Million verſchwendete, daß die ganze Wohl fahrt der Menſchen darin beſteht, daß es ihnen hier auf der Erde recht ſchlecht geht; denn die Güter der Erde ſeien doch nur Scheingüter und anziehend nur für folche Leute , welche keine beſſeren kennen, auf keine beſſeren nen
beſſeren
ſuchen .
hoffen , und auch kei
Wenn Brühl ſtatt der politiſchen
die
theologiſche Karrière ergriffen hätte, würde er nichts anders geworden ſein , als was er wirklich war :-nämlich ein und es bleibt fid Einer ein
Jeſuit
unſrer Anſicht nach vollſtändig gleich , ob
politiſcher oder ein theologiſcher
Jeſuit iſt.
74
-
Der Graf von Brühl ging viel weiter !
Er nahm
Buch allein
in
dieſem
Manöver noch
an , und gewiß mit Recht , daß fein
ihm wenig nügen könne und würde, wenn
er
nicht gleicher Zeit durch die That beweifen würde, wie Ernſt es ihm
um
das Heil ſeiner Seele zu thun ſei.
Nus dieſem
Grunde beſuchte er tagtäglich des Abends die Kapelle in fet= nem
Palats, warf ſich auf die Anieen und berührte, um ſeine
Demuth vor Gott zu zeigen , die Erde mit ſeinem
Geſichte.
Er war auch ſo klug, ſich in einer ſolchen demüthigen Unter würfigkeit vor dem feinen
Almächtigen zu verſchiedenen
Zeiten von
Freunden überraſchen zu laſſen , da fonft ja Niemand
von ſeinen Betſtunden Kenntniß empfangen hätte. Bei einer ſolchen
Gelegenheit verſuchte er unter einer ſehr gut erheu
chelten Beſchämung, fein
Benehmen
dadurch zu entſchuldigen ,
daß er ſagte : er halte eg für feine Pflicht, nachdem ganzen Tag über ſeinem Minuten dem
irdiſchen Herrn
er den
gedient, auch einige
ewigen Herrn zu widmen ; denn das Grdiſche
fei vergänglich, das Himmliſche aber nicht! zrnit Graf Brühl genoß auch das Abendmahl,- nicht um feine Sünden Vergebung zu
lich neue Sünden zu begeben . heit!
Nichts an Brühl war Wahr
Alles Lift und Heuchelei !
heiligen Abendmahls. daß er in evangeliſchem
Polen
für
erfleben , fondern um augenblick
So auch der
Genuß des
Das geht allein ſchon daraus hervor,
nad
Ritus zum
katholiſchem ,
in
Sachſen
Tiſche Gottes ging.
aber nach
Seine Kinder
wurden Alle katholiſch, weil Brühl dies feiner Gemahlin bei ſeiner Verehelichung mit ihr verſprochen hatte . lich das einzige Verſprechen in ſeinem
Wahrſchein
Leben , das er erfüllte.
Brühl pflegte gemeinhin zu ſagen : „ Die Welt iſt eine Bühne und die Menſchen die Schauſpieler ; es kommt nur darauf an , ſeine Rolle gut zu ſpielen ."
75
Bierte $
Kapitel
Der Oberkapellmeifter Haſſe und Friedrich II. im Brühlſchen Palais. ſeine Gattin . Die Kurfürftin von Sachſen . Friedrich II. kammerdie ner Glaſau . - Komplott der Kurfürſtin von Sachſen und der Gräfin von Brühl. - Mengels Flugt , feine Verhaftung und Einkerkerung. - Fried rich II. Rache gegen die Brühlſchen Befißungen . Die Schlacht bei Prag. Schwerins God . Die Schlacht bei Hollin und die Fächfiſche Revange.
einem
Garten
1
Friedrich der in
Große hatte , wie wir bereits berichteten , der Vorſtadt, und zwar im Mogzinsky'ſchen
Garten , fein Hauptquartier genommen . daſſelbe jedoch nach dem er in
Später verlegte er
Palais des Grafen Brühl, und als
daffelbe eintrat , fchlug er mit ſeinem
Krüeftock einen
großen Spiegel entzwei; feine Leute befolgten fein Beiſpiel in ausgedehnteftem
Maße und demolirten Alles, was ihuen
unter die Hände fam . · Hiermit wollte der preußiſche König unzweifelhaft feine vollkommenſte Verachtung ausdrücken , die er gegen fen
den
Gra
Benehmen
auch
die rädſichtsloſe Regierung Brühls einigermaßen
ent
von Brühl empfand .
durch
ſchuldigen
Wenn man
ſein
kann , fo kann man es wahrlich doch nicht loben .
Klüger hätte Friedrich
II . gehandelt , wenn
er anſtatt
des
Spiegels , Brühls Ropf zertrümmert hätte , denn diefer allein nur und nicht der Spiegel trug die Schuld der europäiſchen Unruhe. Auch den Gärten Brühls ſtand ein gleiches Schick fal bevor und konnte daſſelbe nur dadurch abgewendet wer
76
-
den , daß man Friedrich II. 10,000 nahme er auch nicht verweigerte.
Thaler anbot, deren An Alle übrigen geplünderten
werthvollen Sachfen ſchickte der König nach Berlin , um an die Juden verkaufen zu laſſen .
fie
In Sachſen felbft betrug fich Friedrich II., wenn auch nicht gerade wie ein übermüthiger Sieger, ſo doch mindeſtens als Herr des Landes.
Gr belegte ſämmtliche Landeseinkünfte
mit Beſchlag , verminderte die Beſoldungen der Kanzeleien er zur und Kollegien um 160,000 Thaler jährlich , indem
Beſtreitung derer Bedürfniſſe nur 30,000 . Thaler beſtimmte, während bisher 190,000 Thaler dazu verbraucht worden waren . Die meiſten
kurfürſtlichen
Schauſpieler - Tänzerinnen
Tonkünſtler wurden entlaſſen .
und
Dies Schicfal traf auch den
Gatten der Maitreſfé.Auguſt III., den Dberkapellmeiſter Haſſe in Dresden . "!
9: Johann Adolph Haſſe , welcher im
Jahre 1705 in Ber
gedorf, bei Hamburg geboren wurde, hatte bereits im feines Lebens einen
ſo tweit verbreiteten
22. Jahre
Ruf, daß ,jer seine
Aufforderung von Friedrich Auguſt I., Kurfürſt von Sachſen , erhielt, nach Dresden dung im nora
zu kommen .
Jahre 1731, nachdem
Fauſtina
und wegen
Er folgte diefer Einla
er ſich kurz zuvor mit Sig
Bordoni, damals in
ihrer fchönſten
Blüthe
ihres : herrlichen Gefanges der Gegeſtand allgemei
ner. Verehrung; ehelich verband. Beide zuſammen hatten in Dresden ein Einkommen von 12,000 Thalern , monatlich aljo 1000 3,
Thaler .
Als Friedrich
dorf am
der Große nach der Schlacht bei Keſſels
18. Dezember 1745 nach Dresden kam , beauftragte
er Haffe , eine feiner Opern auf dem ner Gegenwart aufzuführen .
großen
Haſſe wählte
Theater
in ſei
dett Arminio .
77
Friedrich
II. war fo entzückt von der Aufführung , daß
er
Haffe 1000 Thaler und einen werthvollen Diamantring ſchenkte. Wenn nun Friedrich der Große Haſſe's fallend zu
Talente fo auf
würdigen verſtand , dann kann man nur anneh
men , daß er allein aus Erſparungsrückſichten lien geben ließ.
Haffe nach Ita
Die Kurfürſtin war mit ihrem ganzen Hofſtaat in Dress den geblieben ,
und
über zwei Millionen um
beanſpruchte
zur
Thaler jährlich.
Beſtreitung deſſelben Friedrich II., welcher
eine paſſende Antwort nie in Verlegenheit war, erwiderte:
höchſt lakoniſch :
„ Dann werden
Eure Majeſtät gut thun , fich an
Ihren
Gemahl zu wenden !" Durch eine ſolche Antwort ward die Dame zum höchſten Zorn " gereizt und ſtiftete, mit der gleichfalls in Dresden gea bliebenen Gräfin von Brühl ein Komplott gegen Friedrich den
In
Großen .
dieſes Romplott foll auch der Kammerla
kai Friedrichs, Glaſau , mit hineingezogen ſein .
Er übernahm
die Verpflichtung, ſeinen königlichen Herrn durch Gift aus : der Welt zu ſchaffen . Es mißlang, wie bekannt iſt, und er büßte ſeinen
beabſichtigten
Frevel in
einem
Gefängniß
zu
glauben
wir
Spandau , wo er elendiglich umkam .. Zur Ehre
der
Kurfürſtin
von Sachſen
übrigens-nicht, daß ſie ſelber davon gewußt oder gar dazu ,
. gerathen, hat; vielmehr würden wir dies nur der - Gräfin von Brühl zutrauen können , wenn es ſich überhaupt herausſtellt, daß Glaſau im
Auftrage Anderer gehandelt.
Dies iſt indeß
noch nicht aufgeklärt, und bevor dies nicht geſchehen , müffen . wir annehmen , daß Glaſau
aus Radhe, vielleicht einer von
ſeinem Könige empfangenen Züchtigung wegen, womit derſelbe immer ſehr ſpendable war, fich zur Ermordung Friedrichs
78
verleiten
ließ:
Die Sache iſt nie aufgeklärt, da derjenige,
der Aufklärung hätte geben
können , dies aug leicht erklärlta
chen Gründen unterließ , wie fchon ſau
Kerker ohne alle ärztliche Hilfe genügend zu
in ſeinem
beweiſen
ſcheint.
Friedrich
er
indem
die Gräfin
von
Sie begab fidi zu
ihrem
die
Königſtein , und auch
betheiligten ; er zerriß
ſich
gefährlichſte Perſon von
im
noch der Generaladjutant Baron
außerdem
Spörken , Kommandant des
fächſiden Prinzen
beiden
das tüdiſche Gewebe der
durchſchaute
Damen , an dem von
der ſchnelle Tod des Gla
es gewaltſam ,
Brüht, vermuthlich , weil fie die
Alen
war, aus Sachſen
verwies.
Gatten nach Warſchau , woſelbſt fie
Jahre 1762 mit Tode abging. Der
geheime Kanzelift Mengel hatte ſich
ſo ſeht
in
Sicherheit gewiegt, daß er, wie es ſcheint, an eine Entbedung feiner Schurkerei gar nicht glaubte; denn auch er war mit dent fönige mad Warſchau gegangen . Nur eine gräß liche Verblendung konnte ihn gefangen halten , da doch un bedingt anzunehmen war, daß man
ſich fächfiſcher Seite alle
erbentliche Mühe geben würde, den Denn das wußte man
bereits , daß
Verräther zu entdecken . Friedrich
II. vom
Jahre
1753 an alwöchentlich die Abfchriften der eingelaufenen peſchen
empfangen hatte, und daß dies nur durch
geſchehen ſein konnte, dem
De
Jemand
dieſe Depeſchen zugänglich waren ,
warsnatürlich ; ebenſo natürlich war es , daß man befonders auf diejenigen
fein Augenmerk
richten würde, die in
Zeit einen größeren Aufwand gemacht.
legter
Denn das der Schur
kenſtreich von Preußen Dem
bezahlt worden , unterlag keiner Frage. erwähnten Baron von Spörfen war es bereits
auch mittler Weile gelungen , dem
Thäter auf die Spur zu
79
kommen , wodurch , verſchweigt die Geſchichte. fröhlichen Beiſammenſeins mit einigen
Während eineg
ſeiner Freunde wurde
Menßel unter der Hand zu verſtehen gegeben , er möge auf ſeiner Hut ſein und lieber ſeine perſönliche Freiheit burdy eine ſchnelle Flucht ſichern . Menßel war, wie alle Verbrecher, Feige und hatte Furcht vor der Strafe, die man
ihn
ihm von
als den
ſeiner böſen
That folgen mußte , falls
Thäter entdeđt hatte.
Er befolgte den
ſeinen Freunden gegebenen Rath und floh noch in
der nämlichen
Nacht.
Er begab ſich ins öſterreichiſche Gebiet
ward aber verfolgt, in Prag verhaftet und zurück nach War ſchau
geführt. Durch ſeine Flucht hatte.Menßel unzweifelhaft nur noch
feine Lage verſchlimmert; ihn
denn durch ſie mußte der gegen
obſchwebende Verdacht einen
ziemlich hohen
Grad von
Wahrſcheinlichkeit erhalten , während er, würde er nicht ents flohen
ſein , glüdlichen Falls immer nur ein
ben wäre, da man ihm weiſen rich
tönnen .
Die
II. und ſein
Verdacht geblies
doch ſchwerlich ſeine That hätte be dabei
betheiligten
Perſonen :
Geſandter Malzaha würden
Fried
ihn nicht vers
rathen haben , da ihr eigenes Intereſſe Verſchwiegenheit von ihrer Seite erheiſchte .
Der unpartheiiſche Geſchichtsſchreiber
fann die Art und Weiſe , wie man preußiſcher Seite hinter die Geheimeniffe Sachfens gekommen noch durch den Umſtand zu
iſt, weder vertheidigen ,
rechtfertigen ſuchen , daß der Graf
von Brühl noch vor Herrn von Malzahn daſſelbe Manöver geſpielt , indem ſchen
Geſandten
er für das Portefeuille des damaligen preußi in
Dresden , Herrn von Klinggräff , durch
den Hofkleinſchmied einen
Nachſchlüſſel hatte anfertigen und
mit Hilfe des Klinggräff'ſchen Kammerdieners, die Chiffre der
80
Depeſchen
auskundſchaften
laffen .
Grafen von Brühl war ein
den
Charakter des
ſolches unwürdiges - Benehmen
*
paffend , für Friedrich den
Für
Großen
nicht.
Mengel wurde einem ſpeziellen Verhör unterworfen und in
eine außerordentlich ſtrenge Haft auf den Spielberg ges
bracht, wo er vom
September 1757 bis 1763 blieb , dann
aber nach dem Königſtein transportirtwurde,wo er in dem hohen Alter von zwei und ſiebzig Jahre im
Jahren
ſtarb.
Er hatte vierzig
Gefängniß , alſo mehr, als die Hälfte feines Lebens,
zugebracht, und dadurch nur eine gerechte Strafe für feine Ruchloſigkeit empfangen . Die Gräfin von Brühl hatte der preußiſche König zwar aus Sachſen verwiefen , dadurch ſeinem wegs
die
ihm
Zorn aber noch
keines Er
Rechnung getragen .
ſcheinende
nöthig
pflanzte deshalb denſelben auf todte Gegenſtände über, was auch nur den
Ruhm
Könige verdunkeln kann ,
des großen
daß er felbft das Signal zum
Demoliren
im
Brühl'ſchen
Palais gegeben hatte , iſt von uns bereits erwähnt worden ; er vernichtete
aber auch
noch die übrigen
fächfiſchen Premierminiſters, indem
Befigungen des
er ſämmtliche Brühl'ſche
Häuſer, Schlöſſer und Güter, welche ſich in Sachſen und auch in der Lauſiß befanden , verwüſten ließ . Dieſes Benehmen Friedrich die Geburt eines noch im
II. war durchaus nicht als
zornigen Augenblickes zu
Jahre 1758
am
betrachten , denn
5. September ," wo fein
Zorn
fich
längſt gelegt haben mußte, ließ er das Schloß Pförten , welches . der Graf von Brühl in bauen laſſen , niederbrennen . Bei ſeinem
der
Niederlaufiß
fich
hatte,
Durchmarſche durch die Niederlauſiß fandte
er eine Hufaren - Abtheilung nach
Pförten
mit
dem
Auf
trage, das daſelbſt befindliche Schloß des Grafen von Brühl
81
niederzubrennen .
Der kommanderende Offizier dieſes Deta
thement8 wat menſchlicher , als den Schloßbewohnern
fein
Er bewilligte
König .
eine einſtündige Friſt, um
was ihnen werth und theuer war, fortzuſchaffen .
dasjenige,
Leider nennt
uns die Geſchichte den Namen diefes Offiziers nicht.
Im Brühls
Jahre 1757 hatte der König von Belvedere in
Preußen
auch
Dresden , Ntſchwig bet Wurzen , und
Grochwiß bei Heizberg der Plünderung
ſeiner
Garde über
laffen ; in Grochwik fol er fogar felbſt, wie den Spiegel im dresdener Schloſſe des Herrn von Brühl, eine koſtbare Spiel mostthe
uhr zerſchlagen haben . :... Keineswegs wird Jemand es als hübſch bezeichnen , feine Wuth jahrelang walten zu laffen , und auf tødte Gegenſtände zu übertragen . Auguſt III., der fich niemals von der Schlecha tigkeit und Verworfenheit ſeines Premierminiſters hatte über II. ihm
zeugen können, und die Beweiſe, welche Frtedrich geben den
verſprach , hochmüthig von liegenden
in ſeinen
Brühl dadurch , daß deren ganzes
er
Einkommen
Gründen "vernichteten ihm
nach dem
Grafen
von
Tode der Königin
ſchenkte , wozu auch einige Güter
und Privatgebäude gehörten. Friedrich des Großen Stern
verdunkelte
ebenſo plößlicher, als widerrechtlicher Einfall in wie " ſein
zu
der Hand wies , entſchädigte
fich .
Sein
Sachſen , jo
Auftreten daſelbſt als Herr des Landes hatten
ganz
Europa gegen ihn herausgefordert, und was man früher nur im Geheimen that, das genirte man ſich jeßt nicht, öffentlich und vor aller Welt durch ſeine feindſeligen Handlungen gegen den preußiſden Die
König zu "beſtätigen .
Regierung Maria
Thereſia’s
bezeichnete
richs II. Einfall in die fächfiſchen Lande als einen
Frieds
Landfrie
Bensbruch und als eine Verlegung des allgemeinen Völker Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd. 6
82
rechts ; fie unterließ auch nicht in vielfachen Schmähſchriften dieſe ihre Anſichten zur öffentlichen Kenntniß zu bringen und des großen Königs Willkürlichkeiten mit ſcharfen Seitenhie ben zu geißeln. von Regensburg
Daſſelbe geſchah auch in einigen Schriften aus. Frankreich , das ſich ſchon vor Aus
bruch des ſiebenjährigen
Krieges , freilich im
Geheimen , als
Gegner Friedrichs II. präſentirt hatte, benugte die jebige Ge legenheit, Friedrich den Vorwurf zu machen , daß er den Weſt Frieden , für den es die Gewährleiſtung übernom
phäliſchen
einen ſcheinbar gerechtfertigten
men hatte, gebrochen habe, um Grund zur Theilnahme an dem
Ja ,des
Kriege vorzulegen .
ging noch weiter! Durch ſein Geld und ſeinen politiſchen Einfluß verleitete es ſelbſt Schweden zur Betheiligung an Kriege. t stresin dhat
dieſem
Nußland , Friedrichs mächtigſter Feind , rüſtete nun gleichfals. Maria
Einhunderttauſend Mann ſollten
Thereſia's nach
zum
fich
Beiftande
Deutſchland kommen , und die deut=
ſchen Stände bewilligten derſelben
eine aus
ſechszigtauſend
Mann beſtehende Armee, wovon indeß noch nicht einmal die Hälfte zuſammen kam . Aus allem richs
Dieſem
erhellt klar und deutlich , daß Fried
II. Untergang unwiderruflich
beſchloſſen war.
Man
wollte ihn zwar nicht ganz und gar aus der Reihe europät ſcher Fürſten
verdrängen , aber
fürſten
Brandenburg
von
Preußen ſollte getheilt
er ſollte bis zu
berabſinken . - Das
einem
Kur
Königreich
und vertheilt werden ." Das wirkliche
Preußen ſollte mit Rußland, Pommern mit Schweden , Schles ſien mit Deſterreich, Magdeburg und Halberſtadt mit Sach ſen , und die weſtphäliſchen Lande mit werden .
Frankreich verbunden
Das war Ales ganz nett arrangirt, allein man hatte
183
vergeffent, noch einen Verbündeten zurgewinnen , ohne deffen Beiſtand det allerſchönſte Plan bereitelt werden mußte. Dieſer
fer Verbündete war Gott!
Die
auf Frieds
ſich
hatte
richo II. Seite geſtellt und führte ihn auch aus allen Kala mitäten fiegreich hervor. ) Freunden
irdiſchen
498dFriedrich Thatte von
Heſſen - Kaſſel , Braunſchweig Während ſeine Feinde ihm
Gotha
und
nur England ,
auf ſeiner Seite .
eine Armee von ungefähr 500,000
Mann entgegenſtellten , konnte er felbft nur bei den allergröß ten Bemühungen und Opfern eine Armee von etwa 200,000 Mann auf die Beine bringen . pros Friedricho II. foeben genannten Verbündeten ſollten eine Schußwehr
ſtellte
Muffen
Frankreich bildenz: den
reinhunderttauſend
er sein nur 14,000 Mann
ſtarkes preußiſches
gegen
Hvert) unter dem
Feldmarſchall Lehwald , und
fogar nur 4000 Mann entgegen .
den Schweden
Er felbft mit ſeiner Haupt
machtwollte gegen ſeinen furchtbarſten und erbittereſten Feind , Ging er als Sieger aus dem
Thereſia , vorgehen .
Maria
mit Deſterreich demnächſt zu beginnenden Kampfe hervor, banr konnte er ſich in Böhmen feſtfeßen und hatte unendlich Viel gewonnen . He
Die Vorkehrungen
zu
dem
1757 wurde
Feldzuge von
mit einer Schnelligkeit, Ausdauer
und
Energie
betrieben ,
worüber man in ein gerechtes Erſtaunen verſeßt werden mußte.
44
Das
kleine Sachſen
mußte nicht nur Geld , ſondern auch
Lebensmittel , fogar: Nekruten
liefern .
Die ſchon
früher et
wähnten Herabſegungen und zum Theil auch gänzlichen Ein ziehungen
der Beſoldungen
kurfürſtlicher
Beamten
brachte
ohnehin ſchon eine bedeutende Einnahme. list.
Im
ften und
Frühjahre 1757 begab ſich Friedrich
II, nach Schle
hatte eine lange Unterredung mit ſeinem 6 *
Feldmar
84
zu
in
in Hainau ,
fchall Schwerin zunächft
Plan
welcher über den
Feldzuges
erwartenden
des
verhandelt
ausführlich
wurde. Raſdh und unerwartet follte die Stadt Prag überfallen
::
und weggenommen werden .
Zwede wurden
Zu dieſem
vier
Abtheilungen der preußiſchen Armee auf verſchiedenen Wegen abgefendet, welche am
nach Böhmen
6. Mai vor Prag Fichy
vereinigen ſollten . Schwerin
tam
aus Schleſien , der Herzog von
Bevern
aus der laufik , der König über Schandau und Prinz Morit tommotau.
über
Der Herzog von Bevern ſchlug ein öfterreichiſches Korps von
20,000 Mann
Reichenberg , nad Verluft von
unter dem
einem
Grafen
von
Königseck bei
fünfſtündigen Gefecht und mit einem
1800 Mann
aus feinen
feſten Verſchanzungen .
Ade Magazine, aus welchen die Deſterreicher mindeſtens drei Monate lang hätten verpflegt werden können , fielen in die Hände der Preußen . Friedrich II. eilte lichen Korps nach , nahm
ihnen
perſönlich mit einem
anſehn
ſein Lager auf dem weißen
und vereinigte fich mit dem
Berge
Grafen Schwerin.
Nun , vorwärts , vorwärts!“ ſagte der große König zu feinem
Feldherrn .
„ Steine. Rube dem
Feinde !
Wir müſſen
ihn ganz aufreiben !" . „ Eure Majeſtät ſcheinen zu vergeſſen," berſegte der greife Schwerin , „ daß wir erſtens das Terrain gar nicht kennen , zweitens 'unſere Soldaten bis auf den Tod find, 'und drittens, daß wir dem
Prinzen Morig
fen müſſen, eine Schiffbrücke über den Friedrich : erwiderte:
Zeit laf
Fluß zu ſchlagen ."
II . Auge verfinſterte fich, während er ſchnell
85
IN447 Nichts, nichts ! Es muß noch heute fein ! ito
na
gute Fifche ! a
Friſche Fiſche24
tis. Von einer böfen Ahnung ergriffen , berfekte der dreiunds fiebzigjährige.Helb , den das jugendliche Feuer noch nicht vere faffen hatte, mit funkelndem
Auge und indem
er feinen
Hut
tief auf die Stirn zog :: 29
***
Nun , wenn
fo will
ich
es
durchaus heute
fein
foll und muß,
die Defterreicher gleich hier : angreifen , wo
ich
fie febe !" Tie 14:17 Halt, halt!" rief lider Rönig.
Er fieht ja aus , als verſchlin
.
wolle Er die Deſterreicher mit Haut und Haaren gen..Warte: Gr , wir müffen
doch
werfen !" ILJI 1129
Biz
erft einen
Plan
ent
**** Friedrich H. felbſt entwarf darauf den Plan zur Schlacht, die, nach der Behauptung Sachverſtändiger , um
einen Tag
aufgeſchoben , Taufender geſchont, den Feind ganz aufgerieben und Prag unfehlbar falten Schon beim und
bergigen
gemacht hätte . , 745913fm. 515,3
Aufmarſchieren fand man in dem fumpfigen
Erdſtrich
unberechnete
Schwierigkeiten
und
Schwerin hatte wohl Recht gehabt, wenn er ſagte, man müſſe erft das Terrain konnte man
recógnosziren .
Erſt gegen ein Uhr Mittags
den Feind angreifen .
greifenden mit einem Reihen. Preußen
Dieſer empfingi dte Una
fo furchtbaren Artilleriefeuer, daß ganze
todt ntederſtürzten
und
alle
menſchliche
Tapferkeit gegen dieſe Feuerfchlünde vergeblich zu fein dan
Da verſammelte der: Graf Schwerin , durch Erfahrung
und Beiſpiel das Muſter ,der preußiſchen zurüdweichende
Infanterie : ſtieg vom
henden Fähnrich die Kufe : dem
ſchien ,
Armeer die berette
Pferde, riß
einem
Fahne aus der Hand , und mit
flie dem
M ir nach , wer kein Fetger rifb!“ trug er fle
unheilſprühenden
Kanonendonner des Feindes
entgegen .
86
Allein nur den Weg Kraft ihm ringen .
zum
Sieges følte er denatmit neuer
Folgenden zeigen , nicht aber den Sieg felbft er
Von seiner Startätſchenkugeln getſchmettert, iſant'er mit
der": Fahne, Idieſem und war i todt.
Zeugen ſeine
Muthes , bedeckt zu Boden
General Manteufel hob die Fahnei auf und
führte die begeiſterten Soldaten weiter vorwärts . 9i3 ius. 1:' Dec 1: Verluſt i dieſes
tapferen
und
allgemeins geliebten
Feldherrn war ein neuer Aufruf zur Rache für1 die begeiſter ten Krieger ; fie achteten weder auf Felſen , noch auf Möräſte ; file- vertrieben imit ungufhaltbarem fchen rechten Flügel aus feinen
Ungeftüm
den töfterreicht
Verfdhanzungen .
i 3 ) : ?!
I ! Lange blieb der Kampf unentſchieden , da unterbrach in einem des
glücklichen Augenblid
Feindes
und (führte durch
cung berbet. • ! f1,
Friedrich
II. ſelbſt das Centrum
dieſes Manövér die Entſchei
wc
,
750
Dieſer Schlacht, eine der blutigſtenti des
jährigen
Krieges , hatte vom
" , sid
ganzen
Fiebena
ein Uhr Mittags bis zacht uhu
1
Abends gedauert. den Seiten ***Gin fick in nadh
Es wurden
an
dieſem
Tagen von
zufämmen ungefähr 40,000 Menſchen
bei
getödtet ,
Theil bes geſchlagenen Heëres ,1 5000 Mannya warf
die Stadt Prag ; ein
anderer Theil zog ſich füdlich
Kuttenberg , wo der Feldmarſchall Daus mit
einem
Hülfsbeere ſtand. - Daß der Prinz Moriß mit ſeiner Brücke noch nicht fertig war, ſchüßter die Defterreicher vor gänzlichem Untergange. Prag
Heß es in 9i
Jegt wollte Friedrich Há unter allen Umſtänden
erobernz er . fchloß , daſſelbe von allen Seiten ein furchtbarer Weiſe bombardiren.! 4 : 1 hisse
Miti der Eroberung Prage veiband Friedrich
dte Vernichtung Daunse:
Err fandte ihm
Bevern mit 20,000 Mann .SITATES
1195
1996
den
su
II.1 äuch
Herzog von
entgegen , während das 1995
und
19vüveltyd
Korps
87
Daun'er nach langt batte.
und nach
die Stärke von 60,000 Röpfen era : stendil ve Malawi
Daun war kein gewöhnlichet derii PlanaSesi Könige von
Feldherr.· Erridurchſdaute
Preußen , und um
die Durchfüh
rung beffelben zu verhindern ,slagerte er ſich auf die Anhöhen von
Mollin , wo er fich aufs Vortheilhafteſte verſchanzte.-itish
Dłe
Cinnahme Pragas vérzögerte ſich jedoch von
Tag
zu Tag , von Woche zu Woche, und die Hungersnoth, die daz felbſt herrſchté, 'war bereits auf's Heußerſte
gekommen , als
Friedricht der Größe plöglich die beunruhigendften Nachrichten über den Anmarſch der Franzoſen und Muffen - empfing. Er blieb nur ein Mittel übrig , das , vortheilhaft durchgeführt, aber auch von unabſehbarem
Nugen ſein mußté.
Daun ſollte
geſchlagen und dadurch die Uebergabe der Stadt, vor welcher der preußiſche Heldenkönig bereits fünf volle Wochen
verloren
hatte, auf ein Mal erzwungen werden . 10 **Am mit dem
funfzehnten
Gunti véreinigte er fich
Bei Kaurzim
Herzoge von Bevern und tüdte am achtzehnten daf auf den Feind los. D Dieſer ſtand theils auf
felben Monats dem
Gipfel, theils auf dem
Abhange der Berge, durch Dör
fer , Hohlwege, fteile, faft unfteigbare Anhöhen
und eine zahl
reiche Artillerie gebedt. si Mit dem Fernrohr is vor dem Auge betrachtete Frieds Dann fprad er , rich II. die feindliche Poſition . fich ſelbſt, ale zu
ſeinen
Offizieren, die in ehrerbietiger Ent Si : .
fernung hinter ihm hielten : sinik ,, Er ſteht gut verſchanzt ! Éin
dächeln , in welchem
Aber alle
aber
.
geiſtige nUeberlegenheit
Frtedrichs fich abſpiegelte, flog wie mein Blig über ſein Geſicht,
+
und während er die Hand, mit welcher der das Fernrohr ge -5,7. *** til stede . I due tiene 11.11 ni bil
88
halten , auf den Sattelknopf ſeines Pferdes legte, wandte er fich um
und ſagte: Hülſen ! , . ,. Ziethen ! .
Die beiden empfingen deffen zugreifen .
Feldherren näherten fich Befehl, den rechten
ihrem
Sie erfüllten denſelben mit einem
Feind in
Könige und
Flügel des Feindes ans Muthe, der den
das höchſte Erſtaunen verſeşte und ihn zum Wei
chen nöthigte. Offenbar hatte Daun
die
öſterreichiſche Armee
ſah dies auch ſofort ein .
aus ſeinem
Er riß ein Blatt Papier.
Notizbuche und ichrieb darauf:
iſt nach Suddol!"
verloren , und
Die Retirade
und fandte daffelbe durch
ſeine Adjus
tanten , an die unter ſeinem Dberkommando ſtehenden Befehlsa haber.
Darauf befahl er, daß die Kanonen abgeführt wer
den ſollten, um
dem
Feinde mindeſtens nichts weiter, als das
Schlachtfeld zu überlaſſen . :' tet . Man ſoll nicht eher das Fell verlaufen , bevor man den Bären bat, ſagt ein altes Sprüchwort. der gegenwärtigen Schlacht konnte man
Auch in
dies , obwohl in an
derer Beziehung, anwenden . 14. Es
ſchien momentan
nichts
gewiſſer zu ſein , als der
Sieg der Preußen und die Niederlage der Deſterreicher. glaubten auch
Dies
die Oberfeldherren , auf beiden Seiten , wie die
Porſichtsmaßregel Dauns nur zu
deutlich
bekundete. I Ntea
mand dachte daran , daß es in der nächſten Stunde ſchon ans ders ſein
konnte.
Friedrichs weiſe. Dispoſition , mit welcher er den Plan zur Schlacht mit ſeltener Kriegskunſt und finnreich erfundes ner Taktik erbacht hatte , wurde , nachdem der Sieg beinabe entſchieden war, wohl nie weniger befolgt, als fem
Tage.
gerade an dies
Der rechte Flügel follte ſich in Unthätigkeit ruhig
89
fortbewegen und durch
eine unzertrennliche Verbindung den
linken angreifenden unterſtüßen .
Stege nothwens
Diefe zum
dige Maßregel wurde leiders außer Acht gelaffen . neralfeldwachtmeiſter
Chriſtoph
Hermann
kommanditte den rechten preußiſchen Flügel. - Als voci der i öſterreichiſchen
Fronte liegenden
Det Ge
von ': Manfteint er bei dem
Dorfe Chozemiß
ankam , daß man nicht befekt glaubte, in welchem Haufen Kroaten
verſtedt lagen , ward plößlich
ein Gewehrfeuer auf ihn eröffnet.i* ', '11,1! -17 Im
Augenblid
erſten
überhaupt nur, daß
die mit weniger Anſtrengung und
1
Friedrichs zu
T10,313
vermathete Herr
einzelne Soldaten
ſchaden , zu vernichten
aber ein
auf derfelben
von
}
Manſtein
ſich zerſtreut hätten , Schlachtplane
ohne dem
feiena:* Er ließ
einige
Male sin das Dorf ſchießen , da dies aber Nichts half und immer mehr feiner Leute perwundet oder todt niederfielen , da ließ
er
daſſelbe
es auchas's **,
pollem
Ernſt angreifen ' undi eroberte
MILOIRE
1,79 ***
1
5 : 1 1990 :
11
!'
in
Unter andern , Umſtänden wäre es vielleicht von
1
geweſen , tunter den vorliegenden
brachte es
verwiſchenden Nachtheil für Friedrich
५
Verſehen. Manſteins ein , allein
II.
es
nach ſeinem
Weſten Wila
Er mußte den
Gefecht mit den 1Kroaten
Chozemiß laffen , da , wenn er denfelben wollen , wie
Nugen
fchwer zu
Erifah zwar das
es konnte beim
len nicht mehrı tüdgängig gemacht werden . rechten Flügel ſeiner Armee im
einen
in
hätter an fich ziehen
entworfenen Schlachtplan hatte
geſcheheni folleni , mit Gewißheit angenommen werden mußte, daß augenblickliche Umzingelung fein Loos fein würde.) 314 Man mußte vorwärts gegen die feindliche Fronte, gegen die unüberſteiglichen Anhöhen und gegen die Tod und Vera derben ſprühenden Batterien !: Der linte Flügel ließ fich jest
90
gleichfalls verleiten , von der Fronteianzugreifen und dadurdy die ganze Schlachtordnung vollende zuri verrüdenisrgan polnil 200 Was Muth, Heldenſinn und Tapferkeit vermodyten, das leiſteten die Preußen an dieſem fie kletterten
für fi fos unheilvollen Tage !
über die blutigen Leichenbügel ihrer Kameraden
hinweg , welche ein
ſchreckliches Kartätſchenfeuer niedergeriffen
hattez ſie ſtellten ſich immer von Neuem fie
griffenê wiederholt den
Feind
in Shladítørdnung ;
any doch
Alles
umſonſt !
Endlich , von der ungeheuren Anſtrengung ganz ermattet, von aller Munition entblößt und von allen Seiten von der feind lichen Kavallerie angegriffen , halfen keine Zuredungen , keine Drohungen
mehr.
Die
Unordnung ward
immer
größer.
Ernſt Ludwig von Benkendorf, Oberſt eines fächſiſchen
Dra :
gonerregiments , ſtellte ſich an die Spişe des Prinz Karl'ſchen Regie ments und drang damit mit einer unaufhaltſamen Wuth auf die Preußensteins i Noc
dret andere fächſiſche Dragonterregte
öſterreichiſches Wallonenregiment verbanden
menter und ein
fich mit Benkendorf und eröffneten wahres Blutbad.
fchleſiſchen Kriege 1745 dem
gegen
die Preußen
Eingedenk ihres bei Striegau erlittenen
Verluſtes
Zurufe: 1. Das iſt für Striegau !
im
hieben
ein
zweiten ſie mit
ohne Gnade Alles
nieder , was ſich nicht ergeben wollte , noch entfliehen
konnte.
Friedrichs II. beinahe ganze ſchöne Leibgarde, 1000 Mann ſtark, verfor an nur waren am
dieſem
of
In
an .
Er warf einen
Dann
Tage ihr Leben .
250 dieſer Braven
Leben geblieben . styttist those es stee
halber Verzweiflung
hielt Friedrich
II.
109490
fein Pferd
troſtloſen
Blick über das Schlachtfeld .
winkte er ſeiner kleinen
Eskorte, aus vierzig Mann
beſtehendi und Spiel gegen
jagter mit dieſen
Wenigen
unter
klingendem
eine feindliche Batterte ; aber auch dieſe Wente
=
91
gen flohen , als die vernichtenden Kugeln
ſie
erreichen konn
ten . Friedrich bemerkte die Flucht nicht, ſondern ritt immer weiter. „ Sire ,“ rief endlich fein bei ihm le Grand, „ wollen
gebliebener Adjutant
Sie denn die Batterie allein erobern ?"
Ohne zu anitndotten, hielt der Könige fein Pferð an, be trachtete mit einer bewunderungswürdigen
Ruhe durch ſein
Fernglas die Batterie, ritt darauf langſam Flügel undagab Befehl zum "Rudzutgert be
nach den vechten to 15 - made
Dieſe Schlacht hatte ebenfalls viele Menſchen
gekoſtet.
>
Preußen hatten 826 feiner treff[idften Offizierest und acht Tau fend Mannt ſeiner beſten
Infanterie verloren , außerdem
auch noch lungefähr: fechs Tauſend
3
hatte neun
Tauſeno Berwundete .'
Fodten und n die
aber
Deſterreich
Sachſen'i denen
die
Ehre des.Sieges i am Meiſten gebührte , hatten gleichfalls viele Menſchen verloren.s Wenn
die Sachſen überhaupt auch nur
aus dier Regimentern beſtanden , fo gaben doch ihre Wuth und ihr Nachegefühl den Ausſchlag des Kampfes .
Dieſe vier Rea
gimented hatten während der pirnaſchen Lagerblokade siti Polen garniſonitttund waren
deshalb
in der Kapitulation , welche
der fächſiſche Feldherr Nutowsky mit Friedrich II. am 14aOca tober 1756fchloß, von dem
Legtern dergeffen worden .ii. Ein
Berſeheri, das demi preußiſcher Könige, wie wit geſehen habent; theiter zu ſtehen fam .
2;
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92
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Fünfte
W
')
Kapitel
Der Brand von Bittau. Schlacht bet cht in en bei deus Schla ürft Die .1 dan Samf Der dod der Kurf Hoßbach. Der Ueberfall bei Hodkirch, Der Graf von Schmettau . then. des Ariegsjahres 1758. er si Hrtedrich II. bei Bittau.
2+ 1
Die erſte: nothwendige Folge der verlorenen Solacht vott
Rolliniwar die Aufhebung der Belagerung von Prag. Abmarſch geſchah am
Der
20. Juni 1757 öffentlich und mit klina
gendem Spiel und in folcher Ordnung, daß außer einer Ane zahl Kranfer und einigem Preußen
Gefchüß, kein weiterer Verluſt für
entſtand.': Durch verſchiedene , abgefonderte
worin Friedrich
ſtorps, II . febr weislich ſeine Macht getheilt hatte,
führte er die Deſterreicher irre und erleichterte ſich vorzüglich den Ausmarid über die engen Gebirgepäfſe, wobei ihm
freta
lich die auffallende und andauernde Saumfeligkeit der Feinde lichen
Befehlshaber nicht wenig zu Hülfe kam , vindem
Daun
unthätig auf ſeinen Felfenhöhen ſtehen blieb, anſtatt die rzepa füttete preußiſche Armee , lebhaft anzugreifen und ſie durch Schnelligkeit zu
umringen
und zu
vernichten .
als habe man doch gewaltige Furcht vor Friedrich
Es ſcheinti II. gehabt.
Um Sachſen und die Lauſit zu decken , ließ derſelbe die Grenzpäſſe von Böhmen beſeßen der Hauptarmee zwiſchen
und lagerte fich ſelbſt mit
Leutmeriß
und lowofiß
an
den
beiden Elbufern , während ein anderes Heer von 30,000 Mann, unter Anführung ſeines älteſten feine Stellung bei Leipa nahm .
Bruders , des Kronprinzen ,
93
Hierher wendete: fich jegt auch die vereinigte öſterreichiſche Armee unter Daun und Karl von Lothringen , nahm den überans, wichtigen Poften
bei Gabel fort, drang dann
un
gehindert in die taufig ein und erreichte noch vor Friedrich II . die Stadt Zittau . Daun ließ diefen ſchönen nnd blühenden Handelsort in Gegenwart
Xaver von Sachſen mit glühenden
des Prinzen
Stugeln beſchießen und verwandelte ihn in wenigen Stunden einem Afdenhaufen ; nur ſechszig Häufer blieben übrig. Die preußiſche, nur aus vier Bataillonen beſtehende Befaßung
zu
dlug fich bis auf eine geringe Anzahl, durch die fie umges Flammen und Feinde durch . Viele Einwohner Zit
benden
tau's wurden
** Den Schaden
unter
Trümmern
den
der Stadt
begraben .
ſchäßt man auf zehn Millionen .
Eine dritte Hauptfdhlacht, welche noch im
Blätter mehr in
den
-
und zwar in Sachſen
Jahre 21757,
felbſt, geliefert wurde, brachte einige II.
Lorbeerkranz Friedrich
Die Reichsarmée, von welcher wir fchon ein Mal Geles genheit: nahmen, zu berichten , ward von dem
Prinzen
Joſeph
von Sachſen -Hildburghauſen , und die franzöfiſche Armee von dem
Prinzen
vor Soubiſe- angeführt.
kriegðunerfahren , wie die Andere.
Eine Armee war ſo
Soubiſe war bekanntlicy
sein Günſtling der Marquiſe von Pompadour, welche ihm um
diefes Umſtandes." willen
den ! Feldherrnſtab in
eben
die Hand
gegeben . Wie der Feldherr, ebenſo war auch die Armee. wiefen
war dies
Gotha , wo Schwadronen
ein
bereits
bei einem
ganzes Korps
Kavallerie
in
früheren
derſelben
möglichſter
Be
Ueberfall
in
vor
einem
Paar
Eile
floh.
Dieſe
preußiſchen Schwadronen konnten wenige Gefangene machen, ſie nicht ſo
Dagegen
ſchnell folgen
*
weil
konnten , wie
Jene floben .
fielen eine Menge Kiſten mit Pomaden und wohl
94
rtechenden
Effenzen , Pudermäntel, Schlafröcke unddeine große
Anzahl Regenſchirme in Soubifer glaubt, den mäntel und
ihre Hände . Ein
Feldherr, der wie
Feind mit Pomaden , Effenzen , Puder
Regenſchirmen
zu
beſiegen
Schlacht gewinnen !
kann : niemals . : . 1951
eine yil
31 de Die Reichsarmee war, wie geſagt, nicht viel beffer , und dieſe beiden
Heere follten
Sachſen beſchüßen .
Anſtalten , die Winterquartiere in dieſem
Ste machter
Lande zu
nehmen.
Bereits Herren der Saale geworden , hatten fie Weißenfels, Merſeburg und Halle befekt und an allen drei Drten die Brüdeni vernichtet, um
die Preußen am
Uebergænge zu vers
hindern..... . ! ). Friedrich det , um
II. hatte ſich kurz vorher inach Torgau gewen
den öſterreichiſchen General Saddid mit
vier Tauſend Mann felbe kam
beſtehenden
Armee zu
Der
von Berlin , das er durch die Unfähigkeit des Mom
mandanten um einen ſchnellen
215,000
Thaler
gebracht, von wo er aber
Rüdmarſch über Kottbus antrat, als er ver .
nommen , daß der General Seydlig im
ſeiner aus
fchlagen .
und der Prinz Moriß
Anzuge ſeien .
31. As die beiden fen -Hildburghauſen beſtehenden
unter Soubiſe und Joſeph von vereinigten
Sach
aus ungefähr 70,000 Mann
Armeen ihre Winterquartiere in Sachſen nehmen
wollten , änderte Friedrich mit 22,000 entgegen .
Am
II. ſeinen Marſch und eilte ihnen 2. November war er mittelft an
derer Brücken über die Saale gegangen und bezog ein Lager
in der Nähe von Bedra und Roßhach . Die , ungeheuren
Weißenfels , zwiſchen
Ebenen
und Elbe, vorzüglich aber um
an
und zwiſchen
den
feſtes
Dörfern
der Saale
Leipzig herum , eignen ſich ganz
beſonders zu einer Schlacht und waren von den kriegführen
95
den Deutſchen
deshalb
ſeit der Reformation
Zwecke öfter benußt worden. Hier hofften möge ihrer r dreifachen
die Franzoſen, ver
Ueberlegenheit, das
Preußensohne große Mühe vernichten überhaupt in dem
auch zu dieſem
zu
kleine Häuflein können zu es war
Kopfe ihres Feldherrn von vornherein
ganz Beſtimmtes, nur hatte er Angſt, daß Friedrich entwiſchen könnte. deuAm
198. tidisim
@
etwas
II. ihm
dmotorders and sed
UJE
5. November früh fing man an , die Preußen
umgehen , deren
König ruhig
feßte
ruhig noch zum
ſich ebenſo
in ſeinem
Zelte blieb ; ja , er
Mittagsmahl nieder.
mochte wohl wiſſen , daß der es mit keinem Feinde zu thun
habe.
Man
zu
kann
Er
beachtenswerthen
nicht ſagen , daßser
nicht gewußt, wie die feindliche Armee gegen
es
ihn heranrzog :
ihre luſtige Feldmuſik, welche die ganze Gegend erfüllte, mußte ihn auf ſie aufmerkſam addo
gemacht haben.us .& pigura
Friedrich II. wollte
Ruhe unbezweifelt die
durch
ſeine
feindlichen
fo
fascinars
zur Schau
geſtellte
Heere icre machen.
Erſt
zwei Uhr Nachmittags ließ er mit Schnelligkeit die Zelte ab brechen und jeden Durch
Soldaten
an
ſeinen
ein muſterhaftes Manöver
wahren
Abſichten
der von
ihm
men war.
dem
Plat
verſtand
Feinde ſo lange
beſtimmte Zeitpunkt zum
Plößlich öffneten
die
ſich er
begeben .
eß ,
ſeinen
zu verbergen , bis Angriff herangekom
Stanonen
ihre
feuer- und
perderbenſprühenden Kachen ; die Hügel erzitterten von furchtbarſten Kartätſchenfeuer.
dem
Prinz Heinrich warf ſich auf
den rechten Flügel der franzöſiſchen Armee, der General Seyd liß jagte mit ſeiner Reiterei die feindliche in die Flucht und griff darnach die
Infanterie von hinten an .
Ein Ertrem war dem auffallende
Sorgloſigkeit
andern ſchnell gefolgt ! und
dann
preußiſchen Armee hatte die Franzoſen
die
Erft dieſe
Schnelligkeit
ganz verwirrt.
der
Indeß
96
hatten
fich
dieſelben
doch noch
beffer Benommen ,
Reichsarmee , welche ſchon bei den erſten Heil in
ten beinahe zwei Stunden ;
De
Kanonenſchüffen
einer ſchleunigen Flucht fuchte.
nur etwa eine halbe Stunde.
als die ihr
Die Franzoſen kämpf
ihre - Infanterie
feuerte
jedoch
297. is
Die ganze feindliche Armee floh und hatte ihre Kettung
nur der bald eintretenden eben nicht ſo ſcheinlich
frühe finſter geworden , denn würde fie wahr
gänzlich vernichtet worden fein . 1.
Die Preußen
33
Dunkelheit zu verbanken ; wäre es
trieben ſie noch am
1991 fragt
nächſten
Tage bis an
die Unſtrut, ohne jedoch noch beſondere Vortheile zu erlangen . Ueber ſieben
85
unter ſich allein
Taufend Gefangene wurden gemacht, wot neun Generale und dreihundert und zwan
zig andere Offiziere befanden .
Dreiundſechzig
zweiundzwanzig Fahnen und Standarten
tanonen und
fielen in die Hände
der Preußen , welche auf ihrer Seite nur einundzwanzig Todte und zweihundertvierundſiebzig
Verwundete
hatten .
Gefan
gene hatten die Franzoſen natürlich gar keine gemacht. jeg 1994
Die Bewohner
fen
ſo
erbittert, daß
fangenen machten
Thüringens waren fie
und dem
auf
die
Franzo
ſelbſt mehrere Hunderte zu Ge Könige von
1 Die Kurfürſtin von Sachſen
Preußen zuführten .
hatte bei der Ntederlage,
welche Friedrich II. bei Kollin erlitten , gejubelt; der Sieg von Roßbach jedoch kränkte und demüthigte- fte dergeſtalt, daß fie, die ſchon ſeit längerer Zeit leidend war, den dadurch ihrem Lande
zugefügten
Tage ſpäter, am
Verluſt
nicht überleben
konnte.
Zwölf
17. November 1757, haudte ſie ihre Seele
aus.
Sachſen verlor in ihr feine Kurfürſtin , Friedrich
einen
feiner heftigſten Um
II.
Gegner..!
dieſe Zeit hatte Friedrich
II. 'den
früher in öfter
97 reichiſchen
Dienſten
von Schmettau zum
Reichågrafen
geweſenen
Gouverneur von
Karl Chriſtoph
Dresden gemacht.
Er
hätte keinen beffern Offizfer für die feindliche Hauptſtadt ge winnen trößdem
können , wie wir bald ſehen {päter
in
werden ; daß derſelbe
Ungnade bei ſeinem
Könige
weniger an ſeiner Unfähigkeit, als vfelmehr an dem kismus Friedrichs II .
fiel,
Tag
Despo
Friedrichs Lage*) war jegt in der That fehr gefährlich; der bei Rollin bón ſeinen Feinden erfochtene Sieg hatte dieſe
of
gleichſam
übermüthig gemacht und zu dem
Entſchluß getrie
ben , ihn ſo raſch, wie möglich zu vernichten ,'was thnen au Berordentlich leicht zu fein ſchien . =1519
Eliſabeth
von
Rußland
fandte ein Heer von 100,000
Mann , "unter Anführung des
Feldmarſchals Aprärin , dem
kleinen Könige entgegen . Alle Welt ſchien ftch wider ihn ver fchworen zu haben und nur feinem enthufiaftiſchen Verehrer, dem Großfürſten von Rußland, 'nachherigen Peter III. hatte er es zu wurde.
verdanken , daß
er nicht gänzlich aufgeriebent
Der Großkanzler Beftuſchef, durch die Bitten Peters be wogen , wie
Einige
indeß
auch
Geld verleitet, befahl plößlich dem verzüglich, unter dem mitteln , Preußen
behaupten , durch engliſches Feldmarſchall Aprarin , un
Vorwande wegen Mangel an
Lebens
zu täumen .
Dieſer Rüđzug geſchah mit folcher Eile , daß 15,000 Ver
* ) Wenn wir mehr von dem ſtebenjährigen Kriege berichten , als er unmittelbar Sachſen betrifft, ſo wolle man gefälligſt darauf Rüdſicht nehmen , daß , um die Uebergangsperioden richtig inne halten zu tönnen , wir gleichſam gezwungen ſind , hier und da einen Blick auf dieſen oder jenen Staat, auf dieſes oder jenes Ereigniß zu werfen , wodurch allein nur eine klare Ueberſicht ermöglicht werden kann . Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2 Bd. 7
98
wundete, achtzig Kanonen und eine Menge Kriegsgeräthichaf ten den Preußen in die Hände fielen
und nur 10,000 Mann
sti,
als Beſaßung zurüdgelaſſen wurden ,
Der Kaiſerin von Rußland, eine entſchiedene Feindin Friedrichs II., wurde aber durch die in Petersburg anweſena den
Geſandten Frankreichs und Deſterreichs die Augen geöff Die Folge davon
net.
war , die ſofortige
Großkanzlers, aller feiner Würden
des
Entſegung
und die Verweiſung nach
Sibirien , und die ebenſo ſchnelle Abberufung Aprarins von der Armee , den man außerdem Narva führen ließ. . , Am zweiten Dezember 1757 dem
noch als Gefangenen nach
führte der General Zieten
Könige von Preußen den Ueberreſt der am
ber bei Breslau geſchlagenen Bevern'ſchen 16,000
Mann beſtehend , in
28,600 Mann.
Armee, noch aus
Parchniß zu .
hatte nur nur 12,600 Mann bei ſich, im
22. Novem
ſelbſt
Friedrich Ganzen alſo
jest
Deshalb ſchien den Deſterreichern feine An
kunft nicht ſo gefährlich , die in ihrem Uebermuth ſeine Armee Indeß machte ihnen die „ Berliner Wachtparade" nannten . de doch Viel zu ſchaffen . dieſe Berliner Wadtpara Friedrich II. hatte indeſſen fochten , durch den empfing.
den Sieg bei Roßbach
die Kurfürſtin von Sachſen den
Dadurch aber
keineswegs
ers
Todesſtoß
fich und ſeine
Fähig
keiten überſchäßend , fah er vielmehr das Gefährliche ſeiner Lage ſehr gut ein.
Allein, es war ihm keine Wahl übrig ge
blieben , wenn er Schleſien nicht für immer verlieren wollte . Der Kampf mußte gewagt werden , der Kampf auf Leben und Tod . Die feindliche Armee war drei Mal ſtärker“ an Zahl, als Friedrichs Heer , von dem
der Bevernſche Theil noch ohnedies
99
fehr entmuthigt war Preußen
Das
Allegi fonnte
jedoch nicht verhindern , den
fchluß zu realiſiren !
den
König
von
einmal gefaßten Ent
Er rief feine Generale und Stabsoffi
ziere zuſammen , vedete zu ihnen in
einer begeiſterten Sprache,
dankte ihnen für ihre bisherigen Dienſte, entwarf ein kurzes, aber klares Bild
ſeiner verzweifelten Lage, und ſchloß
dann
nach Beder mit folgenden Worten . 15 "yli , $8924 „ Laſſen Sie eß Sich alſo geſagt fein ; ich werde gegen alle Regeln des
der Kunſt die
beinahe drei Mal ftärkere Arntee
Prinzen Karl angreifen , wo ich ſie finde... Es iſt hier
nicht die Frage von
der Anzahl
der · Feinde, noch von
der
Wichtigkeit ihres Poſtens ; alles bas, hoffe ich, wird die Herz haftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Dispoſitionen zu überwinden wiffen . wagen
oder es
iſt Alles
verloren ; wir müſſen den
fchlagen oder uns Alle vor ſeinen So denke
ich, ſo werde
Ich muß diefen Schritt Feind
Batterien begraben laſſen .
ich handeln .
Machen Sie
dieſen
meinen Entſchluß allen Offizieren der Armee bekannt; berei ten Sie den gemeinen Mann zu den Auftritten vor, die bald folgen werden , und ſagen Sie ihm , daß halte, unbedingt Gehorſam
von ihm
ich mich
berechtigt
zu fordern . Wenn Sie
bedenken , daß Sie Preußen find, ſo werden Sie Sich auch jeßt
Ihres Namens würdig
beweiſen ; iſt aber Einer unter
Ihnen , der fich fürchtet, die legte Gefahr mit mir
zu thet
len , der kann noch heut ſeinen Abſchied erhalten , ohne den geringſten
Vorwurf von mir zu erleiden ."
Auf allen
Geſichtern war die Antwort der Helden
glänzenden Zügen
zu leſen . Alle Augenzeugen verſichern, daß
der Ton dieſes Königs, wenn er aus dem denen unwiderſtehlich zu
in
geweſen
Herzen
ſet, die mit ihm
ſein gegründete Urſache gehabt hätten .
kam , ſelbſt unzufrieden
Ehe die Begeis 7 *
100
-
ſterten von
ihm
hinzu :19Tintas 17
gingen , fügte er noch im storis # 94
1933
Tone des Königs
thin
podsj,
HESHOE
, Das Regiment Kavallerie, das nicht gleich , wenn
befohlen wird , fidy unaufhaltſam
es
in den Feind ſtürzt, laſſe
ich gleich nach der Schlacht abſißen , und mache es zu einem Garniſonregimente .
Das Bataillon
Infanterie, daß, es treffe,
worauf es wolle, nur zu ſtocken anfängt, verliert die Fahnen und die Seitengewehre , und ich laſſe ihm der Montirung abſchneiden ! Herren ! in Kurzem
haben wir den Feind geſchlagen oder wir
fehen uns nie wieder !" sau = T90Âm
die Borten von
Nun , leben Sie wohl, meine
del 190
9q917_913
191
4. Dezember marſchierte das preußiſche Heer
tohist von
Parchwiß nach Neumarkt, und zwar mit einer Begeiſterung, welche Zeugniß von dem zu
ihrem
Vertrauen ablegte, das die Truppen
Könige hatten .
Karl Breslau verlaſſen Am
Hier erfuhr man , daß der Prinz
habe und ihnen
entgegegen komme.
nächſten Morgen , wo eß noch ganz dunkel war, brachen
die Preußen auf und fanden nach einigen Stunden dem
Dorfe Leuthen den
fchon bei
Feind, welcher ſich bereits in Schlacht
ordnung aufgeſtellt hatte und ein Terrain von beinahe einer deutſchen Meile einnahm.editeu 18192 ]audio
puidednu plod
örn Jeßt erſt entwarf Friedrich II. den Plan zur Schlacht, der von Sachverſtändigen gerühmt wird. ward er
als ein Meiſterſtück taktiſcher Kunſt
Wie trefflich
von allen
Seiten
begann der Kampf, der um Ben zu Herren lagen auf dem
er entworfen , ebenſo befolgt.
Um
ein
trefflich
Uhr Mittags
vier Uhr Nachmittag die Preu
des Schlachtfeldes gemacht hatte . Kampfplaße und ſchwammen
in
Tauſende
ihrem
Blute;
ganze Bataillone wurden umzingelt und zu Gefangenen ge macht ; ja, Viele, berichtet Bedfer, ergaben ſich freiwillig, ander donat stone E ziypa si do 911
101
1
aus Unwillen über ihrer ſchlechten haupt 21,000
über
Es waren
Führer.
Gefangene gemacht , und
beinahe das ganze
Gefchüß der Deſterreicher erbeytet ; im Ganzen 117 Kanonen ? Die Generale Zieten und Fouquet mußten den Feind bis nach Böhmen verfolgen und nahmen ihm
bei dieſer Gelegen
heit noch 3000 Padwagen fort. yards Bei der Schlacht von Leuthen hatten auch die vier fäch
si
fiſchen Dragonerregimenter, welche fich in der Schlacht bet Kolin ifo überaus tapfer benommen hatten , Theil genommen ; alleines
ſtand kein Oberſt von Beckendorf mehr an ihrer
Spiße, und man ſieht auch hieraus wieder, daß der Feldherr Ste wurden ſchnell beſiegt und verloren
die Hauptfache iſt
in die
achthundert Mann , die als Gefangene i den Preußen Hände fielen E
' Friedrich II. verſtand beſſer , feinen
Sieg
bei Leuthen
zu benußen, als: feine Gegner den Sieg von Rollin .
die vom
Hauptheere nach Schlefien , um
gab fich mit dem
Feinde beſepte Stadt Breslau
zu
Th
belagern . ”
Er bes
Sachſen
ließ er feinen kriegskundigen Bruder, den Prinzen Heinrich, kleinen Korps zurüd , da er von ſeinen Truppen ,
mit einem
mit Rüdſicht auf die Operattonen, welche er beginnen wollte , nicht viel entbehren konnte. ::
,12,4
Friedriche Macht war übrigens im
Anſehen , das er durch
England dafür forgte , daß das bereits ent
geſtiegen , indem laffene Heer der Friedrich den
Verbündeten wieder zuſammen
Herzog
Ferdinand von
führer gab , und welches raſch bis über den
Verhältniß zu feinem
ſeine Siege in Europa gewonnen , febr
von vier Millionen
Braunſchweig zum
Ans
die Franzoſen Anfang & 1758
Rhein zurüdblieb .
engliſche Parlament ihm
kam , dem
Außerdem
bewilligte das
einer fährliche Unterſtüßungsſumme
Thalern .
-
... Im
Sult 1758 tam
verlaſſen
102
Friedrich
II., nachdem
er Sdleften
und durch einen meiſterhaft durchgeführten Marſch
ſeine Gegner vollſtändig irre geführt hatte , bei Königingräz an .
In der Gegend von Landshut Iteß er ein
abſtechen , in welchem
er mehrere Wochen
feſtes Lager
verweilte , die er
dazu benußte, Dauns Bewegungen zu beobachten .
han tind
thir Um dieſe Seit liefen beunruhigende Nachrichten über die Ruſſen bei Friedrich II. ein , ſo daß er allen Ernſtes darauf bedacht war , dieſem genheit zu zeigen . von
den
den .
Ruſſen
feindlichen Koloß ſeine geiſtige Ueberle Bereits waren Pommern und die Neumark
in
einer entſeglichen Weiſe behandelt wor
Greiſe; Weiber und Kinder felbſt wurden nicht geſchont.
Graf Dohna , welcher mit einem
Heere vor Stralſund ſtand ,
um die Schweden in Schach zu halten , hatte feine Stellung verlaſſen ten
und wollte den
imponiren .
Ruffen mit ſeinen 20,000. Solda
Es gelang ihm
keineswegs !
Dieſer Koloß
erforderte eine größere Macht. sisteb Am
10. Auguſt hob der König von Preußen das Lands
huter Lager auf, übertrug die
Deckung Schleſtens feinem
Feldmarſchall Keith und marſchierte mit 14,000 Mann raſch auf die Neumark zu . Am
25. Auguft traf er bei dem
Zorndorf die ruſſiſche Armee, welche aus mehr denn Tauſend Mann
beſtand.
pfand , welcher
auf dem
Dorfe funfzig
Bei Friedrichs Zorn , den er em Marſche iodurch
die
empfangenent
Nachrichten über die verübten Brutalitäten
der Ruffen
neue Nahrung erhielt und der zur hellen
Flamme aufloderte
beim
Anblick Rüftrins , das bis
auf drei Häuſer zu einem
Aſchenhaufen umgewandelt worden war hetein
faſt mit
immer
- ließ ſich von vorn =
Beſtimmtheit annehmen , daß die demnächſt
erfolgende Schlacht eine der blutigſten und hartnädigſten wers
103
den würde.
Des Königs beſtimmter Befelli"lautete: "keinem
Nuſſen " Pardon zu geben !
Frühmorgens neun Uhr begann
Der Kampf, der nur ein eigentliches Schlachten war! Ströme von
zehn Uhr Abends war die Schlacht
Blut floſſen! Um
beendet : Zwanzig
Tauſend Nuffen und ungefähr zehn Tau
fend Preußen bedeckten den 103 Kanonen
Kampfplaß : den Preußen waren
und die Kriegskaffe
die
in
Hände gefallen .
Der Kommandirendel der ruffiſchen Armee, Fermor, 30g über Landsberg nach Polen und Preußen si
Friedrich
zurück.
fich
# 91 91 cha
II. konnte ſeinen Soldaten keine Ruhe gewäh
ren ! Sachſen erforderte dringend feine Anweſenheit, denn Dauns überwiegende Macht wurde der dort ſtehenden preu biſchen Armee immer gefährlicher , und wäre Daun überhaupt nicht ein fo überaus langſamer Feldherr geweſen , wer weiß, wie es trop der Eile des Königs von Preußen dennoch ge 1960's antidisha tenisia Time worden wäre. 35 ' Prinz Heinrich , des Königs Brüder, Befürchtete , in fei nem
in
der Nähe
Dresdens befindlichen
überfallen “ und geſchlagen
Lager von
Daun
Friedrich wollte sich
zu werden .
Kün mit ihm möglichſt ſchnell vereinigen .
Daun näherte fich
Dresden , nachdem
zuvor die Reichsarmee , unter "Anführung
des Herzogs . von
Zweibrüden , Friedrich Michael, fich mit
Dieſer hatte erft fürzlich den Sonnen ftein bei Pirna erobert und dadurd der Macht des Herzogs ihm
verbunden hatte .
von Zweibrüden vertrauend , beſchloß Dresdens. tzv
Der von
Preußen
Daun die Belagerung
eingeſepte Gouverneur dieſer Stadt,
Schmettau , deſſen wir früher ſchon Erwähnung thaten , er klärte, er werde Dresden bts auf den legten Mann verthei digen , die Vorſtädte niederbrennen
laſſen und von
Straße
104 zu Straße zurückgehend den
des Kurprinzen erwarten , das 8 er zu dieſem
Palais
dem
Angriff in
legten
Behufe, um
ſei
ner Drohung mehr Wahrſcheinlichkeit zu verleihen , untermi niren
und
mit Pulver anfüllen
Die Behörden
ließ.
Stadt ſowohl, als auch der kurprinzliche Hof, den abſichtlich , um
der
Friedrich
Dresden zu behaupten , hier faſt mit Gewalt
zurückgehalten hatte, machten gegen die Drohung Schmettaus nicht nur Vorſtellungen , ſondern ſie verſuchten fogar, da dieſe ohne den danten ihrem
gewünſdyten Eindruck auf den tapferen Komman =
blieben , ihm
zu
drohen .
Vermuthlich
BEST » Ich kann mich auf Ihre Bitten Smettau , mſondern muß Ihnen
trauten
fie
Freunde Daun mehr e zu, als die Preußen . nicht einlaſſen ," ſagte
ſtehen bleiben , was ich Straße zu Straße, ia, von mich Ich werde
geſagt !
bei dem
von Haus zu Haus vertheidigen und im furprinzlichen Palais die legte Entſcheidung erwarten . Von mir werden und kön nen Sie nichts erlangen ; wenden Sie sich an Daun , den Sie nur auffordern
Ihren Freund
brauchen , fich zu entfernen ,
wodurch alle meine Maßregeln überflüſſig werden." slingerdil i
Man
glaubte indeß nicht, was Schmettau geſagt, denn
fonſt würde man
Daun
davon
benachrichtigt und ihn
ſucht haben , die Belagerung aufzuheben.
er
Dies geſchah nicht.
Daun rückte wirklich näher, änderte aber plößlich feinen Ent: ſchluß , nachdem
er erfahren hatte, daß Friedrich
marſche begriffen ſei.
Durch die
II. im
An
Feigheit des Deſterreichiſchen
Feldmarſchalles ward nicht nur Dresden , ſondern auch der Prinz Heinrich gerettet, der von den Deſterreichern und den Reichstruppen umzingelt und mit ſeiner ganzen Armee era drüdt werden bei Stolpen Augenblick
ſollte.
Daun 30g ab , wie geſagt und nahm
ein feftes Berglager ein .
Da derfelbe für den
keine Kourage hatte, den kleinen König anzugrei
-
105
fen , ſo beſchloß : er, ihn mindeſtens von Schleſien
abzuſchnetz
den , wo Koſel und Neiße bereits von öfterreichiſchen Armeen belagert wurden. til +
Diefen Plan
Armée
offenem
Felbe anzugreifen , wenn def
audi bedeutends ſchwächer , als die
-
ſen war
durchzuführen war jeden Fals weit leich
König in
ter , als den
"
allein in erſtrem
öſterreichiſche
Falle konnte Daun immer doch noch
auf der
Beiſtand der Heere,ivon Koſel und Neiße rechnen
und fein
Heer: dadurch um
*** Friedrich
Bedeutendes verſtärken ." 7'4,1!
II. machte den Verſuch, idie Straße über Gör
lig , und Baußen zu glüdlich
ein
doch
jenſeits
behaupten .
Baußen
gewann
er zwar
der Stadt , auf den Kitlißer Höhen
inmitten von Löbau und Gloffen , befand ſich Daun in einer Poſition , die höchft gefährlich für Friedrich ſchiens
Legtrem
kätte es nicht ſchwer werden können , feinen Feind zu umgeben , doch
Dauns bekannte. Saumſeligkeit machte ihn
danken
ſtark in Ge
und er beſchloß , mit ſeinem weit ſchwächeren
fidh ihm gegenüber lagern zu wollen.
Dies war am
Der Quartiermeiſter -Lieutenant Marwiß
tober.
Heere
10. DC
fagte, als
er den Befehl zum Abſtecken des Lagers vom Könige empfing. Aus Rückſicht für Eure königliche Majeſtät wagerich es , Sie auf die außerordentliche Gefährlichkeit des Terrains , unmittelbar
im
Angeſicht
des
Feindes
aufmerkſam
zu
50 !CSI ) 10 machen ! on ? Friedrich der Große, der im wahren Sinne des Wortes Despot war, duldete entſchieden keinen und gemeſſen
Widerſpruchy.
erwiderte er :tot at salah
gert
, Ich
sin
e Ich bin nicht im
befehle es !"
Kurz
satu
B Stande, dieſem Befehle zu gehorchen !
kautete , die dreifte Antwort des Offiziers , die ihm natürlich fofortiges
Gefängniß guzog.
Allein
dadurch war noch Nichts
106
gewonnert.
Friedrich
gegeben .
19319fi
hatte
feinen
Plans noch
haina
nicht auf:
? 223 1501, p.10
Auch Keith, Zieten und Seydlig machten wenn audyr bez
1
dheibene, ſo doch eines Lagers im
ernſte Vorſtellungen wegen
des Abſteckens
Angeſicht eines fo : fehri überlegenen Feindes.
Friedricho Starrſinn wuchs , jei meht man ihm
widerſprach,
und wenn er des Beiftandes der genannten dret tapfern Män ner nicht beðurft hätte; fo hätter vielleicht auch ſie ihre Freiz heit verloren ." Er blieb Armee
in
bei ſeinem
Willén
und
ließ
ſeine
der That da lagern , wo er ses einmal beſtimmt
hatte. " Er hatte fich Feinde bezahlten
auch noch vorzüglich durch
einen vom
Kundſchafter in die Frre führenílaſſen . 1.0
>
Drei Tage
lagerte
bereits das preußiſche Heer zwiſchen
den Dörfern Hochkirch und Robowig, und Friedrics, idet tet Feinde imponiren
Zweck haben konnte, als dem
nen andern
zu wollen und denfelben erreicht zu haben Idhten , hatte bes reits beſtimmt, 14.
October
gefährlichen
den
wieder
Poften
in
der Nacht zum
Merkwürdig ,
zur Verlaſſen .
diefelbe
Ueberfall auderſehen :
Nacht hatten auch die Defterreicher zum
Johann Wilhelm von Archenhölz beſchreibt den Ueberfall , von Hochkirch in folgender Wetfe: visiem
„I,"
Der General Odonel führte die Avantgarde , die auß vier Bataillonen ihm
folgte
und ſechsunddreißig Schwadronen
der General Sincere mit fechszehn
und der General Forgatfidh mit achtzehn Korps des General Laudon , das im
Bataillonett,
Bataillonen .
Das
preußiſchen
Lager faſt
Rücken ſtand, wurde noch mit vier Bataillonen
und fünfa
zehn Schwadronen
dem
beſtand;
verſtärkt , wozu
öfterreichiſche Kavallerie
degi linken
hernach
noch die ganze
Flügelo ſtieß.
Die
In
fanterte dieſes Flügelg führte der Feldmarſchall Daun ſelbſt an
Alle diefe Truppen und noch eļnige kleine Korps waren
107
beſtimmt, die Preußen auf dem and
im
Rücken
rechten Flügel, in
anzufallen ; dagegen
der Fronte
ſollte der Herzog von
Aremberg mit dreiundzwanzig Bataillonen und zweiunddrei big Shwadronen
den preußiſchen
linken
Flügel beobachten ,
und erſt , wenn die Niederlages der Feinde an allen anderen Drten vollendet wäre , denſelben angreifen .
Es befanden fich
bei dem
Vortrab , freiwillige Grenadiere , die hinter den Kü
raſfiren
auffaßen , vor dem
preußiſchen Lager aber von
den
Pferden ſprangen, ſich in Haufen formirten und ſo vorwärts drangen .
Die Zelte blieben
im
öſterreichiſden Lager ſtehen
und die gewöhnlichen Wachtfeuer wurden ſorgfältig unterhal ten.
Eine Menge Arbeiter mußten die ganze Nacht hindurch
Bäume zu einem ander zuriefen .
Verhau fällen , wobei ſte ſangen und ein Durch dieſes Getöſe wollten ſie dies preußi
îchen Vorpoſten hindern , den Marſch nehmen .
Die wachſamen
Beweguug des
Huſaren
Feindes , und
der Truppen wahrzu
aber entdeckten
gaben
dem
doch die
Könige
fogleich
Nachricht davon . Anfangs bezweifelte er die Bewegung felbft; danaber die wiederholten Berichte folche beſtätigten , foiver muthete er jede andere Urſache derſelben , nur keinen förmlt chen Angriff.
Seydlig und Ziethen befanden ſich eben
Könige, und erſdhöpften dieſen bedenklichen
beim
ihre Beredſamkeit, ſeine Zweifel in
Augenblicken
zu
bekämpfen ; ſie brachten
es auch dahin , daß Befehle an einige Brigaden geſchickt wur den , aufzuſtehen , wobei mehrere Regimenter Kavallerie ihre Pferde fatteln mußten .
Dieſer Befehl
aber
wurde
gegen
Morgen wieder aufgehoben , und der jeßt ganz unbeſorgte Soldat überließ ſich dem Tag war noch
Schlaf ohne alles Bedenken .
nicht angebrochen , und
es ſchlug im
Der Dorfe
Hochkirch, fünf Uhr, als der Feind vor dem Lager erſchien. Es kamen ganze Haufen auserwählter Soldaten bei den
108
preußiſchen Vorpoſten an , and meldeten fich als Ueberläufer . Ihre Anzahl wuchs fofchnell und to
ſtark, daß
fie bald
Vorpoſten und Feldwachen überwältigen konnten .
Die öfter
in
verſchiedene Korps getheilt,
folgte der
Avantgarde auf dem
Fuße nach , und nun rückten
ſie kolon
reichiſche Armee,
ins preußiſche Lager ein .
allen Seiten
nenweiſe von
Armee wurden erſt durch ihre
Regimentert der königlichen eigenen
Kanonenkugeln
Vtele
Schlafe "aufgeſchreckt; denn die
vom
anrückenden Feinde, die größtentheils ihr Geſchüt zurückgelase fen hatten, fanden auf den ſchnell eroberten
Feldwachen und
Batterien Kanonen und Munition , und mit dieſen feuerten fieu in's Lager der Preußen . wirrung über allen
Es war Nacht und die Ver Die Deſterreicher, gleichſam
Ausdruck.
wie aus der Erde hervorgeſtiegen , mitten unter den der Preußen
im
ihres Lagers .
Heiligthum
Fahnen
Viele Hunderte
wurden in ihren Zelten erwürgt, noch ehe ſie die Augen öffnen konnten ; Andere liefen halb nackend zu ihren Waffen . Wenigſten konnten ſich ihrer eigenen bemächtigen . ergriff
das Gewehr, das
damit in Reih und Glied. Gegenwehr
faſt
in
ihm
Die Jeder
Ein
die Hände fiel, und flog
In dieſer entſeglichen Lage, wo
Tollfühnheit ſchien , und der Gedanke
Flucht und Rettung
bei allen
Soldaten
aufſteigen
an
mußte,
wären gänzlicher Untergang des Striegers einer jeden anderen Armee
irgend
Krieg und Steg
eines
Volkes
gewöhnten
geweſen ; felbſt die beſten Truppen unſreg Welttheils
an hät
ten hier das Ziel ihrer Thaten und das Grab ihres Ruhms gefunden , denn Muth allein galt hier wenig , Disciplin Alles ! 1992
„ Das Kriegsgefchrei verbreitete fich wie ein
Lauffeuer
durchs ganzelpreußiſche. Lager ; Alles ſtürzte aus den
Zelten
und in wenigen Augenblicken, trog der unausſprechlichen Ver wirrung , ſtand der größte Theil der
Infanterie und Kaval
109
Dies Art des Angriffs. nöthigte die
Ferie in Schlachtordnung .
Regimenter, einzeln zu agiren . Sie warfen ſich dem Feind nun allenthalben entgegen und ſchlugen ihn auch an einigen Orten
aber mußten ſie der Uebermacht
zurück ; an mehreren
? „ Der anbrechende
;
'n
11 " styles for
weichen .
Tag diente nicht , die Verwirrung zu ftreitenden Hees
mindern , denn ein dicker Nebel lag auf den ren .
Die preußiſche Retterei, Ivon Seydlig angeführt, flog
umher und ſchnaubte nach Thaten . kelheit nicht , wo fie den
Feind finden
Schöneich
warf allein
öſterreichiſcher Infanterie, über
dennoch von
den
Preußen
Fand ihn ihr Das Kür ganze Linie
die
den Haufen und machte ban had qui
fünfhundert Gefangene. s I Das Dorf Hochkirch
ſollte.
Blutbad, entſeglich .
Schwert zufällig, fo wari das raffterregiment von
der Dun
Sie wußte in
ſtand in auf's
Flammen
und wurde
Tapferſte vertheidigt.
Der
Steg ſchien von dem Beſig deſſelben abzuhängen , daher Daun immersfriſche Truppen “ zum 600: Preußen
Angriff heranrüden ließ .
waren hier zu beſiegen , die nachdem
ſie
Nur kein
Pulver mehr hatten , den tühnen Verſuch machten , ſich durch die große Menge Feinde durchzuſchlagen . war
Ein
kleiner Theil
fo glüdlich , es zu bewirken ; das loos aber aller Webs
rigen war Tod, Wunden
oder Gefangenſchaft.
Nun rückten
ganze Regimenter Preußen an, und ſchlugen den ber aus dem
Dorfe.
blutigſten Kampfes. Franz von
Hier war fodann
der Hauptplaß des
Gine Kanonenkugel nahm
dem
Prinzen
Braunſchweig den Kopf fort ; der Feldmarſchall
Keith bekam
einen Schuß in die Bruſt , ſtürzte zu Boden
und gab, ohne einen Laut, feinen Feldmarſchall, Fürſt Moriß von wundet.
Feind wies
Heldengeiſt auf; auch der
Deffau , wurde tödtlich ver
Die Preußen , von vorne und im
Rücken angegriffen ,
110
mußten
Weichen , und die öſterreichiſche Kavallette hieb nun
mit Vortheil in Fußvolks ein . gegen
den
die tapferſten
Regimenter des preußiſchen
Der König führte in
Perſon friſche Truppen
Feindian , der abermals zurückgeſchlagen wurde;
die öſterreichiſche Reiterei aber vernichtete wieder die Vortheile der
Preußen.
Der Nebel verzog ſich endlich, und beide Heere
überfahen nunmehr den mit Leichen beſäeten Wahlplag und die allenthalben herrſchende Unordnung.
So ſehr auch die
Disciplin der Preußen Ordnung ſchuf, ſo waren ihnen noch
den
die Dunkelheit und das Terrain entgegen , ihre Taktik
zu brauchen
und zweckmäßig
zu
kämpfen .
Man
formirte
nun von beiden Seiten neue Schlachtordnungens Die Deſter reicher waren in folcher Verwirrung, daß ſie auf den Anhör bei Hochkird in dicken Haufen zu Tauſenden herum
hen
ſchwärmten .
Daun ,
ungeachtet
aller
erlangter
Vortheile,
glaubte nicht, eine Armee beſiegt zu haben , die alle menſchliche Erwartungen mitten
im
erſtaunlicher die mehrſten im
betrogen
hattezi odie , obgleich
in
der Nacht
Schlaf überfallen , dennoch ſo viele Stunden mit Tapferkeit in
Dunkelheit und
ihrer Heerführer verloren
Nebel geſtritten
hatte, und doch jegt
Begriff ſtand , den Blutkampf zu erneuern .
Dieſes war
auch die Abſicht Friedrichs , als der Herzog von Aremberg, der mit ſeinem bels dem
ſtarken
Könige
in
Flügel der Preußen
Korps unter Begünſtigung des Ne die Flanke gekommen war , den linken
angriff.
Hier wurden
einige Tauſend
Mann über den Haufen geworfen und eine große preußiſche Batterie erobert.
Dies war aber auch die Grenze des Sieges.
11961 , Die preußiſche Armee Tage nebſt dem die Deſterreicher ſtärkſte
Gepäck über
verlor an
8000 Mann.
Feuer gewagt; ein
dieſem
unglücklichen
100 Kanonen und 9000 Mann , Der König hatte
Pferd wurde
ihm
ſich
unterm
in's Leibe
111
erſchoſſen und zwei Pagen ſtürzten todt an ſeiner Seite nie der. " Er war in Gefahr gefangen tzu werden. ten , ihn ,die entkam
Schon thata
Dorfe Hochkirch umringt ; er
beir dem
aber durch die Tapferkeit der ihn begleitenden
fären ." .
Feinde
Is
Hua
it at 15,79
Daß der Verfaffer : dieſer Darſtellung etwas übertrieben
hat, müſſen wir ſeinem
Enthuſiasmus , den er für Friedrich II . vor
7
empfand , ungeachtet er
demſelben nicht fehr gnädig be:
handelt worden , zu Gute halten . C.
;
Für den König von Preußen mußte diefer, ng lubfche
Streich ," : wie er den Ueberfall rbei Hochkirch nannte, die empfindlichſten
Folgen nach
ſich ziehen .
Es fchien ihm
bei:
nahe eine Unmöglichkeit, nach einer ſo empfindlichen Nieder lage noch nach Schleſien
hinzukommen .
Daun ſtimmte ihm
hierin polſtändig bet, ohne natürlich des Königs Anſicht zu kennen .
Er theilte dem
angreifen
General Harſch , welcher Neiſſe an
ſollte, mit, er möge nur ruhig dië
Belagerung
fortſegen , er (Daun ) habe dafür Sorge getragen , daß Fried rich II. ihm
2
Am
nicht ſchaden könne.
14. October Vormittags 11
König von Preußen auf einem blidte mit ſichtbarem vorbei imarſchierenden ſich und zeigte ein
uhr verweilte
der
Hügel bei Kleinbaußert und
Schmerz auf den Neft feines bei ihm Heeres.
Bald
heiteres Geſicht.
jedoch
beherrſchte er
Zu einigen Artilleriſten
rief er : 11 „ Kanoniere, wo habt Ihr Eure Kanonen gelaffen ?, Der
Teufel hat ſie bei Nachtzeit geholt !“ erwiderte
Giner.is Nun denn ,“ ſagte der König, .fo wollen wir ſie ihm bei Tage wieder abnehmen .
Nicht wahr, Grenadiere ?"
112
Ja ,"
antworteten
Vorübergehen ,
Dieſe im
Mecht! fie follen uns auch nod
Intereſſen
Die preußiſche Armee hatte beim
das
iſt
dazu geben !"
Ueberfall bei Hoðkird
auch alle ihre Belte, Stroh, Kochgeſchirr u . dgl. m . verloren ; aber dennoch war ſie unverdroſſen , weil ihr König , den
ſie
beinahe vergötterte , eine heitere Miene zeigte; ofte wußten , er der Mann war, der einen Schaden wieder außwegen
daß
konnte und ſtets den Willen gen auf den Anhöhen ein
bei Doberſchüß ein
berartiges Arrangement
kann.
hatte, dies zu thun .
lager , wenn man
ohne Zelte
ein
Die Bewohner Baußens und der
finblichen
Dörfer mußten
Sie bezo
Lager
in
nennen
der Nähe be
Kochgeſchirre und Stroh liefern .
950. Friedrichs Geiſt war nach dieſer entfeßlichen Niederlage keineswegs getrübt. Bald war ein neuer Plan entworfen , demzufolge
aufbrechen und ſich mit ihm hielt
des Königs
vor dem
von
Prinz Heinrich mit ſeiner Armee vereinigen
Dresden
Dadurch er
follte.
Heer beinahe diefelbe Stärke , welche es
Hochkircher Ueberfall hatte.nd (mm ) 139 119
Am
24. October
ſegtet fich
Heer des Königs undi des
das
nunmehr vereinigte
Prinzen Heinrich von
Preußen in
der Abendſtunde in Bewegung , theilte ſich bald und ging Ganz vortrefflich war es
über ullersdorf nach Görlig zu .
gelungen , Daut mit ſeiner ganzen Armee zu umgehen und zu
hintergehen
die Früchte
und auf dieſe Weiſe ganz Europa , das auf dieſelben zu
des Hochkircher Sieges rechnete, um
bringen . Jegt war es von
dem
Könige von
vorhanden , der dies hätte verhindern Neiße eintraf, (am
-
Preußen
Schleſien wieder Befiß zu nehmen , denn
ein
können .
6. November) genügte
Leichtes,
Niemand war
fein
Als
er vor
bloßes
Er
ਝਾ
113
fdheinen , die Belagerer zu Koſel.
vertreiben .
Ebenfo war es bet
Prinz Heinrich mußte bet Landshut ſtehen bleiben .
17. Der Feldmarſchall
Daun , welcher fich nicht wenig är
gern mochte, von Friedrich II. betrogen worden zu ſein , und den möglichen Falls auch der bei Hochkirch über die Preus Ben's erfochtene" Sieg
fchluß , Sachfen wohl um
mit neuem
auch von
Noth den
Muth
ausgerüſtet
that) faßte den
fühnen
>
mochte (der ihm
haben Ents
Preußen zu befreien , was er jegt
ſo leichter ausführen
konnte, da Frtedrich II.,'we
nigſtens nicht augenblicklich , zu
fürchten
war.
Er mochte
vielleicht auch annnehmen , daß der Reichsgraf von Schmettau der noch immer Dresdene Gouverneur war , jegt eine weni ger kecke Sprache haben würde'; als früher, wo er auf den Beiſtand feiner Waffengeführten rechnen konnte. Daun hatte ſtich indeß auch diesmal geirrt, was übrigens bei dieſem Felda herrn nicht auffällig erſcheint. " Als er am 8. November die Stadt zur Uebergabe aufforderte, wiederholte Schmettau feine bereits am
14
October deffelben
Jahres- abgegebene Erklä
rung, und als Daun dennoch Ernſt machen zu wollen ſchien , ließ er in der That gegen
300
Vorſtaðt niederbrennen , um dem den Beweis
Häuſer in
der' pirna'ſchen
öſterreichiſchen Feldmarſchall
ſeiner Entſchiedenheit zu
liefern .
Das wirkte!
Daun Verſicherte , aus Rüdſicht. Welche er gegen die Verwand ten und Bundesgenoffen ſeines Hofes hege und hegen müffe , werde er die Belagerung aufheben . Schmettau ' nicht auf den
Es kam dem
Grafen von
Grund der Belagerungseinſtellung,
fondern nur darauf an , daß dieſelbe überhaupt Stätt fand. Und dieſen 1!
Zweck hatte er erreicht.
Daun hatte übrigens die
Sache ziemlich ſchlau
ange
fangen . Er hatte die Reichstruppen mit den feinigen ver bunden und beſtimmt, daß dieſe, die an der Elbe verſchanzt 8 Vertraute Geſchichte. Samſen . 2. Bd.
114
liegenden Preußen von vorn angreifen ſollten , während er felbſt vom Rüden derſelben aus operiren wollte. Alein, der Graf Dohna pertrieb die Reichsarmee von Leipzig ; General Wedel jagte das Hadditfche Heer von Graf von
Torgau fort und der
Schmettau benahm ſich ebenfalls als ein
Krieger; fo daß es für Daun der Befreier Sachſeng zu
tapferer
ſchlechterdings unmöglich war,
werden .
Schmettaus Erklärung darf man
Seine Entgegnung auf alſo nur als einen
Ded
mantel für feine Schwäche betrachten .
1
3. Man
fagt, erſt nach der Aufhebung der Belagerung
von Dresden
habe. Daun die Nachricht erhalten, daß
Fried
rich II. ſchon wieder auf dem Marſche nach Sachſen ſich bes finde. Wir glauben jedoch, daß er dies ſchon vorher in fahrung daß
gebracht und daß
Er
dieß auch ein Hauptgrund war,
er jo fanell auf die Ehre verzichtete, Dresdens Retter
zu
heißen .
um
daſelbſt die Winterquartiere zu beziehen und auszuruben
Er brach ſchnell auf, marſchierte nach Böhmen ,
von den bei Hochkirch gehabten Am
Anſtrengungen .
20. November befand ſich Friedrich Dresden ,
ordnete
alles zur
der Große be
…
reits wieder in
Vertheidigung
und Behauptung, Sachſens erforderlich Scheinende an , ließ den vorſichtigen Prinz Heinrich in Sachſen zurück und ging abermals nach Schleſien , um ebenfalls die Winterquartiere von ſeinen Truppen einnehmen zu laſſen . Um die Mitte
t's you
des Dezembers langte er in Breslau an.
Das
Jahr 1758 war zu
Ende, und hatte wiederum
unendlich viele Menſchenleben gekoſtet, ohne daß weder die eine, noch die andere Partheidabei weſentlich gewonnen bätte. Am
Uebelſten befand
wir
es ſtreng
daran .
ſich
das
kleine
nehmen wollen ,
Hätte der Kurfürft ſeinem
ſo
Sachſen ,
hatte es
und wenn
ſelbſt Schuld
Miniſter Brühl nicht ein
115
fo unumſchränktes Vertrauen die ihm
von
geſchenkt und jede Mahnung,
anderer Seite , troß der Wachſamkeit feines Pre
mierminiſters , zukam , hartnäckig , beinahe tropig , von Hand gewieſen ,
-
er hätte ſeinem
der
Lande unendlich viel Un
glück erſparen können , ja, er wäre gar nicht unmittelbar mit Friedrich II . hatte in den Krieg verwickelt worden . Auch ſich erboten , Auguſt III. die Beweiſe von der Schändlichkeit des Grafen von Brühl Bi in die Hände zu geben ; allein er 16 wies auch dieſes Anerbieten von fich.
sce.
Während die von uns beſchriebenen Ereigniſſe in Sach
ſen zutrugen , hatte ſich der Prinz Xaver, Auguſt’s II. zwei ter (natürlicher) Sohn , um hochverdient gemacht.
die Erhaltung ſeines Vaterlandes
Er befand
fich mit einem
aus zehn
Tauſend Sachſen beſtehenden Heere bei der Armee des Prin zen von Soubiſe und erntete in mehreren Schlachten unver gängliche Lorbeeren .
Er half beſonders in der Schlacht bei
Lutterberg, in Weſtfahlen , dem Heer durch
den Dauphin
Prinzen von Soubiſe, deſſen
von Frankreich
24 Kanonen zum
Geſchenk erhalten hatte, die Heſſen beſiegen .
i
8 *
196757199
116
.
La Bistys,
I '.
f ***
in
Se ch s te.8.'1
a pitel.
Die Schlacht Der Angriff auf Bergen . Die Schlacht bei Minden . Der Graf von bei Mürersdorf. – Dresden geht für Preußen verloren. Schmettau fällt in Ungnade. – Íriedrich II. und Prinz Heinrich im Jager bei Hirſditein . Ein Blick auf Die Kapitulation des General Fink. Sachſens Verhältniſſe. Das Jahr 1759 follte nicht minder ſchredlich für Sacha fen werden , unter dem
als die vorangegangenen .
Die
Verbündeten
Oberbefehl des Herzogs. Ferdinand von Braun
fchweig ſtehend, wurden zu
Anfange des Jahres 1759 durch
das franzöfiſche Heer , welches ſich mit einem fiſchen Armee verbunden
Theil der fädha
hatte und von Contadeß und Brog
lio befehligt wurde, außerordentlich in Schach gehalten. : Je auffallender dies bei den Franzoſen , vornehmlich dem
Herzoge
Ferdinand von Braunſchweig gegenüber, erſcheint, deſto mehr müſſen wir uns der Annahme zuneigen , das jenes „ in Schach halten “
ein hauptſächliches
fiſchen Heere befindlichen
Verdienſt der bei dem
franzö
fächſiſchen Regimenter geweſen
iſt.
Frankreich , obgleich daſſelbe fich früher und ſpäter ſehr tapfer benommen , hat ſich im fiebenjährigen Kriege nirgend ausgezeichnet. Hat es irgend einen Vortheil für die Feinde des Königs von Preußen erreicht, ſo iſt dies faſt immer nur in
Gemeinſchaft entweder mit der
oder fächfiſchen Armee geſchehen .
öſterreichiſchen , ruſſiſchen
Es hatte allerdings im Win
ter von 1758–1759 Frankfurt a./M . überrumpelt und be ſegt; allein
dieſe That gewann erſt Anfangs 1759 an
Be
117
deutung.
Der Herzogi: Ferdinand) von Braunſchweig
hatte
nämlich die Abſicht, Frankfurt a./M .twieder zu erobern machte deshalb am
und
13. April bei Bergen einen Angriff auf
ſeine Gegner .
Dieſer Angriff flug: vollſtändig fehl. Fer dinand wurde beſiegt, vorzüglich durch die außerordentliche Tapferkeit
der fädyfiſchen mit der franzöſiſden Armee veret
nigten Regimenter. mit : Unrecht, Bergen
von
Ja , man
daß
ohne
Contabes
die
und
behauptet, und gewiß Sachſen Broglio
Schlacht
die gar
nicht
nicht
bet
gewonnen
worden wäre. Nach vielen unbedeutenden Kämpfen kam fchen zu
dieſen beiden Heeren am
1. Auguſt 1759 bet Minden
einer Hauptſchlacht, welche Ferdinand von Braunſchweig
gewann . dem
es endlich zwia
Zwar waren auch dies Mal die Sachſen noch mit
franzöſiſchen Heere vereinigt, doch
konnten
ſehr gewünſchten Sieg nicht erringen ; I denn Braunſchweig hatte fein
10
der Herzog von
ganzes fo fehr hervorragendes Feld
herrntalent entwidelt und fchlug fie. beſonders der muſterhaften Niederlage gedenken .
ſie den
Dagegen
müſſen wir
Ordnung der Sachſen " bet dieſer
In wilder , regelloſer Flucht verließen
die Franzoſen das Schlachtfeld, und wären in dieſen unheila vollen Augenblicken
die Sachſen ihrem
Beiſpiele gefolgt, dann
hätte Ferdinand von Braunſchweig vielleicht das ganze ,feinde
!! liche Heet bernichtet oder zu Gefangenen gemacht. ten die Sachſen nung und einem
auch
Dies mocha
einſehen , denn mit der größten Orde
ritterlichen Muthe htelten
ſie Stand bis
zulegt, wodurch es ihnen ganz vortrefflich gelang , den :) zug der Franzoſen zu decken . -
Friedrich II., der doch immer die Hauptperſon im
Rüd
fie
1
benjährigen Kriege bleibt, hatte bis jegt erſt die geringſten Unannehmlichkeiten und Unglücksfälle zu erleben gehabt.
Für
118
das Jahr 1759 follte es ihm Feinde hatten
noch weit üblet ergeben. Seine
die größten Anſtrengungen
gemacht;a um
ihm
womöglich eine noch bedeutendere Macht, als bisher, entgegen ſtellen zu können . Maria Thereſia batte durch den erft fürz lich ernannten "frantzöſiſchen Premierminiſter Choiſeul auf die Marquiſe von man
am
Krieges für indem
Pompadour dergeſtalt einwirken
Hofe
Frankreichs
den
einzigen
die lebhafteſte Wunſch hielt.
laſſen , daß
Fortſegung Maria
des
Thereſia ,
fte ſich Choiſeul anvertraute , hatte ſich dadurch eines
Mannes füngirt
bedient, der früher an und
deffen
Charakter
ihrem ſie
Hofe
als Geſandter
gründlich
ſtudirt
hatte.
Sie mußte ſeine Schwächen benußen , und es gelang thr Alles vortrefflich. ': 16 ti ..
Eliſabeth, die Kaiſerin
von Rußland, war ebenfalls et
frigſt beſtrebt, den König von Preußen ihren Haß und ihre
.
Abneigung fühlen zu laffen ; die ihren Kriegern
bei Zorndorf
zugefügte Niederlage Follte durch ſiegreiche Schlachten getilgt werden .
Eine neue ruſſiſche Armee, dies Mal unter Anführung
des Generals Soltifow , betrat die preußiſchen
Lande.
Sol
.
tikow
follte
vernichten .' '
gemeinſdaftlich mit Daun den
kleinen König
'
Wäre Friedrich Der Große nicht eben der „ Große weſen , verr.hätte bei dieſem
Ungewitter
ge
den Muth verlieren
müffen . Er verlor ihn aber nicht! Ohne Rückſicht aufMenſch lichkeit und Geſeglichkeit wurden geſchafft; überall
ließ
Geld und Soldaten herbeta
er bei Aushebung der
erforderlichen
Mannſchaften mit einer Härte verfahren , die nur in vorhandenen Verhältniffen
den
eine Entſchuldigung finden kann.” ;
Auch das arme Sachfen hatte Viel von
Friedrichs Ver
ordnungen zu leiden .
Es ſcheint beinahe, als habe er die
Abficht gehabt, dieſes
land beſonders auszuplündern , weil
119
fein
Regent ſich vor Beginn
Krieges geweigert,
des unheilvolien ſiebenjährigen
ſich mit ihm
zu
verbinden.
Dieſe Art
Nevange zu nehmen, war bei Friedrich II. gar nichts Selte nės.
Mit Medlenburg - Schwerin , odeffen Fürſt ſo thüricht
geweſen , ſich in Regensburg an
die Spiße der Gegner Preu er daſelbſt
Bens zu ſtellen , machte er es ganz ebenſo, indem ſchwere Kriegsſteuern In
und Naturallieferungen einziehen ließ .
Polen geſchah ein Gleiches.
Dem
Edelmann Sulkowski
in der Poſener Woiwodſchaft, der gewagt hatte, auf ſeinen Gü tern für die Ruſſen Getreide aufzuſpeichern und welcher noch zuführenn zu wole
die Kühnheit hatte , ihnen auch Kanonen
len , ließ er durch den General Wobersnow mitten überfallen , feine Magazine zerſtören und ihn
in
Polen
ſelbſt
in die
Feſtung Glogau ſperren . II
Auf alle Weiſe zeigte Friedrich II. feinen Gegnern , daß er nicht der Mann ſet, welcher mit fich ſpaßen" laffe ; deffen ungeachtet aber zweifelte man auf ihrer Seite keinen Augen blick mehr, daß
Preußens
Ende herannahe.
Friedrich ließ
zwiſchen Schweidniß und Löwenberg fünfundvierzig Tauſend Soldaten Cantonnirungsquartiere beziehen. don ftanden
Daun und Lau :
längſt der böhmiſchen Grenze mit einer Armee,
die beinahe noch
ein Mal ſo
nach Schleſien zu bewachen.
ſtark war , um
alle Zugänge
Oberſchleſien deđte dagegen
preußiſche General Fouquet , und im
Kurfürſtenthum
befand ſich der Prinz Heinrich von
Preußen , der in
Feldzuge
etwas ganz Ausgezeichnetes leiſtete.
der
Sachſen dieſem
In Eilmär
ſchen , die er fo herrlich einrichtete , daß ſelbſt der vorſichtige Daun nichts davon bemerkte, bradj er in Böhmen ein , zer ſtörte mehrere den Deſterreichern
gehörigen Magazine, die mit
ſo vielem Vorrath angefüllt waren , daß davon allein fünf undzwanzig
Tauſend Mann ein
ganzes
Jahr
hätten
leben
120
können .
Darauf wendete
er ſich nad
Franken , jagte viele
Reichsheerabtheilungen auseinander, brandſchapte, machte Ge fangene, vernichtete Magazine und kehrte ebenſo raſd Sachſen zurück, wie er daffelbe verlaſſen hatte . mittler Weile nicht ein Mal Zeit feßen , was, wenn
es von
nach
Daun hatte
gehabt, dies Land zu bes
ſeiner Seite geſchehen wäre , der
ganzen Angelegenheit unbedingt eine andere und ſchnellere, für Sachſen
jeden Falls günſtigere , Wendung gegeben hätte.
Friedrich
II . hatte bei Shmottſeifen
Hier war er vornehmlich darin gegen
nahm
und
Nachricht von dem mit zwanzig
Befehle
ein Lager bezogen .
thätig , daß er Berichte ent
fortſandte.
Endlich
langte
die
Anmarſche der Ruſſen an . Laudon brady
Tauſend Mann auf, um
ihnen herbeizuführen .
eine Vereinigung mit
Friedrich II. durchidhaute dieſen
Plan
und war nun vor allen Dingen darauf bedacht, denſelben zu vereiteln.
Er befahl dem
Grafen Dohna, welcher Stralſund
belagerte , dieſe Vereinigung zu verhindern , demnächſt aber die Ruſſen
in einzelnen Abtheilungen zu ſchlagen.
Dem
Grafen
Dohna gelang dieg übrigens nicht, er zerſtörte nur mehrere kleine Magazine und zwang eine Menge Polen, in preußiſche Kriegsdienſte zu treten . Pitest od ud siFriedrich der Große war mit dem Grafen um
Dohna ſchon deshalb nicht zufrieden , weil ſeine Befehle nicht erfüllt
waren .
Er wurde abgerufen
und der General Wedel mit
der Vollmacht eines Diktators abgeſandt, ſeine Stelle einzu : nehmen.
Er hatte den
gemeſſenen Befehl, die Ruſſen , wo
er ſie fände, zu ſchlagen . Das duro Wedel erlangte Reſultat war noch weit we niger geeignet , den König zu befriedigen . Wedel ſtieß , mit den Mufſen in am
der Gegend von ZüWichau bei dem
Dorfe Kay
23. Juli zuſammen, und ohne erſt eine Stellung einzu
121
nehmen, die ihm Vortheil bringen konnte, griff er unverzüg lich an .
Er ward vollſtändig
tauſend Mann und außerdem
geſchlagen , verlor über fünf noch den General Wobersnom .
Während die Preußen flohen , rückte der ruſſiſche Feldherr bis Kroffen vor , und vereinigte fich am mit Laudon.
Am
todenom puts
30.
that of
planet
a
Jult ſchon war Frtedrich II. mit einer Huja :
renabtheilung nach Sagan die Spiße
3. Auguſt nun wirklich
der
aufgebrochen , um
geſchlagenen
Wedel'ſchen
Prinz Heinrich hatte Sachſen verlaſſen , um
ſich felbſt an
Armee zu
ſtellen .
des Königs Stelle
im Lager bei Schmottfeifen einzunehmen und mit ſeiner aus 40,000 Mann zu bilden . Wbi
beſtehenden Armee
An der Oder auf den Anhöhen zwiſchen
Kunersdorf hatten ein
ein Obſervations- Korps
698
die vereinigten Kuſſen
Frankfurt und
und Deſterreicher
verſchanztes Lager inne, das von einer furchtbaren Artila Der rechte Flügel berührte die Oder,
lerie gedeckt wurde.
während der linke ſich an die Sümpfe und Buſchhölzer legte und das Centrum , welches hinter tiefen lag, jedem
Angriff zu troßen ſcien .
Zum
Gründen
verſteckt
Ueberfluß waren
die Zugänge zum
öſterreich-ruſfiſchen Lager durch dichte Ver haue geſchüßt und der rechte Flügel noch durch eine Stern fchanze gedeckt. d ang Friedrich
II. blieb auch
feiner Marime getreu ! zu
umgehen
bei dieſem
furchtbaren Heere
Er hatte die Abſicht , feine Gegner
und von mehreren Seiten zugleich anzufallen ,
weil dadurch allein erſt die beabſichtigte und zum Siege noth wendig ideinende Verwirrung im licht werden konnte. song
feindlichen Lager ermög=
Das Terrain und die vorzügliche Verſchanzung des öſter reich-ruſſiſchen Lagers bot ungemein viele Sdwierigkeiten dar ;
122
gleichwohl tam Friedrich II. vor der linken Flügel angrer: oberte mit ſeinen Grenadieren , ungeachtet eines außerordent lich heftigen Feuers, die Anhöhen, jagte die Ruſſen aus allen ihren
Verſchanzungen und trieb
fämmtlichen
Artillerie
hinein , deſſen
fte , i nachdem
bemächtigt hatte,
er ſich ihrer
bis
in
Kunersdorf
Friedhof jeßt ein Kriegshof werden
ſollte.
Dies geſchah am
12. Auguſt 1759 bis Abends fechs Uhr.
un
ſandte ſofort einen
um
Der König
Kourier nach Berlin ,
die vorläufige Siegesbotſchaft zu überbringen.
Indeſ
geſchah dies viel zu früh , und Friedrich II. hatte vergeſſen , daß er erſt einen
Flügel
des
Feindes
beſiegt
hatte.
Das
Glück wendete ſich auch in einer erſchreckenden Weiſe für die Preußen.
Der
rechte ruſſiſche Flügel war noch
keinen
Fuß
breit gewichen und die Deſterreicher hatten ſich noch gar nicht am
Kampfe
betheiligt gehabt.
Auch der
linke
Flügel ſam
melte fich wieder , der bereits geſchlagen war und der gänz lich hätte vernichtet werden können , wenn der König in ſet nem ſelben
Stegestaumel nicht unverzeihlicher Weiſe die Flucht def verhindert hätte.
Er wußte zwar ſehr gut , daß
er
noch nicht Herr des Schlachtfeldes war , glaubte aber , eß in kurzer Zeit werden zu können . Um zu erreichen , hatte er
dies und womöglich raſch
jegt ſein Augenmerk auf den
Flügel des Feindes gelenkt.
rechten
Doch das ſehr coupirte Terrain
erſchwerte die Konzentrirung der Truppen und Laudons plöß Itches. Einrücken
in
die Schlachtlinie verhinderte
Der General Seydlig gerieth in
fie
ganz.
die Nähe der ruffiſden Ka
nonen , mußte mit ſeinen tapferen Reitern
zurückgehen und
würde , ſchwer verwundet, vom Schlachtfelde getragensi Die Deſterreicher , welche ſich in eine große ruffiſche Batterie auf dem
Kirchhofe der
verdoppelten
ihr
Juden bei Kunersdorf geworfen hatten ,
Feuer , während gleichzeitig
ihre Kavallerie
123
auf allen Punkten losbrach und große Unordnung unter den beſtürzten
Preußen 'verurſachte. '
" !!! 9 :
1:58
"-
Mittler Weile hatte eine Abtheilung preußiſcher Soldaten
den
Verſuch
gemacht, den
ſogenannten Spigberg
zu
erſtür
men ; allein die öſterreichiſche Infanterie verſtandi es fo meta ſterhaft, dtes zu verhindern , daß die Preußen weichen mußten . Jegt begann
ein wilder , furchtbarer Kampf !
Puttkammer wurde getödtet, die Generale Hülſen
General und Fink
wurden verwundet, und ſelbſt Friedrichs eigene Uniform zeigte die Spuren von mehreren Kugeln , die ihm
jedoch ſonſt nicht
geſchadet hatten ; eine Musketenkugel zerſchmetterte thm goldenes 1.
ein
Etui in der Weſtentaſche.
Der Kampf würde immer gewaltiger ; das Feuer immer
heftiger und der Tod wüthete auf beiden Seiten immer em figer!
Da rückte auf einmal Laudon mit friſcher Kavallerie
Heran und ſchlug auf die bereits ermattete preußiſche Armée ein. an
Plößlich ergriff Alles die Flucht; Unordnung herrſchté allen Orten des preußiſchen Heeres.
Auch Friedrich II.
war von dieſer Kopfloſigkeit nicht verſchont, "und hätte ſein
1 Rittmeiſter von Prittwig nicht Tapferkeit und Geiſtesgegens wart gehabt; fo
würde der große König unter den Händen
der Koſaken wahrſcheinlich ſein Leben ausgehaucht habenor. in
Die Schlacht bet Kunersdorf hatte den Preußen 8000 Todte
und 15,000 Verwundete gekoſtet, außerdem gefähr 10—12,000 vermißt, denn im
wurden noch un
Ganzen war die preu
biſche Armee bis auf:5000 Mann zuſammengeſchmolzen . dem
Rücken
des
mit ſeinen Huſaren ſein Leben Bleiſtift einen Zettel , ides Retten Sie immer !"
die
.
Auf
erwähnten Rittmeiſters von Prittwig , der gerettet hatte, ſchrieb er mit
Inhalts : „ Alles iſt verloren !
königliches Familie!
Adteu
für
124
To
Dieſe Drbre war für ſeinen Miniſter Finkenſtein in Berlin
beſtimmt, dem
kurz zuvor auch die Nachricht des vermeintli
chen Sieges wahrſcheinlich dem
„Adieu
zugekommen war.
Was er unter
für immer! gemeint, bedarf keines Kommen
tars, da ſein Sinn als bekannt vorauszufeßen .LsDie öſterreichiſch -ruſſiſche Armee hatte im
iſt. Solo Uebrigen ihren
Sieg theuer erkauft; fie hatte nicht weniger, als 24,000 Todte und Verwundete , dagegen das pon den Preußen Abends eroberte Geſchüß nicht allein , ſondern
bis 6 Uhr
audy beinahe
alle preußiſche Kanonen und Munitionswagen erobert, welche von
der Armee des Königs
Kampfplaße ſtehen ge
auf dem
laffen wurden . Der geſchlagene König
ſchlief in dieſer Nacht in einer
halb derfallenen Bauernhütte auf einem Am
Bund Stroh .
14. Auguſt, alſo zwei Tage nach der Schlacht bet
1 Kunersdorf fandte Friedrich
II., ' gebeugt durch den Verluſt
5
derſelben , dem
Kommandanten
von
Dresden ,
Grafen
von
Schmettau , den Befehl, wenn er den Ort nicht zu halten im Stande fei, möge er verſuchen , durch Kapitulation die Gar niſon , die Kaffen , Magazine und Lazarethe zu retten .
Hier
nachſchien 'eß beinahe, als wollte für das ſo hart bedrängte Sachſen ein
günſtiger Wendepunkt eintreten . Wir ſagen ab
fichtlich, es
ſchien !
Denn
ſchon am
25. deſſelben Monats
befahl der mit ſeinen Befehlen fo freigebige König von Preu = Ben dem
Grafen von Schmettau , Dresden
ſtänden zu halten.
unter allen Ums
Unvorhergeſehene Verhältniſſe hatten den
Spion , deſfen ſich Friedrich zur Ueberbringung ſeines vom 25. Auguſt datirten Befehls bediente, über die Maßen unter wege aufgehalten , ſo daß derſelbe erſt am ſeinem
5. September an
Beſtimmungsort eintraf: Des Grafen von Schmettaus Lage in Dresden war- un
125
terbeffen eine höchft kritiſche geworden ; die Reichs-Armee wollte ficy Sadyſens, das ziemlich von allen preußiſchen Truppen
enta
blößt war, bemächtigen , beſonders Dresdens und der übrigen wenigen
noch von
Wittenberg und
Preußen
befesten
feſten
Pläße.
Leipzig,
Torgau wurden von den Preußen geräumt.
Die Beſaßung der legtgenannten Stadt hatte unter dem Ger neral Wolfersdorf allerdings heldenmüthig gekämpft, mußte fich zulegt aber doch ergeben . Was Dresden felbft anbelangt, fo wurde dieſe Stadt bereits
ſeit dem
neunten
Auguſt von
einer öſterreichiſchen Armee, welche Macquire und Guasko zu Führern
hatte , förmlich belagert.
verſtärkte
der
Herzog
von
Diefe Belagerungsarmee
Zweibrückeniiinochr mit
einem
Reichsheere. lä
Der Graf von Schmettau , welcher zur Uebergabe auf
gefordert wurde, ertheilte wiederum eine feinem
entfdtedenen
Charakter gemäße Antwort, da dieſelbe aber die Deſterreicher von
ihrer Abſicht nicht zurückbrachte, fo
griff Schmettau zu
dem
früher cyon verſuchten Mittel, indem
er einen Theil der
Vorſtädte niederbrennen wünſchten
Erfolg !
Die
ließ .
Auch dies blieb ohne denges
beiden
vor den
Theren
Armeeen ließen fich dadurch nicht abſdređen .
liegendent
Inzwiſchen war
die Nachricht von der Kunersdorfer Schlacht eingetroffen, welche wohl geeignet war, auf der einen Seite den Mutb zu erhöhen und auf der anderen ihn niederzudrücken. Hierzu kam nun noch der Befehl Friedrich II., wenn Schmettau Dreßden nicht Halten in
könne, es zu übergeben .
jenem
für ihn
ſo entſeglichen
Der große König zweifelte Augenblick
Dresden mit einem Hilfskorps unterſtüßen zu dein
felbſt
daran ,
können .
Nach
Friedricha Muth wieder aufgerichtet worden war, fandte
er , wie wir oben ſchon unter’m
Gelegenheit nahmen , zu
berichteni,
25. Auguſt einen Gegenbefehl, welcher jedoch erſt am
126
5. September an
Schmettau
Tag
Stapitulation abgeſchloſſen , deren
dem
vorher von
eine
Friedrich
II. am
gelangte:
Dieſer
hatte einen
9. Auguft ausgedrüdten
Inhalt Wunſche
entſprach . . * . Die Ausführung der in
der Kapitulation
enthaltenen
*
Bedingungen hatte, dadurch bereits ihren Anfang genommen , daß die Deſterreicher mittler Weile ein
Thor beſegt hatten .
Da rückte plößlich der General Wunſch mit einer preußiſchen Heeresabtheilung zum ner der fächfiſchen
Erſaß. Dresdens theran.
Die Bewoh
Reſidenz verloren
bei diefer Nachricht alle
Hoffnungin die Preußen abziehen zu
ſehen ; auch die Belages
rungsarmee war ſtußig geworden.
General Wunſch, den der
Graf von Schmettau von der abgeſchloſſenen Kapitulation in Kenntniß
jepte, machte zwei Meilen
von
Dresden
Halt.
Schmettau würde vielleicht nicht ſo gehandelt und die Kapis tulation für null, und nichtig
erklärt haben , hätte er nicht
die Staſſen , welche über fünf Millionen Thaler enthielten, zu retten gehabt.
Fünf Millionen war unter Kriegsverhältniſſen
immer ſchon eine bedeutende Summe, die für Friedrich der ohnehin mußte .
ſehr gelbarm
Aus dieſem
war , von
Grunde
II .,
großer Wichtigkeit ſein
und da der König
ſelber die
Uebergabe Dresdens gutgebeißen hatte , blieb Schmettau bei der Kapitulation .
Sie iſt ihm
kommen , denn er fiel Monarchen .
freilich theuer zu ſtehen in
ſchwerer,Ungnade
ges bei
1
ſeinem
ihretwegen
12. Dresden , der Hauptſchlüffel von Sachſen und Schleſien zugleich, war für dies Mal für Preußen verloren , außerdem
*
aber auch noch
die Städte Leipzig , Wittenberg. und
Torgau ,
welche der Herzog von Zweibrücken vorher ſchon den Preußen abgenommen
hatte.
Der
General Wunſch , der jeßt nichts
127
Geſcheidteres Städte.. a
thun
Friedrich
ſchmerzen .
II.
konnte , eroberte von
konnte den
Nachdem
dret
Verluſt Dresdens nicht vers
er die Ruſſen aus Schleſien
getrieben
3
und fich von
Neuemi dieſe
ſeinem
Podagra , woran er in dieſer Zeit viel
zu sleiden hatte, einiger; Maßen erholt hatte , brach er ſelber nach Sachſen auf, um
durch ein raſches und glüdlich durch
geführtes Unternehmen
den
empfangenen Schaden möglichen
Falls wieder gut zu machen. Fink, Hülſen
und Wunſch, befanden
Truppen bereits in Daun
dafelbft
der
ſich mit einer Menge
den ſächſiſchen Landen ; dagegen war auch
angelangt,
treiben wollte , wası, ihm theil,
Die Generale Prinz Heinrich,
vorſichtige
welcher
den
Prinzen
jedoch nicht gelang ;
und
talentvolle
zurüd
im
Prinz
Gegens
hatte
ihn
durch ſehr künſtlich durchgeführte Wendungen bis nach Wile druf, zurück gedrängt und ſich Am
ſelbſt bei Hirſchſtein
gelagert.
13. November langte Friedrich II. in der nämlichen
Gegend an und wollte pon Ruhe nichts wiſſen . , Der Feind getrieben
Jolte weiter
nichtet werden .
und
womöglich
geſchlagen
und ver
Prinz Heinrich , der weit fälterer Ueberlegung
+
fähig war, als ſein königlicher. Bruder , verſuchte , durch Gründe der Vernunft auf denſelben einzuwirken , um ihn yon einem
Unternehmen
unbedingtem
Nichts , nichts beſcheidenen
abzuziehen , das für Preußen
nur von
Nachtheil ſein konnte. da !"
Vorſtellungen
„ immer vorwärts in den
erwiderte Friedrich
II. auf die
des bedächtigen Prinzen Heinrich ; Feind hinein !“
Widerſpruch, und mochte er kommen von einer Seite, welche es immer wolle, duldete der König von Preußen Dies wußten alle ſeine Generale.
nicht.
Deshalb ſchwieg auch Hein
rich, als er ſah, wie Friedrich Anſtalten
traf, den
Feind ſel
128
ber zu verfolgen , deffen Nachzug er beinahe auch ganz ver= nichtete. Mann
Dem
General Fink befahl er, mit fünfzehntauſend
über " Dippoldiswalde nach Maren
aufzubrechen
und
Rüden aus anzugreifen .
den
Feind vom
Bb
Auch dieſer einſichtsvolle Feldherr wagte es , einige feht
wohl begründete Vorſtellnngen wegen fes
Planes dem
der Durchführung diee
Könige zu machen , ohne indeß eine andere
Antwort- oder ein beſſeres Reſultat zu erzielen , als der Prinz Heinrich.
General Fint leiſtete Gehorſam , wurde aber von
Reichsheer und von Daun ganz eng eingeſchloſſen und
dem
mußte fich ' trop der allergrößten
Tapferkeit, die ihm
ohnehin
4000 Mann geraubt hatte, mit den übrigen elftauſend Mann am
20. November auf Grund einer Kapitulation ' ergebent
Sie hatten juft das nämliche Schickſal, wie im die Sachſen bei Pirna.
Jahre 1756
Wenige Tage darauf kapitulirte auch
der General Dierecke mit vierzehnhundert preußiſchen Soldaten . ganz ſo ,
andern , und es kam
Ein Unglück folgte dem
wie Prinz Heinrich und der General Fink vorhergeſagt hatə Friedrich
ten .
II. war mit einem
Spieler zu
der jemebr er verliert, deſto mehr wagt. Ungeachtet alles
deſſen blieb
im
er 'trokig
vergleichen , 1901 15 int Lager bei
Hirſchſtein ſtehen ; er wollte, wenn auch nicht Dresden , fo doch Es war, wie erwähnt, mehr
das übrige. Sadfén behalten.
Troß. als Klugheit Seitens Friedrichs II. Er blieb noch fechs Wochen trop der fürchterlichſten Kälté, im Lager unter Zelten
liegen , die mit einer Eislage gedeckt waren .
Soldaten mußten fidy , um oder vielmehr ſich am dern
legen ; dennoch
Taufende ! fem
einigermaßen warm
Seine
zu werden
Leben zu erhalten , einer auf den an wurden
Tauſende
krank
und ſtarben
Friedrich II. hatte keinen andren
Grund zu die
als grauſamen
Benehmen , als
ebenſo unverzeihlichen ,
129
dadurch Daun zu zwingen , mit ſeiner
Armee das Nämliche
zu thun . Wie kleinlich für einen Mann, den man den
Gro
Bett", nennt! ) Ungeachtet aller dieſer Unfälle waren
Friede
richs Feinde doch faft überall zurüdgedrängt; nur Daun war in Sachſen geblieben und hielt Dresden befekt. 19
d :"
en
Die Kälte wurde jedoch endlich fo heftig , daß. fte Fried
richs Starrſinn
brach.
Anfangs
Januar
1760 ließ
er die
Zelte abbrechen und von feiner augenblidlich ganzzunfähigen Armee die Winterquartiere beziehen .
Er felber nahm
ſein
Hauptquartier in Freiberg . 109 cial, Der Winter von 1759 bis 1760 wurde für das Stur fürſtenthum
Sachſen
außerordentlich
theuer.
Es
hatte dies
Mal nicht nur die preußiſche, ſondern auch die von Daun toms mandirte öſterreichiſche Armee zu erhalten . für das -entnervte Ländchen :
Eine ungeheute Laſt
Friedrich II. feßte daſſelbe über
hauptnoch in Kontribution , zog fünf Millionen Thaler ein und tecrutricte im
ausgedehnteſten Maße. Ca
98 " { Bis jegt hatte Sachſen während des fiebenjährigen Kries geß nur unendlich zu leiden gehabt und mußte die Kurzſich tigkeit feines Herrfchers , ſowie die Unfähigkeit und das ur redliche Benehmen
feines Premierminiſters, des Grafen Hein
rich von Brühl, außerordentlich theuer bezahlen . * Geld war eine ſo feltene Waare geworden , daß man es hätte man Im
fofagen will und es nicht zu für Geld fehen laffen können .
wenn
lächerlich klingen würde
Deffen
ungeachtet wurden
die von Preußen ausgeſchriebenen Kontributionen immer noch
ܘܝ
pünktlich eingeliefert; fo alſo auch die Ende 1759 erwähnten fünf Millionen ! Thaler. 19
Im
gen auch
Verhältniß zu dem in
Mangel an baarem
Gelde ftet
der Regel die Preiſe für die allernothwendiga
ften Lebensmittel. So wurde beiſpielsweiſe jept fchon ( 1759 ) Bertraute Geſchichte. Sadien . 2. Bd. 9
6130
das Pfund Brotsmit fieben bis acht guten Groſchen in Sachs fen bezahlt.is nei 18 ,MA.TC Tut bilmele fendt sa
o
führen ?:
Wo hinaus ifollte dies endlich
por dem
Beginn
Ein
Land, das
des rfiebenjährigen Strieges bereits als total lange
verarmt bezeichnet werden muß, konnte dies nicht noch
aushalten , ſo follte man mindeſtens meinen ; und wenn ein folches Land nicht bald durch weiſe Sparſamkeitrfeines Regents ten wieder emporgehoben wird , ſo muß
es
folgerichtig ganz
Dazu war aberi jepte noch nicht die ige
zu Grunde geben .
ringſte Ausſicht vorhanden .
Gegentheil, es foliten bald
Im
noch fichlimmere Zeiten für die armen Sachſen eintreten, Zet ten , wie ſie glüdlicher Weiſe nicht ſehr oft, für die Menſchen indeß
immer noch zu oft, erſcheinen .1 13 53 ** ** port:thin 10512
17,4. Unter allen
dergleichen
Verhältniffen ssridas sciſtiseine
Thatſache , die Niemand zu beſtreiten wagen wird 19- skeiden am Meiſten , oder vielleicht ausſchließlich nur die Unterthanen . Die Regenten , ihre Miniſter und Günſtlinge
führenistroj
der immer mehr zunehmenden Verarmung eines Volkes immer noch denſelben koſtbaren Siſo ,sfahren noch in denfelben Karoffen , haben noch dieſelbe Dienerſchaft und zergehen ifich auch noch , wenn irgend möglich, in denſelben Vergnügungen . 15
Es iſt niemals
ders : werden .
Wenn
anders geweſen und wird niemals Friedrich
at
II . eine Ausnahme hiervon
अनेक
macht, fo lag das weniger wohl
ſeiner Liebe zu
in
ſeinem
Bolfe (die wir hiermit keinesweg& ableugnen wollen ) ali viel mehr in ſeinem Kaffe, welchen er für feine Feinde empfand, und in der Heftigkeit, womit er alle feine Pläne zur Durch führung zu bringen von gleich
beſtrebt war.
Auguſt III. Hatte ganz
felbſt auf dieſe Ausnahme Verzicht geleiſtet, indem nach
Faktotum
Beginn
Brühl ſein
deg
er
ſiebenjährigen Krieges mit feinem
Kurfürſtenthum
verließ und ſich nach
131
feinem
Königreichi Polen :"Þegab. . Dort eging biet Brübriche
Wirthſchaft in demſelben Grade fort) wtet ſie in Sachſen auf: gehört hattejes
hit 11901
ist aus deineforsist mad 1997
Mani lagt pón Auguft. III
&
tero geweſen. rechts
er ſeingutmüthigen Charaku
Wir bezweifeln diegi und gewiſs nicht mit øn
hätte Gutmüthigkeit : tu
feinem
Herzen
gelégen , er
würde fürwahr fetne igeltebten Sachſen " nicht in den ſchreda lichſten
Augenblickert allein gelaſſen haben , ſondern er wäre
herbeigeeflt, um die Leiben mit ihnen zu theilen , Leiben , welche doch nur durch ihn felbft über ſein Landigebracht worden waren . *i astunat motoni nie juiste
sid sustast .OS
dreamHaſche fagt insfeiners , diplomatiſchen Geſchichte Dreß = den über vorſtehendes Bombardement wörtlich . Folgendes zimu mert „1760 , daß tiſt das merkwürdig
Jahr) was Jahrhunderte hindurch
bleiben wird.fr Dresden
erfuhr
im
" Julie zum
dritten Mal die Wuth des Krieges, der es an den äußerſten Rand des Verderbens brachte : war belagert von Feinden , die fich die äußerſten , und härteſten Mittel erlaubten , vertheidigt von Bundesgenoffen , denen es mehr um Plaßes pn als rum Häuſer zu
die Erhaltung der
thun war.
Erfahrung
die Behauptung des
Einwohner und
ihrer
Maquire, ein Mann von Muth und
war, Commandant, hatte unter
ſich eine ſtarke Beſaßung , 13,910 dienſtbare Mannſchaft, und Dresden afelbſt war durch
einige neue Werke haltbarer geworden ( und das
vermehrte unſer Unglüc.*) 4
dno)
tanto
e
1d pasib
mryd Der neunzehnte Juli , wo das eigentliche Bombardement begann , iſt jeden Falls der fdredlichſte Tag in der ganzen fächſiſchen
Geſchichte.it Nicht nur , daß
welcher wir
ſchon
alt awar , nicht nudaß viele Perſonen und darin daten ſandten si
die Kirche
erzählt und die über
vierhundert
in
die
der Befaßung beraubt wurden : ſondern
esebloot , 5470
Jahre
Keller seilten
entweder elendiglich umfamen oder von
einen førtwährenden
fiel, von
den Sols
die Preußen
Regen von Bomben , Feuerkus
shtyusre and
ina
gi
gaisrusttidra
no
*500* Baffe Tebte zur Zeit des Bombarbemients in Dresden , und hielt die vermehrte Befeſtigung der Stadt alſo für ein Unglüd.
-
140
geln und Haubigen rund immer dabin ,wo ein Raud wurde und wo dier Dresdener trotz leicht hätten
löſchen wollen .
des Waffermangelo piela
1914 stå 1391
viels sdlfid ,Sachſens und Dreß
fouPaul Herrmann ſagt in ſeinem dens Unglück im
fidhtbar
blour
of
18. Jahrhundert:" station
tom
Den 20. ſepten die Belagerer das Bombardement fort; ein Haus, eine Straßen gerieth nach der anderen
in
Brand
und konnte nicht gelöſcht werden , weil Jene das Röhrwaſſer der
Stadtt abgeſchnitten
die
Daun'ſchei Armee und lagerte sich
hatten . & Nachmittags 6
Uhr, kam
über Neuſtadt am
Walde hinunter bis an die Elbe, der Oſtra -Wieſe gegenüber wo bei Nacht
eine Schiffbrüde geſchlagen wurde.
gegen acht Uhr wurde das Bombardement am ganz Dresden
ſtand wie ein
und Vorſtädte waren
großer
Abends
allerheftigſten ,
Feuerkeſfel da , Stadt
ein einziges Flammenmeer ; das ganze
Schreckensgemälde läßt fich in Worten
unmöglich ſchilderni ,
shot ,Am
Alberts und Clemens
aus
dem
21. beſuchten
die Prinzen
Daun'ſchen Lager die Stadt und waren über die
ruinirte Reſidenz äußerſt gerührt.
Nunmehr ſchien die Bez
ſchießung der Stadt zu
gehen . Der Herr
Ende zu
Felda
marſchau Daun hatte nicht allein unter der Neuſtadt, ſondern audy am Bär eine Brücke über die Elbe ſchlagen die Preußen
dies bemerkten , ſpielten
laſſenza als
fie Nachtshalbbzwölf
uhr die lepte Bombe in die Stadt.11 Es marſchierten 10,000 Mann über dieſe Brücken , woraus hervorging, daß es zu einem
heftigen Kampfe kommen werde.ts
19941999 Deni 22. geſchah: von griff auf den
der kaiſerlichen
doute nimed den Armee der
Ana
Feind mach Mitternacht halb ein Uhr mit gro
ßer Erbitterung, ſo
daß das preußiſche Korps , welches die
Belagerung deďte, in einer Stunde über den Haufen gewor 220 gritona strandsid hiilguif nis site ofin a
fen wurde und alle Belagerungs-Munition nebſt 300 Gefan gene in die Hände der Deſterreicher fiel.de sthildnist and ideti
Den 23. war es ganz ruhig .
weilen von
den
Swartwurde noch zu :
Feſtungswerken hinausgeſchoſſen , aberkinur
darum , daß der Feind keine neuen Batterieen errichten und die Ausbeſſerung der Feſtungswerke nicht ſtören ſolltested itse 098
„ Den 24. geſchah abermals ein Ausfall mit Kavallerie
und Infanterie von
der Daun'ſchen
Armee durch das Wils
druffer Thor , der Angriff folgte unweit Oſtran und dauerte dreiviertel Stunden , wodurch die Feinde zurückgeſchlagen und ihnen wieder vier Kanonen abgenommen wurden .
199
$196r , Den
25. wurde dieſer Ausfalt an derſelben Stelle er neuert und der Feind abermals zurücgedrängt. Hierauf war es fowohl den 26. ruhig.
Tag, als die folgende Nacht, ſo wie auch den
Doch kam
neue Angſt über die zurücgebliebenen
Einwohner, weil ihnen auf's Neue anbefohlen war, die Dach böden mit Waffer zu verſehen . • An Wiederherſtellung der Feſtungswerke ward ununterbrochen fortgearbeitet. „ Den 27. kam eß nach Mitternacht zwiſchen den Kroa ten und den feindlichen Feldjägern dem
Wilsdruffer
Thor wieder zum
und der Freiparthei bei Gefecht .
nämlich die ſehr wachſamen Kroaten auf ihrem fallen wollen , wurden aber mit anſehnlichem sebiteurd getrieben . „ Den
28. Nachmittags
mit fechs blaſenden
Dieſe hatten Poſten über Verluſte zurück
vier Uhr " ritten vier Fourtere
Poftillionen
in
dte Stadt und brachten
die fröhliche Zeitung, daß die Feſtung Glaß durch den kaiſer lichen Feldzeugmeiſter laudon mit ſtürmender Hand erobert worden ſei. Den
29. Nachmittags vier Uhr 1wurde wegen
glüdlichen Ereigniffes
Viktoria geſchoffen
dieſes
und während der
142
Feſtlichen Freudenbezeugungeni ein Ausfall » gemacht, wodurch das feindliche Bedeckungscorps aus feinen Stellungen vertrie ben und die ganzen Vorſtädte von den Jägern ligen gefäubert wurdenorid missertatuto dniu
Den
und Freiwil
modetoliau
30. Morgens feche Uhr hörte man mit Dank und
Rührung die noch vorhandenen
Stadtuhren wieder ſchlagen ,
und nicht lange nachher verbreitete ſich die Nachricht, daß der König mit ſeiner Armee
im
Abziehen
Kieffelsdorf und Meißen 1fich
begriffen
ſei und bei
gelagert habe.. Hiermit hatte
dieſe Belagerung, die fdließlich in eine Blokade übergegana gen war, ihr Enderrerreicht.waftri , noiarrodslar #sidi TIS 499 Dresden glich aber einem Schutthaufen , denn es lagen folgende Gebäude in Trümmernsmisdin ang 990- nu t299 1850 ebrin diuen
onigin der Stadt! 0
1156 Idoutot ta
onsdoiidapi 226 abgebrannte, ils sont sont thu gom as ebne 516 937 beſchädigte , nebfi dera abgebrannten Kreuza rad potatirsdreds kirche, Garniſon-, Bau- und reformirten Istisder Kirche. bosdistrou dunet sfruteguna godt imorrottis dont 19. mais 2. In der Neuſtadt: tad jantaina hii, mud Q'111 'st 25 beſchädigte. tottun 100 ili 1190 191 98mdelive mut 0917,
zss ijt motiolle test
.
In der pirnatlichen Porftabtársne
Hisus stu ! 102 niedergebrannte
Käufer nebſt der Waiſen
hauskirche, Otsitul , 1950, beſchädigte matbord
14.
1:13:
in agraditionnement
?
In der Wiløbruffer Vorſtadt:1:
zqytist 1897 188 niedergebrannte Häufer , die Annenkirde und tralare
insi , prin die Pfarrwohnung, 3 beſchädigte.
im
fi 110 ?14 :33 bil BEK
Ganzens416 niedergebrannte und 115 beſchädigte Häuſer ;
131 Queen
TV
station
,Cos
!"
143
außerdem
die Soſephiniſche Stifts-Kapelle chabgebrannt
die böhmiſche Kirche gänzlich zeridóſſen . Sie
bun sin
und seda
tirsd ,,Getödtet und verſtümmelt waren 60. Perſonen , itver ſchwunden 110, verarmt mehrere Tauſende . und
ene
2017
Die hiermit von uns gegebene Shilderung der Bela
gerung Dresdeng haben
wir, wie erwähnt, von Paul Herr
mann entlehnt, der ſie dem Berichte eines Augenzeugen ent nommen
hat, weshalb alfo die Wahrheit derfelben
verbürgt werden
kann .
Nach dieſem
königlichen
unbedingt Impromptu
(Stegreifwig)ndwiehiFriedrich i der . Großei, den 1 Entſchluß, Dresden zur erobern , nannte, wanderten viele Hunderte des fächſiſchen Volkes aus ihrem
Vaterlande fort , da keine Aus =
ſicht vorhanden warmedaß fie fich von wieder erholen
ihrer Verarmung je
konnten. if Der Verluſt an Häuſern , die öf
fentlichen Gebäude nicht einmal mitgerechnet , belief fich auf 1,200,000
Thaler. ld Zu
andren
Gegenſtänden , die verloren
gingen und nach Geld nicht abgeſchäft werden ten
können , gehör:
auch viele Manufcripte des berühmten Rabener. banu bná
Park Während dieſes entfeßlichen Unglücks, unter deffen Wucht Sachſen ,
ſpeziell aber
Auguſt III. und fein deften
um
Dresden , feufzte, bekümmerten Günſtling Graf Brühl nicht im
daſſelbe sa Es ſchien , als betrachteten
als idiejenigen , deren
einzige Verpflichtung
mit Leichtigkeit die mühſam der fächſiſchen Nation zu
zuſammen
vergeuden .
ſie
darin
gebrachten
fich Min
ſich nur beſtand, Steuern
Das Volk hatte nur
in fofern Werth für fie, als es nothwendig zur Durchfüh rung ihrer Beluſtigungen war. Schon im
Jahre 1758 war
Auguſt III. unzugänglich für Vorſtellungen ,welche ihm der Graf Wolfersdorf im
Namen
der unglüdlichen
Sachſen machte;
und als diefer würdige Mann ſich dadurch nicht beirren ließ, ſeine Klienten mit Wärme zu vertheidigen , da ſagte der König
144
erft : tdyr Braudelleinen Wolf nad
dem
efte! dann
aber, als auch dies den Grafen von Wolfersdorf nicht zu er: ſchüttern
vermochte: ich brauche einen Bären nach dem
Feſte !
Was dieſer ſchwache Monarch damit hat ſagen wol
len , iſt nicht recht erſichtlich. rauf hin , daß
Vielleicht zielte er damit da
er gern einen Poſſenreißer haben wollte und
daß er der Meinung fet , denſelben in dem fen von Wolfersdorf finden zu können. richtig , wie wir
beinahe
Auguſt III. sin einem ve
Geduldig hatte
behaupten
möchten , fo ftelt efte
ſehr gebäffigen
Lichte darciusiyyete )
Friedrich II. die Belagerung Dresdens
nicht aufgegeben , wie theilweis
fchon
hervorgeht, mit welcher diefelbe von ihm alles Feuern
ehrenhaften Gra = Iſt dieſe Erklärung
aus der
Erbitterung
geleitet wurde.
Als
die Belagerten zur Uebergabe der Stadt nicht
veranlaſſen konnte, ſtampfte er vor Ungeduld mit den Füßen auf den den
Erdboden
Zähnen
und ſtieß unverſtändliche Worte zwiſchen
hervor ! auch ließ
er einem
ſeiner Regimenter,
das nach feiner Anſicht fich feige benommen tengewehre und den fen abnehmen. dert
dazu
gehörigen
hatte, die Set
Offizieren
die Huttreſ
Aber alles dies half nicht ! 1. Funfzehn Hun
Preußen wurden
getödtet, acht von Magdeburg kom
mende Kornſchiffe auf der Elbe weggenommen und Hunderte der preußiſchen
Belagerungs
Darunter befand ſich auch chern
die Nachricht von
Armee zu
Gefangenen gemacht.
ein Offizier, der iden Deſterrei der Uebergabe der
Feſtung Glaß
brachtes ? 01.
Friedrich
II . hatte dieſe Nachricht ſchon vorher sempfan
gen ; fie traf ihn wie ein
Donnerſchlag ; doch auch hier feine
Beſtürzung wiederumt unterdrückend, fprach er: i teadamitolina Set 8 ! Im
Frieden werden fte es uns ja wohl wieder
145
geben ! Wir müſſen Alles verlieren ." 15.
In
nach Schlefien
der Nacht zum
geben , damit wir nicht
30. Juli ließ
er ſeine Armee vor
Dresden aufbrechen und maridhterte abermals durch die Sate fiß.
Daun , die
geweihte Areatur"
oder der
Mann mit
der geweihten Müße,“ wie ihn Friedrich II. nannte , hatte Plan durdſdjaut , denn
auch dies Mal feinen vor Friedrich
II. aufgebrochen
Um
der Preußen
man
feindlicher
die
Vorkehrung getroffen , daß nicht
nur Daun bor ihnen , fondern
lichen
her.
Lage noch widerwärtiger zu machen , hatte Seits
und ſte auf dem
er war nod
und marſchierte vor ihm
Laſtvy audy hinter ihnen ging ,
ganzen Marſche fich inmitten
Heere befanden .
zweier feinda
Der uneingeweihte Zuſchauer hätte
dieſe drei Heeres - Abtheilungen
unzweifelhaft für einem
Herrn
gehörig angefeben , ſo nahe befanden fie fich beifammen , und man muß ſich nur wundern , weshalb Daun und Laffy nicht den Verſuch brüden . Nach
gemacht haben , die
manntgfachen
Schleften und Daun
lagerten
und Laudon
Gefahren
preußiſche Armee
erreichten
die
zu
Preußen
in der Gegend von Liegniß.
waren
nicht weit
davon ;
er
Doch
ſte
ſtanden
jenſeits der Stapbach und ſperrten die Straßen nach und Schweidnig .
Breslau
Da die Ereigniſſe, welche in Schleſien Statt fanden; nicht hierher gehören , wenn nicht auch Sachſen oder deſſen Truppen dabet betheiligt ſind, ſo wollen wir dieſelben
ruhig
übergeben .
hatte
Friedrich
II. den
5
In Sachſen
General Hülſen
mit einer nur ſehr geringen Armee zurückgelaffen , mit wel der derſelbe die beiden Städte Torgau und Wittenberg be ſeßt hielt; die Gegenparthei des Könige von Preußen 10 ute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.
ließ
146
die Reichsarmee auf dem
Kriegsſchauplaß, in
fich bald darauf noch mit Ginem
ſolchen
ſchwach .
Sachſen , die
12,000 Würtembergern
verband .
bedeutenden Heere gegenüber war : Hülfen zu
Er verlor nicht nur Torgau, ſondern auch Witten
berg, das übrigens vorher noch zu drei Viertheilen in Schutthaufen umgewandelt worden war.
Reichstruppen ebenfalls in Beſchlag genommen . 5 Friedrichs
Unglück
mehrte
Deſterreicher und Sachſen
hatten
einen
Leipzig hatten die tois
fichss, Funfzehn
Tauſende
ſich mit zwanzig Tauſendi
Ruſſen : perbunden und marfdierten auf Berlin zu , um dieſes
ſich
Plages , demnächſt aber auch Potsdam und Charlotten
burg, zu bemächtigen .
Am
3. October hatten
fie Friedrichs
Hauptſtadt erreicht, doch ward ihnen die Uebergabe der Stadt von der nur aus 1500 Mann beſtehenden Beſaßung verwei gert.
Die Stadt wurde hierauf von
neral Tottleben
den
zwar beſchoſſen ; allein
Ruſſen , unter Ges
ſie zogen
ſchnell aby
da fich eine preußiſche Armee zum Beiſtande Berlins nähertes Bald jedoch inne werdend, daß ſie der feindlichen Macht weit überlegen ſeien , kehrten ſie am
8. Oktober zurück.
Die Stadt
ergab ſich, wollte, aber den Vertrag entſchieden nur mit der Ruffen
abſchließen , da
deren Anführer , der ſchon
genannte
General Tottleben , ein Mann von edler Geſinnung und fei ner Bildung war, was man von den Deſterreichern , mit Aus nahme des General Eſterhazy , nicht ſagen konnte. ſen
betrugen
Deſterreicher als Eſterhazy
Die Nuf
ſich audy höchſt ehrenhaft, während man robe. Unmenſchen bezeichnen muß .
befehligte in
Potsdam
die
General
und gab das daſelbſt beas
findliche Stadtſchloß , ſo wie auch Sansſouci, ohne das Spu ren
ſeiner
Anweſenheit
Nicht ebenſo war fächfiſchen Truppen.
entdeckt werden
es mit den übrigen
konnten ,
zurüc .
öſterreichiſchen und
Beſonders hauſten die Sachfen in Char
147
lottenburg auf teine entſegliche Weiſer und
Sie verwüſteten Alles
verſtümmelten " felbſt unerſeßliche Gemälde und ſonſtige
Alterthümer bis zur Unbrauchbarkeit, beſonders aber die Aná tiken aus der Sammlung des Kardinal Polignac, fo daß felbſt der fächfiſche Hof ſein Mißfallen Als
Friedrich II . Augen
mehrere Male mit unverkennbarem ebi 1919
Die Unmenſchen !“
darüber kund gab .
Frevel betrachteten , rief
dieſen
Schmerze : :
er
...!!"
. Se
& r felbft hatter bisher in Sachſen nichts vernichten
laf
fen , als die Brühlſchen Beſigungen , weil er dieſen Marin für die
Haupturfache des
Krieges
hielt und
baßte;: ſobald er aber wieder nach Sachſen
ihn
deshalb
kam , nahm
er
für die feinen Kunſtſchäßen widerfahrene Vernichtung dadurch Revange, daß er das Jagdichloß Hubertsburg dem Freibataifa lon Duintus
Jellius zum
Plündern ianwies.
Doch
haben
Augenzeugen verftohečt, daß bei dieſer Plünderung fich mehr Deſterreicher und als
Preußen !
Rufſen , felbft Koſaden Deſterreicher und
Verbündete waren , nach
dem
Friedrich nahm
Anhaltſchen , um
aus mit Lebensmitteln Sachfen , um seg mittler Weile
zu
verſorgen . zu ihm
hätten ,
ſeinen Weg über Lübben
ſeine Truppen
von Neuem
Daun , der
betheiligt
Ruſſen , welche Sachſeng
von Magdeburg
Dann wollte er nach
erobern .
Indeß hatte fich
von Schlefien
war, bereits bei Torgau gelagert und ſchien
aus ihm
gefolgt
den Weg
nach Sachſen ſtreitig machen zu wollen . Auch das Reichsbeer befand ſich ſens.
noch
im
Befig von
fich in
der Gegend von Landsberg
darauf rechnend, daß dem und
einem
Das war jedoch noch nicht Alles. an
großen
Theile Sach
Die Ruffen
hatten
der Warte gelagert,
König ein Unglück begegnen würde
fte ſammt Daun's Armee ihre Winterquartiere in der
Mark nehmen könnten .
10 *
148
Friedrichs Lage war
keine benetbengwerthe.
Das
fah
er auch ſelber ein , wie aus einem an den Marquis d'Argens*) von
ihm
untern
28. October
deutlich hervorgeht.
gerichteten
Briefe
klar
und
Es heißt darin :
Nie werde ich den Augenblick feben , der mich nöthigen wird , einen nachtheiligen Frieden gungsgrund wird im daß
ich
mich
meine
unter
den
oder, wenn dem zu
füß fein
wiſſen , wenn
zu ihließen ; kein Bewe
Stande fein , mich dahin zu
Schande
unterſchreibe.
Trümmern
meines
bringen ,
Entweder Taffe
Vatertandes
ich
begraben ,
Geſchick , das mich verfolgt, dieſer Troft noch
ſollte , ſo werde ich mein
Unglück zu
endigen
es nicht mehr möglich fein wird, es zu tragen .
Stets handelte ich einer inneren Ueberzeugung und der Ge fühlen der Ehre gemäß , und auch meine legten Schritte wer den
mit dieſen
Grundfäßen
meine Jugend meinem nem
übereinſtimmen .
Vater, meine männlichen
Nachdem
ich
Jahre meie
Vaterlande aufgeopfert habe , glaube ich , berechtigt zu
fein , über mein Alter zu gebieten . das Geſchick folgfam
Es giebt Leute, die gegen
ſind , das iſt nicht meine Sache !.' Habe
ich für Andere gelebt, ſo will ich für mich, ſterben , unbeküm mert, was man davon ſagen wird ; ja, ich ſtehe Ihnen fogar dafür, daß kraftloſes
ich
es nie
erfahren werde.
Wie ? ich ſollte ein
Alter vorziehen , voll Verdruß und Schmach , bol
Bedürfniß über vergangenes Glück, und voll Beleidigungen : Rein , Marquis ! Wenn Ales uns verläßt, die Hoffnung ſelbſt zerbricht, Dann iſt das Leben Schimpf, und Sterben wird uns Pflicht. **)
90
91 959d
if stone
yo. *) Kammerherr und Direktor der ſchönen Wiſſenſchaften bei der Ata demie unter der Regierung Friedrich II. **) Verſe aus Voltaires Merope.
149
ein
Nach Page, der Sachen kann es
für dew Augenblick nicht
darauf an , Vergeltung zu üben , wie Friedrich
II. Durch die
Zerſtörung von Hubertsburg den Anfang gemaut hatte, ſondern obed möglich, ſet, bie Winterquartiere im
fädifiſchen fande gut
nehmen , und gleichzeitig zu verhindern , daß Deſterreicher und Sachſen nicht die Mart belegten . den
Verhältniſſen
die zu löſen di Am
indeß
der
dem
Eine unter den Worlteğen :
That äußerſt ſchwierige Aufgabe,
großen König vorbehalten blieb. and
26. October ließ
Elbe pafſiren Magazin
in
er ſeine Armee bei Deſſau die
und auf Düben vorrücken , um
einzurichten .
ben Monats , nahm
daſelbſt ein
Einige Tage fpäter, am
der General Hülſen
31. deffella
mit ſeinem
die Stadt Leipzig weg , légte ſeine Soldaten
jagte die Reichstruppen von dannen .isottä bridge
Friedrich , der immer
in
raſch
war, wollte die Deſterreicher unter
Gedanken
Korps
hinein
und dette
und Thaten
Daun angreifen, und er=
richtete deshalb ein Lager zwiſchen Langen -Reichenbach, Shilda und Torgau.
Daun
vermuthete nichts weniger , als
einen
Angriff Seitens der Preußen ;" allein auch er hatte nicht die Abſicht, gegen
dieſelben vorzugehen , ſondern da der Winter
por der Thür war und ſeine Soldaten
der
Grholung zum
Feldzuge von 1761 bedurften, ſo wollte er durch ſein bloßes Zaudern den Daun mit ihm
König von Preußen zwingen , ſich zu entfernen . hatte Friedrich II., ungeachtet er ſchon ſo lange
zu thun gebabt, noch
nicht gendu kennen gelernt.
Friedrichs Abſicht war es keineswegs, fich von fagen, zum beinahe, ihm
Daún , fo zu
Beſten halten zu laſſen , und doch ſcheute der fich eine Schlacht anzubieten.
Nicht mit ſich einig
werden könnend befahl er féinelGenerale zu ſich, um
deren
Meinung zu vernehmen .
Keiner wagte," dieſelbe auszuſpre
dhen ; nur der alte Ztetet
fagterug tim
si stagged
studiesout
150
*
Alle Dinge dfind möglich ,snur seins iſt
das andere !" [ hirsirat 4:00
schwerer , als
Ft
1:0 TOTES
**** Dieſer Ausipruch, welcher unendlich viele Wahrheit ent hält, gab den Ausſchlag.2, Friedrich erklärte fich zur Schlacht bereit und beſtimmte die Zeit zum
Yufbruch , indem
er
Zie
tens Worte noch ein Mal vor fich hinmurmeltesh in siibrio ,sens Alle Dinge
ſind möglich , nur eins iſt ſchwerer, als
das andere; urdainan pirap, mint mi 44" * 150 uit
mg sid
Den Plan zur Schlacht, die Daun , wie bereits erwähnt,
gar nicht, fürtmöglich hielt , wurde entworfen ; ihm follte das Heer in
zufolge
zwei Hälften geſchieden werden , deren eine
von Friedrich II. ſelbſt, die andere von Bieten angeführt wurde. Der König, wollter mit ſeinem und Elsnig
Beere von Born über Neider
das öſterreichiſche Lager ſtürmen , Sieten dagegen
durch eine Umgebung demſelben ,bei Siptiß und Groswig in den Rüden fallen .
Zur Ausführung dieſes Planes ward der
3. November beſtimmta 4. Was eine
hauptſächlichfter Bedin :
gung war, das hatte man diesmal gar nicht beachtet 2 näm lich durch gegenſeitige Signale: die Zeit ſtimmen .
des Angriffs zu be
Dadurch entſtand ein großes Mißverſtändniß
durch
1
das des König & Heer beinahe vernichtet worden wäre, noch ehe der General Zieten den Kampfplaß erreicht hatte. rich pernahm Bieten zum
nämlich von
Fried
derjenigen Seite ber, welche für
Angriff beſtimmt worden war, ein ſtarkes Schie
freni da jedes,Nährere zu verabreden vergeffen war, ſo glaubte er, ſein General habe bereits das Ziel erreicht, und erkannte es für ſeine Pflicht, ihn raſch und mit aller ſtüßen.ti Er wartete Treffend , abn fondern Feind porgehen.
ließ
diergehörige Stellung des ſofort einzelne Regimenter, gegen
:
den
Energie izu untera
gar nicht
Dieſer, mittler Weile aufmerkſam
worden , begrüßte ſie mit zweihundert Kanonen zugleich .
gee Der
151
Donnert war so gewaltigri daß viele Perfonen saugenbliciich ihres Gehörs Beraubt wurden und von dem Friedrich II. zu fjagen pflegte;ser habe während aller ifeinertrtegeintez beris gleichen erlebt. TIL 19 ) 19. SC 150 andar Don d)
Die Bataillone, welcher gegen
waren , ſtürzten
den Feindageführt worden
Mann vor Mann " nieder , und die dadurch
entſtandenen Süden wurden foført durdy neue Mannſchaften ausgefüllt, welche Kavallerie, Kanonen
noch
das
nämliche Schickfallerreichten
Infanterie
etwas ausrichten . "
mehrere Male in
konnten
gegen
die
Weder
feindlichen
Der König befand
ſich
ſelbſt
Gefahr, getödtet zu werden ; die Kanonen
kugelni fchlugen vor, hinter und neben ihm Beſtreuten Roß und Reiter mit Sandi
in die Erde und
Ein
Streifſduß bez
rührte ſogar feine Bruſt , doch wurde die Wirkung deſſelben durch Pelz und einen Sammetroď
kraftlog, gemacht, it',
Der 3. November war einer der blutigſten
Tage des
fiebenjährigen Krieges. Als die Nacht, hereingebrochen war, hatte Friedrich II. den Kern feiner Infanterie verloren und dadurch
nicht
die geringſte Ausſicht gewonnen , Herrades
Schlachtfeldes zu zu
werden . si Esilſchien
unterliegen , daß
keinem
Zweifel mehr
der Steg auf Seiten der
Deſterreicher
war , welcher" auch bereits einen Kourier nach Wien
abge
ſendet hatten , der Kaiferin die Nachricht davon zu überbrin gen .
Deffen
Verwirrung Preußen
ungeachtet: ruhte der Kampfs noch nicht.
ſchoffen auf Preußen , undt Deſterreicher fchoffen auf
Defterreicher. 1
o
Dié
ſtieg mit der Dunkelheit und wurde allgemein
sig
Die Nacht wat lang , kalt und feucht:
gauer Haide brannten unzählige Feuer , um reicher und Preußen
In der Torá die fich Deftera
gemeinſchaftlichy i gelagert hatten .
Für
die Verwundeten, welche gegen zehn Tauſend betrugen , wurde
-
Michts gethan .
152
Sie mußten in
ihrem Blute, auf dem
kalten
und feuchten Erdboden liegen und hatten nicht einmal ein erwärmendes Feuer, wie die Geſunden ; viele von ihnen gaben noch während der Nacht ihren Geiſt auf. sady Dem
Kampfplaß
Uhr Abends
gegenüber hörte man
furchtbaren Kanonendonner.
noch bis zehn Hier ſtand
brave Zieten mit ſeiner Armee und operirte glücklicher , ſein König , obgleich er von den
Batterien
getroffen wurde, noch ehe er ſich mit ſeinem ordnung
ſtellen
konnte.
Der
"3
der Deſterreicher Heere in Sòlacht:
erſte Schuß
ſchmetterte einen Offizier tødt zu Boden . zum
der
traf Ein
fchon
und
Kornet, der
erſten Male einer Schlacht beiwohnte, meldete dies mit
fdredensbleichem
Geſicht
dem
Ruhig erwiderte Diefer: 10
commandirenden
General.
Ingat statt
thon
„ Nun , nun , ed werden wohl noch mehrere ecſchoffent werden ! isten Raum hatte er diefe lakoniſche Antwort ertheilt, als eine unhöfliche Kanonenkugel einem Küraſſier den Kopf. Wegnahm , worüber die Uebrigen , welche
in
höchſt erſchrocken
ſie wieder aufzuheitern , ſagte
waren .
Um
der Nähe fich
Zieten in einer zutraulichen Weiſe: 5,1 ms ,,Kinder, der da batte einen fanften
befanden ,
SE!!!
Tob." ,,, !..
6.64
1. Hierauf ließen Zteten , Saldern und der Oberftlieutenant Mblendorf die Armee die Anhöhen von Siptiß erſteigen und brachte, dadurch
die Deſterreichern in große, Berwirrung. Daun wurde am Schenkel verwundet und feine Soldaten verloren damit allen ihren Muth. Sie wurden geſchlagen
und mußten
ſich
Elbe zurütziehen . Tu
Friedrid
um
Mitternacht durch
Torgau
über
die
37 ,,
II. hatte keine Ahnung von
der glüdlichen
Wendung der Schlacht. Er hatte fein Nachtlager in der fleta
153
nen
Kirche des
Dorfes
Elønig
genommen , ohne jedoch die
Wohlthat des Schlafes zu genießen . Kirche zu
feinem
Daß
er
gerade die
Aufenthalt wählte , geſdah nicht etwa desa
halb, weil er plößlich frommer geworden, ſondern weil fämmt liche Bauernhäuſer voller Verwundeten andres Obdach übrig geblieben war.
ſteckten und ihm
kein
Zu verſchiedenen Malen
ließ er einen ſeiner Adjutanten nachſehen , ob der neue Tag noch nicht anbreche; als es endlich zu dämmern begann, warf er fich auf's Pferd und ritt zum tem
erblickte eri mehrere Keiter
Dorfe hinaus. in weißen
Vøn wete
Mäntelnut
Bei
deren Näherkommen erkannte er unter ihnen beſonders Zie = ten: Sein militäriſches Honneur machend, fagte derſelbe zum Könige :
ihi!
Po
prostora is 247
„ Ew . Majeſtät, der Feind iſt geſchlagen ,
er zieht fich
zurüd !" ni Dita goy Darnach trabtetner zurück zu ſeinen Soldaten und rief unter edler Selbſtverleugnung : Burſchen ; unſer König hat die Schlacht gewonnen , und der
Feind
iſt
völlig
König ! 4.1 Birgit
geſchlagen !
Es
lebeii unſer
.HTS : 5'1" X
Alle antworteten faſt einſtimmig ..istih i uti"#Ia ,
ja ! unfer König
Frit: fol. leben
93
treno 33987). . Aber unfet
Bater Bieten auch, unſer Huſarenkönig auch!", 3 sit
große
170
15,0
177
Die Liebe zu : Friedrich II. Warsſo groß , wie ſie wohl
felten einem
Fürſten zu Theil geworden .
gen des 4. Novemberg
über das Schlachtfeld
feiner gewöhnlichen Leutſeligkett den Leida ausdrüdte, riefen
Ate derſelbe am Mort ritt und mit
Verwundeten fein Mit
fchwer verwundete Offiziere und Gier
meinte rihm izus is
so you hapes a which, wir freuen uns nur und danken Gott, daß Eure
Majeſtät leben ." .
138435
154
sió
Und ein
Grenadier
Regimente ,
eines magdeburgiſden
der durch den Leib geſchoffen iund ſeinem
Todé nahewariſagte :
-598 Nun will ich gerne ſterben , da ich weiß, daß wir ge fiegt haben und der König lebt! art bilates to list and misi
Viel a gewonnen
die Reichsarmee !
war weder für die Preußen , noch für
Wer aber gar nicht durch dieſe Schlacht
gewonnen hatte , das waren wiederum die Sachſen ! blieb in Dresden und mußte von den Sachſen den ; Friedrich
II. nahm
zu
ſeinem
Daun
erhalten wer
Winterquartier Leipzig
und mußte igleichfallsuvon den Sachſen mit Allem verſehen werden , deſſen er für ſich und ſeine Soldaten bedurfte . Alſo wie
im
vergangenen
pflegen !
Winter : wieder zwei Armeen zu
ver
Wie dies das fächſiſche Volk hat möglich machen
können , iſt beinahe unbegreiflich. Friedrich
190 , thtune
,
II. nahm
alſo ſein Hauptquartier in Leipzig
und forderter an baarem
Gelde und Naturablieferungen über
eine Million Thaler.
Da man
in
der That beinahe ſchon
michts mehr weiter hatte , als das nadte Leben , fo erklärte der Magiftrat von Leipzig , daß
es eine Unmöglichkeit fet,
die Forderung des Königs zu erfüllen . Häuſer mit Pechkränzen
zu
bebängen , und drohte, fie bei
førtgeſepter Weigerung anzünden der hatten
die
Friedrich hefahl, die
Einwohner von
laffen Leipzig
zu wollen , wirklich kein
Entwes Gelb,
oder der Magiſtrat war der Meinung, der König von Preu Bentwerde ſeine Drohung nicht ausführen , da er dann ges zwungen geweſen wäre , Sachfen, zu räumen , wozu er offen bar keine Luſt hatte .
Das Geld wurde alſo
und die Pechkränze nicht angezündet; dagegen 120 in
der erſten Magiſtratsperſonen ein ." Gefängniß
welche er als
bringen
nicht geliefert ließ der König
und Kaufleutenairetiren ,
und :: 17
davon
ausſuchen ,
Geißeln nach Magdeburg ſchaffen Caffen wollte .
155
Friedrichy Leipzigern
der
Große würde nicht ſo
verfahren
ſtrenge mit
haben , wenn dieſelben
ihr ſtets gutes Einvernehmen mit den Reichstruppen hätten ; das wußten
den
ihn nicht durch gereizt
feine Diener, die mit der Durchführung
feiner Befehle betraut waren und deshalb waren ſie womög = lich nod ein
ſtrenger, als
der König befohlen hatte.
Erſt als
Kaufmann aus Berlin , der edle und reiche Gotskowsky,
fich
für die Leipziger verwendete und ſich
für die Zahlung
verbürgte, feßte man die Kontribution auf'adht Tonnen Herab. Weder Liebe zu Friedrich, noch Liebe zu den Leipzigern mag die Veranlaſſung
der Gotskowskyſchen
Intervention igeweſen
fein ; vielmehr ſcheint diefelbe in merkantiliſchen Verhältniffen gelegen zu haben .
Leipzig iſt immer eine blühende Handels
ſtadt geweſen , und durch ihre Vernichtung wären auch andre, zwar minder wichtige, doch mit ihr correſpondirende Städte zu Grunde gegangen .. semaš moguidura 1997 bnanamna =yon
Der
König
Schlacht von ſeinen
von
Preußen
unterließt nicht,
nach
der
Torgau feinen Soldaten mit kräftigen Worten
Dank für die bewieſene Treue und Tapferkeit auszua
drücken .
Der Sieg half ihm übrigens ſehr wenig ;snidit nur,
daß er ihn hatte mit 14000 Mann erkaufen müſſen, ſondern es war überhaupt nur eine Hilfe in ented
grusb
njó fit aunted
mis 19.00 anisto
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156
Britispest
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voto
1 2
1
Ad te $
B a pit et. 1 * 1 * 5.3 . ja
Die Flucht der Franzoſen . - . Die Schlacht bei Langenſalza. bet von Rußland ftirbt. Peter III. macht frieden mit Friedrich II. Det Waffenfhillfand im Winter 1762_1763.2 Die Friedenscommiffion in fontainebleau. ** Prinz Hart von Saufen petliert Murland. De Frieden zu Hubertsburg - Auguſt III. Airbt. :- Mamenspergelanik feiner Minder. Brühl Airbt. Brühls Madkommen . .11.14 Brühls
Wien Der ziemlich erſchöpfte König von rend des Winters, den
Preußen hatte wäh !
et freilich wieder tu
einem
fremden
Lande, in Sachſen , zubringen konnte, abermals vergeblich gee bliebene Friedensvorſchläge nach Wien
geſandt.
giſche Maria Thereſia shoffte , den großen nächſten
Feldzuge gänzlich aufzureiben .
gen : waren
in
der
1
von Dresden
Friedrich in dem
Undi biefe . Hoffnuna
That nicht unbegründet.
11. Die Deſterreicher.i hatten
Die eners
I
wish tá
wie wir wiſſen , unter Daut
Befik ergriffen und dadurch feften fuß in Sadys
ſen
genommen ; in
in
ihren
Händen .
Schleſien Man
befand ſich die Feſtung Glaß hätte
ſagen
können : ein
Fuß
Deſterreichs ſtand in Sachſen , der andere in Schleſien .
Das
fächſiſche Volt hatte alſo die beſte Ausſicht, daß es, womög lich, noch mehr ruinirt werden würde. mag da gefloffen , wie mancher entſchlüpft ſein !
Fluch
Wie manche Thräne den zürnenden Lippen
Friedrichs Lage war viel übler geworden , als je ! König George II. von England war im
October
1760 verſtorben
157
und der Günſtling gerte die
feines Nachfolgers , Lord Bute , verwei
früher bewilligten Subſidien .
Staaten konnte er dem fünfte beziehen , und ſeine etwa noch
kleinften in
zu
Aus feinen eigenen
Theile nach nur noc
Sachſen
verſnchender
Ein
ſtand Daun bereit ,
auf
Kontributionen mit dem
Schwerte zu antworten . Der Hauptplan
der
ging jeßt dabin ,
Feinde Friedrichs
die Vereinigung der großen öſterreichiſchen und ruffiſchen Heere in
Schleſien zu bewirken und ſodann dieſe Provinz gänzlich
zu erobern .
Hierzu wurde der inzwiſchen zum General-Felda
zeugmeifter erhobene Landon beſtimmt, indem Sachſen
den
blieb , um
zu hindern .
Daun felbft in Preußen
Succurs der hier ſtehenden
Frtedrich II. ließ deshalb Sachſens alten Hüter,
den vorſichtigen und gewandten Prinzen Heinric , hier zurüd und marſchierte
Frühlinge 1761- nad
im
in eigener
Vertheidigung deffelben Während deſſen wurden
Perſon
Schleſiert, um
in Leipzig mit einer unerbittlichen ,
faſt an Grauſamkeit grenzenden Strenge -die Steuern Friedrichs Beamten
eingezogen , um
?
10. Mat langte Friedrich
Löwenberg an .
durch
nur einigermaßen Geld
in die Hände zu bekommen . $ ** , Am
die
übernehmen .
zu
II. bet dem
Heere in
Die Ruffen befanden fich noch an der polnta
fchen Grenze und ſtellten eine auffallende Zögerung zur Schau, ſich mit den Defterreichern zu verbinden , was auch erſt am 17. Auguft geſchah.
Eiferſucht der beiden Oberfeldherren auf
einander war wohl der Grund dieſer Zögerung. & Die Deſterreicher griffen zu jedem Mittel, Friedrich zu vernichten , von alle fehlſchlugen .
denen
mehrere höchſt unedel waren und die
Während der Ereigniſfe in Schleſienim
Jahre 1761 erfüllte der Prinz Heinrich die ihm
von
feinem
königlichen Bruder übertragene Pflicht mit jener lobenswers
158
then Gewiffenhaftigkeit, die dieſem thümlich war. wenig
Manne beſonders eigen =
Für dieſes Jahr gab es übrigens in Sachſen
zui thun.l. Die ifächſiſchen
Truppen
hatten
ſich gleich
zu Beginn des Jahres 1761: mit der Reichsarmee verbunden , die ijept Serbelloni szum
Anführer bekommen
Herzog von Zweibrücken war freiwillig vom zurückgetreten .
1,
7
Der
111
Februar ": alle
izsis" 21.1
% 103
Braunſchweig
hatte
franzöſiſchen Quartierer angegriffen . wiederum
Der
Kommandørnie:
osa 100
Herzog : Ferdinand von
Franzoſen ſuchten
hatte.
am Die
ihr Heil in seiner Flucht, und
viele von ihnen befekte Städte ergaben ſich faft ohne Schwert fchlag iden feindlichen Stegern , wie dieſen auch das Glüdrzu
* Theit wurde, mehrere große Magazine wegnehmen zu auß i fächſiſchen
i
Soldaten
die Verbündeten imußten
1
geſchlagen , allein
14. Februar bet Langenſalza
und franzöſiſchen
gefegtes Korpg ward zwar am
können .
zuſammen
1
Ein
mit Berluft die
Belagerungen von Ziegenhayn , Marburg und Kaffel aufbes
i
ben , wodurch die
o
Franzofen
abermals Herren von
fen wurden und einen offenen Gebiet erhielten .
Weg nach dem
Die Sachſen
verloren
in der Schlacht bei
Langenſalza
5000 Männ , und waren vom
angeführtā
Indeß
hatten
ſich
dies Mal ausgezeichnet , indem
die fächfiſchen
Prinzen ! Xawer
hl
Truppent and
de
ſie Wolfenbüttel eroberten , was
ihnen freilich bald wieder genommen wurde. 3 m fr
ganz Heja
hannoverſchen
this
m
" :
Die franzöfiſche Armee erkannte fehr gut, daß der Hera
ba
zog Ferdinand von Braunſchweig auf ſeiner Hut war , wege
ge
halb ſie, i um
doch mindeſtens nicht ganz müßig zu bleiben , be
fich in wehrloſe Gegendent begaben und dort plünderten und ni verwüſteten , noch ärger , als es je die Ruſſen gethan haben . E Der Herzog von Sachſen -Meiningen hielt es deshalb für ve feine Pflicht, darüber geeigneten Orts Beſchwerde zu führen ; go
159
allein reg war damals fdon wie jeßt: die Wahrheit wollte Niemand hören und wer ſie wider ſeinen Willen hören mußte; hielt ſie für eine Beleidigung. Ludwig XV. pon Frankreich war höchlich entrüſtet über den Herzog von Sachſen -Meinin = gen fund , befahl der fränkiſchen
zogs in
Streisverſammlung in Nürn =
Beſchwerden
berg , tein Wort von i den
die Protokolle aufzunehmen
fchehen , fofort wieder auszuſtreichen. Nachdruck zu horſam
des ifächſiſchen Her
und wo es bereits ges: Um ſeinen Worten mehr
verleihen , drohte, er demjenigen , welcher unge
ſein würde, mit den härteſten Strafen . 7 .
Gill . Der Krieg hatte endlich
faſt
alle Nationen
Deutſch
lands an den Bettelſtab gebracht; ſämmtlich wünſchten fehnlichſt den Frieden ; ihre Wünſche fanden
daher
aber keine Bes
achtung bei den Fürſtení: von denen kein Einziger, mit Aus nahme des Königs: don Preußen , für den
Frieden ſtimmte.
Maria Thereſia verlangte jeßt mehr, als die Rückgabe Schles fienos
Eliſabeth vøn Rußland: wollte Preußen behalten, rund
der franzöſiſche Miniſter Choiſeul fuchte ſich durch die Fort feßung des Krieges für eine poetiſche Epiſtel zu rächen , der mittelfte welcher Friedrich
II. ſich
über ihn
hatte, was ler, nebenbei geſagt, auch verdiente. vorſchläger welche
Preußen
in
luſtig
gemacht.
Die Friedens
Gemeinſchaft mit England
machte, wurden von der Hand gewieſen . " 2,1 Daß das Kurfürſtenthum Sachſen , welches doch unleuga
. bar am Meiſten
durch
gefragt wurde , lag
in
den
Krieg zu leiden hatte , gar nicht
der Natur ider Sache !: Auguſt III.
befand ſich mit ſeinem Miniſter in Polen und hatte vielleicht nicht einmal eine Ahnung von dem
Unglücke feines Volkes.
Er
wiſſen ;
lebte nach, wie vor, wie wir
von Brühl, durch
und
der
Graf
den er nun ſchon ſo lange Jahre hinter
gangen war, wird es jedenfalls nicht unterlaſſen haben , dies
160
auch jeßt zu
thun .
Denn mag
wie er will, ſo kann man ihm
Auguſt II
geweſen fein ,
doch unmöglich ſolche beinahe
an Beftialität grenzende Ruhe zutrauen , mit welcher er in dem Augenblick, wo ſein Volk unter der Laft und den Schreden der
Striegsfurie ein
gnügungen in
fümmerliches Leben friftete, ſeinen
Polen oblag.
Vers
Auguſt III. fragte noch heute,
wie ehedem :
„ Brühl, habe ich Gelb ?" Und der Herr Miniſter antwortete, wie früher : Ia , Sire ! Es war beinahe voraus
zu
ſehen , daß der für Alle
gleich nothwendige Frieden durch Menſchen allein nicht erzielt werden wird .
Wäre dies möglich geweſen , dann hätten die
Tauſende und abermals fem
Tauſende, welche ihr Leben in
dies
langwierigen Kriege verloren , denſelben längſt herbeifüha
ren müſſen .
Nur Gott altein
konnte Frieden ſchaffen , indem
er verſchiedene Umſtände eintreten ließ , die zuſammengenom = men den Krieg beenden mußten . Zu dieſen Umſtänden gehört vornehmlich der Tod der Kaiſerin von Rußland, welcher am erſten Weihnachtstage des Jahres 1761 erfolgte. hatte in
ihr einen
wenn man den
ſeiner
auch noch
europäiſchen
nicht wußte, wie fich
Krtegsverhältniffen
würde, ſo war dod
Friedrich II .
erbittertſten Gegner verloren , und der neue Baar
gegenüber
benehmen
mit Sicherheit darauf zu rechnen , daß
er für eine andere Wendung derfelben , Ba fer Mann und ſich
war
nicht 'von Kleinigkeiten , wie eine Frau , hinceißen
laſſen würde, forgen werde. Peter durch einen was man
III. beſtieg den
kaiſerlichen
Thron
und
zeigte
an Friedrich II. gerichteten Brief augenblicklich , von
ihm
zu
erwarten
habe.
Im
Geheimen war
er immer gut preußiſch gefinnt geweſen , und man ſagt, daß
3
161
er die Ausführung mancher Maßregel zu
Gunſten des preu
fiſchen Könige verhindert habe, noch ehe er zur Regierung gelangt war.
Als Kaiſer ſcheute er
nungen offen an den Tag zu legen .
fich nicht, feine Gefins Er ſandte ſeinen Günſt
ling Gudowiß an den preußiſchen Hof, welcher jegt in Magde burg reſibirte, woſelbſt er am 27. Januar 1862" Bereits anfangte.
Derſelbe war von Peter III. beauftragt, mit den
föniglich preußiſchen Beamten Friedens zwiſchen
Rußland
die näheren Bedingungen des und
Preußen
zu
verhandeln .
Gleich darauf erfolgte die Freilaffung beiderſeitiger Kriegg gefangener, und alle Geldforderungen und Naturallieferungen , welche das Fürſtenthum
Anhalt- Zerbſt , welches eine Sowa
gerin Peters III. beherrſchte, an Friedrich II. zu leiſten hatte , hörten auf. ten
am
Am
27. Februar ließ er allen
er alle in dieſem fen
fremden Geſands
Hofe zu Petersburg die Erklärung zugehen ,
gemachten
Kriege durd
Eroberungen
daß
die ruſſiſchen Waf
der Wiedererlangung
des Friedens aufzu opfern bereit ſei, und der Hoff nung lebe , Höfe den
alle mit
Rußland
eines' blutigen
nur Schweden
Peters III. beizutreten .
Krieges
16. März wurde zwiſchen Ruß
und Preußen zu Roſtod ein
an
den
3
ſtilſtand abgeſchloſſen. Blog aus Mangel
7. April zwiſchen
allgemeiner Waffen
erforderlichen
mußte der Abmarſch der ruſfiſchen unter dem nichef in
der
vorziehen
zeigte fich bereit , den Maßregeln Am
land und Preußen zu Stargard , und am Schweden
verbundenen
Frieden allen ungewiſſen Vortheilen der
Fortſegung würden . " Allein
daß
Grafichaft Glaß ſtehenden
Geldmitteln
General Szer
Truppen
vorläufig
noch aufgeſchoben werden . Endlidy langten die Anweiſungen 11 Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.
162
auf Berlin
und Breßlau an und
den
von
die Trennung
Deſterreichern fand hierauf, doch nicht ohne gegenſeitige Rete
܀ܗ
bung, Statt. Dies war aber auch der einzige Vortheil, welchen Frieda
rich II. 1761 erreicht hatte .
Salb Schleſien und die Hälfte von Pommern befand ſich in den Händen ſeiner Feinde, und auch mindeſtens
die Hälfte von
Es war überhaupt in dieſem
Sachſen
hatte Daun
inne.
Jahre wenig gethan , das Wenige
aber, was geſchehen , war gut, fo 2. B. der Frieden zwiſchen Rußland und Preußen . Die armen Sachſen hatten zwar nicht die geringſte Erleichterung dadurch erhalten, doch glaub ten auch
ſie, daß dieſe Angelegenheit
deutender Schritt zu
einem
immerhin als ein bez
allgemeinen
Frieden
betrachtet
werden könne. Die Nachricht von dem
Tode der Kaiſerin
land , der übrigens von dem Einen auf den ren auf den fogar
29.
auf den
Dezember
5.
Maria Thereſia ein
Januar
25., vom
1761 und von 1762
von Ruß
einem
Andea Dritten
Derlegt wird , war
Donnerſchlag aus heitrem
für
Himmel, und
die Maßregeln , welche Peter III, gleich nach ſeiner Throne beſteigung ergriff, waren nicht geeignet, ihre Angſt und Bez forgniß zu mindern . Friedrich konnte nun, da Rußland und Schweden den Kriegsſchauplaş verlaſſen
hatten , ſeine Macht
gegen Deſterreich allein entwickeln, und es ließ ſich bei ſeinem auch Maria
Thereſia genügend bekannten
Recht erwarten , daß er binnen Kurzem
Genie mit vollem nicht nur Schleſien ,
ſondern auch Sachſen von den öſterreichiſchen fäubert haben würde. reichs auch bis zu eben
Außerdem war die Geldnoth
Defter
einem ziemlich hohen Grade geſtiegen , was
nicht wenig beitrug , die Hoffnungen
vermehren und ihn
Truppen gea
zu
den
Friedrichs II. zu
Ausſpruch zu veranlaffen , daß
168
derjenige Steger ſein würde , der den leßten
Thaler in
der
Taſche behalten werdės ir Die Eröffnung des Feldzug& ' von 1762 verzögerte ſich wegen
dieſer foeben
geſchilderten
Verhältniffel ungewöhnlich
lange : Auch drohte von Rußland aus ein Umſtand , Frieda richs Lage zu verſchlimmern . geehrten
Leſern
bekannt ſein wird , nach einer nur ſechsmos
natlichen Regiernng von und geſtorben .
Peter war nämlich, wie unſern
ſeiner eigenen Gemahlint entthront.
Katharina von
II. rief
mit ſeinen
Truppen
der
geſchah am
19. Juli 1762.
den
General Czerniſchef
preußiſchen
Armee ab .
Dies
Daun ſtand jegt in Schleſien ,
während die in Sachſen zurückgebliebenen übrigen öſterreichta dhen Truppen von dem General Serbelloni tommandirt wurden.
Dieſer: Mann hatte es. verſtanden , durch Kunftauf
ſtellungen ſeiner Armee die Anzahl derſelben weit größer era ſcheinen zu laffen , als ſie wirklich war, wodurch der Feind in einem gewiſſen Reſpekt gehalten wurde. Sein Heer zog fich von Dippoldiswalde, bei Dresden , bis über Freiberg und Waldheim hinaus und ſchier unangreifbar zu ſein . ſiegte der vorſichtige Prinz Heinrich ſtattfindenden Gefechten am cher bis ihre
in
einigen
12. Mat, drängte die Deſterreis:
hinter die Weiſeriß und bewirkte dadurch
Trennung von
glüdlich
der Reichsarmee.
Serbelloniwurde abgerufen und Haddit an geſeßt
Dennoch
bet Döbeln
ſeine Stelle
welcher indeß keine glüdlicheren Reſultate zu erzielen
vermochte.
Prinz Heinrich
leuchten ; er
ließ ſein ſchönes Feldherrntalent
ging mehrere Male bis Böhmen vor , und am
29. Detober gelang es ihm , einen Sieg über Haddik bei Frei berg zu erkämpfen und ſich hierdurch zum Herrn des ganzen Erzgebirges zu machen . Im Ganzen brachten weder die Siege auf der einen
Seite viel ein , noch
hatten
die Verluſte auf 11 *
164
der
andern
Es war ein
Seite irgend welche Bedeutung .
bloßes Chikaniren , weiter Nichts, wobei die Soldaten gang unnüßer Weife in Anſpruch genommen wurden . :) * ? Friedrich
II . hatte längſt die Zwedlofigkeit diefer Schar
müßel eingeſehen und beſchloß deshalb, diefelben raſch zu been = Laufe des Novembers bot er einen Waffenſtilſtand
Im
den .
Sachſen war
für den Winter an, der auch acceptirt wurde. dieſem
auch in
Winter ſo glüdlich, wie in dem
öſterreichiſche und preußiſche Truppen
genen , wiederum bergen
und verpflegen zu
Wäre Daun übrigens
vorhergegan - ı
dieſes
nicht ſo überaus langſam Feldherrn
geweſen , was
hervorragendſter Fehler war, lo
hätte der Prinz Heinrich von Preußen bei Freiberg gewinnen können . ſen wurde von Daun zu
behera
???," # 9
können .
unmöglich die Schlacht
Der Prinz Albert von Sacher
ſpät mit neuen Truppen nach Frei
berg geſchidt und traf daher dort auch zu ſpät, d. h. erft nach verlorener Schlacht, sein . 244 Ungeachtet des rechtlich abgeſchloffenen Waffenſtilſtandes verſäumte
Friedrich II . nicht, durch ſeinen
ſchwere Kontributionen beitreiben
laſſen
zu
Nürnberg und mehreren anderen Städten .
von
Bamberg ,
Erſt als der Prinz
und franzöfiſchen
Xawer von Sadyſen mit fächfiſchen pen in Sachſen erſchien , ließen
General Kleift
ſich die Preußen von
Trupa ihrer
ungeſegmäßigen Handlung zurüdhalten .
Daß ſo raſch ten und ebenſo
der Waffenſtilſtand von Preußen angebo
raſch von den
übrigen
kriegführenden Par
+ theten angenommen würde, dürfte wohl den liefern , daß man war, der Keinem
allerfeits endlich des
Beweis dafür
Krieges überdrüffig
was genübt, ſondern Allen
nur unſäglichen
**
Schaden zugefügt hatte. Und ſo war es auch in der That ! Am 3. November 1762 kamen zu Fontainebleau die Abge
165
fandten Frankreichs, Englands, Spantens ut... w . zuſammen , über
Maria
Bedingungen
die
des
1
um
Friedens
zu verhandeln .
Thereſias mochte inne geworden ſein , daß Friedrich II.
lieber untergeben , als fich Schleften abnehmen laffen würde. Statharina II . hatte zwar ihre Armee von der preußiſchen ge
Maria
wie
keineswegs aber mit Defterreich verbunden
trennt, fich
Thereſia Anfangs gehofft hatte. Allein war ſie nicht
mächtig genug, den Krieg fortzuſeßen , und ſo mußte ſie auchy fich bequemen, 1 den
Friedensverhandlungen beizutreten, welche
am 31. Dezember 1762 auf dem
15. Februar 1763 beendet , und
Hubertsburg begannen , am am
für neutral erklärten Schloffe
sie niy
wie
1. Märzirratifizirt wurden . mum
ebon Mit Sachſenlwars indeß noch ein Separatfrieden abzu ſchließen .
Frieden wohl
Niemand in Sachſen wünſchte den
fehnlicher , als der edle Kurprinz Friedrich Chriſtian , deffen Herz bei der Noth, verbluten
Elender und Jammer seines
drohte ... Es läßt fich
-
zu
dem
auch ſein Vater, Auguſt
III., dem
Frieden nicht abhold war,
doch hatte dieſer : ficherlich andre Gründe, als er . lebte er mit feinem
Grafen
Verbannung , und wenn
førtfeßen , wie er es in ſeinem
nicht ſo
lungi zu treten .
Art
gewiſſenlos
ſein
Leben
Kurfürſtenthum begonnen , hatte.
Herbſte 1762 beauftragte , er ſeinen Sohn
rich Chriſtian , mit dem
Polen
Brühl wie in seiner
3
im
In
er in dieſem Lande auch König war,
ſo konnte er daſelbft doch
Schon
von
Volkes
allerdings denken , daß
Könige von Preußen
Fried
in Unterhande
Dieſes Auftrages entledigte Fich
derfelbe da :
durch, daß er den Geheimen -Rath Thomas von Frigid nach Meißen fandte , wo ſich Friedrich II. in dieſem Augenblick gerade befand , erſt ſpäter begab er Winterquartiere daſelbſt zu lungen
beziehen
auch fortgeſeßt wurden .
ſich
nach
Leipzig , die
und wo die Verhand
166
1911
Sachſen hatte im
aber bei den Lerlangen .
Hubertsburger
Sachſen
ſie verſtand fich
der
Meiſten gelitten , konnte
Verhandlungen
Wenigſten
am
die Wiedereinfeßung Auguſt III. in
Ueber
Kurfürſtenthum
feinen
Kriege am
von
Vaterrechten
wurde nicht lange deliberirt, denn
ſelbſt.
Dagegen wollte
derſelbe, daß
Genüge geleiſtet und für die Sicherheit
Eriſtenz feiner
Karl von Sachſen
ſein
Kinder
geſorgt würde.
hatte die Kaiſerin
von
Dem
wieder abgenommen . Er hatte nämlich, nachdem Johann Ernſt Biron
am
Prinzen
Rußland Kurland der Herzog
ruffifchen Hofe geſtürzt und nach
Sibirien expedirt worden war, das Herzogthum Kurland, als ein Lehn von
Polen, ſeinem Sohne, dem
genannten
Prinzen
Karl von Sachfen , übergeben .
Peter III. hatte gleich nach
feiner Beſteigung des ruffiſchen
Thrones dem
zurückzukehren
von Sibirien
erlaubt, ihm
zu feinen künftigen Wohnort angewieſen . nun noch weiter ging und für ihn verlangte ,
fo
arbeitete
Peter III. ſtehen durch Birons feine Anieen
ſie
und
zurüd
nur dasweiter , wo
Hierzu wurde fie freilich
felbſt bewogen , der
geworfen
aber Staroslaw Wenn Katharina
das Herzogthum
eigentlich
geblieben war.
Bitten
Herzog Biron
ſie um
ſich vor ihr auf
ihren mächtigen
Schut
angefleht hatte. it
Katharina war keine gewöhnliche
es nicht nur, Forderungen derungen mit dem
gehörigen
Sie ließ das Herzogthum
Frau ; fie
verſtand
zu ſtellen , ſondern auch dieſe Kore Nachdruc
geltend zu machen .
Surland mit ruſſiſchen
Truppen
belegen und den Prinzen
Karl von Sachſen auffordern , daf
felbe ſofort zu verlaffen.
Davon wollte diefer natürlich nichts
wiſſen ; er behauptete , es habe in Bezug auf Kurland tein Anderer Befehle zu ertheilen, als der König oder der Reichse tag
von
Polen .
Er
beharrte
bei ſeiner Weigerung auch
167
wirklich ſo lange , bis Auguſt III., "fein
Vater, das Unnüße
eines längeren Widerſtandes einſehend, ihm
Biron ward hierauf wieder regierender
nehmen .
ſtand zu
gebot, davon 46
Herzog von Kurland, das er, nebenbei geſagt, bis zu feinem im
Fahre 1772 erfolgenden
Tøde auch behielt.
ti !) Auguſt III. verlangte für die Wiedereinſeßung ſeines Sohnes als Herzog von Kurland die Vermittelung des Königs freundſchaftlichſten mit Rußland
vøn Preußen , weil diefer am ſtand.
Katharina hatte nämlich nach dem
einige Briefe von bem
Tode Peters III.
II. vorgefunden , worin
Friedrich
derſelbe
ruffiſchen Katſer,-unter vtelen andren nüblichen Sachen ,
beſonders auch eine liebevolle und ſchonende Behandlung Star Dadurch ward die hohe Frau für
tharinas angerathen hatte. II. fehr günſtig
Friedrich
Polen ganz richtig
der König von Friedrichs
geſtimmt.
Sie
bat.
Verwendung
Wir' ſeben
alſo , daß
ſpeculirte, indem hat
ihm
jedoch
er um Nichts
genügt. Der
Frieden von Dresden aus dem
Jahre 1745 wurde
als Bafts des neuen Friedens zwiſchen Sachſen und Preußen angenommen ; außerdemt dem Soleſien Sachſen
nach
Polen
Lestern
gewährleiſtet.
der frete Zug
durch
Das Kurfürſtenthum
ſollte innerhalb der nächſten drei Wochen von fämmt
lichen preußiſchen
Truppen befreit und alle Gefangenen und
Geißeln zurück gegeben fein . der fächfiſchen
Steuerfaffe
die Zinſen , ſondern auch
Diejenigen
Preußen, welche in
Gelder hatten , follten das
nicht nur
Kapital, auf Verlangen und
nach gehörig geſchehener Kündigung, prompt und unverkürzt bezahlt erhalten .
Um
dies jedoch ohne beſondere Schwierig
keiten möglich machen zu der Stände aus den
am
können , follte mit Genehmigung meiſt ſicheren Landeseinkünften ein
eiferner Fonds gebildet werden .
168
settes Es verſteht ſich von ſelbſt, daß mit Abſaluß des Frie dens , alle Kontributionen aufhören mußtenz bis zum legten Tage wurden ſie aber noch mit einer unerbittlichen
Strenge
eingezogen . Diejenigen Kontributionen und Lieferungen, welche auf Wedſelbriefe oder andre Verſchreibungen zu leiſten waren , behielten
auch nach abgeſchloſſenem
Frieden
ihre Giltigkeit.
Und das war, nebenbei geſagt, keineganz unbedeutende Summe! ſie belief ſich auf drittehalb Millionen Thaler, die Friedrich II. nicht im Stiche laſſen wollte, und der trofdem die Erklärung abgab , daß nächſt Preußen kein
Land fo fehr zu leiden ge
habt, als Sachſen .
Das war in
der That eine Wahrheit,
die von Niemandem
in Abrede geſtellt werden konnte ! Fried
rich II. allein hatte mindeſtens funfzig Millionen Thaler aus Sachſen
gezogen ; die Franzoſen
und Reichstruppen , welche
zwar Sachſens Verbündete waren , hatten nichts
deſto weni
ger fich wie Feinde des Landes betragen und ebenfalls an Kontributionen und Lieferungen etwa zwanzig bis dreißig Millionen
in Empfang genommen .
Rechnet man nun noch
den durch Brand, Bombardement und Plünderung verurſach ten Schaden auf einhundert Millionen (und dies iſt ſicherlich noch zu
geringe angegeben ) ſo haben
die fächſiſchen Unter
thanen im Laufe des ſiebenjährigen Krieges allein einen Ver luft von ungefähr zweihundertundzwanzig Millionen gehabt. Abgeſehen
Thaler
Der Staat ſelbſt iſt auch nicht beſſer fortgekommen ! davon , daß Alles in der größten Unordnung ſich
befand, die zu beſeitigen , ungeheure Mittel erforderlich waren , und auch davon abgeſehen , daß ſich die Volkszahl um nigſtens einhundert
Tauſend Köpfen
belief ſich nach wiedergekehrtem etwa dreißig Millionen
Frieden
vermindert
we
hatte: ſo
ſeine Schuldenlaſt auf
Thaler. Wenn alſo Fiſcher in ſei
ner Geſchichte K. Friedrich II. Theil II. pag . 175 von drei
169
hundert Millionen fächfiſcher Verluſte ſpricht, ſo dürfte dies eben nicht ſo unwahrſcheinlich klingen .
Denn auch nach un
ferer Aufſtellung kommt beinahe eine ſolche Summe heraus. Bedenkt man nun noch, daß eine Menge Städte und Dorf ſchaften gänzlich verwüſtet und die Ländereien wenigſtens für den Augenblick, vollſtändig unbrauchbar waren , ſo wird man dies Alles wieder
ohne Weiteres zugeben müſſen , daß , um
Gang zu bringen , noch unermeßliche Sum =
in den gehörigen
Der ganze Boden lag unbebaut;
men nothwendig waren.
Vieh war nur noch wenig vorhanden und das Wenige wurde noch obenein durch eine Säuche weggerafft. Handel und Ver kehr waren vernichtet ; von moraliſcher Würde der Menſchen keine Spur !
Wie konnte es auch anders ſein !
Hatte nicht
Friedrich II . die Sachſen mit Sachſen bekämpft und geſchla Wird ſich darunter nicht mancher befunden haben , der ſeinen eigenen Bruder getödtet ? der das Grundſtück feines ei
gen ?
genen Vaters angezündet ? oder ihm Friedrich II. hatte ein
zu bekämpfen ; nter hatte es ſelbſt
den
ſchreibt an
„ Wenn
ſich ſelbſt vernichten
bereits
laſſen .
früher erwähnten
Er
Marquis
a trivs otton
1. März 1763 :
d'Argens unterm restits
das Vieh geſtohlen hat ?
entſegliches Mittel gewählt, Sachſen
der Frieden den Berlinern Freude macht, ſo
Kaum
iſt dies nicht derſelbe Fall hier bei den Sachſen . 1 verlaffen wir die Städte , kaum
haben wir die Dörfer ge
= räumt, fo erſcheint auf der Stelle die fächſiſche Execution 1 und ſchreit: Bezahlt, bezahlt! Der König von Polen ,, braucht Geld. dieſem
Das Volk
fühlt
Verfahren , es befindet ſich im
das Unmenſchliche in Elende und anſtatt
orb für Erleichterung zu ſorgen , vermehrt man
II. fügt
Verder
airpio
ben ! u . f. w ." systne Friedrich
ſein
in
dem
nämlichen
Schreiben
noch
170
hinzu , daß
das fächfiſche Volt dte Küdkehr feines Regenten
nur für eini- allgemeines Unglück halte , was jeden Falls eine Webertreibung iſt.
Es läßt fich freilich nicht ableugnen , daß
Auguſt III. fich niemals hat und daß Rüdkehr in benahm .
er
als
der
nach ſeiner am
Vater des Volkes gezeigt 30. März 1763 erfolgten
Dresden ſich eben nicht ſehr liebevoll gegen daffelbe Deffen ungeachtet wagen mindeſtens wir nicht , zu
behaupten , daß das fächſiſdie Volk die Rückkehr feines Kur fürften
für eine noch ſchrecklichere Landplage betrachtet habe,
als Krieg und Hungersnoth, wie es in dem an
d'Argens
gerichteten
Briefe vom
von Friedrich II.
1. März 1763 heißt.
Schlimmer, als der fiebenjährige Krieg geweſen , konnte wohl wichts Anders fein .
Die Sachſen wußten ja nicht einmal,
wer ihr
Freund war, denn
Feind oder
wurden ſie gleichmäßig beraubt. in Daß
von
beiden Seiten
Tutumune ehitus
durch einen Krieg , und wenn
$ 39
er auch nur kurze
Zeit dauert,seine allgemeine Theuerung aller nothwendigen, daher unentbehrlichen Bedürfniffe entſteht, iſt eine bekannte Sache; die
Theuerung aber , welche nad
dem
ſtebenjährigen
Kriege nicht blos in Sachſen , fondern überall in Deutſchland herrſchte , hatte nicht der Krieg allein , ſondern vorzugsweiſe bie
Perringerung der Münzen
herbeigeführt.
verſchlechterung wurde vornehmlich
Dieſe Münz
in Leipzig von zwei pol
niſchen Juden, Ephraim und Ibig, bewirkt. Sie überſchwemm ten
das
ganze Land mit ſchlechten polniſch -fächſiſchen
Acht
1
groſchenſtüden , die einen ſo außerordentlich geringen Silber gehalt hatten , daß man zwanzig Thaler davon nöthig hatte, um
einen Friedrichsd’or zu bezahlen , und neun
einen Dukaten man
zu
erhalten .
Thaler , um
Diefe Achtgroſchenſtücke, welche
ironiſcher Weiſe Ephraimiten nannten , hatten nur den
pierten
Theil ihres Gewichts an Silber, während dret Vier
171
thelle in Kupfer beſtanden. Man mußte darauf hinarbeiten , diefes fhlechte Geld dem Verkehr zu entziehen. 1 Das ging indeß
nicht ſo raſch , da
befferes für den Augenblick fehlte,
um jeneß zu erſegen . Innerhalb der nächſten drei Jahrewurden in
Freiberg allein 4888
Centner polniſch -fächfiſcher Achtgro
ſchenſtücke eingeſchmolzen .
Wenn man erwägt , daß niemals
das Geld weniger wird, und daß, wenn eß die Preußen aus Sachſen zogen , es auch großen Theils in Sachſen wieder aus : gaben , fo muß man ſtaunen , wo es geblieben iſt, oder beffer vielleicht, wie eß unter jo unſäglichem
Elend noch Menſchen
geben kann , die gewiffenlos und habgierig genug waren , das ihnen eigentlich doch gar nichts nugende Geld aufzuſpeichern ! Beſonders jüdiſche Geldmäkler fonders
in
dieſer
gemeinen
haben ſich damals ganz be
Niederträchtigkeit
ausgezeichnet.
Der Bürger , Landmann und der Beamte, fie Alle mußten hungern und noch obenein ihr gutes Geld zuſeßen , um günſtigſtem the
Sadſen
in
Falle ſchlechtes dafür wieder einzunehmen . konnte und durfte nicht zurüdbleiben , wenn es
nicht gänzlich zu Grunde gehen wollte.
Deſterreich, Bayern ,
und noch einige andere deutſche Lande hatten unter ſich den Zwanzigguldenfuß angenommen .
Sachſen ſchloß ſich ihnen an .
steet Eine beſonders höchſt lobenswerthe Maßregel , die aber fdwerlich von Brühl, der natürlich mit Auguſt III . zugleich zurüdgekommen war, ausging , war
die Niederfeßung einer
Reſtaurations-Kommiſſion , und ebenſo lobenswerth, daß die felbe aus geſinnungstüchtigen und geifteskräftigen Männern Beſtand.
Zu ihnen gehörten die geheimen Räthe von Fritſch,
Gutſchmið und Wurmb, der Oberſteuerdirector von Heringen , und
der Oberſteuerſecretair
führte.
Nabener , welcher die Protocolle
Nicht weniger wichtig war die
eines Ausſchuſſes
Zuſammenberufung
der Stände zur Vorbereitung
derjenigen
172
Angelegenheiten , welche auf dem
nächſten Landtage zur Ver
handlung kommen ſollten und wozu beſonders die Wiederher ſtellung des geſunkenen Steuerkredits gehörte. et Whia
en
di Wohlweislich hatte Friedrich II. die Kalamitäten Sach ſens vorausgeſehen und deshalb auch conſequent bei den Hu bertsburger Friedensverhandlungen auf pünktliche und richtige Bezahlung der Zinſen beſtanden . trug jept ſchon
vierzig Millionen
Sachſens Schuldenlaſt be Thaler.
Es
kam
indef
nicht blos, darauf an , in welcher Weiſe die Zinſen zu bezah len ſeien , ſondern vornehmlich, wie es möglich werden konnte, die Schulden
ſelbſt zu vermindern, denn nur in dieſer Weiſe
war ein Wiederaufkommen aged
Daß fich Auguſt
Sachſens denkbar!hiiregio Monds
III. auch jeßt noch nicht viel um
Volk bekümmerte, darf uns nicht wundern . inmitten der gräßlichſten ten das
Noth
Daß
ſein
er aber
deſſelben noch an Luſtbarkei
und Vergnügungen der mannigfachſten Art denken konnte, verſtehen
brachte ſeine koſtſpieligen
wir nicht. Zeit auf die
Dieſer
thatenloſe Monarcy ver
gewöhnliche
Feſten , Vogelſchießen ,
Art, nämlich mit
Jagden , Opern
u . f. w .
Sofort nach ſeiner Rückkehr mußte das Dpernhaus, das wäh rend des Krieges in wieder den.
ein Magazin umgewandelt worden war,
ſeiner früheren Beſtimmung gemäß hergerichtet wer Die Kurprinzeſſin Maria Antonia dichtete und compp
nirte die Oper Taleſtris, welche von den zeſſinnen
des fächſiſchen
den ſollte.
Natürlich dachte man
an das Volk. lie,
dabei nicht im
Nur die Mitglieder der
die Miniſter,
hatten zu
Prinzen und Prin
Fürſtenhauſes ſelber aufgeführt wer Geringſten
kurfürſtlichen Fami
Generale und ſonſtige
hohe Hofbediente
dieſer Dpernvorſtellung Zutritt. Maria
felbft ſpielte die Rolle der
Antonia
Taleſtris. 'royingu
nopia Wie kurzſichtig die Menſchen
immer handeln und wie
173
gekrönte Häupter
wenig felbft
von
dieſem
Vorwurf befreit Die meiſten
ſind, giebt Auguſt III. ein treffendes Beiſpiel!
Menſchen verbringen ihr Leben , als ob es ewig bliebe ; We nigé nur denken daran, daß dies Leben über kurz oder lang aufhören muß und auch aufhört. Auguſt III., wenn er die ihm von Gottes Gnaden übertragene Sendung gewiſſenhaft hätte ferfüllen wollen , würde jeßt fo
viel zu thuns gehabt
haben , daß er an Opernaufführungen gar nicht hätte denken Er dachte nicht daran , daß ihn Gott inmitten ſei
könnent.
ner Luſtbarkeiten, welche man als eine Verhöhnung des menſch kann, ab
lichen Elends in feinen Landen fehr gut bezeichnen rufen
könnte , auf daß er Rechenſchaft gebe von ſeinem
und
Treiben
zu
Statt der Ruhe , die er nady
auf der Erde.
fiebenjährigen
beendigtem
Thun
ſeinem
Kriege in
Kurfürſtenthum
finden hoffte, fand er ſeinen Tod . Mitten unter den.Zu
rüſtungen zur Aufführung einer neuen Oper , die unter dem 7. October ſtattfindenden Titel : , leucippo " feinen am Geburtstag verherrlichen ſollte, erreichte ihn der Arm Gottes. ganz gefund mit den Mitgliedern feiner
Noch
Familie am
5. October zur Tafel fidhi ntederfeßend, ward er plößlich Bon einem Anfall von Gicht, an der er ſchon lange litt, überraſcht, die ihm
in
die Bruſt trat und feinen augenblidlichen
Tod
herbeiführte. 2
Aus ſeiner Ehe find im
vorgegangen , von denen
Ganzen
funfzehn Kinder Her
ihn jedoch nur elf überlebtert.
Dieſe
elf Kinder waren folgende : 3 1.
Frtedrich Chriſtian , Kurprinz, geb. am
5. September
1722 zu Warſchau ; -2.
Franz Xaver Auguft , Generallteutenant" in 1. fchen
Dienſten
und
ſpäter
franzöfi
Adminiſtrator Sachſens ;
174
::" 77,
25. Auguſt 1730 , geſtorben vom
geb. am
1934.21. Juni 1806 ; 3. Sarl Chriſtian Joſeph , geb. am
1758 +1763
Verzog von
20. bis
13. Juli 1733, von
Sturland,
geſtorben
den
16. Juni 1796 ; 4.
Albrecht Kaſimir Auguft, geb. am
11.
Juli
1738,
Bing ?. durch ſeine Gemahlin Chriſtina , Tochter der öfterrei " ;? ... chiſchen Kaiſerin Maria Thereſia , Herzog von 317 stund Gouverneur der öſterreichiſchen 1
1793 ; er ſtarb am 5.
Teſchen
Riederlande bis
10 Februar 1822 ;::
Clemens Wenzeslav , geb. am
28. September 1739 ,
Generalfeldmarſchallieutenant, dann Erzs "
kaiſerlicher
biſchof und Kurfürſt von Trier 1768 , geſtorben
am
27. Juli 1812 in Oberndorf, bei Augsburg ; 6.
Maria Amalia , erft Königin von Neapel, dann Kör.
nigin
von
Spanien ;
ftarb
fchon
am
27. Septem = ;
ber 1760 ; ܕܦܘ
7.
Marta Anna, Gemahlin ftarb am
8.
Maria
5.9.
Marta
des Kurfürſten von Bayern ,
17. Februar 1797; Joſepha , Gemahlin des Dauphins, ſtarb am
13. März 1767;
am
Chriſtina , Aehtiffin
von
10.
Maria Eliſabeth, ſtarb am
11.
Maria
24. Dezember 1818 ; und
Kunigunda , wurde die älteſte ihrer ganzen
Familie, denn ſie war am
10. November 1740 geboe 8. April 1826 , ward alſo
ren
und ſtarb erſt am
85
Jahre und 5 Monate alt.
Der Graf von Brühl , welchen man chen nennen kann , war bei dem noch
am
Remiremont, ftarb
18. November 1782 ;
Leben , ſondern
den Unzertrennli
Tode Auguſts III. nicht nur
auch noch im
Beſig
aller ſeiner
175
Ableben ſeines Herrn
Aemtex; indeß legte er ſofort nach dem
ſeine Stellen , freiwillig nieder, da er wohl einſehen mochte daß er unter der neuen Regierung ſeine bisherigen Specula konnte ; vielleicht hatte
tionen nicht fortſegen
ſeinem
eine Ahnung von
längere Zeit kränkelte.
er , auch
dhon
Tode , da er ſchon
Er bezog übrigens eine jährliche Pena Thalern , eine Summe,
Tauſend
ſechsunddreißig
pon
fion
herannahenden
von welcher er immerhin ſehr anſtändig leben
konnte , felbft
wenn er nicht ſo viele Beſipungen gehabt hätte, die doch auch alle bedeutende
Einkünfte abwerfen
mußten .
28. deſſelben Monats und Jahres folgte er ſeinem in die Gwigkeit nach .
Heren
Schon
am
königlichen
Wie er während feines ganzen
Lebeng alle Welt zu täuſchen verſucht hatte, ſo geſchah dies auch noch auf ſeinem Sterbelager, nur daß er hierbei fich ſelber verrieth . ihm
Er verlangte nämlich das Abendmahl, das
evangeliſchem
nachy
Genuß des heiligen beſten
Ritus
gereicht wurde;, nach
dem
Abendmahló aber ließ er som
ungariſchen Wein
bringen , trank auf das
Woh ! ſeiner Freunde und ging trunken nach dem Jenſeit hinüber. Man hat verſucht, zu behaupten , Brühl fei mit ziemli chem
Muthe geſtorben ; wir glauben
und meinen , daß
das erwachte
Mann gar keins gehabt haben ?) ihm hatte und daß er deshalb um
denſelben
türlichſte
zum
ſeines
(oder ſollte dieſer
allen Muth genommen
Wein
wieder anzufachen .
Erklärung
gerade das Gegentheil !
Gewiffen
Das
ſeine Zuflucht nahm , ſcheint uns die na
ſonſt unverzeihlichen
Leichtſinns,
wie ihn ſeine Sterbeſtunde darlegt, zu ſein. Der Graf von Brühl hatte übrigens ſchon Herannaben
lange das
ſeines Todes gefühlt, allein er kämpfte mit einer
noch vorhandenen Energie gegen feine immer mehr überhand
176
nehmende Erſchöpfung, um fo lange, wie möglich, die Pflich Er machte auch vor fei
erfüllen.
ten
eines Günſtlings zu
nem
Ableben noch ein Teftament, das der Inbegriff von Ar
roganz, Heuchelet und
Er wollte nach dem
iſt.
Täuſchung
Tode nicht anders erſcheinen , als wie er gelebt hatte.
Dies
Teſtament, noch in Polen fabricirt, eröffnet er unter Aufzählung aller feiner Ditel, Aemter und Würden , und malt es mit in zähligen
Um
Floskeln aus.
religiöfen
aber
auch wirk
nun
lich in geiſtlicher Demuth zu erſcheinen, befahl er fogar, daß man
ihn ohne alles Gepränge begraben ſollte und vermachte als beſtes Erbtheil
den Himmel, da es fich
ſelber ſchon verſtand, daß ſein
irdiſches Vermögen ihnen
ſeinen Kindern von
zufiel. In
Indeß vertheilte er dies
ſeinem
allein
Gott, dem dem
Teſtamente beruft
gleichfalls unter
er fich
alle Augenblicke auf
er ſein Glück zu danken
er nie gedient.
denſelben .
habe, auf Gott,
Sodann bringt er eine Aufzählung der
wichtigſten Ereigniſſe feines Lebens, wobei er jedoch nicht un terläßt, ſtets auf Gott zurück zu gehen .
Er behauptet auch ,
daß nichts ſchädlicher fei, als Aemter zu übernehmen , die zu verwalten , man keine Fähigkeiten
befißt.
In
dieſer Phraſe
liegt alle ſeine Arroganz! Niemand war unfähiger, der Mi niſter eines Landes zu ſein , als Brühl, und dennoch behielt er das Portefeuille bis kurz vor ſeinem einzig und
allein der
Tode.
Er war nur
Günſtling und der gehorſame Diener
feines Fürſten ; doch vielleicht wollte er dies auch nur ſein , da auf eine andere Weiſe ſeiner tragen werden
konnte.
Habgier
keine Rechnung ge
As Miniſter hat er für Sachſen ,
wenigſtens in politiſcher Beziehung, Nichts gethan , den Kün ften
und Wiſſenſchaften
wendet.
dagegen weſentliche Vortheile zuge
Er trug die Hauptſchuld davon , daß Auguſt III.
von ſeinem
Volke nicht geliebt wurde , daß derſelbe vor dem
177
fiebenjährigen
Kriege fich
nicht mit Friedrich
II . "verband ;
daß er nach Polen flüchten mußte, einhundert Tauſend fäch fiſcher Unterthanen
getödtet wurden
und das ganze
übrige
fächſiſche Volk an den Bettelſtab gebracht worden war.
Giebt
es eine göttliche Vergeltung , ſo wird der Graf von
Brühl
ihrer nicht entrinnen.
er als
Er hat nicht gehandelt, wie
Miniſter eines ganzen Volkes handeln mußte; ja , nicht ein mal, wie er als bloßer Menſdy hätte handeln müſſen .
Dabei
läßt ſich nicht behaupten , er habe nicht gewußt, was
er zu
thun habe ; im Sein
Gegentheil , es war ihm
ſehr
gut bekannt.
Teſtament giebt den ſchlagendſten Beweis davon.
was er nicht gethan , gebietet er
ſeinen
Alles,
Kindern , was er
fchwerlich thun würde, wenn er es nicht für brav hielte. rathet er ihnen z. B. „ Geduld mit
So
Jedermann , Widfährig
keit, Fedem beizuſtehen , Sanftmuth in allen Stüden , eine durchgängige Höflichkeit, Mitleid mit Elenden und Betrüb ten " an . Wer Brühls
Geſchichte
kennt , der weiß , daß er von
allen Dieſen nichts weiter als eine „durchgängige Höflichkeit" geübt, von allem Uebrigen aber das direkte Gegentheil gethan hat. Hat er wohl je „Mitleid mit Elenden und Betrübten gehabt ?" oder iſt er jemals „willfährig geweſen , beizuſtehen ?"
Nie !
zufriedene Miene zu
Wenn es
Iemand wagte, ihm
Jemandem eine un
zeigen , ſo hatte er keine „ Geduld mit
ihm ," ſondern ließ ihn in irgend einem Gefängniß verſchwin den , oder zwang ihn , ſich ſelber fürwahnſinnig zu er klären.
So hatte er eß auch einſt mit einem
Oberſten ge
macht , der, wie das ganze Heer, ſchon ſeit zwei Jahren nen Sold empfangen
hatte.
kei
Dieſer trug Auguſt III. eine
darauf bezügliche Beſchwerde vor.
Der König war empört
über die Ungerechtigkeit Brühl´s und ſtellte ihm darüber zur 12 Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.
178
Rede.
Der Miniſter behauptete ſofort, der Herr Oberſt ſei
ſchwachſinnig und habe, wie alle Andern , jeder Zeit pünktlich ſeine Löhnung
erhalten , wie er (Brühl) ſchon
nächſten
am
Tage beweiſen werde. Er legte dem Könige nicht nur die Quittungen ſämmtlicher Offiziere vor, die während der Nacht gefertigt worden waren , ſondern
hatte
inzwiſchen den
ſchwerdeführenden Oberſt auch veranlaßt, in
einem
be
zweiten
an Auguſt III. gerichteten Schreiben einen Irrthum einzuge ſtehen , den er nicht begangen hatte . setended to be Ueber die Hinterlaſſenſchaft Brühls
si
ſchon geredet, über die nach ſeinem queſtration werden
wir
ſpäter reden .
ſeiner hinterbliebenen
nod
wir früher
haben
Tode darauf gelegte Se Jeßt wollen wir nur
Kinder gedenken .
Es überleb
ihn vier Söhne und eine Tochter, die ihre Erziehung
ten
vornehmlich ihrer klugen und gewiſſenhaften Mutter zu dan = ken hatten . Dieſe Kinder waren der Reihe nach folgende : 1. ou
Aloys
31. Juli 1739
in
Dres
den , ſtudirte in Leipzig und Leyden und ward bereits
apjob in urody
Friedrich , geb. am
ſeinem
neunzehnten
Jahre polniſcher Kron -Gene
ralfeldzeugmeiſter, während er drei
Jahre früher zum
sestdir Kammerherrn ernannt und Staroſt von Warſchau ge SISán worden war . Er durchreiſte faſt ganz Europa und 291 Wohnte im time
ſiebenjährigen
der Deſterreicher bei.
Von
Kriege einigen ſeinem
Feldzügen
Vater erhielt
er
14
als Erbe Forſta und Pförten in der (iegt preußiſchen )
1921
Niederlauſit, auch Ganglofffömmern im
Thüring'iden ,
35 119. das väterliche Palais in Dresden, einen großen Theil 1921 des Inventars , die Bibliothek, Kupferſtich- und Na turalienſammlung , die Albuzziſche Rotunde und den 91119 trägt in der Friedrichsſtadt belegenen Garten ; ferner einen Brillantſchmuck, ein Silberſervice und ein Porzellan THE ho
179
ſervice.
Das Legtere allein wird auf eine Million
geſchäßt. Sein Lieblingsaufenthalt war Pförten ; das Palaio
in
Er war
Dresden
verkaufte er
einer der ſchönſten
1792 an
Männer
den
Hof.
Jahrhun
des
derts und beſaß dabei eine ganz ungewöhnliche Lei besſtärke.
Die meiſten
europäiſchen Sprachen ſchrieb
und ſprach er mit Grazie und Ausdruck, und hat auch gute ſchriftſtelleriſche Arbeiten
hinterlaſſen .
Auf dem
Baſfon war er Virtuoſe und ſpielte außerdem Inſtrumente.
Ebenſo
Geſchmack und
zeichnete und malte
Einſicht.
In
faſt alle er mit
der Mathematik hatte
er ſich ganz vorzügliche Kenntniſſe erworben , beſon bers aber in der Artillerie und der damit verbundenen Luftfeuerwerkskunſt.
Um ſich von der erſteren genaue
Kenntniß zu verſchaffen , arbeitete er in Augsburg ein ganzes Jahr ungekannt in der Stückgießeret. Thätigkeit war außerordentlich.
Seine
Dabei lebte er äu
berſt mäßig , und hatte eine ſonderbare Gewalt über den Schlaf. Mehrere Nächte konnte er ihn ganz ent behren und dagegen wieder in Vorrath ſchlafen . einem Beſuche, den er feinem
Jahre alt.
mit zwei polniſchen beide ſtarben
1
machte, ſtarb er daſelbſt am zweiundfunfzig
30. Januar 1793 , erſt Zwei Mal hatte er ſich
Gräfinnen
vor ihm .
Bei
Bruder Karl in Berlin
Potozka vermählt;
Zu ſeiner
dritten Gemahlin
machte er die Gräfin Schafgotſch in Schleſien . 2.
Karl Adolph, 1741 geboren , 1758 Adjutant des Herzogs von Broglia und 1762 Oberſt eines in War
ſchau
garniſonirenden
Kavallerie -Regiments;
wurde er preußiſcher Generallieutenant.
ſpäter
Er erfreute
fich der beſonderen Gunſt des ruſſiſchen Kaiſers Paul, 12 *
180
welche er. bei ſeinem halt in
Friedrich Wil
Von Legterem
von Preußen .
helms des Dicken ér zum
mehrmals wiederholten Aufent
Petersburg gewann , und auch
ward
Gouverneur des nachmaligen Königs Friedrich Von ſeinem
Wilhelms III. ernannt.
Vater hatte er
die Staroſtei Zips erhalten , welche ihm
jedoch bei der
Krönung des Teßten polniſchen Königs Seitens der Regierung ohne Erſaß entzogen wurde. Er ſtarb 1802 in Berlin als königlich preußiſcher Generallieu tenant und Oberhofmeiſter ein Mal hatte er ſich, im ter
des
Kronprinzen .
Legationsſekretärs
engliſchen
vermählt.
des
Karl Adolph beſaß
liche Bildung in den
Nur
Jahre 1778 , mit der Toch
ernſten
Wiliam
Gomm
ebenfalls eine gründ Wiſſenſchaften und au
ßerordentliche Sprachkenntniffe . 3.
Heinrich , war 1787 bereits Kammerherr und Oberſt in Sachſen , verließ jedoch um
dieſe Zeit ſein Vater Er wurde zum
preußiſche Dienſte.
terland und nahm
Generalmajor ernannt und als Geſandter an den bai riſchen
Dort vermählte er ſich 1790
Hof geſchidt.
mit der Gräfin von Minucci, ſtarb aber ſchon zwei Jahre darauf.
Er befaß ganz vorzügliche
aſtrono
miſche Kenntniſſe ; auch hat er ſich vielfach mit Un terſuchungen über die Länge des Meeres beſchäftigt. 4.
Hans Moriz, jüngſter Sohn wurde zu Dresden in
im
franzöſiſche, ſpäter
Kriegsdienſte .
Auch
des Grafen von Brühl,
Jahre 1746 geboren , trat früh aber
ebenfalls
in
preußiſche
er hatte eine muſterhafte Erzie
hung genoſſen , die , wie bei allen durch ſeltene Naturgaben und durch
ſeinen
Brüdern ,
Jugendreiſen
in
die vornehmſten Länder Europa's außerordentlich be
181
günſtigt wurde.
Als Schriftſteller hat er unter an
deren auch die Ueberſegung eines franzöſiſchen Werkes über thieriſchen Magnetismus nebſt mehreren eigenen Abhandlungen
Der
geliefert.
darüber
ſchönſte Zug
dieſer vier Brüder war Herzensgüte und Menſchen freundlichkeit . Hans Moriz war ein beſonderer Freund Gellerts. Er vermählte ſich mit Johanna Marga retha von Schleierweber in Friedenau im Jahre 1771, wo dieſelbe erſt funfzehn Jahre zählte und kurz zuvor erſt in Gemeinſchaft mit ihrem
Bruder in den Adel
ſtand erhoben war. Sie war eine ebenſo gemüthvolle, als geiſtreiche Frau Wieland, dem
Grafen Stolberg und andern ausge
Literatoren
zeichneten
Verbindung. blieb
und ſtand mit Göthe , Herder,
Mitten
des im
in
Jahrhunderts Glanze der
engſter
großen
Welt
beurkundete dies
ſie eine echte Religiöſe , und
auch in der gehaltvollen Streitſchrift über die Philo ſophie des Katholicismus und Proteſtantismus , die in
Berlin 'ums Jahr 1815 in deutſcher und franző
fiſcher Sprache erſchien .
Ihr Gemahl
ſtarb
1811
als königlich preußiſcher Generalintendant ſämmtlicher Chauſſèen . 5.
Maria
Amalia ,
verheirathete
fich
1750
mit
dem
Grafen Mniszech, welcher Hofmarſchal der polniſchen Krone und faſtelan von Krakau war . Sie ſoll in Bezug auf Gemüth mit ihren Brüdern
auf gleicher
Höhe geſtanden haben . Daß fämmtliche Brühl'ſche Kinder früher
ſchon berichtet worden .
Graf von
Der Miniſter Auguſt
Brühl, der Vater der foeben
kommen dieſes
katholiſch waren , iſt
geſchilderten
III., Nach
Namens , hatte , wie wir wiſſen , noch vier
$
182
Brüder:
Wenn ſie auch auf Sachſens Verhältniffe wenigen
oder gar keinen
Einfluß ausübten , ſo wollen wir ihrer und
ihrer Nachkommen , der Vollſtändigkeit wegen , hier noch ge denken .
Der älteſte Bruder des Premterminiſters, Graf Fried
rich Wilhelm
von Brühl, welcher
1699
geboren
geſtorben iſt, hat mehrere Kinder hinterlaſſen .
und 1760 Der älteſte
feiner Söhne hieß Hans Moriß, vertrat viele Jahre lang als Geſandter
ſeinen
einer engliſchen
Hof in
London , vermählte ſich dort mit
Dame und ſtarb
Aus dieſer Ehe iſt ein nocy in England
Sohn
befinden
Jahre 1809.
hervorgegangen , welcher ſich
und nicht verheirathet ſein ſoll.
Gin zweiter Sohn dieſes Grafen iſt nur vterunddreißig
auch dort im
Friedrich Wilhelm von Brühl, und als
Amts
Hauptmann in Thüringen ums Jahr 1778 geſtorben .
Dieſer
hinterließ
Jahre alt geworden
gleichfalls einen
Sohn , deſſen
niffe ſehr reduzirt waren , als 1833 zu
Plauen
ſtarb.
er
Vermögengverhält
als Floßmeiſter im
Ihn überlebten
Jahre
zwei Söhne, von
denen der Eine, Heinrich, preußiſcher Major , der Andere, Karl, Viceunteroffizier
in
Batavia
iſt.
Ueber die anderen
Brüder des Premierminiſters
find keine zuverläffigen
richten vorhanden .
haben wir noch ſehr ſchäßeng
Dagegen
Nach
werthe Mittheilungen über den Sohn des oben unter 4 ans geführten Grafen Hans Moriz von Brühl erhalten , die in tereſſant und wichtig genug find, unſern geehrten Leſern wie der zu geben . Karl Friedrich Moriz Paul, Reichsgraf von Brühl war der einzige Sohn mahlin
des Grafen Hans Moriß und feiner Ge
Johanna Margaretha .
Pförten in der Niederlaufiß am
Er wurde auf dem
Schloſſe
18. Mai 1772 geboren, trat
in königlich preußiſche Dienſte , wurde Kammerherr , Ritter mehrerer hoher Orden und im
Jahre 1814 Generalintendant
183
der königlichen Schauſpiele in genannte geiſtreiche' Mutter höchſten Sorgfalt.
Berlin .
Teitete
Jahre 1785
Im
Seine unter 4 mit :
feine Erziehung mit der begleitete er feine El
tern auf einer Reife nach Weimar und betrat den
Zauber
kreis, welchen dort Männer, wie Wieland, Herder, Götte und Herzogin mehrere Amalie Andere cie um? die geiſtreichſte Fürſtin ihrer Zeit, die bildeten . So ward ſein Geiſt immer enger an
Künfte und Wiſſenſdaften
die ſchönen
obſchon
angezogen , und
er in Bezug auf ſeine Beſtimmung im
ten entſchieden hatte, blieben neigung. wo ſein
Kaum Vater
achtzehn
ſtaatsgeſell
der Forſtwiſſenſchaf
ſchaftlichen Leben ſich für das Studium
ſie doch immer ſeine Lieblings
Jahr alt, wurde er im
Preußiſchen ,
das Amt eines Oberſten und Chauſſee-Bau
Intendanten verwaltete, nachdem
er früher in
ſächſiſchen und
franzöſiſchen Militairverhältniſſen geſtanden hatte, als junker
angeſtellt, und fand in
Berlin
Jagd
Gelegenheit , in
der
Zeichnenkunft und in der Muſik unter Genelli, Faſch und Thürfchmidt Kenntniffe und Uebung zu erlangen . Eine forſtwiſſenſchaftliche
Reiſe durch
Deutſchland führte
ihn
die Zeit, wo Schillers Genius in Weimar waltete, zum
in
zwei
ten Malé Sahin ; er blieb dort ein ganzes Jahr, erfreute ſich des Wohlwollens der
Herzogin und
mit
Künſte und Wiſſenſchaften
den
Genien
Mitglied des
der
geſellſchaftlichen
und warð
Theatervereins , in welchem
einige Male auch vor der Herzogin wurde er zum
des täglichen Umgangs
er
auftrat.' Bald nachher
Kammerherrn des Prinzen Heinrich von Preu
Ben, Bruders Friedrich II., ernannt. mehrere Jahre in
Rheinsberg.
rief ihn die Mutter
Friedrich
Mit ihm
verweilte er
Nach des Prinzen Wilhelm
III. von
Tode be Preußen
än ihren Hof, wozu die Vorliebe dieſer Fürſtin für Theater und Muſik die Veranlaſſung gegeben hatte.
Im
Jahre 1813
184
preußiſchen Heere als Freiwilliger nach Franta
folgte er dem
reich ; ſpäter begleitete er den König von Preußen nach Eng land und wurde darauf von demſelben zum Generalintendan 1814 ver
ten der königlichen Schauſpiele in Berlin ernannt. mählte er ſich mit Fräulein
Jenny von Pourtales aus der
Schweiz ; auch hatte er das Bürgerrecht von Neufſdatel er halten, woſelbſt er im Befreiungskriege einige Zeit Komman dant war . Er ſtarb 1837, fünfundſechzig Jahre alt.
N
e un tes Kapitel
Seine Verweiſung Graf von Binzendorf und die Brüdergemeinden . Bin Seine Vereinsthätigkeit bis ſeinem Tode. und Burückrufung. zendorfs . Begräbniß und ſeine Kinder. Etwas Wohlthuendes iſt es , wenn man wie die der Brühl'ſchen Regierung war, einem
in
einer Zeit,
Weſen begeg
net, das vermöge ſeiner Herzensbildung , Herzensgüte und ſet Lebenswandels auf einer ſo hohen
nes wahrhaft religiöſen
geiſtigen Stufe ſteht, daß man nicht ohne Staunen , aber auch nicht ohne Liebe und Zuneigung zu ihm mag !
wig von Zinzendorf. ſcheinen wollte, war Liebe,
Alles, was der Graf von Brühl der Graf
Gerechtigkeit, Menſchlichkeit
von
ſo
traurigen
Zeit als die
Zinzendorf wirklich.
und Wohlthätigkeitsſinn
dokumentiren alle ſeine Handlungen . Sachſen
hinaufzuſehen ver
Ein ſolches Weſen war der Graf Nicolaus lud
Er ſteht in
jener für
hinter dunklen
Wolken
185
trauernde Sonne , Wolken
deren Strahlen , wenn
durch eben
dieſe
auch ſehr geſchwächt, dennoch wärmen- und erquicen .
tre Nicolas Ludwig Graf von den am
Zinzendorf, wurde zu Dres
26. Mai 1700 geboren . Sein Vater, der churſäch
fiſcher Conferenz-Miniſter war und eines hohen Anſehens genoß , ſtarb ſchon ſehr früh, weshalb Nicolas Ludwig in dem
Hauſe
ſeiner mütterlichen Großmutter , Frau von Gersdorf, in der Lauſiß erzogen wurde. fromm
Dieſe Dame war ebenſo gelehrt , als
und Verfaſſerin
einer Sammlung
und poetiſcher Vetrachtungen . fich ſogar ſo weit, daß fie im
geiſtlicher Lieder
Ihre Gelehrſamkeit erſtredte Stande war, mit dem
ten Schurzfleiſch lateiniſche Briefe zu wechſeln .. Jugendjahre fielen der
Pietiſten
beſonders
der
gelehr
Zinzendorfs
gerade in eine Zeit, wo die Meinungen
oft und viel beſprochen wurden. Umſtand, daß
Dies und
tägliche Andachtsübungen
im
Hauſe ſeiner Großmutter abgehalten wurden , hatten in ihm fo tief religiöſe Gefühle geweckt, daß er bald ein vollendeter Schwärmer wurde. Schon vor ſeinem
zehnten
er Briefe an den Heiland , die er zum in
der Meinung,
Kein
Jeſus
Chriſtus
vernünftiger Menſch kann
Erziehung
einem
einverſtanden
vollendeten
kein Heuchler.
Fenſter hinauswarf,
würde ſie
ſchon
ganz unbrauchbar oder zu
Heuchler gemacht wird.
Es war eine Tiefe in
Zinzendorf war
feinen religiöſen An
ſchauungen , die zur Bewunderung hinreißen konnte. Anſichten zehnten
finden .
fich mit dieſer Art von
erklären , weil dadurch der junge
für das wirkliche Leben
Menſch
Jahre ſchrieb
Seine
empfingen neue Nahrung , als er nach vollendetem Lebensjahre in
das Pädagogium
zu
Halle gebracht
wurde und unter die Aufſicht des berühmten Theologen Her mann Franke kam .
Hier veranſtaltete er geheime Zuſammen
künfte mit Gleichgeſinnten und ſtiftete den myſtiſchen
Orden
186
vom
Senfkort . Sein
Dheim , der auch zugleich
ſein
Vor
mund war, der General Wunſch, ein alter praktiſcher Mann , wollte den Verſuch machen , feinem zu rücken , um bilden .
ihn
Deshalb
zu
einem
fandte er
Neffen den Kopf zurecht
redlichen Geſchäfsleben auszu ihn
zur Univerſität im
Jahre
1716 , aber nicht nach Halle , wo er noch überſpannter wer den konnte, ſondern nach Wittenberg, deren theologiſche Pro fefforen unter dem Namen der Orthodoren ſchiedenſten
Gegner der Halleſchen
Zinzendorf blieb jedoch
und als die ent
Pietiften
bekannt waren .
feſt bei ſeiner Richtung ſtehen .
Als
im Jahre 1717 das Reformationsfeſt gefeiert wurde, ſchloß er ſich ein und zeigte ſeine Trauer über den Verfall der Kirche durch Faſten und Thränen . Bis jeßt, obgleich dies bei der ihm nen
zu
Theil geworde
Erziehung ungemein auffallend ift; hatte
nicht ausſchließlich für den
er fich noch
Prieſterſtand beſtimmt; ießt aber
trieb er neben ſeinen übrigen Studien audy Theologie , indem er
innerlich den Entfdluß faßte , die geiſtliche Laufbahn
ſeinem
Lebensziel zu wählen .
zu
Drei Jahre befand er fich auf
der Wittenberger Hodſchule , als
er mit ſeinem
Stiefbruder
und deffen Hofmeiſter Riederer eine Reiſe nach Holland und Frankreich antrat. ben und unter dem Welt"
Dieſe Reiſe hat er ſpäter ſelbſt beſchrie Titel : ,, Attici Wallfahrt durch die
herausgegeben .
Zinzendorf hatte eine große Sucht , berühmte Geiſtliche aufzuſuchen zulaffen .
und fich mit ihnen Aus dieſem
in
verſchiedene Dispute ein
Grunde machte er auch die Bekannt
ſchaft des damaligen Ambaſſadeur im Haag , Grafen von Ta rouca, mit welchem
er nur wegen
Jeſu
Chrifti
fich un
terhielt. In
Paris wußte man
Anfangs nicht , was man
von
187
ihm
zu halten
babe. ihm
was man von
Man wollte nicht glauben , daß das,
fah und hörte, die lautere Wahrhett fei.
Er war vielleicht der Einzige, welcher auf den Hofbällen nicht tanzte und auch nie eine Karte anrührte; beiderlei Vergnü gungen ſeien , ſagte er , teufliſche Künſte. Die Herzogin vort Villars war ihm , feines frommen Weſens wegen , beſonders erwähnten Buche berichtete.
oben
gewogen , wie er in 'feinem
Ueberhaupt hatte er in Paris, in dieſer Stadt des Leichtſinns und der
Verderbtheit mit ſeiner Frönimigkeit ein noch
erregt , wie vor ihm deß
Kardinals
vor
Auch die Bekanntſchaft
keiner.
Noailles machte er ließ , ihn
keine Mühe verdrießen
Aufſehen
in
Paris , der
der katholiſchen
ſich
Religion
Wäre Herr von Noailles ein beſſerer Menſchen
zuzuführen .
kenner geweſen , er hätte
jeden Verſuch unterlaſſen , Zinzen
. dorfs Gefinnungen zu ändern , da derſelbe unbedingt ſcheitern Noailles war ein Mann von ſtrengen Sitten , mil
mußte. dem
Charakter, hervorragenden theologiſchen Kenntniffen und
der umfangreichſten Wohlthätigkeit gegen die Armen . Ueber þaupt kann man ihn als den würdigſten Prälaten der daz maligen katholiſchen Kirche bezeichnen . Wäre er dies Alles nicht geweſen , dann würde fich Zinzendorf wahrſcheinlich nicht mit ihm Biſchöfen Otsu
abgegeben und nicht von
ihm
und einigen anderen
Frankreichs geſagt haben :
Da fie faben , daß fie es mit einem Menſchen zu thun ihre Religionsdisputen à charge wären, u . ſ. w .
hätten , dem
gleichwohl aber feiner Religion von Herzen treu , fo abſtrah trten fte ſogleich von dergleichen Materien und begaben ſich mit mir
in
das unergründlich tiefe Meer des Friedens und
Verdienſtes Jefu und der Dadurch erworbenen Gnade , felig und heilig zu werden , da wir dann ein halbes Jahr mit himmliſd
vergnügtem
Herzen
beiſammen
waren
und uns
188
nicht mehr beſannen , was für einer Religion der Eine oder
>
Die Katholiken führen das Anathema der Andere wäre. gegen die Gegner im Munde und Panier und haben oft viel Billigkeit bertatem
Wir Proteſtanten führen li
Prari.
ſie in
gegen
Schilde und es giebt
Munde und auf dem
im
Prari (das ſage ich mit Weinen ) wahre Ge
unter uns im
wiſſenshenker. ' Beſfere Dich, Jeruſalem !" !! Im
Jahre 1721 war Zinzendorf nach Sachſen
gekehrt und wurde zum
zurück
Hofrath bei der Landegregierung zu
Dresden ernannt, welche Stelle er jedoch ſchon nach ſechsjäh riger Wirkſamkeit wieder niederlegte. hatte er ſich überhaupt an den
Während
dieſer
Zeit
Geſchäften ſeines Amtes wenig
betheiligt, ſondern fich, wie früher, vornehmlich mit Theolo gie beſchäftigt und häufige Andachtsübungen gehalten . 1722 vermählte er fich mit der Gräfin Reuß von Zu gleicher Zeit gab
er einigen
um
Ebersdorf.
ihres Glaubens willen
ausgewanderten mähriſchen Brüdern die Erlaubniß , ſich auf ſeinem
Gute
Berthelsdorf in
der Oberlauſig: an
tagsſeite des. Hutberges anzuſiedeln . im
Jahre 1724
den
Namen
der Mit
Dieſe Kolonie empfing
Herrenhut, bon welcher noch
jekt: eine Religionsgeſellſchaft, die Herrnhuter Gemeinde , eriſtirt. Der Anführer der mähriſchen oder auch böhmiſchen Brü der, ein Zimmermann, Namens Chriſtia David, verließ bald, vermuthlich aus Ehrgeiz , die Zinzendorfiche
Gemeinde, ging
nach Grönland, ſtiftete dort eine Miſſion und ſtarb daſelbſt im
Jahre 1751.
und mähriſche
Erſt als mehrere nachgekommene böhmiſche
Verwieſene
den
Verſchiedenheit der Koloniſten das Bedürfniß
einer
Ort in
vergrößerten , und ihren
gemeinſchaftlichen
die
Religionsbegriffen Uebereinkunft über
feſte Regeln des Glaubens und Lebens fühlbar machten , wur
189
den
unter
Leitung
Muſter der
des Grafen
erſten
apoftoliſchen Gemeinde gewiffe
gungspunkte feſtgefeßt, in ren
von Zinzendorf nach
dem
Vereini
denen man die Unterſcheidungsleh
der verſchiedenen proteſtantiſchen Confeffionen , deren Ver
wandte fich hier verſammelt hatten , unberührt ließ , nur die Grundwahrheiten
des
annahm , und eine nach
Chriſtenthumsals
Glaubensartikel
den Saßungen der alten mähriſchen
Brüderkirche geregelte Vefaſſung und Kirchenzucht einführte. Namen eines „ freiwilligen Einverſtändniſſes “ nah
Unter dem men
alle Bewohner
Herrenhuts am
13. Auguſt 1727 dieſe
Statuten an und bildeten for den erſten Namen
der Brüder:
gemeinde, als deren Stifter der von
nur für ſie
lebende Graf von
Zinzendorf zu
nun an
bezeichnen
Der Haupt
iſt.
charakter ihrer religiöſen Anſchauung beſteht darin , daß fie die Religivn mehr duct des Weitem verehren
Verſtandes
für eine Gefühlsſache, als für ein halten , was jeden
Richtigere ift.
Nur in dem
Fals auch
Heilande erkennen und
ſie die Gottheit; alle Werke in
überſinnlichen
Welt ſchreiben
ſie ihm
Pro
das bei
der ſinnlichen und
zu ; im
Namen
Jeſu
Chriſti vollführen ſie Alles, was ſie beſchließen und unterneh men , und jede bedeutende Verfügung wird von ihnen durch die Worte
der Heiland will es !" motivirt.
4. Bei Gelegenheit des oben verſtändniſſes."
erwähnten , freiwilligen
genoß die ganze
Ein
Gemeinde, rannider Spiße
der Graf von Zinzendorf, das heilige Abendmahl, wobei das Lied : „ Hier . legt mein Sinn wurde.: ohn
fich vor dir nieder,“ geſungen
Der Stifter dieſer Gemeinde hatte inde
nicht nur für
die religiöfen, ſondern auch für die bürgerlichen Bedürfniffe ihrer Mitglieder Sorge getragen . So hatte er z. B. ebenſo für eine Kommunalverfaſſung, als auch für Diciplin
geſorgt,
-
190
wo Alles mit der größten
Genauigkeit durchgeführt wurde.
Sämmtliche Mitglieder der Unität find nady Geſchlecht, Alter Lebensverhältniß in
und ſeinen
Chöre abgetheilt, jedes
Chor hat
Chorhelfer , der die Seelſorge und Sittenzucht, und
ſeinen Chordiener, der die äußeren Angelegenheiten des Chors beſorgt.
Bei den weiblichen
von weiblichen
Perſonen
Chören werden
verwaltet.
Die
dieſe
Aemter
unverheiratheten
Brüder wohnen ebenſo, wie die unverheiratheten Schweſtern , Mittwen Spec,
und Wittwer in
einem
beſonderen
Der Graf von Zinzendorf hatte jeden
Hauſe u . ſ. w . Falls von vorn
herein die Abſicht gehabt, eine Gemeinde nach ſeinen Anſichten und
Grundfäßen
bilden ;
zu
eigenen
dieſe Abſicht veröf
fentlichte er auch ſpäter in
verſchiedenen, ſich indeß öfter wie
derſprechenden Schriften .
Dadurch
bekam
er viele Gegner,
wie er ohnehin ſchon bei Gründung der Kolonie mancherlet Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten aus dem Wege zu räumen hatte. Sinem Manne indeß , der mit folchem Gott vertrauen
befelt war , wie der Graf von
dies nur ein ren .
Zinzendorf, konnte
Grund mehr ſein , bei ſeiner Abſicht zu behar
Widerſtand ſtärkt die Straft
derſtand allein
des Geiſtes.
iſt auch eine Haupturfache geiſtlichen
Dieſer Wi
geweſen , daß er
Stand trat, was er , wenngleich er
felbſt in
den
mit der
Idee dazu ſchon lange fich umher getragen , dennoch
vielleicht nicht gethan hätte. Um beit werden zu
laſſen , verließ er im
land und begab ſich unter einem von
nun dieſe Idee zur Wahr
Freydeck, nach Stralſund, um
Jahre 1734 fein
Vater
fremden Namen , Ludwig ſich dort als Kandidat der
Theologie eraminiren zu laſſen . In der Stralſunder Stadtkirche hielt er ſeine Probepredigt. wiederum
Nun machte er , wie früher,
mehrere große Reiſen in verſchiedene Länder ; drei
Jahre vorher hatte er aud
Kopenhagen beſucht und wurde
191
bei dieſer Gelegenheit vom Danebrogorden
Könige von
decorirt,
Ueberall
günſtige Aufnahme, nur in ſeinem
Dänemark mit dem
fand eigenen
er
eine überaus
Vaterlande nicht,
was leicht erklärlich
iſt, da jeder Prophet in ſeinem
Lande am Wenigſten
gilt, zum
Graf Brühl'ſche Syſtem Zinzendorf auch neben
fich
eigenen
andern aber auch bereits das feſtzuſeßen begann .
Brühl beſtehen
können ?
Wie hätte Zinzendorf
und Brühl! D , dieſer gewaltige Unterſchied ! Iſt's nicht gerade, als ſage man Gott und Teufel?!
Jahre 1736 ward der Graf von
Im
mittelſt eines lande gewieſen .
landesherrlichen
Zinzendorf ver
Refcripts aus ſeinem
Vater
Die Beranlaſſung zu dieſer ungebührlichen
Maßregel ſollen die von Zinzendorf eingeführten Neuerungen , Conventikuln , gefährliche Prinzipien , durch welche die obrig keitliche Autorität hinten angeſegt und der öffentliche Gottes dienſt verachtet wurde , geweſen ſein .
(Bei den Brühlichen
Betrügereien wurde die obrigkeitliche Autorität nicht hinten angefeßt, denn
Brühl war ja
sat !) 1739 ſchrieb er einen
ſelbſt Obrigkeit!
Katechismus unter dem
er Das gute Wort des Herrn ." Reiſe nach Znfeln
Weſtindien
St.
Sapienti
und hielt ſich
Darauf machte
Titel : er eine
längere Zeit auf den
Thomas und St. Croir auf, wo bereits von der
Brüdergemeinde Miſſionen errichtet worden waren , um dieſe ganz einzurichten .
In gleicher Abſicht reiſte er 1741 nady
Nordamerika, wohin ihn ſeine fechzehnjährige Tochter beglei tete.
Hier gab er fich große Mühe, auch unter einigen ent
fernteren
indianiſchen
breiten .
Auf allen
lichen
Völkerſchaften ſeine
dieſen
Gemeinde auszu
Reiſen war er , außer den
Vorträgen , die er hielt, und den anderen
öffent
Geſchäften ,
die er bezweckte , faſt unabläſſig mit Korreſpondenzen
und
Bücherſdreiben beſchäftigt, und man muß in der That über
192
die
Thätigkeit des Mannes, die freilich durch eine vortreffliche
Körperkonſtitution unterſtüßt wurde, erſtaunen . dieſer
Zeit von
ihm
bei ſeinen Gegnern fangbuch
herausgegebenen
Büchern
Von der in fanden
viele
den heftigſten Anſtoß , beſonders ſein Ge
für die Muttergemeinde
in
Herrenhút
und feine
Wundenlitanei.“ Im kaum
Jahre
1743 kehrte er nach
Europa zurück;
doch
befand er ſich einige Zeit hier , ſo trieb ihn ſein
raſt=
los thätiger Geiſt ſchon wieder von dannen , und zwar dies Mal nach Liefland , wo ſich der
ſeiner Gemeinde
dringen , wurde ihm
ebenfalls ſchon
befanden . von
den
einige Mitglie
In Rußland weiter vorzu ruſſiſchen
Behörden verboten ;
das " nicht allein ! er wurde fogar auf Allerhöchſten
Befehl
mit militairiſcher Begleitung über die Grenze escortirt.
Dies
Alles " und noch mancherlei andre Unannehmlichkeit konnte ihn
indeß
von
ſeinem
einmal gefaßten Entſchluſje, überall
für die Nachfolge Chriſti zu Sein
arbeiten , nicht zurückſchrecken !
Geiſt war fo ' eiſern , wie ſein
äußerlichen
Einflüffen .
Unterwegs war er faſt immer ; er
hatte nirgend Ruhe, ſobald zu ' thun gab.
Körper; beide tropten
So unternahm
es noch etwas für ſeine Idee er z. B. jeßt wiederum meh
rere Reiſen ' nach Holland und England, und blieb legten Lande über vier Jahre. Verhältniſſen
in dem
Eines freilich unter ähnlichen
öfter beobachteten Umſtandes müſſen wir noch
beſonders erwähnen : wie nämlich durch ſeine außerordentliche Thätigkeit feine Gegner fortwährend herausgefordert wurden , in demſelben Grade vermehrte ſich die Zahl der Mitglieder feiner Gemeinde. Selbſt in Oſtindien zu Trankebar entſtand eine Herrenhuter Gemeinde. Auch eines Fleckens in ſeinem
Charakter dürfen wir nicht
vergeffen , der allein nur durch die in
jener Zeit herrſchenden
193
Verhältniffe entſchuldigt werden kann. Madhten ſeine Gege ner ihm
z. B. in
Bezug auf ſein
trat er ſofort mit ſeinem
Predigtamt Vorwürfe, fo
reichsgräflichen
Titel hervor und
verſuchte, damit zu imponiren ; eine Schwäche, die allerdings bei einem
wahren
Nachfolger
Jeſu nicht vorkommen
Er war überhaupt von Natur aus leicht zum
ſollte.
Zorn
geneigt
und hatte nicht diejenige Ruhe des Geiſtes , die nothwendig iſt, die Angriffe der Widerſacher mit Erfolg zurückzuweiſen . Zwar geſtand
er öfter 'zu , daß er zu hochmüthig , fogar ab
ftoßend in ſeinen Antworten lei, doch war er trojdem im
Stande, dieſe Fehler zu
beſeitigen .
nicht
Hierin mochten wohl
hauptſächlich die wider ihn geſchehenen Angriffe, welche auch ſelten von ſanfter und geſchmeidiger Art waren , eines Theils, und ſein
blutreicher
Körper
andrer
Seits Schuld , haben .
Er machte es , wie alle hißigen Köpfe. Angelegenheiten
konnten
ihn
Die unbedeutenſten
fo fehr in
Harniſch
nicht wieder auf
daß er
fobald mit Schelten
und
hörte.
Doch welcher Menſd
ift frei von Fehlern ?
Toben
bringen , $
Inzwiſchen war
ihm
ſeine Gemahlin geſtorben , und er
dachte darüber nach , ihre Stelle durch zu erfeßen .
eine würdige Andere
Seine Wahl fiel auf eine Prophetin
ſeiner Ge
meinde, Anna Mitſchmann , mit welcher er bis zu ſeinem Tode in
einer glüdlichen Ehe lebte.
Herr von Zinzendorf war auch durch muniſt .
und durch Rom
Alles, was er beſaß , gab er hin , und zwar mit
jener Uneigennüßigkeit , die nachgeahmt zu werden und unſre ganze Bewunderung herausfordert.
verdient
Er hat bei
allen
feinen , die Gemeinde betreffenden , Beſtrebungen nur
efnen
leitenden
Gedanken
unentbehrlich ſei.
und
zwar ben , baß
Geld dazu
Woher dies Geld genommen werden ſollte,
Stefe Frage,'entſchied er nicht. Bertraute Geſchichte. Sadſen . 2. Bb.
Daher kam
eß auch, daß er 13
194
ſelber oft in
die größten
ſelbſt Meere ausſchöpfen
Verlegenheiten
gerieth.
Daß
fich
laſſen , wenn kein neues Waſſer hina
zukommt, iſt etwas Bekanntes ! wieviel mehr muß fich aber das Vermögen
eines Menſchen
erſchöpfen laſſen , der mit ſo
ungeheurer Uneigennüßigkeit die weiteſten und deshalb koſt= ſpieligſten Reiſen im
Intereſſe ſeiner Gemeinde unternahm ?
Er hat zwar bis zu ſeinem
Tode keinen wirklichen Mangel
gehabt, allein es
ſchon eine
Mann , der von
iſt immer
Fatalität für einen
Hauſe aus daran gewöhnt war , fich keine
Sorgen wegen des Geldes machen zu brauchen , in Verlegen heit zu
gerathen
und darüber
nachdenken
zu müſſen , auf
welche Weiſe dieſen Verlegenheiten am beſten aus dem Wege zu gehen ſei.
Er iſt ſogar einmal im
Jahre 1750 in England in
Gefahr geweſen, wegen Mangels an Gelde in's Shuldgefäng= niß
gehen
zu müſſen ; noch rechtzeitig
retteten ihn vor dieſer Beſchämung.
eingelaufene Gelder
Bei alledem fah man ihn
nie müßig, noch mürriſch, oder fand ihn unzugänglich. war einer
der fleißigſten
Menſchen
Er
ſeiner Zeit und verſtand
es , ſeinen Stunden ſo einzurichten , daß er nach allen Sei ten
hin
thätig ſein
konnte.
Morgens fand man ihn ſchon
ſehr früh auf den Beinen ; die unruhige Blutbewegung in ſeinem
Körper mag allerdings wohl einen großen
Theil der
Schuld ſeines wenigen Schlafes tragen . Hätte dieſer Mann nun noch Wein oder andre ſpirituöfe Getränke zu fich genom men , ſo würde er wahrſcheinlich noch vor der Zeit aufgeries ben ſein ; aber er trank nicht einmal Bier, ſondern ſtets nur reines , klares Waſſer ; aber auch daß
er
einen
andre Menſchen ſten
ſo
ſo ſtark aß,
dieſer Umſtand veranlaſſte , bei ihm
gefunden , nte, unterbrochenen daß von ſeiner
Portion
hätten ſatt werden können.
Appetit,
ſehr gut zwei Am
auffallende
bleibt indeß noch , daß er, der , wie erwähnt, von
Gott
195
mit einem um
fo ftarken Appetit gefegnet war, zuweilen faſtete,
fich für den vielleicht einmal eintretenden Fall des Man
gels der nöthigen Lebensmittel vorzubereiten .
Was er hier
bei zu leiden gehabt haben mag, kann ſich Jeder leicht vor ſtellen .
Doch giebt auch dieſer Umſtand, ſo unbedeutend er
an und für fich auch
gewichtiges Zeugniß
ſcheint, ein
Zinzendorfſchen ungewöhnlichen Geiſtes.
Im
Uebrigen war
es einerlei, ob er aß oder faſtete in ſeiner raftloſen keit blieb er ſich immer gleich .
des
Thätig
Er ermunterte die Mitglieder
feiner Gemeinde mit herzgewinnenden Worten , wenn ſie ihm nicht ſo muthvol ſchienen , wie
ſie nach ſeiner Anſicht zur
Vollführung des großen Werkes
fein
ſollten ; er hielt lange
Predigten , vermittelft deren er ihnen mit der größten Genau igkeit auseinander
feßte, daß das, was ſie thun , zur Ehre
Gottes und daher auch zu ihrem
eigenen Heile gereiche. Um
den Eindruck , welchen ſeine Ermunterungen
und Predigten
auf die Mitglieder feiner Gemeinde auszuüben nie verfehlten , zu einem
bleibenden zu machen , verwendete er die wenigen
Mußeſtunden , die
ihm
religiöſer Schriften , von
übrig blieben , zur Abfaſſung neuer denen über
Druck zur Deffentlichkeit gelangt find. unter ihnen ſich befinden , welche man
einhundert durch den Wenn
auch manche
von Oberflächlichkeit
nicht freiſprechen kann , ſo giebt die ganz ungewöhnliche An zahl dieſer Schriften , beſonders wenn man
die übrige
tigkeit Zinzendorfs nicht überſieht, doch hinlänglichen ſeines daß
rieſenhaften
Thä
Beweis
Geiſtes ;r auch muß man wohl erwägen ,
ſeine Schriften
meiſtentheils
für Menſchen
beſtimmt
waren, deren intellectuelle Bildung nicht eine ſo hohe Stufe erreicht hatte, daß fie gelehrte Floskeln oder ein tieferes Den ken
erfordernde Argumente verſtehen konnten. bnyguy71903 Jau feder Staat oder deſſen Oberhaupt hat gewiffer Maßen 13 *
196
eine moraliſche Verpflichtung, ſein Augen
ſeinen
ſich
aufrichytende
Augenmerk auf alle unter Verbindungen
zu
lenken .
Jede, wenn auch noch ſo unſchuldig fcheinende, Verbindung kann für die Verhältniſſe des Staates , in welchem ſie ſich befindet, von Nachtheil werden ; beſonders dürfte dies aber bei einer religiöſen der Fall ſein , die leicht dasmoraliſche Gefühl der übrigen Unterthanen vernichten kann . Deshalb werden und können wir uns auch nicht wundern , wenn man in Sach die Beſtrebungen und gewiſſen Mißtrauen einem
ſen mit die
ſo auffallende raſch
entwickelte
von Zinzendorf beobachtete ; ja , man
Thätigkeit des
Grafen
ging noch weiter , wozu
jeden Falls, wie wir inzwiſchen ſchon erwähnten , eine heilige Jahre 1732 eine Berpflichtung vorlag ; mana ernannte im Regierungskommiſſion und fandte ſie nach Herrnhut , um zu unterſuchen , welche Grundfäße die neue Gemeinde als die hauptſächlichften unter fich eingeführt, und demnächſt zu prü fen , ob dieſe Grundfäße fich mit dem
Wohle des übrigen
fächſiſchen Volkes auch vereinen ließen . Dieſe Maßregel gewinnt nur durch den Umſtandi an Bedeutung, daß der Graf von Brühl, der damals noch nicht jene Höhe erreicht hatte, von welcher herab er zum
Tode ging
(Auguft der Starke :war noch an der Regierung) einen wes fentlichen Einfluß auf.,, die Hervorrufung derſelben auts geübt.
Natürlich
leitete der Graf von
Zinzendorf die Mit
glieder der Regierungscommiffion ſelbſt und ertheilte mit der größten Bereitwilligkeit jede gewünſchte und nothwendig fichet nende Auskunft. Man hatte Nichts entdecken können , was die im
Jahre 1736
zur Ausführung gekommene Maßregel
(die Ausweiſung Zinzendorfs ) können , ungeachtet man
ſchon
jeßt hätte rechtfertigen
mehrere Male detit Herrn
Grafen
von Binzendorf eine Bemadungscommiſſion zufandte.
Vaupt
197
grund war wohl, daß der Graf von Brühl noch nicht der allmächtigeMiniſterwar; felbſt unter der Regierung Auguſt III. hatte er Anfangs nicht die Kourage ; öffentlich
gegen
einen
Mann , wie Zinzendorf , einzuſchreiten ; ſodann hatte er aber
auch noch zu viel mit dem linge zu thun , die ihm
Ausmerzen der bekannten Günft von iweit größerem
Nachtheil ſein
mußten , weil ſie in ſeiner Nähe fich befanden und mit ihm zuſammen arbeiteten .!" pakiet . Im
039281tes pitton
outlet onstigternid
Jahre 1747, wo man in Sachſen mit großen Geld
fichwierigkeiten
zu
kämpfent hatte, warf Brühl zuerſt ſein Auge
auf den Grafen von Zinzendorf, in deffen Macht es augen ſcheinlich lag , Sachſen war, trofdem man
ihn
aus der Kalamität zu retten .
Man
aus Sachfen verwieſen hatte, dennoch
.
mit Aufmerkſamkeit ſeinen Schrittem gefolgt und gerteth das höchſte Erſtaunen , wie rajd die Verbindungen
in
der Brü :
dergemeinde in anderen Staaten , zi B. in Preußen , England , Holland u . f:'W., Wurzeln faßten. Geldſummen
Brühls Anſicht nach, keinem
:
anch über große
Daß folche Verbindungen
zu verfügen
hatten ,
konnte,
Zweifel untetliegen , und wenn
man fich dennoch ritäuſchen ſollte, fo war mindeſtens mit Si cherheit
darauf zu rechnen , daß ein
vorhanden war.
Gradezu auf fein
ungeſchmälerter
Stredit
Ziel loszugeben , war in
deß nicht des Grafen von Brühls Sache.
Es iſt bekannt,
treten
zu
fönnen .
Der Graf Hennide bildete die Vermit:
telungsperſon und mußte zu ſagen
pflegt, zu
ihm
verſtehen
unter der Blume, wie man geben , daß der König gegen
feine Rückkehr nach Sachſen nichts einwenden würbe, zumal wenn der Graf von Zinzendorfo die Güte haben würde, bet feiner weit verbreiteten
Bekanntſchaft ein
Darlehn
für die
>
daß er immer gern im Geheimen bperirte, um , wenn es ein mal zu Entdeckungen kommen ſollte, mit freier Stirn vors
198
fächfiſche Kammer zu vermitteln . i Zinzendorf war , wie alle Apoſtel, ftolz darauf, in tigkeit
entwickeln
ner früheren
ſeinem eigenen Vaterlande feine Thä
zu können , um
Freunde zu
ſich die Bewunderung ſeir
erwerben .
Dieſer Stolz
iſt zwar
eine große Schwäche, man trifft ihn jedoch bei ſo vielen gro Ben Geiſtern an , daß man wundern braucht.
ſich eigentlich darüber gar nicht
Er biß an die ihm
hingehaltene Angel kräftig
vom
Grafen Hennicke
an und brachte ein Mitglied der
Brüdergemeinde in Amſterdam , Namens Brunnig, leicht dahin , der fächſiſchen Kammer
150,000 Gulden vorzuſchießen .
Zinzendorf noch mehr zu
ködern
Um
(man verzeihe uns dieſen
plebejiſchen Ausdruck, aber wir finden für die Art und Weiſe, wie ſich Brühl Zinzendorfs zu verſichern bemüht war, keinen paſſenderen ) gab man ihm
leiſe zu verſtehen , daß man es gern
ſehen würde, wenn er in Sachſen noch mehrere Niederlaſſun gen nach nun
dem
eben
Muſter
der Herrnhuter gründete.
die fdwächſte Seite des Grafen
und daß Brühl ihn
von
Das war Zinzendorf,
gerade von dieſer bearbeiten ließ , be
weiſt die große Menſchenkenntniß dieſes Politikers. et alito 1
Es ſchien , als wenn Zinzendorf gar nicht müde werden
konnte, mit ſolchem
Eifer betrieb er jämmtliche Angelegenhei
ten feiner Gemeinde.. Er befand ſich wiederum auf Reiſen
und verweilte vier volle
England , das er als Mittelpunkt der Gemeinden rika und Europa betrachtete . predigte man
ihm
bei feinen
machen muß , wie bei ſeinen ſie zuweilen efo
dunkel
von Ame
Ueberall , wo er ſich aufhielt,
er und immer mit dem auch
Jahre lang
Jahre hintereinander in
nämlichen
Predigten vielen
gehalten
Feuer, obgleich
denſelben
Vorwurf
Schriften , nämlich daß
wurden ,
daß
ein
großer
Theild ſeiner Zuhörer fie gar nicht verſtand. Dieſe Unver ſtändlichkeit wurde vornehmlich dadurch noch erhöht, daß er
199
gelehrt ſcheinen wollte, was er doch in der und
ſeine Vorträge mit
lateiniſchen Brođen
franzöfiſchen ,
verunſtaltete.
That nicht war,
italieniſchen ,
fogar
Aber audy dieſer , wenn
auch nicht kleine Fehler , dürfte ihm
zu verzeihen ſein , wenn
man bedenkt, daß daran ſogar noch in der heutigen Zeit viele Menſchen , namentlich Schriftſteller , Cleiden , die eine wahre Wuth zu haben ſcheinen , ſich bei ihren Werken den Wenigſten nen.
Mit
Geſticulationen ging
ſehr ſparſam
fremder nur
ihrer Leſer verſtändlicher Ausdrücke zu bedie Zinzendorf ebenfalls nicht
um , und man hat verſucht, ihm
auch hierüber
einen Vorwurf zu machen , vorzüglich deshalb, weil ſie wenig zur Erklärung ſeiner Worte beigetragen , vielmehr die Zuhörer in ihrer geforderten Andacht ſtörten . 1 aps in
tednu tiyelsaopulace
Aeußerlich war der fromme Zinzendorf überhaupt nur ſehr geringem
ausgerüſtet. die
vom
Löwen
Umfange zu
dem
Amte
Predigers
Er hatte eine coloffale Figur und eine Stimme,
Biſdofe Spangenberg verglichen wird; innerlich
Menſch geſchickter zu einem
mit
dem
Brüllen
eines
jedoch iſt wohl ſelten ein
Seelſorger ausgeſtattet geweſen .
Einfachheit, Liebe und Aufopferung waren ſeines uneigennüßigen Strebens. ſeinem
eines
die Hauptfaktoren
Seine Kleidung
entſprach
Innern , wenn wir einen ſolchen Vergleich anſtellen
dürfen . Er trug einen Roď von grobem ſchwarzem Tuche, den er ſtets bis unter das Kinn zugeknöpft hatte; eine Hals krauſe von baumwollenem
Peuge
und eine kleine ſchwarze
Sammetmüße; ſeine Beinkleider beſtanden aus grauem falls ſehr grobem
Tuche.
eben
Wir ſehen aus dieſer Bekleidung,
die der eines Geiſtlichen vollſtändig zendorf wohl wußte ,inwelchem
conform
Stande er
war , daß Zin durch
ſeine
reli
giöſe Beſtrebungen angehörte und daß er ſich über denſelben nicht
erhob.
Allerdings
famen Augenblicke, wie wir fdon
200
jdon erwähnten , wo er fich nerte; doch
war er hierzu
zeibliche Betragen
ſtigkeit eines oder des
Abkunft erin
alle Male erſt durch das unver
ſeiner Gegner
gereizt, und muß ihm Graf von
ſeiner gräflichen
oder durch die Widerſpen :
andren Mitgliedes
feiner Gemeinde
daher verziehen werden.
17:1944
Zinzendorf hatte ſehr viel auf dem
in
wiſſen
chaftlichen Gebiete gelernt, allein er beſaß die Geſchiülichkeit nicht, das Gelernte
gehörig
mundgerechten Speiſe ſeinen können .
Der Mangel an
zu
verbauen ,, um
Verehrern
es in
einer
wieder vorlegen igu
geiſtiger Verdaulichkeit lag beſons
5 ders in dem Umſtande, daß er kein gewöhnlicher, ſondern ein gelehrter Mann
ſein wollte, wie wir ſchon
Gelegenheit nahmen , zu beſonderen
Stolz
mehrere Male
bemerken . So fand er z. B. ſeinen
darin , daß er in engliſchen Städten engs
liſch , in holländiſchen holländiſch , in
franzöſiſchen franzöfiſch
predigte . Daß, er hierzu Geſchick hatte, mußte ihn noch mehr in dem Glauben beſtärken , daß er einer der Apoſtel Jeſu fet, die, wie die Bibel berichtet , plößlich mit allerlei Zungen res deten .
allies ſind Schwachbeiten , die bei nicht gewöhn
Dies
lichen religiöſen Geiſtern mehr, als zu oft angetroffen werden , Zinzendorfs Anhang erſtreckte ſich von einem bis zum
befanden , dhen
Ende der Welt
andern , und daß darunter ſich auch viele reiche Leute iſt
ſo
auffallend eben
Perſonen wurden ihm
aud
nicht
von
dieſen
reiz
bedeutende Summen Geld
zur Verfügung geſtellt , um es ihm
möglich zu machen , große
Ländereien zur Anlegung neuer Kolonien nach dem Buidnitt der Herrnhuter an ſich zu bringen. lein
In Nord - Carolina al
taufte er einhundert Tauſend Ader
Graf von
Brühl, der
pertrteben hatte, nahm ihm
aus
ſeinem
Aud
der
Vaterlande
fic feiner in umfangreicher Weiſe ian ;
das bei Magdeburg
gelegene Barby , was
1
er ſchenkte
ihr ebeden
Land.
201
ſpäter den Namen Gnadau erhielt und wo die Brüdergemeinde eine eigene Buchhandlung befißt. Da Zinzendorf nicht überall fein
konnte , und doch die
ganze Welt in
ſein Glück mit hineinziehen wollte, jo ſandte
er nady allen
Gegenden
hin Miſſionäre und ließ durch ſie
immer neue Gemeinden
gründen .
Thätigkeit überraſchte ihn am
Doch mitten
in
ner Gemeinde zu Herrnhut; er liegt auch auf dem zugehörigen
Gottesader
heit iſt ſeinem
begraben .
derſelben
eigentliche Krank
derſelben mit dem
Verſammlung berufen
alten Feuer
ftarb , fagte er noch zu ſeinem von Watteville : Mein
Eine
Tode nicht vorangegangen , denn noch vier
Tage vorher hatte er eine
zum
ſeiner
9. Mai 1760 der Tod in fet
und
vor
gepredigt. Bevor der Graf Schwiegerſohne, dem
Baron
froi
liebſter , beſter Sohn , ich werde nun
Heilande geben ;
ich bin nun mit meiner Ar
beit fertig und ganz mit meinem Er iſt mit mir zufrieden ."
Herrn verſtanden .
Der Graf von Brühl hat das Nämliche geſagt , wenn gleich
er
fich
anderer, Worte
bediente.
Wer : von
Beiden
hatte
Recht: der Seelenverkäufer oder der Seelenge
winner ? Die Lüge oder die Wahrheit? et styú s
Kein König hat einen
impoſanteren Leichenzug gehabt,
7
als
der Graf von Zinzendorf. . Ueber viertauſend Perſonen
folgten ſeinem vielen
Sarge, darunter allein etwa zweitauſend aus
Weltgegenden
fdploſſen
herbeigekommene Menſchen ;
außerdem
ſich dem Trauerzuge noch an :nüber dreißig Geiſtliche,
mehrere Miſſionaire aus England, Amerika , Holland und Grönland ; audy eine Abtheilung begleitete dem
öſterreichiſcher
den Sarg als Ehrenwache.
Erſt zehn
Grenadiere Tage nach
Tode wurde Zinzendorf begraben , gewiß : nar deshalb,
202
um
aud
bei dem
den Weiterwohnenden
es möglich zu machen , ſich
Leichenbegängniß zu betheiligen .
Die erſte. Gräfin von
Zinzendorf hatte ihrem
zwar zwölf Kinder geboren , doch lebten davon des Vaters nur noch drei
Gemahle
bei dem
Tode
Töchter und ein Sohn und zwar :
: 1. Benigna , vermählte ſich 1746 mit Johannes Langa i
guth, Magiſter zu Erfurt, der ſpäter von dem Baton
von Wattevflle an Kindesſtatt angenommen und adops tirt wurde.
Derſelbe, an welchen der Graf von Zin =
zendorf die kurz vor ſeinem gerichtet hatte.
is
Tode geſprochenen Worte
Benigna von Watteville hatte ſchon
bei Leibzeiten ihres Vaters bekommen ; ? !
2. Maria , vermählt
im
feine fämmtlichen
Jahre 1767 mit dem
Güter
Grafen
Moriß von Dohna-Schlodien -Condehnen zu Herrnhut, den fte jedoch ſchon nach einer zehnjährigen Ehe durch anden Tod verlor ; 3.
Eliſabeth , vermählte ſich mit dem
ii genannten
Sohne des oben
Barons von “ Watteville , ein
Jahr ſpäter,
: 6,5 " als ihre "zweite Schweſter Maria ; 4. Chriſtian , auch der „ liebe Graf Chriſtel," wie er von
den Brüdern und Schweſtern ſeiner Gemeinde genannt wurde, ſtarb ſchon 1752 fünfundzwanzig Jahre alt zu Er ſcheint der Einzige aus der Zinzendorf
London . si , sfchen
Familie zu
ſein , welcher
die große
Idee
Zwar war auch er im
des In
1034 ...
Baters nicht erfaßt hatte.
1394
tereffe der Gemeinde thätig, doch erſchien ſeine Thä
2!!: ctigkeit derjenigen feines Vaters gegenüber eine Parda die derfelben the most
zu
ſein .
Er empfing
von
auch mehrere ſtrenge Zurechtweiſungen , im und auch ſpäter og ind
demſelben Jahre 1749
203
Die zweite Gräfin von
Zinzendorf, die „,liebe Nitida
Annel," wie fie ſcherzend von ihrem Gemahl genannt wurde, überlebte denſelben nur um wenige Wochen ; der Gram
um
den geliebten Mann hatte ihr die galoppirende Schwindſucht zugezogen . fer beiden
Graf Zinzendorf ruht in der Erde inmitten dies Gemahlinnen .' !1
C11E8 wird nicht unintereſſant ſein , noch Folgen
etwas über die
der Wirkſamkeit dieſes merkwürdigen Mannes zu ers
fahren . to you Die Mitglieder aller . Brüdergemeinden ſtanden weniga ftens noch zu Anfange dieſes Jahrhundert (wahrſcheinlich wird's Verbindung unter einander;3 fie
fein ) in
ießt . noch ebenfo
haben eine Vereinskaffe,
in welche von
dem
Gewinn aller
ihrer Handelsartikel zehn Prozent gelegt werden . die Berechnung gemacht, daß im fähige Mitglied
jährlich zehn
Man
hat
Durchſchnitt jedes zahlungs Thaler an
dieſelbe Kaffe zu
zahlen hat. Dadurch iſts erklärlich, daß fie über große Sum : men Geld zu verfügen haben , denn zu der Zeit, welcher wir vorſtehend gedachten , waren über 100,000 ſteuerpflichtige Mit glieder vorhanden .
Durch dieſe ungebeuren Einfünfte konnte
es auch nur gelingen , die ebenſo ungebeuren Grafen von Zinzendorf, welche er im ſchaft zu unternehmen
Ausgaben
des
Intereffe der Brüdera
hatte, zu decken." Die Gemeinde, welche
bei ihrer Gründung aus höchſtens vierhundert Seelen beſtand, hatte ſich bis zum
Jahre 1786 ſchon bis auf 500,000 erhöht
mit Einſchluß der Negergemeinden .
Einige Gemeinden zeich
nen ſich nun noch beſonders aus, B. B. die Muttergemeinde Herrnhut, die Gemeinden Niesły bei Görliß, Kleinwelke bei
Baußen ,
in
Schleſien
Gnadenfrei bei Schweidniß,
Gnadenberg bei Bunzlau , Neuſalz und Gnadenfeld bei Cofel; auch die Gemeinden
Neudietendorf bei
Erfurt,
204
Ebersdorf bei Lobenſtein, Chriſtiansfeld im
Schleswig
ſchen und Zeyft bei Utrecht verdienen , erwähnt zu werden . In Rußland wurden dem
die Brüdergemeinden vier
Tode ihres ewig denkwürdigen Stifters vom
Jahre nach Staate pri
velegirt; fie baueten den durch den Verkehr mit den ren
Tarta
und Kalmücken merkwürdigen Gemeinort Sarepta im
aſtrachaniſchen Gouvernement. der größte Triumph zu
In England iſt ihnen indeß
Theil geworden , indem
dere Parlamentsakte vom
eine beſon
Jahre 1749 ſie als eine alte bir
ſchöfliche Kirche anerkannte.
ln
teilgtis
si
Son Hervorzuheben ſind noch vorzugsweiſe die Verträglichkeit, Induſtrie und Genügſamkeit der Brüder, aus welchem Grunde man ſie auch zu
den beſten Staatsbürgern zählen kann und
muß. n Sie reſpektiren überall die herrſchenden bürgerlichen Geſeße, verſtoßen
nie dagegen und tragen, wie jeder Andre,
alle bürgerlichen Laſten , obgleich ſie durch ihre Einrichtung in den Stand gefeßt ſind, nie in Wohlthaten des Staats in züglichkeit von
den
Fall zu gerathen, auch die
Anſpruch zu nehmen .
Die Vor
ihrer Verfaſſung hatte offenbar auch den Grafen
Brühl zu der Idee veranlaßt, den Grafen von Zinzen :
dorf wieder nach Sachſen zu berufen .
Von
einer ſolchen Ge
meinde ließen ſich ,, klingende" Wunderdinge erwarten , und ihr Gründer, hat dieſen Erwartungen auch überall entſprochen . 11. Maging pare ? '11011**** ! ) jany
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205
3 e
ntes
Kapitel.
***
***
_Gellert. Mascow . Rabener. Kulturverhältniſſe Sachſens . Bartner. Bottfched und deſſen Gattin. - Defing. Leipzig als Han delsplaß. Apel. Defer. – Dietrich. Dietrich. - Menge. Wir haben
bis jetzt meiſt nur von
fächſiſchen Milifära
und Staatsbeamten geſprochen und hier und da höchſtens einen für die Entwickelung Sachſens bedeutenden Privatmann mit hineingezogen.
Jeißt foll es unſre Aufgabe ſein, um
ren Gang der Fächftſchen Staatengeſchichte zu
den kla
documentiren ,
uns auch mit mehreren andren Hervorragenden
Perſonen zu
beſchäftigen , die man ihrer Stellung , ihres Charakters und ihrer Thätigkeit nach iweder ftreng zu den Privatperſonen
ftreng zu
den öffentlichen , nocy
zählen kann.
Mittelding zwiſchen Beiden : ſte führen ein
Ste bilden ein Privatleben und
doch iſt ihre Thätigkeit für die Deffentlichkeit beſtimmt und die Deffentlichkeit richtet fich nach ihr. Gellert ,
der unzweifelhaft - einer
nen
achtzehnten
des
geboren
und
bedeutendſten
Jahrhunderts geweſen
Fürchtegott Gellert war am Freiberg
der
Nehmen wir zuerſt
iſt.
4. Juli 1715 zu Haynichen
hatte linocy zwölf Geſchwiſter.
Vater , zweiter Prediger in
Perſia
Chriſtian
dem
bei
Sein
genannten Städtchen , hatte
به
nur ein unbedeutendes Einkommen , und war daher auch nicht im
Stande, ſeine Dreizehn
Kinder zu ernähren .
Jedes dera
felben mußte deshalb, ſobald es das idazu gehörtge Alter era reicht hatte , burds Arbeiten den Verdienſt des Vaters vermeh ren
helfen .
Nudi dteſer Sohn , von welchem
wir ſprechen ,
-
206 ne
mußte bereits vom elften Jahre an, dasjenige, was er brauchte, durch Abſchreiben bei einem Advokaten ſelber verdienen . Gel
de lert liefert uns einen Geiſter auch Im
ſchlagenden
Beweis dafür , daß große
gehörigen
Geldmittel groß werden .
DO
Jahre machte er ſeinen erſten Verſuch in der
ib
ohne die
dreizehnten
Im
Jahre 1729 kam
Gellert auf die Fürſtenſchule: zu Meißen , um die Univerſität vorzubereiten . aud
Faft
fich daſelbft für
zu gleicher Zeit waren
Rabener und Gärtner, von denen wir nachher wei
ter ſprechen werden , zur Meißener und gingen, nachdem bündniß
zur Univerſität ab . zu ſeinem Kanzel.
Fürſtenſchule gekommen
ſie mit Gellert ein inniges Freundſchafts
geſchloſſen , mit ihm
im
Jahre 1734
Gellert ſtudirte
nach Leipzig
Theologie, ging 1738
Vater zurück und betrat hier zum erſten Male die Es foll auch ſein
leptes Mal geweſen ſein .
Geſchicklichkeit und ſeine Talente berechtigten ficheren Hoffnung , dereinſt zu
Seine
ihn zwar zu der
den tüchtigſten Kanzelrednern
Deutſchlands gezählt zu werden ; alein eine ſchwächliche Bruſt, überhaupt eine mangelhafte Geſundheit, mit welcher eine auf fallende Nengſtlichkeit Hand in Predigtamte ganz zu entſagen.
Hand ging, bewogen ihn , dem Schon im
Jahre 1739 wurde
er Hofmeiſter zweier junger Edelleute unweit Dresdens ; ſpäs ter
übernahm
; er, die
Erziehung
feines
Schwefterſohnes,
leitete deſſen Borbereitung zur Univerſität und begleitete ihn felbft 1741 nach Leipzig , wo er hoffen durfte, am
leichteſten
Schüler
Unterricht
für ſich zu gewinnen .
mehrerer jungen
Leute übernahm
nicht, ſeine eigenen
Indem
नि
Dichtkunſt , und da diefer allſeitig belobt wurde, ſo ging er fühn auf der betretenen Bahn weiter.
er
den
und leitete, verſäumte er
Renntniſſe zu vermehren . Um
dieſe Zeit
begann er auch ſeine öffentliche Literariſche Thätigkeit - 1744 wurde er zum Magiſter - ernannt, wodurch fich die Sabl fet=
et
--
207
ner Schüler bedeutend vergrößerte.
Jeßt ſchon
tüchtige Mann an Hypochonderie, die ſpäter in der Weiſe an ihm vatim
Leipzig
in
hervortrat. Nachdem
litt
dieſer
fo auffallen
er zwölf Jahre pri
gelehrt hatte , verlangte Auguſt III. von
ihm , daß er ſich um
eine außerordentliche Profeſſur in der
Philoſophie bewürbe.
Anfangs hatte Gellert keine beſondere
Neigung hierzu , denn
ſeine alte Aengſtlichkeit (unzweifelhaft
eine Schweſter der Hypochonderie) trat von als aber ſeine beiden wiefen , daß
obengenannten
der Hof bereits
er , indem
er
dem
Rathe
Neuem
Freunde
hervor ;
darauf hin
auf ihn aufmerkſam des
Königs
folge,
ſei und
ſein
Glück
machen und fich eine ſorgenfreie Zukunft fichern könne, that er's.
Die Profeſſur wurde ihm
im
Jahre 1751 verliehen ,
doch betrug das damit verbundene jährliche Einkommen nur einhundert
Thaler.
Gellerts
Vorträge wurden
ſo zahlreid ,
beſucht, daß er ſie in den öffentlichen Hörſälen der Univerſi tät halten mußte.
Zuhörer aus allen Ständen
ſtrömten ihm
zu ; unbegrenzt war die Ahtung, in welcher er überall ſtand, und der Wunſch , feine Zuneigung nicht zu
verlieren , hielt
manchen Studenten von Ausſchweifungen , wie ſie damals noch mehr an der Tagesordnung waren , als
heute, zurüd .
So
allgewaltig wirkte die - geiſtige Größe dieſes ängſtlichen
und
beſcheidenen Mannes! : Auch Menſchen, die weder zur Univer ſität, noch zum
Staatskörper gehörten , beeiferten
ſich
ihm
ihre Achtung dadurch an den Tag zu legen , daß ſie ſich durch Freigebigkeit bemühten, fein Leben kummerlos und ſorgenfret zu machen.
Allein Gellert war trojdem
bildete ſich ein , er ſei doch
nicht glüdlich.
Er
immer nur ein Stümper, und
leiſte nur Unbedeutendes, und da fidy ſeine Freunde bemühten , ihn
von
dem
Gegentheil zu
öffentliche Kritit ſeiner
überzeugen , fo lieferte er eine
eigenen
Werke und hob die darin
208
vorhandenen Fehler in einer wirklich kleinlichen Weiſe Hervor. Daß unter
derartigen
Verhältniſſen
Gellerts Hypochonderie
nicht abnehmen , ſich vielmehr noch erhöhen mußte; liegt offen auf der Hand . Gellert empfing übrigens nicht blos von ſeiner Nation Beweiſe
der
allgemeinſten
Fremde fuchten nen .
Beſonders
Hochachtung , ſondern
ſeine Wohnung auf, um geſchah
Krieges von
den
Niemandem
berbarg
Prinzen
unzählige
ihn kennen
dies während
zu ler
des
ftebenjährigen
Karl und Heinrich
von Preußen
Gellert
feine
hypochondriſche
Auch der Prinz Heinrich von Preußen
Laune.
entdeckte dieſelbe ohne
große Mühe und da Vernunftgründe, die er vorbrachte, 'nichts fruchteten , ſo rieth er ihm
(was vor ihm
than hatte ) täglich einige Stunden
ſchon der Arzt ge
zu reiten .
„ Das iſt ſehr bald geſagt, Königl. Hoheit !" entgegnete der beſcheidene Gellert; ,werin
man
ſo kann man auch nicht reiten ." ✓ Dieſem
aber kein
Pferd befißt,
m
Uebelſtande iſt leicht abzuhelfen !" verfeßte der
edle Prinz Heinrich. Am den des rich von
nächſten
Tage. Ichon empfing Gellert aus den Hän
Generals Kalkreuth im Preußen ein
Pferd.
Auftrage des Prinzeň Hein Es war das nämliche, welches
in der Schlacht bei Freiberg der Prinz felber geritten hatte. Im
Jahre 1760 lteß . thn auch der große
Friedrich
zu
fich
rufen , unterhielt fidh längere Zeit mit ihm , und war mit der Unterhaltung dergeſtalt zufrieden , daß er den Gellert : Le plus raisonnable mands nannte .
beſcheidenen
de tous les savans alle
Der Graf Hans Moriß von Brühl , ältefter Sohn des älteren
Bruders 'Brühls' (des Miniſters) gehörte ebenfalls zu
Sellertë Shülern und wurde von demſelben beſonders geltebt.
209
Aus Anhänglichkeit an den trefflichen Gelehrten
feßte er dem
Jahre 1762 eine jährliche Penſion von einhundert
ſelben im undfünfzig
aus, jedoch
Thalern
Weiſe, daß Gellert nie den
einer ſo rückſichtsvollen
in
Geber des ſtets pünktlich einlau Es war übrigens gar nichts
fenden Gnadengehalts entdecte.
Seltenes, daß er anonyme Geldgeſchenke empfing und zuweilen von ganz fremder Hand .
Dieſe
Jacob Mascow , der bis
Jahre 1761 ſtarb Johann
Im dahin
jährlich 450
eine Penſion von Penſion wurde
derſelbe in hatte nun
leben
That ohne Sorgen
der
Thalern bezogen hatte.
jegt Gellert zugewendet.
Jegt hätte
können , denn
er
eine fizirte jährliche Einnahme von ſiebenhundert
Thalern ; indeß ſcheint er für das Glück der Erde nicht ge ſchaffen geweſen zu ſein . Seine fortwährende Kränklichkeit und ſteigerten ſich von
ebenſo fein hypochonderiſches Weſen Tag.
Tag zu
Er genoß die Achtung und Verehrung aller verſtändigen
und diſtinguirten
Perſonen , ohne dadurch erfreut zu werden .
Endlich überfiel ihn
December 1769 noch eine hartnäckige
im
Verſtopfung; durch die maſſenhaft angewendeten
Larirmittel,
die gleichwohl ohne Wirkung blieben , wurde eine Entzündung des Unterleibs hervorgerufen , die kein Arzt zu beſeitigen ver mochte .
ebenfalls vergeblich geſandt. Gellert, kaum er nie
eigenen Leibarzt zu
Der Kurfürſt hatte ſeinen
fünfundfunfzig
geweſen , denn
er
Am
13. Dezember 1769 ſtarb
Jahre alt.
haßte die
förmliche Scheu vor der Ehe.
ihm
Frauen
Verheirathet ift und hatte eine
Deſſen ungeachtet war er nicht
befreit von weiblichen Verfolgungen , die bekanntlich da mit um
fo größerer Energie
feſtgehalten werden , wo der meiſte
Widerſtand vorhanden iſt. : :55. Johann
Jacob Mascow , deſſen
Penſion Gellert vom
Jahre 1761 an bezog , iſt als Publiciſt und Hiſtoriker bez Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd. 14
210
rühmt.
1689 zu
zigſten
Danzig geboren , ging er in ſeinem
zwan
Jahre nach Leipzig zur Univerſität, machte nach ab
ſolvirten
Studien mehrere größere Reiſen
wurde nach ſeiner Rückunft im kleinen
Fürſtencollegiums.
Im
in Europa und
Jahre 1714
Collegiat des
Jahre 1718 empfing er die
juriſtiſche Doktorwürde von der Univerſität zu Halle und wurde das
Jahr darauf in Leipzig außerordentlicher Profeſſor der
Rechte und Rathsherr; in der Folge nach einander : ordent licher Profeſſor der Rechte und Geſchidyte, Beiſiter im fiftorium
und im
Oberhofgericht, Canonicus und
Con Dechant
des Stifts Zeiß, Hof- und Juſtizrath, Stadtrichter und Pro conſul, und ſtarb
im
Jahre 1761, nachdem
er ſich um
die
deutſche Reichsgeſchichte und um das Staatsrecht unvergängliche Verdienſte erworben hatte. Einer der intimſten
Freunde und Jugendgenoſſen
lerts war Gottlieb Wilhelm Buche
früher
wurde am
fchon
öfter
Rabener , der
genannt worden
iſt.
17. September 1714 zu Wachau
in
Gel dieſem
Derſelbe
bei Leipzig ge
boren und hatte forgloſere Jugendjahre zu verleben , als Gel fert.
Sein bereits genannter Geburtsort, allerdings nur ein
kleines
Dörfchen ,
welcher
außerdem
gehörte noch
ſeinem
Vater
eine hübſche
Stellung als Anwalt beim
eigenthümlich
Einnahme durch
an , feine
Oberhofgericht in Leipzig bezog.
Als Rabener, Sohn , feine Studienjahre beendet hatte, wurde er 1741 als Steuerreviſor des Leipziger Kreiſes , und 1753 als Oberſteuerfecretair in Dresden angeſtellt. gung des flebenjährigen
Nach Beendi
Krieges wurde er zum
Steuerrath
ernannt, in welcher Stellung er bis zu ſeinem Tode jedody nur acht Jahre verblieb. Er ſtarb am 22. März 1771. Der zweite Freund Gellerts war Karl Chriſtian Gärt ner, geboren am 12. November 1712 , geſtorben am 14. fe
1
211
bruar 1791. in Freiberg.
Vater war. Poftmeiſter und
Sein
Staufmann
Auch er beſuchte die Meißener Fürſtenſchule und
ſchloß mit Gellert und Rabener ein enges Freundſchaftsbünd niſ .
In Leipzig fanden ſich die drei Freunde als academiſche
Bürger wieder zuſammen . waren
alle
drei von
Außer den Studien ihres Berufs
einer
gemeinſchaftlichen
ſchönen Wiſſenſchaften entflammt. zig nach einem
langen
Liebe für die
1745 verließ Gärtner Leip
und thätigen Aufenthalte daſelbſt und
ging als Hofmeiſter zweier junger Grafen nach Braunſchweig , wo er ſich bald ſo viele Gönner erwarb, daß er zwei Jahre darauf an dem
herzoglichen Kollegium
feſſor angeſtellt wurde.
In dieſem
Carolinum
als Pro
Amte erwarb er ſich blet
bende und fortwirkende Verdienſte, und konnte , unabläffig mit ſeinen Berufsarbeiten gen Forderung, kein
beſchäftigt, zumal bei ſeiner ſtren
überaus fruchtbarer Schriftſteller werden .
1775 wurde er Canonicus des Stifts St. Blafii zu fchweig und im
Braun
Jahre 1780 erhielt er den Titel eines Braun
(dyweig'ſchen Hofraths. Jisib Johann
Chriſtoph
Gottfched
iſt
zwar
ein
geborener
Preuße, durch ſeine ſpätere Ueberſiedelung aber Sachſe gewor den . 2.
Er erblicte das Licht der Welt im
Februar
zu
Juditenkirch
bei
Jahre 1700 am
Königsberg
in
Preußen .
Sein Vater, der daſelbſt als Prediger angeſtellt war, ertheilte ihm
den
erſten Unterricht in
und fandte
ihn ſchon
1714
Sprachen
und Wiffenſchaften ,
auf die Univerſität Königsberg.
Ein Menſch, der mit vierzehn Jahren univerſitätsreif iſt, bereche tigt zu den ſchönſten Hoffnungen, nicht Alle aber erfüllen fte for wie es Gottſched gethan . Es war ziemlich natürlich, daß
ihn ſein Vater für die
Theologie beſtimmt hatte ; inde ging er fehr bald zur Phi 1723 ward er Magifter. Jeßt ſchienen aber 14 *
loſophie über.
212
die , damals nod ſtrenger , als jeßt gehandhabten militairiſchen Zwangsgeſeße ſeinem zu wollen .
Berufe ein
Ziel feßen
dieſer Unannehmlichkeit zu
entgehen, floh er
1724 mit Genehmigung des Magiſtrats zu
Königsberg, von
dem
Um
wiſſenſchaftlichen
er auch ein Stipendium
wann
erhielt, nach Leipzig . Hier ge
er auffallend raſch die Zuneigung des berühmten
lyhiſtors (Vielwiſſer) Johann Burkhard Menke, der ihm die Erziehung ſeiner Kinder anvertraute. Vorleſungen
über die ſchönen
Po auch
Nebenbei hielt er
Wiſſenſchaften
und zog
darin
beſonders gegen den damaligen verderbten Geſchmack zu Felde. Im
Jahre 1726
erwählte ihn die damalige poetiſche Geſell
ſchaft in Leipzig zu ihrem Entwurf ſeiner ſpäter 1729 zum
erſten
Senior.
weiter
Male
ausgeführten
feine
1730 wurde er außerordentlicher und der und
1728 gab er den erſten
kritiſche
Profeſſor
Dichtkunſt , 1734 ordentlicher
der Metaphyſik, und
gab
als
Redekunſt , und
Dichtkunſt heraus. der
Philoſophie
Profeſſor der
Logik
Solcher ſeine erſten
Gründe der Weltweisheit heraus ; ward hierauf Decem vir
( Zehnberr ) der Univerſität, Senior der philoſophiſchen
Fakultät und des großen 12. Dezember 1766
in
Fürſtencollegiums, und ſtarb am ſeinem
fiebenundſechzigſten Lebens
jahre. Wie alle großen Geiſter ihre Mängel und Fehler haben , ſo war auch Gottiched nicht frei davon . wirkt, iſt ebenſo wenig zu
Was er Gutes ge
verkennen , als ſeine Abgeſchmadt
heiten und Verkehrtheiten . Verdienſtlich war ſein Eifer für die Reinheit der deutſchen Sprache, deren Genius er wenig ſtens ahnte , wenn er auch nicht Talent genug befaß , felbſt Muſter darin zu werden . Seinen Werken kann man noch den Vorwurf machen , daß waren .
fie froſtig , ſteif und ſchwülſtig
213
Louiſe Adelgunde Victoria Gottſched , ſeine Gattin , eine Tochter des polniſchen Leibarztes Kulmus, wurde am 11. April 1713 zu Danzig geboren
und verdankte ihrer einſichtsvollen
Mutter
ihrer angeborenen
die
Ausbildung
Talente.
Sie
ſprach deutſch , franzöſiſch und engliſch, war nicht unerfahren im
Lateiniſchen und Griechiſchen und im Stande, ihrem Manne
bet feinen neben
Arbeiten
ihrer
vielfach
Gelehrſamkeit
behilflich einen
zu
ſein .
Sie befaß
überaus liebenswürdigen
Charakter und ein gewinnendes Benehmen .
Man kann von
ihr behaupten, ſie war Mann und Frau zugleich.
Die deutſche
Sprache behandelte ſie mit größerem
Geſchick , als ihr Gatte,
den
auch an Verſtand weit
ſie nicht nur an Wiß , ſondern
übertraf. dadurch
Sie war außerordentlich thätig und beſchleunigte ſelbſt ihren
Tod , der am
20. Juni 1762 erfolgte.
Kinder ſind aus dieſer Ehe nicht hervorgegangen . ans
Auch Ephraim
Leſſing muß hier im
Geiſter genannt werden .
Kreiſe der ſchönen
Er beſuchte einige Jahre ſpäter,
als Gellert , Rabener und Gärtner, die Fürſtenſchule in Mei Ben , 1741, und ging fünf Jahre darauf zur Univerſität nach Leipzig.
Hier lernte er die Directrice einer damals fich in
Leipzig
aufhaltenden Schauſpielergeſellſdaft, Namens Fried
ricke Karoline Neuberin , kennen . die Unzufriedenheit feiner
Bald aber beſtimmten ihn
ſtreng geſinnten
Eltern , welchen
des Sohnes Abneigung gegen jedes Brodftudium , fein Um gang mit Schauſpielern , einer damals nicht im ſtehenden Menſchenklaſſe, kurz, ſein ben
beſten
Rufe
ganzes Thun und
Trei
als höchſt ſtrafbar , ja , ruchlos erſchien , auf einige Zeit
in das väterliche Haus zurückzukehren. nad feinem
dem
Endlich begab er ſich,
Wunſche ſeiner Eltern , nach Wittenberg, wo er mit
Bruder, der ſpäter Konrektor in Chemnitz wurde, ge
meinſchaftlich und mit Eifer ſtudirte und die Magiſterwürde
214
annahm .
1753
ging
nach Potsdam , deſſen feines 1756
er
nach
Berlin , zwei
Einſamkeit ihm
Trauerſpiel : „ Miß
Sara
bei
Jahre darauf
der Bearbeitung
Sampſon "
mehr zuſagte. verfügte er fich wieder uach Leipzig , lernte dort den
Staufmann Winkler kennen , als deffen Gefellſchafter“ er eine große Reiſe antrat, die aber wegen des foeben ausbrechenden fiebenjährigen
Krieges nur bis Holland ausgedehnt wurde.
Us Leffing mit Winkler nach Leipzig zurückgekommen , der weigerte der Legtere die pflichtung.
Erfüllung der übernommenen
Ver
Leffing war gezwungen , in einem wider Winkler
angeſtrengten Prozeſſe ſeine Rechte geltend zu machen . In dieſen für den großen Mann unangenehmen und widerwärti: gen
Verhältniffen
ſchöner Weiſe
ward
entſchädigt.
als preußiſcher Major und mit
er von einer andren Seite
ihm
in
Der
Dichter Kleift
Dienſtangelegenheiten
wurde beffing
her in
befand in
ſich
Leipzig
bekannt und befreundet.
Als
Seleift 1759 zur Armee fich wieder begab , ging Leffing nach Berlin , wo er mit Nicolai und Mofes Mendelsſohn gemein ſchaftlich an
der „ Bibliothek der ſchönen Wiſſenſchaf
ten" arbeitete.
1760 wurde er zum Mitgliede der Akademie
der Wiffenſchaften er Secretair
in
Berlin
des Generals
ernannt. Tauenzien
Bald darauf ward in
Breslau , welche
Stellung er 1765 wieder aufgab , um fich von Neuem nach Berlin zu wenden . 1767 erhielt er von einem Theaterun : ternehmer in Hamburg auch
haft waren . ließ
einen
Kuf als
Dramaturg , dem
Folge leiſtete , weil die Bedingungen
er
Aber niemals
auch dieſe Stellung
Retſe nad
damaligen
zufrieden mit ſeiner Lage, ver bald wieder und wollte
Italien unternehmen .
Ausführung.
er
ziemlich vortheil
Dieſe Reiſe tam
eine
nicht zur
Auf Veranlaffung des Profeffor Ebert und des
Erbprinzen
von
Braunſchweig
wurde
er
unter
215
wiederum
aber von
Bedingungen
fehr vortheilhaften
dort aus von
ſchweig mit nach
als
Bibliothekar
1775 reiſte er nach Wien , wurde
in Wolfenbüttel angeſtellt.
Leopold von Braun
Prinzen
dem
genommen
Italien
und dadurch ſein hei
Beſter Wunſch erfüllt. Nach einer dreivierteljährigen Abweſenheit finden wir Leffing in München wieder.
Nach vielen Verfol
gungen und Chikanen mancherlei Art ſtarb dieſer Mann am 15. Februar 1781. Wenn
einige Hiſtoriker behaupten , daß
unter der Re
gierung Auguſt III . und feines Premierminiſters Brühl die Künſte und Wiſſenſchaften fidh wieder zu heben begannen , ſo mögen ſie allerdings Necht haben , doch vergaßen fie, die Bez merkung einzuſdalten , daß weder Auguſt III., noch der Graf von Brühl dies bewirkte.
Es war wohl mehr Zufall , daß
Männer , wie wir ſie ſoeben genannt, ihre wiſſenſchaftliche Thätigkeit auf fächfiſchem Gebiete zur Entwickelung brachten, weil die Fürſtenſchule die Univerſität zu
in
Meißen
Leipzig.
ebenſo berühmt war, als
Zwar war es noch gar nicht ſo
lange her, daß die Juriſtenfakultät einem nig , die lächerlichen
Manne, wie Leibe
Doktorpromotion verweigerte und zwar aus dem Grunde, weil derſelbe erſt zwanzig
Jahre zählte .
Der wahre Grund dieſer Verweigerung lag indeß in
dem
noch lächerlicheren Umſtande , daß Leibniß der Gemahlin des Decans die Hand nicht hatte küffen
wollen , ein Verſtoß
gegen
die Etiquette, welche die hochmüthig -dumme Dame zu ahn den verſtand . der
tüchtigſten
Deffen ungeachtet blieb Leipzig immerhin Hochſchulen
Deutſchlands und
Maßen der Magnet für alle nicht gewöhnlichen
eine
war gewiſſer Geiſter.
Vtele tüchtige Männer trieben die fachlichen Regierun gen aus dem
Lande, wenn auch nicht jedes Mal ein Verwei
fungs- Decret vorlag. - Hierzu
gehören
namentlich
der Ge
216
ſchichtsſchreiber Bünau , der Kurator der Göttinger Univerſi tät, Freiherr Gerlach Adolph von Münchhauſen , der nachbe rige preußiſche Miniſter Heyniß und noch mancher
Undere.
Wenn Sachſen dafür geſorgt hätte, dieſe Männer zu
behal
ten , wer weiß , ob es nicht einer der größten deutſchen Staa ten geworden wäre ; der intelligentefte unbedingt. Wittenberg und Leipzig den
Univerſitäten
find ſeither die ftimmangeben
hinſichtlich der
Theologie
immer geweſen ;
während die Erſtere die alte lutheriſche Orthodorie vertrat, ebenſo vertrat die Leştere die neueren theologiſchen Bewegun gen und diejenigen auf dem Das Leben
ſchönwiſſenſchaftlichen Gebiete.
der Univerſität pflanzt fich
gewöhnlich auch auf
die Bürgerſchaft über ; ſind dort tüchtige und thätige Chriften , ſo wird man ſolche auch in der Bürgerſchaft antreffen. zig liefert uns wurde es
die Beläge für unſre Behauptung .
der Sammelplaß
der meiſten
reichen
Kaufleute
aller übrigen Staaten Europas und hob dadurch den del im
Allgemeinen , wie im Beſonderen .
Leip
Erſtens
Han
Die Handelsherren
welche hier zuſammentrafen , veranlaßten einen lebhafteren Ideen austauſch, als irgend ſonſt wo. Wie aber nun der allgemeine Geift
in
Leipzig war , ebenſo ging er in's
Privatleben über.
So zeichneten ſich z. B. bereits in der legten Hälfte des fieb zehnten
Jahrhunderts
einige Häuſer
hierin
beſonders aus.
Der damalige Bürgermeiſter von Leipzig , Chriſtian von Adlershelm , war nicht nur ein ter Mann , ſondern
auch
ein
großer
Lorenz
gebildeter und gelehr Kunſtkenner.
Wenn
nun der Erſte der Bürgerſchaft eine folche Richtung einſchlägt, ſo wird bald der beſſere Theil der Bürgerſchaft ſeinem
Bei
ſpiele folgen , vorzüglich wenn er es-ſo macht, wie Adlershelm , der ſeine Kinder zu eben ſolchen kenntnißreichen Menſchen zu erziehen fich bemühte wie er ſelber war. Er war Vater von fünf Töchtern ,
217
welche er alle im
Zeichnen , Malen und andren Gegenſtänden
theils felbft unterrichtete, theils von Anderen unterrichten ließ . Er fandte fie zu
dieſem
Behufe in eine Penſions - Anſtalt
nach Holland , wo ſie auch mehrere lebende Sprachen reden lern ten . von
Wie es ſcheint, ſtand bei der Erziehung der fünf Damen Adlershelm
dem
Vater keine helfende Gattin
zur Seite,
die vielleicht ſchon früh verſtorben war, weshalb deren Auß bildung
zu
Hausfrauen
vernachläffigt geweſen
ſein
mag.
Das geht beinahe aus dem
Umſtande hervor, daß eine der
felben , welche ſich mit dem
öſterreichiſchen
persdorf bermählte,
von
Grafen von Op
demſelben verſtoßen
wurde.
Zur
Ehre der Dame wollen wir nicht annehmen , daß ein andrer Grund zu
dem
auffallenden Benehmen ihres Gemahls vors
handen geweſen iſt. Leipzig gewann ſeit dem unter der Regierung lebhafter werdenden merkantiliſcher
Jahre 1648 , vorzugsweiſe aber
Auguſt des Starken
durch den immer
Verkehr auf den Meſſen
Bedeutung.
ungemein an
Alle Beſchreibungen , die die Ges
ſchichte uns aus damaliger Zeit aufbewahrt hat, find über einſtimmend lande als
darin , daß
ſo zahlreich von
Leipzig .
kein
andrer Handelsplat
fremden
Kaufleuten
Deutſch
beſucht wurde,
Dieſer ungeheure Geſchäftsverkehr führte viele
Familien zu Reichthum , die übrigen mindeſtens zur Wohl habenheit, ſo daß Leipzig immer als eine der reichſten Städte Churſachſens bezeichnet werden mußte.
Wie wäre es fonft
auch möglich geweſen , die vielen Kontributionen und übrigen Laſten
des
ſtebenjährigen
Krieges ohne vollſtändigen
Ruin
zu ertragen ! Unter den Handelsfamilien , welche zu den reichſten von Leipzig gehörten , find beſonders der Erwähnung werty : Andreas Friedrich Apel und Caspar Boſe, die
beide
218
Rathsherren waren , und von Apel ftarb erft ſpäter.
ſtarb .
Haufe, wenn er zum Beſuch der Meſſe nach
ſeinem kam .
Leipzig
Er war jeden Fals der Bes
Auguft der Starke logirte in der
vorzugtefte von Leipzig. Regel in
Er gab zuweilen bei den zur Ehre des Stur
fürſten veranſtalteten Beluftigungen den anderen führte er auch im
So unter
Ton an .
Geburtstage des
Jahre 1714 am
Muſter
Landesherrn das ſogenannte Fiſcherſtechen nach dem der Venetianer ein . Apel hinterließ
einen Sohn , welcher wiederum
vorragende Rolle in Leipzig ſpielte und von wohnerſchaft zum dieſem
1700
denen der Legtere ſchon
der dafigen Ein
Bürgermeiſter gewählt wurde.
hinterbliebener, im
Jahre
1771 zu
eine her
Ein
von
Leipzig geborener
Sohn , Auguſt, hat ſeine Vaterſtadt durch ſeine Gelehrſamkeit verherrlichen
helfen .
Den
erſten Unterricht erhielt er
Privatlehrer , beſuchte darauf die
und begab ſich 1789 zur Univerſität. dien
beginnend und in
Doctor
der Rechte
bei dem
durch
Thomas-Schule in Leipzig In Leipzig ſeine Stu
Wittenberg beendend, ward er 1795
und trat, wie ſeine Vorfahren
Magiſtrat als
Rathsherr
ein .
ebenfalls
Doch icon
1816
ſtarb er an einer Halsentzündung , die nicht beſeitigt werden konnte , obgleich er heit ficy befand.
im
Beſiß , einer ſonſt kräftigen Geſund
Er war eine der reichſt begabten
kräftig männlicher Geiſt mußte durch
Sein
Naturen .
manche ,
zum
Theil verſchrobene Gemüthsverhältniſſe ſich hindurch kämpfen , ehe er das Wahre vom Werth dem
der
Dinge
ganzen
Falſchen unterſcheiden und den echten lernte. Dafſelbe aber erſt mit
kennen
Feuer und der Lebhaftigkeit ſeines
faßt, erklärte er fich zum
entſchiedenen Gegner alles Niedri
gen , Kleinlichen und Unfreien richtete feinen
Geiſtes er
im
menſchlichen
Leben , und
Blick unverwandt auf das Edle , Hohe und
219
Bleibende.
Mit reichen
gabe und der Kunſt zu feine
Forſchungen
ſeinem
combiniren
nach allen
Felde der Natur. niß von
Kenntniſſen , ſcharfer Beobachtungs ausgerüſtet, richtete er
Seiten
auf dem
intereffanten
Seine hinterlaſſenen Werke geben
ebenſo rieſenhaften
Zeug
Geiſt, als anch von ſei
nem edlen Streben , immer noch tüchtiger und edler zu werden . Nur ſchade, daß er fo früh ſtarb . Jahrhunderts wurde Leipzig Zu Ende des fiebzehnten auch der Mittelpunkt des deutſchen Buchhandels, der bis dahin feine Erzeugniſſe nach
Frankfurt am
Main gebracht hatte . Tri
Er hatte allerdings lange Zeit gebraucht, ehe er dieſen
umph über Frankfurt vollſtändig erkämpfte, beinahe einhun Denn ſchon aus den neunziger Jahren des dert Jahre ! fechzehnten
Jahrhunderts liegen Bücher- Stataloge aus Leipzig z. B. der erſte von 1594 allein gegen fies
vor , von denen
Nach
benhundert Bücher nennt.
kehr des Buchhandels in Leipzig.
Namen
Um's
erſten Buchhändler
fich die beiden
der. Ver
und nach ſtieg
Jahr 1595
in Leipzig
ließen
nieder;
ihre
find : Steiger und Bostopf, doch wurden , wie
bereits erwähnt, damals noch die Bücher nach Frankfurt am Main gebracht. zig
in
Später kam
Aufnahme, die ſchon
Buchhändlern
die Buchhändlermeffe zu Leip 1667
von
neunzehn
frequentirt wurde, welche auch
fremden
eine Mitthei=
lung der Büchercommiſſion unterzeichneten . Erſt ſpäter theila ten fidy die Buchhändler in zwei Klaſſen , in Verleger und Sortimenter.
Unter
felchen
beinahe gar nicht
günſtigen anders
Kulturverhältniffen
fein , als
blühendſten deutfchen Städte wurde.
daß Leipzig
konnte es eine der
Die Seelenzahl daſelbſt
betrug nach Schluß des fiebenjährigen Krieges etwa 16- bis 18,000 , bis zum
Jahre 1789 war dieſe Zahl ſchon bis auf
220
28,000 , bis
1795 auf 41,000 und bis zum
Jahre 1812
auf etwa 41,000 angewachſen . Unter Leipzigs ſonderen
gemeinnüßigen
Anſtalten
ſind
der be
Erwähnung , werth : eine Zeichnen-, Maler -
und
Architektur-Akademie , das Taubftummen - Inſtitut, die Bürger dule, die Armenanſtalt , das Waiſenhaus und das Arbeits haus für Freiwillige; ferner die ſehr ſchöne und reich aus geſtattete Rathsbibliothek, welche ſich im fo wie
die an
ſogenannten
alten
Büchern
Paulinum
Gewandhauſe befindet,
und Manuſkripten
befindliche
reiche, im
Univerſitäts - Bibliothek;
unter den Schulanſtalten : die allerdings erſt 1792 geſtiftete Freiſchule , und vor allen Im
andren
die Univerſität.
Jahre 1660 bereits erſchien
tung in Leipzig , welche den
Titel:
die erſte politiſche Zei Erſter Jahrgang der
täglich einlaufenden Kriegs- und Welthändel oder zufammengetragene unpartheiifdhe Novellen führte. Dieſe Zeitung war überhaupt das
erſte gelehrte Journal in
ganz Deutſchland und das einzige politiſche Blatt bis zum Jahre 1737. Wir haben
in
vorſtehender Abhandlung verſucht, eine
Ueberſicht der wiffenídyaftlichen Verhältniſſe Sachfens zu geben , die keineswegs, als erſchöpfend bezeichnet werden
kann und
auch von uns nicht erſchöpft werden
konnte, da uns ein ver
hältniſmäßig viel zu geringer Raum
zu Gebote ſteht. Wenn
wir aber dem
politiſchen und wiſſenſchaftlichen Aufſchwung
Sachſens einige Worte gewidmet haben , ſo erſcheint es ebenſo nothwendig; auch ſeines künſtleriſchen Aufblühens zu gedenken . Theil hatte an dieſem Deſer , welcher am
Aufblühen namentlich Adam
18. Februar 1717 zwar im
doch von ſächſiſchen Eltern geboren wurde. widmete
er
ſich
ſchon
frühzeitig
den
Friedrich
Ungariſchen , Aus Neigung
bildenden
Künſten .
-
221
Sieben
Jahre lang genoß er den Unterricht im
der Kunſtacademie in Wien Jahre wegen
einer von
und erhielt ſchon
Zeichnen auf im
achtzehnten
herrührenden Arbeit , Abra
ihm
hams Brandopfer “ die goldene Prämie.
Indeß entſchied
er ſich ſchon damals für die Malerei, und
ging 1739 nach
Dresden , wo ſich um ausgebildet hatten .
diefelbe Zeit Dietrich und Mengs
Er machte raſche und bedeutende Fort
ſchritte, beſonders in der Frescomalerei, wozu ihn Ludwig Sylveſtre
getrieben hatte.
bis weit über die Grenzen Rußland hin , nach
Kaiſerin
deſſen
Petersburg
zu
Ruf erſtreckte ſich
Sein
der
kommen .
deutſchen
bald
Lande; ſelbft nach auffordern
Anna
ihn
1744
hatte
ließ ,
er die Abſicht,
dieſen für ihn zwar ſehr ſchmeichelhaften , doch ſeinem hervor ragenden Talente. gemäßen Einladung Folge zu leiſten , als plößlich
Anna von
Während
des
ſchließlich
zu
Rußland ſtarb.
ſiebenjährigen Dahlen
beim
Die Reiſe
Krieges Grafen
befand von
unterblieb .
er
fich
aus
Bünau .
Anfangs
1763 ging er wieder nach Leipzig, woſelbſt er zum
Director
der neuen
Zeichnen-, Maler- und Architektur-Akademie er
nannt wurde, nachdem Akademie zu fürſtlichen
Profeffor der Kunſt
Dresden geworden und das Prädikat eines chur
fächfiſchen
jedoch kein
er vorher ſchon
Hofmalers erhalten
Gehalt bezog .
hatte , wofür
er
Seine Verdienſte , die er ſich als
Director der Leipziger Akademie erwarb , find bedeutend.
Er
war eben ſo groß als Bildhauer, wie als Maler. Als Menſch , Staatsbürger und Freund war Deſer wie als Das
Künſtler , und
höchſt liebenswürdig
Alter hatte weder
Thätigkeit zu ' ſchwächen vier Tage vor ſeinem auch nod vollendete .
ebenſo achtungswerth,
ſeinen Geiſt, noch vermocht.
Umgange.
Er arbeitete noch
Tode an einem Er ſtarb am
im
feine lebendige
Chriſtuskopf,
18. März 1799.
drei,
den
er
Defer
222
hinterließ weder Gattin , noch Kinder ; er hatte ſeine ganze Familie, die überhaupt nur aus zwei Söhnen beſtand, über lebt. Johann Wilhelm dachten , wurde im
Ernſt
Dietrich , deffen
wir oben
Jahre. 1712 zu Weimar geboren .
ge
Sein
Vater war der nicht unrühmlich bekannte Portrait- und Schlach tenmaler Johann Georg Dietrich. hatte
Johann Wilhelm
Ernſt das Glück , dem
guſt II. vorgeſtellt zu werden . und Geſchicklichkeit erproben zweier Stunden
in
In ſeinem achtzehnten Jahre Könige Au
Auguſt II., der ſeine Talente
wollte, befahl ihm , innerhalb
ſeiner und ſeines
Gefolges Gegenwart
ein Dianenbad von neun Figuren zu entwerfen .
Jeder Andre
würde im achtzehnten Lebensjahre ſchon gebebt haben , vor ſeinem Fürſten zu erſcheinen . Dietrich , im vollen Bewußt= ſein feines künſtleriſchen Werthes, empfand nichts von Angſt; im
Gegentheil, er ging dreift an die Ausführung der ihm übertragenen Arbeit, die er auch zur vollkommenen Zufrieden
heit
ſeines
königlichen
der erſte Stein erhielt von
zu
dieſem
Gnadengehalt.
Gönners beendete.
dem
Dadurch wurde
Gebäude ſeines Glückes
Augenblide an
ein
gelegt.
Er
jährliches königliches
Auch unter der Regierung des nachfolgenden
Königs Auguft III. erfreute
er ſich der Unterſtüßung des Hofes , ſo wie der Protektion des Grafen von Brühl , durch
welche er in den Stand geſeßt ward , die Galerie zu Salz dahlen und die wichtigſten zu
beſuchen .
Rabinete Hollands und
Kopiren , und es war ihm
einerlei, ob es Gemälde von Ra
phael Sanzio , von Mieris , Correggio doch ſcheint ihm dem
Rembrand am Meiſten
er deshalb auch am
mühte.
Man
Italieng
Er beſaß eine unglaubliche Geſchidlichkeit im
Meiſten
oder Oſtade waren , gefallen
zu
haben ,
ähnlich zu werden ſich be
darf aber keineswegs denken , daß er allein
223
mit der Nachahmung
ſich
beſchäftigte!
eigene Werke geliefert, die ſeinen
Er hat auch viele
Ruf weithin
beiten her .
verbreiteten .
ſeine meiſten Ar
Aus der Zeit von 1730 bis 1760 rührer
Um dieſe Zeit ungefähr bemerkte man
eine auf
fallende Abnahme feiner Kräfte, doch hörte ſein eiſerner Fleiß nicht auf, weshalb er auch zu kränkeln und zu fiechen begann. Die lezten
Jahre ſeines Lebens konnte er nicht mehr arbeiten
und ſtarb 1774 an
Entkräftung.
Dietrich iſt königlich-polniſcher und churfürſtlich-fächfiſcher Hofmaler, Profeffor an
der Akademie der Künſte zu Dresden ,
Director der Malerſchule an der Porzellanfabrik zu Meißen , und Mitglied geweſen .
der Akademieen
zu
Augsburg und Bologna
Dietericy, den einige Geſchichtsſchreiber noch beſon
ders nennen , iſt mit dem
von uns genannten
Dietrich iden
tiſch, welcher
die Sonderbarkeit beging , fich öfter Dietericy
zu
Die Galerie in Dresden befißt allein
ſchreiben.
Gemälde , wie auch
im
dortigen
34 ſeiner
Kupferſtich - Kabinet viele
feiner Handzeichnungen ſich befinden . Anton Raphael Mengs , der Zweite von Beiden , welche mit
Defer
faſt zu
gleicher Zeit fich auf der
Dresden ausgebildet hatten , boren .
Sein
iſt in
Dresden
Vater , ſelbſt, aber nur
Akademie zu
ſelbſt 1728 ge
ein
unbedeutender,
Künſtler, hatte von Anfang an die Abſicht, aus ihm
einen
Künſtler
Rom ,
um
zu
machen .
1741
führte
er
ihn
nach
ihn dort unter feiner ſtrengen Leitung feine in
begonnenen Studien fortſeßen den Meiſterwerken
in der
zu
laffen.
Er ließ
alten Skulptur zu
Arbeiten eines Michael Angelo
in
der
übergehn und zulegt Raphael Sanzio im
den
Dresden ihn von genialen
firtiniſchen
Kapelle
Vatikan
ſtudiren .
Unter ſolchen Verhältniſſen und ſolcher Beitung war es denn auch kein Wunder, daß Mengs ein ſo tüchtiger und genialer
224
Künſtler wurde. nach
Dresden
Arbeiten
Im
Jahre 1744 kehrten Vater und Sohn
zurück.
auf das
Auguſt
geworden war, ernannte ein anſehnliches
III., der
durch mancherlei
offenbare Talent des Legtern aufmerkſam ihn
zum
Jahrgehalt zahlen .
Hofmaler und ließ
ihm
Dabei hatte ſich Mengs
aber ausbedungen , wieder nach Rom zurückkehren zu dürfen, wohin ihn auch dies Mal ſein Vater wieder begleitete. 1748 lieferte er die erſten
ſeiner eigenen Kompofitionen , die mit
großem
Beifall entgegen
rathete
er ſich mit einem
genommen wurden .
ſchönen Landmädchen und kehrte Dresden zurück. Sein Vater blieb in Rom und
darauf nach
behielt 'nicht nur feines Sohnes auch al
1749 verhei
deffen baares Geld.
mit einander entzweit.
ganze Wirthſchaft, ſondern
Wie es ſcheint, hatten ſie ſich
Nach Dresden zurüdgekehrt, ernannte
ihn Auguſt III. zum
erſten Hofmaler und erhöhte ſein Ge
halt auf eintauſend
Thaler , das ihm
fiebenjährigen
Krieges nicht
folgte er einem er
2000
jedoch während
gezahlt werden
konnte.
des
1761
Rufe Karls III., Königs von Spanten , wo
Doppien
Jahrgehalt
bezog.
Durch
mancherlei
Widerwärtigkeiten wurde feine Geſundheit dergeſtalt unter graben , daß er um Urlaub bitten mußte , um Italien zu machen
und fich
eine Reiſe nach
dort wieder zu ſtärken .
trat er ſeine Reiſe an , hielt ſich
acht Monate in
1770 Florenz
auf und ging darauf nach Rom . Nach dreien Jahren finden wir ihn
in Madrid wieder, zwar etwas kräftiger, doch immer
noch leidend .
1775 beurlaubte ihn abermals der König zu
einer Reiſe nach Rom noch ein ſeine von er
ſelbſt .
Diplom
und ließ
ihm
underkürzt auch jest
Jahrgehalt von 3000 Scudi auszahlen . 1778 ſtarb ihm Noch
innigſt geliebte Gattin in Rom , und 1779 acht Tage nach ſeinem
des Königs von
Tode
langte
ein
Neapel an , worin er zur Einrich
225 tung einer Akademie berufen wurde.
Mengs hatte noch zwei
Schweſtern , welche unter der nämlichen des
Vaters
zu
ſich
Anleitung
ſtrengen
geſchickten Miniatur -Malerinnen
aus
gebildet hatten .
Eilfte $
apitel
Kloppſtock. - Clodius und die kurfürftliche Bibliothek in Leipzig. Die übrigen Bibliotheken . Derzeichniß der höheren Fädfiſchen Militair und Civilbeamten. – fremde Geſandten am fadfifhen Hofe. Beinahe hätten
wir
der Aufzählung
in
Geiſter Sachſens eines Mannes vergeſſen ,
der ſchönent
der zu
den
be
deutendſten Erſcheinungen der deutſchen Literatur gehört und wo Gellert, Rabener, Gottſched u . dgl. genannt werden , nicht fehlen darf, zumal da er auch noch ohnedies zu dem Freundeszirkel dieſer Männer gehörte.
engeren
Dieſer Mann
war
Friedrich Gottlieb Kloppſtod , welcher am 2. Juli 1724 zu Quedlinburg geboren wurde.
Bis zum
Jahre 1697 hatte
Sachſen die Stiftshauptmannſchaft und Erbvogtei über Qued Linburg, aus welchem
Grunde man Kloppſtock mindeſtens als
halben Sachſen bezeichnen könnte. genannten
für den Preis von Starken zahlte. * Der
Preußen erwarb in dem
Jahre die Stiftshauptmannſchaft und
Vater
300,000
des
in
Erbvogtei
Thalern , den es an Auguſt den
Rede ftehenden
Dichters war an
fänglich Kommiſſionsrath in Duedlinburg, pachtete aber ſpäter das Amt Friedeburg in der Grafſchaft Mansfeld , wo auch Bertrante Geldichte. Sachſen . 2. Bb. 15
--
-
226
unſer Kloppſtod
Jugendjahre verlebtë . 1 Der alte
die erſten
܀ ܘܣܐ
Kloppſtod
bildete
einen
entſchiedenen
Gegenſatz
zu
ſeinem
Sobne. Während der leştere ein fein gebildeter, freiſinniger und aufgeklärter Mann wurde , beſchäftigte fich
Eigenthümlichkeit indeß , die hundert
nungen , eine
Jahre
deutſchen Boden gewichen war.
ſpäter noch nicht ganz vom Sechszehn
erſtere
und Geiſtererſchei
Teufelcitiren
hauptſächlich mit Ahnungen ,
der
Gottlieb Kloppſtock
Friedrich
Jahre alt, kam
auf die Schulpforte bei Naumburg, wo fich zuerſt ſein Cha Der damalige
rakter als Menſch und als Dichter hervorthat.
Rector dieſer Anſtalt, Namens Freitag, unterſtüzte den Jüng der Ausbildung der alten
ling in
ganz vorzüglich
Sprachen
und brađite ihm eine immer größere Liebe für die klaſſiſchen bei.
Schriftſteller fich
nach
widmen .
In
Jena
war er
Stillen
im
Jahr
Nur ein
fchon
zu
mit ſeiner
blieb er hter, dann
die Bekanntſchaft mit ſeinen
ging er nach Leipzig , machte von uns bereits erwähnten
Studium
theologiſchen
fidy dem
Meſfiade beſchäftigt.
ihnen
er Schulpforte " und begab
1745 'verließ
Jena , um
Freunden und betheiligte ſich mit
gemeinſchaftlich an der Herausgabe der
; bremiſchen
Da aber bald mehrere ſeiner Freunde Leipzig
Beiträge."
verließen , fo behagte es ihm
auch nicht mehr hier , und er
beſchloß , Leipzig mit Langenſalza zu vertauſchen , wo er eine Hofmeiſterſtelle übernahm .
bei
den
Kindern
eines
feiner
Verwandten
Hier war es auch, wo er jene Fanny , die er fo
oft befungen , kennen lernte, fie liebte, von ihr jedoch keine Gegenliebe erlangen
konnte.
Bald darauf veröffentlichte
er ſeine Meffiade durch den
Druď , machte damit ungeheures Aufſehen und zog ſich das durch eben fo viele Freunde, als Feinde zu. Ein Theil ver ehrte
den
Dichter wie
einen
Propheten
und Heiligen , jah
227
fein Werk als ein Religionsbuch an und nannte feinen Namen nur mit ſcheuer Ehrfurcht." Andre, vorzüglich Theologen nach Style, behaupteten , die Religion fei durch ſeine Mef
altem
fíade entweiht, und man machte die vielfältigſten
ihn 3zum
Verſuche,
richtigen Glauben zurückzuführen . Daß hierbei auch
mancherlei Lächerlichkeiten
geboren wurden , lag nicht allein in der Natur der Sache, ſondern vornehmlich im Zeitalter . Eines Tages ſaß Kloppſtock in ſeinem
falza , um
Zimmer zu Langen
ſeine Meffiade, von der erſt die erſten
erſchienen waren , ihrem
Gefänge
Ende näher zu führen ; da trat auf
einmal ein alter , ehrwürdig ausſehender Mann zu ihm
ein ,
deni er auf den erſten Blick für einen Dorfpaſtor hielt.
Ein
Solcher war es auch Langen er
und Breiten
Nachdem
derſelbe des
unendlich viel geſprochen
hatte, rüdte
in
endlich mit ſeinem
der That !
Anliegen , das ihn
hierher geführt,
ich Sie,"
demüthig , „ um
hervor. Mindeſtens
bitte
ſagte er
Gottes und der Religion willen , laffen Sie den unter keinen Umſtänden felig ſterben ! wird, dann werden auch
Abadonna *)
Denn wenn dieſer felig
Räuber und Spigbuben nicht mehr
an ihrer Seligkeit zweifeln und um fo rückſichtsloſer in ihrem fluch würdigen Betragen fortfahren .“ ,, Ich werde," 'berfekte der Dichter lächelnd,
wenn
es
irgend geht, und Abadonna fich nicht beſſer beträgt, als bts her, verſuchen , ihn zur Hölle zu ſpediren , mache Sie indeß darauf aufmerkſam , daß der Teufel hier auch ein Wort mit: zuſprechen hat." Der ehrliche Dorfpfarrer verſtand ſehr gut die bittere Jronie , welche in Kloppſtods Worten
lag, und machte jeden =
* ) Ein abgefallener Engel. 15 *
228
falls drei Kreuze im
Stillen , bevor
er den
Dichter verließ .
Das größte Aufſehen hatte ſein Gedicht in der Schweiz ge macht ; kein Wunder, daß ihn Bodmer *) und deſſen
kommen .
aufforderten , dahin zu
Im
er dahin , wo er mit einer Urt heiliger wurde. Er ſtarb
1803 am
Freunde
Sommer 1750 reiſte Ehrfurcht empfangen
14. März zu Hamburg, nachdem
er bis dahin noch manche Auszeichnung von mehreren euro päiſchen
Höfen empfangen
hatte .
Wenn ſolche Männer, wie wir fie. nannten
Sachſen
theils durch Geburt, theils aber auch durch ihre Wirkſamkeit angehörten , ſo iſt es wohl ganz natürlich, daß diefer Staat in
geiſtiger Beziehung
ſich ungemein
heben mußte . , Leipzig
war faſt ausſchließlich der Sentralpunkt der - ſchönen Geiſter, und Dresden
ſelbſt blieb
daß der' Aufenthalt des
weit hinter
ihm
zurück; möglich,
Hofes daſelbſt die Hauptſchuld an
dieſem
Uebelſtande trägt. Es iſt zwar nicht zu verkennen , daß eben der Hof unendlich viel für die Wiſſenſchaft gethan ;
immerhin
bleibt es
Augen , wenigſtens in
aber
etwas
Gedrücktes , unter
der damaligen
ſeinen
Zeit, in : geiſtiger Bes
ziehung thätig zu ſein . Beſonders zu Anfang des achtzehnten Fahrhunderts wurden in Leipzig für Natur- und Völkerrecht, Kirchengeſchichte, arabiſche Sprache, Rechtsalterthümer u. 1. w . Profeſſuren - errichtet.
Leipzig wurde
unſtreitig
weit mehr
begünſtigt als Wittenberg , das , man möchte beinahe jagen , durdy den war.
Fiebenjährigen
Krieg
faſt in Verfall gekommen
Während die erſtere Univerſität in
jährigen
Zeitraum , von
1700 — 1800 ,
einem im
37,950 Studirenden frequentirt wurde, (alſo im 380 pro
hundert
Ganzen
von
Durdſchnitt
Jahr), cſo find in Wittenberg in der Kriegsperiode
* ) Bodmer war funfzig Jahre lang von 1725 bis 1775 Profeffor der Geſchichte in Zürich .
229
in
einem
Jahre felten
über 100 Studenten
vorhanden
ge
weſen , einmal ſogar nur deren funfzig ! Daß die Wiſſenſchaft in bob ,
Kurſadyfen
lag nicht blos daran , daß
Geifter hervorgebracht , ſondern
fidh
ungemein
ſo
és felbft fo viele tüchtige
daß
es in
feinen
Sdulen ,
beſonders den drei Fürſtenſchulen , von denen die zu Meißen die bedeutendſte war , einen guten Grund gelegt hatte; die Thomas- und die Nicolaiſchule zu Leipzig , die zu
Dresden , fo wie
die Schulen
St. Crucis
zu Weißenfels,
Chemnig,
Zeig , Schneeberg , Budiffin , Görlig und Zwickau muß man zu der vorzüglichſten rechnen . Unter den vorliegenden Umſtänden war es nicht zu ver wundern , daß
fich
audy die wiffenſchaftlichen
Bibliotheken
vermebeten , beſonders aber wurde die kurfürſtliche unter der Direction eines Seebid , König , Göße, vor allem
aber
unter Glodius auf eine bedeutende Höhe gebracht. Sämmt liche Bücher wurden zwar während des ſiebenjährigen Krieges in die Salons des Zwingers geſchafft, wahrſcheinlich , um fie nicht von dem
Feinde wegnehmen zu laſſen , und hier ſchien erſt
recht ihre Vernichtung unabweislich , da die Beamten ,die,wie alle Uebrigen , kein
Gehalt in der Kriegsperiode bezogen , fich um fie nicht weiter fümmerten . Clodius war der Einzige, deffen
Liebe zu den Büchern ihn zum ſtellte.
Er wollte ſie, um
treuen Wächter derfelben be
ſie zu retten , in das Gewölbe der
Frauenkirche fechaffen laffen , erhielt aber hierzu von
Bürgers
ſchaft und Rath die Genehmigung nicht; darauf ließ er fie in die benachbarten Kaſematten bringen . Es wäre in der That Schade um
dieſe Sammlung geweſen, die fo bedeutend
war, daß der für ſie angefertigte Katalog allein aus 103 Bänden beſtand .
Bom
Jahre 1738 bis zum
Jahre 1763 war der
Graf von Brühl Generaldirector det Bibliothek ; daß er fick
230
aber während der ſieben Kriegsjahre. gar nicht um merte , iſt
eine ſo
bekannte Thatſache, daß wir
ſie küm ihrer nur
vorübergehend gedenken wollen . - Er war in Polen und die Bibliothek in
Sachſen .
Alle übrigen Beamten
dieſes
Inſti
tuts hatten es wie ihr Chef gemacht und das Weite geſucht; nur der edle, wackere Clodius hielt treu und feft bei ſeinem Heiligthume aus. Clodius, -Chriſtian Auguſt, war in dem nämlichen zu Annaberg im
Erzgebirge geboren , in welchem
Jahre
der
Graf
Brühl das Directorat über die furfürſtliche Bibliothek erhielt. Kaum
das zehnte Lebensjahr überſchritten , zeigte er bereits
eine auffallende Studium
der
Neigung zu den
Alterthümer.
In
Wiſſenſchaften ſeinem
bezog er die Univerſität zu Leipzig, um
und zum
achtzehnten
Jahre
Theologie zu ſtudiren ;
allein eine längere Krankheit zwang ihn , nach zwei die Univerſität zu verlaſſen und zu gehen.
Nachdem
ſeinen
Eltern
Jahren
zurüdzu
er wieder hergeſtellt war, kehrte er zurüd
nach Leipzig und wurde bereits im
dreiundzwanzigſten
Jahre
als außerordentlicher Profeſſor und nebenbei an der kurfürſt lichen Bibliothek in Leipzig angeſtellt. licher Profeſſor der Philoſophie. undvierzig am
Männer.
1784 erfolgten
Tod einen
Vermählt war er mit
ſieben
Profeſſor in
ſeiner bedeu
einem
Fräulein
1
Julie Stölzel, die ihm der Vater,
Clodius iſt kaum
Jahre alt geworden ; Sachſen verlor durch ſeinen
30. November
tendſten
1764 wurde er ordent
einen Sohn gebar , der ſpäter , wie Leipzig wurde, und mehrere gute
Werke , namentlich religiöſe , lieferte. Schon vor Beginn der fiebenjährigen Kriegsperiode war die kurfürſtliche Bibliothek täglich einige Stunden lang zum Gebrauche geöffnet;,man ging fogar , wenigſtens für die das malige Zeit, ziemlich weit in der Bewilligung zur Benußung
231
der kurfürſtlichen Bücher ; denn man
ſelbſt nach außerhalb fandte
ſolche , wo ſie zu wiſſenſchaftlichen
lehrten
Arbeiten
erbeten wurden ; auch mit Manuſkripten freigebig um
eben ſo
natürlich mußten
von
Se
ging man
jedenfalls
die be
treffenden Perſonen eine entſprechende Sicherheit leiſten . glauben der
nicht, daß
Wir
irgend eine andere fürſtliche Bibliothek
kurſächfiſchen fich ähnlich
betragen hat; ſelbſt in unſerm
Jahrhundert dürfte ſchwerlich eine Bibliothek vorhanden von
welcher man
königlichen
Manuſkripte
entleihen
ſein ,
könnte ; von
der
Bibliothek in Berlin kennen wir ſogar einen fich
kürzlich erſt zugetragenen Fall, daß die Bücher herauszugeben verweigert wurden , weil derjenige, welcher ſie benußen wollte, im Dorfe Schöneberg (durch eine ununterbrochene Häuſerreihe mit Berlin verbunden ) wohnte. Auch der Univerſitatsbibliothek, ſowie der Rathsbiblios thet von Leipzig müſſen wir noch gedenken ; der erſteren wurde eine große Anzahl der hinterlaſſenen Bücher des Jo Jahre 1748 ein
hann Adolph von Sachſen - Weißenfels im verleiht; dadurch
ausſchließlichen Gebrauch der Studenten
Ihre Eröffnung zum datirte
vom
ſich bereits
nannten
Werth.
erhielt dieſelbe einen weit höheren
Bibliotheken
Jahre
befanden
1711 her. fich in
Außer
den
Leipzig noch
ge
einige
bedeutende Privatbücherſammlungen , von denen die des Grafen Heinrich von
Bünau , aus 42,000 Bänden
beſtehend , und
die Brühl'ſche , der wir früher ſchon gedachten , vorzugsweiſe genannt zu werden verdienen . Sachſen war in der damaligen deutſchen wenn
Himmel,
in
Zeit ein Glanzſtern am
Bezug auf Kunſt und Wiſſenſchaft ,
einige Künſte , z. B. die Schauſpielkunſt, auch nur
ausſchließlich vom theater im
Hofe begünſtigt wurde ; denn das Privat
Brühlſchen Garten und im
Reithauſe, auf welchem
232
nur Herren und Damen vom Hofe Vorſtellungen gaben, dürfen wir hier nur vorbeigehend Publikum
erwähnen , da auch ſie für das
unzugänglich waren.
welcher wir früher fchon
ein
Karoline Neubert, von Mal Gelegenheit
hatten , zu
reden , brachte einen neuen Abſchnitt in die Schauſpielkunſt, dem
Gottdhed dadurd , daß er gute franzöſiſche Stücke für
die deutſche Bühne bearbeitete , neuen Glanz verlieh.
Durch
den ſiebenjährigen Krieg, der überhaupt auf alle Verhältniſſe Sachfens einen nachhaltigen die
Beſtrebungen
Theater ſorgten . 1766
bekam
Eindruck ausübte, wurden auch
derjenigen
unterbrochen , welche
Erſt 1764 nahm
Leipzig
erft ein
für das
eß Stoch wieder auf und
eigenes
Schauſpielhaus.
Dresden war ein Solches ſchon 1754 erbaut.
In
Koch wurde
von der Regierung conzeſſionirt und privelegirt. Von Dresden nahm
auch Friedrich II. 1741 den bekannten Flötiſten Quanz
mit nach Berlin , welcher 1716 bis 1718
als Stadpfeifer
gefelle hierfelbft beſchäftigt wurde, ſpäter nach Warſchau und dann 1724 nad Italien ging. Von langjährigen Reifen in Dres den wieder angelangt, erhielt er eine Anſtellung bei der kurfürſt lichen Kapelle , bis ihn endlich 1741 Friedrich II. für ſich gewann. regiert worden , wie
es
vorzügliche Künſtler und Gelehrte hatte, fchwerlich hätte
es
Wäre Sachſen
fo vortrefflich
fich von Preußen den Rang ablaufen laſſen . Hinſichtlich der Kunſt und der Wiffenſchaft ließ es nichts zu wünſchen übrig.
Die befte und wahrheitsgetreuſte Schilderung liefert
van Loen , welcher im
In
Jahre 1718 von Dresden ſchreibt :
Die Stadt Dresden
deint gleichſam
nur ein
großes
Luftgebäude zu ſein , worin fich alle Erfindungen der Bau kunſt angenehm mit einander vermiſchen und doch beſonders betraditen
laffen .
Gin
Monate zuzubringen .
Fremder Es
hat
dier damit ein
paar
iſt keine Kunſt in der Welt
NE 233
zu finden , davon man hier nicht ausnehmende Meis fterftüde erblidt. u. ſ. w .
Hier giebt eg
immer Mastes
raden , Helden- und Liebesgeſchichten , verirrte Ritter, Abentener, Wirthſchaften, Schüßen-undSchäferſpiele , Striegs- und Friedens Aufzüge, Ceremonien , Srimaffen , fchöne Raritäten u . ſ. w ., kurz, Alles ſpielt, man ſteht zu, fpielt mit, man wird ſelbſt geſpielt !" Auch die Lady Montague ſagt in ihren zu London 1789 erſchienenen
Briefen Aehnliches von Sachſen.de
Für Verbeſſerung der Landſtraßen wurde unter den
bet
den Regierungen Auguſts des Starkett und ſeines Nachfolgers ebenfalls dadurch viel gethan , daß der Kommiffar Adam ken
fand- und Grenz
Friedrich Zürner unter Auguſt dem
Star
die Ausmeſſung des Landes und die Verbeſſerung der
Straßen vornehmen mußte .
Ein
tüchtigerer Mann zu dies
fem
Zwede hätte nicht gefunden werden können . Von 1714 big 1742 , wo er zu Dresden ftarb , verwaltete er ſein Amt
zur Zufriedenheit ſeiner fürſtlichen Gebieter, denen
freilich die
Durchführung
diefer Maßregel etwa eine Tonne Goldes ge
Loftet hatte .
Daß troßdem
Vechältniß zu
jest wenig angenehm
mehr an
im
Allgemeinen
die Wege im
zu paſſiren waren , lag der Schwierigkeit, die zuſammenwirkende. Umſtände
wegguräumen , als an der Unfähigkeit der Beamten und dem guten Willen
der beiden Kurfürſten ; auch hatte der genannte
Land- und Grenz-Kommiſſar immer auch noch
Privat-Rüd
fichten zu nehmen , wie der bekannte Miniſteweg in der Laufig beweiſt. men
Dieſer
hatte einen vollendeten Bogengang
und nur aus dem
Grunde, weil
bekoma
er hauptſächlich
nur
für den Grafen Brühl beſtimmt war , damit derfelbe beques met auf feine daſelbſt befindlichen Güter gelangen Darum
konnte.
hieß dieſer Weg auch nur die Miniſterſtraße, uc en
Nach der Bequemlichkeit des Publikums wurde vom
Gra
*qa -
234
Fen Brühl wenig gefragt. Dies bewies er auch deutlich bei Ein richtungen von
Poſten ; während für den öffentlichen
Verkehr
ganz nothwendige unterblieben und keine Reclamationen Seis tens der Betheiligten
eine Aenderung hierin
erzielten , cour :
firte nach der Brühl'ſchen Beſigung Pförten
zwei Mal wör
chentlich
eine Poft.
Andere.
So etwas
Alles, alſo: nur für Brühl, nichts
für
geſchah
das
indeß
nicht blos damals ,
kommt noch heute und zwar in Staaten ein
vor, deren Volk als
intelligentes bezeichnet wird. In einem
Lande, wo, wie in Sachſen , Kunſt und Wif
ſenſchaften blühen , läßt ſich kaum
bezweifeln , daß nicht auch
die andren
Zweige menſchlicher Thätigkeit im
weſen ſein
ſollten .
ſich im
Mögen
immerhin
in
Schwünge gez,
einzelnen
Sachen
einzelne Städte beſonders ausgezeichnet haben ; ſo wird Allgemeinen
immer nur ein blühender Zuſtand des Han
dels, und der Gewerbe zu bemerken geweſen ſein :
Dies wird
theilweis ſchon dadurch bewieſen , daß das ſächſiſche Volt wäb rend des fiebenjährigen Krieges ſtets- im
Stande geweſen iſt,
die ungeheuren . Forderungen
II. zu
Friedrich
befriedigen .
Hätten nicht alle Stände in Wohlhabenheit fich
befunden ,
fie würden es wohl haben bleiben laſſen müſſen . Ein Blick, den wir auf den damaligen Sof- und Militair-Etat werfen , überzeugt uns von der Richtigkeit unſrer Anſicht, beſonders, wenn wir bedenken , daß, da Graf Brühl allein 52,000 Thlr. jährlich bezog, die Uebrigen ebenfalls nicht unbedeutende Sums men empfangen haben können .
Ein Volt aber, das ſo foſt
bare Beamten erhalten kann , muß im Ganzen henden
Verhältniſſen
1 ! Im ſächſiſchen als Hofchargen : $ 1 . Graf von
ſich im
blü
befinden . Staatskalender
für 1757 befinden
Brühl, Dberkämmeter.
ſich
235
2. Ferdinand
Chriſtoph
Gerhard
von
Wehlen , Ober
ſtallmeiſter. 3. Graf von Einſiedel, erſter Hofmarſchall. 4. 4. Graf von Wolfersdorf, Oberhofjägermeiſter. 5. Schönberg, zweiter Hofmarſchall. 6.
Boſe, Oberſchenk.
7 , Graf Mar Hrezan , Oberfalkenmeiſter. 8. 9.
Thaddäus von Meagher , Schweizerhauptmann, Graf Callenberg, Generalpoſtmeiſter . -
"
10.
Karl Friedrich von
Schönberg , dritter Hofmarſchall .
11.
Karl Heinrich von Dieskau , Vergnügungêdirector. Hé
Außerdem noch 103 Kammerjunker, 25 Pagen, 132 Kam merherren und
16
Geheime Kämmeriere.
1.
Hofſtaat der Königin - Kurfürftin : Graf Franz farl von Wratislaw .
2.
Baron von Weffenberg, Kabinetsminiſter.;
3. Gräfin 4.
Rollowrat, (Mutter
der Gräfin von Brühl).
Baroneſſe Anna von Rohr, Hofmeiſterin ."
;
5. Zwei Kammerfräulein und fünf Hofdamen . Außerdem deren
kommen noch an Sivil- , Miniſterial und an
Beamten : 9 Konferenzminiſter , ftabinetsminiſter ,
5
53 Geheime Räthe, 45 Kriegsräthe, 77 Kammerräthe, 79 Hofräthe, 28 Appellationsräthe, 15 Acciſeräthe , 23 Bergräthe, 2 Geheime Legationsräthe,
236
24
Legationsräthe,
16 Kammer-Kommiſſionsräthe, 35 Kommerzienräthe, 73 Kommiffionsräthe, 7 Titularräthe. Für die Ober- und Niederlauſiß, ſo wie für die Stifte Meißen , Merſeburg und Naumburg war weder hinſichtlich der Verfaſſungen , noch der Beamten
eine Veränderung bisa
her vorgenommen worden ; daſſelbe muß von
1
ten
Mansfeld , Henneberg , Barby u .
In dieſen Landestheilen fungirten im
der
Graffchaf
. w . geſagt werden . Ganzen :
2 Landeshauptleute, 1 Oberamtshauptmann , 1 Präſident der Oberamtsregterung, 1 Stiftshauptmann , 2 Directoren
des Kammerkollegti,
3 Kanzler , 4 Oberauffeher, ebenfalls Herren vom Außerdem
pel.
noch in den ſteben übrigen Kreiſen des Lan
des 13 Kreishauptleute und 31 Amtshauptleute, gleichfals adlige Herren .
In der Armee , die , wie wir früher berichtet haben , zu Anfang des
ſiebenjährigen Krieges nút aus
beſtand, kommen
17,000 Mann
folgende Offiziere vor :
1 Generalfeldmarſchal , 12 Generale , 16
Generallieutenants,
33
Generalmajors,
86 Oberſten , 168 Generale
und
Oberſten
zuſammen
auf
17,000 Mann ; Majors und Hauptleute find hier noch gar
237
nicht mit aufgeführt, aber nannten
auch ohne dieſe koſteten
Staabsoffiziere wahrſcheinlich
2
die ge
bis 3 Mal mehr,
als die ganzen fächfiſchen Truppen . Und überall finden wir Brühl mit darunter verzeichnet , gewiß nicht um den Dienſt des Amtes, zu nur um
thun , in
die Einnahmen
können .
welchem
er aufgeführt iſt, ſondern
deffelben in ſeine Taſche ſteden
der Armee war er z. B. als
In
zu
Infanterie-Gene
ral notirt. Nicht nur im
Innern , ſondern
auch nach Außen war
der ſächſiſche Staat an Beamten überaus ſtark vertreten . 3. B .: 1. Baron Bernhard von Zech, Geſandter in Wien , wurde 11745 als Conferenzminiſter gegraft . 2.
Johann Friedrid , Graf von Schönberg , Geſandter in Regensburg, ging zwar 1742 als fächlicher Abgeord
1; neter zur Staiſerwahl nach Frankfurt am Main , war gleichwohl noch 1747 auf ſeinem
Regensburger Gez
fandtſchaftspoſten . 3.
{ L
Friedrich Gotthard von Bülow , Geſandter in
floß 1745 den Frieden von
Berlin ,
Dresden ab, kehrte zurück
? nach Berlin , blieb bis 1756 in ſeiner Funktion
3.5
felbſt und wurde vom Wilibald , abgelöſt.
da
Grafen von Gersdorf, Nicolaus Als Reſident neben Bülow bis
1:21745 funginte der bekannte Aociferath Sipmann , deffen
";s sit still
i
leßte öffentliche Stellung
es war, weil Friedrich II.
feine Weiterberwendung im
Staatsdienſt ſich verbeten
a hatte; gleichwohl wurde er vom dem
heimer
oberſte Beamte der geheimen
dem
Brühl,
waren , im
Ges
immer noch verwendet; ifo - z. B. war er der
miſſion in **
Grafen von
folche Handlanger unentbehrlid
Dresden .
Brieferöffnungs - Com
Erſt nachdem rer zu übermüthig
allgewaltigen Miniſter gegenüber zu treten fich
238
erlaubté , entließ ,81
ihn
derſelbe.
Er begab ſich nach
Hamburg und ſtarb dafelbſt am der größten
t's " IT !
!"
!!! $ 23
26. März 1780
in
Dürftigkeit.
Sipmann war 1704 oder 1705. geboren
und schon
1729 Auditeur bei der polniſch-fächftfchen Carabiniet garde. Hier wurde der Premierminiſter auf ihn auf merkſami, nahm ihn, Behufe Führung der franzöſiſchen Correspondenz zu fich , lehrte ihn , wie man Briefe
11 öffnen könne, ohne entdeckt zu werden und beauftragte ihn , die wichtig ſcheinenden Poſtbriefe in dieſer Weife zu benügen , weshalb
er ihn auch nach Lublin
ſandte.
In Warſchau war eine derartige geheime Grpedition errichtet, an Im
deren Spiße
Sipmann geſtellt wurde.
Jahre 1738 erhielt er das Departement der Bitt
ſdriften
im
geheimen
Kabinet, ging darauf mit dem
Hofe nach Dresden und wurde zum wirklichen Hofrath ernannt.
1740 trat er ſeine Stellung als Reſident
1
in
Berlin ' an , von wo er wegen feiner dem
Könige
von Preußen mißliebigen
Geſinnung im
Juli 1745
abberufen werden mußte.
Jegt begann feine Thätig
,, keit im von
Erbrechen der,' namentlich preußlicher, Briefe
Neuem , wobei ihm
***Is , aſſiſtirfe. li
-
Grafen
der Hauptmann von Scheel
Sipmann ' ward in
ſeinem
von Brühl gegenüber dieſem
pofteblicher, weshalb derſelbe im
Benehmen dem immer unaus
Jahre 1750 ſeine Ent
. !! **** laffung decretirte , feine Papiere mit Beſchlag belegen 11! *
app '?
und eine Unterſuchung wider ihn
einleiten
ließ.
Um
fich zu ſichern , ließ ihn der Graf von Brühl einen Eid darüber leiſten , daß er von der Unterſuchung
1 : ? ;1' nichts veröffentlichen wolle . Hierauf fperrte er ihn Ci auf dem Hohenſtein ein . Die innere Wuth , welche
239
Sipmann wegen der ihm
von ſeinem Chef zugefügten
Kränkungen empfand, hatterihn leidend gemacht, und er bat deshalb um
die Erlaubniß , zur Stärkung feiner
Geſundheit nach Teplig reifen zu dürfen , die ihm nicht verweigert wurde.
Aus gleichem
Grunde wurde ihm
ir í auch eine Reiſe nad Hamburg genehmigt, wo er end lich nach beinahe dreißigjährigem elend ſtarb.
Aufenthalt arm
und
Neben dem Grafen von Gersdorf war Georg Wil ritid
helm
von Walther Reſident in Berlin .
4.» ' Johann Advlph , Graf von Loß , zuerſt Gefandter in London , dann 1741 in München und endlich Vertre ters feines Landes am
Hofe zu Paris. '
Ihm
folgten
si in München : 350
!
a ) Graf Nicolaus Willibald von
Gersdorf.
b ) Graf Ludwig Siegfried Bigthum , nahm ſpäter auch in Paris des Grafen Lob ' Stelle ein . c ) Graf Auguſt Reinike Karl Sallenberg - Iahnishau ſen , welcher ſpäter fächfiſcher Vertreter am Kopen
i
for
bagener Hofe war. :
I'3 : 5 . Hans Møriş , Graf von ... Miniſters gleichen
ſpäter : ſehr lange 6.
Brühl, ein Bruderfohn des
Namens, 1742 Geſandter in Cöln ,
Jahre in London . ' :
Legationsſecretair Hübner , 1742. Reſident in Frank
furt am Main . 97:19.
Legationsrath von der Lieth , im gleicher Funktion in Hamburg .
nämlichen
Jahre in .
8. Sichard von Sichardshofen, deffen Ahnherren Seiden fabrikanten
waren
und zu
Nürnberg wohnten ; er
wurde 1734 von Auguſt III. in
den Adelsſtand ge
240
hoben und 1742.zum Reſidenten in ſeiner Vaterſtadt (Mürnberg) ernannt.
Johann David von Walther , 1747 Reſident in Breslau .
9.
10. Heinrich
abgelöſt
1733 ,
bis
Bünau
von
im
Jahre 1734 vom : Grafen
Johann Adolph von Loß, derſelbe, welcher
ſpäter Geſandter in München und Paris wurde.
Dieſem
folgte 1738 :
a ) Baron
von Söhlendahl,
b ) Geheimer-Rath Adam
Andreas von Uttenrodt, 1742,
c ) Baron von Söhlendahl, zum d ) Baron von Hohberg im
zweiten Male,
Jahre 1747,
e ) Karl Georg Friedrich, Graf von Flemming, deffen Vater
im
Jahre 1697 dem
Kurfürften die pol
niſche Krone verſchaffte. Von 1763 an war der Graf Hans Moriß von Brühl,
>
als Geſandten
deffen wir unter Nr. 5
in Cöln
ge
dachten , Geſandter in London . 11.
Johann
Heinrich Stauderbach,
zu
Meißen
wo ſein Vater Kantor war, 1759 Geſandter im wurde 1766 penfionirt.
zurüďgerufen Starb
in
1200
und mit
Leipzig um's
12. Adolph von Bertry , Reſident in
geboren , Haag, Thalern
Jahr 1785.
Amſterdam .
13. Graf Johann Joſeph Kolowrat , Brühls Schwager, Geſandter in Madrid .
*
14. Für
Komfungirten
1742
vier
geſandtſchaftliche
Perſonen : 1.
laboſcht, als Suffragan Miniſter,5
2. Graf Lagnasco, als Miniſter, 3.
Baron von
Peſchet, als Minifterreſident,
4. Zuchet, als Reſident.
241
15.
Petersburg
In
war
das
Geſandtſchaftsperſonal
fo '
ftark, wie in Rom : 1. Graf Moriz
von
Rußland befonders begünſtigt ;
Jahre 1736 an bevollmächtigter Mini
war vom fter am
Starl fynar, feiner Schönheit wegen
von
Anna
ruſſiſchen
2. Baron von und Oberft.
Hofe.
Gersdorf , Miniſter , Kammerherr
3. Graf Oginski , vertrat als Geſandter den polo niſchen Hof. Johann Sigismund
4.
Pezold ,
Legationsſecretair,
1747 geadelt, 1748 Reſident in Wien . Dem ſchönen Grafen Lynar folgte nach dem Sturze Annas der bereits genannte Graf von Gersdorf, dann 1747
kam
der
Graf Ludwig
welcher 1768 nach Wien aber ſchon
Siegfried
Vigthum ,
gefandt wurde , nachdem
er
Geſandtſchaftspoſten
in
lange zuvor den
Petersburg niedergelegt hatte.
In dieſer legten Eigens
ſchaft folgte ihm Alerander von funt bis Ende 1762 ; von
1763 an
Karl von der Oſten -Saden .
16. Helmuth von Pleß , 1742 Geſandter deffen daß
Schidſale er in dem
dadurch
in
Kopenhagen ,
bemerkenswerth
geworden ,
Augenblic , wo er 1761 von feinen
in Medlenburg liegenden Gütern durch die Preußen als Geißel fortgeführt werden ſollte, aus Angſt augenblidlich todt niederfiel. 17.
Ihm folgte am
Hofe zu Kopenhagen :
Ulrich von Spenner.
18. Stadtnißki, Nefident in Konſtantinopel 1742. 19. Graf Bolza in Genua und Mailand 1747, ſtarb 1782
zu
Dresden .
20. Peter von Waſt, Reſident in Bertraute Geſchichte . Samſen . 2. Bd.
Danzig . 16
242
ſeine Achtung und
Es war natürlich , wenn Sachſen Sympathie den an den
fremden Höfen auf eine ſo glänzende Weiſe
Tag zu legen bemüht war, dieſe nicht anders konn
ten , als in gleicher Art ſich in Dresden
repräſentiren
zu laſ
Gegen vierzig fremde Geſandten allein befanden ſich in Von der Zeit von 1740 bis 1747 oder 48 in Dresden .
ſen .
ihnen wollen wir hier nur den Geſandten des ruffiſchen Hofes nennen , Graf Friedrich Ludwig von Solms-Wilden fels, in Königsberg in Preußen geboren und anfänglich von feinem Vater , der preußiſcher General war , für die militä riſche
Laufbahn
beſtimmt.
und heirathete
deffen
Tochter.
Militair Feldmar
ruffiſchen
Dienſte , ward Adjutant des bekannten chals Münnich
ruſſiſche
Er trat in
Er verließ
die militairiſche Laufbahn , ward Diplomat und ging als Geſandter nach Sachſen , das er nicht wieder verließ. Er ſtarb 1780
im
mer Rath.
Seine Wohlthätigkeit hatte ihm
derjenigen
Erzgebirge als Kreishauptmann und gehei
erworben , welche ihn kannten .
eine Freimaurer-loge zu Sachſenfeld.
Im
die Liebe aller Auch gründete er Jahre 1736 , wo
er feinen Geſandtſchaftspoſten niederlegte , folgte ihm länder Graf Kayſerling, welcher
ehedem
der Kur
Profeſſor an der
Königsberger Univerſität war. Später fungirte derſelbe hin ter einander in Berlin , Wien und Warſchau , woſelbſt er auch im
Jahre 1764 ſtarb.
Könige
Bei der Wahl Stanislaus II. zum
von Polen foll er auf Wunſch der ruſſiſchen Kaiſe
rin Statharina II., deren Günſtling Stanislaus (Pontatowsky ) war , ſehr ſtark betheiligt und die Wahl hauptſächlich durch gebracht haben .
Polen
kann
ihm
für dieſe feine
Thätig
keit nicht dankbar ſein . Wenngleich der neue König einer der liebenswürdigſten gebildetſten Männer und ſeiner Zeit war , den reinſten
Eifer für das Wohl feines Vaterlan
243
des zeigte und für weiſe Gefeße und eine vernünftige Rechts pflege ſorgte, ſo fehlten ihm kraft, um
ſich auf einem
doch Seelenſtärke und Willens Throne zu
behaupten
und einen (damals ) unbändigen Adel zu zügeln .
wankenden
Er veran
laßte die Theilung feines Vaterlandes im ſeine Unfähigkeit , die
polniſche Nation
Kayſerling für ſeine Wahl gleich
auch
Jahre 1772 durch
zu regieren , und da
gearbeitet, ſo hat er damit zu
für die Theilung
Polens
gewirkt.
für ihn , daß er den Untergang des polniſchen mehr erlebte.
Ein
Glück
Reiches nicht
frostsky zostafrigteit
Topnepoheitskool
?
។។។ ក៏ពូជ
,103,894 ***
16 *
VI.
Friedrich
Chrifti a n .
(1763.) 3 wö If te s
Kapitel
Friedrich Chriftian als #ind, Süngling und mann . – Maria Anto nia von Bayern . Nicolo Porporo . Katharina Mingotti. Graf Wackerbarth - Salmour. Herr von Wackerbarth . Friedrich Chriftian ftirbt. Seine Kinder . am
Dem
5. October 1763 geſtorbenen Könige von Po
len und Kurfürſten von Sachſen , Auguſt III., folgte in der Regierung Sachſens ſein Sohn am
5. September
Jahre zählte .
1722
geboren , jegt
einundvierzig
alſo
Wir haben bereits in den früheren
ten dieſes Buches auf die edlen aufmerkſam
Friedrich Chriſtian , welcher
gemacht.
Gewiß
Geſinnungen
hätte Sachſen
Abſchnit
dieſes Fürſten in ihm , würde
ſeine Regierung länger gedauert haben , einen wahren Landes vater erhalten
haben , dem
lag , ſeine Nation von geneſen zu laſſen .
es vor allen Dingen
den blutenden Wunden
am
Herzen
des Krieges
Unzweifelhaft würde er ein ganz andres
Regierungsſyſtem befolgt haben , als das ſeines königlichen Vaters . Die Wunden , welche ſeinem Volke beigebracht waren , bluteten
im
eigenen
Herzen
ſo lange nach, bis ſich daſſelbe
verblutet hatte und zu ſchlagen aufhörte.
245
Die
ſtrone Sachſens
nahm
auf die Strone Polens indeß lich , fie nur ihm ſchen
in
dem
ſofort an ;
er
Bezug
in
erklärte er laut und unverfäng
Falle annehmen zu wollen , wenn ſie deut
(von Rußland) angetragen würde und die übrigen Mächte keinen Widerſpruch
ſtete lieber auf Polen
erringen .
ein Mann mit ſolchem
Er leis
1
ſeiner Waffen zu
erheben .
dagegen
Verzicht , als es ſich mit der Macht Wir wollen gern zugeben , daß
Herzen und ſolchen
Geſinnungen
die Vergrößerung eines Staates untauglich iſt.
für
Aber iſt es
denn durchaus nothwendig, daß ein Staat vergrößert werde ? Kann überhaupt eine Vergrößerung des Einen Statt finden , ohne
die Verkleinerung des Anderen ?
war jeden
Friedrich
Chriſtian
Falls ein edler , braver Fürſt, der eine Zierde ſeis
nes Landes geworden wäre und unter deſſen milden Scepter daſſelbe wieder aufblühen
konnte.
Friedrich Chriſtian ähnelte in Großvater, noch ſeinem
keiner Weiſe weder ſeinem
Vater; von ſeinen
erſten Lebensjah
ren an, hatte er keine dauerhafte Geſundheit gehabt, und es mag wohl meiſt in ſeinem leidenden Zuſtande gelegen haben , daß er ſo weichfühlend geweſen iſt. Er litt an einem Rüd gratsübel, das er mit zur Welt gebracht hatte. Seine Mut ter hatte ſich, in guter Hoffnung lebend und auf einer Jago fich befindend, über ein angeſchoſſenes und noch flüchtiges Reh dergeſtalt erſchrođen , daß fie einen Knaben gebar, der beinahe budlig war und wirkliche Rehbeine hatte , obgleich Bruſt, Arme und Kopf wohlgebildet erſchienen . Daß man bei dem
traurigen
Uebel des
Thronfolgers
alle berühmte Aerzte Europas zuſammen rief, läßt ſich den ken ; daß ſeiner aber von
ihnen
ein Mittel zu ſeiner Heiz
lung entdecken konnte, giebt die beſte Auskunft von der Uns fähigkeit der mediziniſchen Wiſſenſchaft. Man machte es, wie
11
246
es audy noch heute
geſchieht, wenn man ſeine eigene Unge
ſchicklichkeit eingeſtehen muß , man ſchickte den jungen Prinzen Friedrich Chriſtian
in die Bäder von Teplig und von
Ischia ,
ungeachtet man wiſſen konnte und mußte, daß ſie ihm helfen würden .
nicht
Seine Mutter, welche die Oberleiterin
ſei
ner Erziehung war, erklärte ihn für regierungsunfähig und ließ kein Mittel unverſucht, ihn zur Entſagung zu veranlaſ ſen und den ter
geiſtlichen
behauptete
Chriſtian
Stand zu wählen .
tropdem ,
fie liebe dieſen
Und dieſe Mut Sohn.
Friedrich
zeigte jedoch nicht die geringſte Luſt , die Wünſche
ſeiner Mutter zu befriedigen . Bis zu ſeinem Prinzen
neunten
Jahre leitete die Erziehung des
der Graf von Moszinski, wo derſelbe. Oberfalken
meiſter wurde und ſeine Stellung barth-Salmour,
Joſeph Anton
fich hohe Verdienſte um erwarb.
Zu
dem
Grafen
Gabaleoni, überließ , welcher
die Ausbildung Friedrich Chriſtians
gleicher Zeit wurde als
Inſpektor des Prinzen
beſtellt : der Appellationsrath Karl Wilhelm im
den Adelſtand
Jahre 1749 in
erhoben
iſt.
von Wader
Gärtner, welcher
und zum
Reichshofrath
Wo ſo tüchtige, gebildete und redlich denkende
Männer, wie die genannten , wirken , da
konnte man auch
mit Sicherheit auf ein
erfreuliches
rechnen .
Chriſtian war, war er ausſchließlich
Was Friedrich
Reſultat ihres Wirkens
durch ſie geworden . In ſeinem fünfundzwanzigſten Jahre dachte die nimmer müde Mutter einen
Erben
Wahl blieb
an
eine
Vermählung ihres Sohnes , um
des fächfiſchen ſie
bei
Karl VII. ftehen. dreiundzwanzig
der
Throneß zu forgen.
Tochter
des
verſtorbenen
In
für ihrer
Kaiſers
Maria Antonia , kaiſerlichen Blutes und
Jahre alt, mußte ſich ſehr gut für den miß
geſtaltenen Kurprinzen paffen . Man war bemüht, zwei Ge
247
genfäße zu vereinen , in
der Hoffnung , daraus eine glüdliche
Ehe hervorgehen zu ſehen . Maria Antonia hatte mehr von der Galanterie ihres Mutter
geerbt.
Die
Vaters , als von der Häßlichkeit ihrer Galanterien
Erzeugers grenzten
ihres
oft an das Triviale. Luftſchloſſe Nymphenburg ,
So hatte er z. B. in ſeinem
bei München , die ſogenannte Badenburg erbauen laſſen , wo er mit ſeinen Damen
unter dem
Spiel einer verführe
riſchen Muſik gewöhnlich badete , ' einmal befanden ihm zuſammen ſechszehn
dieſem
in
Damen
ſich mit
Bade.
Daß die Mutter Friedrich Chriſtians gerade ihr Auge auf dieſe Prinzeſſin richtete, kann ſie in den Augen anderer Mütter nur verdunkeln . Maria Antonia war nicht ſchön , denn , wie bereits geſagt, fie hatte Etwas von der Häßlich keit ihrer Mutter geerbt; außerdem von
den Poden
war
fie früher
einmal
befallen , die verſchiedene Narben auf ihrem
Gefichte zurückgelaſſen
hatten ; auch Figur hatte dieſe Prin
zeffin wenig ; fie war klein und ungeſtalten gebaut, dagegen zeigte ſich bei ihr der ganze Geiſt ihres Vaters, ſeine Nei= gungen und auch ſeine Thorheiten , wie er fie in vergangenen Zeiten
geliebt.
Maria
Antonia
hatte
Anſpruch
auf das
Prädikat „ klug“, und ſie wäre gewiß eine ausgezeichnete Per fon geworden , deren Namen
die Nachwelt mit Achtung ge
nannt haben würde, hätte ſie eben nicht fo viele Thorheiten begangen , die ſich in jeder Weiſe durch ihr ſchamloſes Bes tragen bewahrheiteten.
So befand
ſie
ſich z. B. einmal
am Hofe (fie war bereits Wittwe) und machte mit mehreren Herren
ein Kartenſpiel.
Plößlich erhebt ſie ſich von
Siße, und ohne irgend Etwas
ihrem
zu ihrer Entſchuldigung her
vorzubringen , entfernte fie fich.
Nach geraumer Zeit nahm
fie ihren
ein
früheren
Plaß wieder
und ſagte lächelnd zu
248
einem
neben
ihr ſigenden Herrn , der unzweifelhaft zu den
Vertrauteren
ihres Umganges gehörten .
„ J'ai pris médicine aujourd'hui !“ Ein beſſeres Urtheil, als in bätte
kein
Menſch
dieſer cyniſchen Rede liegt,
über Maria
Antonia
abgeben
können .
Alle Zeitgenoſſen , die vermöge ihrer diſtinguirten Stellung , welche ſie in der Geſellſchaft einnahmen, Gelegenheit gehabt, die nähere Bekanntſchaft dieſer Rurfürſtin - Wittwe zu machen , ſtimmen darin überein , daß fie am Fremden
am
Hofe zu
Mindeſtens doch ein
Dresden
Meiſten es verſtand, die
angenehm
zu
unterhalten .
Verdienſt, was die Geſchichte uns von
dieſer Dame aufbewahrt hat. Man
darf
übrigens
keineßwegs
annehmen , ihres
daß
die
fürſtliche Wittwe erſt nach dem
Tode
Gemahls in die
fer Weiſe fich betrug ; ſchon am
väterlichen Hofe zu München
ſpracy man von der , liebenswürdigkeit “ der Prinzeſſin Maria Antonia ! Sie hatte eine förmliche Sucht, fich auffallend zu machen , und wollte hinter keiner anderen deutſchen Fürſtin zurückbleiben ; dieſe Sucht mag allerdings durch den Umſtand entſtanden ſeinem
ſein , daß
ihr Vater die deutſche Kaiſerkrone auf
Haupte hatte, was ſie ſelbft in ihren eigenen Augen
ungleich höher ſtellen mußte , als die übrigen
Fürſtinnen
der
deutſchen Lande. Im
Jahre 1739 hatte
die ebenſo
geiſtreiche , als edle
Herzogin Louiſe Dorothea von Gotha den Orden des her mites de bonne humeur geſtiftet; Maria Antonia ahmte derſelben
nach,
indem
ſie den
Drøen La compagnie des alles aber nur,
Incas ou L'ordre de l'amité errichtete,
um
die Aufmerkſamkeit der Menſchen
Ihr Brnder,
der
ihrem
Kurwürde , aber nicht im
1745
auf ſich
zu
lenken .
verſtorbenen Vater in der Kaiſerreich gefolgt war, (Maria
249
Thereſia war Kaiſerin geworden ) wurde von ihr zum Mit gliede dieſes Kanzler
Ordens, und der Fürſt von
deſſelben
ernannt.
Siegel, in welchem lité mêne.
Am
Drden
Der
man rundherum
Fürſtenberg zum führte ein
eigenes
leſen konnte : La fide
6. Juni 1745 wurde das erſte Ordenoca
pitel feierlich abgehalten , in welchem
zwei
jährliche Ordens
feſte für beſtimmt feſtgeſeßt wurden und zu denen man den Geburts- und den 13. und einem
Tauftag Maria Antonias wählte :
18. Juni.
Ringe, der am
Das Zeichen
des
den
Drdens beſtand
in
linken kleinen Finger getragen werden
follte und die doppelte Inſchrift zeigte : L'ordre de l'amitè und Maria Antonia . Die Gefeße des Ordens verlangten nicht blos unvergängliche Freundſchaft, ſondern
auch
ewige Verid wiegenheit. Die Stiftung dieſes Ordens , fo wie die dabei von der hohen als
Stifterin
beobachteten
eine nach Romantik
Formalitäten
laſſen
baſchende Perſon
würde ſie andere Beiſpiele an
dem
dieſe felbft
erkennen ,
und
Hofe ihres Erzeugers er
lebt haben , wer weiß , ob edelſten
ſich ihr Charakter nicht in der Weiſe ausgebildet haben würde, ſo aber wurde der
felbe vollſtändig
verfuſcht.
Die
Verbindung
des
Ordens
gab übrigens Maria Antonia auch als Kurfürften von Sach fen
nicht auf; ſelbſt als
Puppe.
In
den
von Merdelin der
regelmäßig
Jahren
in
Wittwe ſpielte ſie noch mit dieſer 1749 und 1750 war der Baron
Dresden von ihr zum ſeine
München , Fürſt von
Die Herzogin
Berichte dem
Vicekanzler beſtellt,
wirklichen
Kanzler
in
Fürſtenberg, einzuſenden hatte. von Kurland entwirft ein häßliches Bild
von Maria Antonia, in welchem
ſie behauptet , daß diefelbe
gleich nach ihrer Ankunft in Dresden Jagd auf den König gemacht habe, was aber ohne
allen
Erfolg geblieben ſei.
250
Auguſt daß
III. fol ſogar
darüber
fo, entrüſtet geweſen
fie -niemals wieder feine Gunft gewinnen
dieſer Angriff ihr verloren gehen
aus
ſein ,
konnte, die
ließ .
Dieſer herzogliche Bericht ſcheint ſehr übertrieben
und
Neid , Ungunſt und Bosheit hervorgegangen
ſein .
zu
Denn Maria Antonia mochte ſein , wie ſie wollte , ſo war fie zu
klug, um ihren eigenen Schwiegervater an ihren Triumph
wagen zu ſpannen . Maria Antonia hatte indeß auch wieder ſehr gute Sei ten, die freilich , man kann es nicht wegleugnen , vornehmlich durch die mögen .
Sucht, auffallend zu
ſcheinen , hervorgerufen
ſtiftete.
Muſik und Malerei fanden
enthuſiaſtiſche Verehrerin , ſondern ſchüßerin . ihrem
ſein
Immerhin mag dies ſo ſein ; genug, daß fie Gutes in
ihr nicht nur eine
auch
eine mächtige Be
Arme Künſtler unterſtüßte
ſie , wenn
ſie
von
Talent überzeugt war. So erfreute ſich z. B. die Fa
milie des von
erwähnten
Malers Anton
Raphael Menge ihrer beſonderen Protektion .
uns früher ſchon
Sie ſelber , die
damals noch Kurprinzeſſin war, ſpielte fertig
den Flügel und
componirte ganz leidlich.
Sie wurde auch von der Geſell
ſchaft academiſcher Schäfer zu nannt.
Unterricht im
Rom
zum
Ehrenmitgliede er
Gefange erhielt Maria Antonia
von
Nicolo Porpora , welcher zu der Zeit zum zweiten Male in
Dresden
ſich befand.
ſter des achtzehnten boren .
Dieſer Mann, der größte Singmei
Jahrhunderts, war 1685 zu Neapel ge
Seine erſte Dper : Ariana e Teseo wurde 1717 in
Wien mit vielem
Beifal aufgeführt.
nur ein tüchtiger Künſtler , ſondern
Dieſer Mann war nicht auch überaus fruchtbar ;
er hat mehr , als funfzig Opern geliefert. kam
er nach
ernannt.
Dresden
Er genoß am
Im
Jahre 1729
und wurde ſofort zum
Kapellmeiſter
fächſiſchen Hofe die ausgezeichnetſte
251
Achtung, die dadurch zum
vollendetſten Ausdruď wurde, daß Gefange auszubilden .
er Auftrag erhielt , Maria Antonia im
Unter Künſtlern ſchleicht ſich ſehr raſch der Neið ein , der auch Porpora von Haſſe und deſſen Gattin ſchied . teten , von
ſeinen
Schülerinnen
Dieſe befürch
verdunkelt zu werden , was
in der Natur der Sache wohl begründet ſchien .
auch
nebſt Gattin
gingen
ihrem
Haffe
Ende bereits entgegen , während
Porporas Schülerinnen noch am Anfange fich befanden .
Die
meiſten Sorgen machte ihnen Katharina Mingotti, die beſte Schülerin
Porporas, die noch ſehr jung, bereits einen euro
päiſchen Ruf erlangt hatte. ten
Jahre verheirathete
Im
funfzehnten oder ſechszehn
ſie ſich mit einem
Namens Mingotti , der damals der in Dresden
war.
Unternehmer der Oper
Jegt trat ſie zum
erſten Male auf und
erregte ſofort das allgemeinſte Aufſehen . Talent entdeckte , empfahl fie dem ſchaffte ihr eine entſprechende Stelle felbft ihre weitere Ausbildung. diefem
neuen
Sturm
nach
ſeine Gattin , begleitete ihn.
alten Venetianer,
Porpora , der ihr
kurfürſtlichen Hofe, ver am
Theater und leitete
Haſſe ging aus Furcht vor
Italien
und die ſchöne Fauſtina ,
Katharina Mingottis Ruf ver
breitete ſich immer mehr und ſie erhielt ſogar eine Einladung nach
Neapel, welcher fie mit Erlaubniß ihres Hofes
Folge gab .
Bei ihrer Rückkehr im
auch
Jahre 1748 nach Dres
den fand fie Haffe ſchon wieder vor, der fich mit der Oper Demofonte beſchäftigte. ihr Theil an
Natürlich ſollte die Mingotti auch
der Aufführung dieſer Oper nehmen .
Saffe ,
um ſie auf einmal zu ſtürzen , ſegte eigens für ſie das.Adagie Se tutti i mali mici, blos mit einer Pizzicatobegleitung der Violine, damit die etwaigen Fehler im Gefange deſto auffal lender hervortreten möchten und ſie die Gunſt des Hofes ver lieren ſollte.
Sie aber , die den ihr gelegten
Fallſtrick wohl
252
gewahr wurde, löfte alle Schwierigkeiten fo vollkommen, daß ihre Feinde und Fauſtina ſelbſt verſtummten.
Sie hat ſpä
ter Madrid , Paris und London beſucht, und überall iſt ihr vom
Hofe ftets die größte Hochachtung zu Nicolo Porpora verließ ſchon im
um
in
ſein
Theil geworden .
Jahre 1731 Dresden ,
Vaterland zurückzukehren .
Dort hat er eine Ge
fangsſchule gegründet, welche Europa mit den größten Sän gern des achtzehnten trop der ihm
Jahrhunderts verſorgte.
von allen Seiten
dennoch nicht ſo viel erſparen frei geweſen wäre ; im in
einem
Alter
zu
Porpora batte
Theil gewordenen Gunſt
können , daß ſein Alter ſorgen
Gegentheil, der große Künſtler ſtarb
von zweiundachtzig
Jahren
in der
größten
Dürftigkeit zu Neapel. Im dem
fiebenjährigen Kriege batte Friedrich Chriſtian
Unglück feines
Volkes unendlich gelitten , und er war
vielleicht der Einzige in
ſeinem
Hofſtaate
bei
der kurfürſtlichen Familie, welcher fich Einſchränkungen
Uebergabe Dresdens im
auferlegte .
Jahre 1759 an
Nach
der
die Deſterreicher,
begab er ſich zuerſt nach Prag , darnach aber nach München . Erft 1762 kam
er nach Sachſen
terhandlungen mit dem
Als Friedrich II. im nahm , foll auch er ein
zurück , um
Könige von Jahre
die Friedensun
Preußen zu
1756
leiten .
von Dresden
Beſig
Verehrer der Surprinzeſſin geweſen
ſein ; unzweifelhaft wird dies nur als eine Handlung der Po : litik betrachtet werden dürfen .
Daß er ſie übrigens vor allen
Uebrigen auszeichnete, iſt nicht abzuleugnen , ebenſo nicht, daſs er ſpäter eine innige Freundſchaft mit ihr ſchloß und bis zu ihrem
Tode mit ihn in einem
vertrauten
Briefwechſel ftand .
Wenn die Freundſchaft des Stönigs von Preußen , welche er für Maria Antonia empfand und von
der er ſo vielfache
Beweiſe an den Tag legte, auch geeignet ſchien , das zerknicte
-
253
Gemüth des Kurprinzen wieder aufzurichten und fich im nern mit dem
In
Heldenkönig auszuföhnen , ſo trugen doch def
ſen Maßregeln , von denen der Graf Waderbarth -Salmour fo ſchwer betroffen wurde, viel dazu bei, den guten Eindruck wieder zu verwiſchen. Graf Waderbarth-Salmour war Einer von den Wenigen , der nicht nur Friedrich Chriſtians ganze Achtung, ſondern
auch deffen
ganze Liebe befaß .
Es mußte
ihn daher überaus ſchmerzlich berühren , als Friedrich II. die ſen
Braven ſofort feſtnehmen ließ und nach Küſtrin ſchitte . Eine Aufklärung über dieſe Maßregel iſt nie zu Tage gekom
men .
ſagt, der Graf von Brühl, der ihn von vorn :
Man
herein mit neidiſchen Augen angefehen, habe durch ſeine Krea turen
den
Grafen
Wackerbarth - Salmour
dem
Könige von
Preußen als einen höchft gefährlichen Menſchen ſchildern laſ fen , und dies
ſei der Grund geweſen , weshalb Friedrich
fich feiner verſichert habe.
Wir glauben dieſem
II.
Gerücht nicht.
Denn der Graf von Brühl hatte zu jener Zeit mehr für fich felbſt zu thun , als daß er an alte Rachepläne hätte arbeiten können .
Er mußte für feine Sicherheit forgen
ſich mit dem
Verderben
eines
Andern
und konnte
nicht beſchäftigen .
Etwas Aehnliches mag aber allerdings wohl die Triebfeder zu Friedrichs auffallenden Maßnahmen ſen Unwahrheit er fich auch und den
unſchuldig
leidenden
Geſellſchaft zurück gab .
in
geweſen fein, von def
der Folge felbft überzeugte Wackerbarth der menſchlichen
Derſelbe hing mit der nämlichen Liebe
an den Kurprinzen , wie Dieſer an
ihm , weshalb er auch fo
gleich nach ſeiner Freilaffung fich zu ihm nach München begab . Bald riefen ihn jedoch Regierungsgeſchäfte nach Warſchau zum isKönige, woſelbſt er auch im Jahre 1761 ftarb. Er
hinterließ
zwar einen Sohn , doch
ſcheint derſelbe fich, min
deſtens in Sachſen , mit Regierungsangelegenheiten nicht be
254
faßt zu haben .
Die Wackerbarths verſchwanden
überhaupt
aus der Geſchichte Sachſens.
Ein Nachkommen dieſes edlen
Geſchlechts , wahrſcheinlich
Enkel des zu Warſchau 1761
ein
verſtorbenen
Grafen , befindet ſich in
in
liegenden
Turin . Er bekleidet das Amt eines Senators , und da er die Einkünfte von den Sachſen
ſcheint es keinem
Wackerbarth'ſden
Gütern
Wackerbarth
berühmten Feldmarſchall
deshalb auch den Grafentitel an .
war das nur eine fire in
Herr Auguſt
bemerkbar gemacht und behauptet,
er ſtamme in grader Linie von dem ab , und nahm
ſo
Zweifel zu unterliegen , daß er ein legaler
Erbe des kurprinzlichen Oberhofmeiſters ift . In der neueren Zeit hat fich zwar ein Joſeph von
bezieht,
Idee von dieſem
ſehr vermögenden Umſtänden gelebt, im
beinahe als Bettler
auf einem
Jedenfalls
Manne, der früher Jahre 1849 aber
kleinen Gute in der Gegend
von Dresden ſtarb. Seine zerrütteten Vermögensverhältniſſe hatten auch ſeinen Verſtand zerrüttet, und es war die höchfte Zeit, daß er ſtarb . Sein Gut Waderbarthsruhe , auf welchem er ſtarb, kaufte nach ſeinem Tode der Doktor Bräun lich und richtete es zu
einer
Jrren -Anſtalt ein .
Man kann
deshalb auch behaupten , daß Herr von Wackerbarth der erſte Jrre in dieſer Anſtalt war, er hatte ſich blos ein wenig ver früht.
Daß derſelbe weder
Graf war , noch von dem
Ober
hofmeiſter Friedrich Chriſtians abftammte, iſt durch das Zeug niß ſeiner eigenen war die
Gemahlin
Erfte, welche gegen
Waderbarth
proteſtirte.
als erwieſen zu betrachten ; fie den
Titel einer Gräfin von
Die Ehe dieſes Sonderlings war
übrigens keine erfreuliche, da
er ſein
außerordentlich bedeu
tendes Vermögen durch die verſchiedenſten Marotten
faſt bis
auf den legten Heller' vergeudete und ſich und ſeine Gemah lin , eine geborene Baroneſſe Winkler
von
Schwendendorff,
255
vollſtändig
ruinirte .
Es
ſcheint , als ob dieſer Herr von
Wackerbarth überhaupt keinen rechten Begriff vom Gelde und deſſen Verwendung gehabt; es war ihm
nur darum
zu thun ,
Geld auszugeben , ob dies zu einem vernünftigen Zweck geſchah oder nicht, das war einerlei. So hatte er z. B. einmal meh rere Tauſend Thaler in Papierſcheinen an den Zweigen eines Baumes befeſtigt, auf daß die Leute glauben folten , das Geld fei die
Frucht dieſes Baumes.
ficher nicht, aber geerntet haben res Mal meldete ſich bei ihm
Geglaubt haben
ſie dieſe Frucht.
ſie es
Ein ande
ein junger Maler, der von fei
ner Sonderbarkeit Vortheil zu ziehen wünſchte.
Demſelben
folgten mehrere Arbeiter , welche große Ballen mit Bildern vor
den
erſtaunten Wackerbarth niederlegten
wieder entfernten .
38917 „ Was ſoll das ?" se
und ſich dann
Der Maler blieb allein bei ihm
zurück .
fragte endlich Herr von Wackerbarth.
, Das ſoll ein Geſchäft werden , Herr Graf!" verſeşte der
Künſtler. „ Sie werden mir alle dieſe Bilder abkaufen ..." „ Ho, ho !" odstoot tatt „ Ganz beſtimmt!"
dito
mi
RT Bating :
ne opery
novada predmetnou
„Weshalb ? " „ Weil ich Geld brauche ," „ Ah, ſo ! das iſt etwas Anderes !" ſagte Wackerbarth dehnt.
„ Ein
Tauſend Pfund Sterling !"
wa Dieſe Scene fand zu Sonderling des
ndiin my
London Statt, wohin
Vergnügens halber begeben
zahlte die Tauſend Pfund Sterling , ließ paden
ge
„Was ſollen dieſe Bilder koſten ?"
und fandte fie poste restante nad
onths fich
der
Er bez
hatte.
die Gemälde ein Dresden .
Der
artige Sendungen bleiben bekanntlich eine längere Zeit zur Verfügung des Adreſſaten
liegen ; meldet derſelbe fich nicht,
256
, Umſtänden “
dann wird nad
Herr von
damit verfahren .
Waderbarth, der noch keine Luſt hatte , nach
1
Dresden
in
zugehen , blieb in London , und als er
Dresden zurüd endlich
wieder eintraf, erhielt er von der dortigen Poftbehörde ſtatt etwa funfzig
der Bilder
Die Bilder , welche der
Thaler.
1
Eigenthümer noch gar nicht beſehen hatte , waren
öffentlich
verſteigert und hatten nach Abzug fämmtlicher Unkoſten einen Erlös von etwas über funfzig Thalern ergeben , der ihm nun Aus dieſer
behändigt wurde.
fie
niffes geht hervor, daß weſen
Darlegung des
überhaupt nicht viel werth ge eine
fein mögen , daß ferner Herr von Waderbarth
Maler, das zweite Mal von fich felbft geprellt
mal von dem worben war.
Zu derſelben
Zeit brachte er auch für mehrere Tauſend
Thaler engliſche Pferde mit nach einen
Sachverhält
Dresden , um
mit ihnen
Verſuch zu machen , ob es nicht möglich ſei, dieſelben
ohne Streu durchzuwintern . einen Ausſpruch des in verſtorbenen
Geheimen
Auf dieſe
Berlin Rathes
Idee wurde er durch
fich befundenen , nun
längſt
Dr. Heim
Dieſer
gebracht.
hatte einmal behauptet, daß die armen leute nicht des halb frieren , weil ſie nichts auf dem , ſondern weil ſie nichts in dem Leibe hätten . Wackerbarth gab deshalb feinen Pferden auch das eins nach
Von
dem
andern am
ſeinem
beſte Futter.
Dennod
ftarben
ſie
Erfrieren .
Kammerdiener , als
diefer geſtorben war,
behauptete
er allen
über 200
Jahre alt fein , da er bereits zur Zeit des dreißig
Ernſtes, derſelbe müſſe allermindeſtens
jährigen Krieges gelebt habe.
Der
Geiſtliche , mit dem
er
darüber ſprach , machte ihn auf das Unſinnige, welches in dies fer Angabe lag, aufmerkſam .
257
-
„ Nun , meinetwegen !" mich um
funfzig
„ Auch
dies
ſagte Waderbarth , mich
werde
Jahre verrechnet haben .“ Alter
iſt noch viel zu hoch !"
bemerkte der
Pfarrer. „ Dann nehmen Sie an , ſo viel Sie wollen !" rief Jener ärgerlich und drehte dem geiſtlichen Herrn den Rüden zu . Sodann verſicherte dieſer Mann auch, er habe von dem
Königreich zu
Hannover noch
fordern , könne aber
weshalb er die Frankfurt im
einhundert Millionen Louisd'or
ſeine Befriedigung nicht erlangen ,
Vermittelung der Nationalverſammlung
Noch Hunderte derartiger Scenen geehrten
zu
Jahre 1848 beanſpruchte.
Leſern mittheilen , wenn
ſtehende Raum
und der
könnten
der
wir unſeren
uns zur Verfügung
vor Augen
liegende Zweck dieſes
Werkes es uns nicht unterſagten . Auch im
Herzogthum
des neunzehnten Stammbaum
Gotha tauchte im
zweiten Drittel
Jahrhunderts ein Waderbarth auf, der ſeinen
ebenfalls bis
zu dem
Feldmarſchall zurüd das
tirte. Auch dieſer Mann ſcheint nur ein „ eingebildeter“ Graf geweſen zu fein . Friedrich damaligen
Chriſtian's Geiſt foll, nach dem
engliſchen
Geſandten
am
Urtheile des
Dresdner
Hofe, Sir
Charles Williams, nicht fehr ausgebildet geweſen fein , fon durch feinen unglüdlichen
litten haben. Chriſtian
7
deru
Körperbau unendlich viel ge
Dieſe Erſcheinung iſt nicht auffallend. Friedrich
hatte
ein vorzüglich gebildeteg Herz, und es ift
Thatſache , daß zwei Hauptfaktoren meinſchaftlich eriftiren verfloſſenen
können .
im
Bilden
Menſchen
nicht ge
wir zurück auf die
Jahrhunderte oder Jahrtauſende, ſo werden wir
überal finden , daß diejenigen , welche man auf dem
Gebiete
der Politik einen großen Geift nennt , nur ein kleines Herz 17 Bertraute Gefdichte. Samſen . 2. Bb.
258
beſeſſen haben. Herz. der
Von
-
Friedrich Chriſtian
der wirklichen
Aufſpeicherung
beſaß
aber
ein
großes
Bildung ſeines Geiſtes,*d. h . von
wiſſenſchaftlicher
Kenntniſſe
in
ſeinem
Kopfe," hat Williams nicht geſprochen, wie er ſolche auch nicht gemeint haben
kann.
Daß
er
in der
Konverſation kleine
Fehler gemacht hat, iſt an und für ſich ganz unbedeutend, da dergleichen ſich
auch wirklich
große Geiſter zu Schulden
kommen laſſen . So ſoll er z. B. einſt an der offenen des Hofes
die naive Frage vorgebracht haben , ob
möglich ſei, auf einem können .
Landwege nad
Tafel
es nicht
England kommen zu
Dieſe Frage beweiſt aber noch gar nichts.
Einmal
1
kann
der, der fich immer mit Gefühlsfachen beſchäftigte , in
dieſem
Augenblick mit ſeinem
Geiſte ganz wo anders geweſen
fein , und hatte die Frage, weil er vernahm , daß man von einer Reiſe nachy England ſprach, ohne zu denken , vorgebracht; zum
andern aber mag auch noch mancher
Undere denſelben
Verſtoß begehen , der ſonſt ganz tüchtig in der Wiſſenſchaft iſt; denn Geographie wird bei der Ausbildung der Schüler
1
1
noch heute nur als ein Nebenſtudium Am
gehandhabt. Auguſt III. geſtorben
5. October 1763 war
Friedrich Chriſtian hatte, wie es an demſelben In
und
gewöhnlich geſchieht; noch
Tage die Regierung von Sachſen übernommen .
Bezug auf die polniſche Königskrone haben wir ſeine
Anſichten ſchon dargelegt, die eben nicht von einer Befdhränkt heit ſeines Verſtändes zeugen .
Er hatte mit klugem
erkannt, daß die Bewerbung um
die polniſche Königskrone
für ihn ein höchſt gewagtes Unternehmen
ſei und das auch
nicht den geringſten Erfolg 'in Ausſicht ſtellte. hatte zu deutlich ihren Willen an
Blicke
den
Katharina II.
Tag gelegt und befaß
Macht und Mittel , dieſen Willen zur Geltung zu bringen . Was konnte
Friedrich Chriſtian , der einen vollſtändig zer
259
rütteten Staat übernommen , in der
Beſchlüſſe
rufftjchen
ſeiner Ohnmacht gegen die
Kaiſerin
vorbringen ?
Er
konnte
proteſtiren , freilið ! allein er ſáh ein , was heute viele kluge Männer nicht einſehen wollen, daß proteſtiren und ſich lächer: lich machen ein und daſſelbe iſt.
Wer proteſtirt , hat keine
Madht, ſonſt würde er nicht proteſtiren, ſondern interveniren . Sehr weiſe erklärte er , daß er die Krone Polens annehmen würde, wenn man ihn dazu aufforderte. Maria Antonia konnte bei ihrem
präſumtuöſen
Charakter
ſich mit der vernünftigen Ruhe und Kaltblütigkeit ihres Ge mahls nicht einverſtanden erklären ; gar zu gern hätte ſie kurfürſtlichen
ihrer
Krone
Sie fandte deshalb auch
auch eine königliche
an ſämmtliche Höfe Europas
Geheimen Erſuchsſchreiben , ihrem
konnte .
Armee
als
im
Gemahle die polniſche Krone
zu verſchaffen , und forgte dafür , daß fächſiſchen
beigegeben .
eine Vermehrung der
etwas Abgemachtes
betrachtet werden
Dies Alles war jedoch ohne irgend welchen Vortheil
für ihre Neigung, Königin von
Polen werden
zu wollen .
Die Kabinete der europäiſchen Staaten waren zufrieden , daß endlich wieder der Frieden eingekehrt war und hatten ent ſchieden
keine Luſt, ſich
für die Intereſſen
von
Neuem
noch
die Vermehrung des fächſiſchen
in
einen
Krieg
zu
der Kaiſertochter
verwickeln .
Was nun
Heeres anbelangt,
gar ſo
war auch darauf für den Augenblick nicht zu rechnen , weil alle Kaffen erſchöpft waren , die Mehrkoſten alſo nicht gedeckt werden
konnten , und weil endlich
unheilvollen
ſiebenjährigen
die Volkszahl durch den
Krieg eine außerordentliche Ver
minderung erfahren hatte und eß ungemein
ſchwierig werden
mußte , wenn man nicht anderen
der bürgerlichen
Geſellſchaft ſchaden zufinden .
Zweigen
wollte, die erforderlichen
Nicht bloß die überaus precären
Rekruten auf
Verhältniſſe Eu 17 *
260
ropas, ſondern felbft das Schidſal ſtellten fich der Erfüllung Maria Antonia's Wünſchen und Hoffnungen entgegen . Der Kurfürft bekam
im
und ſtarb ſchon am
Monat Dezember 1763 die Kinderpoden 13. deffelben Monats an hinzugetretenem
Schlagfluß. Friedrich
Chriſtian
hinterließ
vier
Söhne und
zwei
Töchter :
1. Friedrich
Auguſt , Kurprinz.
2. Karl, eben ſo gebredjlichen Körpers , wie der Vater, und deshalb der Liebling der Mutter. Starb 1781. 3.
Anton , welcher 1827 zur Regierung fam .
4. Marimilian , deſſen
Sohn der noch regierende König
Friedrich Auguſt II. iſt 5. Maria Amalta, vermählte ſich mit dem von
Herzoge Start
Zweibrücken und ſtarb 1831 .
6. Maria Anna , welche
Jahre 1820 ſtarb .
fich
nicht vermählte und
im
1 VII.
Prinz
Xaver ,
als
Adminiſtrator
Satſins . 1
(1763 — 1768. )
1 Dré i z e hate $
Kapitel.
Prinz Javers Jugendjahre. - Der verderbliche. Cinfluß ſeiner Mutter . Die Erzieher Die Spannung zwiſchen ihm und Friedrich Chriftian . des Prinzen Lader. Sein Generaladjutant Marcheſe d'Agdolo. · Cint Blick auf die fünfjährige Wirkſamkeit des Adminiftrators. - Die Aur fürftin -Wittme. Der Murprinz Friedrich Auguſt war bei dem eingetretenen dreizehn
Tödé feines
Vaters
Friedrich
ſo plöglich
Chriſtian
erſt
Jahre alt, alſo noch unfähig , die Krone Sadſens
auf ſein Haupt zu feßen .
Um
die Regierung ſeines Vater
landes zu übernehmen , war das erreichte achtzehnte Lebenda jahr, der Zeitpunkt ſeiner Volljährigkeit, nothwendig , und da er dies noch nicht war , ſo mußte
das Reich
unter
die Adu
miniſtration eines andern fächſiſchen Prinzen , und wenn ein Solcher nicht vorhanden
geweſen wäre, unter eine aus mehs
reren Perſonen zuſammengefegte Regentſchaft geſtellt werden . Es befand fich nur Einer in Sachſen , der'vermöge ſeiner Geburt ein
Recht und eine Pflicht zugleich hatte, die Vors
mundſchaft über den Kurprinzen und die Verwaltung Sach ſens zu übernehmen , und dieſer Eine war der Prinz Xavet,
262
Vaterbruder des Kurprinzen . Liebling
ſeiner
Mutter
Prinz Xaver war ein beſonderer
geweſen , um
deffetwillen
fie
alle
Künſte der Ueberredung angewendet hatte, ihren älteſten Sohn , den foeben verſtorbenen Kurfürſten , zur Verzichtleiſtung auf die Krone Sachſens und zum veranlaſſen .
Stand zu
Eintreten
in
den
Was ihr entſchieden
geiſtlichen
nicht gelingen
wollte und ſie mit allen Künſtgriffen und Intriguen
nicht
hatte erlangen können , das ſollte jegt von dem Schickſal, wenn► auch nur theilwets, zur Erfüllung gebracht werden . Prinz Xaver konnte zwar nach den zur Zeit beſtehenden Ver hältniſſen nicht regierender Kurfürſt, doch regierender Prinz von Sachſen werden, was in der Hauptſache; auf, eins hinaus läuft. Prinz Xaver war vom Schicfal fowohl hinſichtlich ſeiner Körperformen , als auds der Bildung ſeines Geiſtes nach. ſehr der
bedacht worden .4. Der Unterricht,
vortheilhaft
Theil geworden , hatte ſich zwar
bis zu ſeinem
Jahre nur auf Tanzen , Reiten ,
Fechten
die Natur batte ihm
ſchränkt, allein
verliehen , daß er ſpäter Kindheit von
ſeinen
ihm
zu
fechszehnten
und Schießen
be
ſo viele ſeltene Gaben
alles das nachholte , was in ſeiner
Zu
verſäumt worden war .
Erziehern
der Zeit, von welcher wir augenblidlich reden , alſo in ſeinem ſechszehnten
Jahre , hatte er noch nicht einmal die gewöhn
lichen Regeln des geſellſchaftlichen Tones inne; er machte ſehr häufige Verſtöße gegen malige engliſche des Issarts
die Etiquette , ſo
daß , wie der das
William , behauptete , Mr.
Geſandte , Sir
ganz empört" über ſein Benehmen war.
Der Einfluß , welchen feine Mutter auf ihn
Neidid , mißgünſtig, zuweilen ſeinen
ſchon
*
betrachtete er
1
nirgend zu verkennen . boshaft,
geübt, war
ohnehin
Bruder Friedrich Chriſtian ; er ſtand ihm
im
ſogar
unglüdlichen Wege, wie er
-
von
ſeiner Mutter
263
-
oft genug gehört hatte; wäre
derſelbe
nicht geweſen , dann würde er Kurfürſt von Sachſen geworden jein. Seine Mutter bliďte mit Stolz auf ihn und hatte ihn
dadurch ſelber ſtolz, hochmüthig und bartherzig , über direkten
haupt zum macht.
Man
Gegentheil von
genirte: fich
unterhalten , daß man Bruder
ſein
Friedrich Chriſtian ges
nicht, dieſen Stolz
ihm
dadurch
Friedrich Chriſtian
werde nicht nur nicht hei
rathen , ſondern auch unzweifelhaft, ſeines gebrechlichen pers wegen , ſchon
zu
als etwas Beſtimmtes einredete,
frühzeitig verſterben , wodurch
Kör
er dennoch
zur Regierung gelangen würde. Als nun aber der Kurprinz wirklich ſich zu vermählen gedachte, da traf ihn richt wie ein
dieſe Nach
Donnerſchlag ; fein Stolz empfing eine heftige
Erſchütterung und wochenlang konnte man ihn in einer höchſt niedergeſchlagenen Stimmung erblicken . ein wirklich am
Wäre Prinz Xaver
ſchlechter Menſch geweſen , dann würde die Welt
Hofe zu Sachſen ein Ereigniß erlebt haben , wie es an
andern Orten leider nur zu oft bereits vorgekommen iſt. Er war aber erſt durch ſeine Erziehung vom lichen
Rechtes abgewichen
Wege des natür:
und mußte auf denſelben
wieder
zurückkommen , fobald die Perſonen entfernt waren , die einen ſo bösartigen Einfluß auf ihn übten . # Prinz Xaver
hatte, wie es bei
Geburt beinahe nicht anders fein Jugend an leben .
Erziehung und
eine außergewöhnliche Neigung zum
Mit zwei
Jahren
ſpielte er
Trommel; wie er mit dieſen auch um
ſeiner
konnte, von ſeiner jüngſten Militair
ſchon mit Säbel und
Inſignien des Soldatenſtandes
dieſe Zeit ſchon abgemalt wurde. Zu feinem
hofmeiſter
wurde, mit
Militair,
ein
Rückſicht auf feine. Neigung zum
Soldat gewählt, nämlich
Baron von Forell.
Ober:
Dieſer zeichnete fich
der
Hauptmann
in dieſer Stellung
264
ſpäter daſſelbe Amt bei
er
daß
fo vortheilhaft aus,
dem
älteſten Sohne Friedrich Chriſtians übernehmen mußte. Nach prinzlicher Erzieher 'bei Xaver
Abtritt fungirte als
Forells
Franz, Graf von Bellegarde, ein Fran
der General Johann
zoſe von Geburt, deſſen Sohn
fich als
öfterreichiſcher Feld
marſchall und Gouverneur von Galizien zu Anfange dieſes Jahrhunderts berühmt gemacht und der ebenfalls die Stel lung eines kronprinzlichen Gouverneurs bekleidet hat.
Dem
Grafen von Bellegarde folgte in der Funktion eines Hof Johann Karl von Blod .
meiſters des Prinzen Xaver Generaladjutanten
beim
Prinzen
Xaver war ein geborener
Italiener, der Chevalier d'Agdolo, ernannt worden . war Oberſtlieutenant im
Zum
Derſelbe
Schweizerregiment.
Agdolo, welcher fich ,, Aloysius Pierre Marchese nannte, war der Sohn eines kurfächſiſchen Refi
d'Agdolo denten in
Im
Venedig.
Jahre 1756 , gleich zu Beginn des
1
ſechszehn oder ſiebzehn
fiebenjährigen Krieges, trat er, kaum in
Fahre alt, polniſchen
ein
fächſiſches Ulanenregiment ein , das den Kommandeur' hatte .
Schiebell zum
Oberft von
?
Schon
nädſten
im
Dresden gebracht, um behauptet im
Jahre wurde er
ſchwer verwundet nad
hier ſeine Heilung abzuwarten .
Man
Allgemeinen , daß die Italiener von Natur aus
jeder Offenheit fremd ſeien .
Wir haben
keine Verpflichtung ,
hierüber eine erſchöpfende Unterſuchung anzuſtellen ; nur fo viel glauben wir, daß die damals lebenden Deutſchen obiger. Anſicht zugethan waren .
Denn während der Marcheſe d'Aga
dolo, krank an ſeinen Wunden , in man ihm durch
Dresden ſich befand, warf
vor , daß er der Verfaſſer einer Schmähſchrift - fei,
deren
Inhalt der
jädfiſche Hof und
Damen , beſonders die Gräfin Geißelhieben
regalirt wurden .
von
die fächſiſchen
Rutowska , mit ſcharfen
Was Wahres
oder Falſches
265
-
an dieſem Gerücht war, das wiffen wir nicht; es iſt auch nie aufgeklärt worden . Der :Marcheſe : d'Agdolo
war
ein
ſchöner Mann
und
keineswegs ein Gegner der Damen , namentlich aber hatte ihm die genannte Gräfin Louiſe Amalie von Rutowska nie einen Anlaß
fo derben
zu einem
Angriff gegeben .
Der Gemahl
dieſer Dame war ein natürlicher Sohn Auguſt des Starken . spot Frau von Rutowska hatte foeben
ihre Toilette beendet,
als eine junge
Aus der gegenſeitigen
Dame zu ihr eintrat.
Begrüßung konnte man fofort entnehmen , daß fie Freundin nen waren ,
mit
17
,, Ei, der Tauſend! fo frühe ſchon ?" fragte die Gräfint. „ Ich habe Dir eine Neuigkeit zu überbringen ," perfekte die andere Dame Kleinlaut ; „ nur weiß ich noch nicht recht, 1
+
wie ich beginnen foll." , „ Du machſt mich ängſtlich, Emmeline,“ Andere; „ ſprich, iſt meinem Nein , aber Dir !"
N Mir ? -
unterbrachy die
Gemahl ein Unfal begegnet ?"
Du ſcherzeſt! .. Joh bin wohl und munter."
„ Ich fcherze nicht.
Du biſt wohl und munter, das al
lerdings ; aber man hat gewagt. Dich bloß zu Die Gräfin von
ſtellen !"
Wort hervorzubringen .
Rutowska: vermochte vor Schred
kein
Die junge Dame feſt anſehend , be:
merkte fie endlich : !!! „ Ich will nicht hoffen , daß Du einen böſen Scherz mit mir treibft!" :" 3 is 't Hat Emmeline von Vieth dies jemals ſchon gewagt ?" .?
Mein, nein ! das iſt richtig, doch ſage, was giebt's ?"
"
Du kennſt doch den Mardeſe d'Agdolo 84
Allerdings. ,, Er hat ein
kleines Büchelchen geſchrieben , in welchem
266
er alle Damen meinem 1,:
des Hofes , beſonders aber
Geſpött preisgiebt.
Vieth der Gräfin von
den
dem
allge
Hier iſt das Pasquil.
Bei dieſen Worten überreichte
verfaßte Schrift .
Dich
Fräulein Emmeline von
Rutowska die angeblich von d'Agdolo
Die Dame las mit immer größer werden :
Aerger, und als fie- endlich
riß fie wüthend das Buch trat es mit Füßen.
ihre Lektüre: beendet hatte,
entzwet, warf es zu Boden
und
Fräulein von Vieth war erſchrocken einige
Schritte zurückgetreten.. !!!! \;Emmeline," nich
rieffie endlich mit hochklopfender Bruff,
gebe Dir mein Wort, daß ich dieſen heimtüdiſchen Mar
theſe erwürgen würde, wenn ich ihn hätte !"
1
,,Nicht doch ! er iſt ein ſehr ſchöner Mann !! ; ) „ Wenn er wageni: ſollte; fich jemals hier wieder feben zu laſſen , dann werde
ich ihn
durch meine Leute die Treppen
hinunter werfen laffen !" 1Wie ein Lauffeuer hatte ſich in den höheren Streifen der Geſellſchaft die Nachricht verbreitet , daß der Marcheſe der Verfaffer der Schmähſchrift ſei ; und doch ſcheint dies mehr, als zweifelhaft zu ſein ! cheſe, wie ſich
Fräulein von Vieth liebte den Mar
ſpäter mit Beſtimmtheit heraus geſtellt hat,
und Saffelbe wurde auch von der Gräfin von Rutowska be hauptet.
Emmeline hatte
Mittheilung aus dem
feinen
bei Ueberbringung der verhaßtent
andern
Zwed ,
als
eine
Nebenbulerin
Felde zu ſchlagen , was ihr, wie wir noch ſehen wer
den , nicht einmal gelang. Bis dahin , wo ſie der Gräfin von Rutowska den Marcheſe als neg andern
Menſchen
Verfaffer nannte, war noch kei
Verdacht auf dieſen
Mann
gefallen .
Jegt allerdings machte dieſe Entdeđung die Runde durch alle Salons.
Biele glaubten
gemeinhin der Fall ift.
daran , Viele auch nicht, wie dies t
!
267
Emmeline von Vieth, zufrieden mit dem
Erfolg, den ſie
erreicht zu haben glaubte, entfernte ſich bald nachher und fuhr zu
dem
Marcheſe d'Agdolo.
Es
daß er Damenbeſuch empfing; denn ſagen will, eine geſuchte Waare. auch bereits vom
fam
nicht ſelten vor,
er war , wenn man ſo Er fannte das Fräulein
Hofe aus , wo ihr Vater
eine der höheren
Stellen einnahm . Fräulein
von
Vieth bat natürlich erſt um
Entſchuldi
gung wegen ihrer Aufdringlichkeit, wie ſie ſagte, allein, fügte fie hinzu , man habe am ſtand in den mert ſei.
Hofe davon geſprochen , daß ſein Zu
legten ' vierundzwanzig Stunden ſehr verſchlim
Der Marchefe, einerſeits durch die
welche er erregt zu
Theilnahme,
haben ſich einbildete, anderntheils
aber
auch durch die Anweſenheit einer ſo ſchönen Dame, wie Fräu lein von Vieth in der ſchmeichelt.
That war, fühlte ſich ungemein ge
Er ſagte, indem
er Emmelinens Hand an ſeine
Lippen führte, was ſie mit einem
ſüßen Beben
auch gern ge
ſchehen ließ : „ Alo jo denkt man doch an den armen d'Agdolo ? " ;, Fräulein von Vieths Antlig röthete fich, indem ſie halb leije ſtotterte : Man denkt an Sie , aber nicht mit ... Liebe ..." „ Wie," rief d'Agdolo ftaunend, „ ich will nicht hoffen , daß
1
man mich haßt ?" „ Verdienen Sie denn dieſen Haß nicht ?" line, ihre großen die Damen
Augen auf den
fragte Emme
Marcheſe heftend. : ,, Ja ,
des Hofes haſſen Sie.“
Ah,“ ſagte der Marcheſe gedehnt, was die Damen an : betrifft, ſo bin ich vollſtändig überzeugt, daß dem nicht ſo ift.“ In dieſen Worten
lag
eine gewiſfe Ueberlegenheit , die
268
d'Agdola über
die Frauen
errungen
zu
haben
glaubte und
worüber ſich die ſchöne Emmeline ärgerte.
Wenn Sie Sich nur nicht täuſchen ..." entgegnete fie mit Ironie. von
„ So dürfen Sie Sich z. B. bei der Rutowska nicht wieder ſehen laſſen ."
Gräfin
„ Sie gerade wird am Wenigſten ſich zu meiner Gegnerin erflären . " Sie ſagte mir ," ſprach Emmeline von Vieth gedehnt und nachdrucksvoll , Domeſtiken die
daß ſie entſchloffen ſei , Sie von ihren
Treppen hinunter werfen zu laffen ."
Das war denn doch etwas zu ſtark für den hißigen Sta: Er kräuſelte feine Stirn und fragte jegt erſt , was er
liener.
ſchon längſt hätte thun follen , nach der Urſache des allgemei nen Haffes .
Fräulein von Vieth
nige mit , was wir
ſchon wiffen .
theilte ihm
hierauf dasje
d'Agdolo durchfchritt in
großer Aufregung fein Zimmer, blieb dann vor ſeinem
Beſuch
ſtehen und ſagte : „ Ich kenne den
Inhalt der in Rede ſtehenden Schmäh
ſchrift und verſichere Sie, daß, wenn ich auch nicht deren Autor, ſo doch mit demſelben vollſtändig einverſtanden bin . Sie
dies
der
Gräfin
von
Rutowska
und
Sagen
fügen
Sie
noch hinzu , daß ihre Aeußerung ihe theuer zu ſtehen kom men foll. " Emmeline von Vieth war ſo feſt davon überzeugt, ihre Nebenbulerin verdrängt zu haben , daß der innerliche Triumph , welchen ſie darüber empfand, auf ihrem Antlig deutlich aus Mit der den Frauen eigenthümlichen Leichtig fie den Marcheſe in Bezug auf ſeine wirklichen
geprägt war. keit fuchte
Geſinnungen gegen
die
Damen auszuforſchen und beſonders
darauf hinzuwirken, daß er eingeſtehe, es gäbe Ausnahmen und daß ſie eine dieſer Ausnahmen ſei.
Ungeachtet die Männer in
269
der Regel auf einer weit höheren die Frauen , ſo werden
geiſtigen Stufe ſtehen , als
ſie doch nicht ſelten von den Leşteren
So auch der Marcheſe d'Agdolo . Emmeline von
überliſtet.
wollte ; ja , er
haben
Vieth hatte ihn bald , wohin fie ihn
ging noch viel weiter, als eß, mindeſtens für den Augenblick , ihrer ſchlauen
in
niederrollen , um
Berechnung lag .
Wir laffen
Vorhang
den
eine Scene zu verdeden , die zu delicat iſt,
als daß wir ſie unſern Lefern näher mittheilen können .
Nur
fo viel wollen wir hinzufügen , daß Emmeline von Vieth, als ſie den geliebten Marcheſe heute wieder verließ, von ihm das Verſprechen
empfangen hatte , fich mit ihr ebelidy verbinden Geheimniß
und die Ehe ſelbſt als ein Nicht im
ſten Stunde vielleicht ſchon einer andern ſprechen
betrachten zu wollen .
Entfernteften dachte ſie daran , daß er in
geben
Dies
konnte.
Dame daſſelbe Ver allerdings
geſchah
der näch
auch noch
nicht ſo raſch ; allein nach Verlauf von einigen Wochen , nach dem
beinahe fchon
ſeine Wunden
vernarbt waren , geſchah es
dennoch, und zwar zu einer Dame, welche Fräulein von Vieth glücklich beſeitigt zu towska . einem
Beide
haben glaubte, nämlich zur Gräfin Rua ſtanden
Perſonen
ſchon
ſeit langer
Zeit in
vertrauten Verhältniß, und d'Agbolo, welcher auf den
Tod des Grafen von Kutowski (peculirte , um Wittwe zu vermählen
und
dadurch
ſich mit deſſen
ſeine Verbindungen
bei
Hofe zu erhöhen , durfte nicht geduldig deren Ungnade über fidh ergehen laffen .
treffen , welche er auch fand.
1
ſammen zu
Er ſuchte eine Gelegenheit, mit ihr zu
ziemlich leicht, fich von dem odiöſen Schmähſchrift zu
Es gelang ihm
Verdacht der Autorſchaft jener
reinigen
und ihr von Neuem
1
Geſtändniß ihrer unwandelbaren Liebe abzugewinnen..
das !!
9 Wie wir wiſſen , hatte der ſtebenjährige Krieg erſt bez gonnen .
Der Marcheſe d'Agdolo
durfte deshalb , wenn
er
-
270
nicht der Feigheit befchuldigt werden wollte , nicht müßig
in
Dresden zurückbleiben . ' Von ſeinen Wunden vollſtändig wie der hergeſtellt, eilte er zum
Prinzen Xaver, welcher fich gerade
in Frankreich befand, um wegen eines nachhaltigeren Beiſtan des dieſes
Verbündeten zu
unterhandeln .
Er hat während
des Krieges nichts Ausgezeichnetes geleiſtet.
Im
Jahre 1764
ſtarb endlich der Graf von Rutowski, und ſeine Wittwe ſtand keinen Augenblick an , ihr dem Verſprechen einzulöſen . fchob verſchiedene zum
Marchefe d'Agdolo gegebenes
Zwar weigerte er ſich anfänglicy und Theil ſehr unbedentende Gründe vor;
als, aber die Wittwe Friedrich Chriſtians , Maria Antonia, fick ins Mittel legte und mit ihrer Ungnade drohte, da mußte er in den
ſauren Apfel " beißen , wie er ſagte.
blieb übrigens ein
öffentliches Geheimniß , die in
der Kurfürſtin -Wittwe geſchloſſen worden . weigerte felbſt
Die Rutowska ver
die Veröffentlichung dieſes
da fie dadurch an ihrem
Die Ehe
der Kapelle
Einfluß und in
kirchlichen ihrem
Aktes,
Range bei
Hofe nur einen Verluſt erleiden konnte . Zur nämlichen Zeit, wo der Marcheſe fich mit der Gräfin Rutowska
vermählte;
heiratheter er auch Emmeline von Vieth , was zwar nicht.fo allgemein , doch immer ſo weit bekannt wurde, daß ſeine Ehe mit derſelben keinem zu ihrem nämlichen
Zweifel unterlag.
Code Gräfin
Die Erſte blieb bis
von Rutowska , die Legte bis zu
Zeitpunkt Fräulein von Vieth .
dem
Auffallend iſt nur,
daß dergleichen Erſcheinungen nicht öffentlich zur Sprache ge bracht wurden . Mit Frau von Kutowska lebte d'Agdolo nicht
1
glücklich ; man ſagt ſogar, daß er ſie geſchlagen habe.
Wenn
dies wahr iſt, dann iſt ihr die oben erwähnte Aeußerung, fie werde ihn von ihren Leuten die Treppen hinunter werfen laſſen allerdings theuer genug zu ſtehen gekommen . Die Vieth hat er bis zum
Tode innig geliebt.
--
271
,t
Nach Beendigung des uſtebenjährigen Krieges, unter der
Adminiſtration des Prinzen Xaver, ward d'Agdolo zum Major im
Schweizerregiment: ernannt ;. 1768 , wurde
lieutenant und Generaladjutant Xavers. ters' in der nächſten 19. Der
ſpä
Periode, auf ihn zurück. Dit
Prinz Xaver nahm
rühmlichen
er Oberſt
Wir kommen
an
dem
ſiebenjährigen Kriege
Antheil, und zwar kommandirte er als franzöſi
ficher Generallieutenant meiſt nur jächfiſche Truppen , welche die preußiſchen Waffen , zu deren Tragung fie von
Fuedrich II.
gezwungen waren , verlaffen hatten und bei der Armee Frank reicheto eeingetreten waren .
In
jener beſonders
für Sachſen
fo: unglüdlichen Krieggperiode hatte Xaver" auch einmal Ge= legenheit, die Univerſitätsſtadt Göttingen zu Rektor::der Univerſität fungirte Abraham
belagern .
Als
Gotthelf. Käſtner,
und als Solcher mußte er , Xavers Anſicht nady, vielen Ein fluß nicht nur auf die academiſche Jugend , fondern auch auf die Bürgerſchaft haben .
Da derſelbe nun überhaupt ein ge
borner Sachſe war; forglaubte der Priuz um
fo.seher auf
die Befolgung einer Befehle von ſeiner Seite rechnen zu können . & r ließ denſelben deshalb auffordern , alles Mög liche zu thun , daß
die Webergabe der Stadt ſchnell erfolge,
da er dieſelbe fonſt aushungern als. lein
laſſen müßte.
Käſtner , der
höchſt wigiger Mann bekannt war, antwortete dem
Abgeordneten : des Prinzen Xaveri Ich habe keine
toy's
di
59
do
nottie
ſo große Macht , wie der Prinz anzu
nehmen ſcheint; denn ich beſiße kein militairiſches Amt, und als Rektor der Univerſität ſteht mir kein Recht zu , mich in die
Kriegsangelegenheiten zu miſchen . - Was nun endlich
das Xushungern
betrifft
fünfjährigen Stellung
in
10 habe
ich
Leipzig als
in meiner Profeſſor
272
fovorzügliche Vorarbeiten zum Verhungern gemacht, daß mir dies jeßt nicht fo fd wer werden wird!“ Abraham bern
Gotthelf Käſtner, von einigen Geſchichtsſchrei
audy Käßner , doch mit
27. September 1719 in
Unrecht , genannt, war am
Leipzig geboren . Seinen Unterricht
erhielt er theild von Privatlehrern , theils von ſeinem felbft, der
ebenfalls Profeffor in Leipzig war.
vielerlei, beſonders aber und Mathematik. dentlichen
Im
Jurisprudenz, Philofophie, Phyſik Jahre 1746 wurde er zum außeror
Profeſſor ernannt und ihm
ausgeworfen .
1756
zum
1765 ward er von Großbritan
Hofrathe ernannt.
der Umſtand, daß kaum
eine kleine Penſion
berief ihn Göttingen als Profeffor der
Naturlehre und Geometrie. nien
Vater
Gr ſtudirte
er, nachdem
Merkwürdig war bei Käſtner er bereits Student geworden ,
das Einmaleins kannte und das Addiren
ihm
unge
mein ſchwer wurde, während er in allen übrigen Gegenſtän Er iſt nicht den ſeinen Altersgenoſſen weit voraus war. blos durch ſeine hervorragenden Kenntniffe febaften , ſondern auch durch ſeinen rühmt geworden , wodurch
in
den Wiffen
unerſchöpflichen
Wig bea
er ſich allerdings manche Unan
nehmlichkeit zugezogen hat. d So hat ihm 3. B. nie die Antwort vergeffen
der Prinz Xaver
können, welche er dieſem
in
Göttingen gab , und wer weiß , wenn er Gelegenheit gehabt hätte,
ob
er
ihn
hätte fühlen laffen.
nicht
feine Ungnade
Käftner ſtarb am
recht
empfindlich
20. Juni 1800 .
One Ungleich beffere Reſultate erzielte der Adminiſtrator Sacha ſens in
ſeinem
geworden war. wo man
Vaterlande, als Er übernahm
dies
ihm
auswärts möglich
die Regierung zu einer Zeit,
fich nicht entblödete, feine Unzufriedenheit wegen
der bisherigen
Verwaltung an
irgend ging, trug er dem
den
Tag zu legen .
allgemeinen Volkswillen
Wo es
die gebüh
273
Rechnung; wenn
rende
derſelbe
aber mit
feinem
eigenen
ſympathifirte, dann ganz beſtimmt und ohne die geringſte Rüdficht zu zeigen. Dieſer Fall fand auch in Bezug auf den Grafen von Brühl Statt. Derſelbe war, wie wir wif ſen , am
28. October
1763 ſeinem
königlichen Herrn in die
Ewigkeit gefolgt. Kurfürſt Friedrich Chriſtian hatte wäh rend der wenigen Wochen , die Brühl unter ſeiner Regierung noch dem
lebte, denfelben
gütevoll behandelt , wie fich dies von
edlen Herzen dieſes Fürſten
ließ.
Nach ſeinem
auch nicht anders erwarten
Tode übernahm
Prinz Xaver die Verwal
tung Sachſens und war von vornherein darauf bedacht, ſeinen Haß gegen den Grafen Brühl zur Geltung kommen fen .
Er ließ
zu laſ
deffen fämmtliches hinterlaſſene Vermögen mit
Beſchlag belegen und ſeşte eine beſondere Rommiſſion nieder, der er es zur Aufgabe machte, zu unterſuchen , inwieweit fich Brühl Schulden
habe
Veruntreuungen
kommen laffen .
und
Unterſchlagungen
zu
Mag der Prinz bei der Mitglie
derwahl zu dieſer Unterſuchungscommiſſion nun zu ſchnell zu Werke gegangen fein , oder hatte
der Zufall
gerade Freunde
des verſtorbenen Miniſters in dieſelbe gebracht, oder waren von den Erben Brühls Beſtechungen vorgenommen , oder endlich war Brühl wirklich unſchuldig ; genug, das Ergebniſ der Unterſuchung ſtellte keinen Evidenz heraus.
einzigen Betrugsfall bis zur
Man mußte die Sequeſtration der Brühl':
ſchen Güter und deffen ſonſtiger Hinterlaſſenſchaftwieder aufhe ben und ſah ſich zu der nothwendigen Erklärung genöthigt, daß es fchiene , als habe der Graf von Brühl ſeine ungeheuren Reichthümer nur der Freigebigkeit ſeines Fürſten zu verdan ken . Die Sequeſtration hatte bis zur Regierung des näch ften Kurfürften gedauert , bis zum Jahre 1772 . Es will
1
uns alſo bedünken , als habe Prinz Xaver alles Mögliche 18 Vertraute Geſchichte. Sadſen. 2. Bd.
274 ſonſt würden
verſucht , einen
Betrug herauszufinden ,
die Brühl'ſchen
Güter noch unter feiner Adminiſtration wie Im
der frei gegeben worden ſein.
Uebrigen find noch heute
der inzwiſchen preußiſch gewordenen Niederlauſit be
die in
findlichen
und geſchichtlich berühmt gewordenen Herrſchaften
Troß der gegen
Brühl.
Befiße eines Grafen von
Pförten und Forſta im
in
denn
Brühl
von
des Grafen
die Erbſchaft
Ausführung gebrachten Maßregel blieben die Sachſen
einer bedenklichen Stimmung , ſo 1
fah ,
im
fich
daß
brachte er
in
genöthigt
Xaver
Jahre 1765 eine Polizeicommiſſion
Dies ſchien ihm
in
errichten .
zu
aber noch nicht ausreichend zu fein .
1766
der Ständeverſammlung den Antrag auf Bee für die drei nächſten
willigung von 24/2 Millionen
einander folgende Jahre vor , auf daß er endlich im
hinter Stande
fich befände, die Armee auf einen entſprechenden Fuß zu brin = Der Landtag verweigerte die Bewilligung aus Rück
gen .
ficht für die ſchon weit um unruhigen
fich gegriffene Verarmung und
fächſiſchen
Gemüther des
war indeß ein Mann , der
Volkes.
keinen Spaß
Prinz Xaver
verſtand.
Er ließ
den Sißungsſaal der Abgeordneten militairiſch beſeßen, was bis jegt nicht 'mal unter den Königen von Polen Einer ge Alle Welt war empört ! der alte und der neue
wagt hatte.
Adel war dergeſtalt entrüſtet , daß mehrere von ihm , z. B. der
Baron von Fritſch, Sachſen verlaffen wollte.
der Baron von die Sache
in
Fritſch
der
Und wenn
fo Etwas thun wollte , dann muſste
That ſehr bedenklich
ſein.
Fritſch hatte
nicht blos bei Abſchließung des Hubertsburger Friedens mits Auftrage ſeines Souverains uns gewirkt und denſelben im .
terzeichnet, ſondern er war auch ein Liebling des zuleßt ver Der Graf Johann Georg Kurfürſten geweſen .
ſtorbenen
Friedrich von
Einftedel
legte ſofort ſeine Stelle als Kabis
-
275
netsminiſter nieder und zog fich genden Güter zurück . des
vormaligen
der erſt im
auf ſeine in der Lauſiß
lies
Der Graf Einſiedel war der Sohn
Oberhofmarſchalls
Hans
Georg
Einſiedel,
Jahre 1745 gegraft wurde. Ein Neffe von ihm
wurde unter der ſpäteren Regierung Friedrich Auguſt’s Pre mierminiſter.
Troß alledem
mal gefaßten in
ließ ſich
Xaver von ſeinem
ein
Vorſag nicht abbringen .
Jahre 1767 trat der Prinz Xaver mit der Gräfin
Im
Kilara Spinucci in eine morganatiſche Ehe. Diefelbe war als Hofdame bei der Kurfürſtin -Wittwe Maria Antonia angeſtellt.
Jahre
Im
1768
Chriſtians volljährig
wurde
der
und empfing aus den
Dheims die Regierung Sachſens. mehr in
Sachſen
resgehalt von längeren
Aufenthalt
ihm zwedgemäßer zu Im
auf, um 1796
Händen
feines
Dieſer, welcher nun nichts
Thalern
nach
Italien .
Nach
Jah einem
hierſelbſt reifte er mit ſeiner Gemahlin , von Lauſiß nannte, nach Paris , was
ſein fchien , weil er franzöſiſcher General
Jahre 1792 ſtarb ſeine Gemahlin .
Gleich
ſich zu zerſtreuen , eilte er abermals nach
dar
Italien .
begab er fich zurück nach Sachſen und verbrachte die
legten und
Friedrich
zu thun hatte, begab fich mit einem
70,000
welche fich jeßt Gräfin
war.
älteſte Sohn
Jahre feines Lebens Zabeltig , auch
auf ſeinen
beſuchte er
oft feine. Villa
welche in
der Nähe Dresdens liegt.
undfiebzig
Jahre alt.
Aus feiner
Gütern
1806
Elſterwerda Bidachwiß ,
ſtarb er , fecha
Ehe mit der Gräfin Spi
nucci ſind ein
Sohn und fünf Töchter hervorgegangen.tr Der Sohn des Prinzen Xaver, bekannt unter Graf von
Zabeltiß
oder
auch
Chevalier
de Saxe , nahm
ruſſiſche
Militair-Dienſte und begab fich dann auf Reiſen nach
Ita
Hier lernte er die Maitreſſe Friedrich Wilhelm
II.,
lien .
Königs von
Preußen , Gräfin von Lichtenau , tennen , und 18 *
276
ſterblich
wurde ſo
in
fie verliebt, daß er ihr eine förmliche zweiten
Liebeserklärung ſchriftlich zukommen ließ , die fie im Theile threr
Vertheidigungsſchrift, als man
fie
nach
dem
Tode ihres königlichen Geliebten auf die Feſtung Glogau ge ididt , ſelber veröffentlicht hat und welche nahe an Ueber ſpannung ſtreift. Die Gräfin von Lichtenau , eine Tochter des Waldhor niſten Enke, und ſpäter um einen Vater für die könig lichen Kinder zu erhalten an einen gewiſſen Rieß verhei rathet, der eheliche Anſprüche indeß nicht hatte, muß in
der
That von ausgezeichneter Schönheit geweſen ſein ; denn zu der Zeit, wo der Chevalier von Sachſen fie kennen lernte, hatte ſie
bereits
die vierziger
Jahre
ihres Lebens erreicht.
Ob das Liebesverhältniß zwiſchen dieſen wirklichen
beiden Perſonen zum
Ausbruch gelangt iſt , darüber fehlen
die Beläge;
wenn man jedoch erwägt, daß die ſchöne Gräfin
Wilhelmine
a von den
Lichtenau , ein weiches, gutmüthiges und für fremde Let ſehr empfängliches ·Herz
beſaß , ſo
läßt fich
dies kaum
bezweifeln . Im
Jahre
1799
trat
der Chevalier von Sachſen
ſicilianiſche, und 1801 in ruffiſche Dienſte. trat ein
Ereigniß ein , daß in feinen
den Chevalier war. befand fich außer dem
Folgen
In einer Geſellſchaft am
Um
in
dieſe Zeit
entſcheidend für ruſſiſchen Hofe
Chevalier von Sachſen auch der Fürſt
Tſcherbatow , welche Beide wegen eines galanten Abenteuers don feit längerer Zeit auf geſpanntem auf den
Einige
Chevalier abzielende Neußerungen des Fürſten
nen dieſem
beleidigend zu ſein.
das ging jedoch nicht mehr , als $ .
: . Kindern
ſchie
Indeß , wohl bedenkend , wo
er ſich befand, verſuchte er , feinen
laut pon
Fuße lebten.
Unmuth
zu beherrſchen ;
der Fürſt Tſcherbatow
fprady. ſprach.
Der
ganz
Chevalier von
277
Sachſen
trat ſchnell auf ihn
und gab ihm lichen
Nacht
folgte ihm
zu , nannte
eine gewaltige Ohrfeige. reiſte
derſelbe von
ihn
Noch
Tepliß , an der böhmiſchen Grenze, ein. zwiſchen
Beiden ;
der
Gegend von
Es fam
zu. Erör:
Einer war ſo trokig, wie der
Andere , und die Folge davon war ein Duell, in der Chevalier von Sachſen und von ſeinem
kump
der näm
Petersburg ab ; der Fürſt
und holte ihn bei Auffig , in
terungen
einen in
vom
welchem
Fürſten von Ligne ſecundirt
Gegner getödtet wurde.
Nach dem
„ AU :
gemeinen Anzeiger der Deutſchen “ vom Jahre 1829 ſoll der Mörder des Chevalier von Sachſen nicht der Fürſt Dider batow , ſondern ein ruffiſcher Graf Subow t'Von
den
fünf Schweſtern
vermählte ſich die Eine mit dem Zweite mit dem dem
Prinzen
Herzog von
Niario
zu
Prinzen Altieri, die Vierte mit dem
Wenn
als ein
der Prinz Xaver
Esclignac, die
fich auch
Marquis Maſſini
Patrizi.si Allgemeinen nur
im
Despot präſentirt hat und Sachſen
konnte, ſeiner Regentſchaft
ſein .
Rom , die Dritte mit
und die Fünfte mit dem Marquis von goat
geweſen
Chevalier von Sachſen
des
zufrieden
fein
ſo bald als möglich entledigt zu
werden ; fo darf man doch keineswegs des vielen Guten ver geſſen , daß er während ſeiner fünfjährigen
Verwaltung ges
ſtiftet hat. Mit der für Dresden erwähnten
Polizei - Rommiſſion
Sanitäts-Kollegium kultäten
eingeführten und von uns bereits hatte
er
zugleich
errichtet, das mit den
Leipzigs und
die
Verpflichtung , nicht blos
vornehmlich die Geſundheitspflege zu überwachen. · Xaver
ein
Wittenbergs die oberſte Behörde im
Medizinalweſen des Kurfürſtenthums bildeté. dem
auch
mediziniſchen Fa
hatte
zu
Es hatte außer
entſcheiden , ſondern beauffichtigen
das Sanitätskollegium
und zu in
drei
278
Bezirke eingetheilt : in den
Dresdener, Leipziger und Witten
bergiſchen . Zum Erſtren gehörten der meißener, erzgebirgiſche, vogtländiſche und neuſtädtiſche Kreis , ferner die ganze Ober lauſiß und die Grafſchaft Henneberg ; 'dem
Zweiten waren
Streis zugewieſen , und der
der thüring'iche und der Leipziger
Dritte umfaßte den Kurkreis und die Laufiß .
Die Aerzte, wozu
Wundärzte 1., 2.und 3. Klaſſe (Barbiere), auch Apotheker ge hörten , mußten
fich, wenn
dem
Sachſen niederlaſſen fie außer
Fall, daß
die daſelbſt übliche Prüfung beſtanden hatten ,
Landes
neuen
einem
in
ſie ſich
und prakticiren wollten , felbft in
hier
Eramen unterwerfen , bevor ſie zur Ausübung Dieſes Sanitäts- Kollegium
ihrer Runft zugelaſſen wurden .
mußte auch alljährlich ein Mal, und wenn nöthig, wiederholt eine Reviſion der Landes - Apotheken vornehmen
und nöthig
ſcheinende Maßregeln gegen etwaige Afterärzte ergreifen oder mindeſtens der Staatsbehörde unterbreiten , da es ſelber eine eigene Gerichtsbarkeit nicht hatte. Nach
der
für Dresden
eingeſeßten Polizei- Kommiſſion
+
follten
ſpäter in den
und die
Provinzen
Polizeiverwaltung den
giſtraten abgenommen
werden.
ähnliche
Inſtitute gegründet
Amtshauptleuten
Prinz-Adminiſtrator der Polizeikommiffion vornehmlich auf die in
haben und
nügend und überzeugend darthut,
fchaffen .
Staate nüglich
daß
Juden
Jeden , der nicht ge er mit
ſei, ſofort über die
Auf dieſe Weiſe hoffte
der
gab , ging dahin,
großer Anzahl vorhandenen
ein aufmerkſames Auge zu
ſchäfte dem
und Ma
Ein Specialbefehl, den
Prinz Xaver,
ſeinem
Ges
Grenze zu ſein Vater
land von den jüdiſchen Schwindlern , Wucherern und Schache rern , die fich in
großer Menge in allen Schichten
der fächs
fiſchen Nation bewegten , zu befreien . Der von Xaver beabſichtigten Vermehrung der fächſiſchen
279
Truppen haben wir früher ſchon gedacht.
Nebenbei gründete
er eine Artillerieſchule und gab die Direction davon an den Oberſtlieutenant von
Fröden , ein
offizier der damaligen
ausgezeichneter Artillerie
Zeit, der das
Verdienft hat, tüchtige
Offiziere gebildet zu haben . 23. Dezember
Gefeßlich mußte Xaver die Regierung am 1768 den Händen
des
übergeben ; auf
jungen Kurfürften
15. Des
Andringen des legtren geſchah dies jedoch ſchon am zember. Maria Antonia, Gemahlin
des verſtorbenen Kurfürſten
Friedrich Chriſtian und Mutter Friedrich Auguſts , war ſchon während der zweimonatlichen Regierung ihres Gemahls eif rigſt bemüht, in die Regierungsgeſchäfte thätig mit einzu Hätte
greifen .
Friedrich
Chriſtian
würde
gelebt, ſo
länger
ihr dies auch wahrſcheinlich gelungen ſein . Sein Tod ſepte ihren desfalſigen Beſtrebungen ein Ziel. Unter der Admi niſtration des Prinzen
Xaver wollte ſie Anfangs zwar eben
falls an der Regierung fich betheiligen , doch konnte es
gewünſchten Reſultate zu gelangen .
mit aller Entſchiedenheit, daß eine Frau Staats allein
führen .
Natürlich
welcher Zeit
Xavers , in
genug
ſei, dieſelbe
war Maria Antonia
nicht zufrieden ; auch wurde ſie durch die niſtration
Er erklärte ihr
zur Regierung eines
untauglich und er ſelber Mann zu
nicht gelingen ,
Charakter dieſes Fürſten
despotiſchen
bei dem zu dem
hiermit
fünfjährige Admi
ſie nicht den
geringſten
Einfluß auf die Regierung hatte , von der unheilvollen Mitregentin werden in
zu
ihr
wollen , nicht geheilt.
Idee,
Wir werden
der Folge noch Gelegenheit haben , auf dieſe Angelegenheit
zurüdzukommen . Wir gedenken derſelben
auch hier nur vor
übergehend und zwar nur deshalb, weil ſie hauptſächlich ihren Sohn Friedrich Auguſt veranlaßte, den Prinzen Xaver noch
280
vor der Zeit von ſeiner Funktion als Adminiſtrator zu ent binden .
Es waren nur noch acht Tage bis zu dem
mäßigen
Zeitpunkt der
Niederlegung
allein auch dieſe acht Tage dauerten wann
jedoch hierdurch
Auguſt war den ſamen Augen
Adminiſtration ;
ihr zu lange.
Sie ge
nicht das Mindeſte , denn
Friedrich
Beſtrebungen ſeines Dheims mit aufmerk
gefolgt und hatte daraus gelernt, daß nur aus
einer Selbſtregierung etwas erzielen
der
geſeka
Erſprießliches für den Staat zú
ſei.
!!
*
VIII.
Friedrich
Auguft
HI.,
(Friedrich
Auguſt,)
erſter König von Sachſen . ( 1768 – 1827.) , Bierzehates fa pite I. Friedrich Augufts Jugend. Der Graf Camillo von Marcolini. Friedrich Augufts Inftruktoren . Beſchreibung einer Reiſe des königlichen Prinzen Clemens. Maria Amalia Augufte von Bweibrücken . Ihre Die Hur Dermählung mit Friedrich Auguft. Grauungs- Ceremonien .
fürftin von Sachſen und ihr Friſeur.: - Bericht des Herzogs von Lauzun . Katharina II. von Rußlands Anſicht über die Sittlichkeit der Kurfürſtin von Sachſen . Kurfürft Friedrich Auguſt. III. welcher ſpäter als König von Sachſen Friedrich Auguſt ſich nannte, war am cember 1750 geboren .
Sachſen
ſeufzte damals
23. De
ſchon
lange
unter der Brühl'ſchen Willkürherrſchaft, deſſen ungeachtet aber ſich
*
Ob ſie
ſeine Vertreter ſtets eine außerordentliche Mühe, hin
dieſen
reich , mächtig und glänzend zu
erſcheinen .
Zweck erreicht haben , bezweifeln wir;
aber, es geſchah.
Some
gaben
nach außen
Schon
die Taufe des
genug
jungen Kurprinzen
ward äußerſt feſtlich begangen . Um das Glanzvolle' derſelben zu
erhöhen , wurden Franz I. und Maria Thereſia von Defter
reich , die Staiſerin
Eliſabeth von Rußland, die Wittwe des
282
1
Kaiſer Karls
III., Maria Amalia, die Könige Georg II. von
England ,
Ludwig
Großvater
des
XV. von
Frankreich
und Auguſt
III .,
Täuflings, eingeladen , Pathenſtelle bei dem
Kurprinzen zu übernehmen .
Der päpſtliche Nuntius Archinlo
verrichtete die kirchliche Handlung. Friedrich Auguſt war ſchwächlich gebaut, dadurch ſchüch tern und haltungslos.
Um
dieſen Zuſtand zu beſeitigen , der
für die Folge gefährlich zu werden drohte, da der Prinz nicht einmal im Stande war, einen Berg hinauf und herab zu ſteigen , geſellte man ihm einen jungen Italiener als Pagen bei.
Dieſer
Jüngling war der im
Kirchenſtaate
ſtammt von altem Sohn
Jahre 1739 zu
geborene Graf Camillo
Marcolini.
Fano im Derſelbe
italieniſchen Adel und war als der jüngſte
ſeines Vaters gänzlich ohne Vermögen .
Seine äußere
Bildung , fein geſundes Urtheil und fein grades Weſen , ver bunden mit jener feinen Biegſamkeit des nen
ihm
deffen
Italieners , gewan
bald die -Zuneigung des Kurprinzen .
Als er ſpäter
Tod erfuhr, (prach er die wichtigen Worte :
Wohl oft genug mag id
wegen meiner An
hänglichkeit an Marcolini getadelt worden
ſein , 1
aber man hat es nicht gewußt und nicht bedacht , dieſem Manne duldig war!
**
wie viel ich
Er war
ja mein einziger Vertrauter in meiner Jugend und blieb mir bis ins höhere Alter ftets treu erge: ben ;
ja , er hat mir gleichſam
erft das
Geben ge:
lehrt , denn ich war in meiner Jugend fo verwöhnt und verna dhläffigt worden , daß ich mich z. E. nicht getraute , felbſt gen .
eine Anhöhe: auf- und abzuſteis da Marcolini tangeleitet
Wie oft hat mich
those
und mir Vertrauen
auf eigene Kraft eingeflößt. "
Camillo Marcolini wurde beim
Austritt aus dem
Pa
283
genhauſe Kammerjunker, blieb fortwährend in Hofdienſten , erhielt endlich die bedeutende Stelle eines Kämmerers , wo durch mehrere Hofftäbe und die Galerien Leitung kamen .
Mit dem er das
unter feine oberſte
Range eines wirklichen
Rathe
erhielt
wurde
Generaldirektor der Künſte
Directorat der
geheimen
Porzellanmanufaktur,
und
Tunſtacademien
in
Sachſen , Oberſtallmeiſter und endlich Kabinetsminiſter , ohne jedoch als Staatsſecretair einem geſegt zu
beſonderen Departement vor:
ſein .
Wie Friedrich Auguft ſich von ihm hatte leiten König.
lafſen , ebenſo
Seit dem
ſchon
achtete er ſeinen
als Kurprinz Rath noch
als
Tode des Miniſters Gutſchmid hatte kein
Miniſter in dem Grade die perſönliche Achtung und das Ver traue feines Fürſten beſeffen , wie Marcolini. Um ihn herum bildete ſich daber ; wie dies bei einem Günſtlinge ge wöhnlich zu erſten
geſchehen
pflegt, ein
beſonderer Hof; und die
Sivil- und Militairbeamten ſloffen
fich dem
ebenſo
flugen , als gewiſſenhaften und mächtigen Günſtling an . Der um
Graf Marcolint war viel
zu
flug und rechtlich,
ſeine Macht jemals zu mißbrauchen .
Er ſcharrte freilich
ein nicht unbedeutendes Vermögen zuſammen , wenn wir aber bedenken ,
daß
ſo können
wir dies nur als natürlich bezeichnen , namentlich
er die
einträglichſten Staatsämter bekleidete,
wenn wir hinzufügen , daß er keineswegs zu
den
Verſchwen
dern gehörte. Während ſeiner Funktion als fächfiſcher Staats beamter waren ſeine Häuſer, welche er in
Dresden beſaß , von
jeder Einquartirung verſchont, was in Bezug auf ſein
Ver
mögen , da die Kriegslaſten damals nicht unbedeutend waren , nicht ohne Einfluß : fein tonnte. Außerdem aber erbte er alle ſeine Brüder vor ihm
1
aud , da
ftarben , die Herrſchaft
Fano, wo er das Licht der Welt erblict hatte.
Marcolini,
284
obgleich ein höchſt ehrenwerther Charakter, hatte dennoch man dhen Feind.
Dadurch
kam
es auch , daß man
nach ſeinem
Tode ſeine Erben zwang , wegen der Befreiung von Kriegs = laften , welche ihm
zu
tende Abgabe von der
Theil geworden : waren , eine bedeu Erbſchaft an
den
Staat zu
zahlen ,
was unbedingt als ungerecht bezeichnet werden muß . .“
Marcolini haßte jede Ungerechtigkeit ; er fannte die Mens
ſchen und behandelte ſie ohne Günſtlingsſtolz; mit gutmüthi ger Würde.
In Verſprechungen war er außerordentlich ſpröde,
ſpröder in
man
indeſſen
Bewilligungen .
diefem
Landsleute (die
Einen Hauptvorwurf. muß
1
noch
Manne machen , nämlich , daß er ſeine
Italiener) beſonders bevorzugte und fich zu
weilen unter den Einwirkungen der Geiſtlichkeit beugte .
Von
Napoleon , den er, wie Einige verſichern , nicht aufrichtig
er
geben war , erhielt er den Orden der Ehrenfegion ; von
feia
nem
Fürſten
den Orden
der Kautenkrone ; vom
1
Hofe den St. Andreasorden .
Einen trauen
ruſſiſchen
auffallenden Beweis von dem
unbegrenzten
Zu
ſeines Fürſten giebt auch der Umſtand, daß z.' B. die
Porzellanmanufaktur unter feiner Direktion einen
jährlichen
Zuſchuß von 5000 Thalern brauchte, die Stutereien ebenfalls nicht ohne namhafte Beihilfe aus Staatskaſſen erhalten wer: den konnten und ihm dieſe Verwaltungen dennoch nicht abs genommen wurden . Marcolinis Geſchäftskenntniß war bloße Erfahrung.
Er beſaß
auch
keine genauen
Kenntniſſe
von
Sachſen und dem ſächſiſchen Rechte ; und ebenſo war er auf den Gebieten der Literatur und der Kunſt beinahe ganz fremd und zeigte nur ein geringes Intereſſe. In allen Dieſem ver ließ er ſich auf das Gutachten Derer, die ſein Vertrauen bes ſaßen . So war der Mann , welcher zum
erſten Begleiter des
-
. 285
Kurprinzen
Friedrich Auguſt gewählt worden war, und wenn
dieſer ſpäter jene Worte fagte, welche wir vorſtehend citirt haben , beſonders aber, daß der Graf Marcolini ihn erſt lau fen
gelehrt habe, ſo hat dies ſeine vollkommene Richtigkeit.
Marcolini, wenn er auch keine beſonders hervorragende Fä higkeiten
befaß , hatte doch
ſo
vielen natürlichen Verſtand ,
einzuſehen , daß die erſten Eindrücke der
Jugend maßgebend
für das ganze übrige Leben ſeien , und daß fürſtliche Tugen den
eingelernt werden müſſen .
gen fein
Er richtete vor allen Din
Augenmerk auf das Phlegma und die Unbeholfen
heit des jungen Prinzen .
Phlegmatiſch und unbeholfen
kein
das Volk unter
Regent ſein , wenn
darf
ſeiner Regierung
nicht untergeben , mindeſtens verkommen fol .
Er trieb
ihn
deshalb an , fich viel in
der freien Luft zu
bewegen und ſich
nur in
eines
bedienen .
feltenen
Fällen
Wagens zu
Dieſe
Anordnung war höchſt nothwendig und mußte von ſegensrei dhen
Folgen
ſein .
Keiner der kurfürſtlichen
fidy in Dresden auf den Straßen
Familie zeigte
anders , als zu Wagen ; ge
laufen wurde felbſt auf kleinen Ausflügen nur ſelten , und wenn
es geſchah , nur wenig ; kein Wunder alſo, wenn da der
Menſch das Laufen verlernt, und Friedrich Auguſt III. die Behauptung aufſtellt, der Graf Marcolini habe ihm Laufen lichen
gelehrt. Auch verſuchte Camillo feinem Freunde Geſchmack an
wandtheit und Stärke feinem
erſt das
jungen fürft
der Jagd beizubringen , um Körper zu geben .
Ge
Wenn , wie
es nicht anders ſein konnte, der Prinz dann zuweilen erklärte , er könne nicht weiter , es ſtrenge ihn zu ſehr an u . f. w ., dann fagte Marcolini lächelnd, daſs der Menſch Ales könne, was er wolle, und daß in dem Willen allein nen
läge.
ſchon das Kön
Auf dieſe Weiſe wurde Friedrich Auguſt ſo zu
fagen , ſpielend darauf hingewiefen , daß
der Menſch
ſeiner
286
Straft vertrauen müſſe.
eigenen
Er war damals zwar noch
ſehr jung, als das Brühl'ſche Regierungsſyſtem
das allein gel
tende in Sachſen war , dennoch ſah er das Verderbliche defa ſelben ein , und nahm
ſich ein Beiſpiel an ſeinem Großvater,
wie man nicht regieren muß. Die
Eindrücke, welche die
Jugendjahre des Menſchen
1
empfangen , ſind entſcheidend für das ganze künftige Leben , befoders wenn der junge Menſch zu denken angehalten wird, wie dies
bei Friedrich Auguſt III. der Fall war.
Für ſeine
Erziehung wurde auch auf das Beſte geſorgt dadurch, daß man ihm
den Abbé Victor und ſpäter den Schweizerhaupt
mann
und geheimen Rath Baron von
gab .
Die erſten
pfing er von lehrte ihm
Anfangsgründe in
Forell zum
Erzieher
den Wiſſenſchaften
der bekannte Schreibemeiſter Gans, deffen ſich der
Prinz noch in ſeiner Stellung als König von Sachſen erinnerte, namentlich (chriften daß man Wirkung ben fei.
em :
Johann Baptiſt von Merlo und das Schreiben
wenn
ihm
eingehändigt wurden .
ſchön
oft
geſchriebene Bitt
Er pflegte dann
zu
ſagen ,
fähe, wie das Beiſpiel des Landesvaters nicht ohne auf den
Schreibeunterricht
des
Volkes
geblie
Geſchichte, Geographie und neuere Sprachen trieb er mit Eifer und entwickelte
eine nicht alltägliche Fertigkeit in die
ſen Gegenſtänden ; am meiſten zeigte ſich ſein Genie aber in der Muſik , von der er ſowohl praktiſch, als auch theoretiſch ungemein
viel verſtanden hat.
Auch beſchäftigte er ſich ne
benbei noch mit ſogenannten Lieblingsſtudien ; ſo z. B. lernte er in Pillniß das Oculiren viel mit
der Botanik zu
der Bäume, machte fich überhaupt thun.
Ein
ziemlich offenes und
wahres Urtheil über Friedrich Auguſt III. finden wir in Schrift, welche im
Jahre 1814 unter dem
einer
Titel: „ Darſtel
! 287
lung der königlich fächfiſchen Regierung nebſt eine Scizze zur beſſeren Organiſation der Staatsver: waltung ,“ erſchien . "12:16
Darin heißt es wörtlich :
Hätte Sachſens Regent in feiner Jugend eine zu einem
Regenten mehr geeignete
Erziehung, als die der
Jeſuiten
in
Prag genoſſen , hätte er mehr die Welt geſehen und dadurch
1
mehr Welt- und Menſchenkenntniß erlangt, fo würde er bei vielen
ſeinen
Talenten einer der erſten Regenten in der
Geſchichte geworden ſein ; ſeine in ſo vielen ſchwierigen
Fäl:
len gezeigte ſcharfe Beurtheilungskraft , fein außeror dentliches
Gedächtniß , fein
guter Charakter , feine
Liebe zu den Wiſſenſchaften , haben ihn ſtets den beſten Entſchluß faſſen laſſen , wo er ohne Vorurtheil handelte und mit eigenen Augen
Freilich war feine erſte
ſah.
Erziehung nicht gemacht, einen Regenten zu bilden , noch we niger geeignet, ſeine'angeborene Heftigkeit des Charakters nach den Umſtänden zu mäßigen u . ſ. w ." it .
Der Verfaſſer dieſes Sitates verſteht unter Ausbildung
zum
Regenten
die
praktiſche Einarbeitung deſſelben
in
die
Staatsgeſchäfte , wozu Friedrich Auguſt allerdings keine Ges legenheit gehabt und wie es ſcheint, auch abſichtlich durch In triguen ſeiner Mutter davon hat wohl zu einem
felten ein
fern gehalten wurde.
Dagegen
Regent eine beſſere theoretiſche Bildung
Regenten gehabt, als er.
Die Grundlage, das wiſſen
wir, legte Kammillo von Marcolini; und Sachſen hat einzig und allein nur dieſem ſcher vor allen
Dingen
Manne zu verdanken , daß fein Herr zu
einem
Menſchen
gebildet war,
Wenn auch nicht abgeleugnet werden kann , daß zu genden
den
Tu
eines Königs mehr als Liebe zu ſeinen Unterthanen
gehört , fo fann
doch aber auch wiederum nicht abgeleugnet
werden , daß ein Fürſt ohne dieſe Liebe, und wäre er der tas
288
lentvollſte Menſch der ganzen Welt, ſein
Volt niemals wirk
lich glücklich machen und ſtets nur ſein eigenes
Intereſſe vor
Augen haben wird. Mit der Uebernahme der Adminiſtration Sachſens durch Xaver
Prinzen
den
Unterricht in erworben
ihm
ertheilten
bleibende
Verdienſte
Der Eine dieſer Männer war Chriſtian
haben .
Gotthilf von Gutſchmid , ein Mann der anfänglich in Theologic, ſpäter aber in Jahre
Im
Dresden
1758 ward
berufen
er als Hof- ' und Juſtizrath nach
bekannten geheimen Die
beigegeben .
Halle
Leipzig Rechtswiſſenſchaft ſtudirte.
und Behufs Abſchließung
ger Friedens dem ſtenten
Rur
bei
bei dem
Staatswiſſenſchaften
den
dem
zwei Männer
Funktion , welche fich
in
prinzen
traten
des Hubertsbur
Rath Fritſch als Affi bedeutenden
Urtheile über dieſen
1
Allgemeinen
Staatsbeamten ſind ſehr verſchieden , wenn ſie im
auch darin übereinſtimmen , daß er etwas Ausgezeichnetes ge leiſtet habe.
So machen
ihm
z. B. Einige
den
Vorwurf
daß er mehr Advokat, als Sachwalter geweſen, alſo dem Meiſten gedienet habe, von dem
am
er das Meiſte empfing ; vor
nehmlich aber , daß er den Adel über die Maßen
begünſtigt
habe. Der Zweite der kurprinzlichen Inſtruktoren war der Kammerherr von Burgedorf, ein Mann von edlem 'und un: etgennüßigem nem
Fürſten
Charakter, der, wie Gutſchmid, ſpäter von zum
Miniſter ernannt wurde.
fet=
Beide waren
proteſtantiſcher Religion und mag dieſer Umſtand nicht ohne Einfluß auf das Gemüth des Surprinzen geblieben feinem ihm
ſein ; denn
Beichtvater Herz hatte er entſchieden unterſagt, mit
nie über andere, als religiöſe Angelegenheiten zu ſprechen . Friedrich
Auguſt
häufig vorkommen .
III. war
ein
Fürſt, wie
ſie
nicht
Wie er nie den Grundſaß der ſtrengſten
289
Rechtlichkeit verleugnet hat, ebenſo hat er ſtets wahrhaft vä terliche Geſinnungen gezeigt und nie etwas unternommen oder gethan , was mit dem geſtanden hätte .
iſt während
darum
Wohle ſeines Volkes
Heilig war ihm feiner
kein Machtſpruch, kein
in Widerſpruch
die Gerechtigkeit, und
ganzen
langen Regierung auch
Eingriff in fremde Rechte
gefdheben , es müßte denn der einer Begnadigung gewe ſen
ſein .
Heilig
war ihm
ſeine Fürſtenpflicht, und mit der
anhaltendſten
Thätigkeit, mit der gewiſſenhafteſten
keit, mit der
edelſten Mäßigung hat er ſie erfüllt.
Pünktlich Unter
Auflegung eigener großer Entbehrungen wendete er zu
öfte
ren Malen Schulden vom Lande ab, und verminderte lieber die Steuern
der Nation , als daß
er ſie erhöhte , weshalb
er auch erklärte : Ein Fürſt dürfe fein Intereſſe der getreuen
dem
ſtellen ! nem
Intereſſe nie
Unterthanen entgegen
Dieſen Wahlſpruch hörte man nicht blog aus feia
Munde, fondern man
ſah ihn auch von ſeinem Kopfe
ausführen . Friedrich Auguſt hatte mit Hilfe des Grafen von Mar colini es auch verſtanden , ſeine Zeit gehörig jedes
Geſchäft mit
der
pünktlichſten
Auf dieſe Weiſe gelang es ihm was andre Fürſten von ihren dadurch Kenntniß Volkes zu
von
gewinnen .
und
auch , Vieles ſelbſt zu
thun,
Beamten verrichten laſſen , und
den geringſten Angelegenheiten
ſeines
Er begnügte ſich nicht allein , daß er
überall felbft thätig eingriff, ſondern um nendem
einzutheilen
Ordnung abzuwickeln .
dies auch mit loh
Erfolg thun zu können , verſäumte er nie , fich vor:
her die gehörige Information aus den betreffenden Documen ten
und Akten zu
verſchaffen .
Daher kam
es auch , daß er,
wie man zu ſagen pflegt, überall zu Hauſe wat und daß es beinahe unmöglich ſchien , ihn Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.
zu
hintergehen . 19
Auch
in
290
Bezug auf ſeinen Haushalt zeigte er dieſelbe Genauigkeit und Wirthſchaftlichkeit, und wenn man behauptet, daß die Leştere ſehr gut den Unterthanen als ein nachahmunggwürdiges Beis ſpiel hingeſtellt werden konnte , fo iſt man eben Nach
nur gerecht.
der Vergrößerung ſeiner Macht und ſeines
trachtete er
nicht, denn
er wußte , daß
Anfehens
er dann aufhören
müſſe , Vater ſeines Volkes zu fein . So lange es irgend möglich war, wies von der Hand.
er jeden
Ländertauſch und Länderzuwachs
Ebenſo war
er ein
erklärter Gegner alles
1
Neuen , wenn dies Neue nicht zugleich beſſer , als das Alte war.
Wenn der Fürſt in ſolchen Wegen wandelt, kann es
unmöglich Unglüdliche unter ſeinem daß fie Böſewichter ſind . Um
Volke geben , es ſei denn ,
ſeine Zwecke überall und voll
ſtändig zu erreichen , hatte er in Bezug auf feine Beamten den Grundſag ausgeſprochen : ,, daß Jeder, welcher in den Staatsdienſt treten wolle, ſeine dazu erforderliche Fähigkeit und Geſchicklichkeit durch eine vorhergehende ſorgfältige Prüfung darthun müſſe." ; Und denen , welche die. academiſche Laufbahn wählen wollten , follte frühe ſchon eingeprägt werden : „ daß nur Geſchidlichkeit und Fleiß , keineswegs aber Geburt und Stand der Eltern oder Reichthum auf künftige Anſtellung gegründeten Anſpruch geben können .“ : Jeden Falls iſt Friedrich Auguſt III. einer der würdigſten Regenten feinen
Sachſens
Pagen und
worden .
geweſen
und
dies
hauptſächlich
durch
Jugendfreund Camillo von Marcolint ge
Hätte das Schickſal ihm
nicht dieſen
Edelen in den
Weg geſtellt, ſo würde er verkommen und ein unglücklicher Mann
geworden
machen
können und ſchwerlich würden dann die
fein ; er
hätte niemals
fein
Volk glücklich Intriguen
Marta Antonias, auf die wir ſpäter zurüdfommen , mißlun =
291
gen ſein .
Unzweifelhaft hatte man ihm mit wohlberechneter
Abficht den italieniſchen
Jüngling beigegeben , von der Vor
ausſeßung ausgehend , daß richtig dienen würde.
Die
ein
Italiener ihm
Folge hat den
ntemals Irrthum
auf
aufge
deckt, und Marcolini hat bewieſen , daß man auch unter ſei ner Natiort , wie überall nicht blos jalechte, fondern
auch
gute, edle und brave Menſchen finden kann . Wie ſonders
Friedrich Auguſts
Jugend begann ; fo würde, be Körperbau ,
ſchwächlichen
bets feinem
gelernt.
Seiner
Füße bediente man berichteten ,
fich nur auf kleinen Reifen , wie wir vorhin fchon nur in
und da auch
ein
geworden ſein ; ja, er hätte nicht
wirklicher Menſch aus ihm einmal richtig laufen
niemals
einer böchſt unvollkommenen
Weiſe.
Eine folche Reiſe beſchreibt, wie Vehfe fagt, der rheiniſche Antiquarius im Prinzen
Leben
Clemens ,
ähnlich waren , ſo
des nachherigen Kurfürften von
und da
Keiſen
dieſe
ſtehen wir keinen
Trier
alle untereinander
Augenblick an , dieſen
Bericht hier wörtlich wiederzugeben, derfelbe lautet : den 25. October 1765 langte der königliche Prinz
* Clemens, Biſchof zu Coadjutór zu
Freiſingen
Augsburg , zu
und Regensburg , auch
Dresden
an , wo er von
den
ſämmtlichen königlichen und kurfürſtlichen Herrſchaften auf das Zärtlichfte empfangen wurde. ?
den
12. November begleitete er den Kurfürften in
Geſellſchaft der
verwittweten Kurfürften , des
von Kurland (Prinz Karl
tors , des ehemaligen Herzogs von Sachſen ) und der beiden
königlichen
Eltfabeth und Kunigunde nach Freiberg, um zu befehen .
Vormittags um
Adminiſtra
11 Uhr langten
Prinzeſſinnen die Bergwerke ſte. bet dem
Kapferhammer vor Freiberg an , wo fie von der
General
Berg- Commiſſario und dem Oberberghauptmank famt viers 19 *
292
zig Hütten- und Bergbeamten zu Pferde in Parade-Habiten empfangen und nach dem
Kühſchacht geführt wurden , wo fie
den Berghauptman mit dem
Ober-Berg- und Hütten - Amte
antrafen .
Treibſchacht nebſt allen
von
fte den
Arten
getriebenen Erzen , wie auch in der Scheidebank alle
Arten um
Nachdem
von
Scheidewerk geſehen , langten
fie Nachmittags
2 Uhr in der Stadt an , ſtiegen bei dem
Berg-Com
miſſarius-Rathe Gellert ab , wo ſie fich die Bergmodelle, Riffe und Stufen
zeigen ließen , und erhuben fich
4 Uhr in das kurfürſtliche Logis, wo ihnen
gegen
der Adel, die
Offiziere, die Geiſtlichkeit und der Magiſtrat die unterthä nigſte Aufwartung machten . ben
ſie ſich um
tigen
Nachdem
ſie geſpeiſet, erhu
7 Uhr auf das Schloß, wo ſie den
Bergaufzug von mehr, denn
präch
1200 Bergleute mit
ihren Grubenlichtern und einer Menge Fadeln unter Trom peten- und Pauken -Schall , auch gewöhnlicher mit anſahen .
Bergmuſik
Sie kehrten hierauf wieder in das kurfürft
liche Logis , wo ſie an
einer Tafel von dreißig Rouverts
ſpeiften . Den 13. November beſaben fie früh die Poch- und Waſchwerke, worauf ſte fich nach der Grube Freudenſtein erhuben , wo ſie die für ſie verfertigten legten
Grubenkleider an
und dieſe Grube , welche artig erleuchtet war, be
fuhren , auch ſich die Operation beim
Grubenzuge , inglet
dhen das Kunſtwerk zeigen ließen .
Sie begaben ſich hier auf wieder in die Stadt und kehrten nach aufgehobener "
Tafel nach
Dresden zurück, allwo
viden 21., als am
Tage Mariä Opferung , der Prinz
Clemens das bobe Amt in wobei die geſammten
der katholiſchen
Kirche hielte ,
königlichen und kurfürſtlichen Herr
ſchaften zugegen waren ."
"
Trapy
293
,,Den 23. divertirten ſie ſich zuſammen
in der Ges
gend Langenbrück ( in der Nähe Dresdens) mit einer wilden Tag , der des Prinzen
Schweinsjagd und begingen dieſen Namenstag war , in Gala . „ Den ſten
3. Dezember erhuben ſich die geſammten höch
Herrſchaften nach Meißen , wo ſie die Porzellanfabrik
in
hohen Augenſchein
in
ihrer Uniform
nahmen und von
mit fliegenden
der Bürgerſchaft
Fahnen und klingendem
Spiel empfangen wurden . „ Den 5. früh begaben
ſie ſich außer dem
und der verwittweten Kurfürſtin
Kurfürften
auf den Königſtein , wo
fie fpeiften und alles Merkwürdige in Augenſchein nahmen , Abends 6 Uhr aber nach
Dresden zurüdkamen .
. „ Den
!
9.
Dezember reiſte
der
Prinz Clemens von
Dresden wieder ab und ging über Prag nach ſeinen Bis
thümern zurück ... So einförmig und geiſttödtend waren die Vergnügungen , welche
damals
Wenn
Friedrich Auguſt nun nicht in dem
am
Hofe zu
von Marcolini einen
ſo edlen
Dresden
ausgeführt wurden . Grafen
und ehrenhaften
Camillo
Freund ge
funden , fo würde auch er dem alten Schlendrian gefolgt und kein Segen
für ſein
Voll geworden
Etwa vier Wochen nach ſeinem
ſein . Regierungsantritte , am
17. Januar 1769 vermählte ſich der achtzehnjährige Kurfürſt mit Maria Amalia Auguſta von Zweibrücken , deren Bruder Marimilian
Joſeph erſter König von
Bayern
wurde;
ein
anderer ihrer Brüder war der Herzog Karl von Zweibrüden ,
1
der fünf Jahre darauf fich Friedrich Auguſts Schweſter, Maria Amalia, zu ſeiner Gemahlin erwählte. Auf dieſe Weiſe war eine doppelte Verwandtſchaft der Höfe Sachſens und Bayerns eingetreten .
Die
Trauung des kurfürſtlichen Paaves
vollzog
294
der Dheim
des Bräutigams, der ſchon einmal genannte Kur
fürſt Clemens von Trier.
Eine Beſchreibung dieſer feierlichen
Handlung aus der damaligen ,, Den 5.
Zeit lautet wie folgt:
Januar 1769 langte
3
der Sturfürſt von
Trier
zu Mannheim
an und nahmen die Vermählungs-Feſtivitäten
føgleich
Anfang.
ihrer
durchlauchtigſten fchaften
zu
fonderlich
folgenden
Tag " wurden
der
Federmanns Anſehn
ausgeſeßt, da
man
denn
den Schmuck von Edelſteinen bewunderte, womit
Ihro Durchlaucht von worden .
Den
Braut prächtige Kleider und andere Geräth
Nachdem
der hohen
auch
Landesherrſchaft beſchenkt
den 8. Januar der Pfalzgraf von
Zweibrücken , der durchlauchtigſten Braut Oheim , zu Mann heim
angelangt war, hatte der kurſächſiſche Geſandte , Graf
von Riaucour, noch dieſen worinnen Herrn , dem nahm den
er um
Abend bei demſelben
Audienz,
die durchlauchtigſte Prinzeſſin , von
Kurfürſten , die Anwerbung that.
ſeinem
Der Geſandte
hierauf den Charakter eines Botſchafters an , und hielt 10. feine feierliche Auffahrt bei Hofe mit großem
pränge, welcher Tag fowohl bei Hofe, als in Botſchafters ſehr feierlich begangen wurde.
dem Den
Ge
Hôtel des 16. geſchah
fowohl die Verzichtleiſtung, als die Auswediſelung der beider feitigen Heiraths- Kontrakte, und den 17. Abends die hohe Vermählung, wobei auf erhaltene Vollmacht der Surfürſt von
Pfalz
des durchlauchtigſten
Der Kurfürft von
Trier
Bräutigams Stelle vertrat,
verrichtete
den
hohen
Trauungs
Aktum , worauf der koſtbare Trauungs-Ring ſogleich in einer goldenen Büchſe durch den Oberft-Silber-Kämmerer , Baron von Sturmfeder , nad
Dresden
geſchict wurde. Nach der
Trauung erfolgte die Ceremonien - Tafel und der ſogenannte Faceltanz.
Den 18. frühe geſchahe die Abreiſe der neuver
mählten Kurfürſtin .
Den 25.
Januar 1769 betrat ſie die
295
kurſächfiſche Grenze und langte zu Plauen Namen des Kurfürſten von dem von
Forell, empfangen wurde.
an , wo ſie im
Konferenz-Miniſter, Baron Den
29. zu Mittag langte
ſie über Freyberg , bis dahin ihr der Kurfürſt den 28. ent gegen gereiſet und ſie zärtlichft bewillkommnet, zu Dresden an.
Der ganze Hof war in
fonen
von
dem
prächtigſter Gala, und alle Per
königlichen und kurfürſtlichen
kommneten ſie aufs Zärtlichſte. feierliche
Einſegnung von
dem
Gegen
Hauſe bewill
Abend geſchahe die
Kurfürſten
von
Trier, (der
ihr vorausgereiſt war), worauf die Ceremonien - Tafel, der Fackeltanz und die Heimführung folgte . Man brachte darauf etliche Wochen bei Hofe mit allerhand abwechſelnden Luſtbar keiten zu , und erkannte an der neuen Kurfürſtin den liebeng würdigſten
Charakter.“ ufu
Die Gemahlin des Kurfürſten Friedrich Auguſt zählte erft ſiebzehn
Jahre, war ſchön und liebenswürdig und fchien mit
unendlicher Zärtlichkeit und Treue an ihm zu hangen . Geduldig ſie mit ihm Leid und Freud und hatte ſich so ſehr
theilte
in ſeine Ideen und Anſichten hineingelebt , daß wohl ſelten oder
nie
dieſe
furfürſtliche.
eine
glücklichere Ehe vorhanden
durch getrübt werden erſtren
gewefen
Ihr beiderſeitiges Glück ſchien
iſt,
als
nur das
zu wollen , daß die junge Frau in
den
Jahren keine Ausſicht hatte, Mutter zu werden . Erſt
am
21. Juni 1782 , alſo nach einer bereits dreizehnjährigen Ehe, ſchenkte ihr Gott eine Tochter, welche die Namen Maria
Auguſta empfing und einziges Kind dieſer langen und glüct lichen Ehe blieb. Sowohl in den Hofkreiſen , als auch in den übrigen Schichten gewiſſes
des Sächſiſchen
Volks:machte ſich
jedoch ein
Mißtrauen gegen die Vaterſchaft Friedrich Auguſto
geltend, : wenn man
daſſelbe audi gradeweg nicht allzulaut
werden
Mißtrauensvotum
ließ.
Dieſes
full namentlich der
296
Friſeur, ein hübſcher , artiger Mann, veranlaßt haben .
Er
hatte täglich bei der jungen und liebenswürdigen Kurfürſtin dienſtlich zu thun und foll ſich mit ihr nachher auch noch in Privatverbindungen
eingelaſſen
haben .
Ob Wahres
hierin
liegt, iſt niemals recht aufgeklärt worden ; doch ſteht ſo viel feft, daß bei Auftauchung dieſes undelikaten
Gerüchts , das
auch der Kurfürſt erfuhr, der galante Friſeur verabſchiedet und kein neuer Friſeur männlichen nommen wurde. mahlin
ſich von
friſiren laſſen
Friedrich nun
Auguſt
an von
befahl, daß
ihrer weiblichen
ſeine Ge Bedienung
folle.
In den Memoiren längere
Geſchlechts wieder ange
Zeit am
des Herzogs von
Hofe zu
Dresden
fich
Lauzun , welcher
befand, leſen wir
folgende nicht unintereſſante Bemerkung, welche bei einer ge fdhidten Combinationsgabe wohl geeignet ſein dürfte , den vorſtehend erzählten Fall mit dem Friſeur zu commentiren . Der Herzog von Lauzun erzählt : „ Die Stadt und der Kurfürft ſind ebenſo traurig , als die Kurfürſtin bei ihr.
heiter
iſt.
Ich ſtand bald in großer Gunft
Die Vorſicht, mit der ich die Auszeichnungen , was
mit fie mich überhäufte, annahm , wurde von der Kurfürftin fehr gut aufgenommen . Sie glaubte nun , deutlicher ſprechen zu müſſen . An einem
Hoftage zog ſie mich in
eine Fenſter
niſche.
Für einen
Franzoſen
meinte fie zu mir,"-—
find
Sie weder galant, noch dreiſt genug! Als ich Nichts darauf erwiderte, fuhr fie fort: Man muß alſo erft Fragen an Sie richten , um nige Worte von
Ihnen zu
erhalten ?
ei
Ift. es denn möglich,
daß es an dteſem Hofe nicht eine einzige Frau Sie Ihre Aufmerkſamkeiten zutragen ?
giebt, der
297
Nichts iſt wahrer , als das , Madame! Und warum , ich bitte Sie ? Die Alten die
Jungen
führen mich
–
nicht in
Verſuchung und
haben bereits alle ihre Verehrer !
Ale ? Sie verſtehen
das nicht!
die keinen haben und die vielleicht
Ich kenne welche,
Ihre Huldigungen wün
ſchen würden , wenn Sie glauben könnten , daß dieſe auf richtig ſeien ! Rathen Sie einmal, ſepte fie hinzu , indem
ſie mich mit vielem „ Der
Ausdruck anſah .
Kurfürſt unterbrach
dieſe Unterredung,
auf die
man bereits zu achten begann , durch ſeine Annäherung.
Ich
war der Anſicht, daſs ich der Kurfürſtin
nicht einer zweiten
folchen Unterredung ausſeßen nach Berlin ab ."
reiſte von Dresden Bot
Der Ruf von Kurfürftin
dürfe und
der galanten Liebenswürdigkeit der neuen
erſtreckte ſich
rina II. fuchte für ihren
ſelbſt bis Sohn
im
nach
Rußland.
Ratha
Jahre 1771 eine Ges
mahlin und beauftragte mit der Wahl derſelben den Baron von Aſſeburg .
Derſelbe empfahl ihr eine Schweſter
der
fächſiſchen Kurfürſtin , allein die Staiſerin fagte darauf: „ Ich dieſe
1
muß
Parthie ausſchlagen , weil
die Aufführung
he
ihrer Frau.Schweſter keineswegs für ſie ſpricht!"
298
Fünfzehnte $
Ra pitë 1.
Erhöhung der Friedrich Auguft III. innere und äußere Regierung. Maria Antonia begiebt ſich auf Reiſen . Ihr Apanage ſeiner Mutter . Maria Antonia in der Marcheſe d'Agdolo. Aufenthalt in München . Eine Verſammlung Ein unnatürliches Projects der Kurfürſtin -Wittwe. Die Verhaftung d'Agdolo's. - Der Der Verrath . ihrer Hofdamen . Herr von Behmen General von Schiebell bringt ihn auf den Königſtein . und d'Agdolo. Neue Intriguen der Kurfürſtin - Mutter . Hewald . Hewald wird in Frankfurt am Main verhaftet und nach dem Mönigſtein gebracht. - Geheime Correspondenz zwiſchen dem Kurfürſten und d'Agdolo. Cod Maria Antonias . - Der Marcheſe flirbt.
*
Mit
derſelben
Auguft die
inneren
Ehrenhaftigkeit , mit welcher Verhältniſſe
Friedrich
ſeines Staates zu
lenken
und zu leiten bemüht war, verſuchte er auch nach außen hin aufzutreten , und hatte es ſich zur Aufgabe gemacht, da, wo ein freundſchaftliches Verhältniß nicht zu erzielen fet, minde ſtens ein neutrales zu erſtreben . Selten hat ein Regent fo vollſtändig ſeine ihm obliegende Pflichten erkannt und erfüllt,
1
Innern ſeines Reiches war Im wie Friedrich Auguſt III. er nkt hrä r Her , nur war er eß in anderer Weiſe, er unumſc als
Ludwig XIV . von
Frankreich ,
der
in
der
Frivolität
ſeines Uebermuthes ausgerufen hatte : „ Ich bin der Staat !" Daſſelbe wagte der Herrſcher Sachſens nicht auszuſprechen ! Er wollte nicht daß zu einem
der Staat allein
ſein , da er wohl wußte ,
Staate vornehmlich das Volk gehöre ; aber er
wollte die Seele deſſelben ſein und ſorgte mit allen ihm zu
299
Gebote ſtehenden Mitteln blieb .
Dies
konnte
Ginmiſchung in
er
dafür, daß
nur dadurch
dieſe Seele: fleckenlos erreichen , daß
die Regierungsgeſchäfte allerdings
er die
durch Andere nicht
duldete.
Er hatte
aber von
ihm . ſorgfältig geprüft, ehe er ſie dazu erhob . Dieſe
ſeine Rathgeber , ſie wurden
höchſt lobenswerthe Vorſicht hatte auch der Kurfürſtin -Wittwe, ſeiner Mutter , all
ihren Einfluß
geraubt , wenn man den
felben ' unter der Adminiſtration Xavers auch nicht als bedeus tend bezeichnen
kann . " Immerhin
aber war es eine Macht,
die fie ießt unter der Regterung ihres Sohnes ganz verloren
2
hatte.
Die Achtung gegen
ſie feste er zwar nie aus
den
Augen , auch hatte er für ſie eine Apanage von 130,000 Tha : lern jährlich beſtimmt; doch war dies Alles , was ſich ohnehin von ſelbſt verſtand , nicht geeignet, den Seite
durch ihn
zugefügten
ihr, auf der andern
Verluſt zu
verſchmerzen .
Sie
ging 1769 außer Landes, zuerſt nach Potsdam zu Friedrich II., um
ihn wahrſcheinlich in
Bezug auf ihre
ſpäteren
Pläne;
von denen wir noch reden werden , und die jedenfalls ihrem Gehirne ſpukten , auszuførſden . Glück
bei ihm
gehabt zu
.
jeßt in
kein beſonderes
trat gleich darauf eine Reiſe nach
Italien
ſchon
Sie ſcheint
haben ,
denn
an und tam
ſie im
Jahre 1772 in Rom an , wo ſie den von uns in einem früheren Kapitel dieſes Werkes auch
ftattete
fie um
bereits erwähnten diefelbe Zeit
dem
Farinelli , welcher fich augenblicklich in
Mengs beſuchte ; berühmten
Sänger
Bologna befand,
einen Beſuch ab. Friedrich Auguft III. war der erſte der fächſiſchen welcher einjah , daß ein ftets nur zum
Fürſten ,
Anſchluß an den öſterreichiſchen Hof
Nachtheil ſeines
Landes
geſchehen
war
und
demſelben beſonders Preußen entfremdet und verfeindet hatte . Er hatte ſich deshalb mehr von
Deſterreich abgezogen , ohne
300
ſich mit ihm
gradeweg zu verfeinden , und zu Preußen hins
geneigt, mit
deſſen
Herrſcher
er
bündniß ſchloß, ohne demſelben Werth beizulegen .
ein einen
enge
Freundſchafts
äußerlich politiſchen
Auf dieſe Weiſe konnte es ihm
gelingen , die von ihm
auch nur
aufgeftellte Neutralität den
Fürſten Deutſchlands gegenüber feſtzuhalten . Als Maria Antonia , die Wittwe Friedrich fich nach Sansſouci ; bei Potsdom , zu
übrigen
Chriſtians,
Friedrich II. begab ,
hatte ſie unzweifelhaft die Abſicht, fich bei ihm wegen der ihr Seitens thres Sohnes widerfahrenen Kränkung , wie ſie ihre Ausſchließung von den Regierungs-Angelegenheiten nannte, zu
beklagen .
Daß dies
ganz ohne Glück geſchah , beweiſt
nicht nur ihre darauf erfolgte Abreiſe nach Italien , ſondern zurüd
auch ein bedeutender Umſtand, auf den wir ſogleich kommen werden . Die Kurfürſtin - Wittwe hatte tion
des Prinzen
60,000
unter
Xaver nur eine jährliche
der
Adminiſtra
Einnahme von
Thalern ; nach Antritt der Regierung ihres Sohnes
ward ihre Apanage von demſelben auf 130,000 Thaler jähr lich
erhöht , und
ihr außerdem
noch
eine Summe von
500,000 Thaler auf einmal eingehändigt. Sie glaubte nicht, mit
dieſen
Revenuen ihren
Hofſtaat beſtreiten
zu
können ,
und beſchloß deshalb, fich in induſtrielle Unternehmungen eine zulaffen . Ein Jahr vor dem
Regierungsantritt ihres Sohnes
hatte fie bereits in der Gegend von Großenhain eine große artige Kattunfabrik angelegt, die ſie jedoch ſpäter weil ſie felben
kaum
fo viel einbrachte , als die Verwaltung der
koſtete , verkaufen
mußte ."
In
Dresden
eröffnete ſie
eine bairiſche Bierbrauerei , die noch jeßt vorhanden aber ebenfalls
(1774 ),
keine weſentlichen
Vortheile
brachte .
iſt, ihr Durch
dieſe und noch verſchiedene andere Spekulationen war bald
301
ihr Kapitál von
500,000 Thalern bis auf den leßten Heller
ausgegeben , und um ſich wieder empor zu helfen , verſekte fie ſogar
ihre Diamanten
ſchah
zuerſt
wurden
in
Genua .
die Koſtbarkeiten
Jahre 1775 d'Agdolo ,
abermals zu deffen wir
Geſchmeide.
und ſonſtigen
Einlaufen
Beim
zwar wieder Rom
im
ihrer
ge
Apanage
eingelöft , doch
verpfändet.
dreizehnten
Bandes dieſes Werkes ſchon
Dies
im
Der Marcheſe
Kapitel des
gedachten , befand ſich
zweiten in
der
Umgebung der Kurfürſtin - Wittwe. Die hohe Dame war außerordentlich mißgeſtimmt. Gläubiger
drängten
ſie mit. Ungeſtüm
und
Ihre
ſie hatte keine
Ausſicht, fich derſelben auf eine fchidliche Weiſe zu entledigen . Der Marcheſe d'Agbolo, ſchlau , wie alle Italiener, hatte bald den wunden
Fleck ihres Gemüthes entdeckt. _ " ſagte er mit einer ge
„ Durchlaucht find traurig winnenden Freundlichkeit .
Sollte ich es nicht ſein , Marcheſe ?" verſeşte die Sur fürſtin-Wittwe in großem
Unmuth.
„ Was ſoll ich machen ? i . Und
Dieſe Krämerſeelen peinigen mich bis auf& Blut.
alledem hat nur mein Sohn Schuld , der mir eine fo unbedeutende Summe jährlich zur Verfügung ſtellt. ... Was
an
foli ich mit einer ſolchen
Kleinigkeit von 130,000 Thalern
beginnen ?" „Nun , nun,"
bemerkte
d'Agbolo , „ das. Alles
noch kein Grund, fich traurig ſtimmen zu wird doch ein
Uusweg zu
„ Aber wo und wie ?
iſt
doch
laſſen . : i . Es
finden ſein . ..."
11 Rathen Sie! ....
„ I, nun," unterbrach der Marcheſe die kurfürfiliche Frau ,
1
„ haben
Durchlaucht nicht Anſprüche auf die baieriſche Erba
ſchaft ?"
„ Das fchon .... indeß vi .
302
Verkaufen
Sie dieſe Anſprüche
an
Se. Durchlaucht
den Kurfürſten von Sachſen ; verpfänden Sie ihm noch außer dem
Ihren Diamantenſchmud . ..." Wird er's thun ?"
isi
, Ich übernehme es , Eurer Durchlaucht ſeine Einwilli
gung zu überbringen : Sie wiſſen
doch , daß er
Schulden zu bezahlen.
fich
geweigert hat , meine
:'.
„ Das allerdings, jedoch hatte er dafür nicht die geringſte Sicherheit : riſchen
Jegt treten . Sie ihm
Erbſchaft ab , geben
manten , und es müßte entgegen fäme. Ich werde Alles
ihm
Ihre Rechte an überdies noch
drollig ſein , wenn
der bai
Ihre Dia
er
Ihnen
nicht
Verlaſſen Sich Eure Durchlaucht: auf mich . zum
Beften meiner
fürſtlichen Gebieterin
einzurichten wiffen !" Maria
Antonia war nach
dieſem
kurzen
Geſpräch wie
umgewandelt ; fie fcherzte und lachte, und meinte zuleßt noch, daß ihre Erbſchaft in
Baiern
einen
eigentlichen Werth für
fie doch nicht habe. Während fie nach München abreiſte, wo die Unterhand lungen mit dem
Kurfürſten von Sachſen aufgenommen wer
den follten , begab ſich d'Agdolo nach Dresden zurück , um mit demſelben die nöthige Nüdſprache zu nehmen . Maria An tonia wollte übrigens nicht nur Geld gewinnen , um Schulden zu bezahlen , fondern um das uns dieſe geiſtreiche Frau
in
ihrer ganzen Verkommen
heit erkennen läßt. . Sie verſammelte die Damen ſtaates um
ihre
ein Project auszuführen ,
ihres Hof
fich , und eröffnete ihnen , daß ſie die Abſicht habe,
für ihren Sohn , den Prinzen Karl, in die Schranken zu treten . Als
ihre Umgebung fie nicht zu verſtehen ſchien , wurde fie
deutlicher in
ihrer Rede und ſagte etwa Folgendes:
303
:
; Ich bin es dem
Prinzen ,Karl fchuldig, ein
Geheimniß
zu entſchleiern , durch das er bisher feiner Rechte beraubt ge weſen.
Gern geſtehe ich zu, daß ich in den
Augen der Welt
meinen Ruf verlieren kann und auch verlieren werde; allein ich will lieber meinen Ruf, als die Ruhe meines einbüßen .
Ich muß
Ihnen
Gewiſſens
geſtehen , meine Damen , und die
älteren von Ihnen werden dies auch längſt vermuthet haben , daß
der Kurfürft von Sachfen , Friedrich Auguſt III.
Sohn meines verſtorbenen Gemahls iſt.
kein
Ich habe mir das
mals einen Fehltritt zu Schulden kommen laffen , den
ich heute
bitter bereue, zumal da dadurch eine Ungerechtigkeit hervor: gerufen worden iſt. Es iſt aber, als ob das Sprüchwort, daß ein Verbrechen ſtets ein andres erzeuge, eine untrügliche Wahrheit enthalte .
Zuerſt bin
ich meinem
Gemahl untren
geweſen ; ſodann habe ich ein fremdes Kind in meine Familie eingefchmuggelt , und drittens iſt der Prinz Karl um Kurhut betrogen worden .
den
Ich habe keine Ruhe weder bei
Tag : noch bei Nacht; ich muß das Unrecht wieder gut zu machen ſuchen .
Ich werde öffentlich meine Schande bekennen,
auf daß der Prinz Karl, der der eigentliche Kurprinz iſt, zu ſeinem
Rechte gelange.
hterin unterſtüßen .
Sie, meine
Die Meiſten
Damen , müſſen
von
Ihnen
damaliges fträfliches Verhältniß und wiſſen Verführer iſt. denn
Sie
es durch
mich mein
audy, wer mein
Sie werden nicht über mich den Stab brechen ,
Alle werden
Ich werde mein
kennen
ebenfalls
Geſtändniß
Ihre
Schwächen
haben .
niederſchreiben und Sie werden
Ihre Unterſchrift legaliſiren .
Es
iſt mein
Todega
urtheil. Es iſt eine bekannte Sache , daß das Sofperfonal fich niermale weigert, dasjenige zu thun, was der Gebieter befiehlt. Audy dte Damen Maria
Antonias , wenngleich
ſte
ſehr er:
304
ſtaunt über deren Geſtändniß und auch überzeugt waren , daß es
eine totale Unwahrheit enthalte , kamen
bereitwilligſt entgegen .
Nachdem
dies
ihrem
Wunſche
geſchehen , ging
die
Kurfürſtin -Wittwe weiter in der Darlegung ihres abenteuer lichen Projectes. Wir haben ,“ ſagte fie, „ in dem Marcheſe d'Agdolo einen überaus ſchlauen Verbündeten . Er befindet ſich jeßt in Dres den und wird die dortigen Hoffreiſe auf das Ereigniß vor bereiten , das wir hier in Ausführung bringen werden . werde meine Geheimniſſe zuerſt dem
Ich
Reichstage mittheilen ,
der dann das Uebrige veranlaſſen wird." Wir müſſen zugeſtehen , daß Maria Antonia , dieſe ebenſo geiſtreiche, als kunſt- und prachtliebende Dame, den Plan ſehr fie es
verſtanden
1
gut entworfen und daß
hatte, fich eines
Verbündeten zu verſichern , deſſen Schlauheit nicht allein , ſon dern vorzüglich ſein perſönliches
Intereffe ein glückliches Ge
lingen deſſelben faſt poſitiv vorausſeßen ließ .
Der. Marcheſe
d'Agdolo war nach Niederlegung der Adminiſtration des Prin zen
Xaver mit 600
worden .
niſſe, wozu deden .
Thalern
jährlichen
Gehaltes
penſionirt
Dies Geld reichte natürlich nicht hin , ſeine Bedürf eine Menge galanter Abenteuer gehörten , zu
Als Penſionär war ſein Einfluß bei Hofe auch nicht
mehr von
der Art, daß ſein hochmüthiger Geift hätte befrie
digt werden können . Mit ſeiner erſten Gemahlin , der Gräfin Rutowska , lebte er nicht zuſammen , dennoch unterſtügte ihn dieſe Dame anhaltend mit Geld, das er theils mit ſeiner zweiten Gemahlin ,
Fräulein von
Vieth , theils mit einigen
andern Damen vom Hofe leichtſinnig verbrachte. Er war alſo in der That der Mann , auf den fid Maria Antonia verlaſſen
konnte.
Seste fie
ihr Project durch , daß Friedrich
Auguſt III, entſagen mußte und der Prinz Karl zur Regie
305
rung kam , ſo ſtand eis feſt, daß fie einen unbeſchränkten Ein fluß auf die Regierungsgeſchäfte erlangen würde dann
ihr Rathgeber geblieben
Weiſe war für Beide geſorgt.
würde; d'Agdolo
ſein , und auf dieſe
Die Annahme der Kurfürſtin
Wittwe, im Namen ihres Sohnes Karl regieren zu können , war nicht ſo unwahrſcheinlich und ſtüßte ſich auf folgende Gründe : Dieſer Prinz Karl war mit ganz geſundem Körperbau zur Welt gekommen nungen .
und berechtigte zu
1
Verkrümmung
derartige
Hoff
elften Jahre, trat eine
Da plöglich, etwa in ſeinem ſeiner
den ſchönſten
ein ,
Gliedmaßen
daß man noch
Verhältniß zu ihm
ſeinen unglüdlich gebauten Vater im
als ſchön und gerade hätte bezeichnen können . Das erſcheint auch ziemlich natürlich , wenn wir bedenken , daß von einem ſchlechten , verkrüppelten Samenkorn niemals eine ſchöne, ge ſunde Pflanze erzielt werden
Troß
kann .
ſeiner Mißgeſtalt
wollte ihn ſeine frivole Mutter zu einer Vermählung veran laſſen , obgleich es zweifelhaft bleibt, ob ſie eine paſſende Par thie für ihn gefunden haben würde. Allein gehen konnte er wollte, mittelſt eines
Starl gar nicht und mußte , wohin Rollſtuhles
dahin gebracht werden .
keine Neigung zum
Daß ein
ſolcher Mann
Regieren haben würde, lag offen
auf der
Hand, und daß er aus Dank und Liebe zu ſeiner Mutter deren Mitregierung angenommen hätte, iſt über allem Zweifel erhaben . Der Plan der Kurfürſtin -Wittwe war gut angelegt, aber er
gelang
zuweilen
dennoch
nicht.
die Urſachen
Unbedeutende Kleinigkeiten
ganz unerwarteter Ereigniſſe !
find Dieſe
Behauptung wird durch Maria Antonia vollſtändig beſtätigt ! Weil ſie
unter
der Regierung
ihres älteſten Sohnes keinen
Einfluß auf dieſelbe erlangen und nebenbei mit ihrer Apanage nicht auskommen
konnte, deshalb
ſtellte fie fich felbſt in
Kathegorie der niedrigſten weiblichen Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.
die
Geſchöpfe und erklärt 20
306
ihren Sohn für die Frucht eines verbotenen Sie
Verhältniſfes.
raubte dem
in
ihrem
Stande doppelt
Sie bedachte nicht, was ſie that !
Sohn nicht allein den Vater, ſondern zu
gleich auch die Mutter, denn eine Frau , die jo fühn iſt, mit der Behauptung kann bruch
vorzutreten , fie habe Ehebruch
getrieben ,
unmöglich noch auf die Liebe des aus dieſem Ehe hervorgegangenen Kindes rechnen . Maria Antonia
war dieſe Liebe auch gleichgiltig , ſie würde ſonſt nicht ge wagt haben , ihren Sohn vom Throne feines Vaters ſtoßen zu wollen .
Zu den unbedeutenden Kleinigkeiten , von
denen wir foeben ſprachen , ſoll auch ein
galantes Verhältniſ
des Marcheſe d'Agdolo gehört haben . Unter den Damen
des
Hofes Maria Antonias befand ſich ein junges Fräulein , das dem erſten
Italiener mit ganzer Liebe ergeben war und Gelegenheit , welche
verſtand , ſich
ihm
derſelbe ſehr
gut
bei der
herbeizuführen
auf Gnade oder Ungnade
ergab .
Man
ſagt (wir wollen dies Gerücht keineswegê verbürgen ) d'Agdolo habe , nachdem
er ſeinen finnlichen Lüften gefröhnt , fich um das Hoffräulein nicht weiter gekümmert, und wenn daſſelbe ihn , unter dem
Geſtändniß , daß es Mutter zu werden
-
fürchte , bat, er möge ſich ruhig
mit
ihr
be
vermählen , derſelben
geantwortet: „ Sie langweilen mich , meine Gnädigſte!" Dieſe
Dame iſt natürlich mit
in
der Geſellſchaft der
Kurfürſtin -Wittwe geweſen , wo dieſelbe ihrem
Hofſtaate von
dem vorhin erwähnten ſkandalöſen Project Mittheilung machte. Kaum
hatte ſie vernommen , daß der Marcheſe
rolle in dieſem denſelben
zu
Drama ſpiele , als
vernichten .
Es war nicht
kränkte Eitelkeit und verſchmähte lich
Eiferſucht.
Die
eine Haupt=
ſie auch ſofort beſchloß, blos Rache für ge
Liebe, ſondern
hauptfäch
Kurfürſtin -Wittwe hatte offen
ſtanden , nie gewiſfenhaft in
ihrem
einge
Umgange mit anderen
307
Männern geweſen zu ſein ; fonnte dieſe jeßt nicht wieder in einem
galanten Verhältniß zu
d'Agdolo ſtehen ? und konnte
er nicht gerade der Gebieterin wegen ſie zurüdgewieſen haben ? Eiferſucht macht blind, jagt man , und wir werden bald ſehen , daß das Hoffräulein ſein muß .
in der That ganz blind geweſen
Der Marcheſe war nur durch ſeinen Ehrgeiz ver
anlaßt worden , Genoſſe der Kurfürſtin - Wittwe zu werden . Von finnlicher Liebe keine Spur. Dieſe ihren
junge
Namen
und
Dame (unſer
Gewährsmann
verliert dadurch die
ganze
verſchweigt Begebenheit
ſehr an Wahrſcheinlichkeit) verſuchte nun vor allen
Dingen ,
ſich eine Abſchrift des Documents zu verſchaffen , welches von der Kurfürſtin verfaßt und von den Damen des Hofes unter ſchrieben war. Nächte.
Bei
Dies gelang ihr ſchon
in einer der nächſten
dieſer Beſchäftigung fielen
andere wichtige, auf die Sache
ihr noch mehrere
bezügliche Papiere
in
die
Hände, die ſie gleichfalls copirte .
Maria Antonia hatte auch dem Marcheſe d’Agdolo von ihrem
Project die nöthige Mittheilung gemacht und ihn
gefordert, als
ihr Geſandter fich
nach Regensburg zu
ben und diejenigen Schriftſtücke, welche ſie ihm dem
Reichstage vorzulegen .
dieſe beiden Perſonen
auf bege
zuſtellen würde,
Es ſcheint übrigens , als hätten
vor d'Agdolo's
Abreiſe nach Dresden,
ſchon die Hauptpunkte verabredet gehabt, da es doch beinahe tollkühn zu nennen iſt , fich
Jemandem
Zwar geſchah dies ihren Hofdamen war dies eben
fo offen hinzugeben.
gegenüber ebenfalls, doch
nicht fehr gefährlich , da dieſe ſtets in ihrer
unmittelbaren Nähe fich befanden . Während dies an dem chen
Hofe Maria Antonia's in Mün
ſich zutrug, war der Marcheſe überaus thätig in
den geweſen .
Friedrich Auguſt hatte alle ihm
Drega
von demſelben 20 *
308
Namens ſeiner Mutter
gemachten
Vorſchläge acceptirt und
fich bereit erklärt, gegen Abtretung der Anſprüche ſeiner Mut ter an den
Alodialnachlaß beim
Hauſes und gegen
Ausſterben
Einhändigung ihres
des kurbairiſchen
in
Rom
Diamantenſchmuces , alle ihre Schulden bezahlen Zur
Erreichung dieſes
800,000
Thalern
Zweckes hatte er
und außerdem
noch
verlegten zu wollen .
eine Summe von die Pfandfumme des
Diamantenſchmuckes beſtimmt. Niemand kann glücklicher geweſen tonta
und ihr
nahe ihrem
Beide ſchienen
ganz
Ziele zu ſein , das ihnen jedoch von einer Seite,
an die fie gar nicht gedacht haben entrügt wurde. Die
ſein , als Maria An
Vertrauter d'Agdolo.
konnten, ganz unerwartet
ſchon mehrfach erwähnte junge Hofdame aus der
Umgebung der verwittweten
Kurfürſtin
von
Sachſen
hatte
fich eine Abſchrift aller wichtigen Documente verſchafft und ſandte dieſelben an
den
Hof von
Berlin , deffen
Vertreter,
-
Friedrich
II., wie fie wußte in einem
verhältniß
zu
dem
Kurfürſten von
innigen Freundſchafts Sachſen
ſtand .
Dame ſpeculirte , wie wir ſehen , ganz richtig.
Dieſe
Wenn die
Mittheilungen , welche Friedrich Auguſt III. empfangen ſollte , von ſeinem königlichen Freunde kamen , mußten
aus Berlin
ſte einen ungleich mächtigeren Eindruck hervorrufen , als wenn fie fich
ſelber
zur Ueberſenderin
derſelben
Möglich auch, daß fie mit Friedrich dem rem
gemacht hätte .
Großen
auf beffe
Fuße ſtand, als mit Friedrich Auguſt III. Es war Alles im
beſten Geleiſe
in
Dresden .
Der als
Schafmeiſter des Kurfürſten fungirende Geheime Rath Adolph Alerander von Zehmen war , mit der nöthigen Summe Geld verſehen , bereits nach München abgereiſt, um
die be
treffende Entſagungsakte der Kurfürſtin -Mutter von derſelben
309
vollziehen bändigen
und ſie nebſt dem Als zu laſſen .
Maria Antonia
Diamantenſchmuď fich zurück ihren Bevollmächtigten hatte
(doch ſicher nur zum
Schein ), ihren
Stam
merzahlmeiſter und Legationsrath Hewald bezeichnet , von dem fie auch behauptet hatte, daß er im fich befände.
Beſige ihrer Diamanten
Der Marcheſe d'Agdolo hatte Befehl von der
Kurfürſtin -Wittwe, um
jeden möglichen
ſchon zu erſticken , vorläufig
noch
in
Verdacht im
Dresden
und erſt Mitte September 1776 die Reiſe nach anzutreten .
An dem
Betragen
Reime
zu verweilen Regensburg
des Marcheſe ließ
ſich auch
nichts Nuffallendes entdecken ; er beſuchte ſeine gewöhnlichen Geſellſchaften , kam
auch öfter nach Hofe und wiegte ſich in
vollſtändiger Sicherheit.
Er hatte aud
nicht bemerkt , daß
ſeine Schritte beobachtet wurden , was zwar nicht Seitens des regierenden Vertrauten
Kurfürſten , wohl aber
der Kurfürſtin-Mutter
pfing von Beiden dem
Anderen
flugen
Die
zweiten
Dame em
regelmäßige Berichte , und da Einer von
nichts wußte , ſo konnte ſie ſich um ſo leichter
überzeugen , welcher von Miſſion
von einem
geſchah .
erfülle .
Beiden
redlich oder unredlich ſeine
Eine derartige Maßregel hat bei einer fo
und gewandten Frau , wie Maria Antonia war, nichts
Auffallendes, und wir werden auch gleich ſehen , daß dieſelbe ihr einen außerordentlichen Vortheil verſchaffte, wenn auch in ganz anderer Weiſe, als ſie bezwedt hatte.
Der Marcheſe
d'Agdolo
fürſten beurlaubt, um
hatte ſich bereits vom
ſich, wie er vorgab, an
Kurfürſtin -Wittwe zurückzubegeben . noch
keine Ahnung von
hatte , ſchien
Friedrich
Kur
den Hof der Auguſt,
der
der Unnatürlichkeit ſeiner Mutter
mit der ganzen
Angelegenheit wohl zufrieden erbetenen Urlaub .
Am
und bewilligte
ohne Rüdhalt den
16. September
1776 wollte d'Agdolo ſeine Reiſe antreten ,
310
und begab ſich den Abend vorher noch zu ſeiner gewöhnlichen Spielparthie in das Haus des geiſtreichen geheimen Kammers und Berg -Rath
Friedrich Wilhelm
wurde fpäter zum
wirklichen
der Kommerzien -Deputation von
Ferber gemacht. In dieſem
Derſelbe
Rath und Director
ernannt und zum
Freiherrn
Er ſtarb 1801.
Hauſe befand ſich alſo d'Agdolo am
tember 1776.
Er ahnte nicht, daß an einem
der Reſidenz , im
kurfürſtlichen
rier war an dieſem
15. Sep
anderen Orte
Palais , in demſelben
blic Gericht über ihn gehalten wurde.
unverzüglich zu
Ferber.
Geheimen
Augen
Ein preußiſcher Rou
Abende angekommen , der den Kurfürſten
ſprechen verlangte.
Die Art und Weiſe, wie
er erſchien und ſich betrug , deutete darauf hin, daß er eine Sendung von der höchſten Wichtigkeit habe, und da er ohne dies noch von Friedrich II. kam , ſo ſtand man keinen Augen blick an, ihn ſofort bem auch
ohne Säumen
Auguſt
III. alle
Kurfürſten
vorgelaſſen
Details des
zu melden .
mütterlichen
Unglaublich ſchien es ihm , und trojdem Kourier ein Geſandter ſeines königlichen er doch ſeine Zweifel vor.
Er wurde
und theilte nun
Friedrich
Projectes mit.
der vor ihm
ſtehende
Freundes war, brachte
Dies hatte Friedrich
II. voraus
geſehen und deshalb die Abſchriften der bezüglichen Documente, welche er von
dem
Hoffräulein
der Kurfürſtin -Wittwe em
pfangen hatte, beigefügt. Aber noch immer nicht konnte der Sohn an die Unnatürlichkeit der Mutter glauben ; fié ſprach ja fedem
mütterlichen und menſchlichen Gefühl Hohn !
der Abgefandte des Königs von
Preußen
Als
die Unſchlüffigkeit
des Kurfürſten entdeckte, ſagte er : Die Originale. befinden
ſich
im
Beſig des Marcheſe
d'Agdolo , der damit morgen nach Regensburg abreiſen und ſte dem
Reichstage vorlegen wird.“ :
311
„ AH!" -rief Friedrich Auguſt III. gedehnt; „ dieſer d'Ag dolo ! er iſt ein
Spigbube ... Gut. ..."
Der Marcheſe mußte in Sicherheit gebracht werden , da dies das einzige Mittel war, fich Ueberzeugung zu fen , ob ſeine Mutter gut oder böſe ſei. lich die Mitglieder des Geheimen
verſchaf
Er ließ augenblick
Rathes zuſammen
rufen
und legte ihnen die Anklage, welche gegen ſeine Mutter vor gebracht worden war, vor. des Marcheſe beſchloſſen der Ausführung
Einſtimmig ward die Verhaftung
und der General Schiebell mit
dieſer Maßregel beauftragt, weil
derſelbe
als Generaladjutant des Kurfürſten gerade anweſend war. Der in
dem Ferber'ſchen Hauſe verſammelten Geſellſchaft
fiel es durchaus nicht auf, daß der General Schiebell erſchien , da dies Haus überhaupt als Sammelplaß der meiſten diſtin guirten
Perſonen
Dresdens þekannt war ; als
eine, amtliche Miene annahm
und um
derſelbe aber
Entſchuldigung bat,
daß gerade er die Urſache einer Störung des noch im
beſten
Gange befindlichen Vergnügens fei, da ſtugte man allgemein und manches Geſicht entfärbte fich . „ Ich komme im
Namen Sr. Durchlaucht des Kurfür
ſten ," begann der General, die peinliche Ruhe unterbrechend, zu dem
Herrn des Hauſes , „ um hier bei Ihnen
eine Verhaf
tung vorzunehmen . ; . ." „ Ich kann Sie nur bitten , Ihre Schuldigkeit zu thun !" verfekte Ferber.
„ Befindet ſich
in
meinem
Hauſe ein
Ver
brecher, ſo werde ich ſelbſt gern die Hand zu ſeiner Arreti rung bieten ......4 Ich bin überzeugt, daß thut Jeder von uns auch !“ ver feßte d'Agdolo, indem er aufſtand und fich an Schiebell wandte. Gebieten Sie über mich, General ! ich ſtebe gern
312
zu
Dienſten , wenn ich meinem
kurfürſtlichen
Gebieter von
Nußen ſein kann.“ Wäre der Generaladjutant nicht ein geweſen , der das Verbrechen , das gegen
ſo braver Mann ſeinen Herrn
hatte
begangen werden ſollen , von Gründ feiner Seele verabſcheute, er würde durch die fede Sprache des Marcheſe ganz zuver läffig in eine nicht geringe Verlegenheit gerathen ſein . konnte nun aber unter den obwaltenden Umſtänden Fal ſein .
Dies
nicht der
Ruhig und mit Würde ſagte er :
„ Ich bin erfrent, daß Sie der Erfte find, der mir Beiſtand zu leiſten verſpricht, ungeachtet deffen ich deſſelben nicht bedürf tig bin ! Sie, Herr Marcheſe d’Agdolo , find mein Arreſtant !“ Ein Schlaganfall kann keinen heftigeren Eindruck auf einem Menſchen hinterlaſſen , wie Schiebells Worte auf dem Marcheſe. Sein Antlig wurde leichenblaß , ſeine Füße thaten ihre Schul digkeit nicht mehr und er taumelte rückwärts gegen einen „ Ich ? " ſtotterte er endlich.
Tiſch .
II Wie iſt das möglich ?"
Der General zuckte mit den Schultern , ſprach aber kein Wort.
Der Marcheſe, welcher inzwiſchen ziemlich Herr ſeiner
Aufregung geworden , begann von Neuem , nur in etwas ge wählteren Ausdrücken , ſeine Zweifel kund zu geben . ihm
Nichts
gleiten .
helfen , er mußte ſeinen
Beide begaben
wo auch noch in
Regensburg
ehemaligen
Es konnte Oberſt be
fich nach der Wohnung d'Agdolo's,
sämmtliche Papiere, welche für den Reichstag beſtimmt waten , vorgefunden , in
Beſchlag
genommen und noch an dem nämlichen Abend dem
Kurfürſten
behändigt wurden.
von
Der Marcheſe
ſtarken Militairbegleitung noch um ſtein escortirt, um zu
ſelbſt ward
10 Uhr nach dem
ſein übriges Leben
in
einem
einer
König
Gefängniß
verbringen . Der Marcheſe hatte ſich auf Alles vorher ſchon präpa
313
rirt, obgleich dies nach dem
Schreck, den er bei ſeiner Ver
haftung empfand, gar nicht vermuthetwerden konnte. Man fand bei der bei ihm
vorgenommenen Hausſuchung auch ein
fiegeltes , an den
Kurfürften adreſſirtes Paket, das demſelben
auf
ſeinen
Wunſch
ſofort
übergeben werden
folte.
ver
Der
General Schiebell, welcher fich perſönlich überzeugt hatte, daß Friedrich Auguſt III. in
einer höchſt üblen
Laune (wie dies
auch nicht anders fein konnte) fich befand , rieth als d'Agdolo
davon ab ;
indeß auf fein Ehrenwort verſicherte , daß dies
Paket die nothwendigen Auffdlüffe enthalte und auch ohne das eingetretene Ereigniß dem Kurfürſten zugeſtellt worden wäre; da erſt entſchloß fich Schiebel , es ſeinem
Fürſten zu überreichen .
Von welcher Art dieſe Aufſchlüſſe waren , iſt nie bekannt geworden.
Wahrſcheinlich
iſt d’Agdolo darin
als
Ankläger
Fall
der Ent
Die nachfolgenden
Umſtände
der Kurfürſtin - Wittwe aufgetreten , um dedung
ſtraflos
zu
bleiben .
ſcheinen dies einigermaßen zu beſtätigen .
im
Am nächſten Tage
empfing der Marchefe einen ebenfalls verſiegelten Kurfürſten , von geworden iſt. handelt, ihm ausgezahlt .
Brief
des
deſſen Inhalt eben ſo wenig Etwas bekannt Wider Erwarten wurde er ſehr anſtändig be
auch ſeine bisherige Penſion unverkürzt weiter Später begann er, an der Bruft zu leiden und
er erhielt fogar Erlaubniß , zur Wiederherſtellung ſeiner Ge ſundheit nach Pirna zu gehen , wo ſeine Bewachung eine ſo überaus ſchonende war , daß
Niemand
darauf aufmerkſam
wurde. Die Gräfin Rutowska beſuchte ihn niemals in ſeinem Gefängniß , dagegen
konnte man ungemein oft ſeine andere
Gemahlin , das Fräulein von ihm
gelobte Treue bis zu
in dem
Vieth, bei ihm
ſeinem
finden , die die
Tode hielt. Auch wurde er
Empfange feiner Beſuche von keiner Seite beſchränkt.
Aus allem
dieſem
geht deutlich hervor, daß: Friedrich
314
Auguft III. vollſtändige Ueberzeugung weder von ſeiner Schuld, noch von ſeiner Unſchuld hatte. gegen ihn zu verhängen , um
Eine wirkliche Unterſuchung
das Eine oder das Andere feſt
zuſtellen , ſchien nicht thunlich , da die Kurfürſtin -Wittwe da durch ſtark compromittirt und er vielleicht in die Nothwendig keit gerathen wäre, eine Strafe wider fie zu Als der Marcheſe D?Agdolo am
verhängen .
27. Auguft : 1800
ſtorben war, beauftragte der Kurfürſt den
des Königſtein , General Don Boblid , ſämmtliche ſchaften
des
Geſtorbenen
genau
darüber Bericht abzuſtatten .
zu
ge
Sommandanten
unterſuchen
Brief
und
Dieſer Bericht beſtand in
ihin der
5 Uebergabe einer Menge Schriftſtüde, von
denen
Auguſt III. einige las , dann aber unter Vergießen Thränen dieſelben verbrannte . Schriften Als
Auch über den
Friedrich einiger
Inhalt dieſer
iſt Nichts zur Deffentlichkeit gelangt. der Marcheſe d'Agdolo
fühlte, hat er nicht unterlaſfen
ſeinen
Tod
herannaben
können , den Kurfürſten für
feine Gnade und Großmuth ſeinen innigen Dank abzuſtatten ; er mag doch wohl gefühlt haben , wie ſehr , er dieſen edlen Fürſten beleidigt hatte .
Herr d'Agdolo
iſt 23 Jahre und
5 Monat lang, mit geringen Unterbrechungen , welche feine Geſundheit erhetſchte , Gefangener des Königſteins geweſen . Unterdeſſen war es in München , am Hofe Maria An
tonias, nicht weniger bunt hergegangen . Kaum war die Feſt nahme ihres Verbündeten
in
Dresden erfolgt, als auch der
jenige, welcher denſelben zu beobachten hatte, ſofort die fächfiſche Refidenz verließ und mit Kourierpferden nach München eilte . war nicht ſo ſehr erſchrocken .“ Sie ſuchte
Maria
Antonia
noch in
derſelben Nacht ihren Kammerzahlmeiſter Hewald auf
und theilte ihm mit einem
commentirenden
Blide mit, daß
fte ihn auf unbeſtimmte Zeit beurlaube.. Hewalo - verſtand
315
-
feine Gebieterin und verſchwand noch in der nämlichen Nacht Diamantenſchmuck . mit dem
alte
Am nächſten Tage ſollte die Vollziehung der Entſagungs von Maria Antonia Statt finden . Der kurfürſtliche
Sdaßmeiſter Adolph Alerander von Zehmen ſandter
Wittwe bat ihn , ſich meiſters
war als Abge
Friedrich Auguſts III. erſchienen .
zu
in
Die Kurfürſtin
die Wohnung ihres
begeben , um
die Diamanten
in
Stammerzahl Empfang zu
nehmen , während deſſen ſie die andere Angelegenheit in Ord nung zu bringen gedenke.
Herr von Zehmen fand natürlich
den Kammerzahlmeiſter der Kurfürſtin nicht, ſtattete darüber Rapport ab
und erhielt
erbrechen zu
laſſen .
die
Die Kurfürſtin -Mutter Erſchreden , durch welches wurde.
Genehmigung , deffen
Zimmer
affektirte ausgezeichnet gut ein
auch Herr von Zehmen getäuſcht
Sie mußte zu Bett gebracht und der Arzt herbet
geholt werden . Am
nächſten
Tage ſchrieb ſie an ihren Sohn,
daß fie auf die entſeglichſte Weiſe von dem dolo und von
Marcheſe d’Ag
Hewald betrogen und beſtohlen ſei, und" fie
bitte ihn , die Verhaftung dieſer beiden Räuber mit allen ihm
zu
Gebote ſtehenden Mitteln zu veranlaffen .
Maria Antonia ging eben
zu Werke , wie ihr
ſo ſchlau
Verbündeter d'Agdolo ; allein wir glauben , daß weder durch dieſen , noch durch ſie ſelbſt der Kurfürſt gewünſchter Maßen getäuſcht worden iſt. Alles, was ſie durch ihr Manöver hatten erreichen
können , war höchſtens die in
dem
Benehmen
des
Kurfürſten bemerkbar gewordene Unentſchiedenheit. Er konnte nicht wiſſen , wer Recht hatte, und die Delicateſſe verbot ihm , eine förmliche Unterſuchung zu verhängen . Hewald
hatte fich mit dem
Wittwe nach Frankfurt am Main
Schmucke der Kurfürſtin begeben , woſelbſt
er
auf
316
Antrag Friedrich Auguſt III. auch verhaftet und am
22. Ja
nuar 1777 nach Dresden gebracht wurde. Auch dieſer Mann mußte ein Gefängniß aber ſchon
im
auf dem
Jahre 1778
Königſtein
beziehen , wurde
wieder auf freien
Fuß
geſegt.
Vermuthlich war er in der Antretung des Entlaſtungsbeweiſes glücklicher , als d'Agdolo geweſen . Als der Geheime Rath von
Zehmen wieder in
Dresden
angelangt war, mußte derſelbe auf Befehl des Kurfürſten
den
Marcheſe d'Agdolo in's Verhör nehmen , weil wahrſcheinlich dieſer Beamte das Wichtigſte von dem der Surfürſtin - Mutter in dieſem
unnatürlichen Projekte
Erfahrung gebracht hatte. '. Von
Verhöre iſt Nichts bekannt geworden .
ſagt Böttiger ,
hatte Kraft genug,
lieber
Der Kurfürſt," den
Verdacht
einer Geſeßwidrigkeit und Gewalt zu dulden , als ſelbſt noch jeßt den Reſpekt gegen Sache aus den In
ſeine Mutter durch Enthüllung der
Augen zu feßen .“
Folge deß mit
hat ſich der Verdacht der Perſonen
gelegt;
dem
Marcheſe angeſtellten
Verhörs
Theilnahme auch noch auf andere
keine von Alen
mit hineingezogen : er beſtrafte
aber
iſt vom
Kurfürſten
ſie nur durch das Entziehen
ſeiner beſonderen Gnade.
( Ende des zweiten Bandes. )
Druck von F. W. Nietac in Berlin , Neue Friedrichs- Straße 34.
Inhalts - Verzeichniß .
Geſchichte der Sächſiſchen Höfe und Staaten ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.
3 weiter Band.
V. Friedrich Auguſt 11. (Auguſt II .) (1733-1763.).
E r f & $
* a pitel.
Seine Gemahlin und ſeine Charakter und Eigenſchaften Auguſts . Bewerber um den polniſchen Die polniſchen Kroninſignien . Kinder. Graf Wackerbarth -Sal Thron. Sächſiſche Geſandtſchaft in Warſchau . mour. Demüthigung der Geſandtſchaft. Stanislaus kommt wieder nach Polen . Seine Wahl zum Könige. Anricken der Ruſſen . Auguſts Gegenwahl. Reiſe des Königs nach Polen . Benehmen des Papſtes . Rücreiſe des Königs nach Sachſen . Belagerung Danzigs. Weitere Unruhen in Polen . Der Pacifikations-Reichstag. 3 we i tes
ka p i tel.
Die beiden erſten ſchleſiſchen Kriege . Die pragmatiſche Sanktion . Graf Sulkowski und Brühl. Sturz des erſteren . Abfall Sachſens von dem Bündniſfe mit Deſterreich. Beſuch König Friedrichs II. zu Dresden . Friede zu Breslau . Neue Verträge zwiſchen Sachſen und Deſterreich . Friedrich II. rüct in Sachſen ein . Feindſeligkeiten Sach ſens gegen Preußeu . Auguſt III. wird die Kaiſerkrone angetragen . Plan zur Theilung Preußens. - Friedrichs Siege. – Schlacht bei Reffels borf und Einnahme Dresdens. Friede zu Dresden . Writtes Kapitel. Alianz zwiſchen Defterreich , Rußland , Frankreich und Sachſen . Friedrich II. und Ser An Herr von Malzahn . Mengele Verrath. Charakteriſtik des Grafen von Brühl. fang des fiebenjährigen Krieges.
II Seine Derſelbe läßt ſeine polniſche Abkunft gerichtlich beſtätigen . Religiöſität. Abreiſe Auguſte III. und des Grafen von Brühl nach Polen . Die Rurfürſtin verweigert die Herausgabe der Original-Dokus mente, liefert ſie aber endlich an den preußiſchen General von Wilich aus. - Friedrich II. Rechtfertigungedrift. Die Gefangennehmung der ganzen fächſiſchen Armee. Deſertionen ."
Þi e rte $
* a p it e l.
Friedrich II. im Brühlichen Palais. – Der Oberkapellmeiſter Hafje und ſeine Gattin . Die Kurfürſtin von Sachſen . — Friedrich II. Kam merdiener Glaſau . Komplott der Kurfürſtin von Sachſen und der Gräfin von Brühl. – Mengels Flucht , ſeine Berhaftung und Einkerkerung . Friedrich II. Rache gegen die Brühlichen Beſigungen . – Die Schlacht Die Schlacht bei Rollin und die fäch Schwerins Tod . bei Prag. fiſche Revange. Fü nfte & ka p itel. Friedrich II. bei Zittau . Der Brand von Zittau . – Schlacht bei Roßbach. Die Schlacht bei Der Tod der Kurfürſtin von Sachſen . Leuthen. Der Graf von Schmettau. Der Ueberfall bei Hochkirch. Enbe bes Kriegsjahres 1758. $ e th
te $
* a p i tel.
Die Schlacht Der Angriff auf Bergen . Die Schlacht bei Minden . bei Kunersdorf . Der Graf von Dresden geht fitr Preußen verloren . Schmettau fällt in Ungnade. Friedrich II. und Prinz Heinrich im Lager bei Hirſchſtein . Ein Blick auf Die Kapitulation des General Fink. Sadiſens Berhältniſſe. Sie ben te $
* a pitel.
Fouquet von Laubon geſchlagen und Der Marſch nach Schleſien . Die Belagerung und das Bombardement von gefangen genommen . Deſterreicher , Ruffen und Sachſen in Berlin , Potsdam und Dresden . Friedrich II. Kontribution Charlottenburg. – Die Schlacht bei Torgau . Der Kaufmann Gotskowsky . in Leipzig.
A dh te $ * a p it e l. Die Flucht der Franzoſen . Die Schlacht bei Langenſalza . Eli ſabeth von Rußland ſtirbt. Peter III. macht Frieden mit Friedrich II. Die Friedenscom Der Waffenſtilſtand im Winter 1762-1763. Prinz Karl von Sachſen verliert Nurland. miſſion in Fontainebleau . Auguft III. ftirbt. – Namensverzeichniß Der Frieden zu Şubertsburg. Brühls. Nachkommen . Brühl ſtirbt. ſeiner Rinder .
III
U e un te $
* a p i tel.
Graf von Zinzendorf und die Brüdergemeinden . - Seine Verweiſuug und Zurückrufung . Seine Vereinsthätigkeit bis zu ſeinem Tode. Zinzendorfs Begräbniß und ſeine Kinder. 3 eh nie kapitel. Kulturverhältniffe Sachſens. Sellert. Mascow . Gärtner. Leſſing. Gottſches und ſeine Gattin . Menge . Handelsplatz . Apel. - Defer . - Dietrich.
E ilfte $
Rabener. Leipzig als
* a p it e l.
Kloppſtock. Clodius und die kurfürſtliche Bibliothek in Leipzig . Die übrigen Bibliotheken . Verzeichniß der höheren fächfiſchen Militair und Civilbeamten . Fremde Geſandten am ſächſiſchen Hofe.
VI. Friedrich Chriſtian . (1763.) 3 wölfte $ Kapitel. Friedrich Chriſtian als Kind, Füngling und Mann . Maria Antonia von Bayern . Nicolo Porpora. – Katharina Mingotti. — Graf Wacer barth -Salmour. Herr von Wackerbarth. — Friedrich Chriſtian ſtirbt. Seine Kinder.
VII. Prinz Xaver, als Adminiſtrator Sachſens. (1763–1768.) D r e i zehntes ka pitel Prinz Xavers Jugendjahre. – Der verberbliche Einfluß ſeiner Mutter. Die Spannung zwiſchen ihm und Friedrich Chriſtian . - Die Erzieher des Prinzen Xaver. Sein Generaladjutant Marcheſe d’Agdolo. Das Pasquill. Die Gräfin von Rutowsta. Fräulein von Vieth . Abraham Gotthelf Mäſtner. Graf von Brithl. Vermählung des Prin zen Xaver mit der Gräfin von Spinucci. Die Uebergabe der ſächſiſchen Regierung an den Kurfürſten . Prinz Xavers Reiſen und ſein Tob. Seine Kinder. - - Der Chevalier von Sachſen . Der Fürſt Tſcherbatow . Prinz Xavers Töchter . – Ein Blid auf die fünfjährige Wirtſamteit des Adminiſtrators . Die Rurfürſtin - Wittwe.
IV
VIH . Friedrich Auguft III. (Friedrich Auguft)
efter König von Sachſen . (1768-1827.) Vitrzehnte
kapitel.
Der Graf Camillo von Marcolini. Friedrich Auguſts Jugend. Beſchreibung einer Reiſe des königlichen Friedrich Auguſts Inſtruktoren . Shre Maria Amalia Auguſta von Zweibrücken . Prinzen Clemens. Die Trauungs - Ceremonien . Vermählung mit Friedrich Auguſt. Bericht des Herzogs von Lauzun . Kurfürſtin von Sachſen und ihr Friſeur. Katharina II. von Rußlands Anſicht über die Sittlichkeit der Kurfürſtin von Sachſen . fu nfzehnt & $
* a p itel.
Erhöhung Friedrid Augufts III. innere und äußere Regierung . Maria Antonia begiebt ſich auf Reiſen . der Apanage ſeiner Mutter. Ihr Aufenthalt in München . - Maria Antonia und der Marcheſe d’Agbolo . Eine Verſammlung Ein unnatürliches Project der Kurfürſtin -Wittwe. Der Der Verrath . ihrer Hofbamen . Die Verhaftung d'Agbolo's . General von Schiebed bringt ihn auf den Königſtein . Herr von Zehmen Neue Intriguen der Kurfürſtin -Mutter. Hewald . und d'Agbolo . Hewald wird in Frankfurt am Main verhaftet und nach dem Königſtein gebracht. Geheime Correspondenz zwiſchen dem Kurfürſten und d’Agbolo. Der Marcheſe ſtirbt. Tod Maria Antonias.
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