Vertraute Geschichte der Sächsischen Höfe und Staaten seit Beendung des Dreißigjährigen Krieges [2]


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Vertraute Geschichte der Sächsischen Höfe und Staaten seit Beendung des Dreißigjährigen Krieges [2]

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Vertraute

Geſchichte

ber

Sächſiſchen

Höfe

und

Staaten

ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.

Von Stanislaus Graf Grabowski.

Chorus :

es

Zweiter Band complet.

Preis 25

W

Sgr.

Vollftändig in 4 Bänden à 25 Sgr. oder 20 Lieferungen à 5 Sgr.

Berlin

1861.

Julius Abelsdorff's Verlag.

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Die Rückſeite der fiefel

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ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.

Von Stanislaus Graf Grabowski.

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ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.

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1979 og ite l t rats3 E r ft e s. Kap Kapi 17 : 111.956 durf telbi

zin Charaktet und eigenſchaften Auguflé . in Seint Bernahlin und eine Bewerber vum den polniſchen Dit polniſchen Aroninfignien.3 Kinder . Thron , mour. Polen .

Sämfiſche Seſandſchaft in Warſchau. - Graf Wackerbarth -Sal Stanislaus kommt wieder nach Demüthigung der Gefandſchaft. Seine Wahlzum !

Gegenwaht. - Reife des Königs nad Polen. Benchmen des Papſtes. Rüdkreiſe des Königs nach Sadſen.it : Belagerung Danzigs . 7. Weitere Unruhen in Polen . Der Pacifikations-Reichstag . watt 4 5119 119 min.RfI

6:11

Der neue Herrſcher Sadyfens war noch nicht fiebenund

dreißig

Jahres alt, als

er ſeinem

Vater unter dem

Frièdrich Auguſts . II. folgte . - Von ben

Erlebniſfen

ſeiner

fugend, deren wichtigſtes für Sachfen

ſein t'Uebertritt zur katholifchen fchon

Religion

war, haben wir

Wenn die Markgräfin geſprochen . Friedrichs des Großen , in ihren

Schweſter ihm

ſeiner

Namen

Erziehung und

von

Batreuth ,

Memoiren

bon

ſagt: 1,Er iſt groß , völlig und hat ein ſchönes Geſicht,

fein Betragen

iſt nicht fo herablaffend wie das feines

Va

&

1

ſtolz aus, ſpricht 'wenigtund iſt feiner keit wegen eben nicht ſehr zu prühment,par. fo 'ift Das ges Höflich

ters, er ſieht ſogar

rade kein febr erſchöpfendes Urtheil und läßt noch Mancher lei hinzuzuſeßen übrig . HTTC..3 daryti stelut

6

-

Auguſt, wie wir ihn mit dem

Namen nennen werden ,

den er bald als König von Polen annahm , hatte als Grunds lage feines

Charakters eine große Gutmüthigkeit oder, wie

man es wohl richtiger bezeichnen kann , Schwäche; jede Feftig keit des Willens , jede richtige Anſchauungsgabe fehlte ihm noch mehr wie ſeinem Fehler fie

in höherem

aber

Vater, er befaß überhaupt alle deffen

oder minberen Maße, bei ihm

nicht einmal durch äußerliche Anmuth

wurden

und einen

ftens feine Zeitgenoſſen verföhnte, gemildert. Seine Erztehung 'trug hauptſächlich Schuld

daran ; fte

hatte zuerft in den Händen schweren des Herrn von Miltiß, Dberhof meiſtens der verwittwefen , der mit wenig Gelehr und dtefer war ein Mann geweſen , der mit Igmfestino Pedanterie und kein großes Intereſſe für ſeinen Zöge ling Perband ; die Richtung , die er innehalten følte, war ihm von der altert Rurfürſtin

vorgezetchnet worden , denn dieſe

fürchtete Nichts mehr, als daß ſpäter in dem Kurprinzen eine Neigung zur katholiſchen er dem

Beiſpiele ſeines Vaters folgen könne, und Miltiß eich

tete fich

genau nach

ſeinen

Eigenſchaften des jungen Schwäche, kamen ihm orthodøren

wie es ſein

Inſtruktionen .

Prinzen ,

Die natürlichen

Indolenz, Phlegma uno

auf halbem Wege entgegen , die;sſtreng

evangeliſchen

burg unterſtüßten

Geiſtlichen

am

Hofe

von Lichten

ihn , und der Zögling wurde gerade fe,

Lehrer und feine Großmutter wünſchten...)

Wie er endlich durch den

Religion rege gemacht werden und

den Willen des Vaters ihren

entzogen wurde und das dennoch eintrat , was man um

ieden

Preis hatte permeiden wollen , haben wir ſchon früher

berichtetz zweifelhaft bleibt es nur, ob der Aurprinz wirklicher Ueberzeugung , d. h . durch die

2

-

Hän

ihm

aus

perheißenen

Byrthetté, dérén Hauptſächlichfter die Ausſicht auf die polniſche Mönigøktorë bat, beftochen ," den Glauben wechſelte , oder ob Zwang, det bet feiner

eine gewiffet

Charakterſchwache nicht

zu ſein brauchte , ihn eigentlich wider Willen

gewaltſam

zu

Stefem Entſchluffe beachte; es läßt ſich hierin um fowhiger Flar ſehen , als Auguft von ſeinem Vater die Kunſt der Verſtel fein lung po gut geerbt hatte, daß er ſeine Großmutter, Glaubenswechſel ein Geheimniß Weiben 'foute, bis zu ihrem Code glüdlich darüber zu täuſchen verſtand .

Der Einfluß feiner ſtrengkatholiſchen Gemahlin, dke-als febr häßlich , iftolz" und unfreundlich fpäter wicht wenig Dazu

geſchildert wird ,

trug

bei, daß er fich der Intereffen feiner

neuen Religion mit größerem Elfet als fein Vater annahm . art . Die Pracht und das Vergnügen liebterét er nicht weniger

alt fett

Vatet , lebenſo machte er fic

rim

die Befühaffung

det Mittel dazu keitte Sorge, ſondern überließ diefe Feinten Günftitnger, von denen et ſich dadurch und durch ſeine Abneigung alle ernfteren, unbequemen Regterungsgeſchäfte ganz abhängig machte und fie zum Nachtheile tideg Landes wirth

gegen

ſohaften

ließ , wie ſie wollten ; fein Hauptvergnügen war die

Sagd , C'uno por Féinent"Regierungsantritte lebte er ganz für fite auf Fetnem

Jagdfaloffe Hubertusburg , dass es Shloffe Wermsdorf Hatte umbauen laſſen .

alten

Stön fchaft den thm

im

Jünt Bes Fahres 1720

auf Wett

hätte dieſe Leiden

Kurprinzërt Beinähe das Leben gekoſtet , denn dls

fein Leibfäger auf der Tagd das geladene Gewehr reichte ,

entlab ficky Sieſel, die Kugel ging durd ftredte fein

Błeſem

Pferð ko$ t 'n niéder ; dem

feine Kletder

Jäger, der fick ihm

unb

nalet

Vorfalle zu Füßen warf, verzieh er übrigens.

21,71Wort feiner Gemahlin Hatte Auguſt folgende Kinder, ehe et ble Regierung intrat:

*

Friedrich

Auguſt

Franzı sgeboren

da 7.1720 und ſchon geſtorben am t. Joſeph Carl. Auguft, geboren am u

geſtorben am

:

Friedrich

am

18. November

21. Januar 1721, 7 24. Dctober 1721 und

14. März 1728,1

Chriſtian , Leopold ,

alatieber, 1722 , Ti moto

sit ... ?

m

geboren

am

5. Septem

mbili

su Maria Margaretha Xaveria , geboren

als am

Judet

13. September

mundi 1727, geſtorben am 1. Februar 1734 , Trnsdorlee) Maria Anna Sophia, geboren am 29. Auguſt 1728,17

Auguſt Ludwig Xaper , geboren am

25. Auguft, 1730 ,

4. November 1731, -7

guMaria Joſephant geboren am

5. Maria Eliſabeth, geboren, den 9. Februar 1736, erſt nach Regierungsantritte. 1913, htes til

dem

dem

mpi Als , die Nachricht von

eintraf, ließ , ſein Sohn

in Sachſen vereidigen

und

atigilssl is !

Tode Auguſts des Starken ſogleich die

Truppen um

die größeren Städte

bereiſter dann

fidh

22. Februar war der Seheime

buldigen zu laffen .. Son am

Math von Brühl aus. Warſdau eiligſt eingetroffen und hatte die polniſchen Reichskleinodien von dorther,mit ſich entführt, ein

Dieſer Heinrich von

Brühl, geboren 1700 zu Weiſſer

fels, ſtammte aus einer thüringiſchen jüngſte von vier Brüdern. ſer Hofe von kam durch

er an dem

Weiſſenfel

1713 bis 1720 als Silberpage, geweſen war,

er als Leibpage pum ſein

Nachdem

Familie und,war der

Könige, wußte fich

gewandtes Benehmen r;34

erwerben,

deſſen Gunſt fieben

ſtieg

Jahre ſpäter zum Kammerjunker und bald darauf zum merherrn

und Kämmerer auf.

Wer an den ſtarken

Kam

Auguſts

Kofe ſein Glüd , machen wollte, mußte nicht allzu gewiſſen haft in der Wahl der Mittel ſein , um dem Könige Geld zu verſchaffen , -fei,es durch guten Rath, fei es durch eigene Opfer , und die erſtere Kunſt verſtand Brühl dem ses übris

gens an gut.

beſonders nihervorſtehender a Talenten mangelten fehr

Nachdem

er mehrere Jahte shingurch die geheime Cor

respondenz für den König geführt hatte iftand) er : 1733. an der Spiße des Departements des Auswärtigen murid bereinigte damit noch andere einflußreiche lund ergiebige Aemterard 96

Sein raſcher

fignien

Entſchluß , i det

neuen



Kurfürſten die FN

der polniſchen Herrſchaft zu Füßen :1zu legen , ehe inoch

von seiner Königswahl.sin

Polen die Rede ageweſen wat, ber

ſtimmter vielleicht den rentfchluß , unds thatlofen meiſten , sfichiernftlich um

Auguſt am

dies polniſche Recone zu bewerben ,

auf die er natürlich schon ſeit langer Zeit fein Augen gerich tet hatte, wie ſie ihm zu erhalten , auch der fehnlichſte Wunſch feines Baterstgeweſen war. lnian tiste Der Bewerbei um

modo, já mu

den polniſchen Thron waren

: 11 dieſes

Mal wieder sehr viele , außer Auguft und Stanislaus . Les fcinskiy der noch immer eine große Parthei hatte, nämlich

der

Prinz . Sacob Sobieskim dete ſpaniſche Infant Don Carlos, Prinz Carl von den

Herzogs ,

Lothringeng ein Bruder des dort regieren

Don Emanuel,

Infant voni Portugal, Fürſt

Theodor Lubomirski, Fürſt Johannes Wisniowski, Fürſt Ca ſimir

Czartorisky und ein Graf Sapieha.

1.21 ** ITE

ti Stanislaus Lefczinski, deffen Tochter Maria den König

9

von

Frankreich Ludwig XV. geheirathet hatte, wurde von

diefem

als Candidat aufgeſtellt,i gerade deswegen , aber, weil

man den

franzöſiſchen Einfluß zu

ſehr fürchtete

waren Ruß.

land A Preuſſen rund : Deſterreich entſchieden ,dagegen und hat ten

noch zu

den

portugieſiſchen

Lebzeiten - Auguſts des : Starken Infanten

gerichtetin da

ihr : Auge auf Sachſen - bisher

noch nicht die pragmatiſche Sanktion anerkennent gewollt hatte. Dieſer Portugieſiſche Prinz , Don

Emanuel, jüngſter Sohn

König Pedros, II. und einer Schweſter der Gemahlin

Kaiſer

10

Leopolás II., geboren

16971 folite fich nach der Thronbeftet

gung feines Bruders

Juan V. bem ' geiſtlichen Stande Wið

7 men , war aber , um

dieſem

Schidfale zu entgehen , Idon km

Jahre 1715 nach Holland entflohen , hatte Zeit lang

in

ich darauf eine

Paris aufgebalten und war dann nach Defter

reich gegangen , in

deffen Militairdienften

er

fich gegen die

Türfen " ausgezeichnet hatte ; ter wurdendafelbft Generalfeld wachtmeiſter

erhielt

1721 den

Orden

Er führte nun eine vollſtändiges

को

Vließeß bereifte

und

des

goldenen

Abenteurerleben ,

alle Länder und Höfe Europas und ſuchte an den

légteren ſein Glüd zu machen, wobei es ihm auch wicht gefehlt zu haben ſcheint, denn mal um

an Anmaßung

er bewarb fich ein

die Hand der ruſſiſchen Kaiſerin Anna mit großer

Hartnädigkeit, obgleich er nicht die geringſte Hoffnung erhielt. Nachdem er fich endlich mit ſeinem Bruder außgeföhnt hatte, kehrte ier dennoch nicht in ſein Vaterland rzurüd, fondern blieb erft eine Weile am

Hoferrzu

Wien und St. Pölten

Warſchau , hielt fich dann

it

auf und wurde 1733 öſterreichiſcher

General- Feldmarſdal -Lieutenant. " Er war es, dem fchen Rußland , Deſterreich und Preuffen

am

der zwie

13. December

1732 zu Berlin abgeſchloſſene Löwenwolder Vertrag , forige nannt nach

dem

Vermitfler , dem

ruffiſchen Oberſtallmeiſter

Grafen Löwenwolde, die polniſche Krone zugedacht batte; dles ſer

Vertrag wurde aber

ftoßen , alsiiAuguft von

nie ratificirt Sachſen

am

und wieder umges 13.

Junta Deſterreich

durch - Anerkennung der pragmatifchen Sanktion verſöhnte und Rußland

durch

Anertennung des

Kaifertitel& ' und

Verſpre's

chungen sin Bezug auf Kurland und Ctevland für fich gewann . stir Gefährlicher blieb noch Frankreich , das für den ohnehin in

Polen

beliebten

Stanislaus defczinski Suid

ſeinen

Ges

fandten in Warſchat ,aber :Marquto de Mohti, vtele Anhän

11

ger unter den polniſchen Schritt

gewann , und der drohende

Großen

Truppenkorp8 in

Defterreich , ein

ſtellen , erbitterte die Polen , die ſich in

Schlefter

aufzu =

ihrer Wahlfreiheit

beeinträchtigt ſahen , nur noch mehr; Rußland zog unter dem General de kafen ebenfalls ein Corps von zwanzigtaufenb Mann an der Gränze zuſammen , Preußen

erklärte fich, ganz

neutral bleiben zu wollen , und der Papſt wandte ſeinen gan zen

Einfluß für Auguft an , indem

Primaði einibar

er dem

auf bezügliches Brebe übergeben ließa Auguſt (didte nun

eine Geſandſchaft nach Polen ; fie

beſtand aus dem

Geheimen Rath und Gouverneitt des Aur:

prinzen

Joſeph Anton Gabaleon Wackerbarth . Sali

Grafen

mour, dem

General und Kabinetsminiſter Wolff Heinrich

von Baudiſfin und dem Generalmajor pon Diesbach ; in ihrer Begleitungabefanden garde

ſich vier

Capitains mon

1 Kammerjunker,16 Pagen , 16

der Chevalier

Heyducken und 12 la

kaien , denn man wollte , wieder burch Pracht blenden. FM Graf Waderbarth Salmour war ein diplomatiſch niſche

geſchickter Mann .

ehčenwerther und

Sein Vater wat der fardis

Dragonerkapitain Graf Salmour und

ſeine Mutter

die ſchöne Statharina Babiani geweſen , die ſchon

ſehr jung

Wittwe wurde.

Branden :

Als Kurfürft Friedrich III. von

burg feinen Stiefbruder, den Markgraf Carl Wilhelm

von

1

Brandenburg , 1691 mit

ſeinentRegimentern nach Piemont

ſchickte, lernte lepterer die ſchöne Wittwe kennen und ließ ſich

der Kurfürſt dieſes ging in

Verhältniß

1

1

heimlich mit ihr trauen , aber schon

vier

gewaltſam

Jahre ſpäter löfte auf.

Katharina

ein Kloſter und der Prinz ſtarb aus Gram .

ter begab ſich die Wittwe mit ihrem

Spa

Sohne aus erſter Che

nach Wien, wo ſie troß der Einſprache des preuffifchen Hofes den

Titel

einer Madame de Brandenbourg

annahm

und

12

17070 den dfächfiſchen ihren

Sohn

1708 im

General Wackerbarth + heirathetey

dreiundzwanzig

Alter von

Jahren

in die fächfiſche

einer Wunde am

Armee , betrat aber wegen

der

trat ishun

Anton

dabei " adoptirtert . Joſeph

Fuße bald die

diplomatiſche Carriere wurde 1712 Kammerherr, befand ſich von 1723

bis 11728 als

Geſchäftsträger

1730 u als

Geſandteroin

Wien ,

dann

in München , bis in

Rom , wurde

1731n wirklicher Geheimer Rath und 1733 nach der polnt fchen Unterhandlung Kabinetsminiſter. sorele auhilggad no sit

Dieſe Geſandten

ſich

angeblich um

den

zu iordnen

nahmen

anſehnliche Geldſummen

mit

Auguſts des Starken hinterlaffene Schul

Geſchenke; wie ein

15,000 Thaler werthes

Ordenskreuz für den Primasirund sein 10,000 Thåler were thes Bild Unſerer lieben Frau zu

Ozenstochau für die Kron

waren

großmarſchallin , außerdem

ſteifzu vielen

Verſprechune

gen ermächtigt; zu legteren gehörte die Erbauung einer Ka pelle in der Kathedrale zu Krakau nebſt Stiftung von zwan = einer Ritterakademie , Wiederherſtellung

zig: Domherrnſtellen der Grenzfeſtungen

und ihunderttauſend polnijdje Gulden jähr

lich für Geſandſchaftskoſten . En

10

sintiuntanogni

shine

Der Primas des Reiches , Theodor Potodi, Erzbiſchof

von Gneſen , ließ ſich durch alle Geſchenke und Verſprechun gen bffen

aber nicht auf Auguſts Seite ziehn , ſondern erklärte ſich für Stanislaus,i ſuchte die Wahl fo weit als möglich

hinauszuſchieben und brachte die ſogenannte Conföderations Akte zu Stande, dergemäß gar keine Ausländer bei der Wahl berückſichtigt werden

ſolle.

Hiergegen

erhob ſich

aber die

fächſiſche Parthet, die keineswegs groß war, und bat den rö miſchen Kaiſer und die Czarin um im

Hülfe ; legtere ließ auch

Auguft thre Truppen unter General Laſey rin Litthauen

einrücken , wobet fie

in

einem Manifeſte erklärte , fie miſche

--- ---

--

13

ſich nur als gute Freundin freiheit zu ſchüßen ,

in dieſe Händel, um

ertheilet, keinen Menſchen zu zu ihrem

die Wahl

wie habe ihre Kriegs-Völdern Ordre beleidigen , und alles , was fie:

Unterhalt vonnöthen hätten , mit baarem

Geldenizu

bezahlen : Indeſſen jep es gewiß, daß , wenn wider alles Vera muthen

die Wahl den Stanislaum

ſchafft ein Ende haben leben 2

und ihre Armée auf Discretions zu

anfangen werde." Der

! 11:,'1 914 : 1915 11

Primas blieb indeffen

ihm

und das Volt ftimmten

fchen

den

:2981

Entſchluſſe, tei:

bei ſeinem

Zwang auf die Wahl zu Oulden , die Großen

nen fremden

zig kam

treffen ſolte, die Freundes

bei, und in Warſchau und Dana

es wiederholentlich zu blutigen Streitigkeiten .zwia Partheien , in

erſteret :1Stadt ſogar zu

auf die Wohnung der sfremden Geſandten... Mittag

erzählt noch

der fächſiſchen

von einer

Gefandidaft: „ Uuf dem

andeurt

Xngriffen 430916.5

Demüthigung

Relations-LandeTage

zu Warſchau beſchuldigte der Schwerdt-Träger von Warſchau unſersi Durchl. Uuguſti Geſandten , Factiones 5zu

Scarteque unter dem Bothens an

daß

ſelbige nichts

machen ſuchten , i producirte auch

ſeinen

als

eine gewiffe

Titel: Søreiben eines gewiſſen Land Freund , nach

geendigter Convocation ,

welche zugleich nebſt einer andern piquanten Schrift, die ihrem Namen nach : Reflexiones eines Freund , über die von tete und unter dem Primatem

ſchimpfflichſte fondern der

dem

gangen

guten:

einer Frangöſiſchen Feder ausgearbeia

vorſtellen ſolte

zum

Porſchein

Convocations Reichs - Tage aber auf das

raisonnirte,

angriff, und deren

ſeinen

Titul: Brüderliche Vermahnung an den

gerichtete Schrift

kommen , von

Freundeß an

auch

nicht allein

des Primatis,

Pohln : Nation Reputation empfindlich Verfertigung denen

Chur-Sächſiſchen Mi

nistris , auf Angaben und Auſſage eines ungeiſtl. Geiſtlichen,

14

Lazusty, ber fich an felbigen , weil ſie ihm tendirten " unrechtmäßigen

Anforderung

nicht mehr als 8 Ducaten

auszahlen

ftatt einer prae

von

1000 Gulden ,

laffen , " zu revengiten

geſucht, zugefchrieben wurde,'und beſtand darauf, daß ſolche durch den Scharff-Nichter öffentlich verbrennetwerden ſolte.

Der Prt

mas: entſchuldigte ſich , wie er als ein Praelat , und daiser über dieſes

ſelbſt beleidiget fery, in ſeiner eigenen Sache tet

nen Richter abgeben

könne; verwies alſo

auf dag Captur-Gerichte , deffen

die gange Klage

Sentenz- auf Verlangen

vieler von der Noblesse, etliche Tage darauf dahin " ausftel, daß

die quaestionirte Schrifft

wäre.

billig

des

Feuers

ſchuldig

Welches Pohln: Urtheil denn auch den 12. Julii bey

öffentl. Austuff unter brennenden

Trompeten -Schal, vermittelft zweyer

Pech- Fadeln

durch

den

Scharff -Richter an den

Pranger solenniter sc . vollzogen wurde." Dieſes Verfahren , wodurch die Polen ſo deutlich an den Tag legten , wie wenig ihrem

Throns zu

handlungen

fie

fich danach fehnten , Auguſt auf

haben , rief eine Menge ärgerlicher Unters

zwiſchen

dem

Primas und dem

Kurfürften: von

Sachfen , ſo wie den übrigen ihm verbündeten Gefandſchaften zu Warſchau hervor. Inzwiſchen

fanden

vinzen ſtatt und erklärten

die Landtage in

den

übrigen

Pro

fich alle für Stanislaus, der von

+

Podolien

tief ihn

Wahl früher

ſogar ſogleich zum

ſchon - einmal rechtmäßig

Man erſuchte fämmtliche ſtehenden

Könige aus,

da

ſtattgefunden

die

habe.

Geſandte, fich während des bevor

Wahltages auf einige Meilen

von

Warſchau

zu

rüdizuziehn , fie verweigerten dies aber, und die Republik war ſchwach genug, thnen nachzugeben . in

ein

recht klares Licht zu

Um die Freiheit der Wahl

ſtellen , zog der römiſche Kaiſer

in Schleften noch mehr Truppen zuſammen , denen ſich auch

15

die fächfiſchen anidhloſſen , und tüdte näher an die polniſche Gränze. König Stanislaus, von nad

feinen

zahlreichen

Anhängern

Polen berufen , entſchloß . fidhi jeßt, die Reiſe dahin zu

unternehmen , was aber der übrigen Mächte wegen mit groa

> Ber Heimlichkeitrigeſchehen mußte . Nachdem Reſidenz: Schloß

Chambord

wig XV . begeben

1

dem

ihn an

er ſich von ſeiner

Bach Meudon

zu : König

Luder

hatte, tauſchte er auf der Rücreije',mit

Geſtalt

ähnlichen

Malthefer - Ritter , die

Chevalier de Thiange, einem

Kleider , der

fich nun

unter ſeinem

Namen nach der Bretagne auf die Meiſe begab, wie eß alle Zeitungen mittheilten ; inzwiſchen dem

fuhr der König felbft mit

Chevalier Dandelot, als Kaufleute verkleidet , über Strada

burg nach Deutſchland hinein und kam über Berlin und Frant furt a mit

D. unerkannt nach Warſchau , wo ihr ſeine Parthei

Šubel empfing. Am

25. Auguft nahm

der Reichstag

bei Warſchau fets

nen Anfang, da die Ruſſen jeßt aber in ſchnellen Märlden vorrückten, wurde ein

Theil der Mitglieder ängſtlich und ſchloß

ſich der Parther des Fürſten Wisniowski an , der Stanislaus

erklärt hatte , da ſeine Wahl

ſich gegen

nur Krieg

und

Unglüd über das Land bringen könne; es entſtanden deshalb viele Zwiftigkeiten , und der zür ſchnellen Nachdem

Primas beeilte fich, die Wahl

Entſcheidung zu bringen . Stanislaus fic

bei der Meſſe gezeigt hatte, tam

am

10. September öffentlich

eß noch an

demſelben Tage

zur Wahl, die auch günſtig für ihn ausfallen zu wollen ſchien , an dieſem

Tage aber nicht beendigt werden konnte ; erſt am

1

12. proklamirte ihn

der Primaß zum

Könige und Großher

zoge von Sitthauen , obgleich ſich nicht alle Stimmen

auf ihn

vereinigt hatten und ein Edelmann, der fich für Auguſt von :

16

Sachſent erklärte,1sfogar tniedergefäbelt worden war. führte den neuen König ſogleich in ein

unou meldete den

fremden

das

Geſandten ,

noch immer durchaus zurückhaltend benahmen

Man

königliche Schloß die ſich

indeſſen

die Wahl

audy

die Gegenparthet der polniſchen Großen proteſtirte jegt öffenta lich , und der König

verließ

22. September

am

tung des Primas und vieler Senatoren

in

Beglei=

die Stadt, die durch

den Anzug der Kuſſen immer meht bedroht wurde, und begab Fechtsnach Danzig , das ihn als geſegmäßigen undijaufnahm . ikito? 7:01, 9o Bald nach ſeiner Entfernung, am ber , kam

Röntg begrüßte 9111 !andilaill

29. und 30. Septem ?

es in Warſchau bei den Wohnungen des rufftfchen

und fächſiſchen Geſandten zu blutigen Anhänger des

Auftritten , indem

die

Stanislaus jene: zwingen wollten , die Stadt

zu verlaſſen ; der fächſiſche Palaft, in dem Auguft der Starke bei ſeiner Anweſenheit in Warſchau zu refidtren pflegte, wurde mit zehn Kanonen beſchoſſen , und Oberſt Schlichting, der ihn on 1981 vertheidigte , zur Capitulation gezwungen .

6 * Die Ruſſen waren jegt vor Praga angelangt und best ftanden auf einer neuen Königswahl, und wirklich kam dieſe, an der ſich nur 11 Biſchöfe, 20 Senatoren , 140 Magnaten und 1500 vom

niedereni Adel betheiligten ', am 15. October zu Stande und fiel natürlich einſtimmig auf den Kurfürſten

von Sachſen , den der Biſchof von

Pófen

feierlich aušrief.

Dies geſchah zu : Praga , während die Anhänger rides Stanis laus noch Warſchau beſegt hieltenzi:durch die ruffifchen Bar yonnete: dazu gezwungen , verließen ſie abers ſchon in den nächſten Tagen die Stadt: *

Am

10. October erhielt Auguft die Nachricht fetner Wahl

zu Dresden , und ließ fie durch Kanonenſalven und Abfingung eines Te Deums in der evangeliſchen Schloßkirche und dere ?

-

17

-

Zan

katholiſchen Schloßkapelle feiern .

Nun fingen aber auch ſo

lob

gleich wieder die Laſten für Sachſen an, die ſchon unter der

jen

vorigen Regierung die polniſche Krone erfordert hatte . dieſe zu behaupten , mußten

die Truppen ſogleich nad

Um

Polen

uch

et

cos

16

abrüden , und zwar

drei Kolonnen , unter

in

Herzoge

dem

von Weißenfels auf Poſen , unter dem Generallieutenant von Diemar eben dahin begleitete, nach

und ein drittes Corps , das den König

Tarnowicz und Krakau .

Der König trat die feine Gemahlin mit dem und beide vereinigten empfingen

fie am

Reife Prinzen

ſich wieder

6.

fchon

am

9. December an ,

Xaver am in

25. December,

Oppeln ; in

Tarnowicz

Januar 1734 eine polniſche Geſand

ſchaft, und vor diefer legte der König 'noch einmal den Eid auf die Pacta Conventa ab , die feine Geſandſchaft fchon am

1. November beſchworen

nach Krakau „ Wegen ebi

hatte; darauf wurde die Reife

fortgefeßt. des Gefolges

Ihro Königl. Majeſtät,“

„ iſt anzumerden , daß felbigeß aus mehr als

heißt 15,000

Mann , 12,000 Pferden und über 1000 Wagen beſtanden . Der bis

Durchl. -König Cracau , 4

haben den gangen Weg von

Tarnowiz

Tage-Reiſen , der groſſen Kälte ohngeachtet,

beſtändig zu Pferde geſeſſen .

Und weil die groffe Svite des

Königs und der Pohlniſchen Deputation , fo fämtlich beyſam men zog , unmöglich unter Dach kommen können , fo haben Menſchen

und Vieh die Nacht über campiren müſſen . Auf

fer, daß die Sächſiſche in Polen ſtehende Armée Bataillons-weiſe postiret geweſen , und ſolche allezeit neben an marchiret, haben

Ihro Majeſtät die Chevalier -Garde, Grand -Mous

quetiers und ein

gedoppeltes Corpo - von der Garde du

Corps um und neben

fich gehabt."

Am 14. Januar fand der ſehr prächtige Einzug Bertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Band. 2

des

18

Königspaares in Krakau ſtatt; da 'er ganz in demſelben Style gehalten wurde,wie ähnlicheAufzüge unter der vorigen Regierung, ſo geben wir

keine beſondere Schilderung davon und wollen

nur erwähnen , daß dicht hinter dem war, ebenfalls zu

Könige, der zu Pferde

Pferde der kaiſerliche Geſandte Graf Wel

czeck und der ruſſiſche, Graf Löwenwolde, folgten , als wolten fie recht deutlich dokumentiren , wie es mit der ſelbſtſtändigen Wahl der Polen eigentlich zugegangen ſei. Nachdem

am

folgenden

Tage die Beiſeßung der Leichen

Johann Sobieskis und ſeiner Gemahlin , ſo wie des leßtver ſtorbenen Königs ſtattgefunden hatte , am

16. die Wallfahrt

nach der Skalkakirche , wo der heilige Stanislaus ermordet worden , wurde am

17. die Krönung durch den Biſchof von

Krakau , Lipsky, vollzogen . Primas , dem

Darüber beſchwerte fich aber der

das Recht der Krönung als Biſchof von Gnes

fen allein zuſtand , bitter beim Papſte. ,, Der Pabſt," heißt es bei Mittag,

,,ernennete des

eine beſondere Congregation , welche unterſuchen ſolte, wie weit die Autorität des Päbſtlichen Stuhls in dieſer Sache

wegen

gebe.

Weil nun unſerm Durchlauchtigſten Auguſto fehr wohl

befandt war, daß der H. Vater Pabſt mehr auf des Stanis lai ſeine Seite, als auf die Gerechtſame Dero. Wahl geneigt To ließen

Dieſelben

an

den

Cardinal- Cämmerling Albani

nicht nur einen Courier, wegen der beſchehenen Trönung, ab gehen , ſondern Sie überſendeten

ſolchen

auch verſchiedene

Stüde von denen auf gedachte Crönung, geprägeten güldenen und ſilbernen Münßen . dem

Hierauf nahm

dieſer Cardinal bey

Pabfte Audience , in welcher er ſelbigem

diges Schreiben von

ein eigenhän

Ihro Königl. Majeſtät überreichte , das

die beſchehene Trönung vermeldete, fo aber Clemens gar kalt ſinnig 'annahme, welches derſelbe alſo gleich durch einen Au

19

ditor dem in wenig

Cardinal Staats - Secretario überſchickte, worauf Tagen

zwey

hefftige Schrifften , gleich

dem

Grafen

festen , eine von

als Mani

Lagnasco , Ambaſſadeur des

Königs Auguſti , die andere von

dem

Zalusky , von

Grafen

wegen des Stanislai, zu großem Mißvergnügen , des Indiffe rentistiſchen und

Franzöſiſch

Ober- Haupte

ſeyn wollenden

der Römiſchen Kirche, unter die anweſende Ministres ausge Der Pabſt ließ ſeine Partheylichkeit noch theilt worden . weiter ſehen .

Denn weil eine Schrifft zum Vorſchein geriethe,

Resolutio

Theologrum

lich dahin

gienge, daß

nonnullorum der auf dem

genennt, die hauptſäch Pohlniſchen General

Convocations- Tag abgelegte Eyd, keinen ausländiſchen Prin ßen auf den

Thron zu

bringen, vor ungültig erkläret ward,

jo trug der H. Vater kein Bedenden , durch ein eigens Breve ſeine vorige Meynung, da er doch

felbft ſeine Apoſtoliſche

Confirmation darüber ertheilet, zu wiederruffen , und ſich nach Ja nach dem Sprüchwort Sinn zu erklären .

Franßöſiſchem

zu reden , wurde Sr. Päbſtliche Heil. der Kopff fo warm

ge

macht, daß der Cardinal Albani in deſſen Ungnade fiel, und aller feiner geiſtlichen Würden

entſeget wurde.“

Sich die Achtung der Polen , mochten ſie nun auf ſeiner oder des Königs Stanislaus Seite ſtehn , zu

gewinnen und

die der ganzen Welt zu bewahren , that der neue König durch den erſten wichtigen Scritt, den er unternahm , gerade nicht viel, denn nachdem

er in dem heldenmüthigen Entſchluſſe, fich ſeine noch ſehr loſe auf dem Haupte figende Krone durch . die Vertreibung ſeines Gegenkönigs zu befeſtigen , ſeine Ge mit einem Theile des Hofſtaates am 22. Februar

mahlin

nach Dresden zurückgeſchickt hatte, befann er ſich plöglich , als die Zeit, in das Feld zu rücken , gekommen war, anders und hielt es für gerathener, die Vergnügungen der Leipziger Meſſe 2 *

20

mitzumachen , als ſeine Perſon Vorwand, mit dem

in

Gefahr zu bringen ; der

er dies zu beſchönigen ſuchte , iſt faſt noch

feltſamer als der Entſchluß ſelbſt, daß nämlid Hofſtaat, der zu langung

von

der bedeutende

ſeiner Begleitung dienen müſſe , bei der Er

Lebensmitteln

und Marſches hinderlich ſein werde.

der

Beſchleunigung

des

Auguſt machte alſo , während er ſeinen Generalen

und

Verbündeten

den Kampf für ſeine Krone überließ , Kehrt und Zum

ging nach Dresden und Leipzig.

Oberbefehlshaber ſeis

ernannte

er

den

Herzog

Johann Adolph von

Truppen Weißenfels ,

3000 Mann Sachſen

unter General-Major Baron von

ner

in

Polen

ſtehenden

und Krakau wurde mit Lö

wendahl befeßt. Die Ruſſen und Sachſen zogen fich nun gegen

Danzig

zurück und entblößten dadurch das fübliche Polen , was den eifrigſten Anhänger Stanislaus', Potodi, zu einem Ueberfalle auf Krakau vermochte , der

indeſſen mißlang ;

nant von

der Nähe ſtand , eilte zu

Diemar, der in

herbei, die Polen

ſchlugen einige Meilen

Avantgarde mit großem Zu ernſteren

Generallieute

von Krakau

Hülfe feine

Verluſte und zogen fich dann zurüc.

Kämpfen

kam

es um

Danzig , wohin

fich

der größte Theil der Anhänger Stanislaus? begeben hatte und die Stadt ernſtlich zu vertheidigen entſchloffen war, denn man hoffte fowohl auf die zugeſicherte ſtüßung durch eine Flotte; als

franzöſiſche Unter

eine Diverſion Potodi's und

endlich eine Einmiſchung Schwedens gegen die Ruſſen. zwiſchen

nicht und die Schweden miſchten begannen marſchall

Inte

ſchickten die Franzoſen nur drei Schiffe, Potodi kam

Ende März

ſich auch nicht ein , dagegen

die Ruſſen

Gräfen Münnich

unter dem

Generalfeld

die Belagerung, vereinigten

mit den Sachſen und beſchoffen ſeit dem

fich

1. Mai die Stadt.

-

21

Als die Lage derſelben zu Ende Juni verzweiflungsvoll wurde ,

entfloh Stanislaus , nachdem

er Abſchiedsbriefe an

ſeine

Vertheidiger zurückgelaſſen hatte, plößlich unter der Verkleidung eines Bauern nach Königsberg, und nun begannen

die Unterhandlungen , die am führten , derzufolge Danzig und Freiheiten

1. Juli zu einer Kapitulation

für die Beſtätigung feiner Rechte

Auguſt als König anerkannte, nach Peters

burg eine Deputation ſchiden ſollte , um ten , und

bedeutende Entſchädigungen

Verzeihung zu bit an

Rußland

mußte, wobei denn auf die Generalität allein ler kamen .

Auch

nislaus ſtreckten

die polniſchen

Truppen

zahlen

100,000 Tha

des Königs Sta

das Gewehr, und die polniſchen Großen er

klärten bis auf den Reichsprimas Potodi; fich unterwerfen zu wollen . Der König Auguſt hatte kaum glücklich beendigten

Feldzuge erhalten , als er

aufbrach und ſich nach dem um

die Nachricht von dem

hier die ruſſiſchen

zu

belohnen ,

im

Werthe von 40,000

von

Dresden

Kloſter Oliva bei Danzig begab ,

Generale mit

reichlichen

Geſchenken

Münnich erhielt einen goldenen Ehrenbegen , Thalern ,

den Huldigungseid

den

Danzigern zu ver

zeihen

und

men .

Der Primas , der fich noch immer nicht fügte, da er,

der Unterworfenen

wie er ſagte; doch bald ſeinen Tod erwarte , und ein

anzuneh

anderer

gefährlicher Feind Auguſt's , der franzöſiſche Geſandte Mar quis de Monti, wurden gefangen nach Thorn abgeführt. Nachdem er noch mit den Polen ein Senatus consilium

abgehalten den

hatte, kehrte der König am

30. Juli nach Dres

zurück , verließ daſſelbe aber mit ſeiner Gemahlin

wieder am

3. November und langte am

Warſchau an ; auf dieſer Reiſe kam

fchon

21. November zu

es aber doch vor , daß

22

eine feindliche Polniſche Streifparthie' einen Wagen der Hof 9Bagage anfier. 2

Die Unruhen in der Republik waren trop der ruſſiſchen

Gewalt noch nicht unterdrückt, denn

gerade in

dieſer Zeit be

gaben fich der Krongroßſchaßmeiſter Graf Ofſelinskt, die Wo jewoden

von

Pommerellen

mehrere Andere heimlich laus noch richteten König

und Liefland, ein Sapieba und nach Königsberg , wo ſich Stanisa

immer unter preußiſchem

eine neue Bitte zu von

Frankreich.

ein Graf Tarlo , der zu

Auch

Schuße aufhielt , und

ſeiner Unterſtüßung an der

Wojewode

von

den

Lublin ,

den Anhängern des Stanislaus" ge

hörte, bereitete, während er ſich auf Unterhandlungen einließ , einen

Zug durch Groß - Polen nach polniſch Preußen vor und

ſchlug dabei

ein kleines Corps

nants von Birkholz, den

des

fächſiſchen Generallieute

er ſelbſt zum

Gefangenen machte.

Plöglich erſchienen dieſer Graf Tarlo und der ehemalige ſchwediſche General Steenflucht wieder mit 18,000 Mann in der Gegend von

Karge, um ' in die Lauſitz einzufallen , und

wenn audy lepteres

Unternehmen

ſcheiterte , jo nahmen

fie

doch Karge ein , nachdem die dortige Garniſon kapitulirt hatte, wurden aber ſpäter bei Liffa durch die Truppen des Prinzen von Weißenfels zerſprengt. Nod mehrere andere Partheigänger wurden nach und nach

unterworfen

oder

unterwarfen

Juli 1735 auch der bis dahin

ſich ſelbſt, endlich

gefangen

im

gehaltene Reichs

primas. Endlich kam

im

Juli 1736 der Pacifikations - Reichstag

zu Warſchau zu Stande, der alle Unruhen beilegte.

Stanis

laus hatte ſchon früher ein Manifeſt an ſeine Anhänger er laffen , in

dem

er fie bat, feine unfruchtbare Sache aufzuge

ben , und erhielt im

Wiener Frieden vom

3. October 1735

---

-

Lothringen

und Bar mit dem

Titel eines Königs ; er hatte

darauf am

7. Januar 1736 förmlich auf die polniſche Krone

verzichtet und zog ſich nach Schloß Meudon zurück ; erſt 1766 e ſtarb er in frtedlicher Ruhe zu zu Lünevill .

Der Pacifikations.- Reichstag hatte , nun

Folgendes feſt

gefeßt: 1) Beſtimmungen über die Güter , welche dem König Stanislaus verbleiben follten , - 2 ) daß die ſächſiſchen Trup pen bis auf 12,000 Mann Garde, als Feinde betrachtet wer den ſollten , wenn ſie bis zum 18. Auguſt nicht das Gebiet 3 ) daß diefe Truppen nie der Republik verlaffen hätten , wieder in das Reich kommen und der Kommandeur der Garde der Republik den Eid der Treue fchwören folle , die ruffiſchen Truppen ſich bis zum vorgenannten Termin entfernen ſollten , 5 ) dem Könige folle die Ver

4 ) daß

gebung der erledigten Chargen verbleiben , 6 ) Sicherheit und Gleichheit der Diffidenten , doch keine Stimme für ſie 7 ) keine in der Landbotenſtube und den Tribunalien , Traktate mit auswärtigen Mächten ohne Genehmigung der Stände abzuſchließen , 8 ) Bewilligung von 100,000 pol niſchen Gulden als Leibgedinge der Königin , ein gleiches und nodi ei Hochzeitsgeſchenk, 2000 Dukaten Nadelgeld , nige unwichtigere Beſtimmungen . Damit war Polen

einſtweilen beruhigt, obgleich es nie

eine beſondere Anhänglichkeit an

ſeinen König kundgegeben

hat und dieſer es auch nicht beſonders zu lieben ſchien , da er ſpäter ſtets den Aufenthalt in ſeinem

Erblande vorzog .

24

* 3 we i tess a pitel. Die beiden erſten ſchlefiſchen Kriege. - - Die pragmatiſche Sanktion. Braf Sulkowski und Brühl. - Sturz des erſteren . S Abfall Sachſens von dem Bündniſſe mit Defterreich. Beſuch König Friedrichs II. zu Dresden . Friede zu Breslau. - . Neue Verträge zwiſchen Sachſen und Deſterreich . Feindſeligkeiten Sachſens gegen Friedrich II. rückt in Sachſen ein . Plan zur Preußen. Auguft III. wird die Kaiſerkrone angetragen . Sheilung Preußens. Friedrichs Siege. Schlacht bei Weſſelsdorf und Einnahme Dresdens . Friede zu Dresden. Die pragmatiſche Sanktion Kaiſer Karls

VI. hatte feſt=

geſeßt, 1) , daß wenn Ihro römiſche kaiſerliche Majeſtät ohne männliche

Erben

dereinſt mit Tode abgingen , fämmtliche

Erbkönigreiche und Lande auf Dero älteſte Erzherzogin Maria Thereſia und Dero Erben , nach

dem

im

Hauſe Deſterreich

bereits eingeführten Erſtgeburtsrechte , alsdann auf die jün gere Erzherzogin Maria Amalia ; wenn dieſe ohne Erben vera ſtürbe:

2 ) an die

Joſephiniſchen

Erben , und nach dieſen ginnen

2c. gelangen

der früheren

Erzherzoginnen

und ihre

3) auf die Leopoldiniſchen

Erzherzo

ſollten.

Dieſes

Hausgeſek

Erbordnung Kaiſer Leopolds , welche

lief aber den

Jo

fephiniſchen Töchtern den Vorzug einräumten , gerade zuwider , und Kaiſer Karl hatte daher bei ihrer Verheirathung ber Maria

Joſepha

an Auguſt von Sachſen

und

der jüngeren

Schweſter Maria Amalia an den Kurprinzen Karl Albrecht von Baiern beide ausdrücklich auf alle Anſprüche verzich ten

und dieſen Verzicht feierlich

beſchwören

und verbriefen

laſſen . Spanien, Rußland, Preußen , Baiern und Cöln , nach träglich auch

England hatten

dieſen

1

und garantirt, endlich hatte auch

Erbvertrag anerkannt

Frankreich , freilich in

ſehr

-,

25

zurückhaltender Weiſe, ſeine Beiſtimmung erklärt. trag zu

Sevilla vom

England und

9. November 1729 zwiſchen Frankreich

Spanien

bedrohte indeſſen die Abſichten

Kaiſers von Neuem , und die gegen ſie gerichteten Frankreichs ſuchten Preußen dieſes

Bündniß

zu

Preußen hielt treu in einem

des

Intriguen

und Sachſen zum Beitritte in

bewegen .

Friedrich

Wilhelm

I.

von

zum Kaiſer ; er äußerte ſich darüber u . A.

Briefe an den

Ich habe dem

Der Vera

Grafen Sedendorf im

April 1729 :

debourges (franzöſiſchen Geſandten in Ber

lin ) ſchriftlich geantwortet, daß

ich nicht wollte wie ſie betro

gen würden , ich ſie auch nicht betrügen wollte, alſo deklarirte ich ſie, daß ſie mir von Kaiſer und Reich nicht detachiren würden und ich mit dem daß

ich von

ihm

Kaiſer ſo etroit in alliance ſtünde,

nit, als mit dem

Tode ſcheiden würde."

1

„ Nicht ſo geneigt, “ ſagt Dr. Förſter in ſeinen Höfen und Cabineten Europas, ,,war der Kurfürſt von Sachſen und König von Polen , Auguſt II., den Kaiſer zu unterſtüßen . Einer

franzöſiſchen

Graf Hoym

Parthet, an deren

ſtand uud

zu

der noch

Spige der Miniſter die

geheimen Räthe

Fleury, Lagnasco , Gaultier und Thioli gehörten , war es ge lungen , den

König Auguſt geneigt zu

bündeten von Sevilla anzuſchließen . der

Graf Sedendorf, der von

ſtimmen , ſich den Vera Vergebens bemühte fich

Berlin nach Dresden

worden war, den König für den Kaiſer zu unternahm (im

Wilhelm

Februar 1730 ), um

Reichsfürſt dem

Friedrich

zu

erinnern .

gewinnen .

I. eine Reiſe nach

den König an Graf Høym

geſchickt Da

Dresden

ſeine Pflichten

als

hatte die Dreiſtigkeit,

Könige von Preußen den Vorſchlag zu machen , ſich von

dem Kaiſer loszuſagen , da dieſer einem kerott entgegengebe.

unvermeidlichen Ban

Friedrich Wilhelm wies dergleichen An

26

träge mit Unwillen zurüd , vermochte jedoch nichts weiter, als ſchönklingende Verſicherungen zu erhalten . Während der kurſächſiſche Hof dem

Kaiſer- fortwährend

Betheuerungen der Ergebenheit gab , blieb er in beſtändiger Verbindung mit Frankreich undiquchte fogar einen Fürſtenbund in Norddeutſchland zu errichten , bei dem

es nur darauf ab

geſehen war , die Stände , welche beitreten würden , an das Bündniß von Sevilla anzuſchließen und dem

Kaiſer -engere

Schranken zu legen ." Auguſt der Starke

hatte ſich daber nicht zu einer An

erkennung der pragmatiſchen Sanktion bewegen laffen ,"wohl aber war dies, wie ſchon erzählt, durch Auguſt III . geſchehen , als er ſich der kaiſerlichen Unterſtügung bei feiner Bewerbung um die polniſche Krone verſichern wollte , ſogar hatte er dieſe Anerkennung ſelbſt für den Fall, daß ſeine Bemühungen fehl ſchlügen , geleiſtet. Dennoch brachte der am 20. Octo ber 1740 erfolgende Tod Kaiſer Karls. eine große Verände rung

in

der

Politik ſchon dem

Politik Sachfens in

anderen Händen

hervor.

Damals

lag dieſe

als denen , welche ſie feit

Regierungsantritte Auguſts vollſtändig

geleitet hatten ,

denn der träge und indolente König hatte eine entſchiedene Abneigung gegen ganz feinem

alle Regierungsgeſchäfte und überließ dieſe

Premierminiſter.

Dies war der

Graf Alerander

Joſeph von Sulkowski

geweſen , ehemals Kammerherr und Stallmeiſter des Kurprin : zen , den er auf ſeinen ausländiſchen Reiſen begleitet und ſich feine beſondere Freundſchaft erworben hatte ; dieſe Freundſchaft artete bei dem

Grafen aber oft in eine ungemeſſene Vertrau

lichkeit und Anmaßung aus, welche, von einem ſeinem

Sturze werden

.

ner benußt, der Grund zu

Sulkowski war , aus einer polniſchen

fchlauen Gega ſollten .

Familie abſtammend,

27

katholiſch , konnte deshalb auch den Landesgeſeßen gemäß nicht Siß und Stimme im

Minifterkollegium

erhalten , deffenun

geachtet blteher als Oberkämmerer die Seele deffelben

und

hielt die auswärtige Politik mit unbeſchränkter Vollmacht in feiner Hand.

Beſonders ließ

herrſchfüchtige und ſtolze

er es ſich angelegen ſein , die

Königin

von

jedem

Einfluffe auf

die Regierungsangelegenheiten fern zu halten , und hatte ſie fich

dadurch zur erbittertſten

Feindin gemacht; ihr zur Seite

ſtand des Königs und ihr Beichtvater , der Jeſuit Guarini, ein alter, nur durch ſeinen geiſtlichen Einfluß auf ſeine hohen Beidhtfinder bedeutender Mann . Heinrich von Brühl , der in den legten Lebensjahren Auguſts des Starken deffen befonderer Liebling geweſen war, unternahm

es, den mächtigen Günſtling des Könige zu vera

drängen ; mit der ihm er aber ſo behutſam

eigenen Schlauheit und Hinterlift ging zu Werke, daß Sulkowski fich von ihm

täuſchen und einen Freund an ihm

zu haben glaubte.

Den

Grund zu der Gunſt des Königs legte für Brühl ſein rafdher Entſchluß , jenem Kronkleinodien unterſtüßte

die widerrechtlich mitgenommenen polniſchen nach

Auguſts Antrag vom ben , nachdem

Dresden zu

dann feine Pläne.

bringen ; Sulkowski felbſt

Schon

1737 wurde er auf

Kaiſer in den Reichsgrafenſtand erho

er die böhmiſche Gräfin Maria Anna Thereſia

Kolowrat- Krakowski geheirathet hatte ; man fagt auch, Sul kowski habe (ſchon 1735 ) den Plan gehabt, daß Sachſen fich fobald der Kaiſer ſtürbe, Böhmens bemächtigen folle , und Brühl Habe fich bei dem

kaiſerlichen

dere Gunft gefegt, daß er dies dem

Hufe dadurch in beſon durch Dresden reiſenden

öſterreichiſchen Fürften Liechtenſtein verrieth . Durch

die Vermittelung ſeiner Schwiegermutter , Ober

hofmeiſterin bei der. Königin , gewann er ſowohl die legtere,

28

als den

Jeſuiten Guarini für fich, indem

er beiden , wenn

Sulkowski geſtürzt würde und er an die Spiße des Cabinets gelangte, größerem

Einfluß auf die Regierungsgeſchäfte und

die der geiſtlichen Angelegenheiten verſprach ; beide ließen von ihm

täuſchen , zumal er, um fie von

ner. Abſichten zu gion übertrat.

überzeugen , heimlich zur katholiſchen

evangeliſch und für Polen katholiſch zu

aber auf ſeinem

lutheriſchem

Reli

Brühl führte ſpäter das merkwürdige Spiel

durch , für Sachſen ſein , nahm

ſich

der Redlichkeit ſei

Todtenbette das Abendmahl nach

Ritus.

Seine Intriguen hatten den gewünſchten

Erfolg ; wäh

rend er ſich dem Könige auf mancherlei Weiſe , beſonders durch Beſchaffung von Geldmitteln , an denen es, wie unter Auguſt dem

Starken , immer fehlte , unentbehrlich zu machen wußte,

wirkten die Bemühungen der Königin und Guarinis fo gut, daß Auguſt ſeine Freundſchaft für Sulkowski erkalten ließ,und ihn

1737 als Oberbefehlshaber der nach Ungarn dem

zu Hülfe geſchidten fächfiſchen Während

Truppen vom

Kaiſer

Hofe entfernte.

ſeiner Entfernung hatten die Intriguen noch wei

teren Spielraum , und bald nach

ſeiner Rückkehr wurde ihm ,

am 5. Februar 1738, plöblich ſeine Entlaſſung und Penſio nirung

aus dem

Grunde angekündigt, daß er

ſich mehrere

Małe

gegen den König reſpektwidrig benommen habe ; nach

einem

vergeblichen Verſuche, den König zu erweichen , begab

ſich nach

Polen

1

er

auf ſeine Güter, woſelbſt

ihn Kaiſer

Franz I. ſpäter (1752) in den Reichsfürſtenſtand erhob . Wenn Brühl auch den förmlichen miniſters erſt am

Titel eines

Premier

8. December 1746 erhielt, ſo war er es in

der That doch jezt ſchon im

ausgedehnteſten Maße, denn alle

Geſchäfte gingen durch

ſeine Hände, und nur zu bald erfuhr

die Königin , die

zu ſeinem

ihm

Steigen

behülflich

gewe

29

fen war , daß

fie in politiſcher Beziehung ohnmächtiger als

unter ſeinem Vorgänger geworden ſei , aber zu ſpät, um

ihn ,

der jeßt den König volftändig beherrſchte, wieder verdrängen zu können .

den ſchweren

der nun folgens

in

Brühls Politit war es , die Sachſen Zeit lettete.

Troß aller Bemühungen und Vorſicht des

verſtorbenen

Kaiſers , die pragmatiſche Sanktion zu ſichern , brachen jegt die Wirren aus ; Batern trat auf , berief ſich auf die frühes ren

Erbverträge und machte Anſprüche auf die

Erbſchaft, Preußen

erkannte zwar noch

tiſche Santion an , benußte aber den

geſammte

immer die pragma

günſtigen Moment, im

December 1740 in Schleſien einzurüden , wobei es erklärte, es wolle nur feine Gerechtſame auf Schleſien wahren . Damals " hielt Brühl noch treu zu Deſterreich , der facha fiſche Geſandte der ruffiſchen

in

Petersburg , Graf Lynar, ein

Regentin , brachte fogar ein

Rußland und Sachſen den

im

Bündniß zwiſchen

zur Aufrechterhaltung

Sanktion zu Stande.

ſah, die Preußen

erſten

Als er nun ſchleſiſchen

Günſtling

der pragmatic

aber die Vortheile Kriege errang, als

Batern , Frankreich , Spanien und Preußen zu Nymphenburg bei München gegen Deſterreich zuſammentraten und die Lage Maria Thereſia's immer bedenklicher wurde, und als der fran zöſiſche Marſchall de Belle - Isle ihn mit dem

Verſprechen gee

wann , Mähren und einen Theil Schleſiens follten mit Sady ſeni zu

einem Königreiche vereinigt werden , verließ aud

die Sache Maria

Thereſia's .' und

1741 zu Frankfurt am

des

am

Main mit Preußen

Bündniß , wodurch Preußen diefſeits

ſchloß

Brühl

1. November

und Baiern

ein

Niederſchleſien , das ganze" Land

der Neiße, die Stadt Neiße und ein Landſtrich längs

Neißefluffes gewährleiſtet wurde; dagegen follte Saufen

30

nifeſte (vom

Ma

erklärte nun in einem

Sachſen

Oberſchleſien erhalten .

daß die pragmatiſche Sanktion

28. October) ,

wegen des Widerſpruches ſo vieler anderer Mächte , und weil fie Maria Thereſia felbft durch Annahme eines Mitregenten (ihres Gemablo

Franz Stephan ) verleßt habe , nicht mehr

gültig und damit die fächſiſche Verzichtleiſtung nicht mehr verpflichtend ſei , ſondern nun das nähere Recht der älteſten Tochter von Leopolds 1. älteſtem Sohne ſeine Kraft ausübe.“ Der vorläufige Vertrag zu Kleinſchnellendorf vom tober , den

England

zwiſchen

Preußen

9. DE

und Deſterreich

zu

Stande gebracht hatte , beſtätigte alſo nicht die Hoffnungen auf Frieden , vielmehr rüçten noch im

October 14,000 Preu :

Ben , 22,000, Sachſen unter Graf Rutowski, ein franzöſiſches Corps unter dem batriſches

in

Marſchal Moriß

Böhmen

ein

von

und nahmen

Sachſen , und ein am

26. November

Prag ein ; der Kurfürſt Carl Albrecht empfing die Huldigung als König von Böhmen ; gleichzeitig waren die Preußen unter Feldmarſchall Schwerin in Mähren eingerückt. Da zu

dem

derſelben Zeit der öſterreichiſche General Khevenhüller fich mit dem von den Ungarn zuſammengebrachten Heere wieder Ober öſterreichs und ſogar Baierns bemächtigte , neigte ſich Sachſen abermals einer anderen Politik zu , und Friedrich II. hielt es daher für nothwendig , ſich in den

zu

begeben , um

Anſchluſſe an ſein über dieſen

den König

Auguſt in

Bündniß zu beſtärken .

einem

innigen

Er erzählt ſelbſt

Beſudy, der in die Mitte des Januar 1742 fiel :

„ Der König wollte nach Herrn von Valori einen Geſinnungen

eigener Perſon nach Dreg

Dresden

gehn .

Er

ließ

Tag früher abreiſen , damit er die

erforſche und ſie auf die Vorſchläge , die man

ihnen machen wollte, vorbereite. Man war dahin übereinge kommen , daß Herr von Valori dem

Könige bei ſeiner Ankunft

31

einen

Wink geben

folle.

Dies geſchah , und ſobald dieſer

Fürſt die Seremonie der erſten üblichen

Complimente hinter *** (Brühl)

ſich hatte, unterhielt er ſich mit dem Grafen von über ſeinen

Hier iſt das Reſumé , um

Plan .

zu verſtehn , muß man einen weitern -„ Der verſtorbene König von

eß aber wohl

Rüdblick thun . Polen

Auguſt II. batte

für die Hinterlaſſenſchaft Kaiſer Karls VI. einen plan

entworfen .

Der Wiener Hof kam

Theilungs

dahinter.

Als der

Fürſt von Lichtenſtein 1735 unter der Regierung Auguſt III . durdy Dresden reiſte, verſicherte er, unzufrieden mit dem

Mi

niſter und Günſtlinge Grafen Sulkowski, ***, daß wenn er ihm

dieſen Theilungsplan verſchaffen könne, er und fein Hof

Nichts unterlaſſen würden , Sulfowski zu verderben und ihm *** Plaß zu verſchaffen . war perfide genug , dieſen

deffen

Vorſchlag anzunehmen . ſtellte ſie dem

Er ließ

Fürſten von

dieſe Schrift kopiren

und

Lichtenſtein zu . Als ſich nun die

Sachſen gegen das Haus Deſterreich erklärten und gerade vor der Ankunft des Königs , ſchickte die Königin ein altes

von Ungarn

Fräulein von Kling, Intriguantin von Profeſſion ,

die an der Erziehung der Königin von Polen Antheil gehabt hatte, nach

Dresden ; ſie maskirte den ihr anvertrauten Auf

trag mit dem

Vorwande einer gewöhnlichen Reiſe , ihr wirks

1

licher Zweck war aber , ſich einer mit der ſie ſo lange in

Fürſtin wieder zu nähern,

Verbindung geſtanden hatte.

Kaum

war fie in Dresden angekommen , ſo begab ſie ſich zum Gras fen ***, und nachdem fie dieſen

ſie ihn bei Seite genommen hatte, zog

Theilungsplan

orv Kennen Sie dies

aus der Taſche und ſagte zu

ihm :

hier ? verſprechen Sie mit ſogleich, zu

bewirken , daß

die Sachſen ſich aus Böhmen zurückziehn, oder *** verſprach, ich entdede Ihren Verrath und verderbe Sie.co

was ſie wollte, außerdem wagte er aus Furcht nicht, den König

-

--

---

32

zu beleidigen , und es wiederſtrebte ihm , die fächſiſchen Trup pen

in

die Hand eines

Nachbars zu liefern , den

er fechs

Monate vorher noch

ſeiner Staaten hatte berauben wollen . *** Man nehme noch hinzu , daß ſich nur mit Widerſtreben zur Machterhöhung des Kurfürften von Batern er die kaiſerliche Würde beneidete. verſchiedenen

Gefühlen

hergab, dem

er mit dieſen

gekämpft hatte, trug die Furcht den

Steg davon ; aus Furcht überließ ſchen

Nachdem

er dem

Könige die fächfit

Truppen , feft entſchloffen , ſie ſo bald als möglich wie

der zurückzuziehn . Nachmittago fand eine Conferenz beim

Könige ſtatt.

Graf ***, der Graf von Sachſen , Valori, Herr Defaleur und der Graf Rutowski waren dabei anweſend . ihnen die Mittel auseinander , die er

Der König fegte

für die zuträglichſten

hielt, Herrn de Ségur und Baiern zu

retten ; er hatte eine

Karte

ſeinen

von Mähren , auf der er

erklärte.

Seine Abſicht war,

ihnen von

allen

Feldzugsplan

Seiten

über

die

Quartiere der Deſterreicher herzufallen .

In Folge deffen ſollte

Herr von

Lothringen

Broglio

den

Prinzen von

angreifen ,

der auf der Seite von Frauenberg die feindliche Armee kom = mandirte , während die Preußen " und Sachſen

ihn

gegen

Iglau bin in die Flanke nehmen würden . -- Ueber dieſe

Unterhandlung

kam

der König von Polen in das Zimmer.

Nach einigen Höflichkeitsbezeigungen wollte der König thm wenigſtens die Ehre anthun , ihm mitzutheilen , wozu man *** feine Truppen beſtimmt habe. Graf hatte ſchnell die Karte von Mähren

zuſammengefaltet ; der

König verlangte fie wieder von ihm , man breitete ſie von Neuem auß , und dieſer

Fürſt

indem

er ſeine Waare ſo gut als möglich anpries ; er ſtüßte

fich befonders

ſpielte nun

gewiſſermaßen

den Marktſchreier ,

darauf, daß der König von Polen

niemals

33

Mähren bekommen würde, wenn er ſich nicht die Mühe gäbe, es zu nehmen . Auguſt III. antwortete zu Alem Fa" mit einer Miene der Ueberzeugung , in miſote.

die fich

die Langeweile

***, den dieſe Unterhaltung beunruhigté , unterbrachy

fie, indem anfangen

er feinem ſolle.

Herrn

bemerklich machte , daß die Oper

Hätte es auch zehn Königreiche zu erobern

gegeben , ſie würden den König von Polen nicht eine Minute länger" aufgehalten haben . Man ging alſo in die Oper und der König erhielt trog Aler, die ſich dem widerſekten , einen endlichen man einen

Beſcheid.

Man

zige Mittel, an dieſem Am König den von

mußte

Plaß mit Sturm

folgenden

die Sache" forciren , wie

nimmt: es war dies das

ein

Hofe 'zu reuſſiren . Tage um

fechs Uhr Morgens ließ der

Pater Guarini einladen , der gleichzeitig eine Art

Günſtling, Miniſter,

Hofnarr

und

Beichtvater war.

Der Fürft ſprach fo zu ihm , daß er ihn überzeugte,' er wolle nur durch ihn

zum

Ziele kommen , und die Feinheit dieſes

*

Italieners ließ

ſich von

Pater Guarini den

ſeinem

König

Herrn und beſtärkte ihn in

Stolze hintergehn .

verließ , begab dem

Als

er ſich zu

gefaßten Entſchluffe.

der

ſeinem End

lich reiſte der König von Dresden ab, nachdem

er alle Hin = *** derniſſe überwunden hatte, den ſchlechten Willen des Grafen die geringe Entſchloffenheit Auguſts III. und die Winkelzüge des Grafen von Sachſen, der , wenig mit Batern noch immer die Kurländiſchen Nachdem Truppen

Chimären

im

Friedrich alſo erlangt hatte, daß

unter ſeinen

beſchäftigt,

Kopfe hatte. die fächfiſchen

Befehl geſtellt würden , begab er fich

über Prag wieder an die Spige der Armee und begann die Belagerung Brünns ; Sachſen , für das er dieſes land erobern wollte, verweigerte ihm

aber fogar das Belagerungsgeſchüß ,

angeblich, weil es an Geld -fehle,'und doch hatte Auguſt III. 3 Bertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.

---

34

fo eben erft den

großen

grünen

Diamanten

kammer mit 400,000

Thalern

die Sachſen ,' nachdem

fie fich am

den

Preuſſen vereinigt hatten ,

für die Kunſt

Ueberhaupt zeigten

bezahlt.

10. Februar wirklich mit

keine große Luft , dieſelben

thätig zu unterſtüßen , was Friedrich auch zum fich aus Mähren zurückzuziehn ; nun ſen ganz von ihm und zogen Böhmen am

zurück.

trennten

Theil bewog, ſich die Sach

fich in den Saaßer Kreis nad

Die Schlacht von

Szaslau und

Chotufig

17. Mai, an der die Sachſen gar nicht theilnahmen ent

(chied dieſen

Feldzug , den

der Friede zu

Breßlau beendigte.

In welcher Abhängigkeit und Unwiſſenheit Brühl ſeinen König zu erhalten wußte, darüber ſagtFriedrich II.: „ Nuguſt III. war ſo wenig

über die Verwendung ſeiner Truppen unter :

richtet, daß , als Graf Wartensleben

an ihn abgeſandt wors

den , ihm

den Sieg von

im Namen ſeines Aljirten

Czaslau

anzukündigen , er ihn fragte , ob ſich ſeine Truppen dabei gut benommen hätten ?

Wartensleben erwiderte ihm , daß fie gar

nicht dabei geweſen

ſeien

und daß

fie

fich ſchon lange vor

der Schlacht in den Saager Kreis an der fächſiſchen Gränze zurückgezogen hätten .

Der König ſchien darüber erſtaunt; er

rief Brühl, der ihn wußte. "

durch

Am

11. Juni wurden

narien zwiſchen

ſchlechte Gründe zu beſänftigen

zu

Breslau die Friedensprälimi

Deſterreich und Preuffen eröffnet, in

denen

Schleſien

Friedrich

fen

Frieden bei und erlangte-Nichts, mußte fich da

dem

gegen

II, überlaſſen wurde, am

23. trat Sach

nur verpflichten, innerhalb vierzehn Tagen ſeine Trup =

pen von den franzöſiſchen zu trennen

und aus den Beſipuns

* gen der Königin von Ungarn zu ziehn . Polens

Wagners Geſchichte

fügt hinzu : „ Der Verfaſſer des Lebens

des Grafen

von Brühl will wiſſen , daß in den vorläufigen Friedensbe

35

dingungen dhen

ein geheimer Artikel befindlich geweſen , durch wela

von

der Königin an Sachfen einige böhmiſche Stretje ;

und zwar, wie er fich an einem

andern Orte deutlicher era

kläret, die Kreiſe diefſeits der Eger abgetreten wurden , wie wohl dieſer Hofes im

Artikel zwar mit gutem

vollſtändigen

Willen des fächfiſcher

Friedensſchluſfe ausgelaſſen

worden .

Dies läßt fich mit dem , was der fächſiſche Hof 1745 in feia nen

Anmerkungen auf das damalige preußiſche Manifeſt bez

richtet , nicht gar wohl reimen , daß nämlich Preußen

zu

Dresden

die Erklärung gethan

der König von habe , daß

der

Friede, deſſen vorläufige Bedingungen er zu Breslau unter zeichnet, den König von dem

Bündniffe mit dem

Polen gar nicht hindern folle, bet Kaiſer und Frankreich zu verharren ,

4 und daß es jegt die höchſte Zeit fet, gegen die Königin von anf's

wobei man

Geſchwindeſte die Feindſeligkeiten

‫ܘ‬:*

Ungarn

fortzuſeßen ,

von keiner Einmiſchung oder Hinderung des Kö

nigg von Preußen

etwas beſorgen

dürfe.

Genug , Sadſen

hielt es nicht für rathſam , den Krieg wider die Königin von Ungarn

fortzuſeßen , fobald englifchen

der König von Polen Sachſen

nichts

zu

ſchon zu# Ende des

der preuſſiſche Miniſter

an dieſem

in

Hofe erklärte, daß , wenn

ſein Heer aus Böhmen ziehen werde,

fürchten

haben

folle. : Dergeſtalt ward

Junius der Waffenſtilſtand bei dem

fiſchen Heere in Böhmen bekannt gemacht, und den

man bemerkte , daß fich

fäche

9. Julius

waren ſie ſchon auf der fächfiſchen Gränze angekommen.

Ja,

dieſer Hof immer mehr" von dem

preuffiſdent trennte und dagegen verband.

Gea

1

genwart des

genauer mit dem

Wiener

Im September erfolgte der wirkliche Friedensſchluß,

und bald darauf machte der König von

Polen bekannt, daß,

da bloß die Verwirrung der Zeitläufte, durch welche die praga matiſche Sanktion angefochten worden , den Bruch der Freunde 3 *

36

ſchaft und des guten Vernehmens zwiſchen ihm

und der Stö

nigin von Ungarn veranlaßt hätten , er, ſobald dieſe Umſtände Augenblick, verlieren wolle, ſich mit

weggefallen ſeien , keinen

ihr vollkommen zu verſöhner

und die alte Freundſchaft zwis

fächfiſchen und öſterreichiſchen Hauſe wieder herzu

ſchen dem

Er erkläre alſo , daß er , ſeine Erben , Nachkommen

ſtellen .

und alle ſeine Staaten von nun an zu allen Zeiten mit der von Ungarn , ihren

Königin

Erben

kommene Einigkeit und aufrichtige

und Nachkommen

volle

Freundſchaft unterhalten

und niemals zugeben wollten , daß weder öffentlich noch beim Gr lich auf einigerlei Art Feindſeligkeit ausgeübt werde. wolle niemals einigem

Fürſten

leiſten , viel weniger ein

wider die Königin Beiſtand

Bündniß ,ſchließen , welches dieſem

Friedensvertrage hinderlich und zuwider ſein könnte, ſondern vielmehr alle ſeine Kräfte zu Abwendung der Gefahr aufbie ten , mit welcher die Königin und ihre Länder": von andern bedroht werden möchten, und überhaupt wolle er auf's Bal digſte mit welche

den

Breslau

der Königin Vortheilen

unterzeichneten

eine genaue Verbindung. eingehn,

ihrer beiden Höfe gemäß und den zu Friedensbedingungen

auf keine Art

nachtheilig ſei." Hatte Sachſen bei der Kaiſerwahl am dem

Kurfürſten

24. Januar 1742

von Baiern , der als Karl VII. wirklich ge

wählt wurde, ſeine Stimme gegeben , ſo : neigte eg fich jest doch wieder entſchieden Maria Thereſia zu und trat im 1743 zu Warſchau mit ihr und England zu einem

Mai

geheimen

Defenſivbündniſſe zuſammen ; bei Brühl hatte dahin

theils

Beſtechung durch die Kaiſerin, theils die alte Furcht vor dem Fräulein von Kling gewirkt. vom

Ein weiterer Vertrag zu

Wien

20. December 1743 garantirte Maria Thereſia die prag =

matiſche Sanktion , bedrohte damit alſo Preuffen

in ſeinem

37

Friedrich

Befiße.

fohlefifchen

II. trat dagegen

mit

Kaiſer

Start VII ., der Pfalz , Schweden , Heffen und Frankreich zu der Frankfurter Union zuſammen (22. Mai), welche gegenſei tige Unterſtüßung feſtſeşte und die Anerkennung des Kaiſers Deſterreich auf gütliche Weiſe zu bewirken

durch

beſtrebte;

der Wiener Hof argwöhnte allerdings, es ſei dabei auch auf die Eroberung Böhmens für Karl VII. abgeſehen . Auch Sach Beitritte

fen wurde zum

zu

Coalition

dieſer

aufgefordert,

Brühl fühlug ihn aber aus. d

In Folge dieſes

Vertrages rückte

Mann , während die Franzoſen dem

Friedrich mit 60,000

öſterreichiſchen Heere am

Rhein

gegenüberſtanden

und die Saiſerlichen ,

Heſſen

Baiern

fouten , Mitte

entfeßen

Pfälzer

und

Auguſt 1744 durch

Sachſen auf Böhmen , das damals von Truppen entblößt war. Auguſt und ſein allmächtiger Miniſter flohen von Dresden und überließen Sachſen ſeinem Schicfale. Friedrich II . fagt: „ Der Kaiſer hatte Requiſitionsbriefe an den König von und Kurfürſten

ihn um

von Sachſen abgeſandt, in dene

22

Polen

freten : Durchzug durch ſeine Staaten für die preu :

Biſchen Hülfstruppen , die in Böhmen einrücken ſollten , erſuchte: Auguſt befand fich damals zu Warſchau . den

feinen

Miniſtern

Sachfent regierten .

zugeſtellt , die

in

Dieſe Briefe wurs feiner Abweſenheit

Die Sachſen waren über dieſe Zumuthung

beſtürzt, fie wollten Zeit gewinnen , aber die Preußen waren ſchon

auf ihrem

Territorium .

unnüßerweiſe gegen einen zu

deſſen

Hauptzweck war,

verhindern , daß das Reich nicht den Schimpf erlitte, ſei

nen

Kaiſer unterdrücken und entthronen zu "fehn .

man in

Sie proteſtirten und ſchrien

Schritt,

in

Dresden murrte, zu

Während

Warſdau wüthend war, fich

London überraſcht ſah und die Furcht ſich in Wien regte,

marſchirte der König direkt auf Pirna ; wo ſich die Regimen

38

ter des Herzogthums Magdeburg , die ihren Weg über Leip zig

genommen

Bewegung.

hatten , vereinigten .

Ganz Sachſen

war sin

Die Truppen ſammelten fich in Abtheilungen in

der Umgegend Dresdens, man beeilte fich , dieſe Hauptſtadt zu befeſtigen .

Die fächſiſche Miniſter wollten

Stolz zei:

gen und waren doch von Furcht befangen , einerſeits ten

ſte

zu

bewilliga

viel und verweigerten wieder hartnäckig unbedeu

tende Sachen .

Hätte der König

tigen wollen , fo würde dies Endlich leiſteten

Tagen geſchehen fein.

fie allen Beiſtand, liehen Schiffe zum Ueber

gange über die Elbe , ließen Flotte mitten

fich dieſes Landes bemäch

in acht

die mit Lebensmittel beladene

durch Dresden paffiren , aber man verdoppelte

daſelbſt die Garniſon , die Kanonen wurden aufgefahren , die Thore verſchloſſen und verbarrikadirt und man

verweigerte

den

Benehmen

preußiſchen Offizieren

den

Eintritt.

der Sachſen fündigte deutlich ihren

Dieſes

ſchlechten Willen an ."

Der Feldzug, der ſich anfangs durch die Einnahme von Prag für die

Preußen

glüdlich geſtaltete , nahm

bald eine

andere Wendung , als der Herzog Karl von Lothringen vom Rhein nach Böhmen zurückkehrte und Sachſen troz Friedrichs Abmahnungen fich feindſelig zu

zeigen begann und der Kö

nigin von Ungarn vertragsgemäß ſelbſt Hülfstruppen ſtellte ; die geringe Betheiligung der Franzoſen nöthigte die Preußen endlich, fich nach Schleſien zurückzuziehn , und auch die Be fagung von Prag wurde vertrieben und von den Sachſen unter dem von

Chevalier von Sachjen

dieſen

werden ; ein

nicht von großer

der

hart gedrängt, konnte aber

ſchleſiſchen

Gränze abgeſchnitten

Theil Schleſiens fiel wieder in

Maria

Thereſiens Hand.

Am

8. Januar 1745 ſchloſſen Defterreich, England, die

Generalſtaaten und Sachſen ein neues Bündniß zu

Dresden ,

39

das Friedrich arg jen

erbitterte.

bedrohte und ihn

beſonders gegen

Sach

:

st : „ In der That“ , ſagt er,

„ hatte der König von Polen

Nichts unterlaffen , den König von Preußen unverföhnlich zu machen .

hatte Auguft fich bemüht, die

Seit Anfang 1744

Republik Polen geſchloſſen Garantie

in

das Bündniß , das er mit Oeſtreid "ab als eine Erneuerung der

hatte, und das nichts

der pragmatiſchen Sanction war, zu ziehn .

Nach

Vertrage des Königs von Polen mit der Königin von

dem

Falle eines Krieges ihr nicht mehr als

Ungarn hatte er im 6000 Mann zu

ftellen .

Sobald die Preußen

in

Böhmen

waren , vereinigten fich 22,000 Sachfen mit den Deſterreichern , und Sachſen

unterſagte

Preußen

den

den

Durchgang von

Lebensmitteln und Kriegsmunition ; das war mit einer förm lichen

Preußen

Folgen

gegen

glaubte dieſe

benachrichtigen zuziehn

erbitterte den

gleichbedeutend .

Kriegserklärung

ihre

zu müſſen ,

daß

würden : dieſe Eigenliebe und

fie gegen Preußen

hegten .

Der

König

ihn ſo erbitterten fie

fich

von

Nachbarn

felbft dadurch böſe

vielleicht unzeitige Erklärung vermehrte noch

den

Haß,

Als dieſe Böhmen verließen ,

ſchrieb Graf Brühl ihr Unglück ſeiner Geſchidlichkeit zu ; er fagte , die Königin ferkeit der fächfiſchen

von Ungarn verdanke Böhmen

der Tap

Truppen , und rühmte fich, die Preußen

daraus vertrieben zu haben .“ Der König beſchuldigt Brühl nun der gebäffigen Um triebe bei dem

polniſchen

Reichstage, um

dieſen zum

Kriege

gegen Preußen zu bewegen . „ Sobald er ſeinen erſten

Brühl nach Dresden zurückgekehrt war, fandte Gehülfen

ſen Saul , an den

und Vertrauensmann , einen

Wiener Hof, um

gewiſ

mit Bartenſtein , dem

Miniſter der Königin, die Theilung Schleſiens zu verabreden .

40

Man fügte dem zu .

Warſchauer Vertrage einen

Man verſprach dem

Könige von

geheimen Artikel

Polen

die Fürſtenthü

mer Glogau und Sagan ; er verpflichtete ſich dagegen , ſeine Truppen in Schleſien offenſiv auftreten zu laſſen , auf ſeine Anſprüche an die Kaiſerkrone zu verzichten und ſeine Stimme dem

Großherzog zu Toscana zu

geben , außerdem

erbot er

ſich, ſeine Hülfstruppen auf 30,000 Mann zu verſtärken .“ Außerdem

ſollte Brühl das Reichsfürſtenthum

Teſchen

erhalten , Am ben ;

18. Januar nämlich war Kaiſer, Karl VI . geſtor

Frankreich

trug

durch ſeinen

Geſandten

Valori die erledigte Krone Auguſt III, an , um

Herrn

von

ihn auf ſeine

Seite und von Maria Thereſia abzuziehn , aber diefer An trag, fo perlockend er auch ſchien , mußte zurückgewieſen wer den , weil die früheren

Verträge Sachſen banden ; die Ant

wort , welche der Geſandte erhielt, lautete ,

die Kurfürſten

wählten den Kaiſer und es bedürfe nicht der fremden Ein miſchung dabei." ſtimme dem

Sachſen gab

im

Gemahle der Königin

herzoge

Franz. Stephan - von

auch in

dieſem

Gegentheil ſeine Wahl von Ungarn , dem

Toscana.

Erz

So uneigennüßig

Falle Sachſens Politik erſcheinen dürfte, darf

nicht vergeſſen werden, daß Auguſt mit Annahme einer andern die polniſche Krone niederlegen mußte und daß ihm

anderer

feits England Hülføgelder und Unterſtüßung verſprochen hatte, um

den

Thron

von

machen ; außerdem

Polen

war die

in

ſeiner

Kaiſerin um

Familie

erblich

zu

jene Zeit ſo

im

Waffenglüde, daß Brühl gar nicht mehr an Preußens voll ſtändigem halb

Sturze uud ihrem

fogar, ſo weit ,

18. Mai 1745. zu

den

Siege zweifelte .

Er ging deg

geheimen , Leipziger

Bund vom

ſchließen , in

theilt wurde und Sachſen

dem

Preußen förmlich ver

das Herzogthum

Magdeburg , den

41



Saalkreisi,i das Fürſtenthum und

Die am

Süllichauer Kreis,

4. Juni geldlagene Hohenfriedberger Schlacht,

ſo wie die bei Soër am Sachſen theilgenommen wieder

20. September , an denen auch die hatten , wandte inzwiſchen

Preußens Seite.

auf

ſich demnach Schleſien hatten

Kroſſen , den

Theile der Lauſit erhalten follte.

Der

das Glüd

Friedrich

König

zu -Unterhandlungen geneigt, falls

zeigte

man

ihm

überlaſſen wolle , aber Maria Thereſia und Brühl

jede Unterhandlungen

ſtolz verworfen .

In Frankfurt

war bereits bei Gelegenheit der Wahl und Krönung Franz Stephans zum

römiſchen

den , den Brühl in

Kaiſer ein Plan beſchloſſen wor

ſeinem

þaffe entworfen hatte.

Manifeſte, das Friedrich gegen Sachſen nämlich Ausdrücke legten ; es bieß da :

In dem

publizirte, hatte er

gebraucht, die Brühl unverſöhnlich ina

ver

Während jo viel Abſcheulichkeiten in Schleſien fcheben

ge

und der Himmel, der gerechte Rächer der Verbre

chen , ſie auf fo deutliche, glänzende und ſtrenge Weiſe be ſtrafte, behauptete man in nicht im

Dresden kalt, daß Sachſen gar

Kriege mit Preußen

ſet, daß

Weißenfels und die unter ſeinen Befehlen pen

gar nicht die Erbftaaten

ſeine neuen

des

ſtehenden

Trup

Königs , ſondern nur

Erwerbungen angegriffen

dener Miniſterium

der Herzog von

hätten .

Das Dress

fchmeichelte ſich mit dieſer Art betrüg

lichen Naiſonnements , als ob kleine ſcholaſtiſche Deuteleien hinreichende Gründe wären , die Ungeſeklichkeit ſeines

Ver

fahrens zu rechtfertigen ." An ſchien

einer andern Stelle des Manifeſtes hieß es :

endlich

Hier

das Ztel der Geduld und Mäßigung des - Kör

nigs zu liegen ; aber Seine Majeſtät, die mit einem

Nach

barvolke Mitleid hatten

Belet

daß an den

ihr zugefügten

42

digungen unſchuldig war, und die das unvermeidliche Unglück und. Elend des Krieges kannten , verſchoben noch einmal die gerechten Folgen

ihrer

Bergleichs mit dem neuen

und legten

Empfindlichkeit, um

neue Wege des

Dresdener Hofe zu fuchen . Weigerungen , welche

Nach dieſen

Ihre Majeftät er :

hielten , läßt fich vorausſegen, daß das Zutrauen des Königs von Polen durch die unwürdige. Perfidie ſeiner Miniſter ge täuſcht worden iſt.“ Der König

fügt in

Brühl hinzu : „Man Stellen beftig darüber in man

im

feinen Oeuvres posthumes über

muß geſtehn , daß Brühl durch

angegriffen

worden war und

Zweifel bleiben

daß

dieſe

Niemand

konnte, denn die Miniſter, die

Plural nannte, waren eher feire Commis als ſet

nes Gleichen . " Ueber erwähnten , in Frankfurt abgeſchloſſenen Plan fagt II.: „ Seit der Vermählung des Prinzen

Friedrich

Thronfol

ger von Schweden mit der Prinzeſfin Ulrike, Schweſter des Königs , waren die Schweden theilweiſe für die preußiſchen Intereſſen . Herr von Nudenſchild und Herr Wolfenſtirna,

ſchwediſche Miniſter, der eine beim Berliner, der andere beim Dresdener Hofe, waren beſonders an die Perſon des Königs attachirt. kannt;

dem

Wolfenſtirna war in

er machte mit

dem

Hauſe Brühls gut be

Miniſter beim

Spiel Parthie.

Brühl war in ſeiner Gegenwart nicht ſo vorſichtig , wie ein erfter Miniſter, der die Geheimniſſe feines Herrn zu bewah ren hat, es gewöhnlich gegen

alle Welt

ftirna entdecte ohne Mühe, daß

fein fol .

Wolfen

der Plan des Wiener und

Dresdener Hofes der war, die Armee

des Prinzen von

lo

thringen durdy Sachſen zu

ichiden , wo fie fich mit den

fiſchen

und dann während des Winters

Truppen

vereinigen

direkt auf. Berlin

marſchiren

fächs

ſollte ; er theilte Rudenſchild

43

1

ſeine Entdeckung mit , und dieſer benachrichtigte den davon am

8. November , dem

phäen von

Friedberg

Tage, an dem

und Sorc

in

den

Rudenſchild fügte hinzu , dieſer Plan fen , von Bartenſtein

König

man die Tro

Kirchen

aufhing.

fet von Brühl entwor

korrigirt, von Rutowskt erweitert und

durch Saul der Königin

von Ungarn

nach Frankfurt zuges

ſandt worden , daß Brühl überzeugt ſei, man werde. Preußen durch dieſen Schlag niederſchmettern , und daß dieſe feſte Zuz verſicht den Wiener und Dresdener Hof verhindert habe, den friedlichen

Gefühlen

daß man

ferner

des Königs von

noch

habe, daß der König

England beizuſtimmen ,

die preußiſche Beute derartig getheilt von

Polen

die Erzbisthümer Magde:

burg, Halberſtadt mit Halle und ſeinem und die Kaiſerin

Territorium

fich Schleſien wiedernehmen

erhalten

folle."

Der König beſchloß nun , der Gefahr dadurch zuvorzu kommen , daß er ſelbſt angreife. an

der Spiße von

die Sachſen ließ

Am 23. November fiel er

80,000. Mann in

die Laufiß ein , ſchlug

bei Hennersdorf, odupirte das ganze Land und

auch Leipzig beſeßen ; jegt machte er Auguſt III. neue

Friedensvorſdläge , da ihm

viel daran lag , die Sachſen von Deſterreichs Seite abzuziehn, Auguſt und Brühl aber verlie

Ben

ſchleunigft Dresden

fie jede

und flohen nach Prag, von wo aus

ernſtliche Unterhandlung

zurückwieſen .

hatte Graf Rutowski die fächſiſche Armee in

Inzwiſchen

der Gegend von

Dresden zuſammengezogen und verſuchte ſich mit der öfter reichiſchen Hauptmacht zu vereinigen , wurde aber bei Reſſels dorf am

15. December vollſtändig von

gen , während die Deſterreicher unter

den Preußen gefdla Herzog Karl ganz in

der Nähe ſtanden , und mußte ſich mit legteren nach Böhmen zurückziehen. Dresden ſtand jegt offen , und ſein Kommandant, Gene

44

ral Boſe, kapitulirte am

18. December auf die Bedingungen ,

daß alles Kriegsmaterial an die Preußen

ausgeliefert würde

und die Stadt die Plünderung abkaufen follte ; eine Menge von Offizieren

wurde für kriegsgefangen

entwaffnet und unter die preußiſchen

erklärt, die Miliz

Truppen " geſteckt. Auch

zwei Söhne und drei Töchter Augufts befanden Dresden , wurden von dem

ſich noch zu

Sieger aber achtungsvoll behan

delt, wie dieſer auch das Schloß mit allen ſeinen Koſtbarkei ten ſchonte. am

25.

die Folge des preußiſchen Waffenglücks war der

December

erfolgende

Abſchluß

des

Friedens mit

Deſterreich und Sachſen, der für leşteres wieder nur Demü thigungen enthielt.

halb ſeinen

Friedrich

verſprach

fünfzehn

Tagen

zwar, die ſächſiſchen Staaten

inner:

zu 'räumen , dagegen mußte Sachſen

Beſig Schleſiens anerkennen und Freundſchaft geloben ,

die Stadt Fürſtenberg nebſt Schidlo und den

Oderzol gegen

eine Schadloghaltung abtreten , fich zur Aufrechterhaltung der proteſtantiſchen

Religion

verpflichten und außer den bisher

von den Preußen erhobenen Contributionen bis zur nächſten Oftermeffe noch Räumung Monate .

1,000000

Sachſens

Thaler 'in Gold zahlen ."

erfolgte

wirklich

in

noch

ܼܲ‫ܐܸܛ‬

Die

demſelben

45

;

Drittes Rap'i tel.

SEUN S

Alianz zwiſchen Deſterreich , Rußland , Frankreich und Sachſen . Friedrich II. und der An Mengels Derrath . Herr von Malzahn . fang des Fiebenjärigen Krieges . Charakteriſtik , des Grafen von Brüht. Derſelbe läßt feine polniſche Abkunft gerichtlich beftätigen . Seine Re ligiöſität. Abreiſe Augufts III. und des Grafen von Brühl nach Polen. - Die Kurfürſtin verweigert die Herausgabe der Original-Dokumente, lie fert fie aber endlich an den preußiſchen Beneral von Wilich aus. 4 Fried rich II. Rechtfertigungsſchrift. Die Gefangennehmung der ganzen Fächfi ſchen Armee. Defertionen .

Wäre Auguſt III. ein anderer Mann

GH

geweſen , als er

wirklich war, oder hätte er beſſere, edler denkende Rathgeber zur Seite gehabt , als oder aber auch

diejenigen , welche die Geſchichte kennt,

hätte er jene Liebe zu

ſeinem

Volke gefühlt,

welche allein hinreichend iſt; ihm ein ehernes Denkmal in den Herzen Aller emporzuführen : wahrlich !, er würde beffer gez wirthſchaftet, fich mit ſeinen

bisherigen

unglücklichen

Erfol

gen begnügt und nicht darnach getrachtet haben , immer von Neuem zu

den

laſſen .

preußiſchen

Herrſcher feine Abneigung

Graf Heinrich von Brühl, den man bis zum gufts

fühlen

"

III. als

Mann , von dem

deffen

Tode Au=

rechte Hand bezeichnen kann , war kein

ſich Segen und Gedeihen

warten: ließ ; a dagegen

für ein

Land era

aber verſtand er es auf das Allervora

trefflichſte , ſich ſeinem königlichen Herrn unentbehrlich zu machen , allerdings eine ſehr große Kunſt, wenn ſie auf Edelſinn und

-

Hoheit: bafirt:

Bei Brühl war dies leider nicht der Falls

Auguſt verlangte von feinem Miniſter nichts weiter, als Geld und daß dieſer felbft den

glänzendſten Aufwand mache.

lteß fich Brühl nicht vergeblich antreiben .

Dazu

Faſt übertraf er

46

den

König in Adem , was Lurus heißt.

Er hielt allein zwei

hundert Domeſtiken und hatte eine eigene Garde, die er weit beſſer bezahlte als der König die feinige;-feine Speiſe war die köftlichſte und ſeine Garderobe die glänzendſte . -

Wer Auguſt III. und ſeinen Miniſter, ihre Palais, Do

meftiken , Equipagen , Garde u . f. w . betrachtete; gerieth in Zweifel, wer von beiden König Friedrich der fen

ſet !

Große fagt ſehr

treffend über den Gra

Brühl : Brühl war der Mann dieſes

Jahrhunderts , der die

meiſten Kleider, Uhren , Spißen , Stiefel, Schuhe und Pan toffeln hatte.

Cäfar würde ihn zu

jenen , ſchön frifirten und

parfümirten Köpfer gezählt haben , die er nicht fürchtete!" ,

Brühl galt alles bei Auguſt III., aber nie iſt auch Monard mit größerer wahrhaft fklaviſcher Ergebenheit

S

ein

bedient , als

Auguft

III. son ſeinem

Miniſter ,

Uebrigen gegenüber entſchiedener: Despot war ! zwei Naturen chers, und ſo werden

in

obwohl ſie doch

fich

ſind , dadurch

allen

Er verband

fich, die des Sklaven und die des Herr dieſe Naturen gewöhnlich

Brühl war , angetroffen . Menſchen

der

höchft verſchieden

bei folchen

Es iſt, als wollten dieſe Art von

dafür , daß

fie

einem

gegenüber

entſchädigen , daß fie alle Uebrigen

Sllaver machen .

ſind ,

Charaktern , wie

So durfte Z. B. kein Lakai zum

Sklaven zu ihren Könige

eintreten , wenn er nicht zuvor die Genehmigung des Miniſters empfangen hatte ; beſuchte der König Brühl vorher nenden

ſchon

free machen .

alle Wege von Zuſchauern

liebender

und

und Begega

Wenn wir nun noch hinzufügen , daß

der Graf Brühl trop alledem gion

die Kapelle, dann ließ

ein gottesfürchtiger , die Heli

ausübender Mann

war, foi läßt fich

--

47

leicht das Räthſel, welches uns darbietet. stylu

der Charakter dieſes Miniſters

Was uns betrifft, fo find wir vollſtändig geneigt, ſeine ganze Religiöfität für eine abgefeimte Schurkerei zu halten . Brühl war ein zu

kluger Mann , um

nicht gewußt zu haben ,

daß erſt ſpätere Zeiten über ihu urtheilen würden .

Er hatte

nicht nur die Abſicht, ſeine Zeit zu täuſchen, zu hintergehen und zu

betrügen , nein ! er wollte auch

die nadfolgenden

Jahrhunderte täuſchen , hintergehen und betrügen ! Jeder wahrhaft chriſtliche Menſch kann unmöglich eines Einzigen

wegen

und

geſchichtlichen Werth eines ganzen

den

ein

ganzes Volk an den

halb zur Seifenblaſe werden mit Sachſen

gethan !

laſſen.

Faſt den

Königreichs, desa

Und das hat Brühl

ganzen

der Nähe des Königs auf, nicht um

Bettelſtab bringen

Tag hielt er fich in

diefen mit den

rungsgeſchäften bekannt zu machen , oder um zu ertheilen .

ihm

Regie

einen Rath

Regierungsgeſchäfte hätten den König ermüden

können , und rathen brauchte er ihm auch nicht, da Auguſt III. nicht regterte , ſondern

durch

ihn , feinen Miniſter , regieren

ließ . Er ſprach überhaupt mit dem Könige ſehr wenig, wenn er ſich bei ihm

befand; er war nur um

verhütete, daß irgend ein Anderer zu ging førtwährend müßig im badrauchen

ihn , weil er dadurch ihm

kam .

Der König

Zimmer umher, wenn man Taa

nicht Arbeit nennen will, wozu doch ſchwerlich

Jemand Luft haben wird , und Brühl verhielt ſich in einer ſchweigenden

Devotive.

Hatte der König nun

Langeweite , dann heftete er feine Augen

gar einmal

auf den Miniſter,

ohne ihn zu ſehen , und fragte:

„ Brühl, habe ich Geld ?" . „ Ja , Sire !" . Die

Frage wie

die Antwort waren

ſtereotyp.

Aber

48

ebenſo

wie die Frage nicht ohne Bedeutung war , ebenſo

wenig war es die Antwort. ein

trauriges Bild

fichen

Königreichs.'

wahr; um

von

Frage und Antwort geben uns

den Zuſtänden des damaligen

fäch

Die Antwort welche Brühl gab , war

ſie aber wahr machen zu können , wurden

die Kaf

** fen erſchöpft und das arine Land mit immer mehr Schulden belaſtet, und da auch dies noch nicht hinreichte , die Bedürf niffe des Könige und feines Minifters zu man

zu

andren Hilfsmitteln

beſtreiten , fo nahm

ſeine Zuflucht, wozu beſonders

die Verminderung der Armee gehörte. 1" .

Bei alledem

fich um freilich in fen

darf man keineswegs glauben , Brühl habe

die wirkliche Politik nicht gekümmert.

Er that dies

einer fo traurigen Wetſe, daß es beſſer

für Sach

geweſen wäre, er hätte es nicht gethan . Maria Thereſia , Deſterreichs Kaiſerin , hatte , wie wir

wiſſen , durch den Frieden, welcher auf den zweiten ſchleſiſchen Krieg im

Jahre 1745 folgte, an ' Friedrich den

ſchleſiſche

Fürſtenthümer und

müſſen .

Großen fechs

die Grafſchaft Glaß abtreten

Der Verluſt ſo ſchöner Länder war zu ſchmerzhaft

‫ܗܕܝܪ‬

für die Kaiſerin , als daß fie nicht auf deren Wiedereroberung hätte finnen follen . Sie machten ſchon im nächſten Jahre ( 1746) ein Bündniß mit der Kaiſerin von Rußland, welche eine perſönliche Feindin Friedrichs war, und wußte durch den Grafen Brühl derart auch auf Auguſt III. einzuwirken , daß dieſer, der doch ſchon

ſo manche bittere

Erfahrungen

Preußen hatte erdulden müffen , fich dieſem Bündniß

von

anſchloß

und zwar zu einer Zeit,"wo, wie wir bereits berichteten , die Kaſſen des Landes erſchöpft waren und die Armee hatte vers ringert werden müſſen .

Etwas Thörichteres

konnte es

lo

leicht nicht geben , und man wundert ſich mit Recht darüber,

49

-

wie dies mit der geprieſenen Klugheit Brühls

Einklang

in

zu bringen Tei. Freilich ſchrieb der vierte Artikel diefer geheimen Devenſiv Alianz vor , daß, wenn der König von Preußen eg wagen folte, einen Bundesgenoſſen von Rußland angreifen zu wol len , oder von griffen

würde,

werden

ſollte.

Millionen von

Bundesgeroffen

irgend einem er

von allen

defſelben anges

Dreien mit Krieg

Deſterreich wurde Schleſien ,

überzogen

Rußland zwei

rheiniſche Gulden und Sachſen verſchiedene

Theile

den preußiſchen Landen in Ausſicht geſtellt.

Inzwiſden waren zwiſchen Frankreich und England neue Grenzſtreitigkeiten in Amerika entſtanden . Um nun feine deutſchen Staaten reich

angegriffen

nicht der Gefahr “ auszuſeßen , von Frank zu

werden , verband

England mit Preußen am nämlichen Zeit am

16.

fich der

Januar 1756.

König

von

Beinahe zur

1. Mai 1756 fchloß Frankreidh ein Bünd

niß " mit Defterreich ,

worin

24,000 Mann Hilfstruppen



fich

verbindlich

machte,

gegen Preußen zu ſtellen . " Frank

reich hatte hierbei indeß nicht die Abſicht, den Ehrgeiz Maria Thereſias zu unterſtüßen , wie es beinabe ſcheinen dürfte, fon: dern es wolte durch die Eroberung Hannovers

hauptſächlich

England

verſprochene

ichaden ,

weshalb

es

fpäter

die

24,000 Mann auch auf 180,000 Mann erhöhte. Daß dies

Alles mißlang, werden wir bald feben .

Friedrich der Große, König von Preußen , war nicht nur ſelbſt ein überaus kluger Mann , fondern er forgte auch dafür, daß er fluge Miniſter und Geſandte hatte .

Die Unterhand

lungen zwiſchen Deſterreich, Frankreich, Rußland und Sachſen waren , wie natürlich, zwar ſehr geheimnißvol

betrieben , den

noch gelang

am

es

bem

preußiſchen

Geſandten

Dreedener

Hofe, Freiherrn von Malzahn , etwas tiefer in das politiſche Bertraute Geſch Sachſen . 2. BD. 4

50

Gewebe der vier kontrahirenden Mächte , zu blicken , als die ſen ſelbſt lieb ſein konnte .

Allein um ſeinen königlichen Herrn

die nothwendigen Mittheilungen zu machen , gehörten größere. Beweiſe, als ſie augenblicklich zur Dispoſition Herrn von Malzahn ſtanden.

Bald übrigens war von

ein Plan entworfen , dieſe Beweiſe herbeizuſchaffen . fich in königlich fächſiſchen ſem

Dienſten

Zwede gewonnen werden mußte.

weit des ihm

Es befand

ein Mann, der zu die Dieſer Mann war der

geheime Kanzlift Menßel, ein übrigens ſehr kluges, brauchba reß und läufliches Subjekt. Friedrich Wilhelm .Menßel, äl: geheimen Referendar Mengel teſter Sohn des Hofraths und u zu Dresden , war daſelbſt im Jahre 1724 geboren , zu der Zeit alſo, von welcher wir reden , erſt zweiunddreißig alt . im

Schon

im

ſechszehnten

Jahre

Jahre ſeines Lebens wurde er

Königl. Kabinet als Kanzliſt angeſtellt und hatte es in

den

ſechszehn folgenden Jahren troß ſeiner Brauchbarkeit nicht der Stelle eines geheimen Kanzliſten brin

-

weiter, als bis zu gen können .

Bei ſeiner abekannten Neigung, mehr zu ſchei

nen , als er war, und demgemäß auch aufzutreten , waren ſeine

Einkünfte, keineswegs

als ausreichend

zu

bezeichnen .

Dieſen Mann bemühte ſich Herr von Malzahn zu gewinnen . Nach Anderen fol jedoch Friedrich Wilhelm .Menßel ſelbſt zu dem

Geſandten gekommen ſein und ihm

ſeine Dienſte ange

boten haben , unter der Verſicherung , daß die große Vereh rung, welche er für den König von Preußen empfinde, Urſache dieſes Sørittes

ſei.

Herr von Malzahn

Am

wahrſcheinlichſten

iſt jedoch,

daß

Gelegenheit geſucht und gefunden , mit

Menßel in Berührung zu

kommen, daß verſchiedene Summen

Geld , nahezu an 3000 Thaler, nach und nach gegeben wurden , und glänzende Verſprechungen für die Zukunft den Verräther gewannen .

Meengebi theilte endlich dem fein

der geheimen

Alianz vom

Geſandten das Vorhandenta Jahre 1746 mit , ſowie ver

ſchiedene andere hierauf bezügliche Korreſpondenzen , unter der beſtimmten Verſicherung, daß diefe Briefſchaften im Kabinet im pid

geheimen

Originale aufbewahrt würden .

Wie es beinahe ſcheinen will, hat Mengel im

Laufe der

Zeit Gewiſſensbiſſe empfunden , denn er weigerte fich , Ab ſchriften

von

den

fraglichen

Dokumenten

anzufertigen , die

Herr von Malzahn durchaus haben zumüffen vorgab. Mengel entſchuldigte fich dadurch , daß er keine Sdylüffel zum beſiße und er am die

Copien

doch

Archiv

Tage in den gewöhnlichen Arbeitsſtunden nicht anfertigen

könne.

Entweder waren

est, wie, bereits geſagt , Gewiſſensbiffen die den Grund zur

abgeſe hen . Dhne Summ e en Geld Weigerung Mengels bildeten , oder er hatte 8es auf auf größer größere wow ten

Herrn von Malzahn aber alle die empfangenen Mittheir

lungen nicht das Mindeſte nüßen.

Er verſuchte deshalb von

verſchiedenen Seiten auf Mengel einzuwirken endlichy, Nachſchlüſſel zu len , Mengel folle ihm

dem

Archiv anfertigen laſſen zu wol

nur einen Wachsabdruck von dem

treffenden Schlüſſel verſchaffen . auf dieſes Anſinnen

fabriziren

zu

laffen.

bez

Dieſer ging indeß erſt dann

ein , nachdem

Herr von Malzahn

verſprochen hatte, die Schlüſſel nicht in Berlin

und verſprach

ihm

Dresden , ſondern in

Daß eine neue Rolle

ihn am Meiſten beſtimmte , läßt ſid, kaum

Gold

bezweifeln .

Der

Wachsabbrud wurde gemacht und direkt nach

Berlin

Könige von Preußen geſandt, der auch bald den

darnach an

gefertigten

Schlüſſel : ſeinem

Dresdener

Geſandten

men ließ . 19

ens

$ { Bom

1752 an , ſchlich ſich Menßel des

in

Jahre

das Archiv und fertigte unverdroſſen

zum

zukom

Nachts

und ohne an 4 *

die

52

Gefährlichkeit feines Unternehmens zu denken , die Abſchriften jener

im

Jahre

1746

zwiſchen

Defterreich , Rußland und

Sachfen abgeſchloſſenen Allianz , denn Frankreich trat dieſem Bündniß , erft fpäter bet;

auch von

allen Korreſpondenzen ,

welche auf die geheime Allianz, Bezug hatten , machte der ver rätheriſche Mengel die Hände

des

Freiherrn

nöthigen Kopien , welche er in die von

Malzahn

die Hände feines ‫ ܘܠܐ‬königlichen

und dieſer wieder in

Gebieters gelangen ließ .

list

** Es iſt wahr , das hauptſächlich die Verſchwendungsſucht Mengels, welcher er mit feinem verhältnißmäßigen geringen Gin = kommen

nicht

nach

ſeinem

Wunſch

zu

genügen vermochte,

Sduld an ſeinem verrätheriſchen Unternehmen hatte. Mochte er nun glauben , es würde niemals verrathen werden , welche bedeutende Rolle er ſich in dem

politiſchen Drama der euros

päiſchen Staaten ſelber beigelegt, was ſchlechterdings nicht gut anzunehmen iſt, da im in dem

Verhältniß

doch nur wenige Beamte

geheimen Kabinet zu thun hatten und alſo leicht der

Schuldige entdeďt werden konnte , oder war er der Meinung, Friedrich II. werde fich feiner ihm mittelſt feines Verrathes geleiſteten

Dienſte in

der Weiſe erinnernt, daß er ihn in den

preußiſchen Staatsdienſt anſtellte , oder aber dachte er über= haupt gar nicht über die Angelegenheit nach : genug, er ging mit einer Dreiftigkeit und

That wenig

Frechheit zu

Zeugniß ablegen

von

Werke , die

in der

ſeiner nicht blog mittel

mäßigen Klugheit. Unentdeckt fonnte ſein Verrath nicht blet ben , das war vorausgeſehen , und er wurde auch , allerdings ziemlich ſpät, entdeckt. Auf Friedrich II. konnte er, wenn er geglaubt, derfelbe werde ihn in ſeine Dienſte nehmen , nicht rechnen .

Dieſer Monarch wußte zu gut, daß , wer einen feinen

Herrn verräth, auch alle übrigen verrathen wird , ſobald Zeit und Gelegenheit ihm

die Hand reichen .

Er hatte auch ohnes

53

damit

1

hin

ſchon

genugi gethan , daß

er

ſeine Schuckereien

bezahlte. 2011 .

Nachdem

Friedrich der Große durch die ihm

von Mengel

gelieferten Abſchriften der zwiſchen Deſterreich , Rußland, Sach fen

und Frankreich gepflogenen

hatte , durchſchaute ſein

Storreſpondenzen

empfangen

kluges Auge fogleich die ganze große

Gefahr, unter deren Wucht er begraben werden

follte und

auch wirklich begraben worden wäre, wenn er derfelben durch raſches Handeln nicht die Spige genommen hätte.

rich

der Große verlangte vom

Fried

**

ein

wiener Hofe eine Erklärung

über ſeine Gefinaung, die in einer ebenſo unklaren , als zwet deutigen Antwort erfolgte , ihm

1

nügen

Friedrich, ein Mann,

konnte .

Schuler des Unglücs in erzogen

ſeinen

Talenten ausgerüſtet war,

auch den Einzigen nannte, ließ in aller

#

Staaten

rüften

und mit einer fo: großen

Schnelle, daß man ſelbſt in Preußen noch an glaubte , als derſelbe bereits Große Verdienſte um

preußiſchen

die

erſt an

Regimenter

einem

keinen Krieg

ſeinen Anfang genommen hatte.

dieſe Rüſtung erwarb

der preußiſche Kriegszahlmeiſter Köppen . der

zum Herrſcher

-

in feinen

der durch die große

jüngeren Jahren

und mit höchſt . feltenen

weshalb man ihn Stille

aber nicht genügte , noch ge

empfingen

beſtimmten

ſich vorzüglich

Die Befehlshaber verſchloffene Drdres ,

Tage geöffnet werden ſollten .

Unter dieſen Umſtänden war es rein unmöglich , daß Sachſen , welches ſeinem rich dem

Ruinínabe war, vermuthen konnte, von Friede

Großen mit einem

Kriege überraſcht zurtwerden ,

und ſelbſt aber auch , wenn es hätte, fo würde es

ſich in

eine Ahnung davon gehabt

ſeiner Ruhe nicht beeinträchtigt

geglanbt haben , da ies fich auf die Redlichkeit ſeiner Bundesa genoffen verließ . ' . Wir zweifeln nicht, daß in

deri preußiſchen Armee Ver

54

muthungen

laut geworden

ſind, die Wahrheit

felbft aber

konnte bei den Vorſichtsmaßregeln des Königs von Mteman dem

érgründet werden . Selbſt in Potsdam , wo Friedrich II.

die Garniſon felbſt ausführte, erfuhr man von der Richtung des Marſches nichts früher, als bis man die Landſtraße nach Sachſen einſchlug. Auf drei verſchiedenen Straßen näherte ſich die preußiſche Armee von dem

dem

kleinen

Sachſen .

Die erſte Abtheilung wurde

Schwager Friedrich des Großen , dem Herzoge Fried

1

rich von Braunſchweig über Halle, Leipzig, Freiburg u. f. w ., das Centrum oder die zweite Colonne unter perſönlicher An führung des

Königs

am

linken

Elbufer über Wittenberg,

Torgau , Meißen und Steffelsdorf; die dritte, welche der Her zog von Bevern befehligte , aus der Gegend von

Frankfurt

durch die Laufiß an das rechte Ufer der Elbe , Pirna gegen über, an den

ten

Ort ihrer Beſtimmung geführt.

Von einem

paniſchen Schreden über dieſen unvermuthe

Einmarſd

ergriffen ,

der wegen

ſeiner

Schnelligkeit,

wegen der muſterhaften Ordnung, die man überall beobach tete, und wegen der genauen

Berechnung, womit jeder Zug

und jede Ankunft beſtimmt waren , die höchſte Bewun derung verdiente, zog fich die zerſtreute fächſiſche Armee, die überhaupt nur noch aus 17,000 , nach Anderen aus 15,000 Mann

beſtand;

ſogar nur

überall in größter Eile zurück

und bezog an der böhmiſchen Grenze, unweit Pirna , ein durch die Natur befeſtigtes

Lager , wohin

auch Auguſt III. und

feine beiden Prinzen , Xaver und Starl, und der Graf Brühl fich begaben . fandte,

Zu gleicher Zeit hatte auch der preußiſche Ge=

Freiherr von Malzahn , Dresden verlaffen , da man

ihn ſonſt ſehr leicht als Kriegsgefangenen

behalten

haben

würde, wozu Sachſen nach Lage der Sachen vollſtändig be

55

-

rechtigt geweſen wäre.

Denn wär Friedrich II. ohne Kriego:

erklärung in Sachſen eingeðrungen , fo mußte fein Geſandter als Feind Sachſens betrachtet werden .

In der allgemeinen

Kopfloſigkeit indeß Hatte wohl'fchwerlich Jemand in Sachſen daran gedacht.

Binnen

vierzehn Tagen

Sachfen ' in preußiſcher Gewalt. 10. September

1756

befand

Fidi

ganz

Friedrich der Große, der am

ohne Widerſtand

in

das von

allent

Truppen " entblößte Dresden einzog, nahm nicht im föniglichen Schloſſe; fondern in einem Garten der Vorſtadt fein Haupt quartier. Wie überall, ſo ſuchte auch in Dresden der große Preu : Benkönig das Schredliche des Krieges den erſchrodenen Sach fen weniger fühlbar zu machen .

Er begegnete Allen

und herablaffend, ertheilte allen auswärtigen dienz , vergönnte dem desperſonen freien

liebreich

Geſandten

Au

Magiſtrat und allen fächfiſchen Stan

Zutritt, miſchte Scherz, frohe Laune und

Anmuth in ſeine Unterhaltung, hielt offene Tafel und beſuchte fogar - und das will bei Friedrich II. Viel ſagen die Kirche, machte dem zum

Prediger eine Anzahl Flaſchen Champagner

Präſent, ließ durch ſeinen Feldmarſchal Reith die zurück

gebliebenen Mitglieder der königlichen

Familie bekomplimen

tiren , wogegen die Königin von Sachſen ihren Tafel einladen und ihm

einen

Beſieger zur

Kammerherrn zur Bedienung

anbieten ließ . Allein troß diefer anſcheinenden Freundlichkeit Friedrichs verordnete

er

die energiſchſten Maßregeln .

Geld

und Naturalien -Lieferungen jeder Art wurden ausgeſchrieben , alle Raffen im

Königreich

Sachſen in

Beſchlag genommen ,

die Kanzleien in der Hauptſtadt verſiegelt und die Seſſions zimmer der hohen Beamten geſchloffen . Mehrere angeſehene Staatsdiener wurden verabſchiedet, die Bergwerke, die Münze

56

und die Porzellanfabrik mit

Beſchlag belegt und die ganze

Zeughauſe nach Magdeburg geſchafft.

Munition aus dem

Für das ganze Verfahren Friedrichs II. konnte das fäch . fiſche Volt keinen

Grund auffinden , denn außer den bethet

ligten und einigen Vertrauten wußte Niemand von dem

Bünd

niß, welches Sachſen mit Deſterreich, Rußland und Frankreich eingegangen

war.

Friedrich

der

Große ſah

deshalb

auch

1

voraus , daß die Gewaltmaßregeln , welche er verordnete und die mit gewohnter Pünktlichkeit ausgeführt wurden , die ausge zeichnete Höflichkeit, mit der er Jedermann begegnete, bedeu : tend verdunkeln und daß man ſeinen Einbruch in Sachſen eben

nicht ſehr ſchonend. beurtheilen

würde.

Zur Kettung

ſeiner

Ehre war es durchaus nothwendig , daß er ſich des Dresdener Archive bemächtigte, um die Originalſchriften der

wider ihn

verbundenen

Dies war jedoch

Höfe zu erhalten . keine leichte Aufgabe.

in drei verſchiedenen

Dokumente waren

des König=

Zimmern

aufbewahrt, welche mit dem

lichen Schloſſes

Die wichtigen

Privatgemach

der Königin zuſammenhingen , und auch bereits eingepackt, um nadh Polen

abgeführt zu werden .

Friedrich II. beauftragte ſeinen General, von Wilich, ſich dieſe Dokumente von der Königin von Sachſen

aushändigen

zu laſſen . Feſt überzeugt, daß man es nicht wagen würde, an der Tochter des ehemaligen römiſchen Kaiſers Mutter der Kronprinzeſſin

Joſeph I. und der

von Frankreich eine Unart zu be

gehen , ſchlug die Königin mit der höflichſten Standhaftigkeit Friedrichs Bitte um Sagt Eurem von Wilich, die Thür zum

daß

Auslieferung der Dokumente ab. ), Könige,"

antwortete

ſie

dem

General

ich, wenn man bei ſeinem Vorſat verharre,

Archiv mit meinem

Körper deden werde.!"

57

,,Majeſtät,"

rief der General, indem

er ein Knie vor

der Königin beugte, ,,Majeftät, zwingen Sie mich nicht, Maß regeln der Gewalt gegen Sie anzuwenden !" „ Gewalt ?" fidh ſtolz empor. wird !"

fragte

die Tochter

;

Joſephs. I.

und richtete

„ Ich glaube nicht, daß man dieg wagen

Es war für Herrn von Wilich eine überaus ſchwierige Aufgabe , mit welcher ihn batte ; aber ſie mußte was es wollte. dem

ſein , königlicher Gebieter betraut

gelöſt werden

und mochte es føſten ,

Dies wußte der General.

Noch immer auf

Anie liegend, ergriff er mit tiefer Ehrfurcht die Band

4

der Königin und ſagte :

.

Erlaffen mir Eure Majeſtät, die Befeble meinegi- Mos narchen in dieſem

Falle auszuführen !

Dieſelben lauten ent

fchieden , und ich habe kein Recht, mich

ihrer Befolgung zu

entziehen .“ Nun dann, fo weiche ich der phyſiſchen Gewalt! ſeßte die Königin

ver

reſignirt:

Darauf empfing der General von Wilich von

ihr

die

betreffenden Schlüſſel und man fand die gewünſchten Papiere, vierzig Bände ſtart. Friedrich dem

II.

Mit dieſen

Dokumenten

auch Nichts, ausrichten .

damaligen

geheimen

Er gab

Rathe , ſpäteren

Grafen von Herzberg mit dem

allein konnte fie deshalb

Staatsminiſter

Auftrage; daraus seine Recht

fertigungsſchrift für den König

zu

machen .

Dieſes Werk

machte , wie ſich leicht denken : läßt; ein ungeheures Aufſehen . Die Intriguen Sachſens wurden offen dargelegt. """ * Mittlerweile hatte Friedrich II. mit Auguſt III. einen Briefwechſel, eröffnet und wendete alle und Vorſtellungen felben zu

an , um

Stande zu

erdenklichen

Gründe

ein förmliches Bündniß mit dem

bringen .

Bei Auguſts ſonſt doch ſo

58

idwankenden Charakter hätte fich kaum

erwarten laſſen , daß

er fich weigern würde, auf Friedriche Anfinnen dennoch that er

einzugeben's

és , auf die verſprochene Hilfe 'Deſterreichs

trogend, er verwarf alle Anträge des preußiſchen Königs und berſprach nur Neutralität. Der König von vom

Jahre 1744

Preußen , welcher fich Sachſens Politik

febr gut noch erinnerte, fonnte ſich nicht

der Gefahr ausſeßen , einen Feind im Rücken zu behalten, der die Proviantzufuhr auf der Elbe , ja, die Armeen ſelbſt ſehr leicht abſchnciden

konnte; er verlangte deshalb Beweiſe und

Sicherheit des Geläbniſſes , und da Sachſen keines von bei: den

geben

wollte noch

Unterhandlungen

Ernſt, verweigerte dem dem

polniſchen

konnte,

ab , zeigte

ſo

brach er ſchleunigſt alle

von nun an

Könige die Päffe zu

bei Weitem mehr deffen Reiſe nach

Reichstage und ſchloß fein Lager fo engé als

möglich ein. Ganz ohne Grund war die Hoffnung Auguſts III. auf die Hilfe Deſterreichs nicht. Maria Thereſia, die wohl einſah, daß wenn fie Schleffen wieder haben wollte, fie ihre Verbünde ten

nicht

im

Stich

laſſen

dürfe , ertheilte

ihrem

Feldmarſchal

Browne ſofort den Befehl, die von

dem

eingeſchloſſenen Sachſen

Großen

um

jeden

tapfern Friedrich Preis

zu

befreien . Das läßt ſich nun freilich weit leichter befehlen als aus: führen , ſelbſt wenn der mit der Ausführung beauftragte Felda herr ein Mann 70,000

wie Browne war.

Mann nach der fädfiſchen

Dieſer rückte zwar mit Grenze , obné indef

in

jenem Augenblick nur irgend welchen Vortheil dadurdy zu er zielen .

Friedrich

II. hatte ſich

die ihm

entgegen wälzende

Gefahr nicht verkannt, daher fich auch bemüht, deren Kraft zu brechen .

General Keith

mußte mit einem

anfehnlichen

59

Korps, in Böhmens einrücken und die Deſterreicher beobachten . Auf der andern

der König ſeinen

Seite":fandte

Generalfellt

marſchall., Grafen von Schwerin , über Glag nach Böhmen . " Als dies Alles mit der an derten Schnelligkeit auch

geſchehen

Sachſen dadurch

ein

war , übertrug

worden

Lager", einſchließen

Defterreichy fowohl, alé

drücken der " Hemmſchuh

der König plößlich

Markgrafen

der Armee dem

Friedrich II. fo oft bewun und

ſollte;

den

angelegt

Oberbefehl

Karl, der damit das pirnaſche

er

ſelbſt reiſte zur Armee

nach

Böhmen . Der Feldmarſchall Browne, des von feiner kaiſerlichen

Gebieterin

empfangenen Befehls eingedenk, verſuchte noch ein

Mal, fich dem

fächfiſchen

Lager. zu nähern , in welchem

bereits ein fühlbarer Mangel kund gab.

‫ܕܗܘܝܬ‬

4

ſich

Mit 10,000 Mann

rückte er bis Schandau vor , wurde aber durch den General Leftewig

in

gemeſſener Entfernung gehalten und mußte zu

feßt unverrichteter Sache wieder indeß

zu befreien .

Damit gab er

Es gelang ihm , fich in Einvernehmen mit ihnen

zu ſeßen , und er kam mit ihnen dem

umkehren .

die Hoffnung noch nicht auf, die bedrängten Sachſen

Schuße

der

Kanonen

dahin

überein , daß fie unter

des Königſteins

mittelft

einer

Schiffbrücke über die Elbe gehen folten , worauf er ſelbſt die Preußen

von

vorn

angreifen wollte, während die

denſelben in den Rücken In der Nacht zum

Sachſen

fallen ſollten . 13. October 1756 wurde dieſer Vors

jag auch wirklich , indeß mit ſo wenigem

Glücke ausgeführt,

daß die Oeſterreicher den größten Theil ihrer Bagage und Artif lerie verloren undmit ſo manchen Widerwärtigkeiten zu kämpfen hatten , daß es den Sachſen nicht möglich war, nach dem fehle ihres Königs , einen zuſchlagen .

Be

Angriff zu wagen und ſich durch

Der kommandirende General , Graf von

Rue

60

towski, ſchloß am

dritten

Tage eine Kapitulation , der zü :

folge fich die ganze fächſiſche Armee, noch aus 14,000 Mann beſtehend, die drei Tage lang, ohne Speiſe zu nehmen, unterm Gewehr geſtanden , fich am

16. October 1756 ergab.

dieſen 14,000 Mann befanden ſich allein Oberſten , alſo auf noch

Dieſer Umftande allein

fchlechte Wirthſchaft. * $*

ein General

befundet ſchon Brühls

Die fächſiſchen Soldaten ſind fo matt geweſen , daß ſie

kraftlos niederſanken und laut um auch

168 Generale und

nicht neunzig Mann

‫ܦܬܬܚ‬

oder Oberſt.

Unter

Brot flehten , welches man

in möglichſter Eile unter fie 'vertheilte. . Die Offiziere,

welche im

preußiſchen Heere keine Dienſte nehmen wollten ,

!

wurden

auf ihr Ehrenwort, im

Laufe dieſes Krieges

nicht

mehr gegen Preußen

zu dienen , entlaſſen ; die fächſiſche Armee GI aber ward der preußiſchen einverleibt.

zit:

Der Feſtung Königſtein wurde die Neutralität, und dem

Könige, der ſich einige Tage vorher mit ſeinem dem

Sohne und

Grafen von Brühl, den die Geſchichte mit Recht als den

Stifter des Elends Sachſens Bezeichnet, dahin begeben

hatte ,

feine Durchreiſe nach Polen zugeſtanden : Die Feſtung Königſtein hat von jeher immer den fäch fiſchen Monarchen zum

ſicheren

und deren

und man ſich dort oben Daher

Miniſter

im

Fall der Noth

Aufenthalt gedient, weil ſie uneinnehmbar iſt,

findet man

eine ganze Lebenszeit halten kann .

dort auch fortwährend einige Gemächer,

welche ſtets in derjenigen Drdnung find, den König zu jeder Zeit aufnehmen zu können . trat erklärt. In einem

Friebrid $1

II. battefte für neut

dieſer Zimmer ſaß auch nach jenem

verhäng =

nißvollen 16. October , der genügt hatte, die fächſiſche Mo narchie auf eine lange Zeit zu vernichten , Auguſt III., düſter

61

2

vor fich hinblidend , neben war zu

einigen

ihm

der Graf von Brühl.

höchſt unerquídlichen

Erklärungen

beiden Männern gekommen , als

dieſen

Friedrich

Es

zwiſchen

II. eintrat,

der mit der gewohnten Höflichkeit den entthronten Monarchen begrüßte...

Fürſten , der auf einmal ſeiner Regierung

Für einen

beraubt iſt, muß es etwas Entfeßliches fein , vor ſeinem fieger zu

ſtehen .

Er haßt dieſen

fchweigender Unterwürfigkeit deffen Nachdem kunden

Befehle abwarten .

Auguſt III. und Friedrid

ſprachloß

Be

und dennoch muß er in

II. fich einige See

gegenüber geſtanden , nahm

der Erſte

das

Wort und ſagte:

,, Ich bin

Eurer Majeſtät Gefangener , dies iſt außeror

dentlich ſchmerzhaft für mich!" ;Eure Majeſtät find leiðer "felbſt Schuld daran ," bers fegte der König

von

Preußen ; , indeß will ich die

unanges

nehmen Tage forviel, wie es meiner eigenen Sicherheit wegen möglich iſt, weniger fühlbar machen :4:43 * !: Auguſt III., erfreut über die günſtige Wendung, welche fein

Schidfal zu nehmen ſchien , bemerkte hierauf fahnel:

10

Dann werden mir Eure Majeſtät gewiß meine Garde laſſen ?" Es würde thöricht ſein," antwortete Friedrich der Große, „ Truppen zu entlaffen , die ich in meiner Gewalt habe, wo durch man mich nöthigen würde, fie zum

zweiten Male ge

fangen zu nehmen . Alles, was ich Eurer Majeftät gewähren kann , iſt freies Geleit nach Polen ; auch will Fahnen , Standarten

und

ich''Jhnen alle

Paufen " zurückgeben !

Sie nicht, midy zu etwas Anderm

Verſuchen

zu bewegen ; es würde ver

gebliche Mühe ſein !" SU Obwohl Fahnen , Standarten und Pauken" zur Vervoll

62

ſtändigung

eines jeden

Kriegsheeres

gehörent, ſo haben

fie

natürlich ohne daſſelbe auchnicht den geringſten politiſchen Werth . Dies jah wud , Auguſt III. ein , allein den unbeugſamen Chas rakter Friedrich

II . kennend , machte er keinen Verſuch

ihn

zu einer Umänderung ſeiner Propoſitionen zu verleiten . The Indeß war die Gefangennehmung der ganzen fächſiſchen Armee, mehr Waffen .

glänzend

als vortheilhaft für die preußiſchen

Denn die ihrem

Fürſten und Vaterlande mit gan

zer Seele ergebenen Sachſen verließen bataillonsweiſe in Reih und Glied mit klingendem fie_ vertrieben

oder erſchofſen

Munitionswagen

und

die preußiſchen

Spiel ihre

Fahnen ;

Offiziere , nahmen Brot;

Staffen mit und hatten

nicht ſelten

gerade Diejenigen zu ihren Anführern , auf deren Dankbarkeit Friedrich II.am Meiſten gerechnet hatte, weil er ſie aus fächſiſchen Unteroffizieren zu preußiſchen fen .

Wo es fich thun

Offizieren hatte avanciren laf

ließ , folgten

ſie

ihrem

Fürſten

nach

Polen , und die das nicht konnten , ftießen zur franzöſiſchen Armee. Friedrich der Große hatte derartiges zwar von vorna herein

vermuthet, es jedoch unmöglich zu machen, half ſelbſt

die Vorſichtsmaßregel Nichts, die Sachſen, als Garniſon in die verſchiedenen Städte zu legen . am

bellen

Wittenberg ,

Sie öffneten z. B. in Leipzig

Tage die Thore mit

Gewalt und entflohen ; in

Pirna und anderen

Orten zwangen

fie durch

Drohung und Gewalt die preußiſchen Kommandanten , fich dem

Feinde zu

ergeben .

Selbſt auf dem

gen gange Kompagnien , über und gegen die Preußen . Auguſt

III. reiſte mit ſeinem

von Brühl nad

Polen , einem

Sdhlachtfelde gins

kämpften

augenblicklics

unentbehrlichen

doch außerordentlich wenig geachtet war. Sachſen ohne Regierung.

7

keineswege

Grafen

Lande, wo er zwar König ,

Der Graf von

blieb aber

Brühl würde

63

gern die Regierung

ſelber geleitet haben , wenn er es nicht

porgezogen hätte , bet Auguſt III. zu bleiben , jedenfalls um demſelben ſeine Anhänglichkeit zu beweiſen, oder vielleicht auch hatte er geglaubt, in Polen ein ergiebigeres Feld zur Füllung ſeiner Privatkaſſe zu finden , als Sachſen

ihm

augenblidlich

zu bieten dien. War dies Leştere der Beweggrund ſeiner Abreiſe von Dresden , ſo iſt derſelbe von ihm unzweifelhaft bereut worden , wenn nicht früher, fo doch zu der Zeit, wo

er der nunmehr propiſoriſchen Re er erfuhr, daß die Mitglieder gierung höøft vermögende Männer geworden ſeien , si je & Brühl hatte nämlich gemeinhin ,mit Günſtlingen regiert, natürlich in einer Weiſe, welche ſie ihr, Abhängigkeitøverhält

niß von ihm nicht vergeſſen laſſen konnte. Wer ihm diente, mußte iihm ganz dienen, andernfalls er in1 Gefahr ftand, nicht blos feine Stellung , ſondern auch ſeine perſönliche Freiheit Er machte niemals viel. Federleſen ; hatte er

zu verlieren .

Verdacht, daß eine ſeiner Kreaturen unredlich gegen ihn war, in , fandte er ſie in größtmöglichſter Gile nach irgend, einer Feſtung, von wo ſie für ihre Lebenszeit nicht wieder entlaſſen wurde. Dies machte ihm getreue Diener. Zu dieſen gehör ten1. pun beſonders drei Männer: erſtens der Graf Chriſtian Loß , zweitens der Stanzler Baron von Stammer, und drittens der Hofrath Hans Gotthelf von Globig.

vollen

Stelungen

Sachſens,

Dieſe drei Männer,

Nichts hervorgegangen , zu fo þedeutungo,

welche aus einem

gelangten , führten

nun

die

Regierung

Es waren Leute, denen Alles recht und heilig

Reichthümer zu

erwerben , und ſollte dieß auch

iſt,

ſelbſt auf

Roſten eines ganzen ohnehin ſchon unglüdlichen und verarm ten Volkes gefchehen. Sie hatten es jedod von ihrem Herrn , Grafen von Brühl, nicht anders gelernt. Verwundern kann man ſich darüber auch nicht , ſondern darüber nur, daß

die

64

Sachſen

einer ſolchen Regierung nicht überdrüffig geworden

und ihren

Premier-Miniſter ſammt allen

aufgehängt haben . niederen ten " in

Beamten

Kreaturen

Nicht blos die höheren , ſondern auch die Sadiſens , reſpektive Brühls, wirthſchafte

der angedeuteten - Weiſe, vornehmlich zeichneten

hierin die

ſich

Secretaire , deren Brühl gewöhnlich acht bis zehn

hatte; aus.

*

Die drei genannten drei

feinen

Vicofönige

Hauſe aus arm

des

Regenten

Vicekönigs

bezeichnete man Brüht.

als die

Sie waren

von

und ſtarben als Millionäre. Auf rechtlichem

2 Wege hätten fie ihr Vermögen bei einem fo verarmten Volfe nicht erwerben können .

Sie hatten alſo in der fcheußlichſten

Weiſe betregen und haben

noch

erhöht.

In

die Wucht des Fluches,'welcher auf

ſeiner miſerablen den

Thränen

auch noch eine Dame, die Gräfin öfterreichiſchen fchenke vom

Geſandten

zu

Regierung liegt, nut

des

.

Auguſt III. wegen

Volkes - badete

fich

Sternberg, Gemahlin des

Dresden ; fie empfing als Ge

Hofe bis*-zu einer Tonne Gold . " Wo das Geld

in Sachſen überhaupt noch bergekommen ift, bleibt ein Räth fel.

Es waren nicht bloß vier oder ſechs, acht Perſonen , die

fich in der erwähnten Weiſe mäſteten; nein , es waren deren Hunderte ! 7. Herr von Brühl hatte übrigens, 'wie wir ſchon früher bemerkten , ein tung

immenfes Glück , und man

kommt bei Betrach

feiner Lebensverhältniſſe unwillkürlich zu dem

Glauben ,

daß der Menſch Alles , was er erlangen will , unter Anwen dung der geeigneten Mittel- auch erlangt, beſonderð'wenn dieſe geeigneten Mittel nicht Wrechtlicher

Natur zu

fein brauchen .

Brühl machte fich in der Wahl derſelben niemale große Ropf fchmerzen ; eg kam

ihm nur darauf an, daß er mit Hilfe der

felben feine Projekte verwirklichen konnte."

65

Das Glück hatte den Geheim - Raths - Sohn von jüngſten

Jugend an begleitet.

Im

ſeiner

Jahree 1700 ' (nach einer

andern , aber nicht fo zuverläſſigen Quelle, 1706 ) geboren , eignete er fich bald , nachdem Fähigkeiten Jahren

an , welche ihm

Page der Herzogin

von

Stelle zu

ihm

im

er denken

geſtatteten , ſchon mit zwanzig Eliſabeth zu werden . 'Er ſtieg

Stelle , indem

Wege waren .

gelernt, diejenigen

er diejenigen

verdrängte , die

1737 erhob ihn der Kaiſer Karl VI.

in den Reichsgrafenſtand und er verband jeßt feinem mit dem

Namen

Ocieszyno .

Von

Namen

nun an nannte er fich

, Heinrich , des heiligen römiſchen Reichs Graf von Ocieszyno Brühl," : um Abkunft zu

gewiſſermaßen liefern .

den

Beweis

Das wäre ihm

indeß

ſeiner polniſchen nicht

gelungen ,

weil alle Welt wußte , daß er kein Pole war, wenn nicht der Gerichtshof zu Patrikau ihm dadurch entgegen gekommen wäre, daß derfelbe im

Jahre 1749 feine polniſche Abkunft beſtätigte.

Schwerlich würden dergleichen Ungeſeßlichkeiten in der heutigen vorkommen . Im

erſten Augenblick mag das ganze Brühl'ſche Manö

ver, fich für einen geborenen Polen ausgeben zu laffen , höchſt unſchuldig

erſcheinen , da es

ſich doch

eigentlich

ganz gleich

bleibt , ob Jemand ein Pole oder ein Sachſe iſt, wenn überhaupt nur einen ehrenhaften Brühl hatte jedoch einen anderen

Charakter beſigt. Plan dabei im

er

Der Graf Auge, den

damals- felbft vielleicht Niemand ahnte, doch bald durch ſeine ganzen Machinationen an den Tag fam . Brühl’s

Deviſe war Geld

und Macht , wie die

ſeines

Fürſten , und man iſt zweifelhaft, ob Auguſt III. fich nach ihm , oder er ſich nach Auguſt III. gebildet hat. Denn Beide ſtrebten nach einem

und demſelben Ziel, nämlich Geld erwerben !

Seine Sucht nach Reichthümern konnte Brühl in Sach Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd. 5

---

66

ſen nicht in der Weiſe befriedigen, wie er es wohl wünſchen mochte, deshalb warf er ſein (pähendes Auge auf Polen, das, noch nicht ſo ſtark gebrandſchaft worden war , wie Sachſen . Um

nun

dort

in

einer

geſeßlich

ſcheinenden

Weiſe

ſeine

Abſicht zu realiſiren , war es eine Nothwendigkeit , geborener Pole zu ſein . Durch

den

Ausſpruch

des

Patritauer

Gerichtshofes

war er dies geworden, und hierdurch konnte es ihm lingen , Staroſteien und Woiwodſchaften zu wollte

es

er höchſt Die für köſtliche mit

ihm

noch

erft ge

erwerben .

Indeß.

gelingen , weshalb

immer nicht recht

bedeutende Geſchenke nad Polen : felbft ſandte . ſeine Zwede fidy eignenden Polen empfingen Porzellanſervice,

Brillanten

befeßte

werthvolle

goldene. Uhren

Tabatieren ;

den

Damen

ließ

reiche Stoffe und Garnituren von Brüſſeler Spißen chen , und um

welche er weder Staroft , noch Woiwode werden

einen Gulden , und ließ

wieder geben . aus

den

er

überreis,

die Stimmen der Landboten zu gewinnen , ohne

zahlte er jede dieſer Stimmen bis zu Er gab

und

Ohnehin nahm

Einkünften

Rechtsſpruch von

des

Patrikau

konnte, bee

eintauſend Thalern .

fich dafür einen er ja

fächſiſchen gewann

Landes. er

Dukaten

die Beſtechungsgelder

in

Durch

demſelben

den Jahre

ſchon das Heimathsrecht in Polen , aber erſt 1758 die bedeu tende Staroſtei Zips. Graf Brühl mag haben .

aud nod

in

anderer Weiſe. fpeculirt

Wenn nämlich Alles ſchief ging und er wegen

ſeiner

in Sachſen verübten Unredlichkeiten hätte zur Verantwortung gezogen werden follen, fo würden und durften dies die Polen da er dort einheimiſch war, nicht zugeben . ganz einerlei , ob

ſie ihm

Es war hierbei

geneigt waren oder nicht: ſie hiel

ten mit aller Entſchiedenheit daran feſt , ihre Privilegien von

67

Niemandem

verlegen

noch die Staroſteien

zu

laffen .

Volinow , Lipinek und Biaſezno , ward

Bromberg und Herr zu Sierakow

Voigt zu

Brühl auch

bekam

Später

Die Herrſchaft Sierakow

und Niechanow .

hatte er für zwei Millionen

Gul

den von der Tochter des Königs Stanislaus Leszinsky, welche Königin von Frankreich war, gekauft. Obgleich Brühl ein wöchentliches Einkommen von

ein

tauſend Thalern hatte , täglich alſo ungefähr 143 Thaler, ſo wird doch Jedermann zugeſtehen müſſen , daß er damit allein nicht fo viele Befißungen hätte erwerben und nicht ſo viele Beftechungen in Polen vornehmen können . Außerdem

befaß Brühl in Sachſen ſehr bedeutende liegen

ſchaften ; man hätte beinahe fagen können , er ſei reicher, als der

König.

prächtigſten

Seine

Palais

mit

Gärten

waren

die koſtbarſten

in

ganz Dresden .

Selbft in Böhmen befäß

Brühl mehrere bedeutende Güter, die Maria ihn für

durch die

Statuen , Kaskaden, Vaſen , Orangerien u. f. w .

Thereſia , um

ihre Pläne zu gewinnen , feiner Gemahlin geſchenkt

hatte. Ohne feine jährliche Einnahme von 52,000

Thalern ,

bezog er auch noch die üblichen diplomatiſchen Geſchenke aug

1

wärtiger Höfe , und in den beiden bedeutende Summen

erſten ſchleſiſchen Kriegen

Geld , ſowohl von

Frankreich , als auch

von England . Bei alledem

muß man

aber

lobend

hervorheben , daß

Brühl außerordentlich verſchwenderiſch war, alſo wieder unter die Menſchen brachte, obwohl ſein als er ſtarb , immer nod konnte. mich

ein

ſein

Geld

Vermögen ,

unermeßliches genannt werden

„ Ohne meine Verſchwendung," ſagte er ſtets, „würde

der König

hungern

laſſen .“

Die Möbel , Pretiofen ,

das Porzellan, die Garderobe, Wäſche und Silberſervice allein wurden

auf eine Million Thaler geſchäßt, gewiß 5 *

noch ein

68

ſehr niederer Preis , da ſte offenbar das Zebnfache gekoſtet hatten . Die

Bibliothek

Brühls

mit reich vergoldeten

beſtand

Einbänden

eigener Bibliothekar in

dem

aus. 70,000 Büchern

und war für

dieſelbe ein

berühmten Heyne angeſtellt.

Chriſtian Gottlob Heyne, welcher am 25. September 1729 zu Chemniß geboren war, bezug

im

Jahre 1748 die Univer

fität in Leipzig und beſchäftigte ſich nebenbei mit ſchriftſtel leriſchen Arbeiten , um fichern .

nur ; einigermaßen

ſeine Eriſtenz- zu .

Eine lateiniſche Elegie , welche die reformirte Ge

meinde zu Leipzig auf den

Tod ihres Predigers Lacoſte durch

Heyne verfertigen und ſehr ſplendid drucken dem

Grafen

Brühl bekannt.

ließ, machte ihn

Da der Ertrag der Informa

tionen , welche er von Zeit zu Zeit übernahm , auch noch nicht hinreichte , die nothwendigſten

Lebensbedürfniſſe zu

ſo entſchloß er ſich auf Anrathen den zu reiſen , um

decken ,

ſeiner Freunde, nach Dress

ſich dem Miniſter perſönlich zu empfehlen ..

Seine Erwartungen verwirklichten ſich

jedoch

für

jeßt noch

nicht; eine Hofmeiſterſtelle, welche er in Dresden anzunehmen gezwungen war, reichte nicht hin , die Schulden , welche er um : dieſer Reiſe willen hatte machen müſſen , wieder zu bezahlen . Erſt nach oftmals wiederholten

Geſuchen ward er 1753 Bi

bliothar der Brühlſchen Bücherſammlung, wofür er ein Gehalt: von

jährlich

100 Thaler bezog:

Der einzige Nußen , welchen zog, war die erweiterte

er aus

dieſer Anſtellung

Bekanntſchaft mit den

Werfen

der

alten Literatur, für welche ſeine Richtung ſich beſtimmt hatte . Der eintretende ſiebenjährige Krieg machte Heyne aber wie derum

brotlog .

1757 durd

Auf den Gipfel der Noth gebracht, fand er

Rabeners

Empfehlung in

dem

Hauſe der Frau

von Schönberg eine günſtige Unterſtüßung , deren Bruder.er .

69

im

Jahre 1759 als Hofmeiſter nach Wittenberg begleitete. Erft

im

Jahre 1763 änderte ſich ſeine traurige Lage, indem

er um

dieſe Zeit Profeffor der Beredfamkeit in Göttingen würde. Er ftarb 1812 .

Als

Friedrich

der

Große Anfangs

piebenjährigen

des

Arieges die Bibliothek Brühls beſuchte, traf er daſelbſt Heyne noch an, zu :!

dem

er mit unverkennbarer Fronte fagte: : 12

Kommt der Graf von Brühl oft in die Bibliothek şu Brühl hatte keine Zeit

fich um

Bücher zu bekümmern ,

was Friedrich ſehr gut wußte ; auch verſtand er großen deren

Inhalt nicht.

Die Bibliothek wurde nad

Theils

Brühls Tode

von feinen Erben für 50,000 Thaler der Regierung verkauft; vermuthlich

verſtanden

Brühl befaß

auch

auch

fie nichts

eine überaus

von

dem

Inhalte .

prächtige Gemäldegallerie,

die zwar nicht ſo umfanglich, aber 'ungleich beſſer geweſen fein

folt ," als die des Königs.

derttauſend Thaler angegeben .

Thr“ Werth wird

Gallerie 1768 für Szárskojeſelo. bat, iſt nicht ermittelt worden . .

Wieviel file dafür bezahlt

Eine Kupferſtichſammlung und gehörten ebenfallø- zum ::

auf hun

Katharina II. kaufte die ganze

ein

Naturaltenkabinet

Brühlſchen Hinterlaſſenſchaft. 3."

Brühl hatte einen wahrhaft königlichen Hofſtaat, welcher

aus dreihundert Perſonen

beſtand .

Wir glauben nicht, daß

irgend einer der jégt lebenden Fürſten Dienerſchaft beſigt.

eine fó umfangreiche

Im Brühlichen Stalle befanden ſich 300 fich

.

der ſchönſten Pferde." Wer

von

feinen

Domeſtiken , zu

denen ' aud Mancher von gutem Adel gehörten , ihm ergeben

bewies , den

einträglichen

beförderte er zu ebenſo

Staatsämtern.

z. B. machte er zu einem

Einen

ſeiner

treu und

wichtigen , als Küchenſchreiber

General- Acciſe- Inſpektor, u . f. w .

70

-

Bei ſeinem funfzig

Tode

befand

ſich

in

ſeinem

Keller für einige

Tauſend Thaler Wein .

Das Alerreichhaltigſte indeß war ſeine Garderobe, und wenn Graf Brühl fich in

nichts Anderem

lächerlich

gemacht

hat, ſo iſt es mindeſtens in ſeiner Garderobe geſchehen . Friedrich der Große fand im

Brühlichen

Palais allein

vor : 200 Paar Schuhe, 800 koſtbare Schlafröde und 1500 Perrücken .

Beim

Auffinden der Legteren konnte ſich der große

Preußenkönig nicht enthalten, auszurufen : ,, 1500 Daß

Perrüden und keinen Kopf !" dieß weder fämmtliche Schuhe , noch Schlafröde,

noch Perrüden waren , läßt ſich denken , da Brühl davon dech unbedingt zu

ſeinem

Gebrauch noch

eine Anzahl mit nach

Polen genommen hatte . Seine Bekleidungsſtücke, wie ſie nach Tode vorgefunden wurden, ſchäfte man auf ungefähr

feinem

funfzig Tauſend Thaler.

Dazu gehörten vornehmlich : 198 ge=

ſtidte, 120 chamariete, 60 brillante, 40 feidene, 34 ſammtne, 24

Trauer- und 24 gewöhnliche Kleider, 30 Hüte, 140 Øut

federn , 47 Pelze, 17 Muffs.

In dieſem

Verzeichniß find die

200 Paar Schuhe, 800 Schlafröcke , und die 1500 Perrüden , welche

Friedrich

II.

zu

Beginn des

ſiebenjährigen

Krieges

fand, nicht mit aufgeführt; fie ſcheinen wohl vergeſſen zu ſein , da

ſich nicht gut annehmen läßt, daß Herr von Brühl nach

dieſer Seite hin In dem

ſeine Garderobe vernachläffigt hat.

erwähnten Inventarium

befanden ſich auch noch

über einhundert Ühten , etwa neuntehalb Hundert Tabatieren , gegen achtzig Degen und Hirſchfänger, und was das Lächer lichſte von Alem

iſt, für ungefähr 200 Thaler Schnupftabat ;

ferner 29 Røhrſtöde, 55 Etuis , 30 Notiztafeln , 87 Ringe, 67 Niechfläſchchen , 240 Flaſchen ungariſche wohlriechende Waf

fer und Dele, 600 Flinten 2 Portechaifen .

und Büchſen , 29 Karoſſen

Daß tros ſeiner Abhängigkeit von König ihm

zu wiederholten Malen

ungeheuren Aufwand machte , lag

und

Brühl dennoch

der

Vorſtellung über feinen in

der Natur der Sache,

1

wenn man bedenkt , daß die damalige Zeit gerade die“ geld ärmſte

Sadyfens war.

Brühl

verſtand es

jedodi meiſter

haft , ihn auch in

dieſer' Angelegenheit , wie in

gen

Er behauptete , daß

zu

täuſchen .

große Runft verſtände, mit Wenigem

allem

Webri

feine Gemahlin die

Viel auszurichten und

baß ſein Hausweſen jährlich mit höchſtens 20,000 Thalern zu ſei.

Daß der König

1

beſtreiten

dies

glaubte,

kann

gerade

kein beſonders günſtiges Zeugniß von feinen günſtigen Fähig keiten

ablegen .

klon jährlich .

Brühl brauchte mindeſtens eine halbe Mil

Brühl verſtand es übrigens, immer neue Geld

quellen aufzufinden , welche er nie früher verließ , als bis fie völlig

erſchöpft waren .

Gr schonte weder

Wittwen- noch

Waiſengelder und ließ ſelbſt die Güter der Waiſen verkaufen . Für das Geld gab er Scheine, die ohne jeglichen Werth waren . Aud

Menſchenhandel trieb

Soldaten Gegen

an

zwei

die

er,

Seemächte

indem für

er (1751) fächſiſche

hohen

Preis

verkaufte.

Jahre empfingen die Beamten keine Beſoldung,

und die Armee, welche, wie wir wiſſen , im

Jahre 1756. aus

nur 17,000 Mann beſtand, hatte er auf dem

Papier 30,000

Mann ſtark, um , wenn der Kurfürſt von den erwähnten Un redlichkeiten Kenntniß empfangen ſollte , den

Beweis für die

rechtliche Verausgebung der Gelder liefern zu können . Natürlich Schuld.

hatte der König an

dieſem

Er bekümmerte fich weder um

um den Soldaten ; 'er war mit Alem

Unweſen

den

ſelber

Bürger, nody

zufrieden , was Brühl

arrangirte , wenn derſelbe nur für Geld forgte.

72

Daß unter jo traurigen

Verhältniſſen die Sachſen

ihre

Unzufriedenheit nicht durch eine ernſtliche Demonſtration

an

den Tag zu legen bemüht waren, iſt noch nicht ſo merkwürdig , als jener von uns ſchon

erwähnte Umſtand, daß ſie zu Hun

derten wieder die preußiſchen

Fahnen verließen , um ihrem geliebten Kurfürſten allein nur zu dienen . Für dieſe auffal

lende Erſcheinung haben wir keinen andern Grund auffinden können , als den , daß fie deutſchen Blutes ſind, das bekannt lich ſehr langſam

durch die Adern geht und erſt nach unſäga

lichen Kümmerniſſen zur Erploſion gebracht werden Wir unter dem

erwähnten

kann.

früher bereits der Religiöfität Brühls,

Verſprechen , ſpäter darauf zurüdkommen zu wol

len, was hiermit erfüllt werden

1

ſoll.

den Mann Sadiſeng nennen

Dieſer Mann , den man

kann , übte, wie wir wphl zur Genüge bewieſen haben wer den, fortdauernd die größten Unredlichkeiten und Frivolitäten aus, deſſen ungeachtet zeigte er ſtets ein ſo ehrbares,;einneh mendes, ja, gutmüthiges Geſicht, war, zu jeder Zeit, mindeſtens gegen ſolche Perſonen , die

ihm

nachtheilig werden konnten ,

die perſonifizirte und gehorſamſte . Ergebenheit und verſtand es , ſeine Minen 10- vortrefflich anzulegen

und zur gelegenen

Zeit explodiren , zu laſſen , daß es nicht Wunder nehmen kann , wie es ihm möglich geworden

iſt, alle Welt zu täuſchen . Nur

Friedrich der Große ließ - fich nicht täuſchen ,, wie aus deſſen hinterlaſſenen

Werken

deutlich hervorgeht.

Um

den

guten

Eindruck, welchen ſeine äußere Erſcheinung machen ſollte, noch zu

erhöhen , überſegte er ſelbſt ein

Franzöſiſchen , ohne jedoch ſeinen

Erbauungsbuch aus dem Namen : als Ueberſeßer zu

nennen ; ließ auch nur eine mäßige Anzahl Eremplare davon drucken , die er an ſeine intimſten Brühl auf dem

Freunde vertheilte .

Daß

Titelblatte ſeinen Namen fortließ und das

-

Wert nicht dem

größeren

man bei demik,frivolen

73

Publikum

zugänglich machte , darf

Charakter dieſes Mannes keineswegs

für Beſcheidenheit halten.:Alles , was der Graf von

Brühl that oder anordnete , So auch die Heraus

geſchah mit der größten Berechnung.

gabe ſeines Buches und die dabei obwaltenden Umſtände.

ES

iſt eine allgemein bekannte Sache, und der Graf Brühl wußte dies ebenſo gut , wie wir , daß , wenn man das Bekanntwer den einer Angelegenheit wünſcht, man ſie unter Anempfehlung größtmöglichſter

Verſchwiegenheit

Anderen

mittheilen

muß ;

nimmt man zu dieſen Vertrauten nun auch noch einige weib liche Perſonen , fo kann man mit Beſtimmtheit auf die aller größte Verbreitung der Mittheilung

rechnen . : Brühl wollte

mit feiner Frommbeit nicht unbekannt bleiben , ſondern gemein bekannt werden .

Stam

all

dann wirklich einmal ein Fall

zur öffentlichen Kenntniß, wo der Schmuß feines Charakters in

fächfiſchen

die

*

offen

Augen

Fiet, fo würden

doch die Meiſten des

Volkes gemeint haben , daß es nicht wahr fet, da

ein Mann von 10 entſchieden .frommer Färbung , Unredlich keiten

ſich nicht zu Schulden In dem

erwähnten

kommen

laſſen kann .

religiöfen Werke fagt er, der jährlich

über eine halbe Million verſchwendete, daß die ganze Wohl fahrt der Menſchen darin beſteht, daß es ihnen hier auf der Erde recht ſchlecht geht; denn die Güter der Erde ſeien doch nur Scheingüter und anziehend nur für folche Leute , welche keine beſſeren kennen, auf keine beſſeren nen

beſſeren

ſuchen .

hoffen , und auch kei

Wenn Brühl ſtatt der politiſchen

die

theologiſche Karrière ergriffen hätte, würde er nichts anders geworden ſein , als was er wirklich war :-nämlich ein und es bleibt fid Einer ein

Jeſuit

unſrer Anſicht nach vollſtändig gleich , ob

politiſcher oder ein theologiſcher

Jeſuit iſt.

74

-

Der Graf von Brühl ging viel weiter !

Er nahm

Buch allein

in

dieſem

Manöver noch

an , und gewiß mit Recht , daß fein

ihm wenig nügen könne und würde, wenn

er

nicht gleicher Zeit durch die That beweifen würde, wie Ernſt es ihm

um

das Heil ſeiner Seele zu thun ſei.

Nus dieſem

Grunde beſuchte er tagtäglich des Abends die Kapelle in fet= nem

Palats, warf ſich auf die Anieen und berührte, um ſeine

Demuth vor Gott zu zeigen , die Erde mit ſeinem

Geſichte.

Er war auch ſo klug, ſich in einer ſolchen demüthigen Unter würfigkeit vor dem feinen

Almächtigen zu verſchiedenen

Zeiten von

Freunden überraſchen zu laſſen , da fonft ja Niemand

von ſeinen Betſtunden Kenntniß empfangen hätte. Bei einer ſolchen

Gelegenheit verſuchte er unter einer ſehr gut erheu

chelten Beſchämung, fein

Benehmen

dadurch zu entſchuldigen ,

daß er ſagte : er halte eg für feine Pflicht, nachdem ganzen Tag über ſeinem Minuten dem

irdiſchen Herrn

er den

gedient, auch einige

ewigen Herrn zu widmen ; denn das Grdiſche

fei vergänglich, das Himmliſche aber nicht! zrnit Graf Brühl genoß auch das Abendmahl,- nicht um feine Sünden Vergebung zu

lich neue Sünden zu begeben . heit!

Nichts an Brühl war Wahr

Alles Lift und Heuchelei !

heiligen Abendmahls. daß er in evangeliſchem

Polen

für

erfleben , fondern um augenblick

So auch der

Genuß des

Das geht allein ſchon daraus hervor,

nad

Ritus zum

katholiſchem ,

in

Sachſen

Tiſche Gottes ging.

aber nach

Seine Kinder

wurden Alle katholiſch, weil Brühl dies feiner Gemahlin bei ſeiner Verehelichung mit ihr verſprochen hatte . lich das einzige Verſprechen in ſeinem

Wahrſchein

Leben , das er erfüllte.

Brühl pflegte gemeinhin zu ſagen : „ Die Welt iſt eine Bühne und die Menſchen die Schauſpieler ; es kommt nur darauf an , ſeine Rolle gut zu ſpielen ."

75

Bierte $

Kapitel

Der Oberkapellmeifter Haſſe und Friedrich II. im Brühlſchen Palais. ſeine Gattin . Die Kurfürftin von Sachſen . Friedrich II. kammerdie ner Glaſau . - Komplott der Kurfürſtin von Sachſen und der Gräfin von Brühl. - Mengels Flugt , feine Verhaftung und Einkerkerung. - Fried rich II. Rache gegen die Brühlſchen Befißungen . Die Schlacht bei Prag. Schwerins God . Die Schlacht bei Hollin und die Fächfiſche Revange.

einem

Garten

1

Friedrich der in

Große hatte , wie wir bereits berichteten , der Vorſtadt, und zwar im Mogzinsky'ſchen

Garten , fein Hauptquartier genommen . daſſelbe jedoch nach dem er in

Später verlegte er

Palais des Grafen Brühl, und als

daffelbe eintrat , fchlug er mit ſeinem

Krüeftock einen

großen Spiegel entzwei; feine Leute befolgten fein Beiſpiel in ausgedehnteftem

Maße und demolirten Alles, was ihuen

unter die Hände fam . · Hiermit wollte der preußiſche König unzweifelhaft feine vollkommenſte Verachtung ausdrücken , die er gegen fen

den

Gra

Benehmen

auch

die rädſichtsloſe Regierung Brühls einigermaßen

ent

von Brühl empfand .

durch

ſchuldigen

Wenn man

ſein

kann , fo kann man es wahrlich doch nicht loben .

Klüger hätte Friedrich

II . gehandelt , wenn

er anſtatt

des

Spiegels , Brühls Ropf zertrümmert hätte , denn diefer allein nur und nicht der Spiegel trug die Schuld der europäiſchen Unruhe. Auch den Gärten Brühls ſtand ein gleiches Schick fal bevor und konnte daſſelbe nur dadurch abgewendet wer

76

-

den , daß man Friedrich II. 10,000 nahme er auch nicht verweigerte.

Thaler anbot, deren An Alle übrigen geplünderten

werthvollen Sachfen ſchickte der König nach Berlin , um an die Juden verkaufen zu laſſen .

fie

In Sachſen felbft betrug fich Friedrich II., wenn auch nicht gerade wie ein übermüthiger Sieger, ſo doch mindeſtens als Herr des Landes.

Gr belegte ſämmtliche Landeseinkünfte

mit Beſchlag , verminderte die Beſoldungen der Kanzeleien er zur und Kollegien um 160,000 Thaler jährlich , indem

Beſtreitung derer Bedürfniſſe nur 30,000 . Thaler beſtimmte, während bisher 190,000 Thaler dazu verbraucht worden waren . Die meiſten

kurfürſtlichen

Schauſpieler - Tänzerinnen

Tonkünſtler wurden entlaſſen .

und

Dies Schicfal traf auch den

Gatten der Maitreſfé.Auguſt III., den Dberkapellmeiſter Haſſe in Dresden . "!

9: Johann Adolph Haſſe , welcher im

Jahre 1705 in Ber

gedorf, bei Hamburg geboren wurde, hatte bereits im feines Lebens einen

ſo tweit verbreiteten

22. Jahre

Ruf, daß ,jer seine

Aufforderung von Friedrich Auguſt I., Kurfürſt von Sachſen , erhielt, nach Dresden dung im nora

zu kommen .

Jahre 1731, nachdem

Fauſtina

und wegen

Er folgte diefer Einla

er ſich kurz zuvor mit Sig

Bordoni, damals in

ihrer fchönſten

Blüthe

ihres : herrlichen Gefanges der Gegeſtand allgemei

ner. Verehrung; ehelich verband. Beide zuſammen hatten in Dresden ein Einkommen von 12,000 Thalern , monatlich aljo 1000 3,

Thaler .

Als Friedrich

dorf am

der Große nach der Schlacht bei Keſſels

18. Dezember 1745 nach Dresden kam , beauftragte

er Haffe , eine feiner Opern auf dem ner Gegenwart aufzuführen .

großen

Haſſe wählte

Theater

in ſei

dett Arminio .

77

Friedrich

II. war fo entzückt von der Aufführung , daß

er

Haffe 1000 Thaler und einen werthvollen Diamantring ſchenkte. Wenn nun Friedrich der Große Haſſe's fallend zu

Talente fo auf

würdigen verſtand , dann kann man nur anneh

men , daß er allein aus Erſparungsrückſichten lien geben ließ.

Haffe nach Ita

Die Kurfürſtin war mit ihrem ganzen Hofſtaat in Dress den geblieben ,

und

über zwei Millionen um

beanſpruchte

zur

Thaler jährlich.

Beſtreitung deſſelben Friedrich II., welcher

eine paſſende Antwort nie in Verlegenheit war, erwiderte:

höchſt lakoniſch :

„ Dann werden

Eure Majeſtät gut thun , fich an

Ihren

Gemahl zu wenden !" Durch eine ſolche Antwort ward die Dame zum höchſten Zorn " gereizt und ſtiftete, mit der gleichfalls in Dresden gea bliebenen Gräfin von Brühl ein Komplott gegen Friedrich den

In

Großen .

dieſes Romplott foll auch der Kammerla

kai Friedrichs, Glaſau , mit hineingezogen ſein .

Er übernahm

die Verpflichtung, ſeinen königlichen Herrn durch Gift aus : der Welt zu ſchaffen . Es mißlang, wie bekannt iſt, und er büßte ſeinen

beabſichtigten

Frevel in

einem

Gefängniß

zu

glauben

wir

Spandau , wo er elendiglich umkam .. Zur Ehre

der

Kurfürſtin

von Sachſen

übrigens-nicht, daß ſie ſelber davon gewußt oder gar dazu ,

. gerathen, hat; vielmehr würden wir dies nur der - Gräfin von Brühl zutrauen können , wenn es ſich überhaupt herausſtellt, daß Glaſau im

Auftrage Anderer gehandelt.

Dies iſt indeß

noch nicht aufgeklärt, und bevor dies nicht geſchehen , müffen . wir annehmen , daß Glaſau

aus Radhe, vielleicht einer von

ſeinem Könige empfangenen Züchtigung wegen, womit derſelbe immer ſehr ſpendable war, fich zur Ermordung Friedrichs

78

verleiten

ließ:

Die Sache iſt nie aufgeklärt, da derjenige,

der Aufklärung hätte geben

können , dies aug leicht erklärlta

chen Gründen unterließ , wie fchon ſau

Kerker ohne alle ärztliche Hilfe genügend zu

in ſeinem

beweiſen

ſcheint.

Friedrich

er

indem

die Gräfin

von

Sie begab fidi zu

ihrem

die

Königſtein , und auch

betheiligten ; er zerriß

ſich

gefährlichſte Perſon von

im

noch der Generaladjutant Baron

außerdem

Spörken , Kommandant des

fächſiden Prinzen

beiden

das tüdiſche Gewebe der

durchſchaute

Damen , an dem von

der ſchnelle Tod des Gla

es gewaltſam ,

Brüht, vermuthlich , weil fie die

Alen

war, aus Sachſen

verwies.

Gatten nach Warſchau , woſelbſt fie

Jahre 1762 mit Tode abging. Der

geheime Kanzelift Mengel hatte ſich

ſo ſeht

in

Sicherheit gewiegt, daß er, wie es ſcheint, an eine Entbedung feiner Schurkerei gar nicht glaubte; denn auch er war mit dent fönige mad Warſchau gegangen . Nur eine gräß liche Verblendung konnte ihn gefangen halten , da doch un bedingt anzunehmen war, daß man

ſich fächfiſcher Seite alle

erbentliche Mühe geben würde, den Denn das wußte man

bereits , daß

Verräther zu entdecken . Friedrich

II. vom

Jahre

1753 an alwöchentlich die Abfchriften der eingelaufenen peſchen

empfangen hatte, und daß dies nur durch

geſchehen ſein konnte, dem

De

Jemand

dieſe Depeſchen zugänglich waren ,

warsnatürlich ; ebenſo natürlich war es , daß man befonders auf diejenigen

fein Augenmerk

richten würde, die in

Zeit einen größeren Aufwand gemacht.

legter

Denn das der Schur

kenſtreich von Preußen Dem

bezahlt worden , unterlag keiner Frage. erwähnten Baron von Spörfen war es bereits

auch mittler Weile gelungen , dem

Thäter auf die Spur zu

79

kommen , wodurch , verſchweigt die Geſchichte. fröhlichen Beiſammenſeins mit einigen

Während eineg

ſeiner Freunde wurde

Menßel unter der Hand zu verſtehen gegeben , er möge auf ſeiner Hut ſein und lieber ſeine perſönliche Freiheit burdy eine ſchnelle Flucht ſichern . Menßel war, wie alle Verbrecher, Feige und hatte Furcht vor der Strafe, die man

ihn

ihm von

als den

ſeiner böſen

That folgen mußte , falls

Thäter entdeđt hatte.

Er befolgte den

ſeinen Freunden gegebenen Rath und floh noch in

der nämlichen

Nacht.

Er begab ſich ins öſterreichiſche Gebiet

ward aber verfolgt, in Prag verhaftet und zurück nach War ſchau

geführt. Durch ſeine Flucht hatte.Menßel unzweifelhaft nur noch

feine Lage verſchlimmert; ihn

denn durch ſie mußte der gegen

obſchwebende Verdacht einen

ziemlich hohen

Grad von

Wahrſcheinlichkeit erhalten , während er, würde er nicht ents flohen

ſein , glüdlichen Falls immer nur ein

ben wäre, da man ihm weiſen rich

tönnen .

Die

II. und ſein

Verdacht geblies

doch ſchwerlich ſeine That hätte be dabei

betheiligten

Perſonen :

Geſandter Malzaha würden

Fried

ihn nicht vers

rathen haben , da ihr eigenes Intereſſe Verſchwiegenheit von ihrer Seite erheiſchte .

Der unpartheiiſche Geſchichtsſchreiber

fann die Art und Weiſe , wie man preußiſcher Seite hinter die Geheimeniffe Sachfens gekommen noch durch den Umſtand zu

iſt, weder vertheidigen ,

rechtfertigen ſuchen , daß der Graf

von Brühl noch vor Herrn von Malzahn daſſelbe Manöver geſpielt , indem ſchen

Geſandten

er für das Portefeuille des damaligen preußi in

Dresden , Herrn von Klinggräff , durch

den Hofkleinſchmied einen

Nachſchlüſſel hatte anfertigen und

mit Hilfe des Klinggräff'ſchen Kammerdieners, die Chiffre der

80

Depeſchen

auskundſchaften

laffen .

Grafen von Brühl war ein

den

Charakter des

ſolches unwürdiges - Benehmen

*

paffend , für Friedrich den

Für

Großen

nicht.

Mengel wurde einem ſpeziellen Verhör unterworfen und in

eine außerordentlich ſtrenge Haft auf den Spielberg ges

bracht, wo er vom

September 1757 bis 1763 blieb , dann

aber nach dem Königſtein transportirtwurde,wo er in dem hohen Alter von zwei und ſiebzig Jahre im

Jahren

ſtarb.

Er hatte vierzig

Gefängniß , alſo mehr, als die Hälfte feines Lebens,

zugebracht, und dadurch nur eine gerechte Strafe für feine Ruchloſigkeit empfangen . Die Gräfin von Brühl hatte der preußiſche König zwar aus Sachſen verwiefen , dadurch ſeinem wegs

die

ihm

Zorn aber noch

keines Er

Rechnung getragen .

ſcheinende

nöthig

pflanzte deshalb denſelben auf todte Gegenſtände über, was auch nur den

Ruhm

Könige verdunkeln kann ,

des großen

daß er felbft das Signal zum

Demoliren

im

Brühl'ſchen

Palais gegeben hatte , iſt von uns bereits erwähnt worden ; er vernichtete

aber auch

noch die übrigen

fächfiſchen Premierminiſters, indem

Befigungen des

er ſämmtliche Brühl'ſche

Häuſer, Schlöſſer und Güter, welche ſich in Sachſen und auch in der Lauſiß befanden , verwüſten ließ . Dieſes Benehmen Friedrich die Geburt eines noch im

II. war durchaus nicht als

zornigen Augenblickes zu

Jahre 1758

am

betrachten , denn

5. September ," wo fein

Zorn

fich

längſt gelegt haben mußte, ließ er das Schloß Pförten , welches . der Graf von Brühl in bauen laſſen , niederbrennen . Bei ſeinem

der

Niederlaufiß

fich

hatte,

Durchmarſche durch die Niederlauſiß fandte

er eine Hufaren - Abtheilung nach

Pförten

mit

dem

Auf

trage, das daſelbſt befindliche Schloß des Grafen von Brühl

81

niederzubrennen .

Der kommanderende Offizier dieſes Deta

thement8 wat menſchlicher , als den Schloßbewohnern

fein

Er bewilligte

König .

eine einſtündige Friſt, um

was ihnen werth und theuer war, fortzuſchaffen .

dasjenige,

Leider nennt

uns die Geſchichte den Namen diefes Offiziers nicht.

Im Brühls

Jahre 1757 hatte der König von Belvedere in

Preußen

auch

Dresden , Ntſchwig bet Wurzen , und

Grochwiß bei Heizberg der Plünderung

ſeiner

Garde über

laffen ; in Grochwik fol er fogar felbſt, wie den Spiegel im dresdener Schloſſe des Herrn von Brühl, eine koſtbare Spiel mostthe

uhr zerſchlagen haben . :... Keineswegs wird Jemand es als hübſch bezeichnen , feine Wuth jahrelang walten zu laffen , und auf tødte Gegenſtände zu übertragen . Auguſt III., der fich niemals von der Schlecha tigkeit und Verworfenheit ſeines Premierminiſters hatte über II. ihm

zeugen können, und die Beweiſe, welche Frtedrich geben den

verſprach , hochmüthig von liegenden

in ſeinen

Brühl dadurch , daß deren ganzes

er

Einkommen

Gründen "vernichteten ihm

nach dem

Grafen

von

Tode der Königin

ſchenkte , wozu auch einige Güter

und Privatgebäude gehörten. Friedrich des Großen Stern

verdunkelte

ebenſo plößlicher, als widerrechtlicher Einfall in wie " ſein

zu

der Hand wies , entſchädigte

fich .

Sein

Sachſen , jo

Auftreten daſelbſt als Herr des Landes hatten

ganz

Europa gegen ihn herausgefordert, und was man früher nur im Geheimen that, das genirte man ſich jeßt nicht, öffentlich und vor aller Welt durch ſeine feindſeligen Handlungen gegen den preußiſden Die

König zu "beſtätigen .

Regierung Maria

Thereſia’s

bezeichnete

richs II. Einfall in die fächfiſchen Lande als einen

Frieds

Landfrie

Bensbruch und als eine Verlegung des allgemeinen Völker Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd. 6

82

rechts ; fie unterließ auch nicht in vielfachen Schmähſchriften dieſe ihre Anſichten zur öffentlichen Kenntniß zu bringen und des großen Königs Willkürlichkeiten mit ſcharfen Seitenhie ben zu geißeln. von Regensburg

Daſſelbe geſchah auch in einigen Schriften aus. Frankreich , das ſich ſchon vor Aus

bruch des ſiebenjährigen

Krieges , freilich im

Geheimen , als

Gegner Friedrichs II. präſentirt hatte, benugte die jebige Ge legenheit, Friedrich den Vorwurf zu machen , daß er den Weſt Frieden , für den es die Gewährleiſtung übernom

phäliſchen

einen ſcheinbar gerechtfertigten

men hatte, gebrochen habe, um Grund zur Theilnahme an dem

Ja ,des

Kriege vorzulegen .

ging noch weiter! Durch ſein Geld und ſeinen politiſchen Einfluß verleitete es ſelbſt Schweden zur Betheiligung an Kriege. t stresin dhat

dieſem

Nußland , Friedrichs mächtigſter Feind , rüſtete nun gleichfals. Maria

Einhunderttauſend Mann ſollten

Thereſia's nach

zum

fich

Beiftande

Deutſchland kommen , und die deut=

ſchen Stände bewilligten derſelben

eine aus

ſechszigtauſend

Mann beſtehende Armee, wovon indeß noch nicht einmal die Hälfte zuſammen kam . Aus allem richs

Dieſem

erhellt klar und deutlich , daß Fried

II. Untergang unwiderruflich

beſchloſſen war.

Man

wollte ihn zwar nicht ganz und gar aus der Reihe europät ſcher Fürſten

verdrängen , aber

fürſten

Brandenburg

von

Preußen ſollte getheilt

er ſollte bis zu

berabſinken . - Das

einem

Kur

Königreich

und vertheilt werden ." Das wirkliche

Preußen ſollte mit Rußland, Pommern mit Schweden , Schles ſien mit Deſterreich, Magdeburg und Halberſtadt mit Sach ſen , und die weſtphäliſchen Lande mit werden .

Frankreich verbunden

Das war Ales ganz nett arrangirt, allein man hatte

183

vergeffent, noch einen Verbündeten zurgewinnen , ohne deffen Beiſtand det allerſchönſte Plan bereitelt werden mußte. Dieſer

fer Verbündete war Gott!

Die

auf Frieds

ſich

hatte

richo II. Seite geſtellt und führte ihn auch aus allen Kala mitäten fiegreich hervor. ) Freunden

irdiſchen

498dFriedrich Thatte von

Heſſen - Kaſſel , Braunſchweig Während ſeine Feinde ihm

Gotha

und

nur England ,

auf ſeiner Seite .

eine Armee von ungefähr 500,000

Mann entgegenſtellten , konnte er felbft nur bei den allergröß ten Bemühungen und Opfern eine Armee von etwa 200,000 Mann auf die Beine bringen . pros Friedricho II. foeben genannten Verbündeten ſollten eine Schußwehr

ſtellte

Muffen

Frankreich bildenz: den

reinhunderttauſend

er sein nur 14,000 Mann

ſtarkes preußiſches

gegen

Hvert) unter dem

Feldmarſchall Lehwald , und

fogar nur 4000 Mann entgegen .

den Schweden

Er felbft mit ſeiner Haupt

machtwollte gegen ſeinen furchtbarſten und erbittereſten Feind , Ging er als Sieger aus dem

Thereſia , vorgehen .

Maria

mit Deſterreich demnächſt zu beginnenden Kampfe hervor, banr konnte er ſich in Böhmen feſtfeßen und hatte unendlich Viel gewonnen . He

Die Vorkehrungen

zu

dem

1757 wurde

Feldzuge von

mit einer Schnelligkeit, Ausdauer

und

Energie

betrieben ,

worüber man in ein gerechtes Erſtaunen verſeßt werden mußte.

44

Das

kleine Sachſen

mußte nicht nur Geld , ſondern auch

Lebensmittel , fogar: Nekruten

liefern .

Die ſchon

früher et

wähnten Herabſegungen und zum Theil auch gänzlichen Ein ziehungen

der Beſoldungen

kurfürſtlicher

Beamten

brachte

ohnehin ſchon eine bedeutende Einnahme. list.

Im

ften und

Frühjahre 1757 begab ſich Friedrich

II, nach Schle

hatte eine lange Unterredung mit ſeinem 6 *

Feldmar

84

zu

in

in Hainau ,

fchall Schwerin zunächft

Plan

welcher über den

Feldzuges

erwartenden

des

verhandelt

ausführlich

wurde. Raſdh und unerwartet follte die Stadt Prag überfallen

::

und weggenommen werden .

Zwede wurden

Zu dieſem

vier

Abtheilungen der preußiſchen Armee auf verſchiedenen Wegen abgefendet, welche am

nach Böhmen

6. Mai vor Prag Fichy

vereinigen ſollten . Schwerin

tam

aus Schleſien , der Herzog von

Bevern

aus der laufik , der König über Schandau und Prinz Morit tommotau.

über

Der Herzog von Bevern ſchlug ein öfterreichiſches Korps von

20,000 Mann

Reichenberg , nad Verluft von

unter dem

einem

Grafen

von

Königseck bei

fünfſtündigen Gefecht und mit einem

1800 Mann

aus feinen

feſten Verſchanzungen .

Ade Magazine, aus welchen die Deſterreicher mindeſtens drei Monate lang hätten verpflegt werden können , fielen in die Hände der Preußen . Friedrich II. eilte lichen Korps nach , nahm

ihnen

perſönlich mit einem

anſehn

ſein Lager auf dem weißen

und vereinigte fich mit dem

Berge

Grafen Schwerin.

Nun , vorwärts , vorwärts!“ ſagte der große König zu feinem

Feldherrn .

„ Steine. Rube dem

Feinde !

Wir müſſen

ihn ganz aufreiben !" . „ Eure Majeſtät ſcheinen zu vergeſſen," berſegte der greife Schwerin , „ daß wir erſtens das Terrain gar nicht kennen , zweitens 'unſere Soldaten bis auf den Tod find, 'und drittens, daß wir dem

Prinzen Morig

fen müſſen, eine Schiffbrücke über den Friedrich : erwiderte:

Zeit laf

Fluß zu ſchlagen ."

II . Auge verfinſterte fich, während er ſchnell

85

IN447 Nichts, nichts ! Es muß noch heute fein ! ito

na

gute Fifche ! a

Friſche Fiſche24

tis. Von einer böfen Ahnung ergriffen , berfekte der dreiunds fiebzigjährige.Helb , den das jugendliche Feuer noch nicht vere faffen hatte, mit funkelndem

Auge und indem

er feinen

Hut

tief auf die Stirn zog :: 29

***

Nun , wenn

fo will

ich

es

durchaus heute

fein

foll und muß,

die Defterreicher gleich hier : angreifen , wo

ich

fie febe !" Tie 14:17 Halt, halt!" rief lider Rönig.

Er fieht ja aus , als verſchlin

.

wolle Er die Deſterreicher mit Haut und Haaren gen..Warte: Gr , wir müffen

doch

werfen !" ILJI 1129

Biz

erft einen

Plan

ent

**** Friedrich H. felbſt entwarf darauf den Plan zur Schlacht, die, nach der Behauptung Sachverſtändiger , um

einen Tag

aufgeſchoben , Taufender geſchont, den Feind ganz aufgerieben und Prag unfehlbar falten Schon beim und

bergigen

gemacht hätte . , 745913fm. 515,3

Aufmarſchieren fand man in dem fumpfigen

Erdſtrich

unberechnete

Schwierigkeiten

und

Schwerin hatte wohl Recht gehabt, wenn er ſagte, man müſſe erft das Terrain konnte man

recógnosziren .

Erſt gegen ein Uhr Mittags

den Feind angreifen .

greifenden mit einem Reihen. Preußen

Dieſer empfingi dte Una

fo furchtbaren Artilleriefeuer, daß ganze

todt ntederſtürzten

und

alle

menſchliche

Tapferkeit gegen dieſe Feuerfchlünde vergeblich zu fein dan

Da verſammelte der: Graf Schwerin , durch Erfahrung

und Beiſpiel das Muſter ,der preußiſchen zurüdweichende

Infanterie : ſtieg vom

henden Fähnrich die Kufe : dem

ſchien ,

Armeer die berette

Pferde, riß

einem

Fahne aus der Hand , und mit

flie dem

M ir nach , wer kein Fetger rifb!“ trug er fle

unheilſprühenden

Kanonendonner des Feindes

entgegen .

86

Allein nur den Weg Kraft ihm ringen .

zum

Sieges følte er denatmit neuer

Folgenden zeigen , nicht aber den Sieg felbft er

Von seiner Startätſchenkugeln getſchmettert, iſant'er mit

der": Fahne, Idieſem und war i todt.

Zeugen ſeine

Muthes , bedeckt zu Boden

General Manteufel hob die Fahnei auf und

führte die begeiſterten Soldaten weiter vorwärts . 9i3 ius. 1:' Dec 1: Verluſt i dieſes

tapferen

und

allgemeins geliebten

Feldherrn war ein neuer Aufruf zur Rache für1 die begeiſter ten Krieger ; fie achteten weder auf Felſen , noch auf Möräſte ; file- vertrieben imit ungufhaltbarem fchen rechten Flügel aus feinen

Ungeftüm

den töfterreicht

Verfdhanzungen .

i 3 ) : ?!

I ! Lange blieb der Kampf unentſchieden , da unterbrach in einem des

glücklichen Augenblid

Feindes

und (führte durch

cung berbet. • ! f1,

Friedrich

II. ſelbſt das Centrum

dieſes Manövér die Entſchei

wc

,

750

Dieſer Schlacht, eine der blutigſtenti des

jährigen

Krieges , hatte vom

" , sid

ganzen

Fiebena

ein Uhr Mittags bis zacht uhu

1

Abends gedauert. den Seiten ***Gin fick in nadh

Es wurden

an

dieſem

Tagen von

zufämmen ungefähr 40,000 Menſchen

bei

getödtet ,

Theil bes geſchlagenen Heëres ,1 5000 Mannya warf

die Stadt Prag ; ein

anderer Theil zog ſich füdlich

Kuttenberg , wo der Feldmarſchall Daus mit

einem

Hülfsbeere ſtand. - Daß der Prinz Moriß mit ſeiner Brücke noch nicht fertig war, ſchüßter die Defterreicher vor gänzlichem Untergange. Prag

Heß es in 9i

Jegt wollte Friedrich Há unter allen Umſtänden

erobernz er . fchloß , daſſelbe von allen Seiten ein furchtbarer Weiſe bombardiren.! 4 : 1 hisse

Miti der Eroberung Prage veiband Friedrich

dte Vernichtung Daunse:

Err fandte ihm

Bevern mit 20,000 Mann .SITATES

1195

1996

den

su

II.1 äuch

Herzog von

entgegen , während das 1995

und

19vüveltyd

Korps

87

Daun'er nach langt batte.

und nach

die Stärke von 60,000 Röpfen era : stendil ve Malawi

Daun war kein gewöhnlichet derii PlanaSesi Könige von

Feldherr.· Erridurchſdaute

Preußen , und um

die Durchfüh

rung beffelben zu verhindern ,slagerte er ſich auf die Anhöhen von

Mollin , wo er fich aufs Vortheilhafteſte verſchanzte.-itish

Dłe

Cinnahme Pragas vérzögerte ſich jedoch von

Tag

zu Tag , von Woche zu Woche, und die Hungersnoth, die daz felbſt herrſchté, 'war bereits auf's Heußerſte

gekommen , als

Friedricht der Größe plöglich die beunruhigendften Nachrichten über den Anmarſch der Franzoſen und Muffen - empfing. Er blieb nur ein Mittel übrig , das , vortheilhaft durchgeführt, aber auch von unabſehbarem

Nugen ſein mußté.

Daun ſollte

geſchlagen und dadurch die Uebergabe der Stadt, vor welcher der preußiſche Heldenkönig bereits fünf volle Wochen

verloren

hatte, auf ein Mal erzwungen werden . 10 **Am mit dem

funfzehnten

Gunti véreinigte er fich

Bei Kaurzim

Herzoge von Bevern und tüdte am achtzehnten daf auf den Feind los. D Dieſer ſtand theils auf

felben Monats dem

Gipfel, theils auf dem

Abhange der Berge, durch Dör

fer , Hohlwege, fteile, faft unfteigbare Anhöhen

und eine zahl

reiche Artillerie gebedt. si Mit dem Fernrohr is vor dem Auge betrachtete Frieds Dann fprad er , rich II. die feindliche Poſition . fich ſelbſt, ale zu

ſeinen

Offizieren, die in ehrerbietiger Ent Si : .

fernung hinter ihm hielten : sinik ,, Er ſteht gut verſchanzt ! Éin

dächeln , in welchem

Aber alle

aber

.

geiſtige nUeberlegenheit

Frtedrichs fich abſpiegelte, flog wie mein Blig über ſein Geſicht,

+

und während er die Hand, mit welcher der das Fernrohr ge -5,7. *** til stede . I due tiene 11.11 ni bil

88

halten , auf den Sattelknopf ſeines Pferdes legte, wandte er fich um

und ſagte: Hülſen ! , . ,. Ziethen ! .

Die beiden empfingen deffen zugreifen .

Feldherren näherten fich Befehl, den rechten

ihrem

Sie erfüllten denſelben mit einem

Feind in

Könige und

Flügel des Feindes ans Muthe, der den

das höchſte Erſtaunen verſeşte und ihn zum Wei

chen nöthigte. Offenbar hatte Daun

die

öſterreichiſche Armee

ſah dies auch ſofort ein .

aus ſeinem

Er riß ein Blatt Papier.

Notizbuche und ichrieb darauf:

iſt nach Suddol!"

verloren , und

Die Retirade

und fandte daffelbe durch

ſeine Adjus

tanten , an die unter ſeinem Dberkommando ſtehenden Befehlsa haber.

Darauf befahl er, daß die Kanonen abgeführt wer

den ſollten, um

dem

Feinde mindeſtens nichts weiter, als das

Schlachtfeld zu überlaſſen . :' tet . Man ſoll nicht eher das Fell verlaufen , bevor man den Bären bat, ſagt ein altes Sprüchwort. der gegenwärtigen Schlacht konnte man

Auch in

dies , obwohl in an

derer Beziehung, anwenden . 14. Es

ſchien momentan

nichts

gewiſſer zu ſein , als der

Sieg der Preußen und die Niederlage der Deſterreicher. glaubten auch

Dies

die Oberfeldherren , auf beiden Seiten , wie die

Porſichtsmaßregel Dauns nur zu

deutlich

bekundete. I Ntea

mand dachte daran , daß es in der nächſten Stunde ſchon ans ders ſein

konnte.

Friedrichs weiſe. Dispoſition , mit welcher er den Plan zur Schlacht mit ſeltener Kriegskunſt und finnreich erfundes ner Taktik erbacht hatte , wurde , nachdem der Sieg beinabe entſchieden war, wohl nie weniger befolgt, als fem

Tage.

gerade an dies

Der rechte Flügel follte ſich in Unthätigkeit ruhig

89

fortbewegen und durch

eine unzertrennliche Verbindung den

linken angreifenden unterſtüßen .

Stege nothwens

Diefe zum

dige Maßregel wurde leiders außer Acht gelaffen . neralfeldwachtmeiſter

Chriſtoph

Hermann

kommanditte den rechten preußiſchen Flügel. - Als voci der i öſterreichiſchen

Fronte liegenden

Det Ge

von ': Manfteint er bei dem

Dorfe Chozemiß

ankam , daß man nicht befekt glaubte, in welchem Haufen Kroaten

verſtedt lagen , ward plößlich

ein Gewehrfeuer auf ihn eröffnet.i* ', '11,1! -17 Im

Augenblid

erſten

überhaupt nur, daß

die mit weniger Anſtrengung und

1

Friedrichs zu

T10,313

vermathete Herr

einzelne Soldaten

ſchaden , zu vernichten

aber ein

auf derfelben

von

}

Manſtein

ſich zerſtreut hätten , Schlachtplane

ohne dem

feiena:* Er ließ

einige

Male sin das Dorf ſchießen , da dies aber Nichts half und immer mehr feiner Leute perwundet oder todt niederfielen , da ließ

er

daſſelbe

es auchas's **,

pollem

Ernſt angreifen ' undi eroberte

MILOIRE

1,79 ***

1

5 : 1 1990 :

11

!'

in

Unter andern , Umſtänden wäre es vielleicht von

1

geweſen , tunter den vorliegenden

brachte es

verwiſchenden Nachtheil für Friedrich



Verſehen. Manſteins ein , allein

II.

es

nach ſeinem

Weſten Wila

Er mußte den

Gefecht mit den 1Kroaten

Chozemiß laffen , da , wenn er denfelben wollen , wie

Nugen

fchwer zu

Erifah zwar das

es konnte beim

len nicht mehrı tüdgängig gemacht werden . rechten Flügel ſeiner Armee im

einen

in

hätter an fich ziehen

entworfenen Schlachtplan hatte

geſcheheni folleni , mit Gewißheit angenommen werden mußte, daß augenblickliche Umzingelung fein Loos fein würde.) 314 Man mußte vorwärts gegen die feindliche Fronte, gegen die unüberſteiglichen Anhöhen und gegen die Tod und Vera derben ſprühenden Batterien !: Der linte Flügel ließ fich jest

90

gleichfalls verleiten , von der Fronteianzugreifen und dadurdy die ganze Schlachtordnung vollende zuri verrüdenisrgan polnil 200 Was Muth, Heldenſinn und Tapferkeit vermodyten, das leiſteten die Preußen an dieſem fie kletterten

für fi fos unheilvollen Tage !

über die blutigen Leichenbügel ihrer Kameraden

hinweg , welche ein

ſchreckliches Kartätſchenfeuer niedergeriffen

hattez ſie ſtellten ſich immer von Neuem fie

griffenê wiederholt den

Feind

in Shladítørdnung ;

any doch

Alles

umſonſt !

Endlich , von der ungeheuren Anſtrengung ganz ermattet, von aller Munition entblößt und von allen Seiten von der feind lichen Kavallerie angegriffen , halfen keine Zuredungen , keine Drohungen

mehr.

Die

Unordnung ward

immer

größer.

Ernſt Ludwig von Benkendorf, Oberſt eines fächſiſchen

Dra :

gonerregiments , ſtellte ſich an die Spişe des Prinz Karl'ſchen Regie ments und drang damit mit einer unaufhaltſamen Wuth auf die Preußensteins i Noc

dret andere fächſiſche Dragonterregte

öſterreichiſches Wallonenregiment verbanden

menter und ein

fich mit Benkendorf und eröffneten wahres Blutbad.

fchleſiſchen Kriege 1745 dem

gegen

die Preußen

Eingedenk ihres bei Striegau erlittenen

Verluſtes

Zurufe: 1. Das iſt für Striegau !

im

hieben

ein

zweiten ſie mit

ohne Gnade Alles

nieder , was ſich nicht ergeben wollte , noch entfliehen

konnte.

Friedrichs II. beinahe ganze ſchöne Leibgarde, 1000 Mann ſtark, verfor an nur waren am

dieſem

of

In

an .

Er warf einen

Dann

Tage ihr Leben .

250 dieſer Braven

Leben geblieben . styttist those es stee

halber Verzweiflung

hielt Friedrich

II.

109490

fein Pferd

troſtloſen

Blick über das Schlachtfeld .

winkte er ſeiner kleinen

Eskorte, aus vierzig Mann

beſtehendi und Spiel gegen

jagter mit dieſen

Wenigen

unter

klingendem

eine feindliche Batterte ; aber auch dieſe Wente

=

91

gen flohen , als die vernichtenden Kugeln

ſie

erreichen konn

ten . Friedrich bemerkte die Flucht nicht, ſondern ritt immer weiter. „ Sire ,“ rief endlich fein bei ihm le Grand, „ wollen

gebliebener Adjutant

Sie denn die Batterie allein erobern ?"

Ohne zu anitndotten, hielt der Könige fein Pferð an, be trachtete mit einer bewunderungswürdigen

Ruhe durch ſein

Fernglas die Batterie, ritt darauf langſam Flügel undagab Befehl zum "Rudzutgert be

nach den vechten to 15 - made

Dieſe Schlacht hatte ebenfalls viele Menſchen

gekoſtet.

>

Preußen hatten 826 feiner treff[idften Offizierest und acht Tau fend Mannt ſeiner beſten

Infanterie verloren , außerdem

auch noch lungefähr: fechs Tauſend

3

hatte neun

Tauſeno Berwundete .'

Fodten und n die

aber

Deſterreich

Sachſen'i denen

die

Ehre des.Sieges i am Meiſten gebührte , hatten gleichfalls viele Menſchen verloren.s Wenn

die Sachſen überhaupt auch nur

aus dier Regimentern beſtanden , fo gaben doch ihre Wuth und ihr Nachegefühl den Ausſchlag des Kampfes .

Dieſe vier Rea

gimented hatten während der pirnaſchen Lagerblokade siti Polen garniſonitttund waren

deshalb

in der Kapitulation , welche

der fächſiſche Feldherr Nutowsky mit Friedrich II. am 14aOca tober 1756fchloß, von dem

Legtern dergeffen worden .ii. Ein

Berſeheri, das demi preußiſcher Könige, wie wit geſehen habent; theiter zu ſtehen fam .

2;

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Fünfte

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')

Kapitel

Der Brand von Bittau. Schlacht bet cht in en bei deus Schla ürft Die .1 dan Samf Der dod der Kurf Hoßbach. Der Ueberfall bei Hodkirch, Der Graf von Schmettau . then. des Ariegsjahres 1758. er si Hrtedrich II. bei Bittau.

2+ 1

Die erſte: nothwendige Folge der verlorenen Solacht vott

Rolliniwar die Aufhebung der Belagerung von Prag. Abmarſch geſchah am

Der

20. Juni 1757 öffentlich und mit klina

gendem Spiel und in folcher Ordnung, daß außer einer Ane zahl Kranfer und einigem Preußen

Gefchüß, kein weiterer Verluſt für

entſtand.': Durch verſchiedene , abgefonderte

worin Friedrich

ſtorps, II . febr weislich ſeine Macht getheilt hatte,

führte er die Deſterreicher irre und erleichterte ſich vorzüglich den Ausmarid über die engen Gebirgepäfſe, wobei ihm

freta

lich die auffallende und andauernde Saumfeligkeit der Feinde lichen

Befehlshaber nicht wenig zu Hülfe kam , vindem

Daun

unthätig auf ſeinen Felfenhöhen ſtehen blieb, anſtatt die rzepa füttete preußiſche Armee , lebhaft anzugreifen und ſie durch Schnelligkeit zu

umringen

und zu

vernichten .

als habe man doch gewaltige Furcht vor Friedrich

Es ſcheinti II. gehabt.

Um Sachſen und die Lauſit zu decken , ließ derſelbe die Grenzpäſſe von Böhmen beſeßen der Hauptarmee zwiſchen

und lagerte fich ſelbſt mit

Leutmeriß

und lowofiß

an

den

beiden Elbufern , während ein anderes Heer von 30,000 Mann, unter Anführung ſeines älteſten feine Stellung bei Leipa nahm .

Bruders , des Kronprinzen ,

93

Hierher wendete: fich jegt auch die vereinigte öſterreichiſche Armee unter Daun und Karl von Lothringen , nahm den überans, wichtigen Poften

bei Gabel fort, drang dann

un

gehindert in die taufig ein und erreichte noch vor Friedrich II . die Stadt Zittau . Daun ließ diefen ſchönen nnd blühenden Handelsort in Gegenwart

Xaver von Sachſen mit glühenden

des Prinzen

Stugeln beſchießen und verwandelte ihn in wenigen Stunden einem Afdenhaufen ; nur ſechszig Häufer blieben übrig. Die preußiſche, nur aus vier Bataillonen beſtehende Befaßung

zu

dlug fich bis auf eine geringe Anzahl, durch die fie umges Flammen und Feinde durch . Viele Einwohner Zit

benden

tau's wurden

** Den Schaden

unter

Trümmern

den

der Stadt

begraben .

ſchäßt man auf zehn Millionen .

Eine dritte Hauptfdhlacht, welche noch im

Blätter mehr in

den

-

und zwar in Sachſen

Jahre 21757,

felbſt, geliefert wurde, brachte einige II.

Lorbeerkranz Friedrich

Die Reichsarmée, von welcher wir fchon ein Mal Geles genheit: nahmen, zu berichten , ward von dem

Prinzen

Joſeph

von Sachſen -Hildburghauſen , und die franzöfiſche Armee von dem

Prinzen

vor Soubiſe- angeführt.

kriegðunerfahren , wie die Andere.

Eine Armee war ſo

Soubiſe war bekanntlicy

sein Günſtling der Marquiſe von Pompadour, welche ihm um

diefes Umſtandes." willen

den ! Feldherrnſtab in

eben

die Hand

gegeben . Wie der Feldherr, ebenſo war auch die Armee. wiefen

war dies

Gotha , wo Schwadronen

ein

bereits

bei einem

ganzes Korps

Kavallerie

in

früheren

derſelben

möglichſter

Be

Ueberfall

in

vor

einem

Paar

Eile

floh.

Dieſe

preußiſchen Schwadronen konnten wenige Gefangene machen, ſie nicht ſo

Dagegen

ſchnell folgen

*

weil

konnten , wie

Jene floben .

fielen eine Menge Kiſten mit Pomaden und wohl

94

rtechenden

Effenzen , Pudermäntel, Schlafröcke unddeine große

Anzahl Regenſchirme in Soubifer glaubt, den mäntel und

ihre Hände . Ein

Feldherr, der wie

Feind mit Pomaden , Effenzen , Puder

Regenſchirmen

zu

beſiegen

Schlacht gewinnen !

kann : niemals . : . 1951

eine yil

31 de Die Reichsarmee war, wie geſagt, nicht viel beffer , und dieſe beiden

Heere follten

Sachſen beſchüßen .

Anſtalten , die Winterquartiere in dieſem

Ste machter

Lande zu

nehmen.

Bereits Herren der Saale geworden , hatten fie Weißenfels, Merſeburg und Halle befekt und an allen drei Drten die Brüdeni vernichtet, um

die Preußen am

Uebergænge zu vers

hindern..... . ! ). Friedrich det , um

II. hatte ſich kurz vorher inach Torgau gewen

den öſterreichiſchen General Saddid mit

vier Tauſend Mann felbe kam

beſtehenden

Armee zu

Der

von Berlin , das er durch die Unfähigkeit des Mom

mandanten um einen ſchnellen

215,000

Thaler

gebracht, von wo er aber

Rüdmarſch über Kottbus antrat, als er ver .

nommen , daß der General Seydlig im

ſeiner aus

fchlagen .

und der Prinz Moriß

Anzuge ſeien .

31. As die beiden fen -Hildburghauſen beſtehenden

unter Soubiſe und Joſeph von vereinigten

Sach

aus ungefähr 70,000 Mann

Armeen ihre Winterquartiere in Sachſen nehmen

wollten , änderte Friedrich mit 22,000 entgegen .

Am

II. ſeinen Marſch und eilte ihnen 2. November war er mittelft an

derer Brücken über die Saale gegangen und bezog ein Lager

in der Nähe von Bedra und Roßhach . Die , ungeheuren

Weißenfels , zwiſchen

Ebenen

und Elbe, vorzüglich aber um

an

und zwiſchen

den

feſtes

Dörfern

der Saale

Leipzig herum , eignen ſich ganz

beſonders zu einer Schlacht und waren von den kriegführen

95

den Deutſchen

deshalb

ſeit der Reformation

Zwecke öfter benußt worden. Hier hofften möge ihrer r dreifachen

die Franzoſen, ver

Ueberlegenheit, das

Preußensohne große Mühe vernichten überhaupt in dem

auch zu dieſem

zu

kleine Häuflein können zu es war

Kopfe ihres Feldherrn von vornherein

ganz Beſtimmtes, nur hatte er Angſt, daß Friedrich entwiſchen könnte. deuAm

198. tidisim

@

etwas

II. ihm

dmotorders and sed

UJE

5. November früh fing man an , die Preußen

umgehen , deren

König ruhig

feßte

ruhig noch zum

ſich ebenſo

in ſeinem

Zelte blieb ; ja , er

Mittagsmahl nieder.

mochte wohl wiſſen , daß der es mit keinem Feinde zu thun

habe.

Man

zu

kann

Er

beachtenswerthen

nicht ſagen , daßser

nicht gewußt, wie die feindliche Armee gegen

es

ihn heranrzog :

ihre luſtige Feldmuſik, welche die ganze Gegend erfüllte, mußte ihn auf ſie aufmerkſam addo

gemacht haben.us .& pigura

Friedrich II. wollte

Ruhe unbezweifelt die

durch

ſeine

feindlichen

fo

fascinars

zur Schau

geſtellte

Heere icre machen.

Erſt

zwei Uhr Nachmittags ließ er mit Schnelligkeit die Zelte ab brechen und jeden Durch

Soldaten

an

ſeinen

ein muſterhaftes Manöver

wahren

Abſichten

der von

ihm

men war.

dem

Plat

verſtand

Feinde ſo lange

beſtimmte Zeitpunkt zum

Plößlich öffneten

die

ſich er

begeben .

eß ,

ſeinen

zu verbergen , bis Angriff herangekom

Stanonen

ihre

feuer- und

perderbenſprühenden Kachen ; die Hügel erzitterten von furchtbarſten Kartätſchenfeuer.

dem

Prinz Heinrich warf ſich auf

den rechten Flügel der franzöſiſchen Armee, der General Seyd liß jagte mit ſeiner Reiterei die feindliche in die Flucht und griff darnach die

Infanterie von hinten an .

Ein Ertrem war dem auffallende

Sorgloſigkeit

andern ſchnell gefolgt ! und

dann

preußiſchen Armee hatte die Franzoſen

die

Erft dieſe

Schnelligkeit

ganz verwirrt.

der

Indeß

96

hatten

fich

dieſelben

doch noch

beffer Benommen ,

Reichsarmee , welche ſchon bei den erſten Heil in

ten beinahe zwei Stunden ;

De

Kanonenſchüffen

einer ſchleunigen Flucht fuchte.

nur etwa eine halbe Stunde.

als die ihr

Die Franzoſen kämpf

ihre - Infanterie

feuerte

jedoch

297. is

Die ganze feindliche Armee floh und hatte ihre Kettung

nur der bald eintretenden eben nicht ſo ſcheinlich

frühe finſter geworden , denn würde fie wahr

gänzlich vernichtet worden fein . 1.

Die Preußen

33

Dunkelheit zu verbanken ; wäre es

trieben ſie noch am

1991 fragt

nächſten

Tage bis an

die Unſtrut, ohne jedoch noch beſondere Vortheile zu erlangen . Ueber ſieben

85

unter ſich allein

Taufend Gefangene wurden gemacht, wot neun Generale und dreihundert und zwan

zig andere Offiziere befanden .

Dreiundſechzig

zweiundzwanzig Fahnen und Standarten

tanonen und

fielen in die Hände

der Preußen , welche auf ihrer Seite nur einundzwanzig Todte und zweihundertvierundſiebzig

Verwundete

hatten .

Gefan

gene hatten die Franzoſen natürlich gar keine gemacht. jeg 1994

Die Bewohner

fen

ſo

erbittert, daß

fangenen machten

Thüringens waren fie

und dem

auf

die

Franzo

ſelbſt mehrere Hunderte zu Ge Könige von

1 Die Kurfürſtin von Sachſen

Preußen zuführten .

hatte bei der Ntederlage,

welche Friedrich II. bei Kollin erlitten , gejubelt; der Sieg von Roßbach jedoch kränkte und demüthigte- fte dergeſtalt, daß fie, die ſchon ſeit längerer Zeit leidend war, den dadurch ihrem Lande

zugefügten

Tage ſpäter, am

Verluſt

nicht überleben

konnte.

Zwölf

17. November 1757, haudte ſie ihre Seele

aus.

Sachſen verlor in ihr feine Kurfürſtin , Friedrich

einen

feiner heftigſten Um

II.

Gegner..!

dieſe Zeit hatte Friedrich

II. 'den

früher in öfter

97 reichiſchen

Dienſten

von Schmettau zum

Reichågrafen

geweſenen

Gouverneur von

Karl Chriſtoph

Dresden gemacht.

Er

hätte keinen beffern Offizfer für die feindliche Hauptſtadt ge winnen trößdem

können , wie wir bald ſehen {päter

in

werden ; daß derſelbe

Ungnade bei ſeinem

Könige

weniger an ſeiner Unfähigkeit, als vfelmehr an dem kismus Friedrichs II .

fiel,

Tag

Despo

Friedrichs Lage*) war jegt in der That fehr gefährlich; der bei Rollin bón ſeinen Feinden erfochtene Sieg hatte dieſe

of

gleichſam

übermüthig gemacht und zu dem

Entſchluß getrie

ben , ihn ſo raſch, wie möglich zu vernichten ,'was thnen au Berordentlich leicht zu fein ſchien . =1519

Eliſabeth

von

Rußland

fandte ein Heer von 100,000

Mann , "unter Anführung des

Feldmarſchals Aprärin , dem

kleinen Könige entgegen . Alle Welt ſchien ftch wider ihn ver fchworen zu haben und nur feinem enthufiaftiſchen Verehrer, dem Großfürſten von Rußland, 'nachherigen Peter III. hatte er es zu wurde.

verdanken , daß

er nicht gänzlich aufgeriebent

Der Großkanzler Beftuſchef, durch die Bitten Peters be wogen , wie

Einige

indeß

auch

Geld verleitet, befahl plößlich dem verzüglich, unter dem mitteln , Preußen

behaupten , durch engliſches Feldmarſchall Aprarin , un

Vorwande wegen Mangel an

Lebens

zu täumen .

Dieſer Rüđzug geſchah mit folcher Eile , daß 15,000 Ver

* ) Wenn wir mehr von dem ſtebenjährigen Kriege berichten , als er unmittelbar Sachſen betrifft, ſo wolle man gefälligſt darauf Rüdſicht nehmen , daß , um die Uebergangsperioden richtig inne halten zu tönnen , wir gleichſam gezwungen ſind , hier und da einen Blick auf dieſen oder jenen Staat, auf dieſes oder jenes Ereigniß zu werfen , wodurch allein nur eine klare Ueberſicht ermöglicht werden kann . Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2 Bd. 7

98

wundete, achtzig Kanonen und eine Menge Kriegsgeräthichaf ten den Preußen in die Hände fielen

und nur 10,000 Mann

sti,

als Beſaßung zurüdgelaſſen wurden ,

Der Kaiſerin von Rußland, eine entſchiedene Feindin Friedrichs II., wurde aber durch die in Petersburg anweſena den

Geſandten Frankreichs und Deſterreichs die Augen geöff Die Folge davon

net.

war , die ſofortige

Großkanzlers, aller feiner Würden

des

Entſegung

und die Verweiſung nach

Sibirien , und die ebenſo ſchnelle Abberufung Aprarins von der Armee , den man außerdem Narva führen ließ. . , Am zweiten Dezember 1757 dem

noch als Gefangenen nach

führte der General Zieten

Könige von Preußen den Ueberreſt der am

ber bei Breslau geſchlagenen Bevern'ſchen 16,000

Mann beſtehend , in

28,600 Mann.

Armee, noch aus

Parchniß zu .

hatte nur nur 12,600 Mann bei ſich, im

22. Novem

ſelbſt

Friedrich Ganzen alſo

jest

Deshalb ſchien den Deſterreichern feine An

kunft nicht ſo gefährlich , die in ihrem Uebermuth ſeine Armee Indeß machte ihnen die „ Berliner Wachtparade" nannten . de doch Viel zu ſchaffen . dieſe Berliner Wadtpara Friedrich II. hatte indeſſen fochten , durch den empfing.

den Sieg bei Roßbach

die Kurfürſtin von Sachſen den

Dadurch aber

keineswegs

ers

Todesſtoß

fich und ſeine

Fähig

keiten überſchäßend , fah er vielmehr das Gefährliche ſeiner Lage ſehr gut ein.

Allein, es war ihm keine Wahl übrig ge

blieben , wenn er Schleſien nicht für immer verlieren wollte . Der Kampf mußte gewagt werden , der Kampf auf Leben und Tod . Die feindliche Armee war drei Mal ſtärker“ an Zahl, als Friedrichs Heer , von dem

der Bevernſche Theil noch ohnedies

99

fehr entmuthigt war Preußen

Das

Allegi fonnte

jedoch nicht verhindern , den

fchluß zu realiſiren !

den

König

von

einmal gefaßten Ent

Er rief feine Generale und Stabsoffi

ziere zuſammen , vedete zu ihnen in

einer begeiſterten Sprache,

dankte ihnen für ihre bisherigen Dienſte, entwarf ein kurzes, aber klares Bild

ſeiner verzweifelten Lage, und ſchloß

dann

nach Beder mit folgenden Worten . 15 "yli , $8924 „ Laſſen Sie eß Sich alſo geſagt fein ; ich werde gegen alle Regeln des

der Kunſt die

beinahe drei Mal ftärkere Arntee

Prinzen Karl angreifen , wo ich ſie finde... Es iſt hier

nicht die Frage von

der Anzahl

der · Feinde, noch von

der

Wichtigkeit ihres Poſtens ; alles bas, hoffe ich, wird die Herz haftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Dispoſitionen zu überwinden wiffen . wagen

oder es

iſt Alles

verloren ; wir müſſen den

fchlagen oder uns Alle vor ſeinen So denke

ich, ſo werde

Ich muß diefen Schritt Feind

Batterien begraben laſſen .

ich handeln .

Machen Sie

dieſen

meinen Entſchluß allen Offizieren der Armee bekannt; berei ten Sie den gemeinen Mann zu den Auftritten vor, die bald folgen werden , und ſagen Sie ihm , daß halte, unbedingt Gehorſam

von ihm

ich mich

berechtigt

zu fordern . Wenn Sie

bedenken , daß Sie Preußen find, ſo werden Sie Sich auch jeßt

Ihres Namens würdig

beweiſen ; iſt aber Einer unter

Ihnen , der fich fürchtet, die legte Gefahr mit mir

zu thet

len , der kann noch heut ſeinen Abſchied erhalten , ohne den geringſten

Vorwurf von mir zu erleiden ."

Auf allen

Geſichtern war die Antwort der Helden

glänzenden Zügen

zu leſen . Alle Augenzeugen verſichern, daß

der Ton dieſes Königs, wenn er aus dem denen unwiderſtehlich zu

in

geweſen

Herzen

ſet, die mit ihm

ſein gegründete Urſache gehabt hätten .

kam , ſelbſt unzufrieden

Ehe die Begeis 7 *

100

-

ſterten von

ihm

hinzu :19Tintas 17

gingen , fügte er noch im storis # 94

1933

Tone des Königs

thin

podsj,

HESHOE

, Das Regiment Kavallerie, das nicht gleich , wenn

befohlen wird , fidy unaufhaltſam

es

in den Feind ſtürzt, laſſe

ich gleich nach der Schlacht abſißen , und mache es zu einem Garniſonregimente .

Das Bataillon

Infanterie, daß, es treffe,

worauf es wolle, nur zu ſtocken anfängt, verliert die Fahnen und die Seitengewehre , und ich laſſe ihm der Montirung abſchneiden ! Herren ! in Kurzem

haben wir den Feind geſchlagen oder wir

fehen uns nie wieder !" sau = T90Âm

die Borten von

Nun , leben Sie wohl, meine

del 190

9q917_913

191

4. Dezember marſchierte das preußiſche Heer

tohist von

Parchwiß nach Neumarkt, und zwar mit einer Begeiſterung, welche Zeugniß von dem zu

ihrem

Vertrauen ablegte, das die Truppen

Könige hatten .

Karl Breslau verlaſſen Am

Hier erfuhr man , daß der Prinz

habe und ihnen

entgegegen komme.

nächſten Morgen , wo eß noch ganz dunkel war, brachen

die Preußen auf und fanden nach einigen Stunden dem

Dorfe Leuthen den

fchon bei

Feind, welcher ſich bereits in Schlacht

ordnung aufgeſtellt hatte und ein Terrain von beinahe einer deutſchen Meile einnahm.editeu 18192 ]audio

puidednu plod

örn Jeßt erſt entwarf Friedrich II. den Plan zur Schlacht, der von Sachverſtändigen gerühmt wird. ward er

als ein Meiſterſtück taktiſcher Kunſt

Wie trefflich

von allen

Seiten

begann der Kampf, der um Ben zu Herren lagen auf dem

er entworfen , ebenſo befolgt.

Um

ein

trefflich

Uhr Mittags

vier Uhr Nachmittag die Preu

des Schlachtfeldes gemacht hatte . Kampfplaße und ſchwammen

in

Tauſende

ihrem

Blute;

ganze Bataillone wurden umzingelt und zu Gefangenen ge macht ; ja, Viele, berichtet Bedfer, ergaben ſich freiwillig, ander donat stone E ziypa si do 911

101

1

aus Unwillen über ihrer ſchlechten haupt 21,000

über

Es waren

Führer.

Gefangene gemacht , und

beinahe das ganze

Gefchüß der Deſterreicher erbeytet ; im Ganzen 117 Kanonen ? Die Generale Zieten und Fouquet mußten den Feind bis nach Böhmen verfolgen und nahmen ihm

bei dieſer Gelegen

heit noch 3000 Padwagen fort. yards Bei der Schlacht von Leuthen hatten auch die vier fäch

si

fiſchen Dragonerregimenter, welche fich in der Schlacht bet Kolin ifo überaus tapfer benommen hatten , Theil genommen ; alleines

ſtand kein Oberſt von Beckendorf mehr an ihrer

Spiße, und man ſieht auch hieraus wieder, daß der Feldherr Ste wurden ſchnell beſiegt und verloren

die Hauptfache iſt

in die

achthundert Mann , die als Gefangene i den Preußen Hände fielen E

' Friedrich II. verſtand beſſer , feinen

Sieg

bei Leuthen

zu benußen, als: feine Gegner den Sieg von Rollin .

die vom

Hauptheere nach Schlefien , um

gab fich mit dem

Feinde beſepte Stadt Breslau

zu

Th

belagern . ”

Er bes

Sachſen

ließ er feinen kriegskundigen Bruder, den Prinzen Heinrich, kleinen Korps zurüd , da er von ſeinen Truppen ,

mit einem

mit Rüdſicht auf die Operattonen, welche er beginnen wollte , nicht viel entbehren konnte. ::

,12,4

Friedriche Macht war übrigens im

Anſehen , das er durch

England dafür forgte , daß das bereits ent

geſtiegen , indem laffene Heer der Friedrich den

Verbündeten wieder zuſammen

Herzog

Ferdinand von

führer gab , und welches raſch bis über den

Verhältniß zu feinem

ſeine Siege in Europa gewonnen , febr

von vier Millionen

Braunſchweig zum

Ans

die Franzoſen Anfang & 1758

Rhein zurüdblieb .

engliſche Parlament ihm

kam , dem

Außerdem

bewilligte das

einer fährliche Unterſtüßungsſumme

Thalern .

-

... Im

Sult 1758 tam

verlaſſen

102

Friedrich

II., nachdem

er Sdleften

und durch einen meiſterhaft durchgeführten Marſch

ſeine Gegner vollſtändig irre geführt hatte , bei Königingräz an .

In der Gegend von Landshut Iteß er ein

abſtechen , in welchem

er mehrere Wochen

feſtes Lager

verweilte , die er

dazu benußte, Dauns Bewegungen zu beobachten .

han tind

thir Um dieſe Seit liefen beunruhigende Nachrichten über die Ruſſen bei Friedrich II. ein , ſo daß er allen Ernſtes darauf bedacht war , dieſem genheit zu zeigen . von

den

den .

Ruſſen

feindlichen Koloß ſeine geiſtige Ueberle Bereits waren Pommern und die Neumark

in

einer entſeglichen Weiſe behandelt wor

Greiſe; Weiber und Kinder felbſt wurden nicht geſchont.

Graf Dohna , welcher mit einem

Heere vor Stralſund ſtand ,

um die Schweden in Schach zu halten , hatte feine Stellung verlaſſen ten

und wollte den

imponiren .

Ruffen mit ſeinen 20,000. Solda

Es gelang ihm

keineswegs !

Dieſer Koloß

erforderte eine größere Macht. sisteb Am

10. Auguſt hob der König von Preußen das Lands

huter Lager auf, übertrug die

Deckung Schleſtens feinem

Feldmarſchall Keith und marſchierte mit 14,000 Mann raſch auf die Neumark zu . Am

25. Auguft traf er bei dem

Zorndorf die ruſſiſche Armee, welche aus mehr denn Tauſend Mann

beſtand.

pfand , welcher

auf dem

Dorfe funfzig

Bei Friedrichs Zorn , den er em Marſche iodurch

die

empfangenent

Nachrichten über die verübten Brutalitäten

der Ruffen

neue Nahrung erhielt und der zur hellen

Flamme aufloderte

beim

Anblick Rüftrins , das bis

auf drei Häuſer zu einem

Aſchenhaufen umgewandelt worden war hetein

faſt mit

immer

- ließ ſich von vorn =

Beſtimmtheit annehmen , daß die demnächſt

erfolgende Schlacht eine der blutigſten und hartnädigſten wers

103

den würde.

Des Königs beſtimmter Befelli"lautete: "keinem

Nuſſen " Pardon zu geben !

Frühmorgens neun Uhr begann

Der Kampf, der nur ein eigentliches Schlachten war! Ströme von

zehn Uhr Abends war die Schlacht

Blut floſſen! Um

beendet : Zwanzig

Tauſend Nuffen und ungefähr zehn Tau

fend Preußen bedeckten den 103 Kanonen

Kampfplaß : den Preußen waren

und die Kriegskaffe

die

in

Hände gefallen .

Der Kommandirendel der ruffiſchen Armee, Fermor, 30g über Landsberg nach Polen und Preußen si

Friedrich

zurück.

fich

# 91 91 cha

II. konnte ſeinen Soldaten keine Ruhe gewäh

ren ! Sachſen erforderte dringend feine Anweſenheit, denn Dauns überwiegende Macht wurde der dort ſtehenden preu biſchen Armee immer gefährlicher , und wäre Daun überhaupt nicht ein fo überaus langſamer Feldherr geweſen , wer weiß, wie es trop der Eile des Königs von Preußen dennoch ge 1960's antidisha tenisia Time worden wäre. 35 ' Prinz Heinrich , des Königs Brüder, Befürchtete , in fei nem

in

der Nähe

Dresdens befindlichen

überfallen “ und geſchlagen

Lager von

Daun

Friedrich wollte sich

zu werden .

Kün mit ihm möglichſt ſchnell vereinigen .

Daun näherte fich

Dresden , nachdem

zuvor die Reichsarmee , unter "Anführung

des Herzogs . von

Zweibrüden , Friedrich Michael, fich mit

Dieſer hatte erft fürzlich den Sonnen ftein bei Pirna erobert und dadurd der Macht des Herzogs ihm

verbunden hatte .

von Zweibrüden vertrauend , beſchloß Dresdens. tzv

Der von

Preußen

Daun die Belagerung

eingeſepte Gouverneur dieſer Stadt,

Schmettau , deſſen wir früher ſchon Erwähnung thaten , er klärte, er werde Dresden bts auf den legten Mann verthei digen , die Vorſtädte niederbrennen

laſſen und von

Straße

104 zu Straße zurückgehend den

des Kurprinzen erwarten , das 8 er zu dieſem

Palais

dem

Angriff in

legten

Behufe, um

ſei

ner Drohung mehr Wahrſcheinlichkeit zu verleihen , untermi niren

und

mit Pulver anfüllen

Die Behörden

ließ.

Stadt ſowohl, als auch der kurprinzliche Hof, den abſichtlich , um

der

Friedrich

Dresden zu behaupten , hier faſt mit Gewalt

zurückgehalten hatte, machten gegen die Drohung Schmettaus nicht nur Vorſtellungen , ſondern ſie verſuchten fogar, da dieſe ohne den danten ihrem

gewünſdyten Eindruck auf den tapferen Komman =

blieben , ihm

zu

drohen .

Vermuthlich

BEST » Ich kann mich auf Ihre Bitten Smettau , mſondern muß Ihnen

trauten

fie

Freunde Daun mehr e zu, als die Preußen . nicht einlaſſen ," ſagte

ſtehen bleiben , was ich Straße zu Straße, ia, von mich Ich werde

geſagt !

bei dem

von Haus zu Haus vertheidigen und im furprinzlichen Palais die legte Entſcheidung erwarten . Von mir werden und kön nen Sie nichts erlangen ; wenden Sie sich an Daun , den Sie nur auffordern

Ihren Freund

brauchen , fich zu entfernen ,

wodurch alle meine Maßregeln überflüſſig werden." slingerdil i

Man

glaubte indeß nicht, was Schmettau geſagt, denn

fonſt würde man

Daun

davon

benachrichtigt und ihn

ſucht haben , die Belagerung aufzuheben.

er

Dies geſchah nicht.

Daun rückte wirklich näher, änderte aber plößlich feinen Ent: ſchluß , nachdem

er erfahren hatte, daß Friedrich

marſche begriffen ſei.

Durch die

II. im

An

Feigheit des Deſterreichiſchen

Feldmarſchalles ward nicht nur Dresden , ſondern auch der Prinz Heinrich gerettet, der von den Deſterreichern und den Reichstruppen umzingelt und mit ſeiner ganzen Armee era drüdt werden bei Stolpen Augenblick

ſollte.

Daun 30g ab , wie geſagt und nahm

ein feftes Berglager ein .

Da derfelbe für den

keine Kourage hatte, den kleinen König anzugrei

-

105

fen , ſo beſchloß : er, ihn mindeſtens von Schleſien

abzuſchnetz

den , wo Koſel und Neiße bereits von öfterreichiſchen Armeen belagert wurden. til +

Diefen Plan

Armée

offenem

Felbe anzugreifen , wenn def

audi bedeutends ſchwächer , als die

-

ſen war

durchzuführen war jeden Fals weit leich

König in

ter , als den

"

allein in erſtrem

öſterreichiſche

Falle konnte Daun immer doch noch

auf der

Beiſtand der Heere,ivon Koſel und Neiße rechnen

und fein

Heer: dadurch um

*** Friedrich

Bedeutendes verſtärken ." 7'4,1!

II. machte den Verſuch, idie Straße über Gör

lig , und Baußen zu glüdlich

ein

doch

jenſeits

behaupten .

Baußen

gewann

er zwar

der Stadt , auf den Kitlißer Höhen

inmitten von Löbau und Gloffen , befand ſich Daun in einer Poſition , die höchft gefährlich für Friedrich ſchiens

Legtrem

kätte es nicht ſchwer werden können , feinen Feind zu umgeben , doch

Dauns bekannte. Saumſeligkeit machte ihn

danken

ſtark in Ge

und er beſchloß , mit ſeinem weit ſchwächeren

fidh ihm gegenüber lagern zu wollen.

Dies war am

Der Quartiermeiſter -Lieutenant Marwiß

tober.

Heere

10. DC

fagte, als

er den Befehl zum Abſtecken des Lagers vom Könige empfing. Aus Rückſicht für Eure königliche Majeſtät wagerich es , Sie auf die außerordentliche Gefährlichkeit des Terrains , unmittelbar

im

Angeſicht

des

Feindes

aufmerkſam

zu

50 !CSI ) 10 machen ! on ? Friedrich der Große, der im wahren Sinne des Wortes Despot war, duldete entſchieden keinen und gemeſſen

Widerſpruchy.

erwiderte er :tot at salah

gert

, Ich

sin

e Ich bin nicht im

befehle es !"

Kurz

satu

B Stande, dieſem Befehle zu gehorchen !

kautete , die dreifte Antwort des Offiziers , die ihm natürlich fofortiges

Gefängniß guzog.

Allein

dadurch war noch Nichts

106

gewonnert.

Friedrich

gegeben .

19319fi

hatte

feinen

Plans noch

haina

nicht auf:

? 223 1501, p.10

Auch Keith, Zieten und Seydlig machten wenn audyr bez

1

dheibene, ſo doch eines Lagers im

ernſte Vorſtellungen wegen

des Abſteckens

Angeſicht eines fo : fehri überlegenen Feindes.

Friedricho Starrſinn wuchs , jei meht man ihm

widerſprach,

und wenn er des Beiftandes der genannten dret tapfern Män ner nicht beðurft hätte; fo hätter vielleicht auch ſie ihre Freiz heit verloren ." Er blieb Armee

in

bei ſeinem

Willén

und

ließ

ſeine

der That da lagern , wo er ses einmal beſtimmt

hatte. " Er hatte fich Feinde bezahlten

auch noch vorzüglich durch

einen vom

Kundſchafter in die Frre führenílaſſen . 1.0

>

Drei Tage

lagerte

bereits das preußiſche Heer zwiſchen

den Dörfern Hochkirch und Robowig, und Friedrics, idet tet Feinde imponiren

Zweck haben konnte, als dem

nen andern

zu wollen und denfelben erreicht zu haben Idhten , hatte bes reits beſtimmt, 14.

October

gefährlichen

den

wieder

Poften

in

der Nacht zum

Merkwürdig ,

zur Verlaſſen .

diefelbe

Ueberfall auderſehen :

Nacht hatten auch die Defterreicher zum

Johann Wilhelm von Archenhölz beſchreibt den Ueberfall , von Hochkirch in folgender Wetfe: visiem

„I,"

Der General Odonel führte die Avantgarde , die auß vier Bataillonen ihm

folgte

und ſechsunddreißig Schwadronen

der General Sincere mit fechszehn

und der General Forgatfidh mit achtzehn Korps des General Laudon , das im

Bataillonett,

Bataillonen .

Das

preußiſchen

Lager faſt

Rücken ſtand, wurde noch mit vier Bataillonen

und fünfa

zehn Schwadronen

dem

beſtand;

verſtärkt , wozu

öfterreichiſche Kavallerie

degi linken

hernach

noch die ganze

Flügelo ſtieß.

Die

In

fanterte dieſes Flügelg führte der Feldmarſchall Daun ſelbſt an

Alle diefe Truppen und noch eļnige kleine Korps waren

107

beſtimmt, die Preußen auf dem and

im

Rücken

rechten Flügel, in

anzufallen ; dagegen

der Fronte

ſollte der Herzog von

Aremberg mit dreiundzwanzig Bataillonen und zweiunddrei big Shwadronen

den preußiſchen

linken

Flügel beobachten ,

und erſt , wenn die Niederlages der Feinde an allen anderen Drten vollendet wäre , denſelben angreifen .

Es befanden fich

bei dem

Vortrab , freiwillige Grenadiere , die hinter den Kü

raſfiren

auffaßen , vor dem

preußiſchen Lager aber von

den

Pferden ſprangen, ſich in Haufen formirten und ſo vorwärts drangen .

Die Zelte blieben

im

öſterreichiſden Lager ſtehen

und die gewöhnlichen Wachtfeuer wurden ſorgfältig unterhal ten.

Eine Menge Arbeiter mußten die ganze Nacht hindurch

Bäume zu einem ander zuriefen .

Verhau fällen , wobei ſte ſangen und ein Durch dieſes Getöſe wollten ſie dies preußi

îchen Vorpoſten hindern , den Marſch nehmen .

Die wachſamen

Beweguug des

Huſaren

Feindes , und

der Truppen wahrzu

aber entdeckten

gaben

dem

doch die

Könige

fogleich

Nachricht davon . Anfangs bezweifelte er die Bewegung felbft; danaber die wiederholten Berichte folche beſtätigten , foiver muthete er jede andere Urſache derſelben , nur keinen förmlt chen Angriff.

Seydlig und Ziethen befanden ſich eben

Könige, und erſdhöpften dieſen bedenklichen

beim

ihre Beredſamkeit, ſeine Zweifel in

Augenblicken

zu

bekämpfen ; ſie brachten

es auch dahin , daß Befehle an einige Brigaden geſchickt wur den , aufzuſtehen , wobei mehrere Regimenter Kavallerie ihre Pferde fatteln mußten .

Dieſer Befehl

aber

wurde

gegen

Morgen wieder aufgehoben , und der jeßt ganz unbeſorgte Soldat überließ ſich dem Tag war noch

Schlaf ohne alles Bedenken .

nicht angebrochen , und

es ſchlug im

Der Dorfe

Hochkirch, fünf Uhr, als der Feind vor dem Lager erſchien. Es kamen ganze Haufen auserwählter Soldaten bei den

108

preußiſchen Vorpoſten an , and meldeten fich als Ueberläufer . Ihre Anzahl wuchs fofchnell und to

ſtark, daß

fie bald

Vorpoſten und Feldwachen überwältigen konnten .

Die öfter

in

verſchiedene Korps getheilt,

folgte der

Avantgarde auf dem

Fuße nach , und nun rückten

ſie kolon

reichiſche Armee,

ins preußiſche Lager ein .

allen Seiten

nenweiſe von

Armee wurden erſt durch ihre

Regimentert der königlichen eigenen

Kanonenkugeln

Vtele

Schlafe "aufgeſchreckt; denn die

vom

anrückenden Feinde, die größtentheils ihr Geſchüt zurückgelase fen hatten, fanden auf den ſchnell eroberten

Feldwachen und

Batterien Kanonen und Munition , und mit dieſen feuerten fieu in's Lager der Preußen . wirrung über allen

Es war Nacht und die Ver Die Deſterreicher, gleichſam

Ausdruck.

wie aus der Erde hervorgeſtiegen , mitten unter den der Preußen

im

ihres Lagers .

Heiligthum

Fahnen

Viele Hunderte

wurden in ihren Zelten erwürgt, noch ehe ſie die Augen öffnen konnten ; Andere liefen halb nackend zu ihren Waffen . Wenigſten konnten ſich ihrer eigenen bemächtigen . ergriff

das Gewehr, das

damit in Reih und Glied. Gegenwehr

faſt

in

ihm

Die Jeder

Ein

die Hände fiel, und flog

In dieſer entſeglichen Lage, wo

Tollfühnheit ſchien , und der Gedanke

Flucht und Rettung

bei allen

Soldaten

aufſteigen

an

mußte,

wären gänzlicher Untergang des Striegers einer jeden anderen Armee

irgend

Krieg und Steg

eines

Volkes

gewöhnten

geweſen ; felbſt die beſten Truppen unſreg Welttheils

an hät

ten hier das Ziel ihrer Thaten und das Grab ihres Ruhms gefunden , denn Muth allein galt hier wenig , Disciplin Alles ! 1992

„ Das Kriegsgefchrei verbreitete fich wie ein

Lauffeuer

durchs ganzelpreußiſche. Lager ; Alles ſtürzte aus den

Zelten

und in wenigen Augenblicken, trog der unausſprechlichen Ver wirrung , ſtand der größte Theil der

Infanterie und Kaval

109

Dies Art des Angriffs. nöthigte die

Ferie in Schlachtordnung .

Regimenter, einzeln zu agiren . Sie warfen ſich dem Feind nun allenthalben entgegen und ſchlugen ihn auch an einigen Orten

aber mußten ſie der Uebermacht

zurück ; an mehreren

? „ Der anbrechende

;

'n

11 " styles for

weichen .

Tag diente nicht , die Verwirrung zu ftreitenden Hees

mindern , denn ein dicker Nebel lag auf den ren .

Die preußiſche Retterei, Ivon Seydlig angeführt, flog

umher und ſchnaubte nach Thaten . kelheit nicht , wo fie den

Feind finden

Schöneich

warf allein

öſterreichiſcher Infanterie, über

dennoch von

den

Preußen

Fand ihn ihr Das Kür ganze Linie

die

den Haufen und machte ban had qui

fünfhundert Gefangene. s I Das Dorf Hochkirch

ſollte.

Blutbad, entſeglich .

Schwert zufällig, fo wari das raffterregiment von

der Dun

Sie wußte in

ſtand in auf's

Flammen

und wurde

Tapferſte vertheidigt.

Der

Steg ſchien von dem Beſig deſſelben abzuhängen , daher Daun immersfriſche Truppen “ zum 600: Preußen

Angriff heranrüden ließ .

waren hier zu beſiegen , die nachdem

ſie

Nur kein

Pulver mehr hatten , den tühnen Verſuch machten , ſich durch die große Menge Feinde durchzuſchlagen . war

Ein

kleiner Theil

fo glüdlich , es zu bewirken ; das loos aber aller Webs

rigen war Tod, Wunden

oder Gefangenſchaft.

Nun rückten

ganze Regimenter Preußen an, und ſchlugen den ber aus dem

Dorfe.

blutigſten Kampfes. Franz von

Hier war fodann

der Hauptplaß des

Gine Kanonenkugel nahm

dem

Prinzen

Braunſchweig den Kopf fort ; der Feldmarſchall

Keith bekam

einen Schuß in die Bruſt , ſtürzte zu Boden

und gab, ohne einen Laut, feinen Feldmarſchall, Fürſt Moriß von wundet.

Feind wies

Heldengeiſt auf; auch der

Deffau , wurde tödtlich ver

Die Preußen , von vorne und im

Rücken angegriffen ,

110

mußten

Weichen , und die öſterreichiſche Kavallette hieb nun

mit Vortheil in Fußvolks ein . gegen

den

die tapferſten

Regimenter des preußiſchen

Der König führte in

Perſon friſche Truppen

Feindian , der abermals zurückgeſchlagen wurde;

die öſterreichiſche Reiterei aber vernichtete wieder die Vortheile der

Preußen.

Der Nebel verzog ſich endlich, und beide Heere

überfahen nunmehr den mit Leichen beſäeten Wahlplag und die allenthalben herrſchende Unordnung.

So ſehr auch die

Disciplin der Preußen Ordnung ſchuf, ſo waren ihnen noch

den

die Dunkelheit und das Terrain entgegen , ihre Taktik

zu brauchen

und zweckmäßig

zu

kämpfen .

Man

formirte

nun von beiden Seiten neue Schlachtordnungens Die Deſter reicher waren in folcher Verwirrung, daß ſie auf den Anhör bei Hochkird in dicken Haufen zu Tauſenden herum

hen

ſchwärmten .

Daun ,

ungeachtet

aller

erlangter

Vortheile,

glaubte nicht, eine Armee beſiegt zu haben , die alle menſchliche Erwartungen mitten

im

erſtaunlicher die mehrſten im

betrogen

hattezi odie , obgleich

in

der Nacht

Schlaf überfallen , dennoch ſo viele Stunden mit Tapferkeit in

Dunkelheit und

ihrer Heerführer verloren

Nebel geſtritten

hatte, und doch jegt

Begriff ſtand , den Blutkampf zu erneuern .

Dieſes war

auch die Abſicht Friedrichs , als der Herzog von Aremberg, der mit ſeinem bels dem

ſtarken

Könige

in

Flügel der Preußen

Korps unter Begünſtigung des Ne die Flanke gekommen war , den linken

angriff.

Hier wurden

einige Tauſend

Mann über den Haufen geworfen und eine große preußiſche Batterie erobert.

Dies war aber auch die Grenze des Sieges.

11961 , Die preußiſche Armee Tage nebſt dem die Deſterreicher ſtärkſte

Gepäck über

verlor an

8000 Mann.

Feuer gewagt; ein

dieſem

unglücklichen

100 Kanonen und 9000 Mann , Der König hatte

Pferd wurde

ihm

ſich

unterm

in's Leibe

111

erſchoſſen und zwei Pagen ſtürzten todt an ſeiner Seite nie der. " Er war in Gefahr gefangen tzu werden. ten , ihn ,die entkam

Schon thata

Dorfe Hochkirch umringt ; er

beir dem

aber durch die Tapferkeit der ihn begleitenden

fären ." .

Feinde

Is

Hua

it at 15,79

Daß der Verfaffer : dieſer Darſtellung etwas übertrieben

hat, müſſen wir ſeinem

Enthuſiasmus , den er für Friedrich II . vor

7

empfand , ungeachtet er

demſelben nicht fehr gnädig be:

handelt worden , zu Gute halten . C.

;

Für den König von Preußen mußte diefer, ng lubfche

Streich ," : wie er den Ueberfall rbei Hochkirch nannte, die empfindlichſten

Folgen nach

ſich ziehen .

Es fchien ihm

bei:

nahe eine Unmöglichkeit, nach einer ſo empfindlichen Nieder lage noch nach Schleſien

hinzukommen .

Daun ſtimmte ihm

hierin polſtändig bet, ohne natürlich des Königs Anſicht zu kennen .

Er theilte dem

angreifen

General Harſch , welcher Neiſſe an

ſollte, mit, er möge nur ruhig dië

Belagerung

fortſegen , er (Daun ) habe dafür Sorge getragen , daß Fried rich II. ihm

2

Am

nicht ſchaden könne.

14. October Vormittags 11

König von Preußen auf einem blidte mit ſichtbarem vorbei imarſchierenden ſich und zeigte ein

uhr verweilte

der

Hügel bei Kleinbaußert und

Schmerz auf den Neft feines bei ihm Heeres.

Bald

heiteres Geſicht.

jedoch

beherrſchte er

Zu einigen Artilleriſten

rief er : 11 „ Kanoniere, wo habt Ihr Eure Kanonen gelaffen ?, Der

Teufel hat ſie bei Nachtzeit geholt !“ erwiderte

Giner.is Nun denn ,“ ſagte der König, .fo wollen wir ſie ihm bei Tage wieder abnehmen .

Nicht wahr, Grenadiere ?"

112

Ja ,"

antworteten

Vorübergehen ,

Dieſe im

Mecht! fie follen uns auch nod

Intereſſen

Die preußiſche Armee hatte beim

das

iſt

dazu geben !"

Ueberfall bei Hoðkird

auch alle ihre Belte, Stroh, Kochgeſchirr u . dgl. m . verloren ; aber dennoch war ſie unverdroſſen , weil ihr König , den

ſie

beinahe vergötterte , eine heitere Miene zeigte; ofte wußten , er der Mann war, der einen Schaden wieder außwegen

daß

konnte und ſtets den Willen gen auf den Anhöhen ein

bei Doberſchüß ein

berartiges Arrangement

kann.

hatte, dies zu thun .

lager , wenn man

ohne Zelte

ein

Die Bewohner Baußens und der

finblichen

Dörfer mußten

Sie bezo

Lager

in

nennen

der Nähe be

Kochgeſchirre und Stroh liefern .

950. Friedrichs Geiſt war nach dieſer entfeßlichen Niederlage keineswegs getrübt. Bald war ein neuer Plan entworfen , demzufolge

aufbrechen und ſich mit ihm hielt

des Königs

vor dem

von

Prinz Heinrich mit ſeiner Armee vereinigen

Dresden

Dadurch er

follte.

Heer beinahe diefelbe Stärke , welche es

Hochkircher Ueberfall hatte.nd (mm ) 139 119

Am

24. October

ſegtet fich

Heer des Königs undi des

das

nunmehr vereinigte

Prinzen Heinrich von

Preußen in

der Abendſtunde in Bewegung , theilte ſich bald und ging Ganz vortrefflich war es

über ullersdorf nach Görlig zu .

gelungen , Daut mit ſeiner ganzen Armee zu umgehen und zu

hintergehen

die Früchte

und auf dieſe Weiſe ganz Europa , das auf dieſelben zu

des Hochkircher Sieges rechnete, um

bringen . Jegt war es von

dem

Könige von

vorhanden , der dies hätte verhindern Neiße eintraf, (am

-

Preußen

Schleſien wieder Befiß zu nehmen , denn

ein

können .

6. November) genügte

Leichtes,

Niemand war

fein

Als

er vor

bloßes

Er

ਝਾ

113

fdheinen , die Belagerer zu Koſel.

vertreiben .

Ebenfo war es bet

Prinz Heinrich mußte bet Landshut ſtehen bleiben .

17. Der Feldmarſchall

Daun , welcher fich nicht wenig är

gern mochte, von Friedrich II. betrogen worden zu ſein , und den möglichen Falls auch der bei Hochkirch über die Preus Ben's erfochtene" Sieg

fchluß , Sachfen wohl um

mit neuem

auch von

Noth den

Muth

ausgerüſtet

that) faßte den

fühnen

>

mochte (der ihm

haben Ents

Preußen zu befreien , was er jegt

ſo leichter ausführen

konnte, da Frtedrich II.,'we

nigſtens nicht augenblicklich , zu

fürchten

war.

Er mochte

vielleicht auch annnehmen , daß der Reichsgraf von Schmettau der noch immer Dresdene Gouverneur war , jegt eine weni ger kecke Sprache haben würde'; als früher, wo er auf den Beiſtand feiner Waffengeführten rechnen konnte. Daun hatte ſtich indeß auch diesmal geirrt, was übrigens bei dieſem Felda herrn nicht auffällig erſcheint. " Als er am 8. November die Stadt zur Uebergabe aufforderte, wiederholte Schmettau feine bereits am

14

October deffelben

Jahres- abgegebene Erklä

rung, und als Daun dennoch Ernſt machen zu wollen ſchien , ließ er in der That gegen

300

Vorſtaðt niederbrennen , um dem den Beweis

Häuſer in

der' pirna'ſchen

öſterreichiſchen Feldmarſchall

ſeiner Entſchiedenheit zu

liefern .

Das wirkte!

Daun Verſicherte , aus Rüdſicht. Welche er gegen die Verwand ten und Bundesgenoffen ſeines Hofes hege und hegen müffe , werde er die Belagerung aufheben . Schmettau ' nicht auf den

Es kam dem

Grafen von

Grund der Belagerungseinſtellung,

fondern nur darauf an , daß dieſelbe überhaupt Stätt fand. Und dieſen 1!

Zweck hatte er erreicht.

Daun hatte übrigens die

Sache ziemlich ſchlau

ange

fangen . Er hatte die Reichstruppen mit den feinigen ver bunden und beſtimmt, daß dieſe, die an der Elbe verſchanzt 8 Vertraute Geſchichte. Samſen . 2. Bd.

114

liegenden Preußen von vorn angreifen ſollten , während er felbſt vom Rüden derſelben aus operiren wollte. Alein, der Graf Dohna pertrieb die Reichsarmee von Leipzig ; General Wedel jagte das Hadditfche Heer von Graf von

Torgau fort und der

Schmettau benahm ſich ebenfalls als ein

Krieger; fo daß es für Daun der Befreier Sachſeng zu

tapferer

ſchlechterdings unmöglich war,

werden .

Schmettaus Erklärung darf man

Seine Entgegnung auf alſo nur als einen

Ded

mantel für feine Schwäche betrachten .

1

3. Man

fagt, erſt nach der Aufhebung der Belagerung

von Dresden

habe. Daun die Nachricht erhalten, daß

Fried

rich II. ſchon wieder auf dem Marſche nach Sachſen ſich bes finde. Wir glauben jedoch, daß er dies ſchon vorher in fahrung daß

gebracht und daß

Er

dieß auch ein Hauptgrund war,

er jo fanell auf die Ehre verzichtete, Dresdens Retter

zu

heißen .

um

daſelbſt die Winterquartiere zu beziehen und auszuruben

Er brach ſchnell auf, marſchierte nach Böhmen ,

von den bei Hochkirch gehabten Am

Anſtrengungen .

20. November befand ſich Friedrich Dresden ,

ordnete

alles zur

der Große be



reits wieder in

Vertheidigung

und Behauptung, Sachſens erforderlich Scheinende an , ließ den vorſichtigen Prinz Heinrich in Sachſen zurück und ging abermals nach Schleſien , um ebenfalls die Winterquartiere von ſeinen Truppen einnehmen zu laſſen . Um die Mitte

t's you

des Dezembers langte er in Breslau an.

Das

Jahr 1758 war zu

Ende, und hatte wiederum

unendlich viele Menſchenleben gekoſtet, ohne daß weder die eine, noch die andere Partheidabei weſentlich gewonnen bätte. Am

Uebelſten befand

wir

es ſtreng

daran .

ſich

das

kleine

nehmen wollen ,

Hätte der Kurfürft ſeinem

ſo

Sachſen ,

hatte es

und wenn

ſelbſt Schuld

Miniſter Brühl nicht ein

115

fo unumſchränktes Vertrauen die ihm

von

geſchenkt und jede Mahnung,

anderer Seite , troß der Wachſamkeit feines Pre

mierminiſters , zukam , hartnäckig , beinahe tropig , von Hand gewieſen ,

-

er hätte ſeinem

der

Lande unendlich viel Un

glück erſparen können , ja, er wäre gar nicht unmittelbar mit Friedrich II . hatte in den Krieg verwickelt worden . Auch ſich erboten , Auguſt III. die Beweiſe von der Schändlichkeit des Grafen von Brühl Bi in die Hände zu geben ; allein er 16 wies auch dieſes Anerbieten von fich.

sce.

Während die von uns beſchriebenen Ereigniſſe in Sach

ſen zutrugen , hatte ſich der Prinz Xaver, Auguſt’s II. zwei ter (natürlicher) Sohn , um hochverdient gemacht.

die Erhaltung ſeines Vaterlandes

Er befand

fich mit einem

aus zehn

Tauſend Sachſen beſtehenden Heere bei der Armee des Prin zen von Soubiſe und erntete in mehreren Schlachten unver gängliche Lorbeeren .

Er half beſonders in der Schlacht bei

Lutterberg, in Weſtfahlen , dem Heer durch

den Dauphin

Prinzen von Soubiſe, deſſen

von Frankreich

24 Kanonen zum

Geſchenk erhalten hatte, die Heſſen beſiegen .

i

8 *

196757199

116

.

La Bistys,

I '.

f ***

in

Se ch s te.8.'1

a pitel.

Die Schlacht Der Angriff auf Bergen . Die Schlacht bei Minden . Der Graf von bei Mürersdorf. – Dresden geht für Preußen verloren. Schmettau fällt in Ungnade. – Íriedrich II. und Prinz Heinrich im Jager bei Hirſditein . Ein Blick auf Die Kapitulation des General Fink. Sachſens Verhältniſſe. Das Jahr 1759 follte nicht minder ſchredlich für Sacha fen werden , unter dem

als die vorangegangenen .

Die

Verbündeten

Oberbefehl des Herzogs. Ferdinand von Braun

fchweig ſtehend, wurden zu

Anfange des Jahres 1759 durch

das franzöfiſche Heer , welches ſich mit einem fiſchen Armee verbunden

Theil der fädha

hatte und von Contadeß und Brog

lio befehligt wurde, außerordentlich in Schach gehalten. : Je auffallender dies bei den Franzoſen , vornehmlich dem

Herzoge

Ferdinand von Braunſchweig gegenüber, erſcheint, deſto mehr müſſen wir uns der Annahme zuneigen , das jenes „ in Schach halten “

ein hauptſächliches

fiſchen Heere befindlichen

Verdienſt der bei dem

franzö

fächſiſchen Regimenter geweſen

iſt.

Frankreich , obgleich daſſelbe fich früher und ſpäter ſehr tapfer benommen , hat ſich im fiebenjährigen Kriege nirgend ausgezeichnet. Hat es irgend einen Vortheil für die Feinde des Königs von Preußen erreicht, ſo iſt dies faſt immer nur in

Gemeinſchaft entweder mit der

oder fächfiſchen Armee geſchehen .

öſterreichiſchen , ruſſiſchen

Es hatte allerdings im Win

ter von 1758–1759 Frankfurt a./M . überrumpelt und be ſegt; allein

dieſe That gewann erſt Anfangs 1759 an

Be

117

deutung.

Der Herzogi: Ferdinand) von Braunſchweig

hatte

nämlich die Abſicht, Frankfurt a./M .twieder zu erobern machte deshalb am

und

13. April bei Bergen einen Angriff auf

ſeine Gegner .

Dieſer Angriff flug: vollſtändig fehl. Fer dinand wurde beſiegt, vorzüglich durch die außerordentliche Tapferkeit

der fädyfiſchen mit der franzöſiſden Armee veret

nigten Regimenter. mit : Unrecht, Bergen

von

Ja , man

daß

ohne

Contabes

die

und

behauptet, und gewiß Sachſen Broglio

Schlacht

die gar

nicht

nicht

bet

gewonnen

worden wäre. Nach vielen unbedeutenden Kämpfen kam fchen zu

dieſen beiden Heeren am

1. Auguſt 1759 bet Minden

einer Hauptſchlacht, welche Ferdinand von Braunſchweig

gewann . dem

es endlich zwia

Zwar waren auch dies Mal die Sachſen noch mit

franzöſiſchen Heere vereinigt, doch

konnten

ſehr gewünſchten Sieg nicht erringen ; I denn Braunſchweig hatte fein

10

der Herzog von

ganzes fo fehr hervorragendes Feld

herrntalent entwidelt und fchlug fie. beſonders der muſterhaften Niederlage gedenken .

ſie den

Dagegen

müſſen wir

Ordnung der Sachſen " bet dieſer

In wilder , regelloſer Flucht verließen

die Franzoſen das Schlachtfeld, und wären in dieſen unheila vollen Augenblicken

die Sachſen ihrem

Beiſpiele gefolgt, dann

hätte Ferdinand von Braunſchweig vielleicht das ganze ,feinde

!! liche Heet bernichtet oder zu Gefangenen gemacht. ten die Sachſen nung und einem

auch

Dies mocha

einſehen , denn mit der größten Orde

ritterlichen Muthe htelten

ſie Stand bis

zulegt, wodurch es ihnen ganz vortrefflich gelang , den :) zug der Franzoſen zu decken . -

Friedrich II., der doch immer die Hauptperſon im

Rüd

fie

1

benjährigen Kriege bleibt, hatte bis jegt erſt die geringſten Unannehmlichkeiten und Unglücksfälle zu erleben gehabt.

Für

118

das Jahr 1759 follte es ihm Feinde hatten

noch weit üblet ergeben. Seine

die größten Anſtrengungen

gemacht;a um

ihm

womöglich eine noch bedeutendere Macht, als bisher, entgegen ſtellen zu können . Maria Thereſia batte durch den erft fürz lich ernannten "frantzöſiſchen Premierminiſter Choiſeul auf die Marquiſe von man

am

Krieges für indem

Pompadour dergeſtalt einwirken

Hofe

Frankreichs

den

einzigen

die lebhafteſte Wunſch hielt.

laſſen , daß

Fortſegung Maria

des

Thereſia ,

fte ſich Choiſeul anvertraute , hatte ſich dadurch eines

Mannes füngirt

bedient, der früher an und

deffen

Charakter

ihrem ſie

Hofe

als Geſandter

gründlich

ſtudirt

hatte.

Sie mußte ſeine Schwächen benußen , und es gelang thr Alles vortrefflich. ': 16 ti ..

Eliſabeth, die Kaiſerin

von Rußland, war ebenfalls et

frigſt beſtrebt, den König von Preußen ihren Haß und ihre

.

Abneigung fühlen zu laffen ; die ihren Kriegern

bei Zorndorf

zugefügte Niederlage Follte durch ſiegreiche Schlachten getilgt werden .

Eine neue ruſſiſche Armee, dies Mal unter Anführung

des Generals Soltifow , betrat die preußiſchen

Lande.

Sol

.

tikow

follte

vernichten .' '

gemeinſdaftlich mit Daun den

kleinen König

'

Wäre Friedrich Der Große nicht eben der „ Große weſen , verr.hätte bei dieſem

Ungewitter

ge

den Muth verlieren

müffen . Er verlor ihn aber nicht! Ohne Rückſicht aufMenſch lichkeit und Geſeglichkeit wurden geſchafft; überall

ließ

Geld und Soldaten herbeta

er bei Aushebung der

erforderlichen

Mannſchaften mit einer Härte verfahren , die nur in vorhandenen Verhältniffen

den

eine Entſchuldigung finden kann.” ;

Auch das arme Sachfen hatte Viel von

Friedrichs Ver

ordnungen zu leiden .

Es ſcheint beinahe, als habe er die

Abficht gehabt, dieſes

land beſonders auszuplündern , weil

119

fein

Regent ſich vor Beginn

Krieges geweigert,

des unheilvolien ſiebenjährigen

ſich mit ihm

zu

verbinden.

Dieſe Art

Nevange zu nehmen, war bei Friedrich II. gar nichts Selte nės.

Mit Medlenburg - Schwerin , odeffen Fürſt ſo thüricht

geweſen , ſich in Regensburg an

die Spiße der Gegner Preu er daſelbſt

Bens zu ſtellen , machte er es ganz ebenſo, indem ſchwere Kriegsſteuern In

und Naturallieferungen einziehen ließ .

Polen geſchah ein Gleiches.

Dem

Edelmann Sulkowski

in der Poſener Woiwodſchaft, der gewagt hatte, auf ſeinen Gü tern für die Ruſſen Getreide aufzuſpeichern und welcher noch zuführenn zu wole

die Kühnheit hatte , ihnen auch Kanonen

len , ließ er durch den General Wobersnow mitten überfallen , feine Magazine zerſtören und ihn

in

Polen

ſelbſt

in die

Feſtung Glogau ſperren . II

Auf alle Weiſe zeigte Friedrich II. feinen Gegnern , daß er nicht der Mann ſet, welcher mit fich ſpaßen" laffe ; deffen ungeachtet aber zweifelte man auf ihrer Seite keinen Augen blick mehr, daß

Preußens

Ende herannahe.

Friedrich ließ

zwiſchen Schweidniß und Löwenberg fünfundvierzig Tauſend Soldaten Cantonnirungsquartiere beziehen. don ftanden

Daun und Lau :

längſt der böhmiſchen Grenze mit einer Armee,

die beinahe noch

ein Mal ſo

nach Schleſien zu bewachen.

ſtark war , um

alle Zugänge

Oberſchleſien deđte dagegen

preußiſche General Fouquet , und im

Kurfürſtenthum

befand ſich der Prinz Heinrich von

Preußen , der in

Feldzuge

etwas ganz Ausgezeichnetes leiſtete.

der

Sachſen dieſem

In Eilmär

ſchen , die er fo herrlich einrichtete , daß ſelbſt der vorſichtige Daun nichts davon bemerkte, bradj er in Böhmen ein , zer ſtörte mehrere den Deſterreichern

gehörigen Magazine, die mit

ſo vielem Vorrath angefüllt waren , daß davon allein fünf undzwanzig

Tauſend Mann ein

ganzes

Jahr

hätten

leben

120

können .

Darauf wendete

er ſich nad

Franken , jagte viele

Reichsheerabtheilungen auseinander, brandſchapte, machte Ge fangene, vernichtete Magazine und kehrte ebenſo raſd Sachſen zurück, wie er daffelbe verlaſſen hatte . mittler Weile nicht ein Mal Zeit feßen , was, wenn

es von

nach

Daun hatte

gehabt, dies Land zu bes

ſeiner Seite geſchehen wäre , der

ganzen Angelegenheit unbedingt eine andere und ſchnellere, für Sachſen

jeden Falls günſtigere , Wendung gegeben hätte.

Friedrich

II . hatte bei Shmottſeifen

Hier war er vornehmlich darin gegen

nahm

und

Nachricht von dem mit zwanzig

Befehle

ein Lager bezogen .

thätig , daß er Berichte ent

fortſandte.

Endlich

langte

die

Anmarſche der Ruſſen an . Laudon brady

Tauſend Mann auf, um

ihnen herbeizuführen .

eine Vereinigung mit

Friedrich II. durchidhaute dieſen

Plan

und war nun vor allen Dingen darauf bedacht, denſelben zu vereiteln.

Er befahl dem

Grafen Dohna, welcher Stralſund

belagerte , dieſe Vereinigung zu verhindern , demnächſt aber die Ruſſen

in einzelnen Abtheilungen zu ſchlagen.

Dem

Grafen

Dohna gelang dieg übrigens nicht, er zerſtörte nur mehrere kleine Magazine und zwang eine Menge Polen, in preußiſche Kriegsdienſte zu treten . Pitest od ud siFriedrich der Große war mit dem Grafen um

Dohna ſchon deshalb nicht zufrieden , weil ſeine Befehle nicht erfüllt

waren .

Er wurde abgerufen

und der General Wedel mit

der Vollmacht eines Diktators abgeſandt, ſeine Stelle einzu : nehmen.

Er hatte den

gemeſſenen Befehl, die Ruſſen , wo

er ſie fände, zu ſchlagen . Das duro Wedel erlangte Reſultat war noch weit we niger geeignet , den König zu befriedigen . Wedel ſtieß , mit den Mufſen in am

der Gegend von ZüWichau bei dem

Dorfe Kay

23. Juli zuſammen, und ohne erſt eine Stellung einzu

121

nehmen, die ihm Vortheil bringen konnte, griff er unverzüg lich an .

Er ward vollſtändig

tauſend Mann und außerdem

geſchlagen , verlor über fünf noch den General Wobersnom .

Während die Preußen flohen , rückte der ruſſiſche Feldherr bis Kroffen vor , und vereinigte fich am mit Laudon.

Am

todenom puts

30.

that of

planet

a

Jult ſchon war Frtedrich II. mit einer Huja :

renabtheilung nach Sagan die Spiße

3. Auguſt nun wirklich

der

aufgebrochen , um

geſchlagenen

Wedel'ſchen

Prinz Heinrich hatte Sachſen verlaſſen , um

ſich felbſt an

Armee zu

ſtellen .

des Königs Stelle

im Lager bei Schmottfeifen einzunehmen und mit ſeiner aus 40,000 Mann zu bilden . Wbi

beſtehenden Armee

An der Oder auf den Anhöhen zwiſchen

Kunersdorf hatten ein

ein Obſervations- Korps

698

die vereinigten Kuſſen

Frankfurt und

und Deſterreicher

verſchanztes Lager inne, das von einer furchtbaren Artila Der rechte Flügel berührte die Oder,

lerie gedeckt wurde.

während der linke ſich an die Sümpfe und Buſchhölzer legte und das Centrum , welches hinter tiefen lag, jedem

Angriff zu troßen ſcien .

Zum

Gründen

verſteckt

Ueberfluß waren

die Zugänge zum

öſterreich-ruſfiſchen Lager durch dichte Ver haue geſchüßt und der rechte Flügel noch durch eine Stern fchanze gedeckt. d ang Friedrich

II. blieb auch

feiner Marime getreu ! zu

umgehen

bei dieſem

furchtbaren Heere

Er hatte die Abſicht , feine Gegner

und von mehreren Seiten zugleich anzufallen ,

weil dadurch allein erſt die beabſichtigte und zum Siege noth wendig ideinende Verwirrung im licht werden konnte. song

feindlichen Lager ermög=

Das Terrain und die vorzügliche Verſchanzung des öſter reich-ruſſiſchen Lagers bot ungemein viele Sdwierigkeiten dar ;

122

gleichwohl tam Friedrich II. vor der linken Flügel angrer: oberte mit ſeinen Grenadieren , ungeachtet eines außerordent lich heftigen Feuers, die Anhöhen, jagte die Ruſſen aus allen ihren

Verſchanzungen und trieb

fämmtlichen

Artillerie

hinein , deſſen

fte , i nachdem

bemächtigt hatte,

er ſich ihrer

bis

in

Kunersdorf

Friedhof jeßt ein Kriegshof werden

ſollte.

Dies geſchah am

12. Auguſt 1759 bis Abends fechs Uhr.

un

ſandte ſofort einen

um

Der König

Kourier nach Berlin ,

die vorläufige Siegesbotſchaft zu überbringen.

Indeſ

geſchah dies viel zu früh , und Friedrich II. hatte vergeſſen , daß er erſt einen

Flügel

des

Feindes

beſiegt

hatte.

Das

Glück wendete ſich auch in einer erſchreckenden Weiſe für die Preußen.

Der

rechte ruſſiſche Flügel war noch

keinen

Fuß

breit gewichen und die Deſterreicher hatten ſich noch gar nicht am

Kampfe

betheiligt gehabt.

Auch der

linke

Flügel ſam

melte fich wieder , der bereits geſchlagen war und der gänz lich hätte vernichtet werden können , wenn der König in ſet nem ſelben

Stegestaumel nicht unverzeihlicher Weiſe die Flucht def verhindert hätte.

Er wußte zwar ſehr gut , daß

er

noch nicht Herr des Schlachtfeldes war , glaubte aber , eß in kurzer Zeit werden zu können . Um zu erreichen , hatte er

dies und womöglich raſch

jegt ſein Augenmerk auf den

Flügel des Feindes gelenkt.

rechten

Doch das ſehr coupirte Terrain

erſchwerte die Konzentrirung der Truppen und Laudons plöß Itches. Einrücken

in

die Schlachtlinie verhinderte

Der General Seydlig gerieth in

fie

ganz.

die Nähe der ruffiſden Ka

nonen , mußte mit ſeinen tapferen Reitern

zurückgehen und

würde , ſchwer verwundet, vom Schlachtfelde getragensi Die Deſterreicher , welche ſich in eine große ruffiſche Batterie auf dem

Kirchhofe der

verdoppelten

ihr

Juden bei Kunersdorf geworfen hatten ,

Feuer , während gleichzeitig

ihre Kavallerie

123

auf allen Punkten losbrach und große Unordnung unter den beſtürzten

Preußen 'verurſachte. '

" !!! 9 :

1:58

"-

Mittler Weile hatte eine Abtheilung preußiſcher Soldaten

den

Verſuch

gemacht, den

ſogenannten Spigberg

zu

erſtür

men ; allein die öſterreichiſche Infanterie verſtandi es fo meta ſterhaft, dtes zu verhindern , daß die Preußen weichen mußten . Jegt begann

ein wilder , furchtbarer Kampf !

Puttkammer wurde getödtet, die Generale Hülſen

General und Fink

wurden verwundet, und ſelbſt Friedrichs eigene Uniform zeigte die Spuren von mehreren Kugeln , die ihm

jedoch ſonſt nicht

geſchadet hatten ; eine Musketenkugel zerſchmetterte thm goldenes 1.

ein

Etui in der Weſtentaſche.

Der Kampf würde immer gewaltiger ; das Feuer immer

heftiger und der Tod wüthete auf beiden Seiten immer em figer!

Da rückte auf einmal Laudon mit friſcher Kavallerie

Heran und ſchlug auf die bereits ermattete preußiſche Armée ein. an

Plößlich ergriff Alles die Flucht; Unordnung herrſchté allen Orten des preußiſchen Heeres.

Auch Friedrich II.

war von dieſer Kopfloſigkeit nicht verſchont, "und hätte ſein

1 Rittmeiſter von Prittwig nicht Tapferkeit und Geiſtesgegens wart gehabt; fo

würde der große König unter den Händen

der Koſaken wahrſcheinlich ſein Leben ausgehaucht habenor. in

Die Schlacht bet Kunersdorf hatte den Preußen 8000 Todte

und 15,000 Verwundete gekoſtet, außerdem gefähr 10—12,000 vermißt, denn im

wurden noch un

Ganzen war die preu

biſche Armee bis auf:5000 Mann zuſammengeſchmolzen . dem

Rücken

des

mit ſeinen Huſaren ſein Leben Bleiſtift einen Zettel , ides Retten Sie immer !"

die

.

Auf

erwähnten Rittmeiſters von Prittwig , der gerettet hatte, ſchrieb er mit

Inhalts : „ Alles iſt verloren !

königliches Familie!

Adteu

für

124

To

Dieſe Drbre war für ſeinen Miniſter Finkenſtein in Berlin

beſtimmt, dem

kurz zuvor auch die Nachricht des vermeintli

chen Sieges wahrſcheinlich dem

„Adieu

zugekommen war.

Was er unter

für immer! gemeint, bedarf keines Kommen

tars, da ſein Sinn als bekannt vorauszufeßen .LsDie öſterreichiſch -ruſſiſche Armee hatte im

iſt. Solo Uebrigen ihren

Sieg theuer erkauft; fie hatte nicht weniger, als 24,000 Todte und Verwundete , dagegen das pon den Preußen Abends eroberte Geſchüß nicht allein , ſondern

bis 6 Uhr

audy beinahe

alle preußiſche Kanonen und Munitionswagen erobert, welche von

der Armee des Königs

Kampfplaße ſtehen ge

auf dem

laffen wurden . Der geſchlagene König

ſchlief in dieſer Nacht in einer

halb derfallenen Bauernhütte auf einem Am

Bund Stroh .

14. Auguſt, alſo zwei Tage nach der Schlacht bet

1 Kunersdorf fandte Friedrich

II., ' gebeugt durch den Verluſt

5

derſelben , dem

Kommandanten

von

Dresden ,

Grafen

von

Schmettau , den Befehl, wenn er den Ort nicht zu halten im Stande fei, möge er verſuchen , durch Kapitulation die Gar niſon , die Kaffen , Magazine und Lazarethe zu retten .

Hier

nachſchien 'eß beinahe, als wollte für das ſo hart bedrängte Sachſen ein

günſtiger Wendepunkt eintreten . Wir ſagen ab

fichtlich, es

ſchien !

Denn

ſchon am

25. deſſelben Monats

befahl der mit ſeinen Befehlen fo freigebige König von Preu = Ben dem

Grafen von Schmettau , Dresden

ſtänden zu halten.

unter allen Ums

Unvorhergeſehene Verhältniſſe hatten den

Spion , deſfen ſich Friedrich zur Ueberbringung ſeines vom 25. Auguſt datirten Befehls bediente, über die Maßen unter wege aufgehalten , ſo daß derſelbe erſt am ſeinem

5. September an

Beſtimmungsort eintraf: Des Grafen von Schmettaus Lage in Dresden war- un

125

terbeffen eine höchft kritiſche geworden ; die Reichs-Armee wollte ficy Sadyſens, das ziemlich von allen preußiſchen Truppen

enta

blößt war, bemächtigen , beſonders Dresdens und der übrigen wenigen

noch von

Wittenberg und

Preußen

befesten

feſten

Pläße.

Leipzig,

Torgau wurden von den Preußen geräumt.

Die Beſaßung der legtgenannten Stadt hatte unter dem Ger neral Wolfersdorf allerdings heldenmüthig gekämpft, mußte fich zulegt aber doch ergeben . Was Dresden felbft anbelangt, fo wurde dieſe Stadt bereits

ſeit dem

neunten

Auguſt von

einer öſterreichiſchen Armee, welche Macquire und Guasko zu Führern

hatte , förmlich belagert.

verſtärkte

der

Herzog

von

Diefe Belagerungsarmee

Zweibrückeniiinochr mit

einem

Reichsheere. lä

Der Graf von Schmettau , welcher zur Uebergabe auf

gefordert wurde, ertheilte wiederum eine feinem

entfdtedenen

Charakter gemäße Antwort, da dieſelbe aber die Deſterreicher von

ihrer Abſicht nicht zurückbrachte, fo

griff Schmettau zu

dem

früher cyon verſuchten Mittel, indem

er einen Theil der

Vorſtädte niederbrennen wünſchten

Erfolg !

Die

ließ .

Auch dies blieb ohne denges

beiden

vor den

Theren

Armeeen ließen fich dadurch nicht abſdređen .

liegendent

Inzwiſchen war

die Nachricht von der Kunersdorfer Schlacht eingetroffen, welche wohl geeignet war, auf der einen Seite den Mutb zu erhöhen und auf der anderen ihn niederzudrücken. Hierzu kam nun noch der Befehl Friedrich II., wenn Schmettau Dreßden nicht Halten in

könne, es zu übergeben .

jenem

für ihn

ſo entſeglichen

Der große König zweifelte Augenblick

Dresden mit einem Hilfskorps unterſtüßen zu dein

felbſt

daran ,

können .

Nach

Friedricha Muth wieder aufgerichtet worden war, fandte

er , wie wir oben ſchon unter’m

Gelegenheit nahmen , zu

berichteni,

25. Auguſt einen Gegenbefehl, welcher jedoch erſt am

126

5. September an

Schmettau

Tag

Stapitulation abgeſchloſſen , deren

dem

vorher von

eine

Friedrich

II. am

gelangte:

Dieſer

hatte einen

9. Auguft ausgedrüdten

Inhalt Wunſche

entſprach . . * . Die Ausführung der in

der Kapitulation

enthaltenen

*

Bedingungen hatte, dadurch bereits ihren Anfang genommen , daß die Deſterreicher mittler Weile ein

Thor beſegt hatten .

Da rückte plößlich der General Wunſch mit einer preußiſchen Heeresabtheilung zum ner der fächfiſchen

Erſaß. Dresdens theran.

Die Bewoh

Reſidenz verloren

bei diefer Nachricht alle

Hoffnungin die Preußen abziehen zu

ſehen ; auch die Belages

rungsarmee war ſtußig geworden.

General Wunſch, den der

Graf von Schmettau von der abgeſchloſſenen Kapitulation in Kenntniß

jepte, machte zwei Meilen

von

Dresden

Halt.

Schmettau würde vielleicht nicht ſo gehandelt und die Kapis tulation für null, und nichtig

erklärt haben , hätte er nicht

die Staſſen , welche über fünf Millionen Thaler enthielten, zu retten gehabt.

Fünf Millionen war unter Kriegsverhältniſſen

immer ſchon eine bedeutende Summe, die für Friedrich der ohnehin mußte .

ſehr gelbarm

Aus dieſem

war , von

Grunde

II .,

großer Wichtigkeit ſein

und da der König

ſelber die

Uebergabe Dresdens gutgebeißen hatte , blieb Schmettau bei der Kapitulation .

Sie iſt ihm

kommen , denn er fiel Monarchen .

freilich theuer zu ſtehen in

ſchwerer,Ungnade

ges bei

1

ſeinem

ihretwegen

12. Dresden , der Hauptſchlüffel von Sachſen und Schleſien zugleich, war für dies Mal für Preußen verloren , außerdem

*

aber auch noch

die Städte Leipzig , Wittenberg. und

Torgau ,

welche der Herzog von Zweibrücken vorher ſchon den Preußen abgenommen

hatte.

Der

General Wunſch , der jeßt nichts

127

Geſcheidteres Städte.. a

thun

Friedrich

ſchmerzen .

II.

konnte , eroberte von

konnte den

Nachdem

dret

Verluſt Dresdens nicht vers

er die Ruſſen aus Schleſien

getrieben

3

und fich von

Neuemi dieſe

ſeinem

Podagra , woran er in dieſer Zeit viel

zu sleiden hatte, einiger; Maßen erholt hatte , brach er ſelber nach Sachſen auf, um

durch ein raſches und glüdlich durch

geführtes Unternehmen

den

empfangenen Schaden möglichen

Falls wieder gut zu machen. Fink, Hülſen

und Wunſch, befanden

Truppen bereits in Daun

dafelbft

der

ſich mit einer Menge

den ſächſiſchen Landen ; dagegen war auch

angelangt,

treiben wollte , wası, ihm theil,

Die Generale Prinz Heinrich,

vorſichtige

welcher

den

Prinzen

jedoch nicht gelang ;

und

talentvolle

zurüd

im

Prinz

Gegens

hatte

ihn

durch ſehr künſtlich durchgeführte Wendungen bis nach Wile druf, zurück gedrängt und ſich Am

ſelbſt bei Hirſchſtein

gelagert.

13. November langte Friedrich II. in der nämlichen

Gegend an und wollte pon Ruhe nichts wiſſen . , Der Feind getrieben

Jolte weiter

nichtet werden .

und

womöglich

geſchlagen

und ver

Prinz Heinrich , der weit fälterer Ueberlegung

+

fähig war, als ſein königlicher. Bruder , verſuchte , durch Gründe der Vernunft auf denſelben einzuwirken , um ihn yon einem

Unternehmen

unbedingtem

Nichts , nichts beſcheidenen

abzuziehen , das für Preußen

nur von

Nachtheil ſein konnte. da !"

Vorſtellungen

„ immer vorwärts in den

erwiderte Friedrich

II. auf die

des bedächtigen Prinzen Heinrich ; Feind hinein !“

Widerſpruch, und mochte er kommen von einer Seite, welche es immer wolle, duldete der König von Preußen Dies wußten alle ſeine Generale.

nicht.

Deshalb ſchwieg auch Hein

rich, als er ſah, wie Friedrich Anſtalten

traf, den

Feind ſel

128

ber zu verfolgen , deffen Nachzug er beinahe auch ganz ver= nichtete. Mann

Dem

General Fink befahl er, mit fünfzehntauſend

über " Dippoldiswalde nach Maren

aufzubrechen

und

Rüden aus anzugreifen .

den

Feind vom

Bb

Auch dieſer einſichtsvolle Feldherr wagte es , einige feht

wohl begründete Vorſtellnngen wegen fes

Planes dem

der Durchführung diee

Könige zu machen , ohne indeß eine andere

Antwort- oder ein beſſeres Reſultat zu erzielen , als der Prinz Heinrich.

General Fint leiſtete Gehorſam , wurde aber von

Reichsheer und von Daun ganz eng eingeſchloſſen und

dem

mußte fich ' trop der allergrößten

Tapferkeit, die ihm

ohnehin

4000 Mann geraubt hatte, mit den übrigen elftauſend Mann am

20. November auf Grund einer Kapitulation ' ergebent

Sie hatten juft das nämliche Schickſal, wie im die Sachſen bei Pirna.

Jahre 1756

Wenige Tage darauf kapitulirte auch

der General Dierecke mit vierzehnhundert preußiſchen Soldaten . ganz ſo ,

andern , und es kam

Ein Unglück folgte dem

wie Prinz Heinrich und der General Fink vorhergeſagt hatə Friedrich

ten .

II. war mit einem

Spieler zu

der jemebr er verliert, deſto mehr wagt. Ungeachtet alles

deſſen blieb

im

er 'trokig

vergleichen , 1901 15 int Lager bei

Hirſchſtein ſtehen ; er wollte, wenn auch nicht Dresden , fo doch Es war, wie erwähnt, mehr

das übrige. Sadfén behalten.

Troß. als Klugheit Seitens Friedrichs II. Er blieb noch fechs Wochen trop der fürchterlichſten Kälté, im Lager unter Zelten

liegen , die mit einer Eislage gedeckt waren .

Soldaten mußten fidy , um oder vielmehr ſich am dern

legen ; dennoch

Taufende ! fem

einigermaßen warm

Seine

zu werden

Leben zu erhalten , einer auf den an wurden

Tauſende

krank

und ſtarben

Friedrich II. hatte keinen andren

Grund zu die

als grauſamen

Benehmen , als

ebenſo unverzeihlichen ,

129

dadurch Daun zu zwingen , mit ſeiner

Armee das Nämliche

zu thun . Wie kleinlich für einen Mann, den man den

Gro

Bett", nennt! ) Ungeachtet aller dieſer Unfälle waren

Friede

richs Feinde doch faft überall zurüdgedrängt; nur Daun war in Sachſen geblieben und hielt Dresden befekt. 19

d :"

en

Die Kälte wurde jedoch endlich fo heftig , daß. fte Fried

richs Starrſinn

brach.

Anfangs

Januar

1760 ließ

er die

Zelte abbrechen und von feiner augenblidlich ganzzunfähigen Armee die Winterquartiere beziehen .

Er felber nahm

ſein

Hauptquartier in Freiberg . 109 cial, Der Winter von 1759 bis 1760 wurde für das Stur fürſtenthum

Sachſen

außerordentlich

theuer.

Es

hatte dies

Mal nicht nur die preußiſche, ſondern auch die von Daun toms mandirte öſterreichiſche Armee zu erhalten . für das -entnervte Ländchen :

Eine ungeheute Laſt

Friedrich II. feßte daſſelbe über

hauptnoch in Kontribution , zog fünf Millionen Thaler ein und tecrutricte im

ausgedehnteſten Maße. Ca

98 " { Bis jegt hatte Sachſen während des fiebenjährigen Kries geß nur unendlich zu leiden gehabt und mußte die Kurzſich tigkeit feines Herrfchers , ſowie die Unfähigkeit und das ur redliche Benehmen

feines Premierminiſters, des Grafen Hein

rich von Brühl, außerordentlich theuer bezahlen . * Geld war eine ſo feltene Waare geworden , daß man es hätte man Im

fofagen will und es nicht zu für Geld fehen laffen können .

wenn

lächerlich klingen würde

Deffen

ungeachtet wurden

die von Preußen ausgeſchriebenen Kontributionen immer noch

‫ܘܝ‬

pünktlich eingeliefert; fo alſo auch die Ende 1759 erwähnten fünf Millionen ! Thaler. 19

Im

gen auch

Verhältniß zu dem in

Mangel an baarem

Gelde ftet

der Regel die Preiſe für die allernothwendiga

ften Lebensmittel. So wurde beiſpielsweiſe jept fchon ( 1759 ) Bertraute Geſchichte. Sadien . 2. Bd. 9

6130

das Pfund Brotsmit fieben bis acht guten Groſchen in Sachs fen bezahlt.is nei 18 ,MA.TC Tut bilmele fendt sa

o

führen ?:

Wo hinaus ifollte dies endlich

por dem

Beginn

Ein

Land, das

des rfiebenjährigen Strieges bereits als total lange

verarmt bezeichnet werden muß, konnte dies nicht noch

aushalten , ſo follte man mindeſtens meinen ; und wenn ein folches Land nicht bald durch weiſe Sparſamkeitrfeines Regents ten wieder emporgehoben wird , ſo muß

es

folgerichtig ganz

Dazu war aberi jepte noch nicht die ige

zu Grunde geben .

ringſte Ausſicht vorhanden .

Gegentheil, es foliten bald

Im

noch fichlimmere Zeiten für die armen Sachſen eintreten, Zet ten , wie ſie glüdlicher Weiſe nicht ſehr oft, für die Menſchen indeß

immer noch zu oft, erſcheinen .1 13 53 ** ** port:thin 10512

17,4. Unter allen

dergleichen

Verhältniffen ssridas sciſtiseine

Thatſache , die Niemand zu beſtreiten wagen wird 19- skeiden am Meiſten , oder vielleicht ausſchließlich nur die Unterthanen . Die Regenten , ihre Miniſter und Günſtlinge

führenistroj

der immer mehr zunehmenden Verarmung eines Volkes immer noch denſelben koſtbaren Siſo ,sfahren noch in denfelben Karoffen , haben noch dieſelbe Dienerſchaft und zergehen ifich auch noch , wenn irgend möglich, in denſelben Vergnügungen . 15

Es iſt niemals

ders : werden .

Wenn

anders geweſen und wird niemals Friedrich

at

II . eine Ausnahme hiervon

अनेक

macht, fo lag das weniger wohl

ſeiner Liebe zu

in

ſeinem

Bolfe (die wir hiermit keinesweg& ableugnen wollen ) ali viel mehr in ſeinem Kaffe, welchen er für feine Feinde empfand, und in der Heftigkeit, womit er alle feine Pläne zur Durch führung zu bringen von gleich

beſtrebt war.

Auguſt III. Hatte ganz

felbſt auf dieſe Ausnahme Verzicht geleiſtet, indem nach

Faktotum

Beginn

Brühl ſein

deg

er

ſiebenjährigen Krieges mit feinem

Kurfürſtenthum

verließ und ſich nach

131

feinem

Königreichi Polen :"Þegab. . Dort eging biet Brübriche

Wirthſchaft in demſelben Grade fort) wtet ſie in Sachſen auf: gehört hattejes

hit 11901

ist aus deineforsist mad 1997

Mani lagt pón Auguft. III

&

tero geweſen. rechts

er ſeingutmüthigen Charaku

Wir bezweifeln diegi und gewiſs nicht mit øn

hätte Gutmüthigkeit : tu

feinem

Herzen

gelégen , er

würde fürwahr fetne igeltebten Sachſen " nicht in den ſchreda lichſten

Augenblickert allein gelaſſen haben , ſondern er wäre

herbeigeeflt, um die Leiben mit ihnen zu theilen , Leiben , welche doch nur durch ihn felbft über ſein Landigebracht worden waren . *i astunat motoni nie juiste

sid sustast .OS

dreamHaſche fagt insfeiners , diplomatiſchen Geſchichte Dreß = den über vorſtehendes Bombardement wörtlich . Folgendes zimu mert „1760 , daß tiſt das merkwürdig

Jahr) was Jahrhunderte hindurch

bleiben wird.fr Dresden

erfuhr

im

" Julie zum

dritten Mal die Wuth des Krieges, der es an den äußerſten Rand des Verderbens brachte : war belagert von Feinden , die fich die äußerſten , und härteſten Mittel erlaubten , vertheidigt von Bundesgenoffen , denen es mehr um Plaßes pn als rum Häuſer zu

die Erhaltung der

thun war.

Erfahrung

die Behauptung des

Einwohner und

ihrer

Maquire, ein Mann von Muth und

war, Commandant, hatte unter

ſich eine ſtarke Beſaßung , 13,910 dienſtbare Mannſchaft, und Dresden afelbſt war durch

einige neue Werke haltbarer geworden ( und das

vermehrte unſer Unglüc.*) 4

dno)

tanto

e

1d pasib

mryd Der neunzehnte Juli , wo das eigentliche Bombardement begann , iſt jeden Falls der fdredlichſte Tag in der ganzen fächſiſchen

Geſchichte.it Nicht nur , daß

welcher wir

ſchon

alt awar , nicht nudaß viele Perſonen und darin daten ſandten si

die Kirche

erzählt und die über

vierhundert

in

die

der Befaßung beraubt wurden : ſondern

esebloot , 5470

Jahre

Keller seilten

entweder elendiglich umfamen oder von

einen førtwährenden

fiel, von

den Sols

die Preußen

Regen von Bomben , Feuerkus

shtyusre and

ina

gi

gaisrusttidra

no

*500* Baffe Tebte zur Zeit des Bombarbemients in Dresden , und hielt die vermehrte Befeſtigung der Stadt alſo für ein Unglüd.

-

140

geln und Haubigen rund immer dabin ,wo ein Raud wurde und wo dier Dresdener trotz leicht hätten

löſchen wollen .

des Waffermangelo piela

1914 stå 1391

viels sdlfid ,Sachſens und Dreß

fouPaul Herrmann ſagt in ſeinem dens Unglück im

fidhtbar

blour

of

18. Jahrhundert:" station

tom

Den 20. ſepten die Belagerer das Bombardement fort; ein Haus, eine Straßen gerieth nach der anderen

in

Brand

und konnte nicht gelöſcht werden , weil Jene das Röhrwaſſer der

Stadtt abgeſchnitten

die

Daun'ſchei Armee und lagerte sich

hatten . & Nachmittags 6

Uhr, kam

über Neuſtadt am

Walde hinunter bis an die Elbe, der Oſtra -Wieſe gegenüber wo bei Nacht

eine Schiffbrüde geſchlagen wurde.

gegen acht Uhr wurde das Bombardement am ganz Dresden

ſtand wie ein

und Vorſtädte waren

großer

Abends

allerheftigſten ,

Feuerkeſfel da , Stadt

ein einziges Flammenmeer ; das ganze

Schreckensgemälde läßt fich in Worten

unmöglich ſchilderni ,

shot ,Am

Alberts und Clemens

aus

dem

21. beſuchten

die Prinzen

Daun'ſchen Lager die Stadt und waren über die

ruinirte Reſidenz äußerſt gerührt.

Nunmehr ſchien die Bez

ſchießung der Stadt zu

gehen . Der Herr

Ende zu

Felda

marſchau Daun hatte nicht allein unter der Neuſtadt, ſondern audy am Bär eine Brücke über die Elbe ſchlagen die Preußen

dies bemerkten , ſpielten

laſſenza als

fie Nachtshalbbzwölf

uhr die lepte Bombe in die Stadt.11 Es marſchierten 10,000 Mann über dieſe Brücken , woraus hervorging, daß es zu einem

heftigen Kampfe kommen werde.ts

19941999 Deni 22. geſchah: von griff auf den

der kaiſerlichen

doute nimed den Armee der

Ana

Feind mach Mitternacht halb ein Uhr mit gro

ßer Erbitterung, ſo

daß das preußiſche Korps , welches die

Belagerung deďte, in einer Stunde über den Haufen gewor 220 gritona strandsid hiilguif nis site ofin a

fen wurde und alle Belagerungs-Munition nebſt 300 Gefan gene in die Hände der Deſterreicher fiel.de sthildnist and ideti

Den 23. war es ganz ruhig .

weilen von

den

Swartwurde noch zu :

Feſtungswerken hinausgeſchoſſen , aberkinur

darum , daß der Feind keine neuen Batterieen errichten und die Ausbeſſerung der Feſtungswerke nicht ſtören ſolltested itse 098

„ Den 24. geſchah abermals ein Ausfall mit Kavallerie

und Infanterie von

der Daun'ſchen

Armee durch das Wils

druffer Thor , der Angriff folgte unweit Oſtran und dauerte dreiviertel Stunden , wodurch die Feinde zurückgeſchlagen und ihnen wieder vier Kanonen abgenommen wurden .

199

$196r , Den

25. wurde dieſer Ausfalt an derſelben Stelle er neuert und der Feind abermals zurücgedrängt. Hierauf war es fowohl den 26. ruhig.

Tag, als die folgende Nacht, ſo wie auch den

Doch kam

neue Angſt über die zurücgebliebenen

Einwohner, weil ihnen auf's Neue anbefohlen war, die Dach böden mit Waffer zu verſehen . • An Wiederherſtellung der Feſtungswerke ward ununterbrochen fortgearbeitet. „ Den 27. kam eß nach Mitternacht zwiſchen den Kroa ten und den feindlichen Feldjägern dem

Wilsdruffer

Thor wieder zum

und der Freiparthei bei Gefecht .

nämlich die ſehr wachſamen Kroaten auf ihrem fallen wollen , wurden aber mit anſehnlichem sebiteurd getrieben . „ Den

28. Nachmittags

mit fechs blaſenden

Dieſe hatten Poſten über Verluſte zurück

vier Uhr " ritten vier Fourtere

Poftillionen

in

dte Stadt und brachten

die fröhliche Zeitung, daß die Feſtung Glaß durch den kaiſer lichen Feldzeugmeiſter laudon mit ſtürmender Hand erobert worden ſei. Den

29. Nachmittags vier Uhr 1wurde wegen

glüdlichen Ereigniffes

Viktoria geſchoffen

dieſes

und während der

142

Feſtlichen Freudenbezeugungeni ein Ausfall » gemacht, wodurch das feindliche Bedeckungscorps aus feinen Stellungen vertrie ben und die ganzen Vorſtädte von den Jägern ligen gefäubert wurdenorid missertatuto dniu

Den

und Freiwil

modetoliau

30. Morgens feche Uhr hörte man mit Dank und

Rührung die noch vorhandenen

Stadtuhren wieder ſchlagen ,

und nicht lange nachher verbreitete ſich die Nachricht, daß der König mit ſeiner Armee

im

Abziehen

Kieffelsdorf und Meißen 1fich

begriffen

ſei und bei

gelagert habe.. Hiermit hatte

dieſe Belagerung, die fdließlich in eine Blokade übergegana gen war, ihr Enderrerreicht.waftri , noiarrodslar #sidi TIS 499 Dresden glich aber einem Schutthaufen , denn es lagen folgende Gebäude in Trümmernsmisdin ang 990- nu t299 1850 ebrin diuen

onigin der Stadt! 0

1156 Idoutot ta

onsdoiidapi 226 abgebrannte, ils sont sont thu gom as ebne 516 937 beſchädigte , nebfi dera abgebrannten Kreuza rad potatirsdreds kirche, Garniſon-, Bau- und reformirten Istisder Kirche. bosdistrou dunet sfruteguna godt imorrottis dont 19. mais 2. In der Neuſtadt: tad jantaina hii, mud Q'111 'st 25 beſchädigte. tottun 100 ili 1190 191 98mdelive mut 0917,

zss ijt motiolle test

.

In der pirnatlichen Porftabtársne

Hisus stu ! 102 niedergebrannte

Käufer nebſt der Waiſen

hauskirche, Otsitul , 1950, beſchädigte matbord

14.

1:13:

in agraditionnement

?

In der Wiløbruffer Vorſtadt:1:

zqytist 1897 188 niedergebrannte Häufer , die Annenkirde und tralare

insi , prin die Pfarrwohnung, 3 beſchädigte.

im

fi 110 ?14 :33 bil BEK

Ganzens416 niedergebrannte und 115 beſchädigte Häuſer ;

131 Queen

TV

station

,Cos

!"

143

außerdem

die Soſephiniſche Stifts-Kapelle chabgebrannt

die böhmiſche Kirche gänzlich zeridóſſen . Sie

bun sin

und seda

tirsd ,,Getödtet und verſtümmelt waren 60. Perſonen , itver ſchwunden 110, verarmt mehrere Tauſende . und

ene

2017

Die hiermit von uns gegebene Shilderung der Bela

gerung Dresdeng haben

wir, wie erwähnt, von Paul Herr

mann entlehnt, der ſie dem Berichte eines Augenzeugen ent nommen

hat, weshalb alfo die Wahrheit derfelben

verbürgt werden

kann .

Nach dieſem

königlichen

unbedingt Impromptu

(Stegreifwig)ndwiehiFriedrich i der . Großei, den 1 Entſchluß, Dresden zur erobern , nannte, wanderten viele Hunderte des fächſiſchen Volkes aus ihrem

Vaterlande fort , da keine Aus =

ſicht vorhanden warmedaß fie fich von wieder erholen

ihrer Verarmung je

konnten. if Der Verluſt an Häuſern , die öf

fentlichen Gebäude nicht einmal mitgerechnet , belief fich auf 1,200,000

Thaler. ld Zu

andren

Gegenſtänden , die verloren

gingen und nach Geld nicht abgeſchäft werden ten

können , gehör:

auch viele Manufcripte des berühmten Rabener. banu bná

Park Während dieſes entfeßlichen Unglücks, unter deffen Wucht Sachſen ,

ſpeziell aber

Auguſt III. und fein deften

um

Dresden , feufzte, bekümmerten Günſtling Graf Brühl nicht im

daſſelbe sa Es ſchien , als betrachteten

als idiejenigen , deren

einzige Verpflichtung

mit Leichtigkeit die mühſam der fächſiſchen Nation zu

zuſammen

vergeuden .

ſie

darin

gebrachten

fich Min

ſich nur beſtand, Steuern

Das Volk hatte nur

in fofern Werth für fie, als es nothwendig zur Durchfüh rung ihrer Beluſtigungen war. Schon im

Jahre 1758 war

Auguſt III. unzugänglich für Vorſtellungen ,welche ihm der Graf Wolfersdorf im

Namen

der unglüdlichen

Sachſen machte;

und als diefer würdige Mann ſich dadurch nicht beirren ließ, ſeine Klienten mit Wärme zu vertheidigen , da ſagte der König

144

erft : tdyr Braudelleinen Wolf nad

dem

efte! dann

aber, als auch dies den Grafen von Wolfersdorf nicht zu er: ſchüttern

vermochte: ich brauche einen Bären nach dem

Feſte !

Was dieſer ſchwache Monarch damit hat ſagen wol

len , iſt nicht recht erſichtlich. rauf hin , daß

Vielleicht zielte er damit da

er gern einen Poſſenreißer haben wollte und

daß er der Meinung fet , denſelben in dem fen von Wolfersdorf finden zu können. richtig , wie wir

beinahe

Auguſt III. sin einem ve

Geduldig hatte

behaupten

möchten , fo ftelt efte

ſehr gebäffigen

Lichte darciusiyyete )

Friedrich II. die Belagerung Dresdens

nicht aufgegeben , wie theilweis

fchon

hervorgeht, mit welcher diefelbe von ihm alles Feuern

ehrenhaften Gra = Iſt dieſe Erklärung

aus der

Erbitterung

geleitet wurde.

Als

die Belagerten zur Uebergabe der Stadt nicht

veranlaſſen konnte, ſtampfte er vor Ungeduld mit den Füßen auf den den

Erdboden

Zähnen

und ſtieß unverſtändliche Worte zwiſchen

hervor ! auch ließ

er einem

ſeiner Regimenter,

das nach feiner Anſicht fich feige benommen tengewehre und den fen abnehmen. dert

dazu

gehörigen

hatte, die Set

Offizieren

die Huttreſ

Aber alles dies half nicht ! 1. Funfzehn Hun

Preußen wurden

getödtet, acht von Magdeburg kom

mende Kornſchiffe auf der Elbe weggenommen und Hunderte der preußiſchen

Belagerungs

Darunter befand ſich auch chern

die Nachricht von

Armee zu

Gefangenen gemacht.

ein Offizier, der iden Deſterrei der Uebergabe der

Feſtung Glaß

brachtes ? 01.

Friedrich

II . hatte dieſe Nachricht ſchon vorher sempfan

gen ; fie traf ihn wie ein

Donnerſchlag ; doch auch hier feine

Beſtürzung wiederumt unterdrückend, fprach er: i teadamitolina Set 8 ! Im

Frieden werden fte es uns ja wohl wieder

145

geben ! Wir müſſen Alles verlieren ." 15.

In

nach Schlefien

der Nacht zum

geben , damit wir nicht

30. Juli ließ

er ſeine Armee vor

Dresden aufbrechen und maridhterte abermals durch die Sate fiß.

Daun , die

geweihte Areatur"

oder der

Mann mit

der geweihten Müße,“ wie ihn Friedrich II. nannte , hatte Plan durdſdjaut , denn

auch dies Mal feinen vor Friedrich

II. aufgebrochen

Um

der Preußen

man

feindlicher

die

Vorkehrung getroffen , daß nicht

nur Daun bor ihnen , fondern

lichen

her.

Lage noch widerwärtiger zu machen , hatte Seits

und ſte auf dem

er war nod

und marſchierte vor ihm

Laſtvy audy hinter ihnen ging ,

ganzen Marſche fich inmitten

Heere befanden .

zweier feinda

Der uneingeweihte Zuſchauer hätte

dieſe drei Heeres - Abtheilungen

unzweifelhaft für einem

Herrn

gehörig angefeben , ſo nahe befanden fie fich beifammen , und man muß ſich nur wundern , weshalb Daun und Laffy nicht den Verſuch brüden . Nach

gemacht haben , die

manntgfachen

Schleften und Daun

lagerten

und Laudon

Gefahren

preußiſche Armee

erreichten

die

zu

Preußen

in der Gegend von Liegniß.

waren

nicht weit

davon ;

er

Doch

ſte

ſtanden

jenſeits der Stapbach und ſperrten die Straßen nach und Schweidnig .

Breslau

Da die Ereigniſſe, welche in Schleſien Statt fanden; nicht hierher gehören , wenn nicht auch Sachſen oder deſſen Truppen dabet betheiligt ſind, ſo wollen wir dieſelben

ruhig

übergeben .

hatte

Friedrich

II. den

5

In Sachſen

General Hülſen

mit einer nur ſehr geringen Armee zurückgelaffen , mit wel der derſelbe die beiden Städte Torgau und Wittenberg be ſeßt hielt; die Gegenparthei des Könige von Preußen 10 ute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.

ließ

146

die Reichsarmee auf dem

Kriegsſchauplaß, in

fich bald darauf noch mit Ginem

ſolchen

ſchwach .

Sachſen , die

12,000 Würtembergern

verband .

bedeutenden Heere gegenüber war : Hülfen zu

Er verlor nicht nur Torgau, ſondern auch Witten

berg, das übrigens vorher noch zu drei Viertheilen in Schutthaufen umgewandelt worden war.

Reichstruppen ebenfalls in Beſchlag genommen . 5 Friedrichs

Unglück

mehrte

Deſterreicher und Sachſen

hatten

einen

Leipzig hatten die tois

fichss, Funfzehn

Tauſende

ſich mit zwanzig Tauſendi

Ruſſen : perbunden und marfdierten auf Berlin zu , um dieſes

ſich

Plages , demnächſt aber auch Potsdam und Charlotten

burg, zu bemächtigen .

Am

3. October hatten

fie Friedrichs

Hauptſtadt erreicht, doch ward ihnen die Uebergabe der Stadt von der nur aus 1500 Mann beſtehenden Beſaßung verwei gert.

Die Stadt wurde hierauf von

neral Tottleben

den

zwar beſchoſſen ; allein

Ruſſen , unter Ges

ſie zogen

ſchnell aby

da fich eine preußiſche Armee zum Beiſtande Berlins nähertes Bald jedoch inne werdend, daß ſie der feindlichen Macht weit überlegen ſeien , kehrten ſie am

8. Oktober zurück.

Die Stadt

ergab ſich, wollte, aber den Vertrag entſchieden nur mit der Ruffen

abſchließen , da

deren Anführer , der ſchon

genannte

General Tottleben , ein Mann von edler Geſinnung und fei ner Bildung war, was man von den Deſterreichern , mit Aus nahme des General Eſterhazy , nicht ſagen konnte. ſen

betrugen

Deſterreicher als Eſterhazy

Die Nuf

ſich audy höchſt ehrenhaft, während man robe. Unmenſchen bezeichnen muß .

befehligte in

Potsdam

die

General

und gab das daſelbſt beas

findliche Stadtſchloß , ſo wie auch Sansſouci, ohne das Spu ren

ſeiner

Anweſenheit

Nicht ebenſo war fächfiſchen Truppen.

entdeckt werden

es mit den übrigen

konnten ,

zurüc .

öſterreichiſchen und

Beſonders hauſten die Sachfen in Char

147

lottenburg auf teine entſegliche Weiſer und

Sie verwüſteten Alles

verſtümmelten " felbſt unerſeßliche Gemälde und ſonſtige

Alterthümer bis zur Unbrauchbarkeit, beſonders aber die Aná tiken aus der Sammlung des Kardinal Polignac, fo daß felbſt der fächfiſche Hof ſein Mißfallen Als

Friedrich II . Augen

mehrere Male mit unverkennbarem ebi 1919

Die Unmenſchen !“

darüber kund gab .

Frevel betrachteten , rief

dieſen

Schmerze : :

er

...!!"

. Se

& r felbft hatter bisher in Sachſen nichts vernichten

laf

fen , als die Brühlſchen Beſigungen , weil er dieſen Marin für die

Haupturfache des

Krieges

hielt und

baßte;: ſobald er aber wieder nach Sachſen

ihn

deshalb

kam , nahm

er

für die feinen Kunſtſchäßen widerfahrene Vernichtung dadurch Revange, daß er das Jagdichloß Hubertsburg dem Freibataifa lon Duintus

Jellius zum

Plündern ianwies.

Doch

haben

Augenzeugen verftohečt, daß bei dieſer Plünderung fich mehr Deſterreicher und als

Preußen !

Rufſen , felbft Koſaden Deſterreicher und

Verbündete waren , nach

dem

Friedrich nahm

Anhaltſchen , um

aus mit Lebensmitteln Sachfen , um seg mittler Weile

zu

verſorgen . zu ihm

hätten ,

ſeinen Weg über Lübben

ſeine Truppen

von Neuem

Daun , der

betheiligt

Ruſſen , welche Sachſeng

von Magdeburg

Dann wollte er nach

erobern .

Indeß hatte fich

von Schlefien

war, bereits bei Torgau gelagert und ſchien

aus ihm

gefolgt

den Weg

nach Sachſen ſtreitig machen zu wollen . Auch das Reichsbeer befand ſich ſens.

noch

im

Befig von

fich in

der Gegend von Landsberg

darauf rechnend, daß dem und

einem

Das war jedoch noch nicht Alles. an

großen

Theile Sach

Die Ruffen

hatten

der Warte gelagert,

König ein Unglück begegnen würde

fte ſammt Daun's Armee ihre Winterquartiere in der

Mark nehmen könnten .

10 *

148

Friedrichs Lage war

keine benetbengwerthe.

Das

fah

er auch ſelber ein , wie aus einem an den Marquis d'Argens*) von

ihm

untern

28. October

deutlich hervorgeht.

gerichteten

Briefe

klar

und

Es heißt darin :

Nie werde ich den Augenblick feben , der mich nöthigen wird , einen nachtheiligen Frieden gungsgrund wird im daß

ich

mich

meine

unter

den

oder, wenn dem zu

füß fein

wiſſen , wenn

zu ihließen ; kein Bewe

Stande fein , mich dahin zu

Schande

unterſchreibe.

Trümmern

meines

bringen ,

Entweder Taffe

Vatertandes

ich

begraben ,

Geſchick , das mich verfolgt, dieſer Troft noch

ſollte , ſo werde ich mein

Unglück zu

endigen

es nicht mehr möglich fein wird, es zu tragen .

Stets handelte ich einer inneren Ueberzeugung und der Ge fühlen der Ehre gemäß , und auch meine legten Schritte wer den

mit dieſen

Grundfäßen

meine Jugend meinem nem

übereinſtimmen .

Vater, meine männlichen

Nachdem

ich

Jahre meie

Vaterlande aufgeopfert habe , glaube ich , berechtigt zu

fein , über mein Alter zu gebieten . das Geſchick folgfam

Es giebt Leute, die gegen

ſind , das iſt nicht meine Sache !.' Habe

ich für Andere gelebt, ſo will ich für mich, ſterben , unbeküm mert, was man davon ſagen wird ; ja, ich ſtehe Ihnen fogar dafür, daß kraftloſes

ich

es nie

erfahren werde.

Wie ? ich ſollte ein

Alter vorziehen , voll Verdruß und Schmach , bol

Bedürfniß über vergangenes Glück, und voll Beleidigungen : Rein , Marquis ! Wenn Ales uns verläßt, die Hoffnung ſelbſt zerbricht, Dann iſt das Leben Schimpf, und Sterben wird uns Pflicht. **)

90

91 959d

if stone

yo. *) Kammerherr und Direktor der ſchönen Wiſſenſchaften bei der Ata demie unter der Regierung Friedrich II. **) Verſe aus Voltaires Merope.

149

ein

Nach Page, der Sachen kann es

für dew Augenblick nicht

darauf an , Vergeltung zu üben , wie Friedrich

II. Durch die

Zerſtörung von Hubertsburg den Anfang gemaut hatte, ſondern obed möglich, ſet, bie Winterquartiere im

fädifiſchen fande gut

nehmen , und gleichzeitig zu verhindern , daß Deſterreicher und Sachſen nicht die Mart belegten . den

Verhältniſſen

die zu löſen di Am

indeß

der

dem

Eine unter den Worlteğen :

That äußerſt ſchwierige Aufgabe,

großen König vorbehalten blieb. and

26. October ließ

Elbe pafſiren Magazin

in

er ſeine Armee bei Deſſau die

und auf Düben vorrücken , um

einzurichten .

ben Monats , nahm

daſelbſt ein

Einige Tage fpäter, am

der General Hülſen

31. deffella

mit ſeinem

die Stadt Leipzig weg , légte ſeine Soldaten

jagte die Reichstruppen von dannen .isottä bridge

Friedrich , der immer

in

raſch

war, wollte die Deſterreicher unter

Gedanken

Korps

hinein

und dette

und Thaten

Daun angreifen, und er=

richtete deshalb ein Lager zwiſchen Langen -Reichenbach, Shilda und Torgau.

Daun

vermuthete nichts weniger , als

einen

Angriff Seitens der Preußen ;" allein auch er hatte nicht die Abſicht, gegen

dieſelben vorzugehen , ſondern da der Winter

por der Thür war und ſeine Soldaten

der

Grholung zum

Feldzuge von 1761 bedurften, ſo wollte er durch ſein bloßes Zaudern den Daun mit ihm

König von Preußen zwingen , ſich zu entfernen . hatte Friedrich II., ungeachtet er ſchon ſo lange

zu thun gebabt, noch

nicht gendu kennen gelernt.

Friedrichs Abſicht war es keineswegs, fich von fagen, zum beinahe, ihm

Daún , fo zu

Beſten halten zu laſſen , und doch ſcheute der fich eine Schlacht anzubieten.

Nicht mit ſich einig

werden könnend befahl er féinelGenerale zu ſich, um

deren

Meinung zu vernehmen .

Keiner wagte," dieſelbe auszuſpre

dhen ; nur der alte Ztetet

fagterug tim

si stagged

studiesout

150

*

Alle Dinge dfind möglich ,snur seins iſt

das andere !" [ hirsirat 4:00

schwerer , als

Ft

1:0 TOTES

**** Dieſer Ausipruch, welcher unendlich viele Wahrheit ent hält, gab den Ausſchlag.2, Friedrich erklärte fich zur Schlacht bereit und beſtimmte die Zeit zum

Yufbruch , indem

er

Zie

tens Worte noch ein Mal vor fich hinmurmeltesh in siibrio ,sens Alle Dinge

ſind möglich , nur eins iſt ſchwerer, als

das andere; urdainan pirap, mint mi 44" * 150 uit

mg sid

Den Plan zur Schlacht, die Daun , wie bereits erwähnt,

gar nicht, fürtmöglich hielt , wurde entworfen ; ihm follte das Heer in

zufolge

zwei Hälften geſchieden werden , deren eine

von Friedrich II. ſelbſt, die andere von Bieten angeführt wurde. Der König, wollter mit ſeinem und Elsnig

Beere von Born über Neider

das öſterreichiſche Lager ſtürmen , Sieten dagegen

durch eine Umgebung demſelben ,bei Siptiß und Groswig in den Rüden fallen .

Zur Ausführung dieſes Planes ward der

3. November beſtimmta 4. Was eine

hauptſächlichfter Bedin :

gung war, das hatte man diesmal gar nicht beachtet 2 näm lich durch gegenſeitige Signale: die Zeit ſtimmen .

des Angriffs zu be

Dadurch entſtand ein großes Mißverſtändniß

durch

1

das des König & Heer beinahe vernichtet worden wäre, noch ehe der General Zieten den Kampfplaß erreicht hatte. rich pernahm Bieten zum

nämlich von

Fried

derjenigen Seite ber, welche für

Angriff beſtimmt worden war, ein ſtarkes Schie

freni da jedes,Nährere zu verabreden vergeffen war, ſo glaubte er, ſein General habe bereits das Ziel erreicht, und erkannte es für ſeine Pflicht, ihn raſch und mit aller ſtüßen.ti Er wartete Treffend , abn fondern Feind porgehen.

ließ

diergehörige Stellung des ſofort einzelne Regimenter, gegen

:

den

Energie izu untera

gar nicht

Dieſer, mittler Weile aufmerkſam

worden , begrüßte ſie mit zweihundert Kanonen zugleich .

gee Der

151

Donnert war so gewaltigri daß viele Perfonen saugenbliciich ihres Gehörs Beraubt wurden und von dem Friedrich II. zu fjagen pflegte;ser habe während aller ifeinertrtegeintez beris gleichen erlebt. TIL 19 ) 19. SC 150 andar Don d)

Die Bataillone, welcher gegen

waren , ſtürzten

den Feindageführt worden

Mann vor Mann " nieder , und die dadurch

entſtandenen Süden wurden foført durdy neue Mannſchaften ausgefüllt, welche Kavallerie, Kanonen

noch

das

nämliche Schickfallerreichten

Infanterie

etwas ausrichten . "

mehrere Male in

konnten

gegen

die

Weder

feindlichen

Der König befand

ſich

ſelbſt

Gefahr, getödtet zu werden ; die Kanonen

kugelni fchlugen vor, hinter und neben ihm Beſtreuten Roß und Reiter mit Sandi

in die Erde und

Ein

Streifſduß bez

rührte ſogar feine Bruſt , doch wurde die Wirkung deſſelben durch Pelz und einen Sammetroď

kraftlog, gemacht, it',

Der 3. November war einer der blutigſten

Tage des

fiebenjährigen Krieges. Als die Nacht, hereingebrochen war, hatte Friedrich II. den Kern feiner Infanterie verloren und dadurch

nicht

die geringſte Ausſicht gewonnen , Herrades

Schlachtfeldes zu zu

werden . si Esilſchien

unterliegen , daß

keinem

Zweifel mehr

der Steg auf Seiten der

Deſterreicher

war , welcher" auch bereits einen Kourier nach Wien

abge

ſendet hatten , der Kaiferin die Nachricht davon zu überbrin gen .

Deffen

Verwirrung Preußen

ungeachtet: ruhte der Kampfs noch nicht.

ſchoffen auf Preußen , undt Deſterreicher fchoffen auf

Defterreicher. 1

o

Dié

ſtieg mit der Dunkelheit und wurde allgemein

sig

Die Nacht wat lang , kalt und feucht:

gauer Haide brannten unzählige Feuer , um reicher und Preußen

In der Torá die fich Deftera

gemeinſchaftlichy i gelagert hatten .

Für

die Verwundeten, welche gegen zehn Tauſend betrugen , wurde

-

Michts gethan .

152

Sie mußten in

ihrem Blute, auf dem

kalten

und feuchten Erdboden liegen und hatten nicht einmal ein erwärmendes Feuer, wie die Geſunden ; viele von ihnen gaben noch während der Nacht ihren Geiſt auf. sady Dem

Kampfplaß

Uhr Abends

gegenüber hörte man

furchtbaren Kanonendonner.

noch bis zehn Hier ſtand

brave Zieten mit ſeiner Armee und operirte glücklicher , ſein König , obgleich er von den

Batterien

getroffen wurde, noch ehe er ſich mit ſeinem ordnung

ſtellen

konnte.

Der

"3

der Deſterreicher Heere in Sòlacht:

erſte Schuß

ſchmetterte einen Offizier tødt zu Boden . zum

der

traf Ein

fchon

und

Kornet, der

erſten Male einer Schlacht beiwohnte, meldete dies mit

fdredensbleichem

Geſicht

dem

Ruhig erwiderte Diefer: 10

commandirenden

General.

Ingat statt

thon

„ Nun , nun , ed werden wohl noch mehrere ecſchoffent werden ! isten Raum hatte er diefe lakoniſche Antwort ertheilt, als eine unhöfliche Kanonenkugel einem Küraſſier den Kopf. Wegnahm , worüber die Uebrigen , welche

in

höchſt erſchrocken

ſie wieder aufzuheitern , ſagte

waren .

Um

der Nähe fich

Zieten in einer zutraulichen Weiſe: 5,1 ms ,,Kinder, der da batte einen fanften

befanden ,

SE!!!

Tob." ,,, !..

6.64

1. Hierauf ließen Zteten , Saldern und der Oberftlieutenant Mblendorf die Armee die Anhöhen von Siptiß erſteigen und brachte, dadurch

die Deſterreichern in große, Berwirrung. Daun wurde am Schenkel verwundet und feine Soldaten verloren damit allen ihren Muth. Sie wurden geſchlagen

und mußten

ſich

Elbe zurütziehen . Tu

Friedrid

um

Mitternacht durch

Torgau

über

die

37 ,,

II. hatte keine Ahnung von

der glüdlichen

Wendung der Schlacht. Er hatte fein Nachtlager in der fleta

153

nen

Kirche des

Dorfes

Elønig

genommen , ohne jedoch die

Wohlthat des Schlafes zu genießen . Kirche zu

feinem

Daß

er

gerade die

Aufenthalt wählte , geſdah nicht etwa desa

halb, weil er plößlich frommer geworden, ſondern weil fämmt liche Bauernhäuſer voller Verwundeten andres Obdach übrig geblieben war.

ſteckten und ihm

kein

Zu verſchiedenen Malen

ließ er einen ſeiner Adjutanten nachſehen , ob der neue Tag noch nicht anbreche; als es endlich zu dämmern begann, warf er fich auf's Pferd und ritt zum tem

erblickte eri mehrere Keiter

Dorfe hinaus. in weißen

Vøn wete

Mäntelnut

Bei

deren Näherkommen erkannte er unter ihnen beſonders Zie = ten: Sein militäriſches Honneur machend, fagte derſelbe zum Könige :

ihi!

Po

prostora is 247

„ Ew . Majeſtät, der Feind iſt geſchlagen ,

er zieht fich

zurüd !" ni Dita goy Darnach trabtetner zurück zu ſeinen Soldaten und rief unter edler Selbſtverleugnung : Burſchen ; unſer König hat die Schlacht gewonnen , und der

Feind

iſt

völlig

König ! 4.1 Birgit

geſchlagen !

Es

lebeii unſer

.HTS : 5'1" X

Alle antworteten faſt einſtimmig ..istih i uti"#Ia ,

ja ! unfer König

Frit: fol. leben

93

treno 33987). . Aber unfet

Bater Bieten auch, unſer Huſarenkönig auch!", 3 sit

große

170

15,0

177

Die Liebe zu : Friedrich II. Warsſo groß , wie ſie wohl

felten einem

Fürſten zu Theil geworden .

gen des 4. Novemberg

über das Schlachtfeld

feiner gewöhnlichen Leutſeligkett den Leida ausdrüdte, riefen

Ate derſelbe am Mort ritt und mit

Verwundeten fein Mit

fchwer verwundete Offiziere und Gier

meinte rihm izus is

so you hapes a which, wir freuen uns nur und danken Gott, daß Eure

Majeſtät leben ." .

138435

154

sió

Und ein

Grenadier

Regimente ,

eines magdeburgiſden

der durch den Leib geſchoffen iund ſeinem

Todé nahewariſagte :

-598 Nun will ich gerne ſterben , da ich weiß, daß wir ge fiegt haben und der König lebt! art bilates to list and misi

Viel a gewonnen

die Reichsarmee !

war weder für die Preußen , noch für

Wer aber gar nicht durch dieſe Schlacht

gewonnen hatte , das waren wiederum die Sachſen ! blieb in Dresden und mußte von den Sachſen den ; Friedrich

II. nahm

zu

ſeinem

Daun

erhalten wer

Winterquartier Leipzig

und mußte igleichfallsuvon den Sachſen mit Allem verſehen werden , deſſen er für ſich und ſeine Soldaten bedurfte . Alſo wie

im

vergangenen

pflegen !

Winter : wieder zwei Armeen zu

ver

Wie dies das fächſiſche Volk hat möglich machen

können , iſt beinahe unbegreiflich. Friedrich

190 , thtune

,

II. nahm

alſo ſein Hauptquartier in Leipzig

und forderter an baarem

Gelde und Naturablieferungen über

eine Million Thaler.

Da man

in

der That beinahe ſchon

michts mehr weiter hatte , als das nadte Leben , fo erklärte der Magiftrat von Leipzig , daß

es eine Unmöglichkeit fet,

die Forderung des Königs zu erfüllen . Häuſer mit Pechkränzen

zu

bebängen , und drohte, fie bei

førtgeſepter Weigerung anzünden der hatten

die

Friedrich hefahl, die

Einwohner von

laffen Leipzig

zu wollen , wirklich kein

Entwes Gelb,

oder der Magiſtrat war der Meinung, der König von Preu Bentwerde ſeine Drohung nicht ausführen , da er dann ges zwungen geweſen wäre , Sachfen, zu räumen , wozu er offen bar keine Luſt hatte .

Das Geld wurde alſo

und die Pechkränze nicht angezündet; dagegen 120 in

der erſten Magiſtratsperſonen ein ." Gefängniß

welche er als

bringen

nicht geliefert ließ der König

und Kaufleutenairetiren ,

und :: 17

davon

ausſuchen ,

Geißeln nach Magdeburg ſchaffen Caffen wollte .

155

Friedrichy Leipzigern

der

Große würde nicht ſo

verfahren

ſtrenge mit

haben , wenn dieſelben

ihr ſtets gutes Einvernehmen mit den Reichstruppen hätten ; das wußten

den

ihn nicht durch gereizt

feine Diener, die mit der Durchführung

feiner Befehle betraut waren und deshalb waren ſie womög = lich nod ein

ſtrenger, als

der König befohlen hatte.

Erſt als

Kaufmann aus Berlin , der edle und reiche Gotskowsky,

fich

für die Leipziger verwendete und ſich

für die Zahlung

verbürgte, feßte man die Kontribution auf'adht Tonnen Herab. Weder Liebe zu Friedrich, noch Liebe zu den Leipzigern mag die Veranlaſſung

der Gotskowskyſchen

Intervention igeweſen

fein ; vielmehr ſcheint diefelbe in merkantiliſchen Verhältniffen gelegen zu haben .

Leipzig iſt immer eine blühende Handels

ſtadt geweſen , und durch ihre Vernichtung wären auch andre, zwar minder wichtige, doch mit ihr correſpondirende Städte zu Grunde gegangen .. semaš moguidura 1997 bnanamna =yon

Der

König

Schlacht von ſeinen

von

Preußen

unterließt nicht,

nach

der

Torgau feinen Soldaten mit kräftigen Worten

Dank für die bewieſene Treue und Tapferkeit auszua

drücken .

Der Sieg half ihm übrigens ſehr wenig ;snidit nur,

daß er ihn hatte mit 14000 Mann erkaufen müſſen, ſondern es war überhaupt nur eine Hilfe in ented

grusb

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Britispest

,145 , 10.1983

voto

1 2

1

Ad te $

B a pit et. 1 * 1 * 5.3 . ja

Die Flucht der Franzoſen . - . Die Schlacht bei Langenſalza. bet von Rußland ftirbt. Peter III. macht frieden mit Friedrich II. Det Waffenfhillfand im Winter 1762_1763.2 Die Friedenscommiffion in fontainebleau. ** Prinz Hart von Saufen petliert Murland. De Frieden zu Hubertsburg - Auguſt III. Airbt. :- Mamenspergelanik feiner Minder. Brühl Airbt. Brühls Madkommen . .11.14 Brühls

Wien Der ziemlich erſchöpfte König von rend des Winters, den

Preußen hatte wäh !

et freilich wieder tu

einem

fremden

Lande, in Sachſen , zubringen konnte, abermals vergeblich gee bliebene Friedensvorſchläge nach Wien

geſandt.

giſche Maria Thereſia shoffte , den großen nächſten

Feldzuge gänzlich aufzureiben .

gen : waren

in

der

1

von Dresden

Friedrich in dem

Undi biefe . Hoffnuna

That nicht unbegründet.

11. Die Deſterreicher.i hatten

Die eners

I

wish tá

wie wir wiſſen , unter Daut

Befik ergriffen und dadurch feften fuß in Sadys

ſen

genommen ; in

in

ihren

Händen .

Schleſien Man

befand ſich die Feſtung Glaß hätte

ſagen

können : ein

Fuß

Deſterreichs ſtand in Sachſen , der andere in Schleſien .

Das

fächſiſche Volt hatte alſo die beſte Ausſicht, daß es, womög lich, noch mehr ruinirt werden würde. mag da gefloffen , wie mancher entſchlüpft ſein !

Fluch

Wie manche Thräne den zürnenden Lippen

Friedrichs Lage war viel übler geworden , als je ! König George II. von England war im

October

1760 verſtorben

157

und der Günſtling gerte die

feines Nachfolgers , Lord Bute , verwei

früher bewilligten Subſidien .

Staaten konnte er dem fünfte beziehen , und ſeine etwa noch

kleinften in

zu

Aus feinen eigenen

Theile nach nur noc

Sachſen

verſnchender

Ein

ſtand Daun bereit ,

auf

Kontributionen mit dem

Schwerte zu antworten . Der Hauptplan

der

ging jeßt dabin ,

Feinde Friedrichs

die Vereinigung der großen öſterreichiſchen und ruffiſchen Heere in

Schleſien zu bewirken und ſodann dieſe Provinz gänzlich

zu erobern .

Hierzu wurde der inzwiſchen zum General-Felda

zeugmeifter erhobene Landon beſtimmt, indem Sachſen

den

blieb , um

zu hindern .

Daun felbft in Preußen

Succurs der hier ſtehenden

Frtedrich II. ließ deshalb Sachſens alten Hüter,

den vorſichtigen und gewandten Prinzen Heinric , hier zurüd und marſchierte

Frühlinge 1761- nad

im

in eigener

Vertheidigung deffelben Während deſſen wurden

Perſon

Schleſiert, um

in Leipzig mit einer unerbittlichen ,

faſt an Grauſamkeit grenzenden Strenge -die Steuern Friedrichs Beamten

eingezogen , um

?

10. Mat langte Friedrich

Löwenberg an .

durch

nur einigermaßen Geld

in die Hände zu bekommen . $ ** , Am

die

übernehmen .

zu

II. bet dem

Heere in

Die Ruffen befanden fich noch an der polnta

fchen Grenze und ſtellten eine auffallende Zögerung zur Schau, ſich mit den Defterreichern zu verbinden , was auch erſt am 17. Auguft geſchah.

Eiferſucht der beiden Oberfeldherren auf

einander war wohl der Grund dieſer Zögerung. & Die Deſterreicher griffen zu jedem Mittel, Friedrich zu vernichten , von alle fehlſchlugen .

denen

mehrere höchſt unedel waren und die

Während der Ereigniſfe in Schleſienim

Jahre 1761 erfüllte der Prinz Heinrich die ihm

von

feinem

königlichen Bruder übertragene Pflicht mit jener lobenswers

158

then Gewiffenhaftigkeit, die dieſem thümlich war. wenig

Manne beſonders eigen =

Für dieſes Jahr gab es übrigens in Sachſen

zui thun.l. Die ifächſiſchen

Truppen

hatten

ſich gleich

zu Beginn des Jahres 1761: mit der Reichsarmee verbunden , die ijept Serbelloni szum

Anführer bekommen

Herzog von Zweibrücken war freiwillig vom zurückgetreten .

1,

7

Der

111

Februar ": alle

izsis" 21.1

% 103

Braunſchweig

hatte

franzöſiſchen Quartierer angegriffen . wiederum

Der

Kommandørnie:

osa 100

Herzog : Ferdinand von

Franzoſen ſuchten

hatte.

am Die

ihr Heil in seiner Flucht, und

viele von ihnen befekte Städte ergaben ſich faft ohne Schwert fchlag iden feindlichen Stegern , wie dieſen auch das Glüdrzu

* Theit wurde, mehrere große Magazine wegnehmen zu auß i fächſiſchen

i

Soldaten

die Verbündeten imußten

1

geſchlagen , allein

14. Februar bet Langenſalza

und franzöſiſchen

gefegtes Korpg ward zwar am

können .

zuſammen

1

Ein

mit Berluft die

Belagerungen von Ziegenhayn , Marburg und Kaffel aufbes

i

ben , wodurch die

o

Franzofen

abermals Herren von

fen wurden und einen offenen Gebiet erhielten .

Weg nach dem

Die Sachſen

verloren

in der Schlacht bei

Langenſalza

5000 Männ , und waren vom

angeführtā

Indeß

hatten

ſich

dies Mal ausgezeichnet , indem

die fächfiſchen

Prinzen ! Xawer

hl

Truppent and

de

ſie Wolfenbüttel eroberten , was

ihnen freilich bald wieder genommen wurde. 3 m fr

ganz Heja

hannoverſchen

this

m

" :

Die franzöfiſche Armee erkannte fehr gut, daß der Hera

ba

zog Ferdinand von Braunſchweig auf ſeiner Hut war , wege

ge

halb ſie, i um

doch mindeſtens nicht ganz müßig zu bleiben , be

fich in wehrloſe Gegendent begaben und dort plünderten und ni verwüſteten , noch ärger , als es je die Ruſſen gethan haben . E Der Herzog von Sachſen -Meiningen hielt es deshalb für ve feine Pflicht, darüber geeigneten Orts Beſchwerde zu führen ; go

159

allein reg war damals fdon wie jeßt: die Wahrheit wollte Niemand hören und wer ſie wider ſeinen Willen hören mußte; hielt ſie für eine Beleidigung. Ludwig XV. pon Frankreich war höchlich entrüſtet über den Herzog von Sachſen -Meinin = gen fund , befahl der fränkiſchen

zogs in

Streisverſammlung in Nürn =

Beſchwerden

berg , tein Wort von i den

die Protokolle aufzunehmen

fchehen , fofort wieder auszuſtreichen. Nachdruck zu horſam

des ifächſiſchen Her

und wo es bereits ges: Um ſeinen Worten mehr

verleihen , drohte, er demjenigen , welcher unge

ſein würde, mit den härteſten Strafen . 7 .

Gill . Der Krieg hatte endlich

faſt

alle Nationen

Deutſch

lands an den Bettelſtab gebracht; ſämmtlich wünſchten fehnlichſt den Frieden ; ihre Wünſche fanden

daher

aber keine Bes

achtung bei den Fürſtení: von denen kein Einziger, mit Aus nahme des Königs: don Preußen , für den

Frieden ſtimmte.

Maria Thereſia verlangte jeßt mehr, als die Rückgabe Schles fienos

Eliſabeth vøn Rußland: wollte Preußen behalten, rund

der franzöſiſche Miniſter Choiſeul fuchte ſich durch die Fort feßung des Krieges für eine poetiſche Epiſtel zu rächen , der mittelfte welcher Friedrich

II. ſich

über ihn

hatte, was ler, nebenbei geſagt, auch verdiente. vorſchläger welche

Preußen

in

luſtig

gemacht.

Die Friedens

Gemeinſchaft mit England

machte, wurden von der Hand gewieſen . " 2,1 Daß das Kurfürſtenthum Sachſen , welches doch unleuga

. bar am Meiſten

durch

gefragt wurde , lag

in

den

Krieg zu leiden hatte , gar nicht

der Natur ider Sache !: Auguſt III.

befand ſich mit ſeinem Miniſter in Polen und hatte vielleicht nicht einmal eine Ahnung von dem

Unglücke feines Volkes.

Er

wiſſen ;

lebte nach, wie vor, wie wir

von Brühl, durch

und

der

Graf

den er nun ſchon ſo lange Jahre hinter

gangen war, wird es jedenfalls nicht unterlaſſen haben , dies

160

auch jeßt zu

thun .

Denn mag

wie er will, ſo kann man ihm

Auguſt II

geweſen fein ,

doch unmöglich ſolche beinahe

an Beftialität grenzende Ruhe zutrauen , mit welcher er in dem Augenblick, wo ſein Volk unter der Laft und den Schreden der

Striegsfurie ein

gnügungen in

fümmerliches Leben friftete, ſeinen

Polen oblag.

Vers

Auguſt III. fragte noch heute,

wie ehedem :

„ Brühl, habe ich Gelb ?" Und der Herr Miniſter antwortete, wie früher : Ia , Sire ! Es war beinahe voraus

zu

ſehen , daß der für Alle

gleich nothwendige Frieden durch Menſchen allein nicht erzielt werden wird .

Wäre dies möglich geweſen , dann hätten die

Tauſende und abermals fem

Tauſende, welche ihr Leben in

dies

langwierigen Kriege verloren , denſelben längſt herbeifüha

ren müſſen .

Nur Gott altein

konnte Frieden ſchaffen , indem

er verſchiedene Umſtände eintreten ließ , die zuſammengenom = men den Krieg beenden mußten . Zu dieſen Umſtänden gehört vornehmlich der Tod der Kaiſerin von Rußland, welcher am erſten Weihnachtstage des Jahres 1761 erfolgte. hatte in

ihr einen

wenn man den

ſeiner

auch noch

europäiſchen

nicht wußte, wie fich

Krtegsverhältniffen

würde, ſo war dod

Friedrich II .

erbittertſten Gegner verloren , und der neue Baar

gegenüber

benehmen

mit Sicherheit darauf zu rechnen , daß

er für eine andere Wendung derfelben , Ba fer Mann und ſich

war

nicht 'von Kleinigkeiten , wie eine Frau , hinceißen

laſſen würde, forgen werde. Peter durch einen was man

III. beſtieg den

kaiſerlichen

Thron

und

zeigte

an Friedrich II. gerichteten Brief augenblicklich , von

ihm

zu

erwarten

habe.

Im

Geheimen war

er immer gut preußiſch gefinnt geweſen , und man ſagt, daß

3

161

er die Ausführung mancher Maßregel zu

Gunſten des preu

fiſchen Könige verhindert habe, noch ehe er zur Regierung gelangt war.

Als Kaiſer ſcheute er

nungen offen an den Tag zu legen .

fich nicht, feine Gefins Er ſandte ſeinen Günſt

ling Gudowiß an den preußiſchen Hof, welcher jegt in Magde burg reſibirte, woſelbſt er am 27. Januar 1862" Bereits anfangte.

Derſelbe war von Peter III. beauftragt, mit den

föniglich preußiſchen Beamten Friedens zwiſchen

Rußland

die näheren Bedingungen des und

Preußen

zu

verhandeln .

Gleich darauf erfolgte die Freilaffung beiderſeitiger Kriegg gefangener, und alle Geldforderungen und Naturallieferungen , welche das Fürſtenthum

Anhalt- Zerbſt , welches eine Sowa

gerin Peters III. beherrſchte, an Friedrich II. zu leiſten hatte , hörten auf. ten

am

Am

27. Februar ließ er allen

er alle in dieſem fen

fremden Geſands

Hofe zu Petersburg die Erklärung zugehen ,

gemachten

Kriege durd

Eroberungen

daß

die ruſſiſchen Waf

der Wiedererlangung

des Friedens aufzu opfern bereit ſei, und der Hoff nung lebe , Höfe den

alle mit

Rußland

eines' blutigen

nur Schweden

Peters III. beizutreten .

Krieges

16. März wurde zwiſchen Ruß

und Preußen zu Roſtod ein

an

den

3

ſtilſtand abgeſchloſſen. Blog aus Mangel

7. April zwiſchen

allgemeiner Waffen

erforderlichen

mußte der Abmarſch der ruſfiſchen unter dem nichef in

der

vorziehen

zeigte fich bereit , den Maßregeln Am

land und Preußen zu Stargard , und am Schweden

verbundenen

Frieden allen ungewiſſen Vortheilen der

Fortſegung würden . " Allein

daß

Grafichaft Glaß ſtehenden

Geldmitteln

General Szer

Truppen

vorläufig

noch aufgeſchoben werden . Endlidy langten die Anweiſungen 11 Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.

162

auf Berlin

und Breßlau an und

den

von

die Trennung

Deſterreichern fand hierauf, doch nicht ohne gegenſeitige Rete

‫܀ܗ‬

bung, Statt. Dies war aber auch der einzige Vortheil, welchen Frieda

rich II. 1761 erreicht hatte .

Salb Schleſien und die Hälfte von Pommern befand ſich in den Händen ſeiner Feinde, und auch mindeſtens

die Hälfte von

Es war überhaupt in dieſem

Sachſen

hatte Daun

inne.

Jahre wenig gethan , das Wenige

aber, was geſchehen , war gut, fo 2. B. der Frieden zwiſchen Rußland und Preußen . Die armen Sachſen hatten zwar nicht die geringſte Erleichterung dadurch erhalten, doch glaub ten auch

ſie, daß dieſe Angelegenheit

deutender Schritt zu

einem

immerhin als ein bez

allgemeinen

Frieden

betrachtet

werden könne. Die Nachricht von dem

Tode der Kaiſerin

land , der übrigens von dem Einen auf den ren auf den fogar

29.

auf den

Dezember

5.

Maria Thereſia ein

Januar

25., vom

1761 und von 1762

von Ruß

einem

Andea Dritten

Derlegt wird , war

Donnerſchlag aus heitrem

für

Himmel, und

die Maßregeln , welche Peter III, gleich nach ſeiner Throne beſteigung ergriff, waren nicht geeignet, ihre Angſt und Bez forgniß zu mindern . Friedrich konnte nun, da Rußland und Schweden den Kriegsſchauplaş verlaſſen

hatten , ſeine Macht

gegen Deſterreich allein entwickeln, und es ließ ſich bei ſeinem auch Maria

Thereſia genügend bekannten

Recht erwarten , daß er binnen Kurzem

Genie mit vollem nicht nur Schleſien ,

ſondern auch Sachſen von den öſterreichiſchen fäubert haben würde. reichs auch bis zu eben

Außerdem war die Geldnoth

Defter

einem ziemlich hohen Grade geſtiegen , was

nicht wenig beitrug , die Hoffnungen

vermehren und ihn

Truppen gea

zu

den

Friedrichs II. zu

Ausſpruch zu veranlaffen , daß

168

derjenige Steger ſein würde , der den leßten

Thaler in

der

Taſche behalten werdės ir Die Eröffnung des Feldzug& ' von 1762 verzögerte ſich wegen

dieſer foeben

geſchilderten

Verhältniffel ungewöhnlich

lange : Auch drohte von Rußland aus ein Umſtand , Frieda richs Lage zu verſchlimmern . geehrten

Leſern

bekannt ſein wird , nach einer nur ſechsmos

natlichen Regiernng von und geſtorben .

Peter war nämlich, wie unſern

ſeiner eigenen Gemahlint entthront.

Katharina von

II. rief

mit ſeinen

Truppen

der

geſchah am

19. Juli 1762.

den

General Czerniſchef

preußiſchen

Armee ab .

Dies

Daun ſtand jegt in Schleſien ,

während die in Sachſen zurückgebliebenen übrigen öſterreichta dhen Truppen von dem General Serbelloni tommandirt wurden.

Dieſer: Mann hatte es. verſtanden , durch Kunftauf

ſtellungen ſeiner Armee die Anzahl derſelben weit größer era ſcheinen zu laffen , als ſie wirklich war, wodurch der Feind in einem gewiſſen Reſpekt gehalten wurde. Sein Heer zog fich von Dippoldiswalde, bei Dresden , bis über Freiberg und Waldheim hinaus und ſchier unangreifbar zu ſein . ſiegte der vorſichtige Prinz Heinrich ſtattfindenden Gefechten am cher bis ihre

in

einigen

12. Mat, drängte die Deſterreis:

hinter die Weiſeriß und bewirkte dadurch

Trennung von

glüdlich

der Reichsarmee.

Serbelloniwurde abgerufen und Haddit an geſeßt

Dennoch

bet Döbeln

ſeine Stelle

welcher indeß keine glüdlicheren Reſultate zu erzielen

vermochte.

Prinz Heinrich

leuchten ; er

ließ ſein ſchönes Feldherrntalent

ging mehrere Male bis Böhmen vor , und am

29. Detober gelang es ihm , einen Sieg über Haddik bei Frei berg zu erkämpfen und ſich hierdurch zum Herrn des ganzen Erzgebirges zu machen . Im Ganzen brachten weder die Siege auf der einen

Seite viel ein , noch

hatten

die Verluſte auf 11 *

164

der

andern

Es war ein

Seite irgend welche Bedeutung .

bloßes Chikaniren , weiter Nichts, wobei die Soldaten gang unnüßer Weife in Anſpruch genommen wurden . :) * ? Friedrich

II . hatte längſt die Zwedlofigkeit diefer Schar

müßel eingeſehen und beſchloß deshalb, diefelben raſch zu been = Laufe des Novembers bot er einen Waffenſtilſtand

Im

den .

Sachſen war

für den Winter an, der auch acceptirt wurde. dieſem

auch in

Winter ſo glüdlich, wie in dem

öſterreichiſche und preußiſche Truppen

genen , wiederum bergen

und verpflegen zu

Wäre Daun übrigens

vorhergegan - ı

dieſes

nicht ſo überaus langſam Feldherrn

geweſen , was

hervorragendſter Fehler war, lo

hätte der Prinz Heinrich von Preußen bei Freiberg gewinnen können . ſen wurde von Daun zu

behera

???," # 9

können .

unmöglich die Schlacht

Der Prinz Albert von Sacher

ſpät mit neuen Truppen nach Frei

berg geſchidt und traf daher dort auch zu ſpät, d. h. erft nach verlorener Schlacht, sein . 244 Ungeachtet des rechtlich abgeſchloffenen Waffenſtilſtandes verſäumte

Friedrich II . nicht, durch ſeinen

ſchwere Kontributionen beitreiben

laſſen

zu

Nürnberg und mehreren anderen Städten .

von

Bamberg ,

Erſt als der Prinz

und franzöfiſchen

Xawer von Sadyſen mit fächfiſchen pen in Sachſen erſchien , ließen

General Kleift

ſich die Preußen von

Trupa ihrer

ungeſegmäßigen Handlung zurüdhalten .

Daß ſo raſch ten und ebenſo

der Waffenſtilſtand von Preußen angebo

raſch von den

übrigen

kriegführenden Par

+ theten angenommen würde, dürfte wohl den liefern , daß man war, der Keinem

allerfeits endlich des

Beweis dafür

Krieges überdrüffig

was genübt, ſondern Allen

nur unſäglichen

**

Schaden zugefügt hatte. Und ſo war es auch in der That ! Am 3. November 1762 kamen zu Fontainebleau die Abge

165

fandten Frankreichs, Englands, Spantens ut... w . zuſammen , über

Maria

Bedingungen

die

des

1

um

Friedens

zu verhandeln .

Thereſias mochte inne geworden ſein , daß Friedrich II.

lieber untergeben , als fich Schleften abnehmen laffen würde. Statharina II . hatte zwar ihre Armee von der preußiſchen ge

Maria

wie

keineswegs aber mit Defterreich verbunden

trennt, fich

Thereſia Anfangs gehofft hatte. Allein war ſie nicht

mächtig genug, den Krieg fortzuſeßen , und ſo mußte ſie auchy fich bequemen, 1 den

Friedensverhandlungen beizutreten, welche

am 31. Dezember 1762 auf dem

15. Februar 1763 beendet , und

Hubertsburg begannen , am am

für neutral erklärten Schloffe

sie niy

wie

1. Märzirratifizirt wurden . mum

ebon Mit Sachſenlwars indeß noch ein Separatfrieden abzu ſchließen .

Frieden wohl

Niemand in Sachſen wünſchte den

fehnlicher , als der edle Kurprinz Friedrich Chriſtian , deffen Herz bei der Noth, verbluten

Elender und Jammer seines

drohte ... Es läßt fich

-

zu

dem

auch ſein Vater, Auguſt

III., dem

Frieden nicht abhold war,

doch hatte dieſer : ficherlich andre Gründe, als er . lebte er mit feinem

Grafen

Verbannung , und wenn

førtfeßen , wie er es in ſeinem

nicht ſo

lungi zu treten .

Art

gewiſſenlos

ſein

Leben

Kurfürſtenthum begonnen , hatte.

Herbſte 1762 beauftragte , er ſeinen Sohn

rich Chriſtian , mit dem

Polen

Brühl wie in seiner

3

im

In

er in dieſem Lande auch König war,

ſo konnte er daſelbft doch

Schon

von

Volkes

allerdings denken , daß

Könige von Preußen

Fried

in Unterhande

Dieſes Auftrages entledigte Fich

derfelbe da :

durch, daß er den Geheimen -Rath Thomas von Frigid nach Meißen fandte , wo ſich Friedrich II. in dieſem Augenblick gerade befand , erſt ſpäter begab er Winterquartiere daſelbſt zu lungen

beziehen

auch fortgeſeßt wurden .

ſich

nach

Leipzig , die

und wo die Verhand

166

1911

Sachſen hatte im

aber bei den Lerlangen .

Hubertsburger

Sachſen

ſie verſtand fich

der

Meiſten gelitten , konnte

Verhandlungen

Wenigſten

am

die Wiedereinfeßung Auguſt III. in

Ueber

Kurfürſtenthum

feinen

Kriege am

von

Vaterrechten

wurde nicht lange deliberirt, denn

ſelbſt.

Dagegen wollte

derſelbe, daß

Genüge geleiſtet und für die Sicherheit

Eriſtenz feiner

Karl von Sachſen

ſein

Kinder

geſorgt würde.

hatte die Kaiſerin

von

Dem

wieder abgenommen . Er hatte nämlich, nachdem Johann Ernſt Biron

am

Prinzen

Rußland Kurland der Herzog

ruffifchen Hofe geſtürzt und nach

Sibirien expedirt worden war, das Herzogthum Kurland, als ein Lehn von

Polen, ſeinem Sohne, dem

genannten

Prinzen

Karl von Sachfen , übergeben .

Peter III. hatte gleich nach

feiner Beſteigung des ruffiſchen

Thrones dem

zurückzukehren

von Sibirien

erlaubt, ihm

zu feinen künftigen Wohnort angewieſen . nun noch weiter ging und für ihn verlangte ,

fo

arbeitete

Peter III. ſtehen durch Birons feine Anieen

ſie

und

zurüd

nur dasweiter , wo

Hierzu wurde fie freilich

felbſt bewogen , der

geworfen

aber Staroslaw Wenn Katharina

das Herzogthum

eigentlich

geblieben war.

Bitten

Herzog Biron

ſie um

ſich vor ihr auf

ihren mächtigen

Schut

angefleht hatte. it

Katharina war keine gewöhnliche

es nicht nur, Forderungen derungen mit dem

gehörigen

Sie ließ das Herzogthum

Frau ; fie

verſtand

zu ſtellen , ſondern auch dieſe Kore Nachdruc

geltend zu machen .

Surland mit ruſſiſchen

Truppen

belegen und den Prinzen

Karl von Sachſen auffordern , daf

felbe ſofort zu verlaffen.

Davon wollte diefer natürlich nichts

wiſſen ; er behauptete , es habe in Bezug auf Kurland tein Anderer Befehle zu ertheilen, als der König oder der Reichse tag

von

Polen .

Er

beharrte

bei ſeiner Weigerung auch

167

wirklich ſo lange , bis Auguſt III., "fein

Vater, das Unnüße

eines längeren Widerſtandes einſehend, ihm

Biron ward hierauf wieder regierender

nehmen .

ſtand zu

gebot, davon 46

Herzog von Kurland, das er, nebenbei geſagt, bis zu feinem im

Fahre 1772 erfolgenden

Tøde auch behielt.

ti !) Auguſt III. verlangte für die Wiedereinſeßung ſeines Sohnes als Herzog von Kurland die Vermittelung des Königs freundſchaftlichſten mit Rußland

vøn Preußen , weil diefer am ſtand.

Katharina hatte nämlich nach dem

einige Briefe von bem

Tode Peters III.

II. vorgefunden , worin

Friedrich

derſelbe

ruffiſchen Katſer,-unter vtelen andren nüblichen Sachen ,

beſonders auch eine liebevolle und ſchonende Behandlung Star Dadurch ward die hohe Frau für

tharinas angerathen hatte. II. fehr günſtig

Friedrich

Polen ganz richtig

der König von Friedrichs

geſtimmt.

Sie

bat.

Verwendung

Wir' ſeben

alſo , daß

ſpeculirte, indem hat

ihm

jedoch

er um Nichts

genügt. Der

Frieden von Dresden aus dem

Jahre 1745 wurde

als Bafts des neuen Friedens zwiſchen Sachſen und Preußen angenommen ; außerdemt dem Soleſien Sachſen

nach

Polen

Lestern

gewährleiſtet.

der frete Zug

durch

Das Kurfürſtenthum

ſollte innerhalb der nächſten drei Wochen von fämmt

lichen preußiſchen

Truppen befreit und alle Gefangenen und

Geißeln zurück gegeben fein . der fächfiſchen

Steuerfaffe

die Zinſen , ſondern auch

Diejenigen

Preußen, welche in

Gelder hatten , follten das

nicht nur

Kapital, auf Verlangen und

nach gehörig geſchehener Kündigung, prompt und unverkürzt bezahlt erhalten .

Um

dies jedoch ohne beſondere Schwierig

keiten möglich machen zu der Stände aus den

am

können , follte mit Genehmigung meiſt ſicheren Landeseinkünften ein

eiferner Fonds gebildet werden .

168

settes Es verſteht ſich von ſelbſt, daß mit Abſaluß des Frie dens , alle Kontributionen aufhören mußtenz bis zum legten Tage wurden ſie aber noch mit einer unerbittlichen

Strenge

eingezogen . Diejenigen Kontributionen und Lieferungen, welche auf Wedſelbriefe oder andre Verſchreibungen zu leiſten waren , behielten

auch nach abgeſchloſſenem

Frieden

ihre Giltigkeit.

Und das war, nebenbei geſagt, keineganz unbedeutende Summe! ſie belief ſich auf drittehalb Millionen Thaler, die Friedrich II. nicht im Stiche laſſen wollte, und der trofdem die Erklärung abgab , daß nächſt Preußen kein

Land fo fehr zu leiden ge

habt, als Sachſen .

Das war in

der That eine Wahrheit,

die von Niemandem

in Abrede geſtellt werden konnte ! Fried

rich II. allein hatte mindeſtens funfzig Millionen Thaler aus Sachſen

gezogen ; die Franzoſen

und Reichstruppen , welche

zwar Sachſens Verbündete waren , hatten nichts

deſto weni

ger fich wie Feinde des Landes betragen und ebenfalls an Kontributionen und Lieferungen etwa zwanzig bis dreißig Millionen

in Empfang genommen .

Rechnet man nun noch

den durch Brand, Bombardement und Plünderung verurſach ten Schaden auf einhundert Millionen (und dies iſt ſicherlich noch zu

geringe angegeben ) ſo haben

die fächſiſchen Unter

thanen im Laufe des ſiebenjährigen Krieges allein einen Ver luft von ungefähr zweihundertundzwanzig Millionen gehabt. Abgeſehen

Thaler

Der Staat ſelbſt iſt auch nicht beſſer fortgekommen ! davon , daß Alles in der größten Unordnung ſich

befand, die zu beſeitigen , ungeheure Mittel erforderlich waren , und auch davon abgeſehen , daß ſich die Volkszahl um nigſtens einhundert

Tauſend Köpfen

belief ſich nach wiedergekehrtem etwa dreißig Millionen

Frieden

vermindert

we

hatte: ſo

ſeine Schuldenlaſt auf

Thaler. Wenn alſo Fiſcher in ſei

ner Geſchichte K. Friedrich II. Theil II. pag . 175 von drei

169

hundert Millionen fächfiſcher Verluſte ſpricht, ſo dürfte dies eben nicht ſo unwahrſcheinlich klingen .

Denn auch nach un

ferer Aufſtellung kommt beinahe eine ſolche Summe heraus. Bedenkt man nun noch, daß eine Menge Städte und Dorf ſchaften gänzlich verwüſtet und die Ländereien wenigſtens für den Augenblick, vollſtändig unbrauchbar waren , ſo wird man dies Alles wieder

ohne Weiteres zugeben müſſen , daß , um

Gang zu bringen , noch unermeßliche Sum =

in den gehörigen

Der ganze Boden lag unbebaut;

men nothwendig waren.

Vieh war nur noch wenig vorhanden und das Wenige wurde noch obenein durch eine Säuche weggerafft. Handel und Ver kehr waren vernichtet ; von moraliſcher Würde der Menſchen keine Spur !

Wie konnte es auch anders ſein !

Hatte nicht

Friedrich II . die Sachſen mit Sachſen bekämpft und geſchla Wird ſich darunter nicht mancher befunden haben , der ſeinen eigenen Bruder getödtet ? der das Grundſtück feines ei

gen ?

genen Vaters angezündet ? oder ihm Friedrich II. hatte ein

zu bekämpfen ; nter hatte es ſelbſt

den

ſchreibt an

„ Wenn

ſich ſelbſt vernichten

bereits

laſſen .

früher erwähnten

Er

Marquis

a trivs otton

1. März 1763 :

d'Argens unterm restits

das Vieh geſtohlen hat ?

entſegliches Mittel gewählt, Sachſen

der Frieden den Berlinern Freude macht, ſo

Kaum

iſt dies nicht derſelbe Fall hier bei den Sachſen . 1 verlaffen wir die Städte , kaum

haben wir die Dörfer ge

= räumt, fo erſcheint auf der Stelle die fächſiſche Execution 1 und ſchreit: Bezahlt, bezahlt! Der König von Polen ,, braucht Geld. dieſem

Das Volk

fühlt

Verfahren , es befindet ſich im

das Unmenſchliche in Elende und anſtatt

orb für Erleichterung zu ſorgen , vermehrt man

II. fügt

Verder

airpio

ben ! u . f. w ." systne Friedrich

ſein

in

dem

nämlichen

Schreiben

noch

170

hinzu , daß

das fächfiſche Volt dte Küdkehr feines Regenten

nur für eini- allgemeines Unglück halte , was jeden Falls eine Webertreibung iſt.

Es läßt fich freilich nicht ableugnen , daß

Auguſt III. fich niemals hat und daß Rüdkehr in benahm .

er

als

der

nach ſeiner am

Vater des Volkes gezeigt 30. März 1763 erfolgten

Dresden ſich eben nicht ſehr liebevoll gegen daffelbe Deffen ungeachtet wagen mindeſtens wir nicht , zu

behaupten , daß das fächſiſdie Volk die Rückkehr feines Kur fürften

für eine noch ſchrecklichere Landplage betrachtet habe,

als Krieg und Hungersnoth, wie es in dem an

d'Argens

gerichteten

Briefe vom

von Friedrich II.

1. März 1763 heißt.

Schlimmer, als der fiebenjährige Krieg geweſen , konnte wohl wichts Anders fein .

Die Sachſen wußten ja nicht einmal,

wer ihr

Freund war, denn

Feind oder

wurden ſie gleichmäßig beraubt. in Daß

von

beiden Seiten

Tutumune ehitus

durch einen Krieg , und wenn

$ 39

er auch nur kurze

Zeit dauert,seine allgemeine Theuerung aller nothwendigen, daher unentbehrlichen Bedürfniffe entſteht, iſt eine bekannte Sache; die

Theuerung aber , welche nad

dem

ſtebenjährigen

Kriege nicht blos in Sachſen , fondern überall in Deutſchland herrſchte , hatte nicht der Krieg allein , ſondern vorzugsweiſe bie

Perringerung der Münzen

herbeigeführt.

verſchlechterung wurde vornehmlich

Dieſe Münz

in Leipzig von zwei pol

niſchen Juden, Ephraim und Ibig, bewirkt. Sie überſchwemm ten

das

ganze Land mit ſchlechten polniſch -fächſiſchen

Acht

1

groſchenſtüden , die einen ſo außerordentlich geringen Silber gehalt hatten , daß man zwanzig Thaler davon nöthig hatte, um

einen Friedrichsd’or zu bezahlen , und neun

einen Dukaten man

zu

erhalten .

Thaler , um

Diefe Achtgroſchenſtücke, welche

ironiſcher Weiſe Ephraimiten nannten , hatten nur den

pierten

Theil ihres Gewichts an Silber, während dret Vier

171

thelle in Kupfer beſtanden. Man mußte darauf hinarbeiten , diefes fhlechte Geld dem Verkehr zu entziehen. 1 Das ging indeß

nicht ſo raſch , da

befferes für den Augenblick fehlte,

um jeneß zu erſegen . Innerhalb der nächſten drei Jahrewurden in

Freiberg allein 4888

Centner polniſch -fächfiſcher Achtgro

ſchenſtücke eingeſchmolzen .

Wenn man erwägt , daß niemals

das Geld weniger wird, und daß, wenn eß die Preußen aus Sachſen zogen , es auch großen Theils in Sachſen wieder aus : gaben , fo muß man ſtaunen , wo es geblieben iſt, oder beffer vielleicht, wie eß unter jo unſäglichem

Elend noch Menſchen

geben kann , die gewiffenlos und habgierig genug waren , das ihnen eigentlich doch gar nichts nugende Geld aufzuſpeichern ! Beſonders jüdiſche Geldmäkler fonders

in

dieſer

gemeinen

haben ſich damals ganz be

Niederträchtigkeit

ausgezeichnet.

Der Bürger , Landmann und der Beamte, fie Alle mußten hungern und noch obenein ihr gutes Geld zuſeßen , um günſtigſtem the

Sadſen

in

Falle ſchlechtes dafür wieder einzunehmen . konnte und durfte nicht zurüdbleiben , wenn es

nicht gänzlich zu Grunde gehen wollte.

Deſterreich, Bayern ,

und noch einige andere deutſche Lande hatten unter ſich den Zwanzigguldenfuß angenommen .

Sachſen ſchloß ſich ihnen an .

steet Eine beſonders höchſt lobenswerthe Maßregel , die aber fdwerlich von Brühl, der natürlich mit Auguſt III . zugleich zurüdgekommen war, ausging , war

die Niederfeßung einer

Reſtaurations-Kommiſſion , und ebenſo lobenswerth, daß die felbe aus geſinnungstüchtigen und geifteskräftigen Männern Beſtand.

Zu ihnen gehörten die geheimen Räthe von Fritſch,

Gutſchmið und Wurmb, der Oberſteuerdirector von Heringen , und

der Oberſteuerſecretair

führte.

Nabener , welcher die Protocolle

Nicht weniger wichtig war die

eines Ausſchuſſes

Zuſammenberufung

der Stände zur Vorbereitung

derjenigen

172

Angelegenheiten , welche auf dem

nächſten Landtage zur Ver

handlung kommen ſollten und wozu beſonders die Wiederher ſtellung des geſunkenen Steuerkredits gehörte. et Whia

en

di Wohlweislich hatte Friedrich II. die Kalamitäten Sach ſens vorausgeſehen und deshalb auch conſequent bei den Hu bertsburger Friedensverhandlungen auf pünktliche und richtige Bezahlung der Zinſen beſtanden . trug jept ſchon

vierzig Millionen

Sachſens Schuldenlaſt be Thaler.

Es

kam

indef

nicht blos, darauf an , in welcher Weiſe die Zinſen zu bezah len ſeien , ſondern vornehmlich, wie es möglich werden konnte, die Schulden

ſelbſt zu vermindern, denn nur in dieſer Weiſe

war ein Wiederaufkommen aged

Daß fich Auguſt

Sachſens denkbar!hiiregio Monds

III. auch jeßt noch nicht viel um

Volk bekümmerte, darf uns nicht wundern . inmitten der gräßlichſten ten das

Noth

Daß

ſein

er aber

deſſelben noch an Luſtbarkei

und Vergnügungen der mannigfachſten Art denken konnte, verſtehen

brachte ſeine koſtſpieligen

wir nicht. Zeit auf die

Dieſer

thatenloſe Monarcy ver

gewöhnliche

Feſten , Vogelſchießen ,

Art, nämlich mit

Jagden , Opern

u . f. w .

Sofort nach ſeiner Rückkehr mußte das Dpernhaus, das wäh rend des Krieges in wieder den.

ein Magazin umgewandelt worden war,

ſeiner früheren Beſtimmung gemäß hergerichtet wer Die Kurprinzeſſin Maria Antonia dichtete und compp

nirte die Oper Taleſtris, welche von den zeſſinnen

des fächſiſchen

den ſollte.

Natürlich dachte man

an das Volk. lie,

dabei nicht im

Nur die Mitglieder der

die Miniſter,

hatten zu

Prinzen und Prin

Fürſtenhauſes ſelber aufgeführt wer Geringſten

kurfürſtlichen Fami

Generale und ſonſtige

hohe Hofbediente

dieſer Dpernvorſtellung Zutritt. Maria

felbft ſpielte die Rolle der

Antonia

Taleſtris. 'royingu

nopia Wie kurzſichtig die Menſchen

immer handeln und wie

173

gekrönte Häupter

wenig felbft

von

dieſem

Vorwurf befreit Die meiſten

ſind, giebt Auguſt III. ein treffendes Beiſpiel!

Menſchen verbringen ihr Leben , als ob es ewig bliebe ; We nigé nur denken daran, daß dies Leben über kurz oder lang aufhören muß und auch aufhört. Auguſt III., wenn er die ihm von Gottes Gnaden übertragene Sendung gewiſſenhaft hätte ferfüllen wollen , würde jeßt fo

viel zu thuns gehabt

haben , daß er an Opernaufführungen gar nicht hätte denken Er dachte nicht daran , daß ihn Gott inmitten ſei

könnent.

ner Luſtbarkeiten, welche man als eine Verhöhnung des menſch kann, ab

lichen Elends in feinen Landen fehr gut bezeichnen rufen

könnte , auf daß er Rechenſchaft gebe von ſeinem

und

Treiben

zu

Statt der Ruhe , die er nady

auf der Erde.

fiebenjährigen

beendigtem

Thun

ſeinem

Kriege in

Kurfürſtenthum

finden hoffte, fand er ſeinen Tod . Mitten unter den.Zu

rüſtungen zur Aufführung einer neuen Oper , die unter dem 7. October ſtattfindenden Titel : , leucippo " feinen am Geburtstag verherrlichen ſollte, erreichte ihn der Arm Gottes. ganz gefund mit den Mitgliedern feiner

Noch

Familie am

5. October zur Tafel fidhi ntederfeßend, ward er plößlich Bon einem Anfall von Gicht, an der er ſchon lange litt, überraſcht, die ihm

in

die Bruſt trat und feinen augenblidlichen

Tod

herbeiführte. 2

Aus ſeiner Ehe find im

vorgegangen , von denen

Ganzen

funfzehn Kinder Her

ihn jedoch nur elf überlebtert.

Dieſe

elf Kinder waren folgende : 3 1.

Frtedrich Chriſtian , Kurprinz, geb. am

5. September

1722 zu Warſchau ; -2.

Franz Xaver Auguft , Generallteutenant" in 1. fchen

Dienſten

und

ſpäter

franzöfi

Adminiſtrator Sachſens ;

174

::" 77,

25. Auguſt 1730 , geſtorben vom

geb. am

1934.21. Juni 1806 ; 3. Sarl Chriſtian Joſeph , geb. am

1758 +1763

Verzog von

20. bis

13. Juli 1733, von

Sturland,

geſtorben

den

16. Juni 1796 ; 4.

Albrecht Kaſimir Auguft, geb. am

11.

Juli

1738,

Bing ?. durch ſeine Gemahlin Chriſtina , Tochter der öfterrei " ;? ... chiſchen Kaiſerin Maria Thereſia , Herzog von 317 stund Gouverneur der öſterreichiſchen 1

1793 ; er ſtarb am 5.

Teſchen

Riederlande bis

10 Februar 1822 ;::

Clemens Wenzeslav , geb. am

28. September 1739 ,

Generalfeldmarſchallieutenant, dann Erzs "

kaiſerlicher

biſchof und Kurfürſt von Trier 1768 , geſtorben

am

27. Juli 1812 in Oberndorf, bei Augsburg ; 6.

Maria Amalia , erft Königin von Neapel, dann Kör.

nigin

von

Spanien ;

ftarb

fchon

am

27. Septem = ;

ber 1760 ; ‫ܕܦܘ‬

7.

Marta Anna, Gemahlin ftarb am

8.

Maria

5.9.

Marta

des Kurfürſten von Bayern ,

17. Februar 1797; Joſepha , Gemahlin des Dauphins, ſtarb am

13. März 1767;

am

Chriſtina , Aehtiffin

von

10.

Maria Eliſabeth, ſtarb am

11.

Maria

24. Dezember 1818 ; und

Kunigunda , wurde die älteſte ihrer ganzen

Familie, denn ſie war am

10. November 1740 geboe 8. April 1826 , ward alſo

ren

und ſtarb erſt am

85

Jahre und 5 Monate alt.

Der Graf von Brühl , welchen man chen nennen kann , war bei dem noch

am

Remiremont, ftarb

18. November 1782 ;

Leben , ſondern

den Unzertrennli

Tode Auguſts III. nicht nur

auch noch im

Beſig

aller ſeiner

175

Ableben ſeines Herrn

Aemtex; indeß legte er ſofort nach dem

ſeine Stellen , freiwillig nieder, da er wohl einſehen mochte daß er unter der neuen Regierung ſeine bisherigen Specula konnte ; vielleicht hatte

tionen nicht fortſegen

ſeinem

eine Ahnung von

längere Zeit kränkelte.

er , auch

dhon

Tode , da er ſchon

Er bezog übrigens eine jährliche Pena Thalern , eine Summe,

Tauſend

ſechsunddreißig

pon

fion

herannahenden

von welcher er immerhin ſehr anſtändig leben

konnte , felbft

wenn er nicht ſo viele Beſipungen gehabt hätte, die doch auch alle bedeutende

Einkünfte abwerfen

mußten .

28. deſſelben Monats und Jahres folgte er ſeinem in die Gwigkeit nach .

Heren

Schon

am

königlichen

Wie er während feines ganzen

Lebeng alle Welt zu täuſchen verſucht hatte, ſo geſchah dies auch noch auf ſeinem Sterbelager, nur daß er hierbei fich ſelber verrieth . ihm

Er verlangte nämlich das Abendmahl, das

evangeliſchem

nachy

Genuß des heiligen beſten

Ritus

gereicht wurde;, nach

dem

Abendmahló aber ließ er som

ungariſchen Wein

bringen , trank auf das

Woh ! ſeiner Freunde und ging trunken nach dem Jenſeit hinüber. Man hat verſucht, zu behaupten , Brühl fei mit ziemli chem

Muthe geſtorben ; wir glauben

und meinen , daß

das erwachte

Mann gar keins gehabt haben ?) ihm hatte und daß er deshalb um

denſelben

türlichſte

zum

ſeines

(oder ſollte dieſer

allen Muth genommen

Wein

wieder anzufachen .

Erklärung

gerade das Gegentheil !

Gewiffen

Das

ſeine Zuflucht nahm , ſcheint uns die na

ſonſt unverzeihlichen

Leichtſinns,

wie ihn ſeine Sterbeſtunde darlegt, zu ſein. Der Graf von Brühl hatte übrigens ſchon Herannaben

lange das

ſeines Todes gefühlt, allein er kämpfte mit einer

noch vorhandenen Energie gegen feine immer mehr überhand

176

nehmende Erſchöpfung, um fo lange, wie möglich, die Pflich Er machte auch vor fei

erfüllen.

ten

eines Günſtlings zu

nem

Ableben noch ein Teftament, das der Inbegriff von Ar

roganz, Heuchelet und

Er wollte nach dem

iſt.

Täuſchung

Tode nicht anders erſcheinen , als wie er gelebt hatte.

Dies

Teſtament, noch in Polen fabricirt, eröffnet er unter Aufzählung aller feiner Ditel, Aemter und Würden , und malt es mit in zähligen

Um

Floskeln aus.

religiöfen

aber

auch wirk

nun

lich in geiſtlicher Demuth zu erſcheinen, befahl er fogar, daß man

ihn ohne alles Gepränge begraben ſollte und vermachte als beſtes Erbtheil

den Himmel, da es fich

ſelber ſchon verſtand, daß ſein

irdiſches Vermögen ihnen

ſeinen Kindern von

zufiel. In

Indeß vertheilte er dies

ſeinem

allein

Gott, dem dem

Teſtamente beruft

gleichfalls unter

er fich

alle Augenblicke auf

er ſein Glück zu danken

er nie gedient.

denſelben .

habe, auf Gott,

Sodann bringt er eine Aufzählung der

wichtigſten Ereigniſſe feines Lebens, wobei er jedoch nicht un terläßt, ſtets auf Gott zurück zu gehen .

Er behauptet auch ,

daß nichts ſchädlicher fei, als Aemter zu übernehmen , die zu verwalten , man keine Fähigkeiten

befißt.

In

dieſer Phraſe

liegt alle ſeine Arroganz! Niemand war unfähiger, der Mi niſter eines Landes zu ſein , als Brühl, und dennoch behielt er das Portefeuille bis kurz vor ſeinem einzig und

allein der

Tode.

Er war nur

Günſtling und der gehorſame Diener

feines Fürſten ; doch vielleicht wollte er dies auch nur ſein , da auf eine andere Weiſe ſeiner tragen werden

konnte.

Habgier

keine Rechnung ge

As Miniſter hat er für Sachſen ,

wenigſtens in politiſcher Beziehung, Nichts gethan , den Kün ften

und Wiſſenſchaften

wendet.

dagegen weſentliche Vortheile zuge

Er trug die Hauptſchuld davon , daß Auguſt III.

von ſeinem

Volke nicht geliebt wurde , daß derſelbe vor dem

177

fiebenjährigen

Kriege fich

nicht mit Friedrich

II . "verband ;

daß er nach Polen flüchten mußte, einhundert Tauſend fäch fiſcher Unterthanen

getödtet wurden

und das ganze

übrige

fächſiſche Volk an den Bettelſtab gebracht worden war.

Giebt

es eine göttliche Vergeltung , ſo wird der Graf von

Brühl

ihrer nicht entrinnen.

er als

Er hat nicht gehandelt, wie

Miniſter eines ganzen Volkes handeln mußte; ja , nicht ein mal, wie er als bloßer Menſdy hätte handeln müſſen .

Dabei

läßt ſich nicht behaupten , er habe nicht gewußt, was

er zu

thun habe ; im Sein

Gegentheil , es war ihm

ſehr

gut bekannt.

Teſtament giebt den ſchlagendſten Beweis davon.

was er nicht gethan , gebietet er

ſeinen

Alles,

Kindern , was er

fchwerlich thun würde, wenn er es nicht für brav hielte. rathet er ihnen z. B. „ Geduld mit

So

Jedermann , Widfährig

keit, Fedem beizuſtehen , Sanftmuth in allen Stüden , eine durchgängige Höflichkeit, Mitleid mit Elenden und Betrüb ten " an . Wer Brühls

Geſchichte

kennt , der weiß , daß er von

allen Dieſen nichts weiter als eine „durchgängige Höflichkeit" geübt, von allem Uebrigen aber das direkte Gegentheil gethan hat. Hat er wohl je „Mitleid mit Elenden und Betrübten gehabt ?" oder iſt er jemals „willfährig geweſen , beizuſtehen ?"

Nie !

zufriedene Miene zu

Wenn es

Iemand wagte, ihm

Jemandem eine un

zeigen , ſo hatte er keine „ Geduld mit

ihm ," ſondern ließ ihn in irgend einem Gefängniß verſchwin den , oder zwang ihn , ſich ſelber fürwahnſinnig zu er klären.

So hatte er eß auch einſt mit einem

Oberſten ge

macht , der, wie das ganze Heer, ſchon ſeit zwei Jahren nen Sold empfangen

hatte.

kei

Dieſer trug Auguſt III. eine

darauf bezügliche Beſchwerde vor.

Der König war empört

über die Ungerechtigkeit Brühl´s und ſtellte ihm darüber zur 12 Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.

178

Rede.

Der Miniſter behauptete ſofort, der Herr Oberſt ſei

ſchwachſinnig und habe, wie alle Andern , jeder Zeit pünktlich ſeine Löhnung

erhalten , wie er (Brühl) ſchon

nächſten

am

Tage beweiſen werde. Er legte dem Könige nicht nur die Quittungen ſämmtlicher Offiziere vor, die während der Nacht gefertigt worden waren , ſondern

hatte

inzwiſchen den

ſchwerdeführenden Oberſt auch veranlaßt, in

einem

be

zweiten

an Auguſt III. gerichteten Schreiben einen Irrthum einzuge ſtehen , den er nicht begangen hatte . setended to be Ueber die Hinterlaſſenſchaft Brühls

si

ſchon geredet, über die nach ſeinem queſtration werden

wir

ſpäter reden .

ſeiner hinterbliebenen

nod

wir früher

haben

Tode darauf gelegte Se Jeßt wollen wir nur

Kinder gedenken .

Es überleb

ihn vier Söhne und eine Tochter, die ihre Erziehung

ten

vornehmlich ihrer klugen und gewiſſenhaften Mutter zu dan = ken hatten . Dieſe Kinder waren der Reihe nach folgende : 1. ou

Aloys

31. Juli 1739

in

Dres

den , ſtudirte in Leipzig und Leyden und ward bereits

apjob in urody

Friedrich , geb. am

ſeinem

neunzehnten

Jahre polniſcher Kron -Gene

ralfeldzeugmeiſter, während er drei

Jahre früher zum

sestdir Kammerherrn ernannt und Staroſt von Warſchau ge SISán worden war . Er durchreiſte faſt ganz Europa und 291 Wohnte im time

ſiebenjährigen

der Deſterreicher bei.

Von

Kriege einigen ſeinem

Feldzügen

Vater erhielt

er

14

als Erbe Forſta und Pförten in der (iegt preußiſchen )

1921

Niederlauſit, auch Ganglofffömmern im

Thüring'iden ,

35 119. das väterliche Palais in Dresden, einen großen Theil 1921 des Inventars , die Bibliothek, Kupferſtich- und Na turalienſammlung , die Albuzziſche Rotunde und den 91119 trägt in der Friedrichsſtadt belegenen Garten ; ferner einen Brillantſchmuck, ein Silberſervice und ein Porzellan THE ho

179

ſervice.

Das Legtere allein wird auf eine Million

geſchäßt. Sein Lieblingsaufenthalt war Pförten ; das Palaio

in

Er war

Dresden

verkaufte er

einer der ſchönſten

1792 an

Männer

den

Hof.

Jahrhun

des

derts und beſaß dabei eine ganz ungewöhnliche Lei besſtärke.

Die meiſten

europäiſchen Sprachen ſchrieb

und ſprach er mit Grazie und Ausdruck, und hat auch gute ſchriftſtelleriſche Arbeiten

hinterlaſſen .

Auf dem

Baſfon war er Virtuoſe und ſpielte außerdem Inſtrumente.

Ebenſo

Geſchmack und

zeichnete und malte

Einſicht.

In

faſt alle er mit

der Mathematik hatte

er ſich ganz vorzügliche Kenntniſſe erworben , beſon bers aber in der Artillerie und der damit verbundenen Luftfeuerwerkskunſt.

Um ſich von der erſteren genaue

Kenntniß zu verſchaffen , arbeitete er in Augsburg ein ganzes Jahr ungekannt in der Stückgießeret. Thätigkeit war außerordentlich.

Seine

Dabei lebte er äu

berſt mäßig , und hatte eine ſonderbare Gewalt über den Schlaf. Mehrere Nächte konnte er ihn ganz ent behren und dagegen wieder in Vorrath ſchlafen . einem Beſuche, den er feinem

Jahre alt.

mit zwei polniſchen beide ſtarben

1

machte, ſtarb er daſelbſt am zweiundfunfzig

30. Januar 1793 , erſt Zwei Mal hatte er ſich

Gräfinnen

vor ihm .

Bei

Bruder Karl in Berlin

Potozka vermählt;

Zu ſeiner

dritten Gemahlin

machte er die Gräfin Schafgotſch in Schleſien . 2.

Karl Adolph, 1741 geboren , 1758 Adjutant des Herzogs von Broglia und 1762 Oberſt eines in War

ſchau

garniſonirenden

Kavallerie -Regiments;

wurde er preußiſcher Generallieutenant.

ſpäter

Er erfreute

fich der beſonderen Gunſt des ruſſiſchen Kaiſers Paul, 12 *

180

welche er. bei ſeinem halt in

Friedrich Wil

Von Legterem

von Preußen .

helms des Dicken ér zum

mehrmals wiederholten Aufent

Petersburg gewann , und auch

ward

Gouverneur des nachmaligen Königs Friedrich Von ſeinem

Wilhelms III. ernannt.

Vater hatte er

die Staroſtei Zips erhalten , welche ihm

jedoch bei der

Krönung des Teßten polniſchen Königs Seitens der Regierung ohne Erſaß entzogen wurde. Er ſtarb 1802 in Berlin als königlich preußiſcher Generallieu tenant und Oberhofmeiſter ein Mal hatte er ſich, im ter

des

Kronprinzen .

Legationsſekretärs

engliſchen

vermählt.

des

Karl Adolph beſaß

liche Bildung in den

Nur

Jahre 1778 , mit der Toch

ernſten

Wiliam

Gomm

ebenfalls eine gründ Wiſſenſchaften und au

ßerordentliche Sprachkenntniffe . 3.

Heinrich , war 1787 bereits Kammerherr und Oberſt in Sachſen , verließ jedoch um

dieſe Zeit ſein Vater Er wurde zum

preußiſche Dienſte.

terland und nahm

Generalmajor ernannt und als Geſandter an den bai riſchen

Dort vermählte er ſich 1790

Hof geſchidt.

mit der Gräfin von Minucci, ſtarb aber ſchon zwei Jahre darauf.

Er befaß ganz vorzügliche

aſtrono

miſche Kenntniſſe ; auch hat er ſich vielfach mit Un terſuchungen über die Länge des Meeres beſchäftigt. 4.

Hans Moriz, jüngſter Sohn wurde zu Dresden in

im

franzöſiſche, ſpäter

Kriegsdienſte .

Auch

des Grafen von Brühl,

Jahre 1746 geboren , trat früh aber

ebenfalls

in

preußiſche

er hatte eine muſterhafte Erzie

hung genoſſen , die , wie bei allen durch ſeltene Naturgaben und durch

ſeinen

Brüdern ,

Jugendreiſen

in

die vornehmſten Länder Europa's außerordentlich be

181

günſtigt wurde.

Als Schriftſteller hat er unter an

deren auch die Ueberſegung eines franzöſiſchen Werkes über thieriſchen Magnetismus nebſt mehreren eigenen Abhandlungen

Der

geliefert.

darüber

ſchönſte Zug

dieſer vier Brüder war Herzensgüte und Menſchen freundlichkeit . Hans Moriz war ein beſonderer Freund Gellerts. Er vermählte ſich mit Johanna Marga retha von Schleierweber in Friedenau im Jahre 1771, wo dieſelbe erſt funfzehn Jahre zählte und kurz zuvor erſt in Gemeinſchaft mit ihrem

Bruder in den Adel

ſtand erhoben war. Sie war eine ebenſo gemüthvolle, als geiſtreiche Frau Wieland, dem

Grafen Stolberg und andern ausge

Literatoren

zeichneten

Verbindung. blieb

und ſtand mit Göthe , Herder,

Mitten

des im

in

Jahrhunderts Glanze der

engſter

großen

Welt

beurkundete dies

ſie eine echte Religiöſe , und

auch in der gehaltvollen Streitſchrift über die Philo ſophie des Katholicismus und Proteſtantismus , die in

Berlin 'ums Jahr 1815 in deutſcher und franző

fiſcher Sprache erſchien .

Ihr Gemahl

ſtarb

1811

als königlich preußiſcher Generalintendant ſämmtlicher Chauſſèen . 5.

Maria

Amalia ,

verheirathete

fich

1750

mit

dem

Grafen Mniszech, welcher Hofmarſchal der polniſchen Krone und faſtelan von Krakau war . Sie ſoll in Bezug auf Gemüth mit ihren Brüdern

auf gleicher

Höhe geſtanden haben . Daß fämmtliche Brühl'ſche Kinder früher

ſchon berichtet worden .

Graf von

Der Miniſter Auguſt

Brühl, der Vater der foeben

kommen dieſes

katholiſch waren , iſt

geſchilderten

III., Nach

Namens , hatte , wie wir wiſſen , noch vier

$

182

Brüder:

Wenn ſie auch auf Sachſens Verhältniffe wenigen

oder gar keinen

Einfluß ausübten , ſo wollen wir ihrer und

ihrer Nachkommen , der Vollſtändigkeit wegen , hier noch ge denken .

Der älteſte Bruder des Premterminiſters, Graf Fried

rich Wilhelm

von Brühl, welcher

1699

geboren

geſtorben iſt, hat mehrere Kinder hinterlaſſen .

und 1760 Der älteſte

feiner Söhne hieß Hans Moriß, vertrat viele Jahre lang als Geſandter

ſeinen

einer engliſchen

Hof in

London , vermählte ſich dort mit

Dame und ſtarb

Aus dieſer Ehe iſt ein nocy in England

Sohn

befinden

Jahre 1809.

hervorgegangen , welcher ſich

und nicht verheirathet ſein ſoll.

Gin zweiter Sohn dieſes Grafen iſt nur vterunddreißig

auch dort im

Friedrich Wilhelm von Brühl, und als

Amts

Hauptmann in Thüringen ums Jahr 1778 geſtorben .

Dieſer

hinterließ

Jahre alt geworden

gleichfalls einen

Sohn , deſſen

niffe ſehr reduzirt waren , als 1833 zu

Plauen

ſtarb.

er

Vermögengverhält

als Floßmeiſter im

Ihn überlebten

Jahre

zwei Söhne, von

denen der Eine, Heinrich, preußiſcher Major , der Andere, Karl, Viceunteroffizier

in

Batavia

iſt.

Ueber die anderen

Brüder des Premierminiſters

find keine zuverläffigen

richten vorhanden .

haben wir noch ſehr ſchäßeng

Dagegen

Nach

werthe Mittheilungen über den Sohn des oben unter 4 ans geführten Grafen Hans Moriz von Brühl erhalten , die in tereſſant und wichtig genug find, unſern geehrten Leſern wie der zu geben . Karl Friedrich Moriz Paul, Reichsgraf von Brühl war der einzige Sohn mahlin

des Grafen Hans Moriß und feiner Ge

Johanna Margaretha .

Pförten in der Niederlaufiß am

Er wurde auf dem

Schloſſe

18. Mai 1772 geboren, trat

in königlich preußiſche Dienſte , wurde Kammerherr , Ritter mehrerer hoher Orden und im

Jahre 1814 Generalintendant

183

der königlichen Schauſpiele in genannte geiſtreiche' Mutter höchſten Sorgfalt.

Berlin .

Teitete

Jahre 1785

Im

Seine unter 4 mit :

feine Erziehung mit der begleitete er feine El

tern auf einer Reife nach Weimar und betrat den

Zauber

kreis, welchen dort Männer, wie Wieland, Herder, Götte und Herzogin mehrere Amalie Andere cie um? die geiſtreichſte Fürſtin ihrer Zeit, die bildeten . So ward ſein Geiſt immer enger an

Künfte und Wiſſenſdaften

die ſchönen

obſchon

angezogen , und

er in Bezug auf ſeine Beſtimmung im

ten entſchieden hatte, blieben neigung. wo ſein

Kaum Vater

achtzehn

ſtaatsgeſell

der Forſtwiſſenſchaf

ſchaftlichen Leben ſich für das Studium

ſie doch immer ſeine Lieblings

Jahr alt, wurde er im

Preußiſchen ,

das Amt eines Oberſten und Chauſſee-Bau

Intendanten verwaltete, nachdem

er früher in

ſächſiſchen und

franzöſiſchen Militairverhältniſſen geſtanden hatte, als junker

angeſtellt, und fand in

Berlin

Jagd

Gelegenheit , in

der

Zeichnenkunft und in der Muſik unter Genelli, Faſch und Thürfchmidt Kenntniffe und Uebung zu erlangen . Eine forſtwiſſenſchaftliche

Reiſe durch

Deutſchland führte

ihn

die Zeit, wo Schillers Genius in Weimar waltete, zum

in

zwei

ten Malé Sahin ; er blieb dort ein ganzes Jahr, erfreute ſich des Wohlwollens der

Herzogin und

mit

Künſte und Wiſſenſchaften

den

Genien

Mitglied des

der

geſellſchaftlichen

und warð

Theatervereins , in welchem

einige Male auch vor der Herzogin wurde er zum

des täglichen Umgangs

er

auftrat.' Bald nachher

Kammerherrn des Prinzen Heinrich von Preu

Ben, Bruders Friedrich II., ernannt. mehrere Jahre in

Rheinsberg.

rief ihn die Mutter

Friedrich

Mit ihm

verweilte er

Nach des Prinzen Wilhelm

III. von

Tode be Preußen

än ihren Hof, wozu die Vorliebe dieſer Fürſtin für Theater und Muſik die Veranlaſſung gegeben hatte.

Im

Jahre 1813

184

preußiſchen Heere als Freiwilliger nach Franta

folgte er dem

reich ; ſpäter begleitete er den König von Preußen nach Eng land und wurde darauf von demſelben zum Generalintendan 1814 ver

ten der königlichen Schauſpiele in Berlin ernannt. mählte er ſich mit Fräulein

Jenny von Pourtales aus der

Schweiz ; auch hatte er das Bürgerrecht von Neufſdatel er halten, woſelbſt er im Befreiungskriege einige Zeit Komman dant war . Er ſtarb 1837, fünfundſechzig Jahre alt.

N

e un tes Kapitel

Seine Verweiſung Graf von Binzendorf und die Brüdergemeinden . Bin Seine Vereinsthätigkeit bis ſeinem Tode. und Burückrufung. zendorfs . Begräbniß und ſeine Kinder. Etwas Wohlthuendes iſt es , wenn man wie die der Brühl'ſchen Regierung war, einem

in

einer Zeit,

Weſen begeg

net, das vermöge ſeiner Herzensbildung , Herzensgüte und ſet Lebenswandels auf einer ſo hohen

nes wahrhaft religiöſen

geiſtigen Stufe ſteht, daß man nicht ohne Staunen , aber auch nicht ohne Liebe und Zuneigung zu ihm mag !

wig von Zinzendorf. ſcheinen wollte, war Liebe,

Alles, was der Graf von Brühl der Graf

Gerechtigkeit, Menſchlichkeit

von

ſo

traurigen

Zeit als die

Zinzendorf wirklich.

und Wohlthätigkeitsſinn

dokumentiren alle ſeine Handlungen . Sachſen

hinaufzuſehen ver

Ein ſolches Weſen war der Graf Nicolaus lud

Er ſteht in

jener für

hinter dunklen

Wolken

185

trauernde Sonne , Wolken

deren Strahlen , wenn

durch eben

dieſe

auch ſehr geſchwächt, dennoch wärmen- und erquicen .

tre Nicolas Ludwig Graf von den am

Zinzendorf, wurde zu Dres

26. Mai 1700 geboren . Sein Vater, der churſäch

fiſcher Conferenz-Miniſter war und eines hohen Anſehens genoß , ſtarb ſchon ſehr früh, weshalb Nicolas Ludwig in dem

Hauſe

ſeiner mütterlichen Großmutter , Frau von Gersdorf, in der Lauſiß erzogen wurde. fromm

Dieſe Dame war ebenſo gelehrt , als

und Verfaſſerin

einer Sammlung

und poetiſcher Vetrachtungen . fich ſogar ſo weit, daß fie im

geiſtlicher Lieder

Ihre Gelehrſamkeit erſtredte Stande war, mit dem

ten Schurzfleiſch lateiniſche Briefe zu wechſeln .. Jugendjahre fielen der

Pietiſten

beſonders

der

gelehr

Zinzendorfs

gerade in eine Zeit, wo die Meinungen

oft und viel beſprochen wurden. Umſtand, daß

Dies und

tägliche Andachtsübungen

im

Hauſe ſeiner Großmutter abgehalten wurden , hatten in ihm fo tief religiöſe Gefühle geweckt, daß er bald ein vollendeter Schwärmer wurde. Schon vor ſeinem

zehnten

er Briefe an den Heiland , die er zum in

der Meinung,

Kein

Jeſus

Chriſtus

vernünftiger Menſch kann

Erziehung

einem

einverſtanden

vollendeten

kein Heuchler.

Fenſter hinauswarf,

würde ſie

ſchon

ganz unbrauchbar oder zu

Heuchler gemacht wird.

Es war eine Tiefe in

Zinzendorf war

feinen religiöſen An

ſchauungen , die zur Bewunderung hinreißen konnte. Anſichten zehnten

finden .

fich mit dieſer Art von

erklären , weil dadurch der junge

für das wirkliche Leben

Menſch

Jahre ſchrieb

Seine

empfingen neue Nahrung , als er nach vollendetem Lebensjahre in

das Pädagogium

zu

Halle gebracht

wurde und unter die Aufſicht des berühmten Theologen Her mann Franke kam .

Hier veranſtaltete er geheime Zuſammen

künfte mit Gleichgeſinnten und ſtiftete den myſtiſchen

Orden

186

vom

Senfkort . Sein

Dheim , der auch zugleich

ſein

Vor

mund war, der General Wunſch, ein alter praktiſcher Mann , wollte den Verſuch machen , feinem zu rücken , um bilden .

ihn

Deshalb

zu

einem

fandte er

Neffen den Kopf zurecht

redlichen Geſchäfsleben auszu ihn

zur Univerſität im

Jahre

1716 , aber nicht nach Halle , wo er noch überſpannter wer den konnte, ſondern nach Wittenberg, deren theologiſche Pro fefforen unter dem Namen der Orthodoren ſchiedenſten

Gegner der Halleſchen

Zinzendorf blieb jedoch

und als die ent

Pietiften

bekannt waren .

feſt bei ſeiner Richtung ſtehen .

Als

im Jahre 1717 das Reformationsfeſt gefeiert wurde, ſchloß er ſich ein und zeigte ſeine Trauer über den Verfall der Kirche durch Faſten und Thränen . Bis jeßt, obgleich dies bei der ihm nen

zu

Theil geworde

Erziehung ungemein auffallend ift; hatte

nicht ausſchließlich für den

er fich noch

Prieſterſtand beſtimmt; ießt aber

trieb er neben ſeinen übrigen Studien audy Theologie , indem er

innerlich den Entfdluß faßte , die geiſtliche Laufbahn

ſeinem

Lebensziel zu wählen .

zu

Drei Jahre befand er fich auf

der Wittenberger Hodſchule , als

er mit ſeinem

Stiefbruder

und deffen Hofmeiſter Riederer eine Reiſe nach Holland und Frankreich antrat. ben und unter dem Welt"

Dieſe Reiſe hat er ſpäter ſelbſt beſchrie Titel : ,, Attici Wallfahrt durch die

herausgegeben .

Zinzendorf hatte eine große Sucht , berühmte Geiſtliche aufzuſuchen zulaffen .

und fich mit ihnen Aus dieſem

in

verſchiedene Dispute ein

Grunde machte er auch die Bekannt

ſchaft des damaligen Ambaſſadeur im Haag , Grafen von Ta rouca, mit welchem

er nur wegen

Jeſu

Chrifti

fich un

terhielt. In

Paris wußte man

Anfangs nicht , was man

von

187

ihm

zu halten

babe. ihm

was man von

Man wollte nicht glauben , daß das,

fah und hörte, die lautere Wahrhett fei.

Er war vielleicht der Einzige, welcher auf den Hofbällen nicht tanzte und auch nie eine Karte anrührte; beiderlei Vergnü gungen ſeien , ſagte er , teufliſche Künſte. Die Herzogin vort Villars war ihm , feines frommen Weſens wegen , beſonders erwähnten Buche berichtete.

oben

gewogen , wie er in 'feinem

Ueberhaupt hatte er in Paris, in dieſer Stadt des Leichtſinns und der

Verderbtheit mit ſeiner Frönimigkeit ein noch

erregt , wie vor ihm deß

Kardinals

vor

Auch die Bekanntſchaft

keiner.

Noailles machte er ließ , ihn

keine Mühe verdrießen

Aufſehen

in

Paris , der

der katholiſchen

ſich

Religion

Wäre Herr von Noailles ein beſſerer Menſchen

zuzuführen .

kenner geweſen , er hätte

jeden Verſuch unterlaſſen , Zinzen

. dorfs Gefinnungen zu ändern , da derſelbe unbedingt ſcheitern Noailles war ein Mann von ſtrengen Sitten , mil

mußte. dem

Charakter, hervorragenden theologiſchen Kenntniffen und

der umfangreichſten Wohlthätigkeit gegen die Armen . Ueber þaupt kann man ihn als den würdigſten Prälaten der daz maligen katholiſchen Kirche bezeichnen . Wäre er dies Alles nicht geweſen , dann würde fich Zinzendorf wahrſcheinlich nicht mit ihm Biſchöfen Otsu

abgegeben und nicht von

ihm

und einigen anderen

Frankreichs geſagt haben :

Da fie faben , daß fie es mit einem Menſchen zu thun ihre Religionsdisputen à charge wären, u . ſ. w .

hätten , dem

gleichwohl aber feiner Religion von Herzen treu , fo abſtrah trten fte ſogleich von dergleichen Materien und begaben ſich mit mir

in

das unergründlich tiefe Meer des Friedens und

Verdienſtes Jefu und der Dadurch erworbenen Gnade , felig und heilig zu werden , da wir dann ein halbes Jahr mit himmliſd

vergnügtem

Herzen

beiſammen

waren

und uns

188

nicht mehr beſannen , was für einer Religion der Eine oder

>

Die Katholiken führen das Anathema der Andere wäre. gegen die Gegner im Munde und Panier und haben oft viel Billigkeit bertatem

Wir Proteſtanten führen li

Prari.

ſie in

gegen

Schilde und es giebt

Munde und auf dem

im

Prari (das ſage ich mit Weinen ) wahre Ge

unter uns im

wiſſenshenker. ' Beſfere Dich, Jeruſalem !" !! Im

Jahre 1721 war Zinzendorf nach Sachſen

gekehrt und wurde zum

zurück

Hofrath bei der Landegregierung zu

Dresden ernannt, welche Stelle er jedoch ſchon nach ſechsjäh riger Wirkſamkeit wieder niederlegte. hatte er ſich überhaupt an den

Während

dieſer

Zeit

Geſchäften ſeines Amtes wenig

betheiligt, ſondern fich, wie früher, vornehmlich mit Theolo gie beſchäftigt und häufige Andachtsübungen gehalten . 1722 vermählte er fich mit der Gräfin Reuß von Zu gleicher Zeit gab

er einigen

um

Ebersdorf.

ihres Glaubens willen

ausgewanderten mähriſchen Brüdern die Erlaubniß , ſich auf ſeinem

Gute

Berthelsdorf in

der Oberlauſig: an

tagsſeite des. Hutberges anzuſiedeln . im

Jahre 1724

den

Namen

der Mit

Dieſe Kolonie empfing

Herrenhut, bon welcher noch

jekt: eine Religionsgeſellſchaft, die Herrnhuter Gemeinde , eriſtirt. Der Anführer der mähriſchen oder auch böhmiſchen Brü der, ein Zimmermann, Namens Chriſtia David, verließ bald, vermuthlich aus Ehrgeiz , die Zinzendorfiche

Gemeinde, ging

nach Grönland, ſtiftete dort eine Miſſion und ſtarb daſelbſt im

Jahre 1751.

und mähriſche

Erſt als mehrere nachgekommene böhmiſche

Verwieſene

den

Verſchiedenheit der Koloniſten das Bedürfniß

einer

Ort in

vergrößerten , und ihren

gemeinſchaftlichen

die

Religionsbegriffen Uebereinkunft über

feſte Regeln des Glaubens und Lebens fühlbar machten , wur

189

den

unter

Leitung

Muſter der

des Grafen

erſten

apoftoliſchen Gemeinde gewiffe

gungspunkte feſtgefeßt, in ren

von Zinzendorf nach

dem

Vereini

denen man die Unterſcheidungsleh

der verſchiedenen proteſtantiſchen Confeffionen , deren Ver

wandte fich hier verſammelt hatten , unberührt ließ , nur die Grundwahrheiten

des

annahm , und eine nach

Chriſtenthumsals

Glaubensartikel

den Saßungen der alten mähriſchen

Brüderkirche geregelte Vefaſſung und Kirchenzucht einführte. Namen eines „ freiwilligen Einverſtändniſſes “ nah

Unter dem men

alle Bewohner

Herrenhuts am

13. Auguſt 1727 dieſe

Statuten an und bildeten for den erſten Namen

der Brüder:

gemeinde, als deren Stifter der von

nur für ſie

lebende Graf von

Zinzendorf zu

nun an

bezeichnen

Der Haupt

iſt.

charakter ihrer religiöſen Anſchauung beſteht darin , daß fie die Religivn mehr duct des Weitem verehren

Verſtandes

für eine Gefühlsſache, als für ein halten , was jeden

Richtigere ift.

Nur in dem

Fals auch

Heilande erkennen und

ſie die Gottheit; alle Werke in

überſinnlichen

Welt ſchreiben

ſie ihm

Pro

das bei

der ſinnlichen und

zu ; im

Namen

Jeſu

Chriſti vollführen ſie Alles, was ſie beſchließen und unterneh men , und jede bedeutende Verfügung wird von ihnen durch die Worte

der Heiland will es !" motivirt.

4. Bei Gelegenheit des oben verſtändniſſes."

erwähnten , freiwilligen

genoß die ganze

Ein

Gemeinde, rannider Spiße

der Graf von Zinzendorf, das heilige Abendmahl, wobei das Lied : „ Hier . legt mein Sinn wurde.: ohn

fich vor dir nieder,“ geſungen

Der Stifter dieſer Gemeinde hatte inde

nicht nur für

die religiöfen, ſondern auch für die bürgerlichen Bedürfniffe ihrer Mitglieder Sorge getragen . So hatte er z. B. ebenſo für eine Kommunalverfaſſung, als auch für Diciplin

geſorgt,

-

190

wo Alles mit der größten

Genauigkeit durchgeführt wurde.

Sämmtliche Mitglieder der Unität find nady Geſchlecht, Alter Lebensverhältniß in

und ſeinen

Chöre abgetheilt, jedes

Chor hat

Chorhelfer , der die Seelſorge und Sittenzucht, und

ſeinen Chordiener, der die äußeren Angelegenheiten des Chors beſorgt.

Bei den weiblichen

von weiblichen

Perſonen

Chören werden

verwaltet.

Die

dieſe

Aemter

unverheiratheten

Brüder wohnen ebenſo, wie die unverheiratheten Schweſtern , Mittwen Spec,

und Wittwer in

einem

beſonderen

Der Graf von Zinzendorf hatte jeden

Hauſe u . ſ. w . Falls von vorn

herein die Abſicht gehabt, eine Gemeinde nach ſeinen Anſichten und

Grundfäßen

bilden ;

zu

eigenen

dieſe Abſicht veröf

fentlichte er auch ſpäter in

verſchiedenen, ſich indeß öfter wie

derſprechenden Schriften .

Dadurch

bekam

er viele Gegner,

wie er ohnehin ſchon bei Gründung der Kolonie mancherlet Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten aus dem Wege zu räumen hatte. Sinem Manne indeß , der mit folchem Gott vertrauen

befelt war , wie der Graf von

dies nur ein ren .

Zinzendorf, konnte

Grund mehr ſein , bei ſeiner Abſicht zu behar

Widerſtand ſtärkt die Straft

derſtand allein

des Geiſtes.

iſt auch eine Haupturfache geiſtlichen

Dieſer Wi

geweſen , daß er

Stand trat, was er , wenngleich er

felbſt in

den

mit der

Idee dazu ſchon lange fich umher getragen , dennoch

vielleicht nicht gethan hätte. Um beit werden zu

laſſen , verließ er im

land und begab ſich unter einem von

nun dieſe Idee zur Wahr

Freydeck, nach Stralſund, um

Jahre 1734 fein

Vater

fremden Namen , Ludwig ſich dort als Kandidat der

Theologie eraminiren zu laſſen . In der Stralſunder Stadtkirche hielt er ſeine Probepredigt. wiederum

Nun machte er , wie früher,

mehrere große Reiſen in verſchiedene Länder ; drei

Jahre vorher hatte er aud

Kopenhagen beſucht und wurde

191

bei dieſer Gelegenheit vom Danebrogorden

Könige von

decorirt,

Ueberall

günſtige Aufnahme, nur in ſeinem

Dänemark mit dem

fand eigenen

er

eine überaus

Vaterlande nicht,

was leicht erklärlich

iſt, da jeder Prophet in ſeinem

Lande am Wenigſten

gilt, zum

Graf Brühl'ſche Syſtem Zinzendorf auch neben

fich

eigenen

andern aber auch bereits das feſtzuſeßen begann .

Brühl beſtehen

können ?

Wie hätte Zinzendorf

und Brühl! D , dieſer gewaltige Unterſchied ! Iſt's nicht gerade, als ſage man Gott und Teufel?!

Jahre 1736 ward der Graf von

Im

mittelſt eines lande gewieſen .

landesherrlichen

Zinzendorf ver

Refcripts aus ſeinem

Vater

Die Beranlaſſung zu dieſer ungebührlichen

Maßregel ſollen die von Zinzendorf eingeführten Neuerungen , Conventikuln , gefährliche Prinzipien , durch welche die obrig keitliche Autorität hinten angeſegt und der öffentliche Gottes dienſt verachtet wurde , geweſen ſein .

(Bei den Brühlichen

Betrügereien wurde die obrigkeitliche Autorität nicht hinten angefeßt, denn

Brühl war ja

sat !) 1739 ſchrieb er einen

ſelbſt Obrigkeit!

Katechismus unter dem

er Das gute Wort des Herrn ." Reiſe nach Znfeln

Weſtindien

St.

Sapienti

und hielt ſich

Darauf machte

Titel : er eine

längere Zeit auf den

Thomas und St. Croir auf, wo bereits von der

Brüdergemeinde Miſſionen errichtet worden waren , um dieſe ganz einzurichten .

In gleicher Abſicht reiſte er 1741 nady

Nordamerika, wohin ihn ſeine fechzehnjährige Tochter beglei tete.

Hier gab er fich große Mühe, auch unter einigen ent

fernteren

indianiſchen

breiten .

Auf allen

lichen

Völkerſchaften ſeine

dieſen

Gemeinde auszu

Reiſen war er , außer den

Vorträgen , die er hielt, und den anderen

öffent

Geſchäften ,

die er bezweckte , faſt unabläſſig mit Korreſpondenzen

und

Bücherſdreiben beſchäftigt, und man muß in der That über

192

die

Thätigkeit des Mannes, die freilich durch eine vortreffliche

Körperkonſtitution unterſtüßt wurde, erſtaunen . dieſer

Zeit von

ihm

bei ſeinen Gegnern fangbuch

herausgegebenen

Büchern

Von der in fanden

viele

den heftigſten Anſtoß , beſonders ſein Ge

für die Muttergemeinde

in

Herrenhút

und feine

Wundenlitanei.“ Im kaum

Jahre

1743 kehrte er nach

Europa zurück;

doch

befand er ſich einige Zeit hier , ſo trieb ihn ſein

raſt=

los thätiger Geiſt ſchon wieder von dannen , und zwar dies Mal nach Liefland , wo ſich der

ſeiner Gemeinde

dringen , wurde ihm

ebenfalls ſchon

befanden . von

den

einige Mitglie

In Rußland weiter vorzu ruſſiſchen

Behörden verboten ;

das " nicht allein ! er wurde fogar auf Allerhöchſten

Befehl

mit militairiſcher Begleitung über die Grenze escortirt.

Dies

Alles " und noch mancherlei andre Unannehmlichkeit konnte ihn

indeß

von

ſeinem

einmal gefaßten Entſchluſje, überall

für die Nachfolge Chriſti zu Sein

arbeiten , nicht zurückſchrecken !

Geiſt war fo ' eiſern , wie ſein

äußerlichen

Einflüffen .

Unterwegs war er faſt immer ; er

hatte nirgend Ruhe, ſobald zu ' thun gab.

Körper; beide tropten

So unternahm

es noch etwas für ſeine Idee er z. B. jeßt wiederum meh

rere Reiſen ' nach Holland und England, und blieb legten Lande über vier Jahre. Verhältniſſen

in dem

Eines freilich unter ähnlichen

öfter beobachteten Umſtandes müſſen wir noch

beſonders erwähnen : wie nämlich durch ſeine außerordentliche Thätigkeit feine Gegner fortwährend herausgefordert wurden , in demſelben Grade vermehrte ſich die Zahl der Mitglieder feiner Gemeinde. Selbſt in Oſtindien zu Trankebar entſtand eine Herrenhuter Gemeinde. Auch eines Fleckens in ſeinem

Charakter dürfen wir nicht

vergeffen , der allein nur durch die in

jener Zeit herrſchenden

193

Verhältniffe entſchuldigt werden kann. Madhten ſeine Gege ner ihm

z. B. in

Bezug auf ſein

trat er ſofort mit ſeinem

Predigtamt Vorwürfe, fo

reichsgräflichen

Titel hervor und

verſuchte, damit zu imponiren ; eine Schwäche, die allerdings bei einem

wahren

Nachfolger

Jeſu nicht vorkommen

Er war überhaupt von Natur aus leicht zum

ſollte.

Zorn

geneigt

und hatte nicht diejenige Ruhe des Geiſtes , die nothwendig iſt, die Angriffe der Widerſacher mit Erfolg zurückzuweiſen . Zwar geſtand

er öfter 'zu , daß er zu hochmüthig , fogar ab

ftoßend in ſeinen Antworten lei, doch war er trojdem im

Stande, dieſe Fehler zu

beſeitigen .

nicht

Hierin mochten wohl

hauptſächlich die wider ihn geſchehenen Angriffe, welche auch ſelten von ſanfter und geſchmeidiger Art waren , eines Theils, und ſein

blutreicher

Körper

andrer

Seits Schuld , haben .

Er machte es , wie alle hißigen Köpfe. Angelegenheiten

konnten

ihn

Die unbedeutenſten

fo fehr in

Harniſch

nicht wieder auf

daß er

fobald mit Schelten

und

hörte.

Doch welcher Menſd

ift frei von Fehlern ?

Toben

bringen , $

Inzwiſchen war

ihm

ſeine Gemahlin geſtorben , und er

dachte darüber nach , ihre Stelle durch zu erfeßen .

eine würdige Andere

Seine Wahl fiel auf eine Prophetin

ſeiner Ge

meinde, Anna Mitſchmann , mit welcher er bis zu ſeinem Tode in

einer glüdlichen Ehe lebte.

Herr von Zinzendorf war auch durch muniſt .

und durch Rom

Alles, was er beſaß , gab er hin , und zwar mit

jener Uneigennüßigkeit , die nachgeahmt zu werden und unſre ganze Bewunderung herausfordert.

verdient

Er hat bei

allen

feinen , die Gemeinde betreffenden , Beſtrebungen nur

efnen

leitenden

Gedanken

unentbehrlich ſei.

und

zwar ben , baß

Geld dazu

Woher dies Geld genommen werden ſollte,

Stefe Frage,'entſchied er nicht. Bertraute Geſchichte. Sadſen . 2. Bb.

Daher kam

eß auch, daß er 13

194

ſelber oft in

die größten

ſelbſt Meere ausſchöpfen

Verlegenheiten

gerieth.

Daß

fich

laſſen , wenn kein neues Waſſer hina

zukommt, iſt etwas Bekanntes ! wieviel mehr muß fich aber das Vermögen

eines Menſchen

erſchöpfen laſſen , der mit ſo

ungeheurer Uneigennüßigkeit die weiteſten und deshalb koſt= ſpieligſten Reiſen im

Intereſſe ſeiner Gemeinde unternahm ?

Er hat zwar bis zu ſeinem

Tode keinen wirklichen Mangel

gehabt, allein es

ſchon eine

Mann , der von

iſt immer

Fatalität für einen

Hauſe aus daran gewöhnt war , fich keine

Sorgen wegen des Geldes machen zu brauchen , in Verlegen heit zu

gerathen

und darüber

nachdenken

zu müſſen , auf

welche Weiſe dieſen Verlegenheiten am beſten aus dem Wege zu gehen ſei.

Er iſt ſogar einmal im

Jahre 1750 in England in

Gefahr geweſen, wegen Mangels an Gelde in's Shuldgefäng= niß

gehen

zu müſſen ; noch rechtzeitig

retteten ihn vor dieſer Beſchämung.

eingelaufene Gelder

Bei alledem fah man ihn

nie müßig, noch mürriſch, oder fand ihn unzugänglich. war einer

der fleißigſten

Menſchen

Er

ſeiner Zeit und verſtand

es , ſeinen Stunden ſo einzurichten , daß er nach allen Sei ten

hin

thätig ſein

konnte.

Morgens fand man ihn ſchon

ſehr früh auf den Beinen ; die unruhige Blutbewegung in ſeinem

Körper mag allerdings wohl einen großen

Theil der

Schuld ſeines wenigen Schlafes tragen . Hätte dieſer Mann nun noch Wein oder andre ſpirituöfe Getränke zu fich genom men , ſo würde er wahrſcheinlich noch vor der Zeit aufgeries ben ſein ; aber er trank nicht einmal Bier, ſondern ſtets nur reines , klares Waſſer ; aber auch daß

er

einen

andre Menſchen ſten

ſo

ſo ſtark aß,

dieſer Umſtand veranlaſſte , bei ihm

gefunden , nte, unterbrochenen daß von ſeiner

Portion

hätten ſatt werden können.

Appetit,

ſehr gut zwei Am

auffallende

bleibt indeß noch , daß er, der , wie erwähnt, von

Gott

195

mit einem um

fo ftarken Appetit gefegnet war, zuweilen faſtete,

fich für den vielleicht einmal eintretenden Fall des Man

gels der nöthigen Lebensmittel vorzubereiten .

Was er hier

bei zu leiden gehabt haben mag, kann ſich Jeder leicht vor ſtellen .

Doch giebt auch dieſer Umſtand, ſo unbedeutend er

an und für fich auch

gewichtiges Zeugniß

ſcheint, ein

Zinzendorfſchen ungewöhnlichen Geiſtes.

Im

Uebrigen war

es einerlei, ob er aß oder faſtete in ſeiner raftloſen keit blieb er ſich immer gleich .

des

Thätig

Er ermunterte die Mitglieder

feiner Gemeinde mit herzgewinnenden Worten , wenn ſie ihm nicht ſo muthvol ſchienen , wie

ſie nach ſeiner Anſicht zur

Vollführung des großen Werkes

fein

ſollten ; er hielt lange

Predigten , vermittelft deren er ihnen mit der größten Genau igkeit auseinander

feßte, daß das, was ſie thun , zur Ehre

Gottes und daher auch zu ihrem

eigenen Heile gereiche. Um

den Eindruck , welchen ſeine Ermunterungen

und Predigten

auf die Mitglieder feiner Gemeinde auszuüben nie verfehlten , zu einem

bleibenden zu machen , verwendete er die wenigen

Mußeſtunden , die

ihm

religiöſer Schriften , von

übrig blieben , zur Abfaſſung neuer denen über

Druck zur Deffentlichkeit gelangt find. unter ihnen ſich befinden , welche man

einhundert durch den Wenn

auch manche

von Oberflächlichkeit

nicht freiſprechen kann , ſo giebt die ganz ungewöhnliche An zahl dieſer Schriften , beſonders wenn man

die übrige

tigkeit Zinzendorfs nicht überſieht, doch hinlänglichen ſeines daß

rieſenhaften

Thä

Beweis

Geiſtes ;r auch muß man wohl erwägen ,

ſeine Schriften

meiſtentheils

für Menſchen

beſtimmt

waren, deren intellectuelle Bildung nicht eine ſo hohe Stufe erreicht hatte, daß fie gelehrte Floskeln oder ein tieferes Den ken

erfordernde Argumente verſtehen konnten. bnyguy71903 Jau feder Staat oder deſſen Oberhaupt hat gewiffer Maßen 13 *

196

eine moraliſche Verpflichtung, ſein Augen

ſeinen

ſich

aufrichytende

Augenmerk auf alle unter Verbindungen

zu

lenken .

Jede, wenn auch noch ſo unſchuldig fcheinende, Verbindung kann für die Verhältniſſe des Staates , in welchem ſie ſich befindet, von Nachtheil werden ; beſonders dürfte dies aber bei einer religiöſen der Fall ſein , die leicht dasmoraliſche Gefühl der übrigen Unterthanen vernichten kann . Deshalb werden und können wir uns auch nicht wundern , wenn man in Sach die Beſtrebungen und gewiſſen Mißtrauen einem

ſen mit die

ſo auffallende raſch

entwickelte

von Zinzendorf beobachtete ; ja , man

Thätigkeit des

Grafen

ging noch weiter , wozu

jeden Falls, wie wir inzwiſchen ſchon erwähnten , eine heilige Jahre 1732 eine Berpflichtung vorlag ; mana ernannte im Regierungskommiſſion und fandte ſie nach Herrnhut , um zu unterſuchen , welche Grundfäße die neue Gemeinde als die hauptſächlichften unter fich eingeführt, und demnächſt zu prü fen , ob dieſe Grundfäße fich mit dem

Wohle des übrigen

fächſiſchen Volkes auch vereinen ließen . Dieſe Maßregel gewinnt nur durch den Umſtandi an Bedeutung, daß der Graf von Brühl, der damals noch nicht jene Höhe erreicht hatte, von welcher herab er zum

Tode ging

(Auguft der Starke :war noch an der Regierung) einen wes fentlichen Einfluß auf.,, die Hervorrufung derſelben auts geübt.

Natürlich

leitete der Graf von

Zinzendorf die Mit

glieder der Regierungscommiffion ſelbſt und ertheilte mit der größten Bereitwilligkeit jede gewünſchte und nothwendig fichet nende Auskunft. Man hatte Nichts entdecken können , was die im

Jahre 1736

zur Ausführung gekommene Maßregel

(die Ausweiſung Zinzendorfs ) können , ungeachtet man

ſchon

jeßt hätte rechtfertigen

mehrere Male detit Herrn

Grafen

von Binzendorf eine Bemadungscommiſſion zufandte.

Vaupt

197

grund war wohl, daß der Graf von Brühl noch nicht der allmächtigeMiniſterwar; felbſt unter der Regierung Auguſt III. hatte er Anfangs nicht die Kourage ; öffentlich

gegen

einen

Mann , wie Zinzendorf , einzuſchreiten ; ſodann hatte er aber

auch noch zu viel mit dem linge zu thun , die ihm

Ausmerzen der bekannten Günft von iweit größerem

Nachtheil ſein

mußten , weil ſie in ſeiner Nähe fich befanden und mit ihm zuſammen arbeiteten .!" pakiet . Im

039281tes pitton

outlet onstigternid

Jahre 1747, wo man in Sachſen mit großen Geld

fichwierigkeiten

zu

kämpfent hatte, warf Brühl zuerſt ſein Auge

auf den Grafen von Zinzendorf, in deffen Macht es augen ſcheinlich lag , Sachſen war, trofdem man

ihn

aus der Kalamität zu retten .

Man

aus Sachfen verwieſen hatte, dennoch

.

mit Aufmerkſamkeit ſeinen Schrittem gefolgt und gerteth das höchſte Erſtaunen , wie rajd die Verbindungen

in

der Brü :

dergemeinde in anderen Staaten , zi B. in Preußen , England , Holland u . f:'W., Wurzeln faßten. Geldſummen

Brühls Anſicht nach, keinem

:

anch über große

Daß folche Verbindungen

zu verfügen

hatten ,

konnte,

Zweifel untetliegen , und wenn

man fich dennoch ritäuſchen ſollte, fo war mindeſtens mit Si cherheit

darauf zu rechnen , daß ein

vorhanden war.

Gradezu auf fein

ungeſchmälerter

Stredit

Ziel loszugeben , war in

deß nicht des Grafen von Brühls Sache.

Es iſt bekannt,

treten

zu

fönnen .

Der Graf Hennide bildete die Vermit:

telungsperſon und mußte zu ſagen

pflegt, zu

ihm

verſtehen

unter der Blume, wie man geben , daß der König gegen

feine Rückkehr nach Sachſen nichts einwenden würbe, zumal wenn der Graf von Zinzendorfo die Güte haben würde, bet feiner weit verbreiteten

Bekanntſchaft ein

Darlehn

für die

>

daß er immer gern im Geheimen bperirte, um , wenn es ein mal zu Entdeckungen kommen ſollte, mit freier Stirn vors

198

fächfiſche Kammer zu vermitteln . i Zinzendorf war , wie alle Apoſtel, ftolz darauf, in tigkeit

entwickeln

ner früheren

ſeinem eigenen Vaterlande feine Thä

zu können , um

Freunde zu

ſich die Bewunderung ſeir

erwerben .

Dieſer Stolz

iſt zwar

eine große Schwäche, man trifft ihn jedoch bei ſo vielen gro Ben Geiſtern an , daß man wundern braucht.

ſich eigentlich darüber gar nicht

Er biß an die ihm

hingehaltene Angel kräftig

vom

Grafen Hennicke

an und brachte ein Mitglied der

Brüdergemeinde in Amſterdam , Namens Brunnig, leicht dahin , der fächſiſchen Kammer

150,000 Gulden vorzuſchießen .

Zinzendorf noch mehr zu

ködern

Um

(man verzeihe uns dieſen

plebejiſchen Ausdruck, aber wir finden für die Art und Weiſe, wie ſich Brühl Zinzendorfs zu verſichern bemüht war, keinen paſſenderen ) gab man ihm

leiſe zu verſtehen , daß man es gern

ſehen würde, wenn er in Sachſen noch mehrere Niederlaſſun gen nach nun

dem

eben

Muſter

der Herrnhuter gründete.

die fdwächſte Seite des Grafen

und daß Brühl ihn

von

Das war Zinzendorf,

gerade von dieſer bearbeiten ließ , be

weiſt die große Menſchenkenntniß dieſes Politikers. et alito 1

Es ſchien , als wenn Zinzendorf gar nicht müde werden

konnte, mit ſolchem

Eifer betrieb er jämmtliche Angelegenhei

ten feiner Gemeinde.. Er befand ſich wiederum auf Reiſen

und verweilte vier volle

England , das er als Mittelpunkt der Gemeinden rika und Europa betrachtete . predigte man

ihm

bei feinen

machen muß , wie bei ſeinen ſie zuweilen efo

dunkel

von Ame

Ueberall , wo er ſich aufhielt,

er und immer mit dem auch

Jahre lang

Jahre hintereinander in

nämlichen

Predigten vielen

gehalten

Feuer, obgleich

denſelben

Vorwurf

Schriften , nämlich daß

wurden ,

daß

ein

großer

Theild ſeiner Zuhörer fie gar nicht verſtand. Dieſe Unver ſtändlichkeit wurde vornehmlich dadurch noch erhöht, daß er

199

gelehrt ſcheinen wollte, was er doch in der und

ſeine Vorträge mit

lateiniſchen Brođen

franzöfiſchen ,

verunſtaltete.

That nicht war,

italieniſchen ,

fogar

Aber audy dieſer , wenn

auch nicht kleine Fehler , dürfte ihm

zu verzeihen ſein , wenn

man bedenkt, daß daran ſogar noch in der heutigen Zeit viele Menſchen , namentlich Schriftſteller , Cleiden , die eine wahre Wuth zu haben ſcheinen , ſich bei ihren Werken den Wenigſten nen.

Mit

Geſticulationen ging

ſehr ſparſam

fremder nur

ihrer Leſer verſtändlicher Ausdrücke zu bedie Zinzendorf ebenfalls nicht

um , und man hat verſucht, ihm

auch hierüber

einen Vorwurf zu machen , vorzüglich deshalb, weil ſie wenig zur Erklärung ſeiner Worte beigetragen , vielmehr die Zuhörer in ihrer geforderten Andacht ſtörten . 1 aps in

tednu tiyelsaopulace

Aeußerlich war der fromme Zinzendorf überhaupt nur ſehr geringem

ausgerüſtet. die

vom

Löwen

Umfange zu

dem

Amte

Predigers

Er hatte eine coloffale Figur und eine Stimme,

Biſdofe Spangenberg verglichen wird; innerlich

Menſch geſchickter zu einem

mit

dem

Brüllen

eines

jedoch iſt wohl ſelten ein

Seelſorger ausgeſtattet geweſen .

Einfachheit, Liebe und Aufopferung waren ſeines uneigennüßigen Strebens. ſeinem

eines

die Hauptfaktoren

Seine Kleidung

entſprach

Innern , wenn wir einen ſolchen Vergleich anſtellen

dürfen . Er trug einen Roď von grobem ſchwarzem Tuche, den er ſtets bis unter das Kinn zugeknöpft hatte; eine Hals krauſe von baumwollenem

Peuge

und eine kleine ſchwarze

Sammetmüße; ſeine Beinkleider beſtanden aus grauem falls ſehr grobem

Tuche.

eben

Wir ſehen aus dieſer Bekleidung,

die der eines Geiſtlichen vollſtändig zendorf wohl wußte ,inwelchem

conform

Stande er

war , daß Zin durch

ſeine

reli

giöſe Beſtrebungen angehörte und daß er ſich über denſelben nicht

erhob.

Allerdings

famen Augenblicke, wie wir fdon

200

jdon erwähnten , wo er fich nerte; doch

war er hierzu

zeibliche Betragen

ſtigkeit eines oder des

Abkunft erin

alle Male erſt durch das unver

ſeiner Gegner

gereizt, und muß ihm Graf von

ſeiner gräflichen

oder durch die Widerſpen :

andren Mitgliedes

feiner Gemeinde

daher verziehen werden.

17:1944

Zinzendorf hatte ſehr viel auf dem

in

wiſſen

chaftlichen Gebiete gelernt, allein er beſaß die Geſchiülichkeit nicht, das Gelernte

gehörig

mundgerechten Speiſe ſeinen können .

Der Mangel an

zu

verbauen ,, um

Verehrern

es in

einer

wieder vorlegen igu

geiſtiger Verdaulichkeit lag beſons

5 ders in dem Umſtande, daß er kein gewöhnlicher, ſondern ein gelehrter Mann

ſein wollte, wie wir ſchon

Gelegenheit nahmen , zu beſonderen

Stolz

mehrere Male

bemerken . So fand er z. B. ſeinen

darin , daß er in engliſchen Städten engs

liſch , in holländiſchen holländiſch , in

franzöſiſchen franzöfiſch

predigte . Daß, er hierzu Geſchick hatte, mußte ihn noch mehr in dem Glauben beſtärken , daß er einer der Apoſtel Jeſu fet, die, wie die Bibel berichtet , plößlich mit allerlei Zungen res deten .

allies ſind Schwachbeiten , die bei nicht gewöhn

Dies

lichen religiöſen Geiſtern mehr, als zu oft angetroffen werden , Zinzendorfs Anhang erſtreckte ſich von einem bis zum

befanden , dhen

Ende der Welt

andern , und daß darunter ſich auch viele reiche Leute iſt

ſo

auffallend eben

Perſonen wurden ihm

aud

nicht

von

dieſen

reiz

bedeutende Summen Geld

zur Verfügung geſtellt , um es ihm

möglich zu machen , große

Ländereien zur Anlegung neuer Kolonien nach dem Buidnitt der Herrnhuter an ſich zu bringen. lein

In Nord - Carolina al

taufte er einhundert Tauſend Ader

Graf von

Brühl, der

pertrteben hatte, nahm ihm

aus

ſeinem

Aud

der

Vaterlande

fic feiner in umfangreicher Weiſe ian ;

das bei Magdeburg

gelegene Barby , was

1

er ſchenkte

ihr ebeden

Land.

201

ſpäter den Namen Gnadau erhielt und wo die Brüdergemeinde eine eigene Buchhandlung befißt. Da Zinzendorf nicht überall fein

konnte , und doch die

ganze Welt in

ſein Glück mit hineinziehen wollte, jo ſandte

er nady allen

Gegenden

hin Miſſionäre und ließ durch ſie

immer neue Gemeinden

gründen .

Thätigkeit überraſchte ihn am

Doch mitten

in

ner Gemeinde zu Herrnhut; er liegt auch auf dem zugehörigen

Gottesader

heit iſt ſeinem

begraben .

derſelben

eigentliche Krank

derſelben mit dem

Verſammlung berufen

alten Feuer

ftarb , fagte er noch zu ſeinem von Watteville : Mein

Eine

Tode nicht vorangegangen , denn noch vier

Tage vorher hatte er eine

zum

ſeiner

9. Mai 1760 der Tod in fet

und

vor

gepredigt. Bevor der Graf Schwiegerſohne, dem

Baron

froi

liebſter , beſter Sohn , ich werde nun

Heilande geben ;

ich bin nun mit meiner Ar

beit fertig und ganz mit meinem Er iſt mit mir zufrieden ."

Herrn verſtanden .

Der Graf von Brühl hat das Nämliche geſagt , wenn gleich

er

fich

anderer, Worte

bediente.

Wer : von

Beiden

hatte

Recht: der Seelenverkäufer oder der Seelenge

winner ? Die Lüge oder die Wahrheit? et styú s

Kein König hat einen

impoſanteren Leichenzug gehabt,

7

als

der Graf von Zinzendorf. . Ueber viertauſend Perſonen

folgten ſeinem vielen

Sarge, darunter allein etwa zweitauſend aus

Weltgegenden

fdploſſen

herbeigekommene Menſchen ;

außerdem

ſich dem Trauerzuge noch an :nüber dreißig Geiſtliche,

mehrere Miſſionaire aus England, Amerika , Holland und Grönland ; audy eine Abtheilung begleitete dem

öſterreichiſcher

den Sarg als Ehrenwache.

Erſt zehn

Grenadiere Tage nach

Tode wurde Zinzendorf begraben , gewiß : nar deshalb,

202

um

aud

bei dem

den Weiterwohnenden

es möglich zu machen , ſich

Leichenbegängniß zu betheiligen .

Die erſte. Gräfin von

Zinzendorf hatte ihrem

zwar zwölf Kinder geboren , doch lebten davon des Vaters nur noch drei

Gemahle

bei dem

Tode

Töchter und ein Sohn und zwar :

: 1. Benigna , vermählte ſich 1746 mit Johannes Langa i

guth, Magiſter zu Erfurt, der ſpäter von dem Baton

von Wattevflle an Kindesſtatt angenommen und adops tirt wurde.

Derſelbe, an welchen der Graf von Zin =

zendorf die kurz vor ſeinem gerichtet hatte.

is

Tode geſprochenen Worte

Benigna von Watteville hatte ſchon

bei Leibzeiten ihres Vaters bekommen ; ? !

2. Maria , vermählt

im

feine fämmtlichen

Jahre 1767 mit dem

Güter

Grafen

Moriß von Dohna-Schlodien -Condehnen zu Herrnhut, den fte jedoch ſchon nach einer zehnjährigen Ehe durch anden Tod verlor ; 3.

Eliſabeth , vermählte ſich mit dem

ii genannten

Sohne des oben

Barons von “ Watteville , ein

Jahr ſpäter,

: 6,5 " als ihre "zweite Schweſter Maria ; 4. Chriſtian , auch der „ liebe Graf Chriſtel," wie er von

den Brüdern und Schweſtern ſeiner Gemeinde genannt wurde, ſtarb ſchon 1752 fünfundzwanzig Jahre alt zu Er ſcheint der Einzige aus der Zinzendorf

London . si , sfchen

Familie zu

ſein , welcher

die große

Idee

Zwar war auch er im

des In

1034 ...

Baters nicht erfaßt hatte.

1394

tereffe der Gemeinde thätig, doch erſchien ſeine Thä

2!!: ctigkeit derjenigen feines Vaters gegenüber eine Parda die derfelben the most

zu

ſein .

Er empfing

von

auch mehrere ſtrenge Zurechtweiſungen , im und auch ſpäter og ind

demſelben Jahre 1749

203

Die zweite Gräfin von

Zinzendorf, die „,liebe Nitida

Annel," wie fie ſcherzend von ihrem Gemahl genannt wurde, überlebte denſelben nur um wenige Wochen ; der Gram

um

den geliebten Mann hatte ihr die galoppirende Schwindſucht zugezogen . fer beiden

Graf Zinzendorf ruht in der Erde inmitten dies Gemahlinnen .' !1

C11E8 wird nicht unintereſſant ſein , noch Folgen

etwas über die

der Wirkſamkeit dieſes merkwürdigen Mannes zu ers

fahren . to you Die Mitglieder aller . Brüdergemeinden ſtanden weniga ftens noch zu Anfange dieſes Jahrhundert (wahrſcheinlich wird's Verbindung unter einander;3 fie

fein ) in

ießt . noch ebenfo

haben eine Vereinskaffe,

in welche von

dem

Gewinn aller

ihrer Handelsartikel zehn Prozent gelegt werden . die Berechnung gemacht, daß im fähige Mitglied

jährlich zehn

Man

hat

Durchſchnitt jedes zahlungs Thaler an

dieſelbe Kaffe zu

zahlen hat. Dadurch iſts erklärlich, daß fie über große Sum : men Geld zu verfügen haben , denn zu der Zeit, welcher wir vorſtehend gedachten , waren über 100,000 ſteuerpflichtige Mit glieder vorhanden .

Durch dieſe ungebeuren Einfünfte konnte

es auch nur gelingen , die ebenſo ungebeuren Grafen von Zinzendorf, welche er im ſchaft zu unternehmen

Ausgaben

des

Intereffe der Brüdera

hatte, zu decken." Die Gemeinde, welche

bei ihrer Gründung aus höchſtens vierhundert Seelen beſtand, hatte ſich bis zum

Jahre 1786 ſchon bis auf 500,000 erhöht

mit Einſchluß der Negergemeinden .

Einige Gemeinden zeich

nen ſich nun noch beſonders aus, B. B. die Muttergemeinde Herrnhut, die Gemeinden Niesły bei Görliß, Kleinwelke bei

Baußen ,

in

Schleſien

Gnadenfrei bei Schweidniß,

Gnadenberg bei Bunzlau , Neuſalz und Gnadenfeld bei Cofel; auch die Gemeinden

Neudietendorf bei

Erfurt,

204

Ebersdorf bei Lobenſtein, Chriſtiansfeld im

Schleswig

ſchen und Zeyft bei Utrecht verdienen , erwähnt zu werden . In Rußland wurden dem

die Brüdergemeinden vier

Tode ihres ewig denkwürdigen Stifters vom

Jahre nach Staate pri

velegirt; fie baueten den durch den Verkehr mit den ren

Tarta

und Kalmücken merkwürdigen Gemeinort Sarepta im

aſtrachaniſchen Gouvernement. der größte Triumph zu

In England iſt ihnen indeß

Theil geworden , indem

dere Parlamentsakte vom

eine beſon

Jahre 1749 ſie als eine alte bir

ſchöfliche Kirche anerkannte.

ln

teilgtis

si

Son Hervorzuheben ſind noch vorzugsweiſe die Verträglichkeit, Induſtrie und Genügſamkeit der Brüder, aus welchem Grunde man ſie auch zu

den beſten Staatsbürgern zählen kann und

muß. n Sie reſpektiren überall die herrſchenden bürgerlichen Geſeße, verſtoßen

nie dagegen und tragen, wie jeder Andre,

alle bürgerlichen Laſten , obgleich ſie durch ihre Einrichtung in den Stand gefeßt ſind, nie in Wohlthaten des Staats in züglichkeit von

den

Fall zu gerathen, auch die

Anſpruch zu nehmen .

Die Vor

ihrer Verfaſſung hatte offenbar auch den Grafen

Brühl zu der Idee veranlaßt, den Grafen von Zinzen :

dorf wieder nach Sachſen zu berufen .

Von

einer ſolchen Ge

meinde ließen ſich ,, klingende" Wunderdinge erwarten , und ihr Gründer, hat dieſen Erwartungen auch überall entſprochen . 11. Maging pare ? '11011**** ! ) jany

bis

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205

3 e

ntes

Kapitel.

***

***

_Gellert. Mascow . Rabener. Kulturverhältniſſe Sachſens . Bartner. Bottfched und deſſen Gattin. - Defing. Leipzig als Han delsplaß. Apel. Defer. – Dietrich. Dietrich. - Menge. Wir haben

bis jetzt meiſt nur von

fächſiſchen Milifära

und Staatsbeamten geſprochen und hier und da höchſtens einen für die Entwickelung Sachſens bedeutenden Privatmann mit hineingezogen.

Jeißt foll es unſre Aufgabe ſein, um

ren Gang der Fächftſchen Staatengeſchichte zu

den kla

documentiren ,

uns auch mit mehreren andren Hervorragenden

Perſonen zu

beſchäftigen , die man ihrer Stellung , ihres Charakters und ihrer Thätigkeit nach iweder ftreng zu den Privatperſonen

ftreng zu

den öffentlichen , nocy

zählen kann.

Mittelding zwiſchen Beiden : ſte führen ein

Ste bilden ein Privatleben und

doch iſt ihre Thätigkeit für die Deffentlichkeit beſtimmt und die Deffentlichkeit richtet fich nach ihr. Gellert ,

der unzweifelhaft - einer

nen

achtzehnten

des

geboren

und

bedeutendſten

Jahrhunderts geweſen

Fürchtegott Gellert war am Freiberg

der

Nehmen wir zuerſt

iſt.

4. Juli 1715 zu Haynichen

hatte linocy zwölf Geſchwiſter.

Vater , zweiter Prediger in

Perſia

Chriſtian

dem

bei

Sein

genannten Städtchen , hatte

‫به‬

nur ein unbedeutendes Einkommen , und war daher auch nicht im

Stande, ſeine Dreizehn

Kinder zu ernähren .

Jedes dera

felben mußte deshalb, ſobald es das idazu gehörtge Alter era reicht hatte , burds Arbeiten den Verdienſt des Vaters vermeh ren

helfen .

Nudi dteſer Sohn , von welchem

wir ſprechen ,

-

206 ne

mußte bereits vom elften Jahre an, dasjenige, was er brauchte, durch Abſchreiben bei einem Advokaten ſelber verdienen . Gel

de lert liefert uns einen Geiſter auch Im

ſchlagenden

Beweis dafür , daß große

gehörigen

Geldmittel groß werden .

DO

Jahre machte er ſeinen erſten Verſuch in der

ib

ohne die

dreizehnten

Im

Jahre 1729 kam

Gellert auf die Fürſtenſchule: zu Meißen , um die Univerſität vorzubereiten . aud

Faft

fich daſelbft für

zu gleicher Zeit waren

Rabener und Gärtner, von denen wir nachher wei

ter ſprechen werden , zur Meißener und gingen, nachdem bündniß

zur Univerſität ab . zu ſeinem Kanzel.

Fürſtenſchule gekommen

ſie mit Gellert ein inniges Freundſchafts

geſchloſſen , mit ihm

im

Jahre 1734

Gellert ſtudirte

nach Leipzig

Theologie, ging 1738

Vater zurück und betrat hier zum erſten Male die Es foll auch ſein

leptes Mal geweſen ſein .

Geſchicklichkeit und ſeine Talente berechtigten ficheren Hoffnung , dereinſt zu

Seine

ihn zwar zu der

den tüchtigſten Kanzelrednern

Deutſchlands gezählt zu werden ; alein eine ſchwächliche Bruſt, überhaupt eine mangelhafte Geſundheit, mit welcher eine auf fallende Nengſtlichkeit Hand in Predigtamte ganz zu entſagen.

Hand ging, bewogen ihn , dem Schon im

Jahre 1739 wurde

er Hofmeiſter zweier junger Edelleute unweit Dresdens ; ſpäs ter

übernahm

; er, die

Erziehung

feines

Schwefterſohnes,

leitete deſſen Borbereitung zur Univerſität und begleitete ihn felbft 1741 nach Leipzig , wo er hoffen durfte, am

leichteſten

Schüler

Unterricht

für ſich zu gewinnen .

mehrerer jungen

Leute übernahm

nicht, ſeine eigenen

Indem

नि

Dichtkunſt , und da diefer allſeitig belobt wurde, ſo ging er fühn auf der betretenen Bahn weiter.

er

den

und leitete, verſäumte er

Renntniſſe zu vermehren . Um

dieſe Zeit

begann er auch ſeine öffentliche Literariſche Thätigkeit - 1744 wurde er zum Magiſter - ernannt, wodurch fich die Sabl fet=

et

--

207

ner Schüler bedeutend vergrößerte.

Jeßt ſchon

tüchtige Mann an Hypochonderie, die ſpäter in der Weiſe an ihm vatim

Leipzig

in

hervortrat. Nachdem

litt

dieſer

fo auffallen

er zwölf Jahre pri

gelehrt hatte , verlangte Auguſt III. von

ihm , daß er ſich um

eine außerordentliche Profeſſur in der

Philoſophie bewürbe.

Anfangs hatte Gellert keine beſondere

Neigung hierzu , denn

ſeine alte Aengſtlichkeit (unzweifelhaft

eine Schweſter der Hypochonderie) trat von als aber ſeine beiden wiefen , daß

obengenannten

der Hof bereits

er , indem

er

dem

Rathe

Neuem

Freunde

hervor ;

darauf hin

auf ihn aufmerkſam des

Königs

folge,

ſei und

ſein

Glück

machen und fich eine ſorgenfreie Zukunft fichern könne, that er's.

Die Profeſſur wurde ihm

im

Jahre 1751 verliehen ,

doch betrug das damit verbundene jährliche Einkommen nur einhundert

Thaler.

Gellerts

Vorträge wurden

ſo zahlreid ,

beſucht, daß er ſie in den öffentlichen Hörſälen der Univerſi tät halten mußte.

Zuhörer aus allen Ständen

ſtrömten ihm

zu ; unbegrenzt war die Ahtung, in welcher er überall ſtand, und der Wunſch , feine Zuneigung nicht zu

verlieren , hielt

manchen Studenten von Ausſchweifungen , wie ſie damals noch mehr an der Tagesordnung waren , als

heute, zurüd .

So

allgewaltig wirkte die - geiſtige Größe dieſes ängſtlichen

und

beſcheidenen Mannes! : Auch Menſchen, die weder zur Univer ſität, noch zum

Staatskörper gehörten , beeiferten

ſich

ihm

ihre Achtung dadurch an den Tag zu legen , daß ſie ſich durch Freigebigkeit bemühten, fein Leben kummerlos und ſorgenfret zu machen.

Allein Gellert war trojdem

bildete ſich ein , er ſei doch

nicht glüdlich.

Er

immer nur ein Stümper, und

leiſte nur Unbedeutendes, und da fidy ſeine Freunde bemühten , ihn

von

dem

Gegentheil zu

öffentliche Kritit ſeiner

überzeugen , fo lieferte er eine

eigenen

Werke und hob die darin

208

vorhandenen Fehler in einer wirklich kleinlichen Weiſe Hervor. Daß unter

derartigen

Verhältniſſen

Gellerts Hypochonderie

nicht abnehmen , ſich vielmehr noch erhöhen mußte; liegt offen auf der Hand . Gellert empfing übrigens nicht blos von ſeiner Nation Beweiſe

der

allgemeinſten

Fremde fuchten nen .

Beſonders

Hochachtung , ſondern

ſeine Wohnung auf, um geſchah

Krieges von

den

Niemandem

berbarg

Prinzen

unzählige

ihn kennen

dies während

zu ler

des

ftebenjährigen

Karl und Heinrich

von Preußen

Gellert

feine

hypochondriſche

Auch der Prinz Heinrich von Preußen

Laune.

entdeckte dieſelbe ohne

große Mühe und da Vernunftgründe, die er vorbrachte, 'nichts fruchteten , ſo rieth er ihm

(was vor ihm

than hatte ) täglich einige Stunden

ſchon der Arzt ge

zu reiten .

„ Das iſt ſehr bald geſagt, Königl. Hoheit !" entgegnete der beſcheidene Gellert; ,werin

man

ſo kann man auch nicht reiten ." ✓ Dieſem

aber kein

Pferd befißt,

m

Uebelſtande iſt leicht abzuhelfen !" verfeßte der

edle Prinz Heinrich. Am den des rich von

nächſten

Tage. Ichon empfing Gellert aus den Hän

Generals Kalkreuth im Preußen ein

Pferd.

Auftrage des Prinzeň Hein Es war das nämliche, welches

in der Schlacht bei Freiberg der Prinz felber geritten hatte. Im

Jahre 1760 lteß . thn auch der große

Friedrich

zu

fich

rufen , unterhielt fidh längere Zeit mit ihm , und war mit der Unterhaltung dergeſtalt zufrieden , daß er den Gellert : Le plus raisonnable mands nannte .

beſcheidenen

de tous les savans alle

Der Graf Hans Moriß von Brühl , ältefter Sohn des älteren

Bruders 'Brühls' (des Miniſters) gehörte ebenfalls zu

Sellertë Shülern und wurde von demſelben beſonders geltebt.

209

Aus Anhänglichkeit an den trefflichen Gelehrten

feßte er dem

Jahre 1762 eine jährliche Penſion von einhundert

ſelben im undfünfzig

aus, jedoch

Thalern

Weiſe, daß Gellert nie den

einer ſo rückſichtsvollen

in

Geber des ſtets pünktlich einlau Es war übrigens gar nichts

fenden Gnadengehalts entdecte.

Seltenes, daß er anonyme Geldgeſchenke empfing und zuweilen von ganz fremder Hand .

Dieſe

Jacob Mascow , der bis

Jahre 1761 ſtarb Johann

Im dahin

jährlich 450

eine Penſion von Penſion wurde

derſelbe in hatte nun

leben

That ohne Sorgen

der

Thalern bezogen hatte.

jegt Gellert zugewendet.

Jegt hätte

können , denn

er

eine fizirte jährliche Einnahme von ſiebenhundert

Thalern ; indeß ſcheint er für das Glück der Erde nicht ge ſchaffen geweſen zu ſein . Seine fortwährende Kränklichkeit und ſteigerten ſich von

ebenſo fein hypochonderiſches Weſen Tag.

Tag zu

Er genoß die Achtung und Verehrung aller verſtändigen

und diſtinguirten

Perſonen , ohne dadurch erfreut zu werden .

Endlich überfiel ihn

December 1769 noch eine hartnäckige

im

Verſtopfung; durch die maſſenhaft angewendeten

Larirmittel,

die gleichwohl ohne Wirkung blieben , wurde eine Entzündung des Unterleibs hervorgerufen , die kein Arzt zu beſeitigen ver mochte .

ebenfalls vergeblich geſandt. Gellert, kaum er nie

eigenen Leibarzt zu

Der Kurfürſt hatte ſeinen

fünfundfunfzig

geweſen , denn

er

Am

13. Dezember 1769 ſtarb

Jahre alt.

haßte die

förmliche Scheu vor der Ehe.

ihm

Frauen

Verheirathet ift und hatte eine

Deſſen ungeachtet war er nicht

befreit von weiblichen Verfolgungen , die bekanntlich da mit um

fo größerer Energie

feſtgehalten werden , wo der meiſte

Widerſtand vorhanden iſt. : :55. Johann

Jacob Mascow , deſſen

Penſion Gellert vom

Jahre 1761 an bezog , iſt als Publiciſt und Hiſtoriker bez Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd. 14

210

rühmt.

1689 zu

zigſten

Danzig geboren , ging er in ſeinem

zwan

Jahre nach Leipzig zur Univerſität, machte nach ab

ſolvirten

Studien mehrere größere Reiſen

wurde nach ſeiner Rückunft im kleinen

Fürſtencollegiums.

Im

in Europa und

Jahre 1714

Collegiat des

Jahre 1718 empfing er die

juriſtiſche Doktorwürde von der Univerſität zu Halle und wurde das

Jahr darauf in Leipzig außerordentlicher Profeſſor der

Rechte und Rathsherr; in der Folge nach einander : ordent licher Profeſſor der Rechte und Geſchidyte, Beiſiter im fiftorium

und im

Oberhofgericht, Canonicus und

Con Dechant

des Stifts Zeiß, Hof- und Juſtizrath, Stadtrichter und Pro conſul, und ſtarb

im

Jahre 1761, nachdem

er ſich um

die

deutſche Reichsgeſchichte und um das Staatsrecht unvergängliche Verdienſte erworben hatte. Einer der intimſten

Freunde und Jugendgenoſſen

lerts war Gottlieb Wilhelm Buche

früher

wurde am

fchon

öfter

Rabener , der

genannt worden

iſt.

17. September 1714 zu Wachau

in

Gel dieſem

Derſelbe

bei Leipzig ge

boren und hatte forgloſere Jugendjahre zu verleben , als Gel fert.

Sein bereits genannter Geburtsort, allerdings nur ein

kleines

Dörfchen ,

welcher

außerdem

gehörte noch

ſeinem

Vater

eine hübſche

Stellung als Anwalt beim

eigenthümlich

Einnahme durch

an , feine

Oberhofgericht in Leipzig bezog.

Als Rabener, Sohn , feine Studienjahre beendet hatte, wurde er 1741 als Steuerreviſor des Leipziger Kreiſes , und 1753 als Oberſteuerfecretair in Dresden angeſtellt. gung des flebenjährigen

Nach Beendi

Krieges wurde er zum

Steuerrath

ernannt, in welcher Stellung er bis zu ſeinem Tode jedody nur acht Jahre verblieb. Er ſtarb am 22. März 1771. Der zweite Freund Gellerts war Karl Chriſtian Gärt ner, geboren am 12. November 1712 , geſtorben am 14. fe

1

211

bruar 1791. in Freiberg.

Vater war. Poftmeiſter und

Sein

Staufmann

Auch er beſuchte die Meißener Fürſtenſchule und

ſchloß mit Gellert und Rabener ein enges Freundſchaftsbünd niſ .

In Leipzig fanden ſich die drei Freunde als academiſche

Bürger wieder zuſammen . waren

alle

drei von

Außer den Studien ihres Berufs

einer

gemeinſchaftlichen

ſchönen Wiſſenſchaften entflammt. zig nach einem

langen

Liebe für die

1745 verließ Gärtner Leip

und thätigen Aufenthalte daſelbſt und

ging als Hofmeiſter zweier junger Grafen nach Braunſchweig , wo er ſich bald ſo viele Gönner erwarb, daß er zwei Jahre darauf an dem

herzoglichen Kollegium

feſſor angeſtellt wurde.

In dieſem

Carolinum

als Pro

Amte erwarb er ſich blet

bende und fortwirkende Verdienſte, und konnte , unabläffig mit ſeinen Berufsarbeiten gen Forderung, kein

beſchäftigt, zumal bei ſeiner ſtren

überaus fruchtbarer Schriftſteller werden .

1775 wurde er Canonicus des Stifts St. Blafii zu fchweig und im

Braun

Jahre 1780 erhielt er den Titel eines Braun

(dyweig'ſchen Hofraths. Jisib Johann

Chriſtoph

Gottfched

iſt

zwar

ein

geborener

Preuße, durch ſeine ſpätere Ueberſiedelung aber Sachſe gewor den . 2.

Er erblicte das Licht der Welt im

Februar

zu

Juditenkirch

bei

Jahre 1700 am

Königsberg

in

Preußen .

Sein Vater, der daſelbſt als Prediger angeſtellt war, ertheilte ihm

den

erſten Unterricht in

und fandte

ihn ſchon

1714

Sprachen

und Wiffenſchaften ,

auf die Univerſität Königsberg.

Ein Menſch, der mit vierzehn Jahren univerſitätsreif iſt, bereche tigt zu den ſchönſten Hoffnungen, nicht Alle aber erfüllen fte for wie es Gottſched gethan . Es war ziemlich natürlich, daß

ihn ſein Vater für die

Theologie beſtimmt hatte ; inde ging er fehr bald zur Phi 1723 ward er Magifter. Jeßt ſchienen aber 14 *

loſophie über.

212

die , damals nod ſtrenger , als jeßt gehandhabten militairiſchen Zwangsgeſeße ſeinem zu wollen .

Berufe ein

Ziel feßen

dieſer Unannehmlichkeit zu

entgehen, floh er

1724 mit Genehmigung des Magiſtrats zu

Königsberg, von

dem

Um

wiſſenſchaftlichen

er auch ein Stipendium

wann

erhielt, nach Leipzig . Hier ge

er auffallend raſch die Zuneigung des berühmten

lyhiſtors (Vielwiſſer) Johann Burkhard Menke, der ihm die Erziehung ſeiner Kinder anvertraute. Vorleſungen

über die ſchönen

Po auch

Nebenbei hielt er

Wiſſenſchaften

und zog

darin

beſonders gegen den damaligen verderbten Geſchmack zu Felde. Im

Jahre 1726

erwählte ihn die damalige poetiſche Geſell

ſchaft in Leipzig zu ihrem Entwurf ſeiner ſpäter 1729 zum

erſten

Senior.

weiter

Male

ausgeführten

feine

1730 wurde er außerordentlicher und der und

1728 gab er den erſten

kritiſche

Profeſſor

Dichtkunſt , 1734 ordentlicher

der Metaphyſik, und

gab

als

Redekunſt , und

Dichtkunſt heraus. der

Philoſophie

Profeſſor der

Logik

Solcher ſeine erſten

Gründe der Weltweisheit heraus ; ward hierauf Decem vir

( Zehnberr ) der Univerſität, Senior der philoſophiſchen

Fakultät und des großen 12. Dezember 1766

in

Fürſtencollegiums, und ſtarb am ſeinem

fiebenundſechzigſten Lebens

jahre. Wie alle großen Geiſter ihre Mängel und Fehler haben , ſo war auch Gottiched nicht frei davon . wirkt, iſt ebenſo wenig zu

Was er Gutes ge

verkennen , als ſeine Abgeſchmadt

heiten und Verkehrtheiten . Verdienſtlich war ſein Eifer für die Reinheit der deutſchen Sprache, deren Genius er wenig ſtens ahnte , wenn er auch nicht Talent genug befaß , felbſt Muſter darin zu werden . Seinen Werken kann man noch den Vorwurf machen , daß waren .

fie froſtig , ſteif und ſchwülſtig

213

Louiſe Adelgunde Victoria Gottſched , ſeine Gattin , eine Tochter des polniſchen Leibarztes Kulmus, wurde am 11. April 1713 zu Danzig geboren

und verdankte ihrer einſichtsvollen

Mutter

ihrer angeborenen

die

Ausbildung

Talente.

Sie

ſprach deutſch , franzöſiſch und engliſch, war nicht unerfahren im

Lateiniſchen und Griechiſchen und im Stande, ihrem Manne

bet feinen neben

Arbeiten

ihrer

vielfach

Gelehrſamkeit

behilflich einen

zu

ſein .

Sie befaß

überaus liebenswürdigen

Charakter und ein gewinnendes Benehmen .

Man kann von

ihr behaupten, ſie war Mann und Frau zugleich.

Die deutſche

Sprache behandelte ſie mit größerem

Geſchick , als ihr Gatte,

den

auch an Verſtand weit

ſie nicht nur an Wiß , ſondern

übertraf. dadurch

Sie war außerordentlich thätig und beſchleunigte ſelbſt ihren

Tod , der am

20. Juni 1762 erfolgte.

Kinder ſind aus dieſer Ehe nicht hervorgegangen . ans

Auch Ephraim

Leſſing muß hier im

Geiſter genannt werden .

Kreiſe der ſchönen

Er beſuchte einige Jahre ſpäter,

als Gellert , Rabener und Gärtner, die Fürſtenſchule in Mei Ben , 1741, und ging fünf Jahre darauf zur Univerſität nach Leipzig.

Hier lernte er die Directrice einer damals fich in

Leipzig

aufhaltenden Schauſpielergeſellſdaft, Namens Fried

ricke Karoline Neuberin , kennen . die Unzufriedenheit feiner

Bald aber beſtimmten ihn

ſtreng geſinnten

Eltern , welchen

des Sohnes Abneigung gegen jedes Brodftudium , fein Um gang mit Schauſpielern , einer damals nicht im ſtehenden Menſchenklaſſe, kurz, ſein ben

beſten

Rufe

ganzes Thun und

Trei

als höchſt ſtrafbar , ja , ruchlos erſchien , auf einige Zeit

in das väterliche Haus zurückzukehren. nad feinem

dem

Endlich begab er ſich,

Wunſche ſeiner Eltern , nach Wittenberg, wo er mit

Bruder, der ſpäter Konrektor in Chemnitz wurde, ge

meinſchaftlich und mit Eifer ſtudirte und die Magiſterwürde

214

annahm .

1753

ging

nach Potsdam , deſſen feines 1756

er

nach

Berlin , zwei

Einſamkeit ihm

Trauerſpiel : „ Miß

Sara

bei

Jahre darauf

der Bearbeitung

Sampſon "

mehr zuſagte. verfügte er fich wieder uach Leipzig , lernte dort den

Staufmann Winkler kennen , als deffen Gefellſchafter“ er eine große Reiſe antrat, die aber wegen des foeben ausbrechenden fiebenjährigen

Krieges nur bis Holland ausgedehnt wurde.

Us Leffing mit Winkler nach Leipzig zurückgekommen , der weigerte der Legtere die pflichtung.

Erfüllung der übernommenen

Ver

Leffing war gezwungen , in einem wider Winkler

angeſtrengten Prozeſſe ſeine Rechte geltend zu machen . In dieſen für den großen Mann unangenehmen und widerwärti: gen

Verhältniffen

ſchöner Weiſe

ward

entſchädigt.

als preußiſcher Major und mit

er von einer andren Seite

ihm

in

Der

Dichter Kleift

Dienſtangelegenheiten

wurde beffing

her in

befand in

ſich

Leipzig

bekannt und befreundet.

Als

Seleift 1759 zur Armee fich wieder begab , ging Leffing nach Berlin , wo er mit Nicolai und Mofes Mendelsſohn gemein ſchaftlich an

der „ Bibliothek der ſchönen Wiſſenſchaf

ten" arbeitete.

1760 wurde er zum Mitgliede der Akademie

der Wiffenſchaften er Secretair

in

Berlin

des Generals

ernannt. Tauenzien

Bald darauf ward in

Breslau , welche

Stellung er 1765 wieder aufgab , um fich von Neuem nach Berlin zu wenden . 1767 erhielt er von einem Theaterun : ternehmer in Hamburg auch

haft waren . ließ

einen

Kuf als

Dramaturg , dem

Folge leiſtete , weil die Bedingungen

er

Aber niemals

auch dieſe Stellung

Retſe nad

damaligen

zufrieden mit ſeiner Lage, ver bald wieder und wollte

Italien unternehmen .

Ausführung.

er

ziemlich vortheil

Dieſe Reiſe tam

eine

nicht zur

Auf Veranlaffung des Profeffor Ebert und des

Erbprinzen

von

Braunſchweig

wurde

er

unter

215

wiederum

aber von

Bedingungen

fehr vortheilhaften

dort aus von

ſchweig mit nach

als

Bibliothekar

1775 reiſte er nach Wien , wurde

in Wolfenbüttel angeſtellt.

Leopold von Braun

Prinzen

dem

genommen

Italien

und dadurch ſein hei

Beſter Wunſch erfüllt. Nach einer dreivierteljährigen Abweſenheit finden wir Leffing in München wieder.

Nach vielen Verfol

gungen und Chikanen mancherlei Art ſtarb dieſer Mann am 15. Februar 1781. Wenn

einige Hiſtoriker behaupten , daß

unter der Re

gierung Auguſt III . und feines Premierminiſters Brühl die Künſte und Wiſſenſchaften fidh wieder zu heben begannen , ſo mögen ſie allerdings Necht haben , doch vergaßen fie, die Bez merkung einzuſdalten , daß weder Auguſt III., noch der Graf von Brühl dies bewirkte.

Es war wohl mehr Zufall , daß

Männer , wie wir ſie ſoeben genannt, ihre wiſſenſchaftliche Thätigkeit auf fächfiſchem Gebiete zur Entwickelung brachten, weil die Fürſtenſchule die Univerſität zu

in

Meißen

Leipzig.

ebenſo berühmt war, als

Zwar war es noch gar nicht ſo

lange her, daß die Juriſtenfakultät einem nig , die lächerlichen

Manne, wie Leibe

Doktorpromotion verweigerte und zwar aus dem Grunde, weil derſelbe erſt zwanzig

Jahre zählte .

Der wahre Grund dieſer Verweigerung lag indeß in

dem

noch lächerlicheren Umſtande , daß Leibniß der Gemahlin des Decans die Hand nicht hatte küffen

wollen , ein Verſtoß

gegen

die Etiquette, welche die hochmüthig -dumme Dame zu ahn den verſtand . der

tüchtigſten

Deffen ungeachtet blieb Leipzig immerhin Hochſchulen

Deutſchlands und

Maßen der Magnet für alle nicht gewöhnlichen

eine

war gewiſſer Geiſter.

Vtele tüchtige Männer trieben die fachlichen Regierun gen aus dem

Lande, wenn auch nicht jedes Mal ein Verwei

fungs- Decret vorlag. - Hierzu

gehören

namentlich

der Ge

216

ſchichtsſchreiber Bünau , der Kurator der Göttinger Univerſi tät, Freiherr Gerlach Adolph von Münchhauſen , der nachbe rige preußiſche Miniſter Heyniß und noch mancher

Undere.

Wenn Sachſen dafür geſorgt hätte, dieſe Männer zu

behal

ten , wer weiß , ob es nicht einer der größten deutſchen Staa ten geworden wäre ; der intelligentefte unbedingt. Wittenberg und Leipzig den

Univerſitäten

find ſeither die ftimmangeben

hinſichtlich der

Theologie

immer geweſen ;

während die Erſtere die alte lutheriſche Orthodorie vertrat, ebenſo vertrat die Leştere die neueren theologiſchen Bewegun gen und diejenigen auf dem Das Leben

ſchönwiſſenſchaftlichen Gebiete.

der Univerſität pflanzt fich

gewöhnlich auch auf

die Bürgerſchaft über ; ſind dort tüchtige und thätige Chriften , ſo wird man ſolche auch in der Bürgerſchaft antreffen. zig liefert uns wurde es

die Beläge für unſre Behauptung .

der Sammelplaß

der meiſten

reichen

Kaufleute

aller übrigen Staaten Europas und hob dadurch den del im

Allgemeinen , wie im Beſonderen .

Leip

Erſtens

Han

Die Handelsherren

welche hier zuſammentrafen , veranlaßten einen lebhafteren Ideen austauſch, als irgend ſonſt wo. Wie aber nun der allgemeine Geift

in

Leipzig war , ebenſo ging er in's

Privatleben über.

So zeichneten ſich z. B. bereits in der legten Hälfte des fieb zehnten

Jahrhunderts

einige Häuſer

hierin

beſonders aus.

Der damalige Bürgermeiſter von Leipzig , Chriſtian von Adlershelm , war nicht nur ein ter Mann , ſondern

auch

ein

großer

Lorenz

gebildeter und gelehr Kunſtkenner.

Wenn

nun der Erſte der Bürgerſchaft eine folche Richtung einſchlägt, ſo wird bald der beſſere Theil der Bürgerſchaft ſeinem

Bei

ſpiele folgen , vorzüglich wenn er es-ſo macht, wie Adlershelm , der ſeine Kinder zu eben ſolchen kenntnißreichen Menſchen zu erziehen fich bemühte wie er ſelber war. Er war Vater von fünf Töchtern ,

217

welche er alle im

Zeichnen , Malen und andren Gegenſtänden

theils felbft unterrichtete, theils von Anderen unterrichten ließ . Er fandte fie zu

dieſem

Behufe in eine Penſions - Anſtalt

nach Holland , wo ſie auch mehrere lebende Sprachen reden lern ten . von

Wie es ſcheint, ſtand bei der Erziehung der fünf Damen Adlershelm

dem

Vater keine helfende Gattin

zur Seite,

die vielleicht ſchon früh verſtorben war, weshalb deren Auß bildung

zu

Hausfrauen

vernachläffigt geweſen

ſein

mag.

Das geht beinahe aus dem

Umſtande hervor, daß eine der

felben , welche ſich mit dem

öſterreichiſchen

persdorf bermählte,

von

Grafen von Op

demſelben verſtoßen

wurde.

Zur

Ehre der Dame wollen wir nicht annehmen , daß ein andrer Grund zu

dem

auffallenden Benehmen ihres Gemahls vors

handen geweſen iſt. Leipzig gewann ſeit dem unter der Regierung lebhafter werdenden merkantiliſcher

Jahre 1648 , vorzugsweiſe aber

Auguſt des Starken

durch den immer

Verkehr auf den Meſſen

Bedeutung.

ungemein an

Alle Beſchreibungen , die die Ges

ſchichte uns aus damaliger Zeit aufbewahrt hat, find über einſtimmend lande als

darin , daß

ſo zahlreich von

Leipzig .

kein

andrer Handelsplat

fremden

Kaufleuten

Deutſch

beſucht wurde,

Dieſer ungeheure Geſchäftsverkehr führte viele

Familien zu Reichthum , die übrigen mindeſtens zur Wohl habenheit, ſo daß Leipzig immer als eine der reichſten Städte Churſachſens bezeichnet werden mußte.

Wie wäre es fonft

auch möglich geweſen , die vielen Kontributionen und übrigen Laſten

des

ſtebenjährigen

Krieges ohne vollſtändigen

Ruin

zu ertragen ! Unter den Handelsfamilien , welche zu den reichſten von Leipzig gehörten , find beſonders der Erwähnung werty : Andreas Friedrich Apel und Caspar Boſe, die

beide

218

Rathsherren waren , und von Apel ftarb erft ſpäter.

ſtarb .

Haufe, wenn er zum Beſuch der Meſſe nach

ſeinem kam .

Leipzig

Er war jeden Fals der Bes

Auguft der Starke logirte in der

vorzugtefte von Leipzig. Regel in

Er gab zuweilen bei den zur Ehre des Stur

fürſten veranſtalteten Beluftigungen den anderen führte er auch im

So unter

Ton an .

Geburtstage des

Jahre 1714 am

Muſter

Landesherrn das ſogenannte Fiſcherſtechen nach dem der Venetianer ein . Apel hinterließ

einen Sohn , welcher wiederum

vorragende Rolle in Leipzig ſpielte und von wohnerſchaft zum dieſem

1700

denen der Legtere ſchon

der dafigen Ein

Bürgermeiſter gewählt wurde.

hinterbliebener, im

Jahre

1771 zu

eine her

Ein

von

Leipzig geborener

Sohn , Auguſt, hat ſeine Vaterſtadt durch ſeine Gelehrſamkeit verherrlichen

helfen .

Den

erſten Unterricht erhielt er

Privatlehrer , beſuchte darauf die

und begab ſich 1789 zur Univerſität. dien

beginnend und in

Doctor

der Rechte

bei dem

durch

Thomas-Schule in Leipzig In Leipzig ſeine Stu

Wittenberg beendend, ward er 1795

und trat, wie ſeine Vorfahren

Magiſtrat als

Rathsherr

ein .

ebenfalls

Doch icon

1816

ſtarb er an einer Halsentzündung , die nicht beſeitigt werden konnte , obgleich er heit ficy befand.

im

Beſiß , einer ſonſt kräftigen Geſund

Er war eine der reichſt begabten

kräftig männlicher Geiſt mußte durch

Sein

Naturen .

manche ,

zum

Theil verſchrobene Gemüthsverhältniſſe ſich hindurch kämpfen , ehe er das Wahre vom Werth dem

der

Dinge

ganzen

Falſchen unterſcheiden und den echten lernte. Dafſelbe aber erſt mit

kennen

Feuer und der Lebhaftigkeit ſeines

faßt, erklärte er fich zum

entſchiedenen Gegner alles Niedri

gen , Kleinlichen und Unfreien richtete feinen

Geiſtes er

im

menſchlichen

Leben , und

Blick unverwandt auf das Edle , Hohe und

219

Bleibende.

Mit reichen

gabe und der Kunſt zu feine

Forſchungen

ſeinem

combiniren

nach allen

Felde der Natur. niß von

Kenntniſſen , ſcharfer Beobachtungs ausgerüſtet, richtete er

Seiten

auf dem

intereffanten

Seine hinterlaſſenen Werke geben

ebenſo rieſenhaften

Zeug

Geiſt, als anch von ſei

nem edlen Streben , immer noch tüchtiger und edler zu werden . Nur ſchade, daß er fo früh ſtarb . Jahrhunderts wurde Leipzig Zu Ende des fiebzehnten auch der Mittelpunkt des deutſchen Buchhandels, der bis dahin feine Erzeugniſſe nach

Frankfurt am

Main gebracht hatte . Tri

Er hatte allerdings lange Zeit gebraucht, ehe er dieſen

umph über Frankfurt vollſtändig erkämpfte, beinahe einhun Denn ſchon aus den neunziger Jahren des dert Jahre ! fechzehnten

Jahrhunderts liegen Bücher- Stataloge aus Leipzig z. B. der erſte von 1594 allein gegen fies

vor , von denen

Nach

benhundert Bücher nennt.

kehr des Buchhandels in Leipzig.

Namen

Um's

erſten Buchhändler

fich die beiden

der. Ver

und nach ſtieg

Jahr 1595

in Leipzig

ließen

nieder;

ihre

find : Steiger und Bostopf, doch wurden , wie

bereits erwähnt, damals noch die Bücher nach Frankfurt am Main gebracht. zig

in

Später kam

Aufnahme, die ſchon

Buchhändlern

die Buchhändlermeffe zu Leip 1667

von

neunzehn

frequentirt wurde, welche auch

fremden

eine Mitthei=

lung der Büchercommiſſion unterzeichneten . Erſt ſpäter theila ten fidy die Buchhändler in zwei Klaſſen , in Verleger und Sortimenter.

Unter

felchen

beinahe gar nicht

günſtigen anders

Kulturverhältniffen

fein , als

blühendſten deutfchen Städte wurde.

daß Leipzig

konnte es eine der

Die Seelenzahl daſelbſt

betrug nach Schluß des fiebenjährigen Krieges etwa 16- bis 18,000 , bis zum

Jahre 1789 war dieſe Zahl ſchon bis auf

220

28,000 , bis

1795 auf 41,000 und bis zum

Jahre 1812

auf etwa 41,000 angewachſen . Unter Leipzigs ſonderen

gemeinnüßigen

Anſtalten

ſind

der be

Erwähnung , werth : eine Zeichnen-, Maler -

und

Architektur-Akademie , das Taubftummen - Inſtitut, die Bürger dule, die Armenanſtalt , das Waiſenhaus und das Arbeits haus für Freiwillige; ferner die ſehr ſchöne und reich aus geſtattete Rathsbibliothek, welche ſich im fo wie

die an

ſogenannten

alten

Büchern

Paulinum

Gewandhauſe befindet,

und Manuſkripten

befindliche

reiche, im

Univerſitäts - Bibliothek;

unter den Schulanſtalten : die allerdings erſt 1792 geſtiftete Freiſchule , und vor allen Im

andren

die Univerſität.

Jahre 1660 bereits erſchien

tung in Leipzig , welche den

Titel:

die erſte politiſche Zei Erſter Jahrgang der

täglich einlaufenden Kriegs- und Welthändel oder zufammengetragene unpartheiifdhe Novellen führte. Dieſe Zeitung war überhaupt das

erſte gelehrte Journal in

ganz Deutſchland und das einzige politiſche Blatt bis zum Jahre 1737. Wir haben

in

vorſtehender Abhandlung verſucht, eine

Ueberſicht der wiffenídyaftlichen Verhältniſſe Sachfens zu geben , die keineswegs, als erſchöpfend bezeichnet werden

kann und

auch von uns nicht erſchöpft werden

konnte, da uns ein ver

hältniſmäßig viel zu geringer Raum

zu Gebote ſteht. Wenn

wir aber dem

politiſchen und wiſſenſchaftlichen Aufſchwung

Sachſens einige Worte gewidmet haben , ſo erſcheint es ebenſo nothwendig; auch ſeines künſtleriſchen Aufblühens zu gedenken . Theil hatte an dieſem Deſer , welcher am

Aufblühen namentlich Adam

18. Februar 1717 zwar im

doch von ſächſiſchen Eltern geboren wurde. widmete

er

ſich

ſchon

frühzeitig

den

Friedrich

Ungariſchen , Aus Neigung

bildenden

Künſten .

-

221

Sieben

Jahre lang genoß er den Unterricht im

der Kunſtacademie in Wien Jahre wegen

einer von

und erhielt ſchon

Zeichnen auf im

achtzehnten

herrührenden Arbeit , Abra

ihm

hams Brandopfer “ die goldene Prämie.

Indeß entſchied

er ſich ſchon damals für die Malerei, und

ging 1739 nach

Dresden , wo ſich um ausgebildet hatten .

diefelbe Zeit Dietrich und Mengs

Er machte raſche und bedeutende Fort

ſchritte, beſonders in der Frescomalerei, wozu ihn Ludwig Sylveſtre

getrieben hatte.

bis weit über die Grenzen Rußland hin , nach

Kaiſerin

deſſen

Petersburg

zu

Ruf erſtreckte ſich

Sein

der

kommen .

deutſchen

bald

Lande; ſelbft nach auffordern

Anna

ihn

1744

hatte

ließ ,

er die Abſicht,

dieſen für ihn zwar ſehr ſchmeichelhaften , doch ſeinem hervor ragenden Talente. gemäßen Einladung Folge zu leiſten , als plößlich

Anna von

Während

des

ſchließlich

zu

Rußland ſtarb.

ſiebenjährigen Dahlen

beim

Die Reiſe

Krieges Grafen

befand von

unterblieb .

er

fich

aus

Bünau .

Anfangs

1763 ging er wieder nach Leipzig, woſelbſt er zum

Director

der neuen

Zeichnen-, Maler- und Architektur-Akademie er

nannt wurde, nachdem Akademie zu fürſtlichen

Profeffor der Kunſt

Dresden geworden und das Prädikat eines chur

fächfiſchen

jedoch kein

er vorher ſchon

Hofmalers erhalten

Gehalt bezog .

hatte , wofür

er

Seine Verdienſte , die er ſich als

Director der Leipziger Akademie erwarb , find bedeutend.

Er

war eben ſo groß als Bildhauer, wie als Maler. Als Menſch , Staatsbürger und Freund war Deſer wie als Das

Künſtler , und

höchſt liebenswürdig

Alter hatte weder

Thätigkeit zu ' ſchwächen vier Tage vor ſeinem auch nod vollendete .

ebenſo achtungswerth,

ſeinen Geiſt, noch vermocht.

Umgange.

Er arbeitete noch

Tode an einem Er ſtarb am

im

feine lebendige

Chriſtuskopf,

18. März 1799.

drei,

den

er

Defer

222

hinterließ weder Gattin , noch Kinder ; er hatte ſeine ganze Familie, die überhaupt nur aus zwei Söhnen beſtand, über lebt. Johann Wilhelm dachten , wurde im

Ernſt

Dietrich , deffen

wir oben

Jahre. 1712 zu Weimar geboren .

ge

Sein

Vater war der nicht unrühmlich bekannte Portrait- und Schlach tenmaler Johann Georg Dietrich. hatte

Johann Wilhelm

Ernſt das Glück , dem

guſt II. vorgeſtellt zu werden . und Geſchicklichkeit erproben zweier Stunden

in

In ſeinem achtzehnten Jahre Könige Au

Auguſt II., der ſeine Talente

wollte, befahl ihm , innerhalb

ſeiner und ſeines

Gefolges Gegenwart

ein Dianenbad von neun Figuren zu entwerfen .

Jeder Andre

würde im achtzehnten Lebensjahre ſchon gebebt haben , vor ſeinem Fürſten zu erſcheinen . Dietrich , im vollen Bewußt= ſein feines künſtleriſchen Werthes, empfand nichts von Angſt; im

Gegentheil, er ging dreift an die Ausführung der ihm übertragenen Arbeit, die er auch zur vollkommenen Zufrieden

heit

ſeines

königlichen

der erſte Stein erhielt von

zu

dieſem

Gnadengehalt.

Gönners beendete.

dem

Dadurch wurde

Gebäude ſeines Glückes

Augenblide an

ein

gelegt.

Er

jährliches königliches

Auch unter der Regierung des nachfolgenden

Königs Auguft III. erfreute

er ſich der Unterſtüßung des Hofes , ſo wie der Protektion des Grafen von Brühl , durch

welche er in den Stand geſeßt ward , die Galerie zu Salz dahlen und die wichtigſten zu

beſuchen .

Rabinete Hollands und

Kopiren , und es war ihm

einerlei, ob es Gemälde von Ra

phael Sanzio , von Mieris , Correggio doch ſcheint ihm dem

Rembrand am Meiſten

er deshalb auch am

mühte.

Man

Italieng

Er beſaß eine unglaubliche Geſchidlichkeit im

Meiſten

oder Oſtade waren , gefallen

zu

haben ,

ähnlich zu werden ſich be

darf aber keineswegs denken , daß er allein

223

mit der Nachahmung

ſich

beſchäftigte!

eigene Werke geliefert, die ſeinen

Er hat auch viele

Ruf weithin

beiten her .

verbreiteten .

ſeine meiſten Ar

Aus der Zeit von 1730 bis 1760 rührer

Um dieſe Zeit ungefähr bemerkte man

eine auf

fallende Abnahme feiner Kräfte, doch hörte ſein eiſerner Fleiß nicht auf, weshalb er auch zu kränkeln und zu fiechen begann. Die lezten

Jahre ſeines Lebens konnte er nicht mehr arbeiten

und ſtarb 1774 an

Entkräftung.

Dietrich iſt königlich-polniſcher und churfürſtlich-fächfiſcher Hofmaler, Profeffor an

der Akademie der Künſte zu Dresden ,

Director der Malerſchule an der Porzellanfabrik zu Meißen , und Mitglied geweſen .

der Akademieen

zu

Augsburg und Bologna

Dietericy, den einige Geſchichtsſchreiber noch beſon

ders nennen , iſt mit dem

von uns genannten

Dietrich iden

tiſch, welcher

die Sonderbarkeit beging , fich öfter Dietericy

zu

Die Galerie in Dresden befißt allein

ſchreiben.

Gemälde , wie auch

im

dortigen

34 ſeiner

Kupferſtich - Kabinet viele

feiner Handzeichnungen ſich befinden . Anton Raphael Mengs , der Zweite von Beiden , welche mit

Defer

faſt zu

gleicher Zeit fich auf der

Dresden ausgebildet hatten , boren .

Sein

iſt in

Dresden

Vater , ſelbſt, aber nur

Akademie zu

ſelbſt 1728 ge

ein

unbedeutender,

Künſtler, hatte von Anfang an die Abſicht, aus ihm

einen

Künſtler

Rom ,

um

zu

machen .

1741

führte

er

ihn

nach

ihn dort unter feiner ſtrengen Leitung feine in

begonnenen Studien fortſeßen den Meiſterwerken

in der

zu

laffen.

Er ließ

alten Skulptur zu

Arbeiten eines Michael Angelo

in

der

übergehn und zulegt Raphael Sanzio im

den

Dresden ihn von genialen

firtiniſchen

Kapelle

Vatikan

ſtudiren .

Unter ſolchen Verhältniſſen und ſolcher Beitung war es denn auch kein Wunder, daß Mengs ein ſo tüchtiger und genialer

224

Künſtler wurde. nach

Dresden

Arbeiten

Im

Jahre 1744 kehrten Vater und Sohn

zurück.

auf das

Auguſt

geworden war, ernannte ein anſehnliches

III., der

durch mancherlei

offenbare Talent des Legtern aufmerkſam ihn

zum

Jahrgehalt zahlen .

Hofmaler und ließ

ihm

Dabei hatte ſich Mengs

aber ausbedungen , wieder nach Rom zurückkehren zu dürfen, wohin ihn auch dies Mal ſein Vater wieder begleitete. 1748 lieferte er die erſten

ſeiner eigenen Kompofitionen , die mit

großem

Beifall entgegen

rathete

er ſich mit einem

genommen wurden .

ſchönen Landmädchen und kehrte Dresden zurück. Sein Vater blieb in Rom und

darauf nach

behielt 'nicht nur feines Sohnes auch al

1749 verhei

deffen baares Geld.

mit einander entzweit.

ganze Wirthſchaft, ſondern

Wie es ſcheint, hatten ſie ſich

Nach Dresden zurüdgekehrt, ernannte

ihn Auguſt III. zum

erſten Hofmaler und erhöhte ſein Ge

halt auf eintauſend

Thaler , das ihm

fiebenjährigen

Krieges nicht

folgte er einem er

2000

jedoch während

gezahlt werden

konnte.

des

1761

Rufe Karls III., Königs von Spanten , wo

Doppien

Jahrgehalt

bezog.

Durch

mancherlei

Widerwärtigkeiten wurde feine Geſundheit dergeſtalt unter graben , daß er um Urlaub bitten mußte , um Italien zu machen

und fich

eine Reiſe nach

dort wieder zu ſtärken .

trat er ſeine Reiſe an , hielt ſich

acht Monate in

1770 Florenz

auf und ging darauf nach Rom . Nach dreien Jahren finden wir ihn

in Madrid wieder, zwar etwas kräftiger, doch immer

noch leidend .

1775 beurlaubte ihn abermals der König zu

einer Reiſe nach Rom noch ein ſeine von er

ſelbſt .

Diplom

und ließ

ihm

underkürzt auch jest

Jahrgehalt von 3000 Scudi auszahlen . 1778 ſtarb ihm Noch

innigſt geliebte Gattin in Rom , und 1779 acht Tage nach ſeinem

des Königs von

Tode

langte

ein

Neapel an , worin er zur Einrich

225 tung einer Akademie berufen wurde.

Mengs hatte noch zwei

Schweſtern , welche unter der nämlichen des

Vaters

zu

ſich

Anleitung

ſtrengen

geſchickten Miniatur -Malerinnen

aus

gebildet hatten .

Eilfte $

apitel

Kloppſtock. - Clodius und die kurfürftliche Bibliothek in Leipzig. Die übrigen Bibliotheken . Derzeichniß der höheren Fädfiſchen Militair und Civilbeamten. – fremde Geſandten am fadfifhen Hofe. Beinahe hätten

wir

der Aufzählung

in

Geiſter Sachſens eines Mannes vergeſſen ,

der ſchönent

der zu

den

be

deutendſten Erſcheinungen der deutſchen Literatur gehört und wo Gellert, Rabener, Gottſched u . dgl. genannt werden , nicht fehlen darf, zumal da er auch noch ohnedies zu dem Freundeszirkel dieſer Männer gehörte.

engeren

Dieſer Mann

war

Friedrich Gottlieb Kloppſtod , welcher am 2. Juli 1724 zu Quedlinburg geboren wurde.

Bis zum

Jahre 1697 hatte

Sachſen die Stiftshauptmannſchaft und Erbvogtei über Qued Linburg, aus welchem

Grunde man Kloppſtock mindeſtens als

halben Sachſen bezeichnen könnte. genannten

für den Preis von Starken zahlte. * Der

Preußen erwarb in dem

Jahre die Stiftshauptmannſchaft und

Vater

300,000

des

in

Erbvogtei

Thalern , den es an Auguſt den

Rede ftehenden

Dichters war an

fänglich Kommiſſionsrath in Duedlinburg, pachtete aber ſpäter das Amt Friedeburg in der Grafſchaft Mansfeld , wo auch Bertrante Geldichte. Sachſen . 2. Bb. 15

--

-

226

unſer Kloppſtod

Jugendjahre verlebtë . 1 Der alte

die erſten

‫܀ ܘܣܐ‬

Kloppſtod

bildete

einen

entſchiedenen

Gegenſatz

zu

ſeinem

Sobne. Während der leştere ein fein gebildeter, freiſinniger und aufgeklärter Mann wurde , beſchäftigte fich

Eigenthümlichkeit indeß , die hundert

nungen , eine

Jahre

deutſchen Boden gewichen war.

ſpäter noch nicht ganz vom Sechszehn

erſtere

und Geiſtererſchei

Teufelcitiren

hauptſächlich mit Ahnungen ,

der

Gottlieb Kloppſtock

Friedrich

Jahre alt, kam

auf die Schulpforte bei Naumburg, wo fich zuerſt ſein Cha Der damalige

rakter als Menſch und als Dichter hervorthat.

Rector dieſer Anſtalt, Namens Freitag, unterſtüzte den Jüng der Ausbildung der alten

ling in

ganz vorzüglich

Sprachen

und brađite ihm eine immer größere Liebe für die klaſſiſchen bei.

Schriftſteller fich

nach

widmen .

In

Jena

war er

Stillen

im

Jahr

Nur ein

fchon

zu

mit ſeiner

blieb er hter, dann

die Bekanntſchaft mit ſeinen

ging er nach Leipzig , machte von uns bereits erwähnten

Studium

theologiſchen

fidy dem

Meſfiade beſchäftigt.

ihnen

er Schulpforte " und begab

1745 'verließ

Jena , um

Freunden und betheiligte ſich mit

gemeinſchaftlich an der Herausgabe der

; bremiſchen

Da aber bald mehrere ſeiner Freunde Leipzig

Beiträge."

verließen , fo behagte es ihm

auch nicht mehr hier , und er

beſchloß , Leipzig mit Langenſalza zu vertauſchen , wo er eine Hofmeiſterſtelle übernahm .

bei

den

Kindern

eines

feiner

Verwandten

Hier war es auch, wo er jene Fanny , die er fo

oft befungen , kennen lernte, fie liebte, von ihr jedoch keine Gegenliebe erlangen

konnte.

Bald darauf veröffentlichte

er ſeine Meffiade durch den

Druď , machte damit ungeheures Aufſehen und zog ſich das durch eben fo viele Freunde, als Feinde zu. Ein Theil ver ehrte

den

Dichter wie

einen

Propheten

und Heiligen , jah

227

fein Werk als ein Religionsbuch an und nannte feinen Namen nur mit ſcheuer Ehrfurcht." Andre, vorzüglich Theologen nach Style, behaupteten , die Religion fei durch ſeine Mef

altem

fíade entweiht, und man machte die vielfältigſten

ihn 3zum

Verſuche,

richtigen Glauben zurückzuführen . Daß hierbei auch

mancherlei Lächerlichkeiten

geboren wurden , lag nicht allein in der Natur der Sache, ſondern vornehmlich im Zeitalter . Eines Tages ſaß Kloppſtock in ſeinem

falza , um

Zimmer zu Langen

ſeine Meffiade, von der erſt die erſten

erſchienen waren , ihrem

Gefänge

Ende näher zu führen ; da trat auf

einmal ein alter , ehrwürdig ausſehender Mann zu ihm

ein ,

deni er auf den erſten Blick für einen Dorfpaſtor hielt.

Ein

Solcher war es auch Langen er

und Breiten

Nachdem

derſelbe des

unendlich viel geſprochen

hatte, rüdte

in

endlich mit ſeinem

der That !

Anliegen , das ihn

hierher geführt,

ich Sie,"

demüthig , „ um

hervor. Mindeſtens

bitte

ſagte er

Gottes und der Religion willen , laffen Sie den unter keinen Umſtänden felig ſterben ! wird, dann werden auch

Abadonna *)

Denn wenn dieſer felig

Räuber und Spigbuben nicht mehr

an ihrer Seligkeit zweifeln und um fo rückſichtsloſer in ihrem fluch würdigen Betragen fortfahren .“ ,, Ich werde," 'berfekte der Dichter lächelnd,

wenn

es

irgend geht, und Abadonna fich nicht beſſer beträgt, als bts her, verſuchen , ihn zur Hölle zu ſpediren , mache Sie indeß darauf aufmerkſam , daß der Teufel hier auch ein Wort mit: zuſprechen hat." Der ehrliche Dorfpfarrer verſtand ſehr gut die bittere Jronie , welche in Kloppſtods Worten

lag, und machte jeden =

* ) Ein abgefallener Engel. 15 *

228

falls drei Kreuze im

Stillen , bevor

er den

Dichter verließ .

Das größte Aufſehen hatte ſein Gedicht in der Schweiz ge macht ; kein Wunder, daß ihn Bodmer *) und deſſen

kommen .

aufforderten , dahin zu

Im

er dahin , wo er mit einer Urt heiliger wurde. Er ſtarb

1803 am

Freunde

Sommer 1750 reiſte Ehrfurcht empfangen

14. März zu Hamburg, nachdem

er bis dahin noch manche Auszeichnung von mehreren euro päiſchen

Höfen empfangen

hatte .

Wenn ſolche Männer, wie wir fie. nannten

Sachſen

theils durch Geburt, theils aber auch durch ihre Wirkſamkeit angehörten , ſo iſt es wohl ganz natürlich, daß diefer Staat in

geiſtiger Beziehung

ſich ungemein

heben mußte . , Leipzig

war faſt ausſchließlich der Sentralpunkt der - ſchönen Geiſter, und Dresden

ſelbſt blieb

daß der' Aufenthalt des

weit hinter

ihm

zurück; möglich,

Hofes daſelbſt die Hauptſchuld an

dieſem

Uebelſtande trägt. Es iſt zwar nicht zu verkennen , daß eben der Hof unendlich viel für die Wiſſenſchaft gethan ;

immerhin

bleibt es

Augen , wenigſtens in

aber

etwas

Gedrücktes , unter

der damaligen

ſeinen

Zeit, in : geiſtiger Bes

ziehung thätig zu ſein . Beſonders zu Anfang des achtzehnten Fahrhunderts wurden in Leipzig für Natur- und Völkerrecht, Kirchengeſchichte, arabiſche Sprache, Rechtsalterthümer u. 1. w . Profeſſuren - errichtet.

Leipzig wurde

unſtreitig

weit mehr

begünſtigt als Wittenberg , das , man möchte beinahe jagen , durdy den war.

Fiebenjährigen

Krieg

faſt in Verfall gekommen

Während die erſtere Univerſität in

jährigen

Zeitraum , von

1700 — 1800 ,

einem im

37,950 Studirenden frequentirt wurde, (alſo im 380 pro

hundert

Ganzen

von

Durdſchnitt

Jahr), cſo find in Wittenberg in der Kriegsperiode

* ) Bodmer war funfzig Jahre lang von 1725 bis 1775 Profeffor der Geſchichte in Zürich .

229

in

einem

Jahre felten

über 100 Studenten

vorhanden

ge

weſen , einmal ſogar nur deren funfzig ! Daß die Wiſſenſchaft in bob ,

Kurſadyfen

lag nicht blos daran , daß

Geifter hervorgebracht , ſondern

fidh

ungemein

ſo

és felbft fo viele tüchtige

daß

es in

feinen

Sdulen ,

beſonders den drei Fürſtenſchulen , von denen die zu Meißen die bedeutendſte war , einen guten Grund gelegt hatte; die Thomas- und die Nicolaiſchule zu Leipzig , die zu

Dresden , fo wie

die Schulen

St. Crucis

zu Weißenfels,

Chemnig,

Zeig , Schneeberg , Budiffin , Görlig und Zwickau muß man zu der vorzüglichſten rechnen . Unter den vorliegenden Umſtänden war es nicht zu ver wundern , daß

fich

audy die wiffenſchaftlichen

Bibliotheken

vermebeten , beſonders aber wurde die kurfürſtliche unter der Direction eines Seebid , König , Göße, vor allem

aber

unter Glodius auf eine bedeutende Höhe gebracht. Sämmt liche Bücher wurden zwar während des ſiebenjährigen Krieges in die Salons des Zwingers geſchafft, wahrſcheinlich , um fie nicht von dem

Feinde wegnehmen zu laſſen , und hier ſchien erſt

recht ihre Vernichtung unabweislich , da die Beamten ,die,wie alle Uebrigen , kein

Gehalt in der Kriegsperiode bezogen , fich um fie nicht weiter fümmerten . Clodius war der Einzige, deffen

Liebe zu den Büchern ihn zum ſtellte.

Er wollte ſie, um

treuen Wächter derfelben be

ſie zu retten , in das Gewölbe der

Frauenkirche fechaffen laffen , erhielt aber hierzu von

Bürgers

ſchaft und Rath die Genehmigung nicht; darauf ließ er fie in die benachbarten Kaſematten bringen . Es wäre in der That Schade um

dieſe Sammlung geweſen, die fo bedeutend

war, daß der für ſie angefertigte Katalog allein aus 103 Bänden beſtand .

Bom

Jahre 1738 bis zum

Jahre 1763 war der

Graf von Brühl Generaldirector det Bibliothek ; daß er fick

230

aber während der ſieben Kriegsjahre. gar nicht um merte , iſt

eine ſo

bekannte Thatſache, daß wir

ſie küm ihrer nur

vorübergehend gedenken wollen . - Er war in Polen und die Bibliothek in

Sachſen .

Alle übrigen Beamten

dieſes

Inſti

tuts hatten es wie ihr Chef gemacht und das Weite geſucht; nur der edle, wackere Clodius hielt treu und feft bei ſeinem Heiligthume aus. Clodius, -Chriſtian Auguſt, war in dem nämlichen zu Annaberg im

Erzgebirge geboren , in welchem

Jahre

der

Graf

Brühl das Directorat über die furfürſtliche Bibliothek erhielt. Kaum

das zehnte Lebensjahr überſchritten , zeigte er bereits

eine auffallende Studium

der

Neigung zu den

Alterthümer.

In

Wiſſenſchaften ſeinem

bezog er die Univerſität zu Leipzig, um

und zum

achtzehnten

Jahre

Theologie zu ſtudiren ;

allein eine längere Krankheit zwang ihn , nach zwei die Univerſität zu verlaſſen und zu gehen.

Nachdem

ſeinen

Eltern

Jahren

zurüdzu

er wieder hergeſtellt war, kehrte er zurüd

nach Leipzig und wurde bereits im

dreiundzwanzigſten

Jahre

als außerordentlicher Profeſſor und nebenbei an der kurfürſt lichen Bibliothek in Leipzig angeſtellt. licher Profeſſor der Philoſophie. undvierzig am

Männer.

1784 erfolgten

Tod einen

Vermählt war er mit

ſieben

Profeſſor in

ſeiner bedeu

einem

Fräulein

1

Julie Stölzel, die ihm der Vater,

Clodius iſt kaum

Jahre alt geworden ; Sachſen verlor durch ſeinen

30. November

tendſten

1764 wurde er ordent

einen Sohn gebar , der ſpäter , wie Leipzig wurde, und mehrere gute

Werke , namentlich religiöſe , lieferte. Schon vor Beginn der fiebenjährigen Kriegsperiode war die kurfürſtliche Bibliothek täglich einige Stunden lang zum Gebrauche geöffnet;,man ging fogar , wenigſtens für die das malige Zeit, ziemlich weit in der Bewilligung zur Benußung

231

der kurfürſtlichen Bücher ; denn man

ſelbſt nach außerhalb fandte

ſolche , wo ſie zu wiſſenſchaftlichen

lehrten

Arbeiten

erbeten wurden ; auch mit Manuſkripten freigebig um

eben ſo

natürlich mußten

von

Se

ging man

jedenfalls

die be

treffenden Perſonen eine entſprechende Sicherheit leiſten . glauben der

nicht, daß

Wir

irgend eine andere fürſtliche Bibliothek

kurſächfiſchen fich ähnlich

betragen hat; ſelbſt in unſerm

Jahrhundert dürfte ſchwerlich eine Bibliothek vorhanden von

welcher man

königlichen

Manuſkripte

entleihen

ſein ,

könnte ; von

der

Bibliothek in Berlin kennen wir ſogar einen fich

kürzlich erſt zugetragenen Fall, daß die Bücher herauszugeben verweigert wurden , weil derjenige, welcher ſie benußen wollte, im Dorfe Schöneberg (durch eine ununterbrochene Häuſerreihe mit Berlin verbunden ) wohnte. Auch der Univerſitatsbibliothek, ſowie der Rathsbiblios thet von Leipzig müſſen wir noch gedenken ; der erſteren wurde eine große Anzahl der hinterlaſſenen Bücher des Jo Jahre 1748 ein

hann Adolph von Sachſen - Weißenfels im verleiht; dadurch

ausſchließlichen Gebrauch der Studenten

Ihre Eröffnung zum datirte

vom

ſich bereits

nannten

Werth.

erhielt dieſelbe einen weit höheren

Bibliotheken

Jahre

befanden

1711 her. fich in

Außer

den

Leipzig noch

ge

einige

bedeutende Privatbücherſammlungen , von denen die des Grafen Heinrich von

Bünau , aus 42,000 Bänden

beſtehend , und

die Brühl'ſche , der wir früher ſchon gedachten , vorzugsweiſe genannt zu werden verdienen . Sachſen war in der damaligen deutſchen wenn

Himmel,

in

Zeit ein Glanzſtern am

Bezug auf Kunſt und Wiſſenſchaft ,

einige Künſte , z. B. die Schauſpielkunſt, auch nur

ausſchließlich vom theater im

Hofe begünſtigt wurde ; denn das Privat

Brühlſchen Garten und im

Reithauſe, auf welchem

232

nur Herren und Damen vom Hofe Vorſtellungen gaben, dürfen wir hier nur vorbeigehend Publikum

erwähnen , da auch ſie für das

unzugänglich waren.

welcher wir früher fchon

ein

Karoline Neubert, von Mal Gelegenheit

hatten , zu

reden , brachte einen neuen Abſchnitt in die Schauſpielkunſt, dem

Gottdhed dadurd , daß er gute franzöſiſche Stücke für

die deutſche Bühne bearbeitete , neuen Glanz verlieh.

Durch

den ſiebenjährigen Krieg, der überhaupt auf alle Verhältniſſe Sachfens einen nachhaltigen die

Beſtrebungen

Theater ſorgten . 1766

bekam

Eindruck ausübte, wurden auch

derjenigen

unterbrochen , welche

Erſt 1764 nahm

Leipzig

erft ein

für das

eß Stoch wieder auf und

eigenes

Schauſpielhaus.

Dresden war ein Solches ſchon 1754 erbaut.

In

Koch wurde

von der Regierung conzeſſionirt und privelegirt. Von Dresden nahm

auch Friedrich II. 1741 den bekannten Flötiſten Quanz

mit nach Berlin , welcher 1716 bis 1718

als Stadpfeifer

gefelle hierfelbft beſchäftigt wurde, ſpäter nach Warſchau und dann 1724 nad Italien ging. Von langjährigen Reifen in Dres den wieder angelangt, erhielt er eine Anſtellung bei der kurfürſt lichen Kapelle , bis ihn endlich 1741 Friedrich II. für ſich gewann. regiert worden , wie

es

vorzügliche Künſtler und Gelehrte hatte, fchwerlich hätte

es

Wäre Sachſen

fo vortrefflich

fich von Preußen den Rang ablaufen laſſen . Hinſichtlich der Kunſt und der Wiffenſchaft ließ es nichts zu wünſchen übrig.

Die befte und wahrheitsgetreuſte Schilderung liefert

van Loen , welcher im

In

Jahre 1718 von Dresden ſchreibt :

Die Stadt Dresden

deint gleichſam

nur ein

großes

Luftgebäude zu ſein , worin fich alle Erfindungen der Bau kunſt angenehm mit einander vermiſchen und doch beſonders betraditen

laffen .

Gin

Monate zuzubringen .

Fremder Es

hat

dier damit ein

paar

iſt keine Kunſt in der Welt

NE 233

zu finden , davon man hier nicht ausnehmende Meis fterftüde erblidt. u. ſ. w .

Hier giebt eg

immer Mastes

raden , Helden- und Liebesgeſchichten , verirrte Ritter, Abentener, Wirthſchaften, Schüßen-undSchäferſpiele , Striegs- und Friedens Aufzüge, Ceremonien , Srimaffen , fchöne Raritäten u . ſ. w ., kurz, Alles ſpielt, man ſteht zu, fpielt mit, man wird ſelbſt geſpielt !" Auch die Lady Montague ſagt in ihren zu London 1789 erſchienenen

Briefen Aehnliches von Sachſen.de

Für Verbeſſerung der Landſtraßen wurde unter den

bet

den Regierungen Auguſts des Starkett und ſeines Nachfolgers ebenfalls dadurch viel gethan , daß der Kommiffar Adam ken

fand- und Grenz

Friedrich Zürner unter Auguſt dem

Star

die Ausmeſſung des Landes und die Verbeſſerung der

Straßen vornehmen mußte .

Ein

tüchtigerer Mann zu dies

fem

Zwede hätte nicht gefunden werden können . Von 1714 big 1742 , wo er zu Dresden ftarb , verwaltete er ſein Amt

zur Zufriedenheit ſeiner fürſtlichen Gebieter, denen

freilich die

Durchführung

diefer Maßregel etwa eine Tonne Goldes ge

Loftet hatte .

Daß troßdem

Vechältniß zu

jest wenig angenehm

mehr an

im

Allgemeinen

die Wege im

zu paſſiren waren , lag der Schwierigkeit, die zuſammenwirkende. Umſtände

wegguräumen , als an der Unfähigkeit der Beamten und dem guten Willen

der beiden Kurfürſten ; auch hatte der genannte

Land- und Grenz-Kommiſſar immer auch noch

Privat-Rüd

fichten zu nehmen , wie der bekannte Miniſteweg in der Laufig beweiſt. men

Dieſer

hatte einen vollendeten Bogengang

und nur aus dem

Grunde, weil

bekoma

er hauptſächlich

nur

für den Grafen Brühl beſtimmt war , damit derfelbe beques met auf feine daſelbſt befindlichen Güter gelangen Darum

konnte.

hieß dieſer Weg auch nur die Miniſterſtraße, uc en

Nach der Bequemlichkeit des Publikums wurde vom

Gra

*qa -

234

Fen Brühl wenig gefragt. Dies bewies er auch deutlich bei Ein richtungen von

Poſten ; während für den öffentlichen

Verkehr

ganz nothwendige unterblieben und keine Reclamationen Seis tens der Betheiligten

eine Aenderung hierin

erzielten , cour :

firte nach der Brühl'ſchen Beſigung Pförten

zwei Mal wör

chentlich

eine Poft.

Andere.

So etwas

Alles, alſo: nur für Brühl, nichts

für

geſchah

das

indeß

nicht blos damals ,

kommt noch heute und zwar in Staaten ein

vor, deren Volk als

intelligentes bezeichnet wird. In einem

Lande, wo, wie in Sachſen , Kunſt und Wif

ſenſchaften blühen , läßt ſich kaum

bezweifeln , daß nicht auch

die andren

Zweige menſchlicher Thätigkeit im

weſen ſein

ſollten .

ſich im

Mögen

immerhin

in

Schwünge gez,

einzelnen

Sachen

einzelne Städte beſonders ausgezeichnet haben ; ſo wird Allgemeinen

immer nur ein blühender Zuſtand des Han

dels, und der Gewerbe zu bemerken geweſen ſein :

Dies wird

theilweis ſchon dadurch bewieſen , daß das ſächſiſche Volt wäb rend des fiebenjährigen Krieges ſtets- im

Stande geweſen iſt,

die ungeheuren . Forderungen

II. zu

Friedrich

befriedigen .

Hätten nicht alle Stände in Wohlhabenheit fich

befunden ,

fie würden es wohl haben bleiben laſſen müſſen . Ein Blick, den wir auf den damaligen Sof- und Militair-Etat werfen , überzeugt uns von der Richtigkeit unſrer Anſicht, beſonders, wenn wir bedenken , daß, da Graf Brühl allein 52,000 Thlr. jährlich bezog, die Uebrigen ebenfalls nicht unbedeutende Sums men empfangen haben können .

Ein Volt aber, das ſo foſt

bare Beamten erhalten kann , muß im Ganzen henden

Verhältniſſen

1 ! Im ſächſiſchen als Hofchargen : $ 1 . Graf von

ſich im

blü

befinden . Staatskalender

für 1757 befinden

Brühl, Dberkämmeter.

ſich

235

2. Ferdinand

Chriſtoph

Gerhard

von

Wehlen , Ober

ſtallmeiſter. 3. Graf von Einſiedel, erſter Hofmarſchall. 4. 4. Graf von Wolfersdorf, Oberhofjägermeiſter. 5. Schönberg, zweiter Hofmarſchall. 6.

Boſe, Oberſchenk.

7 , Graf Mar Hrezan , Oberfalkenmeiſter. 8. 9.

Thaddäus von Meagher , Schweizerhauptmann, Graf Callenberg, Generalpoſtmeiſter . -

"

10.

Karl Friedrich von

Schönberg , dritter Hofmarſchall .

11.

Karl Heinrich von Dieskau , Vergnügungêdirector. Hé

Außerdem noch 103 Kammerjunker, 25 Pagen, 132 Kam merherren und

16

Geheime Kämmeriere.

1.

Hofſtaat der Königin - Kurfürftin : Graf Franz farl von Wratislaw .

2.

Baron von Weffenberg, Kabinetsminiſter.;

3. Gräfin 4.

Rollowrat, (Mutter

der Gräfin von Brühl).

Baroneſſe Anna von Rohr, Hofmeiſterin ."

;

5. Zwei Kammerfräulein und fünf Hofdamen . Außerdem deren

kommen noch an Sivil- , Miniſterial und an

Beamten : 9 Konferenzminiſter , ftabinetsminiſter ,

5

53 Geheime Räthe, 45 Kriegsräthe, 77 Kammerräthe, 79 Hofräthe, 28 Appellationsräthe, 15 Acciſeräthe , 23 Bergräthe, 2 Geheime Legationsräthe,

236

24

Legationsräthe,

16 Kammer-Kommiſſionsräthe, 35 Kommerzienräthe, 73 Kommiffionsräthe, 7 Titularräthe. Für die Ober- und Niederlauſiß, ſo wie für die Stifte Meißen , Merſeburg und Naumburg war weder hinſichtlich der Verfaſſungen , noch der Beamten

eine Veränderung bisa

her vorgenommen worden ; daſſelbe muß von

1

ten

Mansfeld , Henneberg , Barby u .

In dieſen Landestheilen fungirten im

der

Graffchaf

. w . geſagt werden . Ganzen :

2 Landeshauptleute, 1 Oberamtshauptmann , 1 Präſident der Oberamtsregterung, 1 Stiftshauptmann , 2 Directoren

des Kammerkollegti,

3 Kanzler , 4 Oberauffeher, ebenfalls Herren vom Außerdem

pel.

noch in den ſteben übrigen Kreiſen des Lan

des 13 Kreishauptleute und 31 Amtshauptleute, gleichfals adlige Herren .

In der Armee , die , wie wir früher berichtet haben , zu Anfang des

ſiebenjährigen Krieges nút aus

beſtand, kommen

17,000 Mann

folgende Offiziere vor :

1 Generalfeldmarſchal , 12 Generale , 16

Generallieutenants,

33

Generalmajors,

86 Oberſten , 168 Generale

und

Oberſten

zuſammen

auf

17,000 Mann ; Majors und Hauptleute find hier noch gar

237

nicht mit aufgeführt, aber nannten

auch ohne dieſe koſteten

Staabsoffiziere wahrſcheinlich

2

die ge

bis 3 Mal mehr,

als die ganzen fächfiſchen Truppen . Und überall finden wir Brühl mit darunter verzeichnet , gewiß nicht um den Dienſt des Amtes, zu nur um

thun , in

die Einnahmen

können .

welchem

er aufgeführt iſt, ſondern

deffelben in ſeine Taſche ſteden

der Armee war er z. B. als

In

zu

Infanterie-Gene

ral notirt. Nicht nur im

Innern , ſondern

auch nach Außen war

der ſächſiſche Staat an Beamten überaus ſtark vertreten . 3. B .: 1. Baron Bernhard von Zech, Geſandter in Wien , wurde 11745 als Conferenzminiſter gegraft . 2.

Johann Friedrid , Graf von Schönberg , Geſandter in Regensburg, ging zwar 1742 als fächlicher Abgeord

1; neter zur Staiſerwahl nach Frankfurt am Main , war gleichwohl noch 1747 auf ſeinem

Regensburger Gez

fandtſchaftspoſten . 3.

{ L

Friedrich Gotthard von Bülow , Geſandter in

floß 1745 den Frieden von

Berlin ,

Dresden ab, kehrte zurück

? nach Berlin , blieb bis 1756 in ſeiner Funktion

3.5

felbſt und wurde vom Wilibald , abgelöſt.

da

Grafen von Gersdorf, Nicolaus Als Reſident neben Bülow bis

1:21745 funginte der bekannte Aociferath Sipmann , deffen

";s sit still

i

leßte öffentliche Stellung

es war, weil Friedrich II.

feine Weiterberwendung im

Staatsdienſt ſich verbeten

a hatte; gleichwohl wurde er vom dem

heimer

oberſte Beamte der geheimen

dem

Brühl,

waren , im

Ges

immer noch verwendet; ifo - z. B. war er der

miſſion in **

Grafen von

folche Handlanger unentbehrlid

Dresden .

Brieferöffnungs - Com

Erſt nachdem rer zu übermüthig

allgewaltigen Miniſter gegenüber zu treten fich

238

erlaubté , entließ ,81

ihn

derſelbe.

Er begab ſich nach

Hamburg und ſtarb dafelbſt am der größten

t's " IT !

!"

!!! $ 23

26. März 1780

in

Dürftigkeit.

Sipmann war 1704 oder 1705. geboren

und schon

1729 Auditeur bei der polniſch-fächftfchen Carabiniet garde. Hier wurde der Premierminiſter auf ihn auf merkſami, nahm ihn, Behufe Führung der franzöſiſchen Correspondenz zu fich , lehrte ihn , wie man Briefe

11 öffnen könne, ohne entdeckt zu werden und beauftragte ihn , die wichtig ſcheinenden Poſtbriefe in dieſer Weife zu benügen , weshalb

er ihn auch nach Lublin

ſandte.

In Warſchau war eine derartige geheime Grpedition errichtet, an Im

deren Spiße

Sipmann geſtellt wurde.

Jahre 1738 erhielt er das Departement der Bitt

ſdriften

im

geheimen

Kabinet, ging darauf mit dem

Hofe nach Dresden und wurde zum wirklichen Hofrath ernannt.

1740 trat er ſeine Stellung als Reſident

1

in

Berlin ' an , von wo er wegen feiner dem

Könige

von Preußen mißliebigen

Geſinnung im

Juli 1745

abberufen werden mußte.

Jegt begann feine Thätig

,, keit im von

Erbrechen der,' namentlich preußlicher, Briefe

Neuem , wobei ihm

***Is , aſſiſtirfe. li

-

Grafen

der Hauptmann von Scheel

Sipmann ' ward in

ſeinem

von Brühl gegenüber dieſem

pofteblicher, weshalb derſelbe im

Benehmen dem immer unaus

Jahre 1750 ſeine Ent

. !! **** laffung decretirte , feine Papiere mit Beſchlag belegen 11! *

app '?

und eine Unterſuchung wider ihn

einleiten

ließ.

Um

fich zu ſichern , ließ ihn der Graf von Brühl einen Eid darüber leiſten , daß er von der Unterſuchung

1 : ? ;1' nichts veröffentlichen wolle . Hierauf fperrte er ihn Ci auf dem Hohenſtein ein . Die innere Wuth , welche

239

Sipmann wegen der ihm

von ſeinem Chef zugefügten

Kränkungen empfand, hatterihn leidend gemacht, und er bat deshalb um

die Erlaubniß , zur Stärkung feiner

Geſundheit nach Teplig reifen zu dürfen , die ihm nicht verweigert wurde.

Aus gleichem

Grunde wurde ihm

ir í auch eine Reiſe nad Hamburg genehmigt, wo er end lich nach beinahe dreißigjährigem elend ſtarb.

Aufenthalt arm

und

Neben dem Grafen von Gersdorf war Georg Wil ritid

helm

von Walther Reſident in Berlin .

4.» ' Johann Advlph , Graf von Loß , zuerſt Gefandter in London , dann 1741 in München und endlich Vertre ters feines Landes am

Hofe zu Paris. '

Ihm

folgten

si in München : 350

!

a ) Graf Nicolaus Willibald von

Gersdorf.

b ) Graf Ludwig Siegfried Bigthum , nahm ſpäter auch in Paris des Grafen Lob ' Stelle ein . c ) Graf Auguſt Reinike Karl Sallenberg - Iahnishau ſen , welcher ſpäter fächfiſcher Vertreter am Kopen

i

for

bagener Hofe war. :

I'3 : 5 . Hans Møriş , Graf von ... Miniſters gleichen

ſpäter : ſehr lange 6.

Brühl, ein Bruderfohn des

Namens, 1742 Geſandter in Cöln ,

Jahre in London . ' :

Legationsſecretair Hübner , 1742. Reſident in Frank

furt am Main . 97:19.

Legationsrath von der Lieth , im gleicher Funktion in Hamburg .

nämlichen

Jahre in .

8. Sichard von Sichardshofen, deffen Ahnherren Seiden fabrikanten

waren

und zu

Nürnberg wohnten ; er

wurde 1734 von Auguſt III. in

den Adelsſtand ge

240

hoben und 1742.zum Reſidenten in ſeiner Vaterſtadt (Mürnberg) ernannt.

Johann David von Walther , 1747 Reſident in Breslau .

9.

10. Heinrich

abgelöſt

1733 ,

bis

Bünau

von

im

Jahre 1734 vom : Grafen

Johann Adolph von Loß, derſelbe, welcher

ſpäter Geſandter in München und Paris wurde.

Dieſem

folgte 1738 :

a ) Baron

von Söhlendahl,

b ) Geheimer-Rath Adam

Andreas von Uttenrodt, 1742,

c ) Baron von Söhlendahl, zum d ) Baron von Hohberg im

zweiten Male,

Jahre 1747,

e ) Karl Georg Friedrich, Graf von Flemming, deffen Vater

im

Jahre 1697 dem

Kurfürften die pol

niſche Krone verſchaffte. Von 1763 an war der Graf Hans Moriß von Brühl,

>

als Geſandten

deffen wir unter Nr. 5

in Cöln

ge

dachten , Geſandter in London . 11.

Johann

Heinrich Stauderbach,

zu

Meißen

wo ſein Vater Kantor war, 1759 Geſandter im wurde 1766 penfionirt.

zurüďgerufen Starb

in

1200

und mit

Leipzig um's

12. Adolph von Bertry , Reſident in

geboren , Haag, Thalern

Jahr 1785.

Amſterdam .

13. Graf Johann Joſeph Kolowrat , Brühls Schwager, Geſandter in Madrid .

*

14. Für

Komfungirten

1742

vier

geſandtſchaftliche

Perſonen : 1.

laboſcht, als Suffragan Miniſter,5

2. Graf Lagnasco, als Miniſter, 3.

Baron von

Peſchet, als Minifterreſident,

4. Zuchet, als Reſident.

241

15.

Petersburg

In

war

das

Geſandtſchaftsperſonal

fo '

ftark, wie in Rom : 1. Graf Moriz

von

Rußland befonders begünſtigt ;

Jahre 1736 an bevollmächtigter Mini

war vom fter am

Starl fynar, feiner Schönheit wegen

von

Anna

ruſſiſchen

2. Baron von und Oberft.

Hofe.

Gersdorf , Miniſter , Kammerherr

3. Graf Oginski , vertrat als Geſandter den polo niſchen Hof. Johann Sigismund

4.

Pezold ,

Legationsſecretair,

1747 geadelt, 1748 Reſident in Wien . Dem ſchönen Grafen Lynar folgte nach dem Sturze Annas der bereits genannte Graf von Gersdorf, dann 1747

kam

der

Graf Ludwig

welcher 1768 nach Wien aber ſchon

Siegfried

Vigthum ,

gefandt wurde , nachdem

er

Geſandtſchaftspoſten

in

lange zuvor den

Petersburg niedergelegt hatte.

In dieſer legten Eigens

ſchaft folgte ihm Alerander von funt bis Ende 1762 ; von

1763 an

Karl von der Oſten -Saden .

16. Helmuth von Pleß , 1742 Geſandter deffen daß

Schidſale er in dem

dadurch

in

Kopenhagen ,

bemerkenswerth

geworden ,

Augenblic , wo er 1761 von feinen

in Medlenburg liegenden Gütern durch die Preußen als Geißel fortgeführt werden ſollte, aus Angſt augenblidlich todt niederfiel. 17.

Ihm folgte am

Hofe zu Kopenhagen :

Ulrich von Spenner.

18. Stadtnißki, Nefident in Konſtantinopel 1742. 19. Graf Bolza in Genua und Mailand 1747, ſtarb 1782

zu

Dresden .

20. Peter von Waſt, Reſident in Bertraute Geſchichte . Samſen . 2. Bd.

Danzig . 16

242

ſeine Achtung und

Es war natürlich , wenn Sachſen Sympathie den an den

fremden Höfen auf eine ſo glänzende Weiſe

Tag zu legen bemüht war, dieſe nicht anders konn

ten , als in gleicher Art ſich in Dresden

repräſentiren

zu laſ

Gegen vierzig fremde Geſandten allein befanden ſich in Von der Zeit von 1740 bis 1747 oder 48 in Dresden .

ſen .

ihnen wollen wir hier nur den Geſandten des ruffiſchen Hofes nennen , Graf Friedrich Ludwig von Solms-Wilden fels, in Königsberg in Preußen geboren und anfänglich von feinem Vater , der preußiſcher General war , für die militä riſche

Laufbahn

beſtimmt.

und heirathete

deffen

Tochter.

Militair Feldmar

ruffiſchen

Dienſte , ward Adjutant des bekannten chals Münnich

ruſſiſche

Er trat in

Er verließ

die militairiſche Laufbahn , ward Diplomat und ging als Geſandter nach Sachſen , das er nicht wieder verließ. Er ſtarb 1780

im

mer Rath.

Seine Wohlthätigkeit hatte ihm

derjenigen

Erzgebirge als Kreishauptmann und gehei

erworben , welche ihn kannten .

eine Freimaurer-loge zu Sachſenfeld.

Im

die Liebe aller Auch gründete er Jahre 1736 , wo

er feinen Geſandtſchaftspoſten niederlegte , folgte ihm länder Graf Kayſerling, welcher

ehedem

der Kur

Profeſſor an der

Königsberger Univerſität war. Später fungirte derſelbe hin ter einander in Berlin , Wien und Warſchau , woſelbſt er auch im

Jahre 1764 ſtarb.

Könige

Bei der Wahl Stanislaus II. zum

von Polen foll er auf Wunſch der ruſſiſchen Kaiſe

rin Statharina II., deren Günſtling Stanislaus (Pontatowsky ) war , ſehr ſtark betheiligt und die Wahl hauptſächlich durch gebracht haben .

Polen

kann

ihm

für dieſe feine

Thätig

keit nicht dankbar ſein . Wenngleich der neue König einer der liebenswürdigſten gebildetſten Männer und ſeiner Zeit war , den reinſten

Eifer für das Wohl feines Vaterlan

243

des zeigte und für weiſe Gefeße und eine vernünftige Rechts pflege ſorgte, ſo fehlten ihm kraft, um

ſich auf einem

doch Seelenſtärke und Willens Throne zu

behaupten

und einen (damals ) unbändigen Adel zu zügeln .

wankenden

Er veran

laßte die Theilung feines Vaterlandes im ſeine Unfähigkeit , die

polniſche Nation

Kayſerling für ſeine Wahl gleich

auch

Jahre 1772 durch

zu regieren , und da

gearbeitet, ſo hat er damit zu

für die Theilung

Polens

gewirkt.

für ihn , daß er den Untergang des polniſchen mehr erlebte.

Ein

Glück

Reiches nicht

frostsky zostafrigteit

Topnepoheitskool

?

។។។ ក៏ពូជ

,103,894 ***

16 *

VI.

Friedrich

Chrifti a n .

(1763.) 3 wö If te s

Kapitel

Friedrich Chriftian als #ind, Süngling und mann . – Maria Anto nia von Bayern . Nicolo Porporo . Katharina Mingotti. Graf Wackerbarth - Salmour. Herr von Wackerbarth . Friedrich Chriftian ftirbt. Seine Kinder . am

Dem

5. October 1763 geſtorbenen Könige von Po

len und Kurfürſten von Sachſen , Auguſt III., folgte in der Regierung Sachſens ſein Sohn am

5. September

Jahre zählte .

1722

geboren , jegt

einundvierzig

alſo

Wir haben bereits in den früheren

ten dieſes Buches auf die edlen aufmerkſam

Friedrich Chriſtian , welcher

gemacht.

Gewiß

Geſinnungen

hätte Sachſen

Abſchnit

dieſes Fürſten in ihm , würde

ſeine Regierung länger gedauert haben , einen wahren Landes vater erhalten

haben , dem

lag , ſeine Nation von geneſen zu laſſen .

es vor allen Dingen

den blutenden Wunden

am

Herzen

des Krieges

Unzweifelhaft würde er ein ganz andres

Regierungsſyſtem befolgt haben , als das ſeines königlichen Vaters . Die Wunden , welche ſeinem Volke beigebracht waren , bluteten

im

eigenen

Herzen

ſo lange nach, bis ſich daſſelbe

verblutet hatte und zu ſchlagen aufhörte.

245

Die

ſtrone Sachſens

nahm

auf die Strone Polens indeß lich , fie nur ihm ſchen

in

dem

ſofort an ;

er

Bezug

in

erklärte er laut und unverfäng

Falle annehmen zu wollen , wenn ſie deut

(von Rußland) angetragen würde und die übrigen Mächte keinen Widerſpruch

ſtete lieber auf Polen

erringen .

ein Mann mit ſolchem

Er leis

1

ſeiner Waffen zu

erheben .

dagegen

Verzicht , als es ſich mit der Macht Wir wollen gern zugeben , daß

Herzen und ſolchen

Geſinnungen

die Vergrößerung eines Staates untauglich iſt.

für

Aber iſt es

denn durchaus nothwendig, daß ein Staat vergrößert werde ? Kann überhaupt eine Vergrößerung des Einen Statt finden , ohne

die Verkleinerung des Anderen ?

war jeden

Friedrich

Chriſtian

Falls ein edler , braver Fürſt, der eine Zierde ſeis

nes Landes geworden wäre und unter deſſen milden Scepter daſſelbe wieder aufblühen

konnte.

Friedrich Chriſtian ähnelte in Großvater, noch ſeinem

keiner Weiſe weder ſeinem

Vater; von ſeinen

erſten Lebensjah

ren an, hatte er keine dauerhafte Geſundheit gehabt, und es mag wohl meiſt in ſeinem leidenden Zuſtande gelegen haben , daß er ſo weichfühlend geweſen iſt. Er litt an einem Rüd gratsübel, das er mit zur Welt gebracht hatte. Seine Mut ter hatte ſich, in guter Hoffnung lebend und auf einer Jago fich befindend, über ein angeſchoſſenes und noch flüchtiges Reh dergeſtalt erſchrođen , daß fie einen Knaben gebar, der beinahe budlig war und wirkliche Rehbeine hatte , obgleich Bruſt, Arme und Kopf wohlgebildet erſchienen . Daß man bei dem

traurigen

Uebel des

Thronfolgers

alle berühmte Aerzte Europas zuſammen rief, läßt ſich den ken ; daß ſeiner aber von

ihnen

ein Mittel zu ſeiner Heiz

lung entdecken konnte, giebt die beſte Auskunft von der Uns fähigkeit der mediziniſchen Wiſſenſchaft. Man machte es, wie

11

246

es audy noch heute

geſchieht, wenn man ſeine eigene Unge

ſchicklichkeit eingeſtehen muß , man ſchickte den jungen Prinzen Friedrich Chriſtian

in die Bäder von Teplig und von

Ischia ,

ungeachtet man wiſſen konnte und mußte, daß ſie ihm helfen würden .

nicht

Seine Mutter, welche die Oberleiterin

ſei

ner Erziehung war, erklärte ihn für regierungsunfähig und ließ kein Mittel unverſucht, ihn zur Entſagung zu veranlaſ ſen und den ter

geiſtlichen

behauptete

Chriſtian

Stand zu wählen .

tropdem ,

fie liebe dieſen

Und dieſe Mut Sohn.

Friedrich

zeigte jedoch nicht die geringſte Luſt , die Wünſche

ſeiner Mutter zu befriedigen . Bis zu ſeinem Prinzen

neunten

Jahre leitete die Erziehung des

der Graf von Moszinski, wo derſelbe. Oberfalken

meiſter wurde und ſeine Stellung barth-Salmour,

Joſeph Anton

fich hohe Verdienſte um erwarb.

Zu

dem

Grafen

Gabaleoni, überließ , welcher

die Ausbildung Friedrich Chriſtians

gleicher Zeit wurde als

Inſpektor des Prinzen

beſtellt : der Appellationsrath Karl Wilhelm im

den Adelſtand

Jahre 1749 in

erhoben

iſt.

von Wader

Gärtner, welcher

und zum

Reichshofrath

Wo ſo tüchtige, gebildete und redlich denkende

Männer, wie die genannten , wirken , da

konnte man auch

mit Sicherheit auf ein

erfreuliches

rechnen .

Chriſtian war, war er ausſchließlich

Was Friedrich

Reſultat ihres Wirkens

durch ſie geworden . In ſeinem fünfundzwanzigſten Jahre dachte die nimmer müde Mutter einen

Erben

Wahl blieb

an

eine

Vermählung ihres Sohnes , um

des fächfiſchen ſie

bei

Karl VII. ftehen. dreiundzwanzig

der

Throneß zu forgen.

Tochter

des

verſtorbenen

In

für ihrer

Kaiſers

Maria Antonia , kaiſerlichen Blutes und

Jahre alt, mußte ſich ſehr gut für den miß

geſtaltenen Kurprinzen paffen . Man war bemüht, zwei Ge

247

genfäße zu vereinen , in

der Hoffnung , daraus eine glüdliche

Ehe hervorgehen zu ſehen . Maria Antonia hatte mehr von der Galanterie ihres Mutter

geerbt.

Die

Vaters , als von der Häßlichkeit ihrer Galanterien

Erzeugers grenzten

ihres

oft an das Triviale. Luftſchloſſe Nymphenburg ,

So hatte er z. B. in ſeinem

bei München , die ſogenannte Badenburg erbauen laſſen , wo er mit ſeinen Damen

unter dem

Spiel einer verführe

riſchen Muſik gewöhnlich badete , ' einmal befanden ihm zuſammen ſechszehn

dieſem

in

Damen

ſich mit

Bade.

Daß die Mutter Friedrich Chriſtians gerade ihr Auge auf dieſe Prinzeſſin richtete, kann ſie in den Augen anderer Mütter nur verdunkeln . Maria Antonia war nicht ſchön , denn , wie bereits geſagt, fie hatte Etwas von der Häßlich keit ihrer Mutter geerbt; außerdem von

den Poden

war

fie früher

einmal

befallen , die verſchiedene Narben auf ihrem

Gefichte zurückgelaſſen

hatten ; auch Figur hatte dieſe Prin

zeffin wenig ; fie war klein und ungeſtalten gebaut, dagegen zeigte ſich bei ihr der ganze Geiſt ihres Vaters, ſeine Nei= gungen und auch ſeine Thorheiten , wie er fie in vergangenen Zeiten

geliebt.

Maria

Antonia

hatte

Anſpruch

auf das

Prädikat „ klug“, und ſie wäre gewiß eine ausgezeichnete Per fon geworden , deren Namen

die Nachwelt mit Achtung ge

nannt haben würde, hätte ſie eben nicht fo viele Thorheiten begangen , die ſich in jeder Weiſe durch ihr ſchamloſes Bes tragen bewahrheiteten.

So befand

ſie

ſich z. B. einmal

am Hofe (fie war bereits Wittwe) und machte mit mehreren Herren

ein Kartenſpiel.

Plößlich erhebt ſie ſich von

Siße, und ohne irgend Etwas

ihrem

zu ihrer Entſchuldigung her

vorzubringen , entfernte fie fich.

Nach geraumer Zeit nahm

fie ihren

ein

früheren

Plaß wieder

und ſagte lächelnd zu

248

einem

neben

ihr ſigenden Herrn , der unzweifelhaft zu den

Vertrauteren

ihres Umganges gehörten .

„ J'ai pris médicine aujourd'hui !“ Ein beſſeres Urtheil, als in bätte

kein

Menſch

dieſer cyniſchen Rede liegt,

über Maria

Antonia

abgeben

können .

Alle Zeitgenoſſen , die vermöge ihrer diſtinguirten Stellung , welche ſie in der Geſellſchaft einnahmen, Gelegenheit gehabt, die nähere Bekanntſchaft dieſer Rurfürſtin - Wittwe zu machen , ſtimmen darin überein , daß fie am Fremden

am

Hofe zu

Mindeſtens doch ein

Dresden

Meiſten es verſtand, die

angenehm

zu

unterhalten .

Verdienſt, was die Geſchichte uns von

dieſer Dame aufbewahrt hat. Man

darf

übrigens

keineßwegs

annehmen , ihres

daß

die

fürſtliche Wittwe erſt nach dem

Tode

Gemahls in die

fer Weiſe fich betrug ; ſchon am

väterlichen Hofe zu München

ſpracy man von der , liebenswürdigkeit “ der Prinzeſſin Maria Antonia ! Sie hatte eine förmliche Sucht, fich auffallend zu machen , und wollte hinter keiner anderen deutſchen Fürſtin zurückbleiben ; dieſe Sucht mag allerdings durch den Umſtand entſtanden ſeinem

ſein , daß

ihr Vater die deutſche Kaiſerkrone auf

Haupte hatte, was ſie ſelbft in ihren eigenen Augen

ungleich höher ſtellen mußte , als die übrigen

Fürſtinnen

der

deutſchen Lande. Im

Jahre 1739 hatte

die ebenſo

geiſtreiche , als edle

Herzogin Louiſe Dorothea von Gotha den Orden des her mites de bonne humeur geſtiftet; Maria Antonia ahmte derſelben

nach,

indem

ſie den

Drøen La compagnie des alles aber nur,

Incas ou L'ordre de l'amité errichtete,

um

die Aufmerkſamkeit der Menſchen

Ihr Brnder,

der

ihrem

Kurwürde , aber nicht im

1745

auf ſich

zu

lenken .

verſtorbenen Vater in der Kaiſerreich gefolgt war, (Maria

249

Thereſia war Kaiſerin geworden ) wurde von ihr zum Mit gliede dieſes Kanzler

Ordens, und der Fürſt von

deſſelben

ernannt.

Siegel, in welchem lité mêne.

Am

Drden

Der

man rundherum

Fürſtenberg zum führte ein

eigenes

leſen konnte : La fide

6. Juni 1745 wurde das erſte Ordenoca

pitel feierlich abgehalten , in welchem

zwei

jährliche Ordens

feſte für beſtimmt feſtgeſeßt wurden und zu denen man den Geburts- und den 13. und einem

Tauftag Maria Antonias wählte :

18. Juni.

Ringe, der am

Das Zeichen

des

den

Drdens beſtand

in

linken kleinen Finger getragen werden

follte und die doppelte Inſchrift zeigte : L'ordre de l'amitè und Maria Antonia . Die Gefeße des Ordens verlangten nicht blos unvergängliche Freundſchaft, ſondern

auch

ewige Verid wiegenheit. Die Stiftung dieſes Ordens , fo wie die dabei von der hohen als

Stifterin

beobachteten

eine nach Romantik

Formalitäten

laſſen

baſchende Perſon

würde ſie andere Beiſpiele an

dem

dieſe felbft

erkennen ,

und

Hofe ihres Erzeugers er

lebt haben , wer weiß , ob edelſten

ſich ihr Charakter nicht in der Weiſe ausgebildet haben würde, ſo aber wurde der

felbe vollſtändig

verfuſcht.

Die

Verbindung

des

Ordens

gab übrigens Maria Antonia auch als Kurfürften von Sach fen

nicht auf; ſelbſt als

Puppe.

In

den

von Merdelin der

regelmäßig

Jahren

in

Wittwe ſpielte ſie noch mit dieſer 1749 und 1750 war der Baron

Dresden von ihr zum ſeine

München , Fürſt von

Die Herzogin

Berichte dem

Vicekanzler beſtellt,

wirklichen

Kanzler

in

Fürſtenberg, einzuſenden hatte. von Kurland entwirft ein häßliches Bild

von Maria Antonia, in welchem

ſie behauptet , daß diefelbe

gleich nach ihrer Ankunft in Dresden Jagd auf den König gemacht habe, was aber ohne

allen

Erfolg geblieben ſei.

250

Auguſt daß

III. fol ſogar

darüber

fo, entrüſtet geweſen

fie -niemals wieder feine Gunft gewinnen

dieſer Angriff ihr verloren gehen

aus

ſein ,

konnte, die

ließ .

Dieſer herzogliche Bericht ſcheint ſehr übertrieben

und

Neid , Ungunſt und Bosheit hervorgegangen

ſein .

zu

Denn Maria Antonia mochte ſein , wie ſie wollte , ſo war fie zu

klug, um ihren eigenen Schwiegervater an ihren Triumph

wagen zu ſpannen . Maria Antonia hatte indeß auch wieder ſehr gute Sei ten, die freilich , man kann es nicht wegleugnen , vornehmlich durch die mögen .

Sucht, auffallend zu

ſcheinen , hervorgerufen

ſtiftete.

Muſik und Malerei fanden

enthuſiaſtiſche Verehrerin , ſondern ſchüßerin . ihrem

ſein

Immerhin mag dies ſo ſein ; genug, daß fie Gutes in

ihr nicht nur eine

auch

eine mächtige Be

Arme Künſtler unterſtüßte

ſie , wenn

ſie

von

Talent überzeugt war. So erfreute ſich z. B. die Fa

milie des von

erwähnten

Malers Anton

Raphael Menge ihrer beſonderen Protektion .

uns früher ſchon

Sie ſelber , die

damals noch Kurprinzeſſin war, ſpielte fertig

den Flügel und

componirte ganz leidlich.

Sie wurde auch von der Geſell

ſchaft academiſcher Schäfer zu nannt.

Unterricht im

Rom

zum

Ehrenmitgliede er

Gefange erhielt Maria Antonia

von

Nicolo Porpora , welcher zu der Zeit zum zweiten Male in

Dresden

ſich befand.

ſter des achtzehnten boren .

Dieſer Mann, der größte Singmei

Jahrhunderts, war 1685 zu Neapel ge

Seine erſte Dper : Ariana e Teseo wurde 1717 in

Wien mit vielem

Beifal aufgeführt.

nur ein tüchtiger Künſtler , ſondern

Dieſer Mann war nicht auch überaus fruchtbar ;

er hat mehr , als funfzig Opern geliefert. kam

er nach

ernannt.

Dresden

Er genoß am

Im

Jahre 1729

und wurde ſofort zum

Kapellmeiſter

fächſiſchen Hofe die ausgezeichnetſte

251

Achtung, die dadurch zum

vollendetſten Ausdruď wurde, daß Gefange auszubilden .

er Auftrag erhielt , Maria Antonia im

Unter Künſtlern ſchleicht ſich ſehr raſch der Neið ein , der auch Porpora von Haſſe und deſſen Gattin ſchied . teten , von

ſeinen

Schülerinnen

Dieſe befürch

verdunkelt zu werden , was

in der Natur der Sache wohl begründet ſchien .

auch

nebſt Gattin

gingen

ihrem

Haffe

Ende bereits entgegen , während

Porporas Schülerinnen noch am Anfange fich befanden .

Die

meiſten Sorgen machte ihnen Katharina Mingotti, die beſte Schülerin

Porporas, die noch ſehr jung, bereits einen euro

päiſchen Ruf erlangt hatte. ten

Jahre verheirathete

Im

funfzehnten oder ſechszehn

ſie ſich mit einem

Namens Mingotti , der damals der in Dresden

war.

Unternehmer der Oper

Jegt trat ſie zum

erſten Male auf und

erregte ſofort das allgemeinſte Aufſehen . Talent entdeckte , empfahl fie dem ſchaffte ihr eine entſprechende Stelle felbft ihre weitere Ausbildung. diefem

neuen

Sturm

nach

ſeine Gattin , begleitete ihn.

alten Venetianer,

Porpora , der ihr

kurfürſtlichen Hofe, ver am

Theater und leitete

Haſſe ging aus Furcht vor

Italien

und die ſchöne Fauſtina ,

Katharina Mingottis Ruf ver

breitete ſich immer mehr und ſie erhielt ſogar eine Einladung nach

Neapel, welcher fie mit Erlaubniß ihres Hofes

Folge gab .

Bei ihrer Rückkehr im

auch

Jahre 1748 nach Dres

den fand fie Haffe ſchon wieder vor, der fich mit der Oper Demofonte beſchäftigte. ihr Theil an

Natürlich ſollte die Mingotti auch

der Aufführung dieſer Oper nehmen .

Saffe ,

um ſie auf einmal zu ſtürzen , ſegte eigens für ſie das.Adagie Se tutti i mali mici, blos mit einer Pizzicatobegleitung der Violine, damit die etwaigen Fehler im Gefange deſto auffal lender hervortreten möchten und ſie die Gunſt des Hofes ver lieren ſollte.

Sie aber , die den ihr gelegten

Fallſtrick wohl

252

gewahr wurde, löfte alle Schwierigkeiten fo vollkommen, daß ihre Feinde und Fauſtina ſelbſt verſtummten.

Sie hat ſpä

ter Madrid , Paris und London beſucht, und überall iſt ihr vom

Hofe ftets die größte Hochachtung zu Nicolo Porpora verließ ſchon im

um

in

ſein

Theil geworden .

Jahre 1731 Dresden ,

Vaterland zurückzukehren .

Dort hat er eine Ge

fangsſchule gegründet, welche Europa mit den größten Sän gern des achtzehnten trop der ihm

Jahrhunderts verſorgte.

von allen Seiten

dennoch nicht ſo viel erſparen frei geweſen wäre ; im in

einem

Alter

zu

Porpora batte

Theil gewordenen Gunſt

können , daß ſein Alter ſorgen

Gegentheil, der große Künſtler ſtarb

von zweiundachtzig

Jahren

in der

größten

Dürftigkeit zu Neapel. Im dem

fiebenjährigen Kriege batte Friedrich Chriſtian

Unglück feines

Volkes unendlich gelitten , und er war

vielleicht der Einzige in

ſeinem

Hofſtaate

bei

der kurfürſtlichen Familie, welcher fich Einſchränkungen

Uebergabe Dresdens im

auferlegte .

Jahre 1759 an

Nach

der

die Deſterreicher,

begab er ſich zuerſt nach Prag , darnach aber nach München . Erft 1762 kam

er nach Sachſen

terhandlungen mit dem

Als Friedrich II. im nahm , foll auch er ein

zurück , um

Könige von Jahre

die Friedensun

Preußen zu

1756

leiten .

von Dresden

Beſig

Verehrer der Surprinzeſſin geweſen

ſein ; unzweifelhaft wird dies nur als eine Handlung der Po : litik betrachtet werden dürfen .

Daß er ſie übrigens vor allen

Uebrigen auszeichnete, iſt nicht abzuleugnen , ebenſo nicht, daſs er ſpäter eine innige Freundſchaft mit ihr ſchloß und bis zu ihrem

Tode mit ihn in einem

vertrauten

Briefwechſel ftand .

Wenn die Freundſchaft des Stönigs von Preußen , welche er für Maria Antonia empfand und von

der er ſo vielfache

Beweiſe an den Tag legte, auch geeignet ſchien , das zerknicte

-

253

Gemüth des Kurprinzen wieder aufzurichten und fich im nern mit dem

In

Heldenkönig auszuföhnen , ſo trugen doch def

ſen Maßregeln , von denen der Graf Waderbarth -Salmour fo ſchwer betroffen wurde, viel dazu bei, den guten Eindruck wieder zu verwiſchen. Graf Waderbarth-Salmour war Einer von den Wenigen , der nicht nur Friedrich Chriſtians ganze Achtung, ſondern

auch deffen

ganze Liebe befaß .

Es mußte

ihn daher überaus ſchmerzlich berühren , als Friedrich II. die ſen

Braven ſofort feſtnehmen ließ und nach Küſtrin ſchitte . Eine Aufklärung über dieſe Maßregel iſt nie zu Tage gekom

men .

ſagt, der Graf von Brühl, der ihn von vorn :

Man

herein mit neidiſchen Augen angefehen, habe durch ſeine Krea turen

den

Grafen

Wackerbarth - Salmour

dem

Könige von

Preußen als einen höchft gefährlichen Menſchen ſchildern laſ fen , und dies

ſei der Grund geweſen , weshalb Friedrich

fich feiner verſichert habe.

Wir glauben dieſem

II.

Gerücht nicht.

Denn der Graf von Brühl hatte zu jener Zeit mehr für fich felbſt zu thun , als daß er an alte Rachepläne hätte arbeiten können .

Er mußte für feine Sicherheit forgen

ſich mit dem

Verderben

eines

Andern

und konnte

nicht beſchäftigen .

Etwas Aehnliches mag aber allerdings wohl die Triebfeder zu Friedrichs auffallenden Maßnahmen ſen Unwahrheit er fich auch und den

unſchuldig

leidenden

Geſellſchaft zurück gab .

in

geweſen fein, von def

der Folge felbft überzeugte Wackerbarth der menſchlichen

Derſelbe hing mit der nämlichen Liebe

an den Kurprinzen , wie Dieſer an

ihm , weshalb er auch fo

gleich nach ſeiner Freilaffung fich zu ihm nach München begab . Bald riefen ihn jedoch Regierungsgeſchäfte nach Warſchau zum isKönige, woſelbſt er auch im Jahre 1761 ftarb. Er

hinterließ

zwar einen Sohn , doch

ſcheint derſelbe fich, min

deſtens in Sachſen , mit Regierungsangelegenheiten nicht be

254

faßt zu haben .

Die Wackerbarths verſchwanden

überhaupt

aus der Geſchichte Sachſens.

Ein Nachkommen dieſes edlen

Geſchlechts , wahrſcheinlich

Enkel des zu Warſchau 1761

ein

verſtorbenen

Grafen , befindet ſich in

in

liegenden

Turin . Er bekleidet das Amt eines Senators , und da er die Einkünfte von den Sachſen

ſcheint es keinem

Wackerbarth'ſden

Gütern

Wackerbarth

berühmten Feldmarſchall

deshalb auch den Grafentitel an .

war das nur eine fire in

Herr Auguſt

bemerkbar gemacht und behauptet,

er ſtamme in grader Linie von dem ab , und nahm

ſo

Zweifel zu unterliegen , daß er ein legaler

Erbe des kurprinzlichen Oberhofmeiſters ift . In der neueren Zeit hat fich zwar ein Joſeph von

bezieht,

Idee von dieſem

ſehr vermögenden Umſtänden gelebt, im

beinahe als Bettler

auf einem

Jedenfalls

Manne, der früher Jahre 1849 aber

kleinen Gute in der Gegend

von Dresden ſtarb. Seine zerrütteten Vermögensverhältniſſe hatten auch ſeinen Verſtand zerrüttet, und es war die höchfte Zeit, daß er ſtarb . Sein Gut Waderbarthsruhe , auf welchem er ſtarb, kaufte nach ſeinem Tode der Doktor Bräun lich und richtete es zu

einer

Jrren -Anſtalt ein .

Man kann

deshalb auch behaupten , daß Herr von Wackerbarth der erſte Jrre in dieſer Anſtalt war, er hatte ſich blos ein wenig ver früht.

Daß derſelbe weder

Graf war , noch von dem

Ober

hofmeiſter Friedrich Chriſtians abftammte, iſt durch das Zeug niß ſeiner eigenen war die

Gemahlin

Erfte, welche gegen

Waderbarth

proteſtirte.

als erwieſen zu betrachten ; fie den

Titel einer Gräfin von

Die Ehe dieſes Sonderlings war

übrigens keine erfreuliche, da

er ſein

außerordentlich bedeu

tendes Vermögen durch die verſchiedenſten Marotten

faſt bis

auf den legten Heller' vergeudete und ſich und ſeine Gemah lin , eine geborene Baroneſſe Winkler

von

Schwendendorff,

255

vollſtändig

ruinirte .

Es

ſcheint , als ob dieſer Herr von

Wackerbarth überhaupt keinen rechten Begriff vom Gelde und deſſen Verwendung gehabt; es war ihm

nur darum

zu thun ,

Geld auszugeben , ob dies zu einem vernünftigen Zweck geſchah oder nicht, das war einerlei. So hatte er z. B. einmal meh rere Tauſend Thaler in Papierſcheinen an den Zweigen eines Baumes befeſtigt, auf daß die Leute glauben folten , das Geld fei die

Frucht dieſes Baumes.

ficher nicht, aber geerntet haben res Mal meldete ſich bei ihm

Geglaubt haben

ſie dieſe Frucht.

ſie es

Ein ande

ein junger Maler, der von fei

ner Sonderbarkeit Vortheil zu ziehen wünſchte.

Demſelben

folgten mehrere Arbeiter , welche große Ballen mit Bildern vor

den

erſtaunten Wackerbarth niederlegten

wieder entfernten .

38917 „ Was ſoll das ?" se

und ſich dann

Der Maler blieb allein bei ihm

zurück .

fragte endlich Herr von Wackerbarth.

, Das ſoll ein Geſchäft werden , Herr Graf!" verſeşte der

Künſtler. „ Sie werden mir alle dieſe Bilder abkaufen ..." „ Ho, ho !" odstoot tatt „ Ganz beſtimmt!"

dito

mi

RT Bating :

ne opery

novada predmetnou

„Weshalb ? " „ Weil ich Geld brauche ," „ Ah, ſo ! das iſt etwas Anderes !" ſagte Wackerbarth dehnt.

„ Ein

Tauſend Pfund Sterling !"

wa Dieſe Scene fand zu Sonderling des

ndiin my

London Statt, wohin

Vergnügens halber begeben

zahlte die Tauſend Pfund Sterling , ließ paden

ge

„Was ſollen dieſe Bilder koſten ?"

und fandte fie poste restante nad

onths fich

der

Er bez

hatte.

die Gemälde ein Dresden .

Der

artige Sendungen bleiben bekanntlich eine längere Zeit zur Verfügung des Adreſſaten

liegen ; meldet derſelbe fich nicht,

256

, Umſtänden “

dann wird nad

Herr von

damit verfahren .

Waderbarth, der noch keine Luſt hatte , nach

1

Dresden

in

zugehen , blieb in London , und als er

Dresden zurüd endlich

wieder eintraf, erhielt er von der dortigen Poftbehörde ſtatt etwa funfzig

der Bilder

Die Bilder , welche der

Thaler.

1

Eigenthümer noch gar nicht beſehen hatte , waren

öffentlich

verſteigert und hatten nach Abzug fämmtlicher Unkoſten einen Erlös von etwas über funfzig Thalern ergeben , der ihm nun Aus dieſer

behändigt wurde.

fie

niffes geht hervor, daß weſen

Darlegung des

überhaupt nicht viel werth ge eine

fein mögen , daß ferner Herr von Waderbarth

Maler, das zweite Mal von fich felbft geprellt

mal von dem worben war.

Zu derſelben

Zeit brachte er auch für mehrere Tauſend

Thaler engliſche Pferde mit nach einen

Sachverhält

Dresden , um

mit ihnen

Verſuch zu machen , ob es nicht möglich ſei, dieſelben

ohne Streu durchzuwintern . einen Ausſpruch des in verſtorbenen

Geheimen

Auf dieſe

Berlin Rathes

Idee wurde er durch

fich befundenen , nun

längſt

Dr. Heim

Dieſer

gebracht.

hatte einmal behauptet, daß die armen leute nicht des halb frieren , weil ſie nichts auf dem , ſondern weil ſie nichts in dem Leibe hätten . Wackerbarth gab deshalb feinen Pferden auch das eins nach

Von

dem

andern am

ſeinem

beſte Futter.

Dennod

ftarben

ſie

Erfrieren .

Kammerdiener , als

diefer geſtorben war,

behauptete

er allen

über 200

Jahre alt fein , da er bereits zur Zeit des dreißig

Ernſtes, derſelbe müſſe allermindeſtens

jährigen Krieges gelebt habe.

Der

Geiſtliche , mit dem

er

darüber ſprach , machte ihn auf das Unſinnige, welches in dies fer Angabe lag, aufmerkſam .

257

-

„ Nun , meinetwegen !" mich um

funfzig

„ Auch

dies

ſagte Waderbarth , mich

werde

Jahre verrechnet haben .“ Alter

iſt noch viel zu hoch !"

bemerkte der

Pfarrer. „ Dann nehmen Sie an , ſo viel Sie wollen !" rief Jener ärgerlich und drehte dem geiſtlichen Herrn den Rüden zu . Sodann verſicherte dieſer Mann auch, er habe von dem

Königreich zu

Hannover noch

fordern , könne aber

weshalb er die Frankfurt im

einhundert Millionen Louisd'or

ſeine Befriedigung nicht erlangen ,

Vermittelung der Nationalverſammlung

Noch Hunderte derartiger Scenen geehrten

zu

Jahre 1848 beanſpruchte.

Leſern mittheilen , wenn

ſtehende Raum

und der

könnten

der

wir unſeren

uns zur Verfügung

vor Augen

liegende Zweck dieſes

Werkes es uns nicht unterſagten . Auch im

Herzogthum

des neunzehnten Stammbaum

Gotha tauchte im

zweiten Drittel

Jahrhunderts ein Waderbarth auf, der ſeinen

ebenfalls bis

zu dem

Feldmarſchall zurüd das

tirte. Auch dieſer Mann ſcheint nur ein „ eingebildeter“ Graf geweſen zu fein . Friedrich damaligen

Chriſtian's Geiſt foll, nach dem

engliſchen

Geſandten

am

Urtheile des

Dresdner

Hofe, Sir

Charles Williams, nicht fehr ausgebildet geweſen fein , fon durch feinen unglüdlichen

litten haben. Chriſtian

7

deru

Körperbau unendlich viel ge

Dieſe Erſcheinung iſt nicht auffallend. Friedrich

hatte

ein vorzüglich gebildeteg Herz, und es ift

Thatſache , daß zwei Hauptfaktoren meinſchaftlich eriftiren verfloſſenen

können .

im

Bilden

Menſchen

nicht ge

wir zurück auf die

Jahrhunderte oder Jahrtauſende, ſo werden wir

überal finden , daß diejenigen , welche man auf dem

Gebiete

der Politik einen großen Geift nennt , nur ein kleines Herz 17 Bertraute Gefdichte. Samſen . 2. Bb.

258

beſeſſen haben. Herz. der

Von

-

Friedrich Chriſtian

der wirklichen

Aufſpeicherung

beſaß

aber

ein

großes

Bildung ſeines Geiſtes,*d. h . von

wiſſenſchaftlicher

Kenntniſſe

in

ſeinem

Kopfe," hat Williams nicht geſprochen, wie er ſolche auch nicht gemeint haben

kann.

Daß

er

in der

Konverſation kleine

Fehler gemacht hat, iſt an und für ſich ganz unbedeutend, da dergleichen ſich

auch wirklich

große Geiſter zu Schulden

kommen laſſen . So ſoll er z. B. einſt an der offenen des Hofes

die naive Frage vorgebracht haben , ob

möglich ſei, auf einem können .

Landwege nad

Tafel

es nicht

England kommen zu

Dieſe Frage beweiſt aber noch gar nichts.

Einmal

1

kann

der, der fich immer mit Gefühlsfachen beſchäftigte , in

dieſem

Augenblick mit ſeinem

Geiſte ganz wo anders geweſen

fein , und hatte die Frage, weil er vernahm , daß man von einer Reiſe nachy England ſprach, ohne zu denken , vorgebracht; zum

andern aber mag auch noch mancher

Undere denſelben

Verſtoß begehen , der ſonſt ganz tüchtig in der Wiſſenſchaft iſt; denn Geographie wird bei der Ausbildung der Schüler

1

1

noch heute nur als ein Nebenſtudium Am

gehandhabt. Auguſt III. geſtorben

5. October 1763 war

Friedrich Chriſtian hatte, wie es an demſelben In

und

gewöhnlich geſchieht; noch

Tage die Regierung von Sachſen übernommen .

Bezug auf die polniſche Königskrone haben wir ſeine

Anſichten ſchon dargelegt, die eben nicht von einer Befdhränkt heit ſeines Verſtändes zeugen .

Er hatte mit klugem

erkannt, daß die Bewerbung um

die polniſche Königskrone

für ihn ein höchſt gewagtes Unternehmen

ſei und das auch

nicht den geringſten Erfolg 'in Ausſicht ſtellte. hatte zu deutlich ihren Willen an

Blicke

den

Katharina II.

Tag gelegt und befaß

Macht und Mittel , dieſen Willen zur Geltung zu bringen . Was konnte

Friedrich Chriſtian , der einen vollſtändig zer

259

rütteten Staat übernommen , in der

Beſchlüſſe

rufftjchen

ſeiner Ohnmacht gegen die

Kaiſerin

vorbringen ?

Er

konnte

proteſtiren , freilið ! allein er ſáh ein , was heute viele kluge Männer nicht einſehen wollen, daß proteſtiren und ſich lächer: lich machen ein und daſſelbe iſt.

Wer proteſtirt , hat keine

Madht, ſonſt würde er nicht proteſtiren, ſondern interveniren . Sehr weiſe erklärte er , daß er die Krone Polens annehmen würde, wenn man ihn dazu aufforderte. Maria Antonia konnte bei ihrem

präſumtuöſen

Charakter

ſich mit der vernünftigen Ruhe und Kaltblütigkeit ihres Ge mahls nicht einverſtanden erklären ; gar zu gern hätte ſie kurfürſtlichen

ihrer

Krone

Sie fandte deshalb auch

auch eine königliche

an ſämmtliche Höfe Europas

Geheimen Erſuchsſchreiben , ihrem

konnte .

Armee

als

im

Gemahle die polniſche Krone

zu verſchaffen , und forgte dafür , daß fächſiſchen

beigegeben .

eine Vermehrung der

etwas Abgemachtes

betrachtet werden

Dies Alles war jedoch ohne irgend welchen Vortheil

für ihre Neigung, Königin von

Polen werden

zu wollen .

Die Kabinete der europäiſchen Staaten waren zufrieden , daß endlich wieder der Frieden eingekehrt war und hatten ent ſchieden

keine Luſt, ſich

für die Intereſſen

von

Neuem

noch

die Vermehrung des fächſiſchen

in

einen

Krieg

zu

der Kaiſertochter

verwickeln .

Was nun

Heeres anbelangt,

gar ſo

war auch darauf für den Augenblick nicht zu rechnen , weil alle Kaffen erſchöpft waren , die Mehrkoſten alſo nicht gedeckt werden

konnten , und weil endlich

unheilvollen

ſiebenjährigen

die Volkszahl durch den

Krieg eine außerordentliche Ver

minderung erfahren hatte und eß ungemein

ſchwierig werden

mußte , wenn man nicht anderen

der bürgerlichen

Geſellſchaft ſchaden zufinden .

Zweigen

wollte, die erforderlichen

Nicht bloß die überaus precären

Rekruten auf

Verhältniſſe Eu 17 *

260

ropas, ſondern felbft das Schidſal ſtellten fich der Erfüllung Maria Antonia's Wünſchen und Hoffnungen entgegen . Der Kurfürft bekam

im

und ſtarb ſchon am

Monat Dezember 1763 die Kinderpoden 13. deffelben Monats an hinzugetretenem

Schlagfluß. Friedrich

Chriſtian

hinterließ

vier

Söhne und

zwei

Töchter :

1. Friedrich

Auguſt , Kurprinz.

2. Karl, eben ſo gebredjlichen Körpers , wie der Vater, und deshalb der Liebling der Mutter. Starb 1781. 3.

Anton , welcher 1827 zur Regierung fam .

4. Marimilian , deſſen

Sohn der noch regierende König

Friedrich Auguſt II. iſt 5. Maria Amalta, vermählte ſich mit dem von

Herzoge Start

Zweibrücken und ſtarb 1831 .

6. Maria Anna , welche

Jahre 1820 ſtarb .

fich

nicht vermählte und

im

1 VII.

Prinz

Xaver ,

als

Adminiſtrator

Satſins . 1

(1763 — 1768. )

1 Dré i z e hate $

Kapitel.

Prinz Javers Jugendjahre. - Der verderbliche. Cinfluß ſeiner Mutter . Die Erzieher Die Spannung zwiſchen ihm und Friedrich Chriftian . des Prinzen Lader. Sein Generaladjutant Marcheſe d'Agdolo. · Cint Blick auf die fünfjährige Wirkſamkeit des Adminiftrators. - Die Aur fürftin -Wittme. Der Murprinz Friedrich Auguſt war bei dem eingetretenen dreizehn

Tödé feines

Vaters

Friedrich

ſo plöglich

Chriſtian

erſt

Jahre alt, alſo noch unfähig , die Krone Sadſens

auf ſein Haupt zu feßen .

Um

die Regierung ſeines Vater

landes zu übernehmen , war das erreichte achtzehnte Lebenda jahr, der Zeitpunkt ſeiner Volljährigkeit, nothwendig , und da er dies noch nicht war , ſo mußte

das Reich

unter

die Adu

miniſtration eines andern fächſiſchen Prinzen , und wenn ein Solcher nicht vorhanden

geweſen wäre, unter eine aus mehs

reren Perſonen zuſammengefegte Regentſchaft geſtellt werden . Es befand fich nur Einer in Sachſen , der'vermöge ſeiner Geburt ein

Recht und eine Pflicht zugleich hatte, die Vors

mundſchaft über den Kurprinzen und die Verwaltung Sach ſens zu übernehmen , und dieſer Eine war der Prinz Xavet,

262

Vaterbruder des Kurprinzen . Liebling

ſeiner

Mutter

Prinz Xaver war ein beſonderer

geweſen , um

deffetwillen

fie

alle

Künſte der Ueberredung angewendet hatte, ihren älteſten Sohn , den foeben verſtorbenen Kurfürſten , zur Verzichtleiſtung auf die Krone Sachſens und zum veranlaſſen .

Stand zu

Eintreten

in

den

Was ihr entſchieden

geiſtlichen

nicht gelingen

wollte und ſie mit allen Künſtgriffen und Intriguen

nicht

hatte erlangen können , das ſollte jegt von dem Schickſal, wenn► auch nur theilwets, zur Erfüllung gebracht werden . Prinz Xaver konnte zwar nach den zur Zeit beſtehenden Ver hältniſſen nicht regierender Kurfürſt, doch regierender Prinz von Sachſen werden, was in der Hauptſache; auf, eins hinaus läuft. Prinz Xaver war vom Schicfal fowohl hinſichtlich ſeiner Körperformen , als auds der Bildung ſeines Geiſtes nach. ſehr der

bedacht worden .4. Der Unterricht,

vortheilhaft

Theil geworden , hatte ſich zwar

bis zu ſeinem

Jahre nur auf Tanzen , Reiten ,

Fechten

die Natur batte ihm

ſchränkt, allein

verliehen , daß er ſpäter Kindheit von

ſeinen

ihm

zu

fechszehnten

und Schießen

be

ſo viele ſeltene Gaben

alles das nachholte , was in ſeiner

Zu

verſäumt worden war .

Erziehern

der Zeit, von welcher wir augenblidlich reden , alſo in ſeinem ſechszehnten

Jahre , hatte er noch nicht einmal die gewöhn

lichen Regeln des geſellſchaftlichen Tones inne; er machte ſehr häufige Verſtöße gegen malige engliſche des Issarts

die Etiquette , ſo

daß , wie der das

William , behauptete , Mr.

Geſandte , Sir

ganz empört" über ſein Benehmen war.

Der Einfluß , welchen feine Mutter auf ihn

Neidid , mißgünſtig, zuweilen ſeinen

ſchon

*

betrachtete er

1

nirgend zu verkennen . boshaft,

geübt, war

ohnehin

Bruder Friedrich Chriſtian ; er ſtand ihm

im

ſogar

unglüdlichen Wege, wie er

-

von

ſeiner Mutter

263

-

oft genug gehört hatte; wäre

derſelbe

nicht geweſen , dann würde er Kurfürſt von Sachſen geworden jein. Seine Mutter bliďte mit Stolz auf ihn und hatte ihn

dadurch ſelber ſtolz, hochmüthig und bartherzig , über direkten

haupt zum macht.

Man

Gegentheil von

genirte: fich

unterhalten , daß man Bruder

ſein

Friedrich Chriſtian ges

nicht, dieſen Stolz

ihm

dadurch

Friedrich Chriſtian

werde nicht nur nicht hei

rathen , ſondern auch unzweifelhaft, ſeines gebrechlichen pers wegen , ſchon

zu

als etwas Beſtimmtes einredete,

frühzeitig verſterben , wodurch

Kör

er dennoch

zur Regierung gelangen würde. Als nun aber der Kurprinz wirklich ſich zu vermählen gedachte, da traf ihn richt wie ein

dieſe Nach

Donnerſchlag ; fein Stolz empfing eine heftige

Erſchütterung und wochenlang konnte man ihn in einer höchſt niedergeſchlagenen Stimmung erblicken . ein wirklich am

Wäre Prinz Xaver

ſchlechter Menſch geweſen , dann würde die Welt

Hofe zu Sachſen ein Ereigniß erlebt haben , wie es an

andern Orten leider nur zu oft bereits vorgekommen iſt. Er war aber erſt durch ſeine Erziehung vom lichen

Rechtes abgewichen

Wege des natür:

und mußte auf denſelben

wieder

zurückkommen , fobald die Perſonen entfernt waren , die einen ſo bösartigen Einfluß auf ihn übten . # Prinz Xaver

hatte, wie es bei

Geburt beinahe nicht anders fein Jugend an leben .

Erziehung und

eine außergewöhnliche Neigung zum

Mit zwei

Jahren

ſpielte er

Trommel; wie er mit dieſen auch um

ſeiner

konnte, von ſeiner jüngſten Militair

ſchon mit Säbel und

Inſignien des Soldatenſtandes

dieſe Zeit ſchon abgemalt wurde. Zu feinem

hofmeiſter

wurde, mit

Militair,

ein

Rückſicht auf feine. Neigung zum

Soldat gewählt, nämlich

Baron von Forell.

Ober:

Dieſer zeichnete fich

der

Hauptmann

in dieſer Stellung

264

ſpäter daſſelbe Amt bei

er

daß

fo vortheilhaft aus,

dem

älteſten Sohne Friedrich Chriſtians übernehmen mußte. Nach prinzlicher Erzieher 'bei Xaver

Abtritt fungirte als

Forells

Franz, Graf von Bellegarde, ein Fran

der General Johann

zoſe von Geburt, deſſen Sohn

fich als

öfterreichiſcher Feld

marſchall und Gouverneur von Galizien zu Anfange dieſes Jahrhunderts berühmt gemacht und der ebenfalls die Stel lung eines kronprinzlichen Gouverneurs bekleidet hat.

Dem

Grafen von Bellegarde folgte in der Funktion eines Hof Johann Karl von Blod .

meiſters des Prinzen Xaver Generaladjutanten

beim

Prinzen

Xaver war ein geborener

Italiener, der Chevalier d'Agdolo, ernannt worden . war Oberſtlieutenant im

Zum

Derſelbe

Schweizerregiment.

Agdolo, welcher fich ,, Aloysius Pierre Marchese nannte, war der Sohn eines kurfächſiſchen Refi

d'Agdolo denten in

Im

Venedig.

Jahre 1756 , gleich zu Beginn des

1

ſechszehn oder ſiebzehn

fiebenjährigen Krieges, trat er, kaum in

Fahre alt, polniſchen

ein

fächſiſches Ulanenregiment ein , das den Kommandeur' hatte .

Schiebell zum

Oberft von

?

Schon

nädſten

im

Dresden gebracht, um behauptet im

Jahre wurde er

ſchwer verwundet nad

hier ſeine Heilung abzuwarten .

Man

Allgemeinen , daß die Italiener von Natur aus

jeder Offenheit fremd ſeien .

Wir haben

keine Verpflichtung ,

hierüber eine erſchöpfende Unterſuchung anzuſtellen ; nur fo viel glauben wir, daß die damals lebenden Deutſchen obiger. Anſicht zugethan waren .

Denn während der Marcheſe d'Aga

dolo, krank an ſeinen Wunden , in man ihm durch

Dresden ſich befand, warf

vor , daß er der Verfaſſer einer Schmähſchrift - fei,

deren

Inhalt der

jädfiſche Hof und

Damen , beſonders die Gräfin Geißelhieben

regalirt wurden .

von

die fächſiſchen

Rutowska , mit ſcharfen

Was Wahres

oder Falſches

265

-

an dieſem Gerücht war, das wiffen wir nicht; es iſt auch nie aufgeklärt worden . Der :Marcheſe : d'Agdolo

war

ein

ſchöner Mann

und

keineswegs ein Gegner der Damen , namentlich aber hatte ihm die genannte Gräfin Louiſe Amalie von Rutowska nie einen Anlaß

fo derben

zu einem

Angriff gegeben .

Der Gemahl

dieſer Dame war ein natürlicher Sohn Auguſt des Starken . spot Frau von Rutowska hatte foeben

ihre Toilette beendet,

als eine junge

Aus der gegenſeitigen

Dame zu ihr eintrat.

Begrüßung konnte man fofort entnehmen , daß fie Freundin nen waren ,

mit

17

,, Ei, der Tauſend! fo frühe ſchon ?" fragte die Gräfint. „ Ich habe Dir eine Neuigkeit zu überbringen ," perfekte die andere Dame Kleinlaut ; „ nur weiß ich noch nicht recht, 1

+

wie ich beginnen foll." , „ Du machſt mich ängſtlich, Emmeline,“ Andere; „ ſprich, iſt meinem Nein , aber Dir !"

N Mir ? -

unterbrachy die

Gemahl ein Unfal begegnet ?"

Du ſcherzeſt! .. Joh bin wohl und munter."

„ Ich fcherze nicht.

Du biſt wohl und munter, das al

lerdings ; aber man hat gewagt. Dich bloß zu Die Gräfin von

ſtellen !"

Wort hervorzubringen .

Rutowska: vermochte vor Schred

kein

Die junge Dame feſt anſehend , be:

merkte fie endlich : !!! „ Ich will nicht hoffen , daß Du einen böſen Scherz mit mir treibft!" :" 3 is 't Hat Emmeline von Vieth dies jemals ſchon gewagt ?" .?

Mein, nein ! das iſt richtig, doch ſage, was giebt's ?"

"

Du kennſt doch den Mardeſe d'Agdolo 84

Allerdings. ,, Er hat ein

kleines Büchelchen geſchrieben , in welchem

266

er alle Damen meinem 1,:

des Hofes , beſonders aber

Geſpött preisgiebt.

Vieth der Gräfin von

den

dem

allge

Hier iſt das Pasquil.

Bei dieſen Worten überreichte

verfaßte Schrift .

Dich

Fräulein Emmeline von

Rutowska die angeblich von d'Agdolo

Die Dame las mit immer größer werden :

Aerger, und als fie- endlich

riß fie wüthend das Buch trat es mit Füßen.

ihre Lektüre: beendet hatte,

entzwet, warf es zu Boden

und

Fräulein von Vieth war erſchrocken einige

Schritte zurückgetreten.. !!!! \;Emmeline," nich

rieffie endlich mit hochklopfender Bruff,

gebe Dir mein Wort, daß ich dieſen heimtüdiſchen Mar

theſe erwürgen würde, wenn ich ihn hätte !"

1

,,Nicht doch ! er iſt ein ſehr ſchöner Mann !! ; ) „ Wenn er wageni: ſollte; fich jemals hier wieder feben zu laſſen , dann werde

ich ihn

durch meine Leute die Treppen

hinunter werfen laffen !" 1Wie ein Lauffeuer hatte ſich in den höheren Streifen der Geſellſchaft die Nachricht verbreitet , daß der Marcheſe der Verfaffer der Schmähſchrift ſei ; und doch ſcheint dies mehr, als zweifelhaft zu ſein ! cheſe, wie ſich

Fräulein von Vieth liebte den Mar

ſpäter mit Beſtimmtheit heraus geſtellt hat,

und Saffelbe wurde auch von der Gräfin von Rutowska be hauptet.

Emmeline hatte

Mittheilung aus dem

feinen

bei Ueberbringung der verhaßtent

andern

Zwed ,

als

eine

Nebenbulerin

Felde zu ſchlagen , was ihr, wie wir noch ſehen wer

den , nicht einmal gelang. Bis dahin , wo ſie der Gräfin von Rutowska den Marcheſe als neg andern

Menſchen

Verfaffer nannte, war noch kei

Verdacht auf dieſen

Mann

gefallen .

Jegt allerdings machte dieſe Entdeđung die Runde durch alle Salons.

Biele glaubten

gemeinhin der Fall ift.

daran , Viele auch nicht, wie dies t

!

267

Emmeline von Vieth, zufrieden mit dem

Erfolg, den ſie

erreicht zu haben glaubte, entfernte ſich bald nachher und fuhr zu

dem

Marcheſe d'Agdolo.

Es

daß er Damenbeſuch empfing; denn ſagen will, eine geſuchte Waare. auch bereits vom

fam

nicht ſelten vor,

er war , wenn man ſo Er fannte das Fräulein

Hofe aus , wo ihr Vater

eine der höheren

Stellen einnahm . Fräulein

von

Vieth bat natürlich erſt um

Entſchuldi

gung wegen ihrer Aufdringlichkeit, wie ſie ſagte, allein, fügte fie hinzu , man habe am ſtand in den mert ſei.

Hofe davon geſprochen , daß ſein Zu

legten ' vierundzwanzig Stunden ſehr verſchlim

Der Marchefe, einerſeits durch die

welche er erregt zu

Theilnahme,

haben ſich einbildete, anderntheils

aber

auch durch die Anweſenheit einer ſo ſchönen Dame, wie Fräu lein von Vieth in der ſchmeichelt.

That war, fühlte ſich ungemein ge

Er ſagte, indem

er Emmelinens Hand an ſeine

Lippen führte, was ſie mit einem

ſüßen Beben

auch gern ge

ſchehen ließ : „ Alo jo denkt man doch an den armen d'Agdolo ? " ;, Fräulein von Vieths Antlig röthete fich, indem ſie halb leije ſtotterte : Man denkt an Sie , aber nicht mit ... Liebe ..." „ Wie," rief d'Agdolo ftaunend, „ ich will nicht hoffen , daß

1

man mich haßt ?" „ Verdienen Sie denn dieſen Haß nicht ?" line, ihre großen die Damen

Augen auf den

fragte Emme

Marcheſe heftend. : ,, Ja ,

des Hofes haſſen Sie.“

Ah,“ ſagte der Marcheſe gedehnt, was die Damen an : betrifft, ſo bin ich vollſtändig überzeugt, daß dem nicht ſo ift.“ In dieſen Worten

lag

eine gewiſfe Ueberlegenheit , die

268

d'Agdola über

die Frauen

errungen

zu

haben

glaubte und

worüber ſich die ſchöne Emmeline ärgerte.

Wenn Sie Sich nur nicht täuſchen ..." entgegnete fie mit Ironie. von

„ So dürfen Sie Sich z. B. bei der Rutowska nicht wieder ſehen laſſen ."

Gräfin

„ Sie gerade wird am Wenigſten ſich zu meiner Gegnerin erflären . " Sie ſagte mir ," ſprach Emmeline von Vieth gedehnt und nachdrucksvoll , Domeſtiken die

daß ſie entſchloffen ſei , Sie von ihren

Treppen hinunter werfen zu laffen ."

Das war denn doch etwas zu ſtark für den hißigen Sta: Er kräuſelte feine Stirn und fragte jegt erſt , was er

liener.

ſchon längſt hätte thun follen , nach der Urſache des allgemei nen Haffes .

Fräulein von Vieth

nige mit , was wir

ſchon wiffen .

theilte ihm

hierauf dasje

d'Agdolo durchfchritt in

großer Aufregung fein Zimmer, blieb dann vor ſeinem

Beſuch

ſtehen und ſagte : „ Ich kenne den

Inhalt der in Rede ſtehenden Schmäh

ſchrift und verſichere Sie, daß, wenn ich auch nicht deren Autor, ſo doch mit demſelben vollſtändig einverſtanden bin . Sie

dies

der

Gräfin

von

Rutowska

und

Sagen

fügen

Sie

noch hinzu , daß ihre Aeußerung ihe theuer zu ſtehen kom men foll. " Emmeline von Vieth war ſo feſt davon überzeugt, ihre Nebenbulerin verdrängt zu haben , daß der innerliche Triumph , welchen ſie darüber empfand, auf ihrem Antlig deutlich aus Mit der den Frauen eigenthümlichen Leichtig fie den Marcheſe in Bezug auf ſeine wirklichen

geprägt war. keit fuchte

Geſinnungen gegen

die

Damen auszuforſchen und beſonders

darauf hinzuwirken, daß er eingeſtehe, es gäbe Ausnahmen und daß ſie eine dieſer Ausnahmen ſei.

Ungeachtet die Männer in

269

der Regel auf einer weit höheren die Frauen , ſo werden

geiſtigen Stufe ſtehen , als

ſie doch nicht ſelten von den Leşteren

So auch der Marcheſe d'Agdolo . Emmeline von

überliſtet.

wollte ; ja , er

haben

Vieth hatte ihn bald , wohin fie ihn

ging noch viel weiter, als eß, mindeſtens für den Augenblick , ihrer ſchlauen

in

niederrollen , um

Berechnung lag .

Wir laffen

Vorhang

den

eine Scene zu verdeden , die zu delicat iſt,

als daß wir ſie unſern Lefern näher mittheilen können .

Nur

fo viel wollen wir hinzufügen , daß Emmeline von Vieth, als ſie den geliebten Marcheſe heute wieder verließ, von ihm das Verſprechen

empfangen hatte , fich mit ihr ebelidy verbinden Geheimniß

und die Ehe ſelbſt als ein Nicht im

ſten Stunde vielleicht ſchon einer andern ſprechen

betrachten zu wollen .

Entfernteften dachte ſie daran , daß er in

geben

Dies

konnte.

Dame daſſelbe Ver allerdings

geſchah

der näch

auch noch

nicht ſo raſch ; allein nach Verlauf von einigen Wochen , nach dem

beinahe fchon

ſeine Wunden

vernarbt waren , geſchah es

dennoch, und zwar zu einer Dame, welche Fräulein von Vieth glücklich beſeitigt zu towska . einem

Beide

haben glaubte, nämlich zur Gräfin Rua ſtanden

Perſonen

ſchon

ſeit langer

Zeit in

vertrauten Verhältniß, und d'Agbolo, welcher auf den

Tod des Grafen von Kutowski (peculirte , um Wittwe zu vermählen

und

dadurch

ſich mit deſſen

ſeine Verbindungen

bei

Hofe zu erhöhen , durfte nicht geduldig deren Ungnade über fidh ergehen laffen .

treffen , welche er auch fand.

1

ſammen zu

Er ſuchte eine Gelegenheit, mit ihr zu

ziemlich leicht, fich von dem odiöſen Schmähſchrift zu

Es gelang ihm

Verdacht der Autorſchaft jener

reinigen

und ihr von Neuem

1

Geſtändniß ihrer unwandelbaren Liebe abzugewinnen..

das !!

9 Wie wir wiſſen , hatte der ſtebenjährige Krieg erſt bez gonnen .

Der Marcheſe d'Agdolo

durfte deshalb , wenn

er

-

270

nicht der Feigheit befchuldigt werden wollte , nicht müßig

in

Dresden zurückbleiben . ' Von ſeinen Wunden vollſtändig wie der hergeſtellt, eilte er zum

Prinzen Xaver, welcher fich gerade

in Frankreich befand, um wegen eines nachhaltigeren Beiſtan des dieſes

Verbündeten zu

unterhandeln .

Er hat während

des Krieges nichts Ausgezeichnetes geleiſtet.

Im

Jahre 1764

ſtarb endlich der Graf von Rutowski, und ſeine Wittwe ſtand keinen Augenblick an , ihr dem Verſprechen einzulöſen . fchob verſchiedene zum

Marchefe d'Agdolo gegebenes

Zwar weigerte er ſich anfänglicy und Theil ſehr unbedentende Gründe vor;

als, aber die Wittwe Friedrich Chriſtians , Maria Antonia, fick ins Mittel legte und mit ihrer Ungnade drohte, da mußte er in den

ſauren Apfel " beißen , wie er ſagte.

blieb übrigens ein

öffentliches Geheimniß , die in

der Kurfürſtin -Wittwe geſchloſſen worden . weigerte felbſt

Die Rutowska ver

die Veröffentlichung dieſes

da fie dadurch an ihrem

Die Ehe

der Kapelle

Einfluß und in

kirchlichen ihrem

Aktes,

Range bei

Hofe nur einen Verluſt erleiden konnte . Zur nämlichen Zeit, wo der Marcheſe fich mit der Gräfin Rutowska

vermählte;

heiratheter er auch Emmeline von Vieth , was zwar nicht.fo allgemein , doch immer ſo weit bekannt wurde, daß ſeine Ehe mit derſelben keinem zu ihrem nämlichen

Zweifel unterlag.

Code Gräfin

Die Erſte blieb bis

von Rutowska , die Legte bis zu

Zeitpunkt Fräulein von Vieth .

dem

Auffallend iſt nur,

daß dergleichen Erſcheinungen nicht öffentlich zur Sprache ge bracht wurden . Mit Frau von Kutowska lebte d'Agdolo nicht

1

glücklich ; man ſagt ſogar, daß er ſie geſchlagen habe.

Wenn

dies wahr iſt, dann iſt ihr die oben erwähnte Aeußerung, fie werde ihn von ihren Leuten die Treppen hinunter werfen laſſen allerdings theuer genug zu ſtehen gekommen . Die Vieth hat er bis zum

Tode innig geliebt.

--

271

,t

Nach Beendigung des uſtebenjährigen Krieges, unter der

Adminiſtration des Prinzen Xaver, ward d'Agdolo zum Major im

Schweizerregiment: ernannt ;. 1768 , wurde

lieutenant und Generaladjutant Xavers. ters' in der nächſten 19. Der

ſpä

Periode, auf ihn zurück. Dit

Prinz Xaver nahm

rühmlichen

er Oberſt

Wir kommen

an

dem

ſiebenjährigen Kriege

Antheil, und zwar kommandirte er als franzöſi

ficher Generallieutenant meiſt nur jächfiſche Truppen , welche die preußiſchen Waffen , zu deren Tragung fie von

Fuedrich II.

gezwungen waren , verlaffen hatten und bei der Armee Frank reicheto eeingetreten waren .

In

jener beſonders

für Sachſen

fo: unglüdlichen Krieggperiode hatte Xaver" auch einmal Ge= legenheit, die Univerſitätsſtadt Göttingen zu Rektor::der Univerſität fungirte Abraham

belagern .

Als

Gotthelf. Käſtner,

und als Solcher mußte er , Xavers Anſicht nady, vielen Ein fluß nicht nur auf die academiſche Jugend , fondern auch auf die Bürgerſchaft haben .

Da derſelbe nun überhaupt ein ge

borner Sachſe war; forglaubte der Priuz um

fo.seher auf

die Befolgung einer Befehle von ſeiner Seite rechnen zu können . & r ließ denſelben deshalb auffordern , alles Mög liche zu thun , daß

die Webergabe der Stadt ſchnell erfolge,

da er dieſelbe fonſt aushungern als. lein

laſſen müßte.

Käſtner , der

höchſt wigiger Mann bekannt war, antwortete dem

Abgeordneten : des Prinzen Xaveri Ich habe keine

toy's

di

59

do

nottie

ſo große Macht , wie der Prinz anzu

nehmen ſcheint; denn ich beſiße kein militairiſches Amt, und als Rektor der Univerſität ſteht mir kein Recht zu , mich in die

Kriegsangelegenheiten zu miſchen . - Was nun endlich

das Xushungern

betrifft

fünfjährigen Stellung

in

10 habe

ich

Leipzig als

in meiner Profeſſor

272

fovorzügliche Vorarbeiten zum Verhungern gemacht, daß mir dies jeßt nicht fo fd wer werden wird!“ Abraham bern

Gotthelf Käſtner, von einigen Geſchichtsſchrei

audy Käßner , doch mit

27. September 1719 in

Unrecht , genannt, war am

Leipzig geboren . Seinen Unterricht

erhielt er theild von Privatlehrern , theils von ſeinem felbft, der

ebenfalls Profeffor in Leipzig war.

vielerlei, beſonders aber und Mathematik. dentlichen

Im

Jurisprudenz, Philofophie, Phyſik Jahre 1746 wurde er zum außeror

Profeſſor ernannt und ihm

ausgeworfen .

1756

zum

1765 ward er von Großbritan

Hofrathe ernannt.

der Umſtand, daß kaum

eine kleine Penſion

berief ihn Göttingen als Profeffor der

Naturlehre und Geometrie. nien

Vater

Gr ſtudirte

er, nachdem

Merkwürdig war bei Käſtner er bereits Student geworden ,

das Einmaleins kannte und das Addiren

ihm

unge

mein ſchwer wurde, während er in allen übrigen Gegenſtän Er iſt nicht den ſeinen Altersgenoſſen weit voraus war. blos durch ſeine hervorragenden Kenntniffe febaften , ſondern auch durch ſeinen rühmt geworden , wodurch

in

den Wiffen

unerſchöpflichen

Wig bea

er ſich allerdings manche Unan

nehmlichkeit zugezogen hat. d So hat ihm 3. B. nie die Antwort vergeffen

der Prinz Xaver

können, welche er dieſem

in

Göttingen gab , und wer weiß , wenn er Gelegenheit gehabt hätte,

ob

er

ihn

hätte fühlen laffen.

nicht

feine Ungnade

Käftner ſtarb am

recht

empfindlich

20. Juni 1800 .

One Ungleich beffere Reſultate erzielte der Adminiſtrator Sacha ſens in

ſeinem

geworden war. wo man

Vaterlande, als Er übernahm

dies

ihm

auswärts möglich

die Regierung zu einer Zeit,

fich nicht entblödete, feine Unzufriedenheit wegen

der bisherigen

Verwaltung an

irgend ging, trug er dem

den

Tag zu legen .

allgemeinen Volkswillen

Wo es

die gebüh

273

Rechnung; wenn

rende

derſelbe

aber mit

feinem

eigenen

ſympathifirte, dann ganz beſtimmt und ohne die geringſte Rüdficht zu zeigen. Dieſer Fall fand auch in Bezug auf den Grafen von Brühl Statt. Derſelbe war, wie wir wif ſen , am

28. October

1763 ſeinem

königlichen Herrn in die

Ewigkeit gefolgt. Kurfürſt Friedrich Chriſtian hatte wäh rend der wenigen Wochen , die Brühl unter ſeiner Regierung noch dem

lebte, denfelben

gütevoll behandelt , wie fich dies von

edlen Herzen dieſes Fürſten

ließ.

Nach ſeinem

auch nicht anders erwarten

Tode übernahm

Prinz Xaver die Verwal

tung Sachſens und war von vornherein darauf bedacht, ſeinen Haß gegen den Grafen Brühl zur Geltung kommen fen .

Er ließ

zu laſ

deffen fämmtliches hinterlaſſene Vermögen mit

Beſchlag belegen und ſeşte eine beſondere Rommiſſion nieder, der er es zur Aufgabe machte, zu unterſuchen , inwieweit fich Brühl Schulden

habe

Veruntreuungen

kommen laffen .

und

Unterſchlagungen

zu

Mag der Prinz bei der Mitglie

derwahl zu dieſer Unterſuchungscommiſſion nun zu ſchnell zu Werke gegangen fein , oder hatte

der Zufall

gerade Freunde

des verſtorbenen Miniſters in dieſelbe gebracht, oder waren von den Erben Brühls Beſtechungen vorgenommen , oder endlich war Brühl wirklich unſchuldig ; genug, das Ergebniſ der Unterſuchung ſtellte keinen Evidenz heraus.

einzigen Betrugsfall bis zur

Man mußte die Sequeſtration der Brühl':

ſchen Güter und deffen ſonſtiger Hinterlaſſenſchaftwieder aufhe ben und ſah ſich zu der nothwendigen Erklärung genöthigt, daß es fchiene , als habe der Graf von Brühl ſeine ungeheuren Reichthümer nur der Freigebigkeit ſeines Fürſten zu verdan ken . Die Sequeſtration hatte bis zur Regierung des näch ften Kurfürften gedauert , bis zum Jahre 1772 . Es will

1

uns alſo bedünken , als habe Prinz Xaver alles Mögliche 18 Vertraute Geſchichte. Sadſen. 2. Bd.

274 ſonſt würden

verſucht , einen

Betrug herauszufinden ,

die Brühl'ſchen

Güter noch unter feiner Adminiſtration wie Im

der frei gegeben worden ſein.

Uebrigen find noch heute

der inzwiſchen preußiſch gewordenen Niederlauſit be

die in

findlichen

und geſchichtlich berühmt gewordenen Herrſchaften

Troß der gegen

Brühl.

Befiße eines Grafen von

Pförten und Forſta im

in

denn

Brühl

von

des Grafen

die Erbſchaft

Ausführung gebrachten Maßregel blieben die Sachſen

einer bedenklichen Stimmung , ſo 1

fah ,

im

fich

daß

brachte er

in

genöthigt

Xaver

Jahre 1765 eine Polizeicommiſſion

Dies ſchien ihm

in

errichten .

zu

aber noch nicht ausreichend zu fein .

1766

der Ständeverſammlung den Antrag auf Bee für die drei nächſten

willigung von 24/2 Millionen

einander folgende Jahre vor , auf daß er endlich im

hinter Stande

fich befände, die Armee auf einen entſprechenden Fuß zu brin = Der Landtag verweigerte die Bewilligung aus Rück

gen .

ficht für die ſchon weit um unruhigen

fich gegriffene Verarmung und

fächſiſchen

Gemüther des

war indeß ein Mann , der

Volkes.

keinen Spaß

Prinz Xaver

verſtand.

Er ließ

den Sißungsſaal der Abgeordneten militairiſch beſeßen, was bis jegt nicht 'mal unter den Königen von Polen Einer ge Alle Welt war empört ! der alte und der neue

wagt hatte.

Adel war dergeſtalt entrüſtet , daß mehrere von ihm , z. B. der

Baron von Fritſch, Sachſen verlaffen wollte.

der Baron von die Sache

in

Fritſch

der

Und wenn

fo Etwas thun wollte , dann muſste

That ſehr bedenklich

ſein.

Fritſch hatte

nicht blos bei Abſchließung des Hubertsburger Friedens mits Auftrage ſeines Souverains uns gewirkt und denſelben im .

terzeichnet, ſondern er war auch ein Liebling des zuleßt ver Der Graf Johann Georg Kurfürſten geweſen .

ſtorbenen

Friedrich von

Einftedel

legte ſofort ſeine Stelle als Kabis

-

275

netsminiſter nieder und zog fich genden Güter zurück . des

vormaligen

der erſt im

auf ſeine in der Lauſiß

lies

Der Graf Einſiedel war der Sohn

Oberhofmarſchalls

Hans

Georg

Einſiedel,

Jahre 1745 gegraft wurde. Ein Neffe von ihm

wurde unter der ſpäteren Regierung Friedrich Auguſt’s Pre mierminiſter.

Troß alledem

mal gefaßten in

ließ ſich

Xaver von ſeinem

ein

Vorſag nicht abbringen .

Jahre 1767 trat der Prinz Xaver mit der Gräfin

Im

Kilara Spinucci in eine morganatiſche Ehe. Diefelbe war als Hofdame bei der Kurfürſtin -Wittwe Maria Antonia angeſtellt.

Jahre

Im

1768

Chriſtians volljährig

wurde

der

und empfing aus den

Dheims die Regierung Sachſens. mehr in

Sachſen

resgehalt von längeren

Aufenthalt

ihm zwedgemäßer zu Im

auf, um 1796

Händen

feines

Dieſer, welcher nun nichts

Thalern

nach

Italien .

Nach

Jah einem

hierſelbſt reifte er mit ſeiner Gemahlin , von Lauſiß nannte, nach Paris , was

ſein fchien , weil er franzöſiſcher General

Jahre 1792 ſtarb ſeine Gemahlin .

Gleich

ſich zu zerſtreuen , eilte er abermals nach

dar

Italien .

begab er fich zurück nach Sachſen und verbrachte die

legten und

Friedrich

zu thun hatte, begab fich mit einem

70,000

welche fich jeßt Gräfin

war.

älteſte Sohn

Jahre feines Lebens Zabeltig , auch

auf ſeinen

beſuchte er

oft feine. Villa

welche in

der Nähe Dresdens liegt.

undfiebzig

Jahre alt.

Aus feiner

Gütern

1806

Elſterwerda Bidachwiß ,

ſtarb er , fecha

Ehe mit der Gräfin Spi

nucci ſind ein

Sohn und fünf Töchter hervorgegangen.tr Der Sohn des Prinzen Xaver, bekannt unter Graf von

Zabeltiß

oder

auch

Chevalier

de Saxe , nahm

ruſſiſche

Militair-Dienſte und begab fich dann auf Reiſen nach

Ita

Hier lernte er die Maitreſſe Friedrich Wilhelm

II.,

lien .

Königs von

Preußen , Gräfin von Lichtenau , tennen , und 18 *

276

ſterblich

wurde ſo

in

fie verliebt, daß er ihr eine förmliche zweiten

Liebeserklärung ſchriftlich zukommen ließ , die fie im Theile threr

Vertheidigungsſchrift, als man

fie

nach

dem

Tode ihres königlichen Geliebten auf die Feſtung Glogau ge ididt , ſelber veröffentlicht hat und welche nahe an Ueber ſpannung ſtreift. Die Gräfin von Lichtenau , eine Tochter des Waldhor niſten Enke, und ſpäter um einen Vater für die könig lichen Kinder zu erhalten an einen gewiſſen Rieß verhei rathet, der eheliche Anſprüche indeß nicht hatte, muß in

der

That von ausgezeichneter Schönheit geweſen ſein ; denn zu der Zeit, wo der Chevalier von Sachſen fie kennen lernte, hatte ſie

bereits

die vierziger

Jahre

ihres Lebens erreicht.

Ob das Liebesverhältniß zwiſchen dieſen wirklichen

beiden Perſonen zum

Ausbruch gelangt iſt , darüber fehlen

die Beläge;

wenn man jedoch erwägt, daß die ſchöne Gräfin

Wilhelmine

a von den

Lichtenau , ein weiches, gutmüthiges und für fremde Let ſehr empfängliches ·Herz

beſaß , ſo

läßt fich

dies kaum

bezweifeln . Im

Jahre

1799

trat

der Chevalier von Sachſen

ſicilianiſche, und 1801 in ruffiſche Dienſte. trat ein

Ereigniß ein , daß in feinen

den Chevalier war. befand fich außer dem

Folgen

In einer Geſellſchaft am

Um

in

dieſe Zeit

entſcheidend für ruſſiſchen Hofe

Chevalier von Sachſen auch der Fürſt

Tſcherbatow , welche Beide wegen eines galanten Abenteuers don feit längerer Zeit auf geſpanntem auf den

Einige

Chevalier abzielende Neußerungen des Fürſten

nen dieſem

beleidigend zu ſein.

das ging jedoch nicht mehr , als $ .

: . Kindern

ſchie

Indeß , wohl bedenkend , wo

er ſich befand, verſuchte er , feinen

laut pon

Fuße lebten.

Unmuth

zu beherrſchen ;

der Fürſt Tſcherbatow

fprady. ſprach.

Der

ganz

Chevalier von

277

Sachſen

trat ſchnell auf ihn

und gab ihm lichen

Nacht

folgte ihm

zu , nannte

eine gewaltige Ohrfeige. reiſte

derſelbe von

ihn

Noch

Tepliß , an der böhmiſchen Grenze, ein. zwiſchen

Beiden ;

der

Gegend von

Es fam

zu. Erör:

Einer war ſo trokig, wie der

Andere , und die Folge davon war ein Duell, in der Chevalier von Sachſen und von ſeinem

kump

der näm

Petersburg ab ; der Fürſt

und holte ihn bei Auffig , in

terungen

einen in

vom

welchem

Fürſten von Ligne ſecundirt

Gegner getödtet wurde.

Nach dem

„ AU :

gemeinen Anzeiger der Deutſchen “ vom Jahre 1829 ſoll der Mörder des Chevalier von Sachſen nicht der Fürſt Dider batow , ſondern ein ruffiſcher Graf Subow t'Von

den

fünf Schweſtern

vermählte ſich die Eine mit dem Zweite mit dem dem

Prinzen

Herzog von

Niario

zu

Prinzen Altieri, die Vierte mit dem

Wenn

als ein

der Prinz Xaver

Esclignac, die

fich auch

Marquis Maſſini

Patrizi.si Allgemeinen nur

im

Despot präſentirt hat und Sachſen

konnte, ſeiner Regentſchaft

ſein .

Rom , die Dritte mit

und die Fünfte mit dem Marquis von goat

geweſen

Chevalier von Sachſen

des

zufrieden

fein

ſo bald als möglich entledigt zu

werden ; fo darf man doch keineswegs des vielen Guten ver geſſen , daß er während ſeiner fünfjährigen

Verwaltung ges

ſtiftet hat. Mit der für Dresden erwähnten

Polizei - Rommiſſion

Sanitäts-Kollegium kultäten

eingeführten und von uns bereits hatte

er

zugleich

errichtet, das mit den

Leipzigs und

die

Verpflichtung , nicht blos

vornehmlich die Geſundheitspflege zu überwachen. · Xaver

ein

Wittenbergs die oberſte Behörde im

Medizinalweſen des Kurfürſtenthums bildeté. dem

auch

mediziniſchen Fa

hatte

zu

Es hatte außer

entſcheiden , ſondern beauffichtigen

das Sanitätskollegium

und zu in

drei

278

Bezirke eingetheilt : in den

Dresdener, Leipziger und Witten

bergiſchen . Zum Erſtren gehörten der meißener, erzgebirgiſche, vogtländiſche und neuſtädtiſche Kreis , ferner die ganze Ober lauſiß und die Grafſchaft Henneberg ; 'dem

Zweiten waren

Streis zugewieſen , und der

der thüring'iche und der Leipziger

Dritte umfaßte den Kurkreis und die Laufiß .

Die Aerzte, wozu

Wundärzte 1., 2.und 3. Klaſſe (Barbiere), auch Apotheker ge hörten , mußten

fich, wenn

dem

Sachſen niederlaſſen fie außer

Fall, daß

die daſelbſt übliche Prüfung beſtanden hatten ,

Landes

neuen

einem

in

ſie ſich

und prakticiren wollten , felbft in

hier

Eramen unterwerfen , bevor ſie zur Ausübung Dieſes Sanitäts- Kollegium

ihrer Runft zugelaſſen wurden .

mußte auch alljährlich ein Mal, und wenn nöthig, wiederholt eine Reviſion der Landes - Apotheken vornehmen

und nöthig

ſcheinende Maßregeln gegen etwaige Afterärzte ergreifen oder mindeſtens der Staatsbehörde unterbreiten , da es ſelber eine eigene Gerichtsbarkeit nicht hatte. Nach

der

für Dresden

eingeſeßten Polizei- Kommiſſion

+

follten

ſpäter in den

und die

Provinzen

Polizeiverwaltung den

giſtraten abgenommen

werden.

ähnliche

Inſtitute gegründet

Amtshauptleuten

Prinz-Adminiſtrator der Polizeikommiffion vornehmlich auf die in

haben und

nügend und überzeugend darthut,

fchaffen .

Staate nüglich

daß

Juden

Jeden , der nicht ge er mit

ſei, ſofort über die

Auf dieſe Weiſe hoffte

der

gab , ging dahin,

großer Anzahl vorhandenen

ein aufmerkſames Auge zu

ſchäfte dem

und Ma

Ein Specialbefehl, den

Prinz Xaver,

ſeinem

Ges

Grenze zu ſein Vater

land von den jüdiſchen Schwindlern , Wucherern und Schache rern , die fich in

großer Menge in allen Schichten

der fächs

fiſchen Nation bewegten , zu befreien . Der von Xaver beabſichtigten Vermehrung der fächſiſchen

279

Truppen haben wir früher ſchon gedacht.

Nebenbei gründete

er eine Artillerieſchule und gab die Direction davon an den Oberſtlieutenant von

Fröden , ein

offizier der damaligen

ausgezeichneter Artillerie

Zeit, der das

Verdienft hat, tüchtige

Offiziere gebildet zu haben . 23. Dezember

Gefeßlich mußte Xaver die Regierung am 1768 den Händen

des

übergeben ; auf

jungen Kurfürften

15. Des

Andringen des legtren geſchah dies jedoch ſchon am zember. Maria Antonia, Gemahlin

des verſtorbenen Kurfürſten

Friedrich Chriſtian und Mutter Friedrich Auguſts , war ſchon während der zweimonatlichen Regierung ihres Gemahls eif rigſt bemüht, in die Regierungsgeſchäfte thätig mit einzu Hätte

greifen .

Friedrich

Chriſtian

würde

gelebt, ſo

länger

ihr dies auch wahrſcheinlich gelungen ſein . Sein Tod ſepte ihren desfalſigen Beſtrebungen ein Ziel. Unter der Admi niſtration des Prinzen

Xaver wollte ſie Anfangs zwar eben

falls an der Regierung fich betheiligen , doch konnte es

gewünſchten Reſultate zu gelangen .

mit aller Entſchiedenheit, daß eine Frau Staats allein

führen .

Natürlich

welcher Zeit

Xavers , in

genug

ſei, dieſelbe

war Maria Antonia

nicht zufrieden ; auch wurde ſie durch die niſtration

Er erklärte ihr

zur Regierung eines

untauglich und er ſelber Mann zu

nicht gelingen ,

Charakter dieſes Fürſten

despotiſchen

bei dem zu dem

hiermit

fünfjährige Admi

ſie nicht den

geringſten

Einfluß auf die Regierung hatte , von der unheilvollen Mitregentin werden in

zu

ihr

wollen , nicht geheilt.

Idee,

Wir werden

der Folge noch Gelegenheit haben , auf dieſe Angelegenheit

zurüdzukommen . Wir gedenken derſelben

auch hier nur vor

übergehend und zwar nur deshalb, weil ſie hauptſächlich ihren Sohn Friedrich Auguſt veranlaßte, den Prinzen Xaver noch

280

vor der Zeit von ſeiner Funktion als Adminiſtrator zu ent binden .

Es waren nur noch acht Tage bis zu dem

mäßigen

Zeitpunkt der

Niederlegung

allein auch dieſe acht Tage dauerten wann

jedoch hierdurch

Auguſt war den ſamen Augen

Adminiſtration ;

ihr zu lange.

Sie ge

nicht das Mindeſte , denn

Friedrich

Beſtrebungen ſeines Dheims mit aufmerk

gefolgt und hatte daraus gelernt, daß nur aus

einer Selbſtregierung etwas erzielen

der

geſeka

Erſprießliches für den Staat zú

ſei.

!!

*

VIII.

Friedrich

Auguft

HI.,

(Friedrich

Auguſt,)

erſter König von Sachſen . ( 1768 – 1827.) , Bierzehates fa pite I. Friedrich Augufts Jugend. Der Graf Camillo von Marcolini. Friedrich Augufts Inftruktoren . Beſchreibung einer Reiſe des königlichen Prinzen Clemens. Maria Amalia Augufte von Bweibrücken . Ihre Die Hur Dermählung mit Friedrich Auguft. Grauungs- Ceremonien .

fürftin von Sachſen und ihr Friſeur.: - Bericht des Herzogs von Lauzun . Katharina II. von Rußlands Anſicht über die Sittlichkeit der Kurfürſtin von Sachſen . Kurfürft Friedrich Auguſt. III. welcher ſpäter als König von Sachſen Friedrich Auguſt ſich nannte, war am cember 1750 geboren .

Sachſen

ſeufzte damals

23. De

ſchon

lange

unter der Brühl'ſchen Willkürherrſchaft, deſſen ungeachtet aber ſich

*

Ob ſie

ſeine Vertreter ſtets eine außerordentliche Mühe, hin

dieſen

reich , mächtig und glänzend zu

erſcheinen .

Zweck erreicht haben , bezweifeln wir;

aber, es geſchah.

Some

gaben

nach außen

Schon

die Taufe des

genug

jungen Kurprinzen

ward äußerſt feſtlich begangen . Um das Glanzvolle' derſelben zu

erhöhen , wurden Franz I. und Maria Thereſia von Defter

reich , die Staiſerin

Eliſabeth von Rußland, die Wittwe des

282

1

Kaiſer Karls

III., Maria Amalia, die Könige Georg II. von

England ,

Ludwig

Großvater

des

XV. von

Frankreich

und Auguſt

III .,

Täuflings, eingeladen , Pathenſtelle bei dem

Kurprinzen zu übernehmen .

Der päpſtliche Nuntius Archinlo

verrichtete die kirchliche Handlung. Friedrich Auguſt war ſchwächlich gebaut, dadurch ſchüch tern und haltungslos.

Um

dieſen Zuſtand zu beſeitigen , der

für die Folge gefährlich zu werden drohte, da der Prinz nicht einmal im Stande war, einen Berg hinauf und herab zu ſteigen , geſellte man ihm einen jungen Italiener als Pagen bei.

Dieſer

Jüngling war der im

Kirchenſtaate

ſtammt von altem Sohn

Jahre 1739 zu

geborene Graf Camillo

Marcolini.

Fano im Derſelbe

italieniſchen Adel und war als der jüngſte

ſeines Vaters gänzlich ohne Vermögen .

Seine äußere

Bildung , fein geſundes Urtheil und fein grades Weſen , ver bunden mit jener feinen Biegſamkeit des nen

ihm

deffen

Italieners , gewan

bald die -Zuneigung des Kurprinzen .

Als er ſpäter

Tod erfuhr, (prach er die wichtigen Worte :

Wohl oft genug mag id

wegen meiner An

hänglichkeit an Marcolini getadelt worden

ſein , 1

aber man hat es nicht gewußt und nicht bedacht , dieſem Manne duldig war!

**

wie viel ich

Er war

ja mein einziger Vertrauter in meiner Jugend und blieb mir bis ins höhere Alter ftets treu erge: ben ;

ja , er hat mir gleichſam

erft das

Geben ge:

lehrt , denn ich war in meiner Jugend fo verwöhnt und verna dhläffigt worden , daß ich mich z. E. nicht getraute , felbſt gen .

eine Anhöhe: auf- und abzuſteis da Marcolini tangeleitet

Wie oft hat mich

those

und mir Vertrauen

auf eigene Kraft eingeflößt. "

Camillo Marcolini wurde beim

Austritt aus dem

Pa

283

genhauſe Kammerjunker, blieb fortwährend in Hofdienſten , erhielt endlich die bedeutende Stelle eines Kämmerers , wo durch mehrere Hofftäbe und die Galerien Leitung kamen .

Mit dem er das

unter feine oberſte

Range eines wirklichen

Rathe

erhielt

wurde

Generaldirektor der Künſte

Directorat der

geheimen

Porzellanmanufaktur,

und

Tunſtacademien

in

Sachſen , Oberſtallmeiſter und endlich Kabinetsminiſter , ohne jedoch als Staatsſecretair einem geſegt zu

beſonderen Departement vor:

ſein .

Wie Friedrich Auguft ſich von ihm hatte leiten König.

lafſen , ebenſo

Seit dem

ſchon

achtete er ſeinen

als Kurprinz Rath noch

als

Tode des Miniſters Gutſchmid hatte kein

Miniſter in dem Grade die perſönliche Achtung und das Ver traue feines Fürſten beſeffen , wie Marcolini. Um ihn herum bildete ſich daber ; wie dies bei einem Günſtlinge ge wöhnlich zu erſten

geſchehen

pflegt, ein

beſonderer Hof; und die

Sivil- und Militairbeamten ſloffen

fich dem

ebenſo

flugen , als gewiſſenhaften und mächtigen Günſtling an . Der um

Graf Marcolint war viel

zu

flug und rechtlich,

ſeine Macht jemals zu mißbrauchen .

Er ſcharrte freilich

ein nicht unbedeutendes Vermögen zuſammen , wenn wir aber bedenken ,

daß

ſo können

wir dies nur als natürlich bezeichnen , namentlich

er die

einträglichſten Staatsämter bekleidete,

wenn wir hinzufügen , daß er keineswegs zu

den

Verſchwen

dern gehörte. Während ſeiner Funktion als fächfiſcher Staats beamter waren ſeine Häuſer, welche er in

Dresden beſaß , von

jeder Einquartirung verſchont, was in Bezug auf ſein

Ver

mögen , da die Kriegslaſten damals nicht unbedeutend waren , nicht ohne Einfluß : fein tonnte. Außerdem aber erbte er alle ſeine Brüder vor ihm

1

aud , da

ftarben , die Herrſchaft

Fano, wo er das Licht der Welt erblict hatte.

Marcolini,

284

obgleich ein höchſt ehrenwerther Charakter, hatte dennoch man dhen Feind.

Dadurch

kam

es auch , daß man

nach ſeinem

Tode ſeine Erben zwang , wegen der Befreiung von Kriegs = laften , welche ihm

zu

tende Abgabe von der

Theil geworden : waren , eine bedeu Erbſchaft an

den

Staat zu

zahlen ,

was unbedingt als ungerecht bezeichnet werden muß . .“

Marcolini haßte jede Ungerechtigkeit ; er fannte die Mens

ſchen und behandelte ſie ohne Günſtlingsſtolz; mit gutmüthi ger Würde.

In Verſprechungen war er außerordentlich ſpröde,

ſpröder in

man

indeſſen

Bewilligungen .

diefem

Landsleute (die

Einen Hauptvorwurf. muß

1

noch

Manne machen , nämlich , daß er ſeine

Italiener) beſonders bevorzugte und fich zu

weilen unter den Einwirkungen der Geiſtlichkeit beugte .

Von

Napoleon , den er, wie Einige verſichern , nicht aufrichtig

er

geben war , erhielt er den Orden der Ehrenfegion ; von

feia

nem

Fürſten

den Orden

der Kautenkrone ; vom

1

Hofe den St. Andreasorden .

Einen trauen

ruſſiſchen

auffallenden Beweis von dem

unbegrenzten

Zu

ſeines Fürſten giebt auch der Umſtand, daß z.' B. die

Porzellanmanufaktur unter feiner Direktion einen

jährlichen

Zuſchuß von 5000 Thalern brauchte, die Stutereien ebenfalls nicht ohne namhafte Beihilfe aus Staatskaſſen erhalten wer: den konnten und ihm dieſe Verwaltungen dennoch nicht abs genommen wurden . Marcolinis Geſchäftskenntniß war bloße Erfahrung.

Er beſaß

auch

keine genauen

Kenntniſſe

von

Sachſen und dem ſächſiſchen Rechte ; und ebenſo war er auf den Gebieten der Literatur und der Kunſt beinahe ganz fremd und zeigte nur ein geringes Intereſſe. In allen Dieſem ver ließ er ſich auf das Gutachten Derer, die ſein Vertrauen bes ſaßen . So war der Mann , welcher zum

erſten Begleiter des

-

. 285

Kurprinzen

Friedrich Auguſt gewählt worden war, und wenn

dieſer ſpäter jene Worte fagte, welche wir vorſtehend citirt haben , beſonders aber, daß der Graf Marcolini ihn erſt lau fen

gelehrt habe, ſo hat dies ſeine vollkommene Richtigkeit.

Marcolini, wenn er auch keine beſonders hervorragende Fä higkeiten

befaß , hatte doch

ſo

vielen natürlichen Verſtand ,

einzuſehen , daß die erſten Eindrücke der

Jugend maßgebend

für das ganze übrige Leben ſeien , und daß fürſtliche Tugen den

eingelernt werden müſſen .

gen fein

Er richtete vor allen Din

Augenmerk auf das Phlegma und die Unbeholfen

heit des jungen Prinzen .

Phlegmatiſch und unbeholfen

kein

das Volk unter

Regent ſein , wenn

darf

ſeiner Regierung

nicht untergeben , mindeſtens verkommen fol .

Er trieb

ihn

deshalb an , fich viel in

der freien Luft zu

bewegen und ſich

nur in

eines

bedienen .

feltenen

Fällen

Wagens zu

Dieſe

Anordnung war höchſt nothwendig und mußte von ſegensrei dhen

Folgen

ſein .

Keiner der kurfürſtlichen

fidy in Dresden auf den Straßen

Familie zeigte

anders , als zu Wagen ; ge

laufen wurde felbſt auf kleinen Ausflügen nur ſelten , und wenn

es geſchah , nur wenig ; kein Wunder alſo, wenn da der

Menſch das Laufen verlernt, und Friedrich Auguſt III. die Behauptung aufſtellt, der Graf Marcolini habe ihm Laufen lichen

gelehrt. Auch verſuchte Camillo feinem Freunde Geſchmack an

wandtheit und Stärke feinem

erſt das

jungen fürft

der Jagd beizubringen , um Körper zu geben .

Ge

Wenn , wie

es nicht anders ſein konnte, der Prinz dann zuweilen erklärte , er könne nicht weiter , es ſtrenge ihn zu ſehr an u . f. w ., dann fagte Marcolini lächelnd, daſs der Menſch Ales könne, was er wolle, und daß in dem Willen allein nen

läge.

ſchon das Kön

Auf dieſe Weiſe wurde Friedrich Auguſt ſo zu

fagen , ſpielend darauf hingewiefen , daß

der Menſch

ſeiner

286

Straft vertrauen müſſe.

eigenen

Er war damals zwar noch

ſehr jung, als das Brühl'ſche Regierungsſyſtem

das allein gel

tende in Sachſen war , dennoch ſah er das Verderbliche defa ſelben ein , und nahm

ſich ein Beiſpiel an ſeinem Großvater,

wie man nicht regieren muß. Die

Eindrücke, welche die

Jugendjahre des Menſchen

1

empfangen , ſind entſcheidend für das ganze künftige Leben , befoders wenn der junge Menſch zu denken angehalten wird, wie dies

bei Friedrich Auguſt III. der Fall war.

Für ſeine

Erziehung wurde auch auf das Beſte geſorgt dadurch, daß man ihm

den Abbé Victor und ſpäter den Schweizerhaupt

mann

und geheimen Rath Baron von

gab .

Die erſten

pfing er von lehrte ihm

Anfangsgründe in

Forell zum

Erzieher

den Wiſſenſchaften

der bekannte Schreibemeiſter Gans, deffen ſich der

Prinz noch in ſeiner Stellung als König von Sachſen erinnerte, namentlich (chriften daß man Wirkung ben fei.

em :

Johann Baptiſt von Merlo und das Schreiben

wenn

ihm

eingehändigt wurden .

ſchön

oft

geſchriebene Bitt

Er pflegte dann

zu

ſagen ,

fähe, wie das Beiſpiel des Landesvaters nicht ohne auf den

Schreibeunterricht

des

Volkes

geblie

Geſchichte, Geographie und neuere Sprachen trieb er mit Eifer und entwickelte

eine nicht alltägliche Fertigkeit in die

ſen Gegenſtänden ; am meiſten zeigte ſich ſein Genie aber in der Muſik , von der er ſowohl praktiſch, als auch theoretiſch ungemein

viel verſtanden hat.

Auch beſchäftigte er ſich ne

benbei noch mit ſogenannten Lieblingsſtudien ; ſo z. B. lernte er in Pillniß das Oculiren viel mit

der Botanik zu

der Bäume, machte fich überhaupt thun.

Ein

ziemlich offenes und

wahres Urtheil über Friedrich Auguſt III. finden wir in Schrift, welche im

Jahre 1814 unter dem

einer

Titel: „ Darſtel

! 287

lung der königlich fächfiſchen Regierung nebſt eine Scizze zur beſſeren Organiſation der Staatsver: waltung ,“ erſchien . "12:16

Darin heißt es wörtlich :

Hätte Sachſens Regent in feiner Jugend eine zu einem

Regenten mehr geeignete

Erziehung, als die der

Jeſuiten

in

Prag genoſſen , hätte er mehr die Welt geſehen und dadurch

1

mehr Welt- und Menſchenkenntniß erlangt, fo würde er bei vielen

ſeinen

Talenten einer der erſten Regenten in der

Geſchichte geworden ſein ; ſeine in ſo vielen ſchwierigen

Fäl:

len gezeigte ſcharfe Beurtheilungskraft , fein außeror dentliches

Gedächtniß , fein

guter Charakter , feine

Liebe zu den Wiſſenſchaften , haben ihn ſtets den beſten Entſchluß faſſen laſſen , wo er ohne Vorurtheil handelte und mit eigenen Augen

Freilich war feine erſte

ſah.

Erziehung nicht gemacht, einen Regenten zu bilden , noch we niger geeignet, ſeine'angeborene Heftigkeit des Charakters nach den Umſtänden zu mäßigen u . ſ. w ." it .

Der Verfaſſer dieſes Sitates verſteht unter Ausbildung

zum

Regenten

die

praktiſche Einarbeitung deſſelben

in

die

Staatsgeſchäfte , wozu Friedrich Auguſt allerdings keine Ges legenheit gehabt und wie es ſcheint, auch abſichtlich durch In triguen ſeiner Mutter davon hat wohl zu einem

felten ein

fern gehalten wurde.

Dagegen

Regent eine beſſere theoretiſche Bildung

Regenten gehabt, als er.

Die Grundlage, das wiſſen

wir, legte Kammillo von Marcolini; und Sachſen hat einzig und allein nur dieſem ſcher vor allen

Dingen

Manne zu verdanken , daß fein Herr zu

einem

Menſchen

gebildet war,

Wenn auch nicht abgeleugnet werden kann , daß zu genden

den

Tu

eines Königs mehr als Liebe zu ſeinen Unterthanen

gehört , fo fann

doch aber auch wiederum nicht abgeleugnet

werden , daß ein Fürſt ohne dieſe Liebe, und wäre er der tas

288

lentvollſte Menſch der ganzen Welt, ſein

Volt niemals wirk

lich glücklich machen und ſtets nur ſein eigenes

Intereſſe vor

Augen haben wird. Mit der Uebernahme der Adminiſtration Sachſens durch Xaver

Prinzen

den

Unterricht in erworben

ihm

ertheilten

bleibende

Verdienſte

Der Eine dieſer Männer war Chriſtian

haben .

Gotthilf von Gutſchmid , ein Mann der anfänglich in Theologic, ſpäter aber in Jahre

Im

Dresden

1758 ward

berufen

er als Hof- ' und Juſtizrath nach

bekannten geheimen Die

beigegeben .

Halle

Leipzig Rechtswiſſenſchaft ſtudirte.

und Behufs Abſchließung

ger Friedens dem ſtenten

Rur

bei

bei dem

Staatswiſſenſchaften

den

dem

zwei Männer

Funktion , welche fich

in

prinzen

traten

des Hubertsbur

Rath Fritſch als Affi bedeutenden

Urtheile über dieſen

1

Allgemeinen

Staatsbeamten ſind ſehr verſchieden , wenn ſie im

auch darin übereinſtimmen , daß er etwas Ausgezeichnetes ge leiſtet habe.

So machen

ihm

z. B. Einige

den

Vorwurf

daß er mehr Advokat, als Sachwalter geweſen, alſo dem Meiſten gedienet habe, von dem

am

er das Meiſte empfing ; vor

nehmlich aber , daß er den Adel über die Maßen

begünſtigt

habe. Der Zweite der kurprinzlichen Inſtruktoren war der Kammerherr von Burgedorf, ein Mann von edlem 'und un: etgennüßigem nem

Fürſten

Charakter, der, wie Gutſchmid, ſpäter von zum

Miniſter ernannt wurde.

fet=

Beide waren

proteſtantiſcher Religion und mag dieſer Umſtand nicht ohne Einfluß auf das Gemüth des Surprinzen geblieben feinem ihm

ſein ; denn

Beichtvater Herz hatte er entſchieden unterſagt, mit

nie über andere, als religiöſe Angelegenheiten zu ſprechen . Friedrich

Auguſt

häufig vorkommen .

III. war

ein

Fürſt, wie

ſie

nicht

Wie er nie den Grundſaß der ſtrengſten

289

Rechtlichkeit verleugnet hat, ebenſo hat er ſtets wahrhaft vä terliche Geſinnungen gezeigt und nie etwas unternommen oder gethan , was mit dem geſtanden hätte .

iſt während

darum

Wohle ſeines Volkes

Heilig war ihm feiner

kein Machtſpruch, kein

in Widerſpruch

die Gerechtigkeit, und

ganzen

langen Regierung auch

Eingriff in fremde Rechte

gefdheben , es müßte denn der einer Begnadigung gewe ſen

ſein .

Heilig

war ihm

ſeine Fürſtenpflicht, und mit der

anhaltendſten

Thätigkeit, mit der gewiſſenhafteſten

keit, mit der

edelſten Mäßigung hat er ſie erfüllt.

Pünktlich Unter

Auflegung eigener großer Entbehrungen wendete er zu

öfte

ren Malen Schulden vom Lande ab, und verminderte lieber die Steuern

der Nation , als daß

er ſie erhöhte , weshalb

er auch erklärte : Ein Fürſt dürfe fein Intereſſe der getreuen

dem

ſtellen ! nem

Intereſſe nie

Unterthanen entgegen

Dieſen Wahlſpruch hörte man nicht blog aus feia

Munde, fondern man

ſah ihn auch von ſeinem Kopfe

ausführen . Friedrich Auguſt hatte mit Hilfe des Grafen von Mar colini es auch verſtanden , ſeine Zeit gehörig jedes

Geſchäft mit

der

pünktlichſten

Auf dieſe Weiſe gelang es ihm was andre Fürſten von ihren dadurch Kenntniß Volkes zu

von

gewinnen .

und

auch , Vieles ſelbſt zu

thun,

Beamten verrichten laſſen , und

den geringſten Angelegenheiten

ſeines

Er begnügte ſich nicht allein , daß er

überall felbft thätig eingriff, ſondern um nendem

einzutheilen

Ordnung abzuwickeln .

dies auch mit loh

Erfolg thun zu können , verſäumte er nie , fich vor:

her die gehörige Information aus den betreffenden Documen ten

und Akten zu

verſchaffen .

Daher kam

es auch , daß er,

wie man zu ſagen pflegt, überall zu Hauſe wat und daß es beinahe unmöglich ſchien , ihn Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.

zu

hintergehen . 19

Auch

in

290

Bezug auf ſeinen Haushalt zeigte er dieſelbe Genauigkeit und Wirthſchaftlichkeit, und wenn man behauptet, daß die Leştere ſehr gut den Unterthanen als ein nachahmunggwürdiges Beis ſpiel hingeſtellt werden konnte , fo iſt man eben Nach

nur gerecht.

der Vergrößerung ſeiner Macht und ſeines

trachtete er

nicht, denn

er wußte , daß

Anfehens

er dann aufhören

müſſe , Vater ſeines Volkes zu fein . So lange es irgend möglich war, wies von der Hand.

er jeden

Ländertauſch und Länderzuwachs

Ebenſo war

er ein

erklärter Gegner alles

1

Neuen , wenn dies Neue nicht zugleich beſſer , als das Alte war.

Wenn der Fürſt in ſolchen Wegen wandelt, kann es

unmöglich Unglüdliche unter ſeinem daß fie Böſewichter ſind . Um

Volke geben , es ſei denn ,

ſeine Zwecke überall und voll

ſtändig zu erreichen , hatte er in Bezug auf feine Beamten den Grundſag ausgeſprochen : ,, daß Jeder, welcher in den Staatsdienſt treten wolle, ſeine dazu erforderliche Fähigkeit und Geſchicklichkeit durch eine vorhergehende ſorgfältige Prüfung darthun müſſe." ; Und denen , welche die. academiſche Laufbahn wählen wollten , follte frühe ſchon eingeprägt werden : „ daß nur Geſchidlichkeit und Fleiß , keineswegs aber Geburt und Stand der Eltern oder Reichthum auf künftige Anſtellung gegründeten Anſpruch geben können .“ : Jeden Falls iſt Friedrich Auguſt III. einer der würdigſten Regenten feinen

Sachſens

Pagen und

worden .

geweſen

und

dies

hauptſächlich

durch

Jugendfreund Camillo von Marcolint ge

Hätte das Schickſal ihm

nicht dieſen

Edelen in den

Weg geſtellt, ſo würde er verkommen und ein unglücklicher Mann

geworden

machen

können und ſchwerlich würden dann die

fein ; er

hätte niemals

fein

Volk glücklich Intriguen

Marta Antonias, auf die wir ſpäter zurüdfommen , mißlun =

291

gen ſein .

Unzweifelhaft hatte man ihm mit wohlberechneter

Abficht den italieniſchen

Jüngling beigegeben , von der Vor

ausſeßung ausgehend , daß richtig dienen würde.

Die

ein

Italiener ihm

Folge hat den

ntemals Irrthum

auf

aufge

deckt, und Marcolini hat bewieſen , daß man auch unter ſei ner Natiort , wie überall nicht blos jalechte, fondern

auch

gute, edle und brave Menſchen finden kann . Wie ſonders

Friedrich Auguſts

Jugend begann ; fo würde, be Körperbau ,

ſchwächlichen

bets feinem

gelernt.

Seiner

Füße bediente man berichteten ,

fich nur auf kleinen Reifen , wie wir vorhin fchon nur in

und da auch

ein

geworden ſein ; ja, er hätte nicht

wirklicher Menſch aus ihm einmal richtig laufen

niemals

einer böchſt unvollkommenen

Weiſe.

Eine folche Reiſe beſchreibt, wie Vehfe fagt, der rheiniſche Antiquarius im Prinzen

Leben

Clemens ,

ähnlich waren , ſo

des nachherigen Kurfürften von

und da

Keiſen

dieſe

ſtehen wir keinen

Trier

alle untereinander

Augenblick an , dieſen

Bericht hier wörtlich wiederzugeben, derfelbe lautet : den 25. October 1765 langte der königliche Prinz

* Clemens, Biſchof zu Coadjutór zu

Freiſingen

Augsburg , zu

und Regensburg , auch

Dresden

an , wo er von

den

ſämmtlichen königlichen und kurfürſtlichen Herrſchaften auf das Zärtlichfte empfangen wurde. ?

den

12. November begleitete er den Kurfürften in

Geſellſchaft der

verwittweten Kurfürften , des

von Kurland (Prinz Karl

tors , des ehemaligen Herzogs von Sachſen ) und der beiden

königlichen

Eltfabeth und Kunigunde nach Freiberg, um zu befehen .

Vormittags um

Adminiſtra

11 Uhr langten

Prinzeſſinnen die Bergwerke ſte. bet dem

Kapferhammer vor Freiberg an , wo fie von der

General

Berg- Commiſſario und dem Oberberghauptmank famt viers 19 *

292

zig Hütten- und Bergbeamten zu Pferde in Parade-Habiten empfangen und nach dem

Kühſchacht geführt wurden , wo fie

den Berghauptman mit dem

Ober-Berg- und Hütten - Amte

antrafen .

Treibſchacht nebſt allen

von

fte den

Arten

getriebenen Erzen , wie auch in der Scheidebank alle

Arten um

Nachdem

von

Scheidewerk geſehen , langten

fie Nachmittags

2 Uhr in der Stadt an , ſtiegen bei dem

Berg-Com

miſſarius-Rathe Gellert ab , wo ſie fich die Bergmodelle, Riffe und Stufen

zeigen ließen , und erhuben fich

4 Uhr in das kurfürſtliche Logis, wo ihnen

gegen

der Adel, die

Offiziere, die Geiſtlichkeit und der Magiſtrat die unterthä nigſte Aufwartung machten . ben

ſie ſich um

tigen

Nachdem

ſie geſpeiſet, erhu

7 Uhr auf das Schloß, wo ſie den

Bergaufzug von mehr, denn

präch

1200 Bergleute mit

ihren Grubenlichtern und einer Menge Fadeln unter Trom peten- und Pauken -Schall , auch gewöhnlicher mit anſahen .

Bergmuſik

Sie kehrten hierauf wieder in das kurfürft

liche Logis , wo ſie an

einer Tafel von dreißig Rouverts

ſpeiften . Den 13. November beſaben fie früh die Poch- und Waſchwerke, worauf ſte fich nach der Grube Freudenſtein erhuben , wo ſie die für ſie verfertigten legten

Grubenkleider an

und dieſe Grube , welche artig erleuchtet war, be

fuhren , auch ſich die Operation beim

Grubenzuge , inglet

dhen das Kunſtwerk zeigen ließen .

Sie begaben ſich hier auf wieder in die Stadt und kehrten nach aufgehobener "

Tafel nach

Dresden zurück, allwo

viden 21., als am

Tage Mariä Opferung , der Prinz

Clemens das bobe Amt in wobei die geſammten

der katholiſchen

Kirche hielte ,

königlichen und kurfürſtlichen Herr

ſchaften zugegen waren ."

"

Trapy

293

,,Den 23. divertirten ſie ſich zuſammen

in der Ges

gend Langenbrück ( in der Nähe Dresdens) mit einer wilden Tag , der des Prinzen

Schweinsjagd und begingen dieſen Namenstag war , in Gala . „ Den ſten

3. Dezember erhuben ſich die geſammten höch

Herrſchaften nach Meißen , wo ſie die Porzellanfabrik

in

hohen Augenſchein

in

ihrer Uniform

nahmen und von

mit fliegenden

der Bürgerſchaft

Fahnen und klingendem

Spiel empfangen wurden . „ Den 5. früh begaben

ſie ſich außer dem

und der verwittweten Kurfürſtin

Kurfürften

auf den Königſtein , wo

fie fpeiften und alles Merkwürdige in Augenſchein nahmen , Abends 6 Uhr aber nach

Dresden zurüdkamen .

. „ Den

!

9.

Dezember reiſte

der

Prinz Clemens von

Dresden wieder ab und ging über Prag nach ſeinen Bis

thümern zurück ... So einförmig und geiſttödtend waren die Vergnügungen , welche

damals

Wenn

Friedrich Auguſt nun nicht in dem

am

Hofe zu

von Marcolini einen

ſo edlen

Dresden

ausgeführt wurden . Grafen

und ehrenhaften

Camillo

Freund ge

funden , fo würde auch er dem alten Schlendrian gefolgt und kein Segen

für ſein

Voll geworden

Etwa vier Wochen nach ſeinem

ſein . Regierungsantritte , am

17. Januar 1769 vermählte ſich der achtzehnjährige Kurfürſt mit Maria Amalia Auguſta von Zweibrücken , deren Bruder Marimilian

Joſeph erſter König von

Bayern

wurde;

ein

anderer ihrer Brüder war der Herzog Karl von Zweibrüden ,

1

der fünf Jahre darauf fich Friedrich Auguſts Schweſter, Maria Amalia, zu ſeiner Gemahlin erwählte. Auf dieſe Weiſe war eine doppelte Verwandtſchaft der Höfe Sachſens und Bayerns eingetreten .

Die

Trauung des kurfürſtlichen Paaves

vollzog

294

der Dheim

des Bräutigams, der ſchon einmal genannte Kur

fürſt Clemens von Trier.

Eine Beſchreibung dieſer feierlichen

Handlung aus der damaligen ,, Den 5.

Zeit lautet wie folgt:

Januar 1769 langte

3

der Sturfürſt von

Trier

zu Mannheim

an und nahmen die Vermählungs-Feſtivitäten

føgleich

Anfang.

ihrer

durchlauchtigſten fchaften

zu

fonderlich

folgenden

Tag " wurden

der

Federmanns Anſehn

ausgeſeßt, da

man

denn

den Schmuck von Edelſteinen bewunderte, womit

Ihro Durchlaucht von worden .

Den

Braut prächtige Kleider und andere Geräth

Nachdem

der hohen

auch

Landesherrſchaft beſchenkt

den 8. Januar der Pfalzgraf von

Zweibrücken , der durchlauchtigſten Braut Oheim , zu Mann heim

angelangt war, hatte der kurſächſiſche Geſandte , Graf

von Riaucour, noch dieſen worinnen Herrn , dem nahm den

er um

Abend bei demſelben

Audienz,

die durchlauchtigſte Prinzeſſin , von

Kurfürſten , die Anwerbung that.

ſeinem

Der Geſandte

hierauf den Charakter eines Botſchafters an , und hielt 10. feine feierliche Auffahrt bei Hofe mit großem

pränge, welcher Tag fowohl bei Hofe, als in Botſchafters ſehr feierlich begangen wurde.

dem Den

Ge

Hôtel des 16. geſchah

fowohl die Verzichtleiſtung, als die Auswediſelung der beider feitigen Heiraths- Kontrakte, und den 17. Abends die hohe Vermählung, wobei auf erhaltene Vollmacht der Surfürſt von

Pfalz

des durchlauchtigſten

Der Kurfürft von

Trier

Bräutigams Stelle vertrat,

verrichtete

den

hohen

Trauungs

Aktum , worauf der koſtbare Trauungs-Ring ſogleich in einer goldenen Büchſe durch den Oberft-Silber-Kämmerer , Baron von Sturmfeder , nad

Dresden

geſchict wurde. Nach der

Trauung erfolgte die Ceremonien - Tafel und der ſogenannte Faceltanz.

Den 18. frühe geſchahe die Abreiſe der neuver

mählten Kurfürſtin .

Den 25.

Januar 1769 betrat ſie die

295

kurſächfiſche Grenze und langte zu Plauen Namen des Kurfürſten von dem von

Forell, empfangen wurde.

an , wo ſie im

Konferenz-Miniſter, Baron Den

29. zu Mittag langte

ſie über Freyberg , bis dahin ihr der Kurfürſt den 28. ent gegen gereiſet und ſie zärtlichft bewillkommnet, zu Dresden an.

Der ganze Hof war in

fonen

von

dem

prächtigſter Gala, und alle Per

königlichen und kurfürſtlichen

kommneten ſie aufs Zärtlichſte. feierliche

Einſegnung von

dem

Gegen

Hauſe bewill

Abend geſchahe die

Kurfürſten

von

Trier, (der

ihr vorausgereiſt war), worauf die Ceremonien - Tafel, der Fackeltanz und die Heimführung folgte . Man brachte darauf etliche Wochen bei Hofe mit allerhand abwechſelnden Luſtbar keiten zu , und erkannte an der neuen Kurfürſtin den liebeng würdigſten

Charakter.“ ufu

Die Gemahlin des Kurfürſten Friedrich Auguſt zählte erft ſiebzehn

Jahre, war ſchön und liebenswürdig und fchien mit

unendlicher Zärtlichkeit und Treue an ihm zu hangen . Geduldig ſie mit ihm Leid und Freud und hatte ſich so ſehr

theilte

in ſeine Ideen und Anſichten hineingelebt , daß wohl ſelten oder

nie

dieſe

furfürſtliche.

eine

glücklichere Ehe vorhanden

durch getrübt werden erſtren

gewefen

Ihr beiderſeitiges Glück ſchien

iſt,

als

nur das

zu wollen , daß die junge Frau in

den

Jahren keine Ausſicht hatte, Mutter zu werden . Erſt

am

21. Juni 1782 , alſo nach einer bereits dreizehnjährigen Ehe, ſchenkte ihr Gott eine Tochter, welche die Namen Maria

Auguſta empfing und einziges Kind dieſer langen und glüct lichen Ehe blieb. Sowohl in den Hofkreiſen , als auch in den übrigen Schichten gewiſſes

des Sächſiſchen

Volks:machte ſich

jedoch ein

Mißtrauen gegen die Vaterſchaft Friedrich Auguſto

geltend, : wenn man

daſſelbe audi gradeweg nicht allzulaut

werden

Mißtrauensvotum

ließ.

Dieſes

full namentlich der

296

Friſeur, ein hübſcher , artiger Mann, veranlaßt haben .

Er

hatte täglich bei der jungen und liebenswürdigen Kurfürſtin dienſtlich zu thun und foll ſich mit ihr nachher auch noch in Privatverbindungen

eingelaſſen

haben .

Ob Wahres

hierin

liegt, iſt niemals recht aufgeklärt worden ; doch ſteht ſo viel feft, daß bei Auftauchung dieſes undelikaten

Gerüchts , das

auch der Kurfürſt erfuhr, der galante Friſeur verabſchiedet und kein neuer Friſeur männlichen nommen wurde. mahlin

ſich von

friſiren laſſen

Friedrich nun

Auguſt

an von

befahl, daß

ihrer weiblichen

ſeine Ge Bedienung

folle.

In den Memoiren längere

Geſchlechts wieder ange

Zeit am

des Herzogs von

Hofe zu

Dresden

fich

Lauzun , welcher

befand, leſen wir

folgende nicht unintereſſante Bemerkung, welche bei einer ge fdhidten Combinationsgabe wohl geeignet ſein dürfte , den vorſtehend erzählten Fall mit dem Friſeur zu commentiren . Der Herzog von Lauzun erzählt : „ Die Stadt und der Kurfürft ſind ebenſo traurig , als die Kurfürſtin bei ihr.

heiter

iſt.

Ich ſtand bald in großer Gunft

Die Vorſicht, mit der ich die Auszeichnungen , was

mit fie mich überhäufte, annahm , wurde von der Kurfürftin fehr gut aufgenommen . Sie glaubte nun , deutlicher ſprechen zu müſſen . An einem

Hoftage zog ſie mich in

eine Fenſter

niſche.

Für einen

Franzoſen

meinte fie zu mir,"-—

find

Sie weder galant, noch dreiſt genug! Als ich Nichts darauf erwiderte, fuhr fie fort: Man muß alſo erft Fragen an Sie richten , um nige Worte von

Ihnen zu

erhalten ?

ei

Ift. es denn möglich,

daß es an dteſem Hofe nicht eine einzige Frau Sie Ihre Aufmerkſamkeiten zutragen ?

giebt, der

297

Nichts iſt wahrer , als das , Madame! Und warum , ich bitte Sie ? Die Alten die

Jungen

führen mich



nicht in

Verſuchung und

haben bereits alle ihre Verehrer !

Ale ? Sie verſtehen

das nicht!

die keinen haben und die vielleicht

Ich kenne welche,

Ihre Huldigungen wün

ſchen würden , wenn Sie glauben könnten , daß dieſe auf richtig ſeien ! Rathen Sie einmal, ſepte fie hinzu , indem

ſie mich mit vielem „ Der

Ausdruck anſah .

Kurfürſt unterbrach

dieſe Unterredung,

auf die

man bereits zu achten begann , durch ſeine Annäherung.

Ich

war der Anſicht, daſs ich der Kurfürſtin

nicht einer zweiten

folchen Unterredung ausſeßen nach Berlin ab ."

reiſte von Dresden Bot

Der Ruf von Kurfürftin

dürfe und

der galanten Liebenswürdigkeit der neuen

erſtreckte ſich

rina II. fuchte für ihren

ſelbſt bis Sohn

im

nach

Rußland.

Ratha

Jahre 1771 eine Ges

mahlin und beauftragte mit der Wahl derſelben den Baron von Aſſeburg .

Derſelbe empfahl ihr eine Schweſter

der

fächſiſchen Kurfürſtin , allein die Staiſerin fagte darauf: „ Ich dieſe

1

muß

Parthie ausſchlagen , weil

die Aufführung

he

ihrer Frau.Schweſter keineswegs für ſie ſpricht!"

298

Fünfzehnte $

Ra pitë 1.

Erhöhung der Friedrich Auguft III. innere und äußere Regierung. Maria Antonia begiebt ſich auf Reiſen . Ihr Apanage ſeiner Mutter . Maria Antonia in der Marcheſe d'Agdolo. Aufenthalt in München . Eine Verſammlung Ein unnatürliches Projects der Kurfürſtin -Wittwe. Die Verhaftung d'Agdolo's. - Der Der Verrath . ihrer Hofdamen . Herr von Behmen General von Schiebell bringt ihn auf den Königſtein . und d'Agdolo. Neue Intriguen der Kurfürſtin - Mutter . Hewald . Hewald wird in Frankfurt am Main verhaftet und nach dem Mönigſtein gebracht. - Geheime Correspondenz zwiſchen dem Kurfürſten und d'Agdolo. Cod Maria Antonias . - Der Marcheſe flirbt.

*

Mit

derſelben

Auguft die

inneren

Ehrenhaftigkeit , mit welcher Verhältniſſe

Friedrich

ſeines Staates zu

lenken

und zu leiten bemüht war, verſuchte er auch nach außen hin aufzutreten , und hatte es ſich zur Aufgabe gemacht, da, wo ein freundſchaftliches Verhältniß nicht zu erzielen fet, minde ſtens ein neutrales zu erſtreben . Selten hat ein Regent fo vollſtändig ſeine ihm obliegende Pflichten erkannt und erfüllt,

1

Innern ſeines Reiches war Im wie Friedrich Auguſt III. er nkt hrä r Her , nur war er eß in anderer Weiſe, er unumſc als

Ludwig XIV . von

Frankreich ,

der

in

der

Frivolität

ſeines Uebermuthes ausgerufen hatte : „ Ich bin der Staat !" Daſſelbe wagte der Herrſcher Sachſens nicht auszuſprechen ! Er wollte nicht daß zu einem

der Staat allein

ſein , da er wohl wußte ,

Staate vornehmlich das Volk gehöre ; aber er

wollte die Seele deſſelben ſein und ſorgte mit allen ihm zu

299

Gebote ſtehenden Mitteln blieb .

Dies

konnte

Ginmiſchung in

er

dafür, daß

nur dadurch

dieſe Seele: fleckenlos erreichen , daß

die Regierungsgeſchäfte allerdings

er die

durch Andere nicht

duldete.

Er hatte

aber von

ihm . ſorgfältig geprüft, ehe er ſie dazu erhob . Dieſe

ſeine Rathgeber , ſie wurden

höchſt lobenswerthe Vorſicht hatte auch der Kurfürſtin -Wittwe, ſeiner Mutter , all

ihren Einfluß

geraubt , wenn man den

felben ' unter der Adminiſtration Xavers auch nicht als bedeus tend bezeichnen

kann . " Immerhin

aber war es eine Macht,

die fie ießt unter der Regterung ihres Sohnes ganz verloren

2

hatte.

Die Achtung gegen

ſie feste er zwar nie aus

den

Augen , auch hatte er für ſie eine Apanage von 130,000 Tha : lern jährlich beſtimmt; doch war dies Alles , was ſich ohnehin von ſelbſt verſtand , nicht geeignet, den Seite

durch ihn

zugefügten

ihr, auf der andern

Verluſt zu

verſchmerzen .

Sie

ging 1769 außer Landes, zuerſt nach Potsdam zu Friedrich II., um

ihn wahrſcheinlich in

Bezug auf ihre

ſpäteren

Pläne;

von denen wir noch reden werden , und die jedenfalls ihrem Gehirne ſpukten , auszuførſden . Glück

bei ihm

gehabt zu

.

jeßt in

kein beſonderes

trat gleich darauf eine Reiſe nach

Italien

ſchon

Sie ſcheint

haben ,

denn

an und tam

ſie im

Jahre 1772 in Rom an , wo ſie den von uns in einem früheren Kapitel dieſes Werkes auch

ftattete

fie um

bereits erwähnten diefelbe Zeit

dem

Farinelli , welcher fich augenblicklich in

Mengs beſuchte ; berühmten

Sänger

Bologna befand,

einen Beſuch ab. Friedrich Auguft III. war der erſte der fächſiſchen welcher einjah , daß ein ftets nur zum

Fürſten ,

Anſchluß an den öſterreichiſchen Hof

Nachtheil ſeines

Landes

geſchehen

war

und

demſelben beſonders Preußen entfremdet und verfeindet hatte . Er hatte ſich deshalb mehr von

Deſterreich abgezogen , ohne

300

ſich mit ihm

gradeweg zu verfeinden , und zu Preußen hins

geneigt, mit

deſſen

Herrſcher

er

bündniß ſchloß, ohne demſelben Werth beizulegen .

ein einen

enge

Freundſchafts

äußerlich politiſchen

Auf dieſe Weiſe konnte es ihm

gelingen , die von ihm

auch nur

aufgeftellte Neutralität den

Fürſten Deutſchlands gegenüber feſtzuhalten . Als Maria Antonia , die Wittwe Friedrich fich nach Sansſouci ; bei Potsdom , zu

übrigen

Chriſtians,

Friedrich II. begab ,

hatte ſie unzweifelhaft die Abſicht, fich bei ihm wegen der ihr Seitens thres Sohnes widerfahrenen Kränkung , wie ſie ihre Ausſchließung von den Regierungs-Angelegenheiten nannte, zu

beklagen .

Daß dies

ganz ohne Glück geſchah , beweiſt

nicht nur ihre darauf erfolgte Abreiſe nach Italien , ſondern zurüd

auch ein bedeutender Umſtand, auf den wir ſogleich kommen werden . Die Kurfürſtin - Wittwe hatte tion

des Prinzen

60,000

unter

Xaver nur eine jährliche

der

Adminiſtra

Einnahme von

Thalern ; nach Antritt der Regierung ihres Sohnes

ward ihre Apanage von demſelben auf 130,000 Thaler jähr lich

erhöht , und

ihr außerdem

noch

eine Summe von

500,000 Thaler auf einmal eingehändigt. Sie glaubte nicht, mit

dieſen

Revenuen ihren

Hofſtaat beſtreiten

zu

können ,

und beſchloß deshalb, fich in induſtrielle Unternehmungen eine zulaffen . Ein Jahr vor dem

Regierungsantritt ihres Sohnes

hatte fie bereits in der Gegend von Großenhain eine große artige Kattunfabrik angelegt, die ſie jedoch ſpäter weil ſie felben

kaum

fo viel einbrachte , als die Verwaltung der

koſtete , verkaufen

mußte ."

In

Dresden

eröffnete ſie

eine bairiſche Bierbrauerei , die noch jeßt vorhanden aber ebenfalls

(1774 ),

keine weſentlichen

Vortheile

brachte .

iſt, ihr Durch

dieſe und noch verſchiedene andere Spekulationen war bald

301

ihr Kapitál von

500,000 Thalern bis auf den leßten Heller

ausgegeben , und um ſich wieder empor zu helfen , verſekte fie ſogar

ihre Diamanten

ſchah

zuerſt

wurden

in

Genua .

die Koſtbarkeiten

Jahre 1775 d'Agdolo ,

abermals zu deffen wir

Geſchmeide.

und ſonſtigen

Einlaufen

Beim

zwar wieder Rom

im

ihrer

ge

Apanage

eingelöft , doch

verpfändet.

dreizehnten

Bandes dieſes Werkes ſchon

Dies

im

Der Marcheſe

Kapitel des

gedachten , befand ſich

zweiten in

der

Umgebung der Kurfürſtin - Wittwe. Die hohe Dame war außerordentlich mißgeſtimmt. Gläubiger

drängten

ſie mit. Ungeſtüm

und

Ihre

ſie hatte keine

Ausſicht, fich derſelben auf eine fchidliche Weiſe zu entledigen . Der Marcheſe d'Agbolo, ſchlau , wie alle Italiener, hatte bald den wunden

Fleck ihres Gemüthes entdeckt. _ " ſagte er mit einer ge

„ Durchlaucht find traurig winnenden Freundlichkeit .

Sollte ich es nicht ſein , Marcheſe ?" verſeşte die Sur fürſtin-Wittwe in großem

Unmuth.

„ Was ſoll ich machen ? i . Und

Dieſe Krämerſeelen peinigen mich bis auf& Blut.

alledem hat nur mein Sohn Schuld , der mir eine fo unbedeutende Summe jährlich zur Verfügung ſtellt. ... Was

an

foli ich mit einer ſolchen

Kleinigkeit von 130,000 Thalern

beginnen ?" „Nun , nun,"

bemerkte

d'Agbolo , „ das. Alles

noch kein Grund, fich traurig ſtimmen zu wird doch ein

Uusweg zu

„ Aber wo und wie ?

iſt

doch

laſſen . : i . Es

finden ſein . ..."

11 Rathen Sie! ....

„ I, nun," unterbrach der Marcheſe die kurfürfiliche Frau ,

1

„ haben

Durchlaucht nicht Anſprüche auf die baieriſche Erba

ſchaft ?"

„ Das fchon .... indeß vi .

302

Verkaufen

Sie dieſe Anſprüche

an

Se. Durchlaucht

den Kurfürſten von Sachſen ; verpfänden Sie ihm noch außer dem

Ihren Diamantenſchmud . ..." Wird er's thun ?"

isi

, Ich übernehme es , Eurer Durchlaucht ſeine Einwilli

gung zu überbringen : Sie wiſſen

doch , daß er

Schulden zu bezahlen.

fich

geweigert hat , meine

:'.

„ Das allerdings, jedoch hatte er dafür nicht die geringſte Sicherheit : riſchen

Jegt treten . Sie ihm

Erbſchaft ab , geben

manten , und es müßte entgegen fäme. Ich werde Alles

ihm

Ihre Rechte an überdies noch

drollig ſein , wenn

der bai

Ihre Dia

er

Ihnen

nicht

Verlaſſen Sich Eure Durchlaucht: auf mich . zum

Beften meiner

fürſtlichen Gebieterin

einzurichten wiffen !" Maria

Antonia war nach

dieſem

kurzen

Geſpräch wie

umgewandelt ; fie fcherzte und lachte, und meinte zuleßt noch, daß ihre Erbſchaft in

Baiern

einen

eigentlichen Werth für

fie doch nicht habe. Während fie nach München abreiſte, wo die Unterhand lungen mit dem

Kurfürſten von Sachſen aufgenommen wer

den follten , begab ſich d'Agdolo nach Dresden zurück , um mit demſelben die nöthige Nüdſprache zu nehmen . Maria An tonia wollte übrigens nicht nur Geld gewinnen , um Schulden zu bezahlen , fondern um das uns dieſe geiſtreiche Frau

in

ihrer ganzen Verkommen

heit erkennen läßt. . Sie verſammelte die Damen ſtaates um

ihre

ein Project auszuführen ,

ihres Hof

fich , und eröffnete ihnen , daß ſie die Abſicht habe,

für ihren Sohn , den Prinzen Karl, in die Schranken zu treten . Als

ihre Umgebung fie nicht zu verſtehen ſchien , wurde fie

deutlicher in

ihrer Rede und ſagte etwa Folgendes:

303

:

; Ich bin es dem

Prinzen ,Karl fchuldig, ein

Geheimniß

zu entſchleiern , durch das er bisher feiner Rechte beraubt ge weſen.

Gern geſtehe ich zu, daß ich in den

Augen der Welt

meinen Ruf verlieren kann und auch verlieren werde; allein ich will lieber meinen Ruf, als die Ruhe meines einbüßen .

Ich muß

Ihnen

Gewiſſens

geſtehen , meine Damen , und die

älteren von Ihnen werden dies auch längſt vermuthet haben , daß

der Kurfürft von Sachfen , Friedrich Auguſt III.

Sohn meines verſtorbenen Gemahls iſt.

kein

Ich habe mir das

mals einen Fehltritt zu Schulden kommen laffen , den

ich heute

bitter bereue, zumal da dadurch eine Ungerechtigkeit hervor: gerufen worden iſt. Es iſt aber, als ob das Sprüchwort, daß ein Verbrechen ſtets ein andres erzeuge, eine untrügliche Wahrheit enthalte .

Zuerſt bin

ich meinem

Gemahl untren

geweſen ; ſodann habe ich ein fremdes Kind in meine Familie eingefchmuggelt , und drittens iſt der Prinz Karl um Kurhut betrogen worden .

den

Ich habe keine Ruhe weder bei

Tag : noch bei Nacht; ich muß das Unrecht wieder gut zu machen ſuchen .

Ich werde öffentlich meine Schande bekennen,

auf daß der Prinz Karl, der der eigentliche Kurprinz iſt, zu ſeinem

Rechte gelange.

hterin unterſtüßen .

Sie, meine

Die Meiſten

Damen , müſſen

von

Ihnen

damaliges fträfliches Verhältniß und wiſſen Verführer iſt. denn

Sie

es durch

mich mein

audy, wer mein

Sie werden nicht über mich den Stab brechen ,

Alle werden

Ich werde mein

kennen

ebenfalls

Geſtändniß

Ihre

Schwächen

haben .

niederſchreiben und Sie werden

Ihre Unterſchrift legaliſiren .

Es

iſt mein

Todega

urtheil. Es iſt eine bekannte Sache , daß das Sofperfonal fich niermale weigert, dasjenige zu thun, was der Gebieter befiehlt. Audy dte Damen Maria

Antonias , wenngleich

ſte

ſehr er:

304

ſtaunt über deren Geſtändniß und auch überzeugt waren , daß es

eine totale Unwahrheit enthalte , kamen

bereitwilligſt entgegen .

Nachdem

dies

ihrem

Wunſche

geſchehen , ging

die

Kurfürſtin -Wittwe weiter in der Darlegung ihres abenteuer lichen Projectes. Wir haben ,“ ſagte fie, „ in dem Marcheſe d'Agdolo einen überaus ſchlauen Verbündeten . Er befindet ſich jeßt in Dres den und wird die dortigen Hoffreiſe auf das Ereigniß vor bereiten , das wir hier in Ausführung bringen werden . werde meine Geheimniſſe zuerſt dem

Ich

Reichstage mittheilen ,

der dann das Uebrige veranlaſſen wird." Wir müſſen zugeſtehen , daß Maria Antonia , dieſe ebenſo geiſtreiche, als kunſt- und prachtliebende Dame, den Plan ſehr fie es

verſtanden

1

gut entworfen und daß

hatte, fich eines

Verbündeten zu verſichern , deſſen Schlauheit nicht allein , ſon dern vorzüglich ſein perſönliches

Intereffe ein glückliches Ge

lingen deſſelben faſt poſitiv vorausſeßen ließ .

Der. Marcheſe

d'Agdolo war nach Niederlegung der Adminiſtration des Prin zen

Xaver mit 600

worden .

niſſe, wozu deden .

Thalern

jährlichen

Gehaltes

penſionirt

Dies Geld reichte natürlich nicht hin , ſeine Bedürf eine Menge galanter Abenteuer gehörten , zu

Als Penſionär war ſein Einfluß bei Hofe auch nicht

mehr von

der Art, daß ſein hochmüthiger Geift hätte befrie

digt werden können . Mit ſeiner erſten Gemahlin , der Gräfin Rutowska , lebte er nicht zuſammen , dennoch unterſtügte ihn dieſe Dame anhaltend mit Geld, das er theils mit ſeiner zweiten Gemahlin ,

Fräulein von

Vieth , theils mit einigen

andern Damen vom Hofe leichtſinnig verbrachte. Er war alſo in der That der Mann , auf den fid Maria Antonia verlaſſen

konnte.

Seste fie

ihr Project durch , daß Friedrich

Auguſt III, entſagen mußte und der Prinz Karl zur Regie

305

rung kam , ſo ſtand eis feſt, daß fie einen unbeſchränkten Ein fluß auf die Regierungsgeſchäfte erlangen würde dann

ihr Rathgeber geblieben

Weiſe war für Beide geſorgt.

würde; d'Agdolo

ſein , und auf dieſe

Die Annahme der Kurfürſtin

Wittwe, im Namen ihres Sohnes Karl regieren zu können , war nicht ſo unwahrſcheinlich und ſtüßte ſich auf folgende Gründe : Dieſer Prinz Karl war mit ganz geſundem Körperbau zur Welt gekommen nungen .

und berechtigte zu

1

Verkrümmung

derartige

Hoff

elften Jahre, trat eine

Da plöglich, etwa in ſeinem ſeiner

den ſchönſten

ein ,

Gliedmaßen

daß man noch

Verhältniß zu ihm

ſeinen unglüdlich gebauten Vater im

als ſchön und gerade hätte bezeichnen können . Das erſcheint auch ziemlich natürlich , wenn wir bedenken , daß von einem ſchlechten , verkrüppelten Samenkorn niemals eine ſchöne, ge ſunde Pflanze erzielt werden

Troß

kann .

ſeiner Mißgeſtalt

wollte ihn ſeine frivole Mutter zu einer Vermählung veran laſſen , obgleich es zweifelhaft bleibt, ob ſie eine paſſende Par thie für ihn gefunden haben würde. Allein gehen konnte er wollte, mittelſt eines

Starl gar nicht und mußte , wohin Rollſtuhles

dahin gebracht werden .

keine Neigung zum

Daß ein

ſolcher Mann

Regieren haben würde, lag offen

auf der

Hand, und daß er aus Dank und Liebe zu ſeiner Mutter deren Mitregierung angenommen hätte, iſt über allem Zweifel erhaben . Der Plan der Kurfürſtin -Wittwe war gut angelegt, aber er

gelang

zuweilen

dennoch

nicht.

die Urſachen

Unbedeutende Kleinigkeiten

ganz unerwarteter Ereigniſſe !

find Dieſe

Behauptung wird durch Maria Antonia vollſtändig beſtätigt ! Weil ſie

unter

der Regierung

ihres älteſten Sohnes keinen

Einfluß auf dieſelbe erlangen und nebenbei mit ihrer Apanage nicht auskommen

konnte, deshalb

ſtellte fie fich felbſt in

Kathegorie der niedrigſten weiblichen Vertraute Geſchichte. Sachſen . 2. Bd.

die

Geſchöpfe und erklärt 20

306

ihren Sohn für die Frucht eines verbotenen Sie

Verhältniſfes.

raubte dem

in

ihrem

Stande doppelt

Sie bedachte nicht, was ſie that !

Sohn nicht allein den Vater, ſondern zu

gleich auch die Mutter, denn eine Frau , die jo fühn iſt, mit der Behauptung kann bruch

vorzutreten , fie habe Ehebruch

getrieben ,

unmöglich noch auf die Liebe des aus dieſem Ehe hervorgegangenen Kindes rechnen . Maria Antonia

war dieſe Liebe auch gleichgiltig , ſie würde ſonſt nicht ge wagt haben , ihren Sohn vom Throne feines Vaters ſtoßen zu wollen .

Zu den unbedeutenden Kleinigkeiten , von

denen wir foeben ſprachen , ſoll auch ein

galantes Verhältniſ

des Marcheſe d'Agdolo gehört haben . Unter den Damen

des

Hofes Maria Antonias befand ſich ein junges Fräulein , das dem erſten

Italiener mit ganzer Liebe ergeben war und Gelegenheit , welche

verſtand , ſich

ihm

derſelbe ſehr

gut

bei der

herbeizuführen

auf Gnade oder Ungnade

ergab .

Man

ſagt (wir wollen dies Gerücht keineswegê verbürgen ) d'Agdolo habe , nachdem

er ſeinen finnlichen Lüften gefröhnt , fich um das Hoffräulein nicht weiter gekümmert, und wenn daſſelbe ihn , unter dem

Geſtändniß , daß es Mutter zu werden

-

fürchte , bat, er möge ſich ruhig

mit

ihr

be

vermählen , derſelben

geantwortet: „ Sie langweilen mich , meine Gnädigſte!" Dieſe

Dame iſt natürlich mit

in

der Geſellſchaft der

Kurfürſtin -Wittwe geweſen , wo dieſelbe ihrem

Hofſtaate von

dem vorhin erwähnten ſkandalöſen Project Mittheilung machte. Kaum

hatte ſie vernommen , daß der Marcheſe

rolle in dieſem denſelben

zu

Drama ſpiele , als

vernichten .

Es war nicht

kränkte Eitelkeit und verſchmähte lich

Eiferſucht.

Die

eine Haupt=

ſie auch ſofort beſchloß, blos Rache für ge

Liebe, ſondern

hauptfäch

Kurfürſtin -Wittwe hatte offen

ſtanden , nie gewiſfenhaft in

ihrem

einge

Umgange mit anderen

307

Männern geweſen zu ſein ; fonnte dieſe jeßt nicht wieder in einem

galanten Verhältniß zu

d'Agdolo ſtehen ? und konnte

er nicht gerade der Gebieterin wegen ſie zurüdgewieſen haben ? Eiferſucht macht blind, jagt man , und wir werden bald ſehen , daß das Hoffräulein ſein muß .

in der That ganz blind geweſen

Der Marcheſe war nur durch ſeinen Ehrgeiz ver

anlaßt worden , Genoſſe der Kurfürſtin - Wittwe zu werden . Von finnlicher Liebe keine Spur. Dieſe ihren

junge

Namen

und

Dame (unſer

Gewährsmann

verliert dadurch die

ganze

verſchweigt Begebenheit

ſehr an Wahrſcheinlichkeit) verſuchte nun vor allen

Dingen ,

ſich eine Abſchrift des Documents zu verſchaffen , welches von der Kurfürſtin verfaßt und von den Damen des Hofes unter ſchrieben war. Nächte.

Bei

Dies gelang ihr ſchon

in einer der nächſten

dieſer Beſchäftigung fielen

andere wichtige, auf die Sache

ihr noch mehrere

bezügliche Papiere

in

die

Hände, die ſie gleichfalls copirte .

Maria Antonia hatte auch dem Marcheſe d’Agdolo von ihrem

Project die nöthige Mittheilung gemacht und ihn

gefordert, als

ihr Geſandter fich

nach Regensburg zu

ben und diejenigen Schriftſtücke, welche ſie ihm dem

Reichstage vorzulegen .

dieſe beiden Perſonen

auf bege

zuſtellen würde,

Es ſcheint übrigens , als hätten

vor d'Agdolo's

Abreiſe nach Dresden,

ſchon die Hauptpunkte verabredet gehabt, da es doch beinahe tollkühn zu nennen iſt , fich

Jemandem

Zwar geſchah dies ihren Hofdamen war dies eben

fo offen hinzugeben.

gegenüber ebenfalls, doch

nicht fehr gefährlich , da dieſe ſtets in ihrer

unmittelbaren Nähe fich befanden . Während dies an dem chen

Hofe Maria Antonia's in Mün

ſich zutrug, war der Marcheſe überaus thätig in

den geweſen .

Friedrich Auguſt hatte alle ihm

Drega

von demſelben 20 *

308

Namens ſeiner Mutter

gemachten

Vorſchläge acceptirt und

fich bereit erklärt, gegen Abtretung der Anſprüche ſeiner Mut ter an den

Alodialnachlaß beim

Hauſes und gegen

Ausſterben

Einhändigung ihres

des kurbairiſchen

in

Rom

Diamantenſchmuces , alle ihre Schulden bezahlen Zur

Erreichung dieſes

800,000

Thalern

Zweckes hatte er

und außerdem

noch

verlegten zu wollen .

eine Summe von die Pfandfumme des

Diamantenſchmuckes beſtimmt. Niemand kann glücklicher geweſen tonta

und ihr

nahe ihrem

Beide ſchienen

ganz

Ziele zu ſein , das ihnen jedoch von einer Seite,

an die fie gar nicht gedacht haben entrügt wurde. Die

ſein , als Maria An

Vertrauter d'Agdolo.

konnten, ganz unerwartet

ſchon mehrfach erwähnte junge Hofdame aus der

Umgebung der verwittweten

Kurfürſtin

von

Sachſen

hatte

fich eine Abſchrift aller wichtigen Documente verſchafft und ſandte dieſelben an

den

Hof von

Berlin , deffen

Vertreter,

-

Friedrich

II., wie fie wußte in einem

verhältniß

zu

dem

Kurfürſten von

innigen Freundſchafts Sachſen

ſtand .

Dame ſpeculirte , wie wir ſehen , ganz richtig.

Dieſe

Wenn die

Mittheilungen , welche Friedrich Auguſt III. empfangen ſollte , von ſeinem königlichen Freunde kamen , mußten

aus Berlin

ſte einen ungleich mächtigeren Eindruck hervorrufen , als wenn fie fich

ſelber

zur Ueberſenderin

derſelben

Möglich auch, daß fie mit Friedrich dem rem

gemacht hätte .

Großen

auf beffe

Fuße ſtand, als mit Friedrich Auguſt III. Es war Alles im

beſten Geleiſe

in

Dresden .

Der als

Schafmeiſter des Kurfürſten fungirende Geheime Rath Adolph Alerander von Zehmen war , mit der nöthigen Summe Geld verſehen , bereits nach München abgereiſt, um

die be

treffende Entſagungsakte der Kurfürſtin -Mutter von derſelben

309

vollziehen bändigen

und ſie nebſt dem Als zu laſſen .

Maria Antonia

Diamantenſchmuď fich zurück ihren Bevollmächtigten hatte

(doch ſicher nur zum

Schein ), ihren

Stam

merzahlmeiſter und Legationsrath Hewald bezeichnet , von dem fie auch behauptet hatte, daß er im fich befände.

Beſige ihrer Diamanten

Der Marcheſe d'Agdolo hatte Befehl von der

Kurfürſtin -Wittwe, um

jeden möglichen

ſchon zu erſticken , vorläufig

noch

in

Verdacht im

Dresden

und erſt Mitte September 1776 die Reiſe nach anzutreten .

An dem

Betragen

Reime

zu verweilen Regensburg

des Marcheſe ließ

ſich auch

nichts Nuffallendes entdecken ; er beſuchte ſeine gewöhnlichen Geſellſchaften , kam

auch öfter nach Hofe und wiegte ſich in

vollſtändiger Sicherheit.

Er hatte aud

nicht bemerkt , daß

ſeine Schritte beobachtet wurden , was zwar nicht Seitens des regierenden Vertrauten

Kurfürſten , wohl aber

der Kurfürſtin-Mutter

pfing von Beiden dem

Anderen

flugen

Die

zweiten

Dame em

regelmäßige Berichte , und da Einer von

nichts wußte , ſo konnte ſie ſich um ſo leichter

überzeugen , welcher von Miſſion

von einem

geſchah .

erfülle .

Beiden

redlich oder unredlich ſeine

Eine derartige Maßregel hat bei einer fo

und gewandten Frau , wie Maria Antonia war, nichts

Auffallendes, und wir werden auch gleich ſehen , daß dieſelbe ihr einen außerordentlichen Vortheil verſchaffte, wenn auch in ganz anderer Weiſe, als ſie bezwedt hatte.

Der Marcheſe

d'Agdolo

fürſten beurlaubt, um

hatte ſich bereits vom

ſich, wie er vorgab, an

Kurfürſtin -Wittwe zurückzubegeben . noch

keine Ahnung von

hatte , ſchien

Friedrich

Kur

den Hof der Auguſt,

der

der Unnatürlichkeit ſeiner Mutter

mit der ganzen

Angelegenheit wohl zufrieden erbetenen Urlaub .

Am

und bewilligte

ohne Rüdhalt den

16. September

1776 wollte d'Agdolo ſeine Reiſe antreten ,

310

und begab ſich den Abend vorher noch zu ſeiner gewöhnlichen Spielparthie in das Haus des geiſtreichen geheimen Kammers und Berg -Rath

Friedrich Wilhelm

wurde fpäter zum

wirklichen

der Kommerzien -Deputation von

Ferber gemacht. In dieſem

Derſelbe

Rath und Director

ernannt und zum

Freiherrn

Er ſtarb 1801.

Hauſe befand ſich alſo d'Agdolo am

tember 1776.

Er ahnte nicht, daß an einem

der Reſidenz , im

kurfürſtlichen

rier war an dieſem

15. Sep

anderen Orte

Palais , in demſelben

blic Gericht über ihn gehalten wurde.

unverzüglich zu

Ferber.

Geheimen

Augen

Ein preußiſcher Rou

Abende angekommen , der den Kurfürſten

ſprechen verlangte.

Die Art und Weiſe, wie

er erſchien und ſich betrug , deutete darauf hin, daß er eine Sendung von der höchſten Wichtigkeit habe, und da er ohne dies noch von Friedrich II. kam , ſo ſtand man keinen Augen blick an, ihn ſofort bem auch

ohne Säumen

Auguſt

III. alle

Kurfürſten

vorgelaſſen

Details des

zu melden .

mütterlichen

Unglaublich ſchien es ihm , und trojdem Kourier ein Geſandter ſeines königlichen er doch ſeine Zweifel vor.

Er wurde

und theilte nun

Friedrich

Projectes mit.

der vor ihm

ſtehende

Freundes war, brachte

Dies hatte Friedrich

II. voraus

geſehen und deshalb die Abſchriften der bezüglichen Documente, welche er von

dem

Hoffräulein

der Kurfürſtin -Wittwe em

pfangen hatte, beigefügt. Aber noch immer nicht konnte der Sohn an die Unnatürlichkeit der Mutter glauben ; fié ſprach ja fedem

mütterlichen und menſchlichen Gefühl Hohn !

der Abgefandte des Königs von

Preußen

Als

die Unſchlüffigkeit

des Kurfürſten entdeckte, ſagte er : Die Originale. befinden

ſich

im

Beſig des Marcheſe

d'Agdolo , der damit morgen nach Regensburg abreiſen und ſte dem

Reichstage vorlegen wird.“ :

311

„ AH!" -rief Friedrich Auguſt III. gedehnt; „ dieſer d'Ag dolo ! er iſt ein

Spigbube ... Gut. ..."

Der Marcheſe mußte in Sicherheit gebracht werden , da dies das einzige Mittel war, fich Ueberzeugung zu fen , ob ſeine Mutter gut oder böſe ſei. lich die Mitglieder des Geheimen

verſchaf

Er ließ augenblick

Rathes zuſammen

rufen

und legte ihnen die Anklage, welche gegen ſeine Mutter vor gebracht worden war, vor. des Marcheſe beſchloſſen der Ausführung

Einſtimmig ward die Verhaftung

und der General Schiebell mit

dieſer Maßregel beauftragt, weil

derſelbe

als Generaladjutant des Kurfürſten gerade anweſend war. Der in

dem Ferber'ſchen Hauſe verſammelten Geſellſchaft

fiel es durchaus nicht auf, daß der General Schiebell erſchien , da dies Haus überhaupt als Sammelplaß der meiſten diſtin guirten

Perſonen

Dresdens þekannt war ; als

eine, amtliche Miene annahm

und um

derſelbe aber

Entſchuldigung bat,

daß gerade er die Urſache einer Störung des noch im

beſten

Gange befindlichen Vergnügens fei, da ſtugte man allgemein und manches Geſicht entfärbte fich . „ Ich komme im

Namen Sr. Durchlaucht des Kurfür

ſten ," begann der General, die peinliche Ruhe unterbrechend, zu dem

Herrn des Hauſes , „ um hier bei Ihnen

eine Verhaf

tung vorzunehmen . ; . ." „ Ich kann Sie nur bitten , Ihre Schuldigkeit zu thun !" verfekte Ferber.

„ Befindet ſich

in

meinem

Hauſe ein

Ver

brecher, ſo werde ich ſelbſt gern die Hand zu ſeiner Arreti rung bieten ......4 Ich bin überzeugt, daß thut Jeder von uns auch !“ ver feßte d'Agdolo, indem er aufſtand und fich an Schiebell wandte. Gebieten Sie über mich, General ! ich ſtebe gern

312

zu

Dienſten , wenn ich meinem

kurfürſtlichen

Gebieter von

Nußen ſein kann.“ Wäre der Generaladjutant nicht ein geweſen , der das Verbrechen , das gegen

ſo braver Mann ſeinen Herrn

hatte

begangen werden ſollen , von Gründ feiner Seele verabſcheute, er würde durch die fede Sprache des Marcheſe ganz zuver läffig in eine nicht geringe Verlegenheit gerathen ſein . konnte nun aber unter den obwaltenden Umſtänden Fal ſein .

Dies

nicht der

Ruhig und mit Würde ſagte er :

„ Ich bin erfrent, daß Sie der Erfte find, der mir Beiſtand zu leiſten verſpricht, ungeachtet deffen ich deſſelben nicht bedürf tig bin ! Sie, Herr Marcheſe d’Agdolo , find mein Arreſtant !“ Ein Schlaganfall kann keinen heftigeren Eindruck auf einem Menſchen hinterlaſſen , wie Schiebells Worte auf dem Marcheſe. Sein Antlig wurde leichenblaß , ſeine Füße thaten ihre Schul digkeit nicht mehr und er taumelte rückwärts gegen einen „ Ich ? " ſtotterte er endlich.

Tiſch .

II Wie iſt das möglich ?"

Der General zuckte mit den Schultern , ſprach aber kein Wort.

Der Marcheſe, welcher inzwiſchen ziemlich Herr ſeiner

Aufregung geworden , begann von Neuem , nur in etwas ge wählteren Ausdrücken , ſeine Zweifel kund zu geben . ihm

Nichts

gleiten .

helfen , er mußte ſeinen

Beide begaben

wo auch noch in

Regensburg

ehemaligen

Es konnte Oberſt be

fich nach der Wohnung d'Agdolo's,

sämmtliche Papiere, welche für den Reichstag beſtimmt waten , vorgefunden , in

Beſchlag

genommen und noch an dem nämlichen Abend dem

Kurfürſten

behändigt wurden.

von

Der Marcheſe

ſtarken Militairbegleitung noch um ſtein escortirt, um zu

ſelbſt ward

10 Uhr nach dem

ſein übriges Leben

in

einem

einer

König

Gefängniß

verbringen . Der Marcheſe hatte ſich auf Alles vorher ſchon präpa

313

rirt, obgleich dies nach dem

Schreck, den er bei ſeiner Ver

haftung empfand, gar nicht vermuthetwerden konnte. Man fand bei der bei ihm

vorgenommenen Hausſuchung auch ein

fiegeltes , an den

Kurfürften adreſſirtes Paket, das demſelben

auf

ſeinen

Wunſch

ſofort

übergeben werden

folte.

ver

Der

General Schiebell, welcher fich perſönlich überzeugt hatte, daß Friedrich Auguſt III. in

einer höchſt üblen

Laune (wie dies

auch nicht anders fein konnte) fich befand , rieth als d'Agdolo

davon ab ;

indeß auf fein Ehrenwort verſicherte , daß dies

Paket die nothwendigen Auffdlüffe enthalte und auch ohne das eingetretene Ereigniß dem Kurfürſten zugeſtellt worden wäre; da erſt entſchloß fich Schiebel , es ſeinem

Fürſten zu überreichen .

Von welcher Art dieſe Aufſchlüſſe waren , iſt nie bekannt geworden.

Wahrſcheinlich

iſt d’Agdolo darin

als

Ankläger

Fall

der Ent

Die nachfolgenden

Umſtände

der Kurfürſtin - Wittwe aufgetreten , um dedung

ſtraflos

zu

bleiben .

ſcheinen dies einigermaßen zu beſtätigen .

im

Am nächſten Tage

empfing der Marchefe einen ebenfalls verſiegelten Kurfürſten , von geworden iſt. handelt, ihm ausgezahlt .

Brief

des

deſſen Inhalt eben ſo wenig Etwas bekannt Wider Erwarten wurde er ſehr anſtändig be

auch ſeine bisherige Penſion unverkürzt weiter Später begann er, an der Bruft zu leiden und

er erhielt fogar Erlaubniß , zur Wiederherſtellung ſeiner Ge ſundheit nach Pirna zu gehen , wo ſeine Bewachung eine ſo überaus ſchonende war , daß

Niemand

darauf aufmerkſam

wurde. Die Gräfin Rutowska beſuchte ihn niemals in ſeinem Gefängniß , dagegen

konnte man ungemein oft ſeine andere

Gemahlin , das Fräulein von ihm

gelobte Treue bis zu

in dem

Vieth, bei ihm

ſeinem

finden , die die

Tode hielt. Auch wurde er

Empfange feiner Beſuche von keiner Seite beſchränkt.

Aus allem

dieſem

geht deutlich hervor, daß: Friedrich

314

Auguft III. vollſtändige Ueberzeugung weder von ſeiner Schuld, noch von ſeiner Unſchuld hatte. gegen ihn zu verhängen , um

Eine wirkliche Unterſuchung

das Eine oder das Andere feſt

zuſtellen , ſchien nicht thunlich , da die Kurfürſtin -Wittwe da durch ſtark compromittirt und er vielleicht in die Nothwendig keit gerathen wäre, eine Strafe wider fie zu Als der Marcheſe D?Agdolo am

verhängen .

27. Auguft : 1800

ſtorben war, beauftragte der Kurfürſt den

des Königſtein , General Don Boblid , ſämmtliche ſchaften

des

Geſtorbenen

genau

darüber Bericht abzuſtatten .

zu

ge

Sommandanten

unterſuchen

Brief

und

Dieſer Bericht beſtand in

ihin der

5 Uebergabe einer Menge Schriftſtüde, von

denen

Auguſt III. einige las , dann aber unter Vergießen Thränen dieſelben verbrannte . Schriften Als

Auch über den

Friedrich einiger

Inhalt dieſer

iſt Nichts zur Deffentlichkeit gelangt. der Marcheſe d'Agdolo

fühlte, hat er nicht unterlaſfen

ſeinen

Tod

herannaben

können , den Kurfürſten für

feine Gnade und Großmuth ſeinen innigen Dank abzuſtatten ; er mag doch wohl gefühlt haben , wie ſehr , er dieſen edlen Fürſten beleidigt hatte .

Herr d'Agdolo

iſt 23 Jahre und

5 Monat lang, mit geringen Unterbrechungen , welche feine Geſundheit erhetſchte , Gefangener des Königſteins geweſen . Unterdeſſen war es in München , am Hofe Maria An

tonias, nicht weniger bunt hergegangen . Kaum war die Feſt nahme ihres Verbündeten

in

Dresden erfolgt, als auch der

jenige, welcher denſelben zu beobachten hatte, ſofort die fächfiſche Refidenz verließ und mit Kourierpferden nach München eilte . war nicht ſo ſehr erſchrocken .“ Sie ſuchte

Maria

Antonia

noch in

derſelben Nacht ihren Kammerzahlmeiſter Hewald auf

und theilte ihm mit einem

commentirenden

Blide mit, daß

fte ihn auf unbeſtimmte Zeit beurlaube.. Hewalo - verſtand

315

-

feine Gebieterin und verſchwand noch in der nämlichen Nacht Diamantenſchmuck . mit dem

alte

Am nächſten Tage ſollte die Vollziehung der Entſagungs von Maria Antonia Statt finden . Der kurfürſtliche

Sdaßmeiſter Adolph Alerander von Zehmen ſandter

Wittwe bat ihn , ſich meiſters

war als Abge

Friedrich Auguſts III. erſchienen .

zu

in

Die Kurfürſtin

die Wohnung ihres

begeben , um

die Diamanten

in

Stammerzahl Empfang zu

nehmen , während deſſen ſie die andere Angelegenheit in Ord nung zu bringen gedenke.

Herr von Zehmen fand natürlich

den Kammerzahlmeiſter der Kurfürſtin nicht, ſtattete darüber Rapport ab

und erhielt

erbrechen zu

laſſen .

die

Die Kurfürſtin -Mutter Erſchreden , durch welches wurde.

Genehmigung , deffen

Zimmer

affektirte ausgezeichnet gut ein

auch Herr von Zehmen getäuſcht

Sie mußte zu Bett gebracht und der Arzt herbet

geholt werden . Am

nächſten

Tage ſchrieb ſie an ihren Sohn,

daß fie auf die entſeglichſte Weiſe von dem dolo und von

Marcheſe d’Ag

Hewald betrogen und beſtohlen ſei, und" fie

bitte ihn , die Verhaftung dieſer beiden Räuber mit allen ihm

zu

Gebote ſtehenden Mitteln zu veranlaffen .

Maria Antonia ging eben

zu Werke , wie ihr

ſo ſchlau

Verbündeter d'Agdolo ; allein wir glauben , daß weder durch dieſen , noch durch ſie ſelbſt der Kurfürſt gewünſchter Maßen getäuſcht worden iſt. Alles, was ſie durch ihr Manöver hatten erreichen

können , war höchſtens die in

dem

Benehmen

des

Kurfürſten bemerkbar gewordene Unentſchiedenheit. Er konnte nicht wiſſen , wer Recht hatte, und die Delicateſſe verbot ihm , eine förmliche Unterſuchung zu verhängen . Hewald

hatte fich mit dem

Wittwe nach Frankfurt am Main

Schmucke der Kurfürſtin begeben , woſelbſt

er

auf

316

Antrag Friedrich Auguſt III. auch verhaftet und am

22. Ja

nuar 1777 nach Dresden gebracht wurde. Auch dieſer Mann mußte ein Gefängniß aber ſchon

im

auf dem

Jahre 1778

Königſtein

beziehen , wurde

wieder auf freien

Fuß

geſegt.

Vermuthlich war er in der Antretung des Entlaſtungsbeweiſes glücklicher , als d'Agdolo geweſen . Als der Geheime Rath von

Zehmen wieder in

Dresden

angelangt war, mußte derſelbe auf Befehl des Kurfürſten

den

Marcheſe d'Agdolo in's Verhör nehmen , weil wahrſcheinlich dieſer Beamte das Wichtigſte von dem der Surfürſtin - Mutter in dieſem

unnatürlichen Projekte

Erfahrung gebracht hatte. '. Von

Verhöre iſt Nichts bekannt geworden .

ſagt Böttiger ,

hatte Kraft genug,

lieber

Der Kurfürſt," den

Verdacht

einer Geſeßwidrigkeit und Gewalt zu dulden , als ſelbſt noch jeßt den Reſpekt gegen Sache aus den In

ſeine Mutter durch Enthüllung der

Augen zu feßen .“

Folge deß mit

hat ſich der Verdacht der Perſonen

gelegt;

dem

Marcheſe angeſtellten

Verhörs

Theilnahme auch noch auf andere

keine von Alen

mit hineingezogen : er beſtrafte

aber

iſt vom

Kurfürſten

ſie nur durch das Entziehen

ſeiner beſonderen Gnade.

( Ende des zweiten Bandes. )

Druck von F. W. Nietac in Berlin , Neue Friedrichs- Straße 34.

Inhalts - Verzeichniß .

Geſchichte der Sächſiſchen Höfe und Staaten ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.

3 weiter Band.

V. Friedrich Auguſt 11. (Auguſt II .) (1733-1763.).

E r f & $

* a pitel.

Seine Gemahlin und ſeine Charakter und Eigenſchaften Auguſts . Bewerber um den polniſchen Die polniſchen Kroninſignien . Kinder. Graf Wackerbarth -Sal Thron. Sächſiſche Geſandtſchaft in Warſchau . mour. Demüthigung der Geſandtſchaft. Stanislaus kommt wieder nach Polen . Seine Wahl zum Könige. Anricken der Ruſſen . Auguſts Gegenwahl. Reiſe des Königs nach Polen . Benehmen des Papſtes . Rücreiſe des Königs nach Sachſen . Belagerung Danzigs. Weitere Unruhen in Polen . Der Pacifikations-Reichstag. 3 we i tes

ka p i tel.

Die beiden erſten ſchleſiſchen Kriege . Die pragmatiſche Sanktion . Graf Sulkowski und Brühl. Sturz des erſteren . Abfall Sachſens von dem Bündniſfe mit Deſterreich. Beſuch König Friedrichs II. zu Dresden . Friede zu Breslau . Neue Verträge zwiſchen Sachſen und Deſterreich . Friedrich II. rüct in Sachſen ein . Feindſeligkeiten Sach ſens gegen Preußeu . Auguſt III. wird die Kaiſerkrone angetragen . Plan zur Theilung Preußens. - Friedrichs Siege. – Schlacht bei Reffels borf und Einnahme Dresdens. Friede zu Dresden . Writtes Kapitel. Alianz zwiſchen Defterreich , Rußland , Frankreich und Sachſen . Friedrich II. und Ser An Herr von Malzahn . Mengele Verrath. Charakteriſtik des Grafen von Brühl. fang des fiebenjährigen Krieges.

II Seine Derſelbe läßt ſeine polniſche Abkunft gerichtlich beſtätigen . Religiöſität. Abreiſe Auguſte III. und des Grafen von Brühl nach Polen . Die Rurfürſtin verweigert die Herausgabe der Original-Dokus mente, liefert ſie aber endlich an den preußiſchen General von Wilich aus. - Friedrich II. Rechtfertigungedrift. Die Gefangennehmung der ganzen fächſiſchen Armee. Deſertionen ."

Þi e rte $

* a p it e l.

Friedrich II. im Brühlichen Palais. – Der Oberkapellmeiſter Hafje und ſeine Gattin . Die Kurfürſtin von Sachſen . — Friedrich II. Kam merdiener Glaſau . Komplott der Kurfürſtin von Sachſen und der Gräfin von Brühl. – Mengels Flucht , ſeine Berhaftung und Einkerkerung . Friedrich II. Rache gegen die Brühlichen Beſigungen . – Die Schlacht Die Schlacht bei Rollin und die fäch Schwerins Tod . bei Prag. fiſche Revange. Fü nfte & ka p itel. Friedrich II. bei Zittau . Der Brand von Zittau . – Schlacht bei Roßbach. Die Schlacht bei Der Tod der Kurfürſtin von Sachſen . Leuthen. Der Graf von Schmettau. Der Ueberfall bei Hochkirch. Enbe bes Kriegsjahres 1758. $ e th

te $

* a p i tel.

Die Schlacht Der Angriff auf Bergen . Die Schlacht bei Minden . bei Kunersdorf . Der Graf von Dresden geht fitr Preußen verloren . Schmettau fällt in Ungnade. Friedrich II. und Prinz Heinrich im Lager bei Hirſchſtein . Ein Blick auf Die Kapitulation des General Fink. Sadiſens Berhältniſſe. Sie ben te $

* a pitel.

Fouquet von Laubon geſchlagen und Der Marſch nach Schleſien . Die Belagerung und das Bombardement von gefangen genommen . Deſterreicher , Ruffen und Sachſen in Berlin , Potsdam und Dresden . Friedrich II. Kontribution Charlottenburg. – Die Schlacht bei Torgau . Der Kaufmann Gotskowsky . in Leipzig.

A dh te $ * a p it e l. Die Flucht der Franzoſen . Die Schlacht bei Langenſalza . Eli ſabeth von Rußland ſtirbt. Peter III. macht Frieden mit Friedrich II. Die Friedenscom Der Waffenſtilſtand im Winter 1762-1763. Prinz Karl von Sachſen verliert Nurland. miſſion in Fontainebleau . Auguft III. ftirbt. – Namensverzeichniß Der Frieden zu Şubertsburg. Brühls. Nachkommen . Brühl ſtirbt. ſeiner Rinder .

III

U e un te $

* a p i tel.

Graf von Zinzendorf und die Brüdergemeinden . - Seine Verweiſuug und Zurückrufung . Seine Vereinsthätigkeit bis zu ſeinem Tode. Zinzendorfs Begräbniß und ſeine Kinder. 3 eh nie kapitel. Kulturverhältniffe Sachſens. Sellert. Mascow . Gärtner. Leſſing. Gottſches und ſeine Gattin . Menge . Handelsplatz . Apel. - Defer . - Dietrich.

E ilfte $

Rabener. Leipzig als

* a p it e l.

Kloppſtock. Clodius und die kurfürſtliche Bibliothek in Leipzig . Die übrigen Bibliotheken . Verzeichniß der höheren fächfiſchen Militair und Civilbeamten . Fremde Geſandten am ſächſiſchen Hofe.

VI. Friedrich Chriſtian . (1763.) 3 wölfte $ Kapitel. Friedrich Chriſtian als Kind, Füngling und Mann . Maria Antonia von Bayern . Nicolo Porpora. – Katharina Mingotti. — Graf Wacer barth -Salmour. Herr von Wackerbarth. — Friedrich Chriſtian ſtirbt. Seine Kinder.

VII. Prinz Xaver, als Adminiſtrator Sachſens. (1763–1768.) D r e i zehntes ka pitel Prinz Xavers Jugendjahre. – Der verberbliche Einfluß ſeiner Mutter. Die Spannung zwiſchen ihm und Friedrich Chriſtian . - Die Erzieher des Prinzen Xaver. Sein Generaladjutant Marcheſe d’Agdolo. Das Pasquill. Die Gräfin von Rutowsta. Fräulein von Vieth . Abraham Gotthelf Mäſtner. Graf von Brithl. Vermählung des Prin zen Xaver mit der Gräfin von Spinucci. Die Uebergabe der ſächſiſchen Regierung an den Kurfürſten . Prinz Xavers Reiſen und ſein Tob. Seine Kinder. - - Der Chevalier von Sachſen . Der Fürſt Tſcherbatow . Prinz Xavers Töchter . – Ein Blid auf die fünfjährige Wirtſamteit des Adminiſtrators . Die Rurfürſtin - Wittwe.

IV

VIH . Friedrich Auguft III. (Friedrich Auguft)

efter König von Sachſen . (1768-1827.) Vitrzehnte

kapitel.

Der Graf Camillo von Marcolini. Friedrich Auguſts Jugend. Beſchreibung einer Reiſe des königlichen Friedrich Auguſts Inſtruktoren . Shre Maria Amalia Auguſta von Zweibrücken . Prinzen Clemens. Die Trauungs - Ceremonien . Vermählung mit Friedrich Auguſt. Bericht des Herzogs von Lauzun . Kurfürſtin von Sachſen und ihr Friſeur. Katharina II. von Rußlands Anſicht über die Sittlichkeit der Kurfürſtin von Sachſen . fu nfzehnt & $

* a p itel.

Erhöhung Friedrid Augufts III. innere und äußere Regierung . Maria Antonia begiebt ſich auf Reiſen . der Apanage ſeiner Mutter. Ihr Aufenthalt in München . - Maria Antonia und der Marcheſe d’Agbolo . Eine Verſammlung Ein unnatürliches Project der Kurfürſtin -Wittwe. Der Der Verrath . ihrer Hofbamen . Die Verhaftung d'Agbolo's . General von Schiebed bringt ihn auf den Königſtein . Herr von Zehmen Neue Intriguen der Kurfürſtin -Mutter. Hewald . und d'Agbolo . Hewald wird in Frankfurt am Main verhaftet und nach dem Königſtein gebracht. Geheime Correspondenz zwiſchen dem Kurfürſten und d’Agbolo. Der Marcheſe ſtirbt. Tod Maria Antonias.

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