Vertraute Geschichte der Sächsischen Höfe und Staaten seit Beendung des Dreißigjährigen Krieges [4]


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Vertraute Geschichte der Sächsischen Höfe und Staaten seit Beendung des Dreißigjährigen Krieges [4]

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# Geſchichte

Vertraute der

Sächſiſchen

Höfe

und

Staaten

ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.

Von Stanislaus Graf Grabowski.

( open

es

Vierter Band complet.

Preis

25

»

Sgr.

Vollftändig in 4 Bänden à 25 Sgr. oder 20 Lieferungen à 5 Sgr .

colo Berlin

1861.

Julius Abelsdorff's Verlag.

Die Rückſeite der

Lieferung zur Beachtung empfohlen .

‫تا ‪33‬‬

ZIARI

4

Vertraute

Geſchichte

ber

Europäiſchen

Höfe

und

Staaten

ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.

Bon

Stanislaus Graf Grabowski.

Zweite Abtheilung . 8

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[ đ Vierter Band .

Berlin

t.

1861.

Julius Abelsdorff's

Verlag.

Vertraute

Geſchichte

der

Sächſiſchen

Höfe

und

Staaten

ſeit Beendung des dreißigjährigen

Krieges.

Von Stanislaus Graf Grabowski.

Pierter Band.

D Berlin

1861.

Julius Abelsdorff's

Verlag.

I.

Das

Großherzogthum

Weimar .

I.

Wilhelm

IV.

( 1626—1662.)

Er ft eis

sa p i tel.

Wilhelms IV . Anſehen . Studentenſcandal in Jena. Viſitation der Univerſität, des Schöppenſtuhls und des Hofgerichts daſelbft. Sheilung des Weimar'ſchen Gebietes . Die Wilhelmsburg. Wilhelms IV . Krankheit. Sein Teſtament und die Wiederaufhebung deſſelben . Gründung des Archids zu Wittenberg. Gedenkmünzen . Ein neues Teftament des Herzogs von Weimar. Wilhelms IV . Krankheit, Tod und Beifeßung . Sein Denkmal. Genealogie ſeines Hauſes . Das Recht der Wilhelm

Erſtgeburt war zur Zeit

des Herzogs

IV . von Sachſen -Weimar noch nicht eingeführt, ob

gleich die Nachtheile, welche für Fürſt und Volk aus der Län dervertheilung bei dem

eintretenden

gierenden Herzogs offen in Jahre 1640 ſo viele

Tode des jedes Mal re

die Augen ſprangen und bis zum

Jrrungen und Mißverhältniſſe zwiſchen

den einzelnen Linien des fächſiſch -erneſtiniſchen Hauſes herbei geführt hatte.

Auch

im

Jahre 1640 am

13. Februar fand

abermals ein Erbvertheilungsvertrag zu Altenburg Statt . Auf

‫܂‬

6

Grund dieſes Vertrages bekam Wilhelm IV . Weimar ; ſein Bru der Albrecht: Eiſenach, und der jüngere Bruder Ernſt: Gotha . Albrecht ſtarb ſchon und dadurch fiel

am

20. Dezember

1644 ohne Erben ,

ſein Ländergebiet an Wilhelm

VI. zurück.

Dieſer Fürft hätte Außerordentliches leiſten können , wenn er

es verſtanden haben würde, ſich zum

feiner Erblande zu machen

alleinigen Herrſcher

oder mindeſtens für die Zukunft

das Recht der Erſtgeburt einzuführen .

Ein Mann von un

gewöhnlichen Kenntniſſen , ehrenhaft und ritterlich geſinnt, war es ihm

in

demjenigen

Theile

des fächfiſchen Landes , welche

ſeiner Oberhoheit unterworfen waren , vollſtändig

gelungen ,

feiner Macht dasjenige Anſehen zu verſchaffen , welches zu einer, wenn auch kleinen , Regentſchaft nothwendig iſt. Wilhelm

IV .

brauchte ſich nur zu zeigen, um etwa unruhig gewordene Un terthanen

zu

auch

3. Febrúar 1644 zu

am

hatten

ihrer Pflicht zurüđzuführen.

die dortigen

offenbar nur um

Studenten

Jena. einen

Alſo

Einige

geſchah

es

Tage vorher

Tumult hervorgerufen,

deshalb , weil zur Lebensweiſe eines dama

ligen Studenten unbedingt auch Skandalmachen gehörte,welche Eigenthümlichkeit ſich noch bis auf eine ſpätere Zeit Geltung zu verſchaffen ſuchte . Wilhelm

IV . begab ſich ſofort nach

genwart und die von ihm ten die Unruhen .

getroffenen

Jena.

Seine Ge

Anordnungen beſeitig

Die Rädelsführer wurden

gefänglich ein

gezogen , nach Weimar geſchafft und eine längere Zeit ihrer Freiheit beraubt.

Um aber nun nicht bloß ein ſtrenger und

gerechter , ſondern auch ein

liebevoller und nachſichtiger

zu ſein , fehlte es während ſeines Aufenthaltes in nicht an ſogenannten Gnadenbezeigungen. und Deconomen

Reitermeier

erließ

er

Dem

für die

Fürſt

Jena auch Roſenwirth Folge

den

Accis- und Fleiſch - Pfennig, und ordnete in höchſteigener Per

-'7 fon eine gründliche Viſitation der Univerſität, des Schöppen ſtuhls und des Hofgerichts an . der Umſtändlichkeit der Sache

Dieſe Viſitation ſelbſt einen langen

in Anſpruch und ward erſt am bereits

oben

Durch den Albrecht wurden

deffen

nahm

bei

Zeitraum

16. Auguſt 1644 beendet. Tod des Herzogs

erwähnten

zwei

in

hinterlaſſene Lande

Theile

getheilt, nämlich in das Eiſenach'ſche und Hildburgiſche. Am 30. März 1645 loſten die beiden Brüder Wilhelm und Ernſt wegen dieſer beiden

Erſteren

Dem

Gebiete.

fielen bei dieſer

Loſung zu : die Städte Eiſenach, Kreuzburg, Oſtheim , ſowie die Aemter Eiſenach , Kreuzburg, Gerſtungen , Hausbreitenbach und Lichtenberg , wie auch die Gerichte Markfuhl und Bur kerśroda , drei

Viertheile des

Erfurt'ſchen

Hälfte des Georgenthaler Hofes.

Gebietes und die dage

Herzog Ernſt bekam

gen : die Aemter Heldburg , Veilsdorf, Eisfeld ,

Krainberg,

Volkenrode und halb Salzungen ſammt den Städten Held burg , Ummerſtadt , Eisfeld und Salzungen und endlich noch das Klofter Allendorf.

So friedfertig auch dieſe Theilung vor fich gegangen , ſo hatte es doch nicht den Anſchein , als würde Wilhelm längere

Zeit in

dem

Beſitz der ihm

bleiben ; denn ſchon wenige Wochen

zugefallenen

IV .

Lande ver

darauf erhielt er durch

einen Fall eine ziemlich bedeutende Wunde am

rechten Beine,

der ſich bald ein heftiges Wundfieber zugeſellte und ihn bett lägerig machte.

Der Zuſtand des Fürſten ſchien fo gefährlich , daß er ſich veranlaßt jah , ein Teſtament zu machen . Glüdlicher

Weiſe war dies

eine ganz vergebliche Arbeit geweſen , ſeine

Geſundheit kehrte zur Freude ſeiner Unterthanen ſchwächter Fülle zurück und das Teſtament vom

in

unges

24. April

1651 ward am 8. Auguſt des nämlichen Jahres wieder vernichtet. Inzwiſchen

war

der

dreißigjährige

Krieg

durch

den

8

-

Friedensſchluß vom

Jahre 1648 beendet.

Zu Anfang deſſel

ben , ums Jahr 1618 , war das fürſtliche Schloß zu Weimar ein

Raub der Flammen geworden .

Wilhelm

nen ſehnlicherern Wunſch , als das Schloß Neuem

IV . hatte keis

ſeiner Väter von

aufzurichten ; da er aber auch noch mancherlei andere

Angelegenheiten

zu

ordnen

hatte und immer eher an

ſein

Volt, als an ſich ſelbſt und ſeine Familie dachte, ſo zog ſich die Ausführung ſeines Vorhabens bis zum Mit dem

Jahre 1651 hin .

Anfange dieſes Jahres ſollte der Bau des Schloſſes

in Angriff genommen und das dazu nöthige Holz in dem zugehörigen

Tannröder Wald

gefällt werden .

bruar 1651 begab er ſich nach dem

in

Am

ihm

12. Fe

jener Gegend befind

lichen Amte Berka , um daſelbſt in einer Betſtunde gutes Ge lingen

ſeines

Vorhabens von Gott zu

erfleben .

Hiebe in den zuerſt zu fällenden Baum zweiten ſein älteſter Sohn , um Ganze des Unternehmens zu

Die erſten

machte er, und den

dadurch gewiſſer Maßen das heiligen .

Den Grundſtein

dem herzoglichen Schloſſe legte er ebenfalls ſelbſt am

zu

13. März

1651, doch ließ er an dieſer Handlung auch ſeine Gemahlin und ſeine ſämmtlichen Kinder Theil nehmen . Am 21. Februar 1652 war das Schloß bereits bis

zur Haube fertig ; am

25. September deſſelben Jahres ward die Krone auf die Kuppel des großen Saales geſegt. Ende 1653 war das Schloß als vollendet zu zum Andenken Seite das vom

betrachten .

Eine Medaille , welche

daran geprägt wurde , enthielt auf der einen Brande ergriffene Shloß vom

Jahre 1618

mit der Umſchrift: Ita Concremata Aula Vinariensis 1618 ; die andere Seite zeigte das Schloß in ſeiner jeßigen Ausfüh rung mit der

Inſchrift:

Pace sic est Reparata , während

in die Rundung eingeäßt waren folgende Worte: D. G. Dux Saxoniae 1653.

Wilhelm

9

-

Wohl ſchwerlich dürfte jegt noch anderswo , als in

dem

herzoglichen Schloſſe , eine ſolche Medaille vorgefunden wer den . Das Schloß felbſt ward von nun an : Wilhelmsburg genannt. Am

12. April 1654, Geburtstag Wilhelms IV ., fpeifte

derſelbe mit ſeiner Familie zum erſten Male in dem neuen Saale. Wie der Herzog Wilhelm

IV . ein überaus kluger Mann

und in den verſchiedenen Wiſſenſchaften nicht unerfahren ge nannt werden muß , ebenſo zeichneten ſich auch ſeine Söhne in dieſer Beziehung ſehr vortheilhaft aus. So wurde z. B. der vierte ſeiner damals noch lebenden Söhne, Prinz Bern hard , am

28. Februar 1659 zum

Rektor der Univerſität zu

Jena ernannt, welche Stellung er am lichen mit

Jahres ihm

an

ſeinen

zuſammen

in

jüngeren

8. November des näm Bruder

Jena ſtudirt hatte ,

Friedrich ,

der

in Gegenwart

Eltern und übrigen Geſchwiſter feierlich übertrug .

ſeiner

Die Tochter Wilhelm

IV ., Prinzeſſin Dorothea Maria,

welche 1642 geboren worden , zeigte nach dem gelegten

zwölften

kaum

zurück

Lebensjahre bereits eine ſo außerordentliche

Liebenswürdigkeit, die um

ſo anziehender ſchien , je naiver fie

dabei aufzutreten verſtand, daß der Herzog Moriß von Sach ſen -Naumburg, als derſelbe im

April des

Jahres 1654 dem

Fürſten Weimars einen Beſuch abſtattete, fich dadurch ſo ge feſſelt fühlte , daß er ſofort um wort nicht vorenthalten

wurde.

ſie warb und ihm Der

das Ja

Shekontrakt wurde

erft ein Jahr ſpäter , am 15. Mai 1655 , abgeſchloſſen ; die Vermählung felbft fand am 3. Juli 1656 Statt. Wilhelm IV . war ein ebenſo braver Familienvater, wie er ein vortrefflicher Regent war. Wo er ſeinem Volke eine Erleichterung

oder eine Gelegenheit zur Vermehrung feines

Wohlſtandes verſchaffen oder ſein

Land auf friedlichem

Wege

10

vergrößern er am

konnte , geſchah es ficher.

Das Teſtament, welches

24. April 1651 errichtet hatte , war von

ihm

ſelbſt

wieder, wie wir bereits angedeutet haben, vernichtet, nachdem die Gefahr des Sterbens an ihm vorüber gegangen war. Am

13. Februar

1658 verfertigte er ein neues Teſtament,

demzufolge der Univerſität Jena ein Legat von den

ausgeſeßt und

in

3000

Gul

Bezug auf ſeine Söhne angeordnet

war, daß dieſelben nach ſeinem

Tode

Kreinen

von

ſeinen

Kanzlern , Direktoren , Räthen und andern Hof- und Staats bedienten “ entlaſſen, ſondern ſie ſo lange in Dienſten behal ten ſollten , ſo lange es dieſen ſelbſt gefiele.

Eine wahrhaft

väterliche Fürſorge. Das von Wilhelm zwar ſchon

IV . erbaute Schloß

1653 als vollendet zu

fich noch Mancherlei zu Erſt 1658

ändern

in Weimar war

betrachten , dennoch und

Neues

fand

hinzuzufügen .

hatte die Wilhelmsburg eine Schloßkirche erhal

ten , welche am

28. Mai deſſelben

Jahres durch den Herzog

ſelbſt, einige ſeiner Räthe und mehrere von

Jena zu dieſem

Zwecke herbeigekommene Profeſſoren der Theologie eingeweiht und der Weg zur Himmelsburg genannt wurde. Zur Ver herrlichung und Erinnerung dieſes Aftes wurde ebenfalls eine Medaille geprägt,welche folgende Inſchrift zeigte : Sic bene Wil helmus fecit, fa Cletque bene, ut rata Verifluo est elloglo genitrix.

Dieſe

Inſchrift hatte eine beſondere Bedeutung.

Die Herzogin -Mutter

Hatte kurz vor ihrem

„Wilhelm wirds auch wohl machen !“

Dieſer Art von

pheizeihung ſollte durch die erwähnten Worte tragen werden .

Außerdem

wurde an

dem

der herzoglichen Schloßkirche von Wilhelm jährlich an

dem

nämlichen

Tode geſagt: Pro

Rechnung ge

Einweihungstage beſtimmt, daß all

Tage 100 Gulden

an

die Hof

und Stadtprediger , Schuldiener, Kirchner und Schüler ver

11

theilt und zugleich von dem

Generalſuperintendenten oder dem

Hofprediger eine Gedächtniſpredigt gehalten werden Im

Jahre 1659 gründete Wilhelm

fürften von Sachſen

IV . mit dem

Rur

und den Herzogen von Altenburg und

Gotha gemeinſchaftlich das Archiv zu Wittenberg. ſelben befanden

ſollte.

In dem

ſich dreizehn Schlöſſer ; von fünfen

hatte

der Kurfürſt von Sachſen , von vieren der Herzog von Sach fen - Altenburg und von

den übrigen vieren Sachſen -Weimar

und Gotha die Schlüſſel.

Ein Jahr ſpäter wurden ihm vom

Kaiſer Leopold die Reichs- und böhmiſchen Leben übertragen . Acht Wochen nach dieſer Lebensverleihung wurde mit der erb lichen nen

Vertheilung der bis dahin gefürſteten

Grafſchaft

in

Gemeinſchaft verbliebe

Henneberg

begonnen .

Sowohl

Weimar, als auch Altenburg , Gotha und Naumburg hatten einige geheime Näthe zur Ausgleichung dieſer Erbſchaftsthei lung erwählt.

Dieſelben errichteten am 9. Auguſt einen dar

über ſprechenden Erbtheilungs - Rezeß , der von den betreffen den Fürſten eigenhändig unterſchrieben wurde. gemäß empfing der Herzog Moriß von

Dieſem

Rezeß

Sachſen - Naumburg

die Aemter und Städte : Schleuſingen , Suhl, Kühndorf und Benshauſen , wie auch die beiden Klöſter Rohr und Veßra ; der Herzog Friedrich Wilhelm von Sachſen - Altenburg bekam Meiningen , Themar, Masfeld , die Kellerei Behringen , ba৪ Kammergut Henneberg und den helm

Hof Milz; der Herzog Wil

IV . von Weimar erhielt das Amt und die Stadt Jl

menau , das Amt Kalt-Nordheim , nebſt der Zilbach und den Gehölzen Ernſt von

zu

Waſungen und Sand; während dem

Herzoge

Gotha die Aemter Frauenbreitungen , Waſungen

und Sand überwieſen , das Amt Fiſchberg und das Gymna ſium

zu Schleuſingen aber von den beiden

Fürſten in

Beſiß genommen wurde.

zulegt genannten

12

Wilhelm

IV . ward am

Nordheim

und am

nau von

den

23. September 1661 zu Kalt

12. November deſſelben

Landſtänden

gehuldigt.

dieſe feierliche Handlung ließ

Jahres in

Zur

Ilme

Erinnerung

er ſowohl Thaler- , als

an auch

ganze und halbe Guldenſtücke prägen , welche auf der einen Seite ſein Bildniſ zeigten und die Umſchrift trugen :

V. G.

G. Wilhelm , Herzog zu S. J. E. und B. Landgr. in

1

Th., Markgr. 3. M., gefürſteter Graf zu Henneberg. Auf der

andern

Seite hatten

dieſe Münzen

in

der Mitte

folgende Worte: Es iſt ein großer Gewinn , wer gott felig iſt, und läſſet ihm Zum

begnügen ; und rund

Andenken Hennebergiſcher

um :

Erbtheilung und

Huldigung 1661. Alle Geſchichtsſchreiber der damaligen überein , daß Wilhelm weſen

IV . ein

Zeit ſtimmen darin

außerordentlicher Regent ge

iſt, der ſo ungewöhnliche Fähigkeiten und ein fo men

ſchenfreundliches Gemüth beſeſſen habe, daß er, wenn er das Recht der Erſtgeburt eingeführt hätte , ſich ein unvergängli ches Denkmal errichtet haben würde.

Leider reichte ſein , wenn

auch ungewöhnlicher, Geiſt nicht ſo weit, die Nachtheile einer Ländertheilung zu erkennen . Erſt Herzog Ernſt Auguſt, wel cher 1748 ſtarb, war es vorbehalten, dieſe Uebelſtände unter dem

Schuße Kaiſer Karls VI. zu beſeitigen .

Wir kommen

ſpäter auf ihn zurück. Der Herzog von Weimar mochte wohl fühlen , daß nicht lange mehr

zu leben

haben würde, und

er

er beſtimmte

deshalb ſchon am 5. Februar 1662 in einer Verordnung , daß feinem älteſten Sohne Wilhelmsburg in Weimar , dem zweiten das Schloß in fuhl und dem

Eiſenach , dem

vierten das zu

dritten das zu Mark

Jena nach ſeinem

Tode zufal

13

len

und dieſe Schlöſſer gleichzeitig von ihnen zu ihrer Reſi

denz gewählt werden ſollten . Wilhelm worden .

rechten

ſeiner Todesahnung nicht

getäuſcht

Jahre 1651 empfangene Wunde an ſei

1

nem

war von

Seine im

Beine war zwar damals geheilt worden , doch

mag dies von ſeinen Aerzten in einer nur mangelhaften Weiſe geſchehen

ſein , da die mediziniſche Wiſſenſchaft zu jener Zeit

überhaupt noch oft ſehr im Dunkeln tappte. Jeft, nach mehr, denn zehn Jahren , ſchwoll plößlich daſſelbe Bein an . Die Aerzte waren nicht klar , wie ſie ſich bei dieſem

neuen Uebel

zu benehmen hätten ; die Medicamente verſagten ihre Wirkung, und eß trat außerdem noch eine hartnädige Verſtopfung hinzu . Am 14. Mai 1662 hatte er ſich nach der Mittagstafel zu Bette begeben müſſen

und ein

heftiges Erbrechen , das

ganze Nacht anhielt, ſtellte ſich ein .

die

Einige Profeſſoren der

Medizin von der Univerſität zu Jena wurden eiligſt nach Wet mar berufen , um der

womöglich dem

jeßt auch mit heftigen

fürſtlichen Herrn zu helfen ,

Unterleibsſchmerzen

zu

kämpfen

hatte. Sowohl ſie, als auch des Herzogs Leibärzte erklärten , die Krankheit ſei eine Art Darmgicht, welche gewöhnlich mit dem Tode ende. Ruhig und gefaßt hörte Wilhelm

IV . das ärztliche Prog

noſticon an , und verordnete darauf, daß in den Landeskirchen für ihn gebetet werden ſollte. ler rufen

und gab ihm

Am

16. Mai ließ

nach erfolgtem Ableben mit ſeinem wolle. An dem darauf folgenden ſchlimmer mit dem

er ſeinen Kanz

verſchiedene Verordnungen , wie er es Körper gehalten haben Tage war es bedeutend

hohen Patienten , dennoch unterhielt er ſich

ziemlich lange ſehr eifrig mit dem

Generalſuperintendenten Dr.

Zapf über Religionsangelegenheiten und ließ denfelben

erſt um

etwa zehn Uhr Vormittags zurücktreten , wo er eine längere

14

Unterredung mit ſeinen

beiden

älteſten Söhnen

anknüpfte.

Beſonders ermahnte er fie , vornehmlich die von ihm getrof fenen Dispoſitionen zu halten und ihrer Mutter getreulich beizuſtehen .

Um

zwölf Uhr war er bereits fo fraftlos , daß

er die Gebete, welche der erwähnte Dr. Zapf und der Archi diaconus Magiſter Zoogmann

ihm

vorſprachen , offenbar nicht

mehr verſtehen konnte. Seine Hände und Füße hatten nichts mehr von ihrer natürlichen Wärme; das Geſicht war erdfar ben geworden

und die Augen geſchloſſen .

Troßdem

blieben

die beiden Geiſtlichen bei ihrer Beſchäftigung und Zapf fagte , daß der Herr ihm werde.

die Krone der Gerechtigkeit fortan

Da raffte fich der Sterbende noch

beilegen

einmal auf; ſeine

Sprache kehrte zurück und er ſagte laut und Jedermann ver ſtändlich : „ Ja, dieſe Krone hoffe ich , zu erlangen !“

Das waren

die legten Worte des ſterbenden Herzogs . Um ihm

zwei Uhr trat kalter Todesſchweiß in's Geſicht und ſeine Augen began

nen zu brechen ; bald ſtellte fich auch Röcheln drei Uhr Nachmittag war er todt. Wilhelm

ein

und um

IV . war nicht nur ein ſehr tüchtiger Regent

feines Landes , ſondern auch ein religiöſer Mann , dem das Wort Gottes von unendlichem Werthe war. Sehr fleißig die Kirche beſuchend, verſäumte er nie, gute Predigten nachzuſchrei ben .

Dieſe Predigtſammlung machte einen ſtarken Band in

Folio aus und iſt noch jegt im marſchen

Familte.

In

Befiß der großherzoglich -wet

der evangeliſchen Religion geboren ,

getauft und erzogen , blieb er derſelben nicht nur treu bis zu ſeinem

Tode , ſondern

mit all' jenem unverfänglichen

er vertheidigte auch deren Grundfäße

chriſtlichen Feuer, das ſo oft das Zeichen eines Gemüthes

iſt.

Auch auf dem

Gebiete der

auswärtigen Politik zeigte er ſich ſtets als ein fenntnißreicher und gewandter Mann , ſo daß er den Beinamen : der Große,

-



15

welchen

ihm

verdienen

feine Zeitgenoſſen gaben , mit vollem

ſcheint.

Wohl einſehend, daß

Rechte zu

es ſowohl für fich ,

als auch für ſeine Unterthanen nur von Vortheil ſein wenn er in Fürften fördern .

gutem

könne,

Einvernehmen mit den übrigen deutſchen

blieb , unterließ er Nichts, daſſelbe zu erhalten und zu Dieſem

Umſtande allein

hatte er es auch nur zu

verdanken , daß während des dreißigjährigen Krieges feine bei den Städte Weimar und Eiſenach von aller Einquartierung verſchont blieben .

Seinem

Volke gegenüber war er im

ren Sinne des Wortes ein Vater, dem

wah

das Wohl ſeiner Kin

der ſehr zu Herzen ging; feinen Dienern gegenüber ein güti ger und nachfichtiger Gebieter.

In Bezug auf die Lesteren

pflegte er zu wiederholten Malen zu ſagen : es ſei bei ſei

1

nem

fürſtlichen Hauſe nicht Herkommens, daß man

alte treue Diener abſchafft, die ſich um ihn und die Seinen fo viele Jahre verdient gemacht hätten. Der entfeelte Leichnam am

des Herzogs Wilhelm

IV . wurde

17. Juni 1662 in einem mit mannigfachem Zierrath ver

ſehenen zinnernen Sarg, in welchem legen , auf den mit ſchwarzem

er dreißig Tage lang ge

Flor decorirten großen Saal

gebracht und unter einen eigends zu dieſem

Zwecke verfertig

ten Baldachin geſegt und ſieben Tage hinter einander in der Schloßkirche eine Gedächtniſpredigt gehalten .

Am

24. Juni

ward derſelbe Mittags zwiſchen 12 und 1 Uhr in die herzog liche Familiengruft geſtellt. Seine ihn überlebenden Söhne haben außer der Begräb nißmünze , die des Herzogs Bildniß an einer auf zwei Pal menbäumen ſtehenden Pyramide, mit dem

Namen Wilhelm IV .

enthält, darunter die Worte : Benefaciendo benefecit u . f. w . ihm

auch hinter der Kanzel in der Schloßkirche ein Denkmal

errichten laſſen .

Daſſelbe zeigt folgende Inſchrift:

16

Zum

immerwährenden Gedächtniß des

weiland durchlauchtigſten

Fürſten

und Herrn Herrn Wilhelm

des Vierdten ,

Herzogs zu Sachſen , Jülich, Cleve und Bergen , Landgrafens in

Thüringen , Markgrafens zu Meißen , gefürſteten Grafens

zu Henneberg, Grafens zu der Mark und Ravensberg, Herrn zu Ravenſtein .

Welcher uffen

fürſtlichen Schloſſe zu Altenburg den

geboren , chriſtfürſtlich

11. April 1598

erzogen , höchſtlöblich regieret, vor die

Religion und deutſche Freiheit ritterlich geſtritten , dieſe Reſi denz Wilhelmsburg, ſammt der Hofkirchen , den Weg zur Him melsburg und andere Fürſtliche Gebäude erhoben , Fürſtliche milde Legata

geſtiftet und mehr Ruhmwürdiges , welches die

Tafel nicht begreifen kann, verrichtet , endlich am 17. Mai 1662 alhir in Gott ſanft und

ſelig verſtorben . Und Dero abge

felter Fürſtlicher Cörper in die unter dieſen Altar von S. Durchl. an . 1658 neuerbauete Ruhekammer den 24. Junii bemeldtes 1662. Jahr beigeſeßt , darinnen der fröhlichen Auferſtehung zur ewigen

Freude und Herrlichkeit erwartend .

Wilhelm IV . Gemahlin ſtarb zwei Jahre nach ihm . An Kindern ſind aus dieſer Ehe hervorgegangen : 1. Wilhelm , am und

ſchon

am

26. März 1626 zu Weimar geboren , 1. November deſſelben

Jahres : ge

ſtorben ; 11. September 1627,

2.

Johann Ernſt, am

3.

Johann Wilhelm , am

4. Adolph Wilhelm , am

17. Auguſt 1630 , 15. Mai 1632 geboren .

Der

पक

17

felbe trat als Oberſt 1656 in ſchwediſche Dienſte, nahm nach einigen Jahren als Generalmajor feinen Abſchied , kam 1651 nach ſeinem Vaterlande zurück, vermählte fich 1663 mit einer braunſchweigiſchen Prinzeſſin , ſtarb am

21. November

1668 und hinterließ außer ſeiner

Gemahlin auch 5 Kinder. 5.

12. Juli 1634 , trat 1656

Johann Georg, geboren am

als Oberſt in das kurbrandenburgiſche Heer, vermählte ſich

1661 mit Johanna , Tochter des Grafen zu Sayn

und Witgenſtein , deren

erſter

Gemahl, Landgraf zu

Hefſen -Braubach, bereits verſtorben war.

Im

Jahre

1674 ward er Reichs - General- Feldwachtmeiſter und 1677 kaiſerlicher Generalfeldmarſchall und ſtarb vom Schlage gerührt am 6.

Wilhelmine Eleonore, den 7. Juni 1636 geboren , ge

ſtorben den 7.

16. September 1686 .

1. April 1653 ;

Bernhard, geboren zu Weimar am

21. Februar 1638 .

Derſelbe ging 1654 zu Univerſität nach Jena ; machte darauf mehrere große Reiſen , vermählte ſich 1662 in Paris mit der Prinzeſſin Maria von Treomuille , Toch ter des Herzogs Heinrich von Thovars; ſtarb zu am

3. Mai 1678, und hinterließ

der Adolph Wilhelm 8.

Friedrich , am nach

Jena

18. Auguſt 1656

1640

geboren , kam

Univerſität, ſtarb aber

ſchon

1654 am

in Weimar ;

9. Dorothea Maria , den mählte ſich

gleich ſeinem Bru

fünf Kinder .

18. März zur

Jena

mit

dem

Naumburg am 11. Juni 1675 .

3.

Bertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bb.

14. October 1641 geboren , ver Herzog Moriz von Sachſen Juli

1656

und

2

ſtarb

am

-

II.

I

o

h a

E

n n

r n

V.

i

( 1662–1682 .) 3 we ite's

Kapitel.

Eine Piſion . Streit wegen Erfurt mit dem Kurfürften von Mainz. Tod der Herzogin -Mutter, ihre Beiſeßung und ihr Denkmal. Johann Ernſt V. als kaiſerlicher Schiedsrichter. Mehrere gefeßliche Verordnun Genealogie gen . Johann Ernft V. Krankheit, Tod und Beiſeßung. ſeines Hauſes. I Wilhelm

IV . hatte

jedem

ſeiner noch lebenden Söhne

einen Theil ſeines Reiches übergeben und ein Schloß zu Reſidenz angewieſen .

ihrer

Dadurch wurde das Weimarſche Gebiet

in vier Diſtrikte getheilt, von denen eben Weimar, Eiſenach , Markſuhl und kann man

Jena

die Hauptorte waren .

Dieſe Theilung

jedoch nur in Bezug auf die Landes-Einkünfte als

geſchehen betrachten , ſo daß der darüber lautende Vertrag eine eigentliche Theilung nicht, ſondern nur eine Art Derterung war, wie ſie ſchon

drei Jahrhunderte früher in

Wettin verſucht worden war. die Einkünfte von den

ihm

ten Städten und Aemtern

im

der Dynaſtie

Jeder der vier Brüder bezog Vertrage von

1662 zugetheil

und behielt die ihm

angewieſene

Reſidenz ; die Regierung ſelbſt behielt der älteſte Sohn Wil helms IV ., Herzog Johann Ernſt V.

Der königl. ſächſiſche

Hofrath Pölitz ſagte hierüber Folgendes :

19

,, In

der

Zeit

der

Regierung

Herzogs

des

Johann

Ernſt V. von Weimar fielen

die Zwiſte und Jrrungen mit

und über die Stadt Erfurt.

Seit den Zeiten des Mittel

alters galt Erfurt als die Hauptſtadt von Thüringen .

Bei

allen großen Vorrechten , die ihr zuſtanden, hatte ſie doch nie die Reichsunmittelbarkeit erlangt; ſie ſtand vielmehr unter der Schuzhoheit der Landgrafen von Thüringen , welche, nach dem Erlöſchen

des über Thüringen herrſchenden eingeborenen Re

gentenhauſes ( 1247) auf die Fürſten aus dem überging.

In

dieſem

Sinne ward auch

Ländertheilungen über das Schußgeld das daſige Geleite entſchieden . dem

von

Allein

Kurfürſten von Mainz, dem

in

Hauſe Wettin den

fächſiſchen

Erfurt und über

ſchon

längſt gehörte

die geiſtliche Gerichtsbar

keit in dieſer Stadt zuſtand, ein Pallaſt in derſelben , und be reits vor den Zeiten des dreißigjährigen Krieges war der Kur fürſt von Mainz zu Erfurt in das Kirchengebet eingeſchloffen worden .

Dies fiel während der Zeit des Krieges hinweg , und

nach dem

weſtphäliſchen Frieden verweigerte die Stadt Erfurt

die Erneuerung dieſer Förmlichkeit. die ſchwediſchen

Abgeordneten beim

Hatte doch Erfurt durch weſtphäliſchen die Reichs

unmittelbarkeit zu erſtreben geſucht.

Nach dem

Frieden machte

aber der Kurfürſt von Mainz gegen die Rechte des Hauſes Sachſen

fogar auf die Landeshoheit über Erfurt Anſpruch

und verlangte ausdrücklich die Wiederaufnahme in's Kirchen gebet, deſſen weigerten

ſich die Erfurter geradezu , ſelbſt gegen

die deshalb erlaffenenen Befehle des von

Raiſers und gegen die

dem Kurfürſten von Sachſen und den Herzogen

Johann

Ernſt V. von Weimar und Ernſt von Gotha gethanen Aus gleichungsvorſchläge.

Nach

dieſer bébarrlichen Weigerung be

legte der Kaiſer die Stadt Erfurt am

27. September 1663

mit der Reichsacht, bei deren Vollziehung er den Kurfürſten 2*

20

von Sachſen , als Oberſten

des oberſächfiſchen

Kreiſes über

ging, und den Kürfürſten von Mainz mit derſelben beauf tragte.

Ob

nun

gleich die

fächfiſchen Häuſer , welchen

die

Schuzhoheit und mehrere Rechte über Erfurt zuſtanden , des halb

bei dem

Kaiſer Beſchwerde führten , ſo belagerte doch

der Kurfürſt von Mainz

Johann Philipp mit einem fran zöſiſchen Heerestheile, der von Ungarn zurückkehrte, wo er dem Kaiſer Leopold gegen die Türken beigeſtanden hatte, die Stadt Erfurt, ſchloß mit derſelben am

5. October

Kapitulation , worin dieſelbe ihm

1664 eine billige

ſich unterwarf, von

aber ihre bisherige kirchliche Freiheit beſtätigt erhielt. gegen erhoben die fächſiſchen Häuſer ihre lauten Klagen.

ihm Da

Allein

das kurſächſiſche Miniſterium war von dem Kurfürſten von Mainz gewonnen , ſo

daß

Johann Georg

Schußrecht über Erfurt dem und

ſogar

zwiſchen

dem

Kurfürſten

Herzoge von Weimar einen Mainz dem

II. ſein

Hoheits -

und

Kurfürſten von Mainz überließ , von

Mainz und dem

Vertrag vermittelte, in welchem

Herzoge das auf Wiederkauf bis dahin beſeffene

Amt Capellendorf nebſt dem überließ, und ihm

Dorfe Großenrudelſtädt erblich

das Geleite zu Erfurt, ſo wie die

Jagd

gerechtigkeit in einigen Erfurtſchen Forſten beſtätigte , wogegen Weimar auf die Shushoheit und die übrigen Hoheitsrechte auf Erfurt verzichtete .“ Johann Ernſt V. hatte von ficht darauf, daß er

einſt zum

ſeinem

Regieren

Vater , mit Rück beſtimmt ſei, eine

dem

nach allen Seiten hin entſprechende Erziehung empfan gen , wozu allerdings die vortreffliche , Seitens ſeines Vaters

getroffenen Wahl der für ihn beſtimmten Erzieher weſentlich beigetragen hatte. Troydem derſelbe indeß in allen zu der damaligen Zeit an allen Höfen perlichen Uebungen

in Gebrauch befindlichen

kör

große Gewandtheit erlangt hatte, mußte

21

man ihn dennoch als einen höchft ſenſiblen Menſchen bezeich nen . Der Generalſuperintendent von der Lage erzählt z. B. von ihm : „ daß

Jemandes

Einſchlafen , die von einer feindlichen , ohne

dem

vor

einſtmal in noch zarter Kindheit

ihm

Wiffen des Nachts am Ettersberge fich gelagerten Parthei vorgehabte Plünderung der Stadt Weimar, durch ein vor ſei nem Bette . erſchienenes weiß gekleidetes Knäblein , mit der Er es ſeinem

geſagt worden ,

innerung vorher

Herrn Vater zu

melden , welches er auch ſofort, obſchon mit anfänglicher Un zufriedenheit feines Kammerdieners, gethan . man nach

gedrohete Unglück wendet. Um

in

dem

Juli 1648 nach ſeinem Tode feines

Vaters blieb

thun übrig , da Wilhelm Als

Zeiten

abge

Begleitung ſeines Hofmeiſters Euſtachus von

Brink ganz Deutſchland , Frankreich und

kehrte im zu

dienſame Mittel in

durch

und das

ſich weiter auszubilden , bereiſte Johann Ernſt im

Jahre 1646 dem

Die Sache habe

eingeholter Erkundigung alſo befunden

dieſer aber

im

Italien

und

Vaterlande zurück.

Bis

Johann Ernſt wenig zu

IV . durchaus ſelbſtändig regierte.

Jahre

1662 erfolgt war , übernahm

er

die Regierung über ſämmtliche Weimarſche und Eiſenachſche Lande auf Grund der im

Jahre

tal-Sagung für ſich und im denen als

er ſich am

auch wegen

1629 errichteten

Fundamen

Namen ſeiner drei Brüder, mit

17. Mai 1663 fowohl wegen des Seniorats, der denſelben zufallenden

auseinander ſepte. pfing Johann Ernſt

Landes - Einkünfte

Die Reichslehn über ſeine Erblande em V. erſt am

regensburger Reichstage durch nand von Rübern und den

13. April 1664 auf dem

den kaiſerlichen Grafen

kaiſerlichen Agenten

Ferdi

Tobias Ses

baſtian Braun, ſowie ihm zugleich auch die verſchiedenen Pri velegien u . ſ. w . beſtätigt wurden .

22

Zufrieden , alle dieſe Regierungsangelegenheiten in beſt möglichſter Weiſe geregelt zu ſehen , wollte er ſich nun ganz dem

Wohle ſeines

Vaterlandes widmen , als plößlich

ſeine

Mutter, die Herzogin-Wittwe, welche ſich bis dahin einer guten Geſundheit zu erfreuen gehabt, gefährlich erkrankte. den

die berühmteſten

Aerzte von

doch waren ſie nicht im deſſen Ende

nah und fern herbeigeholt,

Stande, ein Leben

von Gott bereits

zu verlängern ,

beſtimmt war.

nur neunzehntägigen Krankenlager, am

Nach einem

zweiten Weihnachts

tage, 1664 Morgens acht Uhr, verſchied die hohe geben von ihren Kindern , denen mütterlichen Segen ertheilt hatte. folgenden

Frau um =

ſie kurz vorher noch ihren Am

6. Februar des nächſt

Jahres ward fie neben ihren ihr vorangegangenen

Gemahl beigeſegt. chem

Es wur

Auch ſie erhielt ein Epitaphium , auf wel

fich folgende Inſchrift befindet : Unſterblicher Nachruhm der wailand durchlauchtigſten

Fürſtin und Frauen

Fr. Eleonore Dorothea , Herzogin zu Sachſen , Jülich, Cleve und Bergen , gebohrener Fürſtin zu Anhalt, Landgräfinn in

Thüringen , Marggräfin

zu Meißen , gefürfteter Gräfinn zu Henneberg, Gräfinn zu der Mard und Ravensberg, Frauen zu Ravenſtein , welche auf dem

Fürſtl. Schloſſe zu

Deffau den 6. Februar

lich gebohren und in allen wohlanſtändigen

1602 glück

Tugenden Chriſt

fürſtlich auferzogen . Daher Sie in der Gottesfurcht reinherzig, in der Liebe Himmelflam mend, in der Hoffnung beſtändig, in der Geduld beharrlich, in

der Demuth rechtſchaffen , in

dem

Mitleiden herzlich , in

23

der Keuſchheit unbeflect, in der Freigebigkeit fertig

und in

der Aufrichtigkeit fonder Falſch als eine Fürſtliche hellglänzende Tugendfonne höchſt löblich geſtrahlet: bis ſie den 26. Dezem = ber 1664 am Abend ihres Lebens, fo fie auf 63 Jahre ge bracht, durch einen ſanfft feligen Todt, leider ! untergegangen , und

dem

Leibe nady den 6. Februar 1665

hochſeligſten

und weiland

herzliebſten Herrn

an ihres auch und Gemahls

Seite, allhier beigefeßet worden . Von dannen Sie der fröhlichen Auferſtehung an jenem großen Tage der Erſcheinung lichkeit erwartet. Wir haben

Jeſu

Chriſti zur ewigen

Herr

1665 . weder bei dieſer , noch bei der Grabſchrift

Wilhelms IV . uns nicht für berechtigt gehalten, irgend eine Aenderung in

der Schreibweiſe eintreten zu laſſen .

Wenngleich Wilhelm

IV . ſchon

in

beſonderem

Anſehn

ſowohl beim Kaiſer, als auch bei den übrigen Fürſten Deutſch lands ſtand , ſo

ſcheint dies Anſehn

bei

nody weſentlich erhöht worden zu ſein .

Johann

Ernſt V.

Der Kaiſer erwählte

ihn mehrere Male zum Schiedsrichter verſchiedener fürſtlicher, wegen

Länderabgrenzung

vorzüglich war er vom ſchen den

in

Streit

gerathener ,

Partheten ;

Kaiſer außerſehen , den Unfrieden zwi

beiden Landgrafen von Heffen -Homburg einerſeits,

und dem Landgrafen von Heffen -Darmſtadt andrerſeits auf güt lichem

Wege beizulegen , was ihm auch unter dem

Beiſtande

ſeines Bruders Ernſt von Gotha zur Zufriedenheit ſämmt licher Intereſſenten gelang.

1665 ordnete er auch die bereits

erwähnten Erfurtſchen und Kurmainzſchen Zwiſtigkeiten . Bei alledem heiten

ſeines

vernachläſſigte er keineswegs die Angelegen =

eigenen Landes.

mit ſeinen Brüdern einen

Am

3. März 1667 ſchloß er

Vertrag , welcher die Beſtimmung

24

hatte , einige in

den

früheren

Verträgen

ſtändlich gebliebene Punkte zu derſelben

dunkel und unver

erläutern .

Auch

erſchien

zu

Zeit durch ſeine Vermittelung eine Tar - Ordnung

der Schreib-, Hilfs-, Erb- und anderen Gebühren , ſowohl im Rechts-, Erecutions-, Hilfs-, Erbſchafts- , als audy in Crimi nal- und anderen nung vom

ſtrafbaren Sachen .

Weimar und

mern

Eine andere Verord

Jahre 1671 beſtimmte , wie es in den Herzogthü Eiſenach auf Verlöbniſſen , Hochzeiten ,

Kindtaufen und Begräbniſſen gehalten werden ſollte. felbe wurde zehn

Jahre ſpäter von

und Jedermann angehalten , fie in ſenhaftigkeit zu befolgen.

Neuem

Die

bekannt gemacht

allen Stücken mit Gewij

1672 wurden

ein

Geſetz für die

Advokaten , 1673 eine Medizinal- und Apotheker - Ordnung , Legtere jedoch nur für die Stadt Weimar, und eine Militair Ordnung publizirt.

Dieſe Militair - Ordnung

hatte

jedoch

nur ſelbſtverſtändlich für die herzoglichen Brüder eine Bedeu tung .

Nach

derſelben

30 Krz. monatlich

ſollten

zahlen

Weimar und Eiſenach 273 FI.

oder

ein

Contingent von 9 Rei

tern und 41 Fußſoldaten , Altenburg und Koburg 498 Flr. 29 Krz., oder

16

Reiter und 76

Fußfoldaten , und Gotha

endlich 40 Flr . monatlich zahlen oder einen Reiter und fies ben Infanteriſten ſtellen . Die Einkünfte des Herzogthums Weimar vermehrte

Jo

hann Ernſt V. durch die am 30. September 1678 vom Je na'ſchen Hofmarſchal Bernhard Pflug für 5500 Thaler ge kaufte

Anwaltſchaft

an

dem

durch

den

Tod

Günthers

von Bünau erledigten Ritterguts Tannroda , nebſt den dazu gehörigen

Dorfſchaften Eichelborn und Nauendorf.

Auch dieſer Herzog von Weimar ſtarb an einem leiden , wenn ſich dies auch in anderer Form bei ſeinem

Vater.

Schon

im

Bein

kund gab , als

Jahre 1680 ward er auf der

re

25

ganzen rechten Körperfeite gelähmt und obwohl er nach drei monatlicher ärztlicher Behandlung für geheilt ausgegeben wurde, To konnte er dennoch

fein

rechtsſeitiges Bein

nie wieder in

der früheren Weiſe gebrauchen ; feine gewöhnlichen

Erholun

gen mußten

unterbleiben , beſonders das Reiten und Jagen darunter mußte ſein Körper fehr leiden . Endlich zwei

und

Jahre ſpäter geſellte ſich

zu

Erkältung, die nur gehoben Waſſerſucht Plaß zu machen.

dieſem wurde, Am

Leiden um

noch eine ſtarke einer allgemeinen

26. November 1681 genoß

er noch das heilige Abenmahl und ſagte bei dieſer Gelegen heit zu

ſeinem

und in

Gegenwart ſeines fürſtlichen Ich

Seelſorger, dem

bin

zwar ein

Herrn

Conrad von der Lage

Nachfolgers : armer Sünder und habe meinen

lieben Gott unzählige Male beleidigt, dennoch glaube ich be ſtimmt, daß mein Herr Jeſus

Chriſtus für alle meine Sün

den genug gethan und mir das ewige Leben erworben . dieſen

Glauben will ich leben Er ſtarb

und ſterben ."

übrigens noch nicht, ſondern Gott geſtattete

ihm , noch verfchiedene Anordnungen zu treffen und am nen Donnerstag des nächſten Abends ſich zum zu begeben .

Auf

Endlich am

grü

Tiſch des Herrn

25. Mai 1682 erſchien

die Abru

fungsſtunde. Morgens gegen drei Uhr empfand er einen ſtar ken

Todesſchauer ; fofort mußte ſein

Beichtvater , der bereits

erwähnte Conrad von der Lage, zu ihm kommen , zu dem in

er

Hinblick auf ſeinen nahen Tod ſagte : „Mein Ende iſt da ; das wird etwas ſchwer ſein .

Ich

fühle eß, der Puls geht mir ſchon bis an den Ellbogen zurück ." Gegen

10 Uhr Abends entließ er ſeinen Beichtvater, um

zu fólafen .

Von Schlaf war indeß keine Rede mehr, weg

halb er ſich von ſeinem bringen ließ .

Kammerdiener wieder auf einen Stuhl

26

„ Ich habe;" fagte er dabei, „ jeßt meinen Heiland geſehen , er ſtand mir zur Seite, umgeben von vielen heiligen Engeln.“ Auf ſeinen Wunſch wieder zu bald darauf ohne ſichtbaren

Bett gebracht, ſtarb

er

Todeskampf.

Sein Volk verlor in ihm einen väterlichen Fürſten , der mit Hintenanſeßung feines eigenen Vortheils immer nur auf das Glück und das zeitliche Wohl ſeiner Unterthanen Bedacht nahm . Am ihm

8. Juli wurde er beigefeßt.

von ſeinem

Das Denkmal, welches

Sohne errichtet wurde, war ziemlich ebenſo,

wie das ſeiner herzoglichen Eltern , auf welchem

Grunde wir

eine Beſchreibung deſſelben auch füglich unterlaſſen

können .

Johann Ernſt V. war mit einer ſchleswig -Holſtein'ſchen Prinzeſſin Chriſtiane Eliſabeth vermählt geweſen , welche vier Jahre vor ihm verſtorben und ihm 1.

Anna Dorothea , den den

29.

Januar

fünf Kinder geboren hatte .

12. November 1657 geboren , Aebtiſſin

1685

zu

Quedlinburg,

den 23. Januar 1704 geſtorben und beigeſeßt in das fürftliche Erbbegräbniß

zu Weimar;

2. Wilhelmine Chriſtiane,

geboren

1658 , vermählte ſich am

den

26. November

25. September

1684 mit

dem Fürſten Chriſtian zu Schwarzburg-Sondershau fen und ſtarb am 10. Mai 1721 ;

3. Eleonore Sophie, den 22. März 1660 geboren, und den 9. Juli 1684 mit dem Herzog Philipp von Sach ſen -Merſeburg

vermählt.

Entbindung im 4. Wilhelm

Stirbt bei

Jahre 1687 am

ihrer zweiten

4. Februar ;

Ernſt, geboren den 19. October 1662 ; folgte,

kaum zwanzig Jahre alt, ſeinem 5. Ernſt Auguſt , geboren ſpäter ſeinem

Vater in der Regierung.

den 22. Juni 1664 ;

folgte

Bruder Wilhelm Ernſt in der Regierung.

III.

Wilhelm

Ernſt und

Johann

Ernſt

IX .

(1682—1728 .) Drittes

a pitel.

Charakteriſtik Wilhelm Ernſts. Erbſchaftsſtreit wegen Jena. Sheilungs- Rezeſ . — Präcedenz- Streit zwiſchen Weimar und Gotha. Streit Weimars Beſtrebung in Bezug auf Kunſt ſchriften der beiden Herzoge. nnd Wiſſenſchaft. – Die herzogliche Bibliothek . - Wilhelm Ernſts Religiö fitāt. Seine Krankheit und ſein Sod. Perſonalien Johann Ernfis IX . Genea Die Feierlichkeiten ſeines Leichenbegängniſſes . Deſſen Cod.

logiſches. Wilhelm von

Ernſt und

fo verſchiedenem

kennen kann.

dafür er :

Der Erftere ein heiterer, gemüthvoller, lebens

luſtiger , der Andere ein rechter

Johann Ernſt , zwar Brüder, doch

Charakter, daß man fie kaum

ernſter , denkender , ſtrenger und ge

Fürſt.

Wilhelm

Ernſt, der zunächſt zur Regierung kam , hatte

ſich viele Kenntniffe, beſonders in Sprachen und der theolo giſchen Wiſſenſchaft erworben und befaß ein ganz vorzügliches Rednertalent , ſo daß in

er zu wiederholten Malen die Kanzel

der herzoglichen Schloßkirche. beſtieg und in

ſeiner fürſtlichen Eltern und des

Gegenwart

ganzen übrigen Hofes fehr

gediegene und dabei leicht verſtändliche Predigten ſeiner Predigten , zu welcher er den

hielt.

Eine

Tert aus der Apoſtelges

28

ſchichte nahm , iſt im

Jahre 1670 durch den Druck veröffent

licht und 1679 und 1700 in neuer Auflage erſchienen . mag allerdings für Manchen

ein Widerſpruch in

Es

unſerer obi

gen Behauptung, daß der junge Fürſt heiter und lebensluſtig geweſen, liegen, wenn wir gleichzeitig berichten , daß er gepre digt habe, was indeß artete nie in

nicht

der

Fall iſt.

Seine Heiterkeit

loſen oder leichtſinnigen Streichen aus.

mochte auch, ſobald es ſich um

die ernſten

Er ver

Angelegenheiten

ſeines Landes handelte, ernſt zu ſein , und man kennt aus ſeis ner Regierungsepoche kein Beiſpiel irgend eines vielleicht über eilten

Entſchluſſes.

Alles reiflich erwägend , entſchied er ſich

immer erſt dann für eine Sache, wenn er von deren Werth vollſtändig überzeugt war. Sein Bruder Johann Ernſt dachte freilich länger, als er, über einen Gegenſtand nach , ob das durch aber für das Ganze ein beſonderer Vortheil entſtand, bezweifeln wir.

Schon einige Tage nach der Beiſegung ſei

nes Vaters begann ' er, fich mit den ten

in

dem

Rath zu Raſtenberg im

Regierungsangelegenhei

der ernſteſten Weiſe zu beſchäftigen .

ten und Gerechtigkeiten ; ein 15. Mai 1683 mit dem des nämlichen

Er beſtätigte die

Jahre 1491 verliehene Freihei Gleiches

geſchah von

Rath zu Buttſtädt und am

Jahres mit dem

ihm

am

26. Mai

Rath zu Weimar. Auch ver

ordnete er, daß von jegt an in den Städten Sulza , Butt ſtädt, Tannroda, Remda , Berka, Raftenberg und Apolda Jahr märkte abgehalten werden ſollten , um dadurch den noch ſehr im

liegenden

Argen

allgemeinen

und eine Erleichterung für ſein

Geſchäftsverkehr zu Volk herbeizuführen .

Bei den theologiſchen Kenntniſſen neuen Herzogs ließ er auf dem würde.

heben

und Fähigkeiten

des

ſich faſt mit Beſtimmtheit erwarten , daß

kirchlichen Gebiete manche Verbeſſerung einführen

Es fiel daher auch gar nicht auf, daß er die bishe

29

rigen Mitglieder des paſſender

ſcheinende

deshalb den

Oberkonſiſtorii zu Weimar durch ihm Perſönlichkeiten

erſepte.

Er ernannte

geheimen Rath und Kanzler Volkmar Happe

zum Präſidenten , die Hofräthe Johann Philipp Schmidt und Chriſtian Wildvogel zu

Räthen , den Superinten

denten und Oberhofprediger Conrad von der Lage, ſowie den

Hofprediger

Oberconſiſtorit.

Theophilus Röſer zu

Affefforen

des

Wegen der fürſtlichen Schloßkirche erließ er

acht Tage ſpäter eine beſondere Bekanntmachung derart, „ daß, nachdem dieſelbige nunmehr mit drei Predigern innen

verſehen , dar

alle 14 Tage die heilige Communion gehalten werden ,

und alle und jede fürſtliche Bediente, ſammt ihren Weibern und Kindern , auch

Diener und

Dienerinnen

(Knechte und

Mägde ausgeſchloſſen ) fich zu. Hofe jedesmal bei dem ſtuhle einfinden , und zwar bei dem

Beicht

Oberhofprediger ; Kanzler

und Räthe nebſt den adligen Perſonen , ſowohl denen , ſo bis her deſſen Beichtkinder geweſen ; die anderen fürſtlichen Hof bedienten

aber , ſammt den

Thrigen , bei dem

Hofprediger ;

und endlich Pagen und Lakaten , bei dem Hofdiakono beichten , ingleichen auch

alle Kopulationes der Hofdiener in der fürſt

lichen Hofkirche vor dem Oberhofprediger geſchehen , im Uebri gen aber was die Kindertaufen es bei dem

und Begräbniſſe anbelanget,

Herkommen ferner bleiben folle."

Dieſe Bekanntmachung wurde am

29. Juli ſowohl auf

der Kanzel der Schloßkirche, als auch der Stadtkirche öffent lich abgeleſen . Im

Jahre 1690 entſtanden zwiſchen Weimar und Eiſe

nach wegen des Fürſtenthums Jena, das durch den am

4. Nos

vember erfolgten Tod des Herzogs Johann Wilhelm von

Jena

herrenlos geworden , Erbſchaftsſtreitigkeiten , die fehr ernſt zu werden drohten .

Es wurden von beiden

Theilen einige Ab

30

geordnete zur Ausgleichung dieſes

Konfliktes

gewählt,

und

zwar erſchienen weimar'ſcher Seite : der geheime Rath Volk. mar Happe, der Kanzler und Präſident des Oberkonſiſtorii Anton Günther von Schwarzenfels und der Hof- und Chriſtian Friedrich Güpner ; von Seiten

Kammerrath Eiſenach

erſchienen :

Schmidt, die Hofräthe

Johann

Jacob

Johann

geheime Rath

der

Kaspar Röhn

und

Die Conferenz dieſer Friedrich Rudolph Güterlein . herzoglichen Geſandten fand Ende des Jahres 1690 zu Wei mar Statt. Am 4. Januar 1691 kam auch eine friedliche Einigung zu Stande ; es ward ein

Protokoll darüber aufge

nommen , das zu ſeiner Rechtsgiltigkeit nur noch der Unter ſchriften der ſtreitenden Fürſten

Indeß erklärte fich

bedurfte.

Eiſenach nicht mit der aufgelegten

Punktation einverſtanden

und es wurde auf ſeinen Antrag fechs Tage ſpäter ein ande: rer

Entwurf zu einem

Rezeß

beliebt,

demzufolge Eiſenach

zwei Drittel, Weimar dagegen nur ein Drittel des Jena'ſchen Ländergebiets erhielt.

Der weimar’ſche Antheil beſtand in

folgenden Aemtern und Städten : Dornburg, Burgel, Aniebs dorf, Kappellendorf, Hausdorf; die Voigteyen Magdala und Gebſtädt, und die Dörfer Döberitzſch und Wiegendorf; au Berdem

bekam

Wilhelm

Ernſt die Oberhobeit über die Stadt

Apolda und die Hälfte des Döberißſchen Waldes. dagegen fielen die Aemter und Städte :

An

Jena

Jena , Burgau , Los

beda , der Schloßgarten , das Regierungs- und das

Jäger

haus und der Fürſtenfeller ; das Amt, Soloß und die Stadt Altſtädt mit allen dazu gehörigen Vorwerken

und Schäfereien ;

die ganze Zillbach mit Gebäuden , Waldung und der hohen und niederen

Jagd ; die Hoheit über die Herrſchaft Remda;

das Fiſchberg'iche Direktorium

u . f. w .

1

Drei Wochen nach Errichtung des Jena'ſchen Hauptthet:

31

lungs -Rezeſſes ſtarb Sachſen -Gotha . Direktorium

der Herzog

Dadurch kam

und dem

Friedrich

der Aeltere von

das Seniorat mit dem

Haupt

gemeinſchaftlichen Amte Oldisleben an

Herzog Albrecht von Sachſen - Koburg.

Nun

hatten

zwar

weder Weimar, noch Eiſenach hiergegen rechtlich etwas einzu wenden , doch gebührte ihnen der Vorzug vor dem

minder

jährigen unter Meiningen'ſcher Obervormundſchaft geſtandenen Herzog

Friedrich den

ereigneten ſich

ſchon

Jüngeren zu Gotha . ums

Jahr 1692

Deſſen ungeachtet

einige Streitigkeiten

wegen der Präcedenz, die ganz gegen alles Herkommen Fried rich der Jüngere nach der erfolgten Volljährigkeit für ſich in Anſpruch

zu

nehmen

wagte .

Er verſuchte ſeine Anſprüche

dadurch giltig erſcheinen zu laſſen , daß gut, die Präcedenz gebühre ihm

er ſagte, er wiffe ſehr

für ſeine Perſon nicht, dage

gen habe er eine Verpflichtung , dieſelbe für die vier jüngeren Brüder ſeines Vaters, die fämmtlich älter ſeien , als die Her zoge von Weimar und Eiſenach, in Der Streit wurde endlich 1696

durch

dergeſtalt beigelegt , daß

Anſpruch zu nehmen .

einen Rezeß Friedrich

am

der

13. März Jüngere die

Präcedenz auf ſechs Jahre an Weimar und Eiſenachy abtrat. Dieſe Beilegung, welche wir als thöricht bezeichnen müſ jen , konnte den Streit ſelbſt nicht zur Entſcheidung bringen ; eg ließ ſich mit Beſtimmtheit vorausſeßen , daß derſelbe nach Ablauf des fechsjährigen Zeitraums von Neuem mit größerer

beginnen und

Erbitterung fortgeſegt werden würde,

da

bis

dahin Friedrich von Gotha reicher an Erfahrung und Rennt niffen geworden

ſei.

Dieſer Fal trat auch in

der That im

Jahre 1702 ein ,

allerdings durch Weimar dadurch hervorgerufen , daß daſſelbe ein

Impreſſum

veröffentlichte, das folgenden

Titel führte:

„ Vorzug der Sachſen - Weimar'ſchen , wie auch Fürſt=

32

lich Sachſen - Eiſenach'ichen Sachſen

Votorum

vor

den

Gotha'ſchen und Altenburg'ſchen Reichs

Fürſtlich Votis.“

Wie es nicht anders zu erwarten ſtand , erſchien darauf eine Antwort Seitens der andern Parthei, welche nicht min der heftig

in

ihrem

Inhalt war.

Dadurch konnte Nichts

gewonnen , mindeſtens eine Einigung nicht erreicht werden , und es blieb zulegt nichts Anderes übrig, als die ganze An gelegenheit dem

kaiſerlichen Hof zur Entſcheidung vorzutra

gen . Erſt zwei Jahre zu Stande.

ſpäter kam

ein

desfallfiger Vergleich

Schon unter der Regierung des Herzogs Wilhelm

Ernſt

beginnt Weimar für Kunſt und Wiſſenſchaft empfänglich zu werden .

Im

von dem gel

in

Jahre 1700 kaufte dieſer Fürſt das berühmte,

fächfiſchen Geſchichtſchreiber Wilhelm Ernſt Ten Berlin zuvor geordnete Haugwig'idhe Münzcabinet,

ſowie bald darauf auch die damals ſich in Leipzig befindende Lorenz'ſche Kunſtkammer ; vermehrte auch 1703 die vorher an gelegte Bücherſammlung mit den aus der Jena'ſchen Erbſchaft erhaltenen

und von den

Erben des weimar'ſchen

geheimen

Raths von

Lilienheim

gekauften Bibliotheken . Als

Inſpector

über die fürſtlich weimar'ſche Kunſt- und Naturalienkammer wurde der Hofrath

Johann Andreas Erbach angeſtellt, deffen

für die damalige Zeit ſehr bedeutende Kenntniſſe ihn beſon ders

geſchickt zu

dieſem

Amte machten .

Ein

Jahr

ſpäter

brachte Weimar auch die Logau'ſche Bibliothek zu Breslau an fich, die fo bedeutend war, daß zu ihrem

Transport 3 Oder

kähne bis Halle, und von hier aus 12 Wagen und 8 Karren in Gebrauch genommen werden mußten . leitete den

Transport.

Der Hofrath Erbach

Zur Aufſtellung und Einrichtung der

Bibliothek berief Wilhelm

Ernſt den berühmten wittenberger

Profeſſor Schurzfleiſch nach Weimar, der fich dieſes ehrenwer :

33 .

then Auftrags zur Zufriedenheit des Herzogs erledigte , wie ſich von einem Manne , wie Schurzfleiſch , auch nicht anders erwarten

ließ . Auch behielt derſelbe die Oberaufſicht über die

herzoglich weimar’ſche Bibliothek bis zu ſeinem Tode, weshalb er drei bis vier Mal im Jahre in Weimar anweſend war. Nach

ſeinem

Tode ernannte der Herzog ſeinen Oberconfifto

rialrath Heinrich Leonhard Schurzfleiſch, ein tenberger Profeſſors, zum die jeßt wiederum

Bruder des wit

Direktor der fürſtlichen Bibliothek,

durch die hinterbliebene Bücherſammlung

des Profeſſors Konrad Samuel Schurzfleiſch anſehnlich ver größert wurde. Dieſelbe wurde in drei Zimmern der Wilhelmsburg auf bewahrt; das erſte Zimmer enthielt die ſogenannte fürſtliche Handbibliothek, daß zweite die Schurzfleiſch'ſche und das dritte die Logau'ſche Bücherſammlung. Manche vernünftige und wohlthätige

Verordnung und

manches vortreffliche Geſep verdankt Weimar dem zoge Wilhelm mit dem

edlen Her

Ernſt; und wenn die Jeßtzeit auch vielleicht

überall fich kundgegebenen religiöſen Sinn fich nicht

einverſtanden erklärt, ſo müſſen wir bedenken , daß dieſer Fürſt beſonders auf dem daß

auch ein

Gebiete der Theologie zu Hauſe war und

Anderer jede

Gelegenheit wahrnimmt,

ſeiner

Lieblingsneigung Rechnung zu tragen , und wenn dies in fo würdiger Weiſe geſchieht, wie es bei Wilhelm war , dann wird ſich ſchwerlich gen haben .

Jedenfalls kann ein

Ernſt der Fall

Jemand mit Recht zu bekla Volk , an

deſſen Spiße ein

wirklich frommer Regent fteht, ſich als glüdlich betrachten . Wilhelm Ernſt war der unbedingten Anſicht, daß es ihm an

nüglichen , gehorſamen

und

getreuen Unterthanen

nicht

mangeln würde, wenn er ſie zu rechtſchaffenen Chriſten mache. Dieſer Grundſaß iſt der Leiter aller feiner Handlungen . 3 Bertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bd.

Zur

34

Beförderung dieſes Grundlages machte er die lobenswürdig ften Anſtalten . Er baute neue Kirchen , verbeſſerte das Sdul weſen , erhöhte die Beſoldung der Lehrer und verbot die Märkte, den Tanz, das Scheibenſchießen , und ſonſtige Miß bräuche an den Sonntagen . Im Beſuch des öffentlichen Got tesdienſtes ging er ſeinen Dienern und Unterthanen mit gutem Beiſpiel voran , die er überhaupt leiblich und geiſtig glüdlich wiſſen wollte. Handel und Gewerbe wurden unter ſeiner Regierung zu die von ihm und

durch

einer nie geahnten Blüthe gebracht und durch angelegten

Dorfſchaften Stüberbach, Sonndorf,

das Wiederaufbauen

von Werødorf und Schön

dorf der Wohlſtand ſeines Volkes ſehr vermehrt.

Eine ge

wiffe Pünktlichkeit und Genauigkeit in allen ſeinen Handlun gen

zeichnete diefen

Fürſten beſonders aus : die herzoglichen und Keller wurden z. B. im Sommer um 9 , im

Küchen

Winter um Jemand von

8 Uhr Abends geſchloſſen und niemals dieſer Anordnung abgeben .

Ungeachtet ſeiner vielen Regierungsarbeiten es durd ſeinen

durfte

verſtand er

eine weiſe Zeiteintheilung, ſich auch Gelegenheit zu

Vergnügungen zu

verſchaffen, die aber nicht, wie dies

bei den meiſten Menſchen der Fall iſt, feinen ten , fondern

ihm

Friſche verliehen.

Geiſt ermüde:

vielmehr neue Nahrung und Dieſelben beſtanden

guter , "wiſſenſchaftlicher und nicht ausſchließlich Bücher , in der Betrachtung und im

eine neue

in Muſik , im

Leſen

theologiſdyer

Ordnen des Medaillen :

Kabinets und in den verſchiedenſten Gartenarbeiten : er fäete, pflanzte, occulirte, ſammelte Früchte, u . f.'W. Bei einer derartigen

einfachen Lebensweiſe lag es in

der

Natur der Sache, daß er verhältnißmäßig wenig Geld für fich

und

ſeinen

Hof verbraudite.

Summen , welche er dann zum

Er erſparte

bedeutende

Ankauf verſchiedener Aemter,

35

Dörfer und Herrſchaften verwendete, wodurch die gewöhnlichen Landeseinkünfte um

mindeſtens

und was wiederum

feinen Unterthanen zu Gute kam .

Wilhelm

Ernſt zählte

ein

Drittel

erhöht wurden

zwar erft fünfundſechszig

Jahre,

dennoch fühlte er eine auffallende Abnahme ſeiner körperlichen Kräfte,

ſo daß er von

Beit meiſt im

Bette zubringen

hatte es beinahe den mübungen

Anfang des

Jahres 1727 an , feine

mußte.

Im

Februar 1728

Anſchein , als ob es den ärztlichen

gelingen würde , ſeine Geſundheit einiger Maßen

wieder herzuſtellen ; es war indeß nur Täuſchung . zweifelte man und am

Be

ſchon

allen

Im

Juli

Ernſtes an ſeiner Wiedergeneſung

28. des nächſten Monats ſtarb er dann auch wirk

lich an Entkräftung, zwar nicht unvermählt, doch ohne Kin der, ſo daß

die Regierung Weimars an ſeines Bruders Sohn

Ernſt Auguſt überging. Sein Vater Johann Ernſt IX . war nicht zur Regierung

gelangt. · Derſelbe war, wie wir wiſſen , am

22. Juni 1664

geboren , hatte ſich den Wiſſenſchaften gewidmet und als Stu = dent auf der Univerſität zu Reiſen gemacht, von denen rückgekehrt war.

Am

Jena befunden , dann mehrere

er im

Monat October 1679 zu

17. September 1685 vermählte er fich

mit der Prinzeſſin von Anhalt- Zerbſt, Sophia Auguſta, welche jedoch ſchon am

14. September 1694 verſtarb.

Ueber dieſen

Todesfall ward ein Hoffirchen - Protokoll , abgefaßt. im

Wir find

Stande , eine wortgetreue Abſchrift deſſelben

unſern

Leſern mittheilen zu können : Den 14. September

1694 Vormittags halb 11 Uhr

iſt die Herzogin Sophia Auguſta, Herzogø Johann Ernſts Gemahlin , nachdem ihr vorher der Herr General Superin tend Lic. Conr. von der Lage das heilige Abendmahl ges reichet, und im

Beiſein vieler Umſtehenden mit ihr gebetet, 3 *

36

:

in

ihrem

Gemach fanft und ſelig entſchlafen , ihres Alters

31 Jahr 6 Monath 5 um

Tage.

Den 30. September Abends

9 Uhr wurde ſowohl zu Hofe, als in der Stadt mit

allen

Glocken

geläutet, unter welchen

durch 12 Cavaliers bei angezündeten gen und aus dem zum

die Fürſtliche Leiche Trauerfadeln

grünen Saale im

getra

Gartenhauße , hinten

rothen Schloß - Thor hinaus und in die Wilhelmsburg

über den Hof zur untern großen Kirch -Thüre hinein , ohne Geſang oder Vorleſung eines Gebets und Sermons, in die Fürftliche Gruft gebracht worden . Domin . 25. p . Trin . 1694 geſchah die Proceßion .

Nachmittags wurde um

zum

andern und um

erſten , halb 4 zum

drey Uhr

4 Uhr zum drit

ten mal, ſowohl zu Hofe, als in der Stadt, mit allen Gloden geläutet."

Johann Ernſt vermählte ſich bereits am 4. November 1694 zum

zweiten Male mit

Prinzeſſin

der

Sophie von Heſſen - Homburg. dieſen auffallend

Charlotte

Wenn wir einen

Dorothee Blick

auf

kurzen Wittwenſtand werfen , dann werden

wir unwillkürlich auf die Vermuthung gerathen , er habe in erſter Ehe nicht ſehr glücklich jedoch falſch .

gelebt.

Dieſe Vermuthung iſt

Ernſt Auguſt hatte den Grundſaß aufgeſtellt,

daß man ſich um die Todten nicht mehr zu fümmern habe, Mer," wenn man die Lebenden nicht vernachläſſigen wolle. pflegte er zu ſagen , „ gegen ſeine Gemahlin, ſo lange fie lebt, ſeine Pflicht im weiteſten Sinne des Worts erfüllt, dem nach ihrem

Tode nichts zu

bleibt

thun mehr übrig , und nur die=

jenigen , welche ungerecht, untreu , hart und lieblos gegen find , wollen das nach ihnen indeß nichts

dem

nüße iſt.

Tode wieder gut machen , was Jeder erfülle ſeine Pflicht , ſo

lange er Gelegenheit hat; nach dem ihm

dieſe."

ſie

Tode der Gemahlin fehlt

37

Grundſaß

Dieſer

giebt Zeugniß

Er befreite ſich von

That, wie er fagte , nichts

Gewohnheiten , die in der ſind, und die

Zeit ohne irgend welchen

ſtehenden

Lebt mit den

ſpruch nehmen . den Todten !

nüße

Theil der uns zur Verfügung

großen

einen

feiner Zeit

dem

von

vorangeſchrittenen Geiſt Johann Ernſts.

Gewinn für uns in An und ſeid todt mit

Lebenden

Die Hoffnung des geſammten weimarſchen Landes , die Regierung dereinſt in den Händen des Herzogs Ernſt Auguſts - zu ſehen , der durch ſeine große Leutſeligkeit die mit Liebe und Ehrfurcht erfülten Herzen ſeiner getreuen Unterthanen vor Als fein

züglich für ſich erworben hatte , erfüllte ſich nicht. Prinz

älteſter Sohn ,

Landen ,

auf fremden

Ernſt Auguſt

Jena und

er die Univerſitäten

wohin derſelbe fich , nachdem

Leipzig beſucht hatte, ſeiner weiteren Ausbildung wegen be Vaterlande

Juni des Jahres 1707 nach ſeinem

geben , im

zurückehrte, fand er ſeinem

Vater krank vor, der auch ſchon

10. Juni, ſtarb.

Tagen , am

nach einigen

Am

22. deſſelben

Monats Abends. 9 Uhr erfolgte die Beifeßung der herzogli

zu

Feierlichkeit

der

durch

rothen

Im

Leiche.

chen

befohlene

hohe

ſich alle

Perſonen , denen

ſpäter

Trauer - Marſchall und Hoffourier die für ſie bes

den

ſtimmten

Schloßhofe verſammelten

Pläße angewieſen wurden .

Von

beſonders dazu

gewählten 8

ſtavalieren wurde die fürſtliche Leiche aus dem

Gartenhauſe

in

das vordere Gewölbe getragen und auf die

daſelbſt befindliche Todtenbahre geſeßt, neben welcher 12 Ka valiere und +8 wache ſtanden .

Trabanten mit ihren Darnach

Hellebarden als Leichen

kam : der mit:6

Pferden beſpannte

Leichenwagen herbei, der Sarg wurde hinein der

Zug ſeşte fich nun

gen gingen

in Bewegung .

geſchoben

Bor dem

und

Leichenwa

der Stadtlieutenant mit 12 Trabanten ; der Kü

38

chenmeiſter als Hofverwalter und hinter ihm dann kamen

ein

Hofmarſchal mit dem

12 Fackelträger ;

Trauerftabe und ein

zweiter Hofmarſchal mit fechs Pagen auf jeder Seite , deren Jeder eine Fadel trug. find zu

Als Gefolge der

herzoglichen Leiche

nennen : ſämmtliche Hofkavaliere und Hofbedienten ,

nach ihrem

Range geordnet.

Am 23. Juni wurde in drei Pauſen zwiſchen 7 und 8 Uhr Morgens geläutet ſowohl Stadtkirche. von

dem

verfügten

In der

in

der Schloß- , als

der

Erſtern wurde eine Gedächtniſpredigt

Oberhofprediger

gehalten

und

die

fich nach einer beſonders zu dieſem

ſchriebenen

auch in

Rangordnung bahin .

Leidtragenden Zwecke vorge

Dieſe Rangordnung fand

folgender Maßen Statt : 1.

Der Hofmarſchall mit dem

Trauer-Marſchall ;

2. die Gemahlin des Herzogs

Johann Ernſt IX .;

3. die Prinzeſſin - Tochter, beide durch Kavaliere geführt; 4. der Prinz Ernſt Auguſt, und 5. Kavaliere und ſämmtliche Hofbediente. Johann ſeiner erſten 1.

Ernſt IX . hatte neun

Wilhelm

4.

5.

Mit

Johann Wilhelm , geboren den 5. Juni 1686 , geftor: ben den 14. October deſſelben Jahres ;

2. Ernſt Auguft, geboren

3.

Kinder gezeugt.

Gemahlin :

Ernſt in

den

19. April 1688,

folgt

der Regierung ;

Eleonore

Chriſtiane,

geſtorben

den

geboren

7. Februar

den

15. April 1689,

1690 ;

Johann Auguſt, geboren den 6. Juli 1690 , geſtorben den 24. Auguſt 1691;

Johanna Charlotte , geboren den 23. November geſtorben

den 3. März 1751. !

1693,

39

Mit ſeiner zweiten Gemahlin : 1. Karl Friedrich , geboren den ſtorben den

ſtorben

zu

ge

30. März 1696 ;

Johann Ernſt, geboren den

2.

1695 ,

31. October

Frankfurt am

26. Dezember 1696 , ge

Main den

3. Marie Louiſe , geboren den

1. Mai 1715 ;

18. Dezember 1697, ge

ſtorben den 29. Dezember 1704 ; 4.

Chriſtiane Sophie, geboren den ftorben den 19. Februar 1701.

Von

ſämmtlichen

neun Kindern

17. April 1700, ge

haben

den

Vater alſo

nur drei überlebt , von denen der Prinz Johann Ernſt auch nur neunzehn nur den

Jahre alt geworden iſt, ſo daß man eigentlich

Prinzen

Ernſt Auguſt und die Prinzeſſin

Johanna

Charlotte, welche übrigens unvermählt blieb, als ihn überle bend bezeichnen kann .

IV .

E

r n

ft

A

g u.ft.

u

(1728-1748.) Biertes

R a pitel

Ernſt Auguft bricht mit dem bisherijen Regierungsſyſtem . Seine Reiſen nach Holland und Frankreich. Freiherr von Reinbaben . Die Verträge Emigranten von Salzburg . Der Orden der Wachſamkeit. wegen der Auslieferung von Deſerteurs . Die eiſenachſche Erbſchaft. Streit mit Fulda. Die kaiſerliche Entſcheidung. Ernſt Auguft ſtirbt. Genealogiſches . Die Beiſeßung der herzoglichen Leiche.

Im beſten Mannesalter kam Ernſt Auguſt zu Regierung . Sein

Charakter hatte

ſeines

verſtorbenen

dabei aber ein

ungemein

viel Aehnlichkeit mit dem

Vaters.

Er war ein ernſter , ſtrenger , ſehr gerechter Fürſt und ein liebevoller Vater

ſeiner Unterthanen . Als ſein Dheim

aus dem Kreiſe der Lebenden geſchieden

war, befand er fich gerade in zoge Johann Wilhelm

Jena zum

Beſuch beim

Her

von Sachſen-Eiſennach und eilte nach

angener Nachricht ſofort zurück nach Weimar. er die Beiſeßung der Leiche mit dem

üblichen

Nachdem

fürſtlichen Ge

pränge angeordnet und dieſelbe erfolgt war, ernannte er den geheimen Rath Baron von Reinbaben zum Miniſter und Präſidenten

ſämmtlicher weimarſcher Collegien mit der Auf

gabe , die unbeſeßt gebliebenen Rathsſtellen

derſelben

unver

-

-

weilt tüchtigen Männern

41

zu

übertragen .

Dieſe eine Regie

rungsmaßregel beweiſt zu Genüge, daß Ernſt Auguft die Ab ficht hatte, mit dem

alten

Syſtem

ganz zu brechen , um

ein

neues, beſferes und zeitentſprechenderes einzuführen . Nach Beendung des Pfingſtfeſtes im er unter

dem

Namen

Jahre

1729 trat

eines Grafen 'von Brehne eine Reiſe

nach Holland und Frankreich an , nachdem

er zuvor ſeinem

Miniſter Freiherrn von Reinbaben unumſchränkte Regierungs gewalt auf Im

die Zeit ſeiner Abweſenheit übertragen

November traf er am Hofe Ludwigs XV. in

hatte.

Verſailles

an, hielt ſich daſelbft längere Zeit auf und kehrte endlich im Februar 1730 nach Weimar zurück.

Wohin er während dies

ſer

ihm

Reiſe

gekommen ,

Empfang zu Theil nem

überall war

ein

entſprechender

geworden , und’überal huldigte man ſeis

Geiſte, von dem

man

ſich Großes

verfah.

Auf dieſer

Reiſe begleiteten ihn die hervorragendſten Perſönlichkeiten ſeis nes Reiches.

Der Oberſtallmeiſter von Brühl“), die Oberſten

von Buttlar und von Borck , der Oberſtlieutenant von Stange, der Leibarzt Dr. Wölner, der Kabinetsſecretair Ludecus , zwei Pagen , von

Troyff und von Schleiding, zwei Stammerdiener,

Faſch und Joſſa ; der Reiſemundkoch Franke und außerdem noch etwa 8 Lakaten . Im

Juli 1732 mußten etwa 1000 Bewohner des Stif

tes Salzburg , um

der evangeliſchen

anbingen , flüchtig werden . Monats fondern

Sie

Religion willen , der fie

langten

am

11. deſſelben

in Weimar an und wurden nicht nur vom vornehmlich

willkommnet und

auch

vom

Volke ,

Herzoge auf's Herzlichſte. be

bewirthet. . Sie wurden

auf herzoglichen

* ) Ein Onkel des Miniſters Auguſt III. von Nurſachſen , der, wie wir wiſſen, erſt von Kaiſer Karl VI. gegraft wurde.

42

Befehl von

der Geiſtlichkeit, den Schulen und

dem

rath unter dem Geläute , aller Glocken und mit dem

Stadt Gefang :

Allein Gott in der Höh' ſei Ehr'!" eingeholt und an dem



gerhauſe , in welchem Ernſt Auguſtmit ſeiner ganzen Familie ſich befand, vorüber nach der Hauptkirche von St. Peter und Paul geführt , um zuwohnen .

einem

daſelbſt abzuhaltenden

Gottesdienſte bei:

Nach Beendigung deſſelben wurden die Emigran

ten bewirthet und der Herzog felbſt Kellerei ein

Maß

mars wetteiferten

ließ

Jedem

Wein

verabfolgen.

unter

einander wegen der

aus ſeiner

Die Bewohner Wei Beherbergung

dieſer ſeltenen Gäſte , von denen zwanzig auf herzogliche Koſten untergebracht wurden .

Bevor

ſie am

nächſten

Tage

Wanderſchaft fortſegten , wurden ſie ſowohl von dem

ihre

Herzoge;

als auch von deſſen Unterthanen außerordentlich reich beſchenkt. Ernſt Auguſt verfolgte mit Emſigkeit und Ausdauer den von ſeinem

herzoglichen

Vorgänger

bereits betretenen

Weg

des geiſtigen Fortſchritts und der Beförderung des Wohlſtan :

Wege zwiſchen

1

des feiner Unterthanen .

Er legte das Fort Falkenburg , am

Weimar und Belvedere , an und verlegte das

bis dahin auf dieſem auch ſtiftete er um ſers den Orden

Plaße geſtandene Hospiz nach Aspach ;

dieſelbe Zeit zu Ehren

2. Auguſt 1732 angenommen Drdenszeichen

des deutſchen Kai

der Wachſamkeit, deffen

beſteht aus

Statuten am

und beſtätigt wurden .

einem

grün emaillirten Stern mit einem

achteckigen

goldenen

achteckigen Sterne befindet ſich

rer, vierediger rother Der Falke

Stern

mit weiß

Sterns befinden

doppelt verſchlungen auf goldenem

Zwis

ein zweiter kleines emaillirten Spißen .

iſt mit vier Diamanten verziert.

des achteckigen

und

goldenen weiß emailirten

Falfen , deffen Schnabel und Flügel von Gold find . ſchen dem

Das

In

der Mitte

fich die Buchſtaben

E. A.

blau verzierten Felde ; über

43

den beiden

Buchſtaben

ein

weißer

Fürſtenhut , unter ihnen

zwei kreuzweis über einander liegende goldene Degen . Bald als eine Gegenaufmerkſamkeit, wurde Ernſt

darauf, gleichſam

Auguſt von Kaiſer Karl VI. zum General der Ravallerie ernannt. . Unter der Regierung dieſes Herzoges wurde der Bau der Hauptkirche zu Weimar beendet und die daſelbſt befind liche Jacobskirche zu

einer Garniſonkirche umgeſchaffen ; eine

neue Gymnafien -Ordnung erlaſſen , ſowie der damalige Gym naſialrektor M. Kieſewetter zum Stelle der Magiſter Carpo von

Inſpector und an

ſeiner

Jena zum Rektor des Gym =

nafii ernannt. Wegen gegenſeitiger Auslieferung von Deſerteurs wurden von

Ernſt Auguſt Verträge abgeſchloſſen 1731 mit Schwarz

burg-Rudolſtadt; 1735.mit Bamberg; 1736 mit Würzburg ; 1737 mit

Kurmainz;

1738

mit

Brandenburg - Bayreuth ;

1744 mit Heſſen -Kaſſel und 1745 mit Kurſachſen . Durch den im ſen

Jahre 1741 erfolgten

Herzogs Wilhelm

deffen

Heinrich

Tod des kinderlo

von Sachſen - Eiſenach fielen

Landestheile , mit Ausſchluß

der

Grafſchaft

Sayn

+ Alten -Kirchen , die als ein Weiberlehn von Brandenburg-Anspach Erinnerung

an

dieſe

Ernſt Auguſt vom

an

den Markgrafen

kam , an Weimar.

Vergrößerung

ſeiner

Medailleur Stocmar zu

Zur frohen

Erblande ließ Ilmenau

eine

goldene Medaille prägen , deren Goldwerth allein vier Dufa ten betrug; eine dieſer

ähnlichen Medaille aber von Silber

mußte der Medailleur Veftner in Nürnberg anfertigen .

Dies

felbe wog 1 % Loth und hat auf der Schauſeite zwei mit Für ſtenhüten verſehene weibliche Geſtalten . Ernſt größten

Auguſt

ließ

Theil ſeiner

zu

ſeiner

Truppen nach

größeren Sicherheit dem

Eiſenachſchen

den und

44

Jenaſchen Gebiet marſchieren , während er zugleich Kommiſſionen

Fagd- , Forſt- und andere Gerechtigkeiten Zeugen

beſondere

ernannte , welche alle Aemter, Kammergüter,

in feinem

Namen in

Zu dieſer neuen

vor

Notaren

Befiß zu nehmen

hatten .

und

Erbſchaft gehörten auch die Felde ( ein

kleines, aber fiſchreiches Waſſer) und der Grund und Boden , welchen

das Stift Fulda

von Waffen in

gewaltſam

und unter Anwendung

Beſig hatte nehmen laſſen , um

darauf einen

Galgen für drei zum Tode verurtheilte Verbrecher zu errich ten . Dies war bereits geſchehen , als die von Ernſt Auguſt für dieſen Landestheil fich

ohne weiteres

ernannte Kommiſſion

Beſinnen

zugehörige Gigenthum

das

ihrem

anlangte und

fürſtlichen

es demſelben von Fulda entwendet worden war. wurde umgehauen anderer geſeyt, an

Der Galgen

und verbrannt und an ſeine Stelle ein dem

zum

Beweiſe

die weimarſche Stommiſſion einen verurtheilten

Gebieter

auf die nämliche Weiſe aneignete, wie

ihres

von

beſſeren Rechtes

Jena zum

Strange

Verbrecher aufhängen ließ .

Auf dieſen

von Fulda gegebenen erſten

Anlaß hielt es

Ernſt Auguſt für nöthig , ſeine Anſprüche auf das von Sach fen -Eiſenach

feit 1455 ' bei Henneberg und ſeit

1583 bei

Sachſen geweſenen , 1707 aber ohne ſachſen -weimarſchen Kons ſens und

Theilnehmung an dem

Pfand- Schilling an Fulda

abgetretene Amt Fiſchbach und noch rechtigkeiten für ſich und im

fürſtlich fächſiſchen Hauſes dadurch er ſich in

verſchiedene andere Ge

Namen des geſammten'kur- und geltend zu machen , daß

unbedingten Befig derſelben

ſegte.

Hiermit war

Fulda natürlich nicht zufrieden ; es verklagte den Herzog von Weimar beim

Reichs-Kammergericht zu Weplar und erwirkte

von demſelben ein Erecutions-Mandat gegen ihn , mit deſſen Ausführung die Fürſten des oberrheiniſchen Kreiſes beauftragt

45

-

wurden .

Gegen

dieſe Entſcheidung proteſtirend, wandte ſich

der Herzog von Weimar an endlich

auch

nach

den Kaiſer

unendlich vielen

ſelbſt, von dem

Widerwärtigkeiten

er im

Jahre 1747 fein Recht beſtätigt erhielt. So hatte Ernſt Auguſt mit mancherlei Unannehmlich keiten während ſeiner Regierung zu

kämpfen ; deſſen unge

achtet ließ er ſich dadurch keineswegs abhalten , ſtets für das Wohl ſeiner Unterthanen - bedacht zu ſein , und Uebelſtände, die ihm hierin entgegen ſtanden, aus dem Wege zu räumen . Schon längſt hatte er eingeſehen , daß die bei dem Tode des regierenden Herzog jedes Mal erfolgte Ländertheilung für die geiſtige und materielle Entwidlung des Volkes von großem Nachtheil ſei.

Sein eigner ſtrebſamer Geiſt konnte den Ge

danken nicht ertragen, daß bei ſeinem hältniß über

eintreten

den

und alles von

Haufen werfen

Tode ein

gleiches Ver

ihm mühſam

Aufgerichtete

würde.

Er entſchloß

das Recht der Erſtgeburt in ſeinem bringen , und da er beim

fich

daher,

Staate zur Geltung zu

Kaiſer eines höchſt vortheilhaften

Anſehns genoß , ſo konnte er faſt mit Beſtimmtheit auf def ſen

Genehmigung rechnen , die auch in Seitdem

ihm

der That erfolgte.

durch Erbſchaft das Herzogthum

Sachſen

Eiſenach zugefallen war, lebte Ernſt Auguſt mehr in Eiſenach , als

in

18. zum

Weimar, woſelbſt er auch ſtarb.

In der Nacht vom

19. Januar 1748 wurde er von fo heftigen Bruſt

beklemmungen befallen , daß ſofort fein Leibarzt herbeigerufen werden mußte.

Derſelbe hatte aller Wahrſcheinlichkeit nach

das Uebel nicht erkannt, deſſen Grund er in einer zu gen

gerin

Körperbewegung vermuthete , er ordnete deshalb für den

nächſten Morgen

eine Fußpromenade an , welche der Herzog

jedoch nicht unternehmen

konnte , da

das Bett zu verlaſſen

Stande war.

im

er erſt gegen Mittag Das Vertrauen zu

46

ſeinem Leibarzt war durch die Unſicherheit, mit welcher ders ſelbe auftrat, ungemein machte kein

erſchüttert worden.

Ernſt Auguſt

Hehl daraus , ſondern

befahl, daß durch eine Eſtafette der berühmte Profeſſor der Medizin Dr. Judy, wel

cher fich gerade in Gotha befand, Behufe ſeiner Behandlung herbeigeholt werden ſollte. Er langte indeß erſt nach dem Tode an .

Kaum

eilt , als ſich ein einſtellte,

in

war der an ihn geſendete Bote davonge

er augenblicklich wieder

Folge deſſen

dieſen Umſtänden zu

anderes

er ein

Kammerdiener

thun habe , und um den Schooß

nicht ganz die Hände in

das

in

Der Arzt wußte nicht, was er

Bett gebracht werden mußte. unter

verbundener Huſten

heftiger mit Erbrechen

doch recht durchwärmtes Hemd! Faſch , welchem

mindeſtens

zu legen , verordnete

dieſe Verrichtung

Mit ſeinem oblag , ſich

noch höchſt leutſelig unterhaltend, ſagte der Herzog plöglich : Leiche. ,Ach !" ſank hintenüber und war eine Es läßt ſich denken , daß der ſo

plößlich , wenn

auch

nicht unerwartet eingetretene Tod des ſo algeinein geliebten Fürſten

eine außerordentliche Beſtürzung

bei ſeiner nächſten

Umgebung hervorrufen mußte ; noch größer aber war dieſelbe in

Weimar , wohin

der Oberſtlieutenant von Burgsdorf

ſofort als Rourier abging .

Die Trauer , welche das ganze

Land ergriff, war eine unverfälſchte. Die

fürftliche Leiche wurde, nachdem

folgter Sektion in zum

in

fühlem

Sande aufbewahrt, um

Fals ſonſt eintretende Verweſung nicht an

Einbalſamiren behindert zu ſein .

Den 6. und 7. Fes

bruar wurde diefelbe zur Parade geſtellt. dem

er

einen zinnernen Sarg gelegt worden , bis

6. Februar 1748

durch die andren deren

ſie nach bald

Saale, in welchem

Der Eingang zu

dies Statt fand , war mit

fechzig

Gardeſoldaten beſept, der Saal ſelbſt mit mehr, als 100 Wachas

47 # lichten

erleuchtet und der Baldachin wie auch die Vorhänge

waren von Karmoſin -Sammet , die Erſteren natürlich zurück geſchlagen .

Auf dieſe Weiſe machte die ganze feierliche Aus

ſtellung einen ſehr erhebenden Eindruck auf diejenigen , welche herbeteilten , um

des geliebten

Fürſten

Antlig noch ein Mal

zu ſehen . In der

Nacht zum

9. Februar um

zwölf Uhr wurde

der Sarg mit der fürſtlichen Leiche von acht adligen Vafallen mit geſchloſſenen Viſiren emporgehoben und unter Anführung des Oberſtallmeiſters von Reineď

und in

Begleitung von

Kavalieren , Secretairen , Kammerdienern und ſonſtigen bedienten nach dem

Leichenwagen getragen .

Hof

Die hierauf ein

tretende Ordnung der hohen und niederen Leibtragenden er folgte in folgender Weiſe: Zuerſt kamen ein der

Pferden , ein dem

Jäger und der Kammerfourier, dann

Reihe nach rechs Stallbediente mit Fackeln auf ſchwarzen von

fechs Pferden gezogener Trauerwagen mit

ſchon genannten

valieren

und einem

Herrn von Reineck , zwei anderen Kammerjunker , abermals

mit 8

Pferden

1

diente mit Fackeln auf ſchwarzen

Pferden , und endlich der

beſpannte Leichenwagen .

Demſelben folgten :

4 Kammerpagen und 4 Kammerhuſaren , ein 24 Mann Pferde , ein

Gardeſoldaten ,

Rittmeiſter mit

8 Stalbediente mit Fadeln

Trauerwagen mit 3 Rammerdienern

Secrétair und endlich

Ka

ſechs Stallbe

zu

und einem

zwei andere Trauerkutſchen , in

denen

einige Hofbeamte ſich befanden . In

der erſten Nacht kam

der Leichenzug nur bis Deſter

bernigen , in der zweiten bis Schwomſen und in der dritten erſt

erreichte man

der hohen

die Reſidenz Weimar.

Leiche hatten

ſich der

Zum

Empfange

Hofmarſchall von Schard ,

der Schloßhauptmann von Spißnas und 12 Kammerjun

48

ker eingefunden .

Sowohl in

Deſterbernigen ,

als

auch in

Schwomſen war die fürſtliche Leiche während der Tageszeit in der Stirche aufbewahrt. Ernſt Auguſt hatte ſich zwei Mal vermählt. Mal im

Jahre 1716

am

Das erſte

24. Januar mit der verwittweten

Herzogin von Sachſen -Merſeburg , Eleonore Wilhelmine, ges borene Prinzeſſin am

von

Anhalt- Köthen .

30. Auguſt 1726 , nachdem

Dieſelbe ſtarb ſchon

ſie ihm

acht Kinder geboren

hatte , von denen wir gleich weiter reden werden . Jahre 1734 , alſo nach einem ſchloß

Erſt im

achtjährigen Wittwenſtande, ent

er fich, ſich mit der Prinzeſſin Sophie Charlotte Al

bertine von Brandenburg-Bayreuth zu vermählen. mählung ſelbſt fand am 7. April des genannten Auch dieſe zweite Gemahlin verlor er ſchon am durch den

Tod und zwar, ohne daß es ihm

2. März 1747 vergönnt gewe

ſen wäre, in ihrer Sterbeſtunde bei ihr zu ſein . fich gerade in

Er befand

Eiſenach, als ſeine Gemahlin , welche in

nau zurückgeblieben , von den Windpođen befallen Tode dahin

Die Ver

Jahres Statt.

gerafft wurde , noch

herbeieilen konnte.

ehe er zu

Sie war nur 34

Ilme

und vom

ihrer

Tröſtung

Jahre alt geworden .

Die Kinder aus der erſten Ehe des Herzogs Ernſt Auguſt waren : 1. Wilhelm Ernſt, geboren den 4. Juli 1717, geſtorben den 8. Juni 1719 ;

2.

Deſſen erſt im

3.

Zwillingsſchweſter Wilhelmine Auguſte, welche Jahre 1752 am

Johann Wilhelm ,

8. Dezember ſtarb ;

geboren

den

10.

Januar 1719,

geſtorben den 6. Dezember 1732 ; 4.

Charlotte Agneſe Leopoldine, geboren ber 1720 , geſtorben den

den 5. Dezem

15. October 1724 ;

49

5.

Johanna Eleonore Henriette, geboren den 2. Dezem ber 1721 , geſtorben den 16. Juni 1722 ;

6.

Erneſtine Albertine, geboren den vermählte ſich am Philipp Ernſt von 15. Mai 1764 ;

6. März

28. Dezember 1722,

1756 mit dem

Grafen

der Lippe- Alverdiſſen , ſtarb

den

7. Bernhardine Chriſtiane Sophie, geboren den 5. Mai 1724 , vermählte ſich den 19. November 1744 mit dem

Fürſten

Friedrich von Schwarzburg - Ru

Johann

dolſtadt und ſtarb am 8.

5. Juni 1754 ;

Emanuel Friedrich Bernhard, geboren den 19. Dezem ber 1725 , geſtorben

den 11.

Januar 1729 .

Kinder aus der zweiten Ehe : 1. Karl Auguſt Eugenium , geboren den 1. October 1735 , geſtorben den

13. September 1736 ;

2. Ernſt Auguſt Konſtantin, geboren übernahm

den 2. Juni 1737,

ſeines Vaters Regierung ;

3. Erneſtine Auguſte Sophie, geboren 1740 , vermählte ſich mit dem Karl von

Sachſen -Hildburghauſen am

ſtarb nach einer zehnjährigen 4.

den 5.

Januar

Herzog Ernſt Frtedrich 1. Juli 1758,

Ehe ;

Ernſt Adolph Felir, geboren den 23. Januar 1741,

geſtorben an ſeinem

Geburtstage des

Jahres 1743.

.

Bertraute Geſchichte. Sa ſen . 4. Bd.

4

V.

K on it an ti n .

A ug u ft

E r n ft

( 1748—1758.)

Fü nftes sa p'i tel. Die gothaiſche Vormundſchaft und der Streit deshalb mit Koburg und Meiningen . Die hierauf bezügliche Entſcheidung des Kaiſers. - Die Land tags-Deputation bei Ernſt Auguft Konſtantin . Eine Gedenk-Medaille. Die kaiſerliche Majorennitäts-Erklärung des Herzogs Ernft Auguft konftan tin . - Selbftregierung. - Perſchiedene Verordnungen . Der Herzog ftirbt. Genealogie ſeines Hauſes. Ernſt Auguſt Konſtantin war bei dem ters erſt elf Jahre alt und es mußten von einem

Tode ſeines Va

deshalb

ſeine Erblande

Vormunde regiert werden , wozu der Herzog von

Gotha gewählt worden war. gierungsepoche

des

Bevor wir indeß auf die Re

herzoglichen

es uns vergönnt, erſt der

Vormundes

übergeben , ſei

Jugendzeit des Erbprinzen

einige

Worte zu widmen . Ernſt Auguſt, der zur Zeit der Geburt dieſes feines Soh nes bereits das Recht der Erſtgeburt eingeführt hatte, ließ es an

nichts

fehlen , denſelben

zu

dem

großen und erhabenen

Zwecke, zu welchem derſelbe vom Schickſal beſtimmtwar, aus zubilden .

Religion bildete auch bei dieſem

weimar'ſchen Für

ſten

einen Hauptbeſtandtheil der Erziehung, weshalb zu ſei

nem

erſten

Erzieher der Oberkonſiſtorial-Affeffor und Hofpre

51

diger Bartholomäi von worden war.

Im

ſeinem

fürſtlichen

Vater

Jahre 1743 jedoch ſchon bekam

ernannt

er in dem

Forſtſecretair Hindorf einen andern Erzieher , der ihn vor nehmlich in Geographie , Geſchichte und in der Sprache unterrichtete und bis zum dieſe Stellung inne behielt. dorf hatte in

Außer dieſem

der Erbprinz noch

Forſtſecretair Hin

beſondere Lehrer

der franzöſiſchen Sprache , im

lateiniſchen

Tode Ernſt Auguſts auch

Schreiben , im

im

Rechnen ,

Fechten und

Tanzen . An dem nämlichen Tage , wo der Oberſtlieutenant von Burgsdorf dem erfolgten

Prinzen die Nachricht von dem

zu Eiſenach

Tode ſeines Vaters überbrachte, langten bereits die

Abgeordneten

des

Herzogs

Eiſenach , als auch in

von Sachſen - Gotha

ſowohl

Weimar an , und zwar waren

die erſtgenannte Stadt

der

gothaiſche

in

es für

Obermarſchall. von

Moltke und der Legations-Rath Gotter, für Weimar : der Oberhofmeiſter von Buchwald und der Vicekanzler Bud deus. In beiden Orten ließen ſie eine Bekanntmachung ihres Fürſten veröffentlichen , derzufolge derſelbe ſich ſelbſt zum Vormunde über Ernſt Auguſt Konſtantin Recht hierzu

aus ſeiner nahen

verſtorbenen Herzoge herleitete .

erklärte und das

Verwandtſchaft mit dem Erſt nachdem

ver

das Teſtament

des Leßtern geöffnet worden , erfuhr man , daß die vormund ſchaftliche Landesbeſchlagnahme Seitens

des gothaiſden Her

zogs im Fall ſeines Abſterbens während der Minderjährigkeit feines Sohnes von ihm ſelbſt angeordnet worden war. Im Namen

ihres fürſtlichen Gebieters ließen

ſich

die gothaiſchen

Bevollmächtigten von fämmtlichen weimar'ſchen hohen und niederen Beamten , Soldaten und Dienern den Eid der Treue mittelſt Handſchlages leiſten. Genüge zu thun, kam

Um jedoch allen Anforderungen

darauf, der Herzog Friedrich von Sach 4*

52

fen - Gotha, begleitet von ſeiner Gemahlin , am

24. Januar

ſelbſt nach Weimar und ſtieg in der Wilhelmsburg ab . Mit einem

neuen Herrn

neue Regierung ein .

tritt auch in

der Regel eine

Der Herzog Friedrich von Gotha ließ

ſofort in den weimar- und eiſenach'ſchen Landen eine Vermin derung

des ſtehenden

Marſtals eintreten .

Heeres , ſowie auch Zum

des

herzoglichen

Oberhofmeiſter des Erbprinzen er

nannte er den Herrn Jacob Julius von Kaulbars , zum Lehrer

in

Geſchichts-

der lateiniſchen Sprache, in der Geographie, den und übrigen

Wiſſenſchaften

aber den

Kamerad

Johann Samuel Verch , in der franzöſiſchen Sprache den

Religion den ſpäteren Kabinetsprediger Dr. Johann Fried rich Thierbach. Die Wahl der Lehrer des künftigen Regenten ließ den Herzog von Gotha ſelbſt als

einen

Weimar:

gebildeten und

kenntnißreichen Mann erkennen , der ſeine Pflichten , die ihm als Vormund oblagen , volſtändig richtig aufgefaßt hatte und geſonnen war, dieſelben überall mit Gewiffenhaftigkeit zu er füllen .

Johann Friedrich Thierbach blieb leider nur ein Jahr

in der ihm

von dem

Herzoge in

Gotha bei dem

Erbprinzen

angewieſenen Stellung, denn ſchon 1749 wurde derſelbe, fei ner hervorragenden

Fähigkeiten wegen , zum

Diacon

an

der

Hauptkirche von St. Petri und Pauli in Weimar ernannt. In ſeine bisherige Stelle rückte der nicht minder erfahrene Stifts- und Garniſonprediger Bernhard Sebaſtian Große in Eiſenach unter Verleihung des Titels eines Kabinetspre digers des

Erbprinzen ein .

Da der Herzog

Friedrich von Gotha von dem

verſtor

benen Herzoge Ernſt Auguſt von Weimar mittelft Teftamen tes einer Seits , und kraft ſeiner nahen

Verwandtſchaft zu

1

geheimen Rath Georg Ludwig d'Avenſtein , und in der

53

Weimar anderer Seits zum Erbprinzen

Vormunde deg minderjährigen Alles, was er in dieſer

gewählt worden , und

Eigenſchaft anordnete , nur als gut und vortrefflich bezeichnet werden

vollſtändig

annehmen müſſen ,

folgerichtig

konnte ; ſo hätte man

daß ſämmtliche übrige Fürſten

der fächfiſchen

Häuſer damit

Dies war jedoch nicht

zufrieden geweſen wären .

Sowohl Meiningen , als auch Koburg verſuchten ,

der Fall.

unter der Behauptung, daß fie ein größeres Recht zur Vors mundſchaft des Erbprinzen von Weimar hätten , als Gotha , das Teſtament Ernſt Auguſts anzugreifen

und umzuſtoßen .

1 Sie brachten nicht nur am

kaiſerlichen

Hofe zu Wien , ſon

dern auch auf dem regensburger Reichstage ihre Beſchwerden bor. Es läßt ſich denken , daß ein ſolcher Streit das allge meinſte endlich

Intereſſe am

hervorrufen

mußte .

17. September 1749

Gotha und Roburg zu

Der

einen

Stande.

Nach den

deffelben ſollten 1 ) die fachſen -gothaiſchen ten Einrichtungen der fürftlichen

Vormundſchaft von

zwiſchen

Beſtimmungen

bis dahin gemach

überall genehmigt, 2 ) die

3) der unmündigen

Kaiſer brachte

Vergleich

cura folitaria

Sachſen - Gotha ,

ſowie

Prinzeſſin von Weimar von Sachſen

Roburg beſorgt , 4 ) deren Erziehung jedes fürſtlichen Herrn Vormundes Widfür überlaſſen , 5 ) die dazu erforderlichen Koſten von den weimar'- und eiſenach'ſchen Kammern

und

Landſchaftskaffen zu gleichen Theilen getragen , 6 ) die Landes Adminiſtration dergeſtalt getheilt, daß das Fürſtenthum fenach incl. der Aemter fen -Gotha , das

Ei

Jena , Auſtädt und Rudaftädt Sach

Fürſtenthum Weimar aber Sachſen - Roburg

folitarie et plenarie

überlaſſen , nichts

7) die Kirchengebete allenthalben

deſto weniger aber

auf beide fürſtliche Herren

Vormünder und Landeg-Adminiſtratoren ohne eines jeden Bez nennung collective und generaliter gerichtet,

8) das ſachſen

54

weimar'ſche Votum an Sachſen -Koburg, das fachſen -eiſenach'ſche an Sachſen -Gotha übertragen werden ſollte, 9) ſollte es jedem fürſtlichen Vormunde in denjenigen Landestheilen , welche ſei ner Verwaltung übertragen nach

ſeinem

ſeien , freiſtehen , in Gerichtsſachen

Gutdünken zu verfahren .

Abgeſehen davon , daß dieſe kaiſerliche Entſcheidung jeden Rechtsgrund entbehrt, da ſie dem klaren Wortlaut des Teftas ments von Haus

Ernſt Auguſt entgegen handelt, ſo war auch

damit entſchieden nicht zufrieden . zum

das

Sachſen - Meiningen , weil es vollftändig übergangen ,

Gehorſam

Um

daſſelbe zur Ruhe und

zu bringen , ſandte der Staiſer ſeinen General

Baron von Bretladh nach Weimar, woſelbſt er am vember 1749 eintraf.

7. No

Derſelbe hatte Auftrag , für die pünkt

lichſte Durchführung des getroffenen kaiſerlichen Arrangements zu ſorgen .

Unter ſolchen Verhältniſſen wäre es von dem klei

nen Meiningen

eine Tollkühnheit geweſen , noch länger den

Erzärnten zu ſpielen ; es

fügte

ſich demnach auch ſehr bald.

Die Entſcheidung des Kaiſers, obwohl ſie, wie wir bereits ge ſagt, eigentlich nicht auf dem dennoch

als

ſehr vernünftig

Rechtsboden

ſtand, mußte man

bezeichnen .

Der

Herzog von

Gotha behielt die Vormundſchaft des Erbprinzen , während der Herzog von Koburg die Bevormundung der minorennen Prinzeſſin Erneſtine Auguſte Sophie von Weimar zugewieſen erhielt

und

Anſprüchen

der Herzog von

Sachſen -Meiningen mit ſeinen

zurückgewieſen wurde.

Die

beiden Herzoge von

Gotha und Roburg machten nun eine Reiſe in die ihrer Ad miniſtration übergebenen Lande , jedoch mit dem Unterſchied , daß

der Herzog von Gotha nach Eiſenach , der

Herzog von Roburg nach Weimar kam , um laffen .

Erſt im

ftantin zum

auffallenden

ſich huldigen

zu

Jahre 1750 begab fich Ernſt Auguſt Kons

erſten Male nach Eiſenach, wo er von

der Kauf

55

mannſchaft empfangen und von nonendonner begrüßt wurde. genen

der Wartburg aus mit Ka Fuße der romantiſch gele

Am

und durch Luthers Aufenthalt daſelbſt berühmt gewor

denen Wartburg

empfingen ihn die Miniſter, die Kavalierë,

und geheimen Räthe und geleiteten ihn nach Eiſenach, woſelbſt am

Rathhauſe eine Ehrenpforte errichtet worden und Abends

brillant erleuchtet wurde.

Nach einem

fechstägigen

Aufent

halte wurde der Herzog auf dieſelbe Weiſe zurück nach Wet mar begleitet. Am

27. Mai 1755 wurde der zweite allgemeine Land

tag während der Adminiſtration der weimar'- und eiſenach' ſchen Lande durch den Oberkonſiſtorialaſſeſſor und Hofprediger Johann Gottlieb Nide eröffnet. Das Wichtigſte auf dieſem

Landtage war die einſtimmige Beſchlußfaſſung , daß

eine Deputation erwählt, an den Herzog Ernſt Auguſt Kon ftantin abgefendet und er von derſelben im Namen des Lan des gebeten werden ſollte, die Regierung ſeiner Erblande von nun an perſönlich zu übernehmen .

Das ging indeß nicht ſo

raſch, obgleich der junge Fürſt mit ſeiner Einwilligung nicht zurück hielt; allein

er hatte an dem

Tage, an welchem

empfingen , erſt das

Landtagsmitglieder eine Audienz von ihm neunzehnte jorenn .

Jahr erreicht, war alſo erſt in

einem

Jahre ma

Wenn er ſich nun auch zur Uebernahme der Regie

rung bereit erklärte, fo war dadurch wenig

die

an

und für fich

erſt

gewonnen , da zur Durchführung dieſer Bereitwilligkeit

vor allen Dingen

die Genehmigung des Kaiſers , als Ober

vormund, vonnöthen war.

Dieſe mit Beſtimmtheit erwar

tend, wurde eine Gedenkmédaille angefertigt, welche von Sil ber und zwei Loth ſchwer war.

Auf der einen Seite derſel

ben befand ſich ein mit vielen Früchten an

verſehener Apfelbaum ,

deffen Fuße mehrere herabgefallene Aepfel zu ſehen waren ,

56

Rechts ftand ein

welche einige blondgeloďte Kinder auflaſen .

Hirt mit einer Heerde Schaafe, die er in die ſehr getreu wie gegebene Allee von Weimar nach Falkenburg trieb . Rund um

die Medaille las man

folgende Worte, die wir ganz

getreu wiedergeben : So hat Joſias* ) Huld Dir Schat ten zugewand, und unten

fächfiſchen

dem

ſtand : Begluďte Vormund

Auf der andern Seite ein vertrodneter mit

Ichafft, 1755.

Wappen verzierter Baum , aus dem

Zweig hervorkam , der bereits einige

grüner

ein neuer

Früchte zeigte.

Als Umſchrift zeigte dieſe Seite folgende Worte: So wächft Dein Konſtantin

für Dich verwaiſtes land;

unten

ſtand : Erſteigt durch Gottes Krafft. ſehr tüchigen

Dieſe Medaille hatte unzweifelhaft einen Künſtler zum

Erfinder gehabt, deſſen Namen uns jedoch lei

der die Geſchichte

Im

nicht aufbewahrt hat.

Uebrigen ließ

Alles, was in Weimar geſchah, ſchon dunkel die ſpätere Glanz periode dieſes kleinen , in geiſtiger Beziehung aber ſehr bedeu tenden Landes ahnen . Der Kaiſer

genehmigte das Geſuch

wegen

rennität des jungen Herzogs und ſtellte am

1755 eine darauf bezügliche Ordre aus und am ben Monats überbrachte der Herzog von Gotha nem

fürſtlichen

Mündel in

Eiſenach.

Um

der Majo

18. Dezember 29. deſſel dieſelbe ſeis

die Feierlichkeit

dieſes freudigen Ereigniffes zu erhöhen , wurden 4 Gedächtniß münzen 1756

in

Silber und 2 in Gold geprägt.

Den 3. Januar

langte auch der Herzog Franz Joſias von

Koburg

in

Eiſenach an . Die Uebergabe der Regierung geſchah von einer von beiden Vormündern gewählten Deputation an die von Ernſt Auguſt Konſtantin , ernannten weimar'- und eiſenach'

* ) Der Serzog von Sachſen -Roburg.

57

ſchen Kommiſſarien am Monats reiſte der

10. Januar 1756.

Am 24. deſſelben

Herzog von Weimar in Begleitung ſeines

Statthalters , Grafen

von Bünau , nad

Weimar, um

nun

die Regierung ſeines

Staates

faktiſch zu übernehmen .

Am

Frauenthore. fand ein . feierlicher

Empfang von

Seiten

des

Stadtraths und fämmtlicher Innungen Statt Die Zuſammenrufung eines außerordentlichen Landtages

10. Juni 1756

eröffnet und am

Von Erheblichkeit kam

geſchloſſen .

3. Juli deſſelben

Nichts auf dieſer Stän

vorigen Herzoge angekauften Güter Dbmanſtädt

und Buttelſtädt verkauft, aus welchem erſichtlich .

Jahres

Kurz vor ihrer Beendung wurden die

deverſammlung vor. von dem

Derſelbe wurde am

Herzogs erſte Sorge.

war des neuen

Das erſte kam

an

Grunde , iſt nicht

den Grafen von Bünau ,

das Leştere an den Kaufmann Sdortmann. Vier neue Gefeße erſchienen 1) wegen

in

dieſem

Jahre noch :

liederlicher Frauensleute , 2 ) wegen Holzdiebſtahls ,

3) in Bezug auf die Bettelei und 4 ) wegen

Heilighaltung

des Sonntags. Zu jener Zeit begannen bereits, die Preiſe der nothwen digen Lebensmittel unverhältniſmäßig in die Höhe zu gehen . Der

Herzog

verordnete

deshalb

11. März 1757, daß der Anbau umfangreicher

in

ſeinem

am 4. April deſſelben

in

einem

der Kartoffeln eifriger und

Lande betrieben werden ſollte , und

Jahres befahl er, für eine Vermehrung

des Holzes durch neue Anpflanzungen zu er am

Patente vom

ſorgen ; auch erließ

28. Mai ein neues Geſep wegen der in

ſeinen lan

den gewerbsmäßig betriebenen Unzucht liederlicher Frauenzim mer , da das vom

Jahre 1756 nicht vollſtändig ausreichend

erſchien . Aus dieſen Verordnungen des Herzogế ging klar hervor,

58

daß er es, gleich ſeinen Vorgängern , redlich mit ſeinen terthanen meinte.

Es konnte demnach auch nur der allges

meine Wunſch ſein, daß ihm Volkes

ein

verwirklichte ſtarb

zum

glüdlichen Gedeihen feines

recht langes Leben beſchieden ſein möge. ſich dieſer

Wunſch nicht.

Ernſt Auguſt Konſtantin

Krankenlager früh vier Uhr. undzwanzig

Un

Jahre alt und

Leider

Am

28. Mai 1758

nach einem

vierwöchentlichen

Er war noch nicht volle ein hatte ſich am

16. April 1756

mit der Prinzeſſin Anna Amalia von Braunſchweig vermählt, die ihn mit zwei Kindern beſchenkte: 1. Karl Auguſt, den 2.

Friedrich

3. September 1757 geboren ;

Ferdinand Stonftantin , wurde erſt nach dem

Tode ſeines fürſtlichen Vaters am

8. September 1758

geboren. Die Ausſtellung und Beifeßung der Leiche Ernſt Auguſt Konſtantins geſchah in derſelben Weiſe, wie bei den ihm vor angegangenen Herzogen von Weimar , und wir werden des halb ohne Nachtheil unſrer Geſchichte die Beſchreibung dabei vorgekommenen

Feierlichkeiten übergeben können . -

der

1

1 VI.

Karl unter

der

Auguſt

Vormundſchaft ſeiner Mutter Anna

Amalia.

( 1758–1828 .) a p it e I.

Se ch 8 t e $

Majorennitätserklärung Anna Amalias. - Regentſchaft derſelben . Karl Auguſt tritt 1775 die Regierung an. Seine Reiſen durch Deutſch land. Seine Dermählung mit der Prinzeſſin Louiſe von Heſſen - Darmſtadt. Herr von Knebel vermittelt die Bekanntſchaft des Herzogs mit Wolf gang von Köthe. Friedrich von Schiller. Chriſtoph Martin Wieland. Johann Gottfried von Herder. Beim

Tode Ernſt Auguſt Konſtantins trat ein merk

würdiger Fall, der noch nicht vorgekommen war, ein . nen

Tod erwartend , hatte der Herzog ein

Set

Teſtament hinter

laffen , demzufolge ſeine Gemahlin zum

Vormunde ſeines min

derjährigen Sohnes angeſehen werden

ſollte. Nun aber war

fie ſelber noch minorenn , und obwohl für dieſen

Fall ihr

Vater , der Herzog Karl von Braunſchweig , zum

Obervor

mund bis zu ihrer eigenen Majorennität beſtimmtworden war, fo war dies geſchehen .

jedoch

den

fächfiſchen

Der Kaiſer , dem

die getreue Befolgung

Familiengeſeken entgegen

die Pflicht oblag, überall über

der vorhandenen

Verordnungen

zu

60

wachen , konnte

und durfte die

der vorliegenden

Teſtamentsbeſtimmungen in

Verfaſſung nicht anerkennen .

erklärend , übertrug von Weimar an König von Polen .

er

die

Auguſt

Dies ſofort

Vormundſchaft des

Erbprinzen

III., Kurfürſt von Sachſen und

Allein auch hiermit war Nichts gewonen ,

denn Auguſt III. erließ eine Gegenerklärung derart, daß die Vormundſchaft nach den fächſiſchen Hausgeſeßen

dem

des fächſiſch-erneſtiniſchen Hauſes , aber nicht ihm

Senior zuſtände,

weshalb er dieſelbe auch nicht annehmen könne, noch werde. Die ganze Angelegenheit hatte ſich über ein

Jahr hin

gezogen, ohne zu einer die Partheien befriedigenden Entſchei dung gelangt zu

ſein .

Kaiſer Franz I. führte dieſelbe das

durch herbei, daß er am

9.

Juli 1759 die Herzogin Amalia

für volljährig und dadurch zur Uebernahme der Vormund fchaft ihres Sohnes für berechtigt erklärte. „ Unter mehr unter Weimar zu

dieſer hochherzigen ihrem einem

Fürſtin , ſowie

großen Sohne Starl Auguſt wahrhaften

ſenſchaft und wie einſt in

ſpäter noch erhob

ſich

Tempel der Kunſt und Wiſ

Italien

das fürſtliche Haus Efte

und das der florentiniſchen Medizeer die Sammelpläße alles Schönen

und Edlen

wurden , ſo auch Weimar unter

der

Herrſchaft Anna Amalias und ihres Sohnes !" ſagen Fiſcher und Streit fehr treffend.

In Weimar entfalteten fich in der

That die ſchönſten Knospen der Literatur und der Stunft zu den herrlichſten Blüthen .

Allein

cher Zuſtand ein ! Wir haben zen

geſehen , daß Weimar fo

in

nicht plößlich trat ein fols den vorhergeſchickten Skiz

glücklich geweſen , an

ſeiner

Spike Fürſten zu haben , von denen Einer immer mehr als der Andere vorwärts ſtrebte und kein Mittel unverſucht ließ, ſeinen Staat zu

einem

blühenden

zu

machen !

Unter der

Regierung Anna Amalia’s und ihres Sohnes Karl Auguſt's

61

erreichte Weimar die höchſte Stufe feines Glanzes , von die es ſpäter , wie auch natürlich, wieder zurüdgedrängt wurde. Augenblick zu

freilich keinen

Es iſt

verkennen ,

daß, wäre

Anna Amalia nicht zur Regierung gelangt, Weimar niemals höchſten

feinen

Es war nothwendig,

Glanz erreicht hätte.

daß der Fürſt, der dies durch ſein eigenes Talent zn

bewerk

eine demgemäße Erziehung empfing und geiſtreichſte Frau des achtzehnten Jahr Amalia , die nur Anna ſtelligen

verſtand ,

hunderts , war zur Löſung dieſer Aufgabe

geſchickt

genug.

Hätte Karl Auguſt eine Mutter gehabt, die weniger fein ge bildet und weniger troß ſeiner

eigenen

geiſtreich

niemals hätte er

geweſen ,

hervorragenden

Fähigkeiten

ſein hohes

Ziel erreicht.

Anna Amalia war auch eine vorzügliche Regentin und ebnete den Pfad, auf den Am

ihr Sohn ſpäter rüſtig weiter ging.

3. September 1775, nad

bensjahre übernahm

zurückgelegtem

achtzehnten

Le

der Herzog Karl Auguſt ſelbſt die Re

gierung ſeiner Erblande.

Pölig

fagt über dieſen feltenen

Fürſten : „ Der Herzog ſelbſt ging bei dem Reichthum feiner Kennt niſſe, bei dem ſicheren Takt ſeines gediegenen Urtheils über alle große Angelegenheiten des inneren und äußeren Staats lebens , und bei der der

Entwickelung

ldhaften

Vielſeitigkeit feiner geiſtigen

feines

braven

und die Künſte fanden

Bildung,

Volkes voran ; die Wiſſen an

der kleinen

Ilm

einen

bis dahin noch nicht gekannten Mittelpunkt; das freie Wort ward nirgend mit Aengſtlichkeit bewacht und gehindert; denn Karl Auguſt und ſeine erlauchteten Räthe hatten Nichts von demſelben zu fürchten . Mit ungetheilter Achtung ward Wets mars Name in Europa und Amerika ſchule

Jena erftarkte zu friſchem

genannt.

Leben , als

Die Hoch

Philofophie und

62

Geſchichte, die ſicherſten

Unterlagen alles geiſtigen Aufſchwun

ges , auf ihr durch ausgezeichnete Männer angebaut wurden . Das Erziehungsweſen ward marſche Ruhm

Gymnaſium an

zeitgemäß geſtaltet und das wei

trat , in ſeiner neuen

die Spiße der übrigen Schul- und Bildungsan

ſtalten des Landes. ſtügt von

Der Feldbau , der Gewerbsfleiß und , ge

Beiden , der Handel kamen

in

felbſt die materiellen Kräfte der Staaten Blüthe

Einrichtung , mit

des

Stügpunktes

der

Aufnahme; denn bedürfen

fortſchreitenden

zu ihrer

geiſtigen

Kräfte." Kurz vor

ſeinem

Regierungsantritt hatte Karl Auguſt

eine Reiſe durch Deutſchland gemacht, vielleicht aus demſelben Grunde, wie Peter der Große von nach

Rußland.

Heffen - Darmſtadt, lernte die Prinzeſſin

Er kam

audy

Louiſe daſelbſt

kennen, eine außerordentlich reizende und liebenswürdige Dame, verliebte ſich in fie dergeſtalt, daß er fich , ſelbſt wenn ſie ein einfaches Bürgermädchen geweſen wäre, dennoch mit ihr ver mählt haben würde.

Ein ſo inniges Verhältniß , wie zwiſchen

Karl Auguſt von Weimar und ſeiner Gemahlin nur höchſt ſelten in ſeinem

Stande antreffen .

nicht nur ſehr

liebenswürdig , ſondern

ſchön

auch einen fo fein

und

wird man

Aber ſie war ſie

befaß

gebildeten Geiſt und ein ſo tiefes Gefühl

für Kunſt und Wiſſenſchaft, daß man ſie mit Recht an die Seite ihrer herzoglichen Schwiegermutter ſtellen kann. Wo die Perſonen

drei erſten

eines Hofes einer ſolchen geiſtigen Richa

tung huldigen , da fühlen ſich andere große, hervorragende Geiſter unwiderſtehlich wenn man

hingezogen

dort in einen

und es iſt dann Kreis tritt , den

kein man

Wunder , an

einem

zweiten Orte Deutſchlands nur vergeblich ſuchen würde.

Um

eben

dieſelbe Zeit befand fich der große Wolfgang

von Göthe in Frankfurt am

Main , der durch ſeinen

1773

63

erſchienenen Göß und durch ſeinen Werther, den

er ein

Jahr

nachher herausgab, die Aufmerkſamkeit ſämmtlicher Gebildeten Deutſchlands auf fich gelenkt hatte.

Karl Auguft, der damals

noch nicht regierender Herzog von Weimar war, berührte auf ſeiner vorhin erwähnten Reiſe auch Frankfurt am Main , um ebenfalls den großen Dichter kennen zu lernen . bel, der ſich in ſeinem früher her ſchon

Herr von Kine

Gefolge befand, und mit Göthe von

bekannt war , brachte den

demſelben zuſammen .

Erbprinzen mit

Dieſe Bekanntſchaft war für Göthes

Leben von entſchiedenem

Einfluß .

Denn als Karl Auguſt

die Regierung übernommen hatte, lud er ihn Hof zu

kommen .

wurde im

Jahre

Dieſer folgte

weimarſchen

1776 zum

Siß und Stimme im

dieſem

ein , an ſeinen

ehrenhaften

Rufe,

Legationsrath mit

Geheimraths - Stollegium

und drei Jahre

darauf zum wirklichen geheimen Rath ernannt. Karl Auguſt verehrte den

Dichter ſo ungemein , daß er in ſeiner Geſell

fchaft eine Reiſe nach

der

Schweiz machte, ihn

im

Jahre

1782 zum Kammerpräſidenten ernannte und nobilirte. Einige Jahre nachher machte ihn der Herzog zu ſeinem niſter.

Aber auch außerhalb

dienſte dieſes

großen

Deutſchlands wurden die Ver

Dichters : anerkannt.

ander von Rußland verlieh ihm und Napoleon

gab

ihm

Premiermi

ſogar

Der Kaiſer Aler

den Alerander-Newsky-Orden , das

Großkreuz der Ehren

legion . Ein

ſehr

geiſtreicher

auf ihn und den

Biograph

Göthes fagt in

Bezug

Hof zu Weimar :

Was hat das

Haus Eſte voraus vor dem

mar , ſeit Amalia , Karl Auguſt und Louiſe

Haus Wet den

Thron

fchmücken ? Sammelte ſich doch kaum in den größten Haupt ſtädten eine Summe ſo ausgezeichneter Geiſter, als in dem kleinen Weimar, das die Kunſt zu einem

freundlichen

Para

64

dies umſchuf!

Jene ſchönen Tage in Ettersburg, in

in Belvedere, in Wilhelmsthal, in melter Hof im freundlich Feſten

ſchönen

willkommen

Tieffurt,

Ilmenau, wo ein verjam

Naturgenuß nicht blos die Muſen hieß , ſondern

felbft

Theil

nahmen , welche ſie anordneten , werden

an

den

unvergeßlich

fein in der Geſchichte unſerer Poefie und Kultur.“ Wo Göthe genannt wird , darf

Friedrich

von

nicht fehlen , der jedenfalls einen ebenſo großen dem

geiſtreichen

Aufſchwung Weimars

Schiller

Antheil an

hat, wie Wolfgang

von Göthe.

Friedrich von Schiller am

11. November 1759 in Mar

Sein Vater , damals Lieutenant, nachher Major

bach geboren .

und Kommandant des herzoglich -würtembergiſchen Luftſchloſ fes Solitude, war ein kenntnißreicher Mann , und ſeine Mut ter eine geiſtreiche und achtbare Frau .

Schon

als Anabe

las Schiller die Schriften der heiligen Sänger des alten Bun des mit Entzücken .

vierzehnten

Im

Jahre kam

er auf die

damalige Militair- Akademie zu Stuttgart, wo er fich indeß mehr mit der Dichtkunſt, als mit anderen beſchäftigte . Studium .

Späterhin Im

Lehrgegenſtänden

ſich dem

mediziniſchen

Jahre 1780 ward er als Regimentsarzt in

Stuttgart angeſtellt. ließ , gaben

widmete er

Seine „ Räuber“ , die er damals drucken

Veranlaſſung

zu

einer

Beſchwerde bei

ſeinem

Fürſten , der ihm darauf verbot, ferner nodi Etwas drucken zu laſſen .

Ein Geiſt, wie der unſers Schillers konnte ſich un

möglich dieſer Beſchränkung fügen . feinen

Abſchied

und wurde

deshalb 1782

Er nahm

Theaterdichter

in

Mannheim .

Aus dieſer Zeit rühren ſeine rheiniſche Thalia , Fiesko und Kabale und liebe her. In der Ankündigung zum Fiesko erklärt er fich felbft auf eine merkwürdige Art über

65

feine

Jugendjahre und

feine erſte

fchriftſtelleriſche

Arbeit.

Er ſagt: Frühe verlor ich mein

Vaterland , um

es gegen die

große Welt auszutauſchen , die ich nur eben durch die Fern röhre fannte.

Ein ſeltſamer Mißverſtand der Geburtsorte zum

mich in meinem gung zur Poefie

Dichter verurtheilt.

Regel;

Plan ſeines Stifters .

rang mein Enthuſiasmus mit der militairiſchen

aber Leidenſchaft für die

ſtark, wie die erſte Liebe. an .

Nei

beleidigte die Gefeße des Inſtituts , worin

ich erzogen ward, und widerſprach dem Acht Jahre

Natur hatte

Verhältniſſen zu

Dichtkunft iſt feurig und

Was fie erſticken

ſollte; fachte ſie

entfliehen , die mir eine Folter waren ,

ſchweifte mein Herz in eine Idealenwelt aus , aber unbekannt mit der wirklichen , von welcher mich eiſerne Stäbe ſchieden denn die vierhundert, unbekannt mit den Menſchen

die mich umgaben , waren ein einziges Geſchöpf, der getreue Abguß eines und eben

dieſes Modells, von welchem

die pla

ſtiſche Natur fich feierlich losjagte , unbekannt mit den Net gungen freier , fich ſelbſt überlaſſener Weſen , denn hier tam nur eine zur Reife, eine, die ich jest nicht nennen will; jede übrige Kraft des Willens erſchlaffte, indem

eine einzige fich

convulfiviſdh ſpannte; jede Eigenheit , jede Ausgelaffenheit der tauſendfadh ſpielenden Natur ging in dem Tempo der herrſchenden Ordnung verloren ; mit dem

ſchönen

Geſchlechte

die

regelmäßigen unbekannt

Thore dieſes

Inſtituts

öffnen fich , wie man wiſſen wird, Frauenzimmern nur, ehe fie anfangen , intereſſant zu werden, und wenn ſie aufgehört haben , es zu

ſein ;



unbekannt mit Menſchen und Men

ichenſchidſal mußte mein Pinſel nothwendig die mittlere Linie zwiſchen Engel und Teufel verfehlen , mußte er ein Ungeheuer hervorbringen , das zum Glück in der Welt nicht vorhanden Bertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bb. 5

66

war, dem

ich nur darum Unſterblichkeit wünſchen möchte, um

das Beiſpiel einer Geburt zu verewigen , die der naturwidrige Beiſchlaf der Subordination und des Genius in feßte. nen .

Ich meine die Räuber. Die ganze

Beleidiger

Dies Stück

ſittliche Welt hat den

der Majeſtät vorgefordert.

wortung ſet das Klima, unter dem

die Welt iſt erſchie

Verfaſſer als einen Seine ganze Verant

es geboren wurde.

Wenn

von allen den unzähligen Klagſchriften gegen die Räuber nur eine einzige mich trifft, ſo iſt es dieſe, daß ich vorher mir anmaßte, Menſchen

zu

zwei Jahre

ſchildern , ehe mir nur

einer begegnete.“ In und außerhalb Deutſchlands wurden Schillers große Verdienſte anerkannt und von Der

Landgraf von

Fürſten und Völkern belohnt.

Heſſen - Darmſtadt

gab

Titel eines Raths ; 1790 ernannte ihn

ihm

1788 den

der Herzog'von Mei

ningen zum Hofrath und 1802 erhob ihn der deutſche staiſer in

den Reichsadelſtand , nachdem

der Republik Frankreich ten hatte. Anhaltendes

das

er einige

nächtliches Studiren

ſundheit untergraben ; nur langſam gefährlichen

war ,

in feine Nähe zu war.

erhal

hatte Schillers

hatte

Ge

erholte er ſich von einer

Krankheit , ohne fich jedoch ſeiner früheren

ſundheit wieder zu erfreuen . befreundet

Jahre früher von

Bürgerrecht verliehen

Göthe, mit dem

verſchiedene

Schritte

bringen , was bis jegt ihm

Ge

er ſchon lange gethan , ihn nicht gelungen

Allein nach Beendung ſeiner foeben gedachten

Strank

heit erfüllte er den Wnnſch Göthe's und ſiedelte nach Wei mar. über , wo er ohne Amtsgeſchäfte, zwar in beſchränkten , dod

zufriedenen Verhältniſſen lebte.

in Weimar unbedingt am dem

glüdlichſten

Innerlich war er hier und mußte es fein in

Umgange mit der herzoglichen Familie , mit Göthe, Wies

67

land , Herder und anderen ähnlich geſinnten , geiſt- und ge nicht vom Schick

Leider war es ihm

müthreichen Perſonen .

genießen .

ſal vergönnt, "lange dieſes Glück zu fränkelnd, ſtarb er endlich am

9. Mai 1805 in

Fortwährend ſeinem ſechs

undvierzigſten Lebensjahre. Göthe fagt über ihn : „Er wendete die Blüthe höchſten Strebens Das Leben ſelbſt an dieſes Bild des Lebens. Wir dürfen ihn wohl glüdlich preifen , daß dem

er don

den Seligen empor

Gipfel des menſchlichen Daſeins zu

" geſtiegen , daß ein ſchneller Schmerz ihn von den

Lebendi

des Alters , die &r Abnahme der Geiſteskräfte hat er nicht empfunden .

gen

hinweg genommen .

hat

als

ein

Mann

Die Gebrechen

gelebt und iſt als ein

Mann von hinnen gegangen . ken und

der Nachwelt den Kräftiger zu

volftändiger

Nur genießt er im

erſcheinen .

Denn

in

Anden Tüchtiger

Vortheil, als ein ewig

der Geſtalt, wie

der Menſch die Erde verläßt, wandelt er unter den Schat ten ; und ſo bleibt uns Achill als ein ewig ſtrebender Jüng ling gegenwärtig . uns zu Gute.

er früh hinwegſchied, kommt auch

Daß

Von ſeinem

Grabe her ſtärkt auch uns bei

Anbauch ſeiner Straft, und erregt in uns den

lebhafteſten

Drang, das, was er begonnen, mit Liebe fort- und immer fortzuſeßen ... So wird er ſeinem

Volke und der Menſch

heit in dem , was er gewirkt und gewollt, ftets leben !“ Selten " iſt wohl einem

deutſchen

Dichter fo viel Ehre

:

widerfahren , wie unſerm

Schiller, noch feltener aber wird

auch ein folcher den ſein !

in

Dichter

der deutſchen Nation

::: Als feine Jungfrau von Orleans in erſten

Male saufgeführt wurde, befand er

zu

fins

Leipzig zum

fidh ebenfalls im 5 *

68

Theater , einſam

in einer Loge.

Als der Vorhang nach dem

erſten Akt gefallen war , hörte man aus mehr , denn tauſend Kehlen auf einmal rufen :

Es lebe Friedrich Schiller !

und Pauken und Trompeten ein .

Der

beſcheidene

einer Verneigung .

ſchmetterten und wirbelten dar

Dichter

dankte

aus

Aber nicht alle hatten

ſeiner Loge mit ihn gefehn .

die Vorſtellung beendet war, ſtrömte Alles aus dem um

den

hauſe

großen Mann zu ſehen .

bis zum

nahen

Als

Hauſe,

Der Plaß vom Schauſpiel

Thore ſtand gedrängt vol Menſchen .

Schiller trat heraus ; eine Gaſſe wurde

gebildet; Stimmen

geboten, das Haupt zu entblößen, und ſo ging der Gefeierte durch die bewundernde Menge; und Väter und Mütter hoben ihre Kinder empor, und riefen : Der iſt es! Ein nem helm

gleicher Triumph wurde dem

Dichter kurz vor ſei

Tode 1804 in Berlin bei der Aufführung ſeines Wil Tell zu

Theil , und ſchwerlich

iſt zu verkennen , daß

die dadurch nothwendig bedingte Gemüthsaufregung viel zur Beſchleunigung ſeines frühen

Todes beigetragen hat.

Früher, als Schiller waren

Johann Gottfried von Her

der und Chriſtoph Martin Wieland nach Weimar gekommen , Erſterer ebenfalls auf Anregung Göthe's, Legterer indeß von der Herzogin -Wittwe Anna Amalia felbft berufen und zwar zum

Erzieher ihrer minorennen Kinder im Derſelbe war am

Jahre 1772 .

5. September 1733 in

Biberach ge

boren . Sein Vater , Oberpfarrer daſelbſt, ein würdiger, viel ſeitig gebildeter Mann , beſonders ein vorzüglicher Kenner der alten Sprachen , gab ihm den

eine ſorgfältige Erziehung und legte

erſten Grund der Schulkenntniſſe in den

liche Bildung höchft empfänglichen den Knaben .

für wiſſenſchaft

Geiſt des vielverſprechen

1750 begab fich Wieland auf die Univerſität

in Tübingen, um Rechtswiſſenſchaft zu ſtudiren, da eine etwas

69

ſchien , ſich der Theologie

ſchwächliche Bruſt nicht zu geſtatten zu widmen .

Nach beendigten Studien begab er ſich nach der Jahre lang eine Hauslehrerſtelle

Schweiz , wo er vier hatte und mit gutem

inne

1760 kehrte Wie

Erfolg verwaltete .

land nach ſeiner Vaterſtadt zurück und wurde zum Rath das felbſt ernannt.

Im

Fünf Jahre ſpäter vermählte er fich mit der

Tochter des

edlen

augsburger

Kaufmanns Hillenbrandt.

Jahre 1769 wurde er als erſter Profeſſor der Philoſophie

nach Erfurt berufen , wofür er ein hundert Thalern ziſch war , hatte

jährliches Gehalt von ſechs

Erfurt , das damals noch kurmain

bezog .

an ſeiner Spige

Freiherrn

den

von

Dalberg, was auf Wielands fünftiges Schicfal von enor mer Bedeutung war. wiſſen , im

Anna Amalia hatte nämlich, wie wir

Jahre 1758 ihren Gemahl verloren und ſie wurde

dadurch mit der doppelten Sorge, der Regierung des Landes und der Erziehung ihrer Kinder, belaſtet.

Mit Muth und

Eifer , Einſicht und Liebe hatte ſie beiden Pflichten genügt und ſo waren die Prinze , auf denen

des Landes Hoffnung

ruhte, bis in das Alter gekommen , wo ſie eines männlichen Erziehers bedurften .

Zu dieſem wichtigen Poſten wurde Wie

land durch den Freiherrn von Dalberg vorgeſchlagen , der dies jen ehrenvollen Ruf mit Freuden annahm . Im October 1772 ging er mit dem

Charakter eines herzoglich fächfiſch weimar'

ſchen Hofraths und einem

jährlichen Gehalt von

lern , ſo lange er die Erziehung der Prinzen und 600

Thaler lebenslänglicher Penſion

Geſchäfte, nach Weimar ab. feinem

am

20. Januar 1813

1000

Tha

leiten würde,

nach vollbrachtem

Wieland hat übrigens bis zu im

81.

Jahre ſeines

Lebens

erfolgten Tode ftet: 1000 Thaler jährlich ausgezahlt erhalten . „ Dieſes war jeßt ein Ort," ſagt ein Hiſtoriker, „ von dem

Niemand ahnte , daß er das werden würde, was er ſpä

70

terhin durch die erlauchte Fürſtin war, die auch Wieland zu fich rief.

Indeſſen

bung die edlen

fand der Legtere ſchon mit ihrer Umge

Künſte vereinigt , welche das Leben wahrhaft

erheitern und verſchönern , und mehrere ausgezeichnete Geiſter regten ſich in vielfacher Thätigkeit.

Die Namen eines Echof,

Brandes, Beck, Seiler und die eines Mufäus, von Einſtedel, von Knebel, von Voigt, Bertuchy u. f. w . beſtätigen dies." Durch ſeine nun wieder aufgenommene literariſche Thä tigkeit machte Wieland die Bekanntſchaft mit Göthe, die bald zur innigſten Freundſchaft wurde, obgleich fie Anfangs gerade das Gegentheil war.

Inde

hatte Wieland den aufſtrebenden

Genius des Dichters keinen Augenblick verkannt, und beant wortete

eine Schrift Göthe's , die derſelbe unter dem

Titel :

Götter, Helden und Wieland zu Straßburg herausge geben hatte, in fcherzhafter Weiſe.

Diefer Streit hatte die

Folge, daß zwei der hervorragendften Geiſter, worauf Deutſch land ſtolz zu

fein

Urſache hat, Göthe und Herder , in

Wieland's Nähe verfekt und alle drei zulegt innig befreun det wurden .

Die ungeheure Fruchtbarkeit Wielands

iſt bekannt und

auch, daß der Buchhändler Gölden in Leipzig eine Geſammt: ausgabe feiner Werke veranlaßte , nicht aber , daß

Wieland

dadurch in den Stand geſegt wurde, fich das Gut Osmann ftädt , bei Weimar , zu kaufen , wo er den bens größentheils glaubte.

Vom

in

Abend feines Les

heiterer Muße verbringen

Jahre 1798

bis 1803 lebte er

auf dieſem

Gute in literariſcher Thätigkeit.

genannten

Jahre verkaufte

er wiederum

zu

können

fortwährend

In dem

das Gut , um

Eeştge nach

Weimar zurüđzugehen, wo er jegt auch den genialen Schiller Hier überſtand er die Schrecenstage von Jena, hier ſchmerzlidyſten Verluſt, den er erleiden konnte, den feiner

vorfand. den

71

edlen Gönnerin und Freundin , der Herzogin

Anna Amalia ,

und den von Schiller und Herder und Andern , die er liebte und ehrte.

Kaiſer von Rußland empfing er den

Vom

St.

Annen -Orden , von Napoleon das Großkreuz der Ehrenlegion . Seine Gattin ſtarb am

9. November 1810 ,

Herder , deſſen wir bereits gedachten , war am 26. Auguſt 1744 in Morungen , einer oſtpreußiſchen Stadt, geboren . Die Verhältniſſe feiner

Eltern waren

keineswegs von

daß viel für die Ausbildung feines

der

Art,

frühreifen Geiſtes hätte

gethan werden können . Sein Vater hatte als unterſter Schul lehrer nur

ein

ſehr unbedeutendes Einkommen .

idher Wundarzt wollte ihn im nehmen , um zu laſſen .

das bei

ihm

Ein

ruſſi=

Jahre 1762 mit nach Rußland

entdeckte

Talent weiter ausbilden

Doch nur bis Königsberg kam

er.

Hier wurde

er mehreren Männern bekannt, die zu würdigen verſtanden , was in gen und

ihm lag, und fich beeiferten , ihm

eine feinen Neigun

Talenten mehr entſprechende Laufbahn zu eröffnen .

Man verſchaffte ihm

eine Stelle im

Friedrichcollegium , wo er

zuerſt Aufſeher einiger Penſionärs, dann Lehrer in der erſten philoſophiſchen und in der zweiten lateiniſchen Klaſſe wurde, wobei es ihm

an Zeit und Gelegenheit zu eigenem

nicht gebrach.

gie, ſtudirte dieſe aber in jenem welchen es ihm

Studiren

Er entſchied fich bald darauf für die Theolo

ſpäterhin

aufzutreten ; 1765

hohen Sinn und Geiſt, durch

gelang , auch

hier als Reformator

fchon wurde er Rektor der Domſchule in

Riga ; 1768 trug man ihm

von Petersburg aus das Inſpec

torat der dortigen St. Petri-Schule an , allein

er lehnte nicht

nur dieſen Ruf ab , ſondern legte auch ſeine Stelle in Riga nieder, um

Welt und Menſchen kennen zu

weder in Riga , noch in Petersburg In Straßburg mußte er wegen

lernen , was ihm

geboten werden

konnte.

eines gefährlichen Augenübels

72

längere Zeit verweilen, wo ihm Göthe bekannt zu werden .

auch Gelegenheit wurde, mit

Während ſeines Aufenthaltes

in

Straßburg erhielt er einen Ruf als Hofprediger , Superin tendent und Konſiſtorialrath nach Bückeburg.

In dieſer Stel

lung machte er ſich bald auch in der Reihe berühmter Theo logen

einen bedeutenden Namen , und erhielt 1775 eine theo

logiſche

Profeſſur

in

Göttingen .

Schon

dahin

war er

abgegangen , als er plößlich durch Vermittelung ſeines genia len

Freundes Göthe als Hofprediger, Generalſuperintendent

und Oberconſiſtorialrath nach Weimar berufen wurde. irgend ein Ort in

der Welt," ſagt fein

„ War

geiſtreicher Biograph ,

„wo der geniale Herder ſeinen ganzen Geiſtesreichthum

ent

falten , und nicht blos ungeſtört, ſondern auch befördert und vielfach angeregt, die ſchönſte Wirkſamkeit äußern konnte, ſo war es unſtreitig Weimar unter Amalia’) und Karl Auguſts Regierung. ten

Die ſchönſten

Früchte ſeines reichen Geiſtes reif

hier, und Weimar wird ſich noch lange erfreuend und

dankbar deſſen erinnern , was er als geiſtlicher Redner , als Aufſeher der Schulen , als . Beförderer der Talente , als Stif ter mancher

trefflichen

Einrichtung ſegensreich

gewirkt hat.

Galt Weimar für das deutſche Athen , ſo hat auch Er ſeinen Antheil

daran , denn auch

Größe an dieſem der

edelſten

Himmel.

und würdigſten

Er glänzte als ein Stern

erſter

Geliebt und geehrt von einem Fürſtenhäuſer , erhielt

er

auch

manchen öffentlichen Beweis der Anerkennung ſeines Verdien ftes und ſeines Werthes, denn 1798 wurde er Vicepräſident und 1801 Präſident des Oberconfiftoriums, was bis dahin kein Bürgerlicher geweſen war. Erſt nachdem er dies gewor den , wurde er von dem Kurfürſt von Baiern in den Abel ſtand erhoben , eine Gnade, welche ihm angenehm

aus Familtenrückſichten

ſein mußte. So lebte und wirkte. Herder, bis am

73

18. Dezember 1803 der Genius mit der umgekehrten der ihm

Fadel,

fo befreundete, die ſchöne Wirkjamkeit ſeines Lebens

unterbrach .

Doch hört er

darum

nicht auf, unter uns zu

leben , zu wirken ; der große Mann , der edle Geiſt lebt über das Grab hinaus."

Sie ben te $

Rap it e l.

Karl Auguſt in Holland. Schlacht bei Jena. & od der Herzogin Anna Amalia . Karl Auguft tritt dem Rheinbunde bei. Die Verfaſſung von 1809 . Karl Auguft wird zum Großherzog erhoben . Vergrößerung feines Landes . Seine Anſprache an die neuen Unterthanen . Die Der faſſung von 1816. Das funfzigjährige Regierungs - Jubiläum . Karl Weimar. Lucas Cranach . Auguß ftirbt. Muſäus . Oranien hatte um

die Mitte des achtzehnten

Jahrhun

derts über die republikaniſche Parthei in Holland geſiegt. war ihm

gelungen , die Statthalterwürde in blutigen

unruhen für alle Provinzen

verſuchten im

Volks

erblich auf männliche und weib

liche Nachkommen zu machen . Allein der Reim war dadurch nicht erſtickt.

Es

Die Patrioten

Jahre 1786 noch

der Gährung

oder Antioranier

ein Mal ihr Heil und die

ärgerlichen Händel mit dem Herzoge Ludwig von Braunſchweig , der für den

unmündigen Statthalter das Regiment führte,

waren nur Vorſpiele des wüthenden ſtand.

Des Statthalters

Kampfes , der nun ent

Gemahlin , König

Friedrich Wil

helm II. von Preußen Schweſter , rief, ſelbſt beleidigt von wüthenden Patrioten, des mächtigen Bruders Schuß an , und

74

der Held der Zeit, Karl Wilhelm

Ferdinand von Braunſchweig,

Preußens erſter Feldherr, erſchien mit einer preußiſchen Armee von

25,000 Mann , um

helms V. Nechte zu die revolutionären

den Hohn

fichern .

zu

beftrafen

Dies gelang auch inſofern , als

Elemente unterdrückt, aber nicht beſeitigt

wurden . Als daher die Franzoſen

in Holland erſchienen , hat

ten ſie ſehr leichte Arbeit, dies Land zu Mißvergnügten

in Maſſen

Sache mit dem

und Wil

die

aufſtanden und gemeinſchaftliche

Feinde machten .

von Weimar, der dem

erobern , indem

Der Herzog Karl Auguſt

Gelüſt nicht hatte widerſtehen können ,

fich ebenfalls an dieſem

Feldzuge zu betheiligen , zeigte hier

bei, wie auch ſpäter in Champagne und 1793 bei der Bela gerung von Mainz ,

daß

er nicht nur ein

geiſtreicher und

wiſſenſchaftlich gebildeter Mann , ſondern auch ein kluger und beſonnener Feldherr ſein entzog er ſich jedoch dem ſein Land zurück , um

könne.

Nach

dem

Baſeler Frieden

Kriegsdienſte wieder und kehrte in

für daffelbe mit wahrhaft väterlicher

Liebe zu ſorgen , bis er endlich

1806

abermals die Waffen

ergriff. Wäre Karl

Auguſt nicht felbft ein

ſchaftlich gebildeter Fürſt geweſen ,

-

fo

tüchtig wiffen

nie wäre Weimar zu

der Blüthe gelangt, zu der es. durch ſeine geiſtreiche Mutter Dieſe ausgezeichnete Fürſtin batte

vorbereitet worden war !

den edlen Samen gelegt, welcher ſich eigentlich erſt unter der Regierung Karl Auguſts

zur

herrlichſten

und die bewunderungswürdigſten lia verlieh

den

Früchte trug .

Anna Ama

Gelehrten eine Unterſtüßung, welche fie ver

geblich von den übrigen Fürſten ten ;

Blume entfaltete

fie gab denſelben

an

ihrem

Deutſchlands erwartet hat Hofe einen

Sentralpunkt

und, was die Hauptſache war, eine entſprechende Eriſtenz, da einer ſo bedeuten :

ohne fie fich jene Gentes nimmermehr zu

75

den Höhe hätten hinauf ſchwingen können .

Aber nicht blos

für fich und ihren Geiſt forgte die edle und hochherzige Fürə ftin , fondern auch das Wohl ihrer Unterthanen lag ihr ſehr am

Herzen .

Durch

eine

gute

Verwaltung verſtand fie eš,

die Verlufte, welche der ſiebenjährige Krieg auch ihrem Lande beigebracht hatte, wieder gut zu machen , bedeutende Summen , ohne ihre Unterthanen in Anſpruch zu nehmen , zu erſparen , und

die

Sachſen

Folgen

der Hungersnoth , welche

heimſuchte , durch ihre Sorgfalt von

den . Anna Amalia war Meiſterin mit dem

im

Nüglichen

Volt geſorgt, als

Jahre 1773

ihnen abzuwen

in der Kunſt, das Schöne

zu verbinden ; kaum ſie neue Anftalten

hatte ſie für ihr

für den geiſtigen

Auf

fchwung deſſelben errichtete und die vorhandenen ſoviel wie möglich verbefferte und ſie ihren ſuchte.

hochedlen

Ideen

anzupaſſen

Den erſten Grundſtein hierzu legte ſie durch die Er

nennung Wieland's

zum

Gouverneur des Erbprinzen .

Nur

durch die Vereinigung ſeltener Eigenſchaften des Geiſtes und des Herzens mit großen

Verdienſten

konnte es

der Fürſtin

eines kleinen Staates gelingen , mehr ausgezeichnete Männer, alß irgend ein

anderer deutſcher Hof, um ſich zu verſammeln .

Daß dazu ihr perſönlicher Charakter noch mehr, als ihr Rang und ihre Macht beitrug , beweiſt der Umſtand , daß felbe Umgebung

blieb , nachdem

Auguft übergegangen war. Lufthäuſer in

ihr die

die Regierung auf Karl

Ihr Schloß

in

Weimar , ihre

Tieffurth und Ettersburg , waren unverändert

der Verſammlungsort aller Gelehrten und Reifenden von be ſonders geiſtiger Größe.

Noch im

Jahre 1788 machte ſie in

Gefellſchaft Göthe's eine Reiſe nach Italien , wodurch vornehm lich

ihr Geſchmack

verfeinert wurde.

für Kunſt noch weſentlidi vermehrt und Anna Amalia gehörte überhaupt zu

jenen

Menſchen , die immer lernen , und die deshalb dann auch eine

76

Vollkommenheit erreichen , wie wenige Sterbliche. bei Jena am

Die Schlacht

14. October 1806 , an welcher fich Karl Auguſt

als preußiſcher Oberbefehlshaber betheiligt hatte und als deren Schluß die Plünderung Weimars betrachtet werden kann , brach Nach der Plünderung follte auch der Siß

ihr das Herz.

der

deutſchen Muſen eingeäſchert werden , und nur der edlen Her zogin

Schonung an den Kaiſer

Napoleon wandte, iſt es zu

1

um

Louiſe, Gemahlin Karl Auguſts, die ſich mit der Bitte

verdanken , daß die Ausführung dieſer barbariſchen Maßregel unterblieb. Napoleon , ſelbſt ein großer Geiſt, achtete auch die Größe an Anderen und verſchonte aus dieſem das Heiligthum Angſt um

Indeß

Anna Amalias.

hatten

Grunde

Sorge und

ihr geliebtes Land fie dergeſtalt ergriffen , daß fie

wenige Monate nach

dieſer unheilvollen

Kataſtrophe ihren

Geiſt aufgab, nicht blos von ihren Unterthanen , oder von ihren Schüßlingen , ſondern von

ganz Deutſchland betrauert und

beweint. Eine ſo edle Mutter konnte auch nur einen edlen Sohn hinterlaſſen .

„ In Karl Auguſts Staat," ſagt Pölig , ,ward

keine andere Geiſterbeſchwörung geduldet, als die durch Wahr heit, durch Licht und Fortſchritt. kein Reactionsſyſtem , weder im

Auf dieſen Boden gedeiht

Kirchenthume, noch im

gerthume; und eine ſo reiche Saat, die

länger

Bür

als funfzig

Jahre mit gleicher Sorgfalt, mit gleicher Kraft gepflegt ward, die ihr Stifter ſelbſt noch in Blüthe ſtehen und zur Frucht beranreifen ſah , wird ſeinen gefeierten

Namen auf die ferné

ften Geſchlechter bringen ." Nach der Schlacht bei Jena machte Napoleon den Kur fürſten von Sachſen zum Könige und dieſer trat dem von Erftrem geſtifteten Rheinbunde bei. Das Legtere geſchab auch Seitens der fünf Herzoge des ſachſen -erneſtiniſchen Hauſes , welche als Mit

77

glieder

des

fürſtlichen

15. Dezember 1806

Kollegiums in

durch

aufgenommen wurden .

den

Rheinbund am

eine beſondere Acceſfionsurkunde

Durch

dieſen

Beitritt erhielten

die

fünf Herzoge dieſelben Souverainetätsrechte und übernahmen damit natürlich auch die nämlichen

Verpflichtungen , als ob

fie

Rheinbundsurkunde

felbſt

an

dem

12. Juli 1806

Abſchluſfe

der

Theil genommen hätten .

beſtand vornehmlich darin , daß

fie dem

am

Dieſe Verpflichtung Kaiſer der Franzoſen

ein beſtimmtes Contingent zur Verfügung zu ſtellen hatten ; und zwar ſollte Weimar 800 , Gotha-Altenburg

1100 , Ro

burg 400 , Meiningen 300 , und Hildburghauſen 200 Mann ſtellen . Ungeachtet der unruhigen

Epoche von

1806

bis 1816

vergaß Karl Auguſt keinen Augenblick feine Unterthanen und ließ keine Gelegenheit ungenügt vorübergehen , wo er für die ſelben väterlich

ſorgen konnte.

1809 der ſtändiſchen

Die bisherigen

*

mäßere Geſtalt .

So gab er z. B. im

Jahre

Verfaffung ſeines Staates eine zeitge drei Landſchaften

Jena und Eiſenach verband er zu einer , indem

Weimar,

er zugleich

die Eintheilung der drei Stände: Prälaten , Ritterſchaft und Städte aufhob.

Die bisherigen drei Landidhaften ſollten eine

gemeinſchaftliche Landſchaftsdeputation unter dem

Vorfiß eines

General-Landſchafts- Direktors bilden . : In Bezug auf die ſtäd tiſche Deputation blieb

es beim

ritterſchaftliche Deputation

Alten , dagegen wurde die

in eine Deputation

der Gutsbe

fißer umgeſchaffen und hierbei keine Rüdſicht genommen , wie

1 dies ſeither der Fall geweſen, ob die Befiger adlig oder bür gerlich waren . lich.

Die Deputation der Prälaten

Die Landſchaftsdeputation follte aus dem

zwölf Mitgliedern beſtehen.

fchwand gänz Direktor und

Davon kamen fechs auf die Guts

befißer, fünf auf die Städte Weimar, Eiſenach , Jena , Buttă

78

ftädt und Dornburg , während der zwölfte Abgeordnete den

2

akademiſchen Senat von

Jena zu vertreten hatte .

Die ge

wöhnlichen oder ordentlichen Verſammlungen der Landſchafts deputation fouten jährlich ſein , wobei es jedoch dem unbenommen

blieb , nach

Verſammlungen Drittel

zwei

werden .

Bedürfniß

anzubefehlen . der Mitglieder

In durch

auch

Herzoge

außerordentliche

jedem

Jahre

neue

Wahlen

ſollten erſekt

Damit aber hinſichtlich der Ausſcheidenden der Will

für nicht Thor und Thür geöffnet werden konnte, beſtimmte Karl Auguſt, daß ihr Ausſcheiben werden ſollte. Dieſe

eine Anordnung

des

durch das Loos beſtimmt

edlen

Fürſten

beweift

zu

Genüge, wie fehr und wie beſtändig er das Wohl ſeines Vol kes vor Augen hatte. Bis nach der Schlacht bei Leipzig , welche Deutſchlands und

Frankreichs Schidfal entſchied ; blieb

Rheinbundes ; hierauf aber übernahm

er Mitglied

er wiederum

befehl eines

Armeecorps der berbündeten

Mächte,

Neuem

Feldherrntalent glänzen

laſſen .

ſein

Kongreß zu Wien mächten hoben

zu

des

den Dber um

von

Auf dem

1815 ward er von den europäiſchen Groß

zum Großherzog von Sadjen -Weimar-Eiſenach er und ſein Ländergebiet dieſer Würde entſprechend vera

größert.

Durch die am

1.

Juni und 22. September 1815

mit Preußen abgeſchloſſenen Verträge erhielt Weimar følgende Ortſchaften : Blankenhavn obne das Umt, Wandersleben, das Dorf Ramsla ,

die Herrſchaft Unter- ſtranichfeld , das Amt

Tautenburg beinahe ganz, den Neuſtädter Kreis des Möniga reichs Sachſen mit Ausnahme des Amtes Ziegenrüd ; die ehe maligen . Commenden

des erloſchenen deutſchen Drdens Zwä:

Ben , Lebeften und Siebſtädt mit allen vom umgrenzten

Gebiete Weimar

Ortſchaften des Amtes Gardsberga ; einige im

79

Weimar'ſchen liegende vormals zu den Pforte , Wendelſtein Von

dem

zum

das Schloß

Yemtern Naumburgi

und Weißenſee gehörende

erfurt'ſchen

Ortſchaften .

Gebiete Gehörenden

erhielt es :

Vippach , die Aemter Aßmannsdorf und

Tonna

dorf, und einige Dorfſchaften vom Umte Gispersleben ; vom ehemaligen Großherzogthum

Fulda : die Aemter Dermbach und

Geiſa, und von Kurheffen :

das Amt Frauenſee mit Gospez

rode, die Gerichte Lengsfeld und

Völkershauſen ,

das Amt

Vacha und mehrere Ortſchaften des Amtes Friedewald.

Durch

dieſen Länderzuwachs gewann Weimar an ſeiner Bevölkerung 75,000 Seelen . As dieſe Vergrößerung Weimars. auf dem greß definitiv telft

eines

feſtgeſegt worden war, nahm Karl Auguſt mit:

Patentes

den neuen und frei :

wiener Ron :

vom

15. November 1815

Landestheilen .

Wir verſprechen Länder gleichmäßig

Er

erklärte

darin

Beſig

von

großherzig

den Einwohnern der neuerworbenen

und gemeinſchaftlich mit den übrigen

eine landſtändiſche Verfaſſung zu

geben , welche ihnen das

Recht gewähren ſoll, durch aus allen bürger von unſeren Unterthanen

Klaſſen der Staats

ſelbſt erwählte Repräſen

tanten bei der Gefeßgebung mitzuwirken ; Steuern und Fi

7 nanzmaßregeln , die das Vermögen . des Landes oder

der

Unterthanen betreffen , nur nach freier Prüfung zu bewilli gen ; über Mängel und Mißbräuche in der Landesverwal tung oder Gefeßgebung mit gutachtlichen

Vorſchlägen

zur

Abſtellung derſelben Uns Vortrag zu thun ; ſo wie auch bei willkürlichen Gingriffen der Staatsbeamten in die gefeßliche Freiheit, die Ehre und das Eigen , thum

der Staatsbürger , bei uns Klage zu füh

80

ren und auf rechtliche Unterſuchung ihren Antrag zu richten ."

Am

1. Dezember

1815 erſchien eine neue Verordnung,

die Geſtaltung des Miniſterii betreffend, und am 1816

eine

für die

Bildung

und

30. Januar

Zuſammenberufung einer

ſtändiſchen Berathungsverſammlung zur Entwerfung der Lan desverfaſſungsurkunde. ſelbe Zeit den geſtifteten vom

Auch erneuerte Karl Auguſt um

von Ernſt Auguft im

Orden

Jahre 1732 am

der Wachſamkeit , nannte ihn den Orden

weißen Falken , beſtimmte ihn zum

alleinigen Orden

Großherzogthums, erließ neue darauf bezügliche Statuten theilte ihn Ritter.

in

drei Klaffen : in

eröffnet.

landſtändiſche 5. Mai 1816

des und

Großkreuze , Comthure und

Der erſte Landtag nach dem 1816

die

2. Auguſt

Kriege wurde am

7. April

Auf demſelben wurde das Gefeß über die Verfaſſung berathen öffentlich

der Großherzog von

und beſchloſſen und am

bekannt gemacht.

Gleichzeitig ließ

Weimar durch ſeinen Geſandten

bei der

deutſchen Bundesverſammlung die Gewährleiſtung dieſer Ver faſſung nachſuchen , die ihm wurde.

dann audy ohne Rückhalt gewährt

Dieſelbe erkennet drei Stände an : 1) den Stand der bürgerlichen und

adligen

Rittergutsbefißer ;

2 ) den

Stand

der ſtädtiſchen , und 3 ) den Stand der ländlichen Bewohner. Dieſe drei Stände und in ihnen zugleich fämmtliche Staats bürger Weimars werden durch, aus freier Wahl hervorgegan gene Abgeordnete, vertreten .

Jeder Stand wählt zehn Ah

1

geordnete, die Univerſität

Jena einen , ſo daß

einunddreißig Abgeordnete

vorhanden

dreißig

Deputirten

ſind.

im

Ganzen

Dieſe einund

treten zu einer Verſammlung zuſammen ,

-

81

denn

ein Zweifammerfyftem , wie in anderen Staaten , kennt

man im

Großherzogthum Weimar nicht. oder beſſer vielleicht

Die Rechte der Landesvertreter geſagt : Volksvertreter, was ſie nach dem Großherzogs auf Grund des vorhin fein

follen 1)

-

beſtanden nach Pölip darin :

gemeinſchaftlich mit dieſem

beauftragten

dem

Landesfürſten

Behörden

und den von

die Staatsbedürfniffe,

ſoweit dieſelben

aus landſchaftlichen Kaffen und aus

dem

der Staatsbürger zu beſtreiten

zu

Vermögen

prüfen , und die

das Recht über ſtung

ſind,

zu ihrer Dedung erforderlichen

Einnahmen und Ausgaben 2)

eigenen Wunſch des

erwähnten Patentes auch

feſtzuſeßen ;

jede Beſteuerung und andere Bela

der Staatsbürger , ſowie über

Anordnung, welche darauf von

jede allgemeine

Einfluß ſein

dürfte,

bevor ſie zur Ausführung gelangt, gehört zu werden ; 3)

das Recht, die Rechnungen über beſtrittene Staatsbe dürfniſſe der oben erwähnten Art zu prüfen und fo wohl über

darin

bemerkte

Anſtände Auskunft, als

überhaupt über die Verwendung von Einnahmen land ſchaftlicher Kaſſen und aus dem

Vermögen der Staats

bürger Rechenſchaft zu verlangen ; 4)

das Recht, dem

Großherzoge Vortrag zu

thun über

Mängel und Mißbräuche in der Gefeßgebung und in der Verwaltung des Landes, mit gutachtlichen

Vor

ſchlägen zur Abſtellung derſelben ; 5)

das Recht , bei zu

erheben

Fürſten

dem

gegen

die Miniſter und

Staatsbehörden , über deren Eingriffe in

Beſchwerde und Klage gegen

andere

Willkür und über deren

die Freiheit , die Ehre und das Eigena 6

Bertraute Geldichte. Sadſen . 4. Bd.

82

thum

der Staatsbürger, ſowie in der Verfaſſung des

Landes ; 6)

das Recht , an der Gefeßgebung dergeſtalt Theil zu nehmen , daß neue Geſeße, welche entweder die lan desverfaſſung betreffen , oder die perſönliche Freiheit die Sicherheit und das Eigenthum der Staatsbürger in

dem

ganzen Lande oder in einer ganzen

Provinz,

zum Gegenſtande haben und eben das Allgemeine an gehen, ohne ihren , der Landſtände, vorgängigen rath und ihre Einwilligung dürfen ;

7)

nicht

Bei

werden

erlaffen

das Recht, zur Erleichterung der Ausübung aller dies ſer aufgeführten a)

Befugniſſe,

die Landräthe zu wählen und dem

Fürſten

zur

Beſtätigung vorzuſchlagen ; b)

zwei Räthe oder Affefforen bei dem

collegium ſtellen ;

c)

dem

Landſchafts

Fürſten zur Beſtätigung vorzu

in vorkommenden außerordentlichen Fällen (z. B. in Kriegszeiten ) wo irgend ein

Kollegium

eine beſondere Kommiſſion , außer dem

oder

gewöhn

lichen Geſchäftsgange, Einfluß auf die landſchaft lichen Kaffen gewinnen dürfte, zu verlangen , daß dieſem

Stollegium

oder einige ihrer d)

oder dieſer Kommiſſion

Vertreter

einer

zugeordnet werden ;

den Kaſſirer bei der Hauptlandſchafts - Kaſſe zu ernennen .

Das Recht, ſich als Abgeordneten zum zu laſſen , war von

dem

Landtage wählen

Beſiß der betreffenden Perſonen ab

hängig gemacht, und zwar ſollten :

83

die Rittergutsbeſißer ein Rittergut entweder ganz oder

1)

mindeſtens doch zum

größten

Theil,

die Abgeordneten der Städte ein Haus und ein uns

2)

zuſammen

von mindeſtens

Einkommen

abhängiges

fünfhundert Thalern beſigen, und ſollte das

Feld- und Haus- Eigenthum

neten

platten

3)

des

Landes

ein

der Abgeord :

Vermögen von wenige

Thalern ausmachen .

ſtens 2000

Alle drei Jahre ſollten die ordentlichen Landtage zuſam men

treten ;

doch

hatte

der

Großherzog

das

Recht , ſo

es die Verhältniſſe erforderten , außer der Zeit auch au

bald

Berordentliche zuſammen zu berufen . Die Verfaſſung garantirte aber noch außerdem partheiſche aus drei Inſtanzen die ungeſchmälerte

Freiheit der

eine un

beſtehende

Rechtspflege und

Preſſe.

Jede aus Abſicht

begangene Verlegung des Staatsgrundgeſeges wurde als

Ver

breden , jede Handlung eines Staatsdieners , gegen die bes ſtehende Verfaſſung agiren

zu wollen , als Hochverrath bes

zeichnet. Ein Staat, dem das Schickſal einen ſo ehrenhaften , edlen und biederen zu

den

Fürſten

glücklichſten

an ſeine Spiße geſtellt hat, kann nur gerechnet werden .

Aber nicht nur das

Volk, ſondern auch der Regent iſt glücklich. Wenn wir daher Karl

Auguſt in

dieſer Beziehung den

erſten

Fürſten

Deutſplande nennen , ſo wird das ſchwerlich übertrieben nnbedadt ausgeſprochen Am

3. September

feltene Jubiläum

ſein . 1825

feierte er das außerordentlich

einer funfzigjährigen

Regierung.

und fern , von Fürſten und Völkern wurden ihm allgemeinſten

oder

Von nah

Beweiſe der

Verehrung dargebracht, obwohl fein und ſeiner

hochherzigen , geiſtreichen Mutter edles und

uneigennüßiges 6 *

84

jene hochedle Fürſtin , noch

weder

Indeß

noch tauſend Mal mehr verdiente.

Streben

äußeren Ehrenbezeigungen willen nach jenen vor

jemals um

Prinzipien

züglichen

hatte

deren vortrefflicher Sohn

gehandelt und regiert. Sie hatten aber

auch ihren Staat und ihr Volk zu einer Höhe der Bildung, der Geſittung und des Wohlſtandes erhoben , daß ihre Namen der ſpäteſten Nachwelt ſtets nur mit ſcheuer Ehr

felbft von

furcht werden genannt werden . Im Biſchen

Jahre 1828 begab ſich Starl Auguſt an den Hof in

Berlin , mit dem

mit Jedem , in freundſchaftlicher Beziehung geſtanden Auf ſeiner

Rüdreiſe nach Weimar in

entſchlief der hochbetagte Fürſt am undfunfzigſten

hatte.

Gradiß , bei Torgau

14. Juni 1828 im

Jahre ſeiner Regierung.

Fürſtengruft auf dem

preu

er immer , wie überhaupt

drei

Er wurde in die

neuen Friedhofe beigefegt.

Weimar, die Haupt- und Reſidenzſtadt des Großherzog thums Sachſen -Weimar-Eiſenach , iſt eine der denkwürdigſten deutſchen Städte, fou 880 von Poppo , Grafen der foraviſchen Mark, erbaut worden ſein , liegt an der Ilm

und bildet nebſt

vier Dörfern ein großherzogliches Stadtgericht. zehnten

Jahrhundert erbaute

Das im

fieb

herzogliche Schloß hieß. An

fangs Hornburg , gleich darauf aber Wilhelmsburg, wird ſeit Karl Auguſts Zeit indeß Karlsburg genannt. Vor dem Schloſſe befindet ſich ein

reizender Park .

Außerdem

befißt

Weimar mehrere merkwürdige Gebäude : das rothe Shloß, darin

die Landesregierung; das gelbe Schloß , in welchem

früher

die

Kammerfißungen

Statt fanden ;

das

ehemalige

franzöfiſche Schlößchen , darin die großherzogliche Bibliothek aus 140,000 Büchern beſtehend, und eine reiche Sammlung von

Bildniſſen

ausgezeichneter Männer. Mitt the

Das

Hoftheater,

85

noch unter der Regierung erbaut.

Am

Karl Auguſts

Markt befindet fich

Jahre

im

.. Cranach's, am

1825

Frauenplan

Göthes Wohnhaus , und an der Esplanade Schillers Wohn und Sterbebaus , das von Seiten

des Stadtraths 1847 an

gekauft worden iſt. In der proteſtantiſchen Hauptkirche befinden ſich Herders und mehrere Ge

Grab , mehrere fürſtliche Grabmonumente Bei der

mälde von L. Cranach. ber

von

Granady und Muſäus.

Schloßkirche ſind die Grä Schiller und Göthe ruhen

Großherzog Karl Auguſt.

neben dem

den

Cranach gehört zwar nicht zu

Lucas

Zeitgenoſſen

Karl Auguſts ; da er jedoch von uns mehrere Male ſchon ge ſelbſt auch in Weimar, wenn

nannt werden mußte und er

auch einige hundert Jahre früher, gelebt hat, ſo dürfte es für die Leſer dieſes Werkes nicht ganz unintereſſant ſein , Etwas Leben zu vernehmen .

aus ſeinem

Derſelbe

eigentlich

Geburtsorte Cra

Müller, wurde aber gewöhnlich nach ſeinem nady, wo

hieß

1472 das Licht der Welt erblicte , genannt.

er

Später war er Bürgermeiſter von Wittenberg und Hofmaler Kurfürſten

der beiden

Friedrichs, des Weiſen

Friedrichs , mit deſſen erlauchter Gemahlin

und

Johann

er, nady der Ges

fangenſchaft ſeines Gönners auf der lochauer Heide, fich nach Weimar begab , wo er 1553 , ein

Jahr vor ſeinem

lichen ſeinen

Freunden Luther und Melanchton den

feinen größeren

Gemälden

Vorzug . vom

beſonders ſchäßens

Deutſchlands zerſtreut; unter verdienen die Altarblätter in den

Galerien

werth , ſind in

Stadtkirchen

unglüd

Seine Bildniſſe, unter denen die von

Fürſten , ſtarb.

zu Wittenberg und Weimar den unbedingteſten

Das weimarſdhe Altarblatt wurde im

Hofrath Meyer reſtaurirt.·

Jahre 1806

86

Auch

Muſäus

dürfen

Karl Auguſt, wurde Hauſe eines feiner

wir

1735

nicht übergehen .

in

Jena geboren

Johann

und in

dem

Verwandten , des Superintendenten

Wei

ßenborn zu Altſtädt, der ſpäter als Generalfuperintendent nach Eiſenach 'berufen wurde , bis

zu

mit väterlicher Liebe erzogen .

ſeinem

neunzehnten

Viertehalb

Jahre

Jahre widmete er

fich in Jena dem theologiſchen Studium , ward zum Magiſter ernannt und lebte dann einige Jahre als Predigtamts -Kan didat in

Eiſenach .

Auf einem

in

der Nähe

dieſer

Stadt

belegenen Dorfe follte er Pfarrer werden , allein er hatte ein mal öffentlich der Würde

getanzt, weshalb

eines Geiſtlichen

die Bauern , die dies mit

für unvereinbar hielten , gegen

feine Anſtellung proteſtirten , die dann terblieb .

natürlich

auch

Da es indeß nothwendig war, Etwas

un

für ſeine

Eriſtenz zu thun , ſo beſchloß er, die literariſche Laufbahn ein zuſchlagen , auf welcher er mit vortrefflichem Wiß und gemüth licher Satyre die Gebrechen der Zeit zu geißeln

unternahm .

Er erntete dadurch nicht nur vielen Beifall, ſondern es wurde ihm

auch

an dem

die Freude, im

Jahre 1763 als

weimarſchen Hof berufen

Pagenhofmeiſter

und 1770 zum

Profeffor

des dortigen Gymnaſiums ernannt zu werden . Muſäus ſtarb an einem Herzpolypen am 28. October 1787. Auf ſeinem

Grabe wurde

Denkmal von

einem

ihm

ein einfaches , aber kunſtvolles

Unbekannten errichtet.

„ Die Gutmü

thigkeit, Heiterkeit und Harmloſigkeit, die Mufäus im

Leben

befaß ,"

ſeinen

ſagt einer ſeiner Biographen , „ find auch in

Schriften ausgedrüdt.

Er wurde dieſer Eigenſchaften wegen

allgemein geliebt; obgleich er Satyren

ſchrieb , wollte ihm doch

Niemand übel, denn ſeine Laune war nie mit Galle gemiſcht, die Pfeile

feines Wiges nie in

Gift getaucht.

ſteller iſt er ebenſo unterhaltend , als belehrend.

Als. Schrift Die gefäl

87

ligſte, munterſte Laune, deutſche Offenheit und Biederherzig keit, ungeſuchte Anſpielungen und eine Heiterkeit , die zuwei len zur poſfirlichſten Lebhaftigkeit wird, drüdte Allem , was er ſchrieb , den

Stempel auf.

Sprache vollkommen

in

Dabei

hatte er

deutſche

die

ſeiner Gewalt und gebrauchte ſie mit

Leichtigkeit nach ſeinem

jedesmaligen Zweck ."

Die Geſammtbevölkerung des Großherzogthums Weimar Eiſenach

betrug nach der

Zählung 12,000

205,815 Einwohner.

liegt auf einem

im

Seelen .

Jahre Die

1822 vorgenommenen Stadt

Weimar

Eine halbe Stunde von

zählt

ihr entfernt

Hügel, wohin eine reizende Allee führt, das

Luſtíchloß Belvedere, Sommerreſidenz des regierenden Fürſten , mit einem

geſchmackvoll angelegten

Park.

Man

findet

in

demſelben nicht nur ſehr ſchöne und prächtige, ſondern auch ſehr ſeltene Gewächſe ; etwas näher, als Belvedere, liegt Tief furt mit freundlichen

Anlagen und Denkmälern

des Prinzen

Leopold von Braunſchweig, Herders und Mozarts ; Ferner die Ettersburg, ein 1706 dem ſchön bewaldeten Namen hat.

erbautes Jagdhaus mit Burgruinen auf Ettersberge , wovon

es auch

ſeinen

VII.

karl

Fried r

i ch .

( 1828–1853.)

und

Karl Alexander

Johann

Auguft.

(Seit 1853.) A

ch te $

a pitel.

Regierungsantritt. - Karl Friedrichs Reifen und ſeine Vermählung. Verſchiedene neue Gefeße. Beitritt zum Boll- und Handelsverein . Dolksver Mothftand von 1846—1847. Die Aufregungen von 1848 . Miniſte des Sturz riums. Der Abgeordnete Wydenbrugk. ſammlungen . Rückſchritte. Wydenbrugk wird miniſter . Karl Friedrich ſtirbt. Weitere Rückſchritte. Das Preßgeſetz von Sein Regierungsnachfolger. 1856. – Staatsvertrag mit Hurheſſen . — Beitritt zum deutſchen Münz vertrag. Der neue Herrſcher Weimars befand fich beim nes edlen

Vaters gar nicht im

Lande, ſondern

am

Tode fei Hofe zu

Petersburg, wo er ſich durch ſeine Familienbande hingezogen fühlte. thanen

Er fäumte jedoch nicht, von dort aus ſeinen Unter die Uebernahme ſeiner Regierung anzuzeigen

gleicher Zeit das Verſprechen zu

und zu

geben , in allen Dingen

Beiſpiele ſeines vielgeliebten Vaters folgen

dem

zu wollen .

Karl Friedrich, den Herder, Böttiger und andere ehren

89

Fürſt,

werthe Männer gebildet und erzogen hatten , war ein

der, wie alle feine Vorgänger, die redliche Abſicht hatte, jedes von ihm

Verſprochene zur Erfüllung zu bringen .

Geboren

2. Februar 1783, begab er ſich als neun

am

zehnjähriger. Jüngling Behufs Vollendung auf Reiſen .

Er beſuchte die größten

ward überall mit derjenigen welche man

ſeinem

der Erbprinz

Vater

ſeiner

Höfe

Erziehung

Europas

und

Zuvorkommenheit aufgenommen , ſchuldig zu ſein glaubte und die

ſelber zu verdienen

ſich bemühte .

Daher kant

es auch, daß er bei einem zweiten Beſuch am ruſſiſchen Hofe die Zuneigung des Raifers Paul in ſo hohem Grade gewann , daß derſelbe ihm im

Jahre

1804

ſeine Prinzeſſin - Tochter Maria Paulowna zur Gemahlin

gab.

Wie die

Ehe ſeines

glorreichen Vaters war auch die ſeinige aus reiner Liebe her vorgegangen , und es wird immer für ein Volk von weſent lichem

Vortheil ſein , wenn

Eheverhältniſſen

ſein

Herrſcherpaar in glüdlichen

lebt.

Da Karl Friedrich erklärt hatte, er werde fich in Dingen nach dem ſo blieb ihm

Beiſpiele ſeines verewigten

allen

Vaters richten ,

eigentlich nur wenig zu thun übrig, beſonders da

Neues einzuführen immer eine bedenkliche Sadhe ſein

dürfte .

Des neuen Fürſten Thätigkeit beſchränkte ſich beſonders darauf, für eine Verbeſſerung ſorgen .

des

Rechtszuſtandes

Durch zeitgemäße Gefeße und

feines Landes zu

Inſtitutionen entfal

teten ſich Akerbau , Handel und Gewerbe zur ſchönſten Blüthe unter der Regierung dieſes

Fürſten .

Im

1. Auguſt erſchien ein neues Strafgeſezbuch.

Jahre

1839

am

Ein Jahr dar

auf verſuchte Karl Friedrich , die Rechts- und Verwaltungs verhältniſſe der Landgemeinden zu

regeln, zu welchem

Zwede

er eine allgemeine landgemeinde-Ordnung veröffentlichen Ueberhaupt bekümmerte fich dieſer Fürſt ungemein

ließ .

viel um

90

den

Aderbau

und die damit verwandten

landwirthſchaftliche

Vereine und feste

Zweige , gründete

ſtatt der

bisherigen

Oberforſtämter Forſtinſpectionen ein . Aber auch

hinſichtlich der Verhältniffe Weimars

Auslande geſchah manches Wichtige. Friedrich im Jahre 1834 delsverein bei.

dem

die

So z. B. trat Karl

preußiſchen

Unter dieſen und ähnlichen

Zoll-

Beſtrebungen

Jahre 1846 und 1847 ein .

zum

und Han

traten endlich

Jedermann weiß , wie die

***

Preiſe der Lebensmittel unnatürlich in die Höhe gebracht wur den und wie dadurch nothwendiger Weiſe. Noth und Elend üm

fich griffen und daraus Mißvergnügen und Unzufrieden : Wir wollen die Lega

heit mit den Regierungen entſtanden .

teren nicht ganz frei ſprechen von dem allgemein

gemacht wurde ; denn durch vernünftige und weiſe

Verordnungen

konnte dem

gewiſſenløſen Korn- und Kartof

felwucher wohl ein Hinderniß foviel Schuld haben angenommen daß

Vorwurf, der ihnen

entgegengeſtellt werden ; indeß

ſie dennoch nicht, wie im

wurde.

Ihre Hauptſchuld beſtand

fie von der Theuerung in

einem

Durchſchnitt eben

darin ,

unvorbereiteten Zuſtand

angetroffen wurden , was allerdings bei einer Staatsregierung nicht vorkommen ſollte. Die

Verhältniffe

im

Großherzogthum

die nämlichen , wie in den übrigen

Weimar

deutſchen Staaten .

waren Karl

Friedrich, obgleich ein ſehr gediegener Fürſt, verſtand es dens noch nicht, das vorhandene Uebel auszurotten ; er begnügte fich, durch Gründung von wohlthätigen Anſtalten den Noth ſtand ſeines Volkes zu mildern , wie z. B. das Landeshospi

tal zu

Blankenhain .

Im

Allgemeinen wird und kann das

durch wenig gewonnen werden ; immer aber zeigen

derartige

91

.

Wohlthaten , daß

der

Fürſt

des

Landes

ein

tieffühlendes

Herz beſigt. An

ein

wirkliches politiſches

Weimar nicht mehr zu denken .

Fortſchrittsleben

war

Schon in den legten

in

Regie

rungsjahren Karl Auguſts hatte der deutſche Bundestag feinen nachtheiligen Einfluß auf dies geiſtig blühende Land nicht ver fehlt.

Karl Friedrich mußte fich, wie ſein

fürſtlicher Vorgän

ger, ſelbſt mit innerem Widerſtreben den Beſdlüffen des fchen Bundestages fügen . denen

deut

Dadurch ſchlummerten die vorhan

geiſtigen Kräfte ein

und die ſich noch auszubildenden

kamen als eine Mißgeburt zur Welt . Weberal

in

Deutſchland

fanden wir daß nämliche Bild, und deshalb wird ſich heute auch Niemand mehr wundern, wie ein 1848 möglich werden konnte. Eine Mißgeburt wird nie die

Verrichtungen

eines normal

gebauten Menſchen ausführen können .

Ein Vorſpiel zum

Jahre 1848 müſſen wir den weimar

fchen Landtag von 1847 bezeichnen . tag im

Großherzogthum , auf welchem

Es war der erſte Landa ſich eine Oppoſitions

Parthet gebildet hatte und mit aller Energie ihre Prinzipien Die Seele dieſer Parthei war

zu vertheidigen bemüht war.

der Abgeordnete Wydenbrugt von Eiſenach.

Er ſtellte einen

Verabſchiedung von

1831 und

auf Vereinigung des Kammervermögens mit dem

landſchaft

Antrag auf Aufhebung der

lichen .

vernommen , der im Helden

Enthuſiasmus wurde feine Rede

Mit ungemeinem

ganzen Lande wiederhalte und ihn zum

des Tages, zum Abgott des Volkes machte.

Mittler Weile waren eingetreten durch Lande.

die

die

Februar- Ereigniffe in

Paris

und die Nadzricht davon ' eilte mit Bligesſchnelle europäiſchen , beſonders aber durch

1846 und

die

deutſchen

1847 waren überall Noth und Elend,

Groll uud Erbitterung

eingetreten , was Wunder alſo , daß

92

man annahm , durch 'eine gewaltſame Umwälzung der beſtes henden

ſtaatlichen

Verhältniffe es beſſer machen zu können !

Die Aufregungen im Großherzogthum Weimar nahmen ſchnell überband. haltenen

In

den daſelbſt zuſammen berufenen und-abge

Volksverſammlungen wurde wiederholt der Antrag

auf eine allgemeine Voksbewaffnung (als ob dadurch die Les bensmittel billiger werden könnten ) auf Preßfreiheit, Schwurs gericht, öffentliches und mündliches gerichtlichen neuer

Unterſuchungsſachen

Landtag

auf

Grund

Verfahren

u.

1.

w.

in criminal geſtellt.

Verfaſſung

der

von

Ein 1816

wurde zuſammen berufen , deffen Mitglieder jedoch noch recht zeitig genug einſahen , daß ſie nicht als der Ausdruck des Volkswillens betrachtet werden könnten ; ſie beſchleunigten des halb

ihre Berathungen , um In

Jena ging es um

dort wurden

ſich auflöſen zu können . dieſe Zeit nicht anders zu . Auch

Volksverſammlungen

abgehalten

und in

einer

derſelben eine Deputation gewählt aus zwöf Perſonen , Bür ger und Profeſſoren der Univerſität, beſtehend ; welche zum ſeinen

Landesfürſten

begeben

Füßen niederlegen ſollte.

Spiße der

ſich

und die Wünſche des Landes zu Dieſe Deputation , an deren

Oberappellationsgerichtsrath

Schüler

und

der

Dr. lafaurie ſtanden , erſchien auch wirklich im Ständeſaal zu Weimar, um

eine Petition über die damals überall

derten Volksfreiheiten zu überreichen . als kluger Mann gute Miene zum bei Zeiten

in

gefor

Der Großherzog machte böſen Spiel und lenkte

die allgemeine und verderbenbauchende Strör

mung ein , weshalb bei ihm

auch von einem

in anderen Staaten , keine Rede ſein

Indeß waren die

damaligen

„ Zu

ſpät“, wie

kann.

Aufregungen

der

Völker

durchaus nicht von der Art, daß eine gütliche Beilegung der Auch in Weimar , troß dem weiſen ſelben denkbar (dien .

93

Entgegenkommen des Landesherrn, Herrſchten dieſe Aufregun gen weiter.

Beweis hierzu liefert die Volksverſamm

Einen

lung vom 8. März 1848. lichen

Dieſelbe nahm einen höchſt gefähr

Charakter an , zog in den Schloßhof und forderte mit

Ungeſtüm

die Erfüllung ihrer Wünſche.

Wäre Karl Friedrich,

ungeachtet all’ der erhigten Gemüther, nicht ein fo allgemein beliebter Fürſt geweſen , wer weiß , zu welch traurigem tat dieſe Volksverſammlung geführt haben würde.

Reſul Er trat

ſelbſt heraus , winkte mit ſeiner Rechten , als Zeichen , daß er zu ſprechen wünſchte, und plöblich war Ales mäuschenſtill. In einer kräftigen , gewandten , geiſtreichen und dabei gemüth vollen

Anſprache gelobte er Berücfichtigung ihrer für gerecht

erkennenden

Forderungen und bewog dadurch die ganze Ver

ſammlung mit einem

Hody auf den Großherzog nach Hauſe

zu gehen . Die augenblickliche Gefahr war freilich beſeitigt, es war aber vorauszuſehen , daß damit eigentlich gar nichts gewonnen worden war. So rajd , wie das Volk wünſchte und ſeine Wünſche ausſprach, fo raſch konnten unmöglich dieſelben erfüllt werden .

Schon drei Tage nach der oben

verſammlung , am ihren

Ausbrüchen

erwähnten

Volks

11. März, fand eine neue Statt, die in noch

heftiger war.

Man

durcheilte

die

Straßen und wiederholt wurde der tobende Ruf: „ Nieder mit den Miniſtern !"

vernommen . Karl Friedrich kam

auch hierin

den Wünſchen der Nation entgegen , und nur dadurch gelang es ihm , die Bewegungen in ſeinem

Lande dergeſtalt in Schran

ken zu halten, daß fie nicht zu Greffen ausarteten , die nur zu bedauern geweſen wären und unendliches Unheil für Ade her: aufbeſchworen

hätten .

Die Miniſter Schweißer , Thon ,

von Gersdorf und von Wagner wurden

entlaffen und

der Abgeordnete Wydenbrugt mit der Bildung eines neuen

94

Miniſterii beauftragt.

Das neue Miniſterium machte einige

Tage darauf beim Großherzoge den Antrag auf eine Amneſtie für politiſche Verbrecher , der auch von demſelben genehmigt Die Wydenbrugk'ſchen Anträge in der Kammer, deren

wurde.

wir vorhin

bereits

nommen .

Auf dem

gedacht haben , wurden einſtimmig anges Landtage kam

auch die Höhe der große

herzoglichen Civilliſte zur Sprache; ſie ward auf 280,000 Tha ler

Allein

feſtgeſept.

jährlich

mit Kücſicht auf die vor:

handene Noth eines großen Theils feiner Unterthanen , erklärte der Landesherr freiwillig ,mit 250,000 Thalern jährlich zufrieden ſein und auf die übrigen

30,000

Thaler Verzicht leiſten zu

wollen . Eine derartige Uneigennüßigkeit mußte den - in den

Augen

kamen auch

ſeines

Volkes

ungemein

Großherzog

erheben . - Darnach

die Patrimonalgerichte zur Sprache , deren Auf

hebung ſofort ausgeſprochen wurde ; ebenſo raſch wurden der privelegirte Gerichtsſtand und die Juſtiz in ftanz den Einzelrichtern wie auch

der unterſten

und den Kreisgerichten

In

übertragen ,

öffentliches und mündliches Verfahren in Unterſu

chungsſachen eingeführt wurde. Auf dieſe Weiſe gelang es dem

Großherzoge, der Revo :

lution die Spiße zu nehmen, ſo daß fie eigentlich in

Bezug

auf ſeinen

Staat nur als eine Reform

bezeichnet werden

kann.

Uebrigen

einmal betretenen

Im

Wege rüſtig weiter.

ſchritt er auf dem Im

Jahre 1851 hob er die Grundrechte

auf, die Urſache zu den mannigfachſten Klagen und Beſchwer : den geweſen waren . ihm

Am

20. Januar 1852 wurde der von

berufene außerordentliche Landtag eröffnet, am

aber ſchon wieder nach ſehr heftigen

3. März

Debatten , verſchtedenen

Proteſten u . dergl. m . geſchloffen . Jeßt trat mit einem

Male ein Rüdſdritt in die ſtaat

95

lichen

Verhältniffe Weimars ein , ſchwerlich aber auf Anre

gung oder Wunſch Karl Friedrichs; jedenfalls ſab er ſich ge nöthigt, fich

den

geheimen

Deutſchlands zu fügen .

Verordnungen

der Großmächte

Das Militair legte die deutſche Kos

farde ab und es wurde beſtimmt, daſſelbe nicht mehr auf die Verfaſſung zu vereidigen .

10. April 1853 trat ein neuer Landtag zuſammen ,

Am

der ohne etwas beſonders Wichtiges gethan zu haben , ebens falls bald: wieder

geſchloſſen

wurde.

In

demſelben

wurde auch die Loge in Weimar erbaut , und am

Jahre

15.

Juni

beging Karl Friedrich ſein fünfundzwanzigjähriges Regierungs Jubiläum .

Am 8. Juli fchon war fein

ſchaffender Geiſt dem Ihm

folgte in der Regierung ſein älteſter Sohn -

Karl Alerander ren am

immer reger und

Körper entflohen .

Johann

Derſelbe gebo

Auguſt .

24. Juni 1818 , ſtudirte in Jena und Leipzig, nahm

darauf preußiſche Militairdienſte und trat auf kurze Zeit in ein Küraſſierregiment zu Breslau ein . Darnach machte er mehrere Reiſen und vermählte ſich am 8. October 1842 mit Wilhelmine Maria Sophia Louiſe , Prinzeſſin der Niederlande. Seinen Regierungsantritt bezeichnete er

durch

die Zus

ſammenberufung eines außerordentlichen Landtags, deſſen erſte Sißung am

26. Auguſt 1853 Statt fand . - Die Eröffnung

deffelben erfolgte durch

den neuen Herrſcher unter der Zuſage,

er werde die Verfaſſung aufrecht erhalten .

Dagegen wies er

eine Propoſition , welche ihm Seitens der Rammer Behufs Abänderung des Wahlgefeges gemacht wurde, zurück. Es thut uns leid, indeß ,müſſen wir als gewiſſenhafter Geſchichtsſchreiber eingeſtehen , daß Weimar unter dieſer neuen Regierung in vielen Beziehungen

noch weiter zurückgegangen

ift, und es bewahrheitet fich bei dieſem

Lande augenſcheinlich

96

die Anſicht, daß ein Staat, wenn er feine höchſte Blüthe er reicht, ebenſo wieder finken muß.

Unter Anna Amalia, und

deren glorreichem Sohne iſt unbedingt die Blüthezeit des Lan des geweſen .

Schon zu Ende der Regierung Karl Auguſts

forgte der deutſche Bundestag für einen

ſyſtematiſchen

Rück

gang des Großherzogthum , als ob er ſich fürchten müſſe vor der Rieſenhaftigkeit der weimar'ſchen Karl

Unter

Friedrich verlor Weimar noch mehr, und unter Karl

Alexander

Johann Auguſt hat es dieſen Standpunkt beinahe

erreicht , den einnahm ! den

Geiſtregierung.

es vor der Zeit der

Die Fürſten

Verhältniffen

der

dieſelbe beizumeſſen . den

geiſtreichſten

ſind

ſie

in

Selbſtändigkeit dem am

Xuf dem Weimar ftellten

deutſchen Weimars

Fürſten

ihrer

geiſtreichen

Anna Amalia

des Landes trifft keine Schuld ; nur Reiche

im

Allgemeinen

Herrſcher werden

iſt

immer zu

Deutſchlands gehören , leider aber

Geſammtmacht nicht ſtark deutſchen

genug,

ihre

Reiche gegenüber zu wahren .

26. Auguſt 1853 eröffneten

Landtage zu

die Abgeordneten den Antrag auf Wiederein

führung der körperlichen Züchtigung und der Todesſtrafe, wo gegen fich das tiefe Gemüth des Großherzogs mit Entſchie denheit aufllehnte; um ren , wurden empfohlen .

indeß eine Entſcheidung herbeizufüh

dieſe Anträge der

Regierung zur Erwägung

Auch der Militairetat kam zur Sprache, ward auf

135,000 Thaler feſtgeſeßt und genehmigt; ebenſo erfolgte die Genehmigung der Regierungsbetheiligung an der Aktienzeich : der Werrabahn mit 300,000 Thalern . Am 26. De

nung

zember 1853 wurde der Landtag geſchloſſen , doch 12. März bis zum

ſchon vom

4. April 1854 ein außerordentlicher ab

gehalten ; auch wurde in dieſem

Jahre die Landrentenbank

errichtet.

Am 25. Juni 1856 erſchien das neue Preßgeſeß, welches

97

welches hielt.

weſentliche Im

Beſchränkungen

der

Preßfreiheit

Jahre 1857 ſchloß Weimar mit dem

thum Heffen

ent

Kurfürſten

einen Staatsvertrag ab, demzufolge Weimar die

Sequeſtration des Vermögens einiger Stiftungen und

Inſti

tute aufhob, auf die es vor der Theilung des früheren

fürft

lids Fuldayshen Gebietes Anſprüde , erhaben und geltend ges macht hatte. Auf dem

in dieſem ein

tage wurden

Jahre zuſammen

Bergbaugeſeß und ein

getretenen Land

Geſeß zur Verein

fachung des prozeſſualiſchen Verfahrens erledigt, wie auch Wei mars Beitritt zum deutſchen Münzvertrag ausgeſprochen und in Ausführung gebracht wurde. Der Erbprinz von Weimar Starl Auguſt Wilhelm colaus Alexander Michael Bernhard Heinrich

Ni

Friedrich Ste

phan , der aber gewöhnlich nur Karl Auguſt genannt wird, iſt am

31.

Juli 1844 geboren und berechtigt ſowohl durch

ſeine geiſtige Befähigung, als auch durch die Tiefe ſeineð rei nen Gemüthes zu den

ſchönſten Hoffnungen !

$

7

Bertraute Geldiote. Sadſen . 4. Bb.

7

II.

Das

Herzogthum

Koburg- Gotha.

I.

E rn ft

I. ,

der

Fromme .

(1640--1675 .)

und Friedrich

I. und

ſeine ſechs

( 1675—1691.)

Brüder.

,

Ne u n t e si fa pitel Ernft I. verlegt ſeine Reſidenz nach Gotha. Polizeiliche Verordnun gen . - Die Kirchenagende und die konfiftorialordnung. - Gefeße über Bergwerks-, Sagd- und Forſtweſen . – Die Herſtellung der Schifffahrt auf der Werra, Unſtrut und Saale. Ernfis Religioſität und ſeine Beftrebun gen , die chriftliche Lehre ſelbft in Aethiopien auszubreiten . Seine Freund ſchaft mit dem Könige von Aethiopien und dem Haiſer von Rußland. Erbſchaftsangelegenheiten . Ernfts I. Abdankung. Friedrichs I. Regie rungsantritt. Ernft I. ftirbt. Friedrichs Streit mit ſeinen ſechs Brü dern . Erbtheilungsrezeſſe. Sechs neue Linien . Friedrich I. führ das Recht der Erftgeburt für Gotha ein . Sein cod. Ernſt, der Fromme, der neunte unter ſeinen zehn Brü dern , war am

25. Dezember

1601 auf dem Schloſſe zu

Al

tenburg geboren . Der altenburger geheime Rath Lüders ſagt über dieſen Fürſten Folgendes :

99

Das Regenten- und Privatleben dieſes Fürſten war ebenſo inteceſſant, als muſterhaft , und in der Geſchichte des fächſiſch -erneſtiniſchen Hauſes behauptet er nicht nur als der Stifter der neuen züglich auch wegen

gothaiden linie, fondern Dot

der neuen und vortrefflichen Organiſa

tion , die er ſeinen Staaten gab, den erſten Rang, während fein Namen auch in den Annalen des dreißigjährigen Kries gesi ruhmvoll genannt wird ."

Nach der im der bis dahin Schlößchen

Jahre 1640 erfolgten Theilung zog Ernft ,

in Weimar auf dem

ſogenannten franzöſiſchen

gewohnt hatte, nach Gotha.

Im

Jahre

1645

bekam er nach dem Tode feines ohne leibliche Erben verſtor benen Bruders Albert noch : Heldburg, Ummerſtadt, Veilsdorf, 1

-

Eisfeld , Salzungen , Alendorf , Krainberg und Volkenrode ; bei der im

Jahre

1660 erfolgten

Theilung der Grafſchaft

Henneberg auch: Waſungen , Sand und Frauenbreitungen , und 1663 löfte er die an Schwarzburg - Rudolftadt verpfän dete Herrſchaft Ober- Kranichfeld ein . Vom

erſten Tage ſeiner Regierung an hat Ernſt I. nur

für Verbeſſerung der Verhältniſſe

in

ſeinem

Lande geſorgt;

er wird deshalb auch unter ſämmtlichen Fürſten ſeines Jahr hunderts (nur mit Auszeichnung genannt. Herz , ſowie ſein edler Sinn

Sein vortreffliches

für Wahrheit und

wurden auf eine fo 'vorzügliche Weiſe - von dem

Gerechtigkeit damaligen

Geſchichtsſchreiber Hortleder ausgebildet , daß man

Alles,

was Ernſt I. that, eigentlich dieſem Manne zuſchreiben muß. moj? Eine ſchwere Aufgabe war zu löſen , als er die Regie rung feines Landes übernahm ; ' der dreißigjährige Arteg war zwar noch nicht beendet, dennoch waren ſchon ſo viele ſeinem Lande durch denſelben gewordene Wunden zu heilen , was eben nur einem

Fürſten , wie Ernſt I. war, gelingen konnte. 7*

Der

100

Einfluß ſeines oben Handlungen

erwähnten Erziehers zeigte ſich in allen

des Herzogs .

Ueberal ſuchte er, die Laſten ſets

nes Volkes weniger drüdend zu machen und es Zweig in

dem

Regierungsweſen

iſt faſt kein

vorhanden , in welchem

er

nicht etwas Auøgezeichnetes geleiſtet hätte. Nach Beendigung des

unheilvollen

dreißigjährigen Krieges

ordnete

er

ſofort

Kirchen- und Landegviſitationen an , verbeſſerte die faſt ganz in Verfall gerathenen Schulen , die Landescollegien und alle Behörden .

Von

beſonderer Klugheit und Søärfe

indeß ſeine polizeilichen Zucht und Ordnung ,

Verordnungen

die

zeugten

in Bezug auf Sitte,

überhand genommene Spiel- und

Tanzluft; auch beſchränkte er den

Aufwand bei Hochzeiten ,

Kindtaufen und Leichenbegängniſfen , verbot die

Duelle , gab

eine neue Kirchenagende und eine verbefferte Konſiſtorialord nung heraus und ſeşte ein Landeskircheninſpectorat ein .

Dabei

verſäumte er auch nicht, für die Verſchönerung ſeines Landes zu

ſorgen und befahl die Erbauung eines Reſidenzſchloffes

in

Gotha , wodurch viele arme Menſchen beſchäftigt wurden .

Die beſtehenden Vorſchriften wefen änderte er zum

für Bergwert-, Jagd- und Forſt

Theil in zeitgemäßer Weiſe um , zum

Theil aber audy erließ er ganz neue Verordnungen . prozeſſualiſche Verfahren ward ebenfalls Reform

unterworfen .

Zur Verminderung

einer

Das

umfaſſenden

des überall herr

idhenden Elends, beſonders der Wittwen und Waiſen , wur den milde Stiftungen , Waiſenhäuſer und dergleichen mehr gegründet.

Ernſt I. wirkte unaufhörlich nur zum Wohle ſeiner Un terthanen , und wenn

von

feinen

Beſtrebungen

auch nicht

immer gleich ein Erfolg ſichtbar werden konnte, ſo war ders ſelbe mindeſtens doch in einigen Jahren

zu erwarten . Hierzu

gehören auch die Bemühungen diefes edlen und hochherzigen

101

Fürſten , die Schifffahrt auf der Werra bis in die Weſer und auf der Unſtrut und

Saale bis

Neben dieſer ſtaatswirthſchaftlichen

die Elbe herzuſtellen .

in

Thätigkeit, die dod

bedingt, wenn wir jene traurige Zeit im mit dem Hören

dreißigjährigen Kriegé eingetreten , durch deſſen Auf

aber nicht verſchwunden , ſondern

erft recht grell hervorgetreten war, einen Zeit in

uns

Auge behalten , welche

im

Gegentheil nun

großen

Theil ſeiner

Anſpruch nehmen mußten , verſäumte er weder für

die Erziehung ſeiner Kinder, noch Religion zu ſorgen .

für die Verbrettung

der

Er verwendete ganze Stunden bei ſei

nen Kindern mit der Erklärung von Bibelſprüchen und damit daß er mit ihnen gemeinſchaftlich betete . Hat er ſich den mehr noch dure tigkeiten

Nicht nur hierdurch

Beinamen , der Fromme“ erworben , fondern ſeine Bemühungen , die fyncretiſtiſchen Strets

der wittenberger und Helmſtädtiſchen

Theologen auf

dem Wege der Güte und der Vernunft beizulegen .

Er forgte

auch für Errichtung des Kollegiums Hunnianum , das er als ein bedeutendes Hilfsmittel betrachtete , die chriſtliche Religion nicht nur zu erhalten , ſondern

immer weiter auszubreiten ,

namentlich ſtrebte er hierbei nach einem

ewigen

Frieden

in

der evangeliſchen Kirche. Mit dem noch

Könige von Aethiopten , ein Reich, das damals

das größte und mächtigſte in

Ernſt I. in

einem

theologiſchen

ganz Afrika war , ſtand

Briefwechſel, um

dié chrift

liche Lehre auch in deſſen Reich zur allgemeinen Geltung zu bringen .

Dadurch Daß

dieſer

König den

Abbé Gregorius

als Geſandten an Ernſt's Hof fandte, wurde der fromme Her zog noch mehr für ſeine Idee eingenommen .

Als Gregorius

wieder in ſein Land zurückgekehrt und Briefe für ſeinen fürfte lichen Gebteter von Ernſt I. mitgenommen hatte, ordnete der Legtere Johann Michael Wansleb aus Erfurt nad

Aethiopten

102

ab , um

nicht nur genate Nachrichten

über dieſes land ein

*

zuziehen, ſondern auch alles zu thun , was in feinen ſtand, der Lehre Jeſu w

Zwiſchen Ernſt I. und dem

land Alercei Michailowitſch Statt.

Sträften

dort Eingang zu verſchaffen . á

die

damaligen Kaiſer von

fand

Ruß

ein ähnliches Verhältniſ

Vermittelſt eines Briefwechſels zog er Erkundigungen

über die dort befindliche evangeliſdh -Lutheriſche Gemeinde ein. das freundſchaftliche Verhältniß

Um

zu

fördern , entſandte

der Kaiſer ſogar eine Geſandtſchaft an den 0:,:

gothaiſchen Hof.

Es mag freilich viele Menſchen geben , die religiöſes Streben

an

einem

Fürſten

+

ſchieden

ein

fo ent

tadeln ; allein

wenn dieſer Fürſt dadurch ſein Land und deſſen Bewohner nicht vernachläſſigt und das wird Niemand von Ernſt I. zu

behaupten wagen

dann

kann man

daſſelbe nur als

Höchſt löblich bezeichnen , beſonders wenn wir fehen , daß die Herrſcher zwei der größten Staaten gerade deshalb ein Freund: ichaftsbündniß mit ihm

anknüpfen .

weder vor Ernſt I., noch nach ihm handen um

geweſen

Wir glauben nicht, daß ein

deutſcher Regent vor

iſt, von dem man ſagen kann, Afrika habe

ſeine Freundſchaft gebult. Gleich nach

der

gab Ernſt I. ſeinem

igasuid as

it canbesent

Beendung des Dreißigjährigen Lande zeine landſtändiſche

Krieges

Verfaſſung ,

weil er einſah, daß er ohne Abgeordnete des Volkes nimmer mehr deffen Leiden , Noth

und Elend erfahren

würde.

In

ihrer Gemeinſchaft wurden die Mittel und Wege zur Abftel lung der vorhandenen Uebelſtände berathen . Noch in

ſeinem

zweiundſtebzigſten

Jahre hatte er die

Freude, einen Länderzuwachs zu erhalten , obwohl er nie dar auf bedacht geweſen

und bei der

Gemüthes auch nicht darnach ſtreben helm

religiöfen Färbung ſeines konnte.

Friedrich Wil.

III., Herzog von Sachſen - Altenburg, ſtarb am 14. April

103

1672 kinderlos. Wilhelm

Ernſts beide Brüder , von

denen

der Eine,

IV ., Herzog von Weimar, der Andere, Herzog von

Eiſenach geweſen , waren nicht mehr am nach den

damals allgemein

geltenden

Leben , weshalb er

Beſtimmungen

allein

nur legitimer Erbe, oder mindeſtens doch Haupt- Erbe war, beſonders war er dies durch tenburgiſchen

Prinzeſſin

feine Vermählung mit der ale

Eliſabeth Sophie geworden .

war nicht nur ihm , ſondern Wilhelm

ders

auch den Söhnen feines Bru :

bekannt ; doch

rechnend , nahmen

fie

ſofort

religiöſes

auf

fein

von

einigen

Ernſt, der in der That, wie

ſeine Neffen

hatten , unter keinen Umſtänden

es wegen

einem

ernſten

ſeinen Neffen einen

Am

Aemtern

Befiß.

richtig geurtheilt dieſer Erbſchaft zu

16. Mai 1672 ſchloß er mit

Vertrag ab, demzufolge drei Theile ihm ,

der vierte Theil Weimar zufiel. der

Gemüth

Zuſammenſtoß kommen laſſen wollte, zog eine

friedliche Einigung vor.

nigt :

Dies

größte

Theil

des

Mit Gotha wurden

verei

Fürſtenthums Altenburg , die

Nemter und Städte Altenburg , Ronneberg, Eiſenberg, Sama burg, Leuchtenberg, Orlamünde, Roda , Saalfeld, Gräfenthal, Probſtzella, das ganze Fürſtenthum Koburg mit den Aemtern Koburg , Sonnenfeld , Rodach, Sonnenberg, Hildburghauſen , Schalkau und Königsberg, ſowie der im

Jahre 1660 an Al

tenburg gekommene Theil der Grafſchaft Henneberg, der aus den

Aemtern Meiningen , Römhild , Themar, Maßfeld und

Behrungen beſtand . Dieſe Att in dem

Erbſchaftsangelegenheit war der

legte öffentliche

vielbewegten Leben des Herzogs Ernſt.

Er fühlte,

daß ſein guter Willen allein nicht ausreichend fei und daß feine Körperkräfte denfelben ftüßen vermochten . reits

1654

nicht mehr genügend zu unter

Er beſchloß

getroffenen und am

daber auf Grund ſeiner be 9. November

1672 erwet

104

terten

Verordnung , die

Friedrich zu

Regierung

übertragen , was auch

ſeinem am

älteſten

18. October

Sohne 1674

geſchah . In

der ſoeben

gedachten Verordnung Ernſts

ſtimmt worden , daß ſeine Söhne zuſammen in

I. war bes

einer Reſidenz

wohnen und die Regierung gemeinſchaftlich, doch unter dem Präſidium

des älteſten

Prinzen , führen ſollten .

Dies ſollte

ſo lange geſchehen , bis eine Theilung des

Landes dergeſtalt

erfolgen

ihm

könnte, daß

jeder

Prinz in dem

zugefallenen

Theile die Würde als Reichsſtand zu behaupten ,im Stande fei. Daß dieſer Fall nicht eintreten würde, war mit Beſtimmt heit vorauszuſehen , und es würde ungleich beſſer geweſen fein , wenn Ernſt I. das Recht der Erftgeburt eingeführt, wozu er fich bei ſeiner vorherrſchenden Religiöfität nicht entſchließen konnte, da hierdurch, ſeiner Anſicht nach, feine nicht zur Re gierung gelangenden Söhne im Ernſt I. ſtarb am then -Kirche zu

Gotha

Nachtheile waren .

26. März 1675. befindet

ſich

In der Margares

ſeine Grabſtätte .

Mit

ſeiner Gemahlin Eliſabeth Sophie hatte er achtzehn Kinder gezeugt, von

denen

ihn jedoch nur ſieben Söhne überlebten

und zwar; Friedrich, Albrecht, Bernhard, Heinrich, Chriſtian , Ernſt und Johann Ernſt. Wie dies in der Regel iſt, ſo kamen Anfangs die ſieben Brüder dem

Wunſche ihres Vaters in allen Stüden mit Ges

wiſſenhaftigkeit nach ; dodj als die Trauer fich gelegt, verſchwand auch die Pietät für den hohen Verſtorbenen und niedere In tereffen und Privatrüdſichten ſtörten die derlichen Stebe. Die vier

Jüngſten

Innigkeit der bri

erklärten zuerſt, mit der Regierung

Friedrich I. nicht zufrieden ſein zu

können , weshalb

Dieſer

ſich genöthigt fah, ſich mit ihnen durch den Erbtheilungsver

105

trag

vom

nun

24. Februar 1680

auseinander

war dieſe Angelegenheit

kaum

auch

die drei

älteren

zu ſegen ; allein

Ordnung gebracht , als

in

Brüder , die

gewiffer

Maßen

fehen wollen , welches Reſultat die Unterhandlun

erſt hatten

gen mit den vier Jüngeren gewinnen würden , mit ihren An forberungen rich

hervortraten .

Auch

mit

ihnen

mußte

Fried

I. am 8. Juni 1681 einen Echtheilungørezeß abſchließen . beiden Verträgen zufolge trat Friedrich I. an

Diefen

feiner Brüder Einkünften dagegen

beſtimmte Ortſchaften

ab , auch

jeden

mit Einwohnern

und

die Landeshoheit über dieſe Diſtrikte ;

behielt er für fich den

größten Theil des Landes und

die Directorialregterung der gothaiſchen Hausangelegenheiten ; auch war ihm Brüdern

allein das Recht vorbehalten

und von ſeinen

garantirt, ales dasjenige , ſelbſt in

den

ſeinen

Brüdern abgetretenen Landestheilen ſelbſtändig und ohne Bes rathung mit ſeinen Brüdern zu leiten , was einem ſouverai nen Landesfürſten

gebührt.

Hieraus geht ziemlich

deutlich

hervor, daß die ſechs übrigen Herzoge von Weimar, ungeach tet dieſes Titeľs dod wodurch ſchon ein

nur die Statthalter Friedrich

rung des Erſtgeburtsrechtes gethan worden war. gen mußte Friedrich rezeffe, die im an

I. waren ,

bedeutſamer Schritt zur künftigen Einfüh

I. auf Grund der beiden

Im

Uebri

Erbtheilungs

Jahre 1686 erſt vom Kaiſer beſtätigt wurden ,

jeden feiner Brüder noch jährlich 3000 Gulden zahlen . Durch

dieſe Theilung entſtanden fteben neue mit Ho

heitorechten verfehene Fürſtengeſchlechter im und zwar :

gothaiſden

Hauſe

Sachſen -Gotha , Roburg , Meiningen , Römhild,

Eiſenberg, Hildburghauſen und Saalfeld . Regierungsſig

in

Gotha

genommen und hatte als ſein Eigenthum

Friedrich

I. hatte feinen

in

Befiß :

Gotha, Tenneberg, Wachſenburg , Ichtershauſen , Geor

106

genthal, Schwarzwald , Reinhardsbrunn , Volkenroda , Oberkranichfeld , Altenburg , Leuchtenburg und Orla münde ; Der Herzog Albrecht

reſidirte

in

Koburg.

Ihm

waren folgende Ortſchaften zugefallen : Roburg, Rodach , Neuſtadt an

der

Heide , Sonnenberg , Sonnenfeld ,

Mönchroden und Neuhaus; Bernhard in Meiningen .

Ihm

gehörten : Meinin

gen , Maßfeld , Waſungen , Frauenbreitungen , Sand, Henneberg und Salzungen ; Heinrich

in

Römhild

hatte bekommen :

Römhild ,

Königsberg , Themar und Behrungen ; Chriſtian

in Eiſenberg : Kamburg, Elfenberg, Ron =

neburg und Roda ; Ernft

in

Hildburghauſen : die Aemter und Städte

1

Hildburghauſen , Heldburg , Eisfeld , Veilsdorf und Schalkau ; Johann

Ernſt

in

Saalfeld

endlich : die Aemter

und Städte Saalfeld , Gräfenthal , Probſtzelle und

Lehſten . Die Koburg'iche durch Albrecht gegründete Linie erloſch (chon

am

6. Auguſt

1699 ; die Heinrich -Römhild'ſche iam

13. Mai 1700 und die Chriſtian -Eiſenberg'iche am 22. Auguſt 1707.

Dadurch mußten neue Streitigkeiten entſtehen , zumal

da die vorn erwähnten und vom Kaiſer 1686 beſtätigten Erb theilungsrezeſſe nicht mit derjenigen Klarheit abgefaßt worden waren , wie eine ſolche Angelegenheit nothwendig erfordert..! Wenn Streitigkeiten auch ann und für fich nicht geeig net ſind , die Annehmlichkeiten

des Lebens zu

müſſen wir dieſe; welcher wir ſoeben in

erhöhen , fo

Bezug auf das her

zoglich gothaiſche Haus gedacht, doch , als eine in ihren Folgen

107

wohlthätige Erſcheinung begrüßen ; ſie brachte, wie in allen übrigen Staaten , wo ähnliche Familienverhältniffe vorhanden waren , endlich doch die Einführung des Rechtes der

Erſtge=

burt zu Stande, wodurch ſowohl Fürſten , als Völker nur gé winnen könnten . Menſchen

Bei derartigen

Theilungen von

Land und

iſt es häufig genug vorgekommen , daß die Leste

ren nicht einmal wußten , wem

ſie unterthänig waren .

Friedrich I. war das Leben durch die Erbtheilungen mit feinen Brüdern

nicht nur außerordentlich

ſondern hatte auch den

Entſchluß in ihm

mindeſtens für den ihm

zugefallenen

verbittert worden , > zur Reife gebracht,

Theil der Erbſchaft ſei

nes Vaters das Recht der Erſtgeburt zum herrſchenden Grund gefeß zu erheben . Dies geſchah im Jahre 1683. Es läßt fich

denken ,

daß Friedrich I. Bei den

vielen

Mißhelligkeiten , mit denen er während ſeiner Regierung zu kämpfen hatte, nicht beſonders Wichtiges für ſein Land thun i konnte. Dennoch hatte er Manches gethan , was des Lobes ver dient.

So ſorgte er z. B. für eine Vermehrung feines Mi

litairs

und machte beim

Landtage dahin

zielende Anträge.

Er bekam von den Landſtänden nicht nur die Erlaubniß, eine Compagnie Garde zu

Pferde zu

auch die hierzu nöthigen Gelder. 1683 der Stadt Wien

zu

Hilfe

errichten , ſondern

empfing

Dadurch war er im

Stande,

zu

eilen , und bei der im

Jahre 1688 ſtattfindenden Belagerung der Stadt Mainz mit: zuwirken .

As Miniſter und Räthe fungirten

unter feiner

Regierung: Ernſt

Ludwig

Avemann ;

Johann

Friedrich

Magnus Saul.

Friedrich I. ſtarb am

2. Auguſt 1691.

Bachow ;

II.

Friedrich

II.

und

HII .

( 1691–1772.) sehute 8

Sa pité i.

Dit kaiſerliche Mündigkeits-Orklärung . Vormundſchaft Friedrich II. Friedrich II. Sorge für Sunft , Wiſſenſchaft und Religion . - Militair Gtat. Genealogie feines Hauſes . Friedrichs III. Regierungs- Antritt. Seine Militairverbindung mit dem Haiſer und den Beneralftaaten. Genealo Cinige Verordnungen . Friedrich III. Miniſter und Räthe. giſches. 14. Friedrich I. hinterließ zwei Söhne: Friedrich und Johann Wilhelm .

Der

Erftere unter dem Namen

Friedrich II. übera

nahm die Regterung, während der Andere in faiſerlichen Dien ften

im

Jahre 1707 ſchon ftarb.

Als Friedrich renn daß

und

es

I. ſtarb , waren

war deshalb

über ' den Aelteften

feine

von

ſeine Söhne noch mino: ihm

beiden

Römhild und Bernhard von Meiningen führen

ſollten .

Auf dieſe Weiſe kam

Gotha's in die Hände dieſer beiden

beſtimmt worden ,

Brüder Heinrich von die Vormundſchaft auch die Regierung

Herzoge.

Friedrich II.

begab ſich auf Reiſen , um ſich zu dem wichtigen Berufe, den das Schidſal für ihn beſtimmt hatte , durch Selbſtanſchauung an

anderen

Höfen

gewiſſenhaft vorzubereiten .

Nachdem

er

109

fidh längere gehalten

Zeit beſonders

zurüd , älter an dem in

deutſchen einem

Friedrich

in

England und Frankreich auf

hatte, kehrte er Mitte 1693 nach ſeinem Jahren und Erfahrung . Kaiſer

gemachte Vorſtellung

Mandate vom

Erblande

Auf eine beſondere

12. September

erklärte derſelbe 1693

nicht nur

II. für mündig , ſondern beſtimmte auch, daß die

gothaiſchen Erbprinzen überhaupt mit dem

achtzehnten

Jahre

majorenn ſein ſollten , wie dies bei den deutſchen Kurprinzen der Fall ſei. Friedrich

II . trat nunmehr die Regierung ſeines Landes

definitiv an , und obgleich er diefelbe beinahe vierzig Jahre inne hatte , ſo iſt doch verhältnißmäßig nur wenig während dieſer langen Zeit von nicht,

der ſein

ihm

Land zu

geſchehen .

Er war der Mann

einer gewiffen

Entwidelung

hätte

führen können . Außerordentlich milde und gütig, genügte es ihm

vollſtändig, die Liebe feiner Unterthanen zu befißen .

Ein

anderes Ziel fannte er nicht. In demſelben

Jahre, wo ſein Bruder

Johann Wilhelm

ſtarb , ichied auch ſeines Baters Bruder , der Herzog Chriſtian von

Eiſenberg , von der Erde, und da derſelbe keinen

hinterließ , fo

fiel deffen

Erben

Landestheil laut früher zwiſchen den

beiden herzoglichen Brüdern abgeſchloffenen Bertrages an das Haus Gotha.

Als im

Jahre 1710 der Herzog Heinrich von

Römhild ebenfalls ohne Erben ſtarb, bekam noch das Amt Themar , ungeachtet ihm

Friedrich II . auch

eigentlich das ganze

römhild'ſche Gebiet kraft jenes erwähnten

Vertrages zukom =

men mußte ; allein ein entſchiedener Feind aller Streitigkeiten wollte er lieber weniger, aber das Wenige mit Ruhe befigen . Er forgte für die Verſchönerung Gotha's, für die Vers

größerung der Hofbibliothek, des Münzkabinets und des Kunſt Gebiete kirchlichen dem Auf und Naturalientabinets .

110

leiſtete

er

indeß jedenfalls

das Meiſte.

In Stußhaus und

Georgenthal ließ er neue Kirchen bauen , und die in andern Orten befindlichen gründlich repariren ; auch gründete er eine Unterſtüßungskaffe für

arme Kandidaten

Das Waiſenhaus zu Gotha

des

Predigtamts.

richtete er beſſer und zweckent

ſprechender ein und zur Sicherheit des allgemeinen

Verkehrs

ernannte er beſondere Polizei-Kommiſſionen. Friedrich Gelegenheiten

II . Truppen

zeichneten

gegen die Franzoſen und in ihrer lichen fürſtlich fächfiſchen Truppen Wartensleben .

Um

Kriegscollegium

ein

rie, jedes Im

ſich bei verſchiedenen

vortheilhaft aus , beſonders in dem

dieſe

Zeit

Feldzuge

Vereinigung mit fämmt unter dem General von

fepte

der

Herzog auch

und errichtete: zwei Regimenter

ein

Infantes

1200 und ein Dragonerregiment zu 600 Mann .

ſpaniſchen Erbfolgekriege 1707 zogen

thaiſche Truppen nach

3000 Mann

go

Italien unter Anführung des Prinzen

Johann Wilhelm , der bei der Belagerung von Toulon fets nen Heldentod

fand.

Im

Jahre 1715 beſtand der reguläre

gothaiſche Kriegsſtaat aus der Leibwache zu Pferde, den

Tras

banten, den Leibgrenadieren , zwei Infanterie- und drei Dra = gonerregimentern , ſowie

aus

zwei Garniſon - Compagnten .

Unter der Regierung Friedrich II. waren Miniſter und Räthe : Johann

Jacobs und

Friedrich 1.

Euſebius Jäger.

II. hinterließ fieben Söhne und zwei Töchter:

Friedrich ,

geboren

1700 , übernahm

1732 die Re

gierung ; 2. Wilhelm , geboren 1701, als kaiſerlicher General 1773 * geſtorben ; 3. 2. 4.

Johann Auguſt, geboren 1704 , im

Jahre 1766 gleicha

falls als kaiſerlicher General geſtorben ; '; Chriſtian Wilhelm , geboren

1706 , geſtorben 1748;

111

***

2:15 . Ernſt Ludwig, geboren 1715, geſtorben als münfter": i

fcher General 1763;

6. Moriß, geboren 1716 , geſtorben als furheffiſcher See pre

neral 1778 ;

1,7.

Friederike, geboren 1717, geſtorben als die Gemahlin

is; des Herzogs von Sachſen -Weißenfels 1775 ; ::8 . Auguſta , geboren 1719 , geſtorben als: die Gemahlin des Prinzen

von Wales

des nachherigen

1772 ; ſie war die Mutter

Königs Georg III. von England;

Johann Adolph, geboren 1721 , geſtorben als kurſäch

1:49.

fiſcher General 1779 . Ruhig , wie er gelebt,ſtarb Friedrich II. am 23.März 1732 . Friedrich III. übernahm die Regierung.

Im

am

Sterbetage feines Vaters

nächſten Jahre ſchon mußte er dem

Kai

fer in deſſen italieniſchen Feldzug ein Contingent von 5000 Mann unter. dem len .

Auch mit den

Oberbefehl ſeines Bruders Wilhelm Generalſtaaten trat er 1744 in

ftel

Verbin

dung und fandte jenen zwei Regimenter Infanterie und ein Kavallerieregiment. Was wir von Friedrich II. ſagen mußten , trifft auch bei ſeinem

Sohne im

ſeiner

Regierung

Fürft war.

Im

Allgemeinen zu . geſchehen , Jahre

Nur Wenig

obgleich

1751

er

führte

kein

iſt unter

unbefähigter

er die Oberpolizei

Kommiſſion für ſein Land ein ; 1769 die Brandaſſecuranz und im lichen

Jahre 1770 ſchaffte er den dritten Feiertag der chriſt Feſte ab.

Friedrich

III. führte übrigens , wie auch fein Vorgän

ger , einen ziemlich glänzenden Hofſtaat. Räthe befanden fich in

ſeinen

und

Dienſten :

Siegmund Ehrenfried von von

Als Miniſter

Nitſchwiß ; Rudolph Anton

Oppel; Gottfried Heinrich von

Heringen ; Chriſtian

112

Dietrich von

Keller; Albrecht Anton von Nürleben ;

rich Karl von Lichtenſtein

und Friedrich

Frieds

Freiherr von Fran

kenberg . Friedrich

III. hatte fich im

Jahre 1729 mit der Prins

zeſſin Louiſe Dorothea vermählt und hinterließ zwei Kinder : 1.

Ernſt , geboren am

30. Januar 1745 , folgte ſeinem

Vater in der Regierung , da ſein älteſter Bruder Fried rich 1756 zu

Genf verſtorben war ;

2. Auguft, geboren

den

14. Auguſt 1747.

Die Herzogin Louiſe Dorothea ſtarb im ihr Gemahl dagegen erſt am

October 1767;

10. März 1772 .

III .

ft

ni

r

E

II .

(1772—1804 .) Elfte $

Kapitel

Johann Stephan Pütter. - Ernft II. Ernft II. Regierungs -Antritt. Sparſamkeit. - Seine gewiſſenhafte Pflicht-Erfüllung. - Beitritt zum für Lotte Neue Verordnungen . Wohlthätige Einrichtungen . ftenbunde. Unter ſagung der Hazardſpiele: - Die Gründung der Sterit rie-Verbot. Seine Miniſter. Moritz Auguſt Ein Urtheil über Ernft II. warte. von Chūmmel.

Ernft II. ftirbt.

Genealogiſches.

Ernſt II., ein durchaus allſeitig gebildeter Fürſt, fah ein , daß nach einer achtzigjährigen Regierungsunthätigkeit es hobe Zeit ſei, in das Staatsrad kräftig einzugreifen , und wir wer den

ſogleich Gelegenheit haben , zu bemerken , wie vortrefflich

er es verſtand , bei ſeinen

Beſtrebungen mit dem

Geifte und

den

Anforderungen der Zeit zu arbeiten , eine für einen

ften

in der That nicht ganz leichte Aufgabe, da er gemeinhin

auf vielen Widerſtand im

Für

Volke felbft ſtößt.

Wenn Friedrich III., der Vater Ernſt II., auch für ſein Land nichts Weſentliches gethan hatte, ſo hatte er doch unges mein

viel dadurch geleiſtet , daß er für den Erbprinzen die

beſten Lehrer befoldete, um Bildung zu

geben .

demſelben eine möglichſt gediegene

Aus dieſem

Jahre 1762 den damals erſten Vertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bd.

Grunde hatte

er auch im

Staatsrechtslehrer 8

Johann

114

Stephan Pütter nach Gotha

berufen , um

den Staatswiſſenſchaften von ihm

unterrichten zu laſſen . ſtaatswiſſenſchaftlichen

Pütter war, wie geſagt, auf dem

Gebiete der bedeutendſte Gelehrte ſeines

Jahrhunderts , und

ſich voraus ſehen , daß Ernſt II. , der

es ließ

Naturanlagen befaß , durch dieſen gewinnen

ohnehin gute

Unterricht ungemein

viel

und daß derſelbe auf ſein ſpäteres Leben , wenn das

Schickſal ihm

ſeines Vaters Regierung übertragen würde, von

den wichtigſten Folgen fein mußte. Pütter war am 25. Juni 1725 und der

Ernſt II . in

Jüngſte von

1736 ward ihm

ſein

in

acht Geſchwiſtern . Vater durch den

Iſerlohn geboren Schon

im

Tod entriſſen .

Jahre Sein

ältefter Bruder , der ein Jahr nach ſeiner Berufung nach Gotha als Hoffiskal in ſeiner Vaterſtadt ſtarb , übernahm die Erziehung ſeiner Geſchwiſter.

Im

dreizehnten

Jahre ſchon

war Pütter univerſitätsreif und wir finden ihn deshalb auch ſchon

um

dieſe

Zeit in

begab er fich nach

Marburg , ſpäter

Jena .

In

den

in

Halle .

1741

Jahren 1743 bis

1745

gab er dem Burggrafen von Kirchberg täglich eine Unterrichts ſtunde in der Jurisprudenz. leſungen

1744 bekam

er das Recht, Vor

an der Univerſität ſelbſt zu halten , und im Jahre er als außerordentlicher Profeſſor der Rechte

1747 wurde

nach Göttingen berufen .

Vor nur drei Zuhörern begann er

ſeine Vorleſungen , doch bald ſtiegen ſie auf 23 und vermehr ten ſich von dieſer Zeit an mit jedem Jahre. Sein Ruf war jeßt ſchon als feſtgegründet zu betrachten . Nachdem er im Jahre 1757 ordentlicher Profeſſor geworden und zum

1

Hofrathe ernannt worden war , rückte er endlich auch in die Stelle des verſtorbenen Schmauß als Profeſſor juris publici. Für eine beſondere Ehrenbezeigung hielt er ſeinen Gotha zum

Staatsrechtslehrer des Erbprinzen .

Ruf nach Hier blieb

115

er ein ganzes Jahr, und er geſtand ſpäter ſelbſt zu , daß die fes

ganzen

Jahr das glüdlichſte ſeines

Nicht nur Seitens des Hofes , ſondern

Lebens geweſen

ſei.

auch von allen vor

nehmen und gebildeten Perſonen Gothas wurde ihm mit der größten Hochachtung begegnet. feierlichkeit und zu jedem

Auch ward er zu jeder Hof In demſelben

Hoffeſte eingeladen .

Jahre , wo er von ſeiner Funktion bei dem Erbprinzen von Gotha entbunden wurde, ernannte ihn Kurſachſen zum gehei men Archivar mit 2000 Thalern jährlichem

Dresden zu

er verpflichtet war, feinen Wohnſiß in 1766 wurde er zum

Gehalt, ohne daß nehmen.

und 1769 zum

Reichshofrath

Kanzler

der Univerſität Gießen ernannt und das Jahr darauf erhielt er noch den

1796

Juſtizraths.

Titel eines geheimen

er ſein Amtsjubiläum und 1807 am

feierte

12. Auguſt ſtarb er.

Pütter wird feiner außerordentlichen Kenntniſſe, ſeiner Religiöfität, ſeiner liebenswürdigen raftloſen

Thätigkeit wegen

noch

in

Beſcheidenheit und ſeiner ſpäteren

Jahrhunderten

nur mit Achtung genannt werden . Dies war der Mann, von dem Ernſt II . ſeinen ſtaats und rechtswiſſenſchaftlichen Unterricht empfangen hatte . So gediegen wie der Meiſter, wurde auch

der Schüler.

Sein

Land befand ſich, wie wir bereits angedeutet haben , in

einem

keineswegs blühenden Zuſtande.

Die Folgen des ſiebenjährigen

Krieges , der freilich ſchon neun

Jahre beendet war , machten

ſich noch überall, beſonders

durch

eine unverhältniſmäßige

Theuerung aller Lebensbedürfniſſe , bemerkbar.

Die Finanzen

waren

zerrüttet und die Unterthanen mit Steuern wohl ver

ſehen .

Ernſt II. erkannte, daß er von vorn anfangen müſſe,

wolle er für das Wohl feines Landes Dingen brachte er deshalb

ſorgen .

Vor allen

das Finanzweſen wieder in

Ord

nung und führte eine weiſe Sparſamkeit an ſeinem Hofe ein , 8 *

116

Beſoldungen , ſondern

Verminderung der betreffenden

durch

Diener oder

fcheinender

Entlaſſung überflüſſig

nicht durch

durch eine gewiſſenhafte Deconomie in ſeinem

eigenen Haus

weſen . Gewiffenhaftigkeit war überhaupt die hervorragendfte Seite feines Charakters. Er ſprach mit jedem ſeiner Unter thanen ſelbſt, der ein Anliegen , eine Bitte oder eine Beſchwerde ihm

1

heiten weder nach Zeit , noch Ort.

Gern und willig lieh er

ſein Ohr jeder Klage zu jeder Stunde. ſonſtige Vergnügungen

Gelegen =

er fragte bei folchen

vorzubringen hatte, und

bei ihm

kamen

Hoffeftlichkeiten nur felten

und

vor, denn

jede Minute , welche er den Staatsangelegenheiten entzog, hielt großherzige Fürft für einen

diefer

Dienern zu Privatmann Menſchen

begehen , ſtets dürfte man

Raub, den

Anſtand nahm ..

er an feinen

Als Fürſt und

ſchwerlich je einen gewiſſenhafteren Mit der Verwaltung

finden , als Ernſt II. war.

der Angelegenheiten feines Landes machte er ſich fortwährend zu thun .

Seinem

Volk gegenüber wollte er nicht fürſt, fon

dern derjenige ſein , der von Gottes Gnade eingeſept, über die Rechte eines als

jeden

Einzelnen

eine der heiligſten

zu wachen .

Pflichten eines

Er erkannte dies

Fürſten

an.

Dieſer

Pflicht genügte er auch zu jener Zeit, als der Reichskrieg gegen die franzöſijche Republik beſchloffen worden war, in herrlichen und herzgewinnenden Weiſe, daß man zu ihm

Thränen gerührt werden muß.

einer ſo

darüber bis

Als deutſcher Fürſt lag

die Verpflichtung ob, ein Contingent gegen Frankreich zu

ſtellen .

Der Gedanke war ihm

ſchrecklich , ſeine Kinder, wie

er feine Unterthanen mit Recht nannte , ſo gewiffenlos zur Schlachtbank führen zu müſſen und dadurch Elend und Un glück in die Familien zu bringen . Lange fann er nach , wie es ihm möglich werden könnte, den Wünſchen feines Herzens und den Pflichten des Fürſten zugleich

zu genügen .

Endlich

117

hatte er das Mittel gefunden darin , daß er ſtatt der Men fchen ſehr bedeutende Geldſummen fandte, welche er durch neue Erſparniffe

ſeinem

in

eigenenen

Hausweſen

aufzubringen

verſtand.

Dem

von König

Friedrich

II. von Preußen

geſtifteten

Fürſtenbunde trat auch Ernſt II. bei, doch unterſagte er jede Werbung von Soldaten in ſeinen Ländern mit aller Entſchie denheit, und die Achtung, in welcher er bei den übrigen deuts ſchen

Fürften ſtand, verſchonte ihn auch damit. 1

Die hohen , für Manchen

faſt unerſchwinglichen

Preiſe

der Lebensmittel führte ihn auf den Gedanken , für das Ar menweſen

beſondere Vorkehrungen

zu

treffen .

eine Penſions-Anſtalt für die Wittwen Diener, fowie mehrere Armenhäuſer.

Er errichtete

und Kinder ,ſeiner

Die Verbeſſeruug des

Schulweſens, beſonders des Gymnaſti zu Gotha übertrug er der Leitung des Kirchenrathts Geißler , eines gründlich wif ſenſchaftlich gebildeten und mit der Zeit fortſchreitenden Man : nes. Ganz'vorzügliche Verdienſte um das gothaiſche Schulz weſen hat fich außer Geißler auch noch der Landſchulen - In ſpektor Haun erworben . Im

Jahre 1776

nung, 1778 ein

führte Ernſt II. eine neue Prozeſſord

neues Geſangbuch und 1780 eine neue Fan

desordnung für ſeine Staaten ein .

1772 ließ er die Feſtungs

werke des Friedenſteines niederreißen , welche auf der Seite der Stadt ſich befanden , ſiebzehn Jahre ſpäter auch die üb rigen .

1787

erbaute

er

die

erſte Sternwarte

auf dem

Seeberge. Ernſt II. betrachtete fich, wie wir ſchon einmal ſagten und wie z. B. auch Friedrich der Große von Preußen

gethan

hat, nicht als den Eigenthümer, ſondern nur als den Verwal ter ſeines Landes und hielt ſich deshalb auch für verpflichtet,

118

mit feltener

Gewiſſenhaftigkeit

dieſe

Verwaltung zu

und die Einkünfte des Landes nur zum dienenden Zwecken

führen

allgemeinen Beſten

zu verwenden . Aus dieſem

Grunde finden

wir an ſeinem Hofe auch keinen Lurus, ſondern überall macht fich ein weiſes Erſparungsſyſtem

bemerkbar.

Ernſt II. wollte übrigens nicht blos felbft ein ſparſamer Fürſt ſein , ſondern er ſtrebte auch darnach, feinen Unterhanen Sinn für die Sparſamkeit beizubringen . Um

dies zu erret

chen , war es nothwendig, diejenigen Anſtalten

und Gelegen

beiten

aus dem

Wege zu räumen , welche ſeinen weiſen und

edlen

Zweden entgegen

ſtanden .

Deshalb

verbot er nicht

nur die Lotterie, ſondern aud fämmtliche Hazardſpiele in nem

Lande, weil ſie als

ein Hauptgrund der

fets

Verarmung

des Volkes zu betrachten ſind. Der Ackerbau , Handel und die Gewerbe traten

unter

feiner Regierung in das richtige gegenſeitige Verhältniß, durch welches

allein

nur

die Blüthe

Unter der Regierung Ernſt

eines

Staates

bedingt

ift.

II. erreichte der Wohlſtand der

gothaiſchen Lande eine bis dahin noch nicht gekannte Höhe. Alle Inſtitute, mochten ſie geſeglicher , polizeilicher , religiöſer oder gewerblicher Natur ſein , befanden fich unter der weiſen Fürſorge dieſes mäßen

Fürften

Fortſchritt.

zeigte ſich in

in

einem

fortwährenden

und zeitge

Eine auffallende Achtung vor dem

allen ſeinen Handlungen

und

Geſetz

Verordnungen ,

dennoch veranlaßte die Milde feines Herzens, oft, daß er die rechtsgiltig erkannten Strafen, ſobald eine derartige Bitte ihm vorgetragen wurde, gnädig erließ , zumal wenn dadurch das Glüd und der Wohlſtand einer Familie befördert werden konnte.

fam

ein

Menſch

aber

zum

ſolcher ſeiner Gnade theilhaftig gewordener zweiten

Male

in

ähnliche Verhältniſſe ,

-

dann war Ernſt

II. ein

119

entſchieden

Die

ſtrenger Regent.

Strafe mußte verbüßt werden . Eine treue Pflichterfüllung verlangte er von allen ſeinen Beamten und Dienern und ging ihnen hierin auch mit einem guten

Beiſpiel voran .

Er pflegte zu

ſagen , wer Rechte bez

anſpruche, habe auch Pflichten zu erfüllen , und wer das Legtere nicht thue, erkläre fich felbft des Erſteren für verluſtig. Ernſt II. raftloſes Streben war aud ren Seiten

hin

nicht zu verkennen !

In

nad allen andes den

legten

zwölf

Jahren " feiner Regierung ließ er die vornehmſten Straßen in Gotha mit

Trottoirs für die Fußgänger belegen , die meiſten

neu pflaſtern bebauen .

und den Gitterplaß vor dem

Die Vorſtadt vor dem

Landſchaftshauſe

brühler Thore wurde durch viele

neue und geſchmackvoll eingerichtete Häuſer anſehnlicher ges macht.

Die Gärten

ſogenannten vermehrten wurde

Galgenberge und vor dem ſich außerordentlich

der

pflanzt.

und Gartenhäuſer , beſonders auf dem ſundhäuſer

ſchnell und anſehnlich.

Galgenberg mit vielen

Thore, Auch

tauſend Obſtbäumen bez

Die Stadt erhielt ein neues mit dem

Armenhauſe

in Verbindung ſtehendes Krankenhaus : ein Denkmal der edlen Miniſtertochter von Frankenberg . Vom

Kaiſer wurde Ernſt II. aller dieſer lobenswerthen

Eigenſchaften wegen als der zuverläſſigſte Fürſt Deutſch lands. bezeichnet . Der

geheime Rath

Ernſt II . nod „ Ernſt

Lüders

II. behauptete

gebildeter Menſch.

welche

Regel die

in

der

Altenburg

auch einen

wiffenſchaftlich

hatte ſein

zu

fagt

über

Folgendes : erhabenen

Außer den

Plaß als

Kenntniffen ,

Erziehung eines Fürften

gewährt,

eigener Hang zu den Wiſſenſchaften aus ihm

einen

120

Gelehrten im wahren Sinne des Worteß gemacht.

Vorzüg =

lich war es, außer der Sprachkunde, die Mathematik , auf die er einen großen Werth legte, und der er ſelbft auf das Eif rigſte fich ergab . um

Seine albekannten bedeutenden Verdienſte

die Aſtronomie floffen aus ſeinem

Studium .

tiefen mathematiſchen

Er ſelbſt war aſtronomiſcher Schriftſteller, beför

derte die Erſcheinung manches Werkes über dieſe Wiſſenſchaft und unternahm

eine Gradmeſſung des Meridians , die erſte

. in Deutſchland. Manche mathematiſche Arbeiten füllten ſeine Stunden der Muße aus, unter denen wir nur die Berechnung des

Röffelſprungs

im

Schache, worüber

ſtechen ließ, gedenken. ſeinem

er viele Tabellen

Der Gründung und Datirung der aus

Privatvermögen erbauten Sternwarte zu Seeberg gab

der Sternkunde eines

der wichtigſten

Inſtitute, und ſichert

dem Stifter einen unvergänglichen Ruhm

in den

Jahrbüchern

der Wiſſenſchaft.

Doch nicht aus Eitelkeit oder aus Mode

war er Beſchüßer

aller Wiſſenſchaften

und

Künſte, ſondern

ein wahrer Freund und Gefährte gelehrter Männer von aus gezeichnetem

Werth .

„ Wie ſeinen Pflichten , ſo war er auc

treu der Freund

ſchaft, und wo er ja einen Mißgriff gethan hatte , da zog er leiſe ſich zurück . So war Ernſt II., dem

den Namen Mild

gerechten nicht die Stimme der Schmeichelei, ſondern der Ruf aus dem Unter

Herzen

Ernſts

feiner

dankbaren Unterthanen gab."

II. Regierung

kamen

folgende Mini

ſter vor ; Friedrich

Freiherr

von Studnig ; Wilhelm

von

Frankenberg ;

Ernſt

Auguſt

von Rotberg ; Auguſt Friedrich Karl

Freiherr von Zingefar, und Moriß Auguſt von Thümmel.

Der Legtere , einer unſerer vorzüglichſten ſchon im

Dichter, war Jahre 1761 als Kammerjunker bei Ernſt II., .der

121

damals noch Erbprinz war , angeſtellt, und als dieſer Fürſt die Regierung antrat, zum geheimen Hofrath, 1768 zum wirk lichen

geheimen Rath und Miniſter ernannt.

verwaltete er mit

der wohlthätigſten

land; unter anderen legte er eine Fabrik von

Poſten für das

kleinen ſteiner

1

nen

Dieſen

Wirkſamkeit

Kugeln an , wodurdy ein marmorartiger Stein , der bis

her den Feldern ſchädlich geweſen , zu einem licher Induſtrie gemacht wurde. öffentlichen

Im

Gegenſtande nüß

Jahre 1783 zog er ficky

von

allen

dem

ſeiner -Gemahlin -zugehörigen

Geſchäften zurück und lebte meiſt auf Familiengut Sonneborn.

Ernſt II. vermählte fich

25. März

am

1769 mit der

Prinzeſſin Marig Charlotte Amalia von Sachſen -Meiningen . Dieſer Ehe entſproffen folgende Kinder: 1. Ernſt, geboren den 27. Februar 1770 , geſtorben im November 1779 ;

2. Auguft , geboren' den 23. November" 1972, trat , da von fein ältefter Bruder verſtorben , die Regierung an ; und, 3.

Friedrich , geboren

Ernſt II. ſtarb am

den

28. November 1775 .

20. April 1804 .

IV .

Auguft.

Leopold

Emil

(1804-1822 .) und Friedrich

IV .

( 1822 – 1825.) 8 Wo I ftes Kapitel. Seine beiden Dermählungen . Charakteriſtik des Herzogs Auguft. Der Tauſchrezeß zwiſchen Botha und Roburg . Beitritt zum Rheinbunde. Verleihung des Herzog s titels. Ergänzung des poſener Vertrages . Anſchluß an die Verbündeten. - Einige Abänderungen der Der faſſung Staatsmänner. in Bezug auf Altenburg. Auguft's dod und Fried richs Regierungsantritt. Das gothaiſche Hausgeſet von 1680 . dod Friedrichs. Statiſtiſche Ueberſicht Gothas. Am

20. April 1804 übernahm

Regierung ſeines Landes.

der Herzog Auguft die

Er fowohl, als ſein Bruder Fried

rich, war in Genf erzogen und gebildet worden .

Gotha bekam

in ihm wiederum einen Herrſcher, der vermöge der Vielſeitig keit

ſeines Geiſtes wohl

feinen

Wohlſtand zu

geeignet war, für ſein

ſorgen und welcher hierzu

beſten Willen mitgebracht hatte. daß er in im

Glück und auch

den

Von vornherein erklärte er,

Bezug auf die allgemeinen Regierungsgrundfäße

Sinne feines verewigten Vaters fortarbeiten werde.

Im

123

Allgemeinen

hat er aud Wort gehalten : allein

eine eigen

thümliche , zuweilen bizarre Anſchauungsweiſe und eine nicht foökonomiſch ziemlich

durchgeführte Hausordnung haben

auffallenden

Unterſchied

Vater bemerkbar gemacht.

zwiſchen

ihm

doch einen und ſeinem

Dieſer Unterſchied hat jedoch kei

nen weſentlichen Nachtheil für Land und Unterthanen herbet geführt. Der Ackerbau, der Handel und die Gewerbe wurden vom Herzoge Auguſt nach allen Seiten hin daß

deren

blühender

kräftig unterſtüßt, fo

Zuſtand , wie er unter

der Regierung

Ernſt V. vorhanden war, während ſeiner Zeit nod bedeutend erhöht wurde. Aber nicht blos für Handel , Gewerbe und Landbau forgte dieſer Fürſt, ſondern er brachte auch eine frei ere Entwickelung in den Gang des geiſtigen Lebens ; befon ders durch ſeine eigene Schriften , die nicht nur geiſtreich waren , fondern auch von feltenem

Humor und ebenſo feltener Viel

ſeitigkeit zeugten . Ebenſo opferte er den Künſten ſehr bedeu tende Summen , zu bedeutend, wie man ſagt, für die regel mäßigen Einnahmen ähnelte er dem

feines Staates.

In vieler Beziehung

geiſtreichen Karl Auguſt von Weimar.

Wie

dieſer , ſo umgab auch er fich gern mit gelehrten und geift kräftigen Männern , und wie dieſer, ſo that er dies ebenfalls auch

nur aus Achtung und Liebe zu

Handelte

es ſich jedod , um

den

Wiſſenſchaften .

das Allgemeine , ſo war es ihm

auch gleichgiltig, ob er mit Gelehrten , Bauern , Handwerkern oder Kaufleuten zu thun hatte. Berufe

Er achtete Jeden in ſeinem

und er wußte ſehr gut, daß

Staate fehlen darf , wenn

kein Stand in einem

derſelbe nicht ſtehen bleiben oder

gar rückwärts geben folite. Auguſt kam er Liebe;

Jeder

Jedem

mit Liebe entgegen , deshalb erntete

konnte

ſich auf ihn verlaſſen , wie er auf

124

Jeden ! ſein Regierungsleben glich mehr einem lienleben , in welchem

Alle ſich um

großen Fami

den Hausherrn

ſcharen und

in Geduld und Liebe ſich von ihm leiten laſſen , weil ſie wif fen , daß er nur ihr Beſtes bezwecke. Nur wenige der Staatsbeamten

ſeines

Vaters hatte er

entlaſſen , und wo es geſchehen , hatte er eß nur gethan , um ihre Stellen mit jüngeren Kräften zu befeßen , die nothwen dig waren , um das große Gebäude „ Staat“ vor dem

Ein

ſturz zu bewahren . Im

Jahre 1797

ſchon hatte er ſich mit der Prinzeſſin

Louiſe Charlotte von Mecklenburg - Schwerin vermählt, doch wurde ihm

nicht das Glück zu

mit ihr vereint zu

leben .

Theil, in

einer längeren

Ehe

Dieſelbe ftarb , noch ehe er zur

Regierung gelangt war, am 4. Januar 1801. Kinder ſind aus dieſer Ehe nicht hervorgegangen . Am 20. Mai 1802 chloß

Auguſt eine

zweite Verbindung

mit

der Prinzeſſin

Karoline Amalia von Heſſen -Kaſſel, welche gleichfalls kinder los blieb . Ein Jahr nach ſeinem einen

Tauſchrezeß mit dem

welchem den

Regierungs-Antritt ſchloß Auguſt Herzoge von

Roburg ab , nach

er den gothaiſchen Antheil des Amtes Themar gegen

koburg'ſchen 1806

wurde

Theil an vom

dem

Amte Römhild eintauſchte , die Auflöſung des

Kaiſer Napoleon

deutſchen Reiches ausgeſprochen und der Rheinbund gegrün det. Obgleich Herzog Auguſt von Gotha fich an dem preu ßiſch - franzöſiſchen

Kriege des

Jahres

1806 - nicht betheiligt

hatte, ſo trat er doch erſt noch den franzöſiſchen Siegen von Amſterdam und Jena dem Rheinbunde bei, und zwar ge ſchah dies erſt , nachdem zember 1806 ſtiniſchen

Kurſachſen vorangegangen , am

15. De

zu Poſen mit den übrigen Herzogen des erne

Hauſes . - Hatte Auguft

bei Unternehmung

dieſes

125

Schrittes auf eine Erhöhung feines Titels gerechnet, wie fie Kurfürſten

auch dem

geworden , ſo

Sachſen von Napoleon

von

ganz richtig kalkulirt.

hatte er freilid

leon geſtattete ihm , fich von nennen , während

Theil Napo

jeßt an Herzog von Gotha zu nur

bisher

land

ſein

zu

ein

Fürſten

geweſen war.

thum

Durch

ſeinen

Beitritt zum

Rheinbunde

hatte

er

die

Verpflichtung übernommen , ein Contingent von 1200 Mann zum

Bundesheere zu ſtellen .

ſofort nachkommen . in

dem

Seine

Dieſer Verpflichtung mußte er Truppen

franzöſiſch - öſterreichiſchen

bei den

Kämpfen in

Jm

litten ſehr , vorzüglich

Kriege des

Jahres

1809

Tyrol.

poſener Vertrage waren die Katholiken

den Lutera

nern hinſichtlich politiſcher und bürgerlicher Rechte gleichgeſtellt , und man hatte damals ſicher nicht daran gedacht, daß durch Nennung dieſer beiden Religionspartheien eine bedeutende Lücke gebildet worden war. Mehrfache Nachtheile , welche daraus für die Reformirten entſtanden waren und zu vieler lei Beſchwerden Veranlaffung gegeben hatten , veranlaßten den edlen

Auguſt

erklären ,

in

einer

Verordnung vom

daß auch die

Reformirten

6. März 1807 zu

aller ftaatsbürgerlichen

Rechte theilhaftig werden ſollten . Nach Auflöſung des Rheinbundes ſchloß Gotha

den

Verbündeten

am

fich Auguſt von

25. November 1813 an und

vermehrte das Heer derſelben zum Kriege gegen Napoleon mit 2200

Mann .

Am

8. Juni 1815 unterzeichnete er die deut=

ſche Bundesakte, nady deren tingent von 1857 Mann zu

Beſtimmungen er nur ein

Con

ſtellen hatte.

Auf die inneren politiſchen weder des Herzogs Beitritt zum

Verhältniffe Gotha's hatten Rheinbunde, noch ſeine Logo

ſagung von demſelben , noch ſeine Vereinigung mit den Ver

126

bündeten

eine Einwirkung.

Die ältere ſtändiſche Verfaſ

fung war unverändert beibehalten

worden

für Gotha ; für

Altenburg indeß enthielt die Erklärung Auguſts vom 1818 einige dahin zielende Abänderungen . rung heißt's

5. Juni

In dieſer Erklä

unter anderen : „ So wenig Höchſtdieſelben

meint ſind , den

ungünſtigen

vorherrſchenden

ge

Geiſt der Zeit

durch Umſtaltung der alten Landesverfaſſung und Einführung ' einer neuen

Konſtitution und Repräſentation irgend zu be

günſtigen und durch einen ſolchen zuräumen , daß

der

gewaltſamen Umſturz ein

leider allgemein

gewordene Aufruf zur

Unzufriedenheit gegründet ſei; ſo ſehr iſt es Ihr ernſter Wunſch und Willen , auf jede Art das Wohl des Landes für Gegen wart und Zukunft zu begründen .“ Hierauf folgen die betreffenden Abänderungen , die wir der Weitläuftigkeit wegen nicht wiedergeben können . Auf dem

altenburger Landtag von 1818 wurde von

den

Mitgliedern auf Antrag des Herzogs beſchloſſen , daß die her zogliche Kammer, als Finanzcollegium , mit dem gium

der Stände vereinigt, das

unter die Kontrole und von der

Einkommen

Steuercolle der

Kammer

und Gewährleiſtung der Stände geſtellt,

altenburger Ritterſchaft ihre Steuerfreiheit in

Hinſicht der Grundſteuer ſelbſt aufgegeben , dagegen aber die Befreiung von der Landſteuer beibehalten ward. Die Kriegsverhältniſſe hatten auch dem

Herzogthum

Deutſchlands von 1806 — 1816 Gotha bedeutende Mehrausga

ben verurſacht und die vorhandenen Staatsſchulden weſentlich vermehrt.

Dadurch trat eine Nothwendigkeit ein, die allge

meinen Steuern zu erhöhen , zumal da Auguſt, wie wir An fangs ſchon ſagten , nur Wenig Vaters geerbt hatte.

von der Sparſamkeit ſeines

Während der Regierung dieſes Fürſten

verdienen

von

127

feinen

Staatsmännern genannt zn werden : von Mindwiß ;

van der Bedf ; von Trüßſchler und von Lindenau . hielt im

Jahre 1826

Legere er :

Dresden , wie wir im

einen Ruf nach

dritten Bande dieſes Werkes bereits bemerkt haben . Auguſt ſtarb unerwartet und ſchnell am

17. Mai 1822 .

Herzog Friedrich IV ., der Bruder Auguſts, hatte nie daran gedacht , zur Regierung zu gelangen und ſich deshalb nicht nur um

ſein Land wenig gekümmert, ſondern er befand

fich ſogar meiſt im Auslande, beſonders in der lutheriſchen Religion Kirche übertrat.

entſagte und zur römiſch - katholiſchen

In Bezug auf die Religion von

Gotha

ſagt das Hausgeſeß

24. Februar 1680 , welches entworfen

Italien , wo er auch

der dieſes

regierenden

Fürſten

Fürſtenhauſes

vom

Friedrich I. mit ſeinen Brüdern

und angenommen hatte:

,, Dafern

jemand

von

Ihro

Fürſtlichen

Nachkommen

(welches der Höchſte gnädiglich verhüte) von der ungeänderten Augsburgiſchen Confeffion fich verleiten , und eine andere, wie fie Namen habe, anzunehmen bewegen ließe, foll derfelbe fich aller Rechte , worin das jus reformandi gegründet, hiermit nicht nur erpreffe begeben , ſondern , in Kraft dieſes wohler wogenen

Erbvergleichs, ſich

gänzlich

und auf einmal aller

Gewalt in ecclesiasticis dergeſtalt verziehen , daß von Stunde ſothaner Religionsänderung, bis zur Wiederannehmung des

vorigen Augsburgiſchen aller Participation

Glaubensbekenntniſſes , derſelbe

von

an den jure episcopali und deſſen Ad

miniſtration durch das Conſiſtorium und ſonſten ipso facto gänzlich ausgeſchloſſen , und zugleich dem Bruder oder fünftigen

älteſten regierenden

Vetter ſolches in geſammtem

Namen

zu führen und ſich deſſen anzunehmen zukommen ſolle." Nach dieſem

Hausgeſetz war Herzog Friedrich zwar zur

128

Uebernahme der Landesregierung, aber nicht zur Ausübung der geiſtlichen Hoheitsrechte über ſein rechtigt.

proteſtantiſches Volk be

Er übertrug dieſelbe, wie dies früher ſchon einmal

im

fächfiſh-albertiniſchen Hauſe geſchehen , am

31. Mai 1822

an

ſein Geheimratho-Kollegium , wodurch die Rechte der pro

teſtantiſchen Bewohner des gothaiſchen Herzogthums vollſtän dig geſichert wurden . Friedrich regierte 11. Februar

nur drei

1825 erfolgten

geblieben war, das im

Jahre.

Mit

ſeinem

am

Tode erloſch , da er unvermählt

Jahre 1640 von

Ernſt I. gegründete

gothaiſche Regentenhaus . Als Herzog Auguſt die Regierung von Gotha übernahm , beſtand ſein

Land in

1. Amt Gotha mit

Folgendem :

3150 9., 18690 E., 21 D., liegt a.d. Nefja u . an der Leine; Tenneberg mit .... 1526 - 6120 - 15 - liegt i. d. Nähe 2. des Inſelberges ; 18 , ebendaſelbft ; 3. Wangenheimſches Gericht m . 1457 - 5645 71 m . 240 4. Berbaiſches an der Neſſa ; 14 4 liegt a . 0. Werra m . 953 . 3850 5. Hopfgartenſches n . a . der Hörſel; 3070 = 6 . liegta . D. Hörfel; 6.Utterrobties m . 676 7. Amt Reinhardsbrunnen mit 961 - 4320 11 liegt a . 8. Leine ; 8. Georgenthal mit ... 1126 - 4940 10 I. a. d . Apfelſtädt; 3070 - 9 9. Schwarzwald mit... 692 1. a . Schnee kopfe ; 2340 65 liegt a. d. Gebra ; 10. Gem . u . herzogl. Ger. mit 472 820 4 = liegt a . 0. Ilm 11. Wißleben u . a . Ger. mit . 199 u . a . 0. Gebra ; 7070 - 7- I. a . d. Apfelſtädt ; 12.Obergleichen , Grafſcht mit 1609 4 1343 ebendaſelbft ; 13. Untergleichen , Grafſcht. mit 404 14. Amt Wachſenburg mit . . . 1330 - 5530 14 , liegta . 6.Gehra ; 15 . 1180 - 4 . ebenbafelft; Ichtershauſen mit. . 313 907 , 3550 Tonna mit 16 . 8 = 1. a . 0. Unſtrut; Latus . . 15846 H., 71778E . 153 D.

129 Transport . 17. Seebad Ger. mit . , . 18. Forſternſche mit . 19. Amt Volkenroda mit .

20 . Kranichfeld mit . 21. Stein des Gerichte mit 0

15846 5., 71778 E. 153 D. 292 1020 3 liegt a. D. Nefja ; 1450 - 1. I. a . d . Unſtrut; 313 4324 1660 = 7 liegt a . d. linken Seite d . Unſtrut ; 537 - 2130 = 13 liegt a . 6. Ilm ; 390 87 3 ebendaſelbft. 2

17507 5., 78428 E. 179 D.

Dieſe 179 Ortſchaften beſtanden aus 5 Städten , 6 Flecken und 168 Dörfern . Die Gerichte find nach dem Namen der betreffenden Befißer des Patrimonialrichterſtuhls genannt, z. B. das Wangenheim'ſche Gericht gehörte der Familie von Wan genheim

ú . f. w .

Bis zum

Tode des Herzogs Auguft hatte , wie natürlich ,

fein Landnichtnur an innerem Wohlſtande zugenommen, ſondern auch an Seelenzahl gewonnen . zen

Die Einwohnerzahl des gan Herzogthums Gotha einſchließlich der ehemaligen alten

burgiſchen Gebiete belief fich auf etwa 190,000 . Die Staats einkünfte betragen jährlich ungefähr eine Million . Sämmtliche Herzoge der von gründeten

gothaiſchen

Fürſtenlinie

Ernſt dem haben

Frommen ge

zur Hebung

des

Aderbaues, der Gewerbe und der Induſtrie unendlich viel ge than und dadurch den Wohlſtand eines jeden

einzelnen Bewoh

ner Gotha's befördert. Zu den vorzüglichſten Manufakturen und Fabriken Go tha's gehören : Gewehre , Eiſenwaaren , Porzellan , Glas , lei newand , Parchend, Drillich, baumwollener und wollener Zeuge, muſikaliſche Inſtrumente, ſowie eine Ktenrußfabrik. Die Aufſicht über das Kirchen- und Schulweſen führte das Oberconfiftorium

in Gotha , unter welchem

das Untercon

fiſtorium zu Ohrdruf und die geiſtlichen Untergerichte ſtehen . Bertraute Geldichte. Sachſen . 4. Bb. 9

130

Dieſe Legtern wurden von den Beamten und Gerichtsdirekto ren , ſowie von den Superintendenten det.

Als Vorgeſegten

und Adjunkten gebil

der Prediger und Schullehrer fungir

ten : fieben Spezial-Superintendenten und neun Adjunkte und Inſpektoren . Gotha hatte bis zu Ganzen

Ende der Regierung Friedrichs im

142 Pfarrkirchen , 38

pfarrte Orte .

Tochterkirchen

und 32 einge

Die vorzüglichſte Schulanſtalt im

und iſt es auch jeßt noch, das Gymnaſium

Lande war

in Gotha.

Unter

den übrigen Schulen zeichnen ſich beſonders aus : das Lyceum in Dhrdruf, die Schulen

in Waltershauſen , Herbsleben und

Sonneborn . Die Lehrer empfangen ihre Ausbildung auf dem Seminar zu Gotha.. Die Verwaltung der berzoglichen Kammereinkünfte hatte das Kammerkollegium

in

Gotha , und die Einnahmen

in

den Aemtern beforgten die Amtsvoigte, während die Berech nung der Steuern durch

die Amtsleute

erfolgte .

Die

ge

ſammte Steuerverwaltung ſtand unter der Aufſicht des Ober ſteuerkollegiums zu

Gotha .

In der Forſtverwaltung fungirten fünf Oberforſtmeiſter, und zwar : 1)

Georgenthal: Förſter zu Georgenthal, Tambach und

Gräfenhayn ; 2) Schwarzwald : Förſter zu Zella , Stughaus, Crawinkel , Arlesberg und Dörrberg ; 3) Kranichfeld : Förſter zu. Kranichfeld und Reinſtädt; 4 ) Tenneberg und Reinhards brunnen : Hofjäger zu Gotha , Förſter zu Waltershauſen, Groß tabarz, Kleinſchmalkalden , Winterſtein , Rubla , Friedrichsroda und

Finſterberga ; 5 ) Landforfte :

Förſter zu

Hofjäger zu Gotha

und

Remſtädt, Goldbach , Voltenrada , Friedrichemerth ,

Tonna, Menteroda , Ichtershauſen und Bittſtädt.

131

Den Forſtämtern waren auch hatten

Forſtcommiſſarien

die Forſtämter zum

beigeordnet;

Theil ihre beſonderen Ein

nehmer der Waldpachtgelder. Die Militairmacht beſtand

2 in : 1 Regiment Garde zu

Pferde, 1 Leibregiment, 1 Regiment des Erbprinzen , das in Altenburg garniſonirte, 1 Regiment im Solde der bataviſchen Republik, 1 Dragonerregiment, 1 Artillerie-Corps, 1 Landre giment

in

Gotha

und

ein

Landregiment

Sämmtliches Militair ſtand unter

dem

in

Altenburg.

Kriegscollegium

Gotha.

9 **

in

V.

Die

Miniſterial - Regierung .

(11. Februar 1825 bis D

12. November 1826.)

r e i z e hat es fa p it e I.

Die Befignahme Botha's von den Herzogen von Hoburg, Meiningen Die und Hildburghauſen und die Einſeßung einer Miniſterial-Regierung. dermittelung des Königs von Sachſen und ſeine beiden Bevollmächtigten von Um Abſchluß des Sheilungsvertrages . Mindwiß und Schaarſchmidt. wandlung des Mamens Gotha in Koburg - Gotha. Mittheilung an die Bundesverſammlung zu Frankfurt am Main . Eine Erklärung des Groß herzogs von Weimar . Ein Dekret des Herzogs von Koburg -Gotha. Durch den Tod des Herzogs Friedrich von Gotha mußte dieſes Ländchen

an

eine neue Fürſtenlinie fallen , da er der

Legte des von Ernſt dem

Frommen geſtifteten gothaiſchen Herr

ſcherhauſes , wie wir bereits haben , geweſen war.

im

vorigen

Kapitel angedeutet

Solche Verhältniſſe , wie ſie nun

in

Gotha eintraten , haben immer einen großen und bedeutſamen Nachtheil im

Gefolge, felbſt wenn derjenige, den das Schick

fal beruft, den

erledigten

Fürſtenſtuhl in

Befiß zu nehmen ,

einer der ausgezeichnetſten Geiſter des Jahrhunderts iſt. Ein mal wird er nie mit den Landesverhältniffen ſo traut ſein , wie es nothwendig für einen muß fich , mindeſtens in der erſten Miniſter und Räthe verlaſſen ; zum

Fürſten

innig ver iſt, und er

Zeit , vollſtändig auf die andern

aber wird auch

133

immer ein längerer Zeitraum

zwiſchen

der Erledigung und

der Befignahme des Landes liegen und Wirrwar, Unordnung , Ungehorſam

und dergl. Thor und Thür öffnen .

Auch in Gotha finden wir nach dem zog8

Friedrich dieſe

Tode ſeiner Hers

keineswegs auffallenden

Erſcheinungen .

Zur Beſchlagnahme dieſes Landes meldeten ſich gleichzeitig drei fürſtliche Herren , die alle drei gleichberechtigt zu der Erbſchaft zu fein vorgaben .

Dieſelben waren die Herzoge von Meis

ningen , Hildburghaufen und von Koburg.

In Hildburghau

fen wurde ſofort eine Hausconferenz veranſtaltet und in der ſelben die gemeinſchaftliche Befißnahme des fürſtenloſen Landes beſchloſſen .

Die Verwaltung des Landes übernahm

jedoch keiner der drei Herzoge , ſondern

ſie wurde mit

genſeitiger Uebereinſtimmung den bisherigen

ges

geheimen Räthen

des verſtorbenen Herzogø Friedrichs IV . übertragen . Bei der verſchiedenartigften Auslegung der ſpeziellen Bea, ſtimmungen

des Rezeffes zu Römhild vom

Jahre 1791, wel

cher der neueſte , alſo auch giltigſte Familienvertrag

der vier

Linien des gothaiſchen Fürſtenhauſes war , ließ ſich eine bal dige Erledigung

des

begonnenen

Erbſchaftsſtreites

zwiſchen

Meiningen , Hildburghauſen und Koburg nicht erwarten , weg halb

die Beſtimmungen in Bezug auf die Weiterregierung

Gotha's durch die bisherigen Miniſter als etwas ſehr Ver nünftiges betrachtet werden müſſen . nigſtens

in

ſeinem

Würde Deutſchland wes

Kaiſer noch exiſtirt haben , ſo hätte ein

Machtwort von ſeiner Seite den Schluß der Verhandlungen ſehr raſch herbeiführen können . Es gab aber im Jahre 1825 weder

ein

Deutſchland, noch weniger aber einen

Staiſer.

Die drei fürſtlichen

helfen .

Sie ſuchten

deutſchen

Partheien wußten ſich jedoch zu

die Vermittelung des Königs Friedrich

Auguſt I. von Sachſen

nady, weil er als

der Senior

des

134

ganzen ſächſiſchen Regentenhauſes hierzu am

eheften legitimirt

erſchien . Sie konnten auch nicht leicht einen würdigeren und rechtlicher denkenden Schiedsrichter finden . Im Monat Mai Jahres 1826 fandte derfelbe zwei Bevollmächtigte , den geheimen Rath von Mindwiß und den Hofrath Dr. Sdhaar

des

die ganze Streitangeles

fchmidt, nach Hildburghauſen , um

genheit auf die möglichſt befte Weiſe zu erledigen . In der Wahl dieſer beiden Abgeordneten Auguſt I. von Sachſen

Fehlgriff

keinen

fie beſonders geeignet, die ſchwierige Aufgabe der Erb

theilung zur baldigen

und

ſämmtliche Partheien befriedigen

den Löſung zu bringen . Schon ein

Jahres kam

then

Gediegene

Rechtlichkeitsſinn , befißend,

Sachkenntniſſe, gepaart mit großem waren

hatte Friedrich

gethan .

Stande ; am

am

11. Auguſt des nämli

Präliminarienvertrag zu Liebenſtein zu

12. November wurde der Theilungsvertrag

in

Hildburghauſen abgeſchloſſen und am 15. deſſelben Monats von den ſtreitenden Partheien eigenhändig unterzeichnet. So hatte der ganze Erbſchaftsſtreit doch ein und dreiviertel Jahr gedauert.

Am

Tage der Unterzeichnung des Theilungsvertrages era

ſchten von

den

drei Herzogen

das Patent mit den betreffen

den Beſtimmungen der von ihnen verabredeten und beſchlof fenen

Theilung.

Das Patent hat für unſere Geſchichte nur

wenig Bedeutung, weshalb wir es auch übergeben , was indeß die

Beſtimmungen

betrifft , fo beſtanden

dieſelben

in

Fol

gendem : 1. Der Herzog

Friedrich von

Hildburghauſen

tauſchte ſeine ganzen bisherigen Lande gegen das Fürſtenthum Altenburg aus ; ausgeſchloffen davon waren

das Amt

Camburg, der nördlich liegende Theil des Amts Eiſen

-

tal

23

135

berg und noch einige zu anderen Aemtern gehörende, doch nicht bedeutende; Dorfſchaften ; 2.

Der Herzog

Ernſt von Koburg-Saalfeld trat fämmt

liche auf dem

linken Ufer des Steinachfluffes liegende

koburgiſche Ortſchaften , ſowie das Fürſtenthum Saal feld und das Amt Themar ab und bekam dafür das ganze

Herzogthum

Kranichfeld

und

Gotha ,

von

dem

nur das Amt

der gothaiſche Antheil an Römhild

ausgeſchloſſen wurden ; ferner die Hildburghauſenſchen Aemter Sonnenfeld und Königsberg , ſowie die im Koburgiſchen

gelegenen

meiningenſchen

beiden

Kam

mergüter Kahlenberg und Gauerftadt. Von dieſer Zeit her datirt der Namen Roburg-Gotha , weil der Herzog fich von

des Herzogthum

jegt an Ernſt von

Roburg -Gotha nannte. 3.

Der Herzog Bernhard Erich

Freund von Meiningen

verlor die beiden an den Herzog Ernſt gekommenen Kammergüter Sohlenberg und Gauerſtadt, erhielt aber dafür

das ganze

Fürſtenthum

Ausnahme der beiden

Hildburghauſen

mit

ebenfalls an Ernſt gefallenen

Aemter Königsberg und Sonnenfeld ; ſodann das Für ſtenthum

Saalfeld ,

Ortſchaften

am

linken

die

von

Ufer des

Amt Themar, fowie auch

Koburg

abgetretenen

Steinachfluſſes , das

der dritten

Theiles

von

dieſem , der bisher zu Gotha gehört hatte, die Aemter Kranichfeld

und Camburg mit der Saline und der

vom weimar'ſchen

Gebiete umgrenzten Parzelle Vier

zehnheiligen , und den das Amt Samburg berühren Theil den Dörfern .

des

Amtes

Durch dieſen Vertrag waren

Eiſenberg

eigentlich

nebſt

funfzehn

die ganzen vier

136

Herzogthümer Gotha , Meiningen , Hildburghauſen und Ros burg vernichtet, wenigſtens in ihren bisherigen Beſtandtheilen aufgelöſt und es waren daraus drei neue Fürſtenhäuſer ge ſchaffen worden und zwar : Roburg-Gotha , Meiningen - Hild burghauſen und Altenburg. Nachdem das Theilungsgeſchäft beendet und von den contrahirenden vom

Fürſten

durch

Unterzeichnung des

Vertrages

12. November 1826 acceptirt worden war , wurde das

Ergebniſ

dieſer Theilung

der

gothaiſchen

Erbſchaft

nuar 1827 der deutſchen Bundesverſammlung zu am

drei

im

Ja

Frankfurt

Main mitgetheilt. Schon am

1. Februar 1827 langte eine Rechtsverwah

rung gegen den Erbtheilungsvertrag der genannten drei Her zoge vom

Großherzoge von Weimar eben daſelbſt an.

Der

geniale Karl Auguſt zeigte in dieſem Schriftſtück abermals die geiſtige Höhe , welche er dem übrigen Deutſchland gegen über einnahm .

Es hieß darin wörtlich :

Wie Sachſen -Weimar - Eiſenach überhaupt das hohe Verdienſt würdigt, welchem

es gelungen

iſt, eine in

ihren

Aufgaben , allerdings ſchwierige Sache mit Erfolg zu ver mitteln ; ſo erkennt es daſſelbe inſonderheit noch als einen Beweis der umſichtigſten fchen

Succeffionsfalle

Erwägung aller bei dem

obwaltenden

Verhältniſſe , daß der Vertrag

vom

gothai

ganz eigenthümlichen 12. November 1826

Artikel 41 beſtimmt, die in der gothaiſchen Linie des Hau fes Sachſen tigen

jegt getroffene Uebereinkunft folle in künf

ähnlichen

benußt werden

Fällen

nicht

dürfen ; es

zu

Folgerungen

ſolle vielmehr für fünf

tige ähnliche Fälle bei demjenigen verbleiben , was , ganz abgeſehen

von

dem

gegenwärtigen

Vorgange,

den

ſtehenden Succeſſionsprinzipien gemäß iſt.

bes

137

„ Sachſen - Weimar - Eiſenach

bezeichnet dieſe

Beſtim

mung und Erklärung als einen ergänzenden, von den übri gen

Artikeln nicht zu

trennenden , Theil des

und fügt hinzu , daß ihm

dieſelbe bei der , in

Vertrages , Gemäßheit

früherer Verſicherungen , geſchehenen Mittheilung des zen Vertrages , von Seiten

gan

des allerhöchſten vermittelnden

königlich fächſiſchen Hofes ebenfalls herausgehoben und zur Beruhigung bezeichnet ward. auf, indem

es jene Erklärung auch als einen

halt aller feiner, in neueren

Nur mit Hinſicht hier:

den

Quellen

Vorbe

des älteren und des

deutſchen Staatsrechts, wie in ſeiner eigenen

faſſung und der fächſiſchen

einſchlagenden Rechte ausdrüdlid in dem

Ver

Geſchichte begründeten , hier annimmt und

Protocolle der hohen Bundesverſamm

lung als Berwahrung niederlegt, kann

ſich Sachſen

Weimar-Eiſenach beruhigen und von Widerſprüchen abſtehen , zu

denen ſich außerdem

Seine königliche Hoheit der

bei dieſem

Vorgange

Großherzog nicht nur für

berechtigt, ſondern auch in

der Eigenſchaft als

Regent ihres Großherzogthums, als Chef ihres Hauſes und als deutſcher Bundesfürft für

ver

pflichtet erachtet haben würden .“ Nach der Theilung der gothaiſchen Lande nahm den

Titel eines. Herzogs von Roburg - Gotha an

am

30. November 1826

niſation

ein

Dekret, in welchem

des Miniſterii feſtgeſeßt wurde.

Ernſt

und erließ die Orga

Das Miniſterium

iſt ſowohl für die fächſiſchen Lande, als auch für das Fürſten thum ihm

Lichtenberg die oberſte Behörde.

Es handelt in allen

zugetheilten Geſchäften nicht in eigenem , ſondern

Regenten Namen .

Daffelbe beſtand im

in des

Jahre 1827 aus dem

Premier geheimen Rathe von Carlowiß, dem

geheimen Rathe

-

von

138

Coburg und aus den beiden

geheimen Conferenzräthen

von Hoff und Log.

Bei gewiſſen vorzüglich wichtigen Haus- und Landegan gelegenheiten

ſollten

die übrigen Mitglieder des

koburgiſchen Landesminiſterit und die Präſidenten

bisherigen der toburs

giſchen und gothaiſchen Landescollegia zugezogen werden , und das Miniſterium

in

dieſer

geheimes Rathscollegium 59

Zuſammenſeßung

den

Titel :

führen .

Der Herzog Ernſt von Roburg - Gotha hatte jegt ein

Ländergebiet von 48 Quadratmeilen mit 151,000 Menſchen , wovon auf Lichtenberg allein 11 Quadratmeilen mit 27,000 Menſchen

kamen .

Gotha war alfo kleiner geworden , als wie

es unter der Regierung ſeiner vorigen Fürſten geweſen .

VI.

E

r

n

it.

(1826–1844.) 5 und E

r n

i

II.

(Seit 1844.) ♡

i e rzehnte $

sapitel.

Ernft verkauft das fürftenthum Lichtenberg an Preußen . - Grwerbung der Domainen Wandersleben , Mühlberg und Röhrenſee. Perſonalien der koburgiſchen Fürſtenfamilie. – Veränderung der ftändiſchen Vertretung. Mehrfache Auflöſungen der Ständeverſammlungen. – Die Steuer- und Land gemeinde- Ordnung von 1836. - Ernft ftirbt. – Der Regierungs - Antritt ſeines Sohnes Ernft II. Deſſen Jugendjahre und Vermählung. Ent laſſung des Minifterii Carlowiß. Das Minifterium Lepel. Deflen Cntlaſſung. Das minifterium Stein . Ernft II. Thätigkeit an dem Ariege mit Dänemark. Derſchiedene zeitgemäße Verordnungen. - Onft II. Mufeftunden . Ernſt (Anton Karl Ludwig ) bisher Herzog von Koburg Saalfeld , war , wie ſchon von uns bemerkt, iegt durch

die

königlich fächfiſche Entſcheidung Herzog von Roburg - Gotha geworden und in der That ein Fürſt, von dem das Weiters aufblühen des kleinen Landes wohl mit Sicherheit zu ten

ſtand.

Er war am

Sohn des Herzog8 Franz.

erwar

2. Januar 1784 geboren und der Durch das jenſeits des Rheines ge

140

legene und ihm

zugewieſene Fürſtenthum

Lichtenberg erhielt

er 20,000 neue Unterthanen, die glüdlich ſein konnten , dieſen edlen Fürſten

zum

Feldzuge von

1813–1815

den

Herrſcher

bekommen gegen

zu haben .

Napoleon war

In dem ihm

von

verbündeten Großmächten der Oberbefehl über die fäch

fiſchen Truppen übertragen und er hatte mehrfach Gelegenheit, fein

Talent als Oberfeldherr auszubeuten .

ten pariſer Frieden mit 5000 Seelen . Im

er einen weiteren

Lichten

den König von Preußen für zwei Millionen

und kaufte

dafür

zwei

Jahre

zwei

Länderzuwachs

Jahre 1834 verkaufte er das Fürſtenthum

berg an ler ,

bekam

Nach dem

Tha

ſpäter die Domainen

Wandersleben , Mühlberg und Röhrenſee bei Erfurt, die in Bezug auf die finanziellen größerem

Verhältniſſe feines Landes von

Vortheil zu ſein ſchienen .

Ueberhaupt ſcheint eine

beinahe an Geiz grenzende Sparſamkeit ein Hauptzug ſeines Charakters geweſen zu ſein, wodurch er der Achtung und dem Anſehn , welche

ihm

ſowohl Seitens der übrigen

Fürſten , als auch ſeiner Unterthanen zu gemein

geſchadet hat.

deutſchen

Theil wurden , uns

Beſonders geſchah dies

durch

ſeine

Speculation mit dem Ausprägen ſchlechter Scheidemünzen, die Niemand für den

Nennwerth annehmen wollte

er dann ſelbſt genöthigt war, im

und welche

Werthe herabzuſeßen .

Vermählt war Ernſt zum erſten Male im

Jahre 1817

mit der Prinzeſſin Louiſe , Tochter des Herzogs von Gotha . Die Ehe

foll jedoch eine überaus unglückliche geweſen ſein ,

weshalb er dann auch endlich zur Scheidung fhritt, die im Jahre 1826 ausgeſprochen wurde. Wer von Beiden der ſchuldige Theil iſt, läßt ſich nicht vermitteln , wie dies über haupt bei ehelichen Zerwürfniſſen

immer ſchwer zu entſchei

141

den ſein

dürfte. Seine von ihm

geſchiedene Gemahlin ſtarb

ſchon 1831 , und lobend müſſen wir der denken , welche ihn

Pietät Ernſts ge

veranlaßte, während ihrer Lebenszeit fich

nicht wieder zu vermählen .

Nach ihrem

Tode erſt ſchloß er

eine zweite Ehe mit der Prinzeſfin Maria , Tochter des Hers zog8 Alerander von Würtemberg. Ernſts Schweſter, die Prinzeſſin Viktoria, vermählte fich mit dem

Herzoge Eduard Auguſt von Kent und iſt dadurch

die Mutter

der jegt regierenden Königin

England ge

von

worden , deren Hand Ernſt's jüngerer Sohn , der fchöne und edle

Prinz

Albert,

im

Bruder Ernſts , Herzog der reichſten Fürſten

Erbin

Jahre 1840

erhielt.

Der jüngere

Ferdinand, vermählte ſich 1816 mit

von

Ungarn , dem

einzigen Kinde des

Franz Joſeph von Kohary, während der dritte Bru

der, Prinz Leopold, 1831 König der Belgier, und fein Neffe, Prinz Ferdinand, Gemahl der Königin von Portugal Donna Maria da Gloria wurde. Aus dieſen

kleinen

Notizen

geht ziemlich

klar hervor,

daß die koburgſche Herzogsfamilie beſondere Schüßlinge For: tunas find , und die Mitglieder derſelben wohl in der That zu

den

ſchönſten

Menſchen

allgemein behauptet wird. Verdienſt , ſchön

des

Jahrhunderts

gehören , wie

Indeß iſt es noch kein beſonderes

zu ſein , wenn man

nicht gleicherzeit auch

brav und edel, uneigennüßig und hochherzig iſt. und Prinzeſſinnen des koburgiſchen

Fürſtenhauſes

fchön, brav , edel, uneigennüßig und hochherzig es ſo vortrefflich , durch ihr Benehmen Unterthanen zu Bedenken Durd

Die Prinze find, aber

und verſtehen

ſich die Liebe ihrer

erwerben und zu fichern , daß man ſie ohne

allen Webrigen als Muſter empfehlen kann . die

Territorial- Veränderung und Verringerung

-

142

des Herzogthums Gotha im

Jahre 1826

mußte ſich nothwen =

diger Weiſe auch die ſtändiſche Vertretung verändern und ver mindern .

Bis jegt bildeten immer fiebzehn Abgeordnete die

Ständeverſammlung ; dieſelben wurden auf elf reduzirt.

Von

vom

Herzoge Ernſt

dieſen elf Abgeordneten wählten die

Rittergutsbeſißer vier , der Stadtrath zu Roburg einen , die Bürgerſchaft zu Koburg einen, und die übrigen Städte und Dorfgemeinden zuſammen

fünf.

Eine auffallende Erſcheinung unter der Regierung Ernſts einer often Auflöſung der Ständeyerſammlung, ſo

beſtand in

oft, wie ſie ſchwerlich in irgend einem kommen

unſerer

Nach

iſt.

weniger an dem

anderen Lande vorges

Ueberzeugung lag dies ſeinem

Herzoge, als an

Miniſter von

jedoch Cars

lowiß. Albert von

den

Carlowiß , allerdings ein eminentes politi hei und zu duhrittspart

Vertheidigern

des Adels und

vermochte nicht, fich mit den

ihrer

Vorrechte gehörend,

freiſinnigen Anträgen der Land

tagsmitglieder zu befreunden und zog es deshalb lieber vor, ſie

nach Hauſe zu

Wahlen weiſt die

ſchicken und ihre Perſonen

zu verſeßen . immer von

Daß er Neuem

durd

neue

dadurch nichts erreichte , bez

ausgeſprochene Auflöſung der

Verſammluug. Im

Jahre 1834 war eine Ständeverſammlung zuſam

men getreten , welche ſich bedeutend freier bewegte und haupts lächlich mit Unter ihrem

der Abtragung

der Staatsſchulden

beſchäftigte.

Beiſtande wurde die bis hierher meiſt zu .5 %

verzinsliche kündbare Staatsſchuld in eine 34/ %

verzinsliche

unkündbare umgeſchaffen , wie auch verſchiedene nicht unwich tige geſebliche Verordnungen erlaſſen .

143

Eine neue Steuer- und eine neue Bandgemeinde- Drd nung erſchienen erſt zwei Jahre fpäter. lung von gelöſt.

Die Ständeverſamm

1839 wurde wiederum und zwar am

Ein

herzogliches Reſkript vom

25. Juli auf

21. September 1842

berief die Stände wegen nothwendiger Poſtulate für die lau fende Finanzperiode auf den reg zuſammen. am

3. October des nämlichen

Jah ,

Die Auflöſung dieſes Landtages erfolgte ſchon

3. März 1843.

Am

5. November deſſelben Jahres,aber

malige Einberufung

dieſelben heftigen Ausfälle, dieſelben

ſtürmiſchen Debatten und nach dreizehntägiger Thätigkeit wie= derum Auflöſung der Verſammlung Dieſe fortwährenden Aufregungen Einfluß auf den

konnten

einen nach :

Geſundheitszuſtand des

Herzogs

‫ܝ܀ܟ‬

theiligen

nicht verfehlen . Nach einem glüdlicher Weiſe nur kurz zem Krankenlager ſtarb derfelbe am 29. Januar 1844 . Koburg -Gotha verlor in lich mit ſeinem darum

zu

terthanen

ihm

einen

Volke meinte und dem

Fürſten , der es reda es vor allen Dingen

thun war, den induſtriellen Wohlſtand ſeiner uns zu heben .

Er beſchüßte

Handel , Gewerbe und

Ackerbau, und beförderte Künſte und Wiſſenſchaften . Der Erbprinz Ernſt Auguſt Karl Leopold Eduard war am übernahm

21.

Juni 1818 zu

Roburg

Alerander

geboren und

als Ernſt II. die Regierung ſeines Vaters , kaum

fechs und zwanzig Jahre alt .

Ein Fürſt , der ſo jung zur

Regierung gelangt, erregt in der Regel vielerlei Erwartungen im

Volke, denen Grnſt II. übrigens überall entſprochen hat. Derſelbe

hat , wie

alle

Mitglieder

des

koburgiſchen

Fürſtenhauſes, eine vorzügliche Bildung, genoffen , die um beſſer iſt, als er ſie ſich meiſt im hat.

Im

Jahre

ſo

praktiſchen Leben angeeignet

1836 machte er mit ſeinem

Bruder Albert,

144

dem

jebigen Gemahl der Königin von Großbritannien , eine

Reiſe nach

England,

nach ſeiner

Rückehr feine Studien in Bonn . Als dieſelben

Frankreich und Belgien

beendet , trat er als Rittmeiſter in feines

und

begann

königlich- fächſiſche Mili:

tairdienſte.

Während

er wiederum

verſchiedene Reiſen nach Italien , Spanien , Por

Dienſtverhältniſſes unternahm

tugal, ja , felbſt nach Afrika.

Im

Jahre 1842 vermählte er

fich mit der Prinzeſſin Alexandrine Louiſe Friderike Eliſabeth, Tochter

des Großherzogs von Baden , und ſchied aus dem

fächfiſden Militairdienſte mit dem jors.

1844 übernahm

Range eines Generalma

er als regierender Herzog das Land.

Als weiſer, freiſinniger, fich mit den traut gemachter und

Ideen der Neuzeit ver

ihnen huldigender Fürſt hatte er längſt

erkannt, daß die Zerwürfniſſe mit den Ständeverſammlungen nimmermehr das Wohl des Vaterlandes befördern vielmehr daſſelbe untergraben und Fürſten müßten .

könnten ,

und Volk ſchaden

Sein Hauptaugenmerk war deshalb darauf gerich

tet , dieſe Zwiſtigkeiten

durch Regulirung der Staatsverhält

niffe und durch die Einführung wichtiger. Reformen für die Zukunft unmöglich zu machen . ſo raſch geſchehen , wie nothwendig ſchien .

tungen erforderlich , um

einen allmäligen

herbei.

Regierungsform

verewigter Vater, einer conſti

zugethan , führte durch ſeine Ke

einen günſtigen

Das Miniſterium

fen und anſtatt deffen

Uebergang von der

ermöglichen .

Ernſt II., mehr, als ſein tutionellen

und für Alle

Es waren die mannichfachſten Vorberei

alten zur neuen Zeit zu

gierungsantritt

Dies konnte allerdings nicht

er eg ſelber wünſchte

Wendepunkt für fein

Carlowig wurde von

das Miniſterium

Land

ihm entlaf

lepel berufen .

Am

7. September 1844 trat ein außerordentlicher Landtag zus

145

fammen .

Am

1. November

1845 erſchienen ein Gefes über

die Deffentlichkeit der Landtagsverhandlungen und ein

Geſe

über die Einführung freier Gerichtstage zur gütlichen

Beile

gung von Privatſtreitigkeiten (Schiedsmänner- Inſtitut.) kam

indeß

ſterium

zu

auch auf dieſem

Da es

jedoch dem

Herzoge vornehmlich

Einvernehmen mit ſeinen Unterthanen

gutes

Es

neuen Mini

heftigen Conflikten , welche feine Auflöſung zur

Folge hatten . ein

Landtage mit dem

zu

um thun

war, fo wurde nach erfolgter Auflöſung der Ständeverſamm lung auch das Miniſterium Lepel entlaſſen und das Miniſte rium

von Stein

trat an ſeine Stelle.

bene Miniſter Baron von Stein iſt dieſer Herr von Stein zu

dem

Was der verſtor

für Preußen geweſen , das

für Koburg-Gotha !

Die Wahlen

neuen Landtage gingen ohne irgend welche Einwir

kung Seitens der Regierung vorüber.

Am

18. Juni 1846

wurde derſelbe durch den Miniſter von Stein

eröffnet.

In

ſeiner Rede wies er im Auftrage feines Fürſten auf die Noth wendigkeit

der Vereinigung von Koburg und

eine gemeinſame den hin , und obgleich

Gotha durch

Zeitbedürfniffen entſprechende Verfaſſung

dieſe Anſicht ſowohl von den Mitgliedern

der Ständeverſammlung , als auch von der großen Maffe des Volkes mit Jubel begrüßt wurde, ein vollſtändiges Entgegen tommen rere

alſo offen

auf der Hand lag, fo waren

Jahre nothwendig , dieſe Vereinigung

führen .

Erſt den

dennoch meh

faktiſch herbeizu

Bewegungsjahren 1848 und 1849 gelang

die vollſtändige Löſung dieſer ſchönen

Aufgabe.

Das Miniſterium war gebildet aus Herrn von Stein und

den

geheimen Räthen Bröhmer, (für Roburg)

und

von Wangenheim

(für

Gotha.)

Die

Heß

ſchöpferiſche

Thätigkeit dieſes Miniſterii müſſen wir die Glanzperiode Ko 10 Bertraute Geſchichte. Sadſen . 4. Bd.

146

von 1846 das

einen

nahmen

Debatten

Die

burg-Gotha’s nennen .

des neuen Landtags

ruhigen , würdevollen Gang und herbeiführte,

denſelben

gegenſeitige Vertrauen , welches

verdient unſere Bewunderung und Achtung. Der 8. Dezem = ber 1846 bradyte ein Gefeß über die Wahl der Mitglieder der Ständeverſammlung, und das Geſetz vom

29. deffelben

Monats berücfichtigte die Wünſche der Stände bezüglich der Domainen . Wie die Verhandlungen dieſer Verſammlung, ſo ihr am

zeugte auch

5. Juli 1847 erfolgender Abſchied von

unbegrenztem

Vertrauen .

-H

Staate

In dem

1848

und

1849 die auftretenden

wie in den Folgen

übrigen Staaten

durdy ein

ſprechendes wundende

FIT.

Ernſt II. waren

Spiße

rechtzeitiges

genommen durch

den

22. September 1848 , den

den

Jahren von

Erſcheinungen

Deutſchlands , nur

Entgegenkommen

müther wurden

in

dem

diefelben , daß

Geſammtverlangen

Seitens

des Herzogs

wurde.

Die

ent

die ver

aufgeregten

außerordentlichen

ihren

Landtag

Ges: vom

der Herzog in Perſon : eröffnete,

wieder beruhigt und die ganzen revolutionären

Bewegungen

gingen ohne weſentlichen Nachtheil vorüber. Durch ein ſo geſchicktes Beherrſchen und Unterjochen der revolutionären Elemente in ſeinem Herzogthum gewann Ernſt II. in

den Augen ſämmtlicher deutſchen

mein , und es iſt deshalb auch vom

Fürſten unge:

ſehr erklärlich, daß gerade er

Reichsverweſer Johann außerſehen wurde , ein

diges Ober- Kommando in übernehmen .

dem

Er zeichnete ſich

durdy weiſe Umſicht , als

Kriege gegen in

dieſem

ungewöhnliche

und perſönliche Tapferkeit aus.

Den

ſelbſtän

Dänemark zu

Feldzuge ebenſo Geiſtesgegenwart

Sieg bei

Eckenförde

1 am 5. April 1849 hat hauptſächlich Ernſt geführt.

II. mit- herbeis

147

11.

Die

und

1848

1849 er Angelegenheiten

ſind noch

ſo

bekannt, daß wir es unterlaſſen können , ſpezieller auf ſie ein zugeben .

Die Bemühungen , ein

Gefammt- Deutſchland

Egoismus des neunzehnten Fabra

errichten , ſcheiterten an dem

Herzog

hunderts , und werden zuverſichtlich immer ſcheitern . Ernſt II . ſchloß bündniß

an

denskongreß

ſich

darauf

und wußte Berlin

in

ſogenannten

dem dieſer

in

Dreikönigs Frie

Betheiligung den

hervorzurufen .

In

den

Sigungen

das ganze große Herz dieſes

zeigte ſich

dieſes Kongreffes

zu

Ver

Fürſten ! Mit einer gewiffen Wärme warf er ſich zum theidiger der Bedürfniſſe

Völ-,

und Wünſche der deutſchen

ker auf, und ohne Rückſicht auf die höhere Stellung der bei dieſem Kongreß betheiligten Fürſten erklärte er offen und dreiſt, daß man

jene Forderungen dem

größten

Theile nach bewil

ligen müſſe . 29. November 1850 für Koburg -Gotha

Das am

21. Januar 1851 publicirte Strafgeſeka

ſchienene und am buch

kennt

keine

Todesſtrafe

So milde dieſes Geſeßbuch niß ablegte von

er

im

für irgend

ein

Verbrechen .

Allgemeinen war und Zeug

den feinen Empfindungen des Herzogs ,

ebenſo ſtrenge war das am 6. October 1851 erſchienene Preß geſeß

in

ſeinen verſchiedenſten Paragraphen .

1852 wurde das

Am

14. Juni

neue Staatsgrundgeſeß , auf deſſen

wendigkeit Herr von Stein

Noth

in ſeiner Eröffnungsrede des Land

tages von 1846 bereits hingewieſen hatte, veröffentlicht. Von den ſpäteren Landtagen zeichneten ſich beſonders der von 1857 aus. In ſeinen Verhandlungen kamen zwei wichtige

Fragen

der

Gegenwart zur Sprache, welche die

Unions- und die Gerichtsorganiſations - Angelegenheiten nicht nur berührten , ſondern auch zur Entſcheidung brachten . 10 *

148

Herzog Ernſt II. iſt als ein

Mann in

Jahren zu betrachten und kann bei ſeinem fachen

und

anſpruchsloſen

Leben

ein

ſeinen

beſten

beſcheidenen , ein

hohes Alter erreichen ,

was auch der ungetheilte Wunſch ſeiner Unterthanen ſeinen Mußeſtunden , die ſich bei einer gehörigen

iſt.

In

Zeiteinthei

lung immer finden , beſchäftigt er fich mit den ſchönen Wif ſenſchaften und mit Muſik. dig

Meiſter und

In der Legteren iſt er vollſtän

hat bereits verſchiedene Opern

componirt,

wie z. B. Zayre, Caſilda , Toni, Santa-Chiari u . f. w . Nus ſeiner Ehe mit der Prinzeſſin von Baden Kinder hervorgegangen .

find keine

4

III.

nen erloſ chene Das

Herzogthum ge

Sachſen - Saalfeld - Koburg. 1

Unter den Herzogen Johann Joſias ,

Chriftian

Ernſt, Ernft

Friedrich ,

Ernft und

Franz

Franz und

Ernft.

( 1680-1826 .) Funfzehntes

pite I.

Sohann Ernfts Regierungs-Antritt, Erbſchaftsſtreit und Sod. – Seine beiden Söhne Chriftian Ernft und Franz Sofias kommen zur Regierung. Der Erbſchaftsſtreit ihres Vaters wird vom Kaiſer Karl VI. entſchieden . Chriftian Ernft firbt. Franz Joſias führt das Recht der Erftgeburt ein . Sein God. - Ernſt Friedrich übernimmt die Regierung. – Die kaiſer lich eingefekte Bevormundung. - - Ernſt Friedrich Airbt und hinterläßt die Aufhe Regierung ſeinem Sohne Franz. Der miniſter Kretſchmann. Beitritt zum poſener Vertrage. bung der Bevormundung . Franz ftirbt. Der Herzog Ernſt. — Beſchlagnahme und freigebung des Landes durch Napoleon . Kretſchmatin wird entlaſſen . - Die Meugeftaltung des Mini flerii. + Der feldzug gegen Frankreich. - Die Verfaſſung von Saalfeld Koburg. In der vorigen Abtheilung haben wir geſehen , daß Ernft von Saalfeld-Roburg im

Jahre 1826 regierender Herzog von

Koburg-Gotha, ſein bisheriges Herzogthum aufgelöſt und aus

-

150

der Reihe der bisherigen deutſchen Staaten geſtrichen wurde. Gleichwohl ſcheint es uns aber nöthig zu ſein , eine , wenn auch nur gedrängte , Ueberſicht von feiner

Fürſten zu

Saalfeld - Koburg und

geben , da auch dieſes Land und dieſe Für

ſtenlinie von Ernſt dem halb nicht ohne

Frommen gegründet worden und dega den der

lich fächſiſchen Lande geblieben

ſein kann .

Sohn des Herzogs , war der jüngſte Sohn des Fohann Ernt Ernſt I. und erhielt bei der mit ſeinem Bruder Friedrich I. von Gotha ſchloſſenen

29. Februar 1680

am

verabredeten

und abges

Theilung die Aemter und Städte Saalfeld , Grä

fenthal, Probſtzelle rund Lehſten.

Im

Jahre 1699 ſtarb die

Seitenlinie Koburg mit feinem Bruder Albrecht aus und es entſtand dadurch ein höchſt langweiliger und verwickelter Erb ſchaftsſtreit, weil Johann Ernſt ſich mit Jahre abgeſchloſſenen verſtanden

erklären

in

dem

demſelben

Hausvertrage ſeiner Brüder nicht ein : wolte.

Dieſer Streit wurde während

ſeiner Lebzeiten nicht mehr beendet . Dagegen fiel ihm den

1700 erfolgten

durdy

Tod ſeines Bruders Heinrich von Röm

hild der dritte Theil dieſes Landes zu .

Am

27. Dezember

1729 ſtarh dieſer Fürft und hinterließ zwei Söhne: Chri ftian Ernſt und Franz Joſias, welche ihm gterung folgten . oben

in der Rea

Dieſe beiden Brüder erwirkten wegen

erwähnten Erbſtreitigkeit im

Jahre

1735

der

eine kaiſer

Dadurch kamen an das Haus Saalfeld : Die Aemter und Städte Roburg , Rodad), Mönchroden und

liche Entſcheidung.

ein Theil von Neuhaus.

Zugleich ward von

Karl VI. auf

das Haus Saalfeld, das ſich von jeßt an Roburg -Saalfeld nannte, die volle landesfürſtliche Hoheit übertragen . Chriſtian

Ernſt verſtarb ohne Erben

am

4. September

1745 ... Sein Regierungsantheil fiel dadurch an ſeinen Brus

151

der Franz Jofias, der nunmehr, dem ften

Beiſpiele anderer Fürá

folgend, das Recht der Erſtgeburt auch für ſein Haus

einführte. -15.

Joſtas

ſtarb

16. September 1764 ; fein

am

Sohn Ernft Friedrich übernahm an demſelben gierung

des Landes.

Indeffen

bisherigen Ver

des deutſchen Kaiſers.

Land war nämlich dergeſtalt verſchuldet, daß für

ſeine Pflicht

hielt ,

eine ſogenannte

Bezug auf die Verwaltung zu auf den Herzog Friedrich .

Zu

Ernſt von

Tage die Rés

erregte das Weiterbeſtehen

des Herzogthums Saalfeld -Koburg unter den hältniſſen das ernſteſte Bedenken

älteſter

Joſeph

Das II. es

Vormundſchaft

ernennen .

in

Seine Wahl fiel

Gotha und den

Prinzen

ſchwach , fich dieſen Anordnungen

ſeßen , und gleichzeitig auch zu vernünftig, um

zu

Joſeph wider

nicht das Vora

theilhafte des ganzen Arrangements einzuſehen , fügte fich der Herzog

Ernſt Friedrich ohne Widerrede. Während ſeines Les

bens hat übrigens diefe Bevormundung nicht aufgehört. ſtarb am

26. Auguſt 1799

Regierung unter den niſſen

an .

und fein Sohn

bisherigen kaiſerlichen Schuß - Verhält

Die Schuldenlaft des Landes

enorme Summe von

Er

Franz trát die

erreichte

jeßt die

1,261,000 Gulden . Franz hatte ſchon

bei Lebzeiten ſeines Vaters mit einer

gewiſſen Unzufrieden

heit auf die eingeſegte kaiſerliche Vormundſchaft geblidt und über deren Aufhebung nachgedacht. Antritt

berief er deshalb

den

Nach ſeinem

preußiſchen

Regierungs

Kammerdirektor

Kretſchmann -als Miniſter an ſeinen Hof, von deſſen bekann tem Unternehmungsgeiſt er Abhilfe für ſein land mit Sicher heit

erwarten

konnte .

Dieſer Mann

des Herzogs wohl, aber nicht denen Die kaiſerliche Debitkommiſſion 1802 aufgehoben ; allein

hat den Erwartungen des Landes entſprochen .

wurde allerdings im

die Unzufriedenheit der

Jahre

Behörden

152

und der Landſtände nahm einen ſo bedenklichen Charakter an , daß es am

Gerathenſten

ſchien , den Miniſter zu entlaſſen ,

freilich erſt unter der nachfolgenden Regierung im 19ty Am

9. Dezember 1806

ein würdiger und kenntnißreicher Fürſt folgte Regierung. zwar am

Im

zum

ihm

in

der

Namen des Hauſes Roburg -Saalfeld ward

15. Dezember

übrigen Linien

Jahre 1808 .

ſtarb Franz. Sein Sohn Ernſt

1806 zu Poſen , gleichzeitig mit den

des fächfiſch - erneſtiniſchen Hauſes der Beitritt

Rheinbunde beſtimmt ausgeſprochen .

Da indeß Herzog

Franz noch vor der Unterzeichnung der betreffenden Urkunde verſtarb und ſein Sohn gar nicht im Lande, ſondern in ruf fiſchen Kriegsdienſten ſich befand : fo erklärte der Kaiſer Na poleon, indem

er das Herzogthum Koburg -Saalfeld durch den

Kommandanten nehmen

Parigot am

ließ, dieſen

27

Januar 1807 in Beſiz

durch keine Unterſchrift beglaubigten Bei

tritt des Hauſes Koburg nicht anerkennen zu können. am

9.

Der

Juli 1807 zwiſchen Frankreich und Rußland abge=

ſchloſſene Frieden ſegte den Herzog Ernſt in ſein Land wie der ein .

Im

Jahre 1808 , nachdem

Ernſt ſeinen Miniſter Kretſch ,

mann entlaſſen , erhielt das Landesminiſterium

eine andere

und beſſere Geſtaltung, ſowie mittelſt Dekretes vom zember deſſelben wurden .

Jahres

alle Steuerbefreiungen aufgehoben

Die Schlacht bei Leipzig war für alle Fürſten lands von Bedeutung .

11. Des

Ernſt empfing nach

Deutſch

derſelben

den

Oberbefehl einer nach Frankreich ziehenden , aus 30,000 Köp fen beſtehenden Armee . Das Fürſtenthum

Lichtenberg, von

ſprochen , erhielt von ihm erſt im und damit zugleich

dem

wir fchon

ges

Jahre 1819 diefen Namen

auch eine Landesregierung , die in zwei

153

Sektionen

für die Verwaltung und für die Gerechtigkeits

pflege --* getheilt wurde, und einen Landrath von fteben Per fonen , der von funfzig : Wahlmännern gewählt werden ſollte . Die Verfaſſnng von Fürſtenthum

Roburg -Saalfeld hatte für das neue

keine Giltigkeit.

des Herzogs am felbe ſchon den war . "

im

Sie wurde für die Erbftaaten

8. Auguſt 1821 veröffentlicht, nachdem Jahre

1816. von

ihm

verſprochen

die wors

Nach der Bekanntmachung des neuen Staatsgrundgeſeßes erſchienen

zwei andere herzoglich

Verordnungen , von denen

die eine den Civilſtaatsdienſt, die andere das Staatsſchulden wefen

betraf.

2

-ug.

Pölig

ſagt über die Roburg - Saalfeld’ſche í Verfaſſung

Folgendes : , Eine beſondere Vertretung des Bauernftandes., wie ſie in

der weimarſchen ,

hildburghauſiſchen

Verfaſſung ausgeſprochen wird , Die Verfaſſung legt den

fehlt

und in

meiningiſchen

der

koburgiſchen .

geſammten Staatsbürgern folgende

allgemeine Rechte bei : Die Gleichheit Aller vor dem

w

feke ; gleiche Berechtigung zu . Staatsämtern

Ge

ohne Rüdſicht

auf Geburt; Gleichheit der bürgerlichen und politiſchen Rechte für alle anerkannte

chriſtliche Bekenntniffe; freie Auswande

rung; Ablösbarkeit aller aus dem den

Lebensverbande herrühren

Frohnen und Laſten .

.- 16. Die beſonderen

Rechte der

Stände

beziehen

ſich

1 auf die Geſeßgebung, auf die Finanzverwaltung, auf die Er haltung des Landes- und Dominial- Eigenthums, und auf gemeinſchaftliche

Anträge und Beſchwerden.

Neue Gefeße,

welche die gegenſeitigen Rechte des Regenten und der Stände betreffen , feine Abänderungen beſtehenden , bedürfen zu

und Erklärungen

der deshalb

ihrer Giltigkeit der Zuſtimmung der

-

Stände.

154

Geſege , welche die perſönliche Freiheit und

Eigenthum

betreffen , können

ohne Beirath in

das

Zuſtimmung

der Stände weder gegeben, noch abgeändert, noch aufgehoben werden .

„ In Hinſicht des Finanzweſens ſteht den Ständen

die

Steuerbewilligung, und bei der Verwaltung der Landeskaffe, 1

unter der Aufſicht des Regenten , folgende Concurrenz zu : 1.

Der Etat der Landeskaffe wird mit Zuſtimmung der

Stände hergeſtellt; *

2.

Die Stände find berechtigt, zu verlangen und darüber zu wachen , daß ren

}, .7

der von einem

ausgeſprochene Etat

Landtage zum

andea

pünktlich beobachtet werde ;

für dieſe pünktliche Beobachtung ſind die oberen lan

des -Adminiſtrationsbehörden verantwortlich ; 3. : Die Stände haben

zu allen

über den Etat gehen

den und außerordentlichen

Ausgaben ihre beſon

.; dere Zuſtimmung zu ertheilen ; 4. Den Ständen werden

die Kaffenrapporte mitgetheilt ;

- 5. Die Stände find berechtigt, bei der Landesregierung auf Kaſſenſtürze anzutragen , und die Landesregierung hat dieſen "Anträgen bei dieſen

alsbald

zu willfahren ; auch iſt

Staffenſtürzen ſtets ein Mitglied der Stände

zuzuziehen und auf deffen

Anträge dabei Rüdſicht zu

nehmen ; * 6.

Die Stände haben die Abnahme, Prüfung und Juſti ficatur der Landeskaffenrechnungen gemeinſchaftlich mit

der Landesregierung zu beſorgen , und 7. Zur Beſeßung der Landeslaſfirerftelle dem

Regenten

geeignete Perſonen zur Auswahl und Ernennung vora zuſdlagen. den

gegen

Außerdem

find die Stände zu Beſchwer

Staatsbtener , und zur förmlichen

Klage

155

berechtigt ; bei Unterſchleifen bei den öffentlichen Staf fen, bei Beſtechungen, bei verweigerter oder verzöger ter Rechtspflege , bei Eingriffen

in

die Verfaſſung,

oder in die geſebliche Freiheit, die Ehre und das Ei genthum der einzelnen Staatsbürger.

Jeder Staats

diener wird auf die betregent et les permetung verpflichtet; jeder Pan degregent verſichert, vor der Huldigung, in einer si driftlichen fürſtlichen Worten und Ehren, wozu ein außerordent licher Landtag zuſammen berufen wird."

&

1:11 . '

1 IV .

Das

Herzogthum

Meiningen -Hildburghauſen . Sachſen -

I.

Bernhard

bis

Auguft

Friedrich

Karl Wilhelm .

(1681—1782 .) S

e ch ze h n t es

fapitel

Bernhards Regierung . Benealogie ſeines Hauſes . Ornft lud Anton Crnft Ludwig II. und Karl Friedrich . Sein & od. wig I. Unannehmlichkeiten wegen derſelben . Seine Meſalliance. Ulrich. Michtigkeitserklärung Grhebung ſeiner Gemahlin in den Reichsfürſtenftand. Seine zweite Anton Ulrichs erfte Gemahlin ftirbt. dieſer Erhebung. Die Herzogin Sein & od. Seine Minder mit derſelben . Gemahlin .

Dolljährigkeit derfelben . Wittwe als Dormūnderin ihrer beiden Söhne. Der Aelteſte firbt und der Jüngere kommt zur Aleinregierung. Genealogiſches. Das Haus Meiningen Bernhard , den dritten men

iſt erſt im

Jahre

1681 durch

Sohn des Herzogs Ernſt des From

von Gotha gegründet.

Er erhielt bei der mit ſeinem

älteſten Bruder Friedrich I. vorgenommenen Erbſchaftstheilung einige Aemter und Städte und nannte fich nun Herzog von Sachſen -Meinigen , indem

er gleichzeitig ſeine Reſidenz in der

157

Stadt Meiningen nahm . der erwähnten 1699

Als ſein Bruder Albrecht, der bei

Theilung Roburg erhalten

ohne Nachkommen

hatte, im

Jahre

ſtarb , erbte Bernhard einen

Theil

der Verlaffenſchaft. Herzog Bernhard war am ren , iſt am

27. April 1796

mählt geweſen . Maria

10. September 1649 gebo geſtorben und zwei Mal ver

Das erſte Mal am

Hedwig , Landgräfin

19. April 1680. Am

20. November 1671 mit

zu Şeffen , dieſelbe ſtarb

am

25. Januar 1681 fchloß er die zweite

Vermählung mit Eliſabeth Eleonore, einer herzoglich -braun ſchweigiſchen

Prinzeſſin , welche erſt nach ſeinem

Tode , am

15. März 1729 ſtarb. Bernhard denen

ihn

iſt

Vater von

vielen

Kindern geweſen , von

indeß nur drei überlebten :

1. Ernſt Ludwig I., geboren den ſtorben am

7. October 1672 , ge

27. November 1724 ; zum

erſten Mal ver

mählt mit Prinzeſſin Maria Dorothea von Gotha den 19. September

1704 ; dieſelbe ſtarb am

1713. Seine zweite Ehe ſchloß er am mit der verwittweten Markgräfin Eliſabeth Sophia .

Dieſelbe ftarb

13.

April

3. Juni 1714

von

Brandenburg

am

22. Novem

ber 1748 ; 2.

Friedrich Wilhelm , geboren geſtorben am

3.

den

16. Februar 1679 ,

10. März 1746 ; blieb unvermählt;

Anton Ulrics, geboren den 22. October 1687, geſtor ben am

27.

Januar 1763; vermählte ſich ebenfalls

zwet Mal : 1 ) 1713 mit einer bürgerlichen Heffiſchen Hauptmanns -Tochter Philippine Eliſabeth Cäfarea , die ſich mit einem habt hatte

gewiſſen Schurmann verheirathet ge

und der

bereits

verſtorben

war.

Ste

158

ſtarb

1744.

Anton

Ulrichs

zweite

Gemahlint war

Charlotte Amalia , Prinzeſſin von Heſſen - Philippsthal.

Tode die

hatte noch vor ſeinem

Der Herzog Bernhard

Beſtimmung getroffen , daß ſeine drei ſoeben von uns genann ten

Söhne' nach

geſchah nicht. Áeſteren

Die beiden Jüngeren überließen freiwillig dem

die Regierung und begnügten

lichen ihrem

ſich mit einer jähr

Stande entſprechenden Abfindungsſumme.

Ernſt Ludwig Er hinterließ

Dies

ihm gemeinfchaftlich regieren ſollten .

-7,072

I. ſtarb ſchon , wie oben angedeutet, 1724.

zwei minorenne Söhne: Ernſt , Ludwig

und Starl Friedrich .

Dieſe beiden

Prinze wurden

II.

unter

Vormundſchaft ihrer beiden Onkel geſtellt und das Land von dieſen verwaltet. 1729 , der Erben

1743.

fchaftlichen

ſehr früh.

Reiner von

hinterlaſſen , weshalb

Brüder von

1746

zweite

Beide ſtarben ſchon

Beiden

das Herzogthum

hatte einen

an die beiden

Ernſt Ludwig I. fiel, die ſich zu einer gemein Regierung verbanden .

Aber

ſchon

ſtarb auch der Herzog Friedrich Wilhelm

Anton Ulrich übernahm

Jahre

im

ohne Erben .

nunmehr die alleinige Regierung

Meiningens , nicht ahnend, daß mannigfachem

Der Erſte

dieſer Umſtand

Urſache zu

Herger werden würde , was für ihn

von um fo größeren Nachtheil ſein mußte, da er trop aller feiner ge diegenen überaus

Bildung und heftigen

ſeiner vielſeitigen

Charakter beſaß.

Anton

Kenntniffe

einen

Ulrich war viel

gereiſt, und hatte dadurch einen praktiſchen Ueberblick gewon nen . Wenn Anton Ulrich auch ſchon früher geglaubt haben würde , dereinſt zur alleinigen Regierung ſeines Vaterlandes zu gelangent; fo hätte er aller Wahrſcheinlichkeit nach, dennoch fich mit der

ſchönen

Hauptmannstochter ehelich verbunden .

Mittelſt ſeiner ungewöhnlichen

geiſtigen Fähigkeiten

hatte er

es verſtanden , ſich über dergleichen Kleinigkeiten mit Würde

159

Schon , vor

erheben .

und Ruhe zu

feiner erſten Vermählung in

dieſer

tritt lag er wegen

Regierungs-An

ſeinem

Fürſtenfamilie und er hatte deshalb

niſchen

erneſti

Hader mit den Mitgliedern der fächfiſch

währendem

fort

auch bei dem

deutſchen Kaiſer Star! VI. die Bitte vorgebracht, ſeine Ge mahlin in den Reichsfürſtenſtand zu erheben und dadurch die Kindern feinen übrigen Dies war zu machen .

erzeugten

mit derſelben

ebenbürtig

Verwandten

Jeßt mit

regierung ſeines Landes . nächſten Agnaten

einem

Male

ſeines Hauſes wieder gegen

gelangten endlich im

audy

Jahre 1746 gelangte er zur Aleina

Im

wirklich gelungen .

fürſtlichen ihm

Jahre 1747 einen

ihn

traten die auf und

Reichsbeſchluß, von

Karl VII., kraft deſſen die Erhebung ſeiner Gemahlin in den

1

Reichsfürſtenſtand verworfen wurde, und ſeine mit derſelben Kinder ihre Succeffionsfähigkeit einbüßten .

gezeugten

Herzoge nicht möglich, die Aufhebung dieſes Reichs

war dem

beſchluffes zu erwirken , aber ebenſo wenig -war der Gedanke ihm möglich , fein Land dereinſt in die Hände feiner trium phirenden

Verwandten

dieſen Fatalitäten zu fürſtlichen Hauſes

übergeben

zu

laſſen .

Um

aus allen

kommen und den Mitgliedern wie man ſo zu ſagen pflegt

feines einen

i

Strich durch die Rechnung zu machen , entſchloß er ſich ends ſchon dreiundſechzig

lich, obgleich

Jahre alt, eine neue eben :

bürtige Ehe abzuſchließen , dieſe erfolgte. am

Charlotte Amalia von Heſſen -Phi

1750 mit der Prinzeſſin

lippsthal. - Dieſe Wahl. machte dem alle Ehre.

Die von

26. September

ihm

Herzoge Anton Ulrich

gewählte Prinzeſfin war eine der

geiſtreichſten und gebildetſten Fürſtinnen ihrer Zeit, deren An denken

in dem

kleinen Staate niemals verlöſchen wird. Anton

Ulrich hatte, als er ſeine zweite eheliche Verbindung abſáhloß, ganz richtig (peculirt.

Sein Land kam

nicht in die Hände

-

ſeiner Verwandten . furt am

Main

160

Als er am

27. Januar 1763 in Frank

ſtarb , geſchah dies mit dem

glüdlichen Bes

wußtſein , zwei Söhne zu hinterlaſſen , die einſt würdig fein würden , mit Geſchidlichkeit das Staatsruder zu führen . Dieſe beiden aus der zweiten Ehe hervorgegangene Prinze Auguſt Friedrich Karl Wilhelm helm

waren

und Georg Friedrich Wil

allerdings noch minderjährig , doch war deren

geiſtreiche Mutter mittelſt leştwilliger Verfügung Anton UL richs

zu ihrem

Vormunde und zur Leitung

der Regierung

beſtimmt. Die herzogliche Wittwe kehrte von

Frankfurt am

Main

nach ihrer Reſidenz Meiningen zurüd und führte die Regie rung bis zur Volljährigkeit ihres älteſten Sohnes mit vieler Umricht, mit Vortheil und Nußen für das Land. 1775 legte

ſie das von ihrem

gene Mandat in

verewigten

Jahre 1782 , dem

Majorennität ſeines Bruders, allein , von an mit Georg Friedrich Wilhelm Todestage, gemeinſchaftlich

Jahre

Gemahle empfan

die Hände ihres Sohnes Auguſt

Karl Wilhelm , der bis zum

ſeinem

Im

dieſem

bis zum

Friedrich

Zeitpunkt der Jahre aber

21. Juli 1782,

regierte.

Anton Ulrich hatte zwei Söhne und drei Töchter hins terlaſſen .

Die

Erſtren

haben wir bereits genannt und die

Legtren waren : 1. Maria Charlotte Amalia , wurde durch Vermählung Herzogin von Sachſen -Gotha ; 2.

Wilhelmine Louiſe Chriſtiane, vermählte fich mit dem Landgrafen von Heffen -Philippsthal-Barchfeld ;

3. Amalia Auguſta Karoline Louiſe, Gemahlin des Für ften von

Carolath .

Dieſelbe ſtarb

1798 .

II.

(1782—1803.)

Si é b z e h n t e $

Kapitel.

Seine Reiſen . Seine Mitregent Georgs Geburt und Taufe. Geburt des Erbprinzen . Vermählung. ſchaft. Alleinregierung. Erleich Workehrungen gegen die Prozeſucht. - Ein ungerechtes Urtheil. Po terung des inneren Verkehrs . Maßregeln wegen der Theuerung. Georgs umfaſſende & hátigkeit auf dem Gebiete lizeiliche Verordnungen . Armen Eine herzogliche Bekanntmachung. der Kirche und Schule. Ein Brief an den Maler Georgs Pflichterfüllung nach außen . pflege. Des Herzogs Ster Georg und der Bettelknabe . Reinhardt in Rom . Das Leichenbe Eine herzogliche Dankſagung .. beftunde und ſein Tod. gängniß . Georg

Friedrich Karl war am

4.

Februar

1761 zu

Frankfurt am Main , wo Anton Ulrich ſich den größten Theil feines

Lebens feit

geboren . fed

freien

Bei ſeiner

ſeiner zweiten

Vermählung aufgehalten ,

Taufe fungirte auch der Magiſtrat die

Reichsſtaates als

Pathe.

Der zweiten Ehe feines

Vaters waren acht Kinder entſproſſen , von denen Georg das fiebente war. Georg hatte von der Natur glückliche Anlagen , hellſehen den

Verſtand, Wiß, Scharfſinn , und eine heitere Laune em

pfangen ,

alles Eigenſchaften , die geſchi& t find , einen

Für

ften nicht nur glücklich , ſondern auch groß zu machen . Vertraute Geſchichte. Sachſen 4. Bd. 11

Als

162

fein

Vater

deshalb

ftarb , war er

kaum

zwei Jahre alt, und es iſt

alles das, was aus ihm geworden iſt, dem

- ſeiner geiſtreichen Mutter zuzuſchreiben . auf dem

Krankenbette und vor ihm

mit ihren Kindern .

Anton

Verdienſte Ulrich lag

ſtanden ſeine Gemahlin

Der ſterbende Greis blickte lange auf

Georg, der überhaupt ſein Liebling war; dann ſagte er plöga lich mit prophetiſchem

Geiſte : Du wirſt einſt mein land

gut regieren ; Anton Ulrich ſtarb und ſeine beiden Söhne kamen

unter

endlich im langte .

die Vormundſchaft ihrer Mutter ,

bis Georg

Jahre 1782 zur Alleinregierung ſeines Landes ge

Mit dem allgemeinſten Vertrauen und mit der innig

ſten Liebe kamen ihm

feine Unterthanen entgegen.

Das Ver

trauen hat er nach allen Seiten hin gerechtfertigt und die Liebe überall erwidert ! Unbedingt war er Meiningens größ ter Fürft .

Am

30. Januar 1775 , als er kaum

vierzehn

Jahre

zählte, begab er ſich in Begleitung ſeines Bruders und ihres beiberſeitigen Hofmeiſters , Freiherrn ſpäteren geheimen fen , um bewirken.

von

Raths und Oberſten

Dürkheim

von

die vollſtändige Vollendung ſeiner In Straßburg empfingen

und des

Libra auf Met Ausbildung zu

beide Prinze nodi Un

terricht im Fechten , Tanzen und in der franzöſiſchen Sprache . Als dieſer Unterricht hier beendet und die Weiterreiſe befchlof ſen war, kehrte Herr von Dünkheim , auf Wunſch der Herzo gin -Wittwe, niach. Meiningen zurück und trat als wirklicher gebeimer

Rath mit Sig

und Stimme, in's Ronſiſtorium .

Die beiden Prinze begaben ſich hierauf in von dort nad

dem

Süden Frankreichs.

und lernte Georg, und als er am nem

die Schweiz und

Ueberall beobachtete

16. März 1776 nach

ſei

Vaterlande zurückehrte , brachte er einen reichen Schas

von wichtigen Erfahrungen mit.

163

Am

4. Februar

1782 trat er die Mitregentſchaft an .

Dieſe Handlung geſchah mit aller jener Feierlichkeit , die ſie zu erfordern

ſcheint.

Um

10 Uhr Vormittags erſchienen der

ganze Hofſtaat, die hohen Kollegien und die Abgeordneten der Landſchaft in den Zimmern der Herzogin -Wittwe.

Mit

inniger Rührung ſprach die Fürſtin ihren Dank an die Ver fammelten

für das

bat zugleich um

Vertrauen aus, daß fie ihr bewährt und

die nämliche Treue für den neuen Regenten .

Von hier aus führte ſie dieſelben in die Gemächer ihres Soh nes, Georg . Wie feine Mutter, ſprach auch er mit tiefer , un verfälſchter Rührung.

Alle leiſteten ihm

den Gid

mittelft Handſchlages, und der Druck , der dieſen

der Treue Handſchlag

begleitete, verband die Herzen der Unterthanen mit dem zen des Fürſten ! Durch die gewöhnlich an Beförderungen

wurde

möglich noch erhöht.

ſolchem

Tage

die Feierlichkeit des

Her

ſtattfindenden

ganzen Aktes wo

Ein Hoffeft mit theatraliſchen Vorſtel

lungen und mit einem

Balle beendet, folgte ;

Herzog Georg hatte

fich bei ſeinem

Regierungs-Antritt

eine Doppel -Aufgabe geſtellt : er wollte die Kultur ſeines lan = des befördern und dadurch das Glück ſeiner Unterthanen den .

Nach dem

worden . möge, um

Tode ſeines Bruders war er Aleinregent ges

Der allgemeine Wunſch war, daß er ſich vermählen dem

Lande einen Nachfolger zu

dene Vorſchläge wurden dod

ihm

ein Mann mit einem

eine Wahl treffen ! Herz, mit

grün

dem

es

in

dieſer

ſolchen

geben .

Verſchie

Beziehung gemacht;

Herzen

konnte nicht kalt

Sein großes Herz erforderte ein andres ſich in

Liebe pereinen konnte.

Herz zu ſuchen , begab er ſich abermals auf Reiſen .

Um

dieſes

Er lernte

hierbei die Prinzeſſin Louiſe Eleonore , Tochter des Fürſten Chriſtian Albrecht Ludwig von Hohenlohn -Langenburg kennen 11 *

164

und vom

erſten Augenblick an

wiedert und ſchon am ihrer Herzen zu

lieben ; ſeine Liebe ward er

27. November 1782 wurde der Bund

Langenburg durdy prieſterliche

Einſegnung

feierlich beſtätigt. Die Wünſche des Landes in Bezug auf einen Erben ſchienen fich übrigens nicht zu erfüllen .

Plößlich

indeß

hieß es, daß

die Herzogin in guter Hoffnung ſich befände und am 13. Auguſt 1792 , im haid

zehnten Jahre der Ehe, wurde die Prinzeſſin Adel

geboren .

Zwei Jahre ſpäter am

zeffin Ida und endlich am

25.

Juni die Prin

17. Dezember 1800 der Erbprinz

Bernhard Erich Freund, der noch ießt regierender. Her zog von Sachſen -Meiningen iſt.

Daß es bei der Geburt dies

fes edlen Prinzen an mannigfachen Beluſtigungen nicht gefehlt, läßt fich denken . Georg ſtrebte unaufhörlich für das Wohl ſeiner Unter thanen und fann fortwährend darüber nach, auf welche Weiſe daffelbe zu erreichen ſei. ten und gründlich

Er hatte nach wiederholt angeſtell

erwogenen

Prüfungen gefunden , daß die

Prozeßſucht ein Hauptmittel fei, den Ruin eines Landes her beizuführen , indem fie den Vermögenszuſtand der Untertha nen vermindert, die Sittlichkeit derſelben untergräbt und ge

1

meinbin

die erſte Veranlaſſung zum Müßiggange, zur Ar

muth , zur Unzufriedenheit, zum Haffe und zur Verfolgung giebt. Seine Hauptbeſtrebung verſuchte demnach, dieſes Uebel immer mehr auszurotten . ' Am 22. Februar 1793 erließ er deshalb vorerſt eine gemeinnüßige Inſtruktion für Diener und Unterthanen in ſeinen Landen .

,,Dieſe Inſtruktion “ ſagt der

Hofkaplan Emmerich in Meiningen , „war gleichſam

ein Kas

techismus für Beamte und Unterthanen , durch welchen tau ſend Mängeln abgeholfen

und unzählige Rechtshändel vera

kürzt oder aufgehoben wurden ; vorzüglich aber der Prozeß

165

gang vereinfacht, das Wohl des des

Allgemeinen

in

Einzelnen

mit dem

Harmonie gebracht und jedem

Wohl

Staats

bürger ſeine Pflicht an's Herz gelegt werden ſollte." Derartige von dem

feinſten Gefühl zeugende Verordnun

gen mußten den Geiſt der Ordnung und der Redlichkeit, das Gefühl für moraliſchen Werth und eine allgemeine Gerechtige keitsliebe unbedingt erzeugen . Was von dem Regenten eines Landes ausgeht, findet meiſt einen Widerhall in den

Herzen

ſeiner Unterthanen , beſonders wenn dieſe erſt die Ueberzeu = gung gewonnen haben , daß der Fürſt nur für ihr Beſtes bes ſorgt iſt.

Unter

terſtuhl weder ſich ein

der Regierung Georgs galt vor dem

Rang , noch Geburt, noch

Vergehen oder ein

Verbrechen

Vermögen .

Nich Wer

zu Schulden kommen

ließ , mußte überzeugt ſein , daß er

gleichviel welche Stel

lung er in der Geſellſchaft einnahm

der

geſeßlich feſtſtes

henden Strafe nicht entrinnen konnte.

Der einem

bereits

citirte Hofkaplan

Emmerich

erzählt von

ungerechten Richterſpruch unter Georgs Regierung und

fügt wörtlich hinzu : , Da funkelte plöglich ſein Auge im Gefühl des Un rechts vom gerechten Unwillen und jene goldenen Worte , die an jedem

Fürſtenthrone mit goldenen Buchſtaben

eingegraben

zu werden verdienten , entfloſſen ſeiner ſchönen Seele : Meine Unterthanen müſſen wenn ſie Recht haben , und wenn genparthei wäre ! ſeiner

ganzen

Daher kam

Regierung

weigerte oder verzögerte Unterthanen bei dem zugleich das

dem

Recht bekommen , ich ſelbſt die Ge

es auch , daß während

keine einzige Beſchwerde über ver Juſtizpflege von irgend einem

ſeiner

höchſten Reichsgericht ſtattfand, wodurch

hieſigen

herzoglichen

Hauſe , bis auf den

166

einen gedachten

Fall, uneingeſchränkt zuſtehende jus de non

appellando in ſeiner volftändigen Giltigkeit erhalten wurde.“ Georg ſeşte

die Gerichtsſporteln

herab , erleichterte die

Ertheilung der Lebenkonfenſe , verbeſſerte den Konkursprozeß und bob am

22. Februar 1798

der bisher einen

den

fächſiſchen Arreſt auf,

Hauptbeſtandtheil in der erneſtiniſchen Pro

zeßordnung bildete.

So forgte

zu

die rechtliche Handhabung

allen

Zeiten für

und es war gar Gerichtsſtube

nicht ſo

trat,

um

der edle Fürſt überall und

felten ,

bem

daß

Gange

der

er plößlich

Geſeke, in

die

Prozeffe beizu

der

wohnen . „ Selbft Mann von Kopf und Herzen ," mund bekannt mit dem

Geiſt

ſagt Emmerich,

der Zeit, wollte

er auch bei

allen den Stellen , von deren würdigen Belegung das Wohl des Landes abhing, Männer von intellektuellem ſchem

Werthe und nahm

daher Erfahrenheit , Tüchtigkeit und

Verdienſt für die Ahnenprobe. Rechtſchaffenheit und Fleiß Vorzug.

Gegen

und moralt

Kenntniffe, tadelloſe Sitten ,

beſtimmten

die Anſichten

bei ihm

immer den

ſolcher Männer gab er dann

gern die ſetaigen auf, wenn ſie mit den ihrigen nicht überein ftimmten ; nur mußte die Ueberzeugung , daß dieſe die beſſeren , erft zur vollen Gewißheit bei ihm Ein

folcher

unermüdlichem ihm

Fürſt iſt

geworden ſein.“

eine Perle

Eifer erfüllte

er nach

von Gott übertragene Pflichten .

für

ein

Volt!

Mit

allen Seiten hin

ſeine

Seiner Sorge unter

zog er die Sicherheit, Geſundheit und Bequemlichkeit ſeiner Unterthanen

und traf rechtzeitig Vorkehrung für

Fälle

der

Noth und der Gefahr. Sein Blick erfaßte Alles und fahnell, was ſein Volk be traf, und ſein Herz ſchloß alle ein, die ihm Schidfal überwieſen worden waren !

zu regieren vom

Georg

hätte

an

die

167

Spiße eines Großſtaates

ſtehen müſſen ,

dann

würden

die

Wohlthaten , welche er herbeigeführt, weit über die Grenzen feines Reiches hinausgeeilt fein ; ſo aber blieben ſte nur auf fein eigenes Land beſchränkt, das man freilich auch als das Glüdlichfte bezeichnen muß . Auch

für Erleichterung des

inneren Verkehrs

ſorgte er

fortwährend dadurch, daß er die Wege und Straßen Landes verbefferte , womit er ſchon fang machte.

Jahre 1783 den

An

1786 konnte ſchon ein bedeutender Theil neuer

Straßen dem Chauffeen

im

feines

allgemeinen

nach

der

Verkehr übergeben werden.

Fafanerie

und

der

Die

Forſtakademie zu

Dreißigader, fowie nach Altenſtein und liebenſtein find gleich falls von Alles

ihm

hergerichtet. : Er allein

konnte

indeß nicht

erreichen, was er für nothwendig hielt; ſeine Untertha

nén mußten mit ihm gemeinſchaftlich wirken , um ſeinen Staat nicht nur in ſeinen inneren

Verhältniſſen , fondern auch in

feinem äußeren Anſehen , hinſichtlich der Sauberkeit und Reina lichkeit, zu einem im

Muſterſtaat zu machen .

Er erließ deshalb

Jahre 1783 eine Verordnung, nach deren

liche Eigenthümer repariren

dem

angehalten waren , ihre Häuſer

zu laſſen , überhaupt dieſelben

zu halten .

Inhalt jämmt=

immer

in

gründlich Ordnung

Da jedoch Mancher fich darunter befinden mochte,

die finanziellen Mittel nicht zu

Gebote ſtanden , dem

herzoglichen Befehle nachzukommen , ſo ward das herzogliche Bauamt angewieſen , die zur Ausbefferung der Gebäude er: forderlichen Materialien Um

zur Hälfte unentgeldlich zu liefern .

ſeine Unterthanen anzutreiben , ließ Georg felbft mehrere

neue Häuſer auf ſeine alleinige Koſten

aufführen und ver

ſchiedene neue Spaziergänge anlegen , wozu beſonders der enga liſche

Garten , die neuen

Esplanaden

vor

dem

Anlagen

des Schloßgartens , die

Schloſſe und die Pappel - Alleen

der

168

Stadt Meiningen gehören . ſidenz

auch

eine

Waſſer auf dem

Im

Jahre 1796 bekam

die Rez

nächtliche Erleuchtung; 1798 wurde das Markte, durch das derſelbe zuweilen , beſon

ders bei anhaltendem

Regenwetter, ganz unpaſſirbar war, in

einen gemauerten Kanal

gefaßt und mit ſtarken Bohlen

dedt, wodurch ebenſo viel Sicherheit gethan wurde.

bes

für die Schönheit, als für die Noch einige

Jahre früher wurden

die auf der Oſtſeite befindlichen Stadtmauern abgetragen und der zwiſchen ihnen macht.

hervorragende Zwinger der Erde gleid gea

Das dadurch gewonnene Terrain wurde zu

gärten umgewandelt und an

die Bürger theils in

Gemüſes Pacht ge

geben , theils fäuflich abgetreten .

Das

Jahr 1802 war in

Bezug auf die Ernte, wenig

ſtens für Meiningen , ein Unglücksjahr zu nennen , und Georg ſah voraus, wenn nicht kräftige Maßregeln ſeine Unterthanen über , daß

keine

hungern müßten .

ergriffen würden ,

Vorerſt wachte er dar

gemeine Wucherſeele in ſeinem

Lande auf

tauchte; ſodann aber verbot er jede Ausfuhr und machte im Auslande ſelbſt bedeutende. Getreide-Ankäufe, indem

er die

herzogliche Kammer, die Landſchaft, die Magiſtrate, verſchie dene Städte und die Gemeindevorſteher der Dörfer darauf hinwies , wie nothwendig von ihm

die pünktliche Durchführung der

verordneten Maßregel ſei.

Es wurde auch in

Monaten April, Mai und Juni des genannten

den

Jahres eine

ſolche Maffe Getreide angekauft , daß Georgs fämmtliche. Un terthanen bis zur nächſten Ernte verſorgt waren . Um dies möglich zu machen , hatte der Herzog vorher jeden Hausvater

1

auffordern laſſen , ſeinen jährlichen

Bedarf anzugeben .

dieſe Weiſe war es gelungen, Noth und Elend vom lichen

Heerde fern zu

halten .

Wir glauben

Auf

heimath

nicht, daß

in

einer ſo umfaſſenden und praktiſch durchgeführten Art in ira

169

gend einem

andern

Lande ſchon

Unterthanen geſorgt worden

jemals

für das Wohl der

iſt, und deshalb nennen wir auch

den Herzog Georg den Großen. Meining'ſchen auch ein Mangel an Salz

1792 war im

und dadurch eine Vertheuerung dieſes nothwendigſten Artikels eingetreten . Der Herzog beſtimmte , daß alles aus der her zoglichen Probſteinappe gewonnene Salz den Inländern die Butte um

ſechszehn

gute Groſchen wohlfeiler, als der Auß

ländern verkauft werden ſollte. Aus allen

und Anordnungen

Verordnungen

deutlich das Beſtreben George, den Wucher in nicht aufkommen zu

laſſen ; damit

aber

ſieht man Lande

ſeinem

ſeine Unterthanen

nicht noch in anderer Weiſe geprellt werden möchten , beſtä : tigte er 1790 die Mühlenordnung, und beſtimmte die Preiſe verſchiedener zum

Lebensunterhalt nothwendiger Natur- und

Gewerbprodukte.

Auch

ſonſtigen

Viehhandel

in

auf

Bezug

erſchien

1799

Pferde-

und

beſondere

Ver

den

eine

ordnung. Alein nicht bloß

zum

Schuße gegen

fremden

Betrug

gab Georg geſebliche Vorſchriften , ſondern er trug auch

dafür

Sorge, daß ſeine Unterthanen durch Lurus und ſonſtige Ver ſchwendung fich nicht felbſt betrögen . 1784

das Lotterieſpielen im

So verbot

er ſchon

Auslande ; am 21. Februar 1790

auch die Hazardſpiele, die er mit wahrhaft väterlichen ermahnenden

Worte

als

und

die Hauptquelle alles menſchlichen

Elends hinſtellte. Der ſchon mehrmals von uns herangezogene Hoftaplan Emmerich

ſagt in ſeiner Lebensbeſchreibung

deß edlen Her

zog $ Georg :

„ Nichts lag ihm

mehr am

Herzen , als die

Sicherheit ſeiner Lande, weswegen er auch zum

innere

Geſep ge

170

macht hatte, daß kein Fremder ohne ein

Zeugniß von ſei

ner vorigen Obrigkeit wegen ſeines bisherigen unſträflichen Verhaltens zum Unterthan in ſeinem werden ſollte.

Sein

Lande' angenommen

Land war während des legten Arie

ges zwar nicht, wie manche andere Länder , der Sammel plaß

großer, gleichſam

ſtaatenmäßig organiſirter Räuber

banden , aber doch verſuchten es einige Male Abſprößlinge derſelben , es zum Er nahm

Spielraum

daber den

unterm

ihrer Räubereien zu machen . 12. December

1801 procla

mirten fränkiſchen Kreisſchluß, die Ausrottung, Abhaltung und Entfernung des Gauner-, Vagabunden-, Diebs- nnd Bettelgeſindels öffentlich an und theilte denſelben in einem neuen

Abdruď

den

fämmtlichen

und Städte ſeines Landes zu

die Abſicht deſſelben deſto beffer zu vereinzelte er das

Obrigkeiten

der Aemter

ihrer Nachachtung mit.

Um

erreichen , vertheilte und

Jägerkorps , daß er kurz vorber neu er

richtet hatte, in die Dörfer und Städte ſeines Landes, und hielt theils

hierdurch , theils durch die geſchärften Befehle

zur Unterſuchung der Päſſe und zur gefänglichen Ergrei fung verdächtiger Perfonen einen großen Theil des damals herumſchweifenden loſen Gefindels von den Grenzen feines Landes ab .

Um

den

Verkauf geſtohlener Sachen zu

er

ſchweren , erging ſchon lange vorher , nämlich den 25. Nos vember 1786 , ſowohl an die Juden , als auch an die Gold und Silberarbeiter der Befehl, bei Verluſt des Kaufgeldes und anderen eintretenden Geld- und Gefängniſſtrafen keine Silberwaaren

und Pretioſen

einzukaufen , ohne nach dem

wahren Eigenthümer zu fragen . „ Eine der wichtigſten , wiewohl

in manchen Ländern

wenig beachteten Sorgen einer guten väterlichen Landespo lizei iſt unſtreitig die Sorge für die Geſundheit der Unter

171

thanen.

Herzog Georg, deſſen

ſeiner ganzen

ernſter

Regierungszeit war,

Wille eß während

ſein

Volk froh und

glüdlich zu ſehen , war auch hier Vater ſeiner großer lan desfamilie .

Er ſtellte geſchickte Aerzte und Wundärzte an

und traf Anſtalten men .

Unterricht der neuen Hebeam

für den

Entſtanden anſteckende Krankheiten

erſchienen dies

im Lande, dann

gewöhnlich gedruckte Verhaltungsmaßregeln , wie

dann mehrmals während Ruhr- und Pocken - Epides

mten , oder wenn wüthende Thiere das Leben einiger Men ' ſchen in Gefahr geſegt hatten , der Fall war. mahnte er dann

Väterlich er

die Bewohner ſeines Landes , die Hilfe

des Arztes zu ſuchen und die Verhaltungsmaßregeln deffel ben

gewiffenhaft

zu

befolgen .

Um

dem

Vorwande des

Koſtenaufwandes feine Stärke zu nehmen , erhalten ſeit gans 9. Januar 1800 alle Arme und Dürftige im

dem

zen Lande ſowohl Arzt , als auch Medizin Staates ." Es

iſt faſt eine Unmöglichkeit , bei allen

Einrichtungen dieſes Fürſten zu verweilen ! halb nur der hervorragendſten gedenken ! führte nen

er dadurdy ein , daß Sohn , - den

impfen

auf Koſten

er im

jegt noch

wohlthätigen

Wir werden desa Die Podenimpfung

Juni 1801

regierenden

des

feinen

Herzog ,

eige: zuerft

ließ .

Unter feiner Regierung wurde auch auf dem

kirchlichen

Gebtete mand weiſe und zeitgemäße Veränderung vorgenoms men .

Abgeſchafft wurden die Privatbeichte und die Kirchen

buße , ſowie die Geiſtlichen der bisherigen

Pflicht überhoben,

Verſtoße gegen das fechfte Gebot zur Kenntniß der Behörden zu bringen ; ebenſo wurde für die Folge der Tanz und die Verheirathung auch während der Adventzeit geſtattet. Geiſtlichen wurde erlaubt, ihren Unterricht nach

dem

Den

Geiſtes

172

bedürfniß ihrer Gemeinden einzurichten ; überhaupt verſuchte er , die Geiſtlichkeit ihrer behren zu bringen.

In einem

Befehle heißt Volks- und

es

Beſtimmung immer näher

eigends zu dieſem

beſonders , „ daß

Jugendlehrern

nur

Zwecke erlaſſenen ſolche Männer zu

angeſtellt werden

ſollten , welche

Fähigkeiten und guten Willen befißen .“

1

Anton Ulridy, George verewigter Vater , hatte während ſeiner Lebzeiten

eine große und wichtige Sammlung

von

Büchern , Naturalien , Münzen , Kupferſtichen und Gemälden zuſammen

gebracht, fie

nody fie von Anderen

aber weder benußen

daß dieſe Sammlung von

ſelbſt genügend benußt,

laſſen .

Jedem

Georg befahl nun,

ſeiner Unterthanen beſehen

und von denjenigen , welche einen beſonderen Ruf dazu hätten , benugt werden könnte. in

Kiſten

verpackt im

Dieſe Schäße, welche zwanzig

Jahre

Schloffe aufbewahrt wurden , kamen

nun auf ein Mal ans Tageslicht.

1782 wurde die Biblio

thek, ſorgfältig geordnet und aufgeſtellt, geöffnet und dem

all

gemeinen Verkehr übergeben , doch blieb ſie natürlich nach wie vor im Ordnen

herzoglichen Schloſſe.

Erſt 1786 war man mit dem

des Münz- und Naturalienkabinets zu Stande ge

kommen, das jegt gleichfalls dem wurde.

Publikum zugänglich gemacht

Zur Vermehrung der Bibliothek durch gute wiſſen

fchaftliche Werke gründete Georg ſpäter noch einen Fond, wie er auch ſelbſt nach ſeinem

beſonderen

Tode eine ziemlich be

trächtliche Handbibliothek hinterließ , die von

ſeinem

Sohne

dann mit der Erſteren vereint wurde. ! 1791 entwarf er einen Plan zu einer Zeichnenſchule, die aber leider aus Mangel des

nothwendigen

Intereffes: ſeiner

Unterthanen bald wieder geſchloſſen werden mußte; dagegen erreichte Georg mit ſeiner Verbeſſerung der beſtehenden

Schulverfaſſung ein

ungleich

für ſeine Lande

beſſeres - Reſultat.

173

Schon um's Jahr 1776

hatte der Herzog Karl ein Schul

lehrerſeminar geſtiftet, das fich durch die Lieferung tüchtiger Volksſchullehrer in ſeiner bisherigen bar herausgeſtellt hatte .

Georg

Einrichtung als- brauch

that perſönlich ſehr viel für

dieſe Anſtalt, ja, er wies ſogar zu öfteren Malen vat - Chatulle an , näher von ihm dieſelbe Bebufs deren weiteren

feine Pri:

beſtimmte Geldbeträge an

Erhebung abzuführen .

Nach

ſchönen und romantiſch gelegenen Berggar

her kaufte er den

ten , überwies ihn mit der Anordnung dem Seminar, daraus eine Obſtbaumſchule herzurichten , wobei er wiederum doppelten

Zweck

im

Auge : Hatte.

minariſten Gelegenheit zu men Beſchäftigung , zum

Andern

durch dieſe Beſchäftigung im lichen

Einmal gab er

einer intereſſanten

einen

den Se

und angeneh

aber auch waren dieſelben

Stande, ihre naturwiſſenſchaft

Kenntniſſe praktiſch zu bereichern . Auffallend iſt die eigentliche Vernachläſſigung Stadtſchulen .

deren

Eine Vernachläffigung iſt

der nie es immer,

wenn Nichts für ſie gethan wird oder dasjenige, was geſchieht, nicht als

ausreichend

betrachtet werden

kann.

In dieſen

Stadtſhulen mußten bisher die Schüler mehr auswendig, als mit dem dem

Verſtand

begreifen

Herzoge Georg

ſchon

lernen . manches

Dieſer Umſtand hatte Nachdenken

verurſacht,

allein theils mit anderen vielleicht noch wichtigeren Angelegen heiten beſchäftigt, theils aber auch noch nicht das richtige Ab hilftsmittel finden könnend, behielt es lange Jahre bei dem erwähnten in dem len . felbſt.

Nachdenken

fein

Bewenden .

Eudlich ſchien

auch

Stadtſchulenweſen eine neue Sonne leuchten zu wol

Die erſten Strahlen berührten 1797 die zu Meiningen Dieſe feither aus drei Alaſſen und einem

Lyceum bes

ſtehende Anſtalt ward zuerſt von dieſem Legteren getrennt und demnach

in

eine ſogenannte Bürgerſcule umgewandelt und

174 1 erhielt jeßt auch einen eigenen Zeichnenlehrer, was bei keiner andern Unterrichts- Anſtalt der Fall war. Sodann wurden auch Naturlehre und Naturgeſchichten zu Gegenſtänden des Unterrichts gemacht, was damals , als Georg den Berggarten kaufte und an das Schullehrerſeminar überwies, ſchon unbedingt in feta nem

Plane gelegen hatte.

Zu Lehrgegenſtänden wurden fer

ner Mathematik in ihren Anfangsgründen , Geographie, Pa terlandskunde, Seelen- und Geſundheitslehre , ſowie die Ans fertigung ſchriftlicher Auffäße genommen . Georg war kaum mit fertig geworden , als übrigen

jener

Zuerſt nahm Direktorio

der Bürgerſchule zu Meiningen

er nun

ſein

gleichſtehenden

Augenmerk auch

Schulen

des

auf die

Landes

richtete.

er nun die Schule zu Römhild vor, die er dem des

unterordnete ;

herzoglichen Konſiſtorii zu Meiningen 1802 gab er

der Stadtſchule zu

1800

Salzungen

eine beſſere Einrichtung , welcher er ſchon ein Jahr früher 7075 rheiniſchen Gulden zugewie: eine Summe von ſen hatte. Auch eine Sonntagsſchule , in welcher Handwerkslehrlinge, Geſellen und andre Erwachſene freien Unterricht im

Zeichnen ,

Shreiben , Rechnen und ähnlichen nothwendigen und nüßli chen Kenntniſſen häufig

auch nody Schreib- und

Zeichnens

Materialien unentgeldlich empfingen , wurde während Georgs Regierung errichtet. Die Schule in

ſeiner Reſidenz blieb indeß immer feine

Lieblings-Anſtalt, für welche er unzweifelhaft das Meiſte ge than hat.

& r wollte fogar ganz neue Gebäude für ſie auf

richten laſſen und thr þann den Namen Gymnasium hardinum jectes durch

geben.

Bern

Leider ward die Ausführung dieſes Pros

ſeinen frühzeitigen

Tod verhindert , obgleich er

ſchon ungemein viel Behufe der Berwirklichung dieſer ſchönen

175

Idee geleiſtet hatte.

Zur Herbeiſchaffung der erforderlichen

Gelder hatte er den

paſſendſten

Zeitpunkt gewählt.

Als

nämlich," ſagt Emmerich, „ die Bürger Meiningens zur Be zeugung ihrer Freude und ihres Dankes am Tage des erſten Kirchganges ihrer trefflichen Landesmutter nach ihrer Nieder kunft mit

dem

erſehnten

Erbprinzen

zu

einer allgemeinen

JUumination der Stadt Anſtalt trafen : da mahnte fie Herzog Georg , dem

dies nicht unbekannt bleiben konnte, durch eine

Bekanntmachung davon ab , die übereinſtimmend mit den Ges finnungen ſeiner Gemahlin , allen

Fürſten- und Volksfreuden.

die Arone auffeßte . Dieſe Bekanntmachung lautete wörtlich : Wie ſehr herzliche Theilnahme die Freude des Glück

erhöht, empfinde ich lebhaft bei den Neußerungen der allgemeinen Freude meines Landes über die Geburt lichen

meines Sohnes und Erbprinzen , und bei den

fortgeſepten

Bemühungen Einzelner und Vereinter, mich von ihrem Antheile noch lauter und auffallender überzeugen zu wollen . Allein

dankbar ſchreibe ich hier das aufrichtige Bekenntniß

nieder, daß meine feſte Ueberzeugung von der

Theilnahme

Aller und insbeſondere der Bürger Meiningens an dieſer uns erfreulichen Begebenheit weiterer neuer Beweiſe nicht ihrer Liebe überzeugt bin .

bedarf, weil ich von

Ich mache

es mir daher zur Pflicht, meinen hieſigen treuen Bürgern , bei der mir hinterbrachten Nachricht von ihrer Entſchließung, am

Tage des Kirchganges

Freude unter andren trächtlichen Koſten

ihrer guten

Herzogin mir ihre

durch eine allgemeine und mit be

verknüpfte

Flumination zu bezeugen ,

dieſe Ueberzeugung ausdrüdlich zu erkennen zu

geben , und

dieſelben zu verſichern , daß ſchon ihre wohlgemeinte Abſicht, zu erfreuen , ihnen auf meinen Dank neue

mich daburd

---

176

Anſprüche giebt; gendes zu

aber ſie auch zugleich zu bitten , Fol

beherzigen :

„ Der Anblick der zu den

eigentlichen Schulen ſowohl,

als zu den Wohnungen unſrer verdienten Schulmänner be ſtimmten Gebäude zeugt von einer

Reparatur kaum

kannte Mangel

ihrer Baufälligkeit und ihrem

noch

an allem

fähigen

Zuſtande.

Der be

Fond für die hieſigen Schulen

und die Erſchöpfung der mit der Erhaltung der Schulge bäude beſtehenden Hoffnungen

Kaffen

entfernt aber noch

lange die

ihrer Bewohner , gefundere, bequemere und wer

freundlichere Wohnungen zu bekommen . Und doch

wünſchte es wohl nicht oder hielte es nicht für Pflicht, den Lehrern unſrer Kinder und und unſren Kindern ſelbſt ge funde Aufenthaltsorte angewieſen zu ſehen ? ,,Dieſem welche

ich

Zwecke widme ich hiermit feierlich die Summe,

anfänglich

ſelbſt

zu

einer

flumination

des

Schloſſes beſtimmt hatte , und die Beförderung deſſelben foli mir von heute an beſonders am Jeden

überlaſſe

ſtimmungen wünſchen

ich nun ſelbſt den

von

Beiden

Herzen liegen .

Ausſpruch , welche Bes

die nüßlichere fei; aber lebhaft

darf ich wohl, daß alle vielleicht bereits unter

zeichneten Summen , alle ausgeſegt gewefenen

großen und

kleinen Beiträge, uns einen glänzenden Abend zu fen ,

Einem

jenem

verſchaf

Zwecke gewidmet werden möchten , der ein

nicht glänzendes ,

aber

gemeinnügliches Denkmal unſerer

Freude ſtiften fönnte, das einft noch den , über deffen ſein

wir

uns freuen ,

an

uns erinnern

und ſich

Da

unſrer

dankbar zu erinnern verpflichten würde." Die Geſchichten ſämmtlicher deutſchen Staaten (vielleicht aller europäiſchen ) weiſt kein kument nach , in welchem

einziges auch nur ähnliches Do der

Fürft zu

feinen

Unterthanen

177

wie der Vater zu ſeinen Kindern ſpricht.

Seinem

Wunſche

wurde übrigens Seitens ſeines Volkes vollſtändig nachgekom men

und wenn der Zweck

trojdem

nicht erreicht wurde , ſo lag dies artigkeit der

Idee, zu deren

eines

Theils an der Groß

Realiſirung 1

men , als vorhanden waren ,

feiner Regierung

unter

bedeutendere Sum =

gehörten ; andren

Theils

aber

auch daran, daß Georg früher von der Erde abgerufen wurde, als man erwartet hatte.

Jeden

Falls

giebt jene Bekannt

machung uns einen mindeſtens annähernden großen

und feltenen Liebe , durch

Herzogthum

Begriff jener

Fürft und

die

Volt

im

Meiningen verbunden waren .

Faſt ſtündlich war Herzog Georg der verſchiedenſten

Erweiterung

Lande zu ſorgen .

beſchäftigt , für

Nahrungszweige in

die

ſeinem

Kunſt, Wiſſenſchaft ,

Alles folte blühen !

Handel, Ackerbau und Gewerbe hatten unter ſeiner Regierung den höchſten

Gipfel erreicht.

Daß er troß alledem nicht im

Stande war, die Armuth ganz von zu

ſeinem

Lande entfernt

halten , iſt natürlich, denn ſonſt wäre er mehr, als Menſch

geweſen .

Um

allgemeinen

dieſelbe

Verkehr weniger

die verarmten

er , daß

aber weniger fühlbar und für den ſtörend zu

Mitglieder

machen , verordnete

einer

Familie

Wohlhabenderen derſelben erhalten werden folten .

von

den

Wer dies

nicht thue, follte hierzu zwar nicht gradeweg gezwungen wer den , aber er wurde des Rechts für verluſtig erklärt , ſeinen armen

Verwandten nach deffem

demſelben

Tode zu

etwa eine unvermuthete

beerben , inſofern

Erbſchaft

zufiele.

Uebrigen wußte Georg ſehr gut, daß man ſich im nen

auf die Unterſtügung

der

Verwandten

Im

Augemei

nicht verlaſſen

könne , und deshalb errichtete er auch ebenſo Kranken- , als Armenhäuſer und ſorgte dafür , daß in Bertraute Geſchichte. Sachſen. 4. Bb.

jedem

Orte eine be 12

178

fondere Armenkaffe vorhanden ſelbſt theilte er

in

zehn

war.

Die Stadt Meiningen

Bezirke und für jeden

Bezirk er

nannte er aus der Bürgerſchaft einen Pfleger , (Urmendepu tirten ) der die Verpflichtung hatte, ſich um die Armen ſeines Reviers nicht nur zu kümmern , ſondern ſie ſelbſt auszukund ſchaften , damit ein gänzlicher Ruin derſelben vermieden würde. Diejenigen Armen , welche krankheits- oder altershalber nicht mehr arbeiten konnten , empfingen genügende Unterſtüßung, nicht 1, 2 oder 3 Thaler monatlich, wie dies in den Städ ten

anderer Staaten

leider noch heute Gebrauch iſt , und

wovon Niemand entſchieden leben kann ; fondern gen ſo viel , daß ſie im

ſie empfin

Stande waren , ihre Bedürfniſſe zu

beſtreiten .

Dagegen wurden diejenigen , welche noch im

fige ihrer

Geſundheit und

der

erforderlichen

waren , mit ihrer Leiſtungsfähigkeit entſprechenden verſorgt.

Auch für die Kinder der

mit Betteln in

ihren

väterlicher Liebe forgen , indem

hatten , er

Füßen

ſtehen

zu lernen .

ließ Georg

eigene

Lehrer

Spinnen , Spulen

dergleichen unterrichtet und dadurch angehalten eigenen

Arbeiten

Armen , welche ſeither

Unterhalt erworben

dieſelben anſtellte , von denen ſie im

Bes

Körperkräfte

für und

wurden , auf

Dieſe Kinder empfingen

aber auch zugleich von den Seminariſten Unterricht im ben , Leſen , Rechnen und in der Religion .

Schrei

Dieſe Anſtalt hatte

bereits längere Zeit beſtanden , als ſie der Herzog unter einen beſonderen Aufſeher ſtellte.

Zu ihrer Aufrechterhaltung mußte

die herzogliche Kammer 1500 Gulden und die Landſchaft eine gleiche Summe beiſteuern ; der Herzog ſelbſt gab jährlich aus feinem

Privatvermögen 200 Gulden , der Miniſter von Dürk heim 50, und der geheime Rath von Hendrid 100 Gulden,

wie auch noch viele wohlhabende Bürger je nach ihrem

Ver

179

mögen freiwillige Beiträge zahlten . Nach Ausſcheidung aus dieſer Anſtalt werden die Knaben bei einem Handwerksmet fter

in die Lehre gegeben , auch wird für etwaiges Lehrgeld

und

für Kleidung geſorgt; den

Mädchen wird nach

ihrer

Konfirmation ein paſſendes Dienſtunterkommen zugewieſen . Georg vergaß bei allen

ſeinen Arbeiten

im

Innern

feia

nes Landes keinen Augenblick , die Würde ſeines Staates auch nach außen feine

hin

Pflichten

zu beobachten. gegen

ſtände, feine fürſtliche Agnaten delte nach

ihnen .

und feine Nachbarn und han

Für die Liebe im

achtung von außen. fich mit jedem

Er kannte feine Rechte und

das Reichsoberhaupt, feine Reichsmit:

Innern empfing er Hoch

Auch befaß er die feltene Geſchidlichkeit,

feiner Unterthanen nach deſſen

vidualität zu unterhalten .

Am

liebſten

eigener

Indi

ging er freilich mit

ſogenannten großen Geiſtern um , wobei es jedoch nicht noth wendig war, daß dieſe dem

Gelehrtenſtande angehörten . So

hat uns z. B. die Geſchichte noch einen Brief aufbewahrt, den

der Herzog an den Maler Reinhardt zu Rom

und welchen wir unſern wollen .

gerichtet

geehrten Leſern nicht vorenthalten

„ Ihr Brief, lieber Reinhardt,“ ſchreibt Georg am 10. Fe bruar 1803 ,

,hat mich ſehr angenehm

1

glaubte ich, mich

Ihrem

Gedächtniß

überraſcht.

Wirklich

entwichen und, ob ich

zwar immer den lebhafteſten Antheil an Allem

nahm , was

Ste anging, ſo wollte ich doch nicht durch einen Brief Ihre füßen

Träume unterbrechen .

einen Menſchen

aus dem

Wie könnte

ich mir verzeihen ,

Schlummer unter duftenden Oran

genbäumen zu weden !

Sennſt Du das Land " „ Doch ich kenne auch ein

Land, in dem

ſind wir gebo 12 *

180

es

ren :

heißet

Keine Orangenwälder , keine

Deutſchland.

Aloen und Zypreſſen, aber Menſchen .

Die Landſchaft iſt nicht

Kein

fo reiner Himmel, als

ſo ſchön , aber beſſer ſtaffiret.

in Italien , aber reinere Herzen . Man hat uns unſer Vater land zwar etwas unkenntlich gemacht, aber das alte Blut, die Nahrung unſerer Herzen

konnten ſie uns nicht nehmen .

Hier in meinem Buſen ſchlägt Ihnen auch noch va terländiſches Blut entgegen , und dieſe Rechte will ich

Ihnen mit Freuden reichen , ſehe ich Sie wieder

im

Vaterland! Wohlan , zwölf Jahre iſt lang genug dem

wärmeren Klima gézolt.

Laſſen Sie die Stimme, die Ihnen

aus wüſterer Gegend zuruft: hier iſt auch ein Herz für Dich , komm zu mir !

nicht umſonſt rufen .

Um

Ihnen

das Kommen zu erleichtern , will ich die Reiſekoſten hier her übernehmen , dafür beſuchen auf dem

Sie mich den Sommer

Altenſtein und zeichnen mir dort nach der deutſchen

Natur, und wohnen dort bei mir, verſteht ſich.

Wir wollen

uns dann unſerer Fußreiſe wieder erinnern . Die Gegend um den Altenſtein werden Sie etwas verändert finden . Doch hoffe

ich , ſoll

Ihnen

der Aufenthalt daſelbſt nicht gereuen .

Mit wahrer Sehnſucht erwarte liche Antwort.

ich Sie und keine abſchläge

Alſo auf Wiederſehen , Freund ! „ Der Shrige „G. D. S."

Ein

Herz , das fo für Freundſchaft ſchlägt, muß wohl

edles Herz ſein ! Das hat ſich ja auch ohnehin in allen übrigen Angelegenheiten jeder Zeit bewahrheitet. Am Meiſten ein

aber fühlte dieſes edle und große Fürſtenherz für die Kinder ! Oft nahm Georg ſelbſt von der Straße bettelnde Kinder mit fich , und übergab ſie der von ihm gegründeten Anſtalt , um

181

fie vor ewigem

Verderben zu ſchüßen .

Einſt, als er in

Ge

danken verloren einen Spazierritt nach Altenſtein machte, der Lieblingsaufenthaltsort von

überhaupt ein

fein ſcheint, begegnete er einem erſuchte, ihm ſein . dem

Die

gerlumpten

geweſen

ihm

Knaben , der ihn

zur Erlernung eines Handwerks behilflich

gutmüthige Miene und der

zu

zu

offene Blick gefielen

Herzoge ungemein , daß er ſich in ein weiteres Geſpräch

mit ihm

einließ.

Endlich verſprach er ihm , für ihn ſorgen

zu wollen , wenn er wieder nach Meiningen komme. wehmüthigen

Zutraulichkeit

Mit einer

entgegnete der Anabe im

Volks :

dialekt:

„ Ia ,

h'es

hatt

aber



Zieht!"

( Ia ,

es

hat aber

keine Zeit.) „ Warum

nicht ?"

fragte Georg .

„ Ich ha kä Bruhd !" ( Ich habe kein Brot) gab weinend der Knabe zur Antwort. Der Herzog gab ihn

ihm

auf,- in Meiningen zu

einige Silbermünze und forderte ihm

zu kommen .

Dies geſchah

und er nahm ihn unter ſeine Zöglinge auf. Herzog Georg war zu gut für dieſe Welt!

Wenn jer

mals dieſe Rede eine Wahrheit enthalten hat, ſo iſt es ficher in

Bezug auf dieſen

Fürſten !

Seit mehreren

Jahren ſchon

befand ſich ſein Körper in einem leidenden Zuſtande, den man für ein Lungenübel erklärte . Er ſtarb am heiligen Weihnachts Abend des

Jahres 1803 frühmorgens ſechs dreiviertel Uhr im

dreiundvierzigſten des Erbprinzen

Jahre ſeines Lebens . An dem

Geburtstage

ſieben

Tage ſpäter

ward er bettlägerig ,

lebte er nicht mehr.

Er fühlte übrigens gleich Anfangs, daß

ſein Ende herannahe, dennoch ſchöpfte er drei Tage vor dem Tode wieder neue Hoffnung, weil dieſe von ſeiner

ganzen

182

Umgebung angeregt worden war. nen

in die

Augen

dieſes

Da traten plöblich Thrä

gefühlvollen

und

edlen

Fürſten ;

mit Innigkeit heftete er ſie auf die Umſtehenden und ſagte: ,,Ueber das Sterben würde ich aber

keine Thräne weinen ;

das Dankgefühl, daß ich mich wieder gerettet glaube,

rührt mich zu

Thränen .. Ich habe ja,“ ſprach er mit wür

diger Ruhe weiter , rich habe ja des Guten

viel in

dieſer

Welt genoſſen .."

„ Aber auch des Guten viel geſtiftet!" fiel Giner der An weſenden mit Rührung ein . „ Das," der Erfolg

lautete die Antwort des hohen Patienten , ,muß zeigen ; man muß

ja

auch Andern Etwas über

laffen !" Darauf wendete er ſich ſpeziell an mahlin , indem

er, um

ſeine trauernde Gea

ſie zu tröſten , fagte :

Du kannſt ruhig ſein , wenn ich ſterbe, denn

ich hinter

laſſe Dir treue Diener und gute Unterthanen ." Sein Tod erfolgte, wie ſchon geſagt, am 24. Dezember 1803 . Derſelbe erfolgte fanft und war ohne Fichtbaren Kampf. Schwerlich iſt wohl je

ein

Fürft ſo allgemein und ſo

innig betrauert worden, wie Herzog Georg ! ſen

In allen

Strei

ſeines tiefgerührten Volkes ſah man Thränen eines auf

richtigen Schmerzes über bärtige und unbärtige Wangen rol len !

Aber nie hat es auch ein innigeres oder auch nur ein

ebenſo inniges Verhältniß zwiſchen Fürſt und Bolt gegeben , wie dasjenige, welches den Herzog Georg mit ſeinen Unterthanen verband. wurde ihm

Wie er dieſen entgegen kam , eben ſolche Begegnung auch von ihnen zu Theil; wie er ſie überall un

terſtüßte, ebenſo wurde er in vorkommenden Fällen auch von

183

unterſtüßt !

ihnen

Band der Gegenſeitigkeit,

Es war ein

welches zur vollen Entwidelung im meiningenſchen Herzogthum gekommen war und das von allen übrigen Fürſten und Völ kern nachgeahmt zu werden verdient! Einen Belag hierfür lieferte der

im

Jahre 1794 ſtatt

gefundene Brand des herzoglichen Marſtalles, der Remiſe und des hinteren

Theils der Schloßmühle, welcher in

heftigen Gewitters entſtanden war.

Folge eines

Wohl wiſſend, daß der

Herzog nicht viele Kapitalien zu ſeiner Verfügung hatte, weil er Alles, was er beſaß , immer gleich zum Beſten ſeines Volkes verwendete, beſchloſſen

die Gemeinden ohne jegliche Aufforde

rung, ihren Landesherrn

durch Lieferung von Getreide, das

ebenfalls in großen Maſſen mit verbrannt war , und durch unentgeldliche Herbeiſchaffung von Bauhölzern zu unterſtüßen . Tief ergriffen von ſo vielen Beweiſen aufopfernder Liebe, ver öffentliche Georg durch den

Druck eine eigenhändige geſchrie

bene Dankſagung, welche alſo lautete : Es haben mir verſchiedene Gemeinden , ſowohl aus den hieſigen Aemtern , als auch aus dem um

mir ihre Theilnahme an dem

erlittenen Schaden zu bezeugen , theils an an

Amte Römhild,

vor kurzen durch Brand Bauholz, theils

Fourage beträchtliche Beiträge gethan , daß ich es nicht

allein für unbillig hielte , folche nicht annehmen zu wollen , ſondern es auch für meine Pflicht halte, um nigermaßen meine Dankbarkeit zu erkennen ſen

neuen

ihrem

ſchönen Beweis

denfelben ei zu geben , die

ihrer kindlichen Liebe zu mir,

Landesvater, hiermit öffentlich bekannt zu machen ,

ſowie ich ihnen hiermit mit dem

dankbarſten Herzen noch

mals verſichern , daß ich von ihren finnungen

ganz durchdrungen

bin .

guten und treuen

Ge

Ich erneuere dagegen

184

ihnen , ſowie allen meinen übrigen Landeskindern, die auf richtigſte Verſicherung ,

daß ich ſtets fortfahren werde, ihr

Wohl meine erſte Sorge ſein

zu laſſen , und ſtüße hierauf

die frohe Hoffnung, daß kein Zufall je das glückliche Band trennen werde, welches

Vaterſorge von einer, und guter

Kinder Treue von der andern Seite zwiſchen uns geknüpft hat.

Das Glück , guter und treuer Unterthanen ſich erfreuen

zu können , weiß

ich in ſeinem

und wünſche zum ſchen

ganzen Umfange zu ſchäzen ;

Woble der Menſchen , allen Unſren deut

Fürſten ein gleiches Loos. Meiningen , zur Eliſabethenburg , „ Am

14. Auguſt 1794 .

, Georg , H. zu S." Nach ſeinem in

erfolgten Ableben wurde die Leiche Georgs

der Paradeuniform

Jägercorps, rechts feinen

feines

ſtenhut, drei Tage ausgeſtellt.

Für

Am 29. Dezember 1803 wurde

er auf ſeinen ſpeziellen Wunſch auf dem

Gottesacker zu Meis verſtorbenen

ningen an der Seite ſeiner zwei Jahre vor ihm unvergeßlichen Mutter begraben . Die leßte Liebe, welche ihm

von Seiten

ſeines Volkes

erwieſen wurde , beſtand darin , daß fich Alle an dem chen Leichenbegängniß betheiligten .

feierli

Der Zug bewegte ſich in

folgender Ordnung : Zuerſt die Stadtſchule und das Lyceum , dann das Land ſchullehrerſeminar, die Stadt- und Land-Schullehrer, die Geiſt lichkeit der Stadt und der Nachbarämter. bürgerlicher Marſchall, der

ſämmtliche zum

Hierauf kam Hofe

niedere Dienſtperſonen anführte ; dieſen folgten

ein

gehörende

die Zöglinge

der Forſtakademie zu Dreißigader mit ihren Lehrern , und die unterländiſche

Jägerei

in

ihrer

Staatsuniform .

Und nun

185

folgten

der Reihe nach : der Oberforſtmeiſter von Pfaffenrath,

als Marſchall vor dem

Fürſtenhut, der auf einem

rothſamme

ten Kiſſen getragen und von beiden Seiten von herzoglichen Leibhuſaren begleitet wurde ; die Stammerräthe von Bibra und von Uttenhoven , als Marſchälle; die fürſtliche Leiche auf einem mit fechs Trauerpferden beſpannten Leichenwagen ; die adligen Vafallen ; der Kämmerier Kleimenhagen , als dienſtthuender Kammerdiener des verewigten

Herzogs ; der geheime Rath und

geheime Kammerrath von Uttenhoven , als Marſchall vor den beiden Prinzen von Carolath, als den höchſten leidtragenden ; der Major und Kammerjunker von

Diemar, als Marſchať ;

ſämmtliche anweſende fremde Kavaliere , Hofkavaliere , Präfi denten , wirklichen Räthe und Affeſſoren der Landescollegien , der Hofarzt, Secretaire .

Titulaturräthe,

Amtsleute und die wirklichen

III.

Bernhard

Erich

Freund.

(Seit 1803.)

A

ch t ze hat es fa p it e I.

Beitritt zum Rhein Bernhard unter Dormundſchaft ſeiner Mutter. bunde. Bernhards Regierungs- Antritt. Das Wahlgeſet von 1822. Staatsverwaltung und Juftiz. Der Erbtheilungsvertrag vom 12. Hovem ber 1826 . Der Landtag von 1832. Die Verfaſſung von 1829 . Der Beitritt zum Die Apothekerordnung . Der erneſtiniſche Hausorden . Das Jahr 1848 und die revolutionären Bewegun deutſchen Münzverein . Umgeſtaltung des Mi gen im Herzogthum Meiningen - Hildburghauſen . Auflöſung des Geheimerathscollegii. — Verwaltungsbehörden . nifterii. Das Prefigeret von 1848. – Aufhebung des privilegirten Gerichtsſtandes . – Das Aushebungsgeſeß. – Medizinalverfaſſung. – Deränderungen auf dem Rechtsgebiet. Das Wahlgeſetz von Aufhebung der Grundrechte. 1848. – Verſchiedene Landtage. – Wiedereinführung der körperlichen Büch tigung. Unterrichts - Anſtalten . Gründung der Bank. Militair - Etat. - Genealogie. Zu

den wohlthätigen Einrichtungen , welche Meiningen

ſeinem edlen und unvergeblichen Herzoge Georg zu verdanken hat, gehört auch

die 1802

der Erſtgeburt. Sein im

erfolgte Einführung des Rechts

Jahre 1800 geborener Sohn Bern

hard war alſo Erbprinz von Sachſen -Meiningen . jeßt bei dem

Tode ſeines Vaters erſt drei

mußte die Regierung von einem

Vormunde

Er zählte

Jahre , mithin geleitet werden .

187

Georg hatte ſeine Gemahlin Louiſe Eleonore damit beauf tragt.

Sie trat in ſeine Fußtapfen und arbeitete in ſeinem

Geiſte weiter an

dem

großen Werk, das er begonnen

das er Volksglüd und Volks wohl nannte.

und

Selbſt im

Befiße einer ungewöhnlichen Bildung, ließ fie es ihr eifrig ftes Beſtreben ſein, in dieſer Beziehung auch für ihren Sohn zu ſorgen , der mit den

Jahren immermehr zeigte , wie treu

er das Ebenbild feines verewigten

Vaters war.

Es war keine geringe Aufgabe für die Herzogin -Wittwe, ſich aus allen Fatalitäten , welche nach dem

Tode ihres Ge

mahls über Deutſchland hereinbrachen, klug und geſchict her aus zu wickeln . Das Jahr 1806 , das unglücklichſte für die deutſchen von

im

Fürſten

Jedermann

Beſonnenheit .

die größte

der übrigen Fürſten

Jahrhundert, erforderte

neunzehnten

Rheinbunde an

und ſtellte das vom

näher beſtimmte Contingent. neunzehnten

1806

Staiſer Napoleon

Als Napoleon , die Sonne des

Jahrhunderts, welche Licht und Aufklärung in die

Welt brachte, unterzugehen von ihm

Beiſpiele

15. Dezember

auf Grund des poſener Vertrages vom dem

Dem

folgend, ſchloß fich die Herzogin -Wittwe

Begriff war , und alle Welt

im

abfiel, weil Niemand mehr von den Strahlen fei

nes göttlichen Genies erwärmt wurde, da erklärte ſich Louiſe Eleonore bereit, dem

inzwiſchen

von

den Großmächten

ge

gründeten deutſchen Bunde beitreten zu wollen . Mittler Weile war der Erbprinz in fähigung ſo weit vorgeſchritten , daß Jena , behufs

ſeiner weiteren

Ausbildung beziehen

Mit ſchneller Auffaſſungsgabe und Natur ausgerüſtet , hielt es ihm

ſeiner geiſtigen Be

er die Univerſität zu

gutem

Willen

konnte. von

der

nicht ſchwer, fich bis zu fei

ner Volljährigkeit alles. Dasjenige anzueignen , welches noth wendig und geſchickt iſt, mit Ehren die Regierung eines lan

188

des zu führen .

Die meiningiſchen Prinze werden mit dem

ein

undzwanzigſten Jahre volljährig, können aber unter beſonderen Umſtänden und auf beſonderes Verlangen ſchon mit dem zehnten

Umſtände lagen hier nicht vor und ein

acht

Dieſe beſonderen

erklärt werden .

Jahre majorenn

desfallſiger Antrag

war deshalb auch unterblieben . Am die

17. Dezember 1821 übergab die Herzogin -Wittwe

Regierung " an

ihren

Sohn .

erließ er ein neues Wahlgeſek.

Am

25. November 1822

Nach demſelben wurden die

Landſtände von Wahlmännern auf fechs

Jahre gewählt, und

zwar kommen acht Abgeordnete auf die Ritterſchaft, acht auf die Stadtbewohner und acht auf den Bauernſtand.

Sie wer

den alle drei Jahre regelmäßig berufen und wählen aus ihrer einen Landmarſchall und zwei Vorſteher , welche das

Mitte

landſchaftliche Direktorium bilden und die Verpflichtung haben , bei der Steuerverwaltung und Staatsſchuldentilgung mitzu = Direktorium

wirken . Mit dieſem

gemeinſchaftlich arbeitet noch

ein ſtändiſcher Ausſchuß von drei Abgeordneten .

Ohne aus

drückliche Bewilligung der Landſtände dürfen weder Steuern , noch

andere

den ,

und

Abgaben

ebenſo

und

wenig

contrahirt werden.

Leiſtungen

dürfen dürfen

ohne

ausgeſchrieben fie

Die Landſtände haben

wer

neue Anleihen noch

außerdem

das Recht, die bewilligten Steuern zu verwalten , alle neuen Gefeße zu

berathen , welche die

Freiheit und das Eigenthum auch in

dem

der

Verfaſſung , die perſönliche

der Staatsbürger berühren , wie

Herzogé Vortrag über Mängel und Mißbräuche

Geſeßgebung und Verwaltung zu halten

Beſchwerden

vorzubringen.

gegen Staatbehörden Verfaſſung dem

Seit der am

und

ihm

Ferner ſind ſie berechtigt, Klagen

und Staatsdiener über Verlegung der

Fürſten einzureichen .

25. November 1823 erlaſſenen Verordnung

189

geht die auch

in

der

unteren

Inftanz von

trennte Staatsverwaltung vom dem

Landesminiſterio

aus .

Juſtiz

der

Geheimeraths -Kollegio

Die

Landesregierung in drei Senaten

Landesbehörden

ge und

ſind

die

für eigentliche Regierungs-,

Finanzverwaltungs- und Forſtſachen , das Konſiſtorium , die Kriegscommiſſion und die Kammer. Acht Verwaltungsämter bilden die Unterbehörden . Auf dem

Rechtsgebiete ſind das gemeinſchaftliche Ober

Appellationsgericht Hildburghauſen

zu

Jena

die legte

und

das Oberlandesgericht zu

Inſtanz; die Mittel- und Krimi

nalgerichte, ſowie der erimirte Gerịchtsſtand find durch vier Kreisgerichte vertreten , und zur erſten Landesgerichte.

Im

Herzogthum

Inſtanz gehören acht

Meiningen - Hildburghauſen

gemeinen deutſchen und dem

wird nach dem

ſenrechte geurtheilt; außerdem

kommen noch

die erſt ſeit 1810 geſammelten und im blatt von

gemeinen Sach in

Anwendung

meining'ſchen Geſeka

1813 erſchienenen Spezialgeſeße , welche im

meinen mit den

im

Königreich Sachſen

geltenden

Allge :

geſeglichen

Verordnungen übereinſtimmen . Herzog Bernhard verlieh am Lande freiwillig

4. September 1824 ſeinem

eine neue Verfaffung.

Wenn dieſe Verfaf

fung auch ſelbſtändig und ohne Zuſtimmung der Landſtände gegeben worden war, ſo enthielt ſie dennoch die Beſtimmung, daß ſie

nur von dem

Regenten

und dem

Landtage gemein

ſchaftlich ab- oder umgeändert werden könnte, und beſonders, daß ſämmtliche Staatsdiener vor ihrem Amtsantritt auf die felbe vereidet und alle abſichtliche Vergebungen gegen dieſelbe als Verbrechen beſtraft werden ſollten . Mit dem dieſes

Tode Friedrich's IV . von Sachſen -Gotha war

Fürſtenhaus am

11. Februar

Herzog von Meiningen nahm

1825 erloſchen.

Der

als nächſter Erbe zuerſt die

190

herrenloſen zicht, indem

Lande in Beſig , leiſtete aber bald

darauf Ver

er fich durch Vermittelung des Königs von Sach

fen mit den Häuſern Koburg und Hildburghauſen am 12. No 1826

vember

zu

dem

Erbtheilungs

früher ſchon gedachten

Auf Grund deſſelben trat er die beiden

vertrage vereinigte.

Kammergüter Kahlenberg und Gauerſtadt an Roburg ab und

ſchließlich der

Hildburghauſen , auß

Fürſtenthum

empfing dafür das ganze

und Königsberg ,

beiden Aemter Sonnenfeld

welche Koburg in Beſiß nahm ; außerdem

noch das Fürſten

thum Saalfeld, das Amt Themar, die ſeitherigen koburgiſchen Ortſchaften am

linken

Steinachufer , die Aemter Kranichfeld Theil vom

und Camburg und einen

Amte Eiſenberg.

Von nun an führte Bernhard den

Titel eines Herzogs

von

Sachſen - Meiningen -Hildburghauſen -Saalfeld . Schon 1828 verlegte er das Oberkonſiſtorium von Meiningen nach

Hildburghauſen , wie er überhaupt mancherlei zeitgemäße und zweckentſprechende

Veränderungen

in

ſeine

Regierung

ein

führte , und wodurch er das neue Grundgeſek vom 23. Auguſt 1829 vorbereitete , durch das ſeine Länder eine conſtitutio nelle

Verfaſſung bekamen .

Weil

aber dieſelbe, wie

es

in

1

der Natur der Sache lag , für manchen bisher Bevorzugten eine Beſchränkung enthielt, ſo wurde fie eben nicht fehr gün ſtig von

einem

großen

Theil ſeiner Unterthanen aufgenom

men , wozu beſonders der Adel gehörte. ben

aus dieſem

in demſel

Grunde eine überaus ſchwierige Stellung.

wollte von einem bahnen

Man

Fortſchrittsleben , wie es der Herzog anzu

verſucht hatte, nichts wiffen ; dagegen

ficy für eine Reform aus.

Auf dem

Jahre zuſammenberufenen Landtage hatte die Regierung

ſprach

der Steuer-Angelegenheiten

man

allgemein

Indeß ließ fich Bernhard durch den Widerſtand ſeiner

191

Landſtände nicht beirren und ging kühn auf dem

einmal be

tretenen Wege weiter.

Die Juli -Revolution Frankreichs vom an

Meiningen

ohne den

geringſten

Jahre 1830 ging

Einfluß vorüber , was

man von den meiſten übrigen deutſchen Staaten nicht ſagen kann .

Dagegen

kam

es auf dem

Landtage zu ſo heftigen

1832 zuſammen

Debatten , ja, fogar zu

lichen Bruch mit den Ständen , daß Willen genöthigt ſah , am tags auszuſprechen.

berufenen

einem

der Herzog

förm

ſich wider

18. Auguft die Auflöſung des Land

Troß alledem

aber wurden viele wichtige

Beſtimmungen von ihm

getroffen und manche heilſame Ver

ordnung

Schon

veröffentlicht.

das

Jahr vorher hatte der

Herzog eine Kontrole des ganzen Staatsrechnungsweſens an geordnet, was in ganz Deutſchland nur noch in Naſſau ſtatt findet.

Auch waren Gefeße über Gewerbeſteuern , über Torf

gräbereien , über die Beſteuerung der Ritter- und ſowie ein Regulativ gens die

erlaſſen , die Erweiterung der freien Einführung von Friedensgerichten Am

26.

Gerichtstage und

anbefohlen .

Dezember 1833 ſtiftete Herzog

Gemeinſchaft mit den

Bernhard in

Herzogen von Koburg-Gotha und Al

tenburg den erneſtiniſchen des gothaiſchen Ordens von

Hausorden , der eine Erweiterung 1690

iſt.

Am

1. Januar 1834

fand die Anſchließung an den allgemeinen deutſchen ein Statt.

Im

Freigüter,

über die Kommunalverfaſſung Meinin

Zollver

Jahre 1835 wurde der dritte conſtitutionelle Land

tag zuſammen

berufen , auf welchem

es nicht ſo lebhafte Dea

batten gab und der deshalb auch in friedlicher Weiſe beendet wurde. Es wurde übrigens wenig Wichtiges auf dieſem Landtage verhandelt. fchwerden

der

Das Bedeutendſte waren wohl die Be

ehemaligenhildburghauſen'ſchen

Landestheile

192

wegen

der Mitübernahme der meining'ſchen

Staatsſchulden .

Die Regierung fand dieſe Beſchwerden für gerechtfertigt und erklärte ſich bereit, fie durch einen entſprechenden Erlaß von Steuern dafür entſchädigen zu wollen , was dann auch geſchah . eine

erſchien

1837

Apothekerordnung

Meiningen ſeinen Beitritt zum Auf dieſe Weiſe Glück zu

und

erklärte

deutſchen Münzverein .

ſchritt das kleine Ländchen ,

Theil geworden , einen

ausgezeichneten

bekommen , rüſtig vorwärts.

feine Spiße zu

1838

dem

das

Fürſten

an

Da rückte end

lich der vierte conſtitutionelle Landtag heran .

Derſelbe ward

Berathen

auf demſelben

am

13.

Dezember 1840 eröffnet.

das Budget, die Geſeße über die Aushe

wurden beſonders bung zum

Militair , die Dispenſation der Landeskinder vom

Bezahlen

der Chauſſeegelder und die Gebühren der Sachwal

ter, und endlich erſchien auf dieſem Landtage auch

eine Land

gemeinde -Ordnung. Der Landtag von 1843 ging ohne bemerkenswerthe Er eigniffe vorüber.

1844 veränderte der Herzog Bernhard von

Meiningen der bisher ihm Durchlaucht"

in

lich - fächſiſchen

das Prädikat „ Hoheit ." Häuſer folgten

mehrmonatlichen mächten

zugekommene Anrede „ Herzogliche

ſeinem

Sämmtliche fürſt Beiſpiele, und nach

Verhandlungen ward dies von

Deutſchlands anerkannt und von allen

den Groß andren her

zoglichen Ländern nachgeahmt.

An der zwar geräuſchloſen , aber bedeutenden Entwice lung

ſeines Landes

droſſen weiter. hängnißvolle dieſes

Da

arbeitete trat

endlich das für

Jahr 1848 ein .

Jahr wurde am

der Herzog Bernhard unver Europa ſo

ver

Der meining'iche Landtag für

15. Januar eröffnet und es zeigte fich

in ſeinen Verhandlungen eine größere Lebendigkeit, als früher. Die Unruhen von 1848 beſchränkten

fich in Bezug auf

193

Meiningen , mit Ausnahme von Salzungen

und Hildburg

hauſen , worauf wir nachher zurüdkommen werden , meiſt nur auf Petitionen , die ihrem Inhalte nach ungemein viele Aebn lichkeit mit denen kommenen hatten .

in

anderen Staaten

jener Zeit vorge

zu

Vornehmlich wurde darin

1. Aufhebung der bisherigen

erbeten :

Bevorzugung des Adels ;

2. ein

freiſinniges Wahlgeſeß , welches nicht den Unter ſchied von Stand oder Vermögen anerkennt; Errichtung einer Arbeitskommiſſion ;

3. 4.

Umgeſtaltung des Unterrichtsweſens ;

5.

Herabfeßung der Salzpreiſe ; und endlich Zurückgabe der Domainen unter gewiſſen Bedingungen .

2. 6.

Salzungen , dem gnügte ſich Dörfern

auch ſpäter Hildburghauſen folgte , be

nicht mit Petitionen .

nach Salzungen

Ein

Gefindel regte die hier befindlichen unteren geſtalt auf, daß plößlich ein eintrat und wildem

raub-

Volksklaſſen der geſeßloſer Zuſtand

durchzogen .

Die

unter

Verwaltungs

zerſtört und die Akten

in den

See geworfen ; die Läden der Kaufleute erbrochen , des

molirt und geplündert. in

vollkommen

und plünderungsſüchtige Banden

Geſchrei die Stadt

und Geſchäfts-Locale wurden nahen

aus den heffiſchen

kommendes vollſtändig entzügeltes

Es war

eine vollſtändige Anarchie

Salzungen und kein Menſch feines Lebens ficher, beſonders

mußten die herzoglichen Beamten und außer ihnen noch viele wohlhabende Bürger retten

ſuchen .

daſſelbe durch eine ſchnelle

Der Unfug griff immer weiter um

Flucht zu fich ; ſelbſt

die Kirche war nicht verſchont geblieben ; ſie wurde erſtürmt und alles darin Befindliche zerſtört.

Es blieb

kein

anderes

Mittel übrig, die Ruhe wieder herzuſtellen , als die Militair macht zu entfalten , der es dann auch endlich in Gemeinſchaft mit dem beſſeren Theil der Bürgerſchaft gelang. Bertraute Geſchichte. Sadjen . 4. Bd. 13

194

Am

6. October begannen , die Unruhen auch in Hildburg

hauſen in ernſtliche Auftritte und geſegloſe Erceſſe überzuge hen .

Der

Redakteur eines

verhaftet werden .

demokratiſchen

Journals

ſollte

Die Volksmenge widerfekte ſich der Durch

führung dieſes geſeblichen Aktes und machte den bereits Ver hafteten durch Anwendung von Gewalt wieder frei. Dieſem

Unweſen durfte der Herzog nicht ruhig zuſehen ,

zumal da zu erwarten ſtand , daß wenn die Regierung keine Energie entwickele , andere Städte bald dem zungens

und Hildburghauſens folgen

eigenen Militairgewalt war bürgerlichen

Ruhe

wandte fich deshalb

nicht

indeß

zu

Beiſpiele Sal

würden .

Mit ſeiner

die Wiederherſtellung der

erreichen.

Herzog

Bernhard

an Baiern und dies ſchickte 1200 Mann

ſeiner Truppen nach Hildburghauſen .

Die unruhigen Orte

wurden überall entwaffnet und das ganze Herzogthum , frei lich nur vorübergehend , beſegt; von

dieſer militairiſchen Be

faßung blieb felbft Meiningen nicht verſchont. Die Regierung des Herzogs begann nun , eine beſondere Thätigkeit im

Staatsverwaltungsweſen

zu

entwideln !

14. September 1848 wurde das Miniſterium und neu organiſirt.

Am

neu eingeſept

Es beſteht aus fünf Departements :

1. für die Angelegenheiten

des herzoglichen

Hauſes und

für das Aeußere ; 2.

für das Innere ;

3. für die Juſtiz; 4. für Kirchen- und Schulweſen ; und 5. für die Finanzen . An der Spiße des Staatsminiſterit fteht ein Miniſters präſident, der den Berathungen

Geſchäftsgang des Ganzen leitet, bei den

des Geſammtminiſterii präſidirt und zu deſſen

195

Reſſort noch beſonders die Hausangelegenheiten der herzogli chen

Nachdem

das meiningen -hildburghauſen'ſche Miniſterium

auf dieſe Weiſe des bisherigen

gebildet worden

war, ward die Auflöſung

Geheimerathskollegii am

ausgeſprochen . nach an .

gehören .

Familie und die Angelegenheiten des Aeußeren

Die

dieſer neuen

Verwaltung des

Einrichtung dem

15. September 1848 Herzogthums

Miniſterio

des

gehört Innern

Die Mittelbehörde für die Verwaltungsangelegenheiten bilden elf Verwaltungsämter und zwar befinden ſich dieſelben in

Salzungen , Waſungen , Meiningen , Römhild , Hildburg

hauſen , Eisfeld, Sonneberg, Gräfenthal, Saalfeld , Kamberg und Kranichfeld. Die Direktion eines jeden Verwaltungs amtes iſt einem Oberamtmann übertragen . Eine Ausnahme hiervon machen einem

blos Waſungen und Meiningen , die von

Oberamtmann

gemeinſchaftlich

verwaltet werden ,

ſowie Kamberg und Kranichfeld, wo die Verwaltung von der Juſtiz geleitet wird. Eine für die Unterthanen des Herzogthums höchſt wich tige

Erſcheinung

waren

auch

die

Geſeße vom

11.

und

Dieſelben beſtimmen , daß die Gemeinden 31. März 1848. ihre ſtädtiſchen Angelegenheiten ſelbſt zu verwalten und inner halb näher angegebener Grenzen auch die Ortspolizei auszu üben haben . Sämmtliche Polizei des Landes gehört zum Reſſort des Miniſterii des

Innern.

öffentlichen Sicherheit und zum

Zur Aufrechthaltung der

Dienſt in Zoll- und Steuer

Angelegenheiten beſteht ein Feldjägerkorps von vierzig Mann und einem . Korpskommandeur. Die bis dahin üblich gewe ſene grundherrliche Polizei wurde am gehoben .

20. März 1849 auf

Durch das Erſcheinen des neuen Wahlgeſeges vom

18. Januar 1849 waren

die alten Landſtände als verabſchie

det zu betrachten und wurde ihre Verſammlung deshalb auf 13 *

196

11. Februar einberu

Der neue Landtag wurde zum

gelöſt .

die neue Verfaſſung

fen , um

ſtürmiſche Sigungen

zu berathen .

zeichnen dieſen

Außerordentlich

Landtag beſonders aus.

Die jährliche Civiliſte des Herzogs wurde auf 165,000 Gul den feſtgeſeßt, doch ſollte der Erbprinz vom

Jahre ſeiner Ver

heirathung an audy noch 25,000 Gulden jährlich empfangen . 22. Juni brachte ein Bürgerwehrgeſeß für

Die Sigung vom die herzoglichen

Lande.

Auch wurde auf dieſer Ständever

ſammlung die Ausgabe von 400,000 Gulden Am

nen beſtimmt. zum

in

Papierſchei

26. Juli fand der Beitritt Meiningens

Dreikönigsbündniß

Statt und am

11. Auguſt erfolgte

die Auflöſung des Landtages. Merkwürdig bleibt, daß ſich die Regierung des Herzogs von Meiningen mit den Landſtänden nicht befreunden , oder beſſer vielleicht, deren Befreundung nicht erlangen konnte, un geachtet ſie alles Mögliche zur Hebung und zum

Fortſchritt

des Landes unternahm und von jeher unternommen hatte . Der Grund von dieſer in der That auffallenden Erſcheinung mag wohl hauptſächlich in der damaligen Aufgeregtheit fämmt licher

Gemüther

Hildburghauſen

gelegen

Seitdem

haben .

Meinigen

durch den Erbtheilungsvertrag vom

mit

12. No

vember 1826 vereinigt worden war , hat Herzog Bernhard ftets gezeigt, wie fehr ihm

das Wohl feiner Unterthanen am

Dieſes beweiſen

ſchon

die mannigfachen , zum

Herzen

lag.

großen

Theil den Forderungen der Zeit entſprechenden Gefeße

und die vollſtändige beſſere Geſtaltung des ganzen Staatsme fens . Schon 1835 war das

Inſtitut der Friedensrichter ein

geführt, wobei beſtimmt wurde, daß die Friedensrichter von Gemeinden felbſt gewählt und von den Kreisgerichten

den

beſtätigt werden Jahre in

ſollten .

Jeder

Friedensrichter

Thätigkeit, konnte aber von Neuem

blieb

drei

gewählt wer

197 11. Juni 1844 erſchien eine zeitgemäße Synago

Am

den .

1. Auguſt 1844 gen- und Gottesdienſtordnung und am wurde das Strafgeſezbuch veröffentlicht. Am 22. März 1848 25. April deſſelben

Jah

res wurde der priveligirte Gerichtsſtand aufgehoben .

Das

kam

das Preßgeſep heraus, und am

Aushebungsgefeg , nach welchem

jeder

einundzwanzigjährige

für geſund befundene Inländer militairdienſtpflichtig,

und

die bisherige Befreiung der Studirenden aufgehoben und die einjährige Dienſtzeit nachy preußiſchem Muſter eingeführt iſt, datirt vom 7. November 1849. Die Dienſtzeit im Herzog ſtehenden

Jahre im

Jahre, davon vier

beträgt fechs

thum

Heer, zwei Jahre bei der Reſerve. Bewundern müſſen wir , daß die Militairdienſtzeit auf ſechs

Jahre beſtimmt iſt.

Wenn man

von Seiten der Re

gierung zugeſteht, daß ein Soldat auch in einem

Jahre aus

gebildet ſein kann , ſo iſt es mindeſtens ungerecht, Andere ſechs Jahre ihren bürgerlichen Berufspflichten zu entziehen . Hat man

fich

warum

in

der einen

nicht auch

in

Beziehung nach

der andern ?

Preußen

gerichtet,

Hinſichtlich feines Mili

tairs verdient Preußen überhaupt von allen übrigen deutſchen Regierungen nachgeahmt zu werden . Auch der vom

Herzoge vortheilhaft veränderten Medi

cinalverfaſſung müſſen wir lobend gedenken .

Das ganze Her

zogthum

iſt in zwölf Phyſikal- und ſechs thierärztliche Bezirke

getheilt.

Eine Medicinal-Deputation tritt jedes Mal auf Ver

anlaſſung der Miniſterial-Abtheilung des Am

18. October 1850 erſchien

welche die mehreren

Rechtsverhältniſſe weſentlichen

in

Innern zuſammen . eine. Verordnung, durch

Meiningen - Hildburghauſen

Veränderungen

unterworfen

Nach derſelben ſind die Gerichte, welche in der erſten

wurden . Inſtanz

verhandeln , die fünf Kreisgerichte zu Salzungen , Meiningen ,

198

Hildburghauſen , Sonneberg und Saalfeld ; unter dieſen Streisgerichten

ſtehen

zehn

fünf

Kreisgerichts - Deputationen , und

zwar in : Waſungen , Themar, Römhild , Heldburg , Eisfeld,

-

Schalkau , Gräfenthal, Poesneck , Kamburg und Kranichfeld. Vor die Affefforen

Preisgerichte , welche aus einem und Aktuaren

beſtehen

Kreisrichter, einigen

und zu

Ergänzungs - Richter für Strafſachen

denen noch einige

kommen , gehören

alle

jene bürgerliche Rechtshändel , in welchen von Einzelrichtern nicht geurtheilt werden

kann , und die Strafrechtspflege für

Vergehen , ſowie die Vorunterſuchungen derjenigen Verbrechen , welche vor das Forum

der Schwurgerichte gehören.

Vor die

Einzelrichter werden alle weniger bedeutende bürgerliche Rechts Händel, z. B. Streitigkeiten mit dem

Geſinde u . f. w . ge

bracht, wie auch von ihnen Akte der freiwilligen Gerichtsbar keit aufgenommen werden .

Am

1. December 1850 wurde das Oberlandesgericht zu

Hildburghauſen

in

ein Ober-Appellations-Gericht umgewan

delt.

Daſſelbe beaufſichtigt

zweite

Inſtanz in

von den

die Untergerichte und bildet die

Civil-Rechts- und Strafſachen und hat die

Kreisgerichten gefällten und von den

gefochtenen Urtheile zu prüfen zuheben oder

Partheien an

und zu verändern , oder auf

auch, je nach Lage der Sache , zu beſtätigen .

Sodann liegt ihm

die Entſcheidung bei Nichtigkeits- Beſchwer

den ob, wie es audy in Strafſachen Entſcheidung über die Anklagezuſtand , wenn

als Anklagekammer zur

Verſegung eines

Verbrechers in den

die Sache vor das Schwurgericht ge

hört, bildet. Das Schwurgericht iſt durch das Gefeß vom 21. Juni 1850 organiſirt, hat über Verbrechen zu entſcheiden , deren

mindeſte Strafe eine vierjährige Arbeitshausſtrafe ift und tritt alle drei Monate in Hildburghauſen zuſammen . Aus allem

dieſen , was wir bis jegt über Sachſen -Mei

199

ningen -Hildburghauſen geſagt, geht zur. Genüge hervor , daß dieſer Staat in griffen

fortwährenden

einem

war, und es

Vorwärtsſchreiten

bes

ſchmerzlich berühren , wenn wir ſpäter

ſehen, wie auffallend er zurückgegangen

Rück

iſt. An einem

gang eines Staates hat freilich immer mehr das Volf , als der Fürſt Schuld , da es die Freiheiten in einer würdigen Weiſe zu gebrauchen , nicht verſtand . 13. Dezember

Am

Die Volksvertretung im Wahlgeſeß vom

1851 Aufhebung der Grundredyte. Herzogthum

jeßt nach dem

wird

3. Juni 1848 gewählt und beſteht aus fünf

undzwanzig Abgeordneten ohne Unterſchied der Stände. werden alle fechs Jahre von

der Städte und des platten Landes gleichmäßig , aber rekt

gewählt; auch muß

Sie

der Ritterſchaft, den Bewohnern indi

Abgeordnete mindeſtens das

jeder

dreißigſte Lebensjahr erreicht haben . Schon der Landtag von 1849 hatte vom

in

ſeiner Sißung

23. Mai bei der Staatsregierung den Antrag angebracht,

die Genehmigung des Datum

erlaſſenen

die Civilliſte trag von dem

Erbprinzen zu

Geſet

einzuholen .

unter demſelben

Domainenvermögen

und

Später , da dies Mal dieſer An

Staatsminiſterio unberüdfichtigt blieb , wurde

derſelbe, doch mit keinem Erbprinz

über das

dem

beſſeren

verweigerte nicht nur

Erfolge, wiederholt.

Der

die begehrte Zuſtimmung,

ſondern proteſtirte noch obenein gegen die Abtretung der Do mainen .

Die erbprinzliche Erklärung wurde am

1853 dem Landtage mit dem nächſt eine beſondere werde. net.

Propoſition

Der Landtag von

26. Februar

Verſprechen vorgelegt, daß dem in

dieſer Sache erfolgen

1854 ward am

22. März eröff

Die Domainen -Angelegenheit führte zu der lebhafteſten

Discuſſion.

Die Abgeordneten

gingen

übrigens von

ihrem

urſprünglichen Verlangen ab und ſomit wurde die ganze Sache

200

friedliche Weiſe abgewickelt.

auf ziemlich tage kam

auch die bereits einen ziemlich hohen Grad erreichte der Walddörfer

Verarmung der Bewohner Funfzig bis ſechzig

Tauſend Gulden wurden

gung auf unbeſtimmte 1855 begannen angenommen

der

von Neuem .

Beantragt und

wurde: die Wiedereinführuug der för :

Züchtigung.

Dagegen wurde nur ein

Forderung für verſtärktes Militairweſen

bewilligt.

April

Im

Zeit wurde angenommen .

die Sigungen

Sprache.

zur

zur Abhilfe des

Der Antrag auf Verta

Nothſtandes bewilligt.

vorhandenen

perlichen

Land

Auf dieſem

Bei dem

Theil

Landtage

vom

Reſultat dieſer Verhandlung entwicelte

Herzog Bernhard feine ganze Energie !

Entſchieden

verwei

gerte er die herzogliche Sanktion , welche zur Giltigkeit der in der Kammer erfolgten Beſchlußfaſſungen nothwendig iſt. Aber nicht hiermit allein begnügte er ſich , ſondern er befahl, die Regierungsvorlage nochmals

zur Verhandlung und Abſtim

mung gelangen zu laſſen, und fiehe da ! dies Mal ging ſeine Forderung durch ; ſie wurde um 6. Juni genehmigt. Die mitteldeutſche Bank iſt am 29. Februar 1856

ge

gründet mit einem Grundkapital von acht Millionen Thalern und hat ſich bisher als ein ſehr vortheilhaftes und wohlthä tiges

Inſtitut herausgeſtellt. Die Rückſchritte , welche in

den

legten

Jahren bei der

Staatsverwaltung ſich bemerkbar machten , hatten Bewohnern des Herzogthums die

Augen

geöffnet.

März 1856 eröffnete Landtag war deshalb höchft oppoſitionell . gelangten

endlich den Der im

von Anfang an

Das Bundespreß- und das Juden -Geſet

zur Verhandlnng und die Regierung mußte

des

Troß alledem wurden halb die ſchärfſten Angriffe erdulden . zu guter Legt dieſe beiden Gelege dennoch pure angenommen . Im

Juni des nämlichen

Jahres erfolgte die Publikation eines

201

Nachtrages zum meining'ichen Strafgeſezbuch. von 1859 war ziemlich ſtil . nen

Verhandlungen

Gehaltszulagen

Der Landtag

Das Bedeutendſte, was in ſei

vorkam , waren die

Debatten über die

der Staatsdiener.

Wenn es auch nach allem

Dieſen , was wir über Met

ningen -Hildburghauſen zu ſagen genöthigt waren , nicht ſchets nen

will , als

ſei der Herzog Bernhard Erich

Mann des Fortſchritts , ſo müſſen wir deſſen behaupten . wahrer

Freund

ein

ungeachtet dies

Er iſt nicht dies allein , ſondern er iſt auch ein

Freund des Volkes, ein

Vater

feiner Unterthanen ,

der nur das Beſte ſeiner Kinder bezwedt.

Er ſtrebt emſig

darnach , wie es übrigens alle Fürſten des fächfiſch - erneſtint ſchen Hauſes gethan , fein Volk glücklich, wohlhabend und frei zu machen , natürlich kann dies nur in der geſeglich möglichen Weiſe und mit Rückſicht auf das übrige Deutſchland geſche hen .

Selbſt ein

vielſeitig gebildeter und durch eine lange

Regierung praktiſch gewordener Fürſt, hat er es eifrigſte Sorge ſein laſſen , vornehmlich

ſtets

ſeine

für die wiſſenſchaft

.

liche Ausbildung ſeines Volkes zu wirken , da er weiß , daß ohne ein richtiges Verſtändniß der Freiheit dieſelbe ſelbſt zum Popanz von denjenigen herabgewürdigt wird , denen ſie zum Heil und Frommen dienen fol . Das Herzogthum hat 220

Meiningen - Hildburghauſen - Saalfeld

öffentliche

Elementarſchulen , zwei Gymnaſien

(in

und in

Hildburghauſen ), zwei Realſchulen

(in

Meiningen

Meiningen und in Saalfeld , lektere mit einem

Progymna

fium ), ein Shullehrerſeminar (in Hildburghauſen ). Die Forſt akademie zu

Dreißigader wurde im

Die jährlichen

Jahre 1843 aufgelöſt.

Staats - Einnahmen

betragen

1,440,119

Gulden , darunter 628,585 Gulden , welche die Domainen ab warfen , die laut dem

Geſetz vom

23. Mai 1849 Staatsei

202

genthum

geworden

ſind.

Die jährlichen

Ausgaben

belaufen

fich auf 1,431,908 Gulden , die unverzinsliche Staatsſchuld auf 305,288 Gulden , die verzinsliche auf 3,908,262 Gulden , zuſammen alſo auf 4,443,516

Gulden .

Meiningen -Hildburghauſen hat Haar- und Federwild

in

ziemlicher Menge; auch Gold , Silber, Kupfer, Eiſen , Schwe fel, Steinkohlen , Salz, Mineralquellen , Perlen (in der Stei. nach) und Holz.

Die Fruchtbarkeit des Landes iſt im

Ober

lande ſchlechter , als im Unterlande und bringt zuſammen nicht ſo viel Getreide hervor, als im Lande gebraucht wird ; dages gen wird viel Flachs , Tabak und. Rübſamen Düft gewonnen . Der ſouveraine Herzog bildet

und

engeren

im

einiges

Rathe mit

ſächſiſchen Herzogen die zwölfte Kurie , hat im eine Stimme und Antheil an der vakanten Stimme

den übrigen Plenum von

Gotha . Der Militairetat beſteht aus

ein

1150 Mann

und

iſt

in

leichtes Bataillon , vier Schüßen- und eine Jägercompag

nie getheilt. Der Herzog Bernhard hat ſich am

23. März 1825 ver

mählt mit der Herzogin Maria , geborenenen Heſſen -Kaffel.

wer

Dieſelbe iſt am

Prinzeſſin von

6. September 1804 geboren .

Georg , Erbprinz, geboren am

2. April 1826 , Witt

ſeit dem

Charlotte , Tochter des

30. März 1855

vor

Prinzen Albrecht von Preußen ; wieder vermählt den 23. DC tober 1858 mit der Prinzeſſin Feodore zu burg, hat bei verſchiebenen

Hohenlohe-langen

Gelegenheiten gezeigt, daß er ein

kenntnißreicher, wohlgebildeter und meniglich fühlender iſt , dem wendigen

es auch

keineswegs an

Energie fehlt.

der einem

Regenten

Fürſt noth

V.

Das

Herzogthum

erloſchene

Sachſen- Hildburghauſen .

Unter den Herzogen Ernft ,

Ernſt

Ernſt

Friedrich Friedrich

I., Ernft Karl und

Friedrich

II.,

Friedrich.

( 1680—1826 .) Ne u n zehnt es

ſ a pitel.

Ernft Der Vertrag von 1683. Der Theilungsvertrag von 1680 . Der Succeſſionsſtreit von erbaut das Schloß in Hildburghauſen 1685 . Ernſts dod Einführung des Rechts der Erftgeburt. Ernft 1705 . Berrüttung der Hi Seine Prachtliebe. Friedrichs I. Regierungsantritt . Die Dormundſchaftsregierung . Ernſt Friedrich I. ftirbt. nanzen . Die Vormundſchafts Ernſt Friedrichs II. Regierungsantritt und ſein Tod . Verſchwendung des neuen Herrſchers . Landes ſchulden . regierung. Die Vormund Tod des Herzogs . Die kaiſerliche Debitcommiſſion . ſchaftsregierung unter dem Prinzen Joſeph Friedrich . Friedrichs Regie rungsantritt. - Beitritt zum Rheinbunde. – Der Vertrag mit Würzburg von 1807. Die Verfaſſung von Beitritt zum deutſchen Staatenbunde. 1818 . Auflöſung des Herzogthums im Jahre 1828. Auch dieſes Herzogthum Ernſts des Frommen . nem

Bruder Friedrich

iſt gegründet von einem

Ernſt bekam I. von

Sobne

auf Grund des mit ſet

Gotha

abgeſchloſſenen

Thei

204

lungsvertrages vom

24. Februar 1680 die Aemter und Städte

Hildburghauſen , Heldburg , Eisfeld, Veilsdorf und Schalkau . Namen der eisfeld'

Dieſe Seitenlinie führte anfänglich den

der ihr zugefallenen Stadt Eis

ſchen Linie , abgeleitet von

Jahre 1683 ſchloß Ernſt einen neuen Vertrag mit

feld.

Im

ſeinem

Bruder Heinrichy , nady welchem

nun auch

Dieſer ihm

Zwei Jahre darauf erbaute er

das Amt Königsberg abtrat.

das Reſidenzſchloß zu Hildburghauſen .

1705 erhielt er noch

als ein für ſich günſtiges Reſultat des koburgiſchen Succeſſions 1

ſtreites das Amt Sonnenfeld , und von

römbild'ſchen

dem

Antheil die Kellerei Behrungen , die eilſteriſchen Leben den Hof Milig . Nach dem ders führte er auch

und

Beiſpiele ſeines gothaiſchen Bru

für ſeine Linie

das Recht der Erſt

geburt ein . Nach dem

Tode Ernſtstrat deſſen

Ernſt Friedrich I., die Regierung am Dieſer Fürſt, welcher in keit

im

Dienſte der

älteſter Sohn , als

17. October 1715 an .

Folge feiner kriegsherrlichen

Niederländer

und

dann

des

Thätig Staiſers

Karl VI. ſein Land mit großen Hoffnungen erfüllte, hat dieſe nicht realiſirt.

Zwar geſchah

unter feiner Regierung Man =

cherlei zur Verſchönerung und zur Hebung ſeiner Erblande, ſo

legte

er z. B. die Neuſtadt- Hildburghauſen

zerrütteten

Verhältniſſen , was

allerdings weniger

felbſt , als vielmehr daran gelegen von

ſo kleinem

an

febr ihm

haben mag , daß ein Land

Umfange wohl ſchwerlich

dürfte, die vorhandenen

an .

Tode in

Dennoch fand man die Finanzen nach ſeinem

Bedürfniſſe durch

Aufbringen von Steuern zu decken .

im

Stande

ein

Abzuleugnen

fein

genügendes iſt freilich

nicht, daß Friedrich Ernſt I. ein ziemlich prachtliebender Fürſt war. Er ſtarb am 9. März 1724 .

205

Sein älteſter Sohn Ernſt Friedrich

II. war beim

Tode

Vaters nody minorenn , weshalb unter ſeiner Mutter,

feines

einer geborenen Gräfin von Erbach , eine vormundſchaftliche Regierung

eintreten

1728

mußte.

übernahm

ſelbſt die

er

Regierung. Weder unter ihm , nody unter der Vormundſchafts Regierung ſeiner Mutter iſt irgend etwas Bemerkenswerthes geſchehen . Ernſt Friedrich II. ſtarb am ſeinem

13. Auguſt 1745 und hin

terließ

in

älteſten Sohne Ernſt Friedrich

Karl wie

derum

einen minorennen Erbprinzen , der, wie fein verſtorbe

ner Vater gleichfals bis zu ſeiner Volljährigkeit unter müt terlicher Vormundſchaft

ſtand.

gierung ſeines Landes ſelbſt. und nach

1748 übernahm Unter dieſem

äußerer Pracht haſchenden

er die Re

verſchwenderiſchen

Fürſten

erreichten

die

Schulden des Landes eine ſo bedeutende Höhe, daß der deutſche Kaiſer ein energiſches Einſchreiten von ſeiner Seite für durch auß nothwendig hielt. Prinzen

Joſeph

Er ernannte unter dem

Friedridy von

Hildburghauſen

Vorſiß des eine Debit

Kommiſſion , welche beauftragt wurde, die Finanzverhältniſſe des Herzogthums zu regeln .

Die Koſten , welche die Erzie

hung der fürſtlichen Kinder erforderte, mußten von den Land ſtänden gedeckt werden . Am Karl.

22. September

1780 ſtarb Herzog Ernſt Friedrich

Abermals war ein minderjähriger Erbprinz vorhanden

und abermals trat eine vormundſchaftliche Regierung –

unter

dem ſchon genannten Prinzen Joſeph Friedrich , Urgroßoheim in Funktion . Als dieſer 1787 ſtarb, kam des Erbprinzen die- Regierung erſt an den Landeserben Friedrich .

Derſelbe

ſchloß ſich mit den übrigen Fürſten ſeines Hauſes am

15. De

zember 1806 zu Poſen

dem

Rheinbunde an .

204

lungsvertrages vom

24. Februar 1680 die Aemter und Städte

Hildburghauſen , Heldburg, Eisfeld , Veilsdorf und Schalkau . Dieſe Seitenlinie führte anfänglich den ſchen Linie , abgeleitet von Im

feld . ſeinem

der

Namen

eisfeld'

der ihr zugefallenen Stadt Eis

Jahre 1683 ſchloß Ernſt einen neuen Vertrag mit

das Amt Königsberg abtrat.

nun auch

Dieſer ihm

Bruder Heinrich , nach welchem

Zwei Jahre darauf erbaute er

das Reſidenzſchloß zu Hildburghauſen .

1705 erhielt er noch

als ein für ſich günſtiges Reſultat des koburgiſchen Succeſſions ſtreites das

römhild'ſchen

dem

und von

Amt Sonnenfeld ,

Antheil die Kellerei Behrungen , die eilſteriſchen Leben den Hof Miliß. ders

führte

er

Nach dem auch

für

und

Beiſpiele ſeines gothaiſchen Bru ſeine Linie

das

Recht der

Erſt

geburt ein . Nach dem Ernſt Friedrich

Tode Ernſtstrat deſſen I., die Regierung am

ältefter Sohn , als

17. October 1715 an .

Dieſer Fürſt, welcher in Folge ſeiner friegsherrlichen Thätig keit im Dienſte der Niederländer und dann des Raijers Karl VI. ſein Land mit großen Hoffnungen nicht realiſirt.

Zwar geſchah

unter feiner Regierung Man

cherlei zur Verſchönerung und zur Hebung ſo legte

ſeiner Erblande,

er z. B. die Neuſtadt -Hildburghauſen an.

Dennoch fand man die Finanzen zerrütteten

erfülte, hat dieſe

Verhältniſſen , was

nach ſeinem

Tode in ſehr

allerdings weniger

an

ihm

felbſt, als vielmehr daran gelegen haben mag, daß ein Land von

ſo kleinem

Umfange wohl ſchwerlich

dürfte , die vorhandenen

Bedürfniſſe durch

Aufbringen von Steuern zu decken .

im ein

Stande

ſein

genügendes

Abzuleugnen iſt freilich

nicht, daß Friedrich Ernſt I. ein ziemlich prachtliebender Fürſt war. Er ſtarb am 9. März 1724 .

205

Sein älteſter Sohn Ernſt Friedrich II. war beim feines Vaters noch minorenn , weshalb

Tode

unter ſeiner Mutter,

einer geborenen Gräfin von Erbach , eine vormundſchaftliche Regierung

eintreten

mußte.

1728 übernahm

er ſelbſt die

Regierung. Weder unter ihm , noch unter der Vormundſchafts Regierung ſeiner Mutter iſt irgend etwas Bemerkenswerthes geſchehen . Ernſt Friedrich ſeinem

II. ſtarb am

älteſten

13. Auguſt 1745 und hin

terließ

in

derum

einen minorennen Erbprinzen , der, wie fein verſtorbe

Sohne Ernſt Friedrich

Karl wie

ner Vater gleichfalls bis zu ſeiner Volljährigkeit unter müt terlicher Vormundſchaft

ftand.

gierung feines Landes ſelbſt. und nach

1748 übernahm

Unter dieſem

äußerer Pracht haſchenden

er die Re

verſchwenderiſchen

Fürſten

erreichten

die

Sdulden des Landes eine ſo bedeutende Höhe, daß der deutſche Kaiſer ein energiſches Einſchreiten von ſeiner Seite für durch auß nothwendig hielt. Prinzen

Joſeph

Er ernannte unter

Friedrich von

Kommiſſion , welche beauftragt wurde, die des Herzogthums zu regeln .

dem

Hildburghauſen

Vorſig

des

eine Debit:

Finanzverhältniſſe

Die Koſten , welche die Erzie

hung der fürſtlichen Kinder erforderte , mußten von den Land ſtänden gedeckt werden . Am

22. September 1780

ſtarb Herzog Ernſt Friedrich

Karl. Abermals war ein minderjähriger Erbprinz vorhanden unter und abermals trat eine vormundſchaftliche Regierung dem

ſchon genannten Prinzen Joſeph Friedrich , Urgroßoheim des Erbprinzen in Funktion . · Als dieſer 1787 ſtarb , kam

die- Regierung

erſt an den

fchloß ſich mit den übrigen zember 1806 zu Poſen dem

Landeserben Friedrich.

Derſelbe

Fürſten ſeines Hauſes am

15. De

Rheinbunde an .

206

Am 16. Juni 1807 ſchloß Friedrich mit Würzburg einen Vertrag derart ab , daß die Ortſchaften Altershauſen , Holz hauſen , Kleinmünſter, Oberhobenried, Römershofen , Silbach , Uchenhofen , Unterhohenried , Weſtheim , Hallingen ,

Junkers

dorf, Unfinden , Lentershauſen , Rügheim , uídersdorf und Ver kach zwiſchen

beiden Staaten proviſoriſch to getheilt wurden ,

daß die ausſchließende Souverainetät in demſelben denjenigen Souverain gehören folle , welcher in ihnen die Mehrzahl der Landesunterthanen Im

Jahre

befißt.

1815

trat Herzog Friedrich

ſpiele der übrigen fächſiſchen Fürſten dem ſchen Staatenbunde bei.

nach dem

Bei

neugeſtifteten

deut

Nach dieſem Beitritt erklärte er, daß

von nun an auch der Bauernſtand ſeine Abgeordneten zu Landtage ſenden ſollte, hörte darüber, nach Pöliş , am nuar 1816

das Gutachten

Entwurf zu

einer neuen

mit

der Landesregierung den

Verfaſſung

27. November 1817 dieſen

16. Ja

der bisherigen Stände, ließ

Rückſicht auf dieſes Gutachten von

dem

bearbeiten , legte am

Entwurf den Ständen vor, und

erklärte denſelben , nach der Annahme von den Ständen , zum Grundgeſez des Herzogthums am

19. März 1818 .

„ Nach dieſer Verfaſſung beſteht die Zahl der ſtändiſchen Abgeordneten

aus achtzehn Individuen , wovon ſechs aus den

Befißern der Rittergüter , einer aus dem Städten

und

geiſtlichen Stande,

fünf von

den

von jedem

Stande aus ſeiner Mitte, gewählt werden .

ſechs aus dem

„ Die Rechte der Stände beſtehen : in

Bauernſtande,

dem

Rechte des

Beiraths und der Zuſtimmung bei Verträgen und Verfügun gen , wodurch die kommen

Integrität des Landes verlegt, deffen Ein

geſchmälert oder die Regierungsverfaſſung geändert

wird ; das Recht der Berathung und Zuſtimmung bei Einfüh rung neuer und bei Abänderung der beſtehenden allgemeinen

207

Landesgeſeße , welche

die

Grundverfaſſung des

Landes , die

Freiheit und das Eigenthum der Staatsbürger betreffen ; das Recht, die Etats der Staatsbedürfniſſe mit dem Regenten ge meinſchaftlich feſtzuſeßen ; das Recht der Bewilligung aller für den Staatszweck nöthigen Abgaben und Leiſtungen ; das Recht, die bewilligten

Steuern und Abgaben , unter Kontrole der

Regierung, in einer beſondern Kaffe zu erheben und zu ver-. wenden ; das Recht, die wahrgenommenen Mängel in der Gefeßgebung , ſowie die Ungleichheiten und Mängel Verwaltung dem

Regenten , mit Vorſchlägen

in

der

zu ihrer Abſtel

lung, anzuzeigen ; das Recht der Beſchwerde und Klage über Pflichtverlegung, Willkür und Nichtachtung der von Seiten der Staatsdiener. "

Verfaſſung

Zur nämlichen Zeit erließ der Herzog die Beſtimmung , daß eine Veränderung der Verfaſſung nur vom und

dem

Landtage

gemeinſchaftlich

Landesherrn

vorgenommen

werden

könnte ; daß ſämmtliche Staatsbeamten und Staatsdiener auf dieſelbe. vereidigt und

jene abſichtliche

Verlegung

derſelben

als Verbrechen betrachtet und beſtraft werden ſollte. Durch den abgeſchloſſen

von

Theilungsvertrag vom den

drei Herzogen

Meiningen und Koburg , wegen nen

Herzogs Friedrich

IV .

von

12. November

1826 ,

von Hildburghauſen ,

der Erbſchaft des verſtorbe Gotha ,

verzichtete

Herzog

Friedrich auf den Beſit ſeiner bisherigen Lande, welche größ ten

Theils an Sachſen - Meiningen

Fürſtenthum

Altenburg

fielen , nahm

dafür das

entgegen mit Ausſchluß des Amtes

Kamburg und eines Theiles des Amtes Eiſenberg, und nannte fich von nun an Herzog von Sachſen -Altenburg . Das Areal des Herzogthums Hildburghauſen betrug unter

der Regierung

Friedrichs

elf , nach Andern

fiebzehn

Quadratmeilen mit acht Städten , 121 Dörfern und ungefähr

208

34,000

Einwohnern .

Die

Staatsſchulden beliefen

ſich

auf

zwei Millionen Gulden , die jährlichen Staats - Einkünfte auf 100,000 Gulden . Die Hauptſtadt enthielt ungefähr drei

Tauſend

Einwohner

in

dreihundert

hübſch

gebauten

Häuſern . In

einem

blühenden Zuſtande hat ſich das Herzogthum

Hildburghauſen Aufgehen

in

ſeit der Theilung von 1680

Altenburg 1826

gering an Umfang und Menſchenzahl, um der entſprechenden

bis zu ſeinem

niemals befunden ; es war zu

Weiſe erhalten zu

einen

können .

Fürſten in

VI.

Herzogthum

Das

Sachſen -Altenburg .

Unter den

Johann Philipp,

Herzogen

Friedrich Wilhelm

II. und

III.

(1603—1672 .)

3 wanz ig ft e $

Kapitel.

Johann Philipp unter Dormundſchaft des Ein hiſtoriſcher Ueberblick . Herzogs Johann, und der Kurfürſten Chriſtian II. und Johann Georg I. Sein Regierungsantritt. – Erbtheilungsſtreit. - Johann Philipp firbt. – Erledigung des henne Friedrich Wilhelm II. tritt die Regierung an . bergiſchen Erbſchaftsftreites . - Friedrich Wilhelms II. beide Gemahlinnen . Sein Cod. Friedrich Wilhelm III. unter Vormundſchaft Johann Georgs II. und Moriß von Maumburg- Beits . Sein God. Der Geldftolz der Altenburger. Bevor das Recht der Erſtgeburt in die verſchiedenen deut ſchen Herzogthümer eingeführt wurde, kam Ländertheilungen

und dadurch zu den

es fortwährend zu

unendlich vielen Kon

fuſionen , welcher wir ſchon zu wiederholten Malen gedacht haben und die die Abfaſſung einer Geſchichte derſelben ungemein erſchweren .

Das Herzogthum Altenburg zeichnete ſich in die

ſer Beziehung vorzugsweiſe aus . Vertraute Geſchichte. Sadſeno 4. Bb.

Zuerſt im

Jahre 1603 ge 14

210

erſtes Beſtehen

ſein

gründet, dauerte

1672 : von

nur bis

1672 bis 1826 exiſtirte es als ſelbſtändiges Fürſtenthum gar nicht.

eine möglichſt klare und genaue

Wir werden alſo, um

Ueberſicht dieſes Ländchens zu 1603

von

liefern , erſt des

Zeitpunktes bis

1826

ſodann des von

1672 ,

bis

auf die

Jeftzeit gedenken müſſen . Nach dem

im

Friedrich Wilhelm

Jahre 1603 erfolgten von

weimariſche Haus in

das ältere

zwei Linien getheilt: in die altenbur

giſche und in die neuweimariſche. vier Söhne des Herzogs Reſidenz in

Tode des Herzogs

Sachſen -Weimar wurde

Die am Leben

Friedrich Wilhelm

Altenburg , doch blieben

gebliebenen

I. nahmen

ihre

ſie bis zur Volljährig

keit des Aelteſten , Johann Philipp , unter Vormundſchaft von Herzog Johann .

Nach deffen Tode 1605 führte der Kurfürſt

von Sachſen Chriſtian II. und als dieſer 1611 ſtarb, deſſen Bruder und Nachfolger Johann Georg I. die Vormundſchafts regierung über Altenburg.

Nach dem

1605 erfolgten Ableben

Johanns entſtand zwiſchen Altenburg und Weimar ein cedenzſtreit , deſſen Beilegung erſt dem

Prä

Kaiſer gelang und der

zu Gunſten Altenburgs entſchieden wurde. Johann Philipp trat 1618 ſeine Volljährigkeit und die Regierung in Namen an .

ſeinem Im

und in ſeiner noc Jahre

1638

ſtarb

von Koburg - Eiſenach

aus.

in

dieſes Falles Altenburg und

der Vorausſegung

Vier

minorennen Brüder

die fürſtliche

Familie

Jahre vorher hatten

ſich

Weimar

bereits dergeſtalt mittelft Vertrages geeinigt, daß ein Drittel der Erbſchaft an Altenburg und zwei Drittel an Weimar fom men

ſollten .

Troß dieſes ſchriftlich

getroffenen

Abkommens

beider Fürſtenhäuſer traten vielfache Mißverſtändniſſe bei die ſer Erbtheilung ein , die erſt der Tod des Herzogs Philipp von Altenburg

1639 zu

beſeitigen im

Johann

Stande war.

211

Der nächſtälteſte Bruder rich Wilhelm

Am

Johann Philipps folgte als Fried

II. in der Regierung Altenburgs.

13. Februar

1640 wurde zu

Altenburg

erſt ein

förmlicher Theilungsvertrag verabredet und geſdhloſſen .

Dem

zufolge aus den ererbten Landen drei Theile gemacht wurden und zwar der toburgiſche , gothaiſche und eiſenachiſce; der erſtere Theil fiel an das Haus Altenburg und beſtand aus folgenden Städten und Aemtern : Koburg, Rodadh, Schalkau , Geſtingshauſen , Römhild , Hildburghauſen , Neuſtadt, Sonnen berg , Sonnenfeld , Mönchroden , das halbe Amt Alſtädt und die Stadt Poesneck . Der îchen

der hennebergiſchen

Streit wegen

fächſiſch -albertiniſchen

den

Fürſtenhäuſern , welcher im endlich auch

im

ſchen Hauſes

fächſiſch -erneſtiniſchen

Jahre 1583 begonnen hatte, wurde

Jahre 1660 entſchieden .

Haus erkannte in dem geſchloſſenen

und

Erbſchaft zwi

zu Weimar am

Erbtheilungsrezeß

die

Das erneſtiniſche

9. Auguſt 1660 ab

Anſprüche des albertini

auf fünf Zwölftheile der hennebergiſchen Erb

ſchaft an, und verzichtete gleichzeitig auf das Recht der Wie folgenden Aemter: Sachſenburg, Arns

dereinlöſung der vier haug , Weida

und Ziegenrück .

Dieſelben

waren

ums

1567 wegen der Achtsvollziehung gegen Gotha vom ſten

Auguſt an ſich genommen . Fünf Zwölftheile

alſo

Jahr

Kurfür

an

die albertiniſche

Zwölftheile wurden gegeben .

der hennebergiſchen

Fürſtenlinie; die übrigen

gleichmäßig an

Friedrich Wilhelm

Erbſchaft kamen ſieben

Altenburg und Weimar

II, von Altenburg empfing dar

nach die Aemter und Städte: Meiningen , Themar, Maßfeld, die Kellerei Behringen , das Kammergut Henneberg und den Hof Miltig . Friedrich Wilhelm

II. , Herzog von Sachſen - Altenburg , 14 *

212

vermählte ſich mit einer kurbrandenburgiſchen ihm

Prinzeſſin , die

indeß bald ſtarb ; zu ſeiner zweiten Gemahlin wählte er

eine furſächſiſche Prinzeſſin , Tochter Johann Georgs fer zweiten Ehe entſproß nur ein Sohn , der am 1669 als

Friedrich Wilhelm

I.

Die

22. April

III. die Regierung Altenburgs

unter Vormundſchaft ſeiner beiden Dheime Johann Georg II . von

Kurſachſen

übernahm . keit nicht. Blattern den

und

Herzog Moriß von

Friedrich Wilhelm In

ſeinem

vierzehnten

ergriffen , die

Tod brachten .

ihm

Durch

Naumburg - Zeiß

III. erlebte feine Volljährig Jahre wurde er von den

dann auch am ſeinen

14. April 1672

Tod erloſch das altenbur

giſche Fürſtenhaus, das überhaupt nur neunundſechszig eriſtirt hatte .

Jahre

Es wurde unter Weimar und Gotha getheilt.

Weder von dem

Ginen , noch von dem

Anderen

dieſer

drei Regenten war etwas Befonderes zur Hebung des kleinen Staates gethan worden . Was Altenburg jeßt iſt, iſt es eben erſt

durch die ſpäteren

Herzoge geworden .

Wäre das alten

burgiſche Volt nicht von Hauſe aus zu einer lebendigen Thä tigkeit, beſonders niemals

auf dem

Gebiete des Aderbaues , geneigt,

hätte es jene Wohlhabenheit erreichen

können , die

es vor allen übrigen herzoglich-fächſiſchen Unterthanen ſo vor theilhaft auszeichnet.

Daß

durch das Gefühl feines eigenen

Werthes oder ſeiner eigenen Kraft vorzüglich in deteren

Schichten

den ungebil

des Volkes manch ' verſchrobene Anſicht zu

Tage gefördert wird , iſt zwar nicht abzuleugnen , wohl aber zu entſchuldigen . man

im

vielfach werden Bauern

Es iſt noch gar nicht ſo lange her,

Altenburgiſchen konnte .

Zeuge von Saßen

ſolcher

daß

Verſchrobenheit

z. B. einige altenburgiſche

in der Schänke ihres Wohnortes, um

zu politifiren ,

was ſie gern thun , und es kommen neue Gäſte des Bauern ſtandes hinzu und ſepten fich an ihren

Tiſch, dann

wurden

-

213

dieſelben erſt von unten bis oben mit großer Aufmerkſamkeit betrachtet, ob Fand man

ſie nicht etwa weniger reich gekleidet wären .

nun

in

der äußeren

ſchied , dann war man Man

noch

Erſcheinung keinen

Unter

lange nicht zufrieden geſtellt.

fragte nun nach der Anzahl von Pferden , welche

neue Gaſt als

Eigenthum

befißt.

weiſe nur drei Geſpann , der

der

Befaß derſelbe beiſpiels

Frager deren

aber vier ,

ſo

konnte man verſichert ſein , daß der Leştere fofort feinen Pla verließ und

ſich zu

ſolchen

Perſonen

vier Geſpann Pferde hatten .

ſeşte, die

gleich

ihm

Dieſer Geldſtolz war dadurch

entſtanden , daß Keiner der Landesfürſten irgend etwas die

geiſtige

hatte.

Entwickelung

Es waren

ſeiner Unterthanen

keine hinreichenden

für

unternommen

und mit

geſchickten

Lehrern verſehene Schulen vorhanden , und es war felbft in ſpäteren

Jahren

gar

liefert

fchreiben , noch von uns gerügten

übrigens den

altenburgiſchen vorhanden

Seltenes ,

1

ſtoßen , die weder fand man obigen

nichts

Beweis

von

auf Perſonen

leſen

zu

konnten ; dagegen

Stolz überall vor. der

Wohlhabenheit des

Volkes , die auch jeßt noch

in

allen Klaſſen

iſt.

Lai

214

II.

F

r iedrich (1826–1834.)

E

i n u n d z wa n z igfte $

Kapitel.

Herzog Friedrich übernimmt Altenburg. Der September - Aufruhr von 1830 . Ein Geſpräch zwiſchen dem Herzoge und ſeinem Premier-mi nifter. Verhaftungen , Ausweiſungen und Amneſtie . Friedrich Karl Die neue Adolph von Grüßſchler.' — Wilhelm Adolph von Grüßſchler . Verfaſſung . Die Städteordnung. — Der neue Landtag von 1832. Die Geiftlichen und Schullehrer werden in die allgemeine Staatsdiener -Wittwen Herzog Societat mit aufgenommen . Beitritt zum deutſchen Bollverein . Friedrich ſtirbt. Herzog Friedrich trat, wie wir wiſſen , im fein

Fürſtenthum

Jahre 1826

Hildburghauſen an Sachſen -Meiningen ab

und empfing dafür das neugeſchaffene Herzogthum Sachſen Altenburg , von welchem funfzehn

andren

die Grafſchaft Kamburg mit noch

Dorfſchaften abgelöſt und ebenfalls an den

Herzog von Meiningen gegeben wurde. von

durch den ein

Obwohl dieſer Theil der wohlhabenſte war , ſo gewann Friedrich

Altenburg

Tauſch dennoch ungemein ; denn erſtens bekam

bei weitem

er

größeres Ländergebiet , und zweitens meiſt nur

wohlhabende Unterthanen . Der größte Uebelſtand beſtand darin , daß Friedrich ſelbſt kein junger Mann mehr war, und es iſt bekannt genug, daß je älter die Menſchen ſind , ſie auch um hängen

und meiſt von

vornherein

fo feſter am

gegen

jede

Alten

Neuerung,

ſelbſt wenn ſie augenſcheinlich eine Verbeſſerung enthält, ein genommen find. Herzog Friedrich trieb ſeine Liebe zum Beſtehenden ſogar

215

fo weit, daß

hildburghauſen'ſchen

er ſelbſt ſeine bisherigen

Miniſter von Braun

und von Wüſtemann

mit

nach

Altenburg nahm und denſelben hier dieſelbe Stellung ein räumte . Das war nun unzweifelhaft nicht politiſch klug ge handelt. ihren

Wenn

die beiden

ſeitherigen

war død

genannten Miniſter fich audy in

Funktionen

als bewährt gezeigt hatten , ſo

immer der Umſtand in

Erwägung zu ziehen , daß

fie unmöglich die Bedürfniſſe und Anforderungen des neuen fandes fennen konnten , mindeſtens nicht ſo genau , wie ſie ein Miniſter kennen muß .

Der bisherige Präſident des go

thaiſchen ' geheimen

von

Raths

Trüßſchler

wurde vom

Herzoge an die Spiße des altenburgiſchen Miniſterii geſtellt. Wie wir im erſten Abſchnitt dieſer Abtheilung ſchon be merkt haben , ſo hatten

Fürſten wenig

die bisherigen

oder

nichts für das altenburgiſche Volk gethan . : Jézt bei dieſer Neugeſtaltung Nation ein

des Landes zeigte ſich

unbegrenztes

in allen

Klaſſen

der

Vertrauen zu der Regierung und

überall ſprach man unverholen die Hoffnung auf zeitgemäße und dem allgemeinen Bedürfniſſe entſprechende Reformen aus. Die Verfaſſung, ſowie auch die Verwaltung des Landes ließen Manches zu wünſchen übrig .

Die Finanzen waren , obgleich

Herr von Lindenau , welcher 1826 als Miniſter nach Dresden berufen wurde, dieſelben weſentlich und vortheilhaft umgeſtaltet hatte , dennoch nicht im beſten Zuſtande. Wie es jeßt war, ſo war es ſchon zur Zeit Ernſt des Frommen ! Man hatte Alles lieben Alten gelaſſen . Zu den Ständeverſammlungen fandten nur die adligen Rittergutsbefißer und die Stadträthe

beim

ihre Abgeordneten ; die übrigen Stände waren treten , die mit

was Wunder alſo , wenn

Verhältniſſe dem

ſie

gar nicht vers

ſich auch nicht um

des Staates kümmerten , ſondern

Zuſammenſcharren

des

ſich nur

Geldes beſchäftigten ?

Die

214

U.

Fried r i

ch .

( 1826–1834.) Ein und z wanzig ft e s

Kapitel.

Herzog Friedrich übernimmt Altenburg. - Der September - Aufruhr von 1830 . Ein Geſpräch zwiſchen dem Herzoge und ſeinem Premier-Mi niſter. Derhaftungen , Ausweiſungen und Amneſtie. Friedrich Karl Die neue Adolph von Trüßſchler. Wilhelm Adolph von & rüßſchler. Die Verfaſſung. Der neue Landtag von 1832. Die Städteordnung . Geiſtlichen und Schullehrer werden in die allgemeine Staatsdiener - Wittwen Herzog Societat mit aufgenommen . Beitritt zum deutſchen Bollverein . Friedrich ſtirbt.

Herzog Friedrich trat , wie wir wiſſen , im fein Fürſtenthum und empfing

Hildburghauſen an Sachſen -Meiningen ab

dafür das neugeſchaffene Herzogthum

Altenburg , von welchem funfzehn

andren

durch den

Sachfen

die Grafſchaft Stamburg mit noch

Dorfſchaften

abgelöſt und ebenfalls an

der wohlhabenſte war , ſo

gewann

Friedrich

Tauſch dennoch ungemein ; denn erſtens bekam

ein bei weitem

den

Obwohl dieſer Theil

Herzog von Meiningen gegeben wurde. von Altenburg

Jahre 1826

er

größeres Ländergebiet, und zweitens meiſt nur

wohlhabende Unterthanen . Der größte Uebelſtand beſtand darin , daß Friedrich ſelbſt kein junger Mann mehr war, und es iſt bekannt genug, daß je älter die Menſchen ſind, ſie auch um hängen

und meiſt von

vornherein

fo feſter am

gegen

jede

Alten

Neuerung,

felbſt wenn ſie augenſcheinlich eine Verbeſſerung enthält, ein genommen find. Herzog Friedrich trieb feine Liebe zum Beſtehenden ſogar

215

fo weit, daß

er felbft ſeine bisherigen

Miniſter von Braun und

von

hildburghauſen'ſchen

Wüſtemann

mit nach

Altenburg nahm und denſelben hier dieſelbe Stellung ein räumte . Das war nun unzweifelhaft nicht politiſd klug ge handelt.

Wenn

die beiden genannten Miniſter fich auch in

ſeitherigen

ihren

Funktionen

als bewährt gezeigt hatten , ſo

war doch immer der Umſtand in

Erwägung zu ziehen , daß

fie unmöglich die Bedürfniſſe und Anforderungen des neuen Landes kennen konnten , mindeſtens nicht ſo genau , wie ſie ein Miniſter kennen muß .

Der bisherige Präſident des go

thaiſchen

von

geheimen

Raths

Trüffdler wurde

vom

Herzoge an die Spiße des altenburgiſchen Miniſterii geſtellt. Wie wir im

erſten Abſchnitt dieſer Abtheilung ſchon be

merkt

haben ,

nichts

für das altenburgiſche Volk gethan . : Jézt bei dieſer

Neugeſtaltung Nation

ein

ſo

hatten

die bisherigen

des Landes

unbegrenztes

Fürſten wenig

zeigte ſich Vertrauen

in zu

allen

oder

Klaffen der

der Regierung und

überali ſprad man unverholen die Hoffnung auf zeitgemäße und dem allgemeinen Bedürfniſſe entſprechende Reformen aus . Die Verfaſſung, ſowie auch die Verwaltung des Landes ließen Manches zu wünſchen übrig.

Die Finanzen waren , obgleich

Herr von Lindenau , welcher 1826

als Miniſter nach Dresden

berufen wurde, dieſelben weſentlich und vortheilhaft umgeſtaltet hatte, dennoch nicht im beſten Zuſtande. Wie es jegt war, ſo war es ſchon zur Zeit Ernſt beim “ lieben Alten

des Frommen !

gelaſſen.

Zu

den

Man

hatte Alles

Ständeverſammlungen

fandten nur die adligen Rittergutsbeſiger und die Stadträthe ihre Abgeordneten ; die übrigen Stände waren gar nicht ver treten ,

Verhältniſſe dem

.

die mit

was Wunder alſo , wenn ſie ſich auch nicht um des Staates kümmerten , ſondern

Zuſammenſcharren

des

fich nur

Geldes beſchäftigten ?

Die

216

meiſten

Verdienſte

erworben , der

hatte ſich unſtreitig

ſeit dem

Herr von Lindenau

Jahre 1818 faktiſch an der Spige

der Stände ſtand. Jeft nun auf einmal war das Volk zum gekommen . ſein !

Bewußtſein

Es hatte lange genug geſchlafen, es wollte wach

Das Vertrauen , welches der neuen Regierung entgegen

gebracht wurde, erfüllte ſich nicht. Herzog Friedrich war zur Uebernahme eines neuen Landes zu alt. - Geboren am 29. April 1763 zählte er bereits dreiundſechszig Jahre , ein Alter, wo man ſich lieber der Ruhe, als der Bewegung über läßt, und wo man lieber genießt, als ſchafft ! Unzufriedenheit mit einigen

Jahren

Eine gewiſſe

der neuen

Regierung zeigte fich nach Wartens bei verſchiedenen Gele:

vergeblichen

genheiten ; doch glaubte man entweder nicht, daß dieſelbe ſich in ernſte Demonſtrationen

umwandeln oder wenn dies den

noch

man Macht

geſchehen

ſollte, daß

würde, denſelben

und Mittel

.

mit Erfolg gegenüber

treten

zu

Genug, es geſchah Nichts, die Mißſtimmung im vernünftige Maßregeln

zu

wenn wir ſo ſagen dürfen .

beſeitigen .

Man

haben können .

Volke durch ſdhlief weiter,

Ein politiſcher Schlaf endet aber

in der Regel mit einem gräßlichen Erwachen. Dies Erwa erfolgte auf die Revolutions- Poſaune Frankreichs im

dhen

Juli 1830 ! Unzufriedenheit mit der Regierung erzeugt ſchnell aufrühreriſche

Köpfe.

Die

fand einen Widerhal in dem

Juli - Revolution

in

Frankreich

kleinen Altenburg, wo man bis

her einzig und allein nur dem

Mammon gedient und ſich

um Politik gar nicht gekümmert hatte, ia, wo man nicht ein mal wußte , daß die Regierung ſchlecht ſei, oder daß Regierung wären

verbeſſert werden

vielleicht auch

könne!

Die Altenburger ſelbft

nie auf den komiſchen

men , eine Revolution zu machen .

eine

Einfall gekom =

Sie kannten

das Ding

217

gar nicht, und wußten nicht, von welcher Seite eß angefaßt werden müßte. Aber es waren in den leßten zehn oder zwan zig Jahren

ſo viele fremde Geſellen eingewandert, von

Jeder ein Stückchen

Freiheitsſchwindel mitbrachte und bald

auch die Einheimiſchen anſteckte . 13. zum

denen

Mitten in der Nacht vom

14. September 1830 entſtand ein allgemeiner Auf

ruhr in der Stadt Altenburg. Anfangs nur ein kleines Häuflein , rotteten ſich die Empörer bald zu Hunderten zu = ſammen , welche unter wildem

Geſchrei und ohne regelmäßige

Anführung die Stadt durchzogen .

Doch noch immer nicht

wiſſend, was ſie eigentlich wollten, oder auch zu ängſtlich , fich zum

Herzoge zu begeben , von dem

werden konnte, richteten

allein nur Hilfe erwartet

ſie ihre ganze Wuth und Entrüſtung

gegen einzelne Unterbeamten , die doch fürwahr ganz unſchul dig waren ! Was konnten ſie denn dafür, daß Gefeße vorhanden waren , zu gemacht hatte ? und waren

deren

Sie hatten

audy in

Stande, dieſelben

Volſtreder

ſie

dieſe Gefeße nicht hervorgerufen ,

ihrer untergeordneten zu

ihr Broterwerb

reformiren !

Sie

Stellung außer traf weiter

Schuld , als daß fie fich hatten anſtellen laſſen .

keine

Allein eine

aufgeregte Volksmaſſe frägt nach dergleichen nicht, beſonders wenn von Seiten der Regierung bisher Nichts gethan wor den iſt , fie geiſtig zu entwickeln !

Wir können

noch

immer

nicht begreifen , weshalb die Regierungen nicht vor allen Din gen dafür ſorgen , daß ihre Unterthanen eine möglichſt hohe Stufe der Bildung erreichen ; denn

das ſteht unwiderleglich

feſt, daß ſich eine gebildete Nation weit leichter leiten regieren läßt, als eine ungebildete.

dieſer unſerer Behauptung ja überall ſchon Verkehr beftätigt.

Kommt man

und

Wir finden die Wahrheit im

nicht mit einem

bürgerlichen geiſtig ge

bildeten Menſchen weit beſſer durch , als mit einem , dem

dieſe

218

Bildung mangelt ?

Die Beſchränkungen des Schulunterrichts,

wie man ſie vielfach in den deutſchen Staaten antrifft , iſt eine Thorheit , die theuer bezahlt werden wird. Gebildete werden trozdem

immer vorhanden ſein und unter dieſen Ge

bildeten wieder vorzugsweiſe Etliche, die Urſache haben oder zu haben glauben , mit der beftehenden frieden ſein zu

können .

Regierung nicht zu

Mit leichter Mühe werden

ſie

die

große Maſſe des Volkes zu ihren Zwecken verwenden können , denn Reiner unter derſelben iſt bei dem unterricht

zum

Selbſtdenken

ihn ertheilten Schul Wenn worden .

angehalten

Jemand, der für klüger gehalten wird, als die meiſten ande ren

Menſchen , ſagt, das Königthum

denn es

müffe geſtürzt werden,

ſei ſchlecht, ſo wird der Theil

dadurch in

Aufregung verſeßt worden

des Volkes, welcher iſt , zuverſichtlich

be

haupten , daß Jener Recht habe , da er 'es , ſeiner größeren Klugheit wegen , beſſer verſtehen müſſe , - und fte werden ihm

folgen , wohin

er ſie führt.

Dieſer Fal kann aber nicht

eintreten , wenn die Regierungen mit Gewiſſenhaftigkeit dafür ſorgen , daß ihre Unterthanen auf eine gewiſſe geiſtige Höhe durch die nöthigen , in Unterrichts - Anſtalten

ihrer Wirkſamkeit nicht beſchränkten ,

gebracht werden .

dieſe Sorge nicht hatte angelegen

Daß

Altenburg fich

fein laffen , liegt klar und

offen auf der Hand, da es ſonſt unmöglich den fremden Hand werksgeſellen gelungen rufen .

Sie hatten

dung von Hauſe

ſein würde, eine Empörung hervorzu

auch

im

Durchſchnitt keine größere Bil

aus empfangen ;

allein

fie waren

in

der

Welt herumgekommen und benußten die ſich ihnen darbieten den Gelegenheiten , ihre Kenntniſſe zu dieſelben nun zu

jo

traurigem

bereichern.

Daß fie

Zwede, wie immerhin

eine

Revolution iſt, verwendeten , daran trug der Mangel einer wirklichen , gediegenen

Bildung Schuld . '. Halbgebildete fino

219

gefährlicher noch, als Ungebildete.

Wann werden

die Regie

rungen dies endlich einſehen ? Es war gar keine ſo ſchwierige Aufgabe, die Bewohner zum Aufruhr zu verleiten . Reformen in der

Altenburgs

Verfaſſung und Verwaltung waren

nothwendig , das ſahen

Alle ein , und daß dieſelben nicht eingetreten waren , das wuß ten Alle! Vier Jahre lang batte man pergeblich darauf ge wartet, und , angeftachelt durch die

keine Luſt, noch länger darauf zu warten .

man

meine Sturm

endlich , wie ſchon

brach

Der allge

angedeutet , in

14. September aus.

13. zum

Nacht vom ten

fremden Geſellen , hatte

der

In großen Rot

erſtürmten ſie neun Häuſer, in denen Unterbeamten wohn

ten ; man drang in die Wohnungen

derſelben ein , zertrüm

merte und verwüſtete Alles, deffen man habhaft werden konnte. Im

Uebrigen

Wochen

hatte man

derartige Erceffe fchon

ſeit einigen

vermuthet, und darauf Bedacht genommen , denſelben

durch die

Bildung

einer Bürgergarde vorzubeugen .

Wte

aber in einem Staat, wo eine freie geiſtige Entwickelung nicht vorhanden

iſt ,

Ales langſam

und ohne den

erforderlichen

Eifer von Statten geht, ſo war auch die altenburgiſche Bür gergarde noch in ruhr

ihrer Organiſation begriffen , als der Auf

begann , und ſie war deshalb auch nicht im

irgend. Etwas zu deffen lich nicht an Perſonen

Beſeitigung zu

thun.

Stande,

Es hat frei

gefehlt, die es ſich mit allem

Eifer

angelegen ſein ließen , die geſtörte Ruhe wieder herzuſtellen, und wir ſind vollſtändig überzeugt, daß dieſen Perſonen mehr die wiedergekehrte Ordnung zu verdanken geweſen darauf von der Regierung

iſt, als den

erfolgten Verſprechungen , welche

das altenburgiſche Volt ja ſchon ſo viele empfangen und von denen

fich keine verwirklicht hatte. Daß die Aufregung in der Hauptſtadt dem

Herzog nicht

220

gleichgiltig ſein konnte, iſt begreiflich.

Er war ein alter Mann,

der, wie wir bereits ſagten , die Ruhe mehr, als die Bewe gung liebte, und der wohl wußte, daß mit einer entzügelten Volkswuth nicht zu ſpaßen fei. Gleich nach Beginn der Unruhen entbot niſter zu fich, um

er ſeine Mtu

mit ihnen gemeinſchaftlich die Mittel und

Wege zur Wiederherſtellung des geſeglichen

Zuſtandes zu be

rathen . „ Es wird uns kein der Herzog ,

andres Mittel übrig bleiben ,"

als Militair

aufmarſchieren

ſagte

und interveniren

zu laſſen !" „ Nein , das geht nicht!" erwiderte der greiſe Trüßſchler. ,,Wir würden rufen

dadurch nur eine größere Revolution hervor

und das Ende derſelben

von keinem

beſonderen

würde für Eure Durchlaucht

Vortheile ſein .“

, Hm ,“ machte der Herzog , der ſich im Allgemeinen nach Trüzſchlers Anſichten richtete , „ aber ſagen Sie nur, was wir thun

ſollen ?

Das

Volk wird ja

immer aufgeregter , und

wenn es ſieht, daß wir keine Anſtalten machen , ihrem feßlichen

Benehmen

für furchtſam

entgegen

zu

treten , ſo wird

unge es

uns

halten ."

,, Ei, was," verlegte Herr von Trüßſchler, , es iſt einer lei, was es handeln !

von uns denkt, wenn Es iſt doch meiner

wir nur eben vernünftig

Treu

keine Kleinigkeit, die

Menſchen , wie das Vieh niederzuſchießen ." Sie verdienen ren ein .

es ,"

wandte

Nein , fie verdienen es nicht!“ Unwillen

der Vorige.

Haben

ein

Anderer

der

Her

entgegnete in gerechtem

die Leute nicht lange genug

auf eine Veränderung der Staatsverhältniſſe gewartet ? und find wir nicht ſchuldig und verbunden , fie ihnen zu gewäh

221

ren , zumal da wir ſelber eingeſtehen müffen , daß fie viel zu wünſchen übrig laffen ?

Vor allen Dingen rathe ich Eurer

Durchlaucht,“ fuhr er fort, fich ſpeziell an den Herzog wen dend ,

eine Proclamation Abhilfe

thanen wird . "

, Das iſt Alles Ihren

größeren

zu erlaſſen , worin

vorhandenen

der

recht gut, und

Erfahrungen

Ihren Unter

Uebelſtände

ich

verſprochen

ſtimme mit

vertrauend, aud

Ihnen ,

vollſtändig

überein ," bemerkte der Herzog nach kurzem Nachdenken ; , indeß müffen wir wohl erwägen , daß ficht ebenſo verderblich Strenge !

zu

ihren

große Milde und Nach

Folgen find , als zu

große

Man muß überall einen Mittelweg einſchlagen."

„ Ich

glaube, Eure

Herr von Trüßſchler. chungen

in

auch jeden

Durchlaucht

zu

verſtehen ,"

„ Sie meinen , daß neben Falls einige Schuldige

ſagte

den Verſpre

beſtraft werden

müſſen ?"

Es geht nicht anders !" Nein !

Durchlaucht dürfen

Ihre Strenge

auf Ausländer ausdehnen ;

für Hochdero

Aber Eure

nur ausſchließlich

Unterthanen muß eine Amneſtie erfolgen ." Der Herzog Friedrich, dem

es mehr darum zu thun war,

die geſtörte Ruhe wieder herzuſtellen , als die Schuldigen

zu

beſtrafen , acceptirte den Vorſchlag feines Premier-Miniſters in ſeinem

ganzen

Umfange.

Die

angerathene Proclamation

wurde noch in derſelben Nacht abgefaßt, zum und am andren

Tage zur Kenntniß

Druck gegeben

des Publikums gebracht.

Daſſelbe war übrigens ſchon während der Nacht wenigſtens theilweis zur Ruhe zurückgekehrt, nachdem

es an den mislie

bigen Unterbeamten ſein Müthchen gefühlt hatte. clamation Ordnung.

des

Herzog

Die Pro

vollendete die Rückkehr zur alten

222

Verſchiedene Perſonen , meiſt Ausländer und

vorzüglich

fremde Handwerksgeſellen , wurden gefänglich eingezogen und dann , ohne daß ihnen von Altenburg worden wäre, an der , welche nach

ſich

einigen

der Prozeß

gemacht

ihre Heimath ausgeliefert. Für die Inlän an

dem

Tagen

Aufruhr betheiligt hatten , erſchien

eine umfaſſende Amneſtie vom

Herzoge,

der dann auch in einer zweiten Bekanntmachung baldige Ah ſtellung der vorhandenen Mißverhältniſſe feierlichſt verſprach. Für einen Fürſten , wie der Herzog Friedrich , mußte ein folches Ereigniß , wie der Aufſtand vom

13. zum

14. Sep

. tember doppelt ſchmerzlich ſein . Tage bis zu

ſeinem

Es fehlten nur noch wenige

funfzigjährigen

Regierung8- Jubiläum

und niemals war ihm

während dieſer langen Zeit auch nur

Aehnliches begegnet.

Er mochte wohl einſehen , daß er fich,

wie man zu im

ſagen pflegt, überlebt habe , oder

Stande ſei, die Forderungen

daß er nicht

der Neuzeit zu begreifen .

Darin liegt weder etwas Auffallendes, noch Nachtheiliges für den Herzog. Daß er es einſah, giebt das beſte Zeugniß von ſeinem edlen Herzen . Am

23. September 1830 war der Tag ſeiner vor funf

zig Jahren zogthum

angetretenen

Regierung.

Altenburg als Solches

Wenn auch das Her

erſt ſeit 1826

hatte er doch bis dahin das Herzogthum

exiſtirte, ſo

Hildburghauſen als

regierender Fürſt im

Beſiß gehabt und bei vielfachen Gelegen

heiten gezeigt, wie

ſehr es ihm

Unterthanen

zu thun war , feine

glücklich und zufrieden zu machen.

feines funfzigjährigen einen neuen

darum

Am

Tage

Regierungsjubiläums lieferte er hierzu

Beweis dadurch, daß er den

zum Mitregenten des Landes ernannte.

Erbprinzen Man

Joſeph

ſagt, daß dies

hauptſächlich auf Anrathen ſeines Premier-Miniſters, des gret ſen Herrn von Trüşídler, geſchehen war.

An demſelben Tage

223

legte der Leßtre , der neunundfunfzig Jahre dem feltener

Staat mit

Treue gedient hatte, ſeine Stelle nieder, um

die ihm

noch übrige Lebenszeit in Ruhe zu verbringen . Friedrich Karl Adolph von Trüßſchler, groß als Staats mann und juriſtiſcher Schriftſteller, edel als Menſch und un wandelbar treu als Staatsdiener, war geboren am 3. Juni 1751 zu Kulmitſch bei Weida im

Großherzogthum Weimar.

Er ſtudirte in Jena die Rechtswiſſenſchaft und wurde bereits im

Jahre 1771 zum

Altenburg

ernannt.

Affeſſor bei der Landes -Regierung

in

Drei Jahre ſpäter ward er Hof- und

Konſiſtorial- Rath , 1783 Konſiſtorial- Präſident und geheimer Regierungsrath , 1786

Vice-Kanzler,

1794 geheimer Rath

und wirklicher Kanzler und 1804 wirklicher geheimer Rath. Im

1820 wurde er zum

Jahre

Präſidenten des gothaiſchen

Geheimrathskollegii ernannt, doch ihm ficht geſtattet , ſeinen Wohnſip zubehalten .

Nachdem

er im

in

aus beſonderer Rück

Altenburg auch ferner bei

Jahre 1830 ſeine Entlaſſung ge

nommen , begab er fich auf ſein im

fächſiſchen

Voigtlande

befindliches Gut Falkenſtein , woſelbſt er auch am 1831 ſtarb.

31.

Juli

Herr von Trüßſchler hat nicht nur rechtswiſſenſchaftliche Werke, ſondern auch gute Romane und Gedichte geliefert. Sein Sohn Adolph Franz ſtarb als fachſen -gothaiſcher geheimer Rath.

Sein Enkel, ein Sohn ſeines ſoeben erwähn

ten Sohnes, Wilhelm Adolph von Trüßſchler, hat ein merkwür diges Schickſal gehabt , dem Worte widmen 1818 zu

müſſen .

wir hier unbedingt noch einige

Derſelbe, geboren am

Gotha , bezog im

Jahre

1835

20. Februar

die Univerſität zu

1

Leipzig und ging ſpäter nach " Jena und Göttingen , um Rechte zu

ſtudiren .

1845. aber

ſchon

1843 wurde er in als

Affeffor

beim

die

Zwickau als Aktuar,

Appellationsgericht zu

224

Dresden

angeſtellt.

Das Jahr 1848 zeigte, daß der Enkel

jenes großen und edlen . altenburgiſchen Miniſters revolutio nären Temparaments war. Er wurde gewählt zum Parla ment in Frankfurt am Main und faß hier auf der linken Seite

des Hauſes.

eilte er dorthin

Beim

Beginn der Revolution in Baden

und ward ſofort zum

Stadt Mannheim

ernannt.

Civilkommiſſar der

Hier entwickelte er eine fo rege,

lebendige und umſichtige Thätigkeit bei der Organiſation des Aufſtandes , daß gefährlich halten heit ſtand in

ihn

die deutſchen Regierungen

für äußerſt

zu müſſen glaubten . Seine perſönliche Frei Gefahr, als der

badenſche Aufſtand mit der

Gewalt der Waffen unterdrückt worden , und es blieb ihm kein anderer Ausweg übrig , als ſchleunige Flucht.

Er mußte

dieſelbe nicht gehörig überlegt und ebenſo wenig durchgeführt haben . Am

22. Juni 1849 ward er eingebolt, verhaftet und

an die preußiſchen

Truppen

richt geſtellt, wurde er am

übergeben .

Vor ein

13. Auguſt 1849 zum

urtheilt und Tags darauf in Mannheim

Kriegsge= Tode ver

erſchoſſen .

So endete eine Familie , die wir, abgeſehen von den kleinen Verirrungen , zu len müſſen . Nach dem ſen

den

edelſten des deutſchen Adels zäh

Ausſcheiden aus dem

Staatsdienſte des grei

Premier - Miniſter Altenburgs ernannte Herzog

in Uebereinſtimmung mit dem ler von

der

Friedrich

Prinzen -Mitregenten den Kanz

Gabelenz und den

Konferenzrath Hermann zu

Miniſtern, doch ſtarb Erſterer ſchon

im

März 1831.

Was der Herzog Friedrich mittelſt der von uns bereits erwähnten higen

Proclamation

Septembertagen

ſeinen Unterthanen nach den unru : des

Jahres

1830

follte ſich ſicherlich erfüllen und liefert den weis von den redlichen Abfichten

verſprochen

hatte,

vollgiltigſten

des greifen Fürſten .

Be

Gleich

225

nach dem

erfolgten

Verſprechen wurden die Stände einberu

fen , um mit ihnen gemeinſchaftlich eine neue Verfaſſung für Altenburg zu

berathen .

Diefelbe kam

auch endlich ohne be

fonders heftige Debatten zu Stande und wurde am Geburts tage des Herzogs, am

20. April 1831, publizirt. Sie ward

allgemein mit Freude begrüßt. frieden , erließ der Herzog am

Indeß , noch nicht hiermit zu = 17. Juni 1831 für die Stadt

Altenburg eine neue Städteordnung, nach welcher zweiund dreißig Stadtverordneten

die Bürgerſchaft zu

vertreten

und

den Stadtrath aus ihrer Mitte zu wählen haben ; auch wurden auf Grund dieſer Städteordnung meiſter gleichzeitig die Funktionen tragen .

Im

dem

Uebrigen war eine verbeſſerte

für das Herzogthum

Oberbürger

zeitigen

eines Polizeidirektors über

eben nichts Neues !

Städteordnung

Schon im

Jahre

1829 war die Stadt Eiſenberg damit bedacht worden , wäh rend die Stadt Kabla eine Solche erſt im

Jahre 1832 em

pfing. Der neue Landtag wurde am

12. Juni 1832 eröffnet

und dauerte mit kleinen Unterbrechungen bis zum

Jahre 1835 .

Die Geiſtlichen und Schullehrer , für welche bisher , wie überall, gerade das Wenigſte gethan worden war , wurden nach den Beſtimmungen

dieſes Landtages

in

die allgemeine

Staatsdiener -Wittwen -Societätmit aufgenommen und dadurch zu wirklichen Staatsdienern gemacht. Am 1. Januar 1834 erfolgte der

Beitritt Altenburgs zum

Noch vor Aufhebung des Landtage, am ſtarb

der Herzog Friedrich und

tam

deutſchen

jeßt die Regierung an

Joſeph allein .

Bertraute Geſchichte. Sadſen . 4. Bd.

Zollverein .

29. September 1834 ,

15

III.

3

t

t t

=

b.

(1834-1848.)

w

3 we iuno z wanzigfte $

Kapitel.

Sofephs Regierungsantritt . – Schuldſcheine der verftorbenen Herzoge. Ablöſung - Der erbſchaftliche Liquidationsprozeß des Herzogs Friedrich. der frohnen . Verbeſſerung der Lehrerſtellungen . Beſek über die do desftrafe. Das fächſiſche Kriminalgeſeķbuch . Eiſenbahnen . Auswan Die Heil derungen. Die Verſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe. anſtalt zu Roda. Joſephs filberne Hochzeit. Dermählung der Prinzeſſin Maria mit dem Kronrinzen von Hannover. Regulirung der Grundſteuer. - Die Kataſterkommiſſion . Herzog Friedrich war geſtorben und der Erbprinz Joſeph trat nach dem Recht der Erſtgeburt die Regierung des Lan des an . Den Landtagsmitgliedern , welche, wie wir wiſſen , zu jener Zeit gerade verſammelt waren , wurde unverzüglich Mittheilung von dieſem

Regierungswechſel und von der Abſicht

des neuen Herzogs, auf dem

Wege ſeines verewigten

weiter wandeln zu wollen , gemacht.

Vaters

Gleichzeitig erſchienen

auch die betreffenden Bekanntmachungen für das ganze Land , und obwohl die Trauer um

den dahin geſchiedenen Landes

fürſten durchaus nicht zu verkennen war, fo jah man dennoch , wie der Regierungswechſel allgemein mit Freude begrüßt und daran manche Hoffnung geknüpft wurde, die zu

erfüllen , viel

227

leicht nicht einmal in

der Gewalt des neuen Herrſchers lag .

Indeß treten folche Erſcheinungen überall ein , und man darf ſich deshalb auch nicht wundern ,

ihnen

im

Herzogthum

Al

tenburg zu begegnen . Auf dem

gerade

verſammelten

Landtage kamen bedeu

tende Angelegenheiten nicht mehr zur Verhandlung ; Haupt gegenſtände waren

die Gefeße über die Militairpflicht, das

Heimathsrecht und das Armenweſen .

Daraufwurde der Land

tag geſchloſſen . Eine

auffallende

Erſcheinung

machte

fich

nach

dem

Tode des Herzogs Friedrich geltend, der wir , ihrer Seltenheit Merkwürdigkeit wegen , hier gedenken müſſen . Im

Beſiße einzelner altenburgiſcher Unterthanen befan

den ſich noch von dem Vater

des

hohen

Großvater, beſonders aber von

Verſtorbenen , alte meiſt ſchon

dem

verjährte

Schuldverſchreibungen , zu deren Präſentation man bisher keine Schritte gethan

hatte.

Dieſer auffallende Umſtand brachte

zwar den neuen Herzog auf die Vermuthung, daß es mit dies ſen Schuldſcheinen

nicht ſeine volle Richtigkeit

habe, zumal

da fich bei einigen auch ſchon mit Beſtimmtheit herausgeſtellt hatte, daß ſie weit größere Summen , enthielten , als den ver ſtorbenen Herzogen wurden

baar übergeben

Anfangs dieſelben

ohne beſonderen Widerſpruch von

den herzoglichen Kaſſen eingelöſt . ren zu einem

worden waren ; dennoch

Als indeß dieſes Präſenti

vollſtändigen Unweſen geworden war und man

befürchten mußte , demſelben niemals ſteuern zu erließ das altenburgiſche Landes - Kollegium Herzogs Joſeph eine Vorladung zum tions - Prozeß

an

die

Gläubiger

des

im

können , da Auftrage des

erbſchaftlichen Liquida : verſtorbenen

Herzogs.

Eine beſondere Kommiſſion wurde, niedergeſeßt, welcher die Verpflichtung oblag, alle angemeldeten Anſprüche gewiſſenhaft 15 *

228

zu prüfen und die darüber vorhandenen Beläge fich vorlegen zu laſſen .

Derjenige, deffen

Anſprüche für rechtlich

erkannt

kein verſteckter Wucher oder gar Betrug ,

und bei denen ſich

wie dies vorgekommen war , herausſtellte , empfingen

ohne

Weiteres ihre vollſtändige Befriedigung . Der zweite Landtag, der erſte unter der Regierung des Herzogs im

Joſeph, wurde am

7. November 1836 eröffnet und

April 1837 geſchloffen .

Eine Menge wichtiger Reformen

und neuer Geſeke kamen zur Verhandlung, wodurch der Her zog den thatſächlichen Beweis feines Vorwärtsſtrebens lieferte. Das wichtigſte Geſetz auf dieſem die Beſtimmungen lange funden

Jahre im

über

Landtage waren

die Ablöſung der Frohnen , die ſo

Schlepptau

der Rüdſchrittsparthei ſich

und welche von dieſer Seite her auch

heftige Oppoſition

hervorgerufen hatten .

ter

in

ſeinen

befferung

edlen

eine ziemlich

der zu

führen , nicht abhalten .

Beſtrebungen

gering dotirten

be

Dadurch ließ fich

indeſ der Herzog von ſeiner Abſicht, ſein Volk zu ſtigen Entwidelung zu

unbedingt

einer gei

Er ging wet

und ſorgte auch für Ver Lehrerſtellen .

Auf feinen

Antrag bewilligte der Landtag fünf Tauſend Thaler jährlich zur Ausführung dieſer Abſicht. nur eine geringe , daß fie eigentlich

doch

Die Summe war allerdings

dürfen

ſchon

wir

die Kräfte

keineswegs verkennen , des Landes

überſchritt.

Für den einzelnen Lehrer war freilich dadurch nicht allzuviel gewonnen , und es dürfte vielleicht noch ein

ganzes Jahrhun

dert erforderlich ſein , bevor die Lehrer ihrer Arbeit und Mühe gemäß honorirt werden .

Dieſer Uebelſtand

iſt

bekanntlich

aber nicht nur im Herzogthum Altenburg, ſondern überall in Deutſchland, ſelbſt in

ſeinen

größten

Staaten , vorhanden .

Wenn man weniger für das Militair thun , und das dadurdy erſparte den Unterrichts -Anſtalten zuwenden würde, wäre unges

229

mein Viel gewonnen .

Ein

Militairſtaat wird nie ein wirk

lich intelligenter Staat ſein , kann es nicht ſein, weil die Für ften

ihre Militair-Macht ja ſtets zur Unterdrückung der gei

ſtigen Entwiđelung ihrer und anderer Fürſten Unterthanen verwenden und weil endlich durch ein Militairweſen allein ſchon der freie Geiſt unterdrüdt werden muß .

Der dritte altenburgiſche Landtag fält in 1840

1842.

bis

Im

November

des

die Zeit von

erſtgenannten

Jahres

eröffnet, wurde derſelbe zu wiederholten Malen vertagt und endlich im

Auguſt 1842 geſchloſſen .

Er beſtimmte die Ein

führung des neuen Münzſyſtems nach der deshalb im

Jahre 1838 abgeſchloſſenen Konvention ; erließ ein Geſeß über Voll ziehung der Todesſtrafe und ſorgte für die Einführung des königlich ſächſiſchen Kriminalgeſepbuches, das nur in wenigen Punkten einer Veränderung unterworfen wurde. Um

jene Zeit ging man mit dem

Plan

einer fächfiſch

bairiſchen

Eiſenbahn um und die verſchiedenen von derſelben

berührten

Länder waren aufgefordert, ſich an derſelben durch

Zeichnung Auch an

einer

beſtimmten

ohne daß

zu

betheiligen .

bis jegt von dieſer Seite aus eine Entſcheidung

getroffen worden wäre. ſtimmen

Summe Geld

Altenburg war eine ſolche Aufforderung ergangen ,

Würde Herzog Jofeph allein zu be

gehabt haben , dann hätte die Angelegenheit längſt

ihre Erledigung gefunden ; fo aber mußten erſt die Landtags = mitglieder darüber gehört werden noch ſehr zweifelhaft, ob deren

und es blieb dann immer

Zuſtimmung erfolgen würde.

In der bereits erwähnten Kammerſeſſion kam dieſe Eiſenbahn Angelegenheit nun endlich zur Verhandlung und zur Freude des ganzen

altenburgiſchen Volkes ward die Betheiligung des

Landes auf Höhe von 300,000 chen .

Schon im

Thalern definitiv ausgeſpro

Jahre 1841 war von Leipzig aus eine Ei

230

Angriff genommen , die ' ein

fenbahn in

Jahr ſpäter bereits

bis Altenburg eröffnet worden war. Im

Herzogthum

Altenburg hatte fich in den legten zehn

Jahren Alles und zwar vortheilhaft verändert.

Schon Her

zog Friedrich hatte mit der Verbeſſerung der Landesverhält niffe begonnen , war aber an ein weiteres Vorſchreiten feinen am

29. September 1834 eingetretenen

durch

Tod gehindert.

Sein Regierungsnachfolger, feiner Jugend wegen geifteskräf= tiger und, theilweis durch die Ideen der Neuzeit angeſteckt, auch freiſinniger als ſein verewigter Vater, nahm gewiſſen ihm

mit einer

Rüſtigkeit das Staatsruder in die Hand , um

das

vom Schicfal übergebene Fahrzeug glücklich und muthig

an den Klippen

vorüber zu

geleiten .

Daß ihm nicht Alles

gelang , was er erſtreben wollte , und daß man was er geleiſtet, nicht immer zu würdigen feine Schuld . Auch an ihm

das Gute

verſtand , iſt nicht

hat ſich der deutſche Spruch : un

dank iſt der Welt lohn , leider nur zu ſehr bewahrheitet, wie wir in der Folge ſehen werden . Unter der Regierung feines Vaters hatte Niemand an die geiſtliche Entwickelung Altenburgs geglaubt, was freilich Friedrichs eigene Schuld war , da er anfänglich nicht geneigt ſchien , dem Forderungen

herrſchenden zu

Zeitgeiſt die mit Ungeſtüm

bewilligen .

Unzufriedenheit feines Volkes

geſtellten

Er fah oder wollte nicht die ſehen

und hatte deshalb auch

keine Vorkehrungen getroffen, ein 1830 unmöglich zu machen . Die Septembertage dieſes Jahres hatten

ihm die Augen geöff

net; dennoch aber hätte er vielleicht nicht geſehen , wenn der brave und edle getreten wäre.

Trüßſchler nicht als Anwalt des Volkes auf

Es war von dem Herzoge Friedrich nicht zu verlangen , daß er raſch mit ſeinen Reformbeſtrebungen vortrat, - das

231

wird niemals ein alter Fürft thun . trauen

gegen dieſelben

überhaupt.

Dadurch entſtand Miß Bei Alem , was er

willigte oder in Gemeinſchaft mit dem

bes

Landtage durch Gefeße

beſtimmte, glaubte man , eine Hinterthür zü bemerken , wie man

im

alltäglichen Leben zu ſagen pflegt!

fich noc

Noth und Elend in vielen

Unzufriedenheit mit der beſtehenden Nahrung erhielt.

Hierzu

geſellten

Familien , wodurch die Regierüng immer neue

Wären , wie 1830 , fremde Emiſſäre vor

handen geweſen , ſo würde es wieder eine Revolution abgege ben haben , welche feinen Falls fid wieder blos auf die nie deren

Staatsdiener

ſogenannten fich

zu

Aufwiegler und

einem

wiederum

beſchränkt hätte.

fid

mit den

Heimath ganz zu

verlaſſen und

dieſer Unzufriedenen

gogen

beſtehenden

Im

ihre

Regierungsverhältniſſen

in

ſie ſich lieber , die

einem

anderen Staate

Jahre 1834 führten die Meiſten

Idee' aus.

Ein großer Theil ging

Amerika , ein noch größerer nady Serbien , ja , ſelbſt

dieſe

Da fie jedoch auch

konnten , fo entſchloffen

eine neue zu gründen .

fehlten

die Altenburger ſelbſt fühlten

Aufruhr nicht berechtigt.

nicht befreunden

nach

Indeß

den Aufenthalt

in

Polen

dem

im

Viele

Altenburgi

den vor. Die Auswanderung iſt immer von theil für einen Staat.

Wenn

auch

bedeutendem

Viele die

Nach

Behauptung

aufſtellen , daß diejenigen Unterthanen eines Staates , welche die Heimath verlaſſen , dies gemeinhin nur deshalb thun , weil fie nicht im

Stande geweſen waren , ſich und ihre Familien

genügend zu ernähren und daß deshalb der Staat auch nichts durch ihren Abgang verliere, fo iſt dieſelbe eine grundfalſche. Einmal hat jeder Staat resp . deffen Oberhaupt die flichtung

Ver

und ſein eigenes Intereſſe gebietet ihm , fich alle

Zeit derſelben zu erinnern

-

dafür zu ſorgen , daß jeder ſei

232

ner Unterthanen , ſich von jedem

derſelben

ernähren

kann , denn

die von ihm

er verlangt doch

näher beſtimmten Steuern .

Es giebt keinen Menſchen , der ſich nicht ernähren kann , wenn er das wirklich will und die vorhandenen Beſchränkungsgefeße ihm

dies nicht erſchweren

oder geradeweg unmöglich machen .

Unmöglich wird es oft durch das Konzeſſionswefen gemacht. Erwidere man uns nicht, daß der, welcher die Konzeſſion zu dem

von

ihm

gewählten Geſchäft nicht erhalten kann , ja ein

anderes betreiben und ſich kann.

Das iſt wiederum

eignet fich zu keinem

auf dieſe Weiſe dennoch ernähren ganz, falſch .

anderen

Ein Gaſtwirth z. B.

Erwerbszweig (es giebt aller

dings Ausnahmen ), man nimmt oder verweigert ihm die er ift ruinirt und es bleibt ihm kein anderes

Konzeſſion ,

Mittel übrig , als ſein nach einem

Vermögen

zuſammen zu packen

und

andern fande zu gehen , wo dergleichen Zwangs

weſen oder Beſchränkungen nicht beſtehen .

Daß , unſere An

ficht eine ziemlich richtige iſt, geht ja ſchon aus dem

tauſend

fach bewieſenen

hier

Umſtande hervor,

daß Leute , die

in

Deutſchland entſchieden niemals eine ſorgenfreie Eriſtenz ge winnen konnten , dies in Amerika

in

einer verhältnißmäßig

kurzen Zeit erreichten ; das nicht allein ! ſie gelangten fogar bald zu bedeutendem Vermögen und konnten ihre Verwand ten

in

doch

Deutſchland

nun nicht

hinreichend

noch

der Mann , welcher

die in

die

ganz

niffe dort haben

Lächerlichkeit

Amerika

land geweſen , ſei plößlich Nein ,

Man

wird

vorbringen wollen ,

glücklicher, als in

Deutſch

klüger und gewandter geworden ?

anderen und ihm

unterſtüßen .

freieren

Bewegungsverhält

eine freundlichere Eriſtenz verſchafft.

Hätte Georg Friedrich für die freie Entwickelung der in ſeinem

Staate herrſchenden

Verhältniſſe, geſorgt, ſchwerlich

würde die Auswanderung in ſo enormem

Umfange, vielleicht

233

-

gar

nicht vorgekommen

freilich mit einem

ſein .

Die

Auswanderungsluſt

anſteckenden Fieber zu

iſt

vergleichen , allein

wie das, anſtedende Fieber nur den

ergreift, der den Stoff

zu

Körpers hat und

der Krankheit bereits in

ſeinem

nicht berührt, der frei von dieſem wird auch von dem werden , dem

Stoffe iſt,

Auswanderungsfieber

es wohl in ſeinem

zu Auswanderungen bilden

alſo

Lande

Jeden

- ebenſo wenig Jemand ergriffen

geht.

Die Urſache

jedes Mal die

betreffenden

Regierungen . Herzog

Joſeph

hatte

diefem

Aden mit

ſchmerzlichem

Gemüthe zuſehen müffen , ohne, fo lange er blos Mitregent war , nachhaltig helfen zu können ; als er aber nad feines Vaters

zur Regieruug gelangt war ,

ließ

dem

Tode

er es feine

eifrigſte Sorge fein , es ſeinen Unterthanen ſo angenehm , als möglich gen

in ſeinem

Lande zu machen .

Daß

nicht hinreichend anerkannt, ſondern

ſeine Beſtrebun

ſogar mit Undank

belohnt wurden , das

haben wir ſchon

einmal geſagt

war nicht ſeine Schuld.

Beſonders wirkte Joſeph für Acker

und Forſtwirthſchaft. Unter ſeiner Protektion fand im 1843

die ſiebente Berſammlung

Forſtwirthe in

Altenburg Statt .

Jahre

der

deutſchen

Land- und

Im

nächſten

Jahre nahm

der Herzog in Uebereinſtimmung mit den

übrigen Mitglie

dern der herzoglichen Familie das Prädikat Hoheit an .

Am

2. December des nämlichen Jahres wurde der vierte Landtag

öffnet, zu Weihnachten , aber ſchon wieder vertagt, bis wohin nur das Steuerbudget für die fegt worden war. Anſtalt für Geiſt-

Jahre

Auch wurden

1845 bis 1848 feſtge

zur Errichtung einer Heil

und Körperkranke in

Roda bedeutende

Geldbewilligungen gemacht. 1842

feierte der Herzog

feine

Betheiligung des Volkes, beſonders in

filberne Hochzeit.

Die

der Stadt Altenburg ,

234

an dieſer Feierlichkeit, zeigte die große Beliebtheit des Herzogs bei ſeinen Unterthanen .

1843 'vermählte fich ſeine Prinzeſſin

Tochter Maria mit dem

Kronprinzen von

Der zu Weihnachten im

1844

vertagte

Jahre 1845 wieder zuſammen , um

Hannover. Landtag

trat erft

über die Regulirung

der Grundſteuer , beſonders der der Rittergutsbefißer, und über das ſehr

in Unordnung fich

berathen . - Man

kam

befindende Hypothekenweſen zu

übrigens

in

Bezug auf die

Gefeßesvorlagen nicht in Ordnung.

Von Seiten

erſteren

der Ritter :

gutsbeſiger war eine heftige Ooppoſition eingetreten , die nicht anders zu beſeitigen war, als daß im März 1846 eine foge nannte Kataſterkommiſſion von dazu eigends gewählten Mit gliedern der Ständeverſammlung gebildet wurde.

Dieſelbe

hatte die Aufgabe, alle zur Einführung der Regulirung nö Vorarbeiten

zu

Landtage eingebrachten handlungen

der

erledigen .

Ein

***

thigen

auf dieſem

vierten

Antrag auf Deffentlichkeit der Ver:

Ständeverſammlungen

ftieß

gleichfalls auf

eine entſchiedene Oppoſition und fiel durch . Inzwiſchen waren alle vernünftige und zeitgemäße Ver

ordnungen des keinem

Herzogs and der Ständeverſammlungen von

weſentlichen

ke

3 :

Erfolge für das Land geweſen .

gab. Etwas, behielt aber ſehr Viel zurück! nigen

Diſtrikten

Man

Die Noth in

des Landes hatte auch einen

ets

ziemlich hohen

Grad erreicht und erforderte ungewöhnliche und umfaſſende Maßregeln .

235

i

Dreiund z w a n zigfte 8

tapitel.

Die pariſer Februar -Revolution und ihre Einleitungsworte zu 1848. Rückwirkung auf Altenburg. – Erbe, Politſch und Douai. – Volksver Die Einbe Der Wechſel des Miniſterii. ſammlungen. – Petitionen . Eine Rede des Advokaten Erbe. rufung aller Militair- Beurlaubten . Die Bewachung des Herzogs . - Einberufung des Landtages . - Werhaftun Fremdes mili Barrikaden . gen der drei Hauptanführer des Volkes . tair . Un Buzug der Wehrmannſchaften aus verſchiedenen Ortſchaften . terhandlungen . Der Landtag. Miniſterwechſel. Die Amneſtie. Abdankung des Herzogs . Herr von der Gabelenk. Die Maßregeln , welche zur Beſeitigung des im thum

Altenburg während der beiden

Herzog

Jahre 1846 und 1847

Herrſchenden Nothſtandes von Seiten der Regierung ergriffen waren , hatten

ſich nicht als ausreichend erwieſen , und es war

vorauszuſehen , daß derſelbe bei der erſten heit zur Empörung führen beſchnittene

Freiheit eines

Revolution führen . zufrieden

würde.

ſchidlichen Gelegen

Die von

allen Seiten

Volkes allein wird niemals zur

Die große Maſſe des Volkes wird immer

ſein , wenn

es

im

Stande iſt, mit dem

Ertrage

ihres Geſchäftes die vorhandenen Bedürfniſſe zu decken . Hunger allein

Der

oder doch hauptſächlich erzeugt die Revolution !

So lange es uns gut' geht, wird es uns nicht im ſten einfallen , uns um

die Verfaſſung desjenigen

kümmern , in

wir uns befinden ; treten

welchem

Entfernte Staates zu aber foges

nannte fchlechte Zeiten ein , dann werden wir immer geneigt ſein , die Urſache davon weit eher in den Maßregeln der Rec gierung oder in

der mangelhaften

Geſepgebung , als in un

236

ferer eigenen

Ungeſchidlichkeit zu ſuchen .

Wir werden noch

aufmerkſamer, finden noch mehr, was nach unſerer Ueberzeu gung ſchlecht iſt, werden unzufrieden , ſprechen von dieſer Un zufriedenheit zu Anderen , finden Gleichgeſinnte und die Re volution iſt mindeſtens geiſtig – fertig. Es fehlt uns nur noch an einer Gelegenheit, fie ins Leben treten zu laſſen , fie faktiſch zu machen . Andre Menſchen , die gleich uns, ſchon lange mit der Regierung unzufrieden waren , ihre Unzufrie denheit jedoch berſchwiegen , weil ſie befürchteten , auf Wider ftand im um

Volke zu ſtoßen , fuchen fich unſrer zu bemächtigen ,

das Gift des Ungehorſams gegen

ſegte Obrigkeit in

die von Gott einge

unſer Herz zu tröpfeln .

Es gelingt ihnen

um . ſo leichter , als ſie in der Regel eine Stellung in der menſchlichen Geſellſchaft einnehmen , wegen deren wir fte allein ſchon

achten , weil zur Ausfüllung

derſelben

Grad pon wiſſenſchaftlicher Bildung Sie ſind für uns ein

Orakel !

ein beſonderer

und Klugheit , gehört.

Ihre Worte, fo viel unſicht

bares Gift ſie auch enthalten , ſind Honig für ung.

Sie vers

ſprechen uns beffere Zeiten , reden von der Ungerechtigkeit des Landesfürſten , von der Unredlichkeit ſeiner Miniſter, von dem ungerechtfertigten Unterſchied

der Stände und von

gleichheit der Vermögensverhältniſſe. hören , wenn

der Uns

Das Alles muß

auf

wir wollen !

Wir müſſen zu unſern angebor nen Menſchenrechten gelangen , die uns von Einzelnen , Bevor zugten

gewaltſam

oder mit Hinterlift geraubt worden ſind ;

wir müſſen Alle gleich reich ſein ; es ſollen nicht mehr Hun derte oder Tauſende hungern und Noth leiden , während ei nige Wenige

im

Ueberfluß fchwelgen !

Was dieſe Wenigen

mehr, aſs wir beſigen , heißt's ferner von jenen Volksbeglück ten , haben

ſie uns entwendet , und es iſt unſere Pflicht, es

ihnen wieder zu nehmen .

.

- , 237

Durd dergleichen und ähnliche honigfüße Reden werden wir endlich auf die Gedanken gebracht, daß wir vollſtändig berechtigt ſind, eine Revolution zu machen , dem

findet.

Reichen

Jahrhunderte

Wir betrachten

Ge

1

feße zu diktiren und den vielleicht ſchon

Fürſten

ihr Geld zu nehmen , was

lang in

ihrer Familie ſich bes

uns ſelbſt für einen Wohlthäter des

Menſchengeſchlechts oder wenn wir bei unſeren revolutionären Beſtrebungen untergehen , für einen Märtyrer. lich lange dauern , ehe wir

Es wird frei

bewegt werden können , unſeren

angeſtammten Landesfürſten den Gehorſam zu kündigen , doch wenn wir ſehen , daß wir bei allem Unterwürfigkeit nicht im der zu ernähren , Wir beginnen

Gehorſam

und bei aller

Stande find, uns und unſere Kin

dann ſind wir vollſtändig revolutionär !

reiflicher über die Reden

der

Volksbeglücker

nadyzudenken ; wir finden Manches darin , was wahr iſt ; wir haben den Beweis in den Händen , daß die Regierung Nichts thut , oder was ſie anordnet, nicht hinreichend

iſt , unſere

Noth und unſer Elend zu beſeitigen und ... Das Reſultat derartigen Nachdenkens iſt bekannt. Revolution iſt fertig . beginnt, und

Der Kampf mit der geſeglichen Macht

das Ende des Kampfes bildet alle Male für

beide Partheien eine Blamage ! das aufgeregte Volk, daß als vom ihm

von

Die

Im

erſten

Augenblick denkt

es beffer ſei, von

einer Muskete,

Hunger getödtet zu werden ; es nimmt muthig den der

Regierung angebotenen

Kampf auf, kämpft ,

fiegt oder geht unter. Ob es aber fiegt oder ob es unter: geht, das iſt einerlei ! In beiden Fällen wird eg nicht dasjenige erreichen , nach dem ihm

auch im

es geſtrebt hat.

Und wenn es

erſten Moment der Niederlage eines Staates

gewährt wird , fo gehört keine ſo lange Zeit dazu , es wieder zu nehmen .

Dieſer Testere Umſtand iſt eben

ihm

ſo auf

238

fallend nicht, denn wir finden ihn in allen Revolutionen be ſtätigt.

Er wird

beſonders dadurch hervorgerufen , daß das

Volk politiſch unmündig iſt und nicht weiß, was es mit den ſogenannten Errungenſchaften beginnen foll , zumal da damit in

der Regel wohlweislich

neue Laſten von Seiten der Re

gierung verbunden werden .

Der frühere Zuſtand der Gleich :

giltigkeit beginnt von Neuem , biß von

Neuem

zu

einer neuen

endlich

Revolution

ſolche eintritt , liegt in den meiſten

Etwas gelernt haben.

Daß , eine

Fällen daran , daß weder

die Regierungen , noch die Unterthanen genen

auch der Hunger führt.

aus der vorhergegan

Wie die

Leşteren auf

ihren

vorigen Standpunkt zurückgehen , ebenſo geſchieht es auch von den Erſteren . Keiner will eine ernſtliche Verbeſſerung , denn ſonſt würde, doch angezogene

irgend wo der von uns ſchon einmal her

Ausſpruch

Friedrich Wilhelm

des verſtorbenen

preußiſchen

III . Wer es beſſer in meinem

Königs Staate

haben will, der fange bei ſich ſelber zuerſt an , zur Wahrheit geworden ſein ! Unbedingt haben

die Regierungen eine heilige Verpflicha

tung, für eine hinreichende Eriſtenz ihrer Unterthanen zu for gen . Dies kann nicht dadurch geſchehen , daß den brotloſen Arbeitern Beſchäftigung zugewieſen wird oder daß den Armen Almoſen ertheilt werden ; ſondern vornehmlich dadurch, daß freie Inſtitutionen erlaffen werden , vermöge deren dermann leicht wird , ſich auf die ſein

Brot zu erwerben .

der Grundſtein zum

Wem

es

es Jes

eine oder die andere Art

Ein Zwang auf dieſem

Gebiete iſt

Ruin von Volk und . Fürſt.

in einem

Lande

in materieller Beziehung gut

geht , der wird nie auf den Gedanken gerathen , eine Oppo gegen

den Landesfürſten zu

1

ſition

aus, allen Kräften

bilden , ſondern

dahin zu wirken ſuchen , daß ihm

er wird das er

239

halten bleibt, was, in ſeinem Befiß ſich befindet.

Das kann

aber nicht geſchehen , wenn er in Aufruhr gegen

die Behör

den

Hieraus

tritt.

geht nun hervor , daß die Regierungen

ihr Augenmerk vorzugsweiſe darauf hinzurichten es jedem

wie

ihrer Unterthanen

materieller Beziehung gut geht. Revolution entſtehen . nicht zu verhüten

haben , daß

wir oben ſagten

Geſchieht dieß, wird nie eine

Freilich wird bei der beſten Regierung

ſein , daß hier oder da ein revolutionärer

Kopf vorhanden iſt , der troß ſeines bürgerlichen Wohlſtan des

den Umſturz der beſtehenden

dazu auffordert; allein vereinzelt bleiben können .

keine Anhänger gewinnen ,

und ſehr leicht unſchädlich gemacht werden

Hätte der Herzog Prinzipien

Verhältniſſe wünſcht und

er wird

Joſeph von

Altenburg nach

die Regierung ſeines Landes

Rüdſicht auf die Urſachen der Revolution von men

und ſich

bemüht

haben , dieſelben

ſolchen

geführt , würde

er

1830 genom ,

aus dem

Wege zu

räumen , fo hätte er damit zugleich die Revolution ſelbſt aus dem Wege geräumt, und es wäre nie zu einem nem

Lande gekommen !

1848

in

jet

Der Nothſtand von 1846 und 1847,

nicht die Staatsumwälzung in Frankreich, hat die Revolution gemacht!

Die legtere iſt allerdings als der Impuls derſel

ben zu betrachten .

Würde die

1848 er Februar-Revolution

auch nicht gekommen ſein , die Revolution in Altenburg wäre nicht ausgeblieben !

Ein zweijähriger Hunger, zu deſſen Bez

ſeitigung nichts Weſentliches von Seiten

der Regierung

ge

than wurde und wozu freilich Zeit genug vorhanden war, ein zweijähriger Hunger, ſagen wir , mußte

zum

Umſturz

die revolutonären

des

Elemente im

Beſtehenden

führen .

Nicht

gewaltſamen

Volke, nicht die Februar-Nevolution in

Frank

reich, nicht die Unzufriedenheit mit der Perſon des Herzogs,

240

nein ! einzig und allein nur der

Hunger hat die Revolution

gemacht ! Man hatte ja nicht nur in den beiden ren mit Noth

und Elend

ſchon ſeit

Jahre 1826 geſchehen !

dem

zu

kämpfen

legten

gehabt !

Jah

Das war

Die Noth und das

Elend waren nicht auf einmal, ſondern langſam und mit ſehr bedächtigen auf eine

Schritten

berangekommen .

Verbeſſerung

Man

hatte

immer

der bürgerlichen

Erwerbsverhältniffe

gerechnet und man hatte ſich verrechnet.

Mißmuth und Un

zufriedenheit hatten ſich von

Vater auf Sohn

und wenn

nicht mehr kräftig genug war,

ein

der Erftere auch

fortgepflanzt,

Joch abzuſchütteln, das ihn drüdte, ſo fühlte der Leptere

Muth genug zu dieſem

tollkühnen

Beginnen !

Die pariſer Februarrevolution des eine ungeheure Aufregung in

Jahres

Altenburg hervor ; ach, nein !

Aufregung war ſchon vorhanden , fie kam nur zum

Ausbruch.

1848 brachte

durch jene Nachricht

Man lief auf den Straßen

zuſammen ,

theilte Fich die empfangenen Nachrichten mit den gehörigen , meiſt übertriebenen und entſtellenden Ausſchmüdungen mit. Aus dieſen zuſammengelaufenen Straßenclubs gingen bald die fogenannten Bürgerverſammlungen

hervor , um

gemeinſchaft=

lich die Schritte zu berathen , welche zur Verbeſſerung der al tenburgiſchen

Verhältniſſe führen konnten .

ſammlungen ſammlungen

nahmen raſch den Charakter von Voltsver an ; denn es gab Keinen in Altenburg , der

Dieſe Bürgerver

cht, wenn auch indirekt, von der herrſchenden Noth und dem Elende zu leiden gehabt hätte. Bei ſolchen

allgemeinen , bereits zum

Ausbruch

menen Aufregungen werden fich immer bald

gekoma

einige Männer

finden , die ſich zur Leitung der aufgeregten Volksmaffen be rufen fühlen . Meiſt find es Männer von gediegenen wiffen ſchaftlichen

Renntniffen , die auf dem

politiſchen Gebiete oft

241

nicht unerfahren

ſind.

werden populär.

Es bleibt der Regierung zuleßt nichts An

Sie gewinnen

vielen Anhang und

deres übrig, als nachzugeben und einen führer zu Miniſtern zu machen . faſt die nämlichen

Im

Verhältniſſe ein .

oder zwei der Volfs Altenburgiſchen

traten

An der Spiße der des

mokratiſchen Bewegungen befanden ſich drei Männer, die eben dadurch einen europäiſchen

Ruf erhalten haben .

Dieſe Drei

waren die beiden Advokaten Erbe und Dölipſch und Douai. Sie erſtrebten

indeß nicht etwa eine republikaniſche, ſondern

eine conſtitutionelle Staatsverfaſſung und arbeiteten mit allen ihnen

zu

Gebote ftehenden Kräften

dieſer Abſicht hin .

Am

auf die Verwirklichung

8. März 1848 beriefen ſie die dritte

Volksverſammlung, deren Theilnehmer ſchneller und freudiger zuſammen kamen , als die Mitglieder der Ständeverſammlung. Alle drei hielten feurige und aufregende Reden , die alle auf den einen Punkt hinausliefen , dem Herzoge eine Petition ein zureichen , welche ihn

von

den

Wünſchen und Bedürfniffen

des Volkes in Kenntniß ſeßen ſollte. liche Verſammelten entworfen tion

und von

wurde gewählt

Tagen

dem

Tauſenden unterzeichnet. und

die

Petition

Landesfürſten überreicht.

chen zur damaligen

Nätürlich waren ſämmt

damit einverſtanden ; die

ſchon

Petition

ward

Eine Deputa nach

einigen

Die Regenten verſpra

Zeit überall, das zu

erfüllen , was die

Völker verlangten ; es ward auch vieles bewilligt und gege ben, aber faſt mehr noch wieder genommen , ſobald ihre Macht durch die Gewalt der Waffen wieder als feſtgegründet zu be trachten

war.

In

der

dem

Herzoge überreichten

Petition

wurde auch zugleich Klage über die Miniſter geführt und ge beten , ſie ihres Amtes zu

entlaffen .

Wenn der Herzog nun

auch verſprach, fie durdy volksthümlichere Männer zu erſeßen , ſo geſchah dies doch nicht. Die allgemein herrſchende Aufre Bertraute Geſchichte. Sachſen 4. Bd. 16

242

höch

derartiges unſicheres Handeln

ein

gung gewann durch ften

Ortes nur noch an Bitterkeit ; die Verſammlungen wur

den

immer zahlreicher beſucht und die Redner ſprachen immer

heftiger und rückſichtsloſer von Fürſt und Miniſtern . Die Volksverſammlungen unterdrücken , dazu blick an

zu überwachen

oder gar zu

fehlte es der Regierung für den Augen

jeglicher Macht und wahrſcheinlich auch

So vergingen

einige Monate.

an Muth .

Die Miniſter hatten

immer

von Neuem verſucht , ſich auf ihren Poſten zu halten , was indeß geradezu eine Unmöglichkeit war. Endlich erklärten dieſelben am

24. Mai fich bereit, ihre Portefeuilles nieder

legen zu wollen , da beſigen ſcheinen .

ſie das Vertrauen des Landes nicht zu

In der

That, es

chien nicht nur ſo, fon

dern es war faktiſch, daß ſie von allen Seiten mit Mißtrauen betrachtet und beobachtet wurden , wozu allerdings die Herren

Erbe, Dölißſch

Der Herzog nahm ner an

und Douai nicht wenig beitrugen .

die Entlaſſung ſeiner höchſten Staatsdie

und bildete aus dem

niß und dem Miniſterium .

drei

geheimen

Juſtiz - Amtmann

Jefe

Juſtizrath von aus Roda

Pla

ein neues

Daſſelbe trat ſeine Funktionen mit einer Proclamation an das altenburgiſche Volt an . lich gewarnt vor dem

Mißbrauch

In derſelben wurde väters der

bisher vom

Herzoge

gewährten Freiheiten , beſonders aber vor dem Mißbrauch der Preſſe .

Die

Nation wurde auch aufgefordert, dem

Miniſterio nicht von zu

kommen und deſſen

als Zeichen

vornherein

mit Mißtrauen

neuen entgegen

für nöthig erachtete Maßregeln nicht

einer Gegenrevolution zu

betrachten .

Das Volk Altenburgế wäre in ſeiner Maſſe mit dieſen Erklärungen ficher zufrieden geweſen , mehrmals genannten

Führer.

nicht ſo ſeine ſchon

Namentlid

trat der Advokat

243

Erbe als ein entſchiedener Gegner des neuen Staatsmini ſterii auf: In jeder Zeile erblickte er eine Verkümmerung der ſo lange vorenthaltenen

und

jegt endlich

empfangenen

Freiheiten , und er forderte unverholen feine Anhänger auf, mit ihm

gemeinſchaftlich über dieſe Freiheiten zu wachen .

Die

Bewegungen

im

Herzogthum

Altenburg nahmen

durch den Wechſel der Miniſter keinen friedlicheren , im Gegen Charakter

an .

Dies geſchah freilich nicht nur , weil das Volt ſelbſt im

Ge

theil,

einen

womöglich

gefährlicheren

noch

fühl feines ſo lange Zeit angeblich verlegten Menſchenrechtes ſich plöglich

durch den

in

ihm

wohnenden Muth

fühlte, obgleich auch dieſer Faktor ſeinen

beſonderen Antheil

daran hatte , ſondern vornehmlich durch die in ſtaaten vorhandenen revolutionären In

den von

gehoben

den

Nachbar

Beſtrebungen !

Erbe , Dölipſch und Douai abgehaltenen

Volksverſammlungen ging es

immer ſtürmiſcher her.

Das

Miniſterium , das man , mindeſtens theilweis , das Miniſterium der That nennen kann , ſah ſich endlich zu außergewöhnlichen Maßregeln

genöthigt, da

die freundſchaftlichen

Warnungen ,

ſich vor Mißbrauch der errungenen Freiheiten zu hüten , audy nicht den geringſten

Erfolg gehabt hatten .

Vorerſt wurden alle von der Armee beurlaubten Mann ſchaften zum

ſtehenden Heere wieder eingerufen , um , wie das

Miniſterium

kein Geheimniß

hin offen den

daraus machte und wie ohne

auf der Hand lag , den

anarchiſchen

zu können .

im

Lande fich kundgeben

Beſtrebungen mit Nachdruck

entgegentreten

Solche Maßregeln , wenn fie nicht wirklich mit

Nachhaltigkeit durchgeführt werden können , verfehlen Regel nicht nur ihren das Gegentheil von dem zu können glaubte.

in der

Zwed , ſondern bringen häufig hervor , was man

auch

damit erreichen

16 *

244

Dieſer nämliche Fall trat auch im Kaum

auch ſchon die heftigſten gen

Altenburgiſchen ein !

war die Abſicht des Miniſterii klar

begannen .

Debatten in den Volksverſammlun

Vorzüglich war es der

Mann von entſchieden großem Anhänger zum

geworden , als

Advokat Erbe, ein

Talent, der zornentflammt ſeine

unbedingteſten. Widerſtande aufforderte.

„ Bürger Altenburgs," ſagte er mit donnernder Stimme, „ man

zieht das Militair

ſchreiten !

zuſammen , um

gegen und einzu

Unſere Söhne follen uns ſelbſt, ihre Väter und

Brüder, todtſchießen , weil man nicht den Willen hat, unſere gerechten

Man

Forderungen zu befriedigen !

hat uns jahres

lang geknechtet und man will uns noch weiter knechten ! Frei geborene Menſchen Sklaven

follen

zu Sklaven

gemacht werden , zu

eines Einzigen , der ebenſo , wie wir , nackend zur .

Welt gekommen iſt, der in demſelben Zuſtande, wie wir, die Welt dereinſt wiederverlaffen wird !

Das neue Miniſterium

handelt noch unverantwortlicher, als das alte ! ſtürzt werden !

Es muß ge

Nieder mit den Miniſtern !"

Und in wilder Aufregung antwortete die Maſſe

ein

ſtimmig :

Nieder mit den Miniſtern ! „ Wir müſſen," fuhr der Redner mit erhobener Stimme fort, ,, in

einer Sturmpetition dem

Herzoge unſere Forderun

gen vortragen ! Wir wünſchen jegt nicht mehr, wir fordern unſere alten gewaltſam uns entwendeten Rechte zurück ! Sol len wir denn bloß dazu

vorhanden

ſein , die Steuern zu be

zahlen , wegen deren wir oft hungern und uns der Erecution aus: gefegt ſehen müſſen ? Ich dächte, wir haben nicht nur Pflich ten zu erfüllen , ſondern audy Rechte zu beanſpruchen , die ebenſo heilig ſind , wie die Rechte der Fürſten ! Dieſe Rechte werden uns verkümmert, ſind uns immer verkümmert worden !

245

Ich habe nichts dagegen , es muß Jemand an der Spiße eines Landes ſtehen , der daſſelbe regiert; aber es iſt ſeine vornehmſte Pflicht, mit Gewiſſenhaftigkeit darüber zu wachen , daß dem Volke ſein Recht werde ! Mit Kartätſchen und Bajonneten läßt fich dieſes Recht nicht überwachen , ſondern vernünftige Gefeße müſſen die Grundpfeiler deſſelben bilden ! Man will jest das Militair zuſammen ziehen , um uns niederfchießen zu laſ fen , als wären wir tolle Hunde !

Der Herzog weiß von die

ſen tyranniſchen Maßregeln Nichts !

Ich glaube , er hat den

beſten Willen , unſer Glück und unſern Wohlſtand zu begrün den ; allein er verläßt fich zu ſehr auf ſeine Miniſter, die uns ſern Untergang herbeiführen wollen .

Es iſt deshalb noth

wendig, daß wir den Landesfürſten aufklären über den Miß brauch der Macht, welche den Miniſtern übertragen worden iſt.

Vereinigen wir uns zu einem

ziehen wir hin zum

herzoglichen

abgerundeten Sanzen und Schloſſe ."

In dieſer Weiſe ſprach der Redner noch eine lange Zeit fort ; möglich iſt's, daß er andre Worte gebraucht, ein andrer Sinn aber hat in

denſelben nicht gelegen .

Wir wollen kein

Urtheil über die altenburgiſchen Volksbewegungen fällen , das hieße , den Wir wollen maligen

Zweck

unſres Wertes

aus den

Augen

verlieren .

keine Kritik, ſondern nur eine Geſchichte der das

Zeit liefern

und müſſen

die

Erſtre

Andren

über

laſſen . Die Sturmpetition , von welcher der Advokat Erbe get ſprochen , war auf den fächlich durd Man

die

hatte um

17.

Juni feſtgeſegt, und war haupt

Thätigkeit des Miniſterii hervorgerufen .

die Entfernung des Militaire

gebeten

und

dieſe Bitte war, wie natürlich, rundweg abgeſchlagen .

In

dieſer Macht lag noch die einzige Sicherheit des regierenden Fürſten .

246

Die Sturmpetition kam dhem

nicht zur Ausführung, aus wel

Grunde, iſt nicht recht bekannt geworden ; möglich , daß

man ſich von

derſelben

auch

keine weſentlichen Erfolge ver

ſprach oder daß man ſie als Einſchüchterungsmittel nicht für ausreichend hielt.

Der lektgenannte Umſtand ſcheint, wenn

man einen Blick auf die nächſten Schritte des altenburgiſchen Volkes wirft , der allein maßgebende geweſen

zu ſein .

In

einer neuen Volksverſammlung wurde ein anſcheinend kräfti geres Mittel berathen und zum viel uns erinnerlich, iſt ein andren

Lande zu

Beſchluß erhoben , und ſo

auch nur

ähnliches

jener Zeit vorgekommen .

beſtand nämlich darin , den Herzog bei

bei

ſeine Miniſter

Landes zu

verklagen , wegen gewiffenloſer

der Ständeverſammlung des Verwaltung der

Bei derartigen Beſtrebungen des

konnte weder der Herzog , noch fein Miniſterium

Landes

der bisherigen theilweis noch nachgebenden Trat

keinem

der Reichsverfamm

lung und

ihnen übertragenen Macht.

in

Dieſes Mittel

auf Seiten

der Nation

in

Ruhe verharren .

eine ſolche bedenkliche

Ent

ſchiedenheit ein , durfte dieſe auch auf Seiten der Regierung nicht fehlen !

Von

einem

ferneren

Nachgeben

konnte

keine

Rede mehr ſein .

Nur eine Regierungsmacht kann

Lande exiſtiren .

Erhielt das Volk die Uebermacht, mußten

der Herzog

und deſſen Miniſter

fiſche 1789 ſtand

erwartet hatte.

einem

gehorchen und das franzö

vor der Thür und zwar

wo man es , feines geringen

in

in

einem

Umfanges wegen , am

Lande,

wenigſten

Das Volk ſelbſt vermuthete übrigens ein ent

( chiedenes Auftreten von ſeiner Gegenparthei und beſtimmte deshalb

die Bewachung des herzoglichen Schloſſes , um

eine

etwaige . Flucht des Hofes oder die Abſendung von Fourie ren , Behufs Herbeiführung von fremdem Militair zu verhin dern .

In der Nacht zum

17.

Juni wurde das Schloß tau

247

fenden , allerdings

unbewaffneten , Bürgern

umringt.

Die

Lage des Landesfürſten war dadurch eine überaus kritiſche, fogar

gefährliche geworden .

gegen

die wildentzügelten

einſchreiten

zu wollen !

Es wäre Wahnſinn

Der Tod aller zum Hofe gehörenden

Perſonen wäre gewiß geweſen . halb, um

Das Miniſterium

berief des

der herrſchenden Aufregung einen Ableiter zu

den Landtag zuſammen . Döligich und

durch die Wahl

geworden .

Am

Nation

Das Volk war dadurch

beruhigt und zog ſich

Dies hatte das Miniſterium

der

17. Juni Abends em

pfingen ſie die Einberufungsſchreiben . einiger Maßen

geben ,

drei genannten Herren Erbe,

Die

Douai waren

Mitglieder deffelben

zurüd .

geweſen ,

Volkshaufen offen und gewaltſam

vom

Schloſſe wieder

gewünſcht.

Nun hatte

es freieren Spielraum und konnte zur Sicherheit des Herzogs die nothwendigen

Maßregeln

Verhaftsbefehle gegen am

treffen .

Hierzu

die drei erwähnten

gehörten die

Volksredner, die

18. Junt frühmorgens bereits erlaffen wurden .

hörte in der

Es ge

That viel Courage dazu , dies Wagniß zu un

ternehmen , allein

ohne Muth war auch

Regierung überhaupt nicht zu

zu

jener Zeit eine

führen .

Durch den Erlaß der Verhaftsbefehle hatte die altenbur giſche Regierung fich eines falſchen Mittels bedient , wie wir ſogleich ſehen werden .

Kaum

hatte ſich die Nachricht davon

unter das Volk Bahn gebrochen , als auch ſofort eine unge heure und vollſtändig

allgemeine Aufregung

Wüthendſten durchrannten dem

brüllenden

Rufe

aus ihren Häuſern , um

Zu

eintrat.

Die

die Straßen der Hauptſtadt mit den Waffen !" . Alle ſtürzten

zu hören , was es gäbe ; als ſie 'nun

dié Verhaftung ihrer halbvergötterten Redner erfuhren , grif fen fie zu läuteten .

den

Waffen , während Andre die Sturmglocken

Innerhalb einer

kurzen

Zeit war

die Stadt mit

248

Barrifaden Das

förmlich überfäet.

Es war aber Alles zu ſpät.

Voll hatte ſich überliſten

Einberufung des Landtages ſterium

hatte dadurch

laffen .

Es war durch

getäuſcht worden .

mehr

Freiheit

in

bekommen und dieſelbe benußt, aus dem mittelft

der

leipziger

Eiſenbahn

Schüßen herbeikommen zu laſſen .

die

Das Mini

feine Handlungen Königreich Sachſen Mann

1000

fächſiſcher

Das ganze altenburgiſche

Volt war wie vom Blig getroffen , und wurde es noch mehr, auch

als

von

Zwiđau

eine Abtheilung

Füfeliere

Grimma und Rochliß einige Schwadronen zur Säuberung der Straßen eintrafen . Süßen

beſepten

vor allen

und von

leichter Savalerie

Die tauſend fächfiſche

Dingen den

Bahnhof , um

die

Demolirung der Eiſenbahn zu verhindern . Die Erſtarrung des Volkes währte übrigens nicht lange. Plößlich , als geſchähe es auf Verabredung, eilte Alles mit den Waffen

in der Hand auf die Barrikaden , um

das, was

ihnen verweigert wurde , mit Gewalt zu ertrogen . Zu glei: cher Zeit hatten auch ſie daſſelbe gemacht, was die Regierung gethan

hatte, nämlich Kouriere nach verſchiedenen Ortſchaften

abgefandt, um

das Volk nach Altenburg zu entbieten .

Von

Schmöln, Ronneburg, Wintersdorf, Meuſelwiß und anderen Städten kamen die Wehrmannſchaften 1

bei,

um

die

Stadt und

die

in

Rechte

großen Zügen her

des

Volkes

zu

ver

theidigen . Es ſah ziemlich burg

aus.

gegenüber , um zu wahren .

kriegeriſch in der Reſidenzſtadt Alten

Zwei gewaltige Partheien ihre angeblichen

Die

Eine hatte

ſtanden

ſich einander

Rechte mit allem

Nachdruc

Furcht vor der Anderen

und

Beide ſehnten ſich deshalb nach einer gütlichen Beilegung des ganzen Berwürfniſſes.

Von Seiten

der Regierung war ein

entgegenkommender Schritt nicht zu

erwarten , deshalb ent

---

249

fcloß

fich die Volksparthei zur Abſendung einer

putation an den Herzog , um lang auch vollſtändig.

Bürgerde

gütlich zu vermitteln.

Es ge

Der Advokat Erbe erhielt ſeine per

ſönliche Freiheit wieder, womit die Parthei ſelbſt ſchon unge mein viel gewonnen hatte.

Den Herren Dölipid

und Douai

wurde auf Handgelőbniß verſichert, daß ſie auf freiem bleiben ſollten .

Fuße

Hierbei konnten indeß beide Partheien noch nicht ſtehen bleiben . Sie befanden ſich noch immer auf Kriegsfuß und die erſte paſſende oder nicht paſſende Gelegenheit, ja , ein ein faches Mißverſtändniß , woran das Jahr 1848 ohnehin keinen Mangel hatte, konnte zu einem ſchen

blutigen Zuſammenſtoß zwi

Fürſt und Regierung führen .

beiden Seiten , und da auch

Das erkannte man

auf

auf beiden Seiten der Wunſch

nach ruhiger Abwicelung der Verhältniſſe der vorherrſchende war und fein mußte, ſo führten die demnächſt eröffneten Un terhandlungen zu einem

friedlichen Reſultat, das jeden

auch das Beſte war. Mochte man auf Seiten

Falls

der Regierung

oder auf Seiten des Volkes fiegen , das blieb ſich im Grunde genommen ganz gleich . In beiden Fällen koſtete es manches Menſchenleben den .

Außerdem

und manche Familie wäre dadurch ruinirt wor aber war auch nocy wohl zu bedenken , daß

wenn die Regierung Sieger in dem keine Sympathien im würde

ihre Dauer

Rampfe blteb, fie dadurch

Volke erweden konnte und ohne dieſe immer in

Frage

geſtellt

geweſen

ſein.

Siegte aber das Volk, ſo würde dieß nur ein Scheinfieg ge weſen lit in

ſein , da die übrigen

Fürſten Deutſchlands eine Repub

threr Mitte niemals dulden werden ; ſie hätten

über kurz oder lang wiederum

alſo

einen Fürſten bekommen und

es war , gar nicht zu verkennen , daß dann auch die Schuldigen beſtraft worden wären .

250

Dies Alles modhte man von beiden Seiten wohlweislich ſo

erwogen haben , da ſonſt unmöglich zwiſchen

den

feindlichen Mächten

raſch eine Einigung

erzielt ſein

würde.

Am

19. Juni ſchon verſprach die herzogliche Regierung, das fremd herrliche Militair entfernen und das inländiſche auf den ge wöhnlichen Garniſonſtand zurückführen zu wollen ; außerdem wurde noch der republikaniſch gefinnte Cruziger zum Miniſter erhoben . Am rufenen

21. Junt wurden die Mitglieder des zuſammen ' bes Landtages

Tage eröffnet.

vereidigt

An

dem

und der Leştere am

nämlichen

Tage erſchien

umfaffende Amneſtie für Alle , welche ſich betheiligt hatten .

auch eine Aufſtande

Dieſe Amneſtie war ebenſo für den Her

zog , als für das Volk zu Erſchien

an dem

nächſten

einer Nothwendigkeit geworden .

ſie nicht, dann hätten weder die Gefängniſſe, noch

die finanziellen Mittel des Herzogthums ausgereicht, die Schul digen zu beftrafen , da

das ganze Volk

nicht einer Ausnahme

ſidy den

gen angeſchloſſen und dem Gehorſam Der

vielleicht mit auch

revolutionären Bewegun

angeſtammten Landesfürſten

gekündigt hatten . Landtag

beſchäftigte

fich

hauptſächlich mit

Schickſal der brotloſen Arbeiter, weil man von ihnen ften eine Empörung erwarten zu müſſen gen

den

glaubte.

am

dem ehe

Nach lan

Debatten, die wiederzugeben , es uns an Raum

gebricht,

wurde beſtimmt, daß die ohne Arbeit fich befindenden Arbei ter beſchäftigt werden ſollten und daß die herzoglichen Staats faffen

Behufs

von funfzehn

Durchführung dieſes Tauſend

Vorhabens ein

Thalern herzugeben haben .

Kapital Die Ver

treter der Staatsregierung, die hauptſächlich von dem fter Cruziger

geleitet wurden , erklärten

Mini

fich ohne Widerrede

damit einverſtanden , was ſie auch ſehr leicht konnten , da die

251

erforderlichen Mittel ja nicht von ihnen , ſondern vom felbſt aufgetrieben werden mußten.

Reichten

Volke

die vorhandenen

Kaſſenbeſtände nicht aus, dann würde eine neue Steuer dies ſem

Mangel ſehr bald abgeholfen haben .

Der Miniſter gehalten .

Jefe hatte ſich

September

noch bis zum

Seine Anſichten mit den Anſichten

feines Kollegen

Cruziger disharmonirten aber ſo gewaltig, daß

ſeines Blei

bens nicht länger war.

Die von ihm eingereichte Dimiſſion Herzoge angenommen , der den Miniſter Sonnen

ward vom falb

feine Stellung

in

nahm

erſt am

übernahm

einrücken

ließ . ' Herr von

Planiß

9. November feinen Abſchied ; ſein Portefeuille

der Graf von

Beuft.

Nach und nad

kam

wie

der Alles ins alte Geleiſe ; Ruhe und Beſonnenheit kehrten zurück .

Dennoch war dem Herzoge das Regieren dergeſtalt verleidet worden , daß er ſich entſchloß , freiwillig abzudanken

und die Regierung an

ſeinen

Die Uebergabe fand am nämlichen nieder.

Bruder Georg zu

übergeben .

30. November 1848 Statt.

Zeit legte auch

Cruziger ſein

Zur

Amt als Miniſter

Auch er mochte eingeſehen haben , daß felbft mit einer

republikaniſchen Geſinnung es immer eine mißliche Sache iſt, Miniſter in

einem

in Aufregung begriffenen Staate zu ſein .

Der auch in allen übrigen

deutfdhen Staaten fo oft vorges

kommene Miniſterwechſel lag wohl hauptſächlich an dem ſtande , daß die Herren des zu

Fürſten mit den vereinen .

es nicht verſtanden , die

Intereffen

Um :

Intereſſen

der Unterthanen harmoniſch

Schwer mag dies allerdings ſein , unmöglich

aber ſicherlich nicht.

Entweder gehen ſie

zu weit nach der Seite des Regenten oder nach der Seite des Volkes hinüber. 1

Wer es nicht verſteht , die richtige Mitte zu halten , für den iſt es freilich immer beffer, die Stellung ganz zu als fie mangelhaft auszufüllen .

Bedächten

verlaffen ,

das alle Diejeni

252

Amte betraut werden , dann würde es

gen , welche mit einem

die Welt ſtehen .

fürwahr beſſer um

In Stelle des Herrn

Cruziger trat

Hans Konen von der Gabelenß , ein ausgezeichnes ter deutſcher Sprachforſcher , eine politiſche Größe, ein Mann ! Derſelbe wurde am

13. October 1807 in

edler

der Stadt

Altenburg geboren und erhielt ſeine erſte wiſſenſchaftliche Bil dung auf dem

daſelbſt befindlichen Gymnaſium .

außerordentlicher

Fähigkeiten

und ſchneller

gelang es ihm , ſchon mit achtzehn abzugehen .

Im

Beſiße

Auffaſſungsgabe

Jahren zur Univerſität

Zuerſt wählte er Leipzig , ſpäter Göttingen , um

Kameralta

und Rechtswiffenſchaft zu ſtudiren . Im Jahre 1829 trat er in den Staatsdienſt des neugegründeten Hers

zogthums Altenburg und wurde im ſchon zum

Kammeraſſeſfor, 1831 zum

rungsrath ernannt. ten

darauf folgenden

vorgekommen .

Ein

Jahre

Rammer- und Regie

ſchnelleres Avancement iſt wohl ſel

1843 ward

er geheimer Kammer- und

Regierungsrath . Seine Verdienſte als deutſcher Sprachforſcher erkannten bald alle wiſſenſchaftliche Notabilitäten des In- und Auslan : des an . 1846 wählte ihn die zu Leipzig neu hergerichtete

Akademie der Wiſſenſchaften zu während er zu gleicher Zeit von daſelbſt zum

von

ihrem

ordentlichen Mitgliede,

der philoſophiſchen

Fakultät

Doktor ernannt wurde.

Bald ſprach Deutſchland nur mit der größten Achtung einem Manne , der bereits fo Ausgezeichnetes geleiſtet

hatte und man beeilte ſich von

verſchiedenen Seiten , dieſer

Hochachtung einen entſprechenden

Ausdruck zu verleihen .

erhielt er z. B. ſchon im tor der Univerſität zu

So

Jahre 1844 einen Ruf als Kura

Jena , den er jedoch ablehnte, wogegen

253

er die 1847 auf ihn gefallene Wahl zum Landmarſchall im Weimar annahm .

Großherzogthum

Aber nicht blog bei den Fürſten und den gelehrten Kor porationen war Herrn von der Gabeleng's Ruf als begründet zu betrachten ; ſondern er hatte auch ganz unabſichtlich

be

reits eine ſo große Popularität gewonnen, daß er ſogar 1848 zum

Mitgliede des Vorparlaments

in

Frankfurt am

Main

gewählt wurde, wohin er auch abging und daſelbſt für die fächſiſchen Herzogthümer in die Zahl der ſiebzehn Vertraueng männer eintrat.

Später wurde er interimiſtiſcher Bundes

tags-Geſandter bis zur Auflöſung des Bundestages im 1848.

Zurückgekehrt nach Altenburg , ernannte ihn das all

gemeine Vertrauen , das ihm in ſo hohem Grade zu nem Vaterlande . Leider hat ſeine Minifter nur bis zum dauert.

Juli

vom

Herzoge und vom

Theil wurde, zum Miniſter

Volke in

ſet

Thätigkeit als ſachſen - altenburgiſcher Monat Auguſt des

Sein Abgang , der freiwillig

Jahres 1849 ge

erfolgte , war ſowohl

für Fürſt, als Volk von Nachtheil, und man hätte Alles ver ſuchen ſollen , ihn zu feffeln . lich befähigten Mann ein

Selten wird man

einem

ähn

Portefeuille übergeben können .

Sein landmarſchall- Amt hatte in Folge des damals neu erſchienenen Wahlgefeßes für

das

ebenfalls ſeine Endſchaft erreicht. litiſch nicht unthätig . tenhauſes für

Großherzogthum Troßdem

Weimar

aber blieb er po

1850 ging er als Mitglied des Staa

Altenburg zu

dem

erfurter

Parlament,

und

1851 wurde er von der Landſchaft des Herzogthums Alten burg einſtimmig zu ihrem

Präſidenten gewählt.

. IV .

(1848–1853.) Vierund z wa nzig te $ Georgs Regierungsantritt.

Ka p i t'e 1.

Koſten der Einquartierung.

Die alten

burgiſchen Gruppen in Schleswig -Holſtein und ihre Rückkehr. – Eine Para lele zwiſchen Georg von Altenburg und Beorg von Meiningen -Hildburghau fen . Rückſchritte. Das Perſonal - und das Bewerbeſteuergeſek . Das Wahlgeſek vom 8. Auguſt 1850. Beitritt zum deutſchen Bollverein . Dimiſſion des Grafen Beuft. Herr von Lariſch als Premier -Mini fter . – Georg ernennt den Erbprinzen Ernſt zum Mitregenten . — Georg ftirbt. Am

30. November 1848, dem

Tage der Abdankung des

Herzogs Joſeph, trat ſein Bruder Georg die Regierung Al tenburgs an. Es war eine wilde Zeit damals, für welche Herzog

Joſeph durchaus nicht geeignet ſchien und weshalb er

dann auch lieber auf die Regierung ganz und gar verzichtete. Jeden Fals handelte er ſehr klug daran . nicht glänzenden

finanziellen

Die ohnehin ſchon

Verhältniſſe des Staates muß

ten unbedingt durch die Bewegungen des

Jahres 1848

und

die dadurch nothwendig gewordenen Anordnungen noch mehr zerrüttet werden .

Die Tauſend Mann von Leipzig herbeige

kommene fächſiſche Schüßen , ebenſo die aus

Füſelier -Abtheilung

Zwidau und die Kavalerie von Grimma und Rochlig

255

erhielten

Befehl, einſtweilen noch im

Eiſenbahnen

Lande zum Schuße der

und der herzoglichen Familie zu bleiben .

Das.

war eine große Laſt für das Land. Auf Unterſtügung des Volkes konnte unter den obwaltenden Umſtänden wenig oder gar nicht gerechnet werden , da

vor allen

Dingen

dahin

zit

wirken war , daſſelbe in die gewöhnliche Ordnung zurückzu führen . Das würde aber ſicher nicht geſchehen ſein , hätte man daſſelbe mit einer außerordentlichen Steuer zur Deckung der durch die Einquartierung entſtandenen Koſten belegen wollen . Es wurde überhaupt auch gar nicht der Verſuch dazu gemacht.

Dieſe Koſten

2. October 1848 bis zum 214,783 Thalern . dazu unter

betrugen in

dem

Zeitraum

vom

1. Auguſt 1849 die Summe von

Die Staatsfaſſe lieferte 133,000

Thaler

der Bedingung eines Vorſchuffes , was für die

Vermuthung fprach, daß endlich doch die Nation das Ganze zu

tragen

haben

werde.

24,963

kaſſe beigeſteuert und 57,000

Thaler

hat die Reichs

Thaler war Altenburg

ſchul

dig geblieben , find aber ſpäter richtig bezahlt worden. Herzog Georg hatte alſo in finanzieller Beziehung keine günſtige Ausſichten , als er die Regierung von ſeinem übernahm . im

Aber nicht blos auf dieſem

Bruder

Gebiete, ſondern auch

bürgerlichen Verkehr ſah es noch gar traurig aus.

Volks

verſammlungen , Straßencravalle und Barrikaden waren frei lich verſchwunden ,

die Revolution

Sie gährte in den einmal erhigten

felbſt indeß

noch

nicht.

Gemüthern fort, die ſich

nur aus Furcht vor der

– mindeſtens für Altenburg – ent falteten impoſanten Militairmacht ruhig verhielt. Es iſt immer

ein kiglich Ding , fich todtſchießen zu laſſen , zumal da man die Ueberzeugung haben muß , dadurch für ſich ſelbſt gar nichts gewinnen zu können , und blos für die Nachwelt zu arbeiten , das

hieße von

dem

altenburgiſchen

Geldjack

doch zu

viel

256

verlangen.

allerdings auch dort vorhanden

Einige mögen

geweſen ſein , welche gern den Märtyrer geſpielt hätten wenn dergleichen überſpannte Köpfe findet man überall fich die Gelegenheit dargeboten

habe würde.

Da aber die

Gelegenheit nicht fam , fo verſchwand dieſe ritterzeitliche Sucht oder beffer , fie kam vernünftig gethan

gar nicht hervor , woran hat.

Wir haben

ſie auch Fehr

Nichts dagegen : man

1

kann ſo viel Muth befißen , ſich für eine Idee aufzuopfern , vernünftig auch hierzu

iſt es jedoch vielfach

in

keinem

die Beweiſe.

ten , wenigſtens hätten

wiſſen

Fall!

1848

liefert uns

Männer , die wohl wuß

müſſen , daß ihre erſte und

hauptſächlichſte Pflicht darin beſtand, fich ſo lange, "wie mög lich für Gattin und Kinder am fich begeiſtert, ihr Leben

Leben zu erhalten , fühlten

der Freiheit zum

Opfer darzubrin

gen ; wodurch ihre Familie in Noth und Elend geſtürzt wer den mußte.

Trat dieſer

Fall nun aber wirklich ein , war ſo

viel Vermögen vorhanden , daß er überhaupt nicht möglich werden konnte, ſo verurſachten jene Märtyrer ihren Angehö rigen doch ſo viel Sorgen , Kummer und

Thränen , daß da

durch ihre Aufopferung ungemein an Werth verliert. Neußerlich war alfo Altenburg ruhig, im Das wußte Herzog

Georg ſehr

gut.

Wenn

auch nicht bekannt geweſen wäre, die finſteren

Innern nicht. es von

ihm

aber

innerem

Ingrimm zeugenden Geſichter vieler ſeiner Unterthanen hät ten es ihm geſagt. Georg beſaß viele Energie, aber nur geringes Herrſcher Würde Beides verbunden bei ihm gefunden worden

talent.

ſein , er hätte binnen Kurzem frieden machen können.

ſein Volk glüdlich und ſich zu

Es iſt freilich wahr, daß die Klein

ſtaaten Deutſchlands wenig nach eigenem Ermeſſen thun dür fen , fobald es

ſich um

die Wohlfahrt und Sicherheit von

257

ganz Deutſchland handelt .

Die Großmächte ertheilen in Form

von Rathfchlägen die nothwendigen

Inſtruktionen

und haben

hinreichend Macht , über die pünktliche Befolgung dieſer In ſtruktionen zu wachen .

Wenn es überhaupt ſchon

ſonders angenehme Sache iſt, Fürſt zu

keine be

ſein , da man es nie

mals Allen recht machen kann , ſo iſt es dies aber noch weit weniger, wenn man eg in

einem

kleinen Staate ift.

halb haben auch einige Fürſten in den legten zehn willig

Land und Unterthanen

getreten .

an einen

Deg:

Jahren fret

größeren Staat ab

Sie muß man unzweifelhaft als klug bezeichnen .

Herzog Georg benugte den

ſchleswig -holſteiniſchen

Feld

zug, um

die revolutionären Elemente feines Staates zu lich :

ten und

den

übrig Bleibenden zugleich eine Gelegenheit zu

bieten , ihren

Geiſt . fern

vom

Vaterlande

zu

beſchäftigen .

Dieſe Maßregel muß er jeden Falls für beſſer und zweckent ſprechender erlaſſen

gehalten

hättte.

haben , als wenn er freifinnige Gefeße

Ja , fie geſtattete ihm

ſogar, die bereits vor

handen zu beſeitigen oder mindeſtens doch ſo umzugeſtalten , daß fie keine Aehnlichkeit mit ihren früheren Inhalten mehr hatten . Als die altenburgiſchen Truppen aus Schleswig-Holſtein am

12. Auguſt 1849 nach ihrer Heimath zurückkehrten , hatte

das Herzogthum

beinahe wieder

das Anfehen

von

1826 .

Zwar waren noch immer einige Bürger-Clubs vorhanden , in denſelben den

wurde aber nicht mehr vom Umſturz der beſtehen

Verhältniſſe, ſondern nur von einem

Reformiren derfel

ben auf dem geſeßlich vorgeſchriebenen Wege in fehr beſcheide ner Weiſe geſprochen . Dieſe gänzliche und augenſcheinlich zu Gunſten der Regierung eingetretene Veränderung wird man weniger der allerdings umſichtigen Geſchäftsleitung des Staats miniſteriit , als vielmehr dem Umſtande zuzuſchreiben haben , daß ein ſo ſchnell aufloderndes Feuer, wie die Revolution des Vertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bd.

17

258

altenburgiſchen Volkes, niemals von langer Dauer ſein wird, noch kann . des

Dies finden wir nicht nur bei den Bewegungen 1848 in allen deutſchen Staaten , ſondern auch

Jahres

bei ſämmtlichen Volfsempörungen

in andren Ländern , von

denen uns die Geſchichte Mittheilung macht, beſtätigt.

Daß

ein ſo ſchneller Rückgang der aufgeregten Gemüther eintritt, kommt immer daber, daß die bürgerlichen Gewerbe in's gerathen

Stocken

und keinen

Menſchen mehr genügend er

nähren können , beſonders da ſämmtliche vermögende Leute ihr Geld an ſich behalten , um

im Fall der Noth jeder Zeit im Stande zu ſein , ein Land zu verlaſſen , wo anſcheinend nicht

nur ihr Befiß, fondern

auch ihr Leben gefährdet iſt.

Es iſt bekannt genug, daß Revolutionen meiſt nur von der ungebildeten

Klaſſe eines Volkes gemacht werden ; wir

ſagen meiſt,

denn es giebt auch hier, wie überall , Aus

nahmen . führen

Die Gebildeten rufen fie hervor , die Ungebildeten

ſie aus ; ſie ſind immer diejenigen , welche die Koblen

aus dem

Feuer zu holen haben ; baber

diejenigen , welche Folgen

am

empfindlichften

berührt werden und von

ſind auch ſie immer von

den

den guten

ſchlechten

Folgen nichts

bemerken , oder wenn ſie dieſelben bemerken , dod außer Stande find, fie

zu

ihrem

kommt nur denen

Vortheil zu

benußen .

Die Benupung

zu , welche die Revolution hervorgerufen .

ſchlechten Folgen

gehört dann auch vornehmlich die

Stockung des allgemeinen

Geſchäftsverkehrs. Um dieſelbe zu

Zu den

beſeitigen , erkennen ſie ihren Rücktritt von der Widerſtands parthei für eine Nothwendigkeit an ; fie treten

zurück und

die frühere Ruhe bringt auch wieder Lebendigkeit in das Ge ſchäftsleben .

Sie ſind wieder im

milien zu ernähren .

Stande fich und ihre Fa :

Das allgemeine Vertrauen iſt zurückge

kehrt und die liegen gebliebenen Arbeiten beginnen von Neuem .

259

Die Regierung hat, wenn es erſt ſo weit wieder gekommen iſt, ein leichtes Spiel.

Einige wenn auch nur ſcheinbar frei

finnige Berordnungen , bewirken dem

ehemaligen

rend man

geſeblichen

die vollſtändige Rückkehr zu

Zuſtand des Landes, und wäh

Jene erläßt, kann man auch ohne jegliche Gefahr

diejenigen Bewilligungen , welche die Revolutionsparthei bet der Sdywäche der

Regierung zu ertroßen

durch neue Erlaffe beſchneiden

oder

+

im

Stande war,

je nach Bedürfniß

auch ganz beſeitigen . Mag ein in

Staat noch ſo freiſinnig

ſeiner Verwaltung ſein , immer wird

miren

etwas zu

Daſſelbe war auch im

übrig bleiben .

Altenburg der Fall .

und volksthümlich

Dennoch geſchah nichts Weſentliches.

jenige Miniſter , welcher entſchieden

refor

Herzogthum Der

für eine Fortſchrittsregie

rung ſtimmte, Herr von der Gabelenß, konnte mit ſeinen. An fichten

nicht durchgreifen , ſondern

Amtskollegen , als auch beim

ſtieß

ſowohl bei ſeinen

Herzoge Georg auf ſo vielfachen

Widerſtand, daß er fich endlich, im Monat Auguſt 1849, wie wir bereits angedeutet haben , genöthigt fab; feine Dimiſſion einzureichen , welche zum nommen wurde.

Nachtheile des Landes leider ange:

Wir haben

von der Gabelent

früher ſchon geſagt, daß Herr

fich nicht nur im Beſit

beſonders hervor :

ragender Fähigkeiten und ungewöhnlicher politiſcher Geſchide lichkeit befand, ſondern

bei Uebernahme des Portefeuilles auch

den nen

redlichſten Willen

-

ten

indeß zur damaligen Zeit nicht, daß

mitbrachte.

Fürft und Volk gleich treu zu die=

Die Regierungen im

Miniſter von Nußen ſein

Allgemeinen glauba ihnen ein

ſolcher

könne, ſondern ſie nur veranlaſſen

würde , ihren Unterthanen Konzeſſionen zu machen , wodurdy ihr durch Erbſchaft und Geburt erworbenes Recht geſchmälert werden

könnte .

Dieſe

Anficht ift , nach

unſerer Meinung, 17 *

360

falſch , und wenn wird

ſich dies auch nicht ſofort herausſtellt, ſo

dennoch über kurz

felbſt die Fürſten

davon

oder lang eine Zeit eintreten , wo überzeugt ſein werden .

Wir wün

ſchen , daß es dann nicht zu ſpät ſein mag . Georg

von

Altenburg war kein Georg von Meiningen

Hildburghauſen ! daß ein im

Der Legtere hat bis zur Evidenz bewieſen ,

gutes Einvernehmen zwiſchen

Stande iſt, den

Erftren

Fürſt und Volk allein

zufrieden , daß Legtere glücklich

und wohlhabend zu machen !

Wenn die

Geſchichte uns nun

aber dergleichen Beiſpiele aufweiſt und Jedermann die Ueber zeugung gewinnen muß, daß fie der Nachahmung werth find weshalb nun , fragen wir, weshalb werden geahmt?

Hat Herzog Georg

ſie nicht nach

von Sachſen -Meiningen -Hild

burghauſen jemals feine Regierungsweiſe zu bereuen Geht nicht aus dem

gemüthlichen

gehabt ?

Verkehr mit ſeinem

augenſcheinlich ſeine innere Zufriedenheit hervor ?

Volfe

Und braucht

ein Fürſt mehr, als zufrieden und ſicher inmitten ſeines Vol kes

zu

ſein ? Wenn

in

Sachſen -Meiningen - Hildburghauſen

unter der Regierung Georgs jemals der Fall eingetreten wäre, daß das Leben des Herzogs nur mit dem Leben eines andren Menſchen hätte erhalten werden können , - es wäre nicht Einer, es wären

Tauſende vorhanden geweſen , die fich her:

angedrängt hätten , fich freiwillig zu opfern für den vater ! Und wenn niemals. in jenem

Herzogthum

Landes

eine Revo

lution gekommen wäre, fo würde ſie dadurch eingetreten daß

Jeder

der Erſte Hätte

Herzog zu laſſen . ahmet man dem

fein wollen , fein

Leben

ſein,

für den

Warum , fragen wir noch einmal, warum

edlen Herzoge von Meiningen -Hildburghau

fen

nicht nach ?

der

einen Fürſten umgiebt, Etwas zu verlieren ? oder weiß

Glaubt man , dadurch von

man noch nicht, daß derſelbe einem

dem

revolutionären

Nimbus,

Volke ges

261

genüber vollſtändig verſchwindet ?

Es kann kein

glüdlicheres

Verhältniß zwiſchen Fürſt und Voll geben , als wie wir es in Meiningen

unter

Was nüßt einem

George

Regierung angetroffen

haben .

Fürſten der Nimbus, was die Militair-Macht,

was der Beiſtand andrer Fürſten , wenn er von ſeinem gehaßt oder mindeſtens doch nicht geliebt wird ? allerdings auf dem

Plaße erhalten , der ihm

und Erbſchaft angewieſen wird er niemals ſein .

iſt,

Volke

Er kann ſich durch

Geburt

zufrieden und glücklich aber

Auch Herzog Georg von Altenburg war es nicht. übernahm die Regierung zu der

Zuſtand

Er

faſt überall

Sein

herzogli

Joſeph hatte das Ungewöhnlichſte zu

ertragen

von

cher Bruder

einer Zeit, wo bereits

1826

gewußt; er war nicht in

eingetreten

war.

der Revolutions- Epoche von der

Regierung zurückgetreten , ſondern erft , nachdem beinahe vollſtändig

dieſelbe ale

beſeitigt betrachtet werden konnte.

durfte auch nicht früher zurüdtreten , da er ſich Falle in Verdacht gebracht hätte , furchtſam war er nicht, obgleich es ihm

zu

Niemand mit

in

ſein.

dieſem Das

Rückficht auf

das gefabrdrohende Antlig ſeiner Unterthanen verübelt haben würde. Er war muthvoll und zeigte dies durch den Um = ftand, daß

er die Regierung erſt nach der Rückkehr zur ge

feßlichen Drdnung in die Hände feines ließ , nachdem

Bruders übergehen

alſo die meiſte Gefahr für die Sicherheit des

Landesherrn beſeitigt war. Georg beſchäftigte ſich Anfangs hauptſächlich zwar mit Reformiren , aber nicht der alten , ſondern der neuen Gefeße, welche im gefallen

Moment der Ueberraſchung etwas zu freiſinnig aus waren.

Das ging natürlich nicht allzuraſd

durfte es auch nicht; es mußte langſam

und

damit zu Werke ge=

360

fich dies

1

falſch , und wenn

auch nicht ſofort herausſtellt, ſo

wird dennoch über kurz oder lang eine Zeit eintreten , wo felbft die Fürften

davon

überzeugt ſein werden .

Wir wün

fchen , daß es dann nicht zu ſpät fein mag . Georg von Altenburg war kein Georg von Meiningen Hildburghauſen !

Der Legtere hat bis zur Evidenz bewieſen ,

daß ein gutes Einvernehmen zwiſchen Fürſt und Volk allein im

Stande iſt, den

Erftren

und wohlhabend zu machen !

zufrieden , das Legtere glüdlich Wenn die

Geſchichte uns nun

aber dergleichen Beiſpiele aufweiſt und Jedermann die Ueber zeugung gewinnen muß , daß fie der Nachahmung werth find weshalb nun , fragen wir, weshalb werden geahmt ?

ſie nicht nach

Hat Herzog Georg von Sachſen -Meiningen -Hild

burghauſen jemals feine Regierungsweiſe zu Geht nicht aus dem

bereuen gehabt ?

gemüthlichen Verkehr mit ſeinem

augenſcheinlich ſeine innere Zufriedenheit hervor ?

Volke

Und braucht

ein Fürſt mehr, als zufrieden und ſicher inmitten ſeines Vol kes

zu

fein ? Wenn in Sachſen - Meiningen - Hildburghauſen

unter der Regierung Georgs jemals der Fall eingetreten wäre, daß das Leben des Herzogs nur mit dem Leben eines andren Menſchen hätte erhalten werden können , es wäre nicht Einer , es wären

Tauſende vorhanden grweſen , die ſich her

angedrängt hätten , fich freiwillig zu opfern vater !

Und wenn niemals . in jenem

für den

Herzogthum

Landes

eine Revo

lution gekommen wäre, ſo würde ſie dadurch eingetreten ſein , daß

Jeder der Erſte hätte ſein wollen , fein Leben

für den

Herzog zu laſſen . Warum , fragen wir noch einmal, warum ahmet man dem

edlen Herzoge von Meiningen -Hildburghau

ſen

nicht nach ?

der

einen Fürſten umgiebt , Etwas zu verlieren ? oder weiß

Glaubt man , dadurch von

man noch nicht, daß derſelbe einem

dem

revolutionären

Nimbus,

Volke ges

261

genüber vollſtändig verſchwindet ? Verhältniß

zwiſchen Fürſt

in Meiningen

Es kann kein glüdlicheres

und Volk geben , als wie wir es

unter George Regierung angetroffen

Was nügt einem

haben .

Fürſten der Nimbus, was die Militair-Macht,

was der Beiſtand andrer Fürſten, wenn er von ſeinem

Volke

gehaßt oder mindeſtens doch nicht geliebt wird ?. Er kann ſich allerdings auf dem

Plaße erhalten , der ihm durch Geburt zufrieden und glücklich aber

und Erbſchaft angewieſen iſt, wird er niemals ſein .

Auch Herzog Georg von Altenburg war es nicht. übernahm der

Er

die Regierung zu einer Zeit, wo bereits faft überall

Zuſtand

von

1826. eingetreten

herzogli

Sein

war.

-

cher Bruder. Joſeph hatte das Ungewöhnlichſte zu ertragen gewußt ; er war nicht in

der Revolutions- Epoche von

Regierung zurückgetreten , ſondern erft, nachdem beinahe pollſtändig durfte auch

beſeitigt betrachtet werden

war er nicht, obgleich

es ihm

feßlichen

zu ſein .

Niemand mit

daß gefahrdrohende Antlig feiner Unterthanen Er war muthvoll und zeigte

ſtand, daß

dieſelbe als konnte. - Er

nicht früher zurüdtreten , da er fich in dieſem

Falle in Verdacht gebracht hätte , furchtſam

würde.

der

Das

Rückſicht auf verübelt haben

dies durch den Um

er die Regierung erſt nach der Rückkehr zur ge

Ordnung in die Hände feines

ließ , nachdem

Bruders übergehen

alſo die meiſte Gefahr für die Sicherheit des

Landesherrn beſeitigt war. Georg beſchäftigte ſich Anfangs hauptſächlich

zwar mit

Reformiren , aber nicht der alten, ſondern der neuen

Gefeße,

welche im Moment der Ueberraſchung etwas zu freiſinnig auð gefallen waren .

Das ging natürlich

durfte es auch nicht; es mußte langſam

nicht allzuraſd

und

damit zu Werke ges

262

gangen werden , um

das Volt nicht von Neuem

auffäßig zu

machen .:: Nur einige weſentliche

Geſefveränderungen , ſo wie der

Erlaß von wenigen neuen Verordnungen kamen auf dem

fie

benten altenburgiſchen Landtage vor ; welcher überhaupt von auffallend kurzer Dauer war.

Derſelbe wurde am

nuar 1850 eröffnet und ſchon am

14. Ja =

2. Februar deffelben Jah

reg geſóloſſen . ' Hauptfädlich wurden

auf dieſem

Landtage

ein Perſonal- und ein Gewerbeſteuer-Gefeß berathen und ans genommen .

Das Leştere enthielt die Tobenswerthe

mung, daß

bei jedem

Gewerbe ein

angenommen werden ſolle. wurde vom

Im

feſtſtehender Steuerſag

Laufe des nämlichen

Herzoglichen Miniſterio , das feit dem

des Herrn von der Gabeleng mannigfachem gen worden war , das bisher in fes durch

; Am zuſammen eröffnet. als der

ein

neues vom

12.

Beſtim

Jahres Abgange

Wedyfel unterzo

Gebrauch geweſene Wahlges

8. Auguſt 1850

Juni 1851 ward

der nach

berufene achte Landtag vom

datirtes beſeitigt.

dieſem

Wahlgeſek

Herzoge in

Wie ganz anders war derſelbe zuſammen von

entſchiedenen

1848 !

Weder

Linken ,

noch

Perſon geſegt,

die damaligen Mitglieder die

wären wieder gewählt worden . Generation !

der

entſchiedenen

Es war

der

Rechten

eine ganz andere

Die Propofitionsſchrift, welche das herzogliche Miniſte rium

dem

Landtage vorzulegen ſich

ſechzehn einzelne Punkte.

Dieſelben

Verwaltung, das Finanzweſen

berufen

fühlte , enthielt

betrafen die Juftiz, die

und noch einige andere all

gemeinere Landesintereſſen , für welche zuerſt die Mitwirkung der Landſchaft vom den ſollte. Zuerſt kam

Miniſterio in Anſpruch genommen wer

eine Geſchäftsordnung für den Landtag felbſt

263

zur Sprache ; darnach eine Dorfordnung und zulegt der Fi= nanzetät für die Finanzperiode von 1851 bis zu Ende des Sahres

1853, wobet ein

herausſtellte.

Defizit von

30,000 Thalern

Das heißt, die Regierung forderte vom

tage zur Dedung der vorhandenen

bald

ein

deren

hobene Fleiſchfteuer von wollte

jedoch davon

Steuer immer

zu

glaubte.

einzuführen .

Blut erzeugt.

Es

Der Landtag

Nach

langen

neue

Debatten

fünfundzwanzig Pro

Dadurch unterblieb die Fleiſchſteuer.

Ferner wurde auf dieſem

Landtage der Zinsfuß bei der

herzoglichen Landeskaffe von 4 %

auf 34 %

herabgeſeßt, wo

gleichfalls ein Hübſches Sümmchen jährlich

und Niemand durch dieſe Verordnung das im konnte .

indeß

das Defizit zu deden , die aufges Neuem

wurde beſtimmt, den Kartenſtempel um

durch

haben

Nichts wiſſen , da 'eine derartige

böfes

zent zu erhöhen .

Das war nun

Abhilfe das Miniſterium

Auskunftsmittel gefunden

machte den Vorſchlag , um

Land

Bedürfniffe dreißig Tau

fend Thaler mehr , als vereinnahmt wurde. eine üble Sache, zu

fich

erworben

betroffen wurde , der

Wegfall gekommene halbe Prozent nicht entbehren Shließlich mußte die Bant felbft noch von ihrem

1 Nettoertrage 21,000 Nachdem

Thaler hergeben .

das Herzogliche Miniſterium

dies Alles erreicht

hatte, bedurfte es des Landtage für den Augenblick nicht wet ter und es ſprach am

18. Juli 1851 deshalb auch

feine Ver

tagung auf unbeſtimmte Zeit aus. Im

Jahre darauf trat das Herzogthum

Altenburg dem

deutſchen Zollverein bet und zu Ende deſſelben verlor es fet nen

Premierminiſter Beuſt. Der Graf Karl Louis von Beuft , durch deſſen Ausſchei

den aus dem

altenburgiſchen Staatsdienſt mindeſtens der re

gierende Herzog viel verlor, war am

12. Februar 1811 zu

264

Friedrichstanneck im Sein

Herzogthum

Sachſen -Altenburg geboren .

Vater , der Graf Traugott Friedrich von

ein vielſeitig gebildeter und im Mann.

Beuſt, war

Staatsdienſt ſehr erfahrener

Er ſtand als Kammerherr und Oberjägermeiſter in

ſachſen - altenburgiſchen

Dienſten

und war bei der Erziehung

ſeines Sohnes von Anfang an darauf bedacht, demſelben ſolche wiffenſchaftliche Bildung zu geben , welche ihn

eine

in den

Stand Feßen ſollte, die höchſten Staatsämter erreichen zu kön = nen .

Dieſen

Zwed

hat er vollſtändig erreicht.

Sein Sohn ,

der gute Naturanlagen hatte, die beſonders durch einen ganz ungewöhnlichen Stolz nur noch befördert wurden , empfing ſeine erſte Bildung auf der Fürſtenſchule zu Grimma, beſuchte dann

die Univerſitäten

Jura zu ſtudiren .

in

Im

Halle , Leipzig und Berlin , um

Jahre 1834 trat er in den

preußi

ſchen Juſtizdienſt und wurde zwei Jahre darauf zum

Regie

rungsreferendar ernannt. Mochte er ſich nun nicht recht mit den

preußiſchen Verhältniſſen

befreunden

können

oder ging

für ſeinen hochſtrebenden Geiſt das Avancement dort zu lang ſam ,

nach dem

genug, er nahm

ſeinen Abſchied und

ging zurück

Verzogthum , wo man bereits auf ſeine Fähigkeiten

aufmerkſam

geworden war und ihn ſofort im

als Affeffor bei der dortigen

Regierung anſtellte.

Jahre 1841 wurde er Regierungsrath uud im Kreishauptmann .

Frühjahr 1838

Jest trat aber auch

im

Schon

Januar

Altenburgiſchen

in Bezug auf ſeine Weiterbeförderung merkwürdiger ein Stilſtand ein ,

der bis zum

Jeßt auf einmal jhien man ſich und machte

ihn zum

Präſidenten

zog Joſeph reſignirte, nahm Entlaſſung aus dem

November

im

1842

Weiſe

1848 dauerte.

ſeiner wieder zu

erinnern

des Miniſterii.

Als Her

auch der Graf von Beuft ſeine

Staatsdienſte, was er jedoch bereut zu

baben ſcheint, da er nach dem

Regierungsantritt Georgs, in

265

das vom niſterium

geheimen Rath von der Gabeleng neugebildete Mi wieder eintrat und nach dem freiwilligen Abgange

jenes edlen Mannes " auch wieder den :

Neben

ſeinen Staatsämtern

Vorſiß übernahm .

entwickelte der Graf von

Beuſt auch noch als Staatsbürger eine befondere Thätigkeit. So war er z. B. in den zehn Jahren von 1840 bis 1850 als ein von der Ritterſchaft gewählter Abgeordneter Mitglied der Landſchaft des Herzogthums und vertrat die Intereſſen

feia

ner Vollmachtgeber mit großer Conſequenz, was ihm um fo leichter werden mußte, da er von Natur aus ein Gegner der großen Maſſe des unbedingt die

Volkes war.

bedeutendſte

Für ſeine Parthei war er

Perſönlichkeit.

Derſelben leiſtete

er beſonders dadurch einen weſentlichen Dienſt, daß er als Miniſter eß verſtand , die ſogenannten Errungenſchaften des Volkes nach und nach zu beſeitigen oder mindeſtens doch ab zuſchwächen .

Dies geſchah mit ſo großer Geſchicklichkeit und

Alugheit, daß man

ihm

nicht einmal den

Verfaſſungsverlegung machen

konnte.

Vorwurf einer

Das Wahlgeſeß

8. Auguſt 1850 , das viele Aehnlichkeit mit dem

preußiſchen

hatte, iſt als ſein ausſchließliches Werk zu betrachten . Erlaß deſſelben wurde das im

vom

Durch

April 1848 gegebene und auf

demokratiſcher Grundlage beruhende vernichtet . I Im Mai 1850, als der Herzog zum Unionsfürſten -ſon greß

nach Berlin

abging, 'ward er zu deſſen Begleiter be

ſtimmt; ebenſo, nahm

er auch an den

dresdener Conferenzen

als Bevollmächtigter Altenburgs Theil , wo er fich meinſchaft mit den übrigen thüringiſchen Ben verband.

in

Ge

Fürſten mit Preu :

Aus bis jeßt noch unbekannten , mindeſtens nicht gehörig aufgeklärten Gründen nahm zum

zweiten

Male ſeinen

er zu Anfange des Jahres 1853 Abſchied

aus dem

Staatsdienſt.

266

Die Vermuthung ſpricht indeß

fehr ſtark dafür, daß er ſich

nicht habe den Beſtimmungen des Herzogø Georg, den prinzen zum Mitregenten zu ernennen , fügen wollen . Stolz und

ſeine Eitelkeit litten

fühlte ſich allein Staat zu

gleich

Erba Sein

ſtart darunter.

Er

klug , ſtark und mächtig genug, den kleinen

régieren .

Seine Macht war unter

dem

Herzöge

Georg eine unumſchränkte, eine allgewaltige zu nennen ; unter der Mitregentſchaft des Erbprinzen würde dieg unzweifelhaft anders geworden ſein . Ob der Herzog Schritte gethan , ihm zu längerem

Bleiben als Miniſter zu bewegen , iſt nicht bes

kannt geworden ; es läßt ſich dies aber kaum

annehmen , da

jeder Menſch durch

iſt, wenn dies

aud

einen Andern

zu

erſeßen

zuweilen mit Schwierigkeit verbunden iſt.

war bei dem nach dem

Abgange ſeines

dahin

Königreich

im

Das Legtere

Herzoge nicht einmal der Fall.

Herrn" von Lariſd

Grafen

Preußen

Denn

ſofort

Beuſt bertef er den bis als : Landrath

fungirenden

nach Altenburg und beauftragte ihn mit

der Bildung eines neuen Miniſterii.

Daffelbe wurde unter

dem

aus den Herren von

Vorfit

des Herin von Larifch

Wüſtemann und Pierer zuſammen geſeßt. Herr von Wüſtez mann übernahm indeß nur proviſoriſd das Portefeuille und ſchied

ſchon

am

3. Mai wieder aus.

nicht wieder befegt; ſein

Seine Stelle wurde

Departement ging noch

an

Herrn

von Lariſch über. Troß alledem ging es nicht fø, wie es der Herzog wünſchte und wie Herbeizuführen , es ihm feinem

entweder an Vertrauen zu

Volke oder ſeinen Miniſtern an Geſchicklichkeit geman

gelt hat.

Unzufrieden mit Allem

er endlich am

28. Mai

1853

den

und mit fich felbft, nahm Erbprinzen

Mitregenten an . Beffer für ihn und ſein lerdings geweſen , er hätte die ihm

Ernſt zum

Volk wäre ed af:

von ſeinem

Bruder Joſeph

267

übertragene Regierung gar nicht angenommen, fondern darauf zu Gunſten

ſeines Sohnes Verzicht geleiſtet.

fchreiber würde dadurch nicht allein worden

erfolgreichen

ſein , von ſeiner wenig

Regent zu reden , ſondern fein ſer dabei fortgekommen .

Der Geſchichts

der Mühe überhoben Thätigkeit als

Volk wäre auch ungleich bef

Ein jüngerer

Fürſt verſteht immer

leichter die Forderungen der Zeit zu begreifen und hat mehr Geſchick, dieſelben Regierens ſchon

zu befriedigen . Å Herzog längſt überdrüffig

Falls fonſt nicht den

Erbprinzen

Georg , der des

geworden , da er andren zum

Mitregenten gemacht

haben würde, zog ſich jegt faſt ganz von den Geſchäften zurück ; ogar einee Refidéng, umºriach Hummelshain ja , er perties fogar

fich zu begeben und dort womöglich ſeine ihm noch übrig ge bliebenen Lebenstage in Ruhe zuzubringen . Lange genoß er dieſer Ruhe nicht. 1853 ereilte ihn der Tod.

Schon am

3. Auguſt

Herzog Georg war der zweite Sohn des Herzoge Fried

. 2 ridh und am 24. Juli 1796 geboren. Als ſiebzehnjähriger Jüngling machte er ſchon den Feldzug in Stalien bis zur Eroberung von mit.

Turin als kaiſerlich öſterreichiſcher Offizier

Darauf nahm

er königlichy bairiſche Dienſte, die er ſpä

ter als Oberft eines Stavallerie-Regiments verließ .

Vermählt

war er mit der Prinzeſſin Maria von Medlenburg -Schwerin , mit welcher er abwechſelnd bald burg reſidirte , bis ihn weis zwang, feinen nehmen .

Kaum

{idhäfte zum

endlich fein Regierungsantritt theil

dauernden

hatte er

großen

in Eiſenberg, bald in Alten

Aufenthalt

in

Altenburg zu

jedoch

die Laſt der Regierungsge

Theil ſeinem

Sohne übertragen , als er

auch ſofort Altenburg verließ , um , wie übrigen Lebenstage auf ſeinem

fchon geſagt, feine

Schloffe zu Hummelshain zu

zubringen . Leider war ihm eine längere Ruhe nicht vergönnt.

V.

r n

E

ft.

(Seit 1853.)

Fünfund zwanzigfte &

Sapitel.

Herr von Lariſch vor dem Landtage. Grnfts Regierungs- Antritt. Die Die Oppoſition des Landtags und ſeine darauf erfolgte Auflöſung. octroyirte Wahlordnung. → Beſeße wegen Entſchädigung des bisherigen ſteuer freien Brundbefißes und wegen der aufgehobenen Berechtigung zur Jagd Geſet über kürzere Werjährungsfriſten auf fremdem Brund und Boden . gewiſſer forderungen . – Staatsvertrag mit dem Königreich Sachſen wegen Be des Baues einer Eiſenbahn . - „Die Stellvertretung beim Militair . nealogiſches . Mit Patent vom Ernſt

3. Auguſt 1853 übernahmen Herzog

die. Alleinregierung Altenburgs.

am

Der

18. Juli

1850 vertagte Landtag wurde erſt am 21. November 1853 Tode des Her

wieder eröffnet, obgleich dies ſofort nach dem zog8 Georg hätte geſchehen müſſen . Herr

von

Lariſch,

der

Präſident des

altenburgiſchen

Miniſterit, war ein vollendeter Preuße, was einzig und al lein im ſchen

ſchon

aus dem

Umſtande erhelt, daß er zum

Königreich Preußen

ernannt worden war.

Die

Landräthe find als die loyalſten Unterthanen

Deshalb

erhielt Herr von

Landrath preußi bekannt.

Lariſch auch ſeinen Ruf als Mi

niſter-Präſident nach Altenburg .

Wir werden ſogleich fehen ,

269

Rufe im

daß er eifrig beſtrebt war, dieſem

Sinne der.Rücks

(chrittsparthei alle Ehre zu 1 machen . Was dem Grafen von Beuſt, der ſeine Schule als Staatsmann ebenfalls in Preu begonnen und durch ſeine vielſeitige Thätigkeit bewieſen hatte, gute Lehrmeiſter gehabt zu haben , nicht gelungen war,

Ben

wenigſtens nicht vollſtändig , das wollte und ſollte Herr von erreichen ; und er war in der That der Mann , dem

Lariſch

Mit wahrhaft preußiſcher Prä

dies möglich werden konnte .

trat er dem wieder eröffneten Landtage gegenüber und

tenſion erklärte,

die

für

es

daß

Folge feine Hauptaufgabe

die Geſeßgebung der leßten

würde , die durch

ten Rechtsverlegungen wieder zu narchiſchen ging

ſein

Jahre bewirk

beſeitigen , da ſie dem moa Lariſch be

Prinzipe entgegen ſtänden . · Herr von

Erklärung eine Doppelbeleidigung , gegen

durch dieſe

den verſtorbenen Herzog und gegen den

Landtag .

Er hatte

behauptet, daß durch die Geſeßgebung ſpezielle Rechtsverlegun Herzogthum Altenburg vorgekommen ſeien , und in gen im dieſer Behauptung lag alſo ein Landesfürſten und gegen den

Gewalten

allein

legungen nannte,

nur die Gefeße, welche

erlaffen

Landtag

und wie der

Manne , der eben ſo dem

hatten .

eine ſolche

verewigten

Vater

Hätte die ihn

er Rechtsver Herzog

Neußerung von

war, ungerügt entgegen

verantwortlich

ſeinen

Wie der

Erſteren , als auch

mindeſtens uns unbegreiflich ! gegen

indirekter Angriff gegen den

die Landesvertretung , da dieſe bei:

nehmen

dem

Ernſt einem

Leşteren

konnten , iſt

Pietät des Herzogå

nicht auffordern müſſen ,

ſeinen Miniſter zurecht zu weiſen ? Mag Herzog Georg gewes ſen ſein , wie er will, ſo hatte dennoch kein Menſch ein Recht, ihm

nach ſeinem

Tode einen Vorwurf wegen angeblich rechts Es ſcheint beinahe, als ein Miniſter ges ſo zu ſagen

verlegender Gefeßgebung zu machen . wäre Herr von

Lariſd

270

weſen , der dem

Herzogthum

von einer nicht zu verkennenden

Seite octroyirt worden war ! lein iſt im

Denn nur diefe Annahme al

Stande, ſein ganzes Auftreten in

den

Sißungen

des Landtags verſtändlich erſcheinen zu laſſen . Am fhloſſen .

31. Dezember 1853 wurde der Landtag wieder ge Nichts Weſentliches geſchah bis zu der am

14. No

vember 1854 erfolgten Eröffnung des neuen Landtags . aber entwickelte Herr lent !

Vor allen

Jegt

von Lariſch fein großes politiſches Tas

Dingen

forderte er Aufhebung des Wahl

geſeßes von 1850 oder mindeſtens doch eine derartige Abän derung deſſelben , daß von des- und

Neuem

der Grundſatz der Stan =

Intereſſenvertretung zur Geltung kommen konnte.

Der Landtag von

1854 war aus anderen

zuſammengeſeßt, als jenter , welcher am geſchloffen war.

Elementen

31. Dezember 1853

Es bildete fich bei dieſer Zumuthung des

Premierminiſters eine

ſo

heftige und an ihren

Prinzipien

conſequent feſthaltende Oppoſitionsparthei , daß faſt mit Si cherheit von Anfang an darauf zu rechnen war, die miniſte rielle Forderung würde Fiasco machen . kam

Am

12. Dezember

diefelbe zur Berathung und fiel glänzend durch.

Zwei

undzwanzig Abgeordneten ſtimmten dagegen , acht dafür. Ein ſolches Reſultat hatte Herr von Lariſch nicht er wartet. Es war unerhört, wie dies überhaupt nur auf dem Landtage vorkommen konnte. Sich jedoch ſchnell ſeiner preu : Bifchen Abkunft erinnernd,

ſprach er

zogs die Auflöſung deſſelben aus.

im

Auftrage des Hers

Das war nun eben nichts

Merkwürdiges, denn dies iſt ſeit 1848 wohl in allen ſchen Staaten

vielfach

damit auch nicht Viel.

vorgekommen .

Gewonnen

deut

war aber

Konnte nicht ein neu zu berufender

Landtag ganz daffelbe thun und mußte er dann nicht wie derum aufgelöſt werden , wenn die Regierung es nicht vorzog,

271

ihre Vorlage, das Wahlgeſek betreffend, fallen zu laſſen ? hatte

jedoch Herr von Lariſch nicht die

Dazu

geringſte. Neigung.

Er hätte ſich dadurch ſelbſt eine Blöße gegeben , einen Man gel an Kraft und Energie gezeigt. deſſen

Das thut aber Niemand,

Vaterland Preußen iſt , und Herr von Lariſch that's

auch nicht.

Er beſeitigte am

12. März 1855 ohne Zuſtim

mung der Landſchaft daß odiöſe Wahlgeſez von 1850 , und um Nichts an ſeiner Popularität, die er freilich noch nicht beſaß und bis jeßt auch

nicht erlangte , zu

verlieren , fegte er an

Stelle des ausgemerzten Wahlgefeßes , deſſen

die

Erlaß nach ſei

ner Anſicht, jeden Fals aus einer Rechtsverlegung entſtanden war, die Wahlordnung von 1831. niſter damit begnügt, dann ganz zufrieden fein ; denn

Hätte ſich der Herr Mi

konnte das altenburgiſche Volk die Wahlordnung des Grundge

feßes von 1831 war in vielen

Beziehungen nod

freiſinniger,

als das Wahlgeſeg von 1850 , wodurch allein auch nur ſeine Detroyirung

ermöglicht werden konnte.

Allein dieſe freiſin

nigen Beſtimmungen waren ja eben die von ihm Rechtsverlegungen , weshalb ſie bleiben

konnten .

erwähnten

dann auch nicht in Gebrauch

Sie wurden

alſo von ihm

erläutert, per

beſſert und verändert oder ausgelöſcht. Auf dieſe Weiſe ent ſtand eine Wahlordnung, die nur die ihrer Firma, ſonſt aber nur hatte.

Natürlich mußten

Wahlordnung

bei dem

die geſeglichen

Jahreszahl 1831 zů

geringe Aehnlichkeit mit jener Hervorholen

Beſtimmungen

der 1831er

beobachtet wer

den , und ſo hieß es dann auch , „unter Vorbehalt der land ſchaftlichen

Zuſtimmung u . f..."

Wäre die Wahlordnung

ganz ſo, wie ſie 1831 erlaſſen ; jeßt in Gebrauch genommen , dann wäre das altenburgiſche Volk weit beſſer daran geweſen , als

bei dem

Wahlgeſeß von

dabei fortkam , das lag indeß

1850 .

Daß das Volt beſſer

gar nicht in

dem

Plane des

272

-

Herrn von

Lariſch.

Wenn

er das gewollt, dann

nicht Premierminiſter des Herzogthums zu werden Nach

dem

nun

in

hätte er brauchen .

Kraft getretenen Wahlgeſes wurden

die neuen Wahlen zu dem nächſten Landtage angeordnet, und es ließ ſich vorausſehen , daß dies . Mal andere Männer in demſelben thätig ſein würden , als in dem 1854 vom

aufgelöſten .

Am

23. October

am

14. Dezember

1855 wurde derſelbe

Herzoge in Perſon eröffnet. Seitens der Regierung berlangt

Das Erſte, was von ihm

wurde , war die Zuſtimmung zu der von der Regierung er folgten Aufhebung des Wahlgeſeßes von 1850 und der Ein führung

der Wahlordnung von 1831 ° in

veränderten

Geſtalt.

Was würde es

ohne Widerrede.

ihrer jeßigen ſehr

Dieſe Acceptation erfolgte ihm

geſchrieben

Er wäre wieder

ſein ; neue Wahlen

und die Sache blieb

beim

auch

auch genügt haben ,

wenn er die Zuſtimmung verweigert hätte ? nach Hauſe geſchickt worden

dann

wären aus Es läßt ſich

Alten .

nun einmal nicht ändern : wer die Gewalt hat, hat das Recht. Die Regierung befißt die Macht, die Mitglieder der

land

ſchaft zuſammen zu berufen , ſie zu vertagen oder nach Hauſe zu ſchicken .

Dagegen läßt fich nichts machen .

ftitutionelle Formen , die beobachtet werden ben müſſen .

Wer ſich nicht der

Das ſind con

und geltend blei

Gefahr ausſeßen will, nach

Hauſe geſchickt zu werden , muß das Mandat nicht annehmen ; dergleichen nicht begegnen !

dann kann ihm

Die Regierung in Altenburg , durch Herrn von Cariſch vertreten , hatte geſiegt und dieſer Sieg beweiſt uns, daß der Premierminiſter

im

Beſig eines nicht gewöhnlichen

fich befindet und es meiſterhaft verſteht, am zur geeigneten

Zeit diejenige

nothwendig iſt, die

Intereffen

Energie zu

Talentes

rechten Orte und entwickeln , welche

des Monarchen

zu

verteten .

273

Hierin zeichnen fich nun die Preußen vorzugsweiſe aus, weg halb

auch kommen mag , daß in

es

den Kleinſtaaten meiſt

geborene Preußen in der Staatsverwaltung thätig ſind. Herr von Lariſch hatte auch die Genehmigung des Landa tages zu

1

feiner Wegräumung des 1850'er Wahlgeſeßes ein bedeutendes Terrain gewonnen , und es wäre von ihm kurz fichtig geweſen , wenn er dies Terrain wieder fahren

gelaſſen

und nicht gehörig ausgebeutet hätte. Er ging auf dem eins mal betretenen Wege weiter, beſonders da die Landſchaft durch ihre

obige zuvorkommende Genehmigung

auf dem

Wie in im

Taktloſigkeit

ihre

politiſchen Gebiete bereits hinreichend bekundet hatte. allen übrigen deutſchen Staaten , fo beſtand auch

Herzogthum

Altenburg eine Klaffification

der verſchiede

1

nen Unterthanen , und es iſt möglich , daß ohne eine Solche ein Staat nicht gut beftehen kann.

Es gab dort, wie überall ,

eine reiche, eine mittel und eine arme Volksklaffe. ftere wird vom mit

ihr

Die Er

Staate beſonders begünſtigt, theils daß man

überhaupt

hon höflicher und rüdſichtsvoller um

geht, theils daß man ſie auch von gewiffen Laſten

befreit,

die man auf die Schultern der beiden andern Klaffen wälzt. Hierzu gehört namentlich die Steuerbefreiung des großen Grundbefißes . Wenn man auch im Allgemeinen immer gegen eine ſolche Bevorzugung eingenommen

geweſen

iſt

und fie

auch gar kein rechtliches Fundament beſigt, ſo hat doch erſt das revolutionäre 1848 dieſen Uebelftand zur Sprache ge bracht.

Derartiges läßt fich indeß nicht in einem

Jahre beſeitigen .

Tagé oder

Es find alte Vorrechte, die Niemand von

denen , welche fo glücklich ſind , ſich ihrer freuen zu

können ,

ohne die heftigſte Oppoſition und ohne die Geltendmachung von

Entſchädigung fahren laffen wird .

Unſerer Meinung nach iſt dies ganz falſch. Wenn jene Bertraute Geldichte. Sachſen. 4. Bb. 18

274

Bevorzugten

mehrere Menſchenalter hindurch von

der Zah

lung

einer Steuer befreit geweſen ſind, ſo giebt ihnen dies

noch

keineswegs ein Recht, jene Steuerbefreiung als Etwas

zu bezeichnen , was ſich von felbft verſteht. weit eher im

Sie gerade find

Stande, eine Abgabe von ihren meiſt ſehr ein

träglichen Befißungen an den Staat zu leiſten , als die große Maſſe des Volkes , die durch die Arbeit ihrer Hände erſt ihre Steuern verdienen und ſich häufig

dieſelben halb abhungern

müſſen . Es iſt wahr, jene Bevorzugten

ſprechen fortwährend von

ihrer Treue und Anhänglichkeit, welche ſie für das regierende Fürſtenhaus empfinden , ſie werden aber ſofort auffäßig, wenn von der Aufhebung

der Steuerbefreiung ihres Grundbeſißes

die Rede iſt, wenn ſie alſo Etwas thun ſollen , was für ihre erwähnte Treue und Anhänglichkeit den Beweis liefert.

Dann

ſind es alte Vorrechte , die ohne eine entſprechende Entſchädi gung nicht aufgeben werden allein ſchon

können.

Das Wort „ Vorrechte :

enthält eine Ungerechtigkeit.

Vorrechte muß. es

in einem wohlgeordneten Staate

gar nicht geben ; Vorrechte

hat nur das

keiner der Unterthanen

Fürſtenhaus , aber

beanſpruchen !

Haben

fich dieſer Vorrechte

jene Leute nun zu erfreuen

ſeit

zu

Jahrhunderten

gehabt, ſo haben

ſie feit

Jahrhunderten Unrecht gethan ! Und es wäre weit folgerechter, wenn man ſie die Steuer nachzahlen ließe, als daß man fie entſchädigt.

Mit demſelben Rechte kann auch ein

Verbrecher

eine Entſchädigung verlangen deshalb , daß er durch die Ent ziehung ſeiner perſönlichen Verbrechen zu fißes

iſt in

gegen den

begehen . unſern

Freiheit behindert geweſen , fernere Die Steuerbefreiung des Grundbe

Augen

ebenfalls

ein

Verbrechen , welche

Staat und gegen die übrigen Unterthanen deſſel

ben begangen wird .

275

Wenn nun

ſich auch

unſere erſtere Anaßtd, jene Leute

die Steuer für den Zeitraum , wo ſie in den Beſig des Grund beſişthums ſich befunden, nachzahlen ſollen , nicht gut durch zuführen

ſein

dürfte, ſo aber müßte mindeſtens von einer

Entſchädigung, die ihnen wegen der Aufhebung der Steuer befreiung gezahlt werden daß ſie eben ſchon

ſoll, keine Rede ſein .

ſo lange ein

fie moraliſch gar keinen

Genug iſt,

Vorrecht genoſſen , auf das

Anſpruch hatten .

Haben

ſie aber

felber nicht ſo viel Vernunft, dies einzuſehen , dann müßten mindeſtens nicht noch die Regierungen kommen .

Erſtens, weil die Miniſter im vorzugten

ihnen hierin entgegen

Daß dies geſchieht, kann zweierlei Urſache haben. Durchſchnitt ſelbſt zu

Unterthanenklaſſe gehören , ſie

würden , ein

Geſeß zu

erlaſſen

jener be

alſo : Thoren

oder den Ständen

ſein

zur Bes

(chlußnahme vorzulegen , wodurch ſie ſelber einen großen Nach theil haben ; zweitens aber, wenn jener erſte Fall nicht zutrifft, man vor allen

Dingen

darauf Bedacht nehmen

zu müſſen

glaubt, eine Klaſſe von Unterthanen nicht zu erzärnen, in der die ganze Stüße der Regierung fich zu befinden ſcheint. Wer den die Bevorzugten Gegner der Regierung ; fo philoſophiren die Vertreter derſelben weiter, ſo wird über kurz oder lang eine Revolution ausbrechen , die zu dämpfen tel vorhanden

dann kein Mit

ſein würde.

Dieſe Anſicht wird keinen

Falls durch irgend etwas be

gründet werden werden ,

können . Es kann ſehr gut angenommen daß höchſtens die Hälfte der großen Grundbeſißer

fidh zum

Gegner der Regierung erklären würde, während die

andere Hälfte aus geiſttüchtigen , vernünftigen, politiſch gebila deten

und menſlich denkenden

ihrer

beſonderen

ſind, der erſteren

Fähigkeiten

Perſonen

wegen

Hälfte die Waage zu

mehr

beſteht, die aber als

halten . 18 *

hinreichend

276

Die Regierungen

haben

nur nöthig , zu

erklären , die

Steuerbefreiung des Grundbefized ſei aufgehoben , wenn auch eine gewiſſe Dppoſition nicht ausbleiben kann, ſo werden die Erſteren doch ſo viel Macht entwickeln können , dieſe Oppoſi tion für immer zu beugen , wie fie Macht hatten , die uns gleich gefährlichere Revolution von

1848 zu beſeitigen .

Nur

ein entſchiedener Willen , nichts weiter, iſt vonnöthen . Was wir

im

Vorſtehenden

befreiten Grundbeſit zu ſagen felbe paßt noch

von

dem

von der Steuer

für nothwendig

hielten , daſs

beſſer für die Entſchädigungsanſprüche der

früher zur Jagd auf fremdem

Grund und Boden berechtigten.

Dieſe Berechtigung , für die wir kein paſſendes Wort in der deutſchen Sprache vorzufinden ultra

aller

Fälle

vermögen , iſt das Non

Verhöhnung menſchlicher

nicht von

Gefühle.

Wir

plus kennen

Altenburg und auch nicht aus dieſem

Jahrhundert, was ſich übrigens gleich bleibt, genug , daß es wo der geſchehen iſt und alſo auch wieder geſchehen kann

zur

Jagd auf fremdem

Grund und Boden Berechtigte in Er Wildes ohne Weiteres ſeine Meute

mangelung des nöthigen

auf die gerade anweſenden Zuſchauer gehegt , blos , weil der gnädige. Herr ein Plaiſir dabei fand , wie die armen Leute kopfüber davonjagten , ja , es ſoll ſogar vorgekommen ſein , daß der geſtrenge Gebieter zum Ueberfluß noch ſein Gewehr auf dieſelben entlud und fich den Bauch vor Lachen gehalten hat, wenn dieſelben getroffen waren und verſchiedene Purzelbäume machten . Dergleichen Scenen werden nicht blos uns, ſondern auch anderen

Menſchen , auch folchen , welche zum

Lenken

Staates berufen worden , bekannt ſein , und man

eines

muß

fich

demnach ungemein wundern , wie da noch von einer Entſchä

277

digung bei der Aufhebung ſolcher Willkürlichkeiten , die in fei nem

geordneten Staate vorkommen ſollten , die Rede ſein kann. Herr von Lariſch trat dem

neten

23. October 1855 eröff

am

Landtage nun mit Gefeßentwürfen

gegenüber , welche

eben die Entſchädigung des zur Grundſteuer herbeigezogenen vormals ſteuerfreien Grundbeſißes , fowie die Entſchädigung der früher zur Jagd auf fremdem Grund und Boden Bes rechtigten betraf.

Altenburg machte unter den übrigen

deut

fchen Staaten keine Ausnahme, konnte es auch nicht, da és an und für ſich zu gering an Macht iſt.

Die miniſteriellen zum

Vorlagen wurden berathen , weil dies eben

Gange der

Geſchäftsordnung eines Landtages gehört ; eg wurde darüber abgeſtimmt und

- das Miniſterium

weil es ſiegen wollte.

hatte abermals geſiegt,

Ein Miniſter, wie Herr von Larifcy,

mit neiner ſolchen Stónſequenz, folcher Energie und ſolchen e Will ? iſt für einen Regenten faſt unerſeßlich. Er wußte, was er wollte, und kannte auch die Mittel, welche zur Durch führung ſeines Willens anzuwenden waren , die er keinen Falls überſchäfte. Man kann ihm

nicht den Vorwurf machen , daß

er kein volksthümlicher Miniſter war, denn das wollte er auch nicht ſein .

Ueberhaupt iſt es ziemlich

Seite man ſteht, wenn man

einerlei , auf welcher

ſeine Stellung , die man

hat, nur mit Ehren ausfüllt.

Und das , glauben wir, von

Herrn von Lariſch ſagen zu können .

Er war nach Altenburg

berufen , weil der Herzog Vertrauen zu ihm hat dieſes

Vertrauen

nach

allen

Seiten

hin

hatte, und er gerechtfertigt.

Mehr kann von einem Miniſter nicht verlangt werden . wir

perſönlich

mit

haben wir ſchon

ſeinen

inne

Anſichten

Daß

nicht übereinſtimmen ,

geſagt, thut aber auch

nichts zur Sache.

Wir haben nur die Verpflichtung, bei der Wahrheit zu blei :

278

ben , da anderen

Fals unſere Geſchichte des Herzogthums A

tenburg jeglichen Werth verlieren würde. Auf dieſem

Landtage

famen

auch

die kürzeren

Verjäh

rungsfriſt für gewiſſe und näher bezeichnete Forderungen zur Sprache, da der bisherige Mangel derſelben zu mannigfachen Weitläuftigkeiten

geführt

und oft die Beweisaufnahme era

ſchwert hatte. Sämmtliche Regierungsvorlagen wurden meiſt ohne Mos difikationen

angenommen , wenngreich

auch

ohne

Debatten

darüber nicht fortgegangen werden konnte, da fonſt der land tag ja alles Gewicht und alles Anſehen bei der Nation ver loren haben würde. Altenburg hat auch unter dem entſchiedenen blühen

Herzoge Ernſt, trots aller

Rückſchritte , die beſten Abſichten für ein Auf

der gewerblichen

den

Tag

daß

es da , wo es

gelegt, und es

Verhältniſſe feiner Unterthanen an läßt ſich faſt gar nicht verkennen ,

denſelben

entgegen

handelte, unter dem

Einfluſſe andrer Mächte ftand . Wir ſind vollſtändig über zeugt, daß es manch Mal in einem Staate bedeutend anders ausſehen würde , wenn die Regenten deffelben nach eigenem Willen handelten . Das Großherzogthum Weimar liefert hierzu

z. B. den

ſchlagendſten

Beweis .

Niemals hat

fich

ein Staat in Deutſchland raſcher und glänzender entwickelt, als

gerade Weimar : und doch

Rückweg an es zu

trat derfelbe plöglich feinen

und zwar unter dem

nämlichen

Regenten , der

jener ſchönen und herrlichen Höhe geführt hatte ! Una

möglich kann angenommen werden , Karl Auguſt hatte ſeine Geſinnungen

geändert.

Das würde mit andren

Worten zu :

verſichtlich beißen : er fei von der Höhe ſeiner eigenen geiſti gen

Bildung herabgeſtiegen !

fen , haben diejenigen

Daß dies nicht der Fall gewe

bekundet, welche das Glück hatten , an

279

ſeinem

Hofe

fich

zu

bewegen .

Was kann es nun aber an =

deres geweſen ſein , als der Einfluß der übrigen deutſchen Mächte, der überall, wo von Fortſchritten die Rede iſt, fidh auszubreiten ſucht und fich auch wirklich ausbreitet. An einen Widerſtand Seitens der Kleinſtaaten iſt gar nicht zu denken ; ihre Macht iſt zu geringe, um mit Erfolg dieſen Widerſtand durchzuführen . Wollten ſie dies auch nur verſu chen , ſo würden ſie dadurch den Beweis ihrer Kurzſichtigkeit liefern und ihre eigene Eriſtenz in

Gefahr bringen .

Daffelbe Bird paßt auf Altenburg .

Der Herzog Ernſt

iſt ein Mann von gediegenen wiſſenſchaftlichen Kenntniſſen , von ehrenhafter Mitterlichkeit und gutem Willen . Er betrach tet ſein

Volt nicht als ſeine Únterthanen , ſondern

Bürger ſeines

als die

Staates ; nicht als ſeine Sklaven , denen

er

zuweilen , die Peitſche zeigen muß , ſondern als ſeine Kinder, denen

er mit Liebe entgegentritt und von denen er wieder

Liebe erwartet. auch

ſeines Landes leben

Die Vernünftigen

ein , allein ſie fühlen auch zugleich , daß

nicht alles gewähren darf, um

der Herzog

ſie ihn bitten .

das

dies

Um

fte

nun einiger Maßen einſt dafür zu entſchädigen , forgt er für einen

leichten

ſchäftigung

Verkehr im

Innern

und für genügende Be haben .

Er

hat, der Armen

und

daran

derjenigen , welche Mangel

nimmt fidy, wo er

Gelegenheit dazu

Bedrängten ſeines Landes an , und oft, wo Einer ſchon ver zweifeln wollte, war es gerade der Herzog, der ihm die Hand Wiederaufſtehen reichte . Daß er nicht alles leid line

zum

dern , jede Thräne trocknen ltegt in

und

Jedem

Arbeit geben kann,

der Natur der Sache , und kann ihm

ebenſo wenig

Im Durchſchnitt wird viel zu viel zum Vorwurf gereidien . mehr als er jemals zu von einem Landesfürſten verlangt, leiſten

im Stande iſt .

Es iſt auch nicht feine Pflicht, Jeder

280

mann Brot zu verſchaffen , wohl aber dafür zu ſorgen , wie wir ſchon einmal geſagt haben , daß dies einem tenden Menſchen

redlich den

durch weiſe Gefeße möglich

gemacht wird .

Thut ein Landesherr das Lettere in weiteſter Bedeutung des Worts , dann werden ſich auch nur wenige Arme in ſeinem Stgate befinden und dies wieder meiſt nur Solche ſein , denen es an gutem und

Willen zu einem

die leicht

redlichen Fortkommen mangelt

unſchädlich gemacht werden

können .

Leider

können wir freilich von Herzog Ernſt nicht behaupten , daß er nach dieſer Seite hin Ales gethan hat, wag er hätte thun können .

Wir müſſen

kleinſte Schuld kennt im

jedoch wiederholen , daß ihm

dieſes Uebelſtandes

Augemeinen

beizumeſſen

Beziehungen

die

eines

anderen Mächten nicht, denn was davon

in

nur die

iſt.

Man

Regenten

zu

die Deffentlich

keit gelangt, iſt immer nur ſo viel, das weder ihm oder einem anderen Fürſten ſchaden , noch ſeinen Unterthanen von Nußen

ſein

kann.

Wir

ders deshalb hervor, um

heben

aber dieſen Umſtand befon :

zu zeigen , daß das Urtheil, welches

die allgemeine Stimme über einen Fürſten

fällt, leicht falſch

ſein kann und auch meiſt falſch iſt. Will man tig beurtheilen

was an und für ſich ſchon ſehr ſchwierig

iſt --- ſo muß man verſeßen .

Jemand rich

ſich im

Geiſte vorerſt an

ſeine Stelle

Thun wir dies, dann werden wir zugeſtehen müſ

fen , oft auch nicht anders handeln zu

können .

Die Stellung eines regierenden Fürſten

ift

überhaupt

die ſchwierigſte und zugleich undankbarſte auf der Welt . für unſern Theil möchten mindeſtens nicht Fürſt ſein . kann man es nicht recht machen , möglichkeit, und

deshalb

Wir Jedem

das iſt eine direkte Un

wird man

auch

immer

Gegner

haben . Herzog

Ernſt that und

thut, was in

ſeiner Macht

281

liegt. zu

Um

Tagearbeitern

den

ſeines Landes Beſchäftigung

verſchaffen und den allgemeinen Geſchäftsverkehr zu erleich

tern , fdloß er mit dem Könige von Sachſen einen Vertrag wegen des Baues einer Eiſenbahn von Gösniß nach Chem niß ab .

Mit Patent vom

Staatsvertrag zur

19. September 1856 ward dieſer

öffentlichen

Kenntniß

allen Seiten mit Freude begrüßt. ten

die

gebracht und von

Dieſen Staatspertrag hat

Altenburger wahrſcheinlich meiſt dem

nanzrath Sonnenkalb zu verdanken .

geheimen

leicht der Einzige , welcher vermöge ſeiner

Fähigkeiten

Stande fich befand , die theilweis zerrütteten

war deshalb ſchon am zum

24.

Jult deſſelben

Jahres vom

geheimen Staatsrath ernannt und

Departement der Finanzen übergeben .

Vertrag mit Sachſen

ſchon

Er Lan

ihm

das

Er erledigte ſich ſeis

nes Auftrages auf eine ſo glänzende Weiſe und in nißmäßig kurzer Zeit , daß eben

im

Finanzverhält

niſſe des Herzogthums wieder in Ordnung zu bringen .

desherrn

Fi

Dieſer Mann war viel

im

verhält

September

abgeſchloſſen werden konnte.

der

Die Fts

nanzen waren von ihm in Ordnung gebracht und es bedurfte jegt nur noch der Bewilligung der nöthigen Fonds zum jener Eiſenbahn

Seitens

der

Landſchaft.

der neue Landtag alsbald berufen 1856 wiederum die

vom

und am

Deshalb

geſprochen

Herzoge in Perſon eröffnet.

worden , ward ihm

wurde

24. November Nachdem

Bewilligung der erforderlichen Gelder von demſelben

Wahlgeſeß , ein

Bau

aus :

ein Entwurf zu einem neuen

andrer über Zuſammenlegung

der Grund

ſtücke und über Güter- und Grundſtückstheilungen

und ein

dritter über die Wiedereinführung der Stellenvertretung beim Militair vorgelegt und zum

großen Theil in der vorgelegten

Faſſung genehmigt. Wir können

uns nicht genug darüber wundern , wie

282

man audy in Altenburg unter dem Miniſterium

des Herrn

von Lariſch alte bereits beſeitigt geweſene Verordnungen

und

Gefeiße wieder hervorſuchen konnte. ' Die Stellvertretung beim Militair widerſpricht der allgemeinen

Gleichheit

der

thanen eines Staates ſo auffallend, daß wir deren rung für das Herzogthum

Einfüh

Altenburg mindeſtens Herrn von

Lariſch nicht zugetraut haben würden . Preuße

Unter

Er, der ein geborener

iſt und die Vorzüglichkeit der preußiſchen Militair

verfaſſung ebenſo gut kennt, wie jeder Andere , mußte einen folchen

Gefeßentwurf nicht vor den Landtag bringen , da er

eine Bevorzugung des Vermögenden Theiles der Nation ſpricht: Möglic

auð

indeß, daß die altenburgiſche Regierung dar

auf bedacht war, die Befißenden einiger Maßen für die ihnen anſcheinend zugefügten

Verluſte wegen der Beſteuerung ihrer

Güter zu

und zwar auf eine Art zu

entſchädigen

gen , welche für ſie von

keinem

entſchädi

Nachtheil war.

Mag die Regierung im Uebrigen gedacht haben ,' was fie wil, immerhin hat ſie vom menſlichen Standpunkte aus Unrecht gethan , die Bevorzugung eines Standes über haupt auszuſprechen , beſonders zu übrigen

europäiſchen Staaten

einer

nur von

Beſeitigung aller Bevorzugungen

Zeit, wo in

allen

der Aufhebung und

die Rede ift .

Jeder Unterthan muß gleiche Redyte und gleiche Pflich Wird dieſer Grundſaß mit Konſequenz durchge

ten haben .

führt , kann von gegen den Anderen tung beim felbft. nur

einem

Haß des einen

Theils

keine Rede mehr ſein .

des

Volkes

Die Stellvertre

Militair iſt eine Ungerechtigkeit gegen den

Staat

Es wird nur ungefähr die Hälfte oder vielleicht gar ein

Drittel der Unterthanen militairiſch

denn wer es

irgend möglich machen

gebildet ſein ,

kann , wird ſich

Mann kaufen , der für ihn die geſeßlich

einen

beſtimmte Zeit ab

283

dient, und es liegt offen auf der Hand , das in der Regel Solche gewählt werden , deren Dienſtzeit entweder gerade ab : gelaufen und die nicht fähig ſind, fich durch ein bürgerliches In

Gewerbe zu ernähren .

beiden Fällen wird das Heer aus

wird man ſchwerlich

eine ſtrenge Disciplin

und

zuſammengefeßt fein

keinen beſonders guten Elementen

Tritt

finden .

nun einmal der Fall eines Krieges ein , dann wird eine ſolche gemiethete Armee gar nichts können und wollen .

oder doch nur ſehr wenig leiſten

Ihre Angehörigen haben

Intereffe,

kein

fo

fich muthvoll und tapfer zu benehmen , denn ſie ſind ohne Vaterland, wenngleich fie in

zú fagen

geboren ſind, dem

Lande

dem

fie militairiſch dienen . Streng genommen , Vaterlande, ſondern ſie dienen dem ,

dienen fie indeß nicht dem

die größte Summe für Ausfüllung ihrer Stelle

der ihnen Þeim

Von folchen Menſchen erwartet man

Heer geboten hat.

nun Treue und Ergebenheit für das Vaterland, dem ſie ent ſchieden nicht aus Liebe dienen . Treu wird man nur dem das Geld , das ihnen für

fein , den man liebt, und fie lieben

ſie dieſen Dienſt wid

den Dienſt gegeben iſt, nicht den , dem men .

Nun

kommt bei einer Stellvertretung beim

Militair

noch der Umſtand hinzu , daß man meiſt, der gewöhnlichen Thätigkeit entwöhnte Menſchen Menſchen , die die meiſte Iſt

Bequemlichkeit

der Zeitpunkt nun

vorgeſchrittenen fich

auch

gewählt, weil

und die

Alters" wegen ,

nicht

Gemeinden oder

bürgerlichen

Erwerb

dem

Handwerk erlernt.

bietet.

ſie , des

dienen ", alſo

dann

fallen

Staat zur Laſt.

haben

fie fonſt nicht Soldat geworden wären , nicht einmal ein

weiter

dürfen ,

wird ,

es ihnen

wenigſte Sorge

endlich herangerückt, wo

nicht weiter verkaufen

entweder den gung zum

in der Armee haben

das Militairleben

fie Nei

ſie nie gehabt, da oft haben

ſie auch

Trifft dieſer Leştere Fall

284

aber auch wirklich nicht ein , ſo werden ſie nach einer Reihe von

Jahren , die ſie unter militairiſchen

gebracht,

zuverſichtlich

verſtehen , mithin ernähren .

nichts

von

auch nicht im

Sie werden daher

Verhältniſſen

ihrem

früheren

zuge

Gewerbe

Stande fein , ſich ehrlich zu immer aus Staats- oder Ges

meinden -Kaſſen erhalten werden müſſen . Die preußiſche Militair- Verfaſſung, obgleich auch ſie viel leicht Manches zu wünſchen übrig laſſen

dürfte, verdient, wie

wir hier wiederholt ausſprechen , überall nachgebildet zu wer den .

Auch in

Preußen

beſteht hinſichtlich

der Verpflichtung

zum Militairdienſt ein Unterfchied, nicht aber der Unterſchied des Geldes, ſondern der der wiſſenſchaftlichen Bildung.

Dies

nen muß jeder preußiſche Unterthan , deſfen körperliche Verhält niſſe dies geſtatten ; allein derjenige, welcher Neigung zum wiſſenſchaftliche

keine beſondere

Militairdienſt hat und die vorſchriftsmäßige Ausbildung befißt , kann

Fahre abmachen , wird aber

in

dieſem

dies mit

einen

einem

Jahre immer

bin ſo weit militairiſch ausgebildet werden , daß er im eines Krieges ſeinem Wenn

Vaterlande von

Fall

Nußen ſein kann .

die Kleinſtaaten behaupten , daß

ſie

jeder

Zeit

außer Stande fich befinden würden , einen Krieg auf eigene Hand zu

unternehmen

und deshalb nur dafür zu

haben , das beſtimmte Contingent zu ſtellen ihre Truppen , wenn dies auch

würden ; ſo

haben

und daß

dann

gemiethete ſeien , unter

Anführung eines erfahrenen Feldherrn ſchon thun

ſorgen

der

ihre Schuldigkeit

ſie damit ihre Militairverfaſſung

noch keineswegs hinreichend entſchuldigt. Man muß fich nie mals auf Anders verlaſſen , ſondern alle Zeit bemüht ſein , auf eigenen Füßen ſtehen zu können . Würde dieſer Grund ſaß von

den

Kleinſtaaten feſtgehalten werden , würden

ſie

ſchon längſt ſelbſtändige Reiche geworden ſein und hätte nicht

285

nöthig , fich von den Großſtaaten Verordnungen und Geſeße diktiren und Miniſter aus fremden Ländern ſenden zu laſſen . Geht das ſo weiter , wie es jegt iſt, dann wird kein ganzes Jahrhundert mehr erforderlich fein , fämmtliche Kleinſtaaten Deutſchlands aus dem

Reiche ſelbſtändiger Länder verſchwin

den zu ſehen . Der Herzog Ernſt Friedridy Paul Georg iſt am tember 1826

geboren , befindet fich

beſten Alter , um werden , daß

Forum

ihm

der bürgerlichen

von Gott aufgelegte

und ſtellt er Seden vor das

angehört

dieſem

dann hat er die

Pflicht vollſtändig erfült und er dem

Zeitpunkt entgegen

ſeiner irdiſchen Laufbahn ein Ziel fegt. zu

Einfluß für ſein

Juſtiz , der abſichtlich dieſelbe verlegt,

Stande er

wird dereinſt mit Ruhe

Vertrauen

ſeinem

Thut er das, forgt er für die

Erfüllung derſelben

gleichviel, welchem

in

der Wohlthäter feines Landes dadurch zu

er ohne Rückſicht auf fremden

Volf paffende Geſeße erläßt. pünktlichſte

16. Sep

alſo jeßt noch

Fürſten , daß

fehen , der

Wir haben das volle

er nicht nur das Beſte

ſeines Volkes wünſcht, ſondern auch, wenn Zeit und Gelegen heit da Am 24.

fein werden , daſſelbe zuverſichtlich erreichen wird . 28. April 1853 vermählte derſelbe fich mit der am

Juni 1824

geborenen

Prinzeſſin

Agnes

von

Anhalt

Deffau, welche ihn bis jegt nur mit einer Prinzeſſin Tochter, Marta , am

2. Auguſt 1854 beſchenkte .

1

VII.

Altenburg.

In

ſtaatsrechtlicher und in

ftaatsbürgerlicher

Beziehung betrachtet.

Sechs u n d z w a nzigftes

Kapitel.

Umfang . Verfaſſung. - - Mnterrichts Seelenzahl. Grenze. Anſtalten. Civil- und Kriminalbehörden . Einkünfte . Schulden . Drden und Ehrenzeichen . Militair. Anſtalten und Inſtitute. Das Herzogthum

Sachſen - Altenburg liegt in

Dberſachs

fen , beſteht aus vierundzwanzig Quadratmeilen mit ungefähr 130,000 Einwohnern und iſt in

zwei Hauptbezirke getheilt:

in den öſtlichen , welcher der bei weitem den

kleineren weſtlichen.

ſen , der preußiſchen Provinz gleichen zogthum

Weimar, dem

burghauſen und den

Namens, dem

iſt, und in

Großher

Herzogthum Sachſen -Meiningen -Hild Fürſtenthümern Reuß und Schwarzburg

begrenzt, beziehungsweiſe eingeſchloſſen . liche Unterrichts -Anſtalten denſelben .

größere

Es wird von dem Königreich Sach

Daſſelbe hat vortreff

und ſorgt ſtets für gute Lehrer an

Die Univerſität Jena beſigt es mit den übrigen

fächſiſch - erneſtiniſchen

Fürſten

gemeinſchaftlich

und muß des

287

halb

auch eine ziemlich bedeutende Summe zu deren

tung beiſteuern . Anſtalten

ſind das Gymnaſium , in der Hauptſtadt des Lan vorbereitenden Lyceum

des mit einem dem

Erhal

Die der Univerſität zunächſt folgenden Lehr

befindet ſich

Seminar bereits

in

zu Eiſenberg .

der Hauptſtadt noch

ſeit 1787.

Vom

ein

Außer

Schullehrer

Jahre 1838

an werden

daſelbſt auch Lehrer zum Unterricht für taubſtumme Perſonen beſonders ausgebildet. kerſchule für

Sodann

eine Kunſt- und Handwer

Lehrlinge und Geſellen

der verſchiedenen

Ge

werbe, welche daſelbſt den Unterricht meiſt unentgeldlich em pfangen , oft auch noch Schreib- und umſonſt erhalten .

Zeichnen -Materialien

Ein Hebeammeninſtitut, welches gleichzeitig

mit einer Entbindungsanſtalt verbunden iſt, und endlich noch eine Zeichnenſchule . Wir ſehen

hieraus , daß die

Ländchens nichts

Regierungen

des

kleinen

verſäumt haben , die wiſſenſchaftliche Aus

bildung ihrer Unterthanen möglichſt zu befördern , und daß es wahrlich nicht ihre Schuld

iſt,

wenn

ſie dieſen

Zweck

nicht zu erreichen vermochten . Der Herzog von tage im

engeren

Altenburg bildete

Rath mit den übrigen

die zwölfte Kurie und hatte im

Plenum

auf dem

Bundega

fächfiſchen Herzogen eine Stimme.

Die gegenwärtige Verfaſſung iſt durch das ziemlich frei ſinnige Wahlgefeß von 1856 , welches an die Stelle des mo difizirten Wahlordnung von 1831 trat, als vollſtändig geord zu betrachten .

Die Landesvertreter bilden nur eine Kammer

und beſtehen aus fünfundzwanzig Abgeordneten , von denen acht auf die Ritterſchaft (adlige und bürgerliche Ritterguts befißer ), acht auf die Bewohner der Städte, und acht auf die des platten Landes

kommen , während der fünfundzwanzigſte

288

Abgeordnete dent iſt.

ein vom

Herzoge ernannter Landſchafts - Präſt=

Ohne die Landesvertretung

können

weder Geſetze erlaſ

fen , noch verändert werden , welche die perſönliche und

das Eigenthum

der Staatsbürger,

Freiheit

Verfaffungs- und

Militairangelegenheiten und die Etats der Hauptfaſſen treffen.

Die

Druck zur öffentlichen vier

bes

Verhandlungen der Kammer werden durch den allgemeinen Kenntniß gebracht .

Jahre wird der Landtag

Alle

zuſammen berufen und bleibt,

je nach dem

vorhandenen

Bedürfniß ,

Zeit

Nach ſeiner

Vertagung bleibt eine Landesdes

thätig.

putation von

acht Mitgliedern

längere oder fürzere

bis zur nädyſten Zuſammen

berufung des Landtags in Altenburg zurüd . der werden vom Landtage ſelbſt gewählt. Den

Sentralpunkt der altenburgiſchen Staatsverwaltung

bildet das Miniſterium , von dem hängen : das

Dieſe Mitglie

die folgenden Behörden ab

Das Landesjuſtiz- Collegium , die Landesregierung ,

Konſiſtorium ,

Kammer ,

die

das

Oberſteuercollegium .

Die Kammer und das Oberſteuercollegium ſchaftlich das Finanzcollegium

bilden

gemeins

und zugleich die Direktion der

außerordentlich praktiſch organiſirten Landesbank, eines Inſti tuts , welches Kapitalien unter Garantie des Herzogs und der Stände annimmt und auf fichere Hypotheken wieder ausleiht, etwa wie das Pupillen - Collegium wenn

es auch

in

gewiſſer

Dies Finanzcollegium

im

Königreich

Beziehung von

dieſem

beſchäftigt ſich auch mit dem

Preußen , abweicht. Discon in

tiren ficherer geldwerther Papiere. Zu dem

Reffort des Miniſterit gehören

ferner noch : die

Generalablöſungscommiffion und das Militaircollegium . Das Herzogthum

iſt in zwei Kreiſe getheilt, in den als

tenburgiſchen und in den

kahla -eiſenbergiſchen .

Jeder dieſer

289

Kreiſe wird von

einem

der Landeßregierung angehörenden und

untergeordneten Kreishauptmann dirigirt. •

Die Unterbehörden

im

Herzogthum

bilden

die

Juſtiz

ämter, Stadträthe, Steuerämter, das HauptzoN -Amt und die Nebenzollämter erſter Klaffe im

Innern, Ephorien-, Kirchen

und Schul- Inſpektionen , Bau-, Floß- und Rentämter , die Special-Ablöſungscommiffion u. f. w . *** . Auch

die Rechtsverfaſſung

firt. : So finden nämlich das den

des

wir z. B. ein

Landes oberſtes

iſt gut organt Juſtiz - Tribunal,

erneſtiniſchen und reußiſchen

gemeinſchaftlich gehörende und von

ihnen

Fürſtenhäuſern

gemeinſchaftlich er

haltene Ober - Appellations - Gericht zu Jena . zweite

Inſtanz in

die erſte

bürgerlichen

Inſtanz in wirklichen

Es bildet die

Rechtsſtreitigkeiten ,

ſowie

Kriminal-Angelegenheiten .

Das Landes - Juſtiz-Kollegium bildet unter Zuziehung von Militairrichtern zugleich das Generalauditoriat in Militair ftrafſachen , während es ohne dieſe Zuziehung der Militair richter nur über bürgerliche Rechtsſtreitigkeiten zu entſcheiden hat.

Vor

fein

Forum

gehören übrigens noch

Kultus- und Ehefachen , und in

außerdem

Bezug auf Geiſtliche und

Schullehrer iſt es zugleich als Konfiftorium

zu betrachten .

Die erſte Inſtanz bilden die Juftizämter und die Stadt gerichte ;- bei privelegirter Gerichtsbarkeit die genannten Rol legten , das Amt.

Kreisgericht

und

das

Herzogliche Hofmarſchall

Die freiwillige Gerichtsbarkeit üben meiſt die Notare

auf Grund des

zu ihren Gunſten

am

2. September

1811

erlaſſenen Gefeßes . Ebenſo wie die Landesregierung, hat ſich die Gefeßgebung nach dem

ehemals auch

Königreich Sachſen hauptſächlich

Das gemeine deutſche und das gemeine fächſiſche Recht find in der Rechtsverfaſſung Altenburgs gar nicht zu Vertraute Geſchichte. Sadjen . 4. Bd. 19

gerichtet.

290

verkennen .

Es hat allerdings auch

noch eine Menge Spex

zialgeſeße, an deren Spiße die Allgemeine Landordnung von 1705 mit den drei Ergänzungen von 1750 , 1775 und 1820 nebſt einer ſtehen .

ſeit

1821

erſcheinenden

jährlich

Geſepſammlung Civil

Die Gerichtsverordnung von 1744 dient dem

Prozeßverfahren 7. April und

als Baſis , welche durch die Mandate vom erſt ihre Abrundung erhielt.

24. Juni 1826

Für das Civilrecht find die Wechſelordnung von 1750 mit Patent vom

24.Mai 1819, die Vormundſchaftsordnung

von 1782, das Lebenmandat von 1795 , vor allem fonders

die

eigenthümlichen

Bauernftandes von Auch

für

wendiſchen

nnd be

Rechtsgebräuche des

Wichtigkeit.

Kriminalverbrechen

eriſtiren

Spezialgeſebe;

z. B. wegen fleiſchlicher Verbrechen, des Kindermordes u . f. w . vom

7. Juli 1823, wie auch 1837 vom

15. April ein Gefes

über den · Anzeigenbeweis veröffentlicht worden iſt. Die Einkünfte des

Landes betragen 512,000

die Steuer- und Kammerſchulden

Thalers

eine Million !

Die Militairmacht beſteht aus einem

Linienbataillon

von vier Stompagnien und einer Jäger-Abtheilung, zuſammen aus noch nicht tauſend Mann . An Orden und Ehrenzeichen find vorhanden : der erne (tintſche Hausorden ; das die fünfundzwanzig

filberne Dienſtkreuz für Offiziere,

Jahre gedient haben ; die Dienſtauszeich

nung für Unteroffiziere und Soldaten , die ſechs, neun oder zwölf Jahre gedient haben . Das ganze Herzogthum hauptmannſchaften zum

Erſteren

burg , zu dem Roda .

iſt in zwei Streiſe und Kreis

eingetheilt (altenburger und Saalkreis) ;

gehören

die Aemter

Legteren die

Altenburg

Aemter Eiſenberg ,

und Ronnes Rahla

und

291

Das herzogliche Schloß ten

in

ſen

erbaut

in Altenburg iſt eines der größe

Deutſchland , vor der Stadt auf einem und

erinnert

an

Porphyrfel=

die mittelalterlichen

Ritter

burgen . An Wohlthätigkeits- und anderen

Anſtalten hat Alten

burg aufzuweiſen : Das

1705 gegründete freiadlige Magdalenenſtift; eine

Erziehungs- und Verſorgungsanſtalt für evangeliſche Fräu leins; vier größere und drei kleinere evangeliſche Gotteshäu ſer ; einen Poblhof (ein Rittergut mit Grundbeſi} ); das vom Kaiſer Friedrich

I. erbaute Auguſtinerkloſter, welches ſpäter

zum Landarbeitshaus umgeſchaffen , was es noch jeßt iſt; das Armen- und Krankenhaus, genannt der Frauenfels; die Frei maurerloge; das Schüßenhaus ; die Kaſerne; der

Padhof;

die Mädchenſchule ; das Kaſino ; der ehemalige Komthurhof des deutſchen

Ordens, jekt Privatbeſig ; das Hospital zum

heiligen Geiſt für arme Bürger. reichſten einen

im

Lande , hat ſehr

eiſernen Fond von

wurde im

Dieſe Anſtalt iſt eine der

bedeutenden

Grundbefiß

funfzig Tauſend Thalern.

Jahre 1841 beträchtlich erweitert.

Hospiz befindet ſich der Friedhof mit der im

und

Daffelbe

Neben dieſem Jahre 1840 im

gothiſchen Style erbauten Fürſtengruft. Die herzogliche, 1840 neu geordnete Bibliothek, enthält viele tauſend gute wiſſenſchaftliche Bücher.

Noch

müſſen

wir

der

Bürgerſchule

für Anaben

und

Mädchen , der Karolinenſchule, einer Anſtalt für Kinder weib lichen

Geſchlechte aus dem

Amalienſtiftung, einer

höheren

Bürgerſtande , und

der

Kleinkinder - Bewahr -Anſtalt , lobend

gedenken . Wir ſehen

hieraus , daß das Herzogthum

Altenburg in

der That ſo vorzüglich organiſirt iſt, daß es nur eines that 19 *

292

kräftigen Monarchen bedarf, es zu umzugeſtalten , wie dies

einem

unter dem

zweiten

Weimar

geiſtreichen Karl Auguſt

und ſeiner nicht minder geiſtreichen und edlen Mutter gewe fen .

Der

bloße Wille des

Fürſten

wird erſt dann fich zur herrlichen fich mit einer ſelbſtändigen fich ein Fürſt noch

genügt nicht ;

Derſelbe

Frucht entfalten , wenn

Energie verbindet.

So

er

lange

in Abhängigkeit von einer anderen

grö

Beren Macht befindet, wird ſeine Energie wenig Vortheil für

der Fürſt fich

Unter Abhängigkeit verſtehen wir ſchon , einen Miniſter beiordnen

er Es

+

läßt, den

D

das Land bringen . wenn

nicht aus freier Wahl nach

ſeinem

Lande berufen

hat.

mag nicht immer zu umgeben ſein , einem Manne aus frem dem

Lande das Portefeuille zu

nen

wird

jeder Fürft

Unter feinen Untertha

geeignetſten

die

beitung der Staatsgeſchäfte

eine Nothwen

übertragen

digkeit wird es indeß niemals ſein !

auffinden

Perſönlichkeiten können .

zur

Es ſcheint

überhaupt weit praktiſcher zu ſein, einen Inländer , als einen Ausländer -- felbſt wenn der Leştere aus freier Entſchließung des Landesfürſten gewählt worden iſt – Der

zu

dem

Amte eines

Miniſters zu

berufen .

Ausländer wird nie diejenige

Liebe zu dem

Lande mitbringen , welche unerläßlich

iſt, für

das Wohl und das Glück des Fürſten und der Unterthanen zu arbeiten ; es wird ihm

auch meiſt einerlei ſein , ob er vom

Volke geliebt wird oder nicht. als das ſeines Stolzes -

Er hat gar kein

Intereſſe,

allerdings groß genug , um

Ehrenmann niemals ſeine Pflichten vergeſſen zu laſſen . gehört derjenige noch keineswegs zu

einen Indeß

den Edelſten , der nur

feine Pflicht thut; wie derjenige Menſch, welcher ſich nur nad den

herridenden

Landesgeſeßen richtet, noch

lange nicht gut, ſondern vielmehr ſchlecht iſt. Es giebt wich tigere Gefeße, als die von Fürſten erlaffenen , und das

293

ſind die Gefeße Gottes, die Jedermann ins Gewiſſen geſchries ben worden

Ein Miniſter muß mehr, als feine

Obrigkeit wachen kann ! Pflicht thun , wenn

keine weltliche

Erfüllung

ſind und über deren

er das ihm

übertragene Amt getreulich finden , wie

verwalten will. Selten werden wir einen Mann

wir ihn wünſchen ; das iſt freilich wahr ; allein , wenn er ge funden , dann ſollten auch die Fürften mit aller Macht dar: Es wird nicht

nach ſtreben , ihn für ihr Land zu erhalten. nothwendig

immer

ſein , daß dieſer Mann

Lande ſelbft

im

geboren iſt, ebenſo wenig wird es nothwendig ſein , ihn von außerhalb zu berufen . Wir wiederholen

Regierungsgeſchäfte brauchte

keinem

es, in jedem

Staate

vorfinden , welche zur Leitung der

wird man ſtets diejenigen

geſchidt genug

find.

Herrn von

von Beuft und keinem

Grafen

Altenburg

Auch

Lariſch das Miniſterium

zu übertragen ; Herr von der Gabes

leng mußte auf ſeinem

Poſten

bleiben , da

er unbezweifelt

der Mann war , welcher nicht nur die Gebrechen des ganzen altenburgiſchen Staatsweſens kannte , ſondern Abſicht die Leitung deſſelben beſeitigen .

auch

mit der

übernahm , dieſe Gebrechen zu

Daß dies nicht immer geſchehen kann , ohne viel

leicht die Intereſſen des regierenden ren und theilweis zu verleßen ,

Fürſtenhauſes zu berüh

iſt ein Uebelſtand, der nicht

verdient, ſo hoch angeſchlagen zu werden , daß man den Mann, der dies thut, von ſeinem

Poſten verdrängt.

Eine Verdrän

gung findet auch dann Statt , wenn der Miniſter ſeine Ent laffung ſelbſt nachſucht , was er nicht thun würde, wenn man ihm

bei der Erfüllung

ſeiner Pflichten nicht zu

große, oft

unbeſtegbare , Schwierigkeiten in den Weg gelegt hätte.

An

der Spiße der Regierungs-Angelegenheiten zu ſtehen , iſt nicht leicht; felbft wenn Alles gut und nach Wunſch geht , ſo ef fordert es dennod

ganz

ungewöhnliche Talente, ungemein

294

viele Ruhe, einen raſchen , praktiſchen Ueberblick , genaue Kennt niß

aller bürgerlichen

und ſtaatlichen

Verhältniſſe und vor.

zugsweiſe eine entſchiedene Unpartheilichkeit .

Der Miniſter

muß ftreng gerecht ſein und den Muth befißen , dem dreift zu ſagen , wenn er Unrecht hat, wie dem

Fürſten

er ſich auch vor

Volke nicht fürchten darf, wenn daffelbe ohne die gehö

rige Strenge nicht zu zügeln Leitung der ihm

von dem

iſt.

Der Miniſter muß bei der

Vertrauen des Landesherrn

über

tragenen Geſchäfte über allen anderen Staatsangehö : rigen ſtehen ! er darf keiner Parthei angehören ; darf fich von ſeinem

Etwas hinterbringen

laſſen , fondern muß

fich

ſtets ſelbſt zu überzeugen ſuchen und das unverdroffen thun , was nach ſeiner Anſicht das Rechte iſt. Unter der Regierung eines ſolchen Miniſters werden ſich Fürſt und Volk wohl be finden : der Erſtere wird nicht ungehalten ſein , wenn er etwas verloren hat, was ihm

vom Standpunkt des natürlichen Rech

tes nicht zukam , und das Leştere wird diejenigen welche ihm

die Gerechtigkeitsliebe des Miniſters verſchafft hat,

nicht mißbrauchen felbe zu

Freiheiten ,

ahnden

Wohlſtand des

denn auch den Mißbrauch würde der= verſtehen .

Landes bald

und Jedermann , vom

Auf ſolche

Weiſe müßte der

ſeine höchſte Blüthe entfalten

Herrſcher bis zu dem

geringſten Un

terthan , wäre glücklich . Unſerer Anſicht nach müßte dies das vornehmſte Ziel eines Miniſters ſein ! Das Herzogthum

Altenburg

hatte

Gabelenß einen ſolchen Mann gefunden . anderen Füßen , wäre

er am

in

Herrn

von

der

Es ſtände jegt auf

Ruder geblieben .

Aber 'neben

ihm waren noch andere Männer vorhanden , die, gleich ihm , befähigt waren , das

.

kleine Herzogthum

zu leiten .

3. B .:

Herr von Wüſtemann , Sonnenkalb u . 1. w . Sie alle traten von dem

Schauplaß ihrer politiſchen

Thätigkeit ab , weil ſie

295

fich mit dem

Fürſten und dem

konnten .

den wa

An ihnen

Volke nicht gleichzeitig befreuna

felbft lag es ſicherlich nicht.

Daß dies unter dem

Herzog Georg möglich wurde, wun

dert uns nicht; wohl aber , daß dem

.

dergleichen

fich auch unter

jest regierenden Herzoge Ernſt zugetragen ! Derſelbe hat

ſo viele vortreffliche

Eigenſchaften

und Talente, fein

glüht fo febr für Recht und Gerechtigkeit und Buſen - finden nicht nur die Freude , ſondern

Herz

in ſeinem

auch die Noth,

das Elend, die Sorge und der Kummer feiner Unterthanen einen mächtigen Widerhall, daß er in der That eigends zu einem

Regenten

geboren zu

ſein

ſcheint.

Mann , der die Fähigkeit beſikt, ein

Er allein

iſt der

Volk glüdlich und groß

zu machen und dadurch ſelber glücklich und groß zu werden . Er mag in Herrn von Lariſch allerdings einen Miniſter gefun den haben , der die Intereffen des Fürſten zu wahren verſteht ſo weit dieſelben durch Dokumente und Tradition zu erken = nen ſind. Ein Miniſter muß aber mehr, als dies, thun .

Das

durch, daß er der Nation neue und ſtrenge Gefeße giebt, das durch allein vertritt er die Intereſſen des Fürſten nicht, wie fie vertreten werden ſollen .

Gefeße müſſen ſein und es kann

auch der Fall eintreten , daß die vorhandenen erſegt werden müſſen : allein Volk , fondern

durch andere

den Gefeßen ſind nicht nur das

auch Miniſter

und Fürſt unterthan .

Das

Erſtere wird mit Freuden gehorchen , wenn es ſieht, daß auch der Fürſt und die Miniſter nicht willkürlich handeln dürfen .. Wir haben dieſen großen König

Fal

Friedrichy

im

gehabt.

Königreich Preußen unter ſeinem Dem

Gefeß

gegenüber war

der

nicht mehr, als der geringſte ſeiner Unterthanen , und

man erinnert ſich gewiß noch ſehr gut jener Scene, wo der Müller Arnold zu gericht geben .“ .

ihm

ſagte: „ da müßte es

Nicht durch

kein Kammer

ſeine ungewöhnliche politiſche,

my

296

wiſſenſchaftliche

und

militairiſche

rich II. ſeinen Staat groß , ſeine und ſich ſelbſt furchtbar den

Befähigung

hat

Fried

Unterthanen wohlhabend

übrigen

Fürſten

Europa's ge

genüber gemacht, ſondern vornehmlich durch ſeine Gerechtig keitáliebe. Der Herzog Ernſt von

Altenburg befißt ebenfalls auf

dem

wiſſenſchaftlichen , militairiſchen und politiſchen Gebiete eine ſeltene Bildung die ganze Einrichtung des Staates

zeugt dafür

wir glauben auch, daß er ein

äußerſt gerecht

denkender Regent iſt; allein wir bezweifeln, daß die Energie eines Friedrichs

1

rakters

II. die hervorragende Eigenſchaft ſeines Cha

iſt .

Und wo ſie fehlt, kann

ſehr geringem

Abſichten bei ſeinem haben ,

alles Uebrige nur von

Nußen fein . Mag Herr von Lariſch die beſten Handeln als Miniſter Altenburgs gehabt

ſo viel ſteht indes feſt , daß er ſtets nur befondere

und keine allgemeine Intereſſen

vertritt, feine Aufgabe alſo

auch vollſtändig verkennt. Die Schlaffheit eines großen Thei les der Nation und der auf den Landegherrn fich augenſchein : lich

geltend machende Einfluß

ficher gemacht in

ſeinem

Auftreten

die Ueberzeugung beigebracht, ohne Weiteres

anderer Mächte haben

daß

eine Verſammlung

und ihm

ihn

vielleicht ſogar

er Recht thue , wenn er der

Abgeordneten

eines

Volkes nach Hauſe ſchickt, bloß weil dieſelbe zu der von ihm beliebten Maßregeln glaubte.

ihre Zuſtimmung verweigern

zu müſſen

Würde er reiflicher darüber nachdenken , müßte er

bald eine andere Ueberzeugung gewinnen . In einem conſti tutionellen Staate ſollen die Gefeße von der Regierung und dem

Volfe gemeinſchaftlich berathen werden .

wird durch

Die Regierung

ihre Miniſter , das Volk durch die von ihm

ge

wählten Abgeordneten vertreten . Bringt nun das Miniſtes rium einen Gefeßentwurf vor das Haus der Abgeordneten ,

297

ſo geſchieht dies doch nur deshalb , um ben

in

denſelben mit demſel

vernünftiger und ausführlicher Weiſe zu beſprechen

und wenn die Mehrzahl dagegen

iſt, ihn zurückzuziehen , weil

er dann

des Landes verlegt.

offenbar

die Jutereſſen

Dies

geſchieht nun zwar oft, aber nicht immer, und doch ſollte és immer

geſchehen ,, dar dadurch

allein

erſt

ein

vernünftiges

Staatsleben entſtehen kann. Wenn es einmal heißt, das Land foll in Gemeinſchaft mit der Regierung die Gefeße berathen , fo- muß ſich nicht nur das Erſtere, ſondern dieſem

fügen .

Schickt ſie aber den

auch die Leştere

Landtag nach Hauſe , ſo

fügt ſie ſich

eben nicht, ſondern ſie

der fern von

einer Regierung fein muß .

zeigt einen Eigenſinn, Viele werden nun

freilich behaupten , dies fei kein Eigenſinn , ſondern Sonſes quenz oder Energie oder irgend ſonſt Aehnliches.

Indeß es

beſteht ein ſehr bedeutender Unterſchied zwiſchen Eigenſinn und Konſequenz... Wenn die Mehrzahl der Abgeordneten der

Regel durch

klare und

ausführliche

und in

Debatten die Un

brauchbarkeit des in Nede ſtehenden Geſeßes nachgewieſen , ſo müſſen wir das Weiterfeſthalten

daran von Seiten der Nes

gierung nothwendig als Eigenſinn bezeichnet. neten ſind durch das allgemeinſte Vertrauen

Die Abgeord

gewählt worden ,

werden alſo auch beſſer die Bedürfniſſe der Nation als das Miniſterium , das niemals von

dem

kennen ,

Vertrauen

des

1

Landes gewählt worden iſt. 1 Wir wollen demſelben durchaus nicht das Recht beſtrei ten , eine Ständeverſammlung , ſobald deren Mitglieder ſich oppoſitionell zeigen , aufzulöſen ; als politiſch klug können wir eine ſolche Maßregel aber nicht bezeichnen .

Durch Ausfüh :

rung derſelben wehrt ſich die Regierung, die Bedürfniſſe der Nation

kennen zu

lernen , und zeigt dadurch deutlich, daß fie

nur die Bedürfniſſe des Landesfürſten anerkennen will.

Das

298

iſt unbedingt falſch .

Ihre Unrichtigkeit dürfte ſofort in

die

Augen ſpringen , wenn man bedenkt, daß durch ein fortwäh . tendes Auflöſen

des Landtages

muß und endlich

auch den Gehorſam

das

Volk

erbittert

fündigt.

werden

Dann geben

die Regierungen nach und fich zugleich auch eine Blöße, die ſehr gut hätte vermieden werden können , wenn man den Fora derungen der Nation hätte Gerechtigkeit widerfahren

laſſen .

Es läßt ſich doch nun einmal nicht ableugnen , daß zu einem Staate Fürſt und Volt gehören , denn mindeſtens in Europa -

eine Republik ift -

ein Unding , und meiſt mit noch weit

größeren Nachtheilen verknüpft , als eine Monarchie. in einer Republik auch

kein

Fürft an

Adel und dergleichen mehr vorhanden ein

Präſident ſtatt dem

Wenn

der Spige fteht, kein ſein foll, ſo wird body

Fürſten , und Geld ſtatt

dem

Adel

herrſchen , und das Reſultat für die Geſammtmaſſe des Vol kes wird

entſchieden

kein

freundlicheres fein , als

Monarchie . ' Die Geſchichte hierzu .

Doch zurück !

und Volk.

Warum

Zu

liefert ja einem

in

einer

hundertfache Beweiſe

Staate gehören alſo Fürſt

kommen fie nun einander nicht in

jener

Weiſe entgegen , daß ihr Zuſammenwirken ein ſchönes genannt werden kann ? Der Fürſt weiß, er kann nicht ohne das Volk, und dies , es kann nicht ohne Jenen eriſtiren .

Warum nun

Iſt es denn eine Schmach, wenn

*

dieſer ewige Widerſpruch ?

man nachgiebt, ſobald man einſieht, daß man Unrecht hat ? Eine Schmach wird: erſt dann

das Nachgeben , wenn uns die

Gewalt unſers Gegners dazu treibt. Ein Fürſt, welcher von felber von

ſeinen Forderungen abläßt, iſt ſo edel, wie ein

Volk, das bei Zeiten eingeſteht, zu weit in feinen Anſprüchen 3

gegangen zu ſein .

Im den auch

Allgemeinen ſind alle Fürſten iſo edel und ſie wür Vteles thun , wodurch ihnen

in

den

Hetzen

ihrer

299

Unterthanen wenn eben

ein

ehernes

Denkmal errichtet werden

nicht die Miniſter wären.

Es ſoll

müßte,

hiermit fei

neswegs geſagt ſein , daß es nicht auch unter jenen Männern welche zur Leitung eines Staates berufen find, viele Außnah men

giebt; allein

ebenſo viele ſind auch vorhanden , welche

mit einer traurigen

Konſequenz die angeblichen

Intereffen

des Landesherrn vertreten , das wirkliche Wohl deſſelben , das doch einzig und allein nur in der hingebenden Liebe der Un terthanen beſteht , gar nicht berücfichtigen , gleichſam als ob es einerlei wäre , ob oder gebaßt von ſeinem Wir

haben

an

ein Landesherr geliebt und geehrt Volke wird .

Georg

von

Meiningen -Hildburghauſen

geſehen , wie ſchön das Verhältniß zwiſchen Fürſt und Volk werden

kann , wenn

ganz hinzugeben.

der Erſtere eß verſteht,

Wir haben

ſich

ſchon einmal geſagt, in keinem

anderen Lande haben wir etwas Gleiches gefunden . Ben unter zwiſchen

Friedrich Wilhelm

demſelben

III. beſtand

Fürſt und Unterthanen ,

In Preu :

zwar Aehnliches

-- zu einer

ſolchen

Ges

müthlichkeit aber, wie in Sachſen -Meiningen , iſt es niemals gekommen .

In Sachſen -Weimar unter Karl Auguſt geſchah

ungemein Viel zur Beförderung der geiſtigen

Entwickelung

und des materiellen Wohlſtandes des Volkes , mehr als gend einem

der größeren Staaten

Deutſchlands ,

in

ir

die Ge

müthlichkeit aber beſchränkte ſich nur auf das Hofleben . Von Sachſen -Altenburg kann man nun leider weder das Eine, noch das

Andere behaupten .

Weder iſt dort Etwas

für die freie geiſtige Entwickelung , noch etwas

für ein ge

müthliches Zuſammenleben zwiſchen Fürſt und Volk geſchehen . Altenburg hat im

Verhältniß zu

ſeinem

Flächeninhalt und

ſeiner Einwohnerzahl mehr Bildungsanſtalten , als irgend ein anderer Staat ; dennod

wird

das Volk daſelbſt zu

keiner

300

geiſtigen Entwickelung gebracht. Altenburg in

Seit dem

Jahre 1826 , wo

die Reihe der ſelbſtändigen Herzogthümer aufs

genommen wurde, hat eg ftets bereits in das höhere Alter eingetretene Fürſten an ſeiner Spiße gehabt. nicht behaupten , von

fahren zu haben ; ja , fie wußten

dieſelben

fogar ſehr gut,

und weigerten ſich dennoch, diefelben zu erfüllen . ſchuld daran

Sie konnten

den Forderungen der Nation nichts er

trug, wie wir ſchon

Die Haupta

bemerkt , ihr Alter.

Es

kamen Unzufriedenheit, Aufregungen und Revolutionen , und dennoch geſchah das Nothwendige nicht, und wo es geſchah, geſchah eß nur, um

es bei geeigneten Umſtänden wieder zu

vernichten .

dieſer Beziehung iſt beſonders der Graf

Groß in

von Beuft, noch größer aber Herr von Lariſch geweſen . Sie Beide haben die Hoffnungen vernichtet, welche mit dem gierungsantritt des Herzogs Ernſt vom welche beſonders Herrn von wurden.

Indeß

haben

Ke

Volke verbunden und

der Gabeleng entgegen getragen

wir zu

dem

Ernſt ſo viel Vertrauen , daß er es

Edelfinn des Herzogo

verſtehen wird, dieſe ver

ſchwundenen Hoffnungen durch ein freiſinniges Regieren, wel dhes ſein perſönliches Intereſſe ihm rufen

und fie dann allſeitig zu

gebietet, wieder hervorzu :

erfüllen .

Bei ſeiner politi

ſchen Klugheit , bei ſeiner vielſeitigen Bildung und bei ſeinem redlichen Willen läßt fich unbedingt annehmen, daß ihm nicht unbekannt iſt, wie ein Fürſt nicht von ſeinen Miniſtern , fon dern nur von der Liebe feiner Unterthanen getragen und ge halten werden

kann !

Der Eine blos

befehlen , der Andere

blos gehorchen , das iſt in einem wohlorganiſirten Staat nicht denkbar.

Würde dies möglich ſein , dann bedürfte es der Ges

feße nicht, ſondern

nur des Befehls .

Da nun aber Gefeße

vorhanden ſind , fo iſt es nothwendig, daß dieſelben vor allen Dingen von

dem

Fürſten

und feinen Miniſtern erfüllt wers

301

den ; erſt wenn das geſchieht, kann verlangt werden dieſem

ein

Gleiches vom

Volfe

und daſſelbe wird fich auch nicht weigern ,

Verlangen nachzukommen , da es durch das vernünftige

Handeln

der Regierung ſelber veruünftig geworden

Iſt nun ein

iſt.

ſolches Verhältniß , wie wir es hier geſchil

dert, nicht das allerangenehmſte, welches zwiſchen dem

Regie

ren und den Regierten beſtehen kann ? Und follte nicht jeder einzelne Fürſt darnach ſtreben , es in tung kommen zu

laſſen ?

Lande zur Gel

Dazu gehört nun vornehmlich, daß

ſo viel wie möglich vermieden aus fremdem

ſeinem

Lande kommen

werden muß , einen Miniſter

zu laſſen .

Derſelbe wird , wir

wiederholen es, niemals , und wäre er der Klügſte auf der gana zen Erde, ein Volk glüdlich machen. Wenn aber das Bolt nicht glüdlich iſt, wird es noch weit weniger ſein Fürſt ſein . Es giebt allerdings Manchen , der ſich aus dem Vertrauen und der Liebe feiner Unterthanen Nichts macht, der dadurch ſchon glüdlich ift, daß er an der Spiße des Landes ſteht und alle ſeine Ges lüſte befriedigen

kann .

als ein edler Mann der ſich in

Ein folcher Monarch kann aber nicht bezeichnet werden .

Herzog Ernſt von ein

Er iſt ein

Egoiſt,

der Folge felber beſtraft.

Egoiſt ; deshalb

Altenburg

iſt nichts weniger , als

erwarten wir von

ihm

auch mit aller

Beſtimmtheit, daß er der Anführer ſeiner Nation ren

Glüd, zum

ſein

wird.

zum wah

wahren Wohlſtande und zur wahren Freiheit

Es iſt Manches während ſeiner

Regierung ge

ſchehen, welches uns zu dieſer Vermuthung gebracht und durch das unſere tiefſte Ehrfurcht herausgefordert wird. bald zeigen , daß

er der Mann iſt, ſich von

Großmädten emanzipiren ren , daß

dies

zu können .

Möge er deutſchen

Der Erfolg wird leh

fein undankbares Streben

blog ſein Volk, ſondern

den

fein wird . . Nicht

ganz Deutſchland wird ihm entgegen

302

jubeln !

Seine Macht iſt freilich nur klein ; Muth und Ent:

fchloſſenheit, Ebelſinn und Hochherzigkeit , Eigenſchaften , die dieſem

Fürſten beſonders eigen ſind, werden ſeine Macht min =

deſtens verzehnfachen ! Was wir hier über ften Pflichten , welche ein

die nach unſerer Anſicht vornehm Fürſt gegen ſich ſelbſt hat, geſagt jeßigen Herzog von

haben , ſoll nicht ausſchließlich für den Altenburg beſtimmt ſein .

Wir wünſchen , daß auch jeder an =

dere Fürſt die Wahrheit, welche in unſeren Worten liegt, nicht verkenne und ebenſo wenig die Abſicht, welche uns zum Aus fprechen

bei der Bear

Wir haben

bewogen hat.

derſelben

beitung dieſes

Geſchichtswerkes über manchen

Fürſten , über

manche Generation und über manchen Miniſter ſprechen müf ſen ; wir haben nen

die Vortheile und Nachtheile der verſchiede:

Regierungen

Auge

mit unpartheiiſchem

und

erwogen

haben überall gefunden , daß zum glüdlichen Aufblühen eines Staates , ſowohl in gewerblicher und wiffenſchaftlicher, als auch gutes

in politiſcher Beziehung alle Mal ein zwiſchen

Fürſt und Volk unerläßlich

Fehlt dies , dann

iſt.

wird und muß auch alles Uebrige fehlen .

Einvernehmen

Es find kein wirk

licher Fürſt und kein wirkliches Volk vorhanden, ſondern nur ein Herr und ſeine Sclaven , die dung der

Peitſche

Zaume zu halten im einem

in

Form

Fener nur unter Anwen =

von unnatürlichen Gefeßen

im

Stande iſt, und dies auch nur bis zu

gewiſſen Zeitpunkt, bis

zu

dem

Zeitpunkt der allge

meinſten Auflöſung aller geſeblichen Ordnung und Freiheit . Es wird Niemand vorhanden fein , der es wagen wollte,

unſere Behauptungen zu beſtreiten , oder der fich zu dem Ver ſuch berufen fühlen ſollte, fie gar widerlegen zu wollen ! Das wäre eine ebenſo unſinnige, als vergebliche Mühe. Blätter der

Weltgeſchichte werden

ihm

in

Viele

drohender Weiſe

303

ſeine Kurzſichtigkeit die Erfahrungen

vorhalten , wenn

der

legten

ihm

dreizehn

überhaupt jdon

Jahrerentfallen

fein

follten .

Ein

Fürſt muß ſtrenge und gerecht ſein und ſich nie zu

einer weiblichen Milde verleiten laſſen . Wer gegen das Geſe feblt, den muß , auch das Gefeß ganzen

Lande wird deshalb dem

machen können .

Selbſt wenn

beſtrafen und Niemand im Regenten

einen

Vorwurf

das Gefeß unnatürlich, d. h.

direkt gegen das Intereſſe des Volkes iſt, ſo ſind dennoch die Unterthanen

zum

Gehorſam

verpflichtet , beſonders aber in

einem conftitutionellen Staat, wo ihre Vertreter entweder dala felbe mit berathen oder im

Fall es von der Regierung unter

Vorbehalt der Zuſtimmung der Landesvertretung erlaſſen wor den , doch nachträglich anerkannt haben. allen übrigen Verhältniſſen

2

fam

gegen

die

Allein

auch unter

ſind die Unterthanen zum Gehor

Geſeke verpflichtet .

Wer

hierzu

keine Luft

hat; der hat zwar ein moraliſches Recht, den Staat zu laſſen

und

in

das Recht , zu

einem

andren

ver

ſich anzuſiedeln , doch niemals

revolutioniren , was ihm

auch höchſtens nur einmal gelingt.

in

hundert Fällen

Erwird meiſt immer die

ſchwächere Parthet bilden und deshalb von der ſtärkeren Par thei unterjocht, d. h. beſtraft und ſeiner perſönlichen Freiheit, ja , unter Umſtänden , fogar obwohl die Regierungen leiten können .

feines Lebens beraubt werden ,

durch Nichts , ihr Recht hierzu ber

i Wir wollen nicht beſtreiten , daß und die Wahrung

ihrer eigenen

ihnen

ihre

eigene

angeborenen

Eriſtenz Rechte

ihnen nicht nur erlauben, ſondern unter Umſtänden ſogar ber fehlen mögen , ihre Gegner aus dem Wege zu räumen , daß dies indeß durch die Entziehung ihres Lebens geſchehen muß , läßt ſich

durch

Nichts

begründen.

Selbſt wenn

die

304

Bibel, woher die meiſten werden

herangezogen

rechtigung der Fürften

bürgerlichen Gefeße" genommen find,

ſollte , ſo wird

dennoch nicht die Bea

zur Hinrichtung eines

anerkannt werden können .

Revolutionärs

Bibel ſteht blos, wer

In der

Menſchenblut vergießt, deffen Blut foll wieder durch Menu fden vergoffen werden . Nun hat aber ein Revolutionär fel ten Menſchen getödtet , deshalb darf er wieder nicht durch getödtet werden. Menſchen können und werden bei

Menſchen

Revolution

es werden

ſich

gekommen fein , allein

1

einer

immer ums Leben

nur in den allerfeltenſten

Fällen die Thäter

ermitteln kaffen , ja, häufig werden dieſelben felber nicht wif fen , daß fie getödtet haben . Mag dem

indeß ſein , wie ihm wolle, fo haben die fürs

1

ften , ſelbſt wenn ſie ſtrenge nach dem

Worte Gottes gehen ,

kein Recht zur Ausſprechung , reſpektive zum Todesſtrafen.

Vollziehen

von

Nur der, der Leben giebt, kann Leben nehmen .

Die Todesſtrafe müßte demnach ganz aus den Landesgeſeßen , mindeſtens für Verbrechen, wobei kein Menſchenblut vergoſſen worden iſt, verſchwinden , und in funfzig Jahren wird ſie auch nirgend mehr verhängt werden . Eine Revolution kann übrigens in allen mieden werden durch ein

Staaten

der=

vernünftiges Handeln Seitens der

Regierungen und Seitens der Völfer .

Das Wort zeitgemäß

wenden wir nicht an , denn was vernünftig iſt, iſt auch zeit: gemäß.

Durch die conſtitutionellen Regierungsformen

reits hierzu Man

in

einer lobenswerthen Weife angebahnt worden .

iſt aber überall dabei ſtehen

weiter gearbeitet. läßt fich nun

iſt bes

geblieben

Und das ift Unrecht.

und hat nicht

Die Weltgeſchichte

einmal nicht engherzig oder sftiefmütterlich be

handeln ; ſie will fich, fie muß fich und ſie wird ſich entfala ten ,

trots allem

Widerſpruchsgeiſt auf Seiten des Voltes ,

305

troß aller Konſequenz und Seiten der Regierungen .

allem

Feſthalten

am

Alten

auf

Ein Viertel- oder ein Halbjahrhuns

dert läßt fich fo Etwas wohl aufhalten , aber dann ſtürzt es zuſammen und muß zuſammenſtürzen , gleich einem

Gebäude,

das man zwar durch gut und zweckmäßig angebrachte Stüßen lange Jahre noch brauchbar erhalten , deſſen endlichen Einſturz man aber dennoch nicht verhüten

kann .

Warum

aber war

ten , bis es einſtürzt, wo vielleicht nody anderweites Unglück herbeigeführt wird ! Warum reißt man es nicht vorher nieder ? Glaubt man , den Im

Verluſt nicht ertragen zu können ? iſt es ganz ebenſo.

Staaten- und Volksleben

Regierungen weigern ſich ſo lange, wie möglich, die baufällig gewordenen, Verfaſſungen aufzugeben , um

Die alten ,

neue an

ihre Stelle zu ſeßen . Gemeinhin geſchieht es erſt dann , wenn wie fie in Folge einer Revolution zuſammenſtürzen und wir beim

Beiſpiele von

dem

weites Unglück herbeiführen .

anders

Gebäude bemerkten

Das heißt weder für ſich ſelbſt,

noch für die Unterthanen gut gehandelt. Ein Regent muß nicht nur darauf Bedacht nehmen , daß ihm von

ſeinem

daſſelbe ihm geben worden jenigen

in

Erbe nichts geſchmälert wird , ſondern daß der Weiſe erhalten bleibt, als es ihm

iſt.

Dazu

über

gehören nun keineswegs, auch dies

Berechtigungen , die als ein

Eigenthum

der

betrachtet werden , wenn ſie fich überlebt haben .

Krone

Wir wiſſen

ja , daß alles Alte durch etwas Neues erſegt werden muß , alſo verlangt es die ganze Einrichtung der Natur. daß der Regent eines Landes dem

Erſt dadurch,

herrſchenden Zeitgeiſte die

gebührende Rechnung trägt und dadurch

für die Sicherheit

ſeiner felbft, ſo wie für ſeine Nachfolger forgt, arbeitet er für

die Erhaltung ſeines Erbes.

Unter dieſen

Umſtänden

werden ſeine Unterthanen nie unzufrieden werden , fich alſo Vertraute Geſchichte. Sadſen . 4. Bd. 20

306

auch nie geneigt fühlen , in Aufruhr gegen zu treten .

den

Landegherrn

Jedermann wird die lobenswerthen Beſtrebungen

des Herrſchers

anerkennen , ihn

in dieſen Beſtrebungen

bes

reitwilligſt unterſtüßen und ſo ein gemeinſames Handeln zwi jhen

Volk und

Fürſt herbeiführen , wie

conſtitutionellen Staate ſein werden

fol .

es eben

in

einem

Revolutionäre Elemente

zwar , wie wir früher ſchon einmal jagten , trofdem

immer, doch nur ſo vereinzelt vorhanden ſein , daß fie weder Furcht einflößen , noch Schaden herbeiführen können . Der Fürſt hat nicht blos die Volkes , ſondern

Treue und den

vornehmlich

deſſen

Gehorſam

ſeines

Liebe , die auch , wenn

Zeit und Gelegenheit

da ſein werden ,

That entfalten wird.

Wir haben dies zu verſchiedenen

ſich zur herrlichſten

ten und in verſchiedenen Staaten wahrgenommen . wir nur an den

Europa Gefeße diktirte , an ihn , um

Denken

Aufruf Friedrich Wilhelms III . von Preu

Ben , den er damals , wo Napoleon

fich um

Zei

ihn zu

I. dem

gedemüthigten

ſein Volk erließ .

Alles ſchaarte

ſchüßen und Gefahren mit ihm

theilen , die Niemand unterſchäßte . Gold- und Silberfachen wurden

Das nicht allein !

zu

Auch

auf den Altar des Vaterlan=

des gelegt, um zugleich auch die durch einen Krieg mit dem bedeutendſten Staate und dem zehnten

bedeutendſten Mann des neun

Jahrhunderts entſtehenden Koſten zu deden .

Würden nun wohl folche Erſcheinungen ſein , wenn cherlich

Fürft und Volk nicht eins geweſen wären ?

nicht !

voll entgegen

tung , die

Si

Wenn auch die Klugſprecher behaupten , das

Volk fei ſeinem

franzöſiſchen

vorgekommen

Könige damals nur um gekommen , weil es ſich

deshalb ſo freuden = darnach

ſehnte , des

Joches loszuwerden , ſo iſt dies nur eine Behaup durch

die damaligen

Nichts nicht nur bewieſen , ſondern

Verhältniſſe ſogar widerlegt wird.

durch

Franzö

307

fiſches

Joch

war für das deutſche Volk gar nicht, ſondern

nur für die deutſchen Erftren nicht im Joch zu feinem

Fürſten vorhanden , und es hätte dem

Entfernteften einfallen können , gegen dieſes

Felde zu ziehen , wenn Fürſten

es nicht allein

aus Liebe zu

geſchehen wäre.

Die deutſchen

Unterthanen

hatten

von

Frankreich nur

Vortheile zu erwarten , aber ſie gaben aus Liebe zu den an geſtammten Herrſchern dieſe Vortheile iſt nicht Uebertreibung oder

ein

von

ſelber auf.

Verkennen

Das

der damaligen

Zeitverhältniſſe, was wir hier fagen , ſondern jene Liebe war damals wirklich der einzige Beweggrund zu dem Napoleon . Die Franzoſen waren

im

deutſchen

Striege mit

Volke ſogar ſehr

gern geſehen und mancher Alter hat uns mitgetheilt , daß er lieber ſie als Feind, als Dieſe Liebe zu dem

den Ruſſen als Freund haben wolle, angeſtammten Fürften entſteht durch

das gerechte Handeln deffelben.

Gerecht heißt nun aber uns

bedingt ſo viel, als den Forderungen der Zeit überal Reha nung zu

tragen .

Geſchieht dies von dem

Landesfürſten , iſt

er gerecht und im Beſiß der Liebe ſeiner Unterthanen , ſo wird er mit ihnen dann eine ganze Welt erobern können , wie wir dies an dem

großen

Napoleon wahrgenommen

haben .

Es iſt nicht allzuſchwer für einen Fürſten , den

Stand

punkt, welchen wir in Obigem bezeichnet haben , zu gewinnen ; natürlich gehört dazu

vornehmlich ein

alle Verhältniſſe der Unterthanen . Nachtheile hervorſuchen , um

Selbſtbefümmern um

Der Fürſt muß ſelbſt die

ſie verſchwinden zu

laſſen , und

vor allen Dingen : er muß felbſtändig ſein und handeln und nicht Alles einzig und allein feinen Miniſtern überlaſſen oder gar von größeren Mächten Vorſchriften anerkennen . Ein bischen Energie, redlicher Willen und ſtrenges Feft 20

308

halten an dem , was er einmal für gut erkannt hat, und eine unpartheiiſche Gerechtigkeit

das ſind Eigenſchaften , die bei

einem Fürſten nie fehlen ſollten und nie fehlen dürfen , fol fein Volk glücklich und zufrieden werden und bleiben . Beim meiſten

Herzoge

dieſer

Ernſt von

Altenburg

hervorgehobenen Bedingungen

finden

wir

die

vereinigt , und

wir glauben deshalb auch, mit Beſtimmtheit annnehmen zu können , daß er ſeinen Staat endlich doch zu jener von uns bereits angedeuteten Stufe bringen und darauf erhalten wird . Herr von Lariſd iſt zwar keineswegs der Mann , der ihn hierin zu unterſtüßen im Stande iſt; allein entweder wird derſelbe fich ändern oder reicht feine Dimiffion ein , wenn er fieht, Ein

daß

der Herzog

andrer wird

entſchieden

dann ſein

gern auf die Anſichten

ſeines

dem

Fortſchritt

Portefeuille

huldigt.

übernehmen

und

fürſtlichen Gebieters eingehen .

Indeß haben wir

zu Herrn von Lariſdh fo viel Vertrauen ,

daß er es zu dem

Leßtren gar nicht kommen laſſen , ſondern

vorher

in den

richtigen

Weg . einbiegen

wird .

Möge eine

folche Umwandlung in dem kleinen , freundlichen Altenburg mindeſtens obne Gewalt von außen und innen eintreten . Jeders mann

Jahre wohl

daſelbſt wird nach den

traurigen

Erfahrungen

der

1848 und 1849, die er zu machen gezwungen war, zu

der

Einficht gelangt ſein ,

daß

alle

durch eine

Revolution erhaltene Begünſtigungen von keiner Dauer find, noch fein können . Sie ſind in deshalb nicht ſo reiflich

der Uebereilung gegeben und

erwogen , wie es ſtaatliche Verords

nungen nothwendig erfordern . (Ende der zweiten Abtheilung der Vertrauten Geſchichte der Europäiſchen Höfe und Staaten " .) Drug von F. W. Nietac in Berlin, Neue Friedrich - Straße 34.

Inhalts - Verzeichniß .

Geſchichte der

Sächſiſchen

Höfe und Staaten feit Beendung

des dreißigjährigen Krieges . Bierter

Band.

I. Das

Großherzogthum

Weimar.

I. IV . Wilhelm ( 1626–1662.) Exfe $

* a pitel.

Vifitation Studentenſcandal in Jena . Wilhelms IV . Anſehen . der Univerſität, des Schöppenſtuhls und des Bofgerichts bafelbft. - Chet Die Wilhelmsburg. - Wilhelms IV . lung des Weimar'ſchen Gebietes . die Wiederaufhebung beffelben . und Teftament Sein Krankheit. Gedentmünzen . Ein neues Grindung des Archive zu Wittenberg. Wilhelms IV . Krantheit, Tob Teftament des Herzogs von Weimar. Sein Denkmal. Genealogie ſeines Hauſes. und Beiſeßung.

II. Iohann Ernft ( 1662–1682.)

V.

3 weito $ sapitet. Eine Bifton . Streit wegen Erfurt mit dem Aurfürften von Mainz. – Tob der Herzogin -Mutter , ihre Beifeßung unb thr Denkmal. - Johann Ernft V. als taiſerlicher Schiedsrichter. Mehrere geſegliche Berordnuns gen . Johann Ernſts V. Krankheit, Tod und Beiſeßung. Senealogie ſeines Hauſes .

II

III. Bühelm

Ernſt und Johann Ernft IX . ( 1682-1728.) & a pitel.

W r itte $

Erbſchaftsſtreit wegen- Sena. Charakteriftit Wilhelm Ernſts . Theilung8-Rezeß . - Bräcedenz-Streit zwiſchen Weimar und Gotha - Streits Weimars Beſtrebung in Bezug auf Kunft ſchriften der beiden Herzoge. Wilhelm Ernſts Reli Die herzogliche Bibliothet . und Wiſſenſchaft. Perſonalien Johann Tod. ſein und Krankheit Seine giöſität. Ernfte IX . – Deffen Tob . – Die Feierlichkeiten ſeines Leichenbegängniſ. Genealogiſches . fes.

IV . Era f A ugut. (1728-1748.)

Diritt

kapitel.

Ernſt Auguſt bricht mit dem bisherigen Regierungsſyſtem . - Seine Reiſen nad Holland und Frankreich. Freiherr von Reinbaben . Die Emigranten von Salzburg. Verträge Der Orden der Wachſamkeit. wegen der Auslieferung von Deſerteurs. Die eiſenach'ſche Erbſchaft. Streit mit Fulda . Die taiſerliche Entſcheidung. Ernſt Auguft ftirbt. Die Beiſeßung der herzoglichen Leiche.

Genealogiſches.

V ... Ern ft

A ugut son ft a ntin . (1748_1758.)

F ü * ftes

* a pitel.

Die gothaiſde Vormundſchaft und der Streit deshalb mit Koburg und Meiningen . – Die hierauf bezügliche Entſcheidung des Raiſers. - Die Landtags - Deputation bei Ernſt Auguft Konſtantin. - Eine Gebent- Mes

daille. Die taiſerliche Majorennitäts - Erklärung des erzoge Ernft Auguft Konftantin . - Selbſtregierung. - Verſchiedene Verordnungen . Der Herzog ſtirbt. Genealogie ſeines Hauſes .

VI.

Karl Auguft unter der Vormundſchaft ſeiner Mutter Anna Amalia. (1758–1828.) $ e ch ste $

* a p i tel.

Majorennitätserklärung Anna Amalias . Regentſchaft derſelben . Karl Auguft tritt 1775 die Regierung an . Seine Reiſen durch Deutſch . land. Seine Vermählung mit der Prinzeſſin Louiſe von Heffen -Darm ftabt. Herr von Knebel vermittelt die Bekanntſchaft des Serzoge mit Wolfgang von Göthe. Friedrich von Schiller. Chriſtoph Martin Wieland . Johann Gottfried von Herber . Sie bentes ka p i tel. Tod der Herzogin Karl Auguſt in Holland. Schlacht bei Jena. Die Verfaf Anna Amalia . Karl Auguſt tritt dem Rheinbunde bei. fung von 1809. Karl Auguft wird zum Großherzog erhoben . Vers größerung ſeines Landes . Seine Anſprache an die neuen Unterthanen . Die Berfaffung von 1816. – Das funfzigjährige Regierungsjubiläum . Muſäus. Lucas Cranach . Weimar. Karl Auguft ſtirbt.

Genealogiſches

VII. Karl Friedrich . (1828–1853.) und Karl Alerander Johann Auguft. (Šeit 1853.) Adhte

kapitel.

Regierungsantritt. Karl Friedrich Reiſen und ſeine Vermählung. Verſchiedene neue Gefeße. Beitritt zum Zoll- und Handelsverein . Der Nothſtand von 1846—1847. Die Aufregungen von 1848.

IV

Sturz des Votteverfarmlungen . - Der Abgeordnete Wybenbrugt. Karl Wydenbragt wirb Minifter. Rüdſchritte . Minifteriung. Weitere Müdſchritte . Friedrich ſtirbt . Sein Regierungsnachfolger . Das Preßgeſetz von 1856 . Beitritt Staatsvertrag mit Nurheffen . zum beutſchen Münzvertrag.

II.

Das

Herzogthum

Koburg- Gotha .

I. Ernft I., der Fromme. (1640–1675 .)

und Friedrich I und ſeine rechs Brüder . (1675-1691.) Deun t.es

& a p itel.

Ernft I. verlegt ſeine Reſidenz nach Gotha . Polizeiliche Verord Geſetze nungen . - Die Kirchenagende und die Konfiftorialordnung. über Bergwerkss, Fagb- und Forſtweſen . Die Herſtellung der Schiff fahrt auf der Werra , Unſtrut und Saale. Ernſts Religiöſität und ſeine Beſtrebungen , die chriftliche Lehre ſelbft in Aethiopien auszubreiten. Seine Freundſchaft mit dem Könige Bon Aethiopien und dem Raiſer von Kuß land . - Erbſchaftsangelegenheiten . - Ernft: I. Abbantung. Friebrid 8 I. Regierungsantritt. Ernft I. ſtirbt. Friedrichs Streit mit ſeinen ſechs Brüdern ... Erbtheilungsrezeffe. Sechs neue " Linien . - Friedric I. führt das Recht ber Erſtgeburt für Gotha ein . Sein Tod.

---

II.

Friedrich

II. und III. .

( 1691-1772.) 3ebnis kapitel. Vormundſchaft Friedrichs II. Die taiſerliche Mündigkeits -Erklärung. Milis Friedrichs II. Sorge für Kunſt, Wiffenſchaft und Religion . Friedrichs III. Regieruugos tair- Etat. Genealogie ſeines Hauſes . Antritt. Seine Militairverbindung mit dem Kaiſer und den Generals ftaaten . Einige Verordnungen. Genealogiſches.

E

Friedriche III. Miniſter und Näthe.

r n ft II . (1772-1804.)

ofte $

* a p i te lo

Ernſts II. Regierungs- Antritt. – Johann Stephan Bütter. – Ernſt& II. Sparſamteit . - Seine gewiſſenhafte Pflicht-Erfüllung. - Beitritt zum Neue Verordnungen . Fürftenbunde. Wohlthätige Einrichtungen . Lotterie Verbot. Unterſagung der Hazardſpiele. Die Gründung der Sternwarte . Morit Ein Urtheil über Ernſt II. - Seine Miniſter. Genealogiſches. - Ernſt II. ſtirbt. Auguſt von Thimmel.

IV .

Emil Leopold Auguft. (1804-1822.) und Friedrich

iv .

(1822-1825.)

3 wölfte $ * a p it e lo Seine beiden Vermählungen . Charakteriſtit des Herzog8 Auguft. Beitritt zum Rheinbunde. Der Tauſchrezeß zwiſchen Gotha und Roburg. Verleihung des øerzog & titels . - - Ergänzung des poſener Vertrages.

1

VI

Einige Abänderungen der Berfaſſung Anſchluß an die Verbündeten . Staatsmänner. in Bezug auf Altenburg . Auguft's Tod und Frieds riche Regierungsantritt. – Das gothaiſde Fausgefeb von 1680. - Dob Friedrichs. - Statiftiſde Ueberſicht Gothae.

A

Die Minifterial- Regierung. (11. Februar 1825' bis 12. November 1826.) W reizehnte $

* a p i tel.

Die Beſißnahme Gotha's von den Herzogen von Roburg, Meiningen und Sildburghauſen und bie Einſeßung einer Minifterial Regierung. Die Vermittelung des Königs von Sachſen und ſeine beiden Bevollmäch Abſchluß des Theilungsver tigten von Mindwiß und Schaarſchmidt. trages. -- Umwandlung des Namens Gotha in Koburg -Gotha. – Mit Eine Er: theilung an die Bundesverſammlung zu Frankfurt am Main . Ein Dekret des Serzogs von klärung des Großherzogs von Weimar. Roburg -Gotha .

VI.

Et ut ft. (1826-1844.) und it ft (Seit 1844.)

11.

Vierzchnie s kapitel. Erwers Ernſt verkauft das Fürſtenthum Lichtenberg an Preußen . bung der Domainen Wandersleben , Mühlberg und Röhrenſee. - Berſos nalien der toburgiſchen Fürſtenfamilie. Veränderung der ſtändiſchen Vers tretung . - Mehrfache Auflöſungen der Ständeverſammlungen . Die Steuer- und Landgemeinde-Ordnung von 1836 . Ernft ſtirbt. Regierungs- Antritt ſeines Sohnes Ernſt II. Deffen Jugendjahre und

VII

Vermählung. Entlaffung des Miniſterii Carlowiß . Das Miniſterium Reper. - Deffen Entlaffung. Das Miniſterium Stein . Ernft II. Thätigkeit an dem Kriege mit Dänemark. Verſchiedene zeitgemäße Bers ordnungen . Ernſt II. Mußeſtunden .

III.

Das erloſchene Herzoglyum

Sachſen-Saalfeld - Koburg .

Unter den Herzogen Johann Ernſt, Chriſtian Ernſt und Franz Joſias, Ernft Friedrich , Franz und Ernſt. (1680-1826 .) funfzehntes kapitel. Johann Ernfts Regierungs-Antritt, Erbſchaftsſtreit und Tod.

- Seine

beiden Söhne Chriſtian Ernſt und Franz Iofias kommen zur Regierung. Der Erbſchaftsſtreit ihres Vaters wird vom Kaiſer Karl VI. entſchieden . Chriſtian Ernſt ſtirbt. · Franz Joſias führt das Recht der Erſtgeburt ein . Sein Tod . Ernſt Friedrich übernimmt die Regierung . Die tai ſerlich eingeſeşte Bevormundung. Ernſt Friedrich ſtirbt und hinterläßt die Regierung ſeinem Sohne Franz. Der Miniſter Kretſchmann . Xufhebung der Bevormundung. Beitritt zum poſeneč Vertrage. Franz ſtirbt. Der Herzog Ernft. Beſchlagnahme und Freigebung des Die Neuge Landes durch Napoleon. Kretſchmann wird entlaſſen . ftaltung des Miniſterii . Der Feldzug gegen Frankreich . Die Bers faffung von Saalfeld -Roburg .

VIII

IV .

Das

Herzogthum

Sachſen-Meiningen - Hildburghauſen .

I. Bernhard bis

Auguft Friedrich Karl Wilhelm . (1681-1782.)

$ edit butos mapitelo Ernft luds Bernharbs Regierung. - Genealogie ſeines Hauſes . Sein Cob . Ernft Ludwig II. und Karl Ariedrich . Anton wig I. Ulrich . Seine Meſaliance. Unannehmlichkeiten wegen derſelben . Erhebung ſeiner Gemahlin in den Reichsfürſtenſtand . – Nichtigkeitsertlä rung dieſer Erhebung. Anton Ulrichs erfte Gemahlin ftirbt. Seine zweite Gemahlin . Seine Kinder mit derſelben . Sein Tod. Die Herzogin - Wittwe als Vorminderin ihrer beiden Söhne. Voljährigkeit derſelben . Der Aeltefte ſtirbt und der Jüngere kommt zur Alleinregies Genealogiſches. rang

II. ©

(1782-1803.) Siebzehnte kapitel. Seine Reiſen . George Geburt und Taufe. Seine Mitregents Meinregierung. ſchaft. Vermählung. Geburt des Erbprinzen . Þorkehrungen gegen die Prozeßſucht. Ein ungerechtes Urtheil. leichterung des inneren Verkehrs . Maßregeln wegen der Theuerung. Bolizeiliche Verordnungen . Georgs umfaſſende Thätigkeit auf dem Ges biete der Kirche und Schule. Eine herzogliche Bekanntmachung. Armenpflege. - Georg& Pflichterfüllung nach außen . – Ein Brief an den Maler Reinhardt in Rom . Georg und der Betteltnabe. Des Herzog8 Sterbeſtunde und ſein Tod. Eine herzogliche Dantjagung. Das Leidenbegängniß .

IX

III. Bernhard Erich Freund. (Seit 1803.)

A ch t { th n t & $ * a pitel. Beitritt zum Rhein Bernhard unter Vormundſchaft ſeiner Mutter. Das Wahlgeſeß von 1822. Bernhards Regierungs- Antritt. bunde. Der Erbtheilungsvertrag vom 12. Nos Staatsverwaltung und Juſtiz. Der Landtag von 1832 . Die Verfaſſung von 1829 . vember 1826 . Die Apothekerordnung . Der erneſtiniſche Hausorden . Der Beitritt zum deutſchen Münzverein . Das Jahr 1848 und die revolutionären Bewegungen im Herzogthum Meiningen - Hildburghauſen . – Umgeſtaltung des Miniſterii. - Auflöſung des Geheimrathscollegii. — Berwaltungsbehör den . Das Preßgefeß von 1848. Aufhebung des privelegirten Ges Ver Medizinalverfaſſung . richtsſtandes . Das Aushebungsgeſeß . Das änderungen auf dem Rechtsgebiet. — Aufhebung der Grundrechte. Wahlgeſet von 1848 . Verſchiedene Landtage. körperlichen Züchtigung. L Gründung der Bank. Genealogie . Militair -Etat.

Wiedereinführung der Unterrichtsanſtalten .

V. Das erloſchene

Gerzogthum Sachſen-Hildburghauſen.

Unter den Herzogen . Ernft, Ernft Friedrich

I., Ernſt Friedrich II.,

Ernſt Friedrich Karl und

Friedrich .

(1680—1826 .)

& # # { chute $

* apital

Der Vertrag von 1683. Der Theilungsvertrag von 1680. Der Succeſſions Ernft erbaut das Schloß in Hildburghauſen 1685. Einführung des Rechts der Erftgeburt. – Ernſts Tob . ſtreit von 1705 . Seine Prachtliebe. - Zer : Ernft Friedrichs I Regierungsantritt. rüttung der Finanzen . Ernſt Friedrich I. ftirbt. Die Bormunda idhaftsregierung. Ernſt Friedricho II. Regierungsantritt und ſein Sob .

Berſchwendung Landesſchulden . Die Vormundſchaftsregierung . Dob des Die kaiſerliche Debitcommiſſion . des neuen Herrſchers. Die Vormundſchaftsregierung unter dem Prinzen Joſeph Herzogs. Friedriche Regierungsantritt. Beitritt zum Rheinbunde. Friedrich. Beitritt zum deutſchen Staas Der Vertrag mit Würzburg von 1807. Auflöſung des Herzogthums Die Verfaſſung von 1818 . tenbunde. im

Jahre 1826 .

VI. Das Herzogthum

Sachſen -Altenbucg.

Unter den Serzogen . Jobann

Philipp, Friedrich Wilhelm ( 1603-1672.) 3 wanzig ft ex

II. und 111.

* a p.itel.

Ein hiſtoriſcher Ueberblic . Johann Philipp unter Vormundſchaft des Herzogs Johann , und der Kurfürſten Chriſtian II. und Johann Georg I. Sein Regierungsantritt. Johann Philipp Erbtheilungsſtreit. Erledigung ftirbt. - Friedrich Wilhelm II. tritt die Regierung an . des hennebergiſchen Erbſchaftsſtreites . Friedrich Wilhelms II. beide Ges mahlinnen . Sein Tod. Friedrich Wilhelm III. unter Vormund Maft Johann George II, und Moritz von Naumburg -Zeiß . Sein Tod. Der Geldſtolz der Altenburger .

Fri e d r i ch . ( 1826–1834.)

*** ein und zwanzig ft & $

apitel

Herzog Friedrich übernimmt Altenburg. Der September-Aufruhr von 1830 . Ein Geſpräch zwiſchen dem Herzoge und ſeinem Premier : Minifter. – Berhaftungen , Ausweiſungen und Amneſtie. - Friedrich Karl Adolph von Trükichler. - - Wilhelm Adolph von Trigídler. Die neue Berfaffung. Die Städteorðnung . - Der neue Landtag von 1832.

XI

Die Geiſtlichen und Schullehrer werden in die allgemeine Staatsdiener Wittwen - Societät mit aufgenommen . Beitritt zum deutſchen Zollverein . Herzog Friedrich ſtirbt.

III.

Io ſ e p h . (1834-1848 .) 3 w e i u n d {wanį i g ft ex

* a p i tel.

Joſeph: Regierungsantritt. Schuldſcheine- der verſtorbenen Herzoge. Der erbſchaftliche liquidationsprozeß des Herzog8 Friedrich. Ablo ſung der Frohnen . Verbeſſerung der Lehrerſtellungen . Gefeß über die Todesſtrafe . Das ſächſiſche Kriminalgeſekbuch. Eiſenbahnen . Auswanderungen . – Die Verſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe. Die Heilanſtalt zu Roda . Joſephs ſilberne Hochzeit. Vermählung Regulirung der Prinzeſſin Maria mit dem Kronprinzen von Hannover. der Grundſteuern . Die Kataſterkommiſſion . W r e i undiwanzist es * a p iteh. Einleitungsworte zu 1848. Die pariſer Februar - Revolution und ihre Rüdwirkung auf Altenburg . Erbe, Dölibich und Douai. Volls verſammlungen . – Petitionen . Der Wechſel des Minifterii. Die Einberufung aller Militair - Beurlaubten . Eine Rede des Advokaten Erbe. Die Bewachung des Herzogs. Einberufung des Landtags. Verhaftungen der drei Hauptanführer des Volkes. Barrikaden. Fremdes Militair. Zuzug der Wehrmannſchaften aus verſchiedenen Der Landtag. Ortſchaften . – Unterhandlungen . – Die Amneſtie . Miniſterwechſel. – Abbankung des Herzogs. - Herr von der Gabeleng.

IV .

Se o go ( 1848-1853 .) Vierund zwanzig te kapitel. Georg'8 Regierungsantritt. – Roften der Einquartierung. – Die altenburgiſchen Truppen in Sdleswig -Holſtein und ihre Rüdtebr. – Eine Paralele zwiſchen Georg von Altenburg und Georg von Meiningen -Hild

XII burghauſen . Rüdſchritte. - - Das Berſonal- und das Gewerbeſteuer Beitritt zum deuts Geſet . Das Wahlgeſek vom 8. Auguſt 1850, ichen Zollverein . Dimiffion des Grafen Beuft. þerr von Lariſch als Premier-Minifter . Georg ernennt den Erbprinzen Ernſt zum Mit regenten . Georg ſtirbt.

V.

ft. (Seit 1853.) $ ü #fundawan zig $ kapitel. Ernft's Regierungs- Antritt. Herr von Lariſch vor dem Landtage. Die Oppoſition des Landtags und ſeine darauf erfolgte Auflöſung. Die octroyirte Wahlordnung. Gefeße wegen Entſchädigung des bishes rigen ſteuerfreien Grundbefißes und wegen der aufgehobenen Berechtis gung zur Jagd auf fremdem Grund und Boden . Gefeß über fürzere Verjährungsfriſten gewiſſer Forderungen. - Staatsvertrag mit dem R8 nigreich Sadſen wegen des Baues einer Eiſenbahn . Die Stellvertres Genealogiſches. tung beim Militair .

VII. altenburg. In ftaatsrechtlicher und in ſtaatsbürgerlicher Beziehung betrachtet. $ ech $ und zwanzig He $ ma p itel. Umfang. Seelenzahl. Grenze. – Berfaſſung. - Unterrichts Anſtalten . Civil- und Kriminalbehörden . Einkünfte . Schulden . Drben und Ehrenzeichen . Militair . Anſtalten und Inftitute.

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