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German Pages 330 Year 1861
# Geſchichte
Vertraute der
Sächſiſchen
Höfe
und
Staaten
ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.
Von Stanislaus Graf Grabowski.
( open
es
Vierter Band complet.
Preis
25
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Sgr.
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colo Berlin
1861.
Julius Abelsdorff's Verlag.
Die Rückſeite der
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تا 33
ZIARI
4
Vertraute
Geſchichte
ber
Europäiſchen
Höfe
und
Staaten
ſeit Beendung des dreißigjährigen Krieges.
Bon
Stanislaus Graf Grabowski.
Zweite Abtheilung . 8
đ
[ đ Vierter Band .
Berlin
t.
1861.
Julius Abelsdorff's
Verlag.
Vertraute
Geſchichte
der
Sächſiſchen
Höfe
und
Staaten
ſeit Beendung des dreißigjährigen
Krieges.
Von Stanislaus Graf Grabowski.
Pierter Band.
D Berlin
1861.
Julius Abelsdorff's
Verlag.
I.
Das
Großherzogthum
Weimar .
I.
Wilhelm
IV.
( 1626—1662.)
Er ft eis
sa p i tel.
Wilhelms IV . Anſehen . Studentenſcandal in Jena. Viſitation der Univerſität, des Schöppenſtuhls und des Hofgerichts daſelbft. Sheilung des Weimar'ſchen Gebietes . Die Wilhelmsburg. Wilhelms IV . Krankheit. Sein Teſtament und die Wiederaufhebung deſſelben . Gründung des Archids zu Wittenberg. Gedenkmünzen . Ein neues Teftament des Herzogs von Weimar. Wilhelms IV . Krankheit, Tod und Beifeßung . Sein Denkmal. Genealogie ſeines Hauſes . Das Recht der Wilhelm
Erſtgeburt war zur Zeit
des Herzogs
IV . von Sachſen -Weimar noch nicht eingeführt, ob
gleich die Nachtheile, welche für Fürſt und Volk aus der Län dervertheilung bei dem
eintretenden
gierenden Herzogs offen in Jahre 1640 ſo viele
Tode des jedes Mal re
die Augen ſprangen und bis zum
Jrrungen und Mißverhältniſſe zwiſchen
den einzelnen Linien des fächſiſch -erneſtiniſchen Hauſes herbei geführt hatte.
Auch
im
Jahre 1640 am
13. Februar fand
abermals ein Erbvertheilungsvertrag zu Altenburg Statt . Auf
܂
6
Grund dieſes Vertrages bekam Wilhelm IV . Weimar ; ſein Bru der Albrecht: Eiſenach, und der jüngere Bruder Ernſt: Gotha . Albrecht ſtarb ſchon und dadurch fiel
am
20. Dezember
1644 ohne Erben ,
ſein Ländergebiet an Wilhelm
VI. zurück.
Dieſer Fürft hätte Außerordentliches leiſten können , wenn er
es verſtanden haben würde, ſich zum
feiner Erblande zu machen
alleinigen Herrſcher
oder mindeſtens für die Zukunft
das Recht der Erſtgeburt einzuführen .
Ein Mann von un
gewöhnlichen Kenntniſſen , ehrenhaft und ritterlich geſinnt, war es ihm
in
demjenigen
Theile
des fächfiſchen Landes , welche
ſeiner Oberhoheit unterworfen waren , vollſtändig
gelungen ,
feiner Macht dasjenige Anſehen zu verſchaffen , welches zu einer, wenn auch kleinen , Regentſchaft nothwendig iſt. Wilhelm
IV .
brauchte ſich nur zu zeigen, um etwa unruhig gewordene Un terthanen
zu
auch
3. Febrúar 1644 zu
am
hatten
ihrer Pflicht zurüđzuführen.
die dortigen
offenbar nur um
Studenten
Jena. einen
Alſo
Einige
geſchah
es
Tage vorher
Tumult hervorgerufen,
deshalb , weil zur Lebensweiſe eines dama
ligen Studenten unbedingt auch Skandalmachen gehörte,welche Eigenthümlichkeit ſich noch bis auf eine ſpätere Zeit Geltung zu verſchaffen ſuchte . Wilhelm
IV . begab ſich ſofort nach
genwart und die von ihm ten die Unruhen .
getroffenen
Jena.
Seine Ge
Anordnungen beſeitig
Die Rädelsführer wurden
gefänglich ein
gezogen , nach Weimar geſchafft und eine längere Zeit ihrer Freiheit beraubt.
Um aber nun nicht bloß ein ſtrenger und
gerechter , ſondern auch ein
liebevoller und nachſichtiger
zu ſein , fehlte es während ſeines Aufenthaltes in nicht an ſogenannten Gnadenbezeigungen. und Deconomen
Reitermeier
erließ
er
Dem
für die
Fürſt
Jena auch Roſenwirth Folge
den
Accis- und Fleiſch - Pfennig, und ordnete in höchſteigener Per
-'7 fon eine gründliche Viſitation der Univerſität, des Schöppen ſtuhls und des Hofgerichts an . der Umſtändlichkeit der Sache
Dieſe Viſitation ſelbſt einen langen
in Anſpruch und ward erſt am bereits
oben
Durch den Albrecht wurden
deffen
nahm
bei
Zeitraum
16. Auguſt 1644 beendet. Tod des Herzogs
erwähnten
zwei
in
hinterlaſſene Lande
Theile
getheilt, nämlich in das Eiſenach'ſche und Hildburgiſche. Am 30. März 1645 loſten die beiden Brüder Wilhelm und Ernſt wegen dieſer beiden
Erſteren
Dem
Gebiete.
fielen bei dieſer
Loſung zu : die Städte Eiſenach, Kreuzburg, Oſtheim , ſowie die Aemter Eiſenach , Kreuzburg, Gerſtungen , Hausbreitenbach und Lichtenberg , wie auch die Gerichte Markfuhl und Bur kerśroda , drei
Viertheile des
Erfurt'ſchen
Hälfte des Georgenthaler Hofes.
Gebietes und die dage
Herzog Ernſt bekam
gen : die Aemter Heldburg , Veilsdorf, Eisfeld ,
Krainberg,
Volkenrode und halb Salzungen ſammt den Städten Held burg , Ummerſtadt , Eisfeld und Salzungen und endlich noch das Klofter Allendorf.
So friedfertig auch dieſe Theilung vor fich gegangen , ſo hatte es doch nicht den Anſchein , als würde Wilhelm längere
Zeit in
dem
Beſitz der ihm
bleiben ; denn ſchon wenige Wochen
zugefallenen
IV .
Lande ver
darauf erhielt er durch
einen Fall eine ziemlich bedeutende Wunde am
rechten Beine,
der ſich bald ein heftiges Wundfieber zugeſellte und ihn bett lägerig machte.
Der Zuſtand des Fürſten ſchien fo gefährlich , daß er ſich veranlaßt jah , ein Teſtament zu machen . Glüdlicher
Weiſe war dies
eine ganz vergebliche Arbeit geweſen , ſeine
Geſundheit kehrte zur Freude ſeiner Unterthanen ſchwächter Fülle zurück und das Teſtament vom
in
unges
24. April
1651 ward am 8. Auguſt des nämlichen Jahres wieder vernichtet. Inzwiſchen
war
der
dreißigjährige
Krieg
durch
den
8
-
Friedensſchluß vom
Jahre 1648 beendet.
Zu Anfang deſſel
ben , ums Jahr 1618 , war das fürſtliche Schloß zu Weimar ein
Raub der Flammen geworden .
Wilhelm
nen ſehnlicherern Wunſch , als das Schloß Neuem
IV . hatte keis
ſeiner Väter von
aufzurichten ; da er aber auch noch mancherlei andere
Angelegenheiten
zu
ordnen
hatte und immer eher an
ſein
Volt, als an ſich ſelbſt und ſeine Familie dachte, ſo zog ſich die Ausführung ſeines Vorhabens bis zum Mit dem
Jahre 1651 hin .
Anfange dieſes Jahres ſollte der Bau des Schloſſes
in Angriff genommen und das dazu nöthige Holz in dem zugehörigen
Tannröder Wald
gefällt werden .
bruar 1651 begab er ſich nach dem
in
Am
ihm
12. Fe
jener Gegend befind
lichen Amte Berka , um daſelbſt in einer Betſtunde gutes Ge lingen
ſeines
Vorhabens von Gott zu
erfleben .
Hiebe in den zuerſt zu fällenden Baum zweiten ſein älteſter Sohn , um Ganze des Unternehmens zu
Die erſten
machte er, und den
dadurch gewiſſer Maßen das heiligen .
Den Grundſtein
dem herzoglichen Schloſſe legte er ebenfalls ſelbſt am
zu
13. März
1651, doch ließ er an dieſer Handlung auch ſeine Gemahlin und ſeine ſämmtlichen Kinder Theil nehmen . Am 21. Februar 1652 war das Schloß bereits bis
zur Haube fertig ; am
25. September deſſelben Jahres ward die Krone auf die Kuppel des großen Saales geſegt. Ende 1653 war das Schloß als vollendet zu zum Andenken Seite das vom
betrachten .
Eine Medaille , welche
daran geprägt wurde , enthielt auf der einen Brande ergriffene Shloß vom
Jahre 1618
mit der Umſchrift: Ita Concremata Aula Vinariensis 1618 ; die andere Seite zeigte das Schloß in ſeiner jeßigen Ausfüh rung mit der
Inſchrift:
Pace sic est Reparata , während
in die Rundung eingeäßt waren folgende Worte: D. G. Dux Saxoniae 1653.
Wilhelm
9
-
Wohl ſchwerlich dürfte jegt noch anderswo , als in
dem
herzoglichen Schloſſe , eine ſolche Medaille vorgefunden wer den . Das Schloß felbſt ward von nun an : Wilhelmsburg genannt. Am
12. April 1654, Geburtstag Wilhelms IV ., fpeifte
derſelbe mit ſeiner Familie zum erſten Male in dem neuen Saale. Wie der Herzog Wilhelm
IV . ein überaus kluger Mann
und in den verſchiedenen Wiſſenſchaften nicht unerfahren ge nannt werden muß , ebenſo zeichneten ſich auch ſeine Söhne in dieſer Beziehung ſehr vortheilhaft aus. So wurde z. B. der vierte ſeiner damals noch lebenden Söhne, Prinz Bern hard , am
28. Februar 1659 zum
Rektor der Univerſität zu
Jena ernannt, welche Stellung er am lichen mit
Jahres ihm
an
ſeinen
zuſammen
in
jüngeren
8. November des näm Bruder
Jena ſtudirt hatte ,
Friedrich ,
der
in Gegenwart
Eltern und übrigen Geſchwiſter feierlich übertrug .
ſeiner
Die Tochter Wilhelm
IV ., Prinzeſſin Dorothea Maria,
welche 1642 geboren worden , zeigte nach dem gelegten
zwölften
kaum
zurück
Lebensjahre bereits eine ſo außerordentliche
Liebenswürdigkeit, die um
ſo anziehender ſchien , je naiver fie
dabei aufzutreten verſtand, daß der Herzog Moriß von Sach ſen -Naumburg, als derſelbe im
April des
Jahres 1654 dem
Fürſten Weimars einen Beſuch abſtattete, fich dadurch ſo ge feſſelt fühlte , daß er ſofort um wort nicht vorenthalten
wurde.
ſie warb und ihm Der
das Ja
Shekontrakt wurde
erft ein Jahr ſpäter , am 15. Mai 1655 , abgeſchloſſen ; die Vermählung felbft fand am 3. Juli 1656 Statt. Wilhelm IV . war ein ebenſo braver Familienvater, wie er ein vortrefflicher Regent war. Wo er ſeinem Volke eine Erleichterung
oder eine Gelegenheit zur Vermehrung feines
Wohlſtandes verſchaffen oder ſein
Land auf friedlichem
Wege
10
vergrößern er am
konnte , geſchah es ficher.
Das Teſtament, welches
24. April 1651 errichtet hatte , war von
ihm
ſelbſt
wieder, wie wir bereits angedeutet haben, vernichtet, nachdem die Gefahr des Sterbens an ihm vorüber gegangen war. Am
13. Februar
1658 verfertigte er ein neues Teſtament,
demzufolge der Univerſität Jena ein Legat von den
ausgeſeßt und
in
3000
Gul
Bezug auf ſeine Söhne angeordnet
war, daß dieſelben nach ſeinem
Tode
Kreinen
von
ſeinen
Kanzlern , Direktoren , Räthen und andern Hof- und Staats bedienten “ entlaſſen, ſondern ſie ſo lange in Dienſten behal ten ſollten , ſo lange es dieſen ſelbſt gefiele.
Eine wahrhaft
väterliche Fürſorge. Das von Wilhelm zwar ſchon
IV . erbaute Schloß
1653 als vollendet zu
fich noch Mancherlei zu Erſt 1658
ändern
in Weimar war
betrachten , dennoch und
Neues
fand
hinzuzufügen .
hatte die Wilhelmsburg eine Schloßkirche erhal
ten , welche am
28. Mai deſſelben
Jahres durch den Herzog
ſelbſt, einige ſeiner Räthe und mehrere von
Jena zu dieſem
Zwecke herbeigekommene Profeſſoren der Theologie eingeweiht und der Weg zur Himmelsburg genannt wurde. Zur Ver herrlichung und Erinnerung dieſes Aftes wurde ebenfalls eine Medaille geprägt,welche folgende Inſchrift zeigte : Sic bene Wil helmus fecit, fa Cletque bene, ut rata Verifluo est elloglo genitrix.
Dieſe
Inſchrift hatte eine beſondere Bedeutung.
Die Herzogin -Mutter
Hatte kurz vor ihrem
„Wilhelm wirds auch wohl machen !“
Dieſer Art von
pheizeihung ſollte durch die erwähnten Worte tragen werden .
Außerdem
wurde an
dem
der herzoglichen Schloßkirche von Wilhelm jährlich an
dem
nämlichen
Tode geſagt: Pro
Rechnung ge
Einweihungstage beſtimmt, daß all
Tage 100 Gulden
an
die Hof
und Stadtprediger , Schuldiener, Kirchner und Schüler ver
11
theilt und zugleich von dem
Generalſuperintendenten oder dem
Hofprediger eine Gedächtniſpredigt gehalten werden Im
Jahre 1659 gründete Wilhelm
fürften von Sachſen
IV . mit dem
Rur
und den Herzogen von Altenburg und
Gotha gemeinſchaftlich das Archiv zu Wittenberg. ſelben befanden
ſollte.
In dem
ſich dreizehn Schlöſſer ; von fünfen
hatte
der Kurfürſt von Sachſen , von vieren der Herzog von Sach fen - Altenburg und von
den übrigen vieren Sachſen -Weimar
und Gotha die Schlüſſel.
Ein Jahr ſpäter wurden ihm vom
Kaiſer Leopold die Reichs- und böhmiſchen Leben übertragen . Acht Wochen nach dieſer Lebensverleihung wurde mit der erb lichen nen
Vertheilung der bis dahin gefürſteten
Grafſchaft
in
Gemeinſchaft verbliebe
Henneberg
begonnen .
Sowohl
Weimar, als auch Altenburg , Gotha und Naumburg hatten einige geheime Näthe zur Ausgleichung dieſer Erbſchaftsthei lung erwählt.
Dieſelben errichteten am 9. Auguſt einen dar
über ſprechenden Erbtheilungs - Rezeß , der von den betreffen den Fürſten eigenhändig unterſchrieben wurde. gemäß empfing der Herzog Moriß von
Dieſem
Rezeß
Sachſen - Naumburg
die Aemter und Städte : Schleuſingen , Suhl, Kühndorf und Benshauſen , wie auch die beiden Klöſter Rohr und Veßra ; der Herzog Friedrich Wilhelm von Sachſen - Altenburg bekam Meiningen , Themar, Masfeld , die Kellerei Behringen , ba৪ Kammergut Henneberg und den helm
Hof Milz; der Herzog Wil
IV . von Weimar erhielt das Amt und die Stadt Jl
menau , das Amt Kalt-Nordheim , nebſt der Zilbach und den Gehölzen Ernſt von
zu
Waſungen und Sand; während dem
Herzoge
Gotha die Aemter Frauenbreitungen , Waſungen
und Sand überwieſen , das Amt Fiſchberg und das Gymna ſium
zu Schleuſingen aber von den beiden
Fürſten in
Beſiß genommen wurde.
zulegt genannten
12
Wilhelm
IV . ward am
Nordheim
und am
nau von
den
23. September 1661 zu Kalt
12. November deſſelben
Landſtänden
gehuldigt.
dieſe feierliche Handlung ließ
Jahres in
Zur
Ilme
Erinnerung
er ſowohl Thaler- , als
an auch
ganze und halbe Guldenſtücke prägen , welche auf der einen Seite ſein Bildniſ zeigten und die Umſchrift trugen :
V. G.
G. Wilhelm , Herzog zu S. J. E. und B. Landgr. in
1
Th., Markgr. 3. M., gefürſteter Graf zu Henneberg. Auf der
andern
Seite hatten
dieſe Münzen
in
der Mitte
folgende Worte: Es iſt ein großer Gewinn , wer gott felig iſt, und läſſet ihm Zum
begnügen ; und rund
Andenken Hennebergiſcher
um :
Erbtheilung und
Huldigung 1661. Alle Geſchichtsſchreiber der damaligen überein , daß Wilhelm weſen
IV . ein
Zeit ſtimmen darin
außerordentlicher Regent ge
iſt, der ſo ungewöhnliche Fähigkeiten und ein fo men
ſchenfreundliches Gemüth beſeſſen habe, daß er, wenn er das Recht der Erſtgeburt eingeführt hätte , ſich ein unvergängli ches Denkmal errichtet haben würde.
Leider reichte ſein , wenn
auch ungewöhnlicher, Geiſt nicht ſo weit, die Nachtheile einer Ländertheilung zu erkennen . Erſt Herzog Ernſt Auguſt, wel cher 1748 ſtarb, war es vorbehalten, dieſe Uebelſtände unter dem
Schuße Kaiſer Karls VI. zu beſeitigen .
Wir kommen
ſpäter auf ihn zurück. Der Herzog von Weimar mochte wohl fühlen , daß nicht lange mehr
zu leben
haben würde, und
er
er beſtimmte
deshalb ſchon am 5. Februar 1662 in einer Verordnung , daß feinem älteſten Sohne Wilhelmsburg in Weimar , dem zweiten das Schloß in fuhl und dem
Eiſenach , dem
vierten das zu
dritten das zu Mark
Jena nach ſeinem
Tode zufal
13
len
und dieſe Schlöſſer gleichzeitig von ihnen zu ihrer Reſi
denz gewählt werden ſollten . Wilhelm worden .
rechten
ſeiner Todesahnung nicht
getäuſcht
Jahre 1651 empfangene Wunde an ſei
1
nem
war von
Seine im
Beine war zwar damals geheilt worden , doch
mag dies von ſeinen Aerzten in einer nur mangelhaften Weiſe geſchehen
ſein , da die mediziniſche Wiſſenſchaft zu jener Zeit
überhaupt noch oft ſehr im Dunkeln tappte. Jeft, nach mehr, denn zehn Jahren , ſchwoll plößlich daſſelbe Bein an . Die Aerzte waren nicht klar , wie ſie ſich bei dieſem
neuen Uebel
zu benehmen hätten ; die Medicamente verſagten ihre Wirkung, und eß trat außerdem noch eine hartnädige Verſtopfung hinzu . Am 14. Mai 1662 hatte er ſich nach der Mittagstafel zu Bette begeben müſſen
und ein
heftiges Erbrechen , das
ganze Nacht anhielt, ſtellte ſich ein .
die
Einige Profeſſoren der
Medizin von der Univerſität zu Jena wurden eiligſt nach Wet mar berufen , um der
womöglich dem
jeßt auch mit heftigen
fürſtlichen Herrn zu helfen ,
Unterleibsſchmerzen
zu
kämpfen
hatte. Sowohl ſie, als auch des Herzogs Leibärzte erklärten , die Krankheit ſei eine Art Darmgicht, welche gewöhnlich mit dem Tode ende. Ruhig und gefaßt hörte Wilhelm
IV . das ärztliche Prog
noſticon an , und verordnete darauf, daß in den Landeskirchen für ihn gebetet werden ſollte. ler rufen
und gab ihm
Am
16. Mai ließ
nach erfolgtem Ableben mit ſeinem wolle. An dem darauf folgenden ſchlimmer mit dem
er ſeinen Kanz
verſchiedene Verordnungen , wie er es Körper gehalten haben Tage war es bedeutend
hohen Patienten , dennoch unterhielt er ſich
ziemlich lange ſehr eifrig mit dem
Generalſuperintendenten Dr.
Zapf über Religionsangelegenheiten und ließ denfelben
erſt um
etwa zehn Uhr Vormittags zurücktreten , wo er eine längere
14
Unterredung mit ſeinen
beiden
älteſten Söhnen
anknüpfte.
Beſonders ermahnte er fie , vornehmlich die von ihm getrof fenen Dispoſitionen zu halten und ihrer Mutter getreulich beizuſtehen .
Um
zwölf Uhr war er bereits fo fraftlos , daß
er die Gebete, welche der erwähnte Dr. Zapf und der Archi diaconus Magiſter Zoogmann
ihm
vorſprachen , offenbar nicht
mehr verſtehen konnte. Seine Hände und Füße hatten nichts mehr von ihrer natürlichen Wärme; das Geſicht war erdfar ben geworden
und die Augen geſchloſſen .
Troßdem
blieben
die beiden Geiſtlichen bei ihrer Beſchäftigung und Zapf fagte , daß der Herr ihm werde.
die Krone der Gerechtigkeit fortan
Da raffte fich der Sterbende noch
beilegen
einmal auf; ſeine
Sprache kehrte zurück und er ſagte laut und Jedermann ver ſtändlich : „ Ja, dieſe Krone hoffe ich , zu erlangen !“
Das waren
die legten Worte des ſterbenden Herzogs . Um ihm
zwei Uhr trat kalter Todesſchweiß in's Geſicht und ſeine Augen began
nen zu brechen ; bald ſtellte fich auch Röcheln drei Uhr Nachmittag war er todt. Wilhelm
ein
und um
IV . war nicht nur ein ſehr tüchtiger Regent
feines Landes , ſondern auch ein religiöſer Mann , dem das Wort Gottes von unendlichem Werthe war. Sehr fleißig die Kirche beſuchend, verſäumte er nie, gute Predigten nachzuſchrei ben .
Dieſe Predigtſammlung machte einen ſtarken Band in
Folio aus und iſt noch jegt im marſchen
Familte.
In
Befiß der großherzoglich -wet
der evangeliſchen Religion geboren ,
getauft und erzogen , blieb er derſelben nicht nur treu bis zu ſeinem
Tode , ſondern
mit all' jenem unverfänglichen
er vertheidigte auch deren Grundfäße
chriſtlichen Feuer, das ſo oft das Zeichen eines Gemüthes
iſt.
Auch auf dem
Gebiete der
auswärtigen Politik zeigte er ſich ſtets als ein fenntnißreicher und gewandter Mann , ſo daß er den Beinamen : der Große,
-
མ
15
welchen
ihm
verdienen
feine Zeitgenoſſen gaben , mit vollem
ſcheint.
Wohl einſehend, daß
Rechte zu
es ſowohl für fich ,
als auch für ſeine Unterthanen nur von Vortheil ſein wenn er in Fürften fördern .
gutem
könne,
Einvernehmen mit den übrigen deutſchen
blieb , unterließ er Nichts, daſſelbe zu erhalten und zu Dieſem
Umſtande allein
hatte er es auch nur zu
verdanken , daß während des dreißigjährigen Krieges feine bei den Städte Weimar und Eiſenach von aller Einquartierung verſchont blieben .
Seinem
Volke gegenüber war er im
ren Sinne des Wortes ein Vater, dem
wah
das Wohl ſeiner Kin
der ſehr zu Herzen ging; feinen Dienern gegenüber ein güti ger und nachfichtiger Gebieter.
In Bezug auf die Lesteren
pflegte er zu wiederholten Malen zu ſagen : es ſei bei ſei
1
nem
fürſtlichen Hauſe nicht Herkommens, daß man
alte treue Diener abſchafft, die ſich um ihn und die Seinen fo viele Jahre verdient gemacht hätten. Der entfeelte Leichnam am
des Herzogs Wilhelm
IV . wurde
17. Juni 1662 in einem mit mannigfachem Zierrath ver
ſehenen zinnernen Sarg, in welchem legen , auf den mit ſchwarzem
er dreißig Tage lang ge
Flor decorirten großen Saal
gebracht und unter einen eigends zu dieſem
Zwecke verfertig
ten Baldachin geſegt und ſieben Tage hinter einander in der Schloßkirche eine Gedächtniſpredigt gehalten .
Am
24. Juni
ward derſelbe Mittags zwiſchen 12 und 1 Uhr in die herzog liche Familiengruft geſtellt. Seine ihn überlebenden Söhne haben außer der Begräb nißmünze , die des Herzogs Bildniß an einer auf zwei Pal menbäumen ſtehenden Pyramide, mit dem
Namen Wilhelm IV .
enthält, darunter die Worte : Benefaciendo benefecit u . f. w . ihm
auch hinter der Kanzel in der Schloßkirche ein Denkmal
errichten laſſen .
Daſſelbe zeigt folgende Inſchrift:
16
Zum
immerwährenden Gedächtniß des
weiland durchlauchtigſten
Fürſten
und Herrn Herrn Wilhelm
des Vierdten ,
Herzogs zu Sachſen , Jülich, Cleve und Bergen , Landgrafens in
Thüringen , Markgrafens zu Meißen , gefürſteten Grafens
zu Henneberg, Grafens zu der Mark und Ravensberg, Herrn zu Ravenſtein .
Welcher uffen
fürſtlichen Schloſſe zu Altenburg den
geboren , chriſtfürſtlich
11. April 1598
erzogen , höchſtlöblich regieret, vor die
Religion und deutſche Freiheit ritterlich geſtritten , dieſe Reſi denz Wilhelmsburg, ſammt der Hofkirchen , den Weg zur Him melsburg und andere Fürſtliche Gebäude erhoben , Fürſtliche milde Legata
geſtiftet und mehr Ruhmwürdiges , welches die
Tafel nicht begreifen kann, verrichtet , endlich am 17. Mai 1662 alhir in Gott ſanft und
ſelig verſtorben . Und Dero abge
felter Fürſtlicher Cörper in die unter dieſen Altar von S. Durchl. an . 1658 neuerbauete Ruhekammer den 24. Junii bemeldtes 1662. Jahr beigeſeßt , darinnen der fröhlichen Auferſtehung zur ewigen
Freude und Herrlichkeit erwartend .
Wilhelm IV . Gemahlin ſtarb zwei Jahre nach ihm . An Kindern ſind aus dieſer Ehe hervorgegangen : 1. Wilhelm , am und
ſchon
am
26. März 1626 zu Weimar geboren , 1. November deſſelben
Jahres : ge
ſtorben ; 11. September 1627,
2.
Johann Ernſt, am
3.
Johann Wilhelm , am
4. Adolph Wilhelm , am
17. Auguſt 1630 , 15. Mai 1632 geboren .
Der
पक
17
felbe trat als Oberſt 1656 in ſchwediſche Dienſte, nahm nach einigen Jahren als Generalmajor feinen Abſchied , kam 1651 nach ſeinem Vaterlande zurück, vermählte fich 1663 mit einer braunſchweigiſchen Prinzeſſin , ſtarb am
21. November
1668 und hinterließ außer ſeiner
Gemahlin auch 5 Kinder. 5.
12. Juli 1634 , trat 1656
Johann Georg, geboren am
als Oberſt in das kurbrandenburgiſche Heer, vermählte ſich
1661 mit Johanna , Tochter des Grafen zu Sayn
und Witgenſtein , deren
erſter
Gemahl, Landgraf zu
Hefſen -Braubach, bereits verſtorben war.
Im
Jahre
1674 ward er Reichs - General- Feldwachtmeiſter und 1677 kaiſerlicher Generalfeldmarſchall und ſtarb vom Schlage gerührt am 6.
Wilhelmine Eleonore, den 7. Juni 1636 geboren , ge
ſtorben den 7.
16. September 1686 .
1. April 1653 ;
Bernhard, geboren zu Weimar am
21. Februar 1638 .
Derſelbe ging 1654 zu Univerſität nach Jena ; machte darauf mehrere große Reiſen , vermählte ſich 1662 in Paris mit der Prinzeſſin Maria von Treomuille , Toch ter des Herzogs Heinrich von Thovars; ſtarb zu am
3. Mai 1678, und hinterließ
der Adolph Wilhelm 8.
Friedrich , am nach
Jena
18. Auguſt 1656
1640
geboren , kam
Univerſität, ſtarb aber
ſchon
1654 am
in Weimar ;
9. Dorothea Maria , den mählte ſich
gleich ſeinem Bru
fünf Kinder .
18. März zur
Jena
mit
dem
Naumburg am 11. Juni 1675 .
3.
Bertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bb.
14. October 1641 geboren , ver Herzog Moriz von Sachſen Juli
1656
und
2
ſtarb
am
-
II.
I
o
h a
E
n n
r n
V.
i
( 1662–1682 .) 3 we ite's
Kapitel.
Eine Piſion . Streit wegen Erfurt mit dem Kurfürften von Mainz. Tod der Herzogin -Mutter, ihre Beiſeßung und ihr Denkmal. Johann Ernſt V. als kaiſerlicher Schiedsrichter. Mehrere gefeßliche Verordnun Genealogie gen . Johann Ernft V. Krankheit, Tod und Beiſeßung. ſeines Hauſes. I Wilhelm
IV . hatte
jedem
ſeiner noch lebenden Söhne
einen Theil ſeines Reiches übergeben und ein Schloß zu Reſidenz angewieſen .
ihrer
Dadurch wurde das Weimarſche Gebiet
in vier Diſtrikte getheilt, von denen eben Weimar, Eiſenach , Markſuhl und kann man
Jena
die Hauptorte waren .
Dieſe Theilung
jedoch nur in Bezug auf die Landes-Einkünfte als
geſchehen betrachten , ſo daß der darüber lautende Vertrag eine eigentliche Theilung nicht, ſondern nur eine Art Derterung war, wie ſie ſchon
drei Jahrhunderte früher in
Wettin verſucht worden war. die Einkünfte von den
ihm
ten Städten und Aemtern
im
der Dynaſtie
Jeder der vier Brüder bezog Vertrage von
1662 zugetheil
und behielt die ihm
angewieſene
Reſidenz ; die Regierung ſelbſt behielt der älteſte Sohn Wil helms IV ., Herzog Johann Ernſt V.
Der königl. ſächſiſche
Hofrath Pölitz ſagte hierüber Folgendes :
19
,, In
der
Zeit
der
Regierung
Herzogs
des
Johann
Ernſt V. von Weimar fielen
die Zwiſte und Jrrungen mit
und über die Stadt Erfurt.
Seit den Zeiten des Mittel
alters galt Erfurt als die Hauptſtadt von Thüringen .
Bei
allen großen Vorrechten , die ihr zuſtanden, hatte ſie doch nie die Reichsunmittelbarkeit erlangt; ſie ſtand vielmehr unter der Schuzhoheit der Landgrafen von Thüringen , welche, nach dem Erlöſchen
des über Thüringen herrſchenden eingeborenen Re
gentenhauſes ( 1247) auf die Fürſten aus dem überging.
In
dieſem
Sinne ward auch
Ländertheilungen über das Schußgeld das daſige Geleite entſchieden . dem
von
Allein
Kurfürſten von Mainz, dem
in
Hauſe Wettin den
fächſiſchen
Erfurt und über
ſchon
längſt gehörte
die geiſtliche Gerichtsbar
keit in dieſer Stadt zuſtand, ein Pallaſt in derſelben , und be reits vor den Zeiten des dreißigjährigen Krieges war der Kur fürſt von Mainz zu Erfurt in das Kirchengebet eingeſchloffen worden .
Dies fiel während der Zeit des Krieges hinweg , und
nach dem
weſtphäliſchen Frieden verweigerte die Stadt Erfurt
die Erneuerung dieſer Förmlichkeit. die ſchwediſchen
Abgeordneten beim
Hatte doch Erfurt durch weſtphäliſchen die Reichs
unmittelbarkeit zu erſtreben geſucht.
Nach dem
Frieden machte
aber der Kurfürſt von Mainz gegen die Rechte des Hauſes Sachſen
fogar auf die Landeshoheit über Erfurt Anſpruch
und verlangte ausdrücklich die Wiederaufnahme in's Kirchen gebet, deſſen weigerten
ſich die Erfurter geradezu , ſelbſt gegen
die deshalb erlaffenenen Befehle des von
Raiſers und gegen die
dem Kurfürſten von Sachſen und den Herzogen
Johann
Ernſt V. von Weimar und Ernſt von Gotha gethanen Aus gleichungsvorſchläge.
Nach
dieſer bébarrlichen Weigerung be
legte der Kaiſer die Stadt Erfurt am
27. September 1663
mit der Reichsacht, bei deren Vollziehung er den Kurfürſten 2*
20
von Sachſen , als Oberſten
des oberſächfiſchen
Kreiſes über
ging, und den Kürfürſten von Mainz mit derſelben beauf tragte.
Ob
nun
gleich die
fächfiſchen Häuſer , welchen
die
Schuzhoheit und mehrere Rechte über Erfurt zuſtanden , des halb
bei dem
Kaiſer Beſchwerde führten , ſo belagerte doch
der Kurfürſt von Mainz
Johann Philipp mit einem fran zöſiſchen Heerestheile, der von Ungarn zurückkehrte, wo er dem Kaiſer Leopold gegen die Türken beigeſtanden hatte, die Stadt Erfurt, ſchloß mit derſelben am
5. October
Kapitulation , worin dieſelbe ihm
1664 eine billige
ſich unterwarf, von
aber ihre bisherige kirchliche Freiheit beſtätigt erhielt. gegen erhoben die fächſiſchen Häuſer ihre lauten Klagen.
ihm Da
Allein
das kurſächſiſche Miniſterium war von dem Kurfürſten von Mainz gewonnen , ſo
daß
Johann Georg
Schußrecht über Erfurt dem und
ſogar
zwiſchen
dem
Kurfürſten
Herzoge von Weimar einen Mainz dem
II. ſein
Hoheits -
und
Kurfürſten von Mainz überließ , von
Mainz und dem
Vertrag vermittelte, in welchem
Herzoge das auf Wiederkauf bis dahin beſeffene
Amt Capellendorf nebſt dem überließ, und ihm
Dorfe Großenrudelſtädt erblich
das Geleite zu Erfurt, ſo wie die
Jagd
gerechtigkeit in einigen Erfurtſchen Forſten beſtätigte , wogegen Weimar auf die Shushoheit und die übrigen Hoheitsrechte auf Erfurt verzichtete .“ Johann Ernſt V. hatte von ficht darauf, daß er
einſt zum
ſeinem
Regieren
Vater , mit Rück beſtimmt ſei, eine
dem
nach allen Seiten hin entſprechende Erziehung empfan gen , wozu allerdings die vortreffliche , Seitens ſeines Vaters
getroffenen Wahl der für ihn beſtimmten Erzieher weſentlich beigetragen hatte. Troydem derſelbe indeß in allen zu der damaligen Zeit an allen Höfen perlichen Uebungen
in Gebrauch befindlichen
kör
große Gewandtheit erlangt hatte, mußte
21
man ihn dennoch als einen höchft ſenſiblen Menſchen bezeich nen . Der Generalſuperintendent von der Lage erzählt z. B. von ihm : „ daß
Jemandes
Einſchlafen , die von einer feindlichen , ohne
dem
vor
einſtmal in noch zarter Kindheit
ihm
Wiffen des Nachts am Ettersberge fich gelagerten Parthei vorgehabte Plünderung der Stadt Weimar, durch ein vor ſei nem Bette . erſchienenes weiß gekleidetes Knäblein , mit der Er es ſeinem
geſagt worden ,
innerung vorher
Herrn Vater zu
melden , welches er auch ſofort, obſchon mit anfänglicher Un zufriedenheit feines Kammerdieners, gethan . man nach
gedrohete Unglück wendet. Um
in
dem
Juli 1648 nach ſeinem Tode feines
Vaters blieb
thun übrig , da Wilhelm Als
Zeiten
abge
Begleitung ſeines Hofmeiſters Euſtachus von
Brink ganz Deutſchland , Frankreich und
kehrte im zu
dienſame Mittel in
durch
und das
ſich weiter auszubilden , bereiſte Johann Ernſt im
Jahre 1646 dem
Die Sache habe
eingeholter Erkundigung alſo befunden
dieſer aber
im
Italien
und
Vaterlande zurück.
Bis
Johann Ernſt wenig zu
IV . durchaus ſelbſtändig regierte.
Jahre
1662 erfolgt war , übernahm
er
die Regierung über ſämmtliche Weimarſche und Eiſenachſche Lande auf Grund der im
Jahre
tal-Sagung für ſich und im denen als
er ſich am
auch wegen
1629 errichteten
Fundamen
Namen ſeiner drei Brüder, mit
17. Mai 1663 fowohl wegen des Seniorats, der denſelben zufallenden
auseinander ſepte. pfing Johann Ernſt
Landes - Einkünfte
Die Reichslehn über ſeine Erblande em V. erſt am
regensburger Reichstage durch nand von Rübern und den
13. April 1664 auf dem
den kaiſerlichen Grafen
kaiſerlichen Agenten
Ferdi
Tobias Ses
baſtian Braun, ſowie ihm zugleich auch die verſchiedenen Pri velegien u . ſ. w . beſtätigt wurden .
22
Zufrieden , alle dieſe Regierungsangelegenheiten in beſt möglichſter Weiſe geregelt zu ſehen , wollte er ſich nun ganz dem
Wohle ſeines
Vaterlandes widmen , als plößlich
ſeine
Mutter, die Herzogin-Wittwe, welche ſich bis dahin einer guten Geſundheit zu erfreuen gehabt, gefährlich erkrankte. den
die berühmteſten
Aerzte von
doch waren ſie nicht im deſſen Ende
nah und fern herbeigeholt,
Stande, ein Leben
von Gott bereits
zu verlängern ,
beſtimmt war.
nur neunzehntägigen Krankenlager, am
Nach einem
zweiten Weihnachts
tage, 1664 Morgens acht Uhr, verſchied die hohe geben von ihren Kindern , denen mütterlichen Segen ertheilt hatte. folgenden
Frau um =
ſie kurz vorher noch ihren Am
6. Februar des nächſt
Jahres ward fie neben ihren ihr vorangegangenen
Gemahl beigeſegt. chem
Es wur
Auch ſie erhielt ein Epitaphium , auf wel
fich folgende Inſchrift befindet : Unſterblicher Nachruhm der wailand durchlauchtigſten
Fürſtin und Frauen
Fr. Eleonore Dorothea , Herzogin zu Sachſen , Jülich, Cleve und Bergen , gebohrener Fürſtin zu Anhalt, Landgräfinn in
Thüringen , Marggräfin
zu Meißen , gefürfteter Gräfinn zu Henneberg, Gräfinn zu der Mard und Ravensberg, Frauen zu Ravenſtein , welche auf dem
Fürſtl. Schloſſe zu
Deffau den 6. Februar
lich gebohren und in allen wohlanſtändigen
1602 glück
Tugenden Chriſt
fürſtlich auferzogen . Daher Sie in der Gottesfurcht reinherzig, in der Liebe Himmelflam mend, in der Hoffnung beſtändig, in der Geduld beharrlich, in
der Demuth rechtſchaffen , in
dem
Mitleiden herzlich , in
23
der Keuſchheit unbeflect, in der Freigebigkeit fertig
und in
der Aufrichtigkeit fonder Falſch als eine Fürſtliche hellglänzende Tugendfonne höchſt löblich geſtrahlet: bis ſie den 26. Dezem = ber 1664 am Abend ihres Lebens, fo fie auf 63 Jahre ge bracht, durch einen ſanfft feligen Todt, leider ! untergegangen , und
dem
Leibe nady den 6. Februar 1665
hochſeligſten
und weiland
herzliebſten Herrn
an ihres auch und Gemahls
Seite, allhier beigefeßet worden . Von dannen Sie der fröhlichen Auferſtehung an jenem großen Tage der Erſcheinung lichkeit erwartet. Wir haben
Jeſu
Chriſti zur ewigen
Herr
1665 . weder bei dieſer , noch bei der Grabſchrift
Wilhelms IV . uns nicht für berechtigt gehalten, irgend eine Aenderung in
der Schreibweiſe eintreten zu laſſen .
Wenngleich Wilhelm
IV . ſchon
in
beſonderem
Anſehn
ſowohl beim Kaiſer, als auch bei den übrigen Fürſten Deutſch lands ſtand , ſo
ſcheint dies Anſehn
bei
nody weſentlich erhöht worden zu ſein .
Johann
Ernſt V.
Der Kaiſer erwählte
ihn mehrere Male zum Schiedsrichter verſchiedener fürſtlicher, wegen
Länderabgrenzung
vorzüglich war er vom ſchen den
in
Streit
gerathener ,
Partheten ;
Kaiſer außerſehen , den Unfrieden zwi
beiden Landgrafen von Heffen -Homburg einerſeits,
und dem Landgrafen von Heffen -Darmſtadt andrerſeits auf güt lichem
Wege beizulegen , was ihm auch unter dem
Beiſtande
ſeines Bruders Ernſt von Gotha zur Zufriedenheit ſämmt licher Intereſſenten gelang.
1665 ordnete er auch die bereits
erwähnten Erfurtſchen und Kurmainzſchen Zwiſtigkeiten . Bei alledem heiten
ſeines
vernachläſſigte er keineswegs die Angelegen =
eigenen Landes.
mit ſeinen Brüdern einen
Am
3. März 1667 ſchloß er
Vertrag , welcher die Beſtimmung
24
hatte , einige in
den
früheren
Verträgen
ſtändlich gebliebene Punkte zu derſelben
dunkel und unver
erläutern .
Auch
erſchien
zu
Zeit durch ſeine Vermittelung eine Tar - Ordnung
der Schreib-, Hilfs-, Erb- und anderen Gebühren , ſowohl im Rechts-, Erecutions-, Hilfs-, Erbſchafts- , als audy in Crimi nal- und anderen nung vom
ſtrafbaren Sachen .
Weimar und
mern
Eine andere Verord
Jahre 1671 beſtimmte , wie es in den Herzogthü Eiſenach auf Verlöbniſſen , Hochzeiten ,
Kindtaufen und Begräbniſſen gehalten werden ſollte. felbe wurde zehn
Jahre ſpäter von
und Jedermann angehalten , fie in ſenhaftigkeit zu befolgen.
Neuem
Die
bekannt gemacht
allen Stücken mit Gewij
1672 wurden
ein
Geſetz für die
Advokaten , 1673 eine Medizinal- und Apotheker - Ordnung , Legtere jedoch nur für die Stadt Weimar, und eine Militair Ordnung publizirt.
Dieſe Militair - Ordnung
hatte
jedoch
nur ſelbſtverſtändlich für die herzoglichen Brüder eine Bedeu tung .
Nach
derſelben
30 Krz. monatlich
ſollten
zahlen
Weimar und Eiſenach 273 FI.
oder
ein
Contingent von 9 Rei
tern und 41 Fußſoldaten , Altenburg und Koburg 498 Flr. 29 Krz., oder
16
Reiter und 76
Fußfoldaten , und Gotha
endlich 40 Flr . monatlich zahlen oder einen Reiter und fies ben Infanteriſten ſtellen . Die Einkünfte des Herzogthums Weimar vermehrte
Jo
hann Ernſt V. durch die am 30. September 1678 vom Je na'ſchen Hofmarſchal Bernhard Pflug für 5500 Thaler ge kaufte
Anwaltſchaft
an
dem
durch
den
Tod
Günthers
von Bünau erledigten Ritterguts Tannroda , nebſt den dazu gehörigen
Dorfſchaften Eichelborn und Nauendorf.
Auch dieſer Herzog von Weimar ſtarb an einem leiden , wenn ſich dies auch in anderer Form bei ſeinem
Vater.
Schon
im
Bein
kund gab , als
Jahre 1680 ward er auf der
re
25
ganzen rechten Körperfeite gelähmt und obwohl er nach drei monatlicher ärztlicher Behandlung für geheilt ausgegeben wurde, To konnte er dennoch
fein
rechtsſeitiges Bein
nie wieder in
der früheren Weiſe gebrauchen ; feine gewöhnlichen
Erholun
gen mußten
unterbleiben , beſonders das Reiten und Jagen darunter mußte ſein Körper fehr leiden . Endlich zwei
und
Jahre ſpäter geſellte ſich
zu
Erkältung, die nur gehoben Waſſerſucht Plaß zu machen.
dieſem wurde, Am
Leiden um
noch eine ſtarke einer allgemeinen
26. November 1681 genoß
er noch das heilige Abenmahl und ſagte bei dieſer Gelegen heit zu
ſeinem
und in
Gegenwart ſeines fürſtlichen Ich
Seelſorger, dem
bin
zwar ein
Herrn
Conrad von der Lage
Nachfolgers : armer Sünder und habe meinen
lieben Gott unzählige Male beleidigt, dennoch glaube ich be ſtimmt, daß mein Herr Jeſus
Chriſtus für alle meine Sün
den genug gethan und mir das ewige Leben erworben . dieſen
Glauben will ich leben Er ſtarb
und ſterben ."
übrigens noch nicht, ſondern Gott geſtattete
ihm , noch verfchiedene Anordnungen zu treffen und am nen Donnerstag des nächſten Abends ſich zum zu begeben .
Auf
Endlich am
grü
Tiſch des Herrn
25. Mai 1682 erſchien
die Abru
fungsſtunde. Morgens gegen drei Uhr empfand er einen ſtar ken
Todesſchauer ; fofort mußte ſein
Beichtvater , der bereits
erwähnte Conrad von der Lage, zu ihm kommen , zu dem in
er
Hinblick auf ſeinen nahen Tod ſagte : „Mein Ende iſt da ; das wird etwas ſchwer ſein .
Ich
fühle eß, der Puls geht mir ſchon bis an den Ellbogen zurück ." Gegen
10 Uhr Abends entließ er ſeinen Beichtvater, um
zu fólafen .
Von Schlaf war indeß keine Rede mehr, weg
halb er ſich von ſeinem bringen ließ .
Kammerdiener wieder auf einen Stuhl
26
„ Ich habe;" fagte er dabei, „ jeßt meinen Heiland geſehen , er ſtand mir zur Seite, umgeben von vielen heiligen Engeln.“ Auf ſeinen Wunſch wieder zu bald darauf ohne ſichtbaren
Bett gebracht, ſtarb
er
Todeskampf.
Sein Volk verlor in ihm einen väterlichen Fürſten , der mit Hintenanſeßung feines eigenen Vortheils immer nur auf das Glück und das zeitliche Wohl ſeiner Unterthanen Bedacht nahm . Am ihm
8. Juli wurde er beigefeßt.
von ſeinem
Das Denkmal, welches
Sohne errichtet wurde, war ziemlich ebenſo,
wie das ſeiner herzoglichen Eltern , auf welchem
Grunde wir
eine Beſchreibung deſſelben auch füglich unterlaſſen
können .
Johann Ernſt V. war mit einer ſchleswig -Holſtein'ſchen Prinzeſſin Chriſtiane Eliſabeth vermählt geweſen , welche vier Jahre vor ihm verſtorben und ihm 1.
Anna Dorothea , den den
29.
Januar
fünf Kinder geboren hatte .
12. November 1657 geboren , Aebtiſſin
1685
zu
Quedlinburg,
den 23. Januar 1704 geſtorben und beigeſeßt in das fürftliche Erbbegräbniß
zu Weimar;
2. Wilhelmine Chriſtiane,
geboren
1658 , vermählte ſich am
den
26. November
25. September
1684 mit
dem Fürſten Chriſtian zu Schwarzburg-Sondershau fen und ſtarb am 10. Mai 1721 ;
3. Eleonore Sophie, den 22. März 1660 geboren, und den 9. Juli 1684 mit dem Herzog Philipp von Sach ſen -Merſeburg
vermählt.
Entbindung im 4. Wilhelm
Stirbt bei
Jahre 1687 am
ihrer zweiten
4. Februar ;
Ernſt, geboren den 19. October 1662 ; folgte,
kaum zwanzig Jahre alt, ſeinem 5. Ernſt Auguſt , geboren ſpäter ſeinem
Vater in der Regierung.
den 22. Juni 1664 ;
folgte
Bruder Wilhelm Ernſt in der Regierung.
III.
Wilhelm
Ernſt und
Johann
Ernſt
IX .
(1682—1728 .) Drittes
a pitel.
Charakteriſtik Wilhelm Ernſts. Erbſchaftsſtreit wegen Jena. Sheilungs- Rezeſ . — Präcedenz- Streit zwiſchen Weimar und Gotha. Streit Weimars Beſtrebung in Bezug auf Kunſt ſchriften der beiden Herzoge. nnd Wiſſenſchaft. – Die herzogliche Bibliothek . - Wilhelm Ernſts Religiö fitāt. Seine Krankheit und ſein Sod. Perſonalien Johann Ernfis IX . Genea Die Feierlichkeiten ſeines Leichenbegängniſſes . Deſſen Cod.
logiſches. Wilhelm von
Ernſt und
fo verſchiedenem
kennen kann.
dafür er :
Der Erftere ein heiterer, gemüthvoller, lebens
luſtiger , der Andere ein rechter
Johann Ernſt , zwar Brüder, doch
Charakter, daß man fie kaum
ernſter , denkender , ſtrenger und ge
Fürſt.
Wilhelm
Ernſt, der zunächſt zur Regierung kam , hatte
ſich viele Kenntniffe, beſonders in Sprachen und der theolo giſchen Wiſſenſchaft erworben und befaß ein ganz vorzügliches Rednertalent , ſo daß in
er zu wiederholten Malen die Kanzel
der herzoglichen Schloßkirche. beſtieg und in
ſeiner fürſtlichen Eltern und des
Gegenwart
ganzen übrigen Hofes fehr
gediegene und dabei leicht verſtändliche Predigten ſeiner Predigten , zu welcher er den
hielt.
Eine
Tert aus der Apoſtelges
28
ſchichte nahm , iſt im
Jahre 1670 durch den Druck veröffent
licht und 1679 und 1700 in neuer Auflage erſchienen . mag allerdings für Manchen
ein Widerſpruch in
Es
unſerer obi
gen Behauptung, daß der junge Fürſt heiter und lebensluſtig geweſen, liegen, wenn wir gleichzeitig berichten , daß er gepre digt habe, was indeß artete nie in
nicht
der
Fall iſt.
Seine Heiterkeit
loſen oder leichtſinnigen Streichen aus.
mochte auch, ſobald es ſich um
die ernſten
Er ver
Angelegenheiten
ſeines Landes handelte, ernſt zu ſein , und man kennt aus ſeis ner Regierungsepoche kein Beiſpiel irgend eines vielleicht über eilten
Entſchluſſes.
Alles reiflich erwägend , entſchied er ſich
immer erſt dann für eine Sache, wenn er von deren Werth vollſtändig überzeugt war. Sein Bruder Johann Ernſt dachte freilich länger, als er, über einen Gegenſtand nach , ob das durch aber für das Ganze ein beſonderer Vortheil entſtand, bezweifeln wir.
Schon einige Tage nach der Beiſegung ſei
nes Vaters begann ' er, fich mit den ten
in
dem
Rath zu Raſtenberg im
Regierungsangelegenhei
der ernſteſten Weiſe zu beſchäftigen .
ten und Gerechtigkeiten ; ein 15. Mai 1683 mit dem des nämlichen
Er beſtätigte die
Jahre 1491 verliehene Freihei Gleiches
geſchah von
Rath zu Buttſtädt und am
Jahres mit dem
ihm
am
26. Mai
Rath zu Weimar. Auch ver
ordnete er, daß von jegt an in den Städten Sulza , Butt ſtädt, Tannroda, Remda , Berka, Raftenberg und Apolda Jahr märkte abgehalten werden ſollten , um dadurch den noch ſehr im
liegenden
Argen
allgemeinen
und eine Erleichterung für ſein
Geſchäftsverkehr zu Volk herbeizuführen .
Bei den theologiſchen Kenntniſſen neuen Herzogs ließ er auf dem würde.
heben
und Fähigkeiten
des
ſich faſt mit Beſtimmtheit erwarten , daß
kirchlichen Gebiete manche Verbeſſerung einführen
Es fiel daher auch gar nicht auf, daß er die bishe
29
rigen Mitglieder des paſſender
ſcheinende
deshalb den
Oberkonſiſtorii zu Weimar durch ihm Perſönlichkeiten
erſepte.
Er ernannte
geheimen Rath und Kanzler Volkmar Happe
zum Präſidenten , die Hofräthe Johann Philipp Schmidt und Chriſtian Wildvogel zu
Räthen , den Superinten
denten und Oberhofprediger Conrad von der Lage, ſowie den
Hofprediger
Oberconſiſtorit.
Theophilus Röſer zu
Affefforen
des
Wegen der fürſtlichen Schloßkirche erließ er
acht Tage ſpäter eine beſondere Bekanntmachung derart, „ daß, nachdem dieſelbige nunmehr mit drei Predigern innen
verſehen , dar
alle 14 Tage die heilige Communion gehalten werden ,
und alle und jede fürſtliche Bediente, ſammt ihren Weibern und Kindern , auch
Diener und
Dienerinnen
(Knechte und
Mägde ausgeſchloſſen ) fich zu. Hofe jedesmal bei dem ſtuhle einfinden , und zwar bei dem
Beicht
Oberhofprediger ; Kanzler
und Räthe nebſt den adligen Perſonen , ſowohl denen , ſo bis her deſſen Beichtkinder geweſen ; die anderen fürſtlichen Hof bedienten
aber , ſammt den
Thrigen , bei dem
Hofprediger ;
und endlich Pagen und Lakaten , bei dem Hofdiakono beichten , ingleichen auch
alle Kopulationes der Hofdiener in der fürſt
lichen Hofkirche vor dem Oberhofprediger geſchehen , im Uebri gen aber was die Kindertaufen es bei dem
und Begräbniſſe anbelanget,
Herkommen ferner bleiben folle."
Dieſe Bekanntmachung wurde am
29. Juli ſowohl auf
der Kanzel der Schloßkirche, als auch der Stadtkirche öffent lich abgeleſen . Im
Jahre 1690 entſtanden zwiſchen Weimar und Eiſe
nach wegen des Fürſtenthums Jena, das durch den am
4. Nos
vember erfolgten Tod des Herzogs Johann Wilhelm von
Jena
herrenlos geworden , Erbſchaftsſtreitigkeiten , die fehr ernſt zu werden drohten .
Es wurden von beiden
Theilen einige Ab
30
geordnete zur Ausgleichung dieſes
Konfliktes
gewählt,
und
zwar erſchienen weimar'ſcher Seite : der geheime Rath Volk. mar Happe, der Kanzler und Präſident des Oberkonſiſtorii Anton Günther von Schwarzenfels und der Hof- und Chriſtian Friedrich Güpner ; von Seiten
Kammerrath Eiſenach
erſchienen :
Schmidt, die Hofräthe
Johann
Jacob
Johann
geheime Rath
der
Kaspar Röhn
und
Die Conferenz dieſer Friedrich Rudolph Güterlein . herzoglichen Geſandten fand Ende des Jahres 1690 zu Wei mar Statt. Am 4. Januar 1691 kam auch eine friedliche Einigung zu Stande ; es ward ein
Protokoll darüber aufge
nommen , das zu ſeiner Rechtsgiltigkeit nur noch der Unter ſchriften der ſtreitenden Fürſten
Indeß erklärte fich
bedurfte.
Eiſenach nicht mit der aufgelegten
Punktation einverſtanden
und es wurde auf ſeinen Antrag fechs Tage ſpäter ein ande: rer
Entwurf zu einem
Rezeß
beliebt,
demzufolge Eiſenach
zwei Drittel, Weimar dagegen nur ein Drittel des Jena'ſchen Ländergebiets erhielt.
Der weimar’ſche Antheil beſtand in
folgenden Aemtern und Städten : Dornburg, Burgel, Aniebs dorf, Kappellendorf, Hausdorf; die Voigteyen Magdala und Gebſtädt, und die Dörfer Döberitzſch und Wiegendorf; au Berdem
bekam
Wilhelm
Ernſt die Oberhobeit über die Stadt
Apolda und die Hälfte des Döberißſchen Waldes. dagegen fielen die Aemter und Städte :
An
Jena
Jena , Burgau , Los
beda , der Schloßgarten , das Regierungs- und das
Jäger
haus und der Fürſtenfeller ; das Amt, Soloß und die Stadt Altſtädt mit allen dazu gehörigen Vorwerken
und Schäfereien ;
die ganze Zillbach mit Gebäuden , Waldung und der hohen und niederen
Jagd ; die Hoheit über die Herrſchaft Remda;
das Fiſchberg'iche Direktorium
u . f. w .
1
Drei Wochen nach Errichtung des Jena'ſchen Hauptthet:
31
lungs -Rezeſſes ſtarb Sachſen -Gotha . Direktorium
der Herzog
Dadurch kam
und dem
Friedrich
der Aeltere von
das Seniorat mit dem
Haupt
gemeinſchaftlichen Amte Oldisleben an
Herzog Albrecht von Sachſen - Koburg.
Nun
hatten
zwar
weder Weimar, noch Eiſenach hiergegen rechtlich etwas einzu wenden , doch gebührte ihnen der Vorzug vor dem
minder
jährigen unter Meiningen'ſcher Obervormundſchaft geſtandenen Herzog
Friedrich den
ereigneten ſich
ſchon
Jüngeren zu Gotha . ums
Jahr 1692
Deſſen ungeachtet
einige Streitigkeiten
wegen der Präcedenz, die ganz gegen alles Herkommen Fried rich der Jüngere nach der erfolgten Volljährigkeit für ſich in Anſpruch
zu
nehmen
wagte .
Er verſuchte ſeine Anſprüche
dadurch giltig erſcheinen zu laſſen , daß gut, die Präcedenz gebühre ihm
er ſagte, er wiffe ſehr
für ſeine Perſon nicht, dage
gen habe er eine Verpflichtung , dieſelbe für die vier jüngeren Brüder ſeines Vaters, die fämmtlich älter ſeien , als die Her zoge von Weimar und Eiſenach, in Der Streit wurde endlich 1696
durch
dergeſtalt beigelegt , daß
Anſpruch zu nehmen .
einen Rezeß Friedrich
am
der
13. März Jüngere die
Präcedenz auf ſechs Jahre an Weimar und Eiſenachy abtrat. Dieſe Beilegung, welche wir als thöricht bezeichnen müſ jen , konnte den Streit ſelbſt nicht zur Entſcheidung bringen ; eg ließ ſich mit Beſtimmtheit vorausſeßen , daß derſelbe nach Ablauf des fechsjährigen Zeitraums von Neuem mit größerer
beginnen und
Erbitterung fortgeſegt werden würde,
da
bis
dahin Friedrich von Gotha reicher an Erfahrung und Rennt niffen geworden
ſei.
Dieſer Fal trat auch in
der That im
Jahre 1702 ein ,
allerdings durch Weimar dadurch hervorgerufen , daß daſſelbe ein
Impreſſum
veröffentlichte, das folgenden
Titel führte:
„ Vorzug der Sachſen - Weimar'ſchen , wie auch Fürſt=
32
lich Sachſen - Eiſenach'ichen Sachſen
Votorum
vor
den
Gotha'ſchen und Altenburg'ſchen Reichs
Fürſtlich Votis.“
Wie es nicht anders zu erwarten ſtand , erſchien darauf eine Antwort Seitens der andern Parthei, welche nicht min der heftig
in
ihrem
Inhalt war.
Dadurch konnte Nichts
gewonnen , mindeſtens eine Einigung nicht erreicht werden , und es blieb zulegt nichts Anderes übrig, als die ganze An gelegenheit dem
kaiſerlichen Hof zur Entſcheidung vorzutra
gen . Erſt zwei Jahre zu Stande.
ſpäter kam
ein
desfallfiger Vergleich
Schon unter der Regierung des Herzogs Wilhelm
Ernſt
beginnt Weimar für Kunſt und Wiſſenſchaft empfänglich zu werden .
Im
von dem gel
in
Jahre 1700 kaufte dieſer Fürſt das berühmte,
fächfiſchen Geſchichtſchreiber Wilhelm Ernſt Ten Berlin zuvor geordnete Haugwig'idhe Münzcabinet,
ſowie bald darauf auch die damals ſich in Leipzig befindende Lorenz'ſche Kunſtkammer ; vermehrte auch 1703 die vorher an gelegte Bücherſammlung mit den aus der Jena'ſchen Erbſchaft erhaltenen
und von den
Erben des weimar'ſchen
geheimen
Raths von
Lilienheim
gekauften Bibliotheken . Als
Inſpector
über die fürſtlich weimar'ſche Kunſt- und Naturalienkammer wurde der Hofrath
Johann Andreas Erbach angeſtellt, deffen
für die damalige Zeit ſehr bedeutende Kenntniſſe ihn beſon ders
geſchickt zu
dieſem
Amte machten .
Ein
Jahr
ſpäter
brachte Weimar auch die Logau'ſche Bibliothek zu Breslau an fich, die fo bedeutend war, daß zu ihrem
Transport 3 Oder
kähne bis Halle, und von hier aus 12 Wagen und 8 Karren in Gebrauch genommen werden mußten . leitete den
Transport.
Der Hofrath Erbach
Zur Aufſtellung und Einrichtung der
Bibliothek berief Wilhelm
Ernſt den berühmten wittenberger
Profeſſor Schurzfleiſch nach Weimar, der fich dieſes ehrenwer :
33 .
then Auftrags zur Zufriedenheit des Herzogs erledigte , wie ſich von einem Manne , wie Schurzfleiſch , auch nicht anders erwarten
ließ . Auch behielt derſelbe die Oberaufſicht über die
herzoglich weimar’ſche Bibliothek bis zu ſeinem Tode, weshalb er drei bis vier Mal im Jahre in Weimar anweſend war. Nach
ſeinem
Tode ernannte der Herzog ſeinen Oberconfifto
rialrath Heinrich Leonhard Schurzfleiſch, ein tenberger Profeſſors, zum die jeßt wiederum
Bruder des wit
Direktor der fürſtlichen Bibliothek,
durch die hinterbliebene Bücherſammlung
des Profeſſors Konrad Samuel Schurzfleiſch anſehnlich ver größert wurde. Dieſelbe wurde in drei Zimmern der Wilhelmsburg auf bewahrt; das erſte Zimmer enthielt die ſogenannte fürſtliche Handbibliothek, daß zweite die Schurzfleiſch'ſche und das dritte die Logau'ſche Bücherſammlung. Manche vernünftige und wohlthätige
Verordnung und
manches vortreffliche Geſep verdankt Weimar dem zoge Wilhelm mit dem
edlen Her
Ernſt; und wenn die Jeßtzeit auch vielleicht
überall fich kundgegebenen religiöſen Sinn fich nicht
einverſtanden erklärt, ſo müſſen wir bedenken , daß dieſer Fürſt beſonders auf dem daß
auch ein
Gebiete der Theologie zu Hauſe war und
Anderer jede
Gelegenheit wahrnimmt,
ſeiner
Lieblingsneigung Rechnung zu tragen , und wenn dies in fo würdiger Weiſe geſchieht, wie es bei Wilhelm war , dann wird ſich ſchwerlich gen haben .
Jedenfalls kann ein
Ernſt der Fall
Jemand mit Recht zu bekla Volk , an
deſſen Spiße ein
wirklich frommer Regent fteht, ſich als glüdlich betrachten . Wilhelm Ernſt war der unbedingten Anſicht, daß es ihm an
nüglichen , gehorſamen
und
getreuen Unterthanen
nicht
mangeln würde, wenn er ſie zu rechtſchaffenen Chriſten mache. Dieſer Grundſaß iſt der Leiter aller feiner Handlungen . 3 Bertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bd.
Zur
34
Beförderung dieſes Grundlages machte er die lobenswürdig ften Anſtalten . Er baute neue Kirchen , verbeſſerte das Sdul weſen , erhöhte die Beſoldung der Lehrer und verbot die Märkte, den Tanz, das Scheibenſchießen , und ſonſtige Miß bräuche an den Sonntagen . Im Beſuch des öffentlichen Got tesdienſtes ging er ſeinen Dienern und Unterthanen mit gutem Beiſpiel voran , die er überhaupt leiblich und geiſtig glüdlich wiſſen wollte. Handel und Gewerbe wurden unter ſeiner Regierung zu die von ihm und
durch
einer nie geahnten Blüthe gebracht und durch angelegten
Dorfſchaften Stüberbach, Sonndorf,
das Wiederaufbauen
von Werødorf und Schön
dorf der Wohlſtand ſeines Volkes ſehr vermehrt.
Eine ge
wiffe Pünktlichkeit und Genauigkeit in allen ſeinen Handlun gen
zeichnete diefen
Fürſten beſonders aus : die herzoglichen und Keller wurden z. B. im Sommer um 9 , im
Küchen
Winter um Jemand von
8 Uhr Abends geſchloſſen und niemals dieſer Anordnung abgeben .
Ungeachtet ſeiner vielen Regierungsarbeiten es durd ſeinen
durfte
verſtand er
eine weiſe Zeiteintheilung, ſich auch Gelegenheit zu
Vergnügungen zu
verſchaffen, die aber nicht, wie dies
bei den meiſten Menſchen der Fall iſt, feinen ten , fondern
ihm
Friſche verliehen.
Geiſt ermüde:
vielmehr neue Nahrung und Dieſelben beſtanden
guter , "wiſſenſchaftlicher und nicht ausſchließlich Bücher , in der Betrachtung und im
eine neue
in Muſik , im
Leſen
theologiſdyer
Ordnen des Medaillen :
Kabinets und in den verſchiedenſten Gartenarbeiten : er fäete, pflanzte, occulirte, ſammelte Früchte, u . f.'W. Bei einer derartigen
einfachen Lebensweiſe lag es in
der
Natur der Sache, daß er verhältnißmäßig wenig Geld für fich
und
ſeinen
Hof verbraudite.
Summen , welche er dann zum
Er erſparte
bedeutende
Ankauf verſchiedener Aemter,
35
Dörfer und Herrſchaften verwendete, wodurch die gewöhnlichen Landeseinkünfte um
mindeſtens
und was wiederum
feinen Unterthanen zu Gute kam .
Wilhelm
Ernſt zählte
ein
Drittel
erhöht wurden
zwar erft fünfundſechszig
Jahre,
dennoch fühlte er eine auffallende Abnahme ſeiner körperlichen Kräfte,
ſo daß er von
Beit meiſt im
Bette zubringen
hatte es beinahe den mübungen
Anfang des
Jahres 1727 an , feine
mußte.
Im
Februar 1728
Anſchein , als ob es den ärztlichen
gelingen würde , ſeine Geſundheit einiger Maßen
wieder herzuſtellen ; es war indeß nur Täuſchung . zweifelte man und am
Be
ſchon
allen
Im
Juli
Ernſtes an ſeiner Wiedergeneſung
28. des nächſten Monats ſtarb er dann auch wirk
lich an Entkräftung, zwar nicht unvermählt, doch ohne Kin der, ſo daß
die Regierung Weimars an ſeines Bruders Sohn
Ernſt Auguſt überging. Sein Vater Johann Ernſt IX . war nicht zur Regierung
gelangt. · Derſelbe war, wie wir wiſſen , am
22. Juni 1664
geboren , hatte ſich den Wiſſenſchaften gewidmet und als Stu = dent auf der Univerſität zu Reiſen gemacht, von denen rückgekehrt war.
Am
Jena befunden , dann mehrere
er im
Monat October 1679 zu
17. September 1685 vermählte er fich
mit der Prinzeſſin von Anhalt- Zerbſt, Sophia Auguſta, welche jedoch ſchon am
14. September 1694 verſtarb.
Ueber dieſen
Todesfall ward ein Hoffirchen - Protokoll , abgefaßt. im
Wir find
Stande , eine wortgetreue Abſchrift deſſelben
unſern
Leſern mittheilen zu können : Den 14. September
1694 Vormittags halb 11 Uhr
iſt die Herzogin Sophia Auguſta, Herzogø Johann Ernſts Gemahlin , nachdem ihr vorher der Herr General Superin tend Lic. Conr. von der Lage das heilige Abendmahl ges reichet, und im
Beiſein vieler Umſtehenden mit ihr gebetet, 3 *
36
:
in
ihrem
Gemach fanft und ſelig entſchlafen , ihres Alters
31 Jahr 6 Monath 5 um
Tage.
Den 30. September Abends
9 Uhr wurde ſowohl zu Hofe, als in der Stadt mit
allen
Glocken
geläutet, unter welchen
durch 12 Cavaliers bei angezündeten gen und aus dem zum
die Fürſtliche Leiche Trauerfadeln
grünen Saale im
getra
Gartenhauße , hinten
rothen Schloß - Thor hinaus und in die Wilhelmsburg
über den Hof zur untern großen Kirch -Thüre hinein , ohne Geſang oder Vorleſung eines Gebets und Sermons, in die Fürftliche Gruft gebracht worden . Domin . 25. p . Trin . 1694 geſchah die Proceßion .
Nachmittags wurde um
zum
andern und um
erſten , halb 4 zum
drey Uhr
4 Uhr zum drit
ten mal, ſowohl zu Hofe, als in der Stadt, mit allen Gloden geläutet."
Johann Ernſt vermählte ſich bereits am 4. November 1694 zum
zweiten Male mit
Prinzeſſin
der
Sophie von Heſſen - Homburg. dieſen auffallend
Charlotte
Wenn wir einen
Dorothee Blick
auf
kurzen Wittwenſtand werfen , dann werden
wir unwillkürlich auf die Vermuthung gerathen , er habe in erſter Ehe nicht ſehr glücklich jedoch falſch .
gelebt.
Dieſe Vermuthung iſt
Ernſt Auguſt hatte den Grundſaß aufgeſtellt,
daß man ſich um die Todten nicht mehr zu fümmern habe, Mer," wenn man die Lebenden nicht vernachläſſigen wolle. pflegte er zu ſagen , „ gegen ſeine Gemahlin, ſo lange fie lebt, ſeine Pflicht im weiteſten Sinne des Worts erfüllt, dem nach ihrem
Tode nichts zu
bleibt
thun mehr übrig , und nur die=
jenigen , welche ungerecht, untreu , hart und lieblos gegen find , wollen das nach ihnen indeß nichts
dem
nüße iſt.
Tode wieder gut machen , was Jeder erfülle ſeine Pflicht , ſo
lange er Gelegenheit hat; nach dem ihm
dieſe."
ſie
Tode der Gemahlin fehlt
37
Grundſaß
Dieſer
giebt Zeugniß
Er befreite ſich von
That, wie er fagte , nichts
Gewohnheiten , die in der ſind, und die
Zeit ohne irgend welchen
ſtehenden
Lebt mit den
ſpruch nehmen . den Todten !
nüße
Theil der uns zur Verfügung
großen
einen
feiner Zeit
dem
von
vorangeſchrittenen Geiſt Johann Ernſts.
Gewinn für uns in An und ſeid todt mit
Lebenden
Die Hoffnung des geſammten weimarſchen Landes , die Regierung dereinſt in den Händen des Herzogs Ernſt Auguſts - zu ſehen , der durch ſeine große Leutſeligkeit die mit Liebe und Ehrfurcht erfülten Herzen ſeiner getreuen Unterthanen vor Als fein
züglich für ſich erworben hatte , erfüllte ſich nicht. Prinz
älteſter Sohn ,
Landen ,
auf fremden
Ernſt Auguſt
Jena und
er die Univerſitäten
wohin derſelbe fich , nachdem
Leipzig beſucht hatte, ſeiner weiteren Ausbildung wegen be Vaterlande
Juni des Jahres 1707 nach ſeinem
geben , im
zurückehrte, fand er ſeinem
Vater krank vor, der auch ſchon
10. Juni, ſtarb.
Tagen , am
nach einigen
Am
22. deſſelben
Monats Abends. 9 Uhr erfolgte die Beifeßung der herzogli
zu
Feierlichkeit
der
durch
rothen
Im
Leiche.
chen
befohlene
hohe
ſich alle
Perſonen , denen
ſpäter
Trauer - Marſchall und Hoffourier die für ſie bes
den
ſtimmten
Schloßhofe verſammelten
Pläße angewieſen wurden .
Von
beſonders dazu
gewählten 8
ſtavalieren wurde die fürſtliche Leiche aus dem
Gartenhauſe
in
das vordere Gewölbe getragen und auf die
daſelbſt befindliche Todtenbahre geſeßt, neben welcher 12 Ka valiere und +8 wache ſtanden .
Trabanten mit ihren Darnach
Hellebarden als Leichen
kam : der mit:6
Pferden beſpannte
Leichenwagen herbei, der Sarg wurde hinein der
Zug ſeşte fich nun
gen gingen
in Bewegung .
geſchoben
Bor dem
und
Leichenwa
der Stadtlieutenant mit 12 Trabanten ; der Kü
38
chenmeiſter als Hofverwalter und hinter ihm dann kamen
ein
Hofmarſchal mit dem
12 Fackelträger ;
Trauerftabe und ein
zweiter Hofmarſchal mit fechs Pagen auf jeder Seite , deren Jeder eine Fadel trug. find zu
Als Gefolge der
herzoglichen Leiche
nennen : ſämmtliche Hofkavaliere und Hofbedienten ,
nach ihrem
Range geordnet.
Am 23. Juni wurde in drei Pauſen zwiſchen 7 und 8 Uhr Morgens geläutet ſowohl Stadtkirche. von
dem
verfügten
In der
in
der Schloß- , als
der
Erſtern wurde eine Gedächtniſpredigt
Oberhofprediger
gehalten
und
die
fich nach einer beſonders zu dieſem
ſchriebenen
auch in
Rangordnung bahin .
Leidtragenden Zwecke vorge
Dieſe Rangordnung fand
folgender Maßen Statt : 1.
Der Hofmarſchall mit dem
Trauer-Marſchall ;
2. die Gemahlin des Herzogs
Johann Ernſt IX .;
3. die Prinzeſſin - Tochter, beide durch Kavaliere geführt; 4. der Prinz Ernſt Auguſt, und 5. Kavaliere und ſämmtliche Hofbediente. Johann ſeiner erſten 1.
Ernſt IX . hatte neun
Wilhelm
4.
5.
Mit
Johann Wilhelm , geboren den 5. Juni 1686 , geftor: ben den 14. October deſſelben Jahres ;
2. Ernſt Auguft, geboren
3.
Kinder gezeugt.
Gemahlin :
Ernſt in
den
19. April 1688,
folgt
der Regierung ;
Eleonore
Chriſtiane,
geſtorben
den
geboren
7. Februar
den
15. April 1689,
1690 ;
Johann Auguſt, geboren den 6. Juli 1690 , geſtorben den 24. Auguſt 1691;
Johanna Charlotte , geboren den 23. November geſtorben
den 3. März 1751. !
1693,
39
Mit ſeiner zweiten Gemahlin : 1. Karl Friedrich , geboren den ſtorben den
ſtorben
zu
ge
30. März 1696 ;
Johann Ernſt, geboren den
2.
1695 ,
31. October
Frankfurt am
26. Dezember 1696 , ge
Main den
3. Marie Louiſe , geboren den
1. Mai 1715 ;
18. Dezember 1697, ge
ſtorben den 29. Dezember 1704 ; 4.
Chriſtiane Sophie, geboren den ftorben den 19. Februar 1701.
Von
ſämmtlichen
neun Kindern
17. April 1700, ge
haben
den
Vater alſo
nur drei überlebt , von denen der Prinz Johann Ernſt auch nur neunzehn nur den
Jahre alt geworden iſt, ſo daß man eigentlich
Prinzen
Ernſt Auguſt und die Prinzeſſin
Johanna
Charlotte, welche übrigens unvermählt blieb, als ihn überle bend bezeichnen kann .
IV .
E
r n
ft
A
g u.ft.
u
(1728-1748.) Biertes
R a pitel
Ernſt Auguft bricht mit dem bisherijen Regierungsſyſtem . Seine Reiſen nach Holland und Frankreich. Freiherr von Reinbaben . Die Verträge Emigranten von Salzburg . Der Orden der Wachſamkeit. wegen der Auslieferung von Deſerteurs . Die eiſenachſche Erbſchaft. Streit mit Fulda. Die kaiſerliche Entſcheidung. Ernſt Auguft ſtirbt. Genealogiſches . Die Beiſeßung der herzoglichen Leiche.
Im beſten Mannesalter kam Ernſt Auguſt zu Regierung . Sein
Charakter hatte
ſeines
verſtorbenen
dabei aber ein
ungemein
viel Aehnlichkeit mit dem
Vaters.
Er war ein ernſter , ſtrenger , ſehr gerechter Fürſt und ein liebevoller Vater
ſeiner Unterthanen . Als ſein Dheim
aus dem Kreiſe der Lebenden geſchieden
war, befand er fich gerade in zoge Johann Wilhelm
Jena zum
Beſuch beim
Her
von Sachſen-Eiſennach und eilte nach
angener Nachricht ſofort zurück nach Weimar. er die Beiſeßung der Leiche mit dem
üblichen
Nachdem
fürſtlichen Ge
pränge angeordnet und dieſelbe erfolgt war, ernannte er den geheimen Rath Baron von Reinbaben zum Miniſter und Präſidenten
ſämmtlicher weimarſcher Collegien mit der Auf
gabe , die unbeſeßt gebliebenen Rathsſtellen
derſelben
unver
-
-
weilt tüchtigen Männern
41
zu
übertragen .
Dieſe eine Regie
rungsmaßregel beweiſt zu Genüge, daß Ernſt Auguft die Ab ficht hatte, mit dem
alten
Syſtem
ganz zu brechen , um
ein
neues, beſferes und zeitentſprechenderes einzuführen . Nach Beendung des Pfingſtfeſtes im er unter
dem
Namen
Jahre
1729 trat
eines Grafen 'von Brehne eine Reiſe
nach Holland und Frankreich an , nachdem
er zuvor ſeinem
Miniſter Freiherrn von Reinbaben unumſchränkte Regierungs gewalt auf Im
die Zeit ſeiner Abweſenheit übertragen
November traf er am Hofe Ludwigs XV. in
hatte.
Verſailles
an, hielt ſich daſelbft längere Zeit auf und kehrte endlich im Februar 1730 nach Weimar zurück.
Wohin er während dies
ſer
ihm
Reiſe
gekommen ,
Empfang zu Theil nem
überall war
ein
entſprechender
geworden , und’überal huldigte man ſeis
Geiſte, von dem
man
ſich Großes
verfah.
Auf dieſer
Reiſe begleiteten ihn die hervorragendſten Perſönlichkeiten ſeis nes Reiches.
Der Oberſtallmeiſter von Brühl“), die Oberſten
von Buttlar und von Borck , der Oberſtlieutenant von Stange, der Leibarzt Dr. Wölner, der Kabinetsſecretair Ludecus , zwei Pagen , von
Troyff und von Schleiding, zwei Stammerdiener,
Faſch und Joſſa ; der Reiſemundkoch Franke und außerdem noch etwa 8 Lakaten . Im
Juli 1732 mußten etwa 1000 Bewohner des Stif
tes Salzburg , um
der evangeliſchen
anbingen , flüchtig werden . Monats fondern
Sie
Religion willen , der fie
langten
am
11. deſſelben
in Weimar an und wurden nicht nur vom vornehmlich
willkommnet und
auch
vom
Volke ,
Herzoge auf's Herzlichſte. be
bewirthet. . Sie wurden
auf herzoglichen
* ) Ein Onkel des Miniſters Auguſt III. von Nurſachſen , der, wie wir wiſſen, erſt von Kaiſer Karl VI. gegraft wurde.
42
Befehl von
der Geiſtlichkeit, den Schulen und
dem
rath unter dem Geläute , aller Glocken und mit dem
Stadt Gefang :
Allein Gott in der Höh' ſei Ehr'!" eingeholt und an dem
fä
gerhauſe , in welchem Ernſt Auguſtmit ſeiner ganzen Familie ſich befand, vorüber nach der Hauptkirche von St. Peter und Paul geführt , um zuwohnen .
einem
daſelbſt abzuhaltenden
Gottesdienſte bei:
Nach Beendigung deſſelben wurden die Emigran
ten bewirthet und der Herzog felbſt Kellerei ein
Maß
mars wetteiferten
ließ
Jedem
Wein
verabfolgen.
unter
einander wegen der
aus ſeiner
Die Bewohner Wei Beherbergung
dieſer ſeltenen Gäſte , von denen zwanzig auf herzogliche Koſten untergebracht wurden .
Bevor
ſie am
nächſten
Tage
Wanderſchaft fortſegten , wurden ſie ſowohl von dem
ihre
Herzoge;
als auch von deſſen Unterthanen außerordentlich reich beſchenkt. Ernſt Auguſt verfolgte mit Emſigkeit und Ausdauer den von ſeinem
herzoglichen
Vorgänger
bereits betretenen
Weg
des geiſtigen Fortſchritts und der Beförderung des Wohlſtan :
Wege zwiſchen
1
des feiner Unterthanen .
Er legte das Fort Falkenburg , am
Weimar und Belvedere , an und verlegte das
bis dahin auf dieſem auch ſtiftete er um ſers den Orden
Plaße geſtandene Hospiz nach Aspach ;
dieſelbe Zeit zu Ehren
2. Auguſt 1732 angenommen Drdenszeichen
des deutſchen Kai
der Wachſamkeit, deffen
beſteht aus
Statuten am
und beſtätigt wurden .
einem
grün emaillirten Stern mit einem
achteckigen
goldenen
achteckigen Sterne befindet ſich
rer, vierediger rother Der Falke
Stern
mit weiß
Sterns befinden
doppelt verſchlungen auf goldenem
Zwis
ein zweiter kleines emaillirten Spißen .
iſt mit vier Diamanten verziert.
des achteckigen
und
goldenen weiß emailirten
Falfen , deffen Schnabel und Flügel von Gold find . ſchen dem
Das
In
der Mitte
fich die Buchſtaben
E. A.
blau verzierten Felde ; über
43
den beiden
Buchſtaben
ein
weißer
Fürſtenhut , unter ihnen
zwei kreuzweis über einander liegende goldene Degen . Bald als eine Gegenaufmerkſamkeit, wurde Ernſt
darauf, gleichſam
Auguſt von Kaiſer Karl VI. zum General der Ravallerie ernannt. . Unter der Regierung dieſes Herzoges wurde der Bau der Hauptkirche zu Weimar beendet und die daſelbſt befind liche Jacobskirche zu
einer Garniſonkirche umgeſchaffen ; eine
neue Gymnafien -Ordnung erlaſſen , ſowie der damalige Gym naſialrektor M. Kieſewetter zum Stelle der Magiſter Carpo von
Inſpector und an
ſeiner
Jena zum Rektor des Gym =
nafii ernannt. Wegen gegenſeitiger Auslieferung von Deſerteurs wurden von
Ernſt Auguſt Verträge abgeſchloſſen 1731 mit Schwarz
burg-Rudolſtadt; 1735.mit Bamberg; 1736 mit Würzburg ; 1737 mit
Kurmainz;
1738
mit
Brandenburg - Bayreuth ;
1744 mit Heſſen -Kaſſel und 1745 mit Kurſachſen . Durch den im ſen
Jahre 1741 erfolgten
Herzogs Wilhelm
deffen
Heinrich
Tod des kinderlo
von Sachſen - Eiſenach fielen
Landestheile , mit Ausſchluß
der
Grafſchaft
Sayn
+ Alten -Kirchen , die als ein Weiberlehn von Brandenburg-Anspach Erinnerung
an
dieſe
Ernſt Auguſt vom
an
den Markgrafen
kam , an Weimar.
Vergrößerung
ſeiner
Medailleur Stocmar zu
Zur frohen
Erblande ließ Ilmenau
eine
goldene Medaille prägen , deren Goldwerth allein vier Dufa ten betrug; eine dieſer
ähnlichen Medaille aber von Silber
mußte der Medailleur Veftner in Nürnberg anfertigen .
Dies
felbe wog 1 % Loth und hat auf der Schauſeite zwei mit Für ſtenhüten verſehene weibliche Geſtalten . Ernſt größten
Auguſt
ließ
Theil ſeiner
zu
ſeiner
Truppen nach
größeren Sicherheit dem
Eiſenachſchen
den und
44
Jenaſchen Gebiet marſchieren , während er zugleich Kommiſſionen
Fagd- , Forſt- und andere Gerechtigkeiten Zeugen
beſondere
ernannte , welche alle Aemter, Kammergüter,
in feinem
Namen in
Zu dieſer neuen
vor
Notaren
Befiß zu nehmen
hatten .
und
Erbſchaft gehörten auch die Felde ( ein
kleines, aber fiſchreiches Waſſer) und der Grund und Boden , welchen
das Stift Fulda
von Waffen in
gewaltſam
und unter Anwendung
Beſig hatte nehmen laſſen , um
darauf einen
Galgen für drei zum Tode verurtheilte Verbrecher zu errich ten . Dies war bereits geſchehen , als die von Ernſt Auguſt für dieſen Landestheil fich
ohne weiteres
ernannte Kommiſſion
Beſinnen
zugehörige Gigenthum
das
ihrem
anlangte und
fürſtlichen
es demſelben von Fulda entwendet worden war. wurde umgehauen anderer geſeyt, an
Der Galgen
und verbrannt und an ſeine Stelle ein dem
zum
Beweiſe
die weimarſche Stommiſſion einen verurtheilten
Gebieter
auf die nämliche Weiſe aneignete, wie
ihres
von
beſſeren Rechtes
Jena zum
Strange
Verbrecher aufhängen ließ .
Auf dieſen
von Fulda gegebenen erſten
Anlaß hielt es
Ernſt Auguſt für nöthig , ſeine Anſprüche auf das von Sach fen -Eiſenach
feit 1455 ' bei Henneberg und ſeit
1583 bei
Sachſen geweſenen , 1707 aber ohne ſachſen -weimarſchen Kons ſens und
Theilnehmung an dem
Pfand- Schilling an Fulda
abgetretene Amt Fiſchbach und noch rechtigkeiten für ſich und im
fürſtlich fächſiſchen Hauſes dadurch er ſich in
verſchiedene andere Ge
Namen des geſammten'kur- und geltend zu machen , daß
unbedingten Befig derſelben
ſegte.
Hiermit war
Fulda natürlich nicht zufrieden ; es verklagte den Herzog von Weimar beim
Reichs-Kammergericht zu Weplar und erwirkte
von demſelben ein Erecutions-Mandat gegen ihn , mit deſſen Ausführung die Fürſten des oberrheiniſchen Kreiſes beauftragt
45
-
wurden .
Gegen
dieſe Entſcheidung proteſtirend, wandte ſich
der Herzog von Weimar an endlich
auch
nach
den Kaiſer
unendlich vielen
ſelbſt, von dem
Widerwärtigkeiten
er im
Jahre 1747 fein Recht beſtätigt erhielt. So hatte Ernſt Auguſt mit mancherlei Unannehmlich keiten während ſeiner Regierung zu
kämpfen ; deſſen unge
achtet ließ er ſich dadurch keineswegs abhalten , ſtets für das Wohl ſeiner Unterthanen - bedacht zu ſein , und Uebelſtände, die ihm hierin entgegen ſtanden, aus dem Wege zu räumen . Schon längſt hatte er eingeſehen , daß die bei dem Tode des regierenden Herzog jedes Mal erfolgte Ländertheilung für die geiſtige und materielle Entwidlung des Volkes von großem Nachtheil ſei.
Sein eigner ſtrebſamer Geiſt konnte den Ge
danken nicht ertragen, daß bei ſeinem hältniß über
eintreten
den
und alles von
Haufen werfen
Tode ein
gleiches Ver
ihm mühſam
Aufgerichtete
würde.
Er entſchloß
das Recht der Erſtgeburt in ſeinem bringen , und da er beim
fich
daher,
Staate zur Geltung zu
Kaiſer eines höchſt vortheilhaften
Anſehns genoß , ſo konnte er faſt mit Beſtimmtheit auf def ſen
Genehmigung rechnen , die auch in Seitdem
ihm
der That erfolgte.
durch Erbſchaft das Herzogthum
Sachſen
Eiſenach zugefallen war, lebte Ernſt Auguſt mehr in Eiſenach , als
in
18. zum
Weimar, woſelbſt er auch ſtarb.
In der Nacht vom
19. Januar 1748 wurde er von fo heftigen Bruſt
beklemmungen befallen , daß ſofort fein Leibarzt herbeigerufen werden mußte.
Derſelbe hatte aller Wahrſcheinlichkeit nach
das Uebel nicht erkannt, deſſen Grund er in einer zu gen
gerin
Körperbewegung vermuthete , er ordnete deshalb für den
nächſten Morgen
eine Fußpromenade an , welche der Herzog
jedoch nicht unternehmen
konnte , da
das Bett zu verlaſſen
Stande war.
im
er erſt gegen Mittag Das Vertrauen zu
46
ſeinem Leibarzt war durch die Unſicherheit, mit welcher ders ſelbe auftrat, ungemein machte kein
erſchüttert worden.
Ernſt Auguſt
Hehl daraus , ſondern
befahl, daß durch eine Eſtafette der berühmte Profeſſor der Medizin Dr. Judy, wel
cher fich gerade in Gotha befand, Behufe ſeiner Behandlung herbeigeholt werden ſollte. Er langte indeß erſt nach dem Tode an .
Kaum
eilt , als ſich ein einſtellte,
in
war der an ihn geſendete Bote davonge
er augenblicklich wieder
Folge deſſen
dieſen Umſtänden zu
anderes
er ein
Kammerdiener
thun habe , und um den Schooß
nicht ganz die Hände in
das
in
Der Arzt wußte nicht, was er
Bett gebracht werden mußte. unter
verbundener Huſten
heftiger mit Erbrechen
doch recht durchwärmtes Hemd! Faſch , welchem
mindeſtens
zu legen , verordnete
dieſe Verrichtung
Mit ſeinem oblag , ſich
noch höchſt leutſelig unterhaltend, ſagte der Herzog plöglich : Leiche. ,Ach !" ſank hintenüber und war eine Es läßt ſich denken , daß der ſo
plößlich , wenn
auch
nicht unerwartet eingetretene Tod des ſo algeinein geliebten Fürſten
eine außerordentliche Beſtürzung
bei ſeiner nächſten
Umgebung hervorrufen mußte ; noch größer aber war dieſelbe in
Weimar , wohin
der Oberſtlieutenant von Burgsdorf
ſofort als Rourier abging .
Die Trauer , welche das ganze
Land ergriff, war eine unverfälſchte. Die
fürftliche Leiche wurde, nachdem
folgter Sektion in zum
in
fühlem
Sande aufbewahrt, um
Fals ſonſt eintretende Verweſung nicht an
Einbalſamiren behindert zu ſein .
Den 6. und 7. Fes
bruar wurde diefelbe zur Parade geſtellt. dem
er
einen zinnernen Sarg gelegt worden , bis
6. Februar 1748
durch die andren deren
ſie nach bald
Saale, in welchem
Der Eingang zu
dies Statt fand , war mit
fechzig
Gardeſoldaten beſept, der Saal ſelbſt mit mehr, als 100 Wachas
47 # lichten
erleuchtet und der Baldachin wie auch die Vorhänge
waren von Karmoſin -Sammet , die Erſteren natürlich zurück geſchlagen .
Auf dieſe Weiſe machte die ganze feierliche Aus
ſtellung einen ſehr erhebenden Eindruck auf diejenigen , welche herbeteilten , um
des geliebten
Fürſten
Antlig noch ein Mal
zu ſehen . In der
Nacht zum
9. Februar um
zwölf Uhr wurde
der Sarg mit der fürſtlichen Leiche von acht adligen Vafallen mit geſchloſſenen Viſiren emporgehoben und unter Anführung des Oberſtallmeiſters von Reineď
und in
Begleitung von
Kavalieren , Secretairen , Kammerdienern und ſonſtigen bedienten nach dem
Leichenwagen getragen .
Hof
Die hierauf ein
tretende Ordnung der hohen und niederen Leibtragenden er folgte in folgender Weiſe: Zuerſt kamen ein der
Pferden , ein dem
Jäger und der Kammerfourier, dann
Reihe nach rechs Stallbediente mit Fackeln auf ſchwarzen von
fechs Pferden gezogener Trauerwagen mit
ſchon genannten
valieren
und einem
Herrn von Reineck , zwei anderen Kammerjunker , abermals
mit 8
Pferden
1
diente mit Fackeln auf ſchwarzen
Pferden , und endlich der
beſpannte Leichenwagen .
Demſelben folgten :
4 Kammerpagen und 4 Kammerhuſaren , ein 24 Mann Pferde , ein
Gardeſoldaten ,
Rittmeiſter mit
8 Stalbediente mit Fadeln
Trauerwagen mit 3 Rammerdienern
Secrétair und endlich
Ka
ſechs Stallbe
zu
und einem
zwei andere Trauerkutſchen , in
denen
einige Hofbeamte ſich befanden . In
der erſten Nacht kam
der Leichenzug nur bis Deſter
bernigen , in der zweiten bis Schwomſen und in der dritten erſt
erreichte man
der hohen
die Reſidenz Weimar.
Leiche hatten
ſich der
Zum
Empfange
Hofmarſchall von Schard ,
der Schloßhauptmann von Spißnas und 12 Kammerjun
48
ker eingefunden .
Sowohl in
Deſterbernigen ,
als
auch in
Schwomſen war die fürſtliche Leiche während der Tageszeit in der Stirche aufbewahrt. Ernſt Auguſt hatte ſich zwei Mal vermählt. Mal im
Jahre 1716
am
Das erſte
24. Januar mit der verwittweten
Herzogin von Sachſen -Merſeburg , Eleonore Wilhelmine, ges borene Prinzeſſin am
von
Anhalt- Köthen .
30. Auguſt 1726 , nachdem
Dieſelbe ſtarb ſchon
ſie ihm
acht Kinder geboren
hatte , von denen wir gleich weiter reden werden . Jahre 1734 , alſo nach einem ſchloß
Erſt im
achtjährigen Wittwenſtande, ent
er fich, ſich mit der Prinzeſſin Sophie Charlotte Al
bertine von Brandenburg-Bayreuth zu vermählen. mählung ſelbſt fand am 7. April des genannten Auch dieſe zweite Gemahlin verlor er ſchon am durch den
Tod und zwar, ohne daß es ihm
2. März 1747 vergönnt gewe
ſen wäre, in ihrer Sterbeſtunde bei ihr zu ſein . fich gerade in
Er befand
Eiſenach, als ſeine Gemahlin , welche in
nau zurückgeblieben , von den Windpođen befallen Tode dahin
Die Ver
Jahres Statt.
gerafft wurde , noch
herbeieilen konnte.
ehe er zu
Sie war nur 34
Ilme
und vom
ihrer
Tröſtung
Jahre alt geworden .
Die Kinder aus der erſten Ehe des Herzogs Ernſt Auguſt waren : 1. Wilhelm Ernſt, geboren den 4. Juli 1717, geſtorben den 8. Juni 1719 ;
2.
Deſſen erſt im
3.
Zwillingsſchweſter Wilhelmine Auguſte, welche Jahre 1752 am
Johann Wilhelm ,
8. Dezember ſtarb ;
geboren
den
10.
Januar 1719,
geſtorben den 6. Dezember 1732 ; 4.
Charlotte Agneſe Leopoldine, geboren ber 1720 , geſtorben den
den 5. Dezem
15. October 1724 ;
49
5.
Johanna Eleonore Henriette, geboren den 2. Dezem ber 1721 , geſtorben den 16. Juni 1722 ;
6.
Erneſtine Albertine, geboren den vermählte ſich am Philipp Ernſt von 15. Mai 1764 ;
6. März
28. Dezember 1722,
1756 mit dem
Grafen
der Lippe- Alverdiſſen , ſtarb
den
7. Bernhardine Chriſtiane Sophie, geboren den 5. Mai 1724 , vermählte ſich den 19. November 1744 mit dem
Fürſten
Friedrich von Schwarzburg - Ru
Johann
dolſtadt und ſtarb am 8.
5. Juni 1754 ;
Emanuel Friedrich Bernhard, geboren den 19. Dezem ber 1725 , geſtorben
den 11.
Januar 1729 .
Kinder aus der zweiten Ehe : 1. Karl Auguſt Eugenium , geboren den 1. October 1735 , geſtorben den
13. September 1736 ;
2. Ernſt Auguſt Konſtantin, geboren übernahm
den 2. Juni 1737,
ſeines Vaters Regierung ;
3. Erneſtine Auguſte Sophie, geboren 1740 , vermählte ſich mit dem Karl von
Sachſen -Hildburghauſen am
ſtarb nach einer zehnjährigen 4.
den 5.
Januar
Herzog Ernſt Frtedrich 1. Juli 1758,
Ehe ;
Ernſt Adolph Felir, geboren den 23. Januar 1741,
geſtorben an ſeinem
Geburtstage des
Jahres 1743.
.
Bertraute Geſchichte. Sa ſen . 4. Bd.
4
V.
K on it an ti n .
A ug u ft
E r n ft
( 1748—1758.)
Fü nftes sa p'i tel. Die gothaiſche Vormundſchaft und der Streit deshalb mit Koburg und Meiningen . Die hierauf bezügliche Entſcheidung des Kaiſers. - Die Land tags-Deputation bei Ernſt Auguft Konſtantin . Eine Gedenk-Medaille. Die kaiſerliche Majorennitäts-Erklärung des Herzogs Ernft Auguft konftan tin . - Selbftregierung. - Perſchiedene Verordnungen . Der Herzog ftirbt. Genealogie ſeines Hauſes. Ernſt Auguſt Konſtantin war bei dem ters erſt elf Jahre alt und es mußten von einem
Tode ſeines Va
deshalb
ſeine Erblande
Vormunde regiert werden , wozu der Herzog von
Gotha gewählt worden war. gierungsepoche
des
Bevor wir indeß auf die Re
herzoglichen
es uns vergönnt, erſt der
Vormundes
übergeben , ſei
Jugendzeit des Erbprinzen
einige
Worte zu widmen . Ernſt Auguſt, der zur Zeit der Geburt dieſes feines Soh nes bereits das Recht der Erſtgeburt eingeführt hatte, ließ es an
nichts
fehlen , denſelben
zu
dem
großen und erhabenen
Zwecke, zu welchem derſelbe vom Schickſal beſtimmtwar, aus zubilden .
Religion bildete auch bei dieſem
weimar'ſchen Für
ſten
einen Hauptbeſtandtheil der Erziehung, weshalb zu ſei
nem
erſten
Erzieher der Oberkonſiſtorial-Affeffor und Hofpre
51
diger Bartholomäi von worden war.
Im
ſeinem
fürſtlichen
Vater
Jahre 1743 jedoch ſchon bekam
ernannt
er in dem
Forſtſecretair Hindorf einen andern Erzieher , der ihn vor nehmlich in Geographie , Geſchichte und in der Sprache unterrichtete und bis zum dieſe Stellung inne behielt. dorf hatte in
Außer dieſem
der Erbprinz noch
Forſtſecretair Hin
beſondere Lehrer
der franzöſiſchen Sprache , im
lateiniſchen
Tode Ernſt Auguſts auch
Schreiben , im
im
Rechnen ,
Fechten und
Tanzen . An dem nämlichen Tage , wo der Oberſtlieutenant von Burgsdorf dem erfolgten
Prinzen die Nachricht von dem
zu Eiſenach
Tode ſeines Vaters überbrachte, langten bereits die
Abgeordneten
des
Herzogs
Eiſenach , als auch in
von Sachſen - Gotha
ſowohl
Weimar an , und zwar waren
die erſtgenannte Stadt
der
gothaiſche
in
es für
Obermarſchall. von
Moltke und der Legations-Rath Gotter, für Weimar : der Oberhofmeiſter von Buchwald und der Vicekanzler Bud deus. In beiden Orten ließen ſie eine Bekanntmachung ihres Fürſten veröffentlichen , derzufolge derſelbe ſich ſelbſt zum Vormunde über Ernſt Auguſt Konſtantin Recht hierzu
aus ſeiner nahen
verſtorbenen Herzoge herleitete .
erklärte und das
Verwandtſchaft mit dem Erſt nachdem
ver
das Teſtament
des Leßtern geöffnet worden , erfuhr man , daß die vormund ſchaftliche Landesbeſchlagnahme Seitens
des gothaiſden Her
zogs im Fall ſeines Abſterbens während der Minderjährigkeit feines Sohnes von ihm ſelbſt angeordnet worden war. Im Namen
ihres fürſtlichen Gebieters ließen
ſich
die gothaiſchen
Bevollmächtigten von fämmtlichen weimar'ſchen hohen und niederen Beamten , Soldaten und Dienern den Eid der Treue mittelſt Handſchlages leiſten. Genüge zu thun, kam
Um jedoch allen Anforderungen
darauf, der Herzog Friedrich von Sach 4*
52
fen - Gotha, begleitet von ſeiner Gemahlin , am
24. Januar
ſelbſt nach Weimar und ſtieg in der Wilhelmsburg ab . Mit einem
neuen Herrn
neue Regierung ein .
tritt auch in
der Regel eine
Der Herzog Friedrich von Gotha ließ
ſofort in den weimar- und eiſenach'ſchen Landen eine Vermin derung
des ſtehenden
Marſtals eintreten .
Heeres , ſowie auch Zum
des
herzoglichen
Oberhofmeiſter des Erbprinzen er
nannte er den Herrn Jacob Julius von Kaulbars , zum Lehrer
in
Geſchichts-
der lateiniſchen Sprache, in der Geographie, den und übrigen
Wiſſenſchaften
aber den
Kamerad
Johann Samuel Verch , in der franzöſiſchen Sprache den
Religion den ſpäteren Kabinetsprediger Dr. Johann Fried rich Thierbach. Die Wahl der Lehrer des künftigen Regenten ließ den Herzog von Gotha ſelbſt als
einen
Weimar:
gebildeten und
kenntnißreichen Mann erkennen , der ſeine Pflichten , die ihm als Vormund oblagen , volſtändig richtig aufgefaßt hatte und geſonnen war, dieſelben überall mit Gewiffenhaftigkeit zu er füllen .
Johann Friedrich Thierbach blieb leider nur ein Jahr
in der ihm
von dem
Herzoge in
Gotha bei dem
Erbprinzen
angewieſenen Stellung, denn ſchon 1749 wurde derſelbe, fei ner hervorragenden
Fähigkeiten wegen , zum
Diacon
an
der
Hauptkirche von St. Petri und Pauli in Weimar ernannt. In ſeine bisherige Stelle rückte der nicht minder erfahrene Stifts- und Garniſonprediger Bernhard Sebaſtian Große in Eiſenach unter Verleihung des Titels eines Kabinetspre digers des
Erbprinzen ein .
Da der Herzog
Friedrich von Gotha von dem
verſtor
benen Herzoge Ernſt Auguſt von Weimar mittelft Teftamen tes einer Seits , und kraft ſeiner nahen
Verwandtſchaft zu
1
geheimen Rath Georg Ludwig d'Avenſtein , und in der
53
Weimar anderer Seits zum Erbprinzen
Vormunde deg minderjährigen Alles, was er in dieſer
gewählt worden , und
Eigenſchaft anordnete , nur als gut und vortrefflich bezeichnet werden
vollſtändig
annehmen müſſen ,
folgerichtig
konnte ; ſo hätte man
daß ſämmtliche übrige Fürſten
der fächfiſchen
Häuſer damit
Dies war jedoch nicht
zufrieden geweſen wären .
Sowohl Meiningen , als auch Koburg verſuchten ,
der Fall.
unter der Behauptung, daß fie ein größeres Recht zur Vors mundſchaft des Erbprinzen von Weimar hätten , als Gotha , das Teſtament Ernſt Auguſts anzugreifen
und umzuſtoßen .
1 Sie brachten nicht nur am
kaiſerlichen
Hofe zu Wien , ſon
dern auch auf dem regensburger Reichstage ihre Beſchwerden bor. Es läßt ſich denken , daß ein ſolcher Streit das allge meinſte endlich
Intereſſe am
hervorrufen
mußte .
17. September 1749
Gotha und Roburg zu
Der
einen
Stande.
Nach den
deffelben ſollten 1 ) die fachſen -gothaiſchen ten Einrichtungen der fürftlichen
Vormundſchaft von
zwiſchen
Beſtimmungen
bis dahin gemach
überall genehmigt, 2 ) die
3) der unmündigen
Kaiſer brachte
Vergleich
cura folitaria
Sachſen - Gotha ,
ſowie
Prinzeſſin von Weimar von Sachſen
Roburg beſorgt , 4 ) deren Erziehung jedes fürſtlichen Herrn Vormundes Widfür überlaſſen , 5 ) die dazu erforderlichen Koſten von den weimar'- und eiſenach'ſchen Kammern
und
Landſchaftskaffen zu gleichen Theilen getragen , 6 ) die Landes Adminiſtration dergeſtalt getheilt, daß das Fürſtenthum fenach incl. der Aemter fen -Gotha , das
Ei
Jena , Auſtädt und Rudaftädt Sach
Fürſtenthum Weimar aber Sachſen - Roburg
folitarie et plenarie
überlaſſen , nichts
7) die Kirchengebete allenthalben
deſto weniger aber
auf beide fürſtliche Herren
Vormünder und Landeg-Adminiſtratoren ohne eines jeden Bez nennung collective und generaliter gerichtet,
8) das ſachſen
54
weimar'ſche Votum an Sachſen -Koburg, das fachſen -eiſenach'ſche an Sachſen -Gotha übertragen werden ſollte, 9) ſollte es jedem fürſtlichen Vormunde in denjenigen Landestheilen , welche ſei ner Verwaltung übertragen nach
ſeinem
ſeien , freiſtehen , in Gerichtsſachen
Gutdünken zu verfahren .
Abgeſehen davon , daß dieſe kaiſerliche Entſcheidung jeden Rechtsgrund entbehrt, da ſie dem klaren Wortlaut des Teftas ments von Haus
Ernſt Auguſt entgegen handelt, ſo war auch
damit entſchieden nicht zufrieden . zum
das
Sachſen - Meiningen , weil es vollftändig übergangen ,
Gehorſam
Um
daſſelbe zur Ruhe und
zu bringen , ſandte der Staiſer ſeinen General
Baron von Bretladh nach Weimar, woſelbſt er am vember 1749 eintraf.
7. No
Derſelbe hatte Auftrag , für die pünkt
lichſte Durchführung des getroffenen kaiſerlichen Arrangements zu ſorgen .
Unter ſolchen Verhältniſſen wäre es von dem klei
nen Meiningen
eine Tollkühnheit geweſen , noch länger den
Erzärnten zu ſpielen ; es
fügte
ſich demnach auch ſehr bald.
Die Entſcheidung des Kaiſers, obwohl ſie, wie wir bereits ge ſagt, eigentlich nicht auf dem dennoch
als
ſehr vernünftig
Rechtsboden
ſtand, mußte man
bezeichnen .
Der
Herzog von
Gotha behielt die Vormundſchaft des Erbprinzen , während der Herzog von Koburg die Bevormundung der minorennen Prinzeſſin Erneſtine Auguſte Sophie von Weimar zugewieſen erhielt
und
Anſprüchen
der Herzog von
Sachſen -Meiningen mit ſeinen
zurückgewieſen wurde.
Die
beiden Herzoge von
Gotha und Roburg machten nun eine Reiſe in die ihrer Ad miniſtration übergebenen Lande , jedoch mit dem Unterſchied , daß
der Herzog von Gotha nach Eiſenach , der
Herzog von Roburg nach Weimar kam , um laffen .
Erſt im
ftantin zum
auffallenden
ſich huldigen
zu
Jahre 1750 begab fich Ernſt Auguſt Kons
erſten Male nach Eiſenach, wo er von
der Kauf
55
mannſchaft empfangen und von nonendonner begrüßt wurde. genen
der Wartburg aus mit Ka Fuße der romantiſch gele
Am
und durch Luthers Aufenthalt daſelbſt berühmt gewor
denen Wartburg
empfingen ihn die Miniſter, die Kavalierë,
und geheimen Räthe und geleiteten ihn nach Eiſenach, woſelbſt am
Rathhauſe eine Ehrenpforte errichtet worden und Abends
brillant erleuchtet wurde.
Nach einem
fechstägigen
Aufent
halte wurde der Herzog auf dieſelbe Weiſe zurück nach Wet mar begleitet. Am
27. Mai 1755 wurde der zweite allgemeine Land
tag während der Adminiſtration der weimar'- und eiſenach' ſchen Lande durch den Oberkonſiſtorialaſſeſſor und Hofprediger Johann Gottlieb Nide eröffnet. Das Wichtigſte auf dieſem
Landtage war die einſtimmige Beſchlußfaſſung , daß
eine Deputation erwählt, an den Herzog Ernſt Auguſt Kon ftantin abgefendet und er von derſelben im Namen des Lan des gebeten werden ſollte, die Regierung ſeiner Erblande von nun an perſönlich zu übernehmen .
Das ging indeß nicht ſo
raſch, obgleich der junge Fürſt mit ſeiner Einwilligung nicht zurück hielt; allein
er hatte an dem
Tage, an welchem
empfingen , erſt das
Landtagsmitglieder eine Audienz von ihm neunzehnte jorenn .
Jahr erreicht, war alſo erſt in
einem
Jahre ma
Wenn er ſich nun auch zur Uebernahme der Regie
rung bereit erklärte, fo war dadurch wenig
die
an
und für fich
erſt
gewonnen , da zur Durchführung dieſer Bereitwilligkeit
vor allen Dingen
die Genehmigung des Kaiſers , als Ober
vormund, vonnöthen war.
Dieſe mit Beſtimmtheit erwar
tend, wurde eine Gedenkmédaille angefertigt, welche von Sil ber und zwei Loth ſchwer war.
Auf der einen Seite derſel
ben befand ſich ein mit vielen Früchten an
verſehener Apfelbaum ,
deffen Fuße mehrere herabgefallene Aepfel zu ſehen waren ,
56
Rechts ftand ein
welche einige blondgeloďte Kinder auflaſen .
Hirt mit einer Heerde Schaafe, die er in die ſehr getreu wie gegebene Allee von Weimar nach Falkenburg trieb . Rund um
die Medaille las man
folgende Worte, die wir ganz
getreu wiedergeben : So hat Joſias* ) Huld Dir Schat ten zugewand, und unten
fächfiſchen
dem
ſtand : Begluďte Vormund
Auf der andern Seite ein vertrodneter mit
Ichafft, 1755.
Wappen verzierter Baum , aus dem
Zweig hervorkam , der bereits einige
grüner
ein neuer
Früchte zeigte.
Als Umſchrift zeigte dieſe Seite folgende Worte: So wächft Dein Konſtantin
für Dich verwaiſtes land;
unten
ſtand : Erſteigt durch Gottes Krafft. ſehr tüchigen
Dieſe Medaille hatte unzweifelhaft einen Künſtler zum
Erfinder gehabt, deſſen Namen uns jedoch lei
der die Geſchichte
Im
nicht aufbewahrt hat.
Uebrigen ließ
Alles, was in Weimar geſchah, ſchon dunkel die ſpätere Glanz periode dieſes kleinen , in geiſtiger Beziehung aber ſehr bedeu tenden Landes ahnen . Der Kaiſer
genehmigte das Geſuch
wegen
rennität des jungen Herzogs und ſtellte am
1755 eine darauf bezügliche Ordre aus und am ben Monats überbrachte der Herzog von Gotha nem
fürſtlichen
Mündel in
Eiſenach.
Um
der Majo
18. Dezember 29. deſſel dieſelbe ſeis
die Feierlichkeit
dieſes freudigen Ereigniffes zu erhöhen , wurden 4 Gedächtniß münzen 1756
in
Silber und 2 in Gold geprägt.
Den 3. Januar
langte auch der Herzog Franz Joſias von
Koburg
in
Eiſenach an . Die Uebergabe der Regierung geſchah von einer von beiden Vormündern gewählten Deputation an die von Ernſt Auguſt Konſtantin , ernannten weimar'- und eiſenach'
* ) Der Serzog von Sachſen -Roburg.
57
ſchen Kommiſſarien am Monats reiſte der
10. Januar 1756.
Am 24. deſſelben
Herzog von Weimar in Begleitung ſeines
Statthalters , Grafen
von Bünau , nad
Weimar, um
nun
die Regierung ſeines
Staates
faktiſch zu übernehmen .
Am
Frauenthore. fand ein . feierlicher
Empfang von
Seiten
des
Stadtraths und fämmtlicher Innungen Statt Die Zuſammenrufung eines außerordentlichen Landtages
10. Juni 1756
eröffnet und am
Von Erheblichkeit kam
geſchloſſen .
3. Juli deſſelben
Nichts auf dieſer Stän
vorigen Herzoge angekauften Güter Dbmanſtädt
und Buttelſtädt verkauft, aus welchem erſichtlich .
Jahres
Kurz vor ihrer Beendung wurden die
deverſammlung vor. von dem
Derſelbe wurde am
Herzogs erſte Sorge.
war des neuen
Das erſte kam
an
Grunde , iſt nicht
den Grafen von Bünau ,
das Leştere an den Kaufmann Sdortmann. Vier neue Gefeße erſchienen 1) wegen
in
dieſem
Jahre noch :
liederlicher Frauensleute , 2 ) wegen Holzdiebſtahls ,
3) in Bezug auf die Bettelei und 4 ) wegen
Heilighaltung
des Sonntags. Zu jener Zeit begannen bereits, die Preiſe der nothwen digen Lebensmittel unverhältniſmäßig in die Höhe zu gehen . Der
Herzog
verordnete
deshalb
11. März 1757, daß der Anbau umfangreicher
in
ſeinem
am 4. April deſſelben
in
einem
der Kartoffeln eifriger und
Lande betrieben werden ſollte , und
Jahres befahl er, für eine Vermehrung
des Holzes durch neue Anpflanzungen zu er am
Patente vom
ſorgen ; auch erließ
28. Mai ein neues Geſep wegen der in
ſeinen lan
den gewerbsmäßig betriebenen Unzucht liederlicher Frauenzim mer , da das vom
Jahre 1756 nicht vollſtändig ausreichend
erſchien . Aus dieſen Verordnungen des Herzogế ging klar hervor,
58
daß er es, gleich ſeinen Vorgängern , redlich mit ſeinen terthanen meinte.
Es konnte demnach auch nur der allges
meine Wunſch ſein, daß ihm Volkes
ein
verwirklichte ſtarb
zum
glüdlichen Gedeihen feines
recht langes Leben beſchieden ſein möge. ſich dieſer
Wunſch nicht.
Ernſt Auguſt Konſtantin
Krankenlager früh vier Uhr. undzwanzig
Un
Jahre alt und
Leider
Am
28. Mai 1758
nach einem
vierwöchentlichen
Er war noch nicht volle ein hatte ſich am
16. April 1756
mit der Prinzeſſin Anna Amalia von Braunſchweig vermählt, die ihn mit zwei Kindern beſchenkte: 1. Karl Auguſt, den 2.
Friedrich
3. September 1757 geboren ;
Ferdinand Stonftantin , wurde erſt nach dem
Tode ſeines fürſtlichen Vaters am
8. September 1758
geboren. Die Ausſtellung und Beifeßung der Leiche Ernſt Auguſt Konſtantins geſchah in derſelben Weiſe, wie bei den ihm vor angegangenen Herzogen von Weimar , und wir werden des halb ohne Nachtheil unſrer Geſchichte die Beſchreibung dabei vorgekommenen
Feierlichkeiten übergeben können . -
der
1
1 VI.
Karl unter
der
Auguſt
Vormundſchaft ſeiner Mutter Anna
Amalia.
( 1758–1828 .) a p it e I.
Se ch 8 t e $
Majorennitätserklärung Anna Amalias. - Regentſchaft derſelben . Karl Auguſt tritt 1775 die Regierung an. Seine Reiſen durch Deutſch land. Seine Dermählung mit der Prinzeſſin Louiſe von Heſſen - Darmſtadt. Herr von Knebel vermittelt die Bekanntſchaft des Herzogs mit Wolf gang von Köthe. Friedrich von Schiller. Chriſtoph Martin Wieland. Johann Gottfried von Herder. Beim
Tode Ernſt Auguſt Konſtantins trat ein merk
würdiger Fall, der noch nicht vorgekommen war, ein . nen
Tod erwartend , hatte der Herzog ein
Set
Teſtament hinter
laffen , demzufolge ſeine Gemahlin zum
Vormunde ſeines min
derjährigen Sohnes angeſehen werden
ſollte. Nun aber war
fie ſelber noch minorenn , und obwohl für dieſen
Fall ihr
Vater , der Herzog Karl von Braunſchweig , zum
Obervor
mund bis zu ihrer eigenen Majorennität beſtimmtworden war, fo war dies geſchehen .
jedoch
den
fächfiſchen
Der Kaiſer , dem
die getreue Befolgung
Familiengeſeken entgegen
die Pflicht oblag, überall über
der vorhandenen
Verordnungen
zu
60
wachen , konnte
und durfte die
der vorliegenden
Teſtamentsbeſtimmungen in
Verfaſſung nicht anerkennen .
erklärend , übertrug von Weimar an König von Polen .
er
die
Auguſt
Dies ſofort
Vormundſchaft des
Erbprinzen
III., Kurfürſt von Sachſen und
Allein auch hiermit war Nichts gewonen ,
denn Auguſt III. erließ eine Gegenerklärung derart, daß die Vormundſchaft nach den fächſiſchen Hausgeſeßen
dem
des fächſiſch-erneſtiniſchen Hauſes , aber nicht ihm
Senior zuſtände,
weshalb er dieſelbe auch nicht annehmen könne, noch werde. Die ganze Angelegenheit hatte ſich über ein
Jahr hin
gezogen, ohne zu einer die Partheien befriedigenden Entſchei dung gelangt zu
ſein .
Kaiſer Franz I. führte dieſelbe das
durch herbei, daß er am
9.
Juli 1759 die Herzogin Amalia
für volljährig und dadurch zur Uebernahme der Vormund fchaft ihres Sohnes für berechtigt erklärte. „ Unter mehr unter Weimar zu
dieſer hochherzigen ihrem einem
Fürſtin , ſowie
großen Sohne Starl Auguſt wahrhaften
ſenſchaft und wie einſt in
ſpäter noch erhob
ſich
Tempel der Kunſt und Wiſ
Italien
das fürſtliche Haus Efte
und das der florentiniſchen Medizeer die Sammelpläße alles Schönen
und Edlen
wurden , ſo auch Weimar unter
der
Herrſchaft Anna Amalias und ihres Sohnes !" ſagen Fiſcher und Streit fehr treffend.
In Weimar entfalteten fich in der
That die ſchönſten Knospen der Literatur und der Stunft zu den herrlichſten Blüthen .
Allein
cher Zuſtand ein ! Wir haben zen
geſehen , daß Weimar fo
in
nicht plößlich trat ein fols den vorhergeſchickten Skiz
glücklich geweſen , an
ſeiner
Spike Fürſten zu haben , von denen Einer immer mehr als der Andere vorwärts ſtrebte und kein Mittel unverſucht ließ, ſeinen Staat zu
einem
blühenden
zu
machen !
Unter der
Regierung Anna Amalia’s und ihres Sohnes Karl Auguſt's
61
erreichte Weimar die höchſte Stufe feines Glanzes , von die es ſpäter , wie auch natürlich, wieder zurüdgedrängt wurde. Augenblick zu
freilich keinen
Es iſt
verkennen ,
daß, wäre
Anna Amalia nicht zur Regierung gelangt, Weimar niemals höchſten
feinen
Es war nothwendig,
Glanz erreicht hätte.
daß der Fürſt, der dies durch ſein eigenes Talent zn
bewerk
eine demgemäße Erziehung empfing und geiſtreichſte Frau des achtzehnten Jahr Amalia , die nur Anna ſtelligen
verſtand ,
hunderts , war zur Löſung dieſer Aufgabe
geſchickt
genug.
Hätte Karl Auguſt eine Mutter gehabt, die weniger fein ge bildet und weniger troß ſeiner
eigenen
geiſtreich
niemals hätte er
geweſen ,
hervorragenden
Fähigkeiten
ſein hohes
Ziel erreicht.
Anna Amalia war auch eine vorzügliche Regentin und ebnete den Pfad, auf den Am
ihr Sohn ſpäter rüſtig weiter ging.
3. September 1775, nad
bensjahre übernahm
zurückgelegtem
achtzehnten
Le
der Herzog Karl Auguſt ſelbſt die Re
gierung ſeiner Erblande.
Pölig
fagt über dieſen feltenen
Fürſten : „ Der Herzog ſelbſt ging bei dem Reichthum feiner Kennt niſſe, bei dem ſicheren Takt ſeines gediegenen Urtheils über alle große Angelegenheiten des inneren und äußeren Staats lebens , und bei der der
Entwickelung
ldhaften
Vielſeitigkeit feiner geiſtigen
feines
braven
und die Künſte fanden
Bildung,
Volkes voran ; die Wiſſen an
der kleinen
Ilm
einen
bis dahin noch nicht gekannten Mittelpunkt; das freie Wort ward nirgend mit Aengſtlichkeit bewacht und gehindert; denn Karl Auguſt und ſeine erlauchteten Räthe hatten Nichts von demſelben zu fürchten . Mit ungetheilter Achtung ward Wets mars Name in Europa und Amerika ſchule
Jena erftarkte zu friſchem
genannt.
Leben , als
Die Hoch
Philofophie und
62
Geſchichte, die ſicherſten
Unterlagen alles geiſtigen Aufſchwun
ges , auf ihr durch ausgezeichnete Männer angebaut wurden . Das Erziehungsweſen ward marſche Ruhm
Gymnaſium an
zeitgemäß geſtaltet und das wei
trat , in ſeiner neuen
die Spiße der übrigen Schul- und Bildungsan
ſtalten des Landes. ſtügt von
Der Feldbau , der Gewerbsfleiß und , ge
Beiden , der Handel kamen
in
felbſt die materiellen Kräfte der Staaten Blüthe
Einrichtung , mit
des
Stügpunktes
der
Aufnahme; denn bedürfen
fortſchreitenden
zu ihrer
geiſtigen
Kräfte." Kurz vor
ſeinem
Regierungsantritt hatte Karl Auguſt
eine Reiſe durch Deutſchland gemacht, vielleicht aus demſelben Grunde, wie Peter der Große von nach
Rußland.
Heffen - Darmſtadt, lernte die Prinzeſſin
Er kam
audy
Louiſe daſelbſt
kennen, eine außerordentlich reizende und liebenswürdige Dame, verliebte ſich in fie dergeſtalt, daß er fich , ſelbſt wenn ſie ein einfaches Bürgermädchen geweſen wäre, dennoch mit ihr ver mählt haben würde.
Ein ſo inniges Verhältniß , wie zwiſchen
Karl Auguſt von Weimar und ſeiner Gemahlin nur höchſt ſelten in ſeinem
Stande antreffen .
nicht nur ſehr
liebenswürdig , ſondern
ſchön
auch einen fo fein
und
wird man
Aber ſie war ſie
befaß
gebildeten Geiſt und ein ſo tiefes Gefühl
für Kunſt und Wiſſenſchaft, daß man ſie mit Recht an die Seite ihrer herzoglichen Schwiegermutter ſtellen kann. Wo die Perſonen
drei erſten
eines Hofes einer ſolchen geiſtigen Richa
tung huldigen , da fühlen ſich andere große, hervorragende Geiſter unwiderſtehlich wenn man
hingezogen
dort in einen
und es iſt dann Kreis tritt , den
kein man
Wunder , an
einem
zweiten Orte Deutſchlands nur vergeblich ſuchen würde.
Um
eben
dieſelbe Zeit befand fich der große Wolfgang
von Göthe in Frankfurt am
Main , der durch ſeinen
1773
63
erſchienenen Göß und durch ſeinen Werther, den
er ein
Jahr
nachher herausgab, die Aufmerkſamkeit ſämmtlicher Gebildeten Deutſchlands auf fich gelenkt hatte.
Karl Auguft, der damals
noch nicht regierender Herzog von Weimar war, berührte auf ſeiner vorhin erwähnten Reiſe auch Frankfurt am Main , um ebenfalls den großen Dichter kennen zu lernen . bel, der ſich in ſeinem früher her ſchon
Herr von Kine
Gefolge befand, und mit Göthe von
bekannt war , brachte den
demſelben zuſammen .
Erbprinzen mit
Dieſe Bekanntſchaft war für Göthes
Leben von entſchiedenem
Einfluß .
Denn als Karl Auguſt
die Regierung übernommen hatte, lud er ihn Hof zu
kommen .
wurde im
Jahre
Dieſer folgte
weimarſchen
1776 zum
Siß und Stimme im
dieſem
ein , an ſeinen
ehrenhaften
Rufe,
Legationsrath mit
Geheimraths - Stollegium
und drei Jahre
darauf zum wirklichen geheimen Rath ernannt. Karl Auguſt verehrte den
Dichter ſo ungemein , daß er in ſeiner Geſell
fchaft eine Reiſe nach
der
Schweiz machte, ihn
im
Jahre
1782 zum Kammerpräſidenten ernannte und nobilirte. Einige Jahre nachher machte ihn der Herzog zu ſeinem niſter.
Aber auch außerhalb
dienſte dieſes
großen
Deutſchlands wurden die Ver
Dichters : anerkannt.
ander von Rußland verlieh ihm und Napoleon
gab
ihm
Premiermi
ſogar
Der Kaiſer Aler
den Alerander-Newsky-Orden , das
Großkreuz der Ehren
legion . Ein
ſehr
geiſtreicher
auf ihn und den
Biograph
Göthes fagt in
Bezug
Hof zu Weimar :
Was hat das
Haus Eſte voraus vor dem
mar , ſeit Amalia , Karl Auguſt und Louiſe
Haus Wet den
Thron
fchmücken ? Sammelte ſich doch kaum in den größten Haupt ſtädten eine Summe ſo ausgezeichneter Geiſter, als in dem kleinen Weimar, das die Kunſt zu einem
freundlichen
Para
64
dies umſchuf!
Jene ſchönen Tage in Ettersburg, in
in Belvedere, in Wilhelmsthal, in melter Hof im freundlich Feſten
ſchönen
willkommen
Tieffurt,
Ilmenau, wo ein verjam
Naturgenuß nicht blos die Muſen hieß , ſondern
felbft
Theil
nahmen , welche ſie anordneten , werden
an
den
unvergeßlich
fein in der Geſchichte unſerer Poefie und Kultur.“ Wo Göthe genannt wird , darf
Friedrich
von
nicht fehlen , der jedenfalls einen ebenſo großen dem
geiſtreichen
Aufſchwung Weimars
Schiller
Antheil an
hat, wie Wolfgang
von Göthe.
Friedrich von Schiller am
11. November 1759 in Mar
Sein Vater , damals Lieutenant, nachher Major
bach geboren .
und Kommandant des herzoglich -würtembergiſchen Luftſchloſ fes Solitude, war ein kenntnißreicher Mann , und ſeine Mut ter eine geiſtreiche und achtbare Frau .
Schon
als Anabe
las Schiller die Schriften der heiligen Sänger des alten Bun des mit Entzücken .
vierzehnten
Im
Jahre kam
er auf die
damalige Militair- Akademie zu Stuttgart, wo er fich indeß mehr mit der Dichtkunſt, als mit anderen beſchäftigte . Studium .
Späterhin Im
Lehrgegenſtänden
ſich dem
mediziniſchen
Jahre 1780 ward er als Regimentsarzt in
Stuttgart angeſtellt. ließ , gaben
widmete er
Seine „ Räuber“ , die er damals drucken
Veranlaſſung
zu
einer
Beſchwerde bei
ſeinem
Fürſten , der ihm darauf verbot, ferner nodi Etwas drucken zu laſſen .
Ein Geiſt, wie der unſers Schillers konnte ſich un
möglich dieſer Beſchränkung fügen . feinen
Abſchied
und wurde
deshalb 1782
Er nahm
Theaterdichter
in
Mannheim .
Aus dieſer Zeit rühren ſeine rheiniſche Thalia , Fiesko und Kabale und liebe her. In der Ankündigung zum Fiesko erklärt er fich felbft auf eine merkwürdige Art über
65
feine
Jugendjahre und
feine erſte
fchriftſtelleriſche
Arbeit.
Er ſagt: Frühe verlor ich mein
Vaterland , um
es gegen die
große Welt auszutauſchen , die ich nur eben durch die Fern röhre fannte.
Ein ſeltſamer Mißverſtand der Geburtsorte zum
mich in meinem gung zur Poefie
Dichter verurtheilt.
Regel;
Plan ſeines Stifters .
rang mein Enthuſiasmus mit der militairiſchen
aber Leidenſchaft für die
ſtark, wie die erſte Liebe. an .
Nei
beleidigte die Gefeße des Inſtituts , worin
ich erzogen ward, und widerſprach dem Acht Jahre
Natur hatte
Verhältniſſen zu
Dichtkunft iſt feurig und
Was fie erſticken
ſollte; fachte ſie
entfliehen , die mir eine Folter waren ,
ſchweifte mein Herz in eine Idealenwelt aus , aber unbekannt mit der wirklichen , von welcher mich eiſerne Stäbe ſchieden denn die vierhundert, unbekannt mit den Menſchen
die mich umgaben , waren ein einziges Geſchöpf, der getreue Abguß eines und eben
dieſes Modells, von welchem
die pla
ſtiſche Natur fich feierlich losjagte , unbekannt mit den Net gungen freier , fich ſelbſt überlaſſener Weſen , denn hier tam nur eine zur Reife, eine, die ich jest nicht nennen will; jede übrige Kraft des Willens erſchlaffte, indem
eine einzige fich
convulfiviſdh ſpannte; jede Eigenheit , jede Ausgelaffenheit der tauſendfadh ſpielenden Natur ging in dem Tempo der herrſchenden Ordnung verloren ; mit dem
ſchönen
Geſchlechte
die
regelmäßigen unbekannt
Thore dieſes
Inſtituts
öffnen fich , wie man wiſſen wird, Frauenzimmern nur, ehe fie anfangen , intereſſant zu werden, und wenn ſie aufgehört haben , es zu
ſein ;
–
unbekannt mit Menſchen und Men
ichenſchidſal mußte mein Pinſel nothwendig die mittlere Linie zwiſchen Engel und Teufel verfehlen , mußte er ein Ungeheuer hervorbringen , das zum Glück in der Welt nicht vorhanden Bertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bb. 5
66
war, dem
ich nur darum Unſterblichkeit wünſchen möchte, um
das Beiſpiel einer Geburt zu verewigen , die der naturwidrige Beiſchlaf der Subordination und des Genius in feßte. nen .
Ich meine die Räuber. Die ganze
Beleidiger
Dies Stück
ſittliche Welt hat den
der Majeſtät vorgefordert.
wortung ſet das Klima, unter dem
die Welt iſt erſchie
Verfaſſer als einen Seine ganze Verant
es geboren wurde.
Wenn
von allen den unzähligen Klagſchriften gegen die Räuber nur eine einzige mich trifft, ſo iſt es dieſe, daß ich vorher mir anmaßte, Menſchen
zu
zwei Jahre
ſchildern , ehe mir nur
einer begegnete.“ In und außerhalb Deutſchlands wurden Schillers große Verdienſte anerkannt und von Der
Landgraf von
Fürſten und Völkern belohnt.
Heſſen - Darmſtadt
gab
Titel eines Raths ; 1790 ernannte ihn
ihm
1788 den
der Herzog'von Mei
ningen zum Hofrath und 1802 erhob ihn der deutſche staiſer in
den Reichsadelſtand , nachdem
der Republik Frankreich ten hatte. Anhaltendes
das
er einige
nächtliches Studiren
ſundheit untergraben ; nur langſam gefährlichen
war ,
in feine Nähe zu war.
erhal
hatte Schillers
hatte
Ge
erholte er ſich von einer
Krankheit , ohne fich jedoch ſeiner früheren
ſundheit wieder zu erfreuen . befreundet
Jahre früher von
Bürgerrecht verliehen
Göthe, mit dem
verſchiedene
Schritte
bringen , was bis jegt ihm
Ge
er ſchon lange gethan , ihn nicht gelungen
Allein nach Beendung ſeiner foeben gedachten
Strank
heit erfüllte er den Wnnſch Göthe's und ſiedelte nach Wei mar. über , wo er ohne Amtsgeſchäfte, zwar in beſchränkten , dod
zufriedenen Verhältniſſen lebte.
in Weimar unbedingt am dem
glüdlichſten
Innerlich war er hier und mußte es fein in
Umgange mit der herzoglichen Familie , mit Göthe, Wies
67
land , Herder und anderen ähnlich geſinnten , geiſt- und ge nicht vom Schick
Leider war es ihm
müthreichen Perſonen .
genießen .
ſal vergönnt, "lange dieſes Glück zu fränkelnd, ſtarb er endlich am
9. Mai 1805 in
Fortwährend ſeinem ſechs
undvierzigſten Lebensjahre. Göthe fagt über ihn : „Er wendete die Blüthe höchſten Strebens Das Leben ſelbſt an dieſes Bild des Lebens. Wir dürfen ihn wohl glüdlich preifen , daß dem
er don
den Seligen empor
Gipfel des menſchlichen Daſeins zu
" geſtiegen , daß ein ſchneller Schmerz ihn von den
Lebendi
des Alters , die &r Abnahme der Geiſteskräfte hat er nicht empfunden .
gen
hinweg genommen .
hat
als
ein
Mann
Die Gebrechen
gelebt und iſt als ein
Mann von hinnen gegangen . ken und
der Nachwelt den Kräftiger zu
volftändiger
Nur genießt er im
erſcheinen .
Denn
in
Anden Tüchtiger
Vortheil, als ein ewig
der Geſtalt, wie
der Menſch die Erde verläßt, wandelt er unter den Schat ten ; und ſo bleibt uns Achill als ein ewig ſtrebender Jüng ling gegenwärtig . uns zu Gute.
er früh hinwegſchied, kommt auch
Daß
Von ſeinem
Grabe her ſtärkt auch uns bei
Anbauch ſeiner Straft, und erregt in uns den
lebhafteſten
Drang, das, was er begonnen, mit Liebe fort- und immer fortzuſeßen ... So wird er ſeinem
Volke und der Menſch
heit in dem , was er gewirkt und gewollt, ftets leben !“ Selten " iſt wohl einem
deutſchen
Dichter fo viel Ehre
:
widerfahren , wie unſerm
Schiller, noch feltener aber wird
auch ein folcher den ſein !
in
Dichter
der deutſchen Nation
::: Als feine Jungfrau von Orleans in erſten
Male saufgeführt wurde, befand er
zu
fins
Leipzig zum
fidh ebenfalls im 5 *
68
Theater , einſam
in einer Loge.
Als der Vorhang nach dem
erſten Akt gefallen war , hörte man aus mehr , denn tauſend Kehlen auf einmal rufen :
Es lebe Friedrich Schiller !
und Pauken und Trompeten ein .
Der
beſcheidene
einer Verneigung .
ſchmetterten und wirbelten dar
Dichter
dankte
aus
Aber nicht alle hatten
ſeiner Loge mit ihn gefehn .
die Vorſtellung beendet war, ſtrömte Alles aus dem um
den
hauſe
großen Mann zu ſehen .
bis zum
nahen
Als
Hauſe,
Der Plaß vom Schauſpiel
Thore ſtand gedrängt vol Menſchen .
Schiller trat heraus ; eine Gaſſe wurde
gebildet; Stimmen
geboten, das Haupt zu entblößen, und ſo ging der Gefeierte durch die bewundernde Menge; und Väter und Mütter hoben ihre Kinder empor, und riefen : Der iſt es! Ein nem helm
gleicher Triumph wurde dem
Dichter kurz vor ſei
Tode 1804 in Berlin bei der Aufführung ſeines Wil Tell zu
Theil , und ſchwerlich
iſt zu verkennen , daß
die dadurch nothwendig bedingte Gemüthsaufregung viel zur Beſchleunigung ſeines frühen
Todes beigetragen hat.
Früher, als Schiller waren
Johann Gottfried von Her
der und Chriſtoph Martin Wieland nach Weimar gekommen , Erſterer ebenfalls auf Anregung Göthe's, Legterer indeß von der Herzogin -Wittwe Anna Amalia felbft berufen und zwar zum
Erzieher ihrer minorennen Kinder im Derſelbe war am
Jahre 1772 .
5. September 1733 in
Biberach ge
boren . Sein Vater , Oberpfarrer daſelbſt, ein würdiger, viel ſeitig gebildeter Mann , beſonders ein vorzüglicher Kenner der alten Sprachen , gab ihm den
eine ſorgfältige Erziehung und legte
erſten Grund der Schulkenntniſſe in den
liche Bildung höchft empfänglichen den Knaben .
für wiſſenſchaft
Geiſt des vielverſprechen
1750 begab fich Wieland auf die Univerſität
in Tübingen, um Rechtswiſſenſchaft zu ſtudiren, da eine etwas
69
ſchien , ſich der Theologie
ſchwächliche Bruſt nicht zu geſtatten zu widmen .
Nach beendigten Studien begab er ſich nach der Jahre lang eine Hauslehrerſtelle
Schweiz , wo er vier hatte und mit gutem
inne
1760 kehrte Wie
Erfolg verwaltete .
land nach ſeiner Vaterſtadt zurück und wurde zum Rath das felbſt ernannt.
Im
Fünf Jahre ſpäter vermählte er fich mit der
Tochter des
edlen
augsburger
Kaufmanns Hillenbrandt.
Jahre 1769 wurde er als erſter Profeſſor der Philoſophie
nach Erfurt berufen , wofür er ein hundert Thalern ziſch war , hatte
jährliches Gehalt von ſechs
Erfurt , das damals noch kurmain
bezog .
an ſeiner Spige
Freiherrn
den
von
Dalberg, was auf Wielands fünftiges Schicfal von enor mer Bedeutung war. wiſſen , im
Anna Amalia hatte nämlich, wie wir
Jahre 1758 ihren Gemahl verloren und ſie wurde
dadurch mit der doppelten Sorge, der Regierung des Landes und der Erziehung ihrer Kinder, belaſtet.
Mit Muth und
Eifer , Einſicht und Liebe hatte ſie beiden Pflichten genügt und ſo waren die Prinze , auf denen
des Landes Hoffnung
ruhte, bis in das Alter gekommen , wo ſie eines männlichen Erziehers bedurften .
Zu dieſem wichtigen Poſten wurde Wie
land durch den Freiherrn von Dalberg vorgeſchlagen , der dies jen ehrenvollen Ruf mit Freuden annahm . Im October 1772 ging er mit dem
Charakter eines herzoglich fächfiſch weimar'
ſchen Hofraths und einem
jährlichen Gehalt von
lern , ſo lange er die Erziehung der Prinzen und 600
Thaler lebenslänglicher Penſion
Geſchäfte, nach Weimar ab. feinem
am
20. Januar 1813
1000
Tha
leiten würde,
nach vollbrachtem
Wieland hat übrigens bis zu im
81.
Jahre ſeines
Lebens
erfolgten Tode ftet: 1000 Thaler jährlich ausgezahlt erhalten . „ Dieſes war jeßt ein Ort," ſagt ein Hiſtoriker, „ von dem
Niemand ahnte , daß er das werden würde, was er ſpä
70
terhin durch die erlauchte Fürſtin war, die auch Wieland zu fich rief.
Indeſſen
bung die edlen
fand der Legtere ſchon mit ihrer Umge
Künſte vereinigt , welche das Leben wahrhaft
erheitern und verſchönern , und mehrere ausgezeichnete Geiſter regten ſich in vielfacher Thätigkeit.
Die Namen eines Echof,
Brandes, Beck, Seiler und die eines Mufäus, von Einſtedel, von Knebel, von Voigt, Bertuchy u. f. w . beſtätigen dies." Durch ſeine nun wieder aufgenommene literariſche Thä tigkeit machte Wieland die Bekanntſchaft mit Göthe, die bald zur innigſten Freundſchaft wurde, obgleich fie Anfangs gerade das Gegentheil war.
Inde
hatte Wieland den aufſtrebenden
Genius des Dichters keinen Augenblick verkannt, und beant wortete
eine Schrift Göthe's , die derſelbe unter dem
Titel :
Götter, Helden und Wieland zu Straßburg herausge geben hatte, in fcherzhafter Weiſe.
Diefer Streit hatte die
Folge, daß zwei der hervorragendften Geiſter, worauf Deutſch land ſtolz zu
fein
Urſache hat, Göthe und Herder , in
Wieland's Nähe verfekt und alle drei zulegt innig befreun det wurden .
Die ungeheure Fruchtbarkeit Wielands
iſt bekannt und
auch, daß der Buchhändler Gölden in Leipzig eine Geſammt: ausgabe feiner Werke veranlaßte , nicht aber , daß
Wieland
dadurch in den Stand geſegt wurde, fich das Gut Osmann ftädt , bei Weimar , zu kaufen , wo er den bens größentheils glaubte.
Vom
in
Abend feines Les
heiterer Muße verbringen
Jahre 1798
bis 1803 lebte er
auf dieſem
Gute in literariſcher Thätigkeit.
genannten
Jahre verkaufte
er wiederum
zu
können
fortwährend
In dem
das Gut , um
Eeştge nach
Weimar zurüđzugehen, wo er jegt auch den genialen Schiller Hier überſtand er die Schrecenstage von Jena, hier ſchmerzlidyſten Verluſt, den er erleiden konnte, den feiner
vorfand. den
71
edlen Gönnerin und Freundin , der Herzogin
Anna Amalia ,
und den von Schiller und Herder und Andern , die er liebte und ehrte.
Kaiſer von Rußland empfing er den
Vom
St.
Annen -Orden , von Napoleon das Großkreuz der Ehrenlegion . Seine Gattin ſtarb am
9. November 1810 ,
Herder , deſſen wir bereits gedachten , war am 26. Auguſt 1744 in Morungen , einer oſtpreußiſchen Stadt, geboren . Die Verhältniſſe feiner
Eltern waren
keineswegs von
daß viel für die Ausbildung feines
der
Art,
frühreifen Geiſtes hätte
gethan werden können . Sein Vater hatte als unterſter Schul lehrer nur
ein
ſehr unbedeutendes Einkommen .
idher Wundarzt wollte ihn im nehmen , um zu laſſen .
das bei
ihm
Ein
ruſſi=
Jahre 1762 mit nach Rußland
entdeckte
Talent weiter ausbilden
Doch nur bis Königsberg kam
er.
Hier wurde
er mehreren Männern bekannt, die zu würdigen verſtanden , was in gen und
ihm lag, und fich beeiferten , ihm
eine feinen Neigun
Talenten mehr entſprechende Laufbahn zu eröffnen .
Man verſchaffte ihm
eine Stelle im
Friedrichcollegium , wo er
zuerſt Aufſeher einiger Penſionärs, dann Lehrer in der erſten philoſophiſchen und in der zweiten lateiniſchen Klaſſe wurde, wobei es ihm
an Zeit und Gelegenheit zu eigenem
nicht gebrach.
gie, ſtudirte dieſe aber in jenem welchen es ihm
Studiren
Er entſchied fich bald darauf für die Theolo
ſpäterhin
aufzutreten ; 1765
hohen Sinn und Geiſt, durch
gelang , auch
hier als Reformator
fchon wurde er Rektor der Domſchule in
Riga ; 1768 trug man ihm
von Petersburg aus das Inſpec
torat der dortigen St. Petri-Schule an , allein
er lehnte nicht
nur dieſen Ruf ab , ſondern legte auch ſeine Stelle in Riga nieder, um
Welt und Menſchen kennen zu
weder in Riga , noch in Petersburg In Straßburg mußte er wegen
lernen , was ihm
geboten werden
konnte.
eines gefährlichen Augenübels
72
längere Zeit verweilen, wo ihm Göthe bekannt zu werden .
auch Gelegenheit wurde, mit
Während ſeines Aufenthaltes
in
Straßburg erhielt er einen Ruf als Hofprediger , Superin tendent und Konſiſtorialrath nach Bückeburg.
In dieſer Stel
lung machte er ſich bald auch in der Reihe berühmter Theo logen
einen bedeutenden Namen , und erhielt 1775 eine theo
logiſche
Profeſſur
in
Göttingen .
Schon
dahin
war er
abgegangen , als er plößlich durch Vermittelung ſeines genia len
Freundes Göthe als Hofprediger, Generalſuperintendent
und Oberconſiſtorialrath nach Weimar berufen wurde. irgend ein Ort in
der Welt," ſagt fein
„ War
geiſtreicher Biograph ,
„wo der geniale Herder ſeinen ganzen Geiſtesreichthum
ent
falten , und nicht blos ungeſtört, ſondern auch befördert und vielfach angeregt, die ſchönſte Wirkſamkeit äußern konnte, ſo war es unſtreitig Weimar unter Amalia’) und Karl Auguſts Regierung. ten
Die ſchönſten
Früchte ſeines reichen Geiſtes reif
hier, und Weimar wird ſich noch lange erfreuend und
dankbar deſſen erinnern , was er als geiſtlicher Redner , als Aufſeher der Schulen , als . Beförderer der Talente , als Stif ter mancher
trefflichen
Einrichtung ſegensreich
gewirkt hat.
Galt Weimar für das deutſche Athen , ſo hat auch Er ſeinen Antheil
daran , denn auch
Größe an dieſem der
edelſten
Himmel.
und würdigſten
Er glänzte als ein Stern
erſter
Geliebt und geehrt von einem Fürſtenhäuſer , erhielt
er
auch
manchen öffentlichen Beweis der Anerkennung ſeines Verdien ftes und ſeines Werthes, denn 1798 wurde er Vicepräſident und 1801 Präſident des Oberconfiftoriums, was bis dahin kein Bürgerlicher geweſen war. Erſt nachdem er dies gewor den , wurde er von dem Kurfürſt von Baiern in den Abel ſtand erhoben , eine Gnade, welche ihm angenehm
aus Familtenrückſichten
ſein mußte. So lebte und wirkte. Herder, bis am
73
18. Dezember 1803 der Genius mit der umgekehrten der ihm
Fadel,
fo befreundete, die ſchöne Wirkjamkeit ſeines Lebens
unterbrach .
Doch hört er
darum
nicht auf, unter uns zu
leben , zu wirken ; der große Mann , der edle Geiſt lebt über das Grab hinaus."
Sie ben te $
Rap it e l.
Karl Auguſt in Holland. Schlacht bei Jena. & od der Herzogin Anna Amalia . Karl Auguft tritt dem Rheinbunde bei. Die Verfaſſung von 1809 . Karl Auguft wird zum Großherzog erhoben . Vergrößerung feines Landes . Seine Anſprache an die neuen Unterthanen . Die Der faſſung von 1816. Das funfzigjährige Regierungs - Jubiläum . Karl Weimar. Lucas Cranach . Auguß ftirbt. Muſäus . Oranien hatte um
die Mitte des achtzehnten
Jahrhun
derts über die republikaniſche Parthei in Holland geſiegt. war ihm
gelungen , die Statthalterwürde in blutigen
unruhen für alle Provinzen
verſuchten im
Volks
erblich auf männliche und weib
liche Nachkommen zu machen . Allein der Reim war dadurch nicht erſtickt.
Es
Die Patrioten
Jahre 1786 noch
der Gährung
oder Antioranier
ein Mal ihr Heil und die
ärgerlichen Händel mit dem Herzoge Ludwig von Braunſchweig , der für den
unmündigen Statthalter das Regiment führte,
waren nur Vorſpiele des wüthenden ſtand.
Des Statthalters
Kampfes , der nun ent
Gemahlin , König
Friedrich Wil
helm II. von Preußen Schweſter , rief, ſelbſt beleidigt von wüthenden Patrioten, des mächtigen Bruders Schuß an , und
74
der Held der Zeit, Karl Wilhelm
Ferdinand von Braunſchweig,
Preußens erſter Feldherr, erſchien mit einer preußiſchen Armee von
25,000 Mann , um
helms V. Nechte zu die revolutionären
den Hohn
fichern .
zu
beftrafen
Dies gelang auch inſofern , als
Elemente unterdrückt, aber nicht beſeitigt
wurden . Als daher die Franzoſen
in Holland erſchienen , hat
ten ſie ſehr leichte Arbeit, dies Land zu Mißvergnügten
in Maſſen
Sache mit dem
und Wil
die
aufſtanden und gemeinſchaftliche
Feinde machten .
von Weimar, der dem
erobern , indem
Der Herzog Karl Auguſt
Gelüſt nicht hatte widerſtehen können ,
fich ebenfalls an dieſem
Feldzuge zu betheiligen , zeigte hier
bei, wie auch ſpäter in Champagne und 1793 bei der Bela gerung von Mainz ,
daß
er nicht nur ein
geiſtreicher und
wiſſenſchaftlich gebildeter Mann , ſondern auch ein kluger und beſonnener Feldherr ſein entzog er ſich jedoch dem ſein Land zurück , um
könne.
Nach
dem
Baſeler Frieden
Kriegsdienſte wieder und kehrte in
für daffelbe mit wahrhaft väterlicher
Liebe zu ſorgen , bis er endlich
1806
abermals die Waffen
ergriff. Wäre Karl
Auguſt nicht felbft ein
ſchaftlich gebildeter Fürſt geweſen ,
-
fo
tüchtig wiffen
nie wäre Weimar zu
der Blüthe gelangt, zu der es. durch ſeine geiſtreiche Mutter Dieſe ausgezeichnete Fürſtin batte
vorbereitet worden war !
den edlen Samen gelegt, welcher ſich eigentlich erſt unter der Regierung Karl Auguſts
zur
herrlichſten
und die bewunderungswürdigſten lia verlieh
den
Früchte trug .
Anna Ama
Gelehrten eine Unterſtüßung, welche fie ver
geblich von den übrigen Fürſten ten ;
Blume entfaltete
fie gab denſelben
an
ihrem
Deutſchlands erwartet hat Hofe einen
Sentralpunkt
und, was die Hauptſache war, eine entſprechende Eriſtenz, da einer ſo bedeuten :
ohne fie fich jene Gentes nimmermehr zu
75
den Höhe hätten hinauf ſchwingen können .
Aber nicht blos
für fich und ihren Geiſt forgte die edle und hochherzige Fürə ftin , fondern auch das Wohl ihrer Unterthanen lag ihr ſehr am
Herzen .
Durch
eine
gute
Verwaltung verſtand fie eš,
die Verlufte, welche der ſiebenjährige Krieg auch ihrem Lande beigebracht hatte, wieder gut zu machen , bedeutende Summen , ohne ihre Unterthanen in Anſpruch zu nehmen , zu erſparen , und
die
Sachſen
Folgen
der Hungersnoth , welche
heimſuchte , durch ihre Sorgfalt von
den . Anna Amalia war Meiſterin mit dem
im
Nüglichen
Volt geſorgt, als
Jahre 1773
ihnen abzuwen
in der Kunſt, das Schöne
zu verbinden ; kaum ſie neue Anftalten
hatte ſie für ihr
für den geiſtigen
Auf
fchwung deſſelben errichtete und die vorhandenen ſoviel wie möglich verbefferte und ſie ihren ſuchte.
hochedlen
Ideen
anzupaſſen
Den erſten Grundſtein hierzu legte ſie durch die Er
nennung Wieland's
zum
Gouverneur des Erbprinzen .
Nur
durch die Vereinigung ſeltener Eigenſchaften des Geiſtes und des Herzens mit großen
Verdienſten
konnte es
der Fürſtin
eines kleinen Staates gelingen , mehr ausgezeichnete Männer, alß irgend ein
anderer deutſcher Hof, um ſich zu verſammeln .
Daß dazu ihr perſönlicher Charakter noch mehr, als ihr Rang und ihre Macht beitrug , beweiſt der Umſtand , daß felbe Umgebung
blieb , nachdem
Auguft übergegangen war. Lufthäuſer in
ihr die
die Regierung auf Karl
Ihr Schloß
in
Weimar , ihre
Tieffurth und Ettersburg , waren unverändert
der Verſammlungsort aller Gelehrten und Reifenden von be ſonders geiſtiger Größe.
Noch im
Jahre 1788 machte ſie in
Gefellſchaft Göthe's eine Reiſe nach Italien , wodurch vornehm lich
ihr Geſchmack
verfeinert wurde.
für Kunſt noch weſentlidi vermehrt und Anna Amalia gehörte überhaupt zu
jenen
Menſchen , die immer lernen , und die deshalb dann auch eine
76
Vollkommenheit erreichen , wie wenige Sterbliche. bei Jena am
Die Schlacht
14. October 1806 , an welcher fich Karl Auguſt
als preußiſcher Oberbefehlshaber betheiligt hatte und als deren Schluß die Plünderung Weimars betrachtet werden kann , brach Nach der Plünderung follte auch der Siß
ihr das Herz.
der
deutſchen Muſen eingeäſchert werden , und nur der edlen Her zogin
Schonung an den Kaiſer
Napoleon wandte, iſt es zu
1
um
Louiſe, Gemahlin Karl Auguſts, die ſich mit der Bitte
verdanken , daß die Ausführung dieſer barbariſchen Maßregel unterblieb. Napoleon , ſelbſt ein großer Geiſt, achtete auch die Größe an Anderen und verſchonte aus dieſem das Heiligthum Angſt um
Indeß
Anna Amalias.
hatten
Grunde
Sorge und
ihr geliebtes Land fie dergeſtalt ergriffen , daß fie
wenige Monate nach
dieſer unheilvollen
Kataſtrophe ihren
Geiſt aufgab, nicht blos von ihren Unterthanen , oder von ihren Schüßlingen , ſondern von
ganz Deutſchland betrauert und
beweint. Eine ſo edle Mutter konnte auch nur einen edlen Sohn hinterlaſſen .
„ In Karl Auguſts Staat," ſagt Pölig , ,ward
keine andere Geiſterbeſchwörung geduldet, als die durch Wahr heit, durch Licht und Fortſchritt. kein Reactionsſyſtem , weder im
Auf dieſen Boden gedeiht
Kirchenthume, noch im
gerthume; und eine ſo reiche Saat, die
länger
Bür
als funfzig
Jahre mit gleicher Sorgfalt, mit gleicher Kraft gepflegt ward, die ihr Stifter ſelbſt noch in Blüthe ſtehen und zur Frucht beranreifen ſah , wird ſeinen gefeierten
Namen auf die ferné
ften Geſchlechter bringen ." Nach der Schlacht bei Jena machte Napoleon den Kur fürſten von Sachſen zum Könige und dieſer trat dem von Erftrem geſtifteten Rheinbunde bei. Das Legtere geſchab auch Seitens der fünf Herzoge des ſachſen -erneſtiniſchen Hauſes , welche als Mit
77
glieder
des
fürſtlichen
15. Dezember 1806
Kollegiums in
durch
aufgenommen wurden .
den
Rheinbund am
eine beſondere Acceſfionsurkunde
Durch
dieſen
Beitritt erhielten
die
fünf Herzoge dieſelben Souverainetätsrechte und übernahmen damit natürlich auch die nämlichen
Verpflichtungen , als ob
fie
Rheinbundsurkunde
felbſt
an
dem
12. Juli 1806
Abſchluſfe
der
Theil genommen hätten .
beſtand vornehmlich darin , daß
fie dem
am
Dieſe Verpflichtung Kaiſer der Franzoſen
ein beſtimmtes Contingent zur Verfügung zu ſtellen hatten ; und zwar ſollte Weimar 800 , Gotha-Altenburg
1100 , Ro
burg 400 , Meiningen 300 , und Hildburghauſen 200 Mann ſtellen . Ungeachtet der unruhigen
Epoche von
1806
bis 1816
vergaß Karl Auguſt keinen Augenblick feine Unterthanen und ließ keine Gelegenheit ungenügt vorübergehen , wo er für die ſelben väterlich
ſorgen konnte.
1809 der ſtändiſchen
Die bisherigen
*
mäßere Geſtalt .
So gab er z. B. im
Jahre
Verfaffung ſeines Staates eine zeitge drei Landſchaften
Jena und Eiſenach verband er zu einer , indem
Weimar,
er zugleich
die Eintheilung der drei Stände: Prälaten , Ritterſchaft und Städte aufhob.
Die bisherigen drei Landidhaften ſollten eine
gemeinſchaftliche Landſchaftsdeputation unter dem
Vorfiß eines
General-Landſchafts- Direktors bilden . : In Bezug auf die ſtäd tiſche Deputation blieb
es beim
ritterſchaftliche Deputation
Alten , dagegen wurde die
in eine Deputation
der Gutsbe
fißer umgeſchaffen und hierbei keine Rüdſicht genommen , wie
1 dies ſeither der Fall geweſen, ob die Befiger adlig oder bür gerlich waren . lich.
Die Deputation der Prälaten
Die Landſchaftsdeputation follte aus dem
zwölf Mitgliedern beſtehen.
fchwand gänz Direktor und
Davon kamen fechs auf die Guts
befißer, fünf auf die Städte Weimar, Eiſenach , Jena , Buttă
78
ftädt und Dornburg , während der zwölfte Abgeordnete den
2
akademiſchen Senat von
Jena zu vertreten hatte .
Die ge
wöhnlichen oder ordentlichen Verſammlungen der Landſchafts deputation fouten jährlich ſein , wobei es jedoch dem unbenommen
blieb , nach
Verſammlungen Drittel
zwei
werden .
Bedürfniß
anzubefehlen . der Mitglieder
In durch
auch
Herzoge
außerordentliche
jedem
Jahre
neue
Wahlen
ſollten erſekt
Damit aber hinſichtlich der Ausſcheidenden der Will
für nicht Thor und Thür geöffnet werden konnte, beſtimmte Karl Auguſt, daß ihr Ausſcheiben werden ſollte. Dieſe
eine Anordnung
des
durch das Loos beſtimmt
edlen
Fürſten
beweift
zu
Genüge, wie fehr und wie beſtändig er das Wohl ſeines Vol kes vor Augen hatte. Bis nach der Schlacht bei Leipzig , welche Deutſchlands und
Frankreichs Schidfal entſchied ; blieb
Rheinbundes ; hierauf aber übernahm
er Mitglied
er wiederum
befehl eines
Armeecorps der berbündeten
Mächte,
Neuem
Feldherrntalent glänzen
laſſen .
ſein
Kongreß zu Wien mächten hoben
zu
des
den Dber um
von
Auf dem
1815 ward er von den europäiſchen Groß
zum Großherzog von Sadjen -Weimar-Eiſenach er und ſein Ländergebiet dieſer Würde entſprechend vera
größert.
Durch die am
1.
Juni und 22. September 1815
mit Preußen abgeſchloſſenen Verträge erhielt Weimar følgende Ortſchaften : Blankenhavn obne das Umt, Wandersleben, das Dorf Ramsla ,
die Herrſchaft Unter- ſtranichfeld , das Amt
Tautenburg beinahe ganz, den Neuſtädter Kreis des Möniga reichs Sachſen mit Ausnahme des Amtes Ziegenrüd ; die ehe maligen . Commenden
des erloſchenen deutſchen Drdens Zwä:
Ben , Lebeften und Siebſtädt mit allen vom umgrenzten
Gebiete Weimar
Ortſchaften des Amtes Gardsberga ; einige im
79
Weimar'ſchen liegende vormals zu den Pforte , Wendelſtein Von
dem
zum
das Schloß
Yemtern Naumburgi
und Weißenſee gehörende
erfurt'ſchen
Ortſchaften .
Gebiete Gehörenden
erhielt es :
Vippach , die Aemter Aßmannsdorf und
Tonna
dorf, und einige Dorfſchaften vom Umte Gispersleben ; vom ehemaligen Großherzogthum
Fulda : die Aemter Dermbach und
Geiſa, und von Kurheffen :
das Amt Frauenſee mit Gospez
rode, die Gerichte Lengsfeld und
Völkershauſen ,
das Amt
Vacha und mehrere Ortſchaften des Amtes Friedewald.
Durch
dieſen Länderzuwachs gewann Weimar an ſeiner Bevölkerung 75,000 Seelen . As dieſe Vergrößerung Weimars. auf dem greß definitiv telft
eines
feſtgeſegt worden war, nahm Karl Auguſt mit:
Patentes
den neuen und frei :
wiener Ron :
vom
15. November 1815
Landestheilen .
Wir verſprechen Länder gleichmäßig
Er
erklärte
darin
Beſig
von
großherzig
den Einwohnern der neuerworbenen
und gemeinſchaftlich mit den übrigen
eine landſtändiſche Verfaſſung zu
geben , welche ihnen das
Recht gewähren ſoll, durch aus allen bürger von unſeren Unterthanen
Klaſſen der Staats
ſelbſt erwählte Repräſen
tanten bei der Gefeßgebung mitzuwirken ; Steuern und Fi
7 nanzmaßregeln , die das Vermögen . des Landes oder
der
Unterthanen betreffen , nur nach freier Prüfung zu bewilli gen ; über Mängel und Mißbräuche in der Landesverwal tung oder Gefeßgebung mit gutachtlichen
Vorſchlägen
zur
Abſtellung derſelben Uns Vortrag zu thun ; ſo wie auch bei willkürlichen Gingriffen der Staatsbeamten in die gefeßliche Freiheit, die Ehre und das Eigen , thum
der Staatsbürger , bei uns Klage zu füh
80
ren und auf rechtliche Unterſuchung ihren Antrag zu richten ."
Am
1. Dezember
1815 erſchien eine neue Verordnung,
die Geſtaltung des Miniſterii betreffend, und am 1816
eine
für die
Bildung
und
30. Januar
Zuſammenberufung einer
ſtändiſchen Berathungsverſammlung zur Entwerfung der Lan desverfaſſungsurkunde. ſelbe Zeit den geſtifteten vom
Auch erneuerte Karl Auguſt um
von Ernſt Auguft im
Orden
Jahre 1732 am
der Wachſamkeit , nannte ihn den Orden
weißen Falken , beſtimmte ihn zum
alleinigen Orden
Großherzogthums, erließ neue darauf bezügliche Statuten theilte ihn Ritter.
in
drei Klaffen : in
eröffnet.
landſtändiſche 5. Mai 1816
des und
Großkreuze , Comthure und
Der erſte Landtag nach dem 1816
die
2. Auguſt
Kriege wurde am
7. April
Auf demſelben wurde das Gefeß über die Verfaſſung berathen öffentlich
der Großherzog von
und beſchloſſen und am
bekannt gemacht.
Gleichzeitig ließ
Weimar durch ſeinen Geſandten
bei der
deutſchen Bundesverſammlung die Gewährleiſtung dieſer Ver faſſung nachſuchen , die ihm wurde.
dann audy ohne Rückhalt gewährt
Dieſelbe erkennet drei Stände an : 1) den Stand der bürgerlichen und
adligen
Rittergutsbefißer ;
2 ) den
Stand
der ſtädtiſchen , und 3 ) den Stand der ländlichen Bewohner. Dieſe drei Stände und in ihnen zugleich fämmtliche Staats bürger Weimars werden durch, aus freier Wahl hervorgegan gene Abgeordnete, vertreten .
Jeder Stand wählt zehn Ah
1
geordnete, die Univerſität
Jena einen , ſo daß
einunddreißig Abgeordnete
vorhanden
dreißig
Deputirten
ſind.
im
Ganzen
Dieſe einund
treten zu einer Verſammlung zuſammen ,
-
81
denn
ein Zweifammerfyftem , wie in anderen Staaten , kennt
man im
Großherzogthum Weimar nicht. oder beſſer vielleicht
Die Rechte der Landesvertreter geſagt : Volksvertreter, was ſie nach dem Großherzogs auf Grund des vorhin fein
follen 1)
-
beſtanden nach Pölip darin :
gemeinſchaftlich mit dieſem
beauftragten
dem
Landesfürſten
Behörden
und den von
die Staatsbedürfniffe,
ſoweit dieſelben
aus landſchaftlichen Kaffen und aus
dem
der Staatsbürger zu beſtreiten
zu
Vermögen
prüfen , und die
das Recht über ſtung
ſind,
zu ihrer Dedung erforderlichen
Einnahmen und Ausgaben 2)
eigenen Wunſch des
erwähnten Patentes auch
feſtzuſeßen ;
jede Beſteuerung und andere Bela
der Staatsbürger , ſowie über
Anordnung, welche darauf von
jede allgemeine
Einfluß ſein
dürfte,
bevor ſie zur Ausführung gelangt, gehört zu werden ; 3)
das Recht, die Rechnungen über beſtrittene Staatsbe dürfniſſe der oben erwähnten Art zu prüfen und fo wohl über
darin
bemerkte
Anſtände Auskunft, als
überhaupt über die Verwendung von Einnahmen land ſchaftlicher Kaſſen und aus dem
Vermögen der Staats
bürger Rechenſchaft zu verlangen ; 4)
das Recht, dem
Großherzoge Vortrag zu
thun über
Mängel und Mißbräuche in der Gefeßgebung und in der Verwaltung des Landes, mit gutachtlichen
Vor
ſchlägen zur Abſtellung derſelben ; 5)
das Recht , bei zu
erheben
Fürſten
dem
gegen
die Miniſter und
Staatsbehörden , über deren Eingriffe in
Beſchwerde und Klage gegen
andere
Willkür und über deren
die Freiheit , die Ehre und das Eigena 6
Bertraute Geldichte. Sadſen . 4. Bd.
82
thum
der Staatsbürger, ſowie in der Verfaſſung des
Landes ; 6)
das Recht , an der Gefeßgebung dergeſtalt Theil zu nehmen , daß neue Geſeße, welche entweder die lan desverfaſſung betreffen , oder die perſönliche Freiheit die Sicherheit und das Eigenthum der Staatsbürger in
dem
ganzen Lande oder in einer ganzen
Provinz,
zum Gegenſtande haben und eben das Allgemeine an gehen, ohne ihren , der Landſtände, vorgängigen rath und ihre Einwilligung dürfen ;
7)
nicht
Bei
werden
erlaffen
das Recht, zur Erleichterung der Ausübung aller dies ſer aufgeführten a)
Befugniſſe,
die Landräthe zu wählen und dem
Fürſten
zur
Beſtätigung vorzuſchlagen ; b)
zwei Räthe oder Affefforen bei dem
collegium ſtellen ;
c)
dem
Landſchafts
Fürſten zur Beſtätigung vorzu
in vorkommenden außerordentlichen Fällen (z. B. in Kriegszeiten ) wo irgend ein
Kollegium
eine beſondere Kommiſſion , außer dem
oder
gewöhn
lichen Geſchäftsgange, Einfluß auf die landſchaft lichen Kaffen gewinnen dürfte, zu verlangen , daß dieſem
Stollegium
oder einige ihrer d)
oder dieſer Kommiſſion
Vertreter
einer
zugeordnet werden ;
den Kaſſirer bei der Hauptlandſchafts - Kaſſe zu ernennen .
Das Recht, ſich als Abgeordneten zum zu laſſen , war von
dem
Landtage wählen
Beſiß der betreffenden Perſonen ab
hängig gemacht, und zwar ſollten :
83
die Rittergutsbeſißer ein Rittergut entweder ganz oder
1)
mindeſtens doch zum
größten
Theil,
die Abgeordneten der Städte ein Haus und ein uns
2)
zuſammen
von mindeſtens
Einkommen
abhängiges
fünfhundert Thalern beſigen, und ſollte das
Feld- und Haus- Eigenthum
neten
platten
3)
des
Landes
ein
der Abgeord :
Vermögen von wenige
Thalern ausmachen .
ſtens 2000
Alle drei Jahre ſollten die ordentlichen Landtage zuſam men
treten ;
doch
hatte
der
Großherzog
das
Recht , ſo
es die Verhältniſſe erforderten , außer der Zeit auch au
bald
Berordentliche zuſammen zu berufen . Die Verfaſſung garantirte aber noch außerdem partheiſche aus drei Inſtanzen die ungeſchmälerte
Freiheit der
eine un
beſtehende
Rechtspflege und
Preſſe.
Jede aus Abſicht
begangene Verlegung des Staatsgrundgeſeges wurde als
Ver
breden , jede Handlung eines Staatsdieners , gegen die bes ſtehende Verfaſſung agiren
zu wollen , als Hochverrath bes
zeichnet. Ein Staat, dem das Schickſal einen ſo ehrenhaften , edlen und biederen zu
den
Fürſten
glücklichſten
an ſeine Spiße geſtellt hat, kann nur gerechnet werden .
Aber nicht nur das
Volk, ſondern auch der Regent iſt glücklich. Wenn wir daher Karl
Auguſt in
dieſer Beziehung den
erſten
Fürſten
Deutſplande nennen , ſo wird das ſchwerlich übertrieben nnbedadt ausgeſprochen Am
3. September
feltene Jubiläum
ſein . 1825
feierte er das außerordentlich
einer funfzigjährigen
Regierung.
und fern , von Fürſten und Völkern wurden ihm allgemeinſten
oder
Von nah
Beweiſe der
Verehrung dargebracht, obwohl fein und ſeiner
hochherzigen , geiſtreichen Mutter edles und
uneigennüßiges 6 *
84
jene hochedle Fürſtin , noch
weder
Indeß
noch tauſend Mal mehr verdiente.
Streben
äußeren Ehrenbezeigungen willen nach jenen vor
jemals um
Prinzipien
züglichen
hatte
deren vortrefflicher Sohn
gehandelt und regiert. Sie hatten aber
auch ihren Staat und ihr Volk zu einer Höhe der Bildung, der Geſittung und des Wohlſtandes erhoben , daß ihre Namen der ſpäteſten Nachwelt ſtets nur mit ſcheuer Ehr
felbft von
furcht werden genannt werden . Im Biſchen
Jahre 1828 begab ſich Starl Auguſt an den Hof in
Berlin , mit dem
mit Jedem , in freundſchaftlicher Beziehung geſtanden Auf ſeiner
Rüdreiſe nach Weimar in
entſchlief der hochbetagte Fürſt am undfunfzigſten
hatte.
Gradiß , bei Torgau
14. Juni 1828 im
Jahre ſeiner Regierung.
Fürſtengruft auf dem
preu
er immer , wie überhaupt
drei
Er wurde in die
neuen Friedhofe beigefegt.
Weimar, die Haupt- und Reſidenzſtadt des Großherzog thums Sachſen -Weimar-Eiſenach , iſt eine der denkwürdigſten deutſchen Städte, fou 880 von Poppo , Grafen der foraviſchen Mark, erbaut worden ſein , liegt an der Ilm
und bildet nebſt
vier Dörfern ein großherzogliches Stadtgericht. zehnten
Jahrhundert erbaute
Das im
fieb
herzogliche Schloß hieß. An
fangs Hornburg , gleich darauf aber Wilhelmsburg, wird ſeit Karl Auguſts Zeit indeß Karlsburg genannt. Vor dem Schloſſe befindet ſich ein
reizender Park .
Außerdem
befißt
Weimar mehrere merkwürdige Gebäude : das rothe Shloß, darin
die Landesregierung; das gelbe Schloß , in welchem
früher
die
Kammerfißungen
Statt fanden ;
das
ehemalige
franzöfiſche Schlößchen , darin die großherzogliche Bibliothek aus 140,000 Büchern beſtehend, und eine reiche Sammlung von
Bildniſſen
ausgezeichneter Männer. Mitt the
Das
Hoftheater,
85
noch unter der Regierung erbaut.
Am
Karl Auguſts
Markt befindet fich
Jahre
im
.. Cranach's, am
1825
Frauenplan
Göthes Wohnhaus , und an der Esplanade Schillers Wohn und Sterbebaus , das von Seiten
des Stadtraths 1847 an
gekauft worden iſt. In der proteſtantiſchen Hauptkirche befinden ſich Herders und mehrere Ge
Grab , mehrere fürſtliche Grabmonumente Bei der
mälde von L. Cranach. ber
von
Granady und Muſäus.
Schloßkirche ſind die Grä Schiller und Göthe ruhen
Großherzog Karl Auguſt.
neben dem
den
Cranach gehört zwar nicht zu
Lucas
Zeitgenoſſen
Karl Auguſts ; da er jedoch von uns mehrere Male ſchon ge ſelbſt auch in Weimar, wenn
nannt werden mußte und er
auch einige hundert Jahre früher, gelebt hat, ſo dürfte es für die Leſer dieſes Werkes nicht ganz unintereſſant ſein , Etwas Leben zu vernehmen .
aus ſeinem
Derſelbe
eigentlich
Geburtsorte Cra
Müller, wurde aber gewöhnlich nach ſeinem nady, wo
hieß
1472 das Licht der Welt erblicte , genannt.
er
Später war er Bürgermeiſter von Wittenberg und Hofmaler Kurfürſten
der beiden
Friedrichs, des Weiſen
Friedrichs , mit deſſen erlauchter Gemahlin
und
Johann
er, nady der Ges
fangenſchaft ſeines Gönners auf der lochauer Heide, fich nach Weimar begab , wo er 1553 , ein
Jahr vor ſeinem
lichen ſeinen
Freunden Luther und Melanchton den
feinen größeren
Gemälden
Vorzug . vom
beſonders ſchäßens
Deutſchlands zerſtreut; unter verdienen die Altarblätter in den
Galerien
werth , ſind in
Stadtkirchen
unglüd
Seine Bildniſſe, unter denen die von
Fürſten , ſtarb.
zu Wittenberg und Weimar den unbedingteſten
Das weimarſdhe Altarblatt wurde im
Hofrath Meyer reſtaurirt.·
Jahre 1806
86
Auch
Muſäus
dürfen
Karl Auguſt, wurde Hauſe eines feiner
wir
1735
nicht übergehen .
in
Jena geboren
Johann
und in
dem
Verwandten , des Superintendenten
Wei
ßenborn zu Altſtädt, der ſpäter als Generalfuperintendent nach Eiſenach 'berufen wurde , bis
zu
mit väterlicher Liebe erzogen .
ſeinem
neunzehnten
Viertehalb
Jahre
Jahre widmete er
fich in Jena dem theologiſchen Studium , ward zum Magiſter ernannt und lebte dann einige Jahre als Predigtamts -Kan didat in
Eiſenach .
Auf einem
in
der Nähe
dieſer
Stadt
belegenen Dorfe follte er Pfarrer werden , allein er hatte ein mal öffentlich der Würde
getanzt, weshalb
eines Geiſtlichen
die Bauern , die dies mit
für unvereinbar hielten , gegen
feine Anſtellung proteſtirten , die dann terblieb .
natürlich
auch
Da es indeß nothwendig war, Etwas
un
für ſeine
Eriſtenz zu thun , ſo beſchloß er, die literariſche Laufbahn ein zuſchlagen , auf welcher er mit vortrefflichem Wiß und gemüth licher Satyre die Gebrechen der Zeit zu geißeln
unternahm .
Er erntete dadurch nicht nur vielen Beifall, ſondern es wurde ihm
auch
an dem
die Freude, im
Jahre 1763 als
weimarſchen Hof berufen
Pagenhofmeiſter
und 1770 zum
Profeffor
des dortigen Gymnaſiums ernannt zu werden . Muſäus ſtarb an einem Herzpolypen am 28. October 1787. Auf ſeinem
Grabe wurde
Denkmal von
einem
ihm
ein einfaches , aber kunſtvolles
Unbekannten errichtet.
„ Die Gutmü
thigkeit, Heiterkeit und Harmloſigkeit, die Mufäus im
Leben
befaß ,"
ſeinen
ſagt einer ſeiner Biographen , „ find auch in
Schriften ausgedrüdt.
Er wurde dieſer Eigenſchaften wegen
allgemein geliebt; obgleich er Satyren
ſchrieb , wollte ihm doch
Niemand übel, denn ſeine Laune war nie mit Galle gemiſcht, die Pfeile
feines Wiges nie in
Gift getaucht.
ſteller iſt er ebenſo unterhaltend , als belehrend.
Als. Schrift Die gefäl
87
ligſte, munterſte Laune, deutſche Offenheit und Biederherzig keit, ungeſuchte Anſpielungen und eine Heiterkeit , die zuwei len zur poſfirlichſten Lebhaftigkeit wird, drüdte Allem , was er ſchrieb , den
Stempel auf.
Sprache vollkommen
in
Dabei
hatte er
deutſche
die
ſeiner Gewalt und gebrauchte ſie mit
Leichtigkeit nach ſeinem
jedesmaligen Zweck ."
Die Geſammtbevölkerung des Großherzogthums Weimar Eiſenach
betrug nach der
Zählung 12,000
205,815 Einwohner.
liegt auf einem
im
Seelen .
Jahre Die
1822 vorgenommenen Stadt
Weimar
Eine halbe Stunde von
zählt
ihr entfernt
Hügel, wohin eine reizende Allee führt, das
Luſtíchloß Belvedere, Sommerreſidenz des regierenden Fürſten , mit einem
geſchmackvoll angelegten
Park.
Man
findet
in
demſelben nicht nur ſehr ſchöne und prächtige, ſondern auch ſehr ſeltene Gewächſe ; etwas näher, als Belvedere, liegt Tief furt mit freundlichen
Anlagen und Denkmälern
des Prinzen
Leopold von Braunſchweig, Herders und Mozarts ; Ferner die Ettersburg, ein 1706 dem ſchön bewaldeten Namen hat.
erbautes Jagdhaus mit Burgruinen auf Ettersberge , wovon
es auch
ſeinen
VII.
karl
Fried r
i ch .
( 1828–1853.)
und
Karl Alexander
Johann
Auguft.
(Seit 1853.) A
ch te $
a pitel.
Regierungsantritt. - Karl Friedrichs Reifen und ſeine Vermählung. Verſchiedene neue Gefeße. Beitritt zum Boll- und Handelsverein . Dolksver Mothftand von 1846—1847. Die Aufregungen von 1848 . Miniſte des Sturz riums. Der Abgeordnete Wydenbrugk. ſammlungen . Rückſchritte. Wydenbrugk wird miniſter . Karl Friedrich ſtirbt. Weitere Rückſchritte. Das Preßgeſetz von Sein Regierungsnachfolger. 1856. – Staatsvertrag mit Hurheſſen . — Beitritt zum deutſchen Münz vertrag. Der neue Herrſcher Weimars befand fich beim nes edlen
Vaters gar nicht im
Lande, ſondern
am
Tode fei Hofe zu
Petersburg, wo er ſich durch ſeine Familienbande hingezogen fühlte. thanen
Er fäumte jedoch nicht, von dort aus ſeinen Unter die Uebernahme ſeiner Regierung anzuzeigen
gleicher Zeit das Verſprechen zu
und zu
geben , in allen Dingen
Beiſpiele ſeines vielgeliebten Vaters folgen
dem
zu wollen .
Karl Friedrich, den Herder, Böttiger und andere ehren
89
Fürſt,
werthe Männer gebildet und erzogen hatten , war ein
der, wie alle feine Vorgänger, die redliche Abſicht hatte, jedes von ihm
Verſprochene zur Erfüllung zu bringen .
Geboren
2. Februar 1783, begab er ſich als neun
am
zehnjähriger. Jüngling Behufs Vollendung auf Reiſen .
Er beſuchte die größten
ward überall mit derjenigen welche man
ſeinem
der Erbprinz
Vater
ſeiner
Höfe
Erziehung
Europas
und
Zuvorkommenheit aufgenommen , ſchuldig zu ſein glaubte und die
ſelber zu verdienen
ſich bemühte .
Daher kant
es auch, daß er bei einem zweiten Beſuch am ruſſiſchen Hofe die Zuneigung des Raifers Paul in ſo hohem Grade gewann , daß derſelbe ihm im
Jahre
1804
ſeine Prinzeſſin - Tochter Maria Paulowna zur Gemahlin
gab.
Wie die
Ehe ſeines
glorreichen Vaters war auch die ſeinige aus reiner Liebe her vorgegangen , und es wird immer für ein Volk von weſent lichem
Vortheil ſein , wenn
Eheverhältniſſen
ſein
Herrſcherpaar in glüdlichen
lebt.
Da Karl Friedrich erklärt hatte, er werde fich in Dingen nach dem ſo blieb ihm
Beiſpiele ſeines verewigten
allen
Vaters richten ,
eigentlich nur wenig zu thun übrig, beſonders da
Neues einzuführen immer eine bedenkliche Sadhe ſein
dürfte .
Des neuen Fürſten Thätigkeit beſchränkte ſich beſonders darauf, für eine Verbeſſerung ſorgen .
des
Rechtszuſtandes
Durch zeitgemäße Gefeße und
feines Landes zu
Inſtitutionen entfal
teten ſich Akerbau , Handel und Gewerbe zur ſchönſten Blüthe unter der Regierung dieſes
Fürſten .
Im
1. Auguſt erſchien ein neues Strafgeſezbuch.
Jahre
1839
am
Ein Jahr dar
auf verſuchte Karl Friedrich , die Rechts- und Verwaltungs verhältniſſe der Landgemeinden zu
regeln, zu welchem
Zwede
er eine allgemeine landgemeinde-Ordnung veröffentlichen Ueberhaupt bekümmerte fich dieſer Fürſt ungemein
ließ .
viel um
90
den
Aderbau
und die damit verwandten
landwirthſchaftliche
Vereine und feste
Zweige , gründete
ſtatt der
bisherigen
Oberforſtämter Forſtinſpectionen ein . Aber auch
hinſichtlich der Verhältniffe Weimars
Auslande geſchah manches Wichtige. Friedrich im Jahre 1834 delsverein bei.
dem
die
So z. B. trat Karl
preußiſchen
Unter dieſen und ähnlichen
Zoll-
Beſtrebungen
Jahre 1846 und 1847 ein .
zum
und Han
traten endlich
Jedermann weiß , wie die
***
Preiſe der Lebensmittel unnatürlich in die Höhe gebracht wur den und wie dadurch nothwendiger Weiſe. Noth und Elend üm
fich griffen und daraus Mißvergnügen und Unzufrieden : Wir wollen die Lega
heit mit den Regierungen entſtanden .
teren nicht ganz frei ſprechen von dem allgemein
gemacht wurde ; denn durch vernünftige und weiſe
Verordnungen
konnte dem
gewiſſenløſen Korn- und Kartof
felwucher wohl ein Hinderniß foviel Schuld haben angenommen daß
Vorwurf, der ihnen
entgegengeſtellt werden ; indeß
ſie dennoch nicht, wie im
wurde.
Ihre Hauptſchuld beſtand
fie von der Theuerung in
einem
Durchſchnitt eben
darin ,
unvorbereiteten Zuſtand
angetroffen wurden , was allerdings bei einer Staatsregierung nicht vorkommen ſollte. Die
Verhältniffe
im
Großherzogthum
die nämlichen , wie in den übrigen
Weimar
deutſchen Staaten .
waren Karl
Friedrich, obgleich ein ſehr gediegener Fürſt, verſtand es dens noch nicht, das vorhandene Uebel auszurotten ; er begnügte fich, durch Gründung von wohlthätigen Anſtalten den Noth ſtand ſeines Volkes zu mildern , wie z. B. das Landeshospi
tal zu
Blankenhain .
Im
Allgemeinen wird und kann das
durch wenig gewonnen werden ; immer aber zeigen
derartige
91
.
Wohlthaten , daß
der
Fürſt
des
Landes
ein
tieffühlendes
Herz beſigt. An
ein
wirkliches politiſches
Weimar nicht mehr zu denken .
Fortſchrittsleben
war
Schon in den legten
in
Regie
rungsjahren Karl Auguſts hatte der deutſche Bundestag feinen nachtheiligen Einfluß auf dies geiſtig blühende Land nicht ver fehlt.
Karl Friedrich mußte fich, wie ſein
fürſtlicher Vorgän
ger, ſelbſt mit innerem Widerſtreben den Beſdlüffen des fchen Bundestages fügen . denen
deut
Dadurch ſchlummerten die vorhan
geiſtigen Kräfte ein
und die ſich noch auszubildenden
kamen als eine Mißgeburt zur Welt . Weberal
in
Deutſchland
fanden wir daß nämliche Bild, und deshalb wird ſich heute auch Niemand mehr wundern, wie ein 1848 möglich werden konnte. Eine Mißgeburt wird nie die
Verrichtungen
eines normal
gebauten Menſchen ausführen können .
Ein Vorſpiel zum
Jahre 1848 müſſen wir den weimar
fchen Landtag von 1847 bezeichnen . tag im
Großherzogthum , auf welchem
Es war der erſte Landa ſich eine Oppoſitions
Parthet gebildet hatte und mit aller Energie ihre Prinzipien Die Seele dieſer Parthei war
zu vertheidigen bemüht war.
der Abgeordnete Wydenbrugt von Eiſenach.
Er ſtellte einen
Verabſchiedung von
1831 und
auf Vereinigung des Kammervermögens mit dem
landſchaft
Antrag auf Aufhebung der
lichen .
vernommen , der im Helden
Enthuſiasmus wurde feine Rede
Mit ungemeinem
ganzen Lande wiederhalte und ihn zum
des Tages, zum Abgott des Volkes machte.
Mittler Weile waren eingetreten durch Lande.
die
die
Februar- Ereigniffe in
Paris
und die Nadzricht davon ' eilte mit Bligesſchnelle europäiſchen , beſonders aber durch
1846 und
die
deutſchen
1847 waren überall Noth und Elend,
Groll uud Erbitterung
eingetreten , was Wunder alſo , daß
92
man annahm , durch 'eine gewaltſame Umwälzung der beſtes henden
ſtaatlichen
Verhältniffe es beſſer machen zu können !
Die Aufregungen im Großherzogthum Weimar nahmen ſchnell überband. haltenen
In
den daſelbſt zuſammen berufenen und-abge
Volksverſammlungen wurde wiederholt der Antrag
auf eine allgemeine Voksbewaffnung (als ob dadurch die Les bensmittel billiger werden könnten ) auf Preßfreiheit, Schwurs gericht, öffentliches und mündliches gerichtlichen neuer
Unterſuchungsſachen
Landtag
auf
Grund
Verfahren
u.
1.
w.
in criminal geſtellt.
Verfaſſung
der
von
Ein 1816
wurde zuſammen berufen , deffen Mitglieder jedoch noch recht zeitig genug einſahen , daß ſie nicht als der Ausdruck des Volkswillens betrachtet werden könnten ; ſie beſchleunigten des halb
ihre Berathungen , um In
Jena ging es um
dort wurden
ſich auflöſen zu können . dieſe Zeit nicht anders zu . Auch
Volksverſammlungen
abgehalten
und in
einer
derſelben eine Deputation gewählt aus zwöf Perſonen , Bür ger und Profeſſoren der Univerſität, beſtehend ; welche zum ſeinen
Landesfürſten
begeben
Füßen niederlegen ſollte.
Spiße der
ſich
und die Wünſche des Landes zu Dieſe Deputation , an deren
Oberappellationsgerichtsrath
Schüler
und
der
Dr. lafaurie ſtanden , erſchien auch wirklich im Ständeſaal zu Weimar, um
eine Petition über die damals überall
derten Volksfreiheiten zu überreichen . als kluger Mann gute Miene zum bei Zeiten
in
gefor
Der Großherzog machte böſen Spiel und lenkte
die allgemeine und verderbenbauchende Strör
mung ein , weshalb bei ihm
auch von einem
in anderen Staaten , keine Rede ſein
Indeß waren die
damaligen
„ Zu
ſpät“, wie
kann.
Aufregungen
der
Völker
durchaus nicht von der Art, daß eine gütliche Beilegung der Auch in Weimar , troß dem weiſen ſelben denkbar (dien .
93
Entgegenkommen des Landesherrn, Herrſchten dieſe Aufregun gen weiter.
Beweis hierzu liefert die Volksverſamm
Einen
lung vom 8. März 1848. lichen
Dieſelbe nahm einen höchſt gefähr
Charakter an , zog in den Schloßhof und forderte mit
Ungeſtüm
die Erfüllung ihrer Wünſche.
Wäre Karl Friedrich,
ungeachtet all’ der erhigten Gemüther, nicht ein fo allgemein beliebter Fürſt geweſen , wer weiß , zu welch traurigem tat dieſe Volksverſammlung geführt haben würde.
Reſul Er trat
ſelbſt heraus , winkte mit ſeiner Rechten , als Zeichen , daß er zu ſprechen wünſchte, und plöblich war Ales mäuschenſtill. In einer kräftigen , gewandten , geiſtreichen und dabei gemüth vollen
Anſprache gelobte er Berücfichtigung ihrer für gerecht
erkennenden
Forderungen und bewog dadurch die ganze Ver
ſammlung mit einem
Hody auf den Großherzog nach Hauſe
zu gehen . Die augenblickliche Gefahr war freilich beſeitigt, es war aber vorauszuſehen , daß damit eigentlich gar nichts gewonnen worden war. So rajd , wie das Volk wünſchte und ſeine Wünſche ausſprach, fo raſch konnten unmöglich dieſelben erfüllt werden .
Schon drei Tage nach der oben
verſammlung , am ihren
Ausbrüchen
erwähnten
Volks
11. März, fand eine neue Statt, die in noch
heftiger war.
Man
durcheilte
die
Straßen und wiederholt wurde der tobende Ruf: „ Nieder mit den Miniſtern !"
vernommen . Karl Friedrich kam
auch hierin
den Wünſchen der Nation entgegen , und nur dadurch gelang es ihm , die Bewegungen in ſeinem
Lande dergeſtalt in Schran
ken zu halten, daß fie nicht zu Greffen ausarteten , die nur zu bedauern geweſen wären und unendliches Unheil für Ade her: aufbeſchworen
hätten .
Die Miniſter Schweißer , Thon ,
von Gersdorf und von Wagner wurden
entlaffen und
der Abgeordnete Wydenbrugt mit der Bildung eines neuen
94
Miniſterii beauftragt.
Das neue Miniſterium machte einige
Tage darauf beim Großherzoge den Antrag auf eine Amneſtie für politiſche Verbrecher , der auch von demſelben genehmigt Die Wydenbrugk'ſchen Anträge in der Kammer, deren
wurde.
wir vorhin
bereits
nommen .
Auf dem
gedacht haben , wurden einſtimmig anges Landtage kam
auch die Höhe der große
herzoglichen Civilliſte zur Sprache; ſie ward auf 280,000 Tha ler
Allein
feſtgeſept.
jährlich
mit Kücſicht auf die vor:
handene Noth eines großen Theils feiner Unterthanen , erklärte der Landesherr freiwillig ,mit 250,000 Thalern jährlich zufrieden ſein und auf die übrigen
30,000
Thaler Verzicht leiſten zu
wollen . Eine derartige Uneigennüßigkeit mußte den - in den
Augen
kamen auch
ſeines
Volkes
ungemein
Großherzog
erheben . - Darnach
die Patrimonalgerichte zur Sprache , deren Auf
hebung ſofort ausgeſprochen wurde ; ebenſo raſch wurden der privelegirte Gerichtsſtand und die Juſtiz in ftanz den Einzelrichtern wie auch
der unterſten
und den Kreisgerichten
In
übertragen ,
öffentliches und mündliches Verfahren in Unterſu
chungsſachen eingeführt wurde. Auf dieſe Weiſe gelang es dem
Großherzoge, der Revo :
lution die Spiße zu nehmen, ſo daß fie eigentlich in
Bezug
auf ſeinen
Staat nur als eine Reform
bezeichnet werden
kann.
Uebrigen
einmal betretenen
Im
Wege rüſtig weiter.
ſchritt er auf dem Im
Jahre 1851 hob er die Grundrechte
auf, die Urſache zu den mannigfachſten Klagen und Beſchwer : den geweſen waren . ihm
Am
20. Januar 1852 wurde der von
berufene außerordentliche Landtag eröffnet, am
aber ſchon wieder nach ſehr heftigen
3. März
Debatten , verſchtedenen
Proteſten u . dergl. m . geſchloffen . Jeßt trat mit einem
Male ein Rüdſdritt in die ſtaat
95
lichen
Verhältniffe Weimars ein , ſchwerlich aber auf Anre
gung oder Wunſch Karl Friedrichs; jedenfalls ſab er ſich ge nöthigt, fich
den
geheimen
Deutſchlands zu fügen .
Verordnungen
der Großmächte
Das Militair legte die deutſche Kos
farde ab und es wurde beſtimmt, daſſelbe nicht mehr auf die Verfaſſung zu vereidigen .
10. April 1853 trat ein neuer Landtag zuſammen ,
Am
der ohne etwas beſonders Wichtiges gethan zu haben , ebens falls bald: wieder
geſchloſſen
wurde.
In
demſelben
wurde auch die Loge in Weimar erbaut , und am
Jahre
15.
Juni
beging Karl Friedrich ſein fünfundzwanzigjähriges Regierungs Jubiläum .
Am 8. Juli fchon war fein
ſchaffender Geiſt dem Ihm
folgte in der Regierung ſein älteſter Sohn -
Karl Alerander ren am
immer reger und
Körper entflohen .
Johann
Derſelbe gebo
Auguſt .
24. Juni 1818 , ſtudirte in Jena und Leipzig, nahm
darauf preußiſche Militairdienſte und trat auf kurze Zeit in ein Küraſſierregiment zu Breslau ein . Darnach machte er mehrere Reiſen und vermählte ſich am 8. October 1842 mit Wilhelmine Maria Sophia Louiſe , Prinzeſſin der Niederlande. Seinen Regierungsantritt bezeichnete er
durch
die Zus
ſammenberufung eines außerordentlichen Landtags, deſſen erſte Sißung am
26. Auguſt 1853 Statt fand . - Die Eröffnung
deffelben erfolgte durch
den neuen Herrſcher unter der Zuſage,
er werde die Verfaſſung aufrecht erhalten .
Dagegen wies er
eine Propoſition , welche ihm Seitens der Rammer Behufs Abänderung des Wahlgefeges gemacht wurde, zurück. Es thut uns leid, indeß ,müſſen wir als gewiſſenhafter Geſchichtsſchreiber eingeſtehen , daß Weimar unter dieſer neuen Regierung in vielen Beziehungen
noch weiter zurückgegangen
ift, und es bewahrheitet fich bei dieſem
Lande augenſcheinlich
96
die Anſicht, daß ein Staat, wenn er feine höchſte Blüthe er reicht, ebenſo wieder finken muß.
Unter Anna Amalia, und
deren glorreichem Sohne iſt unbedingt die Blüthezeit des Lan des geweſen .
Schon zu Ende der Regierung Karl Auguſts
forgte der deutſche Bundestag für einen
ſyſtematiſchen
Rück
gang des Großherzogthum , als ob er ſich fürchten müſſe vor der Rieſenhaftigkeit der weimar'ſchen Karl
Unter
Friedrich verlor Weimar noch mehr, und unter Karl
Alexander
Johann Auguſt hat es dieſen Standpunkt beinahe
erreicht , den einnahm ! den
Geiſtregierung.
es vor der Zeit der
Die Fürſten
Verhältniffen
der
dieſelbe beizumeſſen . den
geiſtreichſten
ſind
ſie
in
Selbſtändigkeit dem am
Xuf dem Weimar ftellten
deutſchen Weimars
Fürſten
ihrer
geiſtreichen
Anna Amalia
des Landes trifft keine Schuld ; nur Reiche
im
Allgemeinen
Herrſcher werden
iſt
immer zu
Deutſchlands gehören , leider aber
Geſammtmacht nicht ſtark deutſchen
genug,
ihre
Reiche gegenüber zu wahren .
26. Auguſt 1853 eröffneten
Landtage zu
die Abgeordneten den Antrag auf Wiederein
führung der körperlichen Züchtigung und der Todesſtrafe, wo gegen fich das tiefe Gemüth des Großherzogs mit Entſchie denheit aufllehnte; um ren , wurden empfohlen .
indeß eine Entſcheidung herbeizufüh
dieſe Anträge der
Regierung zur Erwägung
Auch der Militairetat kam zur Sprache, ward auf
135,000 Thaler feſtgeſeßt und genehmigt; ebenſo erfolgte die Genehmigung der Regierungsbetheiligung an der Aktienzeich : der Werrabahn mit 300,000 Thalern . Am 26. De
nung
zember 1853 wurde der Landtag geſchloſſen , doch 12. März bis zum
ſchon vom
4. April 1854 ein außerordentlicher ab
gehalten ; auch wurde in dieſem
Jahre die Landrentenbank
errichtet.
Am 25. Juni 1856 erſchien das neue Preßgeſeß, welches
97
welches hielt.
weſentliche Im
Beſchränkungen
der
Preßfreiheit
Jahre 1857 ſchloß Weimar mit dem
thum Heffen
ent
Kurfürſten
einen Staatsvertrag ab, demzufolge Weimar die
Sequeſtration des Vermögens einiger Stiftungen und
Inſti
tute aufhob, auf die es vor der Theilung des früheren
fürft
lids Fuldayshen Gebietes Anſprüde , erhaben und geltend ges macht hatte. Auf dem
in dieſem ein
tage wurden
Jahre zuſammen
Bergbaugeſeß und ein
getretenen Land
Geſeß zur Verein
fachung des prozeſſualiſchen Verfahrens erledigt, wie auch Wei mars Beitritt zum deutſchen Münzvertrag ausgeſprochen und in Ausführung gebracht wurde. Der Erbprinz von Weimar Starl Auguſt Wilhelm colaus Alexander Michael Bernhard Heinrich
Ni
Friedrich Ste
phan , der aber gewöhnlich nur Karl Auguſt genannt wird, iſt am
31.
Juli 1844 geboren und berechtigt ſowohl durch
ſeine geiſtige Befähigung, als auch durch die Tiefe ſeineð rei nen Gemüthes zu den
ſchönſten Hoffnungen !
$
7
Bertraute Geldiote. Sadſen . 4. Bb.
7
II.
Das
Herzogthum
Koburg- Gotha.
I.
E rn ft
I. ,
der
Fromme .
(1640--1675 .)
und Friedrich
I. und
ſeine ſechs
( 1675—1691.)
Brüder.
,
Ne u n t e si fa pitel Ernft I. verlegt ſeine Reſidenz nach Gotha. Polizeiliche Verordnun gen . - Die Kirchenagende und die konfiftorialordnung. - Gefeße über Bergwerks-, Sagd- und Forſtweſen . – Die Herſtellung der Schifffahrt auf der Werra, Unſtrut und Saale. Ernfis Religioſität und ſeine Beftrebun gen , die chriftliche Lehre ſelbft in Aethiopien auszubreiten . Seine Freund ſchaft mit dem Könige von Aethiopien und dem Haiſer von Rußland. Erbſchaftsangelegenheiten . Ernfts I. Abdankung. Friedrichs I. Regie rungsantritt. Ernft I. ftirbt. Friedrichs Streit mit ſeinen ſechs Brü dern . Erbtheilungsrezeſſe. Sechs neue Linien . Friedrich I. führ das Recht der Erftgeburt für Gotha ein . Sein cod. Ernſt, der Fromme, der neunte unter ſeinen zehn Brü dern , war am
25. Dezember
1601 auf dem Schloſſe zu
Al
tenburg geboren . Der altenburger geheime Rath Lüders ſagt über dieſen Fürſten Folgendes :
99
Das Regenten- und Privatleben dieſes Fürſten war ebenſo inteceſſant, als muſterhaft , und in der Geſchichte des fächſiſch -erneſtiniſchen Hauſes behauptet er nicht nur als der Stifter der neuen züglich auch wegen
gothaiden linie, fondern Dot
der neuen und vortrefflichen Organiſa
tion , die er ſeinen Staaten gab, den erſten Rang, während fein Namen auch in den Annalen des dreißigjährigen Kries gesi ruhmvoll genannt wird ."
Nach der im der bis dahin Schlößchen
Jahre 1640 erfolgten Theilung zog Ernft ,
in Weimar auf dem
ſogenannten franzöſiſchen
gewohnt hatte, nach Gotha.
Im
Jahre
1645
bekam er nach dem Tode feines ohne leibliche Erben verſtor benen Bruders Albert noch : Heldburg, Ummerſtadt, Veilsdorf, 1
-
Eisfeld , Salzungen , Alendorf , Krainberg und Volkenrode ; bei der im
Jahre
1660 erfolgten
Theilung der Grafſchaft
Henneberg auch: Waſungen , Sand und Frauenbreitungen , und 1663 löfte er die an Schwarzburg - Rudolftadt verpfän dete Herrſchaft Ober- Kranichfeld ein . Vom
erſten Tage ſeiner Regierung an hat Ernſt I. nur
für Verbeſſerung der Verhältniſſe
in
ſeinem
Lande geſorgt;
er wird deshalb auch unter ſämmtlichen Fürſten ſeines Jahr hunderts (nur mit Auszeichnung genannt. Herz , ſowie ſein edler Sinn
Sein vortreffliches
für Wahrheit und
wurden auf eine fo 'vorzügliche Weiſe - von dem
Gerechtigkeit damaligen
Geſchichtsſchreiber Hortleder ausgebildet , daß man
Alles,
was Ernſt I. that, eigentlich dieſem Manne zuſchreiben muß. moj? Eine ſchwere Aufgabe war zu löſen , als er die Regie rung feines Landes übernahm ; ' der dreißigjährige Arteg war zwar noch nicht beendet, dennoch waren ſchon ſo viele ſeinem Lande durch denſelben gewordene Wunden zu heilen , was eben nur einem
Fürſten , wie Ernſt I. war, gelingen konnte. 7*
Der
100
Einfluß ſeines oben Handlungen
erwähnten Erziehers zeigte ſich in allen
des Herzogs .
Ueberal ſuchte er, die Laſten ſets
nes Volkes weniger drüdend zu machen und es Zweig in
dem
Regierungsweſen
iſt faſt kein
vorhanden , in welchem
er
nicht etwas Auøgezeichnetes geleiſtet hätte. Nach Beendigung des
unheilvollen
dreißigjährigen Krieges
ordnete
er
ſofort
Kirchen- und Landegviſitationen an , verbeſſerte die faſt ganz in Verfall gerathenen Schulen , die Landescollegien und alle Behörden .
Von
beſonderer Klugheit und Søärfe
indeß ſeine polizeilichen Zucht und Ordnung ,
Verordnungen
die
zeugten
in Bezug auf Sitte,
überhand genommene Spiel- und
Tanzluft; auch beſchränkte er den
Aufwand bei Hochzeiten ,
Kindtaufen und Leichenbegängniſfen , verbot die
Duelle , gab
eine neue Kirchenagende und eine verbefferte Konſiſtorialord nung heraus und ſeşte ein Landeskircheninſpectorat ein .
Dabei
verſäumte er auch nicht, für die Verſchönerung ſeines Landes zu
ſorgen und befahl die Erbauung eines Reſidenzſchloffes
in
Gotha , wodurch viele arme Menſchen beſchäftigt wurden .
Die beſtehenden Vorſchriften wefen änderte er zum
für Bergwert-, Jagd- und Forſt
Theil in zeitgemäßer Weiſe um , zum
Theil aber audy erließ er ganz neue Verordnungen . prozeſſualiſche Verfahren ward ebenfalls Reform
unterworfen .
Zur Verminderung
einer
Das
umfaſſenden
des überall herr
idhenden Elends, beſonders der Wittwen und Waiſen , wur den milde Stiftungen , Waiſenhäuſer und dergleichen mehr gegründet.
Ernſt I. wirkte unaufhörlich nur zum Wohle ſeiner Un terthanen , und wenn
von
feinen
Beſtrebungen
auch nicht
immer gleich ein Erfolg ſichtbar werden konnte, ſo war ders ſelbe mindeſtens doch in einigen Jahren
zu erwarten . Hierzu
gehören auch die Bemühungen diefes edlen und hochherzigen
101
Fürſten , die Schifffahrt auf der Werra bis in die Weſer und auf der Unſtrut und
Saale bis
Neben dieſer ſtaatswirthſchaftlichen
die Elbe herzuſtellen .
in
Thätigkeit, die dod
bedingt, wenn wir jene traurige Zeit im mit dem Hören
dreißigjährigen Kriegé eingetreten , durch deſſen Auf
aber nicht verſchwunden , ſondern
erft recht grell hervorgetreten war, einen Zeit in
uns
Auge behalten , welche
im
Gegentheil nun
großen
Theil ſeiner
Anſpruch nehmen mußten , verſäumte er weder für
die Erziehung ſeiner Kinder, noch Religion zu ſorgen .
für die Verbrettung
der
Er verwendete ganze Stunden bei ſei
nen Kindern mit der Erklärung von Bibelſprüchen und damit daß er mit ihnen gemeinſchaftlich betete . Hat er ſich den mehr noch dure tigkeiten
Nicht nur hierdurch
Beinamen , der Fromme“ erworben , fondern ſeine Bemühungen , die fyncretiſtiſchen Strets
der wittenberger und Helmſtädtiſchen
Theologen auf
dem Wege der Güte und der Vernunft beizulegen .
Er forgte
auch für Errichtung des Kollegiums Hunnianum , das er als ein bedeutendes Hilfsmittel betrachtete , die chriſtliche Religion nicht nur zu erhalten , ſondern
immer weiter auszubreiten ,
namentlich ſtrebte er hierbei nach einem
ewigen
Frieden
in
der evangeliſchen Kirche. Mit dem noch
Könige von Aethiopten , ein Reich, das damals
das größte und mächtigſte in
Ernſt I. in
einem
theologiſchen
ganz Afrika war , ſtand
Briefwechſel, um
dié chrift
liche Lehre auch in deſſen Reich zur allgemeinen Geltung zu bringen .
Dadurch Daß
dieſer
König den
Abbé Gregorius
als Geſandten an Ernſt's Hof fandte, wurde der fromme Her zog noch mehr für ſeine Idee eingenommen .
Als Gregorius
wieder in ſein Land zurückgekehrt und Briefe für ſeinen fürfte lichen Gebteter von Ernſt I. mitgenommen hatte, ordnete der Legtere Johann Michael Wansleb aus Erfurt nad
Aethiopten
102
ab , um
nicht nur genate Nachrichten
über dieſes land ein
*
zuziehen, ſondern auch alles zu thun , was in feinen ſtand, der Lehre Jeſu w
Zwiſchen Ernſt I. und dem
land Alercei Michailowitſch Statt.
Sträften
dort Eingang zu verſchaffen . á
die
damaligen Kaiſer von
fand
Ruß
ein ähnliches Verhältniſ
Vermittelſt eines Briefwechſels zog er Erkundigungen
über die dort befindliche evangeliſdh -Lutheriſche Gemeinde ein. das freundſchaftliche Verhältniß
Um
zu
fördern , entſandte
der Kaiſer ſogar eine Geſandtſchaft an den 0:,:
gothaiſchen Hof.
Es mag freilich viele Menſchen geben , die religiöſes Streben
an
einem
Fürſten
+
ſchieden
ein
fo ent
tadeln ; allein
wenn dieſer Fürſt dadurch ſein Land und deſſen Bewohner nicht vernachläſſigt und das wird Niemand von Ernſt I. zu
behaupten wagen
dann
kann man
daſſelbe nur als
Höchſt löblich bezeichnen , beſonders wenn wir fehen , daß die Herrſcher zwei der größten Staaten gerade deshalb ein Freund: ichaftsbündniß mit ihm
anknüpfen .
weder vor Ernſt I., noch nach ihm handen um
geweſen
Wir glauben nicht, daß ein
deutſcher Regent vor
iſt, von dem man ſagen kann, Afrika habe
ſeine Freundſchaft gebult. Gleich nach
der
gab Ernſt I. ſeinem
igasuid as
it canbesent
Beendung des Dreißigjährigen Lande zeine landſtändiſche
Krieges
Verfaſſung ,
weil er einſah, daß er ohne Abgeordnete des Volkes nimmer mehr deffen Leiden , Noth
und Elend erfahren
würde.
In
ihrer Gemeinſchaft wurden die Mittel und Wege zur Abftel lung der vorhandenen Uebelſtände berathen . Noch in
ſeinem
zweiundſtebzigſten
Jahre hatte er die
Freude, einen Länderzuwachs zu erhalten , obwohl er nie dar auf bedacht geweſen
und bei der
Gemüthes auch nicht darnach ſtreben helm
religiöfen Färbung ſeines konnte.
Friedrich Wil.
III., Herzog von Sachſen - Altenburg, ſtarb am 14. April
103
1672 kinderlos. Wilhelm
Ernſts beide Brüder , von
denen
der Eine,
IV ., Herzog von Weimar, der Andere, Herzog von
Eiſenach geweſen , waren nicht mehr am nach den
damals allgemein
geltenden
Leben , weshalb er
Beſtimmungen
allein
nur legitimer Erbe, oder mindeſtens doch Haupt- Erbe war, beſonders war er dies durch tenburgiſchen
Prinzeſſin
feine Vermählung mit der ale
Eliſabeth Sophie geworden .
war nicht nur ihm , ſondern Wilhelm
ders
auch den Söhnen feines Bru :
bekannt ; doch
rechnend , nahmen
fie
ſofort
religiöſes
auf
fein
von
einigen
Ernſt, der in der That, wie
ſeine Neffen
hatten , unter keinen Umſtänden
es wegen
einem
ernſten
ſeinen Neffen einen
Am
Aemtern
Befiß.
richtig geurtheilt dieſer Erbſchaft zu
16. Mai 1672 ſchloß er mit
Vertrag ab, demzufolge drei Theile ihm ,
der vierte Theil Weimar zufiel. der
Gemüth
Zuſammenſtoß kommen laſſen wollte, zog eine
friedliche Einigung vor.
nigt :
Dies
größte
Theil
des
Mit Gotha wurden
verei
Fürſtenthums Altenburg , die
Nemter und Städte Altenburg , Ronneberg, Eiſenberg, Sama burg, Leuchtenberg, Orlamünde, Roda , Saalfeld, Gräfenthal, Probſtzella, das ganze Fürſtenthum Koburg mit den Aemtern Koburg , Sonnenfeld , Rodach, Sonnenberg, Hildburghauſen , Schalkau und Königsberg, ſowie der im
Jahre 1660 an Al
tenburg gekommene Theil der Grafſchaft Henneberg, der aus den
Aemtern Meiningen , Römhild , Themar, Maßfeld und
Behrungen beſtand . Dieſe Att in dem
Erbſchaftsangelegenheit war der
legte öffentliche
vielbewegten Leben des Herzogs Ernſt.
Er fühlte,
daß ſein guter Willen allein nicht ausreichend fei und daß feine Körperkräfte denfelben ftüßen vermochten . reits
1654
nicht mehr genügend zu unter
Er beſchloß
getroffenen und am
daber auf Grund ſeiner be 9. November
1672 erwet
104
terten
Verordnung , die
Friedrich zu
Regierung
übertragen , was auch
ſeinem am
älteſten
18. October
Sohne 1674
geſchah . In
der ſoeben
gedachten Verordnung Ernſts
ſtimmt worden , daß ſeine Söhne zuſammen in
I. war bes
einer Reſidenz
wohnen und die Regierung gemeinſchaftlich, doch unter dem Präſidium
des älteſten
Prinzen , führen ſollten .
Dies ſollte
ſo lange geſchehen , bis eine Theilung des
Landes dergeſtalt
erfolgen
ihm
könnte, daß
jeder
Prinz in dem
zugefallenen
Theile die Würde als Reichsſtand zu behaupten ,im Stande fei. Daß dieſer Fall nicht eintreten würde, war mit Beſtimmt heit vorauszuſehen , und es würde ungleich beſſer geweſen fein , wenn Ernſt I. das Recht der Erftgeburt eingeführt, wozu er fich bei ſeiner vorherrſchenden Religiöfität nicht entſchließen konnte, da hierdurch, ſeiner Anſicht nach, feine nicht zur Re gierung gelangenden Söhne im Ernſt I. ſtarb am then -Kirche zu
Gotha
Nachtheile waren .
26. März 1675. befindet
ſich
In der Margares
ſeine Grabſtätte .
Mit
ſeiner Gemahlin Eliſabeth Sophie hatte er achtzehn Kinder gezeugt, von
denen
ihn jedoch nur ſieben Söhne überlebten
und zwar; Friedrich, Albrecht, Bernhard, Heinrich, Chriſtian , Ernſt und Johann Ernſt. Wie dies in der Regel iſt, ſo kamen Anfangs die ſieben Brüder dem
Wunſche ihres Vaters in allen Stüden mit Ges
wiſſenhaftigkeit nach ; dodj als die Trauer fich gelegt, verſchwand auch die Pietät für den hohen Verſtorbenen und niedere In tereffen und Privatrüdſichten ſtörten die derlichen Stebe. Die vier
Jüngſten
Innigkeit der bri
erklärten zuerſt, mit der Regierung
Friedrich I. nicht zufrieden ſein zu
können , weshalb
Dieſer
ſich genöthigt fah, ſich mit ihnen durch den Erbtheilungsver
105
trag
vom
nun
24. Februar 1680
auseinander
war dieſe Angelegenheit
kaum
auch
die drei
älteren
zu ſegen ; allein
Ordnung gebracht , als
in
Brüder , die
gewiffer
Maßen
fehen wollen , welches Reſultat die Unterhandlun
erſt hatten
gen mit den vier Jüngeren gewinnen würden , mit ihren An forberungen rich
hervortraten .
Auch
mit
ihnen
mußte
Fried
I. am 8. Juni 1681 einen Echtheilungørezeß abſchließen . beiden Verträgen zufolge trat Friedrich I. an
Diefen
feiner Brüder Einkünften dagegen
beſtimmte Ortſchaften
ab , auch
jeden
mit Einwohnern
und
die Landeshoheit über dieſe Diſtrikte ;
behielt er für fich den
größten Theil des Landes und
die Directorialregterung der gothaiſchen Hausangelegenheiten ; auch war ihm Brüdern
allein das Recht vorbehalten
und von ſeinen
garantirt, ales dasjenige , ſelbſt in
den
ſeinen
Brüdern abgetretenen Landestheilen ſelbſtändig und ohne Bes rathung mit ſeinen Brüdern zu leiten , was einem ſouverai nen Landesfürſten
gebührt.
Hieraus geht ziemlich
deutlich
hervor, daß die ſechs übrigen Herzoge von Weimar, ungeach tet dieſes Titeľs dod wodurch ſchon ein
nur die Statthalter Friedrich
rung des Erſtgeburtsrechtes gethan worden war. gen mußte Friedrich rezeffe, die im an
I. waren ,
bedeutſamer Schritt zur künftigen Einfüh
I. auf Grund der beiden
Im
Uebri
Erbtheilungs
Jahre 1686 erſt vom Kaiſer beſtätigt wurden ,
jeden feiner Brüder noch jährlich 3000 Gulden zahlen . Durch
dieſe Theilung entſtanden fteben neue mit Ho
heitorechten verfehene Fürſtengeſchlechter im und zwar :
gothaiſden
Hauſe
Sachſen -Gotha , Roburg , Meiningen , Römhild,
Eiſenberg, Hildburghauſen und Saalfeld . Regierungsſig
in
Gotha
genommen und hatte als ſein Eigenthum
Friedrich
I. hatte feinen
in
Befiß :
Gotha, Tenneberg, Wachſenburg , Ichtershauſen , Geor
106
genthal, Schwarzwald , Reinhardsbrunn , Volkenroda , Oberkranichfeld , Altenburg , Leuchtenburg und Orla münde ; Der Herzog Albrecht
reſidirte
in
Koburg.
Ihm
waren folgende Ortſchaften zugefallen : Roburg, Rodach , Neuſtadt an
der
Heide , Sonnenberg , Sonnenfeld ,
Mönchroden und Neuhaus; Bernhard in Meiningen .
Ihm
gehörten : Meinin
gen , Maßfeld , Waſungen , Frauenbreitungen , Sand, Henneberg und Salzungen ; Heinrich
in
Römhild
hatte bekommen :
Römhild ,
Königsberg , Themar und Behrungen ; Chriſtian
in Eiſenberg : Kamburg, Elfenberg, Ron =
neburg und Roda ; Ernft
in
Hildburghauſen : die Aemter und Städte
1
Hildburghauſen , Heldburg , Eisfeld , Veilsdorf und Schalkau ; Johann
Ernſt
in
Saalfeld
endlich : die Aemter
und Städte Saalfeld , Gräfenthal , Probſtzelle und
Lehſten . Die Koburg'iche durch Albrecht gegründete Linie erloſch (chon
am
6. Auguſt
1699 ; die Heinrich -Römhild'ſche iam
13. Mai 1700 und die Chriſtian -Eiſenberg'iche am 22. Auguſt 1707.
Dadurch mußten neue Streitigkeiten entſtehen , zumal
da die vorn erwähnten und vom Kaiſer 1686 beſtätigten Erb theilungsrezeſſe nicht mit derjenigen Klarheit abgefaßt worden waren , wie eine ſolche Angelegenheit nothwendig erfordert..! Wenn Streitigkeiten auch ann und für fich nicht geeig net ſind , die Annehmlichkeiten
des Lebens zu
müſſen wir dieſe; welcher wir ſoeben in
erhöhen , fo
Bezug auf das her
zoglich gothaiſche Haus gedacht, doch , als eine in ihren Folgen
107
wohlthätige Erſcheinung begrüßen ; ſie brachte, wie in allen übrigen Staaten , wo ähnliche Familienverhältniffe vorhanden waren , endlich doch die Einführung des Rechtes der
Erſtge=
burt zu Stande, wodurch ſowohl Fürſten , als Völker nur gé winnen könnten . Menſchen
Bei derartigen
Theilungen von
Land und
iſt es häufig genug vorgekommen , daß die Leste
ren nicht einmal wußten , wem
ſie unterthänig waren .
Friedrich I. war das Leben durch die Erbtheilungen mit feinen Brüdern
nicht nur außerordentlich
ſondern hatte auch den
Entſchluß in ihm
mindeſtens für den ihm
zugefallenen
verbittert worden , > zur Reife gebracht,
Theil der Erbſchaft ſei
nes Vaters das Recht der Erſtgeburt zum herrſchenden Grund gefeß zu erheben . Dies geſchah im Jahre 1683. Es läßt fich
denken ,
daß Friedrich I. Bei den
vielen
Mißhelligkeiten , mit denen er während ſeiner Regierung zu kämpfen hatte, nicht beſonders Wichtiges für ſein Land thun i konnte. Dennoch hatte er Manches gethan , was des Lobes ver dient.
So ſorgte er z. B. für eine Vermehrung feines Mi
litairs
und machte beim
Landtage dahin
zielende Anträge.
Er bekam von den Landſtänden nicht nur die Erlaubniß, eine Compagnie Garde zu
Pferde zu
auch die hierzu nöthigen Gelder. 1683 der Stadt Wien
zu
Hilfe
errichten , ſondern
empfing
Dadurch war er im
Stande,
zu
eilen , und bei der im
Jahre 1688 ſtattfindenden Belagerung der Stadt Mainz mit: zuwirken .
As Miniſter und Räthe fungirten
unter feiner
Regierung: Ernſt
Ludwig
Avemann ;
Johann
Friedrich
Magnus Saul.
Friedrich I. ſtarb am
2. Auguſt 1691.
Bachow ;
II.
Friedrich
II.
und
HII .
( 1691–1772.) sehute 8
Sa pité i.
Dit kaiſerliche Mündigkeits-Orklärung . Vormundſchaft Friedrich II. Friedrich II. Sorge für Sunft , Wiſſenſchaft und Religion . - Militair Gtat. Genealogie feines Hauſes . Friedrichs III. Regierungs- Antritt. Seine Militairverbindung mit dem Haiſer und den Beneralftaaten. Genealo Cinige Verordnungen . Friedrich III. Miniſter und Räthe. giſches. 14. Friedrich I. hinterließ zwei Söhne: Friedrich und Johann Wilhelm .
Der
Erftere unter dem Namen
Friedrich II. übera
nahm die Regterung, während der Andere in faiſerlichen Dien ften
im
Jahre 1707 ſchon ftarb.
Als Friedrich renn daß
und
es
I. ſtarb , waren
war deshalb
über ' den Aelteften
feine
von
ſeine Söhne noch mino: ihm
beiden
Römhild und Bernhard von Meiningen führen
ſollten .
Auf dieſe Weiſe kam
Gotha's in die Hände dieſer beiden
beſtimmt worden ,
Brüder Heinrich von die Vormundſchaft auch die Regierung
Herzoge.
Friedrich II.
begab ſich auf Reiſen , um ſich zu dem wichtigen Berufe, den das Schidſal für ihn beſtimmt hatte , durch Selbſtanſchauung an
anderen
Höfen
gewiſſenhaft vorzubereiten .
Nachdem
er
109
fidh längere gehalten
Zeit beſonders
zurüd , älter an dem in
deutſchen einem
Friedrich
in
England und Frankreich auf
hatte, kehrte er Mitte 1693 nach ſeinem Jahren und Erfahrung . Kaiſer
gemachte Vorſtellung
Mandate vom
Erblande
Auf eine beſondere
12. September
erklärte derſelbe 1693
nicht nur
II. für mündig , ſondern beſtimmte auch, daß die
gothaiſchen Erbprinzen überhaupt mit dem
achtzehnten
Jahre
majorenn ſein ſollten , wie dies bei den deutſchen Kurprinzen der Fall ſei. Friedrich
II . trat nunmehr die Regierung ſeines Landes
definitiv an , und obgleich er diefelbe beinahe vierzig Jahre inne hatte , ſo iſt doch verhältnißmäßig nur wenig während dieſer langen Zeit von nicht,
der ſein
ihm
Land zu
geſchehen .
Er war der Mann
einer gewiffen
Entwidelung
hätte
führen können . Außerordentlich milde und gütig, genügte es ihm
vollſtändig, die Liebe feiner Unterthanen zu befißen .
Ein
anderes Ziel fannte er nicht. In demſelben
Jahre, wo ſein Bruder
Johann Wilhelm
ſtarb , ichied auch ſeines Baters Bruder , der Herzog Chriſtian von
Eiſenberg , von der Erde, und da derſelbe keinen
hinterließ , fo
fiel deffen
Erben
Landestheil laut früher zwiſchen den
beiden herzoglichen Brüdern abgeſchloffenen Bertrages an das Haus Gotha.
Als im
Jahre 1710 der Herzog Heinrich von
Römhild ebenfalls ohne Erben ſtarb, bekam noch das Amt Themar , ungeachtet ihm
Friedrich II . auch
eigentlich das ganze
römhild'ſche Gebiet kraft jenes erwähnten
Vertrages zukom =
men mußte ; allein ein entſchiedener Feind aller Streitigkeiten wollte er lieber weniger, aber das Wenige mit Ruhe befigen . Er forgte für die Verſchönerung Gotha's, für die Vers
größerung der Hofbibliothek, des Münzkabinets und des Kunſt Gebiete kirchlichen dem Auf und Naturalientabinets .
110
leiſtete
er
indeß jedenfalls
das Meiſte.
In Stußhaus und
Georgenthal ließ er neue Kirchen bauen , und die in andern Orten befindlichen gründlich repariren ; auch gründete er eine Unterſtüßungskaffe für
arme Kandidaten
Das Waiſenhaus zu Gotha
des
Predigtamts.
richtete er beſſer und zweckent
ſprechender ein und zur Sicherheit des allgemeinen
Verkehrs
ernannte er beſondere Polizei-Kommiſſionen. Friedrich Gelegenheiten
II . Truppen
zeichneten
gegen die Franzoſen und in ihrer lichen fürſtlich fächfiſchen Truppen Wartensleben .
Um
Kriegscollegium
ein
rie, jedes Im
ſich bei verſchiedenen
vortheilhaft aus , beſonders in dem
dieſe
Zeit
Feldzuge
Vereinigung mit fämmt unter dem General von
fepte
der
Herzog auch
und errichtete: zwei Regimenter
ein
Infantes
1200 und ein Dragonerregiment zu 600 Mann .
ſpaniſchen Erbfolgekriege 1707 zogen
thaiſche Truppen nach
3000 Mann
go
Italien unter Anführung des Prinzen
Johann Wilhelm , der bei der Belagerung von Toulon fets nen Heldentod
fand.
Im
Jahre 1715 beſtand der reguläre
gothaiſche Kriegsſtaat aus der Leibwache zu Pferde, den
Tras
banten, den Leibgrenadieren , zwei Infanterie- und drei Dra = gonerregimentern , ſowie
aus
zwei Garniſon - Compagnten .
Unter der Regierung Friedrich II. waren Miniſter und Räthe : Johann
Jacobs und
Friedrich 1.
Euſebius Jäger.
II. hinterließ fieben Söhne und zwei Töchter:
Friedrich ,
geboren
1700 , übernahm
1732 die Re
gierung ; 2. Wilhelm , geboren 1701, als kaiſerlicher General 1773 * geſtorben ; 3. 2. 4.
Johann Auguſt, geboren 1704 , im
Jahre 1766 gleicha
falls als kaiſerlicher General geſtorben ; '; Chriſtian Wilhelm , geboren
1706 , geſtorben 1748;
111
***
2:15 . Ernſt Ludwig, geboren 1715, geſtorben als münfter": i
fcher General 1763;
6. Moriß, geboren 1716 , geſtorben als furheffiſcher See pre
neral 1778 ;
1,7.
Friederike, geboren 1717, geſtorben als die Gemahlin
is; des Herzogs von Sachſen -Weißenfels 1775 ; ::8 . Auguſta , geboren 1719 , geſtorben als: die Gemahlin des Prinzen
von Wales
des nachherigen
1772 ; ſie war die Mutter
Königs Georg III. von England;
Johann Adolph, geboren 1721 , geſtorben als kurſäch
1:49.
fiſcher General 1779 . Ruhig , wie er gelebt,ſtarb Friedrich II. am 23.März 1732 . Friedrich III. übernahm die Regierung.
Im
am
Sterbetage feines Vaters
nächſten Jahre ſchon mußte er dem
Kai
fer in deſſen italieniſchen Feldzug ein Contingent von 5000 Mann unter. dem len .
Auch mit den
Oberbefehl ſeines Bruders Wilhelm Generalſtaaten trat er 1744 in
ftel
Verbin
dung und fandte jenen zwei Regimenter Infanterie und ein Kavallerieregiment. Was wir von Friedrich II. ſagen mußten , trifft auch bei ſeinem
Sohne im
ſeiner
Regierung
Fürft war.
Im
Allgemeinen zu . geſchehen , Jahre
Nur Wenig
obgleich
1751
er
führte
kein
iſt unter
unbefähigter
er die Oberpolizei
Kommiſſion für ſein Land ein ; 1769 die Brandaſſecuranz und im lichen
Jahre 1770 ſchaffte er den dritten Feiertag der chriſt Feſte ab.
Friedrich
III. führte übrigens , wie auch fein Vorgän
ger , einen ziemlich glänzenden Hofſtaat. Räthe befanden fich in
ſeinen
und
Dienſten :
Siegmund Ehrenfried von von
Als Miniſter
Nitſchwiß ; Rudolph Anton
Oppel; Gottfried Heinrich von
Heringen ; Chriſtian
112
Dietrich von
Keller; Albrecht Anton von Nürleben ;
rich Karl von Lichtenſtein
und Friedrich
Frieds
Freiherr von Fran
kenberg . Friedrich
III. hatte fich im
Jahre 1729 mit der Prins
zeſſin Louiſe Dorothea vermählt und hinterließ zwei Kinder : 1.
Ernſt , geboren am
30. Januar 1745 , folgte ſeinem
Vater in der Regierung , da ſein älteſter Bruder Fried rich 1756 zu
Genf verſtorben war ;
2. Auguft, geboren
den
14. Auguſt 1747.
Die Herzogin Louiſe Dorothea ſtarb im ihr Gemahl dagegen erſt am
October 1767;
10. März 1772 .
III .
ft
ni
r
E
II .
(1772—1804 .) Elfte $
Kapitel
Johann Stephan Pütter. - Ernft II. Ernft II. Regierungs -Antritt. Sparſamkeit. - Seine gewiſſenhafte Pflicht-Erfüllung. - Beitritt zum für Lotte Neue Verordnungen . Wohlthätige Einrichtungen . ftenbunde. Unter ſagung der Hazardſpiele: - Die Gründung der Sterit rie-Verbot. Seine Miniſter. Moritz Auguſt Ein Urtheil über Ernft II. warte. von Chūmmel.
Ernft II. ftirbt.
Genealogiſches.
Ernſt II., ein durchaus allſeitig gebildeter Fürſt, fah ein , daß nach einer achtzigjährigen Regierungsunthätigkeit es hobe Zeit ſei, in das Staatsrad kräftig einzugreifen , und wir wer den
ſogleich Gelegenheit haben , zu bemerken , wie vortrefflich
er es verſtand , bei ſeinen
Beſtrebungen mit dem
Geifte und
den
Anforderungen der Zeit zu arbeiten , eine für einen
ften
in der That nicht ganz leichte Aufgabe, da er gemeinhin
auf vielen Widerſtand im
Für
Volke felbft ſtößt.
Wenn Friedrich III., der Vater Ernſt II., auch für ſein Land nichts Weſentliches gethan hatte, ſo hatte er doch unges mein
viel dadurch geleiſtet , daß er für den Erbprinzen die
beſten Lehrer befoldete, um Bildung zu
geben .
demſelben eine möglichſt gediegene
Aus dieſem
Jahre 1762 den damals erſten Vertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bd.
Grunde hatte
er auch im
Staatsrechtslehrer 8
Johann
114
Stephan Pütter nach Gotha
berufen , um
den Staatswiſſenſchaften von ihm
unterrichten zu laſſen . ſtaatswiſſenſchaftlichen
Pütter war, wie geſagt, auf dem
Gebiete der bedeutendſte Gelehrte ſeines
Jahrhunderts , und
ſich voraus ſehen , daß Ernſt II. , der
es ließ
Naturanlagen befaß , durch dieſen gewinnen
ohnehin gute
Unterricht ungemein
viel
und daß derſelbe auf ſein ſpäteres Leben , wenn das
Schickſal ihm
ſeines Vaters Regierung übertragen würde, von
den wichtigſten Folgen fein mußte. Pütter war am 25. Juni 1725 und der
Ernſt II . in
Jüngſte von
1736 ward ihm
ſein
in
acht Geſchwiſtern . Vater durch den
Iſerlohn geboren Schon
im
Tod entriſſen .
Jahre Sein
ältefter Bruder , der ein Jahr nach ſeiner Berufung nach Gotha als Hoffiskal in ſeiner Vaterſtadt ſtarb , übernahm die Erziehung ſeiner Geſchwiſter.
Im
dreizehnten
Jahre ſchon
war Pütter univerſitätsreif und wir finden ihn deshalb auch ſchon
um
dieſe
Zeit in
begab er fich nach
Marburg , ſpäter
Jena .
In
den
in
Halle .
1741
Jahren 1743 bis
1745
gab er dem Burggrafen von Kirchberg täglich eine Unterrichts ſtunde in der Jurisprudenz. leſungen
1744 bekam
er das Recht, Vor
an der Univerſität ſelbſt zu halten , und im Jahre er als außerordentlicher Profeſſor der Rechte
1747 wurde
nach Göttingen berufen .
Vor nur drei Zuhörern begann er
ſeine Vorleſungen , doch bald ſtiegen ſie auf 23 und vermehr ten ſich von dieſer Zeit an mit jedem Jahre. Sein Ruf war jeßt ſchon als feſtgegründet zu betrachten . Nachdem er im Jahre 1757 ordentlicher Profeſſor geworden und zum
1
Hofrathe ernannt worden war , rückte er endlich auch in die Stelle des verſtorbenen Schmauß als Profeſſor juris publici. Für eine beſondere Ehrenbezeigung hielt er ſeinen Gotha zum
Staatsrechtslehrer des Erbprinzen .
Ruf nach Hier blieb
115
er ein ganzes Jahr, und er geſtand ſpäter ſelbſt zu , daß die fes
ganzen
Jahr das glüdlichſte ſeines
Nicht nur Seitens des Hofes , ſondern
Lebens geweſen
ſei.
auch von allen vor
nehmen und gebildeten Perſonen Gothas wurde ihm mit der größten Hochachtung begegnet. feierlichkeit und zu jedem
Auch ward er zu jeder Hof In demſelben
Hoffeſte eingeladen .
Jahre , wo er von ſeiner Funktion bei dem Erbprinzen von Gotha entbunden wurde, ernannte ihn Kurſachſen zum gehei men Archivar mit 2000 Thalern jährlichem
Dresden zu
er verpflichtet war, feinen Wohnſiß in 1766 wurde er zum
Gehalt, ohne daß nehmen.
und 1769 zum
Reichshofrath
Kanzler
der Univerſität Gießen ernannt und das Jahr darauf erhielt er noch den
1796
Juſtizraths.
Titel eines geheimen
er ſein Amtsjubiläum und 1807 am
feierte
12. Auguſt ſtarb er.
Pütter wird feiner außerordentlichen Kenntniſſe, ſeiner Religiöfität, ſeiner liebenswürdigen raftloſen
Thätigkeit wegen
noch
in
Beſcheidenheit und ſeiner ſpäteren
Jahrhunderten
nur mit Achtung genannt werden . Dies war der Mann, von dem Ernſt II . ſeinen ſtaats und rechtswiſſenſchaftlichen Unterricht empfangen hatte . So gediegen wie der Meiſter, wurde auch
der Schüler.
Sein
Land befand ſich, wie wir bereits angedeutet haben , in
einem
keineswegs blühenden Zuſtande.
Die Folgen des ſiebenjährigen
Krieges , der freilich ſchon neun
Jahre beendet war , machten
ſich noch überall, beſonders
durch
eine unverhältniſmäßige
Theuerung aller Lebensbedürfniſſe , bemerkbar.
Die Finanzen
waren
zerrüttet und die Unterthanen mit Steuern wohl ver
ſehen .
Ernſt II. erkannte, daß er von vorn anfangen müſſe,
wolle er für das Wohl feines Landes Dingen brachte er deshalb
ſorgen .
Vor allen
das Finanzweſen wieder in
Ord
nung und führte eine weiſe Sparſamkeit an ſeinem Hofe ein , 8 *
116
Beſoldungen , ſondern
Verminderung der betreffenden
durch
Diener oder
fcheinender
Entlaſſung überflüſſig
nicht durch
durch eine gewiſſenhafte Deconomie in ſeinem
eigenen Haus
weſen . Gewiffenhaftigkeit war überhaupt die hervorragendfte Seite feines Charakters. Er ſprach mit jedem ſeiner Unter thanen ſelbſt, der ein Anliegen , eine Bitte oder eine Beſchwerde ihm
1
heiten weder nach Zeit , noch Ort.
Gern und willig lieh er
ſein Ohr jeder Klage zu jeder Stunde. ſonſtige Vergnügungen
Gelegen =
er fragte bei folchen
vorzubringen hatte, und
bei ihm
kamen
Hoffeftlichkeiten nur felten
und
vor, denn
jede Minute , welche er den Staatsangelegenheiten entzog, hielt großherzige Fürft für einen
diefer
Dienern zu Privatmann Menſchen
begehen , ſtets dürfte man
Raub, den
Anſtand nahm ..
er an feinen
Als Fürſt und
ſchwerlich je einen gewiſſenhafteren Mit der Verwaltung
finden , als Ernſt II. war.
der Angelegenheiten feines Landes machte er ſich fortwährend zu thun .
Seinem
Volk gegenüber wollte er nicht fürſt, fon
dern derjenige ſein , der von Gottes Gnade eingeſept, über die Rechte eines als
jeden
Einzelnen
eine der heiligſten
zu wachen .
Pflichten eines
Er erkannte dies
Fürſten
an.
Dieſer
Pflicht genügte er auch zu jener Zeit, als der Reichskrieg gegen die franzöſijche Republik beſchloffen worden war, in herrlichen und herzgewinnenden Weiſe, daß man zu ihm
Thränen gerührt werden muß.
einer ſo
darüber bis
Als deutſcher Fürſt lag
die Verpflichtung ob, ein Contingent gegen Frankreich zu
ſtellen .
Der Gedanke war ihm
ſchrecklich , ſeine Kinder, wie
er feine Unterthanen mit Recht nannte , ſo gewiffenlos zur Schlachtbank führen zu müſſen und dadurch Elend und Un glück in die Familien zu bringen . Lange fann er nach , wie es ihm möglich werden könnte, den Wünſchen feines Herzens und den Pflichten des Fürſten zugleich
zu genügen .
Endlich
117
hatte er das Mittel gefunden darin , daß er ſtatt der Men fchen ſehr bedeutende Geldſummen fandte, welche er durch neue Erſparniffe
ſeinem
in
eigenenen
Hausweſen
aufzubringen
verſtand.
Dem
von König
Friedrich
II. von Preußen
geſtifteten
Fürſtenbunde trat auch Ernſt II. bei, doch unterſagte er jede Werbung von Soldaten in ſeinen Ländern mit aller Entſchie denheit, und die Achtung, in welcher er bei den übrigen deuts ſchen
Fürften ſtand, verſchonte ihn auch damit. 1
Die hohen , für Manchen
faſt unerſchwinglichen
Preiſe
der Lebensmittel führte ihn auf den Gedanken , für das Ar menweſen
beſondere Vorkehrungen
zu
treffen .
eine Penſions-Anſtalt für die Wittwen Diener, fowie mehrere Armenhäuſer.
Er errichtete
und Kinder ,ſeiner
Die Verbeſſeruug des
Schulweſens, beſonders des Gymnaſti zu Gotha übertrug er der Leitung des Kirchenrathts Geißler , eines gründlich wif ſenſchaftlich gebildeten und mit der Zeit fortſchreitenden Man : nes. Ganz'vorzügliche Verdienſte um das gothaiſche Schulz weſen hat fich außer Geißler auch noch der Landſchulen - In ſpektor Haun erworben . Im
Jahre 1776
nung, 1778 ein
führte Ernſt II. eine neue Prozeſſord
neues Geſangbuch und 1780 eine neue Fan
desordnung für ſeine Staaten ein .
1772 ließ er die Feſtungs
werke des Friedenſteines niederreißen , welche auf der Seite der Stadt ſich befanden , ſiebzehn Jahre ſpäter auch die üb rigen .
1787
erbaute
er
die
erſte Sternwarte
auf dem
Seeberge. Ernſt II. betrachtete fich, wie wir ſchon einmal ſagten und wie z. B. auch Friedrich der Große von Preußen
gethan
hat, nicht als den Eigenthümer, ſondern nur als den Verwal ter ſeines Landes und hielt ſich deshalb auch für verpflichtet,
118
mit feltener
Gewiſſenhaftigkeit
dieſe
Verwaltung zu
und die Einkünfte des Landes nur zum dienenden Zwecken
führen
allgemeinen Beſten
zu verwenden . Aus dieſem
Grunde finden
wir an ſeinem Hofe auch keinen Lurus, ſondern überall macht fich ein weiſes Erſparungsſyſtem
bemerkbar.
Ernſt II. wollte übrigens nicht blos felbft ein ſparſamer Fürſt ſein , ſondern er ſtrebte auch darnach, feinen Unterhanen Sinn für die Sparſamkeit beizubringen . Um
dies zu erret
chen , war es nothwendig, diejenigen Anſtalten
und Gelegen
beiten
aus dem
Wege zu räumen , welche ſeinen weiſen und
edlen
Zweden entgegen
ſtanden .
Deshalb
verbot er nicht
nur die Lotterie, ſondern aud fämmtliche Hazardſpiele in nem
Lande, weil ſie als
ein Hauptgrund der
fets
Verarmung
des Volkes zu betrachten ſind. Der Ackerbau , Handel und die Gewerbe traten
unter
feiner Regierung in das richtige gegenſeitige Verhältniß, durch welches
allein
nur
die Blüthe
Unter der Regierung Ernſt
eines
Staates
bedingt
ift.
II. erreichte der Wohlſtand der
gothaiſchen Lande eine bis dahin noch nicht gekannte Höhe. Alle Inſtitute, mochten ſie geſeglicher , polizeilicher , religiöſer oder gewerblicher Natur ſein , befanden fich unter der weiſen Fürſorge dieſes mäßen
Fürften
Fortſchritt.
zeigte ſich in
in
einem
fortwährenden
und zeitge
Eine auffallende Achtung vor dem
allen ſeinen Handlungen
und
Geſetz
Verordnungen ,
dennoch veranlaßte die Milde feines Herzens, oft, daß er die rechtsgiltig erkannten Strafen, ſobald eine derartige Bitte ihm vorgetragen wurde, gnädig erließ , zumal wenn dadurch das Glüd und der Wohlſtand einer Familie befördert werden konnte.
fam
ein
Menſch
aber
zum
ſolcher ſeiner Gnade theilhaftig gewordener zweiten
Male
in
ähnliche Verhältniſſe ,
-
dann war Ernſt
II. ein
119
entſchieden
Die
ſtrenger Regent.
Strafe mußte verbüßt werden . Eine treue Pflichterfüllung verlangte er von allen ſeinen Beamten und Dienern und ging ihnen hierin auch mit einem guten
Beiſpiel voran .
Er pflegte zu
ſagen , wer Rechte bez
anſpruche, habe auch Pflichten zu erfüllen , und wer das Legtere nicht thue, erkläre fich felbft des Erſteren für verluſtig. Ernſt II. raftloſes Streben war aud ren Seiten
hin
nicht zu verkennen !
In
nad allen andes den
legten
zwölf
Jahren " feiner Regierung ließ er die vornehmſten Straßen in Gotha mit
Trottoirs für die Fußgänger belegen , die meiſten
neu pflaſtern bebauen .
und den Gitterplaß vor dem
Die Vorſtadt vor dem
Landſchaftshauſe
brühler Thore wurde durch viele
neue und geſchmackvoll eingerichtete Häuſer anſehnlicher ges macht.
Die Gärten
ſogenannten vermehrten wurde
Galgenberge und vor dem ſich außerordentlich
der
pflanzt.
und Gartenhäuſer , beſonders auf dem ſundhäuſer
ſchnell und anſehnlich.
Galgenberg mit vielen
Thore, Auch
tauſend Obſtbäumen bez
Die Stadt erhielt ein neues mit dem
Armenhauſe
in Verbindung ſtehendes Krankenhaus : ein Denkmal der edlen Miniſtertochter von Frankenberg . Vom
Kaiſer wurde Ernſt II. aller dieſer lobenswerthen
Eigenſchaften wegen als der zuverläſſigſte Fürſt Deutſch lands. bezeichnet . Der
geheime Rath
Ernſt II . nod „ Ernſt
Lüders
II. behauptete
gebildeter Menſch.
welche
Regel die
in
der
Altenburg
auch einen
wiffenſchaftlich
hatte ſein
zu
fagt
über
Folgendes : erhabenen
Außer den
Plaß als
Kenntniffen ,
Erziehung eines Fürften
gewährt,
eigener Hang zu den Wiſſenſchaften aus ihm
einen
120
Gelehrten im wahren Sinne des Worteß gemacht.
Vorzüg =
lich war es, außer der Sprachkunde, die Mathematik , auf die er einen großen Werth legte, und der er ſelbft auf das Eif rigſte fich ergab . um
Seine albekannten bedeutenden Verdienſte
die Aſtronomie floffen aus ſeinem
Studium .
tiefen mathematiſchen
Er ſelbſt war aſtronomiſcher Schriftſteller, beför
derte die Erſcheinung manches Werkes über dieſe Wiſſenſchaft und unternahm
eine Gradmeſſung des Meridians , die erſte
. in Deutſchland. Manche mathematiſche Arbeiten füllten ſeine Stunden der Muße aus, unter denen wir nur die Berechnung des
Röffelſprungs
im
Schache, worüber
ſtechen ließ, gedenken. ſeinem
er viele Tabellen
Der Gründung und Datirung der aus
Privatvermögen erbauten Sternwarte zu Seeberg gab
der Sternkunde eines
der wichtigſten
Inſtitute, und ſichert
dem Stifter einen unvergänglichen Ruhm
in den
Jahrbüchern
der Wiſſenſchaft.
Doch nicht aus Eitelkeit oder aus Mode
war er Beſchüßer
aller Wiſſenſchaften
und
Künſte, ſondern
ein wahrer Freund und Gefährte gelehrter Männer von aus gezeichnetem
Werth .
„ Wie ſeinen Pflichten , ſo war er auc
treu der Freund
ſchaft, und wo er ja einen Mißgriff gethan hatte , da zog er leiſe ſich zurück . So war Ernſt II., dem
den Namen Mild
gerechten nicht die Stimme der Schmeichelei, ſondern der Ruf aus dem Unter
Herzen
Ernſts
feiner
dankbaren Unterthanen gab."
II. Regierung
kamen
folgende Mini
ſter vor ; Friedrich
Freiherr
von Studnig ; Wilhelm
von
Frankenberg ;
Ernſt
Auguſt
von Rotberg ; Auguſt Friedrich Karl
Freiherr von Zingefar, und Moriß Auguſt von Thümmel.
Der Legtere , einer unſerer vorzüglichſten ſchon im
Dichter, war Jahre 1761 als Kammerjunker bei Ernſt II., .der
121
damals noch Erbprinz war , angeſtellt, und als dieſer Fürſt die Regierung antrat, zum geheimen Hofrath, 1768 zum wirk lichen
geheimen Rath und Miniſter ernannt.
verwaltete er mit
der wohlthätigſten
land; unter anderen legte er eine Fabrik von
Poſten für das
kleinen ſteiner
1
nen
Dieſen
Wirkſamkeit
Kugeln an , wodurdy ein marmorartiger Stein , der bis
her den Feldern ſchädlich geweſen , zu einem licher Induſtrie gemacht wurde. öffentlichen
Im
Gegenſtande nüß
Jahre 1783 zog er ficky
von
allen
dem
ſeiner -Gemahlin -zugehörigen
Geſchäften zurück und lebte meiſt auf Familiengut Sonneborn.
Ernſt II. vermählte fich
25. März
am
1769 mit der
Prinzeſſin Marig Charlotte Amalia von Sachſen -Meiningen . Dieſer Ehe entſproffen folgende Kinder: 1. Ernſt, geboren den 27. Februar 1770 , geſtorben im November 1779 ;
2. Auguft , geboren' den 23. November" 1972, trat , da von fein ältefter Bruder verſtorben , die Regierung an ; und, 3.
Friedrich , geboren
Ernſt II. ſtarb am
den
28. November 1775 .
20. April 1804 .
IV .
Auguft.
Leopold
Emil
(1804-1822 .) und Friedrich
IV .
( 1822 – 1825.) 8 Wo I ftes Kapitel. Seine beiden Dermählungen . Charakteriſtik des Herzogs Auguft. Der Tauſchrezeß zwiſchen Botha und Roburg . Beitritt zum Rheinbunde. Verleihung des Herzog s titels. Ergänzung des poſener Vertrages . Anſchluß an die Verbündeten. - Einige Abänderungen der Der faſſung Staatsmänner. in Bezug auf Altenburg. Auguft's dod und Fried richs Regierungsantritt. Das gothaiſche Hausgeſet von 1680 . dod Friedrichs. Statiſtiſche Ueberſicht Gothas. Am
20. April 1804 übernahm
Regierung ſeines Landes.
der Herzog Auguft die
Er fowohl, als ſein Bruder Fried
rich, war in Genf erzogen und gebildet worden .
Gotha bekam
in ihm wiederum einen Herrſcher, der vermöge der Vielſeitig keit
ſeines Geiſtes wohl
feinen
Wohlſtand zu
geeignet war, für ſein
ſorgen und welcher hierzu
beſten Willen mitgebracht hatte. daß er in im
Glück und auch
den
Von vornherein erklärte er,
Bezug auf die allgemeinen Regierungsgrundfäße
Sinne feines verewigten Vaters fortarbeiten werde.
Im
123
Allgemeinen
hat er aud Wort gehalten : allein
eine eigen
thümliche , zuweilen bizarre Anſchauungsweiſe und eine nicht foökonomiſch ziemlich
durchgeführte Hausordnung haben
auffallenden
Unterſchied
Vater bemerkbar gemacht.
zwiſchen
ihm
doch einen und ſeinem
Dieſer Unterſchied hat jedoch kei
nen weſentlichen Nachtheil für Land und Unterthanen herbet geführt. Der Ackerbau, der Handel und die Gewerbe wurden vom Herzoge Auguſt nach allen Seiten hin daß
deren
blühender
kräftig unterſtüßt, fo
Zuſtand , wie er unter
der Regierung
Ernſt V. vorhanden war, während ſeiner Zeit nod bedeutend erhöht wurde. Aber nicht blos für Handel , Gewerbe und Landbau forgte dieſer Fürſt, ſondern er brachte auch eine frei ere Entwickelung in den Gang des geiſtigen Lebens ; befon ders durch ſeine eigene Schriften , die nicht nur geiſtreich waren , fondern auch von feltenem
Humor und ebenſo feltener Viel
ſeitigkeit zeugten . Ebenſo opferte er den Künſten ſehr bedeu tende Summen , zu bedeutend, wie man ſagt, für die regel mäßigen Einnahmen ähnelte er dem
feines Staates.
In vieler Beziehung
geiſtreichen Karl Auguſt von Weimar.
Wie
dieſer , ſo umgab auch er fich gern mit gelehrten und geift kräftigen Männern , und wie dieſer, ſo that er dies ebenfalls auch
nur aus Achtung und Liebe zu
Handelte
es ſich jedod , um
den
Wiſſenſchaften .
das Allgemeine , ſo war es ihm
auch gleichgiltig, ob er mit Gelehrten , Bauern , Handwerkern oder Kaufleuten zu thun hatte. Berufe
Er achtete Jeden in ſeinem
und er wußte ſehr gut, daß
Staate fehlen darf , wenn
kein Stand in einem
derſelbe nicht ſtehen bleiben oder
gar rückwärts geben folite. Auguſt kam er Liebe;
Jeder
Jedem
mit Liebe entgegen , deshalb erntete
konnte
ſich auf ihn verlaſſen , wie er auf
124
Jeden ! ſein Regierungsleben glich mehr einem lienleben , in welchem
Alle ſich um
großen Fami
den Hausherrn
ſcharen und
in Geduld und Liebe ſich von ihm leiten laſſen , weil ſie wif fen , daß er nur ihr Beſtes bezwecke. Nur wenige der Staatsbeamten
ſeines
Vaters hatte er
entlaſſen , und wo es geſchehen , hatte er eß nur gethan , um ihre Stellen mit jüngeren Kräften zu befeßen , die nothwen dig waren , um das große Gebäude „ Staat“ vor dem
Ein
ſturz zu bewahren . Im
Jahre 1797
ſchon hatte er ſich mit der Prinzeſſin
Louiſe Charlotte von Mecklenburg - Schwerin vermählt, doch wurde ihm
nicht das Glück zu
mit ihr vereint zu
leben .
Theil, in
einer längeren
Ehe
Dieſelbe ftarb , noch ehe er zur
Regierung gelangt war, am 4. Januar 1801. Kinder ſind aus dieſer Ehe nicht hervorgegangen . Am 20. Mai 1802 chloß
Auguſt eine
zweite Verbindung
mit
der Prinzeſſin
Karoline Amalia von Heſſen -Kaſſel, welche gleichfalls kinder los blieb . Ein Jahr nach ſeinem einen
Tauſchrezeß mit dem
welchem den
Regierungs-Antritt ſchloß Auguſt Herzoge von
Roburg ab , nach
er den gothaiſchen Antheil des Amtes Themar gegen
koburg'ſchen 1806
wurde
Theil an vom
dem
Amte Römhild eintauſchte , die Auflöſung des
Kaiſer Napoleon
deutſchen Reiches ausgeſprochen und der Rheinbund gegrün det. Obgleich Herzog Auguſt von Gotha fich an dem preu ßiſch - franzöſiſchen
Kriege des
Jahres
1806 - nicht betheiligt
hatte, ſo trat er doch erſt noch den franzöſiſchen Siegen von Amſterdam und Jena dem Rheinbunde bei, und zwar ge ſchah dies erſt , nachdem zember 1806 ſtiniſchen
Kurſachſen vorangegangen , am
15. De
zu Poſen mit den übrigen Herzogen des erne
Hauſes . - Hatte Auguft
bei Unternehmung
dieſes
125
Schrittes auf eine Erhöhung feines Titels gerechnet, wie fie Kurfürſten
auch dem
geworden , ſo
Sachſen von Napoleon
von
ganz richtig kalkulirt.
hatte er freilid
leon geſtattete ihm , fich von nennen , während
Theil Napo
jeßt an Herzog von Gotha zu nur
bisher
land
ſein
zu
ein
Fürſten
geweſen war.
thum
Durch
ſeinen
Beitritt zum
Rheinbunde
hatte
er
die
Verpflichtung übernommen , ein Contingent von 1200 Mann zum
Bundesheere zu ſtellen .
ſofort nachkommen . in
dem
Seine
Dieſer Verpflichtung mußte er Truppen
franzöſiſch - öſterreichiſchen
bei den
Kämpfen in
Jm
litten ſehr , vorzüglich
Kriege des
Jahres
1809
Tyrol.
poſener Vertrage waren die Katholiken
den Lutera
nern hinſichtlich politiſcher und bürgerlicher Rechte gleichgeſtellt , und man hatte damals ſicher nicht daran gedacht, daß durch Nennung dieſer beiden Religionspartheien eine bedeutende Lücke gebildet worden war. Mehrfache Nachtheile , welche daraus für die Reformirten entſtanden waren und zu vieler lei Beſchwerden Veranlaffung gegeben hatten , veranlaßten den edlen
Auguſt
erklären ,
in
einer
Verordnung vom
daß auch die
Reformirten
6. März 1807 zu
aller ftaatsbürgerlichen
Rechte theilhaftig werden ſollten . Nach Auflöſung des Rheinbundes ſchloß Gotha
den
Verbündeten
am
fich Auguſt von
25. November 1813 an und
vermehrte das Heer derſelben zum Kriege gegen Napoleon mit 2200
Mann .
Am
8. Juni 1815 unterzeichnete er die deut=
ſche Bundesakte, nady deren tingent von 1857 Mann zu
Beſtimmungen er nur ein
Con
ſtellen hatte.
Auf die inneren politiſchen weder des Herzogs Beitritt zum
Verhältniffe Gotha's hatten Rheinbunde, noch ſeine Logo
ſagung von demſelben , noch ſeine Vereinigung mit den Ver
126
bündeten
eine Einwirkung.
Die ältere ſtändiſche Verfaſ
fung war unverändert beibehalten
worden
für Gotha ; für
Altenburg indeß enthielt die Erklärung Auguſts vom 1818 einige dahin zielende Abänderungen . rung heißt's
5. Juni
In dieſer Erklä
unter anderen : „ So wenig Höchſtdieſelben
meint ſind , den
ungünſtigen
vorherrſchenden
ge
Geiſt der Zeit
durch Umſtaltung der alten Landesverfaſſung und Einführung ' einer neuen
Konſtitution und Repräſentation irgend zu be
günſtigen und durch einen ſolchen zuräumen , daß
der
gewaltſamen Umſturz ein
leider allgemein
gewordene Aufruf zur
Unzufriedenheit gegründet ſei; ſo ſehr iſt es Ihr ernſter Wunſch und Willen , auf jede Art das Wohl des Landes für Gegen wart und Zukunft zu begründen .“ Hierauf folgen die betreffenden Abänderungen , die wir der Weitläuftigkeit wegen nicht wiedergeben können . Auf dem
altenburger Landtag von 1818 wurde von
den
Mitgliedern auf Antrag des Herzogs beſchloſſen , daß die her zogliche Kammer, als Finanzcollegium , mit dem gium
der Stände vereinigt, das
unter die Kontrole und von der
Einkommen
Steuercolle der
Kammer
und Gewährleiſtung der Stände geſtellt,
altenburger Ritterſchaft ihre Steuerfreiheit in
Hinſicht der Grundſteuer ſelbſt aufgegeben , dagegen aber die Befreiung von der Landſteuer beibehalten ward. Die Kriegsverhältniſſe hatten auch dem
Herzogthum
Deutſchlands von 1806 — 1816 Gotha bedeutende Mehrausga
ben verurſacht und die vorhandenen Staatsſchulden weſentlich vermehrt.
Dadurch trat eine Nothwendigkeit ein, die allge
meinen Steuern zu erhöhen , zumal da Auguſt, wie wir An fangs ſchon ſagten , nur Wenig Vaters geerbt hatte.
von der Sparſamkeit ſeines
Während der Regierung dieſes Fürſten
verdienen
von
127
feinen
Staatsmännern genannt zn werden : von Mindwiß ;
van der Bedf ; von Trüßſchler und von Lindenau . hielt im
Jahre 1826
Legere er :
Dresden , wie wir im
einen Ruf nach
dritten Bande dieſes Werkes bereits bemerkt haben . Auguſt ſtarb unerwartet und ſchnell am
17. Mai 1822 .
Herzog Friedrich IV ., der Bruder Auguſts, hatte nie daran gedacht , zur Regierung zu gelangen und ſich deshalb nicht nur um
ſein Land wenig gekümmert, ſondern er befand
fich ſogar meiſt im Auslande, beſonders in der lutheriſchen Religion Kirche übertrat.
entſagte und zur römiſch - katholiſchen
In Bezug auf die Religion von
Gotha
ſagt das Hausgeſeß
24. Februar 1680 , welches entworfen
Italien , wo er auch
der dieſes
regierenden
Fürſten
Fürſtenhauſes
vom
Friedrich I. mit ſeinen Brüdern
und angenommen hatte:
,, Dafern
jemand
von
Ihro
Fürſtlichen
Nachkommen
(welches der Höchſte gnädiglich verhüte) von der ungeänderten Augsburgiſchen Confeffion fich verleiten , und eine andere, wie fie Namen habe, anzunehmen bewegen ließe, foll derfelbe fich aller Rechte , worin das jus reformandi gegründet, hiermit nicht nur erpreffe begeben , ſondern , in Kraft dieſes wohler wogenen
Erbvergleichs, ſich
gänzlich
und auf einmal aller
Gewalt in ecclesiasticis dergeſtalt verziehen , daß von Stunde ſothaner Religionsänderung, bis zur Wiederannehmung des
vorigen Augsburgiſchen aller Participation
Glaubensbekenntniſſes , derſelbe
von
an den jure episcopali und deſſen Ad
miniſtration durch das Conſiſtorium und ſonſten ipso facto gänzlich ausgeſchloſſen , und zugleich dem Bruder oder fünftigen
älteſten regierenden
Vetter ſolches in geſammtem
Namen
zu führen und ſich deſſen anzunehmen zukommen ſolle." Nach dieſem
Hausgeſetz war Herzog Friedrich zwar zur
128
Uebernahme der Landesregierung, aber nicht zur Ausübung der geiſtlichen Hoheitsrechte über ſein rechtigt.
proteſtantiſches Volk be
Er übertrug dieſelbe, wie dies früher ſchon einmal
im
fächfiſh-albertiniſchen Hauſe geſchehen , am
31. Mai 1822
an
ſein Geheimratho-Kollegium , wodurch die Rechte der pro
teſtantiſchen Bewohner des gothaiſchen Herzogthums vollſtän dig geſichert wurden . Friedrich regierte 11. Februar
nur drei
1825 erfolgten
geblieben war, das im
Jahre.
Mit
ſeinem
am
Tode erloſch , da er unvermählt
Jahre 1640 von
Ernſt I. gegründete
gothaiſche Regentenhaus . Als Herzog Auguſt die Regierung von Gotha übernahm , beſtand ſein
Land in
1. Amt Gotha mit
Folgendem :
3150 9., 18690 E., 21 D., liegt a.d. Nefja u . an der Leine; Tenneberg mit .... 1526 - 6120 - 15 - liegt i. d. Nähe 2. des Inſelberges ; 18 , ebendaſelbft ; 3. Wangenheimſches Gericht m . 1457 - 5645 71 m . 240 4. Berbaiſches an der Neſſa ; 14 4 liegt a . 0. Werra m . 953 . 3850 5. Hopfgartenſches n . a . der Hörſel; 3070 = 6 . liegta . D. Hörfel; 6.Utterrobties m . 676 7. Amt Reinhardsbrunnen mit 961 - 4320 11 liegt a . 8. Leine ; 8. Georgenthal mit ... 1126 - 4940 10 I. a. d . Apfelſtädt; 3070 - 9 9. Schwarzwald mit... 692 1. a . Schnee kopfe ; 2340 65 liegt a. d. Gebra ; 10. Gem . u . herzogl. Ger. mit 472 820 4 = liegt a . 0. Ilm 11. Wißleben u . a . Ger. mit . 199 u . a . 0. Gebra ; 7070 - 7- I. a . d. Apfelſtädt ; 12.Obergleichen , Grafſcht mit 1609 4 1343 ebendaſelbft ; 13. Untergleichen , Grafſcht. mit 404 14. Amt Wachſenburg mit . . . 1330 - 5530 14 , liegta . 6.Gehra ; 15 . 1180 - 4 . ebenbafelft; Ichtershauſen mit. . 313 907 , 3550 Tonna mit 16 . 8 = 1. a . 0. Unſtrut; Latus . . 15846 H., 71778E . 153 D.
129 Transport . 17. Seebad Ger. mit . , . 18. Forſternſche mit . 19. Amt Volkenroda mit .
20 . Kranichfeld mit . 21. Stein des Gerichte mit 0
15846 5., 71778 E. 153 D. 292 1020 3 liegt a. D. Nefja ; 1450 - 1. I. a . d . Unſtrut; 313 4324 1660 = 7 liegt a . d. linken Seite d . Unſtrut ; 537 - 2130 = 13 liegt a . 6. Ilm ; 390 87 3 ebendaſelbft. 2
17507 5., 78428 E. 179 D.
Dieſe 179 Ortſchaften beſtanden aus 5 Städten , 6 Flecken und 168 Dörfern . Die Gerichte find nach dem Namen der betreffenden Befißer des Patrimonialrichterſtuhls genannt, z. B. das Wangenheim'ſche Gericht gehörte der Familie von Wan genheim
ú . f. w .
Bis zum
Tode des Herzogs Auguft hatte , wie natürlich ,
fein Landnichtnur an innerem Wohlſtande zugenommen, ſondern auch an Seelenzahl gewonnen . zen
Die Einwohnerzahl des gan Herzogthums Gotha einſchließlich der ehemaligen alten
burgiſchen Gebiete belief fich auf etwa 190,000 . Die Staats einkünfte betragen jährlich ungefähr eine Million . Sämmtliche Herzoge der von gründeten
gothaiſchen
Fürſtenlinie
Ernſt dem haben
Frommen ge
zur Hebung
des
Aderbaues, der Gewerbe und der Induſtrie unendlich viel ge than und dadurch den Wohlſtand eines jeden
einzelnen Bewoh
ner Gotha's befördert. Zu den vorzüglichſten Manufakturen und Fabriken Go tha's gehören : Gewehre , Eiſenwaaren , Porzellan , Glas , lei newand , Parchend, Drillich, baumwollener und wollener Zeuge, muſikaliſche Inſtrumente, ſowie eine Ktenrußfabrik. Die Aufſicht über das Kirchen- und Schulweſen führte das Oberconfiftorium
in Gotha , unter welchem
das Untercon
fiſtorium zu Ohrdruf und die geiſtlichen Untergerichte ſtehen . Bertraute Geldichte. Sachſen . 4. Bb. 9
130
Dieſe Legtern wurden von den Beamten und Gerichtsdirekto ren , ſowie von den Superintendenten det.
Als Vorgeſegten
und Adjunkten gebil
der Prediger und Schullehrer fungir
ten : fieben Spezial-Superintendenten und neun Adjunkte und Inſpektoren . Gotha hatte bis zu Ganzen
Ende der Regierung Friedrichs im
142 Pfarrkirchen , 38
pfarrte Orte .
Tochterkirchen
und 32 einge
Die vorzüglichſte Schulanſtalt im
und iſt es auch jeßt noch, das Gymnaſium
Lande war
in Gotha.
Unter
den übrigen Schulen zeichnen ſich beſonders aus : das Lyceum in Dhrdruf, die Schulen
in Waltershauſen , Herbsleben und
Sonneborn . Die Lehrer empfangen ihre Ausbildung auf dem Seminar zu Gotha.. Die Verwaltung der berzoglichen Kammereinkünfte hatte das Kammerkollegium
in
Gotha , und die Einnahmen
in
den Aemtern beforgten die Amtsvoigte, während die Berech nung der Steuern durch
die Amtsleute
erfolgte .
Die
ge
ſammte Steuerverwaltung ſtand unter der Aufſicht des Ober ſteuerkollegiums zu
Gotha .
In der Forſtverwaltung fungirten fünf Oberforſtmeiſter, und zwar : 1)
Georgenthal: Förſter zu Georgenthal, Tambach und
Gräfenhayn ; 2) Schwarzwald : Förſter zu Zella , Stughaus, Crawinkel , Arlesberg und Dörrberg ; 3) Kranichfeld : Förſter zu. Kranichfeld und Reinſtädt; 4 ) Tenneberg und Reinhards brunnen : Hofjäger zu Gotha , Förſter zu Waltershauſen, Groß tabarz, Kleinſchmalkalden , Winterſtein , Rubla , Friedrichsroda und
Finſterberga ; 5 ) Landforfte :
Förſter zu
Hofjäger zu Gotha
und
Remſtädt, Goldbach , Voltenrada , Friedrichemerth ,
Tonna, Menteroda , Ichtershauſen und Bittſtädt.
131
Den Forſtämtern waren auch hatten
Forſtcommiſſarien
die Forſtämter zum
beigeordnet;
Theil ihre beſonderen Ein
nehmer der Waldpachtgelder. Die Militairmacht beſtand
2 in : 1 Regiment Garde zu
Pferde, 1 Leibregiment, 1 Regiment des Erbprinzen , das in Altenburg garniſonirte, 1 Regiment im Solde der bataviſchen Republik, 1 Dragonerregiment, 1 Artillerie-Corps, 1 Landre giment
in
Gotha
und
ein
Landregiment
Sämmtliches Militair ſtand unter
dem
in
Altenburg.
Kriegscollegium
Gotha.
9 **
in
V.
Die
Miniſterial - Regierung .
(11. Februar 1825 bis D
12. November 1826.)
r e i z e hat es fa p it e I.
Die Befignahme Botha's von den Herzogen von Hoburg, Meiningen Die und Hildburghauſen und die Einſeßung einer Miniſterial-Regierung. dermittelung des Königs von Sachſen und ſeine beiden Bevollmächtigten von Um Abſchluß des Sheilungsvertrages . Mindwiß und Schaarſchmidt. wandlung des Mamens Gotha in Koburg - Gotha. Mittheilung an die Bundesverſammlung zu Frankfurt am Main . Eine Erklärung des Groß herzogs von Weimar . Ein Dekret des Herzogs von Koburg -Gotha. Durch den Tod des Herzogs Friedrich von Gotha mußte dieſes Ländchen
an
eine neue Fürſtenlinie fallen , da er der
Legte des von Ernſt dem
Frommen geſtifteten gothaiſchen Herr
ſcherhauſes , wie wir bereits haben , geweſen war.
im
vorigen
Kapitel angedeutet
Solche Verhältniſſe , wie ſie nun
in
Gotha eintraten , haben immer einen großen und bedeutſamen Nachtheil im
Gefolge, felbſt wenn derjenige, den das Schick
fal beruft, den
erledigten
Fürſtenſtuhl in
Befiß zu nehmen ,
einer der ausgezeichnetſten Geiſter des Jahrhunderts iſt. Ein mal wird er nie mit den Landesverhältniffen ſo traut ſein , wie es nothwendig für einen muß fich , mindeſtens in der erſten Miniſter und Räthe verlaſſen ; zum
Fürſten
innig ver iſt, und er
Zeit , vollſtändig auf die andern
aber wird auch
133
immer ein längerer Zeitraum
zwiſchen
der Erledigung und
der Befignahme des Landes liegen und Wirrwar, Unordnung , Ungehorſam
und dergl. Thor und Thür öffnen .
Auch in Gotha finden wir nach dem zog8
Friedrich dieſe
Tode ſeiner Hers
keineswegs auffallenden
Erſcheinungen .
Zur Beſchlagnahme dieſes Landes meldeten ſich gleichzeitig drei fürſtliche Herren , die alle drei gleichberechtigt zu der Erbſchaft zu fein vorgaben .
Dieſelben waren die Herzoge von Meis
ningen , Hildburghaufen und von Koburg.
In Hildburghau
fen wurde ſofort eine Hausconferenz veranſtaltet und in der ſelben die gemeinſchaftliche Befißnahme des fürſtenloſen Landes beſchloſſen .
Die Verwaltung des Landes übernahm
jedoch keiner der drei Herzoge , ſondern
ſie wurde mit
genſeitiger Uebereinſtimmung den bisherigen
ges
geheimen Räthen
des verſtorbenen Herzogø Friedrichs IV . übertragen . Bei der verſchiedenartigften Auslegung der ſpeziellen Bea, ſtimmungen
des Rezeffes zu Römhild vom
Jahre 1791, wel
cher der neueſte , alſo auch giltigſte Familienvertrag
der vier
Linien des gothaiſchen Fürſtenhauſes war , ließ ſich eine bal dige Erledigung
des
begonnenen
Erbſchaftsſtreites
zwiſchen
Meiningen , Hildburghauſen und Koburg nicht erwarten , weg halb
die Beſtimmungen in Bezug auf die Weiterregierung
Gotha's durch die bisherigen Miniſter als etwas ſehr Ver nünftiges betrachtet werden müſſen . nigſtens
in
ſeinem
Würde Deutſchland wes
Kaiſer noch exiſtirt haben , ſo hätte ein
Machtwort von ſeiner Seite den Schluß der Verhandlungen ſehr raſch herbeiführen können . Es gab aber im Jahre 1825 weder
ein
Deutſchland, noch weniger aber einen
Staiſer.
Die drei fürſtlichen
helfen .
Sie ſuchten
deutſchen
Partheien wußten ſich jedoch zu
die Vermittelung des Königs Friedrich
Auguſt I. von Sachſen
nady, weil er als
der Senior
des
134
ganzen ſächſiſchen Regentenhauſes hierzu am
eheften legitimirt
erſchien . Sie konnten auch nicht leicht einen würdigeren und rechtlicher denkenden Schiedsrichter finden . Im Monat Mai Jahres 1826 fandte derfelbe zwei Bevollmächtigte , den geheimen Rath von Mindwiß und den Hofrath Dr. Sdhaar
des
die ganze Streitangeles
fchmidt, nach Hildburghauſen , um
genheit auf die möglichſt befte Weiſe zu erledigen . In der Wahl dieſer beiden Abgeordneten Auguſt I. von Sachſen
Fehlgriff
keinen
fie beſonders geeignet, die ſchwierige Aufgabe der Erb
theilung zur baldigen
und
ſämmtliche Partheien befriedigen
den Löſung zu bringen . Schon ein
Jahres kam
then
Gediegene
Rechtlichkeitsſinn , befißend,
Sachkenntniſſe, gepaart mit großem waren
hatte Friedrich
gethan .
Stande ; am
am
11. Auguſt des nämli
Präliminarienvertrag zu Liebenſtein zu
12. November wurde der Theilungsvertrag
in
Hildburghauſen abgeſchloſſen und am 15. deſſelben Monats von den ſtreitenden Partheien eigenhändig unterzeichnet. So hatte der ganze Erbſchaftsſtreit doch ein und dreiviertel Jahr gedauert.
Am
Tage der Unterzeichnung des Theilungsvertrages era
ſchten von
den
drei Herzogen
das Patent mit den betreffen
den Beſtimmungen der von ihnen verabredeten und beſchlof fenen
Theilung.
Das Patent hat für unſere Geſchichte nur
wenig Bedeutung, weshalb wir es auch übergeben , was indeß die
Beſtimmungen
betrifft , fo beſtanden
dieſelben
in
Fol
gendem : 1. Der Herzog
Friedrich von
Hildburghauſen
tauſchte ſeine ganzen bisherigen Lande gegen das Fürſtenthum Altenburg aus ; ausgeſchloffen davon waren
das Amt
Camburg, der nördlich liegende Theil des Amts Eiſen
-
tal
23
135
berg und noch einige zu anderen Aemtern gehörende, doch nicht bedeutende; Dorfſchaften ; 2.
Der Herzog
Ernſt von Koburg-Saalfeld trat fämmt
liche auf dem
linken Ufer des Steinachfluffes liegende
koburgiſche Ortſchaften , ſowie das Fürſtenthum Saal feld und das Amt Themar ab und bekam dafür das ganze
Herzogthum
Kranichfeld
und
Gotha ,
von
dem
nur das Amt
der gothaiſche Antheil an Römhild
ausgeſchloſſen wurden ; ferner die Hildburghauſenſchen Aemter Sonnenfeld und Königsberg , ſowie die im Koburgiſchen
gelegenen
meiningenſchen
beiden
Kam
mergüter Kahlenberg und Gauerftadt. Von dieſer Zeit her datirt der Namen Roburg-Gotha , weil der Herzog fich von
des Herzogthum
jegt an Ernſt von
Roburg -Gotha nannte. 3.
Der Herzog Bernhard Erich
Freund von Meiningen
verlor die beiden an den Herzog Ernſt gekommenen Kammergüter Sohlenberg und Gauerſtadt, erhielt aber dafür
das ganze
Fürſtenthum
Ausnahme der beiden
Hildburghauſen
mit
ebenfalls an Ernſt gefallenen
Aemter Königsberg und Sonnenfeld ; ſodann das Für ſtenthum
Saalfeld ,
Ortſchaften
am
linken
die
von
Ufer des
Amt Themar, fowie auch
Koburg
abgetretenen
Steinachfluſſes , das
der dritten
Theiles
von
dieſem , der bisher zu Gotha gehört hatte, die Aemter Kranichfeld
und Camburg mit der Saline und der
vom weimar'ſchen
Gebiete umgrenzten Parzelle Vier
zehnheiligen , und den das Amt Samburg berühren Theil den Dörfern .
des
Amtes
Durch dieſen Vertrag waren
Eiſenberg
eigentlich
nebſt
funfzehn
die ganzen vier
136
Herzogthümer Gotha , Meiningen , Hildburghauſen und Ros burg vernichtet, wenigſtens in ihren bisherigen Beſtandtheilen aufgelöſt und es waren daraus drei neue Fürſtenhäuſer ge ſchaffen worden und zwar : Roburg-Gotha , Meiningen - Hild burghauſen und Altenburg. Nachdem das Theilungsgeſchäft beendet und von den contrahirenden vom
Fürſten
durch
Unterzeichnung des
Vertrages
12. November 1826 acceptirt worden war , wurde das
Ergebniſ
dieſer Theilung
der
gothaiſchen
Erbſchaft
nuar 1827 der deutſchen Bundesverſammlung zu am
drei
im
Ja
Frankfurt
Main mitgetheilt. Schon am
1. Februar 1827 langte eine Rechtsverwah
rung gegen den Erbtheilungsvertrag der genannten drei Her zoge vom
Großherzoge von Weimar eben daſelbſt an.
Der
geniale Karl Auguſt zeigte in dieſem Schriftſtück abermals die geiſtige Höhe , welche er dem übrigen Deutſchland gegen über einnahm .
Es hieß darin wörtlich :
Wie Sachſen -Weimar - Eiſenach überhaupt das hohe Verdienſt würdigt, welchem
es gelungen
iſt, eine in
ihren
Aufgaben , allerdings ſchwierige Sache mit Erfolg zu ver mitteln ; ſo erkennt es daſſelbe inſonderheit noch als einen Beweis der umſichtigſten fchen
Succeffionsfalle
Erwägung aller bei dem
obwaltenden
Verhältniſſe , daß der Vertrag
vom
gothai
ganz eigenthümlichen 12. November 1826
Artikel 41 beſtimmt, die in der gothaiſchen Linie des Hau fes Sachſen tigen
jegt getroffene Uebereinkunft folle in künf
ähnlichen
benußt werden
Fällen
nicht
dürfen ; es
zu
Folgerungen
ſolle vielmehr für fünf
tige ähnliche Fälle bei demjenigen verbleiben , was , ganz abgeſehen
von
dem
gegenwärtigen
Vorgange,
den
ſtehenden Succeſſionsprinzipien gemäß iſt.
bes
137
„ Sachſen - Weimar - Eiſenach
bezeichnet dieſe
Beſtim
mung und Erklärung als einen ergänzenden, von den übri gen
Artikeln nicht zu
trennenden , Theil des
und fügt hinzu , daß ihm
dieſelbe bei der , in
Vertrages , Gemäßheit
früherer Verſicherungen , geſchehenen Mittheilung des zen Vertrages , von Seiten
gan
des allerhöchſten vermittelnden
königlich fächſiſchen Hofes ebenfalls herausgehoben und zur Beruhigung bezeichnet ward. auf, indem
es jene Erklärung auch als einen
halt aller feiner, in neueren
Nur mit Hinſicht hier:
den
Quellen
Vorbe
des älteren und des
deutſchen Staatsrechts, wie in ſeiner eigenen
faſſung und der fächſiſchen
einſchlagenden Rechte ausdrüdlid in dem
Ver
Geſchichte begründeten , hier annimmt und
Protocolle der hohen Bundesverſamm
lung als Berwahrung niederlegt, kann
ſich Sachſen
Weimar-Eiſenach beruhigen und von Widerſprüchen abſtehen , zu
denen ſich außerdem
Seine königliche Hoheit der
bei dieſem
Vorgange
Großherzog nicht nur für
berechtigt, ſondern auch in
der Eigenſchaft als
Regent ihres Großherzogthums, als Chef ihres Hauſes und als deutſcher Bundesfürft für
ver
pflichtet erachtet haben würden .“ Nach der Theilung der gothaiſchen Lande nahm den
Titel eines. Herzogs von Roburg - Gotha an
am
30. November 1826
niſation
ein
Dekret, in welchem
des Miniſterii feſtgeſeßt wurde.
Ernſt
und erließ die Orga
Das Miniſterium
iſt ſowohl für die fächſiſchen Lande, als auch für das Fürſten thum ihm
Lichtenberg die oberſte Behörde.
Es handelt in allen
zugetheilten Geſchäften nicht in eigenem , ſondern
Regenten Namen .
Daffelbe beſtand im
in des
Jahre 1827 aus dem
Premier geheimen Rathe von Carlowiß, dem
geheimen Rathe
-
von
138
Coburg und aus den beiden
geheimen Conferenzräthen
von Hoff und Log.
Bei gewiſſen vorzüglich wichtigen Haus- und Landegan gelegenheiten
ſollten
die übrigen Mitglieder des
koburgiſchen Landesminiſterit und die Präſidenten
bisherigen der toburs
giſchen und gothaiſchen Landescollegia zugezogen werden , und das Miniſterium
in
dieſer
geheimes Rathscollegium 59
Zuſammenſeßung
den
Titel :
führen .
Der Herzog Ernſt von Roburg - Gotha hatte jegt ein
Ländergebiet von 48 Quadratmeilen mit 151,000 Menſchen , wovon auf Lichtenberg allein 11 Quadratmeilen mit 27,000 Menſchen
kamen .
Gotha war alfo kleiner geworden , als wie
es unter der Regierung ſeiner vorigen Fürſten geweſen .
VI.
E
r
n
it.
(1826–1844.) 5 und E
r n
i
II.
(Seit 1844.) ♡
i e rzehnte $
sapitel.
Ernft verkauft das fürftenthum Lichtenberg an Preußen . - Grwerbung der Domainen Wandersleben , Mühlberg und Röhrenſee. Perſonalien der koburgiſchen Fürſtenfamilie. – Veränderung der ftändiſchen Vertretung. Mehrfache Auflöſungen der Ständeverſammlungen. – Die Steuer- und Land gemeinde- Ordnung von 1836. - Ernft ftirbt. – Der Regierungs - Antritt ſeines Sohnes Ernft II. Deſſen Jugendjahre und Vermählung. Ent laſſung des Minifterii Carlowiß. Das Minifterium Lepel. Deflen Cntlaſſung. Das minifterium Stein . Ernft II. Thätigkeit an dem Ariege mit Dänemark. Derſchiedene zeitgemäße Verordnungen. - Onft II. Mufeftunden . Ernſt (Anton Karl Ludwig ) bisher Herzog von Koburg Saalfeld , war , wie ſchon von uns bemerkt, iegt durch
die
königlich fächfiſche Entſcheidung Herzog von Roburg - Gotha geworden und in der That ein Fürſt, von dem das Weiters aufblühen des kleinen Landes wohl mit Sicherheit zu ten
ſtand.
Er war am
Sohn des Herzog8 Franz.
erwar
2. Januar 1784 geboren und der Durch das jenſeits des Rheines ge
140
legene und ihm
zugewieſene Fürſtenthum
Lichtenberg erhielt
er 20,000 neue Unterthanen, die glüdlich ſein konnten , dieſen edlen Fürſten
zum
Feldzuge von
1813–1815
den
Herrſcher
bekommen gegen
zu haben .
Napoleon war
In dem ihm
von
verbündeten Großmächten der Oberbefehl über die fäch
fiſchen Truppen übertragen und er hatte mehrfach Gelegenheit, fein
Talent als Oberfeldherr auszubeuten .
ten pariſer Frieden mit 5000 Seelen . Im
er einen weiteren
Lichten
den König von Preußen für zwei Millionen
und kaufte
dafür
zwei
Jahre
zwei
Länderzuwachs
Jahre 1834 verkaufte er das Fürſtenthum
berg an ler ,
bekam
Nach dem
Tha
ſpäter die Domainen
Wandersleben , Mühlberg und Röhrenſee bei Erfurt, die in Bezug auf die finanziellen größerem
Verhältniſſe feines Landes von
Vortheil zu ſein ſchienen .
Ueberhaupt ſcheint eine
beinahe an Geiz grenzende Sparſamkeit ein Hauptzug ſeines Charakters geweſen zu ſein, wodurch er der Achtung und dem Anſehn , welche
ihm
ſowohl Seitens der übrigen
Fürſten , als auch ſeiner Unterthanen zu gemein
geſchadet hat.
deutſchen
Theil wurden , uns
Beſonders geſchah dies
durch
ſeine
Speculation mit dem Ausprägen ſchlechter Scheidemünzen, die Niemand für den
Nennwerth annehmen wollte
er dann ſelbſt genöthigt war, im
und welche
Werthe herabzuſeßen .
Vermählt war Ernſt zum erſten Male im
Jahre 1817
mit der Prinzeſſin Louiſe , Tochter des Herzogs von Gotha . Die Ehe
foll jedoch eine überaus unglückliche geweſen ſein ,
weshalb er dann auch endlich zur Scheidung fhritt, die im Jahre 1826 ausgeſprochen wurde. Wer von Beiden der ſchuldige Theil iſt, läßt ſich nicht vermitteln , wie dies über haupt bei ehelichen Zerwürfniſſen
immer ſchwer zu entſchei
141
den ſein
dürfte. Seine von ihm
geſchiedene Gemahlin ſtarb
ſchon 1831 , und lobend müſſen wir der denken , welche ihn
Pietät Ernſts ge
veranlaßte, während ihrer Lebenszeit fich
nicht wieder zu vermählen .
Nach ihrem
Tode erſt ſchloß er
eine zweite Ehe mit der Prinzeſfin Maria , Tochter des Hers zog8 Alerander von Würtemberg. Ernſts Schweſter, die Prinzeſſin Viktoria, vermählte fich mit dem
Herzoge Eduard Auguſt von Kent und iſt dadurch
die Mutter
der jegt regierenden Königin
England ge
von
worden , deren Hand Ernſt's jüngerer Sohn , der fchöne und edle
Prinz
Albert,
im
Bruder Ernſts , Herzog der reichſten Fürſten
Erbin
Jahre 1840
erhielt.
Der jüngere
Ferdinand, vermählte ſich 1816 mit
von
Ungarn , dem
einzigen Kinde des
Franz Joſeph von Kohary, während der dritte Bru
der, Prinz Leopold, 1831 König der Belgier, und fein Neffe, Prinz Ferdinand, Gemahl der Königin von Portugal Donna Maria da Gloria wurde. Aus dieſen
kleinen
Notizen
geht ziemlich
klar hervor,
daß die koburgſche Herzogsfamilie beſondere Schüßlinge For: tunas find , und die Mitglieder derſelben wohl in der That zu
den
ſchönſten
Menſchen
allgemein behauptet wird. Verdienſt , ſchön
des
Jahrhunderts
gehören , wie
Indeß iſt es noch kein beſonderes
zu ſein , wenn man
nicht gleicherzeit auch
brav und edel, uneigennüßig und hochherzig iſt. und Prinzeſſinnen des koburgiſchen
Fürſtenhauſes
fchön, brav , edel, uneigennüßig und hochherzig es ſo vortrefflich , durch ihr Benehmen Unterthanen zu Bedenken Durd
Die Prinze find, aber
und verſtehen
ſich die Liebe ihrer
erwerben und zu fichern , daß man ſie ohne
allen Webrigen als Muſter empfehlen kann . die
Territorial- Veränderung und Verringerung
-
142
des Herzogthums Gotha im
Jahre 1826
mußte ſich nothwen =
diger Weiſe auch die ſtändiſche Vertretung verändern und ver mindern .
Bis jegt bildeten immer fiebzehn Abgeordnete die
Ständeverſammlung ; dieſelben wurden auf elf reduzirt.
Von
vom
Herzoge Ernſt
dieſen elf Abgeordneten wählten die
Rittergutsbeſißer vier , der Stadtrath zu Roburg einen , die Bürgerſchaft zu Koburg einen, und die übrigen Städte und Dorfgemeinden zuſammen
fünf.
Eine auffallende Erſcheinung unter der Regierung Ernſts einer often Auflöſung der Ständeyerſammlung, ſo
beſtand in
oft, wie ſie ſchwerlich in irgend einem kommen
unſerer
Nach
iſt.
weniger an dem
anderen Lande vorges
Ueberzeugung lag dies ſeinem
Herzoge, als an
Miniſter von
jedoch Cars
lowiß. Albert von
den
Carlowiß , allerdings ein eminentes politi hei und zu duhrittspart
Vertheidigern
des Adels und
vermochte nicht, fich mit den
ihrer
Vorrechte gehörend,
freiſinnigen Anträgen der Land
tagsmitglieder zu befreunden und zog es deshalb lieber vor, ſie
nach Hauſe zu
Wahlen weiſt die
ſchicken und ihre Perſonen
zu verſeßen . immer von
Daß er Neuem
durd
neue
dadurch nichts erreichte , bez
ausgeſprochene Auflöſung der
Verſammluug. Im
Jahre 1834 war eine Ständeverſammlung zuſam
men getreten , welche ſich bedeutend freier bewegte und haupts lächlich mit Unter ihrem
der Abtragung
der Staatsſchulden
beſchäftigte.
Beiſtande wurde die bis hierher meiſt zu .5 %
verzinsliche kündbare Staatsſchuld in eine 34/ %
verzinsliche
unkündbare umgeſchaffen , wie auch verſchiedene nicht unwich tige geſebliche Verordnungen erlaſſen .
143
Eine neue Steuer- und eine neue Bandgemeinde- Drd nung erſchienen erſt zwei Jahre fpäter. lung von gelöſt.
Die Ständeverſamm
1839 wurde wiederum und zwar am
Ein
herzogliches Reſkript vom
25. Juli auf
21. September 1842
berief die Stände wegen nothwendiger Poſtulate für die lau fende Finanzperiode auf den reg zuſammen. am
3. October des nämlichen
Jah ,
Die Auflöſung dieſes Landtages erfolgte ſchon
3. März 1843.
Am
5. November deſſelben Jahres,aber
malige Einberufung
dieſelben heftigen Ausfälle, dieſelben
ſtürmiſchen Debatten und nach dreizehntägiger Thätigkeit wie= derum Auflöſung der Verſammlung Dieſe fortwährenden Aufregungen Einfluß auf den
konnten
einen nach :
Geſundheitszuſtand des
Herzogs
ܝ܀ܟ
theiligen
nicht verfehlen . Nach einem glüdlicher Weiſe nur kurz zem Krankenlager ſtarb derfelbe am 29. Januar 1844 . Koburg -Gotha verlor in lich mit ſeinem darum
zu
terthanen
ihm
einen
Volke meinte und dem
Fürſten , der es reda es vor allen Dingen
thun war, den induſtriellen Wohlſtand ſeiner uns zu heben .
Er beſchüßte
Handel , Gewerbe und
Ackerbau, und beförderte Künſte und Wiſſenſchaften . Der Erbprinz Ernſt Auguſt Karl Leopold Eduard war am übernahm
21.
Juni 1818 zu
Roburg
Alerander
geboren und
als Ernſt II. die Regierung ſeines Vaters , kaum
fechs und zwanzig Jahre alt .
Ein Fürſt , der ſo jung zur
Regierung gelangt, erregt in der Regel vielerlei Erwartungen im
Volke, denen Grnſt II. übrigens überall entſprochen hat. Derſelbe
hat , wie
alle
Mitglieder
des
koburgiſchen
Fürſtenhauſes, eine vorzügliche Bildung, genoffen , die um beſſer iſt, als er ſie ſich meiſt im hat.
Im
Jahre
ſo
praktiſchen Leben angeeignet
1836 machte er mit ſeinem
Bruder Albert,
144
dem
jebigen Gemahl der Königin von Großbritannien , eine
Reiſe nach
England,
nach ſeiner
Rückehr feine Studien in Bonn . Als dieſelben
Frankreich und Belgien
beendet , trat er als Rittmeiſter in feines
und
begann
königlich- fächſiſche Mili:
tairdienſte.
Während
er wiederum
verſchiedene Reiſen nach Italien , Spanien , Por
Dienſtverhältniſſes unternahm
tugal, ja , felbſt nach Afrika.
Im
Jahre 1842 vermählte er
fich mit der Prinzeſſin Alexandrine Louiſe Friderike Eliſabeth, Tochter
des Großherzogs von Baden , und ſchied aus dem
fächfiſden Militairdienſte mit dem jors.
1844 übernahm
Range eines Generalma
er als regierender Herzog das Land.
Als weiſer, freiſinniger, fich mit den traut gemachter und
Ideen der Neuzeit ver
ihnen huldigender Fürſt hatte er längſt
erkannt, daß die Zerwürfniſſe mit den Ständeverſammlungen nimmermehr das Wohl des Vaterlandes befördern vielmehr daſſelbe untergraben und Fürſten müßten .
könnten ,
und Volk ſchaden
Sein Hauptaugenmerk war deshalb darauf gerich
tet , dieſe Zwiſtigkeiten
durch Regulirung der Staatsverhält
niffe und durch die Einführung wichtiger. Reformen für die Zukunft unmöglich zu machen . ſo raſch geſchehen , wie nothwendig ſchien .
tungen erforderlich , um
einen allmäligen
herbei.
Regierungsform
verewigter Vater, einer conſti
zugethan , führte durch ſeine Ke
einen günſtigen
Das Miniſterium
fen und anſtatt deffen
Uebergang von der
ermöglichen .
Ernſt II., mehr, als ſein tutionellen
und für Alle
Es waren die mannichfachſten Vorberei
alten zur neuen Zeit zu
gierungsantritt
Dies konnte allerdings nicht
er eg ſelber wünſchte
Wendepunkt für fein
Carlowig wurde von
das Miniſterium
Land
ihm entlaf
lepel berufen .
Am
7. September 1844 trat ein außerordentlicher Landtag zus
145
fammen .
Am
1. November
1845 erſchienen ein Gefes über
die Deffentlichkeit der Landtagsverhandlungen und ein
Geſe
über die Einführung freier Gerichtstage zur gütlichen
Beile
gung von Privatſtreitigkeiten (Schiedsmänner- Inſtitut.) kam
indeß
ſterium
zu
auch auf dieſem
Da es
jedoch dem
Herzoge vornehmlich
Einvernehmen mit ſeinen Unterthanen
gutes
Es
neuen Mini
heftigen Conflikten , welche feine Auflöſung zur
Folge hatten . ein
Landtage mit dem
zu
um thun
war, fo wurde nach erfolgter Auflöſung der Ständeverſamm lung auch das Miniſterium Lepel entlaſſen und das Miniſte rium
von Stein
trat an ſeine Stelle.
bene Miniſter Baron von Stein iſt dieſer Herr von Stein zu
dem
Was der verſtor
für Preußen geweſen , das
für Koburg-Gotha !
Die Wahlen
neuen Landtage gingen ohne irgend welche Einwir
kung Seitens der Regierung vorüber.
Am
18. Juni 1846
wurde derſelbe durch den Miniſter von Stein
eröffnet.
In
ſeiner Rede wies er im Auftrage feines Fürſten auf die Noth wendigkeit
der Vereinigung von Koburg und
eine gemeinſame den hin , und obgleich
Gotha durch
Zeitbedürfniffen entſprechende Verfaſſung
dieſe Anſicht ſowohl von den Mitgliedern
der Ständeverſammlung , als auch von der großen Maffe des Volkes mit Jubel begrüßt wurde, ein vollſtändiges Entgegen tommen rere
alſo offen
auf der Hand lag, fo waren
Jahre nothwendig , dieſe Vereinigung
führen .
Erſt den
dennoch meh
faktiſch herbeizu
Bewegungsjahren 1848 und 1849 gelang
die vollſtändige Löſung dieſer ſchönen
Aufgabe.
Das Miniſterium war gebildet aus Herrn von Stein und
den
geheimen Räthen Bröhmer, (für Roburg)
und
von Wangenheim
(für
Gotha.)
Die
Heß
ſchöpferiſche
Thätigkeit dieſes Miniſterii müſſen wir die Glanzperiode Ko 10 Bertraute Geſchichte. Sadſen . 4. Bd.
146
von 1846 das
einen
nahmen
Debatten
Die
burg-Gotha’s nennen .
des neuen Landtags
ruhigen , würdevollen Gang und herbeiführte,
denſelben
gegenſeitige Vertrauen , welches
verdient unſere Bewunderung und Achtung. Der 8. Dezem = ber 1846 bradyte ein Gefeß über die Wahl der Mitglieder der Ständeverſammlung, und das Geſetz vom
29. deffelben
Monats berücfichtigte die Wünſche der Stände bezüglich der Domainen . Wie die Verhandlungen dieſer Verſammlung, ſo ihr am
zeugte auch
5. Juli 1847 erfolgender Abſchied von
unbegrenztem
Vertrauen .
-H
Staate
In dem
1848
und
1849 die auftretenden
wie in den Folgen
übrigen Staaten
durdy ein
ſprechendes wundende
FIT.
Ernſt II. waren
Spiße
rechtzeitiges
genommen durch
den
22. September 1848 , den
den
Jahren von
Erſcheinungen
Deutſchlands , nur
Entgegenkommen
müther wurden
in
dem
diefelben , daß
Geſammtverlangen
Seitens
des Herzogs
wurde.
Die
ent
die ver
aufgeregten
außerordentlichen
ihren
Landtag
Ges: vom
der Herzog in Perſon : eröffnete,
wieder beruhigt und die ganzen revolutionären
Bewegungen
gingen ohne weſentlichen Nachtheil vorüber. Durch ein ſo geſchicktes Beherrſchen und Unterjochen der revolutionären Elemente in ſeinem Herzogthum gewann Ernſt II. in
den Augen ſämmtlicher deutſchen
mein , und es iſt deshalb auch vom
Fürſten unge:
ſehr erklärlich, daß gerade er
Reichsverweſer Johann außerſehen wurde , ein
diges Ober- Kommando in übernehmen .
dem
Er zeichnete ſich
durdy weiſe Umſicht , als
Kriege gegen in
dieſem
ungewöhnliche
und perſönliche Tapferkeit aus.
Den
ſelbſtän
Dänemark zu
Feldzuge ebenſo Geiſtesgegenwart
Sieg bei
Eckenförde
1 am 5. April 1849 hat hauptſächlich Ernſt geführt.
II. mit- herbeis
147
11.
Die
und
1848
1849 er Angelegenheiten
ſind noch
ſo
bekannt, daß wir es unterlaſſen können , ſpezieller auf ſie ein zugeben .
Die Bemühungen , ein
Gefammt- Deutſchland
Egoismus des neunzehnten Fabra
errichten , ſcheiterten an dem
Herzog
hunderts , und werden zuverſichtlich immer ſcheitern . Ernſt II . ſchloß bündniß
an
denskongreß
ſich
darauf
und wußte Berlin
in
ſogenannten
dem dieſer
in
Dreikönigs Frie
Betheiligung den
hervorzurufen .
In
den
Sigungen
das ganze große Herz dieſes
zeigte ſich
dieſes Kongreffes
zu
Ver
Fürſten ! Mit einer gewiffen Wärme warf er ſich zum theidiger der Bedürfniſſe
Völ-,
und Wünſche der deutſchen
ker auf, und ohne Rückſicht auf die höhere Stellung der bei dieſem Kongreß betheiligten Fürſten erklärte er offen und dreiſt, daß man
jene Forderungen dem
größten
Theile nach bewil
ligen müſſe . 29. November 1850 für Koburg -Gotha
Das am
21. Januar 1851 publicirte Strafgeſeka
ſchienene und am buch
kennt
keine
Todesſtrafe
So milde dieſes Geſeßbuch niß ablegte von
er
im
für irgend
ein
Verbrechen .
Allgemeinen war und Zeug
den feinen Empfindungen des Herzogs ,
ebenſo ſtrenge war das am 6. October 1851 erſchienene Preß geſeß
in
ſeinen verſchiedenſten Paragraphen .
1852 wurde das
Am
14. Juni
neue Staatsgrundgeſeß , auf deſſen
wendigkeit Herr von Stein
Noth
in ſeiner Eröffnungsrede des Land
tages von 1846 bereits hingewieſen hatte, veröffentlicht. Von den ſpäteren Landtagen zeichneten ſich beſonders der von 1857 aus. In ſeinen Verhandlungen kamen zwei wichtige
Fragen
der
Gegenwart zur Sprache, welche die
Unions- und die Gerichtsorganiſations - Angelegenheiten nicht nur berührten , ſondern auch zur Entſcheidung brachten . 10 *
148
Herzog Ernſt II. iſt als ein
Mann in
Jahren zu betrachten und kann bei ſeinem fachen
und
anſpruchsloſen
Leben
ein
ſeinen
beſten
beſcheidenen , ein
hohes Alter erreichen ,
was auch der ungetheilte Wunſch ſeiner Unterthanen ſeinen Mußeſtunden , die ſich bei einer gehörigen
iſt.
In
Zeiteinthei
lung immer finden , beſchäftigt er fich mit den ſchönen Wif ſenſchaften und mit Muſik. dig
Meiſter und
In der Legteren iſt er vollſtän
hat bereits verſchiedene Opern
componirt,
wie z. B. Zayre, Caſilda , Toni, Santa-Chiari u . f. w . Nus ſeiner Ehe mit der Prinzeſſin von Baden Kinder hervorgegangen .
find keine
4
III.
nen erloſ chene Das
Herzogthum ge
Sachſen - Saalfeld - Koburg. 1
Unter den Herzogen Johann Joſias ,
Chriftian
Ernſt, Ernft
Friedrich ,
Ernft und
Franz
Franz und
Ernft.
( 1680-1826 .) Funfzehntes
pite I.
Sohann Ernfts Regierungs-Antritt, Erbſchaftsſtreit und Sod. – Seine beiden Söhne Chriftian Ernft und Franz Sofias kommen zur Regierung. Der Erbſchaftsſtreit ihres Vaters wird vom Kaiſer Karl VI. entſchieden . Chriftian Ernft firbt. Franz Joſias führt das Recht der Erftgeburt ein . Sein God. - Ernſt Friedrich übernimmt die Regierung. – Die kaiſer lich eingefekte Bevormundung. - - Ernſt Friedrich Airbt und hinterläßt die Aufhe Regierung ſeinem Sohne Franz. Der miniſter Kretſchmann. Beitritt zum poſener Vertrage. bung der Bevormundung . Franz ftirbt. Der Herzog Ernſt. — Beſchlagnahme und freigebung des Landes durch Napoleon . Kretſchmatin wird entlaſſen . - Die Meugeftaltung des Mini flerii. + Der feldzug gegen Frankreich. - Die Verfaſſung von Saalfeld Koburg. In der vorigen Abtheilung haben wir geſehen , daß Ernft von Saalfeld-Roburg im
Jahre 1826 regierender Herzog von
Koburg-Gotha, ſein bisheriges Herzogthum aufgelöſt und aus
-
150
der Reihe der bisherigen deutſchen Staaten geſtrichen wurde. Gleichwohl ſcheint es uns aber nöthig zu ſein , eine , wenn auch nur gedrängte , Ueberſicht von feiner
Fürſten zu
Saalfeld - Koburg und
geben , da auch dieſes Land und dieſe Für
ſtenlinie von Ernſt dem halb nicht ohne
Frommen gegründet worden und dega den der
lich fächſiſchen Lande geblieben
ſein kann .
Sohn des Herzogs , war der jüngſte Sohn des Fohann Ernt Ernſt I. und erhielt bei der mit ſeinem Bruder Friedrich I. von Gotha ſchloſſenen
29. Februar 1680
am
verabredeten
und abges
Theilung die Aemter und Städte Saalfeld , Grä
fenthal, Probſtzelle rund Lehſten.
Im
Jahre 1699 ſtarb die
Seitenlinie Koburg mit feinem Bruder Albrecht aus und es entſtand dadurch ein höchſt langweiliger und verwickelter Erb ſchaftsſtreit, weil Johann Ernſt ſich mit Jahre abgeſchloſſenen verſtanden
erklären
in
dem
demſelben
Hausvertrage ſeiner Brüder nicht ein : wolte.
Dieſer Streit wurde während
ſeiner Lebzeiten nicht mehr beendet . Dagegen fiel ihm den
1700 erfolgten
durdy
Tod ſeines Bruders Heinrich von Röm
hild der dritte Theil dieſes Landes zu .
Am
27. Dezember
1729 ſtarh dieſer Fürft und hinterließ zwei Söhne: Chri ftian Ernſt und Franz Joſias, welche ihm gterung folgten . oben
in der Rea
Dieſe beiden Brüder erwirkten wegen
erwähnten Erbſtreitigkeit im
Jahre
1735
der
eine kaiſer
Dadurch kamen an das Haus Saalfeld : Die Aemter und Städte Roburg , Rodad), Mönchroden und
liche Entſcheidung.
ein Theil von Neuhaus.
Zugleich ward von
Karl VI. auf
das Haus Saalfeld, das ſich von jeßt an Roburg -Saalfeld nannte, die volle landesfürſtliche Hoheit übertragen . Chriſtian
Ernſt verſtarb ohne Erben
am
4. September
1745 ... Sein Regierungsantheil fiel dadurch an ſeinen Brus
151
der Franz Jofias, der nunmehr, dem ften
Beiſpiele anderer Fürá
folgend, das Recht der Erſtgeburt auch für ſein Haus
einführte. -15.
Joſtas
ſtarb
16. September 1764 ; fein
am
Sohn Ernft Friedrich übernahm an demſelben gierung
des Landes.
Indeffen
bisherigen Ver
des deutſchen Kaiſers.
Land war nämlich dergeſtalt verſchuldet, daß für
ſeine Pflicht
hielt ,
eine ſogenannte
Bezug auf die Verwaltung zu auf den Herzog Friedrich .
Zu
Ernſt von
Tage die Rés
erregte das Weiterbeſtehen
des Herzogthums Saalfeld -Koburg unter den hältniſſen das ernſteſte Bedenken
älteſter
Joſeph
Das II. es
Vormundſchaft
ernennen .
in
Seine Wahl fiel
Gotha und den
Prinzen
ſchwach , fich dieſen Anordnungen
ſeßen , und gleichzeitig auch zu vernünftig, um
zu
Joſeph wider
nicht das Vora
theilhafte des ganzen Arrangements einzuſehen , fügte fich der Herzog
Ernſt Friedrich ohne Widerrede. Während ſeines Les
bens hat übrigens diefe Bevormundung nicht aufgehört. ſtarb am
26. Auguſt 1799
Regierung unter den niſſen
an .
und fein Sohn
bisherigen kaiſerlichen Schuß - Verhält
Die Schuldenlaft des Landes
enorme Summe von
Er
Franz trát die
erreichte
jeßt die
1,261,000 Gulden . Franz hatte ſchon
bei Lebzeiten ſeines Vaters mit einer
gewiſſen Unzufrieden
heit auf die eingeſegte kaiſerliche Vormundſchaft geblidt und über deren Aufhebung nachgedacht. Antritt
berief er deshalb
den
Nach ſeinem
preußiſchen
Regierungs
Kammerdirektor
Kretſchmann -als Miniſter an ſeinen Hof, von deſſen bekann tem Unternehmungsgeiſt er Abhilfe für ſein land mit Sicher heit
erwarten
konnte .
Dieſer Mann
des Herzogs wohl, aber nicht denen Die kaiſerliche Debitkommiſſion 1802 aufgehoben ; allein
hat den Erwartungen des Landes entſprochen .
wurde allerdings im
die Unzufriedenheit der
Jahre
Behörden
152
und der Landſtände nahm einen ſo bedenklichen Charakter an , daß es am
Gerathenſten
ſchien , den Miniſter zu entlaſſen ,
freilich erſt unter der nachfolgenden Regierung im 19ty Am
9. Dezember 1806
ein würdiger und kenntnißreicher Fürſt folgte Regierung. zwar am
Im
zum
ihm
in
der
Namen des Hauſes Roburg -Saalfeld ward
15. Dezember
übrigen Linien
Jahre 1808 .
ſtarb Franz. Sein Sohn Ernſt
1806 zu Poſen , gleichzeitig mit den
des fächfiſch - erneſtiniſchen Hauſes der Beitritt
Rheinbunde beſtimmt ausgeſprochen .
Da indeß Herzog
Franz noch vor der Unterzeichnung der betreffenden Urkunde verſtarb und ſein Sohn gar nicht im Lande, ſondern in ruf fiſchen Kriegsdienſten ſich befand : fo erklärte der Kaiſer Na poleon, indem
er das Herzogthum Koburg -Saalfeld durch den
Kommandanten nehmen
Parigot am
ließ, dieſen
27
Januar 1807 in Beſiz
durch keine Unterſchrift beglaubigten Bei
tritt des Hauſes Koburg nicht anerkennen zu können. am
9.
Der
Juli 1807 zwiſchen Frankreich und Rußland abge=
ſchloſſene Frieden ſegte den Herzog Ernſt in ſein Land wie der ein .
Im
Jahre 1808 , nachdem
Ernſt ſeinen Miniſter Kretſch ,
mann entlaſſen , erhielt das Landesminiſterium
eine andere
und beſſere Geſtaltung, ſowie mittelſt Dekretes vom zember deſſelben wurden .
Jahres
alle Steuerbefreiungen aufgehoben
Die Schlacht bei Leipzig war für alle Fürſten lands von Bedeutung .
11. Des
Ernſt empfing nach
Deutſch
derſelben
den
Oberbefehl einer nach Frankreich ziehenden , aus 30,000 Köp fen beſtehenden Armee . Das Fürſtenthum
Lichtenberg, von
ſprochen , erhielt von ihm erſt im und damit zugleich
dem
wir fchon
ges
Jahre 1819 diefen Namen
auch eine Landesregierung , die in zwei
153
Sektionen
für die Verwaltung und für die Gerechtigkeits
pflege --* getheilt wurde, und einen Landrath von fteben Per fonen , der von funfzig : Wahlmännern gewählt werden ſollte . Die Verfaſſnng von Fürſtenthum
Roburg -Saalfeld hatte für das neue
keine Giltigkeit.
des Herzogs am felbe ſchon den war . "
im
Sie wurde für die Erbftaaten
8. Auguſt 1821 veröffentlicht, nachdem Jahre
1816. von
ihm
verſprochen
die wors
Nach der Bekanntmachung des neuen Staatsgrundgeſeßes erſchienen
zwei andere herzoglich
Verordnungen , von denen
die eine den Civilſtaatsdienſt, die andere das Staatsſchulden wefen
betraf.
2
-ug.
Pölig
ſagt über die Roburg - Saalfeld’ſche í Verfaſſung
Folgendes : , Eine beſondere Vertretung des Bauernftandes., wie ſie in
der weimarſchen ,
hildburghauſiſchen
Verfaſſung ausgeſprochen wird , Die Verfaſſung legt den
fehlt
und in
meiningiſchen
der
koburgiſchen .
geſammten Staatsbürgern folgende
allgemeine Rechte bei : Die Gleichheit Aller vor dem
w
feke ; gleiche Berechtigung zu . Staatsämtern
Ge
ohne Rüdſicht
auf Geburt; Gleichheit der bürgerlichen und politiſchen Rechte für alle anerkannte
chriſtliche Bekenntniffe; freie Auswande
rung; Ablösbarkeit aller aus dem den
Lebensverbande herrühren
Frohnen und Laſten .
.- 16. Die beſonderen
Rechte der
Stände
beziehen
ſich
1 auf die Geſeßgebung, auf die Finanzverwaltung, auf die Er haltung des Landes- und Dominial- Eigenthums, und auf gemeinſchaftliche
Anträge und Beſchwerden.
Neue Gefeße,
welche die gegenſeitigen Rechte des Regenten und der Stände betreffen , feine Abänderungen beſtehenden , bedürfen zu
und Erklärungen
der deshalb
ihrer Giltigkeit der Zuſtimmung der
-
Stände.
154
Geſege , welche die perſönliche Freiheit und
Eigenthum
betreffen , können
ohne Beirath in
das
Zuſtimmung
der Stände weder gegeben, noch abgeändert, noch aufgehoben werden .
„ In Hinſicht des Finanzweſens ſteht den Ständen
die
Steuerbewilligung, und bei der Verwaltung der Landeskaffe, 1
unter der Aufſicht des Regenten , folgende Concurrenz zu : 1.
Der Etat der Landeskaffe wird mit Zuſtimmung der
Stände hergeſtellt; *
2.
Die Stände find berechtigt, zu verlangen und darüber zu wachen , daß ren
}, .7
der von einem
ausgeſprochene Etat
Landtage zum
andea
pünktlich beobachtet werde ;
für dieſe pünktliche Beobachtung ſind die oberen lan
des -Adminiſtrationsbehörden verantwortlich ; 3. : Die Stände haben
zu allen
über den Etat gehen
den und außerordentlichen
Ausgaben ihre beſon
.; dere Zuſtimmung zu ertheilen ; 4. Den Ständen werden
die Kaffenrapporte mitgetheilt ;
- 5. Die Stände find berechtigt, bei der Landesregierung auf Kaſſenſtürze anzutragen , und die Landesregierung hat dieſen "Anträgen bei dieſen
alsbald
zu willfahren ; auch iſt
Staffenſtürzen ſtets ein Mitglied der Stände
zuzuziehen und auf deffen
Anträge dabei Rüdſicht zu
nehmen ; * 6.
Die Stände haben die Abnahme, Prüfung und Juſti ficatur der Landeskaffenrechnungen gemeinſchaftlich mit
der Landesregierung zu beſorgen , und 7. Zur Beſeßung der Landeslaſfirerftelle dem
Regenten
geeignete Perſonen zur Auswahl und Ernennung vora zuſdlagen. den
gegen
Außerdem
find die Stände zu Beſchwer
Staatsbtener , und zur förmlichen
Klage
155
berechtigt ; bei Unterſchleifen bei den öffentlichen Staf fen, bei Beſtechungen, bei verweigerter oder verzöger ter Rechtspflege , bei Eingriffen
in
die Verfaſſung,
oder in die geſebliche Freiheit, die Ehre und das Ei genthum der einzelnen Staatsbürger.
Jeder Staats
diener wird auf die betregent et les permetung verpflichtet; jeder Pan degregent verſichert, vor der Huldigung, in einer si driftlichen fürſtlichen Worten und Ehren, wozu ein außerordent licher Landtag zuſammen berufen wird."
&
1:11 . '
1 IV .
Das
Herzogthum
Meiningen -Hildburghauſen . Sachſen -
I.
Bernhard
bis
Auguft
Friedrich
Karl Wilhelm .
(1681—1782 .) S
e ch ze h n t es
fapitel
Bernhards Regierung . Benealogie ſeines Hauſes . Ornft lud Anton Crnft Ludwig II. und Karl Friedrich . Sein & od. wig I. Unannehmlichkeiten wegen derſelben . Seine Meſalliance. Ulrich. Michtigkeitserklärung Grhebung ſeiner Gemahlin in den Reichsfürſtenftand. Seine zweite Anton Ulrichs erfte Gemahlin ftirbt. dieſer Erhebung. Die Herzogin Sein & od. Seine Minder mit derſelben . Gemahlin .
Dolljährigkeit derfelben . Wittwe als Dormūnderin ihrer beiden Söhne. Der Aelteſte firbt und der Jüngere kommt zur Aleinregierung. Genealogiſches. Das Haus Meiningen Bernhard , den dritten men
iſt erſt im
Jahre
1681 durch
Sohn des Herzogs Ernſt des From
von Gotha gegründet.
Er erhielt bei der mit ſeinem
älteſten Bruder Friedrich I. vorgenommenen Erbſchaftstheilung einige Aemter und Städte und nannte fich nun Herzog von Sachſen -Meinigen , indem
er gleichzeitig ſeine Reſidenz in der
157
Stadt Meiningen nahm . der erwähnten 1699
Als ſein Bruder Albrecht, der bei
Theilung Roburg erhalten
ohne Nachkommen
hatte, im
Jahre
ſtarb , erbte Bernhard einen
Theil
der Verlaffenſchaft. Herzog Bernhard war am ren , iſt am
27. April 1796
mählt geweſen . Maria
10. September 1649 gebo geſtorben und zwei Mal ver
Das erſte Mal am
Hedwig , Landgräfin
19. April 1680. Am
20. November 1671 mit
zu Şeffen , dieſelbe ſtarb
am
25. Januar 1681 fchloß er die zweite
Vermählung mit Eliſabeth Eleonore, einer herzoglich -braun ſchweigiſchen
Prinzeſſin , welche erſt nach ſeinem
Tode , am
15. März 1729 ſtarb. Bernhard denen
ihn
iſt
Vater von
vielen
Kindern geweſen , von
indeß nur drei überlebten :
1. Ernſt Ludwig I., geboren den ſtorben am
7. October 1672 , ge
27. November 1724 ; zum
erſten Mal ver
mählt mit Prinzeſſin Maria Dorothea von Gotha den 19. September
1704 ; dieſelbe ſtarb am
1713. Seine zweite Ehe ſchloß er am mit der verwittweten Markgräfin Eliſabeth Sophia .
Dieſelbe ftarb
13.
April
3. Juni 1714
von
Brandenburg
am
22. Novem
ber 1748 ; 2.
Friedrich Wilhelm , geboren geſtorben am
3.
den
16. Februar 1679 ,
10. März 1746 ; blieb unvermählt;
Anton Ulrics, geboren den 22. October 1687, geſtor ben am
27.
Januar 1763; vermählte ſich ebenfalls
zwet Mal : 1 ) 1713 mit einer bürgerlichen Heffiſchen Hauptmanns -Tochter Philippine Eliſabeth Cäfarea , die ſich mit einem habt hatte
gewiſſen Schurmann verheirathet ge
und der
bereits
verſtorben
war.
Ste
158
ſtarb
1744.
Anton
Ulrichs
zweite
Gemahlint war
Charlotte Amalia , Prinzeſſin von Heſſen - Philippsthal.
Tode die
hatte noch vor ſeinem
Der Herzog Bernhard
Beſtimmung getroffen , daß ſeine drei ſoeben von uns genann ten
Söhne' nach
geſchah nicht. Áeſteren
Die beiden Jüngeren überließen freiwillig dem
die Regierung und begnügten
lichen ihrem
ſich mit einer jähr
Stande entſprechenden Abfindungsſumme.
Ernſt Ludwig Er hinterließ
Dies
ihm gemeinfchaftlich regieren ſollten .
-7,072
I. ſtarb ſchon , wie oben angedeutet, 1724.
zwei minorenne Söhne: Ernſt , Ludwig
und Starl Friedrich .
Dieſe beiden
Prinze wurden
II.
unter
Vormundſchaft ihrer beiden Onkel geſtellt und das Land von dieſen verwaltet. 1729 , der Erben
1743.
fchaftlichen
ſehr früh.
Reiner von
hinterlaſſen , weshalb
Brüder von
1746
zweite
Beide ſtarben ſchon
Beiden
das Herzogthum
hatte einen
an die beiden
Ernſt Ludwig I. fiel, die ſich zu einer gemein Regierung verbanden .
Aber
ſchon
ſtarb auch der Herzog Friedrich Wilhelm
Anton Ulrich übernahm
Jahre
im
ohne Erben .
nunmehr die alleinige Regierung
Meiningens , nicht ahnend, daß mannigfachem
Der Erſte
dieſer Umſtand
Urſache zu
Herger werden würde , was für ihn
von um fo größeren Nachtheil ſein mußte, da er trop aller feiner ge diegenen überaus
Bildung und heftigen
ſeiner vielſeitigen
Charakter beſaß.
Anton
Kenntniffe
einen
Ulrich war viel
gereiſt, und hatte dadurch einen praktiſchen Ueberblick gewon nen . Wenn Anton Ulrich auch ſchon früher geglaubt haben würde , dereinſt zur alleinigen Regierung ſeines Vaterlandes zu gelangent; fo hätte er aller Wahrſcheinlichkeit nach, dennoch fich mit der
ſchönen
Hauptmannstochter ehelich verbunden .
Mittelſt ſeiner ungewöhnlichen
geiſtigen Fähigkeiten
hatte er
es verſtanden , ſich über dergleichen Kleinigkeiten mit Würde
159
Schon , vor
erheben .
und Ruhe zu
feiner erſten Vermählung in
dieſer
tritt lag er wegen
Regierungs-An
ſeinem
Fürſtenfamilie und er hatte deshalb
niſchen
erneſti
Hader mit den Mitgliedern der fächfiſch
währendem
fort
auch bei dem
deutſchen Kaiſer Star! VI. die Bitte vorgebracht, ſeine Ge mahlin in den Reichsfürſtenſtand zu erheben und dadurch die Kindern feinen übrigen Dies war zu machen .
erzeugten
mit derſelben
ebenbürtig
Verwandten
Jeßt mit
regierung ſeines Landes . nächſten Agnaten
einem
Male
ſeines Hauſes wieder gegen
gelangten endlich im
audy
Jahre 1746 gelangte er zur Aleina
Im
wirklich gelungen .
fürſtlichen ihm
Jahre 1747 einen
ihn
traten die auf und
Reichsbeſchluß, von
Karl VII., kraft deſſen die Erhebung ſeiner Gemahlin in den
1
Reichsfürſtenſtand verworfen wurde, und ſeine mit derſelben Kinder ihre Succeffionsfähigkeit einbüßten .
gezeugten
Herzoge nicht möglich, die Aufhebung dieſes Reichs
war dem
beſchluffes zu erwirken , aber ebenſo wenig -war der Gedanke ihm möglich , fein Land dereinſt in die Hände feiner trium phirenden
Verwandten
dieſen Fatalitäten zu fürſtlichen Hauſes
übergeben
zu
laſſen .
Um
aus allen
kommen und den Mitgliedern wie man ſo zu ſagen pflegt
feines einen
i
Strich durch die Rechnung zu machen , entſchloß er ſich ends ſchon dreiundſechzig
lich, obgleich
Jahre alt, eine neue eben :
bürtige Ehe abzuſchließen , dieſe erfolgte. am
Charlotte Amalia von Heſſen -Phi
1750 mit der Prinzeſſin
lippsthal. - Dieſe Wahl. machte dem alle Ehre.
Die von
26. September
ihm
Herzoge Anton Ulrich
gewählte Prinzeſfin war eine der
geiſtreichſten und gebildetſten Fürſtinnen ihrer Zeit, deren An denken
in dem
kleinen Staate niemals verlöſchen wird. Anton
Ulrich hatte, als er ſeine zweite eheliche Verbindung abſáhloß, ganz richtig (peculirt.
Sein Land kam
nicht in die Hände
-
ſeiner Verwandten . furt am
Main
160
Als er am
27. Januar 1763 in Frank
ſtarb , geſchah dies mit dem
glüdlichen Bes
wußtſein , zwei Söhne zu hinterlaſſen , die einſt würdig fein würden , mit Geſchidlichkeit das Staatsruder zu führen . Dieſe beiden aus der zweiten Ehe hervorgegangene Prinze Auguſt Friedrich Karl Wilhelm helm
waren
und Georg Friedrich Wil
allerdings noch minderjährig , doch war deren
geiſtreiche Mutter mittelſt leştwilliger Verfügung Anton UL richs
zu ihrem
Vormunde und zur Leitung
der Regierung
beſtimmt. Die herzogliche Wittwe kehrte von
Frankfurt am
Main
nach ihrer Reſidenz Meiningen zurüd und führte die Regie rung bis zur Volljährigkeit ihres älteſten Sohnes mit vieler Umricht, mit Vortheil und Nußen für das Land. 1775 legte
ſie das von ihrem
gene Mandat in
verewigten
Jahre 1782 , dem
Majorennität ſeines Bruders, allein , von an mit Georg Friedrich Wilhelm Todestage, gemeinſchaftlich
Jahre
Gemahle empfan
die Hände ihres Sohnes Auguſt
Karl Wilhelm , der bis zum
ſeinem
Im
dieſem
bis zum
Friedrich
Zeitpunkt der Jahre aber
21. Juli 1782,
regierte.
Anton Ulrich hatte zwei Söhne und drei Töchter hins terlaſſen .
Die
Erſtren
haben wir bereits genannt und die
Legtren waren : 1. Maria Charlotte Amalia , wurde durch Vermählung Herzogin von Sachſen -Gotha ; 2.
Wilhelmine Louiſe Chriſtiane, vermählte fich mit dem Landgrafen von Heffen -Philippsthal-Barchfeld ;
3. Amalia Auguſta Karoline Louiſe, Gemahlin des Für ften von
Carolath .
Dieſelbe ſtarb
1798 .
II.
(1782—1803.)
Si é b z e h n t e $
Kapitel.
Seine Reiſen . Seine Mitregent Georgs Geburt und Taufe. Geburt des Erbprinzen . Vermählung. ſchaft. Alleinregierung. Erleich Workehrungen gegen die Prozeſucht. - Ein ungerechtes Urtheil. Po terung des inneren Verkehrs . Maßregeln wegen der Theuerung. Georgs umfaſſende & hátigkeit auf dem Gebiete lizeiliche Verordnungen . Armen Eine herzogliche Bekanntmachung. der Kirche und Schule. Ein Brief an den Maler Georgs Pflichterfüllung nach außen . pflege. Des Herzogs Ster Georg und der Bettelknabe . Reinhardt in Rom . Das Leichenbe Eine herzogliche Dankſagung .. beftunde und ſein Tod. gängniß . Georg
Friedrich Karl war am
4.
Februar
1761 zu
Frankfurt am Main , wo Anton Ulrich ſich den größten Theil feines
Lebens feit
geboren . fed
freien
Bei ſeiner
ſeiner zweiten
Vermählung aufgehalten ,
Taufe fungirte auch der Magiſtrat die
Reichsſtaates als
Pathe.
Der zweiten Ehe feines
Vaters waren acht Kinder entſproſſen , von denen Georg das fiebente war. Georg hatte von der Natur glückliche Anlagen , hellſehen den
Verſtand, Wiß, Scharfſinn , und eine heitere Laune em
pfangen ,
alles Eigenſchaften , die geſchi& t find , einen
Für
ften nicht nur glücklich , ſondern auch groß zu machen . Vertraute Geſchichte. Sachſen 4. Bd. 11
Als
162
fein
Vater
deshalb
ftarb , war er
kaum
zwei Jahre alt, und es iſt
alles das, was aus ihm geworden iſt, dem
- ſeiner geiſtreichen Mutter zuzuſchreiben . auf dem
Krankenbette und vor ihm
mit ihren Kindern .
Anton
Verdienſte Ulrich lag
ſtanden ſeine Gemahlin
Der ſterbende Greis blickte lange auf
Georg, der überhaupt ſein Liebling war; dann ſagte er plöga lich mit prophetiſchem
Geiſte : Du wirſt einſt mein land
gut regieren ; Anton Ulrich ſtarb und ſeine beiden Söhne kamen
unter
endlich im langte .
die Vormundſchaft ihrer Mutter ,
bis Georg
Jahre 1782 zur Alleinregierung ſeines Landes ge
Mit dem allgemeinſten Vertrauen und mit der innig
ſten Liebe kamen ihm
feine Unterthanen entgegen.
Das Ver
trauen hat er nach allen Seiten hin gerechtfertigt und die Liebe überall erwidert ! Unbedingt war er Meiningens größ ter Fürft .
Am
30. Januar 1775 , als er kaum
vierzehn
Jahre
zählte, begab er ſich in Begleitung ſeines Bruders und ihres beiberſeitigen Hofmeiſters , Freiherrn ſpäteren geheimen fen , um bewirken.
von
Raths und Oberſten
Dürkheim
von
die vollſtändige Vollendung ſeiner In Straßburg empfingen
und des
Libra auf Met Ausbildung zu
beide Prinze nodi Un
terricht im Fechten , Tanzen und in der franzöſiſchen Sprache . Als dieſer Unterricht hier beendet und die Weiterreiſe befchlof ſen war, kehrte Herr von Dünkheim , auf Wunſch der Herzo gin -Wittwe, niach. Meiningen zurück und trat als wirklicher gebeimer
Rath mit Sig
und Stimme, in's Ronſiſtorium .
Die beiden Prinze begaben ſich hierauf in von dort nad
dem
Süden Frankreichs.
und lernte Georg, und als er am nem
die Schweiz und
Ueberall beobachtete
16. März 1776 nach
ſei
Vaterlande zurückehrte , brachte er einen reichen Schas
von wichtigen Erfahrungen mit.
163
Am
4. Februar
1782 trat er die Mitregentſchaft an .
Dieſe Handlung geſchah mit aller jener Feierlichkeit , die ſie zu erfordern
ſcheint.
Um
10 Uhr Vormittags erſchienen der
ganze Hofſtaat, die hohen Kollegien und die Abgeordneten der Landſchaft in den Zimmern der Herzogin -Wittwe.
Mit
inniger Rührung ſprach die Fürſtin ihren Dank an die Ver fammelten
für das
bat zugleich um
Vertrauen aus, daß fie ihr bewährt und
die nämliche Treue für den neuen Regenten .
Von hier aus führte ſie dieſelben in die Gemächer ihres Soh nes, Georg . Wie feine Mutter, ſprach auch er mit tiefer , un verfälſchter Rührung.
Alle leiſteten ihm
den Gid
mittelft Handſchlages, und der Druck , der dieſen
der Treue Handſchlag
begleitete, verband die Herzen der Unterthanen mit dem zen des Fürſten ! Durch die gewöhnlich an Beförderungen
wurde
möglich noch erhöht.
ſolchem
Tage
die Feierlichkeit des
Her
ſtattfindenden
ganzen Aktes wo
Ein Hoffeft mit theatraliſchen Vorſtel
lungen und mit einem
Balle beendet, folgte ;
Herzog Georg hatte
fich bei ſeinem
Regierungs-Antritt
eine Doppel -Aufgabe geſtellt : er wollte die Kultur ſeines lan = des befördern und dadurch das Glück ſeiner Unterthanen den .
Nach dem
worden . möge, um
Tode ſeines Bruders war er Aleinregent ges
Der allgemeine Wunſch war, daß er ſich vermählen dem
Lande einen Nachfolger zu
dene Vorſchläge wurden dod
ihm
ein Mann mit einem
eine Wahl treffen ! Herz, mit
grün
dem
es
in
dieſer
ſolchen
geben .
Verſchie
Beziehung gemacht;
Herzen
konnte nicht kalt
Sein großes Herz erforderte ein andres ſich in
Liebe pereinen konnte.
Herz zu ſuchen , begab er ſich abermals auf Reiſen .
Um
dieſes
Er lernte
hierbei die Prinzeſſin Louiſe Eleonore , Tochter des Fürſten Chriſtian Albrecht Ludwig von Hohenlohn -Langenburg kennen 11 *
164
und vom
erſten Augenblick an
wiedert und ſchon am ihrer Herzen zu
lieben ; ſeine Liebe ward er
27. November 1782 wurde der Bund
Langenburg durdy prieſterliche
Einſegnung
feierlich beſtätigt. Die Wünſche des Landes in Bezug auf einen Erben ſchienen fich übrigens nicht zu erfüllen .
Plößlich
indeß
hieß es, daß
die Herzogin in guter Hoffnung ſich befände und am 13. Auguſt 1792 , im haid
zehnten Jahre der Ehe, wurde die Prinzeſſin Adel
geboren .
Zwei Jahre ſpäter am
zeffin Ida und endlich am
25.
Juni die Prin
17. Dezember 1800 der Erbprinz
Bernhard Erich Freund, der noch ießt regierender. Her zog von Sachſen -Meiningen iſt.
Daß es bei der Geburt dies
fes edlen Prinzen an mannigfachen Beluſtigungen nicht gefehlt, läßt fich denken . Georg ſtrebte unaufhörlich für das Wohl ſeiner Unter thanen und fann fortwährend darüber nach, auf welche Weiſe daffelbe zu erreichen ſei. ten und gründlich
Er hatte nach wiederholt angeſtell
erwogenen
Prüfungen gefunden , daß die
Prozeßſucht ein Hauptmittel fei, den Ruin eines Landes her beizuführen , indem fie den Vermögenszuſtand der Untertha nen vermindert, die Sittlichkeit derſelben untergräbt und ge
1
meinbin
die erſte Veranlaſſung zum Müßiggange, zur Ar
muth , zur Unzufriedenheit, zum Haffe und zur Verfolgung giebt. Seine Hauptbeſtrebung verſuchte demnach, dieſes Uebel immer mehr auszurotten . ' Am 22. Februar 1793 erließ er deshalb vorerſt eine gemeinnüßige Inſtruktion für Diener und Unterthanen in ſeinen Landen .
,,Dieſe Inſtruktion “ ſagt der
Hofkaplan Emmerich in Meiningen , „war gleichſam
ein Kas
techismus für Beamte und Unterthanen , durch welchen tau ſend Mängeln abgeholfen
und unzählige Rechtshändel vera
kürzt oder aufgehoben wurden ; vorzüglich aber der Prozeß
165
gang vereinfacht, das Wohl des des
Allgemeinen
in
Einzelnen
mit dem
Harmonie gebracht und jedem
Wohl
Staats
bürger ſeine Pflicht an's Herz gelegt werden ſollte." Derartige von dem
feinſten Gefühl zeugende Verordnun
gen mußten den Geiſt der Ordnung und der Redlichkeit, das Gefühl für moraliſchen Werth und eine allgemeine Gerechtige keitsliebe unbedingt erzeugen . Was von dem Regenten eines Landes ausgeht, findet meiſt einen Widerhall in den
Herzen
ſeiner Unterthanen , beſonders wenn dieſe erſt die Ueberzeu = gung gewonnen haben , daß der Fürſt nur für ihr Beſtes bes ſorgt iſt.
Unter
terſtuhl weder ſich ein
der Regierung Georgs galt vor dem
Rang , noch Geburt, noch
Vergehen oder ein
Verbrechen
Vermögen .
Nich Wer
zu Schulden kommen
ließ , mußte überzeugt ſein , daß er
gleichviel welche Stel
lung er in der Geſellſchaft einnahm
der
geſeßlich feſtſtes
henden Strafe nicht entrinnen konnte.
Der einem
bereits
citirte Hofkaplan
Emmerich
erzählt von
ungerechten Richterſpruch unter Georgs Regierung und
fügt wörtlich hinzu : , Da funkelte plöglich ſein Auge im Gefühl des Un rechts vom gerechten Unwillen und jene goldenen Worte , die an jedem
Fürſtenthrone mit goldenen Buchſtaben
eingegraben
zu werden verdienten , entfloſſen ſeiner ſchönen Seele : Meine Unterthanen müſſen wenn ſie Recht haben , und wenn genparthei wäre ! ſeiner
ganzen
Daher kam
Regierung
weigerte oder verzögerte Unterthanen bei dem zugleich das
dem
Recht bekommen , ich ſelbſt die Ge
es auch , daß während
keine einzige Beſchwerde über ver Juſtizpflege von irgend einem
ſeiner
höchſten Reichsgericht ſtattfand, wodurch
hieſigen
herzoglichen
Hauſe , bis auf den
166
einen gedachten
Fall, uneingeſchränkt zuſtehende jus de non
appellando in ſeiner volftändigen Giltigkeit erhalten wurde.“ Georg ſeşte
die Gerichtsſporteln
herab , erleichterte die
Ertheilung der Lebenkonfenſe , verbeſſerte den Konkursprozeß und bob am
22. Februar 1798
der bisher einen
den
fächſiſchen Arreſt auf,
Hauptbeſtandtheil in der erneſtiniſchen Pro
zeßordnung bildete.
So forgte
zu
die rechtliche Handhabung
allen
Zeiten für
und es war gar Gerichtsſtube
nicht ſo
trat,
um
der edle Fürſt überall und
felten ,
bem
daß
Gange
der
er plößlich
Geſeke, in
die
Prozeffe beizu
der
wohnen . „ Selbft Mann von Kopf und Herzen ," mund bekannt mit dem
Geiſt
ſagt Emmerich,
der Zeit, wollte
er auch bei
allen den Stellen , von deren würdigen Belegung das Wohl des Landes abhing, Männer von intellektuellem ſchem
Werthe und nahm
daher Erfahrenheit , Tüchtigkeit und
Verdienſt für die Ahnenprobe. Rechtſchaffenheit und Fleiß Vorzug.
Gegen
und moralt
Kenntniffe, tadelloſe Sitten ,
beſtimmten
die Anſichten
bei ihm
immer den
ſolcher Männer gab er dann
gern die ſetaigen auf, wenn ſie mit den ihrigen nicht überein ftimmten ; nur mußte die Ueberzeugung , daß dieſe die beſſeren , erft zur vollen Gewißheit bei ihm Ein
folcher
unermüdlichem ihm
Fürſt iſt
geworden ſein.“
eine Perle
Eifer erfüllte
er nach
von Gott übertragene Pflichten .
für
ein
Volt!
Mit
allen Seiten hin
ſeine
Seiner Sorge unter
zog er die Sicherheit, Geſundheit und Bequemlichkeit ſeiner Unterthanen
und traf rechtzeitig Vorkehrung für
Fälle
der
Noth und der Gefahr. Sein Blick erfaßte Alles und fahnell, was ſein Volk be traf, und ſein Herz ſchloß alle ein, die ihm Schidfal überwieſen worden waren !
zu regieren vom
Georg
hätte
an
die
167
Spiße eines Großſtaates
ſtehen müſſen ,
dann
würden
die
Wohlthaten , welche er herbeigeführt, weit über die Grenzen feines Reiches hinausgeeilt fein ; ſo aber blieben ſte nur auf fein eigenes Land beſchränkt, das man freilich auch als das Glüdlichfte bezeichnen muß . Auch
für Erleichterung des
inneren Verkehrs
ſorgte er
fortwährend dadurch, daß er die Wege und Straßen Landes verbefferte , womit er ſchon fang machte.
Jahre 1783 den
An
1786 konnte ſchon ein bedeutender Theil neuer
Straßen dem Chauffeen
im
feines
allgemeinen
nach
der
Verkehr übergeben werden.
Fafanerie
und
der
Die
Forſtakademie zu
Dreißigader, fowie nach Altenſtein und liebenſtein find gleich falls von Alles
ihm
hergerichtet. : Er allein
konnte
indeß nicht
erreichen, was er für nothwendig hielt; ſeine Untertha
nén mußten mit ihm gemeinſchaftlich wirken , um ſeinen Staat nicht nur in ſeinen inneren
Verhältniſſen , fondern auch in
feinem äußeren Anſehen , hinſichtlich der Sauberkeit und Reina lichkeit, zu einem im
Muſterſtaat zu machen .
Er erließ deshalb
Jahre 1783 eine Verordnung, nach deren
liche Eigenthümer repariren
dem
angehalten waren , ihre Häuſer
zu laſſen , überhaupt dieſelben
zu halten .
Inhalt jämmt=
immer
in
gründlich Ordnung
Da jedoch Mancher fich darunter befinden mochte,
die finanziellen Mittel nicht zu
Gebote ſtanden , dem
herzoglichen Befehle nachzukommen , ſo ward das herzogliche Bauamt angewieſen , die zur Ausbefferung der Gebäude er: forderlichen Materialien Um
zur Hälfte unentgeldlich zu liefern .
ſeine Unterthanen anzutreiben , ließ Georg felbft mehrere
neue Häuſer auf ſeine alleinige Koſten
aufführen und ver
ſchiedene neue Spaziergänge anlegen , wozu beſonders der enga liſche
Garten , die neuen
Esplanaden
vor
dem
Anlagen
des Schloßgartens , die
Schloſſe und die Pappel - Alleen
der
168
Stadt Meiningen gehören . ſidenz
auch
eine
Waſſer auf dem
Im
Jahre 1796 bekam
die Rez
nächtliche Erleuchtung; 1798 wurde das Markte, durch das derſelbe zuweilen , beſon
ders bei anhaltendem
Regenwetter, ganz unpaſſirbar war, in
einen gemauerten Kanal
gefaßt und mit ſtarken Bohlen
dedt, wodurch ebenſo viel Sicherheit gethan wurde.
bes
für die Schönheit, als für die Noch einige
Jahre früher wurden
die auf der Oſtſeite befindlichen Stadtmauern abgetragen und der zwiſchen ihnen macht.
hervorragende Zwinger der Erde gleid gea
Das dadurch gewonnene Terrain wurde zu
gärten umgewandelt und an
die Bürger theils in
Gemüſes Pacht ge
geben , theils fäuflich abgetreten .
Das
Jahr 1802 war in
Bezug auf die Ernte, wenig
ſtens für Meiningen , ein Unglücksjahr zu nennen , und Georg ſah voraus, wenn nicht kräftige Maßregeln ſeine Unterthanen über , daß
keine
hungern müßten .
ergriffen würden ,
Vorerſt wachte er dar
gemeine Wucherſeele in ſeinem
Lande auf
tauchte; ſodann aber verbot er jede Ausfuhr und machte im Auslande ſelbſt bedeutende. Getreide-Ankäufe, indem
er die
herzogliche Kammer, die Landſchaft, die Magiſtrate, verſchie dene Städte und die Gemeindevorſteher der Dörfer darauf hinwies , wie nothwendig von ihm
die pünktliche Durchführung der
verordneten Maßregel ſei.
Es wurde auch in
Monaten April, Mai und Juni des genannten
den
Jahres eine
ſolche Maffe Getreide angekauft , daß Georgs fämmtliche. Un terthanen bis zur nächſten Ernte verſorgt waren . Um dies möglich zu machen , hatte der Herzog vorher jeden Hausvater
1
auffordern laſſen , ſeinen jährlichen
Bedarf anzugeben .
dieſe Weiſe war es gelungen, Noth und Elend vom lichen
Heerde fern zu
halten .
Wir glauben
Auf
heimath
nicht, daß
in
einer ſo umfaſſenden und praktiſch durchgeführten Art in ira
169
gend einem
andern
Lande ſchon
Unterthanen geſorgt worden
jemals
für das Wohl der
iſt, und deshalb nennen wir auch
den Herzog Georg den Großen. Meining'ſchen auch ein Mangel an Salz
1792 war im
und dadurch eine Vertheuerung dieſes nothwendigſten Artikels eingetreten . Der Herzog beſtimmte , daß alles aus der her zoglichen Probſteinappe gewonnene Salz den Inländern die Butte um
ſechszehn
gute Groſchen wohlfeiler, als der Auß
ländern verkauft werden ſollte. Aus allen
und Anordnungen
Verordnungen
deutlich das Beſtreben George, den Wucher in nicht aufkommen zu
laſſen ; damit
aber
ſieht man Lande
ſeinem
ſeine Unterthanen
nicht noch in anderer Weiſe geprellt werden möchten , beſtä : tigte er 1790 die Mühlenordnung, und beſtimmte die Preiſe verſchiedener zum
Lebensunterhalt nothwendiger Natur- und
Gewerbprodukte.
Auch
ſonſtigen
Viehhandel
in
auf
Bezug
erſchien
1799
Pferde-
und
beſondere
Ver
den
eine
ordnung. Alein nicht bloß
zum
Schuße gegen
fremden
Betrug
gab Georg geſebliche Vorſchriften , ſondern er trug auch
dafür
Sorge, daß ſeine Unterthanen durch Lurus und ſonſtige Ver ſchwendung fich nicht felbſt betrögen . 1784
das Lotterieſpielen im
So verbot
er ſchon
Auslande ; am 21. Februar 1790
auch die Hazardſpiele, die er mit wahrhaft väterlichen ermahnenden
Worte
als
und
die Hauptquelle alles menſchlichen
Elends hinſtellte. Der ſchon mehrmals von uns herangezogene Hoftaplan Emmerich
ſagt in ſeiner Lebensbeſchreibung
deß edlen Her
zog $ Georg :
„ Nichts lag ihm
mehr am
Herzen , als die
Sicherheit ſeiner Lande, weswegen er auch zum
innere
Geſep ge
170
macht hatte, daß kein Fremder ohne ein
Zeugniß von ſei
ner vorigen Obrigkeit wegen ſeines bisherigen unſträflichen Verhaltens zum Unterthan in ſeinem werden ſollte.
Sein
Lande' angenommen
Land war während des legten Arie
ges zwar nicht, wie manche andere Länder , der Sammel plaß
großer, gleichſam
ſtaatenmäßig organiſirter Räuber
banden , aber doch verſuchten es einige Male Abſprößlinge derſelben , es zum Er nahm
Spielraum
daber den
unterm
ihrer Räubereien zu machen . 12. December
1801 procla
mirten fränkiſchen Kreisſchluß, die Ausrottung, Abhaltung und Entfernung des Gauner-, Vagabunden-, Diebs- nnd Bettelgeſindels öffentlich an und theilte denſelben in einem neuen
Abdruď
den
fämmtlichen
und Städte ſeines Landes zu
die Abſicht deſſelben deſto beffer zu vereinzelte er das
Obrigkeiten
der Aemter
ihrer Nachachtung mit.
Um
erreichen , vertheilte und
Jägerkorps , daß er kurz vorber neu er
richtet hatte, in die Dörfer und Städte ſeines Landes, und hielt theils
hierdurch , theils durch die geſchärften Befehle
zur Unterſuchung der Päſſe und zur gefänglichen Ergrei fung verdächtiger Perfonen einen großen Theil des damals herumſchweifenden loſen Gefindels von den Grenzen feines Landes ab .
Um
den
Verkauf geſtohlener Sachen zu
er
ſchweren , erging ſchon lange vorher , nämlich den 25. Nos vember 1786 , ſowohl an die Juden , als auch an die Gold und Silberarbeiter der Befehl, bei Verluſt des Kaufgeldes und anderen eintretenden Geld- und Gefängniſſtrafen keine Silberwaaren
und Pretioſen
einzukaufen , ohne nach dem
wahren Eigenthümer zu fragen . „ Eine der wichtigſten , wiewohl
in manchen Ländern
wenig beachteten Sorgen einer guten väterlichen Landespo lizei iſt unſtreitig die Sorge für die Geſundheit der Unter
171
thanen.
Herzog Georg, deſſen
ſeiner ganzen
ernſter
Regierungszeit war,
Wille eß während
ſein
Volk froh und
glüdlich zu ſehen , war auch hier Vater ſeiner großer lan desfamilie .
Er ſtellte geſchickte Aerzte und Wundärzte an
und traf Anſtalten men .
Unterricht der neuen Hebeam
für den
Entſtanden anſteckende Krankheiten
erſchienen dies
im Lande, dann
gewöhnlich gedruckte Verhaltungsmaßregeln , wie
dann mehrmals während Ruhr- und Pocken - Epides
mten , oder wenn wüthende Thiere das Leben einiger Men ' ſchen in Gefahr geſegt hatten , der Fall war. mahnte er dann
Väterlich er
die Bewohner ſeines Landes , die Hilfe
des Arztes zu ſuchen und die Verhaltungsmaßregeln deffel ben
gewiffenhaft
zu
befolgen .
Um
dem
Vorwande des
Koſtenaufwandes feine Stärke zu nehmen , erhalten ſeit gans 9. Januar 1800 alle Arme und Dürftige im
dem
zen Lande ſowohl Arzt , als auch Medizin Staates ." Es
iſt faſt eine Unmöglichkeit , bei allen
Einrichtungen dieſes Fürſten zu verweilen ! halb nur der hervorragendſten gedenken ! führte nen
er dadurdy ein , daß Sohn , - den
impfen
auf Koſten
er im
jegt noch
wohlthätigen
Wir werden desa Die Podenimpfung
Juni 1801
regierenden
des
feinen
Herzog ,
eige: zuerft
ließ .
Unter feiner Regierung wurde auch auf dem
kirchlichen
Gebtete mand weiſe und zeitgemäße Veränderung vorgenoms men .
Abgeſchafft wurden die Privatbeichte und die Kirchen
buße , ſowie die Geiſtlichen der bisherigen
Pflicht überhoben,
Verſtoße gegen das fechfte Gebot zur Kenntniß der Behörden zu bringen ; ebenſo wurde für die Folge der Tanz und die Verheirathung auch während der Adventzeit geſtattet. Geiſtlichen wurde erlaubt, ihren Unterricht nach
dem
Den
Geiſtes
172
bedürfniß ihrer Gemeinden einzurichten ; überhaupt verſuchte er , die Geiſtlichkeit ihrer behren zu bringen.
In einem
Befehle heißt Volks- und
es
Beſtimmung immer näher
eigends zu dieſem
beſonders , „ daß
Jugendlehrern
nur
Zwecke erlaſſenen ſolche Männer zu
angeſtellt werden
ſollten , welche
Fähigkeiten und guten Willen befißen .“
1
Anton Ulridy, George verewigter Vater , hatte während ſeiner Lebzeiten
eine große und wichtige Sammlung
von
Büchern , Naturalien , Münzen , Kupferſtichen und Gemälden zuſammen
gebracht, fie
nody fie von Anderen
aber weder benußen
daß dieſe Sammlung von
ſelbſt genügend benußt,
laſſen .
Jedem
Georg befahl nun,
ſeiner Unterthanen beſehen
und von denjenigen , welche einen beſonderen Ruf dazu hätten , benugt werden könnte. in
Kiſten
verpackt im
Dieſe Schäße, welche zwanzig
Jahre
Schloffe aufbewahrt wurden , kamen
nun auf ein Mal ans Tageslicht.
1782 wurde die Biblio
thek, ſorgfältig geordnet und aufgeſtellt, geöffnet und dem
all
gemeinen Verkehr übergeben , doch blieb ſie natürlich nach wie vor im Ordnen
herzoglichen Schloſſe.
Erſt 1786 war man mit dem
des Münz- und Naturalienkabinets zu Stande ge
kommen, das jegt gleichfalls dem wurde.
Publikum zugänglich gemacht
Zur Vermehrung der Bibliothek durch gute wiſſen
fchaftliche Werke gründete Georg ſpäter noch einen Fond, wie er auch ſelbſt nach ſeinem
beſonderen
Tode eine ziemlich be
trächtliche Handbibliothek hinterließ , die von
ſeinem
Sohne
dann mit der Erſteren vereint wurde. ! 1791 entwarf er einen Plan zu einer Zeichnenſchule, die aber leider aus Mangel des
nothwendigen
Intereffes: ſeiner
Unterthanen bald wieder geſchloſſen werden mußte; dagegen erreichte Georg mit ſeiner Verbeſſerung der beſtehenden
Schulverfaſſung ein
ungleich
für ſeine Lande
beſſeres - Reſultat.
173
Schon um's Jahr 1776
hatte der Herzog Karl ein Schul
lehrerſeminar geſtiftet, das fich durch die Lieferung tüchtiger Volksſchullehrer in ſeiner bisherigen bar herausgeſtellt hatte .
Georg
Einrichtung als- brauch
that perſönlich ſehr viel für
dieſe Anſtalt, ja, er wies ſogar zu öfteren Malen vat - Chatulle an , näher von ihm dieſelbe Bebufs deren weiteren
feine Pri:
beſtimmte Geldbeträge an
Erhebung abzuführen .
Nach
ſchönen und romantiſch gelegenen Berggar
her kaufte er den
ten , überwies ihn mit der Anordnung dem Seminar, daraus eine Obſtbaumſchule herzurichten , wobei er wiederum doppelten
Zweck
im
Auge : Hatte.
minariſten Gelegenheit zu men Beſchäftigung , zum
Andern
durch dieſe Beſchäftigung im lichen
Einmal gab er
einer intereſſanten
einen
den Se
und angeneh
aber auch waren dieſelben
Stande, ihre naturwiſſenſchaft
Kenntniſſe praktiſch zu bereichern . Auffallend iſt die eigentliche Vernachläſſigung Stadtſchulen .
deren
Eine Vernachläffigung iſt
der nie es immer,
wenn Nichts für ſie gethan wird oder dasjenige, was geſchieht, nicht als
ausreichend
betrachtet werden
kann.
In dieſen
Stadtſhulen mußten bisher die Schüler mehr auswendig, als mit dem dem
Verſtand
begreifen
Herzoge Georg
ſchon
lernen . manches
Dieſer Umſtand hatte Nachdenken
verurſacht,
allein theils mit anderen vielleicht noch wichtigeren Angelegen heiten beſchäftigt, theils aber auch noch nicht das richtige Ab hilftsmittel finden könnend, behielt es lange Jahre bei dem erwähnten in dem len . felbſt.
Nachdenken
fein
Bewenden .
Eudlich ſchien
auch
Stadtſchulenweſen eine neue Sonne leuchten zu wol
Die erſten Strahlen berührten 1797 die zu Meiningen Dieſe feither aus drei Alaſſen und einem
Lyceum bes
ſtehende Anſtalt ward zuerſt von dieſem Legteren getrennt und demnach
in
eine ſogenannte Bürgerſcule umgewandelt und
174 1 erhielt jeßt auch einen eigenen Zeichnenlehrer, was bei keiner andern Unterrichts- Anſtalt der Fall war. Sodann wurden auch Naturlehre und Naturgeſchichten zu Gegenſtänden des Unterrichts gemacht, was damals , als Georg den Berggarten kaufte und an das Schullehrerſeminar überwies, ſchon unbedingt in feta nem
Plane gelegen hatte.
Zu Lehrgegenſtänden wurden fer
ner Mathematik in ihren Anfangsgründen , Geographie, Pa terlandskunde, Seelen- und Geſundheitslehre , ſowie die Ans fertigung ſchriftlicher Auffäße genommen . Georg war kaum mit fertig geworden , als übrigen
jener
Zuerſt nahm Direktorio
der Bürgerſchule zu Meiningen
er nun
ſein
gleichſtehenden
Augenmerk auch
Schulen
des
auf die
Landes
richtete.
er nun die Schule zu Römhild vor, die er dem des
unterordnete ;
herzoglichen Konſiſtorii zu Meiningen 1802 gab er
der Stadtſchule zu
1800
Salzungen
eine beſſere Einrichtung , welcher er ſchon ein Jahr früher 7075 rheiniſchen Gulden zugewie: eine Summe von ſen hatte. Auch eine Sonntagsſchule , in welcher Handwerkslehrlinge, Geſellen und andre Erwachſene freien Unterricht im
Zeichnen ,
Shreiben , Rechnen und ähnlichen nothwendigen und nüßli chen Kenntniſſen häufig
auch nody Schreib- und
Zeichnens
Materialien unentgeldlich empfingen , wurde während Georgs Regierung errichtet. Die Schule in
ſeiner Reſidenz blieb indeß immer feine
Lieblings-Anſtalt, für welche er unzweifelhaft das Meiſte ge than hat.
& r wollte fogar ganz neue Gebäude für ſie auf
richten laſſen und thr þann den Namen Gymnasium hardinum jectes durch
geben.
Bern
Leider ward die Ausführung dieſes Pros
ſeinen frühzeitigen
Tod verhindert , obgleich er
ſchon ungemein viel Behufe der Berwirklichung dieſer ſchönen
175
Idee geleiſtet hatte.
Zur Herbeiſchaffung der erforderlichen
Gelder hatte er den
paſſendſten
Zeitpunkt gewählt.
Als
nämlich," ſagt Emmerich, „ die Bürger Meiningens zur Be zeugung ihrer Freude und ihres Dankes am Tage des erſten Kirchganges ihrer trefflichen Landesmutter nach ihrer Nieder kunft mit
dem
erſehnten
Erbprinzen
zu
einer allgemeinen
JUumination der Stadt Anſtalt trafen : da mahnte fie Herzog Georg , dem
dies nicht unbekannt bleiben konnte, durch eine
Bekanntmachung davon ab , die übereinſtimmend mit den Ges finnungen ſeiner Gemahlin , allen
Fürſten- und Volksfreuden.
die Arone auffeßte . Dieſe Bekanntmachung lautete wörtlich : Wie ſehr herzliche Theilnahme die Freude des Glück
erhöht, empfinde ich lebhaft bei den Neußerungen der allgemeinen Freude meines Landes über die Geburt lichen
meines Sohnes und Erbprinzen , und bei den
fortgeſepten
Bemühungen Einzelner und Vereinter, mich von ihrem Antheile noch lauter und auffallender überzeugen zu wollen . Allein
dankbar ſchreibe ich hier das aufrichtige Bekenntniß
nieder, daß meine feſte Ueberzeugung von der
Theilnahme
Aller und insbeſondere der Bürger Meiningens an dieſer uns erfreulichen Begebenheit weiterer neuer Beweiſe nicht ihrer Liebe überzeugt bin .
bedarf, weil ich von
Ich mache
es mir daher zur Pflicht, meinen hieſigen treuen Bürgern , bei der mir hinterbrachten Nachricht von ihrer Entſchließung, am
Tage des Kirchganges
Freude unter andren trächtlichen Koſten
ihrer guten
Herzogin mir ihre
durch eine allgemeine und mit be
verknüpfte
Flumination zu bezeugen ,
dieſe Ueberzeugung ausdrüdlich zu erkennen zu
geben , und
dieſelben zu verſichern , daß ſchon ihre wohlgemeinte Abſicht, zu erfreuen , ihnen auf meinen Dank neue
mich daburd
---
176
Anſprüche giebt; gendes zu
aber ſie auch zugleich zu bitten , Fol
beherzigen :
„ Der Anblick der zu den
eigentlichen Schulen ſowohl,
als zu den Wohnungen unſrer verdienten Schulmänner be ſtimmten Gebäude zeugt von einer
Reparatur kaum
kannte Mangel
ihrer Baufälligkeit und ihrem
noch
an allem
fähigen
Zuſtande.
Der be
Fond für die hieſigen Schulen
und die Erſchöpfung der mit der Erhaltung der Schulge bäude beſtehenden Hoffnungen
Kaffen
entfernt aber noch
lange die
ihrer Bewohner , gefundere, bequemere und wer
freundlichere Wohnungen zu bekommen . Und doch
wünſchte es wohl nicht oder hielte es nicht für Pflicht, den Lehrern unſrer Kinder und und unſren Kindern ſelbſt ge funde Aufenthaltsorte angewieſen zu ſehen ? ,,Dieſem welche
ich
Zwecke widme ich hiermit feierlich die Summe,
anfänglich
ſelbſt
zu
einer
flumination
des
Schloſſes beſtimmt hatte , und die Beförderung deſſelben foli mir von heute an beſonders am Jeden
überlaſſe
ſtimmungen wünſchen
ich nun ſelbſt den
von
Beiden
Herzen liegen .
Ausſpruch , welche Bes
die nüßlichere fei; aber lebhaft
darf ich wohl, daß alle vielleicht bereits unter
zeichneten Summen , alle ausgeſegt gewefenen
großen und
kleinen Beiträge, uns einen glänzenden Abend zu fen ,
Einem
jenem
verſchaf
Zwecke gewidmet werden möchten , der ein
nicht glänzendes ,
aber
gemeinnügliches Denkmal unſerer
Freude ſtiften fönnte, das einft noch den , über deffen ſein
wir
uns freuen ,
an
uns erinnern
und ſich
Da
unſrer
dankbar zu erinnern verpflichten würde." Die Geſchichten ſämmtlicher deutſchen Staaten (vielleicht aller europäiſchen ) weiſt kein kument nach , in welchem
einziges auch nur ähnliches Do der
Fürft zu
feinen
Unterthanen
177
wie der Vater zu ſeinen Kindern ſpricht.
Seinem
Wunſche
wurde übrigens Seitens ſeines Volkes vollſtändig nachgekom men
und wenn der Zweck
trojdem
nicht erreicht wurde , ſo lag dies artigkeit der
Idee, zu deren
eines
Theils an der Groß
Realiſirung 1
men , als vorhanden waren ,
feiner Regierung
unter
bedeutendere Sum =
gehörten ; andren
Theils
aber
auch daran, daß Georg früher von der Erde abgerufen wurde, als man erwartet hatte.
Jeden
Falls
giebt jene Bekannt
machung uns einen mindeſtens annähernden großen
und feltenen Liebe , durch
Herzogthum
Begriff jener
Fürft und
die
Volt
im
Meiningen verbunden waren .
Faſt ſtündlich war Herzog Georg der verſchiedenſten
Erweiterung
Lande zu ſorgen .
beſchäftigt , für
Nahrungszweige in
die
ſeinem
Kunſt, Wiſſenſchaft ,
Alles folte blühen !
Handel, Ackerbau und Gewerbe hatten unter ſeiner Regierung den höchſten
Gipfel erreicht.
Daß er troß alledem nicht im
Stande war, die Armuth ganz von zu
ſeinem
Lande entfernt
halten , iſt natürlich, denn ſonſt wäre er mehr, als Menſch
geweſen .
Um
allgemeinen
dieſelbe
Verkehr weniger
die verarmten
er , daß
aber weniger fühlbar und für den ſtörend zu
Mitglieder
machen , verordnete
einer
Familie
Wohlhabenderen derſelben erhalten werden folten .
von
den
Wer dies
nicht thue, follte hierzu zwar nicht gradeweg gezwungen wer den , aber er wurde des Rechts für verluſtig erklärt , ſeinen armen
Verwandten nach deffem
demſelben
Tode zu
etwa eine unvermuthete
beerben , inſofern
Erbſchaft
zufiele.
Uebrigen wußte Georg ſehr gut, daß man ſich im nen
auf die Unterſtügung
der
Verwandten
Im
Augemei
nicht verlaſſen
könne , und deshalb errichtete er auch ebenſo Kranken- , als Armenhäuſer und ſorgte dafür , daß in Bertraute Geſchichte. Sachſen. 4. Bb.
jedem
Orte eine be 12
178
fondere Armenkaffe vorhanden ſelbſt theilte er
in
zehn
war.
Die Stadt Meiningen
Bezirke und für jeden
Bezirk er
nannte er aus der Bürgerſchaft einen Pfleger , (Urmendepu tirten ) der die Verpflichtung hatte, ſich um die Armen ſeines Reviers nicht nur zu kümmern , ſondern ſie ſelbſt auszukund ſchaften , damit ein gänzlicher Ruin derſelben vermieden würde. Diejenigen Armen , welche krankheits- oder altershalber nicht mehr arbeiten konnten , empfingen genügende Unterſtüßung, nicht 1, 2 oder 3 Thaler monatlich, wie dies in den Städ ten
anderer Staaten
leider noch heute Gebrauch iſt , und
wovon Niemand entſchieden leben kann ; fondern gen ſo viel , daß ſie im
ſie empfin
Stande waren , ihre Bedürfniſſe zu
beſtreiten .
Dagegen wurden diejenigen , welche noch im
fige ihrer
Geſundheit und
der
erforderlichen
waren , mit ihrer Leiſtungsfähigkeit entſprechenden verſorgt.
Auch für die Kinder der
mit Betteln in
ihren
väterlicher Liebe forgen , indem
hatten , er
Füßen
ſtehen
zu lernen .
ließ Georg
eigene
Lehrer
Spinnen , Spulen
dergleichen unterrichtet und dadurch angehalten eigenen
Arbeiten
Armen , welche ſeither
Unterhalt erworben
dieſelben anſtellte , von denen ſie im
Bes
Körperkräfte
für und
wurden , auf
Dieſe Kinder empfingen
aber auch zugleich von den Seminariſten Unterricht im ben , Leſen , Rechnen und in der Religion .
Schrei
Dieſe Anſtalt hatte
bereits längere Zeit beſtanden , als ſie der Herzog unter einen beſonderen Aufſeher ſtellte.
Zu ihrer Aufrechterhaltung mußte
die herzogliche Kammer 1500 Gulden und die Landſchaft eine gleiche Summe beiſteuern ; der Herzog ſelbſt gab jährlich aus feinem
Privatvermögen 200 Gulden , der Miniſter von Dürk heim 50, und der geheime Rath von Hendrid 100 Gulden,
wie auch noch viele wohlhabende Bürger je nach ihrem
Ver
179
mögen freiwillige Beiträge zahlten . Nach Ausſcheidung aus dieſer Anſtalt werden die Knaben bei einem Handwerksmet fter
in die Lehre gegeben , auch wird für etwaiges Lehrgeld
und
für Kleidung geſorgt; den
Mädchen wird nach
ihrer
Konfirmation ein paſſendes Dienſtunterkommen zugewieſen . Georg vergaß bei allen
ſeinen Arbeiten
im
Innern
feia
nes Landes keinen Augenblick , die Würde ſeines Staates auch nach außen feine
hin
Pflichten
zu beobachten. gegen
ſtände, feine fürſtliche Agnaten delte nach
ihnen .
und feine Nachbarn und han
Für die Liebe im
achtung von außen. fich mit jedem
Er kannte feine Rechte und
das Reichsoberhaupt, feine Reichsmit:
Innern empfing er Hoch
Auch befaß er die feltene Geſchidlichkeit,
feiner Unterthanen nach deſſen
vidualität zu unterhalten .
Am
liebſten
eigener
Indi
ging er freilich mit
ſogenannten großen Geiſtern um , wobei es jedoch nicht noth wendig war, daß dieſe dem
Gelehrtenſtande angehörten . So
hat uns z. B. die Geſchichte noch einen Brief aufbewahrt, den
der Herzog an den Maler Reinhardt zu Rom
und welchen wir unſern wollen .
gerichtet
geehrten Leſern nicht vorenthalten
„ Ihr Brief, lieber Reinhardt,“ ſchreibt Georg am 10. Fe bruar 1803 ,
,hat mich ſehr angenehm
1
glaubte ich, mich
Ihrem
Gedächtniß
überraſcht.
Wirklich
entwichen und, ob ich
zwar immer den lebhafteſten Antheil an Allem
nahm , was
Ste anging, ſo wollte ich doch nicht durch einen Brief Ihre füßen
Träume unterbrechen .
einen Menſchen
aus dem
Wie könnte
ich mir verzeihen ,
Schlummer unter duftenden Oran
genbäumen zu weden !
Sennſt Du das Land " „ Doch ich kenne auch ein
Land, in dem
ſind wir gebo 12 *
180
es
ren :
heißet
Keine Orangenwälder , keine
Deutſchland.
Aloen und Zypreſſen, aber Menſchen .
Die Landſchaft iſt nicht
Kein
fo reiner Himmel, als
ſo ſchön , aber beſſer ſtaffiret.
in Italien , aber reinere Herzen . Man hat uns unſer Vater land zwar etwas unkenntlich gemacht, aber das alte Blut, die Nahrung unſerer Herzen
konnten ſie uns nicht nehmen .
Hier in meinem Buſen ſchlägt Ihnen auch noch va terländiſches Blut entgegen , und dieſe Rechte will ich
Ihnen mit Freuden reichen , ſehe ich Sie wieder
im
Vaterland! Wohlan , zwölf Jahre iſt lang genug dem
wärmeren Klima gézolt.
Laſſen Sie die Stimme, die Ihnen
aus wüſterer Gegend zuruft: hier iſt auch ein Herz für Dich , komm zu mir !
nicht umſonſt rufen .
Um
Ihnen
das Kommen zu erleichtern , will ich die Reiſekoſten hier her übernehmen , dafür beſuchen auf dem
Sie mich den Sommer
Altenſtein und zeichnen mir dort nach der deutſchen
Natur, und wohnen dort bei mir, verſteht ſich.
Wir wollen
uns dann unſerer Fußreiſe wieder erinnern . Die Gegend um den Altenſtein werden Sie etwas verändert finden . Doch hoffe
ich , ſoll
Ihnen
der Aufenthalt daſelbſt nicht gereuen .
Mit wahrer Sehnſucht erwarte liche Antwort.
ich Sie und keine abſchläge
Alſo auf Wiederſehen , Freund ! „ Der Shrige „G. D. S."
Ein
Herz , das fo für Freundſchaft ſchlägt, muß wohl
edles Herz ſein ! Das hat ſich ja auch ohnehin in allen übrigen Angelegenheiten jeder Zeit bewahrheitet. Am Meiſten ein
aber fühlte dieſes edle und große Fürſtenherz für die Kinder ! Oft nahm Georg ſelbſt von der Straße bettelnde Kinder mit fich , und übergab ſie der von ihm gegründeten Anſtalt , um
181
fie vor ewigem
Verderben zu ſchüßen .
Einſt, als er in
Ge
danken verloren einen Spazierritt nach Altenſtein machte, der Lieblingsaufenthaltsort von
überhaupt ein
fein ſcheint, begegnete er einem erſuchte, ihm ſein . dem
Die
gerlumpten
geweſen
ihm
Knaben , der ihn
zur Erlernung eines Handwerks behilflich
gutmüthige Miene und der
zu
zu
offene Blick gefielen
Herzoge ungemein , daß er ſich in ein weiteres Geſpräch
mit ihm
einließ.
Endlich verſprach er ihm , für ihn ſorgen
zu wollen , wenn er wieder nach Meiningen komme. wehmüthigen
Zutraulichkeit
Mit einer
entgegnete der Anabe im
Volks :
dialekt:
„ Ia ,
h'es
hatt
aber
kä
Zieht!"
( Ia ,
es
hat aber
keine Zeit.) „ Warum
nicht ?"
fragte Georg .
„ Ich ha kä Bruhd !" ( Ich habe kein Brot) gab weinend der Knabe zur Antwort. Der Herzog gab ihn
ihm
auf,- in Meiningen zu
einige Silbermünze und forderte ihm
zu kommen .
Dies geſchah
und er nahm ihn unter ſeine Zöglinge auf. Herzog Georg war zu gut für dieſe Welt!
Wenn jer
mals dieſe Rede eine Wahrheit enthalten hat, ſo iſt es ficher in
Bezug auf dieſen
Fürſten !
Seit mehreren
Jahren ſchon
befand ſich ſein Körper in einem leidenden Zuſtande, den man für ein Lungenübel erklärte . Er ſtarb am heiligen Weihnachts Abend des
Jahres 1803 frühmorgens ſechs dreiviertel Uhr im
dreiundvierzigſten des Erbprinzen
Jahre ſeines Lebens . An dem
Geburtstage
ſieben
Tage ſpäter
ward er bettlägerig ,
lebte er nicht mehr.
Er fühlte übrigens gleich Anfangs, daß
ſein Ende herannahe, dennoch ſchöpfte er drei Tage vor dem Tode wieder neue Hoffnung, weil dieſe von ſeiner
ganzen
182
Umgebung angeregt worden war. nen
in die
Augen
dieſes
Da traten plöblich Thrä
gefühlvollen
und
edlen
Fürſten ;
mit Innigkeit heftete er ſie auf die Umſtehenden und ſagte: ,,Ueber das Sterben würde ich aber
keine Thräne weinen ;
das Dankgefühl, daß ich mich wieder gerettet glaube,
rührt mich zu
Thränen .. Ich habe ja,“ ſprach er mit wür
diger Ruhe weiter , rich habe ja des Guten
viel in
dieſer
Welt genoſſen .."
„ Aber auch des Guten viel geſtiftet!" fiel Giner der An weſenden mit Rührung ein . „ Das," der Erfolg
lautete die Antwort des hohen Patienten , ,muß zeigen ; man muß
ja
auch Andern Etwas über
laffen !" Darauf wendete er ſich ſpeziell an mahlin , indem
er, um
ſeine trauernde Gea
ſie zu tröſten , fagte :
Du kannſt ruhig ſein , wenn ich ſterbe, denn
ich hinter
laſſe Dir treue Diener und gute Unterthanen ." Sein Tod erfolgte, wie ſchon geſagt, am 24. Dezember 1803 . Derſelbe erfolgte fanft und war ohne Fichtbaren Kampf. Schwerlich iſt wohl je
ein
Fürft ſo allgemein und ſo
innig betrauert worden, wie Herzog Georg ! ſen
In allen
Strei
ſeines tiefgerührten Volkes ſah man Thränen eines auf
richtigen Schmerzes über bärtige und unbärtige Wangen rol len !
Aber nie hat es auch ein innigeres oder auch nur ein
ebenſo inniges Verhältniß zwiſchen Fürſt und Bolt gegeben , wie dasjenige, welches den Herzog Georg mit ſeinen Unterthanen verband. wurde ihm
Wie er dieſen entgegen kam , eben ſolche Begegnung auch von ihnen zu Theil; wie er ſie überall un
terſtüßte, ebenſo wurde er in vorkommenden Fällen auch von
183
unterſtüßt !
ihnen
Band der Gegenſeitigkeit,
Es war ein
welches zur vollen Entwidelung im meiningenſchen Herzogthum gekommen war und das von allen übrigen Fürſten und Völ kern nachgeahmt zu werden verdient! Einen Belag hierfür lieferte der
im
Jahre 1794 ſtatt
gefundene Brand des herzoglichen Marſtalles, der Remiſe und des hinteren
Theils der Schloßmühle, welcher in
heftigen Gewitters entſtanden war.
Folge eines
Wohl wiſſend, daß der
Herzog nicht viele Kapitalien zu ſeiner Verfügung hatte, weil er Alles, was er beſaß , immer gleich zum Beſten ſeines Volkes verwendete, beſchloſſen
die Gemeinden ohne jegliche Aufforde
rung, ihren Landesherrn
durch Lieferung von Getreide, das
ebenfalls in großen Maſſen mit verbrannt war , und durch unentgeldliche Herbeiſchaffung von Bauhölzern zu unterſtüßen . Tief ergriffen von ſo vielen Beweiſen aufopfernder Liebe, ver öffentliche Georg durch den
Druck eine eigenhändige geſchrie
bene Dankſagung, welche alſo lautete : Es haben mir verſchiedene Gemeinden , ſowohl aus den hieſigen Aemtern , als auch aus dem um
mir ihre Theilnahme an dem
erlittenen Schaden zu bezeugen , theils an an
Amte Römhild,
vor kurzen durch Brand Bauholz, theils
Fourage beträchtliche Beiträge gethan , daß ich es nicht
allein für unbillig hielte , folche nicht annehmen zu wollen , ſondern es auch für meine Pflicht halte, um nigermaßen meine Dankbarkeit zu erkennen ſen
neuen
ihrem
ſchönen Beweis
denfelben ei zu geben , die
ihrer kindlichen Liebe zu mir,
Landesvater, hiermit öffentlich bekannt zu machen ,
ſowie ich ihnen hiermit mit dem
dankbarſten Herzen noch
mals verſichern , daß ich von ihren finnungen
ganz durchdrungen
bin .
guten und treuen
Ge
Ich erneuere dagegen
184
ihnen , ſowie allen meinen übrigen Landeskindern, die auf richtigſte Verſicherung ,
daß ich ſtets fortfahren werde, ihr
Wohl meine erſte Sorge ſein
zu laſſen , und ſtüße hierauf
die frohe Hoffnung, daß kein Zufall je das glückliche Band trennen werde, welches
Vaterſorge von einer, und guter
Kinder Treue von der andern Seite zwiſchen uns geknüpft hat.
Das Glück , guter und treuer Unterthanen ſich erfreuen
zu können , weiß
ich in ſeinem
und wünſche zum ſchen
ganzen Umfange zu ſchäzen ;
Woble der Menſchen , allen Unſren deut
Fürſten ein gleiches Loos. Meiningen , zur Eliſabethenburg , „ Am
14. Auguſt 1794 .
, Georg , H. zu S." Nach ſeinem in
erfolgten Ableben wurde die Leiche Georgs
der Paradeuniform
Jägercorps, rechts feinen
feines
ſtenhut, drei Tage ausgeſtellt.
Für
Am 29. Dezember 1803 wurde
er auf ſeinen ſpeziellen Wunſch auf dem
Gottesacker zu Meis verſtorbenen
ningen an der Seite ſeiner zwei Jahre vor ihm unvergeßlichen Mutter begraben . Die leßte Liebe, welche ihm
von Seiten
ſeines Volkes
erwieſen wurde , beſtand darin , daß fich Alle an dem chen Leichenbegängniß betheiligten .
feierli
Der Zug bewegte ſich in
folgender Ordnung : Zuerſt die Stadtſchule und das Lyceum , dann das Land ſchullehrerſeminar, die Stadt- und Land-Schullehrer, die Geiſt lichkeit der Stadt und der Nachbarämter. bürgerlicher Marſchall, der
ſämmtliche zum
Hierauf kam Hofe
niedere Dienſtperſonen anführte ; dieſen folgten
ein
gehörende
die Zöglinge
der Forſtakademie zu Dreißigader mit ihren Lehrern , und die unterländiſche
Jägerei
in
ihrer
Staatsuniform .
Und nun
185
folgten
der Reihe nach : der Oberforſtmeiſter von Pfaffenrath,
als Marſchall vor dem
Fürſtenhut, der auf einem
rothſamme
ten Kiſſen getragen und von beiden Seiten von herzoglichen Leibhuſaren begleitet wurde ; die Stammerräthe von Bibra und von Uttenhoven , als Marſchälle; die fürſtliche Leiche auf einem mit fechs Trauerpferden beſpannten Leichenwagen ; die adligen Vafallen ; der Kämmerier Kleimenhagen , als dienſtthuender Kammerdiener des verewigten
Herzogs ; der geheime Rath und
geheime Kammerrath von Uttenhoven , als Marſchall vor den beiden Prinzen von Carolath, als den höchſten leidtragenden ; der Major und Kammerjunker von
Diemar, als Marſchať ;
ſämmtliche anweſende fremde Kavaliere , Hofkavaliere , Präfi denten , wirklichen Räthe und Affeſſoren der Landescollegien , der Hofarzt, Secretaire .
Titulaturräthe,
Amtsleute und die wirklichen
III.
Bernhard
Erich
Freund.
(Seit 1803.)
A
ch t ze hat es fa p it e I.
Beitritt zum Rhein Bernhard unter Dormundſchaft ſeiner Mutter. bunde. Bernhards Regierungs- Antritt. Das Wahlgeſet von 1822. Staatsverwaltung und Juftiz. Der Erbtheilungsvertrag vom 12. Hovem ber 1826 . Der Landtag von 1832. Die Verfaſſung von 1829 . Der Beitritt zum Die Apothekerordnung . Der erneſtiniſche Hausorden . Das Jahr 1848 und die revolutionären Bewegun deutſchen Münzverein . Umgeſtaltung des Mi gen im Herzogthum Meiningen - Hildburghauſen . Auflöſung des Geheimerathscollegii. — Verwaltungsbehörden . nifterii. Das Prefigeret von 1848. – Aufhebung des privilegirten Gerichtsſtandes . – Das Aushebungsgeſeß. – Medizinalverfaſſung. – Deränderungen auf dem Rechtsgebiet. Das Wahlgeſetz von Aufhebung der Grundrechte. 1848. – Verſchiedene Landtage. – Wiedereinführung der körperlichen Büch tigung. Unterrichts - Anſtalten . Gründung der Bank. Militair - Etat. - Genealogie. Zu
den wohlthätigen Einrichtungen , welche Meiningen
ſeinem edlen und unvergeblichen Herzoge Georg zu verdanken hat, gehört auch
die 1802
der Erſtgeburt. Sein im
erfolgte Einführung des Rechts
Jahre 1800 geborener Sohn Bern
hard war alſo Erbprinz von Sachſen -Meiningen . jeßt bei dem
Tode ſeines Vaters erſt drei
mußte die Regierung von einem
Vormunde
Er zählte
Jahre , mithin geleitet werden .
187
Georg hatte ſeine Gemahlin Louiſe Eleonore damit beauf tragt.
Sie trat in ſeine Fußtapfen und arbeitete in ſeinem
Geiſte weiter an
dem
großen Werk, das er begonnen
das er Volksglüd und Volks wohl nannte.
und
Selbſt im
Befiße einer ungewöhnlichen Bildung, ließ fie es ihr eifrig ftes Beſtreben ſein, in dieſer Beziehung auch für ihren Sohn zu ſorgen , der mit den
Jahren immermehr zeigte , wie treu
er das Ebenbild feines verewigten
Vaters war.
Es war keine geringe Aufgabe für die Herzogin -Wittwe, ſich aus allen Fatalitäten , welche nach dem
Tode ihres Ge
mahls über Deutſchland hereinbrachen, klug und geſchict her aus zu wickeln . Das Jahr 1806 , das unglücklichſte für die deutſchen von
im
Fürſten
Jedermann
Beſonnenheit .
die größte
der übrigen Fürſten
Jahrhundert, erforderte
neunzehnten
Rheinbunde an
und ſtellte das vom
näher beſtimmte Contingent. neunzehnten
1806
Staiſer Napoleon
Als Napoleon , die Sonne des
Jahrhunderts, welche Licht und Aufklärung in die
Welt brachte, unterzugehen von ihm
Beiſpiele
15. Dezember
auf Grund des poſener Vertrages vom dem
Dem
folgend, ſchloß fich die Herzogin -Wittwe
Begriff war , und alle Welt
im
abfiel, weil Niemand mehr von den Strahlen fei
nes göttlichen Genies erwärmt wurde, da erklärte ſich Louiſe Eleonore bereit, dem
inzwiſchen
von
den Großmächten
ge
gründeten deutſchen Bunde beitreten zu wollen . Mittler Weile war der Erbprinz in fähigung ſo weit vorgeſchritten , daß Jena , behufs
ſeiner weiteren
Ausbildung beziehen
Mit ſchneller Auffaſſungsgabe und Natur ausgerüſtet , hielt es ihm
ſeiner geiſtigen Be
er die Univerſität zu
gutem
Willen
konnte. von
der
nicht ſchwer, fich bis zu fei
ner Volljährigkeit alles. Dasjenige anzueignen , welches noth wendig und geſchickt iſt, mit Ehren die Regierung eines lan
188
des zu führen .
Die meiningiſchen Prinze werden mit dem
ein
undzwanzigſten Jahre volljährig, können aber unter beſonderen Umſtänden und auf beſonderes Verlangen ſchon mit dem zehnten
Umſtände lagen hier nicht vor und ein
acht
Dieſe beſonderen
erklärt werden .
Jahre majorenn
desfallſiger Antrag
war deshalb auch unterblieben . Am die
17. Dezember 1821 übergab die Herzogin -Wittwe
Regierung " an
ihren
Sohn .
erließ er ein neues Wahlgeſek.
Am
25. November 1822
Nach demſelben wurden die
Landſtände von Wahlmännern auf fechs
Jahre gewählt, und
zwar kommen acht Abgeordnete auf die Ritterſchaft, acht auf die Stadtbewohner und acht auf den Bauernſtand.
Sie wer
den alle drei Jahre regelmäßig berufen und wählen aus ihrer einen Landmarſchall und zwei Vorſteher , welche das
Mitte
landſchaftliche Direktorium bilden und die Verpflichtung haben , bei der Steuerverwaltung und Staatsſchuldentilgung mitzu = Direktorium
wirken . Mit dieſem
gemeinſchaftlich arbeitet noch
ein ſtändiſcher Ausſchuß von drei Abgeordneten .
Ohne aus
drückliche Bewilligung der Landſtände dürfen weder Steuern , noch
andere
den ,
und
Abgaben
ebenſo
und
wenig
contrahirt werden.
Leiſtungen
dürfen dürfen
ohne
ausgeſchrieben fie
Die Landſtände haben
wer
neue Anleihen noch
außerdem
das Recht, die bewilligten Steuern zu verwalten , alle neuen Gefeße zu
berathen , welche die
Freiheit und das Eigenthum auch in
dem
der
Verfaſſung , die perſönliche
der Staatsbürger berühren , wie
Herzogé Vortrag über Mängel und Mißbräuche
Geſeßgebung und Verwaltung zu halten
Beſchwerden
vorzubringen.
gegen Staatbehörden Verfaſſung dem
Seit der am
und
ihm
Ferner ſind ſie berechtigt, Klagen
und Staatsdiener über Verlegung der
Fürſten einzureichen .
25. November 1823 erlaſſenen Verordnung
189
geht die auch
in
der
unteren
Inftanz von
trennte Staatsverwaltung vom dem
Landesminiſterio
aus .
Juſtiz
der
Geheimeraths -Kollegio
Die
Landesregierung in drei Senaten
Landesbehörden
ge und
ſind
die
für eigentliche Regierungs-,
Finanzverwaltungs- und Forſtſachen , das Konſiſtorium , die Kriegscommiſſion und die Kammer. Acht Verwaltungsämter bilden die Unterbehörden . Auf dem
Rechtsgebiete ſind das gemeinſchaftliche Ober
Appellationsgericht Hildburghauſen
zu
Jena
die legte
und
das Oberlandesgericht zu
Inſtanz; die Mittel- und Krimi
nalgerichte, ſowie der erimirte Gerịchtsſtand find durch vier Kreisgerichte vertreten , und zur erſten Landesgerichte.
Im
Herzogthum
Inſtanz gehören acht
Meiningen - Hildburghauſen
gemeinen deutſchen und dem
wird nach dem
ſenrechte geurtheilt; außerdem
kommen noch
die erſt ſeit 1810 geſammelten und im blatt von
gemeinen Sach in
Anwendung
meining'ſchen Geſeka
1813 erſchienenen Spezialgeſeße , welche im
meinen mit den
im
Königreich Sachſen
geltenden
Allge :
geſeglichen
Verordnungen übereinſtimmen . Herzog Bernhard verlieh am Lande freiwillig
4. September 1824 ſeinem
eine neue Verfaffung.
Wenn dieſe Verfaf
fung auch ſelbſtändig und ohne Zuſtimmung der Landſtände gegeben worden war, ſo enthielt ſie dennoch die Beſtimmung, daß ſie
nur von dem
Regenten
und dem
Landtage gemein
ſchaftlich ab- oder umgeändert werden könnte, und beſonders, daß ſämmtliche Staatsdiener vor ihrem Amtsantritt auf die felbe vereidet und alle abſichtliche Vergebungen gegen dieſelbe als Verbrechen beſtraft werden ſollten . Mit dem dieſes
Tode Friedrich's IV . von Sachſen -Gotha war
Fürſtenhaus am
11. Februar
Herzog von Meiningen nahm
1825 erloſchen.
Der
als nächſter Erbe zuerſt die
190
herrenloſen zicht, indem
Lande in Beſig , leiſtete aber bald
darauf Ver
er fich durch Vermittelung des Königs von Sach
fen mit den Häuſern Koburg und Hildburghauſen am 12. No 1826
vember
zu
dem
Erbtheilungs
früher ſchon gedachten
Auf Grund deſſelben trat er die beiden
vertrage vereinigte.
Kammergüter Kahlenberg und Gauerſtadt an Roburg ab und
ſchließlich der
Hildburghauſen , auß
Fürſtenthum
empfing dafür das ganze
und Königsberg ,
beiden Aemter Sonnenfeld
welche Koburg in Beſiß nahm ; außerdem
noch das Fürſten
thum Saalfeld, das Amt Themar, die ſeitherigen koburgiſchen Ortſchaften am
linken
Steinachufer , die Aemter Kranichfeld Theil vom
und Camburg und einen
Amte Eiſenberg.
Von nun an führte Bernhard den
Titel eines Herzogs
von
Sachſen - Meiningen -Hildburghauſen -Saalfeld . Schon 1828 verlegte er das Oberkonſiſtorium von Meiningen nach
Hildburghauſen , wie er überhaupt mancherlei zeitgemäße und zweckentſprechende
Veränderungen
in
ſeine
Regierung
ein
führte , und wodurch er das neue Grundgeſek vom 23. Auguſt 1829 vorbereitete , durch das ſeine Länder eine conſtitutio nelle
Verfaſſung bekamen .
Weil
aber dieſelbe, wie
es
in
1
der Natur der Sache lag , für manchen bisher Bevorzugten eine Beſchränkung enthielt, ſo wurde fie eben nicht fehr gün ſtig von
einem
großen
Theil ſeiner Unterthanen aufgenom
men , wozu beſonders der Adel gehörte. ben
aus dieſem
in demſel
Grunde eine überaus ſchwierige Stellung.
wollte von einem bahnen
Man
Fortſchrittsleben , wie es der Herzog anzu
verſucht hatte, nichts wiffen ; dagegen
ficy für eine Reform aus.
Auf dem
Jahre zuſammenberufenen Landtage hatte die Regierung
ſprach
der Steuer-Angelegenheiten
man
allgemein
Indeß ließ fich Bernhard durch den Widerſtand ſeiner
191
Landſtände nicht beirren und ging kühn auf dem
einmal be
tretenen Wege weiter.
Die Juli -Revolution Frankreichs vom an
Meiningen
ohne den
geringſten
Jahre 1830 ging
Einfluß vorüber , was
man von den meiſten übrigen deutſchen Staaten nicht ſagen kann .
Dagegen
kam
es auf dem
Landtage zu ſo heftigen
1832 zuſammen
Debatten , ja, fogar zu
lichen Bruch mit den Ständen , daß Willen genöthigt ſah , am tags auszuſprechen.
berufenen
einem
der Herzog
förm
ſich wider
18. Auguft die Auflöſung des Land
Troß alledem
aber wurden viele wichtige
Beſtimmungen von ihm
getroffen und manche heilſame Ver
ordnung
Schon
veröffentlicht.
das
Jahr vorher hatte der
Herzog eine Kontrole des ganzen Staatsrechnungsweſens an geordnet, was in ganz Deutſchland nur noch in Naſſau ſtatt findet.
Auch waren Gefeße über Gewerbeſteuern , über Torf
gräbereien , über die Beſteuerung der Ritter- und ſowie ein Regulativ gens die
erlaſſen , die Erweiterung der freien Einführung von Friedensgerichten Am
26.
Gerichtstage und
anbefohlen .
Dezember 1833 ſtiftete Herzog
Gemeinſchaft mit den
Bernhard in
Herzogen von Koburg-Gotha und Al
tenburg den erneſtiniſchen des gothaiſchen Ordens von
Hausorden , der eine Erweiterung 1690
iſt.
Am
1. Januar 1834
fand die Anſchließung an den allgemeinen deutſchen ein Statt.
Im
Freigüter,
über die Kommunalverfaſſung Meinin
Zollver
Jahre 1835 wurde der dritte conſtitutionelle Land
tag zuſammen
berufen , auf welchem
es nicht ſo lebhafte Dea
batten gab und der deshalb auch in friedlicher Weiſe beendet wurde. Es wurde übrigens wenig Wichtiges auf dieſem Landtage verhandelt. fchwerden
der
Das Bedeutendſte waren wohl die Be
ehemaligenhildburghauſen'ſchen
Landestheile
192
wegen
der Mitübernahme der meining'ſchen
Staatsſchulden .
Die Regierung fand dieſe Beſchwerden für gerechtfertigt und erklärte ſich bereit, fie durch einen entſprechenden Erlaß von Steuern dafür entſchädigen zu wollen , was dann auch geſchah . eine
erſchien
1837
Apothekerordnung
Meiningen ſeinen Beitritt zum Auf dieſe Weiſe Glück zu
und
erklärte
deutſchen Münzverein .
ſchritt das kleine Ländchen ,
Theil geworden , einen
ausgezeichneten
bekommen , rüſtig vorwärts.
feine Spiße zu
1838
dem
das
Fürſten
an
Da rückte end
lich der vierte conſtitutionelle Landtag heran .
Derſelbe ward
Berathen
auf demſelben
am
13.
Dezember 1840 eröffnet.
das Budget, die Geſeße über die Aushe
wurden beſonders bung zum
Militair , die Dispenſation der Landeskinder vom
Bezahlen
der Chauſſeegelder und die Gebühren der Sachwal
ter, und endlich erſchien auf dieſem Landtage auch
eine Land
gemeinde -Ordnung. Der Landtag von 1843 ging ohne bemerkenswerthe Er eigniffe vorüber.
1844 veränderte der Herzog Bernhard von
Meiningen der bisher ihm Durchlaucht"
in
lich - fächſiſchen
das Prädikat „ Hoheit ." Häuſer folgten
mehrmonatlichen mächten
zugekommene Anrede „ Herzogliche
ſeinem
Sämmtliche fürſt Beiſpiele, und nach
Verhandlungen ward dies von
Deutſchlands anerkannt und von allen
den Groß andren her
zoglichen Ländern nachgeahmt.
An der zwar geräuſchloſen , aber bedeutenden Entwice lung
ſeines Landes
droſſen weiter. hängnißvolle dieſes
Da
arbeitete trat
endlich das für
Jahr 1848 ein .
Jahr wurde am
der Herzog Bernhard unver Europa ſo
ver
Der meining'iche Landtag für
15. Januar eröffnet und es zeigte fich
in ſeinen Verhandlungen eine größere Lebendigkeit, als früher. Die Unruhen von 1848 beſchränkten
fich in Bezug auf
193
Meiningen , mit Ausnahme von Salzungen
und Hildburg
hauſen , worauf wir nachher zurüdkommen werden , meiſt nur auf Petitionen , die ihrem Inhalte nach ungemein viele Aebn lichkeit mit denen kommenen hatten .
in
anderen Staaten
jener Zeit vorge
zu
Vornehmlich wurde darin
1. Aufhebung der bisherigen
erbeten :
Bevorzugung des Adels ;
2. ein
freiſinniges Wahlgeſeß , welches nicht den Unter ſchied von Stand oder Vermögen anerkennt; Errichtung einer Arbeitskommiſſion ;
3. 4.
Umgeſtaltung des Unterrichtsweſens ;
5.
Herabfeßung der Salzpreiſe ; und endlich Zurückgabe der Domainen unter gewiſſen Bedingungen .
2. 6.
Salzungen , dem gnügte ſich Dörfern
auch ſpäter Hildburghauſen folgte , be
nicht mit Petitionen .
nach Salzungen
Ein
Gefindel regte die hier befindlichen unteren geſtalt auf, daß plößlich ein eintrat und wildem
raub-
Volksklaſſen der geſeßloſer Zuſtand
durchzogen .
Die
unter
Verwaltungs
zerſtört und die Akten
in den
See geworfen ; die Läden der Kaufleute erbrochen , des
molirt und geplündert. in
vollkommen
und plünderungsſüchtige Banden
Geſchrei die Stadt
und Geſchäfts-Locale wurden nahen
aus den heffiſchen
kommendes vollſtändig entzügeltes
Es war
eine vollſtändige Anarchie
Salzungen und kein Menſch feines Lebens ficher, beſonders
mußten die herzoglichen Beamten und außer ihnen noch viele wohlhabende Bürger retten
ſuchen .
daſſelbe durch eine ſchnelle
Der Unfug griff immer weiter um
Flucht zu fich ; ſelbſt
die Kirche war nicht verſchont geblieben ; ſie wurde erſtürmt und alles darin Befindliche zerſtört.
Es blieb
kein
anderes
Mittel übrig, die Ruhe wieder herzuſtellen , als die Militair macht zu entfalten , der es dann auch endlich in Gemeinſchaft mit dem beſſeren Theil der Bürgerſchaft gelang. Bertraute Geſchichte. Sadjen . 4. Bd. 13
194
Am
6. October begannen , die Unruhen auch in Hildburg
hauſen in ernſtliche Auftritte und geſegloſe Erceſſe überzuge hen .
Der
Redakteur eines
verhaftet werden .
demokratiſchen
Journals
ſollte
Die Volksmenge widerfekte ſich der Durch
führung dieſes geſeblichen Aktes und machte den bereits Ver hafteten durch Anwendung von Gewalt wieder frei. Dieſem
Unweſen durfte der Herzog nicht ruhig zuſehen ,
zumal da zu erwarten ſtand , daß wenn die Regierung keine Energie entwickele , andere Städte bald dem zungens
und Hildburghauſens folgen
eigenen Militairgewalt war bürgerlichen
Ruhe
wandte fich deshalb
nicht
indeß
zu
Beiſpiele Sal
würden .
Mit ſeiner
die Wiederherſtellung der
erreichen.
Herzog
Bernhard
an Baiern und dies ſchickte 1200 Mann
ſeiner Truppen nach Hildburghauſen .
Die unruhigen Orte
wurden überall entwaffnet und das ganze Herzogthum , frei lich nur vorübergehend , beſegt; von
dieſer militairiſchen Be
faßung blieb felbft Meiningen nicht verſchont. Die Regierung des Herzogs begann nun , eine beſondere Thätigkeit im
Staatsverwaltungsweſen
zu
entwideln !
14. September 1848 wurde das Miniſterium und neu organiſirt.
Am
neu eingeſept
Es beſteht aus fünf Departements :
1. für die Angelegenheiten
des herzoglichen
Hauſes und
für das Aeußere ; 2.
für das Innere ;
3. für die Juſtiz; 4. für Kirchen- und Schulweſen ; und 5. für die Finanzen . An der Spiße des Staatsminiſterit fteht ein Miniſters präſident, der den Berathungen
Geſchäftsgang des Ganzen leitet, bei den
des Geſammtminiſterii präſidirt und zu deſſen
195
Reſſort noch beſonders die Hausangelegenheiten der herzogli chen
Nachdem
das meiningen -hildburghauſen'ſche Miniſterium
auf dieſe Weiſe des bisherigen
gebildet worden
war, ward die Auflöſung
Geheimerathskollegii am
ausgeſprochen . nach an .
gehören .
Familie und die Angelegenheiten des Aeußeren
Die
dieſer neuen
Verwaltung des
Einrichtung dem
15. September 1848 Herzogthums
Miniſterio
des
gehört Innern
Die Mittelbehörde für die Verwaltungsangelegenheiten bilden elf Verwaltungsämter und zwar befinden ſich dieſelben in
Salzungen , Waſungen , Meiningen , Römhild , Hildburg
hauſen , Eisfeld, Sonneberg, Gräfenthal, Saalfeld , Kamberg und Kranichfeld. Die Direktion eines jeden Verwaltungs amtes iſt einem Oberamtmann übertragen . Eine Ausnahme hiervon machen einem
blos Waſungen und Meiningen , die von
Oberamtmann
gemeinſchaftlich
verwaltet werden ,
ſowie Kamberg und Kranichfeld, wo die Verwaltung von der Juſtiz geleitet wird. Eine für die Unterthanen des Herzogthums höchſt wich tige
Erſcheinung
waren
auch
die
Geſeße vom
11.
und
Dieſelben beſtimmen , daß die Gemeinden 31. März 1848. ihre ſtädtiſchen Angelegenheiten ſelbſt zu verwalten und inner halb näher angegebener Grenzen auch die Ortspolizei auszu üben haben . Sämmtliche Polizei des Landes gehört zum Reſſort des Miniſterii des
Innern.
öffentlichen Sicherheit und zum
Zur Aufrechthaltung der
Dienſt in Zoll- und Steuer
Angelegenheiten beſteht ein Feldjägerkorps von vierzig Mann und einem . Korpskommandeur. Die bis dahin üblich gewe ſene grundherrliche Polizei wurde am gehoben .
20. März 1849 auf
Durch das Erſcheinen des neuen Wahlgeſeges vom
18. Januar 1849 waren
die alten Landſtände als verabſchie
det zu betrachten und wurde ihre Verſammlung deshalb auf 13 *
196
11. Februar einberu
Der neue Landtag wurde zum
gelöſt .
die neue Verfaſſung
fen , um
ſtürmiſche Sigungen
zu berathen .
zeichnen dieſen
Außerordentlich
Landtag beſonders aus.
Die jährliche Civiliſte des Herzogs wurde auf 165,000 Gul den feſtgeſeßt, doch ſollte der Erbprinz vom
Jahre ſeiner Ver
heirathung an audy noch 25,000 Gulden jährlich empfangen . 22. Juni brachte ein Bürgerwehrgeſeß für
Die Sigung vom die herzoglichen
Lande.
Auch wurde auf dieſer Ständever
ſammlung die Ausgabe von 400,000 Gulden Am
nen beſtimmt. zum
in
Papierſchei
26. Juli fand der Beitritt Meiningens
Dreikönigsbündniß
Statt und am
11. Auguſt erfolgte
die Auflöſung des Landtages. Merkwürdig bleibt, daß ſich die Regierung des Herzogs von Meiningen mit den Landſtänden nicht befreunden , oder beſſer vielleicht, deren Befreundung nicht erlangen konnte, un geachtet ſie alles Mögliche zur Hebung und zum
Fortſchritt
des Landes unternahm und von jeher unternommen hatte . Der Grund von dieſer in der That auffallenden Erſcheinung mag wohl hauptſächlich in der damaligen Aufgeregtheit fämmt licher
Gemüther
Hildburghauſen
gelegen
Seitdem
haben .
Meinigen
durch den Erbtheilungsvertrag vom
mit
12. No
vember 1826 vereinigt worden war , hat Herzog Bernhard ftets gezeigt, wie fehr ihm
das Wohl feiner Unterthanen am
Dieſes beweiſen
ſchon
die mannigfachen , zum
Herzen
lag.
großen
Theil den Forderungen der Zeit entſprechenden Gefeße
und die vollſtändige beſſere Geſtaltung des ganzen Staatsme fens . Schon 1835 war das
Inſtitut der Friedensrichter ein
geführt, wobei beſtimmt wurde, daß die Friedensrichter von Gemeinden felbſt gewählt und von den Kreisgerichten
den
beſtätigt werden Jahre in
ſollten .
Jeder
Friedensrichter
Thätigkeit, konnte aber von Neuem
blieb
drei
gewählt wer
197 11. Juni 1844 erſchien eine zeitgemäße Synago
Am
den .
1. Auguſt 1844 gen- und Gottesdienſtordnung und am wurde das Strafgeſezbuch veröffentlicht. Am 22. März 1848 25. April deſſelben
Jah
res wurde der priveligirte Gerichtsſtand aufgehoben .
Das
kam
das Preßgeſep heraus, und am
Aushebungsgefeg , nach welchem
jeder
einundzwanzigjährige
für geſund befundene Inländer militairdienſtpflichtig,
und
die bisherige Befreiung der Studirenden aufgehoben und die einjährige Dienſtzeit nachy preußiſchem Muſter eingeführt iſt, datirt vom 7. November 1849. Die Dienſtzeit im Herzog ſtehenden
Jahre im
Jahre, davon vier
beträgt fechs
thum
Heer, zwei Jahre bei der Reſerve. Bewundern müſſen wir , daß die Militairdienſtzeit auf ſechs
Jahre beſtimmt iſt.
Wenn man
von Seiten der Re
gierung zugeſteht, daß ein Soldat auch in einem
Jahre aus
gebildet ſein kann , ſo iſt es mindeſtens ungerecht, Andere ſechs Jahre ihren bürgerlichen Berufspflichten zu entziehen . Hat man
fich
warum
in
der einen
nicht auch
in
Beziehung nach
der andern ?
Preußen
gerichtet,
Hinſichtlich feines Mili
tairs verdient Preußen überhaupt von allen übrigen deutſchen Regierungen nachgeahmt zu werden . Auch der vom
Herzoge vortheilhaft veränderten Medi
cinalverfaſſung müſſen wir lobend gedenken .
Das ganze Her
zogthum
iſt in zwölf Phyſikal- und ſechs thierärztliche Bezirke
getheilt.
Eine Medicinal-Deputation tritt jedes Mal auf Ver
anlaſſung der Miniſterial-Abtheilung des Am
18. October 1850 erſchien
welche die mehreren
Rechtsverhältniſſe weſentlichen
in
Innern zuſammen . eine. Verordnung, durch
Meiningen - Hildburghauſen
Veränderungen
unterworfen
Nach derſelben ſind die Gerichte, welche in der erſten
wurden . Inſtanz
verhandeln , die fünf Kreisgerichte zu Salzungen , Meiningen ,
198
Hildburghauſen , Sonneberg und Saalfeld ; unter dieſen Streisgerichten
ſtehen
zehn
fünf
Kreisgerichts - Deputationen , und
zwar in : Waſungen , Themar, Römhild , Heldburg , Eisfeld,
-
Schalkau , Gräfenthal, Poesneck , Kamburg und Kranichfeld. Vor die Affefforen
Preisgerichte , welche aus einem und Aktuaren
beſtehen
Kreisrichter, einigen
und zu
Ergänzungs - Richter für Strafſachen
denen noch einige
kommen , gehören
alle
jene bürgerliche Rechtshändel , in welchen von Einzelrichtern nicht geurtheilt werden
kann , und die Strafrechtspflege für
Vergehen , ſowie die Vorunterſuchungen derjenigen Verbrechen , welche vor das Forum
der Schwurgerichte gehören.
Vor die
Einzelrichter werden alle weniger bedeutende bürgerliche Rechts Händel, z. B. Streitigkeiten mit dem
Geſinde u . f. w . ge
bracht, wie auch von ihnen Akte der freiwilligen Gerichtsbar keit aufgenommen werden .
Am
1. December 1850 wurde das Oberlandesgericht zu
Hildburghauſen
in
ein Ober-Appellations-Gericht umgewan
delt.
Daſſelbe beaufſichtigt
zweite
Inſtanz in
von den
die Untergerichte und bildet die
Civil-Rechts- und Strafſachen und hat die
Kreisgerichten gefällten und von den
gefochtenen Urtheile zu prüfen zuheben oder
Partheien an
und zu verändern , oder auf
auch, je nach Lage der Sache , zu beſtätigen .
Sodann liegt ihm
die Entſcheidung bei Nichtigkeits- Beſchwer
den ob, wie es audy in Strafſachen Entſcheidung über die Anklagezuſtand , wenn
als Anklagekammer zur
Verſegung eines
Verbrechers in den
die Sache vor das Schwurgericht ge
hört, bildet. Das Schwurgericht iſt durch das Gefeß vom 21. Juni 1850 organiſirt, hat über Verbrechen zu entſcheiden , deren
mindeſte Strafe eine vierjährige Arbeitshausſtrafe ift und tritt alle drei Monate in Hildburghauſen zuſammen . Aus allem
dieſen , was wir bis jegt über Sachſen -Mei
199
ningen -Hildburghauſen geſagt, geht zur. Genüge hervor , daß dieſer Staat in griffen
fortwährenden
einem
war, und es
Vorwärtsſchreiten
bes
ſchmerzlich berühren , wenn wir ſpäter
ſehen, wie auffallend er zurückgegangen
Rück
iſt. An einem
gang eines Staates hat freilich immer mehr das Volf , als der Fürſt Schuld , da es die Freiheiten in einer würdigen Weiſe zu gebrauchen , nicht verſtand . 13. Dezember
Am
Die Volksvertretung im Wahlgeſeß vom
1851 Aufhebung der Grundredyte. Herzogthum
jeßt nach dem
wird
3. Juni 1848 gewählt und beſteht aus fünf
undzwanzig Abgeordneten ohne Unterſchied der Stände. werden alle fechs Jahre von
der Städte und des platten Landes gleichmäßig , aber rekt
gewählt; auch muß
Sie
der Ritterſchaft, den Bewohnern indi
Abgeordnete mindeſtens das
jeder
dreißigſte Lebensjahr erreicht haben . Schon der Landtag von 1849 hatte vom
in
ſeiner Sißung
23. Mai bei der Staatsregierung den Antrag angebracht,
die Genehmigung des Datum
erlaſſenen
die Civilliſte trag von dem
Erbprinzen zu
Geſet
einzuholen .
unter demſelben
Domainenvermögen
und
Später , da dies Mal dieſer An
Staatsminiſterio unberüdfichtigt blieb , wurde
derſelbe, doch mit keinem Erbprinz
über das
dem
beſſeren
verweigerte nicht nur
Erfolge, wiederholt.
Der
die begehrte Zuſtimmung,
ſondern proteſtirte noch obenein gegen die Abtretung der Do mainen .
Die erbprinzliche Erklärung wurde am
1853 dem Landtage mit dem nächſt eine beſondere werde. net.
Propoſition
Der Landtag von
26. Februar
Verſprechen vorgelegt, daß dem in
dieſer Sache erfolgen
1854 ward am
22. März eröff
Die Domainen -Angelegenheit führte zu der lebhafteſten
Discuſſion.
Die Abgeordneten
gingen
übrigens von
ihrem
urſprünglichen Verlangen ab und ſomit wurde die ganze Sache
200
friedliche Weiſe abgewickelt.
auf ziemlich tage kam
auch die bereits einen ziemlich hohen Grad erreichte der Walddörfer
Verarmung der Bewohner Funfzig bis ſechzig
Tauſend Gulden wurden
gung auf unbeſtimmte 1855 begannen angenommen
der
von Neuem .
Beantragt und
wurde: die Wiedereinführuug der för :
Züchtigung.
Dagegen wurde nur ein
Forderung für verſtärktes Militairweſen
bewilligt.
April
Im
Zeit wurde angenommen .
die Sigungen
Sprache.
zur
zur Abhilfe des
Der Antrag auf Verta
Nothſtandes bewilligt.
vorhandenen
perlichen
Land
Auf dieſem
Bei dem
Theil
Landtage
vom
Reſultat dieſer Verhandlung entwicelte
Herzog Bernhard feine ganze Energie !
Entſchieden
verwei
gerte er die herzogliche Sanktion , welche zur Giltigkeit der in der Kammer erfolgten Beſchlußfaſſungen nothwendig iſt. Aber nicht hiermit allein begnügte er ſich , ſondern er befahl, die Regierungsvorlage nochmals
zur Verhandlung und Abſtim
mung gelangen zu laſſen, und fiehe da ! dies Mal ging ſeine Forderung durch ; ſie wurde um 6. Juni genehmigt. Die mitteldeutſche Bank iſt am 29. Februar 1856
ge
gründet mit einem Grundkapital von acht Millionen Thalern und hat ſich bisher als ein ſehr vortheilhaftes und wohlthä tiges
Inſtitut herausgeſtellt. Die Rückſchritte , welche in
den
legten
Jahren bei der
Staatsverwaltung ſich bemerkbar machten , hatten Bewohnern des Herzogthums die
Augen
geöffnet.
März 1856 eröffnete Landtag war deshalb höchft oppoſitionell . gelangten
endlich den Der im
von Anfang an
Das Bundespreß- und das Juden -Geſet
zur Verhandlnng und die Regierung mußte
des
Troß alledem wurden halb die ſchärfſten Angriffe erdulden . zu guter Legt dieſe beiden Gelege dennoch pure angenommen . Im
Juni des nämlichen
Jahres erfolgte die Publikation eines
201
Nachtrages zum meining'ichen Strafgeſezbuch. von 1859 war ziemlich ſtil . nen
Verhandlungen
Gehaltszulagen
Der Landtag
Das Bedeutendſte, was in ſei
vorkam , waren die
Debatten über die
der Staatsdiener.
Wenn es auch nach allem
Dieſen , was wir über Met
ningen -Hildburghauſen zu ſagen genöthigt waren , nicht ſchets nen
will , als
ſei der Herzog Bernhard Erich
Mann des Fortſchritts , ſo müſſen wir deſſen behaupten . wahrer
Freund
ein
ungeachtet dies
Er iſt nicht dies allein , ſondern er iſt auch ein
Freund des Volkes, ein
Vater
feiner Unterthanen ,
der nur das Beſte ſeiner Kinder bezwedt.
Er ſtrebt emſig
darnach , wie es übrigens alle Fürſten des fächfiſch - erneſtint ſchen Hauſes gethan , fein Volk glücklich, wohlhabend und frei zu machen , natürlich kann dies nur in der geſeglich möglichen Weiſe und mit Rückſicht auf das übrige Deutſchland geſche hen .
Selbſt ein
vielſeitig gebildeter und durch eine lange
Regierung praktiſch gewordener Fürſt, hat er es eifrigſte Sorge ſein laſſen , vornehmlich
ſtets
ſeine
für die wiſſenſchaft
.
liche Ausbildung ſeines Volkes zu wirken , da er weiß , daß ohne ein richtiges Verſtändniß der Freiheit dieſelbe ſelbſt zum Popanz von denjenigen herabgewürdigt wird , denen ſie zum Heil und Frommen dienen fol . Das Herzogthum hat 220
Meiningen - Hildburghauſen - Saalfeld
öffentliche
Elementarſchulen , zwei Gymnaſien
(in
und in
Hildburghauſen ), zwei Realſchulen
(in
Meiningen
Meiningen und in Saalfeld , lektere mit einem
Progymna
fium ), ein Shullehrerſeminar (in Hildburghauſen ). Die Forſt akademie zu
Dreißigader wurde im
Die jährlichen
Jahre 1843 aufgelöſt.
Staats - Einnahmen
betragen
1,440,119
Gulden , darunter 628,585 Gulden , welche die Domainen ab warfen , die laut dem
Geſetz vom
23. Mai 1849 Staatsei
202
genthum
geworden
ſind.
Die jährlichen
Ausgaben
belaufen
fich auf 1,431,908 Gulden , die unverzinsliche Staatsſchuld auf 305,288 Gulden , die verzinsliche auf 3,908,262 Gulden , zuſammen alſo auf 4,443,516
Gulden .
Meiningen -Hildburghauſen hat Haar- und Federwild
in
ziemlicher Menge; auch Gold , Silber, Kupfer, Eiſen , Schwe fel, Steinkohlen , Salz, Mineralquellen , Perlen (in der Stei. nach) und Holz.
Die Fruchtbarkeit des Landes iſt im
Ober
lande ſchlechter , als im Unterlande und bringt zuſammen nicht ſo viel Getreide hervor, als im Lande gebraucht wird ; dages gen wird viel Flachs , Tabak und. Rübſamen Düft gewonnen . Der ſouveraine Herzog bildet
und
engeren
im
einiges
Rathe mit
ſächſiſchen Herzogen die zwölfte Kurie , hat im eine Stimme und Antheil an der vakanten Stimme
den übrigen Plenum von
Gotha . Der Militairetat beſteht aus
ein
1150 Mann
und
iſt
in
leichtes Bataillon , vier Schüßen- und eine Jägercompag
nie getheilt. Der Herzog Bernhard hat ſich am
23. März 1825 ver
mählt mit der Herzogin Maria , geborenenen Heſſen -Kaffel.
wer
Dieſelbe iſt am
Prinzeſſin von
6. September 1804 geboren .
Georg , Erbprinz, geboren am
2. April 1826 , Witt
ſeit dem
Charlotte , Tochter des
30. März 1855
vor
Prinzen Albrecht von Preußen ; wieder vermählt den 23. DC tober 1858 mit der Prinzeſſin Feodore zu burg, hat bei verſchiebenen
Hohenlohe-langen
Gelegenheiten gezeigt, daß er ein
kenntnißreicher, wohlgebildeter und meniglich fühlender iſt , dem wendigen
es auch
keineswegs an
Energie fehlt.
der einem
Regenten
Fürſt noth
V.
Das
Herzogthum
erloſchene
Sachſen- Hildburghauſen .
Unter den Herzogen Ernft ,
Ernſt
Ernſt
Friedrich Friedrich
I., Ernft Karl und
Friedrich
II.,
Friedrich.
( 1680—1826 .) Ne u n zehnt es
ſ a pitel.
Ernft Der Vertrag von 1683. Der Theilungsvertrag von 1680 . Der Succeſſionsſtreit von erbaut das Schloß in Hildburghauſen 1685 . Ernſts dod Einführung des Rechts der Erftgeburt. Ernft 1705 . Berrüttung der Hi Seine Prachtliebe. Friedrichs I. Regierungsantritt . Die Dormundſchaftsregierung . Ernſt Friedrich I. ftirbt. nanzen . Die Vormundſchafts Ernſt Friedrichs II. Regierungsantritt und ſein Tod . Verſchwendung des neuen Herrſchers . Landes ſchulden . regierung. Die Vormund Tod des Herzogs . Die kaiſerliche Debitcommiſſion . ſchaftsregierung unter dem Prinzen Joſeph Friedrich . Friedrichs Regie rungsantritt. - Beitritt zum Rheinbunde. – Der Vertrag mit Würzburg von 1807. Die Verfaſſung von Beitritt zum deutſchen Staatenbunde. 1818 . Auflöſung des Herzogthums im Jahre 1828. Auch dieſes Herzogthum Ernſts des Frommen . nem
Bruder Friedrich
iſt gegründet von einem
Ernſt bekam I. von
Sobne
auf Grund des mit ſet
Gotha
abgeſchloſſenen
Thei
204
lungsvertrages vom
24. Februar 1680 die Aemter und Städte
Hildburghauſen , Heldburg , Eisfeld, Veilsdorf und Schalkau . Namen der eisfeld'
Dieſe Seitenlinie führte anfänglich den
der ihr zugefallenen Stadt Eis
ſchen Linie , abgeleitet von
Jahre 1683 ſchloß Ernſt einen neuen Vertrag mit
feld.
Im
ſeinem
Bruder Heinrichy , nady welchem
nun auch
Dieſer ihm
Zwei Jahre darauf erbaute er
das Amt Königsberg abtrat.
das Reſidenzſchloß zu Hildburghauſen .
1705 erhielt er noch
als ein für ſich günſtiges Reſultat des koburgiſchen Succeſſions 1
ſtreites das Amt Sonnenfeld , und von
römbild'ſchen
dem
Antheil die Kellerei Behrungen , die eilſteriſchen Leben den Hof Milig . Nach dem ders führte er auch
und
Beiſpiele ſeines gothaiſchen Bru
für ſeine Linie
das Recht der Erſt
geburt ein . Nach dem
Tode Ernſtstrat deſſen
Ernſt Friedrich I., die Regierung am Dieſer Fürſt, welcher in keit
im
Dienſte der
älteſter Sohn , als
17. October 1715 an .
Folge feiner kriegsherrlichen
Niederländer
und
dann
des
Thätig Staiſers
Karl VI. ſein Land mit großen Hoffnungen erfüllte, hat dieſe nicht realiſirt.
Zwar geſchah
unter feiner Regierung Man =
cherlei zur Verſchönerung und zur Hebung ſeiner Erblande, ſo
legte
er z. B. die Neuſtadt- Hildburghauſen
zerrütteten
Verhältniſſen , was
allerdings weniger
felbſt , als vielmehr daran gelegen von
ſo kleinem
an
febr ihm
haben mag , daß ein Land
Umfange wohl ſchwerlich
dürfte, die vorhandenen
an .
Tode in
Dennoch fand man die Finanzen nach ſeinem
Bedürfniſſe durch
Aufbringen von Steuern zu decken .
im
Stande
ein
Abzuleugnen
fein
genügendes iſt freilich
nicht, daß Friedrich Ernſt I. ein ziemlich prachtliebender Fürſt war. Er ſtarb am 9. März 1724 .
205
Sein älteſter Sohn Ernſt Friedrich
II. war beim
Tode
Vaters nody minorenn , weshalb unter ſeiner Mutter,
feines
einer geborenen Gräfin von Erbach , eine vormundſchaftliche Regierung
eintreten
1728
mußte.
übernahm
ſelbſt die
er
Regierung. Weder unter ihm , nody unter der Vormundſchafts Regierung ſeiner Mutter iſt irgend etwas Bemerkenswerthes geſchehen . Ernſt Friedrich II. ſtarb am ſeinem
13. Auguſt 1745 und hin
terließ
in
älteſten Sohne Ernſt Friedrich
Karl wie
derum
einen minorennen Erbprinzen , der, wie fein verſtorbe
ner Vater gleichfals bis zu ſeiner Volljährigkeit unter müt terlicher Vormundſchaft
ſtand.
gierung ſeines Landes ſelbſt. und nach
1748 übernahm Unter dieſem
äußerer Pracht haſchenden
er die Re
verſchwenderiſchen
Fürſten
erreichten
die
Schulden des Landes eine ſo bedeutende Höhe, daß der deutſche Kaiſer ein energiſches Einſchreiten von ſeiner Seite für durch auß nothwendig hielt. Prinzen
Joſeph
Er ernannte unter dem
Friedridy von
Hildburghauſen
Vorſiß des eine Debit
Kommiſſion , welche beauftragt wurde, die Finanzverhältniſſe des Herzogthums zu regeln .
Die Koſten , welche die Erzie
hung der fürſtlichen Kinder erforderte, mußten von den Land ſtänden gedeckt werden . Am Karl.
22. September
1780 ſtarb Herzog Ernſt Friedrich
Abermals war ein minderjähriger Erbprinz vorhanden
und abermals trat eine vormundſchaftliche Regierung –
unter
dem ſchon genannten Prinzen Joſeph Friedrich , Urgroßoheim in Funktion . Als dieſer 1787 ſtarb, kam des Erbprinzen die- Regierung erſt an den Landeserben Friedrich .
Derſelbe
ſchloß ſich mit den übrigen Fürſten ſeines Hauſes am
15. De
zember 1806 zu Poſen
dem
Rheinbunde an .
204
lungsvertrages vom
24. Februar 1680 die Aemter und Städte
Hildburghauſen , Heldburg, Eisfeld , Veilsdorf und Schalkau . Dieſe Seitenlinie führte anfänglich den ſchen Linie , abgeleitet von Im
feld . ſeinem
der
Namen
eisfeld'
der ihr zugefallenen Stadt Eis
Jahre 1683 ſchloß Ernſt einen neuen Vertrag mit
das Amt Königsberg abtrat.
nun auch
Dieſer ihm
Bruder Heinrich , nach welchem
Zwei Jahre darauf erbaute er
das Reſidenzſchloß zu Hildburghauſen .
1705 erhielt er noch
als ein für ſich günſtiges Reſultat des koburgiſchen Succeſſions ſtreites das
römhild'ſchen
dem
und von
Amt Sonnenfeld ,
Antheil die Kellerei Behrungen , die eilſteriſchen Leben den Hof Miliß. ders
führte
er
Nach dem auch
für
und
Beiſpiele ſeines gothaiſchen Bru ſeine Linie
das
Recht der
Erſt
geburt ein . Nach dem Ernſt Friedrich
Tode Ernſtstrat deſſen I., die Regierung am
ältefter Sohn , als
17. October 1715 an .
Dieſer Fürſt, welcher in Folge ſeiner friegsherrlichen Thätig keit im Dienſte der Niederländer und dann des Raijers Karl VI. ſein Land mit großen Hoffnungen nicht realiſirt.
Zwar geſchah
unter feiner Regierung Man
cherlei zur Verſchönerung und zur Hebung ſo legte
ſeiner Erblande,
er z. B. die Neuſtadt -Hildburghauſen an.
Dennoch fand man die Finanzen zerrütteten
erfülte, hat dieſe
Verhältniſſen , was
nach ſeinem
Tode in ſehr
allerdings weniger
an
ihm
felbſt, als vielmehr daran gelegen haben mag, daß ein Land von
ſo kleinem
Umfange wohl ſchwerlich
dürfte , die vorhandenen
Bedürfniſſe durch
Aufbringen von Steuern zu decken .
im ein
Stande
ſein
genügendes
Abzuleugnen iſt freilich
nicht, daß Friedrich Ernſt I. ein ziemlich prachtliebender Fürſt war. Er ſtarb am 9. März 1724 .
205
Sein älteſter Sohn Ernſt Friedrich II. war beim feines Vaters noch minorenn , weshalb
Tode
unter ſeiner Mutter,
einer geborenen Gräfin von Erbach , eine vormundſchaftliche Regierung
eintreten
mußte.
1728 übernahm
er ſelbſt die
Regierung. Weder unter ihm , noch unter der Vormundſchafts Regierung ſeiner Mutter iſt irgend etwas Bemerkenswerthes geſchehen . Ernſt Friedrich ſeinem
II. ſtarb am
älteſten
13. Auguſt 1745 und hin
terließ
in
derum
einen minorennen Erbprinzen , der, wie fein verſtorbe
Sohne Ernſt Friedrich
Karl wie
ner Vater gleichfalls bis zu ſeiner Volljährigkeit unter müt terlicher Vormundſchaft
ftand.
gierung feines Landes ſelbſt. und nach
1748 übernahm
Unter dieſem
äußerer Pracht haſchenden
er die Re
verſchwenderiſchen
Fürſten
erreichten
die
Sdulden des Landes eine ſo bedeutende Höhe, daß der deutſche Kaiſer ein energiſches Einſchreiten von ſeiner Seite für durch auß nothwendig hielt. Prinzen
Joſeph
Er ernannte unter
Friedrich von
Kommiſſion , welche beauftragt wurde, die des Herzogthums zu regeln .
dem
Hildburghauſen
Vorſig
des
eine Debit:
Finanzverhältniſſe
Die Koſten , welche die Erzie
hung der fürſtlichen Kinder erforderte , mußten von den Land ſtänden gedeckt werden . Am
22. September 1780
ſtarb Herzog Ernſt Friedrich
Karl. Abermals war ein minderjähriger Erbprinz vorhanden unter und abermals trat eine vormundſchaftliche Regierung dem
ſchon genannten Prinzen Joſeph Friedrich , Urgroßoheim des Erbprinzen in Funktion . · Als dieſer 1787 ſtarb , kam
die- Regierung
erſt an den
fchloß ſich mit den übrigen zember 1806 zu Poſen dem
Landeserben Friedrich.
Derſelbe
Fürſten ſeines Hauſes am
15. De
Rheinbunde an .
206
Am 16. Juni 1807 ſchloß Friedrich mit Würzburg einen Vertrag derart ab , daß die Ortſchaften Altershauſen , Holz hauſen , Kleinmünſter, Oberhobenried, Römershofen , Silbach , Uchenhofen , Unterhohenried , Weſtheim , Hallingen ,
Junkers
dorf, Unfinden , Lentershauſen , Rügheim , uídersdorf und Ver kach zwiſchen
beiden Staaten proviſoriſch to getheilt wurden ,
daß die ausſchließende Souverainetät in demſelben denjenigen Souverain gehören folle , welcher in ihnen die Mehrzahl der Landesunterthanen Im
Jahre
befißt.
1815
trat Herzog Friedrich
ſpiele der übrigen fächſiſchen Fürſten dem ſchen Staatenbunde bei.
nach dem
Bei
neugeſtifteten
deut
Nach dieſem Beitritt erklärte er, daß
von nun an auch der Bauernſtand ſeine Abgeordneten zu Landtage ſenden ſollte, hörte darüber, nach Pöliş , am nuar 1816
das Gutachten
Entwurf zu
einer neuen
mit
der Landesregierung den
Verfaſſung
27. November 1817 dieſen
16. Ja
der bisherigen Stände, ließ
Rückſicht auf dieſes Gutachten von
dem
bearbeiten , legte am
Entwurf den Ständen vor, und
erklärte denſelben , nach der Annahme von den Ständen , zum Grundgeſez des Herzogthums am
19. März 1818 .
„ Nach dieſer Verfaſſung beſteht die Zahl der ſtändiſchen Abgeordneten
aus achtzehn Individuen , wovon ſechs aus den
Befißern der Rittergüter , einer aus dem Städten
und
geiſtlichen Stande,
fünf von
den
von jedem
Stande aus ſeiner Mitte, gewählt werden .
ſechs aus dem
„ Die Rechte der Stände beſtehen : in
Bauernſtande,
dem
Rechte des
Beiraths und der Zuſtimmung bei Verträgen und Verfügun gen , wodurch die kommen
Integrität des Landes verlegt, deffen Ein
geſchmälert oder die Regierungsverfaſſung geändert
wird ; das Recht der Berathung und Zuſtimmung bei Einfüh rung neuer und bei Abänderung der beſtehenden allgemeinen
207
Landesgeſeße , welche
die
Grundverfaſſung des
Landes , die
Freiheit und das Eigenthum der Staatsbürger betreffen ; das Recht, die Etats der Staatsbedürfniſſe mit dem Regenten ge meinſchaftlich feſtzuſeßen ; das Recht der Bewilligung aller für den Staatszweck nöthigen Abgaben und Leiſtungen ; das Recht, die bewilligten
Steuern und Abgaben , unter Kontrole der
Regierung, in einer beſondern Kaffe zu erheben und zu ver-. wenden ; das Recht, die wahrgenommenen Mängel in der Gefeßgebung , ſowie die Ungleichheiten und Mängel Verwaltung dem
Regenten , mit Vorſchlägen
in
der
zu ihrer Abſtel
lung, anzuzeigen ; das Recht der Beſchwerde und Klage über Pflichtverlegung, Willkür und Nichtachtung der von Seiten der Staatsdiener. "
Verfaſſung
Zur nämlichen Zeit erließ der Herzog die Beſtimmung , daß eine Veränderung der Verfaſſung nur vom und
dem
Landtage
gemeinſchaftlich
Landesherrn
vorgenommen
werden
könnte ; daß ſämmtliche Staatsbeamten und Staatsdiener auf dieſelbe. vereidigt und
jene abſichtliche
Verlegung
derſelben
als Verbrechen betrachtet und beſtraft werden ſollte. Durch den abgeſchloſſen
von
Theilungsvertrag vom den
drei Herzogen
Meiningen und Koburg , wegen nen
Herzogs Friedrich
IV .
von
12. November
1826 ,
von Hildburghauſen ,
der Erbſchaft des verſtorbe Gotha ,
verzichtete
Herzog
Friedrich auf den Beſit ſeiner bisherigen Lande, welche größ ten
Theils an Sachſen - Meiningen
Fürſtenthum
Altenburg
fielen , nahm
dafür das
entgegen mit Ausſchluß des Amtes
Kamburg und eines Theiles des Amtes Eiſenberg, und nannte fich von nun an Herzog von Sachſen -Altenburg . Das Areal des Herzogthums Hildburghauſen betrug unter
der Regierung
Friedrichs
elf , nach Andern
fiebzehn
Quadratmeilen mit acht Städten , 121 Dörfern und ungefähr
208
34,000
Einwohnern .
Die
Staatsſchulden beliefen
ſich
auf
zwei Millionen Gulden , die jährlichen Staats - Einkünfte auf 100,000 Gulden . Die Hauptſtadt enthielt ungefähr drei
Tauſend
Einwohner
in
dreihundert
hübſch
gebauten
Häuſern . In
einem
blühenden Zuſtande hat ſich das Herzogthum
Hildburghauſen Aufgehen
in
ſeit der Theilung von 1680
Altenburg 1826
gering an Umfang und Menſchenzahl, um der entſprechenden
bis zu ſeinem
niemals befunden ; es war zu
Weiſe erhalten zu
einen
können .
Fürſten in
VI.
Herzogthum
Das
Sachſen -Altenburg .
Unter den
Johann Philipp,
Herzogen
Friedrich Wilhelm
II. und
III.
(1603—1672 .)
3 wanz ig ft e $
Kapitel.
Johann Philipp unter Dormundſchaft des Ein hiſtoriſcher Ueberblick . Herzogs Johann, und der Kurfürſten Chriſtian II. und Johann Georg I. Sein Regierungsantritt. – Erbtheilungsſtreit. - Johann Philipp firbt. – Erledigung des henne Friedrich Wilhelm II. tritt die Regierung an . bergiſchen Erbſchaftsftreites . - Friedrich Wilhelms II. beide Gemahlinnen . Sein Cod. Friedrich Wilhelm III. unter Vormundſchaft Johann Georgs II. und Moriß von Maumburg- Beits . Sein God. Der Geldftolz der Altenburger. Bevor das Recht der Erſtgeburt in die verſchiedenen deut ſchen Herzogthümer eingeführt wurde, kam Ländertheilungen
und dadurch zu den
es fortwährend zu
unendlich vielen Kon
fuſionen , welcher wir ſchon zu wiederholten Malen gedacht haben und die die Abfaſſung einer Geſchichte derſelben ungemein erſchweren .
Das Herzogthum Altenburg zeichnete ſich in die
ſer Beziehung vorzugsweiſe aus . Vertraute Geſchichte. Sadſeno 4. Bb.
Zuerſt im
Jahre 1603 ge 14
210
erſtes Beſtehen
ſein
gründet, dauerte
1672 : von
nur bis
1672 bis 1826 exiſtirte es als ſelbſtändiges Fürſtenthum gar nicht.
eine möglichſt klare und genaue
Wir werden alſo, um
Ueberſicht dieſes Ländchens zu 1603
von
liefern , erſt des
Zeitpunktes bis
1826
ſodann des von
1672 ,
bis
auf die
Jeftzeit gedenken müſſen . Nach dem
im
Friedrich Wilhelm
Jahre 1603 erfolgten von
weimariſche Haus in
das ältere
zwei Linien getheilt: in die altenbur
giſche und in die neuweimariſche. vier Söhne des Herzogs Reſidenz in
Tode des Herzogs
Sachſen -Weimar wurde
Die am Leben
Friedrich Wilhelm
Altenburg , doch blieben
gebliebenen
I. nahmen
ihre
ſie bis zur Volljährig
keit des Aelteſten , Johann Philipp , unter Vormundſchaft von Herzog Johann .
Nach deffen Tode 1605 führte der Kurfürſt
von Sachſen Chriſtian II. und als dieſer 1611 ſtarb, deſſen Bruder und Nachfolger Johann Georg I. die Vormundſchafts regierung über Altenburg.
Nach dem
1605 erfolgten Ableben
Johanns entſtand zwiſchen Altenburg und Weimar ein cedenzſtreit , deſſen Beilegung erſt dem
Prä
Kaiſer gelang und der
zu Gunſten Altenburgs entſchieden wurde. Johann Philipp trat 1618 ſeine Volljährigkeit und die Regierung in Namen an .
ſeinem Im
und in ſeiner noc Jahre
1638
ſtarb
von Koburg - Eiſenach
aus.
in
dieſes Falles Altenburg und
der Vorausſegung
Vier
minorennen Brüder
die fürſtliche
Familie
Jahre vorher hatten
ſich
Weimar
bereits dergeſtalt mittelft Vertrages geeinigt, daß ein Drittel der Erbſchaft an Altenburg und zwei Drittel an Weimar fom men
ſollten .
Troß dieſes ſchriftlich
getroffenen
Abkommens
beider Fürſtenhäuſer traten vielfache Mißverſtändniſſe bei die ſer Erbtheilung ein , die erſt der Tod des Herzogs Philipp von Altenburg
1639 zu
beſeitigen im
Johann
Stande war.
211
Der nächſtälteſte Bruder rich Wilhelm
Am
Johann Philipps folgte als Fried
II. in der Regierung Altenburgs.
13. Februar
1640 wurde zu
Altenburg
erſt ein
förmlicher Theilungsvertrag verabredet und geſdhloſſen .
Dem
zufolge aus den ererbten Landen drei Theile gemacht wurden und zwar der toburgiſche , gothaiſche und eiſenachiſce; der erſtere Theil fiel an das Haus Altenburg und beſtand aus folgenden Städten und Aemtern : Koburg, Rodadh, Schalkau , Geſtingshauſen , Römhild , Hildburghauſen , Neuſtadt, Sonnen berg , Sonnenfeld , Mönchroden , das halbe Amt Alſtädt und die Stadt Poesneck . Der îchen
der hennebergiſchen
Streit wegen
fächſiſch -albertiniſchen
den
Fürſtenhäuſern , welcher im endlich auch
im
ſchen Hauſes
fächſiſch -erneſtiniſchen
Jahre 1583 begonnen hatte, wurde
Jahre 1660 entſchieden .
Haus erkannte in dem geſchloſſenen
und
Erbſchaft zwi
zu Weimar am
Erbtheilungsrezeß
die
Das erneſtiniſche
9. Auguſt 1660 ab
Anſprüche des albertini
auf fünf Zwölftheile der hennebergiſchen Erb
ſchaft an, und verzichtete gleichzeitig auf das Recht der Wie folgenden Aemter: Sachſenburg, Arns
dereinlöſung der vier haug , Weida
und Ziegenrück .
Dieſelben
waren
ums
1567 wegen der Achtsvollziehung gegen Gotha vom ſten
Auguſt an ſich genommen . Fünf Zwölftheile
alſo
Jahr
Kurfür
an
die albertiniſche
Zwölftheile wurden gegeben .
der hennebergiſchen
Fürſtenlinie; die übrigen
gleichmäßig an
Friedrich Wilhelm
Erbſchaft kamen ſieben
Altenburg und Weimar
II, von Altenburg empfing dar
nach die Aemter und Städte: Meiningen , Themar, Maßfeld, die Kellerei Behringen , das Kammergut Henneberg und den Hof Miltig . Friedrich Wilhelm
II. , Herzog von Sachſen - Altenburg , 14 *
212
vermählte ſich mit einer kurbrandenburgiſchen ihm
Prinzeſſin , die
indeß bald ſtarb ; zu ſeiner zweiten Gemahlin wählte er
eine furſächſiſche Prinzeſſin , Tochter Johann Georgs fer zweiten Ehe entſproß nur ein Sohn , der am 1669 als
Friedrich Wilhelm
I.
Die
22. April
III. die Regierung Altenburgs
unter Vormundſchaft ſeiner beiden Dheime Johann Georg II . von
Kurſachſen
übernahm . keit nicht. Blattern den
und
Herzog Moriß von
Friedrich Wilhelm In
ſeinem
vierzehnten
ergriffen , die
Tod brachten .
ihm
Durch
Naumburg - Zeiß
III. erlebte feine Volljährig Jahre wurde er von den
dann auch am ſeinen
14. April 1672
Tod erloſch das altenbur
giſche Fürſtenhaus, das überhaupt nur neunundſechszig eriſtirt hatte .
Jahre
Es wurde unter Weimar und Gotha getheilt.
Weder von dem
Ginen , noch von dem
Anderen
dieſer
drei Regenten war etwas Befonderes zur Hebung des kleinen Staates gethan worden . Was Altenburg jeßt iſt, iſt es eben erſt
durch die ſpäteren
Herzoge geworden .
Wäre das alten
burgiſche Volt nicht von Hauſe aus zu einer lebendigen Thä tigkeit, beſonders niemals
auf dem
Gebiete des Aderbaues , geneigt,
hätte es jene Wohlhabenheit erreichen
können , die
es vor allen übrigen herzoglich-fächſiſchen Unterthanen ſo vor theilhaft auszeichnet.
Daß
durch das Gefühl feines eigenen
Werthes oder ſeiner eigenen Kraft vorzüglich in deteren
Schichten
den ungebil
des Volkes manch ' verſchrobene Anſicht zu
Tage gefördert wird , iſt zwar nicht abzuleugnen , wohl aber zu entſchuldigen . man
im
vielfach werden Bauern
Es iſt noch gar nicht ſo lange her,
Altenburgiſchen konnte .
Zeuge von Saßen
ſolcher
daß
Verſchrobenheit
z. B. einige altenburgiſche
in der Schänke ihres Wohnortes, um
zu politifiren ,
was ſie gern thun , und es kommen neue Gäſte des Bauern ſtandes hinzu und ſepten fich an ihren
Tiſch, dann
wurden
-
213
dieſelben erſt von unten bis oben mit großer Aufmerkſamkeit betrachtet, ob Fand man
ſie nicht etwa weniger reich gekleidet wären .
nun
in
der äußeren
ſchied , dann war man Man
noch
Erſcheinung keinen
Unter
lange nicht zufrieden geſtellt.
fragte nun nach der Anzahl von Pferden , welche
neue Gaſt als
Eigenthum
befißt.
weiſe nur drei Geſpann , der
der
Befaß derſelbe beiſpiels
Frager deren
aber vier ,
ſo
konnte man verſichert ſein , daß der Leştere fofort feinen Pla verließ und
ſich zu
ſolchen
Perſonen
vier Geſpann Pferde hatten .
ſeşte, die
gleich
ihm
Dieſer Geldſtolz war dadurch
entſtanden , daß Keiner der Landesfürſten irgend etwas die
geiſtige
hatte.
Entwickelung
Es waren
ſeiner Unterthanen
keine hinreichenden
für
unternommen
und mit
geſchickten
Lehrern verſehene Schulen vorhanden , und es war felbft in ſpäteren
Jahren
gar
liefert
fchreiben , noch von uns gerügten
übrigens den
altenburgiſchen vorhanden
Seltenes ,
1
ſtoßen , die weder fand man obigen
nichts
Beweis
von
auf Perſonen
leſen
zu
konnten ; dagegen
Stolz überall vor. der
Wohlhabenheit des
Volkes , die auch jeßt noch
in
allen Klaſſen
iſt.
Lai
214
II.
F
r iedrich (1826–1834.)
E
i n u n d z wa n z igfte $
Kapitel.
Herzog Friedrich übernimmt Altenburg. Der September - Aufruhr von 1830 . Ein Geſpräch zwiſchen dem Herzoge und ſeinem Premier-mi nifter. Verhaftungen , Ausweiſungen und Amneſtie . Friedrich Karl Die neue Adolph von Grüßſchler.' — Wilhelm Adolph von Grüßſchler . Verfaſſung . Die Städteordnung. — Der neue Landtag von 1832. Die Geiftlichen und Schullehrer werden in die allgemeine Staatsdiener -Wittwen Herzog Societat mit aufgenommen . Beitritt zum deutſchen Bollverein . Friedrich ſtirbt. Herzog Friedrich trat, wie wir wiſſen , im fein
Fürſtenthum
Jahre 1826
Hildburghauſen an Sachſen -Meiningen ab
und empfing dafür das neugeſchaffene Herzogthum Sachſen Altenburg , von welchem funfzehn
andren
die Grafſchaft Kamburg mit noch
Dorfſchaften abgelöſt und ebenfalls an den
Herzog von Meiningen gegeben wurde. von
durch den ein
Obwohl dieſer Theil der wohlhabenſte war , ſo gewann Friedrich
Altenburg
Tauſch dennoch ungemein ; denn erſtens bekam
bei weitem
er
größeres Ländergebiet , und zweitens meiſt nur
wohlhabende Unterthanen . Der größte Uebelſtand beſtand darin , daß Friedrich ſelbſt kein junger Mann mehr war, und es iſt bekannt genug, daß je älter die Menſchen ſind , ſie auch um hängen
und meiſt von
vornherein
fo feſter am
gegen
jede
Alten
Neuerung,
ſelbſt wenn ſie augenſcheinlich eine Verbeſſerung enthält, ein genommen find. Herzog Friedrich trieb ſeine Liebe zum Beſtehenden ſogar
215
fo weit, daß
hildburghauſen'ſchen
er ſelbſt ſeine bisherigen
Miniſter von Braun
und von Wüſtemann
mit
nach
Altenburg nahm und denſelben hier dieſelbe Stellung ein räumte . Das war nun unzweifelhaft nicht politiſch klug ge handelt. ihren
Wenn
die beiden
ſeitherigen
war død
genannten Miniſter fich audy in
Funktionen
als bewährt gezeigt hatten , ſo
immer der Umſtand in
Erwägung zu ziehen , daß
fie unmöglich die Bedürfniſſe und Anforderungen des neuen fandes fennen konnten , mindeſtens nicht ſo genau , wie ſie ein Miniſter kennen muß .
Der bisherige Präſident des go
thaiſchen ' geheimen
von
Raths
Trüßſchler
wurde vom
Herzoge an die Spiße des altenburgiſchen Miniſterii geſtellt. Wie wir im erſten Abſchnitt dieſer Abtheilung ſchon be merkt haben , ſo hatten
Fürſten wenig
die bisherigen
oder
nichts für das altenburgiſche Volk gethan . : Jézt bei dieſer Neugeſtaltung Nation ein
des Landes zeigte ſich
unbegrenztes
in allen
Klaſſen
der
Vertrauen zu der Regierung und
überall ſprach man unverholen die Hoffnung auf zeitgemäße und dem allgemeinen Bedürfniſſe entſprechende Reformen aus. Die Verfaſſung, ſowie auch die Verwaltung des Landes ließen Manches zu wünſchen übrig .
Die Finanzen waren , obgleich
Herr von Lindenau , welcher 1826 als Miniſter nach Dresden berufen wurde, dieſelben weſentlich und vortheilhaft umgeſtaltet hatte , dennoch nicht im beſten Zuſtande. Wie es jeßt war, ſo war es ſchon zur Zeit Ernſt des Frommen ! Man hatte Alles lieben Alten gelaſſen . Zu den Ständeverſammlungen fandten nur die adligen Rittergutsbefißer und die Stadträthe
beim
ihre Abgeordneten ; die übrigen Stände waren treten , die mit
was Wunder alſo , wenn
Verhältniſſe dem
ſie
gar nicht vers
ſich auch nicht um
des Staates kümmerten , ſondern
Zuſammenſcharren
des
ſich nur
Geldes beſchäftigten ?
Die
214
U.
Fried r i
ch .
( 1826–1834.) Ein und z wanzig ft e s
Kapitel.
Herzog Friedrich übernimmt Altenburg. - Der September - Aufruhr von 1830 . Ein Geſpräch zwiſchen dem Herzoge und ſeinem Premier-Mi niſter. Derhaftungen , Ausweiſungen und Amneſtie. Friedrich Karl Die neue Adolph von Trüßſchler. Wilhelm Adolph von & rüßſchler. Die Verfaſſung. Der neue Landtag von 1832. Die Städteordnung . Geiſtlichen und Schullehrer werden in die allgemeine Staatsdiener - Wittwen Herzog Societat mit aufgenommen . Beitritt zum deutſchen Bollverein . Friedrich ſtirbt.
Herzog Friedrich trat , wie wir wiſſen , im fein Fürſtenthum und empfing
Hildburghauſen an Sachſen -Meiningen ab
dafür das neugeſchaffene Herzogthum
Altenburg , von welchem funfzehn
andren
durch den
Sachfen
die Grafſchaft Stamburg mit noch
Dorfſchaften
abgelöſt und ebenfalls an
der wohlhabenſte war , ſo
gewann
Friedrich
Tauſch dennoch ungemein ; denn erſtens bekam
ein bei weitem
den
Obwohl dieſer Theil
Herzog von Meiningen gegeben wurde. von Altenburg
Jahre 1826
er
größeres Ländergebiet, und zweitens meiſt nur
wohlhabende Unterthanen . Der größte Uebelſtand beſtand darin , daß Friedrich ſelbſt kein junger Mann mehr war, und es iſt bekannt genug, daß je älter die Menſchen ſind, ſie auch um hängen
und meiſt von
vornherein
fo feſter am
gegen
jede
Alten
Neuerung,
felbſt wenn ſie augenſcheinlich eine Verbeſſerung enthält, ein genommen find. Herzog Friedrich trieb feine Liebe zum Beſtehenden ſogar
215
fo weit, daß
er felbft ſeine bisherigen
Miniſter von Braun und
von
hildburghauſen'ſchen
Wüſtemann
mit nach
Altenburg nahm und denſelben hier dieſelbe Stellung ein räumte . Das war nun unzweifelhaft nicht politiſd klug ge handelt.
Wenn
die beiden genannten Miniſter fich auch in
ſeitherigen
ihren
Funktionen
als bewährt gezeigt hatten , ſo
war doch immer der Umſtand in
Erwägung zu ziehen , daß
fie unmöglich die Bedürfniſſe und Anforderungen des neuen Landes kennen konnten , mindeſtens nicht ſo genau , wie ſie ein Miniſter kennen muß .
Der bisherige Präſident des go
thaiſchen
von
geheimen
Raths
Trüffdler wurde
vom
Herzoge an die Spiße des altenburgiſchen Miniſterii geſtellt. Wie wir im
erſten Abſchnitt dieſer Abtheilung ſchon be
merkt
haben ,
nichts
für das altenburgiſche Volk gethan . : Jézt bei dieſer
Neugeſtaltung Nation
ein
ſo
hatten
die bisherigen
des Landes
unbegrenztes
Fürſten wenig
zeigte ſich Vertrauen
in zu
allen
oder
Klaffen der
der Regierung und
überali ſprad man unverholen die Hoffnung auf zeitgemäße und dem allgemeinen Bedürfniſſe entſprechende Reformen aus . Die Verfaſſung, ſowie auch die Verwaltung des Landes ließen Manches zu wünſchen übrig.
Die Finanzen waren , obgleich
Herr von Lindenau , welcher 1826
als Miniſter nach Dresden
berufen wurde, dieſelben weſentlich und vortheilhaft umgeſtaltet hatte, dennoch nicht im beſten Zuſtande. Wie es jegt war, ſo war es ſchon zur Zeit Ernſt beim “ lieben Alten
des Frommen !
gelaſſen.
Zu
den
Man
hatte Alles
Ständeverſammlungen
fandten nur die adligen Rittergutsbeſiger und die Stadträthe ihre Abgeordneten ; die übrigen Stände waren gar nicht ver treten ,
Verhältniſſe dem
.
die mit
was Wunder alſo , wenn ſie ſich auch nicht um des Staates kümmerten , ſondern
Zuſammenſcharren
des
fich nur
Geldes beſchäftigten ?
Die
216
meiſten
Verdienſte
erworben , der
hatte ſich unſtreitig
ſeit dem
Herr von Lindenau
Jahre 1818 faktiſch an der Spige
der Stände ſtand. Jeft nun auf einmal war das Volk zum gekommen . ſein !
Bewußtſein
Es hatte lange genug geſchlafen, es wollte wach
Das Vertrauen , welches der neuen Regierung entgegen
gebracht wurde, erfüllte ſich nicht. Herzog Friedrich war zur Uebernahme eines neuen Landes zu alt. - Geboren am 29. April 1763 zählte er bereits dreiundſechszig Jahre , ein Alter, wo man ſich lieber der Ruhe, als der Bewegung über läßt, und wo man lieber genießt, als ſchafft ! Unzufriedenheit mit einigen
Jahren
Eine gewiſſe
der neuen
Regierung zeigte fich nach Wartens bei verſchiedenen Gele:
vergeblichen
genheiten ; doch glaubte man entweder nicht, daß dieſelbe ſich in ernſte Demonſtrationen
umwandeln oder wenn dies den
noch
man Macht
geſchehen
ſollte, daß
würde, denſelben
und Mittel
.
mit Erfolg gegenüber
treten
zu
Genug, es geſchah Nichts, die Mißſtimmung im vernünftige Maßregeln
zu
wenn wir ſo ſagen dürfen .
beſeitigen .
Man
haben können .
Volke durch ſdhlief weiter,
Ein politiſcher Schlaf endet aber
in der Regel mit einem gräßlichen Erwachen. Dies Erwa erfolgte auf die Revolutions- Poſaune Frankreichs im
dhen
Juli 1830 ! Unzufriedenheit mit der Regierung erzeugt ſchnell aufrühreriſche
Köpfe.
Die
fand einen Widerhal in dem
Juli - Revolution
in
Frankreich
kleinen Altenburg, wo man bis
her einzig und allein nur dem
Mammon gedient und ſich
um Politik gar nicht gekümmert hatte, ia, wo man nicht ein mal wußte , daß die Regierung ſchlecht ſei, oder daß Regierung wären
verbeſſert werden
vielleicht auch
könne!
Die Altenburger ſelbft
nie auf den komiſchen
men , eine Revolution zu machen .
eine
Einfall gekom =
Sie kannten
das Ding
217
gar nicht, und wußten nicht, von welcher Seite eß angefaßt werden müßte. Aber es waren in den leßten zehn oder zwan zig Jahren
ſo viele fremde Geſellen eingewandert, von
Jeder ein Stückchen
Freiheitsſchwindel mitbrachte und bald
auch die Einheimiſchen anſteckte . 13. zum
denen
Mitten in der Nacht vom
14. September 1830 entſtand ein allgemeiner Auf
ruhr in der Stadt Altenburg. Anfangs nur ein kleines Häuflein , rotteten ſich die Empörer bald zu Hunderten zu = ſammen , welche unter wildem
Geſchrei und ohne regelmäßige
Anführung die Stadt durchzogen .
Doch noch immer nicht
wiſſend, was ſie eigentlich wollten, oder auch zu ängſtlich , fich zum
Herzoge zu begeben , von dem
werden konnte, richteten
allein nur Hilfe erwartet
ſie ihre ganze Wuth und Entrüſtung
gegen einzelne Unterbeamten , die doch fürwahr ganz unſchul dig waren ! Was konnten ſie denn dafür, daß Gefeße vorhanden waren , zu gemacht hatte ? und waren
deren
Sie hatten
audy in
Stande, dieſelben
Volſtreder
ſie
dieſe Gefeße nicht hervorgerufen ,
ihrer untergeordneten zu
ihr Broterwerb
reformiren !
Sie
Stellung außer traf weiter
Schuld , als daß fie fich hatten anſtellen laſſen .
keine
Allein eine
aufgeregte Volksmaſſe frägt nach dergleichen nicht, beſonders wenn von Seiten der Regierung bisher Nichts gethan wor den iſt , fie geiſtig zu entwickeln !
Wir können
noch
immer
nicht begreifen , weshalb die Regierungen nicht vor allen Din gen dafür ſorgen , daß ihre Unterthanen eine möglichſt hohe Stufe der Bildung erreichen ; denn
das ſteht unwiderleglich
feſt, daß ſich eine gebildete Nation weit leichter leiten regieren läßt, als eine ungebildete.
dieſer unſerer Behauptung ja überall ſchon Verkehr beftätigt.
Kommt man
und
Wir finden die Wahrheit im
nicht mit einem
bürgerlichen geiſtig ge
bildeten Menſchen weit beſſer durch , als mit einem , dem
dieſe
218
Bildung mangelt ?
Die Beſchränkungen des Schulunterrichts,
wie man ſie vielfach in den deutſchen Staaten antrifft , iſt eine Thorheit , die theuer bezahlt werden wird. Gebildete werden trozdem
immer vorhanden ſein und unter dieſen Ge
bildeten wieder vorzugsweiſe Etliche, die Urſache haben oder zu haben glauben , mit der beftehenden frieden ſein zu
können .
Regierung nicht zu
Mit leichter Mühe werden
ſie
die
große Maſſe des Volkes zu ihren Zwecken verwenden können , denn Reiner unter derſelben iſt bei dem unterricht
zum
Selbſtdenken
ihn ertheilten Schul Wenn worden .
angehalten
Jemand, der für klüger gehalten wird, als die meiſten ande ren
Menſchen , ſagt, das Königthum
denn es
müffe geſtürzt werden,
ſei ſchlecht, ſo wird der Theil
dadurch in
Aufregung verſeßt worden
des Volkes, welcher iſt , zuverſichtlich
be
haupten , daß Jener Recht habe , da er 'es , ſeiner größeren Klugheit wegen , beſſer verſtehen müſſe , - und fte werden ihm
folgen , wohin
er ſie führt.
Dieſer Fal kann aber nicht
eintreten , wenn die Regierungen mit Gewiſſenhaftigkeit dafür ſorgen , daß ihre Unterthanen auf eine gewiſſe geiſtige Höhe durch die nöthigen , in Unterrichts - Anſtalten
ihrer Wirkſamkeit nicht beſchränkten ,
gebracht werden .
dieſe Sorge nicht hatte angelegen
Daß
Altenburg fich
fein laffen , liegt klar und
offen auf der Hand, da es ſonſt unmöglich den fremden Hand werksgeſellen gelungen rufen .
Sie hatten
dung von Hauſe
ſein würde, eine Empörung hervorzu
auch
im
Durchſchnitt keine größere Bil
aus empfangen ;
allein
fie waren
in
der
Welt herumgekommen und benußten die ſich ihnen darbieten den Gelegenheiten , ihre Kenntniſſe zu dieſelben nun zu
jo
traurigem
bereichern.
Daß fie
Zwede, wie immerhin
eine
Revolution iſt, verwendeten , daran trug der Mangel einer wirklichen , gediegenen
Bildung Schuld . '. Halbgebildete fino
219
gefährlicher noch, als Ungebildete.
Wann werden
die Regie
rungen dies endlich einſehen ? Es war gar keine ſo ſchwierige Aufgabe, die Bewohner zum Aufruhr zu verleiten . Reformen in der
Altenburgs
Verfaſſung und Verwaltung waren
nothwendig , das ſahen
Alle ein , und daß dieſelben nicht eingetreten waren , das wuß ten Alle! Vier Jahre lang batte man pergeblich darauf ge wartet, und , angeftachelt durch die
keine Luſt, noch länger darauf zu warten .
man
meine Sturm
endlich , wie ſchon
brach
Der allge
angedeutet , in
14. September aus.
13. zum
Nacht vom ten
fremden Geſellen , hatte
der
In großen Rot
erſtürmten ſie neun Häuſer, in denen Unterbeamten wohn
ten ; man drang in die Wohnungen
derſelben ein , zertrüm
merte und verwüſtete Alles, deffen man habhaft werden konnte. Im
Uebrigen
Wochen
hatte man
derartige Erceffe fchon
ſeit einigen
vermuthet, und darauf Bedacht genommen , denſelben
durch die
Bildung
einer Bürgergarde vorzubeugen .
Wte
aber in einem Staat, wo eine freie geiſtige Entwickelung nicht vorhanden
iſt ,
Ales langſam
und ohne den
erforderlichen
Eifer von Statten geht, ſo war auch die altenburgiſche Bür gergarde noch in ruhr
ihrer Organiſation begriffen , als der Auf
begann , und ſie war deshalb auch nicht im
irgend. Etwas zu deffen lich nicht an Perſonen
Beſeitigung zu
thun.
Stande,
Es hat frei
gefehlt, die es ſich mit allem
Eifer
angelegen ſein ließen , die geſtörte Ruhe wieder herzuſtellen, und wir ſind vollſtändig überzeugt, daß dieſen Perſonen mehr die wiedergekehrte Ordnung zu verdanken geweſen darauf von der Regierung
iſt, als den
erfolgten Verſprechungen , welche
das altenburgiſche Volt ja ſchon ſo viele empfangen und von denen
fich keine verwirklicht hatte. Daß die Aufregung in der Hauptſtadt dem
Herzog nicht
220
gleichgiltig ſein konnte, iſt begreiflich.
Er war ein alter Mann,
der, wie wir bereits ſagten , die Ruhe mehr, als die Bewe gung liebte, und der wohl wußte, daß mit einer entzügelten Volkswuth nicht zu ſpaßen fei. Gleich nach Beginn der Unruhen entbot niſter zu fich, um
er ſeine Mtu
mit ihnen gemeinſchaftlich die Mittel und
Wege zur Wiederherſtellung des geſeglichen
Zuſtandes zu be
rathen . „ Es wird uns kein der Herzog ,
andres Mittel übrig bleiben ,"
als Militair
aufmarſchieren
ſagte
und interveniren
zu laſſen !" „ Nein , das geht nicht!" erwiderte der greiſe Trüßſchler. ,,Wir würden rufen
dadurch nur eine größere Revolution hervor
und das Ende derſelben
von keinem
beſonderen
würde für Eure Durchlaucht
Vortheile ſein .“
, Hm ,“ machte der Herzog , der ſich im Allgemeinen nach Trüzſchlers Anſichten richtete , „ aber ſagen Sie nur, was wir thun
ſollen ?
Das
Volk wird ja
immer aufgeregter , und
wenn es ſieht, daß wir keine Anſtalten machen , ihrem feßlichen
Benehmen
für furchtſam
entgegen
zu
treten , ſo wird
unge es
uns
halten ."
,, Ei, was," verlegte Herr von Trüßſchler, , es iſt einer lei, was es handeln !
von uns denkt, wenn Es iſt doch meiner
wir nur eben vernünftig
Treu
keine Kleinigkeit, die
Menſchen , wie das Vieh niederzuſchießen ." Sie verdienen ren ein .
es ,"
wandte
Nein , fie verdienen es nicht!“ Unwillen
der Vorige.
Haben
ein
Anderer
der
Her
entgegnete in gerechtem
die Leute nicht lange genug
auf eine Veränderung der Staatsverhältniſſe gewartet ? und find wir nicht ſchuldig und verbunden , fie ihnen zu gewäh
221
ren , zumal da wir ſelber eingeſtehen müffen , daß fie viel zu wünſchen übrig laffen ?
Vor allen Dingen rathe ich Eurer
Durchlaucht,“ fuhr er fort, fich ſpeziell an den Herzog wen dend ,
eine Proclamation Abhilfe
thanen wird . "
, Das iſt Alles Ihren
größeren
zu erlaſſen , worin
vorhandenen
der
recht gut, und
Erfahrungen
Ihren Unter
Uebelſtände
ich
verſprochen
ſtimme mit
vertrauend, aud
Ihnen ,
vollſtändig
überein ," bemerkte der Herzog nach kurzem Nachdenken ; , indeß müffen wir wohl erwägen , daß ficht ebenſo verderblich Strenge !
zu
ihren
große Milde und Nach
Folgen find , als zu
große
Man muß überall einen Mittelweg einſchlagen."
„ Ich
glaube, Eure
Herr von Trüßſchler. chungen
in
auch jeden
Durchlaucht
zu
verſtehen ,"
„ Sie meinen , daß neben Falls einige Schuldige
ſagte
den Verſpre
beſtraft werden
müſſen ?"
Es geht nicht anders !" Nein !
Durchlaucht dürfen
Ihre Strenge
auf Ausländer ausdehnen ;
für Hochdero
Aber Eure
nur ausſchließlich
Unterthanen muß eine Amneſtie erfolgen ." Der Herzog Friedrich, dem
es mehr darum zu thun war,
die geſtörte Ruhe wieder herzuſtellen , als die Schuldigen
zu
beſtrafen , acceptirte den Vorſchlag feines Premier-Miniſters in ſeinem
ganzen
Umfange.
Die
angerathene Proclamation
wurde noch in derſelben Nacht abgefaßt, zum und am andren
Tage zur Kenntniß
Druck gegeben
des Publikums gebracht.
Daſſelbe war übrigens ſchon während der Nacht wenigſtens theilweis zur Ruhe zurückgekehrt, nachdem
es an den mislie
bigen Unterbeamten ſein Müthchen gefühlt hatte. clamation Ordnung.
des
Herzog
Die Pro
vollendete die Rückkehr zur alten
222
Verſchiedene Perſonen , meiſt Ausländer und
vorzüglich
fremde Handwerksgeſellen , wurden gefänglich eingezogen und dann , ohne daß ihnen von Altenburg worden wäre, an der , welche nach
ſich
einigen
der Prozeß
gemacht
ihre Heimath ausgeliefert. Für die Inlän an
dem
Tagen
Aufruhr betheiligt hatten , erſchien
eine umfaſſende Amneſtie vom
Herzoge,
der dann auch in einer zweiten Bekanntmachung baldige Ah ſtellung der vorhandenen Mißverhältniſſe feierlichſt verſprach. Für einen Fürſten , wie der Herzog Friedrich , mußte ein folches Ereigniß , wie der Aufſtand vom
13. zum
14. Sep
. tember doppelt ſchmerzlich ſein . Tage bis zu
ſeinem
Es fehlten nur noch wenige
funfzigjährigen
Regierung8- Jubiläum
und niemals war ihm
während dieſer langen Zeit auch nur
Aehnliches begegnet.
Er mochte wohl einſehen , daß er fich,
wie man zu im
ſagen pflegt, überlebt habe , oder
Stande ſei, die Forderungen
daß er nicht
der Neuzeit zu begreifen .
Darin liegt weder etwas Auffallendes, noch Nachtheiliges für den Herzog. Daß er es einſah, giebt das beſte Zeugniß von ſeinem edlen Herzen . Am
23. September 1830 war der Tag ſeiner vor funf
zig Jahren zogthum
angetretenen
Regierung.
Altenburg als Solches
Wenn auch das Her
erſt ſeit 1826
hatte er doch bis dahin das Herzogthum
exiſtirte, ſo
Hildburghauſen als
regierender Fürſt im
Beſiß gehabt und bei vielfachen Gelegen
heiten gezeigt, wie
ſehr es ihm
Unterthanen
zu thun war , feine
glücklich und zufrieden zu machen.
feines funfzigjährigen einen neuen
darum
Am
Tage
Regierungsjubiläums lieferte er hierzu
Beweis dadurch, daß er den
zum Mitregenten des Landes ernannte.
Erbprinzen Man
Joſeph
ſagt, daß dies
hauptſächlich auf Anrathen ſeines Premier-Miniſters, des gret ſen Herrn von Trüşídler, geſchehen war.
An demſelben Tage
223
legte der Leßtre , der neunundfunfzig Jahre dem feltener
Staat mit
Treue gedient hatte, ſeine Stelle nieder, um
die ihm
noch übrige Lebenszeit in Ruhe zu verbringen . Friedrich Karl Adolph von Trüßſchler, groß als Staats mann und juriſtiſcher Schriftſteller, edel als Menſch und un wandelbar treu als Staatsdiener, war geboren am 3. Juni 1751 zu Kulmitſch bei Weida im
Großherzogthum Weimar.
Er ſtudirte in Jena die Rechtswiſſenſchaft und wurde bereits im
Jahre 1771 zum
Altenburg
ernannt.
Affeſſor bei der Landes -Regierung
in
Drei Jahre ſpäter ward er Hof- und
Konſiſtorial- Rath , 1783 Konſiſtorial- Präſident und geheimer Regierungsrath , 1786
Vice-Kanzler,
1794 geheimer Rath
und wirklicher Kanzler und 1804 wirklicher geheimer Rath. Im
1820 wurde er zum
Jahre
Präſidenten des gothaiſchen
Geheimrathskollegii ernannt, doch ihm ficht geſtattet , ſeinen Wohnſip zubehalten .
Nachdem
er im
in
aus beſonderer Rück
Altenburg auch ferner bei
Jahre 1830 ſeine Entlaſſung ge
nommen , begab er fich auf ſein im
fächſiſchen
Voigtlande
befindliches Gut Falkenſtein , woſelbſt er auch am 1831 ſtarb.
31.
Juli
Herr von Trüßſchler hat nicht nur rechtswiſſenſchaftliche Werke, ſondern auch gute Romane und Gedichte geliefert. Sein Sohn Adolph Franz ſtarb als fachſen -gothaiſcher geheimer Rath.
Sein Enkel, ein Sohn ſeines ſoeben erwähn
ten Sohnes, Wilhelm Adolph von Trüßſchler, hat ein merkwür diges Schickſal gehabt , dem Worte widmen 1818 zu
müſſen .
wir hier unbedingt noch einige
Derſelbe, geboren am
Gotha , bezog im
Jahre
1835
20. Februar
die Univerſität zu
1
Leipzig und ging ſpäter nach " Jena und Göttingen , um Rechte zu
ſtudiren .
1845. aber
ſchon
1843 wurde er in als
Affeffor
beim
die
Zwickau als Aktuar,
Appellationsgericht zu
224
Dresden
angeſtellt.
Das Jahr 1848 zeigte, daß der Enkel
jenes großen und edlen . altenburgiſchen Miniſters revolutio nären Temparaments war. Er wurde gewählt zum Parla ment in Frankfurt am Main und faß hier auf der linken Seite
des Hauſes.
eilte er dorthin
Beim
Beginn der Revolution in Baden
und ward ſofort zum
Stadt Mannheim
ernannt.
Civilkommiſſar der
Hier entwickelte er eine fo rege,
lebendige und umſichtige Thätigkeit bei der Organiſation des Aufſtandes , daß gefährlich halten heit ſtand in
ihn
die deutſchen Regierungen
für äußerſt
zu müſſen glaubten . Seine perſönliche Frei Gefahr, als der
badenſche Aufſtand mit der
Gewalt der Waffen unterdrückt worden , und es blieb ihm kein anderer Ausweg übrig , als ſchleunige Flucht.
Er mußte
dieſelbe nicht gehörig überlegt und ebenſo wenig durchgeführt haben . Am
22. Juni 1849 ward er eingebolt, verhaftet und
an die preußiſchen
Truppen
richt geſtellt, wurde er am
übergeben .
Vor ein
13. Auguſt 1849 zum
urtheilt und Tags darauf in Mannheim
Kriegsge= Tode ver
erſchoſſen .
So endete eine Familie , die wir, abgeſehen von den kleinen Verirrungen , zu len müſſen . Nach dem ſen
den
edelſten des deutſchen Adels zäh
Ausſcheiden aus dem
Staatsdienſte des grei
Premier - Miniſter Altenburgs ernannte Herzog
in Uebereinſtimmung mit dem ler von
der
Friedrich
Prinzen -Mitregenten den Kanz
Gabelenz und den
Konferenzrath Hermann zu
Miniſtern, doch ſtarb Erſterer ſchon
im
März 1831.
Was der Herzog Friedrich mittelſt der von uns bereits erwähnten higen
Proclamation
Septembertagen
ſeinen Unterthanen nach den unru : des
Jahres
1830
follte ſich ſicherlich erfüllen und liefert den weis von den redlichen Abfichten
verſprochen
hatte,
vollgiltigſten
des greifen Fürſten .
Be
Gleich
225
nach dem
erfolgten
Verſprechen wurden die Stände einberu
fen , um mit ihnen gemeinſchaftlich eine neue Verfaſſung für Altenburg zu
berathen .
Diefelbe kam
auch endlich ohne be
fonders heftige Debatten zu Stande und wurde am Geburts tage des Herzogs, am
20. April 1831, publizirt. Sie ward
allgemein mit Freude begrüßt. frieden , erließ der Herzog am
Indeß , noch nicht hiermit zu = 17. Juni 1831 für die Stadt
Altenburg eine neue Städteordnung, nach welcher zweiund dreißig Stadtverordneten
die Bürgerſchaft zu
vertreten
und
den Stadtrath aus ihrer Mitte zu wählen haben ; auch wurden auf Grund dieſer Städteordnung meiſter gleichzeitig die Funktionen tragen .
Im
dem
Uebrigen war eine verbeſſerte
für das Herzogthum
Oberbürger
zeitigen
eines Polizeidirektors über
eben nichts Neues !
Städteordnung
Schon im
Jahre
1829 war die Stadt Eiſenberg damit bedacht worden , wäh rend die Stadt Kabla eine Solche erſt im
Jahre 1832 em
pfing. Der neue Landtag wurde am
12. Juni 1832 eröffnet
und dauerte mit kleinen Unterbrechungen bis zum
Jahre 1835 .
Die Geiſtlichen und Schullehrer , für welche bisher , wie überall, gerade das Wenigſte gethan worden war , wurden nach den Beſtimmungen
dieſes Landtages
in
die allgemeine
Staatsdiener -Wittwen -Societätmit aufgenommen und dadurch zu wirklichen Staatsdienern gemacht. Am 1. Januar 1834 erfolgte der
Beitritt Altenburgs zum
Noch vor Aufhebung des Landtage, am ſtarb
der Herzog Friedrich und
tam
deutſchen
jeßt die Regierung an
Joſeph allein .
Bertraute Geſchichte. Sadſen . 4. Bd.
Zollverein .
29. September 1834 ,
15
III.
3
t
t t
=
b.
(1834-1848.)
w
3 we iuno z wanzigfte $
Kapitel.
Sofephs Regierungsantritt . – Schuldſcheine der verftorbenen Herzoge. Ablöſung - Der erbſchaftliche Liquidationsprozeß des Herzogs Friedrich. der frohnen . Verbeſſerung der Lehrerſtellungen . Beſek über die do desftrafe. Das fächſiſche Kriminalgeſeķbuch . Eiſenbahnen . Auswan Die Heil derungen. Die Verſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe. anſtalt zu Roda. Joſephs filberne Hochzeit. Dermählung der Prinzeſſin Maria mit dem Kronrinzen von Hannover. Regulirung der Grundſteuer. - Die Kataſterkommiſſion . Herzog Friedrich war geſtorben und der Erbprinz Joſeph trat nach dem Recht der Erſtgeburt die Regierung des Lan des an . Den Landtagsmitgliedern , welche, wie wir wiſſen , zu jener Zeit gerade verſammelt waren , wurde unverzüglich Mittheilung von dieſem
Regierungswechſel und von der Abſicht
des neuen Herzogs, auf dem
Wege ſeines verewigten
weiter wandeln zu wollen , gemacht.
Vaters
Gleichzeitig erſchienen
auch die betreffenden Bekanntmachungen für das ganze Land , und obwohl die Trauer um
den dahin geſchiedenen Landes
fürſten durchaus nicht zu verkennen war, fo jah man dennoch , wie der Regierungswechſel allgemein mit Freude begrüßt und daran manche Hoffnung geknüpft wurde, die zu
erfüllen , viel
227
leicht nicht einmal in
der Gewalt des neuen Herrſchers lag .
Indeß treten folche Erſcheinungen überall ein , und man darf ſich deshalb auch nicht wundern ,
ihnen
im
Herzogthum
Al
tenburg zu begegnen . Auf dem
gerade
verſammelten
Landtage kamen bedeu
tende Angelegenheiten nicht mehr zur Verhandlung ; Haupt gegenſtände waren
die Gefeße über die Militairpflicht, das
Heimathsrecht und das Armenweſen .
Daraufwurde der Land
tag geſchloſſen . Eine
auffallende
Erſcheinung
machte
fich
nach
dem
Tode des Herzogs Friedrich geltend, der wir , ihrer Seltenheit Merkwürdigkeit wegen , hier gedenken müſſen . Im
Beſiße einzelner altenburgiſcher Unterthanen befan
den ſich noch von dem Vater
des
hohen
Großvater, beſonders aber von
Verſtorbenen , alte meiſt ſchon
dem
verjährte
Schuldverſchreibungen , zu deren Präſentation man bisher keine Schritte gethan
hatte.
Dieſer auffallende Umſtand brachte
zwar den neuen Herzog auf die Vermuthung, daß es mit dies ſen Schuldſcheinen
nicht ſeine volle Richtigkeit
habe, zumal
da fich bei einigen auch ſchon mit Beſtimmtheit herausgeſtellt hatte, daß ſie weit größere Summen , enthielten , als den ver ſtorbenen Herzogen wurden
baar übergeben
Anfangs dieſelben
ohne beſonderen Widerſpruch von
den herzoglichen Kaſſen eingelöſt . ren zu einem
worden waren ; dennoch
Als indeß dieſes Präſenti
vollſtändigen Unweſen geworden war und man
befürchten mußte , demſelben niemals ſteuern zu erließ das altenburgiſche Landes - Kollegium Herzogs Joſeph eine Vorladung zum tions - Prozeß
an
die
Gläubiger
des
im
können , da Auftrage des
erbſchaftlichen Liquida : verſtorbenen
Herzogs.
Eine beſondere Kommiſſion wurde, niedergeſeßt, welcher die Verpflichtung oblag, alle angemeldeten Anſprüche gewiſſenhaft 15 *
228
zu prüfen und die darüber vorhandenen Beläge fich vorlegen zu laſſen .
Derjenige, deffen
Anſprüche für rechtlich
erkannt
kein verſteckter Wucher oder gar Betrug ,
und bei denen ſich
wie dies vorgekommen war , herausſtellte , empfingen
ohne
Weiteres ihre vollſtändige Befriedigung . Der zweite Landtag, der erſte unter der Regierung des Herzogs im
Joſeph, wurde am
7. November 1836 eröffnet und
April 1837 geſchloffen .
Eine Menge wichtiger Reformen
und neuer Geſeke kamen zur Verhandlung, wodurch der Her zog den thatſächlichen Beweis feines Vorwärtsſtrebens lieferte. Das wichtigſte Geſetz auf dieſem die Beſtimmungen lange funden
Jahre im
über
Landtage waren
die Ablöſung der Frohnen , die ſo
Schlepptau
der Rüdſchrittsparthei ſich
und welche von dieſer Seite her auch
heftige Oppoſition
hervorgerufen hatten .
ter
in
ſeinen
befferung
edlen
eine ziemlich
der zu
führen , nicht abhalten .
Beſtrebungen
gering dotirten
be
Dadurch ließ fich
indeſ der Herzog von ſeiner Abſicht, ſein Volk zu ſtigen Entwidelung zu
unbedingt
einer gei
Er ging wet
und ſorgte auch für Ver Lehrerſtellen .
Auf feinen
Antrag bewilligte der Landtag fünf Tauſend Thaler jährlich zur Ausführung dieſer Abſicht. nur eine geringe , daß fie eigentlich
doch
Die Summe war allerdings
dürfen
ſchon
wir
die Kräfte
keineswegs verkennen , des Landes
überſchritt.
Für den einzelnen Lehrer war freilich dadurch nicht allzuviel gewonnen , und es dürfte vielleicht noch ein
ganzes Jahrhun
dert erforderlich ſein , bevor die Lehrer ihrer Arbeit und Mühe gemäß honorirt werden .
Dieſer Uebelſtand
iſt
bekanntlich
aber nicht nur im Herzogthum Altenburg, ſondern überall in Deutſchland, ſelbſt in
ſeinen
größten
Staaten , vorhanden .
Wenn man weniger für das Militair thun , und das dadurdy erſparte den Unterrichts -Anſtalten zuwenden würde, wäre unges
229
mein Viel gewonnen .
Ein
Militairſtaat wird nie ein wirk
lich intelligenter Staat ſein , kann es nicht ſein, weil die Für ften
ihre Militair-Macht ja ſtets zur Unterdrückung der gei
ſtigen Entwiđelung ihrer und anderer Fürſten Unterthanen verwenden und weil endlich durch ein Militairweſen allein ſchon der freie Geiſt unterdrüdt werden muß .
Der dritte altenburgiſche Landtag fält in 1840
1842.
bis
Im
November
des
die Zeit von
erſtgenannten
Jahres
eröffnet, wurde derſelbe zu wiederholten Malen vertagt und endlich im
Auguſt 1842 geſchloſſen .
Er beſtimmte die Ein
führung des neuen Münzſyſtems nach der deshalb im
Jahre 1838 abgeſchloſſenen Konvention ; erließ ein Geſeß über Voll ziehung der Todesſtrafe und ſorgte für die Einführung des königlich ſächſiſchen Kriminalgeſepbuches, das nur in wenigen Punkten einer Veränderung unterworfen wurde. Um
jene Zeit ging man mit dem
Plan
einer fächfiſch
bairiſchen
Eiſenbahn um und die verſchiedenen von derſelben
berührten
Länder waren aufgefordert, ſich an derſelben durch
Zeichnung Auch an
einer
beſtimmten
ohne daß
zu
betheiligen .
bis jegt von dieſer Seite aus eine Entſcheidung
getroffen worden wäre. ſtimmen
Summe Geld
Altenburg war eine ſolche Aufforderung ergangen ,
Würde Herzog Jofeph allein zu be
gehabt haben , dann hätte die Angelegenheit längſt
ihre Erledigung gefunden ; fo aber mußten erſt die Landtags = mitglieder darüber gehört werden noch ſehr zweifelhaft, ob deren
und es blieb dann immer
Zuſtimmung erfolgen würde.
In der bereits erwähnten Kammerſeſſion kam dieſe Eiſenbahn Angelegenheit nun endlich zur Verhandlung und zur Freude des ganzen
altenburgiſchen Volkes ward die Betheiligung des
Landes auf Höhe von 300,000 chen .
Schon im
Thalern definitiv ausgeſpro
Jahre 1841 war von Leipzig aus eine Ei
230
Angriff genommen , die ' ein
fenbahn in
Jahr ſpäter bereits
bis Altenburg eröffnet worden war. Im
Herzogthum
Altenburg hatte fich in den legten zehn
Jahren Alles und zwar vortheilhaft verändert.
Schon Her
zog Friedrich hatte mit der Verbeſſerung der Landesverhält niffe begonnen , war aber an ein weiteres Vorſchreiten feinen am
29. September 1834 eingetretenen
durch
Tod gehindert.
Sein Regierungsnachfolger, feiner Jugend wegen geifteskräf= tiger und, theilweis durch die Ideen der Neuzeit angeſteckt, auch freiſinniger als ſein verewigter Vater, nahm gewiſſen ihm
mit einer
Rüſtigkeit das Staatsruder in die Hand , um
das
vom Schicfal übergebene Fahrzeug glücklich und muthig
an den Klippen
vorüber zu
geleiten .
Daß ihm nicht Alles
gelang , was er erſtreben wollte , und daß man was er geleiſtet, nicht immer zu würdigen feine Schuld . Auch an ihm
das Gute
verſtand , iſt nicht
hat ſich der deutſche Spruch : un
dank iſt der Welt lohn , leider nur zu ſehr bewahrheitet, wie wir in der Folge ſehen werden . Unter der Regierung feines Vaters hatte Niemand an die geiſtliche Entwickelung Altenburgs geglaubt, was freilich Friedrichs eigene Schuld war , da er anfänglich nicht geneigt ſchien , dem Forderungen
herrſchenden zu
Zeitgeiſt die mit Ungeſtüm
bewilligen .
Unzufriedenheit feines Volkes
geſtellten
Er fah oder wollte nicht die ſehen
und hatte deshalb auch
keine Vorkehrungen getroffen, ein 1830 unmöglich zu machen . Die Septembertage dieſes Jahres hatten
ihm die Augen geöff
net; dennoch aber hätte er vielleicht nicht geſehen , wenn der brave und edle getreten wäre.
Trüßſchler nicht als Anwalt des Volkes auf
Es war von dem Herzoge Friedrich nicht zu verlangen , daß er raſch mit ſeinen Reformbeſtrebungen vortrat, - das
231
wird niemals ein alter Fürft thun . trauen
gegen dieſelben
überhaupt.
Dadurch entſtand Miß Bei Alem , was er
willigte oder in Gemeinſchaft mit dem
bes
Landtage durch Gefeße
beſtimmte, glaubte man , eine Hinterthür zü bemerken , wie man
im
alltäglichen Leben zu ſagen pflegt!
fich noc
Noth und Elend in vielen
Unzufriedenheit mit der beſtehenden Nahrung erhielt.
Hierzu
geſellten
Familien , wodurch die Regierüng immer neue
Wären , wie 1830 , fremde Emiſſäre vor
handen geweſen , ſo würde es wieder eine Revolution abgege ben haben , welche feinen Falls fid wieder blos auf die nie deren
Staatsdiener
ſogenannten fich
zu
Aufwiegler und
einem
wiederum
beſchränkt hätte.
fid
mit den
Heimath ganz zu
verlaſſen und
dieſer Unzufriedenen
gogen
beſtehenden
Im
ihre
Regierungsverhältniſſen
in
ſie ſich lieber , die
einem
anderen Staate
Jahre 1834 führten die Meiſten
Idee' aus.
Ein großer Theil ging
Amerika , ein noch größerer nady Serbien , ja , ſelbſt
dieſe
Da fie jedoch auch
konnten , fo entſchloffen
eine neue zu gründen .
fehlten
die Altenburger ſelbſt fühlten
Aufruhr nicht berechtigt.
nicht befreunden
nach
Indeß
den Aufenthalt
in
Polen
dem
im
Viele
Altenburgi
den vor. Die Auswanderung iſt immer von theil für einen Staat.
Wenn
auch
bedeutendem
Viele die
Nach
Behauptung
aufſtellen , daß diejenigen Unterthanen eines Staates , welche die Heimath verlaſſen , dies gemeinhin nur deshalb thun , weil fie nicht im
Stande geweſen waren , ſich und ihre Familien
genügend zu ernähren und daß deshalb der Staat auch nichts durch ihren Abgang verliere, fo iſt dieſelbe eine grundfalſche. Einmal hat jeder Staat resp . deffen Oberhaupt die flichtung
Ver
und ſein eigenes Intereſſe gebietet ihm , fich alle
Zeit derſelben zu erinnern
-
dafür zu ſorgen , daß jeder ſei
232
ner Unterthanen , ſich von jedem
derſelben
ernähren
kann , denn
die von ihm
er verlangt doch
näher beſtimmten Steuern .
Es giebt keinen Menſchen , der ſich nicht ernähren kann , wenn er das wirklich will und die vorhandenen Beſchränkungsgefeße ihm
dies nicht erſchweren
oder geradeweg unmöglich machen .
Unmöglich wird es oft durch das Konzeſſionswefen gemacht. Erwidere man uns nicht, daß der, welcher die Konzeſſion zu dem
von
ihm
gewählten Geſchäft nicht erhalten kann , ja ein
anderes betreiben und ſich kann.
Das iſt wiederum
eignet fich zu keinem
auf dieſe Weiſe dennoch ernähren ganz, falſch .
anderen
Ein Gaſtwirth z. B.
Erwerbszweig (es giebt aller
dings Ausnahmen ), man nimmt oder verweigert ihm die er ift ruinirt und es bleibt ihm kein anderes
Konzeſſion ,
Mittel übrig , als ſein nach einem
Vermögen
zuſammen zu packen
und
andern fande zu gehen , wo dergleichen Zwangs
weſen oder Beſchränkungen nicht beſtehen .
Daß , unſere An
ficht eine ziemlich richtige iſt, geht ja ſchon aus dem
tauſend
fach bewieſenen
hier
Umſtande hervor,
daß Leute , die
in
Deutſchland entſchieden niemals eine ſorgenfreie Eriſtenz ge winnen konnten , dies in Amerika
in
einer verhältnißmäßig
kurzen Zeit erreichten ; das nicht allein ! ſie gelangten fogar bald zu bedeutendem Vermögen und konnten ihre Verwand ten
in
doch
Deutſchland
nun nicht
hinreichend
noch
der Mann , welcher
die in
die
ganz
niffe dort haben
Lächerlichkeit
Amerika
land geweſen , ſei plößlich Nein ,
Man
wird
vorbringen wollen ,
glücklicher, als in
Deutſch
klüger und gewandter geworden ?
anderen und ihm
unterſtüßen .
freieren
Bewegungsverhält
eine freundlichere Eriſtenz verſchafft.
Hätte Georg Friedrich für die freie Entwickelung der in ſeinem
Staate herrſchenden
Verhältniſſe, geſorgt, ſchwerlich
würde die Auswanderung in ſo enormem
Umfange, vielleicht
233
-
gar
nicht vorgekommen
freilich mit einem
ſein .
Die
Auswanderungsluſt
anſteckenden Fieber zu
iſt
vergleichen , allein
wie das, anſtedende Fieber nur den
ergreift, der den Stoff
zu
Körpers hat und
der Krankheit bereits in
ſeinem
nicht berührt, der frei von dieſem wird auch von dem werden , dem
Stoffe iſt,
Auswanderungsfieber
es wohl in ſeinem
zu Auswanderungen bilden
alſo
Lande
Jeden
- ebenſo wenig Jemand ergriffen
geht.
Die Urſache
jedes Mal die
betreffenden
Regierungen . Herzog
Joſeph
hatte
diefem
Aden mit
ſchmerzlichem
Gemüthe zuſehen müffen , ohne, fo lange er blos Mitregent war , nachhaltig helfen zu können ; als er aber nad feines Vaters
zur Regieruug gelangt war ,
ließ
dem
Tode
er es feine
eifrigſte Sorge fein , es ſeinen Unterthanen ſo angenehm , als möglich gen
in ſeinem
Lande zu machen .
Daß
nicht hinreichend anerkannt, ſondern
ſeine Beſtrebun
ſogar mit Undank
belohnt wurden , das
haben wir ſchon
einmal geſagt
war nicht ſeine Schuld.
Beſonders wirkte Joſeph für Acker
und Forſtwirthſchaft. Unter ſeiner Protektion fand im 1843
die ſiebente Berſammlung
Forſtwirthe in
Altenburg Statt .
Jahre
der
deutſchen
Land- und
Im
nächſten
Jahre nahm
der Herzog in Uebereinſtimmung mit den
übrigen Mitglie
dern der herzoglichen Familie das Prädikat Hoheit an .
Am
2. December des nämlichen Jahres wurde der vierte Landtag
öffnet, zu Weihnachten , aber ſchon wieder vertagt, bis wohin nur das Steuerbudget für die fegt worden war. Anſtalt für Geiſt-
Jahre
Auch wurden
1845 bis 1848 feſtge
zur Errichtung einer Heil
und Körperkranke in
Roda bedeutende
Geldbewilligungen gemacht. 1842
feierte der Herzog
feine
Betheiligung des Volkes, beſonders in
filberne Hochzeit.
Die
der Stadt Altenburg ,
234
an dieſer Feierlichkeit, zeigte die große Beliebtheit des Herzogs bei ſeinen Unterthanen .
1843 'vermählte fich ſeine Prinzeſſin
Tochter Maria mit dem
Kronprinzen von
Der zu Weihnachten im
1844
vertagte
Jahre 1845 wieder zuſammen , um
Hannover. Landtag
trat erft
über die Regulirung
der Grundſteuer , beſonders der der Rittergutsbefißer, und über das ſehr
in Unordnung fich
berathen . - Man
kam
befindende Hypothekenweſen zu
übrigens
in
Bezug auf die
Gefeßesvorlagen nicht in Ordnung.
Von Seiten
erſteren
der Ritter :
gutsbeſiger war eine heftige Ooppoſition eingetreten , die nicht anders zu beſeitigen war, als daß im März 1846 eine foge nannte Kataſterkommiſſion von dazu eigends gewählten Mit gliedern der Ständeverſammlung gebildet wurde.
Dieſelbe
hatte die Aufgabe, alle zur Einführung der Regulirung nö Vorarbeiten
zu
Landtage eingebrachten handlungen
der
erledigen .
Ein
***
thigen
auf dieſem
vierten
Antrag auf Deffentlichkeit der Ver:
Ständeverſammlungen
ftieß
gleichfalls auf
eine entſchiedene Oppoſition und fiel durch . Inzwiſchen waren alle vernünftige und zeitgemäße Ver
ordnungen des keinem
Herzogs and der Ständeverſammlungen von
weſentlichen
ke
3 :
Erfolge für das Land geweſen .
gab. Etwas, behielt aber ſehr Viel zurück! nigen
Diſtrikten
Man
Die Noth in
des Landes hatte auch einen
ets
ziemlich hohen
Grad erreicht und erforderte ungewöhnliche und umfaſſende Maßregeln .
235
i
Dreiund z w a n zigfte 8
tapitel.
Die pariſer Februar -Revolution und ihre Einleitungsworte zu 1848. Rückwirkung auf Altenburg. – Erbe, Politſch und Douai. – Volksver Die Einbe Der Wechſel des Miniſterii. ſammlungen. – Petitionen . Eine Rede des Advokaten Erbe. rufung aller Militair- Beurlaubten . Die Bewachung des Herzogs . - Einberufung des Landtages . - Werhaftun Fremdes mili Barrikaden . gen der drei Hauptanführer des Volkes . tair . Un Buzug der Wehrmannſchaften aus verſchiedenen Ortſchaften . terhandlungen . Der Landtag. Miniſterwechſel. Die Amneſtie. Abdankung des Herzogs . Herr von der Gabelenk. Die Maßregeln , welche zur Beſeitigung des im thum
Altenburg während der beiden
Herzog
Jahre 1846 und 1847
Herrſchenden Nothſtandes von Seiten der Regierung ergriffen waren , hatten
ſich nicht als ausreichend erwieſen , und es war
vorauszuſehen , daß derſelbe bei der erſten heit zur Empörung führen beſchnittene
Freiheit eines
Revolution führen . zufrieden
würde.
ſchidlichen Gelegen
Die von
allen Seiten
Volkes allein wird niemals zur
Die große Maſſe des Volkes wird immer
ſein , wenn
es
im
Stande iſt, mit dem
Ertrage
ihres Geſchäftes die vorhandenen Bedürfniſſe zu decken . Hunger allein
Der
oder doch hauptſächlich erzeugt die Revolution !
So lange es uns gut' geht, wird es uns nicht im ſten einfallen , uns um
die Verfaſſung desjenigen
kümmern , in
wir uns befinden ; treten
welchem
Entfernte Staates zu aber foges
nannte fchlechte Zeiten ein , dann werden wir immer geneigt ſein , die Urſache davon weit eher in den Maßregeln der Rec gierung oder in
der mangelhaften
Geſepgebung , als in un
236
ferer eigenen
Ungeſchidlichkeit zu ſuchen .
Wir werden noch
aufmerkſamer, finden noch mehr, was nach unſerer Ueberzeu gung ſchlecht iſt, werden unzufrieden , ſprechen von dieſer Un zufriedenheit zu Anderen , finden Gleichgeſinnte und die Re volution iſt mindeſtens geiſtig – fertig. Es fehlt uns nur noch an einer Gelegenheit, fie ins Leben treten zu laſſen , fie faktiſch zu machen . Andre Menſchen , die gleich uns, ſchon lange mit der Regierung unzufrieden waren , ihre Unzufrie denheit jedoch berſchwiegen , weil ſie befürchteten , auf Wider ftand im um
Volke zu ſtoßen , fuchen fich unſrer zu bemächtigen ,
das Gift des Ungehorſams gegen
ſegte Obrigkeit in
die von Gott einge
unſer Herz zu tröpfeln .
Es gelingt ihnen
um . ſo leichter , als ſie in der Regel eine Stellung in der menſchlichen Geſellſchaft einnehmen , wegen deren wir fte allein ſchon
achten , weil zur Ausfüllung
derſelben
Grad pon wiſſenſchaftlicher Bildung Sie ſind für uns ein
Orakel !
ein beſonderer
und Klugheit , gehört.
Ihre Worte, fo viel unſicht
bares Gift ſie auch enthalten , ſind Honig für ung.
Sie vers
ſprechen uns beffere Zeiten , reden von der Ungerechtigkeit des Landesfürſten , von der Unredlichkeit ſeiner Miniſter, von dem ungerechtfertigten Unterſchied
der Stände und von
gleichheit der Vermögensverhältniſſe. hören , wenn
der Uns
Das Alles muß
auf
wir wollen !
Wir müſſen zu unſern angebor nen Menſchenrechten gelangen , die uns von Einzelnen , Bevor zugten
gewaltſam
oder mit Hinterlift geraubt worden ſind ;
wir müſſen Alle gleich reich ſein ; es ſollen nicht mehr Hun derte oder Tauſende hungern und Noth leiden , während ei nige Wenige
im
Ueberfluß fchwelgen !
Was dieſe Wenigen
mehr, aſs wir beſigen , heißt's ferner von jenen Volksbeglück ten , haben
ſie uns entwendet , und es iſt unſere Pflicht, es
ihnen wieder zu nehmen .
.
- , 237
Durd dergleichen und ähnliche honigfüße Reden werden wir endlich auf die Gedanken gebracht, daß wir vollſtändig berechtigt ſind, eine Revolution zu machen , dem
findet.
Reichen
Jahrhunderte
Wir betrachten
Ge
1
feße zu diktiren und den vielleicht ſchon
Fürſten
ihr Geld zu nehmen , was
lang in
ihrer Familie ſich bes
uns ſelbſt für einen Wohlthäter des
Menſchengeſchlechts oder wenn wir bei unſeren revolutionären Beſtrebungen untergehen , für einen Märtyrer. lich lange dauern , ehe wir
Es wird frei
bewegt werden können , unſeren
angeſtammten Landesfürſten den Gehorſam zu kündigen , doch wenn wir ſehen , daß wir bei allem Unterwürfigkeit nicht im der zu ernähren , Wir beginnen
Gehorſam
und bei aller
Stande find, uns und unſere Kin
dann ſind wir vollſtändig revolutionär !
reiflicher über die Reden
der
Volksbeglücker
nadyzudenken ; wir finden Manches darin , was wahr iſt ; wir haben den Beweis in den Händen , daß die Regierung Nichts thut , oder was ſie anordnet, nicht hinreichend
iſt , unſere
Noth und unſer Elend zu beſeitigen und ... Das Reſultat derartigen Nachdenkens iſt bekannt. Revolution iſt fertig . beginnt, und
Der Kampf mit der geſeglichen Macht
das Ende des Kampfes bildet alle Male für
beide Partheien eine Blamage ! das aufgeregte Volk, daß als vom ihm
von
Die
Im
erſten
Augenblick denkt
es beffer ſei, von
einer Muskete,
Hunger getödtet zu werden ; es nimmt muthig den der
Regierung angebotenen
Kampf auf, kämpft ,
fiegt oder geht unter. Ob es aber fiegt oder ob es unter: geht, das iſt einerlei ! In beiden Fällen wird eg nicht dasjenige erreichen , nach dem ihm
auch im
es geſtrebt hat.
Und wenn es
erſten Moment der Niederlage eines Staates
gewährt wird , fo gehört keine ſo lange Zeit dazu , es wieder zu nehmen .
Dieſer Testere Umſtand iſt eben
ihm
ſo auf
238
fallend nicht, denn wir finden ihn in allen Revolutionen be ſtätigt.
Er wird
beſonders dadurch hervorgerufen , daß das
Volk politiſch unmündig iſt und nicht weiß, was es mit den ſogenannten Errungenſchaften beginnen foll , zumal da damit in
der Regel wohlweislich
neue Laſten von Seiten der Re
gierung verbunden werden .
Der frühere Zuſtand der Gleich :
giltigkeit beginnt von Neuem , biß von
Neuem
zu
einer neuen
endlich
Revolution
ſolche eintritt , liegt in den meiſten
Etwas gelernt haben.
Daß , eine
Fällen daran , daß weder
die Regierungen , noch die Unterthanen genen
auch der Hunger führt.
aus der vorhergegan
Wie die
Leşteren auf
ihren
vorigen Standpunkt zurückgehen , ebenſo geſchieht es auch von den Erſteren . Keiner will eine ernſtliche Verbeſſerung , denn ſonſt würde, doch angezogene
irgend wo der von uns ſchon einmal her
Ausſpruch
Friedrich Wilhelm
des verſtorbenen
preußiſchen
III . Wer es beſſer in meinem
Königs Staate
haben will, der fange bei ſich ſelber zuerſt an , zur Wahrheit geworden ſein ! Unbedingt haben
die Regierungen eine heilige Verpflicha
tung, für eine hinreichende Eriſtenz ihrer Unterthanen zu for gen . Dies kann nicht dadurch geſchehen , daß den brotloſen Arbeitern Beſchäftigung zugewieſen wird oder daß den Armen Almoſen ertheilt werden ; ſondern vornehmlich dadurch, daß freie Inſtitutionen erlaffen werden , vermöge deren dermann leicht wird , ſich auf die ſein
Brot zu erwerben .
der Grundſtein zum
Wem
es
es Jes
eine oder die andere Art
Ein Zwang auf dieſem
Gebiete iſt
Ruin von Volk und . Fürſt.
in einem
Lande
in materieller Beziehung gut
geht , der wird nie auf den Gedanken gerathen , eine Oppo gegen
den Landesfürſten zu
1
ſition
aus, allen Kräften
bilden , ſondern
dahin zu wirken ſuchen , daß ihm
er wird das er
239
halten bleibt, was, in ſeinem Befiß ſich befindet.
Das kann
aber nicht geſchehen , wenn er in Aufruhr gegen
die Behör
den
Hieraus
tritt.
geht nun hervor , daß die Regierungen
ihr Augenmerk vorzugsweiſe darauf hinzurichten es jedem
wie
ihrer Unterthanen
materieller Beziehung gut geht. Revolution entſtehen . nicht zu verhüten
haben , daß
wir oben ſagten
Geſchieht dieß, wird nie eine
Freilich wird bei der beſten Regierung
ſein , daß hier oder da ein revolutionärer
Kopf vorhanden iſt , der troß ſeines bürgerlichen Wohlſtan des
den Umſturz der beſtehenden
dazu auffordert; allein vereinzelt bleiben können .
keine Anhänger gewinnen ,
und ſehr leicht unſchädlich gemacht werden
Hätte der Herzog Prinzipien
Verhältniſſe wünſcht und
er wird
Joſeph von
Altenburg nach
die Regierung ſeines Landes
Rüdſicht auf die Urſachen der Revolution von men
und ſich
bemüht
haben , dieſelben
ſolchen
geführt , würde
er
1830 genom ,
aus dem
Wege zu
räumen , fo hätte er damit zugleich die Revolution ſelbſt aus dem Wege geräumt, und es wäre nie zu einem nem
Lande gekommen !
1848
in
jet
Der Nothſtand von 1846 und 1847,
nicht die Staatsumwälzung in Frankreich, hat die Revolution gemacht!
Die legtere iſt allerdings als der Impuls derſel
ben zu betrachten .
Würde die
1848 er Februar-Revolution
auch nicht gekommen ſein , die Revolution in Altenburg wäre nicht ausgeblieben !
Ein zweijähriger Hunger, zu deſſen Bez
ſeitigung nichts Weſentliches von Seiten
der Regierung
ge
than wurde und wozu freilich Zeit genug vorhanden war, ein zweijähriger Hunger, ſagen wir , mußte
zum
Umſturz
die revolutonären
des
Elemente im
Beſtehenden
führen .
Nicht
gewaltſamen
Volke, nicht die Februar-Nevolution in
Frank
reich, nicht die Unzufriedenheit mit der Perſon des Herzogs,
240
nein ! einzig und allein nur der
Hunger hat die Revolution
gemacht ! Man hatte ja nicht nur in den beiden ren mit Noth
und Elend
ſchon ſeit
Jahre 1826 geſchehen !
dem
zu
kämpfen
legten
gehabt !
Jah
Das war
Die Noth und das
Elend waren nicht auf einmal, ſondern langſam und mit ſehr bedächtigen auf eine
Schritten
berangekommen .
Verbeſſerung
Man
hatte
immer
der bürgerlichen
Erwerbsverhältniffe
gerechnet und man hatte ſich verrechnet.
Mißmuth und Un
zufriedenheit hatten ſich von
Vater auf Sohn
und wenn
nicht mehr kräftig genug war,
ein
der Erftere auch
fortgepflanzt,
Joch abzuſchütteln, das ihn drüdte, ſo fühlte der Leptere
Muth genug zu dieſem
tollkühnen
Beginnen !
Die pariſer Februarrevolution des eine ungeheure Aufregung in
Jahres
Altenburg hervor ; ach, nein !
Aufregung war ſchon vorhanden , fie kam nur zum
Ausbruch.
1848 brachte
durch jene Nachricht
Man lief auf den Straßen
zuſammen ,
theilte Fich die empfangenen Nachrichten mit den gehörigen , meiſt übertriebenen und entſtellenden Ausſchmüdungen mit. Aus dieſen zuſammengelaufenen Straßenclubs gingen bald die fogenannten Bürgerverſammlungen
hervor , um
gemeinſchaft=
lich die Schritte zu berathen , welche zur Verbeſſerung der al tenburgiſchen
Verhältniſſe führen konnten .
ſammlungen ſammlungen
nahmen raſch den Charakter von Voltsver an ; denn es gab Keinen in Altenburg , der
Dieſe Bürgerver
cht, wenn auch indirekt, von der herrſchenden Noth und dem Elende zu leiden gehabt hätte. Bei ſolchen
allgemeinen , bereits zum
Ausbruch
menen Aufregungen werden fich immer bald
gekoma
einige Männer
finden , die ſich zur Leitung der aufgeregten Volksmaffen be rufen fühlen . Meiſt find es Männer von gediegenen wiffen ſchaftlichen
Renntniffen , die auf dem
politiſchen Gebiete oft
241
nicht unerfahren
ſind.
werden populär.
Es bleibt der Regierung zuleßt nichts An
Sie gewinnen
vielen Anhang und
deres übrig, als nachzugeben und einen führer zu Miniſtern zu machen . faſt die nämlichen
Im
Verhältniſſe ein .
oder zwei der Volfs Altenburgiſchen
traten
An der Spiße der des
mokratiſchen Bewegungen befanden ſich drei Männer, die eben dadurch einen europäiſchen
Ruf erhalten haben .
Dieſe Drei
waren die beiden Advokaten Erbe und Dölipſch und Douai. Sie erſtrebten
indeß nicht etwa eine republikaniſche, ſondern
eine conſtitutionelle Staatsverfaſſung und arbeiteten mit allen ihnen
zu
Gebote ftehenden Kräften
dieſer Abſicht hin .
Am
auf die Verwirklichung
8. März 1848 beriefen ſie die dritte
Volksverſammlung, deren Theilnehmer ſchneller und freudiger zuſammen kamen , als die Mitglieder der Ständeverſammlung. Alle drei hielten feurige und aufregende Reden , die alle auf den einen Punkt hinausliefen , dem Herzoge eine Petition ein zureichen , welche ihn
von
den
Wünſchen und Bedürfniffen
des Volkes in Kenntniß ſeßen ſollte. liche Verſammelten entworfen tion
und von
wurde gewählt
Tagen
dem
Tauſenden unterzeichnet. und
die
Petition
Landesfürſten überreicht.
chen zur damaligen
Nätürlich waren ſämmt
damit einverſtanden ; die
ſchon
Petition
ward
Eine Deputa nach
einigen
Die Regenten verſpra
Zeit überall, das zu
erfüllen , was die
Völker verlangten ; es ward auch vieles bewilligt und gege ben, aber faſt mehr noch wieder genommen , ſobald ihre Macht durch die Gewalt der Waffen wieder als feſtgegründet zu be trachten
war.
In
der
dem
Herzoge überreichten
Petition
wurde auch zugleich Klage über die Miniſter geführt und ge beten , ſie ihres Amtes zu
entlaffen .
Wenn der Herzog nun
auch verſprach, fie durdy volksthümlichere Männer zu erſeßen , ſo geſchah dies doch nicht. Die allgemein herrſchende Aufre Bertraute Geſchichte. Sachſen 4. Bd. 16
242
höch
derartiges unſicheres Handeln
ein
gung gewann durch ften
Ortes nur noch an Bitterkeit ; die Verſammlungen wur
den
immer zahlreicher beſucht und die Redner ſprachen immer
heftiger und rückſichtsloſer von Fürſt und Miniſtern . Die Volksverſammlungen unterdrücken , dazu blick an
zu überwachen
oder gar zu
fehlte es der Regierung für den Augen
jeglicher Macht und wahrſcheinlich auch
So vergingen
einige Monate.
an Muth .
Die Miniſter hatten
immer
von Neuem verſucht , ſich auf ihren Poſten zu halten , was indeß geradezu eine Unmöglichkeit war. Endlich erklärten dieſelben am
24. Mai fich bereit, ihre Portefeuilles nieder
legen zu wollen , da beſigen ſcheinen .
ſie das Vertrauen des Landes nicht zu
In der
That, es
chien nicht nur ſo, fon
dern es war faktiſch, daß ſie von allen Seiten mit Mißtrauen betrachtet und beobachtet wurden , wozu allerdings die Herren
Erbe, Dölißſch
Der Herzog nahm ner an
und Douai nicht wenig beitrugen .
die Entlaſſung ſeiner höchſten Staatsdie
und bildete aus dem
niß und dem Miniſterium .
drei
geheimen
Juſtiz - Amtmann
Jefe
Juſtizrath von aus Roda
Pla
ein neues
Daſſelbe trat ſeine Funktionen mit einer Proclamation an das altenburgiſche Volt an . lich gewarnt vor dem
Mißbrauch
In derſelben wurde väters der
bisher vom
Herzoge
gewährten Freiheiten , beſonders aber vor dem Mißbrauch der Preſſe .
Die
Nation wurde auch aufgefordert, dem
Miniſterio nicht von zu
kommen und deſſen
als Zeichen
vornherein
mit Mißtrauen
neuen entgegen
für nöthig erachtete Maßregeln nicht
einer Gegenrevolution zu
betrachten .
Das Volk Altenburgế wäre in ſeiner Maſſe mit dieſen Erklärungen ficher zufrieden geweſen , mehrmals genannten
Führer.
nicht ſo ſeine ſchon
Namentlid
trat der Advokat
243
Erbe als ein entſchiedener Gegner des neuen Staatsmini ſterii auf: In jeder Zeile erblickte er eine Verkümmerung der ſo lange vorenthaltenen
und
jegt endlich
empfangenen
Freiheiten , und er forderte unverholen feine Anhänger auf, mit ihm
gemeinſchaftlich über dieſe Freiheiten zu wachen .
Die
Bewegungen
im
Herzogthum
Altenburg nahmen
durch den Wechſel der Miniſter keinen friedlicheren , im Gegen Charakter
an .
Dies geſchah freilich nicht nur , weil das Volt ſelbſt im
Ge
theil,
einen
womöglich
gefährlicheren
noch
fühl feines ſo lange Zeit angeblich verlegten Menſchenrechtes ſich plöglich
durch den
in
ihm
wohnenden Muth
fühlte, obgleich auch dieſer Faktor ſeinen
beſonderen Antheil
daran hatte , ſondern vornehmlich durch die in ſtaaten vorhandenen revolutionären In
den von
gehoben
den
Nachbar
Beſtrebungen !
Erbe , Dölipſch und Douai abgehaltenen
Volksverſammlungen ging es
immer ſtürmiſcher her.
Das
Miniſterium , das man , mindeſtens theilweis , das Miniſterium der That nennen kann , ſah ſich endlich zu außergewöhnlichen Maßregeln
genöthigt, da
die freundſchaftlichen
Warnungen ,
ſich vor Mißbrauch der errungenen Freiheiten zu hüten , audy nicht den geringſten
Erfolg gehabt hatten .
Vorerſt wurden alle von der Armee beurlaubten Mann ſchaften zum
ſtehenden Heere wieder eingerufen , um , wie das
Miniſterium
kein Geheimniß
hin offen den
daraus machte und wie ohne
auf der Hand lag , den
anarchiſchen
zu können .
im
Lande fich kundgeben
Beſtrebungen mit Nachdruck
entgegentreten
Solche Maßregeln , wenn fie nicht wirklich mit
Nachhaltigkeit durchgeführt werden können , verfehlen Regel nicht nur ihren das Gegentheil von dem zu können glaubte.
in der
Zwed , ſondern bringen häufig hervor , was man
auch
damit erreichen
16 *
244
Dieſer nämliche Fall trat auch im Kaum
auch ſchon die heftigſten gen
Altenburgiſchen ein !
war die Abſicht des Miniſterii klar
begannen .
Debatten in den Volksverſammlun
Vorzüglich war es der
Mann von entſchieden großem Anhänger zum
geworden , als
Advokat Erbe, ein
Talent, der zornentflammt ſeine
unbedingteſten. Widerſtande aufforderte.
„ Bürger Altenburgs," ſagte er mit donnernder Stimme, „ man
zieht das Militair
ſchreiten !
zuſammen , um
gegen und einzu
Unſere Söhne follen uns ſelbſt, ihre Väter und
Brüder, todtſchießen , weil man nicht den Willen hat, unſere gerechten
Man
Forderungen zu befriedigen !
hat uns jahres
lang geknechtet und man will uns noch weiter knechten ! Frei geborene Menſchen Sklaven
follen
zu Sklaven
gemacht werden , zu
eines Einzigen , der ebenſo , wie wir , nackend zur .
Welt gekommen iſt, der in demſelben Zuſtande, wie wir, die Welt dereinſt wiederverlaffen wird !
Das neue Miniſterium
handelt noch unverantwortlicher, als das alte ! ſtürzt werden !
Es muß ge
Nieder mit den Miniſtern !"
Und in wilder Aufregung antwortete die Maſſe
ein
ſtimmig :
Nieder mit den Miniſtern ! „ Wir müſſen," fuhr der Redner mit erhobener Stimme fort, ,, in
einer Sturmpetition dem
Herzoge unſere Forderun
gen vortragen ! Wir wünſchen jegt nicht mehr, wir fordern unſere alten gewaltſam uns entwendeten Rechte zurück ! Sol len wir denn bloß dazu
vorhanden
ſein , die Steuern zu be
zahlen , wegen deren wir oft hungern und uns der Erecution aus: gefegt ſehen müſſen ? Ich dächte, wir haben nicht nur Pflich ten zu erfüllen , ſondern audy Rechte zu beanſpruchen , die ebenſo heilig ſind , wie die Rechte der Fürſten ! Dieſe Rechte werden uns verkümmert, ſind uns immer verkümmert worden !
245
Ich habe nichts dagegen , es muß Jemand an der Spiße eines Landes ſtehen , der daſſelbe regiert; aber es iſt ſeine vornehmſte Pflicht, mit Gewiſſenhaftigkeit darüber zu wachen , daß dem Volke ſein Recht werde ! Mit Kartätſchen und Bajonneten läßt fich dieſes Recht nicht überwachen , ſondern vernünftige Gefeße müſſen die Grundpfeiler deſſelben bilden ! Man will jest das Militair zuſammen ziehen , um uns niederfchießen zu laſ fen , als wären wir tolle Hunde !
Der Herzog weiß von die
ſen tyranniſchen Maßregeln Nichts !
Ich glaube , er hat den
beſten Willen , unſer Glück und unſern Wohlſtand zu begrün den ; allein er verläßt fich zu ſehr auf ſeine Miniſter, die uns ſern Untergang herbeiführen wollen .
Es iſt deshalb noth
wendig, daß wir den Landesfürſten aufklären über den Miß brauch der Macht, welche den Miniſtern übertragen worden iſt.
Vereinigen wir uns zu einem
ziehen wir hin zum
herzoglichen
abgerundeten Sanzen und Schloſſe ."
In dieſer Weiſe ſprach der Redner noch eine lange Zeit fort ; möglich iſt's, daß er andre Worte gebraucht, ein andrer Sinn aber hat in
denſelben nicht gelegen .
Wir wollen kein
Urtheil über die altenburgiſchen Volksbewegungen fällen , das hieße , den Wir wollen maligen
Zweck
unſres Wertes
aus den
Augen
verlieren .
keine Kritik, ſondern nur eine Geſchichte der das
Zeit liefern
und müſſen
die
Erſtre
Andren
über
laſſen . Die Sturmpetition , von welcher der Advokat Erbe get ſprochen , war auf den fächlich durd Man
die
hatte um
17.
Juni feſtgeſegt, und war haupt
Thätigkeit des Miniſterii hervorgerufen .
die Entfernung des Militaire
gebeten
und
dieſe Bitte war, wie natürlich, rundweg abgeſchlagen .
In
dieſer Macht lag noch die einzige Sicherheit des regierenden Fürſten .
246
Die Sturmpetition kam dhem
nicht zur Ausführung, aus wel
Grunde, iſt nicht recht bekannt geworden ; möglich , daß
man ſich von
derſelben
auch
keine weſentlichen Erfolge ver
ſprach oder daß man ſie als Einſchüchterungsmittel nicht für ausreichend hielt.
Der lektgenannte Umſtand ſcheint, wenn
man einen Blick auf die nächſten Schritte des altenburgiſchen Volkes wirft , der allein maßgebende geweſen
zu ſein .
In
einer neuen Volksverſammlung wurde ein anſcheinend kräfti geres Mittel berathen und zum viel uns erinnerlich, iſt ein andren
Lande zu
Beſchluß erhoben , und ſo
auch nur
ähnliches
jener Zeit vorgekommen .
beſtand nämlich darin , den Herzog bei
bei
ſeine Miniſter
Landes zu
verklagen , wegen gewiffenloſer
der Ständeverſammlung des Verwaltung der
Bei derartigen Beſtrebungen des
konnte weder der Herzog , noch fein Miniſterium
Landes
der bisherigen theilweis noch nachgebenden Trat
keinem
der Reichsverfamm
lung und
ihnen übertragenen Macht.
in
Dieſes Mittel
auf Seiten
der Nation
in
Ruhe verharren .
eine ſolche bedenkliche
Ent
ſchiedenheit ein , durfte dieſe auch auf Seiten der Regierung nicht fehlen !
Von
einem
ferneren
Nachgeben
konnte
keine
Rede mehr ſein .
Nur eine Regierungsmacht kann
Lande exiſtiren .
Erhielt das Volk die Uebermacht, mußten
der Herzog
und deſſen Miniſter
fiſche 1789 ſtand
erwartet hatte.
einem
gehorchen und das franzö
vor der Thür und zwar
wo man es , feines geringen
in
in
einem
Umfanges wegen , am
Lande,
wenigſten
Das Volk ſelbſt vermuthete übrigens ein ent
( chiedenes Auftreten von ſeiner Gegenparthei und beſtimmte deshalb
die Bewachung des herzoglichen Schloſſes , um
eine
etwaige . Flucht des Hofes oder die Abſendung von Fourie ren , Behufs Herbeiführung von fremdem Militair zu verhin dern .
In der Nacht zum
17.
Juni wurde das Schloß tau
247
fenden , allerdings
unbewaffneten , Bürgern
umringt.
Die
Lage des Landesfürſten war dadurch eine überaus kritiſche, fogar
gefährliche geworden .
gegen
die wildentzügelten
einſchreiten
zu wollen !
Es wäre Wahnſinn
Der Tod aller zum Hofe gehörenden
Perſonen wäre gewiß geweſen . halb, um
Das Miniſterium
berief des
der herrſchenden Aufregung einen Ableiter zu
den Landtag zuſammen . Döligich und
durch die Wahl
geworden .
Am
Nation
Das Volk war dadurch
beruhigt und zog ſich
Dies hatte das Miniſterium
der
17. Juni Abends em
pfingen ſie die Einberufungsſchreiben . einiger Maßen
geben ,
drei genannten Herren Erbe,
Die
Douai waren
Mitglieder deffelben
zurüd .
geweſen ,
Volkshaufen offen und gewaltſam
vom
Schloſſe wieder
gewünſcht.
Nun hatte
es freieren Spielraum und konnte zur Sicherheit des Herzogs die nothwendigen
Maßregeln
Verhaftsbefehle gegen am
treffen .
Hierzu
die drei erwähnten
gehörten die
Volksredner, die
18. Junt frühmorgens bereits erlaffen wurden .
hörte in der
Es ge
That viel Courage dazu , dies Wagniß zu un
ternehmen , allein
ohne Muth war auch
Regierung überhaupt nicht zu
zu
jener Zeit eine
führen .
Durch den Erlaß der Verhaftsbefehle hatte die altenbur giſche Regierung fich eines falſchen Mittels bedient , wie wir ſogleich ſehen werden .
Kaum
hatte ſich die Nachricht davon
unter das Volk Bahn gebrochen , als auch ſofort eine unge heure und vollſtändig
allgemeine Aufregung
Wüthendſten durchrannten dem
brüllenden
Rufe
aus ihren Häuſern , um
Zu
eintrat.
Die
die Straßen der Hauptſtadt mit den Waffen !" . Alle ſtürzten
zu hören , was es gäbe ; als ſie 'nun
dié Verhaftung ihrer halbvergötterten Redner erfuhren , grif fen fie zu läuteten .
den
Waffen , während Andre die Sturmglocken
Innerhalb einer
kurzen
Zeit war
die Stadt mit
248
Barrifaden Das
förmlich überfäet.
Es war aber Alles zu ſpät.
Voll hatte ſich überliſten
Einberufung des Landtages ſterium
hatte dadurch
laffen .
Es war durch
getäuſcht worden .
mehr
Freiheit
in
bekommen und dieſelbe benußt, aus dem mittelft
der
leipziger
Eiſenbahn
Schüßen herbeikommen zu laſſen .
die
Das Mini
feine Handlungen Königreich Sachſen Mann
1000
fächſiſcher
Das ganze altenburgiſche
Volt war wie vom Blig getroffen , und wurde es noch mehr, auch
als
von
Zwiđau
eine Abtheilung
Füfeliere
Grimma und Rochliß einige Schwadronen zur Säuberung der Straßen eintrafen . Süßen
beſepten
vor allen
und von
leichter Savalerie
Die tauſend fächfiſche
Dingen den
Bahnhof , um
die
Demolirung der Eiſenbahn zu verhindern . Die Erſtarrung des Volkes währte übrigens nicht lange. Plößlich , als geſchähe es auf Verabredung, eilte Alles mit den Waffen
in der Hand auf die Barrikaden , um
das, was
ihnen verweigert wurde , mit Gewalt zu ertrogen . Zu glei: cher Zeit hatten auch ſie daſſelbe gemacht, was die Regierung gethan
hatte, nämlich Kouriere nach verſchiedenen Ortſchaften
abgefandt, um
das Volk nach Altenburg zu entbieten .
Von
Schmöln, Ronneburg, Wintersdorf, Meuſelwiß und anderen Städten kamen die Wehrmannſchaften 1
bei,
um
die
Stadt und
die
in
Rechte
großen Zügen her
des
Volkes
zu
ver
theidigen . Es ſah ziemlich burg
aus.
gegenüber , um zu wahren .
kriegeriſch in der Reſidenzſtadt Alten
Zwei gewaltige Partheien ihre angeblichen
Die
Eine hatte
ſtanden
ſich einander
Rechte mit allem
Nachdruc
Furcht vor der Anderen
und
Beide ſehnten ſich deshalb nach einer gütlichen Beilegung des ganzen Berwürfniſſes.
Von Seiten
der Regierung war ein
entgegenkommender Schritt nicht zu
erwarten , deshalb ent
---
249
fcloß
fich die Volksparthei zur Abſendung einer
putation an den Herzog , um lang auch vollſtändig.
Bürgerde
gütlich zu vermitteln.
Es ge
Der Advokat Erbe erhielt ſeine per
ſönliche Freiheit wieder, womit die Parthei ſelbſt ſchon unge mein viel gewonnen hatte.
Den Herren Dölipid
und Douai
wurde auf Handgelőbniß verſichert, daß ſie auf freiem bleiben ſollten .
Fuße
Hierbei konnten indeß beide Partheien noch nicht ſtehen bleiben . Sie befanden ſich noch immer auf Kriegsfuß und die erſte paſſende oder nicht paſſende Gelegenheit, ja , ein ein faches Mißverſtändniß , woran das Jahr 1848 ohnehin keinen Mangel hatte, konnte zu einem ſchen
blutigen Zuſammenſtoß zwi
Fürſt und Regierung führen .
beiden Seiten , und da auch
Das erkannte man
auf
auf beiden Seiten der Wunſch
nach ruhiger Abwicelung der Verhältniſſe der vorherrſchende war und fein mußte, ſo führten die demnächſt eröffneten Un terhandlungen zu einem
friedlichen Reſultat, das jeden
auch das Beſte war. Mochte man auf Seiten
Falls
der Regierung
oder auf Seiten des Volkes fiegen , das blieb ſich im Grunde genommen ganz gleich . In beiden Fällen koſtete es manches Menſchenleben den .
Außerdem
und manche Familie wäre dadurch ruinirt wor aber war auch nocy wohl zu bedenken , daß
wenn die Regierung Sieger in dem keine Sympathien im würde
ihre Dauer
Rampfe blteb, fie dadurch
Volke erweden konnte und ohne dieſe immer in
Frage
geſtellt
geweſen
ſein.
Siegte aber das Volk, ſo würde dieß nur ein Scheinfieg ge weſen lit in
ſein , da die übrigen
Fürſten Deutſchlands eine Repub
threr Mitte niemals dulden werden ; ſie hätten
über kurz oder lang wiederum
alſo
einen Fürſten bekommen und
es war , gar nicht zu verkennen , daß dann auch die Schuldigen beſtraft worden wären .
250
Dies Alles modhte man von beiden Seiten wohlweislich ſo
erwogen haben , da ſonſt unmöglich zwiſchen
den
feindlichen Mächten
raſch eine Einigung
erzielt ſein
würde.
Am
19. Juni ſchon verſprach die herzogliche Regierung, das fremd herrliche Militair entfernen und das inländiſche auf den ge wöhnlichen Garniſonſtand zurückführen zu wollen ; außerdem wurde noch der republikaniſch gefinnte Cruziger zum Miniſter erhoben . Am rufenen
21. Junt wurden die Mitglieder des zuſammen ' bes Landtages
Tage eröffnet.
vereidigt
An
dem
und der Leştere am
nämlichen
Tage erſchien
umfaffende Amneſtie für Alle , welche ſich betheiligt hatten .
auch eine Aufſtande
Dieſe Amneſtie war ebenſo für den Her
zog , als für das Volk zu Erſchien
an dem
nächſten
einer Nothwendigkeit geworden .
ſie nicht, dann hätten weder die Gefängniſſe, noch
die finanziellen Mittel des Herzogthums ausgereicht, die Schul digen zu beftrafen , da
das ganze Volk
nicht einer Ausnahme
ſidy den
gen angeſchloſſen und dem Gehorſam Der
vielleicht mit auch
revolutionären Bewegun
angeſtammten Landesfürſten
gekündigt hatten . Landtag
beſchäftigte
fich
hauptſächlich mit
Schickſal der brotloſen Arbeiter, weil man von ihnen ften eine Empörung erwarten zu müſſen gen
den
glaubte.
am
dem ehe
Nach lan
Debatten, die wiederzugeben , es uns an Raum
gebricht,
wurde beſtimmt, daß die ohne Arbeit fich befindenden Arbei ter beſchäftigt werden ſollten und daß die herzoglichen Staats faffen
Behufs
von funfzehn
Durchführung dieſes Tauſend
Vorhabens ein
Thalern herzugeben haben .
Kapital Die Ver
treter der Staatsregierung, die hauptſächlich von dem fter Cruziger
geleitet wurden , erklärten
Mini
fich ohne Widerrede
damit einverſtanden , was ſie auch ſehr leicht konnten , da die
251
erforderlichen Mittel ja nicht von ihnen , ſondern vom felbſt aufgetrieben werden mußten.
Reichten
Volke
die vorhandenen
Kaſſenbeſtände nicht aus, dann würde eine neue Steuer dies ſem
Mangel ſehr bald abgeholfen haben .
Der Miniſter gehalten .
Jefe hatte ſich
September
noch bis zum
Seine Anſichten mit den Anſichten
feines Kollegen
Cruziger disharmonirten aber ſo gewaltig, daß
ſeines Blei
bens nicht länger war.
Die von ihm eingereichte Dimiſſion Herzoge angenommen , der den Miniſter Sonnen
ward vom falb
feine Stellung
in
nahm
erſt am
übernahm
einrücken
ließ . ' Herr von
Planiß
9. November feinen Abſchied ; ſein Portefeuille
der Graf von
Beuft.
Nach und nad
kam
wie
der Alles ins alte Geleiſe ; Ruhe und Beſonnenheit kehrten zurück .
Dennoch war dem Herzoge das Regieren dergeſtalt verleidet worden , daß er ſich entſchloß , freiwillig abzudanken
und die Regierung an
ſeinen
Die Uebergabe fand am nämlichen nieder.
Bruder Georg zu
übergeben .
30. November 1848 Statt.
Zeit legte auch
Cruziger ſein
Zur
Amt als Miniſter
Auch er mochte eingeſehen haben , daß felbft mit einer
republikaniſchen Geſinnung es immer eine mißliche Sache iſt, Miniſter in
einem
in Aufregung begriffenen Staate zu ſein .
Der auch in allen übrigen
deutfdhen Staaten fo oft vorges
kommene Miniſterwechſel lag wohl hauptſächlich an dem ſtande , daß die Herren des zu
Fürſten mit den vereinen .
es nicht verſtanden , die
Intereffen
Um :
Intereſſen
der Unterthanen harmoniſch
Schwer mag dies allerdings ſein , unmöglich
aber ſicherlich nicht.
Entweder gehen ſie
zu weit nach der Seite des Regenten oder nach der Seite des Volkes hinüber. 1
Wer es nicht verſteht , die richtige Mitte zu halten , für den iſt es freilich immer beffer, die Stellung ganz zu als fie mangelhaft auszufüllen .
Bedächten
verlaffen ,
das alle Diejeni
252
Amte betraut werden , dann würde es
gen , welche mit einem
die Welt ſtehen .
fürwahr beſſer um
In Stelle des Herrn
Cruziger trat
Hans Konen von der Gabelenß , ein ausgezeichnes ter deutſcher Sprachforſcher , eine politiſche Größe, ein Mann ! Derſelbe wurde am
13. October 1807 in
edler
der Stadt
Altenburg geboren und erhielt ſeine erſte wiſſenſchaftliche Bil dung auf dem
daſelbſt befindlichen Gymnaſium .
außerordentlicher
Fähigkeiten
und ſchneller
gelang es ihm , ſchon mit achtzehn abzugehen .
Im
Beſiße
Auffaſſungsgabe
Jahren zur Univerſität
Zuerſt wählte er Leipzig , ſpäter Göttingen , um
Kameralta
und Rechtswiffenſchaft zu ſtudiren . Im Jahre 1829 trat er in den Staatsdienſt des neugegründeten Hers
zogthums Altenburg und wurde im ſchon zum
Kammeraſſeſfor, 1831 zum
rungsrath ernannt. ten
darauf folgenden
vorgekommen .
Ein
Jahre
Rammer- und Regie
ſchnelleres Avancement iſt wohl ſel
1843 ward
er geheimer Kammer- und
Regierungsrath . Seine Verdienſte als deutſcher Sprachforſcher erkannten bald alle wiſſenſchaftliche Notabilitäten des In- und Auslan : des an . 1846 wählte ihn die zu Leipzig neu hergerichtete
Akademie der Wiſſenſchaften zu während er zu gleicher Zeit von daſelbſt zum
von
ihrem
ordentlichen Mitgliede,
der philoſophiſchen
Fakultät
Doktor ernannt wurde.
Bald ſprach Deutſchland nur mit der größten Achtung einem Manne , der bereits fo Ausgezeichnetes geleiſtet
hatte und man beeilte ſich von
verſchiedenen Seiten , dieſer
Hochachtung einen entſprechenden
Ausdruck zu verleihen .
erhielt er z. B. ſchon im tor der Univerſität zu
So
Jahre 1844 einen Ruf als Kura
Jena , den er jedoch ablehnte, wogegen
253
er die 1847 auf ihn gefallene Wahl zum Landmarſchall im Weimar annahm .
Großherzogthum
Aber nicht blog bei den Fürſten und den gelehrten Kor porationen war Herrn von der Gabeleng's Ruf als begründet zu betrachten ; ſondern er hatte auch ganz unabſichtlich
be
reits eine ſo große Popularität gewonnen, daß er ſogar 1848 zum
Mitgliede des Vorparlaments
in
Frankfurt am
Main
gewählt wurde, wohin er auch abging und daſelbſt für die fächſiſchen Herzogthümer in die Zahl der ſiebzehn Vertraueng männer eintrat.
Später wurde er interimiſtiſcher Bundes
tags-Geſandter bis zur Auflöſung des Bundestages im 1848.
Zurückgekehrt nach Altenburg , ernannte ihn das all
gemeine Vertrauen , das ihm in ſo hohem Grade zu nem Vaterlande . Leider hat ſeine Minifter nur bis zum dauert.
Juli
vom
Herzoge und vom
Theil wurde, zum Miniſter
Volke in
ſet
Thätigkeit als ſachſen - altenburgiſcher Monat Auguſt des
Sein Abgang , der freiwillig
Jahres 1849 ge
erfolgte , war ſowohl
für Fürſt, als Volk von Nachtheil, und man hätte Alles ver ſuchen ſollen , ihn zu feffeln . lich befähigten Mann ein
Selten wird man
einem
ähn
Portefeuille übergeben können .
Sein landmarſchall- Amt hatte in Folge des damals neu erſchienenen Wahlgefeßes für
das
ebenfalls ſeine Endſchaft erreicht. litiſch nicht unthätig . tenhauſes für
Großherzogthum Troßdem
Weimar
aber blieb er po
1850 ging er als Mitglied des Staa
Altenburg zu
dem
erfurter
Parlament,
und
1851 wurde er von der Landſchaft des Herzogthums Alten burg einſtimmig zu ihrem
Präſidenten gewählt.
. IV .
(1848–1853.) Vierund z wa nzig te $ Georgs Regierungsantritt.
Ka p i t'e 1.
Koſten der Einquartierung.
Die alten
burgiſchen Gruppen in Schleswig -Holſtein und ihre Rückkehr. – Eine Para lele zwiſchen Georg von Altenburg und Beorg von Meiningen -Hildburghau fen . Rückſchritte. Das Perſonal - und das Bewerbeſteuergeſek . Das Wahlgeſek vom 8. Auguſt 1850. Beitritt zum deutſchen Bollverein . Dimiſſion des Grafen Beuft. Herr von Lariſch als Premier -Mini fter . – Georg ernennt den Erbprinzen Ernſt zum Mitregenten . — Georg ftirbt. Am
30. November 1848, dem
Tage der Abdankung des
Herzogs Joſeph, trat ſein Bruder Georg die Regierung Al tenburgs an. Es war eine wilde Zeit damals, für welche Herzog
Joſeph durchaus nicht geeignet ſchien und weshalb er
dann auch lieber auf die Regierung ganz und gar verzichtete. Jeden Fals handelte er ſehr klug daran . nicht glänzenden
finanziellen
Die ohnehin ſchon
Verhältniſſe des Staates muß
ten unbedingt durch die Bewegungen des
Jahres 1848
und
die dadurch nothwendig gewordenen Anordnungen noch mehr zerrüttet werden .
Die Tauſend Mann von Leipzig herbeige
kommene fächſiſche Schüßen , ebenſo die aus
Füſelier -Abtheilung
Zwidau und die Kavalerie von Grimma und Rochlig
255
erhielten
Befehl, einſtweilen noch im
Eiſenbahnen
Lande zum Schuße der
und der herzoglichen Familie zu bleiben .
Das.
war eine große Laſt für das Land. Auf Unterſtügung des Volkes konnte unter den obwaltenden Umſtänden wenig oder gar nicht gerechnet werden , da
vor allen
Dingen
dahin
zit
wirken war , daſſelbe in die gewöhnliche Ordnung zurückzu führen . Das würde aber ſicher nicht geſchehen ſein , hätte man daſſelbe mit einer außerordentlichen Steuer zur Deckung der durch die Einquartierung entſtandenen Koſten belegen wollen . Es wurde überhaupt auch gar nicht der Verſuch dazu gemacht.
Dieſe Koſten
2. October 1848 bis zum 214,783 Thalern . dazu unter
betrugen in
dem
Zeitraum
vom
1. Auguſt 1849 die Summe von
Die Staatsfaſſe lieferte 133,000
Thaler
der Bedingung eines Vorſchuffes , was für die
Vermuthung fprach, daß endlich doch die Nation das Ganze zu
tragen
haben
werde.
24,963
kaſſe beigeſteuert und 57,000
Thaler
hat die Reichs
Thaler war Altenburg
ſchul
dig geblieben , find aber ſpäter richtig bezahlt worden. Herzog Georg hatte alſo in finanzieller Beziehung keine günſtige Ausſichten , als er die Regierung von ſeinem übernahm . im
Aber nicht blos auf dieſem
Bruder
Gebiete, ſondern auch
bürgerlichen Verkehr ſah es noch gar traurig aus.
Volks
verſammlungen , Straßencravalle und Barrikaden waren frei lich verſchwunden ,
die Revolution
Sie gährte in den einmal erhigten
felbſt indeß
noch
nicht.
Gemüthern fort, die ſich
nur aus Furcht vor der
– mindeſtens für Altenburg – ent falteten impoſanten Militairmacht ruhig verhielt. Es iſt immer
ein kiglich Ding , fich todtſchießen zu laſſen , zumal da man die Ueberzeugung haben muß , dadurch für ſich ſelbſt gar nichts gewinnen zu können , und blos für die Nachwelt zu arbeiten , das
hieße von
dem
altenburgiſchen
Geldjack
doch zu
viel
256
verlangen.
allerdings auch dort vorhanden
Einige mögen
geweſen ſein , welche gern den Märtyrer geſpielt hätten wenn dergleichen überſpannte Köpfe findet man überall fich die Gelegenheit dargeboten
habe würde.
Da aber die
Gelegenheit nicht fam , fo verſchwand dieſe ritterzeitliche Sucht oder beffer , fie kam vernünftig gethan
gar nicht hervor , woran hat.
Wir haben
ſie auch Fehr
Nichts dagegen : man
1
kann ſo viel Muth befißen , ſich für eine Idee aufzuopfern , vernünftig auch hierzu
iſt es jedoch vielfach
in
keinem
die Beweiſe.
ten , wenigſtens hätten
wiſſen
Fall!
1848
liefert uns
Männer , die wohl wuß
müſſen , daß ihre erſte und
hauptſächlichſte Pflicht darin beſtand, fich ſo lange, "wie mög lich für Gattin und Kinder am fich begeiſtert, ihr Leben
Leben zu erhalten , fühlten
der Freiheit zum
Opfer darzubrin
gen ; wodurch ihre Familie in Noth und Elend geſtürzt wer den mußte.
Trat dieſer
Fall nun aber wirklich ein , war ſo
viel Vermögen vorhanden , daß er überhaupt nicht möglich werden konnte, ſo verurſachten jene Märtyrer ihren Angehö rigen doch ſo viel Sorgen , Kummer und
Thränen , daß da
durch ihre Aufopferung ungemein an Werth verliert. Neußerlich war alfo Altenburg ruhig, im Das wußte Herzog
Georg ſehr
gut.
Wenn
auch nicht bekannt geweſen wäre, die finſteren
Innern nicht. es von
ihm
aber
innerem
Ingrimm zeugenden Geſichter vieler ſeiner Unterthanen hät ten es ihm geſagt. Georg beſaß viele Energie, aber nur geringes Herrſcher Würde Beides verbunden bei ihm gefunden worden
talent.
ſein , er hätte binnen Kurzem frieden machen können.
ſein Volk glüdlich und ſich zu
Es iſt freilich wahr, daß die Klein
ſtaaten Deutſchlands wenig nach eigenem Ermeſſen thun dür fen , fobald es
ſich um
die Wohlfahrt und Sicherheit von
257
ganz Deutſchland handelt .
Die Großmächte ertheilen in Form
von Rathfchlägen die nothwendigen
Inſtruktionen
und haben
hinreichend Macht , über die pünktliche Befolgung dieſer In ſtruktionen zu wachen .
Wenn es überhaupt ſchon
ſonders angenehme Sache iſt, Fürſt zu
keine be
ſein , da man es nie
mals Allen recht machen kann , ſo iſt es dies aber noch weit weniger, wenn man eg in
einem
kleinen Staate ift.
halb haben auch einige Fürſten in den legten zehn willig
Land und Unterthanen
getreten .
an einen
Deg:
Jahren fret
größeren Staat ab
Sie muß man unzweifelhaft als klug bezeichnen .
Herzog Georg benugte den
ſchleswig -holſteiniſchen
Feld
zug, um
die revolutionären Elemente feines Staates zu lich :
ten und
den
übrig Bleibenden zugleich eine Gelegenheit zu
bieten , ihren
Geiſt . fern
vom
Vaterlande
zu
beſchäftigen .
Dieſe Maßregel muß er jeden Falls für beſſer und zweckent ſprechender erlaſſen
gehalten
hättte.
haben , als wenn er freifinnige Gefeße
Ja , fie geſtattete ihm
ſogar, die bereits vor
handen zu beſeitigen oder mindeſtens doch ſo umzugeſtalten , daß fie keine Aehnlichkeit mit ihren früheren Inhalten mehr hatten . Als die altenburgiſchen Truppen aus Schleswig-Holſtein am
12. Auguſt 1849 nach ihrer Heimath zurückkehrten , hatte
das Herzogthum
beinahe wieder
das Anfehen
von
1826 .
Zwar waren noch immer einige Bürger-Clubs vorhanden , in denſelben den
wurde aber nicht mehr vom Umſturz der beſtehen
Verhältniſſe, ſondern nur von einem
Reformiren derfel
ben auf dem geſeßlich vorgeſchriebenen Wege in fehr beſcheide ner Weiſe geſprochen . Dieſe gänzliche und augenſcheinlich zu Gunſten der Regierung eingetretene Veränderung wird man weniger der allerdings umſichtigen Geſchäftsleitung des Staats miniſteriit , als vielmehr dem Umſtande zuzuſchreiben haben , daß ein ſo ſchnell aufloderndes Feuer, wie die Revolution des Vertraute Geſchichte. Sachſen . 4. Bd.
17
258
altenburgiſchen Volkes, niemals von langer Dauer ſein wird, noch kann . des
Dies finden wir nicht nur bei den Bewegungen 1848 in allen deutſchen Staaten , ſondern auch
Jahres
bei ſämmtlichen Volfsempörungen
in andren Ländern , von
denen uns die Geſchichte Mittheilung macht, beſtätigt.
Daß
ein ſo ſchneller Rückgang der aufgeregten Gemüther eintritt, kommt immer daber, daß die bürgerlichen Gewerbe in's gerathen
Stocken
und keinen
Menſchen mehr genügend er
nähren können , beſonders da ſämmtliche vermögende Leute ihr Geld an ſich behalten , um
im Fall der Noth jeder Zeit im Stande zu ſein , ein Land zu verlaſſen , wo anſcheinend nicht
nur ihr Befiß, fondern
auch ihr Leben gefährdet iſt.
Es iſt bekannt genug, daß Revolutionen meiſt nur von der ungebildeten
Klaſſe eines Volkes gemacht werden ; wir
ſagen meiſt,
denn es giebt auch hier, wie überall , Aus
nahmen . führen
Die Gebildeten rufen fie hervor , die Ungebildeten
ſie aus ; ſie ſind immer diejenigen , welche die Koblen
aus dem
Feuer zu holen haben ; baber
diejenigen , welche Folgen
am
empfindlichften
berührt werden und von
ſind auch ſie immer von
den
den guten
ſchlechten
Folgen nichts
bemerken , oder wenn ſie dieſelben bemerken , dod außer Stande find, fie
zu
ihrem
kommt nur denen
Vortheil zu
benußen .
Die Benupung
zu , welche die Revolution hervorgerufen .
ſchlechten Folgen
gehört dann auch vornehmlich die
Stockung des allgemeinen
Geſchäftsverkehrs. Um dieſelbe zu
Zu den
beſeitigen , erkennen ſie ihren Rücktritt von der Widerſtands parthei für eine Nothwendigkeit an ; fie treten
zurück und
die frühere Ruhe bringt auch wieder Lebendigkeit in das Ge ſchäftsleben .
Sie ſind wieder im
milien zu ernähren .
Stande fich und ihre Fa :
Das allgemeine Vertrauen iſt zurückge
kehrt und die liegen gebliebenen Arbeiten beginnen von Neuem .
259
Die Regierung hat, wenn es erſt ſo weit wieder gekommen iſt, ein leichtes Spiel.
Einige wenn auch nur ſcheinbar frei
finnige Berordnungen , bewirken dem
ehemaligen
rend man
geſeblichen
die vollſtändige Rückkehr zu
Zuſtand des Landes, und wäh
Jene erläßt, kann man auch ohne jegliche Gefahr
diejenigen Bewilligungen , welche die Revolutionsparthei bet der Sdywäche der
Regierung zu ertroßen
durch neue Erlaffe beſchneiden
oder
+
im
Stande war,
je nach Bedürfniß
auch ganz beſeitigen . Mag ein in
Staat noch ſo freiſinnig
ſeiner Verwaltung ſein , immer wird
miren
etwas zu
Daſſelbe war auch im
übrig bleiben .
Altenburg der Fall .
und volksthümlich
Dennoch geſchah nichts Weſentliches.
jenige Miniſter , welcher entſchieden
refor
Herzogthum Der
für eine Fortſchrittsregie
rung ſtimmte, Herr von der Gabelenß, konnte mit ſeinen. An fichten
nicht durchgreifen , ſondern
Amtskollegen , als auch beim
ſtieß
ſowohl bei ſeinen
Herzoge Georg auf ſo vielfachen
Widerſtand, daß er fich endlich, im Monat Auguſt 1849, wie wir bereits angedeutet haben , genöthigt fab; feine Dimiſſion einzureichen , welche zum nommen wurde.
Nachtheile des Landes leider ange:
Wir haben
von der Gabelent
früher ſchon geſagt, daß Herr
fich nicht nur im Beſit
beſonders hervor :
ragender Fähigkeiten und ungewöhnlicher politiſcher Geſchide lichkeit befand, ſondern
bei Uebernahme des Portefeuilles auch
den nen
redlichſten Willen
-
ten
indeß zur damaligen Zeit nicht, daß
mitbrachte.
Fürft und Volk gleich treu zu die=
Die Regierungen im
Miniſter von Nußen ſein
Allgemeinen glauba ihnen ein
ſolcher
könne, ſondern ſie nur veranlaſſen
würde , ihren Unterthanen Konzeſſionen zu machen , wodurdy ihr durch Erbſchaft und Geburt erworbenes Recht geſchmälert werden
könnte .
Dieſe
Anficht ift , nach
unſerer Meinung, 17 *
360
falſch , und wenn wird
ſich dies auch nicht ſofort herausſtellt, ſo
dennoch über kurz
felbſt die Fürſten
davon
oder lang eine Zeit eintreten , wo überzeugt ſein werden .
Wir wün
ſchen , daß es dann nicht zu ſpät ſein mag . Georg
von
Altenburg war kein Georg von Meiningen
Hildburghauſen ! daß ein im
Der Legtere hat bis zur Evidenz bewieſen ,
gutes Einvernehmen zwiſchen
Stande iſt, den
Erftren
Fürſt und Volk allein
zufrieden , daß Legtere glücklich
und wohlhabend zu machen !
Wenn die
Geſchichte uns nun
aber dergleichen Beiſpiele aufweiſt und Jedermann die Ueber zeugung gewinnen muß, daß fie der Nachahmung werth find weshalb nun , fragen wir, weshalb werden geahmt?
Hat Herzog Georg
ſie nicht nach
von Sachſen -Meiningen -Hild
burghauſen jemals feine Regierungsweiſe zu bereuen Geht nicht aus dem
gemüthlichen
gehabt ?
Verkehr mit ſeinem
augenſcheinlich ſeine innere Zufriedenheit hervor ?
Volfe
Und braucht
ein Fürſt mehr, als zufrieden und ſicher inmitten ſeines Vol kes
zu
ſein ? Wenn
in
Sachſen -Meiningen - Hildburghauſen
unter der Regierung Georgs jemals der Fall eingetreten wäre, daß das Leben des Herzogs nur mit dem Leben eines andren Menſchen hätte erhalten werden können , - es wäre nicht Einer, es wären
Tauſende vorhanden geweſen , die fich her:
angedrängt hätten , fich freiwillig zu opfern für den vater ! Und wenn niemals. in jenem
Herzogthum
Landes
eine Revo
lution gekommen wäre, fo würde ſie dadurch eingetreten daß
Jeder
der Erſte Hätte
Herzog zu laſſen . ahmet man dem
fein wollen , fein
Leben
ſein,
für den
Warum , fragen wir noch einmal, warum
edlen Herzoge von Meiningen -Hildburghau
fen
nicht nach ?
der
einen Fürſten umgiebt, Etwas zu verlieren ? oder weiß
Glaubt man , dadurch von
man noch nicht, daß derſelbe einem
dem
revolutionären
Nimbus,
Volke ges
261
genüber vollſtändig verſchwindet ?
Es kann kein
glüdlicheres
Verhältniß zwiſchen Fürſt und Voll geben , als wie wir es in Meiningen
unter
Was nüßt einem
George
Regierung angetroffen
haben .
Fürſten der Nimbus, was die Militair-Macht,
was der Beiſtand andrer Fürſten , wenn er von ſeinem gehaßt oder mindeſtens doch nicht geliebt wird ? allerdings auf dem
Plaße erhalten , der ihm
und Erbſchaft angewieſen wird er niemals ſein .
iſt,
Volke
Er kann ſich durch
Geburt
zufrieden und glücklich aber
Auch Herzog Georg von Altenburg war es nicht. übernahm die Regierung zu der
Zuſtand
Er
faſt überall
Sein
herzogli
Joſeph hatte das Ungewöhnlichſte zu
ertragen
von
cher Bruder
einer Zeit, wo bereits
1826
gewußt; er war nicht in
eingetreten
war.
der Revolutions- Epoche von der
Regierung zurückgetreten , ſondern erft , nachdem beinahe vollſtändig
dieſelbe ale
beſeitigt betrachtet werden konnte.
durfte auch nicht früher zurüdtreten , da er ſich Falle in Verdacht gebracht hätte , furchtſam war er nicht, obgleich es ihm
zu
Niemand mit
in
ſein.
dieſem Das
Rückficht auf
das gefabrdrohende Antlig ſeiner Unterthanen verübelt haben würde. Er war muthvoll und zeigte dies durch den Um = ftand, daß
er die Regierung erſt nach der Rückkehr zur ge
feßlichen Drdnung in die Hände feines ließ , nachdem
Bruders übergehen
alſo die meiſte Gefahr für die Sicherheit des
Landesherrn beſeitigt war. Georg beſchäftigte ſich Anfangs hauptſächlich zwar mit Reformiren , aber nicht der alten , ſondern der neuen Gefeße, welche im gefallen
Moment der Ueberraſchung etwas zu freiſinnig aus waren.
Das ging natürlich nicht allzuraſd
durfte es auch nicht; es mußte langſam
und
damit zu Werke ge=
360
fich dies
1
falſch , und wenn
auch nicht ſofort herausſtellt, ſo
wird dennoch über kurz oder lang eine Zeit eintreten , wo felbft die Fürften
davon
überzeugt ſein werden .
Wir wün
fchen , daß es dann nicht zu ſpät fein mag . Georg von Altenburg war kein Georg von Meiningen Hildburghauſen !
Der Legtere hat bis zur Evidenz bewieſen ,
daß ein gutes Einvernehmen zwiſchen Fürſt und Volk allein im
Stande iſt, den
Erftren
und wohlhabend zu machen !
zufrieden , das Legtere glüdlich Wenn die
Geſchichte uns nun
aber dergleichen Beiſpiele aufweiſt und Jedermann die Ueber zeugung gewinnen muß , daß fie der Nachahmung werth find weshalb nun , fragen wir, weshalb werden geahmt ?
ſie nicht nach
Hat Herzog Georg von Sachſen -Meiningen -Hild
burghauſen jemals feine Regierungsweiſe zu Geht nicht aus dem
bereuen gehabt ?
gemüthlichen Verkehr mit ſeinem
augenſcheinlich ſeine innere Zufriedenheit hervor ?
Volke
Und braucht
ein Fürſt mehr, als zufrieden und ſicher inmitten ſeines Vol kes
zu
fein ? Wenn in Sachſen - Meiningen - Hildburghauſen
unter der Regierung Georgs jemals der Fall eingetreten wäre, daß das Leben des Herzogs nur mit dem Leben eines andren Menſchen hätte erhalten werden können , es wäre nicht Einer , es wären
Tauſende vorhanden grweſen , die ſich her
angedrängt hätten , fich freiwillig zu opfern vater !
Und wenn niemals . in jenem
für den
Herzogthum
Landes
eine Revo
lution gekommen wäre, ſo würde ſie dadurch eingetreten ſein , daß
Jeder der Erſte hätte ſein wollen , fein Leben
für den
Herzog zu laſſen . Warum , fragen wir noch einmal, warum ahmet man dem
edlen Herzoge von Meiningen -Hildburghau
ſen
nicht nach ?
der
einen Fürſten umgiebt , Etwas zu verlieren ? oder weiß
Glaubt man , dadurch von
man noch nicht, daß derſelbe einem
dem
revolutionären
Nimbus,
Volke ges
261
genüber vollſtändig verſchwindet ? Verhältniß
zwiſchen Fürſt
in Meiningen
Es kann kein glüdlicheres
und Volk geben , als wie wir es
unter George Regierung angetroffen
Was nügt einem
haben .
Fürſten der Nimbus, was die Militair-Macht,
was der Beiſtand andrer Fürſten, wenn er von ſeinem
Volke
gehaßt oder mindeſtens doch nicht geliebt wird ?. Er kann ſich allerdings auf dem
Plaße erhalten , der ihm durch Geburt zufrieden und glücklich aber
und Erbſchaft angewieſen iſt, wird er niemals ſein .
Auch Herzog Georg von Altenburg war es nicht. übernahm der
Er
die Regierung zu einer Zeit, wo bereits faft überall
Zuſtand
von
1826. eingetreten
herzogli
Sein
war.
-
cher Bruder. Joſeph hatte das Ungewöhnlichſte zu ertragen gewußt ; er war nicht in
der Revolutions- Epoche von
Regierung zurückgetreten , ſondern erft, nachdem beinahe pollſtändig durfte auch
beſeitigt betrachtet werden
war er nicht, obgleich
es ihm
feßlichen
zu ſein .
Niemand mit
daß gefahrdrohende Antlig feiner Unterthanen Er war muthvoll und zeigte
ſtand, daß
dieſelbe als konnte. - Er
nicht früher zurüdtreten , da er fich in dieſem
Falle in Verdacht gebracht hätte , furchtſam
würde.
der
Das
Rückſicht auf verübelt haben
dies durch den Um
er die Regierung erſt nach der Rückkehr zur ge
Ordnung in die Hände feines
ließ , nachdem
Bruders übergehen
alſo die meiſte Gefahr für die Sicherheit des
Landesherrn beſeitigt war. Georg beſchäftigte ſich Anfangs hauptſächlich
zwar mit
Reformiren , aber nicht der alten, ſondern der neuen
Gefeße,
welche im Moment der Ueberraſchung etwas zu freiſinnig auð gefallen waren .
Das ging natürlich
durfte es auch nicht; es mußte langſam
nicht allzuraſd
und
damit zu Werke ges
262
gangen werden , um
das Volt nicht von Neuem
auffäßig zu
machen .:: Nur einige weſentliche
Geſefveränderungen , ſo wie der
Erlaß von wenigen neuen Verordnungen kamen auf dem
fie
benten altenburgiſchen Landtage vor ; welcher überhaupt von auffallend kurzer Dauer war.
Derſelbe wurde am
nuar 1850 eröffnet und ſchon am
14. Ja =
2. Februar deffelben Jah
reg geſóloſſen . ' Hauptfädlich wurden
auf dieſem
Landtage
ein Perſonal- und ein Gewerbeſteuer-Gefeß berathen und ans genommen .
Das Leştere enthielt die Tobenswerthe
mung, daß
bei jedem
Gewerbe ein
angenommen werden ſolle. wurde vom
Im
feſtſtehender Steuerſag
Laufe des nämlichen
Herzoglichen Miniſterio , das feit dem
des Herrn von der Gabeleng mannigfachem gen worden war , das bisher in fes durch
; Am zuſammen eröffnet. als der
ein
neues vom
12.
Beſtim
Jahres Abgange
Wedyfel unterzo
Gebrauch geweſene Wahlges
8. Auguſt 1850
Juni 1851 ward
der nach
berufene achte Landtag vom
datirtes beſeitigt.
dieſem
Wahlgeſek
Herzoge in
Wie ganz anders war derſelbe zuſammen von
entſchiedenen
1848 !
Weder
Linken ,
noch
Perſon geſegt,
die damaligen Mitglieder die
wären wieder gewählt worden . Generation !
der
entſchiedenen
Es war
der
Rechten
eine ganz andere
Die Propofitionsſchrift, welche das herzogliche Miniſte rium
dem
Landtage vorzulegen ſich
ſechzehn einzelne Punkte.
Dieſelben
Verwaltung, das Finanzweſen
berufen
fühlte , enthielt
betrafen die Juftiz, die
und noch einige andere all
gemeinere Landesintereſſen , für welche zuerſt die Mitwirkung der Landſchaft vom den ſollte. Zuerſt kam
Miniſterio in Anſpruch genommen wer
eine Geſchäftsordnung für den Landtag felbſt
263
zur Sprache ; darnach eine Dorfordnung und zulegt der Fi= nanzetät für die Finanzperiode von 1851 bis zu Ende des Sahres
1853, wobet ein
herausſtellte.
Defizit von
30,000 Thalern
Das heißt, die Regierung forderte vom
tage zur Dedung der vorhandenen
bald
ein
deren
hobene Fleiſchfteuer von wollte
jedoch davon
Steuer immer
zu
glaubte.
einzuführen .
Blut erzeugt.
Es
Der Landtag
Nach
langen
neue
Debatten
fünfundzwanzig Pro
Dadurch unterblieb die Fleiſchſteuer.
Ferner wurde auf dieſem
Landtage der Zinsfuß bei der
herzoglichen Landeskaffe von 4 %
auf 34 %
herabgeſeßt, wo
gleichfalls ein Hübſches Sümmchen jährlich
und Niemand durch dieſe Verordnung das im konnte .
indeß
das Defizit zu deden , die aufges Neuem
wurde beſtimmt, den Kartenſtempel um
durch
haben
Nichts wiſſen , da 'eine derartige
böfes
zent zu erhöhen .
Das war nun
Abhilfe das Miniſterium
Auskunftsmittel gefunden
machte den Vorſchlag , um
Land
Bedürfniffe dreißig Tau
fend Thaler mehr , als vereinnahmt wurde. eine üble Sache, zu
fich
erworben
betroffen wurde , der
Wegfall gekommene halbe Prozent nicht entbehren Shließlich mußte die Bant felbft noch von ihrem
1 Nettoertrage 21,000 Nachdem
Thaler hergeben .
das Herzogliche Miniſterium
dies Alles erreicht
hatte, bedurfte es des Landtage für den Augenblick nicht wet ter und es ſprach am
18. Juli 1851 deshalb auch
feine Ver
tagung auf unbeſtimmte Zeit aus. Im
Jahre darauf trat das Herzogthum
Altenburg dem
deutſchen Zollverein bet und zu Ende deſſelben verlor es fet nen
Premierminiſter Beuſt. Der Graf Karl Louis von Beuft , durch deſſen Ausſchei
den aus dem
altenburgiſchen Staatsdienſt mindeſtens der re
gierende Herzog viel verlor, war am
12. Februar 1811 zu
264
Friedrichstanneck im Sein
Herzogthum
Sachſen -Altenburg geboren .
Vater , der Graf Traugott Friedrich von
ein vielſeitig gebildeter und im Mann.
Beuſt, war
Staatsdienſt ſehr erfahrener
Er ſtand als Kammerherr und Oberjägermeiſter in
ſachſen - altenburgiſchen
Dienſten
und war bei der Erziehung
ſeines Sohnes von Anfang an darauf bedacht, demſelben ſolche wiffenſchaftliche Bildung zu geben , welche ihn
eine
in den
Stand Feßen ſollte, die höchſten Staatsämter erreichen zu kön = nen .
Dieſen
Zwed
hat er vollſtändig erreicht.
Sein Sohn ,
der gute Naturanlagen hatte, die beſonders durch einen ganz ungewöhnlichen Stolz nur noch befördert wurden , empfing ſeine erſte Bildung auf der Fürſtenſchule zu Grimma, beſuchte dann
die Univerſitäten
Jura zu ſtudiren .
in
Im
Halle , Leipzig und Berlin , um
Jahre 1834 trat er in den
preußi
ſchen Juſtizdienſt und wurde zwei Jahre darauf zum
Regie
rungsreferendar ernannt. Mochte er ſich nun nicht recht mit den
preußiſchen Verhältniſſen
befreunden
können
oder ging
für ſeinen hochſtrebenden Geiſt das Avancement dort zu lang ſam ,
nach dem
genug, er nahm
ſeinen Abſchied und
ging zurück
Verzogthum , wo man bereits auf ſeine Fähigkeiten
aufmerkſam
geworden war und ihn ſofort im
als Affeffor bei der dortigen
Regierung anſtellte.
Jahre 1841 wurde er Regierungsrath uud im Kreishauptmann .
Frühjahr 1838
Jest trat aber auch
im
Schon
Januar
Altenburgiſchen
in Bezug auf ſeine Weiterbeförderung merkwürdiger ein Stilſtand ein ,
der bis zum
Jeßt auf einmal jhien man ſich und machte
ihn zum
Präſidenten
zog Joſeph reſignirte, nahm Entlaſſung aus dem
November
im
1842
Weiſe
1848 dauerte.
ſeiner wieder zu
erinnern
des Miniſterii.
Als Her
auch der Graf von Beuft ſeine
Staatsdienſte, was er jedoch bereut zu
baben ſcheint, da er nach dem
Regierungsantritt Georgs, in
265
das vom niſterium
geheimen Rath von der Gabeleng neugebildete Mi wieder eintrat und nach dem freiwilligen Abgange
jenes edlen Mannes " auch wieder den :
Neben
ſeinen Staatsämtern
Vorſiß übernahm .
entwickelte der Graf von
Beuſt auch noch als Staatsbürger eine befondere Thätigkeit. So war er z. B. in den zehn Jahren von 1840 bis 1850 als ein von der Ritterſchaft gewählter Abgeordneter Mitglied der Landſchaft des Herzogthums und vertrat die Intereſſen
feia
ner Vollmachtgeber mit großer Conſequenz, was ihm um fo leichter werden mußte, da er von Natur aus ein Gegner der großen Maſſe des unbedingt die
Volkes war.
bedeutendſte
Für ſeine Parthei war er
Perſönlichkeit.
Derſelben leiſtete
er beſonders dadurch einen weſentlichen Dienſt, daß er als Miniſter eß verſtand , die ſogenannten Errungenſchaften des Volkes nach und nach zu beſeitigen oder mindeſtens doch ab zuſchwächen .
Dies geſchah mit ſo großer Geſchicklichkeit und
Alugheit, daß man
ihm
nicht einmal den
Verfaſſungsverlegung machen
konnte.
Vorwurf einer
Das Wahlgeſeß
8. Auguſt 1850 , das viele Aehnlichkeit mit dem
preußiſchen
hatte, iſt als ſein ausſchließliches Werk zu betrachten . Erlaß deſſelben wurde das im
vom
Durch
April 1848 gegebene und auf
demokratiſcher Grundlage beruhende vernichtet . I Im Mai 1850, als der Herzog zum Unionsfürſten -ſon greß
nach Berlin
abging, 'ward er zu deſſen Begleiter be
ſtimmt; ebenſo, nahm
er auch an den
dresdener Conferenzen
als Bevollmächtigter Altenburgs Theil , wo er fich meinſchaft mit den übrigen thüringiſchen Ben verband.
in
Ge
Fürſten mit Preu :
Aus bis jeßt noch unbekannten , mindeſtens nicht gehörig aufgeklärten Gründen nahm zum
zweiten
Male ſeinen
er zu Anfange des Jahres 1853 Abſchied
aus dem
Staatsdienſt.
266
Die Vermuthung ſpricht indeß
fehr ſtark dafür, daß er ſich
nicht habe den Beſtimmungen des Herzogø Georg, den prinzen zum Mitregenten zu ernennen , fügen wollen . Stolz und
ſeine Eitelkeit litten
fühlte ſich allein Staat zu
gleich
Erba Sein
ſtart darunter.
Er
klug , ſtark und mächtig genug, den kleinen
régieren .
Seine Macht war unter
dem
Herzöge
Georg eine unumſchränkte, eine allgewaltige zu nennen ; unter der Mitregentſchaft des Erbprinzen würde dieg unzweifelhaft anders geworden ſein . Ob der Herzog Schritte gethan , ihm zu längerem
Bleiben als Miniſter zu bewegen , iſt nicht bes
kannt geworden ; es läßt ſich dies aber kaum
annehmen , da
jeder Menſch durch
iſt, wenn dies
aud
einen Andern
zu
erſeßen
zuweilen mit Schwierigkeit verbunden iſt.
war bei dem nach dem
Abgange ſeines
dahin
Königreich
im
Das Legtere
Herzoge nicht einmal der Fall.
Herrn" von Lariſd
Grafen
Preußen
Denn
ſofort
Beuſt bertef er den bis als : Landrath
fungirenden
nach Altenburg und beauftragte ihn mit
der Bildung eines neuen Miniſterii.
Daffelbe wurde unter
dem
aus den Herren von
Vorfit
des Herin von Larifch
Wüſtemann und Pierer zuſammen geſeßt. Herr von Wüſtez mann übernahm indeß nur proviſoriſd das Portefeuille und ſchied
ſchon
am
3. Mai wieder aus.
nicht wieder befegt; ſein
Seine Stelle wurde
Departement ging noch
an
Herrn
von Lariſch über. Troß alledem ging es nicht fø, wie es der Herzog wünſchte und wie Herbeizuführen , es ihm feinem
entweder an Vertrauen zu
Volke oder ſeinen Miniſtern an Geſchicklichkeit geman
gelt hat.
Unzufrieden mit Allem
er endlich am
28. Mai
1853
den
und mit fich felbft, nahm Erbprinzen
Mitregenten an . Beffer für ihn und ſein lerdings geweſen , er hätte die ihm
Ernſt zum
Volk wäre ed af:
von ſeinem
Bruder Joſeph
267
übertragene Regierung gar nicht angenommen, fondern darauf zu Gunſten
ſeines Sohnes Verzicht geleiſtet.
fchreiber würde dadurch nicht allein worden
erfolgreichen
ſein , von ſeiner wenig
Regent zu reden , ſondern fein ſer dabei fortgekommen .
Der Geſchichts
der Mühe überhoben Thätigkeit als
Volk wäre auch ungleich bef
Ein jüngerer
Fürſt verſteht immer
leichter die Forderungen der Zeit zu begreifen und hat mehr Geſchick, dieſelben Regierens ſchon
zu befriedigen . Å Herzog längſt überdrüffig
Falls fonſt nicht den
Erbprinzen
Georg , der des
geworden , da er andren zum
Mitregenten gemacht
haben würde, zog ſich jegt faſt ganz von den Geſchäften zurück ; ogar einee Refidéng, umºriach Hummelshain ja , er perties fogar
fich zu begeben und dort womöglich ſeine ihm noch übrig ge bliebenen Lebenstage in Ruhe zuzubringen . Lange genoß er dieſer Ruhe nicht. 1853 ereilte ihn der Tod.
Schon am
3. Auguſt
Herzog Georg war der zweite Sohn des Herzoge Fried
. 2 ridh und am 24. Juli 1796 geboren. Als ſiebzehnjähriger Jüngling machte er ſchon den Feldzug in Stalien bis zur Eroberung von mit.
Turin als kaiſerlich öſterreichiſcher Offizier
Darauf nahm
er königlichy bairiſche Dienſte, die er ſpä
ter als Oberft eines Stavallerie-Regiments verließ .
Vermählt
war er mit der Prinzeſſin Maria von Medlenburg -Schwerin , mit welcher er abwechſelnd bald burg reſidirte , bis ihn weis zwang, feinen nehmen .
Kaum
{idhäfte zum
endlich fein Regierungsantritt theil
dauernden
hatte er
großen
in Eiſenberg, bald in Alten
Aufenthalt
in
Altenburg zu
jedoch
die Laſt der Regierungsge
Theil ſeinem
Sohne übertragen , als er
auch ſofort Altenburg verließ , um , wie übrigen Lebenstage auf ſeinem
fchon geſagt, feine
Schloffe zu Hummelshain zu
zubringen . Leider war ihm eine längere Ruhe nicht vergönnt.
V.
r n
E
ft.
(Seit 1853.)
Fünfund zwanzigfte &
Sapitel.
Herr von Lariſch vor dem Landtage. Grnfts Regierungs- Antritt. Die Die Oppoſition des Landtags und ſeine darauf erfolgte Auflöſung. octroyirte Wahlordnung. → Beſeße wegen Entſchädigung des bisherigen ſteuer freien Brundbefißes und wegen der aufgehobenen Berechtigung zur Jagd Geſet über kürzere Werjährungsfriſten auf fremdem Brund und Boden . gewiſſer forderungen . – Staatsvertrag mit dem Königreich Sachſen wegen Be des Baues einer Eiſenbahn . - „Die Stellvertretung beim Militair . nealogiſches . Mit Patent vom Ernſt
3. Auguſt 1853 übernahmen Herzog
die. Alleinregierung Altenburgs.
am
Der
18. Juli
1850 vertagte Landtag wurde erſt am 21. November 1853 Tode des Her
wieder eröffnet, obgleich dies ſofort nach dem zog8 Georg hätte geſchehen müſſen . Herr
von
Lariſch,
der
Präſident des
altenburgiſchen
Miniſterit, war ein vollendeter Preuße, was einzig und al lein im ſchen
ſchon
aus dem
Umſtande erhelt, daß er zum
Königreich Preußen
ernannt worden war.
Die
Landräthe find als die loyalſten Unterthanen
Deshalb
erhielt Herr von
Landrath preußi bekannt.
Lariſch auch ſeinen Ruf als Mi
niſter-Präſident nach Altenburg .
Wir werden ſogleich fehen ,
269
Rufe im
daß er eifrig beſtrebt war, dieſem
Sinne der.Rücks
(chrittsparthei alle Ehre zu 1 machen . Was dem Grafen von Beuſt, der ſeine Schule als Staatsmann ebenfalls in Preu begonnen und durch ſeine vielſeitige Thätigkeit bewieſen hatte, gute Lehrmeiſter gehabt zu haben , nicht gelungen war,
Ben
wenigſtens nicht vollſtändig , das wollte und ſollte Herr von erreichen ; und er war in der That der Mann , dem
Lariſch
Mit wahrhaft preußiſcher Prä
dies möglich werden konnte .
trat er dem wieder eröffneten Landtage gegenüber und
tenſion erklärte,
die
für
es
daß
Folge feine Hauptaufgabe
die Geſeßgebung der leßten
würde , die durch
ten Rechtsverlegungen wieder zu narchiſchen ging
ſein
Jahre bewirk
beſeitigen , da ſie dem moa Lariſch be
Prinzipe entgegen ſtänden . · Herr von
Erklärung eine Doppelbeleidigung , gegen
durch dieſe
den verſtorbenen Herzog und gegen den
Landtag .
Er hatte
behauptet, daß durch die Geſeßgebung ſpezielle Rechtsverlegun Herzogthum Altenburg vorgekommen ſeien , und in gen im dieſer Behauptung lag alſo ein Landesfürſten und gegen den
Gewalten
allein
legungen nannte,
nur die Gefeße, welche
erlaffen
Landtag
und wie der
Manne , der eben ſo dem
hatten .
eine ſolche
verewigten
Vater
Hätte die ihn
er Rechtsver Herzog
Neußerung von
war, ungerügt entgegen
verantwortlich
ſeinen
Wie der
Erſteren , als auch
mindeſtens uns unbegreiflich ! gegen
indirekter Angriff gegen den
die Landesvertretung , da dieſe bei:
nehmen
dem
Ernſt einem
Leşteren
konnten , iſt
Pietät des Herzogå
nicht auffordern müſſen ,
ſeinen Miniſter zurecht zu weiſen ? Mag Herzog Georg gewes ſen ſein , wie er will, ſo hatte dennoch kein Menſch ein Recht, ihm
nach ſeinem
Tode einen Vorwurf wegen angeblich rechts Es ſcheint beinahe, als ein Miniſter ges ſo zu ſagen
verlegender Gefeßgebung zu machen . wäre Herr von
Lariſd
270
weſen , der dem
Herzogthum
von einer nicht zu verkennenden
Seite octroyirt worden war ! lein iſt im
Denn nur diefe Annahme al
Stande, ſein ganzes Auftreten in
den
Sißungen
des Landtags verſtändlich erſcheinen zu laſſen . Am fhloſſen .
31. Dezember 1853 wurde der Landtag wieder ge Nichts Weſentliches geſchah bis zu der am
14. No
vember 1854 erfolgten Eröffnung des neuen Landtags . aber entwickelte Herr lent !
Vor allen
Jegt
von Lariſch fein großes politiſches Tas
Dingen
forderte er Aufhebung des Wahl
geſeßes von 1850 oder mindeſtens doch eine derartige Abän derung deſſelben , daß von des- und
Neuem
der Grundſatz der Stan =
Intereſſenvertretung zur Geltung kommen konnte.
Der Landtag von
1854 war aus anderen
zuſammengeſeßt, als jenter , welcher am geſchloffen war.
Elementen
31. Dezember 1853
Es bildete fich bei dieſer Zumuthung des
Premierminiſters eine
ſo
heftige und an ihren
Prinzipien
conſequent feſthaltende Oppoſitionsparthei , daß faſt mit Si cherheit von Anfang an darauf zu rechnen war, die miniſte rielle Forderung würde Fiasco machen . kam
Am
12. Dezember
diefelbe zur Berathung und fiel glänzend durch.
Zwei
undzwanzig Abgeordneten ſtimmten dagegen , acht dafür. Ein ſolches Reſultat hatte Herr von Lariſch nicht er wartet. Es war unerhört, wie dies überhaupt nur auf dem Landtage vorkommen konnte. Sich jedoch ſchnell ſeiner preu : Bifchen Abkunft erinnernd,
ſprach er
zogs die Auflöſung deſſelben aus.
im
Auftrage des Hers
Das war nun eben nichts
Merkwürdiges, denn dies iſt ſeit 1848 wohl in allen ſchen Staaten
vielfach
damit auch nicht Viel.
vorgekommen .
Gewonnen
deut
war aber
Konnte nicht ein neu zu berufender
Landtag ganz daffelbe thun und mußte er dann nicht wie derum aufgelöſt werden , wenn die Regierung es nicht vorzog,
271
ihre Vorlage, das Wahlgeſek betreffend, fallen zu laſſen ? hatte
jedoch Herr von Lariſch nicht die
Dazu
geringſte. Neigung.
Er hätte ſich dadurch ſelbſt eine Blöße gegeben , einen Man gel an Kraft und Energie gezeigt. deſſen
Das thut aber Niemand,
Vaterland Preußen iſt , und Herr von Lariſch that's
auch nicht.
Er beſeitigte am
12. März 1855 ohne Zuſtim
mung der Landſchaft daß odiöſe Wahlgeſez von 1850 , und um Nichts an ſeiner Popularität, die er freilich noch nicht beſaß und bis jeßt auch
nicht erlangte , zu
verlieren , fegte er an
Stelle des ausgemerzten Wahlgefeßes , deſſen
die
Erlaß nach ſei
ner Anſicht, jeden Fals aus einer Rechtsverlegung entſtanden war, die Wahlordnung von 1831. niſter damit begnügt, dann ganz zufrieden fein ; denn
Hätte ſich der Herr Mi
konnte das altenburgiſche Volk die Wahlordnung des Grundge
feßes von 1831 war in vielen
Beziehungen nod
freiſinniger,
als das Wahlgeſeg von 1850 , wodurch allein auch nur ſeine Detroyirung
ermöglicht werden konnte.
Allein dieſe freiſin
nigen Beſtimmungen waren ja eben die von ihm Rechtsverlegungen , weshalb ſie bleiben
konnten .
erwähnten
dann auch nicht in Gebrauch
Sie wurden
alſo von ihm
erläutert, per
beſſert und verändert oder ausgelöſcht. Auf dieſe Weiſe ent ſtand eine Wahlordnung, die nur die ihrer Firma, ſonſt aber nur hatte.
Natürlich mußten
Wahlordnung
bei dem
die geſeglichen
Jahreszahl 1831 zů
geringe Aehnlichkeit mit jener Hervorholen
Beſtimmungen
der 1831er
beobachtet wer
den , und ſo hieß es dann auch , „unter Vorbehalt der land ſchaftlichen
Zuſtimmung u . f..."
Wäre die Wahlordnung
ganz ſo, wie ſie 1831 erlaſſen ; jeßt in Gebrauch genommen , dann wäre das altenburgiſche Volk weit beſſer daran geweſen , als
bei dem
Wahlgeſeß von
dabei fortkam , das lag indeß
1850 .
Daß das Volt beſſer
gar nicht in
dem
Plane des
272
-
Herrn von
Lariſch.
Wenn
er das gewollt, dann
nicht Premierminiſter des Herzogthums zu werden Nach
dem
nun
in
hätte er brauchen .
Kraft getretenen Wahlgeſes wurden
die neuen Wahlen zu dem nächſten Landtage angeordnet, und es ließ ſich vorausſehen , daß dies . Mal andere Männer in demſelben thätig ſein würden , als in dem 1854 vom
aufgelöſten .
Am
23. October
am
14. Dezember
1855 wurde derſelbe
Herzoge in Perſon eröffnet. Seitens der Regierung berlangt
Das Erſte, was von ihm
wurde , war die Zuſtimmung zu der von der Regierung er folgten Aufhebung des Wahlgeſeßes von 1850 und der Ein führung
der Wahlordnung von 1831 ° in
veränderten
Geſtalt.
Was würde es
ohne Widerrede.
ihrer jeßigen ſehr
Dieſe Acceptation erfolgte ihm
geſchrieben
Er wäre wieder
ſein ; neue Wahlen
und die Sache blieb
beim
auch
auch genügt haben ,
wenn er die Zuſtimmung verweigert hätte ? nach Hauſe geſchickt worden
dann
wären aus Es läßt ſich
Alten .
nun einmal nicht ändern : wer die Gewalt hat, hat das Recht. Die Regierung befißt die Macht, die Mitglieder der
land
ſchaft zuſammen zu berufen , ſie zu vertagen oder nach Hauſe zu ſchicken .
Dagegen läßt fich nichts machen .
ftitutionelle Formen , die beobachtet werden ben müſſen .
Wer ſich nicht der
Das ſind con
und geltend blei
Gefahr ausſeßen will, nach
Hauſe geſchickt zu werden , muß das Mandat nicht annehmen ; dergleichen nicht begegnen !
dann kann ihm
Die Regierung in Altenburg , durch Herrn von Cariſch vertreten , hatte geſiegt und dieſer Sieg beweiſt uns, daß der Premierminiſter
im
Beſig eines nicht gewöhnlichen
fich befindet und es meiſterhaft verſteht, am zur geeigneten
Zeit diejenige
nothwendig iſt, die
Intereffen
Energie zu
Talentes
rechten Orte und entwickeln , welche
des Monarchen
zu
verteten .
273
Hierin zeichnen fich nun die Preußen vorzugsweiſe aus, weg halb
auch kommen mag , daß in
es
den Kleinſtaaten meiſt
geborene Preußen in der Staatsverwaltung thätig ſind. Herr von Lariſch hatte auch die Genehmigung des Landa tages zu
1
feiner Wegräumung des 1850'er Wahlgeſeßes ein bedeutendes Terrain gewonnen , und es wäre von ihm kurz fichtig geweſen , wenn er dies Terrain wieder fahren
gelaſſen
und nicht gehörig ausgebeutet hätte. Er ging auf dem eins mal betretenen Wege weiter, beſonders da die Landſchaft durch ihre
obige zuvorkommende Genehmigung
auf dem
Wie in im
Taktloſigkeit
ihre
politiſchen Gebiete bereits hinreichend bekundet hatte. allen übrigen deutſchen Staaten , fo beſtand auch
Herzogthum
Altenburg eine Klaffification
der verſchiede
1
nen Unterthanen , und es iſt möglich , daß ohne eine Solche ein Staat nicht gut beftehen kann.
Es gab dort, wie überall ,
eine reiche, eine mittel und eine arme Volksklaffe. ftere wird vom mit
ihr
Die Er
Staate beſonders begünſtigt, theils daß man
überhaupt
hon höflicher und rüdſichtsvoller um
geht, theils daß man ſie auch von gewiffen Laſten
befreit,
die man auf die Schultern der beiden andern Klaffen wälzt. Hierzu gehört namentlich die Steuerbefreiung des großen Grundbefißes . Wenn man auch im Allgemeinen immer gegen eine ſolche Bevorzugung eingenommen
geweſen
iſt
und fie
auch gar kein rechtliches Fundament beſigt, ſo hat doch erſt das revolutionäre 1848 dieſen Uebelftand zur Sprache ge bracht.
Derartiges läßt fich indeß nicht in einem
Jahre beſeitigen .
Tagé oder
Es find alte Vorrechte, die Niemand von
denen , welche fo glücklich ſind , ſich ihrer freuen zu
können ,
ohne die heftigſte Oppoſition und ohne die Geltendmachung von
Entſchädigung fahren laffen wird .
Unſerer Meinung nach iſt dies ganz falſch. Wenn jene Bertraute Geldichte. Sachſen. 4. Bb. 18
274
Bevorzugten
mehrere Menſchenalter hindurch von
der Zah
lung
einer Steuer befreit geweſen ſind, ſo giebt ihnen dies
noch
keineswegs ein Recht, jene Steuerbefreiung als Etwas
zu bezeichnen , was ſich von felbft verſteht. weit eher im
Sie gerade find
Stande, eine Abgabe von ihren meiſt ſehr ein
träglichen Befißungen an den Staat zu leiſten , als die große Maſſe des Volkes , die durch die Arbeit ihrer Hände erſt ihre Steuern verdienen und ſich häufig
dieſelben halb abhungern
müſſen . Es iſt wahr, jene Bevorzugten
ſprechen fortwährend von
ihrer Treue und Anhänglichkeit, welche ſie für das regierende Fürſtenhaus empfinden , ſie werden aber ſofort auffäßig, wenn von der Aufhebung
der Steuerbefreiung ihres Grundbeſißes
die Rede iſt, wenn ſie alſo Etwas thun ſollen , was für ihre erwähnte Treue und Anhänglichkeit den Beweis liefert.
Dann
ſind es alte Vorrechte , die ohne eine entſprechende Entſchädi gung nicht aufgeben werden allein ſchon
können.
Das Wort „ Vorrechte :
enthält eine Ungerechtigkeit.
Vorrechte muß. es
in einem wohlgeordneten Staate
gar nicht geben ; Vorrechte
hat nur das
keiner der Unterthanen
Fürſtenhaus , aber
beanſpruchen !
Haben
fich dieſer Vorrechte
jene Leute nun zu erfreuen
ſeit
zu
Jahrhunderten
gehabt, ſo haben
ſie feit
Jahrhunderten Unrecht gethan ! Und es wäre weit folgerechter, wenn man ſie die Steuer nachzahlen ließe, als daß man fie entſchädigt.
Mit demſelben Rechte kann auch ein
Verbrecher
eine Entſchädigung verlangen deshalb , daß er durch die Ent ziehung ſeiner perſönlichen Verbrechen zu fißes
iſt in
gegen den
begehen . unſern
Freiheit behindert geweſen , fernere Die Steuerbefreiung des Grundbe
Augen
ebenfalls
ein
Verbrechen , welche
Staat und gegen die übrigen Unterthanen deſſel
ben begangen wird .
275
Wenn nun
ſich auch
unſere erſtere Anaßtd, jene Leute
die Steuer für den Zeitraum , wo ſie in den Beſig des Grund beſişthums ſich befunden, nachzahlen ſollen , nicht gut durch zuführen
ſein
dürfte, ſo aber müßte mindeſtens von einer
Entſchädigung, die ihnen wegen der Aufhebung der Steuer befreiung gezahlt werden daß ſie eben ſchon
ſoll, keine Rede ſein .
ſo lange ein
fie moraliſch gar keinen
Genug iſt,
Vorrecht genoſſen , auf das
Anſpruch hatten .
Haben
ſie aber
felber nicht ſo viel Vernunft, dies einzuſehen , dann müßten mindeſtens nicht noch die Regierungen kommen .
Erſtens, weil die Miniſter im vorzugten
ihnen hierin entgegen
Daß dies geſchieht, kann zweierlei Urſache haben. Durchſchnitt ſelbſt zu
Unterthanenklaſſe gehören , ſie
würden , ein
Geſeß zu
erlaſſen
jener be
alſo : Thoren
oder den Ständen
ſein
zur Bes
(chlußnahme vorzulegen , wodurch ſie ſelber einen großen Nach theil haben ; zweitens aber, wenn jener erſte Fall nicht zutrifft, man vor allen
Dingen
darauf Bedacht nehmen
zu müſſen
glaubt, eine Klaſſe von Unterthanen nicht zu erzärnen, in der die ganze Stüße der Regierung fich zu befinden ſcheint. Wer den die Bevorzugten Gegner der Regierung ; fo philoſophiren die Vertreter derſelben weiter, ſo wird über kurz oder lang eine Revolution ausbrechen , die zu dämpfen tel vorhanden
dann kein Mit
ſein würde.
Dieſe Anſicht wird keinen
Falls durch irgend etwas be
gründet werden werden ,
können . Es kann ſehr gut angenommen daß höchſtens die Hälfte der großen Grundbeſißer
fidh zum
Gegner der Regierung erklären würde, während die
andere Hälfte aus geiſttüchtigen , vernünftigen, politiſch gebila deten
und menſlich denkenden
ihrer
beſonderen
ſind, der erſteren
Fähigkeiten
Perſonen
wegen
Hälfte die Waage zu
mehr
beſteht, die aber als
halten . 18 *
hinreichend
276
Die Regierungen
haben
nur nöthig , zu
erklären , die
Steuerbefreiung des Grundbefized ſei aufgehoben , wenn auch eine gewiſſe Dppoſition nicht ausbleiben kann, ſo werden die Erſteren doch ſo viel Macht entwickeln können , dieſe Oppoſi tion für immer zu beugen , wie fie Macht hatten , die uns gleich gefährlichere Revolution von
1848 zu beſeitigen .
Nur
ein entſchiedener Willen , nichts weiter, iſt vonnöthen . Was wir
im
Vorſtehenden
befreiten Grundbeſit zu ſagen felbe paßt noch
von
dem
von der Steuer
für nothwendig
hielten , daſs
beſſer für die Entſchädigungsanſprüche der
früher zur Jagd auf fremdem
Grund und Boden berechtigten.
Dieſe Berechtigung , für die wir kein paſſendes Wort in der deutſchen Sprache vorzufinden ultra
aller
Fälle
vermögen , iſt das Non
Verhöhnung menſchlicher
nicht von
Gefühle.
Wir
plus kennen
Altenburg und auch nicht aus dieſem
Jahrhundert, was ſich übrigens gleich bleibt, genug , daß es wo der geſchehen iſt und alſo auch wieder geſchehen kann
zur
Jagd auf fremdem
Grund und Boden Berechtigte in Er Wildes ohne Weiteres ſeine Meute
mangelung des nöthigen
auf die gerade anweſenden Zuſchauer gehegt , blos , weil der gnädige. Herr ein Plaiſir dabei fand , wie die armen Leute kopfüber davonjagten , ja , es ſoll ſogar vorgekommen ſein , daß der geſtrenge Gebieter zum Ueberfluß noch ſein Gewehr auf dieſelben entlud und fich den Bauch vor Lachen gehalten hat, wenn dieſelben getroffen waren und verſchiedene Purzelbäume machten . Dergleichen Scenen werden nicht blos uns, ſondern auch anderen
Menſchen , auch folchen , welche zum
Lenken
Staates berufen worden , bekannt ſein , und man
eines
muß
fich
demnach ungemein wundern , wie da noch von einer Entſchä
277
digung bei der Aufhebung ſolcher Willkürlichkeiten , die in fei nem
geordneten Staate vorkommen ſollten , die Rede ſein kann. Herr von Lariſch trat dem
neten
23. October 1855 eröff
am
Landtage nun mit Gefeßentwürfen
gegenüber , welche
eben die Entſchädigung des zur Grundſteuer herbeigezogenen vormals ſteuerfreien Grundbeſißes , fowie die Entſchädigung der früher zur Jagd auf fremdem Grund und Boden Bes rechtigten betraf.
Altenburg machte unter den übrigen
deut
fchen Staaten keine Ausnahme, konnte es auch nicht, da és an und für ſich zu gering an Macht iſt.
Die miniſteriellen zum
Vorlagen wurden berathen , weil dies eben
Gange der
Geſchäftsordnung eines Landtages gehört ; eg wurde darüber abgeſtimmt und
- das Miniſterium
weil es ſiegen wollte.
hatte abermals geſiegt,
Ein Miniſter, wie Herr von Larifcy,
mit neiner ſolchen Stónſequenz, folcher Energie und ſolchen e Will ? iſt für einen Regenten faſt unerſeßlich. Er wußte, was er wollte, und kannte auch die Mittel, welche zur Durch führung ſeines Willens anzuwenden waren , die er keinen Falls überſchäfte. Man kann ihm
nicht den Vorwurf machen , daß
er kein volksthümlicher Miniſter war, denn das wollte er auch nicht ſein .
Ueberhaupt iſt es ziemlich
Seite man ſteht, wenn man
einerlei , auf welcher
ſeine Stellung , die man
hat, nur mit Ehren ausfüllt.
Und das , glauben wir, von
Herrn von Lariſch ſagen zu können .
Er war nach Altenburg
berufen , weil der Herzog Vertrauen zu ihm hat dieſes
Vertrauen
nach
allen
Seiten
hin
hatte, und er gerechtfertigt.
Mehr kann von einem Miniſter nicht verlangt werden . wir
perſönlich
mit
haben wir ſchon
ſeinen
inne
Anſichten
Daß
nicht übereinſtimmen ,
geſagt, thut aber auch
nichts zur Sache.
Wir haben nur die Verpflichtung, bei der Wahrheit zu blei :
278
ben , da anderen
Fals unſere Geſchichte des Herzogthums A
tenburg jeglichen Werth verlieren würde. Auf dieſem
Landtage
famen
auch
die kürzeren
Verjäh
rungsfriſt für gewiſſe und näher bezeichnete Forderungen zur Sprache, da der bisherige Mangel derſelben zu mannigfachen Weitläuftigkeiten
geführt
und oft die Beweisaufnahme era
ſchwert hatte. Sämmtliche Regierungsvorlagen wurden meiſt ohne Mos difikationen
angenommen , wenngreich
auch
ohne
Debatten
darüber nicht fortgegangen werden konnte, da fonſt der land tag ja alles Gewicht und alles Anſehen bei der Nation ver loren haben würde. Altenburg hat auch unter dem entſchiedenen blühen
Herzoge Ernſt, trots aller
Rückſchritte , die beſten Abſichten für ein Auf
der gewerblichen
den
Tag
daß
es da , wo es
gelegt, und es
Verhältniſſe feiner Unterthanen an läßt ſich faſt gar nicht verkennen ,
denſelben
entgegen
handelte, unter dem
Einfluſſe andrer Mächte ftand . Wir ſind vollſtändig über zeugt, daß es manch Mal in einem Staate bedeutend anders ausſehen würde , wenn die Regenten deffelben nach eigenem Willen handelten . Das Großherzogthum Weimar liefert hierzu
z. B. den
ſchlagendſten
Beweis .
Niemals hat
fich
ein Staat in Deutſchland raſcher und glänzender entwickelt, als
gerade Weimar : und doch
Rückweg an es zu
trat derfelbe plöglich feinen
und zwar unter dem
nämlichen
Regenten , der
jener ſchönen und herrlichen Höhe geführt hatte ! Una
möglich kann angenommen werden , Karl Auguſt hatte ſeine Geſinnungen
geändert.
Das würde mit andren
Worten zu :
verſichtlich beißen : er fei von der Höhe ſeiner eigenen geiſti gen
Bildung herabgeſtiegen !
fen , haben diejenigen
Daß dies nicht der Fall gewe
bekundet, welche das Glück hatten , an
279
ſeinem
Hofe
fich
zu
bewegen .
Was kann es nun aber an =
deres geweſen ſein , als der Einfluß der übrigen deutſchen Mächte, der überall, wo von Fortſchritten die Rede iſt, fidh auszubreiten ſucht und fich auch wirklich ausbreitet. An einen Widerſtand Seitens der Kleinſtaaten iſt gar nicht zu denken ; ihre Macht iſt zu geringe, um mit Erfolg dieſen Widerſtand durchzuführen . Wollten ſie dies auch nur verſu chen , ſo würden ſie dadurch den Beweis ihrer Kurzſichtigkeit liefern und ihre eigene Eriſtenz in
Gefahr bringen .
Daffelbe Bird paßt auf Altenburg .
Der Herzog Ernſt
iſt ein Mann von gediegenen wiſſenſchaftlichen Kenntniſſen , von ehrenhafter Mitterlichkeit und gutem Willen . Er betrach tet ſein
Volt nicht als ſeine Únterthanen , ſondern
Bürger ſeines
als die
Staates ; nicht als ſeine Sklaven , denen
er
zuweilen , die Peitſche zeigen muß , ſondern als ſeine Kinder, denen
er mit Liebe entgegentritt und von denen er wieder
Liebe erwartet. auch
ſeines Landes leben
Die Vernünftigen
ein , allein ſie fühlen auch zugleich , daß
nicht alles gewähren darf, um
der Herzog
ſie ihn bitten .
das
dies
Um
fte
nun einiger Maßen einſt dafür zu entſchädigen , forgt er für einen
leichten
ſchäftigung
Verkehr im
Innern
und für genügende Be haben .
Er
hat, der Armen
und
daran
derjenigen , welche Mangel
nimmt fidy, wo er
Gelegenheit dazu
Bedrängten ſeines Landes an , und oft, wo Einer ſchon ver zweifeln wollte, war es gerade der Herzog, der ihm die Hand Wiederaufſtehen reichte . Daß er nicht alles leid line
zum
dern , jede Thräne trocknen ltegt in
und
Jedem
Arbeit geben kann,
der Natur der Sache , und kann ihm
ebenſo wenig
Im Durchſchnitt wird viel zu viel zum Vorwurf gereidien . mehr als er jemals zu von einem Landesfürſten verlangt, leiſten
im Stande iſt .
Es iſt auch nicht feine Pflicht, Jeder
280
mann Brot zu verſchaffen , wohl aber dafür zu ſorgen , wie wir ſchon einmal geſagt haben , daß dies einem tenden Menſchen
redlich den
durch weiſe Gefeße möglich
gemacht wird .
Thut ein Landesherr das Lettere in weiteſter Bedeutung des Worts , dann werden ſich auch nur wenige Arme in ſeinem Stgate befinden und dies wieder meiſt nur Solche ſein , denen es an gutem und
Willen zu einem
die leicht
redlichen Fortkommen mangelt
unſchädlich gemacht werden
können .
Leider
können wir freilich von Herzog Ernſt nicht behaupten , daß er nach dieſer Seite hin Ales gethan hat, wag er hätte thun können .
Wir müſſen
kleinſte Schuld kennt im
jedoch wiederholen , daß ihm
dieſes Uebelſtandes
Augemeinen
beizumeſſen
Beziehungen
die
eines
anderen Mächten nicht, denn was davon
in
nur die
iſt.
Man
Regenten
zu
die Deffentlich
keit gelangt, iſt immer nur ſo viel, das weder ihm oder einem anderen Fürſten ſchaden , noch ſeinen Unterthanen von Nußen
ſein
kann.
Wir
ders deshalb hervor, um
heben
aber dieſen Umſtand befon :
zu zeigen , daß das Urtheil, welches
die allgemeine Stimme über einen Fürſten
fällt, leicht falſch
ſein kann und auch meiſt falſch iſt. Will man tig beurtheilen
was an und für ſich ſchon ſehr ſchwierig
iſt --- ſo muß man verſeßen .
Jemand rich
ſich im
Geiſte vorerſt an
ſeine Stelle
Thun wir dies, dann werden wir zugeſtehen müſ
fen , oft auch nicht anders handeln zu
können .
Die Stellung eines regierenden Fürſten
ift
überhaupt
die ſchwierigſte und zugleich undankbarſte auf der Welt . für unſern Theil möchten mindeſtens nicht Fürſt ſein . kann man es nicht recht machen , möglichkeit, und
deshalb
Wir Jedem
das iſt eine direkte Un
wird man
auch
immer
Gegner
haben . Herzog
Ernſt that und
thut, was in
ſeiner Macht
281
liegt. zu
Um
Tagearbeitern
den
ſeines Landes Beſchäftigung
verſchaffen und den allgemeinen Geſchäftsverkehr zu erleich
tern , fdloß er mit dem Könige von Sachſen einen Vertrag wegen des Baues einer Eiſenbahn von Gösniß nach Chem niß ab .
Mit Patent vom
Staatsvertrag zur
19. September 1856 ward dieſer
öffentlichen
Kenntniß
allen Seiten mit Freude begrüßt. ten
die
gebracht und von
Dieſen Staatspertrag hat
Altenburger wahrſcheinlich meiſt dem
nanzrath Sonnenkalb zu verdanken .
geheimen
leicht der Einzige , welcher vermöge ſeiner
Fähigkeiten
Stande fich befand , die theilweis zerrütteten
war deshalb ſchon am zum
24.
Jult deſſelben
Jahres vom
geheimen Staatsrath ernannt und
Departement der Finanzen übergeben .
Vertrag mit Sachſen
ſchon
Er Lan
ihm
das
Er erledigte ſich ſeis
nes Auftrages auf eine ſo glänzende Weiſe und in nißmäßig kurzer Zeit , daß eben
im
Finanzverhält
niſſe des Herzogthums wieder in Ordnung zu bringen .
desherrn
Fi
Dieſer Mann war viel
im
verhält
September
abgeſchloſſen werden konnte.
der
Die Fts
nanzen waren von ihm in Ordnung gebracht und es bedurfte jegt nur noch der Bewilligung der nöthigen Fonds zum jener Eiſenbahn
Seitens
der
Landſchaft.
der neue Landtag alsbald berufen 1856 wiederum die
vom
und am
Deshalb
geſprochen
Herzoge in Perſon eröffnet.
worden , ward ihm
wurde
24. November Nachdem
Bewilligung der erforderlichen Gelder von demſelben
Wahlgeſeß , ein
Bau
aus :
ein Entwurf zu einem neuen
andrer über Zuſammenlegung
der Grund
ſtücke und über Güter- und Grundſtückstheilungen
und ein
dritter über die Wiedereinführung der Stellenvertretung beim Militair vorgelegt und zum
großen Theil in der vorgelegten
Faſſung genehmigt. Wir können
uns nicht genug darüber wundern , wie
282
man audy in Altenburg unter dem Miniſterium
des Herrn
von Lariſch alte bereits beſeitigt geweſene Verordnungen
und
Gefeiße wieder hervorſuchen konnte. ' Die Stellvertretung beim Militair widerſpricht der allgemeinen
Gleichheit
der
thanen eines Staates ſo auffallend, daß wir deren rung für das Herzogthum
Einfüh
Altenburg mindeſtens Herrn von
Lariſch nicht zugetraut haben würden . Preuße
Unter
Er, der ein geborener
iſt und die Vorzüglichkeit der preußiſchen Militair
verfaſſung ebenſo gut kennt, wie jeder Andere , mußte einen folchen
Gefeßentwurf nicht vor den Landtag bringen , da er
eine Bevorzugung des Vermögenden Theiles der Nation ſpricht: Möglic
auð
indeß, daß die altenburgiſche Regierung dar
auf bedacht war, die Befißenden einiger Maßen für die ihnen anſcheinend zugefügten
Verluſte wegen der Beſteuerung ihrer
Güter zu
und zwar auf eine Art zu
entſchädigen
gen , welche für ſie von
keinem
entſchädi
Nachtheil war.
Mag die Regierung im Uebrigen gedacht haben ,' was fie wil, immerhin hat ſie vom menſlichen Standpunkte aus Unrecht gethan , die Bevorzugung eines Standes über haupt auszuſprechen , beſonders zu übrigen
europäiſchen Staaten
einer
nur von
Beſeitigung aller Bevorzugungen
Zeit, wo in
allen
der Aufhebung und
die Rede ift .
Jeder Unterthan muß gleiche Redyte und gleiche Pflich Wird dieſer Grundſaß mit Konſequenz durchge
ten haben .
führt , kann von gegen den Anderen tung beim felbft. nur
einem
Haß des einen
Theils
keine Rede mehr ſein .
des
Volkes
Die Stellvertre
Militair iſt eine Ungerechtigkeit gegen den
Staat
Es wird nur ungefähr die Hälfte oder vielleicht gar ein
Drittel der Unterthanen militairiſch
denn wer es
irgend möglich machen
gebildet ſein ,
kann , wird ſich
Mann kaufen , der für ihn die geſeßlich
einen
beſtimmte Zeit ab
283
dient, und es liegt offen auf der Hand , das in der Regel Solche gewählt werden , deren Dienſtzeit entweder gerade ab : gelaufen und die nicht fähig ſind, fich durch ein bürgerliches In
Gewerbe zu ernähren .
beiden Fällen wird das Heer aus
wird man ſchwerlich
eine ſtrenge Disciplin
und
zuſammengefeßt fein
keinen beſonders guten Elementen
Tritt
finden .
nun einmal der Fall eines Krieges ein , dann wird eine ſolche gemiethete Armee gar nichts können und wollen .
oder doch nur ſehr wenig leiſten
Ihre Angehörigen haben
Intereffe,
kein
fo
fich muthvoll und tapfer zu benehmen , denn ſie ſind ohne Vaterland, wenngleich fie in
zú fagen
geboren ſind, dem
Lande
dem
fie militairiſch dienen . Streng genommen , Vaterlande, ſondern ſie dienen dem ,
dienen fie indeß nicht dem
die größte Summe für Ausfüllung ihrer Stelle
der ihnen Þeim
Von folchen Menſchen erwartet man
Heer geboten hat.
nun Treue und Ergebenheit für das Vaterland, dem ſie ent ſchieden nicht aus Liebe dienen . Treu wird man nur dem das Geld , das ihnen für
fein , den man liebt, und fie lieben
ſie dieſen Dienſt wid
den Dienſt gegeben iſt, nicht den , dem men .
Nun
kommt bei einer Stellvertretung beim
Militair
noch der Umſtand hinzu , daß man meiſt, der gewöhnlichen Thätigkeit entwöhnte Menſchen Menſchen , die die meiſte Iſt
Bequemlichkeit
der Zeitpunkt nun
vorgeſchrittenen fich
auch
gewählt, weil
und die
Alters" wegen ,
nicht
Gemeinden oder
bürgerlichen
Erwerb
dem
Handwerk erlernt.
bietet.
ſie , des
dienen ", alſo
dann
fallen
Staat zur Laſt.
haben
fie fonſt nicht Soldat geworden wären , nicht einmal ein
weiter
dürfen ,
wird ,
es ihnen
wenigſte Sorge
endlich herangerückt, wo
nicht weiter verkaufen
entweder den gung zum
in der Armee haben
das Militairleben
fie Nei
ſie nie gehabt, da oft haben
ſie auch
Trifft dieſer Leştere Fall
284
aber auch wirklich nicht ein , ſo werden ſie nach einer Reihe von
Jahren , die ſie unter militairiſchen
gebracht,
zuverſichtlich
verſtehen , mithin ernähren .
nichts
von
auch nicht im
Sie werden daher
Verhältniſſen
ihrem
früheren
zuge
Gewerbe
Stande fein , ſich ehrlich zu immer aus Staats- oder Ges
meinden -Kaſſen erhalten werden müſſen . Die preußiſche Militair- Verfaſſung, obgleich auch ſie viel leicht Manches zu wünſchen übrig laſſen
dürfte, verdient, wie
wir hier wiederholt ausſprechen , überall nachgebildet zu wer den .
Auch in
Preußen
beſteht hinſichtlich
der Verpflichtung
zum Militairdienſt ein Unterfchied, nicht aber der Unterſchied des Geldes, ſondern der der wiſſenſchaftlichen Bildung.
Dies
nen muß jeder preußiſche Unterthan , deſfen körperliche Verhält niſſe dies geſtatten ; allein derjenige, welcher Neigung zum wiſſenſchaftliche
keine beſondere
Militairdienſt hat und die vorſchriftsmäßige Ausbildung befißt , kann
Fahre abmachen , wird aber
in
dieſem
dies mit
einen
einem
Jahre immer
bin ſo weit militairiſch ausgebildet werden , daß er im eines Krieges ſeinem Wenn
Vaterlande von
Fall
Nußen ſein kann .
die Kleinſtaaten behaupten , daß
ſie
jeder
Zeit
außer Stande fich befinden würden , einen Krieg auf eigene Hand zu
unternehmen
und deshalb nur dafür zu
haben , das beſtimmte Contingent zu ſtellen ihre Truppen , wenn dies auch
würden ; ſo
haben
und daß
dann
gemiethete ſeien , unter
Anführung eines erfahrenen Feldherrn ſchon thun
ſorgen
der
ihre Schuldigkeit
ſie damit ihre Militairverfaſſung
noch keineswegs hinreichend entſchuldigt. Man muß fich nie mals auf Anders verlaſſen , ſondern alle Zeit bemüht ſein , auf eigenen Füßen ſtehen zu können . Würde dieſer Grund ſaß von
den
Kleinſtaaten feſtgehalten werden , würden
ſie
ſchon längſt ſelbſtändige Reiche geworden ſein und hätte nicht
285
nöthig , fich von den Großſtaaten Verordnungen und Geſeße diktiren und Miniſter aus fremden Ländern ſenden zu laſſen . Geht das ſo weiter , wie es jegt iſt, dann wird kein ganzes Jahrhundert mehr erforderlich fein , fämmtliche Kleinſtaaten Deutſchlands aus dem
Reiche ſelbſtändiger Länder verſchwin
den zu ſehen . Der Herzog Ernſt Friedridy Paul Georg iſt am tember 1826
geboren , befindet fich
beſten Alter , um werden , daß
Forum
ihm
der bürgerlichen
von Gott aufgelegte
und ſtellt er Seden vor das
angehört
dieſem
dann hat er die
Pflicht vollſtändig erfült und er dem
Zeitpunkt entgegen
ſeiner irdiſchen Laufbahn ein Ziel fegt. zu
Einfluß für ſein
Juſtiz , der abſichtlich dieſelbe verlegt,
Stande er
wird dereinſt mit Ruhe
Vertrauen
ſeinem
Thut er das, forgt er für die
Erfüllung derſelben
gleichviel, welchem
in
der Wohlthäter feines Landes dadurch zu
er ohne Rückſicht auf fremden
Volf paffende Geſeße erläßt. pünktlichſte
16. Sep
alſo jeßt noch
Fürſten , daß
fehen , der
Wir haben das volle
er nicht nur das Beſte
ſeines Volkes wünſcht, ſondern auch, wenn Zeit und Gelegen heit da Am 24.
fein werden , daſſelbe zuverſichtlich erreichen wird . 28. April 1853 vermählte derſelbe fich mit der am
Juni 1824
geborenen
Prinzeſſin
Agnes
von
Anhalt
Deffau, welche ihn bis jegt nur mit einer Prinzeſſin Tochter, Marta , am
2. Auguſt 1854 beſchenkte .
1
VII.
Altenburg.
In
ſtaatsrechtlicher und in
ftaatsbürgerlicher
Beziehung betrachtet.
Sechs u n d z w a nzigftes
Kapitel.
Umfang . Verfaſſung. - - Mnterrichts Seelenzahl. Grenze. Anſtalten. Civil- und Kriminalbehörden . Einkünfte . Schulden . Drden und Ehrenzeichen . Militair. Anſtalten und Inſtitute. Das Herzogthum
Sachſen - Altenburg liegt in
Dberſachs
fen , beſteht aus vierundzwanzig Quadratmeilen mit ungefähr 130,000 Einwohnern und iſt in
zwei Hauptbezirke getheilt:
in den öſtlichen , welcher der bei weitem den
kleineren weſtlichen.
ſen , der preußiſchen Provinz gleichen zogthum
Weimar, dem
burghauſen und den
Namens, dem
iſt, und in
Großher
Herzogthum Sachſen -Meiningen -Hild Fürſtenthümern Reuß und Schwarzburg
begrenzt, beziehungsweiſe eingeſchloſſen . liche Unterrichts -Anſtalten denſelben .
größere
Es wird von dem Königreich Sach
Daſſelbe hat vortreff
und ſorgt ſtets für gute Lehrer an
Die Univerſität Jena beſigt es mit den übrigen
fächſiſch - erneſtiniſchen
Fürſten
gemeinſchaftlich
und muß des
287
halb
auch eine ziemlich bedeutende Summe zu deren
tung beiſteuern . Anſtalten
ſind das Gymnaſium , in der Hauptſtadt des Lan vorbereitenden Lyceum
des mit einem dem
Erhal
Die der Univerſität zunächſt folgenden Lehr
befindet ſich
Seminar bereits
in
zu Eiſenberg .
der Hauptſtadt noch
ſeit 1787.
Vom
ein
Außer
Schullehrer
Jahre 1838
an werden
daſelbſt auch Lehrer zum Unterricht für taubſtumme Perſonen beſonders ausgebildet. kerſchule für
Sodann
eine Kunſt- und Handwer
Lehrlinge und Geſellen
der verſchiedenen
Ge
werbe, welche daſelbſt den Unterricht meiſt unentgeldlich em pfangen , oft auch noch Schreib- und umſonſt erhalten .
Zeichnen -Materialien
Ein Hebeammeninſtitut, welches gleichzeitig
mit einer Entbindungsanſtalt verbunden iſt, und endlich noch eine Zeichnenſchule . Wir ſehen
hieraus , daß die
Ländchens nichts
Regierungen
des
kleinen
verſäumt haben , die wiſſenſchaftliche Aus
bildung ihrer Unterthanen möglichſt zu befördern , und daß es wahrlich nicht ihre Schuld
iſt,
wenn
ſie dieſen
Zweck
nicht zu erreichen vermochten . Der Herzog von tage im
engeren
Altenburg bildete
Rath mit den übrigen
die zwölfte Kurie und hatte im
Plenum
auf dem
Bundega
fächfiſchen Herzogen eine Stimme.
Die gegenwärtige Verfaſſung iſt durch das ziemlich frei ſinnige Wahlgefeß von 1856 , welches an die Stelle des mo difizirten Wahlordnung von 1831 trat, als vollſtändig geord zu betrachten .
Die Landesvertreter bilden nur eine Kammer
und beſtehen aus fünfundzwanzig Abgeordneten , von denen acht auf die Ritterſchaft (adlige und bürgerliche Ritterguts befißer ), acht auf die Bewohner der Städte, und acht auf die des platten Landes
kommen , während der fünfundzwanzigſte
288
Abgeordnete dent iſt.
ein vom
Herzoge ernannter Landſchafts - Präſt=
Ohne die Landesvertretung
können
weder Geſetze erlaſ
fen , noch verändert werden , welche die perſönliche und
das Eigenthum
der Staatsbürger,
Freiheit
Verfaffungs- und
Militairangelegenheiten und die Etats der Hauptfaſſen treffen.
Die
Druck zur öffentlichen vier
bes
Verhandlungen der Kammer werden durch den allgemeinen Kenntniß gebracht .
Jahre wird der Landtag
Alle
zuſammen berufen und bleibt,
je nach dem
vorhandenen
Bedürfniß ,
Zeit
Nach ſeiner
Vertagung bleibt eine Landesdes
thätig.
putation von
acht Mitgliedern
längere oder fürzere
bis zur nädyſten Zuſammen
berufung des Landtags in Altenburg zurüd . der werden vom Landtage ſelbſt gewählt. Den
Sentralpunkt der altenburgiſchen Staatsverwaltung
bildet das Miniſterium , von dem hängen : das
Dieſe Mitglie
die folgenden Behörden ab
Das Landesjuſtiz- Collegium , die Landesregierung ,
Konſiſtorium ,
Kammer ,
die
das
Oberſteuercollegium .
Die Kammer und das Oberſteuercollegium ſchaftlich das Finanzcollegium
bilden
gemeins
und zugleich die Direktion der
außerordentlich praktiſch organiſirten Landesbank, eines Inſti tuts , welches Kapitalien unter Garantie des Herzogs und der Stände annimmt und auf fichere Hypotheken wieder ausleiht, etwa wie das Pupillen - Collegium wenn
es auch
in
gewiſſer
Dies Finanzcollegium
im
Königreich
Beziehung von
dieſem
beſchäftigt ſich auch mit dem
Preußen , abweicht. Discon in
tiren ficherer geldwerther Papiere. Zu dem
Reffort des Miniſterit gehören
ferner noch : die
Generalablöſungscommiffion und das Militaircollegium . Das Herzogthum
iſt in zwei Kreiſe getheilt, in den als
tenburgiſchen und in den
kahla -eiſenbergiſchen .
Jeder dieſer
289
Kreiſe wird von
einem
der Landeßregierung angehörenden und
untergeordneten Kreishauptmann dirigirt. •
Die Unterbehörden
im
Herzogthum
bilden
die
Juſtiz
ämter, Stadträthe, Steuerämter, das HauptzoN -Amt und die Nebenzollämter erſter Klaffe im
Innern, Ephorien-, Kirchen
und Schul- Inſpektionen , Bau-, Floß- und Rentämter , die Special-Ablöſungscommiffion u. f. w . *** . Auch
die Rechtsverfaſſung
firt. : So finden nämlich das den
des
wir z. B. ein
Landes oberſtes
iſt gut organt Juſtiz - Tribunal,
erneſtiniſchen und reußiſchen
gemeinſchaftlich gehörende und von
ihnen
Fürſtenhäuſern
gemeinſchaftlich er
haltene Ober - Appellations - Gericht zu Jena . zweite
Inſtanz in
die erſte
bürgerlichen
Inſtanz in wirklichen
Es bildet die
Rechtsſtreitigkeiten ,
ſowie
Kriminal-Angelegenheiten .
Das Landes - Juſtiz-Kollegium bildet unter Zuziehung von Militairrichtern zugleich das Generalauditoriat in Militair ftrafſachen , während es ohne dieſe Zuziehung der Militair richter nur über bürgerliche Rechtsſtreitigkeiten zu entſcheiden hat.
Vor
fein
Forum
gehören übrigens noch
Kultus- und Ehefachen , und in
außerdem
Bezug auf Geiſtliche und
Schullehrer iſt es zugleich als Konfiftorium
zu betrachten .
Die erſte Inſtanz bilden die Juftizämter und die Stadt gerichte ;- bei privelegirter Gerichtsbarkeit die genannten Rol legten , das Amt.
Kreisgericht
und
das
Herzogliche Hofmarſchall
Die freiwillige Gerichtsbarkeit üben meiſt die Notare
auf Grund des
zu ihren Gunſten
am
2. September
1811
erlaſſenen Gefeßes . Ebenſo wie die Landesregierung, hat ſich die Gefeßgebung nach dem
ehemals auch
Königreich Sachſen hauptſächlich
Das gemeine deutſche und das gemeine fächſiſche Recht find in der Rechtsverfaſſung Altenburgs gar nicht zu Vertraute Geſchichte. Sadjen . 4. Bd. 19
gerichtet.
290
verkennen .
Es hat allerdings auch
noch eine Menge Spex
zialgeſeße, an deren Spiße die Allgemeine Landordnung von 1705 mit den drei Ergänzungen von 1750 , 1775 und 1820 nebſt einer ſtehen .
ſeit
1821
erſcheinenden
jährlich
Geſepſammlung Civil
Die Gerichtsverordnung von 1744 dient dem
Prozeßverfahren 7. April und
als Baſis , welche durch die Mandate vom erſt ihre Abrundung erhielt.
24. Juni 1826
Für das Civilrecht find die Wechſelordnung von 1750 mit Patent vom
24.Mai 1819, die Vormundſchaftsordnung
von 1782, das Lebenmandat von 1795 , vor allem fonders
die
eigenthümlichen
Bauernftandes von Auch
für
wendiſchen
nnd be
Rechtsgebräuche des
Wichtigkeit.
Kriminalverbrechen
eriſtiren
Spezialgeſebe;
z. B. wegen fleiſchlicher Verbrechen, des Kindermordes u . f. w . vom
7. Juli 1823, wie auch 1837 vom
15. April ein Gefes
über den · Anzeigenbeweis veröffentlicht worden iſt. Die Einkünfte des
Landes betragen 512,000
die Steuer- und Kammerſchulden
Thalers
eine Million !
Die Militairmacht beſteht aus einem
Linienbataillon
von vier Stompagnien und einer Jäger-Abtheilung, zuſammen aus noch nicht tauſend Mann . An Orden und Ehrenzeichen find vorhanden : der erne (tintſche Hausorden ; das die fünfundzwanzig
filberne Dienſtkreuz für Offiziere,
Jahre gedient haben ; die Dienſtauszeich
nung für Unteroffiziere und Soldaten , die ſechs, neun oder zwölf Jahre gedient haben . Das ganze Herzogthum hauptmannſchaften zum
Erſteren
burg , zu dem Roda .
iſt in zwei Streiſe und Kreis
eingetheilt (altenburger und Saalkreis) ;
gehören
die Aemter
Legteren die
Altenburg
Aemter Eiſenberg ,
und Ronnes Rahla
und
291
Das herzogliche Schloß ten
in
ſen
erbaut
in Altenburg iſt eines der größe
Deutſchland , vor der Stadt auf einem und
erinnert
an
Porphyrfel=
die mittelalterlichen
Ritter
burgen . An Wohlthätigkeits- und anderen
Anſtalten hat Alten
burg aufzuweiſen : Das
1705 gegründete freiadlige Magdalenenſtift; eine
Erziehungs- und Verſorgungsanſtalt für evangeliſche Fräu leins; vier größere und drei kleinere evangeliſche Gotteshäu ſer ; einen Poblhof (ein Rittergut mit Grundbeſi} ); das vom Kaiſer Friedrich
I. erbaute Auguſtinerkloſter, welches ſpäter
zum Landarbeitshaus umgeſchaffen , was es noch jeßt iſt; das Armen- und Krankenhaus, genannt der Frauenfels; die Frei maurerloge; das Schüßenhaus ; die Kaſerne; der
Padhof;
die Mädchenſchule ; das Kaſino ; der ehemalige Komthurhof des deutſchen
Ordens, jekt Privatbeſig ; das Hospital zum
heiligen Geiſt für arme Bürger. reichſten einen
im
Lande , hat ſehr
eiſernen Fond von
wurde im
Dieſe Anſtalt iſt eine der
bedeutenden
Grundbefiß
funfzig Tauſend Thalern.
Jahre 1841 beträchtlich erweitert.
Hospiz befindet ſich der Friedhof mit der im
und
Daffelbe
Neben dieſem Jahre 1840 im
gothiſchen Style erbauten Fürſtengruft. Die herzogliche, 1840 neu geordnete Bibliothek, enthält viele tauſend gute wiſſenſchaftliche Bücher.
Noch
müſſen
wir
der
Bürgerſchule
für Anaben
und
Mädchen , der Karolinenſchule, einer Anſtalt für Kinder weib lichen
Geſchlechte aus dem
Amalienſtiftung, einer
höheren
Bürgerſtande , und
der
Kleinkinder - Bewahr -Anſtalt , lobend
gedenken . Wir ſehen
hieraus , daß das Herzogthum
Altenburg in
der That ſo vorzüglich organiſirt iſt, daß es nur eines that 19 *
292
kräftigen Monarchen bedarf, es zu umzugeſtalten , wie dies
einem
unter dem
zweiten
Weimar
geiſtreichen Karl Auguſt
und ſeiner nicht minder geiſtreichen und edlen Mutter gewe fen .
Der
bloße Wille des
Fürſten
wird erſt dann fich zur herrlichen fich mit einer ſelbſtändigen fich ein Fürſt noch
genügt nicht ;
Derſelbe
Frucht entfalten , wenn
Energie verbindet.
So
er
lange
in Abhängigkeit von einer anderen
grö
Beren Macht befindet, wird ſeine Energie wenig Vortheil für
der Fürſt fich
Unter Abhängigkeit verſtehen wir ſchon , einen Miniſter beiordnen
er Es
+
läßt, den
D
das Land bringen . wenn
nicht aus freier Wahl nach
ſeinem
Lande berufen
hat.
mag nicht immer zu umgeben ſein , einem Manne aus frem dem
Lande das Portefeuille zu
nen
wird
jeder Fürft
Unter feinen Untertha
geeignetſten
die
beitung der Staatsgeſchäfte
eine Nothwen
übertragen
digkeit wird es indeß niemals ſein !
auffinden
Perſönlichkeiten können .
zur
Es ſcheint
überhaupt weit praktiſcher zu ſein, einen Inländer , als einen Ausländer -- felbſt wenn der Leştere aus freier Entſchließung des Landesfürſten gewählt worden iſt – Der
zu
dem
Amte eines
Miniſters zu
berufen .
Ausländer wird nie diejenige
Liebe zu dem
Lande mitbringen , welche unerläßlich
iſt, für
das Wohl und das Glück des Fürſten und der Unterthanen zu arbeiten ; es wird ihm
auch meiſt einerlei ſein , ob er vom
Volke geliebt wird oder nicht. als das ſeines Stolzes -
Er hat gar kein
Intereſſe,
allerdings groß genug , um
Ehrenmann niemals ſeine Pflichten vergeſſen zu laſſen . gehört derjenige noch keineswegs zu
einen Indeß
den Edelſten , der nur
feine Pflicht thut; wie derjenige Menſch, welcher ſich nur nad den
herridenden
Landesgeſeßen richtet, noch
lange nicht gut, ſondern vielmehr ſchlecht iſt. Es giebt wich tigere Gefeße, als die von Fürſten erlaffenen , und das
293
ſind die Gefeße Gottes, die Jedermann ins Gewiſſen geſchries ben worden
Ein Miniſter muß mehr, als feine
Obrigkeit wachen kann ! Pflicht thun , wenn
keine weltliche
Erfüllung
ſind und über deren
er das ihm
übertragene Amt getreulich finden , wie
verwalten will. Selten werden wir einen Mann
wir ihn wünſchen ; das iſt freilich wahr ; allein , wenn er ge funden , dann ſollten auch die Fürften mit aller Macht dar: Es wird nicht
nach ſtreben , ihn für ihr Land zu erhalten. nothwendig
immer
ſein , daß dieſer Mann
Lande ſelbft
im
geboren iſt, ebenſo wenig wird es nothwendig ſein , ihn von außerhalb zu berufen . Wir wiederholen
Regierungsgeſchäfte brauchte
keinem
es, in jedem
Staate
vorfinden , welche zur Leitung der
wird man ſtets diejenigen
geſchidt genug
find.
Herrn von
von Beuft und keinem
Grafen
Altenburg
Auch
Lariſch das Miniſterium
zu übertragen ; Herr von der Gabes
leng mußte auf ſeinem
Poſten
bleiben , da
er unbezweifelt
der Mann war , welcher nicht nur die Gebrechen des ganzen altenburgiſchen Staatsweſens kannte , ſondern Abſicht die Leitung deſſelben beſeitigen .
auch
mit der
übernahm , dieſe Gebrechen zu
Daß dies nicht immer geſchehen kann , ohne viel
leicht die Intereſſen des regierenden ren und theilweis zu verleßen ,
Fürſtenhauſes zu berüh
iſt ein Uebelſtand, der nicht
verdient, ſo hoch angeſchlagen zu werden , daß man den Mann, der dies thut, von ſeinem
Poſten verdrängt.
Eine Verdrän
gung findet auch dann Statt , wenn der Miniſter ſeine Ent laffung ſelbſt nachſucht , was er nicht thun würde, wenn man ihm
bei der Erfüllung
ſeiner Pflichten nicht zu
große, oft
unbeſtegbare , Schwierigkeiten in den Weg gelegt hätte.
An
der Spiße der Regierungs-Angelegenheiten zu ſtehen , iſt nicht leicht; felbft wenn Alles gut und nach Wunſch geht , ſo ef fordert es dennod
ganz
ungewöhnliche Talente, ungemein
294
viele Ruhe, einen raſchen , praktiſchen Ueberblick , genaue Kennt niß
aller bürgerlichen
und ſtaatlichen
Verhältniſſe und vor.
zugsweiſe eine entſchiedene Unpartheilichkeit .
Der Miniſter
muß ftreng gerecht ſein und den Muth befißen , dem dreift zu ſagen , wenn er Unrecht hat, wie dem
Fürſten
er ſich auch vor
Volke nicht fürchten darf, wenn daffelbe ohne die gehö
rige Strenge nicht zu zügeln Leitung der ihm
von dem
iſt.
Der Miniſter muß bei der
Vertrauen des Landesherrn
über
tragenen Geſchäfte über allen anderen Staatsangehö : rigen ſtehen ! er darf keiner Parthei angehören ; darf fich von ſeinem
Etwas hinterbringen
laſſen , fondern muß
fich
ſtets ſelbſt zu überzeugen ſuchen und das unverdroffen thun , was nach ſeiner Anſicht das Rechte iſt. Unter der Regierung eines ſolchen Miniſters werden ſich Fürſt und Volk wohl be finden : der Erſtere wird nicht ungehalten ſein , wenn er etwas verloren hat, was ihm
vom Standpunkt des natürlichen Rech
tes nicht zukam , und das Leştere wird diejenigen welche ihm
die Gerechtigkeitsliebe des Miniſters verſchafft hat,
nicht mißbrauchen felbe zu
Freiheiten ,
ahnden
Wohlſtand des
denn auch den Mißbrauch würde der= verſtehen .
Landes bald
und Jedermann , vom
Auf ſolche
Weiſe müßte der
ſeine höchſte Blüthe entfalten
Herrſcher bis zu dem
geringſten Un
terthan , wäre glücklich . Unſerer Anſicht nach müßte dies das vornehmſte Ziel eines Miniſters ſein ! Das Herzogthum
Altenburg
hatte
Gabelenß einen ſolchen Mann gefunden . anderen Füßen , wäre
er am
in
Herrn
von
der
Es ſtände jegt auf
Ruder geblieben .
Aber 'neben
ihm waren noch andere Männer vorhanden , die, gleich ihm , befähigt waren , das
.
kleine Herzogthum
zu leiten .
3. B .:
Herr von Wüſtemann , Sonnenkalb u . 1. w . Sie alle traten von dem
Schauplaß ihrer politiſchen
Thätigkeit ab , weil ſie
295
fich mit dem
Fürſten und dem
konnten .
den wa
An ihnen
Volke nicht gleichzeitig befreuna
felbft lag es ſicherlich nicht.
Daß dies unter dem
Herzog Georg möglich wurde, wun
dert uns nicht; wohl aber , daß dem
.
dergleichen
fich auch unter
jest regierenden Herzoge Ernſt zugetragen ! Derſelbe hat
ſo viele vortreffliche
Eigenſchaften
und Talente, fein
glüht fo febr für Recht und Gerechtigkeit und Buſen - finden nicht nur die Freude , ſondern
Herz
in ſeinem
auch die Noth,
das Elend, die Sorge und der Kummer feiner Unterthanen einen mächtigen Widerhall, daß er in der That eigends zu einem
Regenten
geboren zu
ſein
ſcheint.
Mann , der die Fähigkeit beſikt, ein
Er allein
iſt der
Volk glüdlich und groß
zu machen und dadurch ſelber glücklich und groß zu werden . Er mag in Herrn von Lariſch allerdings einen Miniſter gefun den haben , der die Intereffen des Fürſten zu wahren verſteht ſo weit dieſelben durch Dokumente und Tradition zu erken = nen ſind. Ein Miniſter muß aber mehr, als dies, thun .
Das
durch, daß er der Nation neue und ſtrenge Gefeße giebt, das durch allein vertritt er die Intereſſen des Fürſten nicht, wie fie vertreten werden ſollen .
Gefeße müſſen ſein und es kann
auch der Fall eintreten , daß die vorhandenen erſegt werden müſſen : allein Volk , fondern
durch andere
den Gefeßen ſind nicht nur das
auch Miniſter
und Fürſt unterthan .
Das
Erſtere wird mit Freuden gehorchen , wenn es ſieht, daß auch der Fürſt und die Miniſter nicht willkürlich handeln dürfen .. Wir haben dieſen großen König
Fal
Friedrichy
im
gehabt.
Königreich Preußen unter ſeinem Dem
Gefeß
gegenüber war
der
nicht mehr, als der geringſte ſeiner Unterthanen , und
man erinnert ſich gewiß noch ſehr gut jener Scene, wo der Müller Arnold zu gericht geben .“ .
ihm
ſagte: „ da müßte es
Nicht durch
kein Kammer
ſeine ungewöhnliche politiſche,
my
296
wiſſenſchaftliche
und
militairiſche
rich II. ſeinen Staat groß , ſeine und ſich ſelbſt furchtbar den
Befähigung
hat
Fried
Unterthanen wohlhabend
übrigen
Fürſten
Europa's ge
genüber gemacht, ſondern vornehmlich durch ſeine Gerechtig keitáliebe. Der Herzog Ernſt von
Altenburg befißt ebenfalls auf
dem
wiſſenſchaftlichen , militairiſchen und politiſchen Gebiete eine ſeltene Bildung die ganze Einrichtung des Staates
zeugt dafür
wir glauben auch, daß er ein
äußerſt gerecht
denkender Regent iſt; allein wir bezweifeln, daß die Energie eines Friedrichs
1
rakters
II. die hervorragende Eigenſchaft ſeines Cha
iſt .
Und wo ſie fehlt, kann
ſehr geringem
Abſichten bei ſeinem haben ,
alles Uebrige nur von
Nußen fein . Mag Herr von Lariſch die beſten Handeln als Miniſter Altenburgs gehabt
ſo viel ſteht indes feſt , daß er ſtets nur befondere
und keine allgemeine Intereſſen
vertritt, feine Aufgabe alſo
auch vollſtändig verkennt. Die Schlaffheit eines großen Thei les der Nation und der auf den Landegherrn fich augenſchein : lich
geltend machende Einfluß
ficher gemacht in
ſeinem
Auftreten
die Ueberzeugung beigebracht, ohne Weiteres
anderer Mächte haben
daß
eine Verſammlung
und ihm
ihn
vielleicht ſogar
er Recht thue , wenn er der
Abgeordneten
eines
Volkes nach Hauſe ſchickt, bloß weil dieſelbe zu der von ihm beliebten Maßregeln glaubte.
ihre Zuſtimmung verweigern
zu müſſen
Würde er reiflicher darüber nachdenken , müßte er
bald eine andere Ueberzeugung gewinnen . In einem conſti tutionellen Staate ſollen die Gefeße von der Regierung und dem
Volfe gemeinſchaftlich berathen werden .
wird durch
Die Regierung
ihre Miniſter , das Volk durch die von ihm
ge
wählten Abgeordneten vertreten . Bringt nun das Miniſtes rium einen Gefeßentwurf vor das Haus der Abgeordneten ,
297
ſo geſchieht dies doch nur deshalb , um ben
in
denſelben mit demſel
vernünftiger und ausführlicher Weiſe zu beſprechen
und wenn die Mehrzahl dagegen
iſt, ihn zurückzuziehen , weil
er dann
des Landes verlegt.
offenbar
die Jutereſſen
Dies
geſchieht nun zwar oft, aber nicht immer, und doch ſollte és immer
geſchehen ,, dar dadurch
allein
erſt
ein
vernünftiges
Staatsleben entſtehen kann. Wenn es einmal heißt, das Land foll in Gemeinſchaft mit der Regierung die Gefeße berathen , fo- muß ſich nicht nur das Erſtere, ſondern dieſem
fügen .
Schickt ſie aber den
auch die Leştere
Landtag nach Hauſe , ſo
fügt ſie ſich
eben nicht, ſondern ſie
der fern von
einer Regierung fein muß .
zeigt einen Eigenſinn, Viele werden nun
freilich behaupten , dies fei kein Eigenſinn , ſondern Sonſes quenz oder Energie oder irgend ſonſt Aehnliches.
Indeß es
beſteht ein ſehr bedeutender Unterſchied zwiſchen Eigenſinn und Konſequenz... Wenn die Mehrzahl der Abgeordneten der
Regel durch
klare und
ausführliche
und in
Debatten die Un
brauchbarkeit des in Nede ſtehenden Geſeßes nachgewieſen , ſo müſſen wir das Weiterfeſthalten
daran von Seiten der Nes
gierung nothwendig als Eigenſinn bezeichnet. neten ſind durch das allgemeinſte Vertrauen
Die Abgeord
gewählt worden ,
werden alſo auch beſſer die Bedürfniſſe der Nation als das Miniſterium , das niemals von
dem
kennen ,
Vertrauen
des
1
Landes gewählt worden iſt. 1 Wir wollen demſelben durchaus nicht das Recht beſtrei ten , eine Ständeverſammlung , ſobald deren Mitglieder ſich oppoſitionell zeigen , aufzulöſen ; als politiſch klug können wir eine ſolche Maßregel aber nicht bezeichnen .
Durch Ausfüh :
rung derſelben wehrt ſich die Regierung, die Bedürfniſſe der Nation
kennen zu
lernen , und zeigt dadurch deutlich, daß fie
nur die Bedürfniſſe des Landesfürſten anerkennen will.
Das
298
iſt unbedingt falſch .
Ihre Unrichtigkeit dürfte ſofort in
die
Augen ſpringen , wenn man bedenkt, daß durch ein fortwäh . tendes Auflöſen
des Landtages
muß und endlich
auch den Gehorſam
das
Volk
erbittert
fündigt.
werden
Dann geben
die Regierungen nach und fich zugleich auch eine Blöße, die ſehr gut hätte vermieden werden können , wenn man den Fora derungen der Nation hätte Gerechtigkeit widerfahren
laſſen .
Es läßt ſich doch nun einmal nicht ableugnen , daß zu einem Staate Fürſt und Volt gehören , denn mindeſtens in Europa -
eine Republik ift -
ein Unding , und meiſt mit noch weit
größeren Nachtheilen verknüpft , als eine Monarchie. in einer Republik auch
kein
Fürft an
Adel und dergleichen mehr vorhanden ein
Präſident ſtatt dem
Wenn
der Spige fteht, kein ſein foll, ſo wird body
Fürſten , und Geld ſtatt
dem
Adel
herrſchen , und das Reſultat für die Geſammtmaſſe des Vol kes wird
entſchieden
kein
freundlicheres fein , als
Monarchie . ' Die Geſchichte hierzu .
Doch zurück !
und Volk.
Warum
Zu
liefert ja einem
in
einer
hundertfache Beweiſe
Staate gehören alſo Fürſt
kommen fie nun einander nicht in
jener
Weiſe entgegen , daß ihr Zuſammenwirken ein ſchönes genannt werden kann ? Der Fürſt weiß, er kann nicht ohne das Volk, und dies , es kann nicht ohne Jenen eriſtiren .
Warum nun
Iſt es denn eine Schmach, wenn
*
dieſer ewige Widerſpruch ?
man nachgiebt, ſobald man einſieht, daß man Unrecht hat ? Eine Schmach wird: erſt dann
das Nachgeben , wenn uns die
Gewalt unſers Gegners dazu treibt. Ein Fürſt, welcher von felber von
ſeinen Forderungen abläßt, iſt ſo edel, wie ein
Volk, das bei Zeiten eingeſteht, zu weit in feinen Anſprüchen 3
gegangen zu ſein .
Im den auch
Allgemeinen ſind alle Fürſten iſo edel und ſie wür Vteles thun , wodurch ihnen
in
den
Hetzen
ihrer
299
Unterthanen wenn eben
ein
ehernes
Denkmal errichtet werden
nicht die Miniſter wären.
Es ſoll
müßte,
hiermit fei
neswegs geſagt ſein , daß es nicht auch unter jenen Männern welche zur Leitung eines Staates berufen find, viele Außnah men
giebt; allein
ebenſo viele ſind auch vorhanden , welche
mit einer traurigen
Konſequenz die angeblichen
Intereffen
des Landesherrn vertreten , das wirkliche Wohl deſſelben , das doch einzig und allein nur in der hingebenden Liebe der Un terthanen beſteht , gar nicht berücfichtigen , gleichſam als ob es einerlei wäre , ob oder gebaßt von ſeinem Wir
haben
an
ein Landesherr geliebt und geehrt Volke wird .
Georg
von
Meiningen -Hildburghauſen
geſehen , wie ſchön das Verhältniß zwiſchen Fürſt und Volk werden
kann , wenn
ganz hinzugeben.
der Erſtere eß verſteht,
Wir haben
ſich
ſchon einmal geſagt, in keinem
anderen Lande haben wir etwas Gleiches gefunden . Ben unter zwiſchen
Friedrich Wilhelm
demſelben
III. beſtand
Fürſt und Unterthanen ,
In Preu :
zwar Aehnliches
-- zu einer
ſolchen
Ges
müthlichkeit aber, wie in Sachſen -Meiningen , iſt es niemals gekommen .
In Sachſen -Weimar unter Karl Auguſt geſchah
ungemein Viel zur Beförderung der geiſtigen
Entwickelung
und des materiellen Wohlſtandes des Volkes , mehr als gend einem
der größeren Staaten
Deutſchlands ,
in
ir
die Ge
müthlichkeit aber beſchränkte ſich nur auf das Hofleben . Von Sachſen -Altenburg kann man nun leider weder das Eine, noch das
Andere behaupten .
Weder iſt dort Etwas
für die freie geiſtige Entwickelung , noch etwas
für ein ge
müthliches Zuſammenleben zwiſchen Fürſt und Volk geſchehen . Altenburg hat im
Verhältniß zu
ſeinem
Flächeninhalt und
ſeiner Einwohnerzahl mehr Bildungsanſtalten , als irgend ein anderer Staat ; dennod
wird
das Volk daſelbſt zu
keiner
300
geiſtigen Entwickelung gebracht. Altenburg in
Seit dem
Jahre 1826 , wo
die Reihe der ſelbſtändigen Herzogthümer aufs
genommen wurde, hat eg ftets bereits in das höhere Alter eingetretene Fürſten an ſeiner Spiße gehabt. nicht behaupten , von
fahren zu haben ; ja , fie wußten
dieſelben
fogar ſehr gut,
und weigerten ſich dennoch, diefelben zu erfüllen . ſchuld daran
Sie konnten
den Forderungen der Nation nichts er
trug, wie wir ſchon
Die Haupta
bemerkt , ihr Alter.
Es
kamen Unzufriedenheit, Aufregungen und Revolutionen , und dennoch geſchah das Nothwendige nicht, und wo es geſchah, geſchah eß nur, um
es bei geeigneten Umſtänden wieder zu
vernichten .
dieſer Beziehung iſt beſonders der Graf
Groß in
von Beuft, noch größer aber Herr von Lariſch geweſen . Sie Beide haben die Hoffnungen vernichtet, welche mit dem gierungsantritt des Herzogs Ernſt vom welche beſonders Herrn von wurden.
Indeß
haben
Ke
Volke verbunden und
der Gabeleng entgegen getragen
wir zu
dem
Ernſt ſo viel Vertrauen , daß er es
Edelfinn des Herzogo
verſtehen wird, dieſe ver
ſchwundenen Hoffnungen durch ein freiſinniges Regieren, wel dhes ſein perſönliches Intereſſe ihm rufen
und fie dann allſeitig zu
gebietet, wieder hervorzu :
erfüllen .
Bei ſeiner politi
ſchen Klugheit , bei ſeiner vielſeitigen Bildung und bei ſeinem redlichen Willen läßt fich unbedingt annehmen, daß ihm nicht unbekannt iſt, wie ein Fürſt nicht von ſeinen Miniſtern , fon dern nur von der Liebe feiner Unterthanen getragen und ge halten werden
kann !
Der Eine blos
befehlen , der Andere
blos gehorchen , das iſt in einem wohlorganiſirten Staat nicht denkbar.
Würde dies möglich ſein , dann bedürfte es der Ges
feße nicht, ſondern
nur des Befehls .
Da nun aber Gefeße
vorhanden ſind , fo iſt es nothwendig, daß dieſelben vor allen Dingen von
dem
Fürſten
und feinen Miniſtern erfüllt wers
301
den ; erſt wenn das geſchieht, kann verlangt werden dieſem
ein
Gleiches vom
Volfe
und daſſelbe wird fich auch nicht weigern ,
Verlangen nachzukommen , da es durch das vernünftige
Handeln
der Regierung ſelber veruünftig geworden
Iſt nun ein
iſt.
ſolches Verhältniß , wie wir es hier geſchil
dert, nicht das allerangenehmſte, welches zwiſchen dem
Regie
ren und den Regierten beſtehen kann ? Und follte nicht jeder einzelne Fürſt darnach ſtreben , es in tung kommen zu
laſſen ?
Lande zur Gel
Dazu gehört nun vornehmlich, daß
ſo viel wie möglich vermieden aus fremdem
ſeinem
Lande kommen
werden muß , einen Miniſter
zu laſſen .
Derſelbe wird , wir
wiederholen es, niemals , und wäre er der Klügſte auf der gana zen Erde, ein Volk glüdlich machen. Wenn aber das Bolt nicht glüdlich iſt, wird es noch weit weniger ſein Fürſt ſein . Es giebt allerdings Manchen , der ſich aus dem Vertrauen und der Liebe feiner Unterthanen Nichts macht, der dadurch ſchon glüdlich ift, daß er an der Spiße des Landes ſteht und alle ſeine Ges lüſte befriedigen
kann .
als ein edler Mann der ſich in
Ein folcher Monarch kann aber nicht bezeichnet werden .
Herzog Ernſt von ein
Er iſt ein
Egoiſt,
der Folge felber beſtraft.
Egoiſt ; deshalb
Altenburg
iſt nichts weniger , als
erwarten wir von
ihm
auch mit aller
Beſtimmtheit, daß er der Anführer ſeiner Nation ren
Glüd, zum
ſein
wird.
zum wah
wahren Wohlſtande und zur wahren Freiheit
Es iſt Manches während ſeiner
Regierung ge
ſchehen, welches uns zu dieſer Vermuthung gebracht und durch das unſere tiefſte Ehrfurcht herausgefordert wird. bald zeigen , daß
er der Mann iſt, ſich von
Großmädten emanzipiren ren , daß
dies
zu können .
Möge er deutſchen
Der Erfolg wird leh
fein undankbares Streben
blog ſein Volk, ſondern
den
fein wird . . Nicht
ganz Deutſchland wird ihm entgegen
302
jubeln !
Seine Macht iſt freilich nur klein ; Muth und Ent:
fchloſſenheit, Ebelſinn und Hochherzigkeit , Eigenſchaften , die dieſem
Fürſten beſonders eigen ſind, werden ſeine Macht min =
deſtens verzehnfachen ! Was wir hier über ften Pflichten , welche ein
die nach unſerer Anſicht vornehm Fürſt gegen ſich ſelbſt hat, geſagt jeßigen Herzog von
haben , ſoll nicht ausſchließlich für den Altenburg beſtimmt ſein .
Wir wünſchen , daß auch jeder an =
dere Fürſt die Wahrheit, welche in unſeren Worten liegt, nicht verkenne und ebenſo wenig die Abſicht, welche uns zum Aus fprechen
bei der Bear
Wir haben
bewogen hat.
derſelben
beitung dieſes
Geſchichtswerkes über manchen
Fürſten , über
manche Generation und über manchen Miniſter ſprechen müf ſen ; wir haben nen
die Vortheile und Nachtheile der verſchiede:
Regierungen
Auge
mit unpartheiiſchem
und
erwogen
haben überall gefunden , daß zum glüdlichen Aufblühen eines Staates , ſowohl in gewerblicher und wiffenſchaftlicher, als auch gutes
in politiſcher Beziehung alle Mal ein zwiſchen
Fürſt und Volk unerläßlich
Fehlt dies , dann
iſt.
wird und muß auch alles Uebrige fehlen .
Einvernehmen
Es find kein wirk
licher Fürſt und kein wirkliches Volk vorhanden, ſondern nur ein Herr und ſeine Sclaven , die dung der
Peitſche
Zaume zu halten im einem
in
Form
Fener nur unter Anwen =
von unnatürlichen Gefeßen
im
Stande iſt, und dies auch nur bis zu
gewiſſen Zeitpunkt, bis
zu
dem
Zeitpunkt der allge
meinſten Auflöſung aller geſeblichen Ordnung und Freiheit . Es wird Niemand vorhanden fein , der es wagen wollte,
unſere Behauptungen zu beſtreiten , oder der fich zu dem Ver ſuch berufen fühlen ſollte, fie gar widerlegen zu wollen ! Das wäre eine ebenſo unſinnige, als vergebliche Mühe. Blätter der
Weltgeſchichte werden
ihm
in
Viele
drohender Weiſe
303
ſeine Kurzſichtigkeit die Erfahrungen
vorhalten , wenn
der
legten
ihm
dreizehn
überhaupt jdon
Jahrerentfallen
fein
follten .
Ein
Fürſt muß ſtrenge und gerecht ſein und ſich nie zu
einer weiblichen Milde verleiten laſſen . Wer gegen das Geſe feblt, den muß , auch das Gefeß ganzen
Lande wird deshalb dem
machen können .
Selbſt wenn
beſtrafen und Niemand im Regenten
einen
Vorwurf
das Gefeß unnatürlich, d. h.
direkt gegen das Intereſſe des Volkes iſt, ſo ſind dennoch die Unterthanen
zum
Gehorſam
verpflichtet , beſonders aber in
einem conftitutionellen Staat, wo ihre Vertreter entweder dala felbe mit berathen oder im
Fall es von der Regierung unter
Vorbehalt der Zuſtimmung der Landesvertretung erlaſſen wor den , doch nachträglich anerkannt haben. allen übrigen Verhältniſſen
2
fam
gegen
die
Allein
auch unter
ſind die Unterthanen zum Gehor
Geſeke verpflichtet .
Wer
hierzu
keine Luft
hat; der hat zwar ein moraliſches Recht, den Staat zu laſſen
und
in
das Recht , zu
einem
andren
ver
ſich anzuſiedeln , doch niemals
revolutioniren , was ihm
auch höchſtens nur einmal gelingt.
in
hundert Fällen
Erwird meiſt immer die
ſchwächere Parthet bilden und deshalb von der ſtärkeren Par thei unterjocht, d. h. beſtraft und ſeiner perſönlichen Freiheit, ja , unter Umſtänden , fogar obwohl die Regierungen leiten können .
feines Lebens beraubt werden ,
durch Nichts , ihr Recht hierzu ber
i Wir wollen nicht beſtreiten , daß und die Wahrung
ihrer eigenen
ihnen
ihre
eigene
angeborenen
Eriſtenz Rechte
ihnen nicht nur erlauben, ſondern unter Umſtänden ſogar ber fehlen mögen , ihre Gegner aus dem Wege zu räumen , daß dies indeß durch die Entziehung ihres Lebens geſchehen muß , läßt ſich
durch
Nichts
begründen.
Selbſt wenn
die
304
Bibel, woher die meiſten werden
herangezogen
rechtigung der Fürften
bürgerlichen Gefeße" genommen find,
ſollte , ſo wird
dennoch nicht die Bea
zur Hinrichtung eines
anerkannt werden können .
Revolutionärs
Bibel ſteht blos, wer
In der
Menſchenblut vergießt, deffen Blut foll wieder durch Menu fden vergoffen werden . Nun hat aber ein Revolutionär fel ten Menſchen getödtet , deshalb darf er wieder nicht durch getödtet werden. Menſchen können und werden bei
Menſchen
Revolution
es werden
ſich
gekommen fein , allein
1
einer
immer ums Leben
nur in den allerfeltenſten
Fällen die Thäter
ermitteln kaffen , ja, häufig werden dieſelben felber nicht wif fen , daß fie getödtet haben . Mag dem
indeß ſein , wie ihm wolle, fo haben die fürs
1
ften , ſelbſt wenn ſie ſtrenge nach dem
Worte Gottes gehen ,
kein Recht zur Ausſprechung , reſpektive zum Todesſtrafen.
Vollziehen
von
Nur der, der Leben giebt, kann Leben nehmen .
Die Todesſtrafe müßte demnach ganz aus den Landesgeſeßen , mindeſtens für Verbrechen, wobei kein Menſchenblut vergoſſen worden iſt, verſchwinden , und in funfzig Jahren wird ſie auch nirgend mehr verhängt werden . Eine Revolution kann übrigens in allen mieden werden durch ein
Staaten
der=
vernünftiges Handeln Seitens der
Regierungen und Seitens der Völfer .
Das Wort zeitgemäß
wenden wir nicht an , denn was vernünftig iſt, iſt auch zeit: gemäß.
Durch die conſtitutionellen Regierungsformen
reits hierzu Man
in
einer lobenswerthen Weife angebahnt worden .
iſt aber überall dabei ſtehen
weiter gearbeitet. läßt fich nun
iſt bes
geblieben
Und das ift Unrecht.
und hat nicht
Die Weltgeſchichte
einmal nicht engherzig oder sftiefmütterlich be
handeln ; ſie will fich, fie muß fich und ſie wird ſich entfala ten ,
trots allem
Widerſpruchsgeiſt auf Seiten des Voltes ,
305
troß aller Konſequenz und Seiten der Regierungen .
allem
Feſthalten
am
Alten
auf
Ein Viertel- oder ein Halbjahrhuns
dert läßt fich fo Etwas wohl aufhalten , aber dann ſtürzt es zuſammen und muß zuſammenſtürzen , gleich einem
Gebäude,
das man zwar durch gut und zweckmäßig angebrachte Stüßen lange Jahre noch brauchbar erhalten , deſſen endlichen Einſturz man aber dennoch nicht verhüten
kann .
Warum
aber war
ten , bis es einſtürzt, wo vielleicht nody anderweites Unglück herbeigeführt wird ! Warum reißt man es nicht vorher nieder ? Glaubt man , den Im
Verluſt nicht ertragen zu können ? iſt es ganz ebenſo.
Staaten- und Volksleben
Regierungen weigern ſich ſo lange, wie möglich, die baufällig gewordenen, Verfaſſungen aufzugeben , um
Die alten ,
neue an
ihre Stelle zu ſeßen . Gemeinhin geſchieht es erſt dann , wenn wie fie in Folge einer Revolution zuſammenſtürzen und wir beim
Beiſpiele von
dem
weites Unglück herbeiführen .
anders
Gebäude bemerkten
Das heißt weder für ſich ſelbſt,
noch für die Unterthanen gut gehandelt. Ein Regent muß nicht nur darauf Bedacht nehmen , daß ihm von
ſeinem
daſſelbe ihm geben worden jenigen
in
Erbe nichts geſchmälert wird , ſondern daß der Weiſe erhalten bleibt, als es ihm
iſt.
Dazu
über
gehören nun keineswegs, auch dies
Berechtigungen , die als ein
Eigenthum
der
betrachtet werden , wenn ſie fich überlebt haben .
Krone
Wir wiſſen
ja , daß alles Alte durch etwas Neues erſegt werden muß , alſo verlangt es die ganze Einrichtung der Natur. daß der Regent eines Landes dem
Erſt dadurch,
herrſchenden Zeitgeiſte die
gebührende Rechnung trägt und dadurch
für die Sicherheit
ſeiner felbft, ſo wie für ſeine Nachfolger forgt, arbeitet er für
die Erhaltung ſeines Erbes.
Unter dieſen
Umſtänden
werden ſeine Unterthanen nie unzufrieden werden , fich alſo Vertraute Geſchichte. Sadſen . 4. Bd. 20
306
auch nie geneigt fühlen , in Aufruhr gegen zu treten .
den
Landegherrn
Jedermann wird die lobenswerthen Beſtrebungen
des Herrſchers
anerkennen , ihn
in dieſen Beſtrebungen
bes
reitwilligſt unterſtüßen und ſo ein gemeinſames Handeln zwi jhen
Volk und
Fürſt herbeiführen , wie
conſtitutionellen Staate ſein werden
fol .
es eben
in
einem
Revolutionäre Elemente
zwar , wie wir früher ſchon einmal jagten , trofdem
immer, doch nur ſo vereinzelt vorhanden ſein , daß fie weder Furcht einflößen , noch Schaden herbeiführen können . Der Fürſt hat nicht blos die Volkes , ſondern
Treue und den
vornehmlich
deſſen
Gehorſam
ſeines
Liebe , die auch , wenn
Zeit und Gelegenheit
da ſein werden ,
That entfalten wird.
Wir haben dies zu verſchiedenen
ſich zur herrlichſten
ten und in verſchiedenen Staaten wahrgenommen . wir nur an den
Europa Gefeße diktirte , an ihn , um
Denken
Aufruf Friedrich Wilhelms III . von Preu
Ben , den er damals , wo Napoleon
fich um
Zei
ihn zu
I. dem
gedemüthigten
ſein Volk erließ .
Alles ſchaarte
ſchüßen und Gefahren mit ihm
theilen , die Niemand unterſchäßte . Gold- und Silberfachen wurden
Das nicht allein !
zu
Auch
auf den Altar des Vaterlan=
des gelegt, um zugleich auch die durch einen Krieg mit dem bedeutendſten Staate und dem zehnten
bedeutendſten Mann des neun
Jahrhunderts entſtehenden Koſten zu deden .
Würden nun wohl folche Erſcheinungen ſein , wenn cherlich
Fürft und Volk nicht eins geweſen wären ?
nicht !
voll entgegen
tung , die
Si
Wenn auch die Klugſprecher behaupten , das
Volk fei ſeinem
franzöſiſchen
vorgekommen
Könige damals nur um gekommen , weil es ſich
deshalb ſo freuden = darnach
ſehnte , des
Joches loszuwerden , ſo iſt dies nur eine Behaup durch
die damaligen
Nichts nicht nur bewieſen , ſondern
Verhältniſſe ſogar widerlegt wird.
durch
Franzö
307
fiſches
Joch
war für das deutſche Volk gar nicht, ſondern
nur für die deutſchen Erftren nicht im Joch zu feinem
Fürſten vorhanden , und es hätte dem
Entfernteften einfallen können , gegen dieſes
Felde zu ziehen , wenn Fürſten
es nicht allein
aus Liebe zu
geſchehen wäre.
Die deutſchen
Unterthanen
hatten
von
Frankreich nur
Vortheile zu erwarten , aber ſie gaben aus Liebe zu den an geſtammten Herrſchern dieſe Vortheile iſt nicht Uebertreibung oder
ein
von
ſelber auf.
Verkennen
Das
der damaligen
Zeitverhältniſſe, was wir hier fagen , ſondern jene Liebe war damals wirklich der einzige Beweggrund zu dem Napoleon . Die Franzoſen waren
im
deutſchen
Striege mit
Volke ſogar ſehr
gern geſehen und mancher Alter hat uns mitgetheilt , daß er lieber ſie als Feind, als Dieſe Liebe zu dem
den Ruſſen als Freund haben wolle, angeſtammten Fürften entſteht durch
das gerechte Handeln deffelben.
Gerecht heißt nun aber uns
bedingt ſo viel, als den Forderungen der Zeit überal Reha nung zu
tragen .
Geſchieht dies von dem
Landesfürſten , iſt
er gerecht und im Beſiß der Liebe ſeiner Unterthanen , ſo wird er mit ihnen dann eine ganze Welt erobern können , wie wir dies an dem
großen
Napoleon wahrgenommen
haben .
Es iſt nicht allzuſchwer für einen Fürſten , den
Stand
punkt, welchen wir in Obigem bezeichnet haben , zu gewinnen ; natürlich gehört dazu
vornehmlich ein
alle Verhältniſſe der Unterthanen . Nachtheile hervorſuchen , um
Selbſtbefümmern um
Der Fürſt muß ſelbſt die
ſie verſchwinden zu
laſſen , und
vor allen Dingen : er muß felbſtändig ſein und handeln und nicht Alles einzig und allein feinen Miniſtern überlaſſen oder gar von größeren Mächten Vorſchriften anerkennen . Ein bischen Energie, redlicher Willen und ſtrenges Feft 20
308
halten an dem , was er einmal für gut erkannt hat, und eine unpartheiiſche Gerechtigkeit
das ſind Eigenſchaften , die bei
einem Fürſten nie fehlen ſollten und nie fehlen dürfen , fol fein Volk glücklich und zufrieden werden und bleiben . Beim meiſten
Herzoge
dieſer
Ernſt von
Altenburg
hervorgehobenen Bedingungen
finden
wir
die
vereinigt , und
wir glauben deshalb auch, mit Beſtimmtheit annnehmen zu können , daß er ſeinen Staat endlich doch zu jener von uns bereits angedeuteten Stufe bringen und darauf erhalten wird . Herr von Lariſd iſt zwar keineswegs der Mann , der ihn hierin zu unterſtüßen im Stande iſt; allein entweder wird derſelbe fich ändern oder reicht feine Dimiffion ein , wenn er fieht, Ein
daß
der Herzog
andrer wird
entſchieden
dann ſein
gern auf die Anſichten
ſeines
dem
Fortſchritt
Portefeuille
huldigt.
übernehmen
und
fürſtlichen Gebieters eingehen .
Indeß haben wir
zu Herrn von Lariſdh fo viel Vertrauen ,
daß er es zu dem
Leßtren gar nicht kommen laſſen , ſondern
vorher
in den
richtigen
Weg . einbiegen
wird .
Möge eine
folche Umwandlung in dem kleinen , freundlichen Altenburg mindeſtens obne Gewalt von außen und innen eintreten . Jeders mann
Jahre wohl
daſelbſt wird nach den
traurigen
Erfahrungen
der
1848 und 1849, die er zu machen gezwungen war, zu
der
Einficht gelangt ſein ,
daß
alle
durch eine
Revolution erhaltene Begünſtigungen von keiner Dauer find, noch fein können . Sie ſind in deshalb nicht ſo reiflich
der Uebereilung gegeben und
erwogen , wie es ſtaatliche Verords
nungen nothwendig erfordern . (Ende der zweiten Abtheilung der Vertrauten Geſchichte der Europäiſchen Höfe und Staaten " .) Drug von F. W. Nietac in Berlin, Neue Friedrich - Straße 34.
Inhalts - Verzeichniß .
Geſchichte der
Sächſiſchen
Höfe und Staaten feit Beendung
des dreißigjährigen Krieges . Bierter
Band.
I. Das
Großherzogthum
Weimar.
I. IV . Wilhelm ( 1626–1662.) Exfe $
* a pitel.
Vifitation Studentenſcandal in Jena . Wilhelms IV . Anſehen . der Univerſität, des Schöppenſtuhls und des Bofgerichts bafelbft. - Chet Die Wilhelmsburg. - Wilhelms IV . lung des Weimar'ſchen Gebietes . die Wiederaufhebung beffelben . und Teftament Sein Krankheit. Gedentmünzen . Ein neues Grindung des Archive zu Wittenberg. Wilhelms IV . Krantheit, Tob Teftament des Herzogs von Weimar. Sein Denkmal. Genealogie ſeines Hauſes. und Beiſeßung.
II. Iohann Ernft ( 1662–1682.)
V.
3 weito $ sapitet. Eine Bifton . Streit wegen Erfurt mit dem Aurfürften von Mainz. – Tob der Herzogin -Mutter , ihre Beifeßung unb thr Denkmal. - Johann Ernft V. als taiſerlicher Schiedsrichter. Mehrere geſegliche Berordnuns gen . Johann Ernſts V. Krankheit, Tod und Beiſeßung. Senealogie ſeines Hauſes .
II
III. Bühelm
Ernſt und Johann Ernft IX . ( 1682-1728.) & a pitel.
W r itte $
Erbſchaftsſtreit wegen- Sena. Charakteriftit Wilhelm Ernſts . Theilung8-Rezeß . - Bräcedenz-Streit zwiſchen Weimar und Gotha - Streits Weimars Beſtrebung in Bezug auf Kunft ſchriften der beiden Herzoge. Wilhelm Ernſts Reli Die herzogliche Bibliothet . und Wiſſenſchaft. Perſonalien Johann Tod. ſein und Krankheit Seine giöſität. Ernfte IX . – Deffen Tob . – Die Feierlichkeiten ſeines Leichenbegängniſ. Genealogiſches . fes.
IV . Era f A ugut. (1728-1748.)
Diritt
kapitel.
Ernſt Auguſt bricht mit dem bisherigen Regierungsſyſtem . - Seine Reiſen nad Holland und Frankreich. Freiherr von Reinbaben . Die Emigranten von Salzburg. Verträge Der Orden der Wachſamkeit. wegen der Auslieferung von Deſerteurs. Die eiſenach'ſche Erbſchaft. Streit mit Fulda . Die taiſerliche Entſcheidung. Ernſt Auguft ftirbt. Die Beiſeßung der herzoglichen Leiche.
Genealogiſches.
V ... Ern ft
A ugut son ft a ntin . (1748_1758.)
F ü * ftes
* a pitel.
Die gothaiſde Vormundſchaft und der Streit deshalb mit Koburg und Meiningen . – Die hierauf bezügliche Entſcheidung des Raiſers. - Die Landtags - Deputation bei Ernſt Auguft Konſtantin. - Eine Gebent- Mes
daille. Die taiſerliche Majorennitäts - Erklärung des erzoge Ernft Auguft Konftantin . - Selbſtregierung. - Verſchiedene Verordnungen . Der Herzog ſtirbt. Genealogie ſeines Hauſes .
VI.
Karl Auguft unter der Vormundſchaft ſeiner Mutter Anna Amalia. (1758–1828.) $ e ch ste $
* a p i tel.
Majorennitätserklärung Anna Amalias . Regentſchaft derſelben . Karl Auguft tritt 1775 die Regierung an . Seine Reiſen durch Deutſch . land. Seine Vermählung mit der Prinzeſſin Louiſe von Heffen -Darm ftabt. Herr von Knebel vermittelt die Bekanntſchaft des Serzoge mit Wolfgang von Göthe. Friedrich von Schiller. Chriſtoph Martin Wieland . Johann Gottfried von Herber . Sie bentes ka p i tel. Tod der Herzogin Karl Auguſt in Holland. Schlacht bei Jena. Die Verfaf Anna Amalia . Karl Auguſt tritt dem Rheinbunde bei. fung von 1809. Karl Auguft wird zum Großherzog erhoben . Vers größerung ſeines Landes . Seine Anſprache an die neuen Unterthanen . Die Berfaffung von 1816. – Das funfzigjährige Regierungsjubiläum . Muſäus. Lucas Cranach . Weimar. Karl Auguft ſtirbt.
Genealogiſches
VII. Karl Friedrich . (1828–1853.) und Karl Alerander Johann Auguft. (Šeit 1853.) Adhte
kapitel.
Regierungsantritt. Karl Friedrich Reiſen und ſeine Vermählung. Verſchiedene neue Gefeße. Beitritt zum Zoll- und Handelsverein . Der Nothſtand von 1846—1847. Die Aufregungen von 1848.
IV
Sturz des Votteverfarmlungen . - Der Abgeordnete Wybenbrugt. Karl Wydenbragt wirb Minifter. Rüdſchritte . Minifteriung. Weitere Müdſchritte . Friedrich ſtirbt . Sein Regierungsnachfolger . Das Preßgeſetz von 1856 . Beitritt Staatsvertrag mit Nurheffen . zum beutſchen Münzvertrag.
II.
Das
Herzogthum
Koburg- Gotha .
I. Ernft I., der Fromme. (1640–1675 .)
und Friedrich I und ſeine rechs Brüder . (1675-1691.) Deun t.es
& a p itel.
Ernft I. verlegt ſeine Reſidenz nach Gotha . Polizeiliche Verord Geſetze nungen . - Die Kirchenagende und die Konfiftorialordnung. über Bergwerkss, Fagb- und Forſtweſen . Die Herſtellung der Schiff fahrt auf der Werra , Unſtrut und Saale. Ernſts Religiöſität und ſeine Beſtrebungen , die chriftliche Lehre ſelbft in Aethiopien auszubreiten. Seine Freundſchaft mit dem Könige Bon Aethiopien und dem Raiſer von Kuß land . - Erbſchaftsangelegenheiten . - Ernft: I. Abbantung. Friebrid 8 I. Regierungsantritt. Ernft I. ſtirbt. Friedrichs Streit mit ſeinen ſechs Brüdern ... Erbtheilungsrezeffe. Sechs neue " Linien . - Friedric I. führt das Recht ber Erſtgeburt für Gotha ein . Sein Tod.
---
II.
Friedrich
II. und III. .
( 1691-1772.) 3ebnis kapitel. Vormundſchaft Friedrichs II. Die taiſerliche Mündigkeits -Erklärung. Milis Friedrichs II. Sorge für Kunſt, Wiffenſchaft und Religion . Friedrichs III. Regieruugos tair- Etat. Genealogie ſeines Hauſes . Antritt. Seine Militairverbindung mit dem Kaiſer und den Generals ftaaten . Einige Verordnungen. Genealogiſches.
E
Friedriche III. Miniſter und Näthe.
r n ft II . (1772-1804.)
ofte $
* a p i te lo
Ernſts II. Regierungs- Antritt. – Johann Stephan Bütter. – Ernſt& II. Sparſamteit . - Seine gewiſſenhafte Pflicht-Erfüllung. - Beitritt zum Neue Verordnungen . Fürftenbunde. Wohlthätige Einrichtungen . Lotterie Verbot. Unterſagung der Hazardſpiele. Die Gründung der Sternwarte . Morit Ein Urtheil über Ernſt II. - Seine Miniſter. Genealogiſches. - Ernſt II. ſtirbt. Auguſt von Thimmel.
IV .
Emil Leopold Auguft. (1804-1822.) und Friedrich
iv .
(1822-1825.)
3 wölfte $ * a p it e lo Seine beiden Vermählungen . Charakteriſtit des Herzog8 Auguft. Beitritt zum Rheinbunde. Der Tauſchrezeß zwiſchen Gotha und Roburg. Verleihung des øerzog & titels . - - Ergänzung des poſener Vertrages.
1
VI
Einige Abänderungen der Berfaſſung Anſchluß an die Verbündeten . Staatsmänner. in Bezug auf Altenburg . Auguft's Tod und Frieds riche Regierungsantritt. – Das gothaiſde Fausgefeb von 1680. - Dob Friedrichs. - Statiftiſde Ueberſicht Gothae.
A
Die Minifterial- Regierung. (11. Februar 1825' bis 12. November 1826.) W reizehnte $
* a p i tel.
Die Beſißnahme Gotha's von den Herzogen von Roburg, Meiningen und Sildburghauſen und bie Einſeßung einer Minifterial Regierung. Die Vermittelung des Königs von Sachſen und ſeine beiden Bevollmäch Abſchluß des Theilungsver tigten von Mindwiß und Schaarſchmidt. trages. -- Umwandlung des Namens Gotha in Koburg -Gotha. – Mit Eine Er: theilung an die Bundesverſammlung zu Frankfurt am Main . Ein Dekret des Serzogs von klärung des Großherzogs von Weimar. Roburg -Gotha .
VI.
Et ut ft. (1826-1844.) und it ft (Seit 1844.)
11.
Vierzchnie s kapitel. Erwers Ernſt verkauft das Fürſtenthum Lichtenberg an Preußen . bung der Domainen Wandersleben , Mühlberg und Röhrenſee. - Berſos nalien der toburgiſchen Fürſtenfamilie. Veränderung der ſtändiſchen Vers tretung . - Mehrfache Auflöſungen der Ständeverſammlungen . Die Steuer- und Landgemeinde-Ordnung von 1836 . Ernft ſtirbt. Regierungs- Antritt ſeines Sohnes Ernſt II. Deffen Jugendjahre und
VII
Vermählung. Entlaffung des Miniſterii Carlowiß . Das Miniſterium Reper. - Deffen Entlaffung. Das Miniſterium Stein . Ernft II. Thätigkeit an dem Kriege mit Dänemark. Verſchiedene zeitgemäße Bers ordnungen . Ernſt II. Mußeſtunden .
III.
Das erloſchene Herzoglyum
Sachſen-Saalfeld - Koburg .
Unter den Herzogen Johann Ernſt, Chriſtian Ernſt und Franz Joſias, Ernft Friedrich , Franz und Ernſt. (1680-1826 .) funfzehntes kapitel. Johann Ernfts Regierungs-Antritt, Erbſchaftsſtreit und Tod.
- Seine
beiden Söhne Chriſtian Ernſt und Franz Iofias kommen zur Regierung. Der Erbſchaftsſtreit ihres Vaters wird vom Kaiſer Karl VI. entſchieden . Chriſtian Ernſt ſtirbt. · Franz Joſias führt das Recht der Erſtgeburt ein . Sein Tod . Ernſt Friedrich übernimmt die Regierung . Die tai ſerlich eingeſeşte Bevormundung. Ernſt Friedrich ſtirbt und hinterläßt die Regierung ſeinem Sohne Franz. Der Miniſter Kretſchmann . Xufhebung der Bevormundung. Beitritt zum poſeneč Vertrage. Franz ſtirbt. Der Herzog Ernft. Beſchlagnahme und Freigebung des Die Neuge Landes durch Napoleon. Kretſchmann wird entlaſſen . ftaltung des Miniſterii . Der Feldzug gegen Frankreich . Die Bers faffung von Saalfeld -Roburg .
VIII
IV .
Das
Herzogthum
Sachſen-Meiningen - Hildburghauſen .
I. Bernhard bis
Auguft Friedrich Karl Wilhelm . (1681-1782.)
$ edit butos mapitelo Ernft luds Bernharbs Regierung. - Genealogie ſeines Hauſes . Sein Cob . Ernft Ludwig II. und Karl Ariedrich . Anton wig I. Ulrich . Seine Meſaliance. Unannehmlichkeiten wegen derſelben . Erhebung ſeiner Gemahlin in den Reichsfürſtenſtand . – Nichtigkeitsertlä rung dieſer Erhebung. Anton Ulrichs erfte Gemahlin ftirbt. Seine zweite Gemahlin . Seine Kinder mit derſelben . Sein Tod. Die Herzogin - Wittwe als Vorminderin ihrer beiden Söhne. Voljährigkeit derſelben . Der Aeltefte ſtirbt und der Jüngere kommt zur Alleinregies Genealogiſches. rang
II. ©
(1782-1803.) Siebzehnte kapitel. Seine Reiſen . George Geburt und Taufe. Seine Mitregents Meinregierung. ſchaft. Vermählung. Geburt des Erbprinzen . Þorkehrungen gegen die Prozeßſucht. Ein ungerechtes Urtheil. leichterung des inneren Verkehrs . Maßregeln wegen der Theuerung. Bolizeiliche Verordnungen . Georgs umfaſſende Thätigkeit auf dem Ges biete der Kirche und Schule. Eine herzogliche Bekanntmachung. Armenpflege. - Georg& Pflichterfüllung nach außen . – Ein Brief an den Maler Reinhardt in Rom . Georg und der Betteltnabe. Des Herzog8 Sterbeſtunde und ſein Tod. Eine herzogliche Dantjagung. Das Leidenbegängniß .
IX
III. Bernhard Erich Freund. (Seit 1803.)
A ch t { th n t & $ * a pitel. Beitritt zum Rhein Bernhard unter Vormundſchaft ſeiner Mutter. Das Wahlgeſeß von 1822. Bernhards Regierungs- Antritt. bunde. Der Erbtheilungsvertrag vom 12. Nos Staatsverwaltung und Juſtiz. Der Landtag von 1832 . Die Verfaſſung von 1829 . vember 1826 . Die Apothekerordnung . Der erneſtiniſche Hausorden . Der Beitritt zum deutſchen Münzverein . Das Jahr 1848 und die revolutionären Bewegungen im Herzogthum Meiningen - Hildburghauſen . – Umgeſtaltung des Miniſterii. - Auflöſung des Geheimrathscollegii. — Berwaltungsbehör den . Das Preßgefeß von 1848. Aufhebung des privelegirten Ges Ver Medizinalverfaſſung . richtsſtandes . Das Aushebungsgeſeß . Das änderungen auf dem Rechtsgebiet. — Aufhebung der Grundrechte. Wahlgeſet von 1848 . Verſchiedene Landtage. körperlichen Züchtigung. L Gründung der Bank. Genealogie . Militair -Etat.
Wiedereinführung der Unterrichtsanſtalten .
V. Das erloſchene
Gerzogthum Sachſen-Hildburghauſen.
Unter den Herzogen . Ernft, Ernft Friedrich
I., Ernſt Friedrich II.,
Ernſt Friedrich Karl und
Friedrich .
(1680—1826 .)
& # # { chute $
* apital
Der Vertrag von 1683. Der Theilungsvertrag von 1680. Der Succeſſions Ernft erbaut das Schloß in Hildburghauſen 1685. Einführung des Rechts der Erftgeburt. – Ernſts Tob . ſtreit von 1705 . Seine Prachtliebe. - Zer : Ernft Friedrichs I Regierungsantritt. rüttung der Finanzen . Ernſt Friedrich I. ftirbt. Die Bormunda idhaftsregierung. Ernſt Friedricho II. Regierungsantritt und ſein Sob .
Berſchwendung Landesſchulden . Die Vormundſchaftsregierung . Dob des Die kaiſerliche Debitcommiſſion . des neuen Herrſchers. Die Vormundſchaftsregierung unter dem Prinzen Joſeph Herzogs. Friedriche Regierungsantritt. Beitritt zum Rheinbunde. Friedrich. Beitritt zum deutſchen Staas Der Vertrag mit Würzburg von 1807. Auflöſung des Herzogthums Die Verfaſſung von 1818 . tenbunde. im
Jahre 1826 .
VI. Das Herzogthum
Sachſen -Altenbucg.
Unter den Serzogen . Jobann
Philipp, Friedrich Wilhelm ( 1603-1672.) 3 wanzig ft ex
II. und 111.
* a p.itel.
Ein hiſtoriſcher Ueberblic . Johann Philipp unter Vormundſchaft des Herzogs Johann , und der Kurfürſten Chriſtian II. und Johann Georg I. Sein Regierungsantritt. Johann Philipp Erbtheilungsſtreit. Erledigung ftirbt. - Friedrich Wilhelm II. tritt die Regierung an . des hennebergiſchen Erbſchaftsſtreites . Friedrich Wilhelms II. beide Ges mahlinnen . Sein Tod. Friedrich Wilhelm III. unter Vormund Maft Johann George II, und Moritz von Naumburg -Zeiß . Sein Tod. Der Geldſtolz der Altenburger .
Fri e d r i ch . ( 1826–1834.)
*** ein und zwanzig ft & $
apitel
Herzog Friedrich übernimmt Altenburg. Der September-Aufruhr von 1830 . Ein Geſpräch zwiſchen dem Herzoge und ſeinem Premier : Minifter. – Berhaftungen , Ausweiſungen und Amneſtie. - Friedrich Karl Adolph von Trükichler. - - Wilhelm Adolph von Trigídler. Die neue Berfaffung. Die Städteorðnung . - Der neue Landtag von 1832.
XI
Die Geiſtlichen und Schullehrer werden in die allgemeine Staatsdiener Wittwen - Societät mit aufgenommen . Beitritt zum deutſchen Zollverein . Herzog Friedrich ſtirbt.
III.
Io ſ e p h . (1834-1848 .) 3 w e i u n d {wanį i g ft ex
* a p i tel.
Joſeph: Regierungsantritt. Schuldſcheine- der verſtorbenen Herzoge. Der erbſchaftliche liquidationsprozeß des Herzog8 Friedrich. Ablo ſung der Frohnen . Verbeſſerung der Lehrerſtellungen . Gefeß über die Todesſtrafe . Das ſächſiſche Kriminalgeſekbuch. Eiſenbahnen . Auswanderungen . – Die Verſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe. Die Heilanſtalt zu Roda . Joſephs ſilberne Hochzeit. Vermählung Regulirung der Prinzeſſin Maria mit dem Kronprinzen von Hannover. der Grundſteuern . Die Kataſterkommiſſion . W r e i undiwanzist es * a p iteh. Einleitungsworte zu 1848. Die pariſer Februar - Revolution und ihre Rüdwirkung auf Altenburg . Erbe, Dölibich und Douai. Volls verſammlungen . – Petitionen . Der Wechſel des Minifterii. Die Einberufung aller Militair - Beurlaubten . Eine Rede des Advokaten Erbe. Die Bewachung des Herzogs. Einberufung des Landtags. Verhaftungen der drei Hauptanführer des Volkes. Barrikaden. Fremdes Militair. Zuzug der Wehrmannſchaften aus verſchiedenen Der Landtag. Ortſchaften . – Unterhandlungen . – Die Amneſtie . Miniſterwechſel. – Abbankung des Herzogs. - Herr von der Gabeleng.
IV .
Se o go ( 1848-1853 .) Vierund zwanzig te kapitel. Georg'8 Regierungsantritt. – Roften der Einquartierung. – Die altenburgiſchen Truppen in Sdleswig -Holſtein und ihre Rüdtebr. – Eine Paralele zwiſchen Georg von Altenburg und Georg von Meiningen -Hild
XII burghauſen . Rüdſchritte. - - Das Berſonal- und das Gewerbeſteuer Beitritt zum deuts Geſet . Das Wahlgeſek vom 8. Auguſt 1850, ichen Zollverein . Dimiffion des Grafen Beuft. þerr von Lariſch als Premier-Minifter . Georg ernennt den Erbprinzen Ernſt zum Mit regenten . Georg ſtirbt.
V.
ft. (Seit 1853.) $ ü #fundawan zig $ kapitel. Ernft's Regierungs- Antritt. Herr von Lariſch vor dem Landtage. Die Oppoſition des Landtags und ſeine darauf erfolgte Auflöſung. Die octroyirte Wahlordnung. Gefeße wegen Entſchädigung des bishes rigen ſteuerfreien Grundbefißes und wegen der aufgehobenen Berechtis gung zur Jagd auf fremdem Grund und Boden . Gefeß über fürzere Verjährungsfriſten gewiſſer Forderungen. - Staatsvertrag mit dem R8 nigreich Sadſen wegen des Baues einer Eiſenbahn . Die Stellvertres Genealogiſches. tung beim Militair .
VII. altenburg. In ftaatsrechtlicher und in ſtaatsbürgerlicher Beziehung betrachtet. $ ech $ und zwanzig He $ ma p itel. Umfang. Seelenzahl. Grenze. – Berfaſſung. - Unterrichts Anſtalten . Civil- und Kriminalbehörden . Einkünfte . Schulden . Drben und Ehrenzeichen . Militair . Anſtalten und Inftitute.
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