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German Pages 475 [476] Year 2003
Series Maior
LEXICOGRAPHICA Series Maior Supplementary Volumes to the International Annual for Lexicography Suppléments à la Revue Internationale de Lexicographie Supplementbände zum Internationalen Jahrbuch für Lexikographie
Edited by Sture Allén, Pierre Corbin, Reinhard R. K. Hartmann, Franz Josef Hausmann, Ulrich Heid, Oskar Reichmann, Ladislav Zgusta 113
Published in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX)
Untersuchungen zur kommerziellen Lexikographie der deutschen Gegenwartssprache I »Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden«. Print- und CD-ROM-Version Herausgegeben von Herbert Ernst Wiegand
Max Niemeyer Verlag Tübingen 2003
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-484-39113-8
ISSN 0175-9264
© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2003 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Hanf Buch- und Mediendruck GmbH, Darmstadt Einband: Industriebuchbinderei Nädele, Nehren
Inhalt
Vorwort
XI
KAPITEL I D a s GROBE WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE i m V e r g l e i c h m i t k o m m e r z i e l l e n
Wörterbüchern anderer Sprachen
1
Willy Martin Definitions and Collocations in Dictionaries: The GWDS compared to THE V A N D A L E G R O O T WOORDENBOEK. DER NEDERLANDSE TAAL
3
Agnieszka J. Frqczek D a s G W D S u n d d a s SLOWNIK JÇZYKA POLSKIEGO, 2 . A u f l . 1 9 9 6 - 1 9 9 7
Franz-Josef
25
Hausmann
D a s G W D S u n d L E G R A N D ROBERT DE LA LANGUE FRANÇAISE
37
Maria Teresa Fuentes Morón D a s G W D S u n d d a s DICCIONARIO DEL ESPAÑOL ACTUAL
Giovanni
47
Rovere
D a s G W D S u n d d e r GRANDE DIZIONARIO ITALIANO DELL'USO ( G D U )
61
KAPITEL II Z u r E n t w i c k l u n g des GRÖBEN WÖRTERBUCHS DER DEUTSCHEN SPRACHE in seinen drei
Auflagen und das Verhältnis des GWDS zu anderen Dudenwörterbüchern Henning
Bergenholtz
Die Entwicklung der Lemmaselektion Michael
83
Schlaefer
Die Entwicklung der Wörterbuchbasis Sandro
81
99
Nielsen
Changes in Dictionary Subject Matter
109
Peter O. Müller D a s GROBE DUDEN-FREMDWÖRTERBUCH und das G W D S : Ein Vergleich
115
VI
Inhalt
Peter Kühn D a s DUDEN-UNIVERSALWÖRTERBUCH u n d d a s G W D S : E i n V e r g l e i c h
125
KAPITEL III P r a g m a t i k u n d S e m a n t i k i m GROBEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
167
Nico Weber Bedeutungsparaphrasenangaben zu den nennlexikalischen Lemmazeichen im GWDS ..169 Thorsten Roelcke Ausmaß und Rolle von Synonymangaben in den semantischen Kommentaren des GWDS
185
Gerhard Äugst Die Rolle von Wortfamilien in den semantischen Kommentaren des GWDS
197
Franziskus Geeb Diatechnische Markierungen im GWDS
209
KAPITEL IV Varietäten und spezielle Lexikbereiche im GROBEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
219
Ulrich Ammon / Michael Schloßmacher Nationale und regionale Varianten im GWDS: Übersicht und Kritik
221
Jakob Ebner Die Lexik des österreichischen Deutsch im GWDS
233
Hans Bickel / Lorenz Hof er Die Lexik des schweizerischen Deutsch im GWDS
245
Norbert Richard Wolf Elemente der gesprochenen Sprache im GWDS
259
Norbert Fries Geflihlswortschatz im GWDS
267
Klaus-Dieter Ludwig Die Lexik der Sprache der ehemaligen DDR im GWDS
283
Heidrun Kämper Rechtlich relevante Lexik im GWDS
293
VII
Inhalt
Wolfgang Müller Wörter und Bezeichnungen für Sexuelles im 3 GWDS
303
KAPITEL V Grammatik, Phonetik und Wortbildung im GROßEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
Jacqueline
317
Kubczak
Die Grammatik der Verben im GWDS
319
Stefan J. Schierholz Die Grammatik der Substantive im GWDS Jens Erik
337
Mogensen
Die Grammatik der Adjektive im GWDS
353
Regina Hessky Movierung im GWDS - deskriptive und normative Aspekte
375
Irmhild Barz Affixe im GWDS
383
KAPITEL VI K o t e x t e im GROßEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
Elmar
395
Schafroth
Kollokationen im GWDS
397
Wolfgang Mieder Sprichwörter im GWDS
ANHANG Abstracts, Zusammenfassungen und Résumés
413
Vorgesehener Inhalt des 2. Bandes
KAPITEL VII P h o n e t i k u n d O r t h o g r a p h i e i m GROBEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
Phonetische Angaben im GWDS Orthographie im GWDS
KAPITEL VIII Die lexikographische Bearbeitung ausgewählter lexikalischer Einheiten im GROBEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
HeckenausdrUcke im GWDS Konjunktionen im GWDS Präpositionen im GWDS Gradpartikel im GWDS Modalpartikel im GWDS Phraseologismen im GWDS Gesprächswörter im GWDS Satzadverbien im GWDS Verschmelzungen im GWDS Anglizismen im GWDS Internationalismen im GWDS Quantoren im GWDS Fremdwörter im GWDS Abkürzungen und Kurzwörter im GWDS Bezeichnungen von Textsorten im GWDS
Vorgesehener Inhalt des 2. Bandes
KAPITEL IX Historische und diachronische Aspekte im GROßEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
Etymologische Angaben im GWDS Neologismen im GWDS Archaismen im GWDS
KAPITEL X Z u r M a k r o s t r u k t u r i m GROßEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
Die zentralen Aspekte der Makrostruktur des GWDS Homonymisierung und Polysemierung im GWDS
KAPITEL XI T e x t u e l l e S t r u k t u r e n im GROßEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
Die Datendistributionsstruktur im GWDS Die Textverbundstruktur im GWDS Die Mediostruktur im GWDS Mikrostrukturen, Adressierungsstrukturen und Angabestrukturen im GWDS Suchbereichsstrukturen im GWDS Textverdichtung im GWDS
KAPITEL XII U m t e x t e i m GRÖBEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
Die integrierten Umtexte im GWDS Die nichtintegrierten Umtexte im GWDS
χ
Vorgesehener Inhalt des 2. Bandes
KAPITEL XIII Ausgewählte Aspekte der CD-ROM-Version des GROßEN WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
„Nachschlagen" im elektronischen Wörterbuch. Aspekte der Makrostruktur und der äußeren Zugriffsstruktur im GWDS Benutzeroberflächengestaltung und Benutzerfiihrung in der CD-ROM-Version des GWDS Die CD-ROM-Version des GWDS im Vergleich mit den Wörterbüchern der Duden-PCBibliothek
NACHWORT DES HERAUSGEBERS
Vorwort
Bei den Planungen des zweibändigen Werkes „Untersuchungen zur kommerziellen Lexikographie der deutschen Gegenwartssprache I", in dem die Print- und die CD-Rom-Version des großen Wörterbuchs der deutschen Sprache in zehn Bänden aus dem Dudenverlag sowie ausgewählte Aspekte der beiden Vorgängerauflagen den Untersuchungsgegenstand bilden, bin ich davon ausgegangen, dass sich bei der gegenwärtigen deutschen Sprachlexikographie, wenn man als Einteilungskriterium die institutionelle Einbindung der jeweiligen lexikographischen Prozesse zugrunde legt - neben Ausprägungen, die als interinstitutionelle Sonderformen betrachtet werden können - folgende drei Ausprägungen unterscheiden lassen: - die Akademielexikographie - die universitäre Lexikographie und - die kommerzielle Lexikographie. Der Akademielexikographie lassen sich auch die lexikographischen Prozesse zuordnen, die innerhalb akademieähnlicher Institutionen (wie beispielsweise dem Institut für deutsche Sprache) im Gang sind. Zur universitären Lexikographie rechne ich die lexikographischen Prozesse in allen Arten von Hochschulen. Die kommerzielle Lexikographie ist dadurch gekennzeichnet, dass der Warenaspekt von Wörterbüchern die Gesetze des lexikographischen Handelns bestimmt. Dies bedeutet: Die gesamte Wörterbuchplanung und Wörterbuchherstellung orientiert sich an den Gesetzen des Marktes. Es heißt weiterhin, dass diejenigen, die den lexikographischen Prozess finanzieren, grundsätzlich auf alle organisatorischen und inhaltlichen Bereiche des lexikographischen Prozesses direkten Einfluss nehmen können. Eine solche Konstellation muss keineswegs von vornherein als negativ eingeschätzt werden. Denn das Gewinnstreben kann mit kulturell verantwortungsvollem Handeln und der Berücksichtigung wissenschaftlich begründeter Qualtitässtandards in eine - wenn auch immer gefährdete - Balance gebracht werden, so dass alle, für die ein kommerzieller lexikographischer Prozess in Gang gesetzt wird, die Geldgeber, die angestellten und frei arbeitenden Lexikographen (die bisher zu einfältig waren, um sich eine eigene Berufsvertretung zu schaffen) und die potentiellen Benutzer einen Nutzen haben. Wissenschaftler sind keineswegs - wie man heute der Öffentlichkeit oft genug suggerieren möchte - nur dazu da, solche Forschungsergebnisse zu produzieren, die für vermarktbare Produkte direkt verwertbar sind. Insbesondere die Wissenschaft an den Universitäten hat vielmehr auch die Aufgabe, die Gesellschaft kritisch zu begleiten. Es gehört daher auch zu den Aufgaben der modernen Wörterbuchforschung, danach zu fragen und methodisch mit wissenschaftlichen Mitteln zu prüfen, in welchem Maße praxisrelevante metalexikographische Erkenntnisse und allgemein akzeptierte wissenschaftliche Qualtitätsstandards in kommerziellen lexikographischen Prozessen Berücksichtigung gefunden haben. Darüber werden wir im Hinblick auf den kommerziellen lexikographischen Prozess, der in drei Etappen zum großen Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden geführt hat, mehr wissen, wenn beide Bände dieses Gemeinschaftswerkes vorliegen. Dann ist es an der Zeit, auf der
XII
Vorwort
Basis der Argumente, die ca. 50 Autorinnen und Autoren vorgetragen haben, ein zusammenfassendes Urteil abzugeben. Ich werde das in einem Nachwort versuchen. Der 1 .Band der „Untersuchungen zur kommerziellen Lexikographie der deutschen Gegenwartssprache" umfasst sechs Kapitel, auf die 29 Beiträge verteilt sind, die von 31 Autorinnen und Autoren verfasst wurden. Der Weg durch den 1 .Band führt von Vergleichen mit kommerziellen lexikographischen Prozessen und ihren Ergebnissen in den Niederlanden, in Polen, Frankreich, Spanien und Italien zur Betrachtung von Aspekten der Entwicklung des G W D S in seinen drei Auflagen. Besonders berücksichtigt werden die Entwicklung der Lemmaselektion sowie die der Wörterbuchbasis und wichtige Veränderungen beim Wörterbuchgegenstand. Wir erfahren weiterhin etwas über das Verhältnis des G W D S zu anderen Wörterbüchern aus dem gleichen Verlag am Beispiel des großen Fremdwörterbuchs und des Universalwörterbuchs.- Die Betrachtung der wichtigsten Textverbundkonstituenten von Sprachwörterbüchern, nämlich die der Wörterbuchartikel, beginnt mit den pragmatischen und semantischen Aspekten: Sie führt von einer Analyse der Bedeutungspraphrasenangaben zu nennlexikalischen Ausdrücken über eine Darstellung des Ausmaßes und der Rolle von Synonymangaben in den semantischen Kommentaren sowie über eine Untersuchung der Rolle von Wortfamilien in diesen Kommentaren zur Analyse diatechnischer Markierungsangaben. - Eine moderne Kultursprache, wie das Deutsche der Gegenwart, ist in sich geregelt heterogen: Um die Standardvarietät gliedern sich weitere Varietäten. Entsprechend erfahren wir etwas über nationale und regionale Varianten, über die Lexik des österreichischen und des schweizerischen Deutsch, über die Berücksichtigung von Elementen der gesprochenen Sprache, über den Gefühlswortschatz, die Lexik der ehemaligen DDR, die rechtlich relevante Lexik sowie den sexuellen Wortschatz. - Von den Varietäten und den speziellen Lexikbereichen führt der Weg zur Grammatik und Wortbildung. Speziell behandelt werden die Grammatik der Verben, die der Substantive sowie die der Adjektive. Weiterhin erfahren wir etwas über die Behandlung der Movierung und die Bearbeitung der Affixe. - Zum Abschluss des 1 .Bandes werden zwei Kotextklassen behandelt: die Kollokationen und die Sprichwörter. Eine Übersicht auf den vorgesehenen Inhalt der sechs Kapitel des 2.Bandes findet sich nach dem Inhaltsverzeichnis zum l.Band. Abschließend danke ich allen Autorinnen und Autoren, die an diesem Band gemäß meinen Gliederungsvorgaben mitgearbeitet haben. Für die Inhalte ihrer Beiträge sind sie selbst verantwortlich. Denen, die erst zu- und später wieder abgesagt haben, wünsche ich für Ihre Vorhaben, die sie als wichtiger eingeschätzt haben, viel Erfolg. Den Reihenherausgebern danke ich für die Aufnahme des Bandes in die Reihe „Lexicographica. Series Maior." Nicht zuletzt danke ich meinen wissenschaftlichen Hilfskräften für die Herstellung der Druckvorlage, insbesondere Timo Treiber. Heidelberg, im September 2002
H.E.W.
KAPITEL I DAS GROBE WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE
kommerziellen Wörterbüchern anderer Sprachen
im Vergleich mit
Willy Martin
Definitions and Collocations in Dictionaries: The G W D S compared to THE V A N D A L E GROOT
WOORDENBOEK DER
NEDERLANDSE TAAL
1 2 3 4 4.1 4.2 4.3
Introductory remarks GWDS and GWNT: a brief characterization Proviso Definitions in GWDS and GWNT Introduction Data Comments
1
Introductory remarks
4.4 5 5.1 5.2 5.3 5.4 6 7
Proposal Collocations in GWDS and GWNT Introduction Data Comments Proposal Conclusion Bibliography
Dictionaries such as THE DUDEN - GROSSES WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE10 (further G W D S ) and THE VAN DALE - GROOT WOORDENBOEK DER NEDERLANDSE TAAL13 (further G W N T ) are exceptionally rich in lexical observations. They literally contain millions o f facts and statements about the German, resp. Dutch lexicon o f the (2 nd half o f the) 20 th century. A 'simple' entry such as smaakloos (G: geschmacklos, E: tasteless) taken from G W N T can illustrate this: 'smaakloos (bn.; vgl. -loos) 1 zonder smaak, van smaak beroofd: ik ben smaakloos van de verkoudheid; zand is smaakloos 2 (fig.) smakeloos (zie aid.). This entry takes three lines o f a dictionary column 1 and can be said to contain the following statements: • • • • • • • • • • •
1
smaakloos is a word in Dutch; the first syllable of smaakloos has main stress; smaakloos is an adjective which can be used both attributively and predicatively; smaakloos is an adjective which can be used as an adverb also; smaakloos is a derivation which is formed with the suffix -loos', smaakloos has degrees of comparison formed as those ending in -loos: smaaklozer, smaakloos', smaakloos has inflected word forms such as smaakloze', smaakloos has two meanings; the second meaning of smaakloos is a figurative use of the first; the second meaning of smaakloos has a spelling variant smakeloos; for the second meaning of smaakloos, smakeloos is the variant which is mostly used;
meest
The GWNT consists of 4.138 pages, each having two columns, a column being, on average, made up of 75 lines.
Willy Martin
4 •
•
the first meaning of smaakloos can be paraphrased from two perspectives, that of the 'consumed' : something can be said to have no taste (e.g. sand has no taste, is tasteless, is smaakloos) and that of the 'consumer': then it is a property of a 'taster', one who, for instance at the moment, has no taste (e.g. because of a cold); the first submeaning of smaakloos applies to humans and animals (possible 'consumers') only·
As one will observe, the information contained in the example above can be rendered in the form of 13 simple propositions. 2 They serve to illustrate how much information is given in so little a space. Of course, this has to do with the extremely condensed way information can be presented in a dictionary entry (see chapter XI in this volume in this respect). The fact that references to other items are made or that abbreviations actually stand for complex information structures rather than for simple items (e.g. bn. referring to an adjective that can be used both attributively and predicatively and as an adverb also), plays an important role here. Moreover, one will also notice that there is even information given by the fact that certain information categories are left out. So e.g. no pragmatic restrictions are given for this word, meaning that it is not only a Dutch word, but also one which is contemporary (not outdated), belonging to general language (not to a sublanguage) etc. As this example is no exceptional case at all, one can indeed imagine that the information 'bits' given in dictionaries such as GWNT and GWDS is enormous and amounts to several millions, 3 which makes comparison, practically speaking, a very labour-intensive, not to say infeasible, task, certainly so, if one really wanted to deal with the two works at a very concrete level, exhaustively and in full detail. Next to the quantitative dimension also the qualitative side renders comparison difficult. So e.g. a native speaker of Dutch could argue that smaakloos (certainly nowadays) does not have the two submeanings (subsumed under the first meaning) as GWNT claims, 4 or that the examples given are not prototypical at all, but, on the contrary, very exceptional etc. (zand / E. sand not being a prototypical example of food e.g.). However, the same kind of observations are much more difficult to make if one does not dispose of a native speaker's language intuition. For all these reasons our comparison will be much more general and abstract, dealing more with the underlying model(s) than with the concrete instances. Consequently, the issues dealt with in this article will be the following: Given two important topics within lexicography, viz. definitions and collocations: is there a system, a model, underlying their description in the two dictionaries under review? •
2
3
4
If so, which one, how does it compare to the one in the other dictionary (if there is one to be found there) and what about its effect?
These propositions are comparable to the annotations found in Word Grammar-expressions. See e.g. Hudson (1988: 301 ss.). If we assume that smaakloos is not an exceptional case, GWNT contains per line/ column 5 bits of information, which would amount, for the whole dictionary, to about 3 Mi bits of information (5 χ 75 (lines) χ 2 (columns) χ 4.138 pages). Of course, this does not mean that all information given is easy to find nor to interpret, neither that it is correct. For sure the second submeaning of smaakloos, 'van smaak beroofd', does not occur (any longer) in modern Dutch, instead one uses expressions such as 'geen smaak hebben' as in: 'ik heb geen smaak (meer)'.
Definitions and Collocations in Dictionaries: The GWDS compared to the GWNT •
5
If not, would a system help to come to 'better' results? And how should such a system look like, anyway?
Of course, even so, the precarious point remains that in the context of this article we will not be able to proceed on a large scale basis but instead will work on the basis of small samples. We will come back to this point in section 3.
2
G W D S a n d G W N T : a brief characterization
Before coming to a 'comparison' proper of the two aspects just mentioned, a brief characterization of the two dictionaries is at its place. In a way the two compare well as they both are • • • •
monolingual semasiological contemporary and general
dictionaries. As to their contemporary character, they both are 20th century dictionaries with the focus of description on the 2 nd half of that century, but with a rather flexible interpretation of what current usage implies. For GWDS, for instance, this means also describing the language of classical authors from the 2 nd half of the 18th and that of the 19th century. In their own words: „Zum anderen bezieht dieses Wörterbuch auch den Wortschatz der deutschen Sprache von den zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mit ein und erfasst Wörter und Verwendungsweisen, die für das Verständnis der klassischen deutschen Literatur von Lessing bis Fontane nötig sind." (GWDS, Vorwort) The G W N T takes up, more or less, the same point-of-view, be it that its starting point is put somewhat later, viz. in 1850. This way one can, according to the editors, provide users with information both about the language they can observe now and that of former periods (GWNT, Introduction). The contemporary character of both dictionaries then does not exclude a historical extension. This historical aspect is not only reflected in the macrostructure, but in the microstructure as well, by the recording of etymological information. As to the generality of the two dictionaries: the fact that both the G W N T and the G W D S contain more than 200,000 entries makes clear that both contain next to every-day words also many specialized words and words taken from different sublanguages: different subject fields, different regiolects or natiolects, different sociolects and different communicative situations. As to the microstructure of both dictionaries, in general one can state with Hausmann (1989: 981) that they are typical Gesamtwörterbücher, not being restricted to one particular aspect, but treating a wide range of topics. Furthermore and perhaps even more than the phenomenological characteristics which they share, it is the reception of both dictionaries that is the same. Both are considered to be the authoritative reference works, the largest (commercial) dictionaries of the German, resp. Dutch language, describing with great accuracy, authority and reliability, modern-day usage
6
Willy
Martin
(given the extended interpretation mentioned earlier). This functional resemblance or similarity in reception can only enhance the common 'image' of both dictionaries.
3
Proviso
Since the sample we will use to compare both dictionaries with, contains only 30 to 40 examples, it would be rather presumptuous if we wanted to come to overall conclusions about the (system-like character of the) treatment of definitions and collocations in the two dictionaries in general. Our conclusions, therefore, will, by definition, be context-restricted. As definitions and, in their wake, collocations, may differ according to various parameters, such as word class and semantic class5 to name but two, one should take into account that what follows here is, senso strictu, limited to one word class (nouns) and one semantic (sub-)type (musical instruments) only. Yet, on the other hand, the class of words that we will be dealing with is rather homogeneous and well-defined. One could therefore argue that, if anywhere, one expects to find a systematic treatment here. In this respect we can assume that the sample chosen can serve as a good test case for the questions at issue. Finally, the two aspects will be treated in the same fashion, viz.: • • • •
first a short paragraph will be given introducing and sometimes defining/clarifying the topic treated; thereafter the data will be presented as they appear both in G W D S and GWNT; in a next paragraph some comments on the data will be given; finally there will be given some proposals for possible improvements.
4
Definitions in GWDS and GWNT
4.1
Introduction
As has been stated above, we will concentrate upon one semantic subtype, viz. that of musical instruments and compare the definitions given for them in GWDS and GWNT. By definitions here is meant the definiens - part of the definition proper, 6 the so-called Bedeutungsangabe, see e.g. Wiegand (1989: 530 ss.) We will not focus on their form: 7 but for a 5
6
7
See, for instance, Martin (1988) in this respect, where it is stated that from a definitional point-ofview the lexicon should not be treated as an amorphous mass where all words are defined in the same way. Instead of that, a differentiation should be made between lexical words, collocational, discursive and functional ones. Their description should vary accordingly (Martin (1988 : 9)). According to some authors a definition actually consists of three parts: the definiendum (the item to be defined), the defmitor (the linguistic expression linking definiendum and definiens) and the definiens ( the verbal description of the meaning of the item), see e.g. Wiegand (1989). With the growing importance of learner's dictionaries, other forms of defining have come to the fore from the end of the 1980s onwards. In particular the definition style of Cobuild [ Collins -
Definitions and Collocations in Dictionaries: The GWDS compared to the GWNT
1
few exceptions, all the definienses are of the classical, analytical, type, starting with a genus proximum followed by (one or more) differentiae specificae. The questions we will be dealing with are mainly concerned with the system underlying the contents of the definitions, leading to such questions as: • • • • • • •
which are the genera próxima chosen? which are the differentiae specificae chosen? do the lexicographers use a system here? do they apply it consistently? do the definitions chosen show apparent gaps or flaws which are 'harmful' for their users? how do the two dictionaries compare in all these respects? can one make suggestions for improvement
Of course, the contents of the definition itself is strongly dependent on the function it has to fulfil for its intended users, taking into account the knowledge level of these users. In our case, we will start from the assumption that the intended users in both dictionaries are of the same type and that the definitions serve the same goal, viz. to help adult native speakers of the (standard) language that consult the dictionary as non-experts in a certain subject field in understanding the meaning of the item in question better. As this goal ('help in better understanding') is rather vague, we will not explicitly deal with the 'accuracy' nor with the 'completeness' of definitions (see in this respect Verkuyl (1993)).
4.2
Data
All in all, we have looked at 31 definitions of specific musical instruments in both dictionaries, next to 6 more generic terms, viz. muziekinstrument/ Musikinstrument (musical instrument), blaasinstrument/ Blasinstrument (wind instrument), slaginstrument/ Schlaginstrument (percussion instrument), snaarinstrument/ Saiteninstrument (stringed instrument), strijkinstrument/ Streichinstrument (stringed instrument) and tokkelinstrument/ Zupfeninstrument (plucked instrument). Since presenting the whole bulk of the data would take too much space we have synthesized the data by means of comparative word-field tables. The conventions used mean the following: 8 • • • • •
the rows refer to features, the columns to lexical items; the symbol + means that the feature occurs both in GWNT and GWDS; an empty hole means that the feature is absent in both dictionaries; a V (= Van Dale) means that the feature appears only in GWNT; a D (= Duden) means that the feature appears only in GWDS.
Cobuild English Dictionary, first edition 1987] in which full sentences are used, has gained ground. The features are based upon what is explicitly mentioned in the definitions. If a synonym definition is used such as in the case of G. Tamburin = Schellentrommel, the analytical definition of the latter is used to provide for the features.
8
Willy Martin
Instr. FeatSv. used (sub)type function material size form parts material size form sound manner of playing position of player position of instrument similarity origin typical genre
blokfluit
doedelzak
dwarsfluit
fagot
fluit
hobo
hoorn
Blockflöte
Dudetsack
Querflöte
Fagott
Flöte
Oboe
Horn
+
+
+
+
D V +
+
+ V +
+
+
+
+
+ +
D
+
D
D +
V
+
+
+
D
V + + D D
D D D D
+
D
Tab. 1.1: Wind instruments in GWNT and GWDS 9 s.
Instr.
klarinet
Feat. X . Klarinette used v + (sub)type function + material size D D form + parts material D size + form V sound manner of + playing position of playing position of instrument similarity origin typical genre Tab. 1.2:
9
mondhar- piccolo monica Mundhar- Pikkolo monika + +
saxofoon
trombone trompet
tuba
Saxophon
Posaune
Trompete
Tuba
+ D +
+
+
+
+
+ V
+
+
D D D D
+
+ V V D
+ D
D D
D V
D +
V
+
D
+
D
+
D
V
Wind instruments in GWNT and GWDS 9
A feature that is not always easy to interpret from the tables is form. Sometimes form is mentioned as an overall feature, sometimes as a feature of one or more parts. Although the form of the parts has a repercussion on the form of the whole, form is only marked as an overall feature if this is explicitly mentioned.
Definitions and Collocations in Dictionaries: The GfVDS compared to the GWNT ν Feat. used
Instr.
bekken
glasharmonica
\
Beckett
Glashar- Gong monika
(sub)type function material similarity size form parts form material accessories 1 material sound typical user origin manner of playing position of player position of instrument mechanism typical genre
+
gong
+
pauk
sambabal tamboerijn
trommel
Pauke
Rumba- Tambukugel rin
Trommel XyloPhon
+ V +
+
9
+
+ + D
V
+ D
+ V D
xylofoon
+
D V + V
+
V
+
+ +
+ + D D
+ + D
+ V D V
+ V D
+ +
+ +
+
+ +
+ +
D V
+
+
+ +
+
+
+
+
ukelele
viool
Ukulele
Geige
+ D D
V
Tab. 2: Percussion instruments in GWNT and GWDS Instr. banjo Feaf>^ Banjo used \ + (sub)type function material similarity V size form + parts + form V material accessories 1 material sound typical user origin manner of playing position of player position of instrument mechanism typical genre Tab. 3:
cello
contrabas
gitaar
harp
Cello Kontrabass Gitarre Harfe +
+
V
D +
V +
+
+
+ +
+
+ + +
luit
sitar
Laute Sitar +
+ + D
+
+
D
V D
D D
+
+
+ V
+
+
D V + V
+
+
Stringed instruments in GWNT and GWDS
V
V
Willy Martin
10 4.3
Comments
Before we can proceed to comment upon the tables properly, a couple of remarks have to be made. First of all, although the tabular form is handy and surveyable, it is an abstraction and a simplification. So e.g. it is not mentioned which values the features take, e.g. to which subtypes the different instruments belong, which material they are made of etc. Another way of simplifying things, is the fact that no mention is made of a possible differentiation between the several parts if they occur. Also with respect to the absence of features the tables have to be read with care. Function, for instance, is only mentioned in the definitions if the instruments have, next to their obvious function (to make music), another less obvious one. This is a.o. the case with hoorn (E. horn) in GWNT: 'blaasinstrument voor het geven van signalen of het maken van muziek' (E. 'wind instrument for the giving of signals or the making of music ...'). Similar cases can easily be read from the tables, so e.g. gong (E. gong) and Tamburin (E. tambourine). Another proviso to be made is the following: it cannot be excluded that certain features are not mentioned because of the fact that they can be considered to be unmarked. So e.g. in GWDS for Blockflöte the position of the instrument is not given, whereas this is the case with Querflöte. In GWNT on the other hand, both for blokfluit and dwarsfluit the positionof-instrument value is given (vertical resp. horizontal). Here then, there is no question of a possible unmarked position (in this case: vertical), on the contrary, the feature is used to mark the difference between the two subtypes of flute. In the same vein one could assume that, as to the sound-feature, only deviant (from normal), so (very) high or (very) low, sounds will be mentioned (see e.g. fagot/ Fagott (E. bassoon) or tuba/ Tuba (E. tuba)). A last remark has to do with possible inheritance: the fact that GWDS e.g. states that Pikkolo is a kind of Querflöte implies the same position-of-instrument as Querflöte without this being explicitly mentioned (in GWDS one only finds for Pikkolo (via Pikkoloflöte)·. 'kleine Querflöte'). In the tables only explicitly mentioned features are represented. Although the preceding remarks in a way limit the description given in the tables, still we think that the mere juxtaposition of the two descriptions in one table, may be very helpful in judging the systematicity or unsystematicity of the definitions given. As the definitions in both dictionaries are based upon the same underlying, implicit, assumption of systematicity, it is the differences between them that can point at some less systematic aspects. Despite the above-mentioned limitations the tables still contain so much information that it is impossible to deal with all aspects in the framework of this article. We will limit ourselves to a couple of them to give an idea of what kind of views one can take on the data in the tables and what kind of conclusions one can reach. One can e.g. take the centrality or peripheralness of features as a starting-point. Although it can be observed that there are not that many lexemes that have the same features in both dictionaries - this is only the case for: fagot/ Fagott (E. bassoon), xylofoon/ Xylophon (E. xylophone) and harp/ Harfe (E. harp) - one will notice that there are many features that are used recurrently in both languages. This points at the fact that these features are 'central', they function within a system, structure a field. Other features which are less recurrent are not 'unsystematical' or 'suspect' therefore. Only they are less central, peripheral, additional. However, if such a feature is unique, the only feature mentioned, it becomes 'suspect' indeed. Origin is one of these features, leading in the case of sitar, to a definition in GWNT as 'tokkelinstrument uit
Definitions and Collocations in Dictionaries: The GWDS compared to the GWNT
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Noord-India' ('plucked instrument from North India')· The fact that this is the only 'distinctive' feature here makes the definition so minimal so to become nearly useless. In this respect GWDS is much more systematic: it considers banjo, guitar, lute, sitar and ukulele all to be plucked instruments, similar to the prototype of this group, the guitar, and yet different from it. Consequently, the features with regard to form and parts (the number of strings) will play a decisive role now as relevant features as can be observed from the definition of Sitar in GWDS: ,Einer Laute od. Gitarre ähnliches indisches Zupfinstrument mit langem Hals u. dreieckigem bis birnenförmigem Körper'. With regard to another peripheral feature typical genre, it is striking that it occurs 5 times, but never in both dictionaries, thus indicating that it is used rather incidentally, without much of a system. So e.g. in GWNT one finds that piccolo is common with military and dance music (whereas nothing of this kind is found in GWDS), while in GWDS Mundharmonika (E. mouth organ) is said to be ,volkstümlich' (more or less typical for folk music), nothing of this kind being mentioned in GWNT. Another view one can take on the table is via the genera próxima or hyperonyms (the subtypes in the table). One can do so directly or indirectly, via the features. The latter is the case when one takes a look at the feature size. This feature is used differently in both dictionaries (for simplicity's sake no differentiation is made between size as an overall measure and length as one restricted to length only). Table 4 makes clear that only 3 instruments: piccolo/ Pikkolo, harp/ Harfe and contrabas/ Kontrabass share this feature and have the same value. The other ones (7 of them) are regarded to be relevant in one of the dictionaries only. size / length small big long of varying length
• • • • • •
in GWNT piccolo (-» fluit) tamboerijn (—> handtrom) tuba (-» blaasinstrument) harp (—> muziekinstrument) contrabas (—• strijkinstrumcnt) fluit (-> blaasinstrument)
•
saxofoon (—> blaasinstrument)
• •
in GWDS Pikkolo (-» Querflöte) Ukulele (—• Gitarre)
• • • •
Harfe (-» Saiteninstrument) Kontrabass (-» Streichinstrument) Klarinette (—> Blasinstrument) Posaune (-> Blechblasinstrument)
Tab. 4: Size in GWNT and GWDS
From this table it also becomes clear that this feature can only be used in a relative way: in comparison to some or other reference point (which is given between brackets in the table). This reference point, as a rule, is the hyperonym or prototype chosen. Yet, contrary to what one may expect, this reference point/ hyperonym/ prototype is but once the same, viz. in the case of contrabas/ Kontrabass (E. double bass). Table 4 then does not only make clear that size! length as a feature is not always considered to be equally relevant in both dictionaries, it also illustrates the differences they show with regard to reference points or taxonomic orderings. .Actually, one finds the following taxonomies in both dictionaries:
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Willy Martin
GWNT wind instruments level 1 level 2 level 3
level 4 level 5 percussion level level level
instruments 1 2 3
stringed instruments level 1 level 2
GWDS
muziekinstrument( 1 x) blaasinstr.(3x) houten(3x) / metalen(lx) / koperen(lx)/ geelkoperen(lx) blaasinstr. fluit(3x) / trompet(lx)
Musikinstrument( 1 χ) Blasinstr.(3x) Blechblasinstr.(4x) / metallenes Blasinstr.(lx) / hölzernes Blas instr.(lx) / Holzblasinstr.(2x) Flöte(lx) Querflöte(lx)
muziekinstr.(3x) slaginstr.(2x) schijven(lx) / bol(lx) / handtrom(lx)
Musikinstr.(3x) Schlaginstr.(2x) Rassel(lx) / Metallscheiben(2x)
muziekinstr.(3x) strijkinstr.(3x) / tokkelinstr.(3x)
level 3
Zupfmstr.(4x) / Streichinstr.(lx) / Saiteninstr.(lx) / Tenor- Bass instr.(lx) Gitarre(lx)
Tab. 5: Taxonomies in GWNT and GWDS
Basing ourselves on this small sample, one could, with caution, conclude that the taxonomies in GWDS tend to be slightly more specific than in GWNT: as a rule, in the former, there are less instances at the uppermost level (most general level) and more at the lowest level (most specific level). Furthermore, the taxonomies tend to be 'deeper'. Strictly speaking this observation is only valid for stringed instruments. Of course, there is no 'intrinsic' value as such in more or less depth. Compare, for instance: ukelele
(GWNT)
oorspr. Portugees g i t ^ a c h t i g tokkeljnstrum met vier stalen snaren (GWNT) less depth
Ukulele
(GWDS)
kleine Gjtarre mit 4 Stahlsaiten
to more depth
The only thing one can state here is that the 'deeper' description is more dense, less 'wordy'. On the other hand, if co-hyponyms get classified under different hyperonyms, the risk of inconsistency becomes greater, meaning that different features can be used more easily now to characterize similar items. A typical example is the following (taken from GWDS10): •
Blockflöte
•
Querflöte
einfaches, hölzemes Bl^j.nstnjment, dessen Windkanal im Mundstück durch einen Block gebildet wird vom Spieler quer gehaltene Flöte mit seitlich gelegenem Loch zum Blasen u. mit Tonlöchern die mit Klappen versehen sind
In GWNT, on the other hand, one finds a more 'consistent' treatment, here the same kind of hyperonyms and the same kind of features are used: 10
Hyperonyms are underlined with broken lines, distinctive features are in italics.
Definitions and Collocations in Dictionaries: The GWDS compared to the GWNT
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•
blokfluit
meestal houten fluit zonder kleppen, die bij het bespelen recht voor de mond wordt gehouden
•
dwarsfluit
fluit die men dwars legen de mond houdt
Of course, so called consistency or inconsistency, does not per se lead to definitions which are better/ worse. There may be several reasons for a lexicographer to deviate from a consis tent pattern, e.g. when he wants to avoid redundancy (cf. supra the marked,1 unmarked opposition) or to bring some variation in his description. As I have written elsewhere, there is no point in blaming inconsistency as long as there is a good reason to be deliberately inconsistent (see Martin (1994b)). One can draw many more 'facts' from the tables than we have done up till now. So, for instance, taking the feature sound as a case-in-point, one will observe that with wind instruments this feature is regarded to be fairly important and relevant in GWDS. There, it occurs in 8 out of 14 cases, versus 5 in GWNT. However, even if we take into account the remarks given above with regard to marked/ unmarkedncss, it is not clear why GWDS does not mention this feature in the case of Trompete (E. trumpet), while GWNT, which apparently considers sound less relevant than GWDS, does" so. In the same way it is not clear either why the manner of playing feature which is considered in both dictionaries as a relevant feature with percussion instruments (it is mentioned in 6 out of 8 cases), is left out in both, with sambaball Rumbakugel (E. maraca) and tamboerijnl Tamburin (E. tambourine). Finally, a last remark: sometimes it is striking that one dictionary gives quite a lot of information, while the other remains very 'economical'. In particular this is the case in GWNT for wind instruments, such as hoorn (E. horn) and trombone (E. trombone). A definition such as 'hoorn = blaasinstrument voor het geven van signalen of het maken van muziek, aanvankelijk van een hoorn, nu in hout of koper' is anyway far away from 'object constituting knowledge' (see Smit (2000) quoting Wiegand (1994)). Someone with no prior knowledge about the object in question will not in the least be able to state to which object hoorn refers. In this respect GWDS with its reference to the form of a horn (.gewundenes Blechblasinstrument etc.') does provide for more information in a more consistent way. One could go on drawing further observations from the tables 1 to 3, yet, as our first aim was to present a method with which to test systematicity, we think the above can suffice to come to a first conclusion and a proposal for improvement, which we will present in the next section.
4.4
Proposal
Although the definitions we have been investigating often show different genera próxima and use different features for items belonging to the same categories, yet one cannot state on the basis of our sample that the definitions found here are totally inconsistent, unsystematic, useless or ,wrong'. Still the system that is underlying the definitions is rather implicit. It depends for the greater part on the (good) feel of the lexicographer. This is quite 11
However, it must be admitted that GWDS does not leave the feature completely out. Only now it 'mentions' it under the examples: 'die Trompeten schmetterten', see further in section 5 under collocations.
14
Willy Martin
understandable for a time in which a lexicographer had but his own intuition at his disposal. Nowadays however, this need and should no longer be the case. With the help of an automatic definition editor a lexicographer now is (or should be) able to write definitions in a systematic, coherent way, while he can still, deliberately, deviate from this system, if necessary. Such an editor offers the lexicographer a survey of possible relevant features from which he can make a choice. A frame-based definition editor is an example of such a system. Frame-based definitions have been introduced in lexicography by Wegner (1985 and 1989). Since then, other studies within the same tradition and with (more or less) the same lexicographical aim have appeared a.o. Wierzbicka (1985), Konerding & Wiegand (1994), Martin (1992a, 1994a, 1994b and 2001a), Smit (2000), Swanepoel (1995) and Fillmore & Atkins (1992). In the approach that we advocate, frames are inspired by AI research (see Minsky (1975)), where they are datastructures that represent stereotyped knowledge in a slot-filler format. From this pointof-view, a frame is a set of general conceptual categories (slots) followed by specifications {fillers). As a matter of fact one could argue that the features of the word field tables for musical instruments in section 4.2, form (part of) the slots of the frame musical instrument, while the fillers are no longer restricted to yes/no-values, but correspond with the differentiae specificae from the definitions. The musical instrument frame, for instance, would look as follows (see also Martin (1998)): musical instrument slots isa function material size form parts material size form accessories material size form sound user manner of playing position of player position of instrument mechanism origin typical genre similarity
fillers wind/ percussion/ stringed/ plucked/ keyboard /... instrument special function other than musical as compared to other members of the subtype
typical sound produced typical user position of instrument, vis-à-vis player working of instrument typical musical genre the instrument is used in similar to
Tab. 6: Frame for musical instruments 12
12
As the fillers can only be filled out in the case of a concrete token (belonging to a particular type), they are left unspecified here. Sometimes the domain or a pick list is given.
Definitions and Collocations in Dictionaries: The GWDS compared to the GWNT
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Our proposal then is that frames should be developed for semantic types and be implemented in a dictionary definition editor so that one can improve definitions in dictionaries. Such systems have already (partially) been developed, for instance, for terminological purposes (see Maks e.a. (2000) and Martin e.a. (2001)). A frame-based editor would help rewriting an item such as tamboerijn/ Tamburin, which at the moment looks as follows: • •
in GWNT: kleine handtrom bestaande uit een houten of koperen koepel, aan de rand van bellen of bekkentjes voorzien, en met een trommelvel bespannen; and, in GWDS13: einem Schellenkranz ähnliches Musikinstrument, das zusätzlich mit einem Fell zum Trommeln bespannt ist.
The two definitions do not only differ with regard to genera próxima (handtrom : Auftreten eines überzähligen dritten Chromosoms im tdiploiden Chromosomensatz, z.B. beim tDownsyndrom (Med.) GWDS: Tri I so I mie, die; -, ...ien [zu lat., griech. tri- = drei u. tChromosom] (Med.): Auftreten eines überzähligen Chromosoms, das im diploiden Chromosomensatz nicht zweimal, sondern dreimal vorkommt:!. 21 (Downsyndrom). Während die Bedeutungserläuterung bei Triodion identisch ist, ergeben sich bei Trisomie kleinere Abweichungen. Beide Fälle begegnen auch bei solchen Lemmata des 2 GFWB, die gegenüber der Erstauflage eine zusätzliche Bedeutungsvariante aufweisen, die im G W D S ebenfalls verzeichnet ist (z.B. offline, Petschaft, Petticoat, Petting). Die Artikel zu Triodion und Trisomie zeigen aber auch, daß zwischen dem G F W B und dem G W D S in bezug auf die etymologische Erläuterung von Fremdwörtern ein grundlegender Unterschied besteht, der die Angaben zur Wortbildungsstruktur sowie zum Entlehnungsweg betrifft und auch bei solchen Artikeln vorliegt, bei denen eine grundsätzliche Konvergenz zwischen dem GWDS und dem 'GFWB gegeben ist. Ich gehe darauf im folgenden im Zusammenhang mit der Frage nach Gemeinsamkeiten und Divergenzen zwischen diesen beiden Wörterbüchern näher ein.
3
G W D S und G F W B : G e m e i n s a m k e i t e n u n d U n t e r s c h i e d e
Ein erster Unterschied zwischen beiden Werken besteht in der makrostrukturellen Konzeption: Anders als das GFWB (und anders als die zweite Auflage von 1995) weist die dritte Auflage des G W D S eine glattalphabetische Lemmasortierung auf, die benutzerfreundlicher ist und das Auffinden der Stichwörter erleichtert (im 2 GFWB sind die Lemmata dafür nicht nur halbfett gedruckt, sondern auch farblich hervorgehoben). In den Artikelkomponenten stimmen beide Werke weitgehend überein, denn auch das G W D S enthält Angaben zur Orthographie, Aussprache, Grammatik, Etymologie, Bedeutung, stilistischen Bewertung, räumlichen und zeitlichen Einordnung sowie Hinweise auf Fach- und Sondersprachen bzw. Fachgebiete. Lediglich in der Berücksichtigung von Anwendungsbeispielen bzw. Belegzitaten, die eine Vielzahl von Artikeln aufweist und die „sowohl beim (passiven) Verstehen wie auch beim (aktiven) Verfertigen von Texten wertvolle Hilfestellung [leisten]" sollen (GWDS: 39), geht das GWDS über das G F W B hinaus. Zum Vergleich führe ich den Artikel zu Triage (s.o.) an:
118
Peter O. Müller
GWDS: Tri I a I ge [tri'a^a] die; -, -n [fr. triage, zu: trier, ÎTrieur]: 1. (Kaufmannsspr.) Ausschuß [bei Kaffeebohnen], 2. (Med.) Einteilung der Verletzten (bei einer Katastrophe) nach der Schwere der Verletzungen: ... Lehrgänge in Katastrophenmedizin um das Lernziel »Durchführung der T. bei Massenanfall von Schwerstverletzten« zu bereichern (DÄ 22.11.85, 8). Wer erwartet, im Vorspann des GWDS Näheres über den Wörterbuchausschnitt ,Fremdwortschatz' zu erfahren, wird enttäuscht. Lediglich im Rahmen der Erläuterung etymologischer Angaben wird darauf verwiesen, daß „Lehn- und Fremdwörtern [...] bis in ihre Ursprungssprache gefolgt [wird]" (GWDS: 32). Eine Abgrenzung und Begriffsbestimmung von .Lehnwort' bzw. ,Fremdwort' vermißt man ebenso wie eine Darlegung der Kriterien für aufgenommene bzw. unberücksichtigte Fremdwörter. Schließlich fehlt auch ein Hinweis auf das GFWB als lexikographisches Hilfsmittel für solche Fremdwörter, die im GWDS nicht verzeichnet sind. Um zumindest einen Eindruck zu vermitteln, in welcher Weise sich das GWDS und das GFWB im Lemmabestand unterscheiden, liste ich im folgenden für zwei kurze Alphabetabschnitte - O f f - und Tri- - die Plus- und Minuslemmata beider Wörterbücher auf: 0#-Lemmata aus dem 'GFWB, die im GWDS fehlen: Offizial-, Offiziellen, Offizielle, Off-Kino, Offlinebetrieb, offroad, Offroadauto, Offensivität, Officium absolutum, O. Humanitatis, O. supremum, offirmieren. O^-Lemmata aus dem GWDS, die im 'GFWB fehlen: Offensivboxer, Offensivboxerin, Offensivbündnis, Offensivkrieg, Offensivspiel, Offensivspielerin, Offensivstellung, Offensivtaktik, Offensivverteidiger, Offensivverteidigerin, Offensivwaffe, Offerentin, Offertingenieurin, Offizialvergehen, Offizialverteidigerin, Offizieranwärter, Offizierin, Offiziersanwärter, Offiziersanwärterin, Offiziersaufstand, Offiziersausbildung, Offiziersbursche, Offiziersdienstgrad, Offiziersfamilie, Offizierskasino, Offizierskorps, Offizierskreise, Offizierslaufbahn, Offizierslehrgang, Offiziersmatratze, Offiziersmesse, Offizierspuff, Offiziersrang, Offiziersschärpe, Offiziersschule, Offiziersschüler, Offiziersskat, Offiziersstellvertreter, Offiziersuniform, Offkommentar, Offsetdruckmaschine, Offsetdruckverfahren, Offsetpapier, Offsprecherin, Offtheater. 7W-Lemmata aus dem 'GFWB, die im GWDS fehlen: tri-, Triac, Triakistetraeder, Trialist, Triazine, Triazole, Tribasilarsynostose, Tribo-, Tribogalvanik, Trichobezoar, Trichobothrium, trichogen, Trichogramm, Trichoklasie, Trichologie, Trichomonaden, Trichomonadeninfektion, Trichonodose, Trichophyton, Trichozephalus, Trichromasie, Trien, Triergon, Triglyzerid, Trigonalzahl, Trigonellin, Trigonozephalus, Trigraph, Trigueño, Trigyre, trihemeral, Trihemeron, Trijet, Trike, Triker, Trikoteuse, trikotieren, trikuspedal, Trilateration, Triliterismus, trimerisieren, Trimerit, trimetrisch, Trinoktium, Trionfo, Trióse, tripartit, Tripelimpfung, Triphenylmethan, triphibisch, Triplegie, Triploidie, Tripoljekultur, Triquetrum, Trirotron, Trisoktaeder, Tristetraeder, Tritanomalie, Triticum, Tritiummethode, Tritojesaja, Tritonie, Triungulus, trizyklisch. TW-Lemmata aus dem GWDS, die im 'GFWB fehlen: Trialsport, Triasformation, tribadisch, tribochemisch, triboelektrisch, Tribünenplatz, Tributlast, Tributleistung, tributpflichtig, Tributverpflichtung, trichinenhaltig, Trichinenkrankheit, Trichinenschau, Trichinenschauer, Trichinenschauerin, Tridentinum, Trikaya, Trikothemd, Tripelpunkt, Tritol, Trivialschule, trizonal, Trizone.
Das GROßE DUDEN-FREMDWÖRTERBUCH und das GWDS: Ein
Vergleich
119
Der Vergleich zeigt, daß es sich bei den Pluslemmata des GWDS in erster Linie um Wortbildungen zu fremdsprachlichen Lexemen handelt, die auch im ' G F W B verzeichnet sind. Der Anteil an Hybridbildungen mit indigenem Zweitelement ist dabei besonders hoch. Während sich dadurch für den eher allgemeinsprachlich ausgerichteten O^-Abschnitt (vgl. Offensiv-, Offizier-) im GWDS ein Lemmaüberschuß ergibt, sind für die stark fachsprachlich geprägte Alphabetstrecke Tri- zahlreiche Pluslemmata des GFWB charakteristisch. Somit wird deutlich, daß für die Aufnahme von Begriffen aus Fach- und Sondersprachen in das G W D S „ihre Häufigkeit, d.h. ihre Verwendung in der geschriebenen und gesprochenen Alltagssprache" (GWDS: 23) ein wichtiges Kriterium darstellt. Allerdings bedeutet dies nicht, daß „Fachtermini, die außerhalb ihres begrenzten Fachgebietes nicht auftreten", grundsätzlich „nicht im Wörterbuch [erscheinen]" (ebd.). Es zeigt sich vielmehr, daß das G W D S zahlreiche Fachtermini als Lemmata enthält, die nicht zum zentralen Fremdwortschatz gehören und für die fraglich ist, inwiefern sie „auf die Allgemeinsprache hinüberwirken" (GWDS: [3]). Als Beispiele nenne ich die Lemmata Trichiasis (Med.: .angeborene od. erworbene Fehlstellung der Wimpern nach innen, sodass sie auf der Hornhaut reiben'), Trichit (Geol.:,meist nur mit dem Mikroskop erkennbarer, nicht genau bestimmbarer, sehr kleiner Kristall in der Form eines Haares'), Trikompositum (Sprachw.: .dreigliedrige Zusammensetzung'), Trisektrix (Math.: .zur Dreiteilung eines Winkels verwendete Kurve') und Trichuris (Zool.: .Fadenwurm'). Hinsichtlich der Bedeutungserläuterung von Fremdwörtern, die sowohl im GWDS als auch im GFWB als Lemmata verzeichnet sind, zeigt sich ein vielfältiges Bild: Das Spektrum reicht von Artikeln mit identischer semantischer Erläuterung (z.B. ofTshore, offwhite, Tribologie, Trichotikomanie, Triodion s.o.) bis zu Artikeln mit einer weitgehend oder vollständig anderen Form der Bedeutungsdarstellung, wie etwa bei Offiziant, triangulieren bzw. Triolist: Offiziant: 'GFWB: 1. (veraltet) Unterbeamter; Bediensteter. 2. Einen Gottesdienst haltender kath. Geistlicher. GWDS: 1. Zelebrant. 2.a) Beamter des einfachen Dienstes; b) Hausmeister einer Schule [...] triangulieren: 'GFWB: mit Hilfe der Triangulation (1,2) vermessen (Geodäsie). GWDS: (Geodäsie): (bei der Landvermessung) ein Netz von trigonometrischen Punkten herstellen. Triolist: 'GFWB: jmd., der sich triolistisch betätigt. GWDS: jmd., der Geschlechtsverkehr mit zwei anderen Partnern ausübt. Zwischen diesen beiden Extremen liegen solche Fremdwortartikel des GWDS, die in der semantischen Beschreibung deutliche Parallelen zum GFWB aufweisen, zugleich aber auch durch eine Varianz in der Darstellung gekennzeichnet sind. Zum Teil handelt es sich dabei um eine nur wenig abweichende Bedeutungsparaphrasierung, wie bei Trisomie (s.o.), bzw. um eine umgekehrte Reihung von Einzelbedeutungen, wie bei Offizin:
120
Peter O. Müller
'GFWB: 1. (veraltend) [größere] Buchdruckerei. 2.a) Arbeitsräume einer Apotheke; b) (veraltet) Apotheke. GWDS: l.a) (Pharm.) Arbeitsräume einer Apotheke; b) (veraltet) Apotheke [...] 2. (veraltet) [größere] Buchdruckerei [...]
Ebenso wie bei Offizin finden sich auch in anderen Fällen zwischen beiden Wörterbüchern Abweichungen bei Symptomwertangaben (in casu: veraltend vs. veraltet). Dies gilt zum Beispiel für Triangel (die Bedeutungsvariante ,Winkelriß in Kleidungsstücken' ist im 'GFWB als umgangssprachlich, im GWDS dagegen als landschaftlich charakterisiert), tribalistisch (im 'GFWB als veraltet bezeichnet, im GWDS dagegen ohne entsprechende Markierung und mit Scholl-Latour-Beleg) und Tribus (die botanisch-zoologische Bedeutung .zwischen Gattung und Familie stehende Kategorie' ist nur im GWDS als veraltend gekennzeichnet). In anderen Fällen unterscheiden sich beide Werke in der angegebenen Zahl an Einzelbedeutungen. Einerseits handelt es sich um Lemmata, die im 'GFWB mit mehr (v.a. fachsprachlichen) Bedeutungen verzeichnet sind als im GWDS. Als Beispiel nenne ich das Lemma Trias, das im GWDS darüber hinaus mit anderer Bedeutungsanordnung (allgemein vor fachsprachlich) bzw. einer weniger genauen geologischen Erläuterung verzeichnet ist: 'GFWB: 1. (ohne Plur.) erdgeschichtliche Formation des ÎMesozoikums, die Buntsandstein, Muschelkalk u. Keuper umfaßt (Geol.). 2. Dreizahl, Dreiheit. 3. Gruppe von drei Symptomen, die eine bestimmte Krankheit charakterisieren (Med.). 4. svw. Triade (1) [= Gruppe von drei Göttern (z.B. Vater, Mutter, Sohn; Rei.)]. GWDS: 1. (bildungsspr., Fachspr.) Dreizahl, Dreiheit. 2. (Geol.) älteste Formation Mesozoikums.
des
Im Vergleich mit Fremdwortartikeln, die im GFWB fachsprachliche Bedeutungsangaben aufweisen, die im GWDS fehlen, kommen GWDS-Artikel, die gegenüber dem GFWB Zusatzbedeutungen enthalten, seltener vor. In der Regel handelt es sich bei diesen zusätzlich berücksichtigten Bedeutungen um nicht fachsprachlich begrenzte, wie etwa bei Offsetdruck die Bedeutungsvariante ,im Offsetdruck (1) hergestelltes Druck-Erzeugnis', die im GFWB nicht verzeichnet ist. Während sich für Bedeutungserläuterungen ein heterogenes Bild ergibt und hinsichtlich der Zahl der angeführten Bedeutungen sowie der Qualität der Paraphrasierung teils das GFWB, teils aber auch das GWDS informativer und eingängiger gestaltet ist, ist der Befund für etymologische Angaben eindeutiger, denn in dieser Hinsicht stellt das GFWB das wesentlich bessere Wörterbuch dar. Die folgenden Beispiele sollen dies verdeutlichen: Offerte: 'GFWB: [...] aus gleichbed. fr. offerte, substantiviertes Part. Perf. von offrir „anbieten", dies aus lat. offerre [...] GWDS: [...] frz. offerte, subst. 2. Part, von: offrir, tofferieren [...] Offizialat: 'GFWB: [...] aus nlat. officialatum zu mlat. officialatus „zu den Amtspflichten gehörend" [...] GWDS: [...] mlat. officialatus [...]
Das GROßE DUDEN-FREMDWÖRTERBUCH und das GWDS: Ein Vergleich
121
Philoxenie:
'GFWB: [...] aus gleichbed. gr. philoxenia [...] GWDS: [...] zu griech. xénos = Gast, Fremder [...] Phrenonym:
'GFWB: [...] zu gr. phrén „Geist, Sinn" u. ónyma „Name" [...] GWDS: [...] zu griech. ónyma = Name [...] Trisomie:
'GFWB: [...] zu ttri...;gr. sòma „Körper" u. t2...ie [...] GWDS: [...] zu lat., griech. tri- = drei u. tChromosom [...] Wie diese etymologischen Kommentare zeigen, wird der Entlehnungsweg bzw. die Wortbildungsstruktur von Fremdwörtern im GFWB wesentlich differenzierter dargestellt als im GWDS. So ist Philoxenie im GFWB als Lehnwort charakterisiert, während durch die Angabe im GWDS offen bleibt, ob eine Wortentlehnung oder eine deutsche Fremdwortbildung vorliegt. Bei Phrenonym ist die Erläuterung im GFWB ebenfalls genauer, und bei Trisomie werden im GFWB die Wortbildungselemente genannt, während im GWDS die Wortbildungsstruktur ganz unzureichend dargestellt ist. Auch der Entlehnungsweg von Fremdwörtern wird im GFWB zutreffender erläutert. So ist hier in vielen Fällen zwischen der unmittelbaren Kontaktsprache der Entlehnung und vorausgehenden Entlehnungsprozessen bzw. dem Etymon unterschieden, während sich hierzu im GWDS häufig nur kürzere, undifferenzierte Angaben finden (vgl. Offerte, Offizialat). Der von den Herausgebern des GWDS erhobene Anspruch, Lehn- und Fremdwörtern bis in ihre Ursprungssprache zu folgen (s.o.), ist insgesamt nur unzureichend bzw. überhaupt nicht eingelöst. Denn oft fehlt eine etymologische Angabe, so daß auch fraglich bleibt, ob ein Fremdwort entlehnt oder im Deutschen gebildet wurde. Dies gilt etwa für die Lemmata Repräsentanz, Repetitorium und Requisiteur, bei denen es sich nach Ausweis des Herkunftsregisters des DEUTSCHEN FREMDWÖRTERBUCHS (DFWB Bd. 7: 541) um Fremdwortbildungen des Deutschen handelt. Im GFWB finden sich dagegen etymologische Hinweise, die jedoch lediglich bei Repräsentanz ('GFWB: zu ÎReprâsentation u. t...anz) und Requisiteur ('GFWB: französierende Bildung; vgl. ...eur) treffend sind, aber nicht bei Repetitorium ('GFWB: zu f ...orium), das zu Repetitor gebildet ist. In anderen Fällen sind Lemmata sowohl im GFWB als auch im GWDS als Entlehnungen behandelt (z.B. Repetent zu lat. repetens, Gen. repetentis\ Relator zu spätlat. relator), die im DFWB als deutsche Fremdwortbildungen klassifiziert sind. An solchen Beispielen zeigen sich die Defizite germanistischer Wortbildungsforschung hinsichtlich exogener Wortbildungsstrukturen, die nicht nur im GWDS und im GFWB zu einer ungleichen und inkonsequenten lexikographischen Beschreibung führen (vgl. Müller 2000).
Peter O. Müller
122 4
Fazit
Der Vergleich zwischen dem GFWB und dem G W D S erweist die Interdependenz zwischen beiden Wörterbüchern. Viele Fremdwortartikel des GWDS entsprechen (weitgehend) der Darstellung im 'GFWB, während andererseits fur Neulemmata bzw. die Berücksichtigung zusätzlicher Bedeutungen im 2 GFWB das GWDS als Bezugswörterbuch offensichtlich ist. Die Unterschiede im Lemmabestand ergeben sich in erster Linie daraus, daß zahlreiche fachsprachlich begrenzte Fremdwörter im GWDS unberücksichtigt sind, dafür aber hier zusätzliche, v.a. hybride Wortbildungen zu fremdsprachlichen Lexemen verzeichnet werden, die auch im GFWB als Lemmata begegnen. Allerdings bedeutet dies nicht, daß im G W D S fachsprachlich begrenzte Fremdwörter fehlen. Diese sind vielmehr auch hier in beträchtlicher Zahl präsent, was dem eigentlichen Zweck des allgemeinsprachlich ausgerichteten G W D S jedoch nicht entspricht. Als Mangel des GWDS erweist sich, daß der Wörterbuchausschnitt .Fremdwörter' im Vorspann keine ausführlichere Darstellung erfährt. Es wäre für zukünftige Auflagen zweckmäßig, dem Benutzer Hinweise zur Praxis der Berücksichtigung bzw. Nichtaufnahme von Fremdwörtern zu geben und zugleich für unberücksichtigte Fremdwörter auf das GFWB als Spezialwörterbuch zu verweisen. Eine Entschlackung des G W D S von fachsprachlich begrenzten Fremdwörtern, mit der auch eine eindeutigere Grenzziehung im Lemmabestand zwischen dem GWDS und dem GFWB verbunden ist, erscheint sinnvoll. Während in diesem Punkt eine deutlichere Abgrenzung zwischen beiden Wörterbüchern wünschenswert ist, sollte hinsichtlich der Bedeutungserläuterung sowie der etymologischen Angaben zukünftig eine Parallelisierung erfolgen. Für etymologische Angaben bedeutet dies grundsätzlich eine Angleichung des GWDS an das GFWB, in dem der Entlehnungsweg sowie die Wortbildungsstruktur von Fremdwörtern differenzierter bzw. zutreffender erläutert ist. Für Bedeutungserläuterungen ergibt sich hingegen kein einheitliches Bild, da die semantische Beschreibung von Fremdwörtern teils im GWDS, teils aber auch im GFWB detaillierter bzw. eingängiger erfolgt, so daß von Fall zu Fall Artikel beider Werke als Orientierungsmuster fungieren können. Eine semantische Parallelisierung, die bereits für zahlreiche Fremdwortartikel des GWDS und des GFWB charakteristisch ist, bedeutet dabei Übereinstimmung in der Verwendung von Bedeutungsparaphrasen, in der Reihung von Bedeutungsvarianten sowie in der Zahl berücksichtigter Einzelbedeutungen. Als unstimmig erweisen sich schließlich auch mehrere Symptomwertangaben in beiden Wörterbüchern, die in zukünftigen Auflagen ebenfalls einer Angleichung bedürfen.
Das
5
GROßE DUDEN-FREMDWÖRTERBUCH
und das GWDS: Ein Vergleich
123
Literatur
DFWB = DEUTSCHES FREMDWÖRTERBUCH. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler, weitergeführt im Institut für deutsche Sprache. 7 Bde. Straßburg und Berlin/New York 1913-1988. 'GFWB = DUDEN. DAS GROSSE FREMDWÖRTERBUCH. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. Mannheim [u.a.] 1994. 2 GFWB = DUDEN. DAS GROSSE FREMDWÖRTERBUCH. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 2., neu bearb. u. erweit. Auflage. Hrsg. u. bearb. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. Mannheim [u.a.] 2000. G W D S = DUDEN. DAS GROSSE WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE IN ZEHN BÄNDEN. 3 . , v ö l l i g
neu bearb. u. erweit. Auflage. Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. Mannheim [u.a.] 1999. Müller 2000 = Peter O. Müller: Deutsche Fremdwortbildung. Probleme der Analyse und der Kategorisierung. In: Wortschatz und Orthographie in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Horst Haider Munske zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Mechthild Habermann, Peter O. Müller u. Bernd Naumann. Tübingen 2000, 115-134.
Peter Kühn Das
1
2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5
1
D U D E N - U N I VERS ALWÖRTERBUCH
und das GWDS: Ein Vergleich
3
D a s DUDEN-UNIVERSAL WÖRTERBUCH
ist Kompakt- und Extraktwörterbuch zugleich Lemmaauswahl: 200000 Stichwörter kontra 140000 Stichwörter Lemmatisierung fach- und sondersprachenspezifischer Lexik Lemmatisierung veralteter oder seltener Lexik Lemmatisierung literatursprachlicher Lexik (18./19. Jh.) Lemmatisierung von Personen- und Berufsbezeichnungen Lemmatisierung von Wortbildungskonstruktionen
3.1 3.2 3.3 4 5
Lexikographische Erklärungen: Reduktionen und Reformulierungen Kürzungen in den Bedeutungsangaben Umformulierungen der Bedeutungsangaben Lexikographische Beispiele und Kollokationen: systematisch unsystematisch Fazit Anhang: Fachsprachenlexik im G W D S , d e m D U W u n d i m DEUTSCHEN WÖRTERBUCH (WAHRIG 1 9 9 7 ) in d e r W e g -
6
strecke O Literatur
D a s DUDEN-UNIVERSALWÖRTERBUCH ist K o m p a k t - u n d E x t r a k t w ö r t e r b u c h zugleich
Was kann bei einem Vergleich zwischen einem einbändigen Kompaktwörterbuch und einem mehrbändigen Gesamtwörterbuch, die im gleichen Verlag erschienen sind, herauskommen? Eigentlich sollte man erwarten, dass ein einbändiges Wörterbuch als eigenständiges Handwörterbuch konzipiert ist, wohingegen das umfangreichere Wörterbuch eher als lexikographische Datenbank zu verstehen ist. Es ist aber eine altbekannte Tatsache, dass Wörterbuchschreiber bzw. Wörterbuchredaktionen voneinander abschreiben. Wenn dieses „lexikographische Spicken" zwischen verschiedenen Wörterbuchschreibern schon fast als Normalfall anzusehen ist, so scheint es weder verwunderlich noch verwerflich, wenn ein und derselbe Wörterbuchschreiber bzw. ein und dieselbe Wörterbuchredaktion in unterschiedlichen Wörterbüchern gleiche oder ähnliche lexikographische Daten präsentieren. Ein flüchtiger Vergleich zwischen dem DUDEN-UNIVERSALWÖRTERBUCH ( D U W
3
1 9 9 6 , 4 2 0 0 1 ) u n d d e m GROSSEN WÖRTERBUCH
2
DER DEUTSCHEN SPRACHE (GWDS 1993-1995, 3 1999) bestätigt dies: In Bezug auf die Lemmaauswahl und den Interpretamentteil der erklärten Stichwörter gibt es zwischen diesen beiden Wörterbüchern des Dudenverlags mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede: keilen); Qfflner, der; -s, -: 1. kleines Gerät 98); Qfflner, d e r ; -s, -: 1. kleines Gerät od. od. Werkzeug, mit dem etw. geöffnet wird: das Werkzeug, mit dem etw. geöffnet wird: das Glas, die Dose mit dem O. aufmachen. 2. G l a s , die D o s e mit d e m Ö . a u f m a c h e n . 2. Türöffner; Qfflnung, die; -, -en [mhd. offe- Türöffner; $ff|nung, d i e ; -, -en [mhd. ofAbb. 1 : Wörterbuchartikel Öffner aus dem DUW (31996) und aus dem GWDS ( 2 1993-1995).
Peter
126 Öfflner, der; -s, l. kleines Gerät od. Werkzeug, mit dem etw. geöffnet wird: das Glas, die Dose mit d e m Ö. aufmachen. 2. Türöffner.
Kühn
Öfflner, d e r ; -s, 1. kleines Gerät od. Werkzeug, mit dem etw. geöffnet wird: das Glas, die D o s e mit d e m Ö. a u f m a c h e n . 2. Türöffner.
Abb. 2: Wörterbuchartikel Öffner aus dem D U W ("2001) und aus dem G W D S ( 3 1999). D i e G e m e i n s a m k e i t e n fallen d i r e k t ins A u g e . V o l l k o m m e n i d e n t i s c h s i n d : S t i c h w o r t m i t A n g a b e n zur Silbentrennung und Betonung, [Angabe der Aussprache], g r a m m a t i s c h e A n g a b e n , [ e t y m o l o g i s c h e A n g a b e n , stilistische B e w e r t u n g , z e i t l i c h e u n d r ä u m l i c h e Z u o r d n u n g , Z u o r d n u n g zu B e r e i c h e n , F a c h - u n d S o n d e r s p r a c h e n ] , B e d e u t u n g s a n g a b e ( n ) , wendungsbeispiel(e),
[Phraseologie],
Der
einzige
Unterschied
zwischen
den
An-
Wörter-
b u c h e i n t r ä g e n liegt in d e r A r t d e r L e m m a t i s i e r u n g : W ä h r e n d d i e L e m m a t a im
DUW
( 4 2 0 0 1 ) u n d im G W D S ( 3 1 9 9 9 ) s t r i k t a l p h a b e t i s c h a n g e o r d n e t s i n d , w e r d e n sie im
DUW
(31996) und G W D S (21993-1995) nestalphabetisch eingeordnet, d.h. „etymologisch
zu-
s a m m e n g e h ö r e n d e " S t i c h w ö r t e r w e r d e n n i c h t v o n e i n a n d e r in e i n e r n e u e n Z e i l e a b g e s e t z t , s o n d e r n in e i n e m „ N e s t " a n e i n a n d e r g e r e i h t ( D U W
3
1 9 9 6 , 7) ( Ö f f n e r ist n e s t a l p h a b e t i s c h
unter öffnen eingeordnet). Die striktalphabetische Anordnung der L e m m a t a wird gegenü b e r d e r n e s t a l p h a b e t i s c h e n als ü b e r s i c h t l i c h e r u n d b e n u t z e r f r e u n d l i c h e r a n g e s e h e n ( v g l . D U W 3 2 0 0 1 , 14). E r s t bei g e n a u e r e r A n a l y s e z e i g e n sich U n t e r s c h i e d e z w i s c h e n d e m e i n b ä n d i g e n D U W und
dem
mehrbändigen
GWDS,
wie
die kleine
Wegstrecke
zwischen
Olifant
und
Oligoklas zeigt: Olilfant [ a u c h : oli fant], d e r ; -[e]s, -e [(a)frz. olifant < lat. e l e p h a n t u s , î E l e f a n t ; N a m e des e l f e n b e i n e r n e n H i f t h o r n s R o l a n d s in d e r K a r l s s a g e ] : aus dem Zahn eines Elefanten geschnitztes mittelalterliches Jagdhorn. öllig (Adj.): 1. a) mit Öl durchsetzt, bedeckt, beschmiert: ein -er L a p p e n ; b) Öl enthaltend, ölhaltig: eine -e Lösung. 2. fett u. dickflüssig wie Öl; im Aussehen dem Öl ähnlich: -e Flüssigkeiten; ö. glänzen. 3. ( a b w e r t e n d ) unaufrichtig sanft [u. mit falschem Pathos]: er s p r a c h mit -er S t i m m e ; ö. lächeln. O l l i l g ä l m i e 1 , die; -, -n [zu griech. oligos = wenig, gering u. h a î m a = Blut] (Med.): akute Blutarmut ( z . B . n a c h s t a r k e m Blutverlust); Ollilgarch, d e r ; -en, -en [griech. oligàrchës]: a) jmd., der mit wenigen anderen die politische Herrschaft ausübt: b) Anhänger der Oligarchie; O l l i l g a r l c h i e , die; -, -n [griech. oligarchia]: 1. (o. Pl.) Staatsform, in der eine kleine Gruppe die politische Herrschaft ausübt. 2. Staat, Gemeinwesen, in dem eine Oligarchie (1) besteht; o|li|gar|chisch auf die entsprechende Gliederungsnummer in K2 zwischen eckigen Klammern) wird in WA, weder explizit signalisiert, noch scheint sie formal rekonstruierbar zu sein. Die hier versuchte Rekonstruktion stützt sich wiederum auf interpretatorische Gesichtspunkte und ist hypothetisch mit unterschiedlicher Bestimmtheit. K3
eine -e Reform; -e Kenntnisse;^ [in] Oskar Matzerath stellt die -e Frage: Was auf dieser Welt... hätte die epische Breite eines Familienalbums? (Loest, Pistole 42); c > [i] ein -es Geständnis ablegen; 1 ^ [Hl] ... der die Neuausgabe ... mit einem soliden und -en Nachwort versehen hat (Reich-Ranicki, Th. Mann 132);^ [i] Die Verschmutzung der Ostsee ist so u., dass eine Sanierung kaum bezahlbar scheint (natur 10, 1991, 16);^ [ι] [m] Umfassend ist das Schrifttum zum Thema „Abendmahl des Herrn" (Meier, Paracelsus 340); => [π] jmdn. u. informieren;^ [III] Die Wohnsiedlungen Rebhügel und Limmatstraße wurden u. renoviert (NZZ30. 8. 83, 19).^> [I] [III]
Weiterhin ist ein Unterschied zu machen zwischen ,aggregierender' lexikalisch-phraseologischer Kollokation (,eine -e Reform; -e Kenntnisse; ein -es Geständnis ablegen; u. renoviert') und .freier' syntaktischer Konstruktion (andere Beispielangaben). Eine Korrelation mit den Angabetypen KBeiA bzw. BBeiA ist offensichtlich nicht gegeben. Die Unterscheidung sollte, wenn möglich, explizit gemacht werden. Auch wäre es hilfreich, wenn die durch lexikalische Kollokation bzw. syntaktische Konstruktion assoziierbaren Ausdrücke nach semantischer Ähnlichkeit (semantischen Klassen) zusammengefasst und, falls möglich, mit den in den Bedeutungsangaben differenzierten Bedeutungsnuancen korreliert würden. Wie das aussehen kann, sei am Beispiel von WA^a zum Lemmazeichen 'comprehensive ' im LDOCE gezeigt. 20
19
20
Vgl. dazu: Wiegand, H. E.: „Adressierung in der ein- und zweisprachigen Lexikographie. Eine einführende Übersicht in die Forschungs- und Problemlage". Lexikos 10, Afrilex Series 10:2000, Stellenbosch, RSA (32-74). L D O C E = LONGMAN DICTIONARY OF CONTEMPORARY ENGLISH. V ö l l i g e N e u e n t w i c k l u n g
München: Langenscheidt-Longman, 3 1995.
1995.
176
Nico
comprehensive /.kompn'hensiv-^koim-/ adj 1 including all the necessary facts, details, or problems that need to be dealt with; thorough: There wasa comprehensive inspection of the nuclear plant. | comprehensive study/list/coverage etc a comprehensm account of the events leading up to the Second World War j comprehensive insurance/cover/policy (=a typ« of insurance that pays fur damage whether it Is caused by you or someone else) 2 comprehensive education/ system a system of education In which pupils ofdifferent abilities go to the same school or are taught in the same class —comprehensively ado —comprehensiveness η fUl
Weber
comprehensive /kompntasw, comprehen· sives. I Something that is comprehensive Mages AOIOABT everything liai is essential or necessary. » Lind» > received comprehensive training alter Joining the * ** lira, Here is a cómpreteme lisi oí ail m item in stock. 2 A comprehensive school or educational system is «UOASF one in which children oi ail abilities and social backgrounds arc taught together; used in British English. » used as a noun, tcSchools belate compre- > »ansa ¿ut tensive had different problemi
Holland Park *>lua'
Comprehensive.
A b b . 1: Wörterbuchartikel WA^ WA4B aus dem LDOCE und dem COLLINS COBUILD ELD Im Wörterbuchartikel W A 4 A W A 4 B oben ist der entsprechende Artikel z u m L e m m a z e i c h e n , comprehensive WA5
' im COLLINS COBUILD ELD abgebildet. In K 4 unten werden die B P A n aus
unter V e r w e n g u n g dieser Technik v e r s u c h s w e i s e reformuliert. D i e
explikation
b z w . Bedeutungsexplikation
Verwendungs-
werden durch entsprechend indizierte K l a m m e r n
( v [ ] v b z w . B [ ]B) identifiziert; alternative Formulierungen sind durch
getrennt.
W i e man sieht, sind hier m ö g l i c h e Attributergänzungen zu 'comprehensive
' nach - al-
lerdings nicht explizit spezifizierter - semantischer (Klassen-) Ähnlichkeit geordnet, nämlich 'study / list / coverage
etc ' und 'insurance
/ cover / policy
'. Sehen wir uns weiter, u m
bei der Gliederungsproblematik zu bleiben, den Eintrag WA5 aus d e m G W D S an. WA5
viel|sei|tig : 1. a) an vielen Dingen interessiert, viele Dinge beherrschend, verschiedene Fähigkeiten besitzend: eine -e Künstlerin, Wissenschaftlerin; wir suchen eine tüchtige und -e Sekretärin; ... ist für dieses Jahr noch der Kauf eines -en Abwehrspielers fest eingeplant (Saarbr. Zeitung 3. 12. 79, 16/18); er ist nicht sehr v.; Die Unternehmer dieses Wirtschaftszweiges sind flexibel und v.: Sie sind auf dem Bau ebenso zu finden wie im Gebäudereinigergewerbe oder dem KFZ-Handwerk (Woche 27. 3. 98, 12); b) viele Gebiete betreffend, umfassend: eine -e Ausbildung, Verwendungsmöglichkeit; -e Freizeitangebote; Wir bieten leistungs-gerechtes Gehalt... und -e Sozialleistungen (Saarbr. Zeitung 1. 12. 79, 57); wir Slowenen sind ein kleines Volk mit -en (vielfältigen), aber verkrüppelten Sprachkenntnissen (Hofmann, Fistelstimme 62); das Programm ist sehr v.; Der Dienst ist v. und abwechslungsreich (ADAC-Motorwelt 10, 1980, 105); dieses Gerät lässt sich v. verwenden; Der Täter kann v. begabt sein (Reinig, Schiffe 124); Die Mädchen und Jungen nutzen das umfangreiche Angebot der Bibliotheken ... -er als beispielsweise ältere Bibliotheksbenutzer (BNN 30. 12. 85, 4). 2. von vielen Personen (geäußert, kundgetan): a u f - e n Wunsch wird die Auffuhrung wiederholt; die -e Zustimmung ermutigte ihn. 3. a) viele Seiten (] a) aufweisend: eine -e Figur; b) viele Seiten (6 b) umfassend: Ein -er Anhang bemüht sich darüber hinaus, die im Text verwendeten Spezialausdrücke zu erläutern (Saarbr. Zeitung 8./9. 12. 79,111)..
D i e Bedeutungsangaben in WA5 sind hierarchisch-linear geordnet, w a s durch numerische P A n signalisiert wird (s. Strukturschema), im G e g e n s a t z zur nur linearen Ordnung in WA,.
Bedeutungsparaphrasenangaben
2.
1.
a)
b)
zu den nennlexikalischen Lemmazeichen im GWDS
177
3. a)
b)
Eine der Strukturierung der BPAn entsprechend den PAn wohl zugrundeliegende, aber nicht explizit angegebene Information sind die unterschiedlichen semantischen Kombinationsmuster von 'vielseitig': Bedeutung 1. und 2. kann man als .qualitativ' vs. 3. als quantitativ'; 1. als ,subjektbezogen', a) .personell' und b) .impersonell' vs. 2. und 3. als .objektbezogen' qualifizieren. Solche Bezeichnungen (labels) für kategorielle Bedeutungsunterscheidungen sind stets problematisch (problematischer meist als die Unterscheidungen selbst). Eine Alternative bieten Explikationen im sogenannten „COBUILD-Stil", die aus zwei Teilen bestehen, von denen der linke die sprach-systematische Verwendungsfähigkeit und der rechte die Bedeutungsstruktur und symbolische Wertigkeit des Lemmazeichens demonstriert. 21 Mit ersterem ist die lexikalische und syntaktische Kombinatorik gemeint, mit zweiterem die paraphrasierende (,expandierende') Explikation durch BPA bzw. die koindizierende (.komprimierende') Implikation durch SynA. Es gibt eine lange lexikographische Tradition der Einsetzung kombinatorischer Variablen in entsprechende strukturelle Schlüsselstellungen (slots) in BPAn. Diese Technik wurde im C O L L I N S COBUILD ELD 2 2 neu definiert (Verzicht auf Textverdichtung) und universell angewandt. IC,
viel|sei|tig : 1. a) v [ j e m a n d > der vielseitig ist, ¡ ein vielseitiger Mensch ¡ eine vielseitige Person]ν ß['st an vielen Dingen interessiert, beherrscht viele Dinge oder besitzt verschiedene unterschiedliche Fähigkeiten] B (...) b) y[eine -e Ausbildung, -e Verwendungsmöglichkeiten oder -e Freizeitangebote]y sfsind solche, die viele Gebiete betreffen oder berühren, vielfältig oder umfassend sind]Β (...) 2. Jais vielseitigen Wunsch]y B[bezeichnet man einen von vielen Personen geäußerten oder kundgetanen Wunsch]g (...) 3. a) yfeine vielseitige Figur]yB[ist eine Figur, die viele Seiten (1 a) aufweist]B (...) b) yfein vielseitiger Text]y B[ist ein Text, der viele Seiten (6 b) umfasst]B (...).
Die v[ ]v-Angaben demonstrieren prototypische, generische oder auch spezielle semantische Objekte der attributiven oder prädikativen Qualifizierung durch ,·vielseitig' und zugleich sprachtypische lexikalisch-syntaktische Kollokations- und Konstruktionsmuster. Die B [ ]ß-Angaben demonstrieren die Bedingungen und Möglichkeiten der „Applikation" des zu explizierenden Ausdrucks im sprachlichen Diskurs durch .expandierende' und variierende Umschreibung (Paraphrase). Es ist nicht zu übersehen, dass diese Art der BPA weniger kondensiert ist als die im GWDS tatsächlich praktizierte - und Platzsparen ist in der kommerziellen Lexikographie ein einzukalkulierender Faktor 23 - dafür führt sie aber zur Einsparung separater KBeiAn, da diese teilweise in die BPAn integriert werden können.
21
"The first part of each Cobuild explanation shows the use, while the second part explains the meaning". HANKS, P.: "Definitions and Explanations". In: Sinclair, J. M. (ed.): Looking Up. London, Glasgow: Collins ELT, 1987 (118).
22
COLLINS C O B U I L D E L D = COLLINS C O B U I L D ENGLISH LANGUAGE DICTIONARY. E d . in c h i e f J.
23
Sinclair. London, Glasgow: Collins; Stuttgart: Klett, 1987. Zumindest bei Druckwörterbüchern; bei originären CD-ROM-Wörterbüchem entfallt das Problem der proportional zum Umfang steigenden Druckkosten.
Nico Weber
178
Betrachten wir als Nächstes das in den LBEn zu den Adjektiven ,umfassend - vielseitig - reichhaltig - vollständig'' verwendete Explikationsvokabular. In der Tabelle K5 sind die in den Bedeutungsangaben verwendeten Ausdrücke nach kombinatorisch-positionalen Klassen geordnet (die Ziffern rechts geben die Vorkommenshäufigkeiten an). Die Anordnung zeigt ein regelmäßiges kombinatorisches Muster, nach dem die BPAn gebildet sind: Ausdruck aus Ai + Ausdruck aus A 2 + (optional) Ausdruck aus A 3 + Ausdruck aus A 4 . Die Ausdrücke unter A 3 werden auch in SynAn verwendet. Die Ausdrücke unter A 5 sind entweder synkategorematisch oder, wenn man von der Syntax abstrahiert, auf die anderen Klassen aufteilbar. K5
A,
alle(s) verschiedene viele(n), vieles
A3
A2 2 1 8
Dinge(n) Fähigkeiten Gebiete Personen Seiten Teile
2 1 1 1 2 2
A,
gänzlich komplett lückenlos reichhaltig vielseitig völlig vollständig
1 1 1 1 1 1 1
AS
aufweisend 2 beherrschend 1 besitzend 1 betreffend 1 dazugehörende 1 enthaltend 2 umfassend 3
an geäußert kundgetan interessiert nahezu von
Das Beispiel illustriert eine grundlegende Technik der Bedeutungsexplikation im G W D S (und anderen Wörterbüchern): das Prinzip der Ausdrucksvariation, für die hier der Terminus ,Polytropie' eingeführt sei. Durch verschiedene .Wendungen' sollen die Textrezipienten zur Interpretation des zu explizierenden Ausdrucks .hingeführt' werden. Als nächstes Beispiel sei der vollständige Wörterbuchartikel WA3 angeführt. WA3
Do|ku|men|ta|ti|on, die; -, -en: 1. a) Zusammenstellung, Ordnung u. Nutzbar-machung von Dokumenten u. [Sprach]materialien jeder Art (ζ. B. Urkunden, Akten, Zeitschriftenaufsätze zur Information über den neuesten Erfahrungsstand): eine D. vornehmen; b) etw. Zusammengestelltes (in Bezug auf Dokumente o. Ä.): eine umfassende D. des letzten Jahrhunderts/über das letzte Jahrhundert spanischer Geschichte liegt vor; eine D. zum Thema Kinderprostitution in der Dritten Welt. 2. Ausdruck von etw., beweiskräftiges Zeugnis, anschaulicher Beweis: eine D. internationaler Zusammenarbeit; Nach fotografischer D. von Frankfurter Naturfreunden wurde die Sumpfschildkröte in einem nahe liegenden Teichgebiet ausgesetzt (NNN 31.7. 86, 3); Zu Beginn der dreißiger Jahre stießen Wägitaler Jäger in das bisher unbekannte Höhlensystem ... vor und ritzten zur D. ihre Initialen in das Gestein (NZZ 11.4. 85, 39). 3. kurz fur Dokumentations-stelle.
Es werden zwei Grundbedeutungen des Nomens Dokumentation'
unterschieden: 1. ,Zu-
sammenstellung' als a) 'nomen actionis' und b) 'nomen acti'; 2. ,Ausdruck, Zeugnis, Beweis'. WA3 enthält Beispiele für mehrere interessante taktische Strukturen. BPA 1. a) ist analysierbar
morphologisch-lexikalisch-syn-
- entweder als SynA (,Zusammenstellung') + Trennzeichen (,) + BPA (,Ordnung' - oder als parataktisch-elliptische BPA (K t ). K6
Zusammenstellung Ordnung Nutzbarmachung
Dokumenten
jeder
...)
Art...
[Sprach] materialien
Die Alternative ist formal nicht entscheidbar, da , sowohl typographischer Strukturanzeiger als auch Bestandteil der BPA sein kann. Unter semantischem Gesichtspunkt ist die
Bedeutungsparaphrasenangaben zu den nennlexikalischen Lemmazeichen im GWDS
179
zweite Möglichkeit die wahrscheinlichere; es gibt aber Fälle, in denen mehrere Analysen gleich wahrscheinlich sind. 24 BPA 1. a) illustriert eine häufig verwendete (nicht textverdichtende) Explikationstechnik, die sogenannte „morpho-semantische Explikation". 25 Es handelt sich um morphologische Variation nach verschiedensten Mustern (Stammund/oder Affixvariation) wie z.B. in WAe. WAe
Nutz|bar|ma|chung, die; -, -en : das Nutzbarmachen.
In diesem Falle wird sie zur Bedeutungsunterscheidung zwischen verschiedenen BPAn verwendet. Zur lexikographischen Textverdichtung gehört das Phänomen der lexikalischen Variation durch morpho-lexikalische Klammerung [Sprach]materialien ist aufzulösen in Sprachmaterialien oder Materialien. Häufiger ist der Fall, dass ganze Lexeme oder Satzteile ausgeklammert werden, wie in WA7. Hier wird die BPA verdichtet variiert: sie ist einmal mit dem geklammerten Ausdruck und einmal ohne zu lesen. WA7
Tisch|ge|sell|schaft, die: Gruppe von Personen, die [zum Essen] um einen Tisch versammelt sind.
Die BPA sub 2. in WA3 schließlich ist nicht-elliptisch parataktisch dreigliedrig: [I] Ausdruck von etw. [II] beweiskräftiges Zeugnis [III] anschaulicher Beweis. Die zugrunde liegende Explikationstechnik ist wiederum das , Weben eines Netzes' zusammenhängender Begriffe. Das wird noch deutlicher, wenn man die Bedeutungsangaben zu den entsprechenden Explikationsnomina und den sie qualifizierenden Attributen verfolgt. Allerdings enthält das Netz ,Löcher'. Der Faden ,Ausdruck von etw.1 geht ins Leere, wenn nicht präzisiert wird, zu welchen Polysemie- und Bedeutungsangaben zu den beiden homographen Lemmazeichenangaben , 'Ausdruck' und, 2 Ausdruck' er führt. Als letztes Beispiel sind in WA 8A -WA 8E die Bedeutungsangaben zu fünf bedeutungsverwandten Verben angeführt, aus Platz- und Übersichtsgründen ohne Beispielangaben.
24
25
WA8A
do|ku|men|tie|ren (bildungsspr.): 1. a) deutlich zum Ausdruck bringen, bekunden, zeigen: b) zum Ausdruck kommen, deutlich werden, sich zeigen: 2. a) durch Dokumente (2) belegen: b) dokumentarisch (2) darstellen, festlegen:
WA8B
be|kun|den [aus der niederd. Rechtsspr., zu künden, md. Nebenf. von künden]: 1. a) (geh.) zum Ausdruck bringen; deutlich (durch Worte, Gesten od. Mienen) zeigen: b) (Rechtsspr.) vor Gericht aussagen, bezeugen: 2. (geh.) zum Ausdruck kommen; deutlich werden, sich zeigen:
WA8C
er|klS|ren [mhd. erklaeren = klar machen; klar werden]: 1. a) deutlich machen: [in allen Einzelheiten] auseinander setzen: so erläutern, dass der andere die Zusammenhänge versteht: b) begründen, deuten: c) seine Begründung in etw. finden:
Z.B.: Bac|cha|nal [baxa'na:!], das; -s, -e [lat. Bacchanal, zu Bacchus] (geh.): ungezügeltes, ausschweifendes Fest, Trinkgelage - ist entweder als parataktisch-elliptische BPA (ungezügeltes, ausschweifendes Fest, [ungezügeltes, ausschweifendes] Trinkgelage) oder als BPA (ungezügeltes, ausschweifendes Fest) + SynΑ (Τrinkgelage) analysierbar. Vgl. Weber, N.: „Morpho-semantische Wörterbuchdeftniiionen". Sprache und Datenverarbeitung 16/2, 1992 (45-63).
180
Nico Weber 2.
WA 8 D
WA8E
a) äußern, [offiziell] mitteilen, sagen: b) seine Haltung zum Ausdruck bringen: 3. [amtlich] bezeichnen, als jmdn., etw. kennzeichnen:
er|läu|tern [mhd. erliutern, eigtl. = rein, klar machen, zu läutern]: (einen komplizierten Sachverhalt) näher erklären, durch Beispiele o. A. verdeutlichen: ver|deut|li|chen : [durch Veranschaulichen] deutlicher], ständlich machen:
klarer, besser ver-
Alternativ zu dem in K5 exemplifizierten Verfahren wird in K7 unten die ausdrucksvariierende Polytropie nicht durch lexikalische .Auflösung', sondern durch Parallelisierung der BPAn demonstriert. Dabei zeigt sich, dass die relative Anordnung der verschiedenen Bedeutungen in etwa übereinstimmt, was positiv zu vermerken ist. So ist zum Beispiel die BPA sub 1. a) zu ,dokumentieren' mit der ersten oder einzigen BPA zu den anderen Lemmazeichen parallelisierbar, wie sich in Lexik und Phraseologie zeigt. Die Formulierungen ,zum Ausdruck bringen' b z w . k o m m e n ' sind Beispiele fur Explikationsstereotypen, die in ca. 50 GWDS-Artikeln vorkommen. Die BPA sub 1. b) zu,dokumentieren' stimmt exakt mit sub 2. zu,bekunden' überein. WA8A WASH WA8C WA8D WA8E
1. a) deutlich zum Ausdruck bringen 1 bekunden \ zeigen 1. a) zum Ausdruck bringen \ deutlich (durch Worte, Gesten od. Mienen) zeigen [in allen Einzelhei1. a) deutlich so erläutern, dass der andere die b) begründen, ten] auseinander machen Zusammenhänge versteht deuten setzen (einen komplizierten Sachverhalt) näher erklären durch Beispiele o. A. verdeutlichen [durch Veranschaulichen] deutlich[er], klarer, besser verständlich machen
Wir beobachten, etwa in WA8A-WA8C, Ausdrucksvariation mit lexikalisch-syntagmatischen Mitteln, vergleichbar der morpho-lexikalischen Variation in so genannten morpho-semantischen Explikationen (vgl. WA¿). Sie ist Ausdruck des Bedeutungszusammenhangs der entsprechenden Lemmazeichen (Explikanda). Die Beispiele scheinen mir sehr deutlich das grundsätzliche Vorgehen bei der Bedeutungsexplikation im GWDS zu illustrieren. Lexikographische Angaben sind Daten, die den Zweck haben, zu informieren. Bedeutungsangaben sollen über die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke informieren. Informierbar ist, wer die Daten verarbeitet, in der Regel also menschliche Benutzer (es wird heutzutage auch manchmal an Computer als ,Benutzer', also die Daten interpretierende Systeme gedacht). Es kommt darauf an, dass die Angaben die Benutzer ,auf die Spur bringen' oder ,in die richtige Bahn lenken', um es bildlich auszudrücken. Durch die Polytropie der Bedeutungsund Beispielangaben wird ein Netz von paraphrastischen, synonymen, und BezugsAusdrücken geknüpft, das diesem Zweck dienen soll. Die Strategie der vielseitigen Andeutung' zeigt sich deutlich auch in den zahlreichen erläuternden oder modifizierenden Klammereinschüben. Die .polytrope' Variation ist ein zentrales Stilmerkmal der Bedeutungsangaben im GWDS. Eine ausführliche kritische Betrachtung der Vor- und Nachteile dieser Methodik würde den vorgegebenen Rahmen sprengen. Im folgenden Abschnitt (0) werden speziell die BPAn im GWDS thematisiert, indem einige Kriterien für eine Typisierung genannt werden. Das bisher Ausgeführte zusammenfassend werden einige Vorschläge gemacht, was eventuell noch verbessert werden könnte.
Bedeutungsparaphrasenangaben
4
zu den nennlexikalischen Lemmazeichen im GWDS
181
Bedeutungsparaphrasenangaben im GWDS: Kategorisierung und Kritik
Es ist klar, dass hier keine vollständige, systematische und fundierte Typologie der BPAn ausgearbeitet werden kann. Es können lediglich die wichtigsten Grundtypen mit Beispielen und Übergangsformen vorgestellt werden. Auf eine gewiss sinnvolle Unterscheidung von BPA-Typen nach Wortklassenzugehörigkeit der zugehörigen nennlexikalischen Lemmazeichen kann hier nicht eingegangen werden. Eine fundamentale Kategorisierung aller BPAn basiert auf der Unterscheidung zwischen „applikativ"-referenzieller oder Bezeichnungsbedeutung (quomodo signum referí) einerseits und „explikative"-symbol-funktionaler oder Signifikationsbedeutung (quomodo signum fit) andererseits. Traditionelle, auch in den GWDS-Benutzungshinweisen verwendete Bezeichnungen dafiir sind: enzyklopädische oder Sachinformationen vs. strukturelle oder Sprachinformationen. Als „enzyklopädisch" eingestufte Angaben werden im GWDS recte gesetzt ( W A 9 - W A 9 A ) . WA9
Lu|xem|burg; -s: 1. belgische Provinz. 2. Großherzogtum in Mitteleuropa. 3. Hauptstadt von Luxemburg (2).
WA 9 A
'Lu|xem|bur|ger, der; -s, -: Ew.
Als „Sachinformationen" werden auch Angaben zu grammatischen Fakten behandelt (WA 10). WA10
Lu|xem|bur|ge|rin, die; ·, -nen: w. Form zu 'Luxemburger.
Als „Darstellung der sprachlichen Bedeutungsstrukturen" gelten, gemäß den erklärten typographischen Konventionen, die BPAn in WAl lund WA 12. WAu
Das|sel|flie|ge, die [zu 2Dassel]: oft behaarte, große Fliege, die ihre Eier auf der Haut von Säugetieren ablegt.
WA12
Das|sel|lar|ve, die: Larve der Dasselfliege.
Die beiden BPAn unterscheiden sich jedoch signifikant. Die BPA in WAm entspricht oberflächlich dem .Aristotelischen Typ - per genus proximum et differentiam specificam - und könnte daher als sachbezügliche lexikographische oder enzyklopädische Explikation, vielleicht sogar als Definition angesehen werden. Allerdings ist sie durch die Verwendung von ,Fliege' als Oberbegriff (genus) zu ,Dasselfliege' partiell zirkulär. Aus definitionstheoretischer Sicht stellen sich außerdem die Probleme, ob .Fliege' nächster Oberbegriff (g. proximum) zu ,Dasselfliege' ist und ob ,oft behaarte, große' tatsächlich distinktive Merkmale darstellen. Aus denselben Gründen ist die BPA in WA,2 erst recht nicht von diesem Typ. Sie ist interpretierbar als: „die Dassellarve ist die Larve der Dasselfliege". Das ist eine .sachbezügliche', „applikative" Interpretation. Nach der in Abschnitt 1 oben angedeuteten Explikationstheorie kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass es möglich ist, die sprachliche Ebene aufgrund rein sprachlicher Informationen zu ,transzendieren', um tatsächlich in die Lage zu kommen, etwa im vorliegenden Fall Dasselfliegen und Dassellarven „applikativ bestimmen" zu können. Eine sprachbezügliche referenzbe-deutungsorientierte Interpretation lautet: „das Wort,Dassellarve ' bezeichnet die ,Larve der Dasselfliege"' und eine signifikationsbedeutungsorientierte Interpretation: „der erste Bestandteil des Wortes (das Determinans des Kompositums),Dassellarve ' entspricht dem in,Dasselfliege und der zweite
182
Nico Weber
Bestandteil (das Determinatimi) ist das Wort,Larve"'. Eine „psychologisch reale" Interpretation wird eine Kombination aus den beiden letzten sein: „der erste Bestandteil des Wortes (das Determinans des Kompositums), Dassellarve ' entspricht dem in,Dasselfliege ', der zweite Bestandteil (das Determinatimi) ist .Larve', daher bezeichnet das Wort ,Dassellarve ' - verkürzend für .Dasselfliegenlarve ' - die,Larve der Dasselfliege '. Wie aber ist, aus der Perspektive möglicher Interpretationen, die BPA in WAM ZU bewerten? Die einzige, erschließbare „sprachstrukturelle" Information ist die, - dass im Wort ,Dasselfliege' das Wort,Fliege' steckt. Wem, wann, wie aber, kann man fragen, nutzen die anderen, tatsächlich ,sachbezüglich' gemeinten Informationen? Wer wird aus dem D U D E N erfahren wollen, dass Dasselfliegen ,oft behaart' sind?26 Und warum, anders herum, erfährt man nichts über den ersten Wortbestandteil .Dassel Ψ1 Zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt in dieser Hinsicht die BPA in W A I 3 . WA13
Aas|flie|ge, die: größere Fliege, deren Weibchen die Eier an Aas (1) ablegt u. deren Larve von Aas lebt.
Hier wird im Zuge der ,sachbezüglichen' Erläuterung en passant die Bildungsmotivation von .Aasfliege ' angedeutet. Ich denke, das ist die Art von Information, die eigentlich ein SpracAwörterbuch vermitteln sollte. Den sozusagen ,Reintyp' der Signifikationsbedeutungs-Angaben stellen sogenannte morpho-semantische BPAn wie in WA14 dar. wa,4 Kü|chen|chef, der: Chef der Küche (4): (...) Die BPA in WA14 expliziert die Bildungsweise des Determinativkompositums .Küchenchef; sie enthält und ist keine referenzielle oder „applikative" Bestimmung - es fehlt jeder Hinweis darauf, was als ,Chef, als ,Küche', als .Küchenchef zu bezeichnen ist - in dem Sinne wie etwa die BPA in WAm, wenn auch wenig prägnant, eine taxonomischphänomenologische Bestimmung der .Dasselfliege' zu ermöglichen helfen soll. Morphosemantische Explikationen können auch die Signifikationsbedeutung von sublexikalischen Einheiten paraphrasieren, wie etwa die des Suffixes ,-ig' des Lemmazeichens in WA15 oder der Kategorialbedeutung des Verbs (wenn man will, des Suffixes ,-n' des Lemmazeichens) in W A , 6 . WAi5
groß|flä|chig : sich über eine große Fläche erstreckend: (...)
WA,6
nach|fei|ern : eine Nachfeier veranstalten.
Interessant ist die BPA in WA,7. Sie ist ,sprachbezüglich'-explikativ und paraphrasiert die Signifikationsbedeutung des nennlexikalischen Lemmazeichens - aber mit erweiternden Zusätzen. .Instandhaltung' ist ein relationaler Ausdruck, dessen mögliche Relata (.von Gebäuden, größeren technischen Anlagen, Maschinen o. A. ') die BPA typexemplarisch angibt. Die (weglassbare) Erweiterung .die ... entstehen' zu .Kosten' präzisiert eine temporale (inchoative) Bedeutungskomponente (im Gegensatz z.B. zu: ,die ... verbunden sind'), 26
27
Folgendes wäre denkbar: In einem Text ist von .Dasselfliegen' die Rede - mit undeutlichen Anspielungen auf ihre Behaartheit. Unkenntnis darüber, was Dasselfliegen sind und wie sie aussehen würde zu Verständnisproblemen führen; der Griff zum DUDEN und die gebotenen Informationen könnten dann tatsächlich Abhilfe schaffen ... Man setze keine Hoffnungen auf den Querverweis [zu 2Dassel] - der verweist nämlich nur zurück auf Dasselfliege. Wer jemals auf Biesfliege stößt erfährt dort (aber nur dort), dass dies ein Bezeichnungssynonym zu Dasselfliege ist.
Bedeutungsparaphrasenangaben zu den nennlexikalischen Lemmazeichen im GWDS
183
die ebenfalls im Begriff .Instandhaltung ', vielleicht auch ,Kosten' , steckt' und hiermit explizit gemacht wird. Ob das ausreichend klar und deutlich geschieht, ist eine andere Frage; jedenfalls halte ich dies aus den genannten Gründen prinzipiell für eine informative BPA. WA|7
In|stand|hal|tungs|kos|ten (bes. Wirtsch.): Kosten, die bei der Instandhaltung von Gebäuden, größeren technischen Anlagen, Maschinen o. Ä. entstehen.
Die BPA in WA18 halte ich dagegen für weniger gelungen, da sie verschiedene Bedeutungsebenen vermischt.,Reinluftgebiet 1 ist zunächst ein {Compositum mit der Bedeutung,Gebiet mit reiner Atemluft'. Das ist aber natürlich nicht alles. Es gibt eine ideologische Dimension, die in der vorliegenden BPA nicht angesprochen wird, mit bestimmten qualitativen Vorstellungen von angenommener Natürlichkeit, erwartetem Wohlergehen und empfundener Frische der Atemluft. Daneben gibt es vermutlich auch eine quantitativ bestimmte wissenschaftlich-technische Festlegung der Bezeichnung (das Wort wird allerdings nicht nur „fachsprachlich" gebraucht, wie das GWDS behauptet). Schließlich hat der Begriff eine pragmatische Dimension als Bezeichnung, seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts im Deutschen, von Gebieten abseits moderner Ballungsräume mit massiv schadstoffproduzierendem Verkehr und Industrie, in denen die Luftverschmutzung verhältnismäßig geringer ist (oder dafür gehalten oder ausgegeben wird). Welche dieser Dimensionen in den BPAn thematisiert werden sollen ist eine Frage der Gestaltung und Zweckbestimmung eines Wörterbuchs; sie sollten aber besser nicht ad hoc miteinander vermengt werden (wie hier in diesem Falle die signifikatorische und die pragmatische). Eine Auffächerung verschiedener Bedeutungsebenen oder -dimensionen würde gleichzeitig die Verständlichkeit der BPA erhöhen. Kann man annehmen, dass, wem das Wort Reinluftgebiet nicht bekannt ist, die Ausdrücke ,Ballungsraum1 und ,Luftverschmutzung ' (wA18A-WA,gB bzw. WA]8C) weiterhelfen werden? WAjg
Rein|luft|ge|biet, das (Fachspr.): Gebiet außerhalb von Ballungsräumen, das nur in geringem Maß von der Luftverschmutzung betroffen ist.
WA,8a Bal|lungs|raum, der: Ballungsgebiet: (...) WA ¡SE Luft|ver|schmut|zung, die: vgl. ^Luftverunreinigung. WA18c Luft|ver|un|rei|ni|gung, die: a) das Verunreinigen der Luft durch Fremdstoffe; b) Zustand der Verunreinigung, Verschmutzung der Luft.
Die im Laufe der Diskussion verschiedener Beispiele gewonnenen Anhaltpunkte für eine Verbesserung der Bedeutungsangaben zu den nennlexikalischen Lemmazeichen im GWDS betreffen sowohl die Datendistribution als auch die Datenpräsentation. Die Desiderata können plakativ so zusammengefasst werden: • klare Formulierung • klare Gliederung • klare Strategie Die Formulierung der BPAn ist, wahrscheinlich als Ergebnis der langen Historie des Wörterbuchs, in ihrem Bemühen um Präzision und Vollständigkeit oft stilistisch schwerfällig und schwer verständlich. Man vergleiche zum Beispiel die BPA in WA19 mit der Bedeutungsangabe z7 aus einem Artikel in der Zeitschrift „Der Sprachdienst" der Gesellschaft für deutsche Sprache, der im Abschnitt „Wörter des Jahrhunderts" (???) zitiert wird:
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Nico Weber
wa,9
Au|to|bahn, die: durch Mittelstreifen in zwei Fahrbahnen getrennte, mehrspurige, kreuzungsfreie Schnellstraße, die nur für bestimmte Kraftfahrzeuge zugelassen ist.
z7
Autobahnen ... sind kreuzungsfreie Schnellverkehrswege mit getrennten Richtungsfahrbahnen und besonderen Anschlussstellen, mit Autobahndreiecken und -kreuzen.
Die zweite Bedeutungsangabe wirkt .natürlicher', ist weniger kompakt, besser lesbar und leichter verständlich als die erste, auch wenn sie vielleicht etwas weniger präzise ist.28 Positiv informativ ist auch die Erwähnung häufiger Zusammensetzungen mit dem explizierten Ausdruck. Allgemein wäre ein verstärktes Bemühen empfehlenswert, sich weg vom ,Lexikographesischen' oder,Lexikographen-Slang' hin zu einer einfacheren, verständlicheren Ausdrucksweise zu bewegen. BPAn sollten die sprachsystematische Verwendung ebenso wie die Bedeutung der Lemmazeichen demonstrieren. Formulierungsvariation sollte nicht ausufern („weniger ist mehr"), weniger kompakt konstruiert werden und deutlicheren Strukturierungsprinzipien unterliegen. Hilfreich könnte die Ausarbeitung und möglichst konsequente Verwendung eines kontrollierten Explikationsvokabulars sein. Die Gliederung der bedeutungsrelevanten Angaben und ihre Visualisierung können ebenfalls deutlicher und expliziter gemacht werden. Das betrifft die interne Struktur Bedeutungsangaben und ihre Gesamtorganisation im WA. Für die angabeninterne Strukturierung sollten klar definierte typographische Strukturanzeiger verwendet werden. Eine Möglichkeit filr eine übersichtlichere Gliederung der Bedeutungsangaben bei Polysemie demonstrieren etwa die sogenannten ,Signposts' im LDOCE. Das sind kurze Orientierungsangaben, neben den gewohnten alpha-numerischen PAn, zur Bedeutungsdifferenzierung bei komplexen LBEn mit mehrfachen Bedeutungsunterscheidungen. Die Beispielangaben könnten ebenfalls besser organisiert werden, indem sie gegebenenfalls deutlicher verschiedenen Bedeutungsangaben zugeordnet werden und indem lexikalische Kollokation und syntaktische Konstruktion unterschieden werden. Die Strategie der Bedeutungsexplikation im GWDS könnte schließlich noch ausgebaut werden. Es gibt (wie in den Beispielen oben - vgl. WA)7, WA18 - nur angedeutet werden konnte) mehr Bedeutungsdimensionen oder -ebenen als nur die der „enzyklopädischen Sachinformationen" vs. „sprachlichen Bedeutungsstrukturen". Wird eine solche Differenzierung explizit berücksichtigt und durchgehend angewendet trägt es automatisch mit zu einer .Entwirrung' der oft überladenen Polytropie der Bedeutungsangaben. Wohlberechnete überschaubare Einzelfäden tragen eventuell besser als ein kompliziertes unüberschaubares Netz, um ein in diesem Beitrag mehrfach angedeutetes Bild zu variieren. Pauschalrezepte sind jedoch, darauf sei ausdrücklich hingewiesen, fehl am Platz. Praktisch gibt es nur einen möglichen Weg, den der empirischen Revision der konkreten einzelnen Angaben. Gut herausgearbeitete theoretische Prinzipien erlauben es dann allerdings, ähnliche Fälle auch uniform zu behandeln. Ich denke, dass mehr Uniformität in den BPAn im GWDS einen Qualitätsgewinn bedeuten würde.
28
Ergänzungen sind natürlich möglich, wenn man dabei auf den Stil achtet. Präzision im Inhalt und Klarheit im Ausdruck widersprechen sich nicht. Die Frage ist allerdings, wie viel .Präzision' man erreichen will oder muss, denn absolute Präzision und Vollständigkeit ist bei Bedeutungsangaben sowieso nicht erreichbar. Hanks (1987 - s. Fußnote 21) warnt, dass "dictionaries may actually impose a bogus precision on word meaning" (116).
Thorsten Roelcke Ausmaß und Rolle von Synonymangaben in den semantischen Kommentaren des GWDS
1 2 3
1
Vorbemerkungen Synonymie in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern Explizite und explikative Synonymangaben
4 5 6 7
Artikelintegrierte Synonymangaben Wörterbuchintegrierte Synonymangaben Nachbemerkung Literatur
Vorbemerkung
Wie soll man etwas beschreiben und beurteilen, das es geben müsste, das es aber nicht gibt, so dass man es nicht beschreiben und beurteilen kann? Der Planung des vorliegenden Bandes zur kommerziellen Lexikographie der deutschen Gegenwartssprache nach müsste es in den semantischen Kommentaren des GROBEN WÖRTERBUCHS DER DEUTSCHEN SPRACHE
aus dem Hause Duden eigentlich Synonymangaben geben - wie sonst sollte deren Ausmaß und deren Rolle wissenschaftlich betrachtet werden. Doch ein Blick in das Wörterbuch konfrontiert den Betrachter mit Leere: Weder in dem Wörterbuchvorspann noch in dem Wörterbuch selbst finden Synonymangaben ausdrücklich Berücksichtigung. Damit wäre die Betrachtung der Synonymangaben im GWDS beendet, bevor sie begonnen hat, gäbe es da nicht den Ehrgeiz und den Findergeist, „versteckte lexikographische Information" (Goebel/Lemberg/Reichmann 1995) aufzuspüren und somit auch in diesem Wörterbuch Zugangswege zur Synonymie zu erschließen. Die Strategie des metalexikographischen Pfadfinders besteht dabei im Folgenden darin, zunächst die Rolle von Synonymangaben in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern überhaupt zu bestimmen, um dann anhand des GWDS verschiedene Möglichkeiten versteckter Synonymangaben zu beschreiben und zu beurteilen.
2
Synonymie in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern
Über die sprachwissenschaftliche und die metalexikographische Bestimmung von Synonymie lässt sich (im Rahmen dieses Beitrags: zu) lange und trefflich streiten (vgl. die Übersicht in Wiegand 1970 [2000, 81-98] oder Wolski 1989, 614-620), so dass im Folgenden zunächst von der Definition nach Roelcke (1992, 185f.) ausgegangen wird. Synonymie besteht hiernach in einer Menge geordneter Paare von Gebrauchsregeln jeweils verschiedener Wortzeichen, fur die gilt, dass die metasprachliche Festlegung einer der beiden Regeln
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Thorsten Roelcke
diejenige der anderen impliziert und umgekehrt. Eine solche Definition scheint insbesondere auch im Rahmen der Lexikographie sinnvoll, da die Feststellung von Synonymie hiernach ausdrücklich von der Beschreibung einzelner Bedeutungen selbst abhängig gemacht wird. Sollen (wie wiederholt gefordert; vgl. etwa Lutzeier 1997) im Rahmen einer solchen Definition des Weiteren der Aspekt der Bedeutungsbeschreibung bzw. des Bedeutungsvergleichs Berücksichtigung finden, so lautet die Definition etwa wie folgt: Synonymie besteht in einer Menge geordneter Paare von Gebrauchsregeln verschiedener Wortzeichen, für die gilt, dass die metasprachliche Festlegung einer der beiden Regeln unter einem bestimmten Beschreibungsaspekt diejenige der anderen impliziert und umgekehrt. Im Rahmen der Lexikographie führt Wiegand (1976; 1983, 222f.) die Unterscheidung zwischen lexikalischer und lexikographischer Synonymie ein. Lexikalische Synonymie bezeichnet hier die Bedeutungsgleichheit von zwei verschiedenen Wortzeichen einer Sprache, während sich lexikographische Synonymie auf die Bedeutungsgleichheit von einem Wortzeichen und dessen Bedeutungsbeschreibung im Wörterbuch bezieht. Sowohl die Bedeutungsbeschreibung als auch die Synonymangabe stellen nach Wiegand (zuerst 1985; vgl. zusammenfassend 1989) Elemente des semantischen Kommentars dar: Dieser umfasst hier einen semasiologischen Teil, der unter anderem die Bedeutungsbeschreibung, und einen onomasiologischen Teil, der unter anderem Synonymangaben enthält. Die Angabe von lexikalischen Synonymen kann in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern indessen zwei Funktionen erfüllen, indem sie entweder dem Hinweis auf Synonyme selbst gilt oder als Ersatz für eine Bedeutungsbeschreibung oder eine andere lexikographische Angabe erscheint. Im ersten Fall soll hier von expliziter Synonymangabe als Element des onomasiologischen Teils und im zweiten von explikativer Synonymangabe als Element des semasiologischen Teils des semantischen Kommentars gesprochen werden. Unter der Annahme, dass Bedeutungsbeschreibungen bzw. Bedeutungsparaphrasenangaben konstitutiv und Synonymangaben fakultativ für allgemeine einsprachige Wörterbücher sind, lassen sich in Anlehnung an Wolski (1989, 621-623) hinsichtlich der Erfassung lexikalischer Synonyme vereinfachend zunächst vier Artikeltypen allgemeiner einsprachiger Wörterbücher unterscheiden: 1)
Artikel mit Bedeutungsparaphrasenangabe und ohne Synonymangabe;
2)
Artikel mit Bedeutungsparaphrasenangabe und mit expliziter Synonymangabe;
3)
Artikel ohne Bedeutungsparaphrasenangabe und mit explikativer Synonymangabe (als Ersatz der Bedeutungsparaphrasenangabe);
4)
Artikel mit Bedeutungsparaphrasenangabe und mit explikativer Synonymangabe (als Ergänzung der Bedeutungsparaphrasenangabe).
Eine Synonymangabe kann in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern des Weiteren aber auch in andere Angabetypen integriert werden; in einem solchen Fall liegt eine integrierte Synonymangabe vor. Dabei sind im Wesentlichen die folgenden Artikeltypen denkbar: 5)
Artikel mit Bedeutungsparaphrasenangabe und mit explikativer Synonymangabe (als Bestandteil der Bedeutungsparaphrasenangabe selbst);
6)
Artikel mit Formkommentar mit integrierter Synonymangabe und mit Bedeutungsparaphrasenangabe;
Ausmaß und Rolle von Synonymangaben in den semantischen Kommentaren des GWDS
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7)
Artikel mit Bedeutungsparaphrasenangabe und mit pragmatischem Kommentar mit integrierter Synonymangabe;
8)
Artikel mit Bedeutungsparaphrasenangabe und mit Beispielangabe mit integrierter Synonymangabe;
9)
Artikel mit Bedeutungsparaphrasenangabe und mit Verweisangabe mit integrierter Synonymangabe.
Eine weitere Möglichkeit versteckter Synonymangaben im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch stellt der Volltext des Wörterbuchs dar, der neben dem Artikelteil insbesondere den Wörterbuchvorspann und -abspann sowie verschiedene Register umfassen kann. Eine solche Synonymangabe ist in Abgrenzung zu den genannten Formen der artikelintegrierten
Synonymangabe als wörterbuchintegrierte Synonymangabe zu charakterisieren. Im Folgenden soll das GWDS auf explizite, explikative und integrierte Synonymangaben hin untersucht werden. Um Aussagen über das Ausmaß solcher Angaben machen zu können, wird hier von 100 Wörtern bzw. 50 Wortpaaren ausgegangen, die dem SYNONYMWÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE (1997) des Hauses Duden entnommen sind und dabei verschiedene Problemfelder lexikalischer Synonymie aufzeigen, die im Rahmen dieses Beitrags nicht eigens aufgegriffen werden können (etwa Denotation, Konnotation und Aspektualisierung, historische, regionale, soziale und funktionale Variation oder Komposition, Derivation und Wortkürzung):
aber/doch amusisch/unmusisch anbieten/offerieren ändern/modeln Angst/Phobie arbeitslos/erwerbslos Arzt/Doktor Auto/Pkw Base/Cousine Begriff/Wort betrügen/schummeln bloß/nackt borgen/leihen Computer/Rechner Dirn/Mädchen Dissident/Freidenker dunkel/finster eben/halt
Eidgenosse/Schweizer Einglas/Monokel Erlöser/Heiland ermattet/kraftlos Fernsprecher/Telefon Festival/Festspiel Fleischer/Metzger Fotografie/Lichtbild freigebig/splendid Frühling/Lenz ganz/total Geschworener/Schöffe Hauptwort/Substantiv Hund/Köter Informant/Spitzel Kapital is t/Re icher Katze/Mieze keimfrei/steril
Kerbtier/Insekt Kerl/Mann Linguistik/Sprachwissenschaft mäßig/mittel morden/töten Neger/Schwarzer Objektivität/Unparteilichkeit prügeln/schlagen reiben/rubbeln Samstag/Sonnabend Soße/Tunke Tierarzt/Veterinär treulos/untreu verschärfen/verstärken
Diese (mehr oder weniger) zufällig getroffene Auswahl ist sicher alles andere als repräsentativ, erlaubt es jedoch, zumindest einige Tendenzen der Erfassung und Darstellung von Synonymen im GWDS herauszuarbeiten.
Thorsten Roelcke
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Explizite und explikative Synonymangaben
Im Vorspann des ersten Bandes des GWDS findet sich unter anderem ein Kapitel zur „Anordnung und Behandlung der Stichwörter" (GWDS 1999, 23-41). Dieses umfasst vier Hauptteile, die erstens der „Wortauswahl", zweitens der „Orthografie/Orthographie", drittens der „Anordnung der Stichwörter" und viertens schließlich dem „Aufbau der Einträge" gewidmet sind. Im Hinblick auf den Artikelaufbau werden zunächst die „wichtigsten Elemente" zusammengestellt und daraufhin das „Stichwort", die Angabe zur „Aussprache", die „grammatischen Angaben", die „etymologischen Angaben", die „stilistischen Angaben", die „regionale und nationale Zuordnung", die „zeitliche Zuordnung", die Angaben zur „Zugehörigkeit zu Fach- und Sondersprachen", die „Bedeutungsangaben (Definitionen)" sowie „Anwendungsbeispiele" erläutert. Ein onomasiologischer Teil des semantischen Kommentars, der unter anderem auch explizite Synonymangaben enthält, ist hiernach also nicht vorgesehen. Im Hinblick auf den semasiologischen Teil des semantischen Kommentars werden sieben Punkte behandelt: Die Behandlung monosemer Wörter, die Behandlung polysemer Wörter, das Verhältnis zwischen sprachlichen und enzyklopädischen Angaben, die Beschreibung einzelner Bedeutungen, die Angabe pragmatischer „Zusatzinformationen", die typographische Gestaltung des semantischen Kommentars sowie die Angabe von idiomatisierten Bedeutungen entsprechender Wendungen; hinzu treten abschließend Hinweise zur Angabe von Verweisen. Synonymie wird hier allein im Rahmen der Erläuterungen zur Beschreibung einzelner Bedeutungen berücksichtigt (GWDS 1999, 37f.); dort heißt es: d) Die Bedeutungsangaben sind möglichst leicht verständlich formuliert und enthalten im Allgemeinen nur Wörter, die der normalsprachlichen Ebene angehören und die im Wörterbuch selbst als Stichwörter erscheinen. Wird in der Bedeutungsangabe ein Wort- verwendet, das selbst in mehreren Bedeutungen im Wörterbuch verzeichnet ist, dann kann (der Eindeutigkeit halber) in runder Klammer der jeweilige Bedeutungspunkt angegeben sein, der im betreffenden Zusammenhang gemeint ist. Steu|er|be|ra|ter, der: staatlich zugelassener Berater u. Vertreter in Steuerangelegenheiten (Berufsbez.). Mu|ni|ti|ons|de|pot, das: Depot (la), in dem Munition gelagert wird. Auf Definitionen dieser Art wird nur dort verzichtet, wo sich eine Bedeutung durch einfache Nennung eines Synonyms (eines bedeutungsgleichen anderen Worts) angeben lässt. Dies setzt aber natürlich voraus dass das angeführte Synonym selbst auch als Stichwort erscheint und als solches eine ausführliche Bedeutungsangabe hat: ab|nib|beln [...] sterben·, ich nibb[e]le bald ab.
Die drei Schreibfehler auf engstem Raum (Wort-, in runder Klammer und voraus dass) und die beiden Schönheitsfehler in der Wahl der Beispiele (Munitionsdepot und insbesondere abnibbeln) mögen hier sicher nicht allein oberlehrerhaften Missmut erregen, sondern auch das allgemeine Vertrauen in die Solidität und Souveränität der Wörterbuchbearbeitung schwächen. Davon abgesehen wird deutlich, dass die Angabe von Synonymen im GWDS allein im Sinne explikativer und nicht im Sinne expliziter Synonymangaben erfolgt. Ein solcher synonymischer Ersatz der Bedeutungsparaphrasenangabe erfolgt hier jedoch nur dann, wenn das betreffende Synonym im Wörterbuch selbst verzeichnet und durch eine Bedeutungsparaphrasenangabe erläutert wird. Eine weitere Diskussion dieses Verfahrens, das auch und gerade im Rahmen eines allgemeinen einsprachigen Wörterbuchs im Hinblick
Ausmaß und Rolle von Synonymangaben in den semantischen Kommenlaren des GWDS
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auf die Ergänzung von Bedeutungsparaphrasenangaben, die Aspektualisierung der Beschreibung und des Vergleichs von Bedeutungen, die Kennzeichnung verschiedener Varietäten und Textsorten oder den Hinweis auf verschiedene Stilebenen und Konnotationen durchaus zu problematisieren wäre, erfolgt an dieser Stelle jedoch nicht (vgl. dazu etwa vorbildlich im Rahmen eines Sprachstadienwörterbuches Reichmann 1989, 90-101). Im G W D S werden also keine expliziten Synonymangaben gemacht. Dieses erhebliche Defizit wird durch explikative Synonymangaben nur zum Teil kompensiert. So finden sich in den Artikeln zu den hier ausgewählten 100 Wörtern lediglich 36 Artikel, in denen explikative Synonymangaben erfolgen. In 15 dieser Fälle erscheint diese explikative Synonymangabe singulär (ohne weitere Synonymangaben) als Ersatz für eine entsprechende Bedeutungsparaphrasenangabe (Base/Cousine - Dim/Mädchen - Doktor/Arzt - Eidgenosse/ Schweizer - Einglas /Monokel - Fernsprecher/7e/e/ö« - Kerbtier!Insekt - Köter/Hund Lenz/Frühling - Metzger/Fleischer - Mieze/Katze - Hauptwort/Swfo/aH/iv - steril/Äe/mfrei - Tunke/Soße - Veterinär/Tierarzt)·, hier ein einfaches Beispiel: 'Ba|se, die; -, -n [mhd. base = Vatersschwester, ahd. basa, wohl Lallw.]: 1. (veraltet, noch südd.) Cousine. 2. (österr. u. Schweiz, veraltet) Tante. In vier weiteren Fällen erfolgt der Ersatz der Bedeutungsparaphrasenangabe kumulativ (also zusammen mit weiteren Synonymangaben: bloü/nackt - Heiland/£>/öser - nacktIbloß - splendid /freigebig)·, ein Beispiel: splen|did [Jp...,sp...] [älter = glänzend, prächtig, unter Einfluss von f spendieren < lat. splendidus, zu: splendere = glänzen]: 1. (bildungsspr. veraltend) freigebig, großzügig: ein -er Mensch; er war in -er Laune; So s. sind die Preußen nicht (Remarque, Westen 7); Zeigt sich ausnahmsweise doch jemand so s., einen Sechser zuzulegen ... (Kisch, Reporter 59); jmdn. s. bewirten. 2. (bildungsspr. veraltend) kostbar u. prächtig: -e Dekorationen. 3. (Druckw.) weit auseinander gerückt, mit großem Zeilenabstand [auf großem Format mit breiten Rändern]: -er Satz; etw. s. setzen. Explikative Synonymangaben erscheinen im GWDS jedoch nicht allein als Ersatz, sondern auch als Ergänzung entsprechender Bedeutungsparaphrasenangaben. In acht Fällen geschieht dies wiederum singulär (anbieten/offerieren - Cousine/ßase - finster/dunkel keimfrei/sfer// - Rechner/Computer - Samstag/Sonnabend - Sonnabend /Samstag - Tierarzt/Veterinär)·, ein Beispiel: Sams|tag, der; -[e]s, -e [sam(e)3tac,samba3tac, 1. Bestandteil über das Vulgärgriech. < griech. sábbaton, îSabbat] (bes. westd., südd., österr., Schweiz.): sechster Tag der mit Montag beginnenden Woche; Sonnabend: langer S. (ugs. früher; erster Samstag im Monat, an dem die Läden auch am Nachmittag geöffnet sind)·, vgl. f Dienstag. In sieben Fällen ist eine kumulative Ergänzung der Bedeutungsparaphrasenangabe durch explikative Synonymangaben zu beobachten (arbeitslos/erwerfolos - Fleischer/Metzger Insekt/Kerbtier - KerV Mann - mitteVmäßig - verschärfen/verstärken - W o r t i B e g r i f f ) · , ein Beispiel: ar|beits|los : trotz Arbeitsfähigkeit ohne berufliche Arbeit, beschäftigungslos, erwerbslos: sie war, wurde a. In zwei weiteren Artikeln schließlich tritt die explikative Synonymangabe nicht als Ersatz oder als Ergänzung der Bedeutungsparaphrasenangabe, sondern als Ergänzung eines semantischen Subkommentars in Erscheinung (aber/doch - doch/aber)·, Beispiel (kumulativ):
Thorsten Roelcke
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aber [mhd., ahd. aber, aver, eigtl. = weiter weg; später; noch einmal wieder]: I. 1. a) drückt einen Gegensatz aus; /jejdoch, dagegen: heute nicht, a. morgen; er schlief, sie a. wachte; Ich a. besaß seidenweiches Haar (Th. Mann, Krall 17); b) drückt aus, dass etw. der Erwartung nicht entspricht; indessen, [jejdoch: es wurde dunkel, a. wir machten kein Licht. 2. a) drückt eine Einschränkung, einen Vorbehalt, eine Berichtigung, Ergänzung aus; doch, jedoch, allerdings: arm, a. nicht unglücklich; er trank gern, a. nicht unmäßig; Keine Lüge, a. Vereinfachungen (Koeppen, Rußland 81); b) drückt die Anknüpfung, die Weiterftihrung aus; jedoch: als es a. dunkel wurde, machten sie Rast. 3. drückt einen Einwand, eine Entgegnung aus: einer von uns muss es a. gewesen sein; a. warum denn? II. a) drückt eine Verstärkung aus: a. ja; a. gern; alles, a. auch alles würde er tun; verschwinde, a. dalli!; b) nur emphatisch zur Kennzeichnung der gefühlsmäßigen Anteilnahme des Sprechers, der Sprecherin und zum Ausdruck von Empfindungen: du spielst a. gut!; die ist a. dick!; die hat sich a.!; Tulla ... maulte: „Mensch, das dauert a." (Grass, Katz 38); a., meine Herrschaften; a., a.! (nicht doch!, was soll das?); a. ich bitte dich! III. (veraltet) wieder[um] (noch in festen Wortverbindungen): a. und abermals (immer wieder).
4
Artikelintegrierte S y n o n y m a n g a b e n
In 36 der 100 ausgewählten Artikel des GWDS sind artikelintegrierte Synonymangaben zu finden, die keine expliziten oder explikativen Synonymangaben darstellen. In 13 dieser 36 Artikel erscheint die Synonymangabe als Bestandteil (und nicht als Ersatz oder als Ergänzung) einer Bedeutungsparaphrasenangabe (erwerbslos/arbeitslos - finster/dunkel - Fotografie/Lichtbild - Geschworener/Sc/jö#e - Heiland/£/7öser - Kerl/Man« - Linguistik/Sprachwissenschaft - modeln /ändern - Phobie/zírtgsí - prügeln/schlagen - rubbeln/reiben - toizMganz - Tunke/Soße); ein Beispiel: Lin|gu|is|tik, die; - [als Bez. für die moderne Sprachw. (frz. linguistique) eingef. von dem Schweizer Sprachwissenschaftler F. de Saussure (1857J1913)]: Sprachwissenschaft, bes. der modernen (systembezogenen) Prägung: Die L. mit ihren Spezialgebieten und Nebenzweigen ist nun einmal kein Fach, dass sich auf einen einfachen Nenner bringen lässt (Zeit 22. 10. 98, 84); Die eigens auf den Lautstand gerichtete L. (Johnson, Mutmaßungen 66); die feministische L.; Universitätsübungen über slawische L. (Rolf Schneider, November 52). Integrierte Synonymangaben im Rahmen des Formkommentars beschränken sich im GWDS auf den etymologischen Kommentar. Sie treten in sieben Fällen auf (bloü/nackt KerV Mann - \Ángaist\VdSprachw[issenschaft] - rubbeln/ra'óew - Soüt/Tunke - offerieren/anbieten - total/ganz)·, ein Beispiel: So|ße, (fachspr.:) Sauce, die; -, -n [frz. Sauce = Tunke, Brühe < vlat. Salsa = gesalzen(e Brühe), zu lat. Salsus = gesalzen, zu: sal = Salz; schon mhd. salse < vlat. salsa]: flüssige bis sämig gebundene Beigabe zu verschiedenen \2 Gerichten, Salaten, Nachspeisen o. À.: eine würzige, scharfe, synthetisch schmeckende S.; Die Witwe Amsel... schmeckte die -n ab (Grass, Hundejahre 32); Ü ein Parteiprogramm mit einer ökologischen S. überziehen; Börne verbuchte die Entscheidung als Erfolg, obwohl alles dieselbe S. (völlig gleich) war (Bieler, Bär 341); draußen ist eine dicke, furchtbare S. (ugs.: starker Nebel). 2. (Tabakind.) \Beize (1 f ) . 3. (salopp abwertend) feuchter, breiiger Schmutz, Schmutzwasser: Da hat er noch gelebt. In einer fürchterlichen Soße hat er gelegen (Spiegel 32, 1978, 76).
Ausmaß und Rolle von Synonymangaben in den semantischen Kommentaren des GWDS
191
In einigen Fällen, die hier nicht mitgezählt werden, erscheint im Rahmen der etymologischen Angabe nicht das betreffende Synonym selbst, sondern lediglich eine Wendung, die das Synonym enthält (Eidgenosse/ScAwe/zer Eidgenossenschaft), oder (bei Lehnwörtern) ein etymologisches Äquivalent (Einglas/monocle - Neger¡schwarz)·, auch hier ein Beispiel: Eid|ge|nos|se, der [mhd. eitgeno3(e) = durch Eid Verbündeter, Verschworener; seit 1315 amtliche Bez. der Mitglieder der Schweizer Eidgenossenschaft]: Schweizer [Bürger]: die -n (Sport, bes. Fußball; die schweizerische Mannschaft).
Während in den 100 ausgewählten Artikeln keine Synonymangaben erscheinen, die in einen pragmatischen Kommentar integriert sind, finden sich zumindest in fünf Artikeln Synonymangaben im Rahmen von Beispielangaben (aber/doch - Erlöser/Heiland Keri/Mann - nackt/bloß - Phobie/^Mgj/); ein Beispiel: Pho|bie, die; -, -n [zu griech. Phóbos = Furcht] (Med.): extreme Angst vor bestimmten Objekten od. Situationen: -n hingegen können zu blinder Panik führen, wie bei jener Frau, die aus Angst vor einer Spinne im Boot ins Meer sprang J als NichtSchwimmerin (Zeit 5. 12. 97, 19).
In elf der 100 Artikel schließlich werden Synonymangaben in Verweisangaben integriert. Solche Verweise erfolgen jedoch nicht unter ausdrücklichem Hinweis auf die Synonymie, stellen also nach Wiegand (1996 [2000, 1182f.]) jeweils keinen Synonymenverweis, mit dem das Verweisthema angegeben wird, dar. Dennoch können solche Verweissynonyme durch den Benutzer des GWDS als Synonyme erkannt werden, da sie oftmals als Ersatz oder als Ergänzung einer Bedeutungsparaphrasenangabe erscheinen. Als Ersatz dienen Verweissynonyme hier in neun Fällen (borgen//e/Ae« - erwerbslos/arbeitslos - finster/dunkel - hai t/eben - Lichtbild/Fotografie - Neger/Schwarzer τ offerier en/anbieten schlagen /prügeln - treulos/untreu)·, ein Beispiel: bor|gen [mhd. borgen, ahd. bor[a]gen, urspr. = auf etw. Acht haben, jmdn. verschonen (mit einer Zahlungsforderung)]: 1. fleihen (1): jmdm. Geld, ein Buch b.; er borgt nicht gern; Dann musste die Frau fur sich und die vier Kinder b. und betteln (G. Vesper, Laterna 22). 2. \leihen (2): ich habe [mir] bei ihm/von ihm ein Buch/das Geld für die Reise geborgt; er hat den Frack nur geborgt; Einen Baum stehlen, das ist gemein, aber sich einen b., das geht (Schnurre, Bart 54); Spr Borgen bringt Sorgen; Ü diese Ideen hat er wohl [von seinem Lehrer] geborgt (scherzh.; übernommen, ohne den Urheber zu nennen).
Ergänzend erscheinen Verweissynonyme dagegen nur in drei Fällen (offerieren/a«ó/eíe« nackt/bloß - schlagen /prügeln)·, wieder ein Beispiel: of|fe|rie|ren [(frz. offrir .
Die Grammatik der Adjektive im GWDS
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egal [...] mir ist alles e.; das kann dir doch e. sein; mir ist es auch total e., ob er hier bleibt oder wieder abreist; Manche erzählten, ihren Eltern sei völlig e., wie lang die Haare sind einig ich bin [mir] mit ihr darin e., dass es so nicht geht; Das ist dummes Gerede. Und darin bin ich mir mit deinen Eltern e., ich bin mit mir selbst noch nicht ganz e., die beiden sind sich einig müde ich bin zum Umfallen, Umsinken, Sterben [...] m., die Kinder sind vom Toben m., sie war müde von der schweren Arbeit
Bisweilen werden die lexikografischen Beispiele durch eine Strukturformel ergänzt; ähnlich [...] einer Sache täuschend, zum Verwechseln, kaum, auffallend ä. sehen; *etw. sieht jmdm. ä. müde [...] *jmds., einer Sache/(seltener:) jmdn., etw. m. sein/werden [...]: ich bin es m., immer hinter ihm herzulaufen; Fee, der Diskurse m., setzte sich auf die Ottomane; Sie entzückte mich ein paar Tage, dann wurde ich ihrer m. los [...] *jmdn., etw. I. sein [...]: den lästigen Frager endlich 1. sein; meine Erkältung bin ich immer noch nicht 1.
Seltener steht in Verbindung mit dem lexikografischen Beispiel keine Strukturformel, sondern ein metasprachlicher Kommentar: los [...] [...] weil man meiner 1. sein wollte [Kleist, Kohlhaas 15]; dein Geld bist du I.!
Bei einer systematischen und durchdachten Verwendung können sich Strukturformeln und lexikografische Beispiele zweifelsohne sinnvoll ergänzen. 32 Was das GWDS angeht, scheint sich allerdings hinter den unterschiedlichen lexikografischen Datentypen kein reflektiertes Konzept zu verstecken. Eine einheitliche Praxis würde die Suchstrategien des Benutzers optimieren. Bedauerlicher sind jedoch diejenigen Fälle, wo der Benutzer gar keine Informationen zur Rektion des Adjektivs findet. Z.B. wären unter brauchbar lexikografische Beispiele oder sonstige Angaben zur Präpositionswahl nützlich gewesen.
4
Vorschläge für die Wörterbuchpflege
Eine lexikografische Praxis, die darauf hinausläuft, in den Wörterbuchartikeln wenig Informationen zu grammatischen Regularitäten zu bringen, leuchtet für ein allgemeinsprachliches Wörterbuch, das sich nicht gezielt als Lernerwörterbuch versteht, im Prinzip durchaus ein. Es leuchtet aber nicht ein, dass ein Wörterbuch, welches darauf Anspruch erhebt, die deutsche Sprache „in ihrer ganzen Vielschichtigkeit" zu dokumentieren, von integrierten Umtexten keinerlei Gebrauch macht, in denen man das Regelmäßige beschreiben und worauf man von den einzelnen Artikeln aus verweisen könnte. Auch überzeugt die Verteilung der verschiedenen lexikografischen Datentypen - wie z.B. die Verwendung expliziter und impliziter grammatischer Angaben - nicht. Wieso sollte der Bedarf des Benutzers an Informationen zu einigen unregelmäßigen Komparationsformen (z.B. alt, älter, älteste oder
32
Vgl. z.B. Schierholz (1998, 91).
Jens Erik Mogensen
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übel, übler, -sie) größer sein als zu anderen (z.B. eitler oder heißeste) bzw. zu den unregelmäßigen Deklinationsformen? Dass lexembedingte Schwankungen meist implizit über die lexikografischen Beispiele und Auskünfte zur Pragmatik über die Markierungen zu erschließen sind, ist für ein Wörterbuch, welches sich an Benutzer auf einem einigermaßen hohen Niveau wendet, durchaus akzeptabel. Wenn aber dadurch die „ganze Vielschichtigkeit der Sprache" dokumentiert werden soll, muss bei der Auswahl der Beispiele die größte Sorgfalt verlangt werden können, damit wirklich ein Gesamtbild vermittelt wird. Was die Grammatik der Adjektive angeht, vermittelt das GWDS kein solches Gesamtbild, sondern vielmehr ein Sammelsurium vieler losgerissener Einzelheiten, die für den Benutzer vielfach eher zur Verwirrung als zum Überblick beiträgt. Um die Zielsetzung einer umfassenden, zuverlässigen und detaillierten Dokumentation der Sprache zu erfüllen, könnte im Bereich der Grammatik des Adjektivs z.B. Folgendes vorgeschlagen werden: -
das Regelmäßige im Umtext zu beschreiben und in den jeweiligen Wörterbuchartikeln darauf hin zu verweisen die Angaben in den Wörterbuchartikeln auf das Unregelmäßige, d.h. das für das betreffende L e m m a besonders Charakteristische zu konzentrieren bei impliziten Informationen auf die Vielseitigkeit der lexikografischen Beispiele zu achten, damit ein zuverlässiges Bild der generellen Verwendungsweise des Lemmas vermittelt wird die Verweisstrukturen auch innerhalb der Lemmaliste sinnvoll auszubauen, u.a. durch eine Optimierung des Verhältnisses zwischen Verweis- und Synopseartikeln das Verhältnis verschiedener lexikografischer Datentypen zueinander relativ zur Funktion und Zielgruppe des Wörterbuches genau zu reflektieren strukturell identische Phänomene einheitlich und möglichst einfach zu beschreiben die Markierungspraxis wesentlich zu vereinheitlichen und gezielt auf das zu Grunde liegende Textkorpus zu beziehen.
Die Erfüllung solcher Forderungen würde den Gebrauchswert des gedruckten Wörterbuches erheblich steigern. Außerdem ist sie nicht zuletzt angesichts der Entwicklung im Bereich der elektronischen Lexikografie und Grammatikografie geradezu unumgänglich, wenn „ D E R G R O B E D U D E N " am Anfang des 2 1 . Jahrhunderts nicht ins Hintertreffen geraten soll.
5
Literatur
5.1
Wörterbücher
D U W ( 2 0 0 0 ) = D U D E N . DEUTSCHES UNIVERSALWÖRTERBUCH. 4 . , n e u b e a r b . A u f l . H r s g . v. d e r D u d e n -
redaktion. Mannheim; Wien; Zürich: Dudenverlag. D E G W D A F = K e m p c k e , G ü n t e r ( 2 0 0 0 ) : WÖRTERBUCH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE / V o n
Günter
Kempcke. Unter Mitarbeit von Barbara Selig [...]. Berlin; N e w York: de Gruyter. H W D G = K e m p c k e , G ü n t e r ( 1 9 8 4 ) : HANDWÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE.
In
zwei Bänden / Von einem Autorenkollektiv unter der Leitung v o n Günter Kempcke. Berlin: Akademie-Verlag.
Die Grammatik der Adjektive im GWDS
373
Dieter/Günther Haensch/Hans Wellmann (Hrsg.) ( 2 1 9 9 8 ) : LANGENSCHEIDTS GROßWÖRTERBUCH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE. Berlin; München; Wien; Zürich; New York: Langenscheidt. WAHRIG ( 1 9 9 7 ) = Wahrig, Gerhard ( 6 1 9 9 7 ) : DEUTSCHES WÖRTERBUCH. Neu herausgegeben von Dr. Renate Wahrig-Burfeind. Mit einem „Lexikon der deutschen Sprachlehre". Güterloh: Bertelsmann. W D G = Klappenbach, Ruth/Wolfgang Steinitz ( 7 1 9 7 4 - 7 7 ) : WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE. Berlin: Akademie-Verlag (6 Bände). LGWDAF
5.2
=
Götz,
Sonstige Literatur
Bepler, Hugo/Jens Erik Mogensen/Georg Schjerring (2000): Tysk Basisgrammatik. Kebenhavn: Gyldendal. canoo.com = Grammatik: Flexion - Adjektive. Powered by Canoo Language Products. Canoo Technology AG [Internet: http://services.canoo.com/services/InflectionRules/FRegeln-A]. D4 (1995) = DUDEN 1995): Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 5., völlig neu bearb. u. erw. Aufl. Hrsg. u. bearb. von Günther Drosdowski in Zusammenarbeit mit Peter Eisenberg, Hermann Gelhaus, Helmut Henne, Horst Sitta und Hans Wellmann. Mannheim; Leipzig; Wien; Zürich: Dudenverlag (= Duden; Bd. 4). Görlach, Manfred (2000): [Rezension von] DUDEN - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 vols. Mannheim: Bibliographisches Institut und F. A. Brockhaus. 1999. 4800 pages. DM 890.00. In: International Journal of Lexicography 13:4, 336-337. Heidolph, Karl Erich/Walter Flämig/Wolfgang Mötsch (1981): Grundzüge einer deutschen Grammatik. Berlin: Akademie-Verlag. Heibig, Gerhard/Joachim Buscha ('^1991): Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Berlin; München; Leipzig; Wien; Zürich; New York: Langenscheidt, Verlag Enzyklopädie. Lauridsen, Ole/Sven-Olaf Poulsen (1995): Tysk Grammatik. Kebenhavn: Munksgaard. Ludwig, Klaus-Dieter (1991): Markierungen im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch des Deutschen. Ein Beitrag zur Metalexikographie. Tübingen: Niemeyer (Lexicographica, Series Maior; 38). Mogensen, Jens Erik (1998): „Grammatik im zweisprachigen Wörterbuch mit Dänisch und Deutsch: Verteilungsstruktur und Kondensierung". In: H. Pors et al.: Sprachgermanistik in Skandinavien III. Akten des IV. Nordischen Germanistentreffens auf Schloß Sandbjerg, 5.-8. Juni 1996. Arhus, 195207. Mogensen, Jens Erik (2002): „Die Grammatik der Adjektive im de Gruyter Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache". In: Wiegand, Herbert Ernst (Hrsg.): Perspektiven der pädagogischen Lexikographie des Deutschen II. Untersuchungen anhand des DE GRUYTER WÖRTERBUCHES DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE. Tübingen: Niemeyer (Lexicographica, Series Maior). Pittner, Karin (1999): Adverbiale im Deutschen. Untersuchungen zu ihrer Stellung und Interpretation. Tübingen: Stauffenburg (Studien zur deutschen Grammatik; 60). Schaeder, Burkhard (1989): „Diafrequente Markierungen im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch". In: Hausmann, Franz Josef/Oskar Reichmann/Herbert Ernst Wiegand/Ladislav Zgusta (Hrsg.): Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. 1. Teilband. Berlin/New York, 688-691. Schierholz, Stefan J. (1998): „Die Grammatik der Substantive in LANGENSCHEIDTS GROBWÖRTERBUCH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE". In: Wiegand, Herbert Ernst (Hrsg.): Perspektiven der pädagogischen Lexikographie des Deutschen. Untersuchungen anhand von „LANGENSCHEIDTS GROPWÖRTERBUCH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE". Tübingen: Niemeyer (Lexicographica, Series Maior; 86), 88-103. Schmidt, Günter Dietrich (1989): „Diachronische Markierungen im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch". In: Hausmann, Franz Josef/Oskar Reichmann/Herbert Ernst Wiegand/Ladislav Zgusta
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Jens Erik Mogensen
(Hrsg.): Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. 1. Teilband. Berlin/New York, 657-661. Wiegand, Herbert Ernst (1982): „Zur Bedeutungserläuterung von Satzadverbien in einsprachigen Wörterbüchern. Ein Beitrag zur praktischen Lexikographie". In: Mentrup, Wolfgang (Hrsg.): Konzepte zur Lexikographie. Studien zur Bedeutungserklärung im einsprachigen Wörterbuch. Tübingen: Niemeyer, 103-132. Wiegand, Herbert Ernst (1985): „Fragen zur Grammatik in Wörterbuchbenutzungsprotokollen. Ein Beitrag zur empirischen Erforschung der Benutzung einsprachiger Wörterbücher". In: Bergenholtz, Henning/Joachim Mugdan (Hrsg.): Lexikographie und Grammatik. Akten des Essener Kolloquiums zur Grammatik im Wörterbuch 28.-30.6.1984. Tübingen: Niemeyer (Lexicographica, Series Maior; 3), 20-98. Wiegand, Herbert Emst/Antonin KuCera (1981): „BROCKHAUS-WAHRIG: Deutsches Wörterbuch auf dem Prüfstand der praktischen Lexikologie". I. Teil: 1. Band (A-BT); 2. Band (BU-FZ). In: Kopenhagener Beiträge zur Germanistischen Linguistik 18, 94-217.
Regina Hessky
Movierung im GWDS - deskriptive und normative Aspekte
1 2 3
1
Zur Fragestellung Movierung als Wortbildungsphänomen Movierte Formen und Movierungssuffix als Gegenstand lexikographischer Darstellung
4 5 6
Movierte Formen im GWDS Zusammenfassung Literatur
Zur Fragestellung
Die Frage der Darstellung von Movierungen in dem gegebenen Wörterbuch (im Weiteren: GWDS) wird zum einen im Kontext der Wortbildungsproblematik und zum anderen im Kontext bestimmter (meta)lexikographischer Fragestellungen bzw. Prinzipien erörtert. Dadurch soll auch die Interdependenz dieser beiden Bereiche deutlich gemacht werden. Einbezogen werden movierte Formen als Wortbildungsprodukte, die (einschlägigen) Wortbildungsmittel sowie die entsprechenden Wortbildungsregularitäten. Den Ausgangspunkt bildet der Gedanke, dass sich die Movierung durch gewisse Spezifika auszeichnet, die sie als eher untypisches Wortbildungsphänomen betrachten lassen, dessen besondere Bedeutung sich aus der Dynamik, der Produktivität des Movierungsmorphems -in und dem zahlenmässigen Gewicht der movierten Formen ergibt. Demzufolge erfordert auch die adäquate lexikographische Darstellung der Movierung bestimmte spezifische Verfahren. Nach einer knappen Darstellung dieser Fragen wird zur Darstellungsweise im GWDS unter deskriptivem und normativem Aspekt Stellung genommen.
2
Movierung als Wortbildungsphänomen
Die Movierung als Wortbildungsphänomen stellt sich im Deutschen als ein relativ problemlos zu beschreibendes Wortbildungsmuster dar. Selbst in umfangreichen, monographischen Arbeiten zur Wortbildung wird daher der Frage vergleichsweise wenig Raum gewidmet, und auch in (praktischen) Grammatiken des Deutschen spielt sie eine eher marginale Rolle. Mit Fleischer/Barz (1992) verstehen wir unter Movierung/Motion bestimmte Derivationsprozesse, u.zw. die Bildung der weiblichen Entsprechung zu Substantiven männlichen Geschlechts und die Bildung von als .weiblich' (Sexus) markierten Substantiven zu einem sexusneutralen Substantiv mit maskulinem oder femininem Genus durch das Suffix -in (der
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Regina Hessky
Arzt - die Ärztin; der Storch - die Störchin, die Giraffe - die Giraffin) sowie die Bildung eines als .männlich' (Sexus) markierten Substantivs zu einem als ,weiblich' (Sexus) markierten Substantiv oder die Bildung eines als .männlich' (Sexus) markierten Substantivs zu einem sexusneutralen Substantiv mit femininem Genus durch das Suffix -rieh (die Hexe der Hexerich, Hexer; die Ente - der Enterich) (Fleischer/Barz 1992:182). Die Movierung als Wortbildungsmittel unterliegt somit überschaubaren Regeln und ist relativ leicht nachvollziehbar. Vor allem bei Personen- und Tierbezeichnungen lässt sich das Femininum im Prinzip aus dem Maskulinum jederzeit bilden, „andere Fälle sind okkasionell-expressiv" (Fleischer/Barz 1992:182). In wesentlich geringerer Zahl kommen die aus einem sexusneutralen oder einem als .weiblich' (Sexus) markierten Substantiv gebildeten movierten Formen vor, die als Ausdruck des .männlich' (Sexus) markierten Maskulinums gebildet sind. Auf Grund der Dominanz des Wortbildungselements -in bei Movierungen werden daher im vorliegenden Zusammenhang weitere Produkte und Mittel der Movierung mit wesentlich geringerer Vorkommenshäufigkeit nur am Rande betrachtet. Dies gilt auch für „FremdsufFixe", die bei der Movierung noch in Frage kommen könnten, da sie kaum produktiv sind (Direktrice, Stewardess). Im Anschluss an Fleischer (1969) hatte Ljungerud bereits 1973 festgestellt, dass es „im heutigen Deutsch nur e i n produktives sexusbestimmendes Suffix (Movierungsmorphem), und zwar -in" gibt (Ljungerud 1973:147). In seiner im Untertitel als „positivistische Skizze" bezeichneten Darstellung illustriert er durch eine Fülle von Beispielen sowie Belegen aus literarischen Texten die extrem hohe Produktivität dieses Morphems, wobei die Palette von okkasionell-expressiven Einzelfällen bis zu lexikalisierten Wortbildungsprodukten reicht. Ausgehend von der Materialfülle und der minutiösen Beschreibung soll diese Arbeit bei der Wörterbuchanalyse in Punkt 4. wieder aufgegriffen werden. In der Fachliteratur besteht auch volle Einstimmigkeit darüber, dass Movierung als Wortbildungsmodell wie auch die extrem große Zahl movierter Formen unmittelbar und auf das Engste mit der aussersprachlichen Realität sowie mit dem kommunikativen Bedürfnis der Sprecher verknüpft sind: Wenn es die Frau gibt, die einen bestimmten Beruf/eine bestimmte Tätigkeit ausübt bzw. wenn das (gesellschaftlich-kommunikative) Bedürfnis besteht, Sexus durch eine movierte Form klarzumachen, so gibt es daftir auch die Benennungsmöglichkeit: „Durch die Emanzipation der Frau kommen zunehmend neue Bildungen fur die Bezeichnung von Berufsrollen in Gebrauch, die früher nur Männern vorbehalten
waren: Mechanikerin, Maurerin, Pilotin, Soldatin, Bischößn, Ministrantin, Optikergesellin" (DUDEN—4 1998:507). Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine isolierte Erscheinung, die lediglich zu einer quantitativen Erweiterung des Wortschatzes führt, sondern um eine Entwicklungstendenz, die sich auf die Semantik des jeweiligen Basiswortes auswirkt. Die Folgen dieser Entwicklung hat Oksaar herausgestellt: „Dadurch, daß häufig Paare wie
Student - Studentin, Professor - Professorin, Vertreter - Vertreterin in einem Satzkontext vorkommen, wird bei der merkmallosen Form die spezifische Bedeutung zunehmend dominierend. Dies führt mit sich, daß neue Formen für die merkmallose Ausdrucksweise notwendig sind: Bürokraft, Studierender" (Oksaar 1994:280-1). Zu den Konsequenzen dieser Tendenz gehört nicht nur eine quantitative, sondern längerfristig auch qualitative Veränderung im Wortschatz: „Die allgemeine Bedeutung der merkmallosen Form wird zunehmend zurückgedrängt" und „Die allgemeine Bedeutung wird zunehmend durch andere Lexeme oder Lexemverbindungen (Adj. weiblich, männlich + Subst.) ausgedrückt: Stu-
Movierung im GWDS - deskriptive und normative Aspekte
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dierende, weibliche Bewerber•" (Oksaar 1994:283). Darin besteht die besondere Relevanz dieses recht dynamischen Bereiches für die (praktische) Lexikographie.
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M o v i e r t e F o r m e n u n d M o v i e r u n g s s u f f i x als G e g e n s t a n d l e x i k o g r a p h i s c h e r Darstellung
Nach wie vor trifft für den Stand der einschlägigen (meta)lexikographischen Diskussion zu, dass eine einheitliche Auffassung über die angemessene Behandlung von Wortbildungsphänomenen auf sich warten lässt: „Die meisten ungelösten Probleme hängen mit der Darstellbarkeit der Produktivität zusammen, es setzt sich aber weiterhin die Tendenz fort, produktive Wortbildungsmittel miteinzubeziehen" (Brdar-Szabó 1996:77). Für eine solche Auffassung plädiert auch Müller: „Mit Hilfe von Wortbildungselementen (Affixen/Affixoiden/fremdsprachigen Wortbausteinen) werden ständig neue Wörter produziert: Ein Teil dieser Wörter wird durch häufigeren Gebrauch lexikalisiert, andere bleiben situationsgebundene Ad-hoc-Bildungen, sind lexikalische .Eintagsfliegen', die nicht als Stichwort in ein Wörterbuch gelangen. Will man aber auch diese Ad-hoc-Bildungen dem Leser/Hörer semantisch erschließbar machen, muß man ihm die produktiven Wortbildungselemente lexikographisch vorführen" (Müller 1989:879). Skeptiker gegenüber dieser Meinung argumentieren meist mit dem umstrittenen theoretischen Status vor allem von Affixen und Affixoiden und auch damit, dass Benutzer diese in dem alphabetischen Wörterverzeichnis eines Wörterbuchs erfahrungsgemäß kaum nachschlagen (Brdar-Szabó 1996:78). Da die Bildung movierter Formen sehr stark kontextabhängig ist, ist die Trennung zwischen Lexikonwörtern und Textwörtern in diesem Bereich alles andere als leicht. Das Bildungselement -in fungiert hauptsächlich als Sexus-Indikator, wodurch seine Kodifizierung im alphabetischen Wörterverzeichnis auch nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden kann. Auf Grund der Tatsache, dass diese Spezifika die lexikographische Darstellung movierter Formen sowie des Movierungssuffixes -in wesentlich mitbestimmen, werden hier die Fragen ihrer Lemmatisierung und lexikographischen Beschreibung/Kommentierung erörtert. Unter dem Aspekt der Lemmatisierung bzw. der Lemmaselektion wird gewöhnlich die Frage gestellt, als wie „vollständig" die Kodifizierung bestimmter ausgewählter Segmente des Lexikons bzw. als wie konsequent die Selektion angesehen werden kann - wenngleich Bergenholtz/Meder feststellen, „..., daß das überaus große Interesse an der Lemmaselektion in Werkstattberichten und Rezensionen in einem krassen Mißverhältnis zur geringen Zahl der metalexikographischen Beiträge steht, die eine Theorie der Lemmaselektion anstreben" (Bergenholtz/Meder 1998:285). Nun ist „Vollständigkeit" prinzipiell schwer als absolute Größe zu verstehen, und die Folgerichtigkeit der Lemmaselektion bzw. der Lemmatisierung kann jeweils nur relativ zu bestimmten relevanten Komponenten einer Wörterbuchkonzeption, eines bestimmten Wörterbuchprofiis, nicht zuletzt zum Umfang gewertet werden. Nach Rettig kann die Eintragung eines Wortbildungselements ins Wörterbuch die Eintragung der damit gebildeten einzelnen Elemente nicht ersparen (Rettig 1989:644). Damit plädiert er zwar für die Darstellung von „Einheiten unterhalb der Wortdimension", ohne
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Regina Hessky
aber zum Argument der Entlastung des Wörterbuchs zu greifen (Rettig 1989:643). Die Eintragung von Wortbildungselementen kann aber hilfreich sein flir das Verstehen von Wortbildungssyntagmen (Rettig 1989:644) - und kann auf Grund der Lemmaselektion oder einfach des Wörterbuchumfangs bestehende Lücken im Wörterverzeichnis mehr oder minder aufwiegen. Die Frage ist, ob für das Verstehen von movierten Formen eine solche Hilfestellung erforderlich ist, bzw. ob der Benutzer ein Wortbildungselement im Wörterbuch überhaupt nachschlägt. Wenn man berücksichtigt, dass sich grundsätzlich „zu jeder deutschen männlichen Personenbezeichnung, die nicht selbst schon ein Derivat ist, ein moviertes Femininum" bilden lässt (Ljungerud 1973:149), und dass als Folge der gegenwärtigen, ausgeprägten Tendenz zur expliziten Kennzeichnung des Femininums mit einem weiteren Zuwachs an belegten movierten Formen zu rechnen ist, so kann man erahnen, welche schwierige Aufgabe der Selektion sich daraus ergibt. Nach Rettigs Auffassung stellen im Bereich der Wortbildungsprodukte und Wortbildungselemente Sprachüblichkeit und semantische Besonderheit die beiden wichtigsten Lemmaselektionskriterien dar (Rettig 1989:644). Vor allem kommen auch bei den movierten Formen diese beiden Kriterien zum Tragen: Bei der Selektion bzw. der Lemmatisierung kann sowohl die Unterscheidung zwischen lexikalisierten und okkasionellen Movierungen als auch die Berücksichtigung von semantischen Besonderheiten bestimmter Wortbildungsprodukte entscheidend sein. Die Differenzierung zwischen lexikalisierten und okkasionellen Formen kann als Grundlage der rein quantitativen Selektion bilden, während das Vorhandensein semantischer Besonderheiten als zusätzliches Auswahlkriterium herangezogen werden kann. Sprachüblichkeit und semantische Besonderheit hängen eng mit den funktionalen Aspekten Normativität bzw. Deskriptivität des jeweiligen Wörterbuchs zusammen. Aus der Sicht der Normativität sind besonders movierte Formen zu kodifizieren, deren Bildung innerhalb der einfachen Grundregel (weiteren) Sonderregeln unterliegt, etwa Umlautung, Haplologie oder Elision (Botin/Botin, Gastin/Gästin, Abenteurerin/Abenteuerin, Wandererin/Wandrerin). Bei Fremdwörtern kann die Möglichkeit von Alternativen wie Friseurin neben Friseuse oder Ballerina bzw. Balleteuse zu klären sein (sämtliche zitierte Beispiele schon bei Ljungerud 1973). Die deskriptive Funktion tritt dann in den Vordergrund, wenn movierte Formen vom Grundtyp (etwa „weibliche Form zu ...") semantisch abweichen, gehe es um eine semantische Funktionsteilung (Baronin vs. Baronesse) oder eine semantische Weiterentwicklung {Abgöttin, Arbeiterin). Wenn auch das Movierungssuffix -in als Eintrag berücksichtigt, seine Funktion(en) sowie die Regeln der Bildung movierter Feminina vermittelt werden, so ist dies als weiteres Zeichen der Präsenz einer normativen Komponente im Wörterbuch zu werten. Ein solcher Eintrag soll ökonomisch und funktional adäquat sein, d.h. in einer für den „prototypischen" Benutzer verständlichen sprachlichen Form mit geeigneten Beispielen abgefasst sein.
Movierung im GWDS - deskriptive und normative Aspekte 4
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M o v i e r t e F o r m e n im G W D S
Die Darstellung der movierten Formen und des Movierungssuffixes -in im G W D S soll ausgehend von den oben angestellten Überlegungen erörtert werden. Da im gegebenen Rahmen eine umfassende statistische Auswertung der verzeichneten movierten Formen als realistische Alternative nicht in Erwägung gezogen werden konnte, wurde ihre Buchung stichprobenweise bzw. nach dem Zufallsprinzip untersucht. Als Ausgangspunkt für eine weitere Analyse wurde das (Beleg)material (rund 170 movierte Formen) von Ljungerud (1973) gewählt. Dabei spielte auch die Überlegung eine Rolle, dass ein solcher Vergleich beim gegebenen zeitlichen Abstand einen Eindruck über Veränderungen in diesem Bereich des deutschen Wortschatzes vermitteln könnte. Hinsichtlich der Art und Weise der Darstellung werden die verschiedenen Lemmatypen vorgestellt. Das Movierungssuffix -in findet der Benutzer im alphabetischen Wörterverzeichnis an der entsprechenden Stelle mit grammatischen Informationen zu den Wortbildungsprodukten (àie; -, -neri). Die möglichen zwei Funktionen des Morphems (Bildung movierter Feminina bzw. in Bildungen mit Familiennamen die Kennzeichnung eines weiblichen Familienmitgliedes) sind durch Lexembeispiele illustriert. Bei der weitaus häufigeren ersten Funktion fehlen aus der Darstellung auch die Sonderregeln nicht, die bei bestimmten Basen zu berücksichtigen sind: gleichzeitiger Umlaut (Ärztin, Hündin, Schwägerin), Verlust des e[r] (Rudfrjerin, Zimmerin) sowie Umlaut und Verlust des auslautenden -e (Äffin, Französin) sind angeführt. Falls also der Benutzer das Movierungsmorphem nachschlägt, findet er knappe, dennoch differenzierte und verständliche Informationen, die ihn über die Bildungsregularitäten informieren. Bei der Stellungnahme zur Lemmatisierung/Lemmaselektion werden außer den unter 2. und 3. bereits genannten Aspekten die einschlägigen Hinweise in den Umtexten von GWDS (Vorwort bzw. Anordnung und Behandlung der Stichwörter) berücksichtigt. Im Vorwort ist als allgemeine Zielsetzung die „umfassende und authentische Dokumentation der deutschen Sprache vor dem Übergang ins neue Jahrtausend" bestimmt. Um diese Zielsetzung verwirklichen zu können, bedient man sich eines authentischen Quellenmaterials, das außer den mehreren Millionen Belegen aus der Sprachkartei der Dudenredaktion auch „umfangreiche elektronische Textkorpora" sowie „die allgemeinen Recherchemöglichkeiten des Internets" erfasst. Diese Information, wie der Titel „Gesamtwörterbuch" ohnehin, legitimieren die Annahme, dass die allgemeine Zielsetzung auch bei der Buchung movierter Formen vor Augen gehalten wurde. Dass auf die Frage der Lemmaselektion im Umtext nicht gesondert eingegangen wird, ist bei dieser Grundposition verständlich. Der „Anordnung und Behandlung der Stichwörter" ist immerhin zu entnehmen, dass Ad-hoc-Bildungen „wie sie in der Literatur auftreten oder in den Medien immer wieder zu lesen und zu hören sind" (S. 23), nicht aufgenommen worden sind. Andererseits hat man hingegen veraltete Wörter nicht völlig ausgespart: „Liebhaber der deutschsprachigen klassischen Literatur werden eine große Auswahl an Wörtern finden, die in den Werken des 18. und 19. Jahrhunderts eine Rolle spielen" (S. 23) - und unter den Beispielen findet sich auch Empfmdlerin als „weibliche Form zu Empfindler" (S. 23).
380
Regina Hessky
In der Tat lässt sich feststellen, dass movierte Formen recht folgerichtig und in sehr großer Zahl gebucht sind. Bei Berufsbezeichnungen findet man u.a. Böttcherin, Cutterin, Dispatcherin, Hämatologin, Interpretin, Modistin, sogar zahlreiche Komposita wie Botschaftssekretärin, Fanbetreuerin, Langschläferin, Langstrecklerin und Müllwerkerin; bei Zugehörigkeits- und Einwohnerbezeichnungen stehen u.a. Abnehmerin, Auswandererin, Autistin, Flüchtlingin, Klarissin, Konventualin-, Abessinierin, Afrikaanderin, Argentinierin, Botsuanerin, Lappländlerin, Sierra-Leonerin/Sierra Leonerin und bei Tiernamen u.a. Äffin, Dächsin oder Kätzin. Man kann also dem Wörterbuch bei der Buchung movierter Formen größtmögliche Extensivität und Konsequenz bescheinigen und feststellen, dass der deskriptiven Funktion voll Rechnung getragen wurde. Durch den Vergleich mit dem Sprachmaterial bei Ljungerud lässt sich auch ein bestimmter Wandel im Verhältnis lexikalisierter und okkasioneller movierter Feminina feststellen. Zahlreiche Formen, die von Ljungerud als Belege für poetisch-okkasionelle Prägungen zitiert worden waren, erscheinen in GWDS als (mittlerweile) lexikalisierte Movierungen. Während ferner bei Ljungerud neben Botin auch Bötin belegt ist, ist in GWDS nur Botin verzeichnet. Zugängerin ist in GWDS nicht (mehr) gebucht, sondern nur Zugeherin (neben Zugehfrau). Ähnliches gilt für Friseurin/Frisörin bzw. Friseusin (letztere Form nur bei Ljungerud). Mit Hamsterin belegt Ljungerud die Movierung zu Hamster (1973:148), während Hamsterin in GWDS als die movierte Form zu Hamsterer erscheint. Die Wörter Hortnerin bzw. Kindergärtnerin betrachtet Ljungerud als movierte Formen, zu denen es keine „männliche Basis" gibt, da „der Beruf (noch) nicht von Männern ausgeübt wird" (1973:149). In GWDS kann jedoch Hortnerin - wie die Mehrzahl der movierten Feminina - bereits auf Hortner verwiesen werden. Nach wie vor sollte man jedoch nach Auskunft des Wörterbuchs die bei Ljungerud belegten Formen Feiglingin, Jünglingin, Neulingin oder Schlauköpfin als okkasionelle Prägungen betrachten. In GWDS sind schließlich weder Gastin noch Gästin gebucht, von denen letztere Form bereits Ljungerud als die ältere bezeichnet, aber literarische Belege auch für die umlautlose Form gefunden hatte (Ljungerud 1973:150). Als Grundform der Darstellung kann die Lemmastrukturvariante angesehen werden, die in standardisierter Sprachform auf die Basis der movierten Feminina verweist (bei Aussetzerin z.B. „w. Form zu tAussetzer (1)"). Weitere Varianten finden sich bei den (relativ wenigen) Einträgen, wenn die movierte Form nicht nur das Femininum zu einem gleichbedeutenden Maskulinum darstellt, sondern auch das Ergebnis einer bestimmten semantischen Sonderentwicklung zu verzeichnen ist, z.B. Arbeiterin, Abgöttin, Generalin mit jeweils einer weiteren Bedeutung. Mit besonderer, vor allem zeitlicher oder räumlicher Markierung versehene movierte Formen stehen häufig, jedoch bei weitem nicht immer, mit Belegen samt Quellenangabe oder (syntagmatischen) lexikographischen Beispielen. Bei bestimmten Einträgen begegnet man detaillierten Informationen über semantische und/oder pragmatische Verwendungsrestriktionen, z.B. bei Gattin, Gemahlin. Nicht ohne weiteres lässt sich hingegen die unterschiedliche Beschreibung nachvollziehen bei analogen Erscheinungen, wie z.B. Bärin (nach dem Grundtyp als „w. Form zu T'Bär" dargestellt) und Hündin (als „weiblicher Hund (1)" erläutert und durch lexikographische Beispiele illustriert) - obwohl letzterer Eintrag sich nach dem Typ bei Abgöttin („w. Form zu ÎAbgott (1)") oder eben Bärin richten könnte.
Movierung im GWDS - deskriptive
und normative
Aspekte
381
Da die Darstellung der movierten Feminina zahlenmäßig gesehen in der überwiegenden Mehrheit nach dem Grundtyp „w. Form zu f . . . " erfolgt, ist mit dieser knappen, insgesamt doch als konsequent erscheinenden Lösung unter Verweis auf das jeweilige Maskulinum als Basis sicherlich auch die Wirkung verbunden, dass dem Benutzer/der Benutzerin die hochgradige Produktivität des Movierungssuffixes implizit vermittelt wird - unabhängig davon, ob er/sie beim Suffix selbst nachschlägt oder nicht.
5
Zusammenfassung
Auf Grund dieser stichprobenweisen Betrachtung der Darstellung movierter Formen fällt die Bilanz unter den genannten Aspekten insgesamt positiv aus. GWDS nimmt in diesem Bereich neben der deskriptiven Funktion des Wörterbuchs (im Vorwort: „die umfassende und authentische Dokumentation der deutschen Sprache vor dem Übergang ins neue Jahrtausend") auch die normative wahr und tut dies unter Rückgriff auf ein durch den Computer zugänglich gewordenes primäres Quellenmaterial, wie es vor dem Zeitalter der Informatik kaum vorstellbar gewesen wäre. Gerade bei einem so dynamischen Segment des Wortschatzes wie es movierte Formen sind, können dadurch sowohl die Bedürfnisse der „wortneugierigen" als auch die der „wortunsicheren" Benutzer in jeder Beziehung befriedigt werden. Mit Müller lässt sich sagen, dass mit der ausführlichen Kodifizierung der movierten Formen, gestützt durch den Eintrag des Movierungssuffixes -in, ein Gegengewicht gegen das Veralten des GWDS geschaffen ist und es dadurch offen und auskunftsfähig bleibt für kommende Neuwörter und Ad-hoc-Bildungen (Müller 1989:880).
6
Literatur
Bergenholz, Henning/Meder, Gregor (1998): Die äußere Selektion in Langenscheidts Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache. In: Wiegand, Herbert Emst (Hrsg.): Perspektiven der pädagogischen Lexikographie des Deutschen. Untersuchungen anhand von „Langenscheidts Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache". Tübingen: Niemeyer, 285-296. [= Lexicographica SM 86] Brdar-Szabó, Rita (1996): Aspekte der Wortbildung in der zweisprachigen Lexikographie - unter besonderer Berücksichtigung eines neuen deutsch-ungarischen Handwörterbuchs. In: Hessky, Regina (Hrsg.): Das deutsch-ungarische Wörterbuchprojekt. Tübingen: Niemeyer, 75-98. [= Lexicographica SM 71] D U D E N 4 = D U D E N . GRAMMATIK DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE. H r s g . v o n G ü n t h e r
Dros-
dowski. 6., völlig neu bearb. u. erw. Aufl. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1998. Fleischer, Wolfgang (1969): Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig: Enzyklopädie. Fleischer, Wolfgang/Barz, Irmhild (1992): Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen: Niemeyer. Ljungerud, Ivar (1973): Bemerkungen zur Movierung in der deutschen Gegenwartssprache. In: Linguistische Studien 3. Festgabe für Paul Grebe zum 65. Geburtstag. Teil 1. Düsseldorf: Schwann, 145-162. [=Sprache der Gegenwart 23]
382
Regina Hessky
Müller, Wolfgang (1989): Die Beschreibung von Affixen und Affixoiden im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch. In: Hausmann, Franz Josef / Reichmann, Oskar / Wiegand, Herbert Ernst / Zgusta, Ladislav (Hrsg.): Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Berlin - New York: de Gruyter, 869-882. [HSK 5.1] Oksaar, Eis (1994): Merkmallosigkeit, Merkmalhaltigkeit und Kontextualität. Zu den Veränderungstendenzen bei Nomina agentis in der Gegenwartssprache. In: Löffler, Heinrich / Jakob, Karlheinz / Kelle, Bernhard (Hrsg.): Texttyp, Sprechergruppe, Kommunikationsbereich. Festschrift für Hugo Steger zum 65. Geburtstag. Berlin - New York: de Gruyter, 277-283. Rettig, Wolfgang (1989): Die Wortbildungszusammenhänge im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch. In: Hausmann, Franz Josef / Reichmann, Oskar / Wiegand, Herbert Ernst / Zgusta, Ladislav (Hrsg.): Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Berlin - New York: de Gruyter, 642-649. [HSK 5.1]
Irmhild Barz
Affixe im GWDS
4.3
Vorbemerkung Außentexte Affixselektion Artikelgestaltung Artikelaufbau Wortbildungstheoretische Kategorisierung Grammatische Angaben
1
Vorbemerkung
1 2 3 4 4.1 4.2
4.3.1 4.3.2 4.4 4.5 5 6 7
Kennzeichnung der Zielwortart Angaben zur Pluralbildung Beispiele Markierungen Verweisangaben Resümee Literatur
Der Beitrag hat das Ziel, die Affixlemmatisierung im GWDS zu analysieren und gegebenenfalls Verbesserungen für Affixaufhahme und -beschreibung vorzuschlagen. Gemessen wird das Wörterbuch an seinem eigenen, in den Außentexten formulierten Anspruch, am Stand der Wortbildungsforschung sowie an bisherigen lexikographischen Überlegungen und Erfahrungen hinsichtlich der Affixlemmatisierung, zu Letzterem vgl. u.a. Mugdan 1984, Holly 1986, Müller 1989, Hyvärinen 1994; 2000, Poethe 1996. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen Außentexte (Herberg 1998), Affixselektion (Bergenholtz 2001), Artikelgestaltung und Verweisangaben (Wiegand 1996). Gegenstand der Analyse ist die Printfassung des Wörterbuchs. Die CD-ROM-Version wird nicht analysiert, sondern lediglich als Arbeitsmittel benutzt. Sie erlaubt ein sehr schnelles und auch verschiedenartiges Zugreifen auf die Wörterbuchdaten. Dass Lücken in der Systematik der Daten durch diese Recherchemöglichkeit ganz besonders krass zutage treten (Haß-Zumkehr 2000, 250), ist eine gute Gelegenheit, effektiv an der Verbesserung des Wörterbuchs zu arbeiten. Da sich das gedruckte und das elektronische Wörterverzeichnis inhaltlich nicht unterscheiden, werden Stichwörter und Wörterbuchartikel nachfolgend der Einfachheit halber ausschließlich von der CD-ROM zitiert. Wenn die Wörterbuchartikel vollständig oder nur unwesentlich gekürzt wiedergegeben werden, erscheinen sie im Schriftbild eingerückt. Werden nur Auszüge aus Artikeln zitiert, werden die Zitate im Text in Anführungszeichen gesetzt und mit der Quellenangabe GWDS versehen. Die typographischen Auszeichnungen des Wörterbuchs (fett, kursiv) werden unverändert beibehalten.
384 2
Irmhild Barz Außentexte
Die einleitenden Hinweise für die Wörterbuchbenutzung sind im GWDS insgesamt äußerst knapp gehalten, in Bezug auf die Affixe müssen sie geradezu dürftig genannt werden. Im Text „Anlage und Aufbau der Wörterbuchartikel", und zwar nur im Abschnitt „Die Wortauswahl", findet sich ein einziger Satz zur Funktion der Lemmatisierung von Wortbildungselementen: „Die Aufnahme von produktiven Wortbildungselemente[n] wie a-, super-, Traum-; -abel, -freundlich oder -muffel zeigt die Produktivität der deutschen Sprache und hilft beim Verstehen von Neuprägungen wie auch bei deren aktiver Benutzung" (GWDS 24). Zu anderen lexikographischen Entscheidungen bei der Affixlemmatisierung, wie ζ. B. zum Umgang mit Allomorphen, zur Gestaltung der grammatischen, stilistischen und semantischen Daten, zur Repräsentanz der Beispiele oder zur Funktion der Verweisangaben, finden sich keine Erläuterungen. Auch was man unter Wortbildungselementen genau zu verstehen hat, wird nicht erklärt. Das Wort ist selbst nicht Stichwort im Wörterverzeichnis 1 . Lediglich im Artikel des Lemmas produktiv erscheint es als Verwendungsbeispiel mit einer semantischen Erklärung: pro|duk|tiv [frz. productif, unter Einfluss von: produire = hervorbringen < spätlat. productive = zur Verlängerung geeignet]: a) viel (konkrete Ergebnisse) hervorbringend; ergiebig: eine -e Tätigkeit, Arbeit, Zusammenarbeit; ein -es Unternehmen; [...] p. zusammenarbeiten; -e Suffixe, Wortbildungselemente (Sprachw.; Suffixe, Wortbildungselemente, die für die Wortbildung besonders ergiebig sind, die zahlreiche neue Wörter hervorbringen) [...] Die wichtige Aufgabe, dem Benutzer eine Vorstellung vom Begriff Wortbildungselement zu vermitteln, kommt offenbar den Beispielen in dem oben zitierten Satz zu. Demnach sind Wortbildungselemente positionsfeste wortfähige (super, Traum, freundlich, Muffel) und auch nicht wortfähige Konstituenten (a-, -abet) komplexer Substantive und Adjektive. Wenn allerdings Beispielen ein so großes Gewicht zukommt (und das zu Recht, vgl. HaßZumkehr 2001, 35), dann sollten sie möglichst alle Typen lemmatisierter Wortbildungselemente repräsentieren, also auch solche der verbalen Wortbildung (-ieren, be-), des Weiteren die äußerst zahlreich lemmatisierten Segmente von dephrasalen Derivaten wie -förmig, -haltig sowie die Konfixe wie -thek oder thermo-. Zusätzlich sollte eine Liste aller lemmatisierten Wortbildungselemente in die Außentexte eingefügt werden, denn sie könnte nicht nur den Begriffsumfang des Terminus Wortbildungselement verdeutlichen, sondern auch einen guten Überblick über Wortbildungsmöglichkeiten des Deutschen bieten, Hilfestellung bei der Wortsegmentierung geben und insbesondere die reihenbildenden Kompositionsglieder als etwas Besonderes ins Bewusstsein der Benutzer heben.
'
Als Lemma verzeichnet ist nur Bildungselement.
Affixe im GWDS 3
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Affixselektion
Da die Affixlemmata im Wörterbuch nicht als Affixe markiert sind und sich auch typographisch nicht von anderen Strichlemmata unterscheiden, lässt sich anhand des Wörterverzeichnisses nicht ermitteln, welcher Affixbegriff der Selektion zugrunde liegt und welche Strichlemmata als Affixe zu gelten haben. Als Kontrollmenge für das Zusammenstellen einer Übersicht über die lemmatisierten Affixe wird daher ein vorliegendes Affixinventar gewählt (vgl. Fleischer/Barz 1995, 36f.). Von den dort als Affixe der deutschen Gegenwartssprache kategorisierten Einheiten enthält das G W D S die folgenden 2 . Präfixe: a-; anti-, Anti- (vor Vokalen und gelegentlich vor h:) ant-, Ant-; be-; de-, De-; des-, Des-; dis-, Dis-; ent-; er-; erz-, Erz-; Ex-, Haupt-; hyper-, Hyper-; in- (vor Konsonanten angeglichen zu il-, im-, ir-); inter-, Inter-; ko-, Ko-; los-; miss-, Miss-; nach-, Nach-; para-, Para-; post-, Post-; prä-, Prä-; pro-, re-; sub-, Sub-; super-, Super-; trans-, Trans-; über-; Über-; ultra-, Ultra-; un-; Un-; ur-, Ur-; ver-; vor-, Vor-; zerSuffixe: -abel; -ade; -al; -ant; -ation; -bar; -bold; -chen; -eil; -er; -erei; -esk; -eur; -fach; -haft; -halben; -halber; -heit; -i; -ig; -ier; -ieren; -ik; -iker; -in; -isch; -isieren; -ismus; -ist; -iv; -lei; -lein; -1er; -lieh; -ling; -los; -mäßig; -maßen; -oid; -sam; -schaft; -tel; -tum; -wärts; -weise; -werk; -wesen. Misst man diese Liste an der Ankündigung der Wörterbuchautoren, produktive Wortbildungselemente in das Wörterverzeichnis aufnehmen zu wollen, überrascht das Fehlen von -e, Ge- und -ung für die Bildung von Substantiven, -(e)l(n) für die Bildung von Verben und -mais, -s, -lings für die Bildung von Adverbien. Dass die in Fleischer/Barz (1995) noch zu den Präfixen gezählten trennbaren Verbpartikeln (ab-, an-, auf- usw.), im GWDS Präverben genannt 3 , nicht extra lemmatisiert sind, hängt wohl mit der komplizierten Semantik der entsprechenden Verben 4 und mit dem besonderen grammatischen Status dieser Elemente zusammen. Der Nutzen ihrer Lemmatisierung ist umstritten (Barz 2001). Recht mager und uneinheitlich erscheint das Angebot an Affixallomorphen. Es sollte erweitert werden, zumal der entsprechende Platzbedarf dafür gering ist. Wie bei anti- und in- könnten die Allomorphe beispielsweise auch bei ko-/Ko-, -abel, -ant, -ation, -erei,
-ismus u.a. (kon-/kol-/kom-, -ibel, -ent, -ion/-xion/-tion, -elei/-ei, -asmus) aufgeführt werden. Wenngleich der Produktivitätsgrad mancher Wortbildungstypen mit Allomorphen entlehnter Affixe auch niedriger sein mag als der der Hauptformtypen, so ist doch vor allem in fachsprachennahen Texten durchaus mit entsprechenden Neubildungen oder unbekannten Fachwörtern zu rechnen, deren Bedeutung mit Hilfe der komplettierten Affixeinträge
2
Sie werden hier orthographisch sowie mit ihren Allomorphen so aufgelistet, wie sie im Wörterverzeichnis des GWDS lemmatisiert sind. Um zu verdeutlichen, dass die Präfixe als ein Lemma meist sowohl in Klein- als auch in Großschreibung erscheinen, werden die zusammengehörigen Formen jeweils durch Komma voneinander getrennt. Suffixe sind ausschließlich ohne Allomorphe lemmatisiert. Im Adverb-Artikel vor wird vor in der Verwendung Freiwillige vor allerdings irrtümlich noch als Präfix eines weggelassenen Verbs (vor)treten bestimmt. nach einer persönlichen Information von Werner Scholze-Stubenrecht.
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Irmhild Barz
leichter erschließbar gemacht werden könnte. Es erscheint günstig und könnte dem Benutzer mitunter eine zweite Nachschlagehandlung ersparen, wenn beim Haupteintrag alle Allomorphe erwähnt werden, und zwar jeweils unmittelbar nach dem Lemma; auch wenn das alphabetische Prinzip damit gegebenenfalls durchbrochen wird. Die jetzt bei manchen Affixen praktizierte Lösung, die Allomorphe innerhalb des Stichwortartikels zu nennen, könnte dann aufgegeben werden, vgl. -iv: -iv: kennzeichnet in Bildungen mit Substantiven - seltener mit Verben (Verbstämmen) auf -ieren eine Eigenschaft, Beschaffenheit oder eine Fähigkeit zu etw.: expansiv, impulsiv, produktiv; manipulativ, repräsentativ. Warum un-, Un- und über-, Über- jeweils eigene Artikel bekommen, andere Präfixe, die auch an Basen verschiedener Wortarten treten, in ein und demselben Artikel dargestellt sind, wird nicht erklärt. Sollte die jeweils wortartspezifische BedeutungsauffMcherung bei un-/Un- und über-IÜber- der Grund sein, müssten andere Affixe ebenfalls zwei Artikel bekommen, wie z.B. erz-IErz oder ur-/Ur-.
4
Artikelgestaltung
4.1
Artikelaufbau
Die Affixartikel sind hinsichtlich der Lemmaform (Orthographie, Silbentrennung, Betonung) und auch in den etymologischen und teilweise in den morphologischen Angaben wie Wortartikel gestaltet. Mit den übrigen Daten beschreiben sie den entsprechenden Wortbildungstyp bzw. die -typen, die das Affix repräsentiert. Als Typmerkmale werden die Basiswortart, gelegentlich auch spezifische morphologische und semantische Eigenschaften möglicher Basen, bei Suffixen manchmal auch die Zielwortart sowie die Typbedeutung (Wortbildungsbedeutung) angegeben. Die Typbeschreibung erfolgt in Form von Kommentaren, deren Formulierung die Reihenbildung der Affixe sichtbar werden lässt. Ist ein Affix an der Ausprägung mehrerer Typen beteiligt, wird der Artikel in die entsprechende Zahl von Lesarten gegliedert. Wortbeispiele und gelegentlich auch Textbelege ergänzen die Beschreibung, vgl. miss- und -sam. miss-, Miss- [mhd. mis-, misse-, ahd. missa-]: 1. drückt in Bildungen mit Substantiven oder Verben aus, dass etw. falsch, nicht richtig oder nicht gut ist bzw. getan wird: Misseinschätzung, -ergebnis; missinterpretieren. 2. drückt in Bildungen mit Substantiven oder Verben das Gegenteil von etw. aus: Misserfolg, -verstand; missglücken. 3. a) gibt in Bildungen mit Adjektiven (meist Partizipien) diesen eine negative Bedeutung: missfarbig, -gelaunt, -tönend; b) verneint in Bildungen mit Adjektiven deren Bedeutung: missvergnügt, -zufrieden. -sam [mhd., ahd. -sam, urspr. selbstständiges Wort mit der Bed. „mit etw. übereinstimmend, von gleicher Beschaffenheit", zu ahd. samo = derselbe, sama = ebenso; vgl. mhd. samen, ahd. saman, zusammen]: 1. drückt in adj. Bildungen mit Verben (Verbstämmen) aus, dass mit der beschriebenen Person oder Sache etw. gemacht werden kann: -bar (1) : einfügsam, lenksam, biegsam. 2. drückt in adj. Bildungen mit Verben (Verbstämmen) aus, dass die beschriebene Person oder Sache etw. tut: -lieh (3) : bedrohsam, nachdenksam. 3. drückt in adj. Bildungen mit Substantiven aus,
Affixe im GWDS
387
dass die beschriebene Person oder Sache von etw. erfüllt ist oder etw. bereitet: tugendsam, vergnügsam.
Diese Konzeption der Affixlemmatisierung, die im Wesentlichen der lexikographischen Tradition entspricht und ähnlich auch in anderen einsprachigen Wörterbüchern anzutreffen ist (LGWDAF 1993, WFW 1998), nutzt die Möglichkeiten eines alphabetischen Verzeichnisses für die Dokumentation von Wortbildungsregularitäten hinreichend aus und darf daher als grundsätzlich angemessen bezeichnet werden. Die kritischen Einwendungen im Folgenden betreffen in der Hauptsache eine verbesserungswürdige Systematik bei der Umsetzung der Konzeption und einzelne zu überprüfende Entscheidungen.
4.2
Wortbildungstheoretische Kategorisierung der Affixe
Wenngleich wortbildungstheoretische Angaben im Wörterverzeichnis für die Mehrheit der Benutzer von untergeordneter Bedeutung sind (Mugdan 1984), sollten sie, wenn sie vorkommen, den Lemmata möglichst einheitlich zugeordnet werden. Bei den Affixen betrifft das in erster Linie ihre Bestimmung als Präfix oder Suffix. Über die „Erweiterte Suche" auf der CD-ROM stellt sich schnell heraus, dass diese Kennzeichnungen uneinheitlich erfolgen. Weder werden alle Affixe als solche ausgewiesen, noch handelt es sich bei den als Präfix oder Suffix gekennzeichneten Elemente tatsächlich immer um Affixe. So finden sich beispielsweise bei verbalen Präfixen folgende unterschiedliche Angaben: ent- und er- werden als Präfix bezeichnet, be- als Verbalpräfix. Ver-, zer- und miss- bleiben ganz ohne entsprechende Angabe wie alle nominalen Präfixe auch. Bei ver- kann man allerdings indirekt auf Präfix schließen, weil seine Etymologie mit „entstanden aus mehreren Präfixen" (GWDS) erklärt wird. Bei den Suffixen ist das Bild ähnlich: Nur -heit und -lei werden als Suffix bezeichnet; -schaft und -tum unter diachronem Aspekt als zu Suffixen erstarrte Substantive. Bei allen anderen lemmatisierten Suffixen wird keine Kategorisierung vorgenommen. Die Termini Präfix bzw. Suffix finden sich schließlich noch bei Lemmata, die eher den Konfixen zuzuordnen wären wie infra-, Infra-; intro-, Intro-; -morph, -phon; der Terminus Konfix wird jedoch im GWDS nicht verwendet. In welchem Verhältnis die Termini Affix, Präfix, Suffix und Wortbildungselement wortbildungstheoretisch zueinander stehen, bleibt auch beim Vergleich der jeweiligen Artikel im Wörterverzeichnis unklar, da die einzelnen Bedeutungsumschreibungen nicht aufeinander abgestimmt sind. Zwar werden Präfix und Suffix im Artikel Affix als Affixarten genannt, Präfix und Suffix dagegen werden unzutreffend als „Ableitungssilben" bezeichnet, eine Zuordnung zu Affix oder Wortbildungselement erfolgt nicht.5
5
Grundsätzlich sollten die Definitionen aller lemmatisierten Wortbildungstermini hinsichtlich der Beschreibungssprache und des sachlichen Bezugs aufeinander überprüft werden. Besonders störend wirken entsprechende Defizite z.B. bei Affixoid, Präfixoid, Suffixoid, Halbaffix, Halbpräfix, Halbsuffix. Der Terminus Konfix sollte ins Wörterverzeichnis aufgenommen werden.
388
Irmhild Barz
4.3
Grammatische Angaben
4.3.1
Kennzeichnung der Zielwortart
Sowohl in Präfixartikeln als auch in Suffixartikeln wird bei der Beschreibung des Wortbildungstyps die Wortart der Basis möglicher Wortbildungsprodukte angegeben. Nur bei Präfixderivaten impliziert diese Angabe naturgemäß auch die Information über die Zielwortart, da Präfixe ihre Basen in der Regel nur semantisch modifizieren und nicht die Wortart verändern, vgl. ko-, Ko-: ko-, Ko- [lat. co(n)- (< com-, cum) = mit-]: drückt in Bildungen mit Substantiven, Adjektiven und Verben ein partnerschaftliches Verhältnis, ein Mit- oder ein Nebeneinander aus: Kodirektor, -edition; koexistent; koexistieren. Diese Identität von Basis- und Zielwortart trifft allerdings nicht auf die sog. Präfixkonversion in der verbalen Wortbildung (Fleischer/Barz 1995, 46) zu, bei der mit der Präfigierung ein Wortartwechsel verbunden ist. In diesen Fällen sollte in der Beschreibung des Bildungstyps angeführt werden, dass sich die Basiswortart ändert, vgl. be-, Lesart 2: Aus der Formulierung unter 2 geht nicht hervor, dass Verben und Partizipien gebildet werden. be- [mhd. be-, ahd. bi-, zum Verbalpräfix gewordenes tonloses bei]: 1. a) macht in Bildungen mit intransitiven Verben diese transitiv: beangeln, belabern, beplaudern; b) macht in Bildungen mit transitiven Verben mit Präpositionalobjekt dieses zum Akkusativobjekt: bebauen, bestreuen, betippen. 2. drückt in Bildungen mit Substantiven oder Formen des 2. Partizips aus, dass eine Person oder Sache mit etw. versehen wird, ist: beblumen, begittern; behaubt, beschlipst. In den Suffixartikeln wird bei der Angabe der Zielwortart unterschiedlich verfahren. Bei substantivischen Suffixen folgt dem Lemma, wie bei substantivischen Lemmata generell, die Angabe des Genus sowie der Formen Gen. Sg. und Nom.Pl., so dass die Wortart Substantiv eindeutig ausgewiesen ist (vgl. -i in 4.4). Bei adjektiv- und verbbildenden Suffixen fehlt dagegen eine Wortartangabe, vgl. -ig und -ieren. Nur der Artikel von -sam enthält mit der Formulierung „drückt in adjektivischen Bildungen mit Substantiven aus..." die entsprechende Information. -ig: 1. drückt in Bildungen mit Substantiven oder Verben aus, dass die beschriebene Person oder Sache vergleichbar mit jmdm., etw. oder jmdm., etw. ähnlich ist/ in der Art von jmdm., etw.: freakig, jazzig, kicherig. 2. drückt in Bildungen mit Substantiven (Zeitangaben) und einer näheren Bestimmung eine Dauer aus: halbjährig, zehnminütig. 3. drückt in Bildungen mit Substantiven und einer näheren Bestimmung oder mit zusammengesetzten Substantiven aus, dass die beschriebene Person oder Sache etw. hat: bravgesichtig, mehrgeschossig, vorschulaltrig. -ie|ren: drückt in Bildungen mit Adjektiven - seltener mit Substantiven - aus, dass eine Person oder Sache in einen bestimmten Zustand gebracht, zu etw. gemacht wird: attraktivieren, negativieren, tabuieren : verabsolutieren. Bei den adverbialen Suffixen wird bei -maßen und -weise angegeben, dass sie Adverbien bilden, bei -halben, -halber, -wärts nicht. Bei -lei wird zwar gesagt, dass Gattungszahlwörter gebildet werden, morphologisch ist damit die Wortart jedoch nicht charakterisiert. Die Lücken bei der Angabe der Zielwortart stören beim Verb weniger, da es morphologisch ohnehin als Verb ausgewiesen ist. Sie sind jedoch nachteilig für die Unterscheidbarkeit von (deklinierbaren) Adjektiven und (undeklinierbaren) Adverbien. In der jetzigen Fassung lassen sich Affixe zur Adjektiv- und solche zur Adverbbildung nicht immer unter-
Affixe im GWDS
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scheiden. Das hat zur Folge, dass der Benutzer nicht explizit darüber informiert wird, ob eine Neubildung (ζ. B. bei -abel: konsumerabel) flektiert werden kann oder nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass die Beispiele in den Affixartikeln meist ohne Kontext zitiert sind, also auch nicht indirekt etwas über Flektierbarkeit aussagen. Sie haben, wenn es Neubildungen sind, zudem keinen eigenen Eintrag. Daher sollte in den Artikeln adjektivischer und adverbialer Affixe obligatorisch die Wortart des Bildungsproduktes angegeben werden. Das entspräche auch dem im Außentext formulierten (Teil-)Ziel der Affixlemmatisierung, bei der „aktiven Benutzung" (vgl. 1) von Wortneubildungen helfen zu wollen.
4.3.2 Angaben zur Pluralbildung Die Angaben zur Pluralbildung bei substantivischen Suffixen sind nicht immer korrekt. Grundsätzlich folgt die Angabe der Flexionsformen jeweils unmittelbar nach dem Lemma, so dass die Formen so gelesen werden müssen, als ob sie für alle Wortbildungsreihen, die das Suffix ausprägt, zu gelten haben. Bei einigen polyfunktionalen Suffixen ist diese Generalisierung allerdings unzutreffend. Es wird nicht berücksichtigt, dass die Pluralbildung je nach Wortbildungsbedeutung des jeweiligen Typs verschieden sein kann. So werden beispielsweise Substantive auf -ei, -erei, -heil, -keit generell mit einem Plural auf -en ausgestattet. Nicht alle Reihen, die die Suffixe ausprägen, haben jedoch einen Plural, vgl. die in den Artikeln genannten Beispiele Turtelei, Zuhälterei, Vorsagerei, Fantasterei, Christenheit, Sinnvollheit, Andersheit, Durchdachtheit, Kultiviertheit. Umgekehrt werden Substantive mit dem Suffix -tum als plurallos ausgewiesen, was aber nur fiir die Reihen „Bezeichnung eines Zustandes, einer Beschaffenheit, einer Eigenschaft, eines Verhaltens" (Chaotentumj und „Bezeichnung einer Personengruppe" (Bürgertum