178 41 101MB
German Pages 390 [392] Year 1999
Series Maior
LEXICOGRAPHICA Series Maior Supplementary Volumes to the International Annual for Lexicography Suppléments à la Revue Internationale de Lexicographie Supplementbände zum Internationalen Jahrbuch für Lexikographie
Edited by Sture Allén, Pierre Corbin, Reinhard R. K. Hartmann, Franz Josef Hausmann, Ulrich Heid, Oskar Reichmann, Ladislav Zgusta
Published in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX)
Agnieszka Fr^czek
Zur Geschichte der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Lexikographie (1772-1868)
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1999
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme [Lexicographica / Series maior] Lexicographica : supplementary volumes to the International annual for lexicography / publ. in Cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX). Series maior. - 49-... - Tübingen : Niemeyer, 1993-... Erscheint unregelmäßig. - Bis 48 (1993) als Schriftenreihe behandelt. - Bibliographische Deskription nach 93 (1999) Reihe Series maior zu: Lexicographica 93. Fr^czek, Agnieszka : Zur Geschichte der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Lexikographie (1772-1868).- 1999 Frqczek, Agnieszka: Zur Geschichte der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Lexikographie (17721868) / Agnieszka Fr^czek. - Tübingen : Niemeyer, 1999 (Lexicographica : Series maior ; 93) Zugl.: Warszawa, Univ., Diss., 1997 ISBN 3-484-30993-8
ISSN 0175-9264
© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 1999 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Nädele Verlags- und Industriebuchbinderei, Nehren
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 2. Klärung der verwendeten Termini 2.1. Darstellung des Lexikographen 2.2. Quellen der untersuchten Wörterbücher 2.3. Form und Umfang des Wörterbuchs 2.4. Das zugrundeliegende Exemplar 2.5. Hinweise für die Benutzer 2.6. Makrostruktur 2.7. Mikrostruktur 2.8. Äquivalente 2.9. Syntagmatik 2.10. Diasystematische Markierung 2.11. Funktion des Wörterbuchs
1 2 2 3 3 3 4 4 7 9 11 16 20
3. Kurze Geschichte der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Lexikographie vor Michael Abraham Trotz (1772) 22 4. Michael Abraham Trotz: Vollständiges deutsches und polnisches Wörter-Buch (1772)28 4.1. Einleitung 28 4.2. Makrostruktur 34 4.3. Mikrostruktur 43 4.4. Äquivalente 52 4.5. Syntagmatik 55 4.6. Diasystematische Markierung 69 4.7. Funktion des Wörterbuchs 72 5. Karl Winkler: Nowy niemiecko-polski Dykcyonarz (1806) 5.1. Einleitung 5.2. Makrostruktur 5.3. Mikrostruktur 5.4. Äquivalente 5.5. Diasystematische Markierung 5.6. Funktion des Wörterbuchs 6. Georg Samuel Bandtke: Vollständiges Polnisch-Deutsches Wörterbuch (1806) 6.1. Einleitung 6.2. Makrostruktur 6.3. Mikrostruktur 6.4. Äquivalente 6.5. Syntagmatik
73 73 77 83 90 93 94 95 95 98 107 115 118
VI 6.6. Diasystematische Markierung 6.7. Funktion des Wörterbuchs 7. Christoph Cölestin Mrongovius: Deutsch-polnisches Handwörterbuch (1823) und Ausführliches Polnisch-Deutsches Wörterbuch (1835) 7.1. Einleitung 7.2. Makrostruktur 7.3. Mikrostruktur 7.4. Äquivalente 7.5. Syntagmatik 7.6. Diasystematische Markierung 7.7. Funktion des Wörterbuchs 7.8. Schlußbemerkung
130 136
138 138 149 158 171 180 198 208 208
8. Jan Kajetan Troianski: Ausführliches deutsch-polnisches Handwörterbuch (1835-1836) und Ausführliches polnisch-deutsches Handwörterbuch (1844-1847) 210 8. 1. Einleitung 210 8.2. Makrostruktur 216 8.3. Mikrostruktur 226 8.4. Äquivalente 238 8.6. Diasystematische Markierungen 266 8.7. Funktion des Wörterbuchs 271 8.8. Schlußbemerkung 273 9. Jan Piotr Jordan: Vollständiges Taschen-Wörterbuch der polnischen und deutschen Sprache (1845) 9.1. Einleitung 9.2. Makrostruktur 9.3. Mikrostruktur 9.4. Äquivalente 9.5. Syntagmatik 9.6. Diasystematische Markierung 9.7. Funktion des Wörterbuchs
274 274 276 280 285 287 289 292
10. Friedrich Booch-Ärkossy: Neues vollständiges Polnisch-Deutsches und DeutschPolnisches Wörterbuch (1866-1868) 10.1 Einleitung 10.2. Makrostruktur 10.3. Mikrostruktur 10.4. Äquivalente 10.5. Syntagmatik 10.6. Diasystematische Markierung 10.7. Funktion des Wörterbuchs
293 293 297 306 315 320 336 340
11. Kurze Geschichte der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Lexikographie von 1868 bis zur Gegenwart
342
12. Zusammenfassung
346
13. Bibliographie der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Wörterbücher
355
14. Literatur
374
15. Summary
377
16. Résumé
380
1. Einleitung
Professor Franz Josef Hausmann stellt in seinem Geleitwort zu einer Untersuchung der deutsch-neugriechischen Lexikographie fest (Papachristos 1990, V), daß die Landkarten der historischen Wörterbuchforschung mit weißen Flecken übersät sind. Diese Aussage ist auch für die polnisch-deutsche und deutsch-polnische Lexikographie zutreffend, was angesichts der Tatsache, daß die Sprachen und Kulturen der beiden Länder immer starken Einfluß aufeinander ausübten, Uberraschend ist. In der vorliegenden Arbeit wird also versucht, eine der vielen Lücken in der Geschichte der europäischen zweisprachigen Lexikographie zu füllen. Bei einer solchen Untersuchung kann nicht angestrebt werden, die fast 500jährige Geschichte der polnisch-deutschen und deutsch-polnischen Lexikographie systematisch aufzuarbeiten. Es schien sinnvoller, den kurzen, jedoch wesentlichen Zeitraum von 1772 bis 1868 eingehend auf die wichtigeren Wörterbücher zu untersuchen. Die Arbeit ist nicht sprachgeschichtlich, sondern rein lexikographisch angelegt. Sie hat zum Ziel, die Lexikographen und ihre Wörterbücher vorzustellen und letztere anhand von vorhandenen lexikographischen Kriterien zu analysieren. Ausführungen über die historische Entwicklung der polnischen und der deutschen Sprache im behandelten Zeitraum sind innerhalb der Arbeit nicht zu erwarten. Die vorliegende Arbeit wurde im Sommer 1997 von der Neuphilologischen Fakultät der Warschauer Universität als Dissertation angenommen. Zahlreiche Personen haben beim Entstehen dieser Arbeit hilfreich mitgewirkt. Ihnen gebührt an dieser Stelle mein Dank. Meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Jözef Wiktorowicz bin ich für die Anregung zu dieser Dissertation sowie für die zahlreichen Fachgespräche zu großem Dank verpflichtet. Bei der Ausführung der Arbeit haben mir Gespräche mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern des Instituts für Angewandte Sprachwissenschaft in Erlangen sehr genützt. Wertvolle Hinweise und viele Anregungen verdanke ich Herrn Professor Dr. Franz Josef Hausmann. Für die Bereitschaft, die Konzeption der Bibliographie mit mir zu diskutieren und für nützliche Kritik danke ich auch Herrn Dr. Laurent Bray. Für die Gewährung eines Forschungsstipendium, ohne das der Aufenthalt in Erlangen nicht möglich gewesen wäre, danke ich dem Deutschen Akademischen Austauschdienst. Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle auch an Herrn Dr. Wolfgang Schramm und Frau Dr. Birgit Sekulski für ihre geduldige Hilfsbereitschaft, wenn ich sie zu sprachlichen Zweifelsfällen befragte, und für das Korrekturlesen der Arbeit. Besonderer Dank gilt auch meinem Mann und unserem Freund Pawel, die die Gestaltung der Druckvorlage für mich übernahmen.
2. Klärung der verwendeten Termini
Die Wörterbücher werden in chronologischer Reihenfolge jeweils nach dem gleichen Schema untersucht. Die Analyse wird anhand von lexikographischen Kriterien durchgeführt, die im folgenden ausführlich besprochen werden. Überprüft werden Quellen der Wörterbücher, Mikro- und Makrostruktur, Lemmaangaben, Äquivalenz, Syntagmatik sowie diasystematische Markierungen. Die Ergebnisse werden immer mit Beispielen belegt. Die relativ große Anzahl von Beispielen aus den untersuchten Wörterbüchern ist nötig, weil die Wörterbücher wegen ihres antiquarischen Wertes dem Leser nur schwer zugänglich sind. Dabei wurde darauf geachtet, daß die angeführten Beispiele möglichst objektiv das ganze Wörterbuch charakterisieren. Alle in der Arbeit verwendeten metalexikographischen Termini stammen aus den für die lexikographische Forschung grundlegenden Werken, zum Beispiel aus dem Internationalen Handbuch zur Lexikographie (Wörterbücher 1991). Beim Herausarbeiten des metalexikographischen Gerüstes stützte ich mich von Anfang an auch auf die Beiträge von Reinhold Werner (Werner 1982), Hans-Peder Kromann (Kromann 1984) und Evthymios Papachristos (Papachristos 1990). Die meisten in diesem Kapitel verzeichneten Zitate stammen aus der Arbeit von F. J. Hausmann Einfiihrung in die Benutzung der neufranzösischen Wörterbücher (Hausmann 1977). In der vorliegenden Arbeit werden also lexikographische Errungenschaften der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Bezug auf die im 18. oder 19. Jahhundert entstandenen Wörterbücher angewendet. Dabei muß man sich allerdings der bedingten Anwendbarkeit moderner metalexikographischer Termini auf alte Wörterbücher bewußt sein. Wenn also die Makrostruktur eines Wörterbuchs für nestalphabetisch gehalten wird, oder wenn das Wörterbuch für ein passives oder ein aktives Wörterbuch erklärt wird, ist das nur bedingt im heutigen Sinne zu verstehen. Im folgenden werden alle in der Arbeit behandelten Probleme theoretisch besprochen. Es wird auch die Art und Weise dargestellt, auf welche die entsprechenden Kapitel angelegt sind. Die Probleme werden hier in derselben Reihenfolge behandelt, in welcher sie in den einzelnen Kapiteln erscheinen.
2.1. Darstellung des Lexikographen Vor der eigentlichen Analyse jedes Wörterbuchs sollen einige Informationen über die Lexikographen gegeben werden.
2.2. Quellen der untersuchten Wörterbücher
Im Rahmen dieser Arbeit wird keine ausführliche Quellenforschung betrieben. In den entsprechenden Kapiteln werden vor allem diejenigen Werke aufgezählt, die die Lexikographen selbst als Vorlagen für ihre Wörterbücher nennen. Es werden auch Wörterbücher genannt, die als Quellen in Frage kommen können. Genauere Untersuchungen werden nur für das erste deutsch-polnische Wörterbuch von M. A. Trotz (1772) angestellt.
2.3. Form und Umfang des Wörterbuchs
Das, was einem Wörterbuchbenutzer beim Aufschlagen des Wörterbuchs sofort auffällt, ist die äußere Form des Werkes. Das klassische Wörterbuch hält sich an das Spaltenprinzip, eine Seite besteht meistens aus zwei Spalten. Zur schnelleren Findung können über jede Spalte die ersten Buchstaben des ersten Lemmas (oder auch des letzten) der betreffenden Spalte geschrieben werden. Manchmal erscheint über der linken Spalte das volle erste Lemma und Uber der rechten Spalte das volle letzte Lemma der Seite. Femer wird untersucht, auf welche Weise die Lemmata in das Wörterbuch eingetragen werden, ob sie zur besseren Übersichtlichkeit des Werkes großgeschrieben und/oder fettgedruckt werden und ob der Lexikograph sie ein- oder ausrückt (um einen oder mehrere Buchstaben). Es wird auch überprüft, ob die deutschen Einträge der Tradition entsprechend in der Fraktur gedruckt werden. Um den Umfang eines Wörterbuchs zu bestimmen, werden hier ausgangssprachliche lexikalische Einheiten gezählt, die als Lemmata in der Makrostruktur oder als Sublemmata in der Mikrostrutur erscheinen. Da dieses Verfahren nicht immer objektiv ist (besonders bei einer historischen Untersuchung, die Sprachen entwickeln sich doch ständig und die Existenz eines Wortes und damit auch sein Vorhandensein im Wörterbuch hängt oft davon ab, wann das Wörterbuch erschien), werden aufgrund der Quantität eines Wörterbuchs keine Schlüsse Uber seine Qualität gezogen.
2.4. Das zugrundeliegende Exemplar
Das Ziel dieses Kapitels ist, dem Leser das konkrete Wörterbuch mit allen seinen Charakteristika darzustellen. Es ist hier sowohl von Aufklebern oder Stempeln die Rede, denen zufolge das Exemplar einer gewissen Bibliothek gehörte oder von einer Buchhandlung verkauft wurde, als auch von Randbemerkungen (Ergänzungen, Korrekturen), die von ehemaligen Besitzern oder Benutzem verfaßt wurden.
4 2.5. Hinweise für die Benutzer
Unter den Hinweisen für die Benutzer werden alle außer dem Hauptteil enthaltenen Informationen verstanden. Es handelt sich hier sowohl um grammatische (z.B. morphologische Formen der Substantive, Adjektive, Verben) und phonetische Informationen (Angaben zur Aussprache der fremdsprachigen Einträge), als auch um Abkürzungs- und Druckfehlerverzeichnisse, Bemerkungen zur Anordnung der Makrostruktur und der Mikrostruktur und viele andere.
2.6. Makrostruktur
Das klassische Typ des Wörterbuchs besteht nach F.J. Hausmann (1977, 3) aus zwei Dimensionen. Die erste bildet eine Folge von Wörtern (die lexikalischen Einheiten, die am Anfang eines Wörterbuchartikels stehen, heißen Lemmata), zu denen das Wörterbuch etwas sagt. Diese Folge wird Makrostruktur genannt.
2.6.1. Anordnung der Lemmata Die Makrostruktur der meisten Wörterbücher ist der europäischen Tradition entsprechend alphabetisch, d.h. sie machen die graphische Realisierung des Wortkörpers zum Ordnungsfaktor (Hausmann 1977, 4). Unter alphabetischen Wörterbüchern sind wiederum drei Typen von Makrostrukturen voneinander zu unterscheiden (Hausmann 1991, 2746 ff.), nämlich die striktalphabetische (ohne Gruppierungen), die nischenalphabetische (striktalphabetisch, mit Gruppierungen) sowie die nestalphabetische (nicht striktalphabetisch, mit Gruppierungen):
2.6.1.1. Das nestalphabetische Wörterbuch Das nestalphabetische Wörterbuch ordnet die Wörter nach morphosemantischen Kriterien an. In ein Nest werden solche Lemmata gruppiert, die nach der Bedeutung und nach den Gesetzen der Wortbildung zusammengehören. Durch solche Gruppierungen wird die striktalphabetische Reihenfolge oft unterbrochen. Als ein Vorteil dieser Methode kann vor allem die Platzersparnis angesehen werden. Gleichzeitig aber zeigt diese Anordnung auch Nachteile. Zur Auffindung der Wörter braucht der Benutzer nämlich eine semantische Analysefähigkeit, was nicht immer der Fall ist. Das Finden des gesuchten Wortes bereitet dem Benutzer besonders viele Schwierigkeiten, wenn die Ausgangssprache für ihn die Fremdsprache ist (passive Funktion). Im 18. und 19. Jahrhundert ist dieses Verfahren sehr selten gewesen, es ist in keinem der in dieser Arbeit untersuchten Wörterbücher zu finden.
5 2.6.1.2. Das nischenalphabetische Wörterbuch Das nischenalphabetische Wörterbuch verzichetet zwar auf Nester und ist striktalphabetisch angeordnet, die Lemmata werden aber aus Gründen der Platzersparnis auch hier ohne Absatz in typographische Blöcke eingetragen. Der Hauptunterschied zwischen einem nest- und einem nischenalphabetischen Wörterbuch besteht darin, daß in dem nischenalphabetischen Wörterbuch die alphabetische Makrostruktur nie unterbrochen wird und sich durch die Blöcke hindurchzieht. Als ein Nachteil dieser Methode kann die Tatsache angesehen werden, daß manche Lexikographen die Lemmata automatisch gruppieren, ohne Rücksicht auf ihre semantischen und morphologischen Zusammenhänge zu nehmen. Man spricht in diesem Fall von „graphischen Nischen" (Hausmann 1991, 2747). Die in den Nischen und Nestern gruppierten Lemmata werden im folgenden Sublemmata genannt. Das erste Lemma einer Gruppe von Sublemmata heißt Eingangslemma (auch: Nischen- oder Nesteingangslemma). Sowohl die Lemmata als auch die Sublemmata gehören zur Makrostruktur.
2.6.1.3. Das striktalphabetische Wörterbuch Das striktalphabetische (glattalphabetische) Wörterbuch verzichtet sowohl auf Nester als auch auf Nischen, die einzelnen Lemmata werden überhaupt nicht gruppiert, die Lexikographen tragen jedes Lemma in eine einzelne Zeile ein. Dieser Typ der Makrostruktur ist der im 18. und 19. Jahrhundert meist vertretene. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welchen Typ der Makrostruktur das analysierte Wörterbuch darstellt und ob die alphabetische Reihenfolge der Lemmata eingehalten oder durch nicht richtig plazierte Lemmata durchbrochen wird.
2.6.2. Lemmatisierung Der Begriff der Makrostruktur beinhaltet zum einen die Anordnung der Lemmata, zum anderen die Wahl derjenigen lexikalischen Einheiten, die lemmatisiert werden sollten. Die Lexikographen sind sich darin einig, daß die Lemmaauswahl ein besonders schwieriges Problem des lexikographischen Handwerkes darstellt. „Das Wörterbuch, so möchte man meinen, enthält Wörter. Aber das Wort ist ein sehr unscharfer Begriff, den zweifelsfrei zu definieren die Linguistik nicht in der Lage ist. Bei der Lemmatisierung der Wörter, d.h. ihrer Auswahl als Element der Makrostruktur, treten daher mancherlei Zweifelsfälle auf, die zu erheblichen Schwankungen zwischen den einzelnen Wörterbüchern führen. Auf der Achse der horizontalen, syntagmatischen Aneinanderreihung von Spracheinheiten sind Lemmata oft kleiner als ein Wort, oft größer [...]. Auf der Achse der assoziativen Einheit des Wortes, ergeben sich oft Varianten der Form oder des Inhalts, welche die Lemmatisierung komplizieren [...]. Eigennamen und Abkürzungen stellen ein besonderes Problem dar [...]" (Hausmann 1977, 9).
Ein Lexikograph kann eine lexikalische Einheit in der Makrostruktur als gesondertes Lemma eintragen, während sie ein anderer auf die Mikrostruktur verlegt oder auf die Eintragung dieser Einheit völlig verzichtet. Im Kapitel „Lemmatisierung" wird also ausgeführt, welche
6 Einheiten im untersuchten Wörterbuch als gesonderte Einträge lemmatisiert werden. Besondere Aufmerksamkeit wird unter anderem der Lemmatisierung von folgenden morphologischen Wortformen gewidmet: • substantivierte Verben, • Komparationsformen der Adjektive und Adverbien, • Partizipien, • Artikel und seine Deklinationsformen, • deklinierte Pronomen. Es wird auch untersucht, ob die Wörterbücher einen selbständigen lemmatischen Status folgenden Konstruktionen gewähren: • Eigennamen und geographische Namen (viele Wörterbücher verlegen die Eigennamen auf einen Anhang), • Abkürzungen (manche Wörterbücher haben im Anhang längere Listen von Abkürzungen mit Übersetzungen), • Interjektionen, • Syntagmen und Kollokationen, • idiomatische Wendungen (Da die idiomatischen Konstruktionen syntaktisch nicht weiter auflösbar sind, ohne daß die lexikalische Bedeutung der komplexen Einheit verloren geht, erhebt sich hier die Frage, ob sie als gesonderte Einträge unter einem der beteiligten Wörter anzusetzen sind, oder eher auf die Mikrostruktur verlegt werden sollten. In der Regel erscheinen sie nicht als selbständige Wörterbucheinträge.) Beachtenswert schien auch die Art und Weise zu sein, auf welche die Wörterbuchautoren polyseme und homonyme Wörter als auch Synonyme und orthographische Varianten eines Wortes behandeln. Bei den lemmatisierten Synonymen und orthographischen Varianten von Wörtern wird ferner untersucht, ob die Lemmata Äquivalente oder Hinweise auf ein Synonym (auf die nicht übliche Schreibung) aufweisen, unter dem (der) der Benutzer seine Information holen kann (wodurch sicherlich Platz für andere lexikographische Leistungen gespart wird). Manche Lemmata werden sowohl mit Äquivalenten als auch mit entsprechenden Hinweisen versehen. Die Wahl der lexikalischen Einheiten wirkt sich auf den Gebrauchswert eines Wörterbuchs aus. Und so sollten in einem deutsch-polnischen Wörterbuch, das als ein passives Herübersetzungswörterbuch für Polen bestimmt ist, möglichst viele morphologische Unregelmäßigkeiten, orthographische Varianten, idiomatische Konstruktionen usw. als selbständige Lemmata registriert werden, damit der Pole die fremdsprachlichen Formen identifizieren kann. In einem aktiven deutsch-polnischen Wörterbuch für Deutsche wären solche Formen völlig überflüssig.
7 2.7. Mikrostruktur 2.7.1. Lemmaangaben Die Anzahl und Art der morphologischen, syntaktischen und phonetischen Informationen zu den lexikalischen Einheiten wird im großem Maße durch die Bestimmung der Adressatengruppe festgelegt. Der Benutzer braucht viele Informationen, um die fremdsprachlichen Wörter und Konstruktionen zu verstehen und sie richtig anzuwenden, während ihm bei den muttersprachlichen Einheiten wenige Informationen genügen. Hinsichtlich benutzerspezifischer Aspekte werden die grammatischen und phonetischen Informationen differenziert dargeboten. Und so benötigt das passive Wörterbuch „ein Maximum an Informationen zu den Lemmata, damit der Benutzer teils alle morphologischen Varianten in der Fremdsprache, teils die syntaktischen Konstruktionen der fremdsprachigen lexikalischen Einheiten identifizieren kann. Zu den Äquivalenten des passiven Wörterbuchs braucht der Benutzer strenggenommen nur diejenigen grammatischen Informationen, die die Identifizierung der muttersprachigen Einheit sichern. [...] Sonst brauchen muttersprachige Äquivalente nicht grammatisch kommentiert zu werden." Im aktiven Wörterbuch dagegen sind die Informationen anders verteilt. „Somit erfordert das aktive Wörterbuch ein Maximum an grammatischen Informationen zu den Äquivalenten, weil der Benutzer keine ausreichende Kompetenz in der Fremdsprache besitzt, um grammatisch richtige Sätze produzieren zu können [...]" (Kromann 1984,212). Nachfolgend werden diejenigen grammatischen Informationen besprochen, die zwischen Lemmata und Äquivalenten erscheinen. 2.7.1.1. Morphologische Informationen Zur morphologischen Ausstattung der Wörterbuchartikel gehören: • Kennnzeichnung der Wortart des Lemmas (v„ subst., präp/praep. usw.), • Angabe des Genus (die Kennzeichnung erfolgt meistens durch Abkürzungen: m., f., n.; manchmal durch Angabe des vollen Artikels: der, die, das), • Angabe der Pluralformen (durch entsprechende Endungen oder Vollwörter), • Kennzeichnung der Deklinationsart, • Kennzeichnung der Diminutiva (Dim., dim.), • Kennzeichnung der Substantive, die nur im Singular/Plural auftreten, • Informationen über die Abweichungen in der Konjugation der Verben, • Formen der starken und unregelmäßigen Verben, • Angabe über das Hilfsverb bei der Bildung von Partizip Pefekt, • Kennzeichnung der transitiven und intransitiven Verben (v.a. bzw. v/a für transitive Verben, v.n. oder v/n für intransitive Verben, manchmal auch Vollwörter), • Kennzeichnung der Verben, die in unpersönlicher Form gebraucht werden, • Angabe der unregelmäßigen Steigerungsformen bei Adjektiven, • Kennzeichnung der Steigerungsstufe (falls die Adjektive im Komparativ oder Superlativ lemmatisiert werden).
8 Bei der Behandlung der Lemmaangaben in den deutsch-polnischen sowie polnischdeutschen Wörterbüchern wird von den obengenannten Grundsätzen ausgegangen. Ausnahmsweise gehen die in dem Kapitel „Morphologische Informationen" behandelten Probleme über die Lemmaangaben hinaus und betreffen auch die bei Äquivalenten angegebenen morphologischen Informationen. In manchen Wörterbüchern erscheint Grammatik außer bei den Lemmata und Äquivalenten auch in grammatischen Anhängen und Tabellen. Die auf diese Weise dargestellten morphologischen Informationen werden in dem Kapitel „Hinweise für die Benutzer" behandelt.
2.7.1.2. Phonetische Informationen Unter phonetischen Informationen wird sowohl die Aussprache der einzelnen Lemmata als auch ihre Akzentuierung verstanden. Laut Kromann (1984, 217) erfolgen die „Angaben zur Aussprache im zweisprachigen Wörterbuch [...] im Hinblick auf die fremdsprachigen Einheiten und nicht auf die muttersprachigen Einheiten." Die Informationen über die Aussprache oder Ausspracheregeln sind für die Fremdsprachenlerner eindeutig von großen Nutzen, weil sie aber gleichzeitig den Wörterbuchumfang erheblich belasten, gibt es auch viele Wörterbuchautoren, die auf die phonetischen Informationen völlig verzichten. Manche Lexikographen entscheiden sich, allgemeine Ausspracheregeln im Vorwort oder im Anhang kurz darzustellen. Besonders wichtig für ein zweisprachiges Wörterbuch ist der Kommentar zur Aussprache derjenigen Laute, die in der anderen Sprache unbekannt sind. Bei dem Sprachenpaar Deutsch - Polnisch handelt es sich zum Beispiel um Angaben zur Aussprache der deutschen Umlaute oder der polnischen nasalen Vokale q, q. Phonetische Informationen erfordern auch diejenigen Zeichen, die in beiden Sprachen anders gelesen werden, z.B. z oder s. Im folgenden wird auch untersucht, ob die Lexikographen besondere Informationsmittel gebrauchen, die die Aussprache einleiten, wie z.B: man spreche, sprich oder ob die phonetischen Angaben uneingeleitet stehen. Eine Reihe von Problemen bringt auch die Tatsache mit sich, daß die Lexikographen des 18. und 19. Jahrhunderts das heutzutage allgemein bekannte und akzeptierte Transkriptionssystem der „Association Phonétique Internationale" noch nicht kannten. Statt dessen versuchten sie die gesprochene Sprache mit Hilfe einer orthographischen Umschreibung schriftlich wiederzugeben, vgl. Troianski: Hofschargex (czyt. hofszarze).
1
Aus technischen Gründen werden in der vorliegenden Arbeit die deutschen Einträge, die in den originalen Wörterbüchern in der Fraktur stehen, mit der fetten statt mit der gotischen Schrift hervorgehoben. Auf die Hervorhebung verzichtet man für bessere Lesbarkeit nur dann, wenn im Wörterbuch ganze Abschnitte gotisch sind.
2.8. Äquivalente
Die zweite von Hausmann (1977, 4) unterschiedene Wörterbuchdimension umfaßt alle bei einem Lemma verzeichneten Informationen, d.h. die Wörterbuchartikel selbst. Hausmann nennt diese Dimension Mikrostruktur des Wörterbuchs. Wichtigster Bestandteil der Mikrostruktur eines zweisprachigen Wörterbuchs und zentraler Informationsträger ist das zielsprachliche Äquivalent. Der klassische Wörterbuchartikel besteht also aus zwei Komponenten: Lemma und Äquivalent. Da aber eine vollständige semantische Übereinstimmung (sowohl denotativ als auch konnotativ) zwischen einem Lemma und einem Äquivalent in der Praxis ziemlich selten vorkommt, werden diese Bauteile durch eine Reihe von anderen Elementen ergänzt, die im folgenden besprochen werden. Bei der Behandlung eines Wörterbuchartikels muß zwischen seinem ausgangs- und zielsprachlichen Teil unterschieden werden. In dem ausgangssprachlichen Teil können über das Lemma hinaus auch morphologische und phonetische Angaben (vgl. 2.7.1.1. und 2.7.1.2.) so wie Glossen vorkommen. Der zielsprachliche Teil enthält außer dem Äquivalent auch Definitionen und zusätzliche Erklärungen. 2.8.1. Glosse Die Glosse, deren wichtigste Aufgabe die Bedeutungsdifferenzierung ist, soll dazu dienen, dem Benutzer bei der Wahl des richtigen Äquivalents behilflich zu sein. Sie wird dann verwendet, wenn das vorhandene Äquivalent unvollständig ist, d.h. wenn es „die dennotativen und/oder konnotativen Elemente der ausgangssprachlichen Bedeutung unvollständig 'sättigt'. Bei der Koppelung der ausgangssprachlichen mit der zielsprachlichen lexikalischen Einheit geht zwangsläufig ein denotatives und/oder konnotatives Element der Bedeutung verloren, das aber durch die Eintragung einer semantischen Glosse in dem Wörterbuchartikel kompensatorisch beschrieben werden kann." (Kromann, 1984, 190). Die Glosse ist immer in der Ausgangssprache abgefaßt und steht zwischen Lemma und Äquivalent. Die meisten Glossen sind Synonyme bzw. Definitionen des Lemmas, manche bilden Kollokationsangaben zu den Lemmata (Schein, der Sonne), andere ordnen das Lemma einer übergeordneten Begriffskategorie zu (z.B. Pflanzen, Tieren). Zu den Glossen zählt Kromann auch „stilistische Bewertungen und Zuordnungen der lexikalischen Einheiten zu Fachbereichen, Regionen, Diachronie und Frequenz" als auch „grammatische Angaben über die Wortart, das Genus, den Satzbauplan u.a.m." (Kromann 1984, 194). Die Angaben zur Grammatik und zur Anwendung der lexikalischen Einheiten werden in dieser Arbeit an anderen Stellen besprochen (vgl. Morphologische Informationen, Diasystematische Markierung).
2.8.2. Zusätzliche Erklärung Die zusätzliche Erklärung wird in der Zielsprache formuliert und ist hinter dem Äquivalent (den Äquivalenten) plaziert. Ihre Aufgabe besteht darin, die Bedeutung und dadurch auch den Anwendungsbereich des Äquivalents bzw. der Definition einzuschränken oder zu er-
10 weitern. Die zusätzliche Erklärung ist oft notwendig, sonst könnte die Anwendung des Äquivalents von einem unerfahrenen Fremdsprachenlerner zu Mißverständnissen führen.
2.8.3. Definition Auf das Mittel der Definition greifen die Lexikographen meistens dann zurück, wenn für ein ausgangssprachliches Lemma zielsprachliche Äquivalente (sowohl vollständige als auch unvollständige) fehlen. Seltener steht die Definition bei einem vorhandenen Äquivalent; in diesem Fall gibt sie entweder dieselbe Bedeutung wie das Äquvalent wieder (redundante Definition) oder stellt eine andere Bedeutung des Lemmas dar (alternative Definition). „Unter Definition wird [...] die zielsprachliche Übersetzung eines Lemmas verstanden, die aufgrund der Zahl von Wörtern über ein Äquivalent hinausgeht und entweder einen vollständigen Relativsatz oder eine Paraphrase bildet. Die Definition kann ein fehlendes Äquivalent ersetzen, in semantischer Opposition zu einem Äquivalent (oder auch zu einer anderen Definition) stehen, oder sie umschreibt ein vorhandenes Äquivalent bzw. Lemma; in diesem Falle liegt eine redundante Definition vor" (Papachristos 1990,123).
Kromann hält diejenigen Definitionen, die die Lexikographen auch dort hinzufügen, wo bereits ein vollständiges Äquivalent vorhanden ist (redundante Definitionen), für völlig überflüssig: „Derartige Bedeutungserläuterungen in zweisprachigen Wörterbüchern sind schon aus Platzgründen fehl am Platze, sie sind aber außerdem für den Benutzer überflüssig, wenn [...] ein vollständiges Äquivalent in der Zielsprache vorkommt." (Kromann 1984, 194)
Wenn man das Lemma, das Äquivalent, die Definition, die Glosse und die zusätzliche Erklärung als Bauteile eines Wörterbuchartikels bezeichnet, könnte ein Artikel im Idealfall folgendermaßen aussehen (solche Artikel kommen zwar sehr selten vor, aber sind doch auffindbar, vgl. z.B. bei Trotz): Lemma - Glosse - Äquivalent(e) - Definition(en) - zusätzliche Erklärung
2.8.4. Anordnung der Mikrostruktur Die Wörterbücher werden auch auf die Anordnung der Mikrostruktur untersucht. Es wird überprüft, in welcher Reihenfolge die in dem zielsprachigen Teil verzeichneten Elemente vorkommen. Dabei wird von den vier Anordnungsprinzipien (historisch, logisch, frequenzorientiert, distributionell) ausgegangen, die F. J. Hausmann (1977,41 ff.) formuliert. Der Lexikograph, der das historische Anordnungsprinzip anwendet, schreitet bei der Eintragung der unterschiedlichen Äquivalente „von der ältesten bis zur jüngsten Bedeutung" fort. Bei der frequenzorientierten Anordnung werden die Äquivalente „nach Wichtigkeit und Häufigkeit der definierten Bedeutungen" hintereinander gereiht. „Die dritte Lösung [...] ist die logische Entwicklung aus einer angenommenen Grundbedeutung" (Haus-
11
mann 1977, 42). Die distributionelle Anordnung ist die Anordnung nach dem Kriterium der „Verteilung des Wortes auf verschiedene Kontexte (Distribution)" (Hausmann 1977, 43). Der Lexikograph kann dem Benutzer den Umgang mit dem Wörterbuch bedeutend erleichtern, wenn er die Prinzipien der Anordnung der Mikrostruktur in der Vorrede erklärt oder wenn die Mikrostruktur so angeordnet ist, daß ihre Prinzipien auch ohne Erklärung leicht erkennbar sind. Es ist besonders wichtig bei Wörterbüchern mit längeren Artikeln. Die lexikographische Praxis hat erwiesen, daß in den meisten Wörterbüchern „keines der genannten Kriterien als ausschließliches Kriterium für die Anordnung von Einzelbedeutungen bzw. Übersetzungsäquivalenten polysemer lexikalischer Einheiten ausreicht" (Werner 1982, 156). Die Lexikographen verwenden also bei der Anordnung der Mikrostruktur eine Mischung von verschiedenen Kriterien. Im Rahmen dieser Arbeit wird also auch versucht, die Prinzipien, nach welchen sich die Lexikographen bei der Anordnung der Äquivalente richten, herauszufinden und sie zu beschreiben. Es soll untersucht werden, ob die Mikrostrukur der Wörterbuchartikel alphabetisch angeordnet ist, ob das semantische Prinzip „von Grund - zur übertragenen Bedeutung" angewendet wird, an welcher Stelle im Artikel feste Wendungen, Sprichwörter und Sätze vorkommen usw. Es soll auch eine Antwort auf die Frage gesucht werden, ob in den untersuchten Wörterbüchern ein formales Prinzip, nämlich Trennung der Bedeutungen der Lemmata durch Ziffern oder Buchstaben, Anwendung findet. Es wird auch auf die formalen Mittel eingegangen, die dazu dienen, verschiedene Äquivalente eines Lemmas optisch voneinander zu trennen (Komma, Punkt, Semikolon).
2.9. Syntagmatik
Die Kenntnis der semantischen Entsprechung eines muttersprachigen Wortes in der Fremdsprache verhilft dem Wörterbuchbenutzer noch nicht zur Bildung syntaktisch richtiger fremdsprachiger Konstruktionen. Die Wörter selbst, ohne Informationen über ihre syntagmatischen Eigenschaften, bleiben oft nutzlos. „Das aktuelle Sprechen oder Schreiben einer Sprache besteht nicht zuerst aus Wörtern, sondern aus Sätzen. Um mit Wörtern Sätze bilden zu können, genügt nun keineswegs die Kenntnis [...] der Bedeutung des Worts. Jedes Wort hat vielmehr eine Reihe weiterer Charakteristika, die seine richtige Verwendung im Satz von vornherein in erheblicher Weise festlegen" (Hausmann 1977, 70).
In einem idealen zweisprachigen Wörterbuch sollten alle existierenden Konstruktionen eines Lemmas entweder explizit oder mindestens implizit (durch Beispiele) vertreten werden (Hausmann 1977, 74). Da aber die Lexikographen Rücksicht auf den Umfang ihrer Wörterbücher nehmen müssen, können sie sich diesen Luxus nicht leisten. Es ist gut, wenn das Wörterbuch wenigstens die für den Benutzer wichtigen Unterschiede in der Syntagmatik der beiden Sprachen darstellt. Kromann formuliert den Begriff der „semantischen Syntagmatik" und stellt fest, die Art und Weise, wie „sich [...] die Wörter in der Fremdsprache zu semantisch normgerechten Syntagmen zusammenfügen lassen, ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen der zweisprachigen
12 Wörterbücher" (Kromann 1984, 204). In Bezug darauf kann „für die zweisprachige Lexikographie gefolgert werden: erstens, daß die konvergierende semantische Distribution von Lemma und Äquivalent nicht ausführlich oder gar in der Form von Einträgen der einsprachigen Wörterbücher dargeboten werden muß [...]; zweitens, daß die differierende semantische Distribution unbedingt darzubieten ist, d.h. der Lexikograph soll in seiner Vorarbeit den gesamten Umfang der sach- und normgerechten Verwendung eines Lemmas und eines Äquivalents beschreiben können, aber im zweisprachigen Wörterbuch nur die für den Benutzer wichtige Differenz darbieten [...]" (Kromann 1984, 206). Ein zweisprachiges Wörterbuch muß also nach Kromann vor allem diejenigen syntagmatischen Konstruktionen enthalten, deren Fehlen den Benutzer zur Bildung semantisch nicht richtiger Syntagmen verleiten könnte oder ihm das Erkennen der Konstruktionen erschweren könnte. Alle in dieser Arbeit dargestellten Wörterbücher werden nach ihrer Syntagmatik untersucht. Es soll eine Antwort auf die Fragen gefunden werden, ob syntagmatische Erklärungen im Wörterbuch überhaupt enthalten sind, welche Konstruktionen nicht vermerkt werden, und wie die vertretenen Konstruktionen dargestellt werden, d.h. ob der Lexikograph diese Informationen hinter dem Lemma explizit mitteilt oder ob sie in vorhandenen Beispielsätzen impliziert sind. Im folgenden werden die Fragen dargestellt, auf die ein Wörterbuchbenutzer von einem Wörterbuchartikel höchst wahrscheinlich Antwort verlangt. Gleichzeitig sind es diejenigen syntagmatischen Probleme, denen in den der Syntagmatik gewidmeten Kapiteln besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. • • • • •
Welches Objekt braucht ein Verb (Akkusativ-, Dativ-, Genitiv- oder ein präpositionales Objekt)? Kann es Sachen und/oder Personen als Objekte bei sich haben? Kann es mehrere Ergänzungen zugleich bei sich haben? Zieht das Verb Umstandsbestimmungen nach sich (mit welchen Präpositionen)? Gehen vom Verb Nebensätze oder Infinitivkonstruktionen aus?
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Wie ist die Rektion des Adjektivs? Läßt sich das Adjektiv attributiv und/oder prädikativ verwenden? Kann das Adjektiv einen Nebensatz oder einen Infinitv nach sich ziehen? Ist die Stellung des Adjektivs im Satz geregelt?
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Welchen Kasus regiert die Präposition? (mit besonderer Berücksichtigung der Präpositonen, die je nach dem Kontext den Dativ oder den Akkusativ regieren) Kann die Präposition dem Substantiv nachgestellt werden (z. B. zuwider)?
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In der Arbeit wird überprüft, ob der Wörterbuchbenutzer in dem untersuchten Wörterbuch Antwort auf die oben gestellten Fragen finden kann und auf welche Weise diese Informationen übermittelt werden.
13 2.9.1. Sätze Damit der Fremdsprachenlerner ausfuhrliche Angaben darüber finden kann, wie die von ihm gesuchten Wörter konstruiert werden, sollen die Mikrostrukturen der zweisprachigen Wörterbücher über die Äquivalente und die oben genannten syntaktischen Informationen hinaus auch Sätze enthalten. Ein Wörterbuch ist nämlich nur dann imstande, „dem Wort Leben und Farbe zu verleihen", wenn es für die Lemmata nicht nur Äquivalente angibt, sondern sie auch „in ein lebendiges Stück Rede" (Hausmann 1977, 82) stellt. Der in den Mikrostrukturen von alten Wörterbüchern vorkommende Satz wird hier nach mehreren Gesichtspunkten untersucht. Es wird überprüft, ob die Sätze zitiert oder vom Lexikographen selbstgebildet sind, ob sie in einer finiten oder infiniten Form in das Wörterbuch eingetragen werden und ob sie vollständig sind oder Proformen enthalten. In Anlehnung an die unten genannte Forderung, die Hausmann an die Beispielsätze stellt, wird auch überprüft, in welchem Tempus, Modus und Genus das Prädikat des Satzes steht. „Die Beispielsätze eines Wörterbuchs sollten insgesamt das ganze Spektrum möglicher Sätze vorfuhren und ein einigermaßen getreues Bild des tatsächlichen Sprachgebrauchs vermitteln. So dürfen z.B. nicht nur Sätze im Präsens vertreten sein" (Hausmann 1977, 86).
Der Lexikograph, der sich entschieden hat, in sein Werk auch Beispielsätze einzutragen, kann entweder selbstgebildete Konstruktionen verwenden oder Zitate heranziehen. Auf die Frage, welche der beiden Möglichkeiten für den Wörterbuchbenutzer nützlicher ist, erteilt Hausmann eine eindeutige Antwort: „Der zitierende Lexikograph sucht bei dem zitierten Autor das stilistisch Schöne, Ungewöhnliche oder auch das inhaltlich Interessante. [...] Die beschriebene Zitatpraxis hat ihre Berechtigung ftlr den gebildeten Muttersprachler, der das sprachlich Durchschnittliche und Anspruchslose besitzt und das höhere, literarische Vorbild sucht. Ganz anders für den Fremdsprachenlerner, der gerade das sprachlich Üblichste, Alltäglichste, Banale, das merkmallose Beispiel sucht, für das der Muttersprachler kein Wörterbuch aufschlägt! Für den L2-Lerner ist das Zitatverfahren wertlos, wenn nicht gar gefährlich, weil er allzuleicht für merkmallos und gebräuchlich hält, was doch gerade wegen seiner Merkmalhaltigkeit verzeichnet worden ist" (Hausmann 1977, 83).
Die Lexikographen, denen der Umfang ihrer Wörterbücher nicht gleichgültig ist, verzichten oft auf vollständige Sätze und übermitteln die syntagmatischen Informationen durch verkürzte Beispiele. Da sowohl vollständige als auch verkürzte Sätze dem Wörterbuchbenutzer Aufschluß über den syntagmatischen Status des Wortes geben können und diese Information keineswegs mit der Länge des Beispiels zusammenhängt, betrachtet Hausmann die Vollständigkeit von Sätzen als „eine Art Luxus": „Da der vollständige Satz einerseits durch seine relative Länge die Ökonomie des durchschnittlichen Wörterbuchs erheblich belastet, er andererseits aber für den L2-Lemer im wesentlichen insoweit von Interesse ist, als er Aufschluß gibt Uber Konstruktion und Kollokation und diese auch ohne Satz verzeichnet werden kann, muß man ihn als eine Art Luxus ansehen, den sich das Lernwörterbuch erst leisten kann, wenn Konstruktion und Kollokation umfassend abgehandelt sind" (Hausmann 1977, 84).
14 2.9.2. Kollokationen Damit der Fremdsprachenlerner ein fremdsprachiges Wort in allen möglichen Kontexten anwenden kann, muß er auch wissen, mit welchen anderen Wörtern es eine Verbindung eingehen kann. Dazu braucht er außer den Beispielsätzen die charakteristischen, oft auftretenden Wortverbindungen - die Kollokationen. Franz Josef Hausmann versteht unter dem Begriff der Kollokation das, was „in einer Sprache an Wortverbindungen typisch und häufig oder überhaupt möglich ist", das „syntagmatisch miteinander Gebräuchliche" (Hausmann 1977,75). Viele Lexikographen räumen diesen Wortverbindungen die wichtigste Rolle unter allen in der Mikrostruktur dargestellten Konstruktionen ein. „In einer Theorie des lexikographischen Beispiels wird man den Kollokationen unter allen Beispieltypen den vordersten Rang zuerkennen müssen", meint Hausmann (1985 a, 118). Die Eintragung von möglichst vielen Kollokationen ist deshalb so wichtig, weil in diesem Bereich für die Fremdsprachenlerner die größten Probleme auftreten. „In den Kollokationen unterscheiden sich die Sprachen am meisten und liegen für den L2-Lerner die größten Schwierigkeiten. Zumindest für das fortgeschrittene Wortschatzlernen ist deshalb die lexikalische Lerneinheit nicht mehr das isolierte Wort, sondern das Wort in dem typischen Kontext der Kollokation" (Hausmann 1977, 75/6).
Die Artikel der behandelten Wörterbücher werden also auch auf die Kollokationen untersucht. Es wird überprüft, auf welche Wortarten sich die Kollokationen konzentrieren und ob der Lexikograph sie überhaupt verzeichnet, an welcher Stelle in der Mikrostruktur die Kollokationen anzutreffen sind und ob sie einmal oder doppelt eingetragen werden (z.B. bei einer Kollokation des Typs: attributives Adjektiv - Substantiv kann die Kollokation sowohl unter dem Adjektiv als auch unter dem Substantiv erscheinen).
2.9.3. Feste Wendungen Besondere Aufmerksamkeit verdient die Behandlung der festen Wendungen, deren Verständnis und Anwendung den Wörterbuchbenutzern besonders viele Schwierigkeiten bereiten. Hausmann definiert sie als „syntagmatische Folgen", deren Bedeutung sich „nicht mehr ohne weiteres aus dem Zusammenwirken der Teile erschließen" läßt und stellt fest, daß der Lemer sie „als Einheit lernen muß, ganz so wie er ein Wort lernt" (Hausmann 1977, 78). Nach Hans-Peder Kromann sind sie „diejenigen syntagmatischen Konstruktionen, zwischen deren jeweiligen lexikalischen Einheiten keine semantische Vereinbarkeit besteht (Kohldampf schieben), oder deren Einheiten eine völlig neue Bedeutung und somit eine (komplexe) neue lexikalische Einheit bilden (kalter Kaffee, jmdn. auf den Arm nehmen)" (Kromann 1984, 211). Damit der Benutzer eine fremdsprachliche Wendung richtig versteht und sie entsprechend anwendet, muß ihm das zweisprachige Wörterbuch die Unterschiede zwischen der wörtlichen Übersetzung der Wendung und ihrer tatsächlichen Bedeutung deutlich machen. Die festen Wendungen können in die Zielsprache auf verschiedenen Wegen übertragen werden. In den seltenen Fällen, in denen die ausgangssprachliche Wendung eine idiomati-
15 sehe Entsprechung in der Zielsprache hat, ist die Aufgabe des Lexikographen ziemlich leicht. Manche Lexikographen entscheiden sich, die bereits mit einem zielsprachlichen Äquivalent versehene ausgangssprachliche Wendung anschließend wörtlich in die Zielsprache zu übersetzen. In solchen Fällen soll auch untersucht werden, welchen Sinn die wörtliche Übersetzung hat. Wenn in der Zielsprache keine idiomatische Entsprechung vorhanden ist, kann die Wendung entweder durch zielsprachliche Umschreibung oder durch wörtliche Übersetzung übertragen werden. Manche Lexikographen nehmen die festen Wendungen in diesem Fall überhaupt nicht in das Wörterbuch auf. Die Antwort auf die Frage, in welchem Maße die festen Wendungen in einem zweisprachigen Wörterbuch vertreten werden sollten, macht Kromann davon abhängig, ob es sich um ein passives oder aktives Wörterbuch handelt: „Diese stilistisch und konnotativ hochwertigen Ausdrücke sind möglichst erschöpfend in das passive Wörterbuch aufzunehmen, weil der Benutzer beim Verstehen fremdsprachiger Texte keine Chance hätte, wenn er aufgrund der Bedeutung der jeweiligen Einheiten das Gemeinte erraten sollte. Wegen der fehlenden semantischen Transparenz dieser Syntagmen ist er auf das passive Wörterbuch angewiesen. Inwieweit Phraseologismen im aktiven Wörterbuch stehen sollten, ist unter anderem von der stilistischen Breite des Wörterbuchs abhängig" (Kromann 1984,211).
In den der Behandlung von festen Wendungen gewidmeten Kapiteln wird auch auf die Ordnungselemente eingegangen, die manche Lexikographen bei der Kennzeichnung der Wendungen verwenden (fig., bildl., im übertragenen Sinne usw.) Ob die Wörterbücher der festen Wendung einen selbständigen lemmatischen Status gewähren, unter welchem Wort (Substantiv, Verb usw.) die Wendung zu finden ist und wo sie in der Makrostruktur erscheint (hinter oder vor den Beispielsätzen, am Ende oder in der Mitte der Artikels usw.), wird entsprechend in den Kapiteln „Lemmatisierung" und „Anordnung der Mikrostruktur" überprüft.
2.9.4. Sprichwörter Auch die Sprichwörter werden in den meisten Wörterbüchern (ähnlich wie die idiomatischen Wendungen) nicht in den Anhängen getrennt behandelt, sondern sie erscheinen innerhalb der Mikrostruktur. Wie die Wendung kann auch das Sprichwort unterschiedlich dargeboten werden: durch wörtliche Übersetzung, Umschreibung oder durch sprichwörtliche zielsprachliche Entsprechung. Der Art und Weise, auf welche ein Sprichwort in die Zielsprache übertragen wird, wird sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Darüber hinaus werden bei den Sprichwörtern auch Antworten auf die Fragen gegeben, unter welchem der beteiligten Wörter das Sprichwort eingetragen wird, ob es mehrmals oder nur einmal aufgenommen wird („Lemmatisierung"), welche Stelle es in der Mikrostruktur annimmt und ob es als solches gekennzeichent wird („Mikrostruktur"). Die syntagmatischen Angaben, die innerhalb der Mikrostrukturen anzutreffen sind und die der Wörterbuchbenutzer auch in jeder Grammatik finden könnte, belasten zwar erheblich den Umfang jedes Wörterbuchs, gleichzeitig aber erleichtem sie dem Fremdsprachenlerner seine Arbeit. Der Benutzer sucht nämlich in einem Wörterbuch konkrete Informationen zu einem Wort und nicht allgemeine Informationen zu einem grammatischen Problem.
16 „Solche Angaben sind keineswegs der Grammatik vorbehalten. Diese beschreibt die Konstruktionstypen und gibt Beispiele von Wörtern, die in die Typen passen. Das Wörterbuch geht dagegen vom Wort aus und stellt die für dieses Wort in Frage kommenden Konstruktionstypen zusammen. Es schreibt gewissermaßen die grammatische Biographie des Wortes. Da der Benutzer in der Regel ebenfalls vom Wort ausgeht, kommt das Wörterbuch dem Bedürfnis des Benutzers stärker entgegen" (Hausmann 1977, 71).
2.10. Diasystematische Markierung Um einen Kern der Wörter herum, die von Hausmann als merkmallos bezeichnet werden, gruppieren sich Wörter mit zusätzlichen Merkmalen der verschiedensten Art („alt", „selten", „Fremdwort", „regional", „umgangssprachlich", „vulgär" usw.). Es handelt sich hier um markierte Wörter (Hausmann 1977, 112). Von einem zweisprachigen Wörterbuch wird erwartet, daß es dem Benutzer eine inadäquate Verwendung der lexikalischen Einheiten vermeiden hilft. Deshalb sind in jedem Wörterbuch die diasystematischen Markierungen, d.h. die Informationen über die Verwendung der markierten Wörter innerhalb eines Kontextes, erforderlich. Der Begriff „diasystematische Markierung" wird hier nach F. J. Hausmann angegeben. Die Vorsilbe dia- steht in allen Fällen (diachronisch, diakonnotativ, diatopisch, diafrequentiv usw.) für Verschiedenheit (dia aus griech. dia: „auseinander, durch, hindurch, zwischen"). Die auf diese Vorsilbe folgenden Adjektive stehen für den Bereich, auf den sich die Markierung bezieht. Da der Benutzer neue fremdsprachliche Konstruktionen aufgrund seiner muttersprachlichen Kompetenz bildet, ist die Markierung „nur bei Nicht-Äquivalenz bezüglich der Stilebene erforderlich, also wenn entweder in der Zielsprache kein Äquivalent existiert, das derselben Stilschicht wie die ausgangssprachliche Einheit zuzuordnen ist, oder wenn in der Zielsprache zu den derselben Stilebene wie die ausgangssprachliche Einheit zuzuordnenden Äquivalenten zusätzlich weitere Übersetzungen angegeben werden, die einer anderen Stilebene als die ausgangssprachliche Einheit bzw. ihr Gebrauch in einer bestimmten Einzelbedeutung zuzuordnen sind" (Werner 1980, 154). Die Muttersprachler wissen intuitiv, wo die Wortverwendungsgrenzen liegen, der Fremsprachenlerner muß sie jedoch erst lernen. Im Wörterbuch wird die Markiertheit der Wörter mit Hilfe von verschiedenen Markierungszeichen (Kennzeichnungen), meist in Form von Abkürzungen, angegeben. Die Markierungen sollten in den Abkürzungsverzeichnissen aufgeführt und dekodiert werden. In der Regel finden sich dort aber nicht alle in den Wörterbuchartikeln vorkommenden Markierungen. Die Behandlung der markierten Wörter durch die deutsch-polnischen und polnischdeutschen Wörterbücher und die Markierungszeichen selbst sind Gegenstand der Kapitel, die in der vorliegenden Arbeit mit dem Titel „Diasystematische Markierung" versehen sind.
17 2.10.1. Diachronische Markierung (Das Alter der Wörter) Für das Lernen des Wortschatzes einer Fremdsprache ist es wichtig, den aktuellen Wortschatz von dem früherer Jahrhunderte zu trennen. Bei der diachronischen Markierung unterscheidet Hausmann (1977, 113 ff.) eine Diachronie nach rückwärts (alte Wörter) und eine Diachronie nach vorwärts (neue Wörter). Die Wörterbücher müssen entsprechend auf die Entwicklung der Sprache reagieren. Der Lexikograph steht also immer vor dem Problem, welche von den diachronisch markierten Wörtern in sein Wörterbuch aufgenommen werden sollten. Und so soll z.B. das veraltete Wortgut dann in einem Wörterbuch erscheinen, wenn es dem Benutzer in der gegenwärtig noch gelesenen Literatur begegnen kann, oder wenn es in der Umgangssprache zwar nicht mehr ohne weiteres verwendet wird, aber insofern zu der heutigen Sprache gehört, als man es noch in einer besonderen Verwendung (regional, idiomatisch, literarisch) antrifft. Bei der Kennzeichnung der Wörter als veraltet besteht aber die Gefahr, daß der Lexikograph ungewollt in die Sprachentwicklung eingreifen könnte. Nicht unproblematisch ist auch die Bewertung der diachronischen Markierung im Falle von älteren Wörterbüchern. Eine synchronische Ebene von heute kann nämlich mit der des 18. Jahrhunderts kaum gleichgestellt weden. Viele Wörter, die heute als veraltet empfunden werden, besaßen im 18. Jahrhundert noch keine Sonderwortschatzmerkmale. Als Grundmarkierungen für die Archaismen und Neologismen finden sich in den Wörterbüchern mit Deutsch unter anderen folgende Kennzeichnungen: veraltet (veralt.), obsolete (obs.), nicht mehr, ursprünglich, neu usw. 2.10.2. Diatechnische Markierung (Der Fachwortschatz) Der Fachwortschatz wird nicht nur von Fachleuten verwendet, er hat auch Eingang in die Allgemeinsprache gefunden. Die Fachwörter werden also auch von durchschnittlichen Sprechern verstanden und gebraucht, und deshalb sollte jedes allgemeine Wörterbuch auch einen Teil des Fachwortschatzes enthalten. Es ist aber unmöglich, alle fachsprachlichen Termini einer Sprache in das Wörterbuch aufzunehmen. Es erhebt sich hier also die Frage, wieviel Fachwortschatz ein allgemeinsprachliches Wörterbuch enthalten sollte. Nach Hausmann dürfen die allgemeinsprachlichen Wörterbücher „Fachsprachliches nur enthalten, insoweit es Allgemeingut geworden und jedermann geläufig ist, was z.B. für viele Termini des Automobilbaus gilt" (Hausmann 1977, 130 f.). Der von F. J. Hausmann geprägte Begriff diatechnisch (Hausmann 1977, 130 ff.) darf nicht auf allein ein Fachgebiet und zwar „Technik" verengt verstanden werden. Es umfaßt alle Gebiete, die man als wissenschaftlich, beruflich oder auch fachlich bezeichnen kann. Einen Überblick über die berücksichtigten Fachgebiete im Wörterbuch bieten oft die Abkürzungsverzeichnisse, in die sie als aufgelöste Abkürzungen integriert sind.
2.10.3. Diaintegrative Markierung (Fremdwörter) Ein besonderes Problem stellt für die Wörterbücher die unterschiedliche Integration von Wörtern anderer Sprachen dar. Obwohl die Herkunft von Wörtern eigentlich in einem ety-
18 mologischen Wörterbuch behandelt werden sollte, ist es auch lexikographische Praxis, die Sprache anzugeben, aus der ein Fremdwort entlehnt worden ist. Der Wörterbuchbenutzer erwartet diese Informationen und geht davon aus, daß alle nicht besonders gekennzeichneten Wörter nicht aus einer fremden Sprache entlehnt wurden. Die besondere Kennzeichnung der diaintegrativ markierten Wörter ist um desto wichtiger, daß sie sich innerhalb des Gesamtsystems der Sprache häufig anders als die heimischen Wörter verhalten (bezüglich Schreibung, Aussprache, Flexion usw.) Eine besondere Kennzeichnung ist aber nicht bei allen Fremdwörtern erforderlich, sondern nur bei denjenigen, die sich noch nicht an das System der betreffenden Sprache angepaßt haben, die sich als in einer Sprache noch nicht völlig integriert erkennen lassen. Die Wörter fremder Herkunft werden in den Wörterbüchern meistens mit einem Hinweis darauf versehen, aus welcher Sprache sie stammen. Die Angabe der Sprache, aus der entlehnt worden ist, bringt oft weitere Probleme mit sich: Es gibt eine ganze Reihe von Wörtern, die nicht direkt aus einer Sprache in eine andere, sondern auf komplizierten Wegen entlehnt worden sind. 2.10.4. Diastratische Markierung (Der soziale Status der Wörter) Es gibt Wörter, deren richtige Verwendung davon abhängt, ob sie innerhalb eines schriftlichen oder eines mündlichen Ausdrucks stehen. Neben der gesprochenen und geschriebenen Sprache muß der Sprecher auch unterscheiden, ob ein Wort eher bei den unteren oder höheren sozialen Schichten benutzt wird, damit er weiß, in welcher Situation er sich welchen Wortes bedienen kann. „Wir sehen [...], daß der Wortschatz auf verschiedene Stilschichten [...] verteilt ist, die eng an Normen des sozialen Rollenverhaltens gebunden sind. Der Sprecher einer Sprache zieht gleichsam je nach Situation und Ausdrucksabsicht verschiedene Register, und es wird erwartet, daß er die richtigen zieht" (Hausmann 1977, 118). Die Muttersprachler haben immer das Gefühl für die jeweilige Schichtenzugehörigkeit eines Wortes, der Fremdsprachenlerner muß dagegen den stilistischen Wert des Wortes erst erfahren und so wie die Bedeutung lernen. Die Nicht-Markierung der Äquivalente verleitet einen Wörterbuchbenutzer zu der Annahme, daß sie merkmallos sind und führt dazu, daß er inadäquate, von der Norm abweichende Konstruktionen bildet. Die Aufgabe des Lexikographen besteht also auch darin, den Wörterbuchbenutzer über die stratische Markierung des Wortes zu informieren, um solchen Situationen vorzubeugen. 2.10.5. Diafrequente Markierung (Die Häufigkeit der Wörter) Die Wörter einer Sprache kommen nicht alle mit gleicher Häufigkeit vor. Jede Sprache verfügt sowohl über einen festen Kern lexikalischer Einheiten, deren Frequenz in der Verwendung sehr hoch ist, als auch über Wörter, die an der Peripherie der Sprache angesiedelt sind und ganz selten verwendet werden. Um die Fremdsprachenlerner vor Fehlem zu bewahren, sollten also die Autoren von zweisprachigen Wörterbüchern die geringe Frequenz von Wörtern kennzeichnen. Laut Hausmann gebührt die diafrequente Markierung denjenigen Wörtern, die ,glicht fachprachlich gekennzeichnet sind und doch nur selten vorkommen" (Hausmann 1977, 137).
19 Dem Wörterbuchbenutzer begegnen diafrequente Markierungen in unterschiedlichen Formen. Zu den am häufigsten vertretenen gehören kurze, meist adjektivische Informationen, wie z.B.: selten, häufig, oft, meist. Die Lemmata werden auch durch längere Kommentare gekennzeichnet, z.B. wird häufiger gebraucht oder tritt selten auf. Manche Lexikographen greifen auch zu Symbolen, und so kann z.B. ein Asteriskus für selten stehen. Manche Markierungen leiten konkurrierende Angaben zu einem Lemma ein (Varianten zur Orthographie, Betonung, Flexion des Lexems usw.), die Mikrostruktur der betreffenden Artikel sieht in diesen Fällen folgendermaßen aus: Lemma - morphologische Angaben diafrequente Markierungen (z.B. häufiger, seltener) - Variante des Lemmas.
2.10.6. Dianormative Markierung (Der fehlerhafte Gebrauch der Wörter) Zwischen dem Sprachgebrauch nach einer vorgegebenen Norm und dem tatsächlichen Gebrauch einer Sprache herrscht nicht immer Übereinstimmung, die oft auftauchenden Zweifelsfälle bereiten selbst den Muttersprachlern viele Schwierigkeiten. Zweifelsfälle tauchen bei den in der Sprache neu auftretenden Wörtern, Bedeutungen und Konstruktionen auf, bei der Wortformenwahl und Genuswahl, bei der Aussprache und Schreibung, bei der diastratischen Merkmalhaftigkeit usw. Bei der Behandlung dieser lautlichen, orthographischen, morphologischen, syntaktischen und stilistischen Varianten von lexikalischen Einheiten verhalten sich die Lexikographen unterschiedlich. Entweder ignorieren sie den nicht üblichen Gebrauch eines Wortes, oder sie kennzeichen ihn als unkorrekt oder, und das ist nach Hausmann die beste Methode, sie verzeichnen beide Konstruktionen und geben bei einer davon an, daß ihre Korrektheit umstritten ist.
2.10.7. Diatopische Markierung (Geographie der Wörter) Wörter, die für eine bestimmte Gegend charakteristisch sind und den Sprecher als einen Bewohner dieser Gegend erkennen lassen (Hausmann 1977, 115), sollten als diatopisch gekennzeichnet werden. Dies gilt sowohl für die Wörter, die nur regional verwendet und verstanden werden, als auch für diejenigen, die von der Sprachgemeinschaft zwar überregional verstanden, aber nur regional verwendet werden. Die diatopischen Markierungen sind wichtig, weil sich hier viele Verständnisschwierigkeiten oder zumindest Unsicherheiten nicht nur für den Ausländer ergeben, sondern nicht selten auch für den Muttersprachler. In der vorliegenden Arbeit werden derartige Begriffe auch als Regionalismen oder als mundartliche Ausdrücke bezeichnet.
2.10.8. Diakonnotative Markierung (Der „Klang" der Wörter) Unabhängig davon, ob ein Wort mit irgend einer der bisher erwähnten Markierungen versehen ist, kann es emotional verwendet werden, d.h. es kann einen Gefühlswert, einen bestimmten Klang haben. Diesen Klang nennt Hausmann Konnotation. „Wörter und übliche Verwendungen von Wörtern können feierlich klingen oder verächtlich oder affektiert oder beleidigend oder vulgär oder ironisch" (Hausmann 1977, 128). Mit der diakonnotativen
20 Markierung zeigen die Lexikographen an, daß für ein Wort Besonderheiten des Gebrauches gelten, die im Äquivalent oder in der Bedeutungserklärung nicht erfaßt sind. Sie dienen also der weiteren Spezifizierung der Gebrauchsregel eines Wortes.
2.11. Funktion des Wörterbuchs
Im Rahmen dieser Arbeit wird auch versucht, die einzelnen Wörterbücher unter benutzerorientierten Aspekten zu untersuchen. Auf Grund der in den untersuchten Wörterbüchern enthaltenen Angaben zur Morphologie und Phonetik als auch auf Grund von syntaktischen Informationen und diasystematischen Markierungen soll eine Antwort auf die Frage gefunden werden, welcher Benutzergruppe (den Deutschen oder den Polen) das Wörterbuch dienen sollte. Kromann nennt den Typ der zweisprachigen Wörterbücher, „mit dessen Hilfe fremdsprachige Texte produziert werden können, ein aktives zweisprachiges Wörterbuch, und den Typ, mit dessen Hilfe fremdsprachige Texte rezipiert werden können, ein passives zweisprachiges Wörterbuch" (Kromann 1984,185). Hausmann, der die Begriffe aktiv und passiv zwar nicht ablehnt, wendet seine eigene Terminologie an und nennt die zweisprachigen Wörterbücher entsprechend Hinübersetzungs- und Herübersetzungswörterbücher. „Je nachdem ob ftir den Benutzer die Ausgangssprache oder die Zielsprache Muttersprache bzw. Fremdsprache sind, lassen sich bei einem Sprachenpaar zwei Äquivalenzrichtungen und vier Funktionen unterscheiden. Ist ftlr den Benutzer die Ausgangssprache die Fremdsprache und die Zielsprache die Muttersprache, so spricht man von einem Herübersetzungswörterbuch bzw. auch von einem passiven Wörterbuch. Ist umgekehrt die Ausgangssprache die Muttersprache und die Zielsprache die Fremdsprache des Benutzers, so spricht man von einem Hinübersetzungswörterbuch bzw. von einem aktiven Wörterbuch" (Hausmann 1985 b, 377).
Hausmann betont, daß sich die Begriffe aktiv und passiv nicht auf die Aktivität bzw. Passivität des Benutzers beziehen. Der Benutzer eines passiven Wörterbuchs verhält sich nämlich bei der Übersetzung eines fremdsprachlichen Textes in seine Muttersprache ebenso aktiv wie bei der Übersetzung in die Fremdsprache: „Die Begriffe aktiv und passiv dürfen nicht in dem Sinne verstanden werden, daß sie Aktivität oder Passivität des Wörterbuchbenutzers im Umgang mit einem Text bedeuten. Der Begriff aktiv bezieht sich einfach auf die Produktion, der Begriff passiv auf die Rezeption eines fremdsprachlichen Textes" (Hausmann 1991, 2741).
In dem Kapitel „Funktion des Wörterbuchs" werden beide Begriffe für gleichberechtigt gehalten. Über die Funktion hinaus wird in diesem Kapitel auch die Direktion des Wörterbuchs untersucht. Als monodirektional werden diejenigen Wörterbücher bezeichnet, die auf Adressaten nur einer der beiden Wörterbuchsprachen als Muttersprache ausgerichtet sind.
Bidirektional sind dagegen die auf Muttersprachler beider Muttersprachen ausgerichteten Wörterbücher.
3. Kurze Geschichte der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Lexikographie vor Michael Abraham Trotz (1772)
Die Geschichte der polnisch-deutschen und deutsch-polnischen Lexikographie reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die Entwicklung des lexikographischen Handwerkes im 16. Jahrhundert in Polen steht im Zusammenhang mit der Blüte des geistigen Lebens und mit der außerordentlichen Bildungs- und Reisefreudigkeit des Adels. Zu dieser Zeit ist eine Reihe von polnisch-fremdsprachigen gedruckten Wörterbüchern verfaßt und veröffentlicht worden (daneben waren auch zahlreiche handschriftliche Wörterbücher verbreitet). Die ersten Wörterbücher waren nicht alphabetisch, sondern begrifflich (nach Sachgebieten) geordnet. Die thematischen Wörterbücher sind bis zu der Hälfte des 17. Jahrhunderts reichlich publiziert worden. Im folgenden werden die wichtigsten vor Michael Abraham Trotz entstanden Wörterbücher mit Polnisch und Deutsch kurz dargestellt. Manche davon enthalten über das Sprachenpaar Polnisch - Deutsch hinaus auch andere Sprachen, die ersten Wörterbücher mit Polnisch und Deutsch sind nämlich mehrsprachige Wörterbücher. Es handelt sich hier natürlich um die klassischen Sprachen Griechisch und vor allem Latein, im allgemeinen kann festgestellt werden, daß die deutsch-polnische und die polnisch-deutsche Lexikographie in Abhängigkeit von der lateinischen Lexikographie entstanden sind. Die ältesten gedruckten lexikographischen Werke mit Deutsch und Polnisch sind im humanistischen, der polnischen Nationalsprache günstig gesinnten Klima der Universitätsstadt Krakau entstanden. Die Entstehung der ältesten Wörterbücher ist aufs engste verknüpft mit dem Namen des Krakauer Druckers Hieronymus Vietor, der in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts zahlreiche Bücher für den humanistisch ausgerichteten Unterricht gedruckt hat. Im Jahre 1526 veröffentlichte er unter dem Titel: Jan Murmelius (Joannes Murmelius): Dictionarius Joannis Murmeiii variarum rerum, tum pueris, tum adultis utilissimus, cum Germanica atque Polonica interpretatione, adiecto etiam vocabulorum et capitulorum indice. Krakow: Hieronymus Vietor, 1526. eine polnische Bearbeitung des ersten Teiles von der Pappa puerorum des bekannten niederländischen Humanisten. Das vierteilige Schulbuch, das an erster Stelle ein für die Zeit ziemlich ausfuhrliches lateinisch-niederländisches systematisches Vokabular enthält, war 1513 zum ersten Mal in Köln gedruckt worden, worauf mehrere Ausgaben in den Niederlanden und in Deutschland (Köln) gefolgt sind (de Smet 1983, 273). Kurz danach wurde das Werk ins Hochdeutsche umgesetzt, das Krakauer Wörterbuch beruht also auf dem lateinisch-deutschen Wörterbuch, welches um das Polnische bereichert wurde. In Polen erfreute sich das Wörterbuch großer Beliebtheit, es wurde noch im 17. Jahrhundert benutzt, während es im Westen durch andere Werke längst verdrängt worden war. Der Erfolg des Wörterbuchs kann auch daran gemessen werden, daß es viele weitere Auflagen erlebte: 1528, 1533, 1540, 1541, 1546, 1550, 1551, 1555, 1564, 1584 (Claes 1977, 81), 1615, 1623, 1626, 1628, 1640, 1645, 1666 (Grzegorczyk 1967, 188).
23 Das Werk von Murmelius ist ein thematisches Wörterbuch. Es besteht aus mehreren Kapiteln, in welchen die Wörter nach Sachgebieten geordnet sind, z.B.: „O bodze y rzeczach nyebyeskich" „O czässyech" „O zywyelyech y o tych rzeczach ktore sye nä powyetrzu rodz^m" „O kwyeczyu" „O wonyäy^cych zyolach" „O rozmaytych rodzäyoch pokärmu" usw. (LoS 1915, 145)
„Vom Gott und Himmel" „Von der Zeit" „Von Witterungserscheinungen" „Von Blumen" „Von Kräutern" „Von der Nahrung"
Zur leichteren Auffindung der gesuchten Wörter hängt Murmelius am Ende seines Werkes ein alphabetisches Verzeichnis der Wörter mit Angabe der Seitennummer an. Das nächste bedeutende Wörterbuch ist das 1528 in Krakau herausgegebene Werk des Schlesiers Franciszek Mymer: Franciszek Mymer (Franciscus Mymerus): Dictionarius trium linguarum: Latine, Teutonice et Polonice, potiora vocabula continens. Kraków: Hieronymus Vietor, 1528. Die erste Ausgabe des lateinisch-deutsch-polnischen Wörterbuchs von Franciszek Mymer erscheint im Jahre 1528. Von dieser Ausgabe ist nur ein Exemplar ohne Titelblatt in der Uppsalaer Universitätsbibliothek erhalten geblieben. Auch der zweite Druck, den Vietor 1541 in Krakau herausgegeben haben soll (Claes 1977, 309), enthält keine Angaben über Drucker und Druckort. Erst in der 1570 in Königsberg erschienenen Ausgabe ist das am 10. April 1528 datierte Widmungsschreiben von Franciscus Mymerus an Johannes Boner überliefert, in dem sich Mymerus als Verfasser nennt. Das Werk von Mymerus stellt eine Umarbeitung des 1513 in Wien bei Vietor herausgegebenen lateinisch-deutsch-tschechischen Wörterbuchs von Murmelius1 dar, was unter anderen durch die Reihenfolge der Kapitel bestätigt wird. Aus dem Werk geht auch eindeutig hervor, daß Mymerus sich sehr deutlich durch das Tschechische beeinflussen ließ. Hier einige Beispiele für die bei Mymer enthaltenen Kapitel: „O niebie" „O ¿ywiolach y rzeczach ktöre sie w powietrzu rodzq" „O czäsiech" „O robakach y morskich dziwach" „O kuchni y rozlicznym gratu" (£oi 1915, 146)
1
„Vom Himmel" „Von Witterungserscheinungen" „Von der Zeit" „Von Würmern" „Von der Küche"
Murmelius Jan: Dictionarius trium linguarum: Latine, Teutonice, Boemice potiora vocabula conti-
nens. Wien: Hieronymus Vietor et Johannes Singriener, 1513 (Claes 1977, 222).
24 Als eine wichtige Neuerung hebt F. Mymerus hervor, daß er innerhalb der Kapitel die lateinischen Lemmata in alphabetischer Reihenfolge aufführt, um den Benutzern das Auffinden der Wörter zu erleichtern. Von Mymers Wörterbuch sind aus dem 16. Jahrhunderts fünf Ausgaben bekannt, von denen drei aus H. Vietors Offizin hervorgegangen sind (1528, 1541, 1555) und die beiden letzten in Königsberg (1570 bei Daubmann, 1592 bei Georg Osterberger) herausgegeben wurden (Claes 1977,309, 389, 456, 536, 771). Erwähnenswert ist auch das 1590 (Claes 1977, 735) in Basel erschienene Elf - Sprachen - Wörterbuch von Ambrosius Calepinus, der in seinem Werk auch das Polnische und das Deutsche berücksichtigt. Das Werk 2 war zunächst einsprachig (lateinisch), erst dann wurde es zur namengebenden Grundlage eines Wörterbuchtyps, der Polyglotte: zunächst wurden den lateinischen Wörtern die griechischen Äquivalente hinzugefügt, bald wurde daraus der Calepinus pentaglottus , und über die entsprechenden Zwischenstufen landete man schließlich beim Calepinus undecim linguarum: Ambrosius Calepinus: Dictionarium undecim linguarum: latina, hebraica, graeca, gallica, italica, germanica, belgica, hispanica, polonica, ungarica, anglica. Basel: Sebastianus Henricpetrius, 1590. (Claes 1977, 735) Die elfsprachige Bearbeitung des Wörterbuchs von Calepinus wurde in einer Zeitspanne von 92 Jahren insgesamt 9 mal gedruckt: Basel 1590, 1594 (Claes 1977, 520 c), 1598 (Claes 1977, 831), 1605, 1610, 1616, 1622, 1627, 1682 (Lewanski 1973, 1679). Als nächstes Werk von großer Bedeutung kann das am Ende des 16. Jahrhunderts (1594) in Danzig erschienene Wörterbuch von Mikolaj Volckmar 4 , Lehrer der polnischen Sprache am Danziger Gymnasium, gelten: Mikolaj Volckmar: Dictionarium quadrilingue, Polonicum, Latinum, Graecum et Germanicum. Gdansk (Danzig): Fontanus, 1594 (Claes 1977, 795). Das Deutsche und Polnische werden in dem ersten Teil des dreiteiligen Werkes berücksichtigt. Trotz der im Titel enthaltenen Information fehlt hier das Griechische. Nach 1594 erscheinen noch mehrere Ausgaben des Wörterbuchs (1596, 1605, 1613, 1623, 1624), die schon den von A. B. Fontanus hinzugefügten griechischen Teil enthalten (Stankiewicz 1984,47). Im Jahre 1642 erschien ein dreiteiliges Wörterbuch, das eine Umarbeitung des berühmten deutsch-lateinischen und lateinisch-deutschen Wörterbuchs 5 von Petrus Dasypodius 6 ist. 2 3 4
5
6
Calepinus Ambrosius: Dictionarium. Reggio 1502 (Zaunmüller 1958, 304). Calepinus Ambrosius: Pentaglottos, Hoc est, quinque linquis, nempe Latina,Graeca, Germanica, Flandrica, et Gallica constans. Antwerpen: Johann Gymnick, 1545 (Claes 1977,402). Volckmar verfaßte auch mehrere Lehrbücher, z.B.: Volckmar Nicolaus: Compendium linguae Polonicae. Gdansk: 1594. 2 1612, 3 1640, 4 1646 (Stankiewicz 1984, 35). Volckmar Nicolaus: Viertzig Dialogi und nützliche Gespräch. Gdansk: 1608. Torun: 2 1612 (Stankiewicz 1984, 36). Dasypodius Petrus: Dictionarium voces propemodum universas in autoribus Latinae linguae probatis, ac vulgo receptis occurrentes Germanice explicans. Strassburg: Wendelinus Rihelius, 1535. Dem lateinisch-deutschen 1535 entstandenen Wörterbuch wurde 1536 ein deutsch-lateinischer Teil angefügt (Claes 1977, 341). Eigentlich: Petrus Hasenfrau (1490-1559).
25 Der volle Titel des Werkes lautet: Petrus Dasypodius: Dasypodius catholicus, hoc est, dictionarium Latino-GermanicoPolonicum, Germanico-Latinum, et Polono-Latino-Germanicum. Gdansk (Danzig): A. Hünnefeld (Stankiewicz 1984,49). Einen wirklichen Fortschritt gegenüber den thematischen Wörterbüchern bedeutet der 1646 in Breslau herausgegebene alphabetische Wegweiser von Michal Kuschius: Michal Kuschius (Ku§): Wegweiser zur Polnischen und Deutschen Sprache, Das ist: Eine gründliche, nothwendige Anleitung, wie ein Deutscher Knabe, oder Mägdlein die Polnische, hergegen ein Pohle auch die Deutsche Sprache leichter und eher, nicht allein recht schreiben, verstehen und reden lernen; Sondern auch auß einer Sprache in die ander versetzen, und die Worte nachschlagen könne. Przewodnik do J^zykä Polskiego [...], Der Polnischen Schulen zu Breßlaw, in Durck (sie!) gegeben: durch Michaelem Kuschium Verordneten Polnischen Pfarrern zu S. Chistoph. Breslau: Georg Baumann, 1646 (Stankiewicz 1984, 49). Das deutsch-polnisch-lateinische Wörterbuch von Kuschius ist zwar nicht umfangreich, es ist aber dank seiner alphabetischen Anordnung viel praktischer als grammatische oder thematische Wörterbücher. Der Einfluß des Lateinischen ist in dem Wörterbuch immer noch sichtbar, bei mehrdeutigen Wörtern gibt der Lexikograph auch lateinische Entsprechungen an. Kuschius hat in seinem Wörterbuch auch einige grammatische Informationen verzeichnet, und zwar die Deklination der Substantive, Adjektive und Pronomina, Steigerung der Adjektive und Konjugation der Verben. Maria Mayenowa erwähnt in ihrer Bibliographie (Mayenowa 1953, 25) auch ein Deutsches und polnisches Wörterbuch von Baltazar Bertermann. Dabei beruft sie sich auf die Vorrede (Widmung) zum Polnischen Hand-Büchlein von Jan Ernesti, in der der Name Baltazar Bertermanns und sein Werk erwähnt wurden. Bertermann hat wirklich ein großes deutsch-polnisches Wörterbuch verfaßt (um das Jahr 1680), ist aber kurz danach gestorben und sein Werk ist nie veröffentlicht worden. Auch das Manuskript ist verloren gegangen. Jan Ernesti (1632-1709) trug sich zu derselben Zeit wie Bertermann mit der Absicht, ein großes deutsch-polnisches Wörterbuch zu schreiben. Er zögerte aber lange, bevor er seine Absicht in die Tat umsetzte - er meinte nämlich, daß ein ähnliches Werk aus Baltazar Bertermanns Feder bald erscheinen wird. Erst nach Bertermanns Tode begann er an dem deutsch-polnischen Wörterbuch zu arbeiten, dessen erster Teil 1689 und zweiter 1690 veröffentlicht wurden. Jan Ernesti: Polnisches Hand-büchlein darinnen nebst denen Stamm-Viel-deutendenSprüch-Wörtern, auch allerhand täglich vorfallende Redensarten enthalten, vor die Bresslauische Polnische Schul verfertiget. (Ewidnica (Schweidnitz): Christian Okeln, 1689. (Mayenowa 1953, 25) Das Werk von Ernesti ist das erste wirklich umfangreiche Wörterbuch. Es enthält ungefähr 10 000 Wörter. Beim Verfassen seines Werkes benutzte Ernesti das Wörterbuch des ge-
26 lehrten Jesuiten Gregorius Cnapius 7 und die Übersetzung der Bibel. Das Wörterbuch enthält zahlreiche umgangssprachliche Beispielsätze und viele Sprichwörter. Die verzeichneten Verben gibt der Autor in mehreren Formen an, und zwar im Infinitiv, Präteritum, Imperativ und Futur. Das Wörterbuch von Jan Ernesti erfreute sich nicht nur zu Ernestis Zeiten großer Beliebtheit, es ist im 19. Jahrhundert immer noch gebräuchlich gewesen. Samuel B. Linde hat es beim Verfassen seines weitbekannten polnischen Wörterbuchs (1807-1814) benutzt und Christoph C. Mrongovius zählt es in seinem 1823 veröffentlichten deutsch-polnischen Wörterbuch zu den besten und bekanntesten deutsch-polnischen Wörterbüchern: „Wenige nur haben sich vor mir an die Bearbeitung eines deutsch-polnischen Wörterbuchs gewagt; weil, wie gesagt, diese Arbeit sehr mühsam und zeitraubend ist. Die bekanntesten Ausgaben von deutsch-polnischen Wörterbüchern sind: Erstens das Ernestische Handbüchlein. Schweidnitz bei Okeln, in klein Octav 1689 [...]"
Erwähnenswert ist auch das polnisch-deutsche Wörterbuch von Andrzej Faber: Andrzej Faber: Celaryus polski, Oder Nach der Methode Des Lateinischen Libri Memorialis Cellarii, Vortheilhafftig eingerichtetes Polnisch- und Deutsches Wörter-Buch, Woraus die Nöthigsten Wörter Der Polnischen Sprache Ohne grosse Mühe in kurzter Zeit können erlernet werden: So wohl denen, die in der Evangelischen Schule vor Teschen studiren, als auch andern, welche selbige gründlich fassen wollen, zum besten, mit Fleiß verfertiget, Und Nebst einem deutschen Register Herausgegeben. Brieg (Brzeg): Gottfried Tramp, 1718? (Lewanski 1973, 912). Das genaue Entstehungsdatum des Wörterbuchs von Faber ist nicht bekannt. K. Estreicher 8 gibt an, daß das Werk nach 1717 veröffentlicht wurde, A. Rombowski (Rombowski 1960, 147) vermutet, daß es in den Jahren 1726-1733 herausgegeben wurde. Im Wörterbuch werden neben den Stichwörtern auch die Ableitungen verzeichnet, z.B.: Baba - Babiniec, Prababa, Zabobon. Das letzte bedeutende Wörterbuch, das vor 1772 herausgegeben wurde, ist das polnischdeutsche (1. Teil) und deutsch-polnische (2. Teil) Wörterbuch von Krystian Gottlieb Eberlein. Eberleins Wörterbuch erschien 1763 in Breslau. Als Vorlage für sein Werk hat der Autor Fabers Celarius gewählt, darüber hinaus benutzte er auch Ernestis HandBüchlein und die zwei ersten Bände (1744 - 47) des vierbändigen Wörterbuchs von Trotz. Ein Hinweis darauf, daß Eberlein aus dem Wörterbuch von Ernesti geschöpft hat und gleichzeitig eine Bewertung des Eberleinischen Werkes sind auch in der Vorrede zum deutsch-polnischen Wörterbuch von Mrongovius zu finden.
„Die bekanntesten Ausgaben von deutsch-polnischen Wörterbüchern sind: Erstens das Ernestische Handbüchlein. [...] 7
8
Cnapius Gregorius (Knapski Grzegorz): Thesaurus polono-latino-graecus. Cesareus, 1621-1632 (Lewanski 1973, 1443).
Krakôw: Francisais
Estreicher Karl: Polnische Bibliographie des XV. -XVIII. Jahrhunderts. Krakau, K. K. Universitäts-
druckerei. 16. Band. S. 148.
27 Das fünfte ist von Eberlein in Breslau 1763 herausgegeben; eine schlechte Kopie des Ernestischen Handbüchleins." Im Gegensatz zu Faber hat Eberlein sein Wörterbuch alphabetisch angeordnet. Das Werk enthält auch einen Teil mit Maß- und Mengenbezeichnungen sowie mit Bezeichnungen für Währungseinheiten. Eberlein Krystian Gottlieb (Gottlob): Entwurf eines polnischen Wörter-Buchs worinnen die im gemeinen Leben gebräuchlichsten, auch viele aus den andern Theilen des Wissenschaften, Künste und Handthierungen in der polnischen Sprache zu wissen nöthige Wörter und Redensarten in alphabetischer Ordnung gezeiget und derselben Benennung in der polnischen als deutschen Sprahe nachzuschlagen, in Zweyen Theilen vorstellig gemacht werden von Christian Gottlob Eberlein. Breslau. Einen Fortschritt gegenüber Eberlein bedeutet erst das 1772 erschienene deutsch-polnische Wörterbuch von M. A. Trotz.
Die Geschichte der polnischen Lexikographie spiegelt das Schicksal des polnischen Volkes, seinen sozialen und nationalen Befreiungskampf, seine Kultur, die geistigen Bewegungen sowie das Niveau von Bildung und Wissenschaft wider. Der in diesem Kapitel beschriebene älteste Abschnitt der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Lexikographie ist gekennzeichnet durch die politische Unabhängigkeit des Königreichs Polen und den Anteil Polens an der Entwicklung der gemeinsamen europäischen Kultur. In dieser Zeit bestanden in mehreren größeren Städten viele Druckereien, die lexikographische Tätigkeit konnte sich relativ ungehindert entwickeln. Die Lage ändert sich aber gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Nach den ersten zwei Teilungen (1772 und 1793) verliert Polen im Jahre 1795 endgültig seine politische Unabhängigkeit, was sicherlich negative Folgen hat, darunter auch in der Lexikographie. Deswegen bedeutet das Jahr 1772 und damit auch das Wörterbuch von M. A. Trotz eine Zäsur in der Geschichte der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Lexikographie (Ende der ersten Phase). Das ganze 19. Jahrhundert hindurch, bis zum Ende des 1. Weltkrieges, befindet sich Polen unter der Herrschaft der drei Nachbarmächte. In der vorliegenden Arbeit wird angestrebt, die in dem für die polnische Kultur besonders schwierigen Zeitraum entstandenen Wörterbücher zu untersuchen. Deshalb darf hier der historisch-kulturelle Hintergrund und sein Einfluß auf die lexikographische Tätigkeit nicht unterschätzt werden. Durch die Fremdherrschaft kann zum Beispiel die Tatsache erklärt werden, daß viele lexikographische Werke mit Polnisch in fremden Städten gedruckt werden, z.B. in Leipzig (Deutsch-polnisches Wörterbuch von M. A. Trotz, Polnisch-deutsche und deutsch-polnische Wörterbücher von F. Booch-Ärkossy und von P. Jordan), Königsberg (Polnisch-deutsches Wörterbuch von C. Mrongovius), Breslau (Polnisch-deutsches Wörterbuch von S. Bandtke), Berlin (Polnisch-deutsches und deutschpolnisches Wörterbuch von Troianski).
4. Michael Abraham Trotz: Vollständiges deutsches und polnisches Wörter-Buch (1772)
4 . 1 . Einleitung
4.1.1. Der Lexikograph und sein Werk Das genaue Geburtsdatum von M. A. Trotz ist leider nicht bekannt, man vermutet, daß er um das Jahr 1689 in Warschau zur Welt kam (Hrabec 1963, 211). Trotz war Lexikograph und Übersetzer 1 , seit 1726 unterrichtete er die polnische Sprache an der Universität zu Leipzig. Mit Hilfe und Unterstützung von J.A. Zaluski 2 hat Trotz das umfangreiche französisch-deutsch-polnische Wörterbuch3 verfaßt. Die zwei ersten Bände des Wörterbuchs (französisch-deutsch-polnisch) wurden in den Jahren 1744-47 veröffentlicht, der dritte Band (polnisch-deutsch-französisch) erschien 1764 und der vierte deutsch-polnische Band kam 1772, d.h. drei Jahre nach Trotz' Tode, heraus. Trotz' Wörterbuch mußte also von einer anderen Person vervollständigt werden, und diese Aufgabe wurde Stanislaus Nal^cz Moszczenski 4 gestellt. In der Vorrede zur ersten Ausgabe berichtet der Herausgeber darüber mit folgenden Worten: „Man hat daher schon längst ein möglichst vollständiges deutschpolnisches Wörterbuch gewünscht [...] Zwar hatte bekanntlich auch hierzu der ehemalige polnische Lektor auf der Universität in Leipzig, Herr Michael Abraham Trotz, bei Ausarbeitung seines französisch und polnischdeutschen Wörterbuchs einige Hoffnung gemacht; er wurde aber vorzüglich durch den Tod verhindert, nach welchem von der um beide Nationen sehr verdienten Verlagshandlung Herr Stanislaus Nalfcz Moszczenski den Auftrag zur Ausarbeitung dieses Wörterbuchs erhielt, wobei er Hederichs sogenanntes Promtuarium latinitatis oder vollständiges deutsch lateinisches Lexikon und mehrere andere zweckmäßig benutzte." Die Mitarbeit Moszczenskis bei der Erarbeitung dieses Wörterbuchs hatte zur Folge, daß viele Lexikographen Trotz' Autorschaft bestreiten und sie S. N. Moszczenski zuschreiben.
' Trotz übersetzte aus dem Französischen: Przypadki Telemaka von F. Fénelon (Przypadki Telemaka syna Ulisesa, przez ... Fenelona ... po francusku napisane, a teraz na polskijçzyk przelozone ...), Leipzig 1750, 2 1768, Warschau 3 1775; und: Duch czyli tresc praw von Montesquieu (Warschau 1777). 2 Jözef Andrzej Zaluski (1702-1774): Bibliograph, Bischof von Kiew, Schriftsteller, Mitbegründer der weitbekannten Bibliothek (Biblioteka Zaluskich, 1747). Nach Aleksander Brückner (Brückner 1939,11/509) stammen die polnisch-französisch-deutschen Wörterbucher aus der Feder Zatuskis. 3 1. und 2. Band: Nouveau dictionnaire françois, allemand et polonois. Leipzig 1744-47. 3. Band: Nowy Dykcyonarz to iest mownik polsko-niemiecko-francuski. Leipzig 1764. 4. Band: Vollständiges deutsches und polnisches Wörter-Buch. Leipzig 1772. 4 Stanislaw Nalçcz Moszczenski (1731-1790): Übersetzer, Lexikograph und Lehrer; verfaßte ein Lehrbuch für den Französischunterricht: Snadna, gruntowna, obszerna gramatyka francuska, in dem er genau die Artikulation der französischen Laute behandelte, das Lehrbuch enthält auch ein zweisprachiges Wörterbuch der polnischen und französischen Sprache; mit Moszczenskis Hilfe ist auch die neue Ausgabe der drei ersten Bände des Wörterbuchs von M. A. Trotz erschienen (1. und 2. Band 1771-2, 3. Band 1779).
29 C. C. Mrongovius, der in der Vorrede zu seinem Ausführlichen deutsch-polnischen Wörterbuch seine bekanntesten Vorgänger nennt, behauptet: „das dritte (Wörterbuch) ist das Moszczenskische, Leipzig bei Gleditsch in mehreren Ausgaben". Der Name „Trotz" wird in diesem Zusammenhang überhaupt nicht erwähnt. Da aber Trotz das deutsch-polnische Wörterbuch begonnen und wahrscheinlich weit fortgetrieben hat und weil es der letzte Band eines vierbändigen von ihm verfaßten Werkes ist, wird er in dieser Arbeit für den Autor gehalten. Hier soll nur darauf hingewiesen werden, daß die Autorschaft des behandelten Werkes Anlaß zu Bedenken gibt. Obwohl diese Arbeit auschließlich die zweisprachige polnisch-deutsche Lexikographie betrifft, lohnt es sich zu erwähnen, daß die drei ersten, die französische Sprache umfassenden Bände viel höher als der vierte, unter Moszczenskis Beteiligung geschaffene Band eingeschätzt wurden: „Tom czwarty niemiecko-polski uloiony przez Stanislawa Moszczeriskiego daleko jest posledniejszy."5
Die vorliegende Analyse wurde anhand der vierten6 im Jahre 1807 erschienenen und von Stanislaw Nal?cz Moszczenski erweiterten und verbesserten Ausgabe durchgeführt. Die 4. verbesserte Fassung war am Anfang des 19. Jahrhunderts das beste und bekannteste deutsch-polnische Wörterbuch. Dank ihrer Reichhaltigkeit (laut der Vorrede wurde sie „durch mehrere tausend neue Wörter und Artickel vermehrt") bietet sie auch mehr Stoff für eine Untersuchung und ist deshalb interessanter. Aus diesen Gründen basiert die vorliegende Untersuchung auf der vierten statt auf der ersten, weniger verbreiteten Ausgabe.
4.1.2. Form und Umfang des Wörterbuchs Das im Jahre 1807 herausgegebene deutsch-polnische Wörterbuch von Trotz (4. Ausgabe) ist ein einbändiges Werk. Der Hauptteil (alle innerhalb des Alphabets angegebenen Informationen) umfaßt 2638 Spalten, d.h. 1319 Seiten im Format 21 x 14 cm. Das Werk enthält auch einen kurzen Vorspann mit 2 Seiten. Ein Nachtrag ist im Wörterbuch nicht vorhanden. Erwähnenswert scheint auch ein Photo auf der inneren Seite des Umschlags zu sein, dem zufolge das hier zugrundegelegte Exemplar des Wörterbuchs von Trotz (Warschau, Biblioteka Narodowa, II 191.764) zu Adam Antoni Krynskis7 Nachlaß gehört (die unter dem Photo verzeichnete Information lautet: „z Bibljoteki Adama Ant. Krynskiego"). Um den Umfang des Wörterbuchs nicht nur aufgrund von Spaltenzahlen darzustellen, wurde hier auch die Anzahl der Lemmata auf 64 Seiten, d.h. 128 Spalten (Spaltennummer:
5
Encyklopedia Powszechna. Warszawa: Orgelbrand, 1867. 25. Band, S. 587. Stanislaw Moszczenski verfaßte Band ist viel schlechter als die früheren."
6
Die vierte Ausgabe erschien unter dem Titel: Neues vollständiges deutsch-polnisches
7
Adam Antoni Krynski (1844-1832): Sprachwissenschaftler, Erforscher und Kenner der polnischen Sprachgeschichte (Zabytki j$zyka staropolskiego, 1909-1918) und Grammatik (Gramatyka jqzyka polskiego, 1897), Mitautor des Wörterbuchs der polnischen Sprache (Slownik j^zyka polskiego, 1898).
„Der
vierte
von
Wörterbuch.
30 1283 - 1410) gemessen. Jede Spalte enthält durchschnittlich 10 Stichwörter (10,39), d.h. das ganze Wörterbuch verfügt über ca 27 500 Lemmata. Aus der Vorrede zu dieser (vierten) Ausgabe des Wörterbuchs geht hervor, daß sie viel umfangreicher als die vorigen Ausgaben ist: „Schlüßlich wünscht der Herausgeber, daß alle Liebhaber dieses durch mehrere tausend neue Wörter und Artickel vermehrte [...] Wörterbuch nützlich gebrauchen können."
Damit die Seiten übersichtlicher wirken, setzt Trotz über die erste Spalte der Seite die drei ersten Buchstaben des ersten Wortes der Spalte, über die zweite Spalte werden die drei ersten Buchstaben des letzten Wortes der betreffenden Spalte gesetzt. Mit anderen Worten: über jeder Seite befinden sich die drei ersten Buchstaben des ersten und letzten Wortes. Jedes Lemma wird um einen Buchstaben ausgerückt. Die Lemmata wurden nicht fettgedruckt und sind kleingeschrieben, nur der erste Buchstabe ist immer (unabhängig von der Wortart) groß. Für alle deutschen Einträge (nicht nur für die Lemmata) verwendet Trotz die gotische Schrift. Die Frage, ob Trotz auf den Umfang seines Wörterbuchs Rücksicht nimmt, läßt sich nicht eindeutig beantworten, da der Autor hier nicht einheitlich verfährt. Einerseits verwendet er in seinem Wörterbuch keine Tilde, andererseits aber verzichtet er in vielen Artikeln auf die Wiederholung des Lemmas. Unter dem Lemma kommen sind z.B. folgende Einträge auffindbar: auf den Abend, gegen den Abend; endlich einmal zur Sache; füglich in den Sinn; noch alle Weile vor Tage; in kurzem, geschwindig; heimlich zum Besitze; zu bequemer Zeit; alsbald zu einem; alsofort; von Gott; fälschlich in böse Rede; in Verdacht
und viele andere. Wenn man die Tatsache in Betracht zieht, daß dieser Artikel drei Spalten lang ist, das Verb kommen aber nur dort gebraucht wird, wo es wirklich unentbehrlich ist (z.B. wenn es in einer konjugierten Form auftritt), wird klar, daß Trotz auf diese Weise sehr viel Platz gespart hat. Dort, wo hinter einem substantivischen Lemma neben der das Genus bezeichnenden Abkürzung noch ein Artikel steht (Murmeln, das, s. n. mruczenie), wird sicher viel Platz in Anspruch genommen. Da dieses Verfahren vorwiegend bei substantivierten Verben steht, dient es sicher der Verdeutlichung, daß es bei den betreffenden Lemmata nicht um Verben, sondern um Substantive geht. Es ist deshalb völlig berechtigt, auch wenn dabei Platz verschwendet wird. Auch in der Makrostruktur kann man Elemente finden, die davon zeugen, daß Trotz einerseits an Platzersparnis denkt, andererseits aber sehr verschwenderisch verfährt. In der Regel setzt er die Äquivalente für Wörter, die zwei unterschiedliche Schreibweisen haben, nur bei einer von den Varianten dieses Wortes; bei der anderen dagegen begnügt er sich mit einer auf deutsch oder polnisch verfaßten Information: s., obacz, obacz na swoim mieyscu, die den Benutzer auf die richtige Stelle verweisen. Im Wörterbuch sind aber auch mehrere Wortpaare zu finden, die an zwei Stellen verzeichnet und mit Äquivalenten versehen wurden, z.B. Meyden, Meiden; Gräme, Grenze (vgl. Makrostruktur, Orthographische Varianten, 4.2.2.).
31
Auch bei den Synonymen verfährt Trotz uneinheitlich. Bei einigen Lemmata gibt er kein Äquivalent an, stattdessen verwendet er einen Synonymverweis (s. oder siehe). Der Benutzer kann erst unter diesem Synonym die gesuchte Informationen finden. Auf diese Weise wird sicherlich Platz gespart. So findet man in Trotz' Wörterbuch folgende Einträge: Marmoren, s. Marmelsteinern Ziegenblatt, s. Geisblatt Manchmal verzeichnet er aber beide Synonyme an ihren alphabetischen Stellen und fügt die Äquivalente hinzu. Hier kann also von Platzersparnis nicht die Rede sein: Kohlapfel, s. m. Krauthaupt, glowka kapusty, glowka kapusciana. Krauthaupt, s. m. kapusta glowiasta, glowka kapusty, kapusta w gtowki rosn^ca. Gescheid, klug, adj. roztropny, rozeznany, ktory rozeznad y roztropiö umie, rozeznawai^cy. Klug, adj. roztropny, kluger Mensch, Mann, cztowiek, m^z [...]
4.1.3. Quelle des Wörterbuchs Nach Angaben des Herausgebers bediente sich der Lexikograph beim Verfassen seines Wörterbuchs vor allem des Werkes von Hederich (Hederich 1729): „(...) wobei er Hederichs sogenanntes Promtuarium latinitatis oder vollständiges deutsch lateinisches Lexikon und mehrere andere zweckmäßig benutzte."
Ob und was für eine Rolle andere zeitgenössische Wörterbücher bei der Entstehung dieses Werkes spielten, ist ungewiß. Der Herausgeber erwähnt zwar „mehrere andere" Lexika, nennt aber weder ihre Titel noch Autoren. Auch wenn Trotz wirklich andere Wörterbücher als Vorlagen für seine Arbeit benutzte, war ihre Rolle im Vergleich zu dem Promtuarium unbedeutend. Hederich publiziert sein Promtuarium im Jahre 1729. Bis 1772, d.h. bis zum Erscheinungsjahr des deutsch-polnischen Wörterbuchs von Trotz, wird Hederichs Werk fünf Auflagen erleben. Alle wurden in Leipzig bei Gleditsch herausgegeben. Das Wörterbuch ist mit einem zwölf Seiten langen Vorwort versehen, das bestimmte Bemerkungen und Hinweise für die Benutzer enthält (Behandlung der Synonyme, Deklination der Substantive usw.) Die folgende Analyse soll beweisen, daß das deutsch-lateinische Wörterbuch von Hederich die wichtigste Quelle des Werkes von Trotz war und daß er darüber hinaus nur ausnahmsweise Teile anderer Werke übernommen oder eigene Eintragungen vorgenommen hat (abgesehen von den polnischen Einträgen, die mit Hederichs Wörterbuch natürlich ganz und gar nichts zu tun haben). Um die Anzahl der Lemmata in beiden Werken zu vergleichen, wurden 180 in Trotz' Wörterbuch unter dem Buchstaben K vorkommende Einträge ausgezählt und mit den entsprechenden bei Hederich verglichen. Von den 180 Lemmata zwischen Kraftlos und Kriegsmann konnten nur 9 nicht bei Hederich festgestellt werden. Weitere 29 Einträge, die Umlaute enthalten, sind in beiden Wörterbüchern an anderen Stellen verzeichnet, da die
32 Autoren bei der Eintragung der Lemmata in diesem Teil des Wörterbuchs (unter dem Buchstaben K) unterschiedlich vorgehen: Hederich richtet sich nach der „umlautbedingten Methode" (a = ae), Trotz dagegen trägt alle Wörter striktalphabetisch ein (vgl. Anordnungsprinzip der Lemmata, 4.2.1.). Von den 130 zwischen Pfau-Henne und Pfropf-Reiß bei Hederich verzeichneten Lemmata konnten nur 4 bei Trotz nicht festgestellt werden, während alle 126 bei Trotz vorkommenden Einträge auch bei Hederich zu finden waren. Trotz hat hier also kein einziges Lemma hinzugefügt, sondern sogar auf 4 Wörter ( P f e f f e r Kuchen, Pferde-Melcker, Pferde-Münze, Pflug-Ochse) verzichtet. Auch an anderen Stellen treten neue, d.h. bei Hederich nicht vorhandene Lemmata in Trotz' Wörterbuch selten auf. Falls sie doch vorhanden sind, werden sie mit der Markierung neu versehen: Gradiren, v. a. (neu) einen Rang, eine Würde ertheilen, darzu erheben, nowe slows (sie!)8 stopien, albo godnoSö dawac, do godnoäci wynie$6. Projectist, (neu) Projettist, ein Projektmacher, nowe slowo: proiektow^cy, zamySl^cy, utoi^cy proiekt. Über den Bestand der Lemmata hinaus zeugen auch die Artikel davon, daß Trotz beim Verfassen seines Werkes das Wörterbuch von Hederich benutzte. Sämtliche 13 Kollokationen bzw. Beispiele des Artikels Graben von Trotz sind bei Hederich vorhanden und zwar in derselben Reihenfolge. Genauso verhält er sich bei dem Artikel Mehl, wo unter 14 bei Trotz eingetragenen Konstruktionen alle dem deutsch-lateinischen Wörterbuch entnommen wurden. Auffällig ist, daß die Mikrostruktur bei Hederich in vielen Fällen reicher als bei Trotz ist. Und so sind z.B. bei dem Lemma Zu nächst von den ursprünglich 9 bei Hederich verzeichneten Konstruktionen bei Trotz nur 3 geblieben. Aus unbekannten Gründen verzichtet der Autor des deutsch - polnischen Wörterbuchs auf das Beispiel: die Zeit, da wir zu nächst beysammen waren, und verzeichnet die neugebildete Konstruktion: der einem zunächst kömmt oder ist. Die abgeschriebenen Konstruktionen werden manchmal in einer etwas modifizierten Form angegeben, vgl. dazu folgende Beispiele: Hederich: Grausam - in der Gestalt eines Menschen grausamer als ein Thier seyn, hominis figura immanitatem gerere belluae. Cic. Pfeiffe - mit einer kurzen einen groben Ton geben, fistula breui grauiusculum inspirare tonum. Cels. Tritt - keinen gewissen thun können, gradum firmare non poffe. Curt. Trotz: Grausam - in der Gestalt eines Menschen grausamer, als ein Thier seyn, w postaci ludzkiey okrutnieyszym byc, iak zwierz Pfeiffe - mit einer kurzen einen groben Ton geben, na krociutki, piszczalce wydawaö gruby ton Tritt - keinen gewissen Tritt thun können, nie moc ¿adnego pewnego st^pienia uezyniö 8
Alle Zitate wurden wortgetreu angeführt, auch dort, wo zweifellos Fehler vorliegen (z.B. wdzychac
statt: wzdychac und ckodzic statt: chodzic).
33 Nicht zu übersehen ist bei vielen Lemmata die totale Übereinstimmung der Kollokationen des Typs: attributives Adjektiv + Substantiv. Von den sämtlichen 19 bei dem Lemma Kraut in Trotz' Wörterbuch verzeichneten Kollokationen wurden 18 (wildes, schädliches, giftiges, grünes, dürres, frisches, gesundes, zeitiges, unzeitiges, angenehmes, weiches, hoch aufgeschossenes, hartes, böses, gutriechendes, zartes, junges, rohes) in derselben Reihenfolge aus Hederich übernommen, nur eine einzige hat Trotz selbst hinzugefügt. Genauso verhält er sich bei dem Artikel Krieg mit über 40 Kollokationen dieses Typs, bei Maul mit 17 Kollokationen und bei vielen anderen. Auffällig ist, daß Trotz nicht nur den Lemmabestand und die Beispiele, sondern auch die Synonyme bzw. Definitionen oder orthographische Varianten der Lemmata von Hederich übernimmt, die zwischen Lemma und Äquivalent stehen. Bei Trotz erscheinen diese Informationen meistens nicht als Glossen (direkt hinter dem Lemma), sondern sind innerhalb der Mikrostruktur enthalten. Hederich: Grieche, einer aus Griechenland, Graecus, i, m. Kost, Lebens-Unterhalt, victus, us, m. Mährde, Art eines Essens, von Getränke und Eingebrocktem, intrita, ae, f. Matrone, erbare, etwas alte Frau, matrona, ae, f. Trotz: Grieche, s. m. Grek, Greczym, einer aus Griechenland, ieden z Grecyi rodem, Grek rodem. Kost, s.f.to co: Lebensunterhalt, iadlo, iedzenie, stol, po2ywienie [...] Mährde, s. f . gramatka, Art eines Essens, gatunek iadla; von Getränke und Eingebrocktem, z trunku albo kruszonego chleba. Matrone, s. f., ehrbare, etwas alte Frau, przystoyna pani, powaina pani, pani w leciech. Den obigen Ausführungen zufolge kommt sicherlich Hederichs Promtuarium als wichtigstes Quellwörterbuch in Frage; die Konsultation anderer zwei- und mehrsprachiger zeitgenössischer Wörterbücher kann zwar nicht ausgeschlossen werden, ihre Bedeutung kann aber nur gering gewesen sein. Trotz hat das 43 Jahre alte deutsche Sprachkorpus von Hederich (1729) in sein Wörterbuch (1772) aufgenommen, sein Wörterbuch ist im deutschen Teil zu 90% Hederich. Insofern ist die ganze folgende Analyse weithin auch eine Analyse von Hederich. Daraus kann der Schluß gezogen werden, daß die deutsch-polnische Lexikographie in Abhängigkeit von der deutsch-lateinischen entstanden ist.
34 4.2. Makrostruktur
4.2.1 Anordnungsprinzip der Lemmata Nach dem Typ der Makrostruktur, die von Trotz verwendet wurde, kann sein Wörterbuch im Grunde genommen für ein striktalphabetisches (glattalphabetisches) Wörterbuch gehalten werden, weil es diesem Typ besonders nahe steht. Da die Wörter nicht nach morphosemantischen Gesichtspunkten gruppiert werden, handelt es um kein nestalphabetisches Wörterbuch; sie werden auch nicht ohne Absatz in typographische Blöcke eingetragen, deshalb kann hier von keinem nischenalphabetischen Wörterbuch die Rede sein. Das glattalphabetische Wörterbuch dagegen verzichtet auf Nester und Nischen, die einzelnen Lemmata werden überhaupt nicht gruppiert, viele Artikel enthalten dagegen zahlreiche „infralemmatische Adressen" (Hausmann 1991, 2746 ff.). Im Wörterbuch von Trotz wird fast jedes Lemma in eine neue Zeile eingetragen, z.B.: Manigfaltig, Mannigfaltigkeit (gesonderte Einträge) auch: Zeitraum, Zeitrechner, Zeitrechnung, Zeitregister Kriegsfehler, Kriegsfeuer, Kriegsfinte, Kriegsflamme Dieses Verfahren ist für die glattalphabetische Makrostruktur charakteristisch. Obwohl man die Makrostruktur bei Trotz als glattalphabetisch bezeichnen kann, gibt es in seinem Wörterbuch auch mehrere Stellen, an denen er von dem Prinzip der striktalphabetischen Anordnung der Lemmata abweicht. Das Anordnungsprinzip wird zum Beispiel dadurch unterbrochen, daß manche Kollokationen und Wendungen lemmatisiert werden, statt innerhalb der Makrostruktur zu erscheinen: Genüge mit einem Eckel Geschwister von einem Vater Gewähret seines Wunsches werden Kleiner Finger an der Hand Miteinander im Kriege sein Mitten entzwei brechen Stillendes Kind Still werden Zu Ende bringen Zweifel haben Zwei Hände breit Zum Besten Die Tatsache, daß die Buchstaben i, j für einen einzigen Buchstaben gehalten werden, hängt zwar nicht mit dem Typ der Makrostruktur zusammen, ist aber für den heutigen Benutzer
35 eine Besonderheit. Da der Autor am Anfang jedes Abschnitts einige Worte über den betreffenden Buchstaben zu sagen pflegt, finden wir hier folgende Information: „J oder i, neunter Buchstabe des Alphabets. Dieser Buchstabe ist so wohl im Deutschen, als Polnischen bald ein Vokal, bald ein Consonans und im Polnischen wird er geschrieben, J i Vokalis, aber, j Consonans." Deshalb steht im untersuchten Wörterbuch das Lemma Ibenbaum direkt nach dem Lemma Jawort, und Igel tritt gleich nach Jetzuweilen auf: Jauer, Jawort, Ibenbaum oder: Jetzund, Jetzuweilen, Igel Beachtenswert ist die Betrachtung der Umlaute. Maal ... Madrit, Mächtig. [...], Mäusöhrlein, Magazin, [...], Mannteile, Mäntelchen. Mantelsack Nach dem ersten Wort, das mit Mä- beginnt, kommen weitere mit denselben Anfangsbuchstaben. Der dritte Buchstabe wird hier nicht beachtet, sonst müßte das Wort Magazin weit vor Mäusöhrlein stehen. Es wurden hier also zuerst alle Mä- Wörter genannt und erst später kommen die Ma- Wörter. Der Autor hat sich entschieden, alle Wörter mit Umlaut dort einzutragen, wo der erste Umlaut auftritt. Weitere Beispiele für die durch Umlaute verursachte Reihenfolge: Gehobelt, Gehöhlet, [...], Gehört, Gehofft Tröcknung, Trödel, [...], Tröstung, Trog, Trommel Dieses Verfahren ist aber geschichtlich begründet, Trotz behandelt die Umlaute nämlich so, als ob sie immer noch mit 'e' geschrieben würden (ä = ae, ö = oe, ü = ue). Das Finden der gesuchten Wörter wird aber wegen Trotz' Inkonsequenz erschwert. Alle unter dem Buchstaben K vorkommenden Lemmata werden trotz der auftretenden Umlaute striktalphabetisch eingetragen, ohne ihre geschichtliche Gestalt (a = ae) zu beachten: Kacken, Kabis, Käfer, Kaff, Käfig, Kahl, Kähle, Kahlkopf, Kahn Manchmal richtete sich Trotz weder nach der striktalphabetischen, noch nach der „umlautbedingten" Methode. Die Reihenfolge folgender Wörter ist kaum verständlich: Kalben, Kälberbraten, Kälbern, Kalbfleisch, Kalbsgehänge, [...], Kalbsviertel, Kälberzähne. Kaidaunen
36 Warum wurde das Substantiv Kälberzähne erst hinter Kalbsviertel gestellt? Hat es der Autor absichtlich oder nur aus Versehen gemacht? Dieselben Fragen erheben sich bei den Lemmata: Kämmerling, Kämmchen. Kammermeister Wenn Kämmchen neben Kamm stehen würde, könnte man vermuten, daß es aus semantischen Gründen gemacht wurde, das heißt, Trotz wollte Diminutiva direkt hinter ihre Grundwörter stellen. Da es aber nicht dieser Fall ist, sehe ich keine Begründung für dieses Verfahren. Unbegründet ist auch die Reihenfolge folgender Wörter: Trocken, adj.\ Trocken, adv; Trockenheit, s.; Trocken v. Ähnliche Ungenauigkeiten sind auch an anderen Stellen zu finden. Die alphabetische Anordnung der Lemmata wird zwar im großen und ganzen eingehalten, aber sie wird manchmal - wie die obigen Beispiele zeigen - durch nicht richtig plazierte Lemmata durchbrochen. Da die oben dargestellte Theorie für die Einteilung der Makrostrukturtypen (glattalphabetisch, nestalphabetisch, nischenalphabetisch) viele Jahre nach Trotz' Tode geschaffen wurde, ist obiger Versuch der Zuordnung des untersuchten Wörterbuches zu einem der 3 Typen nur ein künstliches Verfahren. Deshalb kann man nicht erwarten, daß Trotz' Wörterbuch einem von diesen Typen einwandfrei entspricht. 4.2.2. Lemmatisierung Wie es schon erwähnt wurde, hat Trotz die Makrostruktur seines Wörterbuchs zum großen Teil von Hederich übernommen. Die Analyse der Makrostruktur in Trotz' Wörterbuch ist also gleichzeitg eine Analyse von Hederich. Bei der Lemmatisierung der substantivierten Verben verfährt Trotz uneinheitlich. Folgende Substantive wurden in seinem Wörterbuch an keiner Stelle eingetragen: Gehen, Kaufen, Trinken, Kochen, Melken obwohl viele andere substantivierte Verben lemmatisiert und mit Äquivalenten versehen wurden: Irren, das, s. n. bl^dzenie, mylenie, mylenie si?, zbl^dzenie [...] Jagen, das, s. n. polowanie ... Kommen, das, J. n. przyicie, przychodzenie Lachen, das, s. n. smianie si$, rozSmianie ¿miech [...] Machen, das, s. n. czynienie, robienie, zrobienie, dzialanie, udzialanie, iscie Mahnen, das, s. n. odzywanie si§, o co wzywanie, upominanie si?, domaganie si? czego Merken, das, s. n. pami?tanie, naznaczenie, wbicie w pami?ö, miarkowanie, przeczuwanie postrzeganie, popami^tanie, pomiarkowanie,w^chanie, zw^chanie Zahlen, das, s. n. placenie, zaptacenie
37
Auch unregelmäßige Komparationsformen der Adjektive und Adverbien werden nicht in die Mikrostruktur verlegt, sondern lemmatisiert: Besser, adj. comp, et adv. lepszy, przednieyszy Mehr, adv. bardziey Nächste, adj. naybliiszy Trotz entscheidet sich auch, in sein Wörterbuch viele Partizipien einzutragen. Selbst unter dem Buchstaben G befinden sich fast 500 Formen im Partizip II, z.B.: gebacken, gefroren, gelobet, gelitten, gemacht, gemeint, gesammlet, gesungen, gezwungen Es sind sowohl schwache als auch starke Verben, alle mit der Anmerkung: pari, et adj. versehen. Dazu kommen noch mehrere Partizipien, die mit anderen Buchstaben beginnen, z.B.: zerbrochen, zergangen, zermalmt Obwohl Trotz sehr viele Partizipien lemmatisiert, hat er aus ungeklärten Gründen viele unbeachtet gelassen, z.B. gefahren, gegangen, gekommen, gelassen, gelernt Das Wort gelassen ist im Wörterbuch zwar vorhanden, es trägt aber ausschließlich adjektivische Bedeutung. Partizipien kann man im Wörterbuch auch unter anderen Wörtern - nicht nur unter Verben - finden, z.B. unter Substantiven: Zahm gemacht. Diese Lemmata wurden auch mit der Anmerkung part. et adj. versehen. Die Lemmatisierung polysemer und homonymer Wörter bereitet allen Lexikographen Probleme. Im Wörterbuch von Trotz fmdet man viele polyseme Wörter, die nur einmal lemmatisiert wurden, und deren Äquivalente in der entsprechenden Mikrostruktur erscheinen. Das gilt z.B. für das Lexem Glas, das folgende Sememe enthält: 1' durchsichtiger, leicht zerbrechlicher Werkstoff; 2* Gefäß aus dem unter 1* genannten Stoff, 3* optisches Gerät zur künstlichen Vergrößerung der Sehkraft aus dem unter 1* erwähnten Werkstoff 9 Die drei Bedeutungsvarianten und einige andere wurden im Wörterbuch unter dem Lemma: Glas genannt. Die Äquivalente treten direkt nacheinander auf, sie werden durch keine Ziffern oder Buchstaben getrennt.
9
Walter Jung: Grammatik der deutschen Sprache. Leipzig: 1988. S. 20.
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Weiteres Beispiel: Zahn - 1 * Teil des Gebisses des Menschen und der Wirbeltiere, 2* Zacke, Spitze in einer Reihe z.B. von Kamm, Säge, Zahnrad. (Wahrig 1991) Unter dem Lemma Zahn finden wir in Trotz' Wörterbuch folgende Informationen: Zahn, s. m. 1/ Z2\b [...] 2/ eines Kammes, z^b u grzebienia. Der Autor entscheidet sich zwar, die Bedeutungen zu trennen, er hängt sie aber wieder bei einem Lemma ein. Weiteres Beispiel dafür: Kahn, s. n. 1/ czotaio, lodka [...] 2/ Kahn oder Kan, powtore znaczy, pleän, auf dem Biere und dergleichen, na piwie y na innych. Beachtenswert ist hier die Verwendung der auf polnisch formulierten Anmerkung: powtore znaczy. Man könnte vermuten, daß Trotz in seinem Wörterbuch überhaupt auf die mehrfache Lemmatisierung homonymer Wörter verzichtet. Genauere Untersuchungen zeigen aber, daß man diese These nicht verallgemeinern darf. Bei Glas und Zahn wurden zwar beide Bedeutungsvarianten bei einem Lemma verzeichnet, es gibt aber auch mehrere Fälle, wo polyseme oder homonyme Wörter mehrfach lemmatisiert wurden. Es betrifft vor allem gleiche Ausdrücke, die unterschiedlichen Wortarten angehören. Adjektivadverbien werden gewöhnlich zweimal eingetragen - einmal als Adjektiv und einmal als Adverb. Einige Beispiele: geschickt, greßlich, klug, mathematisch, mitleidig, mittelmäßig, persönlich, pflichtgemäß, prächtig, plötzlich, plump, täglich, tapfer, thörig, treulos, trocken, trüb, zaumlos, zuverlässig Dasselbe gilt offensichtlich auch für die Paare: Adjektiv - Substantiv, z.B.: Übel, adj. zty [...] Übel, s. n. zle [...] Teig, s. m. woraus man Brod u. d. gi. bäckt, ciasto, z ktörego chlep y insze ciasta piek% Teig, adj. als eine Birne, zmi?kniafy, zle2aty, nadgnily. als auch für Paare: Verb - substantiviertes Verb, z.B.: Husten, v. n. kaszlaö, kaszled. Husten, das, 5. n. kaszlanie, kaszlenie. Klopfen, v. n. et a. pukaö, kolatai, sztukaö [...] Klopfen, das, s. n. sztukanie, kolatanie, pukanie [...]
39 Dort, wo zwei Wörter ähnliche Formen haben, sich aber in Bedeutung und Genus unterscheiden, haben wir es immer mit der doppelten Lemmatisierung zu tun, z.B.: Kiefer, s. m. szcz?ka w g?bie, która kolwiek, czy wyänia, czy niinia. Kiefer, s. f . sosna, wilder harzigter Baum, leine iywiczne drzewo. Kosten, das, s. n. kosztowanie, ustami, zkosztowanie, zakosztowanie. Kosten, die, n. pi. koszta, te wydatki pieni?2ne na co, naklad pieni^zny. Messer, s. n. n6t, Instrument, womit man ißt und etwas zerschneidet. Messer, s. m. miernik, miemiczy; mierny, der etwas mißt (...) Thor, s. n. wodurch man fahrt oder geht, brama, któr^chodz% albo i e i d [ . . . ] Thor, s. m. alberner Mensch, czlowiek ghipi. Zinke, s. m. ein blasendes Instrument, rog do tr^bionia. Zinke, s. f . am Hirschgeweihe, kostka wydatnieysza na ieleniem rogu. Dazu kommt natürlich noch das verbale Lemma, und zwar: Kosten, v. a. kosztowaó, zkosztowaó. Wenn die mehrfache Lemmatisierung bei Wörtern, die zu unterschiedlichen Wortarten gehören oder ein anderes Genus haben, wohl berechtigt ist, scheint sie bei folgenden Einträgen rein inkonsequent zu sein: Kelch, s. m. kielich; ein Trinkgeschirr, naczynie do napoiu, ktorym pii^[...] Kelch, s. m. Glas, s. n. kielich, éklany, kieliszek szklany. Meernessel, s. f . ein Thier, zwierz pewny, stonog morski. Meernessel, s. f . ein Fisch, pokrzywka morska, ryba pewna. Die Makrostrukur des Wörterbuchs wäre viel einheitlicher, wenn sich der Autor sowohl bei Wörtern wie Glas und Zahn, als auch bei solchen wie Kelch und Meernessel immer nach demselben Gesetz gerichtet hätte. In seinem Wörterbuch lemmatisiert Trotz auch die Artikel und manche von ihren Deklinationsformen. Einige Beispiele: Der, pron. pers. dieser Artikel wird im Polnischen nicht gesetzt, Niemiecki Artykul, który w Polskim si? nie ktadzie [...] Das, der deutsche Artikel, neutris generis wird im Polnischen nicht immer ausgedrückt (...) Dem, s. der, item, welcher, dem sey wie ihm wolle, niech b^dzie jak chce; iako kolwiek si? rzecz ma, dem ist also, tak si? zapewne rzecz ma. Die Artikelformen des und den wurden nicht lemmatisiert.
40 In Trotz' Wörterbuch werden auch deklinierte Pronomina lemmatisiert, auch ihre Mikrostruktur enthält oft ausführliche grammatische Informationen (vgl. ihm): Ihm, iemu, samemu, Przestroga, dieses Ihm ist ein Dativus eines Pronominis Relativi und wird unrecht im Teutschen mit sich vermenget, welches im Polnischen mit sobie muß gegeben werden, weil es z.B. etwas ganz anderes ist [...] Ihr, nom. pl. et dat. sing, wy [...] Mir, dat. pro. pers. mnie [...] (vgl. Lemmaangaben, Pronomina, 4.3.2.1.) Trotz nimmt orthographische Varianten in sein Wörterbuch auf, dabei verfährt er aber nicht einheitlich. Das Lemma May mit seinen Äquivalenten tritt im Wörterbuch an zwei Stellen auf, d.h. direkt vor dem Wort Magazin als auch zwischen Marimiren und Mayenblümchen (Marime, Marimiren, May, Mayenblümmchen, [...], Mayn, Maynz, Mechanik). Obwohl May in beiden Fällen mit y geschrieben wurde, kann die zweifache Eintragung darauf hinweisen, daß der Autor hier auch die andere Schreibweise des Diphthongs, und zwar die mit /', meinte und daß er dem Benutzer, der nach Mai suchen würde, die Arbeit erleichtern wollte. Auch folgende Wörter treten mit Angabe ihrer vollständigen Äquivalenten an zwei Stellen auf: Poudre, Puder . Hier bezweckt der Autor sicher nicht die Zeitersparnis, es liegt ihm eher daran, daß der Benutzer seine Zeit spart. Weitere Beispiele: Marelle, s. f . Morelle, morela owoc, pol. pomum Armeniacvum, s. Morelle; Morelle, s. f . morela owoc,polac. (sie!) malum Armeniacum, Ormianskie iabiko. Bei Marelle kommt ein neues Element hinzu, und zwar das Verweisungszeichen s. - sieh. Ähnlich wurden die Wörter Grenze/Gränze und marschiren/marchiren behandelt. Unter dem Lemma: Gränze findet man außer der Übersetzung auch die Information: obaez nizey Grenze. Der Autor verweist hier den Wörterbuchbenutzer auf die Stelle, wo das mit e geschriebene Wort eingetragen wurde. Dieses Verfahren ist erforderlich, weil der Artikel, den man beim Lemma Grenze findet, länger und ausführlicher ist. Bei marschiren, dem Lemma mit spärlicheren Informationen, befindet sich ein Hinweis auf die mit reicheren Informationen versehene orthographische Variante, und zwar auf: marchiren. Der Hinweis nimmt eine interessante Form an und lautet: bylo wyzey iuz. Marschiren, v. n. maszerowaö, isö, bylo wyzej iuz, marchiren. Genauso werden die Varianten Meiden und Meyden behandelt. Bei Meyden befindet sich neben einer kurzen Übersetzung auch die Information s. Meiden, und erst dort findet man ein vollständiges Äquivalent mit Kollokationen und Beispielsätzen. In meisten Fällen verfährt aber Trotz etwas anders, er scheint weniger benutzerfreundlich zu sein, denkt dagegen an Platzerspamis. Er setzt nämlich die Äquivalente nur bei einer orthographischen Variante, bei der anderen dagegen begnügt er sich mit einem deutschen: s., oder seltener mit einem polnischen Zeichen: obaez, die auf die seiner Meinung nach
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Übliche Schreibweise hinweisen. Vereinzelt gebraucht er auch einen Imperativsatz: obacz na swoim mieyscu. Golden, adj. s. obacz, Gülden. Gülden, Golden, adj. zloty, zlotelity. Fürbinden, v. a. obacz na swoim mieyscu vorbinden. Kaiser, s. m. s. Kayser. Meinung, s. f . s. Meynung. Papst, Papstthum, s. Pabst, Pabstthum. Quaal, s. f . s. Qual. Queer, s. Quer. Raabe, s. m. s. Rabe. An fast (außer Rabe) allen Stellen, auf welche der Benutzer verwiesen wurde, wurde auch die erste orthographische Variante verzeichnet und direkt nach dem Hauptlemma plaziert. Das Wort Kaiser tritt im Wörterbuch sogar dreimal auf, wobei sich die Äquivalente sowohl bei Kayser als auch bei Keiser befinden: Keiser, Kaiser, Kayser, s. m. Cesarz.
Kayser, s. m. Kaiser, Cesarz. Auch im Falle des Wortes Mai fmdet man im Wörterbuch, neben den obenerwähnten Varianten, die durch ihre Äquivalente begleitet werden, noch die dritte, die nur mit Verweiszeichen versehen wurde, und zwar: Mey, s. May. Noch eine Inkosequenz stellt das Lemma Melodie dar. Der Benutzer wird dabei auf: Melodei verwiesen (Melodie, s. Melodei), d.h. auf ein Wort, das an keiner Stelle zu finden ist. Vorhanden ist dagegen die Form: Melodey, und zwar: Melodey, Melodie, s. f . melodya. Trotz der vielen Unterschiede kann man sagen, daß der Autor orthographische Varianten eines Wortes relativ oft in sein Wörterbuch augenommen und meistens auf die der Norm entsprechende orthographische Form des Lemmas oder auf eine, die er für allgmeingültig hielt, verwiesen hat. Da das Wörterbuch von Trotz keinen Anhang besitzt, in den die Eigennamen und die geographischen Namen verlegt werden könnten, befinden sie sich im Hauptteil. Alle werden mit der Abkürzung n. pr. (nomen proprium) versehen: Gaeta, n. pr. f . eine Stadt in Italien, Kajeta, miasto we Wtoszech. Lichtenberg, n. pr. n. Name vieler Örte, Lichtenberg, imi^ wielu mieysc. London, n. pr. n. Hauptstadt in England, London, miasto stoieczne w Anglii. Majorka, n. pr. f . Insel, Majorka, wyspa. Ost Friesland, n. pr. n. Wschodnia Fryzya, w Niemczech Kraina.
42 Ostrolenka, n. pr. f . Starostei in Polen, Ostrol^ka, starostwo w Polszcze. Oxford, n. pr. n. Stadt in England, Oxford, miasto w Anglii. Maria, n. pr. f . Maria, Weibesname, bialogtowskie imif. Leopold, n. pr. m. Mannsname, Leopold, imi? m?2czyzny. Die Synonyme werden von Trotz unterschiedlich behandelt. Bei einigen Lemmata gibt er kein Äquivalent an, stattdessen benutzt er den deutschen Synonymverweis s. oder das vollständige Wort: siehe. Der Benutzer kann erst unter dem betreffenden Lemma die gesuchten Informationen finden. Auf diese Weise wird sicherlich Platz gespart. So gibt es in Trotz' Wörterbuch folgende Einträge: Melkgelte, s. Melkfaß, MelkkUbel Marmoren, s. Marmelsteinern Ziegenblatt, s. Geisblatt Die Synonyme werden auch bei vielen mit Äquivalenten versehenen Lemmata angegeben. Sie stehen entweder hinter dem angebotenen Äquivalent oder sind erst am Ende des Artikels plaziert. Der Benutzer hat schon zwar die gesuchte Information gefunden, er kann aber noch an der verwiesenen Stelle nachschlagen, um die erste Information zu ergänzen: Gebrauch, s. m. zwyczay, to co, Sitte, obyczay. Gescheid, adj. klug, roztropny, rozeznany, ktory rozeznad y roztropid umie, rozenawai^cy. Gießer, s. m. topnik, odlewnik, kruszcolej; toi samo, co, Schmelzer. Grammatik, s. f . Sprachkunst, Sprachlehre; Grammatika, sztuka mowienia, nauka o mowieniu, o i?zyku iakim. Kohlapfel, s. m. Krauthaupt, glowka kapusty, glowka kapuSciana. Muth, s. f . 1/ wäciektoSö, szlenstwo; 2/ srogoäö, zapalczywoäö, zaiadloSö, s. Raserei, Grimmigkeit. Zuerst, adv. naypierwey, naprzod [...]; s. erstlich. Zufall, s. m. przypadek, trefunek [...] s. Fall, Glück, Unglück, Schicksal. Zuflucht, s.f. ucieczka, przytulenie [...] s. Schutz, Hülfe, Beistand. Zugeben, v. a. irr. 1/ przydawaö, przydaö; 2/ zulassen, da6 [...], s. Gestatten, Vergönnen. Dasselbe Verfahren scheint aber platzverschwenderisch zu sein, wenn die an der verwiesenen Stelle verzeichneten Informationen ähnlich oder ärmer sind als die bei dem ersten Lemma vorkommenden Informationen: Zuerst, adv. naypierwey, naprzod; s. erstlich. Erstlich, adv. najpierw. Vereinzelt verzichtet Trotz auf die Eintragung der Synonyme, die er in einem anderen Artikel nennt. Von den zwei bei dem Lemma Grammatik erwähnten Synonymen: Sprachkunst, Sprachlehre wurde nur eins und zwar Sprachkunst, lemmatisiert:
43 Grammatik, s. f . Sprachkunst, Sprachlehre; Grammatika, sztuka mowienia, nauka o mowieniu, o i^zyku iakim. Sprachkunst, s. f . Grammatyka, sztuka, ktöry uczyd möwi. Bei Trotz findet man Synonympaare, die an ihren alphabetischen Stellen mit gleichen Äquivalenten ohne gegenseitigen Hinweis plaziert wurden: Ehemann, s. m. maföonek [...] Ehegemahl, s. m. 11132, malionek.
4.3. Mikrostruktur
4.3.1. Anordnungsprinzip der Artikel Für Trotz' Wörterbuch läßt sich keines von den vier Kriterien anwenden, die F. J. Hausmann unterscheidet. Die Mikrostruktur wird sicher nicht nach dem alphabetischen Anordnungsprinzip gegliedert, der Autor richtet sich auch nicht nach dem semantischen Prinzip „von Grund- zur übertragenen Bedeutung", weil die festen Wendungen oft vor Kollokationen und Beispielsätzen stehen. Da im Wörterbuch keine Hinweise zur Anordnung der Mikrostruktur enthalten sind und das Wörterbuch viele lange Artkel besitzt, bereitet das Suchen nach einer notwendigen Konstruktion viele Schwierigkeiten. Das Prinzip der klaren Trennung der Äquivalente durch Ziffern ist dem Autor bekannt und wird häufig angewendet z.B.: Mark, s. n. ápik; 1/ Fett in den Höhlen der Beine, tluste w koáciach [...] 2/ Mark znaczy: eine Art Geld, pewny pieni^dz, to iest: grzywna [...] 3/ eine gewisse Landschaft, pewny kray. Mark Brandenburg, Marchia Brandenburska [...] Mausen, v. a. myszkowaé. 1/ Mäuse fangen, wie die Katzen, myszy lapaé iak koty; 2/ stehlen, kraáé, kradaó, porywaó co zmykaó, braé ukradk^. Pappe, s. f . 1/ papka, klaistr, womit man etwas zusammenkeibet, którym wraz co zkleiai^, z m^ki klaistr, kley; 2/ auf einander geleimtes Papier, w iedno w kilkoro zkleiony papier, kompatura, tektura. Zaum, m. 1/ die Pferde zu bändigen, w^dzidto albo musztuk, do helznania koni... 2/ einen im Zaume halten, kogo na musztuku trzymaó. Zeche, s. f . 1/ pijatyka, biesiada przy flaszce, bezahlen für andere, za inszych plació; 2/ das Geld, so man zur Zeche giebet, znaczy pieni^dze na takow^2 skladk? dane; 3/ auf dem Bergwerke, rudnik, szyb; bauen zalozyé. Beachtenswert ist das Lemma System, bei dem Trotz 10 homonyme Bedeutungen unterscheidet und alle in die Mikrostruktur verlegt: System, s. m. 1/ ein Lehrgebäude, Zusammenfttgung, Setzung, Ordnung, Zusammenhang, Vorstellung aller Theile einer Sache, insbesondere in der Philosophie, os-
44 obliwie w filozofii: sklad, wizerunek, system, porz^dek, budynek, iako Swiata w swoich cz^sciach, zwi^zek mi$dzy cz^sciami rzeczy caley; 2/ Einrichtung, Verfassung, rozporzqdzenie, rozioienie; 3/ Zustand, Beschaffenheit, Bewandtnis, polozenie, okolicznoSd; 4/ Regeln der Dichtekunst, nach denen sich der Dichter richtet, reguly, podlug ktörych poeta pisze; 5/ Vorhaben, Absicht, Einrichtung, zamyst, przedsi?wzi?cie; 6/ in der Musik: Zusammenstellung vieler Klänge, Töne, Intervallen u.s.w. w muzyce: rozloZenie, uloZenie wielu tonöw, interwalöw etc.; 7/ die Coullection oder fünf musikalische Noteulinien, auf denen die Noten, Pausen und andere musikalischen Zeichen stehen, pi$c liniy do not, pauzow i innych muzycznych znakow; 8/ Anzahl und Länge der Saiten auf einem musikalischen Instrumente, liczba i dtu2 stron na instrumencie muzycznym; 9/ Einrichtung des Actienhandels in Frankreich, porzqdek handlu z asygnacyiami, albo akcyiami w Francyi; 10/ das Weltgebäude, Ordnung der großen Welttheile, als der Sonne, Erde etc., in der Astronomie, w astronomii: budynek, sklad äwiata we wszystkich swoich cz?iciach, to iest wzgl^dem slonca, ziemia etc. [•••] Die obengenannten Beispiele zeigen, daß die verwendeten Ziffern den Wörterbuchinhalt sehr übersichtlich gestalten und dem Benutzer die Arbeit erleichtern. Manchmal läßt Trotz die Ziffer 1/ fort, gibt die erste Bedeutung an und stellt die Ziffer 2/ erst vor das zweite Äquivalent: Gestalt, s. f . postaö, postawa, wzör; eines Dinges verliehren, postac iakiey rzeczy zgubiö [...] 2/ znaczy, sposob, ksztalt, welcher Gestalt es zu machen sey, iakim sposobem to trzeba czyniö, iakim ksztahem [...] Gewogen, part. et adj. geneigt, zugethan, przychylny, Zyczliwy; sich einen machen, przychylnym, ¿yczliwym sobie kogo uczynid [...] 2/ znaczy, waiony, mit der Waage, na wadze zwaZony. Gewinnen, v. a. als einen Gewinn davon tragen, zarabiaö, zyskowaö, iakoby, zysk, zarobek, z czego odnosiö [...] 2/ znaczy: to co, überwinden, przekonad, pokonaö, przezwyci?2yö, nabyc, odnieiö; den Sieg, zwyci?stwo, to co: erhalten, otrzymaö, wygraö, die Schlacht, bitw? wygraö [...] Kern, s. m. ziarno, i^dro [...] 2/ das harte Wesen in einer Kirsche oder Pflaume, worinnen der eigentliche Kern steckt, to co twardego jest w wiäni, w iliwce etc. w czym wlaSnik ziarno zamkni?te, iest a to siq nazywa po Polsku: pestka, kostka, pestka z wiSni, pestka ze sliwy, gdy wyi?ta iest. 3/ potrzecie (sie!) znaczy: kleiner der Weintrauben, Hollunderbeere, w winney iagodzie ziarneezko, iagoda besowa, Kern einer Rosine, iagoda zwarzona [...]
Bei manchen Eintragungen verzichtet der Autor auf die Trennung der Bedeutungen durch Ziffern und zählt die Äquivalente unmittelbar nacheinander. Deshalb läßt sich hier keine einheitliche, für alle Fälle geltende Regel formulieren. Das Aufgeben der Ziffernverwendung im folgenden Beispiel ist nur eine von den im Wörterbuch auftretenden Ausnahmen: Glas, s. n. szklo; samo w sobie, pofym gläsernes Geschirr, szklane naezynie; daraus man trinkt, z ktörgo piisy takze, Glas von einer Sackuhr, szklo przed zegarem; vor ei-
45 nem Bilde, przed obrazem; das auf beiden Seiten erhaben geschlissen ist, ktöre z obudwoch stron iest polerowane, gtadzone, szlusowane. Apothekerglas, szklo aptekarskie, gläserne Flasche, szklare flasze. Glas, sklenica, szklanka, kielich, lampeczka. Da die Verwendung von Ziffern für eine bessere optische Einteilung der Artikel nützlich ist und dem Benutzer die Arbeit erleichtert, bilden die Abweichungen von dieser Regel sicher einen Nachteil des Wörterbuchs.
4.3.2 Lemmaangaben 4.3.2.1 Morphologische Informationen Alle im Wörterbuch verwendeten Informationen zur Kennzeichnung der Morphologie lexikalischer Einheiten wurden in der lateinischen Sprache verfaßt. Auch wenn zwischen zwei morphologischen Informationen eine Konjunktion steht, ist sie lateinisch, z.B. norm pl. et dat. sing. Für die Kennzeichnung der Wortarten verwendet Trotz folgende Abkürzungen: s. für Substantive, v. für Verben, adj. und adv. für Adjektive und Adverbien, pro. und praep. entsprechend für Pronomina und Präpositionen. Für Kennzeichnung von Konjunktionen steht die Abkürzung conj., Numeralia wurden mit num. versehen. Die Abkürzunegn werden an keiner Stelle des Wörterbuchs entschlüsselt. Alle zwischen den Lemmata und Äquivalenten verzeichneten morphologischen Informationen werden in Kursiv gedruckt. Substantive Das Genus der substantivischen Lemmata wird durch die lateinischen Abkürzungen m., f., n. gekennzeichnet. Bei manchen Substantiven entscheidet sich Trotz, für die Bezeichnung des Genus neben einer lateinischen Abkürzung auch den vollen Artikel anzugeben. Es gilt vorwiegend für substantivierte Verben, z.B.: Krauen, das, s. n. tarcie, ocieranie. Murmeln, das, s. n. mruczenie. Dieses Verfahren dient sicher der Verdeutlichung, daß es bei den betreffenden Lemmata nicht um Verben, sondern um Substantive geht, und deshalb ist es völlig berechtigt, auch wenn dabei der Platz verschwendet wird. An dieser Stelle sollte auch erwähnt werden, daß das Genus der polnischen substantivischen Äquivalente in Trotz' Wörterbuch überhaupt nicht angegeben wird, die Äquivalente werden auch nicht als Substantive gekennzeichnet. Bei keinen Lemmata wird die Bildung des Plurals und des Genitivs Singular der Substantive angegeben, obwohl das für die leichtere Erlernung des Deutschen notwendig ist. Auch die Substantive, die nur im Singular auftreten (Gemüse, s. n. iarzyna, legumina) werden nicht als solche gekennzeichnet. Die Pluraliatantum dagegen sind mit der Abkürzung: pl. oderplur. versehen:
46 Gebrüder, s. m. plur. bracia. Im mobilia, s. n. pl. unbewegliche Dinge, dobra nieruchome. Leute, s. m. plur. Ludzie, to co, Menschen. Masern, s. f . pl. eine Krankheit, choroba pewna, krosty, kur, odra. Strapazen, s. f . plur. mozol, praca. Die Substantive, die zur schwachen oder zur unregelmäßigen Deklination gehören, werden in das Wörterbuch ohne Hinweis auf ihre Besonderheit eingetragen (Junge, Knabe, Herz). Die Diminutiva treten ohne besondere Kennzeichnung auf. Die morphologischen Informationen bei Substantiven sehen also im Idealfall folgendermaßen aus: Lemma: voller Artikel (bei substantivierten Verben) - Kennzeichnung der Wortart Angabe des Genus - die Information pl. oder plur. (bei Pluraliatantum) Verben Alle Verben werden in Trotz' Wörterbuch mit der Abkürzung v. als solche gekennzeichnet. Hinter diesem Zeichen steht entweder der Buchstabe n. oder a., die die Transivität (a.) oder Intransivität («.) der Verben zum Ausdruck bringen. Das Zeichen n. kann etwas verwirrend sein, weil es auch bei den Substantivlemmata steht und „neutrum" bedeutet. Da die Bedeutung der erwähnten Zeichen an keiner Stelle des Wörterbuchs erläutert wird, fällt das Entziffern dieser Zeichen schwer. Glauben, v. a. wierzyö, uwierzyö [...] Gönnen, v. a. ¿yczyö [...] Kämmen, v. a. czesaö [...] Kennen, v. a. irr. znaö [...] Treffen, v. a. trafiö [...] Zerreisen, v. a. irr. 1/ rozedrzeö f...] Zerschmelzen, v. a. irr. 1/ roztapiaö, roztopiö [...] Zerschneiden, v. a. irr. rozsiekad, rozr^bad [...] Gehören, v. n. gebühren, naleZeö [...] Gehen, v. n. chodziö [...] Irren, v. n. bt^dzid, zW^dzid, mylic [...] Klingeln, v. n. irr. dzwoniö, brz?czeö [...] Kommen, v. n. irr. przychodziö, przyiSd [...] Kriechen, v. n. irr. czolgad si?, wleö si? [...] Tagen, v. n. p. Tag werden, dnied, dzieri si? robiö, es taget, dnieie. Wenn ein Verb sowohl als transitiv als auch intransitiv fungieren kann, wird es mit beiden Zeichen versehen: Klopfen, v. n. et a. pukad, koiataö, sztukad [...] Zerbrechen, v. a. irr 1/ zlamac, roztamaö [...] 2/ v. n. entzwei gehen, rozpaiö na dwoie.
47 Vereinzelt werden die Verben mit der Abkürzung p. (perfectum) versehen, die Vollzogenheit ausdrücken soll: Tagen, v. n. p. Tag werden, dnieö, dzien sif robic, es taget, dnieie. Werden, v. n. p. irr. stawaö si?, staö si? [...] Manche unpersönlichen Verben werden durch die Abkürzung impers. als solche gekennzeichnet (a), andere dagegen stehen ohne Hinweis darauf, daß sie unpersönlich gebraucht werden (b). In diesem Fall findet der Benutzer die Information über den unpersönlichen Gebrauch eines Verbs innerhalb der Mikrostruktur.
(a) Schwanen, v. impers. sich lassen, wrozyö, przeczuwad; es schwankte mir, daß przeczuwalem, 2e. Tauern, v. impers. es tauert ihn, es gereuet ihn, ¿al mu, ¿ahije. (b) Klingeln, v. n. irr. dzwonid [...] es klingelt allzu angenehm. Die reflexiven Verben werden in Trotz' Wörterbuch mit der Abkürzung v.r. (verbum reciprocum, rückbezügliches Verb) versehen, in meisten Fällen folgt dem Lemma das Reflexivpronomen sich: Entschließen, sich, v. r. namyäliö si?, rozmySlic si$ [...] Ereignen, sich, v. r. przypaSö; przytrafiö si? [...] Nähern, sich, v. r. zbli2a£, zbli£a6 sie, przyblizaö, przybliiad si? [...] Schämen, sich, v. r. wstydziö si?, wstydad sif [...] Verändern, v. a. etr. odmieniaö, odmieniö, przemieniaö, przemieniö [...] Verweilen, sich, v. r. 1/ bawiö si?, opözniaö si? [...] Wundern sich, v. r. dziwowaö sie, dziwiö si? [...] Dabei verfährt Trotz jedoch inkonsequent, manche reflexiven Verben werden nur mit den die Wortart und die In/Transivität kennzeichnenden Abkürzungen versehen, das Zeichen r. fehlt: Fühlen, v. a. czu6 [...] Irren, v. n. W^dziö, zbl^dzid, myliö [...] Kämmen, v. a. czesaö [...] In manchen Wörterbuchartikeln wird die Information über die Reflexivität der Verben durch Beispiele bestätigt: Mehren, v. r. powi^kszaö, przyczyniaö, przybywaö, sich, powi?kszaö sif, der Reichtum mehret sich, bogastwa si? powi?kszai^, bogastw przybywa, przyczynia si?.
48 In einigen Artikeln wird die Deklination (vorwiegend unvollständig) der reflexiven Pronomina veranschaulicht: Packen, sich, v. r. po£c przecz, umknqö si?, ode§6 precz; packe dich, podz precz [...], packet euch mit ihm, idzcie precz y z niem [...] Auch das Problem der starken Bildung von Perfekt und Präteritum läßt Trotz nicht unbeachtet. Die bei manchen Verben auftretende Abkürzung irr. soll „irregulär" bedeuten und zeugt davon, daß diese Verben starke Vergangenheitsformen bilden. Die Abkürzung tritt aber nicht bei jedem starken Verb auf (z.B. Treffen, v. a. \ Gehen, v. «.), was den Benutzer zur Bildung fehlerhafter schwacher Formen von starken Verben verleiten kann. Die Lemmaangaben beinhalten keine Informationen über die Abweichungen (e-i Wechsel, Umlaut) bei der Konjugation der Verben. Da das Wörterbuch keinen Anhang mit grammatischem Kommentar besitzt, ist der Benutzer nur auf die im Hauptteil enthaltenen Erklärungen angewiesen. Die deutschen Modalverben bilden eine Gruppe, die von einem polnischen Benutzer ohne zusätzliche Hinweise nicht richtig verwendet werden kann. Deshalb sind alle unter einem Modalverb vorhandenen syntaktischen und morphologischen Informationen unentbehrlich und verdienstvoll. Trotz gibt sich viel Mühe, um dieser Aufgabe gerecht zu werden, dabei verfährt er aber uneinheitlich. Bei dem Modalverb mögen sind außer dem polnischen Äquivalent drei Beispielsätze auffindbar, an denen der Benutzer nur die Formen der ersten und dritten Person Singular Konjunktiv ablesen kann. Unter diesem Lemma sind überhaupt keine Informationen über die Form (und die Bedeutung) des Verbs mögen im Indikativ enthalten: Mögen, v. a. moc, zdotaö, powtore chcieö, er möchte gern schreiben, er möchte gern schreiben, wenn er etwas zu schreiben hätte, on by rad chciat pisaö, gdy by miat co do pisania, ich möchte gerne essen, spazieren gehn, ia bym rad chcial ie&ö, spacyrowaö. Die Lemmata wollen und sollen behandelt er genauso spärlich. Bei wollen sind 2 Kollokationen, 3 Beispielsätze und eine Infinitivkonstruktion zu finden. An diesen Beispielen kann der Benutzer lediglich die Form des Verbs in der ersten Person Singular als auch die Form des Präteritums ablesen. Das Lemma können wird dagegen mit vielen ausführlichen Informationen versehen. Es sind keine strikt grammatischen Informationen, für die Erläuterung grammatischer Probleme verwendet Trotz Beispielsätze. Folgende innerhalb der Mikrostruktur enthaltenen Beispiele veranschaulichen die Konjugation von können: ich kann nicht anders als anrufen du kannst so viel versprechen er kann Dank abstatten wir können etwas ausrichten ihr könnet nicht verborgen seyn die Vögel bauen ihre Nester und betten sie so weich, als sie nur können
49 Andere Beispielsätze legen die Formen des Präteritums (a) und Perfekts (b) von können dar als auch die unpersönliche Form man kann (c): (a) ich habe dich ihnen recommandirt, so nachdrücklich ich konnte so viel ich konnte und mir erlaubet war [...] (b) so viel ich nur gekonnt habe (c) man kann kaum entgehen man kann um so viel mehr kann man ersehen, wer soll besser können, als du Fast jeder von den im besprochenen Artikel eingeführten Beispielsätzen enthält die Information, daß nach dem Modalverb ein reiner Infinitiv auftritt. Auch semantische Informationen bei dem Verb können sind sehr ausführlich. Trotz teilt den Artikel in zwei Teile ein, im ersten führt er die Äquivalente: moc, zdolac, wydolac an, im zweiten verwendet er eine deutsche Glosse: kennen, wissen, verstehen und nennt entsprechende polnische Äquivalente: umiec, wiedziec, rozumiec. Da Trotz die Bedeutungen klar trennen wollte, schickt er dem zweiten Teil die Ziffer 3/ voraus, was leider nicht begründet ist, weil im Artikel die Ziffern 1/ und 2/ fehlen. Auch die erste Bedeutung wurde direkt nach dem Lemma plaziert und mit keiner Ziffer versehen. Trotz der kleinen Unzulänglichkeiten ist der Artikel anerkennenswert, da er alle für den Benutzer unentbehrlichen Informationen enthält. Viele grammatische Informationen sind auch bei dem Lemma müssen enthalten. Von den sechs Konjugationsformen fehlt nur die zweite Person Plural, alle anderen sind vorhanden. Über die bei können angegebenen Informationen hinaus (unpersönliche Form: man muß, Perfekt) ist hier sogar ein Beispielsatz im Passiv auffindbar: diese müssen wieder gemacht werden Adjektive und Adverbien Die Steigerungsformen der Adjektive und Adverbien, wenn sie an ihren alphabetischen Stellen als gesonderte Einträge verzeichnet werden, stehen vorwiegend ohne Hinweis auf den Positiv; ein Hinweis auf ihre Komparationsstufe kommt nur ausnahmsweise vor. Sie werden meistens nur mit einer die Wortart kennzeichnenden Abkürzung versehen, z.B.: Höher, adj. wyiszy, wydatniejszy Mehr, adv. bardziey Minder, adv. weniger, mniey Nächste, adj. naybliiszy Eine Information über die Steigerungsstufe tritt bei dem Adjektiv besser auf:
50 Besser, adj. comp, et adv. lepszy, przednieyszy Die im Positiv lemmatisierten Adjektive, die unregelmäßig gesteigert werden, versieht Trotz mit keinen Hinweisen auf ihre Besonderheit. Pronomina Bei Pronomina kommen ausführliche morphologische Informationen vor. Sowohl Personal(a) als auch Possessivpronomina (b) werden mit der die Wortart kennzeichnenden Information versehen, die drei unterschiedliche Formen haben kann: pr., pro. oder pron. Diese Kennzeichnung wird nur in einem Fall fortgelassen und zwar dort, wo dem Pronomen viele andere Informationen folgen (vgl. Ihr). Wenn ein Pronomen zwei unterschiedliche Funktionen erfüllt, wird seine doppelte Verwendbarkeit angedeutet (vgl. Ihr). Bei Personalpronomina tritt zusätzlich die Information pers. auf, die Possessivpronomina dagegen werden uneinheitlich behandelt und sind entweder mit der Information pron. adj. oder pron. pers. versehen. Die Liste der Pronomina in Trotz' Wörterbuch ist unvollständig, es fehlt das Pronomen sie.
(a) Ich,pr. pers. ia, Genit. albo drugi spadek, mnie [...] Du,pron. pers. ty, tak M?szczyznie, iak y bialogtowie (..) Er, pron. p. on, zaimek Ihr, nom. pl. et dat. sing, wy [...] Wir, pron. pers. my; selbst, my sami (b) Dein, pron. adj. twoy, twoia, twoie [...] Euer,pron. pers., wasz, wasza, wasze Mein, pro. poss. moy, moia, moie [...] Sein, pro«, adj. pers. swoy [...] Unser, pron. pers. nasz, nasza, nasze Trotz nimmt in sein Wörterbuch auch deklinierte Personalpronomina auf. Von den 12 unterschiedlichen Deklinationsformen sind nur drei nicht vorhanden, und zwar: dich, dir, euch. Fast alle deklinierten Pronomina (außer ihm, bei diesem Pronomen ist überhaupt keine morphologische Information enthalten) verfügen über ein den Fall kennzeichnenden Zeichen. Die Information pro. pers. ist nur folgenden Pronomina eigen: mich, mir, uns. Mich, acc. pr. pers. mif, mnie Mir, dat. pro. pers. mnie Ihm, iemu, samemu Ihn, acc. sing, iego, go [...] Ihnen, dat. plur. im, onym Uns, p. pers. my, s. wir
51 Artikel Über ausführliche grammatische Informationen vefügen auch die lemmatisierten Artikel. Einige Beispiele: Der, pron. pers. dieser Artikel wird im Polnischen nicht gesetzt, Niemiecki Artykul, ktöry w Polskim si? nie kladzie; z. B. der Mensch, czlowiek, a nie: ten czlowiek; gdyby tak zawsze w Polskim przykladaö ten sam artykul bylaby mowa nie do rzeczy. 2/ der, ein deutsches Relativum und so viel, als welcher, ktöry, ktöra, ktöre; ein Mensch, der nicht lange lebet, czlowiek, ktöry nie dhigo 2yje [...] 3/ ein deutsches Demonstrativum und so viel, als derselbe, ow, owa, owo; der Mensch, ow czlowiek, der Baum, owo drzewo. 4/ der nicht, ktoby nie, es ist niemand in Sicilien gewesen, der es nicht gehört hätte, nikt nie byl w Sycylii, ktoby o tym nie slyszal Das, der deutsche Artikel, neutris generis wird im Polnischen nicht immer ausgedrückt. Denn man sagt nicht, das Thier ist todt, ten zwierz zdechl, sondern nur zwierz zdechl; po polsku: das, niemiecki artykul [...] Ein Pronomen Demonstrativum und relativum für dieses, ten, ta, to, das Buch, ta ksiq2ka; das Ding, ta rzecz, das Gebäude, ten budynek; hier ist es demonstrative gesetzt. Aber relative folgendes: das, wovon ich geschrieben habe, laß dir recommandirt sein, to o czym do ciebie pisalem, my i sobie zalecone, po Polsku: das, iest takie Zaimek Ukazui^cy, albo Skazui^cy [...] 2/ Das, deutet auch das Pronomen dieser, diese, dieses, alsdann, wenn es nämlich zur anderen Person gehört, oder wenn es eine Sache, die der zweiten Person näher ist, ausdruckt; ist eben dasjenige, was bei den Lateinern iste, ista, isto. Ferner deutet das Pronomen das, auch dasselbige an, was im Lateinischen is, ea, id, im Polnischen aber, ow, owa, owo. Beispiel des ersten: die das Ansehen haben, welches ihr habt, ktörzy t$ tu mai^ powag$, co wy macie, das höchst löbliche Bemühen unterlassen, t^ tu nader chwalebne starania porzuciö. Beispiel des anderen: das ist der Mann, ow to iest mqi, und das insonderheit zur Winterszeit, a owo zwlaszcza w zimowym czasie. 3/ tak to: das ist seine Art, tak to iego rod iest, das ist der Welt Gebrauch, tak to zwyczay na Swiecie, das ist gut, to dobrze [...]
4.3.2.2. Phonetische und orthographische Informationen Phonetische (und orthographische) Informationen sind im Wörterbuch überhaupt nicht enthalten. Es fehlt ein Kommentar sowohl zur Aussprache der fremdsprachlichen Wörter als auch zur Aussprache der Laute, die nur in einer von den zwei in das Wörterbuch angenommenen Sprachen bekannt sind (q, ö, ü, Opposition: lang - kurz). Phonetische Informationen sind weder den Lemmata noch den Äquivalenten gewidmet. Auch die Zeichen, die in beiden Sprachen anders gelesen werden (sp, z) blieben unbeachtet. Das Wörterbuch enthält auch keinen Anhang, in dem die Aussprache hätte beschrieben werden können. Ohne diese Informationen ist der Benutzer oft hilflos. Die Transkription oder eine andere Methode zur Angabe der Aussprache sind dem Autor entweder unbekannt, oder hält er sie für unnötig.
52 4.4. Äquivalente
Bei der Äquivalenzfindung bedient sich Trotz eines sehr differenzierten Verfahrens. Lemmata, die nur ein einziges Äquivalent aufweisen, sind in seinem Wörterbuch eine Seltenheit. Die Mehrheit der Lemmata hat mehr als ein Äquivalent und/oder ein anderes Bauteil (Glosse, Definition oder zusätzliche Erklärung). Einige Beispiele zu Einzel- (a) und zu mehreren Äquivalenten (b): (a) Zehentägig, adj. dziesi^ciodniowy. Gleichfällig, adj. zarowny. (b) Krauen, s. m. tarcie, ocieranie, skrobanie, drapanie. Mitbewohner, s. m. spol mieszkaniec, owywatel. Bei einem Lemma auftretende unterschiedliche Äquivalente werden durch ein Komma oder ein Semikolon getrennt, z.B.: Kalben, v. n. cieliö si?, ocieliö, ciel? mied. Mücklein, s. n. komarek, malenki komar, komarek maluchny. Paaren, v. a. l^czenie, parzenie, w par? skladanie, zlo2enie mafäenskie; spuszczanie zwierz^t; w raz, w kup? dwoyga iednoczenie. Wenn zu einem Lemma das Äquivalent fehlt, greift Trotz zur Definition: Fährgeld, s. n. pieni^dze za przewöz, od przewozu, ktöre dai^ ci, ktörzy si? przewoi^ przez iak^ rzek?. Müßiggänger, s. m. taz?ga od k^ta do k^ta, nie nie robi^cy. Nachäffen, v. a. udawad kogo, to iest, pokazywaö, iak kto co czyni. Pferchen, s. n. brzuch dolem wyprz^taö. Pedant, 5. m. wyieidzacz ze swoi^ nauk% chlubnik, co si? z swoi^ nauk^ chwali, uezony ale nierozeznany, niegladkiey ale prostey nauki czlowiek. Unverständlich und überflüssig ist die Definition in Begleitung eines Äquivalents, denn das Äquivalent steht nicht in Opposition, sondern ist redundant zur vorangestellten Definition: Kornmilbe, s. / Kornwurm, robak w zbo2u, nazywa siq, wotek. Pferdedieb, s. m. zlodziey, co konie kradnie, koniokrad. Die zusätzliche Erklärung wird als kompensierendes Mittel für die durch das Äquivalent nicht ausgedrückten Informationen verwendet. Melisse, s. f . melissa, ziele pewne. Kranich, s. m. ein Vogel, 2oraw, ptakpewny.
53 Theriac, s. m. eine Arznei, dryakiew, lekarstwo wiadome. Tulpe, eine Blume, s. f . tulipan, kwiat. Um dem Wörterbuchbenutzer die Gleichsetzung von Lemma und Äquivalent zu erleichtern, bedient sich Trotz in großem Maße der Glosse. Die meisten Glossen sind Synonyme (a) oder Definitionen (b) der Lemmata: (a) Irresolut, adj. unentschlossen, nienamyälony, nierozmySlny. Moschee, s. f . (Mosque) Türkische Kirche, Tempel, meczet, koicioi turecki, turecka buznica. Präsenz, Gegenwart, s. f . przytomnoäö, bytnosö. Promesse, s. f . Versprechen, obiecanie, obiecywanie, obiemica. (Bei den synonymischen Glossen handelt es sich meistens um Übersetzungen fremdsprachlicher Wörter ins Deutsche.) (b) Kajüte, s. f . Hütte auf dem Schiffe, hata na okr^cie. Kotze, s. f . dicke Decke, koc, gruby, kosmate welniane odzienie. Quaterne, s. f . die Viere in der Karte, czworka, czwor, czwornik. Tachygraph, (neu) ein Geschwindschreiber, nowe slowo: pr?dki pisarz. Tribüne, s.f. Bühne, erhabener Ort für die Musikanten, chor, mieysce podwyiszone dla muzykantow. Oft kommt die Glosse in Kombination mit einer auf polnisch verfaßten Definition vor, was im Fehlen entsprechender Äquivalente begründet ist: Ab, s. m. der neunte Monat des bürgerlichen Jahres nach der Rechnung der Juden und der fünfte ihres Kirchenjahres. Dziewiaty miesi^c roku mieyskiego wedhig rachunku zydöw i piqty koäcielnego roku onych. Feullantines, s. f . pl. die Nonnen von demselben Orden mit weißen Kutten, panny zakonne teyie regufy biatymi tachmanami. Latz, s. m. Stück der Kleidung vor der Brust, sztuka sukni przed piersiami. Manche Glossen ordnen das Lemma einer Ubergeordneten Begriffskategorie (Pflanzen, Tiere) zu, oder sie enthalten eine Zusatzinformation, mit der die Bedeutung des Lemmas eingeschränkt wird: Fliege, s. f . ein Ungeziefer, mucha. Kranich, Ä. m. ein Vogel, ioraw, ptak pewrty. Sumach, s. m. ein Gewächs, garbarskie drzewko, borowki. Tackt, s. m. in der Musik, takt w muzyce. Teufelsabbiß, s. f . ein Kraut, lysina, S. Piotra, ziele. Theriac, s. f . eine Arznei, dryakiew, lekarstwo wiadome.
54
Thole, s. f . ein Vogel, kawka, ptak pewny. Tulpe, s. f . eine Blume, tulipán, kwiat. In Trotz' Wörterbuch findet man auch Glossen in der Form einer Kollokationsangabe: Klimmen, v. n. wie das Feuer, zarzyó siç iak ogieñ. Quacken, v. n. wie ein Frosch, skrzeczeó, kwakac iak zaba. Sultan, s. m. Türkischer, Sohan, Cesarz Turecki. Obige Beispiele beweisen, daß die deutsche Glosse sehr oft in Kombination mit einer zusätzlichen auf polnisch verfaßten Erklärung erscheint. Weitere Beispiele für das Paar: Glosse - zusätzliche Erklärung: Kreusel, s. m. womit die Jungen spielen, b^k, instrumencik obracaj^cy siç w kolo na sznurku do grania, iakiem dzieci czçsto grai^. Paarhölzer, s. n. pl. beim Schiffbaue, Hölzer, die paarweise einander gleich sind, w okrçtobudowni, rownych dwoch drzew para. Manchen Äquivalenten wird ein in Kursiv geschriebenes Element vorangestellt, das fiir die Einteilung des Artikels sorgt (poczwarte znaczy), die Stilschichten bestimmt (politycznie), über das Vorhandensein einer Neubildung informiert (nowe slowo) oder eine andere Information zum Ausdruck bringt (vgl. auch: Diasystematische Markierung, 4.6.). Kohlschwarz, adj. wçglasty, to iest: tak czarny iak wçgiel. Kommen [...] einen nicht lassen vor sich, nie daó komu przyiáé do siebie, mocniey powiesz, nie daé siç komu pokazaé na oczy. Kacken, v. n. kakaé, haytuá byé, na potrzebç chodzié, a uczciwszy uszy sraé; politycznie, seine Nothdurft thun, iakony potrzebç czynió. Kolbe, s. f . bulwa; ein Gewächs, ziele pewne\ 2/ Keule, palka, obuch; 3/ Haar auf der Stirn, auf eine vermutzte Art verschnitten, wtos, tak przystrzyiony ¿eby áluzem y niby poprzez na czoto spadal, poczwarte znaczy. bania [...] Kornhaus, s. n. spiklerz, na zsypowanie y chowanie zbo¿a, mówi siç tez, ápikrz, spiekrz. Kornzuftthrer, s. m. zboiowy zwo¿nik, zwo¿ny zboz, iakoby wytyczny. Kornmilbe, s.f. Kornwurm, robak w zboiu, nazywa siq, wolek. Treffen, v. a. trafié [...] spotkaó kogo; w tym samym sensie, spotkaó siç z kiem.
4.5. Syntagmatik
Da das Wörterbuch keinen Anhang mit grammatischen Informationen enthält, die der Benutzer für den richtigen Gebrauch der Lemmata in Kontexten unbedingt braucht, werden sie entweder explizit hinter dem Lemma mitgeteilt oder sie sind an den in der Mikrostruktur vorhandenen Beispielsätzen abzulesen. Die vorliegende Analyse soll zeigen, auf welche Weise die syntaktischen Informationen in Trotz' Wörterbuch vermittelt werden.
55 4.5.1. Verben Wenn Trotz die Information angibt, daß ein Verb ein Dativ- oder/und Akkusativobjekt (auch Genitiv- oder Präpositionalobjekt) braucht und Umstandsbestimmungen verlangt, verwendet er für die Beschreibung dieser syntagmatischen Charakteristika keine besonderen nach dem Lemma platzierten Zeichen und keine abgekürzten Wörter (wie es z.B. bei der Transivität der Fall war), sondern verzeichnet im Artikel entsprechende Konstruktionstypen und Beispielsätze, die eine syntagmatische Information implizieren. Die Valenz des Verbes wird entweder durch abgekürzte pronominale Formen erläutert (a) oder auf Grund von vollständigen Beispielen dargeboten (b). (a) Geben, v. a. dal; einem etwas. Kleiden, v. a. ubieraö w suknie; etwas womit, co w co stroiö, ustroid. Merken, v. a. pami?taö, naznaczyö; [...] etwas, co. Melden, v. a. oznaymiö, donieäö, opowiedzieö si?, wspominaö, wspomnieö, to co, anzeigen, einem etwas, komu co [...] ich habe mich gemeldet, kazalem powiedzied imi?, dalem si$ oznaymiö po imieniu . Tadeln, v. a. ganid, przyganiaö, naganiaö; etwas, co; einen, kogo w czym ganid. Täuschen, v. a. oszukaö, zwieSd, zwodzid; einen, kogo, s. Betrügen. Täuben, v. a. gluszyö, ogtuszyd; einen, kogo. Zudecken, etwas womit, co czym. (b) Gedenken, v. n. myäleö [...] eines Raths czyi^ rad?, daran gedenkt er sein Leben lang, to on pani?ta przez cale 2ycie swoie. Treiben, v. a. 1) pchaö, wygnad, gnaö [...] sein Werk, swoie rzemiosto robi6; das Vieh auf die Weide, bydlo na pasz^ p^dzid [...] Dort, wo ein einwertiges Verb eingetragen wurde, ist meistens keine Information über seine Einwertigkeit enthalten. Nur selten kann man es an den genannten Beispielen ablesen: Mehren, v. r. powifkszaö, przyczyniaö, przybywad, sich, powi^kszaö si?, der Reichtum mehret sich, bogastwa si? powi^kszaj^, bogastw przybywa, przyczynia si?. Summen, v. n. brz?czeö, die Bienen (summen), pszczofy brz?cz^. Ziehen, v. a. irr. es ziehet sich ein Wetter auf, zabiera si$ na burz^. Wenn man die Verbartikel anschaut, wird es klar, daß Trotz sehr daran liegt, dem Benutzer die Rektion des Verbs anzubieten. Dabei verwendet er ausführliche Beispiele (a) oder bedient sich einer pronominalen Abkürzung (b). Manchmal sind bei einem Verb beide Formen auffindbar. Jeder deutschen Information folgt immer eine Übersetzung ins Polnische: (a) Gewinnen, v. a. als einen Gewinn davon tragen, zarabiaö, zyskowad iakoby, zysk, zarobek, z czego odnosid; viel an einer Sache, wiele na iakiy rzeczy, bei einer Sache rzeczy, przy iakiey rzeczy
56 Greifen, v. a. dotkad, dotkn^d; einem an das Geschwfirr, kogo we wrzöd; [...] nach anderer Leute Guth greifen, za dobra ludzi drugich chwytad, zum Gewehr, chwycid si? broni, za bron; das Feuer greift um sich, ogien pomyka si? okoto siebie, zaymuie wszystko w koto siebie Irren, v. n. bi^dzid, zbi^dzid, mylid; [...] in der ganzen Sache, w caley rzeczy; in der Zeit, w czasie, to iest w rachowaniu czasu Mangeln, v. n. nie dostawad, zbywad; einem am Verstände, zbywad komu na rozumie, nimied rozumu Trauen, v. n. 1/ wierzyd, dowierzyd, ufad, auf eines Tapferheit, w czyiem m?stwie, auf eines guten Willen, czyiey dobrej ufad, wierzyd, woli Trauern, v. n. zatowad, oplakiwad, [...] über eines Tod, czyiey Smierci, um einen, um die Seinigen, kogo, swoich, albo byd po kiem, po swoich w Zalobie (b) Erseufzen, v. n. wdzychad (sie!), westchn^d, i^czed, über etwas, na co Kämpfen, v. n. potykad si?, bid wybid sie, mit einem über etwas, z kim o co; poiedynkowad z kim o co, wyci^d si$ z kim, o co Klagen, v. n. a. skaräyd, skarzyd si£, zalid si?, obiatöwad, obwiniad; über etwas, skariyd si? o co Lachen, v. n. imiac si$, heftig, moeno; ein wenig, troche; über etwas, z czego, na co Profitieren, v. a. Nutzen haben, gewinnen [...] von etwas, z czego Theilnehmen, v. a. cz^gci brad, an etwas, z czego In fast allen Fällen wird die Rektion am Anfang des Artikels direkt nach dem Äquivalent angegeben. Die Angaben sind sehr ausführlich, Trotz begnügt sich nicht mit einer präpositionalen Fügung, sondern nennt das Verb in Verbindung mit mehreren Präpositionen (z.B.: greifen an, nach, um, zu). Andere Angaben zur Syntax der Verben sind im Wörterbuch nicht enthalten. Und so ist zum Beispiel bei den Verben haben, sein, werden kein Hinweis auf ihre syntaktische Funktion vorhanden, d.h. darauf, daß sie auch als Hilfsverben fungieren können. Auch innerhalb der Mikrostruktur werden sie - außer wenigen Ausnahmen - ausschließlich als Vollverben betrachtet.
4.5.2. Substantive und Adjektive Trotz berücksichtigt in seinem Wörterbuch auch die Rektion der Substantive (a) und Adjektive (b). Bei den entsprechenden Lemmata findet man folgende Einträge: (a) Lust, s.f. uciecha, ukontentowanie, upodobanie; zum Ansehen und Hören haben, mied uciechf w patrzeniu y shichanie, [...] , seine (Lust) an etwas haben, mied uciech? w czym, mied ukontentowanie, [...] to co Begierde, chfd, die Lust zu etwas haben, mied ch?d do czego. Zutritt, 5. m. przyst^p; zu einem, do kogo.
57
(b) Krank, adj. chory; an einer schweren Krankheit, na c i f c h o r o b f ; am Gemiithe, na umySle chory; am Leibe, na ciele chory. Tüchtig, adj. sposobny, zu etwas, do czego; zu einem Amte, do iakiego urz^du. Zornig, adj. rozgniewany, (zornig) ist er auf mich, iest na mnie [...]; Uber etwas zornig werden, gniewad si§ o co. Adjektive, die ausschließlich attributiv oder ausschließlich prädikativ verwendet werden können (z.B. gram, golden/gülden), verfügen über keinen Hinweis darauf, daß sie nur eine syntaktische Funktion ausüben.
4.5.3. Sätze Ein zweisprachiges Wörterbuch kann seine Aufgaben nur dann erfüllen, wenn es für die Lemmata nicht nur Äquivalente angibt, sondern sie auch in ein lebendiges Stück Rede stellt, d.h. dann, wenn es Sätze enthält. Das Wörterbuch von Trotz enthält einen Reichtum an Sätzen, die nun einer genaueren Analyse unterzogen werden sollen. Wenn man die Sätze und die Infinitkonstruktionen in der Mikrostruktur untersucht, stellt man fest, daß die Anzahl der infiniten Verbformen - bis auf wenige Ausnahmen - fast immer mindestens doppelt so hoch ist, wie die der finiten Verbformen. Hier einige Beispiele: Lemma Gebrauchen Grenze Kreis Lachen Mit Mittel Pferd Pflicht Testament Theil
inf. Formen
fin. Formen
8 14 6 6 21 16 25 8 12 11
2 1 3 3 1 9 12 3 2 4
In den 12 untersuchten Artikeln sind nur in einem Fall die Sätze mit fmiter Form zahlreicher als die mit infiniter Form: Lemma
inf. Formen
fin. Formen
Mann
4
14
58 Die in einem Wörterbuch dargebotenen Sätze sollten das ganze Spektrum der grammatischen Konstruktionen darstellen, um dem Benutzer möglichst viele Verwendungsmöglichkeiten des von ihm gesuchten Lemmas darzustellen, und die Sprachwirklichkeit getreu zu vermitteln. Auch wenn dieses Verfahren viel Platz braucht, ist es wegen seiner Lernfunktion sicher hochbedeutsam. Unter den in Trotz' Wörterbuch dargestellten Sätzen mit finiten Verbformen findet man einen Reichtum an Konstruktionen. Von den deutschen Tempora ist das Präsens (a) besonders häufig vertreten, obwohl das Perfekt (b) und das Futur (c) auch nicht vernachlässigt werden. Das Präteritum (d) wird in den Beispielsätzen viel seltener als das Perfekt gebraucht und das Plusquamperfekt ist bei den 12 oben erwähnten Lemmata Uberhaupt nicht vorhanden, in anderen Artikeln tritt es auch nur ausnahmsweise auf. Einige Beispiele dazu (der Satz ist unter dem unterstrichenen Wort zu finden): (a)
(b)
(c)
es gehet mir in allem nach Wunsche kleiner Zwist ist zwischen uns zum Theil ist mir das beschwerlich die Sterne durchlaufen ihre Kreise mit großer Geschwindigkeit das ist das einzige (Mittel) für dieses Uebel
meines Theils habe ich ihm geholfen was meine Pflicht gewesen, habe ich ihm alles geleistet ich habe dir alle (Pflichte) geleistet es haben alle darüber angefangen zu lachen die Weltweisheit hat dich zu einem Manne gemacht (Pferd) ist vor Müdigkeit umgefallen sie (Pferde) haben den Huf abgelaufen
wenn du Zeit haben wirst wenn du wirst kommen, will ich dich für einen braven Mann halten der wird erst ein guter Mann sein niemand wird so ungerecht sein
(d)
er fing an zu lachen
Unter den finiten Beispielen sind auch verschiedene Konstruktionen vorhanden, z.B. Sätze mit Modalverben: er kann ihn in dem, was er vorhat, gar wohl gebrauchen sie will ihn zu ihrem (Mann) nehmen wenn du wirst kommen, will ich dich für einen braven Mann halten (Pferd) das die Arbeit wohl ausstehen kann der keines (Testament) machen kann
59 viele Relativsätze: (Mittel) das gute Wirkung hat eine Frau, die viele Männer gehabt hat eine, die noch keinen (Mann) gehabt hat und andere Nebensätze: da die Mittel des Vaterlands erschöpft sind als sich die Weiber ins Mittel schlugen, ist der Streit gestillet worden mit einem Worte, damit ich nicht von allen und jeden sage, wir sollen die menschliche Gesellschaft zu unterhalten suchen Die Fragesätze werden im Wörterbuch nur spärlich gebraucht: Was bist du für ein Mann? Was hat ihm geträumet? Was braucht es viel Worte? Was ist schändlicher an dieser Bestie? Bei den Modi überschattet der Indikativ den Imperativ (a), der nur einige Mal vorkommt. Der Konjunktiv (b) ist ebenfalls selten vertreten: (a) Gott laß es dir nach Wunsche gehen (b) es ist niemand in Sicilien gewesen, der es nicht gehört hätte Bei den Genera verbi ist das Aktiv überrepräsentiert, das Vorgangspassiv (a) und das Zustandspassiv (b) erscheinen in den Artikeln nur spärlich, wobei das Vorgangspassiv etwas häufiger zu finden ist. (a) von ihnen (Pferden) zertreten werden (Pferd), das gebraucht wird, etwas darauf zu tragen (b) es sind auf alle Wände drei L und zwei M geschrieben Die meisten von den angeführten Sätzen sind vollständig, d.h. sie enthalten keine Proformen. Trotz entscheidet sich jedoch dafür, die Wiederholung des Lemmas innerhalb des Artikels zu vermeiden (alle in Klammem gesetzten Wörter sind in der Mikrostruktur der Lemmata nicht vorhanden). Die Lemmata werden entweder Uberhaupt weggelasen, oder das kommt viel seltener vor - durch Pronomina ersetzt. Alle Sätze werden ins Polnische übersetzt.
60 Wenn man die Sätze und die infiniten Konstruktionen im Hinblick auf ihre Bedeutung untersucht, merkt man, daß sie vor allem zwei Themen behandeln. In ersten ist die Rede von Krieg und Vaterland (a), in anderen dagegen handelt sich um geographische und astronomische Erscheinungen (b): (a) schädliche Ratschläge für das Vaterland fassen die Reihe des Krieges ist an ihn gekommen der General hat die Soldaten mit der Beute reich gemacht er menget sich in Friedenstraktaten der letzte Krieg ist von den Sabinern angefangen worden (Triumph) wegen erhaltenen Sieges zur See die Gefangenen im Triumphe einführen die Bataille dem Feinde gegenüber stellen die Seinigen zur Gegenwehr rüsten für das Vaterland den Tod leiden so große Siege nur erhalten werden (Paßport) sich von dem Generale geben lassen, den einer mit zum Regimente nimmt, damit er von selbigen wieder nach Hause gehen dürfe es wird Friede so lange wir bei den Feinden gewesen sind (b) Lauf, gewisse Läuffte haben die Sterne die Sterne ändern niemals ihre Läuffe der abgelassene See gehet in seinem Laufe ins Meer manches Land wird durch den Regen trockener der Mond wird von dem Lichte der Sonne erleuchtet
4.5.4. Feste Wendungen Mit dem Begriff „feste Wendungen" werden hier diese syntagmatischen Verbindungen eines Wortes bezeichnet, deren Gesamtbedeutung sich nicht mehr aus den Bedeutungen der einzelnen Komponenten ergibt. Die Darbietung der festen Wendungen ist eine schwierige Aufgabe, da man dem Wörterbuchbenutzer den Unterschied zwischen der wörtlichen Übersetzung der Wendung und ihrem eigentlichen Sinn deutlich erklären muß. Diese Aufgabe wird natürlich viel leichter, wenn es um eine Konstruktion geht, deren einzelne Elemente zwar eine ganz andere Bedeutung als das Ganze besitzen, die aber in beiden Sprachen in einer ähnlichen Form auftritt, z.B.: sflße Worte, stodkie, lagodne slowa aus dem Kopfe, z giowy, na pami?6, hersagen, möwiö, dyktowaö die Zeit kommt herbei, rückt heran, czas nadchodzi, czas si$ zbli2a blinder Zufall, przypadek, slepy
61 Wenn die Wendungen keine wörtlichen Entsprechungen im Polnischen haben, werden sie im Wörterbuch zuerst wörtlich ins Polnische übersetzt und anschließend wird eine polnische Umschreibung angegeben: er gehet herum wie die Katze um den heissen Brei, ckodzi (sie!) iak kot okolo gor^cey kaszy, ma znaczyc, chcial by, ale si? boi, ale nie moze sich den Leuten in die Mäuler (geben), slowo w slowo znaczy: dad si? ludziom w usta, to iest w laseiwie po polsku; podad si? na i^zyk y obmowy ludzkie den Kopf haben, mied glow?, to iest, mied bystry doweip, przezomy y obrotny umyst den Kopf seines Vaters oder wie sein Vater haben, mied glowf, to iest, rozum swoiego oyca es geht alles über Hals, Kopf, wszystko to tak na szyi?, na leb idzie, to iest, wszystko sie nagle dzieie er weiß nicht, wo ihm der Kopf steht, nie wie, gdzie ma glow?, nie wie, co sie z niem dzieie du hast das immer im Maule, ty masz to zawsze w g?bie, to iest, ty zawsze o tym möwisz einem das Maul aufsperren, otwierad komu g$b£, to iest, nadziej? mu czynid einem zu Herzen gehen, ans Herz gewachsen seyn, komu do serca przenikad, na sercu wyroSd, das heißet polnisch, troskliwym byd w sercu o co, mied moene y troskliwe o czym staranie einen im Stiche lassen, kogo na sztych zostawid, to iest, w samym niebezpieezenstwie Der wörtlichen Übersetzung und der Umschreibung folgen manchmal auf deutsch verfaßte und ins Polnische übersetzte Beispielsätze: der reinen Mund hält, ktöry czysto g?b? trzyma, czysto usta chowa, to iest, dobry do sekretu, powierzonych taiamnic nie wydaje, sie kann reinen halten, ona umie sekret chowad, ona dobra do trzymania sekretu, ona sekretu nie wyiawia, nie powiada nikomu co iey w sekrecie powierzono, powiedziano Vereinzelt findet man auch Eintragungen, bei denen die Reihenfolge umgekehrt ist, d.h. die Übersetzung kommt nach der Umschreibung: man will ihm die Kähle abschneiden, chc^ go zabid; ale wlasnie slowo w slowo, chc^ mu gardlo oderzn^d, poderzn^d Manchmal entscheidet sich Trotz für eine andere Art der Bedeutungsangabe von Phraseologismen: außer der wörtlichen Übersetzung und der Umschreibung hängt er noch eine auf deutsch verfaßte Glosse an. Es gibt dann folgende Reihenfolge: feste Wendung - wörtliche Übersetzung - deutsche Glosse - Umschreibung. Das Gras wachsen hören, sfyszed iak trwa roinie; sich sehr klug dünken lassen, ostropnie wszystkiego domySlac si? ins Gras beißen, traw? k^sad, to iest in der Schlacht bleiben, w bitwie paSd, zostad na placu, polec w potyczce, zgin^d
62 Manchmal ist die Reihenfolge anderes, und zwar: feste Wendung - deutsche Glosse - wörtliche Übersetzung - Umschreibung: der Maul und Nase aufsperret, sich zum höchsten über etwas wundern, ktory nos y g?b$ rozdziawia, dziwi^d si? bardzo czemu Da bei den oben beschriebenen Angaben immer eine wörtliche Ubersetzung auftritt, wäre zu fragen, ob sie in diesem Zusammenhang erforderlich ist. Einerseits kann sie den polnischen Benutzem - vor allem denjenigen mit schwachen Deutschkenntnissen - beim Verständnis der Bildkraft der Wendung helfen. Andererseits aber führt sie auch zu Mißverständnissen, um so mehr, als die wörtlichen Übersetzungen mit keinem Ordnungselement als Hinweis auf ihre Wörtlichkeit begleitet werden. Trotz hegt sicher auch Bedenken gegen die Verwendung von wörtlichen Übersetzungen, weil er bei manchen Eintragungen darauf völlig verzichtet. Bei folgenden Wendungen wird also nur die auf polnisch verfaßte Umschreibung angegeben: das Maul wässert vielen danach, wielu ma apetyt na t? rzecz einem mit dessen eigenen Worten aufs Maul schlagen, kogo za i$zyk uchwyciö, kogo z iego ust wtasnych s^dziö eine Predigt halten, kazanie miec, kazanie möwid, möwid slowo bo2e na kazalnice wieder auf die alten Sprünge kommen, znowu si§ wrociö do swoiey natury, do swoiego narowu z urodzenia er hat den Korb bekommen, nie nie wskural, nie uprosil, odmowili mu Bei der Wendung: zwischen Thür und Angel stecken hängt Trotz neben der Umschreibung na obiedwie strony zle auch eine polnische phraseologische Entsprechung an: ztqd gorqco stqd bolqco. Die Reihenfolge ist hier wie folgt: deutsche Wendung - polnische Wendung - Umschreibung. Das Beispiel ist um so interessanter, daß der Autor idiomatische Äquivalente oft überhaupt unbeachtet läßt, obwohl diese im Polnischen auftreten und den Sinn der deutschen Wendung richtig wiedergeben. Das gilt z.B. für folgende Eintragung: Sache ansehen, wie die Kuh das neue Thor, stowo w slowo: przypatrywaö sie iakiey rzeczy iak krowa nowey bramie; patrzyö na co z zadumieniem rozdziwiwszy g?b? Trotz übersetzt die Wendung wörtlich, betont das sogar mit der auf polnisch formulierten Anmerkung: slowo w slowo', fugt die fakultative Information: rozdziwiwszy gqbq hinzu, vergißt aber das bekannte polnische idiomatische Äquivalent: gapic siqjak wöl na malowane wrota anzugeben. Die durchgeführte Analyse zeigt, daß die Angabe von festen Wendungen in Trotz' Wörterbuch sehr verschieden erfolgt. Selbst bei dem Lemma: Maul sind 3 unterschiedliche Möglichkeiten auffindbar: Umschreibung - Übersetzung (oder: Übersetzung - Umschreibung), Übersetzung - Umschreibung - Glosse, Umschreibung. Bei den festen Wendungen werden keine Ordnungselemente (wie z.B. metaphorisch, bildlich) gebraucht.
63 Auch die Stellung der festen Wendungen in der Mikro- und in der Makrostruktur ist uneinheitlich. Obwohl Trotz die Wendungen in meisten Fällen am Ende des Artikels platziert {das Gras wachsen hören, ins Gras beißen, der reinen Mund hält, höchster Gipfel der Ehre, sich zu Tode lachen), weicht er auch oft von diesem Grundsatz ab. Folgende Wendungen stehen ganz in der Mitte des Artikels: du hast das immer im Maule das Maul wässert vielen danach auf die Gedanken kommen Der Benutzer wurde auch nicht darüber aufgeklärt, unter welchem beteiligten Wort der Wendung er nachzuschlagen hat. Bei mehrfachen Eintragungen ist zwar ein derartiger Hinweis nicht notwendig, diese kommen aber bei Trotz ziemlich selten vor. Es geht alles über Hals, Kopf Über Hals, über Kopf [...] eilen, nach Hause gehen, etwas thun Die meisten Wendungen findet der Benutzer unter einem Substantiv: du hast das immer im Maule das Maul wässert vielen danach Andere treten bei Verben und Adjektiven auf: sich den Leuten in die Mäule geben etwas auf die lange Bank schieben süße Worte Manche werden sogar zweimal eingetragen: über Hals und Kopf gehen nach einer Pfeife tanzen Eine kleine Gruppe von Wendungen verzeichnet Trotz als gesonderte Einträge: Kippen und wippen, v. a. sfalszowaó monet?. Kippen und Wippen, das, s. n. falszowanie pieni^dzy. Kipper und Wipper, s. m. falsarz (sie!) monety, falsarz pieni^dzy [...] Werth halten, v. a. irr. drogo trzymaé, drogo cenié. Wehe thun, v. a. irr. boleó. Die Frage nach der Aufnahme von Phraseologismen in Trotz' Wörterbuch führt also zu der Feststellung, daß der Autor dabei sehr uneinheitlich verfährt. Bevor man ihm aber Inkonsequenz und Uneinheitlichkeit vorwirft, muß man bedenken, daß auch die heutigen Lexikographen viele Probleme mit der Vereinheitlichung der phraseologischen Einträge haben. Noch heute postulieren sie: „Ohne bis ins Detail geregelte und einheitliche Alphabetisie-
64 rung idiomatischer Einheiten ist ein 'reeller' lexikographischer (und lexikologischer) Fortschritt in der Phraseologie [...] nur schwer denkbar" (Schemann 1991, 2790). Im Internationalen Handbuch zur Lexikographie findet man folgende Überlegungen: „Wenn man eine Einheit rasch finden will, muß man wissen, wo sie steht bzw. wo man sie zu suchen hat. Leider herrscht wohl in keinem Bereich der Lexikographie (und Lexikologie) eine solche Verwirrung wie in der alphabetischen Anordnung phraseologischer Einheiten." Und weiter: „Auch in der Frage, wo der idiomatische Block innerhalb eines Artikels zu stehen hat, d.h. wie die gesamte Mikrostruktur aussehen sollte, sind die Wörterbücher verwirrend uneinheitlich" (Schemann 1991, 2790 f.).
4.5.5. Sprichwörter Das Wörterbuch von Trotz enthält nur wenige Sprichwörter, z.B. von den 58 Sprichwörtern, die in dem Buch von Stanislaw Pr^dota Mafy niemiecko-polski siownik przysiöw (Pr^dota 1995) unter dem Buchstaben z verzeichnet wurden, fand ich bei Trotz kein einziges und von den rund 100 unter dem Buchstaben m genannten Sprichwörtern nur 4, und zwar: Markt Markt lernt kramen oznaczy co do sensu, mieysce y czas tady dodaje Maus Wenn die Maus satt ist, schmeckt das Mehl bitter, jak mysz nai, to m^ka dla niey gorzka; latwo wymyslad niey gtodnemu Die Maus weiß mehr, als ein Loch, mysz wi^cej wie iak iedn^ dziur? Morgenstunde Morgenstunde hat Gold im Munde, ranna godzina ma zloto w ustach; co wychodzi na owo przyslowie, kto rano wstaie temu Pan Bög daie; inaczey o naukach, ranne godziny s^przyiaciölki Muz Nicht nur der statistische Vergleich der bei Trotz und bei Pr?dota angegebenen Sprichwörter zeugt davon, daß das untersuchte Wörterbuch an Sprichwörtern arm ist. In der Mikrostruktur unten stehender Lemmata sind keine Sprichwörter auffindbar, obwohl das Deutsche über 10 Sprichwörter mit jedem von diesen Wörtern kennt: Kind, Mann, Mensch, Pferd, Tag, Teufel, Tod, Zeit. Zeit und Mensch treten sogar im Deutschen in über 20 deutschen Sprichwörtern auf, aber keins davon wurde bei Trotz erwähnt. Das letzte von den oben zitierten Beispielen (Morgenstunde ...) ist wegen seiner Eigenartigkeit sicher bemerkenswert. Die angebotenen Äquivalente sind besonders ausführlich: außer der wörtlichen Übersetzung und der polnischen Entsprechung des Sprichworts tritt hier für bessere Erläuterung auch ein anderes polnisches Sprichwort mit ähnlicher Bedeutung auf. Das Beispiel ist um desto interessanter, als der Autor polnische sprichwörtliche Entsprechungen zitierter deutscher Sprichwörter oft überhaupt unbeachtet läßt, obwohl diese im
65 Polnischen existieren und den Sinn des deutschen Sprichworts genau wiedergeben. Das gilt z.B. für folgendes Sprichwort: Wer A sagt, muß auch B sagen, kto na jedno pozwala, musi potym na wszystko pozwolié Trotz bedient sich hier einer Umschreibung, obwohl die wörtliche Übersetzung angemessener wäre, dieses Sprichwort kommt doch im Polnischen in derselben Form vor: Kto powiedzial a musi powiedzieó i b (Pr?dota 1995) Die Situation, in der ein Sprichwort lediglich mit einer polnischen sprichwörtlichen Entsprechung (ohne Umschreibung oder wörtliche Überetzung) versehen wurde, ist bei Trotz eine Seltenheit: unter den Wölfen muß man mitheulen, kiedy przyjdziesz mi$dzy wrony, tak krakay iak y ony, przyslowie Viel häufiger führt Trotz die wörtliche Übersetzung auch dann an, wenn sie überflüssig ist, d.h. wenn im Artikel eine polnische sprichwörtliche Entsprechung auftritt: der Krug gehet so lange zu Wasser, bis er den Henkel nicht verliert, oder zerbricht, poty zban wod? nosi, poki si? ucho nie urwie, poty zban po wod? chodzi, poki ucha nie straci an Riemen lernen die jungen Hunde Leder kauen, mlode psy zaprawiai^ si? na rzemieniu gryáó; kto ciel^ta kradnie to potym b?dzie kradl y wofy, prov. Interessant behandelt Trotz folgendes Sprichwort: prov. wer sich unter die Treber mengelt, den fressen die Schweine Der Autor versieht es mit folgenden Informationen: przyst. kto si? owc^ czyni, to go wilk poire, na pochyle drzewo y kozy skaczq, kurz, nie zawsze si? unizay Pr?dota nennt zwar in seinem Wörterbuch ein anderes Äquivalent für dieses Sprichwort: „Kto si? z plewami miesza, tego áwinie zjedz^", das erste von Trotz angegebene polnische Sprichwort ist aber auch ganz angemessen. Das zweite Äquivalent stimmt dagegen semantisch mit dem deutschen Lemma nicht Uberein. Das Äquivalent entspricht eher dem bei Trotz überhaupt nicht vorhanden Sprichwort: Wo der Zaun nieder ist, will jedermann hinüber, d.h. niemand hat Angst vor leichten Aufgaben. Die Bedeutung des Sprichwort: Wer sich unter die Treber mengelt (...) ist natürlich ganz anders. Interessant ist hier auch die Tatsache, daß Trotz zwei Abkürzungen für die Kennzeichnung des Sprichwort gebraucht, eine polnische przysl. und eine lateinische prov. Da er gewöhnlich nur eines von den Zei-
66 chen verwendet oder die Sprichwörter überhaupt ohne Kennzeichnung läßt, ist dieser Fall anerkennenswert. Für die Kennzeichnung von Sprichwörtern gebraucht Trotz außer den oben erwähnten Abkürzungen (przyst. und prov.) mehrmals auch das vollständige Wort przystowie oder sogar: przystowie zartem: unter den Wölfen muß man mitheulen, kiedy przyjdziesz mi^dzy wrony, tak krakay iak y ony, przystowie Mutz. 5. m. der keinen Schwanz hat, kurta, ktöry nie ma ogona, bez ogona, kusy, kusielec; przystowie zartem, tak dobry kusy iak y ten co ogona niema Wie aus dem zweiten Beispiel (Mutz) hervorgeht, gibt es im Wörterbuch auch Wendungen, die fehlerhaft als Sprichwörter gekennzeichnet werden. Hier ein anderes Beispiel dafür: Himmel, er hängt voller Geigen, niebo wisi pelne skrzypcow, przystowie to znaczy: wszystko si$ mu powodzi, wszystko po mySli idzie; wszystko pomyslnie In Trotz' Wörterbuch ist keine klare Regel für die Stellung der Sprichwörter zu finden. Manche von ihnen, z.B. wenn die Maus satt ist, schmeckt das Mehl bitter werden am Ende des Artikels angehängt. Folgendes Sprichwort dagegen steht ganz am Anfang eines ziemlich langen Artikels, direkt nach dem Äquivalent: kot, kotka: die Katze läßt das Mausen nicht, stowo w stowo: kotek swoich myszek nie zaniecha, sens zas iest: kto z urodzenia do czego skionny, do tego si? zawsze ma Gleich danach kommt das zweite Sprichwort: wenn die Katze nicht daheim ist, hat die Maus ihren Lauf, kiedy kota w domu nie masz, myszka bezpiecznie biega Erst dann wurden die Kollokation: junge Katze als auch die zweite Bedeutung des Lemmas, nämlich: Festungswerk angegeben. Das selbe gilt auch für das Sprichwort: Was du thun willst, das thue bald, co chcesz uczyniö, uczyn, co chcesz czyniö, czyn Es steht direkt nach dem Äquivalent: czynic und nach einer Kollokation, also ganz vorne, obwohl der Artikel eine ganze Spalte lang ist. Andere Sprichwörter sind dagegen in der Mitte der Artikel, vor und nach Kollokationen, zu finden. Wie es der obigen Analyse hervorgeht, werden die Sprichwörter nicht getrennt behandelt, wie es in manchen Wörterbüchern der Fall ist, sondern erscheinen innerhalb der Mikrostruktur. Die meisten von ihnen treten nur einmal auf und werden nicht als gesonderte Einträge lemmatisiert, sondern bei anderen Lemmata gesetzt. Vor allem werden sie den Substantiven und Verben angehängt, wobei den Substantiven wohl der Vorrang eingeräumt wurde, denn unter 20 untersuchten Sprichwörtern sind 14 unter Substantiven auffindbar.
67 Auch wenn ein Sprichwort 2 gleichrangige Elemente besitzt (z.B. zwei Substantive, die für das Sprichwort semantisch und syntaktisch genauso wichtig sind), tritt es in der Regel nur einmal, d.h. bei einem der beiden Substantivlemmata auf. Folgendes Sprichwort: Wenn die Katze nicht daheim ist, hat die Maus ihren Lauf, das unter dem Lemma: Katze eingetragen wurde, kommt unter Maus und Lauf nicht mehr vor. Das Sprichwort: Die Katze im Sacke nicht kaufen ist nur unter dem Verb auffindbar, unter den Substantiven: Katze vorhanden. Bei:
und Sack ist es nicht
Markt lernt kramen sieht es umgekehrt aus: das Sprichwort ist nur unter dem Substantivlemma Markt plaziert, tritt also bei keinem von den Verben auf. Sowohl bei diesen als auch anderen Sprichwörtern gibt es keinen sichtbaren Grund für ihre Eintragung gerade unter diesem Lemma. Zweifache Eintragung von Sprichwörtern ist zwar eine Seltenheit, vereinzelt findet man aber bei Trotz Beispiele, die doch unter zwei an dem Sprichwort beteiligten Wörtern auftreten, z.B.: an kleinem Riemchen lernt der Hund Leder kauen an Riemen lernen junge Hunde Leder kauen Das letzte Sprichwort wurde sowohl unter dem Verb als auch unter dem Substantiv eingetragen. Das Prinzip, nach dem sich Trotz bei der Wahl des Lemmas richtet, ist also undefinierbar. Die obige Analyse zeigt, daß die Wortart dabei sicher nicht entscheidend ist. Diese Inkonsequenz als auch die Unentschiedenheit bei der Wahl der Lemmata, unter welchen die Sprichwörter eingetragen werden sollten, verwirren den Benutzer sicherlich. Die Tatsache, daß er an keiner Stelle darüber aufgeklärt wurde, unter welchem Wort des Sprichworts er nachzuschlagen hat, ist sicher als ein Mangel anzusehen. Andere Beispiele für die im Wörterbuch verzeichneten Sprichwörter: wie die Frau im Hause ist, so ist auch die Magd, iaka pani w domu, taka tez y shiga wie die Alten singen oder summen, so zwitschern auch die Jungen, iak starzy Spiew a k tak gwizdai^ mtodzi: od starszych mtodsi si$ ucz^ na starych zapatrui^ sie mtodzi, od starych mtodzi przeymui^ za staremi mtodzi id^; co widz^ mtodzi w starych do tego si^ sami mai^, bior^ der ajte Schalk, der das alte Liedlein singt, Przysl. zawsze star^ piosnk? ¿piewa, to ¡est, zawsze, tak teraz ladaco, hultay, iak y przedtem Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Wendung wie auch das Sprichwort verschieden dargeboten werden. Einige Sprichwörter werden als solche überhaupt nicht
68 gekennzeichnet, andere dagegen sind sogar mit zwei Ordnungselementen, einem polnischen: przysl. und einem lateinischen: prov. versehen. Das polnische Sprichwort, falls es vorhanden ist, wird entweder angegeben oder unbeachtet gelassen. Trotz bedient sich dann einer Umschreibung oder wörtlichen Übersetzung. Die Sprichwörter werden an allen möglichen Stellen in der Mikrostruktur angehängt und unterschiedlich in der Makrostruktur verzeichnet.
4.5.6. Kollokationen Damit der Wörterbuchbenutzer ein Wort in allen möglichen Kontexten anwenden kann, muß er erfahren, mit welchen anderen Substantiven, Verben und Adjektiven dieses Wort eine Verbindung eingeht. Deshalb sollten in einem zweisprachigen Wörterbuch auch charakteristischen, oft auftretenden Wortverbindungen, d.h. Kollokationen verzeichnet werden. In der Mikrostruktur des Wörterbuchs von Trotz sind viele Kollokationen enthalten. Die meisten bestehen aus dem Paar: attributives Adjektiv - Substantiv. Selbst bei dem Lemma Krieg befinden sich 44 Kollokationen dieser Art: Krieg, harter und langer, einheimischer und innerlicher, schädlicher, heftiger und gefährlicher, ewiger, verderblicher, bürgerlicher, grausamer, zweifelhafter, auswärtiger, schnöder, häßlicher, fürchterlicher, schwerer, schrecklicher und gottloser, unendlicher, ungerechter, mäßiger, unnützer, trauriger, nothwendiger, elender, weibischer, heimlicher, schändlicher, plötzlicher, wüthender, steter, alter, rühmlicher, voriger, neulichster, letzter, benachbarter, instehender, vorstehender, entstandener, wieder angefangener, beigelegter und aufgehobener Bei manchen Artikeln wurde sogar die Hälfte aller angeführten Beispiele solchen Kollokationen (Adjektiv - Substantiv) gewidmet. Folgende Tabelle soll das verdeutlichen:
Lemma
sämtliche Beispiele
A-S Kollokationen
Tag Klang Kleid Weib
73 40 52 31
33 24 21 26
Weitere Beispiele: Pflanze, unbeschädigte, zeitige, heutige, verwelkte, eingewurzelte, zarte, jährige, zweijährige Zahl, große, ungleiche, gleiche, verdoppelte, vermehrte, mäßige, vollkommene Die meisten Kollokationen sind bei substantivischen Lemmata zu finden und werden nur einmal eingetragen. Von den oben genannten Kollokationen, die das Substantiv Krieg beinhaltet, sind nur neun unter den entsprechenden Adjektiven auffindbar.
69 Sowohl bei den Substantiven als auch bei den Lemmata, die zu anderen Wortarten gehören, sind die Kollokationen viel häufiger als feste Wendungen und Sprichwörter zu finden. Sämtliche Kollokationen werden ins Polnische übersetzt. 4.5.7. Zusammenfassung Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die grammatischen Informationen des Wörterbuchs von Michael Abraham Trotz hauptsächlich auf die Interessen einer polnischsprachigen Adressatengruppe gerichtet sind. Die morphologischen Informationen bei den polnischen Äquivalenten sind überhaupt nicht vorhanden (obwohl sie für deutsche Muttersprachler nötig wären), syntagmatische Angaben auf der Äquivalentenseite fallen sehr spärlich aus. Sie sind ausschließlich auf die Übersetzung von deutschen Konstruktionen (Sätze, Kollokationen) begrenzt. Trotz ging also auch in bezug auf die Syntax lediglich auf die Bedürfnisse der polnischen Wörterbuchbenutzer ein. Hinsichtlich grammatischer Informationen zeigt also das Wörterbuch von Trotz eindeutig die Merkmale eines passiven deutsch-polnischen Wörterbuchs.
4.6. Diasystematische Markierung
Die bloße Übertragimg eines ausgangssprachlichen Wortes in ein zielsprachliches Äquivalent garantiert dem Wörterbuchbenutzer nicht immer eine adäquate Verwendung des Wortes. Dazu sollten in den Wörterbüchern Informationen über die Verwendungsbedingungen und Anwendungsbereiche der lexikalischen Einheiten, d.h. diasystematische Markierungen, gegeben werden. Das Wörterbuch von Trotz weist aber nur wenige diasystematische Markierungen auf. Sie werden überwiegend in polnischer Sprache abgefaßt, man kann also vermuten, daß sie den polnischen Benutzern dienen sollten. Nur die bei den Neologismen verzeichneten Informationen und die diatechnischen Markierungen werden meistens ins Deutsche übersetzt. Der einzige Bereich, in dem viele Markierungen auftreten, ist der diachronische. Unter den diachronischen Markierungen lassen sich die Angaben zu den alten (Archaismen) und zu den neuen Wörtern (Neologismen) unterscheiden. Neologismen: GroDconsul, s. m. (neu) Oberconsul, erster, vornehmter Consul, Premierconsul, nowe slowo: wielki Konsul, naypierwszy, nayprzednieyszy, naystarszy Konsul, Burmistrz. Mottonneur, 5. m. (neu) der einen zu beratschlagenden Antrag thut, nowe slowo: ten, co takie ofiarowanie obwola, aby na ono naradzid musz^. Motion, s. f . in der neuen Bedeutung: Antrag, Vorschlag, Veranlassung, zu einer Berathschlagung über einen Gegenstand, w nowym znaczeniu: ruchomoäö, ofiorowanie, warunek, okacya do naradzania zawady.
70 Projectist, s. m. (neu) Projettist, ein Projektmacher, nowe slowo: proiektow^cy, zamyil^cy, utoi^cy proiekt. Prussiomanie, s. f . (neu) Vorliebe für das Preußische Kriegswesen, nowe slowo: miloic na zbyt wielka ku Pruskiemu zoinierstwu. Quartidi, s. m. (neu) der vierte Tag einer Dekade, nowe slowo: czwarty dzien iednego czasu dni dziesifciu, nazywany Quartidi. Tribüne, s.f. Bühne, erhabener Ort für die Musikanten, chor, mieysce podwyiszone dla muzykantöw; in der neuen Bedeutung: Rednerbühne in dem Gesetzgebenden Corpd in Frankreich; w nowym znaczeniu: chor, mieysce podwyiszy, gdzie oratorowie perorowali w zgromadzeniach sprawowyd^cych w Francyi. Archaismen: Mahl, s. n. Mal, 1/ bankiet, ochota, uczta; biesiada stare slowo. Polen, n. pr. n. sonst Königreich und Republik Polska, niegdyz Krolestwo i rzeczposplita. Provance, n. pr. f . sonst ein Theil von Frankreich, Prowansya, niegdyz c z F r a n c y i . Aus der heutigen Sicht lassen sich nicht alle diachronischen Einträge eindeutig beurteilen. Ob die bei dem Lemma: Proconsul, s. m. im alten Rom: der das Jahr vorher Bürgermeister gewesen war, auch Vicebürgermeister in einer Provinz, bei einer Armee, u starych Rzymian: co byl burmistrzem w przeszlym roku, tak2e Prokonsul, namiestnik burmistrzowski w prowincyi, przy woysku. gesetzte Kennzeichnung als Markierung oder als Glosse gelten kann, hängt davon ab, ob die lexikalische Einheit Proconsul zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Politik nicht mehr gebräuchlich war oder markiert werden mußte, um sie richtig zeitlich (römische Zeit) einordnen zu können. Der diatechnische Bereich ist ärmer an Markierungen als der diachronische; die Informationen werden meistens sowohl auf Polnisch als auch auf Deutsch abgefaßt: Krackstein, s. m. kamien [...] w budowniczey sztuce, z muru wydany wychodzqcy kamien, ktory ma co dzwigaö. Qotient, 5. m. in der Rechenkunst, die dritte Zahl, welche herauskommt, wenn zwei Zahlen mit einander dividirt werden, w rachmistrskiey nauce: Kwocyent, Iiczba wychodz^ca z dzielenia iedney liczby przez drug^. Trictrac, 5. m. [...] 3/ in der Jägerei: das Klopfjagen, wenn die Bauern mit Stangen das Wild aus den Büschen jagen, w myslistwie: wystraszenie zwierza tyczami z kniei. Dianormative (a) und diastratische (b) Markierungen treten im Wörterbuch nur vereinzelt
(a) Fürchten, [...], sich vor eines Nachstellung, baö sie przed czyi^ zasadzk^ Polszczyznq: baö si? czyiey zasadzki.
wlasciwqzas
71 Geraum, Geräumig, adj. obszerny, przestrony. Ort, mieysce; Hauß, dorn, du bist schon vor geraumer Zeit von Hause weggegangen, tyä iuz przed dawnym czasem, lepiey, od dawnego czasu, z domu przecz byl poszedi. (b) Korb, s. m. kosz, koszyk [...] er hat den Korb bekommen, nie nie wskural, nie uprosil, odmowili mu; im Heurathen, rozwod uezyniö, rozwieiö si? z 2on% z w?zem, ale to prosta mowa w Niemieckim. Prediger, s. m. kaznodzieia, mowca duchowny, koScielny; kaznomowca, poet. Die Fremdwörter, die als noch nicht im Deutschen intergriert erkennbar sind, werden mit keinem Hinweis auf ihre Herkunftssprache versehen. Es fehlt also im Wörterbuch die diaintegrative Markierung. Die aus einer Fremdsprache entnommenen Wörter werden dagegen mit der Information neu versehen (vgl. diachronische Markierung: Quartidi, Tribüne, 4.6.). Es wäre hier also zu fragen, ob diese Information nicht den doppelten Charakter einer diachronischen und einer diaintegrativen Markierung hat. Sie verweist zwar nicht auf die Quelle, aus welcher ein Lemma stammt, informiert aber den Benutzer, daß dieses Wort noch nicht völlig integriert wurde und kennzeichnet seine zeitliche Zuordnung. Trotz verwendet keinerlei diakonnotative Markierung, obwohl im Wörterbuch mehrere emotional gefärbte Eintragungen zu finden sind. Die Tatsache, daß die Wörter, die man als vulgär, verächtlich, ironisch oder scherzhaft bezeichnen kann, in Trotz' Wörterbuch nicht als solche erkennbar sind, kann viele Mißverständnisse hervorrufen. In Trotz' Wörterbuch werden auch die Wörter mit geringerer Frequenz nicht markiert, es fehlt also die diafrequente Markierung.
4.7. Funktion des Wörterbuchs
Laut den in der Vorrede enthaltenen Informationen, hatte der Lexikograph die Absicht, sein Wörterbuch beiden Nationalitätengruppen gleichermaßen nützlich zu gestalten: „Die Nützlichkeit und unentbehrliche Nothwendigkeit eines vollständigen deutschpolnischen Wörterbuchs wird gewiß nicht nur von denjenigen am deutlichsten anerkannt, welche von beiden Nationen mit einander umgehen, Handel und Wandel treiben, an einander schreiben und sich einander ihre Gedanken auf eine verständliche Art mittheilen wollen, sondern auch von denjenigen, welche von beiden Nationen deutsche, oder polnische Briefe und Schriften aller Art zu lesen, sie richtig zu verstehen und genau zu übersetzen wünschen."
Und: „Schließlich wünscht sich der Herausgeber, daß alle Liebhaber dieses [...] Wörterbuchs nützlich gebrauchen können und daß es ihnen ein bequemes Mittel zum leichteren Erlemen und Verstehen beider Sprachen seyn möge."
72 Diese Intention entspricht aber nicht immer der Realität. Trotz' Wörterbuch enthält nämlich auch Informationen, die seine bidirektionale Konzeption in Zweifel ziehen. Ein ausschlaggebendes Kriterium für die Bestimmung der Funktion des Wörterbuchs kann die Morphologie sein. Die viel ausführlichere Behandlung der deutschen Lemmata als der polnischen Äquivalente (konsequente Kennzeichnung des Genus, Angabe des vollen Artikels bei manchen Substantiven, Kennzeichnung der unpersönlichen, reflexiven, unregelmäßigen und transitiven Verben) kommt natürlich den polnischen Benutzern entgegen. Das Wörterbuch kann also unter dem Aspekt der Morphologie vorrangig als herübersetzendes Wörterbuch für Polen benutzt werden. Auch die Anhäufung der polnischen Äquivalente ohne jegliche Bedeutungsunterscheidung und die vielen polnischen Definitionen lassen hier den Schluß zu, daß das Wörterbuch für polnische Benutzer konzipiert ist. Den polnischen Benutzern wird die Arbeit mit dem Wörterbuch auch dadurch erleichtert, daß Trotz sehr viele Wörter in flektierter Form lemmatisiert: deklinierte Pronomina, Komparativ- und Superlativformen der Adjektive, Partizipien. Die monodirektionale herübersetzende Funktion des deutsch-polnischen Wörterbuchs von Trotz wird auch durch die in überwältigender Mehrheit auf polnisch verfaßten Markierungen sowie durch die Art ihrer Verwendung im Wörterbuchartikel bewiesen.
5. Karl Winkler: Nowy niemiecko-polski Dykcyonarz
(1806)
5.1. Einleitung
5.1.1. Der Lexikograph und sein Werk Der Autor des in den Jahren 1801-1806 in Lublin erschienenen deutsch-polnischen Wörterbuchs (Nowy niemiecko-polski Dykcyonarz)1 ist laut der auf dem Titelblatt direkt vor seinem Namen befindlichen Information „X." ein Priester gewesen. Weiteres über den Lexikographen ist leider weder aus der Zeit der Veröffentlichung noch aus der Gegenwart bekannt. Die Quellen lassen seinen Namen außer acht.
5.1.2. Quelle des Wörterbuchs Winkler macht zwar keine Angaben über die von ihm benutzten Quellen, aber in der Vorrede deutet er an, daß er den Sprachschatz bearbeitete, der in den bisher erschienenen Wörterbüchern mit Deutsch als Ausgangssprache enthalten war: „Wyrazy naprzöd same przez si? z naySwie2szych Niemieckich Alfabetycznie utozone."2
czerpane slowniköw i
Laut Mrongovius handelt es sich hier um einen Auszug aus dem deutsch-polnischen Wörterbuch von Trotz (Mrongovius schreibt die Autorschaft dieses Wörterbuchs Moszczenski zu): „Die bekanntesten Ausgaben von deutsch-polnischen Wörterbüchern sind: Erstens das Ernestische Handbüchlein. [...] Das vierte ist von einem gewissen Karl Winkler in Lublin 1801 erschienen. Es ist ein dürftiger Auszug aus Moszczenski."
Wenn man die Äquivalente in beiden Wörterbüchern vergleicht, scheint Mrongovius' Feststellung berechtigt zu sein.
1
2
Nowy niemiecko-polski Dykcyonarz w ktörym nietylko znaczenie wszelkich nayiwie£szych J?zyka Niemieckiego wyrazöw, ale te2 onych Grammatyczny podzial, nazwisko, gatunek, rodzay, forma, nieregularnych Sföw odmienne od swego pocz^tku czasy, nayiainiey s^wylozone: tudziez przy koncu nowy Slownik Imion wtasnych Miast, i ludzi iest dot^czony. Za pozwoleniem Zwierzchnoici do Druku podany przez X. Karola Winklera S. P. „Die Wörter wurden den neuesten deutschen Wörterbüchern entnommen und alphabetisch angeordnet."
74 Trotz: Tiefsinnig, adj. 1/ nachdenkend, zamyilony, gl^boko myil^cy, w myilach; scharfsinnig, bystromySlny, subtelny, z wybiegami. Tilgung, s.f. znoszenie, poznoszenie, zgladzenie. Todteszttge, s.m.plur. skonanie, zgon 2ycia, ostatnie ducha oddawanie. Thymian, s.m. dzi^cielina ziele.
2/
Winkler: Tiefsinnig, adj. zamySlony, gt^boko myäl^cy, bystromyilny, suptelny. Tilgung, sbt. f . 4 znoszenie, przenoszenie, zgladzenie. Todteszttge, tant.plur: skonanie, zgon, ostatnie ducha oddanie. Thymian, sbt: m: 3 dzi^cielina ziele. Auf diesem Gebiet gibt es aber auch viele Fälle, die von Winklers Selbständigkeit zeugen, z.B.: Trotz: Thürknecht, s. m. slu2afy drzwi strzeg^cy. Winkler: Thürknecht, sbt. m.3 np. e parobek od domu, strö±. Auch die Makrostrukturen der beiden Werke weisen viele Unterschiede auf. Winkler ist seinen eigenen Absichten gefolgt, indem er auf viele von den bei Trotz verzeichneten Lemmata verzichtet hat. So sind z.B. von den 100 zwischen Thürknecht und Töpfer bei Trotz befindlichen Lemmata nur 54 bei Winkler vorhanden. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß Winkler beim Verfassen seines Werkes Trotz' Wörterbuch zwar konsultiert hat, er hat aber von diesem Werk nicht übermäßig Gebrauch gemacht.
5.1.3. Form und Umfang des Wörterbuchs Das deutsch-polnische Wörterbuch von Winkler ist das bisher handlichste. Es besteht aus drei Bänden, jeder im Format 1 8 x 1 1 cm. Einen Vorspann aus 6 Seiten enthält nur der erste Teil, wobei diese Seiten nicht numeriert werden. Im dritten Teil ist ein Anhang mit dem Wörterbuch der Eigen- und Personennamen {Slownik Jmion wlasnych i ludzi; 50 Seiten) und mit der Grammatik (Nauka przypadkowania-, 39 Seiten) enthalten. Der Anhang enthält auch keine Numerierung. Der erste Band (A-E) umfaßt im Hauptteil 410 Seiten, der zweite (F-R) 356 und der dritte Teil (S-Z) enthält 244 Seiten. Die Seiten sind nicht vom Anfang des ersten bis zum Ende des dritten Teils durchgehend numeriert, sondern jeder Band enthält seine eigene Numerierung. Das ganze Wörterbuch verfugt über ca 18 000 Lemmata (um den Umfang des Wörterbuchs darzustellen, wurde hier die Anzahl der Lemmata auf 50 Seiten gemessen: jede Seite enthält durchschnittlich 18 Stichwörter). Winkler bleibt bei dem für jedes Wörterbuch charakteristischen Spaltenprinzip, die Spalten in seinem Werk sind aber nicht besonders geräumig. Jede Spalte enthält durch-
75 schnittlich 9 Lemmata, was im Vergleich zu dem Wörterbuch von M. A. Trotz zwar nur um 2-3 Lemmata weniger ist, man darf aber dabei nicht vergessen, daß die Artikel bei Trotz erheblich reichhaltiger sind, d.h. daß eine Seite bei Winkler viel weniger Informationen als eine Seite bei Trotz enthält. Über die erste Spalte jeder Seite setzt Winkler zur besseren Übersichtlichkeit zwei oder (seltener) drei erste Buchstaben des ersten Lemmas dieser Spalte. Über der zweiten Spalte erscheint diese Information nur dann, wenn die ersten Buchstaben des ersten Wortes dieser Spalte anders als entsprechende Buchstaben der ersten Spalte sind. Zur Übersichtlichkeit der inneren Struktur und besseren Lesbarkeit des Werkes trägt auch die Tatsache bei, daß die von Winkler verwendete Schrift ungewöhnlich groß ist. Diesem Verfahren kann aber gleichzeitig vorgeworfen werden, daß es Platzverschwendung zur Folge hat. Um die Wörterbuchartikel noch übersichtlicher zu struktuieren, gebraucht der Verfasser drei unterschiedliche Schriftarten. Deutsche Einträge erscheinen immer in Fraktur, morphologische Informationen stehen kursiv und für polnische Äquivalente gebraucht Winkler die Standardschrift. Die gotische Schrift ist nicht das einzige Kennzeichen der Lemmata. Jedes in dem Wörterbuch verzeichnete Lemma ist ausgerückt und mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben. Alle Lemmata werden in eine neue Zeile eingetragen, von Sublemmata macht Winkler keinen Gebrauch. 5.1.4. Hinweise für die Benutzer Um dem Benutzer den Umgang mit dem Wörterbuch zu erleichtern, statten die meisten Lexikographen ihre Werke mit entsprechenden Hinweisen aus. In einem direkt hinter dem Vorwort befindlichen Teil (Wyklad Skróceñ w tym Dykcyonarzu uzywanych) informiert Winkler den Benutzer, welche morphologischen Informationen er bei den einzelnen Lemmata finden kann und erklärt die zur Kennzeichnung der Morphologie von lexikalischen Einheiten verwendeten Abkürzungen. Der Verfasser bedient sich aber bei der Erklärung der Abkürzungen weder der polnischen noch der deutschen Übersetzungen, sondern er entschlüsselt sie mit Hilfe von entsprechenden lateinischen Vollwörtern. Die Tatsache, daß der Lexikograph ausschließlich lateinische Begriffe für die Benennung von grammatischen Termini anwendet, zeugt eindeutig davon, daß er gewisse Lateinkenntnisse beim Wörterbuchbenutzer voraussetzt, was sicherlich nicht immer der Fall war. Obwohl also jeder abgekürzten Information eine Erklärung im Vorwort zugeschrieben wurde, kann der Benutzer mit schwächeren oder fehlenden Lateinkenntnissen erst aus dem Anhang erschließen, daß „Verbum auxiliare" Hilfsverb bedeutet (,JSlowa ... Posiikowe Auxiliaría") und mit „Supinum" Partizip II gemeint wird. Einige Beispiele aus dem Vorwort: adv: znaczy cj. conj. m np. v. aux. -
Adverbium Conjunctio Masculini generis Numerus Pluralis Verbum auxiliare
76 Das Wörterbuch von Winkler ist auch mit einer umfangreichen Grammatik versehen, die der Lexikograph bereits in der Vorrede erwähnt: „Poniewa2 rozmaity iakom wyiey wspomnial iest Uklad Form przypadkowania w kaidey Grammatyce (iako sami czytelnicy dostatecznie przekonaö si? mogq) przeto przy koncu tegoz Dykcyonarza wylozone cztery Deklinacye czyli Przypadkowania Imion podtug ktörych uwaiana iest ich odmiana w ninieyszym Dykcyonarzu. Dol^czona takze Deklinacya Niemieckich rzedimköw, i wszystkich Zaimköw; Koniugacye czyli Czasöwania Slöw positkowych i innych tak czynnych iak niiakich i biernych." 3 Die Grammatik wurde folgendermaßen erklärt:
erst
am
Ende
des
dritten
Bandes
plaziert,
was
Winkler
„Nie kladlem tego wszystkiego na poczqtku, aby ten Dykcyonarz nie zdawal si? Gramatyk^ z Wyrazami pol^czon% i pocz^tkiem swoim nieodstr^czal tych ktörzy Dykcyonarza 2yczy6 sobie
Der auf 37 Seiten gedruckte grammatische Teil trägt den Titel: „NAUKA PRZYPADKOWANIA Rzeczowniköw, Przedimköw i wszystkich Zaimköw TUDZIEZ CZASÖWANIA Wszelkich Slöw Stosownie do ninieyszego Dykcyonarza ULOZONA." 5 Die Grammatik umfaßt sowohl theoretische Grundinformationen zur deutschen Deklination und Konjugation als auch Tabellen zu diversen Deklinations- und Konjugationsparadigmen. Morphologische Informationen beziehen sich außer auf Substantive und Verben auch auf Pronomina und Artikel. Es fehlen jedoch Informationen zu den Adjektiven und Adverbien.
3
„Da es in jeder Grammatik andere Deklinationsformen gibt (wovon sich die Leser selbst überzeugen können), habe ich am Ende dieses Wörterbuchs die 4 Deklinationen dargestellt, nach welchen die Nomen in diesem Wörterbuch dekliniert werden. Ich habe auch die Deklination der deutschen Artikel und Pronomen hinzugefügt, genau wie die Konjugation der Hilfs- und anderen Verben, sowohl der transitiven als auch der intransitiven."
4
„Ich habe das alles deshalb nicht am Anfang verzeichnet, damit dieses Wörterbuch nicht wie eine Grammatik aussieht und dadurch diejenigen abschreckt, die ein Wörterbuch suchen."
5
„Deklination / der Substantive, Artikel und Pronomen / als auch / Konjugation / der Verben / dem vorliegenden Wörterbuch entsprechend / angelegt."
77 5.2. Makrostruktur
5.2.1. Anordnungsprinzip der Lemmata Was die Anordnung der Lemmata betrifft, ist das Werk von Karl Winkler der europäischen Tradition entsprechend initialalphabetisch aufgebaut. Die Lemmata seines Wörterbuchs zeigen eine striktalphabetische Anordnung ohne Nischen- und Nestbildung. So sind z.B. alle Komposita mit dem Vorderglied Back- in einzelnen Lemmartikeln aufzufinden: Backofen, sbt. m: 1. mut: piec do pieczenia ciast & c. Backstein, sbl: (sie!) m. 3.np. e. piec do wypalania cegly. Backstube, sbt. f . 4. np. n. Piekarnia. Backtrog, sbt: m. 3: mut: np. e. Niecka wielka do rozezyniania, roSnienia i przerabiania ciast. Backwerk, sbt. m. 3. np. e. Pasztetnictwo ciasto rözne, tort, & c. Bis auf wenige Ausnahmen (vgl. die unten erwähnten Beispiele), die eher auf ein Versehen zurückzuführen sind, wird das alphabetische Prinzip streng eingehalten. ThUrknecht, sbt. m. 3 np e parobek od domu, strö2. Thürchen, sbt. n. 1 drzwiezki. Zitze, sbt: f: 4 np n cycek, eye. Zitz, sbt. m. 3 eye bagazyn, kotun indyiski. Das scharfe ß wird im Wörterbuch mit ss zusammengeordnet. Die deutschen Umlaute behandelt der Autor ähnlich wie es auch sein Vorgänger - Michael A. Trotz - machte, d.h. so, als ob sie immer noch mit 'e' geschrieben wären (ä = ae, ö = oe, ü = ue). Vom geschichtlichen Gesichtspunkt ist dieses Vefahren natürlich begründet, auch wenn es heute etwas ungewöhnlich zu sein scheint. Zobel, sbt. m. 1 soböl zwierz. Zöllner, sbt. m. 1 celnik, pisarz komory. Zoll, sbt m 3 cto takze cal miara.
5.2.2. Lemmatisierung Ein selbständiger lemmatischer Status ist natürlich den Substantiven und Verben gewährt. Bei Substantiven sind die Formen für Nominativ Singular, bei Verben die Formen im Infinitiv angesetzt. Bei den Adjektiven erscheint das Lemma in der Regel im Positiv, obwohl im Wörterbuch auch einige lemmatisierte Komparationsformen der Adjektive und Adverbien zu finden sind:
78 Besser, adv. lepiey. Ehest vel ehester, adv. iak nayprfdzey, iak naywczeäniey. Mehr, adv. wi^cey bardziey. Weiter, adv. daley, zt^d zatym. Wenigstens, adv przy naymniey. Gleichförmige Verben und Substantive (substantivierte Verben) haben ebenfalls einen selbständigen lemmatischen Status. Letztere sind also nicht Gegenstand der Mikrostruktur, sondern werden als getrennte Stichwörter behandelt. Den Verben wird gegenüber den Substantiven meistens eine gewisse Priorität in der alphabetischen Aufeinanderfolge eingeräumt (a), im Wörterbuch sind aber auch Stellen zu finden, die dieser Regel widersprechen (b); vgl. dazu folgende Beispiele: (a) Beginnen: v. neut. irr. imp. N. J. ich begann: przedsifbrac. Beginnen: sbt. n. 1. Zamysl, przedsi^wzi^cie.
Sup.
begonnen:
zaczynad,
Dämpfen, v. neut. reg. parowaö, wypuszczaö wapory ex halacye. Dämpfen, sbt. n. 1. Parowanie. Egen, v. wloczenie bron^ rol?. Egen, sbt. n. wiöczenie, wtoczka. Treffen, v. act. irr. imp M. 1. ich traff sup. getroffen, trafiö, zgadnqö, potkaö, znales6, napotkad, spotkac si?. Treffen, sbt. n 1 potyczka, bitwa, walka, utarczka. (b) Daseyn, sbt. n. 3. Obecnoäö, przytomnoS6. Daseyn, v. neut. irr. odmienia si§ iak slowo positkowe seyn znaczy bydz przytomnem znaydowaö si?, bydz przy tem. Da Winkler auch die reflexiven Verben als getrennte Lemmata in das Wörterbuch einträgt (a), treten manche gleichförmige Wörter sogar dreimal auf (b). Die nicht reflexiven Verben werden meistens ihren reflexiven Entsprechungen vorangestellt: (a) Bearbeiten, v act reg pracowad, uprawiad, wyrobiö, czynid, przykladaö si? do czego. Bearbeiten (sich) v. rec. reg. silid si?, wysilad si?. Scheiden, v. act. irr. imp. M. J. ich schied sup. geschieden, odl^czaö, rozdzielaö, rozwodzid, oderwac. Scheiden (sich) v. reg. irr. imp. M. J. ich ich (sie!) schied mich sup. geschieden, rozstaö si?, rozwieSö si?, rozwöd wyrobid, o rozwöd postarac si?.
79 (b) Befragen, v. act. reg. badad szperad, examinowad. Befragen (sich), v. rec. reg. wypytywad si?, uwiadomiac si?. Befragen, sbt. n. I. zapytanie, dowiadywanie, pytanie. Auch andere Wörter, die zwar gleichlautend sind und gleiche Herkunft haben, aber doch zu unterschiedlichen Wortarten gehören, erscheinen im Wörterbuch mehrmals: Damit, conj. aby, ¿eby, dlatego. Damit, adv. przez to, tym sposobem. Ewig: adj. wieczny, wiekuisty. Ewig: adv. wiecznie, na wieki. Erweißlich, adj. dowodzid si? mog^cy, pokazaö. Erweißlich, adv. podobnie do prawdy, z podobienstwem. Verfallen, v. neut. irr imp; M: 1: ich verfiel sup. verfallen, upadad, przepadad, gorzey si? mied, podpadad. Verfallen, adj. podupadly, upadly przeszly. Vergnügen, v. act. & rec. reg: zadosyd uczynid, kontentowad si?. Vergnügen, sbt. n. 1 roskosz, ukontentowanie, uciecha. Aus den angeführten Beispielen geht hervor, daß Winkler gleichförmige Adjektive und Adverbien getrennt lemmatisiert. Nur bei einigen Adjektivadverbien entscheidet sich der Lexikograph für einen einzigen Eintrag, wobei er das Lemma mit doppelter Information bezüglich der Wortart versieht: Sauber, adj. & adv. czysty ch^dogi, och^doiny, czysto, ch?dogo, och?do2nie. Schlaff, adj. & adv. wolny, puszczony, wolno, niet^go. Weich, adj. & adv. mi?tki, mi?tko. Ein getrennter lemmatischer Status ist auch den homonymen und polysemen Wörtern eingeräumt: Bauer, sbt. m. 1. vel Vogelbauer, Klatka na ptaki. Bauer, sbt. m. 2. Chlop, wieSniak, rolnik, osadnik, chlopek, albo piesek w grze szachy rwaney Wyinik, w kartach. Ehe, sbt. f . np. en Mateenstwo. Ehe, adv. pierwey. Kiefer: sbt. m. 1 szcz^ka w g?bie. Kiefer, sbt, f . 4 sosna drzewo.
80 Winkler lemmatisiert viele Partizipien II (ausnahmsweise auch die gebräuchlichsten Partizipien I), was offensichtlich davon zeugt, daß er in erster Linie die Interessen einer polnischen Adressatengruppe berücksichtigt. Für einen deutschen Benutzer würden diese Formen nämlich völlig überflüssig sein. Abgedroschen, adj przemlöcony. Abgelebt, adj. Stary, podeszly, zgrzybialy, zmarty. Behaftet, adj. zai?ty chorob^, podlegly wyst^pkom, dhigom. Beredt: adj. wymowny, przekonywai^cy. Erklärt adj. obiaSniony, oSwiecony, uwiadomiony. Erstorben adj. obumarly. Ertödtet, adj: zabity. Abgehend, adj. odchodz^cy, ustfpuj^cy. Schielend, adj. & adv. zyzowaty, zyzowato. Als gesonderte Einträge treten im Winklerschen Wörterbuch auch die gewöhnlichsten Wortverbindungen und Präpositionalwortgruppen auf: Eben so viel, adv. tylei, tak wiele. Eben damals, adv. tegöi samego meieysca. Eifersüchtiger Mann, sbt. m. mut np. er. zazdrosny. Zelotyp. Eifersüchtige Frau, sbt. f . np. en. ZazdroSciwa Zona; poderzliwa mateonka. Essende Waren, tant. plur. zywnoSci na przedai. Heiß hungerig, adj: gtodny. Nirgends durch, adv. nigdzie ktör^dy indziey, ¿adnym inszym mieyscem. Null und nichtig, adj. niewazny, nie nie waz^cy, nikczemny daremny. Wie bald, adv. iak pr?dko. Wilde Art, sbt. f . 4 dzikoSd, srogosd, grubiianstwo. Zu guter letzt, adv. na ostatek. Zu haussen, adv kupami, hurmem. Zu langsam, adv. po czasie, za nierychto. Winkler lemmatisiert weder die deutschen Artikel noch die deklinierten Personalpronomina, im Wörterbuch treten aber alle Possessivpronomina als Lemmata auf: Euer, adj: wasz. Eurig, adj. wasz. Mein, adj. möy. Unser vel unserig adj. nasz. Getrennt lemmatisiert werden auch viele Interjektionen: Doch, int. wi?c. Ey! interj. ey! O! interj. o! o bodayby! Weh, intrej. (sie!) niestetez! biada! bieda, n^dza.
81 Der Mangel an einer einheitlichen deutschen Orthographie bereitet den Lexikographen am Anfang des 19. Jahrhunderts viele Probleme. Damit der Fremdsprachenlemer die in der Fremdsprache vorkommenden Formen identifizieren kann, müssen sie in das Wörterbuch unterschiedliche orthographische Varianten als Lemmata aufnehmen oder wenigstens auf die verschiedenen Formen hinweisen. Bei Winkler findet der Benutzer graphische Varianten meistens direkt hinter dem Lem-
Bflrgersmann, vel Bürgermann, sbt. m. 3 mut np. Bürgerleute, Mieszczanin. Darbieten vel Darbiethen, v. neut. irr. imp. M. J. ich both dar, Sup. dargebothen, ofiarowac podawaö, dawac co komu. Drucken vel drücken, v. act. reg. przyciskac, gn^biö, deptad, trapic, drukowaö. Ermahnen vel ermannen, v. act. reg. zachfcaö, upominac. Gebieten vel gebiethen v. act. ier: (sie!) imp: M: I: ich geboth sup: gebothen: rozkazywad rozkazy wydawac, rozkazaö. Jucken vel jücken: v. neut. reg. Swirzbied, Swi^dziö. Nunmehr vel nunmehro adv. iu£, teraz zaS iuz, a teraz iuz, przed, iu2 temu. Bei vielen Lemmata wird aber auch die Tendenz Winklers erkennbar, den Benutzer auf die seiner Meinung nach übliche Form eines deutschen Wortes hinzuweisen, ohne das polnische Äquivalent anzugeben: Scepter vide Zepter. Tobak vide Taback. Auch bei der Behandlung von Synonymen verfährt Winkler uneinheitlich. Die meisten Lemmata stattet er zwar sowohl mit ihren Äquivalenten als auch mit entsprechenden Verweisen aus (a), man findet aber auch Artikel, die ausschließlich aus dem Lemma und dem Hinweis auf das Synonym bestehen (b). Wenn zwei gleichbedeutende Wörter direkt hintereinander lemmatisiert werden, findet der Wörterbuchbenutzer nur bei dem ersten Lemma das gesuchte Äquivalent, der zweite Eintrag wird mit der Information „toz samcf versehen (c): (a) Ebräer, sbt: m: Hebrayczyk vide Jude. Eifer, sbt. m. vide Hefftigkeit, 2wawo£ö, pop^dliwoäö, ch?6 czynienia tak iak drugi. Erlahmen vel lahm werden, v. act. reg. okulawieö. Eßignäpchen vel eßigschälchen, sbt. n. karafka. Eydam vel Tochter-Mann, sbt. m. 1. zi^ö, mqi cörki. Eyerklar vel eyerweiß sbt. n. bialek w iaiu. (b) Absagung, sbt. f . 4. np. en. Vide Absagen. Escorde, vide Begleitung
82 (c) Begehrenswürdig, v. act. reg. godny pragnienia, pon^tliwy. Begeherlich, adj. toi samo. Derohalben, adv. dla tego, przeto tedy, stqd, zatem. Derowegen, adv. toi samo. Dinggeld, sbt. n: 3 np. er. zadatek dla shii^cego. Dingpfemig (sie!), sbl. m. 3. np. e tozsamo. Sanft, adj.& adv. lagodny, laskawy, dobiy, mily, powolny, lagodnie,, mile, powolnie, laskawie, mi$tko, lekko. Sanftmiithig, adj. & adv. toi samo. Im Wörterbuch stößt man auch auf synonymische Lemmata, die zweimal auftauchen, ohne daß sie über einen Hinweis auf die gleichbedeutende lemmatisierte Entsprechung verfügen. Meistens sind sie mit identischen Äquivalenten ausgestattet: Eichel, sbt: f: Zol^di owoczdqbu. Ecker, sbt: n: Zoiqdi owoc z dqbu. Eigennamen und geographische Namen verlegt der Lexikograph auf einen sehr umfangreichen Anhang (Siownik Jmion wlasnych i ludzi). Die in diesem Teil verzeichneten Lemmata werden entweder in Fraktur oder in Standardschrift gedruckt - je nachdem, ob sie deutsch oder fremdsprachlich sind. Angesichts der Tatsache, daß der Autor in dem Hauptteil des Wörterbuchs sehr platzverschwenderisch handelte, ist es jetzt überraschend, daß er bei der Eintragung der Eigennamen auf den Umfang des Anhanges Rücksicht nimmt. Wenn ein Äquivalent in die betreffende Zeile nicht mehr hinpaßt, kürzt Winkler es ab, indem er statt der letzten Buchstaben einen Doppelpunkt gebraucht (vgl. Dänemark, Nancy) oder er läßt das Wort ohne irgendeine Erklärung unbeendet stehen (vgl. Isaac, March, Yell). Bayern, bawarya krölestwo w Niemczech Cadix, miasto i port w Hiszpanii. Dänemark, Dania Krolestwo w Europ: Isaac, Izaak im: m^sk Ivanogrod, fort: w Jnflantach Rossyiskich Langensalz, M. w Turyngii. March, kray w Szwayc Nancy, M. w Lotaryn: Oder, Odra rz: w Pomeranii i Szl^sku. Wladyslaw, M: w now: Rossyi. Yell, wyspa przy Szko In dem Wörterbuch von Winkler sind keine lemmatisierten Abkürzungen zu fmden.
83 5.3. Mikrostruktur
Karl Winkler gibt dem Benutzer keine Hinweise auf die Anordnung der Informationen auf dem Äquivalententeil. Sein Wörterbuch weist aber insgesamt kurze Artikel auf, so daß der Benutzer sie schnell überfliegen kann. Da das Wörterbuch von Winkler keine syntagmatischen Informationen enthält, bestehen auch die längsten Artikel ausschließlich aus Äquivalenten. Der Lexikograph ordnet sie meistens nach ihrer Frequenz an.
5.3.1. Lemmaangaben 5.3.1.1. Morphologische Informationen Im Hinblick auf morphologische Informationen hat das deutsch-polnische Wörterbuch von Karl Winkler insbesondere polnische Muttersprachler im Auge, da fast alle einschlägigen Informationen auf die ausgangssprachlichen deutschen Lemmata gerichtet sind. Der Reichtum an morphologischen Lemmaangaben in Winklers Werk als auch der umfangreiche grammatische Anhang zeugen eindeutig davon, daß der Lexikograph sich der Relevanz dieser Informationen in einem zweisprachigen Wörterbuch bewußt war. In der Vorrede bedauert er, daß in den bisher zugänglichen Wörterbüchern mit Deutsch die morphologischen Informationen außer acht gelassen werden: „... Dykcyonarze, czyli Slowniki. Mamyi z nich ieden przynaymniey w Niemieckim J?zyku, któryby prócz znaczenia wyrazów, wyktadal do któréy Imie jakie nale¿y Formy, lub które w czemkolwiek od oney2e odst?puie: Które stowo (Verbum) iest regúlame, które nie, które i iak ma czasy, od pocz^tku swego odmienne? Naydokladnieysze Niemieckie wyrazów Zbiory, to iest Dykcyonarze przestawaty na wyttumaczeniu prostem kazdego wyrazu."6
Welche morphologischen Formen bei den einzelnen Lemmata systematisch Berücksichtigung finden, ist aus dem Vorwort („ Wyklad Skróceñ w tym Dykcyonarzu uzywanych") zu erfahren. Hier werden alle (bis auf eine unbedeutende Anzahl von Ausnahmen, vgl. tant.) zur Kennzeichnung der Morphologie von lexikalischen Einheiten verwendeten Abkürzungen erklärt. Bei der Erklärung der Abkürzungen bedient sich der Verfasser entsprechender lateinischer Vollwörter (adv. znaczy - Adverbium, aux. - Verbum auxiliare). In dem Vorwort macht Winkler seine Adressaten auch darauf aufmerksam, daß sie weitere morphologische Informationen in einem am Ende des Wörterbuchs plazierten grammatischen Anhang (Nauka Przypadkowania) finden können: „Jaánieyszy ieszcze wyktad tych¿e skróceñ, zechce Czytelnik wyczytaé w Uwagach Grammatycznych przy koñcu tego dziela umieszczonych, które do odniesienia obfitego z ninieyszego Dykcyonarza pozytku, nay wi^ksz^ s^ pomoc^."7 6
„[...] die genauesten deutschen Wortsammlungen, d.h. Wörterbücher begnügten sich einfach mit der Erklärung der Bedeutung jedes Wortes."
7
„Eine noch genauere Erklärung der Abkürzungen findet der Leser am Ende des Werkes [...]"
84 Mehr zu den außer dem Hauptteil angegebenen morphologischen Informationen: Hinweise für die Benutzer, 5.1.4. In der Wortartkennzeichnung und der Genusangabe der Substantive weicht Winkler von anderen Lexikographen - sowohl seinen Vorgängern als auch Nachfolgern - nicht ab. Er gebraucht hier die üblichsten Abkürzungen, d.h.: sbt.; m., f., n. Bemerkenswert ist vielleicht die Tatsache, daß Winkler alle substantivischen Lemmata sowohl mit der Wortartkennzeichnung als auch mit der Genusangabe versieht, obwohl die meisten Lexikographen die Information Uber das Geschlecht filr ausreichend halten. Auf den Deklinationstyp weist der Autor durch entsprechende römische Zahlen hin. Er teilt die deutschen Substantive in vier Deklinationen ein („Wszystkie Rzeczowniki w J?zyku Niemieckim dziel^ si? na Cztery nast?pui^ce Deklinacye ...")8, wobei jede der von Winkler unterschiedenen Deklinationen in dem Anhang (Nauka przypadkowania) eindringlich besprochen wird. Beispiele: Absprung, sbt. m. 3. mut. np. e. Skok, loskot. Bach, sbt. m. 3. mut. np. e. Strumieri. Beil, sbt. n. 3 np. e. Topör, Siekiera. Sänfte, sbt. f 4 np. n lektyka. Treffen, sbt. n 1 potyczka, bitwa, walka, utarczka. Zimmeraxt: sbt. f . 4. mut np e topör ciesielski. In einigen Fällen werden die Substantive im Singular und im Plural nach einem anderen Deklinationstyp dekliniert, was auch seinen Widerhall im Wörterbuch findet: Censor, sbt. m. in num. sing. 3 in num. plur. 2 Krytyk cenzor. Donnerstrahl, sbt. m. in num. sing: 3 in num plur: 2 Piorun. Jedes substantivische Lemma verfugt über die drei bereits behandelten Angaben (Wortart, Genus, Deklinationstyp). In der Mikrostruktur der meisten Substantive findet der Benutzer auch eine Information über die Pluralform des Substantivs. Die Pluralendung, der die Abkürzung np. (Numerus Pluralis) vorangeht, wird direkt vor dem Äquivalent angegeben (vgl. obige Beispiele). Im Vorwort verzeichnet Winkler dazu folgende Erklärung: e. en. n. er.
Sunt terminationes primi casus in Numero plurali
Dort, wo die Endung selbst ungenügend wäre, gibt Winkler die vollständige Pluralform an: Bürgersmann, vel Bürgermann, sbt. m. 3 mut np. BUrgerleute, Mieszczanin. Edelmann, sbt. m. mut np. edelleute. Szlachcic, Czfowiek wysokiego urodzenia. Ausnahmsweise gibt Winkler auch die unregelmäßig gebildete Genitivform der Substantive
8
„Alle Substantive werden im Deutschen in die 4 folgenden Deklinationen eingeteilt [...]"
85 Beiname, sbt. m. 2. 2d. Casus num. sing, des Beinamens, Przezwisko, uszczypliwe nazwisko. Bolz, sbt. m: 2 habet secundum casum Bolzens strzala gwözdi wielki zelazny albo nitabla. Die oben angeführten Beispiele zeigen, daß Winkler bei manchen Substantiven zusätzlich auch die Information mut. angibt. Diese Information wird zwar im Vorwort entschlüsselt („mut. - Mutat"), aber die Erklärung ist in diesem Falle filr einen durchschnittlichen Wörterbuchbenutzer leider nicht hinreichend. Erst in dem Anhang (Nauka Przypadkowania) verzeichnet der Lexikograph eine erschöpfende Erklärung des Begriffs „Mutat", die auch den unerfahrenen Benutzer befriedigen kann, und zwar: ,JVota: Uiywane mut. przy niektörych Rzeczownikach znaczy: iz Rzeczowniki mai^ce w liczbie poiedynczey zgloski a, o, u, tez zgtoski w ä, ö, 0, zamieniai^."9 Die einzige morphologische Information, die im Vorwort nicht entschlüsselt wurde, betrifft die Pluraliatantum: Brautleute, sbt. num. tant. plur. 3. ZaSlubieni oblubiency, Panstwo mlodzi. Expensen: tant. plur. koszta wydatki. Treppe, tant. plur: wschody. Truppen, tant. plur woysko, armia. Werkleute, tant. plur. robotnicy. Die bei dem Lemma Treppe verzeichnete Information gilt ausschließlich für das Äquivalent, was angesichts der Tatsache, daß sich alle zwischen den polnischen Stichwörtern und den deutschen Äquivalenten plazierten morphologischen Informationen auf die Lemmata beziehen, als ein Mangel angesehen werden muß. Die Information kann nämlich den polnischen Benutzer zu der Annahme verleiten, daß das deutsche Wort Treppe auch (ähnlich wie seine polnische Entsprechung) ein Pluraletantum ist. Konsequent durchgeführte morphologische Informationen sind außer bei den Substantiven auch bei den Verben zu finden. Bei jedem verbalen Lemma wird direkt hinter dessen Wortartkennzeichnung angegeben, ob es ein „Verbum Activum" oder „Verbum Neutrum" ist, d.h. ob das Verb transitiv oder intransitiv ist: Brausen, v. neut. reg. huczyö, szumieö, iak morze burzyö si§, pryskad nozdrzami iako to kon. Schäumen, v. neut. reg. pieniö sie. Tituliren, v. act. reg: tytutowaö, tytul dawad, po tytule nazywad. Wahrsagen, v. act. reg. wieszczyc, wrö2y szczepi^ mlode drzewka, a stamt^d na grünt inny w ogrodzie przenosz^ si?. Bedienen (sick), v. act. reg. uiywaö czego, korzystaö. Bomeardirer, sb. m. 1. Bombrzutca t. ten co bomby puszcza. Darin ve{ darinnen: adv. tarn, wewn^trz, we Srzodku. Dtichel, sbt. f . 4. np. n Dyszel. Dingpfemig, sbl m. 3. np. e toi samo. Erweiterer: sht m. 1 np n rozprzestrzeniacz, rozszerzacz. Wasserbläsgen: sbt. n. 1 krosta wodnista. Weh, intcy. niestetei! biada! bieda, n$dza Zeiinnen, v. neut irr imp. M. I. ich zerrann sup zerronnen, rozptywaö sie, rozlal si?. Auch bei der sonst strikt alphabetischen Anordnung der Lemmata sind dem Lexikographen einige Fehler unterlaufen (vgl. auch: 5.2.1.): Dictiren, sbt. n: 1 Dyktowanie. Dieb, sbt. m: 3 np. e. Ztodziiy, totr. Dibinn, sbt. f . 4 np. en. Zlodziiyka, lotryni. Wegschleppen, v. act. reg. powlec, oderwaö odci^gn^d. Wegschlaudern, v. act. reg. wybiö, utraciö, rozmamowaö.
90 5.4. Äquivalente
Durch den Mangel an syntaktischen Informationen sind die in Winklers Wörterbuch verzeichneten Artikel ziemlich kurz. Der ausgangssprachliche Teil besteht aus dem Lemma und seinen morphologischen Informationen, Glossen kommen nur selten vor. Der zielsprachliche Teil zeichnet sich durch eine besonders große Anzahl von synonymischen Äquivalenten aus. Über die Äquivalente hinaus enthält er auch einige Definitionen und zusätzliche Erklärungen.
5.4.1. Lemma + Äquivalente Für ein besonderes Kennzeichen dieses Wörterbuchs können zahlreiche Artikel mit der Mikrostruktur des Typs: Lemma + Äquivalente gehalten werden: Brunst, sbt. f . 4. np. e palenie. pieczenie, spiekota, gor^cosd, pragnienie, ¿^danie, ¿^dza. Cur, sbt. f . 4. np. en. leczenie, zdrowienie, opatrywanie. leki. Dick, adj. gruby, g?sty, otyfy, nadfty, nabrzmialy. Schande, sbt. f . 4 ochyda, hanba, bezecnosd, szpetnoiö, obelga, wstyd. Scheinheiliger, sbt. m: 1 Swi?toszek, naboiniczek, obhidnik, zmySleniec. bypokryt. Verfügung, sbt. f 4 ustanowienie, postanowienie, rozporz^dzenie, nakazanie. Weglauffen, v. neut. irr imp: M: I: ich lief weg sup. weggelaufen, zptyn^i, upfyn^ö, zbiec, uyid, uchodzid, zbiegad. So dargestellte Äquivalenzrelationen scheinen jedoch sowohl fiir polnische als auch für deutsche Benutzer oft nicht optimal gelungen zu sein. Das Wörterbuch enthält zu viele unkommentierte Äquivalente, d. h. synonyme Varianten einer primären (oder als primär angesehenen) Bedeutung, die mangels der fremdsprachlichen Kompetenz den Wörterbuchbenutzern beider Nationalitäten die richtige Wahl erschweren können. Im Fall eines deutschen Lemmas wie z.B. Schande, dem sechs polnische Äquivalente zugeordnet sind (ochyda, hanba, bezecnosc, szpetnosc, obelga, wstyd), wird dem deutschen Muttersprachler keine Hilfestellung gegeben, das richtige Äquivalent zu wählen. Polnischen Muttersprachlern dagegen hätte in diesem Fall ein einziges Äquivalent, etwa 'wstyd' ausgereicht, um die richtige Äquivalenzrelation erstellen zu können. Etwas seltener findet man bei Winkler den einfachsten Bautyp, und zwar:
5.4.2. Lemma + Äquivalent Behaltung, sbt. f . 4. zachowanie. Doringt (sie!), adj. ciernisty. Schank, sbt. m. 3 mut np: e szynk.
91 5.4.3. Lemma + Definition Bei Fällen von Nulläquivalenz versucht Winkler die nicht ins Polnische übersetzbaren deutschen Lemmata durch ihre polnischen Übersetzungen zu ersetzen, indem er auf das Mittel der Definitionen greift, wie es bereits Trotz tat. Abmiethen, v. act. reg. Nai^ö komu swey rzeczy, wypuäcic w dzieriaw?. Baumschule! sbt. f . 4. np. n. Szkola na mlode drzewka, to iest mieysce osobne w ogrodzie, na ktörem sadz^ si? i szczepi^ mlode drzewka, a stamt^d na grünt inny w ogrodzie przenosz^ si?. Buchstabenwechsel, sbt. m. 1. Imion przestawienie, sztuczne uloienie innego wyrazu z liter slowa danego, naprzyklad z wyrazu amor wybraö wyraz roma. Blumenwerk, sbt. n. 3. np e kwiecista robota, w snycerstwie wyrzynania czego w kwiaty may ryty albo malowany bukiecik na Xi^zkach od intrologatoröw zlotem wybiiany, bukiet z kwiatöw rzni^ty, lub malowany. Druckerballen, sbt. m. 1 Poduszka drukarska z trzonkiem, ktor^ drukarz czernidlo w literki wbiia. Drehscheibe, sbt. f . 4. np. n. Kolo do toczenia lub szlifowania. Erwehnen, v. act. reg. wzmiank? czyniö o czem. Sägspene, sbt. f . 4 trociny z pilowania. Wetterhahn, sbt. n. 3 mut. np: e kurek na wierzchu domu zamiast chor^giewki takze czlowiek nie stateczny. Die oft sehr langen polnischen Definitionen dienen natürlich nur den polnischen Benutzern, ein Deutscher würde sie wohl nur schwer verstehen können.
5.4.4. Lemma + Äquivalent + Definition Winkler bedient sich oft auch der redundanten Definition, deren Vorhandensein in Begleitung eines Äquivalents in meisten Fällen für beide Benutzergruppen völlig überflüssig ist: AbkOndigen, v. act. reg. Oglosid, do publicznej wiadomoici podaö. Bartbecken, sbt. n. 1. brzytewnia puzderko ceruliczne na brzytwy. Bomgardirer, sb. m. 1. Bombrzutca t. ten co bomby puszcza. Sägen, v. act: reg. pilowaö, pil^ rzn^c. Weinmonath, sbt. m. 3 paidziernik dziesi^ty miesi^c w roku. Wehmutter, sbt. f 4 mut, akuszerka kobieta dzieci odbierai^ca.
5.4.5. Lemma + Glosse + Äquivalent(e)/Definition Von der Glossierung macht Winkler nicht viel Gebrauch. Die wenigen Glossen sind in der Regel in runde Klammern gesetzt, stehen zwischen Lemma und Äquivalent, und dienen meistens der Erklärung des Anwendungsbereiches des Lemmas.
92 Abrollen (des Schnees), sbt. n. 1. Spadanie éniegu z góry. Abstufung, (feine) sbt. f . 4 np en Cieniowanie. Drang, (in den Gedärmen) sbt. m. 3 bòi w kiszkach, w wn?trznoäciach, kolki. Nur die relativ am häufigsten vorkommende synonymische Glosse steht nicht in Klammern, sie wird dagegen durch vel eingeführt: Erfodern vel erfordern v. act. reg. wymagaó, domagaé si?, upominaó si?. Weibisch vel Weiblich, adj.& adv. niewieici zniewieéciafy, kobiecy, bialogtowski, babiarz, po kobiecu, po babsku.
5.4.6. Lemma + Äquivalent(e) + (Definition) + zusätzliche Erklärung Die von Karl Winkler in seinem Wörterbuch verwendeten zusätzlichen Erklärungen sind hinter dem Äquivalent plaziert und kursiv geschrieben. Die Notwendigkeit der zusätzlichen Erklärung als Mittel dafür, die verlorengegangenen Informationen bei den unvollständigen Äquivalenten zu kompensieren, soll mit den nachfolgenden Beispielen belegt werden: Backtrog, sbt: m. 3: mut: np. e. Niecka wielka, do rozczyniania rosnienia iprzerabiania ciast. Brut, sbt. f . 4. mut. np e. plód, wyl?ganie wysiedzenie iedno kurczqt, lub ptasz^t piemie, narybek, drobiazg mowiqc o rybach. Current, adj. biegly, szybki mowiqc o charakterze. Eichfahren, sbt. n. wilk wyrostek na dqbie starym. Sandel, sbt. m. 1 sandal drzewo. Der Wörterbuchbenutzer stößt auch auf solche zusätzlichen Erklärungen, auf die der Lexikograph hätte verzichten können, denn die Äquivalente bedürfen keiner Bedeutungsdifferenzierung. Hier einige Beispiele: Batist, sbt. m. 2. batyst, plotno ciqkie. Egel, sbt. m. np. n. Piiawka robak wodny. Eichel, sbt: f: Zofydz owoczdqbu. Auffallend ist, daß die zusätzliche Erklärung im Wörterbuch von Winkler manchmal so ausgebaut ist, daß sie die Rolle der Definition übernimmt. Oft fällt es schwer, eine Grenze zwischen diesen beiden Bauteilen festzulegen. Ab-essen, sbt. n. 1. przyobiadek, to iest: potrawy, ktore gospodarz dia siebie do gustu swego kaze gotowac procz tych ktore gosciom daie. Dampfkugel, sbt. f . 4 np. n. P?dziwiatr to iest kula czcza mosiqzna, albo zelazna z malq dziurkq przez którq wiatr straszny siq wyrywa kulq rozgrzawszy nieco wody w nie wlawszy inaczey Windkugel, vel Dunstkugel. Diensttag, sbt. m 3 Wtorek dzien w tygodniu drugipo niedzieli:
93 Durchlaucht, sbt. f . 4 np. en Nayiaénieyszy Pan, Krôlewska moié, tytul Krolom, Xiqzçtom udzielrtym dawany. Andere Beispiele für die zusätzliche Erklärung: Abschwemmen, v. act. reg. Zmyd, sk^pad, spiawid, sphikad - oderwaé iako to woda od brzegu. Bolligt, adj. Cebulowaty, cebulowy o kwiatach i o ziolach. Breche, sbt. f . 4. np. n szczerba, wytumek w murze armatani zrobiony, cierlica do tarda Inu, miedlica do tarda konopi. Doppelhacken: sbt: m. 1 hakownica gatunek strzelby. Sackpfeife, sbt. f . A np. n kobza, dudy instrument muzyczny. Trab: sbt. m. 3. trucht chod konski. Tripper, sbt. m. 1 trypper, pfynienie nasienia zepsutego choroba weneryczna.
5.4.7. Äquivalenztrennung Wie die oben angeführten Beispiele zeigen, kommen in Winklers Wörterbuch Artikel mit mehreren Äquivalenten sehr häufig vor. Die einzelnen Äquivalente werden jedoch entweder überhaupt nicht auseinander gehalten, oder der Lexikograph trennt sie durch inkonsequent verwendete grafische Mittel (Komma, Punkt, Semikolon, Doppelpunkt), obwohl eine sorgfältige Trennung für die Benutzer zweifellos von Interesse wäre. Ergetzlichkeit, sbt. f . 4 np en cieszenie, rozweselenie; roskosz, uciecha, ukontentowanie. Tiefe, sbt. f . 4 gl^bia, gt?boko£ö przepaSö. Trüb, adj. & adv. m^tny, pochmurny, pos^pny, ponury, pochmurno' ponuro, pos?pno, m^tno. Warten: v: ad. reg. czekad, takle starad si?, sprawowad iako to urz^d, stuiyd; pilnowad.
5.5. Diasystematische Markierung
Es kann im allgemeinen festgestellt werden, daß die stilistischen, zeitlichen, räumlichen sowie sondersprachlichen Markierungen in dem Werk von Karl Winkler unberührt bleiben. Im Anwendungsbereich der einzelnen Markierungen ist im Wörterbuch ausschließlich eine Gruppe zu finden, und zwar die diatechnische Markierung: Cement, sbt. n. 3. Wapno, czyszczenie zlota w Chimii. Erdebeschreibung: sbt. f: 4 np. en ziemiopisanie, Geograßa. Erdmesser, sbt. m. np. n ziemmiemik Geometra.
94 Fehlende Markierung wirkt sich in vielen Fällen zweifellos nachteilig auf die Auswahl eines richtigen Äquivalents aus und ist deshalb als ein ernsthafter Mangel des Wörterbuchs anzusehen.
5.6. Funktion des Wörterbuchs
In der Vorrede verzeichnet Winkler zwar keine Informationen darüber, ob er sein Werk für Deutsche oder Polen konzipiert hat, die durchgeführte Analyse läßt aber den eindeutigen Schluß zu, daß das Wörterbuch vorrangig den Deutsch lernenden Polen dienen sollte. Das ergibt sich aus folgendem: Die morphologischen Informationen gelten ausschließlich den Lemmata. Hinter der Kennzeichnung der starken Verben werden immer die für einen polnischen Benutzer unvorhersehbaren Präterital- und Partizipformen angegeben. Winkler lemmatisiert auch viele Partizipien, die für einen deutschen Benutzer völlig überflüssig wären. Nur den polnischen Benutzern dienen natürlich die zahlreichen und oft sehr langen polnischen Definitionen, ein Deutscher würde sie wohl nur schwer verstehen können. Sogar die selten vorkommenden diasystematischen Markierungen werden immer auf polnisch verfaßt, was die herübersetzende Funktion des Wörterbuchs beweist. Zu der Schlußfolgerung, daß dem Winklerschen Wörterbuch die Funktion eines für Deutsch lernende Polen geschaffenen Werkes zugeschrieben werden kann, verleitet auch die am Ende des dritten Bandes angehängte Übersicht über die deutsche Grammatik ka przypadkowania"), die zahlreiche morphologische Grundinformationen zur deutschen Deklination und Konjugation umfaßt (mehr dazu: Hinweise für die Benutzer, 5.1.4.). Es handelt sich hier also eindeutig um ein monodirektionales herübersetzendes Wörterbuch.
6. Georg Samuel Bandtke: Vollständiges Polnisch-Deutsches Wörterbuch (1806)
6.1. Einleitung
6.1.1. Der Lexikograph und sein Werk Der am 24. November 1768 in Lublin geborene Georg Samuel Bandtke (Jerzy Samuel Bandtkie)1 war Historiker, Sprachwissenschaftler und Bibliograph. Nachdem Bandtke die Reifeprüfung bestanden hatte (1787), studierte er Theologie, Geschichte und Philologie. Als eine ideale Voraussetzung für seine spätere Tätigkeit auf dem Gebiet der Lexikographie ist die Tatsache zu bewerten, daß er drei Jahre als Student an den deutschen Universitäten in Halle und Jena verbrachte. Das Sprechen einer Sprache allein reicht jedoch zum Verfassen eines Wörterbuchs sicherlich nicht aus. Bandtke war aber ein vielseitig gebildeter Humanist, Polnischlehrer, vereidigter Dolmetscher der polnischen Sprache und vor allem ein begeisterter Anhänger des Polentums. Seine schriftstellerische Tätigkeit läßt sich in drei Gruppen einteilen: es sind historische, sprachwissenschaftliche und bibliographische Werke. Als Historiker interessierte er sich besonders für die Geschichte Schlesiens, was er mit der Abhandlung: Historisch - critische Analecten zur Erläuterung der Geschichte des Ostens von Europa (Wroclaw 1802) zum Ausdruck brachte. Von weittragender Bedeutung war das 1810 in Wroclaw erschienene zweibändige Werk: Krötkie wyobrazenie dziejöw Krölestwa Polskiego. Seit dem Jahre 1811 bis zum Ende seines Lebens arbeitete Bandtke als Bibliograph in Krakow, in dieser Zeit entstanden seine wichtigsten bibliographischen Werke: Historja drukarn Krakowskich (Krakow 1815), Historja Biblioteki Uniwersytetu Jagiellonskiego (Krakow 1821) und das dreibändige Werk Historia drukarn w Krölestwie Polskiem i W. Ksiqstwie Litewskiem (Krakow 1826). Als Philologe beschäftigte er sich besonders gern mit den slawischen Sprachen. Bereits in den oben erwähnten Historisch - critischen Analecten findet man folgende Kapitel: „Über die neue Methode das russische nach deutscher Orthographie zu schreiben" oder: „Uber die polnische Sprache in Schlesien". Dem Interesse an der polnischen Grammatik gibt er Ausdruck in der Polnischen Grammatik fiir Deutsche. In seinem sprachwissenschaftlichen Schaffen befinden sich auch einige Lehrbücher (Bandtke veröffentlichte die meisten davon, als er in Wroclaw als Lehrer arbeitete) und natürlich auch Wörterbücher.
Der Name des Lexikographen wird in den Quellen verschieden geschrieben, und zwar mit oder ohne „i" (Bandtke/Bandtkie). Selbst in dem Wörterbuch findet man die beiden Möglichkeiten. Da aber der Name „Bandtke" immer innerhalb des deutschen Textes steht, und „Bandtkie" den auf polnisch verfaßten Ausfuhrungen folgt, kann man die Verallgemeinerung wagen, daß „Bandtke" die deutsche Variante des Namens ist. Aus diesem Grunde werde ich mich also an die Schreibweise ohne „i" halten.
96 Außer dem in dieser Arbeit behandelten Vollständigen Polnisch-Deutschen Wörterbuch2, hat Bandtke auch ein zweibändiges deutsch-polnisch-französisches Wörterbuch veröffentlicht, das als eine Ergänzung der von seinem Bruder Jan Wincenty geschriebenen polnischdeutsch-französischen und französisch-polnisch-deutschen Wörterbücher gelten kann. Bandtke war ein Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur und der wissenschaftlichen Gesellschaften in Warszawa und in Krakow. 6.1.2. Quelle des Wörterbuchs Einige Quellen, aus welchen Bandtke geschöpft hat, nennt er selbst in der Vorrede zu seinem Wörterbuch: „Ich benutze die neueren Schriftsteller Polens, um den neuen Zusätzen Belege zu geben; [...] Von ganz neuen Autoren habe ich mit Fleiß keinen Gebrauch gemacht, ob es gar nicht zu zweifeln ist, daß mehrere davon unter die Classiker Polens kommen werden; die vor fast drey Decennien heraus gekommene vortreffliche Grammatik des würdigen Provinciais der frommen Schulen, Abbé Kopczynski, habe ich aber durchaus benutzt, weil sie allgemein recipirt ist, [...] Bauer und Scheller sind meine Muster gewesen; und als Docent, der lange Jahre im Schulfache gedient hat, schmeichele ich mir einige Erfahrung gesammelt zu haben, welche mir die Arbeit erleichterte."
Auch innerhalb des Wörterbuchs findet man einige Hinweise auf die Werke, die Bandtke behilflich waren: Derewnia,/ 1/ [...] 3/ rufl. ein Dorf. Chod. II. 37. Siel, kozacz. Gromnieiç, niai, nie6, s. nd. 2. groß, stark, ungeheuer werden. Zab. VI. 109. Liczalny. adj. Nar. V. 293. 1/ Zahl-, z.B. [...] Obrostnica, / drzewo (lotus) Lotus- oder Zürgelbaum; obrostnica, f . ziele, vid. Stonecznik ziele. Trotz. Balsam peruanski; drzewko. Dykc. med. Tchörz, g. örza, m. [...] 2/ Trotz, statt kuna domowa, der Hausmarder, fais. Umiaty, adj. statt umieiçtny oder wyéwiczony w sztuce rycerskiey, obs. vid. Bielski 589. Zrebiec, Zrebiç, Zrebi^tko, vid. Zrzebiec, etc. Bayki. 15. Da die Abkürzungen an keiner Stelle des Wörterbuchs erklärt wurden, kann der Benutzer nur vermuten, daß Bandtke mit Bayki wahrscheinlich die Märchen von Krasicki meinte, und Nar. Naruszewicz bedeutet.
2
Bandtke Georg Samuel: Vollständiges Polnisch-Deutsches Wörterbuch zum Handgebrauch fiir Deutsche und Polen verfaßt von Georg Samuel Bandtke, Rector der Schule zum Heil. Geiste in der Neustadt zu Breslau, Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. Slownik dokiadny Jqzyka Polskiego i Niemieckiego ulozony przez Jerzego Samuela Bandtkie. Wroclaw: Kom, 1806.
97 6.1.3. Äußere Form des Wörterbuchs und Hinweise für die Benutzer Das polnisch-deutsche Wörterbuch von Bandtke besteht aus zwei3 Bänden. Der erste Band umfaßt 992 Seiten (von A bis Przeblekocq) und der zweite 996 Seiten (von Przeblocq bis Z). Die vor dem ersten Band plazierten Vorreden, die grammatische Beilage und das hinter dem zweiten Band verzeichnete Druckfehlerverzeichnis besitzen ihre eigenen Numerierungen. Jede von den 1988 Seiten besteht der Tradition entsprechend aus zwei Spalten. Eine Seite in Bandtkes Wörterbuch enthält ungefähr 29 Lemmata, das bedeutet also, daß das ganze Werk über 58 000 Lemmata verfügt. Vor dem Hauptteil plaziert Bandtke außer den zwei Vorreden (die kürzere Vorrede wurde auf polnisch, die längere auf deutsch verfaßt) auch die Kurze Abhandlung über die polnischen Zeitwörter, die einige Informationen über die polnischen Verben „der vollendeten" und „der unvollendeten Handlung" sowie über die Verben „der mehrfachen" und der „einfachen Handlung" enthält. Die Abhandlung umfaßt auch eine ausführliche Analyse der drei Konjugationen der polnischen Verben (vgl. Morphologische Informationen, 6.3.1.1.). Bandtke versieht sein Werk auch mit einem Nachtrag, der entweder ganz neue Lemmata enthält (a) oder Zusätze zu den im Hauptteil verzeichneten Informationen beinhaltet (b): (a) Blakalnia,/ das Labyrinth, seit. Lapigrosz, m. ein Dieb. Ur^gliwy, adj. spöttisch, adv. wie. wo. s. wo£d. (b) Biegun, vid. 22. adde: 1/ der Lauf der Wiege. 2/ die Achse, worauf sich ein Thorweg dreht. Pfywacz, p. 798. adde: vid. Pfywak. Zainiedziafy, vid. pag. 1833. adde: kura zainiedziala, eine Henne, die zum Legen zu fett, zu träge ist. Dem Nachtrag folgen die zwei letzten Teile des Wörterbuchs, und zwar Verbesserungen (c) und Druckfehler (d). (c) - 59. Chrapie, piesz. Zeile 3. adde: na d6t, herunter klimmen. - 277. Famuraly, adde: obs. - 1459. Szpuntpal, adde: g. a. - 1634. Wlöka, 2/ adde: pl. t. wtoki. Daher: wlök u±ywai^ do phiga oder wtöki u2ywai^ si?.
(d) - 127. Dogromplui?, 1. dogr^plui?. - 354. Kopam 2.1. 1. - 1902. Zögarmistz, 1. Zögarmistrz. 3
Das Wörterbuch wurde auch als ein einbändiges Werk herausgegeben.
98 An diese Teile knüpft Bandtke bereits in der Vorrede an: „Einige Druckfehler, besonders in den ersten Bogen, und einige Uebersehungsfehler und Errata, welche ich hinten im Nachtrage verbessert habe, wird mir der gütige Leser verzeihen. Wer da weiß, wie schwer es ist, ein Werk von diesem Umfange ganz correct zu liefern, wie oft es uns wie der Medea geht, video meliora proboque, deteriora sequor, der wird hoffentlich keinen Stein gegen mich aufheben."
6.2. Makrostruktur
6.2.1. Anordnungsprinzip der Lemmata Bei der Anordnung der Lemmata verzichtet Bandtke sowohl auf die Verwendung von Nischen als auch von Nestern, so daß sein Wörterbuch nach dem Typ der Makrostruktur ähnlich wie die Werke von Trotz und Winkler für ein striktalphabetisches Wörterbuch gehalten werden kann. Die polnischen Vokale: a - q, e - ? und die Konsonaten: / - i, n - n, s - s, z - z unterscheidet er bei der alphabetischen Anordnung der Lemmata kaum voneinander, was zweifellos ein Nachteil des Wörterbuchs ist. Es erschwert das Finden des gesuchten Wortes besonders stark, wenn im Polnischen zwei Begriffe auftreten, die sich nur durch das Vorhandensein oder Fehlen der filr das polnische Lautsystem typischen diakritischen Zeichen unterscheiden. Die Lemmata werden direkt nacheinander eingetragen, die Wörter mit den diakritischen Zeichen verzeichnet Bandtke entweder an der ersten oder der zweiten Stelle, obwohl eine konsequente Eintragung der Ausdrücke mit den Lauten: q, q, l, n, s, z und z hinter ihren diese Laute nicht enthaltenden Entsprechungen die Arbeit mit dem Wörterbuch erheblich erleichtern könnte: Klacz, (obs. Klacza) f . y, g. eine Stute. Kl^cz. m. Klqcze. n. Stiel, Strunk eines Krautes, einer Pflanze. Laka,/ 1/ die Lacke, z.B. Salzlacke. 2/ abus. vid. lak 3. L^ka./ die Wiese, (daher: z iedney t^ki. von Einem Neste, einerley Race, Gelichter. Prov. verächtl.) M^z. m. g. qza. 1/ ein Mann; wielki, großer, uczony, gelehrter, zacny, würdiger Mann. 2/ der Mann, Ehemann, Gatte, möy. Maz. f . Theer, Wagenschmiere, Pech; kto sie m a z i tyka, uczerni r?ce, wer Pech angreift, beschmiert sich. Placz?, czesz, piakal, kac, s. nd. 2. 1/ weinen [...] Pl^cz?, vid. Pl^tam. Bandtke trägt alle Lemmata mit großen Anfangsbuchstaben ein (dies gilt auch filr die seltenen Sublemmata) und rückt sie immer aus, obwohl er dabei inkonsequent verfährt. Man kann hier die Verallgemeinerung wagen, daß die Lemmata im ersten Teil des Wörterbuchs
99 (bis zu dem Buchstaben O) um einen Buchstaben ausgerückt werden, die unter P und weiter verzeichneten Wörter verschiebt Bandtke um zwei Buchstaben. Manchmal ist es aber schwer festzustellen, ob man es mit einer einmaligen oder doppelten Ausrückung zu tun hat, was sicher mit Druckschwierigkeiten zusammenhängt. Über jede linke Spalte setzt Bandtke die drei ersten Buchstaben dieser Spalte, über jeder rechten Spalte stehen die drei letzten Buchstaben dieser Spalte. Dieses Verfahren ist untypisch, da die Lexikographen meistens auch über der linken Spalte die ersten und nicht die letzten Buchstaben angeben. Alle deutschen Einträge werden in der gotischen Schrift gedruckt, für polnische Wörter gebraucht Bandtke Antiqua, lateinische Informationen sind immer in Kursiv geschrieben.
6.2.2. Lemmatisierung Im folgenden soll die von Bandtke getroffene Lemmaauswahl untersucht werden. Es wird ausgeführt, was im Wörterbuch lemmatisiert wird und welche lexikalischen Einheiten Bandtke außer Acht läßt. Jedes Lemma steht in dem Wörterbuch von Bandtke in einer neuen eigenen Zeile. Eine Ausnahme bilden hier nur die Substantive, die von Verben oder Adjektiven abgebildet werden, und die am Ende der Mikrostruktur der betreffenden Verben und Adjektive stehen. Die Substantive, die Sublemmata sind, werden jedoch sehr selten mit Äquivalenten versehen. Bandtke kennzeichnet sie meistens nur mit einer Information über die Wortart: Pisz? [...] 1/ schreiben [...] Subst. Pisanie. Umiei^tny, adj. geschickt, der etwas gelernt hat. adv. nie, no, s. Umiei^tnoiö. 1/ die Geschicktlichkeit. a/ die Fähigkeit, b/ die Wissenschaft. 2/ die Wissenschaft; Seienz; kunszta i umiei^tnoäci, Wissenschaften und Künste. Am Ende der adjektivischen Artikel (aber vor den substantivierten Formen) werden auch die adverbialen Formen (meistens nur ihre Endungen) verzeichnet: Piaski, adj. flach, a/ platt, breit, nos. b/ platt, feicht, rzöka, adv. ko, s. ko£ö. Die Tatsache, daß Bandtke die substantivierten Verben und Partizipien innerhalb der Mikrostruktur verzeichnet, verleitet Stanislaw Urbaiiczyk (1993, 21) zu der Feststellung, daß das Wörterbuch nestalphabetisch angelegt ist. Nach einer eingehenden Analyse des Wörterbuchs erwies sich aber die Feststellung von Urbanczyk als unberechtigt (vgl. Anordnungsprinzip der Lemmata, 6.2.1.). Als getrennte Lemmata treten nur die häufiger vorkommenden Adverbien auf (malo, grubo). Bei einigen adverbialen Lemmata kann man statt des Äquivalents einen Hinweis auf die adjektivische Entsprechung finden: Mokro, adv. vid. mokry.
100 Es werden hier natürlich nur Adjektivadverbien gemeint, also Wörter, die je nach der Endung als Adjektive oder Adverbien verwendet werden können (plaski - plasko) und nicht die echten Adverbien (dzisiaj, teraz, zaraz). Noch seltener lemmatisiert Bandtke die substantivierten Verben. Wenn er sie doch einträgt, werden sie mit keinen Äquivalenten versehen, sondern Bandtke verweist den Benutzer auf ihre Grundform, d.h. auf das Verb, von welchem das Substantiv abgeleitet wurde. Mycie, n. vid. myi?. Picie, vid. pii?. Die Verben werden immer in der ersten Person Singular Präsens lemmatisiert, nur die unpersönlichen Verben stehen in der dritten Person Singular. Bandtke lemmatisiert die Verben sowohl in der vollendeten (s. d.) als auch in der unvollendeten (s. nd.) Form. Die Mikrostruktur der in der unvollendeten Form stehenden Lemmata ist aber viel reicher als die Mikrostruktur der vollendeten Verben. Besonders oft werden die vollendeten Verben ausschließlich mit der Information vid. Prim. versehen, d.h. Bandtke verweist den Benutzer auf die Grundform des Verbs, ohne ein Äquivalent für das Lemma anzubieten: Wycadz?, Wycahii^, Wycapi?, Wycechuje, Wycedrui?, Wycelui?, Wycembrui?, auszimmern Wyc$tkui?, auszacken Wychapam, u. Deriv. Wycharcham, Wychecham, Wych?do2$, ausputzen Wychelbam, Wychetpi? Z b r ö i d u . Deriv. Zbrudz?, Zbrukam, Zbrunatni? u. Deriv.
Zbuntui?, Zburcz^, Zburdam, Zburtui^,
sämmtl. s. d. vid. Prim. u. Wy.
vid. Prim.
sämmtlich s. d. vid. Prim
Lowi?, s. nd. 3. 1/ neutr. jagen, auf der Jagd seyn [...] Zlowi?, vid. Prim.
101 Lutui?, owaö, s. nd. 2. löthen, verlöthen. co czym. s. d. zlutowad. Zlutui?, zlötui?. owac, s. d. czq. 2. vid. Lutui?. zusammen löthen. M?cz?, s. nd. 4. 1/ martern [...] 2/ knüttern [...] Um?cz?, vid. Zam?cz?. todt; sonst auch iak zmqczq, vid. Prim. Zam^czf, vid. Prim. u. Za III. zu Tode martern. Zam?czam. s. nd. 1. Mszcz^, mScisz, mScil, miciö, s. nd. 3. co nad kim, nad czym, etwas an einem, woran rächen [...] Zemszcz?, s. d. ied. 3. vid. Mszczf. Unzählige Verweise treten auch bei anderen Verben auf und sind bezeichnend für das ganze Wörterbuch. Das umfangreiche System der polnischen Verbalpräfixe und die fast unbegrenzten Möglichkeiten der Präfixbildung führen dazu, daß ein polnisches Verb viele Varianten aufweist. Alle werden im Wörterbuch lemmatisiert. Bandtke entscheidet sich aber dafür, nur eine oder zwei davon mit der Mikrostruktur zu versehen, bei anderen kommt nur eine Information darüber vor, daß man das gesuchte Äquivalent unter dem in der Grundform stehenden Verb finden kann: Poczwarkui?, vid. Prim. u. Po VI. ieszcze Ogrytam, vid. Prim. u. O III. seit, beUwichlam, etc. vid. Zawichlam. Zesmukam, vid. Prim. u. Z. IV. Zesmokcz, tarn u. Deriv. vid. Prim. u. Z IV. herunter, zusammen, wie. Zlichtui?, vid. Prim. Es lohnt sich zu überlegen, ob die Eintragung von so vielen Lemmata, die mit keinen Äquivalenten, sondern mit Verweisen auf eine andere Variante versehen werden, Sinn hat. Dieses Verfahren ist zwar benutzerfreundlich, aber leider platzverschwenderisch. Samuel B. Linde wirft Bandtke sogar vor, daß er durch die Präfixbildung sein Wörterbuch verunstaltet hat: „Lacno pomnaiaö liczb? siöw skladanych, sklejaj^c ka£de z kaidym kolejno przyimkiem, nie ogl^daj^c sie zwiaszcza ani na potrzeb?, ani na brzmienie, ani na loiczn^ warto£6 ztqd wyniklego znaczenia. Takie sobie zalo2ywszy ¿rödto zbogacenia j?zyka, oszpecil zacny Bandtke szacowny z grammatycznöj pracowitoici swöj slownik [...], n.p. dobarwiam, dobarwiczkuj?, dobestwiam, docechuj?, dochrobotywam, docofywam, doczopuj?, doczostnkuj?. WlaSnie jak gdyby w Niemieckim kto chciaJ skladad, zergehen, bereißen, abfassen, behinken, zerweisen u.s.w."4
Partizipien sind im Wörterbuch kaum vorhanden, es fehlen auch die meist gebräuchlichen Partizipialformen (lubiany, möwiony, napisany, przeczytany, zrobiony). In den seltenen 4
Linde Samuel Bogumil: Slownik J$zyka Polskiego. Lwöw: 21854. S. III/IV. „ [...] Bandtke wollte die Sprache bereichern, dafür hat er aber sein Wörterbuch verunstaltet, z.B. dobarwiam, dobarwiczkuj?, dobestwiam, docechuj;, dochrobotywam, docofywam, doczopuj;, doczostnkuj?. Dasselbe hätten wir im Deutschen, wenn jemand Konstruktionen wie zergeben, bereißen, abfassen, behinken, zerweisen u.s.w bildete [...]"
102 Fällen, wenn sich Bandtke entscheidet, ein Partizip zu lemmatisieren, versieht er es mit keinen Äquivalenten, sondern verweist den Benutzer auf das entsprechende Lemma: Opalony, vid. Opal? in Opalam Zaprawiony, particip. auch adj. vid. unten Nur die substantivierten Partizipien (Subst.) verfügen über ausführlichere Informationen: Bl^dz^cy, 1/ Subst. der Irrende. 2/ W^dz^dza gwiazda. ein Irrstern. Als eine Ausnahme können die im Imperativ lemmatisierten Verben bezeichnet werden: Pal! eig. von pal?; Imperativ. Commando-Wort: vulg.
1/ Feuer! Milit. 2/ Schlag' zu!
Komparationsformen der Adjektive werden in einigen Fällen an ihren alphabetischen Stellen lemmatisiert (Gorszy, Lepszy, Wiqkszy), meistens aber sind sie in die Mikrostruktur verlegt. Die im Superlativ lemmatisierten Adjektive treten im Wörterbuch nicht auf (vgl. auch: Morphologische Informationen, 6.3.1.1.). Außer den im Nominativ stehenden Pronomina lemmatisiert Bandtke auch ihre deklinierten Formen. Dabei verfährt er aber inkonsequent, im Wörterbuch fehlen nämlich folgende Personal- und Possessivpronomina: Ciebie, Ich, Jej, Tobie, Twöj, Warn. Die deklinierten Pronomina, die Bandtke in der Makrostruktur verzeichnet, werden meistens nicht nur als Pronomina verwendet, sie treten auch in den Titeln auf (Wasz), dienen zur Modifizierung der Bedeutung der Verben durch Präfixbildung (Nas) oder sind mit Konjunktionen homonym (Im). Was, Acc. von Wy. vid. ib.-, Was Pan ist eine Corruption von Wasz MoSö Pan. vid. Mose. Wasz,prort. adj. Euer. aJ eig.; b/ in Titeln; c/ der Eurige, eig. u. fig. cf. Moäd. Nasz, pron. poss. 1/ unser. 2/ der Unsrige, i. e. von unserer Partey, Bande, etc. Nasz czy nie nasz? wer da! Freund oder Feind? Nas, 1/ Acc. plur. von Ja. 2/ wo es statt naz vor den Verbis steht, vid. Naz. Im, (eig. caf. instrum. von on. er) adv. je. (vor Comparat.) z.B. im wi?cey. je mehr. tym bardziey. desto stärker [...] Iego, vid. 1/ on. 2/ Iego MoS6. vid. Mo£6. Bezeichnend für dieses Wörterbuch ist die Fülle von Interjektionen: Buf, interj. Puff! Paff! Oho! interj. oho! Plusk! m. interj. klitsch! klatsch! Tfy! interj. Pfuy! Fi! (wenn man ausspuckt). Tyk! tak! interj. ein erdichtetes Wort, den Pulsschlag auszudrücken. Udry! udry! interj. husch! husch bey den Köpfen! seil, indem man hetzt.
103 Bandtke lemmatisiert auch Eigennamen und geographische Namen: Karol, m. Carl, ein Nähme, dim. Karluâ. Prosna, 1/ [...] 2/ der Fluß Prosna. Rzym, m. g. u. Rom. Szwecya,/ Schweden. Szwed, m. ein Schwede, dka./ dzik, m. dim. Ukrainiec, g. nca, m. ein Ukrainer. Ukrainka,/ Unter den in das Wörterbuch aufgenommenen Lemmata findet man auch viele Abkürzun-
K. Abréviation. 1/ Kröl, z.B. Krôl Jego Moéd. K.J.M. auch Krôlowa Jey Moit 2/ cf. J. Krölewski. P. Abbreviatur: Pan. PP. Panowie. R. Abbr. Roku. Daher: R. P. Roku Panskiego. Anno Domini. im Jahre des Herrn. S. Abbreviatur: Swiçty; z.B. S. Michal, St. Michael, a/ der heilige Michael selbst, b/ sein Fest; na S. Michat. auf Michaelis. S.S.P.P. âwiçci Panscy, die Heiligen des Herrn. /. e. Gottes. S.P.R.. Swiçte Panstwo Rzymskie, das Heilige Römische Reich; s.p.. S.P.. swiçtey pamiçci. seligen Andenkens. X. Abbreviatur. 1/ statt Xi^dz. vid. in Ksi^dz. 2/ Xi^2ç; J.O.X.. Jaänie Oiwiecony Xi^ç. vid. ib. Ksi^ç. 3/ Xiçstwo; W.X.L. vid. W. L. etc. Die Abkürzungen kommen auch innerhalb der Mikrostruktur vor: Oyciec, g. oyca, m. 1/ der Vater [...] 4/ Wielebny. hochwürdiger Pater. Daher: OO. Oycowie. Patres; z.B. WWOO. Wielebni Oycowie Kapucyni, die hochwiird. Patres Kapuziner. [...] Übersichtlich für den Benutzer, aber belastend für den Umfang des Wörterbuchs und zudem inkonsequent werden manchmal Lemmata mit ihren Kollokationen oder ganze syntagmatischen Konstruktionen nicht in der Mikro-, sondern in der Makrostruktur an ihrer alphabetischen Stelle als gesonderte Einträge behandelt: Guldynka gwintowana, ein gezogenes Rohr Lowcza wieg, ein Dorf mit der Jagd-Freiheit Mçtli mi siç w gtowie, na içzyku etc. vid. Mçtlç Odradowaé siç nie mogç, ich kann mich nicht satt freuen; sonst seit Podmiçsopostuiç sobie trochç, dobrze, s. d. czç. ein wenig, sich recht sehr Fastnachten machen [...] Pochlubiç siç czego, s. d. ied. 3. woraus sich eine Ehre machen; womit prahlen, sich groß machen, vid. Prim. Deriv. seit Podpalaszuiç co pod co, vid. ib. sonst seit Utyczna linia, Kriegsb. die Streichlinie zNieobaczka, obs. statt nieznacznie, ungesehen, unbemerkt; auch: Nieobaczkiem
104 Einer genaueren Analyse ist auch die Lemmatisierung und Behandlung der Synonyme wert. Auf die Synonyme wird mit der lateinischen Abkürzung: vid. (vide = siehe) hingewiesen. Besonders viele Synonymverweise sind bei den Lemmata zu fmden, die semantisch aus dem Bereich der Biologie stammen (vgl. Cynowod, Chlupaczki, Stulisz u.s.w.). Cynowod, s. m. ziele, vid. Orlik. Orlik, m. g. a. (aquilegia) Agley, Ackley. Chlupaczki, ziele, vid. Kmin leSny. Kmin, m. [...] 2/ [...] leSny. Swiniak. chlupaczki. (cyminum sylwestre alterum,) Mandelkümmel [...] Cwierie, s. nd. 4. vid. Przeorywam. Przeorywam, s. nd. cz?. I. przeoram, s. d. cz§. I. Przeorz?. esz. ral. raö. s. d. ied. 2. 1/ durchackern. 2/ stürzen, zwiebrachen; drugi raz. zum zweyten Male ackern. Pasobrzuch, m. vid. Pasorzyt. Pasorzyt, m. 1/ ein Schmarotzer, Tellerlecker. 2/ Bot. eine Schmarotzenpflanze. Styk, vid. kozica. Kozica,/ styk. die Reute am Pflug. Stulisz, m. vid. Wrzodowiec. Wrzodowiec, g. wca. m. (thalietrum) Sophienkraut, Wiesenraute. Sir. wcowy. adj. Wywieszczam, wywieszcz?, vid. Wywröiam, wywroi?. Wywröiam, s. nd. cz$ I. Wywröiywam. s. nd. czq. I. Wywröiam, s. d. ied. 4. 1/ komu co, etwas jemandem prophezeihen, wahrsagen, weissagen, z czego, woraus, eig. u. fig. [•••] Czerwienica, vid, wolowy i?zyk, Czerwienice statt czerwone iagody, poziomki, borowki, obs. Wolowy, adj. [...] c/ wolowy i?zyk; miodunka wielka, ziele, (buglossus) Ochsenzunge; di wolowy i?zyk czerwony, ziele; czerwieniec, (Anchusa) fremde rothe Ochsenzungen-Wurzel. Wenn das Synonym dem Worte statt folgt, handelt es sich um zwei gleichbedeutende Wörter, von denen eines weniger üblich ist als das andere: M^drownia, statt Akademia, obs. Akademia,/ 1/ eine Academie. 2/ eine Universität. Krakowska. Stwolin statt Olbrzym. obs. Olbrzym, m. der Riese; m k a , /
105 Nur eine ziemlich kleine Anzahl von synonymischen Lemmata behandelt Bandtke so, wie es die angeführten Beispiele zeigen (das Äquivalent erscheint ausschließlich unter einem Synonym). Andere Lemmata versieht er trotz der Angabe von Synonymen gleichzeitig mit entsprechenden Äquivalenten. In den meisten Fällen wird hier natürlich auf das mit ausführlicheren Informationen versehene Synonym verwiesen, obwohl Bandtke vereinzelt auch von dieser Regel abweicht und auf die weniger übliche Variante verweist (vgl. Borsuk). Manchmal enthalten beide gleichbedeutenden Lemmata eine Information über ihre Synonyme (vgl. Gqsienicä). Borsuk, m. cf. Jazwiec, m. Dachs, (ursus meles) der Dachsbär. Jaiwiec, wca. m. Dachs, (ursus meles). Styczna, g. e y , / seil, linia. die Tangente. Linia,/ 1/ eine Linie. [...] 2/ das Lineal [...] 3/ linie.. ein Linienblatt. Ciecza, statt Plyn. Zool. sonst seit, eine Flüssigkeit. Plyn, m. eine Flüssigkeit G^sienica, liszka. eine Raupe, (eruca. larva) g^sienice niszczyö. zbierad. raupen. Liszka,/ 1/ ein Fuchs. 2/ das Weiblein von dem Fuchse. 3/ eine Raupe. G^sienica. Nieina Kura (kokosz),/ Leg-Henne. Kokosz,/ 1/ eine Henne, nasiadka, Brüthenne, nieäna, Leghenne, etwas obs. 2/ weibliche Schaam. Nieustawiczny, adj. beständig, a/ vid. Ustawiczny, synonim. b/ statt stafy. Stryik. 168. 2/ (obs. das Gegentheil von ustawiczny), adverb. nie, no. s. no£6. Ustawiczny, adj. eig. immer wiederholt, anfangend nach dem Aufhören; i. e. 1/ beständig wiederholt, praca, 2/ ohne Aufhören, immer dauernd, seil, von neuem, choroba, 3/ ununterbrochen, praca, adv. nie, no. beständig wiederholt, beständig, immer. 5. no£d. [...] Manche Synonyme oder sinnverwandte Wörter lemmatisiert Bandtke an ihren alphabetischen Stellen, ohne sie mit einem Hinweis auf ihre synonymische Entsprechung auszustat-
Klötnia,/ der Zank, die Unruhe, Verwirrung, oft pl. Klötnie. Sprzeczka, Sprzdczka, f . 1/ der Streit, die Dispute, o co. weswegen; mi6ö sprz6czk$ o co, w czym, z kim. 2/ der Widerspruch, der Streit. Mateonek, g. nka, m. ein Ehemann. m. g. qia. 1/ ein Mann [...] 2/ der Mann, Ehemann, Gatte, möy, Daher: za ¡¿di, heyrathen, einen Mann nehmen; za meiern bydi: [...] Zmierzch, m. die Abenddämmerung. Daher: zmierzcham. bey der Abenddämmerung.
106 Zmrok, m. 1/ vid. Mrok. seil, die Abenddämmerung, der Anfang der Abenddämmerung. 2/ statt zmroczenie, vid. oben. Natura, f . 1/ die Natur, eig. u. flg.; ciala, rzeczy, wody, etc. 2/ das Naturell, czyia, gor^ca, 3/ der Same; m^ska, männliche; kobieca, weibliche, Euph. Przyrodzenie, n. 1/ die Natur; a/ das angebohrne Wesen; z przyrodzenia, von der Natur selbst; b/ eine angebohrne, natürliche Eigenschaft, Neigung; c/ das Naturel, 2/ die Natur, die Schöpfung, 3/ die Naturalia, die Scham, besonders die weibliche Euph. Polnische Wortpaare, die wegen ihrer äußeren Ähnlichkeit die Polnisch lernenden Deutschen zu der Feststellung verleiten könnten, daß sie gleichbedeutend sind, versieht Bandtke manchmal auch mit einer zusätzlichen Information darüber, daß sie doch nicht synonymisch sind: Spr$2ny, nicht syn. mit sprz^zny. vid. Spr?2ynny. Unter den vielen im Wörterbuch verzeichneten Lemmata, die kein Äquivalent, sondern einen Hinweis auf ein anderes Lemma haben, befinden sich auch orthographische Varianten desselben Wortes: Chydz^, vid. Hydze. DezdZ, vid. deszcz, obs. Mi^zsze, vid. mi^2sz§, mi?sz?. Piaszczysty, vid. Piasczysty. Tolöw, vid. Tulöw. Die Hinweise auf eine andere orthographische Variante gelten auch für ganze Gruppen von Wörtern: Gie, Viele Worte werden mit Gie geschrieben, die sonst nur mit Ge vorkommen, z.B. Gienealogia, Gieneral, siehe diese Wörter an seinem Orte Ge. Zf, Alle Wörter auf Zf vid. Sf. denn es sind lauter verba composita. Zp, Alle verba composita auf Zp vid. unter Sp. und die Ursache bey Z IV. u. Anmerk. An dieser Stelle soll auch angedeutet werden, daß Bandtke die Groß- und Kleinschreibung des Deutschen und Polnischen konsequent berücksichtigt; zu den Besonderheiten dieses Wörterbuchs gehört die Tatsache, daß Bandtke außer den immer groß geschriebenen Lemmata auch die innerhalb der Mikrostruktur verzeichneten polnischen Personenbezeichnungen mit großem Anfangsbuchstaben schreibt: M?zny, adj. (..) 2/ mannbar, a/ ansehnlich, b/ erwachsen. Chlopiec, Dziewczyna. Umartwienie, die Kränkung. Biedna Zona znosi od M?za rözne umartwienia. Über die Lemmatisierung und Behandlung der Diminutiva, vgl. auch Morphologische Informationen, 6.3.1.1.
107 6.3. Mikrostruktur
6.3.1. Lemmaangaben 6.3.1.1. Morphologische Informationen Alle Lemmata außer Substantiven und Verben werden mit einer ihre Wortart kennzeichnenden lateinischen Abkürzung versehen: Grzbietowy, adj. zum Rücken gehörig, z.B. ko£ Wielgi), a., (Wi?kszy, Wi?tszy f, a. compar.): groß; grob an Zahl, zahlreich, viel; groß von Bedeutung [...] Wi?kszy, (Wi?tszy, f), a. compar. v. Wielki (groß). Besser, -re, -res, a. compar. (v. Gut) lepszy; -, ad. lepiej [...] Ehe, Eh', ad. nim, wprzöd nii; ich möchte ihn noch sehen, ehe ich sterbe chciatbym go jeszcze widziö nim umr?; E'her, ad. compar. (früher) wprzöd, wczeäniej pr?dz6y; (lieber) raczey [...] Mehr, ad. wi?c6y; bardziej; ein wenig - troch? wi^cej [...] Nä'her, a. u. ad. compar. v. Na'he, s.d. Umfassende Informationen sind auch bei den Pronomina und bei Präpositionen vorhanden. Die Präpositionen stattet Booch-Ärkossy mit entsprechenden Hinweisen auf den von ihnen verlangten Kasus aus, wobei er besondere Aufmerksamkeit den Präpostionen widmet, die abhängig vom Kontext - unterschiedliche Kasus fordern können (mehr zu diesem Thema: Syntaktische Informationen, 10.5.). Do,praep. (mit dem Genitiv) bis; zu; bis zu; bis auf [...] Nad, praep. über; an; mit Accusat., wenn die Richtung nach oder über einen Gegenstand ausgedrückt werden soll; mit Instrumente/., wenn das Höherbefinden, die höhere Lage, das Darüberstehen über einen Gegenstand bezeichnet werden soll; häufen sich zu viele Mitlauter beim nächsten Worte, so wird aus Wohllautsrücksichten nade statt nad gesprochen und geschrieben [...] U,praep. (mit dem Genitiv): bei, in der Nähe von etwas [...] Mit,praep. (mit Dativ): z; ze [...] Ohne, praep. (mit Accusat.): bez; ohne Geld bez pieni^dzy [...] U'nter, praep. (mit Dativ auf die Frage: wo? mit Accusativ auf die Frage: wohin?): pod; pod czem; pod co [...] Die Pronomina werden - je nachdem ob sie im Nominativ oder in einem obliquen Kasus lemmatisiert werden - entweder mit einer Information über den betreffenden Kasus versehen, oder der Autor stattet sie mit ihren Deklinationsformen aus (das gilt aber ausschließlich für die polnischen Lemmata, im deutsch-polnischen Wörteibuchteil sind dagegen keine Deklinationsfoimen bei den Pronomina zu finden). Beispiele zur Verdeutlichung: Im, pron. {Dativ, pl. von on, ona, ono): ihnen; (in alten Schriften lautet im auch als Instrumental, des sing, statt nim); im, ad. bis [...] Ja, pron. pers. ich; Genit. mnie meiner, Dat. mnie und mi mir, Accus, mnie u. mi§ mich, Instrumental, mn^mit mir; Local. o mnie von mir [...]
313 M6j, Moja, Ma, Moje, Me, Genit. mojego, mojöj, möj, mojego, mego, pron. (des Besitzes:) mein, meine, meiner, meine, meines [...] Nam, pron. Dativ, pl. (von Ja, My:) uns. Si?,pron. (Genit.: siebie; Dativ: sobie, § se; Accus.: siebie; Instrum.: sob% Localis: w sobie): in Einzahl u. Mehrzahl: sich, mich, dich, und, euch, sich [...] Du ,pron. ty. Er, Sie, Es,pron. person. on, ona, ono [...] Es,pron. to; on; es wird geklopft kto§ puka [...] Ihr, pron. (Dativ von Sie): jej; Ihr (Anrede an mehrere Personen, pl. v. Du): wy; ihr, pron. possess. (für eine weibliche Person): (für mehrere Personen verschiedenen Geschlechts): ich; swöj. Mir, pron. (Dativ v. Ich) mnie. Im polnisch-deutschen Wörterbuchteil ist unter dem Lemma On eine Tabelle zu finden, die ein vollständiges Deklinationsmodell der Pronomina: on, ona, ono (er, sie, es) in allen Kasus darstellt. Die Tabelle ist zwar hilfreich für die Anwender, es stellt sich hier aber die Frage, ob sie an dieser Stelle angebracht ist. Sie nimmt viel Platz in Anspruch und durchbricht die alphabetische Anordnung der Makrostruktur. Es ist auch unklar, warum sich Booch-Ärkossy entschieden hat, gerade dieses morphologische Problem so eindringlich zu besprechen. Hier werden nur einige Fragmente zitiert: On, ona, Ono, pron. pers. er, sie, es. (Der besseren Uebersicht wegen folgt nachstehend die tabellarische Abwandlung dieser Fürwörter; die mit einem Sternchen (*) versehenen Formen stehen immer nach oder mit Verhältnißwörtern oder Präpositionen:)
Einzahl Nominat. On, er. Genit. onego, niego* jego go jenes, seines, dessen desselben. Dativ (...)
Ona, sie.
Ono, es.
onöj, niöj*
onego, niego* jego, go jenes, seines, dessen, desselben.
jener, ihrer, derselben.
314 Mehrzahl Nominal one, (oni), sie. Genitiv (...) Local. w onych, nich,* ich in jenen, in ihnen.
one sie.
one sie.
w onych, nich,* ich in jenen, in ihnen.
w onych, nich,* ich in jenen, in ihnen.
Der Artikel ist zwei Spalten lang, die Tabelle nimmt die ganze erste Spalte in Anspruch, in der zweiten wurden theoretische Informationen verzeichnet, z.B.: Die Formen des Accusat., welche dem Genit. gleich sind, werden nur bei lebenden Wesen angewendet. - Die Genitive: jego, jego, im pl. ich, werden anstatt der besitzanzeigenden Fürwörter sein, ihr, sein gebraucht [...]
10.3.1.2. Phonetische Informationen Die Informationen über die Aussprache der beteiligten Sprache sind in dem Wörterbuch von Booch-Ärkossy zwar sehr spärlich und deshalb weder für den deutschen noch für den polnischen Benutzer ausreichend, trotzdem sind sie sicher einer genaueren Analyse wert. Zu Beginn jedes Buchstaben in beiden Wörterbuchteilen wird die Aussprache des betreffenden Buchstaben beschrieben, vor allem dann ausführlicher, wenn sie sich von der Aussprache in der Zielsprache unterscheidet, oder wenn der polnische Konsonant palatalisiert ausgesprochen werden kann. Die Erklärung der Aussprache wird immer in der Ausgangssprache dargeboten: Ch, in der Aussprache wie das deutsche ch in Bach, Loch, Strauch. I, i, neunter Buchstabe des allgemeinen Alphabetes. In der Aussprache i = i im Deutschen; vor den Selbstlauten in Verbindungen wie ia, ie, ii, io, iu, klingt i = j. Am Ende der auf -cki, -ski, -ki endigenden Wörter klingt es eigenthümlich wie j, so zwar, daß man es aus dem Munde eines Nationalpolen hören muß. Krasicki = Krasizkj. P, p, fünfzehnter Buchstabe des allgemeinen Alphabets, lautet im Polnischen stets scharf = pp in Klappe, schwappen; p' = pj, erweicht, mit gelindem j-Laut auszusprechen; s. a. Pi. Pi = p' = pj. S, der neunzehnte Buchstabe des allgemeinen Alphabetes, lautet im Polnischen stets scharf wie das deutsche ß in gewiß, Riß. S ist das durch ein angeschmolzenes j erweichte, leicht zischend gesprochene.
315 A A, pierwsza litera (od. gtoska) alfabetu niemieckiego; A, a wymawia si? = A, a po polsku. Ae, ä = e. G, g, siödma litera albo gtoska alfabetu niemieckiego, wymawia si? = g w wyrazie go, gniezdo; i =j na koricu wyrazöw. V, v, dwudziesta trzecia gtoska alfabetu niemieckiego, wymawia si? = / p o polsku. Z, z, dwudziesta pi^ta litera alfabetu niemieckiego, wymawia si? = c po polsku. Die Erklärungen der Aussprache sind in einigen Fällen nicht ausreichend oder fehlerhaft. Die Aussprache des deutschen Konsonanten S wird durch „wymawia si? = s po polsku" wiedergegeben, was eindeutig falsch ist. Der Benutzer erfahrt durch folgende hinter dem Vorwort verzeichnete Information, wie er die mehrsilbigen deutschen Wörter zu betonen hat: Das Zeichen ' gibt an, auf welche Sylbe der deutschen mehrsylbigen Wörter der Ton ruht.
Die im Hauptteil verzeichneten Informationen über die Akzentuierung gelten ausschließlich den ausgangssprachlichen deutschen Lemmata (Fu'genlei'm, Impu'ls, Re'chnen, Vernu'nft, Zusa'mmenlau'j). Die Betonung der mehrsilbigen Wörter im Polnischen wird in knapp drei Zeilen und ohne jegliche Beispiele dargestellt, im Hauptteil des Wörterbuchs findet der Benutzer keine zusätzlichen Informationen und keine Beispiele dazu: Im Polnischen hat jede vorletzte Sylbe eines mehrsylbigen Wortes den Ton, mit einigen wenigen Ausnahmen, die in der polnischen Grammatik nachzusehen sind. Znak * wyjawi akcent zgtosek niemieckich wyrazöw kilko-zgloskowych.
Andere phonetische Informationen über die Lemmata oder Äquivalente sind im Wörterbuch nicht vorhanden, was sicher eine Reihe von Problemen mit sich bringt. Das Polnische kennt keine Opposition: lange - kurze oder offene - geschlossene Vokale, weder den Hauch- noch den Umlaut. Im Deutschen sind keine nasalen Vokale vorhanden. Trotzdem fehlt bei Booch-Ärkossy jeglicher Kommentar zu der Aussprache der Laute, die in der anderen Sprache unbekannt sind. Im Wörterbuch sind auch keine Informationen über die Aussprache der fremdsprachlichen Wörter vorhanden, obwohl dies für den Benutzer notwendig wäre.
10.4. Äquivalente Um dem Benutzer eine möglichst korrekte Gleichung für ein Lemma zu geben, steht Booch-Arkossy eine ganze Palette von Möglichkeiten zur Verfügung, die bereits von seinen Vorgängern verwendet wurden. Im folgenden wird ausgeführt, welche Mittel der Autor in Anspruch nimmt.
316 10.4.1. Äquivalent Lemmata, die bei Booch-Ärkossy lediglich über ein einziges Äquivalent verfügen, sind eine Seltenheit; die meisten ausgangssprachlichen Einträge versieht der Autor mit mehreren Äquivalenten. Dem Wörterbuchbenutzer kann aber diese Fülle an dargebotenen zielsprachlichen Entsprechungen auch Probleme bereiten, es ist nämlich nicht immer leicht, aus solch einem Äquivalentenreichtum das richtige Wort auszuwählen. Einige Beispiele fiir die mehrfache Äquivalenz: Gniew, -u, sm. Zorn, Aerger, Unwille m. Lepski, a., -ko, ad. trefflich, brav, wacker. Nadstosowaö, -owa\,fut. -uje, vor. perf. ansetzen, anflicken, anstückeln. Partei', sf. oddzial; partya; strona, stronnictwo. Rast, sf. spoczynek; wypoczynek; wytchnienie [...] Schein, sm. Swiatlo; blask; tuna. Scheit, sn. polano; hipa; hipka [...] Für manche im polnisch-deutschen Wörterbuchteil befindliche Fachwörter (vor allem aus dem Gebiet der Naturwissenschaft) kennt Booch-Ärkossy keine deutschen Äquivalente oder er hält die vorhandenen Entsprechungen für unzureichend. Die polnischen Lemmata werden dann zusätzlich mit lateinischen Äquivalenten versehen (das heißt, daß das polnische Lemma sowohl ein deutsches als auch ein lateinisches Äquivalent enthält) oder der Lexikograph stattet sie mit einem lateinischen Äquivalent und mit einer auf deutsch verfaßten zusätzlichen Information (z.B.: gewisse Pflanze) aus. Dieses Verfahren erklärt Booch-Ärkossy in der Vorrede folgendermaßen: „ ... hat das Polnische - mit sehr geringen Ausnahmen - für ein jedes neu entdecktes thierisches oder pflanzliches Individuum ein dem Geiste der polnischen Sprache genauen Ausdruck gebendes besonderes Wort gebildet. [...] das Deutsche hat für Tausende von naturhistorischen und naturwissenschaftlichen Gattungsnamen und Fachwörtern nichts als eine mehr oder minder glücklich aus dem Altgriechischen und dem Lateinischen zusammengesetzte Form, die dann freilich wieder von allen Männern der Wissenschaft verstanden wird. - Unter solchen Umständen konnte es dem Bearbeiter dieses Werkes nicht beikommen, den sehr zahlreichen naturwissenschaftlichen Bereicherungen des Werkes eine deutsche Benennung zu geben; er mußte sich vielmehr begnügen, den polnischen Specialnamen mit der Angabe einer bestimmten oder gewissen Gattung zu bezeichnen, welcher dann der latainische Name folgte."
Beispiele: Lemus, -a, sm. Ng. Art Sumpfschildkröte f . (lat. lutaria testudo). Nieprzyst^p, -u, sm. Ng. gewisse P f l a n z e / (lat. u. griech. aproxis). Nieröwnoszcz^k, -a, sm. Ng. Schnepffisch m., Elephantennase f . (lat. hemiraphus). Przymilnia, -i, sf. Ng. gewisse Pflanze (lat. bunsfelsia).
317 10.4.1.1. Äquivalenztrennung Unterschiedliche direkt hintereinander gereihte Äquivalente eines Lemmas müssen durch ein formales Mittel (Komma, Punkt oder Semikolon) optisch voneinander getrennt werden. Booch-Ärkossy trennt austauschbare synonyme Äquivalente meistens durch ein Komma. Diejenigen zielsprachlichigen Entsprechungen, die zwar sinnverwandt sind, jedoch nicht ohne weiteres im Kontext ausgetauscht werden können, trennt der Lexikograph durch ein Semikolon: Spott, sm. 2art; drwiny, drwinki; szyderstwo. Da aber dieses Verfahren inkonsequent erfolgt, liegt hier eine Fehlerquelle vor. Davon, daß Booch-Ärkossy die Trennung von Äquivalenten nicht immer ernst nimmt, kann zum Beispiel die Tatsache zeugen, daß er die Äquivalente des polnischen Lemmas Glowa nur durch ein Komma getrennt hintereinanderreiht, obwohl zwischen Kopf und Haupt ein Semikolon gehört. Mit dem ersten Äquivalent ist nämlich nur „das vom übrigen Körper abgesetzte u. unterschiedene Vorderende vieler Tiere u. des Menschen" gemeint, und mit dem zweiten kann darüber hinaus auch „Führer, Leiter; oberster, hervorragender Teil (Berges-); Stück Vieh (Pferd od. Rind)" gemeint sein (Wahrig 1991). Eine korrekte Unterscheidung der Äquivalente kann in diesem Falle ein polnischer Wörterbuchbenutzer nicht vornehmen. Auch das hinter beide Äquivalente gesetzte Sternchen ist nicht eindeutig, wegen des fehlenden Semikolons kann der Benutzer vermuten, daß es sich auf beide Äquivalente bezieht. Glowa, -y, sf Kopf m., Haupt n. (auch *)
10.4.2. Definition Des Bauteils der Definition, d.h. der zielsprachlichen Übersetzung eines Lemmas, bedient sich Booch-Ärkossy in reichlichem Maße. Sie tritt an die Stelle fehlender Äquivalente (a) oder sie ist redundant (b) zu einem vorhandenen Äquivalent. Einige Beispiele aus dem Reichtum an Definitionen im Wörterbuch: (a) Li Ii Ii! int. (Gesangston beim Einwiegen der Säuglinge). Nieobrz^dny, a. ohne Ceremonien, ohne besondere Umstände oder Feierlichkeiten; nicht rite. Pogrzebowe, -ego, sn. Jag. kleines Festmahl n. aus Anlaß der Erlegung eines großen od. bedeutenden Jagdthieres. Rz^p, -pia, sm. Zk. aus Knochen und Fleisch bestehender Schwanz m. der Thiere. Septerya, -yi, sf. Alt. alle sieben Jahre zu Ehren Apollo's in Delphi gefeiertes Fest n. He'chelma'cher, sm. ten co robi grzebienie do czesania lnu itd. Matsch, a. u. ad. wyraz u2ywany w grach kart i bilardu [...] Mud, sm. miara szesnaicie gamcy mieszcz^ca. Na'chtimbiß, sm. przek^ska na wieczör.
318 Schei'tern, vn. (s.) uderzyö o co i rozbiö si? [...] Stroh'fackel, sf. pochodnia upleciona ze slomy. (b) Gnus, -a, sm. der vor Faulheit stinkt, Faullenzer, Bärenhäuter m. Strzemienne, -ego, sn. * Abschiedstrunk m. (Glas Wein etc., das man noch austrinkt, wenn man bereits an Fuß in den Steigbügel gesetzt hat, um aufzusitzen u. abzureisen; französ. vin de l'etrier). Na'chstaar, sm. Hlk. zaciemek nast^powy, katarakta na oku na nowo sie formujqca. Pa'npfeife, sf. Tk. multanki; organki; dudki; piszczalki (multanskie); rz^d piszczalek coraz cieniej brzmi^cych razem oprawnych. Ra'te, sf. rata; to, co si? w pewnym terminie ma wyptaciö. Räu'cherkammer, sf izba do w^dzenia mi^siwa; w^dzamia.
10.4.3. Glosse Unter den im deutsch-polnischen Wörterbuchteil verzeichneten Glossen überwiegt die Glosse in der Form eines Synonyms: Hick, sm. § (Schlucken, Schluchzen, Art Lungenkrampf) szczkawka. Ju'ry, sf. pl. (Geschwornengericht) s^d przysi^gfych. Mo'res, sf. pl. (Sitten) obyczaje [...] In diesem Wörterbuchteil sind auch Glossen zu finden, die eigentlich die Funktion einer zusätzlichen Erklärung erfüllen, d.h. sie ordnen das Lemma einer übergeordneten Begriffskatagorie zu (Kah 'lippe) oder sie schränken die Bedeutung des Lemmas ein (Sehe 'lendau 's). Durchwi'ttert, a. Bw. Ng. (Gestein) wskröi pomieszany z czem. Kah'lippe, sf. Ng. (Pflanze) dwulistnik koralowy korzen; dwöjlist koralowy. Sche'llendau's, sm. (im Kartenspiel) dzwonkowy tuz. Manche Glossen erklären die Bedeutung des Lemmas, d.h. sie nehmen die Form einer Definition an: Knö'teln, va. (im Nähen etc. kleine Knoten machen) szyjqc w^zetki robiö, wi^zad na kluezki; pleäd na w^zelki, dziergaö. Magi'ster, sm. (akademische Würde) magister, doktor filozofii. Im polnisch-deutschen Teil des Wörterbuchs sind die Glossen meistens unterschiedliche Varianten oder diminutive Formen (Majqtek, Poziemka) des Lemmas: Dzwi^gaö, Dzw3ga£, -gat, -gam, va. imp. langsam kauen, langsam essen; mit Essen gar nicht fertig werden.
319 Jakcy, Jakoby, ad. als ob, als wenn; und wenn selbst [...] Koszar, -u, sm., Koszara, Kosara, -y, sf. Ldw. Hürde f., Pferch, Viehstall, Viehhof m. auf dem freien Felde. Maj^tek, -tku, Maj^teczek, -czka, sm. Vermögen, Habe, Gut n.\ kleines, mäßiges Vermögen, Gütchen. NiemoSö, -Sei, Niemota, Niemowa, -y, sf Stummheit, Sprachlosigkeit / ; * etwas Unbedeutendes n., Kleinigkeit f . Poziemka, Pozimka, Poziomka, Poziemeczka, Pozmieczka, -i, sf. dim Ng. Erdbeere, rothe Erdbeere / Alle Glossen sind in der Ausgangssprache abgefaßt und stehen zwischen Lemma und Äquivalent. 10.4.4. Zusätzliche Erklärung Sollte die Bedeutung eines Äquivalents über der des Lemmas stehen, muß erstere durch eine zusätzliche Erklärung eingeschränkt werden. In seltenen Fällen wird die Bedeutung des Äquivalents durch die zusätzliche Erklärung nicht eingeschränkt, sondern ausgedehnt. Manchmal enthält diese Erklärung lediglich eine entbehrliche Zusatzinformation: Karneol, -a, sm. Ng. Karneol m. (Edelstein). Ozoja, -ji, sf. Wb. H. Wein m. aus Osuna (in Spanien). Pominki, -nek, sf. pl. Kg. Ablesen n. der Todtenliste unter Gebet (für die Verstorbenen). Pomlotny, a. Ldw. ausgibig im Dreschen, ergibig (Getreide). Prycz, -u, sm., Prycza, -y, sf Pritsche f . (in den Wachtstuben). A'ltreh, sn. Jäg. sarna (samica). Ju'ra, sf. pl. prawo (jako nauka). Kal'bfell, sn. cielfca sköra (niewyprawna). Ko'ppel, sf pendent (u szpady); smycz, zwora, sfora (na ktörej psy prowadzq). Ma'tze, sf maca (¿ydowska). Mu'hen, vn. (h) ryczeö (o krowie). Manche der zusätzlichen Erklärungen ordnen das Lemma einer übergeordneten Begriffskategorie zu (vor allem bei den Begriffen aus der Pflanzenwelt): Leilik, -a, sm. Ng. Rothsteinbrech m. (Pflanzen). Im polnisch-deutschen Wörterbuchteil verwendet Booch-Ärkossy die zusätzliche Erklärung oft dort, wo geographische Namen als Lemmata vorkommen. Man kann annehmen, daß die zusätzliche Erklärung bei polnischen geographischen Namen ein Element für deutsche Benutzer ist, die zwar wissen, wo Elsaß liegt, aber meistens nie von Städtchen wie Morcza oder Osiek gehört haben:
320 Kock, -a, sm. Geog. Stadt Kozk (im Lubliner Kreise). Mokra, -y, sf Geog. FluQ Mokra f . (an der polnisch-preußischen Grenze, geht in die Weichsel). Morcza, -y, sf. Geog. Stadt Mortscha f . (in Galizien). Osiek, -u, sm. Geog. Städtchen Osjek oder Ossig n. (im Sandomirer Kreise). Die zusätzliche Erklärung steht stets in runden Klammern hinter dem Äquivalent und ist grundsätzlich in der Zielsprache abgefaßt. Aus den angegeben Beispielen geht hervor, daß dem Lexikographen ein Äquivalent oft nicht ausreichend ist und daß er es - im Interesse des Benutzers - mit Definitionen und/oder zusätzlichen Erklärungen ergänzt. Sowohl die zusätzlichen Erklärungen als auch die redundanten Definitionen übermitteln dann oft enzyklopädisches Wissen. Da aber ein Wörterbuch kein sachlich, sondern ein sprachlich informierendes Nachschlagewerk sein sollte, sind diese Informationen nur dann angebracht, wenn sie ein fehlendes Äquivalent ersetzen, sonst können sie als überflüssig angesehen werden. Einige Beispiele dazu: Prozerpina, -y, sf. Myth. Proserpina f . (Göttin der Hölle). Pryparszas, -a, sm. Myth. Pryparschas m. (Beschützer alles jungen Zuchtviehes nach dem Glauben der altheidnischen Litthauer). Sczekocki, Szczekocki, a. Geog. von, aus Szczegocin (Dorf im Sandomirer Kreise, wo 1794 Kosciusko eine Niederlage durch die Russen erlitt.) Semergla, -i, sf. Myth. gewisse Göttin f . im Dienste des altslawischen Gottes Czernobog. Septemrystra, -y, sm. Gsch. Septembermörder, Septemberhenker m. (einer derjenigen Revolutionsmänner in Paris, die 1792 die im September stattfindende Niedermetzelung ohne Urteil zum Tode Verdammter veranlaOten) Aphori'sm, sm. aforysm, krötki treSciwy wyrok od. dobitnie wyraiona myäl. Continge'nt, sn. Kw. kontyngens, iloSö wojska, ktör^jaki monarcha na wspöln^ wypraw? stawid i riegle utrzymywad jest obowi^zany. Pro'teus, sm. Alt. Myth. Proteusz; * czlowiek coraz inn^ przybieraj^cy postad, nazwisko, Charakter itd.
10.5. Syntagmatik Das Wörterbuch von Booch-Ärkossy gibt Aufschluß über einige grammatische Konstruktionstypen der Lemmata. Die syntaktischen Informationen werden in den meisten lexikographischen Werken entweder hinter dem Lemma explizit mitgeteilt oder sie sind in vorhandenen Beispielsätzen impliziert. Schaut man die Artikel in beiden Teilen des Wörterbuchs von Booch-Ärkossy an, so stellt man fest, daß die expliziten Informationen nur bei Verben und bei Präpositionen anzutreffen sind.
321 Ob ein Verb transitiv (va.) bzw. intransitiv (vn.) ist, erfährt der Benutzer gleich nach dem Lemma. Booch-Ärkossy verwendet zu diesem Zweck Abkürzungen, die er unmittelbar hinter die Wortartkennzeichnung setzt (vgl. Lemmaangaben, 10.3.1.). Bei Präpositionen findet der Benutzer gleich hinter der morphologischen Angabe „praep. " die auf deutsch abgefaßten Informationen darüber, welchen Kasus unter welcher Bedingung eine bestimmte Präposition regiert. Die deutschen Präpositionen, die abwechselnd den Akkusativ oder den Dativ nach sich ziehen, weisen die Information: mit Dativ auf die Frage: wo? - mit Accusativ auf die Frage: wohin? auf (vgl. Ne 'beri). Dieses Vorhandensein von grammatischen Informationen im Wörterbuch kommt den Bedürfnissen der polnischen Benutzer sehr entgegen, da die deutschen Präpositionen für ihn ein schwieriges Kapitel darstellen und er sonst auf ein Grammatikbuch zurückgreifen müßte. Darüber hinaus werden die expliziten Informationen mit Kollokationen und Beispielsätzen belegt. Sämtliche expliziten Informationen beziehen sich ausschließlich auf die ausgangssprachlichen Lemma-Präpositionen. Implizite Informationen, d.h. in Beispielen eingebettet, von denen alle ausnahmslos in die Zielsprache übersetzt werden, weisen sowohl ausgangs- als auch zielsprachliche Konstruktionen bzw. Sätze auf. Bei den differierenden Bedeutungen einiger Präpositionen wird in der Mikrostrukrur außer dem für die jeweilige Bedeutung notwendigen Kasus auch eine zusätzliche Erklärung angegeben, obwohl es an den Beispielen fast immer erkennbar ist (vgl. unter der Präposition: O, 2/). Dia, praep. (mit Genit.) wegen; aus Ursache; für; um; wegen; aus Ursache, wegen; dla tego deswegen; dlaczego weswegen, weshalb, warum; wegen, aus, um; wi^cej dla bojazni, nizli dla Boga mehr aus Furcht als aus Gottes willen [...] dla für Jemand, in Rücksicht, in Ansehung seiner; idz precz, te mowy nie sq. dla mnie geh' fort (packe dich), dergleichen Reden sind nicht für mich, passen nicht für mich; dla kogo für, wegen, zu [...] O, praep. (mit Accusat. u. Localis): 1/ o (mit Accus.)', um; bei; nahe; an; (zur Angabe des Maaßes und des Gegenstandes einer Handlung); o polow? wi?c6j um die Hälfte mehr; o glowf wi^kszy um einen Kopf größer; o wlos um ein Haar, beinahe [...]; 2/ o mit Localis: um (auf die Frage nach der Zeit): o pöbiocy um Mitternacht; o trzeciöj godzinie um drei Uhr; um die dritte Stunde; o von, über: möwiö o czem von oder über etwas sprechen [...] o bei: o chlebie i o wodzie bei Wasser und Brod; o hat verschiedene Bedeutungen mit dem Localis in folgenden Redensarten: o sw6j mocy, * aus eigener Kraft, durch eigene Kraft; o kiju, o lasce, * am Stocke, an der Krücke [...] dorn o jednym, o trzech pi^trach, * ein Haus von einem, von drei Stockwerken; mieszkanie o trzech pokojach, eine Wohnung mit (von) drei Stuben; o ¿elaznym chlebie, * durch erbetteltes Brod (sich ernährend). Für, praep. (mit Accusat.) zamiast; für Jemanden bezahlen zapJacic za kogo; ein Wort für das andere nehmen wziqö jeden wyraz za drugi; Jemanden für sich schikken poslaö kogo za siebie; für Jemanden sprechen möwic za kogo [...] für Jemanden etwas kaufen kupid co dla kogo; für dla. ku; do; ich habe das bloß für dich gethan zrobilem to tylko dla ciebie; aus Liebe für ihn, für Wissenschaften z milosci
322 ku niemu; z przywiqzania do nauk; Neigung für (zu) etwas haben miéó sklonnoió do czego [...] Ne'ben, praep. (mit Dativ auf die Frage: wo? - mit Accusativ auf die Frage: wohin?): podle, przy; obok; nawiasem; ubocznie; dorywkiem; dopadkiem; ich ging - ihr her szedlem przy niéj; ich ging - sie poszedlem stancò przy niéj; er ging - der Wahrheit vorbei, * min^l si? z prawd^. An den Beispielen zu einigen Präpositionen, z.B. Gegenü'ber und Zuwi'der, erkennt der Benutzer, daß diese Präpositionen - im Gegensatz zu den anderen - dem Substantiv nachgestellt werden. Dasselbe gilt auch für das Lemma Gemä'ß, das Booch-Àrkossy zwar zu Adjektiven und Adverbien, aber nicht zu Präpositionen, rechnet: Gegenü'ber, ad. naprzeciwko -, praep. (mit Dativ)-, naprzeciwko kogo, czego; der Wald liegt der Stadt - las lezy naprzeciwko miasta; sie standen einander - stali naprzeciwko siebie. Gemä'ß, a. u. ad. stósowny, stósownie do czego; zgodny, zgodnie z czém; odpowiadaj^cy czemu; podhig czego; przyswoity, zgodny, przystojny; seine Tracht ist den Sitten des Landes - jego strój stósowny jest do krajowego zwyczaju; der Natur, seinem Stande - leben tyt podhig natury, odpowiednie swemu stanowi; ein Zeugnis der Wahrheit - ablegen zlozyé éwiadectwo zgódnie z prawd^. Zuwi'der, praep. (mit Dativ.)-, przeciw; na przeciw; przeciwnie; w brew; przykro; diese Speise ist mir - ta potrawa jest mi przeciwna; du handelst dem Gesetze - post?pujesz przeciw prawu; [...] das läuft der Ordnung - to jest przeciwne porz^dkowi. Nur an den Beispielen zu der Präposition Wegen wird nicht deutlich, daß sie dem Substantiv bzw. Pronomen vor- oder nachgestellt werden kann. In allen von dem Autor verzeichneten Beispielen wird die Präposition ausschließlich vorangestellt gebraucht: Wegen, praep. (mit Genitiv)-, dia, ze wzgl?du na co; z powodu; z przyczyny czego; etwas besorgt sein klopotaó si?, obawiaó si? o co; - etwas klagen skarzyó si? na co; etwas strafen ukaraó za co. Booch-Àrkossy nimmt sich auch der Rektion der Substantive, Adjektive und vor allem Verben an. Die Artikel enthalten meistens implizite Informationen (Beispiele mit Proformen) darüber, welche Präpositionen die Lemmata nach sich ziehen und in welchem Kasus das nachstehende Substantiv stehen kann bzw. muß: Substantive: Miloéó, - sci, sf. Liebe / ; - czego, od. do czego, od. ku czemu Liebe f . zu etwas [...] z miloSci aus Liebe; vor Liebe; dia miloici der Liebe wegen; aus Liebe [...] T?skliwoSé, T?sknoéé, -ici, T?sknica, Tesknica, T?sknota, -y, sf. Bangigkeit; Beklommenheit; ängstliche Ungeduld; * Ungeduld; * Langeweile/; Ueberdruß m.\ - do kogo, do czego Sehnsucht f . nach Jemandem, nach etwas [...]
323 Freu'-de, sf. radoSd; ukontentowanie; * stodycz; laboiö; - über etwas empfinden czud radosd, doznawad radoSci z czego; [...] seine - an etwas sehen radowac sie widokiem czego [...] du wirst an deinen Kindern - erleben * doczekasz sie pociechy z dzieci [•••] Gram, sm. zgryzota; zmartwienie; strapienie [...] der - über etwas zmartwienie z powodu czego; trapienie sie czdm. Stolz, sm. pycha; duma (w ztdm i dobröm znaczeniu) - auf etwas pysznienie sie z czego. Adjektive: Bogaty, a. reich (an w); * kostbar, prächtig; - w co reich an etwas. Czuly a. [...] fühlend, empfindend; * empfindsam; czufy na co gerührt von etwas
[...]
Ei'fersüchtig, a. (neidisch) zazdrosny; - sein auf Jemanden, auf Jemandes Ruhm zazdroScid komu, czyjdj slawy. Zufrie'den, a. spokojny (pod wzgl^dem i^dzy); mit etwas - sein przestawad na czdm; mit Wenigem - sein byd kontent z czego [...] Verben: Modlid, -Iii, -1?, Modlaö sie, Madlad sie, vn. - sie, vr. imp., Modliwaö sie, vr. frequ. beten; - za kogo für Jemanden beten; modliö sie do kogo o co zu Jemandem beten um etwas, ihn flehentlich bitten oder ersuchen um etwas. Smi^d sie, ämial sie, Smieli sie, Smieje sie, vr. imp.: - z kogo, z czego über Jemanden, Uber etw. lachen; * sich aus jemandem, aus etw. nichts machen [...] §miaö sie do kogo jemanden anlachen; Smiad sie z czego mir kommt etwas lächerlich vor; - Smiad sie do czego nach etwas gelüsten, Verlangen haben; - sie z czego * sich über etwas freuen, fröhlich sein. W^tpid, Wetpid, -pil, -pi, vn. imp. zweifeln, Zweifel an etwas hegen; wetpid o czym an etwas zweifeln, einer Sache nicht trauen, nicht glauben, Bedenken dabei tragen. Besi'nnen (sich), vr. (h) (besinne mich, besann mich, besonnen): sich auf etwas przypomniid sobie co; przypominad sobie [...] Eigen (sich), vr. (h): sich zu od. für etwas - sposobnym od. zdatnym byd do czego od. na co; er eignet sich zum Soldaten, zum Soldatenstande zdatny jest na zolnierza, do wojska. Erku'ndigen (sich), vr. (h): sich nach etwas, nach Jemandem - wywiadywad sie, dowiadywad sie 0 czdm, o kim; sich bei Jemandem nach etwas - dowiadywad sie od kogo o czdm; sich nach der Gesundheit - wypytywad sie o zdrowie czyje. Fra'gen, va. u. vn. (h.) pytad; pytad sie; Jemanden um etwas - pytad kogo o co; nach Jemandem, nach etwas, über etwas - pytad sie o co; nach dem Preise - pytad sie o cene [...] Abweichend davon gibt es im Wörterbuch auch mehrere Lemmata, in deren Mikrostruktur keine Informationen darüber enthalten sind, welche Präposition oder welchen Kasus das
324 Lemma verlangt. Und so zum Beispiel versieht Booch-Ärkossy das Lemma Prosic mit folgenden ausfuhrlichen Informationen: Prosit, -sil, prosz?, prosi, va. imp., Praszac, -szal, -szam, va. frequ. bitten; - kogo o co Jemanden um etw. bitten; cörki um die Hand der Tochter bitten, anhalten; za kirn für Jemanden bitten, ffirbitten, eine Fürbitte für ihn einlegen; kogo do siebie Jemanden zu sich bitten (zum Besuch, als Gast, etc.); - na obiad, - na wesele zur Tafel, zu Hochzeit bitten wobei derartige Informationen bei dem semantisch und sytaktisch verwandten Lemma Blagac fehlen: Btagaö, vn. imp. demüthig bitten, flehen, anflehen. An einigen der im Wörterbuch enthaltenen Beispielsätzen kann der Benutzer auch erkennen, ob die lemmatisierten Substantive, Adjektive oder Verben Infinitivkonstruktionen oder Nebensätze als Ergänzungen an sich ziehen können: Substantive: Glück, sn. szcz^Scie [...] es war noch ein -, daß etc. * to jeszcze bylo szcz?äcie, 2e itd. [...] Adjektive: Wiadomie, Wiadomo, ad., Wiadomy, a. kundig, kennend, wissend, bekannt mit etwas [...] wiadomo ci, 2e itd. es ist dir bekannt, daß etc. [...] Klar, a. czysty [...] ich sehe es klar, daß etc. jasno to widz^, 2e itd. [...] Mö'glich, a. mozny; mozebny; mo2liwy; mogliwy; mog^cy byö lub stac si?; podobny do wykonania; es ist -, daß er kommt mo2e byö, ze przyjdzie [...] Natü'rlich, a. naturalny [...]; ich finde es ganz -, daß etc. ja to znajduj? rzecz^ bardzo naturaln^, ze itd. [...] Scha'de, Scha'den, sm. szkoda [...] Schade, daß etc. szkoda, itd. [...] Verben: Freu'en, va. cieszyö, ukontentowanie sprawiaö; es freut mich, daß etc. cieszy mnie to, 2e itd. [...] Mit dem Hilfsverb „sein" in der dritten Person Singular und den Adjektiven: pewne, wazne, obojqtne usw. können ebenfalls Nebensätze gebildet werden, aber derartige Konstruktionen fehlen im Wörterbuch. Gleiches gilt für: szkoda, ze...; es ist bekannt, daß... u.a. Bei den meisten Adjektiven fehlt völlig die relevante Information darüber, od ein Adjektiv attributiv und/oder prädikativ verwendet werden kann. Hier wäre eine explizite Information erforderlich, da die Beispiele, auch wenn sie ausschließlich die attributive oder die prädikative Verwendbarkeit eines adjektivischen Lemma darstellen, nicht ausreichend sind. Auch wenn der Benutzer unter dem Lemma Heutig lediglich attributive Beispiele findet, heißt es für ihn immer noch nicht, daß er dieses Adjektiv nicht prädikativ verwenden
325 darf. Die Stellung der Adjektive im Satz wird also im Wörterbuch nicht deutlich zum Ausdruck gebracht. Heu'tig, a. dzisiejszy; heutiges oder heutigen Tages dzisiejszego dnia, * w obecnym, terazniejszym czasie; bis auf den heutigen Tag po dzi£ dzien, podziidzien. Die Tatsache, daß bestimmte Verben obligatorische Adverbialbestimmungen nach sich ziehen, wird auch ausschließlich in den vorhandenen Beispielsätzen impliziert.
10.5.1. Sätze Bei zwei voneinander so stark abweichenden Sprachen wie Deutsch und Polnisch ist es besonders wichtig, auch möglichst viele grammatische Konstruktionen in die einzelnen Mikrostrukturen aufzunehmen. Dadurch wird dem Lernenden einer fremden Sprache ermöglicht, nicht nur fremdsprachliche Konstruktionen zu identifizieren, sondern darüber hinaus grammatisch richtige Sätze in der fremden Sprache zu bilden. In dem Wörterbuch von Booch-Ärkossy sind aber die syntagmatischen Konstruktionen nicht besonders reichlich vorhanden. Im Vergleich zu seinen großen Vorgängern - Trotz, Troianski und vor allem Mrongovius - verzeichnet Booch-Ärkossy relativ wenige Sätze. In dieser Hinsicht folgt also das Werk der Tradition der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Wörterbücher größeren Umfangs nicht. Es ähnelt eher den Wörterbüchern kleineren Umfangs, in denen Sätze nur beschränkt Berücksichtigung finden. An einer Skala, an der die Werke von Trotz und Mrongovius einen und die Wörterbücher von Jordan und Winkler einen anderen Endpunkt besetzen, nimmt das Wörterbuch von Booch-Ärkossy eine Mittelstelle an. Es scheint eindeutig zu sein, daß es dem Autor sehr stark an der Raumersparnis liegt, wodurch sein Wörterbuch Ähnlichkeiten mit den modernen lexikographischen Werken aufweist (vgl. auch: Form des Wörterbuchs, 10.1.3.). Den finiten Sätzen zieht Booch-Ärkossy die infiniten vor, erstere sind mit einer ziemlich geringen Anzahl vertreten. In der Mikrostruktur wird dafür eine beachtliche Anzahl von Infinitivkonstruktionen angegeben, die entweder vollständig oder mit Proformen (z.B.: jemand, etwas) belegt dargeboten werden. Bei mehr als der Hälfte der überprüften Mikrostrukturen ist die Zahl der Infinitivkonstruktionen doppelt so groß wie die der vollständigen Sätze. Folgende Tabelle soll den Unterschied zwischen der Anzahl der Infinitivkonstruktionen und der Sätze mit finiten Verbformen verdeutlichen:
vollständige Sätze Kot Nabijaö Podaö Podsadzad
2 2 4 0
Infinitivkonstruktionen 6 9 20 6
326 vollständige Sätze Dienst Gre'nze Mund Nach Si'tzen
7 4 8 3
Infinitivkonstruktionen 19 11 8 22 10
Wie aus der Tabelle hervorgeht, ist das deutsch-polnische Wörterbuch erheblich reicher an Beispielsätzen und -konstruktionen als der polnisch-deutsche Band. Beispiele für die Infinitivkonstruktionen: Pohidnie na pohidnie co je§6 etw. zu Mittag essen Wypalaö wypaliö w czym dziur? ein Loch in etwas brennen (z.B. durch einen auf Kleider fallenden Funken) Le'bhaft eine lebhafte Freude empfinden czud mocn^ radoäd Leer Jemandem die Tasche - machen wypröinid komu kieszenie Nach nach Wasser gehen i£6 po wod? nach dem Arzte schicken postaö po lekarza sich nach dem Steine bücken schylid si? po kamien nach dem Gelde langen si^gn^d po pieni^dze Beachtlich ist auch die Tatsache, daß diejenigen in anderen lexikographischen Werken oft auftretenden Fälle, in denen eine Infinitivkonstruktion unmittelbar danach durch einen vollständigen Beispielsatz ergänzt wird, im Wörterbuch von Booch-Ärkossy eine Seltenheit sind. Als Zitate bekannte deutsche oder polnische Sätze sind im Wörterbuch selten verzeichnet; wahrscheinlich werden die meisten Sätze vom Autor selbst gebildet. Man kann natürlich auch nicht ausschließen, daß der Autor außer den selbstgebildeten Sätzen auch einige weniger bekannte zitierte Beispiele anführt, ohne sie als Zitate kenntlich zu machen. Hier zwei Beispiele für die aus der Bibel stammenden und als solche gekennzeichneten Zitate: Wyktadanny Dawid jadt chleby wyktadanne, Bibl. David aß die Schaubrode. Z^b w piekle b?dzie placz i zgrzytanie z^b (z?böw), Bibl. in der Hölle wird es Heulen und Zähneklappern geben
Unmarkiert läßt Booch-Ärkossy die aus anderen Wörterbüchern (vor allem aus dem Wörterbuch von J.K. Troianski) geschöpften Sätze. Troianski: Gdyby GdybyS tarn byl, byfoyS takie co dostal, wenn du da gewesen wärest, so hättest du auch etwas bekommen Gelegenheit Ich werde dir bei erster G. das Buch schicken, przy naypierwszöy sp-£ci ksi^k^ ci przyil? Booch-Ärkossy: Gdyby Gdyby$ tarn byt, bylbyä tak2e co dostal wenn du da gewesen wärest, so hättest du auch etwas bekommen Gelegenheit ich werde dir bei erster - das Buch schicken, przy naypierwszöy sposobno&i k s i ^ k ? ci przyil? Die in beiden Wörterbuchteilen angebotenen Sätze implizieren zwar Informationen über verschiedene grammatische Konstruktionen, von einer bewußten Darstellung vieler unterschiedlicher Formen kann aber nicht ernsthaft die Rede sein. Die meisten von BoochÄrkossy verzeichneten Sätze sind aktivische Aussagesätze und ihre Prädikate stehen vorwiegend im Indikativ Präsens. Hier einige Beispiele für die davon abweichenden Einträge: a/ Fragesätze Podziaö gdzieS podzial pieni^dze? wo hast du das Geld gelassen? Halten wie pflegst du es zu - in solchen Fällen? jak zwyktei post^powaö w takich przypadkach? Kü'mmern was kümmert dich das? co ci? to obchodzi? co to do ciebie naleiy? b/ Imperativsätze Spieszyi Spiesz si?! eile dich! beeile dich! spute dich! Helfen helfen Sie mir von diesem Menschen! uwolnij mnie od tego czlowieka! Quä'len quäle mich nicht so! nie dr^cz (m?cz) mnie tak!
b/ Konjunktiv Deska przewleklby go przez desk$, * er ist spindeldürr, er ist nur noch Haut und Knochen Hoch er lebe hoch! wiwat! niech 2yje! c/ Tempora der Vergangenheit und der Zukunft Wyjtf poddanych od poshiszeristwa wyj^l er sprach die Unterthanen von der Diensthörigkeit frei Spaäe wczoraj spadt wielki Snieg gestern ist bedeutender Schnee gefallen Wygraö nie wygrasz z nim du wirst mit ihm nicht fertig Höchst es ist mit ihm auf das Höchste gekommen j u t przyszto z nim do ostatecznoSci Klingen die Ohren werden ihm klingen, * zabrzmi mu w uszach jego Wenig das wird ihm wenig helfen malo mu to pomoie Manche Beispielsätze und Infinitivkonstruktionen enthalten idiomatische Wendungen, die auf diese Weise lebensnah erklärt werden: Barika trzebaby mu na glowie postawid banki, * er ist toll, er ist verrückt Lödi w jednej todzi z kirn ptywad, * mit jemandem sich in gleicher Gefahr befinden, die Gefahr mit ihm theilen Mysz myszEi sif wkradl do dworu, * ganz heimlich und unbemerkt stahl er sich hinaus Sitowie w?zla w sitowiu szukasz, * du suchst, du stöberst nach übermäßigen Schwierigkeiten, * du suchst absichtlich die Angelegenheit zu erschweren Snuö rözne mySli snuj^ mi si? po glowie, * vielerlei Gedanken kreuzen sich in meinem Kopfe Haut ich möchte nicht in seiner - stecken, * nie chciatbym byö w jego skörze Kau'en er wird daran lange zu - haben, * dhigo mu to koici^ w gardle staö b^dzie
329 Mein sie streiten über das Mein u. Dein, * Spieraj^ sif o moje i twoje, * jeden utrzymuje, ie to jego; drugi, 2e jego Pfe'nnig es trifft auf den - zu * zgadza si? co do fenika, co do grosza Satt du wirst es bald - bekommen * nie dlugo ci si? sprzykrzy Der Gebrauchswert des Wörterbuchs erhöht sich dadurch, daß jeder Satz bzw. jede Konstruktion in die Zielsprache übersetzt wird. Andere Beispiele für die im Wörterbuch verzeichneten Sätze: Chciewad si? na modlitwach trwal, ie mu i jeid nie chciewalo nach den Gebeten traf es sich, daß er keine Lust zum Essen zu haben pflegte Chelszczed w ulu przed rojeniem taki szum stychad, jak gdy woda burzqca cheteci si? in einem Bienenstocke ist beim Schwärmen (der Brut) ein solches Geräusch zu hören, als ob wogendes Wasser daherrauschte Kazad byl tu i kazai si? Wc Panu klamiad (sie!) er war da, und läßt sich Ihnen empfehlen Nachwalid si? nie moie si? nachwalid, jak dobre bylo jadto er kann gar nicht Worte genug finden, um das Essen (von ihm mit verzehrte) nach Gebühr zu loben NamySlid si? jeszcze si? nad tym przymiotem musz? namySlid in Bezug auf diesen Gegenstand muß ich es mir erst noch überlegen trzeba sie dobrze nad tdm namyilid das muß man reiflich oder ernstlich überlegen; das will reiflich erwogen sein Obracad woda marznqd obraca si? w löd das gefrierende Wasser wird zu Eis Pasmo szty pasmem nieszcz?§liwoici na nasz kraj eine ununterbrochene Reihe von Unglücksfällen kam über unser Land Pieni^dz nie tylko pieni?dzmi, ale groszmi i zlotemi jalmu±n? dal er gab nicht blos pfennigweise, sondern auch groschen- u. guldenweise Almosen Tamt?dy Tamt?dy przeszli sie sind auf jenem Wege hindurchgegangen ja t?dy pöjd?, ty idz tamt^dy ich werde diesen Weg einschlagen, geh' du jenen Weg W?ch pies ten ma wfch dobry dieser Hund hat eine gute Witterung, eine gute Nase Bo'den der - ist herausgefallen dno wypadlo
330 Gebä'ren die Erde gebiert Blumen u. Kräuter ziemia rodzi (wydaje) kwiaty i ziola Gesche'hen es ist dir kein Unrecht, Schaden geschehen nie stala ci 2adna krzywda, szkoda Liquidität die - der Forderung ist noch nicht erwiesen, Rw. pewnoSd pretensyi jeszcze nie jest przez nalefyt^ likwidacy^ wykazana
10.5.2. Kollokationen Im Vergleich zu seinen Vorgängern (vor allem M. A. Trotz, aber auch J. K. Troianski) verzeichnet Booch-Ärkossy nur wenige Kollokationen. Bei dem Lemma Krieg, das Trotz mit über 40 Kollokationen versieht, sind bei Booch-Ärkossy nur 10 Kollokationen zu finden. In dem polnisch-deutschen Wörterbuchteil tritt unter dem entsprechenden Lemma (Wojna) nur eine einzige Kollokation auf: Wojna, -y, sf. Krieg m.; wojna przegrana verlorene Schlacht f . Krieg, sm. wojna (überhaupt); - führen wojn?, prowadziö, wie&; Jemandem den ankündigen, erklären wojn? komu wydaö, wypowiedzied; [...] in den - gehen, ziehen i£6 na wojn$; ein - entsteht, bricht aus wojna powstaje, wybucha; auswärtiger, innerlicher, bürgerlicher - wojna zagraniczna, domowa [...] Die meisten Kollokationen sind unter substantivischen Lemmata zu fmden, bei den Veiben und Adjektiven treten sie erheblich seltener auf. Sie werden in der Regel nur einmal eingetragen, in beiden Wörterbuchteilen gibt es aber auch etliche Doppeleintragungen, z.B.: Koci (...) kocia mi?tka, Ng. Katzenmünze f . Mi^ta (...) - kocia Katzenmünze/ Schie'ben Kegel - graö w kregle Ke'gel - schieben od. spielen gra
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