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German Pages 260 [265] Year 2022
UM A U E , S C H W A R Z E N B E R G U N D
JOHANNGEORGENSTADT
A K A D E M I E D E R W I S S E N S C H A F T E N D E R DDR GEOGRAPHISCHES INSTITUT ARBEITSGRUPPE HEIMATFORSCHUNG
WERTE UNSERER
HEIMAT
Heimatkundliche Bestandsaufnahme in der Deutschen Demokratischen Republik
Band 20
UM AUE, S C H W A R Z E N B E R G UND JOHANNGEORGENSTADT Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Aue und Johanngeorgenstadt
Von Dr. Siegfried Sieber
Mit 34 Abbildungen, 16 Kunstdrucktafeln, 1 Übersichtskarte
1973 AKADEMIE-VERLAG
BERLIN
Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats für Heimatforschung des Geographischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der D D R : Prof. Dr. Dr. eh. Edgar Lehmann, Leipzig (Geographie, Vorsitzender), Dr. Heinz Lüdemann, Leipzig (Geographie, Direktor des Instituts), Prof. Dr. Ludwig Bauer, Halle (Geographie, Naturschutz), Dr. babil. Karlheinz Blaschke, Dresden (Geschichte), Dr. sc. Werner Coblenz, Dresden (Ur- und Frühgeschichte), Prof. Dr. Ernst Ehwald, Eberswalde (Bodenkunde), Prof. Dr. Gerhard Heitz, Rostock (Geschichte), Prof. Dr. Edgar Lehmann, Berlin (Kunstgeschichte), Prof. Dr. Hermann Meusel, Halle (Botanik), Prof. Dr. Günter Möbus, Greifswald (Geologie), Prof. Dr. Hans Nadler, Dresden (Denkmalpflege), Prof. Dr. Ernst Neef, Dresden (Geographie), Prof. Dr. Werner Radig, Berlin (Hausforschung), Dr. sc. Rudolf Weinhold, Dresden (Volkskunde), Dr. Dietrich Zühlke, Dresden (Geographie) Manuskript zu diesem Band abgeschlossen am 30. 9.1970
2. Auflage Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße 3 — 4 Copyright 1972 by Akademie-Verlag GmbH Lizeüznummer: 202 • 100/308/73 Karten: P68/73 Gesamtherstellung: V E B Druckhaus „Maxim Gorki", D D R - 7 4 Altenburg Bestellnummer: 2084/20 • E S 15 D EDV: 7519854
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
VII
Mitarbeiterverzeichnis
IX
Verzeichnis der Suchpunkte
XI
Uberschau Einzeldarstellung Anhang
1 17 198
Tabelle: Vogelarten im Gebiet des Raschauer Knochens
198
Tabelle: Einwohnerzahlen vom 16. —20. Jahrhundert
200
Literaturverzeichnis
202
Verzeichnis der Abbildungen
212
Namenverzeichnis
213
Sachverzeichnis
221
V
VORWORT Diese Veröffentlichung schließt die noch bestehende Lücke (Meßtischblätter 5442, 5542), nachdem für das westliche Erzgebirge in den zurückliegenden Jahren zwei Bände in dieser Reihe über die Gebiete um Schneeberg (Band 11) und Annaberg (Band 13) herausgegeben werden konnten. Wieder hat Dr. Siegfried Sieber die heimatkundliche Bestandsaufnahme durchgeführt und damit eine Grundlage geschaffen, an die sich zuständige Sachkenner mit Abschnitten über spezielle Fachbereiche anschließen konnten. Als Ergebnis liegt eine Synthese universaler heimatkundlicher Kenntnis und spezieller fachwissenschaftlicher Informationen und Sachverhalte vor. Die Arbeit des Kollektivs fand auch unter den örtlichen Forschern regen Widerhall, so daß die Bearbeiter sich der Unterstützung vieler Einzelpersonen sowie zahlreicher Behörden, Betriebe und weiterer Institutionen erfreuten. Allen, die das Erscheinen des Bandes durch eigene Beiträge oder Förderung des Anliegens ermöglichten, sei dankbar gedacht. Nicht zuletzt verdienen herzlichen D a n k für die abschließende Gesamtdurchsicht zwei Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats für Heimatforschung, die Herren Professoren Dr.-Ing. Hans Nadler und Dr. phil. Ernst Neef.
Prof. Dr. Dr. eh. Edgar Lehmann
Dr. Dietrich
Zühlke
VII
MITARBEITERVERZEICHNIS
Dr. Siegfried Sieber, 94 Aue, Geschwister-Scholl-Str. 12 Einzelbeiträge von ""Oberförster Erich Brückner, Schönheide (Forst- und Jagd Wirtschaft) Dr. Gerhard Creutz, Vogelschutzwarte Neschwitz (Tierwelt) Dr. Werner Hempel, Institut für Landesforschung und Naturschutz, Zweigstelle Dresden (Botanik) Arno Meinel, Arbeitsgruppe Heimatforschung Dresden (Kunstgeschichte) Dr. Hermann Meyer, Erla (Rauchschadenforschung) Rudolf Oeser, Raschau (Tabelle Vogelarten) Dr. Werner Quellmalz, Staatl. Museum für Mineralogie und Geologie Dresden (Mineralogie und Geologie) Dr. Werner Schmidt, Arbeitsgruppe Heimatforschung Dresden (Physische Geographie) Oberförster Walter Schneidenbach, Wildenthal (Haldenrekultivierung) Dr. Dietrich Zühlke, Arbeitsgruppe Heimatforschung Dresden (ökonomische Geographie) Fachliche Begutachtungen und Ergänzungen Dr. habil. Karlheinz Blaschke, Historische Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (Regionalgeschichte) Dr. Peter Findeisen, Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Dresden (Kunstgeschichte und Denkmalpflege) Dr. Hans Walther, Forschungskollektiv Namenkunde, Sektion Sprachwissenschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig (Ortsnamen) Dr. Helmut Wilsdorf, Zentralinstitut für Geschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften (Montangeschichte) Örtliche Gewährsleute Gottfried Barthel, Breitenbrunn; Gerhard Egert, Schwarzenberg; Dipl. Ing. F. Goldhahn, Auerhammer; Gerhard Lang, Rittersgrün; Johannes Meinhold, Pöhla; Paul Richter, Kraftwerk Hakenkrümme; Horst Scharf, Lauter; Roland Schmidt, Schwarzenberg; Christian Teller, Johanngeorgenstadt. Bearbeitung und Redaktion Dr. Dietrich Zühlke und Dr. Werner Schmidt, Arbeitsgruppe Heimatforschung des Geographischen Instituts der Deutschen Akademie der Wissenschaften, 801 Dresden, Augustusstraße 2. IX
V E R Z E I C H N I S D E R SUCHPUNKTE Die Nummern entsprechen denen am Rand des Textes sowie denen auf der Übersichtskarte A
B
C
l Aue 1. Der Talkessel . . . . 2. Klösterlein 3. Aue-Zelle 4. Altstadt 5. V o m Dorf zur Stadt . 6. Die Industriestadt . . 2 Niederpfannenstiel.... 3 Auerhammer 4 Neudörfel 5 Peuschelgüter 6 Hohes Holz 7 Gemauerter Stein . . . . 8 Floßgraben 9 Granitsteinbrüche bei Auerhammer 10 Heideisberg 11 Bechergüter •12 Lunrpicht 13 Weißerdezeche St. Andreas 14 Roter K a m m 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Kuttenbach Gotteswald Bernsbacher R a u m . . . Bemsbach Oberpfannenstiel . . . . Bretthaus Hakenkrümme Talsperre Burkhardtswald Lauterer K e p p
1 Moosheide 2 Moosbach 3 Gregoriusfelsen
17 17 18 19 19 21 23 24 26 27 28 28 28 30 31 31 32 32 33 34 34 34 35 35 38 40 41 42 42 43 44 45 45
C
4 Grünhain 1. Die Dorfgründung. . . 2. Das Kloster 3. Zur Stadtgeschichte . . 4. Bergbau und Gewerbe . 5. Stadtbild 5 Spiegelwald
46 46 46 48 50 51 53
D
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Rechenhaus T a l der Zwickauer Mulde Hohe F a h r t Habichtsleite Saldiernfels Erzengelweg Zahnkreuz Wolfsgrubensteig . . . . Conradswiese Bockau
54 55. 56 57 57 58 58 58 59 60
E
1 Lauter 1. Ortsbild 2. Das Dorf Lauter . . . 3. Bergbau 4. Der Gewerbe- und Industrieort 2 Lohmühle 3 Teufelsstein 4 Gehringsberg 5 Untersachsenfeld . . . . 6 Krähenhübel 7 Unterer Sachsenstein . . 8 Griesbach 9 Hüttenstauden 10 Neuwelt
64 64 66 67 68 72 72 73 73 74 75 75 75 76 XI
E
F
11 Vorderhenneberg . . . . 12 Schwarzenberger Güter . . 13 Galgenberg 1 2 3 4 5 . 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
16 17 18 G
H
J
XII
Beierfeld Breites Feld Waschleithe Fürstenberg Gelbe Birke Köhlerhütte Tal des Oswaldbaches . . Oswaldkirche Haide Graul Ehemaliges Kalkwerk Raschau Knochen Schloßberg Ottenstein Schwarzenberg i- Lage 2. Burg, Herrschaft und Stadt in der Geschichte 3. Schwarzenberger Eisen. 4. Gewerbe und Industrie 5. Stadtbild Sachsenfeld Wildenau Freitagsgut
1 2 3 4
Raithaiden am Ernstbächel Pechtute Stinkenbach Waldgebiet zwischen Riesenberg und Kompaßberg 5 Dorfbachweg 6 Jägerhaus 7 Ochsenkopf am Jägerhaus 1 2 3 4 5 6 7 8 9
77 77 78 79 82 83 83 85 85 86 86 87 87
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Roter Berg 129 Erla 131 Crandorf 135 Magnetenberg 137 Niederglobenstein . . . . 137 Luchsbachtal 137 Siegelhof 138 Pöhla 139 Pfeilhammer Kleinpöhla . 141 Neusilberhoffnung . . . . 1 4 2 Hohes R a d 142 Grünstädtel 143
K
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Kobaltflügel Mittelweg Fällbach Eselsberger Flügel . . . . Rote Grube Milchbach Erlabrunn Täumerhaus Nonnenfelsen Steinheidel . . . . . . .
145 145 145 146 146 148 148 149 149 150
L
1 2 3 4 5 6 7
Antonshöhe Wolfsgrube St. Christoph Breitenbrunn Breitenhof Carolathal Hefenkloßfelsen
151 152 152 153 156 158 158
M
1 2 3 4 5 6 7 8
Oberglobenstein Pöhlwasser Hirtenberg Drechslerweg Rittersgrün Roter Adler Ochsenkopf Sonnenberg
158 159 159 160 160 164 164 165
N
1 2 3 4 5 6
Riesenberger Häuser . Tannebaumer S t r a ß e . Steinbachtal Steinbach Schimmelf eisen Johanngeorgenstadt . 1. Stadtgründung . . 2. Alter Bergbau . . 3. Bergmännische Traditionen
88 89 90 91 94 94 94 98 98 101 108 109 111 111 112 112 113 114 114 115
Morgenleite 116 Hinterhenneberg . . . . 117 Die weiße Frau 117 Hoher Hahn 117 Bermsgrün 118 Wettertannenwiese . . . 121 Halsbachtal 122 Antonsthal 122 Schwarzwasser 125
1 Rockelmann 2 Rosenthal
J
128 129
. . 165 . . 165 167 168 170 . . 170 . .170 . . 171 173
N
O
P
6 4. Alte Gewerbe. . . . • 174 5. Das alte Stadtbild. . • 175 6. Das neue J o h a n n georgenstadt . . . . • 177 7. Halden . 181 l Pachthaus . 182 2 Rabenberg • 183 • 185 3 Sauberg 4 Preißhausstraße . . . . • 185 l Großer O r t s b a c h . . . . . 185
P
Q
R
2 3 4 5 1 2 3 4 5 1
Kohlung Halbemeile Mückenbach Ehrenzipfel
. . . . . . . .
. . . .
186 186 188 188
Schwarzer B ä r . . . . . 188 Kleiner Kranichsee . . . 190 Henneberg • • 194 Lehmergrund . . . . . . 194 . . 196 Jugel Wittigsthal • • 197
XIII
Überschau Das westliche Erzgebirge erhebt sich zu Höhen über 1000 m nur in zwei Massiven, die im Fichtelberg (s. Bd. 13, Annaberg, W 1) und Auersberg (s. Bd. 1 1 , Schneeberg, P 3) gipfeln. Zwischen ihnen senkt sich die Landoberfläche zum Schwarzwasser hin. Es erreicht bei Johanngeorgenstadt in einer Höhe von 675 m ü. NN das Territorium der Deutschen Demokratischen Republik. Wo sich nach dem Zufluß der Mittweida sein Tal verbreitert, boten sich günstige Möglichkeiten zur Ausdehnung von Schwarzenberg, dem historischen Zentrum der gleichnamigen Herrschaft und eines weiten Bergbaubezirkes. Vorwiegend Eisenerz bildete die Grundlage einer frühen gewerblichen Entwicklung. Die'heutige Kreisstadt mit hochspezialisierten Industriebetrieben wird nicht zuletzt auch ihrer kulturgeschichtlichen Werte wegen häufig aufgesucht. Der gegenwärtige Hauptort des Westerzgebirges, das Verkehrs-, Bergbau- und Industriezentrum Aue, liegt nur 10 km entfernt in einem Talkessel, in dem das Schwarzwasser die Zwickauer Mulde erreicht. Einen Überblick über dieses Gebiet um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt (Abb. 1) erhält man vom südlichen Rand des Spiegelwaldes bei Beierfeld. Uns zu Füßen erkennen wir die Talsohle des Schwarzwassers ungefähr in 400 m ü. NN, die umliegenden Erhebungen bei Schwarzenberg erreichen 600 m, und an- der 22 km entfernten Farbenleithe beim Kleinen Kranichsee an der Staatsgrenze zur CSSR verzeichnet man eine Höhe von 980 m. Deutlich sieht man hinter der Schwarzenberger Talweitung die Landoberfläche allmählich, aber nicht gleichsinnig nach Südosten zu bis in die Kammlagen ansteigen. Pöhlwasser, Schwarzwasser und Zwickauer Mulde gliedern sie in langgestreckte Rücken, an denen sich unterschiedlich hoch gelegene, vom Gesteinsuntergrund unabhängige Flächen erkennen lassen. Ihre Entstehung schreibt man verschiedenen morphologischen Prozessen seit der tertiären Schrägstellung des Erzgebirges zu. Eine besonders ausgedehnte Hochfläche breitet sich vom Spiegelwald ebenso nach Norden und Osten hin um Grünhain und Eiterlein in einer Höhenlage zwischen 600 und 700 m ü. NN aus. Bedeutung für das Landschaftsbild erlangen auch die tiefen Talfurchen der Flüsse, die im Unterschied zu denen der benachbarten Zschopau und ihrer Nebenbäche weniger gegliederte Hänge aufweisen. Beispielsweise münden in das Schwarzwasser oberhalb von Schwarzenberg nur einige meist kurze, kerbartig eingetiefte Zuflüsse. 1
m ü. NN 900
A b b .
i.
Höhenschichten-
u n d
Gewässerkarte
Reste tertiärer Flußterrassen blieben nur noch stellenweise erhalten (s. B 7). Die heutigen Talauen verdanken ihre Bildung den Erosions- und Akkumulationsprozessen während des Pleistozäns und Holozäns. Entsprechend der allgemeinen Gebirgsabdachung folgen die Täler der Süd-Nord-Richtung bis in das Gebiet um Schwarzenberg — Aue, wo sie nach Nordwesten umbiegen. Eingeschaltete Strecken mit anderen Verläufen meist nach Nordosten bis Osten, können auf Gesteinsgrenzen zurückgeführt werden. Beispielsweise wechselt das Schwarzwasser seine Richtung vor dem Eintritt in den Bereich der widerstandsfähigen Gesteine der Kontaktzone vom Eibenstocker Turmalingranit. Die Nebenbäche des Schwarzwassers, wie Fällbach, Milchbach oder Steinbach, besitzen ausgeprägte steilhängige Kerbtäler oder Täler mit schmaler Sohle. Ihre unausgeglichenen Gefällsprofile äußern sich in kleinen Stromschnellen, fehlender Geröllführung und daher auffälligen Strudelformen im anstehenden Gestein (s. N 3). Geologisch baut sich das Gebiet von Schwarzenberg, Aue und Johanngeorgenstadt (Abb. 2) aus einer Vielzahl von Gesteinsvarietäten auf, unter denen kontaktmetamorphe die größte Verbreitung besitzen. Granite drangen im Karbon, der Steinkohlenzeit, in die regionalmetamorphen Gesteine des westlichen Erzgebirges ein und veränderten durch Erwärmung und durch Stoffaustausch die Hüllgesteine. Da es sich um Prozesse bei Berührung handelt, spricht man von einer Kontaktmetamorphose, die als typisches Mineral das Aluminiumsilikat Andalusit hervorbrachte. Aus den Phylliten entstanden in der inneren Kontaktzone Andalusitglimmerfelse (s. A 10), in der äußeren Fleckschiefer und Andalusitphyllite (s. O 3). Auch Glimmerschiefer veränderten ihren mineralischen Aufbau. Sie wurden in der Nähe der Granite zu Andalusitglimmerschiefern umgewandelt, und auch in deren Ferne zeigen sie eine sonst nicht übliche Andalusitführung. Kontakthöfe liegen sowohl um den ausgedehnten Eibenstocker Turmalingranit als auch um die kleinen Biotit-Granitintrusionen von Aue, Lauter und Schwarzenberg. An Talhängen und auf Geländevorsprüngen haben sich Felsen aus diesem Gestein, die nach Verwitterung matratzen- oder wollsackartige Formen zeigen, erhalten, z. B. Hefenkloßfelsen (s. L 7), Gemauerter Stein (s. A 7). Sedimente und magmatische Gesteine werden dann als regionalmetamorph bezeichnet, wenn sich ihre Struktur und Mineralzusammensetzung in großer Tiefe und unter Druck verändert haben. Zu dieser Gruppe gehören auch die Phyllite von Rittersgrün, die dem Ordovizium (Untersilur) zugeordnet werden. Eine Serie nach mineralischem und texturellem Aufbau verschiedener Gesteine hat man als Glimmerschiefer zusammengefaßt. Weiterhin sind zu nennen der Zweiglimmerorthogneis von Schwarzenberg, ein Rotgneis, der beim Emmier nördlich von Raschau (s. Bd. 13, Annaberg, E 5) als Quarzbrockenfels, auch EmmlerQuarzit genannt, vorkommt. In den Tälern finden sich pleistozäne und jüngere, holozäne, Flußablagerungen, die gelegentlich Zinngraupen führten (s. G l ) . Neben diesen sekundären Zinnerzen gibt es auch primäre Vorkommen innerhalb der Granite und in deren Kontaktgesteinen. Sie treten als Greisenzonen, Zinnerzgänge und Zinnstein 2
Aue
3
GRÜNHAIN
Nephelinit Granit, fein- bis mittelkörnig
LA UTER A ^
Biotitgranit, grobkörnig Zweiglimmergranit, mittelkörnig Biotitgranit, mittel-
Raschaui
körnig Porphyr u..Granitporphyr Phyllit Chlorit-MuskowitSchiefer Zweigl immerorthogneis (Rotgneis)
Breitenbrunn
[ittersgrün
S
Quarzit (,,Quarzbrockenfels") Muskowitschiefer bis Zweiglimmerschiefer Andalusitglimmerfelsl
Andalusitphyllit
30HANNGE0RGENSTADT
H
J
Fleckschiefer
)
Muskowitschiefer mit Andalusit
f J
2
Störungen, z. T . als Roteisengänge
1 s= Innere Kontaktzone 2 = Äußere Kontaktzone
Abb. 2. Geologische Übersicht (nach Geologische K a r t e der D D R l : 200000, 1959/63)
4
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SCHWARZENBERG
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30HANN-J GEORGENSTADT /
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Buntmetallskarn mit Magnetit
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Buntmetallskarn
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A b b . 3 . S k a r n l a g e r s t ä t t e n ( n a c h H O X H U. L O R E N Z
2*
Hoffnung
1966)
5
führende Einlagerungen auf. Unter Greisen sind Gesteine zu verstehen, bei denen der Feldspat in Topas und lithiumführenden Glimmer umgewandelt wurde, so daß das Gestein aus Quarz, Glimmer und Topas mit einer lokalen Zinnerzführung besteht. Neben dem Zinn sind die magmatogenen, hydrothermalen Erzvorkommen der Wismut-Kobalt-Nickel-Silber(Bi-Co-Ni-Ag)-Formation und die ausgedehnten Gänge der Roteisen-Baryt-Formation zu nennen (s. J 3). Auch treten Gänge der kiesig-blendigen und der fluorbarytischen Bleierzformation auf. In Form von Lagern sind außer Zinnvorkommen noch sulfidische Blei-Zinkerze und oxidische Eisenerze in die metamorphen Gesteine eingeschaltet. Der gesamte Lagerstättenkomplex um Schwarzenberg innerhalb der bisher recht u n k l a r g e o r d n e t e n „ G l i m m e r s c h i e f e r " ist v o n K . HOTH u n d W . LORENZ (1966
u. 1967) nach Merkmalen der Schichtung und Ausgangsprodukte vor der Metamorphose neu gegliedert worden. Nahezu alle Erzlager fügen sich in Horizonte ein, die Karbonatgesteine führen, regionalmetamorph und z. T. zusätzlich kontaktmetamorph beeinflußt worden sind und heute als sogenannte Skarne (Abb. 3) bezeichnet werden. Die vorzugsweise massigen Skarne bei Schwarzenberg, von denen nach der früheren Gliederung ein tieferer und ein höherer Erzlagerzug der Glimmerschieferformation bekannt waren, entsprechen granatführenden Hornblende-AugitGesteinen. A n Erzmineralien kommen darin vor: Magnetit und Pyrit, auch Arsenkies, Kupferkies, Zinkblende, Bleiglanz und andere mehr. Die Mächtigkeiten der Skarnlinsen liegen zwischen 2 und 6 m. E s wird unterschieden zwischen vorherrschenden Magnetitskarnen (Typ Schacht Pöhla), Buntmetall-Magnetitskarnen (Typ ,St. Christoph', s. L 3 ; neben Eisen vor allem auch Zink und Kupfer), selteneren Buntmetallskarnen mit untergeordnetem Magnetit und schließlich ausgesprochenen Buntmetallskarnen einschließlich der Kieslager (Typ , Frisch Glück Fundgrube' am Graul bei Raschau). Dazwischen gibt es alle Übergänge, nennenswert sind zuweilen auch gewisse Zinngehalte in allen Typen. Die meisten Erzvorkommen um Schwarzenberg sind an einen inneren, ringförmigen Gesteinskomplex, den skarnführenden Horizont von Pöhla-Raschau, und an einen äußeren Komplex gebunden, den skarnführenden der Breitenbrunner Schichten ( H O T H U. L O R E N Z 1966). Nicht immer ist aus alten Aufschlüssen und Beschreibungen heute die Zuordnung zu einem bestimmten Lagerstättentyp eindeutig und sicher möglich. Seit dem ausgehenden Mittelalter gehörte das Erzgebirge zu den bevorzugten Erzabbaugebieten. Mit der Zunahme der Erzförderung erhöhte sich auch die Menge an taubem Gestein, das man auf Halden schüttete. Die mittelalterlichen Halden nehmen heute im Gebiet nur eine sehr unbedeutende Fläche im Vergleich zu den seit 1946 durch die S D A G Wismut entstandenen Aufschüttungen ein. Räumlich können mehrere Teilgebiete, ausgegliedert werden, in denen Halden, industrielle Absatzbecken, volkstümlich als Schlammbecken bezeichnet, und Trümmerflächen gehäuft vorkommen. Dazu gehören Johanngeorgenstadt 6
und seine Umgebung (s. N 6), die Gebiete zwischen den Orten Crandorf, Erla, Antonsthal und Bermsgrün sowie südlich von Breitenbrunn (s. P 1) und der Burkhardts- und Gotteswald (Abb. 4). Wie an anderen Stellen im mittleren und westlichen Erzgebirge fanden in diesen Gebieten die Schüttungen zwischen 1950 und i960, insbesondere um 1952 und 1955, ihr Ende. Nach einer Bestandsaufnahme des Büros für Städtebau in KarlMarx-Stadt von 1964, die als Vorarbeit für eine planmäßige Rekultivierung diente, beträgt die gesamte Haldenfläche im Bereich zwischen Aue und Johanngeorgenstadt etwa 300 ha, wobei Halden mit weniger als 1 ha Größe überwiegen. i960 umfaßte die Fläche der Erzbergbauhalden in der D D R etwa 2000 ha. Nach der Größe des geschütteten Gesteins werden Grobhalden mit 70—90% Grobbodenanteil und Gemischthalden unterschieden. Die Halden wurden von der Staatlichen Zentrale für Strahlenschutz in Berlin auf ihre Strahlung untersucht. Die gemessenen Werte entsprechen in den meisten Fällen denen der erzgebirgischen Tiefen- und Ganggesteine. Dagegen unterliegen die industriellen Absatzbecken strengen Schutzbestimmungen, um die Bevölkerung vor möglichen Schäden zu bewahren. Um Halden wieder nutzen zu können, machten sich umfangreiche Voruntersuchungen über die jeweiligen ökologischen Besonderheiten nötig. Dabei ergaben sommerliche Temperaturmessungen an der Oberfläche Werte bis + 54°C. Ferner ließen Windbeobachtungen auf lokalen Sog, sogenannte Kaminwirkung, schließen. E r hat im Winter schneefreie Stellen zur Folge, an denen sich dann bevorzugt Wild aufhält. Im allgemeinen erweisen sich die Bodenwassermengen der Halden als ausreichend für das Pflanzenwachstum. Am Haldenfuß hervorsickernde Rinnsale können mit dem Gesteinsdruck auf den natürlichen Untergrund zusammenhängen. J e nach der angewandten Art der Ablagerung des tauben Gesteins und abhängig von der natürlichen Geländeoberfläche entstanden im wesentlichen Kegel- und Tafelberge sowie Hangschüttungen. Kegelhalden und Hangschüttungen treten mit spitzen oder abgestumpften Formen auf. Vor der Wiedernutzbarmachung werden di