Textkritische Werkausgabe. Band I Dichtungen der Schuljahre 1710–1715: 1: Texte. 2: Einführung, Nachweise und Erläuterungen 9783110283990, 9783110283921

Until now, there has been no complete critical textual edition of the works of Günther, after Carl Enders was unable to

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Table of contents :
A. Religiöse Dichtungen
I. Leichencarmina
II. Geistliche Lieder und Gedichte
B. Dichtungen für die Respublica litteraria
I. Lob-und Glückwunsch-Gedichte
II. Geleit-Gedichte
III. Freundschaftsgedichte
C. Erotische Dichtungen
I. Hochzeits-Gedichte
II. Galante und Verliebte Gedichte
D. Theodosius-Drama
Vorbericht
Actus I
Actus II
Actus III
Actus IV
Actus V
E. Notizen und Entwürfe
Aus dem ,Schweidnitzer Taschenbuch‘
Verzeichnisse
1. Adressaten
2. Überschriften
3. Inhalt
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Textkritische Werkausgabe. Band I Dichtungen der Schuljahre 1710–1715: 1: Texte. 2: Einführung, Nachweise und Erläuterungen
 9783110283990, 9783110283921

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NEUDRUCKE DEUTSCHER LITERATURWERKE Neue Folge Herausgegeben von Hans-Henrik Krummacher Band 69

JOHANN CHRISTIAN GÜNTHER

Textkritische Werkausgabe in vier Bänden und einer Quellendokumentation Herausgegeben von Reiner Bölhoff Band I.1

De Gruyter

JOHANN CHRISTIAN GÜNTHER

Dichtungen der Schuljahre 1710 – 1715 Teil 1 Texte

De Gruyter

ISBN 978-3-11-028392-1 e-ISBN 978-3-11-028399-0

Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2013 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: pagina GmbH, Tübingen Gesamtherstellung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhaltsübersicht

A. Religiöse Dichtungen I. Leichencarmina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Geistliche Lieder und Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . .

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B. Dichtungen für die Respublica litteraria I. Lob-und Glückwunsch-Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . 79 II. Geleit-Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 III. Freundschaftsgedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 C. Erotische Dichtungen I. Hochzeits-Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 II. Galante und Verliebte Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 D. Theodosius-Drama Vorbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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VI

Inhaltsübersicht

E. Notizen und Entwürfe Aus dem ,Schweidnitzer Taschenbuch‘

. . . . . . . . . . . . . . . 361

Verzeichnisse 1. Adressaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 2. Überschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 3. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374

A. RELIGIÖSE DICHTUNGEN

A I. Leichencarmina 1. Als Der Hoch-würdige / in GOtt Andächtige / Großachtbahre / und Hoch-gelahrte Herr/ HÇerÈr G o t t f r i e d FUCHSIUS, Der Evangelischen Kirche und Schulen zur Heiligen Dreyfaltigkeit vor Schweidnitz Hoch-verdienter INSPECTOR, PASTOR PRIMARIUS und SCHOLARCHA, Seinen Jüngsten hertzlich geliebten Sohn / THEOBALD Gottfried, den 5. SEPTEMBRÇISÈ ANNO 1712. Jn Hoch-ansehnlicher Volckreicher Trauer-Versammlung beerdigen ließ: Sollte sein schuldiges Mitleiden / Durch diesen einfälltigen Reim / gehorsamst bezeigen, Des Hoch-betrübten vornehmen PriesterlÇichenÈ Hauses unterthäniger Knecht / Wie auch des Seeligstverstorbenen treu-gewesener COMMILITO Johann Christian Günther / SCHOLÇAEÈ SVIDNÇICIAEÈ ALUMNÇUSÈ. Schweidnitz / druckts Johann Siegismund Ockel. NJmm / Großer Aaron! Von Deines Knechtes Händen Den schlechten Trauer-Thon bey tausend Thränen an; Mein Unvermögen läst mich ietzt nichts bessers senden. Als GOtt den grossen Riß in Deiner Brust gethan:

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A. Religiöse Dichtungen

Ward auch zugleich mein Sinn durch solchen Fall erschüttert / So daß sich Geist und Krafft zur Poesie verlohr / Die Schule / welche noch ob diesem Schlage zittert / Hüllt aus Betrübnis sich in den geschwärtzten Flor. Sie weinet vor Verdruß bey des Entseelten Baare / Auf die man abermahl ein Glied aus ihr gelegt, Und klagt / daß man den Rest der annoch grünen Jahre / Der Jugend Purpur-Kleid / mit Jhm zu Grabe trägt. Es rufft ihr blasser Mund: Wie? kan ich wohl bestehen? Wenn das Verhängnüß sich an meine Kinder wagt; Darf sein verwegner Fuß in diese Tempel gehen / Wo man nur nach Verstand und guten Künsten fragt? Es zeigten bald darauf die untermengten Zähren Daß Zorn und Kümmerniß die schwache Zunge band; Doch mich ermahnte sie besonders zu gewehren, Was der Gehorsam mir vor andern zuerkant. Hier stellt sich / grosser Mann! die Pflicht / so mir gebühret / Jn Schaalen ohne Kern / mit aller Einfallt ein / Wo sie die Hoheit nicht von Deinem Nahmen zieret / So werden es gewiß nur leere Schlacken seyn. Du bists / den Stadt und Land des HErren Priester nennet / Jn welchem sich der Geist des Eleasars regt / Dein Ruhm / den alle Welt / auch unser Zion / kennet / Bleibt nunmehr ewiglich in Marmor eingeprägt. Du weist dein Jsrael / wie sichs gebührt / zu führen / Worüber Dich der HErr zum Hirten längst gesetzt. An Dir kan Jedermann des Pauli Eyfer spüren / Wo er Eliæ Geist nicht etwan höher schätzt. Die Andachts-volle Gluth der unbefleckten Flammen / Die Dein zerknirschtes Hertz vor Gottes Antlitz bringt / Will selbst der Höchste nicht / warum ein Mensch? verdammen / Dein Lehren / dessen Krafft durch Marck und Adern dringt / Giebt Körner ohne Spreu / reicht die erwünschte Speise / Des HErren reines Wort den matten Schaafen dar; Dein Warnen schützet sie auf der bedrängten Reise Jn jenes Canaan / und zeiget die Gefahr.

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Dein Balsam Gileads erqvickt die zarten Seelen / Dein Donner schreckt und schlägt auf die verführte Welt / Er reißet manches Schaaf aus jenen Mörder-Hölen / Wo ein Beelzebub die schwartze Hofstadt hält. Laß nur / Hochwürdiger / was hier ein Kiel geschrieben Der Dich / o theures Haupt / in tiefster Demuth ehrt / Nach Deiner Vater-Huld vor ietzo Dir belieben Von diesem / den Dein Mund des HErren Wege lehrt. Jch muß den harten Schluß des Himmels zwar bedauren / Der den geliebten Sohn so zeitig von uns reist; Doch Er erfreut sich itzt in Salems sichern Mauren / Wo Er des Höchsten Lob mit tausend Psalmen preist; Nun kan der Himmel Jhm zu einer Schule werden / Es ist der Weißheit Glantz sein wahres Eigenthum / Ja Er verlacht den Tand der Klügsten auf der Erden / Und achtet nur wie Glaß den allergrösten Ruhm / Hier speist Jhn Engel-Brodt an statt Aegyptens Bohnen / Kein tödtlich Seelen-Gifft versaltzet seine Kost / Jhn ziert ein grosser Schmuck von vielen Käyser-Cronen / Sein Seelen-Malvasier ist mehr als Nectar-Most. Er darf nicht wie zuvor in Kedars schwartzen Hütten / Wo man Zeboims Mord und Drachen-Hölen sieht / Um ein erwünschtes Heil und die Erlösung bitten / Weil ewig Wohlergehn auf seiner Scheitel blüht. Er hat den schweren Streit des Todes überstanden / Dem er sich auch nunmehr als Ueberwinder zeigt / Er kommt ins Paradeiß befreyt von seinen Banden / Wo alles Hertzeleid und aller Kummer schweigt. Bethörte Sterblichen! weg mit gelehrten Sprüchen / Die nur jemahls Athen und Latien erdacht / Es hat ein eintzig Wort sie zu den ärgsten Flüchen Bey Dir / o Seeligster! durch seinen Werth gemacht; Der Nahme deß / der uns die Seeligkeit erworben / Muß Dir Dein bester Spruch im letzten Kampffe seyn / Jst in dem Munde gleich die Zunge fast erstorben / So will Dein matter Geist: Mein JEsu hilff mir! schreyn.

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A. Religiöse Dichtungen

Beglückt wer so wie Du Gomorrhens Blut-Gerüchte / Und Sodoms Zauber-Wein / so bald er kan / verläst / Ein Gosen reicht uns dort weit beßre Zucker-Früchte Woraus man Götter-Tranck und Muscateller prest. Entseelter Jonathan! schlaff in dem kühlen Sande / Biß einst der grosse Bau der festen Erden bricht / Dein nunmehr freyer Geist schwebt im gelobten Lande Wo er von JESU viel und dessen Wahrheit spricht. Aus Nain führt dich GOTT auf Thabors Freuden-Hügel / Wo deiner Seelen Schatz kein Höllen-Geyer raubt; Mit Thränen geh ich zwar von deines Grabes Riegel / Doch sey mir stets ein Blick nach deiner Grufft erlaubt.

2. Die auch in Jhrer Asche Als ein Muster Des preißwürdigen Frauenzimmers verehrte Frau Anna Helena, verwÇittweteÈ von Zedlitz ETC. Welche AÇNNOÈ 1713. den 27. JANÇUARIIÈ in dem HErrn entschlieff. Jm Nahmen eines andern.

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WEm Neid und Aberwitz nicht die Vernunfft bethört, Wird den verworffnen Spruch und eitlen Satz verfluchen, Da Manes ausgesprengt und Marcion gelehrt, Bey Weibern dörffte man die Frömmigkeit nicht suchen, Sie wären, hartes Wort! des Satans Creatur, Ein Abgrund, wo die Bruth der allergrösten Sünden, Nicht aber Heiligkeit noch auch die mindste Spur Von GOttes Ebenbild und seiner Krafft zu finden.

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Ein Acidalius schützt den verdammten Wahn Der bey dem Alterthum vergötterten Druyden, Er sieht die Weiber kaum vor halbe Menschen an; Ein Türcke dancket stets, gleich den verschnittnen Jüden, Der gütigen Natur, die ihm das Glück verliehn, Daß er nicht als ein Weib vor Mahomets Moscheen, Die keine Frau betritt, mit Stambols Mägden knien, Wohl aber als ein Mann darff in den Tempel gehen. Jch sorge weiter nicht vor den geringsten Grund, Dergleichen schnödes Zeug mit Wörtern zu vernichten, Nimmt schon der Scythe nicht den Nahmen Weib in Mund, Will mit Simonide der Persianer dichten, Daß wenig Redlichkeit in langen Röcken sey; So wird ein Monstier das Gegentheil erweisen, Ja die Erfahrung fällt der wahren Meynung bey, Daß Frauen offters mehr als Männer fromm zu preisen. Rom schloß mit Ehr und Furcht der Vesta Heiligthum Jn feste Mauren ein; Athen hat bey den Griechen Längst mit gelehrter Hand des Frauenzimmers Ruhm, Das man vergötterte, genug heraus gestrichen; Doch diese Tugend war ein blau-gefärbter Dunst, Die sich das Heydenthum nach eignem Dünckel wehlet, Ein Schatten sonder Leib, ein Mahlwerck ohne Kunst, Dem zur Vollkommenheit des Glaubens Grund-Riß fehlet. Weit besser klingt es dort, wenn die bekehrte Ruth Jhr in dem Götzen-Dienst ersoffnes Volck verschworen, Wenn Hanna jeden Tag durch Andachts-volle Glut Sich im Gebeth vertiefft, sich in der Schrifft verlohren; Wenn Esthers reiner Geist sich von der Welt entfernt; Ja wenn Eugenia in zwölffmal sechtzig Tagen Nicht ohne grossen Fleiß des Höchsten Bund gelernt, Den die Apostel uns nebst Mose vorgetragen.

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A. Religiöse Dichtungen

Verfolgung hat die Treu der Christen stets bewährt, Und die Beständigkeit becrönt den wahren Glauben, Den läst ihr Agnes nicht durch ein geschliffen Schwerdt Noch eine Lucia durch Gluth und Feuer rauben; Selbst Anastasia hat erstlich in der Fluth, Hernach bey Rauch und Dampff ihr Christenthum erwiesen: Agatha auf dem Rost: Cæcilia durch Blut, Und Fausta bey der Quaal der Hencker GOtt gepriesen. Allein, was will man sich um viel Exempel mühn? Dein Leben, Seeligste, war ein polirter Spiegel, Aus dem die Gottesfurcht mit reinen Strahlen schien, Dein Glaube ein von GOtt Dir angedrücktes Siegel, Dein Lieben eine Brust, an der das Armuth sog, Dein Beten eine Macht den Himmel zu bewegen, Dein Creutz ein goldner Strick, der Dich hinaufwerts zog, Dein Sterben ein Gewinn und tausendfacher Seegen. Dein GOtt-ergebner Sinn gleicht einer Blumen-Art, Die ihrer Blätter Pracht nur nach der Sonne wendet, Und Dein Gewissen blieb von aller Lust bewahrt; Wenn andre, die der Rauch der Eitelkeit verblendet, Vor Silber Wasser-Bley, vor Perlen Glas erwehlt, Und um ein zeitlich Guth das ewige verhandelt; So hat Dein Hertze sich mit denen nicht vermählt, Die auf der Laster-Bahn der Spötter ie gewandelt. Doch soll der Glaube nicht ein blosses Wissen seyn, So muß er Lea Leib und Rahels Augen haben: Es äussert sich sein Thun bey Christen insgemein Durch die mit Freud und Feind getheilten Glückes-Gaben; Diß hat ein kluger Kopff in Bildern vorgestellt: Ein aufgethürmter Berg läst eine Fluth hernieder, Die durch den Wolcken-Bruch auf seine Spitze fällt, Mit dieser Ueberschrifft: Er nimmt und giebt auch wieder.

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Den Seegen, der auf Dich vom Himmel abgethaut, Hat manch verwäistes Kind, manch Lazarus genossen; Durch Wohlthat hast Du Dir ein Denckmahl aufgebaut, Wenn über Zion sich Dein Liebes-Strohm ergossen; Da manchen Gold und Geld, wie ein erhitztes Bley Den Strauß zur Erden zieht, so kontest Du bezeigen, Daß Reichthum offtermals der Frommen Leiter sey, Durch deren Hülffe sie biß an den Himmel steigen. Ein Salamander kan niemals den heissen Heerd, Ein Diamant den Schlag so lange kaum vertragen, Als Dein gesetzter Geist die Last, so Dich beschwehrt, Und deinen Leib gedrückt, als Deine Brust die Plagen, So Krafft und Marck verzehrt, gelassen überstand; Dein Glaube muste durch Gedult und Hoffnung siegen, Die drey vermahnten Dich in das gelobte Land, Wie Adler von der Klufft der Erden, aufzufliegen. Den überhäufften Schmertz stillt Weyrauch und Corall, Nicht aber Ungedult; wer sein betrübtes Leiden Durch sie zu mindern denckt, wirfft Kletten auf Chrystall, Will mit vergifftem Stahl Gewächs und Brüche schneiden, Die hohe Sternen-Burg aus ihren Angeln ziehn, Mit Schwefel, Wachs und Oel die wilden Flammen dämpffen, Und wider die Natur zu streiten sich bemühn, Ja endlich gar mit GOtt und seiner Allmacht kämpffen. Der speiset Jsrael, eh Er es wohnen läst, Wo Milch und Honig fleust, aus Gosens Kummer-Töpffen; Bevor es noch den Most von Escols Trauben preßt, Muß es den Wermuth-Tranck aus Mara Teichen schöpffen: Sinckt Joseph in den Schlamm, so wird er doch erhöht, Und seine Sclaven-Tracht ein Rock von weisser Seide: Wenn David in der Schlacht in vollem Blute steht, So färbet ihm sein Arm den Zeug zum Purpur-Kleide.

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A. Religiöse Dichtungen

Du wustest, Seeligste, wie Bienen aus Napell Den besten Honigseim, aus Trübsahl Trost zu saugen, Dein Hertze war ein Brunn und Anmuths-voller Quell, Der keine Galle führt; Dein Opffer muste taugen, Wenn dessen süsser Ruch durch Lufft und Wolcken drang: Drum sah man Dich getrost und ohne Furcht erblassen, Und da Dein Leben schon fast mit dem Tode rang, Die Seele mit Gedult, den Geist mit Hoffnung fassen. Nunmehro schlägt der Tod des Leibes Fessel ab, Die Kette springt entzwey, die Kranckheits-Schlösser brechen; Es findet nun Dein Creutz, so wie der Leib, sein Grab, Dein Heyland denckt bereits Dir also zuzusprechen: Komm Tochter, die mein Wort und Sacrament gezeugt, Komm werthe Freundin, komm, aus Basans wüsten Trifften, Wo Ammon raubt und stiehlt, der Moabiter leugt, Und die Philister nichts als Mord und Todschlag stifften. Jch habe dich bißher auf eine kurtze Zeit Verlassen und geprüfft; weil du nun treu geblieben, So bist du auch von mir zur wahren Seeligkeit Auf ewig in das Buch der Frommen eingeschrieben; Nimm dieses reine Kleid von Atlaß und Damast Mit Sternen ausgesetzt zu einem Unterpfande, Erquicke deinen Geist nach überstandner Last Jn der Lebendigen und Auserwehlten Lande. So wächst, Hochseeligste, Lust aus gehäuffter Quaal, Aus Nesseln Zucker-Rohr, aus Dornen frische Palmen, Aus einer Thränen-Burg wird nun ein Freuden-Saal, Aus Boy ein Feyer-Kleid, aus Klage-Liedern Psalmen; Jetzt heists Halleluja, wie vor Eleison; Die wegen Hertzeleid von dir vergoßnen Zähren Wischt JEsus selber ab; Er sucht durch eine Cron, Die Ophir kaum bezahlt, die Scheitel zu verklähren.

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Es schmeichle China sich mit seiner Gräber Pracht, Egypten mit dem Bau der stoltzen Pyramiden: Jhr Glantz wird mit der Zeit auch in die Grufft gebracht, Jhr Marmor ist wie Thon und Porcellan verschieden; Dein Grabmahl, Seeligste, soll kein bemoster Stein, Den Moder, Zeit und Staub wie Spiegel-Glas verletzen, Wohl aber ein Gebäu Trotz den Colossen seyn, Auf das die Tugenden den wahren Denck-Spruch ätzen: Jhr, denen Eitelkeit den leichten Sinn bethört, Lernt Spreu und Schlacken-Werck der Zeitlichkeit verfluchen, Was wollt ihr denn, wie uns der Mund der Wahrheit lehrt, Auf Dornen Reben-Frucht, auf Disteln Feigen suchen? Erzürnt den Schöpffer nicht als GOttes Creatur, Flieht ja die Otter-Zucht das Schlangen-Gifft der Sünden, Kämpfft, leidet, glaubt und liebt, so könnt ihr auch die Spur, Wie unsre Seeligste, zum Ehren-Tempel finden.

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3. Auf das Absterben Des H e r r n v o n R ÇeibnitzÈ. Jm Nahmen seines Sohnes. Schweidnitz, 1714. Sonnet.

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MEin Vater! zürne nicht, wenn ein bestürtzter Sohn Sich vor Bekümmerniß zu deiner Baare setzet, Und dein erblaßtes Haupt mit Blut und Thränen netzet. Die Liebe bleibet doch der allerreichste Lohn, Den man den Eltern giebt, ich seh, ich fühle schon, Wie sehr, wie scharff, wie tieff dein Abschied mich verletzet; Doch, wenn des Himmels Schluß den Pfeil der Trübsal wetzet, So trägt ein stummes Ach den grösten Preiß davon. Kommt Brüder! die ein Sinn und eine Quaal vermählt, Hört, wie die Schickung uns zu den Verlaßnen zehlt! Seht dieses Grab-Mahl an, betrachtet Staub und Schimmel, Der an dem Sarge grünt; denckt weiter, was es sey, Sprecht ihr: des Vaters Grufft, so sagt auch diß dabey: Stirbt einer in der Welt, der andre lebt im Himmel.

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4. Die Asche des weyland wohlgebohrnen Ritters und Herren, Herren Joachim Siegmund von Seydlitz und Ludewigsdorf, Der beiden Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer im Reichenbachischen Weichbilde Hoch-meritirten Landes-Eltisten Wie auch des Fürstenthums Münsterberg im Franckensteinischen Weichbilde Hochverordneten Landrechts-Beysitzers und Landes-Eltisten, Erb-Herrns auf Töppliwoda, Sackrau, Mittelund Nieder-Peilau ETC., Begleitete am Tage des Hochadelichen Leichbegängnüsses, Welches am 31. May 1714. zu Töppliwoda gehalten wurde, mit Thränen Des betrübten HOCHADELÇIGENÈ Hauses Gehorsamster Diener Friedrich von Bock, EQUÇESÈ SILÇESIUSÈ. Schweidnitz, druckts Christian Ockel.

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WElch Unglück wittert sich? wie wenn ein Mord-Comet Die Lüffte blutig macht, und als ein Angst-Prophet Die Völcker durch sein Licht in Furcht und Schrecken setzet, Man schon der Länder Ruh vor halb verlohren schätzet; Wie wenn Enceladus in Ætnens Klufft erwacht, Und Schwefel, Pech und Glut den Abgrund trächtig macht, Die eingepreßte Lufft aus dem Gefängniß dringet, Und der bestürtzten Welt die Trauer-Zeitung bringet, Daß Krieg, Gefahr und Pest schon auf dem Wege sey: So und nicht anders pflegt der Parcen Tyranney,

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Wenn sie die Aeltesten im Regiment geschlagen, Offt die Veränderung dem Staate wahr zu sagen. Denn zieht des Höchsten Hand dergleichen Nägel aus, So trennt sich Holtz und Stein, biß das zerschellte Hauß Den Giebel sincken läst. Der Tod von grossen Leuten Will vor die Policey gar wenig Guts bedeuten. Mit Alexandern fiel die dritte Monarchie; Rom weiß es, was der Fall Pompejens nach sich zieh; Vergräbt Carthago sich in die verbrannten Mauren, So will es den Verlust des Hannibals bedauren; So lange Pyrrhus noch den Degen rühren kan, Zieht auch Epirus nicht der Römer Fessel an; Weil Archimedes lebt, kan Syracusa stehen; Wenn Augustin erblaßt, muß Hippon übergehen. Was damals gleich geschehn, wird itzt nicht eingestellt: Wir saugen eine Lufft, wir sind in einer Welt, Wir warten auf ein Grab; das strenge Recht zu sterben Macht durch sein Alterthum an allen Adams-Erben Auch die Exempel neu, und die Erfahrung lehrt, Daß ihr Register sich durch deren Abgang mehrt, Die ihrer Republic, so nur durch sie genesen, Durch nichts als ihren Tod schwer und betrübt gewesen. Bedrängtes Vaterland! der Himmel zürnt mit dir, Und deinen Gräntzen steht ein grosses Unglück für; Die Stützen brechen ein, die starcken Pfeiler spalten, Kein Mensch vermag den Riß der Schickung aufzuhalten, Die sich zum Schlagen schickt. Budorgis sitzt verwaist, Weil ein verwegner Sturm in ihre Cedern reißt. Nun will das Wetter sich um die Gebürge ziehen; Jch fürchte, keiner wird der Allmachts-Hand entfliehen, Die nach der Ruthe greifft. Ein Reibnitz fiel und stund Jm Fallen als ein Mann, den Morgen noch gesund, Den Abend nicht mehr kranck. Ein neues Leich-Begängniß,

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Nimmt meinen Seidlitz fort. Erbittertes Verhängniß! Gönnt deine Mißgunst denn der Schwachheit keinen Stab, Der Unschuld keinen Trost? Brichst du den Ancker ab, So scheitert auch mein Schiff; erschlägt der Neid das Glücke, So mir bißher geblüht, und bricht die Hoffnungs-Brücke Durch einen Donnerschlag von deiner Faust entzwey, So lern’ ich, daß dein Schluß unwiederrufflich sey. Mein Vetter! stirbst Du schon, mein Vater! wolt ich sagen? Läst Du die Söhne Dich schon zu den Vätern tragen? Du schweigest und sprichst Ja; die Antwort ist zwar stumm, Und doch betäubt sie mich. Verwaistes Fürstenthum! Komm und bemühe dich die Trauer anzulegen, Jch werde deine Noth, du meinen Schmertz erwegen; Vermische Blut und Saltz mit meiner Thränen-See, Geuß deinen Wermuth-Safft zu meiner Aloe, Wir wollen beyderseits den Edlen Leichnam küssen, Und wenn wir so gepaart, uns in die Grufft verschlüssen. Doch weil die Tugend mehr als ein Bochim verdient, Ja weil ihr Lorbeer-Baum auch in der Asche grünt, So wollen wir den Ruhm des Redlichsten im Leben Der Nachwelt durch diß Blat einst zu bewundern geben. Jhr! die Geburt und Geld so stoltz als edel macht, Die ihr dem Pöbel flucht, die Wissenschafft verlacht, Den Mammon Vater nennt, der Ehrsucht Opffer schlachtet, Und den Begierden Euch um Wollust-Zinß verpachtet, Kehrt doch im Freyen um, und werdet einmahl klug, Eh’ euch die Thorheit fällt; nehmt diesen Todten-Krug, Den stummen Prediger, mit Andacht in die Hände, Besichtiget die Grufft, betastet Sarg und Wände, Und riecht den Schädel an, dann saget mir dabey, Ob diß der gantze Lohn von eurer Arbeit sey. Jhr schreyt den Himmel an, ihr rennt und schwitzt auf Erden, Durchschneidet Saltz und Meer, und laßts euch sauer werden, Daß ihr den morschen Leib mit fremden Kothe schmückt

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Und nur ein halbes Wort in euren Titul flickt, Der gantze Bogen füllt. Euch bleibt, bethörte Leute! Der Schaden zum Gewinn, und der Verlust zur Beute: Wenn ihr nun nichts gespart, was euch vergrössern kan, So kommt der Tod und klopfft an eure Fenster an. Was habt ihr denn davon? nichts als ein schwer Gewissen, Und einen leichten Sarg. Wohl dem, der sich beflissen, Wie unser Seeligster, der Tugend nach zu gehn, Der kan in aller Noth so wie ein Felß bestehn, Den keine Fluth bewegt. Er wieß schon in der Wiege, Daß aus des Adlers Nest nicht eine Taube fliege. Die Kindheit war bey Jhm kein leeres Tocken-Spiel; Denn was ein Nessel-Strauch und Hacken werden will, Das brennt und bügt sich bald. Der Jugend Frühlings-Morgen Hieß Seinen muntern Geist sich auf den Herbst versorgen; Da sonst der Müßiggang der Faulen Arbeit ist, Und mancher fleißig scheint, wenn er Romanen lißt, So war ein kluges Buch und ein gelehrtes Wachen Der Wetz-Stein Jhm Verstand und Degen scharff zu machen; Jedoch die Schwelgerey der Bücher fieng Jhn nicht, Er dachte stets an diß, was jener Weise spricht: Der Nahme Hochgelehrt sey diesem wenig nütze, Der Rang und Stelle nicht auch ohne Buch beschütze. Den Schulen gab Er selbst nicht eher gute Nacht, Biß Zeit und Alter Jhm die Thüren aufgemacht, Und sein berühmter Fleiß Jhm allerdings befohlen, Den Schatz der Wissenschafft in fremder Lufft zu hohlen. Viel reisen; aber wie? mit eignen Fehlern fort, Mit fremden Sünden heim; erschnappen sie ein Wort Von einem, der einmahl im Peplier gehöret, Daß man Madame spricht, wenn man die Frau verehret, So ist der halbe Weg schon nach Pariß erspart. Nein, nein! Hochseeligster, von dieser Blinden Art War Deine Brust ein Feind. Rom sahst du nicht von ferne Noch auf der Charten an, Du folgtest diesem Sterne,

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Den Dir die Tugend wieß: Der Sitten Unterscheid, Der Länder Eigenschafft, der Frantzen Höffligkeit, Der Britten freyes Thun, der Niederländer Wissen, Hat Deiner Klugheit noch den Anstrich geben müssen. Des Vaterlandes Wunsch war Deine Wiederkunfft, Aus Franckreich zogst Du weg, und liessest die Vernunfft Vor ein verbrämtes Kleid, wie mancher, nicht zu Pfande, Der, wenn er wieder kommt, die Schwindsucht am Verstande, Den Durchlauff aber gar im Beutel mit sich bringt, Und weiter nichts gelernt, als wie der Welsche singt Und der Frantzose tantzt. Du machtest Dich nach Hofe; Doch weil die Gottesfurcht auch der geringsten Zofe Arm und verächtlich scheint, so war Dein fester Schluß: Daß, wer nicht heulen will, die Wölffe meiden muß. So lebtest Du bißher vor Dich und Deinetwegen, Und kontest ohne Gram Dich stets zu Bette legen; Allein die Wirtschafft nahm Dir eilends alle Ruh, Und endlich kam die Last der Aemter noch darzu. Du durfftest zu der Wahl die Stimmen nicht erkauffen; Die Tugend pflegt doch nicht der Ehre zu entlauffen, Die ihrem Fusse folgt; was Wunder, wenn der Rath Der Stände Dich vielmehr zur Aufsicht zwang als bath. Dein Eifer ließ niemals die Schwachheit unterdrücken, Und Deine Vorsicht hielt der Unschuld stets den Rücken; Des Goldes gelbe Sucht hat Dich nicht angesteckt, Der Unterthanen Schweiß nicht Deinen Ruhm befleckt. Ein ieder, welcher Dich und Deinen Wandel kannte, Sah, wie kein Eigennutz in Deiner Seele brannte. Recht und Gerechtigkeit, die man ietzt in der Welt, Und zwar nicht ohne Grund, vor Exulanten hält, Erfreuten sich bey Dir den Aufenthalt zu finden. Das Sauffen, eine Frucht der unerkannten Sünden, Verkürtzte nicht Dein Ziel. Mehr beissen durch den Fraß, Mehr durch die Trunckenheit, als durch das Schwerdt ins Graß; Kein Schwelgen übergab Dich vor der Zeit dem Tode.

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Jn Deinem Hause war die allerneuste Mode Die alte Redlichkeit; die Wörter Ja und Nein Der allergröste Schwur. Das Alter brach herein, Und Deines Winters Schnee bereiffte nur die Haare; Kein Schrecken, keine Furcht vergällte Dir die Baare. Die Blindheit dieser Welt brach Dir die Augen auff: Drum kontest Du getrost bald Deinen letzten Lauff Durch einen guten Kampff mit Fleisch und Blut vollenden, Und den erlösten Geist in Salems Freystadt senden. Sagt Armen! die Er ietzt zu zeitlich noch verläßt, Hat Er die Thränen euch im Leben ausgepreßt? Nein! also könnt ihr nun nach seinem Tode weinen. Sprecht Reichen! die mit Boy bey Seiner Grufft erscheinen, Wie Er vor euer Wohl Jhm offters weh gethan. Klagt Musen! denen Er hinfort nicht helffen kan. Stirbt dieser, ach so wird an unsern Mæcenaten Der Mißwachs dieses Jahr gewißlich gut gerathen. Nimm, Seeligster, den Crantz, den JEsus Dir versprach: Die Wercke folgen Dir in jenes Leben nach; Verschlaffe Noth und Angst, nachdem in Kedars Hütten Dein Leiden auch nunmehr den Untergang erlitten. Jch wolte, dörfft’ ich nur auf meine Kräffte traun, Aus Ertzt und Marmor Dir ein Mausoleum baun, Diß würde diese Schrifft an seiner Stirne haben: Hier hat des Landes Last des Landes Heyl begraben.

I. Leichencarmina

5. Als H e r r G o t t f r i e d F U C H S I U S, PASTÇORÈ PRIMÇARIUSÈ Der Evangelischen Kirche vor Schweidnitz AÇNNOÈ 1714. den 16. SEPTÇEMBRISÈ Als ein tapffrer Streiter JEsu Christi Aus der streitenden Kirche in die triumphirende seinen seeligen Einzug hielte. Jm Nahmen der allda studierenden Schul-Jugend.

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DJe Lüffte waffnen sich mit schweren Donner-Keilen, Der Wolcken Schwangerschafft gebieret Schlag und Glut, Das Auge dieser Welt zeigt ein Cometen-Blut, Jn Sarons Thälern schallt ein allgemeines Heulen; So, armes Zion! siehts um deinen Himmel aus, Nachdem die Priesterschafft ein Vater-loser Orden, Die Werckstatt freyer Kunst ein düstres Waysen-Hauß, Die Cantzel aber gar zu einer Wittwe worden. Der Tempel dräut den Fall, das Heiligthum erzittert, Da seine Stütze wanckt, und da sein Atlaß sinckt; Die Hertzen sind mit Furcht, der Leib mit Flor umringt, Weil sich der Gottheit Zorn auf den Gebürgen wittert. Des Aarons Cymbel-Spiel verliehrt den hellen Klang; Ein Jeremias lehrt uns seine Klage-Lieder; Was sonst ein reisend Volck bey Hor und Nebo sang, Das giebt um Davids Burg ein banges Echo wieder. Der Wächter schlummert ein, der Hirte wird geschlagen, Die Schafe gehn zerstreut, die Heerde laufft verirrt; Seht! wie sich Jsrael mit Staub und Asche schirrt, Um seinen GOttes-Mann in Säcken Leid zu tragen; Weint, Bürger Salems! weint, die Thränen sind gerecht,

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Auch kein Democritus kan die Verschwendung schelten; Es stirbt kein Caiphas; Es stirbt des HErren Knecht, Und diesem könnt ihr kaum ein Tröpffgen Schweiß vergelten. 25

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Die Kirche kan noch nicht den herben Fall verschmertzen, Durch den ihr Simeon (o allzu theurer Sieg, Der uns Verlust gebracht) die Himmels-Burg erstieg, Ja sein erlebter Tod lebt noch in unsern Hertzen; Es wartet seine Grufft noch auf den Leichen-Stein, Da wir die Ziegel schon zu einer neuen streichen; Die Arbeit lehret uns, kein Unglück kommt allein, Und ein Verhängniß pflegt dem andern auszuweichen. O Himmel! wirst du so ein Räuber unsrer Schätze? Verkehrt der Leib-Rock auch sich in ein Todten-Kleid? Wird denn der Predigt-Stuhl ein Thron der Sterblichkeit? Hemmt Mosis Tafeln nicht der Parcen Mord-Gesetze, Das eine Faust von Stahl in Diamant geprägt? Darff wohl des Todes Pfeil der Priester Blut versprützen? Ja wo der Mörder würgt und der Benaja schlägt, Da wird uns kein Altar mit seinen Hörnern schützen. Ach Vater! Vater ach! verläst Du Deine Söhne? Die Kinder Deiner Zucht, das Volck, so Du geliebt; Schau, wie sich Ephraim bey Deiner Grufft betrübt, Sein Winseln überschreyt der Glocken Angst-Gethöne; Wir opffern Deiner Huld die allerletzte Pflicht, Die Liebe weint mit uns und geht mit Dir zu Grabe, Das Wasser, so nunmehr den Augen fast gebricht, Zeigt, wie der heisse Schmertz uns schon verzehret habe. Jedoch was stören wir mit Klagen Deine Freude? Warum beneidet man das Glücke, so Dich küßt, Und in der Ewigkeit bey Dir beständig ist? Dein Heyland schenckt Dir ja die Herrlichkeit zum Kleide;

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Du hast genung gekämpfft, Dein Thränen-Maaß ist voll, Das Kleinod schon erlangt, die Palmen sind erstritten, Der Groschen, so Dir ietzt zu Lohne werden soll, Bezahlt, was Du bißher bey Deiner Last erlitten. Jetzt sieht man Deinen Sarg als einen Sieges-Wagen, Die Bogen Deiner Grufft vor Ehren-Pforten an; Die Mißgunst, welche sich nicht sattsam schämen kan, Muß, weil Du triumphirst, so Stahl als Fessel tragen; Hier ist kein Läster-Maul des losen Simei, Der mit den Händen wirfft und mit den Lippen fluchet, Kein Doe¨g, der das Schwerdt auf deinen Nacken zieh, Kein Neid, der stets sein Heil an Deiner Brust versuchet. Nun Vater! gute Nacht. Wir küssen Deine Glieder, Und überlassen sie dem Raube dieser Zeit; Die Ehre Deines Ruhms trotzt die Vergänglichkeit, Dein Nachruff aber nennt die Sterne seine Brüder; Der Wunsch, den Deine Brust für unsern Segen that, (Die Erbschafft macht uns reich) wird tausend Früchte zeugen; So offt nun unser Fuß sich Deinem Grabe naht, So offte soll er sich vor Deiner Asche beugen. Jhr Töchter Zion! kommt, und salbt die Edle Leiche Von eurem Redlichen mit Thränen-Balsam ein, Last eure Hertzen Jhm sein Mausolæum seyn, Damit der Jahre Rost die Grabschrifft nicht verstreiche: Mit Diesem, dessen Leib der enge Raum beschleust, Jst, als Er seinen Weg ins Vaterland genommen, Die Gottesfurcht ums Hertz, die Andacht um den Geist, Und die Beredtsamkeit um ihre Zunge kommen.

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6. Auf Das Absterben der NÇOMENÈ NÇESCIOÈ.

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DJe Sehnsucht viel zu sehn treibt Leute von Verstand, Müh, Kosten und Gefahr auf Reisen zu verlachen: Columbus sucht durch Sturm ein ungewisses Land, Den Namen seines Ruhms vor andern groß zu machen. Man folgt der Wissenschafft nach Londen und Paris, Man weidet Aug’ und Geist in Welschlands Paradis, Man will der Römer Staat noch aus dem Rest erkennen, Es schreckt uns weder Frost noch Hitze anzuschaun, Was die in Zemblens Nacht für seltne Hütten baun, Und die in Lybien von Sand und Winden brennen. Der Vorsatz hat sein Lob, wenn man nur nicht dabey Den allerbesten Weg aus den Gedancken setzte, Und was die Wanderschafft von diesem Leben sey, Mit reifferem Bedacht und größrer Sorgfalt schätzte: Allein hier ist der Mensch so wie in vielem blind, Vergafft sich in der Welt, in der wir Gäste sind, Und läst das Bürger-Recht des andern Lebens fahren. Doch wer nur als ein Christ mit Glaubens-Augen sieht, Der merckt gleich, daß man hier durch eine Wüsten zieht, Der Sin und Amana an Unruh ähnlich waren. Der Mütter Angst und Blut ist uns ein rothes Meer, Durch diß macht unser Fuß den Anfang hier zum Reisen: Diß frühe Morgen-Roth erscheint nicht ohngefähr, Es prophezeit uns Wind und will auf Donner weisen. Als Kinder wandern wir durch Ruthen, Schlag und Fall, Das Elend säugt und wiegt und führt uns überall, Wir stammlen etwan nur die Schwachheit zu entdecken, Die Jugend gleicht der See, wo manch Sirenen-Lied,

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Und mancher Wirbel-Sturm uns von dem Hafen zieht, Weil mehr Cometen stehn, als Pharus-Lichter stecken. Des Lebens Ungemach wächst mit der Jahre Zahl, Wie bey den Reisenden die Müdigkeit mit Meilen, Des Ehstands Paradis wird offt ein Klage-Thal, Jn dem wir wohl mehr Angst als Lust und Freude theilen; Ja was begegnet uns nicht sonst noch für Verdruß, Da diesen Bethels Weg zum Wittwer machen muß, Und jener Nains Thor ihr liebstes Kind verschicket? Der Weg nach Jericho schlägt manchen wund und matt, Und wer auch eher nicht ein Elends-Zeichen hat, Der fühlt es, wenn der Tod ihm an das Hertze rücket. Was hast du, Seligste! für Thrän’ und Schweiß verthan, Seit dem dein schwacher Fuß Egypten durchgezogen? Die Feinde drängten dich, der Schmertzen griff dich an, Und deiner Glieder Marck ward langsam ausgesogen. Du hattest manche Noth und viel Bekümmerniß, Jedoch des Höchsten Trost erquickte dich gewiß, Und wie ein frischer Trunck die müden Pilger stärcket, So ward des Heilands Fleisch die beste Reise-Kost, Dein Wechsel seine Gunst, sein Blut dein süsser Most, Von dem du noch zuletzt die schärffste Krafft gemercket. Wohl dir! du hast es gut, du siehst dein Vaterland, Wir aber haben hier zu bleiben keine Stäte; Du kriegst itzt Kidrons Gold für Gosens gelben Sand, Was wär es, wenn man noch dein Grab beweinen thäte? Dein Geist, den so viel Jahr des Leichnams Last gedrückt, Wird frey, und an den Ort der Ewigkeit geschickt, Wo Zeit und Unbestand nicht weiter triumphiren. Jch kannte vor dein Creutz, ich überlegt’ es still, Und sage, da ich dir ein Denck-Maal setzen will: Die Seinen pflegt der HErr so wunderlich zu führen.

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7. Den höchst-schmertzlichen Fall eines lieb-gewesenen Schul-Freundes beweinete Dessen betrübtester Bruder.

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MEin Bruder Jonathan! dein höchst-betrübter Freund, Dein David weyht dir hier die Pflicht der letzten Ehre, Verzeihe, wo ich dich durch mein Betrübniß stöhre, Weil doch die Redlichkeit mit meinem Auge weint. Der Spiegel deines Bluts, aus dem die Unschuld scheint, Fließt nur darum so klar, daß er mein Leid vermehre, Und dein geschwinder Fall giebt aller Welt die Lehre: Wie falsch des Glückes Gunst es mit der Tugend meynt. Ach wunderbarer Schluß! hat denn dein Vaterland Kein Grab vor deinen Leib? Und muß ein fremder Sand Dein unbeflecktes Hertz mit einer Grufft versorgen? Gedult! der Kühne Stoß, der dich aus Sodom stöst, Hat durch das Sterben dich der Sterblichkeit erlöst; Und auf dein Abend-Roth folgt nun ein schöner Morgen.

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8. Kampff und Sieg Der Frau Agneta Philippina Rüdigern, GEBÇOHRENENÈ S a b b a t h i n , Des Herrn ChristÇianÈ HeinrÇichÈ Rüdigers, Bürgers und Papiermachers in Schweidnitz, hertzlich-geliebten Ehe-Frauen, Welche den 22. FEBRÇUARIIÈ des 1715. Jahres den Himmel mit der Erde, Jhr Wochen-Bette aber mit der längst gewünschten Bahre verwechselte. Jn selbst eignem Namen. PULCHRUM EST IN STATIONE MORI!

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ENdlich ist die frohe Zeit, und der Tag des Heils erschienen, Dessen Anbruch, Seligste! dich von diesen Trauer-Bühnen Auf den Schau-Platz aller Freuden, in die rechte Friedens-Stadt, Durch den Engel deines Todes kräfftiglich gerissen hat. Ach wie sehnte sich dein Ohr nach dem letzten Seiger-Schlage! Wenn die Ohnmacht der Gedult und die Stärcke deiner Plage Deine Brust zur Wahlstat machten, wo Gefahr und Großmuth rang, Und die Tapfferkeit der Sinnen in den Thränen fast ertranck. War die Arbeit der Gebuhrt nicht dem schweren Ziegelstreichen Des bedrängten Jsraels in Egypten zu vergleichen? Traff man nicht auf deinem Lager einen Weg nach Bethel an, Wo der Rahel schwere Bürde ihrem Jacob weh gethan? Auch der Unbarmhertzigkeit ging die Qual gehäuffter Schmertzen Einer Angst-Gebährerin wider Willen selbst zu Hertzen, Weil die Kranckheit deiner Glieder, so die Nacht zu Hülffe nahm, Von dem Aufruhr des Gewissens Nahrung und Entsatz bekam. Denn die Bäche Belials öffneten den Schlund der Höllen,

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Die Verzweifflung griff dich an, Fleisch und Blut ward zum Rebellen, Satan legte mit der Sünde seine Hand nicht in die Schooß, Sondern gab durch tausend Pfeile seinen Zorn und Eifer bloß; Doch der Himmel, der bisher viel Gewalt von dir erlitten, Ließ sich endlich dein Gebet zur Erbarmung überbitten, Er vergaß dich zu vergessen und erlöste seine Magd, Welcher er zur Glaubens-Probe Anfangs Ohr und Hand versagt. Also tapffre Streiterin! hast du nun den Sieg befochten, Der auch einer Jael kaum einen grössern Krantz geflochten; Du durchbohrst den Schlangen-Schädel eines höllschen Sissera Mit dem Nagel aus dem Creutze von dem Hügel Golgatha. Kampff und Lauffen ist vollbracht, Ach und Weinen nimmt ein Ende; Fasse nun den Palmenzweig in die aufgebundnen Hände, Reiß die Seegel von den Stangen, denn der Hafen ist nicht weit, Und dein Schiff grüst schon das Ufer der erwünschten Ewigkeit. Mesech giebt kein Bürger-Recht und in Kedar wohnt nur Tücke, Gosens Fleisch-Topff sättigt nicht, darum gedencke nie zurücke; Wer nach Escols Trauben lechtzet, der muß Sodoms Frucht verschmähn, Und der Sand des rothen Meeres läst uns wenig Perlen sehn. Jtzt bringt dir ein Quintgen Last einen Lohn von hundert Pfunden, Da der Tod dein Josua dich durch des Erlösers Wunden Jenseit des erreichten Jordans in das Land der Freyheit führt, Gegen dem auch Ophirs Jnsul den beschrienen Wehrt verliert. Hier betreugt dich keine List, hier verlernt dein Fuß das Gleiten, Hier wird die Veränderung nicht mit deinem Glücke streiten, Weil du sie schon mit dem Monden unter deine Füsse tritst, Die hinfort kein scharffer Angel der verdeckten Bosheit ritzt. Vormals schwärtzte Furcht und Angst dein verfinstertes Gesichte, Jtzt verträgt kein Adlers-Blick nur den Wiederschein vom Lichte, Dessen Klarheit dich umgiebet; ja die Sterne fürchten sich Von dem Glantze blind zu werden; denn die Sonne kleidet dich. Wer den Saamen hier verspart, der mag dort die Früchte darben, Geh nunmehr, befreyter Geist! geh und sammle deine Garben, Damals sätest du mit Thränen, feyre nun das Erndte-Fest,

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Da wo dich des Lammes Hochzeit zu der Tafel bitten läst. Aber was erblick ich doch hier vor eine trübe Wolcke? Täuschet mich ein falscher Traum? Nein; die Menge von dem Volcke, Das der Ton des hohlen Ertztes überall zusammen rufft, Weist mir gleichsam mit dem Finger unsrer Heldin Todten-Grufft. Das bewegliche Geschrey und die kläglichen Geberden Derer, die durch dieses Leid in den Staub geleget werden, Zeigen, daß gleichwie die Liebe hier die Trauer dreyerlei Und so Mann als Kind’ und Vater durch ein Schwert verwundet sey. O wie hefftig regnet es um das leere Wochen-Bette! Der verlaßne Wittwer weint mit den Waisen um die Wette, Und es lehrt ein rothes Auge, daß der Ehren-volle Greiß Bey der Bahre seiner Tochter sich nicht zu begreiffen weiß. Jhr Betrübten! haltet ein, mäßigt die gerechten Zähren; Der, so euch die Wunden schlägt, wird euch auch das Oel gewähren, Glaubt doch nur, der Menschen Dünckel stöst des Höchsten Schluß nicht um, GOttes ungebundner Wille hat kein fragendes Warum. Eure Freundin fordert nicht diesen Zins von eurer Liebe, Und verdient nicht, daß man sich über ihre Lust betrübe, Sie vergnüget ihr Verlangen an den Schätzen jener Welt, Wo sie mit den Auserwählten ihren Kirchgang freudig hält.

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9. Den seeligen Hintritt Der FrÇauenÈ A g n e t h a P h i l i p p i n a R ü d i g e r n , Des Herrn ChristÇianÈ HeinrÇichÈ Rüdigers, Bürgers und Papiermachers in Schweidnitz, innigst-geliebten Ehe-Liebsten, bediente den 28. FEBRÇUARIIÈ AÇNNOÈ 1715. Als am Tage der Beerdigung, mit der begehrten Abschieds-Aria JÇOHANNÈ CÇHRISTIANÈ GÇÜNTHERÈ.

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ZEuch aus, gefangne Seele! Weil Stahl und Kercker bricht, Des Leibes Jammer-Höhle Hemmt deine Freyheit nicht; Das Grab, mein Ruhe-Kissen, Begräbt die Sclaverey; Da nun der Strick zerrissen, So wird der Vogel frey. Du letzter meiner Tage! Wie sehnlich und wie offt Hab ich bey Angst und Plage Nicht auf dein Licht gehofft! Jch rieff im Unglücks-Wetter: Ach HERR, erbarme dich! Dein Arm sey mein Erretter, Wo nicht, so tödte mich.

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Die Hoffnung sieht ihr Ende, Mein Wunsch erreicht sein Ziel, Verwerfft, entbundnen Hände! Was euch beschwerlich fiel. Die Folter-Banck der Glieder Zerschmeiß der Leichen-Stein; Drum müßt ihr Sterbe-Lieder Mein Halleluja seyn. Nach so viel Marter-Wochen Erscheint das Jubel-Jahr; GOtt hat das Holtz zerbrochen, Das mir manch Creutz gebahr; Mein Fuß verläst mit Freuden Den Schau-Platz dieser Welt, Wo ich nebst meinem Leiden Die Rahel vorgestellt. Mein Ohr vernimmt das Zeichen, So mir zu Schiffe rufft, Last nun die Seegel streichen, Der Hafen meiner Grufft Macht, daß ich nicht mehr strande, Der Himmel wird mein Hauß; Wohlan! wir sind am Lande, Steig, müder Geist! steig aus. Du Helffte meines Hertzens, Mein Eh-Schatz, gute Nacht! Vergiß des herben Schmertzens, Der dich zum Wittwer macht; Das Feuer unsrer Liebe Verlöscht kein Thränen-Guß, Jetzt reicht dir deine Riebe Den letzten Abschieds-Kuß.

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Jhr Mutter-losen Erben! Die meine Brust gesäugt, Und die mein frühes Sterben Fast zu der Erde beugt; Euch laß ich meinen Seegen, Wo er bekleiben soll, So geht auf GOttes Wegen; Jhr Kinder, lebet wohl! Du, dem ich, weil ich lebe, Mich selber schuldig bin! Nimm auch von deiner Rebe Die Pflicht der Ehrfurcht hin. Dein väterliches Sorgen Muß mir das Löse-Geld Bis auf den Tag noch borgen, Der allen Rechnung hält. Jhr Freunde vom Geblüthe! Die ihr mich Schwester nennt, Ertragt auf meine Bitte, Was ihr nicht ändern könnt; Erwegt bey meinem Falle, Der Höchste hats gethan, Jhr folgt mir endlich alle; Genung, ich geh voran.

I. Leichencarmina

10. Auf das Absterben Der wohlgebohrnen Frauen Hedwig von Wenzky, Vermählten von Bock, Frauen auf Roschkowitz, AÇNNOÈ 1715. den 11. APRÇILISÈ.

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WJe bald ein Paradieß so Schlang als Tod gebähre, Das Feld um Jericho an Mördern fruchtbahr sey, Wie plötzlich Glück und Zeit durch seine Tyranney Ein schönes Nazareth in ein Bochim verkehre; Erfuhr die alte Welt durch manches Trauer-Spiel, Zu welchem Adams Fuß den ersten Auftritt machte, So bald des Schöpffers Hand ihm nur die Kleidung brachte, Nachdem der Unschulds-Rock von seinem Hals fiel. Betrübtes Roschkowitz! Ach wären nur die Fälle Vor Alters und darbey im Morgenland geschehn! So dürfft’ ich heute nicht mit Widerwillen sehn, Wie das Verhängniß dich in ihr Register stelle. Jch weiß nicht, welcher Trieb mir an das Hertze greifft, Da ich den stumpffen Kiel dich zu beklagen schärffe, Und einen nassen Blick auf deine Gegend werffe, Auf der ein Thränen-Bach die faule Loh ersäufft. Dein angenehmer Krayß, dein schmeichelndes Gefilde, Jn welchem, wenn der Sud auf dem Geträide schifft, Die Einfalt der Natur den Mahler übertrifft, Macht unser Schlesien zu Edens Ebenbilde. Der Tag gab gute Nacht, der Abend ward gleich jung, Als ich den ersten Fuß auf deinen Boden satzte; Der West, so dazumal mit deinen Linden schwatzte, Bezaubert noch mein Ohr durch die Erinnerung.

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Wie offters reitzte mich die Wollust deiner Auen, Wenn mir ein heitrer Tag die Lust zur Arbeit stahl, Bald einen frischen Hayn, bald ein lebendig Thal, Bald die Ergötzlichkeit der Wiesen anzuschauen. Wann dann nun der Horatz, so mein Gefährte war, Sein Tibur mir beschrieb, so konnt ich hier das Wesen, Gleichwie den Schatten-Riß aus seinem Buche, lesen, Und nahm der Müdigkeit nur aus dem Schweisse wahr. Nunmehr verringert sich die Anmuth deiner Gräntzen, Da der verworffne Mertz dein wohl-gebohrnes Haupt Der Crone deines Schmucks, Dich deiner Pracht beraubt, Und Strahlen schwartzer Lufft um deine Förste gläntzen. Die Aecker fühlen es, die Hügel stehn gebückt; Die Trifften liegen kahl; die Zierlichkeit der Felder Verläst ihr Vaterland, verkreucht sich in die Wälder, Durch die der Wiederschall den Donner weiter schickt. Des Unglücks Nachbarschafft rührt die bestürtzten Fichten, Und zwingt ihr stoltzes Haupt den Gipffel einzuziehn; Das Gras vergißt den Lentz, die Blumen aufzublühn, Und Philomele selbst die Kinder abzurichten. Das Auge, das sich sonst an deiner Lust versah, Begleitet ihre Flucht mit Wehmuths-vollen Zähren. So kan ein Paradieß bald Schlang und Tod gebähren, So wird aus Nazareth ein wüstes Amana. Wer glaubt wol also nicht den Wechsel unsrer Zeiten? Der einst dem Belsazer den Hochmuths-Flügel band: So weit der Allmacht Arm den Himmel ausgespannt, Regiert ein steter Krieg und allgemeines Streiten: Vergnügung und Verdruß, Gefahr und Sicherheit, Ja Blitz und Sonnenschein sind hier wie Schmertz und Wunden, Die eine Faust gebiert, einander stets verbunden, Und dienen allerseits der Unbeständigkeit.

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Diß Herrschsuchts-volle Weib bemeistert alle Sachen, Und trotzt wie Circens Stab auf die Verwandlungs-Kunst; Der Erstling ihrer Schoß ist Hof- und Herren-Gunst; Jhr Wort klingt starck genung den Frevel taub zu machen; Von ihrer Willkühr hangt der Menschen Lebens-Lauff, Jhr Wille baut und setzt gar offt den Sarg zur Wiege, Auf Alexanders Grab den Gräntz-Stein seiner Siege, Und hält mit Josua die Sonn’ im Mittag auf. Nichts schreibt sich von der Welt, dem ihr Befehl nicht gelte; Polycrates hat selbst vor ihr nicht ewig Ruh. Das Meer hegt Ebb’ und Fluth, der Mond nimmt ab und zu, Der Abend winckt der Nacht, das Jahr bringt Schweiß und Kälte; Ein stürmischer April verfolgt den Frühlings-Schein, Der Himmel kleidet sich in mehr als eine Farbe. Das Erdreich prüfft die Last des Eyses und der Garbe, Und trinckt bald Reiff und Schnee bald Thau und Regen ein. Heist nicht der Unbestand ein König aller Reiche? Den das Verhängniß wehlt und die Verwüstung crönt; Sein Scepter, dessen Stahl das Gold der Fürsten höhnt, Macht offt ein gantzes Land zu einer seltnen Leiche. Carthago kennt nicht mehr das Feld, worauf es stund, Seit dem des Nachbars Neid den Hannibal vertrieben: Fragt man, wo Babels Stoltz und wo sein Thurm geblieben, So fällt die Antwort drauff: Der Giebel sucht den Grund. Das aberglaub’sche Volck, das Kohl und Lauch gepriesen, Und seine Götter stets des Gärtners Schutz empfahl, Bedauret noch biß ietzt Mausolens Ehren-Mahl, An dem der Jahre Macht ein Meister-Stück erwiesen. Corinth hat seinen Marckt, das Capitol den Staat, Neu-Rom die Aehnlichkeit, Athen sich selbst verlohren, Die Ceres aber da wohl tausendmahl gebohren, Wo vormals Helena ins Hochzeit-Bette trat.

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Wer weiß wohl, welcher Pflug des Hectors Rumpff zertheilet, Und wem sein Schulter-Blat das Grabscheid stumpff gemacht? Wem Agamemnons Schwerdt die Sichel zugedacht, Ja wem Achillens Spieß die Wunde schlägt und heilet? Wer weiß, welch geiles Ohr die Perlen abgelegt, Aus welchen ietzt ein Artzt den theuren Tranck bereitet? Wer weiß, wo Cæsars Faust mit der Verwesung streitet, Und welcher Sand sich auch mit seiner Asche schlägt? Verstand und Wissenschafft sind gleichfalls solche Waaren, So die Vergänglichkeit auch in ihr Zoll-Hauß rufft; Wie mancher baut ihm nicht von Büchern eine Grufft? Um seines Namens Ruff der Nach-Welt vorzusparen. Der segelt in die Lufft, der wirfft sich in das Meer, Der will des Leibes Bau, der einen Schluß zergliedern, Der sucht das höchste Guth in seinen Buhler-Liedern, Der führt des Vaters Stamm aus Rolands Lenden her. Ein andrer läßt ihm nicht an einer Welt begnügen, Da doch sein enger Kopff mit mehrern schwanger geht; Sein Fuß hat nirgends Raum, biß er im Grabe steht, Denn lehret ihn die Noth, schmal und gedrange liegen. Ach Klugen ohne Witz! Wie? habt ihr nicht gehört? Daß der behertzte Mund der Römer auch erblasse, Und Archimedens Kunst den Maaß-Stab furchtsam fasse, Wenn ein geschwinder Tod ihm seine Zirckel stört. Durchforscht man die Natur der menschlichen Gemüther, Hilff Gott! was geben sich vor Proteus-Schwäger an: Ein ungewisses Rohr, ein leichter Wetter-Hahn, Ein Zeiger an der Uhr, der Wind, ein Ungewitter Verändern kaum so bald Haupt, Schatten, Lufft und Stand, Kein Läuffer so geschwind die Aussicht seiner Schrancken, Als das gescheute Thier den Abriß der Gedancken, Nachdem der Zufall ihm den Spiegel zugewandt.

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Auch die Vertraulichkeit kan bald die Larve borgen: Wer gestern Vivat sang, wird heute Zetter schreyn; Der Mund führt Fluch und Kuß, die Zunge Ja und Nein, Und was der Abend glaubt, das wiederrufft der Morgen; Wie mancher Lipsius, wie mancher Fenelon Beschämt sein eignes Buch? Wie mancher Jonas-Bruder Verwechselt den Beruff, nimmt vor den Stab das Ruder, Und schenckt der wilden See noch ein Chameleon? Wie glücklich hat nun der sein Wohlseyn überleget! Der ihm ein fester Land zu seiner Ruh erwehlt, Die Elends-Jnsel flieht, und alle Stunden zehlt, Biß die erwünschte kommt und seine letzte schläget; Er langet nach der Hand, die uns aus Sodom zieht, Und spricht: wir haben hier zum Bleiben keine Stätte; Wenn er, wie Daniel, mit eiffrigem Gebethe Aus Babels Fenstern stets nach seiner Heimath sieht. Dein Geist, Hoch-Seeligste! stieg durch des Leibes Bürde, Gleichwie ein Palmen-Baum durch seine Last, empor; Du stelltest Dir die Welt als eine Grube vor, Und wünschtest, daß der Tod Dein Ebedmelech würde. Die Unbeständigkeit, die hier beständig wohnt, Und niemals als zur Zeit der Trübsal Dich verlassen, Befestigte den Schluß den Pilgrim-Stab zu fassen, Der durch ein ewig Hauß Dir itzt den Weg belohnt. Vergiß der alten Angst so vieler bösen Nächte, Und schlaff den starcken Rausch des Myrrhen-Kelches aus; Verfällt Dein Cörper itzt in Moder, Asch und Grauß, So bringt ihn dermahleinst die Allmachts-Hand zu rechte. Du hast es freylich wohl um meine Hand verdient, Daß ihre Danckbarkeit Dein Lob in Marmor grübe; Die Tugend überhebt die Schwachheit meiner Liebe. Und pflantzet Deinen Ruhm, da wo er ewig grünt.

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11. Die Zeit, Als ein allgemeines Nichts, Bey der Baare Der Wohlgebohrnen Frauen Hedwig von Bock, Gebohrnen von Wentzky.

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DEr Schul-Staub hat mir zwar die Augen nicht verdorben, Noch die Philosophie den Kopff verwirrt gemacht, Kein Meister der Vernunfft den Zweiffel beygebracht, Durch den Cartesius des Sperlings Rang erworben; Doch weil ein Beyspiel mehr als alle Regeln gilt, Und die Erfahrung offt die Bücher Lügen schilt, So rüttelt jetzt mein Kiel den Grund-Stein aller Sätze, Den ich gewiß auch nicht vor unumstößlich schätze. Nichts bringt auch nichts hervor; kein Nichts kan etwas zeugen; So schliesset ein Sophist mit jenem Stagirit; Allein wer jetzt mit mir durch Flor und Thränen sieht, Was in der Nachbarschafft vor Seuffzer aufwärts steigen, Der schaut um Roschkowitz ein Feld von Traurigkeit, Und lernet, wo es ihm kein Vorurtheil verbeut, Warum ich diesen Schluß von aussen scheinbar nenne, Doch dessen Wahrheit nicht vor allgemein erkenne. Denn daß ein Todten-Licht den Mittag heute blendet, Der Parzen kalte Hand die Glocken rührt und übt, Der Anverwandten Schmertz dem Wittwer Beyfall giebt, Und meine Regung selbst so manches Ach verschwendet; Das hat ein leeres Nichts, dem nichts entwerden kan, Jch meyne, was? den Tod, nein, wer? die Zeit gethan, Von der schon Augustin, als ihn der Vorwitz fragte, Was sie denn wäre? Nichts mit stummen Lippen sagte.

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Diß Nichts verschont nun nichts, diß Nichts vermag nun alles, Die Zeit, sonst niemand thut, was in der Zeit geschieht, Die Zeit, der kleine Punct, den auch kein Luchs ersieht, Verrückt den grossen Bau des gantzen Erden-Balles. Die Zeit macht alt und jung, die Zeit bringt Lust und Schmertz, Führt Sonne, Stern und Mond bald auf- bald niederwärts, Erhöhet, stürtzt, erfreut, betrübet, schlägt, verbindet, Erweckt, begräbt, zerstört, baut, ändert und erfindet. Kein Widder, keine Macht ersteigt die festen Städte, Die Zeit belagert, schwächt, stürmt und erobert sie; Wen meynt ihr? dessen Hand so Bäum als Blumen zieh, Den Gärtner? Nein! die Zeit, die Zeit macht kluge Räthe; Den Sclaven drückt die Zeit, nicht seiner Ketten Last, Die Zeit ist schuld, daß man einander liebt und haßt; Die Zeit gewinnt das Recht, die Zeit giebt die Gesetze, Zähmt Löw und Tieger-Thier, frißt und entdeckt die Schätze. Die Zeit bestätiget, und bricht die Friedens-Schlüsse, Die Zeit verräth den Dieb, versiegelt Bund und Kauff, Die Zeit hebt auch die Furcht vor dem Herodes auf, Und legt des Riesens Kopff dem David vor die Füsse; Die Zeit verstockt, bekehrt und stürtzt den Pharao, Ertappt den Simei, verführt den Salomo, Henckt den Ahitophel, spinnt zu des Hamans Stricke, Und schickt den Holofern doch ohne Kopff zurücke. Wer war, Hochseeligste! die Mutter deines Schmertzens? Die Zeit; Wer hat diß Kind mit Unterhalt versorgt? Die Zeit; Wem hat dein Geist die Hoffnung abgeborgt? Die Zeit; Wer ändert jetzt die Drangsal deines Hertzens? Die Zeit; Wer hat dir nun Bethesdens Teich bewegt? Die Zeit; Wer ist der Artzt, der deinen Leib zerlegt? Die Zeit; Wo ist der Ort, der deine Seele weidet? Dort in der Ewigkeit, die keine Zeit mehr leidet.

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Und also hast du nichts und alles überstanden, Da du nunmehr die Zeit wie dich die Noth verläst, Der Moder fresse nun den abgelegten Rest, Dein Nach-Ruhm macht den Neid der Eitelkeit zu Schanden; Will einer nun kein Feind von Deinem Glücke seyn, So muß er sich gewiß bey Deiner Baare freun, Wer wolte dir auch nicht das Land der Freyheit gönnen? Und deinen Leichen-Stein nicht Eben Ezer nennen?

12. IN EXSEQUIAS PERQUAM REVERENDI VIRI DÇOMIÈNÇIÈ MÇAGISTRIÈ D A V I D I S E B E R S B A C H I I , DIACONI ECCLESIÆ SVIDNICENSIS AÇNNOÈ MDCCXV. BEATE DEFUNCTI.

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COntinuant stabili filique urnæque potentes Funera lege Deæ, lassataque stamina pensis Et lachrymis lachrymas & planctus planctibus urgent. Quos vice Parcarum cecinit plus simplice Crimen, Exilii nec dum damnaverat anxia lessus Flere Sion, nec dum confusa fronte comarum Auf das Leichenbegängnis des überaus ehrwürdigen Mannes Herrn Magisters David Ebersbach, Diakons der Kirche zu Schweidnitz, der im Jahre 1715 selig verschied. Begräbnis an Begräbnis reihen in unwandelbarem Gesetz die Göttinnen, die über Faden und Urne gebieten, und unablässig spinnen sie den erschöpften Faden fort und häufen Tränen auf Tränen und Klagen auf Klagen. Anstelle der Parzen ließ sie einfacher ertönen die Schuld, Sion, das sich fürchtet, die Totenklage anzustimmen, hatte sie noch nicht zur Verbannung verurteilt (5) und noch nicht auf dem wirren Haupte die nach dem

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Neglectum cum lege decus collegerat arte Pectinis impatiens: obscuro in lumine nec dum Regnabat sine nube dies, nec transfuga migrans Ore genisque rubor vallatos miserat orbes In solium natale redux; sed mixtus acerbo Cum sale cum lachrymis oculos vexabat adulter Sanguis adhuc, & adhuc restabat multus in illis Oceanus, multusque dolor flendique libido Plurima; vix clausum reserant nova nænia guttur, Luctus & antiquis succedit tertius hæres Luctibus, atque ipsum, monstrum an miracula! vulnus Vulnus habet; ne forte vetent oblivia sensum Aut coe¨at Medicum tempus nactura cicatrix. Ordine fata fluunt; Nemesis Rhamnusia semper Disponit, novit & divisas crescere pœnas. Tres jam, si recte memini, falx tonsor aristas Messuit & positis sudavit frugibus, ex quo Prima, Sion! perculsa Tui Simeonis ad urnam Luctantem traxisti animam penitusque cadentem. Affusis aræ genibus tunc rite litabas Ingenuas prolixa preces, ut fulmine summus Brauche vernachlässigte Zier der Haare kunstfertig wieder geordnet, weil sie den Kamm nicht duldete; im Zwielicht herrschte noch nicht wolkenlos der helle Tag, und noch nicht hatte die aus Gesicht und Wangen flüchtige Röte ihre bewahrten Kreise (10) zum heimischen Boden zurückgeführt; sondern vermischt mit bitterem Salz und Tränen quälte noch verfälschtes Blut die Augen, und ein gewaltiges Wassermeer stand noch in ihnen, auch viel Schmerz auch und ärgste Lust zu weinen; kaum öffnen die neuen Totenklagen die verschlossenen Kehlen, (15) und die dritte Trauer folgt als Erbin den alten Trauerfällen, und die Wunde – ist es widernatürlich oder ein Wunder? – hat selbst eine Wunde; damit ja kein Vergessen möglich sei oder eine Narbe sich schließe, weil sie der heilenden Zeit teilhaftig wird. Der Ordnung nach nimmt das Schicksal seinen Lauf, und die rhamnusische Nemesis (20) verteilt immer die Strafen und weiß, wie sie verteilt wachsen. Wenn ich mich recht erinnere, hat die schneidende Sichel schon drei Ähren gemäht und nach dem Ernten der Früchte geschwitzt, seit du zuerst, Sion, geschlagen an der Urne deines Simeon, deinen Lebensatem, der am Erlöschen war, im Todeskampf noch einzogst. (25) Auf den Knien brachtest du damals am Altar ohne Unterlaß feierlich freimütige Gebete dar, daß nun endlich der höchste Vater den Blitz fahren und sein gütiges Wirken zurückkehren lassen möge im Frieden, den du erbittest, und daß

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Abstineat nunc porro parens, Numenque benignum Quam, redeat cum pace, petis, contentaque primo, Dextra semel violasse fidem subsisteret ictu. Ast nescit vindicta modum; caret auribus ultor Tardus, & aˆ lacrymis irarum incendia vires Haud raro captare solent; cadit irrita ventis Votorum pietas, vanæ & suspiria linguæ Destituit finis. Cœli nam concitus ardor Sopitas iterat telumque facesque sequenti Autumno revocante gradus, rapiturque sub umbras FVCHSIVS, ante tui plausus nunc planctus amoris; Nec satis est periisse Duos, nec fata morantur Irato stimulata Deo; vix fortior instat Pallentesque suos geminat Libitina triumphos Exuviis onerata tuis; jam tertia puro Hostia sacrilegum tepefecit sanguine cultrum; Sufficis haud, orbata Sion! non sufficis alto Mœrori quo victa gemis; patientia casu Perpetuo labefacta migrat justoque furori Hospitium cedit successoremque veretur. Est aliquid mortes inter tot flere superstes, Et nece supplicium vitam traxisse negata. seine Rechte zufrieden mit dem ersten Stoß es genug sein lasse, einmal die Treue verletzt zu haben. (30) Aber die Rache kennt kein Halten; der Rächer kennt in seinem lang dauernden Vorgehen kein Gehör, und nicht selten pflegt die Flamme des Zorns aus den Tränen Kräfte zu schöpfen; das fromme Gebet ist umsonst gesprochen und verweht im Wind, und die Seufzer des Mundes haben keinen Erfolg. Denn die Glut des Himmels (35) erneuerte erregt die schlafenden Feuer und Geschosse, als der folgende Herbst seinen Platz wieder einnahm, und FUCHSIUS wurde zu den Schatten fortgerissen, zuvor Günstling, jetzt Ursache der Trauer deiner Liebe. Und es ist nicht genug, daß zwei Männer zugrunde gegangen sind, und das Schicksal rastet nicht, angestachelt von der erzürnten Gottheit. Kaum hält (40) Libitina inne und verdoppelt tätiger ihren bleichen Triumph, schon beladen mit deiner Beute. Schon wärmte das dritte Schlachtopfer das verfluchte Opfermesser mit seinem reinen Blut. Du genügst nicht, verwaistes Sion, dem tiefen Schmerz, du genügst ihm nicht, von dem besiegt du seufzest; die Langmut zieht fort, (45) von dem lang dauernden Unglück ins Wanken gebracht, und räumt der gerechten Raserei Wohnrecht ein und scheut ihren Nachfolger. Es bedeutet etwas, als Überlebender angesichts so vieler Tode zu weinen, und da einem der Tod verweigert ist,

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Est aliquid triplici percussum verbere inani Conatu jactare caput, nec flectere adustis Thuribus armatas in nostra pericula dextras. O nimium suspecta Deo! cui scinditur Æther, Cujus & exitio conspirant desuper ignes. Vah Superi! prohibete minas! avertite tela In nostros pluitura sinus; agnoscimus omen Nos numerus miseri & majora sequenda veremur. Gens equidem non digna sumus, quaˆ terra laborat Perdita, prava, nequam, scelus atque ad crimina pernix, Vestra tamen Superi! vestram defendite gentem Præsenti auxilio. Nam facta licentia Mortæ In vestram grassata gregem quam sæva vagetur Quamque altaˆ cervice ruat, vos cernitis ipsi. Infandum pulsate nefas, occurrite monstro Objice fulmineo, finemque jubete latrandi, Hæreat hæc avidis extrema ut faucibus offa. Forte etenim, si tanta sedet cessare voluptas Ulteriusque manus vestræ indulgentia pergit, Forte sacerdotum tristes, non consule, Fasti Funeribus crescent, damno & numerabimus annos. das Leben als Strafe in die Länge zu ziehen. Es bedeutet etwas, das von dreifachem Schlag getroffene Haupt in nutzlosem Versuch (50) zu erheben und nicht Weihrauch zu verbrennen, um so die gegen unser Leben gerichteten, bewaffneten Hände zur Milde zu stimmen. Oh, wie ist unser Haupt ‹?› Gott allzu verdächtig; von ihm wird der Äther aufgerissen, und zu seinem Verderben verschwören sich die Blitze. Wehe, ihr Himmlischen, wendet eure Drohungen ab und richtet eure Geschosse, (55) die auf unseren Schoß niedergehen sollen, anderswohin; wir erkennen das Vorzeichen, wir, eine elende Schar, und fürchten Schlimmeres, das unweigerlich kommt. Wir sind ein unwürdiges Geschlecht, an dem die Erde leidet, verworfen, verdorben, nichtsnutzig, zu Verbrechen und Untat rasch geneigt. Dennoch: Verteidigt, ihr Himmlischen, euren Stamm (60) augenblicklich mit Hilfe. Denn wie sehr die ihm erlaubte Willkür des Todes gegen eure Herde wütet, wie wütend sie sich ausdehnt, wie sie vom hohen Nacken stürzt, seht ihr ja selbst. Wehrt das unsägliche Unrecht ab, begegnet dem Ungeheuer mit einem feurigen Riegel, setzt seinem Bellen ein Ende, (65) so daß dieser Bissen als letzter in seinem gierigen Schlund hängenbleibt. Freilich, wenn es euch etwa so große Lust bereitet, säumig zu sein, und die Langmut eurer Hand weiter andauert, werden die betrüblichen Kalendereinträge nach den Todesfällen von Pfarrern, nicht nach den Bürgermeistern benannt werden, und wir werden die Jahre nach den Unglücken zählen. (70)

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Quis vero impræsens aures aciemque remotis Lætitiis risuque color rumorque nocivum Cogit in obsequium & cœco diverberat ictu? Quis pagos cum rure vocat? quis congregat auctor Tristia pullatos dolor in Commercia Cives? Rem scio, sed quam scire nocet! commune periclum Quam vellem latuisse! patet; fuit heu! fuit olim Noster Ebersbachius, cujus fatale feretrum Exuvias sacrumque trahit sub busta cadaver. Sectatur tenebrosa cohors, ornatque sequenti In longas porrecta vias funebria pompa. Singultus gemitusque viris lachrymæque puellis Communes vel saxa movent, glomerantur in udis Flumina larga genis; facies riget omnibus, ac si Gorgoneus staret ore lapis vel noxia, verso, Igne Sodom pluvio fecisset lumina visu. Suggestus viduata dolet subsellia, sacris Maxima subscribit plorantum concio rostris. Tanguntur sanctæque domus sacrique recessus Flebiliterque strepunt sensuque carentia templa

Welche Farbe indessen und welches Gerede zwingt nun, da Freude und Lachen verbannt sind, Augen und Blick zu schadenbringendem Gehorsam und schlägt mit blindem Schlag auf sie ein? Welcher Schmerz ruft Land und Dörfer zusammen, welcher veranlaßt schwarz gekleidete Bürger zur Zusammenkunft? (75) Ich weiß den Grund, aber es schadet mir, ihn zu wissen! Wie sehr wollte ich, daß das Unglück aller verborgen geblieben wäre! aber es liegt am Tage. Wehe, dahin ist unser Ebersbach, er ist nicht mehr, dessen Sarg die sterbliche Hülle zum Grabe trägt. Es folgt ihm eine düstere Schar und ziert (80) mit dem ihm folgenden Zuge, der sich weit erstreckt, das Leichenbegängnis. Wehklagen und Seufzen der Männer und Tränen der Mädchen rühren sogar Felsen, auf den feuchten Wangen sammeln sich reichliche Ströme. Die Gesichter aller sind starr, so als sei ihr Antlitz versteinert von Gorgo oder als hätte, nachdem sie den Blick gewendet hatten, (85) Sodom mit einem Feuerregen die schuldigen Augen verdorben. Die Kanzel trauert um die verwaiste Bank, und eine gewaltige Schar von Weinenden klagt dem heiligen Predigtstuhl. Bewegt sind die heiligen Häuser und die geweihten Orte der Besinnung, und sie weinen laut, und die Kirchengebäude, die keine Empfindung haben, (90)

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Persensere suas commota mole ruinas. Non aliter montana tremunt, si quando per auras Tempestas oritur subito, collectaque passim Sulphura fulgur alunt, gravida cum nube laborat Aer & altisono levat ignea viscera partu. O quam triste videt fratrum sacer ordo frequentes Ordinis exequias! quanto germanus amorem Germani mœrore probat! luctantur in uno Pectore tot nigris curarum examina pennis. Eminet ex aliis insigni splendida luctu Magdalis & totos impendere prodiga vultus Tristitiis, saturo lachrymis cava tempora peplo Velat; utrinque alti dependet vulneris index Interni atratus pullusque doloris amictus Proditor obscuram per membra squalentia noctem Spargit, & ad talos missus vestigia lambit. Cœlum oculi figunt, indignantique tuentur Luce polum, sua, qui letho raptore maritum Gaudia avarus habet sociam sociare recusans; Ignavo nec lingua tacet correpta stupore,

fühlen, indem ihre Masse erschüttert wird, ihr Verderben. Nicht anders erzittern Bergtriften, wenn plötzlich sich in den Lüften ein Sturm erhebt, und von überall her zusammengeballter Schwefel einen Blitz nährt, wenn die Luft unter einer unheilschwangeren Wolke leidet und mit einer laut tönenden Geburt die feurigen Eingeweide erleichtert. (95) Oh, wie betrübt sieht der heilige Stand der Brüder zahlreiche Begräbnisse aus dem eigenen Stand! Mit welchem Schmerz beweist der Bruder die Liebe zum Bruder! Es kämpfen in einem Herzen so viele Scharen von Sorgen mit schwarzen Flügeln. Aus den anderen ragt, ausgezeichnet durch besondere Trauer, (100) Magdalis hervor, und großherzig gibt sie ihre Gesichtszüge ganz der Traurigkeit hin, und mit ihrem tränensatten Umhang verhüllt sie die hohlen Schläfen. Auf beiden Seiten hängt als Beweis ihrer tiefen Wunde und ihres inneren Schmerzes ein dunkles Trauergewand herunter, das dunkle Nacht über ihre trauernden Glieder (105) breitet und bis zu den Knöcheln wallend die Ferse bedeckt. Ihre Augen sind fest zum Himmel gerichtet und sehen widerwilligen Blickes den Himmelspol, der nun, nachdem ihr der Tod den Gatten geraubt hat, ihre Freude habgierig besitzt und sich weigert, die Gefährtin dem Gefährten zuzugesellen; und ihre Zunge verschweigt nicht, ergriffen von träger Starre, (110) was der kummervolle Geist als

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Quæ mens ægra suæ exponens interprete vultu Mœstitiæ loquitur, documenta, sed ore soluto Facundam facit ipse dolor, fœcunda querelis Verba sonant, tremulam trutinant suspiria vocem. Proh dolor! exclamat, mittitque in pectore pugnum, Nil ne igitur tutum & constans mortalibus unquam Concessum est ex asse boni? Nihil ergo remittit Fluxa dies? adeoque nocens fortuna jocando Fallit amicitiam? & Luna felicior ipsa Quem modo deposuit revocat mox Protea vultum? Me miseram! Quæ sponsa thorum lætosque Hymenæos Nuper adhuc dextra curabam Virgine, vix dum Sole bis undenum fraterni sideris orbem Per radios animante suos, jam triste sodali Officium extremæ jubeor pietatis, ut ante Conjugii, præstare fidem & persolvere justa; Ille nuces Sponsus tunc sparserat, omina quondam Forte futura mihi spargenti in funere flores. Tam cito lapsuram in cineres mihi pronuba tedam Quod reor, una colo qui nectunt fata, sororum

Beweis ihrer Trauer in den Mienen ausdrückt, sondern der Schmerz öffnet ihr den Mund und macht sie beredt, Worte voller Klagen erklingen, und Seufzer vermischen sich mit der zitternden Stimme. Welcher Schmerz, ruft sie aus und schlägt mit der Faust an die Brust. (115) Ist den Sterblichen denn nichts Sicheres und Beständiges je gewährt aus dem wenigen Guten? Läßt der flüchtige Tag denn gar nichts zurück? Betrügt so sehr schadend das Glück durch sein Spielen die Freundschaft? Und erneuert Luna selbst glückverheissender das proteische Antlitz, das sie gerade abgelegt hat? (120) Ich Elende, die ich als Braut gerade noch das Ehebett und fröhliche Hochzeit besorgte mit dem Beistand der Jungfrau, werde nun gezwungen, da die Sonne kaum zweimal den elften Kreis ihres Brudergestirns durch ihre Strahlen erwärmte, meinem Gefährten schon den traurigen letzten Liebesdienst zu erweisen, wie zuvor (125) die Treue des Ehebundes, und ihm das Leichenbegängnis auszurichten. Er hatte als Bräutigam mir damals Nüsse gestreut, wohl als Vorzeichen für mich, daß ich ihm bald beim Begräbnis Blumen streuen sollte. Daß ich Grund habe zu glauben, die Hochzeitsfackel werde schnell in die Asche gleiten, verriet als Brautführerin eine der Schwestern, die am Rocken die

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Prætulit atque breves devovit Carmine flammas. Ite! Sepulchrales caput evincite cupressi, Et dudum emeritas ab eo depellite myrthos. Ah! fugitive David! nostros cur linquis amores Desertum & Thalamum? cur me, qui tanta dedisti Ardoris monumenta Tui, cur ocyus inquam Me fugis, amplexu consuetaque brachia fraudas? Ignoras? quod sola fui, cui solus amoris Primitias firmi tribuisti fœderis arrham, Infantemque cui libasti casta pudorem Pignora Conjugii; tecumne piissime Conjux Ire licet? viduo quid me frigescere lecto? Retro flecte pedem & reditum felicibus ausis Maturante fuga Libitinæ elabere claustris, Et refer extinctos fatisque volentibus ignes. Vana loquor, nec justa peto; temeraria spes est Velle, semel quos cœca premunt oblivia rerum, Quosque Charon jussit cymbam conscendere, manes Vitales iterum votis revocare sub auras Bis genitos; nescit lethi via trita reverti.

Schicksalsfäden spinnen, (130) und verfluchte mit einem Zauberlied die kurze Zeit meiner Ehe. Geht nun und umwindet mein Haupt, ihr Trauerzypressen, und vertreibt von ihm die Myrten, die längst ihren Dienst getan haben. Wehe, flüchtiger David, warum läßt du unsere Liebe im Stich und das verwaiste Ehebett? Warum fliehst du mich, der du so große Beweise deiner (135) Liebesglut gegeben hast, warum – sage ich – fliehst du mich allzu schnell und betrügst die Arme um die gewohnte Umarmung? Weißt du denn nicht, daß ich allein es war, der du allein die Erstlinge eines unverbrüchlichen Liebesbundes als ihren Schatz gabst, und deren stumme Scham du opfertest als (140) keusches Unterpfand des Ehebundes? Ist es mir erlaubt, liebster Gatte, mit dir zu gehen? Wozu sollte ich im Witwenbett erkalten? Kehre zurück, beschleunige unter günstigen Vorzeichen deine Rückkehr und entkomme in eiliger Flucht dem Kerker Libitinas, und bringe – das Schicksal will es so – die erloschene Liebesglut wieder! (145) Aber ich spreche vergebens, und um Unrechtes bitte ich, verwegene Hoffnung ist es, die Toten, die blindes Vergessen alles Geschehenen bedrückt, die Charon bereits seinen Nachen besteigen ließ, wieder zu Lebensluft zurückrufen zu wollen, als würden sie zweimal geboren; der ausgetretene Pfad des Todes weiß von keiner Rückkehr. (150) Ich will dir

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Te sequar, ergo mane charissime! fata redire Unde negant aliquem; Te te sequar otia vitæ Cœlibis æternæ jam postpositura quieti. Sic fatur & fundit lachrymarum Magdalis imbrem Pro votoque propinqua mori sentire per artus Gaudet læta necem, collumque manusque supinat Cœlestes quasi in amplexus ruitura Mariti. Vos quoque, vos, quas nulla quidem mihi præmia multæ Frontis, honore empto censuque creante Poe¨tam, Conciliant faciles venali munere, sed quas Quantulacunque facit naturæ vena benignas, Elatum viridi nequicquam obstante Juventa, Castalides! lugete virum, viduæque sonoro Plangite concentu, quem vis maturior astris Ad breve depositum aˆ mundo repetentis olympi, Insertum properat; cujusque in stamine Parca Nomen & omen habet, postquam non integra rupit Fila, nec in plenos passa est decurrere fusos.

folgen, warte also, Liebster! Ich will dir dorthin folgen, von wo – wie man sagt – das Schicksal keinen zurückkehren läßt. Ich will dir folgen und die Muße eines einsamen Lebens der ewigen Ruhe jetzt schon hintanstellen. So spricht Magdalis und vergießt einen Tränenregen, und sie freut sich daran, daß nach ihrem Wunsch bald zu sterben sie fühlt, (155) wie der Tod ihre Glieder durchfährt, und sie streckt Hals und Hände in die Höhe, als eile sie gleichsam in die Umarmung des Gatten im Himmel. Ihr auch, ihr, die mir zwar nicht der Lohn hohen Ansehens – da käufliche Ehre und Schätzung den Poeten macht – verschafft, weil ihr leicht käuflich wäret, sondern die (160) mir eine – wenn auch kleine – natürliche Ader geneigt macht, auf die ich stolz bin, obgleich die noch grüne Jugend es zu hindern scheint, ihr kastalischen Musen, betrauert den Mann, und klagt mit der Witwe in wohltönendem Einklang um den Mann, den eine allzu zeitige Macht den Sternen zuzugesellen eilt, da der Himmel die nur kurz gewährte Gabe von der Welt zurückfordert; (165) bei dem Spinnen seines Lebensfadens hat die sparsame Parze zurecht Namen und Vorbedeutung, nachdem sie den unvollendeten Faden abschnitt und die Spindel nicht ganz ablaufen ließ.

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Fallor, ovaturæ post mortem nulla canuntur Nænia virtuti, sed lætus arundine Pæan. Non intempestivus obit, cui nomina laudis Exsuperant annos; venit aˆ virtute senectus, Canaque, quam meritis illustras, creditur ætas. Non sua qui longe, sed qui bene lustra peregit, Hunc satis, hunc vixisse putes; si Nestora sentis Ingenium, sis fronte licet, venerabere, Ulysses. Nunc Jove, Pierides! dignum genus ergo Parente, Cum fletu mutate modos, simul acque remissas Altius artifici suspendite pollice fibras, Divini ut melius resonent encomia mystæ. Quæ mora? quis prohibet? livor, nec Luna, molosso Consvetum remoratur iter, latrante; quid ultra Hæretis? date quæso humeris, intelligo vestris Impar onus; ratio valet; esto, musa quiesce Jussibus inferior! labor hic absolvit inertem. Nam si vela dares ventis quassamque carinam Tantarum Oceano laudum committere utrique

Täusche ich mich, oder werden der triumphierenden Tugend nach dem Tode keine Trauerklagen gesungen, sondern mit der Flöte ein froher Siegesgesang? (170) Nicht unzeitig verschied er, dem seine Ruhmestitel die Lebensjahre übertreffen. Lebensalter bemißt sich nach der Tüchtigkeit, und als ergraut gilt das Alter, das man durch Verdienste bekannt macht. Nicht von dem, der lange, sondern von dem, der gut gelebt hat, soll man glauben, er habe genug, er habe wirklich gelebt. Wenn du an Geist ein Nestor bist, (175) wirst du verehrt werden, seist du auch nach Aussehen ein Odysseus. Jetzt, ihr Musen, da seine Abstammung eines Jupiter würdig ist, ändert mit der Trauer eure Weisen und laßt die schlaffen Saiten mit kunstfertigem Daumen höher klingen, daß der Preis des göttlichen Dieners heller ertöne. (180) Was zögert ihr? Wer hindert euch? Der Neid, und Luna hält in ihrem gewohnten Lauf nicht inne, weil ein Molosserhund bellt, warum also zögert ihr noch? Legt die Last auf meine Schultern, ich merke, daß ihr ihr nicht gewachsen seid; Vernunft siegt, es sei, Muse schweig, da du mein Geheiß nicht erfüllen kannst. Diese Mühe spricht die Unfähige frei! (185) Denn wenn du Segel setztest und das schwankende Schiff dem Meere so großen Lobes anvertrauen wolltest, ohne mit beiden Himmelspolen vertraut zu sein,

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Tentares ignota polo, factura perires Naufragium, magnum nec lucratura pudorem. Præterea quid quæso Tuo, quid primus honori Vir quondam Reverende! canam? quid porro, quid inde Prosequar? ancipitem diverso tramite vatem Distrahit atque inopem meritorum copia reddit; Si pietas, si pura fides, si rarior illa, Quæ rogus ipsa sibi vitam dat morte, volucre Candor & ingenium, doctrina, modestia & omne Ferre potens punctum firmæ constantia mentis Conscripsisse unquam potuerunt pectore in uno Concilium commune, Tuo fortasse sedebant. Non referam tot larga manus miserantis egeni Flumina donorum, queis paupertatis amator Palladiumque bona meruisti laude vocari! Non inimicorum numero de bile triumphos, Quos habuit, quoties sceleri benefacta beatam Experto opponens vindictam sumeret ultor; Oficii sacros quanto sudore labores Vicerit, exhaustæ vires cum morte loquantur Præpropera, nimius quam forte citaverit ardor.

würdest du Schiffbruch erleiden und untergehen und große Schande auf dich laden. Was zudem soll ich zuerst von deinem Ruhm (190) besingen, du einst würdiger Mann! Was sodann und womit soll ich fortfahren? Die Fülle der Verdienste reißt den Dichter auf seinem Pfad hin und her und macht ihn hilflos. Wenn Frömmigkeit, wenn reine Treue, wenn jene allzu seltene Tugend, die scheiternd ‹?› im Tode sich selbst das Leben gibt, (195) Redlichkeit und ein geflügelter Geist, Gelehrsamkeit, Bescheidenheit und Beständigkeit, die alle guten Eigenschaften eines festen Geistes in sich vereinigt, je in einer einzigen Brust eine Ratsversammlung bilden konnten, dann hatten sie wohl in deiner Brust Wohnung. Ich will nicht von den Strömen von Gaben einer Hand reden, (200) die sich der Bedürftigen erbarmte, mit denen du verdientest, Liebhaber der Armut, und Schutzwehr mit großem Lob genannt zu werden! Nicht von den Triumphen über die Schar der zornig rasenden Feinde, die er sich zuzog, so oft er sich dem Verbrechen, das Wohltaten empfangen hatte, entgegenstellte und als Rächer die billige Strafe vollzog; (205) mit welchen großen Mühen er die heiligen Dienste ausführte, davon mögen seine erschöpften Kräfte sprechen, die seinen allzu frühen Tod verursachten, den sein Übereifer an-

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Quæ non ebrietas divini nectaris aures Mulcebat? cum dulce favi lactisque fluentum Imbiberent avidæ & noster Chrysostomus auro Eloquii captas raperet sub vincula mentes. Nec mirum: externum decus & lepor incola frontis Suspensæ, triplexque soror, comes addita quondam Idaliæ, ornabant veneres, quas ore rotundo Fundebat, gravibusque dabant nova pondera verbis. Heu! nunc Svada tacet, sunt alta silentia, somnum Lingua capit sacros nunquam motura penates. Una beatorum pars Gentis & una sepultæ, Nullibi jam totum Cœlo terraque vidente Magne Ebersbachi! quem nunc pretioÇsÈa manebit Librorum series? quorum selecta supellex Te caret, aˆque tua videat quem morte secundum Nescit & ignorans quot sit visura camœnas Hastam jure timet, ne sparsis ære libellis Undique pulchra cohors latum distracta per Orbem Nusquam & ubique habitet sub avitis sedibus exsul, Et vastam populet non una colonia gentem. Non minus arborei frutices, multique laboris scheinend beschleunigte. Wie sehr hat nicht seine vom göttlichen Nektar trunkene Predigt den Ohren geschmeichelt, als sie den süßen Strom von Honig und Milch (210) gierig tranken und unser Chrysostomos mit dem Gold seiner Beredsamkeit die Sinne gefangen nahm und in Fesseln schlug? Und es ist nicht verwunderlich: Die stattliche Erscheinung und die Anmut, die seiner hohen Stirn innewohnte, und die dreifache Grazie, einst Begleiterin der Göttin vom Ida, zierten die liebliche Rede, die er aus seinem wohltönenden Munde (215) verströmte, und gaben seinen bedeutenden Worten zusätzlich Gewicht. Wehe, nun schweigt sein Redestrom, es herrscht tiefes Schweigen, die Zunge ruht, um nie wieder die heilige Gemeinde zu rühren. Du nun, zu einem Teil Glied der Gemeinde der Seligen, zum andern der Toten, nirgends können dich nunmehr Erde und Himmel ganz sehen, (220) großer Ebersbach! Wer wird nun die kostbare Reihe deiner Bücher besitzen, die du nun nicht mehr mit ihren erlesenen Schätzen nutzest; und sie weiß nicht, wer sie nach dir besitzen wird und nicht, welche Musen sie sehen wird. Sie fürchtet zu Recht ihre Versteigerung, daß die Bücher um Geld verkauft werden, (225) und die schöne Gemeinschaft über die ganze Erde verstreut wird, überall und nirgendwo wohnt, in Anbetracht ihrer altehrwürdigen Wohnstatt verbannt ist und viele Besitzer die gewaltige Sammlung zerpflücken. Nicht weniger suchen die Stauden und Bäume nach

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Arbuta & indigenas, quos transfert Media, fœtus Te quærunt, reditumque tibi quasi vertice nutat Daphnis amor Phœbi; veterem desiderat hortus Cultorem, quem sæpe sinu occultavit amœno, Mens ubi cum curarum arcano accederet æstu; Nulla tamen Dominum jamjam TE, crede, sequetur Nulla brevem, nisi quæ tumbam coronaverit, arbos. Linque lubens, quod terra negat; sunt altera cœlo Tempea, linque libros, levis est jactura lucranti; Cunctarum nunc plena tibi distinctio rerum Et patefacta sacri cedunt mysteria fontis. Gratulator inde vices animæ, membrisque sepultis, Ut placidum carpant, precor, intemerata soporem!

dir, die viele Mühe machen, die Sträucher und Pflanzen, die Media zu uns als seine Gewächse bringt; (230) Daphne, die Liebe des Phöbus, neigt ihren Wipfel und erbittet deine Rückkehr, der Garten ersehnt seinen alten Pfleger, den er oft in seinem lieblichen Schoße barg, wenn er sorgenvoll während der Hitze sich nahte. Aber kein Baum, glaube mir, wird DIR als seinem Herrn folgen, (235) keiner außer dem, der den kleinen Sarg schmückt. Laß gerne zurück, was dir die Erde verweigert. Im Himmel gibt es andere liebliche Auen, verlaß deine Bücher, da du viel gewinnst, verschmerzest du leicht den Verlust. Jetzt wird dir die volle Erkenntnis der Dinge zuteil, und es eröffnen sich die Geheimnisse des heiligen Quells. (240) Deshalb beglückwünsche ich deine Seele zu ihrer Veränderung und wünsche den bestatteten Gebeinen, daß sie unversehrt den ruhigen Schlaf genießen können.

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13. Auf das Absterben Des Herrn MÇAGISTRIÈ E b e r s b a c h s in Schweidnitz.

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VErwaiste Magdalis! die Sprache trüber Augen, Aus welchen Boy und Flor das Blut des Hertzens saugen, Vertritt den schwachen Mund der stummen Traurigkeit; Die Blicke sind beredt, die Thränen lauter Zungen, So daß, obgleich der Schmertz die Seuffzer schon verschlungen, Betrübtes Wunder-Werck! das herbe Wasser schreyt. Dein Antlitz predigt uns von nichts als Klage-Liedern, Der Redner schwartzer Tracht erklärt auf deinen Gliedern Den Spruch, daß unser Leib wie ein Gewand verschleißt, Die Hand beklaget sich durch ein verschrencktes Breiten, Des Fusses Ohnmacht wanckt, sein Unglück anzudeuten, Das ihm die Stütze raubt, und seinen Ancker reißt. Die nasse Zärtlichkeit so mancher Angesichter, Und der verschwiegne Dampff der bleichen Todten-Lichter Bestätigt, was das Ertzt bey deiner Wehmuth spricht; Der blinde Wieder-Schall hört und erzehlt dein Sehnen, Und Zion unterschreibt den Klage-Brief mit Thränen, An dem so manche Faust das schwartze Siegel bricht. Der Ausbruch deines Grams verdient wohl keine Frage, Dein Also kein Wieso? die Ursach liegt am Tage, Dein Leit-Stern in der Nacht. Genug zur Finsterniß Vor den verlaßnen Mond, wenn ihm die Sonne stirbet! Genug zur Sterbens-Lust, wenn uns das Hertz verdirbet, Das niemand als der Tod von unserm Hertzen riß!

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A. Religiöse Dichtungen

Verwaiste Magdalis! beweine deinen Todten, Der krancken Sehnsucht sind die Zähren unverbothen, Dein Ach ein ächtes Kind gerechter Ungedult; Denn wo des Himmels Zorn die Unschuld quält und reitzet, Und ihren Perlen-Schmuck der Eßig-Safft zerbeitzet, Da trägt die Schickung mehr, als die Verzweiflung Schuld. Läst diese Feindin nun die Tapfferkeit der Sinnen, Auch jetzt in deiner Brust nichts als die Flucht gewinnen, Wird dein gelaßner Geist von der Gefahr bewegt. Der Ruhm der Billigkeit verringert diese Schande, Die Großmuth trauret selbst in ihrem Wittwen-Stande, Die Ceder sinckt, wenn ihr der Blitz den Gipffel schlägt. Du hast des Glückes Gunst bey sieben Viertel Jahren, Als eine Magd gebraucht, und stets getreu erfahren, Jetzt fodert es den Lohn vor seine Dienstbarkeit, Und nimmt, eh es den Stuhl dir vor die Thüre setzet, Diß Kleinod, dessen Werth kein Reichthum würdig schätzet, Vor den der blasse Geitz gar offt die Seele beuth. Die Fackel rauchet noch von deinen Hochzeit-Flammen, Der Braut-Rock ist noch warm, der Krantz hält noch zusammen, Den der Vermählungs-Kuß von deiner Scheitel bließ, Da schon die Ampel dampfft, die bey der Leiche wachet, Da schon ein finstres Kleid die Glieder furchtsam machet, Und die Cypresse grünt, so vor ein Fremdling hieß: So bald verwandelt sich des Glückes Zauber-Spiegel, So gräntzt ein Myrrhen-Berg mit einem Weyrauch-Hügel, So kärglich theilt die Zeit die guten Stunden ein, So selten lacht der Tag wie seine Morgen-Rosen, So baut die Schickung offt ein Ziegel-Hauß in Gosen, So herbe schmeckt auf Sect ein Coloquinten-Wein.

I. Leichencarmina 55

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Verlaßne Magdalis! so welcken deine Myrthen, Dein Schiff verliehrt den Port, und kämpffet in den Syrthen, Dein bester Freund verläst ein weites Schlaff-Gemach, Dein Zimmer, deine Brust wird durch den Abschied wüste, Die Einsamkeit erfüllt den Schau-Platz keuscher Lüste, Und rufft dir kläglich zu: Hier lag dein Ebersbach. Was aber ritzt mein Kiel die frischen Wunden grösser, Warum verstärckt sein Safft das wachsende Gewässer, Das dir schon ohnedem bis an die Seele dringt! Der Schaden heilet spät, den man so offt berühret, Beklagen mehrt den Schmertz, der sich gar bald verliehret, Wenn ein gescheidter Artzt den Tröster mit sich bringt. Und also fasse dich bey deinem tieffen Leide, Damit dir nicht der Gram das Bret zum Sarge schneide; Die Liebe trauret zwar, doch mit Bescheidenheit, Dein David wird dereinst da, wo er hingegangen, Mit einer reinen Brunst dich in der Welt umfangen, Die der Veränderung das Bürger-Recht verbeuth.

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A. Religiöse Dichtungen

A II. Geistliche Lieder und Gedichte

1. Danck-Lied Mosis nach dem Ausgange aus Egypten.

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DA schwimmt nun unsre Furcht mit Wagen, Roß und Mann, Nun jag’ uns weiter nach, du wütender Tyrann, Und sauff für unser Blut Fluch, Schaum und Sand im Grunde! Erlöstes Jsrael auf, auf! mit Hertz und Munde, Und feyre den Triumph; dem Siege folgt der Danck. HErr, meiner Väter GOtt! du bist mein Lob-Gesang, Mein Fels, mein Schutz und Heil, mein Arm und meine Stärcke, Mein König und mein Held, ich ehre deine Wercke, Und deren Herrlichkeit, die schon dein Name zeigt. HErr! deine Rechte schlägt, HErr! deine Rechte beugt Den groben Eigensinn, und wirfft die Stoltzen nieder, Der Feind gedachte schon auf Mord und Sieges-Lieder, Er hörte, kam und sah, und schnob vor Rach’ und Wut, So wie ein wilder Bär vor Hitz’ und Durst nach Blut. Er theilte schon den Raub in seinem blinden Sinne, Und schwur uns eine Schlacht, aus der kein Hund entrinne; Jtzt zieh ich, stieß er aus, mein unbarmhertzig Schwert, Das niemals ohne Sieg noch trocken rückwärts kehrt; Es frißt und hört nicht auf, bis die Rebellen fühlen, Und völlig meinen Muth an warmen Leichen kühlen. Ja, ja in Flut und Meer, verstockter Pharao! Des HErren Grimm brach aus, wie Feuer unterm Stroh; Sein Wincken rieff den Süd, der Süd war da und theilte Die Wellen und den Schilff, wodurch die Blindheit eilte; Die Tieffen wallten auf, der Abgrund gab sich bloß, Das Wasser stieg und stund und fiel auf einmal los,

II. Geistliche Lieder und Gedichte

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Da wurden Raserey, Volck, König, Zeug und Wagen, Wie Stein und Bley verschluckt und in den Sand geschlagen. Der Fall betrübte gleich der Nachbarn Hertz und Ohr, Die Völcker Canaans verliessen Grentz und Thor, Angst kam die Riesen an, durch Edom lieff das Schrecken, Und Moab kroch aus Furcht in Klüffte, Wald und Hecken. O HErr! wer ist dir gleich? wo lebt ein GOtt wie du, Der Recht und Gnad’ ertheilt, damit er Wunder thu? Wer kan mit solcher Macht und mit so starcken Armen Jn allerley Gefahr sich zeigen und erbarmen? Wer ist wohl ausser dir so heilig und so rein? Jn allem, was du thust, muß Grund und Weisheit seyn, Und Lieb’ und Billigkeit; die Vorsichts-Schlüsse zeigen, Aus welchen Glück und Fall und alle Dinge steigen. Man sieht, wie schrecklich auch dein Eifer niederfährt, Wenn unsrer Bosheit Dampff den Blitz gebiert und nährt. Und dadurch hast du dich so herrlich hoch erhoben, Daß alle Gläubigen dein Reich mit Ehrfurcht loben; Du hast dein Volck erlöst, du hast dein Volck geführt, Und aus Barmhertzigkeit mit Sieg und Lust geziert. HErr! fahre weiter fort, HErr! werde doch nicht müde, Und schaff’ uns mit Gewalt auch vor dem letzten Friede! Du hast uns dir erwählt und auf ein Land gespart, Jn dem die Sicherheit dein Licht und Recht bewahrt. Ach! bring’ uns bald hinein und gönne Jacobs Saamen Das Erbtheil, das er hofft. Dort wird man deinem Namen Jn Zions Heiligthum mit Freuden opffern gehn, Dein ewig Königreich soll hier im Bilde stehn, Und alle Völcker ziehn im Tempel anzubeten, Bis daß des Weibes Frucht der Schlangen Kopff zertreten.

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A. Religiöse Dichtungen

2. MEDITATIO CONSOLATORIA PRO IIS, QUIBUS JAM HOSTIUM IMMINET INVASIO, EX PS. XVIII. V. 2. & 3.

Hertzlich lieb hab ich dich, HErr meine Stärcke etc.

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MEin GOTT! was bist du mir auf Erden, Was wirst du mir im Himmel seyn? Dein Ruhm kan nicht ergründet werden, Denn die Vernunfft ist gar zu klein. Doch höre mich, o Höchster, an! Was ich von dir erzehlen kan: Du bist mein Fels, drum kan ich stehen, Wenn gleich die Feinde wider mich Mit ihrer Macht zu Felde gehen, Sie schaffen nichts, ich tret auf dich: Gesetzt, daß auch die Erde bricht, So weicht doch dieser Felsen nicht. Du bist die Burg, darein ich fliehe, So bald ein Ungelück entsteht; Das Thor ist offen spät und frühe, Dadurch man zum Erretter geht, Und wächst der Jammer noch so groß, So bricht er nicht in dieses Schloß. Du bist mein Hort, auf den ich traue, Der Grund, auf den ich in der Welt Die allerbeste Hoffnung baue, Dieweil der Grund-Stein mich erhält; Denn wer auf schwache Menschen sieht, Der hat sich offt umsonst bemüht.

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Du bist mein Schild und Horn im Leben, Daraus mein Heil geflossen kömmt: Denn alles hast du mir gegeben, Und alles wird durch dich bestimmt. Kein Tropffen Blutes wird in mir, Es rühre denn mein GOtt von dir. Du wilst mein Schutz und Zuflucht bleiben, Und eher, als ich bitten kan, Der Feinde List zurücke treiben, Du hast es schon vorhin gethan; Sonst hätte mich der Neider Macht Längst unter ihren Gifft gebracht. Du bist der Heyland meiner Seelen, Du kanst durch deinen Creutzes-Tod Die gantze Sünden-Schuld verhehlen, Du schützt mich vor der Höllen Noth; Wo käm mir sonst der Himmel her, Wenn GOtt nicht auch mein JEsus wär. Wie darff ich dich noch weiter nennen? Du bist mein Alles hier und dort, Und soll ich dich noch klärer kennen, So bringe mich nur an den Ort, Da man dich siehet, wie du bist, Und wie dein Glantz so herrlich ist. Jnzwischen gieb, daß ich bedencke, Was ich vor deine Lieb und Treu Auf Erden dir vor ein Geschencke Zu lieffern wieder schuldig sey: Du giebest mir dich selber hin, Hilff, daß ich auch gantz deine bin.

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A. Religiöse Dichtungen

Damit mag künfftig auf der Erden Gefahr, Furcht, Schrecken, Krieg und Streit Noch weiter fortgesetzet werden: Jch glaube, daß du allezeit Mein Felß, mein Burg, mein Hort, mein Schild, Mein Schutz, mein Heyland bleiben wilt.

3. Auf den 1. und 2. Vers des 122. Psalms, Nach der Melodie: JEsus meine Zuversicht.

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WElt, was hab ich noch mit dir Und mit deiner Gunst zu schaffen? Adams sündliche Begier Mag sich an der Lust vergaffen, Die in Sodoms-Häusern spielt, Und auf Tod und Schande zielt. Deines Hochmuths Brand-Altar Gläntzt von lauter Zauber-Kertzen, Wo die Thoren mit Gefahr Jn dem Ehrsuchts-Tempel schertzen; Biß der Fall den Schein entdeckt, Und sie in den Abgrund steckt. Mammons güldner Ueberfluß Uebertüncht die schwersten Sorgen; Wer in Marmor wohnen muß, Der hat keinen guten Morgen: Jn Pallästen reicher Zeit Herrschen Furcht und Gram und Neid.

II. Geistliche Lieder und Gedichte

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Herr der Wahrheit! auf Dein Wort Gründet sich mein froh Gewissen. O wie seelig wohnt man dort, Wo wir Dein Gedächtniß küssen! Wo Dein Nahme, Recht und Licht Allzeit von Erlösung spricht. Ach was giebt mir Zions Höh Vor ein Sehnsuchts-voll Ergötzen! Wenn ich in den Vorhof geh, Meinen Glauben fest zu setzen: Der die Hoffnung dorthin führt, Wo die Kirche triumphirt. Auf mein Geist und schau empor! Was sich dort vor Wollust findet, Welche hier kein Aug’ und Ohr Noch kein menschlich Hertz ergründet: Diß ist Salems Friedens-Stadt, Die den Quell des Lebens hat. Diese Stätte suchen wir, Wir als Pilger auf der Erden: Solte nun der Creutz-Weg dir Etwas rauh und sauer werden; O so stärcke Fuß und Muth Durch den Blick auf jenes Guth! Aller Kummer leget sich, Wenn sich nur dein Hertz besinnet: Daß der Heyland auch vor dich Dort das Bürger-Recht gewinnet. Eile nun durch Wüst und Sand Freudig in dein Vaterland!

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4. ARIA.

Ueber die Worte: Der GOtt aber des Friedens etc. EBR. XIII. V. 20. 21.

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GOtt, dessen Nahmen schon die Fülle Vollkommner Herrlichkeit entdeckt, Erhör mein Hertz, das in der Stille Die Früchte deiner Liebe schmeckt, Und das auch schon im Glauben fühlt, Wie gütig deine Vorsicht spielt! Du hast und giebst den rechten Frieden: Ach! gieb ihn mehr und mehr auch mir, Und zwing, wenn Geist und Fleisch ermüden, Welt, Sünde, Satan und Begier! Du weist, wie starck die Feinde sind, Drum stärcke, bis mein Kampff gewinnt. Die Hoffnung läst den Muth nicht sincken, Sie kennt die Grösse deiner Treu; Du magst mich ziehn, du darffst nur wincken, So folg ich, wie und wo es sey, Nachdem du täglich Zeugniß giebst, Wie sehr du deine Menschen liebst. Du hast vor uns verirrte Schaafe Den Hirten selbst ins Grab gesteckt, Und uns zugleich vom Sünden-Schlaffe Wie ihn von Todten auferweckt; Diß Blut, diß theure Testament, Macht, daß dein Kind uns Bruder nennt.

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Welch Danck-Lied kan vor solche Gnade Ein rein und würdig Opffer seyn? Wir treten vor die Bundes-Lade, Und wollen dir Gehorsam weyhn. Ein Wandel, der dir wohl gefällt, Jst doch das reichste Wieder-Gelt. Doch ohne deine Krafft zu wandeln, Heist nur in Nacht und Nebel gehn: Die Fertigkeit, stets recht zu handeln, Muß bloß von deiner Hülff entstehn. Die Hülff erscheinet aufs Gebeth, Das voller Reu um Beßrung fleht. Verleih mir Andacht, Witz und Stärcke Was dir gefällt wohl einzusehn, Und laß von mir in jedem Wercke Bloß deinem Willen gnug geschehn! Gieb, daß ich sonder Heucheley Dir und dem Nechsten dienstbar sey. Dein Sohn, mein JEsus, hilfft vollbringen, Das macht sein Ampt und Priesterthum: Jhm soll mein Hosianna klingen, Mein ist der Sieg, sein ist der Ruhm, Hier heist es Amen in der Zeit, Dort heilig in der Ewigkeit.

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A. Religiöse Dichtungen

5. Buß-ARIA.

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KOmm, JEsu, theurer Schatz! Mein Geist der macht dir Platz. Hier seuffzet dein Erlöster: Erhöre mich, mein Tröster! Ach! theure Gnaden-Kertze, Bestrahle Seel’ und Hertze! Erneur’ in mir den Bund, Da deines Dieners Mund Mich in dem theuren Bade Der süssen JEsus-Gnade Von Sünden loßgezählet, Und dir mich anvermählet. Jch habe zwar, mein GOTT! Durch längst-verdienten Tod, Schon offt den Bund gebrochen, So, daß des Hertzens Pochen Mich heißt mit Angst und Schrecken Vor deinem Zorn verstecken. Ach! aber, wo soll mir Auch wol ein Ort vor dir Gnug Schutz und Hülffe geben? Wer kan dir widerstreben? Dir, der du Held und Waffen, Ja alles hast geschaffen. Jch muß vor deiner Macht Jn meiner Sünden-Nacht Erzittern und erbeben;

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Mein schwehr-verschuldtes Leben Vergehet im Gedränge Der grossen Sünden-Menge. Ach! ach! wo laß ich mich? Jedoch, ich hoff’ auf dich; Du sagest: daß vor allen Dir der wird wohl gefallen, Den bey zerknirschtem Hertzen Begangne Sünden schmertzen. Nun, JESU! mein Gewinn, Nimm Hertz und Seele hin, Du weißt es zu ergründen: Erforsche, wie die Sünden Dieß mit dem schwehrsten Drücken Jn Reu und Leid verstricken. Komm, gieb mir deinen Geist! Den, welchen du verheißt, Demselben auszutheilen, Wer bey bedrängtem Heulen Mit rechten Hertzens-Zähren Zu dir sich wird bekehren. Ach! nimm dich meiner an Auf der verwirrten Bahn! Führ’ mich vom Höllen-Wege Zu deinem Himmels-Stege! Jch seuffze nach Erbarmen, Nimm mich in deine Armen. Hilff mir die kurtze Zeit Hier dieser Eitelkeit Stets deines Vaters Willen

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A. Religiöse Dichtungen

Jn allem recht erfüllen! Laß mich so leben wollen, Wie wahre Christen sollen.

6. Die Begierde nach dem Himmel.

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FOrt, o Seele, von der Welt! Laß das Lazareth der Erden! Wem ihr Firniß wohlgefällt, Mag durch Schaden klüger werden: GOtt und Himmel soll allein Meiner Sinnen Leit-Stern seyn. Jn Egypten herrscht man nicht, Gosens Apffel schmeckt zu bitter, Jhre Blumen, so man bricht, Sind ein Blendwerck der Gemüther, Bis man dort in Canaan Rosen-Ernte halten kan. Unsers Lebens Wanderschafft Giebt das Bürger-Recht im Himmel; Wer sich an der Welt vergafft, Kriegt für Körner Staub und Schimmel: Alle Hoheit dieser Zeit Jst ein Bild der Eitelkeit. Schiffer werden auf der See Von den Stürmen umgetrieben, Bis die Zeit ihr langes Weh Durch den Nord-Stern aufgerieben:

II. Geistliche Lieder und Gedichte

Diß, was uns bestürmen will, Jst ein Leiden ohne Ziel. 25

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Seuffzer sind der theure Zoll, Welchen wir der Erde geben, Unser Krug ist selten voll, Disteln list man von den Reben, Thränen mischen unsern Tranck, Dornen pflastern uns den Gang. Das Vergnügen bringt Verdruß, Aus der Wollust sproßt der Schmertzen. Oefters kan der Ueberfluß Uns die Freuden-Saat verschertzen, Wenn des Feindes gelber Neid Unkraut auf den Acker streut. Perlen, die wie Liljen blühn, Sind der Speichel wilder Fluten, Last den blitzenden Rubin Auf der Fürsten Scheitel bluten, Jhre Würde zeiget doch Des gekrönten Knechtes Joch. Meine Sehnsucht brennt vor Lust, Brief und Abschied einzufodern, Und die Schmertzens-volle Brust Wünscht im Grabe zu vermodern; Denn die niemals schlaffen gehn, Können niemals auferstehn. Auf, bestürtzter Geist, zu GOtt, Der krönt dich mit Salems Schätzen, JEsus selbst will durch den Tod Deiner Last den Grentz-Stein setzen,

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A. Religiöse Dichtungen

Gieb dem, was dich traurig macht, Nun auf ewig gute Nacht!

7. Christliche Gedult. Jm Thon: JESUS meine Zuversicht

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BAnges Hertze! lerne doch Dich in dein Verhängniß schicken, Und das schwehre Creutzes-Joch Durch Gedult vom Halse rücken! Weil dem Auge, wenn es weint, Alles doppelt-grösser scheint. Gerne tragen, schwächt die Last; Willig leiden, stärckt die Hände: Wer das Ruder muthig faßt, Macht der Schiff-Fahrt bald ein Ende, Welche man in dieser Welt Durch das Meer der Trübsal hält. Zwar es ist kein schlechtes Werck, Sich im Kummer frölich zeigen; Wer vermag wol einen Berg Ohne Schwitzen aufzusteigen? Doch ein Weiser zwingt das Leid Durch der Sinnen Tapfferkeit. Nur getrost, betrübter Geist! Frisch gewagt, ist halb gewonnen Was dein Fern-Glas Wolcken heißt, Jst ein Himmel voller Sonnen,

ETC.

II. Geistliche Lieder und Gedichte

Die des Kummers trübe Nacht Den Cometen ähnlich macht. 25

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Unser Glauben nimmt den Trost: Weil die Quaal nicht ewig währet. Dem, der mit der Hoffnung loost, Jst das Kleinod offt beschehret; Aus dem Leiden ohne Ruh Führt sie uns nach Glück-Stadt zu. Jch verschweige, was mich drückt, Und bin in dem Höchsten stille: GOTT hat mir es zugeschickt, Und vielleicht ist es sein Wille, Daß nach Klage-Liedern bald Auch ein Halleluja schallt.

8. Der Seelen Unsterblichkeit.

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SEele, wirff den Kummer hin, Deiner Hoheit nachzudencken, Und laß dir den freyen Sinn Durch des Leibes Last nicht kräncken, Diese Bürde, so man trägt, Wird in kurtzem abgelegt. Die Gefangenschafft vergeht, Stahl und Fessel müssen brechen; Unsers Lebens Alphabet Jst ja noch wohl auszusprechen, Macht doch auch die gantze Zeit Keinen Punct der Ewigkeit.

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A. Religiöse Dichtungen

Sclaven werden endlich frey, Und der Kercker aufgebrochen, Wenn des Todes Tyranney Jhren Feinden Hohn gesprochen, Ja der längste Richter-Stab Reichet selten bis ins Grab. Heiden mögen mit der Grufft Jhren Hoffnungs-Port verschliessen, Und wenn das Verhängniß rufft, Thränen vor Verdruß vergiessen; Weil sie dieser Wahn betriegt, Daß der Geist zugleich verfliegt. Unser Glaube bricht die Bahn Durch den Kirchhof in das Leben, Wer die Welt nicht grüssen kan, Lernt ihr zeitlich Abschied geben; Denn er glaubet, daß der Geist Sich der Sterblichkeit entreist. Nun wohlan! ich bin bereit, Meine Glieder hinzulegen; Denn des Todes Bitterkeit Führet uns auf Dornen-Wegen Jn des Himmels Rosen-Feld, Wo die Wollust Tafel hält.

II. Geistliche Lieder und Gedichte

9. Die gepriesene Demuth.

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WEr die Erde recht beschaut, Findet einen weiten Garten: Hier wächst manch gesundes Kraut, Hier sind Blumen vieler Arten, Doch der Demuth edle Zier Geht fast allen andern für. Demuth hemmt der Mißgunst Gifft, Und den kalten Brandt der Sünden, Wer ohn ihren Leit-Stern schifft, Wird den Hafen schwerlich finden: Demuth bietet Glück und Heil Aller Welt umsonste feil. Hoffart, Stoltz und Uebermuth Sind Propheten unsres Falles, Demuth bleibt das höchste Guth, Wer sie darbt, dem mangelt alles; Demuth wird durch Einfalt klug Und betrüget den Betrug. Demuth hasset Lob und Ruhm, Demuth herrscht auch in dem Kittel, Demuth ist ihr Eigenthum, Und ihr selbst der gröste Tittel; Demuth übersteigt den Neid Auch in ihrer Niedrigkeit. Pappel-Sträuche rührt kein Blitz, Jn die Eichen schlägt das Wetter; Ja der Demuth Schatten-Sitz

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A. Religiöse Dichtungen

Trotzt die sichern Lorbeer-Blätter, Wenn der Himmel brennt und kracht, Und die Erde furchtsam macht. Edle Demuth! wer dich hat, Tauschet nicht mit Mogols Schätzen, Manchen kan ein rauschend Blat Jn die gröste Furcht versetzen; Diß bleibt doch das beste Zelt, Wo die Demuth Wache hält.

10. Glaube und Hoffnung.

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MEin Vertrauen gründet sich Auf zwey Pfeiler, die nicht wancken; Glaub’ und Hoffnung führen mich Durch die engen Lebens-Schrancken An das Ziel, wo Kampff und Streit Lorbeer-Kräntze prophezeyt. Eher wird ein morsches Rad Neuntzig Centner und den Wagen, Als ein zweifflender Soldat Einen Zweig von Palmen tragen; Läuffer, die der Krantz erhitzt, Eilen, ob der Fuß gleich schwitzt. Ohne Glauben, ohne Licht: Niemand tritt im Finstern sicher. Ohne Glauben siegt man nicht. Redet selbst ihr stummen Bücher!

II. Geistliche Lieder und Gedichte

Abrahams Gerechtigkeit Jst des Glaubens Ehren-Kleid.

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Auch die Hoffnung stärckt das Hertz: Creutz und Christ sind gerne Brüder. Hält nun gleich ein herber Schmertz Meine Großmuth an und nieder; Ach! so fällt mir dennoch ein: Nach den Thränen schmeckt der Wein. Niemahls wird ein Helden-Muth Jn der Kummer-See ersauffen: Noäh Kasten trotzt die Fluth, Biß die Wässer sich verlauffen. Wer den Hoffnungs-Ancker hat, Findet stets ein Ararat.

11. Trost-ARIA.

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ENdlich bleibt nicht ewig aus; Endlich wird der Trost erscheinen; Endlich grünt der Hoffnungs-Strauß; Endlich hört man auf zu weinen; Endlich bricht der Thränen-Krug; Endlich spricht der Tod: Genug! Endlich wird aus Wasser Wein, Endlich kommt die rechte Stunde; Endlich fällt der Kercker ein; Endlich heilt die tieffste Wunde; Endlich macht die Sclaverey Den gefangnen Joseph frey.

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A. Religiöse Dichtungen

Endlich, endlich kan der Neid, Endlich auch Herodes sterben; Endlich Davids Hirten-Kleid Seinen Saum in Purpur färben. Endlich macht die Zeit den Saul Zur Verfolgung schwach und faul. Endlich nimmt der Lebens-Lauff Unsers Elends auch ein Ende; Endlich steht ein Heyland auf, Der das Joch der Knechtschafft wende; Endlich machen viertzig Jahr Die Verheissung zeitig wahr. Endlich blüht die Aloe; Endlich trägt der Palm-Baum Früchte; Endlich schwindet Furcht und Weh; Endlich wird der Schmertz zu nichte; Endlich sieht man Freuden-Thal, Endlich, Endlich kommt einmahl.

12. ARIA.

Als er sich zur Gelassenheit bey seinem Verhängnisse RESOLVIRTE.

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JMmer sich gelassen weisen, Trifft nur bey der Großmuth ein. Und des Himmels Schicksal preisen, Es mag noch so seltsam seyn, Sind zwey solche Wunder-Sachen, Die uns alles leidlich machen.

II. Geistliche Lieder und Gedichte

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Es sind nur gemeine Blätter, Die man bald verwelcken sieht, Wenn das warme Sommer-Wetter Kaum von ihrer Gegend zieht, Da uns doch mit tausend Freuden Andre stets die Augen weiden. Geister, die vom Himmel stammen Und die Tugend edel macht, Setzen Freud und Leid zusammen, Weil ihr beydes zugedacht Der, den wir mit unsern Sinnen Nimmermehr begreiffen können. Worzu nützt das viele Dencken, Wenn uns alles widrig geht? Als daß wir die Sinnen kräncken, Da doch nichts zu ändern steht; Denn was GOttes Rechte schliessen, Wird man stets erdulten müssen. Rosen in der Welt zu brechen, Wo wir uns nicht dörfften scheun, Daß uns keine Dornen stechen, Wird wohl was unmöglichs seyn; Denn dergleichen Rosen-Sträuche Wachsen nur im Himmel-Reiche. Drum du Schatz von allen Schätzen, Edelste Gelassenheit! Du solt mich auch noch ergötzen, Und wenn alle Grausamkeit Durch Verhängniß hier auf Erden An mir wolte Meister werden.

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A. Religiöse Dichtungen

13. Abend-Lied.

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DEr Feyer-Abend ist gemacht! Die Arbeit schläfft, der Traum erwacht; Die Sonne führt die Pferde trincken; Der Erd-Kreiß wandert zu der Ruh, Die Nacht drückt ihm die Augen zu, Die schon dem süssen Schlaffe wincken. Jch, Schöpffer! deine Creatur Bekenne, daß ich auf der Spur Der Sünder diesen Tag gewandelt, Jch habe dein Verboth verletzt, Mich dir in allem widersetzt, Und wider meine Pflicht gehandelt. Doch weil ein Quintchen Vater-Huld Viel tausend Centner meiner Schuld Durch dein Erbarmen überwieget; So gieb Genade vor das Recht, Und zürne nicht auf deinen Knecht, Der sich an deinen Füssen schmieget. Der Beichte folgt das Gnaden-Wort: Steh auf mein Sohn und wandre fort! Die Missethat ist dir erlassen; Drum kan mein Glaube gantz getrost, Jst Welt und Satan schon erboost, Bey deiner Wahrheit Ancker fassen. Mein Abend-Opffer ist ein Lied, Das dir zu dancken sich bemüht; Die Brust entzündet Andachts-Kertzen;

II. Geistliche Lieder und Gedichte

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Gefällt dir dieser Brand-Altar, So mache die Verheissung wahr; GOtt heilet die zerschlagne Hertzen. Du bester Anwalt JEsu Christ! Der in den Schwachen mächtig ist, Komm und vollführe meine Sache! Beweise, daß dein theures Blut, Was ich verbrochen, wieder gut Und auch die Sünder seelig mache. Du Geist der Wahrheit, breite dich Mit deinen Gaben über mich! Dein Wort sey meines Fusses Leuchte! Vergönne mir dein Gnaden-Licht Auf meinen Wegen, daß ich nicht Mir selber zur Verdammniß leuchte. HErr! deine Hand sey mein Panier, Dein Antlitz aber zeige mir Auch in dem Traume mein Vergnügen; Die Einsamkeit betrübt den Geist, Doch, wo du meine Seite schleust, So darff ich nicht alleine liegen. Das müde Haupt sinckt auf den Pfiehl, Doch, wo ich ruhig schlaffen will, So muß ich deinen Engel bitten; Der kan durch seine starcke Wacht Mich vor dem Ungethüm der Nacht Um meine Lager-Statt behüten. Soll mir der Pfiehl ein Leichen-Stein Der Schlaff ein Schlaff zum Tode seyn, Ja soll das Bette mich begraben;

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A. Religiöse Dichtungen

So las den Leichnam in der Grufft, Biß ihn die letzte Stimme rufft, Den Geist im Himmel Friede haben. Will aber deine Gütigkeit, Die alle Morgen sich verneut, Mir heute noch das Leben borgen; So wecke zeitlich mich darauf, Nicht aber durch ein Unglück auf, Und laß mich vor das Danck-Lied sorgen!

B. DICHTUNGEN FÜR DIE RESPUBLICA LITTERARIA

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

1. Als Herr Gottfried Fuchsius, PASTOR zu Schweidnitz, ANÇNOÈ 1710. den 6. MARTII seinen Namens-Tag begieng.

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LAß dich deine Söhne küssen, Atlaß unsers Heiligthums! Obgleich Erd’ und Himmel wissen, Daß die Ehre deines Ruhms Auch von Klügsten dieser Erden Nicht recht kan gepriesen werden. Salems fest gesetzte Mauren, Unser Abel, deine Lust, Müssen forthin ewig dauren, Weil Eliä Geist und Brust, Dein so unabläßlichs Beten, Vor die Riß und Brüche treten. Deine Zunge lehrt ein Leben, Goldner Mund, das ewig währt; Und wir sind die zarten Reben, Die dein milder Segen nährt. Wenn die Blätter Früchte bringen, Wollen wir weit besser singen.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Jetzt schmückt Unschuld unsern Willen, Unvergleichlich holder Mann! Denn dich kan das Hertze stillen, Wenn man nichts mehr leisten kan. Dein Ruhm baut dir Ehren-Bogen, Bleib nur unserm Wunsch gewogen. GOtt hat dich wohl angeschrieben, Jacobs Heerde folget dir. Jeder muß dein Thummim lieben, Weil dein Urim für und für Auf dem frommen Hertzen brennet, Das kein wüstes Babel kennet. Also wachs in tausend Aeste, Ceder unsers Libanons; Und der Himmel thu das Beste Nebst dir zu dem Bau Sions: So wird stets dein Name grünen, Und Perpetua dir dienen.

2. Sonnet auf den Geburtstag Herrn MÇAGISTRIÈ GÇOTTFRIEDÈ BÇALTHASARÈ SÇCHARFFENSÈ. Jm Namen eines andern.

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Es raset Mavors Wuth noch immer in der Welt, Der Deutschen Gränzen sind mit lauter Blut besprenget, Es wird Jberien durch Krieg und Schwerdt gedränget, Man sieht, wie Mord und Brand den kalten Nord gefällt, Und wie der Cimber sich in steten Waffen hält, Es ist Sarmatien durch Mavors Glut versenget,

I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

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Und ihrer Völker Blut mit Staub und Sand vermenget. Der Celten Uebermuth hat nichts als Mord bestellt; Allein, geehrtster Scharf, es muß zu deinen Füßen Jn stiller Einsamkeit sich Ruh und Friede küssen. Es zeuget dieser Tag was dich vergnügen kann, Und heißt mit stetem Ruhm mich deinen Namen krönen; Allein der Musen Huld lacht meinen Kiel nicht an, Drum muß ich meinen Wunsch von deiner Gunst entlehnen.

3. Nahmens-Wunsch im Nahmen eines Sohnes an seine Mutter.

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WEnn Dir, Hoch-wertheste, ein kindliches Vertrauen Zu Deiner Mutter-Treu lieb und erfreulich ist, So laß den kleinen Sohn, der Dir die Hände küßt, Die Grösse reicher Huld an diesem Tage schauen! Nimm mit geneigter Hand den schlecht- und armen Zoll, Und laß diß dürre Blat aus Deinen holden Augen Die Anmuth, so ihm fehlt, an statt der Dinte saugen! Vielleicht macht dieser Thau die hohlen Nelcken voll. Der Abend dämpfft bereits des Mittags Last und Hitze; Jch komme ziemlich spät, doch langsam nährt sich auch. Du weist es schon vorhin, ich habe den Gebrauch, Daß ich gar selten viel aus Uebereilung schwitze. Die Kindheit überdiß entschuldigt meine Pflicht, Die das erfreute Fest, so Deinen Nahmen borget, Nicht eher durch den Reim, der dennoch schnarrt, versorget, Weil mir die rechte Krafft zur Poesie gebricht.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Was aber solt ich Dir zum Angebinde kauffen, Da ich ein Petrus bin, dem Geld und Silber fehlt? Wer von Salat und Obst die Finger müde zehlt, Der kan vor den Gewinn gar leicht zum Koche lauffen. Die Kräuter bringen mir nicht einen Heller ein, Und könnt’ ich einen Marckt von Kirschen-Guth bestellen, So würden sicherlich mir anderthalb Forellen So wenig als ein Quart ans Hertz gebunden seyn. Jedoch ein Stoß-Gebeth, ein Seufzer, eine Thräne, Die vor Dein Wohlergehn von mir gen Himmel steigt, Gilt mehr als rothes Ertzt, weil es den Seegen zeigt, Dem ich durch meinen Wunsch den Weg zur Ankunfft bähne. GOtt deiner Väter GOtt steh Deinem Creutze bey! Er mindre seine Last und mehre Dir die Jahre! Damit des Alters Schmuck, das Silber grauer Haare, Dereinst um Deinen Schlaf der Ehrfurcht heilig sey. Dein Garten baue Dir ein Paradieß auf Erden, Jn welchem ieder Baum Vergnügungs-Früchte trägt! Die keines Unfalls Wind von ihren Zweigen schlägt, Biß sie von Glücke reich, von Wollust mürbe werden. Trinckt manchmahl GOttes Hand Dir einen Creutz-Kelch zu, So misch’ ein Engel Dir stets Zucker in die Myrrhen; Und must du Deinen Fuß zur letzten Reise schirren, So bringe Canaan den müden Leib zur Ruh!

I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

4. Als Die Hochwohlgebohrne Frau, F r a u H e d w i g v o n W e n t z k y, vermählte von Bock, Jhr hohes Namens-Fest den 14. OCTÇOBRISÈ AÇNNOÈ 1711. erfreulichst beging.

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Hochwohlgebohrne Frau! es kommt ein schlechtes Blat Von einer kühnen Faust zu Dero werthen Händen, Mein Geist, so Dero Gunst bey sich verehret hat, Will die Verschwiegenheit mit diesem Feste enden; Er bricht vor Freudigkeit in diese Worte aus: Welch Glücke krönt dich itzt, Hoch-Adeliches Haus! Vergnügung zieht bey dir mit vollen Seegeln ein, Ein hohes Namens-Licht beglückt die frohen Stunden, Der Himmel will dich selbst mit seiner Huld erfreun, Es hat im Herbste sich der Sommer eingefunden; Wer ist, der dich, o Tag! nach Würdigkeit besingt, Und dir, wie sichs gebührt, ein Freuden-Opfer bringt! Hier ist ein schlechtes Lied, ich muß es selbst gestehn, Die Verse fliessen nicht, die Feder ist verdorben, Jch Armer mühe mich die Sonne anzusehn, Da doch vor grossem Glantz mein Auge fast erstorben: Ein Adler solte hier, nicht schlechte Tauben, seyn, Sonst blendet sie gar leicht ein mehr als heller Schein. Doch, hohe Gönnerin! vor der sich ieder bückt, Der so vollkommne Gunst, wie ich bereits genossen, Sie nehmen gütigst an, was meine Feder schickt, Da mir von Dero Hand so manches zugeflossen;

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Wird gleich ihr kluger Sinn durch diesen Reim verletzt, So wird der Fehler doch durch meinen Wunsch ersetzt. 25

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Es fordert meine Pflicht die Wohlgewogenheit, Womit Sie mich bedacht, mit Dancken zu erkennen, Je mehr ein ieder fast die schnöde Dürfftigkeit Ein groß Verhinderniß der Tugend pflegt zu nennen; Bringt nun Studirenden der Mangel Qual und Pein, So muß mir selbter auch ein harter Anstoß seyn. Jch ehre diesen Tag des Himmels festen Schluß, Durch den mein schlechter Kopff die freyen Künste liebet; Ach aber! daß ich selbst dabey beklagen muß, Daß er mir zwar den Trieb doch karge Mittel giebet. Wie wird nicht alle Kunst und Weisheit offt verletzt, Wo sich das schwere Joch der Mangel hat gesetzt? Was aber klagt mein Sinn den treuen Himmel an? Er zeigt mir ja bereits geneigte Freuden-Blicke. Seht, was des Höchsten Huld und dessen Sorgfalt kan! Die von der Dürfftigkeit mir angelegten Stricke Reist eine hohe Hand in Hoffnung fast entzwey, Und macht vom Kümmerniß die arme Muse frey. Ein Nebel, den die Macht der Armut angericht, Verhüllte meinen Sinn in eitel schwartze Nächte, Jch hoffte immerzu auf ein erwünschtes Licht, Das mir durch seinen Schein vergnügte Hülffe brächte: Mein Hoffen war umsonst, mein Wunsch ward nicht erfüllt, Es blieb mein banges Hertz mit Dunckelheit umhüllt. Bis itzt ein heller Glantz durch diß Gewölcke dringt: Ein Glantz, der seinen Schein von Jhrer Huld bekommen, Der die gehoffte Ruh mit vollem Lichte bringt, Der alle Demmerung von mir hinweg genommen;

I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

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Da sich ein Götter-Glantz auf meine Muse lenckt, So fällt der Kummer hin, der mich zuvor gekränckt. 55

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Hochwohlgebohrne Frau! es wird der matte Kiel Fast gantz uÇndÈ gar geschwächt, wenn er das will beschreiben, Womit Sie ihn beglückt, der Wohlthat ist zu viel, Drum muß er leider nur bey seiner Stille bleiben; Mein Mund erblast und schweigt, so bald er das bedenckt, Was Dero hohe Hand auf mich bisher gelenckt. Wie solte denn nun nicht mein Hertze frölich seyn, Da mich der Himmel läst Jhr Namens-Fest begehen! An dem die Gratien selbst frische Rosen streun, Wo Pracht und Herrlichkeit verknüpfft beysammen stehen; An dem sich überall ein hoher Stand vergnügt, Den keiner Ahnen Ruhm und Alterthum besiegt. Der Himmel müsse dir, o Fest, gewogen seyn, Kein wüster Unglücks-Sturm soll deine Freude stören! Kein blasser Todes-Fall reiß dein Vergnügen ein, An Dir soll man von nichts als lauter Segen hören! Erfreut sey, wer den Tag mit Lob und Dancken krönt, Bethört, wer seinen Glantz mit Ungemach verhönt! Dein Ruhm vergeht niemals, Dein Marmor trotzt die Zeit, Die späte Nach-Welt wird von Deiner Hoheit wissen, Der Name HEDWJG hat ein Denckmal Dir bereit, Das die verjüngte Welt stets wird verwundern müssen: So lange HEDWJG man in dem Calender liest, So lange sey dis Haus zu stetem Flor erkiest! Hochwohlgebohrne Frau! Hochwerthe Gönnerin! Es müsse Sie die Huld des Himmels überschatten! Der Höchste bringe Sie nach langer Zeit dahin, Wo Lust und Anmuth sich ohn’ alles Ende gatten. Jch nehme lebenslang an Dero Wohlfahrt Theil, GOtt überschütte Sie mit stetem Glück und Heil!

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

5. Als Der Hoch- und Wohlgebohrne Herr, HERR Wolff George von Bock und Polach, Sein hohes Namens-Fest den 23. APRILÇISÈ AÇNNOÈ 1712. erfreulichst beging.

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BRich an, erfreutes Licht! laß deine Freuden-Stunden Mit angenehmer Pracht an diesem Morgen sehn, Da sich des Jahres Kern der Frühling eingefunden, So müssen von nun an nur Zephyr-Lüffte wehn. Dein Glantz, beglückter Tag, dein angenehmes Wesen, Fährt mit vollkommner Lust in meine Thäler ein, Es heißt mich Opffer-Holtz zu seinem Feste lesen, Und auf den Danck-Altar geweihte Myrrhen streun. Jch könnte hier gar viel von alten Opffern schreiben, Die Rom und Griechenland den Göttern dargebracht; Doch muß ich diesesmal bey meinem Zwecke bleiben, Den mein Gehorsam mir und meine Pflicht gemacht. Erlaube, Gnädigster! diß kürtzlich aufzusetzen, Was meine Danckbarkeit und den Gehorsam zeigt. Jch wolte, könt’ ich nur, den Tag in Marmor ätzen, Jch wolte, wäre mir der Himmel nur geneigt, Auch selbst der Ewigkeit die Wohlthat einverleiben, Die mir diß hohe Haus zu ieder Zeit erweist; Doch will ich selbige tieff in mein Hertze schreiben, Aus welchem sie niemals der Zeiten Wechsel reißt. Mich lehrt Thalia zwar für dich zu schlechte Lieder, Und mein geringer Geist kennt nur der Einfalt Eiß; Doch tröstet dessen sich die stumpffe Feder wieder, Daß sie von Schmincke nicht noch Heuchel-Worten weiß. Diß Opffer, so mein Kiel für diesesmal will bringen,

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Soll bloß ein heisser Wunsch in schlechten Worten seyn: Der Höchste lasse ihn nur durch die Wolcken dringen, Es gehe dessen Kraft mir selbst durch Marck und Bein! GOtt wolle, Gnädigster! für Dero Wohlseyn wachen, Damit kein Ungemach uns unsre Freude stört! Er wolle diesen Tag stets viel beglückter machen, Daß man an ihm von Lust und lauter Freude hört. Es soll diß hohe Haus noch viele Jahre blühen, Dem schon das Alterthum, der Ahnen-volle Schild, Der keinen Wandel kennt, den Nachruhm hat verliehen: Er bleibe iederman ein wahres Tugend-Bild. Der HErr, der alles kan, vermehre Dero Jahre, Und setze selben was von meinen Tagen bey, Damit ein ieglicher noch mit der Zeit erfahre, Daß hier des HErren Hand und Stärcke mächtig sey. Er ist es, welchen du stets deine Hülffe nennest; Drum laß er seiner Huld auch die empfohlen seyn, Die ich als Gönnerin, du als Gemahlin kennest, So trifft mein heisser Wunsch und alle Hoffnung ein.

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6. Auf das den 23. APRILÇISÈ AÇNNOÈ 1712. glücklichst erlebte Namens-Fest Des Hoch- und Wohlgebohrnen Herrn, Herrn Wolff George von Bock und Polach, Jm Namen seines treu-gehorsamsten Sohnes.

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O Höchst-beglückter Tag! o angenehme Stunde! Worüber sich mein Hertz nicht sattsam freuen kan. Es fleußt kein tauglich Wort aus meinem schwachen Munde, Sonst hätt’ ich meine Pflicht schon öffters dargethan; Jndem, Hoch-Wehrtester, ich also bin gesinnt, Daß treue Liebe sich in meinem Hertzen findt. Mein wohl-gemeynter Wunsch geht zwar auf lahmen Füssen, Jndem mein schlechter Kiel geringe Reime schreibt; Daß aber Sie gar wohl mein Unvermögen wissen, Macht, daß mir Jhre Huld zum Troste übrig bleibt: Vielleicht geschicht es, daß mein Wunsch darum gefällt, Dieweil die Oberhand der Wille doch behält. Ja, wenn ich Dero Huld nach meiner Pflicht bedencke, Mit der ich lebenslang beglücket worden bin, Und auf die Gütigkeit ich meinen Geist nur lencke, Die mir erwiesen wird; so ist mein treuer Sinn Nicht sonder Kümmerniß, er weiß mehr als zu wohl, Daß er so viele Huld mit Danck erkennen soll. Denn nichts kan auf der Welt mit Seiner Güte gleichen, Nichts ist, was Seine Huld genugsam rühmen kan, Ja alles Wohlthun muß vor dieser Wohlthat weichen,

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Die Er, Hoch-Wehrtester, bisher an mir gethan. Drum nehm Er höchst-geneigt, was Jhm mein Hertze schenckt, Wozu mir meine Pflicht die stumpffe Feder lenckt. 25

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Der Höchste lasse Sie noch viele Jahre leben, Diß, Allerwehrtester! diß wünsch’ ich nur allein! Es müsse lauter Heil um Seine Scheitel schweben, Und dieser Freuden-Tag gantz ohne Sorge seyn. Es dringe dieser Wunsch vor GOttes Gnaden-Thron! Jch aber bleibe stets ein Treu-gesinnter Sohn.

7. Auf das Nahmens-Fest seines Vaters, den 21. JUNII ANÇNOÈ 1714.

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DJe Einfalt paaret sich mit meiner Redlichkeit, Die jetzt, mein Vater! dir ein schlechtes Opffer weyht. Nimm mit geneigter Hand den Erstling meiner Lieder Vor deine Vater-Treu von meiner Unschuld wieder! Du siehst das gute Hertz, du kennest meinen Sinn, Jch aber weiß auch diß, daß ich dein Schuldner bin, Und würde, könt ich gleich dein Bild in Marmor graben, Dir doch das wenigste dadurch vergolten haben. Das Leben, welches ich, nechst GOtt, von dir empfieng, Die Bosheit, der mein Fuß durch deinen Fleiß entgieng, Sind Ursach, daß mein Geist die Wahrheit angenommen: Jm Lieben weiß kein Kind den Eltern beyzukommen. Wie manchen Sommer-Tag, wie manche Winter-Nacht Hat meine Kindheit dir betrübt und schwer gemacht!

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Kein Tropffen saurer Schweiß, der offt so unverdrossen Bey überhäuffter Müh mir auf das Buch geflossen, Gereute deinen Mund, wenn ich zur Seiten saß, Und meinen . . . den goldnen Maro las, Ach Vater, Vater ach! ich wünschte deine Lehren Anjetzo, wie zuvor, mit Wollust anzuhören. Der Kern der Gottesfurcht, den du mir eingeprägt, Hat mir den rechten Grund des Christenthums gelegt, Und deine Wachsamkeit war früh und spät beflissen, Die Weisheit und ihr Oel mir in das Hertz zu giessen. Was der Befehl gebaut, reißt offt der Wandel ein, Der Eltern Bosheit pflegt der Kinder Spiel zu seyn, Die sich das wilde Fleisch zum Bösen führen lassen, Und hundert Laster eh als eine Tugend fassen. Weil deinen Worten nun die That zu Hülffe kam, Und Lehr und Leben stets mich in die Schule nahm, So will der Zweiffel sich mit meiner Beßrung zancken, Wem doch von beyden ich mein Wohlergehn zu dancken? Mein Vater! glaube nicht, daß mir die Schmeicheley Zu dieser treuen Schrifft den falschen Kiel verleih, Der Himmel zeuget mir, daß mich die reine Liebe Vor dich zur Danckbarkeit durch Fluth und Feuer triebe. Der Seegen breite sich auf dich und unser Hauß, So wie ein Feigen-Baum in Jacobs Erbtheil aus, Und lasse dich so viel vergnügter Jahre zehlen, Als Stunden mir noch jetzt zu Nestors Alter fehlen. Jch küsse dir nunmehr die wohl-betagte Hand, Die mir in Lieb und Ernst die erste Ruthe band, Sie hat mich in der Furcht des Höchsten auferzogen, Daß mich die Eitelkeit durch keinen Schein betrogen. So lange dir und mir die Augen offen stehn, So lange soll dein Lob mir von der Zunge gehn, Wird endlich mich der Tod aus dieser Welt verweisen, So will ich deinen Fleiß vor jenem Richter preisen.

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8. Als Der Hoch-Ehrwürdige / in GOtt Andächtige / Hochachtbahre und Hochgelahrte Herr Benjamin Schmolcke/ Der Evangelischen Kirchen zur HeilÇigenÈ Dreyfaltigkeit vor Schweidnitz Hochverdienter PASTOR PRIMARIUS zum INSPECTORE unserer Evangelischen Schule Den 5ten DECEMBRIS AÇNNOÈ 1714. SOLENNITER INTRODUCIRet und CONFIRMIRet wurde / Entdeckte Jhro Hoch-Ehrwürden die Kindliche Liebe und den schuldigen Gehorsam Jhrer zukünfftigen SchulSöhne Johann Christian Günther / STRIGÇENSISÈ SILÇESIÆÈ. Schweidnitz / gedruckt bey Christian Ockeln.

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WEinet nicht / verwayste Kinder! Da der Himmel wieder lacht; Seht / des Unglücks trübe Nacht Hat den Tag zum Ueberwinder / An welchem Glück und Sonnenschein Einander der Verschwendung zeihn. Schweigt ihr bangen Klage-Lieder! Sucht ihr Thränen euer Grab! Zion legt die Trauer ab / Zion nimmt den Braut-Schmuck wieder Und crönt den heissen Danck-Altar / Der schon mit Mooß bewachsen war. Heute wird die stumme Wüste Des betrübten Helicons,

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Des bestürtzten Libanons Ein beredtes Schaugerüste / Von dem der Musen Jubel-Fest Die Traurigkeit verweisen läst. Neulich / als der Gottheit Rache / Unsern Hirten plötzlich traff / Lehrte fast ein iedes Schaaff Daß des Höchsten Zorn erwache / Und wir erfuhren als er schlug Warum sein Arm den Donner trug. Doch der Väter kluges Wehlen Aendert unsern Wäysen-Stand Und daher soll man den Sand Eher als die Wüntsche zehlen / Die unsers Hertzens Danckbarkeit Dem Wachsthum ihrer Häuser weyht. Komm mit deinen süssen Lehren Theurester Gamaliel! Wir / DEJN kleines Israe¨l, Sind bereit DEJN Wort zu hören / Weil GOtt/ der DEJNE Gaben schätzt / DJCH über uns zum Hirten setzt. Wir verpfänden DJR die Hertzen / DEJN Befehl ist unsre Lust / Wir eröffnen DJR die Brust / Als ein Feld voll Ehren-Kertzen; Und leisten sonder Heucheley Den ungezwungnen Eyd der Treu. Die Verräther unsrer Freude / Mund und Zunge küssen dich

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Und verlangen inniglich / Daß uns DEJNE Vorsicht weyde / Hier VATER! stellt die Liebe dir Den Kindlichen Gehorsam für. Wir empfinden schon den Seegen / Als den Erstling DEJNER Huld / Unsrer Sehnsucht Ungedult / Geht demselben schon entgegen / Der / weil Jhn GOtt und Himmel küßt / Ein Nachbar Obed Edoms ist.

9. An einen hochgeneigten Gönner.

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ES ist nicht meine Schuld, wofern, Hoch-Edles Haupt! Der ungereimte Reim dein zärtlich Ohr beschwehret; Denn da mir Zeit und Stand das Glücke nicht erlaubt, Wodurch die Wissenschafft der Männer Ruhm verklähret, So kan mein magrer Vers so wenig schön und rein Als Leyern angenehm und Gänse Schwanen seyn, Und mein verwegner Mund muß durch sein heißres Singen Aus Ohnmacht von Natur der Klugheit Eckel bringen. Noch etwas giebt mir Trost: Jch rieff die Musen an Jn Meinung deinen Ruhm durch ihre Gunst zu zeigen; Denn dacht ich, ob dein Geist vor sich nichts wircken kan, So wird sich doch ihr Strahl auf meine Seite neigen. Und weil sie noch wie ich im Jungfern-Krantze blühn, So wird mir wohl ihr Trieb die Hülffe nicht entziehn, Und jetzo wenigstens bloß des Geschlechtes wegen Der Sappho Zierligkeit in Mund und Feder legen.

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So dacht ich, doch umsonst! die Musen wolten nicht, Und diß mein billig Flehn sang leider tauben Ohren: Den Worten fehlte Krafft und den Gedancken Licht, Und jeder Einfall schien so schwach als ich gebohren. Diß satzte mich in Angst, doch eh ich michs versah, So trat die Wahrheit selbst zu meinem Troste nah, Und sprach: was quälst du dich mit Sorgen hoch zu dichten? Man pflegt die Redlichkeit nicht nach der Kunst zu richten. Gieb, fuhr die Wahrheit fort, den Ernst der Danckbarkeit, So viel dir möglich ist, in Einfalt zu erkennen, Und laß, so gut du kanst, beym Wechsel neuer Zeit Das Opfer deiner Treu auch nur in Kohlen brennen! Das Hertze macht den Wehrt, und ist der Wille gut, So gilt offt schlechtes Hartz so viel als Weyrauch-Glut, Und Kinder müssen stets mehr durch ihr ehrlich Lallen Als aller Redner Pracht der Weißheit wohl gefallen. Wohl denn, Hoch-Edles Haupt! ich sage, was ich soll, Und bringe, was ich kan, ein Hertz voll Ehrfurchts-Liebe, Und schwöre mit Bedacht, wird gleich die Mißgunst toll, Daß mich dein Wort und Winck durch Flut und Flammen triebe. Jch seh zwar bey mir selbst der Eltern Särge stehn, Wobey mir Aug und Hertz vor Wehmuth übergehn, Doch da dich GOtt vor mich an ihrer Statt erkohren, So fühl ich kaum den Schmertz, womit ich sie verlohren. Ein Schiff das auf der See den Steuer-Mann vermißt, Und Glieder, die ihr Haupt durch schnellen Fall verliehren, Sind nicht so übel dran, als wohl ein Mündel ist, Dem Tod und Eitelkeit den nechsten Freund entführen. Ein jung- und eintzler Baum wird, wenn der Nord-Wind schlägt, Von vielerley Gefahr doch kaum so starck bewegt, Als Wäysen, welche sich, wenn Neid und Spötter siegen, Mit schüchternder Gedult vor jedem Winde schmiegen.

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Dis glaubt mir niemand recht, als wer es selbst gefühlt, Und wen, wie mich, der Sturm des Unglücks angegriffen; Wie offt hat nicht sein Blitz um unser Haus gespielt? Wie mancher hat den Dolch auf unsre Brust geschliffen. Wo war nun da der Port vor unsre sichre Ruh? Wer gab uns Schutz und Schild? die Wahrheit rede! Du, Du hast, Hoch-Edles Haupt! nach dem, der alles lencket, Den ausgedachten Fall schon offt ins Grab gesencket. Und davor wissen wir kein würdig Wiedergelt, Und unsre Dürfftigkeit verbiethet reiche Gaben. Wofern dir so wie Gott Gehorsam wohl gefällt, So nimm auch den von uns, da wir nichts bessers haben. Jch weiß, Hoch-Edles Haupt! du nimmst damit vorlieb, Dein Geist bescheidet sich und schätzt den edlen Trieb, Womit ich Lebens lang dir so verbunden lebe, Als ernstlich ich hiermit ein Demuths-Zeichen gebe. Der Quell, so Wasser gab, ward dort in Rom umkräntzt, Und durch ein jährlich Fest mit Blumen überhangen; Da dein Verdienst bereits am Ehren-Himmel gläntzt, So kan es zwar durch uns kein größer Lob erlangen: Jedennoch krönt es hier ein wohl gemeintes Blat; Nimm, wie du allzeit pflegst, den Willen vor die That, Und glaube, daß ich mich so treu vor dich erklähre, Als wenn ich selbst ein Zweig von deinem Stamme wäre. Die Vorsicht und mein Wunsch gehn itzt ein Bündniß ein, Und werden vor dein Heil mit Fleiß und Sehnsucht wachen, Und wenn die Jahre nun dein weises Haupt beschneyn, Der Glieder mürbe Krafft durch Freude stärcker machen. Dein Ansehn und Geschlecht wird unverwelcklich blühn, Und folglich, wie bißher, mein Wohlseyn nach sich ziehn, Mein Wohlseyn, welches sich auf deine Güte gründet, Und seine Sicherheit in ihrem Schutze findet.

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10. Unterthänigstes Abend-Opffer Welches Jhrer Hoch-Reichs-Gräflichen EXCELLENCE

Dem Hochgebohrnen Herrn / HÇerÈrn H a n s s A n t o n S c h a f f g o t s c h genandt Des HeilÇigenÈ RömÇischenÈ Reichs Graffen und SEMPER frey / von und auf Kynast / Freyherrn zu Trachenberg / Erb-Herrn der Herrschafften Greiffenstein / Giersdorff und Boberröhrsdorff / wie auch Schoßdorff / Preilsdorff / Hartau und Buchwald / der RömÇischenÈ KäysÇerlichenÈ und KöniglÇichenÈ MajestÇätÈ würcklich Geheimen Rathe / Cämmerern / und der beyden Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer KöniglÇichemÈ Vollmächtigen Lands-Hauptmann / wie auch Obristen Erb-Hoffmeister und Erb-HoffRichter Bey dem glücklich-erschienenen Zeit-Wechsel des 1715. Jahres Jn einer Schlechtgesetzten CANTATA anzündeten JhrÇoÈ Hoch-Reichs-GräflÇichenÈ EXCELLENCE Als ihres Gnädigsten Herrns Jn der Evangelischen Gnaden-Schule vor Schweidnitz studierende Unterthänigste Knechte. Schweidnitz / gedruckt bey Christian Ockeln.

I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

SONATA, CON TUTTI LI STROMÇENTIÈ.

HErr hebe an zu seegnen das Hauß / denn was du HErr seegnest / das ist geseegnet ewiglich.

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RECITÇATIVOÈ. DJß ist die Losung unsrer Pflicht / Diß ist der Außbruch unsrer Liebe / Die in der Brust verschloßnen Triebe Erdulden das Gefängniß nicht; Schau / Theurer Graff / die Schuldigkeit Reist uns zu DEJNEN Füssen / Der Mund begehrt DEJN Kleid / Das Hertze DEJNE Gunst zu küssen. Das Auge dieser Welt Läst sich zwar nur mit Adlers-Augen schauen; Wer gerne von dem Himmel fällt Der mag mit Spott und Hohn / Wie Dädals Sohn / Der Sonne Wachs vertrauen / HErr! Deiner Hoheit Glantz / Den schon der Ariadne Krantz Als seinen Nachbar neidet / Verweist uns die verwegne That; Doch weil der Mandel-Strauch Sich in geringen Eppich kleidet / Und auch Das allergröste Licht Den Schatten zum Gefährten hat / So gieb daß DEJNE Güttigkeit Mit unserer Verwegenheit Sich / wie DEJN Ohr mit unserm Munde paare / Und mache daß DEJN Gnaden-Strahl Vor dieses mahl Jn unsre Thäler fahre. Der Sayten gleich gestimmter Thon

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Entdeckt DJR schon Die Harmonie der Hertzen / Die vor DEJN hohes Wohlergehn Jm Wünschen stets einander beyzustehn / Nicht mit dem Ernste schertzen. ARIA. I. CON VIOLINO SOLO.

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Vielerley Trauben versäuren den Most / Vielerley Balsam entkräfftet die Kräffte / Vielerley Kräuter verderben die Säffte / Vielerley Würtze verbittert die Kost; Die Eintracht im Wünschen beschleunigt den Seegen Und schickt der Erfüllung den Herold entgegen. RECITÇATIVOÈ. SONATA.

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Elisien trotzt Hochgebohrnes Haupt Auff DEJN vergöttertes Geschlechte / Das allen andern fast mit rechte Den Glantz ertheilt / den Vorzug raubt; Jedoch DEJN eigner Ruhm Erhöht der Ahnen Alterthum / Durch DEJNEN Geist kömmt Jhre Tugend wieder / Der Fama selber das Gefieder Zur Himmelfahrt bestimmt. DU bist des Glückes rechte Hand / Aus der das Vaterland Den Reichthum seiner Schätze nimmt / Und was Mecænas dort gewesen Das läst sich hier Das können wir Aus DEJNER Großmuth lesen / Und also hast DU nun Die Warheit zum Propheten /

I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte 60

Eh’ werde Neid und Mißgunst ruhn Bey frembdem Wohl sich selber Weh zu thun / Als die Vergänglichkeit Als die Vergessenheit Den Nachruhm der von Schaffgotsch tödten. ARIA. II. CON VIOLINÇOÈ UNISONO & HAUTBOIS.

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Die Tugend trägt Asbest / Der nicht verwesen läst / Sie kaufft die reinste Seyde Der Tapfferkeit zum Kleide; Jhr unauslöschlich Licht Brennt / und verzehrt sich nicht / Jhr Wohnhauß sieht von ferne Die Niedrigkeit der Sterne Und steht so hoch als fest. Da capo. RECITÇATIVOÈ.

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Auff! nun ihr Musen-Kinder auff! Verschneidet eurer Scham die Flügel / Und last der Danckbarkeit den Zügel / Und last den Wünschen ihren Lauff. ARIOSO.

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Erhebet / lobt und liebt Den Baum der euch den Schatten giebt / Bekrönt den Brunnen der euch tränckt / Umkräntzt den Brunnen der euch schenckt / Küßt höchst-entzückt die Hand so euch beschützet Verehrt den Arm auff welchen sich Des Landes Heyl / Der Wohlfahrt gröster Theil / Und unser Helicon, als einen Atlas stützet.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

RECÇITATIVOÈ.

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Nun Theurer Graff / Der itzt erwachte Schlaff Erweckt bey uns das Eylen; Drum soll die Unterthänigkeit / So DJR das Abend-Opffer weiht / Sich länger nicht verweilen. Das Neue Jahr / So in der angebrochnen Nacht Die Welt schon wieder älter macht / Sagt DEJNER Brust Zufriedenheit / Sagt DJR des Glückes Dienstbarkeit / Sagt uns auch diesen Trost schon wahr / Daß uns der Mißbrauch DEJNER Gnade / Der itzt von uns gescheh’n / Die wir auch heute seh’n / Jnskünfftige niemahls durch ihren Abgang schade. ARIA III. EN MENUET.

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Blüh / Theurer Schaffgotsch / blüh und lebe / Kein Fall ersteigt DEJN Graffen-Hauß / Das Glücke zollt DJR Zinß und Hebe / DEJN Stamm-Baum schlage täglich aus / Biß einst die Nachwelt Schnaten bricht / Und um der Enckel Cronen flicht.

I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

11. Dein Name, theurer Scharf, bezeichnet diesen Tag , erlaube , daß ein Knecht ihn hier bedienen mag.

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Verschmäht, gelehrter Scharf, dein Auge meine Pflicht, Und deiner Klugheit Salz der Einfalt Ausbruch nicht, So nimm das Opfer an, das meine Demuth schenket. Die Armuth bindet mir die reichthumsleere Hand, Sonst hätte meine Brust ein angenehmer Pfand, Als dieses welke Blatt, an dein Altar gehenket. Die Blumen meiner Treu sind Früchte deiner Huld, Die meine Redlichkeit nicht sonder Ehrfurcht küsset, Und wo kein Honigseim mir aus der Feder fließet; So gieb der Blödigkeit, und nicht dem Willen Schuld. Dein Ansehn ist zu groß, mein Wissen noch zu klein, Drum können beyde nicht vor ietzo Schwestern seyn. Sonst würde sich dein Ruhm hier als im Spiegel zeigen, Und dein verdientes Lob aus ieder Sylbe steigen. Jch dachte, diesen Tag, der aller Sorgen Nacht, Durch deines Namens Licht, zur Freudensonne macht, Nicht nach gemeiner Art Hans Sachsens zu besingen, Jch wollte deine Gunst bis an den Pol erhöhn, Dein Nachruf sollte mir den Sternen gleiche gehn, Und meine Leyer fast wie Davids Harfe klingen. Doch, da zum Tanze mehr als ein paar Schuh gehört, Und man zur Dichterkunst mehr als den Kopf erfodert; So denke, wenn kein Geist aus diesen Zeilen lodert, Daß mich die Musen kaum das A B C gelehrt. Der Pindus zieht nicht Schilf, kein Pegasus den Pflug, Kein guter Einfall fällt in einen Wasserkrug,

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Und wer nicht, wie Horaz, den Vers mit Wein begossen Dem ist kein Ehrenpreiß in selbgem aufgeschossen.

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Dein Zion, großer Mann, das deines Amtes Schweiß Nicht nach Verdienst und Recht genug zu rühmen weis, Muß, soll die Dankbarkeit den Namen nicht verliehren, Bekennen, daß wir noch kein Lob zuviel gethan; Man sieht, als Zwillinge, dein Lehr und Leben an, Wie mancher lernt von dir des Herren Sache führen, Die Kanzel prediget von der Beredsamkeit, Die ein Chrysostomus dir in den Mund geleget, Der Altar freuet sich, wenn er den Priester träget, Der Gottes Weyrauch nicht auf fremde Kohlen streut; Dein Geist, der vor Begier zur höhern Weisheit brennt, Macht, daß die kluge Welt dich ihren Bürger nennt. Laßt Frankreichs Pralerey sein Musenvolk vergöttern, Bey uns soll kein Orcan dein Ehrenmal zerschmettern. Die Kunst der Poesie nimmt ihren Rang in Acht, Wo sie der Undank grüßt, da giebt sie gute Nacht, Mit dem Mäcenas gieng ihr Adel auch verloren. Daß nun der Bettelstab nicht meine Muse nährt, Macht deine Gütigkeit, die mir das Brodt beschert, Die Mutter, deine Gunst, hat mir den Fleis geboren, Du hast die Dürftigkeit mit Unterhalt versorgt, Und welchen, so wie mich, dein Gnadenstral beweget, Der siehet, wo er nicht ein Eulenauge träget, Daß meine Wahrheit hier die Farben nicht geborgt. So bald dein Büchersaal mir freyen Zutritt wies, So bald ergötzte mich ein irdisch Paradies; Jch konnte nicht sowohl ein blumengleiches Wesen Aus Edens Gartenthür, als deinem Munde lesen. Was Wunder, wenn mein Geist nunmehr lebendig wird, Da sich Aurora selbst zu deinem Feste schirrt,

I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

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Und ihren Carmesin mit neuem Purpur tränket. Der Himmel klärt sich aus, das Glücke lacht dich an, Sein Wille wird dein Knecht, sein Blick dein Unterthan. Hat der Verläumder Gift bisher dein Thun gekränket: So zeigt die Mißgunst itzt, daß sie dir günstig sey. Der Neid will die Natur an dir zum Lügner machen, Sein Haß trifft alle Welt, sein Lobspruch deine Sachen, Und sein Gesetze spricht dich von dem Tadel frey. Die Tugend küsset dich als ihren rechten Sohn, Und weiht den Lorber dir zu einer Ehrenkron, Dir, wenn die Erde gleich der Glieder Rest vergräbet, Dich bey der späten Welt aus deinem Sarge hebet. Die Hand des Himmels sey auch künftig dein Panier, Sein milder Segensthau dein Seelenmalvasier; So wird man deinen Mund des Glückes Tischgast heißen. Kehrt gleich der Kummer oft als Gast und Fremdling ein; So soll die Frölichkeit doch immer Wirthinn seyn, Und das Verhängnis sich nur auf dein Wohl befleißen. So lange dieser Tag in dem Kalender steht, So lange soll dein Haus der Hoheit Wachsthum schauen, Das Alter müsse dir die Gruft nicht eher bauen, Bis Kind und Kindeskind mit dir zu Grabe geht. Mir aber, theurer Scharf, entzieh dein Gnadenlicht Den Pharos meiner Lust doch auch hinführo nicht; So will ich, wenn mein Reim wird aus der Wiege steigen, Nichts, als den Ueberfluß von deiner Wohlthat, zeigen.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

12. Die An Jhro KayserlÇicheÈ Majestät Bey denen Den 17., 18. und 25. SEPTÇEMBRISÈ Von der Schul-Jugend vor Schweidnitz Vorgestellten D R A M A T JBUS Abgesungene Unterthänigste G R A T U L A T I O N.

Schweidnitz / Gedruckt bey Christian Ockel. 1715. IRENE.

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Alle. Fort Deutschland / dencke stracks / auf neue Sieges-Lieder / Dein Carl dein Käyser bringt die göldnen Zeiten wieder / Dein Carl / dein Käyser schleust / nach der erlangten Ruh / Noch fester als August / des Janus Tempel zu. JUPITER.

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FRiede / Friede / Die Losung ist nun allgemein / Europa steckt die Schwerdter ein / Die Helden sind des Schlagens müde; Drum rufft man in Germanien / Drum schallt es in Jtalien: Friede / Friede.

Jhr Feinde bücket euch / Der Held von Oesterreich Führt meine Donner-Keile / Sein Arm regiert den Blitz / Weil ich der Gottheit Sitz

I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

Mit seiner Herrschafft theile. Mein Carl vermag auf einen Streich Aus Vollmacht von den Göttern Die Feinde zu zerschmettern / Jhr Feinde bücket euch.

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Juno.

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MINERVA. 40

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Der Adler macht sich zu der Sonne; Wohin der wohlberupfte Hahn Jhm nun und nimmer folgen kan; Jn Deutschland schwimmt ein Meer voll Wonne; Carl läst sein väterliches Wien An lauter Friedens-Pforten bauen; Drum soll die Schönheit meiner Pfauen Auch seinen Sieges-Wagen ziehn. Lebe wohl / Werthes Deutschland lebe wohl! Nun das Schwerdt zur Sichel worden / Nun bey dir das Element Meiner Gottheit nicht mehr brennt / Steht mein nächster Weg nach Norden / Wo ich triumphiren soll / Lebe wohl / Werthes Deutschland! Lebe wohl. Was der Vater angefangen / Was der Bruder weit gebracht / Hat der Bruder ausgemacht / Schild und Helm ist aufgehangen; Steigt ihr Künste steigt empor / Kommt ihr Künste kommt doch wieder / Schlug euch Mavors Wuth darnieder Ach! so zieht euch Carl hervor Ach! so bringt euch Carl in Flor.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

NEPTUNUS. Blitz / Donner / Hagel / Rauch und Flammen /

Verletzt nicht mehr mein Aug und Ohr / Mein Triton reckt das Haupt empor Und rufft der Nimpffen Schaar zusammen / Der allgemeine Jubel-Thon Von Hundert Tausend Friedens-Zungen Hat auch mein nasses Reich durchdrungen / Drum schickt sich Amphitrite schon Zur Danckbarkeit / den stoltzen Rücken Vor Unserm Carl zu bücken.

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CERES. 60

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Alle. Fort Deutschland / dencke stracks / auf neue Sieges-Lieder / Dein Carl dein Käyser bringt die göldnen Zeiten wieder / Dein Carl / dein Käyser schleust / nach der erlangten Ruh / Noch fester als August / des Janus Tempel zu. IRENE.

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Vergrabt die dickgesäten Leichen Die man auf meiner Schooß erschlug Nunmehro soll der sichÇÈre Pflug Die Felder ungestöhrt bestreichen/ Flieht eisernen Jahre flieht eilends davon / Denn unser Saturnus ist Leopolds Sohn.

Elysien / das Glücke geht dich an

Das viele Länder itzt genüssen / Jndem man auff den schnellen Füssen Der Bothen die am Berge springen/ Der Bothen die vom Friede singen Die frohe Zeitung lesen kan. Das starcke Feld-Geschrey Der donnernden Carthaunen / Der klingenden Posaunen Geht / streicht und fliegt vorbey / Die Lantzen freuen sich den Reben Pfahl und Stützen abzugeben;

I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

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Da der abgedanckte Schild Nichts mehr gilt / Und weil die Trommeln schweigen / So lehrt der Degen müßig gehn / So muß der Degen sich verstehn Den Schnittern einen Dienst zu zeigen.

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Alle. Fort Deutschland / dencke stracks / auf neue Sieges-Lieder / Dein Carl dein Käyser bringt die göldnen Zeiten wieder / Dein Carl / dein Käyser schleust / nach der erlangten Ruh / Noch fester als August / des Janus Tempel zu. 90 IRENE.

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Jhr Unterthanen / fragt nur nicht / Wer Euch diß Lachen zugericht / Wer Euch die Ruhe wiedergiebet; Ein Fürst / der Euch die Hertzen stiehlt / Ein Herr / der Euch im Schertz befiehlt / Ein Carl / der EUCH als Vater liebet; Auf Schäfer! sammlet eure Schaar / Die bey der Furcht des Krieges flüchtig war / Belägert die verwäysten Hügel Weil euch kein Feind mehr schreckt / Weil euch des Adlers Gnaden-Flügel / Weil euch die Sicherheit bedeckt; Weckt Hirten weckt die stummen Flöten Von ihrer Faulheit auf! Laßt euren Wünschen freyen Lauf! Verkündigt den Sudeten Den neuen Friedens-Schluß / Und lehret die beredten Wälder Und lehret die betretnen Felder Den Nahmen und den Ruhm Des tapffern Carolus.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Alle. Fort Deutschland / dencke stracks / auf neue Sieges-Lieder / Dein Carl dein Käyser bringt die göldnen Zeiten wieder / Dein Carl / dein Käyser schleust / nach der erlangten Ruh / Noch fester als August/ des Janus Tempel zu. 115 JUPITER.

JUNO. NEPTUNUS. MINERVA. MARS. 120 CERES.

Soviel Soviel Soviel Soviel Soviel Soviel

mein Donner Blitz erregt / mein Vogel Augen trägt / der Rhein-Strom Blut gesoffen / mein Oelbaum Knospen treibt / mein Straf-Schwerdt Länder stäupt / mein Acker Frucht zu hoffen /

Alle. So vieles Wohlergehn / so vieles Glück und Seegen Soll unsern Carl erfreun / soll unsern Käyser pflegen! IRENE. 125

Friede / Friede / Die Losung ist nun allgemein / Europa steckt die Schwerdter ein / Die Helden sind des Schlagens müde; Drum rufft man in Germanien / Drum schallt es in Jtalien: Friede / Friede.

II. Geleit-Gedichte

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B II. Geleit-Gedichte

1. CONSOCIATA COMMILITONUM QVORUNDAM JUVENIBUS ORNATISSIMIS JOHANNI GODOFREDO FISCHERO SVIDNICENSI, ET CASPARI ANDERSIO REICHENBACHENSI, ABITUM EX SCHOLA ACÇADEMICAÈ SVIDNICENSI IN ACADEMIAS GRATULANTIUM VOTA. 1713. SVIDNICII, TYPÇISÈ JOANNIS SIGISMUNDI OKELII.

Gemeinschaftliche Wünsche Einiger Kommilitonen Für die hochgeehrten Jünglinge Johann Gottfried Fischer aus Schweidnitz Und Caspar Anders aus Reichenbach, Die ihnen zum Abgang Von der Schweidnitzer Schule Auf die Hochschulen Gratulieren. 1713. Schweidnitz, Mit Johann Sigismund Ockels Schriften.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria Ç3.È

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SUscipe, Lecta Cohors, nostri documenta favoris, Sylvestres, hilari, suscipe, fronte, modos. Nostra qvidem raro vatum tepefacta furore Pegaseo nunqvam Pectora fonte calent; Nec facili veneres ludunt in Carmine, Phoebo Nec nostro Charitum contigit esse procum. Mens tamen, ingrati fugiens ostendere vultus, Exhibet, officii, debita vota, sui. Vestra mihi, Juvenes, pietas & cognita virtus Atqve Fides omni tempore lecta fuit. Hactenus una boni melior doctrina Magistri Nos idem & firmo foedere junxit amor. Nunc vos excultae collecta Scientia mentis Sacratum Pindi Culmen adire jubet. Ite, Deo Comitante, simul studiisqve coactis Discite Pierii qvod juga montis habent. Patria sic vestros olim e`xpertura labores Gaudebit tantos se genuisse Viros. Joannes Christianus Güntherus. StriegÇensisÈ.

Nimm, erlesene Schar, die Beweise unserer Gunst an, nimm mit heiterer Miene unsere ländlichen Verse entgegen. Unsere Herzen werden zwar selten vom Wahnsinn der Dichter erwärmt, glühen nie von der Pegasus-Quelle; nicht spielen in tändelndem Lied die Eroten, (5) und unserem Phoebus gelingt es nicht, die Chariten zu freien. Unser Sinn aber will den Anschein der Undankbarkeit meiden und erfüllt die geschuldeten Versprechen seiner Pflicht. Eure Treue, Jünglinge, und erprobte Tugend und Eure Zuverlässigkeit wurde von mir jederzeit erfahren. (10) Bis jetzt hat uns allein die bessere Gelehrsamkeit unseres guten Lehrers und die gleiche Zuneigung in unverbrüchlicher Treue vereint. Nun aber heißt Euch die gesammelte Wissenschaft Eures trefflich gebildeten Geistes den heiligen Gipfel des Pindus ersteigen. Geht denn mit Gottes Geleit, nehmt all Euren Eifer zusammen (15) und lernt, was die Höhen des Musenbergs bieten. So wird dereinst das Vaterland die Früchte Eurer Mühen erfahren und sich freuen, so bedeutende Männer erzeugt zu haben. Johann Christian Günther aus Striegau.

II. Geleit-Gedichte

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2. CONSOCIATA COMMILITONUM 〈...〉 VOTA. 1713. SVIDNICII, TYPÇISÈ JOANNIS SIGISMUNDI OKELII. 〈5.〉 Sonnet!

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NJchts anders als Verdruß bestürmet Seel und Geist / Mein Anders / daß ich dir nichts anders aufgesetzet Als was die eckle Welt vor eitle Wahren schätzet Und dein geübter Sinn der Einfalt Ausbruch heist; Doch wie sich manche Ganß auch unter Schwanen weist Jn Hippocrenen Qvell sich manche Dole netzet So dencke / hab ich gleich die Poesie verletzet / Daß sie mich nicht wie dich mit Milch und Honig speist; Geh nur indessen hin / vermehre deinen Fleiß / Da / wo die Castalis aus goldnen Röhren fliesset Und mit der Elbe sich als eine Schwester küsset; Die Cantzel welche schon von deinen Lehren weiß Wird in Elysien vielleicht nach wenig Jahren / An dir was Hippon einst vom Augustin erfahren. Friedrich von Bock / Eqves SilesÇiusÈ.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

3. COMMIGRATURIS VITEMBERGAM AMICIS AMORIS & STUDIORUM CONSUETUDINE CONJUNCTISSIMIS ERNESTO SIGISMVNDO ORTHIO, & CHRISTIANO MARBACHIO SUIDNICENSIBUS BENE PRECATUR

JOHANNES CHRISTIANUS GÜNTHERUS, STREGÇENSISÈ ANÇNOÈ 1713.

QVae semel nostris agitata votis Musa cessisti, redeas precamur, Rursus insueto nova posco promas Carmina plectro. 5

Solis immensos redeuntis aestus Ver fugit, summo radians Olympo Phoebus intonsis jaculatus urget Ignibus orbem.

Den gemeinsam nach Wittenberg ziehenden Freunden, Den durch beständige Zuneigung und gemeinsame Studien eng verbundenen Ernst Sigismund Orth und Christian Marbach aus Schweidnitz, wünscht Gottes Segen Johann Christian Günther aus Striegau. Im Jahre 1713. Muse, die Du einmal – von unseren Wünschen getrieben – davongingst, kehre doch, so bitten wir, zurück! Wiederum bringe, so fordre ich, auf ungeübter Laute neue Lieder hervor! Die gewaltige Hitze der wiederkehrenden Sonne (5) meidet der Frühling, vom Gipfel des Olympes aber strahlt Phoebus, langmähnig Feuerglut schleudernd bedrängt er mit Flammen den Erdkreis. Die Äcker spüren die feuchten

II. Geleit-Gedichte

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Rura sudantis madidos Coloni Sentiunt artus; vitulos aratro Rusticus solvit, placido daturus Corpora somno. Flava foecundis Ceres ipsa campis Anxie praegnans utero gravatur, Nec laborantem nemorum per umbras Cynthia curat. Haec tamen pulchros religat Capillos, Caerulo Corpus positura fonte; Inde venator videt ut lavantem, Numen adorat. Quos Hyems dura glacie tenebat, Devehunt multas Pelagi carinas, Queis repercusso sinuata turgent Lintea vento.

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Vos! luto quorum meliore pectus Finxit, ornati juvenes, Apollo, Quarta sinceros mihi nunc Sodales Invidet aestas.

Glieder des schwitzenden Bauern, die Ochsen schirrt ab vom Pfluge (10) der Landmann, um die Körper dem sanften Schlaf zu überlassen. Die goldgelbe Ceres wird auf den fruchtbaren Feldern, selbst schwanger, arg beschwert, und Diana sorgt sich nicht im Schatten der Haine (15) um die Leidende. Sie bindet dennoch ihre schönen Haare zurück, um in der blauen Quelle den Körper zu baden; wenn sie dort beim Bade der Jäger erblickt, verehrt er ihre Gottheit. (20) Die Seen, die der Winter mit harter Kälte gefangen hielt, Lassen nun zahllose Boote gleiten, denen gebauscht vom aufgefangenen Wind die Segel schwellen. Euch, treffliche Jünglinge, denen Apoll (25) die Brust aus besserem Stoffe gebildet, mißgönnt nun der vierte Sommer mir schon als lautere Gefährten. Höher treibt Eure Sinne die Liebe zur

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Altior vestras sapientiarum Ardor & divae studium Minervae Concitat mentes; stimulata scandunt Pectora Pindum. Heic ubi sacros trahitur per amnes Leucoris, Coelum & Caput inter umbras Nubium condens Helicon bifronti Vertice pulsat. Jam novem Vobis vario sorores Nectar in Cado tribuent, Lycaei Nulla quod possunt superare misto Pocula nardo. Graeciae gazas veteris docebunt Atque sermonis Veneres latini Tullio quantum valeat suoque Roma Tibullo.

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Ite felici pede, vos secunda Sors ad extremas comitata gentes Servet, adversas Zephyrusque Nothi Temperet auras.

Weisheit und das Studium der göttlichen Minerva (30); angestachelt besteigen Eure Herzen den Pindus. Hier, wo Leucoris durch die heiligen Ströme geleitet wird und der Helikon den Himmel, das Haupt im Schatten der Wolken bergend, trifft mit seinem (35) zweifachen Gipfel. Schon werden Euch die neun Schwestern in wechselndem Krug den Nektar zureichen, den keine Becher voll Wein übertreffen können, mit Narde vermischt. (40) Die Chariten werden Euch die Schätze des alten Griechenland lehren und der lateinischen Rede, wieviel Rom mit seinem Tullius vermag und seinem Tibullus. Geht mit glücklichem Schritt, ein günstiges Los (45) geleite Euch zu fremden Völkern und bewahre Euch, und der Zephyr mildere die Stürme des feindlichen Südwinds. Ihr, den Musen als Begleiter zugesellte Schar,

II. Geleit-Gedichte

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Vos, Comes, magno, data turba, Musis Cynthio, plenis Croceam Canistris Ferte vim florum, viridique nexas Fronde coronas. Saxonum nostri reduces ut oris Vrbis in charos Patriae Penates Adferant sacras decorata circum Tempora lauros.

bringt dem großen Apoll in vollen Körben safrangelbe Blumen (50) in Fülle und Kränze, geflochten aus grünendem Laube. Daß als Heimkehrer vom Lande der Sachsen zu den lieben Wohnstätten der Vaterstadt sie ihre Schläfen bringen vom (55) heiligen Lorbeer.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

4. Als Schweidnitz Einen HAHN Aus Seinem Neste liess / Befahl Die PALLAS Jhn in ihre Schoos zu jagen / Weil nun Das Freundschaffts-Recht mich Jhn begleiten hieß / So dachte seine Schuld in diesem abzutragen Johann Christian Günther / STREGENSIS SILESIUS. Schweidnitz / druckts Christian Ockel.

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WJe glücklich lebt doch eine Stadt / Die mit Athen den Preiß der freyen Künste hat / Wo sich das Chor der Musen reget / Und wo der Weißheit Muster-Platz Das Kleinod und den edlen Schatz Der gutten Wissenschafft uns in die Hertzen präget. Die Nacht der bangen Finsternüß / So dir Elysien der Weißheit Glantz entriß / Wird durch des Phœbus Licht vertrieben / Die Klugheit steigt / die Thorheit fällt / Seit dem nun die gelehrte Welt Den Jrrthum und den Wahn des Pöbels aufgerieben.

II. Geleit-Gedichte

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Wo vor Gradivens Tempel war / Da baut die Tugend itzt der Pallas ein Altar / Und wo der Helden Blut geschwommen / Geust man vielleicht die Dinte hin / Da wo Minervens Schüler knien Hat etwan Lechus einst den Fußfall angenommen. Fleuch hin verdammte Barbarey / Dein Scepter ist zerstückt / dein Purpur-Rock entzwey / Wir aber deiner Last entbunden; Die Künste blühn und nehmen zu / Nachdem des Friedens süsse Ruh Den Oelzweig um den Hutt des Fürstenthums gewunden. Beglücktes Schweidnitz nimm in acht / Wie das Verhängnüß dich vor andern herrlich macht / Schau deiner Söhne Wohlergehen / Durch ihrer Arbeit / Müh und Schweiß Grünt deines Nahmens Ehren-Preiß / Dein Nachruff wird durch sie einst bey den Sternen stehen. Mein Feund / dein Abschied stellet mir Die Blumen deiner Müh’ schon als im Traume für / Nun wird die Linden-Stadt erfahren / Was deiner Lehrer Fleiß gethan / Mich deucht Sie hebt verwundernd an: Komt dann in Schlesien das Alter vor den Jahren?

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

5. Nimm, WINCKLER! nimm den Wunsch von einer Feder an, die keinen zwar vergnügt, doch lieblich reimen kan: Zerreist die Mißgunst ihr hierüber gleich die Ficke, so bleibet dennoch nicht mit seiner Pflicht zurücke Johann Christian Günther, STREGENSIS.

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GEdacht und auch geschehn. Jhr Pierinnen lacht, Weil ein Gelehrter sich an einen Schul-Fuchs macht, Der, wie die Mißgunst spricht, der Ruthe kaum entgangen. Heist das die Hasen nicht auch auf dem Pflaster fangen, Wenn man die Hunde gleich dazu im Busen trägt? Denn warlich! welcher nur vernünfftig überlegt, Wie mich vor kurtzer Zeit ein ungereimter Bogen Mit meiner Pfuscherey im Dichten durchgezogen, Und wie ein Zoilus, wenn ihn der Kitzel sticht, Die Ursach zum Verdruß offt von dem Zaune bricht, Der wird nicht ohne Grund aus diesen Dingen schlüssen: Daß einen solchen Kopff die Würmer plagen müssen, Und daß vor diese Qual nichts besser zur Artzney Als eine Hand voll Saltz und Niese-Wurtzel sey. Halt inne! das Recept gebiert hier nichts als Rache, Die Berge rauchen schon, das Feuer ist im Dache,

II. Geleit-Gedichte

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Jch sehe, wie die Laus dem auf der Stirne laufft, Der zur Apologie ein Reim-Register kaufft, Nachdem er kurtz vorher die Leyer weggeschmissen, Und bey den Reimen sich die Nägel abgebissen. Doch nein! ich schweige nicht, das Unrecht ist zu groß, Und die Gedult zu klein, der Eiffer bricht nun los, Anitzo nicht sowol für mich das Wort zu sprechen, Als gegen einen Pan der Musen Schimpff zu rächen. Wohlan Calliope! errette dich und mich Von dieser Frevel-That, sonst wird man sicherlich Den muntern Pegasus noch endlich zum Wallachen Und deine Schwestern gar zu lauter Huren machen. Ein Klügling, welcher kaum das Griech’sche Jota kennt, Und etwa zwey bis drey gelehrte Männer nennt, Druckt, wenn er den Donat bis auf den Band gefressen, Und bey der Fabel sich in Schulen gar versessen, Ja wenn er Hochmuths-voll mit Winde schwanger geht, Und mit genauer Noth den Calepin versteht, Sein Name müsse noch ein ein Wunderwerck auf Erden Und in der klugen Welt ein Staats-Oracul werden. Von Grillen schwärmt der Kopff, von Weisheit strotzt der Bauch, Den Griechen ist er feind, und wie man durch den Rauch Den Bienen-Schwarm vertreibt, so läst er sich verjagen, Man darff den Weller ihm nur vor die Augen tragen. Das Alphabet klingt ihm als ein Beschwörungs-Ton, Jn Hippocrene setzt er flugs ein Ypselon, Und Bacchus selber kommt durch ihn in Märtrer-Orden, Weil ihm, o Grausamkeit! ein C gestohlen worden. Aus Einfalt tadelt er, was er nicht lernen kan, Und greifft das Musen-Chor mit Läster-Worten an, Als wolte sich ein Zwerg durch Spotten und Verlachen An den Poeten bald zu einem Riesen machen, Da der geringste doch aus ihrer edlen Zunfft Mehr Weisheit, mehr Verstand, mehr Klugheit und Vernunfft Jm kleinen Finger trägt, als dieser im Gehirne

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Und in dem Hertzen führt; erbosse dich und zürne, Herr Momus, wie du wilst, hier ist noch eine Nuß, An welcher sich dein Zahn im Beissen üben muß. Poeten, giebst du vor, sind meistens nasse Brüder, Und dennoch leugnest du die Wahrheit ihrer Lieder. Wie aber reimt sich das mit dem, was Sirach spricht: Ein truncken Hertze weiß von keiner Lügen nicht? Jedennoch könt’ ich nur durch wahrhafftige Lügen Bald ein geschwäntztes P in meinem Titul kriegen, So spräch’ ich heute noch: Dein Mischmasch ist ein Blat, Das seines gleichen nicht an der Erfindung hat; So aber giebt Horaz mir immer diese Lehre, Daß zu dem Dichten mehr als so ein Schnitt gehöre, Und in der edlen Kunst ein blosser Stümper seyn, Flicht in den Lorber-Krantz offt Hasen-Pappeln ein. Verdaut dein Magen nicht dergleichen grobe Pillen, Und kanst du nicht vor Zorn das Gallen-Fieber stillen, So lege dir die Schuld von dieser Kranckheit bey, Und wisse, daß der Mensch ein Schmied des Glückes sey, Das ihm begegnen soll, den frechen Kiel zu schärffen, Und was man selber thut, den andern vorzuwerffen, Den Pindus überdiß verspotten und entweihn, Und in den Musen-Quell Verachtungs-Geiffer speyn, Heißt sich ein blanckes Schwerdt auf seinen Nacken schleiffen, Und wie ein zartes Kind selbst in das Messer greiffen. Das Oculisten-Schild hast du nächst ausgehenckt, Als du die Salbe mir vor meinen Staar geschenckt, Des Nächsten Splitter soll dir deine Balcken decken, Und andrer Blösse dich und deine Schaar verstecken; Ach aber weit gefehlt! des Phœbus Lorber-Ast Giebt dir kein Feigen-Blat, drum mache dich gefast, Den Polyhistor-Kram vom Pindus wegzutragen, Eh dich die Musen noch aus ihrer Wohnung jagen. Jhr aber, deren Maul von Mißgunst gischt und schäumt, Glaubt, daß Apollo schon für euch die Clause räumt,

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So hoff’ ich in der Welt noch dieses zu erleben, Daß man am Helicon euch wird die Pritsche geben. Dir, Bruder gilt nunmehr das allerletzte Wort, Nimm dieses als ein Pfand von unsrer Freundschafft fort, Der noch bis itzund nichts als Maß und Ende fehlet. Dein Abschied, welcher mich durch unsre Trennung quälet, Jst, seit der Umgang mir dich zu erkennen giebt, Fürwahr das eintzige, womit du mich betrübt Und zum Verdruß gebracht, du wustest meinen Willen Und ich den deinigen nach Wünschen zu erfüllen. Wie manchmal lachten wir der Thorheit dieser Welt, Die offtmals Glas für Gold und Bley für Silber hält; Wir merckten, daß man auch die allerbeste Sache Jn Rechten öffters krumm und fünffe grade mache; Aus Kleinen schlossen wir, wie es im Grossen geh, Und sahen manchen Greis, der noch das A. B. C. Der Klugheit buchstabirt, den Kindern sich vergleichen, Die Uebung wies’ es uns, daß einen Mohr zu bleichen Und einen rechten Freund zu suchen einerley, Ja dieser letztere zu finden schwerer sey. Mein Winckler! zürne nicht! ich sage, was ich dencke, Und wenn ich auch den Neid dadurch zu Tode kräncke. Zwar, wer itzund den Fuchs nicht nach den Haaren streicht, Und dennoch seine Kuh nicht bey dem Schwantze zeucht, Der mache sich geschickt bey Zeiten einzupacken, Soll ihm die Schwarte nicht von mancher Husche knacken. Jedoch die Wahrheit redt und nimmt kein Blat vors Maul, Die blinde Furchtsamkeit macht ihren Fleiß nicht faul, Der Affter-Welt den Schwär des Jrrthums aufzustechen, Und bey der Finsterniß der Lügen durchzubrechen. Genug erfüllt das Maß, zu viel zerreist den Sack, Und wenig auf einmal macht, daß man wieder mag. Der Eckel und die Zeit gebieten mir zu schweigen, Und meine Redlichkeit nur durch ein Wort zu zeigen. Mein Bruder, lebe wohl! der Wunsch ist kurtz und gut,

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Doch dencke, wo diß blat dir kein Genügen thut, Daß, wie ein Zapffen Eiß zu einer Ofen-Krücke, Sich dieses Carmen auch zu deinem Abschied schicke.

6. NOBILISSIMAE FRATRUM GERMANORUM, b e HENRICI c GEORGIIfGUILIELMI d g GOTTHARDI REIBNIZIORUM, EQVITUM SILESIORUM, TRIGAE MUSAS WRATISLAVIENSES SALUTATURAE, SVIDNICENSIBUS VERO, XIV. CALENDÇARUMÈ APRILIS, AÇNNOÈ 1714. VALEDICENTI, BENE PRECATUR

EORUNDEM COMMILITIO INTEGERRIMUS JOHANNES CHRISTIANUS GÜNTHERUS, STREGENSIS, LÇIBERALIUMÈ AÇRTIUMÈ APUD SVIDNICENSES CULTOR. SVIDNICII, TYPIS CHRISTIANI OCKELII.

Der hochedlen Trias der leiblichen Brüder George Heinrich, George Wilhelm, George Gotthard Reibnitz, schlesischen Rittern, der Trias, die im Begriff ist, die Musen Breslaus zu grüssen, denen von Schweidnitz aber am 19. März 1714 Lebewohl zu sagen, wünscht Gottes Segen ihr treuer Studiengenosse Johann Christian Günther aus Striegau, der Freien Künste Beflissener zu Schweidnitz. Schweidnitz, mit Christian Ockels Schriften.

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LOnga quid Ausonium corrumpunt otia plectrum? Musa quid antiquam vis temerare fidem? Luminibus, madidum, torpentibus excute, Somnum, Ocyor atque, novum, fac resonare, Melos. Non decus est, resides buxo langvescere nervos Nec bene continuo membra sopore valent. Oppressam solvunt finita silentia vocem, Labraque Castalio flumine lota canunt. Praesenti steriles praegnantur numine sensus, Et sacer afflato funditur ore furor. Pergite Pierides vestro succurrere vati, Qui socias coeptis optat habere manus. Cynthia jam famulos Coelo suspenderat ignes, Altaque provectae tempora noctis erant; Morpheus, expansis ubi me contexerat alis, Talia sublato cernere sole jubet. Stat nemus Elysiae tangens confinia gentis, Hercyniam veteres nomen habere ferunt. Densior occisos heroe¨s arguit arbor, Caesorumque creber sangvine crescit apex. Sarmata victrices fugit hic exterritus umbras Fratris, et invisum pallet adire locum.

Warum verdirbt die lange Mußezeit die italische Laute? Warum willst Du, Muse, die alte Treue verletzen? Wische aus meinen erschlafften Augen den feuchten Schlaf, und laß eilends ein neues Lied erklingen. Nicht ehrenvoll ist es, wenn am Buchsholz untätig die Saiten ermatten, (5) und die Glieder werden nicht stark durch beständige Trägheit. Ein gebrochenes Schweigen löst die bedrückte Zunge, und Lippen, die im castalischen Quell gebadet sind, singen. In Gegenwart der Gottheit werden die fruchtlosen Sinne fruchtbar, und der heilge Wahn ergießt sich aus dem inspirierten Mund. (10) Ihr Musen, fahrt fort, Eurem Dichter zu Hilfe zu eilen, der Eure helfende Hand für sein Beginnen erhofft. Der Mond hatte schon seine dienenden Lichter am Himmel aufgehängt, und die Zeiten der Nacht waren schon weit fortgeschritten; sobald Morpheus mich mit seinen ausgebreiteten Schwingen bedeckt hatte, (15) hieß er mich Folgendes ohne das Licht der Sonne sehen: Ein Hain steht in der unmittelbaren Nachbarschaft des elysischen Volkes, die Alten behaupten, er heiße der herzynische. Ziemlich dichter Baumwuchs weist auf getötete Helden hin, und zahlreich wachsen die Gipfel aus der Erschlagenen Blut. (20) Der Sarmate flieht hier erschreckt vor den siegreichen Schatten des Bruders und scheut sich, den ver-

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Fama tulit Grajas iter huc flexisse Camoenas, Cum cuperet nostro Delius ore loqui. Hosce per anfractus silvarum ferre videbar Confusos, Lemurum non sine fraude gradus. Postque retardatos, quo numine nescio, gressus, Ignotas cupido lumine lustro plagas. Proxima pratorum series et amoena voluptas, Me vocat et dubios in sua rura pedes. Diversæ, ancipites, regionis, reddit ocellos Præsentis facies, præteritique Color. Nox ibi dispersis dominatur tota tenebris, Hic videt apricum vallis aperta diem; Inde, viatori faciens convitia Cornix, Brutorum insidias omine ducta monet; Auribus hinc blando commendat guttura cantu Certior æterni nuncia veris avis. Firma stat oblatum propius spectare voluntas, Ingeniumque loci fertilis urget iter. Floribus arva fluunt, stellataque lilia passim Nobilitant tepido lacte Junonis agros. Tramite luxuriat patulæ Lascivia Myrti,

haßten Ort aufzusuchen. Die Sage ging, hierher hätten die griechischen Musen den Weg genommen, als Apoll wünschte, in unserer Sprache zu reden. Durch diese Walddriften schien ich (25) ziellos den Schritt nicht ohne Trug der Lemuren zu lenken. Irgendeine Gottheit veranlaßte mich, den Schritt zu verlangsamen, und ich mustere begierigen Auges unbekanntes Gefild. Die nahe gelegene Reihe der Matten und ihr angenehmer Anblick ruft mich und meine unsicheren Schritte hinaus auf ihr Feld. (30) Die Augen unsicher macht die Verschiedenheit der Gegend, das Aussehen der vor mir liegenden und die Farbe der zurückliegenden. Dort herrscht ganz die Nacht mit verbreiteter Dunkelheit, hier sieht das offene Tal den sonnigen Tag; von dort schilt den Wanderer die Krähe (35) und macht ihn, geleitet durch das Vorzeichen, auf Nachstellungen wilder Tiere aufmerksam; von hier empfiehlt seine Kehle durch schmeichelnden Gesang den Ohren der Vogel, der ein sicherer Bote ewigen Frühlings ist. Fest steht mein Wille, das Dargebotene näher zu besehen, und der Charakter des fruchtbaren Ortes beschleunigt den Schritt. (40) Die Fluren fließen über vor Blumen, und gestirnte Lilien rings umher veredeln durch die warme Milch der Juno die Felder. Auf den Pfaden sprießt der üppige Wuchs der weitverzweigten Myrte, und hochragender Lorbeer überschattet den schmucken Boden; die

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Altior ornatam laurus opacat humum; Nardus odoriferis infecerat aera Succis Corpore mox toto nasus ut esse velim; Injussæ crescunt violæ, quas patria tellus Purpureis patitur bella movere rosis. Non teneros lædunt mordentia frigora foetus, Perpetuo vitis germina vere rubent. Multa Seges Calathi sublato fluctuat aestu, Cum Zephyrus grato basia rore vehit. Hic hospes Boreas nunqvam divertit et Auster Jura nec hospitii Sirius exul habet. Erranti torrens cursu virgulta secabat, Unde loqvax pulsi Littoris unda sonat. Qvid moror? Hesperidum qvidqvid jactaverit hortus, Qviqve Semiramia pensilis arte fuit, Non valet invidiam nostris accendere Campis, Qveis qvoqve Thessalicis gloria major erit. Dumqve vago circum tentabam compita visu Cominus ingentem surgere cerno domum. Ardet inaccessos mens indefessa penates, Sed prohibet faciles semita rara vias. Ergo mihi bivii mox per compendia ducto Horrorem moles fert pretiosa sacrum; Narde hatte die Luft mit ihren duftigen Säften geschwängert, (45) so daß ich bald wünschte, mit meinem ganzen Körper Nase zu sein; ohne Geheiß wachsen Veilchen, die die Heimaterde mit den purpurnen Rosen Kämpfe austragen läßt. Nicht verletzt beißende Kälte die zarten Schößlinge, und in immerwährendem Frühling schimmert der Weintraube Knospe im Rot. (50) Viel Frucht des Weines wogt, da die Hitze verschwunden,wenn Zephyr mit willkommenem Tau Küsse bringt. Hier hält als Gast der Nordwind nicht Rast noch auch der Südwind, Gastrecht hat Sirius nicht, da er von hier verbannt ist. In irrendem Lauf durchschnitt ein Sturzbach das Gebüsch, (55) von dem geschwätzig die Woge, am Ufer sich brechend, rauscht. Was halte ich mich auf? Wessen immer der Hesperidengarten sich rühmen mag, und die von Semiramis’ Kunst hängenden Gärten kann unseren Gefilden nicht Neid erregen, deren Ruhm auch größer als der der thessalischen sein wird. (60) Während ich mit schweifendem Blicke die Kreuzwege musterte, sehe ich ganz in der Nähe ein großes Haus sich erheben. Mein unermüdlicher Sinn brennt, das unzugängliche Innere zu besehen, aber ein vereinzelter Weg hindert den leichten Zugang zu ihm. Als ich bald durch die Abkürzung einer Weggabelung dorthin geführt bin, (65)

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Pascitur arx oculos cujus praesentia formam Auget, et aspectu pensat euntis onus; Fronte superba suo coelum nubesqve lacessunt Marmora fulmineis non ruitura dolis; Vestit ebur postes, seqvitur vestigia Jaspis, Cara sub aurato pondere ligna gemunt; Interiora micant sectis penetralia gemmis, Egregiusque mihi me rapit iste labor; Cum Phrygiis muto pugnat Certamine pictor, Ars pretio palmam Cedere victa negat. Quadrupedes picto mirabar vivere pastu, Æmula naturae, queis dedit ora manus. Interea attonitus subito clamore gementis Vicinas tremulo pollice pando fores. Limen adhuc obicemque manu plantisque tenebam, Cum video humana plangere voce Deum. Terruit aspectus; genium numenque Licei Cerno, salus nostrae quo valet alma Scholae. Adventusque mei repetens Dea nescia planctus, Jusserat indociles ordinis esse comas;

versetzt mich der kostbare Bau in heilige Schauder; eine Burg weidet die Augen, deren unmittelbarer gewaltiger Anblick die Pracht erhöht und die Last des Weges durch den Anblick aufwiegt; mit seiner stolzen Front fordert der Marmorbau den Himmel und die Wolken heraus, ein Bau, der selbst durch heimtückischen Blitzschlag nicht untergehen kann; (70) Elfenbein kleidet die Säulen, und Jaspis liegt auf den Gängen, teure Hölzer stöhnen unter vergoldeter Last; die Räume leuchten im Inneren von geschnittenen Steinen, und diese ausgezeichnete Arbeit läßt mich außer mir sein; in stummem Wettstreit liegt der Maler mit den phrygischen Künstlern, (75) die Kunst will sich vom Wert nicht besiegen lassen und ihm die Siegespalme nicht einräumen. Ich bewunderte Vierfüßler, die von gemaltem Futter sich nähren, denen im Wettstreit mit der Natur die Hand Münder gab. Unterdessen öffne ich, erschreckt vom plötzlichen Laut eines Seufzenden, mit zitternden Fingern die nächsten Türen. (80) Noch hielt ich auf der Schwelle, in der Hand noch den Riegel, da sehe ich eine Gottheit mit Menschenstimme klagen. Der Anblick schreckte mich auf, ich sah Schutzgeist und Gottheit unserer Schule, auf dem des Unterrichts segenspendendes Heil ruht. Die Göttin bemerkte meine Ankunft nicht und erneuerte ihre Klage, (85) sie ließ ihre Haare ohne Ordnung hängen; beide Hände stützen in sicherem Dienst das Haupt, und wechseln pflichteifrig den frommen Dienst ab;

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Utraque firma manus capiti fultura ministrat, Alternatque pias officiosa vices; Undantes lacrymis oculos relliquerat ignis, Exanguesque genae jam morientis erant. Solvit labra dolor, gravidam suspiria linguam, Talia quae nunquam verba silenda dedit: Siccine mortales fatorum occulta potestas Non magis ac stabili numina lege trahit? Non satis est parcos nobis concredere Cives, Hos etiam paucos diminuisse juvat. Mansuram studiis ubi jussit condere sedem Caesaris aeternae gratia laudis opus; Praefeci eximios partito munere Patres, Quorum aetate licet praesidioque frui. Elegique duos docta de gente Magistros, Qui me Rectorum Praeside Sceptra gerunt; Coeruleum paucis gaudebam crescere coetum, Maximus ipse sua qui bonitate fuit; Amissi gravior pretio jactura videtur. Officit exemplo dicta probare meo. Vah! dolor est veteres primosque migrare Colonos, Vah! pudor antiquum sic abiisse decus.

die von Tränen schwimmenden Augen hatte das Feuer verlassen, und die blutleeren Wangen waren schon die einer Sterbenden. (90) Der Schmerz löste ihr die Lippen, die Seufzer die schwere Zunge, und sie stieß Worte hervor, die niemals verstummen können: „Reißt so die verborgene Macht des Schicksals die Sterblichen nicht mehr als die Götter in unerschütterlichem Gesetz mit sich? Ist es nicht genug, uns nur wenige Bürger anzuvertrauen, (95) freut es das Fatum auch noch, die Zahl dieser Wenigen zu vermindern? Als die Gunst des Kaisers den Studien einen bleibenden Sitz zu begründen befahl, ein Werk würdig immerwährenden Ruhmes, habe ich der Schule in geteiltem Amt ausgezeichnete Lenker vorangestellt, deren Erfahrung und Leitung sie genießen kann. (100) Ich habe aus gelehrtem Geschlecht zwei Lehrer erwählt, die unter meiner Leitung die Szepter der Rektoren innehaben; ich freute mich, daß eine himmlische Gemeinschaft mit wenigen Mitgliedern wuchs, die aber durch ihre Strebsamkeit sehr bedeutend war; ihr Verlust scheint durch den Wert des Verlorenen noch größer. (105) Das Gesagte zu beweisen schadet nach meinem Beispiel. Wehe, es schmerzt, daß die alten und ersten Zöglinge abwandern. Wehe, es

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Leucoris ipsa mei retulit monumenta laboris, Atque brevi rerum Lipsia testis erit. Emorior, quoties venturi temporis augur Infelix Claros vix reor, esse Dies. Scilicet ista meum populat vastatio Pindum Desertumque mihi mox Helicona dabit. Me miseram, vacuas nisi det mihi Cynthius aures, Atque velit pubem constituisse novam! Per juga, per saltus, nemorumque remota vagabor, Et gnatos luctu consequar orba parens. Responsurus eram, manibus cum lapsa retractis Janua terribili ter crepat icta sono. Excitor, ast oculis falsum mentita soporem Mens suspecta suae fata quietis habet. Et sermonis opem casu frustratus iniquo Labra locuturi sentio aperta vigil. Non ego nocturna reduces ab imagine sensus, Mendaci lusos nocte fuisse querar. Perstrepit occulto, mirum! Schola nostra tumultu Tritoniae coeco murmure templa sonant,

beschämt mich, daß meine alte Zier auf solche Weise weggeht. Wittenberg gab selbst die Beweise für meine Mühe kund, und binnen kurzem wird Leipzig meine Leistungen bezeugen. (110) Ich sterbe, wenn ich als Seherin künftiger Zeit in meinem Unglück kaum glauben kann, daß die Tage hell sind. Indessen verheert diese Verwüstung meinen Pindus und wird mir bald den Helikon in eine Einöde verwandeln. Ich Elende! ich werde, sollte Apoll mir nicht Gehör schenken (115) und mir neuen Nachwuchs zuweisen, über Berge und Täler und durch verschwiegene Haine schweifen und meinen Kindern trauernd nachgehen als verwaiste Mutter.“ Ich wollte antworten, als die Tür meinen Händen entrissen wurde und dreimal getroffen mit schrecklichem Getöse knarrte. (120) Ich erwache, aber mein Geist, der den Augen einen falschen Schlaf vorgaukelte, bleibt während seiner Ruhe im Ungewissen über das Geschick. Und während es mir durch das schlimme Ereignis die helfende Sprache verschlug, fühle ich im Wachen meine Lippen offen, als wollte ich sprechen. Ich will nicht klagen, daß die Sinne von dem nächtlichen Traumbild zurückkehrend (125) von trügerischer Nacht genarrt wurden. Plötzlich wurde – wie seltsam! – unsere Schule von Lärmen erfüllt, und vom dunklen Dröhnen tönt der

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Conveniunt patres, ordoque vocatus equester Illustres cumulat pulchra Corona viros. Cernimus Augustos, velut aurea sidera, vultus, Conjunctumque hilari cum gravitate Decus. Nec patet, in quorum concessus vertat honorem, Aut quibus hoc decoris det numerosa Cohors. Jam memini, (nisi forte simul meminisse dolebit) Vestra abitum, Juvenes! lingva diserta petet. Ambiguam vicit nox veri praescia mentem, Noctis et absolvit lux inimica fidem. O nimis infaustae non irrita somnia noctis! Justa meam fecit flere qverela Deam. Svidnia ne lacrymis parcas tibi crede gementi Proximus ancillas commodat amnis aquas. Quid tamen huc lacrymæ? Lacrymis nec fata moventur, Perdita nec lacrymae reddere salva qveunt. Indulgere pio quaedam fas esto dolori, Caetera laetitiae nunc, Schola moesta! dabis. Te, dilecta Parens! nunquam genuisse pigebit, Dulcia foecundae nomina Matris habes;

Tempel der Pallas. Die Väter kommen zusammen, und aufgerufen versammelt der Ritterstand in schönem Kreise erlauchte Männer. (130) Wir sehen erhabene Gesichter, wie goldene Gestirne, und mit heiterer Würde verbundenen Adel. Es ist nicht offenkundig, zu wessen Weggang die zahlreiche Schar die Ehre entbietet oder wem sie diese Achtung erweist. Ich erinnere mich (wenn zugleich zu erinnern nicht auch schmerzt): (135) Eure beredte Zunge wird, ihr Jünglinge, den Abschied erbitten. Die Nacht, die die Wahrheit voraussah, hat die Ungewißheit des Geistes besiegt und der feindliche Tag die Ankündigung der Nacht erfüllt. Oh, ihr keineswegs nichtigen Träume unglücklicher Nacht! Berechtigte Klage ließ meine Göttin weinen. (140) Schweidnitz, spare die Tränen nicht! Glaube mir, wenn Du weinst, gibt der benachbarte Fluß Dir dienstwillig seine Wasser. Wozu aber hier Tränen? Durch Tränen wird das Schicksal nicht bewegt, und Tränen können nicht wiedergewinnen, was verloren ist. Es soll uns nun Recht sein, in gewissem Umfang dem frommen Schmerz nachzugeben. (145) Das übrige wirst Du nun, betrübte Schule, der Freude einräumen. Dich, geliebte Erzeugerin, wird nie reuen, geboren zu haben, Du hast den süßen Namen einer fruchtbaren Mutter. Schau auf die glückliche Schar, Deine

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Aspice felicem, natos, tua gaudia, turbam, Olim hi, posteritas quos veneretur, erunt.

Te, Juvenum flos, terna Patris Generosa Propago! TE loquor officii, causa probata, mei.

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Aeqvaret titulos si nostra scientia laudis, Quos TUA virtutis praemia dextra cupit, Ingrederer vestrae, Juvenes! primordia gentis, Et canerem, sero gens quod in orbe cluat. Non Aganippeo glacies me fonte coe¨rcet, Pagina quod Scioli vix semidocta crepat, Pollice nec raso brevior mihi redditur ungvis, Ut quererer digitos dedidicisse Chelyn. Vestra sed, oˆ Juvenes! praeclara modestia nostrum, Invitum merita laude retraxit ebur; Quem lateat vester Studiorum strenuus ardor, Quique sua probus est improbitate Labor? Invenies nigros excussa albedine Cygnos, Corvorumque nivem saepius orbis habet. Nobilis et multo nunc inveniatur agello Graeca cui sordet Lingva, placetque fides.

Kinder und Lieblinge, einst werden sie Männer sein, die die Nachwelt verehrt. (150) Von Dir spreche ich, Blüte der Jugend, dreifach edle Nachkommen des Vaters! Von Dir spreche ich, bewiesenem Grund meiner Pflichterfüllung! Sollte unsere Wissenschaft den Ruhmestiteln gleichkommen, die Deine Rechte als Lohn ihrer Tüchtigkeit anstrebt, müßte ich auf die Anfänge Eures Geschlechtes eingehen, Ihr Jünglinge, (155) und singen, wessen in später Zeit das Geschlecht noch gerühmt wird. Nicht hält mich Kälte am Aganippischen Quell, weil die Seite des Anfängers kaum halbgelehrt klingt, noch wird der Nagel mir kürzer, weil ich den Daumen beschabe um zu klagen, daß meine Finger das Saitenspiel verlernt. (160) Aber Eure gerühmte Bescheidenheit, Ihr Jünglinge, hat gegen meinen Willen meine Flöte wieder hervorgeholt, um ihr verdientes Lob zu singen; wem bliebe Euer beständiger Feuereifer in den Studien verborgen und Eure Mühe, die sich durch ihr Übermaß als gut erweist? Man kann Schwäne finden, die ihre weiße Farbe verloren haben und schwarz wurden, (165) und öfter noch zeigt die Welt die weiße Farbe bei Raben. Und vielfach findet sich jetzt wohl Adel auf einem weitläufigen Gütchen, den die griechische Sprache anwidert und dem die griechische ,Redlichkeit’ behagt. Aber

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Nec Vestri spernunt Graecorum Scripta Labores, Communique Luem cum grege ferre pudet. Ite, sinu foveat placido vos alma Budorgis, Spes implete, Deo non renuente, Patrum.

Non Lupa rava viam nec vulpes fœmina turbet, Sed fortuna comes vota secunda ferat. Sic patrii forsan Cineris se busta movebunt, Vestraque reddiderit membra sepulta salus.

Eure Mühe verachtet die Schriften der Griechen nicht, und Ihr schämt Euch, diese Seuche mit dem gemeinen Haufen zu teilen. (170) Geht nun, in seinem Schoße möge Euch das nährende Breslau hegen, erfüllt, da Gott nicht abgeneigt ist, die Hoffnungen Eurer Väter. Keine graue Wölfin und keine Fuchsfrau soll Euren Weg verwirren, sondern das Glück als Begleiterin möge Eure Wünsche erfüllen. So wird sich vielleicht die Asche im väterlichen Grab bewegen, (175) und Euer Wohlergehen die bestatteten Glieder wieder erstehen lassen.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

7. Hier / Schweidnitz ! schencken dir Drey Tugendhafte Brüder Als Zeugen Jhrer Pflicht Die treuen Abschieds-Lieder / Die Einfalt Hat sie schlecht und eilends ausgedacht / ja selbst durch ihren Sohn auf dieses Blat gebracht. Johann Christian Günther / STREGENSIS.

Schweidnitz / druckts Christian Ockel.

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ERwege Dein Vergnügen / Beglücktes Vaterland! Des Himmels Seegens-Hand Will dich auf Rosen wiegen / Dein Unstern ist verbannt / Was dich bißher gekräncket Wird nun ins Grab gesencket / Beglücktes Vaterland! Europa wird erschüttert / Der Rhein-Strom schwillt von Blut, Weil sich des Mavors Wuth An allen Enden wittert; Nur uns verschont sein Brand / Man sieht in diesen Gräntzen Kein blanckes Schwerdt mehr gläntzen / Beglücktes Vaterland!

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Flieht / bange Mord-Cometen! Uns ist die Ruh bescheert / Und Franckreichs Würge-Schwerdt Erreicht nicht die Sudeten; Der Harnisch ziert die Wand / Der Degen füllt die Scheide / Drumb sprechen alle beyde: Beglücktes Vaterland! Die Musen kommen wieder / Die freyen Künste blühn / Mars wirft die Drommel hin Und singet Klage-Lieder. Da wo man Palmen fand Muß ietzt der Lorbeer grünen / Und dir zu Kräntzen dienen / Beglücktes Vaterland! Dich / Schweidnitz! nimmt das Glücke Vor andern in den Schoos; Des Himmels Gnaden-Loos Baut deiner Wohlfahrt Brücke; Du trägst der Weisheit Pfand Von seiner Huld zu Lehne / Drum ruffen deine Söhne: Beglücktes Vaterland! Dein Wachsthum soll bekleiben / Dein Seegen ewig seyn / Des Glückes Sonnen-Schein Soll stets dein Leit-Stern bleiben / Dein festes Liebes-Band Hat uns bisher gezogen / Drumb sind wir dir gewogen / Beglücktes Vaterland!

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8. Dein Abschied, Werther Freund! erfodert dieses Blat, Das PHOEBUS Lorbeer-Baum zwar nicht getragen hat; doch wirst du meiner Pflicht ein holdes Auge schencken, so soll auch allezeit an seinen Jachmann dencken, JohÇannÈ Christian Günther STREGENSIS AÇRTIUMÈ LÇIBERALIUMÈ CULTOR. CANTATA. RECITATÇIVOÈ.

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JHr Musen steigt von eurer Höh, Jhr Pierinnen steigt von dem Parnass hernieder, Bringt eure süssen Lieder, Bringt sie unsern Gräntzen wieder. Es hindert euch kein Schnee, Die Tyranney Des Winters geht vorbey, Sie ist entwichen, Sie ist verstrichen, Und wir sind frey Von ihrer Sclaverey. Wohlan! Jhr Töchter Jovis seht, was eure Flöthe kan: Die Nachtigall Beut euch aus Eiffersucht

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Durch ihrer Stimme Schall Und Singen einen Wett-Streit an. Jch höre schon, wie sie dem Tereus flucht, Jch höre sie der Schwester Hertzeleid Jn den verjüngten Häynen Beklagen und beweinen; Doch unter solcher Traurigkeit Vergist sie nicht der Zeit, Vergist sie nicht der schönen Zeit, Wo Chloris Blumen streut; Jhr wohl beredter Mund Thut den Jägern in den Wäldern, Thut der Ceres auf den Feldern, Macht den Wald- und Wasser-Nymphen, Macht der Syrinx in den Sümpffen Die gute Bothschafft kund, Der Frühling sey fast nah, Der Frühling sey schon da. ARIA.

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Erwünschten Frühlings-Tage, Jhr Bothen meiner Ruh! Last mich im Grünen liegen Und bringet mir Vergnügen, Und bringt mich selbst darzu! Daß ich noch einmahl sage: Erwünschten Frühlings-Tage, Jhr Bothen meiner Ruh! RECITATÇIVOÈ.

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Die warme Lufft Hat die Vögel aus der Klufft, Hat die Tauben von den Dächern, Hat die Tauben aus den Löchern Jn das freye Feld gerufft;

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Da wo der Flora Kuß Den verliebten Zephyrus, Der gegen sie vor Liebe brennt, Der sie vor seinen Schatz erkennt, Der sie der Schönheit Ausbund nennt, Mit Wollust-Thau benetzen muß; Er aber bindet ihre Schoß Von der Gefangenschafft der Norden-Winde loß; Er läst sie auf den bunten Auen Die Pfänder seiner Treu, Die Zeugen seiner Leckerey, Die Kinder seiner Liebe schauen. Ach! Flora, spricht er, deine Pracht, Ach! Schönste, ruffet er, dein Gang Hat viele Buhler kranck, Hat viele Buhler frisch gemacht, Hat vielen Buhlern schon das Leben Genommen und gegeben, Hat meinem Hertzen offt das Leben Genommen und gegeben. ARIA.

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Ermuntert euch ihr blöden Sinnen, Und macht euch in das Blumen-Feld! Die Erde geht nicht mehr im Leide, Drum schickt die Augen in die Weide, Drum last die Seele Lufft gewinnen, Zerreist, was sie gebunden hält. Da Capo. RECITÇATIVOÈ.

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Ach aber! ach vergällte Frühlings-Lust! Die meiner Brust Nichts als lauter Weh gebieret, Nichts als alles Wohl entführet. Durch den Verlust

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Wird erst der Sachen Wehrt gefunden, Und wenn der Schatz verschwunden, So zeiget erst die Zeit Desselben Kostbarkeit. Ein Freund, Der es nicht anders sagt, als meint, Jst so gemein, als wie ein schwartzer Schwan, Und wie die Raben, Die weisse Flügel haben; Trifft man bißweilen gleich diß rare Wildpret an, So fängt man doch dergleichen Vögel selten, Und wenn wir hundert Netze stellten, So gehn sie doch niemals zu Paaren ein; Jch muß gewiß ein Sohn der weissen Henne seyn, Weil des Glückes Sparsamkeit Seine Huld an mir verschwendet, Und mir, was Zehne offt zu suchen fleißig sind, Daß es der Eilffte doch nicht findt, Mein Jachmann ietzt durch dich gewähret; Ach aber! Ach! zu früh gekräht, Der Ausgang lehrt zu spät, Daß, wenn des Glückes Sonne brennet, Ein Ungewitter sich errege: Jch fühle schon die harten Schläge, Wodurch des Himmels Neid Und der Schickung Grausamkeit Mich von meinem Freunde trennet. ARIA.

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Verdrießlicher Frühling, verhaster April! Dein strenges Geschicke Macht, daß mich das Glücke Der edelsten Freundschafft entledigen will: Verdrießlicher Frühling, verhaster April!

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Geh Bruder! geh, Dein Gang thut mir Jn meinem Hertzen weh Und in der Seele bange, Jedoch es währt nicht lange, So komm ich bald zu dir, So kommst du bald zu mir. Wer so, wie du, den Frühling seiner Jugend Nicht müßig zugebracht, Dem hat die Arbeit Ruh Die Last offt Lust gemacht. Die Ehre folgt der Tugend, Sie giebt sich dir auch zum Gefehrten an, Drum mache, daß ich bald an deinen Doctor-Hut Ein Carmen hefften kan. Der Umgang und die Zeit Hat schon in unser Blut Die Freundschafft eingeschrieben, Verreise nur nicht die Vertraulichkeit, Und höre niemals auf mich auch entfernt zu lieben. ARIA.

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Der Abschied ist genommen, Doch nicht in Ewigkeit, Doch nur auf kurtze Zeit, Doch nur aufs Wiederkommen. Da Capo.

III. Freundschafts-Gedichte

B III. Freundschafts-Gedichte 1. ARIA.

Ein guter Freund das beste Vergnügen.

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MEin Vergnügen heist auf Erden Ein vertrauter Freund allein: Wenn ich den kan habhafft werden, So stimmt Hertz und Lippen ein, Und die Losung ist das Pfand: Freundschafft ist das schönste Band. Hier giebt sich ein holdes Gosen Tausendfacher Anmuth an, Wo man stets die Zucker-Rosen Der Vergnügung brechen kan, Und ein recht gelobtes Land: Freundschafft ist das schönste Band. Strebt vor mir nach eitlen Guthe Blinde Thoren spat und früh! Mir ist gar nicht so zu Muthe, Diß verlohnt sich wohl der Müh; Was ist Geld? ein glatter Sand. Freundschafft ist das schönste Band. Andre mögen sich mit Sorgen Um des andern Gunst bemühn, Und vom Abend biß an Morgen, An dem Liebes-Joche ziehn. Mir beliebt kein solcher Tand: Freundschafft ist das schönste Band.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Lieben ist ein stetes Leiden, Das manch heimlich Weh gebiehrt, Und bey seinen seltnen Freuden Tausend Kummer mit sich führt, Ein vermyrrther Zuckerkand: Freundschafft ist das schönste Band. Freundschafft kan aus allen Sachen, Wenn der Liebe Garn zerreist, Honigseim aus Wermuth machen, Der mit lauter Anmuth speist; Sie hast allen Unbestand: Freundschafft ist das schönste Band. An ihr treff ich aller Orten Ein so groß Vergnügen an, Das ich gar mit keinen Worten Nicht genung beschreiben kan. Dieses Kleinod stiehlt niemand: Freundschafft ist das schönste Band. Nichts soll meinen Sinn besiegen, Wahre Freundschafft soll allein, Auf der Welt hier mein Vergnügen Und der stete Wahl-Spruch seyn, Der mir allen Harm entwandt: Freundschafft ist das schönste Band.

III. Freundschafts-Gedichte

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2. Send-Schreiben an Herrn JÇohannÈ GÇottfriedÈ HÇahnÈ. Schweidnitz den 21. JULÇII È AÇNNOÈ 1714.

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Monsieur Mon Frere! ENtschuldige, mein Freund! die Faulheit meiner Hand, Die dir den Abschieds-Brief nicht eher zugesandt; Du kennest meine Treu, ich aber dein Gemüthe. Wenn ich dich also nun um die Vergebung bitte, So weiß ich ganz gewiß, daß die Bescheidenheit, Die du zur Mutter hast, mir alle Schuld verzeiht, Die diese welcke Blat dir zu bezahlen suchet, Obgleich mein schwacher Kiel auf das Verhängniß fluchet, Durch dessen Bosheit mir kein reiner Vers gelingt, So das der lahme Reim mit dem Vulcanus hinckt; Was Wunder! daß, ob er den Abschied früh genommen, Der Weg ist etwas weit, so spät nach Leipzig kommen. Mein Phœbus stirbt vor Gram, mein Hertze vor Verdruß, Seit dem es einen Freund an dir entbehren muß, Der, wenn die Einsamkeit mir einen Eckel brachte, Durch ein erbaulich Wort die Sinnen ruhig machte. Wie öfters hat dein Mund mir nicht das Ohr erquickt, Und mein Excerpten-Buch mit Weisheit voll gespickt! Wie selten ist dein Hertz mir in der Noth entfallen, Wie reichlich hast du mich, und zwar vor andern allen (Das heist geconstruirt) mit deiner Huld ergötzt, Wie sparsam und wie karg durch deinen Zorn verletzt! Wie manchen guten Tag, wie manche frohe Stunden Hat meine Gegenwart an deiner Brust empfunden! Empfunden, und nicht mehr. Doch wo der alte Hahn Nur mit den Federn nicht den Sinn verändern kan; So soll die Freundschaffts-Glut, die noch nicht gar vergangen, Bey der Zusammenkunfft von neuem Zunder fangen.

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Die Schule scheinet mir indessen so verhaßt, Das ich aus Ungedult den festen Schluß gefaßt, (Den ich bisher erfüllt) sie eher nicht zu drücken, Bis mir die Præsides das schwartze Creutze schicken, Und bis Herr Leubscher selbst (ich rede nicht zuviel) Mir schwöret, daß er dich uns wieder schaffen will: Jch müste denn noch einst den Abschieds-Spruch zu beten Nach löblichem Gebrauch auf die Catheder treten. Jn Schweidnitz träget sich gar wenig neues zu, Dorindchen hat noch nicht vor dem Galenus Ruh: Der wäre gestern bald vor Zorn ums Leben kommen, Weil wir ihm die Music vom Tantze weggenommen, Aus Ursach, daß er uns, da er in Schwenckfeld war, Durch seinen groben Stoltz den grösten Schmertz gebahr. Sie aber kauffet ihr das Cammer-Tuch zur Haube, Jhr Kräntzchen fürchtet sich schon vor dem süssen Raube, Den eine geile Nacht an ihr begehen soll; (Das Punctum steht nicht recht) sie lebt indessen wohl, Und exercirt den Fuß auf ihrem Hochzeit-Reigen (Zu dem der Musicus die neu-bezognen Geigen Schon auf den Vorrath stimmt) frantzösisch herzugehn, Und das gebogne Pas im Esse zu verstehn. Der neue Bau ist aus und das Theatrum fertig, (Denn Schau-Platz kommt so kahl) ja ieden Tag gewärtig, Wenn der Befehl erschallt, der Actus soll geschehn, Die Scenen sind gemahlt und herrlich anzusehn. Auf einer stutzt der Pan in einem teutschen Kleide, Und an der andern sitzt ein Bacchus auf der Weide, Actæon schiest ein Reh mit einer Flinte todt, Hier trägt der Himmel Gras, dort ist die Erde roth, Hier sieht der Jupiter aus einer Zopff-Perruque, Wie Juno sein Gemahl ihr die Fontange flicke; Dort zieht die Cynthia den weiten Steiff-Rock aus, Wo Troja untergeht, da brennt ein altes Haus, Hier eilt der Pegasus mit einer Sau zum Troge,

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Dort kommt das goldne Vließ auf einer Wasserwoge, Hier drückt ein Satyrus das Wald-Horn an den Mund, Alcides kleidet sich in einen Ketten-Hund; Der Künstler Dædalus fliegt mit zwo Flederwischen, Der Zeus wohnt in der See, Neptunus in den Büschen; Dort steht Terentius und zeigt zu dieser Frist, Wie emsig er das Buch des Moliere list, Jn Summa kurtz gefaßt: Paris und seines gleichen Muß in der Schauspiel-Kunst vor uns die Seegel streichen. Ruæus giebet mir itzt seinen Cyrus vor, Der treibet manchesmal die Finger hinters Ohr. Vier Scenen haben mich 5. Wochen schon gehudelt, Die grosse Schwürigkeit macht, daß der Dichter sudelt; Jch wolte, könt’ es nur nach meinem Wollen gehn, Viel eher Teutschland selbst von hier in Latien, Ja gar den Riesenberg mit allen seinen Schätzen, Als dieses Trauer-Spiel in teutsche Reime setzen. Die Uhr verhindert mich, der Seiger hemmt den Kiel, Der itzund weder Zaum und Zügel leiden will, Das Auge sieht den Schlaf, die Nacht befielt zu eilen, Das Bette klaget fast mein säumendes Verweilen Durch sein Erwarten an; da mir dazu das Licht Und mein Poeten-Pferd, der Kraus-Toback, gebricht. Mein Bruder, lebe wohl! und bleib mir stets gewogen, Bis mich die Brüderschafft des Todes dir entzogen, Doch dencke, wenn dein Mund in Leipzig leckt und küßt, Wie offte Schweidnitz dir der Bücher Ernst versüßt, Und daß in Schlesien auch schöne Kinder leben, Die den Studenten noch ein willig Mäulchen geben. Ersticke nicht die Glut, so deinen Fleiß erregt, Der Ehrgeitz hat dir schon die Sporen angelegt; Die Flügel angesetzt, den Atlas zu ersteigen, Auf dessen Gipffel sich die Ehren-Palmen zeigen. Jch aber werde mich aus Eifersucht bemühn, Durch einen Schwanen-Flug dir eilends nachzuziehn,

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B. Dichtungen für die Respublica Litteraria

Um mit Verwunderung die Strasse zu den Sternen Durch meine Poesie dir ernstlich abzulernen. O höchst-beglückter Schluß! der Geist und Blut gerührt, Daß ich dem Opitz schon in etwas nachgespürt. O höchst-beglückter Tag! der meine Dichter-Flöten Das erstemal gehört; der Hunger mag mich tödten, Das Schwert erwürge mich, dem Feuer mag der Leib An statt der Nahrung seyn, wenn nur mein Zeitvertreib, Das edle Harffen-Spiel, die Seele meines Lebens, Nicht in dem Tode stirbt, so hab ich nicht vergebens, So hab’ ich nicht umsonst mich um den Krantz erhitzt, So manch Papier befleckt, so manch Papier beschwitzt, So manchen Kiel verstampfft. Wird nun die Lorber-Crone Mir von des Phœbus Hand durch mein Verdienst zu Lohne, So soll die Leyer dir, mein Freund, zu Dienste stehn, Und dein gepriesnes Lob bis an den Pol erhöhn, Ja durch den Wiederschall die Nachwelt selbst betäuben; Jch werde deinen Ruhm in das Register schreiben, Wo diese Namen stehn, die keine Zeit verlöscht, Die auch die Sündflut selbst der Mißgunst nicht verwäscht, Und die der Neid verschont. Hier solst du bey den Dichtern Des grauen Alterthums, trotz allen Splitter-Richtern, Den Himmel und den Mond zu deinen Füssen schaun, Und bey der Sonne dir ein ewig Wohnhaus baun. Genug! es schlägt schon drey: Der frühe Tag kommt wieder, Die Vögel rühren itzt die ausgeruhten Glieder, Die ich schon offt gedähnt. Hier hast du Mund und Hand, Daß eh die Sonne steigt, ich euren Pleissen-Strand An statt der Weistritz seh. Laß mich nur ehstens lesen, Ob dir mein Quodlibet auch sey verhast gewesen.

Suidnicii die 21. Julii. 1714. Datum in Museo. Noctu a hora undecima usque ad dimidiam quartæ partem.

Monsieur Mon Frere Votre tres humblement Serviteur JohÇannÈ Christian Günther.

III. Freundschafts-Gedichte

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3. An Herrn HÇahnÈ. Schweidnitz den 22. JULÇIIÈ AÇNNOÈ 1714.

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Jch, Blaß, Charisius und der verbuhlte Bock Der, weil der Hunds-Stern brennt nechst einen Hauben-Stock Vor seine Liebste grüsst, sind jetzo gleich beysammen, Die Grillen durch ein Thee bey Knaster zu verdammen; Da unterdeß Herr Scharf noch auf der Cantzel schwitzt, Und sich um halber zehn durch Lehren starck erhitzt; Wir alle grüssen dich und Wincklern Lobesan, Und wo der letzte nur vor dem Studiren kan, So soll er auch einmahl bey einem kalten Schincken, Kommts ihn gleich sauer an, auf unser Wohlseyn trincken.

4. Jn des Herrn von Reibnitz Stammbuch. Anno 1715. den 13. SeptembÇrisÈ.

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Die Feder ziert den Helm, und adelt Fahn und Schwerdt, Das Blut fleckt nur den Schild, der keine Dinte malet; Was hilft es, daß der Mars mit dem Triumphe pralet, Wann ihm der Phöbus nicht den Lorberkranz gewährt. Die Lust zur Poesie steht einem Heldenmuthe So gut, als die Gefahr dem Ueberwinder an; Wer mit den Musen buhlt, kriegt alß ein Edelmann Den Nachruhm später Zeit zu seinem Heyrathsgute.

C. EROTISCHE DICHTUNGEN

C I. Hochzeits-Gedichte

1. Auf die Hoch-Reichs-Gräfliche gedoppelte Z i e r o t i n i s c h e A L L I A N C E.

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VErzeihe, Großes Paar, wenn dieses schlechte Blat Mit keinen Gratien zuvor gebuhlet hat, Da es ein Opfer will in deinen Tempel bringen. Jch weiß wohl, du verdienst das allerschönste Lied, Weil aber mein Parnass nur Winter-Blumen zieht, So muß ich, was ich kan, nicht, was ich schuldig, singen. Es läst der rauhe Nord noch wenig Rosen blühn, Apollo selbsten hängt die Leyer zum Camin, Und heist die Musen sich zum Mulciber verkriechen. Wie solte denn mein Kiel von Anmuth schwanger seyn, Und meine Worte hier nach Klee und Nelcken riechen? Doch zeigt mir deine Huld nur warmen Sonnen-Schein, So wird, gleichwie dein Stand ein Himmel auf der Erden, Auch dieses welcke Blat zu Amaranthen werden. Mein wehrter Bräutigam! die Sonne braucht kein Licht, Und also Sein Verdienst auch meine Fackel nicht: Doch wie der Schatten pflegt den Cörper zu begleiten, So ist die Ehre stets der Tugend Cammer-Magd. Und weil die Wahrheit auch den Göttern selbst behagt, So wird mein Lob auch nicht mit Seiner Demuth streiten. Gleichwie des Adlers Blick von Phœbus Strahlen lebt,

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C. Erotische Dichtungen

So haßt Sein edler Muth, was an der Erden klebt. Der Väter Thaten sind die Flügel nach den Sternen, Das alte Grafen-Blut, das in den Adern treibt, Färbt sich nur immer mehr. Die Welt soll von ihm lernen, Daß Tugend erblich wird und als ein Zunder bleibt, Der, wenn er Funcken fängt in einem Helden-Hertzen Die gröste Gluth gebiehrt zu neuen Ehren-Kertzen. Da wo Verstand und Stand als Zwillinge gezeugt, Und nicht gemeine Milch den klugen Mund gesäugt, Wo großer Ahnen Bild nicht nur die Wände ziehret, Auch selbst im Hertzen steht; wo Kiel und Stahl gepaart, Und die geweyhte Brust des Himmels Gluth verwahrt; Da werden auch mit Recht die Säulen aufgeführet, An die ein Hercules noch immer weiter! schreibt. Sein Geist, verliebter Graff, der nur zu Sachen treibt, Die groß und edel sind, weiß noch von keinen Gräntzen, Je höher Er gesetzt, je höher steigt Er auch, Er suchet immer Zeug zu neuen Ehren-Kräntzen, Und seine Glut zerstreut des Neides Hütten-Rauch. Ja Er ist gleicher Art mit den Citronen-Zweigen, Die bey der reiffen Frucht schon wieder Blüthen zeugen. Ein kräfftiger Magnet zieht keine leichte Spreu, Und Diamanten kommt kein rauher Kiesel bey, Was Wunder! wenn mein Graf sein Hertze da verbunden, Wo auch die Tugend selbst ihr Leib-Gedinge hat. Ein tapfrer Zierotin hat seine Ruhe-Statt Nur in der keuschen Schooß der Zierotinin funden. Wer kennt nicht dieses Haus, das Bild der alten Zeit, Wo Klugheit Klugheit heist, wo Treu und Redligkeit Des Grösten Kaysers Hertz zu großer Huld geneiget. Ein theurer Vater saß in Josephs Götter-Schooß, Der sich auch jetzo noch vor dessen Asche beuget; Es wartet nun auf Jhn ein neues Gnaden-Looß.

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Die Sonne, die Jhm war in Joseph untergangen, Will in dem Großen Carl mit neuen Strahlen prangen. Aus dieser Muschel steigt die Venus, die Er liebt, Die Braut, beglückter Graf, die Jhm der Himmel giebt, Jst ein gerather Zweig von Tugend-Schwangern Auen. Aus Jupiters Gehirn kommt nur Minerva her, Und wenn der Eltern Geist der Welt nicht kennbahr wär, So würde man ihn doch in dieser Tochter schauen: Hier ist die Frömmigkeit lebendig abgemahlt, Wo reiner Tugend Glantz in vollem Lichte strahlt. Hier spielt die Freundligkeit wie holde Morgen-Röthen Ein jedes Hertze wird der Sanfftmuth unterthan, Die Klugheit hat hier auch kein fremdes Saltz vonnöthen, Weil sie die Worte selbst mit Anmuth würtzen kan. Hier ist mein Kiel zu schwach, wie sehr er sich befleisset, Jhr Lob ist so erhöht, daß es mich schweigen heisset. So hat denn Jason nun sein goldnes Vließ erlangt, Da jetzt in seiner Schooß die schöne Gräfin prangt. Den großen Eltern wird der Sohn, der schon erblasset, Von neuem hier geschenckt durch einen Tochter-Mann, Der auch dem Stamme nach nicht anders heissen kan. Kein Wunder! wenn ich mir die Kühnheit hier gefasset, Das Haus von Zierotin, dem GOtt und Kayser hold, Und das mir jederzeit in Gnaden wohl gewollt, Mit meinen Wünschen auch ergebenst zu bedienen. Mein eigen Glücke kan nicht so mein eigen seyn, Als wenn ich dieses Hauß im Seegen sehe grünen, Der Zierotiner Glantz ist auch mein Sonnen-Schein, Das angenehme Prauß geht nie in Blumen-Kräntzen, Es dringet der Geruch auch biß an meine Gräntzen. Wohlan, Vortreflichs Paar, vermähle Blut und Muth, Der Himmel hauche stets in deine Liebes-Glut,

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Das Glücke kröne dich mit angenehmen Zeiten, Geh, erndte deine Lust auch in dem Winter ein, Es müsse Wirth und Gast bey dir vergnüget seyn, Und süsse Hoffnung stets zu Bette dich begleiten. Die Bande, die Jhr schlüst, zerreisse keine Zeit, Und Küsse, die Jhr gebt, verbittere kein Neid, Das Lager, wo Jhr ruht, sey wie ein stilles Gosen. An Eurem Himmel steh kein furchtsamer Comet; Und Euer Garten sey ein Sammel-Platz der Rosen, Wo der Vergnügte Fuß auf keinen Dornen geht, Damit Jhr ohngestöhrt den Zoll der Liebe gebet, Und wie der Phœnix selbst in Euren Flammen lebet. Euch quell auf jeden Tritt ein Brunnen in die Höh, Der Milch und Honig giebt: Auf Eurer Liebes-See Sey immer Perlen-Fang, und landet mit Vergnügen, Wo Glückes-Jnsuln seyn: Speist täglich Zucker-Brodt, Und wenn Euch Sturm und Wind mit schwartzen Wolcken droht, Laß Euch der Himmel doch getrost vor Ancker liegen. Es sey der Zierotin der Zierotinin Hertz, Der auserleßne Graf der schönen Gräfin Schertz Und bester Augen-Trost, so lange Tage tagen, Und Nächte sind gestirnt. Es müsse dieses Hauß Biß an den Schluß der Welt von lauter Glücke sagen, Es lösche keine Zeit derselben Ampel aus! So schallet diß nur noch aus meiner heissern Flöthen: Jch wünsche, daß bey Euch kein Wunsch mehr sey vonnöthen.

I. Hochzeits-Gedichte

2. Bey des Wohlgebohrnen Herrn / Herrn George Willhelm von Schweinichen/ Herrn auf Alt-Schönau und Herrn-Muschlitz / Und der Wohlgebohrnen Fräulein / Fräulein Helena Elisabeth/ gebohrner von Seidlitz/ Auf Töppliwoda / Sackrau / Mittel- und Nieder-Peilau / Den 1. NOVEMBRÇISÈ ANNO 1713. vollzogenen höchst vergnügten Verbindung bemühete sich / durch freymüthige Entdeckung einiger überflüssiger Gedancken seine Schuldigkeit an den Tag zu legen / Der beiden hochadelichen Häuser gehorsamster Diener Friedrich von Bock / EqÇuesÈ SilÇesiusÈ. Striegau, JohÇannÈ GottfrÇiedÈ Weber.

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DAß noch die gantze Welt in ihren Angeln geht, Das Meer die Gräntzen hält, die Erde feste steht, Die Sterne und ihr Hauß nicht in den Abgrund schiessen, Die Sonne Licht und Tag mit Mond und Menschen theilt, Der kleine Bär am Pol nicht zu dem grossen eilt, Die Elemente sich nicht ineinander giessen, Die Tugend Kinder zeugt, der Purpur sich verjüngt, Geschlechter unverrückt biß auf die Nach-Welt bleiben, Ja daß der Weißheit nicht der Tod zu Grabe singt, Diß alles ist mit Recht der Liebe zuzuschreiben.

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Jhr Stuhl bleibt stets erhöht, ihr Scepter allgemein, Jhr Cronen-Gold ist nicht ein Firnüß-gleicher Schein, Jhr Bezoar kan Gifft, ihr Zucker Galle mindern, Jhr Wesen, welches GOtt zum Vater und die Zeit Zu seiner Mutter hat, kam in die Eitelkeit, Und ihre Lust verband sich mit den Menschen-Kindern. Die Unschuld gab den Krantz, die Ewigkeit den Ring, Und Edens Garten selbst das Holtz zu ihrer Wiege, Als nun diß erste Kind an Evens Brüsten hieng, Sah Adam an sich selbst, was er vor Kleider trüge. Der führte sie; doch nein, er trug sie in der Brust, Der Jugend grüner May war seine Frühlings-Lust, Jhr Liebreitz kroch mit ihm in bundte Schäffer-Röcke; Das Erdreich ward durch sie mit Seegen angefüllt, Des Fluches Krafft geschwächt, der Seelen Schmertz gestillt, Die Dornen kehrten sich in lauter Rosen-Stöcke; Dem sie ein Himmel schon im Paradiese war, Dem pflantzte nun ihr Arm ein Paradiß auf Erden; Wenn Adam müde schien und Eva schwer gebahr, So ließ sie den vergnügt und die zur Mutter werden. Ein solcher Funcke war der Anfang solcher Glut, Die GOttes Finger selbst mit Adern, Marck und Blut Jn iede Brust versenckt, in jedes Hertz verschlossen; Aus solchen Quellen strömt ein unergründlich Meer, Von diesem stieg und kam der Heyden Venus her, Als zwischen Saltz und Schaum ihr Zuckerkand zerflossen. Diß Feuer wuchs mit Macht, die Menschen mit der Zeit, Der Liebes-Stöckel trug in kurtzem Frucht und Saamen, Den GOtt und die Natur noch weiter ausgestreut, Biß Glut und Flamme recht zu ihrer Grösse kamen. Gesetzt, daß Geld die Hand, und Gold das Auge trügt, Daß vor des Glückes Thron die Welt als Sclave liegt,

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Dem Ehrgeitz Lichter brennt und vor die Weißheit kämpffet; Der Liebe Tempel ist auf keinen Sand gebaut, Weil man die Ewigkeit in seinem Marmor schaut, Den keine Zeit verschleifft und keine Flamme dämpffet; Jhr Altar trägt ein Oel, das nimmermehr verraucht, Hier dringt die halbe Welt sich zu den Opffer-Tischen, Um, wenn der Göttin Mund den Balsam von sich haucht, Die Geister durch den Dufft im Lieben zu erfrischen. Diß angenehme Weh, so alle Menschen quält, Macht, daß sich Schmertz und Hertz in einer Brust vermählt, Und offt Verdruß und Kuß zusammen sich verbinden, Aus Golde kocht die Kunst, was Tod und Schmertzen stillt; Welch Garten nährt den Baum, aus dem das Wasser quillt, Das diese Wunden heilt? Wo ist der Artzt zu finden, Der diese Kranckheit hebt? die Lust wächst von der Last, Und wird wie Palmen zwar gedrückt, doch nicht gebogen; Dem folgt sie, wer sie flieht, den liebt sie, wer sie haßt, Von ihrer Einfallt wird die Klugheit offt betrogen. Fleuch, wo der Parthe flieht, biß zu den Scythen hin, Verändere die Lufft, behalt den alten Sinn, Du wirst des Leibes dich, der Liebe nicht entladen, Geh, wo am Nilus sich der Mohr vergebens wäscht, Der Jndianer ihm den Durst mit Feuer löscht, Und gantze Länder sich in ihrem Schweisse baden. Jngleichen wo der Schnee bey Heclens Flammen schwitzt, Die Funcken Himmel-an, die Flocken abwerts steigen, Dort wird sich wo die Lufft, hier wo die Erde blitzt, Der Liebe Bildung dir nach ihrer Wirckung zeigen. Der Königliche Thron wird durch Gewalt beschützt; Der Liebe Schwachheit ist, was ihren Scepter stützt, Und ihre Crone hält: Jhr Helden-Arm zwingt Riesen; Reist Wall und Mauren ein, schlägt Stuhl und Stahl entzwey,

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Legt Fürsten in den Staub, macht Knecht und Sclaven frey, Der Jäger wird von ihr offt in das Garn gewiesen, Den Schützen trifft ihr Pfeil, den Priester trifft ihr Bann, Den Artzt ihr Seelen-Gifft; wenn sie den Stab zubrochen, So ist das Urtheil da, so muß der Richter dran, So wird der Unschuld auch das Feuer zugesprochen. Der Rath der Götter hat vor ihr den Halß gebückt; Vulcanus hätte nie den Mars mit Drat umstrickt, Wenn ihn die Venus nicht mit Fleisch und Blut gebunden. Das Bette that hier mehr, als nicht die Kette kan, Der Krieg verlohr den Sieg, das Weib bezwang den Mann, Dem noch kein Stärckerer die Palmen ausgewunden. So lähmt die Schönheit auch der Tapfferkeit die Hand, So schwindet in der Brust die Großmuth mit dem Hertzen, Wenn ein geheimer Zug die Freyheit uns entwandt, Und Ueberwundne noch bey dem Verluste schertzen. Selbst Jupiter stieg einst von der gestirnten Höh, Der Pluto aus der Nacht, Neptunus aus der See, Der legte Blitz und Keil, der Pech und Schwefel nieder, Der warff die Gabel hin, der flog in Ledens Schoß, Der band Proserpinen den Gürtel selber loß, Der kam erst aus der Fluth, und dürstete schon wieder Nach Amphitritens Mund; Apollo jagt der Braut Und ihm die Liebe nach; Sylvan der Gott der Schäffer Zürnt, daß der Syrinx so vor seinem Barte graut, Und auch Dianens Mund küst den berühmten Schläffer. Jn diesem Schatten sucht ein Weiser Glantz und Licht, Biß Zeit und Arbeit ihm die harten Schaalen bricht, Aus deren Fabeln wir den Kern der Warheit schlüssen; Durch diese wird mein Satz von allem Zweiffel frey, Jhr Beyfall lässet uns der Liebe Tyranney Theils aus der Schrifft verstehn, theils aus Erfahrung wissen;

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Sie führt uns einem Loth in Zoars Höhle nach, Fragt, wie sein Tochter-Mann und Moabs Vater heisse, Jhr Finger weiset uns zum Absalom aufs Dach, Und zeigt, wie Ammons Brunst der Schwester Krantz zerreisse. Die Söhne thaten diß, was dort der Vater that, Der kleine David zwang den grossen Goliath, Den grossen David zwingt der kleine Zwerg, die Liebe; Des Weibes nasser Leib verbrandte seinen Geist, Und weil die Unschuld stets das letzte Bad ausgeust, So macht Urias Blut das helle Wasser trübe. Die dritte Hochzeit legt den Simson in den Sarg, Ein scharffes Messer bricht die Stärcke seiner Lenden, Die Augen Delilens verzehren ihm das Marck, Und müssen ihn zuletzt durch ihren Blitz verblenden. Ein wilder Hercules wirfft den erhaschten Raub Jn seiner Liebsten Schoß, der Haare Schweiß und Staub Dämpfft Puder und Jasmin, die Keule wird zur Spindel, Das Eisen selbst zu Flachs, wenn seine Brunst erwacht, Und ihm die Omphale die Zähne wäßrig macht; Gantz Troja trägt kein Dach, und dieses keine Schindel, Dem Paris Liebe nicht ein Merckmahl angebrandt, Æneas ist zwar fromm, doch auch verliebt gewesen, Und hätte Cæsar nicht Egyptens Burg berannt, So würde man kein Wort von seinem Sohne lesen. Achilles fällt und stirbt in seiner Brisis Arm,

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Wenn ihm ein heisser Kuß die Lippen weich und warm, Die Sitten lau gemacht, und den Verstand entrissen; Der Bürger Schutz und Schild, der Römer Tod und Fall, Das Wunder jener Welt, der schlaue Hannibal, Hat wegen seiner Braut den Degen weggeschmissen; Den Alexander fängt ein angenehmer Thon (O starckes Feld-Geschrey!) von seiner Thais Munde,

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Durch ihre Flammen geht das Schloß zu Babylon, Und auch ein Wunderwerck der gantzen Welt zu Grunde. Als Deutschlands Zärtlichkeit noch keinen Puder rieb, Mit Stahl und Blute mehr als Kiel und Dinte schrieb, Noch nicht Salpeter sod und keinen Schwefel kochte, Schlieff in Germanien die Liebe nur auf Stroh, Und ein Arminius war bey Thusnelden froh, Wenn ihre Tapfferkeit ihm an der Seite fochte; Die Spitze both sie stets den Feinden, ihm die Hand; Dem Adler rieß ihr Arm die Lorbeern aus den Klauen, Da wo sie Myrten-Holtz zum Hochzeit-Bette fand, Ließ sie den Feinden auch Cupressen-Särge bauen. Der Diamant besteht, wenn Stein und Kiesel bricht, Aus Weiden-Holtze schnitzt man keinen Scepter nicht, Aus Nesseln sproßt kein Rohr, aus Dornen flicht man Kronen, Doch nicht vor Könige; hier spricht die Liebe Nein, Setzt Perlen und Smaragd in Bley und Meßing ein, Und macht, daß Bettler offt in Fürsten-Häusern wohnen; Wenn Emma von dem Thron in Sclaven-Armen fällt, So darff ein Schreiber wohl den Kiel in Purpur tauchen; Wenn Adelheidens Treu die alte Glut erhält, So läst auch Amor sich vor einen Köhler brauchen. Cupidons Fackel-Schein verdunckelt Phœbus Licht, Und Aganippens Quell löscht ihre Flammen nicht,

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Die wie der rohe Kalck vom Wasser Feuer borgen; Der Venus Athem bläst das Licht der Weißheit aus, Und der Parnassus wird ein offen Buhler-Hauß, Will Pallas doch nicht mehr vor ihre Keuschheit sorgen, Sie opffert ihren Hahn dem Æsculapius, Weil er sie in den Arm, nicht in die Cur genommen, Was Wunder! wenn Athen verächtlich sprechen muß: Die Weißheit ist zu uns mit Eulen wiederkommen.

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Ein König, dessen Thron der Weisen Heiligthum, Der Lehrer Lehr-Stuhl war, verdunckelt seinen Ruhm, Befleckt sein Purpur-Kleid, wenn Frauen-List im Lieben Jhn in die Schule führt; hier kommen Rätzel vor, Daran die Weißheit auch Witz und Verstand verlohr, Und denen Oedipus die Antwort schuldig blieben. Dem Periander schmeckt der Honig von der Brust, Die ihm Melissa reicht, noch süsser als von Bienen, Und ein Pericles fühlt mehr als gemeine Lust, Wenn ihm Aspasia im Traum und Schlaff erschienen.

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Corinna fesselte dem Naso Hertz und Sinn, Pontanus sehnet sich nach seiner Schäferin, Und ein Petrarcha will mit seiner Laura sterben; Secundus leget selbst der Liebe Kleider an, Wo Sannazarius nicht etwan mehr gethan; Ja Strozza muß bey Nacht durch Lieb’ und Wein verderben. Paris und Franckreich nennt uns seinen Abelard,

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Von dessen Leichnam noch die warmen Tropffen fliessen, Wenn seine Schülerin im Lernen träge ward, So durffte sie nur ihn an Statt der Ruthe küssen.

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Der Liebe Herrschafft ist noch stärcker als der Tod, Dem keine Macht zu starck; der Grüffte Staub und Koth Schwärtzt ihre Sonne nicht, die keine Nacht verdunckelt; Ein unauslöschlich Dacht, so ihre Ampel trägt, Macht, daß kein Schimmel sich an ihre Zirckel legt, Und ihr geweihter Glantz auch aus dem Grabe funckelt; Sie steht, wenn Himmel, Welt und dieses Gantze bricht, Wenn Lufft und Erde sich biß in den Abgrund stürtzen; Der Moder frißt den Leib, die Liebe faulet nicht, Weil Zeit und Glücke sie mit Biesam-Körnern würtzen. Mausolens grosser Bau zeigt, daß des Weibes Treu

Noch grösser als sein Grab, und dauerhaffter sey,

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Als kaum sein Marmor war, den in Egyptens Reiche Der Zeiten Zahn zermalmt; der Dido blanckes Schwerdt, Das unter Zorn und Brunst ihr durch die Brüste fährt, Schwitzt noch biß itzo Blut in der erstarrten Leiche. Cleopatra behält die Schlangen in der Hand, Das Fieber in der Brust, die Rachgier in der Seele; Die Asche Helenens verdeckt den kalten Brand, Und ihre Liebe lebt noch in der Grabes-Höle. Darff, Wohlgebohrnes Paar! wo Hymens Fackel blitzt, Und Cypris Balsam-Oel in Jhre Flamme spritzt, Sich Phœbus und sein Licht bey dieser Sonne zeigen, Die Nacht und Nebel nun von eurem Himmel jagt; Darff, wo die Liebe nur nach ihren Engeln fragt, Das Volck vom Helicon in Paphos Tempel steigen; So soll mein Delius der Venus Nachbar seyn, Und in den Myrten-Krantz die Lorbeer-Blätter binden, Vielleicht giebt Cypripor mir mehr als Delphus ein, Und läßt den Dichter-Kiel mich in dem Köcher finden. Zwar wer den Pindus nur vom Hören-sagen kennt, Und auf dem Pegasus nicht den Parnass durchrennt, Der kan die Liebe nicht mit Lothus-Blumen krönen; Daß meine Flöthe zischt, die Leyer sich verstimmt, Macht, weil kein Götter-Safft mir auf der Zunge schwimmt, Und Titans Töchter mir gar selten Küsse fröhnen; Die Sparsamkeit ersetzt dein Wucher, Grosse Braut! Und meine Schwachheit sucht die Stärcke deiner Gütte; Verzeih, daß, da mein Geist auf diesen Ancker baut, Jch deine Huld an mir um ein Exempel bitte. Des Der Der Der

Glückes Füll-Horn schmückt ein reicher Ueberfluß, dir den Hochzeit-Schmuck vorjetzo geben muß; Schönheit Eyffersucht beneidet deine Wangen; Kelch des Mundes schenckt den Nectar aus Rubin;

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Dieß alles giebst du nun mit deiner Freyheit hin, Als die dein Bräutigam durch einen Kuß gefangen; Majuma hält bey Euch ihr Blumen-reiches Fest, Und der October läßt Euch solche Trauben reiffen, Aus welchen eure Brust den Wein der Wollust preßt, Jn dem die Gratien den Asmodi ersäuffen. Genung, wo nicht zuviel! Die Miethung schließt der Kauff, Und das Erlangen hebt offt das Verlangen auf; Doch in der Liebe kommt der Hunger auf die Speise, Die Sehnsucht auf den Kuß, das Dürsten auf den Tranck; Zu wenig, nicht zu viel macht die Verliebten kranck, Bey ihnen gilt ein Schritt stets eine Tage-Reise. Jch schliesse, werthe Braut! dieß schlecht-gesetzte Lied, Dein Bräut’gam möchte sonst mit dir den Kuß versäumen; Drum soll Jhm, wo mein Wunsch sich nicht betrogen sieht, Von Jacobs Schafen, dir von seinem Seegen träumen.

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3. Der Frühling im Herbste in dem Garten der Liebe, Bey der Hoch-AdelÇigenÈ Schweinich-Seidlitzischen Vermählung. ANÇNOÈ 1713. den 1. NOVÇEMBERÈ.

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AUrora zog nunmehr den Purpur aus der See, Und stieg von Thetis Schooß erröthet in die Höh, Weil sie die gantze Nacht bey dem Neptun verblieben; Jhr Mantel schüttelte die Perlen auf das Graß, Als mein erwachter Leib sich aus den Federn las, Und Tag und Sonne mich in meine Kleider trieben. Drauf lockte meinen Sinn die neu-verjüngte Welt, Die andre Frühlings-Zeit des Herbstes, in das Feld, Dem Flora einen Rock von Blumen angezogen; Die Wiesen hüllten sich in einen bundten Flor, Und stellten mit der Pracht viel tausend Regenbogen Und mit der Zierlichkeit beblümten Atlas vor, Auf den der Venus Milch, Adonis Blut geronnen, Als ihn der Chloris Hand mit Anmuth übersponnen.

Hier gab ein schattichter und schlancker Ulmen-Baum Dem von der Müdigkeit gelähmten Schenckel Raum, Sich unter seiner Last im Kühlen zu vergnügen; Ein hoher Wasser-Fall und tieffer Silber-Bach, Der den Crystallen gleich aus einem Felsen brach, Versuchte durch den Schall mich in den Schlaff zu wiegen. Kaum hatte Morpheus mir die Fessel angelegt, Als ein gepreßter Knall durch Laub und Aeste schlägt, Und ein geschwinder Blitz um Kopff und Scheitel spielte;

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Jch wachte voll Verdruß, und hob den müden Leib (Der das Erschreckniß noch in Marck und Adern fühlte) Zusammt den Augen auf, und sahe, daß ein Weib Von ungemeiner Art an einen Garten schriebe: Der Jugend Frühlings-Zeit, das Paradieß der Liebe. Der Vorwitz, welcher mich der Gegend näher zwang, Wieß meiner Kühnheit bald den allerschönsten Gang, Durch welchen sich mein Fuß in diese Thäler machte, Wo Paphos Muschel-Kind sich zu ergötzen pflag, Als seine Zärtlichkeit noch in der Wiege lag, Und an der Suada Brust nur aus den Windel lachte. Hier sah ich, was kein Mensch genug besehen kan, Nicht ohne grosse Lust mit viel Erstaunen an; Denn was Præneste zieht, was Palestina träget, Was in Hesperien von Silber-Stämmen fällt, Warum der Araber sich mit den Scythen schläget, Und was Fontainebleau vor rares in sich hält; Ja was Praxiteles in Ertzt und Stein gehauen, Diß alles konte man in diesem Tempe schauen. Die Felder hatte nicht geringer Fleiß erbaut, Das Erdreich, welches nicht gemeiner Schweiß bethaut, Zog einen Ueberfluß von frischen Amaranthen, Um deren Nachbarschafft Narcissus sich bewarb, Als seiner Liebe Frucht schon in der Blüthe starb; Und weil nicht weit davon viel Sonnenwenden brandten, So floß der milde Schnee, der auf den Lilgen schwam, Und einmahl aus der Brust der Göttin Juno kam, Von ihren Blättern ab, um in den Rosen-Büschen, Aus welchen noch der Dampf von Cypris Blute fuhr, Mit seiner Perlen-Milch den Purpur zu vermischen, Den Myrrha, die nunmehr die geile Brunst verschwur, Und in den Dornen sich zur Straffe selbst verletzte, Mit einer Thränen-Fluth von Gall und Wermuth netzte.

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Der Hyacinthen Pracht verdunckelte Saphir, Und zog sein Himmel-Blau der Kayser-Crone für, Die unter Roßmarin bey den Leucojen blühte; Es drang Leucothoen der Weyrauch durch die Haut, Da hier der Mandel-Strauch die ihm vermählte Braut, Den Eppig, mit Gewalt zu küssen sich bemühte; Jch sah, was jeder Tag uns nicht besehen läst, Die Philomele selbst ein ziehrlich Myrten-Nest Um Daphnens Lorbeer-Haupt von jungen Reisern flechten, Hier strahlete Jasmin, so wie Dianens Licht, Wenn dessen Silber-Schein bey den gestirnten Nächten Durch den geschwärtzten Flor der braunen Lüffte bricht, Hier schnitzte Bacchus Hand an reichen Ulmen-Pfählen, Sich mit der Cybele von neuem zu vermählen. Dort ward ein fremder Baum von einer Frucht gebeugt, Die der Sineser Hand in Königs Gärten zeugt, Da hier Citronen-Gold auf Feuer-Kugeln blitzte; Daß, wenn Matuta nun die Abend-Länder bleicht, Und der beliebte West den Palmen-Wald durch streicht, Von ihren Flammen fast die Balsam-Staude schwitzte; Die, da ein kostbahr Oel durch ihre Rinde stieß, Den angenehmsten Hauch mir ins Gesichte bließ; Die Nymphen sammleten die theuren Ambra-Tropffen, Sie brachen hier und dar die besten Schnaten ab; Und wolten Frauen-Haar auf Liebes-Stöckel pfropfen. Cupressus lehnte sich an seiner Hindin Grab; Man las den herben Schmertz aus seinen grauen Haaren, Die nun mit Asch und Staub bedeckte Blätter waren. Ein von der Cynthia unlängst erjagtes Reh Durch strich das Lust-Revier und warff sich in den Klee Vor großer Mattigkeit bey einer Buche nieder, Da, wo die Byblis sich in einen Fluß verkehrt, Als ihr des Brudern Flucht die Geister ausgezehrt,

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Und der geballte Schnee der wohl gesetzten Glieder Auf der von Lieb und Zorn erhitzten Brust zerran, So lange biß der Quell der Adern Lufft gewann, Und der bethränte Leib in einen Brunn zerflossen, Bey dem Actäon nechst, als ihm Dictinnens Hand Die Schaalen ihres Zorns auf seinen Kopff gegossen, Mit Schmertzen und Verlust des Lebens wahr befand: Daß, wenn die Kühnheit Macht, der Vorwitz Flügel krieget, Er mit dem icarus bald in der Tiefe lieget. Recht in der Mitten stieg ein Lust-Schloß von Porphir Aus einer tieffen See von lauter Malvasir Jn die von Zephiro beseelten Balsam-Lüffte; Der Pfosten Gold-Ertzt war wie Spiegel-Glaß polirt, Und mit durchbrochner Kunst von Laub-Werck ausgeziehrt, Auf dem der Venus Bild in jeder Muschel schiffte; Der Wände Zierrath war getäffelt Ceder-Holtz, Diß stand mit Teppichen und seidnen Decken stoltz, Die noch von Schnecken-Blut und Scharlach-Saffte trieffen; Die Thüren hatte hier der Jaspis eingefast, Der Fenster Berg-Crystall Venedig zugeschliffen, Der Decke Mahlerey, des Bodens Alabast Ließ zur Genüge mich aus allen Strichen lesen, Daß Archimedes hier gewiß nicht faul gewesen. Zur Seiten strotzete ein Persisch Lager-Zelt, Jn welchem Paphie offt Mittags-Ruhe hält, Von denen in Damast gestopfften Schwanen-Federn; Der Sperling, der sich sonst ins Zucker-Rohr versteckt, Und auf der Syrinx Schooß die Jungen ausgeheckt, Wusch sein geringes Kleid in Muscateller-Bädern; Der Tauben Atlas stach Dianens Silber ab, Weil ihm der Pfauen Schwantz den schönsten Spiegel gab, Jn denen Argus noch mit hundert Augen wachte; Es war der gantze Saal mit Bildern ausgeschmückt,

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Da Ariadnens Faust die Wand lebendig machte, Jn deren Lust-Spalir die Nadel diß gestickt, Was Bley und Pinsel nicht mit Farben abgerissen, Und was ein Zeuxes kaum sich nach zu thun befliessen. Jch lieff das meiste nur so obenhin vorbey, Weil mir von weitem schon der Venus Contrefay Jn das Gesichte fiel, und voller Anmuth strahlte; Der Haare Puder war ein Gold-gemengter Staub; Der Schläffe Rosen-Krantz durchwuchs ein Myrten-Laub, Der Nelcken hoher Sammt, so ihre Wangen mahlte, Gab das Rubinen-Blut, so Mund und Lippen wusch; Aus ihrem Schooße stieg ein dicker Blumen-Busch; Ein dünner Carmesin umflog die zarten Lenden, Jn deren Marmor sich verdecktes Feuer regt; Die Liljen hatten sich den Anmuths-vollen Händen Und auch die Gratien den Augen eingeprägt, So daß, da man sie sonst an ihrer Seite funden, Sie jetzund gantz und gar in dem Gesichte stunden. Die Rechte zeigte noch den Apfel in der Hand, Wodurch der Pariß ihr die Schönheit zuerkannt; Die Lincke prahlete mit Bengals Silber-Schätzen; Die Perlen-schwangre Brust stieß durch Corallen-Rohr Nebst einer Mandel-Milch ein Meer voll Lust hervor; Die Sterne rühmten sich ihr Nacht-Kleid zu versetzen, Zu ihren Füssen lag manch wohl-gestaltes Bild, Nebst Scepter, Fürsten-Hut, Helm, Titul, Cron und Schild, Ja eine große Zahl von alten Ritter-Fahnen, Die unser Schlesien als seine Kinder kennt. Die Deutung stund dabey: der Venus Unterthanen. Weil, was sich Fleisch und Blut und also Menschlich nennt, Vom kalten Zembla an biß zu den heissen Mohren, Der Acidalia zu dienen sich verschworen.

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Hier dacht ich, solte wohl ein so geringer Schein, Den Amors Fackel führt, der Liebe Zunder seyn, Wie kan ein blindes Kind den Weg zur Herrschafft finden? Ha! ruffte Cypripor, und eilte auf mich loß: Wie giebst du, Thörichter, dich am Verstande bloß? Meinst du nicht, daß mein Arm die grösten Riesen binden Und was der Degen nicht mein Pfeil verrichten kan? Besiehe dieß, was ich den Augenblick gethan. Hier lieff er weg und warff zwey Engel-gleiche Bilder, Als Proben seiner Macht, mir zu den Füssen hin. Jch nahm und kannte flugs die beyden Anmuths-Schilder, Und klagte, daß ich doch kein Hoffmannswaldau bin, So könte man den Geist von dem Apollo hoffen, Zu welchem hier der Apell das Contrefay getroffen. Jch weiß, daß Maro mehr als ein Tigellus gilt, Und daß Horatius dergleichen Stümper schilt, Die manch gekräuselt Wort in harte Reime zwingen; Jch weiß, derjenige, so von der Liebe schreibt, Und diese Königin den Versen einverleibt, Der muß weit heller noch als ihre Schwanen singen, Und seinen Dichter-Kiel aus ihren Flügeln ziehn; Doch weil die Götter offt ein eiffriges Bemühn Mehr als die That ergötzt; ja weil man nur in Schulen Die Musen aber nicht auf dem Parnassus sieht, So darf ich auch nicht mehr um ihre Freundschaft buhlen. Drum, Wohl-Gebohrnes Paar! wo deine Gnade blüht, So soll mein Garten dir, wie ohne Blüthe Feigen, Auf Stämmen wilder Art die schönsten Früchte zeigen. Hoch-Wohl-Gebohrner Herr! der Väter grauer Ruhm Verjüngt die Tapferkeit, der Ahnen Alterthum Macht auch die Tugend neu, ein Strauß heckt keine Tauben, Jn Gänse-Ställen wird kein reiner Schwan gesucht, Ein wohl gezogner Baum trägt keine wilde Frucht,

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Aus Perlen-Muscheln kan man keinen Agtstein klauben; Hat doch die Vor-Welt schon in Diamant geätzt, Was die von Schweinichen biß zu den Sternen setzt, Wo Glantz und Hoheit fast der Sonne gleiche schimmern. Jhr Nach-Ruhm wird durch dich und dein Verdienst erhöht, Dem soll auch Schlesien ein hohes Denck-Mahl zimmern, An dessen Marmor-Bau mit Gold geschrieben steht: So lange Zeit und Tod die Tugend nicht vergraben, Wird auch die Ewigkeit diß Haus zur Schwester haben. Wenn Purpur und Papier in gleicher Würde strahlt, Der Feinde Blut und Schweiß so Schild als Wappen mahlt, Die Feder, Helm und Hand, die Großmuth das Gemüthe, Die Wissenschafft den Stahl, der Stahl den Rang beschützt, Der Degen in der Faust, Glut aus den Augen blitzt, So steigt der Ehren-Bau; zu welchem das Geblüte Dir, Wohl-Gebohrner Herr! den ersten Grund-Stein legt; Die Straße, welche dich in diesen Tempel trägt, Hat ihm dein Fuß gebähnt; die Ehrfurcht nährt den Zunder, Der die Vollkommenheit in deiner Brust gebahr, Durch deinen Helden-Geist wird die Natur zum Wunder; Was vor die Windel that, macht jetzt dein Braut-Kleid wahr, Daß, wer zur Sonne denckt, von Adlern muß entspringen, Wer Rosen erndten will, das Feld mit Schweiße düngen. Die Huld des Himmels hat sein Schooß-Kind dir zur Braut, Der Kern der Redligkeit sein Ebenbild, vertraut, Jn dessen Schatten sich der Eltern Hoheit spiegelt; Wer ohne Glaß den Wehrt der ächten Steine kennt, Fragt nicht, warum man die von Seidlitz Ritter nennt; Hier hat der Jahre Staub den Adels-Brieff versiegelt, Den Blut und Moder zwar, doch kein Verbrechen fleckt, Und den der Zeiten Macht mit ihrem Flügel deckt; Kan diß Geschlechte doch mit solchen Söhnen prangen, Vor denen Rom den Ruhm der Ritterschafft verliehrt;

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Dem hat die Cantzelley den Mantel umgehangen, Und dem des Landes Heil den Harnisch angeschnürt; Drum soll ihr Nach-Ruhm erst das Wachsthum mit den Jahren Und mit der Ewigkeit den Untergang erfahren. 225

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Jn schönen Schaalen steckt offt ein verfaulter Kern, Wie Gall in Honigseim, und manch geschwäntzter Stern Stellt eine Sonne vor: Das Wesen seiner Tugend Hat dir, vollkommne Braut! den Schein verhast gemacht, Da sie als Tochter dich an dieses Licht gebracht; Die Wiege zeigte schon den Frühling deiner Jugend, Die Venus machte dir selbst ihre Muschel leer, Minerva gab das Saltz, die Svada Zucker her, Die strich es in den Mund, die legt es ins Gehirne; Das Chor der Gratien gab durch den ersten Kuß Der Minen Artigkeit, das Siegel deiner Stirne Kam von Eusebien, die lehrte deinen Fuß, Sich von der breiten Bahn der Eitelkeit zu reissen; Wer wolte dich nun nicht ein Kind der Götter heissen? Auf, grosser Bräutigam! nimm dieses Kleinod an, Das kein Atpalipa nach Würden schätzen kan, Dein Lorbeer hat zu Lohn den Myrten-Krantz empfangen; Lust und Vergnügen baut den Hafen deiner Ruh, Auf diesen streicht das Schiff der keuschen Liebe zu, Des Glückes guter Wind befördert dein Verlangen; Dein Leit-Stern hat dich nun durch Einsamkeit und Nacht Jn das gelobte Land bis an die Flüsse bracht, Die von des Himmels Thau mit Milch und Honig schwellen; Jhr Lust-Feld biethet dir die fetten Ufer dar, Hier weiß kein Wermuth-Safft den Nectar zu vergällen, Der deinen Becher füllt; Betrübniß und Gefahr Sind Kinder alter Zeit, da Glück und Wohl dein Lieben Mit Ja und deinen Schertz mit Amen unterschrieben.

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Setzt gleich Semiramis den Garten auf das Dach, Die Liebe klettert nicht dergleichen Possen nach, Das Wohn-Hauß ihrer Lust sind Schatten, Thal und Linde; Jhr Schlüssel öffnet dir ein irdisch Paradieß, Und wie ein Cherub dort den ersten Mensch verstieß, So führt ein Engel dich in Edens Anmuths-Gründe, Wo Kälte, Frost und Reiff die Aepffel nicht verletzt, Und auf den Lebens-Baum sich keine Schlange setzt; Die Unschuld darff sich nicht in Feigen-Blätter kleiden; Hier blüht kein Judas-Kuß wie in Gethsemane, Hier kan die Liebe sich stets unter Rosen weiden, Und jeder Augenblick pflantzt eine Lilie, Die nach dem Himmel reucht, ein Nessel-Strauch auf Erden Muß in dem Garten dir zu Zucker-Stauden werden. Geh, Wohl-Gebohrnes Paar! die Liebe, so dich lockt, Und lauter Manna dir in kalte Schaalen brockt, Will von den Sternen Oel in deine Flammen borgen; Der Berge Schatten wächst, die Erde sinckt zur Ruh, Dianens Silber-Schein sieht eurem Schertze zu, Und Hymen rüstet sich vor seine Pflicht zu sorgen. Legt, Ungemeinen Zwey! die Hertzen in die Hand, Die ihr einander gebt; nehmt eurer Liebe Pfand, Die Geister, in den Mund, den schon der Kuß verrücket; Wird euch doch Amor selbst als Gärtner unterthan. Er sorget, daß die Saat nicht in der Milch ersticket, Und zeigt das Wachsthum schon mit diesen Worten an: Jn solchem Boden wird der Stamm-Baum Wurtzel schlagen, Und, weil der Herbst geblüht, der Frühling Früchte tragen.

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4. Wem sich das Glück vermählt, Den pflegt Die Braut zu küssen; Weil nun Herr Ebersbach Sein Kleinod heimgeführt, So lehrt Er Daß auch Jhn ein guter Stern regiert, Drum solte seine Pflicht in diese Reime schlüssen N.

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Zürnt, Grossen Dichter! nicht, daß der verdorbne Kiel Jn euren Nectar-Safft den Pinsel tauchen will, Und meine Fackel sich zu eurer Sonne dringet. Verwegenheit und Furcht klagt diesen Vorwitz an, Der Fortgang und Bemühn gar selten reimen kan, Und dessen Muse nicht nach Orpheus Leyer singet. Man steckt kein Dreyer-Licht vor Ampeln aufs Altar; Den Jrrwisch nimmt kein Mensch bey den Planeten wahr; Bey den Laternen wird der Mittag nicht gefunden; Jedoch wenn Escols Bach zunechst dem Jordan rinnt, Wenn Rom der Götter Krantz mit Eisen-Kraut umwunden, Wenn nebst Bezaleel auch Wasser-Träger sind, So mag, vergnügtes Paar! bey deinen Hochzeit-Kertzen Der Kern der Poe¨sie mit meinen Schalen schertzen. Wer mit der Sonne spielt, gewinnet Brand und Rauch, Und wem der Lorbeer stinckt, den crönt ein Nessel-Strauch, Den muß ein Tanaquil um Schlaff und Scheitel stecken; Zu Phœbus Lichte wagt sich meine Finsterniß, Nach Art derjenigen, die von der Castalis,

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Wie dort Egyptens Hund an Nilus Ufer lecken. Die Meister-Sänger sind wie Bettler ietzt gemein, Wird doch der Pindus fast vor dieses Volck zu klein, Das um den Helicon mit Haber-Röhren schwärmet. Kein Nabal wird verscharrt, kein Sommer-Hauß gedielt, Da sich die Weißheit nicht um ihren Enckel härmet, Und der Poete nicht auf Franckreichs Lust-Schloß zielt; Vielleichte werd ich hier bey so gestallten Sachen Von meiner Pfuscherey das Meister-Stücke machen. Hochwerther Bräutigam! Diß schlecht gesetzte Lied Das seine Würdigkeit von Deinem Amte zieht, Kan freylich keinen Gast durch sein Confect vergnügen; Wem Gold und Weyrauch fehlt, der opffert Saltz und Meel; Wem Gilead nicht dient, der giebt vor Balsam Oel; Sind andrer Wünsche Dir auf Hirschberg nachgestiegen, So wisse, daß mein Reim noch als ein zartes Kind Die rechte Strasse nicht auf das Gebürge findt, Von dem sucht mancher Dir viel Gutes wahrzusagen. Mein Unvermögen weiß, daß ich kein Atlaß bin: Ein schwaches Blat Papier kan keine Berge tragen, Sonst würde Hermons Thau in diesen Zeilen blühn, Jch aber Ebals Berg in Mogols Reich versetzen, Und deinen Seegen tieff in Grisims Felsen ätzen. Des HErren Tempel ward biß auf den Grund verrückt, Als unser Simeon die Augen zugedrückt, Und Zion einen Riß durch seinen Fall erlitten; Die Väter dieser Stadt verehren dessen Grab, Der ihren Kindern stets den Vater-Seegen gab, Und dieser hat auch Dir den Leib-Rock zugeschnitten. Die Thränen, welche man bey seiner Grufft vergoß, Die Seufzer, so Dein Mund in seine Grufft verschloß, Sind Dir zur Freude nun mit Wucher wieder kommen. Der Trauer-Mantel wird ein neues Feyer-Kleid;

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Die Hochzeit-Fackeln sind von dieser Glut entglommen, Die Deines Vaters Geist der Andacht eingeweyht: So kan aus Nain bald ein Nazareth auf Erden, Die Todten-Gräber offt zu Hochzeit-Bittern werden. Da nun gantz Jsrael von Deiner Liebe spricht, Da man am Libanon viel Ceder-Reiser bricht, Dem Crantze Deiner Braut die Ewigkeit zu schencken, So ziehmt sichs, Theurer Mann! daß meine Schuldigkeit Auf Deinen Brand-Altar geweihte Körner streut; Drum laß die Musen mich an Davids Bächen träncken: Denn in dem Tempel darff kein geiler Sperling schreyn; Adonis Blumen gehn in Sarons Thälern ein; Die Bibel schämet sich bey dem Catull zu liegen; Der beste Pindarus verstimmt das Hohe-Lied; Des Heylands Krippe pflegt die Venus nicht zu wiegen, Weil auch kein Argus Jhn in ihrer Muschel sieht; Und Aarons Licht und Recht reimt sich mit Amors Flammen, Wie Purpur-roth und Koth, wie Gluth und Fluth zusammen. Ein guter Ausschlag macht den Anschlag selten wahr; Die klügste Vorsicht bringt uns öffters in Gefahr: Die Furcht vor Frost und Reiff bähnt uns den Weg nach Norden; Das gröste Feigen-Blatt macht unsre Blöße kund; Wir trauen Esaus Hand und hören Jacobs Mund; Durch Wählen sind wir offt zu klugen Thoren worden. Doch Dir hat Deine Wahl ein zeitlich Wohl gebaut, Das ewig Dich vergnügt; die Myrthen Deiner Braut Bricht das Verhängniß selbst von Edens Lust-Gefilde; Du hast die Frömmigkeit und auch ihr Vaterland, Jhr Hertze führt die Schaar der Tugenden im Schilde, Das diesen Wahlspruch hat: Nicht einer unbekannt. Ach! könnte Simeon von dieser Tochter wissen, Er würde sich mit Jhr auch in der Asche küssen.

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Zeuch, ungemeine Braut! in Zions Thäler ein, Dein Schweidnitz brennt vor Lust durch Dich beglückt zu seyn; Laß Hirschberg diesen Ruhm, daß es Dich auferzogen, Der Kirch-Hof pflastert Dir mit Blumen schon die Bahn, Von der Dein Bräutigam die Rosen erndten kan. Ein iedes Hertze baut Dir einen Ehren-Bogen. So schmecke, werthes Paar, den Himmel auf der Welt, Es sey der Ehe-Bund ein Band, das ewig hält, Der Winter binde Dir den Frühling in die Garben; Statt andrer Bücher ließ zuerst den Liebes-Kuß; Vom Glücke wirst Du stets nichts als den Mangel darben, Des Kummers Armuth sey der Freuden Ueberfluß; So wird, was man bißher geleugnet, angenommen, Daß Berg und Thal nunmehr durch Euch zusammen kommen.

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Zu einer Nacht-Music vor der Braut-Kammer.

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STille Nächte mehrt den Schatten, Der zwey Seelen unterhält, Sich in keuscher Lust zu gatten, Die dem Himmel wohl gefällt: Stille Morpheus mein Begehren, Laß die Stunden länger währen. Triebe, die von oben stammen, Hertzen, die der Himmel bindt, Fühlen keine Wollust-Flammen, Wie die Affter-Welt empfindt Und die in verbothnen Freuden Jhre geilen Lüste weiden. Brecht die schwangern Anmuths-Nelcken, Weil sie noch im Glantze stehn! Denn wenn Stock und Blätter welcken, Muß die Lust im Leide gehn; Ros’ und Nelcken müssen bleichen, Wenn sie ihre Zeit erreichen. Doch dein Bete müsse grünen, Weil die Nach-Welt Tage zehlt, Jhm wird immer Wetter dienen, Dem kein Thau noch Sonne fehlt, Es wird solche Blumen ziehen, Wie in Sarons Thälern blühen.

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6. Auf die Den 12. SEPTÇEMBRISÈ 1714. in Pilgrams-Dorff glücklich vollzogene Räderisch-Kanitzische Verbindung. Jm Namen eines Andern.

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LAß, Wohlgebohrne Braut! wo nur die Emsigkeit Jm Küssen dir es itzt nicht gantz und gar verbeut, Den wohl-versorgten Mund von seiner Arbeit feyren; Gieb meinem Bitten nach, thu dir ein wenig weh, Und glaube, daß mein Wunsch anitzt nicht weiter geh, Als bey der Tafel dir ein Braut-Lied vorzuleyren. Die ungeübte Faust führt zwar ein schlechtes Rohr, Ja meine Muse scheut dich und dein zärtlich Ohr, Vor dessen Urtheil ich schon zum Voraus erröthe; Jedoch weil dein Befehl die Furcht gefangen nimmt, Und der Gehorsam mir (mit deiner Hochzeit-Flöte Den Wett-Streit einzugehn) die falschen Saiten stimmt; So kan ich, solt’ es mir auch am pausiren fehlen, Die Grösse deiner Huld zu meinem Tackte zählen. Der Wille wäre gut; was aber schreib ich wohl? Die Venus-Myrten sind ein aufgewärmter Kohl, Dem, wenn er fertig ist, offt Saltz und Würtze fehlen; Soll Kanitz und sein Buch hier excerpiret stehn? Soll ich dem Gryphius in seine Wälder gehn, Und als ein Blumen-Dieb den Lohenstein bestehlen? Wie? oder soll ich gar durch ein verbuhltes Lied, Jn dem Cupido sich als einen Proteus sieht, Mit der gekrönten Schaar die Musen überlauffen? Nein, andrer Thorheit macht mich in dem Stücke klug;

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So theuer mag ich mir die Schande nicht erkauffen, Die des Æsopus Kräh auf ihrer Blösse trug; Und andrerseits den Reim mit leichten Fabeln spicken, Heist ihm ein neues Kleid mit alten Lumpen flicken. Noch etwas fällt mir ein, ich könte mich bemühn, Die Mißgunst durch dein Lob dir auf den Hals zu ziehn, Und deine Tugenden hier ins Register bringen; Allein die Schmeicheley, des Glückes Affter-Kind, Wird heute so gemein, als wie die Leute sind, Die um ein liebes Brot sich zweymal heiser singen: Und also will ich nicht, wie sehr sich auch mein Geist, Den dein Verdienst erhitzt zu deinem Lobe reißt, Die Wahrheit deines Ruhms der Welt verdächtig machen. Die Klugheit braucht kein Saltz, die Schönheit keinen Schmuck, Ein Kind der Gratien kan ohne Schmincke lachen, Und deiner Hoheit Glantz hat selber Licht genug, Jn dem sich die Natur, hinfort in dir zu leben, An deiner Seltenheit fast selber arm gegeben. Tritt nur, vollkommne Braut! den süssen Wechsel an, Der auf der Erde dir den Himmel geben kan, Den wird Egypten nie mit seiner Nacht verdüstern. Verbanne Furcht und Scham, wenn die verschwiegne Zeit Dich bey der Finsterniß mit Ambrosin erfreut, Jch weiß, nach diesem Mann macht dich die Vorkost lüstern, Mit der dein Bräut’gam dir die Lippen schon verwöhnt, Auf welchen ihm ein Kuß den Weg ins Hertze bähnt. Das Glücke hebet dir den Fuß ins Hochzeit-Bette, Man sieht, wie Cypripor auf neue Wollust denckt, Er fesselt deinen Leib mit einer Blumen-Kette, Zu welcher Zephyrs Braut ihm ihre Kinder schenckt; Die Rose wünscht sich hier die Nachbarschaft der Nelcken, Die von der Liebes-Glut auf deiner Brust verwelcken.

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Der Phœbus eilt bereits und jagt nach Westen zu, Er rufft den Hesperus, den Herold eurer Ruh, Daß er an seiner Statt euch in die Kammer scheine. Mein Bräut’gam! säume nicht, die Sterne wincken dir, Geh der verschämten Braut durch dein Exempel für, Und zeig’ ihr, daß man nicht bey allem Schmertzen weine; Geneuß, verliebtes Paar! der ungenoßnen Lust, Die du bishero kaum dem Namen nach gewust. Bemüh dich auf der Welt das höchste Gut zu suchen. Der Himmel wiege dich mit seiner Segens-Hand; Er lasse niemals dir noch deinem Saamen fluchen, Und mache dein Geschlecht der späten Welt bekandt, Damit, wenn dermaleinst die Leiber längst verwesen, Die Enckel eure Glut noch aus der Asche lesen. 7. Auf das Räderisch-Kanitzische Hochzeit-Fest. Jn fremdem Namen.

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SO bist du endlich, schöne Braut! Eh man es dir noch zugetraut, Der Venus in das Garn gelauffen; Du änderst plötzlich deinen Schluß, Und wilst um einen leichten Kuß Die Freyheit und dein Hertz verkauffen. Wo bleibt dein alter Eigensinn? Wo ist dein steiffer Vorsatz hin? Eh solte dich der Tod vermählen, Als der Cythera Tyranney, Als Amors süsse Sclaverey, Dich unter ihre Siege zählen.

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Jtzt lacht der kleine Cypripor, Und hält dir jene Worte vor, Die ihren Nachdruck schon verlohren, So bald du nach gesprochnem Ja Der Mutter Acidalia Dich als ein Unterthan verschworen. Die Einsamkeit, dein alter Gast, Hält sich bey dir zur Flucht gefast; Jch tadle nicht dein Unterfangen: Du wechselst den verhasten Stand; Bist aus Egypten in ein Land, Wo Milch und Honig fleust, gegangen. Zwey Hände tragen noch vielmehr, Zwey Hertzen brennen noch so sehr, Zwey Seelen lieben um die Wette; Du und dein Bräut’gam theilt den Schmertz, Du und dein Bräut’gam theilt das Hertz, Und zieht zugleich an einer Kette. Dein Kanitz lindert alle Noth, Du kanst der Götter Zucker-Brot Von seiner Gegenwart geniessen; Sein Mund, der voller Anmuth träufft, Und nur von Wollust überläufft, Kan dir die Wermut selbst versüssen. Zieht gleich der Garten deiner Eh Bisweilen Myrrh’ und Aloe, So trägt er doch auch Zucker-Rosen; Ein ieder Tag hat seine Last; Doch wen der Himmel heute haßt, Den pflegt er morgen liebzukosen.

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Verliebter Bräut’gam! schau die Nacht, So dir die Schönheit zinsbar macht, Regt schon die Flügel in der Nähe; Beweise was die Liebe kan, Und schertze, bis der muntre Hahn Dir zu der süssen Arbeit krähe. Wohl dir, du Wohlgebohrnes Paar! Der Höchste nimmt dein Wohlseyn wahr, Sein Segen geht mit dir zu Tische, Und seine Sorgfalt denckt auf Lust, Damit er dich und deine Brust Durch Muscateller-Safft erfrische. Vergnügung und Zufriedenheit Sey stets in deiner Dienstbarkeit, Die Sicherheit dein Schlaff-Geselle; Die Liebe würtze dir die Kost, Und mache, daß der Wollust Most Jn deinem Becher täglich schwelle. So So So So So So

viel der Himmel Lichter trägt, viel das Welt-Meer Wellen schlägt, vieles Glücke soll dich kennen; lange noch die Sonne scheint, lange noch der Himmel weint, lange soll dein Feuer brennen.

Verzeiht, daß mein verwegnes Blat Das Küssen unterbrochen hat Und eure Sehnsucht aufgehalten: Macht itzund das Versäumte voll; Jch will indessen, wie ich soll, Für euer Wohl die Hände falten.

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8. Die den 5. FEBRÇUARISÈ AÇNNOÈ 1715. in Schweidnitz glücklich-vollzogene Fuchsius- und Schrammische Verbindung Bediente eine Vielen Mißgünstigen Sonder Ursach Verhaßte Feder. RISUM TENEATIS AMICI!

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VErdammte Tadelsucht! du Seuche dieser Zeit, Du Bastart der Vernunft, du Tochter der Megære! Wie lange schändest du den Leumund fremder Ehre? Wie lange trotzt dein Maul auf die Verwegenheit? Geh, tolle Furie! versammle deine Schwestern, Nimm Mißgunst, Haß und Neid zu Bunds-Genossen an, Errege den Avern und laß den wilden Pan Mit seinen Satyren die Poesie verlästern; Was gilts? des Phœbus Glantz und seiner Gottheit Schein Wird ein verzehrend Feur für deine Thorheit seyn. Gemach, erhitzter Kiel! der Worte Raserey Vermag nicht die Natur der Bosheit fromm zu machen, Verwandle deinen Zorn in ein verächtlich Lachen, Und brich den Läster-Pfeil durch diesen Schild entzwey. Die Schmähsucht läst sich doch den Eifer nicht bekehren, Den ein gerechter Schmertz der Unschuld abgelockt, Sie bleibt wie Pharao bis in den Tod verstockt, Vergifftet Mithridat, belacht des Nächsten Zähren,

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Und spricht, so bald sein Lob ihr in die Ohren fällt, Was hindert, daß mein Schimpff nicht dessen Wachsthum hält? Kein Stand wird überdiß von ihrer Wut verschont, Jhr Geiffer trifft sowol den Purpur als den Kittel, Und schlüge sich nicht offt die Ohnmacht in das Mittel, So wäre der kaum frey, der in dem Himmel wohnt. Sie reitzt den Simei der Majestät zu fluchen, Sie nennt die Gottesfurcht ein Kind der Heucheley, Sie geht die Tugenden des Nächsten stets vorbey, Und pfleget bloß an ihm die Fehler aufzusuchen, Sie liebt das Eigen-Lob, sie schilt, was andre thun, Und läst die Todten nicht in ihrer Asche ruhn. Schickt man das Auge nur in die gelehrte Welt, So wird sich bald ein Schwarm von Momus-Brüdern wittern, Die diese Schlangen-Brut in ihrem Busen füttern, Den eine Wassersucht der Hoffart aufgeschwellt; Diß aufgeblas’ne Volck, dem Bacchus das Gehirne, Die Pallas aber Bauch und Lenden schwanger macht, Denckt, wenn es ein Pasquill mit Angst zur Welt gebracht, Daß sich der Juvenal aus Eifersucht erzürne, Da der Beleidigte die Schrifft, so ihn verletzt, Doch mehr Erbarmungs-wehrt, als Ahndens-würdig schätzt. Das macht der stoltze Sinn und der verkehrte Wahn, Auch wie Herostratus durch Laster groß zu werden, Ein solcher Zoı¨lus pflügt offt mit fremden Pferden, Greifft mit geborgter Hand das Haar des Nachbars an; Sein Jrrlicht scheinet ihm ein Stern der ersten Grösse, Er tadelt und verwirfft, was sein Verstand nicht faßt, Ja weil die Klugheit ihn als ihren Stief-Sohn haßt, So deckt er seine Scham mit eines andern Blösse, Und führt, worauf sich doch die Härings-Buden freun, Die Theurung an Papier durch sein Verschmieren ein.

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Wie aber schwärmet nicht des Pöbels Unverstand, Wenn ihn der Vorwitz plagt? laßt die Erfahrung sprechen, Geht zur Gesellschafft hin, durchwandert alle Zechen, Besucht den Frauen-Marckt, der Lügen Vaterland; Doch endlich tretet auch zu Cajens Wochen-Bette, Und hört, was man allda von der und dieser spricht, Mich däucht, die Reden sind: Jch weiß wahrhafftig nicht, Warum Clarinde freyt, wie kommt es, daß Rosette Die Farbe wieder kriegt; die Flora ist ein Kind, Wo sie den Alten nicht vor andern lieb gewinnt. Dergleichen Unvernunfft kommt auch bey Männern vor, Zumal wo Bier und Wein die Klugen erst versammlen. Denn lehret gleich der Trunck die schwere Zunge stammlen, So lehnt man dennoch auch einander Mund und Ohr. Zwey sind schon starck genug den dritten durchzuhecheln, Dem hält der Eigen-Sinn der Schwieger-Mutter her, Der streicht den Bart und spricht: Wenn ich nur Feld-Herr wär, Die Feinde solten bald in ihrem Blute röcheln; Dem macht der Prediger die Lehr-Art viel zu schlecht, Dem unser HErr GOtt selbst das Wetter selten recht. So geht es, wenn der Neid mit Maulwurffs-Augen schielt, Und seinen Balcken nicht vor Eigen-Liebe schauet, Wol aber als ein Luchs auf das Gesichte trauet, An dem sein Bruder gleich nur einen Splitter fühlt. Jhr Heuchler! kehret doch den Koth von euren Thüren, Eh ihr den Besen noch auf fremdes Pflaster setzt; Glaubt, der Verleumdungs-Dolch, den ihr auf andre wetzt, Kan seine Spitze wol an eurer Brust probiren, Jndem doch euer Hertz ein Pharisäer ist, Der eine Mücke säugt und zehn Camele frißt. Verlobter Bräutigam! wie hat der Müßiggang Mit seinen Schülern nicht, die Unschuld zu betrüben,

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C. Erotische Dichtungen

Bey dein Versprechungs-Ja ein schwartzes Creutz geschrieben? Manch unverschämtes Blat will eine Richter-Banck Von deiner Heirath seyn. Gedult, wenn Bethels Knabe Dort den Propheten schilt, stopfft ihm der Bär das Maul, Wer weiß, die Rache macht den Himmel noch nicht faul, Auf welchen Kirchhof sich der Feinde Trotz begrabe; Genug, daß, da dein Haupt auf Anmuths-Federn liegt, Die auserlesne Braut dich in dem Arme wiegt. Denn diese, wie es selbst die Wahrheit zugesteht, Jst eintzig und allein das Pflaster deiner Wunde; Riß vor die Thränen-See dein Freuden-Schiff zu Grunde, So seegle nun getrost! Jhr kräfftiger Magnet Wird mit der Sicherheit dich in den Port begleiten, Betrachte nur diß Bild, den Spiegel reiner Zucht, Jhr Anblick schlägt bey dir den Kummer in die Flucht, Die Blumen, welche sich auf ihren Wangen breiten, Sind Rosen und Jasmin von nicht gemeiner Art, Weil sie der Keuschheit Fleiß auf deine Hand verspart. Nunmehr, vergnügtes Paar! erinnert mich die Zeit Den Eckel und Verdruß dem Leser zu verhüten, Drum rüstet sich mein Wunsch den Weihrauch auszuschütten, Dem eurer Andacht Glut Geruch und Krafft verleiht. Der HERR, HERR! der die Treu an seinem Priester kennet, Bestätige den Bund, den eure Liebe schleust, Er gebe, daß kein Fall das Eintrachts-Band zerreist, Bis Neid und Mißgunst euch die Gunst des Himmels gönnet: Damit ein Glücke stets das andre nach sich zieh, Und eurer Jahre Lentz auch in dem Winter blüh.

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C II. Galante und Verliebte Gedichte

Flavia 1. Auf den Tod seiner geliebten Flavie.

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Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, so sie gefällt, muß mich auch selber tödten; Die Schönheit, und ihr Kind, mein Leben sinkt ins Grab, Das meine Lust vergräbt; was mir der Himmel gab, Nimmt itzt die Erde hin. Der Zierrath aller Wälder, Der Ausbund aller Treu, macht der Elyser Felder Durch seinen Tod beglückt. Die ewig schwarze Nacht Verhüllt mein Sonnenlicht. Was mir das Leben bracht, Geht zu den Todten hin. Der Augen holden Sterne Verlieren Glanz und Schein. Die Schale liegt vom Kerne Zusamt den Schlacken hier; und der beredte Mund Macht durch ein stummes Wort die letzte Rede kund. Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, der sie betrifft, muß mich auch selber tödten. (Die Ohnmacht hängt mir zu.) Der Parzen Urthelstab Reißt meiner Flavie den Schönheitspurpur ab. Die Aecker fühlen es. Die Zierlichkeit der Blätter Verläßt den dürren Stamm, wie wenn ein Donnerwetter Die grünen Aeste theilt. Es seufzen Feld und Wald, Da ein gebrochen Wort in seinen Thälern schallt,

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C. Erotische Dichtungen

Und ihren Tod beklagt. Jn den bestürzten Flüssen Sieht man der Nymphen Schaar die Thränen häufig güssen. Die Hügel stehn gebückt, die holen Gründe schreyn: Geht meine Flavie, geht mein Vergnügen ein? 25

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Stirbt mein Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, so sie gerührt, muß mich auch selber tödten. Die Pallas und das Volk der Schäfer grämen sich Um ihre Schäferinn, die sie so inniglich, So ungemein geliebt, da die zerstreuten Hirten Die Lenden mit Napell, den Leib mit Jammer gürten. Das angenehme Vieh der Schafe liegt gestreckt, Jhr Blöcken, das dich ruft, doch aber nicht erweckt, Betäubet fast mein Ohr. Jch selber bin verlassen, Jch kann vor Kummer kaum mich und mein Herze fassen, Dem nun das Herze fehlt. Wenn meine Sehnsucht ruft: Wo bist du, Flavie? so hört es nur die Gruft. Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, so sie gefällt, muß mich auch selber tödten. Zuvor versorgte Schaar, nunmehr verwayßtes Vieh, Betrübten Lämmer, klagt, mein Engel wird euch nie So wie zuvor geschehn, an jenen Silberbächen Des Hungers Macht mit Klee, den Durst mit Wasser brechen. Noch, wenn der Tag sich kühlt, der Berge Schatten wächst, Und eure Müdigkeit nach ihren Ställen lechst, Euch mit gefüllter Hand das Abendfutter reichen; Kommt, lieben Schaafe, kommt, verlaßt die wilden Eichen, Wo Schrecken und Gefahr sich mit den Wölfen paart; Jhr seyd bey mir so gut, als irgendwo verwahrt. Jch will euch günstig seyn, ich will euch immer lieben, Jn meine Hürden thun, zu meiner Heerde schieben, Jhr sollt fast ieden Tag auf frische Triften gehn, Jn Blumen, Gras und Klee bis an die Bäuche stehn. Geht itzo, wo ihr wollt, der Weyde zu genüßen,

II. Galante und Verliebte Gedichte

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Doch hütet euch, daß ihr nicht mit den bloßen Füßen Den werthen Berg entehrt, das Heiligthum entweiht, Wo meiner Liebsten Gruft mir auch mein Sterben dräut. Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, der sie entseelt, muß mich auch selber tödten. Betrübtes Heiligthum, und du bemooster Berg, Wo meine Flavie, der Schönheit Wunderwerk, Jn todte Thäler steigt, auf deinen Angstgebürgen Wird Kummer, Angst und Leid mich endlich noch erwürgen, Und in die Erde ziehn. Dein grünes Sommerkleid Mehrt meine Hoffnung nicht; des Todes Bitterkeit Vergällt mir alle Lust. Bey diesem Leichensteine, Der meiner Flavien geliebtesten Gebeine Bedeckt, doch nicht beschwert, vergeht mein Paradies. Die so im Leben schon mein ander Leben hies, Zieht endlich einen Theil von meiner treuen Seele Mit der Beständigkeit in ihre Grabeshöhle, Die meinen Schmerzen weiß, und meinen Kummer kennt, Die meine Klagen zwar gerecht und zärtlich nennt, Nicht aber widerlegt. Bringt Blumen und Violen, Laßt Narden und Jasmin aus fremden Ländern holen; Salbt den erblaßten Leib, beräuchert Gruft und Sarg Mit Ambra und Zibeth; ja zieht das beste Mark Aus Perlen, Gold und Stein, belebt die kalten Glieder Mit warmen Mumien, vielleicht erwacht sie wieder. Doch wer im Tode schläft, der schläft nicht eher aus, Bis ihn der Himmel weckt, und sich das Sternenhaus Zu seinem Bette naht. Ach widriges Geschicke! Denkt mein betrübter Sinn an die beliebten Blicke, Die ich vor kurzer Zeit – – Schweig, die Erinnerung Der Lust vermehrt die Last. Drum sey es auch genung Bedacht, doch nicht beklagt, beweint, doch nicht vergessen. Man darf die Trübsal nicht nach vielen Thränen messen, Weil oft das gröste Leid mit trocknen Dingen weint,

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C. Erotische Dichtungen

Ja oft ein Donner kommt, wenn gleich die Sonne scheint, Und sich kein Regen regt. Doch ihr geweihten Hügel, Wo meine Klagen selbst der Morgenröthe Flügel, Und Hesperus beklagt, straft meinen Vorsatz nicht, Der seiner Flavie die letzte Treu verspricht, Sich nun und nimmermehr von hinnen zu entfernen, Von dieser Gruft zu gehn, bis ihn der Rath der Sternen Zu seinem Sterne bringt, der nun verklärter strahlt, Und in der Ewigkeit die Sternenzimmer malt. Du meines Lebens Tod, und du mein todtes Leben, Erblaßte Flavie, mein Sinn bleibt dir ergeben; Mein Wille dir geschenkt, mein Wollen zugethan; Ach! daß ichs, wie ich will, nicht gut besingen kann, Nicht recht beschreiben darf. Es soll gleichwohl indessen Dein Grabmal, deine Gruft von Lorbern und Cypressen Erhöht und lustig stehn. Ein jährlich Trauerfest, (Wer weiß, ob mich der Tod so lange trauren läßt!) Soll dir gewidmet seyn. Ein Kranz von Myrtenzweigen, Den viele Tropfen Blut statt der Rubinen beugen, Soll um den morschen Schlaf ein traurig Merkmal ziehn, Daß diese Blätter noch wie meine Liebe blühn, Wie meine Treu bestehn, wie meine Flammen dauren. Vielleichte rühret sich (der Wein kann nicht versauren, Den uns die Hoffnung schenkt) der aufgescharrte Sand, Und macht den Todten auch mein Opferlied bekannt. Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, der sie betäubt, muß mich auch selber tödten. Der Kindheit Morgen warf den Zunder in die Brust, Der nach und nach entglamm; die erste Liebeslust War Spiel- und Dockenwerk. Jch war ihr schon gewogen, Als aus den Wangen noch kein Haar die Milch gesogen. Wir waren schwach und klein, die Liebe stark und groß, Und größer, als wir selbst. Oft trug uns eine Schoß, Oft führt uns eine Hand, noch öfter das Verlangen,

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Wie öfters hat uns nicht ein kindliches Umfangen Die Armen schwer und blau, wie selbsten laß gemacht. Uns nahm die Wärterinn, wir unsre Lust in Acht; Wir spielten in der Zeit, wir scherzten mit den Jahren, Sie aber auch mit uns. Ach! Schmerz, den ich erfahren, Der mir nun Schmerz gebiert. Auch unser Unverstand Verstand die Liebe schon. Ein doppelt Wiegenband Verknüpfte mich und sie. Wo sind dieselben Tage? Vergänglichkeit und Tod erörtert diese Frage Durch einen Todtenkopf; Ach! Antwort ohne Wort, Obgleich nicht ohne Mund. Höchst angenehmer Ort, Höchst angenehmes Feld, wo meine Heerde gieng, Und meiner Ziegen Schaar an jenen Klippen hieng, Wo ich und Flavie das schöne Lustgefilde Bewundert und beschaut, wie von dem frechen Wilde Die Wälder zitterten, wenn Erd und Luft erklang, Da meine Flavie in diese Flöte sang. Hier trieben wir die Zucht der Lämmer oft zusammen; Dort sah ein Ulmenbaum die unentweihten Flammen, Hier warf der müde Schlaf mein Haupt ihr in die Schooß, Dort riß der Sommer uns die Oberkleider loß. Jn diesem jungen Heu vermieden wir das Schwitzen, Bey dieser Buche schlug ein unerhörtes Blitzen Dir den Melampus todt; hier hub sich unser Bund Mit unsrer Jugend an, hier ward mein Leib verwundt, Und auch dein Geist betrübt, als mir der Fuß entglitten, Hier half die Dämmerung mir deinen Sinn erbitten; Daß du den Hirtenstab an einen Baum gelehnt, Die Tasche abgeschält, und dich mit mir gewöhnt, Auch ohne Federn uns ein Lager aufzubetten, Auf dem die Glieder Ruh, die Kräfte Stärkung hätten. Oft sah der Morgen uns und unsrer Liebe zu, Oft gab der Abend uns und unsrer Liebe Ruh. Bald überlegten wir die überlebten Zeiten, Bald die zukünftigen, auf die wir uns schon freuten.

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C. Erotische Dichtungen

Bald schwatzten wir uns viel von Hochzeitmachen vor, Bald von Beständigkeit, bald hielt dein kluges Ohr An meiner Poesie, bald lechste mein Verlangen Nach deiner Gegenwart, die, wenn du mir entgangen, Den satten Schafen wohl, mir aber bange that. Wer aber schafft vorietzt dem bloßen Wünschen Rath? Die Zeiten sind entwischt, die Stunden sind verstrichen, Und meine Flavie zwar mit der Zeit entwichen, Doch nicht zur Wiederkunft. Das ganz verstimmte Rohr Und der gedämpfte Ton bringt lauter Klagen vor. Stirbt meine Flavie, so klagen meine Flöten, Der Schlag, der sie entrückt, muß mich auch selber tödten; Der Rosenscharlach färbt die rothen Wangen bleich, Die Lilgen fallen hin, die Steine werden weich, Narcissus selber stirbt, es starret sein Gesichte, Das ich zuvor erhitzt. Die wohlgestallte Fichte Zieht Kopf und Gipfel ein, der Hyacinth verdirbt, Da kaum ein halbes Ach mit seiner Zunge stirbt. Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, der sie entführt, muß mich auch selber tödten. Welch Schrecken, welche Pein, welch ungestümer Nord Reißt mein Vergnügen ein, reißt meine Hoffnung fort, Die ferner nichts mehr hofft? Der Vögel süsses Singen Wird meiner Flavie kein Morgenlied mehr bringen. Der Sonne selber graut. Die werthe Nachtigall Besinget meinen Schmerz, beweinet deinen Fall, Mit dem mein Anker fällt. Die Lüfte werden trübe, Weil sie der Untergang von meiner keuschen Liebe Mit Wolken überdeckt, mit Nebel überzieht, Und in der Blüthe schon mein Wohlergehn verblüht. Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, so sie verletzt, muß mich auch selber tödten.

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Klagt, lieben Vögel, klagt, weint Blumen, Feld und Vieh, Schreyt Hirten, Berg und Thal, weil ihr der Tod zu früh Und mir zu langsam kommt. Mein bangsames Gewinsel Vermählet sich mit euch. Wer schafft mir Kiel und Pinsel, Der meinen Schmerzen malt, der meine Sehnsucht trifft, Die ohne den Compaß und ohne Leitstern schifft, Die ohne – – doch was soll ein großes Wortgepränge? Dem Schmerzen ist mein Herz, und mir die Welt zu enge. Jch muß, doch aber nein. Jch werde, aber was? Jch kann, doch wie? Jch mag, wodurch? Jch will das Gras (Ach wollen, wenn man muß) mit Blut und Thränen netzen, Mich als ein lebend Grab zu deinem Grabe setzen, Wo mein Gelücke schläft, wo mein Betrübniß wacht, Unb meiner Liebsten Sarg die Erde fruchtbar macht, Hier soll ein Thränenbach auf die Gebeine schwimmen, Jn deren Asche noch die zarten Funken glimmen; Hier soll mein Herze selbst dein bester Leichenstein, Die Ueberschrift von Blut: Hier liegt mein Leben, seyn. Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, der sie erwürgt, muß mich auch selber tödten. Kann, schöne Flavie, dein felsenharter Sinn Auch ohne seinen Freund aus diesem Leben ziehn? Darf, sag ich noch einmal, dein voriges Vergnügen, Jetzt dein Verlassener, nicht in den Armen liegen, Die nun der Tod umarmt? Du weißt, ich war bereit, Mit dir, Geliebteste, des Leibes Einigkeit Und der Gemüther Band in jener Welt zu suchen; Jch suchte diesen Tod, und muß den Schluß verfluchen, Der mir das Leben schenkt, der mich zu Tode quält; (Ach daß uns nicht ein Sarg, wie vor ein Sinn vermählt.) Kann, ohne dich zu sehn, dem Auge was gefallen? Da sich dein Auge schleust. Kann, ohne Furcht zu lallen, Des Mundes nasse Pflicht bey deiner Baare thun, Was ihm zu thun gebührt? Kann noch mein Schenkel ruhn,

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C. Erotische Dichtungen

Da mir dein Fuß entwischt? Die blumenvollen Wiesen, Die ich zuvor gelobt, die ich zuvor gepriesen, Sind mir itzund verhaßt. Der edelste Geruch Riecht mir nach Ueberdruß. Das allerbeste Buch, Das meiner Seelen mehr als Zuckerbrodt gewesen, Läßt mich den Leichentext aus allen Zeilen lesen: Mein Wohlseyn ist mit ihr, und sie mit ihm vorbey. Was Wunder, wenn sich mir dein todtes Conterfey An allen Blättern weist, die sich vom Stamme rissen, Und also uns versagt den Schatten zu genüssen, So daß noch jeder Ast der Liebe Bildniß trägt, Das mir das Herze so, wie ihn der Wind bewegt. Stirbt mein Flavie? so klagen meine Flöten, Der Schlag, der sie entrückt, muß mich auch selber tödten.

II. Galante und Verliebte Gedichte

2. ARIA.

Als er sich über ihren Tod beklagte.

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Betrügliches Glücke! Die stählerne Brücke Der Hoffnung zerfällt; Der Becher der Freuden Wird mir durch diß Leiden Mit Wermut vergällt. Die Sonne der Tugend, Die Blume der Jugend, Geht unter und ein: Der Himmel wird trübe, Die Flammen der Liebe Verlieren den Schein. Der Frühling der Jahre Erstirbt auf der Bahre: Wer wird mir den Kuß, Wie vormals, gewähren? Ach langes Entbehren! Ach kurtzer Genuß! Erblaste Florette! Dein Tod reist die Kette Der Eintracht entzwey: Dein Leichen-Begängniß Zeigt, wie das Verhängniß Mein Henckers-Knecht sey. Bedeckt mich, ihr Berge! Umfaßt mich, ihr Särge!

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C. Erotische Dichtungen

Versagt mir die Lufft! Mein Geist mag zerfliegen, Des Leibes Vergnügen Jst Moder und Grufft. Jch sterbe vor Kummer, Der ewige Schlummer Entgeistert die Brust. Jch liebte von Hertzen, Jch lebte mit Schmertzen, Jch sterbe mit Lust.

3. Als er sich der ehemahls von FLAVIEN genossenen Gunst noch erinnerte.

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ERinnert euch mit mir ihr Blumen, Bäum und Schatten Der offt mit Flavien gehaltnen Abend-Lust, Die Bäche gleissen noch von Flammen treuer Brust, Jn der wir werthes Paar des Himmels Vorschmack hatten. O göldne Frühlings-Zeit! mein Hertz, was kommt dir ein? Du liebest Flavien, sie ist ja nicht mehr dein. Hier war es, wo ihr Haupt mir offt die Achsel drückte, Verschweigt ihr Linden mehr, als ich nicht sagen darff; Hier war es, wo sie mich mit Klee und Quendel warff, Und wo ich ihr die Schooß voll junger Blüthen pflückte. Da war noch gute Zeit, mein Hertz, was kommt dir ein? Betrübt dich Flavia, sie ist ja nicht mehr dein.

II. Galante und Verliebte Gedichte

Schweidnitzer Leonore –Werbung–

4. Auf ein Mägdchen, so er einsmahls bey einem guten Freunde in der Nachbahrschafft Zum Fenster sahe heraus sehen.

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SChweigt doch nur, ihr höhnschen Thoren, Jn der kühlen Dämmrungs-Still, Da mein Hertz vor Leonoren Seine Regung zeigen will! Weil sich Jhrer Jugend Pracht Ueberall gefällig macht. Durch die Reitzung Jhrer Sitten Komm’ ich um den Freyheits-Stand, Den mir manche schon bestritten, Aber keine noch entwandt: Weil der Himmel Jhrer Art Meine Liebe vorgespart. Jhrer Kleider nette Schwärtze Zeigt mir ein vergnügtes Licht, Welches wie des Mondes Kertze Zärtlich aus den Wolcken bricht, Und der Hoffnung, die sie liebt, Einfluß und Ergötzung giebt. Selbst die Schönheit vom Gemüthe Bricht durch Blick und Antlitz vor,

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C. Erotische Dichtungen

Und der Reden Geist und Güte Kützelt offt ein lauschend Ohr: Daß mich auch das Zusehn schmertzt, Wenn Sie mit Gespielen schertzt. 25

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O wie seelig ist die Stunde! Da man, angenehmes Kind, Auf dem Rosen-vollen Munde Deines Hertzens Huld gewinnt, Und den Vorschmack jener Welt Selbst mit Dir in Armen hält. Fliegt daher ihr stillen Lieder Jn die schöne Nachbarschafft, Und bewegt die stillen Glieder, Durch die Wirckung starcker Krafft! Biß ein Traum von meiner Treu Leonorens Lust-Spiel sey.

5. Als er insgeheim liebte.

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Was ich in Gedancken küsse, Macht mir Müh und Leben süsse, Und vertreibt so Gram als Zeit; Niemand soll es auch erfahren, Niemand will ichs offenbaren, Als der stummen Einsamkeit. Ob ich gleich nun, schöne Seele! Namen, Brand und Schmertz verheele;

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Würd’ es doch mein Glücke seyn, Wenn du selbst errathen soltest, Und nur einmal forschen woltest, Wem sich meine Flammen weihn. Merckst du nichts aus Wort und Blicken, Die viel Sehnsuchts-Zeichen schicken? Siehst du mir kein Feuer an, Wenn mein zärtliches Gemüthe Bey der Wallung im Geblüte Diesen Trieb nicht bergen kan? Freylich mach’ ich öfters Grillen, Aber alles doch im Stillen, Und dabey nicht ohne Lust, Weil du allzeit meine Sinnen Durch dein artiges Beginnen Auch entfernt ergötzen must. Will ich mich gleich selber zwingen, Dein Gedächtniß wegzubringen, Fühl’ ich in mir Widerstand; Denn ich glaube, dich zu lieben, War mir schon ins Blut geschrieben, Eh ich noch die Wiege fand. Doch was hilfft ins Blut geschrieben? Wenn mir diß getreue Lieben Weder Frucht noch Hoffnung zieht. Krancke mögen sich beklagen, Nur mein Hertz soll gar nichts sagen, Ob es noch so hefftig glüt. O du ungemeines Leiden! Schöne Früchte sehn und meiden,

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Und bey Quellen dürsten stehn: Wenn die Haupt-Person nur wüste, Was für Seuffzer sanffter Lüste Jhrer Schönheit opffern gehn? Doch du ungemeines Leiden! Bist auch warlich zu beneiden, Weil dich die Person erweckt, Die vom Schönsten auf der Erden Selbst verdient geehrt zu werden, Und schon manches angesteckt. Durch ein ehrerbietig Schweigen Will ich mich gelassen zeigen, Bis vielleicht ein Tag erscheint, Da die Flammen heller brennen, Und der Welt entdecken können: Wie ich es so treu gemeynt. Solt’ auch dieser Wunsch betriegen, Find ich dennoch mein Vergnügen, Und auch gröste Lust daran, Daß ich nach der klugen Lehre Dieses Bild geheim verehre, Was ich nicht besitzen kan.

II. Galante und Verliebte Gedichte

6. ARIA.

Als er das, was er liebte, entbehren muste.

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ETwas lieben und entbehren, Jst ein Schmertz, der heimlich quält; Wenn die Blicke Zungen wären, Hätten sie dir längst erzehlt: Was dein Wesen, kluges Kind, Ueber mich vor Macht gewinnt. Dencke, wie es martern müsse, Wenn ein müder Pilgers-Mann Von dem Ufer tieffer Flüsse Keinen Trunck erreichen kan, Und mit Sehnsucht und Verdruß Wasser sehn und dursten muß. Deiner Schönheit reiffe Früchte Martern mich ja auch zu scharff, Denn sie sind nur Schau-Gerichte, Die mein Mund nicht kosten darff: O betrübter Appetit, Der verbothne Früchte sieht! Schilt dein zorniges Empfinden Mein verwegen Lüstern-seyn, So vergieb den schönen Sünden, Denn sie sind hauptsächlich dein, Weil du gar so reitzend bist, Daß man sich aus Lust vergist. So ein Feuer-reich Gemüthe, Das die netten Glieder lenckt,

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Und so wohl Verstand als Güte Unter Blick’ und Küsse mengt, Solches, sag’ ich, läst nicht zu, Daß man unempfindlich thu. Gleichwohl lern’ ich mich bescheiden, Und begnüge mich daran, Wenn dein Bild mein stummes Leiden Nur im Traume lindern kan, Und ich nachmahls auf den Tag Dir die Ehrfurcht zeigen mag.

7. ARIA.

Als er seine Liebe nicht sagen durffte.

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JCh leugne nicht die starcken Triebe, Und seufze nach der Gegen-Liebe Der Schönheit die mich angesteckt! Der Traum entzückt mir das Gemüthe, So offt mir mein erregt Geblüte Dein artig Bild auch blind entdeckt. Allein die Ehrfurcht heist mich schweigen: Ein Sclave darff die Ketten zeigen Und in der Noth um Rettung schreyn, Nur ich muß diesen Trost entbehren, Und darff den Jammer nicht erklähren: Das heist ja zweyfach elend seyn. Jndessen darff der Mund nicht klagen, So wird dir doch mein Auge sagen:

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Wie tieff mein Hertz verwundet sey. Erwege nur Gestalt und Mienen! Sie werden dir zum Zeugniß dienen, Jch kan und mag nicht wieder frey. Mich deucht, du nimmst es wohl zu Hertzen, Erhalt’ ich das in meinen Schmertzen, Daß dir mein Feuer wohl gefällt; So will ich heimlich gerne brennen, Und dir sonst nichts als diß bekennen: Du seyst die Schönheit dieser Welt.

8. An seine Schöne, als sie ihr Namensfest begieng. Schweidnitz 1714.

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Wenn dieses welke Blatt, du englische Grisette, Nicht seine Kostbarkeit von deinem Namen hätte, So spräch ich allerdings, daß meine Dichterey Des Feuers würdiger als deiner Augen sey. Die Ehrfurcht, so mein Geist vor deine Gottheit heget, Die Liebe, so mein Herz zu deiner Schönheit träget, Sind Feinde, deren Streit mich beyderseits verletzt, Nachdem sie meine Brust zur Wahlstatt ausgesetzt, Auf welcher sie bisher mit gleichem Glücke kriegen; Denn beyde sind geschickt, einander obzusiegen. Die Liebe, wie es scheint, bekommt nunmehr das Feld, Weil dein geneigter Blick ihr Schutz und Rücken hält. Sie selbst hat mir die Hand zu dieser Schrift geführet, Jn welcher meine Pflicht das erste Kind gebieret. Die Morgenröthe taucht ihr Kleid in Scharlach ein,

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Und will, jedoch umsonst, den Rosen ähnlich seyn, Die Venus und ihr Sohn auf deinem Munde brechen, Wenn deine Reizungen sie in die Augen stechen. Der Widerwillen legt der Sonne Zügel an, Die ihres gleichen nicht auf Erden leiden kann; Jhr Säumniß billiget die Faulheit ihrer Pferde, Damit ihr Antlitz nicht von dir beschämet werde. Gewiß, die Lippe führt ein reiches Kaufmannsgut, Und das Gesichte zeigt ein Meer voll Milch und Blut, Allwo die Gratien am Ufer deiner Wangen So Perlen suchen gehn, als Purpurschnecken fangen. Die Lilgen wuchern stark auf der – – – Haut, Der Brüste weicher Pfühl ist vor den Schwan gebaut, Und ihre Schönheit läßt uns aus den Schaalen schlüssen, Was vor Entzückungen im Kerne wohnen müssen. Ach! daß der Himmel doch mit uns so hart verfährt, Da er das Sehn erlaubt, und den Genuß verwehrt: O! karge Mildigkeit, was hilft es Brunnen wissen, Und dennoch keinen Trunk vor seinen Durst geniessen? Denn wäre dieses nicht, so würde meine Hand, Und noch wohl etwas mehr, mit deiner Schoß bekannt, Jch aber dörfte nicht mit deinen Kleidern zanken, Die mir den ebnen Weg ins Paradies verplanken. Jedoch der Umschweif hat, kaum eh ich es gedacht, Den ungewissen Fuß vom Wege weggebracht. Verzeih, berühmtes Kind, der Freyheit meiner Lieder, Und ist des Dichters Scherz der Tugend nicht zuwider, So laß mich diesesmal, es kann gar leicht geschehn, Die Sonne deiner Huld im ersten Zeichen sehn; Dieß ist ein guter Blick, der mit geneigtem Lichte Den wohlgemeynten Wunsch nach deiner Güte richte: Der Tag, der heute sich vor Hochmuth selbst nicht kennt, Weil der Calender ihn nach deinem Namen nennt, Soll dir das holde Fest noch tausendmal verjüngen, Und manches Jubeljahr zu deinem Glücke bringen.

II. Galante und Verliebte Gedichte

So viel die Frühlingsluft den Bäumen Laub gebiert, So viel der rauhe Nord den Aesten Haar entführt; So viel Vergnügung soll die allgemeinen Plagen Des Leidens in der Welt aus deiner Gränze jagen.

9. Nahmens-CANTATA Auf seine Liebste zur Abends-Zeit. ARIA.

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Jch versteh wohl, was ihr wolt, Jhr erboßten Abend-Winde! Will ein eiffersüchtig Rasen Mir so Wort als Schall verblasen? Schwör’ ich doch bey meinem Kinde, Daß ihr wenig schaden sollt. DÇaÈ CÇapoÈ. RECÇITATIVOÈ.

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Sie hat mein Hertz bey sich, Diß könnt ihr wohl nicht rühren: Drum weiß Sie auch in Leid und Lust, Was ich Und meine Brust Auch ohne Wort vor Sprache führen, Jch denck’ und sage, was ich will Vor Leuten, oder in der Still, So denck’ und sag’ ich allzeit diß, Was Ehr-Furcht, Lieb’ und Demuth spricht: Sie bleibt mein Licht.

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ARIA.

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Sie bleibt mein Licht und meine Sonne, Nach der sich meine Sehnsucht kehrt: So lange Geist und Blut noch brennen, Wird sie nichts mehr bewegen können, Als was Jhr aus den Augen fährt. DÇaÈ CÇapoÈ. RECÇITATIVOÈ.

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Diß Abend-Opffer zeiget Dir Pflicht, Ehrfurcht und Begier, Dein Glücke stets vermehrt zu wissen. Mein Lager hat kein sanffter Küssen Als die Zufriedenheit, Wenn das Verhängniß und die Zeit Mich Deiner Lust versichern. Jn meinen liebsten Büchern Erscheint mir ietzt kein Blat, Das grössern Nachdruck hat, Als da Dein Fest und Nahmen Mit rothen Sylben lacht. Je mehr ich mit Bedacht Daselbsten buchstabire, Je mehr ich Wollust spühre, Die viel von Deinem Seegen spricht Und ietzt in volle Flammen Ergebner Wünsche bricht: Jhr Chöre stimmt zusammen! ARIA.

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Bemüht euch nicht weiter, ihr schläffrigen Blicke, Begebt euch vom Fenster ins Lager zurücke! Das Opffer der Andacht wird kräfftig geschehn. Die Vorsicht verspricht euch ein zärtlich Vergnügen, Und wird euch die Dauer zur Menge stets fügen. Geht, eilet den Anfang im Schlummer zu sehn! DÇaÈ CÇapoÈ.

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II. Galante und Verliebte Gedichte

10. ARIA.

Als er endlich sich wagte Jhr seine Liebe zu entdecken.

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FLammen in der Brust empfinden, Und dabey nicht Feuer schreyn, Heist die Ruthen grösser binden Und sein eigner Hencker seyn. Die Verhehlung der Gedancken Labet keinen dürren Mund, Und die Schaam verliebter Krancken Macht das Hertze spät gesund. Drum wohlan! mein Geist entdecke Diß was deine Sehnsucht quält, Frisch gewagt kommt bald zum Zwecke, Den die Furchtsamkeit verfehlt. Nein! mein Hertz, ach! schweig und glaube, Dein Entdecken hilfft dich nicht, Weil bereits die schöne Taube Einem andern sich verspricht. Anderwärts den Kuß verspricht.

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}

Schweig mein Hertz und halt die Plagen Deiner Leidenschafft geheim, Lerne dein Verhängniß tragen, Koch aus Wermuth Honigseim! Hat die Schickung deinem Fieber Diesen schönen Artzt versagt, Ey so stirb doch zehn mahl lieber, Eh dein Mund die Kühnheit wagt.

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C. Erotische Dichtungen

Doch getrost! mein Hertz, und wage Noch den allerletzten Streich! Doch getrost! Versuch und schlage Felsen durch die Thränen weich! Kluge Schönheit! meine Funcken Ueberreicht dir dieses Blat, Das mehr nasses Saltz getruncken, Als dein Mund jetzt Zucker hat. Zürne nicht mit meiner Liebe, Die die Redlichkeit gebahr, Stärcke bald die reinen Triebe, Der Verzug bringt hier Gefahr. Dein Befehl soll stets mein Wille Und dein Winck mein Leit-Stern seyn, Schencke mir nur in der Stille Deiner Liebe Vorschmack ein. Mein Geblüthe fühlt den Zunder, Der von deiner Tugend fängt, Also nimmt es mich nicht Wunder, Wenn mein Geist an deinem hängt. Mercke nur des Himmels Schlüsse, Sonst erfährst du von der Reu, Daß das Honig fremder Küsse Um das Ende bitter sey. Ach erwege mein Begehren! Dein Verstand ist scharff genug, Laß mich nicht die Gluth verzehren, Sonst wird dich der Todten-Krug Meiner Asche noch verklagen, Und mein kalter Leichen-Stein Dir so viel zur Nachricht sagen: Lerne doch bedachtsam seyn!

II. Galante und Verliebte Gedichte

11. CANTATA.

Die beständige Liebe. ARIA.

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Die Schönheit ist es nicht gewohnt, Gefangne loß zu lassen: Jhr Auge bindet mehr als Gold; Wer einmahl ihrer Herrschafft zollt, Der muß die Freyheit hassen, Und wird davor mit Lust belohnt. Da Capo. RECITÇATIVOÈ. Dein Antlitz hält uns viel zu scharff, Als daß ein Mensch Erlösung hoffen darff: Jch lieg’ in Deinen Ketten, Du angenehmes Kind, Und werde nie gesinnt Mein treues Hertze zu erretten. Das süsse Joch, die leichte Last, Mit der Du mich gebunden hast, Ergötzt mich mit dem schönsten Spiele: Denn wenn ich Schlummer fühle, So sieht die finstre Ruh Den halb geschloßnen Blicken zu, Die an die Sterne dringen, Und durch die kalte Lufft Den Schwur zum Abend-Opffer bringen, Den Echo öffters nachgerufft. ARIA.

Jhr Wächter der gestirnten Bühnen, Jhr güldnen Hertzen jener Welt!

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C. Erotische Dichtungen

Verewigt die vergnügten Triebe, Und lernt den Vorzug meiner Liebe, Die meines Mägdchens Brust behält, So lange Lentz und Wälder grünen. DÇaÈ CÇapoÈ. RECITÇATIVOÈ. Es bleibt dabey: Du bist ein mehr als menschlich Wesen, Und darum hab ich Dich Zur Göttin auserlesen. Der starcken Zeiten Tyranney Bestürmet Felsen, Stein und mich; Jedoch verzehrt sie nicht die Treu, Die Dir der Lüste Weyrauch brennet. Gefällt Dir der Geruch, Den dessen Flamme giebet, So soll mein Leichen-Tuch Der kalten Grufft die Nachricht sagen: Es hab’ in unsern Tagen Kein Mensch, als ich, so rein geliebt. ARIA. Mit deinem Nahmen will ich sterben, Mit deinem Bilde geh ich hin, Und wenn ich nichts als Asche bin, So solt du noch den Ruhm erwerben, Daß mich vielmehr der Liebe Macht Als Tod und Grufft ins Grab gebracht. DÇaÈ CÇapoÈ.

II. Galante und Verliebte Gedichte

– Galante Spiele –

12. ARIA.

Als er sich über ihren Eigensinn beschwehrte.

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WEr wolte dich nicht englisch preisen, Der so wie ich dein Antlitz kennt! Du kanst mit allen Blicken weisen, Daß man dich billig Engel nennt, Trifft diß nur bloß noch überein, Daß Engel können grausam seyn. Bedencke nur dein gantzes Wesen! Es ist so gar durchaus galant, Auf allen Gliedern kan man lesen: Diß Bild ist Göttern anverwandt, Und wie es nicht natürlich ist, Daß du so gar vollkommen bist. Die Wunder-schönen Zauber-Spiegel, So immer in Bewegung stehn, Und Marmor-weissen Amors–Hügel, Wenn sie stets auf- und nieder gehn; Sagt, wenn der Neid sie selber schaut, Hier hat mehr als Natur gebaut. Denck ich noch an die Tugend-Schätze, Die deine Schwanen-Brust umschließt, So sag ich (doch ists Dohl-Geschwätze) Daß du ein Bild der Tugend bist: Und fällt mir nur beständig ein, Du müstest mehr als Menschlich seyn.

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C. Erotische Dichtungen

Ach aber deine Seltenheiten Sind fast wie jenes Paradieß! Dieweil es zu den Unschulds-Zeiten Noch alles recht vollkommen wieß, Doch dieses, was verbothen war, Das stellte sich am schönsten dar. Bedencke doch, mein ander Leben! Die Sonne giebt dem Mond ihr Licht, Daß er den blassen Schein kan geben, Jhr selbst blüht keine Blume nicht; Ja was uns unser Auge weist, Jst, daß es andern Dienste leist. Jsts möglich, daß so harte Sinnen Und ungemeine Sprödigkeit Die zarten Glieder hegen können? Die mir ein anders prophezeyt. Hier trifft es nicht von Engeln ein, Daß sie dienstbahre Geister seyn. Was zehlt man nicht vor lange Stunden, Wenn uns etwas an Gliedern fehlt: Nun dencke, was mein Hertz empfunden, Das noch so gar empfindlich quält Ein Feuer, so in ihm entbrannt, Da dich mein erster Blick gekannt. Jch will dich über alles schätzen, Und stündlich deinen Ruhm erhöhn, Wird mich noch deine Huld ergötzen, Daß wir in gleichen Flammen stehn, So sag ich, wies die Wahrheit ist, Daß du noch mehr als Englisch bist.

II. Galante und Verliebte Gedichte

13. ARIA.

Als er sich seiner Abwesenden – – erinnerte.

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Küßt ihr Seuffzer mein Vergnügen! Denn bey euch muß es beruhn, Bis es wird das Schicksal fügen, Daß es meine Lippen thun, Und zwey Seelen durch ihr Drücken Regungs-voll zusammen schicken. Stelle dein verhaßtes Klagen, Das du so gar kühn gethan, (Wirst du, andre Seele! sagen) Bey mir künfftig klüger an! Wo ich dir nicht soll bey Zeiten Deinen Abschied zubereiten. O! es sind des Himmels Triebe! Und von oben ists geschehn, Daß ich dich, du Bild der Liebe, Mir zum Abgott ausersehn, Weil ich so gar seltnes Wesen Kan aus deinen Augen lesen. Deine Engel-holde Blicke, Die bis in die Seele gehn, Sind so feste Zauber-Stricke, Daß du selber must gestehn: Wenn ich diesen könt entreissen, Müst ich billig Simson heissen.

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C. Erotische Dichtungen

Aber wo die reinen Flammen, Welche meine Brust empfindt, Und aus deinen Augen stammen, Dir von mir beschwerlich sind, O! so werd ich stets mit Wissen Dir beschwerlich fallen müssen!

14. Auf einen Kuss.

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JCh weiß, geliebtes Kind, Daß meine Treu im Küssen, Daß meine sanffte Bissen Dir ganz zuwider sind: Doch warum willst du mich nicht brünstig küssen lassen, Jch soll bey dir was mehr als Mund und Lippen fassen.

15. Als er sich einsten gegen sie zu frey aufgeführet.

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VErdienet denn, du Bild der keuschen Zucht! Ein blinder Griff den Donner deiner Straffe? Und zürnest du mit einem armen Schaafe, Das hier herum die Liljen-Weide sucht? Wo GOtt und die Natur den Reichthum ihrer Gaben Jn deine Brust mit Fleisch und Blut verschlossen haben.

II. Galante und Verliebte Gedichte

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Verschämtes Kind! der Vorwitz trieb mich an, Den losen Arm um deinen Hals zu werffen: Du aber wilt mir das Gesetze schärffen, Du klagest, daß ich dir zu viel gethan; Du suchst mir deine Gunst im Eiffer zu entreissen, Und ich soll ohne Schuld ein armer Sünder heissen. Doch, weist du nicht? kein Garten grünt vor sich, Kein Apffel will sich vor der Hand verkriechen, Die Rose pflegt sich selber nicht zu riechen, Und deine Brust, mein Kind! gehört vor mich; Denn das Verhängniß hat dich, eh du noch gebohren, Durch seine Vorsicht schon zu meiner Braut erkohren. Vergieb mir nun der Finger Schelmerey, Und schmolle nicht mit deinem treuen Knechte! Denn was er stiehlt, das hat er ja mit Rechte. Steht uns ein Griff offt in den Glücks-Topff frey, So laß mich auch hinfort auf deinen Anmuths-Gründen Noch eine Hand voll Glück durch einen Frey-Griff finden!

16. ARIA.

An seine Schöne.

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WAs vor Rosen, schöner Engel! Lauffen durch dein Angesicht? Da mein Vorwitz einen Stengel Von den reinen Lilgen bricht, Die in deinem Wollust-Garten Auf die Hand des Bräut’gams warten.

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C. Erotische Dichtungen

Doch, warum würckt mein Erkühnen Einen solchen Streit in dir? Scham und Zorn verwirrt die Mienen Deiner angebohrnen Zier, Und ich kan aus deinen Sternen Meines Unglücks Zukunfft lernen. Aber, ach! verdient mein Schertzen Wol dergleichen Tyranney? Daß mein Bildniß deinem Hertzen Ewiglich ein Greuel sey; Nein! ich will es noch nicht hoffen, Daß mein Argwohn eingetroffen. Schau nur selbst, die zarten Brüste Blicken mich so liebreich an, Daß ich nach der Milch gelüste, Und mich kaum enthalten kan, Bey so wohl-bestellten Sachen Dich noch einmal roth zu machen. Hemme, schönes Kind! dein Schelten, Und vergieb die Frevel-That! Laß auch nicht den Mund entgelten, Was die Hand verbrochen hat: Jch will, einen Griff zu büssen, Dich zur Straffe zehnmal küssen.

II. Galante und Verliebte Gedichte

17. Als er Sie wieder zu besänfftigen suchte.

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ERzürnte Schöne! laß einmahl Den alten Unmuth aus dem Hertzen, Und Deiner holden Augen Strahl Mit angenehmen Blicken schertzen! Jch habe freylich viel versehn, Doch ists aus Vorsatz nicht geschehn: Es sind fürwahr nur Schwachheits-Sünden. Ein Mensch der seine Schuld erkennt, Der muß, so sehr der Eiffer brennt, Auf Reu und Busse Gnade finden. Der Schaden, den ich Dir gemacht, Jst doch noch endlich zu ersetzen: Ach wüte doch nur mit Bedacht! Du sollst mich einmal redlich schätzen. Jch habe ja genung gebüßt, Nachdem ich eine Lust vermißt, Wozu Du mich vorlängst erlesen: Die Straffe nehm ich willig an, Weil sie, wie ich nicht leugnen kan, Jn etwas ist verdient gewesen. Von nun an aber bitt’ ich Dich Bey Deinen Feuer-reichen Augen: Wirff Zorn und Eiffer hinter sich, Und laß Dir meine Demuth taugen! Dein klug- und aufgeweckter Geist, Der sich aus allen Worten weist,

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C. Erotische Dichtungen

Macht, daß ich deinen Umgang liebe: Fehlt mir Gelegenheit dazu, So rathe, was ich ietzund thu? Dich ehr’ ich mit verschwiegnem Triebe.

18. ARIA.

Als er gleichfalls zu einer andern Zeit dicht berauschet war.

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HAb ich mich einmahl vergangen, Mach ich es doch wieder gut, Da mein stumm und still Verlangen Deiner Schönheit Opfer thut: Deiner Schönheit am Verstande, Der sich auch durch Minen zeigt, Und die ungewohnten Bande Machen, daß mein Hertze schweigt. Schweigen will ich mit dem Munde, Da das Hertz nicht reden darff: Das Verhängniß dieser Stunde Handelt etwas gar zu scharff. Jch soll reimen und nicht wissen, Was ich dißmahl reimen soll: Fülle nur mit deinen Küssen Die gesuchte Strophe voll. Küsse sind der Weg zum Lieben, Und der Geist der Poesie: Blindlings wird man offt getrieben, Daß uns eine Schönheit zieh.

II. Galante und Verliebte Gedichte

Schönheit, Bäume, Graß und Nelcken, Welche Lentz und Jugend zieht, Müssen nach und nach verwelcken, Biß der Baum voll Mandeln blüht. 25

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Blühn schon einmahl diese Früchte, Ach! so ist es warlich aus, Und des Alters Schau-Gerichte Sind ein Erlner Blumen-Strauß, Welcher Mund und Augen locket, Aber, wenn er tragen soll, So wie die Granaten stocket, Und nur sind zum Ansehn voll. Mags doch seyn! ich will verehren, Was ich nicht geniessen kan: Wilst du meine Lieder hören, O so hör auch dieses an! Daß der Strahl von deinem Glantze, Welcher dich vor andern ziehrt, Auch den Ruhm von meinem Krantze Mit sich auf die Nach-Welt führt.

19. Er suchet seine erzürnte Schöne zu besänftigen.

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Versöhn ich dich mit keinem Kusse, So brich mir nur das Herz entzwey. Jch wasche deinen Fuß mit Thränen, Vergieb und höre dieß mein Sehnen; Erkennen ist die beste Reu, Und nicht mehr thun die beste Buße.

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C. Erotische Dichtungen

Du bist die Fürstinn unsrer Schönen, Der Zorn verläßt die Majestät. Der Himmel küßt uns nach dem Schmerze; Du bist sein Bild, trag auch sein Herze, Das Sanftmuth giebt, wenn Demuth fleht; Sonst dörfte dich der Pövel höhnen. Befiehl mir, was du willst, zur Strafe, Jch leide gern, sey du nur gut, Und schone mich mit deinem Grolle, Gesetzt auch, daß ich sterben solle. Jch leide lieber Beil und Gluth, Als diese Marter in dem Schlafe. Jm Schlafe werd ich deinem Grimme Zur schärfsten Marter dargestellt. Da foltern mich die sauren Blicke, Da macht dein Eifer, daß ich zücke, Da flieh ich, wenn dein Donner fällt, Als wie ein Wild vors Jägers Stimme. Du sollst nur sehn, du sollst nur hören, Jch will davor erkenntlich seyn, Mein Amor setzt sich dir zum Bürgen, Jch will dir keine Tauben würgen, Jch will ein besser Opfer weyhn, Jch will dich mit Gehorsam ehren. Jedoch erscheint die letzte Stunde, Und ist kein Rettungsmittel da; So laß den Tod dem Fehler weichen, Jm Trunke will ich dich beschleichen, Ersäufe mich in Malvasier, Jch mein auf deinem schönen Munde.

II. Galante und Verliebte Gedichte

20. Als er sich mit ihr wieder zu versöhnen suchte. ARIA.

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KLuge Schönheit! nimm die Busse Eines armen Sünders an, Welcher dir mit einem Kusse Gestern Abends weh gethan, Und auf deinen Rosen-Wangen Einen schönen Raub begangen. Jch gesteh es, mein Verbrechen Jst der schärffsten Straffe wehrt, Und du magst ein Urtheil sprechen, Wie dein Wille nur begehrt; Dennoch würd ich zu den Füssen Deiner Gnade dancken müssen. Aber weil ihr Himmels-Kinder Eurem Vater ähnlich seyd, Welcher auch die grösten Sünder Seines Eiffers offt befreyt; Ach so werden meyne Zähren Deinen Zorn in Liebe kehren. Gönne mir nur dieses Glücke Bald mit dir versöhnt zu seyn, Biß nach manchem kalten Blicke Deiner Augen Sonnen-Schein Mir und meiner Hoffnung lache, Und mich endlich kühner mache.

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C. Erotische Dichtungen

21. An seine Schöne, die er bey einer widrigen Begebenheit tröstet.

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Mein Kind, es ist mir leid, daß wider mein Verhoffen Dein erst erzählter Traum so plötzlich eingetroffen, Da der Gevatterbrief, den deine Schwester kriegt, So dein als meinen Wunsch auf diesen Tag betriegt. Allein bescheide dich, und laß das Misvergnügen Nicht die Gelassenheit in deiner Brust besiegen. Du weist ja ohnedem, daß deiner Freundinn List Dich, wo sie weiß und kann, zu kränken fähig ist. Hat diese gleich vorietzt dich auch, wie sonst, betrogen, Und deiner Sittsamkeit den Hochmuth vorgezogen; So bleibt es dennoch wahr: Die stolze Werkmarie Kriegt die Gevatterschaft, und du verdienest sie.

22. Als Sie ihn derer versprochenen Reime wegen plagete.

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GAlant- und schönes Kind! gewiß, du plagst mich gut, Dir den versprochnen Reim, doch sonder Eil, zu machen; Allein, was denckst du denn dergleichen albre Sachen? Du weist ja, daß kein Mensch etwas umsonsten thut; Jedoch, kan ich dadurch mir einen Kuß verdienen, So sollst du eilends sehn, was ietzt noch nicht erschienen.

II. Galante und Verliebte Gedichte

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23. An seine Leonore.

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DU fromm- und treues Blut, geliebte Leonore! Hier ist das schlechte Lied, so ich dir schuldig war: Mein allzusichrer Mund wagt es auf die Gefahr, Und plagt dein zartes Ohr mit einem Haber-Rohre. Doch kriegt dieß welcke Blat von deiner Huld den Werth, So hab’ ich, was mein Wunsch und dein Befehl begehrt, Und werde mich forthin von nichts verhindern lassen, Dein wohl-verdientes Lob in einen Reim zu fassen.

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C. Erotische Dichtungen

– Verlobung, Liebesglück –

24. SONNET.

An seine MAGDALIS.

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NJcht anders leget sich die Blumen-Göttin an, Wenn ihr der nahe Lentz die Wiederkunfft erlaubet, Als meine Magdalis, von der man heute glaubet: Sie habe der Natur es weit zuvor gethan; Der Neid, so nichts an ihr, als dieses tadeln kan, Daß Sie die Schönheit auch mit ihrer Schönheit schraubet, Wird von der Majestät selbst des Gesichts beraubet, Und findet nichts um sie vor seinen Läster-Zahn. Ach! wohlgestaltes Kind! dein Halstuch tröstet mich, Weil es die Lieberey der grünen Hoffnung träget, Mein Wünschen sey erfüllt, mein Bitten habe dich, Mein Seufzen deine Brust zur Gegen-Gunst beweget; Da nun dein zarter Flor mir dieses wissend macht, So ist mein Kuß bereits aufs Bothen-Lohn bedacht.

II. Galante und Verliebte Gedichte

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25. SONNET.

An die Vorhergehende, Als Sie an seiner Treu zweiffelte.

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MEin Kind! was zweiffelst du an meiner Redligkeit? Die ihres gleichen doch in deiner Brust verspüret. Wo meiner Adern Blut nur einen Tropffen führet, Der sich nicht tausendmahl vor dich zu sterben freut, So wünsch’ ich ihm den Fluch, den Ebals Felsen dräut Und Cains Fuß erfährt; der Stern, so mich regieret, Und dessen Trieb in mir die reine Glut gebieret, Folgt nicht wie ein Planet dem Wechsel dieser Zeit. Mein Sinn-Bild ist ein Ring, der Denck-Spruch: Sonder Ende. Denn wer nicht ewig liebt, der liebet nimmermehr; Mein Engel! giebst du nun dem Argwohn kein Gehör, So lege mir dein Hertz in die getreuen Hände; Jch sichre: diesen Schatz wird deinem Saladin Kein Räuber, kein Verlust, auch nicht der Tod entziehn.

26. SONNET.

An eben die Vorige.

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DAs Glücke muß fürwahr mich als sein Schoß-Kind lieben, Und das Verhängniß mich zu quälen müde seyn, Weil du, getreues Kind! mir nach so mancher Pein Dein unverfälschtes Hertz zum Eigenthum verschrieben; Mein Schiff, das Wind und Meer an manchen Fels getrieben, Laufft den Vergnügungs-Port mit vollen Seegeln ein,

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C. Erotische Dichtungen

Und meine Hoffnung kan sich schon im Geiste freun, Nachdem dein freyes Ja den Zweiffel aufgerieben.

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Versiegle nun den Bund durch einen feuchten Kuß, Biß dich des Priesters Hand mir völlig überreiche, Und glaube, daß mich selbst der Himmel straffen muß, Wofern mein Wanckelmuth dein Bild in mir verstreiche. Drum liebe nur getrost. Denn die Beständigkeit Wirckt mir den Hochzeit-Rock und auch das Leichen-Kleid.

27. MADRIGAL

Von der Liebe.

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O Liebe! Was vor innig-süsse Triebe Hegst du nicht in deiner Brust! Würden doch nur die Verächter Einmal unsrer Wollust Wächter, Schwör ich bey Amœnens Gunst, Daß sie erstlich selbst nicht wüsten, Ob der Himmel zeitlich sey, Und darnach vor Scham und Reu Nur vom Zusehn sterben müsten. Das thäten sie, Das thäten deine Triebe, O Liebe!

II. Galante und Verliebte Gedichte

28. MADRIGAL.

An eben die Vorige.

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MEin Kind! ich bin der Huld nicht werth, Die mir von deiner Hand so häuffig wiederfährt. Drum zürne nicht, wenn ich Mich in diß seltne Glücke Nicht, wie ich solte, schicke, Und glaube sicherlich: Würdiget dein Gnaden-Strahl Meine Lippen noch einmahl Deinen schönen Mund zu küssen, So werd’ ich fürchten müssen, Daß nicht die Wollust dieser Zeit Durch ihre Süßigkeit Mir die Lust zum Himmel raube, Und ich der Gegenwart mehr als der Zukunfft glaube.

29. Als er seiner MAGDALIS nichts zum grünen Donnerstage geben kunnte.

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GEtreue Magdalis! du forderst zwar den Zoll, Der jährlich wiederkommt, zum grünen Donnerstage; Doch meine Hand weiß nicht, was sie dir geben soll, Weil ich in selber nichts als Lufft und Mangel trage. Kein guter Marzipan, kein Mantel von Damast Läßt meiner Armuth zu, dich reichlich zu bedencken, Und weil du gestern schon mein Hertz gestohlen hast,

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C. Erotische Dichtungen

So steht es nicht bey mir, es heute dir zu schencken; Doch alles möchte seyn, wenn mich die Poe¨sie Des Kummers, deinen Wunsch zu stillen, überhübe. Allein, sie wegert sich; Drum nimm, wo nicht zu früh, Hier die Beständigkeit von meiner reinen Liebe.

30. An seine Schöne.

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SO wenig eine junge Rebe Des Ulmbaums Hülffe missen kan, So wenig ficht der Neid mich an, Daß meine Brust dir Abschied gebe: Mein treues Hertz ist ein Magnet Der nur nach einem Pole steht, Dein Nord-Stern leitet meine Liebe, Jch leb’ und sterbe dir getreu, Wenn gleich der Schickung Tyranney Mich heute noch ins Elend triebe. Eröffne mir das Feld der Brüste, Entschleuß die Wollust-schwangre Schooß, Gieb mir die schönen Lenden bloß, Bis sich des Monden Neid entrüste! Die Nacht ist unsrer Lust bequem, Die Sterne schimmern angenehm, Und buhlen uns nur zum Exempel, Drum gieb mir der Verliebten Kost, Jch schencke dir der Wollust Most Zum Opffer in der Keuschheit Tempel.

II. Galante und Verliebte Gedichte

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Die Zeit kommt nimmermehr zurücke, Wenn sie schon einmahl sich verkreucht, Und die Gelegenheit entweicht Jn einem kurtzen Augenblicke; Wer weiß, wer dich in einer Frist Von vier und zwantzig Wochen küßt? Wie bald kan mich ein Stahl entleiben, Denn wird dein angenehmer Mund, Der meiner Sehnsucht offen stund, Mit andern sich die Zeit vertreiben. Jedoch soll mich der Tod entreissen, Du aber meine Leiche sehn, So soll mir doch der Wunsch geschehn, Dir in der Grufft getreu zu heissen; Mein Blut soll dir beständig seyn Und meines Cörpers Leichen-Stein Wird diese Grab-Schrifft nie verliehren: Hier schläfft mein Kind! dein ander Jch, Dem wenig, glaub’ es sicherlich, Den Preiß der Redlichkeit entführen.

31. An Leonoren. DU zwingst mich, Wehrtes Kind! dir vieles vorzusagen, Du suchst in Wort und Schwur das Zeugniß meiner Treu, Und forschest, ob ich auch, wie du, beständig sey; Mein Engel! liebst du rein, so brauchst du nicht zu fragen.

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C. Erotische Dichtungen

32. ARIA.

Als er sie seiner beständigen Liebe versicherte.

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TReuer Sinn! Wirff den falschen Kummer hin. Laß den Zweiffel der Gedancken Nicht mit meiner Liebe zancken! Da ich längst dein Opffer bin. Da Capo.

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Glück und Zeit Hasset die Beständigkeit: Doch das Feuer, so ich fühle, Hat die Ewigkeit zum Ziele, Und verblendet selbst den Neid.

Da Capo.

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Meine Gluth Leidet keinen Wankelmuth: Ehe soll die Sonn erfrieren, Als die Falschheit mich verführen. Ehe löscht mein eigen Blut.

Da Capo.

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Grab und Stein Adeln selbst mein Redlich-seyn: Bricht mir gleich der Tod das Hertze, So behält die Liebes-Kertze Jn der Asche doch den Schein. Da Capo.

II. Galante und Verliebte Gedichte

–Täuber-Krise–

33. Als er Lenchens Augen küßte.

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JHr Bogen voller göldnen Pfeile! Jhr schwartzen Augen voller Glut! Erlaubt mir, daß ich mich verweile, Und führt den Kuß in Nerv’ und Blut, Damit er Lenchens Hertze lehre, Wie nah ich ihm schon angehöre. Jch schmeck’ auf euch, ihr warmen Lieder, Die Frucht, so dort in Eden stund: Jhr wälzt euch brünstig hin und wieder Und streifft den aufgelegten Mund, Und wisst mit euren weichen Sachen Der Lippen Spielwerck nachzumachen. Die Venus hat viel treue Seelen: Der Zehnte kennt die Wollust nicht. Mein Kind! wir wollen sie verheelen, Und wenn ein andrer Rosen bricht, So küss’ ich deine Sonnen-Lichter Und mercke keinen Splitter-Richter. So zwinckert unter meiner Zunge, So schönen Augen! kützelt sie! So geht die Regung halb zu Sprunge, So kostets mich nur halbe Müh Zu sehn, zu fühlen und zu glauben: Jhr könnt die Freyheit zwiefach rauben.

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C. Erotische Dichtungen

Doch fürchtet euch vor keinen Bissen, Und glaubt nur, daß ihr sichrer seyd, Als wenn mein geil und starckes Küssen Den Mund mit Narden überstreut: Jch will euch drücken und doch schonen, Jhr müßt mir nur die Lust verlohnen. Jhr müst euch nehmlich abwerts lencken, Wenn Neben-Buhler prächtig gehn: Will Lenchen einen Blick verschencken, So solt ihr mir zu Diensten stehn. Verschliest euch Fremden, die ihr dienen, Und öffnet euch vor meinen Mienen. Bekommt sie ein Versuchungs-Schreiben, Jn dem viel süsse Worte sind, So last den hellen Vorwitz bleiben, Und stellt euch, wie mein Amor, blind! Hingegen will sie meines lesen, So thut, als wäret ihr genesen. Und darum mach ich euch die Freude, Und darum küss’ ich euch so scharff: Jetzt diß, ietzt das, ietzt alle beyde, Damit nicht eines zürnen darff; Und, wenn ich mit dem rechten spiele, Das linck’ aus Rach’ aufs andre schiele.

II. Galante und Verliebte Gedichte

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34. als er von seinem neben-Buhler abgestochen zu werden besorgte.

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GEliebtes Kind! der schöne Täuber Der nun mein Neben-Buhler ist, Macht, daß der Argwohn mir so Marck als Hertze frißt; Warum? ich kenne schon den Unbestand der Weiber, Die nicht so wohl den Mensch als nur das Wamms beschaun, Und ihres Glückes Grund auf Gold und Silber baun. Jhr leichter Sinn verschmäht die guten Künste, Und stellt die Klugheit und Verstand Dem Reichthum an die lincke Hand, Gläntzt nur die Brust von einem Wurm-Gespinste, Das Farb’ und Arbeit theuer macht, So wird das Hertze nicht bedacht, Das unter Seid’ und Sammt offt einen Schalck verheelet; Ja wiegt der Beutel nur fein schwer, So wird der Bräut’gam flugs erwehlet, Und wenn er auch ein Jude wär. Ach! Olorine! tröste mich. Du siehst die Furcht, so mich betrübet; Jch sichre dich, Daß meine Redligkeit dir einen Mahl-Schatz giebet, Den dieser nie bezahlen kan, Der deinen Vater ietzt um deine Gunst gesprochen. Bedencke stets den Eyd, den mir dein Mund gethan! Der Liebe falscher Schwur wird warlich auch gerochen. Blüht mir das Glücke nicht, Bin ich gedrückt und arm und überall verlassen, Sind ietzt der Feinde viel, die meine Wahrheit hassen, So glaube doch, Der Himmel kan das Joch

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C. Erotische Dichtungen

Dereinst von meinem Halse nehmen, Und meine Wissenschafft noch aus dem Staube ziehn, Denn müste, soltest du mir ietzo gleich entfliehn, Dein blinder Selbst-Betrug sich seiner Thorheit schämen.

35. Abschied von seiner ungetreuen Liebsten. Wie gedacht, Vor geliebt, itzt ausgelacht: Gestern in die Schooß gerissen, Heute von der Brust geschmissen, Morgen in die Gruft gebracht.

VÇomÈ AÇnfangÈ.

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Dieses ist Aller Jungfern Hinterlist, Viel versprechen, wenig halten, Sie entzünden und erkalten Oefters, eh ein Tag verfließt.

VÇomÈ AÇnfangÈ.

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Dein Betrug, Falsche Seele, macht mich klug: Keine soll mich mehr umfassen, Keine soll mich mehr verlassen, Einmal ist fürwahr genug.

VÇomÈ AÇnfangÈ.

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Denke nur, Ungetreue Creatur, Denke, sag ich, nur zurücke Und betrachte deine Tücke, Und erwege deinen Schwur.

VÇomÈ AÇnfangÈ.

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II. Galante und Verliebte Gedichte

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Hast du nicht Ein Gewissen, das dich sticht? Wenn die Treue meines Hertzens, Wenn die Größe meines Schmertzens Deinem Wechsel widerspricht.

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VÇomÈ AÇnfangÈ.

Bringt mein Kuß Dir so eilends Ueberdruß, Ey so geh und küsse diesen, Welcher dir sein Geld gewiesen, Das dich warlich blenden muß. VÇomÈ AÇnfangÈ. . Bin ich arm, Dieses macht mir wenig Harm: Tugend steckt nicht in dem Beutel, Gold und Schmuck macht nur den Scheitel Aber nicht die Liebe warm. VÇomÈ AÇnfangÈ. Und wie bald Mißt die Schönheit die Gestalt? Rühmst du gleich von deiner Farbe, Daß sie ihresgleichen darbe, Ach! die Rosen werden alt.

VÇomÈ AÇnfangÈ.

Weg mit dir, Falsches Hertze, weg von mir, Jch zerreiße deine Kette; Denn die kluge Henriette Stellet mir was bessers für.

VÇomÈ AÇnfangÈ.

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C. Erotische Dichtungen

36. ARIA.

Daß man im Lieben nicht auf Reichthum, sondern auf die Vergnügung sehen müsse.

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JCh liebe nur, was mich vergnügt, Nicht, was nach Gelde kirrt; Mein freyes Hertz wird nicht besiegt, Wenn gleich der Beutel schwirrt. Kein goldner Strick fängt meinen Fuß, kein heller Klang mein Ohr; Die Redlichkeit Geht allezeit Bey mir dem Nutzen vor. Was hilfft es, wenn das Silber blitzt, Und doch der Bräutgam schielt? Ein Mann, der stets beym Kasten sitzt, Und in dem Sacke wühlt, Theilt mit dem Mammon seine Gunst, die bloß der Frau gehört: Sein Zeit-Vertreib Macht, daß das Weib Offt fremde Götter ehrt. Kein Reichthum überwiegt das Weh, Kein Thaler hilfft der Braut, Wenn ihr die Zwytracht in der Eh Zuletzt ein Zucht-Haus baut. Das Ungewitter ist nicht weit, wo gelbe Raben schreyn; Wer wollte nun So thöricht thun, Und ihm zum Schaden freyn?

II. Galante und Verliebte Gedichte 25

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Bethörter Mund! ach spare doch Der Worte frechen Stoltz! Dein Umgang ist mir stets ein Joch, Du selbst ein Marter-Holtz. Dies Wörtgen bringt mir deinen Haß, der ficht mich wenig an: Wie bald stößt mir Was Bessers für, Das mich vergnügen kan? Du aber, den des Himmels Schluß Dereinst vor mich bestimmt, Magst glauben, daß mein reiner Kuß Von keiner Geldsucht glimmt. Nimm also meinen gantzen Schatz, die reine Hand voll Blut! Ein treues Hertz Jst, sonder Schertz, Das beste Heyraths-Guth.

37. An seine Schöne.

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Nur eine bleibet meine Taube, Und diese, werthes Kind, bist du. Die Welt hat nichts von süssrem Schmerze, Als wenn ich dir, vertrautes Herze, Die Armen um den Nacken thu, Und dort zwey Hand voll Blumen raube. So wie uns oft nach warmen Regen Ein grünlichter Geruch erquickt: So geil, so kräftig und so süsse Erfahr ich den Geruch der Küsse,

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C. Erotische Dichtungen

Die, wenn sich deine Zunge rückt, Herz, Nieren, Mark und Bein bewegen.

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So herrlich dämpft Dianens Tempel Mit seinem theuren Räuchwerk nicht; So liebreich wissen keine Rosen Den schwachen Sinnen liebzukosen, Als dieß, was hier die Regung spricht: Die Wollust leidet kein Exempel. Mich deucht, es geht auf deinem Munde Der nächste Weg in Amors Reich. Der Vorschmack von den reinen Lüsten Führt mich durch Berge, Thal und Wüsten; So denk ich oft, und irr ich gleich, So irr ich doch mit gutem Grunde. Reißt, sanfte Lippen, reißt mein Leben Durch so ein warmes Gift dahin; So komm ich besser und auch eher Jns Paradies der Elisäer, Allwo ich schon im Traume bin, Weil Fried und Schönheit um mich schweben. Ja, ja, du magst es auch belachen, Jch will mit deinen Küssen fliehn; Und wird mich dort Petrarch umfassen, Jhn gleichfalls einen kosten lassen, Was gilts? Er soll vor Sehnsucht glühn, Und viele Geister lüsternd machen.

II. Galante und Verliebte Gedichte

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– Abschied –

38. An eben dieselbe.

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SChicke dich, geliebtes Kind! Jn die Unruh-vollen Zeiten; Dann und wann kan Sturm und Wind Unverhofft in Hafen leiten. Nun ist wol niemand besser dran, Als wer getreu und klug und ewig lieben kan.

39. An eben die Vorige. Als er sie auf einige Zeit entbehren sollte.

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ZWey Tage soll ich dich und deinen Umgang meiden, Du treue Magdalis! das geht mir bitter ein; Bringt mir die kurtze Zeit solch ungemeines Leiden, Wie groß, bedenck es doch, wird nicht mein Schmertzen seyn, Wenn ich das Vater-Land mit einer fremden Erde Auf so viel Jahre bald einmal vertauschen werde? Doch willt du deine Gunst mir zur Gefährtin schencken, Und würdigt deine Huld mich der Beständigkeit; So glaube, daß der Trost von deinem Angedencken Den schärffsten Wermuth mir mit Zucker überstreut; Und gönne meiner Brust, daß sie dein Hertz behalte, Biß mein entseelter Leib einst in der Grufft erkalte.

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C. Erotische Dichtungen

40. ARIA.

Als er sie seiner beständigen Treue versicherte.

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WEine nicht, mein Kind! ich bleibe Dir biß in den Tod getreu. Glaube, was ich denck’ und schreibe, Jst und heißt stets einerley; Weil die Redlichkeit zum Lieben Mir Gesetze vorgeschrieben. GOtt und Himmel können zeugen, Daß ich dir beständig bin: Eher wird die Wahrheit schweigen, Als mein falsch- und leichter Sinn Das geknüpffte Band zerreissen, Und des Meineyds schuldig heissen. Laß die Wetter unterdessen Ueber unsrer Unschuld stehn! Must du bittre Mandeln essen, Und vorietzt auf Dornen gehn; So bedencke, das Vergnügen Wird uns einst zusammen fügen. Warte mit Gedult der Freude Und der ungemeinen Lust, Welche du mit diesem Leide Dir zuvor verdienen must! Endlich werden deine Thränen Dir den Weg zur Wollust bähnen.

II. Galante und Verliebte Gedichte 25

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Jetzo geb’ ich deinem Kusse Eine kurtze gute Nacht, Und gehorche diesem Schlusse, Welchen das Verhängniß macht; Doch will ich in wenig Tagen Dir die Ankunfft wieder sagen. Lebe wohl! die Zunge stammlet, Und der Augen nasses Heer, Das die Wehmuth schon versammlet, Macht so Hand als Feder schwehr, Und verbiethet meinem Willen, Diesen Bogen anzufüllen.

41. Der verliebte Kummer. ARIA.

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DJe Liebe weckt an diesem Morgen Den Kummer der verliebten Sorgen Mit mir gar zeitig wieder auf, Die Seufzer wachen in dem Munde, Die Thränen suchen aus dem Grunde Des Hertzens ihren alten Lauff. Die Schmiedin meiner süssen Kette Zieht meine Faulheit aus dem Bette, Jn welchem sie der Schlaff noch wiegt. Jhr Auge schläfft, ich aber weine, Die Einsamkeit sitzt auf dem Steine, Der mir an meinem Hertzen liegt.

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C. Erotische Dichtungen

Ach! denck ich, bringt dies nahe Scheiden Von ihrer Brust ein solches Leiden, Da nur ein Zimmer uns zertrent; Wer wird doch meine Wunden heilen, Wenn Land und Lufft uns einmahl theilen, Und Schweidnitz mir kein Brodt mehr gönnt? Die Zähren mühn sich meine Klagen Mit stummer Sprache nach zu sagen, Allein die Angst vertrocknet sie. Ach! wem vertrau ich diesen Jammer? Der freyen Lufft, der tauben Kammer? Und beydes ist vergebne Müh. Die Redligkeit von deinem Hertzen, Getreues Kind! bringt meinen Schmertzen, Die Heimligkeit der schweren Noth. Mich deucht, die Last wird halb so leichte, So bald ich dir den Kummer beichte, Der mir den letzten Abschied droht. Schnitt ich mein Elend in die Linden, Erzehlt ich es den sanfften Winden, So seh ich überall Gefahr: Dort kan der Vorwitz scheeler Augen Bald Nahrung zu der Misgunst saugen, Hier macht es Echo offenbahr. Von dir weiß ich, verschwiegne Seele! Daß deine Zunge stets verheele, Was dir ein guter Freund vertraut: Jch suche Trost, laß mein Begehren Der Unschuld diesen Wunsch gewähren, Der jetzt auf deine Großmuth baut.

II. Galante und Verliebte Gedichte

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Erfülle, was ich such und glaube, Erbarme dich der flüchtgen Taube, Die deine Schooß zur Frey-Stadt wehlt! Sie kümmert sich um ihren Gatten, Und sucht in deiner Bäume Schatten Die Ruh, so ihr zu Hause fehlt.

42. Abschieds-ARIA.

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SChweig du doch nur, du Helffte meiner Brust! Denn was du weinst, ist Blut aus meinem Hertzen; Jch taumle so und hab an nichts mehr Lust, Als an der Angst und den getreuen Schmertzen, Womit der Stern, der unsre Leiber trennt, Die Augen brennt. Die Zärtligkeit der innerlichen Quaal Erlaubt mir kaum ein gantzes Wort zu machen; Was dem geschieht, um welchen Keil und Strahl Bey heisser Lufft in weitem Felde krachen, Geschieht auch mir durch dieses Donner-Wort: Nun muß ich fort. Ach harter Schluß! der unsre Musen zwingt, Des Fleisses Ruhm in fremder Lufft zu gründen, Und der auch mich mit Furcht und Angst umringt, Welch Pflaster kan den tieffen Riß verbinden? Den tieffen Riß, der dich und mich zuletzt Jn Kummer setzt.

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C. Erotische Dichtungen

Der Abschieds-Kuß verschliest mein Paradiß, Aus welchem mich Zeit und Verhängniß treiben; So viel bißher dein Antlitz Sonnen wieß, So mancher Blitz wird jetzt mein Schrecken bleiben. Der Zweiffel wacht und spricht von deiner Treu: Sie ist vorbey. Verzeih mir doch den Argwohn gegen dich, Wer brünstig liebt, dem macht die Furcht stets bange. Der Menschen Hertz verändert wunderlich, Wer weiß, wie bald mein Geist die Post empfange: Daß die, so mich in Gegenwart geküßt, Entfernt vergißt. Gedenck einmahl, wie schön wir vor gelebt, Und wie geheim wir unsre Lust genossen; Da hat kein Neid der Reitzung widerstrebt, Womit du mich an Halß und Brust geschlossen: Da sah uns auch bey selbst erwünschter Ruh Kein Wächter zu. Genung! ich muß, die Marter-Glocke schlägt, Hier liegt mein Hertz, da nimm es aus dem Munde, Und heb es auf, die Früchte, so es trägt, Sind Ruh und Trost bey mancher bösen Stunde, Und ließ, so offt dein Gram die Leute flieht, Mein Abschieds-Lied. Wohin ich geh, begleitet mich dein Bild, Kein fremder Zug wird mir den Schatz entreissen; Es macht mich treu und ist ein Hoffnungs-Schild, Wenn Neid und Noth Verfolgungs-Steine schmeissen, Biß daß die Hand, die uns hier Dörner flicht, Die Myrthen bricht.

II. Galante und Verliebte Gedichte

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Erinnre dich zum öfftern meiner Huld, Und nähre sie mit süssem Angedencken! Du wirst betrübt, diß ist des Abschieds Schuld, So muß ich dich zum erstenmahle kräncken, Und fordert mich der erste Gang von hier, So sterb ich dir. Jch sterbe dir, und soll ein fremder Sand Den offt durch dich ergötzten Leib bedecken, So gönne mir das letzte Liebes-Pfand, Und laß ein Creutz mit dieser Grab-Schrifft stecken: Wo ist ein Mensch, der treulich lieben kan? Hier liegt der Mann.

43. Als Er Abschied von Jhr nahm. MEin Engel! lebe wohl! Die Zunge kan nicht mehr; Der Kiel erbebt und starrt; die Angst bestürmt mich sehr; Doch, Kind, erfreue dich! GOTT und die Zeit wird lehren, Daß sie der Frommen Wunsch, der Liebe Seuffzer hören.

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C. Erotische Dichtungen

44. ARIA.

An Leonoren. LÇübenÈ, den 29. Ç8brisÈ AÇnnoÈ 17Ç15È.

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DJe Trennung dient zu größrer Freude, Drum thu doch nicht so sehr um mich! So weit ich auch von hinnen scheide, So nah behalt und küß ich dich; Weil Licht und Nacht in tausend Bildern Dem Hertzen dein Gedächtniß schildern. Nur mir liegt etwas in Gedancken, Und martert mich so stumm als scharff, Man kennt des Frauenzimmers Wancken, Jch weiß nicht, ob ich hoffen darff; Und ob wohl künfftig dein Gemüthe Sich auch mit gleicher Sorgfalt hüte. Der Zweiffel darff dich nicht betrüben, Er ist ein Zeichen zarter Treu; Bisher erkenn ich zwar dein Lieben, Und weiß, wie rein die Flamme sey: Wer bürgt mir aber vor das Glücke, Daß keine Zeit das Ziel verrücke? Jch kan dir keinen Wächter stellen, Es wäre denn dein eigner Geist, Doch, weil die Macht von manchen Fällen Die Klügsten aus dem Circkel reist, So laß dir, willst du mein verbleiben, Die Regeln in das Hertze schreiben.

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Die Liebe reicht auch in die Ferne: Und dies heist recht beständig seyn. Verehre die geneigten Sterne, Und zürnt ihr abgenommner Schein, So must du mehr durch Flehn als Fluchen Den Himmel zu versöhnen suchen. Erwege stündlich in der Stille Den Anfang der Zusammenkunfft, Bedencke nur, dein eigner Wille Beschwur das Bündniß mit Vernunfft; Vergiß auch nicht, was mein Verlangen Nur dich zu sehn offt angefangen. Vermeide die Gelegenheiten, Wo viel Gesellschafft spielt und küßt. Der Schertz kan offters viel bedeuten, Man weiß, wie starck die Reitzung ist; Und must du dich der Welt bequemen, So laß dich Andrer Putz beschämen! Besuche fleißig alle Gänge, Wodurch ich dich bisher geführt; Vornehmlich, wo der Bircken Menge Das Ufer und die Wiesen ziert, Und dorten, wo dein sachtes Küssen Mich offt im Grünen wecken müssen. Du weist und kanst auch überlegen, Wie kräfftig mich der Mond ergötzt, So daß ich seines Schimmers wegen Die Nacht dem Tage vorgesetzt; Besinne dich in solchen Schatten, Wie viel wir sichre Zuflucht hatten.

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C. Erotische Dichtungen

Steh freudig auf, geh froh zu Bette! Doch sieh zuvor mein Bildniß an, Und nimm den Ring, die Liebes-Kette. Denn ob gleich keines reden kan, So wirst du doch bey ihren Spielen Viel, Wachsthum sanffter Neigung fühlen. Dein Absehn must du wohl verhehlen, Sprich jeden, der mir Gutes gönnt, Und laß dir stets von mir erzehlen, Und liebe das, was mich nur kennt; Durchblättre meine Vers und Lieder, Und sing und leg’ und lies sie wieder! Geh täglich in des HErren Tempel, Die Andacht kommt der Liebe bey; Das Alterthum hat viel Exempel Verliebter Lust und seltner Treu; Bemüh dich drum, und lies, und mercke, Wie zärtlich dich ihr Beyspiel stärcke. Laß weder Post noch Bothen säumen, Und miß Papier und Sylben nicht, Erzehle mir aus allen Träumen, Jhr Schatten giebt den Klugen Licht; Und ist dir aller Zeug benommen, So schreib mir stets ums Wiederkommen! Leg alles, was ich schrifftlich sende, Ohn Argwohn auf dein Vortheil aus; Betrachte wohl den Zug der Hände, Und suche vor das L heraus, Ja halt ein jegliches Gerüchte Von meiner Untreu vor Gedichte.

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Es braucht kein häuffiges Geschwätze, Denn liebst du recht, so liebst du klug; Jch geb und halt auch die Gesetze, Kind! gute Nacht! du hast genug. Soll etwas mir dein Bild entführen, So muß ich vor mein Hertz verliehren.

45. Beschluß eines Schreibens, Welches Er einmal an seine MAGDALIS ergehen ließ. DJe Zeit kann alles möglich machen: Drum fasse dich nur mit Gedult! Der Himmel blitzt, die Spötter lachen; Getrost! es ist nicht unsre Schuld. 5

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Der Anfang unsrer reinen Liebe Jst Unruh, Unglück, Hohn und Pein, Das Mittel ist nicht minder trübe; Doch soll das Ende lustig seyn. So lebe wohl, du edles Hertze! Und denck’ an deinen Philimen, Er wandert ietzt mit herbem Schmertze, Und möchte fast vor Angst vergehn. Dieß, was ihn stärckt, das sind die Küsse, Womit du ihn vorher versehn; Die Post ist da, mein Kind! ich schlüsse: GOTT lasse deinen Wunsch geschehn!

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Anhang: Unvollständige Leonoren-Gedichte

46. Der Abriß seiner Liebsten.

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Die Liebe gab mir nächst den Pinsel in die Hand, Das Meisterstücke von den Bildern Der größten Schönheit abzuschildern, Zu deren Dienst ich oft die Leyer angewandt; Mein Ungehorsam ward sehr übel aufgenommen, Jch schützte zwar die Ohnmacht vor, Die Ausflucht fand ein taubes Ohr, Drum eil ich, dem Befehl gezwungen nachzukommen. Mein Engel, fluche nicht auf die Verwegenheit, Der sich ein Mensch ietzt unterwindet; Jch weiß, daß auch ein Stern verblindet, So bald der Sonnenglanz ihm Schein und Licht verbeut; Doch die Tyranninn meiner Sinnen, Die dir mein freyes Herz als einen Sklaven schenkt, Entschuldigt mein Beginnen, Und macht, daß meine Faust auf die Erfüllung denkt. Mein Phöbus zürnt mit mir, daß ich aus seinem Orden Ein Ueberläufer bin; Sein Geist verläßt den kalten Sinn, Der trotz der Poesie zu einem Maler worden. Steht mir Apollo nicht mehr bey, So mag die Wahrheit ihn vertreten, Und diese macht, weil ich den Beystand ausgebethen, Statt meiner hier dein Conterfey.

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Der ordentliche Bau, das Uhrwerk deiner Glieder, Streckt wie ein Cedernbaum den wohlgesetzten Leib; Jst nun die Majestät ein Weib, So giebt sie sich in dir als ihrer Tochter wieder. Die Ehrfurcht küßt dein Bild, Bey welchem die Natur geschwitzet, Als sie das zarte Fleisch aus Alabast geschnitzet, Durch welchen der Saphir von Schneckenblute schwillt. Die Artigkeit lehrt dich die Füße setzen, Der sonderbare Gang Jst künstlich, aber ohne Zwang. Ein Schritt ist schon genug, die Freyheit wegzuhetzen. Die Straße heftet dir viel hundert Augen an, Wenn dich die Gratien bald hin bald her begleiten; Jch selber kann Den alten Adam nicht bestreiten, Und weiche meiner Leidenschaft, So bald mein Fenster sich an deiner Art vergaft. Betracht ich auch dein Haupt, so seh ich eine Nacht, Mit der dein schwarzes Haar den Himmel überdecket, An welchem Amors Glut zwey Lichter aufgestecket, Die seine Mutter oft zu ihren Spiegeln macht. O! wunderbare Finsterniß, Die ihr gerolltes Pech um deinen Nacken schläget, Den die Natur gewiß Die Farben zu erhöhn mit Reif und Schnee beleget. Die Wangen sind ein Feld, wo Rosen und Jasmin Einander zur Verhönung blühn, Und wo viel Gratien und xxxxx Amoretten Theils ihren Schlaf xxxxx betten, Theils wie ein Bienenschwarm, wenn er den Klee beraubt, xxxxx begierig sind den Honigseim zu lecken,

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C. Erotische Dichtungen

Den nur die Götter schmecken, Weil ihn die Kostbarkeit dem Menschen nicht erlaubt.

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Das Auge lebt und spielt mit einem reichen Blitze, Den, weil er schwarz und roth aus blauen Kreysen fährt, Vermuthlich Pech und Schwefel nährt. Jn dieser Festung liegt der blind und nackte Schütze, Spielt drauf auf meine Brust Das Freudenfeuer seiner Siege, So daß auch ich, iedoch zu meiner Lust, Jhm endlich unterliege. Was vor Entzückung bläßt der Mund Den Rosenbüschen durch die Blätter? Sein Muschelwerk ist voll und rund, Sein Nectar vor die Götter; Leg ihm den Purpur bey, Was gilts? er macht sein Blut zu einer todten Farbe. Wer leugnet nun, daß er die Dinte sey, Von der man längst gesagt, daß sie die Nachwelt darbe? Der höre den Beweisthum an: Als mich der Cypripor vor seinem Richteramte Zum Feuer nächst verdammte; So stahl er unvermerkt der Mutter einen Schwan, Und riß ihm einen Kiel aus dem gedrungnen Flügel; Die Feder netzt er in den Saft, Den Tyrus nicht so sehr als deine Lippe schafft, Und unterschrieb, mit angehängtem Siegel (Auf dem dein Antlitz stund) das Urtheil meiner Glut, Die mir, ich weiß nicht wie, wohl oder bange thut. Dein Lächeln, schönes Kind, das, schweigt die Zunge still, Mich dennoch unvermerkt der Lügen strafen will, Entdeckt mir, was dein Geiz der Schönheit sonst verhelet,

Galante und Verliebte Gedichte

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Jch meyne deiner Zähne Pracht, Als die die Ordnung dir selbst in den Mund gezählet; Hier rieg die Sorgfalt der Natur Den Reichthum Jndiens an eine Perlenschnur, Nachdem der gröste Werth die Runde voll gemacht.

47. Er erinnert sich der vorigen Zeiten. ÇZ.

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Wie gerne wollt ich auch mit Blut Ein Theil der alten Zeit erkaufen, Die sonder uns, o theures Gut! Mir unvermerkt vorbey gelaufen? Ach! daß doch nicht ein halber Tag Die Ankunft wieder holen mag. Gedenk ich an das Gartenfeld, Das euer Schweiß so oft genetzet, So schwör ich, daß mich auf der Welt Nichts, als die Abendlust ergötzet, Wenn mir dieß Paar zur Seiten gieng, An dem mein Herz und Wohlseyn hieng.

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C. Erotische Dichtungen

48. An seine erzürnte Schöne.

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Wohin, erzürntes Frauenzimmer? Wohin? Vielleicht zu deiner Qval. Bisweilen hilft nicht allemal, Und oft gedroht, erschreckt nicht immer. Zu viel gestraft, bringt wenig Reu, Die Buße muß die Strafe mindern, Sonst wird bey schlägefaulen Kindern Die Furcht zu einer Raserey. Ein allzuscharf gespannter Bogen Reißt endlich Sehn und Drat entzwey. Jst dieses nicht mein Conterfey, So sprich: Die Wahrheit hat gelogen. Dein Zorn geht etwas gar zu weit, Dein Eifer weiß von keinem Maaße. Sein Gleis sucht vor die Mittelstraße Den Weg der Unbedachtsamkeit. Ein Nebel schwärzt der Augen Sterne, Und macht ein saures Angesicht; Dein Fuß hört meinen Zuruf nicht, Damit er dich von mir entferne. ÇZ.

21–60?È

Verbanne den empfangnen Groll, Und komm, eh man den Thorschluß läute, Daß ich zu der Versöhnung schreite, Die ietzt und ewig dauren soll.

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Verzeih, womit ich mich vergangen, Jch sage dir die Beßrung zu, Komm, und befördre meine Ruh, Laß mich die alte Gunst erlangen. Mein Kind, Gott weiß es, dieses Wort Jst nicht ein heuchlerischer Titel, Mein Kind, versuch ietzt alle Mittel Mich bald zu sehn, ach! eile fort.

49. Er bittet sich beständige Treu aus.

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Mein Buch, das eure Feder kennt, Mein Zimmer, das nun wüste stehet; Der Heerd, der ietzund einsam brennt, Die Straße, so nach Striegau gehet; Der Abend, so den Freund erstach, Daß mir das Herze zehnmal brach: Dieß alles, sag ich, sind fürwahr Die Friedensstörer meiner Sinnen. Ach! könnt ich, sprech ich, noch ein Jahr Von der verfloßnen Zeit gewinnen, So höre meines Lebens Lauf, Wenn es verflossen, willig auf! Ach! Kinder, ach! ich kann nicht mehr Die Finger vor Betrübniß rühren. Gebt meiner Bitte noch Gehör, Laßt mich die alte Regung spüren; Verändert nicht die reine Treu, Und steht mir bey dem Höchsten bey.

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C. Erotische Dichtungen

50. ÇGeschenk-Epigramm.È

Rosen sind der Schönheit Bild, Wenn du sie gebrauchen wilt, So versäume nicht die Zeit Jhrer Unbeständigkeit.

51. Als er sie bey Zeiten zu lieben ermahnte.

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Komm, mein Engel, laß uns lieben, Weil der Lenz der Jahre lacht. Laß den Frühling nicht verstieben, Den die Jugend mitgebracht. Pflücke dir noch frische Nelken, Eh sie mit der Zeit verwelken. Warlich ein betagter Freyer Jst ein alter Vierzehn-Hut; Unsre Glieder fühlen Feuer, Und die Ader schwillt von Blut. Ja kein Abgang unsrer Stärke Schwächt uns in dem geilen Werke. Kluge Buhler rufen Heute! Wenn der Rabe Morgen schreyt, Und ermüden ihre Seite, Der die Faulheit nichts verbeut, Bis die Lenden mit den Jahren 〈...〉.

Galante und Verliebte Gedichte

52. Er bittet ein Frauenzimmer, sich seiner Liebsten anzunehmen.

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Johannchen, denke, dieses Wort Geht aus der Tiefe meines Herzens, Ach! setze deine Freundschaft fort, Entbinde mich des harten Schmerzens, Der mich um derentwillen plagt, Die mir ihr Herze zugesagt. Ach! sorge vor mein liebstes Kind; Jch weiß, sie wird es dir noch danken, So wahr mir ietzt das Auge rinnt, So wahr werd ich und sie nicht wanken; Gedenke, sag ich noch einmal, Der alten Lust, der neuen Qual. Jch gründe mich auf deine Gunst, Und traue deiner reinen Güte. Es ist gewiß kein falscher Dunst: Jch seh dein redliches Gemüthe. Laß mich (ach! möcht es bald geschehn) Von dir doch einen Trostbrief sehn. Du meines Herzens halber Theil, Mein Kind, mein Schatz, mein Heil, mein Leben, Wirst gleichfalls mir in aller Eil Ein Pflaster vor die Wunde geben. Bleib fromm und redlich, halt getreu; Ein böser Tag geht auch vorbey.

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C. Erotische Dichtungen

Jch weiß, der Gott, dem mein Gebeth Um Mitternacht das Opfer bringet, Erhört, was meine Demuth fleht, Die oft mit der Verzweiflung ringet; Jch weiß, daß er, hab ich gefehlt, Die Thränen nicht vergebens zählt.

53. An die Zeit, dass sie seine Liebste ihm nicht entziehe.

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Göttinn, deren Macht und Stärke Alles in der Welt regiert, Und die größten Wunderwerke Bald zerstöret, bald gebiehrt, Und von der wir alle Gaben Selbst auch Grab und Windel haben. Deiner Gnade, die ich brauche, Opfert ietzt, du edle Zeit! Mein Verlangen nicht mit Rauche, Noch mit Blut und Grausamkeit, Sondern mit ergebnen Zähren, Die ein reines Herz erklären. Frage nicht, warum ich weine, Denn der Abschied rückt heran, Und du kennst vorlängst die Meine, Die ich kaum vermissen kann, Seit ihr Umgang und ihr Küssen Mir den Schulstaub noch versüssen.

Galante und Verliebte Gedichte

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Hast du iemals nun der Liebe Ein gefällig Werk erzeigt, Hast du die verstockten Triebe Mancher schönen Brust gebeugt; O so kannst du leicht gedenken 〈...〉

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D. THEODOSIUS-DRAMA

Die Von THEODOSIO

bereute und von der Schul-Jugend vor Schweidnitz den 24. SEPTÇEMBRISÈ AÇNNOÈ 1715. vorgestellte Eifersucht.

Vorbericht. THeodosius der jüngere bekam einst einen schönen Apfel geschencket, den er aus Liebe seiner Gemahlin Eudocia (welche von andern falsch Eudoxia genennet wird) übergab. Dazumal lag Paulinus, ein sehr gelehr-

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ter und von dem Kayser und der Kayserin geehrter Mann, kranck darnieder, welchem die Kayserin solchen Apfel zur Erquickung sendete. Dieser aber nicht wissende, wo solche schöne Frucht anfangs herkommen, überschickte solche dem Kayser, als eine sonderbare Rarität; der sich dadurch eine geheime Vertraulichkeit seiner Gemahlin mit dem Paulino einbildete, und sofort den unschuldigen Mann hinrichten ließ. Dieses bewegte die tugendhaffte Eudocia dergestalt, daß sie ihre Unschuld eidlich behauptete, nachmals aber sich Unmuths-voll nach Jerusalem wendete, und daselbst ihr Leben GOtt widmete, bis sie Anno 457. nach Christi Gebuhrt starb und daselbst in der Stephans-Kirche beerdiget wurde. Besiehe Zieglern in seinem historischen Schauplatze der Zeit im 29. Augusti p. 1044.

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Constantinus Manasses hat diese Historie in Griechischer Sprache nett und weitläufftig beschrieben, gedencket aber nichts von des Paulini Kranckheit. Liebhaber der Frantzösischen Sprachen können solches aus dem schönen Buche eines Anonymi: Traite´ de la jalousie, welches zu Paris 1682. in 12. heraus kommen, nachlesen. ChapÇitreÈ V. p. 57. suivÇantesÈ.

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Adeat, cui placuerit, etiam Lipsium in monitÇorumÈ & ExemplÇorumÈ politÇicorumÈ CapÇituloÈ V. §. 5.

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D. Theodosius-Drama

Die erste Abhandlung. Scena I. Der Friede und die Gerechtigkeit erfreuen sich bey dem Bette 25 des schlaffenden Theodosii über die durch diesen frommen Fürsten

wieder gebrachte Landes-Ruh, und werden Scena II. Von dem Asmodi oder Ehe-Teuffel vertrieben; welcher mit

Zuziehung Scena III. Der Göttin des Zancks, der Grausamkeit, der Uebereilung, 30

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des Hasses und des Argwohns dem Kayser seine künfftige Eifersucht in dem Traume wahrsaget. Scena IV. Theodosius erwacht auf den Zuruff einer kläglichen Stimme, überleget mit der grösten Bestürtzung seinen Traum, und schickt nach dem Paulinus. Scena V. Polylogus trifft nach langem Suchen den Paulinus endlich bey der Kayserin an, und spielet dadurch Scena VI. Dem Theodosio, der gleichwol seine Gemahlin noch öffentlich vertheidiget, den ersten Verdacht in das Hertze. Scena VII. Der Kayser erzehlet dem ankommenden Paulino seine Bekümmerniß, die ihm der letztere auszureden sich vergebens bemühet. Die andre Abhandlung. Scena I. Eudocia widerlegt in ihrem Studir-Zimmer des Polylogi unge-

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gründete Meynungen, daß einem Frauenzimmer die Gelehrsamkeit nicht ansteht. Scena II. Der Kayser besuchet die Eudociam, und schencket ihr unter vielen Liebkosungen einen Apffel von seltsamer Schönheit und sonderbarer Grösse; nicht lange hernach fällt die Kayserin in eine plötzliche Ohnmacht, und wird von der Celendris und dem Polylogo in ein ander Zimmer geführet. Scena III. Bonifacius und Chrysapius entdecken einander ihr Mißvergnügen, jener über den Ae¨tius, dieser über den Paulinus, als welche letztere beyde bey der Kayserin vor andern Hof-Leuten wohl angeschrieben stunden. Scena IV. Der Medicus verspricht bey dem Krancken-Bette der Kayserin in Gegenwart des Theodosii und Paulini eine baldige Gesundheit, und nimmt wie die andern beyde kurtz darauf Abschied.

Vorbericht

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Scena V. Paulinus kommt in kurtzem zurücke und unterredet sich mit

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der Kayserin, die das Bette schon verlassen, in einem erbaulichen Gespräche von der Ungewißheit des Todes; wird aber plötzlich Scena VI. Von dem Abaxar vor der Kayserin Augen geschlossen und in das Gefängniß gebracht; Eudocia befielt der Celendris das Zimmer, und begiebet sich, ihren Kummer auszuschütten, in den Garten. Scena VII. Polylogus als ein Wittwer verweist in einem lustigen Gespräche mit der Celendris den erstgefaßten Anschlag wieder zu heyrathen, und erzehlet mit vieler Partheylichkeit die allgemeinen Tugenden der Weiber. Die dritte Abhandlung.

Scena I. Eudocia beklaget in dem Garten die unschuldige Gefangenschafft des Paulinus, und prophezeyet ihr daraus wenig Gutes. 70 Scena II. Der Kayser fraget mit einer verstellten Freundlichkeit die Eudocia um den ihr geschenckten Apffel, und als sie denselbigen

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selber verzehret zu haben schwöret, überzeuget sie der Kayser mit der hervorgezogenen Frucht, und dräuet der Kayserin und dem Paulinus, jener mit der Verstossung, diesem aber mit dem Tode. Scena III. Polylogus erzehlet dem Chrysapio die Ursache, warum Paulinus von dem Kayser in Verhafft genommen worden; weil nemlich die Kayserin den von dem Gemahl geschenckten Apffel dem Paulino zugesandt, der unwissend, wo er her sey, ihn als eine sonderbare Frucht dem Kayser wieder verehret; dessen Argwohn aus diesem Handel ein heimliches Verständniß des Paulinus mit der Kayserin geschlossen. Scena IV. Theodosius läst den Paulinus aus dem Gefängniß vor sich holen, und verkündigt ihm ohngeacht seiner Entschuldigung mit dem grösten Eifer die Todes-Straffe. Scena V. Der Kayser beschleust mit dem Gutachten aller Räthe ausser Eubulum, den Paulinus zu tödten und die Kayserin ins Elend zu jagen. Scena VI. Eudocia erfähret von der Celendris des Kaysers Ausspruch, und macht sich mit Hinlegung aller KayserlÇichenÈ Kleinodien zur Flucht gefast.

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D. Theodosius-Drama

Die vierte Abhandlung. Scena I. Paulinus bereitet sich in seinem Gefängniß zum Tode. Scena II. Theodosius schläget der Pulcheria die Bitte für die Kayserin und den Paulinus gäntzlich ab. 95 Scena III. Die Gemahlin des Paulini thut mit ihrem Sohne für das Leben ihres Ehe-Herrns dem Theodosio vergebens einen Fuß-Fall. Scena IV. Eudocia wird von der Pulcheria getröstet, welche, da der Polylogus ihr des Kaysers Befehl von der Flucht verkündiget, ernst100

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lich verspricht bey dem Bruder noch einmal anzuhalten, damit die Kayserin ihre Unschuld durch einen öffentlichen Eid beweisen könne. Scena V. Antenor kommt seines guten Freundes Paulini wegen nach Bysantz, und wird von dem Polylogus Scena VI. Vor das Gefängniß gewiesen, allwo er mit der grösten Bestürtzung das unverhoffte Unglück seines Freundes beklaget; Abaxar holet den Paulinus vor Gerichte, welcher unter einer betrübten Umarmung von dem Antenor Abschied nimmt. Scena VII. Nachdem Paulino vor dem öffentlichen Gerichte das Leben abgesprochen worden, so wird er Scena VIII. Nach dem Richt-Platze geführet; unterwegens begegnet ihm sein kleiner Sohn, dem er unter vielen Thränen uÇndÈ guten Vermahnungen den Segen hinterläst. Scena IX. Der Bischoff tröstet den Paulinus auf dem Richt-Platze; der nach genommenem Abschiede und verrichtetem Gebete seinen Nacken dem Beile getrost darstrecket. Scena X. Antenor beklaget den Tod seines Freundes. Scena XI. Sechs Hof-Leute eröffnen im Vorbeygehen bey dem Cörper des Paulinus theils ihr Mittleiden, theils ihr Vergnügen. Die fünffte Abhandlung. Scena I. Chrysapius und Polylogus, so zuvor den Paulinum verschnitten, fürchten sich vor dem Zorn des Kaysers, den die Uebereilung reuet, und berathschlagen sich der Straffe durch die Flucht zu entziehen. Scena II. Eudocia bekräfftiget ihre Unschuld auf dem Sarge des Paulini vor allen Räthen durch einen Eid.

Vorbericht 125 Scena III. Polylogus

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macht sich in Frauenzimmer-Kleidern aus dem

Staube. Scena IV. Pulcheria verweiset dem Kayser seine Uebereilung, welcher

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seine Gemahlin, sie wieder anzunehmen, in dem gantzen Hofe nicht mehr finden kan. Er verfluchet daher seine Eifersucht und den falsch gegründeten Argwohn, und nachdem er Scena V. Jn einem Briefe von der Kayserin, die bereits ihre Reise nach Jerusalem angetreten, den letzten Abschied erhält, geräth er fast in die Verzweiffelung, worauf ihm Scena VI. Der wiederkommende Geist des Paulini ein blutiges Ende verkündiget. Das Trauer-Spiel beginnet mit dem Mittag, währet durch die Nacht bis auf den folgenden Mittag. Der Schau-Platz ist der KayserlÇicheÈ Pallast zu Bysantz.

Spielende Personen. 140 Theodosius,

der Kayser.

Pulcheria, seine Schwester. Eudocia, die Gemahlin des Kaysers. Paulinus, ein kluger und gelehrter Mann, des Kaysers und seiner Gemahlin vertrautester Favorite. 145 Asmodi, der Ehe-Teuffel. Eris, die Göttin des Zancks mit ihren 4. Gehülffen:

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1. 2. 3. 4.

der Uebereilung, der Grausamkeit, dem Hasse und dem Argwohn. Polylogus, lustiger Hof-Rath, Chrysapius, KayserlÇicherÈ Secretarius. Bonifacius, ein General, der mit dem Ae¨tius in Africa das Commando über die wider den Attila geschickte Trouppen geführet. Celendris, der Kayserin Kammer-Fräule.

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D. Theodosius-Drama

Gemahlin des Paulini mit dessen Sohne. Proclus, der Bischof und Patriarche zu Bysantz oder Constantinopel. Eubulus Cleander 160 Sergius Clitophon Anaximenes

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⎫ ⎪ ⎬ Kayserliche Räthe. ⎪ ⎭

Der Blut-Richter. 2. Schergen, als Beil-Träger. Abaxar, der Hauptmann mit 6. Soldaten von der KayserlÇichenÈ LeibWacht. Medicus. Der Friede. Die Gerechtigkeit. Die Unschuld. Sechs Hof-Leute. Antenor, der Schul-Freund des Paulini. Geist des Paulini. Schweigende Personen.

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Ein kleiner Mohr, so der Kayserin aufwartet. Die Leiche des Paulini.

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Actus I, Scena 1 ÇARIA.È

Der Friede singt nebst der Gerechtigkeit folgende zwey STROPHen bey dem Aufzuge des Vorhangs:

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Stille! stille! Daß kein Ton die Luft erfülle, Unser Kayser schlummert ein. Blast und streicht, ihr Musen-Kinder! Blast und streicht und singt gelinder, Lehret die gedämpfften Geigen Gäntzlich schweigen, Oder last sie sachter schreyn.

Da Capo .

Entschlaff, du Argus unsrer Zeit! Entschlaff, du Wächter deiner Reiche! Entschlummre, Theodosius! Der Friedens-Schluß Macht deinen Kummer itzt zur Leiche, Und strafft dich mit der Sicherheit.

Da Capo.

ACTVS I. Scena 1. THEODOSIUS DORMIENS. DUO GENII: PAX & JUSTITIA.

WJe sanffte schläfft ein Fürst? JUSTITIA. Wie ruhig ein Regent? PAX. Der, wenn des Nachbars Reich von Krieg und Zwietracht brennt, Auf Mauren, Stadt und Wall, um die der Friede schantzet, Den Oelzweig meiner Faust an statt der Stücke pflantzet.

15 PAX.

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JUSTITIA. Der die Gerechtigkeit als Reichs-Genoßin küßt, 20

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Der Unschuld lieb und hold, der Bosheit schädlich ist, Sein Unternehmen nicht nach seinen Kräfften schätzet, Das Recht der Billigkeit ihm selbst zum Richter setzet, Der Tugend Kronen flicht, den Lastern Galgen baut, Das Ruder seines Staats der Vorsicht anvertraut, Nicht, was er kan und will, nur was er soll, verrichtet, Die Händel ohne Gunst und sonder Ansehn schlichtet, Und kürtzlich! der das Schwert, so dieser Arm regiert, Wie Theodosius nach meinem Dünckel führt, Nach meiner Wage lenckt. PAX. Schlaff nun beglückter Kayser! Schlaff! denn Gradivens Blitz schont deine Lorber-Reiser, Nachdem dein Morgenland, seit jene Schlacht geschehn, Den frohen Untergang des Mord-Gestirns gesehn, Nachdem dein Vater-Hertz, das Furcht und Liebe nähret, Das Eisen alter Zeit in neues Gold verkehret. Schlaff, grosser Kayser, schlaff! der Friede rufft dir zu, Der Unterthanen Heil erlaubt dir diese Ruh, Die sie durch dich erlangt; die Länder deiner Krone Bewirthen keinen Feind von deinem Kayser-Throne; Die Nahrung wächst und laufft den Bürgern in das Haus; Der Feld-Mann sät nicht mehr für fremde Sicheln aus, Die Trommeln werden stumm, das Schwert ficht mit dem Roste, Die Theurung fragt nicht mehr, wie viel das Wasser koste? Die Armut räumt das Land, der Mangel wird allhier So, wie das Elend selbst, ein unbekandtes Thier, Und wer zuvor aus Noth die Wurtzeln angebissen, Kan itzt den Ueberfluß an Brot und Wein geniessen. JUSTITIA. Schlaff, grosser Kayser! schlaff! weil dich mein Schutz bedeckt, Weil sich die Sicherheit an deiner Seite streckt. Dein Scepter dürstet nicht nach fremdem Blutvergiessen, Und also foltert dich kein bellendes Gewissen, Das die Tyrannen plagt, wenn um die Mitternacht Ein schwärmendes Gespenst ihr Lager furchtsam macht.

Actus I, Scena 2

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Denn, daß der Bosphorus kein Raub-Schiff trägt noch leidet, Der Mörder Wald und Weg, der Dieb die Gassen meidet, Kein Morgen die Gewalt der Finsterniß beweint, Der Dörffer Sicherheit die Gärte nicht umzäunt, Kein Ansehn der Person die Wahrheit überzeuget, Kein ungerechter Spruch das Recht der Wittwen beuget, Kein Seuffzer wider dich die Burg des Himmels stürmt, Der allgemeine Schutz den Fremdling auch beschirmt, Diß alles ist ein Werck, das deinen Namen adelt, An dem der Neid sich selbst und seine Schwachheit tadelt. PAX & JUSTITIA. Schlaff, grosser Kayser, schlaff! wir beyde sind bedacht.

Scena. 2. ASMODI. 65

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Schlaff, guter Kayser, schlaff! gnug, daß Asmodi wacht, Den itzt die Ehrsucht munter macht, Ein neues Beyspiel darzulegen, Daß weder Herculs Arm, noch Alexanders Degen, Noch Tamerlans bekandte Tyranney So starck, so scharff, so mächtig sey, Die Lorbern, welche sich um meine Schläffe breiten, Mir durch den Vorzug abzustreiten. Der Abgrund ehrt den Donner meiner Faust, Als Plutons Kronen-Halterin und seines Reichs-Stuhls beste Stütze, Dem ich zur rechten Hand am allernächsten sitze, Da, wo der Phlegethon von Feuer-Wellen braust, Und des Cocytus Faulheit weinet, Da, wo kein Tag erwacht und keine Sonne scheinet, Da wirfft der gantze Schwefel-Pfuhl Viel Millionen der Verdammten vor meinen Fürsten-Stuhl. Heist Amor gleich der stärckste Gott auf Erden, So muß er doch mein Sclave werden:

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Er bindet, ich zertrenne, Er entzündet, ich verbrenne, Mein Messer zerschneidet das festeste Band. Wie manches Hertz, wie manches Land Jst nicht ein Schau-Platz meiner Stärcke? Jhr Welt-Beherrscher, trotzt auf eure Helden-Wercke, Verwüstet die Erde, besetzet das Meer, Zerschmettert die Mauren und dielet die Wellen. Last euch ein gantzes Krieges-Heer Ja eine Hunde-Wacht vor eure Thüren stellen! Was gilts? ich dringe nicht zu euch in den Pallast, Nein! sondern gar in eure Brust. Wem ist die Macht der Liebe nicht bewust, Die Joch und Herrschafft haßt? Sie leidet weder Joch noch Zwang, Verbindet Eis und Glut, vermählt Magnet und Eisen, Die Tapfferkeit muß ihr den Rücken weisen, Sie fordert alle Welt vor ihre Richter-Banck, Der gröste Fürst ist ihr Vasall, Der Apffel ihres Reichs der Erden grosser Ball, Selbst der gestirnte Pol der beyden Himmels-Achsen Gehört zu ihrer Monarchie; Doch keiner ausser mir ist ihrer Macht gewachsen, Und ich, sonst keiner, zwinge sie. Schau hier, verschlaffner Fürst! Den Brand, den du bald fühlen wirst, Er ist von Pech und Schwefel truncken, Und dreymal in dem Styx versuncken. Schau, was in meinen Händen glimmt, Das hat die Eifersucht zu deiner Qual bestimmt. Auf, auf! ihr meine Mitgesellen, Eröffnet stracks den Schlund der Höllen, Mir aber euer Ohr, Brecht, höllischen Geister, brecht eilends hervor!

Actus I, Scena 3

Scena 3. ASMODI, ERIS, ODIUM, SUSPICIO, CREDULITAS, PRÆCIPITANTIA.

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Alle. Womit kan unser Dienst sich dir gefällig machen? ASMODI. Getreue, tretet her! die Wichtigkeit der Sachen Jst schuld, daß mein Befehl euch aus der hohlen Klufft Des tieffen Tartarus in diese Gegend rufft: Euch ist nicht unbekandt, wie sehr ich mich beflissen, Den Zustand unsers Reichs in gutem Flor zu wissen. Jhr habt auch stets gesehn, wie ich mich iederzeit Für aller Heil bemüht, wie oft ich mich erfreut, Wenn ich dem Lucifer so manches Opffer brachte, Und täglich seine Burg mit Sclaven enger machte. Wie oftmals ländete des Charons fauler Kahn Mit hundert tausenden an Lethens Ufer an? Jtzt klagt der starcke Greis mit einer sauren Miene, Daß ihm die Ueberfahrt nicht einen Scherff verdiene; Denn, wo ich rechnen kan, so hat des Schnitters Hand Der Saat schon zwantzig mal die Sichel zugewandt, Seit Theodosius, der unser Reich zerstöret, Den Wachsthum unsrer Macht dem Krebse folgen lehret. Diß ist der ärgste Feind, den unser Belial Noch mehr zu fürchten hat, als Rom den Hannibal Und Cæsar den Anton. Die Tugend geht im Schwange, Weil sie der Friede schützt; ach Tochter! ach! wie lange, Wie lange säumst du dich? wie lange siehest du Der Eintracht, so dich schimpfft, aus feiger Langmuth zu? Schläfft deine Tapfferkeit? ist denn dein Muth erstorben? Hat dir der Müßiggang der Hände Krafft verdorben? Daß, da die Gottesfurcht nebst der Gerechtigkeit Sich wider uns verschwört, und dir aus Hochmuth dräut, Die Faulheit noch dazu die Rache dir verwehret. Ists möglich, daß ein Wolff sich in ein Schaf verkehret? Jsts möglich, daß dein Zorn, von dem Æneas zeugt, Sich in sich selbst verkocht und diesen Groll verschweigt?

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ERIS. Nein! warlich! die Natur hat mich noch nicht verlassen, 150

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Die Finger wissen noch die Fackel anzufassen, Die mein ergrimmter Arm einst über Troja schwang, Als die Verachtung mich zu der Vergeltung zwang. Jch warte mit Verdruß und brenne vor Verlangen, Was du befehlen wirst, mit Eifer anzufangen, Eröffne deinen Schluß, indem Gewalt und List, Der Zwilling meiner Brust, zu deinen Diensten ist. ASMODI. Mein steiff und fest gesetzter Sinn Geht eintzig und allein dahin, Zwey fest verknüpffte Hertzen, Die mir zum Aergerniß mit ihrer Eintracht schertzen, Einander zu entreissen. Und also wird der süsse Kuß, Mit welchem Theodosius Der Eudocia Mund versorget, Durch dieses Speichels Krafft, Den mir der Cerberus verschafft, Den ich der Otter-Zucht Megærens abgeborget, Von Gall und Wermut schäumen. Die Worte pflegen nicht zu säumen. Wohlan! ich schreite zu der That, Doch giebt mir Eris keinen Rath, Durch wen, wie, wenn, womit der Anschlag auszuführen. ERIS. Mein Fleiß soll hier das Beste thun, Die Art mag auf der List beruhn, Die Zeit soll heute noch den ersten Streich probiren, Das Werckzeug fällt mir nur nicht ein; Doch halt! der Apffel wird das beste Mittel seyn. Er ist schon seiner Kunst gewiß, Als Paris ihn der Göttin zugesprochen, Durch deren Antrieb Griechenland Auf einem höltzern Pferd den Weg in Troja fand. Hier sind noch überdiß Vier Gesellen, welche sich dir zu dienen fest verschworen:

Actus I, Scena 4

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Den hat Megærens Schooß gebohren; Der hat aus der Erinnys Brust an statt der Nahrung Blut gesogen; Schau! wie dem Sohne der Alecto die Mutter aus den Augen sieht! Den aber, der nicht weiß, Von welchem Ungeheur er seinen Ursprung zieht, Hat meine Sorgfalt und mein Fleiß Jn aller Büberey erzogen. Versuche nur die Fähigkeit, Sie selber werden sich durch die Verwegenheit, So wie das Werck den Meister, loben. ASMODI. Jhr Söhne, darff ich wol auf eure Worte baun? Alle. Du magst uns allen insgesamt so viel als dir kaum selber traun. CREDULITAS. Jch will des Kaysers Ohr durch meinen Mund verführen; ODIUM. Die Liebe soll an mir den Ueberwinder spüren; PRÆCIPITANTIA. Jch will Vernunfft und Witz durch diesen Kapzaum halten; ODIUM. Durch meine Flammen soll die ächte Glut erkalten; SUSPICIO. Jch will das Band der Eh mit Zweifels-Knoten plagen; CREDULITAS. Jch will ein falsch Geschrey für eine Wahrheit sagen; ODIUM. Jch will den kalten Brand ihm in das Hertze spielen; PRÆCIPITANTIA. Jch die Bedachtsamkeit aus seinem Hertzen wühlen; ASMODI. Verrichtet nur treulich diß, was ihr versprecht, Entzündet, beschleunigt, verlöschet und schwächt Den Eifer, die Rache, die Liebe, die Flammen! Laufft eilends zusammen, Den Ausgang der Sachen Aufs allergeschwindeste richtig zu machen.

Scena 4. THEODOSIUS, POLYLOGUS. THEODOSIUS. Welch Ungethüm stört meine Ruh? 210

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Läst denn der Mittag auch dergleichen Unding zu?

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Was für ein Polter-Geist handtieret durch die lichten Zimmer? Was für ein bleich- und blinder Schimmer Erleuchtete des Tages Finsterniß? Jch bin mir selber nicht gewiß: Welch Schrecken dringt in unser Schlaf-Gemach? Ach! Theodosius, ach, ach! Diß Donner-Wort entreist mich der Gefahr im Traume, Und setzt mich wachenden in Angst und Qual, Die Einsamkeit bewohnt den leeren Fürsten-Saal; Wo sind die Wächter allzumal? POLYLOGUS. Hier sitzt Polylogus und schmollt mit einer Pflaume. THEODOSIUS. Wo bin ich? ausser mir! Jch weiß mich selber nicht zu fassen. Weicht denn, da alles mich verlassen, Die Furcht nicht auch von hier? Nein! diese folgt fast iedem Schritte, Nein! diese folgt fast iedem Tritte, Nein! diese blendet mein Gemüthe Mit einer tieffen Phantasey. Welch Perseus macht den Geist von seinen Ketten frey? Mein Blut gefriert, die Ader starrt von Eis, Das Hertze wird mir schier zum Steine, Ein unnatürlich kalter Schweiß Entkräfftet die betäubten Glieder, Die Ohnmacht reißt den Fuß darnieder, Und wütet durch das Marck der zitternden Gebeine: Jst niemand da, der meine Schwachheit stütze? POLYLOGUS. Bald, bald! ich suche nur die Mütze. Was fehlet Eurer Majestät? Ad Spectatores: Vielleicht hat einer sich die quer bey ihm gedreht. THEODOSIUS. Wo ist denn die bestellte Wacht? POLYLOGUS. Jch will sie selber fragen. THEODOSIUS. Wie viel hat wol die Uhr geschlagen? POLYLOGUS. Ach! hätt’ ich den Calender noch,

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Den meines Vaters Aelter-Vater mir in dem Testament vermacht, So säh ich augenblicks hinein. Jedoch, Mein Magen mahnt mich schon, Drum muß es langsam seyn. THEODOSIUS. Schweig, Närrischer, mit deinen Possen! Die Unzeit leidet nicht den Schertz. POLYLOGUS. Was quälet sie für ein verborgner Schmertz, Den man an ihrer Stirne list? THEODOSIUS. Das geht dich wenig an, geh du nur unverdrossen, Und frage, wo Paulinus ist, Damit wir ihn gar bald an unserm Hofe sehn. POLYLOGUS. Gesagt und auch geschehn.

Scena 5. POLYLOGUS SOLUS.

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Das heißt gelauffen und gerannt, Mich darff man nicht so lange suchen. Ein Ort allein ist mir bekandt, Wo, wenn ich nicht bey Hofe bin, Jhr mich stets finden könnt; denn geht nur zu dem Kegel hin, So hört ihr bey dem neunten Nachbar mich schon zu dem Bastan-Zehner fluchen. Zwey gantze halbe Stunden sind schon gar gewiß vorbey, Eh ich und der Paulin einander angetroffen: Zu meinem Glücke stund das Frauen-Zimmer offen, Da trat er gantz bestürtzt heraus, Und fragte gantz verwirrt, was mein Begehren sey? Das Spiel sieht mir verdächtig aus: Jch dencke, die Frau Kayserin Wird manchmal aus der Physica mit ihm de Sensu disputiren, Er aber ihr mit leichter Müh

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D. Theodosius-Drama

Aus der Anatomie Die Partes Corporis handgreifflich demonstriren. So gehts! der Weiber leichter Sinn Hält uns gar selten Stich und Farbe: Eh wird man sehn, Was doch unmöglich kan geschehn, Daß Grönland Schnee, Ein Jungfern-Hemde Flöh, Jch und ein Choralist allhier Das Bitter-Bier, Als eine Weiber-Hand verbotne Früchte darbe. Jedoch ein irdenes Gefässe Hält Wasser, bis der Henckel bricht; Die Elster renckt den Steiß und läst das Hüpffen nicht, Bis ihr ein Dorn in das Gesässe, Deutsch, in den Podex, fährt. Wer weiß, wie lang’ es währt, Daß der Paulinus noch auf fremdem Pflaster kehrt. Ach! solte Theodosius den ungebetnen Gast ertappen, Jch weiß, er liesse diesen Hahn, Der stets auf fremdem Mist so wacker treten kan, Noch heute durch den Hencker kappen.

Scena 6. THEODOSIUS, POLYLOGUS.

Du bist fein zeitig da, wo bleibt Paulin so lange? POLYLOGUS. Vielleicht und gar gewiß thut ihm der Abschied bange. THEODOSIUS. Wo? POLYLOGUS. Bey der Kayserin. THEODOSIUS. Was thut er itzt bey ihr? POLYLOGUS. Ach Herr! es ging kein Ritz durch die verschloßne Thür. THEODOSIUS. Erkläre dich doch recht!

295 THEODOSIUS.

Actus I, Scena 6

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POLYLOGUS. Ja. THEODOSIUS. Fort! POLYLOGUS. Die Furcht steht mir im Wege. 300 THEODOSIUS. Jch will. POLYLOGUS. Mich däucht, er geht dem Fürsten ins Gehege.

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Denn als er mich ersah, ward ihm vor Angst so wohl, Wie manchem Schüler ist, der itzt agiren soll. THEODOSIUS. Bedencke, was du redst! POLYLOGUS. Was alle Leute sprechen. THEODOSIUS. Die du wie mich betreugst. POLYLOGUS. Es wandert durch die Zechen. THEODOSIUS. Der Pöbel leugt gar offt. POLYLOGUS. Doch seltner, als ein Weib, Wenn sie nach Hause kommt. THEODOSIUS. Es giebt noch manchen Leib Und auch noch manche Frau, die keine Flecken tragen. POLYLOGUS. Die Welt weiß diesen Ruhm nur dreyen nachzusagen: Die erste starb gar jung, die andre lebt nicht mehr, Die dritte hat der Tod. THEODOSIUS. Gewiß! du irrest sehr, Weil wir diß rare Thier an der Gemahlin funden. POLYLOGUS. An dem nunmehro schon die Rarität verschwunden. THEODOSIUS. Nein! Eudociens Heert trägt keine falsche Glut, Jhr Busen keinen Schalck. POLYLOGUS. Wohl aber Fleisch und Blut. THEODOSIUS. Zur Liebe, nicht zur Brunst. POLYLOGUS. Jch mag für keines wetten, Und trau nicht, wenn sie gleich am Bauche Schlösser hätten. THEODOSIUS. Da, wo die Keuschheit wacht, da steigt kein Dieb hinein. POLYLOGUS. Ein Buhler-Lied wiegt oft den besten Wächter ein. THEODOSIUS. Da nicht, wo die Vernunft Ulyssens Ohr verriegelt. POLYLOGUS. Da, wo ein heisser Kuß das milde Wachs entsiegelt. THEODOSIUS. Wer eigne Tafel hält, den speist kein fremder Fisch. POLYLOGUS. Gestohlne Butter-Milch schmeckt noch einmal so frisch. THEODOSIUS. Ein Mund, der Nectar trinckt, verschmäht gemein Geträncke.

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D. Theodosius-Drama

POLYLOGUS. Das Wein-Haus schickt gar offt den Eckel in die Schencke. 325 THEODOSIUS.

Jch weiß es, mein Gemahl giebt nur dem Kayser Raum.

POLYLOGUS. Ein Fuchs-Balg wärmt so gut als eines Purpurs Saum. THEODOSIUS. Wer mit der Sonne buhlt, braucht keiner fremden Hitze. POLYLOGUS. Ein allzustarcker Brand braucht mehr als eine Spritze. THEODOSIUS. Genug! wir mercken schon, daß Mißgunst, Haß und Neid 330

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Auf unser Eh-Gemahl Verleumdungs-Geiffer speyt; Doch eh wir diesen Fleck von ihrer Tugend glauben, Eh soll, der über uns, mir diesen Scepter rauben! POLYLOGUS. Mir lieget nichts daran, bricht sie das Band der Eh, So thut doch mir der Kopff nicht von den Hörnern weh, Und buhlt sie auch, daß Bauch und Bette biegen, So werd’ ich dennoch nimmermehr ein Feder-Büschgen kriegen. Halt, halt! Paulinus kommt.

Scena 7. PAULINUS, THEODOSIUS, POLYLOGUS. Getreuester Paulin!

THEODOSIUS. POLYLOGUS. AD SPECTATORES:

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Das Wörtgen fährt ihm in die Nase, wie Niesewurtz und junger Krien. THEODOSIUS. Wo hat man sich so lange doch verweilt? PAULINUS. Die Kayserin befahl mir auf die Burg zu kommen. POLYLOGUS. AD SPECTATORES:

Wer weiß, was er mit ihr für einen Floh gekeilt? PAULINUS. Und weil sie den Plutarch zu lesen vorgenommen,

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So wies sie mir ein Exemplar, Jn dem ein Ort nicht gar zu deutlich war, Den must’ ich ihr erklären. POLYLOGUS. AD SPECTATORES:

Den Schlüssel wolt’ ich auch gewähren. PAULINUS. Als ich nun wieder Abschied nahm. Und mir Polylogus mit dem Befehl entgegen kam,

Actus I, Scena 7

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So war ich stracks bedacht des Kaysers Wort und Willen Durch meine Gegenwart füritzo zu erfüllen. Ach aber! wie erschreck’ ich nicht! Da Euer Majestät verwirrtes Angesicht Mich selbst in Furcht und Zweiffel setzet! Welch Kummer hat den innern Geist verletzet, Der die äusserlichen Züge der Wangen zum Verräther hat? THEODOSIUS. Des Schmertzens Hefftigkeit macht Mund und Zunge matt, Das, was mich heimlich quält, dir an den Tag zu legen, Der Seelen fehlt die Krafft den Cörper zu bewegen, Der die Empfindlichkeit vor kurtzer Zeit verlohr. Gewiß! der Himmel hat mit mir was grosses vor. POLYLOGUS. AD SPECTATORES:

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Vielleicht hilfft ihm die Frau zu einer neuen Krone. PAULINUS. Des Glückes Wanckelmuth ist freylich einem Throne Ein stets gewisser Feind, der unaufhörlich wacht, Bisweilen Stillstand hält und niemals Friede macht, Den er doch öffters bricht. Doch vor der Zeit sich kräncken, Heist der entfernten Noth zur Ankunfft Flügel schencken. Jst nur das Unglück da, so folgt auch wohl das Leid: Ein Thor beweinet nur die blosse Möglichkeit. THEODOSIUS. Ein Weiser muß auch die gar offt zu Hertzen nehmen. PAULINUS. Der Fürst hat noch zur Zeit nicht Ursach sich zu grämen. Der Auf- und Niedergang, das alt und neue Rom, Lebt in erwünschter Ruh, dein Eidam und dein Ohm Regiert, wie du, beglückt, die Hunnen sind bestochen, Der Wenden Macht umzäunt, der Perser Stoltz gebrochen, Der Lorber steht noch frisch, mit dem die milde Hand Des Sieges deinen Ruhm der Ewigkeit verband, Als Artaburius den Phrat mit Leichen dämmte, Und sein gerechtes Schwert der Perser Einbruch hemmte. Erfuhr Ravenna nicht, was die gebrochne Treu Gewärtig und wie starck dein Bunds-Genosse sey, Da der Rebellen Haupt sein böses Haupt verspielte, Des Höchsten Zorn erfuhr und Aspars Rache fühlte?

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Stritt nicht der Himmel selbst für dich als seinen Sohn, Als Ruges kurtz darauf, den wohl-verdienten Lohn Der Ungerechtigkeit vom Donner zu empfangen, Die Barbarn angereitzt und Aufruhr angefangen? Jtzt herrscht die Sicherheit durch dein zertheiltes Reich, Welch Fürst, beglückter Fürst, ist deiner Hoheit gleich? Egypten macht dich satt, Falern und Alba truncken, Der Africaner reich, was im Pactol versuncken Und in dem Hermus gläntzt, das fischt der braune Mohr Stets für dein Kammer-Gut durch seine Kunst hervor, Gantz Saba erntet dir den Weihrauch von den Bäumen, Dir muß das Schnecken-Blut in Tyrus Kessel schäumen, Dir dient der Thracier aus Liebe, nicht aus Zwang, Dir sagt Illyrien für seine Freyheit Danck, Dir spinnt der Syrer Fleiß der Würmer Grab zum Kleide, Dir schenckt der Araber der Erden Eingeweide, Dir schlägt kein Anschlag fehl, und alles, was du thust, Geräth so gut und wohl, daß du bekennen must: Das Glücke habe nun den Unbestand verlohren, Und bey der Huldigung der Länder mit geschworen. Verdient diß alles wohl dergleichen Hertzeleid? THEODOSIUS. Ja! wenn die Schickung es uns zu entreissen dräut. PAULINUS. Das ist ein falscher Wahn der irrenden Gedancken. THEODOSIUS.

Und dennoch sehn wir schon des Glückes Meyneid wancken. PAULINUS. Woher? THEODOSIUS. Aus der Vernunfft, PAULINUS. die nur die Furcht bethört. THEODOSIUS. Nein! die ein böser Traum schon die Gewißheit lehrt. PAULINUS. Wer einem Traume glaubt, der wird gar offt betrogen. 410 THEODOSIUS. Nicht immer. PAULINUS. Mehrentheils. THEODOSIUS. Uns hat kein Traum belogen. PAULINUS. Was ohngefähr geschicht, kan keine Regul seyn. THEODOSIUS. Durch Träume giebt uns GOtt des Unglücks Zukunfft ein.

Actus I, Scena 7

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PAULINUS. Ein eifriges Gebet kan GOtt zur Reu bewegen. THEODOSIUS. GOtt pflegt nicht ohne Streich die Ruthe wegzulegen. 415 PAULINUS. Der Fürst besinne sich, es hat noch nicht Gefahr. THEODOSIUS. Ein fliegendes Geschrey macht schon die Deutung wahr. PAULINUS. Darff dero Diener nicht auch diß Geheimniß wissen? THEODOSIUS. Die Liebe hält mich noch diß Rätzel aufzuschliessen. PAULINUS. Die Liebe? THEODOSIUS. Ja! PAULINUS. Für wen? THEODOSIUS. Für meine Kayserin. 420 PAULINUS. Ha! ha! nun weiß ich schon, wo ich zu Hause bin. POLYLOGUS. Das weiß mein Pudel auch. THEODOSIUS. Wo bleibt Respect! PAULINUS. Jndessen

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Wird der gesunde Witz des Fürsten schon ermessen, Was der Gemahlin gut, ihm aber rühmlich sey. Jch habe schon genug und wünsche nichts dabey, Als beyder Wohlergehn, damit auch ich nebst allen, Die dero Mildigkeit der Weisheit zu Gefallen An diesem Hofe nährt, der Jahre kurtzen Rest, So viel der Himmel mir noch etwan übrig läst, Bey meiner Wissenschaft, in Fried’ und Ruh vollbringe, Und kluger Leute Fall mir nicht den Tod erzwinge.

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D. Theodosius-Drama

ACTVS II. Scena 1. EUDOCIA, POLYLOGUS, CELENDRIS. EUDOCIA. WJe selig lebt ein Mensch, dem Weisheit und Verstand

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Bald in der Mutter Schooß die Brüste zugewandt! Und dem der Eltern Fleiß schon in der ersten Jugend Die Lust zur Wissenschafft und die Begier zur Tugend Jn das Gemüthe prägt. Ein solcher ist vergnügt, Wenn Eifer, Zorn und Gram des Pöbels Hertz besiegt; Er steht, wenn alles fällt, er lacht, wenn andre weinen, Die Sonne mag ihm nie gar oder selten scheinen, So gilt ihm beydes gleich, er überhebt sich nicht, Wenn ihm des Glückes Gunst die Dienstbarkeit verspricht, Läst aber auch darnach den feigen Muth nicht sincken, Wenn ihn sein Neid verfolgt und seine Freunde hincken; Er kehret sich an nichts, man sey ihm gram und hold, Er nimmt ein kluges Buch für hundert Centner Gold, Und ein gelehrtes Blat für hundert Ehren-Tittel, Ruh und Vergnüglichkeit sind seine besten Mittel, Die Unschuld ist sein Schild, die Rerdlichkeit sein Stand, Und wo er geht und steht, da wohnt sein Vaterland. Die Einsamkeit bringt ihm kein banges Mißvergnügen, Hier lernt er über sich und seine Regung siegen, Er redet mit sich selbst von der Zufriedenheit, Prüft andrer Leute Thun, doch mit Bescheidenheit, Greifft aber auch zugleich in seinen eignen Busen. Kommt ihn die Wollust an, so buhlt er mit den Musen, Und küst Minervens Mund. Hat er zum Kriege Lust, So sucht er ohn Verzug den Feind in seiner Brust: Bläst ihm die Herrschsucht ein den Fürsten-Stab zu führen, So ist der flugs bedacht sich selber zu regieren, Macht seinen Willen stracks der Tugend unterthan, Und fängt ein Königreich in seinem Hertzen an.

Actus II, Scena 1

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So süsse nun die Milch der Pierinnen schmecket, So grosse Wollust nun in ihren Küssen stecket, So hart, so ungerecht, so irrig ist der Wahn, Den auch die Raserey nicht ärger glauben kan: Für eine Weiber-Hand gehöre nur der Rocken, Die Bücher wären nur die Arbeit fauler Docken. POLYLOGUS. Mit Gunst! Frau Kayserin, daß Euch mein Vorwitz stört, Jch hab’ es gleichfals auch mein Lebelang gehört, Ein Weib, das halb und halb die Bibel buchstabiret, Den Cubach schleppen kan, des Löbers Haus-Buch führet, Mehr Federn in den Pfühl als bey die Ohren steckt, Die Feder niemals braucht, als wenn sie Kuchen bäckt, Und Fleder-Wische kaufft, mehr Saltz als Streu-Sand reibet, Mehr Leinwand als Papier und Pergament verschreibet, An statt des Bücher-Schrancks das Topff-Bret wohl verschleust, Noch mehr das Schüssel-Schaff als Tinten-Faß begeust, Das Mundwerck brauchen kan, wenn sich die Köchin säumet, Und bey dem Heerte buhlt, das Fleisch zu langsam schäumet, Ja die zu keiner Zeit die Sparsamkeit vergißt, Und gute Wirthschafft treibt, das heißt, bedeut und ist, Aus einem, welcher brummt, zwey blinde SchleiÇchenÈ machet, (Diß Jungfern könnt ihr nicht, wenn ihr zu hefftig lachet,) Die, sag’ ich, ist fürwahr gelehrt, beredt und klug, Und einem Manne schon zur Wirthschafft gut genug. Hingegen, sagt mir nur, was nützt ein solches Leder, Das Esels-Haut beschämt und noch die Kräuter-Bäder An Faulheit übertrifft, das Schweiß und Arbeit flieht, Und lieber in ein Buch als in die Küche sieht. Warum? Es scheut den Rauch und lechzt nach faulen Tagen, Und diese weiß es ihr nicht besser zu erjagen, Als wenn die zarte Hand, so Zwirn und Spindel haßt, Zum Schein ein leichtes Blat mit halben Fingern faßt. Ein Beyspiel geb’ ich euch an meinem alten Luder, Wenn die das Maul aufthut, so schreyt es gantze Fuder Von Wörtern, die bald teutsch, frantzösisch, bald latein

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Und öfters so geflickt, wie Florens Hemde seyn. Das machts, sie schreibt und list den Abend wie den Morgen, Hält ihr ein eigen Mensch bloß zu dem Bücher-Borgen, Geht mit Magistern um und hält mit Doctorn Rath, Und fraget alles aus, was einen Mantel hat; Sie plaudert, wenn sie schnarcht, sie exponirt im Schlafe, Sie deducirt den Gram des Wolffes mit dem Schafe, Versteht die Rechen-Kunst, wenn sie genau erwägt, Ob Daphnens Steiff-Rock mehr als ihrer Reiffen trägt. Die Physiognomie hat sie noch nicht betrogen, Sie sieht, wenn einer nur die Hosen abgezogen, Was er zu thun gedenckt, ihm an den Minen an, Und fragt noch wol, ob sie nicht glücklich rathen kan? Nächst, als die Finsterniß den Anfang hat genommen, Fing die Gevattern an: Woher mag diß doch kommen? Seht, sprach sie, seht! wie sich die liebe Sonne wehrt, Weil ihr der lose Mond so übel mitte fährt, Denn daß ihrs recht versteht, sie streiten mit einander. So raisonirte sie, bis ihr der Herr Philander Jn das Gesichte fiel, da ward sie bleich und roth, Wie Jungfer Flavia, wenn ihr die Blase droht. Diß ist noch nicht genug! sie hält auch ein Register Zu allem, was geschieht; das Jauchtzen der Philister, Wenn Simson blindlings mahlt, ist warlich nicht so groß, Als ihre Frölichkeit, so bald sie nur die Schooß Voll neuer Mährlein trägt, sie giebt und nimmt Novellen Von Knecht und Mägden an, sie läst die Post bestellen, Die ihren Vorwitz stillt, bald laurt sie an der Thür, Bald schickt sie wiederum den lauffenden Courier Jn alle Gassen aus, damit sie nur erfahre, Was der und jener thu, was dem und jenem Paare Der Hochzeit-Gast geschenckt, woher das Sträuschen sey, Das Amaryllis trägt, wie oft das Conterfay, So Clandestin versatzt, doch schon Gevatter worden, Warum die Rosilis ihr aus dem blauen Orden

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Ein Glied zum Manne wünscht, wie viel ein Actus Geld, Amanda Kinder bringt, wie viel die Ziege hält, Die nach dem Bocke stinckt, Clarinde Gänse schlachtet, Wie hoch die Phidile die Melcke-Kuh verpachtet. Sie weiß, warum Petrin sich aus der Stadt begiebt, Warum Facilla stets die grossen Nasen liebt, Warum die Zælia im türckschen Bunde stutzet, Warum die Marilis sich in das Haar geputzet, Warum die Porne sich vor ihrem Spiegel schämt, Wenn ihr das Himmel-Blau der Augen Rand verbrämt, Jhr ist nicht unbekandt, daß sich Lysander schminckt, Wenn ihm die Wäscherin das reine Weiß-Zeug bringt, Ja sie erfährt es flugs, was Lesbia gedencket, Wenn Trullus seinen Stock vor ihrem Fenster schwencket. Den Vortheil, den sie nun von ihrem Fleisse zieht, Jst, daß ein ieder sich um ihre Gunst bemüht, Viel, weil sie nur dadurch ihr Glück gebessert wissen, Die meisten, weil sie stets ihr Maul befürchten müssen. Was aber bringt es mir und meiner Wirthschafft ein? Hier heist es nicht gelehrt, wohl aber häuslich seyn, Diß werd’ ich auch gewahr, wenn ihre Hand mich speiset, Jch bin, so bald sie mir die Schüssel gleich nur weiset, Von dem Geruche satt, und zeig ich mich erboßt, Daß es der Teller fühlt, so faßt sie gleich den Trost, Und spricht, wie jener Koch: Verfluche nur und lecke, Hat es das Ansehn nicht, so hat es doch die Schmecke. Der Löffel sieht gar oft so bunt und reinlich aus Wie Veltens Käse-Korb und Matzens Tauben-Haus. Das Tisch-Tuch wartet stets, bis es der Kirms-Tag wasche, (Denn weil die Seiffe steigt, so spart sie auch die Asche,) Und ist von Hüner-Brüh so schön illuminirt, Wie sich Schlaraffen-Land im Kupffer præsentirt. Drum bleibt es wohl dabey: dem Kinde Spiel und Docken, Dem Manne Buch und Schwert, dem Weibe Zwirn und Rocken; So hat ein iegliches den rechten Zeit-Vertreib.

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Ein Bräutgam ohne Bart und ein gelehrtes Weib Sind beydes, wie man spricht, so ungereimte Sachen, Als Hochzeit im Advent, in Pfingsten Fastnacht machen. EUDOCIA. So schleust der Unverstand, wenn ihn der Neid bethört: Verwegner! packe dich, wir haben gnug gehört, Dein liederliches Maul und thörichtes Geschwätze Hat warlich so viel Grund, als du und Jrus Schätze. Hat denn die milde Hand der gütigen Natur Uns eben nicht sowol als eine Creatur, Die Bart und Degen trägt, zwey Fenster an die Stirne, Fünff Finger an die Hand, Gedächtniß ins Gehirne, Saltz aber in den Mund gesetzt, gemacht, gelegt? Wallt dieses, was mir hier die lincke Brust bewegt, Nicht wie ein Männer-Hertz von Blute, Geist und Leben? Hat uns der Schöpffer nicht auch einen Kopf gegeben, Dem Kunst und Wissenschafft zu fassen nöthig sey? Schwillt uns die Brust voll Wind, ist unser Haupt voll Spreu, Und unsre Seele gar ein unvollkommnes Wesen, Das mit der Zeit verfliegt? sind wir dazu erlesen, Und nur darum von GOtt mit der Vernunfft geziert, Daß, da uns ihr Gebrauch der Schwachheit überführt, Mit der man uns verhöhnt, das Elend grösser schiene, Und dieser Vortheil uns zu einer Straffe diene, Die immer erblich bleibt? da sey der Himmel vor, Der öfters auch ein Weib zu seinem Dienst erkohr. Zeugt nicht mein Griechenland so viel berühmte Töchter, Die den erfochtnen Rang der edelsten Geschlechter Vor der Vergänglichkeit durch ihren Kiel beschützt, Daß nicht der Zeiten Zahn den Marmor abgenützt, Der ihr Gedächtniß krönt? das Haar der Amazone, Das ihr den Tod gebahr, verdient zwar eine Krone, Doch nicht so groß als die die Leyer der gebracht, Die ein verliebter Sprung der Welt bekandt gemacht. Dir, Vater! soll mein Mund noch in der Asche dancken, Daß deine Sorgfalt mir in dem gedrangen Schrancken,

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Auf dem der Männer Fuß den Ehren-Berg ersteigt, Durchs Licht der Weisheit bald den ersten Weg gezeigt. Wie mancher schöner Tag, wie manche frohe Stunde Entriß mich fast mir selbst, so bald aus deinem Munde, Der von Beredtsamkeit sich wie ein Strom ergoß, Der Klugheit Honigseim mir auf die Zunge floß. Jtzt bringt mir Kron und Reich kaum eine solche Freude, Als wenn ich meinen Geist auf diesen Auen weide, Wo ich nach Bienen-Art aus Blumen Zucker zieh, Und als ein weises Kind der heimlichen Chymie Das Gold vom Kupffer-Ertzt, die Schalen von dem Kerne, Und diß, was Wahrheit heist, vom Falschen scheiden lerne. Kommt, todten Lehrer! kommt, kommt und erweckt in mir Den angenehmen Schmertz der sehnlichen Begier Nach eurer Götter Kost. Weicht, todten Lehrer! weichet, Weicht und bequemt euch nur, daß ihr die Seegel streichet, Weil der, der ewig lebt und eurer Thorheit lacht, Mir einen bessern Schatz durch dieses Buch vermacht, Dergleichen Jason nicht mit seinen Argonauten Aus Colchis heim geführt, dergleichen die nicht schauten, Die Zoroasters Kunst des Marmors wehrt geschätzt, Dergleichen nicht Athen noch Welschland aufgesetzt. Komm, wehrtes Bibel-Buch, du Ausbund aller Schrifften, Ach! wie ergötz’ ich mich auf deinen Wollust-Trifften, Dein süsser Ambrosin macht meine Seele satt, Die vor dem Weltlichen schon einen Eckel hat. Nunmehr verläst mein Fuß die mir verhaßten Felder Des wüsten Græciens, sucht Palæstinens Wälder, Und Elims Palmen-Stadt, verliert den Helicon Und trifft den Hermon an, dort bläst Anacreon Ein geiles Buhler-Lied, hier offenbart die Liebe Der keuschen Sulamith die unverfälschten Triebe, Hier spielt ein David auf, hier stimmt ein Assaph ein, Was könte lieblichers, was könte schöners seyn, Als diese Harmonie? dort stinckt mir Aganippe,

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Hier fließt der Jordan klar, hier schimpfft des Heilands Krippe Die Wiege Jupiters, so daß Callimachus, Wenn er den Lucas list, sich greulich schämen muß. Schweig, schweig, Pythagoras, von deinen Sitten-Lehren! Der Mund der Wahrheit läst mich beßre Regeln hören, Des Paulus Donner würckt mehr als der Cicero, An statt des Seneca vergnügt mich Salomo. Achilles findet hier an Joab seines gleichen, Dem tapffern Josua muß Hectors Lantze weichen, Hier tadelt Sinai, was Rom von Sparta lernt, Weil der Lycurgus sich, wenn Moses kommt, entfernt. Komm, sag’ ich noch einmal, du Ausbund aller Schrifften! Bey dir will ich hinfort mein Athenæum stifften. Was die Academie, was Stoa glaubt und schleust, Was Zeno falsch und wahr, was Plato göttlich heist, Das ist nur gegen dich ein Jrrlicht bey der Sonne, Ein Tropffen bey der See und eine bunte Tonne, Bey welcher die Vernunft sich als ein Walfisch schäumt, Wer dich als einen Pfühl des Hauptes drückt, dem träumt Noch besser, als wenn er des Alexanders Bette Und des Homerus Buch in seinem Lager hätte, Ja – – CELENDRIS. Frau! der Kayser kommt.

Scena 2. EUDOCIA, THEODOSIUS, CELENDRIS, POLYLOGUS. Und auch Polylogus. POLYLOGUS. THEODOSIUS. Was mein Gemahl vergnügt, wünscht Theodosius. EUDOCIA. So wünscht des Kaysers Mund ihm selbst sein eignes Glücke. 660 THEODOSIUS. Mein gantzes Glück beruht auf einem holden Blicke

Von meiner Kayserin, die leichtlich Schertz versteht,

EUDOCIA.

Actus II, Scena 2

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THEODOSIUS. Die durch die Demuth stets der Schönheit Glantz erhöht. EUDOCIA. Mein Fürst hat seine Lust die Einfalt zu beschämen. THEODOSIUS. So pflegt das Purpur-Roth der Wangen zuzunehmen. 665 EUDOCIA. Die wenige Gestalt verdient geringen Ruhm. THEODOSIUS. Sich selbst verleugnen ist der Klugheit Eigenthum. EUDOCIA. Jch kenne zwar vorhin die Ohnmacht meiner Mienen,

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Die, wie mein Kayser schertzt, ihm zur Erquickung dienen, Jch weiß auch allerdings, daß meine Dürfftigkeit An Schönheit und Verstand dergleichen Lob verbeut, Doch weil mein Schutz-Gott mich des Ruhmes würdig schätzet, Und dieses, was mir fehlt, durch seine Gunst ersetzet, So nehm’ ich dessen Lob für einen Ausbruch an. Der Regung, die sein Mund mir nicht verschweigen kan. THEODOSIUS. Mein Engel hat gewiß den Kunst-Griff in dem Lieben Als eine Meisterin der Hertzen gut getrieben, Weil dero Höfligkeit mich so gar hart bestürmt, Daß, wo die Liebe mich für dismal nicht beschirmt, Jch billig fürchten muß, kein Kayserthum auf Erden Sey groß und reich genug ein Wieder-Gelt zu werden. EUDOCIA. Das ist bereits geschehn, da sie mit einer Magd, Die einst das Vaterland aus seiner Schooß verjagt, Die Herrschafft dieser Welt und auch ihr Hertz getheilet, Da Sie den Schmertzens-Riß in meiner Brust geheilet, Der meines Vaters Tod und meiner Brüder Haß Zu seinen Eltern hat. Das Auge wird mir naß, Wenn ich bisweilen noch den alten Schmertz erwäge, Und in der Einsamkeit das Elend überlege, Das mich zuvor gedrückt; was für ein seltner Streit Erhebt sich nicht in mir, wenn ich den Unterscheid Der Jahre, die zuvor mein Glücke stets verschoben, Der Jahre, die nunmehr mein Unglück aufgehoben, Durch einigen Vergleich in die Betrachtung zieh? Kein Abend kommt zu spät, kein Morgen ist so früh, Der, wenn ich dieses Kleid dem Leibe geb’ und raube, Mir diß Gespräche nicht noch mit mir selbst erlaube:

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D. Theodosius-Drama

„Wie wunderbarlich führt der HErr die Seinen nicht! Wie mächtig ist sein Arm, der allen Hochmuth bricht! Wie unergründlich ist der Abgrund seiner Güte, Die Tieffe seines Raths! erkenn’ es, mein Gemüthe! Die Allmacht seiner Hand hat deinen Fuß regiert, Und mitten in der Flucht auf einen Thron geführt; Bedencke, was du bist, wer du zuvor gewesen, Wie tieff die Wunde war, von der dein Hertz genesen, Weil ein gekrönter Artzt dir Salb’ und Pflaster streicht! Betrachte, wie dein Stand, dem itzund keiner gleicht, Dich, fast verlaßnes Kind! aus einer armen Wayse Zur Kayserin gemacht, wie die bedrängte Reise Dir ein beständig Haus der Wollust aufgebaut, Und dir gantz unverhofft das Glücke selbst zur Braut, Den Fürsten zum Gemahl, den Thron zur Ruh erkohren! Vergiß auch nicht, wer dich und wen dein Leib gebohren! Freu dich insonderheit, daß deiner Seelen Heil Den sichern Port erlangt, und daß der gröste Theil Von deiner Wohlfahrt dich als eine Christin schauet, Der vor dem Götzen-Dienst der blinden Väter grauet!“ So weck’ ich täglich mich bey meiner Andacht auf: Weil also nun mein Fürst in meinen Lebens-Lauf Für einen bösen Stern ein gutes Zeichen mahlet, Und seine Gnade mir gar reichlich das bezahlet, Warum ich nach Bysantz vor das Gerichte kam, Als mir das falsche Recht mein schlechtes Erbtheil nahm, So zwingt er mich dadurch die Hoffnung zu verlieren, Für die gemachte Schuld die Zinsen abzuführen. THEODOSIUS. Mein Kind! verschone mich, denn auch ein eintzler Kuß Hat, wo ich was gethan, das man vergelten muß, Den unvollkommnen Rest schon völlig abgetragen, Und Eudocia darff sich über nichts beklagen, Als daß die reine Glut, so wir bisher vermählt, Von dem Arcadius noch keinen Enckel zählt; Jedoch der Himmel wird den Wünschen auch begegnen,

Actus II, Scena 2

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Und durch ein männlich Pfand die müde Sehnsucht segnen. POLYLOGUS. AD SPECTATORES: Ja wenn Polylogus 3. Nächte Kayser wär! EUDOCIA. Wo aber hat mein Licht den schönen Apffel her? 735 THEODOSIUS. Er ist ein Erstling junger Zweige,

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Und von berühmter Seltenheit, Man sagt, sein Vater sey von solcher Fruchtbarkeit, Daß er auch unvermählt dergleichen Kinder zeuge. Er ist noch frisch und hart, Die Sonne hat ihn nicht gestochen, Weil ihn des Gärtners Hand in meiner Gegenwart Vor wenig Stunden erst gebrochen, Jtzt wartet er auf nichts als einen schönen Mund, Der würdig sey ihn zu verzehren, Und also weiß ich ihn nicht besser anzuwähren, Als wenn ihn mein Gemahl, denn dem ist er bestimmt, Für dieses Löse-Geld (sie küssen einander) von meinen Händen nimmt. POLYLOGUS. Was hilfft michs, daß ich länger spare? Frau! kaufft mir ab und gebt für ieden einen Kuß, Macht die verschrumpfne Haut der Aepffel euch Verdruß? Ja! wie das Geld, so ist die Waare. EUDOCIA. Die Frucht ist mehr als einen wehrt. THEODOSIUS. Die Wollust, so mein Mund erfährt, Hat warlich nur sich selbst zu ihres gleichen; Was für ein sanffter Hauch rührt den entzückten Geist, Der sich nach diesen Säfften reist, Die mir den Rosen-Zucker um meine Lippen streichen. Die Kräffte werden noch so starck, Das innerste Marck Empfindet den Nachdruck der reitzenden Küsse, Jch selber zerfliesse Jn dieser Purpur-See: O süsser Schmertz! a angenehmes Weh! EUDOCIA. Mein Kayser, ach!

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D. Theodosius-Drama

Wie wird mir? ich bin schwach, Ein Nebel hemmt der Augen Schärffe. Daß man mich bald aufs Bette werffe! THEODOSIUS. Mein Licht! ad Spectatores: Sie sieht mich nicht. Mein Leben! Das schon der Tod umgeben. Meine Sonne! Wie! scheinst du mir nicht mehr? Meine Wonne! Ach! du betrübst mich sehr. Mein Schatz! der mir in meiner Hand versinckt, Mein Leit-Stern! den die Nacht bezwingt, Mein Licht! mein Leben! meine Sonne! Mein Schatz, mein Leit-Stern! meine Wonne! Ach! höre doch! ach! hörst du nicht. Was dein Geliebter spricht? CELENDRIS. Jn Wahrheit! sie vergeht, Jndem der kalte Schweiß schon auf der Stirne steht, Der Puls ist fast nicht mehr zu fühlen, Die Augen hören auf zu spielen, Das Feuer schwindet in der Brust, Die Rosen auf den Wangen. THEODOSIUS. Ach! ach! vergällte Lust, Was hat die Schickung über uns verhangen? Das wird mein Traum, das wird die Deutung seyn: Die Wehmuth nimmt mich ein, Jch kan das Trauer-Spiel nicht länger schauen, Nächst GOtt will ich auf meinen Leib-Artzt bauen, Man bringe sie ins Schlaf-Gemach, Jch folge gleichen Weges nach.

Actus II, Scena 3

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Scena 3. BONIFACIUS & CHRYSAPIUS. BONIFACIUS. Diß Trinck-Geld hab’ ich nun für meinen sauren Schweiß,

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Für mein vergoßnes Blut, für meinen grossen Fleiß, Für meine Tapfferkeit und alle Müh bekommen, Daß, da ich meinen Leib im Felde mit genommen, Und mich für andrer Nutz schleichwie ein Licht verzehrt, Statt der Vergeltung mir solch Unrecht widerfährt. Wie hat mein Eifer nicht fürs Vaterland gestritten? Was Unruh hab’ ich nicht für seine Ruh erlitten? Was für Gefahr hat mir nicht die Gedult geübt, Seit mir ein todtes Kalb Befehl und Ordre giebt? Doch niemand schätzt und glaubt das Elend der Soldaten, Die bald vor Frost vergehn, bald an der Sonne braten, Der Himmel deckt sie zu, das Erdreich ist ihr Pfühl, So lange schlaffen sie, als Feind und Nachbar will. Wenn andre, die daheim mit vollen Gläsern kriegen, Jm Friede lustig seyn und auf der Mastung liegen, So müssen wir getrost in vollem Feuer stehn, Bald durstig in die Schlacht, bald hungrig schlaffen gehn. Es sind nun dreyzehn Jahr, seit ich mein Blut und Leben Schon mehr als zwantzig mal der Schickung übergeben, Zwölf Schlachten haben mir den Degen stumpf gemacht, Neun Stürme manchen Feind vor diese Faust gebracht. Wie viel mal hab’ ich nicht den Tod bereits empfunden? Wie mancher Feldscher hat für mich und meine Wunden Das gantze Wachs verkocht? Wie manchmal stellt’ ich mir Die Wahlstat, so mich warff, als einen Kirchhof für! Manch Schwert hat mir den Kopf, kein Schwert das Hertz geschlagen, Jch stand, wenn Roß und Mann bey mir darnieder lagen, Mein Fuß vergaß die Flucht, wenn es zum Lauffen kam, Und das verspielte Feld in unserm Blute schwam. Jtzt krieg’ ich nun den Danck, da mich der Neid verschneidet,

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Und den Verleumdungs-Zahn an meiner Unschuld weidet, Da eine fremde Schuld mich mit der Straffe drückt, Und mir des Kaysers Zorn den Tod entgegen schickt. Was Ethius versehn, was Ethius verbrochen, Das wird mir beygelegt, das wird an mir gerochen. Er fing die Zwietracht an, durch die der Attila Von neuem Luft bekam, durch die gantz Africa Uns aus den Händen geht; er wiegelte die Schaaren, Die mir so gut als ihm Gehorsam schuldig waren, Aus Herrschsucht wider mich zum Ungehorsam auf, Er widersprach mir stets, und zeigte mir darauf Mit seiner Hinterlist, was er im Schilde führe, Dieweil, wenn jener mich zu tödten sich verschwüre, Er, wie man mir vertraut, dem, der den Mord gewagt, Zur Straffe für die That ein Fähnlein zugesagt. Doch als ich mit Gewalt Gewalt zu dämpffen dachte, Und mich zur Gegenwehr bereit und fertig machte, So fielen wir uns selbst einander in das Haar, Und stritten, bis der Feind ein böser Schieds-Mann war. So machts ein schlauer Wolff mit den verlaßnen Heerden, Wenn ihre Wächter selbst einander untreu werden, Und der erzürnte Hund sich mit dem Nachbar beist, Denn fährt er plötzlich zu, erhascht, erwürgt, zerreist Ohn allen Widerstand, was seiner Wut beliebet, Und seiner Wahl gefällt, die ihm die Menge giebet, Und keine Furcht verbeut. Mein Gegner hielt nicht Stand, Und räumte durch die Flucht das auserlesne Land Den wilden Scythen ein, die meine Schwäche kannten, Und durch die Reuterey mein Fuß-Volck überrannten, Das nach den Grentzen floh. Jch eilte nach Bysantz, Das Unglück kund zu thun, das mir den Sieges-Krantz Das erstemal entwandt: Allein ich war ein Bote Von einer alten Post, die mir mein Unglück drohte; Das unverschämte Maul des bösen Ethius Schob alle Schuld auf mich, daß Theodosius,

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Der leider allzuviel den Ohren-Bläsern glaubte, Mir zur Entschuldigung auch nicht ein Wort erlaubte. Jch bin des Kaysers Haß, er dennoch liebes Kind, Ach daß die Laster doch bey Hofe glücklich sind! CHRYSAPIUS. Der Kayser wäre gut. POLYLOGUS. Wenn nur sein Weib nicht thäte! CHRYSAPIUS. Wenn die Gemahlin ihm nur nicht den Sinn verdrehte! BONIFACIUS. Was kan die Kayserin in der Regierung thun? Gar wenig. CHRYSAPIUS. Ach gar viel! POLYLOGUS. Ja freylich! denn ein Huhn Trägt öfter als ein Hahn. CHRYSAPIUS. Durch sie gehn alle Sachen, Jhr Wille kan sie gut und auch gefährlich machen. Wer ihre Gunst erhält, der hat ein Paradis, Draus ihn kein Engel stöst; doch dieses goldne Vließ Kriegt keiner in Besitz, der nicht den Fuchs-Schwantz streichelt, Und der Medea nicht mit seiner Liebe schmeichelt, Der nicht die Zauber-Kunst der Heucheley versteht, Und der sich selber nicht durch andrer Fall erhöht. Die meisten ausser mir sind ihre Creaturen, Den Hoff-Artzt liebet sie von wegen seiner Curen, Der Hof-Rath hält mit ihr gantz oft geheimen Rath, Wer weiß, was Ethius in ihrem Zimmer that? BONIFACIUS. Wie hör’ ich? ist auch der bey ihr so hoch am Brete? Ach Bonifacius! versammle dein Geräthe, Und wandre nur getrost aus der verhaßten Welt, Wo Unrecht und Gewalt die Oberhand behält. CHRYSAPIUS. Mein Freund! noch nicht verzagt, wir haben gleiche Fälle, Das Unglück paaret uns, wir sind in einer Hölle, Dich plagt der Ethius, mich martert der Paulin, Der mir durch seinen Haß schon manchen Stoß verliehn, Diß ist der Pappel-Strauch, der meinen Klee verdemmet, Der Damm, an welchem sich der Strom der Gnaden stemmet, Der Brunn, aus dessen Quell mein Ungemach entspringt,

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Der Abgott, den der Hof mit tausend Opffern zwingt. BONIFACIUS. Was ist denn sein Verdienst, das ihn so hoch erhoben? 895

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Zeigt seine Tapfferkeit gantz sonderbare Proben? CHRYSAPIUS. Ja! wenn er Weiber küst. BONIFACIUS. Ziert ihn der Ahnen-Stand? CHRYSAPIUS. Mit Feder-Kielen. BONIFACIUS. Jst der Kayser ihm verwandt? CHRYSAPIUS. Ja! gar von Adam her. BONIFACIUS. Mehrt er die Zahl der Weisen? CHRYSAPIUS. Er soll. BONIFACIUS. Giebst du dem nach? CHRYSAPIUS. Jch muß. BONIFACIUS. Warum? CHRYSAPIUS. Das Eisen Jst noch für mich zu scharff. BONIFACIUS. Gedroht heist nur geschreckt. CHRYSAPIUS. Gedroht heist nur gewarnt. Wer dem den Speichel leckt, Der Blut vergiessen kan, hat einen guten Rücken; Diß weiß der Schul-Fuchs wohl, drum streicht er seinen Tücken Der Demuth Firniß an. Erbittet und befielt, Er wegert sich und nimmt, er übergiebt und stiehlt Die Ehre, so ihn jagt, doch jenes nur zum Scheine, Und dieses in der That, er lacht, daß mancher weine. Der Fürst regiert den Staat, den Fürsten sein Gemahl, Paulin die Kayserin. Der Frauenzimmer-Saal, Jn den kein Manns-Volck kommt, steht seiner Freyheit offen, Kurtz! was er denckt und wünscht, das mag er sicher hoffen, Weil so ein Hinterhalt ihm Krafft und Nachdruck giebt. Die Rede geht auch schon: Diue Fürstin sey verliebt, Und buhle sonder Scham mit einem Feder-Helden. BONIFACIUS. Bey GOtt! CHRYSAPIUS. Jn Wahrheit! und wie meine Diener melden, So hat sie eine Frucht, die ihr des Kaysers Hand Den Augenblick geschenckt, ihm eilends zugesandt. BONIFACIUS. Wie aber? kan sie denn das Spiel so heimlich treiben?

Actus II, Scena 4

Weiß ihr der Kayser nicht Gesetze vorzuschreiben? Bisweilen schwants ihm wohl, allein was hilfft es ihn? Verborgne Diebe kan kein Recht zur Straffe ziehn. Nicht die Beschuldigung, nur der Beweis verklaget. BONIFACIUS. Mit diesem räche dich! CHRYSAPIUS. Das hiesse blind gewaget. Es ist ein kützlich Ding, wer sich nicht wehren kan, Der fange nur niemals mit seinen Obern an! Wie, wenn Paulinus mir ins Antlitz widerspräche? Wenn ihre Zärtlichkeit des Kaysers Eifer bräche? Wo bliebe denn mein Hals? BONIFACIUS. Da, wo er immer sitzt. CHRYSAPIUS. Da, wo der Raben-Stein von fremdem Blute schwitzt. Mir ist der Kopf noch lieb, drum will ich lieber schweigen; Soll sich ein sichrer Weg zu meiner Rache zeigen, So kommt sie nie zu spät, für dißmal ists zu früh. BONIFACIUS. Wer weiß, ob anderswo nicht unser Glücke blüh? Drum komm und folge mir! CHRYSAPIUS. Verzeuch noch wenig Wochen, Vielleicht geschicht mein Wunsch, so bin ich denn gerochen.

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Scena 4. THEODOSIUS, PAULINUS, EUDOCIA, MEDICUS. MEDICUS. Jtzt hat es keine Noth, sie pflegen nur der Ruh!

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Und decken Brust und Hals mit warmen Tüchern zu, Bis ein gelinder Schweiß das Uebel völlig hebe, Und unsrer Kayserin die Kräffte wieder gebe. Der Puls schlägt, wie er sonst natürlich schlagen soll, Die Hitze läst schon nach, die Wangen werden voll, Die Farbe findet sich, der Athem kömmt auch wieder, Die kleine Mattigkeit der annoch schwachen Glieder Bedeutet nicht gar viel, und wird alsbald vergehn,

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D. Theodosius-Drama

Wenn nur die Geister erst in ihrer Ordnung stehn: Hier ist ein Spiritus, die Schläffe zu bestreichen, Und hier ein Kräuter-Thee in alten Wein zu weichen, Davon man stündlich trinckt; fällt etwas anders für, So bitt’ ich um Bericht. Vermuthlich hat es hier Zwar weiter nicht Gefahr, doch will ich vorzubeugen Jn einer Stunde noch ein dienlich Mittel zeigen, Damit kein Recidiv mehr zu besorgen sey. THEODOSIUS. GOtt, als der beste Artzt, steh unserm Fleisse bey, Und segne den Gebrauch der angewandten Mittel! MEDICUS. Diß wünschet dero Knecht. THEODOSIUS. Der itzt von mir den Tittel Des Heilands wohl verdient, der mein Gemahl erlöst. Mein Engel! halte doch den Arm nicht so entblößt, Und schone seiner selbst, mir nicht dadurch zu schaden, Der Höchste wolle sie der Kranckheit bald entladen! Daß meine Wiederkunfft sie an der Tafel seh. PAULINUS. Mein Wunsch ist ebenfals, daß dieser Wunsch gescheh, EUDOCIA. Den ich als halb gesund nur halb von nöthen habe.

Scena 5. PAULINUS & EUDOCIA. EUDOCIA. So schnell und unverhofft entlaufft mein Fuß dem Grabe, PAULINUS. So schnell und unverhofft er bey dem Grabe stand. 965 EUDOCIA. Was sind wir Menschen doch, wenn uns die Allmachts-Hand

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Des Allerhöchsten rührt? Ein Topff voll Staub und Erden, Die beyde mit der Zeit der Winde Lust-Spiel werden; Ein Grab voll Eitelkeit, ein Volck, das erstlich sieht, Wenn ihm das Auge bricht. Man ist umsonst bemüht, Den unbekandten Stein der Weisen zu erfinden, Und die geheime Krafft des Trinck-Golds zu ergründen. Weil uns die Sterblichkeit bald aus der Mutter Schooß

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Schon in die Armen nimmt, das Elend zieht uns groß, Der Tod wird mit uns alt, wir treten aus der Wiege Gleich auf den Leichen-Stein. Wir sterben in dem Kriege, Die meisten von Natur. Verjagt, verwaist, verbannt Den Hunger aus der Welt, last Feuer, Schwert und Brand, Last Seuchen, Pest und Gifft der Erden Abschied geben, Der Tod wird dennoch stets in euren Hütten leben. Ein Wurm, ein Haar, ein Floh, ein Korn, ein Tropffen Wein Kan, schwache Sterblichen, auch euer Mörder seyn. PAULINUS. Kein Alter und kein Stand, kein Reichthum, keine Bücher, Lebt, bleibet, ist und sind vor diesem Feinde sicher, Der Hoh’ und Niedrige mit einer Hand begräbt, Und den Gekrönten selbst nach ihrer Krone strebt. Ein Held wird auch verzagt, den der zum Kampffe fodert, Des Purpurs Glantz erbleicht, wo seine Fackel lodert, Er steigt in den Pallast, kreucht in ein Hirten-Haus, Holt Bettler bloß und nackt, und zeucht die Fürsten aus. Geht, seht, was reget sich in jener Todten-Flasche, Ein neues Kriegs-Heer steht aus Alexanders Asche Gleich als ein Phœnix auf; ihr Perser! fürchtet euch, Doch nein! der faule Krug ist nur an Würmern reich. Schleuß dein beseßnes Hertz zu den gefangnen Schätzen, Laß deinen Geld-Sack dir zu deinem Bette setzen! Versammle Geld und Gut, und kauffe, wenn der Tod Am letzten Ende dir mit seiner Sichel droht, Diß auf zwey Jahre los, vielleicht wird er es nehmen, Nein! der verstockte Gast will sich nur nicht bequemen. Fort! mache deinen Fuß zum wandern nur geschickt! Denn wer nicht willig folgt, wird mit Gewalt entrückt, Und muß gezwungen gehn. Dein Geitz führt nach dem Sterben Bald die Verschwendung ein; dein Abschied giebt den Erben Den Schlüssel in die Hand, der Kasten wird besucht, Der hundert Schlösser trägt, die Sparsamkeit verflucht, Und so, wie du verscharrt, man steiget auf den Söller, Man macht die Scheuren leer, der Vorrath wird dem Keller

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Auf ewig abgeborgt; dein Schwager lobet dich, Weil du gestorben bist; wie, spricht er, hat auch mich Der gute Mann bedacht? Ach schade für sein Leben! Jch wolte, könt’ es seyn, ihn aus dem Sarge heben, Und aus der Erde ziehn. Ach Worte sonder Hertz! O Lügner ohne Scham! drauf wird der falsche Schmertz, So bald man dich versenckt, auch in ein Glas begraben, Dann will ein ieder Theil an dieser Trauer haben; Der Thränen Abgang wird durch Bier und Wein ersetzt, Mit welchem man den Mund so lange wäscht und netzt, Bis er das Leid vergißt, nach zwölf und vierzehn Tagen Weiß kaum der Haus-Knecht mehr von dir ein Wort zu sagen. EUDOCIA. Die Blumen, so den Thau der Morgenröthe trincken, Sieht oft die Demmerung des Abends nieder sincken, Die Jugend, so den Lentz der Jahre kaum belacht, Wird öfters vor der Zeit um ihren Krantz gebracht. Die Schönheit blendet nicht dem Tode das Gesichte, Der Wangen Milch und Blut, der Lippen Muschel-Früchte, Der Schwan der zarten Haut, des Mundes Rosen-Laub, Der Elephant des Zahns wird seiner Faust ein Raub, Der in des Räubers Hand die Kostbarkeit verlieret, Der Haare Gold verbrennt, das Feuer selbst erfrieret, Das in den Adern kocht, die Sterne werden blind, Die an der Stirne sonst der Liebe Führer sind. PAULINUS. Bethörte Sterblichen! bedenckt doch euren Namen, Zergliedert euren Leib, und seht, ob nicht der Saamen Der allgemeinen Pest in euch verborgen liegt? Wie bald geschieht es nicht, daß, wenn er Nahrung kriegt, Und Speise, Tranck und Lufft die Feuchtigkeit verschlimmert, Ein kleines Fieber euch so Sarg als Baare zimmert? Wie bald kan euch ein Tag gesund und todt beschaun? Wie bald ein Augenblick das letzte Wohn-Haus baun? Das ihr am längsten braucht. EUDOCIA. Der Tod ist euch nicht fremde, Und näher als der Rock und näher als das Hemde,

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Und näher als ihr selbst, er führt euch bey der Hand, Jhr tragt ihn in der Brust, ein ieder Ort und Sand Kan euer Kirch-Hof seyn und euch das Grab bereiten, Ein ieder Seiger-Schlag kan euch zu Grabe läuten, Wer gestern schlaffen ging, steht heute nicht mehr auf, Wer heute munter war, schleust itzt den Lebens-Lauff. PAULINUS. Wohl also dem, der sich zum Sterben fertig machet, Eh ihn die Kranckheit rufft, wer unaufhörlich wachet, Und ungezweiffelt glaubt, daß auch der stärckste Fuß, Wenn er am besten steht, den Fall befürchten muß. Jch selbst und keiner nicht kan sein Verhängniß wissen, Dem andre so, wie ich, gedultig folgen müssen. Kein Mensch lebt auf der Welt mit GOtt so gar vertraut, Daß er, wenn Sonn’ und Licht ihn heute rüstig schaut, Den Tag, der Morgen kommt, zu seinen Jahren zähle, Und dennoch nicht dabey in seiner Rechnung fehle. Jch sitze heute hier, wie lange? weiß ich nicht, Wohl diesem noch einmal! der – – –

Scena 6. ACCEDIT ABAXAR CUM MILITIBUS.

Was der Kayser spricht, Wird meine Kayserin nicht allzuhoch empfinden. EUDOCIA. Was hast du für Befehl? ABAXAR. Stracks den Paulin zu binden. EUDOCIA. Hilff Himmel! welcher Schlag betäubt mein Aug’ und Ohr! Bedencke, wo du bist! ABAXAR. Des Kaysers Wort geht vor. Paulinus gebe sich! PAULINUS. Was hab’ ich denn verbrochen? ABAXAR. Was das Gewissen spricht. PAULINUS. So bin ich frey gesprochen.

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ABAXAR. Das geht mich wenig an, nur fort! der Kayser will, Und der Paulinus muß. EUDOCIA. Verwegner! halte still. ABAXAR. Soldaten! greifft ihn an. EUDOCIA. Gewalt! PAULINUS. Was? ABAXAR. Gieb den Degen,

Und wegre dich nur nicht die Fessel anzulegen! Hier braucht es keinen Zwang, nehmt diese Schenckel hin, Weil ich dem Geiste nach stets ungebunden bin. EUDOCIA. Ach redlicher Paulin! wie drückt mich deine Kette! Dein Unstern wirfft mich nun zum andern mal aufs Bette. PAULINUS. Diß Mitleid, Gnädigste! ist schon für mich zu groß. EUDOCIA. Nur wie man es verdient. ABAXAR. Stoß, fauler Lands-Knecht! stoß Den Ungehorsam fort! EUDOCIA. O Grobheit, die ein Scherge Und nicht ein Hauptmann braucht! o könten doch die Berge Der Bosheit Deckel seyn! Celendris, halte dich Jndessen auf der Burg, der Kummer zwinget mich, Der freyen Abend-Lufft im Garten zu geniessen, Du kanst, so bald ich fort, das Zimmer wohl verschliessen.

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Scena 7. POLYLOGUS im Trauer-Mantel in Begleitung seiner verwaisten Kinder und CELENDRIS. POLYLOGUS. Freu dich sehr, o meine Seele,

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Und versauff all’ Angst und Qual! Deines Ehstands Marter-Höhle, Deiner Freuden Jammer-Thal, Deines Hertzens Spanscher Bock, Deiner Liebe Daumen-Stock Hat, weil sie zu viel gelachet, Einen kalten Steuß gemachet.

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Er trinckt und reichet denen Kindern auch davon. Der Aelteste trinckts dem andern zu und spricht: Prosit, lieben Brüder! unsrer seligen Mutter Gesundheit! POLYLOGUS. O du liebes Hertze! wie jammert michs doch meiner armen Waisen! O trinckt, lieben Kinder, trinckt! ich gebe es euch von Hertzen gern, ihr habt genug geweint. O du liebes Nest-Heckel! das Auge möchte mir gar aus dem Kopffe springen, da ich dich in diesem jämmerlichen Zustande erblicke. Ach! wie bricht mir das Hertze, o du liebe Dicke! CELENDRIS. Was traurt Polylogus? POLYLOGUS. Weil er ein Wittwer ist. CELENDRIS. Jch consolire. POLYLOGUS. Theils, weil du versprochen bist. CELENDRIS. Mit wem? POLYLOGUS. Mit wem? CELENDRIS. Nu ja! POLYLOGUS. Mit einem Bräutigam. CELENDRIS. Possen! POLYLOGUS. Jm Ernst! CELENDRIS. Du bist mit Hasen-Schrot geschossen. POLYLOGUS. Vielleicht hat man damit dich auf den Peltz gebrannt. Jedoch das Schertzen sey verbannt! Weil ich was wichtigers dir zu vertrauen habe: Mein liebes Weib liegt nun im Grabe, Und zwar durch einen harten Fall, Als sie durchkroch den Gänse-Stall, Um vor Hertz-Gespann ein Sonntags-Ey zu trincken. Drauf fing der Bettel an zu sincken, Und fiel, und schlug und brach in einem Augenblicke Allen sieben freyen Künsten ihres Halses das Genicke. Das gröste Glück war noch dabey, Daß sie das Ey, Was sie in ihren Händen trug, Nicht mit zerschlug. CELENDRIS. Was Gott erhalten will, dem geht es wunderlich.

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POLYLOGUS. Schweig, schweig und gieb mir ferner noch Gehör!

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Das Unglück trifft mich grausam sehr, Doch könt’ ich dich Nur heute noch bewegen, So wünscht’ ich mich in deinen Arm zu legen. CELENDRIS. Dein erstes Weib ist ja kaum kalt. POLYLOGUS. Ja, meine Liebe spricht: Bald, bald. CELENDRIS. Wo bliebe denn das Trauer-Jahr? POLYLOGUS. Diß will ich nach der Hochzeit feyren. Doch genug! ich muß dir meine ungereimte Nothdurfft in etwas deutlicher vortragen. Mein seliges Weib, GOtt gebe ihr die ewige Ruhe! sagte einmal, als sie mit der kleinen Dicken darnieder kam, und ihre Reise-fertige Seele mit dem Abschiede drohte, wenn ich ja wieder heyrathen würde, müste ich eine haben, die mit den Kindern hübsch thäte und dabey die Wirthschafft wohl verstünde. Weil ich nun weiß, daß deine Person in diesem Stücke Meister ist, und wie auch aus deiner Consolantz schliessen konte, noch überdiß von meiner seligen Frau Gelehrsamkeit participirest; so gereicht mein dienstfreundliches Ersuchen an deine Jungfrau-Herrliche Herrlichkeit, das Castell deiner Gewogenheit meiner stürmenden Liebe durch einen baldigen Accord zu übergeben, damit ich Spornstreichs durch das Thor deines Mundes meinen triumphirenden Einzug in deinem Hertzen halten möge. CELENDRIS. Es ist eine kützliche Sache, die ich vorhero länger zu überlegen Ursach habe, damit mir es nicht gehe, wie Jungfer Jsabellen, die sich mit dem jungen Gehl-Schnabel Galactophago plötzlich in ein Bündniß eingelassen, daß sie den Morgen gefreyet, den Mittag versprochen gewesen, am Abend aber mit ihrem ohnbärtigen Bräutigam die letzte Versicherung einer genauen Verbindung anticipiret. Quod cito fit, cito perit, so heist es auch in der Liebe. Canis festinans coecos parit catulos, das sahe ich an meiner Frau Muhme, die, weil sie wider den Willen ihrer Eltern so plötzlich geheyrathet, der Höchste mit zwey blinden Zwillingen gestraffet. Doch, wenn ich auch dieses alles aus den Augen setze, und meinen Willen dir als meinem Manne unterwürffig machte, müste ich mich befahren, daß ich, wie deine

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erste Haus-Ehre, fein oft mit einem Spanischen Rohre in Feindschafft geriethe. POLYLOGUS. Ach! allerliebste Celendris! ach! du Engels-Kind! ach! du eintziges Ziel meiner tröstenden Liebe! ach! das war gar was anders. Weist du nicht? Duo cum faciunt idem, non est idem. Mein erstes Weib war aus dem Moscowitischen Geschlechte, und also ich gezwungen, ihr durch diesen eingebildeten Liebes-Dienst meine Affection zu ihr mit einer guten Prügel-Suppe an den Tag zu legen. Dieses, hoffe ich, wird bey dir nicht vonnöthen seyn, weil deine Frau Mutter als eine Frantzösische Dame dich keinem Moscowitischen Cavalier wird zu dancken haben. CELENDRIS. Dieser Kummer wäre auch gehoben. Aber, wie stehets um deine Mittel? ich glaube nicht, daß sie meinem Vermögen werden die Wage halten. Wenn dieses nun nicht wäre, so würde die Ungleichheit unserer Güter in unsrer Ehe manchen Abend-Segen verderben, weil es auch in diesem Stücke nach der Regul geht: Si vis nubere, nube pari! POLYLOGUS. Sorge du dafür gar nicht! 7000. (in der Charte) sind bey GOtt keine Hasen-Eyer, zwey baare Häuser, welche mir der Kayser einzuräumen versprochen, wenn er mit dem nächsten Feld-Zuge die Haupt-Stadt des grossen Mogols erobern wird, sind genug unsere Familie zu beherbergen. An Mobilien fehlt mirs auch nicht: Denn da habe ich 5. thönerne Teller, 3. gläserne Piß-Näpfe, anderthalb Brand-Röhren, und 1. Ofen-Gabel, mit welcher ich nächst erst einen Schuld-Herrn für seine 10. Silbergröschl von der Treppe abgehalten, sind aller Ehren wehrt. Weiß- Bett- und Tisch-Zeug ist im Ueberfluß verhanden, 3. saubere zarte Manns-Hemde bringen meinem Leibe nicht einen geringen Zierrath. Das erste hat mir die Kayserin versprochen, daß ich schweigen solte, als sie den von dem Kayser bekommenen Apffel dem Paulino zuschickte, das andere werde ich mir mit ehestem machen lassen, und das dritte habe ich meiner seligen Frauen zum Sterbe-Kittel mitgegeben; vor allen Dingen aber habe ich eine reiche Erbschaft zu hoffen. CELENDRIS. Woher? POLYLOGUS. Meines Vatern Schwester Tochter hat einen reichen Kauffmann geheyrathet, mit ihm aber in 6. Jahren nicht mehr als 9. Kin-

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der gezeuget, 2. haben gehimmelt, 3. Söhne sind schon 15. Jahr im Kriege und werden hoffentlich wol nicht wieder kommen, den ältesten 3. Töchtern ist propheceyt, daß sie innerhalb 2. Jahren sterben müssen, die jüngern beyde, ohngeachtet sie schon groß seyn, haben noch nicht geblattert, und weil erwachsene Leute diese Kranckheit selten überstehen, so habe ich Hoffnung auch ihnen mit ehestem das Christliche Geleite zu geben. Denn fällt ihrer Eltern Vermögen, wenn Vater und Mutter und alle übrige Freunde und Anverwandten sterben, an niemanden als an uns. Und dann sind wir reiche Leute, und was fehlet uns mehr? CELENDRIS. Gut! so will ich mir unterdessen schon zum Voraus eine neue Kleidung bey dem Herrn Andrenio auf Conto schreiben lassen, und werde Gelegenheit bekommen, das saubere grüne Tüchel, so mir meine Schwester zu versetzen gelehnet, nebst 2. andern für 1. Reichsthaler noch vor meinem Ende wieder einzulösen. Noch eins! wie werde ich mit deinen Kindern zu rechte kommen? Jch ominire mir selber eine ziemliche Unruhe. POLYLOGUS. O! die lieben Brot-Teuflichen werden dir wenig Unruhe verursachen. Jhr lieben Kinder, gebt eurer lieben zukünfftigen Mutter die Hände! Nu Hansel! wie wirds? schäme dich doch nicht so! du solst andern mit guten Exempeln vorgehen. Weist du nicht, was für Respect du deiner vorigen Mutter erzeigen müssen? Käthe, pfuy! thu doch die Finger aus dem Maule, siehest du nicht, wie sich die kleine Werck-Mörge so züchtig stellt? Fritschel! pusse das Patschel, pusse! diese Frau wird dir ins künfftige manche fette Butter-Schnitte mit in die Schule geben. CELENDRIS. Es sey darum! wo deine Reden wahrhafftig, deine Worte aufrichtig, dein Hertze redlich und deine Liebe ungeheuchelt sey, so wirst du dich für dißmal über meine Widerspenstigkeit nicht zu beklagen haben. POLYLOGUS. Schlag ein! die Haut ist verkaufft, Celendris ist eine Braut und Polylogus von neuem ein Bräutigam. Aber halt! halt! potz tausend halt, halt! Jtzt besinne ich mich, daß ich in der Ehe-Beredung meinem ersten Weibe versprechen müssen, mich nach ihrem Tode nimmermehr zu verheyrathen. Fürs andere habe ich in meinem ersten Ehe-Bette so manches Creutz gefunden, daß ich mir ein neues

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beyzulegen Bedencken trage. Fürs dritte ist mir schon bekandt was für Verwirrungen, Zanck, Streit und Unruhe nach meinem Tode unter zweyerley Kindern entstehen dörfften. Doch kanst du mich des Gelübdes entledigen, mir lauter gute Tage in der Ehe versprechen, und was ich hauptsächlich wünsche, mich zugleich versichern, nicht in die Wochen zu kommen, so mag der geschlossene Contract gelten. CELENDRIS. Um das letzte hat es keine Noth, denn davor macht mich die Erfahrung schon sicher, aber um die ersten beyden Puncte steht es gar gefährlich. Nach-Reue hilfft nicht, Vorbedacht schadt nicht, der Handel ist geschehen, was einmal ausgemacht, kan nicht geändert werden. POLYLOGUS. Nein! nein! ich bleibe, wer ich bin. Ein gewitzter Mann stehet für zwey, und ein gebranntes Kind fürchtet sich des Feuers. Im ersten Jahre meiner Ehe, da hing der Himmel voller Geigen, hernach fielen sie herunter, und wurden lauter Leyern daraus. GOtt hat mich einmal gestrafft und hat mich gelehret, daß es wahr seyn muß: Adam müsse gewiß gesündiget haben, ehe er ihm ein Weib gegeben. Meine erste Haus-Ehre sagte niemals Ja, es wäre denn, daß sie hätte sollen Nein sprechen, und sie that mir alles, was sie mir an Augen ansehen konte, nemlich zum Possen: Der eintzige Gefallen, den sie mir erwiesen, ist, daß sie gestorben. Wenn ich niese, kan ich selber sagen: GOtt helff! und koch ich mir eine Suppe allein, so darff ich mich nicht fürchten, daß mir ein andrer die Brocken vor dem Maule wegfrist. Jn allen Professionen ist das Probir-Jahr erlaubt, nur im Ehestande nicht. Denn könte mancher Ehe-Mann das Leben wöchentlich mit dem Hemde und das Weib jährlich mit dem Calender verwechseln, o wie mancher Sarg und wie manches Hochzeit-Bette würde mehr gemacht werden! Gesetzt! ich verplamte mich mit dir noch einmal und liesse mich dir zum ehelichen Gemahl geben, würde ich wol glauben, daß nur eine Sonne den Himmel und nur ein Manns-Bild die Celendris beleuchten dörffte? Jch denck, ich dencke, Herr Polylogus würde zu diesem Kalb-Fleische, welches ohnedem anfängt gar rar zu werden, an den Herren Hof-Junckern gar geitzige Mit-Esser bekommen. CELENDRIS. An meiner aufrichtigen Liebe darffst du nicht dubitiren.

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POLYLOGUS. Nein! auf diese Brücke trete ich nicht, ich weiß schon, wie es gehet: Vivitur exemplo; aber 1260 Felix, quem faciunt aliena pericula cautum, Quique cavet fronti cornua aliena videns. Das heist: Wer wie Polylogus durch des Kaysers Schaden klug wor-

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den, der list an eines ieglichen Frauenzimmers Stirne, was die Römer über die Residentz ihrer nächtlichen Wächter schrieben, nemlich: Cave canem! Nein! tanti pœnitere non emo, Piscator ictus sapit. Wo der Fuchs den Schwantz einmal begossen aus dem Loche gezogen, da kommt er zum andernmal nicht wieder hin. Hat gleich der Theodosius einen grössern Haupt-Schmuck als ich, so bescheide ich mich doch der Billigkeit und lasse als ein Diener seinem Herrn was zum Voraus. CELENDRIS. Solte doch iemand dein ungewaschenes Maul hören, wie schön würdest du ein Galgen-Wildpret abgeben, oder etliche Schritte hinter dem Kopffe her spatziren? POLYLOGUS. Jch rede, was ich verantworten kan, ich habe auch den Kayser lange gewarnet, er hat mich aber ausgelacht, itzt erfährt ers, daß Kinder und Narren die Wahrheit reden. Wem nicht zu rathen ist, dem ist auch nicht zu helffen. Herr Paulinus wird itzo auch das Macher-Lohn für seine Arbeit kriegen. O wie besser wäre es gewesen, er hätte gar nichts gethan, oder zum wenigsten in Durchblätterung der müßigen Stunden die edle Zeit verdorben. Jtzt mag er mit desto größrer Gefahr das böse Geblüte von sich lassen, und die gute Frau Kayserin mag nur auch ihr Krämchen zusammen machen und ihr voriges Glück mit dem Rücken ansehen. CELENDRIS. Jst denn der Paulinus der Kayserin wegen in diß Unglück gerathen? POLYLOGUS. Ach! du Raben-Aas! mache dir es nur so fremde! wer weiß, wie viel Buhler-Briefe du unter ihnen vertuscht hast? Freutest du dich nicht allemal auf des Paulinus Ankunfft, wie die Spitzbuben auf die Messe? Jtzo aber, da es schlimm herum reichen will, wilst du den Kopf aus der Schlinge ziehen und nichts davon wissen. Aber wie schön wird es lassen, wenn dir zum Trinck-Gelde für deine Kuplerey ein Par birckene Kehr-Bürsten die Flöhe von dem Rücken stöbern werden!

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Geh nur und mache dich bey Zeiten aus dem Staube! Sonst krönt der Stroh-Krantz dich für die verlangte Haube. Jch will nur mit Gedult so lange Wittwer seyn, Bis eine beßre Luft wird fromme Weiber schnein. Denn, warum solt’ ich mir mein Uebel selber nehmen? Bey einer garstigen muß sich der Bräutgam schämen, Bey schönen aber ist die reine Weiber-Treu Jtzt leider so gemein, als wie ein Katzen-Ey. Die Fetten pflegen nicht einmal die blinden Wehen, Die Magern nicht die Last der Kleider auszustehen; Die Fromme bleibet stets ein abergläubisch Thier, Die Böse martert uns noch mehr als sauer Bier, Die, so der Ahnen Zahl zum Heyraths-Gute zählet, Macht, daß der Hochmuth oft den Mann zu Tode quälet; Die, so die Niedrigkeit vor ihren Stand erkennt, Macht, daß ein Bettler uns gar öfters Schwager nennt; Der, so die Demut liebt, muß man die Schuh zum flicken, Der Stoltzen aber gar sie zum Verbrämen schicken. Schafft eine Jungfer her! wo laufft das Wildpret ein? Da, wo die Fische Cras, die Raben Guckguck schreyn. Die Wittwen sind ja gut, doch nie, als wenn sie schlaffen, Der Himmel woll mich nicht mit diesem Creutze straffen! Mir eckelt vor der Milch, die andre schon beleckt, Da hält kein Nagel fest, wo andre schon gesteckt, Wo andre schon gefischt, da wird das Wasser trübe, Mir steht der Appetit nach keiner welcken Rübe, Bey leeren Muscheln ist ein leerer Perlen-Fang, Ein abgenützter Topf giebt keinen hellen Klang, Ein abgetragnes Kleid ziert nur die Juden-Gasse, Ein ausgefahrner Weg macht Löcher in die Strasse. Kurtz! wer die Tugenden des Frauenzimmers weiß, Der waget seinen Fuß auf kein gefährlich Eis. Melinde legt das Maul so wie den Rock in Falten, Corinna laufft und kan das Wasser gar nicht halten, Clerette bleibet nur der Einfalt wegen gut,

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Amandens Sinnbild ist ihr eigner Finger-Hut, Die lahme Claudia hinckt und entlaufft dem Wächter, Die Frau Sevilia ist auch kein Kost-Verächter, Devota nimmt das Buch mit in das Kretschem-Haus,

Und list auf ieden Kuß ein Vater Unser draus, Die bleiche Saphira gesegnet ihrem Manne Das Feuer geiler Brunst mit einer Wasser-Kanne; Daß Olorena noch ein blaues Auge trägt, Macht, weil die Schwester sie aus toller Liebe schlägt. Die alte Zælia, der schon vor zwantzig Jahren Die Wangen voller Bart, die Haut voll Runtzeln waren, Hat, weil ihr tummer Sinn (denn Art läst nicht von Art) Die Freyer abgeschreckt, den Krantz aus Noth gespart, Den Gürtel trägt sie noch, weil keiner ihn verlanget, Und ob sie noch so sehr mit ihrer Jungfer pranget, So weiß doch iederman, daß sie aus Ueberdruß, Was sie nicht ändern kan, gedultig tragen muß: Jhr Haupt trägt Hanffen-Werg, ein iedes Haar zehn Farben, Kein Ofen-Topf so viel als ihre Schönheit Narben, Wer sie nur angerührt, den brennt ein Feuer-Maal. Adieu! mein Kind, leb wohl! du bist auch in der Zahl.

Actus III, Scena 1

ACTUS III. Scena 1. EUDOCIA SOLA.

Bey dem Anfange der dritten Abhandlung, da die Kayserin den Garten besucht, wird hinter der SCENA gesungen: Arioso. 1350

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JHr beredten Wälder! Jhr verschwiegnen Felder! Angenehmer Hayn! Wo der Chloris Blumen-Kind Und die Wollust Brüder sind, Nehmet meinen Kummer ein! Eurer Augen Weide Jst geschickt dem tieffsten Leide Ein bewährter Artzt zu seyn; Aber eurer Augen Weide Jst nicht mächtig meinem Leide Ein erwünschter Artzt zu seyn. Die Sonne geht in Gold und führt die Pferde trincken, Der Berge Schatten wächst, die durst’gen Gipfel wincken Bereits der kühlen Nacht, der muntre Hesperus Weckt seine Brüder auf, Schweiß, Arbeit und Verdruß Fällt mit den Kleidern hin. Die Träume kommen wieder, Das müde Feder-Volck singt schon die Abend-Lieder, Und heist den nahen Schlaff dadurch willkommen seyn; Nur Eudocia sitzt, und wacht und klagt allein, Und sorgt für keine Ruh, die ihr die Angst verbittet, Die Thränen, so ich schon in meine Brust geschüttet, Gehn ungeheissen durch, die Augen wässern sich, Und wissen nicht, warum? der Mund betrübet mich,

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Und klaget von sich selbst und wider meinen Willen, Die Wehmuth lässet sich durch keinen Zwang bestillen; Jch weiß nicht, was mir ahnt? Getreuester Paulin! Vielleicht wird mich dein Fall in die Gesellschafft ziehn, Vielleicht wird uns der Neid ein Unglücks-Bad bereiten, Jch seh die Wetter schon an unserm Himmel streiten, Den der Verleumdungs-Dunst mit dicken Wolcken schwärtzt, Jn welchem Blitz und Schlag mit Donner-Keilen schertzt. GOtt, meiner Väter GOtt! der du den Frommen lohnest, Nach der Gerechtigkeit der Bösen auch nicht schonest, Und iedem also bist, wie er dich haben will, Jch halte deiner Hand in allem gerne still, Und wegre, hat dein Zorn was über mich verhangen, Mich auch für dißmal nicht, die Straffe zu empfangen, Die ich vielleicht verdient; doch denck an deine Huld, An deine Vater-Treu und gieb mir stets Gedult, Die väterliche Zucht mit Freuden anzunehmen, Und sonder Murren mich dir also zu bequemen, Wie es dein Wille fügt und mein Gehorsam heist, Jch unterwerffe mich und meinen schwachen Geist Der Schickung deiner Faust, die schon die Ruthe bindet, Schlag, stäupe, hau und streich, bis es das Fleisch empfindet, Und meine Bosheit fühlt, gieb aber auch dabey, Daß diese Züchtigung der Seelen nützlich sey.

Scena 2. POLYLOGUS, THEODOSIUS, EUDOCIA. POLYLOGUS. Hier ist sie! THEODOSIUS. Weiche nur, ich will mich noch verstellen, 1400

Vielleicht wird diese Kunst sie durch sich selber fällen. Wie daß mein Engel sich bey dieser späten Zeit Des Gartens noch bedient!

Actus III, Scena 2

Die Lust zur Einsamkeit Pflegt öfters meinen Fuß an diesen Ort zu locken.

EUDOCIA.

THEODOSIUS. AD SPECTATORES:

Jhr Antlitz ist gewiß umsonst nicht so erschrocken. AD

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AD

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EUDOCIAM:

Allein die Abend-Luft ist Krancken nicht gesund. EUDOCIA. Jch fühle weiter nichts, als einen krancken Mund, Der sich mit Ungedult nach dieser Speise sehnet, Mit welcher ihn mein Fürst durch seinen Kuß verwöhnet. THEODOSIUS. AD SPECTATORES: Sie will gewiß Paulinus sprechen. EUDOCIAM:

Wer weiß, ob diese Kost Den grossen Hunger stillt? EUDOCIA. Diß ist der beste Most, Der aus den Lippen quillt. THEODOSIUS. AD SPECTATORES:

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Die Natter züngelt bey dem Stechen, Und kützelt, wenn sie tödtlich beist. EUDOCIA. Wie? THEODOSIUS. Jch meyne nur der Geist Empfindet dieses Rosen-Brechen. Doch, daß ich fragen mag: Wie war der Apffel von Geschmack? (Hier hängt der Ast, an dem er hieng) Den sie von meiner Hand empfing. EUDOCIA. Sehr köstlich. THEODOSIUS. AD SPECTATORES: Ach! verbuhlte Lügnerin. AD EUDOCIAM: Sie schertzen. EUDOCIA. Es ist wahr. THEODOSIUS. AD SPECTATORES: Daß ich betrogen bin. AD

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EUDOCIAM:

Hat man ihn selbst verzehrt? EUDOCIA. Auf die Gesundheit meines Kaysers! THEODOSIUS. AD SPECTATORES: Der seine Schande nun erfährt. AD EUDOCIAM: Jm Ernst?

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Bey meines Kaysers Leben! Der mir durch diese Frucht die gröste Lust erweckt. THEODOSIUS. Und weil er denn so gut geschmeckt, So muß ich ihr noch einen geben. EUDOCIA. Ach! mein Gemahl! verzeih die Unbedachtsamkeit. THEODOSIUS. Was mein Gemahl? den du betrogen, Was mein Gemahl? den du belogen, Was mein Gemahl? verspare diesen Tittel Auf eine beßre Zeit, Und gieb ihn ehstens einem Büttel! Was mein Gemahl verzeih? diß Wort klingt recht verwegen. Was mein Gemahl verzeih der Unbedachtsamkeit? Das ist kein Vorsatz nicht, Wenn man die Ehe bricht? Das ist nur Unbedachtsamkeit, Wenn man dem Kayser zehnmal leugt, Dem man das Bette schon entweiht. EUDOCIA. Ach treuer Fürst! THEODOSIUS. O falsches Weib! Geh und vermiethe deinen Leib! Mit welchem du mein Purpur-Kleid beflecket; Dein geiles Spiel ist nun entdecket. Dein Verbrechen, deine Schande Stinckt im gantzen Morgen-Lande. O Schand-That! die noch nie geschehn, Seit Stambol einen Thron gesehn. Beschämter Fürst! beschimpffter Kayser! Was hilffts? daß deine Lorbeer-Reiser, Was hilffts? daß deine Palmen grünen, Wenn der Gemahlin geile Triebe, Wenn die Beschimpffung meiner Liebe Der Nach-Welt zum Gelächter dienen. EUDOCIA. Ach! THEODOSIUS. Schweig! EUDOCIA. Großmächtigster! wo noch ein Tropffen Blut EUDOCIA.

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Jn deinen Adern treibt, wo noch ein Funcken Glut Jm Hertzen übrig ist, der meine Liebe kennet, Wo dich die Großmuth noch den alten Kayser nennet, Ja, wo ein Wesen ist, das alles sieht und hört; So bitt’ ich durch den Thron, den Ost und West verehrt, Durch den geweihten Schmuck, der deine Lenden decket, Durch deines Mundes Kraft, der mich anitzt erschrecket, Und vormals oft geküßt, durch die Gerechtigkeit, Die auch der Unschuld nie ein offnes Ohr verbeut, Ja durch die Majestät, die Gottheit dieser Erden: Laß deinen Eifer nicht zu meinem Richter werden! Nim Recht und Billigkeit zu deinen Räthen an, Und untersuche denn, was meine Brust gethan! Erkennen diese mich des Todes wehrt und schuldig, So will ich, nicht getrost, nicht willig, nicht gedultig, Nein! sondern gar mit Lust auf meinem Richtplatz stehn, Und noch viel freudiger zum Rabensteine gehn, Als ehmals ich mit dir zu dem Altar getreten. THEODOSIUS. Schweig, lügenhaftes Weib! die Noth lehrt dich nur beten. EUDOCIA. Ach! THEODOSIUS. Schweig! EUDOCIA. Nur noch – – THEODOSIUS. Schweig, schweig! EUDOCIA. Ach! THEODOSIUS. Schweig! EUDOCIA. Ein eintzig Wort! THEODOSIUS. Nicht eines. EUDOCIA. Ach! THEODOSIUS. Entweich! EUDOCIA. Mein Fürst! THEODOSIUS. Geh! EUDOCIA. Höre! THEODOSIUS. Fort! EUDOCIA. Erbar – – THEODOSIUS. Halt ein!

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D. Theodosius-Drama

Schau her! hier sind die blossen Brüste, Der Zunder deiner Glut, der Schauplatz deiner Lüste. Hab’ ich dein reines Feld mit Wolffs-Milch übersät, Hat mir ein fremder Kuß die Liljen aufgebläht, So laß sich deinen Dolch in ihre Milch verbergen, Und färbe diesen Schnee! THEODOSIUS. Diß ist ein Amt der Schergen. Kein feiges Weiber-Blut verdient den reinen Stahl, Und solchen Lastern ist Strang, Galgen, Rad und Pfahl Noch ein gelinder Tod. Geh, warte deiner Straffe Zur Straffe stets umsonst, sobald sich nach dem Schlaffe Die Morgenröthe schmückt, soll eilends der Paulin, Dein neuer Bräutigam, den letzten Atem ziehn, Er soll durch einen Streich, du durch die Zeit verderben, Er wird auf einen Tag, du aber täglich sterben. EUDOCIA. Wie theuer kauffst du dir doch, grosser Fürst, die Reu! THEODOSIUS. Polylogus! schau, ob der Rath beysammen sey. POLYLOGUS. Herr Kayser! alsobald, eh noch ein Wind verstreichet. EUDOCIA.

1480

1485

1490

1495

Scena 3. CHRYSAPIUS, POLYLOGUS. CHRYSAPIUS. Hat denn Paulin die Frucht dem Kayser überreichet? POLYLOGUS. Ja, denn er wuste nicht, daß dieser sie gehabt. CHRYSAPIUS. Der Apfel ists, der mich in meinem Kummer labt: Jtzt mag Paulinus mehr nach fremder Kost gelüsten, 1500

Und mit des Kaysers Gunst sich noch wie vormals brüsten. POLYLOGUS. Jtzt mag die Kayserin mir mit dem Loche dräun,

Und bey dem Kayser mehr mir gut in Worten seyn. CHRYSAPIUS. Was fing sie aber an, als ihr der Kayser drohte? POLYLOGUS. Das Wasser stund alsbald den Augen zu Gebote, 1505

Wie es dem Hemde ging, das ist mir unbekandt, Der Kayser rochs vielleicht, dieweil er näher stand.

Actus III, Scena 3 und 4

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CHRYSAPIUS. Bat sie den Kayser nicht? POLYLOGUS. Noch ärger als ein Knabe, Wenn er erfahren soll, wo er den Podex habe, Wenn der Orbilius mit voller Majestät 1510

1515

Das Scepter seiner Faust recht nach dem Tacte dreht. Allein, hier halff es nichts, des Kaysers Hertz war Eisen, Die Ohren aber taub. CHRYSAPIUS. Das wird sich morgen weisen. POLYLOGUS. Ja mehr als zu gewiß. Jndessen gute Nacht, Jch habe noch zu thun. CHRYSAPIUS. Schlaff wohl und sey bedacht, Für unser beyder Wohl den letzten Streich zu wagen.

Scena 4. THEODOSIUS, PAULINUS, ABAXAR. THEODOSIUS. Wie? kanst du Ehren-Dieb mein Antlitz noch vertragen?

1520

1525

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Macht unsre Gegenwart nicht deiner Bosheit heiß? PAULINUS. Wer seiner Unschuld traut und sich gerecht verweiß, Der scheuet keinen GOtt; ein redliches Gewissen Kan ihm den Donner-Keil auch in den Händen küssen. THEODOSIUS. Hat meine Gnade dir bisher die Schooß verliehn, Ein solches Natter-Kind an dir noch aufzuziehn, Das statt der Danckbarkeit für die genoßne Liebe Die Mutter meiner Huld durch diese Schmach betrübe? Habt ihr verworffnes Packt einander so gelehrt? Verzeiht, daß meine Faust euch im Studiren stört! Das Lehr-Geld will ich dir nicht lange schuldig bleiben, Und einen rothen Strich zu deinem Texte schreiben, Den du der Kayserin aus dem Plutarch erklärt; Denn ieder Lehrer ist doch seines Lohnes wehrt. Seht, wie der stumme Mund die böse That bezeuget, Die Zunge selbst verräth den Thäter, weil sie schweiget.

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D. Theodosius-Drama

PAULINUS. Die Wahrheit flieht und haßt der Worte Pralerey, 1535

1540

1545

Dadurch erkennt man oft, daß einer schuldig sey, Wenn die begangne That, so bald der Kayser wachet, Zu der Entschuldigung beredt und sinnreich machet. Die Unschuld spricht für mich und ist mein Advocat: Wer diesen Zeugen nur auf seiner Seite hat, Den wird kein Gegen-Part, wie starck er sey, besiegen. THEODOSIUS. Ein Dieb verlässet sich auf leugnen und auf lügen, Der Glaube kommt uns schon für dißmal in die Hand, Dein Laster ist uns mehr als allzuwohl bekandt, Und mehr als zu gewiß. Geh, mache dich nur fertig, Dein Urtheil auszustehn, und sey des Beils gewärtig: Denn eh das Sonnen-Rad den Mittag wird erhöhn, Wird deines Lebens Licht schon blutig untergehn. Abaxar lasse nur den Kercker wohl verwahren! ABAXAR. Das Auge meiner Pflicht soll keine Vorsicht sparen.

Scena 5. THEODOSIUS, EUBULUS, CLEANDER, ANAXIMENES, CLITOPHON & SERGIUS. EUBULUS. Wir stören auf Befehl dem Kayser Ruh und Nacht. 1550 THEODOSIUS. Jhr Brüder meiner Last, ihr Stützen meiner Macht,

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Jhr Aertzte meines Reichs, ihr Räthe meiner Sinnen, Ach! sagt, was soll ein Fürst, ein armer Fürst beginnen? Den nicht der Feinde Sieg, nicht der Rebellen Schwarm, Nicht der Verräther List, nicht der Verschwornen Arm, Nein! sondern sein Gemahl bis auf den Tod betrübet, Die ich Zeit Lebens doch hertzinniglich geliebet. Jhr wißt auch wie Paulin, den ihre Brunst verführt, So gar verschwenderisch des Kaysers Gunst verspürt? Jtzt reist diß geile Par durch sein verbotnes Schertzen Dem Theodosius den Ehmann aus dem Hertzen,

Actus III, Scena 5

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Den Vater aus der Brust, itzt wird die Gunst in Gram, Die Lieb’ in Haß verkehrt, weil mir so Schimpff als Scham Die Langmuth der Gedult, die ich gebraucht, verweiset; Denn wo der Mißbrauch kommt, da geht, da zieht, da reiset Die Sanfftmuth stets davon. Jch habe nachgesehn, Und lange nicht geglaubt, was lange doch geschehn. EUBULUS. Solt’ Eudocia wol so blind und thöricht handeln? Sie pflegt in allem sonst der Weisheit nachzuwandeln. CLEANDER. Jst sie wie andre nicht ein Mensch, der fehlen kan? ANAXIMENES. Sie ist noch jung und schön, ich zweifle nicht daran. CLITOPHON. Paulin hat ebenfals noch Feuer in den Gliedern, Und ich entsinne mich, mit was für Buhler-Liedern Er ehmals in Athen, wo ich mit ihm studirt, Dem Frauenzimmer oft die letzte Gunst entführt. EUBULUS. Die Zeit verändert viel, insonderheit die Sitten, Wer als ein Jüngling fehlt, lernt sich im Alter hüten. CLITOPHON. Ein Dieb fängt zeitlich an und hört gar langsam auf. CLEANDER. Ein Fechter liebt den Stoß durch seinen Lebens-Lauff. ANAXIMENES. Gewohnheit und Natur sind schwerlich auszureuten. EUBULUS. Auch diese zwingt der Fleiß. SERGIUS. Wer wird sich selbst bestreiten? EUBULUS. Ein Weiser. CLEANDER. Nicht Paulin. EUBULUS. Der Weisheit lieber Sohn. CLITOPHON. Die er zum Deckel braucht. ANAXIMENES. Jch selber habe schon Bey vierzehn Tagen her gar viel an ihm gemercket, Was unsers Kaysers Wort und meinen Argwohn stärcket. EUBULUS. Der äusserliche Schein macht keinen wahren Schluß. THEODOSIUS. Der Wort-Streit würcket nichts als nur den Ueberdruß, Wir greiffen allerdings die Wahrheit uns zum Schaden, Und wollen ohn Verzug den Schimpf vom Halse laden, Bis des Paulinus Blut die Zorn-Glut ausgelöscht, Mit dem der Schwamm der Zeit den Ehren-Fleck verwäscht. EUBULUS. Der Kayser eile nicht das Urtheil vorzunehmen,

320

D. Theodosius-Drama

Die Nach-Reu möchte sonst das falsche Recht beschämen! THEODOSIUS. Die Laster bald gestrafft, heist niemals übereilt. EUBULUS. Die Wunde durch den Hals wird langsam zugeheilt. 1595 THEODOSIUS. Kein Mörder stirbt zu früh, kein Hurer zu geschwinde. EUBULUS. Die Straffe folget erst auf die erkannte Sünde. THEODOSIUS. Der Ehbruch ging voran, und also folgt das Beil. CLITOPHON. Gar billig. CLEANDER. Allerdings! SERGIUS. Nicht anders. ANAXIMENES. Weil das Heil

Des Fürsten es begehrt. THEODOSIUS. Eubulus trägt Bedencken? 1600 EUBULUS. Mit Recht! CLITOPHON. Woher? THEODOSIUS. Warum? EUBULUS. Die Unschuld nicht zu kräncken. THEODOSIUS. Durch was? EUBULUS. Durch einen Spruch, der den Paulinus stürtzt,

1605

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Und ihrer Kayserin das Lebens-Ziel verkürtzt. THEODOSIUS. Entschuldigt noch dein Mund diß wichtige Verbrechen? EUBULUS. Wen man verdammen soll, den läst man vor besprechen. THEODOSIUS. Die offenbare That erspart uns diese Müh. EUBULUS. Wo das Bekäntniß fehlt, da spricht das Recht: Verzieh! THEODOSIUS. Kommt es auf dieses an, so last die Folter bringen, Was gilts? der Daumen-Stock wird bald die Zunge zwingen. EUBULUS. Gezwungen pfleget oft, der Marter zu entgehn, Mehr, als man selber weiß, dem Hencker zu gestehn. THEODOSIUS. Genug! es bleibt bey dem, was wir füritzt beschlossen, Die Gnade, so Paulin von unsrer Hand genossen, Sey, weil er mit Gewalt dieselbe von sich stöst, Jhm ewiglich versagt. Jhr Räthe! fort, erlöst Den Kayser von der Schmach, mein Reich von dieser Schande, So bald der Tag anbricht, erledigt ihn der Bande, Stellt ihn vor das Gericht, sprecht ihm das Leben ab, Und schickt den Bösewicht doch ohne Kopf ins Grab!

Actus III, Scena 5

321

CLITOPHON. Er sterbe. ANAXIMENES. Nach Verdienst. CLEANDER. Je eh’r ie besser. SERGIUS. Morgen. 1620 EUBULUS. Jch bleibe frey, und will für mein Gewissen sorgen. THEODOSIUS. Jtzt kommt die Noth an Mann, ich weiß nicht, was ich thu?

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So Lieb’ als Eiffer stürmt auf meine Großmuth zu. O ungemeiner Kampff! wie wenn von beyden Seiten Die Wellen und der Wind ein müdes Schiff bestreiten, Das Nord und Süd umringt, und in der Mitten faßt Die zweiffelnde Vernunfft den ungewissen Mast, Der weder fällt noch steht, bald hier bald dort naus schläget, Bald diß bald jenes wirfft und hin und her beweget, So fühlt sich auch mein Hertz von Angst und Furcht umstrickt, Weil die Erbarmung stets die Rache niederdrückt. CLITOPHON. Der Fürst entschliesse sich! THEODOSIUS. Die Kayserin soll sterben, Nein, Eudocia, nein! dein Tod ist mein Verderben. Was? feiger Fürst! ihr Tod soll dein Verderben seyn? Sie sterbe – doch – nur Ja! – – mir kommt was anders ein: Sie mag das Elend baun und unsern Hof verlassen. Was denckt ihr Räthe? CLITOPHON. Gleich das Urtheil zu verfassen. THEODOSIUS. Gut – – wartet – – immer schreibt – – verzieht! doch säumt nur nicht, Denn sie verdient nicht mehr des Kaysers Angesicht. CLEANDER. Hier ist die Schrifft. THEODOSIUS. Jhr habt gethan, was euch befohlen, Wir wollen durch den Schlaf den müden Geist erholen. Alle. Der Kayser ruhe wohl! THEODOSIUS. Nehmt unser Wort in Acht!

322

D. Theodosius-Drama

Scena 6. EUDOCIA & CELENDRIS. EUDOCIA. O höchst betrübte Zeit! o bange Mitternacht!

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Dergleichen noch kein Tag uns auf der Welt gebohren, Seit mich des Glückes Spiel zu seinem Ball erkohren. O Nacht ohn’ alle Ruh! o Nacht voll Hertzeleid, Die mir und dem Paulin das Joch der Einsamkeit Fast unerträglich macht! der Schlaff beschläfft die Glieder, Der Tod die Sterblichen, die Erde liegt darnieder, Die halbe Welt versinckt in einer weichen Grufft, Des Mondens Faulheit schleicht durch die verschwiegne Lufft, Die Wälder sind verstummt, das Feld ist blind und wüste, Ein ieder schläfft und schnarcht, der Geitz auf seiner Kiste, Der Feldmann auf dem Stroh, der Kauffmann auf der See, Das Wild in seiner Klufft; nur mir verbeut mein Weh Die allgemeine Ruh, mein vormals liebes Zimmer Jst nun ein Klage-Haus, der Sterne bleicher Schimmer Dringt durch das blöde Glas der Fenster kläglich ein, Und zeigt sein Mitlied selbst durch den geschwächten Schein. Ach Himmel! trifft dein Blitz der Unschuld Lorber-Aeste, Und steht vor seinem Stuhl die Krone nicht zu feste, So diesen Wirbel drückt? so ists: Wer plötzlich steigt, Fällt, eh er sichs versieht, die Ceder hängt und neigt Das Haupt, der Ysop nicht, wer in den Wolcken wohnet, Der ist dem Donner nah, ein Stroh-Dach wird verschonet, Der Thürme Bley zerschmeltzt, die Reiche dieser Welt Und ihre Herrlichkeit sind freylich hoch bestellt, Jedoch nur auf den Fall; wer wolte nun auf Kronen, Wo Pracht und auch Gefahr in einem Circkel wohnen, Mehr als auf GOTT vertraun? Wie ruhig schlieff ich noch, Als ich vor jener Zeit in Flachs und Leinwand kroch, Oft auf der Erde lag? Denn wen der Purpur decket, Dem träumt gar oft von Blut, wer sich auf Seide strecket, Der lieget prächtig schlimm; mein Haupt wird es gewahr.

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Actus III, Scena 6

CELENDRIS. Verschweigen kan ichs nicht. EUDOCIA. Celendris! CELENDRIS. Die Gefahr 1675

Kommt morgen noch ans Licht. EUDOCIA. CELENDRIS. EUDOCIA.

Celendris!

Ja! Jch dachte,

Du schlieffest. CELENDRIS. Ja, wenn nur nicht unser Unglück wachte! EUDOCIA. Was bringst du mir für Post? CELENDRIS. Die Flucht der Kayserin, Und des Paulinus Tod. EUDOCIA. Schwärmt dein verwirrter Sinn? 1680

Die erste siehest du, und daß der andre lebe, Fühlt sein gebundner Leib. CELENDRIS. Wer weiß, wie lang’? Jch gebe, Diß zu erforschen, mir wahrhafftig schlechte Müh, Doch bin ich stets bereit. CELENDRIS. Und dieses müssen sie Füritzt hauptsächlich seyn. EUDOCIA. Wie so? CELENDRIS. Der Schluß ist richtig: Paulinus muß daran, sie aber werden flüchtig Von unserm Hofe gehn. EUDOCIA. Was sich nicht ändern läst, Das leide man getrost. Hat mich des Glückes West Mit seiner Huld gewiegt, so muß ich auch vertragen, Wenn mich sein Nord bestürmt; hab’ ich bey guten Tagen Den Uebermuth gezähmt, so werd’ ich auch füritzt, Da mir ein böser droht, von der Gedult beschützt. Wo aber hast du denn die Nachricht hergenommen? CELENDRIS. Die Räthe musten noch gar spät zusammen kommen, Der, wie Polylogus mir kurtz darauf gesagt, Sich über den Paulin und den Gemahl beklagt. EUDOCIA.

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Das heist noch nicht verdammt. Auch dieses ist geschehen, Die Morgenröthe wird bald die Erfüllung sehen. EUDOCIA. Verstoßne Kayserin! arm und verlaßnes Weib, Des Glückes Gauckel-Spiel, der Schickung Zeitvertreib, Warum verträgst du noch die Last der schweren Bürde? Das Joch der Könige, das Zeichen deiner Würde? Den Anfang deiner Pein? weg du verhaßtes Gold, Dem der Rubin das Blut, die Muschel Thränen zollt! Dein Glantz gebiert nur Schweiß, dein Aufsatz Creutz und Kummer, Dein Blendwerck äfft uns nur durch einen theuren Schlummer, Der, wenn man sich besinnt, und die Vernunft erwacht, Die reichen Hände leer, den Traum zum Lügner macht. Weg du verworffner Stock, auf den der Fall sich stützet, An dessen Ertzte sich das Band schon abgenützet, Das meine Freyheit zwang! indem ich wie zuvor Die Hände brauchen kan, die dieses schwere Rohr Bisher genug geschwächt. Weg mit dem stoltzen Kleide, An dem mehr Eitelkeit, als Silber, Gold und Seide, Als Kunst und Kostbarkeit an Schmuck und Purpur klebt! Wem diese leichte Last um seine Lenden schwebt, Der trägt mehr, als er kan, wer diesen Mantel schwencket, An dem ein Kayserthum nebst so viel Ländern hencket, Der schwitzt noch heftiger, als einer, den der Pflug Und seine Hand ernährt. Weg, weg! verlogner Schmuck, Der wie die Sterne pralt und doch nur Steine träget, Dein Demant ist nicht ächt, weil ihn die Zeit zerschläget, Dein brennender Crystall ist ein gefrornes Glas, Dein grünender Saphir ein falsch und todtes Gras, Der endlich auch verwelckt. Weg Scepter, Schmuck und Krone! Weg Purpur, Pracht und Reich! euch laß’ ich auf dem Throne, Den mir die Liebe gab, die Eifersucht entwandt; Ach! wie erholt sich nicht Haupt, Achsel, Brust und Hand! Nun bin ich wieder mein, nun mag ich wieder glauben: Das Unglück könne mir nichts als das Leben rauben.

1695 EUDOCIA.

CELENDRIS.

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D. Theodosius-Drama

Actus IV, Scena 1

ACTVS IV.

Scena 1. PAULINUS IN CARCERE SOLUS. 1730

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BRich an gewünschtes Licht! willkommen liebster Morgen! Du Ziel der herben Angst, du Grentz-Stein meiner Sorgen! Du Bote meiner Lust, du Herold meiner Ruh! Willkommen wehrter Tag! erwünschtes Licht! Glück zu! Der Himmel färbet sich, die Sterne werden dünne, Die Nacht verliert sich selbst, daß sie die Flucht gewinne, Aurora triumphirt auf ihrer Rosen-Bahn, Und sagt der muntern Welt den neuen Phœbus an. Die Arbeit rufft und zieht die Menschen aus dem Schlaffe, Die Rinder auf das Feld, der Hirte treibt die Schafe Jn den bethauten Klee, die Sorgen wachen auf, Der Kummer fängt sich an, da ich den Lebens-Lauff Nun meistentheils vollbracht und seinen Schluß erwarte; So mannigfaltig mischt des Glückes Hand die Karte, Die doch dem zehnden nicht nach seinem Wunsche fällt, Daß allemal der Tod den letzten Stich behält. Wie mancher sucht das Grab, das er doch nirgends findet! Wie mancher flieht die Grufft, die ihn doch bald entbindet! Wie mancher rufft den Tod, der dennoch stets verweilt! Wie mancher scheut den Tod, der ihn doch übereilt! Wie mancher grübelt nach, sein Schicksal zu ergründen, Nimmt Zauber-Spiegel vor, läst die Vernunft dahinden, Fragt einen Todten-Kopf, Hand, Stirne, Baum und Blat, Zahl, Vogel, Pflug, Crystall und gar die Höll’ um Rath, Was sein Gebuhrts-Stern ihm für ein Verhängniß mache! Mich hat der Vorwitz gar zu dieser bösen Sache Noch niemals angeführt: Jedennoch hat mein Geist, Dem auch der gröste Fall nichts unverhofftes heist, Zur Großmuth und Gedult mich immer abgerichtet,

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D. Theodosius-Drama

Daß, da man mir nunmehr ein Laster angedichtet, Und sonder Schuld und Recht das Leben abgesagt, Kein feiges Weiber-Hertz in meiner Brust verzagt. Jch ließ die Ungedult mich nimmermehr verleiten, Mir selber vor der Zeit mein Ende zu bereiten, Doch hab’ ich niemals auch mein Leben so geliebt, Daß mich die blinde Furcht, wie andre flugs betrübt, Die, wenn ein Finger schwillt, die, wenn ein Fluß sich wittert, Und etwan nur ein Glied sich ungefähr erschüttert, Vor Angst und Schrecken bald des Lebens sich verzeihn, Drey, vier Gelübde thun, dem Artzte Weirauch streun, Und ihren besten Hahn dem Æsculap versprechen. Nein! dieses Leim-Haus mag zerfallen und zerbrechen, Der Geist, des Leibes Wirth, verändert das Quartier, Und sucht ein besser Haus, der meiste Theil von mir Bleibt, wenn das Hertze bricht, auf ewig doch am Leben, Die Welt wird meinen Ruhm aus meinem Sarge heben, Die Seele geht dahin, woher sie erstlich kam, Die Hand der Schergen bringt mir gleichfals wenig Scham, Weil mich die Unschuld ehrt; daß mich der Herncker tödtet, Jst ein geringer Schimpf, kein Socrates erröthet, Wenn er den Gift-Kelch nimmt, die Weisheit steht mir bey. Die Art des Todes ist bey vielen vielerley, Den frist des Feuers Geitz, und den verschluckt die Erde, Der eine stürtzt ins Meer, der andre von dem Pferde, Dem wird der Vögel Bauch zu einer Todten-Grufft, Von diesem zehrt das Wild, von jenem fault die Lufft, Der macht die Hunde satt, und jener speist die Raben, Und alle können doch nur einen Kirch-Hof haben, Jch meyne nur die Welt, drum gilt es mir gleich viel, Jch sterbe, wenn ich muß, und falle, wie ich will, Und liege, wo ich kan. Der Tod hat kein Gesetze, Die Sterblichkeit kein Recht, ein allgemeines Netze; Denn das fängt sonder Rang, den früh, den aber spät, Nachdem der Parcen Hand den Faden spinnt und dreht,

Actus IV, Scena 1

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Bis das gezogne Looß dem seinen Namen weiset, Der itzund wandern soll. Mein Fuß ist weit gereiset Durch Hitze, Frost und Schnee, bald gut, bald jämmerlich, Und dennoch hat er itzt den grösten Weg vor sich, Den Weg, den schweren Weg, der keinen Rückweg leidet, Den Weg, der sich zertrennt und in zwey Wege scheidet, Den Weg, den dieser auch, der itzt mit sechsen fährt, Zu Fusse wandern muß, den Weg, den weder Pferd Noch Wagen kürtzer macht, den Weg, der uns erhitzet, Den Weg, auf welchem selbst der beste Läuffer schwitzet, Den Weg der Himmel-an und Höllen-abwärts führt, Den Weg, der vielen Furcht, mir aber Lust gebiert. Wohlan! ich bin bereit mit Fasten und mit Beten Die letzte Pilgrimschaft der Erden anzutreten, Der ich ein Fremdling hieß; mein Heiland geht voran, Sein Creutz, mein Wander-Stab, führt mich in Canaan Und nach Jerusalem, wo meine Freyheit wohnet, Wo Rom und Babylon der schönen Stadt verschonet, Die GOttes Brünnlein trinckt, ja wo des Höchsten Kind Für meine Seele schon das Bürger-Recht gewinnt, Wo des Erlösers Haupt und Hand und Fuß durchstochen, Was seine Seite trennt, durch die ein Speer gebrochen, Das waffnet meine Faust, die Satan nicht bezwingt, Wenn seine Räuber-Schaar den Wanders-Mann umringt. Die Reise-Kost giebt mir der, welcher Leib und Leben Für unsre Missethat einst in den Tod gegeben, Sein Leib ist mir das Brot, sein mildes Blut der Wein, Wie könte, sagets mir! die Zehrung besser seyn? So fehlt mir weiter nichts, als nur den Freund zu wissen, Der mein Gefährte sey, mit dem hat mein Gewissen Mich auch bereits versehn, das mir die Unschuld nennt, Und diesen Raphael mir zur Gesellschafft sendt. Nun, gute Nacht, o Welt! mein Leben eilt zum Ende, Mein Elend auf sein Ziel, der Tod reicht mir die Hände, Und auch das letzte Kleid, die Stunde rückt heran,

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D. Theodosius-Drama

Die meine Jahre schleust, die Arbeit ist gethan, Der Feyer-Abend da, der meiste Sand verflossen, Der Seiger ziemlich leer; was ich in dir genossen, Das weist sich itzund aus, Zorn, Feindschafft, Haß und Neid, Angst, Trübsal, Kummer, Schmertz, Gefahr und Hertzeleid Sind Zeugen deiner Gunst, das eintzige Geschencke, Das ich an selbiger füritzt zu rühmen dencke, Jst warlich nur das Grab, die Wahlstatt meiner Qual. Komm, komm! geliebtes Beil, ich küsse deinen Stahl, Und bücke schon mein Haupt aus Ehrfurcht vor dem Streiche, Den dein Metall schon mißt; werd’ ich durch dich zur Leiche, So bleibt mir doch der Trost, daß die Gerechtigkeit, So bald mein Nacken bricht, Gewalt und Unrecht scheut.

Scena 2. PULCHERIA, THEODOSIUS. PULCHERIA. Läst sich der Bruder auch die Schwester nicht bewegen? THEODOSIUS. So bald Paulinus stirbt, soll sich mein Eifer legen. PULCHERIA. Paulinus ist noch nicht des Lasters überzeugt. THEODOSIUS. Er schien zum wenigsten der Fürstin stets geneigt. 1845 PULCHERIA. Das ist noch nicht genug ihn aus der Welt zu schicken. THEODOSIUS. Das Unkraut muß man bald in erster Blüth’ ersticken. PULCHERIA. Er war dem Kayser ja sonst unvergleichlich lieb. THEODOSIUS. So lange seine Zucht in ihren Schrancken blieb. PULCHERIA. Jst seine Tugend itzt erst aus der Art geschlagen? 1850 THEODOSIUS. Das wird ein iedes Kind an unserm Hofe sagen. PULCHERIA. Die Mißgunst dichtet oft der Sonnen Flecken an. THEODOSIUS. Füritzo redet sie, was man ihr glauben kan. PULCHERIA. Wer leichtlich Glauben giebt, kriegt mehr als eine Nase. THEODOSIUS. Der Argwohn findet oft die Schlangen in dem Grase. 1855 PULCHERIA. Die wahre Liebe jagt den Argwohn aus der Brust. THEODOSIUS. Die wahre Liebe schertzt mit keiner fremden Lust.

Actus IV, Scena 2

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PULCHERIA. Das Hertz der Kayserin weiß nur von einer Flamme. THEODOSIUS. So wundert michs, warum ich den Paulin verdamme? PULCHERIA. Diß macht der Selbst-Betrug der blinden Eifersucht. 1860 THEODOSIUS. Die ich als eine Pest der Ehe stets verflucht. PULCHERIA. Und dennoch läst der Fürst sich diesesmal verleiten. THEODOSIUS. Ja die Erfahrung kan den Zweiffel leicht bestreiten. PULCHERIA. Hat ihre Gegenwart ein geiles Werck gesehn? THEODOSIUS. Der Umstand lehret uns, was insgeheim geschehn. 1865 PULCHERIA. Was insgeheim geschicht, darüber spricht kein Richter. THEODOSIUS. Die Wand hat auch ihr Ohr, die Winckel oft Gesichter. PULCHERIA. Für dieses ist ein GOtt, der ins Verborgne sieht,

Und der die Sünder auch aus ihrem Winckel zieht. THEODOSIUS. Jst denn Pulcherien mit meiner Schmach gedienet, 1870

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Daß sie für einen Schelm zu bitten sich erkühnet, Und für ein geiles Weib, die ihrer Scham vergißt, So manches Wort verliert? PULCHERIA. Des Kaysers Nach-Ruhm ist, Was meinen Ruhm erhebt. Wer seiner Ehre fluchet, Der schilt auch meine Zucht, was mein Begehren suchet, Jst selbst des Kaysers Heil, ich spreche um das Recht, Nicht um Erbarmung an. Paulinus, dero Knecht, Wünscht, wie die Kayserin, Gerechtigkeit nicht Gnade, Jch aber, daß man nicht die Blut-Schuld auf sich lade, Eh man die Sache weiß, drum ist wohl zuzusehn, Die Unschuld möchte sonst, wenn ihr zu viel geschehn, Den ungerechten Spruch zu ihrer Zeit noch rächen, Die Rache kan gar leicht der Grüfte Riegel brechen, Und aus der Asche selbst ein Rächer auferstehn; Der Eudocia Fuß muß zwar ins Elend gehn, Kan aber Fluch und Staub bey uns zurücke lassen. THEODOSIUS. Ein ungerechter Fluch wird keine Wurtzel fassen. PULCHERIA. Der Fluch der Unschuld ist gefährlich und gerecht. THEODOSIUS. Ach! daß Pulcheria doch unsre Langmuth schwächt! Soll die nicht schuldig seyn, die den Gemahl belogen? Die den Paulin geliebt und in den Arm gezogen?

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1895

1900

D. Theodosius-Drama

Die ihren Kayser schimpfft und ihren Fürst verletzt? Soll die nicht schuldig seyn, die den Paulin verhetzt? Und heimlich angereitzt, sie näher zu bedienen? Soll die nicht schuldig seyn, die Worte, Gang und Mienen Zum Buhlen angewandt? die Bette, Brust und Schooß – – – Jedoch die Wichtigkeit des Lasters ist zu groß. Abaxar führe nur die Thäter vor Gerichte, Und bring ihn weiter nicht vor unser Angesichte; Du aber sage stracks der geilen Lügnerin, Daß sie von dannen geh. PULCHERIA. Ach harter Eigensinn!

Scena 3. UXOR PAULINI CUM FILIO IMPERATORI SUPPLICANS. UXOR. Großmächtigster Monarch, vor dem die Majestäten

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1915

Der weit und grossen Welt beschämt zurücke treten, Vor dem der Hellespont sich nebst der Tiber bückt, Vor welchem Süd und West und Ost und Nord erschrickt! Mein Kayser und mein Herr! laß doch die heissen Thränen Der Unschuld einen Weg zu deinem Throne bähnen, Den ein betrübtes Weib und ein verlaßnes Kind, Die beyderseits ein Ziel von deinem Eifer sind, Mit Zittern und mit Furcht durch einen Fuß-Fall küssen! Laß einen Gnaden-Strahl auf unsre Demuth schiessen, Und höre mit Gedult die Einfalt deiner Magd, Der die Verzweifflung itzt die blöde Scham verjagt. Der überhäuffte Schmertz, der mir die Brust durchwühlet, Und den, weil er zu groß, die Seele nicht mehr fühlet, Versagt, was ohnedem mir die Natur verbeut, Um so viel desto mehr mir die Beredsamkeit, Und zwingt mich nur die Noth so nüchtern vorzutragen, Wie sie Gefahr und Zeit mir in die Ohren sagen.

Actus IV, Scena 3

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1945

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Der Freund, der auf der Welt mein allernächster heist, Und dessen Unglück itzt das nasse Saltz vergeust, Wird gleich Cypressen-Laub um meine Schläfe pfropffen, Und hört den Tod bereits an sein Gefängniß klopffen. Er ist verklagt, verhört, gebunden und verdammt, Das Richt-Beil wartet schon auf sein betrübtes Amt, Und wird in einer Frist von etlichen Minuten Jhm durch den Nacken gehn und in der Gurgel bluten. Diß, Herr, befielt dein Zorn, der mir das Hertze bricht, Und dem sonst niemand als die Unschuld widerspricht, Die dir so ängstlich fleht. Erwecke dein Erbarmen, Reiß meiner Liebe nicht den Ehmann aus den Armen, Das Leben aus der Brust, gieb deiner Vater-Huld Das Hertze, dir den Ruhm der seltenen Gedult, Dem Kayser einen Freund, mir den Gebrauch der Glieder, Uns aber beyderseits so Mann als Vater wieder. Sey Theodosius, der die Vergebung liebt, Verdiene doch den Danck, den man der Großmuth giebt, Die williglich verzeiht, halt doch den Streich zurücke, Der mir die Wittwe droht! Jch sichre, dieses Glücke Soll mich und meinen Sohn mehr als das Licht erfreun, Das wir zuerst erblickt, wir wollen Weihrauch streun, Und jährlich diesen Tag, an dem es uns erschienen Mit Opffern und Gebet noch heiliger bedienen, Als ehmals Rom das Fest, an dem der Priester Schaar Des Glückes Wiederkunfft zu feyren ämsig war. THEODOSIUS. Wir geben kein Gehör, die Sanftmuth ist schon müde, Man führe sie beyseit. POLYLOGUS. Weib! geh nur hin im Friede.

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D. Theodosius-Drama

Scena 4. EUDOCIA, PULCHERIA, POLYLOGUS. EUDOCIA. Was hilfft es ? die Gedult muß in der grösten Pein

Der Unglückseligkeit der beste Tröster seyn. PULCHERIA. So wahr als sich mein Mund für beyder Heil beworben, 1950

1955

So wahr ist auch in ihm die Liebe schon erstorben, Jch rieth, ich bat, ich zwang und sparte keine Müh, Doch alles nur umsonst. EUDOCIA. Ach! könten meine Knie Die letzte Gnade doch von seiner Gunst erzwingen, Die Unschuld durch den Eid noch an das Licht zu bringen, So wolt’ ich noch einmal so gerne weiter ziehn, Und ohne Kümmerniß von seinem Eifer fliehn. PULCHERIA. Es koste, was es will, so muß ich diß erhalten. POLYLOGUS.

1960

1965

1970

Doch halt, itzt denck ich dran, ich muß mein Amt verwalten. Frau Fürstin! Glück herein und alles Unglück naus. EUDOCIA. Was bringt Polylogus? POLYLOGUS. Sie komme doch heraus! Jch habe was an sie und darff mich nicht verweilen, Die Küche raucht und reucht, drum muß ich billig eilen. PULCHERIA. Du Grober! daß ich doch itzt nicht dein Kayser bin. POLYLOGUS. Das ist ein Glück für mich. EUDOCIA. Wo, Grober! denckst du hin? POLYLOGUS. Das weiß mein Magen wohl, euch möchte man nur fragen, Wo ihr hinaus gedenckt? EUDOCIA. Das will ich dir bald sagen, Wenn der Abaxar kommt. POLYLOGUS. Ha! ha! verspitzt euch nur! Vor diesem war es Brauch, daß man die Bauren schur, Jtzt aber pfeifft es schon aus einem andern Loche, Jtzt folgt das Oster-Fest auf meine Marter-Woche, Jhr habt mir oftermals die Stunden lang gemacht, Die ich auf euer Wort im Loche zugebracht:

Actus IV, Scena 4 und 5

1975

1980

1985

1990

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Es kommt euch itzo heim, der Kayser läst euch grüssen, Und thut euch alsobald durch meinen Mund zu wissen, Dieweil ihr kräncklich seyd, doch aber niemals schwitzt, Und die Bewegung viel zu der Gesundheit nützt, So sey es euch erlaubt und kürtzlich gar befohlen, Durch das Spaziren-Gehn euch wieder zu erholen, Geht, schöpfft nun frische Luft! EUDOCIA. Du rasest mit Vernunft. POLYLOGUS. Ja freylich, aber hört! vergeßt der Wiederkunft. Sonst – – – lebet wohl! ich muß das Früh-Stück nicht vergessen, Doch bringt mir auch was mit. CELENDRIS. Der Kerl hält viel vom Fressen. EUDOCIA. Was weint Pulcheria? PULCHERIA. So geht es immer her, Dem, welcher unten liegt, wird auch die Luft zu schwer. EUDOCIA. Was aber hier zu thun? ich mag nicht länger bleiben, Der Kayser jagt mich fort, und die Bedienten treiben Mit mir ihr Possen-Spiel. Bysantz, ach gute Nacht! Jch sehe den Pallast und unsers Hofes Pracht Schon als ein Zucht-Haus an. Adieu, Bysantz, ich fliehe, Adieu, Pulcheria! PULCHERIA. Die Kayserin verziehe! Jch will mich gleich bemühn, muß gleich Paulinus dran, Daß sie zum wenigsten die Unschuld weisen kan.

Scena 5. ANTENOR (AMICUS PAULINI), POLYLOGUS. ANTENOR. GOtt Lob! mein Wunsch hört auf, die Angst ist überstanden, 1995

Die Reise, welche mich aus weit entlegnen Landen An diesen Ort geschickt, grüst das erwünschte Ziel, Und endigt die Gefahr, in die ich oft verfiel, Wenn mich zu Lande bald ein Strassen-Räuber jagte,

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D. Theodosius-Drama

Bald Nacht und Einsamkeit, bald Durst und Hunger plagte, Bald der verfehlte Weg mich in ein Jrrland wies, Bald der verirrte Fuß auf einen Mörder stieß. Wie hat mich nicht das Meer bald hin und her geschlagen, Bald in den Grund gestürtzt, bald in die Luft getragen, Bald über Bort gesprengt, bald auf ein Bret gesetzt, Das doch der Schiffbruch oft für einen Ancker schätzt. Was thut die Liebe nicht den Freunden zu Gefallen? Es fällt ihr niemals schwer bey Tag und Nacht zu wallen, Sie läst das Vaterland, kreucht in ein Reise-Kleid Und nimmt den Pilger-Stab. Es ist geraume Zeit, Und ohngefähr so viel ein Elephante brauchet, Eh er die Mutter bricht und von der Schooß noch rauchet, Seit ich und der Paulin auf niemals Wiedersehn Den Abschied lang gemacht; wie wird mir doch geschehn, Wenn die Umarmung uns von neuem wird verbinden? Was wird sein treues Hertz für Wollust nicht empfinden, Wenn er so unverhofft den alten Schul-Freund sieht, Der ihm zu Lieb’ und Lust aus seiner Heimat zieht? Wie frölich wollen wir den Gram ins Weinglas stürtzen? Wie lustig wollen wir uns diesen Tag verkürtzen? Und der Vergnügung weihn, der ein zertrenntes Paar, Dem die Vertraulichkeit der dritte Bruder war, Noch einmal in der Welt ihm selber wieder schencket? Mein Geist begreifft sich nicht, wenn er daran gedencket, Wie die verfloßne Zeit uns in Athen vergnügt? Wie wir durch Liebe stets einander obgesiegt? Wie der vermählte Fleiß uns in den Künsten übte? Wie selbst die Mißgunst uns der Freundschafft wegen liebte, Die wir im Glase nicht einander zugebracht, Nein! sondern ohne Zwang und mit Vernunft gemacht? Wir spürten iederzeit die Gleichheit der Gemüther, Fiel ihm ein Glücke zu, traff mich ein Ungewitter, So ward Antenor froh, so weinte der Paulin, Und beyden konte stets nur ein Verhängniß blühn;

Actus IV, Scena 5

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Der innerliche Trieb verband uns durch die Tugend, Wir lebten für uns hin, und wenn die frohe Jugend Der Schläger Zanck und Streit zum Degen greiffen hieß, So war die Eintracht da, die uns den Zanck verwies. Orest pflag gegen uns den Pylades zu hassen, Den Damon wird sein Freund so liebreich nicht umfassen, Als einer unter uns dem andern liebgekost, Wenn ihn ein Tag vermißt, der Neid war sehr erbost, Ja die Verleumdung biß sich selber in die Finger, Und fraß ihr eignes Fleisch, wenn sie durch ihren Jünger Vergebens unser Band zu brechen sich verschwor, Und zu der Mittlerin die Lügen auserkohr; Doch das Verhängniß trannt uns endlich auch von sammen, Doch nur dem Leibe nach. Wie spielten nicht die Flammen Der brüderlichen Treu uns beyden um den Mund, Auf dem das Lebe wohl schon reise-fertig stund. Hier brach die Freundschaft aus, hier ging es an ein Letzen, Die Wehmuth mehrte sich, die Angst war nicht zu schätzen, Die Seufzer ohne Zahl, die Thränen schlugen sich, Und ieder unter uns sprach: Bruder, denck an mich, Mein Hertze sagt es mir, das du mir längst genommen, Wir werden auf der Welt nicht mehr zusammen kommen. Dem Himmel sey gedanckt, der dieses abgewandt Und mich hieher geführt, wo meines Freundes Hand Mich bald empfangen soll! ach! wird er auch noch leben? Vielleicht kan dieser Mensch mir eine Nachricht geben. POLYLOGUS mit einem Stück Fleisch in der Hand: Ja wer bey Hofe nicht den Koch zum Freunde hat, Der fastet wöchentlich und ißt sich jährlich satt. ANTENOR. Mein Freund! wo wohnt Paulin? Der läst sich gerne fragen, Er ist gewiß zu stoltz. Mein Herr! kan er mir sagen, Wo der Paulinus wohnt? POLYLOGUS. Jetzt hör’ ich, das war recht: Hinfüro hütet euch, daß ihr euch nicht versprecht! Wo der Paulinus wohnt?

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D. Theodosius-Drama

Ja! Dort bey jenem Bogen, Bey dem er gestern erst ein Eck-Haus hat bezogen. ANTENOR. Wie lebt er? POLYLOGUS. Als ein Fürst, der offne Tafel hält, Und dem der Kayser selbst Wacht vor die Thüre stellt. Geht und besucht ihn bald, er möchte sonst verreisen. ANTENOR. Jch bin hier unbekandt. POLYLOGUS. Kommt mit, ich will euch weisen. ANTENOR. POLYLOGUS.

2070

Scena 6. POLYLOGUS, ANTENOR, PAULINUS. POLYLOGUS. Seyd still! er meditirt. ANTENOR. O Blick voll Hertzeleid!

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Jst das der Fall, den mir mein Hertze prophezeit, Das in der Presse stand und in der Brust sich rückte, Als ich den ersten Thurm von dieser Stadt erblickte? Jst diß der liebe Freund, den ich zu sehn begehrt? O wär’ ich vor Bysantz doch wieder umgekehrt! Mein Bruder! kennst du nicht die Helffte deines Hertzens? Mein Bruder! hörst du nicht den Träger deines Schmertzens? Mein Freund! PAULINUS. Wer ists, der mich in meiner Andacht stört? ANTENOR. Ein Freund, der seinen Freund doch ihm zum Schaden hört. PAULINUS. Wer bist du? ANTENOR. Der, den du vielleicht schon todt vermeynet, Und der, dem auch das Glück durch dich zuwider scheinet. PAULINUS. Wie heist du? ANTENOR. Wie der Freund, den dir Athen entriß. PAULINUS. Antenor! nimmermehr. ANTENOR. Ja leider gar gewiß! PAULINUS. Wahrhafftig, ach du bists! doch nein! doch ja, ich irre,

Actus IV, Scena 6

Und weiß fast selber nicht, was meinen Sinn verwirre? ANTENOR. Betrachte dieses Mal. PAULINUS. Ach! edler Freund, verzeih, 2090

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Daß ich dich nicht gekannt, ein flüchtiges Geschrey Hat dich vorlängst verscharret. ANTENOR. O wär’ es wahr gewesen! So stürb’ ich itzo nicht vor Kummer, mein Genesen Gebiert mir itzt den Tod. Ach! Bruder, sage mir, Was dich hieher gebracht? PAULINUS. Die Unschuld fühlet hier Den Zorn der Eifersucht, und wartet auf die Bahre. Mein Bruder! gute Nacht! mehr will die Zeit nicht leiden, Gleich itzo holt man mich. ABAXAR Paulin wird sich bescheiden, Und vor Gerichte gehn. PAULINUS. Jch folge williglich. ANTENOR. Ach! unglücksel’ger Freund, ach! wie betrübst du mich? Soll meine Sehnsucht nur dich zum Verlieren finden? Soll denn die Ankunft mich dir aus den Armen winden? Ach Bruder! ach verzeuch! PAULINUS. Ach Bruder! gute Nacht! ABAXAR. Das Zaudern dient zu nichts, ich habe keine Macht, Das Urtheil aufzuziehn, fort, fort! nur. PAULINUS. Ach vergönne, Daß ich den wehrten Freund noch einmal küssen könne. Nim hier, mein Ander-Jch! was ich noch geben kan, Den allerletzten Kuß als ein Vermächtniß an! ANTENOR. Betrübtes Testament! ach Erbtheil! reich an Schmertzen, Mit diesem Kusse dringt auch mir der Tod zum Hertzen. O süsse Bitterkeit! o tieffer Seelen-Schnitt! Mein Bruder Jonathan! nim deinen David mit! Mein Bruder Jonathan! daß ich für dich doch stürbe! Mein Bruder Jonathan! daß ich mit dir verdürbe! ABAXAR. Genug! PAULINUS. Genug! mein Freund, geh, wachse, leb’ und blüh,

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2115

D. Theodosius-Drama

Bis dich ein beßrer Tod der Sterblichkeit entzieh. Gedenck’ an deinen Freund bisweilen in der Stille, Und sprich füritzt mit mir: HErr, es gescheh dein Wille!

Scena 7. PAULINUS, ABAXAR, CLEANDER, SERGIUS, CLITOPHON, ANAXIMENES. CLEANDER. GOtt und des Kaysers Recht thut dir durch unsern Mund

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Nach billiger Verhör des Todes Urtheil kund: Und also frag’ ich dich kraft aller Grund-Gesetze, Ob dein Gewissen dich des Ehbruchs schuldig schätze? PAULINUS. Mit nichten! SERGIUS. Der Beweis macht schon das Laster wahr, Darum vergrößre nicht durch Leugnen die Gefahr. CLEANDER. Hat dich die Kayserin zu dieser That gelocket? PAULINUS. Mit nichten! CLITOPHON. Seht, wie er den bösen Sinn verstocket! Cleander lese nur die Straffe kürtzlich ab! CLEANDER. Er hat das Beil verdient. ANAXIMENES. Drum bricht der Richter-Stab. Alle. Es sterbe der Paulin! GOtt und der Kayser lebe! CLEANDER. Du, nim den Thäter hin, den ich dir übergebe! Und straffe seine Verdienst durch das geschliffne Beil. CARNIFEX. Jch habe zwar wol nicht an diesem Blute Theil, Doch thu ich, was mein Amt und was mein Fürst befielet. ANTENOR. Auf den die Rache schon mit ihrem Donner zielet.

Scena 8. PAULINUS & FILIUS EJUS. PAULINUS. Lernt alle, die der Hof begabt, erhebt, erhöht, 2135

Wie bald der milde Schnee der Herren-Gunst zergeht, Wie bald des Glückes Rad sich auf- und abwärts neiget, Wie bald sich der April auf einen May-Schein zeiget.

Actus IV, Scena 7 und 8

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Last mein Exempel euch an statt der Warnung seyn! Grabt diesen Spruch in Stahl, nein! in die Hertzen ein: Je mehr die Sonne brennt, ie näher ist der Regen; Die Fehler pflegt ein Fürst in Stein und Ertzt zu prägen, Hingegen das Verdienst der Tugend kriegt der Sand Zu der Gedächtniß-Schrifft. Jch lobe diesen Stand, Der mit dem Pfluge pralt; weit von des Fürsten Hofe, Entfernt von der Gefahr; das Glück ist eine Zofe, So sich nach ihrer Frau der Unbeständigkeit Jn allem richten muß. FILIUS. Herr Vater! welches Leid Begegnet mir mit ihm! will er mich denn verlassen? Ach! laß er doch sein Kind sich noch einmal umfassen! Die Mutter liegt daheim, und ringt mit der Gefahr, Gleich itzt davon zu ziehn. PAULINUS. Mein Sohn, dem ich so gar Das Leben nachgesetzt; dein Mund bricht mir das Hertze: Mein Sohn, wie beugst du mich! fehlt dieses meinem Schmertze, Daß ihn dein Mitleid mehrt? Ach aber! tröste dich, Mein allerliebstes Kind, und glaube sicherlich: Der Höchste löst mich ab und will mein Amt verwalten, Dein andrer Vater seyn und dir den Rücken halten. Nur folge seiner Zucht und wandle seinen Weg, Betrit der Tugend Pfad und meid den Laster-Steg, Ergieb der Gottesfurcht dich und dein gantzes Leben, Laß dich kein Aergerniß aus ihrer Aufsicht heben, Nim gute Lehren an, vergiß der Armen nicht! Sey klug, doch ohne Falsch, halt, was dein Mund verspricht, Bleib deinem Kayser treu, bewahre dein Gewissen, Gehorche der, die dich von ihrer Brust gerissen, Sey den Gelehrten hold, und übe deinen Fleiß Jn aller Wissenschafft, so wird der Ehren-Preis Der Unvergänglichkeit dich hier und dort umkräntzen, Und deines Namens Stern am Ehren-Himmel gläntzen. Jch geh den Weg der Welt, mein Segen ruht auf dir, Geh nur und lebe wohl! – – –

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D. Theodosius-Drama

Scena 9. PAULINUS, PROCLUS, ABAXAR mit den Soldaten, CORNIFEX CUM LICTORIBUS, ANTENOR. PROCLUS. Getrost! die letzte Noth wird bald ein Ende nehmen,

Drum hat ein guter Christ nicht Ursach sich zu grämen. PAULINUS. Jch fühle keinen Gram, mein gantzes Hertz ist froh. PROCLUS. Der Himmel rufft ihm zu: Mein Wille schickt es so. 2175

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Der Heiland aller Welt zeigt ihm die offne Seite, Und der Gecreutzigte stärckt ihn zu diesem Streite. Den etwan Fleisch und Blut in seiner Brust erweckt. Ob ihn der Satan plagt, ob ihn die Sünde schreckt, Hier ist Jmmanuel, der Höll’ und Tod bezwungen! PAULINUS. Durch seinen Beystand ist auch mir der Sieg gelungen. PROCLUS. Ficht etwan seinen Geist auch noch ein Zweiffel an? PAULINUS. Der Glaube macht, daß ich mit Freuden sterben kan. PROCLUS. Der Heiland, dessen Bild an diesem Creutze leidet, Der Heiland, dessen Blut uns von der Sünde scheidet, Begleite seinen Fuß durch dieses finstre Thal Des Todes, der ihn führt in jenen Ehren-Saal. ABAXAR. ad Carnifecem: So bin ich meiner Pflicht, die du bekommst, erlassen, Nim diesen von mir hin, den GOtt und Kayser hassen! CARNIFEX. Schreib du, gerechter GOtt, was ich gezwungen thu, Nicht mir noch meiner Faust die fremde Blut-Schuld zu! Mein Herr! entschuldige das mir befohlne Richten! PAULINUS. Gar gerne! LICTORES. Herr! mit Gunst. ABAXAR. Warum nicht auch mit Züchten? Die Höflichkeit ist aus. PAULINUS. Nim dieses Trinck-Geld hin! Und richte wohl und gut. CARNIFEX. Wie ich verbunden bin. LICTORES. (SIE LÖSEN PAULINO DIE FESSEL AB.)

Actus IV, Scena 9 2195 PAULINUS.

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Seht! muß mir nicht der Tod die Freyheit wieder geben?

PROCLUS. Jn dieser wird er bald bey GOttes Kindern leben. PAULINUS. Der Strick erlöst die Hand. PROCLUS. Die nach der Palme greifft,

Von der kein rauher Herbst die grünen Blätter streifft. PAULINUS. Der Hals wird auch schon bloß. PROCLUS. Damit die reine Seide 2200

Der Klarheit jenes Lichts ihn zehnmal schöner kleide. PAULINUS SOLUS.

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Weg mit aller Eitelkeit, so die Erde giebt und träget! Mein Seele hat bereits diß, was Welt ist, abgeleget. Sie verläst schon ihr Gefängniß, und das abgetragne Kleid Des bisher gequälten Leibes wittert die Vergänglichkeit. Welt und Erde, gute Nacht! gute Nacht, erzürnter Kayser! Keine Rache meines Bluts treffe deine Lorber-Reiser! Gute Nacht! verstoßne Fürstin, die mein Fall gewiß verletzt, Und der Bote meines Todes in die gröste Furcht versetzt. Deine Keuschheit, die man itzt fälschlich in Verdacht gezogen, Deine Keuschheit, der der Neid einen Schand-Fleck angelogen, Wird gewiß nach meinem Sterben, wo ein GOtt im Himmel lebt, Zeugen, daß das Lob der Unschuld dein- und meinen Ruhm erhebt. Gute Nacht! verlaßnes Weib, die mich einst zum Vater machte, Gute Nacht! verwaister Sohn, der mir oft zur Freude lachte, Gute Nacht! mein Freund Antenor, gute Nacht! mein Proculus, Dem die Wohlfahrt meiner Seelen ich auf ewig dancken muß. Nun, du dreymal starcker GOtt! reiche mir die starcken Hände, Denen ich den schwachen Geist zur Beschützung übersende. Komm, mein Vater! komm, mein Heiland! komm, du Tröster aller Welt! Kommt und helfft das Fleisch bestreiten, bis der Geist den Sieg behält. Heiligste Dreyfaltigkeit! ich, ein Mitglied deiner Kinder, Flehe, bitte, ruff und schrey, höre den betrübten Sünder, Dem das Ende seines Lebens über dem Genicke schwebt, Und die Unschuld ihren Atlas schon zum Sterbekittel webt,

342 2225

D. Theodosius-Drama

Führe mich bald in dein Reich, und vergieb den falschen Zungen, Die durch ihr Verleumdungs-Gifft mich an diesen Ort gezwungen, Beßre die erhitzte Mißgunst und bekehre meinen Feind, Bis der Spiegel meines Blutes von der Unschuld wieder scheint. PAULINUS AD CARNIFICEM:

Verrichte was du solst. Er halte JEsum fest, Der ihn auch diesesmal im Tode nicht verläst. PAULINUS. Dir, JEsu, leb’ ich stets, dir, JEsu, will ich sterben. PROCLUS. Sein JEsus hilfft ihm auch das Himmelreich ererben. Sein JEsus steht ihm bey, drum hat es keine Noth. PAULINUS. Dein, JEsu, bin ich stets lebendig und auch – – (CARNIFEX schlägt zu.) PROCLUS. 2230

CARNIFEX AD ABAXAREM: 2235

Was hab’ ich wohl verdient? Daß dich die Kunst erhebe. Alle. So wird das Recht beschützt, GOtt und der Kayser lebe! ABAXAR.

Scena 10. ANTENOR. Antenor, lebst du noch, da deine Helffte stirbt? Antenor, dencke doch! dein bester Freund verdirbt. Antenor, säume nicht dem Bruder nachzuschreiten, 2240

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Und gegen deinen Tod die Armen auszubreiten! Mein Pylades vergeht, mein Pythias entweicht, Mein Castor zieht davon, mein Jonathan erbleicht, Mein Alles stirbt mit ihm, weh der verdammten Stunde, Die uns auf ewig trennt! weh dem verfluchten Munde, Der ihm das Urtheil spricht! Weh denen, derer Neid Jhm diese Grube macht! die Unschuld rufft und schreyt Das Zeter über sie, sein Blut begehrt die Rache, Die schon die Keile schleifft. Gerechter GOtt! erwache,

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Actus IV, Scena 10

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Erwache, grosser GOtt! steig von der Sternen-Bahn, Und schicke Zorn und Grimm und Nacht und Blitz voran, Beweise deine Macht, verdopple deine Stärcke, Schlag auf die Bosheit los, eh es der Frevel mercke, Und räche meinen Freund, den, wie ich schuldig bin, Jch itzt nicht rächen kan. Antenor, ach! wohin? Wohin doch? aus der Stadt, der bösen Mörder-Höhle! Wo weiter? aus der Welt; sey ruhig meine Seele, Die halb im Himmel lebt, halb in dem Leibe girrt, Dir sind bereits zur Flucht die Flügel zugeschirrt. Die vierte Abhandlung beschliesset die Unschuld mit dieser ARIE:

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2275

Stirb getrost, mein Sohn! und lebe Dem Verhängniß unterthan; Welches keiner, Auch nicht einer, Auch kein Fürst bereden kan, Daß man glücklich widerstrebe.

Da capo.

Achte nicht des Todes Pfeile, Dein Gewissen macht sie stumpf. Scharff gestritten, Gut gelitten, Führt die Mißgunst im Triumph, Diese fällt von deinem Beile.

Da capo.

Stirb getrost, mein Sohn! und leide, Was die Eifersucht begehrt; Deine Bahre Macht die Haare Eines Sternen-Krantzes wehrt; Ja mein Rock wird dir zum Kleide.

Da capo.

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D. Theodosius-Drama

ACTVS V.

Scena 1. POLYLOGUS, CHRYSAPIUS. POLYLOGUS. Das hätt’ ich nicht gedacht. CHRYSAPIUS. So spricht kein weiser Mann. POLYLOGUS. Wer ist doch wohl so klug, der alles wissen kan? CHRYSAPIUS. Was ficht dich wieder an? POLYLOGUS. Diß, was auch dir wird gelten. 2280 CHRYSAPIUS. Warum? POLYLOGUS. Jch dencke nun, die andern Netze stellten,

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Die werden selbst das Garn um ihre Füsse drehn, Und wir mit unsrer List uns selbst gefangen sehn. CHRYSAPIUS. Verwirff die eitle Furcht, wir haben schon gewonnen. POLYLOGUS. Den Rocken angelegt, nur noch nicht abgesponnen. CHRYSAPIUS. Paulinus ist schon todt und wird nicht auferstehn, Ja selbst die Kayserin wird gleich ins Elend gehn. POLYLOGUS. Ey ja, ja, wird sie doch. CHRYSAPIUS. Daran ist gar kein Zweiffel. POLYLOGUS. Der Anfang wäre gut, nur dieses ist der Teuffel, Daß uns das Ende schiert. CHRYSAPIUS. Was hast du denn gehört? POLYLOGUS. Was keiner von uns wünscht, die Wespen sind gestört. Sie schwärmen uns ums Haar, freut euch, ihr lieben Läuse. CHRYSAPIUS. Wer solt’ uns etwas thun? POLYLOGUS. Der Kayser macht uns Mäuse. CHRYSAPIUS. Wie so? POLYLOGUS. Es reut ihn schon, daß er sich übereilt, Und den Paulin verdammt, er hat Befehl ertheilt, Der flücht’gen Kayserin die Bitte zu gewähren, Die sie noch letztlich that. CHRYSAPIUS. Denckt sie sich loszuschwören? POLYLOGUS. Das wird gewiß geschehn, weil sie sich so vermaß,

Actus V, Scena 1

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Sie wolte sonder Furcht ein angefülltes Glas, Die Unschuld darzuthun, des Eifer-Wassers trincken, Dem Meere sich vertraun und dennoch nicht versincken, Auf Glut und Kohlen gehn und doch nicht Feuer schreyn, Der Peguaner Reiß nicht aus dem Munde speyn, Ja gar ein heisses Ertzt in blossen Händen tragen. Diß würden ich und du, mein Freund, gewiß nicht wagen, Wir möchten noch so keusch, so züchtig, noch so rein, Nicht wie wir würcklich sind, nur wie wir wollen, seyn. CHRYSAPIUS. Das Ding sieht windigt aus. POLYLOGUS. Die Ochsen stehn am Berge, Jch zittre schon vor Furcht, wie einer, den der Scherge Zwey Schritte vor sich hat und itzt ergreiffen soll, Das Hertz fällt aus der Brust und macht die Hosen voll; Nu, Herr Chrysapius! nun schmieret euch die Sohlen, Sonst wird euch auch der Herr im rothen Mantel holen. CHRYSAPIUS. Nu, Herr Polylogus! nu schmiere dir die Haut, Des Seilers Tochter wird in kurtzem deine Braut, Wie meine Liebste seyn, wir müssen beyde hencken. POLYLOGUS. Was? CHRYSAPIUS. Brenne dich nur weiß. POLYLOGUS. Das darffst du nicht gedencken. Der Kayser strafft mich nicht, ich lache noch dazu, An seiner Eifersucht ist niemand schuld als du, Und, Herr Chrysapius! dein Geld hat mich belogen, Daß ich die Kayserin in diese Noth gezogen, Du hast mich aufgehetzt, du hast mir zugesatzt, Daß ich dem Kayser offt viel Lügen vorgeschwatzt, Du magst für mich und dich und also doppelt büssen. ad Spectatores: Jhr Klugen, hütet euch, den hat ein Narr beÇschissenÈ. Ja, ja, das wäre mir eines, welches der Hencker hiesse, was bildet sich der Juncker wohl ein? er dencket gewiß, Polylogus sey ein Narr, ja wenn er hencken wolte; nein! um den Hals bin ich zu kützlich, und wie leichtlich könte ich sterben, wenn ich zu sehr lachte, und denn gebe mir jene Jungfer für mein Leben keinen Dreyer. Polylogus

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D. Theodosius-Drama

hencken? Nein, das Bier ist ein besser Element für mich als die Luft. Je risse ich mir doch am Halse gedoppelt ab, was ich mir an Schuhen ersparte! Nein! so hoffärtig bin ich nicht, daß ich solche Erhöhungen begehren solte, Chrysapius mag die Ehre allein haben, es ist am besten, ich gehe davon, und mache mich aus dem Staube.

Scena 2. ANAXIMENES, CLITOPHON, SERGIUS, CLEANDER, EUDOCIA.

Hat iemals meinen Geist ein Wollust-Trieb entzückt, Wenn mich ein Gnaden-Strahl des Kaysers angeblickt, So muß gewiß mein Hertz vor Freuden itzt entspringen, Daß, da die Thränen schon mit meiner Großmuth ringen, Mir Theodosius, der nun mein Richter heist, Noch einen Ueberrest der letzten Gunst erweist, Die mich so glücklich macht vor meinem Abschied-Nehmen, Den Zorn der Eifersucht durch einen Eid zu zähmen. Dir, seliger Paulin, bey dessen Sarg ich steh, Bey dessen Leichnam ich vor Wehmuth selbst vergeh, Giebt mein Beweisthum zwar das Leben nicht mehr wieder, Du liegest und behältst die halb zerstückten Glieder, Du schläffst den langen Schlaff der ewig schwartzen Nacht, Die eher nicht vergeht, bis jener Tag erwacht, Auf den kein Tag mehr folgt. Dein Cörper ruht im Friede, Und wartet, bis die Flucht der Zeiten sich ermüde, Auf den entrißnen Geist, dem in der Ewigkeit Die Schaar der Seligen bereits die Hände beut. Doch weil der Nach-Ruhm stets die Tugend auferwecket, Weil ihm des Namens Ruff ein ander Leben stecket, So soll die Unschuld itzt auf deiner Bahre blühn, Und dein- und meinen Ruhm der Sterblichkeit entziehn. CLEANDER. Die Fürstin prüfe sich und forsche das Gewissen Mit guter Vorsicht durch.

2335 EUDOCIA.

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Actus V, Scena 2

Sie dencke nach, wir müssen Vor einen Richter-Stuhl, der alles offenbart, Was ieder Sterblicher in seiner Brust verwahrt. SERGIUS. Ein Mensch wird leicht berückt, GOtt läst sich nicht betriegen. CLITOPHON. Ein Mensch kan Menschen zwar, nicht aber GOtt, belügen, Dem auch das Jnnerste des Hertzens nichts verhält, Und dessen scharffer Blick auch in den Abgrund fällt. CLEANDER. GOTT selber sitzt allhier und wir an seiner Stelle. SERGIUS. Wir legen insgesammt den Himmel und die Hölle, Ein ewig Wohl und Weh, den Fluch und Segen für, Die Wahl ist ihr erlaubt. CLITOPHON. Des Höchsten Bund wird hier Als Zeuge vorgestellt. ANAXIMENES. Der Mittler, dessen Leiche An diesem Creutze hängt, zeigt, daß er sie erweiche, Was er für unser Heil gelitten und gefühlt. CLEANDER. Es rufft sein stummer Mund: Wer mit den Eiden spielt, Gewinnt ihm den Verlust, verschertzt sein eignes Glücke, Und pflastert durch den Fluch ihm selber eine Brücke, Die zur Verdammniß führt. Wir leisten unser Amt, Und sind entschuldiget, wenn sie sich selbst verdammt. EUDOCIA. So wahr ein Schöpffer lebt, der mir Vernunft gegeben, Und itzund Krafft verleiht die Finger aufzuheben, So wahr des Höchsten Wort in diesem Buche liegt, So wahr des Höchsten Sohn an diesem Creutze siegt, So wahr mir GOttes Geist das Tauff-Bad eingesegnet, So wahr des Höchsten Zorn auf alle Sünder regnet, So wahr die Kirche mich in ihrem Schoosse trägt, So wahr ein Richter kommt, der alle Welt bewegt, So wahr der erste Tod mir dieses Fleisch einst raubet, So wahr ein todtes Fleisch die Auferstehung glaubet, So wahr die Majestät des Kaysers, der sie küßt, Ein Schutz der Obrigkeit und GOttes Ordnung ist, So wahr die Obrigkeit das Amt des Höchsten führet, So wahr der Obrigkeit das Schwert mit Recht gebühret, ANAXIMENES.

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D. Theodosius-Drama

So falsch ist dieses Maul, das meine Zucht verklagt, So ungerecht der Spruch, der mich von hinnen jagt, So wahr ist der Paulin ohn’ alle Schuld verblichen, So wahr hab’ ich den Ruhm der Keuschheit nicht verstrichen. Sind wir der Straffe wehrt, so ihn und mich betrifft, Hat mir sein geiler Kuß diß Purpur-Meer beschifft, Hat mir ein fremder Brand die Glieder angestecket, Hab’ ich des Kaysers Bett und seinen Ruhm beflecket, So berste dieser Grund, so sincke diese Last, Der meine Füsse trägt, die Luft und Licht umfaßt, So schütte Luft und Blitz den Hagel seiner Flammen, So stosse Keil und Keil auf meiner Brust zusammen, So treffe mich der Fluch, den Ebals Fels gedräut Und Ham und Cain ÇgeÈfühlt, so werde dieses Kleid, Das meine Glieder drückt, in einen Stein verkehret, Der mich lebendig quält und nach und nach verzehret: Ja, wo ein Meyneid mich von neuem schuldig macht, Wo ich ein falsches Wort anitzo vergebracht, So wünsch’ ich, daß mir GOtt den Zorn-Kelch ewig reiche, Und meinen Namen gar aus seinem Buche streiche!

Scena 3. POLYLOGUS SOLUS,

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Jn Frauenzimmers-Kleidern, zieht sich auf dem THEATRO an. Jhr lieben Leute, lacht nur nicht! Die Noth, so Stahl und Eisen bricht, Giebt mir den Diebstahl an die Hand, Durch den ich unserm Kammer-Mädgen, Durch den ich unsers Burg-Vogts Käthgen Die Sonntags-Pracht entwandt. Die Flucht befielt mir diese Tracht,

Actus V, Scena 3

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Die mich zu einem Weibe macht. Denn soll ich nicht den Galgen zieren, Und in den Lüften triumphiren, So muß ich die Natur belügen, Und auch die Häscher selbst durch dieses Kleid betrügen. Seht! bin ich nicht abscheulich schön? Als solt’ ich zu Gevattern stehn, Und bey der Braut die Spitze führen. Jch zweiffle selbst, ob ich Polylogus noch bin? Die Schönheit leugnet es, dem widerspricht das Kinn, Auf dem die Stoppeln sich vexiren. Fürwahr! Jch darff nicht ohne viel Gefahr Jn einen Brunnen gucken, Jch möchte mich verkennen, Jch dürffte sonst im Wasser brennen, Und wie Narcissus mich daran zu Tode schlucken. Hier hab’ ich weiter nichts als einen Strick zu hoffen; Doch diß ist mir gesund, das Burg-Thor steht noch offen. Jtzt soll das weite Feld mir eine Frey-Stadt seyn, Gewiß, hier holet mich kein Hege-Reuter ein: Denn wo es Lauffens gilt, da bin ich nicht der Letzte. Als neulich Cælius vor meiner Thüre wetzte, Und mir den Paß verbog, war ich ihm so behend Durch seinen Arm geschlipfft, wie einer, dem er brennt. Nur dieses bringt mir Furcht, wenn etwan Räuber kämen, Und mir als einer Frau die fremden Federn nähmen, So stünd’ ich in Gefahr, sie möchten sich versehn, Denn wär’ es um den Krantz der Jungferschafft geschehn. Jedennoch der Verlust ist leichtlich zu verschmertzen, (Gelt, Jungfer Sylvia! sie denckt es auch im Hertzen), Wenn man das Leben nur als eine Beut’ erhält. Herr Kayser! gute Nacht, die Post ist schon bestellt, Und ladet mich bereits auf meinen Schuster-Rappen, Herr Hencker! gute Nacht, ihr solt mich nicht ertappen;

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D. Theodosius-Drama

Jhr Mägde! gute Nacht, seht eur Polylogus, Der itzt mit Sack und Pack von Hofe stärtzen muß, Empfiehlt sich eurer Gunst und wünscht euch so viel Glücke, Als Sophra Maale zählt, als Cœlestina Blicke, Coralda Küsse kriegt, als Galla Affter-Mehl Jn ihre Haare streut, als Sulla Mandel-Oel, Corinna Knaben-Kraut, Galenus Gold verrauchet, Als Gallien Verstand, Sincera Zähne brauchet, Als Cærussata Talck, Levin Papier verschmiert, Als Moschus Lügen färbt, Coryllus Bauren schiert, Als Pilla Kohlen frist, als Porta Leim verschlinget, Sapante Leder kaut, Devota Lieder singet, Wenn sich das Wetter kühlt, als Purrus Gläser stiehlt, Als Sophonisbe Bley in ihren Ermeln fühlt, Als Aquæsorbius auf Porcellan verschwendet, Als Fumobibulus auf Pfeiffen täglich wendet, Als das Magister M Sylvanders Züge trägt, Als Sputolambius den Pfarr zu streicheln pflegt, Als Marx und Vitius zum Schaden ihrer Sohlen Auf ieden Serviteur den Kratzer wiederholen, Als Condo Nägel frist, wenn er ein Carmen schreibt, Als Adulteria Pech auf die Wangen kleibt, Als Misoveritas den Leuten Würmer schneidet, Als Creisa Paten hat und Stilla Leichen kleidet. Ja daß ihr endlich seht, was für ein guter Christ, Der seinen Nächsten liebt, an mir verdorben ist, So wünscht mein Abschied euch mehr Segen und Gedeyen, Als Flüche mir anitzt auf meinen Buckel schneien.

Actus V, Scena 4

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Scena 4. THEODOSIUS, PULCHERIA. PULCHERIA. So gehts, wenn guter Rath kein offnes Ohr erlangt. THEODOSIUS. So gehts, wenn Ehr’ und Ruhm sich mit der Liebe zanckt. PULCHERIA. Der Bruder hat sich selbst diß Unglück zuzuschreiben. THEODOSIUS. Was das Verhängniß schleust, kan niemand hintertreiben. 2485 PULCHERIA. Der Bruder bilde sich hier kein Verhängniß ein,

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Ein ieder kan ein Schmied von seinem Glücke seyn. THEODOSIUS. Wir müssen den Befehl des Himmels stets erfüllen. PULCHERIA. Wir haben die Vernunfft und einen freyen Willen. Die erste lehret uns, was gut und schädlich sey, Der andre macht die Wahl. THEODOSIUS. Nachdem die Tyranney Der Schickung ihn regiert. PULCHERIA. Diß ist ein falscher Glaube Des blinden Heidenthums. THEODOSIUS. Der Stock gebiert die Traube, Die Sonne den Geschmack, der Sternen Einfluß macht Der Menschen Lebens-Lauff; daß dem das Glücke lacht Und jenem sauer sieht, das ist ein Trieb von oben, Der hat die Kayserin auch nur zum Fall erhoben, Und den Paulin gestürtzt, doch mich dazu versehn, Daß ich das Werckzeug bin, wodurch sein Schluß geschehn. PULCHERIA. Gesetzt, doch nicht bejaht! ein Freund kan viel verhüten, Allein der Kayser gab nichts auf mein langes Bitten, Der Bruder dencke nach, der Fürst entsinne sich, Hab’ ich es nicht gesagt? THEODOSIUS. Der Argwohn hatte mich Und mein belognes Ohr zu hefftig eingenommen, Sonst wär’ es wol gewiß zu dieser That nicht kommen. PULCHERIA. Man ändre, was man kan. THEODOSIUS. Jch wolt’ es gerne thun, Denn mein Gewissen läst mich keine Stunde ruhn: Allein Paulin ist todt, der Schild kommt nach der Wunde;

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D. Theodosius-Drama

Doch meine Kayserin soll noch in einer Stunde Der Reue Würckung sehn. Die Schwester warte hier Auf meine Wiederkunfft, itzt geh ich gleich zu ihr. (abit.) PULCHERIA. Geh nur, betrogner Fürst! du wirst dein Unglück finden, Wer weiß, wo dein Gemahl dem Regen und den Winden Die Kleider schon vertraut? Jch mag von deiner Pein, Die dich begleiten wird, hier keine Zeugin sein. (abit.) THEODOSIUS. redit. Ach unglücksel’ger Fürst! was hast du doch begangen? Ach unglücksel’ger Fürst! was denckst du anzufangen? Du suchst dein Eh-Gemahl und triffst dein Unglück an, Ach Theodosius! was hast du doch gethan? Die Hitze deiner Faust hat dem den Hals gebrochen, Für den die Unschuld selbst so manches Wort gesprochen: Ach! diese rechte Hand ist von dem Blute roth, Und von der Sünde schwer, der unverdiente Tod Macht, daß die Rache lebt, ich wittre schon die Flammen, Und mein Gewissen billt, den Mörder zu verdammen, Der hier in meiner Brust schon auf der Folter liegt. Die Sünde hätte mich in ihren Schlaf gewiegt, Jtzt wacht sie plötzlich auf und stellt sich zu dem Lichte, Jch trage selbst bey mir im Hertzen das Gerichte, Das meine That bestrafft, der Hencker meiner Brust Greifft die Gedancken an. Wo bleibt die alte Lust Der höchstvergnügten Eh, die ich bisher genossen? Sie folgt der Kayserin itzt in ihr Elend nach: Ach Theodosius! dein leeres Schlaf-Gemach Rückt dir das Unrecht vor, das du an der verübet, Die dich so inniglich und ungemein geliebet, Die dir so manchen Gram durch ihren Schertz verkürtzt, Die dir so manches Leid durch ihren Kuß verwürtzt, Die dir ein Paradis auf ihren Brüsten baute, Und durch den Mund dazu die Schlüssel anvertraute. Verfloßne Zeiten! kehrt, ach! kehrt doch wieder um! Den Wunsch entführt der Wind, ach! Himmel, ach! warum

Actus V, Scena 4

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Hat deine Vorsicht nicht die Liebe mir verboten? Wenn ihre Flammen mir mit solchem Wasser drohten, Das meine Schuld anitzt umsonst vergiessen muß. Ach! mein Gemahl, warum hat nicht dein erster Kuß Durch einen Taumel-Kelch der Wollust mich ersticket? Ach hätte mich dein Arm vor Jnbrunst todt erdrücket! Ach! hätte deine Schooß mich in die Gruft gelegt! So dürffte mich das Leid, das mich zu Grabe trägt, Durch die Bekümmerniß nicht auf den Kirch-Hof schicken. Ach! hätte, schönstes Kind, ein Stral von deinen Blicken Mich in der Hochzeit-Nacht in Asch und Staub verkehrt! So würd’ ich itzo nicht durch diesen Schmertz verzehrt. Ach Theodosius! was wird die Nach-Welt sprechen? Wird dir die späte Zeit dein Ehren-Maal zerbrechen? Wie mancher Schau-Platz wird dein Trauer-Spiel verneun, Und die Person von dir der Leute Mährlein seyn? Wie mancher Dichter wird dich auf die Bühne stellen, Und über deine That ein schlimmes Urtheil fällen! Du wirst nicht ohne Schmach durch aller Mäuler gehen, Es wird des Nero Fluch bey deinem Titul stehn. Ein ieglicher Scribent wird dich in den Geschichten, Ein ieder Sophocles in seinen Fabeln richten, Denn wäre dein Gemahl dir durch den Tod entwandt, Und hätte seine Faust das feste Liebes-Band Durch einen Riß getrennt, so würd’ es dich zwar kräncken, Und dein verwaistes Hertz in Schmertz und Ach versencken. Allein, was wäre diß wol gegen diese Qual, Die ich empfinden muß, da dieser Fürsten-Saal Mir selbst zur Wüsten wird, in der ich einsam irre, Und wie ein Tauben-Hertz nach seinem Gatten girre, Der gleich die Jungen sucht, ohn’ alle Schuld verjagt; Und eben das ists auch, was hier mein Mund beklagt. Sie lebt und macht doch auch dein Leben schwer und sauer. Wer bist du armer Fürst? ein Wittwer ohne Trauer, Ein Ehmann ohne Weib, verwaist und auch vermählt,

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D. Theodosius-Drama

O Rätzel! das dich mehr als die drey Alter quält. NUNTIUS. Hier ist, Großmächtigster! ein mir vertrautes Schreiben: THEODOSIUS. Woher? NUNTIUS. Von einer Frau, die in Bysantz zu bleiben 2580

Es nicht für rathsam hält. O Brief voll Klag und Weh! Ach! daß ich itzo doch die Lese-Kunst versteh!

THEODOSIUS.

ÇSCENA 5.È

EPISTOLA.

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Großmächtigster Monarch! mein Fürst, mein Herr, mein Kayser! Die, welche deinen Zorn mit in die Fremde trägt, Wünscht, wo du sie bedarffst, dir so viel Palmen-Reiser, Als dieser Wald, den ich durchwandre, Fichten hegt; Und bittet den, dem sie durch Liebe vor befohlen, Jtzt aber schon aus Furcht Gehorsam leisten muß, Nicht um die alte Gunst, so ihr der Neid gestohlen, Nicht um die Wiederkunfft, noch einen neuen Kuß; Nein! sondern nur um das, was ihr die Zeit genommen, Nur einen eintz’gen Blick (genug für eine Magd!) Nach so viel tausenden, die sie zuvor bekommen, Eh ihr die Eifersucht ein Auge noch versagt. Sie bittet nicht für sich, nein! sondern für die Zeilen, Die der getränckte Kiel mit Wehmuth-Tinte netzt: Daß, da ich selber nicht darff vor dein Antlitz eilen, Du sie statt meiner noch des Anschauns würdig schätzst. So viel du Worte list, so viel verhörst du Zeugen Der Liebe, die mich noch an ihren Seilen zieht; Die Seuffzer, die allhier aus diesem Blate steigen, Sind Kinder jener Glut, die noch im Hertzen glüht. Die Gnade deiner Brust zog mich erst aus dem Staube, Und aus der blinden Nacht des Pöbels an das Licht,

Actus V, ÇScena 5È

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Jch eilte nach Bysantz, wie die verscheuchte Taube, Die einmal in der Welt von keiner Freude spricht; Du zogst mich auf den Thron, dein Arm ins Hochzeit-Bette, Jch suchte nur mein Recht und fand die Gnaden-Thür; Wir liebten uns zu Trotz und schertzten um die Wette, Und stellten beyderseits das Bild der Eintracht für. Allein Verdacht und Neid und Argwohn riß die Fessel, Jn die wir uns verstrickt, von deinem Hertzen los, Die Kayser-Krone ward mir endlich gar zur Nessel, Paulin fiel in das Grab, mein Leib aus deiner Schooß. Jtzt sucht, weil dein Befehl mir den Gehorsam zeiget, Mein Fuß die Einsamkeit in einer bessern Stadt, Da, wo mein Heiland einst sein mildes Haupt geneiget, Und wo sein schwacher Mund für alle Sünder bat. Hier soll Gethsemane ein Paradis auf Erden, Und des Erlösers Creutz mein Wander-Stecken seyn, Der Weg nach Golgatha mir ein Spatzier-Gang werden, Wer weiß, bekomm ich nicht auch seinen Leichen-Stein. Hier soll das Bibel-Buch den Trost der Andacht üben, Hier will ich für dein Wohl noch manchen Seufzer thun! Die Unschuld, so nunmehr den Los-Brief mir geschrieben, Läst meinen Geist erfreut und mein Gewissen ruhn. Jch dancke, grosser Fürst! für deine Huld und Güte, Die mir in unsrer Eh von deiner Hand geschehn; Bekehrt die wahre Reu dein eiferndes Gemüthe, So laß mein Kind davon die ersten Früchte sehn! Behalt diß wahre Pfand, die Kraft aus deiner Lende, Die Arbeit meiner Schooß zu einer Geiselin, Und glaube, daß ich dir dadurch mich selbst verpfände, Weil sie mein Spiegel ist und ich ihr Abriß bin. Der Himmel und sein Schutz bewahre deine Krone, Die itzt noch halb so schurr um deine Scheitel lacht; Das Glücke nehme nun auf deinem Kayser-Throne Den Sitz, den meine Flucht füritzo leer gemacht. Der Sieg begleite stets die Adler deiner Fahnen,

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D. Theodosius-Drama

Der Friede deinen Helm, das Schrecken deinen Feind, Bis Auge, Mund und Hertz getreuer Unterthanen Mit deinen Enckeln einst um ihren Vater weint. Genug! mein Fürst, ein Kuß versiegelt diesen Bogen, Der Fuß ergreifft den Weg und übereilt die Hand, Hat deine Liebe mich vor nach Bysantz gezogen, So folgt sie mir anitzt in das Gelobte Land. THEODOSIUS. So manches Wort, so mancher Donnerschlag:

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Ach! daß doch dieser Tag, Ach! daß doch diese Stunde, Ach! daß doch dieser Augenblick, Der mir das erstemal So Licht als Leben gab, so Licht als Leben stahl! Warum ist nicht der Mutter Milch ein kaltes Gifft in meinem Munde, Warum die Windel nicht mein Strick, Warum nicht die Gebuhrt mein Tod gewesen? So lebte doch Paulinus Unschuld noch, So würde, armer Fürst! Der du des Himmels Fluch, der Leute Mährlein wirst, Die Nach-Welt nicht den Schimpff bey deinem Namen lesen. Der Brief, das leichte Blat, wird in der Hand zu Bley, Ach! flücht’ge Kayserin, du Phœnix seltner Treu, Wohin wird sich dein Fuß in dieser Welt noch schlagen? Wohin wird doch dein Fuß mein Laster mit sich tragen? Wer wird dir einen Heerd in einer Wüsten baun? Welch Unglück wird dich itzt arm und verlassen schaun? Wo wird dein theurer Schweiß die Erde thränend machen? Wenn wird, ach nimmermehr! dein Auge wieder lachen? Wie bald ists nicht geschehn? daß so ein schwaches Weib Den Mördern in den Stahl, den Tygern in den Leib Und in den Rachen laufft? wie bald bleibt nicht dein Leben Mit deinem Blute noch an einem Felsen kleben? Wie bald fällt nicht ein Mensch in ungewohnter Lufft

Actus V, ÇScena 6È

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Durch die Veränderung des Wassers in die Grufft? Wie bald kan nicht der Geitz des Hungers dich verzehren? Wie bald nicht Wind und Sand dir einen Tod gebähren, Der in Arabien so gar gewöhnlich ist, Daß auch die Rechen-Kunst der Leichen Zahl vergißt? Wenn nun ein solcher Fall (daß GOtt den Wunsch betrüge!) Durch deine Todes-Post mir Hertz und Ohren schlüge? Doch werde weder Stahl, noch Hunger, Wasser, Stein, Noch Wind, noch Sand, noch Lufft der Blut-Schuld fähig seyn. An mir, an dieser Faust muß GOtt dein Unglück rächen, Kein Sturm kan ohne mich und sonder mein Verbrechen Dir von der Scheitel gehn, dir kan kein Unglück blühn, Zu dem mein Laster nicht den Saamen dargeliehn, Diß Ohr hat dich verschmäht, den Donner itzt zu hören, Mein Mund, der dich beschimpfft, muß seine Schande lehren; Diß Auge schielte dich mit Feuer-Flammen an, Was Wunder, daß es nicht den Spiegel leiden kan, Das Hertz hat dich verdacht, die Hand hat dich verstossen, Um wider sich den Arm der Rache zu erbossen, Die, wenn es nach der Schrifft und ihrer Warnung geht, Den grob- und geilen Schertz der Sünder nicht versteht, Allein, was kan – – –

ÇScena 6.È

UMBRA PAULINI

2695

Zu spät, zu spät, zu spät, Tyranne! Das Ziel vorher beschaut, eh man den Bogen spanne. Das Klagen hilfft so viel als nichts, So wenig dieses Docht des ausgelöschten Lichts Jm Wasser wieder glimmt, So wenig zieht und nimmt Die Rache Keil und Schlag zurücke.

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D. Theodosius-Drama

Verleugne nicht die Scham der abgewandten Blicke, Das Leylach rücket dir (Betrachte nur diß Blut!) die Uebertretung für, So viel du Flecke siehst, so viel sind stumme Zeugen, Die wider dich gen Himmel schreyn: Vergiß nur Kron und Reich, du wirst bald mit mir seyn, Und von der stoltzen Höh in eine Grube steigen; Ein Tod, der nicht natürlich heist, Wird mit Gewalt dein Ziel verkürtzen, Und (GOtt behüte nur den Geist) Den Leib von einem Pferde stürtzen.

ARIA.

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Grosser Carl! beglückter Kayser! Deiner Hoffnung Myrten-Reiser Zeigen endlich Blüth und Frucht; Ja der Segen krönt dein Lieben, Und die Wünsche sind beklieben, Die des Himmels Ohr ersucht. Habspurgs Grafen-Haus erzittert, Weil es einen Pfeiler wittert, Der den Grund erhalten soll, Dencke, ließ der Keuschheit Garten Deine Sehnsucht lange warten, Späte Trauben werden voll. Räume nur dem neuen Gaste Einen Gipffel von dem Aste Deines Stamm-Baums willig ein. Denn der Erstling deiner Schnaten, Kan der Phœbus glücklich rathen, Wird ein Alexander seyn.

E. NOTIZEN UND ENTWÜRFE

Aus dem ,Schweidnitzer Taschenbuch‘

ÇLeichencarmen

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1. Susanna Euphrosina LucasÈ

Steh du Pilger $dieser Welt% deßen Fuß $Und% Uber meinen $Leichnam wandelt% Schedel gleitet Schau $wie% doch wie der Schickung Schluß Auch N N A E U P R O S J N A L U C A S S J N

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E. Notizen und Entwürfe

2. ÇÜbersetzungsprobenÈ

Jch achte keinen Vers der nicht von 50. Zeilen Ein auserlesner uberbleipsel ist. Ein solches Werck gehört vor meine Feile nicht.

5

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Alcides seinen Pappelbaum. Ein frisches Epheublat der Lohn gelehrter Schläfe Das Bacchus seinen Kranz mit Epheu ziert u. schmückt

$Man sagt% Dieweil das Nymphenvolck aus seiner Vaterstadt Viel Epheurancken um seine Wiege legte. Als ihn die Stieffmutter suchte. Neigung. Mehr Oel als Wein verbraucht. Sucht Academus doch die Wahrheit in dem Walde. Cubito pigritia presso. $Caput inclinans%

15 $xxx Caput%

$Prona Caput% Fulta genu summissa caput

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Der Geyer fraß zu viel u. als er sich erbrach Beklagt er seinen Darm allein die Mutter sprach Mein Kind was weinestu dis geht dir nicht zu Schaden Wer sich vom Raub ernehrt u. nachen drauß sich übergiebt Der speit ein fremdes Gut.

25

2,13–17 Cubito pigritia presso 〈...〉 caput] Trägheit mit gedrücktem Ellenbogen. $Das Haupt neigend% $xxx das Haupt% $Das Haupt vornüberhängend% das Knie gebeugt das Haupt gesenkt

E. Notizen und Entwürfe

3. ÇFranzösische

LiteraturÈ

Les œuvres de MÇonsieuÈr Regnard a Bruxelles 1711, in 12.

5

TÇomeÈ 1 La Serenade Le Bal Le joueur Le distrait Le retour imprevu Attendez-moi sous l’orme

TÇomeÈ 2 Democrite Les folies amoureuses Les Menechmes Le legataire universel Critique du legataire

15

Traite´ de la Satyre ou l’on peut examiner comment on doit reprendre son prochain, et comment le satire peut servir a cet usage. Suivant la copie a Paris chez Jean Anisson. 1695 in 12.

20

Satyres de Perse traduits en vers francois et accommode´es a gout present par Mr. Le Noble avec quelques Satires sur le Theatre, a Amsterdam 1706. in 12.

10

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E. Notizen und Entwürfe

4. ÇAnakreontikonÈ

quid mea tam læto novus ostia pollice tundit Hospes et adventu limen inane beat ingredere et quisquis foris gressum ocyus infer. non amat xxx (?) xxxxxx (?) janua $nostra% parva moras 5

10

$Cerno puer% $intrat, cerno puer graviori munere dextra% $ut sibi% ait $intrat cerno puer% Intrat cerno puer spoliis et onustus opimis Tantalus Explico velatum precioso Syndone munus pomona Crustumiis Syriisque pyris gravibusque xxxxx (?) mea vita

4,1–14 quid mea 〈...〉 vita] Was klopft der neue Gast mit so fröhlichem Daumen an meine Türen Und beglückt durch seine Ankunft das leere Haus? Tritt ein, und wer auch immer draußen, komm rasch herein. Unsere kleine Tür mag xxx xxxxxx Verzögerungen nicht. $Ich sehe, der Knabe%(5) $er tritt ein, ich sehe, der Knabe mit einem ziemlich schweren Geschenk in der Rechten% $damit er sich% sagt er $ich sehe, der Knabe tritt ein,% Ich sehe, der Knabe tritt ein mit Beute und beladen mit fetten als Tantalus. (10) Ich packe das mit kostbarem Linnen verhüllte Gastgeschenk aus, Pomona. Mit krustumischen und syrischen Birnen und schweren xxxxx mein Leben

VERZEICHNISSE

1. Adressaten Anders, Caspar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109, 111 Bock, Hedwig von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31, 36, 83 Bock, Wolff George von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86, 88 Ebersbach, David . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38, 51, 171 Ebersbach, Maria Magdalena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Fischer, Johann Gottfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109, 111 Flavie (Jugendgespielin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185, 193, 194 Fuchs, Gottfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3, 19, 79 Fuchs, Theobald Gottfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Fuchs, Theodosius Gottfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Günther, Anna (Mutter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Günther, Johann (Vater) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Hahn, Johann Gottfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116, 141, 145 Jachmann, Eleonora Magdalena (,Schweidnitzer Leonore‘) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70, 195–257 Jachmann, Georg Casper (Leonores Bruder) . . . . . . . . . . . . . . . 134 Johannchen (Leonores Freundin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253, 255 Kanitz, Siegmund Oswald von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176, 178 Karl VI. (Deutscher Kaiser) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Kühn, Johann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Lucas, Susanna Euphrosina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 Marbach, Christian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Orth, Ernst Siegmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Räder, Helena Margareta von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176, 178 Reibnitz, George Gotthard von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122, 132 Reibnitz, George Heinrich von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122, 132 Reibnitz, George Wilhelm von . . . . . . . . . . . . . . . 122, 132, 145 Reibnitz, Gotthard Friedrich von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Rüdiger, Agneta Philippina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25, 28 Schaffgotsch, Hans Anton Graf von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Scharff, Gottfried Balthasar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80, 101 Schmolcke, Benjamin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

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Verzeichnisse

Schramm, Maria Elisabeth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Schweinichen, George Willhelm von . . . . . . . . . . . . . . . 153, 162 Seidlitz, Helena Elisabeth von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153, 162 Seidlitz, Joachim Siegmund von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Winckler, Siegmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 Zedlitz, Anna Helena von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Zierotin, Franz Ludwig Graf von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Zierotin, Ludovica von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

369

2. Überschriften Abend-Lied. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abschied von seiner ungetreuen Liebsten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abschieds-Aria. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als der Hoch-Ehrwürdige 〈...〉 Herr Benjamin Schmolcke 〈...〉 zum Jnspectore unserer 〈...〉 Schule 〈...〉 introduciret wurde 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als der Hoch- und Wohlgebohrne Herr, Herr Wolf George von Bock und Polach, sein hohes Namens-Fest 〈...〉 beging. . . . . . Als der Hoch-würdige, in Gott andächtige 〈...〉 Herr Gottfried Fuchsius 〈...〉 seinen 〈...〉 Sohn Theobald Gottfried 〈...〉 beerdigen ließ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als die Hochwohlgebohrne Frau, Frau Hedwig von Wentzky, 〈...〉 Jhr hohes Namens-Fest 〈...〉 beging. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als er Abschied von Jhr nahm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als er insgeheim liebte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als er Lenchens Augen küßte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als er seiner Magdalis nichts zum Grünen Donnerstage geben kunnte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als er sich der ehemahls von Flavien genossenen Gunst noch erinnerte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als er sich einsten gegen sie zu frey aufgeführet. . . . . . . . . . . . . Als er sich mit ihr wieder zu versöhnen suchte. Aria. . . . . . . . . Als er sie bey Zeiten zu lieben ermahnte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als er sie wieder zu besänfftigen suchte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als er von seinem Neben-Buhler abgestochen zu werden besorgte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als Herr Gottfried Fuchsius, Pastor zu Schweidnitz, 〈...〉 seinen Namens-Tag begieng. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als Herr Gottfried Fuchsius, Past. Prim. 〈...〉 aus der streitenden Kirche in die triumphirende seinen seeligen Einzug hielte 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Als Schweidnitz einen Hahn aus seinem Neste ließ 〈...〉. . . . . . .

I.1 74 232 241

91 86

3 83 243 196 229 225 194 212 219 254 215 231 79

19 116

370

Verzeichnisse

Als sie ihn derer versprochenen Reime wegen plagete. . . . . . . . . An die Zeit, daß sie seine Liebste ihm nicht entziehe. . . . . . . . . An eben dieselbe 〈Leonore〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An eben die Vorige 〈Magdalis〉. Als er sie 〈...〉 entbehren sollte. An einen hochgeneigten Gönner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Herrn H〈ahn〉. Schweidnitz den 22. Jul. A. 1714. . . . . . . . . An Leonoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An seine erzürnte Schöne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An seine Leonore. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An seine Schöne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226, An seine Schöne, als sie ihr Namensfest begieng. . . . . . . . . . . . . An seine Schöne, die er bey einer widrigen Begebenheit tröstet. 〈Anakreontikon.〉 (Quid mea tam læto) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aria. Als er das, was er liebte, entbehren muste. . . . . . . . . . . . . Aria. Als er endlich sich wagte Jhr seine Liebe zu entdecken. . . Aria. Als er gleichfalls zu einer andern Zeit dicht berauschet war. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aria. Als er seine Liebe nicht sagen durffte. . . . . . . . . . . . . . . . . Aria. Als er sich seiner abwesenden – – erinnerte. . . . . . . . . . . . Aria. Als er sich über ihren Eigensinn beschwehrte. . . . . . . . . . . Aria. Als er sich über ihren Tod beklagte. . . . . . . . . . . . . . . . . . Aria. Als er sich zur Gelassenheit bey seinem Verhängnisse resolvirte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aria. Als er sie seiner beständigen Liebe versicherte. . . . . . . . . . Aria. Als er sie seiner beständigen Treue versicherte. . . . . . . . . . Aria. An Leonoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aria. An seine Schöne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aria. Daß man im Lieben nicht auf Reichthum 〈...〉 sehen müsse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aria. Ein guter Freund das beste Vergnügen. . . . . . . . . . . . . . . . Aria. Ueber die Worte: Der Gott aber des Friedens etc. . . . . . . . Aria zu einer Nacht-Music vor der Braut-Kammer. . . . . . . . . . . Auf das Absterben der N. N. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auf das Absterben der wohlgebohrnen Frauen Hedwig von Wenzky 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

220 256 237 237 93 145 227 252 221 235 201 220 364 199 205 216 200 211 209 193 72 228 238 244 213 234 139 60 175 22 31

Überschriften

Auf das Absterben des Herrn M. Ebersbachs in Schweidnitz. . . Auf das Absterben des Herrn von R〈eibnitz〉 〈...〉. . . . . . . . . . . . Auf das den 23. April. A. 1712. glücklichst erlebte Namens-Fest des 〈...〉 Herrn Wolff George von Bock und Polach 〈...〉. . . . . Auf das Nahmens-Fest seines Vaters, den 21. Junii A. 1714. . . . Auf das Räderisch-Kanitzische Hochzeit-Fest. . . . . . . . . . . . . . . Auf den 1. und 2. Vers des 122. Psalms. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auf den Tod seiner geliebten Flavie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auf die den 12. Sept. 1714. in Pilgrams-Dorf glücklich vollzogene Räderisch-Kanitzische Verbindung. . . . . . . . . . . . . Auf die Hoch-Reichs-Gräfliche gedoppelte Zierotinische Alliance. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auf ein Mägdchen, so er einsmahls bey einem guten Freunde 〈...〉 zum Fenster sahe heraus sehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auf einen Kuß. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beschluß eines Schreibens 〈...〉 an seine Magdalis 〈...〉. . . . . . . . . Bey des Wohlgebohrnen Herrn 〈...〉 G. W. von Schweinichen 〈...〉 und der 〈...〉 Helena Elisabeth geb. von Seidlitz 〈...〉 Verbindung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buß-Aria. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cantata. Die beständige Liebe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christliche Gedult. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Commigraturis Vitembergam Amicis amoris & studiorum consuetudine conjunctissimis E. S. Orthio et Chr. Marbachio 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Consociata Commilitonum 〈...〉 J. G. Fischero 〈...〉 et C. Andersio 〈...〉 gratulantium Vota. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109, Danck-Lied Mosis nach dem Ausgange aus Egypten. . . . . . . . . . Dein Abschied, Werther Freund! erfordert dieses Blat 〈...〉. . . . . Dein Name, theurer Scharf, bezeichnet diesen Tag 〈...〉. . . . . . . . Den höchst-schmertzlichen Fall eines lieb-gewesenen SchulFreundes beweinete dessen betrübtester Bruder. . . . . . . . . . . . Den seeligen Hintritt der Fr. Agnetha Philippina Rüdigern 〈...〉 bediente 〈...〉 mit der begehrten Abschieds-Aria J. C. Günther. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

371 51 12 88 89 178 58 185 176 149 195 212 247

153 62 207 66

112 111 54 134 101 24

28

372

Verzeichnisse

Der Abriß seiner Liebsten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Frühling im Herbste in dem Garten der Liebe, bey der HochAdel. Schweinich-Seidlitzischen Vermählung 〈...〉. . . . . . . . . . Der Seelen Unsterblichkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der verliebte Kummer. Aria. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die an Jhro Kayserl. Majestät bey dem den 17. 18. und 25. Sept. 〈...〉 vorgestellten Dramatibus abgesungene 〈...〉 Gratulation. . Die Asche des weyland wohlgebohrnen Ritters und Herren 〈...〉 Joachim Siegmund von Seydlitz 〈...〉 begleitete 〈...〉 Friedrich von Bock 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die auch in Jhrer Asche als ein Muster des preißwürdigen Frauenzimmers verehrte Frau Anna Helena, verw. von Zedlitz 〈...〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Begierde nach dem Himmel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die den 5. Febr. A. 1715. in Schweidnitz glücklich-vollzogene Fuchsius- und Schrammische Verbindung 〈...〉. . . . . . . . . . . . . Die gepriesene Demuth. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die von Theodosio bereute 〈...〉 Eifersucht. . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Zeit, als ein allgemeines Nichts, bey der Baare Der 〈...〉 Hedwig von Bock 〈...〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Er bittet ein Frauenzimmer, sich seiner Liebsten anzunehmen. . Er bittet sich beständige Treu aus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Er erinnert sich der vorigen Zeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Er suchet seine erzürnte Schöne zu besänftigen. . . . . . . . . . . . . . 〈Französische Literatur.〉 (Les œuvres de Mr. Regnard) . . . . . . . . 〈Geschenkepigramm.〉 (Rosen sind der Schönheit Bild) . . . . . . . Glaube und Hoffnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hier, Schweidnitz! schencken dir drey Tugendhafte Brüder 〈...〉. Jn des Herrn von Reibnitz Stammbuch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . In Exsequias Perquam Reverendi Viri Dn. M. Davidis Ebersbachii 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kampff und Sieg der Frau Agneta Philippina Rüdigern 〈...〉. . . . 〈Leichencarmen Susanna Euphrosina Lucas.〉 . . . . . . . . . . . . . . . . Madrigal. An eben die Vorige 〈Magdalis〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . Madrigal Von der Liebe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

248 162 67 239 104

13

6 64 181 69 261 36 255 253 251 217 363 254 70 132 145 38 25 361 225 224

Überschriften

Mediatio consolatoria pro iis, quibus jam hostium imminet invasio 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nahmens-Cantata auf seine Liebste zur Abends-Zeit. . . . . . . . . . Nahmens-Wunsch im Nahmen eines Sohnes an seine Mutter. . . Nimm, Winckler! nimm den Wunsch von einer Feder an 〈...〉. . Nobilissimae Fratrum Germanorum, Georgii Henrici/Guilielmi/ Gotthardi Reibniziorum 〈...〉 Trigae 〈...〉 bene precatur 〈...〉 J. C. G. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Send-Schreiben an Herrn J. G. H〈ahn〉 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . Sonnet. An die Vorhergehende, als sie an seiner Treu zweiffelte. Sonnet. An eben die Vorige 〈Magdalis〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonnet. An seine Magdalis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonnet auf den Geburtstag Herrn M. G. B. S〈charffens〉. 〈...〉 . . 〈Theodosius-Drama.〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trost-Aria. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 〈Übersetzungsproben.〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterthänigstes Abend-Opffer welches Jhrer Hoch-ReichsGräflichen Excellence 〈...〉 H. Hanß Anton Schaffgotsch 〈...〉 anzündeten 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wem sich das Glück vermählt, den pflegt die Braut zu küssen 〈...〉. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

373

56 203 81 118

122 141 223 223 222 80 261 71 362

96 171

374

3. Inhalt

A. Religiöse Dichtungen I. Leichencarmina 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

Nimm, Großer Aaron! Von Deines Knechtes Händen Wem Neid und Aberwitz nicht die Vernunfft bethört Mein Vater! zürne nicht, wenn ein bestürtzter Sohn . . Welch Unglück wittert sich? wie wenn ein MordComet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Lüffte waffnen sich mit schweren Donner-Keilen Die Sehnsucht viel zu sehen treibt Leute von Verstand Mein Bruder Jonathan! dein höchst-betrübter Freund Endlich ist die frohe Zeit, und der Tag des Heils erschienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeuch aus, gefangne Seele! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie bald ein Paradieß so Schlang als Tod gebähre . . . Der Schulstaub hat mir zwar die Augen nicht verdorben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Continuant stabili filique urnaeque potentes . . . . . . . . Verwaiste Magdalis! die Sprache trüber Augen . . . . . .

I.1 3 6 12

I.2 210 212 215

13 19 22 24

216 218 220 222

25 28 31

223 225 226

36 38 51

228 230 232

54 56 58 60

234 236 237 239

II. Geistliche Lieder und Gedichte 1. Da schwimmt nun unsre Furcht mit Wagen, Roß und Mann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Mein Gott! was bist du mir auf Erden . . . . . . . . . . . . 3. Welt, was hab ich noch mit dir . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Gott, dessen Namen schon die Fülle . . . . . . . . . . . . . .

375

Inhalt

5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

Komm, Jesu, theurer Schatz! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fort, o Seele, von der Welt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Banges Hertze! lerne doch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seele, wirff den Kummer hin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wer die Erde recht beschaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mein Vertrauen gründet sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Endlich bleibt nicht ewig aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Immer sich gelassen weisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Feyer-Abend ist gemacht! . . . . . . . . . . . . . . . . . .

I.1 62 64 66 67 69 70 71 72 74

I.2 240 240 241 242 243 244 246 248 249

B. Dichtungen für die Respublica Litteraria I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Laß dich deine Söhne küssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Es raset Mavors Wuth noch immer in der Welt . . . . . Wenn Dir, Hoch-wertheste, ein kindliches Vertraun Hochwohlgebohrne Frau! es kommt ein schlechtes Blat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brich an, erfreutes Licht! laß deine Freuden-Stunden O Höchst-beglückter Tag! o angenehme Stunde! . . . . Die Einfalt paaret sich mit meiner Redlichkeit . . . . . Weinet nicht, verwayste Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . Es ist nicht meine Schuld, wofern, Hoch-Edles Haupt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diß ist die Losung unsrer Pflicht . . . . . . . . . . . . . . . . Verschmäht, gelehrter Scharf, dein Auge meine Pflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friede, Friede! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

79 80 81

251 252 254

83 86 88 89 91

255 256 257 258 259

93 96

260 261

101 104

264 265

376

Verzeichnisse

II. Geleit-Gedichte 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Suscipe, Lecta Cohors, nostri documenta favoris . . . . . Nichts anders als Verdruß bestürmet Seel und Geist Qvae semel nostris agitata votis . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie glücklich lebt doch eine Stadt . . . . . . . . . . . . . . . Gedacht und auch geschehn. Ihr Pierinnen lacht . . . . Longa quid Ausonium corrumpunt otia plectrum? . . . Erwege dein Vergnügen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ihr Musen, steigt von eurer Höh . . . . . . . . . . . . . . . . .

I.1 109 111 112 116 118 122 132 134

I.2 268 270 271 272 274 277 278 279

III. Freundschafts-Gedichte 1. 2. 3. 4.

Mein Vergnügen heist auf Erden . . . . . . . . . . . . . . . . . Entschuldige, mein Freund! die Faulheit meiner Hand Ich, Blaß, Charisius und der verbuhlte Bock . . . . . . . Die Feder ziert den Helm, und adelt Fahn und Schwerdt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

139 281 141 283 145 286 145

288

149 153 162 171 175 176 178 181

289 290 294 297 298 299 301 302

C. Erotische Dichtungen I. Hochzeits-Gedichte 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Verzeihe, Großes Paar, wenn dieses schlechte Blat . . . Daß noch die gantze Welt in ihren Angeln geht . . . . Aurora zog nunmehr den Purpur aus der See . . . . . . . Zürnt, Grossen Dichter! nicht, daß der verdorbne Kiel Stille Nächte mehrt den Schatten . . . . . . . . . . . . . . . . Laß, Wohlgebohrne Braut! wo nur die Emsigkeit . . . . So bist du endlich, schöne Braut! . . . . . . . . . . . . . . . . Verdammte Tadelsucht! du Seuche dieser Zeit . . . . . .

377

Inhalt

II. Galante und Verliebte Gedichte Flavia I.1 1. Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten . . . . . . . . 185 2. Betrügliches Glücke! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 3. Erinnert euch mit mir ihr Blumen, Bäum und Schatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194

I.2 306 307 308

Schweidnitzer Leonore Werbung 4. Schweigt doch nur, ihr höhnschen Thoren . . . . . . . . . 5. Was ich in Gedancken küsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Etwas lieben und entbehren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Ich leugne nicht die starcken Triebe . . . . . . . . . . . . . . 8. Wenn dieses welke Blat, du englische Grisette . . . . . . 9. Ich versteh wohl, was ihr wolt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Flammen in der Brust empfinden . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Die Schönheit ist es nicht gewohnt . . . . . . . . . . . . . . .

195 196 199 200 201 203 205 207

310 311 314 316 317 318 319 320

Galante Spiele 12. Wer wolte dich nicht englisch preisen . . . . . . . . . . . . 13. Küßt ihr Seuffzer mein Vergnügen! . . . . . . . . . . . . . . 14. Ich weiß, geliebtes Kind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. Verdienet denn, du Bild der keuschen Zucht! . . . . . . . 16. Was vor Rosen, schöner Engel! . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. Erzürnte Schöne! laß einmahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. Hab ich mich einmahl vergangen . . . . . . . . . . . . . . . . 19. Versöhn ich dich mit keinem Kusse . . . . . . . . . . . . . . 20. Kluge Schönheit! nimm die Busse . . . . . . . . . . . . . . . 21. Mein Kind! es ist mir leid, daß wider mein Verhoffen 22. Galant- und schönes Kind! gewiß, du plagst mich gut 23. Du fromm- und treues Blut, geliebte Leonore! . . . . . .

209 211 212 212 213 215 216 217 219 220 220 221

321 322 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331

378

Verzeichnisse

I.1

I.2

222 223

332 333

223 224 225 225 226

334 335 336 336 338

227 228

340 340

Täuber-Krise 33. Ihr Bogen voller göldnen Pfeile! . . . . . . . . . . . . . . . . . 34. Geliebtes Kind! der schöne Täuber . . . . . . . . . . . . . . . 35. Wie gedacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36. Ich liebe nur, was mich vergnügt . . . . . . . . . . . . . . . . 37. Nur eine bleibet meine Taube . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

229 231 232 234 235

341 342 344 347 348

Abschied 38. Schicke dich, geliebtes Kind! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39. Zwey Tage soll ich dich und deinen Umgang meiden 40. Weine nicht, mein Kind! ich bleibe . . . . . . . . . . . . . . 41. Die Liebe weckt an diesem Morgen . . . . . . . . . . . . . . 42. Schweig du doch nur, du Helffte meiner Brust! . . . . . 43. Mein Engel! lebe wohl! Die Zunge kan nicht mehr . . 44. Die Trennung dient zu größrer Freude . . . . . . . . . . . . 45. Die Zeit kann alles möglich machen . . . . . . . . . . . . . .

237 237 238 239 241 243 244 247

349 350 351 352 354 355 356 358

46. Die Liebe gab mir nächst den Pinsel in die Hand . . . 248 47. Wie gerne wollt ich auch mit Blut . . . . . . . . . . . . . . . 251 48. Wohin, erzürntes Frauenzimmer? Verbanne den empfangnen Groll . . . . . . . . . . . . . . . . . 252

359 363

Verlobung, Liebesglück 24. Nicht anders leget sich die Blumen-Göttin an . . . . . . 25. Mein Kind! was zweiffelst du an meiner Redligkeit? . 26. Das Glücke muß fürwahr mih als sein Schoß-Kind lieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27. O Liebe! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28. Mein Kind! ich bin der Huld nicht werth . . . . . . . . . 29. Getreue Magdalis! du forderst zwar den Zoll . . . . . . . 30. So wenig eine junge Rebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31. Du zwingst mich, Wehrtes Kind! dir vieles vorzusagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32. Treuer Sinn! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Anhang: Unvollständige Leonoren-Gedichte

365

379

Inhalt

49. 50. 51. 52.

Mein Buch, das eure Feder kennt . . . . . . . . . . . . . . . . Rosen sind der Schönheit Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . Komm, mein Engel, laß uns lieben . . . . . . . . . . . . . . Johannchen, denke, dieses Wort Ich gründe mich auf deine Gunst . . . . . . . . . . . . . . . . 53. Göttinn, deren Macht und Stärke . . . . . . . . . . . . . . . .

I.1 253 254 254

I.2 366 368 369

255 256

370 372

D. Theodosius-Drama Vorbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

261 267 282 311 325 344 373 375 377 382

Überlieferung, Datierung, Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

E. Notizen und Entwürfe Aus dem ,Schweidnitzer Taschenbuch‘ 1. Leichencarmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Übersetzungsproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Französische Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Anakreontikon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

361 362 363 364

388 389 391 392

NEUDRUCKE DEUTSCHER LITERATURWERKE Neue Folge Herausgegeben von Hans-Henrik Krummacher Band 70

JOHANN CHRISTIAN GÜNTHER

Textkritische Werkausgabe in vier Bänden und einer Quellendokumentation Herausgegeben von Reiner Bölhoff Band I.2

De Gruyter

JOHANN CHRISTIAN GÜNTHER

Dichtungen der Schuljahre 1710 – 1715 Teil 2 Einführung, Nachweise und Erläuterungen

De Gruyter

ISBN 978-3-11-028392-1 e-ISBN 978-3-11-028399-0

Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2013 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: pagina GmbH, Tübingen Gesamtherstellung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhaltsübersicht Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII

I. Einführung 1. Zu Günthers Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Zu Günthers Werken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Zur Geschichte der Günther-Edition . . . . . . . . . . . . . . . 4. Zur Anlage dieser Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Schriftarten, Abkürzungen, Siglen . . . . . . . . . . . . . . . . .

3 9 13 19 26

II. Handschriftliche Textüberlieferung 1. Einzel-Handschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Sammel-Handschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

31 48

III. Gedruckte Textüberlieferung 1. Einzeldrucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Verstreute Erstdrucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Teilsammlungen A-D . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Sammelausgaben G . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Nachlese N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Neuere Quellendrucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Krämers Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Angezweifelte Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

91 107 109 115 120 123 126 129

IV. Textverbreitung 1. Auswahl-Ausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Anthologien und Liedersammlungen . . . . . . . . . . . . . . . 3. Übersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Vertonungen, Rezitationen, Tonträger . . . . . . . . . . . . . .

149 152 173 175

V. In Band I zitierte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

VI

Inhaltsübersicht

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen zu Band I A. Religiöse Dichtungen I. Leichencarmina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 II. Geistliche Lieder und Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 B. Dichtungen für die Respublica Litteraria I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . 251 II. Geleit-Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 III. Freundschafts-Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 C. Erotische Dichtungen I. Hochzeits-Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 II. Galante und Verliebte Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . 304 D. Theodosius-Drama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 E. Notizen und Entwürfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 Verzeichnisse zu Band I 1. Textanfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 2. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401

Vorwort

Nachdem Carl Enders seine geplante Günther-Ausgabe zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht verwirklicht hatte und Wilhelm Krämers »Historischkritische Gesamtausgabe« 1930 /37 ein Torso ohne Nachweise geblieben war, blieb eine vollständige Werkausgabe mit philologischem Apparat ein Desiderat der Forschung. Ich freue mich, auf Einladung des Herausgebers der Neuen Folge der ,Neudrucke deutscher Literaturwerke’, Hans-Henrik Krummacher, nunmehr mit einiger Verspätung eine solche Edition in je vier Text- und Kommentarbänden und einem Dokumentenband vorlegen zu können. Sie berücksichtigt die in Bibliotheken und Nachlässen wiedergefundenen Textzeugen und Materialien ebenso wie die ältere und neuere Forschung, will dokumentieren, präsentieren, erschließen, ohne jedoch künftigen Interpretationen vorzugreifen. Im Unterschied zu meiner 1998 erschienenen Günther-Auswahl im Deutschen Klassiker-Verlag ist die neue Ausgabe in den Texten und Varianten vollständiger angelegt, die textgeschichtlichen Nachweise werden detaillierter aufgeführt; dagegen werden die Werke inhaltlich sparsamer kommentiert, auch weil diese Edition sich eher an den fachlich vorgebildeten Leser wendet. Zuerst möchte ich meinem akademischen Lehrer Prof. Dr. Wolfram Mauser danken, der mir den schlesischen Barockdichter Günther als Arbeitsthema vorschlug und meine Staatsarbeit und meine Dissertation begleitet hat. Nach einem Hinweis von Herrn Prof. Francesco Delbono (1932–1993) danke ich Herrn Prof. Peter Pütz (1935–2003) und Herrn Akad. Dir. Joachim Krause für die Vermittlung des Günther betreffenden Teilnachlasses von Carl Enders (1877–1963) im Germanistischen Seminar der Universität Bonn. Herrn Dr. Wilhelm Krämer (1903–1981) bin ich dankbar, daß er mir seinen gesamten Nachlaß anvertraute, desgleichen seiner alten Freundin aus Breslauer Zeiten, Charlotte Zotz (1906–1983), daß sie mir die Wege zu dem menschenscheuen Günther-Forscher ebnete. Der Bibliotheka Uniwersytecka we Wroclawiu danke ich für ihre Unterstützung und die Erlaubnis, Günthers Handschriften zu nutzen und abzubilden. Für wertvolle editorische Ratschläge und Hinweise bin ich Herrn Prof. Dr. Hans-Henrik Krummacher in Mainz verpflichtet, für die adäquate Übersetzung lateinischer Texte danke

VIII

Vorwort

ich Herrn Prof. Dr. Hermann Wiegand, Mannheim /Heidelberg. Ich bin mir bewußt, daß eine solche Edition immer ein Gemeinschaftswerk alter und neuer Forscher und Helfer ist. Waldshut, im Januar 2012

Der Herausgeber

I. EINFÜHRUNG

1. Zu Günthers Leben Das kurze Leben des Dichters Johann Christian Günther, der am 8. April 1695 in Striegau geboren wurde 1 und am 15. März 1723 in Jena starb 2, verlief in vier deutlich abgrenzbaren Phasen, welche die Bandfolge dieser Werkausgabe bestimmen. Bis zu seinem fünfzehnten Lebensjahr wächst er innerhalb der Familie eines unpromovierten und unbegüterten »Physikus und Invalidenmedikus« 3 in der niederschlesischen Kleinstadt Striegau auf 4. Die kränkliche Mutter Anna geborene Eichbänder aus Breslau (1658–1724) und die jüngere Schwester Johanna Eleonore (1698–1773) spielen in der Familie offensichtlich keine so große Rolle wie der strenge, aus dem sächsischen Aschersleben gebürtige Vater Johann (1659–1745) mit seinen naturund naturheilkundigen Interessen, Wetter- und Wachstumsbeobachtungen, Pflanz- und Pfropfversuchen. 5 Durch ihn lernt der junge Johann Christian im häuslichen Unterricht die lateinische Sprache, die Grundlagen der lutherischen Theologie und das physiko-theologische Weltbild von Leibniz und Wolff kennen. Schriften sind aus dieser Zeit nicht erhalten, nur einige Anekdoten von Günthers Lernbegierde, postum berichtet von dem Breslauer Arzt Christoph Ernst Steinbach, der unter dem Pseudonym Carl Ehrenfried Siebrand 1738 eine erste Günther-Biographie veröffentlichte. 6 I. Als sich dem fast fünfzehnjährigen Günther Anfang 1710 durch Zufall 7 die Gelegenheit bietet, als Stipendiat in die neue evangelische Gnaden1

Vgl. Abb. des Striegauer Taufeintrags in: Stüben (Hg.), Günther, S. 375. S. u. Anm. 16. 3 Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 10 und 358. 4 Günthers Elternhaus stand in der Neugasse 94. Am 13.3.1718 fiel es einem Stadtbrand zum Opfer. 1767 erhielt es die Hausnummer 106. 1872 wurde die Neugasse umbenannt in Günther-Straße, das Günther-Haus erhielt die Nr. 20 (poln. ul. Dabrowskiego 20). 1887 wurde es durch einen Neubau ersetzt. Vgl. Filla, Striegau, S. 237–238, und Übersichtsplan der Stadt Striegau, 1932, Nachdr. 1980. Noch heute weist zwischen den Fenstern des ersten Obergeschosses eine Relieftafel auf Günther hin. 5 Vgl. Krämer, Probleme und Ergebnisse I, S. 336–354. 6 Steinbach, Günthers Leben, S. 6–8. 7 Dr. med. Johann Caspar Thiem, praktischer Arzt und Waisenamtsassessor in Schweidnitz, hörte auf der Durchreise in Striegau von Günthers Begabung und versprach, sich für ihn einzusetzen und ihn in sein Haus aufzunehmen. Vgl. Steinbach, Günthers Leben, S. 8–9. 2

4

I. Einführung

schule an der Schweidnitzer Friedenskirche aufgenommen zu werden, hat er bereits so gute Grundkenntnisse, daß er gleich in die höchste der aktuell eingerichteten Klassen eingestuft wird. Sein Rektor und Klassenlehrer Johann Christian Leubscher (1675–1721), zuvor acht Jahre lang unter Christian Gryphius Lehrer am Breslauer Magdalenen-Gymnasium, vertritt eine liberale, praxis- und erlebnisorientierte Pädagogik, wie seine »Wohlgemeinte Zuschrifft« an seine Schüler und sein »Entwurff Derer Lectionum« zeigen 8: Im Poesie-Unterricht holt er die Stoffe vielfach aus der Umgebung der Schüler und läßt sie lateinisch und deutsch, in Prosa und Vers behandeln. In öffentlichen Deklamations-, Improvisations- und Theatervorführungen werden die erworbenen Kenntnisse ein- bis zweimal jährlich vor Publikum präsentiert. Weitere wichtige Lehrer waren der Pastor primarius und spätere Schulinspector Benjamin Schmolcke (1672–1737), zu seiner Zeit ein beliebter Verfasser von Kirchenliedern und Erbauungsschriften, und Gottfried Balthasar Scharff (1876–1744), ab 1708 Diakon, 1712 Archidiakon, 1714 Senior in Schweidnitz. Die Notwendigkeit, die dem Stipendiaten erwiesenen Wohltaten – Kost, Logis, Bücher – zu vergelten, veranlaßte den begabten Schüler schon bald zur Produktion von Leichen-, Glückwunsch- und Geleitgedichten in eigenem und fremdem Namen für die bürgerlichen und adeligen Familien der Mitschüler und Mäzene. Allmählich stieg er zum dichterischen ,Schulsprecher’ auf. Zur wichtigsten Inspirationsquelle dieser ersten Schaffensperiode aber wurde Leonore Jachmann (1689–1746), Günthers Nachbarin in der Schweidnitzer Burgstraße 9, Arztkind auch sie, über fünf Jahre älter als Günther und Schwägerin des Rektors Leubscher sowie des Lehrers Lucas. 10 Der junge Poet gewann sie vor allem durch seine Gedichte, mit denen er sie seit dem Sommer 1714 verehrungsvoll umwarb; fast die Hälfte der erhaltenen Texte 8

Beide Schriften sind als Faksimile wiedergegeben bei Pott (Hg.), Günther, S. 137–151, 153–164. 9 In der Burgstraße 16 (heute ul. Grodzka) bewohnte Familie Jachmann das Haus des Kaufmanns Otto Gottfried Lieres, daneben, in der Burgstraße 18, stand das Haus des Arztes Johann Caspar Thiem mit Günthers Studierstube; gegenüber war der Kaiserliche Rat Gottlieb Milich zu Hause, dessen Bibliothek Günther nutzen durfte. Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 48 und 76; Bölhoff, Günther und Schweidnitz, S. 213–214; ´ Swidnica: Plan miasta. Warszawa, Wroclaw 1993. Feld G 13. 10 Vgl. Heyer /Hoffmann, S. 80–81.

1. Zu Günthers Leben

5

aus der Schweidnitzer Zeit ist an sie gerichtet. So lernt der junge Dichter, Poesie und Begabung auch auf privater Ebene als Mittel der realen Lebensbewältigung einzusetzen. Am Schluß der lange hinausgezögerten Schulzeit bekommt Günther den Auftrag, ein Mischspiel vom eifersüchtigen Kaiser Theodosius zu verfassen und darin eine komische Hauptrolle zu spielen. Die satirischen Ausfälle, besonders gegen den Polyhistor und Juristen Theodor Krause (1688–1740), lassen die glückliche Schulzeit, aus der insgesamt 110 Gedichte erhalten sind, Ende September 1715 mit einem Lacherfolg und einem Mißklang enden. Die Geistlichkeit ist befremdet, der Vater entsetzt. II. Sobald Günther sich im November 1715, nach einem Umweg über Frankfurt /Oder 11, in Wittenberg als Medizinstudent eingeschrieben 12 hat, versucht er, sein bisher lokales Ansehen als Dichter offiziell und überregional bestätigen zu lassen, indem er Ende April 1716 den humanistischen Ehrentitel eines ,Poeta Laureatus Caesareus’ erwirbt. Diese Ehre, wiewohl damals bereits obsolet, wird hinfort auf den Titelseiten von Günthers Gelegenheitsgedichten oft erwähnt. Die Kosten für Titel und Festschmaus aber stürzen den jungen Dichter ins finanzielle Unglück, bringen ihn zeitweise gar in Schuldenarrest, aus dem ihn schlesische Landsleute erst im Sommer 1717 befreien können. 13 Der Vater entzieht ihm nunmehr endgültig jede Unterstützung. Günther flüchtet nach Leipzig 14, in ein weltoffenes Zentrum des Geistes, der Geselligkeit und der Buchkultur. Dort erwarten ihn vielfältige neue Anregungen, z. B. durch die lateinische, neulateinische und galante Liebesdichtung, das Gesellschaftslied, die Satire: Ovid, Properz, Tibull; Sannazar, Johannes Secundus; Fleming, Corvinus, Hunold, Canitz. Durch den Umgang in den galanten und gelehrten Kreisen um den Hofrat, Ratsherrn und späteren Leipziger Bürgermeister Gottfried Lange und den Historiographen, Rechtsgelehrten, Lexikographen, Übersetzer und Gelegenheitsdichter Jo11

Immatrikulation in Frankfurt /Oder am 11.11.1715; vgl. Matrikel Frankfurt /Oder II, S. 1715. 12 Immatrikulation in Wittenberg am 25.11.1715; vgl. Matrikel Wittenberg III, S. 198 b. 13 Zur »Einsamkeit« des Schuldenarrests vgl. Steinbach, Günthers Leben, S. 26–27. 14 Immatrikulation in Leipzig zum Sommersemester 1718; vgl. Matrikel Leipzig III, S. 128 c.

6

I. Einführung

hann Burkhard Mencke (1674–1732) lernt Günther den leichten, geselligen Ton zu schätzen und anzuwenden. In Gelehrten Gesellschaften, z. B. der ,Görlitzischen Poetischen Gesellschaft’ (ab 1717 ,Deutsche Gesellschaft’) und einer Schweidnitz-Jauerschen Philosophen-Runde, verfeinert Günther seinen Denk- und Rede-Stil und seinen Geschmack. Neue Freundschaften mit Birnbaum, Gorn, Jacobi, Pfeiffer, Triller u. a. spiegeln sich in einer Fülle geistvoller Lobepigramme, gelehrter Glückwunschgedichte und vertraulicher Versbriefe. Auch galantes Dichten lernt Günther in Leipzig, zuerst im Hause von Anna Rosina Lange, dann bei der Affaire mit der bisher nicht identifizierten »Leipziger Leonore«. Eine epidemisch auftretende Krankheit, der besonders viele Studenten zum Opfer fallen, schwächt Günther im Frühjahr 1718 so sehr, daß eine Pause in der lyrischen Produktion entsteht. Anschließend werden die Projekte großräumiger, ambitionierter, wie das große Lobgedicht auf den Prinzen Eugen (und ihr Gegenstück, die satirische Abrechnung mit Theodor Krause alias Crispin) zeigen. Als aus Wien keine Reaktion erfolgt, versucht Mencke den jungen Dichter schließlich bei König August dem Starken in Dresden als Hofdichter-Gehilfen unterzubringen. Die persönliche Vorstellung am Hof August des Starken im August 1719 mißlingt indes. 15 Günther kehrt nicht mehr nach Leipzig zurück, zumal ihm seine ,Leipziger Leonore’ Gerüchten zufolge untreu geworden ist. Auch die fruchtbare Leipziger Studienzeit, aus der etwa 180 Gedichte erhalten sind, endet also mit einem Fiasko, das zu einem Neuanfang zwingt. III. Der Dichter, nunmehr ganz auf sich und seine Kunst gestellt, sucht Trost und Ermutigung in seiner schlesischen Heimat, der Welt seiner frühen Erfolge als Schweidnitzer Alumnus, bei seinem Förderer Leubscher und seiner Jugendliebe Leonore Jachmann. In Schweidnitz aber findet Günther die vertraute Lebens- und Schreibsituation nicht mehr vor, Leonore und die Schulfreunde sind weggezogen, Leubscher ist krank, die Türen bleiben verschlossen. Mit dieser Enttäuschung beginnt Günthers letzte Lebens- und Schaffensphase: ein unstetes Wanderleben von Gastfamilie zu Gastfamilie, von Gönner zu Gönner. Der Vater ist nicht zu sprechen, aber in Breslau 15

Zum Dresdner Fiasko vgl. Steinbach, Günthers Leben, S. 50–52; Krämer, Leben Günthers, S. 188–193.

1. Zu Günthers Leben

7

gewährt ihm die Patrizier- und Stadtratsfamilie von Breßler vorübergehend Unterschlupf. Zum Dank schreibt er dem Hausherrn ein langes Lobgedicht auf den Grafen Franz Anton von Sporck; der dichtenden Dame des Hauses, Mariane von Breßler, widmet er aufmunternde Huldigungen und poetische Lektionen. Sporadische Wiederbegegnungen mit Leonore Jachmann, die auf dem nahen Gut Zedlitz als Wirtschafterin arbeitet, zeigen um die Jahreswende 1719 /20 die Aussichtslosigkeit ihrer Liebe: Für eine gesellschaftlich sanktionierte Verbindung fehlen die materiellen Grundlagen. Anschließend verbringt Günther, verlockt von den Versprechungen eines Freundes, eine sechsmonatige Leidenszeit im Laubaner Armenhaus, bis seine bitteren Klage- und Bittgedichte Erfolg haben und eine Zufallsbegegnung ihm endlich Befreiung verschafft. Im Sommer 1720 trifft er Leonore ein letztes Mal, wahrscheinlich in Breslau. Freunde überreden ihn, in Oberschlesien, nahe der polnischen Grenze, als praktischer Arzt seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Auf dem Weg macht er in Brieg Station und gerät dort mit der örtlichen Geistlichkeit in Konflikt. In Kreuzburg vermag er die medizinische Praxis, wenn sie denn je zustande kam, nur eine kurze Zeit zu halten; ebenso wenig gelingt es ihm, mit der Bischdorfer Pfarrerstochter Johanna Barbara Littmann eine bürgerliche Existenz aufzubauen: Der Brautvater verlangt als Voraussetzung für eine Ehe Günthers Promotion und die Aussöhnung mit seinem Vater. Der Verlobte reist im Frühjahr 1721 zurück in die Heimat, um beides zu erlangen. IV. Als ihn der Vater erneut abweist, kehrt Günther im Juni 1721 nicht mehr nach Oberschlesien zurück, sondern wandert weiter nach Jauer, Liegnitz, Goldberg, bis er im Dezember 1721 in den Gebirgsstädten Schmiedeberg, Landeshut, Hirschberg eintrifft, wo er durch die Vermittlung des ehemaligen Kommilitonen Theodor Speer in den Kaufmannsfamilien Beuchelt und Dauling nochmals geduldige Mäzene findet. Wie zuvor bei der Breslauer Familie von Breßler, gibt es mit der Frau des Hauses, Johanna Eleonora Dauling in Landeshut, gelehrte Gespräche und freundschaftliches Einvernehmen. Auf Anraten seiner Umgebung sucht er seine »verstreuten Musenkinder« zu sammeln und zu überarbeiten, um eine Ausgabe vorzubereiten, außerdem will er mit einem großen Bittgedicht seinen Vater umstimmen. Als auch dieser letzte Versuch nichts bewirkt, wandert er im Sommer nach Kukus zum Grafen von Sporck, um ihm ein neues Lobgedicht zu übergeben

8

I. Einführung

und eine Förderung zu erbitten. Der Schönschreiber Alde aber hat Günthers Gedicht bereits abgeliefert, das Geldgeschenk reicht gerade für die Reisespesen. Daraufhin kehrt Günther Schlesien den Rücken und wandert im Herbst 1722 nach Jena, um sein Studium abzuschließen. In Jena stirbt er Mitte März 1723, drei Wochen vor seinem 28. Geburtstag, an Tuberkulose und Erschöpfung, ohne offiziell immatrikuliert zu sein. 16 Wohl aber hat Günther bis Ende Februar noch Gedichte geschrieben, sogar für Hochzeiten; auch eine letzte, witzig gereimte Bitte um Nahrung ist im Original erhalten. Auf dem Alten Friedhof vor dem Johannistor, wo seit 1923 eine Bronzegußtafel an ihn erinnert, 17 wird er von schlesischen Landsleuten, wohl um die Beerdigungskosten zu senken, als »Theologiae Studiosus« begraben. 18 Aus den letzten dreieinhalb Jahren der Phase III und IV stammen nicht nur viele der eindrücklichsten Gedichte Günthers, sondern auch die meisten: Über 300 Texte, etwa die Hälfte seines Werks, sind in dieser Wanderzeit entstanden. Sie zeugen von einer rastlosen dichterischen Tätigkeit, von dem wachsenden Druck der Verzweiflung und immer wieder erneuerten Versuchen, sich als berufener Dichter in einer idealisierten Respublica litteraria zu behaupten. Sein Ruhm aber beginnt erst mit dem Schock über seinen Tod und den postumen Ausgaben seiner Gedichte ab 1724.

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Vgl. Jenaer Totenbuch: »Martius 15. [gestorben], 16. [begraben] Herr Johann Christian Günther, Theol. Studiosus aus Schlesien bürtig.« Abgebildet in Stüben (Hg.), Günther, S. 377. 17 Auch im Treppenaufgang der Alten Universität (,Collegium Jenense’), Kollegiengasse, ist eine solche Relieftafel zu finden. Die Schrifttafel »Historische Grabstätten auf dem Alten Friedhof an der Friedenskirche in Jena« vermerkt unter Nr. 15, daß die genaue Stelle von Günthers Grab unbekannt ist. 18 Vgl. dagegen das Ehrengedicht der »mitleidenden Landsleute« in der Nachlese N1, S. 234; hier ist Günther in der Überschrift richtig als »Med. et Phil. Cand. wie auch Poe¨t. Laur. Cæs.« bezeichnet.

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2. Zu Günthers Werken Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts galt es als ausgemacht, daß Günther der erste Erlebnis- und Bekenntnisdichter vor Goethe sei, ein Vorläufer der Stürmer und Dränger, ja ein Vorromantiker und Revolutionär. In den siebziger und achtziger Jahren, als die Bedeutung der Rhetorik für die Barockdichtung wiederentdeckt wurde, wurde Günther eher als später Virtuose und Ekklektiker gesehen, der über die antiken, barocken und frühaufklärerischen Traditionen und alle Mittel der affektischen Beeinflussung je nach Bedarf und Ziel souverän verfügte. Das paßte in die Zeit: Rhetorische Haltungen und Schreibtechniken, für die Barockdichtung von Dockhorn, Dyck, Fischer 1 zunächst theoretisch wiederentdeckt, wurden in den siebziger Jahren bei einzelnen Dichtern und Dichtungen konkret untersucht. Die Entdeckung der Überzeugungsziele, Adressatenbindungen, Gattungsmuster, der sozialen und psychologischen Implikationen und Rücksichten brachte neue Einblicke in die Struktur der Dichtungen und in die Funktion ihrer Wirkmittel; man lernte, Gedichte der Mittleren deutschen Literatur nicht nur von den Dichtersubjekten, sondern auch von den objektiven Zielgruppen und Intentionen her zu verstehen. Auch bei Günther waren verschiedene Überzeugungsstrategien, Rollenmuster und Vorbilder zu entdecken, deren funktionaler Einsatz die wechselnden Ansichten in den Texten besser erklärte als die alte Hypothese von einer charakterlichen Labilität des Dichters. Das neue Günther-Bild irritierte viele Günther-Freunde, sogar Fachleute; sie meinten, wer Günther als gelehrten Poeten sehe, der spreche ihm jede Aufrichtigkeit, jede wahre Emotion, jede ehrliche Aussage ab, vor allem jede Authentizität. Die Meinung, Rhetorik könne nur berechnete Lügen produzieren, bewußte Sprachkunst und wahre Gefühle schlössen einander aus, war besonders in der deutschen Literaturrezeption noch virulent. Die Auffassung, wahre Dichtung müsse aus dem Herzen fließen, wenn sie „echt“ sein wolle, galt aber nicht einmal für die Dichter der Romantik. Daß Sprachkunst ein Erlebnis niemals ungefiltert und unmittelbar wiedergibt, 1

Vgl. Dockhorn, Rhetorik als Quelle; Dyck, Ticht-Kunst; Fischer, Gebundene Rede.

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I. Einführung

sondern den Eindruck der Authentizität und Unmittelbarkeit erst bewußt herstellen muß, liegt schon an der reflexiven Funktionsweise von Sprache. Und wenn der Sprecher eine bestimmte Rolle einnimmt, sei es eine autornahe („Günther“) oder eine andere (Leonore, das Kind Carl Wilhelm, Pohl...), so schließt die künstlerische Stilisierung die verschiedensten Affekte nicht aus, sondern ein. Man denke an einen Schauspieler, der einen Trauernden spielen muß, obwohl er im Augenblick sehr glücklich ist; die Erinnerung an frühere Traurigkeiten, seine Vorstellungskraft wird ihn trotzdem befähigen, die Gestalt des Trauernden in seiner Haltung, Mimik und Sprechweise glaubwürdig zu verkörpern. Ebenso geht es dem Dichter, der mit Sprache eine zweite Bühne, Gestalten und Gefühle erzeugt: Er will beeindrucken, und das kann er nur, wenn er selbst von seiner Botschaft, seinem Überzeugungsziel durchdrungen ist. Wer erregen will, muß selbst erregt sein, zitiert Dockhorn. 2 Günther als Rhetoriker zu bezeichnen, ist also eher eine Verbeugung vor seiner Professionalität, als daß ihm persönliche Aussagen und Gefühle abgesprochen werden. Rhetorik und klassische Bildung einerseits, ehrliche Aussagen, persönliche Überzeugungen und Authentizität widersprechen einander keineswegs. Die Rhetorik lehrte seit der Antike, poetologisches Wissen müsse mit Ingenium und Imagination einhergehen, damit Dichtung entstünde. Die Kunst der Rede verlangte zu Günthers Zeit durchaus, konkrete Beispiele aus dem Erfahrungsbereich von Dichter und Hörer zu verarbeiten, schon um glaubwürdig argumentieren und wirken zu können. 3 In den letzten zwei Jahrzehnten wurden zwischen der Rhetorik in Günthers Gedichten, die man erkannte, und seiner Authentizität, die man spürte, verschiedene neue Brücken gesucht. Mit der Feststellung von Günthers Traditionalität, das merkte Osterkamp 1985 kritisch an, war das Besondere, Eigene in seiner Dichtung noch nicht beschrieben. 4 Günthers Eklektizismus, das flexible Verfügen über heterogene Traditionen – von der Bibel über lateinische, spätlateinische, neulateinische Dichtungen bis zu den pietistischen, galanten und frühaufklärerischen Schriften seiner Zeit – zeigt noch nicht das Proprium Günthers, ebenso wenig wie die Feststellung, er wisse 2

Dockhorn, Rhetorik als Quelle, S. 115 (nach Quintilian, Inst. Or. 6, 2, 26). Leubscher, Wohlgemeinte Zuschrifft; ders., Entwurff derer Lectionum. 4 Osterkamp, Günther-Forschung, S. 143–144. 3

2. Zu Günthers Werken

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sich ständig wechselnden sozialen Umgebungen, Stilpräferenzen, Zeitströmungen schnell und geschickt anzupassen. Neuere Textanalysen und Überlegungen von Borgstedt, Joost, Koch, Stenzel, Trautwein und Zymner 5 zeigen am Detail, wie Günther in seinen Gedichten Situativität erzeugt, Szenen vergegenwärtigt, präsentative Kraft entfaltet, z. B. in seinen Abschiedsliedern. Statt des mißverständlichen und überholten Begriffs der „Erlebnislyrik“ wurde dafür der Begriff „Situationslyrik“ eingeführt. 6 Der Terminus hat den Vorteil, daß er den dramaturgischen Apparat, den Kunstcharakter der Texte betont. Oratio soluta, deiktische Sprache, Zwischenreden und unmittelbare Reaktionen darauf, Synchronität der Darstellung – dies und anderes erzeuge die Illusion eines aktuellen Vollzugs, eines Vorgangs auf einer Lebensbühne, ohne daß die Suggestivität vieler Günther-Texte vergessen ließe, daß sie sprachkünstlerisch hergestellt sei. Damit einher geht die Frage nach der Individualität der Sprecher-Ichs. Statt von Rolle ist nunmehr von einem „Individualitätspostulat“ (Zymner), einer „Identitätsfigur“ (Koch) die Rede, die Glaubwürdigkeit und Authentizität erzeuge. Damit kommt die Pionierarbeit „Präsente Bedrängnis“ von Preisendanz wieder zu Ehren, der im Leonoren-Gedicht „Du daurest mich“ schon 1974 von der Synchronität der Darstellung, der nicht nur innerlich erinnerten, sondern gespielten und gespiegelten „faktischen Zeitspanne“, dem scheinbar „aktuellen Vollzug“ gesprochen hatte, von Zeigegestik, Zwischenrede, oratio soluta: Günthers Verse suggerierten »ein tatsächliches Beisammensein“, aber das ,Mimetische‘ dieser lyrischen Darstellung habe »seine Bedingung und seinen Ursprung im Poetischen.“ 7 Mit dem ästhetischen Konstrukt einer literarischen Individualität in Günthers Texten kann sowohl der Rhetoriker wie der Romantiker leben: „Auch ein Text, der nach den Regeln einer normativen Poetik ,gebaut‘ ist, kann literarische Individualität aufweisen“, betont Zymner. 8 Kriterien seien Kohärenz der Figurenund Sprachgestaltung, Besonderheit, Triftigkeit bzw. Unerwartbarkeit und 5

Borgstedt, Petrarkismus und Präsens; Joost, Ein ungehorsamer Sohn; Koch, Die erinnerte Geliebte; Stenzel, Ein anderer Hiob; ders., Pegasus im Joche; ders., Welch Pflaster?; Trautwein, Zu Günthers Liebesgedichten; Zymner, Literarische Individualität. 6 Koch, Die erinnerte Geliebte, S. 348. 7 Preisendanz, Präsente Bedrängnis, Zitat S. 231f. 8 Zymner, Literarische Individualität, S. 279.

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I. Einführung

Unvertretbarkeit 9. Schon die Auswahl der tradierten Muster, ihre Mischung und Funktionalisierung sind bei Günther besonders und charakteristisch; z. B. wenn im ,Deprekationsgedicht‘ 1722 Günthers Vater als eine Präfiguration des Verlorenen Sohnes präsentiert wird, um Empathie, Vergebung und Barmherzigkeit zu erlangen. 10 Damit ist noch nicht gesagt, wodurch diese Gegenwart stiftende Suggestivität der Güntherschen Gedichte letztlich motiviert ist. Eine Wurzel ist sicher das allgegenwärtige barocke Grundverständnis vom Leben als Theater und, konkret, das ständig geübte Theaterspielen auf der Schweidnitzer Gnadenschule, an dem der junge Dichter seit April 1710 teilnahm, wie die Einladungsschriften zeigen. Ein zweiter Grund wäre in der Not zu suchen, die hinter vielen Günther-Texten steht: Der Dichter spricht nicht nur zum Spaß, in Nebenstunden, sondern er sucht schreibend Ziele zu erreichen, Probleme zu lösen, Existenz zu sichern – persönlich, finanziell, gesellschaftlich. Schließlich scheint sich der literarisch früh Erfolgreiche derart mit der literarischen Welt identifiziert zu haben, daß er womöglich mehr in der fiktiven Respublica litteraria lebte als in der Misere des gewöhnlichen Alltags, und daß er gerne literarisch tradierte Figuren und Szenen nachspielte und kombinierte. So könnte das Diktum Goethes wieder aktuell werden, Günther habe die Fähigkeit besessen, „im Leben ein zweites Leben durch Poesie hervorzubringen“, sich „in dem gemeinen, wirklichen Leben“ eine sprachgenerierte imaginäre Parallelwelt zu erschaffen. 11 Günthers Werke als Kunstwerke historisch und kritisch zu verstehen, ohne ihnen ihre außerordentliche Lebendigkeit auszutreiben – dazu will diese Ausgabe sämtlicher überlieferten Texte beitragen. Dabei können wir sachliche und persönliche Details, Affekte und Emotionen durchaus ernst nehmen, wenn wir dabei die literarischen Vorgaben, die Adressaten, Absichten und Stilisierungen berücksichtigen.

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Zymner, Literarische Individualität, S. 274. Joost, Ein ungehorsamer Sohn, S. 16. 11 Goethe, Dichtung und Wahrheit II, S. 81–82. 10

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3. Zur Geschichte der Günther-Edition Zu Günthers Lebzeiten sind keine Sammlungen seiner Schriften gedruckt worden. Das hängt mit seinem frühen Tod zusammen, aber auch mit seiner Ausnahmestellung als ,Berufsdichter’ ohne Beruf, dessen Dichtungsziele sich im gelebten Alltag zu erfüllen hatten. Ferner mögen die häufigen Ortswechsel der Wanderjahre, sein Tod in der Fremde bei der Zerstreuung seiner Werke eine Rolle gespielt haben. Überliefert sind nur 38 Einzeldrucke, die aber, wenn sie nicht am Wohnsitz des Dichters entstanden, nicht von Günther kontrolliert und korrigiert werden konnten, und sechs verstreute Erstdrucke in Sammelwerken und Zeitschriften, von denen drei noch vor 1723 erschienen, aber ebenfalls ohne Günthers Mitwirkung. Die Autographen bieten, soweit sie erhalten sind und über Entwürfe hinausgehen, nur Briefe und andere nicht für den Druck eingerichtete Reinschriften. Unter den Abschriften gibt es Konvolute zum persönlichen Gebrauch, wie die Jugendgedicht-Sammlung (SHs 2) und die ,Landshuttensia’ (SHs 7), sowie Zusammenstellungen mit Überschriften und Unterstreichungen, die offenbar eine Druckausgabe vorbereiten sollten, wie Jacobis ,Vermischte Gedichte’ (SHs 9) und ,Verliebte Gedichte’ (SHs 10), die aber, wie manche Irrtümer zeigen, wohl ebenfalls ohne Günthers Kontrolle zustande kamen. Als dann bald nach Günthers Tod eine umfangreiche Sammel- und Editionstätigkeit einsetzte, vernichtete der Herausgeber Fessel nach dem Brauch der Zeit fast alle handschriftlichen Vorlagen, sobald sie gesetzt und gedruckt waren, mit Ausnahme der unvollständigen Gedichte, die für die ,Nachlese’ aufbewahrt wurden. Wo Handschriften und Einzeldrucke mit den späteren Druckfassungen verglichen werden können, zeigt sich, daß die Herausgeber Gottfried Fessel (1691– nach 1750), Johann Caspar Arletius (1707–1784) und Gottlieb Benjamin Straube (1715–1767) durchaus in die Textgestalt eingegriffen haben – sei es durch Erfindung, Verkürzung und Verallgemeinerung der Überschriften, durch konsequente Großschreibung der Versanfänge, neue Schreibungen, Hinzufügung und Änderung von Satzzeichen, die Hervorhebung von Anreden und Sentenzen und Kennzeichnung fremdstämmiger Wörter. Auch das war damals Usus.

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I. Einführung

Wir haben also Textfassungen, die noch nicht ganz ausgearbeitet und für den Druck autorisiert sind, und Textfassungen, die von fremder Hand geglättet oder gar formal bearbeitet sind. Die schwer lesbare Handschrift Günthers brachte es zudem mit sich, daß sich von Anfang an Lesefehler einschlichen, die bei späteren Auflagen versuchsweise gebessert wurden. Da jede Auflage einen Neusatz erforderte, kam es außerdem immer wieder zu unwillkürlichen Änderungen und neuen Druckfehlern; die Schreibung wurde moderner, die affektischen Hervorhebungen spärlicher, die Überschriften kürzer und allgemeiner. Den Einzeldrucken am nächsten stehen Fessels Teilausgaben A-D von 1724 bis 1735 mit ihren insgesamt 13 Auflagen, es folgt Fessels Sammelausgabe G aus den Jahren 1735 bis 1751 mit fünf Auflagen. Typographisch schlichter, aber auf besserem Papier gedruckt sind die vier von 1742 bis 1751 erschienenen Auflagen der ,Nachlese’ von Arletius sowie Straubes neu konzipierte Sammelausgabe G6 von 1764 mit dem vom Verleger Meyer hinzugefügten ,Anhang’ aus demselben Jahr mit den aus G6 ausgemusterten Gedichten. Der Überblick über die erste Phase der Werkpublikation wäre unvollständig, würden wir die Nebenwege der Textverbreitung übergehen. Von 1733 bis 1788 erschienen nicht weniger als 51 Vertonungen zu 57 Günther-Gedichten, u. a. von Telemann, Leopold Mozart, Sperontes (s. Liste S. 175–178), ferner Abdrucke von 17 Liedern in drei Gesangbüchern aus den Jahren 1730–1764 und von 12 Liedern in mindestens 46 undatierten JahrmarktsLiederheftchen und 54 Gedichten in zehn handschriftlichen Sammlungen aus dieser Zeit (vgl. Bö I 304–314, 327–385). All dies zeugt von der frühen Beliebtheit bestimmter Günther-Werke, ist aber für die Textüberlieferung nicht relevant, zumal die volkstümliche Rezeption sich nicht scheute, den Wortlaut der Texte zu ändern; Günthers Autorschaft wurde sogar vielfach nicht mehr erwähnt. Das gilt auch für die folgende Periode der Textgeschichte von 1764 bis 1879. Wie schon bei dem 1747 einzeln gedruckten Tabakslied, so wurden auch andere Texte Günthers in gekürzter, bearbeiteter und anonymer Form weitergegeben, besonders seit Ramlers ,Lyrischer Blumenlese’ von 1778, Kindlebens Studentenlieder-Sammlung von 1781 und Matthissons ,Lyrischer Anthologie’; sogar in Arnims und Brentanos Sammlung ,Des Knaben Wunderhorn’ II 1808 ist ein Günther-Text nach einem Flugblatt abgeändert

3. Zur Geschichte der Günther-Edition

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und ohne Verfasserangabe aufgenommen (Bö I 386–411). Auch fachkundige Herausgeber meinten, Günthers Texte nur noch in bearbeiteten, verbesserten, geglätteten Fassungen anbieten zu können, so sehr galt die Barockepoche als veraltet. Hätte Goethes Diktum im 7. Buch von ,Dichtung und Wahrheit’ 1812 nicht das Interesse an Günther wiederbelebt, wäre er fast ganz vergessen worden. Nach 1812 stieg das Ansehen des Dichters allmählich wieder an, wie z. B. die verschiedenen Urteile von Franz Horn in Band I und II seiner Literaturgeschichte von 1812 /13 zeigen; hier wird auch erstmals wieder nach einer neuen Ausgabe gerufen (Bö III 83). Das Cotta-Archiv im Deutschen Literaturarchiv in Marbach /Neckar bewahrt das Manuskript einer Günther-Ausgabe von Gustav Schwab (1792–1850); darin wimmelt es nur so von Änderungen und Verbesserungen. Statt Schwab gab Wilhelm Müller (1794–1827) in seinem Todesjahr die erste GüntherAusgabe des 19. Jahrhunderts heraus, nicht ohne ein Drittel der Texte zu kürzen, eigenmächtig in die Texte einzugreifen und die Überschriften neu zu formulieren. Wenn auch die Textproben und Textanhänge in den biographischen Darstellungen von Hoffmann von Fallersleben (1832/44) und Otto Roquette (1860) allmählich textgetreuer wurden und Tittmanns Günther-Auswahl (1874) nur noch 13 von 130 Texten kürzte und sogar die alten Überschriften, wenn auch eingeklammert und in Petit, beifügte, so bleibt die Rezeption von Günthers Gedichten bis 1879 doch ohne textkritische Bedeutung. Erst als 1879 der Brahms-Verehrer Max Kalbeck (1850–1921) und der Theaterwissenschaftler Berthold Litzmann (1857–1926) fast gleichzeitig die Günther-Handschriften der ehem. Rehdigerschen Stadtbibliothek Breslau entdecken, beginnt die Zeit der Günther-Philologie. Ihre Pionierarbeiten enthalten bisher ungedruckte Briefe und Gedichte Günthers, z. B. aus den Abschriftensammlungen ,Landshuttensia’ (Kalbeck, Inedita, S. 64–82) und ,Vermischte Gedichte’ (Litzmann, Textkritik, S. 118–120). Jedoch wirken diese Publikationen, was Entzifferungen und Siglierungen betrifft, noch recht ungeschickt. Erst mit dem Bibiothekar Arthur Kopp (1860–1918), der in seinen ,Bibliographisch-kritischen Studien’ 1894 /95 die Siglen A-D,G,N einführte und viele Texte zu datieren vermochte, beginnt eine professionellere posivistische Günther-Forschung zu wirken. Auf diesen Vorarbeiten kann Carl Enders (1877–1963) aufbauen: mit seiner Dissertation zur ,Zeitfolge’

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I. Einführung

der Günther-Texte (1904), die auch nützliche Exkurse zur Biographie, Universitäts- und Literaturgeschichte enthält, und einem ,Güntheriana’ betitelten Werkstattbericht (1907), überaus gründlichen Arbeiten, die bis heute ihren Wert nicht verloren haben. Enders plante selbst eine durchgehend chronologisch geordnete Gesamtausgabe vorzulegen, die aber nicht zustandekam. Seit 1881 kümmerte sich auch die schlesische Lokalforschung um Günther, um sein Leben und seine Werke mikrobiographisch, d. h. tag-, ort- und personengenau, zu situieren und vor allem seinen moralischen Ruf zu verbessern. In ihren apologetischen, teilweise spekulativen Aufsätzen, Miszellen und kommentierten Abdrucken einzelner Textzeugen trugen seit 1881 der Spiritist Gregor Konstantin Wittig (1834–1908), seit 1895 der Jurist Adalbert Hoffmann (1859–1934) und seit 1909 der Gymnasiallehrer Bernhart Maydorn (1859–1923) viele Details zur Textkritik bei. Das wichtigste Ergebnis der schlesischen Lokalforschung ist ein diplomatischer Abdruck von Günthers ,Taschenbüchern’, der 1909 mit Hilfe von Dr. Alfons Heyer, 1881 bis 1922 Hilfsbibliothekar an der Breslauer Stadtbibliothek, 1 zustande kam und der heute, nach dem späteren Verlust einer Reihe von Handschriften, geradezu unentbehrlich geworden ist. Dagegen sind Hoffmanns editorische Beiträge, z. B. in den drei ,Gaben der Günther-Gesellschaft’ (1928–1933), nur mit großer Vorsicht zu gebrauchen; auch seine GüntherBibliographie (1929, 21965), die auf der Schlesier-Bibliothek des großen Mäzens Max Pinkus (1857–1934) beruht, steckt voller Flüchtigkeiten und Irrtümer. Unter den acht Auswahlausgaben, die 1879 bis 1921 von Litzmann, Ludwig Fulda, Wilhelm von Scholz, Hoffmann /Maydorn, Conrad Höfer, Robert Hohlbaum und Hermann Wendel herausgegeben wurden, haben nur die von Fulda und Hoffmann /Maydorn einigen Wert, da sie Handschriften einbeziehen. Nachdem alle Vorarbeiten des philologischen Positivismus, in denen es vor allem um den Menschen Günther ging, weder zu einer Gesamtausgabe der Werke noch zu einer Gesamtdarstellung des Lebens geführt hatten, schickte sich der westfälische Dichterphilologe Wilhelm Krämer (1903–1981) an, als Erbe der positivistischen wie der lokalpatriotischen Forschung beide Günther-Projekte allein zu verwirklichen: 1930–1937 veröffentlichte er eine 1

Zu Alfons Heyer vgl. Rüffler, Stadtbibliothek Breslau, S. 87–88.

3. Zur Geschichte der Günther-Edition

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sechsbändige ,Historisch-kritische Gesamtausgabe’, 1950 eine umfassende Biographie. Beide Projekte standen indes wegen des Zweiten Weltkriegs, aber auch aus persönlichen Gründen, unter keinem günstigen Stern. Der fast fertige Satz der Biographie verbrannte 1943 in Leipzig, die inhaltlich erweiterte Rekonstruktion erschien 1950 in Bad Godesberg, und erst 1980 folgte, zusammen mit einem Nachdruck des Textteils, der Anhang mit den 924 Anmerkungen, Quellen- und Literaturverzeichnis und Registern. Die Günther-Ausgabe (1930/37) blieb ein Torso: Einige Gedichte, Zweitfassungen und Fragmente, das Theodosius-Drama und vor allem der textkritische Apparat, ursprünglich für den 7. und 8. Band vorgesehen, sind nie erschienen. Nur die Vorworte zu den einzelnen Bänden und ein ungedruckter Briefwechsel von ca. 1936 mit dem Rezensenten Hans Pyritz zeugen von Krämers Grundsätzen. Er teilte die Texte vorab in ein biographisch wichtiges ,Innenwerk’ (Bände I–IV) und ein bestelltes, unpersönliches ,Außenwerk’; den Rest, der nicht ins Bild paßte oder sprachliche oder moralische Mängel aufwies, verbannte er in den Anhang ,Angezweifelte Gedichte’ – immerhin 21 Texte, unter ihnen 17, die nur Krämer für unecht hielt. Da eine durchgehend chronologische Folge trotz archivalischer Ermittlungen und trotz aller biographischen Kombinatorik nicht möglich war, teilte Krämer das Werk in I. ,Liebesgedichte und Studentenlieder’, II. ,Klagelieder und geistliche Gedichte’, III. ,Freundschaftsgedichte und -briefe’, IV. ,Lobund Strafschriften’ ein, während die Auftragsgedichte in den beiden letzten Bänden inhaltlich ungeordnet blieben. Daß diese Gruppen nicht den barocken Gattungen entsprechen, ergiebt sich schon aus der Verbindung von Lobgedichten und Satiren in Band IV, die ganz unterschiedlichen Stilebenen zugeordnet sind. Vielmehr ging es, da Günther nach wie vor als Bekenntnisdichter galt, um Erlebnisschichten, Bruchstücke einer großen Konfession, die bis ins Detail wörtlich genommen wurden. Zudem sollte Günther im Umkreis von Goethes 100. Todesjahr 1932 als Klassiker geadelt werden; deshalb wurden die Textzeugen so lange vermischt, bis eine Art Idealtext entstanden war. Alles Affektische und Gelehrte wurde aus dem Druckbild verbannt, die Schreibung nach Maßgabe der Günther-Autographen vereinheitlicht, die Interpunktion modernisiert. So entstand eine typographisch beruhigte, inhaltlich geglättete und nicht ohne weiteres überprüfbare Edition, die alle folgenden Auswahlausgaben von Riemerschmidt und Skuhra (beide 1938) bis Heckmann (1981) beeinflußte und die 1964 – übrigens

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I. Einführung

ohne Mitwirkung Krämers – selbst nochmals als Reprint herauskam, 1968 ergänzt um einen kommentarlosen Nachdruck des bei Krämer fehlenden ,Theodosius’-Dramas. Spätestens seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde eine neue, dokumentarische, alle überlieferten Texte berücksichtigende Edition von Günthers Werken gefordert, aber wegen der scheinbar desolaten Quellenlage nach 1945 für unmöglich gehalten. Zum Glück stellte sich aber heraus, daß die Voraussetzungen gar nicht so ungünstig waren: Alle 25 alten Ausgaben sind noch ausreichend oft in Bibliotheken vorhanden, die meisten waren sogar noch im Antiquariatshandel zu erwerben. In der Universitätsbibliohek Wrocław wurden viele der von Hans Dahlke 1958 /60 dort vermißten Handschriften wiedergefunden. 2 Die Quellendrucke von Litzmann, Enders, Heyer und Hoffmann enthalten viele Transkriptionen, die Günther-Nachlässe von Carl Enders 3 und von Wilhelm Krämer 4 bieten Fotogramme, Abschriften und als Marginalien notierte Varianten. So konnten viele verschollene Textzeugen rekonstruiert werden. Überdies kamen noch zwei eigenhändige Widmungsgedichte Günthers zum Vorschein, darunter ein bisher ganz unbekannter Text, und auch der vermißte Einzeldruck der Eugen-Ode fand sich wieder. Mit einer kommentierten Günther-Bibliographie, einem ausführlichen Werkverzeichnis und einer Rezeptions- und Forschungsgeschichte legte der Herausgeber 1980 /83 notwendige Vorarbeiten zu einer textkritischen Neuausgabe vor, die 1995 /97 fortgeschrieben wurden, außerdem hatte er Gelegenheit, in mehreren Aufsätzen und Vorträgen auf die Probleme der Günther-Edition aufmerksam zu machen. 5 1998 erschien im Deutschen Klassiker Verlag seine ausführlich kommentierte Günther-Auswahl für Laien und Liebhaber (s. u. S. 152).

2

Vgl. Vgl. 4 Vgl. 5 Vgl. 3

Bölhoff, Günther-Handschriften, S. 26–29. das Verzeichnis in Bö III, S. 329–349. Bölhoff, Günther-Nachlässe, S. 60–61. Bölhoff, Konzepte; ders., Probleme; ders., Überlegungen.

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4. Zur Anlage dieser Ausgabe Textbestand Nicht alles ist erhalten, was Günther geschrieben hat. Besonders bei den Werken aus der Schulzeit gibt es Verluste, wie das fragmentarische ,Schweidnitzer Taschenbuch’ SHs 1 oder die nur zu einem Viertel erhaltene Jugendgedicht-Sammlung SHs 2 zeigen. Aus den Universitätsjahren sind Werke bezeugt, die früh verschollen sind, z. B. eine aktualisierende Bearbeitung von Ovids ,Fasti’. 1 Umgekehrt sind nicht alle Texte, die in den frühen Sammelausgaben unter Günthers Namen gedruckt wurden, auch von ihm selbst verfaßt. Unter den Zusendungen an den Herausgeber Fessel scheinen sich Stücke anderer Autoren zur selben Gelegenheit befunden zu haben, die schon damals nicht mehr genau zuzuschreiben waren. In einigen Fällen lassen sich andere Verfasser definitiv nachweisen, oder die Gedichte beziehen sich auf Anlässe nach Günthers Tod. In anderen Fällen müssen innere Kriterien herhalten. Da Günther im Namen eines Ungeübten durchaus sprachliche Ungeschicklichkeit vortäuschen und sogar Dialektmerkmale einstreuen konnte, kommen unter diesen Echtheitskriterien allenfalls ernsthafte Sprach- und Reimnöte in Betracht, die bei Günther sonst nicht vorkommen und keine inhaltliche Funktion haben. Auch gab es unter Günthers Freunden und Bewunderern manche geschickte Nachahmer, zumal der Dichter seinen Gönnern zuweilen selbst Poesieunterricht erteilte, um sich für ihre Zuwendungen erkenntlich zu zeigen. Schließlich muß in Günthers Kreisen mit Gemeinschaftsarbeiten gerechnet werden. Bei kritischer Prüfung aller Echtheitsvoten und -argumente der Forschung für oder gegen Günthers Verfasserschaft bleiben besonders bei konventionellen Auftragsgedichten einige ungeklärte Fälle übrig. Derart angezweifelte Gedichte werden an Ort und Stelle eingereiht und die Vorbehalte im Apparat mitgeteilt. Unvollständige Texte werden nach Überlieferungs- und Entstehungsfragmenten unterschieden. Ursprünglich vollständige Texte, die nur teilweise 1

Vgl. Triller, Poet. Betrachtungen III, S. 109–110; wieder abgedruckt in N2 und N3, S. 280–281.

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I. Einführung

überliefert sind, werden den inhaltlich entsprechenden Kapiteln als Anhang beigegeben. Entwürfe, die sich fertigen Gedichten zuordnen lassen, sind in den Variantenapparat der Gedichte eingearbeitet. Notizen und Entwürfe, denen keine ausgearbeiteten Werke entsprechen, sind am Schluß des jeweiligen Textbandes in einem Werkstattbereich zusammengestellt. So kommen wir auf ein Werk von etwa 600 Texten und etwa drei Dutzend Entwürfen, und wir hoffen, daß damit wenn schon nicht der vollständige, so doch der weitaus größte und bedeutendste Teil von Günthers dichterischem Werk erfaßt ist.

Textanordnung Eine Anordnung der Texte nach ihrer zeitlichen Folge, wie sie Enders und Delbono anstrebten, kommt nicht in Betracht: Die Datierungen sind oft zu ungenau, als daß eine genaue zeitliche Reihenfolge möglich wäre, und eine rein chronologische Textanordnung widerspräche auch grundsätzlich dem systematischen Denken der Epoche. Eine Textfolge nach Krämers »Erlebnismittelpunkten« kommt ebenso wenig in Frage, da hier eine innere Biographie postuliert wird, die wir zirkelschlüssig erst aus den Gedichten ableiten müßten. Am besten erscheint eine primäre Gliederung der Texte nach den drei etwa gleich langen, aber in der literarischen Produktion sehr unterschiedlichen Lebensphasen Günthers: den Schuljahren in Schweidnitz (1710/15), den Universitätsjahren in Wittenberg, Leipzig und Dresden (1715/19) und den Wanderjahren in Breslau, Lauban, Kreuzburg, Landeshut, Schmiedeberg, Hirschberg und Jena (1719/23), auch wenn bei zunehmender dichterischer Produktivität die Proportionen nicht ganz ausbalanciert sind, die Schuljahre den kleinsten Band und die Wanderjahre gleich zwei Bände beanspruchen. Die heterogenen sozialen Umwelten, denen Günther zu entsprechen und in denen er sich zu behaupten suchte, treten durch die Einteilung in Produktionszeiten und Wirkungskreise leichter hervor. Innerhalb dieser Schaffensphasen werden die Werke nach drei historisch sanktionierten, letztlich ständisch und stilistisch begründeten Gattungsbereichen geordnet, dem geistlichen, adlig-akademischen und erotischen,

4. Zur Anlage dieser Ausgabe

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und zwar nach Maßgabe ihrer traditionellen Dignität in eben dieser absteigenden Reihenfolge. Diese Gattungsbereiche sind in jedem Band nach Bedarf in einzelne Gattungsabschnitte untergliedert, die auch für kleine Textmengen beibehalten werden. Dabei können wir uns auf die Gruppierung der ersten Teilausgaben A-D und der Nachlese N berufen. Nur ist in der gegenwärtigen Edition die Gruppe der ,Vermischten Gedichte’ sinngemäß aufgelöst, die Ordnung also strenger durchgeführt als bei den alten Ausgaben. Das umfangreiche Œuvre wird auf diese Weise überschaubarer, die Schwerpunkte und charakteristischen Leistungen der einzelnen Schaffenphasen werden deutlicher. Bei Gattungsmischungen ist die primäre Gelegenheit maßgebend, z. B. eine Promotion, eine Hochzeit. Erst auf der dritten Ordnungsebene wird die chronologische Reihenfolge der Texte in der jeweiligen Werkgattung wichtig. Wenn die Datierung unklar ist, wie öfters bei den Geistlichen und den Verliebten Gedichten, sind die Texte zu inhaltlichen Untergruppen verbunden, deren zeitliche Zuordnung etwas großräumiger bemessen wurde als bisher. Dagegen bleibt es unmaßgeblich, ob Günther in eigenem oder in fremdem Namen spricht. Denn immer verkörpert der Dichter bestimmte Sprecherrollen, und er verwendet die gleichen rhetorisch-poetischen Mittel. So stehen alle Gedichte zum selben Anlaß in dieser Ausgabe beieinander.

Textgestaltung Günthers Werke sind nach dem jeweils ersten vollständigen und zuverlässigen Textzeugen wiedergegeben, da er Günthers Werkgestalt am nächsten kommt. Die Schreibung und möglichst auch die Zeichensetzung der Vorlagen bleiben erhalten, die Überschriften respektieren den originalen Zeilenfall, Anreden bleiben durch Fettdruck, lateinische und romanische Wörter durch besondere Schrift hervorgehoben. Allerdings gibt es einige generelle Änderungen: Alle Texte sind in Antiquaschrift, lateinische Namen, Wörter und Wortteile in Groteskschrift, die Überschriften in Kapitälchen und in einheitlicher Schriftgröße gesetzt. Kleine Umlaute mit hochgestelltem e wurden nach heutiger Schreibung als äöü wiedergegeben, große Umlaute erscheinen als AeOeUe, auch wenn im Text oft nur AOU steht. Aus dokumentarischen Gründen muß trotz dieser Vereinheitlichungen ein heteroge-

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I. Einführung

nes Schriftbild in Kauf genommen werden, denn die Textzeugen unterscheiden sich voneinander; z. B. haben die Ausgaben D, N und G6 keinen Fettdruck, N und G6 heben keine fremdstämmigen Wörter hervor. Die Strophenzählung wurde durch Verszählung bzw. Zeilenzählung ersetzt. In Prosabriefen und im Theodosius-Drama, das auch Prosateile enthält, ist eine neue Zeilenzählung eingeführt, die sich auf den Zeilenfall in der vorliegenden Ausgabe bezieht. Textfehler der Druckvorlage sind nach den nächstfolgenden Auflagen und Sammlungen berichtigt; diese Eingriffe werden in den Varianten-Verzeichnissen dokumentiert, aber im Text selbst nicht gekennzeichnet, um das Schriftbild nicht durch Zeichen oder Klammern zu belasten. Kleine spitze Klammern 〈 〉 stehen nur in den Fällen, in denen die Korrektur von keinem Textzeugen gestützt wird oder bei der Ergänzung abgekürzter Wörter durch den Herausgeber, besonders in den Überschriften. Lateinische Texte werden auf der Textseite unter dem Strich in etwas kleinerem Schriftgrad übersetzt, einzelne lateinische Wörter und Zitate aber erst in den Einzelerläuterungen des Apparatbandes verdeutscht. Kursive Schrift erscheint nur in den Apparatbänden: Sie zeigt immer Herausgebertext an.

Textkritischer Apparat und Erläuterungen Der Textkritische Apparat und die Erläuterungen werden in eigenen Bänden geboten, um die Trennung von Text und Dokumentation zu betonen und eine parallele Nutzung zu ermöglichen. In den Kommentarbänden sind alle Lemmata und Varianten in der Typographie der Textbände gesetzt, alle kommentierenden Texte Arial kursiv. Die Überschriften werden hier ohne Textauszeichnungen wiedergegeben und notfalls gekürzt. Die thematischen Einzelabschnitte – wie »Quellen«, »Verbreitung«, »Varianten«, »Erläuterungen« – sind nur aufgeführt, wenn entsprechende Inhalte mitzuteilen sind. Der Abschnitt »Handschriftlliche Textüberlieferung« nennt die Einzel- und Sammelhandschriften; dabei wird mit den Sigeln EHs oder SHs und laufenden Nummern auf die Beschreibungen in der Handschriften-Bibliographie (S. 31–87) verwiesen. Auch die frühen Abschriften werden als gleichberechtigte Textzeugen herangezogen, zumal sie nicht selten die einzigen

4. Zur Anlage dieser Ausgabe

23

Überlieferungsträger sind oder ausgeschriebene Eigennamen und Tabuwörter konservieren, wo die Drucke aus Diskretion oder Zensurrücksichten oder auf Verlangen der Textbesitzer sich mit Anfangsbuchstaben oder Auslassungszeichen begnügen. Ist der handschriftliche Textzeuge inzwischen verschollen, wird angegeben, ob und wo ein diplomatischer Abdruck, eine Abschrift oder wenigstens ein Varianten-Verzeichnis zu finden ist. Da die Autographen selbst meist noch keine druckreifen Textfassungen bieten, können sie nur selten als Textgrundlage dienen, ihre Abweichungen sind indes für die Genese der Texte interessant und werden immer verzeichnet. Die »Gedruckte Textüberlieferung« beginnt mit den zeitgenössischen Einzeldrucken und verstreuten Erstdrucken, die mit ihren ausführlichen Überschriften, barocken Schreibungen und affektischen Hervorhebungen den besungenen Gelegenheiten und Schreibanlässen am nächsten stehen. Manchmal sind sie aber so flüchtig und nachlässig hergestellt und offensichtlich ohne Günthers Korrektur zustande gekommen, daß es ratsamer ist, bei der Textherstellung auf die ersten Teilsammlungen A-D zurückzugreifen, die ebenfalls dem Anlaß noch recht nahe sind. Sämtliche 13 Auflagen dieser Teilsammlungen, die fünf Auflagen der Sammlung G sowie die neue sechste Auflage von G nebst Anhang und die vier Auflagen der ,Nachlese’ wurden verglichen, um die Textgeschichte möglichst vollständig zu dokumentieren und die Varianten systematisieren zu können. Die »Datierung« ist bei den Leichen-, Glückwunsch- und Hochzeits-Gedichten oft in der Überschrift enthalten, so daß wir wenigstens den Anlaß zeitlich bestimmen können, wenn auch die genaue Zeit der Abfassung damit keineswegs identisch ist. Wenn die Datierung fehlt, helfen äußere Nachweise: Daten in anderen Gedichten zur selben Gelegenheit, in annalistischen Nachschlagewerken, in Kirchenbüchern und Immatrikulationslisten. Dabei sind die Angaben Steinbachs in der ersten Günther-Biographie oft nicht sehr zuverlässig, wohl aber z. B. Siculs ,Neo-Annalium Lipsiensium Prodromus’ (1715/23) oder die ,Schlesischen Curiositäten’ des Sinapius (1720/28). Was von Pfarrämtern und regionalen Archiven zu erfahren war, hat Krämer vor dem Zweiten Weltkrieg eruiert und in seiner GüntherMonographie (1950/80) niedergelegt. Wenn die Datierung fraglich ist, müssen textimmanente Kriterien herangezogen werden: Inhalt, Redeziel,

24

I. Einführung

Adressat, Form. Dabei ist jedoch große Vorsicht geboten, da Günther auf besonderen Wunsch durchaus auch in fortgeschrittenen Jahren wieder sehr traditionell schreiben konnte, z. B. Geistliche Gedichte für Beuchel; oder er wollte bewußt an eigene Vorlagen, Bilder und Motive anknüpfen, um alte Emotionen wachzurufen, z. B. bei den späten Leonoren-Liedern. Nicht immer gibt es restlose Sicherheit; dann müssen die Zuschreibungen der Forschung referiert und Zweifel genannt und Herausgeber-Entscheidungen notfalls als unsicher deklariert werden. Da die Datierung nicht ohne Kenntnis von Situation und Anlaß zu ermitteln ist, in der die dichterische Produktion geschieht, werden Adressaten, Auftraggeber, Orte und Intentionen – so weit möglich – schon bei der Datierung erwähnt. Zu einigen Günther-Texten gibt es bestimmte literarische Quellen und Vorbilder. Sie werden benannt und, wenn es sich um entlegenere Texte handelt, abgedruckt, um den unmittelbaren Vergleich zu erleichtern. Die Textgeschichte in beiden Richtungen zu verfolgen bedeutet, auch die Wirkungsgeschichte eines Werks zu berücksichtigen. Zwar werden Untersuchungen und Interpretationen nicht referiert, um aktuellen Deutungen nicht vorzugreifen, doch sollten wenigstens die Übersetzungen und Vertonungen und die Verbreitung der Texte in Liedersammlungen, Auswahlausgaben, Anthologien und auf Tonträgern nachgewiesen werden. Vielfalt, Dauer und Kraft der Nachwirkung sind zwar kein Beweis für die Qualität eines Textes, doch spiegelt das Nachleben den spezifischen Geschmack der Rezeptionsphasen, die Wirkungsgeschichte bekommt dadurch ein sinnfälliges Profil. Mit den Namen der Herausgeber, Interpreten, Übersetzer sowie dem Erscheinungsjahr wird auf die chronologische Bibliographie zur Textverbreitung verwiesen. Das Verzeichnis der Varianten berücksichtigt alle inhaltlichen und phonetischen Abweichungen von der gewählten Textgrundlage, auch Druckfehler und Vorstufen, und zwar in allen Textzeugen und allen Auflagen, nicht aber formale Abweichungen in Schreibung und Zeichensetzung. Werden mehrere Textzeugen zusammengefaßt, gilt die Schreibung des zuerst genannten Zeugen. Die handschriftlichen Textzeugen werden in einem zusätzlichen Dokumentenband abgebildet und transkribiert, um eine direkte Kontrolle zu ermöglichen und die Textzeugen optisch zu konservieren. Sind die Text-

4. Zur Anlage dieser Ausgabe

25

zeugen heute im Original nicht mehr verfügbar, werden ihre Varianten nach den handschriftlichen und gedruckten sekundären Zeugnissen der Forschung referiert. Die Erläuterungen zu den einzelnen Texten sind gegenüber meiner Auswahlausgabe von 1998 stark reduziert, da sich die Ausgabe an fachlich vorgebildete Leser wendet, dafür aber häufiger mit Fundstellen und Belegen versehen. Namen wie Homer, Ovid, Luther, Opitz, Canitz sind nicht erklärt, ebenso keine bekannten biblischen und mythologischen Personen und keine bekannten geschichtlichen Daten. Erläutert werden hingegen entlegene oder verschlüsselte Anspielungen, religiöse oder philosophische Subtexte sowie biographisches Detailwissen zu Günthers Umgebung. Auch regionale und ungewöhnliche Sprachformen werden erklärt, selbst dann, wenn das gut erreichbare, aber unübersichtliche ,Deutsche Wörterbuch’ der Brüder Grimm herangezogen wurde, das aus den alten Günther-Ausgaben häufig Belege und Beispiele zitiert. Diese Anmerkungen sollten nicht als Bevormundung des Lesers mißverstanden werden; vielmehr wollen die Lesehilfen dazu beitragen, schneller zu den poetischen und kognitiven Qualitäten der Texte vorzudringen, ohne sich allzu lange um das primäre Textverständnis bemühen zu müssen. Die Erläuterungen sind auch als Hilfe gedacht für die interessierten Leser, die sich nicht professionell mit der deutschen Barockliteratur beschäftigen, und können von Spezialisten leicht übergangen werden. In den Suchregistern jedes Bandes ist nach dem Alphabet der Autoren und Kurztitel nur die Literatur verzeichnet, die im jeweiligen Band genutzt und zitiert wird, dazu kommen die ebenfalls alphabetisch geordneten Überschriften, Adressaten und Anfänge der Günther-Texte jedes Bandes. Ein systematisch-chronologisches Literaturverzeichnis zur gesamten Ausgabe, unterschieden nach Quellentexten, Hilfsmitteln, Monographien /Sammelwerken, Beiträgen zur Bibliographie /Forschung /Theorie /Textkritik, zur Rezeption und Forschung, zur Biographie sowie – und das ist die weitaus größte Gruppe – zu Günthers Texten, erscheint erst in Band IV 2.

26

I. Einführung

5. Schriftarten, Abkürzungen, Siglen Schriftarten

Garamond Century Gothic

Kapitälchen Sperrung Kapitälchen halbfett Arial kursiv

Garamond Century Gothic

Grundschrift für deutsche Texte Günthers Grundschrift für lateinische und französische Texte Günthers deutsche Überschriften, Personen im Drama Hervorhebung der Namen in Überschriften lateinische Überschriften und Personen im Drama Hervorhebungen in Texten, Arien in Kantaten und im Drama Kommentare und Erläuterungen des Herausgebers deutsche Übersetzungen lateinische Regieanweisungen

Abkürzungen

Aufl. Ausg. Bd. EDr EHs Hs, hs. M Ndr. s. SHs Tb. Tbl. Ü u.d.T. V-EDr Z.

Auflage Ausgabe Band Einzeldruck Einzelhandschrift Handschrift, handschriftlich Motto Neudruck siehe Sammelhandschrift Taschenbuch Titelblatt Überschrift unter dem Titel verstreuter Erstdruck Zeile(n)

5. Schriftarten, Abkürzungen, Siglen

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Siglen 1

5

A = A -A B = B1-B4 C = C1-C3 D G = G1-G5, G5a G6 und G6 Anh H/H Ka Kr I–VI Li N = N1-N4, N1a Ue Ue? X, Y, Z

Erste Teilsammlung, 1.–5. Auflage, 1724–1733 Zweite Teilsammlung, 1–4. Auflage, 1725–1733 Dritte Teilsammlung, 1.–3. Auflage, 1727–1733 Vierte Teilsammlung, 1735 Sammlung, 1.–5. Auflage, 1735–1760 Sammlung, 6. Aufl., 1764, und Anhang, 1764 Heyer/Hoffmann, Günthers Taschenbücher, 1909 Kalbeck, Inedita, 1879 Krämer, Günthers Sämtliche Werke, Bd. I–VI, 1930–1937 Litzmann, Textkritik, 1880 Nachlese, 1.–4. Auflage, 1742–1760, und N1a, 1742/45 »Unechtes« Werk, nicht von Günther Günthers Verfasserschaft unsicher Alte Siglen von Carl Enders für Günther-Abschriften Zeichen

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Ç. . .È

(...) xxxx $. . .% *

Zeilengrenze Abschnittsgrenze, Trennlinie Virgel Zusatz oder Kürzung des Herausgebers runde Klammern in der Textvorlage unleserliche Stelle gestrichene Stelle in alten Handschriften Textzeuge verloren, Daten erschlossen

II. HANDSCHRIFTLICHE TEXTÜBERLIEFERUNG

1. Einzel-Handschriften (EHs) Aus Günthers handschriftlichem Nachlass sind 24 Einzelautographen und 29 Einzel-Abschriften bekannt. Da die eigenhändigen, die diktierten und die abgeschriebenen Texte vielfach gemischt und alle zeitgenössischen Handschriften gegenüber den postumen Drucken von textkritischem Wert sind, werden sie hier in einer einzigen chronologischen Reihe zusammengestellt. Ein Asterix (*) bedeutet, daß der Textzeuge inzwischen verloren oder verschollen ist und durch die von Litzmann, Enders, Hoffmann und Krämer hinterlassenen Varianten-Verzeichnisse rekonstruiert werden muß; am zuverlässigsten erscheinen dabei die diplomatischen Abschriften im Nachlaß Wilhelm Krämers. Nur 16 der 53 Einzelhandschriften, also ein knappes Drittel, sind heute noch im Original oder als Faksimile erhalten. Verwiesen sei auf ihre Zusammenstellung in Bö I 43–65, 67, 77–80, 82–88, 90–107. Die unechten Texte bleiben hier unberücksichtigt, z. B. die Eintragung J. C. Guttsteins ins Gästebuch der Koppenbaude vom Juli 1722 (Bö I 66 und Abb. 20).

EHs 1

Hochzeitsgedicht v. Schweinichen è v. Seidlitz, 1. Nov. 1713 (Bö I 77*) Abschrift, 4 Bll.; Überschrift: »J. C. G. Der Frühling im Herbste bey d. Hoch-Adelichen Schweinich-Seidlitzischen Vermählung, so 1. Nov. 1713. glückl. vollzogen wurde durch J. C. Günther.« Textbeginn: «Aurora zog nunmehr den Purpur aus der See«. Vgl. D 95–105, G 1067–1075. Früher StB Breslau: Hs R 2290,e; Varianten in Krämers G2-Ex.

EHs 2

Versbrief an Hahn, 21./22. Juli 1714 (Bö I 43)  Abb. 1–4 Eigenhändiger Brief von Schweidnitz an Johann Gottfried Hahn in Leipzig, 2 Bll., 19,9 x 16,4 cm, zweimal gefaltet, alle vier Seiten beschrieben. Anrede auf Bl. 1r: »Monsieur Mon Fre`re!« Unterzeichnung auf Bl. 2v: »Votre tres humblement Serviteur Joh. Christian Günther.« Datierung am Rand: »Svidnicii die 21, Julii Noctu a hora undecima usque ad dimidiam quartae posteri. Datum in Musæo. 1714.«

32

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Textbeginn: »Entschuldige, Mein Freund! die Faulheit meiner Hand«. Abschrift in: SHs 8 Landshuttensia, Bl. 14r–16r; Erstdruck in: Hoffmann, 1. Gabe, S. 3–6. Vgl. C 183–187, G 1095–1099. BU Wrocław: Hs R 2290. – Bl. 1r: Bö I, Abb. 1. Postscriptum vom Folgetag (»Jch, Blass, Charisius und der verbuhlte Bock«) in: SHs 7.16 ,Landshuttensia’, Bl. 14r. Vgl. D 294–295, G 1047.  Abb. 97

EHs 3

Hochzeitsgedicht Räder/Kanitz, 12. Sept. 1714 (Bö I 79*) Abschrift, 2 Bll.; Überschrift: »J. C. G. Auf die den 12. Sept. 1714. in Pilgrams-Dorff glückl. vollzognene Räderisch-Kanitzische Verbindung im Nahmen eines andern.« Textbeginn: »Laß, Wohlgebohrne Braut! wo nur die Emsigkeit«. Vgl. C 73–75, G 777–779. Früher StB Breslau: Hs R 2290,m. Varianten im Nachlaß Krämer.

EHs 4

Hochzeitsgedicht Räder/Kanitz, 12. Sept. 1714 (Bö I 80*) Abschrift, 2 Bll., alle 4 Seiten beschrieben; Überschrift: »J. C. G. Bey dem Räderisch-Kanitzischen Hochzeit-Feste 1714. im Nahmen eines andern.« Textbeginn: »So bist du endlich, schöne Braut!« Vgl. C 75–78, G 223–225. Früher StB Breslau: Hs R 2290,l; Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 5

Neujahrskantate für v. Schaffgotsch, 1. Jan. 1715 (Bö I 82*) Abschrift, 3 Bll.; Überschrift: »J. C. G. Unterthänigstes AbendOpffer, so Jhrer Hoch-Reichs- Gräfl. Excellence H. H. Hanß Anton Schaffgotsch etc. bey dem glückl.-erschienenen Zeitwechsel d. 1715. Jahres gebracht worden.« Textbeginn: »Diß ist die Losung unsrer Pflicht.« Vgl. C 8–12, G 949–952. Früher StB Breslau: Hs R 2290,n; Abschrift im Nachlaß Krämer.

1. Einzelhandschriften

EHs 6

33

Freundschaftsgedicht für Kühn, Febr. 1715 (Bö I 78*) Abschrift, 1 Bl., nur Vorderseite beschrieben; Überschrift: »J. C. G. Den höchst Schmertzlichen Fall eines liebgewesenen SchulFreundes beweinte dessen betrübtester Bruder.« Textbeginn: »Mein Bruder Jonathan: dein höchstbetrübter Freund«. Vgl. D 141, G 564. Früher StB Breslau: Hs R 2290,r; Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 7

Leichengedicht Rüdiger, 22.2.1715 (Bö I 83*) Abschrift, 2 Bll.; überschrieben »J. C. G.«, kein Titel. Textbeginn: »Endlich ist die frohe Zeit und der Tag des Heils erschienen«. Vgl. C 149–153, G 871–874. Früher StB Breslau: Hs R 2290,p; Varianten in Krämers G2-Ex.

EHs 8

Geleitgedicht Winckler, April 1715 (Bö I 84*) Abschrift, 3 Bll.; Überschrift: »Als Mr. Winckler 1715 auf die Universität Leipzig zog.« Dazu 4 Zeilen gereimte Überschrift auf beiligendem Zettel. Textbeginn: »Gedacht und auch geschehn. Jhr Pierinnen lacht«. Vgl. C 48–52, G 415–419. Früher StB Breslau: Hs R 2290,q; Varianten bei Litzmann, Textkritik, S. 91–92 n. 1.

EHs 9

Liebesgedicht, Sept. 1715 / Klagegedicht, 1718/19 (Bö I 44*) Zwei hs. Gedichte mit Korrekturen und Strichen, 4 Bll. Überschrift 1: »α/ω. Aria.« Überschrift 2: »Aria.« Vgl. Litzmann, Textkritik, S. 33 n. 17 und S. 37 n. 22a. Textanfänge: 1. »Göttinn deren Macht u. Stärcke«. Unvollständiges Abschiedsgedicht von Günthers Hand. Vgl. N1 182, N2 214. – 2. »Wie kanst du doch so viel vergebens klagen«. Von fremder Hand nachgetragenes Klagelied aus der Leipziger Zeit. Vgl. D 297–299, G 935–936. Original verloren, Abschrift im Nachlaß Krämer.

34 EHs 10

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Friedens-Kantate für Karl VI., Sept. 1715 (Bö I 85*) Abschrift, 3 Bll.; Überschrift: »Unterthänigste abgesungene Gratulation an Jhro Kayserl. Majestaet bey den von der SchulJugend vor Schweidnitz 1715. vorgestellten Dramatibus.« Textbeginn: »Friede, Friede! Die Losung ist nun allgemein«. Vgl. C 3–7, G 945–949. Früher StB Breslau: Hs R 2290,t; Varianten nicht erhalten.

EHs 11

Theodosius-Arien, Sept. 1715 (Bö I 86*) Abschrift der im Theodosius-Drama gesungenen vier Arien, 2 Bll. ohne Überschriften. Textverteilung: Arie 1 (Bl. 1r), Arie 2 (Bl. 1v), Arie 3 (Bl. 1v–2r), Arie 4 (Bl. 2r–2v). Textanfänge: 1. »Stille! Stille! Daß kein Thon die Lufft erfülle«. Vgl. C 251, G 963, vor Actus I. – 2. »Jhr beredten Wälder! Jhr verschwiegnen Felder!« Vgl. C 303–304, G 1004, vor Actus III. – 3. »Stirb getrost, mein Sohn! und lebe«. Vgl. C 340–341, G 1032–1033, nach Actus IV. – 4. »Großer Carl! beglückter Kayser!« Vgl. C 359–360, G 1046–1047, nach Actus V. Früher StB Breslau: Hs R 2290,s; Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 12

Hochzeitsgedicht N. N., Febr. 1716 (Bö I 87,1*) Geistliches Gedicht, ca. 1713 /15 (Bö I 87,2*) Abschrift eines Hochzeitsgedichts und eines Geistlichen Gedichts, 2 Bll.; Überschrift 1: »in nomine alius Fragmentum Eines Hochzeit Carminis.« Überschrift 2 fehlt. Textanfänge: 1. »Die Schuldigkeit befiehlt dem Auge, schöne Braut«. Vgl. N1 188–189, N2 222–223. – 2. »Wer die Erde recht beschaut«. Vgl. D 315–316, G 98–99. Früher StB Breslau: Hs R 2290,a1; Varianten in Krämers G2-Ex. und auf Zettel in N2.

EHs 13

Lat. Lebenslauf, 30. April 1716 (Bö I 45)  Abb. 5–8 Eigenhändige Reinschrift, 2 Bll., 30,5 x 20,2 cm, dreimal gefaltet, alle vier Seiten beschrieben. Überschrift auf Bl. 1r: »Vitæ ` se ipso scriptum. A. 1716. Curriculum Guntheri P. L. Cæs. a r è α ω.« Unterschrift auf Bl. 2 : »Johannes Christianus Gün- therus

1. Einzelhandschriften

35

Stregensis Silesius Medicinae Studiosus.« Aufschrift auf Bl. 2v quer: »Dn. Güntheri P. L. C: Curriculum Vitæ.« Textbeginn: »Me licet a partu nullum Susceperit ostrum«. Vgl. N1 151–153, N2 183–185. BU Wrocław: Hs R 2290. – Bl. 1r: Bö I, Abb. 3; Bl. 1v: DKV-Ausg. Abb. 4; Bl. 2r: Text+Kritik 74/75, S. 28.

EHs 14

Stammbuchblatt Weinisch, 3. Mai 1716 (Bö I 46*) Eigenhändige Reinschrift im Stammbuch des Christian Weinisch, Bd. I, S. 352. 1 Bl. quer, ohne Überschrift. Unterschrift: »Vitembergae 1716, Joh. Christ. Günther Streg. Poet. Caes. Med. stud.« Textbeginn: »Parturiunt montes nascetur ridiculus mus«. Abdruck in: Litzmann, Textkritik, S. 35 n. 19; Kopp, Bibl.-krit. Studien I, S. 727; Hoffmann, 1. Brevier, S. 3. Original verloren. Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 15

Geburtstagsgedicht Gönner N. N., Jan. /April 1717 (Bö I 88*) Abschrift oder Diktat, 2 Bll., ohne Überschrift. Textbeginn: »Die ungebundne Hand der obersten Gewalt«. Vgl. D 65–68, G 643–645. Original verloren, Abschrift im Nachlaß W. Krämer.

EHs 16

Leichengedicht Wildhagen, Mai 1717 (Bö I 47)  Abb. 9–12 Eigenhändige Reinschrift, 2 Bll., 32,0 x 19,3 cm, dreimal gefaltet, alle 4 S. beschrieben. Aufschrift auf Bl. 1r: »Die Würckung einer betrübten Post von dem Hintritte des 〈Lücke〉 äußerte sich in dem schuldigen mitleide eines verbundenen dieners Caji Wildhagens L. L. Stud. Wittenberg 1717.« (In die Lücke sollte der Name des Verstorbenen eingetragen werden.) Textbeginn: »Dein Fall, Hoch-Seeligster! der wie ein Donnerschlag«. Vgl. D 141–144, G 678–680. BU Wrocław: Hs R 2290. – Bl. 1–2: Bö II, Abb. 11–14.

36

II. Handschriftliche Textüberlieferung

EHs 17

Leichengedicht Stürtzkopffin, Mai 1717 (Bö I 48*) Eigenhändiges Konzept. 1 Bl.. Aufschrift: »Bey dem Grabe der Edlen Stürzkopffin entwarff diese Zeilen J.« Textbeginn: »Die ungebundne Hand der ewigen Gewalt«. Vgl. D 149–151, G 674–676. Original verloren. Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 18

Promotionsgedicht Elswig, 25.5.1717 (Bö I 49)  Abb. 13–15 Teilweise eigenhändiges Konzept, 4 Bll. 20,5 x 16,8 cm. Ohne Aufschrift. Der Text füllt Bl. 3r–4r, Str. 4–5 auf Bl. 3v–4r von fremder Hand. Die Seiten 1r, 3r, 4v enthalten am oberen Rand Notizen. Textbeginn: »Weil es nicht anders ist und der Vorsehungsschluß«. Vgl. B 7–11, G 645–648. BU Wrocław: Hs R 2290. – Bl. 3r: Bö II, Abb. 17.

EHs 19

Geburtstagsgedicht und Kantate Ettmüller, 26.8. 1717 (Bö I 90*) Abschrift, 4 Bll.; Überschrift: »Bey Dr. Ettmüllers Geburthsfest die Tisch-Compagnie.« Die Kantate folgt ohne eigene Überschrift. Textanfänge: 1. »Vor Wehmuth drückt man ja noch wohl ein Auge zu.« Vgl. C 27–31, G 641–643. – 2. »Jhr Sterne spart die Silber-Kertzen.« Vgl. C 31–34, G2 1126–1128. Früher StB Breslau: Hs R 2290,a; Varianten in Krämers G2-Ex.

EHs 20

Widmungsgedicht Birnbaum, 25.9.1717 (Bö I 50)  Abb. 16–17 Eigenhändige Reinschrift auf den Vorsatzblättern eines Exemplars von: Paul Fleming, Geist- und Weltliche Poemata, Naumburg: Martin Müller (Druck Jena: Georg Sengenwald) 1660. – 〈2〉 S. ohne Überschrift. Unterschrift: »Leipzig den 25 7tember. 1717 Joh. Christ. Günther Poe¨t. Stregensis Sil. phil. et medic. stud.«

1. Einzelhandschriften

37

Textbeginn: »Dein Lands-Mann aendert jezt, Mein Birn-Baum, sein quartier«. Vgl. N1 131–132, N2 141–142. Das Widmungsexemplar der Fleming-Ausgabe gelangte wohl durch Günthers Leipziger Studienfreund Paul Georg Austen in die Gymnasialbibliothek Thorn (Sign.: G 8° 337), von da aus in die Stadtbibliothek Thorn (Sign.: AB 1243), heute Wojewo ´dzka Biblioteka Publiczna i Ksiaz´niza Miejska Toru ´n (Polen). Vorbesitzer des Bandes waren, wie Einträge auf dem Titelblatt zeigen, Johann Wilhelm Böhme und Johann Michael Poetius. StB Toru ´n: 110219. – S. [1–2]: Bö I, Abb. 4; Text+Kritik 74 /75, Abb. S. 118–119.

EHs 21

Leichengedicht N.N., Okt. 1717 (Bö I 51)  Abb. 18–20 Eigenhändige Reinschrift mit einzelnen Korrekturen, 2 Bll. 16,1 x 19,2 cm, dreimal gefaltet. Aufschrift mit schwarzer Tinte auf Bl. 1r oben: »Auf das Absterben N. N.« Der Text ist mit dunkelbrauner Tinte auf Bl. 1v–2v geschrieben. Textbeginn: »Ein Mensch, der mit Begier nach freyen Künsten strebt«. Vgl. D 146–148, G 814–815. BU Wrocław: Hs R 2290. – Bl. 1r–1v: Bö II, Abb. 15.

EHs 22

Promotionsgedicht Hahn, 28. Okt. 1717 (Bö I 91*) Abschrift, 1 Bl., überschrieben: »J. C. G. Auf die Medicinische Doctor-Würde des Tit. pl. Hn. L. Joh. Gottfried Hahns 1717. d. 28. Octobr. J. C. G.« Textbeginn: »Solt ich der eintzige von deinen Dienern seyn«. Vgl. EDr 13, C 44–45, G 574–575. Früher StB Breslau: Hs R 2290,h; Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 23

Promotionsgedicht Hahn, 28. Okt. 1717 (Bö I 92*) Abschrift, 2 Bll., Überschrift: »Auf das 1717 erhaltene Medicinische Doctorat zu Leipzig des C. Tit. pl. Joh. Gottfried Hahns im Nahmen eines andern.« Textbeginn: »Jch darff, Hoch-Edler Freund, mit keiner Schmeicheley.« Vgl. C 38–40, G 650–651. Früher StB Breslau: Hs 2290,i; Abschrift im Nachlaß Krämer.

38 EHs 24

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Leichengedicht Exner, 24. März 1718 (Bö I 93*) Abschrift, 2 Bll.; Überschrift: »Auf Mons. Exners Begrabniß das Colleg. Disput. Suidn. Jaurov. 1718. 24. Mart.« Z. 51 fehlt in der Hs. Textbeginn: »Verhängniß! rase fort, verlängre Zorn und Wüten«. Vgl. B 138–141, G 807–809. Früher StB Breslau: Hs 2290,i; Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 25

Stammbuchblatt Tschirnhaus, 5. April 1718 (Bö I 52)  Abb. 21 Eigenhändige Reinschrift in einem anonymen Stammbuch, 1 Bl. quer. Überschrift: »Tschirnhaus in Medicina mentis part. 1.« Unterschrift: »Lipsiae 1. Nonar. Aprilis A. O. R. CI I CCXVIII. Amico adjiciebat amicus Joh. Christian. Günther Stregensis Siles. poet. Caes. L. phil. Med. stud.« Darunter als Symbolum: Horaz, Carm. I 31, 18b–20. Textbeginn: »In inquirenda vitae feliciter instituendae ratione 〈...〉«, Zitat aus Walter von Tschirnhaus, Medicina mentis, Amsterdam 1687, Tl I, S. 5; erw. Aufl. Leipzig 1695, S. 6. Nicht in A-D, G, N, Kr. Erstdruck in Enders, Bibl.-textkrit. Studien, S. 482. Früher Privatbesitz von Frau v. Gossler in Brieg (1904), später in Schätz /Kreis Guhrau (1926); Verbleib unbekannt. Abb. in Bö II, Abb. 16 (nach: Ein Stammbuch aus vier Jahrhunderten, hg. von Johannes Hofmann, Leipzig 1926, Bl. 26). CC

EHs 26

Lätzte Gedancken, Mai /Juni 1718 (Bö I 94)  Abb. 22–29 Abschrift, 4 Bll., 21,1 x 16,8 cm, alle 8 Seiten mit schwarzer Tinte beschrieben; Überschrift: »Johan Günthers’ lätzte Gedancken.« Textbeginn: »Nun empfind ichs endlich auch, was Verdruß und Arbeit können«. Vgl. V-EDr 6, D 195–207, G 837–844. Die Abschrift enthält viele sinnentstellende Fehler; vgl. Varianten in: Stüben (Hg.), Günther, S. 311–312. BU Wrocław: R 2290,g1.

1. Einzelhandschriften

EHs 27

39

Tabakslied, Aug. 1718 (Bö I 103,1*) Poetisches Testament, März 1722 (Bö I 103,2*) Abschrift, 4 Bll., mit zwei Texten: 1. »Ejusdem Guntheri Lob des Rauch-Tobacks«, gekürzte Fassung; 2. »Abschieds-Gedancken.« Textanfänge: 1. »Nahrung edler Geister«, Str. 1, 10, 12, 8, 7, 9, 13, 11, 14, 20, 19, 17, 22. Vgl. vollst. Fassung: A1 338–342, G 917–920; aktualisierte Fassung: EDr 38. – 2. »Bey so nahen Todes-Zeichen«. Vgl. EHs 45 und 46, A1 85–93, G 114–120. Früher StB Breslau: Hs R 2290,c1; Text 1 abgedruckt in: Hoffmann, 1. Brevier, S. 30–32; Varianten in Krämers G2-Ex.

EHs 28

Namenstagsgedicht für Prediger N. N., 1718 (Bö I 95*) Abschrift, 1 Bl.; Überschrift: »Zur Abendfeyer auf eines Predigers Namensfest. Zusatz: Güntherisches Gedicht.« Textbeginn: »Dein Ruhm, gelehrter Gottesmann«. Vgl. D 18–19, nicht in G und N; D geht auf diese Hs. zurück, fügt aber die Angabe »Anno 1718« hinzu. Trotz des hs. Autorvermerks ist die Echtheit umstritten, so in Kr VI 262–263. Früher StB Breslau: Hs R 2290,w. Keine Varianten überliefert.

EHs 29

Neujahrs-Gedicht Pohl, 1. Jan. 1719 (Bö I 53)  Abb. 30–33 Eigenhändige Reinschrift, 2 Bll. 21,5 x 17,4 cm, alle 4 Seiten beschrieben. Glückwünsche zum Neuen Jahr im Auftrag von Sigismund oder Balthasar Pohl (Enders, Zeitfolge, S. 117). Ohne Überschrift; die beiden letzten Zeilen und der Name des fiktiven Verfassers auf Bl. 2v mit anderer Hand und Tinte. Darunter einige Federproben. Textbeginn: »Erlaube meiner Pflicht, Du Hoch Erfahrner Mann!« Vgl. D 33–35, G 760–762. BU Wrocław: Hs R 2290. – Abb. Bl. 1r: Bö II, Abb. 19.

EHs 30

Hochzeit-Scherz, Frühj. 1719 (Bö I 96*) Zweisprachige Abschrift: links Günthers Übertragung des Epithalamiums von Johannes Secundus, rechts die neulat. Vorlage.

40

II. Handschriftliche Textüberlieferung

9 Bll. Überschriften: »Hochzeit-Schertz nach Anleitung des lateinischen aus dem Johanno Secundo.« (Bl. 1v); »J. C. G. Epithalamium lascivum Sylva V p. 227.« (Bl. 2r) Textbeginn: »Da habt ihr die Zeugin vom ewigen Bunde«. Vgl. A1 268–275, G 925–930.. Früher StB Breslau: Hs R 2290,k; Varianten in Krämers G2-Ex.

EHs 31

Hochzeitsgedicht Gleditsch/Hübner, Mai 1719 (Bö I 97*) Abschrift, 3 Bll.; Überschrift: »J. C. G. Auf die Gleditsche Nachhochzeit in Leipzig sandte dieses der kleine Vetter.« Textbeginn: »Mein Freund! du kennst mich schon, und weißt, ich lebe frei«. Vgl. A1 211–217, G 455–459. Früher StB Breslau: Hs R 2290,g; Varianten in Krämers G2-Ex.

EHs 32

Widmungsgedicht in Secundus-Ausgabe, 9. Juli 1719 (Bö I 54)  Abb. 34 Eigenhändige Reinschrift auf dem Vorsatzblatt eines Exemplars von: Iohannes Secundus, Opera. Ed. P. Scriver. Lugdunum Batavorum: Franciscus Moyaert 1651. 1 S. ohne Überschrift. Unterschrift: »Leipzig den 9. Julii 1719. Johann Christian Günther von Striegau aus Schlesien. Poe¨t. Caes. phil. stud.« Textbeginn: »Mein Freund! du kennst mein herz, das allen guthes gönnt«. 16 paargereimte Alexandriner. Nicht in A-D, G, N, Kr; Erstdruck in: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 5, 1978, H. 3, S. 222. Laut Besitzvermerk in der Secundus-Ausgabe erwarb Günther den Band im März 1718 in Leipzig und schenkte ihn vier Monate später einem bisher nicht identifizierten Studienfreund zum Abschied. Privatbesitz Leiden /Niederlande. Abb. in: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 5, 1978, H. 3, S. 223.

1. Einzelhandschriften

EHs 33

41

Hochzeitsgedicht Tscherning/Hämpel, 11. Juli 1719 (Bö I 98*) Abschrift, 2 Bll.; Überschrift: »J. C. G. Auf die den 11. Jul. 1719. in Brieg glücklich vollzogene Tscherning- und Hämpelische Verbindung in Nahmen eines andern.« Textbeginn: »Vergnügt- und werthes Paar, die Liebe keuscher Lust«. Vgl. A1 1–4, G 601–603. Früher StB Breslau: Hs R 2290,f; Varianten in Krämers G2-Ex.

EHs 34

Verliebtes Gedicht für Leipziger Leonore, 1719 (Bö I 55,1*)

Verliebtes Gedicht für Amarillis, 1719 (Bö I 55,2*) Abendlied, 1717/19 (Bö I 55,3*) Teilweise eigenhändige Entwürfe von drei Gedichten, 1 Bl., beidseitig beschrieben; von H /H irrtümlich als ,Anhang zum Schweidnitzer Taschenbuch‘ bezeichnet. Textanfänge: 1. »Hat jemahls Furcht und Scham du ungemeines Kind«. 21 Z. Vgl. N1 183, N2 215. Vorstufe zu dem 48-zeiligen Gedicht: »Hat jemals Furcht und Scham, du angenehmes Kind!« (B 235–237, G 833–834); nur Z. 1–6 eigenhändig. Abdruck: H /H 111–112. – 2. »Schweig mein Hertz und halt die Triebe«. 11 Z. Vgl. N1 181, N2 213. Vorstufe zu dem 80-zeiligen Gedicht: »Amaryllis! hat mein Sehnen« (C 229–232, G 319–321); von fremder Hand geschrieben, evtl. nach Diktat. Abdruck: H /H 112. – 3. »Abermal ein Tag verblichen«. 4 Z. Vorstufe zu dem 72-zeiligen Abendlied: »Abermal ein Theil vom Jahre« (B 147–150, G 75–77); von Günthers Hand. Abdruck: H /H 112. Original verloren, Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 35

Leonoren-Gedicht, Sept. 1719 (Bö I 56,1)  Abb. 35 Lob-Gedicht Bresslerin, Nov. 1719 (Bö I 56,2)  Abb. 36 Eigenhändige Konzepte, 1 Bl., 16,9 x 10,0 cm; Vorderseite mit dunkelbrauner, Rückseite mit hellbrauner Tinte beschrieben. Textanfänge: 1. »Nur bitt ich trau nechst xxx sonst keiner Seel als mir«. 12 Z. Vorstufe von Z. 67–78 des Leonoren-Gedichts:

42

II. Handschriftliche Textüberlieferung

»Nach so viel Angst und Neid und mancher trüben Nacht« (B 215–219, G 693–695). – 2. »Du Sappho Schlesiens und Laura unsrer Zeit«. 36 Z. Fragment eines Versbriefes an Mariane Elisabeth von Breßler. Vgl. N1 205–206, N2 239–240. Mehr nicht erhalten. BU Wrocław: Hs R 2290. – Bl. 1v: Bö I, Abb. 5.

EHs 36

Freundschafts-Gedicht für Schubart, 1720 (Bö I 57*) 2 Bll. mit abgerissenen Ecken; auf Bl. 1r eigenhändiges Konzept eines Trostgedichts an Freund Schubart in Lauban, kreuzweise durchstrichen; auf Bl. 1v oben ein dt. Vers mit der Unterschrift »D. M.«, auf S. 2r zwei Bibelverse, auf Bl. 2v oben eine Adresse und quer ein lat. Spruch. Textanfänge: 1. »Bedeute doch nur dein Gemüthe«. Vgl. D 299– 300, G 907–908. – 2. »Auch will ich dieses noch nicht hoffen«. – 3. »Ein treuer Freund liebet mehr«. Vgl. Proverb. 18,24. – 4. »Pales an Kayser Carl.« Quer: »Petiit Soror altera.« Original verloren, Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 37

Versbrief an Haas, März 1720 (Bö I 58)  Abb. 37–40 Eigenhändiger dt. Versbrief an Johann August Haas mit drei Anmerkungen und lat. Prosa-Nachschrift, 2 Bll. 19,9 x 15,9 cm, zweimal gefaltet, alle 4 Seiten beschrieben; Überschrift auf Bl. 1r: »An H. Haas. Stud. Phil. et Theol. nach Leipzig.« Unterschrift auf Bl. 2v: »Günther.« Anrede vor dem Postscriptum auf Bl. 2v: »Mi Haasi Charissimum Caput!« Textbeginn: »Ein treu und junges blut vergaß der Frühlingslust«, Fassung I. Erstdruck in Ka 43–49. – Postscriptum: »Statum miserrimum ex his item Austenii et Marckardi literis 〈...〉«. Erstdruck Ka 49–50. – Die Fassung II der Drucke hat kein Postscriptum (N1 145–150, N2 153–158). BU Wrocław: Hs R 2290. – Bl. 1r: Bö I, Abb. 6.

1. Einzelhandschriften

EHs 38

43

Versbrief an Haas, März 1720 (Bö I 99,1*) Letzte Gedancken, 1718 (Bö I 99,2*) Abschrift von zwei Klagegedichten, ca. 8 Bll. Textanfänge: 1. »Ein treu und junges Blut vergaß der FrühlingsLust«, Fassung I ohne Anm., mit lat. Nachschrift. Erstdruck: Ka 43–50. Vgl. EHs 37. – 2. »Nun empfind ichs endlich auch, was Verdruß und Arbeit können«. Vgl. EHs 26, D 195–207, G 837–844. Früher StB Breslau: Hs R 2290; vgl. Litzmann, Textkritik, S. 103 n. 21a und S. 97 n. 14. Varianten von Text 2 in Krämers G2-Ex.

EHs 39

Klagebrief an Haas, März 1720 (Bö I 100*) Abschrift, ca. 4 Bll. Textbeginn: »Ein jung und treues Blut vergaß der FrühlingsLust«, Fassung II ohne Z. 170–172. Vgl. SHs 9.26, N1 145–150, N2 153–158. Früher StB Breslau: Hs R 2290; vgl. Litzmann, Textkritik, S. 103 n. 21c.

EHs 40

Sat. Freundschaftsgedicht, März 1720 (Bö I 59,1)  Abb. 41–46 Sat. Geleitgedicht, März 1720? (Bö I 59,2)  Abb. 46–47 Eigenhändige Konzepte von zwei Vers-Satiren. 4 Bll., 21,0 x 16,8 cm, alle 8 Seiten beschrieben, Text 1 auf Bl. 1r–3v, Text 2 auf Bl. 3v–4v. Bl. 4 bis auf Randstreifen abgeschnitten; schwarze und braune Tinte im Wechsel. Ohne Überschriften. Textanfänge: 1. »Schon wieder ein Pasquill; So deucht mich wehrter Freund«. Stark korrigierter, schwer lesbarer Entwurf, teilweise von fremder Hand. Abdruck: Hoffmann (Hg.), Ergänzung, S. 11–22. Vgl. N1 215–223, N2 251–259. – 2. »Wie wird es dir nunmehr gelehrter Freund ergehn?« Konzept von Z. 1–10 vollständig, von Z. 11–48 Zeilenanfänge und von Z. 49–68 Versschlüsse. Vgl. D 88–90, G 419–421. BU Wrocław: Hs R 2290. – Bl. 3r: Bö II, Abb. 18.

44 EHs 41

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Leichengedicht für Bresslerin (?), 1720 (?) (Bö I 60*) Teilweise eigenhändiger, korrigierter Entwurf eines Leichengedichts, vermutlich auf ein verstorbenes Kind der Familie v. Breßler. 2 Bll.; Bl. 2 unten abgerissen. Undatiert. Textbeginn: »Wie aber werden denn auch Knospen abgebrochen«. Vgl. D 144–146, G 825–827. Original verloren, Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 42

Fritsche, Dissertatio moralis, 10. Febr. 1720 (Bö I 101,1)

Günther, Beantwortung, Frühj. 1721 (Bö I 101,2)  Abb. 48–55 Kalligraphische Abschrift, 10 Bll., 21,2 x 16,9 cm, Bl. 1–9 beschrieben. Inhalt: 1. Verssatire von Tobias Ehrenfried Fritsche von 1720, Überschrift: »DISSERTATIO MORALIS expedens ODIVM DE CARMINIBVS GRATVLANTIVM METVENDVM 〈...〉 Anno MDCCXX. d. 10. Febr. 〈...〉 bey der S〈iegeth-〉 u. F〈örsterschen〉 Verbindung 〈...〉 von Eremita Goloiero Patrisque Filius«, d. i. Tobias Ehrenfried Fritsche (Bl. 1r); Fritsches Vorrede in Versen (Bl. 1v–2r); Fritsches Verssatire als Fließtext. (Bl. 2v–5v) 2. Günthers prosaische Entgegnung von 1721. Überschrift: »Joh. Christian Günthers nothwendige u. rechtmäßige Beantwortung der Schmähungen M- F- in einer auf die S- Hochzeit in Lauban Verfertigten Charteqve.« (Bl. 6r–9v) Textanfänge: 1. Fritsche: »Jhr Mütter seyd nur Gutt! so ruffte jener Sohn« (Hoffmann, G.-Bibliographie, S. 83–88); Anlaß war Günthers Satire »Jhr Mütter seyd nur gut! wenn gleich mein Kiel gesteht«, ein Geleitgedicht für Christian Adam Gorn vom Nov. 1718 (A1 93–108, G 385–393). – 2. Günther: »Salv. Hon. Gern Gelehrter Herr Magister! Man hat so lange Friede, als der Nachbar will.« (Ka 84–90, Kr IV 229–234; nicht in A-D, G, N) BU Wrocław: Hs R 2290,k1; Bl. 1r: Bö I, Abb. 13; Bl. 6r: Bö I, Abb. 14.

1. Einzelhandschriften

EHs 43

45

Spottepigramm auf Musig, Winter 1720 /21 (Bö I 102,1*) Spottepigramm auf Scharff, Winter 1720 /21 (Bö I 102,2*) Abschriften, 1 Bl. Überschriften: 1. »Auf H. Pr. M. . . philosophisches Buch.« 2. »Ueber Hn. S. . . . verkehrte Bibel der Gottlosen.« Textanfänge: 1. »Man zwingt mich, liebes Buch, dein seltnes Lob zu beichten«. Vgl. Konzept: SHs 6.7; Abschrift: SHs 9.36; Druck: N1 125, N2 135. – 2. »So oft mein Lob die Wahrheit geigt«. Vgl. Abschrift: SHs 9.37. Druck: Litzmann, Textkritik, S. 121a; Hoffmann, 2. Gabe, S. 13. Nicht in A-D, G, N. Früher StB Breslau: Hs R 2290,b; Abschriften im Nachlaß Krämer.

EHs 44

Streitgedicht, Dez. 1721 (Bö I 61*) Unvollständiges Konzept einer Verteidigungsschrift, 1 Bl., beide Seiten beschrieben: 1r mit Z. 1–3 eines verworfenen Anfangs, 1v mit Z. 1–19 eines neuen Entwurfs. Nach Litzmann, Textkritik, S. 81 n. 54.a, von Günthers Hand; nach Enders, Güntheriana, S. 191, von fremder Hand. Textbeginn: »Es sey nunmehr gewagt! die Boßheit frecher Zungen«. Vgl. N1 195, N2 229. Mehr nicht vorhanden. Original verloren; Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 45

Poetisches Testament, März 1722 (Bö I 104*) Abschrift, 4 Bll.; überschrieben: »Abschieds-Gedancken des berühmten Deutschen Poetens Herrn Johann Christian Günthers von Striegau welcher zu Jena A. 1723 miserable gestorben bey Angelegenheit Einiger schweren Leibeszufällen.« Textbeginn: »Bey so nahen Todes-Zeichen«. Vgl. EHs 27, EHs 46; A1 85–93, G 114–120. Die Abschrift entstand nach dem 15.3.1723. Früher StB Breslau: Hs R 2290,o1; Varianten bei Li 109–112 n. 29.

46 EHs 46

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Poetisches Testament, März 1722 (Bö I 105*) Abschrift, 4 Bll.; überschrieben: »Abschieds-Gedancken des berühmten Deutschen Poeten H. Günthers, welcher zu Jena 1723 in Miseria et Pauperie gestorben.« Textbeginn: »Bey so nahen Todes-Zeichen«. Vgl. EHs 27, EHs 45; A1 85–93, G 114–120. Wie EHs 45 nach dem Tode des Dichters entstanden. Früher StB Breslau: Hs R 2290,z; Varianten bei Litzmann, Textkritik, S. 109–112 n. 29.

EHs 47

Bittschrift an den Vater, März 1722 (Bö I 106*) Kalligraphische Abschrift, 8 Bll. 2° Textbeginn: »Und wie lange soll ich noch Dich, mein Vater! selbst zu sprechen«. Vgl. A1 371–397, G 855–871. Früher StB Breslau: Hs R 2290,p1; Varianten: Litzmann, Textkritik, S. 112–113 n. 30.

EHs 48

Galantes lied, 20. Mai 1722 (Bö I 62*) Teils eigenhändige, teils diktierte Fassung I vom galanten Klosterlied, 1 Bl., beidseitig beschrieben; unten ein rechteckiges Stück herausgeschnitten (mit Textverlust in Str. 3). Ohne Überschrift. Textbeginn: »Soll Amarillis mein Vergnügen«. Vgl. Fassung II: SHs 13.10; Fassung III: A1 277–278, G 272–273. Wohl zur Hochzeit Adolph /Michael am 20.5.1722. Original verloren, Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 49

Lobgedicht für v. Beuchel, Juni 1722 (Bö I 63*) Reinschrift, 2 Bll., Bl. 1r–2r beschrieben. Für Litzmann ein Autograph (Textkritik, S. 83 n. 77), für Enders eine Abschrift (Güntheriana, S. 191). Textbeginn: »Du Joseph meiner Theüren Zeiten«. Vgl. D 68–69, G 152–154. Original verloren, Abschrift im Nachlaß Krämer.

1. Einzelhandschriften

EHs 50

47

Bittbrief an Dressler, 23. Juni 1722 (Bö I 64)  Abb. 56 Eigenhändiger Versbrief, 2 Bll., 19,1 x 15,6 cm. Auf Bl. 1r das Abschieds- und Bitt-Schreiben, ohne Überschrift, datiert: »Landeshutt den 23. jun. 1722.« Auf Bl. 2v die Adresse: »A Monsieur Monsieur Dressler mon tres estime´ Amy a Schmiedeberg.« Textbeginn: »Jn Eil muß auch noch werther Freund!« Vgl. D 54, G 585. BU Wrocław: Hs R 2290. – Abb. Bl. 1r: Fulda, 1883, S. XXIV–XXV; Bl. 1r und 2v: Bö II, Abb. 20.

EHs 51

Versbrief für Speer, Juni 1722 (Bö I 65*) Diktierter Abschiedsbrief, vermutlich Ende Juni 1722 an Theodor Speer gerichtet; 2 Bll., alle 4 Seiten beschrieben. Ohne Überund Unterschrift. Textbeginn: »Nun Bruder laß mich auch in Fried und Freundschaft fort«. Vgl. N1 142–144, N2 150–152. Original verloren, Abschrift im Nachlaß Krämer.

EHs 52

Lobepigramm für Alde, Juli 1722 (Bö I 107*) Abschrift, 1 Bl. Überschrieben: »Jn Monsieur Gottfried Alde Stamm-Buch.« Unterzeichnet: »Güntherus poeta Silesius Jenae † d. 15. Mart. Anno 1723.« Textbeginn: »Hujus, Amice, Tui frontem cum cerneret Albi«. Vgl. SHs 8.13; B 86, G 881. Nach Günthers Tod abgeschrieben. Früher StB Breslau: Hs R 2290,q1.

EHs 53

Bittbrief an v. Eben, Jan. /Febr. 1723 (Bö I 67)  Abb. 57 Eigenhändiger Kurzbrief an Carl Siegmund von Eben und Brunnen, Günthers letzten Gönner in Jena, mit der Bitte um Nahrung; 1/2 Bl., 8,4 x 17,8 cm, viermal gefaltet. Auf der Vorderseite mit schwarzer Tinte der Vierzeiler ohne Überschrift, mit Unterschrift »Günther« und einem zweizeiligen »P〈ost〉scriptum.« Auf der Rückseite mit brauner Tinte die Adresse: »A Monsieur, Monsieur de EBEN, au Logis.« Die Adresse ist nochmals quer über den gefalteten Zettel geschrieben.

48

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Textbeginn: »Nur einen halben topf nach unsrem Schles’schen Maaße«. Vgl. N1 126, N2 136. BU Wrocław: Hs R 2290. – Abb.: Bö I, Abb. 10–11.

2. Sammel-Handschriften (SHs) Auch bei den Sammel-Handschriften werden Autographen und Abschriften in dieselbe chronologische Reihe gestellt, sind sie doch insgesamt für die Textkritik wichtig – sei es, daß Abschriften die einzigen Textzeugen überhaupt bieten (SHs 7.1–15), sei es, daß sie, anders als die zensierten Drukke, die Eigennamen ausschreiben (SHs 8–9) oder daß Autograph und Abschrift in derselben Sammlung vermengt sind (SHs 13). Die beiden Birnbaum-Abschriften (mit 8 bzw. 7 Gedichten), die Hamann-Abschrift (mit 4 Gedichten) und die Arletius-Abschrift (mit 8 Gedichten) sind heute verschollen, und da weder Abschriften noch Variantenverzeichnisse von ihnen zeugen, werden sie im Apparat der betreffenden Texte zwar erwähnt, spielen aber für die Textherstellung keine Rolle. Kreuzweise Durchstreichung ganzer Seiten bedeutet, daß sie von Günther, Abschreibern oder Herausgebern ausgewertet wurden und als erledigt galten.

SHs 1

Schweidnitzer Taschenbuch, 1714 /15 (Bö I 37*)  Abb. 58–60 Eigenhändig geschriebenes Heft von ursprünglich 16 losen Bll., ca. 16 x 12 cm, ohne Tbl. und Aufschrift. Bl. 3–7 fehlten bereits bei der Wiederentdeckung 1879, seit 1945 ist das ganze Heft verschollen, nur 3 Seiten – Bl. 9r, 11v, 16r – sind durch alte Fotogramme dokumentiert. Bl. 1v, 2r, 10v, 14r, 14v, 15v, 16r sind kreuzweise durchstrichen. Das Tb. enthält Notizen, Entwürfe, Übersetzungsversuche und Reinschriften aus Günthers Schulzeit. Früher StB Breslau: Hs R 2290. Abdruck: H /H 87–110. – Abb. Bl. 9r: Hoffmann, Ergänzung, Front.; Bö II, Abb. 2; Bl. 11v: Bö I, Abb. 2; Bl. 16r: Heckel, Literatur in Schlesien I, vor S. 369; Lubos, Literatur Schlesiens I, S. 193; Bö II, Abb. 1.

2. Sammel-Handschriften

49

1.1 Leichengedicht Lucas (Bl. 1r)

1.2

1.3

1.4

1.5

1.6

1.7

Textbeginn: »Steh du Pilger dessen Fuß«. Entwurf, 3 Z. und Akrostichon »SUSANNA EUPHROSINA LUC-« (Bl. 1r), der Rest »-ASSIN« folgt auf Bl. 16v. Abdruck: H /H 87. Leonoren-Gedicht (Bl. 1v–2r) Textbeginn: »So wenig eine junge Rebe«. Korrigierte Reinschrift, 4 Str. a ` 10 Z. Abdruck: H /H 88–89. Vgl. D 422– 423, G 300–301. Übersetzungsproben (Bl. 2v) Textanfänge: »Jch achte keinen Vers der nicht von 50. Zeilen 〈...〉«; »Alcides seinen Pappelbaum«; »Ein frisches Epheublatt der Lohn gelehrter Schläfe«; »Das Bacchus seinen Kranz mit Epheu ziert«; »Sucht Academus doch die Wahrheit in dem Walde«; »Cubito pigritia presso 〈...〉«; »Der Geyer fraß zu viel 〈...〉«. Abdruck: H /H 90. – Lücke – Abriss der Geliebten (Bl. 8r–9r)  Abb. 58 Textbeginn: »Betracht ich auch dein Haupt, so seh ich eine Nacht«, Str. 6–11 von: »Die Liebe gab mir nechst den Pinsel in die Hand«. Die vorangehenden Str. standen auf einem verlorenen Bl. Abdruck: H /H 91–94. Vgl. N1 173–176, N2 205–208. Französische Literatur (Bl. 9v) Textanfänge: »Les œ〈u〉vres de Regnard«; »Traite´ de la Satyre«; »Satyres de Perse traduits en vers francois«. Abdruck: H /H 94–95. Leonoren-Gedicht (Bl.10r) Textbeginn: »Wie gerne wollt ich auch mit Blut«. Fragment, bez. als Str. 8 und 9. Abdruck: H /H 95–96. Vgl. N1 185, N2 217. Leonoren-Gedicht (Bl. 10v) Textbeginn: »Wohin erzürntes Frauenzimmer?« Fragment, 20 Z., bez. als Str. 1–3. Abdruck: H /H 97–98. Vgl. N1 176–177, N2 208–209.

50

II. Handschriftliche Textüberlieferung

1.8 Leonoren-Gedicht (Bl. 11r)

1.9

1.10

1.11

1.12

1.13

1.14

1.15

1.16

zu 1.1

Textbeginn: »Verbanne den empfangnen Groll«. Fragment, bez. als Str. 〈8b〉–9. Abdruck: H /H 98. Vgl. N1 177, N2 209. Anakreon-Bearbeitung (Bl. 11v)  Abb. 59 Textbeginn: »Quid mea tam laeto novus ostia pollice tundit«. Nebst Vorentwürfen zum Gedichtkonzept 1.10. Abdruck: H /H 98–99. Leonoren-Gedicht (Bl. 12r) Textbeginn: »Mein Buch daß eure Feder kennt«. Fragmentarisches Konzept. Abdruck: H /H 99–100. Vgl. N1 184, N2 216. Leonoren-Gedicht (Bl. 12v–13v) Textbeginn: »Wie gedacht«. Korrigierte Reinschrift. Abdruck: H /H 101–103. Vgl. N1 98–100, N2 108–110. Leonoren-Gedicht (Bl. 14r) Textbeginn: »Rosen sind der Schönheit Bild«. Vierzeiliges Epigramm. Abdruck: H /H 103. Leonoren-Gedicht (Bl. 14r–14v) Textbeginn: »Komm mein Engel laß uns lieben«. Korrigierte Reinschrift, 3 Str. a ` 6 Z., ohne Z. 18. Abdruck: H /H 103–104. Vgl. N1 179, N2 211. Leonoren-Gedicht (Bl. 14v) Textbeginn: »Johannchen dencke dieses Wort«. Entwurf, 2 Str. a ` 6 Z. Abdruck: H /H 104–105. Vgl. N1 180, N2 212. Leonoren-Gedicht (Bl. 15r) Textbeginn: »Jch gründe mich auf deine Gunst«. Entwurf, 3 Str. a ` 6 Z., Fortsetzung des vorangehenden Gedichts. Abdruck: H /H 105–106, vgl. N1 178, N2 210. Leonoren-Gedicht (Bl. 15v–16v)  Abb. 60 Textbeginn: »Die Liebe weckt an diesem Morgen«. Entwurf, 7 Str. a ` 6 Z. Abdruck: H /H 107–109. Vgl. D 434–436, G2 1177–1178. Leichengedicht Lucas (Bl. 16v) Text: »-assin«. Fortsetzung des Akrostichons von Bl. 1r. Abdruck: H /H 110.

2. Sammel-Handschriften

SHs 2

51

Jugendgedicht-Sammlung, 1715 (Bö I 68)  Abb. 61–69 Letztes Viertel einer Abschriften-Sammlung von ursprünglich 16 Bll., die Leonore Jachmann, ihrem Bruder George und ihrer Freundin Johannchen zugeschrieben werden. 4 Bll. ineinanderliegend, 2 Bll. zusätzlich angeheftet, das letzte Bl. bis auf einen schmalen Rand abgeschnitten; 21,2 x 16,5 cm, paginiert als S. 25–32, die beiden angehefteten Bll. unbezeichnet. Beschrieben sind S. 25–32 und die erste Seite der angehefteten Bll., also insgesamt 9 Seiten; S. 25–30 Mitte mit brauner Tinte, die durch Feuchtigkeit teilweise verblaßt ist, ab S. 30 unten bis zum Schluß mit schwarzer Tinte. Keine Korrekturen. Die Abschrift enthält 9 Gedichte, das 9. bricht auf S. 〈33〉 unten ab. BU Wrocław: Hs R 2290. – Abb. S. 25: Bö I, Abb. 12.

2.1 Geistliches Gedicht/Leonoren-Gedicht (S. 25)  Abb. 61

2.2

2.3

2.4

2.5

Textbeginn: »Mein Vertrauen grundet sich«. 5 Str. a ` 6 Z. Vgl. B 155–156, G 90–91. Das Akrostichon, mit dessen Hilfe die Identität der Schweidnitzer Leonore eruiert werden konnte, ist auch in dieser Abschrift nicht hervorgehoben. Leonoren-Gedicht (S. 26)  Abb. 62 Textbeginn: »Was vor Rosen schöner Engel«. 5 Str. a ` 6 Z. Vgl. B 229–230, G 260–261. Leonoren-Gedicht (S. 27–28)  Abb. 63–64 Textbeginn: »Jch liebe nur was mich vergnügt«. 5 Str. a `8 Z. Vgl. B 221–223, G 257–258. Leonoren-Gedicht (S. 28)  Abb. 64 Textbeginn: »Getreue Magdalis! du forderst zwar den Zoll«. 12 Z. Vgl. B 244–245, G 1051. Leonoren-Gedicht (S. 28)  Abb. 64 Textbeginn: »Du fromm und treues Blut, geliebte Leonore«. 8 Z. Vgl. B 245–246, G 1048.

52

II. Handschriftliche Textüberlieferung

2.6 Leonoren-Gedicht (S. 29)  Abb. 65

2.7

2.8

2.9

SHs 3

Textbeginn: »Mein Kind! es ist mir leid das wider mein Verhoffen«. 12 Z. Vgl. N1 125, N2 135. Leonoren-Gedicht (S. 29–30)  Abb. 65–66 Textbeginn: «Kluge Schönheit! nimm die Buße«. 4 Str. a `6 Z. Vgl. D 402–403, G 934. Stammbuch-Epigramm (S. 30)  Abb. 66 Textbeginn: »Die Feder ziert den Helm«. 8 Z. Vgl. N1 126, N2 136. Leonoren-Gedicht (S. 30–〈33〉)  Abb. 66–69 Textbeginn: »Die Liebe gab mit nechst den Pinsel in die Hand«. Z. 1–52 und 55–74 in 9 Abschnitten, Z. 53–54 und 75–92 fehlen. Vgl. Entwurf: SHs 1.4, Abb. 58; Druck: N1 173–176, N2 205–208.

Dresden-Breslauer Taschenbuch, 1719 /21 (Bö I 38)  Abb. 70–74 Heft mit ursprünglich 32 Bll., 16,6 x 10,4 cm. – Bl. 19v, 24r–26r, 28v waren unbeschrieben, Bl. 26 und 28 halb abgeschnitten, Bl. 20–23, 27, 29–32 fehlten. Aufschrift auf Umschlag: »Johann Christian Günther von Striegau aus Schlesien phil. poet. 1719«. Heute verloren, bis auf die ersten fünf Seiten: Bl. 1r, 1v, 3r sind fotographisch dokumentiert, Bl. 2 wurde vom ersten Herausgeber Fessel einem Dedikations-Ex. beigegeben, das Max Kalbeck in einem Breslauer Antiquariat gekauft und nach seinem Tode (1921) der StB Breslau überschrieben hat (vgl. hs. Verfügung von »M. K.« in der BU Wrocław). – Aus der Zeit von August bis Dezember 1719 und August 1720 bis April 1721 enthielt das Taschenbuch zehn Reinschriften und neun Konzepte, eine Notiz-Seite und einen unvollständigen lat. Brief, also insgesamt 21 Einheiten. Die SHs müßte genauer ,Dresden-Breslau-Brieg-Kreuzburger Tb.’ heißen, doch hat sich der kürzere Name seit Enders (Güntheriana, S. 181) durchgesetzt. Früher StB Breslau: Hs R 2290; BU Wrocław: Hs R 2290 (Bl. 2). Abdruck: H /H 115–150 (ohne Bl. 2). – Abb. Bl. 1r–3r: Bö II, Abb. 3–7.

2. Sammel-Handschriften

53

3.1 Gedicht an die Musen, Aug. 1719 (Bl. 1r–1v)  Abb. 70–71

3.2

Textbeginn: »Euch Musen danckt mein treu Gemüthe«, datiert: »Dre〈s〉den den 10. August 1719.« Wenig korrigierte Reinschrift, 4 Str. a ` 8 Z. – Abdruck: H /H 115–116. Vgl. D 318–319, G 181–182. Leonoren-Gedicht, Sept. 1719 (Bl. 1v–3r)

 Abb. 71–74

3.3

3.4

3.5

3.6

3.7

Textbeginn: »Komt tröstet mich ihr alten tage!« Datierung: »Den 2. Sept.« Reinschrift, 10 Str. a ` 8 Z. – Abdruck: H /H« 116–117. Vgl. D 321–324, G 183–185. Leonoren-Gedicht, 1719 (Bl. 3r–4r)  Abb. 74 Textbeginn: »Alß Lenchen noch mit treuem Herzen«. Wenig korrigierte Reinschrift, 6 Str. a ` 8 Z. – Abdruck: H /H 117–119. Vgl. D 339–341, G 289–290. Leonoren-Gedicht, 1719 (Bl. 4r–4v) Textbeginn: »O geh nur harter Sinn«. Wenig korrigierte Reinschrift, 5 Str. a ` 6 Z. -Abdruck: H /H 120–121. Vgl. D 337–338, G 268–269. Freundschafts-Brief an Brandenburg, Aug. 1719 (Bl. 5r–7r) Textbeginn: »Freund! welchen Fleiß und Geist vom Pöbel unterscheidet«, datiert: »Dresden den 16. Aug. 1719.« Wenig korrigierte Reinschrift für Hans Brandenburg, 108 Z. Abdruck: H /H 121–125. Vgl. D 71–75, G 577–580. Gedicht für zwei Leonoren, Aug. 1719 (Bl. 7r–8r) Textbeginn: »So sollt und must es seyn. Die Strafe folgt der Sünde«. Wenig korrigierte Reinschrift an die Leipziger und die Schweidnitzer Leonore, 6 Str. a ` 6 Z. – Abdruck: H /H 125–127. Vgl. D 330, G 299–300. Versbrief an Milich, Aug. 1719 (Bl. 8r–11v) Textbeginn: »Vergnügt dich, theures Haupt! ein Blat von Ehrfurchtsküßen«. Korrigierte Reinschrift für Gottlieb Milich, 164 Z. mit Lücken.- Abdruck: H /H 127–133. Vgl. N1 196–201, N2 230–235.

54

II. Handschriftliche Textüberlieferung

3.8 Leonoren-Kantate, Aug. 1719 (Bl. 11v–12r)

3.9

3.10

3.11

3.12

3.13

3.14

3.15

Textbeginn: »Getrent Allein und doch vergnügt«. Wenig korrigierte Reinschrift, 32 Z. Abdruck: H /H 133–134. Vgl. D 386–387, G 354–355. Leonoren-Gedicht, Dez. 1719 (Bl. 12r) Textbeginn: »Die Regung ist zu scharf ich muß ich stumm empfangen«, (vor-)datiert: »Breßlau D. 〈Lücke〉 December 1719.« Reinschrift, 6 Z. – Abdruck: H /H 135. Vgl. D 361, G 557. Leonoren-Brief, Dez. 1719 (Bl. 12r–12v) Textbeginn: »Mein Herz was fangen wir noch mit ein ander an«, überschrieben: »Breßlau d. 25. December 1719.« Wenig korrigierte Reinschrift, 24 Z. mit Lücken in Z. 20. – Abdruck: H /H 135–136. Vgl. N1 194, N2 228. Leonoren-Gedicht, Aug. 1720 (Bl. 12v–14r) Textbeginn: »Ach liebstes Lehnchen sähstu du doch hier«, datiert: »Vratislaviae d. 10. August 1720.« Konzept, 7 Str. a ` 8 Z. – Abdruck: H /H 136–140. Vgl. N1 164–165, N2 196–197. Leonoren-Gedicht, Aug. 1720 (Bl. 14r–14v) Textbeginn: »So will mich auch durchaus nichts kräncken«. Konzept eines Rollengedichts in Leonores Namen, 6 Str. a ` 6 Z. – Abdruck: H /H 140–142. Vgl. B 153–154, G 89–90. Leonoren-Gedicht, Aug. 1720 (Bl. 14v) Textbeginn: »So Elend, werthes Kind, ist allzeit unser Küßen«. 6-zeiliges Konzept von: »Nach vieler Müh und Zeit und Schmachten«. 16 Z. – Abdruck: H /H 142. Vgl. D 417, G 559. Leonoren-Gedicht, Aug. 1720 (Bl. 15r) Textbeginn: »Wie hier der Himmel steht so steht er überall«. Nicht weitergeführtes Konzept, 2 Z. Dazu 3 Z. lat. und 2 Z. dt. Notizen. – Abdruck: H /H 142. Poetologisches Gedicht, Aug. 1720 (Bl. 15r–15v) Textbeginn: »Jhr liebsten Kinder kluger Müh«. Nicht weitergeführtes Konzept, 32 Z. – Abdruck: Enders, Güntheriana, S. 182–183; H /H 143–144.

2. Sammel-Handschriften

55

3.16 Freundschafts-Gedicht, Aug. 1720 (Bl. 15v–16r)

3.17

3.18

3.19

3.20

3.21

SHs 4

Textbeginn: »Dein Scheiden das mich zwar betrübet«. Nicht weitergeführtes Konzept, 21 Z. – Abdruck: Enders, Güntheriana, S. 183; H /H 144–145. Klage-Gedicht, Aug. 1720 (Bl. 16v) Textbeginn: »Hat dis noch meiner Noth gefehlt«, datiert: »Den 23. Aug. Brieg.« Nicht weitergeführtes Konzept, 8 Z. – Abdruck: Enders, Güntheriana, S. 183; H /H 145–146. Medizinische Notizen, Aug. 1720 (Bl. 16v) Textbeginn: »Bezoard. Sennert.« 11 und 7 Z. in 2 Spalten. – Abdruck: H /H 146. – Bl. 17r–18r leer – Lat. Freundschafts-Brief an Haas, Sept. 1720 (Bl. 18v–19r) Textbeginn: »Extrema patior, amice integerrime!« Reinschrift ohne Schluß, 39 Z. – Abdruck: Ka 54–55, H /H 146–148, Kr III 81. – Bl. 19v leer, Bl. 20–23 fehlen, Bl. 24r–26r leer – Phillis-Gedicht, April 1721 (Bl. 26v, rechte Hälfte) Beginn des erhaltenen Textes: »〈...〉 kein Wiedergelt entrichten«, überschrieben: »〈1〉721«. Vorstufe zu Z. 13–24 und 105–108 des Phillis-Gedichts: »Heist diß mein Brüderchen?« – Abdruck: H /H 148–149. Vgl. D 356–360, G 626–629. – Bl. 27 fehlt – Phillis-Gedicht, 1721 (Bl. 28r, linke Hälfte) Nicht weitergeführtes Konzept eines Phillis-Gedichts, von dem nur einzelne Wörter erhalten sind. – Abdruck: H /H 149–150.

Laubaner Taschenbuch, 1720 (Bö I 39*) Heft von ursprünglich 16 Bll., Bl. 1–2 und 15–16 fehlten, Bl. 3–10 waren bis auf Streifen abgeschnitten. Ohne Titelblatt und Aufschrift. Chronologisch gehört das Tb. in die erste Hälfte des Jahres 1720, also in die Lücke des Dresden-Breslauer Tb.s.

56

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Das Tb. enthielt zehn Texte, von denen aber nur die letzten drei vollständig erhalten waren. Früher StB Breslau: Hs R 2290; Abdruck von Bl. 11–14: H /H 154–163.

4.1 Freundschafts-Brief an Löbin, April 1720

4.2

4.3

4.4

4.5

4.6

(Bl. 3r–4v) Textbeginn: »Und doch erhält mein Wunsch gar selten oder nichts«, Zeilenanfänge bzw. Zeilenschlüsse von Z. 45–120 des Versbriefs an Johann George Löbin: »Wie geht es dir denn noch? du ehrlicher Löbin«. Vgl. A1 311–316, G 412–415. Freundschafts-Brief an Hahn, April 1720 (Bl. 4v–8v) Textbeginn: »Erwarte nicht, mein Freund! vor so viel Wehrt und Huld«, Zeilenanfänge und Zeilenschlüsse des Konzepts zum Versbrief vom 6.4.1720 an Johann Gottfried Hahn. Vgl. SHs 9.50 (Z. 1–113); B 162–168, G 479–484 (168 Z.). Spott-Epigramm auf Crispin, April 1720 (Bl. 9r) Textbeginn: »Crispin und Choerilus, die Latt und Wurm beschwert«, Zeilenanfänge des Epigramms auf Theodor Krause, 4 Z. Vgl. D 284, G 553. Lob-Epigramm für M. v. Bressler, April 1720 (Bl. 9r) Textbeginn: »Jst diß die kluge Breßlerin?« Zeilenanfänge des Epigramms auf Mariane Elisabeth von Breßler, 4 Z. Vgl. D 305, G 552. Rechtfertigungs-Gedicht an den Vater, April 1720 (Bl. 9r–10v) Textbeginn: »Mit dem im Himmel wär es gut«, Zeilenanfänge bzw. Zeilenschlüsse eines Gedichts an Johann Günther, 9 Str. a ` 10 Z. Vgl. SHs 9.63; N1 23–26, N2 24–27. Spott-Epigramm auf Wernsdorff, April 1720 (Bl. 10v) Textbeginn: »Ein Hund in Wittenberg verfolgt ein junges

57

2. Sammel-Handschriften

Schwein«, Zeilenschlüsse des Epigramms auf Prof. Gottlieb Wernsdorff, 4 Z.; vgl. SHs 9.32; D 284, G 553; Hoffmann, 1. Brevier, S. 3. 4.7 Spott-Epigramm auf Polidor, April 1720 (Bl. 10v) Textbeginn: »Nechst schleppte Florida den armen Polidor«, Zeilenschlüsse des Epigramms auf Polidor, 4 Z. Vgl. SHs 9.34; D 284, G 554. 4.8 Spott-Epigramm auf Wernsdorff, April 1720 (Bl. 10v) Textbeginn: »Albine wäre gern des Lehrers loß gewesen«, Zeilenschlüsse des Epigramms auf Wernsdorff, 4 Z. Vgl. SHs 9.33; D 284, G 554. 4.9 Rechtfertigungs-Brief an Mencke, April 1720 (Bl. 11r–14r) Textbeginn: »Jm Fall du schwören kanst, daß Menckens Hand und Geist«, datiert: »Lauben den 14. April 1720.« Konzept eines Versbriefs an Johann Burchard Mencke, 228 Z. mit Lücken. – Abdruck: H /H 154–162. Vgl. N1 207–214, N2 241–248. 4.10 Lat. Klage-Brief an Mascovius, April 1720 (Bl. 14v) Textbeginn: »Quam nihi fata negant quam spes optare veretur«, datiert: »die 22. April. CI .I .CCXX. ex Lauban.« Konzept eines Versbriefs an Jacob Mascovius, 20 Z. mit Korrekturen und Lücken. – Abdruck: H /H 162–163. Vgl. N1 226, N2 264. C C

SHs 5

Schlipalius-Taschenbuch, 1721 (Bö I 40*) Heft mit 10 erhaltenen Bll., davon Bl. 1, 2v–5v beschrieben, Bl. 6 und 7 halb abgerissen. Aufschrift von Arletius, Rektor des Magdalenen-Gymnasiums, auf Bl. 1r: »Einige Güntherische Gedichte vom H. Schlipalius, Pfarrer in Wilmsdorf erhalten durch seinen Sohn Christ. Wilh〈elm〉 Schlipalius Discipulo IIdi ord. in Gymn. Mar. Magd. A. 1744. NB. Günther hat alles selbst geschrieben, außer den Brief, welchen er in die Feder dictirt hat.« Enthielt 5 Gedicht-Entwürfe und den diktierten Versbrief.

58

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Das Tb. entstand 1721 während Günthers Aufenthalt in Kreuzburg und Bischdorf und wurde bis 1744 in Wilmsdorf aufbewahrt. Das Tb. ist nicht erhalten, wohl aber befinden sich Abschriften im Nachlaß Krämers. Früher StB Breslau: Hs R 2290; Abdruck: H /H 166–174. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 7.

5.1 Geleitgedicht für Hilischer, 1721 (Bl. 1r–1v)

5.2

5.3

5.4

5.5

5.6

5.7

Verwischtes Bleistift-Konzept an Christian Gottlieb Hilischer, überschrieben: »Abschieds Carmen an einen guten Freund der nach xxxxx zieht.« 4 Z. – Abdruck: H /H 166. Klagelied, 1721 (Bl. 2v–3r) Textbeginn: »Sage doch verstocktes Glücke«. Korrigierte Reinschrift, 3 Str. a ` 9 Z., ab Z. 7 von fremder Hand. – Abdruck: H /H 167–168. Notizen zu Virmont, 1721 (Bl. 3r) Textbeginn: »obrister Stallmeister unterm Prinzen von Barby«. Erinnerung an Ambrosius Adrian Adolf, Bruder des Grafen Damian Hugo von Virmont, der 1720 als kaiserlicher Gesandter nach Konstantinopel reiste, um die Urkunden des Passarowitzer Friedens auszutauschen. Vgl. Eugen-Ode, 1718. Phillis-Gedicht, 1721 (Bl.3r–3v) Textbeginn: »Flieht nur hin verwaisten Küße«. Unvollständiges Konzept, 3 Str. a ` 8 Z. und 6 Z. – Abdruck: H /H 169–170. Vgl. N1a 256–257, N2 218–219. Phillis-Gedicht, 1721 (Bl. 4r) Textbeginn: »Und ob es noch so lange währt«. Unvollständiges Konzept, 10 Z. – Abdruck: H /H 170–171. Buss-Gedicht, 1721 (Bl. 4r) Textbeginn: »Vater nimm doch diesen Titel«. Unvollständiges Konzept, 1 Str. a ` 8 Z. und 6 Z. – Abdruck: H /H 171. Phillis-Gedicht, 1721 (Bl. 4v–5r) Textbeginn: »Du Engel welchen mir der Himmel zugeschickt«. Mehrere Konzepte von Str. 1 des Verlobungsgedichts »Du Engel, den mir Gott so unverhofft gesandt«. – Abdruck: H /H 171–173. Vgl. A1 282–295, G 684–693.

2. Sammel-Handschriften

59

5.8 Fasnachts-Brief für Schlipalius, 1721 (Bl. 5r–5v) Textbeginn: »Du weist mein Schwesterchen daß keine heiße R〈übe〉«. Diktat eines scherzhaften Einladungsbriefs an Schlipalius’ Schwester Sophie Reichel, unterzeichnet: »Schlipalius«. 44 Z. mit Lücken in Z. 25–27. – Abdruck: H /H 173–174. Vgl. N1 250–251, N2 260–261.

SHs 6

Schmiedeberger Taschenbuch, 1721 (Bö I 41*) Zweifach gefalteter Bogen, 4 Bll., Bl. 3v /4r zusammenhängend und unbeschrieben, in einem neueren Umschlag, 21,0 x 16,4 cm. Ohne Titelblatt und Aufschrift, außer »α /ω« auf Bl. 1r oben. Das erste Gedicht ist von fremder Hand geschrieben. Die Hs. enthält Konzepte von zehn Spott-Epigrammen und zwei Gedichten. Außer 1v und 2r sind alle Seiten kreuzweise durchstrichen. Früher StB Breslau: Hs R 2290; Abdruck: H /H 181–188.

6.1 Dank-Gedicht an J. E. Dauling, Okt. /Dez. 1721

6.2

6.3

6.4

(Bl. 1r–2v) Textbeginn: »Als Babe〈l〉s stoltze Grausamkeit«. Korrigierte Reinschrift von fremder Hand, 90 Z. ohne Überschrift, ohne Z. 65–70, mit Lücke in Z. 87. – Abdruck: H /H 181–184. Vgl. N1 159–162, N2 191–194. Huldigungs-Gedicht an J. E. Dauling, Okt. /Dez. 1721 (Bl. 2v) Textbeginn: »Der Himmel laße doch wofern ich je soll freyn«. Fragmentarisches Konzept, 11 Z. ohne Überschrift. – Abdruck: H /H 184; Hoffmann, Ergänzung, S. 11. Nicht in A-D, G, N. Spott-Epigramm auf Bavius, Okt. /Dez. 1721 (Bl. 2v) Textbeginn: »Bav spricht ich glaube nichts«. Konzept von »Bav meint, ich glaubte nichts«. 4 Z. – Abdruck: H /H 185. Vgl. A1 186, G 553. Spott-Epigramm auf Grimoni, Okt. /Dez. 1721 (Bl. 2v) Textbeginn: »Grimoni sucht mein Lob«. Konzept von »Gri-

60

II. Handschriftliche Textüberlieferung

moni, welchen Gott und alle Klugen fliehn«. 4 Z. – Abdruck: H /H 185. Vgl. D 286, G 555. 6.5 Spott-Epigramm auf Polypragmon, 1721 (Bl. 2v) Textbeginn: »Daß Polypragmon ne〈c〉hst ein alter Spielman hies«. Konzept, 8 Z. – Abdruck: H /H 185. Vgl. SHs 9.38, D 285–286, G 555. 6.6 Spott-Epigramm auf Alazon, 1721 (Bl. 3r) Textbeginn: »Ein sonst noch junges Bluth«. Konzept von »Ein jung und starckes Blut, das schon am Galgen stund«. 16 Z. – Abdruck: H /H 186. Vgl. SHs 9.35; D 285, G 554. 6.7 Spott-Epigramm auf Musig, 1721 (Bl. 3r quer) Textbeginn: »Nun dis Buch nicht recht ein Licht der Weißheit seyn«. Konzept von: »Man zwingt mich, liebes Buch«. 4 Z. – Abdruck: H /H 186. Vgl. N1 125, N2 135. 6.8 Spott-Epigramm auf Weibsbild, 1721 (Bl. 3r) Textbeginn: »Mein Engel gleiche dich an dieser Grausamkeit«. 12-zeiliges Konzept von »Mein Engel, fluche nicht der starcken Grausamkeit«. 4 Z. – Abdruck: H /H 187. Vgl. A1 187, G 553. 6.9 Spott-Epigramm auf Bavius, 1721 (Bl. 4v) Textbeginn: »Wie komts daß ich nicht mehr in Bavens Predigt bin«. Konzept von »Wie kommt es, daß ich nie in Bavens Predigt bin?« 2 Z. – Abdruck: H /H 187. Vgl. D 303, G 551. 6.10 Spott-Epigramm auf Bavius, 1721 (Bl. 4v) Textbeginn: »Warum man mich in keiner Kirche sieht«. Konzept, 2 Z. – Abdruck: Litzmann, Textkritik, S. 86 n. 88, H /H 187. Nicht in A-D, G, N. 6.11 Spott-Epigramm auf Molps, 1721 (Bl. 4v) Textbeginn: »Monsieur spricht recht und alles mit Bedacht«. Konzept von: »Molps ist ein Sauer-Topf, und schwöret mit Bedacht«. 4 Z. – Abdruck: H /H 188. Vgl. D 303, G 551. 6.12 Spott-Epigramm auf Prediger, 1721 (Bl. 4v) Textbeginn: »Man strafte nechst den jungen Prediger«. 3

2. Sammel-Handschriften

61

Konzepte zu »Man strafte nechsten Tag den jungen Prediger«. 6 Z. – Abdruck: H /H 188. Vgl. SHs 9.43, D 303, G 551.

SHs 7

Landshuttensia, Jan. /April 1722 (Bö I 71)  Abb. 75–107 Sammelabschrift mit 32 Bll., 18,8 x 12,8 cm; Bl. 2 abgerissen, Bl. 1v, 3v, 19v–32 nicht beschrieben. Bl. 4r trägt die Überschrift »Landshuttensia«, nach der die Handschrift benannt wurde. Enders zufolge (Nachlaß II.6, vgl. Bö III S. 333) war Boehmer der Schreiber und Besitzer der SHs. Sie enthält die Abschriften von 19 lateinischen und deutschen Vers- und Prosa-Briefen Günthers, von denen die Texte 1–15 sonst nirgendwo überliefert sind. Der erste Text, ein deutscher Vers-Brief, muss allerdings als verloren gelten, da von Bl. 2 nur ein schmaler Streifen mit den Anfängen der ersten Zeilen auf der Vorderseite und den letzten Zeilen auf der Rückseite erhalten ist. Vom zweiten Text, einem lat. Prosa-Brief, fehlen die ersten beiden Fünftel nebst Überschrift auf Bl. 2v, auf Bl. 3r beginnt der Brief mitten im Wort. Die Briefe Nr. 2–15 sind von Januar bis April 1722 verfaßt, als Günther in Landeshut (poln. Kamienna Go ´ra) lebte; daher erklärt sich die Überschrift auf Bl. 4r. Die Texte Nr. 16–19 stammen aus den Jahren 1714 bis 1721 und sind örtlich nicht zuzuordnen. BU Wrocław: Hs R 2290. Abdruck: Ka 65–82 (Nr. 2–15). – Abb.Bl. 2v–3r: Stüben (Hg.), Günther, S. 321; Bl. 4r: Bö I, Abb. 15. 7.1 dt. Vers-Brief (Bl. 2r–2v, abgerissen)  Abb. 75

7.2

Textbeginn: »Der Abgan... Und auch... Jüngst hatt’... Als meine...« Nur die ersten 12 Zeilenanfänge und die letzten 8 Zeilenschlüsse sind zu entziffern. lat. Prosa-Brief an Freund 〈Speer?〉, Jan. 1722 (Bl. 3r)  Abb. 76 Textbeginn: « -riolam aucupantes, ea qua nobis benefecerunt, exprobrant. Quicquid benevolentiæ 〈...〉«. Ca. 16 Z. verloren, 22 Z. erhalten, wohl zum 1.1.1722 an Theodor Speer gerichtet. Abdruck: Ka 65, Kr III 131.

62

II. Handschriftliche Textüberlieferung

7.3 Lat. Prosa-Brief an Kopisch (Bl. 4r–4v)  Abb. 77–78

7.4

7.5

Textbeginn: »Reficit adhuc mentem, Patrone optime«. 30 Z., überschrieben: »Landhuttensia. Viro 〈...〉 Domino Kopischio 〈...〉 observans Günther.« Abdruck: Ka 65–66, Kr III 141. Lat. Prosa-Brief an Sommer (Bl. 4v)  Abb. 78–79 Textbeginn: »Præmissis pro Salute familia Tua«. 12 Z., überschrieben: »2. Viro 〈...〉 Sommero 〈...〉 observandissimus Günther.« Abdruck: Ka 67, Kr III 142. Dt. Prosa-Brief an Madame (Bl. 5r–5v)

 Abb. 79–80

7.6

Textbeginn: »3. Madame, So viel ich Jhnen verbunden bin, so wenig unterstehe ich mich 〈...〉«. 19 Z., ohne Aufund Anschrift. Abdruck: Ka 67–68, Kr III 143. Dt. Prosa-Brief an Kluge (Bl. 5v–6r)

 Abb. 80–81

7.7

Textbeginn: »Hoch-Edler, Hochwerthgeschätzter Gönner. Daß Sie die aufrichtigen Wünsche 〈...〉«. 11 Z., überschrieben: »4. an Hrn. Christian Klugen Jun.« Abdruck: Ka 68, Kr III 144. Dt. Prosa-Brief an Beuchelt (Bl. 6r–7v)

 Abb. 81–84

7.8

7.9

Textbeginn: »Monsieur Mon Patron. Meine Muse setzte schon die Feder an 〈...〉«. 76 Z., überschrieben: »5. an den jüngsten Hrn. von Beuchelt.« Abdruck: Ka 68–70, Kr III 145–146. Dt. Prosa-Brief an Freund 〈Michael?〉, Jan. 1722 (Bl. 7v–8v)  Abb. 84–86 Textbeginn: »Werthgeschätzter H. Bruder. Jetzt leb ich in Schmiedeberg 〈...〉«. 43 Z., ohne Anschrift, wohl an Melchior Michael zum 1.1.1722. Abdruck: Ka 70–72, Kr III 147–148. Dt. Prosa-Brief an Rasper (Bl. 8v–9v)

 Abb. 86–88

2. Sammel-Handschriften

63

Textbeginn: »Liebes Brüderchen. Du kennest mich so gut als Dich selber 〈...〉«. 50 Z., überschrieben: »an Gottlib Raspern«. Abdruck: Ka 72–73, Kr III 149–150.

7.10 Dt. Prosa-Brief an Mademoiselle 〈Herbst?〉 (Bl. 9v–10r)  Abb. 88–89 Textbeginn: »Mademoiselle. Nun wünschte ich, daß Jhr angenehmer Mund zu meiner Feder worden wäre 〈...〉«. 23 Z., ohne Anschrift. Abdruck: Ka 73–74, Kr IV 287.

7.11 Dt. Prosa-Brief an Madame 〈Herbst?〉 (Bl. 10r–10v)  Abb. 89–89 Textbeginn: »Madame. Hätten meine Gedichte soviel Feuer, als dero gestriger Wein 〈...〉«. 15 Z., ohne Anschrift. Abdruck: Ka 74–75, Kr IV 288. 7.12 Dt. Prosa-Brief an Beuchel, Febr. 1722 (Bl. 10v–11r)  Abb. 90–91 Textbeginn: »Meine ungezogenen Kinder verdienen in Warheit keinen solchen guten Pflege-Vater 〈...〉«. 32 Z., überschrieben: »an H. Hanns Gottfried von Beuchelt.« Am Ende datiert: »den 28. Febr. 1722.« Abdruck: Ka 75–76, Kr III 156. 7.13 Lat. Prosa-Brief an Freund, April 1722 (Bl. 11r–11v)  Abb. 91–92 Textbeginn: »Omnia bene, facile ac recte inter nos agent〈ur〉 〈...〉«. 46 Z., überschrieben: »Suo S. D. Günther.« Am Ende datiert: »Landeshuttae die 8. Aprilis ipso meo natali Anni CI I CCXXII.« Abdruck: Ka 76–77, Kr III 168–169. 7.14 Lat. Prosa-Brief an Seidel (Bl. 12r–13r) C C

 Abb. 93–95 Textbeginn: »Non indignor, Frater Charissime! At vero acerrime doleo 〈...〉«. 70 Z. und 4 Z. P.S., überschrieben: »Amico Seidelio amicus Günther.« Ohne Datum. Abdruck: Ka 78–80; Kr III 170–172. 7.15 Lat. Prosa-Brief an Jacobi, April 1722 (Bl. 13r–14r)

 Abb. 95–97

64

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Textbeginn: »Jucundissimae Tuae, Frater oculis charior! quibus abitum doles 〈...〉«. 47 Z., überschrieben: »Amico Singulari Christiano Jacobi amicus Günther.« Am Schluß datiert: »Ibid. eod. die Climacterio.« Abdruck: Ka 80–82; Kr III 173–174. 7.16 Dt. Vers-Nachschrift an Hahn, Juli 1714 (Bl. 14r)

 Abb. 97 Textbeginn: »Jch, Blaß, Charisius und der Verbuhlte Bock«. 10 Z., überschrieben: »ad Hahnium Jun. D. 22. Jul. 1714. Svidniz. in der Ambts-Predigt.« Nachschrift zum folgenden Versbrief vom 21.7.1714 an Johann Gottfried Hahn. Abdruck: Hoffmann, 1. Gabe, S. 8. Vgl. D 294–295, G 1047. 7.17 Dt. Vers-Brief an Hahn, Juli 1714 (Bl. 14r–16r)

 Abb. 97–101 Textbeginn: »Entschuldige, Mein Freund, die Faulheit meiner Hand«. 128 Z., überschrieben: »ad eund.« Am Ende datiert: »Svidnic. D. 21. Jul. 1714.« Vgl. EHs 2, C 1183–187, G 1095–1099. 7.18 Vers-Brief an Hahn, Aug. 1716 (Bl. 16r–18r)

 Abb. 101–105 Textbeginn: »Laß dich Betrübter Freund in deinem Kummer grüßen«. 160 Z., überschrieben: »ad Hahnium natu maximum in obitum filiæ Menkenianæ desponsatæ.« Am Ende 4 Z. lat. Prosa-Nachschrift: »Excusabit pietas tua, charssime Hahni 〈...〉«. Abdruck: Hoffmann, 2. Gabe, S. 5 (Nachschrift mit Übers.). Vgl. C 160–165, G 619–623 (ohne Nachschrift). 7.19 Phillis-Gedicht, Febr. 1721 (Bl. 18v–19r)

 Abb. 106–107 Textbeginn: »Mehr sag ich jetzo nicht Galant und Kluges Kind!« 60 Z. ohne Überschrift, unterzeichnet: »Dein N. N.« Vgl. D 417–420, G 830–832.

2. Sammel-Handschriften

SHs 8

65

Landeshuter Taschenbuch, Juni /Aug. 1722 (Bö I 42)  Abb. 108–162 Eigenhändiges Heft mit 32 Bll., 16,4 x 9,7 cm; Aufschrift auf Bl. 1r: »Landeshutt den 21. Juni 1722. NB.« Bl. 1v, 7v, 30–32 sind leer, Bl. 3r, 5r, 8v, 15r, 16v, 17v, 18v, 21v, 22v, 23v sind kreuzweise durchstrichen, zum Zeichen, daß die so bezeichneten Entwürfe durch andere Handschriften oder Drucke ersetzt wurden. Die SHs enthält 2 Seiten Notizen und 24 GedichtKonzepte aus der Zeit Juni bis August 1722, aber keine Reinschrift. Die Texte sind wegen Günthers zunehmend flüchtiger Schrift teilweise schwer zu entziffern. BU Wrocław: Hs R 2290. Abdruck: H /H 197–260. Varianten: Enders, Güntheriana, S. 186–191. – Abb. von Bl. 2r–2v: Bö I, Abb. 8–9; Bl. 8r: Text+Kritik 74 /75, S. 40; Bl. 11r, 14v, 17r: Bö II, Abb. 8–10.

8.1 Notizen, Juni 1722 (Bl. 2r–2v)  Abb. 108–109

8.2

8.3

8.4

Textbeginn: »Register meiner besten Carminum.« GedichtAnlässe, Adressaten, Besteller, Gattungen, Symbola; Ausgaben für Barbier, Wäscherin, Medikamente, Gläubiger. Abdruck: H /H 197–199. Klage-Gedicht, 1722 (Bl. 2v)  Abb. 109 Textbeginn: »Gute Nacht, verkante Leyer«. Fragmentarisches Konzept, 9 Z. ohne Überschrift. Abdruck: H /H 199. Nicht in A-D, G, N. Notizen, 1722 (Bl. 2v)  Abb. 109 Textbeginn: »Hrn. Latzken Carmen Nupt. Meo nom.« Bestellte Hochzeits-, Leichen-, Geburts-Gedichte, »Federn, Arien, Noten«. Abdruck: H /H 199. Trost-Gedicht Dauling, Juni 1722 (Bl. 3r–4v)

 Abb. 110–113

8.5

Textbeginn: »Mein Mitleid glaub es mir betrübte Leonore«. Konzept, 92 Z. Abdruck: H /H 199–204. Vgl. SHs 10.38; D 128–131, G 822–825. Leichen-Gedicht Dauling, Juni 1722 (Bl. 5r–6v)

 Abb. 114–117

66

II. Handschriftliche Textüberlieferung

8.6

8.7

Textbeginn: »Crönt werthen Eltern meine Leiche«. Konzept des Rollengedichts, 12 Str. a ` 6 Z., Überschrift am Ende. Abdruck: H /H 204–208. Vgl. C 157–160, G 231–233. Buss-Gedicht, 1722 (Bl. 7r, 8r)  Abb. 118–119 Textbeginn auf Bl. 8r: »Dein armer dichter kommt schon wieder«. Auf Bl. 7r mehrere Vorstufen. Fragmentarisches Konzept, 16 Z. Abdruck: Ka 58–59, H /H 209–210. Spott-Epigramm auf Krause, Juli 1722 (Bl. 8r)

 Abb. 119 Textbeginn: »Es soll uns eine frau so wie ein buch vergnügen«. Reinschrift, 2 Z. Abdruck: H /H 210; vgl. SHs 9.46; D 304, G 552. 8.8 Zettritzischer Lossagungsbrief, Juli 1722 (Bl. 8v–10v)  Abb. 120–124 Textbeginn: »Wir Phoebus nebst der Musenschaar«. Konzept des scherzhaften Gesellenbriefs »Wir, Phoebus und die Musen-Schaar«, datiert 13.7.1722. 94 Z. Abdruck: H /H 210–216. Vgl. C nach 72, G 747. 8.9 Buss-Gedicht, 1722 (Bl. 11r)  Abb. 125 Textbeginn: »Gute Nacht du wüstes Leben«. Fragmentarisches Konzept, 3 Z. Abdruck: Ka 59, H /H 216. 8.10 Huldigungs-Gedicht für Dauling, 1722 (Bl. 11r12r)  Abb. 125–127 Textbeginn: »Gedencke von mir was du willst«. Fragmentarisches Konzept der Str. 1–10, 12, 11. Abdruck: H /H 216–219. Vgl. SHs 10.31 (Str. 1–10, 12); N1 89–91, N2 99–101 (Str. 1–13). 8.11 Freundschafts-Brief, Juli 1722 (Bl. 12v–14v)

 Abb. 128–132 Textbeginn: »Du lockst mich, kluger Freund, mit so viel Freundes-Grüßen«. Fragmentarisches Konzept der Fassung I, ohne Überschrift. 96 Z. Abdruck: H /H 219–224. Vgl. N1 201–204, N2 235–238. Fassung II: B3 182–185, G2 1121–1124. 8.12 Klage-Gedicht, 1722 (Bl. 14v)  Abb. 132

2. Sammel-Handschriften

67

Textbeginn: »Was bringt ihr kleinen Weberinnen«. Fragmentarisches Konzept, 19 Z. Abdruck: H /H 224–225. 8.13 Lat. Stammbuch-Verse Alde, 1722 (Bl. 15r–15v)

 Abb. 133–134 Textbeginn: »Charites Charitumque 〈...〉 Alde tuo Alde 〈...〉«. Konzepte zur 10-zeiligen Eintragung in Gottfried Aldes Stammbuch: »Hujus, Amice, Tui frontem cum cerneret Albi.« 22 Z. Abdruck: H /H 225–227. Vgl. EHs 52; B 86, G 881. 8.14 Galantes Gedicht (?), 1722 (Bl. 15v)  Abb. 134 Textbeginn: »So leb〈t〉 sichs recht vergnügt«. Fragmentarisches Konzept, 4+4 Z., dazwischen 6 Leer-Z. Abdruck: H /H 227. Nicht in A-D, G, N. 8.15 Abschieds-Gedicht Dauling, Juli 1722 (Bl. 15v–16r)

 Abb. 134–135 Textbeginn: »Soll ich dennoch dich vermißen«. Fragmentarische Konzepte zu einem Abschiedsgedicht an Leonore Dauling, 8 Z. Abdruck: H /H 228. 8.16 Lat. Stammbuchverse v. Reibnitz, Juli 1722 (Bl. 16v–17r)  Abb. 136–137 Textbeginn: »Flos iuvenum patriae spes«. Fragmentarische Konzepte zu einem Freundschaftsgedicht für Georg Wilhelm von Reibnitz. Abdruck: H /H 229. 8.17 Literatur-Satire gegen Corvinus, Aug. 1722 (Bl. 17r)  Abb. 137 Textbeginn: »Corvin der vor der Zeit der Biebel Blumen stahl«. Fragmenarisches Konzept, 18 Z. Abdruck: H /H 230. 8.18 Geistliches Gedicht Sparr, Aug. 1722 (Bl. 17v–18v)

 Abb. 138–140 Textbeginn: »Mein gott u. vater deßen Liebe«. Konzept zu dem akrostichischen Gedicht: »Mein Geist, bereite dir im Stillen« für Magdalena Sparr geb. Mentzel, überschrieben: »Symb. Hr. nach deinem Willen. Wer nur den Lieben Gott läßt walten.« 36 Z. Abdruck: H /H 230–233. Vgl. B 75–76, G 100–101.

68

II. Handschriftliche Textüberlieferung

8.19 Galantes Gedicht Damm, Aug. 1722 (Bl. 18v-20r)  Abb. 140–143

8.20

8.21

8.22

8.23

8.24

Textbeginn: »Schönen Kindern Lieder singen«. Konzept von Str. 1–5, 8, 6–7, 9–10 des galanten GeburtstagsGedichts für Regina Damm. 10 Str. a ` 8 Z. Abdruck: H /H 233–238. Vgl. B 76–79, G 175–177. Leichen-Gedicht Ermrich 〈?〉, Aug. 1722 (Bl. 20v21r)  Abb. 144–145 Textbeginn: »So ist nun endlich auch die Zeit der Wallstatt aus«. Konzept eines Leichen-Gedichts für Anna Rosina Ermrich in Hirschberg (Maydorn). 4 Str. a ` 8 Z. ohne Überschrift. Abdruck: H /H 238–240. Vgl. N1 189–190, N2 223–224. Namenstags-Gedicht Kriegel, Aug. 1722 (Bl. 21r22r)  Abb. 145–147 Textbeginn: »Nun ist es einmahl auch wohl zeit«. Konzept von Str. 1–10 des Glückwunsch-Gedichts: »Nun ist es wohl auch einmahl Zeit« für Lorenz Kriegel in Hirschberg, 12 Str. a ` 6 Z. Abdruck: H /H 240–242. Vgl. SHs 9.15; D 76–78, G2 1152–1154. Hochzeits-Kantate Schäl/Kirchhoff, Aug. 1722 (Bl. 22v–23r)  Abb. 148–149 Textbeginn: »Hemmt ihr geilen Welt Syrenen«. Konzept von Z. 1–70. Abdruck: H /H 243–245. Vollständig 80 Z., vgl. EDr 34, D 92–95, G 351–354. Hochzeits-Gedicht Schäl/Kirchhoff, Aug. 1722 (Bl. 23v–27r)  Abb. 150–157 Textbeginn: »Nechst stritten Warheit Lieb und Glücke«. Konzept von Str. 1–2, 19, 3–13, 18, 14–17 des Gedichts: »Nechst stritten Wahrheit, Glück und Liebe«. 18 Str. a ` 8 Z. 1 Abdruck: H /H 246–255. Vgl. EDr 33, A 4–9, G 219–223. Begleitbrief Damm, Aug. 1722 (Bl. 27v–28r)

 Abb. 158–159 Textbeginn: »Mademoiselle! Sie verwundern sich vielleicht 〈...〉«. Konzept des Prosabriefs an Regina Damm, der das folgende Gedicht begleiten sollte. 42 Z. Abdruck: Ka 62–63, H /H 255–256.

2. Sammel-Handschriften

69

8.25 Namenstags-Gedicht Damm, Aug. 1722 (Bl. 28r-29v)  Abb. 159–162 Textbeginn: »O welch ängstliches Betrüben«. Konzept eines Namenstags-Gedichts, 7 Str. a ` 7 Z., unterschrieben: »Laurentius Kriegel«. Abdruck: H /H 256–259. Vgl. SHs 10.1, D 398–400, G 248–249. 8.26 Geistliches Gedicht, Aug. 1722 (Bl. 29v)

 Abb. 162 Textbeginn: »Liebster Gott wie wunderbahr«. Konzept, 6 Z. Abdruck: Litzmann, Textkritik, S. 80 n. 73; H /H 259–260. Nicht in A-D, G, N.

SHs 9

Vermischte Gedichte, 1722 (Bö I 72)  Abb. 163–171 Sammelabschrift. 64 lose Bll., 21,7 x 17,2 cm, nach dem Kopisten Christian Jacobi auch ,Jacobi-Handschrift I‘ genannt. Überschrift auf Bl. 1r: »Vermischte Gedichte.« Nach Enders und Hoffmann 1722 zwecks Drucklegung der Gedichte entstanden, wurde sie eine wichtige Vorlage für die Teilsammlung D von 1735. Sie enthält 68 Gedichte, die von Nr. 158 bis 226 durchgezählt sind, dabei wurde Nr. 176 übersprungen. Zwischen Nr. 208 und Nr. 209 ist eine Lücke von 4 Bll., Nr. 209 beginnt mitten im Text. Die Handschrift ist fast ganz verloren; nur Bl. 5–8, paginiert als S. 9–16, mit den Texten Nr. 162–170 wurden 1987 wiedergefunden; das obere Drittel von Bl. 1r ist durch eine frühe Photographie im Nachlaß Enders dokumentiert, Nr. 158–185 wurden durch Abschriften Hoffmanns inhaltlich bewahrt. Die Gedichte waren mit brauner Tinte geschrieben und zeigten keine Korrekturen. Überschriften waren teilweise einfach, Namen doppelt unterstrichen, damit sie im Druck hervorgehoben würden. Inhaltlich sind in der SHs vorwiegend Studentenlieder und Freundschaftsgedichte, Satiren und Klagelieder versammelt. – Die Abschrift ,Verliebte Gedichte‘ (SHs 10) ist eine unmittelbare Fortsetzung der Sammlung ,Vermischte Gedichte’ (SHs 9).

70

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Früher StB Breslau: Hs R 2290,v; BU Wrocław: Hs R 2290,v (Bl. 5–8). – Abb. Bl. 1r: Bö I, Abb. 16.

9.1 Scherz-Gedicht auf Rübezahl, Aug. 1722 (X 158)  Abb. 163

9.2

Textbeginn: »Beschriener Rübezahl! du König der Sudeten!« 8 Z. Abdruck: Hoffmann, 2. Gabe, S. 13. Vgl. D 303, G 550. Spott-Gedicht auf Minor, Aug. 1722 (X 159)

 Abb. 163

9.3

9.4

9.5

9.6

Textbeginn: »Monsieur! sie sparen die Caressen«. 56 Z. Vgl. D 295–297, G 636–638 mit Zensurlücken. Nur die ersten 7 Verse im Bild erhalten. Galantes Gedicht (X 160) Textbeginn: »Nun ist es Zeit Madame«. 60 Z. Abdruck: Hoffmann, 3. Gabe, Umschlag-S. II–III. Nicht in A-D, G, N, Kr. Nicht von Günther, vgl. Litzmann, Textkritik, S. 122 h. Trinklied, Aug. /Sept. 1720 (X 161) Textbeginn: »Drey gelehrt und treue Brüder«. 8 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 319–321, G 194–195. Verliebtes Gedicht für Beuchelt, April 1722 (X 162)  Abb. 164–165 Textbeginn: »Wo Amor kommst du denn erst heute«. 8 Str. a ` 10 Z. Vgl. C 239–242, G 237–239. Abb. 164 ab Str. 5. Lob-Epigramm auf Kukus, Aug. 1722 (X 163)

 Abb. 165

9.7

9.8

Textbeginn: »Die Tugend kam und sah die schöne Gegend an«. 10 Z. Vgl. D 292–293, G 547. Klage-Lied, 1721 /22 (X 164)  Abb. 165–166 Textbeginn: »Nur Gedult ihr schwachen Sinnen!« 6 Str. a ` 7 Z. Vgl. D 291–292, G 210–211. Klage-Lied, Juli 1720 (X 165)  Abb. 166–167 Textbeginn: »Jch weiß noch wohl die liebe Zeit«. 4 Str. a `6 Z. Vgl. D 293–294, G 195–196.

2. Sammel-Handschriften

71

9.9 Epigramm auf Tabaksdose (X 166)  Abb. 167 Textbeginn: »Jch brauche diesen Staub mit Lust und Ueberfluß«. 4 Z. Vgl. D 294, G 548. 9.10 Poetologisches Epigramm, April 1719 (X 167)

 Abb. 168 Textbeginn: »Jst Damon nicht ein fauler Thor?« 10 Z. Abdruck: Hoffmann, 1. Brevier, S. 30. Vgl. D 294, G 548. 9.11 Freundschafts-Gedicht für Pfeiffer, 1718 /19 (X 168)  Abb. 168–170 Textbeginn: »Kein Mensch hat von des Höchsten Güte«. 12 Str. a ` 6 Z. Vgl. C 208–211, G 171–173. 9.12 Klagelied, April 1720 (X 169)  Abb. 170–171 Textbeginn: »Morgen wird es besser werden«. 5 Str. a ` 4 Z. Vgl. D 307–308, G 181. 9.13 Klage-Lied, April 1720 (X 170)  Abb. 171 Textbeginn: »Jch hab es längst gesagt«. 5 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 308–309, G 212. Abb. bis Z. 22.

9.14 Freundschafts-Gedicht für Scholl, Mai 1722 (X 171)

9.15

9.16

9.17

9.18

Textbeginn: »Mein Reichthum ist ein ehrlich Herz«. 10 Str. a ` 10 Z. Vgl. N1 65–68, N2 65–68. Namenstag-Gedicht für Kriegel, Aug. 1722 (X 172) Textbeginn: »Nun ist es wohl auch einmahl Zeit«. 12 Str. a ` 6 Z. Vgl. SHs 8.21 (Konzept von Str. 1–10), D 76–78, G2 1152–1154. Lehrgedicht für Bresslerin, Dez. 1719 (X 173) Textbeginn: »Nur fort gelehrt und muntre Dame!« 13 Str. a ` 10 Z. Vgl. D 45–49, G 154–157. Satire, 1722 (X 174) Textbeginn: »Wer kehrt sich an die tumme Welt?« 11 Str. a ` 6 Z. Vgl. N1 42–44, N2 44–46. Geistliches Lied, 1722 (X 175) Textbeginn: »Endlich wird die Hoffnung endlich«. 5 Str. a ` 8 Z. Vgl. C 218–220, G 103–105. – Lücke (X 176) –

72

II. Handschriftliche Textüberlieferung

9.19 Klage-Gedicht, 1722 (X 177)

9.20

9.21

9.22

9.23

9.24

9.25

9.26

9.27

9.28

Textbeginn: »Jch warff mich nächtlich in dem Bette«. 5 Str. a ` 10 Z. Vgl. D 311–312, G 204–206. Klage-Gedicht, 1722 (X 178) Textbeginn: »Wo ist die Zeit, die güldne Zeit«. 11 Str. a ` 8 Z. Vgl. N1 20–23, N2 21–24. Lehrgedicht für Schubart, Febr. 1720 (X 179) Textbeginn: »Komm Bruder auf mein Wort«. 72 Z. Vgl. D 286–289, G 583–585. Gebet an Fortuna, Juli 1722 (X 180) Textbeginn: »O Göttin, die du in der Welt«. 5 Str. a ` 10 Z. Vgl. D 289–291, G 200–201. Abschieds-Gedicht, Aug. 1722 (X 181) Textbeginn: »So lebe wohl mit allen Spöttern«. 8 Str. a ` 10 1 2 Z. Vgl. N 39–41, N 41–43. Totenklage für Petersen, April 1720 (X 182) Textbeginn: »Du Himmel kennst mein Leid und prüfest die Gedult«. 8 Z. Vgl. D 33, G 547. Wanderlied für Schubart, Jan. 1720 (X 183) Textbeginn: »Bruder komm und laß uns wandern«. 7 Str. a ` 8 Z. Abdruck: Hoffmann, 1. Brevier, S. 38–39. Vgl. D 313–315, G 186–188. Satire, März 1720 (X 184) Textbeginn: »Ein jung und treues Blut vergaß der Frühlings-Lust«, Fassung II, Z. 1–169. Vgl. N1 145–150, N2 153–158. Lehr-Gedicht für Jacobi, Aug. 1722 (X 185) Textbeginn: »Freund! der du mich so sehr als kaum dein Auge liebst«. 48 Z. Vgl. D 31–32, G 752–754. Devisen-Gedicht für Jacobi, Aug. 1722 (X 186) Textbeginn: »Jch will schweigen«. 6 Str. a ` 7 Z. Vgl. D 55–56, G 158–159.

9.29 Galantes Epigramm für Leonore/Hannchen〈?〉, 1715 (X 187) Textbeginn: »Was war das vor ein göttlich Paar?« 8 Z. Vgl. D 429, G 557.

2. Sammel-Handschriften

73

9.30 Spott-Epigramm auf Krause/Fritsche, März 1720

9.31

9.32

9.33

9.34

9.35

9.36

9.37

9.38

9.39

(X 188) Textbeginn: »Crispin und Choerilus, die Latt und Wurm beschwert«. 4 Z. Vgl. SHs 4.3 (Streifen); D 284, G 553. Geschenk-Eigramm für Bresslerin, 1720 (X 189) Textbeginn: »Jst dies die kluge Breßlerin?« 4 Z. Vgl. SHs 4.4 (Streifen); D 305, G 552. Spott-Epigramm auf Wernsdorff, 1720 (X 190) Textbeginn: »Ein Hund zu Wittenberg verfolgt ein junges Schwein«. 4 Z. Vgl. SHs 4.6 (Streifen); D 284, G 553. Spott-Epigramm auf Wernsdorff, 1720 (X 191) Textbeginn: »Albine wäre gern des Lehrers loß gewesen«. 4 Z. Vgl. SHs 4.8 (Streifen); D 284, G 554. Spott-Epigramm auf Polidor, 1720 (X 192) Textbeginn: »Nechst schleppte Florida den armen Polidor«. 4 Z. Vgl. SHs 4.7 (Streifen); D 284, G 554. Spott-Epigramm auf Lachmann, 1720 /21 (X 193) Textbeginn: »Ein jung und starckes Blut, das schon am Galgen stund«. 16 Z. Vgl. SHs 6.6 (Konzept); D 285, G 554. Spott-Epigramm auf Mussig, 1720 /21 (X 194) Textbeginn: »Man zwingt mich, liebes Buch, dein seltnes Lob zu beichten«. 4 Z. Vgl. SHs 6.7 (Konzept); EHs 43.1; N1 125, N2 135. Spott-Epigramm auf Scharff, 1720 /21 (X 195) Textbeginn: »So oft mein Lob die Wahrheit zeigt«. 4 Z. Vgl. EHs 43.2; Hoffmann, 2. Gabe, S. 13. Spott-Epigramm auf Polypragmon, 1720 /21 (X 196) Textbeginn: »Daß Polypragmon nechst ein alter Spielmann hieß«. 8 Z. Vgl. SHs 6.5; D 285–286, G 555. Spott-Epigramm auf Grimoni, 1720 /21 (X 197) Textbeginn: »Grimoni, welchen Gott und alle Klugen fliehn«. 4 Z. Vgl. SHs 6.4 (Konzept), D 286, G 555.

74

II. Handschriftliche Textüberlieferung

9.40 Spott-Epigramm auf Bavius, 1720 /21 (X 198)

9.41

9.42

9.43

9.44

9.45

9.46

9.47

9.48

9.49

9.50

Textbeginn: »Wie kommt es, daß ich nie in Bavens Predigt bin?« 2 Z. Vgl. SHs 6.9 (Konzept); D 303, G 551. Spott-Epigramm auf Molps, 1720 /21 (X 199) Textbeginn: »Molps ist ein Sauer-Topf, und schwöret mit Bedacht«. 4 Z. Vgl. SHs 6.11 (Konzept); D 303, G 551. Spott-Epigramm auf Bavius, 1720 /21 (X 200) Textbeginn: »Kein Auge findet mich in Bavens KirchenLehren«. 2 Z. Vgl. D 304, G 551. Spott-Epigramm auf Prediger, 1720 /21 (X 201) Textbeginn: »Man straffte nechsten Tag den jungen Prediger«. 6 Z. Vgl. SHs 6.12 (Konzept); D 303, G 551. Spott-Epigramm auf Frau in Brieg, 1720 /21 (X 202) Textbeginn: »Kein Schul-Pferd ist so gut zum Springen abgericht«. 4 Z. Vgl. D 304, G 551. Lat. Spott-Epigramm auf Rüdiger, 1719 (X 203) Textbeginn: »Nemo hominum obscuri penetrat mysteria libri«. 2 Z. Vgl. D 304, G 881. Spott-Epigramm auf Krause, Juli 1722 (X 204) Textbeginn: »Es soll uns eine Frau so wie ein Buch vergnügen«. 2 Z. Vgl. SHs 8.7; D 304, G 552. Lat. Spott-Epigramm auf Preussen, Nov. 1715(?) (X 205) Textbeginn: »Una Deos & nuda Venus devicit; in armis«. 2 Z. Vgl. D 305, G 881. Stammbuch-Vers für Freund, Aug. 1722 (X 206) Textbeginn: »Da meine Kunst vorjetzt nichts rechts ersinnen kann«. 4 Z. Vgl. D 305, G 552. Dank-Brief an Breslauer Gönner, Aug. 1718 (X 207) Textbeginn: »Es dörfte mir ein Freund noch manch Gedächtniß weihn«. 124 Z. Vgl. D 279–283, G 770–774. Freundschafts-Brief an Hahn, April 1720 (X 208) Textbeginn: »Erwarte nicht, mein Freund! vor so viel Werth

2. Sammel-Handschriften

9.51

9.52

9.53

9.54

9.55

9.56

9.57

9.58

9.59

9.60

75

und Huld«, Z. 1–113. Vgl. SHs 4.2 (Streifen); B 162–168, G 479–484 (168 Z.). – Lücke (X 209, Str. 1–3) – Freundschafts-Gedicht für Schubart, Juli 1720 (X 209) Textbeginn: »Auch diese Zeilen ärgern mich«, Str. 4–5 von: »Schreib an und laß dir dieses Licht«. 2 von 5 Str. a ` 10 Z. Vgl. D 275–276, G 113–114. Klage-Gedicht, Juli 1720 (X 210) Textbeginn: »Geduld, Gelassenheit, treu, fromm und redlich seyn«. 7 Str. a ` 10 Z. Nicht in A-D, G, N. Erstdruck: Litzmann, Textkritik, S. 118–120. Trost-Gedicht Schubart, Juli 1720 (X 211) Textbeginn: »Gott Lob, ich merk es innerlich«. 9 Str. a ` 6 1 2 Z., datiert: »Den 20. Jul. 1720.« Vgl. N 30–31, N 31–32. Klage-Lied für Schubart, Juli 1720 (X 212) Textbeginn: »O laß dich doch nur nicht die kleine Müh verdrießen!« 7 Str. a ` 6 Z. Vgl. N1 35–36, N2 37–38. Klage-Gedicht, Juli 1720 (X 213) Textbeginn: »Hier, wo mich niemand weiß«. 8 Str. a ` 10 Z., datiert: »Den 21. Jul. 1720.« Vgl. D 267–270, G 208–210. Poetologisches Gedicht, Sept. 1719 (X 214) Textbeginn: »Du wirst noch wohl, verzagtes Herz«. 10 Str. a ` 10 Z. Vgl. N1 26–29, N2 27–30. Klage-Gedicht, Aug. 1718 (X 215) Textbeginn: »Als Orpheus mit verliebten Thränen«. 16 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 270–275, G 190–194. Geistliches Gedicht, Juli 1722 (X 216) Textbeginn: »Wie wird es doch nur weiter gehn?« 11 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 265–267, G 87–89. Abschieds-Gedicht an Rasper, Sept. 1722 (X 217) Textbeginn: »Gehab dich wohl, du lieber Freund«. 8 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 20–22, G 188–190. Freundschafts-Gedicht, Juni 1722 (X 218) Textbeginn: »Du meyntest nechster Zeit, getreu- und Edler Freund!« 5 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 15–17, G 658–659.

76

II. Handschriftliche Textüberlieferung

9.61 Neujahrs-Gedicht für Pohl, Jan. 1719 (X 219)

9.62

9.63

9.64

9.65

9.66

9.67

9.68

SHs 10

Textbeginn: »Erlaube meiner Pflicht, du Hoch Erfahner Mann!« 66 Z. Vgl. D 33–35, G 760–762. Geleit-Gedicht für Gütler(?), 1722(?) (X 220) Textbeginn: »Wie wird es dir nunmehr, gelehrter Freund! ergehn?« 68 Z. Vgl. EHs 59,2 (Konzept), D 88–90, G 419–421. Rechtfertigungs-Gedicht, April 1720 (X 221) Textbeginn: »Mit dem im Himmel wär es gut«. 9 Str. a ` 10 1 2 Z. Vgl. SHs 4.5 (Konzept); N 23–26, N 24–27. Freundschafts-Gedicht für Austen, Febr. 1720 (X 222) Textbeginn: »Dir, der du aus bewiesnen Schlüssen«. 9 Str. a ` 10 Z. Vgl. N1 44–47, N2 46–49. Trost-Gedicht für Bresslerin, Dez. 1719 (X 223) Textbeginn: »Was hilffts! es muß gelitten seyn«. 5 Str. a ` 10 Z. Vgl. D 51–52, G 159–161. Trost-Gedicht für Bresslerin, Dez. 1719 (X 224) Textbeginn: »Die Mißgunst kam zur Poesie«. 2 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 53, G 161. Elegie für Phillis, Febr. 1721 (X 225) Textbeginn: »Vor diesem dacht ich, mit der Zeit«. 4 Str. a `8 Z. Vgl. D 263–264, G 196–197. Studenten-Lied, April 1718 (X 226) Textbeginn: »Das Haupt bekränzt, das Glaß gefüllt«. 4 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 262–263, G 197–198.

Verliebte Gedichte, 1722 (Bö I 73*) 50 lose Bll., 21,7 x 17,2 cm, auch ,Jacobi-Abschrift II‘ genannt. Mit 47 Gedichten, die im Anschluß an die Sammel-Abschrift X ,Vermischte Gedichte‘ (SHs 9) von 227 bis 273 durchnumeriert sind. Die Gedichte stammen aus dem Zeitraum 1718–1722, doch ist die Reihenfolge keineswegs chronologisch oder gar biographisch: Die Texte auf die Schweidnitzer Leonore (17), Leipziger Leonore (8), Phillis (8), Rosette (7), Leonore Dauling (4),

2. Sammel-Handschriften

77

die Liegnitzer Leonore (1) und zwei Anonyma sind durchaus vermischt. Entstanden ist die Abschrift 1722 oder wenig später. Wie X, wurde auch Y zur Vorlage für die Teilsammlung D. Nur die Überschrift ,Verliebte Gedichte’ und die ersten 7 Verse des ersten Gedichts haben sich auf einer Fotokopie im Nachlaß Enders erhalten. Früher StB Breslau: Hs R 2290. – Abb. Bl. 1r oben: Bö I, Abb. 17 (Enders-Nachlaß).

10.1 Galantes Gedicht für Amaranthis, Aug. 1722 (Y 227)  Abb. 163 unten

10.2

10.3

10.4

10.5

10.6

10.7

Textbeginn: »O! welch ängstliches Betrüben«. 7 Str. a ` 7 Z., datiert: »Den 8ten August 1722.« Vgl. SHs 8.25 (Konzept); D 398–400, G 248–249. Werbe-Gedicht, Aug. 1722 (Y 228) Textbeginn: »Mein Engel liebt, ich liebe mit«. 9 Str. a ` 6 Z. Vgl. N1 100–102, N2 110–112. Phillis-Gedicht, Febr. 1721 (Y 229) Textbeginn: »So wißt einmahl, ich bin verliebt«. 4 Str. a `8 1 1 ` 8 Z.); N 97–98, Z. Vgl. A 186–187, G 313–314 (3 Str. a ` 8 Z.). N2 107–108 (4 Str. a Phillis-Gedicht, April 1721 (Y 230) Textbeginn: »Liebe! mindre doch die Plagen«. 7 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 407–409, G 292–293. Phillis-Gedicht, Febr. 1721 (Y 231) Textbeginn: »Erröthe nur nicht erst, du wohl-gezognes Kind!« 52 Z. Vgl. D 396–398, G 829–830. Leonoren-Gedicht, Dez. 1719 (Y 232) Textbeginn: »Ach Kind! ach liebstes Kind! was war das vor Vergnügen?« 8 Str. a ` 6 Z., überschrieben: »An die Phyllis Von Breslau den 22. Dec. 1719.« Vgl. B 230–233, G 695–696 (9 Str. a ` 6 Z., überschrieben: »Schreiben An seine Leonore Von Breßlau A. 1719 den 22. Decembr.«) Phillis-Gedicht, April 1721 (Y 233) Textbeginn: »Willst du mir dein Angedencken«. 10 Str. a `4 Z. Vgl. D 395–396, G 305–306.

78

II. Handschriftliche Textüberlieferung

10.8 Absage-Gedicht an Leipziger Leonore, Aug. 1719

10.9

10.10

10.11

10.12

10.13

10.14

10.15

10.16

10.17

(Y 234) Textbeginn: »Jch habe genug!« 5 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 428–429, G 242–243. Leonoren-Gedicht, Juli 1720 (Y 235) Textbeginn: »Mein Kummer weint allein um dich«. 9 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 392–294, G 321–323. Antwort-Gedicht Leonores, Juli 1720 (Y 236) Textbeginn: »Ach! Liebster Schatz, verdient mein Herz«. 9 Str. a ` 8 Z., überschrieben: »Leonorens Antwort.« Vgl. N1 166–168, N2 198–200. Treue-Epigramm für Leonore, Sommer 1715 (Y 237) Textbeginn: »Du zwingst mich, werthes Kind! dir vieles vorzusagen«. 4 Z., vgl. D 390, G 556. Schelt-Gedicht an Leipziger Leonore, 1718 (Y 238) Textbeginn: »Nun warte Flavia! das will ich dir gedencken«. 6 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 390–392, G 296–297. Lehrgedicht für Leonore, Juli /Aug. 1720 (Y 239) Textbeginn: »Begehre nicht, so viel zu hören«. 8 Str. a ` 8 Z. Vgl. N1 83–85, N2 93–95. Abschieds-Gedicht für Leonore, Jan. 1720 (Y 240) Textbeginn: »Du daurest mich, du allerliebstes Kind!« 8 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 388–389, G 326–327. Dialog mit Leonore, Jan. 1720 (Y 241) Textbeginn: »Jch nehm in Brust und Armen«. 2 Str. a ` 8 Z., die 2. Str. in der Rolle Leonores. Vgl. D 386, G 318. Elegie für Leipziger Leonore, Aug. 1719 (Y 242) Textbeginn: »Nun Kind! ich kan dich nicht mehr bitten«. 7 Str. a ` 6 Z., datiert: »Borau, den 22. Aug. A. 1719.« Vgl. D 384–385, G 269–270. Abschieds-Gedicht für Leonore, Jan. 1720 (Y 243) Textbeginn: »Ach Kind! verschone mich in dir«. 9 Str. a `6 Z. Vgl. D 382–384, G 306–308.

2. Sammel-Handschriften

79

10.18 Abschieds-Gedicht für Leonore, Okt. 1715/Febr.

10.19

10.20

10.21

10.22

10.23

10.24

10.25

10.26

10.27

1720? (Y 244) Textbeginn: »Die Trennung dient zu größrer Freude«. 15 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 378–382, G 310–313. Rosetten-Arie, 1718 (Y 245) Textbeginn: »Jhr drückt mich zwar ihr Schwanen-reine Hände«. 3 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 374–375, G 936–937. Rosetten-Gedicht, 1718 (Y 246) Textbeginn: »Ach! was ist das vor ein Leben«. 4 Str. a ` 4 Z., Akrostichon: ANNA ROSINA LANGE. Vgl. D 375–376, G 937. Rosetten-Gedicht, 1718 (Y 247) Textbeginn: »Mein Leben schilt das faule Glücke«. 5 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 334–335, G 244–245. Rosetten-Gedicht, 1718 (Y 248) Textbeginn: »Jch untersteh mich dir, galant- und treues Kind«. 3 Str. a ` 4 Z. Vgl. D 376, G 938. Rosetten-Gedicht, 1718 (Y 249) Textbeginn: »Versteht ihr auch ihr sanfften Hände«. 8 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 376–378, G 938–939. Rosetten-Gedicht, 1718 (Y 250) Textbeginn: »Auf der Blumen-vollen Heyde«. Str. 1–3, 5, 7, 4, 8 = 7 Str. a ` 7 Z., überschrieben: »An die Doris.« Vgl. C 233–235, G 287–289 (8 Str. a ` 7 Z.). Liebesgedicht für Leonore? 1714 (Y 251) Textbeginn: »Was ich in Gedancken küsse«. 10 Str. a ` 6 Z., überschrieben: »Auf ein gewisses Frauenzimmer in Jauer.« Vgl. C 237–239, G 249–251 (überschrieben: »Als er insgeheim liebte«). Phillis-Gedicht, Aug. 1721 (Y 252) Textbeginn: »Willst du zürnen, liebstes Kind«. 14 Str. a ` 8 Z., ohne Z. 77–80; überschrieben: »An die Phyllis. Von Liegnitz aus.« Vgl. N1 169–172, N2 201–204. Abschieds-Gedicht für Olorine, Juli 1721 (Y 253) Textbeginn: »Da sieh nur an, mein Kind, wie grausam mich das Glücke«. 7 Str. a ` 7 Z., überschrieben: »An Olo1 rinen Lign.« Vgl. N 92–93, N2 102–103.

80

II. Handschriftliche Textüberlieferung

10.28 Absage an Leipziger Leonore, Aug. 1719 (Y 254)

10.29

10.30

10.31

10.32

Textbeginn: »Nun hab ich schon genug! schweig trauriges Gerüchte«. 128 Z. Vgl. D 370–374, G 633–636. Lehrgedicht für Leipziger Leonore, Mai 1719 (Y 255) Textbeginn: »Selene! was mich stets ergötzt«. 6 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 368–370, G 277–278. Friedhofs-Gedicht für Leipziger Leonore, Aug. 1719 (Y 256) Textbeginn: »Der Mittag brannte scharf, als Philimen spazierte«. 200 Z. Vgl. N1 111–118, N2 121–128. Lobgedicht auf J. E. Dauling, Juli 1722 (Y 257) Textbeginn: »Gedencke von mir was du willst«, Str. 1–10, 12. Vgl. SHs 8.10 (Konzept von Str. 1–10, 12, 11); N1 89–91, N2 99–101 (13 Str.). Treueschwur für Leonore, Sept. 1719 (Y 258) Textbeginn: »Eher todt als ungetreu«. 9 Str. a ` 4 Z., vgl. D 131–133, G 236–237.

10.33 Galantes Gedicht für die Leipziger Leonore,

10.34

10.35

10.36

10.37

April 1719 (Y 259) Textbeginn: »Mägdgens stellt euch nicht so spröde«. 4 Str. a ` 7 Z., vgl. D 427–428, G 241–242. Klagelied an Leonore J.(?), 1720(?) (Y 260) Textbeginn: »Damit genung, es ist vergebens!« 6 Str. a ` 8 Z.; vgl. D 364–365, G 246–248. Wiedersehens-Epigramm für Leonore J., Dez. 1719 (Y 261) Textbeginn: »Die Regung ist zu scharff, ich muß dich stumm empfangen«. 6 Z., (vor-) datiert: »Breßlau D. 〈Lücke〉 December 1719.« Vgl. SHs 3.9; D 361, G 557. Phillis-Gedicht, Febr. 1721 (Y 262) Textbeginn: »Erschrick nicht vor dem Liebes-Zeichen«. 2 Str. a ` 10 Z. Vgl. D 361–362, G 281–282. Phillis-Gedicht, Febr. 1721 (Y 263) Textbeginn: »Jch verschmachte vor Verlangen«. 6 Str. a ` 8 Z. Vgl. D 362–363, G 282–283.

2. Sammel-Handschriften

81

10.38 Trostgedicht an Dauling, Juni 1722 (Y 264)

10.39

10.40

10.41

10.42

10.43

10.44

10.45

10.46

10.47

Textbeginn: »Mein Mitleid, glaub es mir, betrübte Leonore«. 92 Z., zum Tode des kleinen Carl Wilhelm Dauling. Vgl. SHs 8.4 (Konzept); D 128–131, G 822–825. Scheltbrief an Phillis, April 1721 (Y 265) Textbeginn: »Heist diß mein Brüderchen? sind diß die Sehnsuchts-Triebe?« 120 Z. Vgl. SHs 3.20 (Konzept von Z. 13–24, 105–108); D 356–360, G 626–629. Abschieds-Lied an Leonore, Jan. 1720 (Y 266) Textbeginn: »Gedenck an mich, und sey zufrieden«. 6 Str. a ` 6 Z. Vgl. B 249–250, G 308–309 (2. Fassung). Abschiedsgedicht an J. E. Dauling, 1722 (Y 267) Textbeginn: »Die Not verschlägt mich weit von hier«. 2 Str. a ` 10 Z. Vgl. N1 86, N2 96. Rechtfertigungsgedicht an Dauling, 1722 (Y 268) Textbeginn: »Jetzt kann ich freylich nichts mehr thun«. 5 Str. a ` 10 Z. Vgl. N1 87–88, N2 97–98. Leonoren-Gedicht, Aug. 1720 (Y 269) Textbeginn: »Nach vieler Müh und Zeit und Schmachten«. 16 Z. Vgl. SHs 3.13 (Entwurf); D 417, G 559. Leonoren-Gedicht, Sept. 1719 (Y 270) Textbeginn: »Du ehmals liebster Ort der treuen Leonore«. 5 Str. a ` 6 Z. Vgl. D 355–356, G 185–186. Leonoren-Gedicht, April 1720 (Y 271) Textbeginn: »Ach! kan Natur und Jahr dich ja nicht gantz vermissen«. 80 Z. Vgl. D 365–368, G 631–633. Galantes Gedicht an Leipziger Leonore, April 1719 (Y 272) Textbeginn: »Hier setze dich, verschämtes Kind!« 7 Str. a `8 Z. Abdruck: Hoffmann (Hg.), Ergänzung, S. 3–4. Vgl. D 353–355, G 290–292. Galantes Gedicht für Rosette, Frühj. 1718 (Y 273) Textbeginn: »Bist du gar nicht zu gewinnen«. 5 Str. a ` 7 Z. Vgl. D 350–351, G 261–262.

82 SHs 11

II. Handschriftliche Textüberlieferung

Birnbaum-Abschrift I, 1722 (Bö I 69*) Heft mit Abschriften von 8 Gedichten für Christian Gotthelf Birnbaum (geb. 1691) aus den Universitätsjahren in Wittenberg und Leipzig. Geschrieben 1722. Vorlage für die ,Nachlese’. Beide Birnbaum-Abschriften sind verloren. Früher StB Breslau: R 2290,h; vgl. Litzmann, Textkritik, S. 6 Anm. 19.

11.1 Freundschaftsgedicht Birnbaum, Sept. 1717

11.2

11.3

11.4

11.5

11.6

11.7

11.8

Textbeginn: »Si quid, Amicorum carissime, si fuit unquam«. 25 Distichen. Vgl. N1 154–155, N2 186–187. Freundschaftsgedicht Birnbaum, Dez. 1717 Textbeginn: »Vergieb auch meiner Menschlichkeit«. 56 Z. Vgl. SHs 12.2; N1 48–50, N2 50–52. Freundschaftsgedicht Birnbaum, Sept. 1717 Textbeginn: »Dein Lands-Mann ändert itzt, mein BirnBaum, sein Quartier«. 36 Z. Vgl. SHs 12.3; N1 131–132, N2 141–142. Freundschaftsgedicht Birnbaum, Jan. 1718 Textbeginn: »Mein Daphnis, meine Lust, mein Trost, mein Jonathan«. 16 Z. Vgl. SHs 12.4; N1 123, N2 133. Freundschaftsgedicht Birnbaum, Jan. 1718 Textbeginn: »Gedächt auch die Natur, du aller Musen Lust«. 14 Z. Vgl. SHs 12.5; N1 124, N2 134. Neujahrsgedicht Birnbaum, Jan. 1718 Textbeginn: »Du ungeschminkter Freund, bedarfst der Wünsche nicht«. 14 Z. Vgl. SHs 12.6; N1 122, N2 132. Neujahrsgedicht Birnbaum, Jan. 1718 Textbeginn: »Du fromm und redliches Geblüte«. 60 Z. Vgl. SHs 12.7; N1 63–65, N2 63–65. Freundschaftsgedicht Birnbaum, Aug. 1716 Textbeginn: »Heic ubi Saxonici medius fere terminus agri«. 9 Distichen. Vgl. N1 156, N2 188.

2. Sammel-Handschriften

SHs 12

83

Birnbaum-Abschrift II, 1722 (Bö I 70*) Heft mit Abschriften von 7 Gedichten für Christian Gotthelf Birnbaum (s. SHs 11). Enthält alle deutschsprachigen Gedichte der Birnbaum-Abschrift I in derselben Reihenfolge: SHs 12.2–7 = SHs 11.2–7. Als Nr. 1 ist die erste Fassung des Versbriefs an Johann August Haas hinzugefügt. Die beiden lat. Gedichte SHs 11.1 und 8 fehlen. Früher StB Breslau: R 2290,h; vgl. Litzmann, Textkritik, S. 95 n. 10.

12.1 Sat. Versbrief Haas, April 1720

12.2

12.3

12.4

12.5

12.6

12.7

Textbeginn: »Ein treu und junges Blut vergaß der Frühlings-Lust,« Fassung I mit 3 Anmerkungen, ohne lat. Nachschrift. Vgl. EHs 37, EHs 38; Ka 43–50. Freundschaftsgedicht Birnbaum, Dez. 1717 Textbeginn: »Vergieb auch meiner Menschlichkeit«. 56 Z. Vgl. SHs 11.2; N1 48–50, N2 50–52. Freundschaftsgedicht Birnbaum, Sept. 1717 Textbeginn: »Dein Lands-Mann ändert itzt, mein BirnBaum, sein Quartier«. 36 Z. Vgl. SHs 11.3; N1 131–132, N2 141–142. Freundschaftsgedicht Birnbaum, Jan. 1718 Textbeginn: »Mein Daphnis, meine Lust, mein Trost, mein Jonathan«. 16 Z. Vgl. SHs 11.4; N1 123, N2 133. Freundschaftsgedicht Birnbaum, Jan. 1718 Textbeginn: »Gedächt auch die Natur, du aller Musen Lust«. 14 Z. Vgl. SHs 11.5; N1 124, N2 134. Neujahrsgedicht Birnbaum, Jan. 1718 Textbeginn: »Du ungeschminkter Freund, bedarfst der Wünsche nicht«. 14 Z. Vgl. SHs 11.6; N1 122, N2 132. Neujahrsgedicht Birnbaum, Jan. 1718 Textbeginn: »Du fromm und redliches Geblüte«. 60 Z. Vgl. SHs 11.7; N1 63–65, N2 63–65.

84

Jenaer Taschenbuch, 1722/23 (Bö I 74)  Abb. 172–180 Heft mit 24 Bll., Bl. 1r und Bl. 2–5 beschrieben, Bl. 6–24 leer. Aufschrift auf Bl. 1r rechts unten: »Jenae Ærae Christi anae ci i cc xxii Mens. Decembr.« Von Günthers Hand ist nur diese erste Seite beschrieben, die übrigen Seiten enthalten Abschriften von deutschen, lateinischen und französischen Gedichten, darunter auch von 4 Günther-Texten. Die Tinte auf Bl. 1r und 2r ist braun, Bl. 2v–5r blasser, Bl. 5r unten bis 5v ganz hell. BU Wrocław: Hs R 2290; Abdruck: H /H 262–269. – Abb. Bl. 1r: Bö I, Abb. 18; Bl. 3v: Bö I, Abb. 19. c c

SHs 13

II. Handschriftliche Textüberlieferung

13.1 Günther, Buchtitel, Dez. 1722 (Bl. 1r)  Abb. 172 Textbeginn: »Bellaria Attica«. Acht Buchtitel, darunter Exzerptenwerke von Macrobius und Aulus Gellius sowie die Anthologia Graeca. Überschrieben: »α/ω«. Datierung am Schluß: Dez. 1722 (s. Einleitung). Abdruck: H /H 262. 13.2 Catull, Carm. 8 (Bl. 2r)  Abb. 173 Textbeginn: »Miser Catulle desinas ineptire«. 19 Z., überschrieben: »Catullus ad seipsum«. Abdruck: H /H 262–263. Vgl. Catull, Carm. 8. 13.3 Günther, Spott-Epigramm (Bl. 2r–2v)

 Abb. 173–174 Textbeginn: »Man hält nicht Priester Wahl«. 8 Z., überschrieben: »Aurea nunc vere sunt Secula.« Mit 4-zeiliger lat. Nachschrift, unterzeichnet: »J. C. Günther.« Auszug aus der Satire: »Ein jung und treues Blut«, Z. 73–80. Abdruck: H /H 263. Vgl. A1 177–178, G2-G5 1105. 13.4 Frz. Epigramm (Bl. 2v)  Abb. 174 Textbeginn:»Qui ne veut, quand il peut«. 2 Z. Abdruck: H /H 263. 13.5 Lat. Epigramm (Bl. 2v)  Abb. 174 Textbeginn: »Dum sumus hic vivi Christo vivamus Jesu.« 2 Z. Abdruck: H /H 263.

2. Sammel-Handschriften

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13.6 Dt. Epigramm (Bl. 2v)  Abb. 174 Textbeginn: »Jch schickte mich neulich zum Ehestande«. 6 Z. Abdruck: H /H 263–264. 13.7 Lat. Bonmot (Bl. 3r)  Abb. 175 Textbeginn: »In Virgines cadunt servitutes«. 5 Z. Abdruck: H /H 264. 13.8. Lat. Epigramm (Bl. 3r)  Abb. 175 Textbeginn: »Temporibus nostris quicunque placere laborat«. 2 Z. Abdruck: H /H 264. 13.9 Günther, Disputations-Parodie (Bl.3r–3v)

 Abb. 175–176 Textbeginn: »Was ist das beste Buch?« 36 Z., überschrieben: »Orthodoxissima Seculi nostri Paradoxa«, unterzeichnet: »JCGünther.« Abdruck: H /H 264–265. Vgl. B 142–143, G 143–144. 13.10 Günther, Galantes Scherzlied, Mai 1720 (Bl. 3v–4v)  Abb. 176–178 Textbeginn: »Soll Amarillis mein Vergnügen«, 2. Fassung des Klosterliedes »Soll, kluge Schönheit! dein Vergnügen«. 5 Str. a ` 6 Z., überschrieben: »Aria«. Vgl. EHs 62 (1. Fassung); A1 277–278, G 272–273 (3. Fassung). 13.11 Günther, Leonoren-Gedicht, Juli 1714 (Bl. 4v–5r)

 Abb. 178–179 Textbeginn: »Etwas lieben und entbehren«. 6 Str. a ` 6 Z., überschrieben: »ARIA. Auf eine verbothene Schönheit.« Abdruck: H /H 267–268. Vgl. B 207–208, G 252–253. 13.12 Frz. Epigramm (Bl. 5r)  Abb. 179 Textbeginn: »Ce n’est vivre qu’a ` demi«. 2 Z. Abdruck: H /H 268. 13.13 Lat. Epigramm (Bl. 5r)  Abb. 179 Textbeginn: »Multis annis jam peractis«. 4 Z. Abdruck:

H/H 268. 13.14 Lat. Trinklied (Bl. 5v)  Abb. 180 Textbeginn: »Quicunque esset Frater, bibat bis ter et quater«. 8 Z. Abdruck: H /H 269.

86

II. Handschriftliche Textüberlieferung

13.15 Frz. Epigramm (Bl. 5v)  Abb. 180 Textbeginn: »D’un vertueux ami quand on a fait le choix«. 2 Z. Abdruck: H /H 269. 13.16 Lat. Epigramm (Bl. 5v)  Abb. 180 Textbeginn: »Quid facies facies Veneris si veneris ante«. 2 Z. Abdruck: H /H 269.

SHs 14

Hamann-Abschrift, ca. 1723/25 (Bö I 75*) Sammlung von 4 abgeschriebenen Texten. Vermerk des Arletius auf Bl. 1r: »Vere et falso dicta Güntheriana a. J. G. Hamanno apud Blockbergum oppignorata et quoad possem I spicilegii II editioni inserta.« (»Wahre und falsche Günther-Worte, von J. G. Hamann bei Blockberg verpfändet und, soweit ich konnte, in die 2. Ausgabe des ersten Bandes eingereiht.«) Tatsächlich ist die Sammlung laut Schuldschein vom 12.1.1726 von Johann George Hamann (†1733) an den Leipziger Buchhändler Blockberg versetzt worden (vgl. Ka 62) und von dort ca. 1742 in den Besitz des Arletius gelangt. Sie enthielt außer den 4 GedichtAbschriften noch 19 Einzeldrucke. Arletius verwendete alle 4 Abschriften und 6 der Einzeldrucke für N1a. Vgl. Litzmann, Textkritik, S. 7 Anm. 21. Vermißt.

14.1 Neujahrsgedicht Seidel, Jan. 1720 Textbeginn: »Schreib, sprach die Schuldigkeit: schweig, sprach die Poesie«. Fragment, 37 Z. Vgl. N1a 277–278, N2 249–250. 14.2 Promotionsgedicht Meissner, Febr. 1719 Textbeginn: »Es rechne wer da kann, die Tropfen in der See«. 154 Z. Vgl. N1a 251–256, N2 143–148. 14.3 Leichengedicht Tzaschel, März 1718 Textbeginn: »Phoebus, wehre der Gewalt, und beschütze deine Kinder«. 68 Z. Vgl. N1a 274–277, N2 180–182.

14.4 Promotionsgedicht Ehemann und Baumgarten, Febr. 1720 Textbeginn: »Anietzo thu ich was, das mir kaum möglich ist«. 52 Z. Vgl. N1a 235–237, N2 148–149.

2. Sammel-Handschriften

SHs 15

87

Arletius-Abschrift, ca. 1736/41 (Bö I 76*) Heft mit 8 Abschriften, durchgezählt von 125 bis 132. Abschreiber waren Johann Caspar Arletius sowie ein weiterer Kopist. Entstanden während der Vorbereitung von N1. Drei der Gedichte – Nr. 127, 128, 130 – sind nicht von Günther. Vgl. Litzmann, Textkritik, S. 122 Anm. 6. Vermißt.

15.1 Versbrief H. G. von Beuchel, März 1722 (Nr. 125)

15.2

15.3

15.4

15.5

15.6

15.7

15.8

Textbeginn: »Wie ists? Calliope! Wie? sind wir nicht mehr Freunde?« 268 Z. Vgl. A1 359–371, A2 322–333, G 472– 479. Versbrief Th. Speer, Dez. 1717 (Nr. 126) Textbeginn: »Der Phoebus hält ein grosses Buch«. 100 Z. Vgl. V-EDr 3, N1 59–62, N2 59–62. Verliebtes Gedicht (Nr. 127) Textbeginn: »Also lieb ich und soll schweigen«. 14 Str., überschrieben: »Die verschwiegene und geduldige Liebe.« Nicht in A-D, G, N. Unecht. Verliebtes Gedicht (Nr. 128) Textbeginn: »Der Sirius verbrennt das Feld«. 7 Str., überschrieben: »Joh. Christ. Günther. Der verliebte Haseus.« Nicht in A-D, G, N. Unecht. Leichengedicht Kranewitter, April 1717 (Nr. 129) Textbeginn: »Das Leben gleichet einer Schule«. 72 Z. Vgl. V-EDr 1, D 160–163, G 226–228. Klagelied (Nr. 130) Textbeginn: »Drücke Schicksal mir die Augen«. 8 Str., überschrieben: »Dubii auctoris.« Nicht in A-D, G, N. Unecht. Hochzeitsgedicht Latzke/Herbst, Jan. 1723 (Nr. 131) Textbeginn: »Es rühme, wer da will, im Lentzen«. 168 Z. Vgl. EDr 37,A1 39–45, A2 34–40, G 214–219. Hochzeitsgedicht Latzke/Herbst, Jan. 1723 (Nr. 132) Textbeginn: »Die Liebe, sagt man sonst, kann alles in der Welt«. Z. 1–56. Vgl. D 106–110, G 787–790 mit 104 Z.

III. GEDRUCKTE TEXTÜBERLIEFERUNG

1. Einzeldrucke (EDr) Günthers Texte wurden zu seinen Lebzeiten nicht in Sammelbänden vereinigt, sondern nur gelegentlich einzeln gedruckt, um sie bei der besungenen Gelegenheit an die Gäste zu verteilen. 36 dieser Einzeldrucke hatten in der ehemaligen Stadtbibliothek Breslau die Zeiten überdauert, hinzu kommen je ein Druck in Leipzig und London. Insgesamt vier einzeln gedruckte Gedichte, die unter Günthers Texte gerieten, stammen nicht von Günther: 1. Das Gedicht vom 13.2.1716 für Siegmund Hahn zur Promotion seines Sohnes Johann Gottfried Hahn »Ghusmandi leg’ itzund den klugen Seydenham« (BU Wroclaw: 2nE33–8, 561241) ist von Johann Gottlieb Milich verfaßt (Enders, Studien über Günther, S. 477–478). – 2. Das Promotionsgedicht vom 11.2.1717 »Jsts möglich, daß Du noch in mein Versprechen dringst« (BU Wroclaw: 2nE33–9, 561242, vgl. B 27–31, G 403–406) für Siegmund Hahn zur Promotion seines anderen Sohns Johann Siegmund Hahn stammt ebenfalls von J. G. Milich, wie die hervorgehobenen Initialen »Jn Glückwüntschender Meinung« im Titel andeuten (Steinbach, Günthers Leben, S. 21 Anm. g). – 3. Das Glückwunschgedicht vom 16.12.1717 zum Amtsantritt des Breslauer Schulrektors Christian Stieff »Reiß, theurer Gryphius, die Riegel von der Gruft« (Litzmann, Textkritik, S. 127 n. 12a, heute vermißt; vgl. A1 480–484, A2-A5 437–440, G 754–756) ist der hs. Ergänzung der Initialen T. S. zufolge von Theodor Speer (Krämer, Leben Günthers, S. 519). – 4. Das Hochzeitsgedicht vom 9.11.1723 für den Brieger Gymnasiallehrer Johann Caspar Kuntze und Johanna Gottlieb Weber »Des Lehrens saure Müh, der Schulen schwerer Staub« (BU Wroclaw: 565641, vgl. C 108–111, G 1139–1142) ist erst nach Günthers Tod entstanden. Diese vier Drucke werden im Folgenden nicht berücksichtigt. Elf Drucke datieren aus der Schulzeit: zwei Leichencarmina, drei Glückwunschgedichte, vier Geleitgedichte, ein Hochzeitsgedicht und das Theodosius-Programm. Neun dieser elf Drucke liegen heute noch in der Biblioteka Uniwersytecka Wrocław, das Hochzeitsgedicht EDr 3 und das Leichencarmen EDr 7 gingen verloren. Aus der Universitätszeit haben sich 16 Gelegenheitsdrucke erhalten: je ein Lob-, Straf- und Leichengedicht, fünf Hochzeitsgedichte und, als größte

92

III. Gedruckte Textüberlieferung

Gruppe, acht Promotions- und Geleitgedichte, davon allein drei für Gorn. Die berühmtesten Stücke gelten dem verehrten Prinzen Eugen von Savoyen (EDr 17) und dem verachteten Theodor Krause (EDr 18). Aus der Wanderzeit schließlich wurden zehn Drucke bekannt, von denen neun erhalten sind: je ein Geleitgedicht und Studentenlied sowie je vier Hochzeits- und Leichengedichte; das Lobgedicht EDr 28 ist verschollen. Das Hochzeitscarmen EDr 37 erschien in Hirschberg zwei Monate vor Günthers Tod. Hinzu kommt eine aktualisierende Bearbeitung von Günthers Tabakslied in einem Schwabacher Druck aus dem Jahre 1747.

EDr 1

Leichengedicht Fuchs, Sept. 1712 (Bö I 110) Als Der Hoch-würdige è in GOtt Andächtige è Großachtbahre è und Hoch-gelahrte Herr è Hr. Gottfried FUCHSIUS, Der Evangelischen Kirche und Schulen zur Heiligen Dreyfaltigkeit vor Schweidnitz Hoch-verdienter Inspector, Pastor Primarius und Scholarcha, Seinen Jüngsten hertzlich geliebten Sohn è THEOBALD Gottfried den 5. Septembr. Anno 1712. Jn Hoch-ansehnlicher Volckreicher Trauer-Versammlung beerdigen ließ: Sollte sein schuldiges Mitleiden è Durch diesen einfälltigen Reim è gehorsamst bezeigen è Des Hoch-betrübten vornehmen Priesterl. Hauses unterthäniger Knecht è Wie auch des Seeligstverstorbenen treu-gewesener Commilito Johann Christian Günther è Schol. Svidn. Alumn. Schweidnitz è druckts Johann Sigismund Ockel. 〈4〉 S. 31,5 x 20,2 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Nimm è Großer Aaron! Von deines Knechtes Händen«. Vgl. C 145–148, G 1075–1077. BU Wrocław: 561235 (2 n E 33–1). – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 22.

EDr 2

Geleitgedicht Fischer/Anders, April 1713 (Bö I 111) CONSOCIATA COMMILITONUM QUORUNDAM JUVENIBUS ORNATISSIMIS JOANNI GODOFREDO FISCHERO Svidnicensi, Et CASPARI ANDERSIO Reichenbachensi, Abitum ex Schola A. C. Svidnicensi IN ACADEMIAS Gratulantium VOTA. 1713. Svidnicii, Typ. Joannis Sigismundi Okelii. 〈8〉 S. 29,1 x 19,2 cm.

1. Einzeldrucke

93

Zwei der acht Gedichte sind von Günther: Nr. 3, S. 〈4–5〉: »Suscipe, Lecta Cohors, nostri documenta favoris«, unterzeichnet: »Joannes Christianus Güntherus. Strieg.« Vgl. B 54–55, G 887. – Nr. 5, S. 〈6–7〉: »Nichts anders als Verdruß bestürmet Seel und Geist«, unterzeichnet: »Friedrich von Bock è Eqves Siles.« Am linken Rand der hs. Zusatz: »Auctor est Johann Christ. Günther.« Vgl. B 55, G 561. – Die anderen Beiträger: J. G. Hahn (Nr. 1), J. S. Hahn (Nr. 2), G. G. Janitschius (Nr. 4), E. W. Charisius (Nr. 6), G. C. Jachmann (Nr. 7), Chr. Marbach (Nr. 8). BU Wrocław: 561236 (2 n E 33–2). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 21.

EDr 3

Hochzeitsgedicht Schweinichen/Seidlitz, Nov. 1713 (Bö I 112*) Bey des wohlgebohrnen Herrn, Herrn George Willhelm von Schweinichen, Herrn auf Alt-Schönau und Herrn-Muschlitz, und der wohlgebohrnen Fräulein, Fräulein Helena Elisabeth, gebohrner von Seydlitz auf Töppliwoda, Sackrau, Mittelund Nieder-Peilau, den 1. Novembr. Anno 1713. vollzogenen höchst vergnügten Verbindung bemühete sich, durch freymüthige Entdeckung einiger überflüssiger Gedancken seine Schuldigkeit an den Tag zu legen, der beiden hochadelichen Häuser gehorsamster Diener Friedrich von Bock, Eq. Sil. Striegau 〈1713〉: Johann Gottfried Weber. 〈12〉 S. Textbeginn: »Daß noch die gantze Welt in ihren Angeln geht«. Vgl. B 87–96, G 1059–1066. Nach Kr V 16. Original verloren.

EDr 4

Geleitgedicht Hahn, März 1714 (Bö I 113) Als Schweidnitz Einen HAHN Aus Seinem Neste ließ è Befahl Die PALLAS Jhn in ihre Schoos zu jagen è Weil nun das Freundschaff〈t〉s-Recht mich Jhn begleiten hieß è So dachte seine Schuld in diesem abzutragen Johann Christian Günther è Stregensis Silesius. Schweidnitz è druckts Christian Ockel. 〈4〉 S. 29,6 x 19,3 cm. Text S. 〈2–4〉.

94

III. Gedruckte Textüberlieferung

Textbeginn: »Wie glücklich lebt doch eine Stadt«. Vgl. A1 502–504, G 904–905. BU Wrocław: 561237 (2 n E 33–3). – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 23.

EDr 5

Geleitgedicht v. Reibnitz, März 1714 (Bö I 114) Hier è Schweidnitz! schencken dir Drey Tugendhafte Brüder Als Zeugen Jhrer Pflicht Die treuen Abschieds-Lieder è Die Einfalt Hat sie schlecht und eilends ausgedacht è ja selbst durch ihren Sohn auf diesen Blat gebracht. Johann Christian Günther è Stregensis. Schweidnitz è druckts Christian Ockel. 〈4〉 S. 18,5 x 15,6 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Erwege Dein Vergnügen«. Vgl. B 56–57, G 905–907. BU Wrocław: 352313 (4 E 1,380). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 23.

EDr 6

Geleitgedicht v. Reibnitz, März 1714 (Bö I 115) Nobilissimae, FRATRUM GERMANORUM, GEORGII HENRICI / GUILIELMI /GOTTHARDI REIBNIZIORUM, EQVITUM SILESIORUM, TRIGAE Musas Wratislavienses Salutaturae, Svidnicensibus vero, XIV. Calend. Aprilis, A. 1714. Valendicenti, bene precatur Eorundem Commilitio integerrimus JOHANNES CHRISTIANUS GÜNTHERUS, Stregensis, L. L. A. A. apud Svidnicenses Cultor. Svidnicii, Typis Christiani Ockelii. 〈8〉 S. 30,6 x 20,3 cm. Text S. 〈3–8〉. Textbeginn: »Longa quid Ausonium corrumpant otia plectrum?« Vgl. B 43–49, G 882–886. BU Wrocław: 568024 (angebunden: lat. Rede von Johann Christian Leubscher und Gedicht von George von Gellhorn zum selben Anlaß). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 22.

EDr 7

Leichengedicht v. Seidlitz, Mai 1714 (Bö I 116*) Die Asche des Weyland Wohlgebohrnen Ritters und Herren, Herren Joachim Siegmund von Seydlitz und Ludewigsdorf, der beiden Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer im Reichenbachischen Weichbilde hochmeritirten Landeseltisten wie auch des Fürstenthums Münsterberg im Franckensteinischen Weichbilde hochverordneten Landrechtsbeysitzers

1. Einzeldrucke

95

und Landeseltisten, Erbherrns auf Töppliwoda, Sackrau, Mittel- und Nieder-Peilau etc., begleitete am Tage des hochadelichen Leichenbegängnüsses, welches am 31. May 1714. zu Töppliwoda gehalten wurde, mit Thränen des betrübten Hochadel. Hauses gehorsamster Diener Friedrich von Bock, Equ. Sil. 〈8〉 S. 4°. Textbeginn: »Welch Unglück wittert sich? Wie wenn ein MordComet«. Vgl. A1 516–523, G 1083–1087. Nach Kr V 40. Original verloren.

EDr 8

Glückwunschgedicht Schmolcke, Dez. 1714 (Bö I 117) Als Der Hoch-Ehrwürdige è in GOtt An- dächtige è Hochachtbahre und Hochgelahrte HERR Benjamin Schmolcke è Der Evangelischen Kirchen zur Heil. Dreyfaltig- keit vor Schweidnitz Hochverdienter Pastor Prima- rius zum Inspectore unserer Evangelischen Schule Den 5ten Decembris A. 1714. solenniter introduciret und confirmiret wurde è Entdeckte Jhro Hoch-Ehrwürden die Kindliche Liebe und den schuldigen Gehorsam Jhrer zukünfftigen Schul- Söhne Johann Christian Günther è Strig. Sil. SCHWEIDNITZ è gedruckt bey Christian Ockeln. 〈4〉 S. 28,7 x 18,3 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Weinet nicht è verwayste Kinder!« Vgl. A1 497–499, G 902–904. BU Wrocław: 561238 (2 n E 33–5). – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 24.

EDr 9

Neujahrskantate Schaffgotsch, Jan. 1715 (Bö I 118) Unterthänigstes Abend-Opffer Welches Jhrer Hoch-ReichsGräflichen EXCELLENCE Dem Hochgebohrnen Herrn è Hrn. Hanß Anton Schaffgotsch genandt Des Heil. Röm. Reichs Graffen und semper frey von und auf Kynast è Freyherrn zu Trachenberg è Erb-Herrn der Herrschafften Greiffenstein è Giersdorff und Boberröhrsdorff è wie auch Schoßdorff è Preils- dorff è Hartau und Buchwald è der Röm. Käyserl. und Kö- nigl. Majest. würcklich Geheimen Rathe Cämmerern è und der beyden Fürstenthümer Schweidnitz

96

III. Gedruckte Textüberlieferung

und Jauer Königl. Vollmächtigen Lands-Hauptmann è wie auch Obristen Erb-Hoffmeister und Erb-Hoff- Richter Bey dem glücklich-erschienenen Zeit-Wechsel des 1715. Jahres Jn einer Schlechtgesetzten Cantata anzündeten Jhr. HochReichs-Gräfl. EXCELLENCE Als ihres Gnädigsten Herrns Jn der Evangelischen Gnaden-Schule vor Schweidnitz studirende Unterthänigste Knechte. Schweidnitz è gedruckt bey Christian Ockeln. 〈4〉 S. 31,5 x 19,8 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Diß ist die Losung unsrer Pflicht«. Vgl. C 8–12, G 949–952. BU Wrocław: 568806. – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 25.

EDr 10

Friedenskantate Karl VI., Sept. 1715 (Bö I 119) Die An Jhro Kayserl. Majestät Bey dem Den 17. 18. und 25. Sept. Von der Schul-Jugend vor S〈ch〉weidnitz Vorgestellten DRAMATI- BUS Abgesungene Unterthänigste GRATULATION. Schweidnitz è Gedruckt bey Christian Ockel. 1715. 〈4〉 S. 31,2 x 20,2 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Friede è Friede«. Vgl. C 3–7, G 945–949. BU Wrocław: 561239 (2 n E 33–6). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 24.

EDr 11

Theodosius-Programm, Sept. 1715 (Bö I 120) Die Von THEODOSIO bereute Und Von der Schul-Jugend vor Schweidnitz d. 24. Septembr. Anno 1715. vorgestellte Eyversucht. Schweidnitz è gedruckt bey Christian Ockel. 〈8〉 S. 30,8 x 19,9 cm. S. 〈2〉: Vorbericht; S. 〈3–5〉: Inhalt der Szenen; S. 〈5–6〉: Pers.Verz.; S. 〈6–8〉: 4 Arientexte. Vgl. C 243–360, G 957–1047. BU Wroclaw: 561240 (2 n E 33–7). – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 25.

EDr 12

Leichengedicht von Eben, April 1717 (Bö I 123) Kindliches Thränen-Opffer Welches Bey der Grufft Des weyland Hoch- und Wohlgebohrnen Frey-Herrens und Herrn HERRN George Gottfried Frey-Herrens von Ebenn und Brunnen Erb-Herren der Freyen Herrschafft Königs-

1. Einzeldrucke

97

berg è nebst allen dazu gehörigen Pertinentien è wie auch auf Ober- und Nieder-Commerau Welcher Den 17. April A. MDCCXVII. Zu aller Verlassenen schertzlichem Betrübniß plötzlich verstorben Und darauf den 2. Jun. Mit HochFreyherrl. CEREMONIEN zur Erden bestattet wurde Obwohl in der Frembde doch mit bestürtztem Gemüthe vergossen wurde Von Des Hochseel. Herrn BARONS Hinterlassenem andern Enckel George Wilhelm von Reibnitz EQ. SIL. INF. Wittenberg è gedruckt mit Gerdesischer Wittwe Schrifften. 〈4〉 S. 31,1 x 20,7 cm. Hs. Zusatz auf Tbl.: »Auctor verus Joh. Christ. Günther.« Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Du erster Auffenthalt der Deutschen Pierinnen«. Vgl. B 116–119, G 666–668. BU Wroclaw: 561244 (2 n E 33–10). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 41.

EDr 13

Promotionsgedicht Hahn, Okt. 1717 (Bö I 124) Tit. pl. HERRN Hn. L. Joh. Gottfried Hahn, Wolten Als Derselbige Anno MDCCXVII. d. 28. Octobr. Die Würde Eines Doctoris Medicinæ in Leipzig Nach Verdienst erhielte, Jhre Schuldige Gratulation abstatten Nachfolgende schuldige Diener. LEIPZIG, Gedruckt bey Jmmanuel Tietzen. 〈4〉 S. 1. Ex.: 31,7 x 21,0 cm; 2. Ex.: 33,5 x 20,8 cm. Text S. 〈3–4〉. Textbeginn: »Solt ich der eintzige von Deinen Dienern seyn«, unterzeichnet: »J. C. G.« 1. Ex. mit hs. Ergänzung des »G.« zu »Göbel«. Vgl. C 44–45, G 574–575. – S. 〈2〉: Griech. Glückwunsch-Gedicht. 14 Z. Unterzeichnet: »Joh. Friedr. Ortlob, Lipsiens.« BU Wrocław: 561245 (2 n E 33–11). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 33.

EDr 14

Hochzeitsgedicht Longolius/Krantz, Nov. 1717 (Bö I 125)

Von Wirthschafft Keuscher Liebe, entwarff Bey dem Jn Buntzlau Longolius- Und Krantzischen Hochzeit-Feste Den 10. November 1717. Folgende eilfertige Gedancken,

98

III. Gedruckte Textüberlieferung

Ernst Ludewig Krantz. C. M. 〈4〉 S. 33,5 x 21,3 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Jch soll vermählte Schwester Braut«. Vgl. N1a 268–271, N2 69–72. Verfasserschaft umstritten. BU Wrocław: 561247 (2 n E 33–12). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 26. EDr 15

Promotionsgedicht Heinichen, Febr. 1718 (Bö I 127) Dem Wohl-Edlen und Hochgelehrten Herrn HERRN Joh. August Heinichen è Lips. Misn. Wolten zu seiner in Halle den 5. Febr. 1718. angestellten PROMOTION IN LICENTIATUM MEDICINÆ in gegenwärtigen Zeilen von Hertzen gratuliren vier auffrichtige Freunde è Die es Mit Ihm Hertzlich Meynen. Leipzig è gedruckt bey Christian Scholvien. 〈4〉 S. 33,5 x 20,8 cm. Text S. 〈2–4〉. TIT. pl.

Textbeginn: »Zu läugnen ist es nicht è wir würden è möchte es seyn«. Vgl. N1a 281–284, N2 80–83. BU Wrocław: 561248 (2 n E 33–13). Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 34.

EDr 16

Geleitgedicht von Niecksch, April 1718 (Bö I 128) Den glücklichen Abzug Des Wohlgebohrnen Ritter und Herrn Herrn Daniel Gottlob von Niecksch und Roseneck è Erb-Herrn auf Ober und Nieder-Adelsdorf etc. Welcher den 11. April. des 1718. Jahres Nach rühmlichst vollführtem Academischen Fleisse aus dem edlen Leipzig in sein werthes Schlesien wieder zurückekehrte è begleitete mit betrübter Feder Seines Hochadelichen Mäcenaten ergebenster Diener. Johann Christian Günther von Striegau aus Schlesien Kayserl. gekrönter Poete. Leipzig è gedruckt bey Christian Scholvien. 〈4〉 S. 33,5 x 21,2 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Begleitet, wen ihr sollt, ihr matten Pierinnen!« Vgl. A1 45–54, G 569–574. BU Wrocław: 561249 (2 n E 33–14). – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 26.

1. Einzeldrucke

EDr 17

99

Eugen-Ode, Juli 1718 (Bö I 129) Auf den zwischen Jhrer Röm. Kays. Majest. und der Pforte geschlossenen Frieden, 〈Breslau〉 1718. 〈4〉 S. Text S. 〈1–4〉, zweispaltig gesetzt. Textbeginn: »EUGEN ist fort; Jhr Musen è nach!« Unterzeichnet: »J. C. G.« Vgl. A1 62–80, G 123–137. BL London: 11501.k.14.(4.) 〈Ex libris Wendelin Frh. von Maltzahn.〉 – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 27.

EDr 18

Crispin-Satire, Juli 1718 (Bö I 130) Der Entlarvte Crispinus von Schweidnitz, aus Schlesien Oder die von den Musen gestriegelte Tadel-Sucht, Von Johann Christian Günther, Poet. Cæs. L. Phil. Med. Stud. 〈Motto von Horaz.〉 〈Leipzig 1718.〉 〈24〉 S. 18,5 x 15,6 cm. Text S. 〈2–24〉. Textanfänge: Vorrede: »Bescheidner Leser! Verdienest du den Titel mit Recht«. (S. 〈2–4〉). – Motto von Juvenal: »Ecce iterum Crispinus« (S. 〈5〉). – Verssatire: »Tartuffe, Thrax Gargil und wer ihr alle seyd!« Mit Anm. a-o (S. 〈5–24〉). – Schlußwort: »Aber zum Beschlusse rathe ich nunmehr«. (S. 〈24〉) Vgl. A1 416–447, G1 491–507. (G ohne Vorrede und Schlußwort). BU Wrocław: 352314 (4 E 1,380°). – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 28.

EDr 19

Promotionsgedicht Freiesleben, Sept. 1718 (Bö I 131) Als der Hoch-Edle, Hoch-Achtbare und Hochgelahrte Herr, HERR M. Joh. Friedrich Freiesleben Auf der berühmten UNIVERSItät Erfurt Den 26. Septembr. Anno 1718. IN DOCTOREM JURIS promovirte, Suchte ihre Schuldigkeit abzulegen Dessen Tisch-Compagnie. LEIPZIG, Gedruckt bey Gottfried Rothen. 〈4〉 S. 32,1 x 21,5 cm. Hs. Zusatz auf Tbl.: »A〈uctor〉 Günther«. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Der Mensch, das kleine Thier, verfährt offt ziemlich toll«. Vgl. N1a 246–249, N2 83–86. BU Wrocław: 561250 (2 n E 33–15). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 35.

100 EDr 20

III. Gedruckte Textüberlieferung

Hochzeitsgedicht Ziegler/Riedel, Okt. 1718 (Bö I 132) Zu dem Den 4. October 1718. in Erfurt glücklich gefeyreten Ziegler- und Riedelischen Vermählungs-Feste Brachte mit diesem Blatte Seine Ergebenheit Des Herrn Bräutigams Verbundenster Vetter Georg Heinrich Weiß, Med. C. 〈4〉 S. 33,6 x 21,7 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Verwandter Bräutigam! ich komme doppelt an«. Vgl. N1a 279–281, N2 78–80. BU Wrocław: 561251 (2 n E 33–16). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 27.

EDr 21

Promotionsgedicht Gorn, Okt. 1718 (Bö I 133) Als Der Wohl-Edle, Groß-Achtbahre und Hoch-Gelehrte Herr Christian Adam Gorn, Jaurov. Sil. Anno 1718. d. 12. Octob. Die Würde eines Doctoris Medicinæ auf der Universität Halle rühmlichst erhielt, gratulirte Jhm Das Collegium Disputatorium amicum Svidnicio Jauroviense in Leipzig. LEIPZIG, Gedruckt bey Christoph Fleischers sel. Wittwe. 〈4〉 S. 30,7 x 19,0 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Du bist, Wohl-Edler Freund! der erst aus unsrer Zunfft«. Vgl. B1 11–14, G 651–653. BU Wrocław: 561252 (2 n E 33–17). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 37.

EDr 22

Promotionsgedicht Gorn, Okt. 1718 (Bö I 134) Als Der Hoch-Edle Hoch-Achtbare und Hochgelahrte HERR Christian Adam Gorn, von Jauer aus Schlesien, Auf der berühmten Universität Halle Anno MDCCXVIII. den XIV. Octobr. die Würde Eines DOCTORIS MEDICINÆ rühmlichst erhielt: gratulirte hierzu ein Des Herrn DOCTORIS auffrichtiger Freund D. L. Leipzig, gedruckt bey Jmmanuel Tietzen. 〈4〉 S. 32,5 x 21,2 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Edler Freund! ich traute mir kaum die Sünde zu verbeten«. Vgl. N1 137–140, N2 175–178. BU Wrocław: 561253 (2 n E 33–18). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 38.

1. Einzeldrucke

EDr 23

101

Hochzeitsgedicht Küster/Wilcke, Okt. 1718 (Bö I 135) Den Jn der Handelschafft der Liebe entstandenen, Aber noch nicht völlig erörterten Streit: Ob Die Wittwen oder die Jungfern Die beste Waare zum Heyrathen seyn è Wolte Bey Gelegenheit Des Küster- Und Wilckischen HochzeitFESTINS Welches A. C. 1718. den 18. October Jn Osterwyck Vergnügt celebriret wurde Aus denen Jhm zu Handen gekommenen Acten Unpartheyisch referiren Ein verbundener Diener und Vetter. Gedruckt im Jahr Christi 1718. 〈8〉 S. 30,2 x 19,3 cm. Hs. Vermerk auf Tbl.: »Aut. Günther.« Text S. 〈2–8〉. Textbeginn: »Der Liebe fruchtbar Reich zeigt so viel Seltenheiten«. Vgl. N1a 237–245, N2 159–167. BU Wrocław: 561254 (2 n E 33–19). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 28.

EDr 24

Hochzeitsgedicht Winckler/Kistner, Okt. 1718 (Bö I 136)

Bey der den 25. Octobr. 1718. in Leipzig geschlossenen Winckler- Kistnerischen Mariage, Ueberlieferten ihre Gratulation, Einige gute Freunde. 〈Leipzig 1718.〉 〈4〉 S. 29,0 x 21,0 cm. Hs. Vermerk auf Tbl.: »Günther.« Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Nur fort, vergnügtes Paar! und laß dich nichts verstören«. Vgl. C1 112–114, G 541–542. BU Wrocław: 561255 (2 n E 33–20). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 29.

EDr 25

Geleitgedicht Gorn, Nov. 1718 (Bö I 137) Dem Hoch-Edlen, Großach〈t〉bahren, u. Hochgelahrten Herrn, HERRN Christian Adam Gorn, MED. DOCTORI Zeigte bey rühmlichsten Abschiede von der Leipziger Universität Anno 1718. d. 5. Novembr. Vor den in einer gefährlichen Kranckheit an einiger Person erfahrnen medicinischen Fleiß Seine schuldige Danckbarkeit Dessen allezeit Ergebener Johann Christoph Göbel, Probsthain. Siles. 〈4〉 S. 31,3 x 20,5 cm. Hs. Zusätze auf Tbl. unleserlich. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Gefällt die Danckbarkeit in ihren Hirten-Kleide«. Vgl. A1 207–211, G 750–752. BU Wrocław: 563911. – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 39.

102 EDr 26

III. Gedruckte Textüberlieferung

Hochzeitsgedicht Hanck/Klingner, Febr. 1719 〈?〉 (Bö I 138)

Als Herr MAGISTER Hanck Jn Zduny Sich vermählte Mit Seiner Jungfer Braut Der art’gen Klingnerin, So schickt’ ein naher Freund, Der bey dem Schmause fehlte, Diß Blat aus fremder Lufft An seine Stelle hin. 〈Leipzig 1719.〉 〈4〉 S. 31,0 x 19,2 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Nur fort! verdroßner Gaul; kein Zittern hemmt den Frost«. Vgl. N1a 271–274, N2 172–175. BU Wrocław: 561265 (2 n E 33–30). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 30.

EDr 27

Promotionsgedicht Baudiss, Febr. 1719 (Bö I 139) e Herr Bruder Gotthılff guck einmahl Auf diese späte Zeilen, Von Liegnitz biß in Jochims-Thal Sind 42 Meilen. 〈Leipzig 1719.〉 〈4〉 S. 33,6 x 21,4 cm. Hs. Zusätze auf Tbl.: »D. Rivinus, A〈uctor〉 Günther.« Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Last sehn wer unter euch am ersten fertig sey«. Vgl. A1 343–347, G 400–402. BU Wrocław: 561264 (2 n E 33–29). – Abb. Tbl.: Bö II 36.

EDr 28

Lobgedicht v. Sporck, Aug. 1721 (Bö I 141*) Ein Ebenbild der Wahrheit und Gerechtigkeit Vorgestellet in einem kurtzen Entwurf des Lebens Jhro Hochgräflichen Excell., des Hoch- und Wohlgebohrnen Herrn, Herrn Franz Antonii, des Heil. Römischen Reiches Grafen von Sporck, Herrn der Herrschaften Lyssa, Gradlitz, Herschmanitz und Konnogad, der Röm. Kays. und Cathol. Königl. Majestät würcklich Geheimen Raths, Cämmerers und Königlichen Statthalters im Königreich Böheim. 〈Breslau 1721.〉 〈12〉 S. Textbeginn: »Ein innerlicher Kampf, hochwohlgebohrnes Haupt!« Vgl. A1 22–38, G 719–728. Vgl. Kopp, Bibliographisches, S. 226; Benedikt, Sporck, S. 430–431; Hoffmann, Günther-Bibl., S. 3; Krämer, Leben Günthers, S. 261–262. Benedikt beschreibt einen zweiten EDr, in dem Günthers Gedicht – zusammen mit zwei anderen Gedichten – 1721 in Wien bei Johann Baptist Schönwetter in 1000

1. Einzeldrucke

103

Exemplaren gedruckt wurde. Auch dieser EDr (Bö I 140) ist verschollen. Früher StB Breslau: 4. Gen. Franz Anton Graf von Sporck. Vermißt, Tbl. nach Kr IV 197.

EDr 29

Geleitgedicht Löbin, Okt. 1721 (Bö I 142) Als Tit. Tit. HERR Johann George Löbin, S. S. Theologiae Candidat. Nach rühmlich-vollbrachten Studiis Academicis Sein Geliebtes Vaterland Schlesien MDCCXXI. Wiederum besuchen wolte, Begleitete Jhn ein aufrichtiger Schlesier. Leipzig, Gedruckt bey Jmmanuel Tietzen. 〈4〉 S. 32,0 x 20,4 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Vertrauter Hertzens-Freund, Es ist als wenn ichs wüste«. Vgl. A1 316–319, G 758–760. Verfasserschaft umstritten. BU Wrocław: 367102 (2 F 652). Zusammengebunden mit einem Hochzeitsgedicht von 1733 und einer Leichabdankung von 1752. – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 40.

EDr 30

Hochzeitsgedicht Assmann/Assmann, Okt. 1721 (Bö I 143)

Das wider viele ungegründete Vorwürffe vertheidigte Frauenzimmer. Bey der doppelten Asmannischen Verbindung in Liegnitz den 7. October 1721. Joh. Christian Günther, Poet. Cæs. Laur. Med. Cand. 〈Motto von Seneca.〉 〈8〉 S. 32,0 x 20,5 cm. Text S. 〈1–8〉. Textbeginn: »Kaum hatte der galante Träumer am Briegschen Pindus Lerm gemacht«. Vgl. A1 117–141, G 424–442. BU Wrocław: 561256 (2 n E 33–21). Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 29; vollst. Abb.: Pott (Hg.), Günther, S. 165–172.

EDr 31

Leichengedicht Kessler, Febr. 1722 (Bö I 144) Bey der Baare Des weyland Wohl-Ehrwürdigen, Großachtbahren und Wohlgelahrten Herrn Gottfried Keßlers è der Evangel. Gnaden-Kirchen zur Heil. Dreyfal- tigkeit vor Landeshutt wohl-meritirten Herrn Senioris Welcher nach lang ausgestandener Kranckheit endlich den 24. Jan. Anno

104

III. Gedruckte Textüberlieferung

1722. sanfft und seelig verschied è und den 1. Febr. bey Volckreicher Begleitung beerdiget wurde è Suchte gegen die Hoch-schmertzl. betrübte Fr. Wittib è Frau Tochter Herrn Eydam è und vornehme Familie sein schuldiges Mittleyd durch folgendes an den Tag zu legen THEODORUS Speer, geschworner Advocat und Jur. Pract. Hirschberg è gedruckt bey Dietrich Krahnen. 〈4〉 S. 29,8 x 19,3 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Hilff è oder tödte mich è du allzu strenger Gott«. Vgl. D 133–136, G2-G–5 1161–1164. Verfasserschaft umstritten, evtl. von Theodor Speer selbst verfaßt. BU Wrocław: 561257 (2 n E 33–22). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 42.

EDr 32

Leichengedicht von Bressler, Mai 1722 (Bö I 145) Den Entseelten Cörper Des weyland Wohlgebohrnen Herrn è HERRN Ferdinand Ludwig von Breßler und Aschenburg, Jhro Röm. Käyserl. und Cathol. Maj. Raths, wie auch Hochverordneten Commercien-Raths im Hertzogthum Schlesien, und der Stadt Breßlau Hochansehn- lichen Raths-Verwandten und Cämmerers etc. Begleitete Bey dessen solennen EXEQVIEN Jn Breßlau Den 26. May 1722. Mit seiner betrübten Schuldigkeit Des Vornehmen Hochbestürtzten Hauses Gehorsamster Johann Christian Günther. BRIEG è Druckts Gottfried Tramp. 〈4〉 S. 28,8 x 19,8 cm (1. Ex.); 24,9 x 15,9 (2. Ex.). Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Was Recht und Wahrheit liebt, Verstand und Klugheit ehrt«. Vgl. A1 162–166, G 800–802. BU Wrocław: 1. Ex. 561258 (2 n E 33–23), 2. Ex. Akc. 1950 /1077, 30 (aus MB Warmbrunn). – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 30 (Ex. 1).

EDr 33

Hochzeitsgedicht Schäl/Kirchhoff, Aug. 1722 (Bö I 146)

Die den 25. Aug. 1722. in Hirschberg glücklich vollzogene Verbindung Des Wohl-Edlen, Großachtbaren und Wohlvornehmen Hn. Gottlieb Schäl è berühmten Kauff-

1. Einzeldrucke

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und Handels-Mannes allda è Mit Der Wohl-Edlen, Viel-Ehr und Tugendbelobten Jungfer Johanna Christiana Tit. Pl. Herrn Johann Gottlob Kirchhoffs è & rel. vierdten Jungfer Tochter è bediente mit einer eilfertigen Gratulation Johann Christian Günther, Poet. Cæs. Laur. Med. Cand. Hirschberg è gedruckt bey Dietrich Krahnen. 〈4〉 S. 29,1 x 18,5 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Nächst stritten Warheit è Glück und Liebe«. Vgl. A1 4–9, G 219–223. BU Wrocław: 561259 (2 n E 33–24). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 31.

EDr 34

Hochzeitskantate Schäl/Kirchhoff, Aug. 1722 (Bö I 147)

Die bey der Schäl- Und Kirchhoffischen Verbindung è 1722. den 25. Aug. gesungene CANTATA Günther. Hirschberg, gedruckt bey Dietrich Krahnen. 〈4〉 S. 29,9 x 19,2 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Hemmt ihr geilen Welt-Syrenen«. Vgl. D 92–95, G 351–354. BU Wrocław: 561259 (2 n E 33–24). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 32.

EDr 35

Leichengedicht Beck, Nov. 1722 (Bö I 148) Als des Hoch-Edelgebohrnen Herrn, HERRN Caspar Achatius Becks, Beeder Rechten Hochberühmten Doctoris, Jur. Professoris Publici, und des Fürstl. Sächs. gemeinen HofGerichts Advocati Ordinarii, älteste Jungfer Tochter, JUNGFER Sophia Margar. Henrietta, Welche den 18. Augusti 1720. auf diese Welt gebohren, und den 14. Novembr. 1722. seligst wieder verschieden è Darauf den 16. Novembr. 1722. Abends in gewöhnlicher Leich-Begängnis beygesetzet worden, Wolten hierdurch ihre ergebenste Condolence bezeugen Jhro Hoch-Edelgebohrn. Sämmtlich verbundenste Tisch-COMPAGNONS. JENA, Gedruckt mit Wertherischen Schriften. 〈4〉 S. 28,9 x 19,0 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »Dein Mund, gelehrtes Haupt! der Zeit und Müh verkürtzt«. Vgl. D 137–140, G 820–822. BU Wrocław: 561261 (2 n E 33–26). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 44.

106 EDr 36

III. Gedruckte Textüberlieferung

Leichengedicht Beck, Nov. 1722 (Bö I 149) Bey dem Frühzeitigen Absterben Der Hoch-Edelgebohrnen Jungfer, JUNGFER Sophia Margaretha Henrietta Beckin, Des Hoch-Edelgebohrnen Herrn, HERRN Caspar Achatius Becks, Beeder Rechten Hochberühmten Doctoris, Jur. Profess. Publici, und des Fürstl. Sächs. gemeinen Hof-Gerichts Advocatii Ordinarii, älteste Jungfer Tochter, So den 18. Augusti 1720. diese Welt erblicket, Den 14. Novembr. 1722. seeligst wieder verstorben è und den 16. ejusd. 1722. Zu Jhrer Ruhe bestätiget wurde, Wolten wehmüthigst condoliren Jhro Hoch-Edelgebohrn. Sämmtlich ergebenste Hauß-COMPAGNIE. JENA, Gedruckt in der Wertherischen Buchdruckerey. 〈4〉 S. 30,9 x 21,2 cm. Text S. 〈2–4〉. Textbeginn: »So geht nun Lieb und Tod so gar ein Bündniß ein«. Vgl. C 120–123, G2-G5 1142–1145. BU Wrocław: 561262 (2 n E 33–27). – Abb. Tbl.: Bö II, Abb. 43.

EDr 37

Hochzeitsgedicht Latzke/Herbst, Jan. 1723 (Bö I 150) Bey der den 11. Januarii Anno 1723. in der Evangelischen Kirche vor Hirschberg durch Christliche Copulation glücklich vollzogenen Verbindung Des Wohl-Edlen und Großachtbaren HERRN Johann Gottfried Latzke è vornehmen Kauff- und Handels-Mannes in Schmiedeberg è Mit der Wohl-Edlen, viel Ehr- und Tugend-belobten JUNGFER EVA ROSINA, Des Wohl-Edlen und Großachtbaren Herrn Gottfried Herbst è Ansehnlichen Kauff- und Handels-Mannes in Schmiedeberg è ältesten Jungfer Tochter hatte einige zufällige Herbst-Gedancken Johann Christian Günther, Poe¨t. Cæs. Laur. Med. Cand. Hirschberg è gedruckt bey Dietrich Krahnen. 〈8〉 S. 29,8 x 18,3 cm. Text S. 〈3–8〉. Textbeginn: »Es rühme wer da wil im Lentzen«. Vgl. A1 39–45, G 214–219. BU Wrocław: 561263 (2 n E 33–28). – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 31.

2. Verstreute Erstdrucke

EDr 38

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Der Knaster, 1747 (Bö I 152) Der Knaster. Besungen Von Johann Christian Günther, aus Schlesien. Hat jener den Krambambuli, und dieser den Caffe besungen, Und ist der beyden Dichter Müh so, wie ich meine, gut gelungen; So setz ich diesem noch das Lob des Welt-gepriesnen Knasters bey, Das Günther längstens vorgespielt; Dann sind der guten Dinge Drey. 〈Schwabach bei Altdorf〉 1747. 〈8〉 S. 20,5 x 16,1 cm (2. Ex.), 19,9 x 15,2 cm (3. Ex.) Text S. 〈3–8〉. Textbeginn: »Nahrung edler Geister«. Vgl. A1 338–342, G 917–920. – Zuvor S. 〈2〉: »Satan kan nicht gerne leiden«. 8-zeiliges Tabak-Gedicht von Canitz. BL London: 11522.e.14.2. (1. Ex.); UB Leipzig: Lit. germ. E 900 (K) (2. Ex.); Lit. germ. E 6364 (3. Ex., mit D. W. Trillers »Der Caffetist«). – Vollst. Abb.: Bö II, Abb. 56–57.

2. Verstreute Erstdrucke (V-EDr) Sechs Texte Günthers sind von 1720 bis 1732 in zwei zeitgenössischen Anthologien und einer Zeitschrift im Druck erschienen, bevor sie in die ersten Günther-Ausgaben aufgenommen wurden.

V-EDr 1 Leichencarmen Kranewitter, 1717 Auserlesene und theils noch nie gedruckte Gedichte unterschiedener Berühmten und geschickten Männer, zusammen getragen und nebst seinen eigenen an das Licht gestellet von MENANTES 〈d. i. Christian Friedrich Hunold〉. Mit Königl. Preußis. allergnädigsten Privilegio. 23. Stück. Halle: Neue Buchhandlung 1720. S. 240–243. Textbeginn: »Das Leben gleichet einer Schule«. Ohne Verfasserangabe. Vgl. D 160–163, G 226–228.

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III. Gedruckte Textüberlieferung

V-EDr 2 Promotionsgedicht Hilischer, 1718 Ebda. 24. Stück. 1720. S. 317–322. Textbeginn: »Jm kleinen Jsrael der recht gelehrten Welt«. Ohne Verfasserangabe. Vgl. A1 512–516, G 409–411.

V-EDr 3 Lobgedicht Speer, 1718 Ebda. 26. Stück. 1721. S. 570–574. Textbeginn: »Der Phoebus hält ein großes Buch«. Unterzeichnet: »J. C. G.« Vgl. N1 59–62; N2 59–62.

V-EDr 4 Hochzeitsgedicht Knörr/Mercklein, 1723 Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte siebenter Theil, nebst einer untersuchung der Hanckischen weltl. gedichte. 〈Hg. von Gottlob Friedrich Wilhelm Juncker.〉 Franckfurt und Leipzig: Straube 1727. S. 138–141. Textbeginn: »Von weiten fühlen wir ein Theil der heissen Flammen«. Gezeichnet: »J. C. Günther.« Vgl. D 123–126, G 596–598.

V-EDr 5 Leichencarmen Vogt, 1723 Ebda. 1727. S. 318–320. Textbeginn: »Vermöchten Uebung, Witz, Erfahrung, Fleiß und Wissen«. Gezeichnet: »J. C. Günther.« Vgl. D 157–160, G 815– 817.

V-EDr 6 Letzte Gedancken, 1718 Beyträge Zur Critischen Historie Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, herausgegeben von Einigen Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft in Leipzig. 〈Leitung: Johann Christoph Gottsched.〉 2. Stück. Leipzig: Breitkopf 1732. S. 256–269. Textbeginn: »Nun empfind ichs endlich auch, was Verdruß und Arbeit können.« Der Autor wird in der Überschrift genannt. Vgl. D 195–207, G 837–844.

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3. Teilsammlungen A-D Die meisten Günther-Gedichte, nämlich 490, erschienen in vier postumen Fortsetzungsbänden, die von 1724 bis 1735 durch den Breslauer Privatgelehrten Gottfried Fessel (1691 – nach 1750) eilig zusammengestellt 1 und im Oktavformat auf schlechtem Papier gedruckt wurden; sie erlebten im Breslauer Verlag Michael Hubert bis zu fünf Auflagen. Sie haben das große Verdienst, Günthers „Musenkinder“ von seinen Adressaten und Freunden gesammelt und damit den Nachlaß vor Zerstreuung und Verlust bewahrt zu haben, wenn diese originalen Textzeugen nach der editorischen Auswertung und redaktionellen Bearbeitung auch selbst nicht aufbewahrt wurden. Seit den Arbeiten von Arthur Kopp (Bibliographisch-kritische Studien I, S. 720) werden diese Teilsammlungen, die mit ihren Überschriften, Beigaben, Schreibungen und Hervorhebungen den Handschriften und Einzeldrucken noch am nächsten stehen, mit den Siglen A, B, C und D bezeichnet. Sie zählen die Strophen durch (C nicht immer) und heben Anreden durch Fettdruck hervor. Sie bilden die Druckvorlagen für die meisten Gedichte dieser Ausgabe.

A1

Sammlung von Johann Christian Günthers aus Schlesien, Theils noch nie gedruckten, theils schon heraus gegebenen, Deutschen und Latei- nischen Gedichten. Franckfurth und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1724. 〈8〉, 528, 〈7〉 S. BLB Karlsruhe: Gym 799. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 36. Inhalt: »Vorrede« von Gottfried Fessel ohne Angabe von Ort, Jahr und Verfasser (S. 〈3–8〉); »Vermischte Gedichte«, 87 Texte in bunter Folge (S. 1–484); »Anhang zu Vorstehenden Gedichten«, 10 zusätzliche Texte, ebenfalls bunt gemischt (S. 485–528); »Register oder Verzeichniß« (S. 〈1–7〉). Erst im Register wurden die Texte nachträglich in fünf Gruppen eingeteilt: I. »Lob- und Helden- Geburths- und Ehren- wie auch andere Glück-wünschende Gedichte« (29 Texte), II. »Vermählungs-Gedichte« (18 Texte), III. »Leichen-Gedichte« (7 Texte), IV. »Vermischten Ge-

1

Zu Fessel: Litzmann, Textkritik, S. 2–4.

110

III. Gedruckte Textüberlieferung

dichte« (22 Texte), V. »Verliebten Gedichte« (20+1 Texte). Mit „theils schon herausgegebenen Gedichten“ sind im Titel die Einzeldrucke gemeint. – Unter dem Titel »Die verliebte Gedult« (S. 302–307) sind zwei verschiedene Kantaten aneinandergereiht, die seit G6 getrennt zählen: »Sey immerhin der Hand entrissen« (S. 302–305) und »Was fang’ ich an, wo soll ich hin« (S. 305–307). Das Gedicht »Laß mich schlafen liebste Seele« (S. 351–354) geriet irrtümlich unter Günthers Gedichte; es stammt aus der Feder von Gottlieb Siegmund Corvinus (Amaranthes, Proben der Poesie I, S. 20–22) und wurde in allen folgenden Auflagen und Sammlungen weggelassen. Von Theodor Speer dürfte das Gratulationsgedicht »Reiß, Theurer GRYPHIUS! die Riegel von der Grufft« (S. 480–484) stammen, das auch in einem Einzeldruck vorlag (s. o. Einleitung zu EDr, S. 91). Bei den drei Gedichten »Vertrauter Hertzens-Freund! Es ist, als wenn ichs wüste« (S. 316–319, vgl. EDr 29), »Jhr, die ihr der Natur noch Trotz zu bieten wißt« (S. 327–330) und »Dein Glücke, werther Freund! ergötzt mich allemal« (S. 333–336) ist die Autorschaft umstritten.

A2

Sammlung von Johann Christian Günthers aus Schlesien, Theils noch nie gedruckten, theils schon herausgegebenen, Deutschen und Latei- nischen Gedichten. Andere und verbesserte Auflage. Franckfurt und Leipzig Bey Michael Hubert, 1725. 〈8〉, 488, 〈8〉 S. Ex libris Krämer. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 37. Neusatz von A1 in gleicher Abfolge der Texte, nur mit teilweise veränderter Schreibung, anderen Zierleisten und Schlußvignetten und ohne das Corvinus-Gedicht A1 351. Inhalt: »Vorrede« (S. 〈3–8〉); »Vermischte Gedichte« (86 Texte, S. 1–440); »Anhang zu vorstehenden Gedichten« (10 Texte, S. 441–488); »Register oder Verzeichniß« (S. 〈1–8〉), in welchem das Lob-Gedicht auf David Laupitz (S. 181–183) unter die Vermählungs-Gedichte geraten ist.

3. Teilsammlungen A-D

A3

111

(Titel wie A2.) Dritte und verbesserte Auflage.

Franckfurt und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1726. 〈8〉, 488, 〈8〉 S.

Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 38.

A4

(Titel wie A2.) Vierdte und verbesserte Auflage.

Franckfurt und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1730. 〈8〉, 488, 〈8〉 S.

Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 39.

A5

(Titel wie A2.) Fünffte und verbesserte Auflage.

Franckfurt und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1733. 〈8〉, 488, 〈8〉 S.

Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 40. Neuausgaben von A2 mit teilweise abweichender Schreibung und Verzierung, je eigenen Druckfehlern und Varianten.

B1

Fortsetzung Der Sammlung von Johann Christian Günthers, aus Schlesien, Theils noch nie gedruckten è theils schon herausgebenenen, Teut- schen und Lateinischen Gedichten. Franckfurt und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1725. 〈8〉, 250, 〈6〉 S. Ex libris Krämer. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 41. Inhalt: »Vorrede« (S. 〈3–8〉); 97 Texte (S. 1–250); »Register oder Verzeichniß« (S. 〈1–6〉). Von Johann Gottlieb Milich stammt das Promotionsgedicht »Jsts möglich, daß du noch in mein Versprechen dringst« (S. 27–31, vgl. Einleitung zu EDr, S. 91), von Gottfried Balthasar Scharff die Parodie eines Günther-Gedichts »Geliebter Freund! dein Ungemach« (S. 145–146), von Christian Friedrich Hunold (Die Allerneueste Art, zur Reinen und Galanten Poesie zu gelangen, 1717, S. 122) die Amor-Schelte »Das laß ich wohl bleiben, daß ich mich verliebe« (S. 212–213). Umstritten sind die Gedichte »Wenn dir, Hoch-wehrter Freund, diß Blat gefallen solte« (S. 33–35) und »Galantes Lorchen-Paar! Wem euer Nahmens-Licht« (S. 64–65). So bleiben von Günther 92 bis 94 Gedichte übrig. – Die Anordnung folgt dem Register von A, so daß in B nun auch die Texte selbst in fünf Gruppen eingeteilt sind: I. »Lob- Geburts- Ehren- wie auch andere Glückwünschende Gedichte« (26 Texte, S. 1–86); II. »Vermählungs-

112

III. Gedruckte Textüberlieferung

Gedichte« (6 Texte, S. 87–115); III. »Leichen-Gedichte« (9 Texte, S. 116–141); IV. »Vermischte Gedichte« (22+1 Texte, S. 142– 194); V. »Verliebte Gedichte« (32+1 Texte, S. 195–250).

B2

(Titel wie B1.) Andere und verbesserte Auflage.

Franckfurt und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1726. 〈8〉, 250, 〈6〉 S.

Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 42. Neusatz von B1 mit teilweise abweichender Schreibung und Verzierung.

B3

(Titel wie B1.) Dritte und verbesserte Auflage.

Franckfurt und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1730. 〈8〉, 250, 〈6〉 S.

Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 43. Enthält zwei zusätzliche Texte Günthers, die auf S. 115–118 und S. 182–185 eingeschoben sind: »Reiß, schöne Wittwe, doch nur endlich« und »Du lockst mich, kluger Freund, mit so viel holden Grüssen«. Dadurch ändern sich gegenüber B1 und B2 die Seitenzahlen der Texte zwischen S. 113 und S. 217. Durch engeren Neusatz wird aber der Gesamtumfang von 250 Seiten nicht überschritten.

B4

(Titel wie B1.) Vierdte und verbesserte Auflage.

Franckfurt und Leipzig. Bey Michael Hubert è 1733. 〈8〉, 250, 〈6〉 S.

Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 44. Neusatz von B3 mit teilweise abweichender Schreibung und Verzierung, eigenen Druckfehlern und Varianten.

C1

Zweyte Fortsetzung oder Dritter Theil Der Sammlung von Johann Christian Günthers, aus Schlesien, Theils noch nie gedruckten, theils schon heraus gegebenen Teutschen Gedichten. Franckfurt und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1727. 〈10〉, 3–360, 〈6〉 S., 1 Faltbl. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 45. Inhalt: Dedikation des Herausgebers Fessel an Hans Gottfried von Beuchelt, Günthers Gönner in Landeshut (1696–1727), der kurz vor seinem Tode seine Abschriften zur Verfügung gestellt

3. Teilsammlungen A-D

113

hatte (S. 〈3–8〉); Vorrede ohne Ort, Jahr und Verfasser (S. 〈9–10〉); 78 Günther-Gedichte (S. 3–242); Theodosius-Drama (S. 243–360); Verzeichnis der Gedichte (S. 〈1–6〉). Die Gedichte sind wieder nach Gattungen geordnet: I. »Lob- Gebuhrts- und Ehren wie auch andere Glück-wünschende Gedichte« (24 Texte, S. 1–72); II. »Vermählungs-Gedichte« (10 Texte, S. 73–114); III. »Leichengedichte« (14 Texte, S. 115–165); IV. »Vermischte Gedichte« (20 Texte, S. 166–221); V. »Verliebte Gedichte« (10 Texte, S. 221–242); VI. »Ein Theatralisches Gedicht: Vorbericht« (S. 244– 251), »Actus I« (S. 251–268), »Actus II« (S. 268–303), »Actus III« (S. 303–319), »Actus IV« (S. 319–341), »Actus V« (S. 341– 360). Wie der Kustos »Wir« auf S. 72 unten und das Inhaltsverzeichnis zeigen, war zwischen S. 72 und 73 ein Faltblatt mit dem Zettritzischen Lossagungs-Brief »Wir Phoebus und die Musen-Schaar« eingebunden, das wie eine Urkunde fortlaufend gedruckt, gesiegelt und unterzeichnet ist. Umstritten ist die Verfasserschaft der Gedichte »Als Titan seinen Pracht des Purpurs ausgestellt« (S. 102–107) und »Des Lehrens saure Müh, der Schulen schwerer Staub« (S. 108–111).

C2

(Titel wie C1.) Franckfurt und Leipzig, Bey Michael Hubert,

1731. 〈10〉, 3–360, 〈6〉 S., 1 Faltbl. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 46.

C3

(Titel wie C1.) Franckfurt und Leipzig, Bey Michael Hubert,

1733. 〈10〉, 3–360, 〈6〉 S., 1 Faltbl. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 47. Aufbau und Inhalt wie bei C1. Das Faltblatt mit dem »Lossagungs-Brief« ist an verschiedenen Stellen eingeklebt, fehlt auch manchmal.

D

Der Sammlung von Johann Christian Günthers è aus Schlesien, Theils noch nie gedruckten è theils schon heraus gegebenen Teutschen und Lateinischen Gedichten Vierdter Theil oder Dritte Fortsetzung. Breßlau und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1735. 〈8〉, 9–436, 〈10〉 S. SBPrK Berlin: Yk 3296. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 48.

114

III. Gedruckte Textüberlieferung

Da die ,Gelehrten Neuigkeiten Schlesiens‘ von 1734, S. 375, bereits die Ausgabe D anzeigen, nimmt Enders an, D sei im Oktober 1734 erschienen; dann wäre das Tbl. in das Jahr vordatiert, in dem die Sammlung G erscheint. Inhalt: »Vorrede« Fessels ohne Angabe von Ort, Jahr und Verfasser (S. 〈3–8〉); 220 Texte (S. 9–436); »Register oder Verzeichniß« der Gedichte (S. 〈1–10〉). Die Texte sind wieder nach Gattungen gruppiert: I. »Lob- Geburts- Ehren- wie auch andre Glück-wünschende Gedichte« (43 Texte, S. 9–90); II. »Vermählungs-Gedichte« (8 Texte, S. 92–126); III. »Leichen-Gedichte« (16 Texte, S. 128–170); IV. »Vermischte Gedichte« (91 Texte, S. 172–328); V. »Verliebte Gedichte« (62 Texte, S. 330–436). Dabei sind die beiden in D als eigenständig geltenden Strophen »An Leonoren« und »Leonorens Antwort« (S. 386) als ein Gedicht gezählt. Nicht von Günther, sondern von George Gottfried von Eben stammen die Gedichte »Mein Fräulein! Wäre mir der Himmel so geneigt« (S. 56–59), »Mein Schickfuß! dieses Blat lehrt, was die Liebe kan« (S. 82–84), »Du angenehmes Queitsch, vergönne meiner Pflicht« (S. 85–87); von Theodor Speer ist wahrscheinlich »Hilff, oder tödte mich, du allzu strenger Gott« (S. 133–136, vgl. EDr 31). Angezweifelt werden die Gedichte »Dein Ruhm, gelehrter Gottes-Mann« (S. 18–19, vgl. EHs 28), »Herr! stärcke meinen schwachen Glauben« (S. 211–212), »Mein Fräulein dencke nicht, daß meine Poesie« (S. 405–407), »So soll denn nun ein blosses Küssen« (S. 414–416), »Fliest ihr wohl bedachten Zähren!« (S. 425–427) und »Nimm, allerliebster Schatz! so viel entfernte Küsse« (S. 430–434); drei von ihnen – das 1., 2. und 4. – erscheinen nicht einmal mehr in der Ausgabe G. Auffällig ist die große Zahl Geistlicher Gedichte (in der Gruppe »Vermischte Gedichte«) sowie »Verliebter Gedichte«. Im Vorwort bemerkt der Herausgeber (S. 〈8〉) mit Dank, daß ein »Hochwerthester Gönner aus Nürnberg« – zweifellos Christian Jacobi – Gedichte geschickt habe, nämlich die Sammelabschriften X und Y (SHs 9–10), die demnach viel zum Textbestand von D beigetragen haben.

115

4. Sammelausgaben G Wegen des großen Erfolges von A-D wurden die dort versammelten Gedichte 1735 von demselben Herausgeber und Verlag nochmals in neuer Anordnung und Schreibung, in größerem Format und auf besserem Papier, aber mit verkürzten und verallgemeinerten Überschriften neu herausgebracht. Diese Sammlung erreichte bis 1751 fünf Auflagen und 1760 eine Titelauflage (G5a) der 5. Auflage. 1764 kam es dann nochmals zu einer neu geordneten Ausgabe, die vom Herausgeber, dem Klopstockianer Gottlob Benjamin Straube (1715–1767), verkürzt und vom Verleger Johann Ernst Meyer in Breslau durch einen eigenen Anhang, der alle ausgeschiedenen Stücke nachlieferte, wieder vervollständigt wurde.

G1

Sammlung von Johann Christian Günthers aus Schlesien, bis anhero edirten deutschen und lateinischen Gedichten, Auf das neue übersehen, Wie auch in einer bessern Wahl und Ordnung an das Licht gestellet. Nebst einer Vorrede von den so nöthigen als nützlichen Eigenschafften der Poesie. Breßlau und Leipzig, Michael Hubert. 1735. 〈Front., 30〉, 1102, 〈16〉 S. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 49. Das Frontispiz wurde gestochen von dem böhmischen Kupferstecher Bartholomäus Strahowsky (in Breslau nachweisbar von 1712 bis 1759) und zeigt zwei Satyrn, die eine Fruchtschale (satura) präsentieren; die Unterschrift lautet: »Zwey Satyrn bringen hier auf einer Schale Früchte: Von gleicher Gattung sind auch Folgende Gedichte.« – Die nicht signierte Titelvignette zeigt eine Bärin, die ihr Junges leckt, darüber ein Schriftband: »Doctrina Ingenium sic format, ut hæc Fera Foetum.« („Die Gelehrsamkeit formt die natürliche Anlage so, wie dieses wilde Tier sein Junges (leckt).“ Inhalt: »Vorrede« des Herausgebers (S. 〈3–30〉); 457 Texte (S. 1–1102); »Verzeichniß aller 〈. . .〉 Gedichte« (S. 〈1–16〉). Dabei werden von uns das Strophenpaar »An Leonore« und »Leonorens Antwort« (S. 318–319) als ein Text, die Cantate »Die ver-

116

III. Gedruckte Textüberlieferung

liebte Gedult« (S. 363–366 /366–368) als zwei Texte gezählt. Gegenüber A-D sind die Überschriften verkürzt und verallgemeinert, die Vor- und Nachworte in Prosa fehlen ganz (A1 416–420, 446–447, 455–457), ferner das Corvinus-Gedicht A1 351–354 sowie die Gedichte D 18–19, 211–212, D 414–416. Erstmals hinzu kommt das Gedicht »Jch will lachen, ich will schertzen« (S. 179–181). Die 35 restlichen Texte aus A-D erscheinen erst im Anhang von G2. Die Textfolge ist neu konzipiert; erstmals sind die Geistlichen Gedichte zu einer gesonderten Gruppe vereint, im übrigen richtet sich die Einteilung nach formalen Kriterien, allerdings durchaus inkonsequent: I.1 »Geistliche Oden oder Lieder« (64 Texte, S. 5–120); I.2 »Weltliche Oden oder Lieder« (111 Texte, S. 123–330); »Anhang von Cantaten« (12+1 Texte, S. 333–368). – II.1 »Satyren in ungetrennten Reimen« (26 Texte, S. 373–488); II.2 »Satyren in getrennten Reimen« (11 Texte, S. 491–542); »Beytrag von Sinn- und Ueberschrifften, Madrigalen, Sonnetten« (50 Texte, S. 545–564). – III.1 »Briefe 1« (53 Texte, S. 569–696); III.2 »Briefe 2« (53 Texte, S. 699–834); »Beylage von Trochäischen Vers-Briefen« (6 Texte, S. 837–874). – »Zugaben«: 1. »Lateinische Poesien« (9 Texte, S. 879–898); 2. »Jugend-Proben« (59 Texte, S. 901–1102, darunter das »Theodosius«-Drama, S. 957–1047).

G2

Sammlung von Johann Christian Günthers, aus Schlesien, bis anhero edirten deutschen und lateinischen Gedichten, Auf das neue übersehen, Wie auch in einer bessern Wahl und Ordnung an das Licht gestellet. Bey dieser zweyten Auflage mit einem Anhang und Register vermehrt. Nebst einer Vorrede von den so nöthigen als nützlichen Eigenschafften der Poesie. Mit Königl. Pohln. und Churfl. Sächs. Allergnädl. Privilegio. Breßlau und Leipzig, Bey Michael Hubert. 1739. 〈Front., 30〉, 1178, 〈30〉 S. Ex libris Krämer, mit hs. Anm. Krämers. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 50.

4. Sammelausgaben G

117

Bestand und Reihenfolge der Texte entsprechen G1, nur ist nach S. 1102 zu den 457 Texten von G1 ein neuer Anhang mit den 35 restlichen Texten aus A-D hinzugekommen (S. 1105–1178) sowie, nach einem enger gedruckten Inhaltsverzeichnis (S. 〈1–16〉), erstmals ein alphabetisches Register der Textanfänge (S. 〈17– 30〉). Frontispiz, Titelvignette und Vorrede sind gleich geblieben. Doch ist der ganze Band neu gesetzt, so daß sich zahlreiche inhaltliche und formale Varianten und Abweichungen ergeben.

G3

Sammlung von Johann Christian Günthers, aus Schlesien, bis anhero herausgegebenen Gedichten, Auf das neue übersehen, und in einer bessern Wahl und Ordnung an das Licht gestellet. Mit einem Anhang und Register, Nebst einer Vorrede von den so nöthigen als nützlichen Eigenschafften der Poesie, wie auch bey dieser Dritten Auflage mit des Autoris Leben vermehrt. Mit Königl. Pohln. und Churfl. Sächs. Allergnädl. Privilegio. Breßlau und Leipzig, Bey Michael Hubert. 1742. 〈Front., 46〉, 1178, 〈30〉 S. SBPrK Berlin: Yk 3311. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 51. Textbestand und Anordnung wie in G2. Neu ist das Frontispiz, ebenfalls von Strahowsky gestochen: Zwei sitzende Musen in allegorischem Rahmenwerk, davor ein Wasserlauf mit zwei Schwänen, dahinter Schloß und Garten. Hinzugekommen ist ferner ein kurzgefaßtes »Leben des Autoris« (S. 〈31–46〉) nach der 1738 im selben Verlag erschienenen Biographie des Breslauer Arztes Christoph Ernst Steinbach alias Carl Ehrenfried Siebrand.

G4

(Titel wie G3.) Vierdte Auflage.

Mit Königl. Pohln. und Churfürstl. Sächs. Allergnädl. Privilegio. Breßlau und Leipzig, Bey Michael Hubert. 1746. 〈Front., 46〉, 1178, 〈30〉 S. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 52.

G5

(Titel wie G4.) Fünfte Auflage.

Mit Königl. Pohln. und Churfürstl. Sächs. Allergnädl. Privilegio. Breßlau und

118

III. Gedruckte Textüberlieferung

Leipzig, Bey Michael Hubert. 1751. 〈Front., 46〉, 1178, 〈30〉 S. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 53.

G5a

(Titel wie G5.) Fünfte Auflage.

Mit Königl. Pohln. und Churfürstl. Sächs. Allergnädl. Privilegio. Breßlau und Leipzig. Bey Johann Ernst Meyer, 1760. 〈Front., 46〉, 1178, 〈30〉 S. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 54. G5 und G5a sind Neusätze von G3 mit teilweise abweichender Schreibung und Verzierung. In G5 ist die Titelvignette verändert: Pallas Athene mit Eule, Speer, Schild und Buch vor dem schlesischen Parnaß; auf dem Buch steht »H« für „Hubert“. – G5a ist eine Titelauflage von G5, bedingt durch den Verlagswechsel zu Johann Ernst Meyer; entsprechend steht nunmehr auf dem Buch der Pallas Athene »M« für „Meyer“. Außerdem hat die Vorrede von S. 〈3〉 bis S. 〈12〉 auf Grund der schmaleren Kopfleiste auf S. 〈3〉 einen neuen Umbruch erfahren.

G6

Johann Christian Günthers Gedichte. Sechste, verbesserte und geänderte Auflage. Breßlau und Leipzig, Bey Johann Ernst Meyer, 1764. 〈Front., 12〉, 1006, 〈24〉 S. Ex libris Krämer. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 55. Herausgeber dieser neuen Günther-Ausgabe im Verlag von G5a ist der Breslauer Lehrer Gottlob Benjamin Straube (1715–1767). Das Frontispiz, gezeichnet von S. G. Herzog, gestochen von Johanna Dorothea Philipp geborene Sysang (1729–1791), zeigt ein Grabmal mit einem oval umkränzten Günther-Porträt und der Unterschrift: »J. C. Günther. gestorben in Jena 1723. d. 15. Mart: alt 26 Jahr« 〈sic〉; auf dem Sockel des Grabmals steht Günthers eigene Grabschrift: »Hier starb ein Schlesier 〈...〉« aus dem Dankgedicht D 279, Z. 11–14, von 1718. (Dieses Frontispiz ist oft reproduziert worden, vgl. Bö I 956.) Die nicht signierte Vignette auf dem Titelblatt präsentiert eine Büste des Mars, umgeben von Waffen und Fahnen, darüber zwei Engel.

4. Sammelausgaben G

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Inhalt: »Vorrede«, unterzeichnet: »Geschrieben in Breßlau im May des 1763sten Jahres.« (S. 〈3–12〉) Darin geht es um die Ausmerzung unechter Texte, anstößiger Stellen und minderer Jugendproben und um eine neue Reihenfolge der Gedichte nach Steinbachs Günther-Biographie. – Enthält nur 443 Gedichte (die Cantate »Die verliebte Geduld« auf S. 438–442 als zwei Texte gezählt) mit veränderten Überschriften und Lesarten sowie einigen kurzen Fußnoten (S. 1–1106). – Am Schluß finden sich ein »Verzeichniß« der Gedichte (S. 〈1–12〉) und ein alphabetisches Incipit-»Register« (S. 〈13–24〉). Die Anordnung ist primär formal, dann erst inhaltlich bestimmt: »Oden I, die Geistlichen« (60 Texte, S. 5–94); »Oden II, welche bey mancherley Vorfällen gemacht sind« (21 Texte, S. 95–178); »Oden III, welche ihn selbst angehen« (47 Texte, S. 179–272); »Oden IV, die andern alle, sie mögen moralischen oder galanten Inhalts seyn« (77 Texte, S. 273–392); »Singgedichte oder Cantaten« (16+1 Texte, S. 395–442); »Elegien« (23 Texte, S. 445–516); »Stanzen« (57 Texte, 519–708); »Jamben« (64 Texte, S. 711–914); »Trochäen und lateinische Gedichte« (16 Texte, S. 917–972); »Kleine epigrammatische Stücke« und Sonette (58 Texte, S. 975–996); als Nachtrag: 3 Texte ohne Nr. (S. 997–1006). Das Gedicht »Du lockst mich, kluger Freund« ist in zwei Fassungen parallel gedruckt (S. 500 /501–504 /505, nach G 1121 und N1 201). Das Schriftbild wirkt schlichter als in G1-G5, Fettdruck und Antiqua-Auszeichnungen fehlen ganz.

G6 Anh

Anhang zu der sechsten Auflage der Güntherischen Gedichte. Breßlau und Leipzig, bey Johann Ernst Meyer 1764. 〈2〉, 170, 〈4〉 S. Ex libris Krämer. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 56. Der Verleger Meyer, der die Restauflage von G5 übernommen und als G5a mit neuem Titelblatt herausgebracht hatte, faßte die von Straube aus G6 ausgeschiedenen Werke in diesem Anhang zusammen, um dem Vorwurf der Unvollständigkeit zu entgehen. Papierqualität, Schriftarten, Format und Satzspiegel sind genau auf G6 abgestimmt. Oft ist der ,Anhang’ an G6

120

III. Gedruckte Textüberlieferung

angebunden. Die Titelvignette zeigt zwei über einer Lyra gekreuzte Blasinstrumente auf einem Sockel unter einer Strahlensonne, umrankt von Blattwerk. Inhalt: »Vorerinnerung« des Verlegers, datiert: »Breßlau, den 22. Julii 1763« (S. 〈2〉). – 47 durchgezählte Gedichte ohne erkennbare Ordnung (S. 1–80); Theodosius-Drama (S. 81–170). – »Verzeichniß der 〈. . .〉 Gedichte« (S. 〈1–2〉), »Register« nach Anfangszeilen (S. 〈3–4〉).

5. Nachlese N Es war der Theologe und Philologe Johann Caspar Arletius (1707–1784), seit 1743 zweiter Collega, seit 1755 Rektor des Elisabeth-Gymnasiums, seit 1761 Aufseher der von Thomas Rehdiger (1540–1576) hinterlassenen späteren Stadt-Bibliothek Breslau 2, der sich der übrigen Günther-Gedichte, einschließlich der fragmentarisch überlieferten, sachkundig annahm und sie erstmals 1742 bei Korn in Breslau als Nachlese (N) herausbrachte, bald anhangsweise vermehrt um 13 Günther-Texte (N1a), die dann 1745 in der zweiten Auflage ihren Gattungen zugeordnet wurden (N2). Die auf 100 Gedichte angewachsene Nachlese erschien 1751 ein drittes, 1760 – allerdings in der kürzeren Form von 1742 – noch ein viertes Mal. Der Nachtragsband vereinigt Texte Günthers, die bereits von Fessel und Hubert, dem Herausgeber und dem Verleger von A-D und G, zusammengetragen worden waren in der Hoffnung, G einen zweiten Sammelband etwa gleichen Umfangs folgen lassen zu können. Da das Material aber nicht so stark wie erwartet anwuchs und die Autographen sehr schwer zu lesen waren, verkauften sie den ganzen Rest an den Verleger Korn, der außerdem noch 21 Texte von dem Schweidnitzer Buchhändler Johann George Böhm erwarb, u. a. die Jugendgedicht-Sammlung Z 45 (SHs 2). Der neue Herausgeber Arletius verwendete für die Nachlese 7 bisher ungedruck2

Zu Arletius: ADB 1, S. 530–532; Litzmann, Textkritik, S. 4–8. – Zur Rehdiger-Bibibliothek: Rüffler, Stadtbibliothek Breslau, S. 15–30.

5. Nachlese N

121

te Böhm-Texte, 21 Texte aus den Abschriften X und Y (SHs 9–10), einige Bruchstücke aus den Taschenbüchern, besonders dem Schweidnitzer (SHs 1), ferner die verlorene Birnbaum-Abschrift I; selbst fand er noch zwei weitere Inedita. Das Phillis-Gedicht »So wißt einmal, ich bin verliebt« (N1 97–98) war ohne die dritte Strophe bereits in A (S. 186–187) und G (S. 313–314) erschienen, wie Arletius in einer Fußnote selbst anmerkt; die Ergänzung erfolgte nach der Abschrift ,Verliebte Gedichte’ (SHs 10.3).

N1

Nachlese zu Johann Christian Günthers, von Striegau aus Schlesien, Gedichten, welche aus lauter in der vorigen Sammlung nicht befindlichen Stücken bestehet. Breßlau 1742. Verlegts Johann Jacob Korn. 〈16〉, 234, 〈4〉 S. Ex libris Wittig, mit hs. Anm. Wittigs. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 58. Inhalt: »Vorrede« (S. 〈3–15〉); »Verzeichniß 〈. . .〉 nach Abtheilungen« (S. 〈16〉); 54 vollständige und 29 unvollständige Gedichte und eine lat. Vorlage von Beverwyck (S. 1–226); 2 Ehrengedichte auf Günther (S. 229–234); alphabetisches »Verzeichniß dieser Gedichte« (S. 〈1–4〉). Die Gedichte sind nach Gattungen geordnet: I. »Geistliche und moralische Oden« (17 Texte, S. 3–56); II. »Ehren- und Glückwünschungs-Oden« (7 Texte, S. 59–80); III. »Galante und Verliebte Oden« (11 Texte, S. 83–110); IV. »Anhang von einem großen verliebten Gedichte« (S. 111–118); V. »Sonnette und einige Sinngedichte« (9 Texte, 1 Textvorlage, S. 122–128); VI. »Briefe« (6 Texte, S. 131–150); VII. Drey lateinische Elegien (S. 151–156); VIII. »Anhang von einigen unvollständigen Gedichten:« 1. »Oden« (19 Texte, S. 159–190), 2. »Elegien« (5 Texte, S. 191–204), 3. »Briefe« (4 dt. Texte und 1 lat. Text, S. 205– 226), 5. »Zwey Johann Christian Günthern zu Ehren verfertigte Gedichte« (1 lat. von Daniel Hockh und 1 dt. von mitleidenden Landsleuten (S. 229–234). Das in der »Vorrede« (S. 〈14–15〉) angekündigte Ehrengedicht Trillers fehlt noch.

122 N1a

III. Gedruckte Textüberlieferung

(Titel wie N1.) Breßlau, Verlegts Johann Jacob Korn. 〈16〉,

284, 〈4〉 S.

BU Wrocław: 301702; UB Strasbourg: Cd 138099. – Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 60. Diese undatierte Ausgabe, 1907 von Arthur Kopp entdeckt (Bibliographisches, S. 225–226), erschien zwischen 1742 und 1745 und ist selten anzutreffen. Bis auf die neue Titelvignette stimmt sie bis S. 234 mit N1 überein, auch die Vorrede und das Inhaltsverzeichnis einschließlich des Druckfehlers »Johann Christoph Günthern« sind gleich. Unter dem Titel »Verschiedene noch gefundene Gedichte des Herrn Günthers, als ein zweyter Anhang« (S. 235–284) folgen danach 13 neue Günther-Gedichte, bezeichnet als Nr. 1–6 und 8–14, und mitten darunter, als Nr. 7, das schon für N1 vorgesehene Ehrengedicht von Daniel Wilhelm Triller: »Günther! deiner Poesie« (S. 258–267). Das Register enthält sämtliche 100 Textanfänge in alphabetischer Folge. Drei der 13 zusätzlichen Günther-Gedichte stammen aus dem Schlipalius-Taschenbuch, sechs aus einer Sammlung von 19 Einzeldrucken und vier aus einer verlorenen Abschrift (Bö I 75*) des Oberlausitzer Poeten und Librettisten Johann Georg(e) Hamann (1697–1733); der hatte seine 23 Günther-Texte per Schuldschein vom 12.1.1726 an den Leipziger Buchhändler Blockberg versetzt (s. Kalbeck, Inedita, S. 62); von Blockberg gelangten sie an Arletius. Zu Hamann s. Kosch 37, 214.

N2

Nachlese zu Johann Christian Günthers, von Striegau aus Schlesien, Gedichten, welche aus lauter in der Sammlung derselben nicht befindlichen Stücken bestehet. Zweyte verbesserte und vermehrte Auflage. Breßlau 1745. Verlegts Johann Jacob Korn. 〈20〉, 282, 〈10〉 S. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 59. Enthält dieselben 100 Texte wie N1a, nur daß die 14 zusätzlichen Gedichte an den passenden Stellen eingeordnet sind. Die Titelvignette von N2 ist gegenüber N1 und N1a verändert. Zur ersten Vorrede (S. 〈3–15〉) ist ein »Vorbericht des Herausgebers

6. Neuere Quellendrucke

123

zu dieser zweyten Auflage« hinzugetreten (S. 〈16–1〉), in der über den Zuwachs von 13 Stücken berichtet wird. Das Verzeichnis der Gedichte nach ihren Abteilungen am Anfang des Buches (S. 〈20〉) wurde überarbeitet, das Verzeichnis der Gedichte nach ihren Überschriften am Ende (S. 〈1–6〉) ist neu und zeigt die zusätzlich aufgenommenen Stücke durch ein Sternchen an; das alphabetische Verzeichnis der Gedichtanfänge (S. 〈7–10〉 ist textlich gleich, nur die zugeordneten Seitenzahlen haben sich verschoben.

N3

(Titel wie N2.) Breßlau 1751. Verlegts Johann Jacob Korn.

〈20〉, 282, 〈10〉 S. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 62. Neusatz von N2 mit abweichenden Titel-, Kopf- und SchlußVignetten, ohne Auflagen-Bezeichnung.

N4

(Titel wie N1.) Breßlau 1760. Verlegts Johann Jacob Korn.

〈16〉, 234, 〈4〉 S. Abb. Tbl.: Bö I, Abb. 63. Seltene Titelauflage von N1 mit dem Titelblatt von N1a, ohne Auflagenbezeichnung. Warum 1760 die um 14 Gedichte kürzere Erstausgabe von 1742 nachgedruckt wurde, ist nicht bekannt.

6. Neuere Quellendrucke 1879 wurde der Nachlaß des Dichters in der ehemaligen Breslauer Stadtbibliothek gleich zweimal kurz nacheinander wiederentdeckt: von Max Kalbeck (1850–1921) und Berthold Litzmann (1857–1926). Kalbeck, der spätere Brahms-Biograph, veröffentlichte noch im selben Jahr ,Neue Beiträge zur Biographie des Dichters Johann Christian Günther’ und versteckte die neu entdeckten Inedita, besonders lateinische und deutsche Prosabriefe, in einem „Anhange“, der über die Hälfte seines Büchleins ausmacht.

124 Ka

III. Gedruckte Textüberlieferung

Neue Beiträge zur Biographie des Dichters Johann Christian Günther nebst einem Anhange, welcher die wichtigsten handschriftlichen Inedita der Breslauer Stadtbibliothek enthält. Hg. von Max Kalbeck. Leipzig: Breitkopf und Härtel 1879. VIII, 〈2〉, 90 S. Ex libris Krämer. In den biographischen Beiträgen geht es vorwiegend um die Chronologie der Gedichte und die Leonoren-Frage (S. 1–41). Der Anhang enthält: I. den Versbrief EHs 37 an Haas samt dem lateinischen Postscriptum nach dem Autograph (S. 43–50), II. einen Überblick über das Dresden-Breslauer Taschenbuch SHs 3 mit dem lat. Prosabrief SHs 3.19 an Haas (S. 51–55), III. einen Überblick über das Landeshuter Taschenbuch SHs 8 mit den Gedicht-Entwürfen SHs 8.6–7–9–12–17 und dem dt. Prosabrief SHs 8.24 an Regina Damm (?) (S. 56–64), IV. 14 dt. und lat. Briefe aus der Sammelabschrift SHs 7 ,Landshuttensia’ (S. 65–82), V. Günthers Antwort EHs 42 auf Fritsches ,Dissertatio Moralis’ (S. 84–90). Da Kalbeck seine Funde weder genau beschrieben noch zuverlässig und vollständig ediert hat und alle ausgewerteten Handschriften (außer II.) heute noch vorhanden sind, hat seine Inedita-Edition kaum noch textkritische Bedeutung. Kalbecks Pionierarbeit bezeichnet gleichwohl den anregenden Beginn der neueren Günther-Philologie.

Li

Litzmann, Berthold: Zur Textkritik und Biographie Johann Christian Günthers. Frankfurt am Main: Rütten und Loening 1880. IX, 157 S. Ex libris Krämer, mit hs. Notizen und Korrekturen Krämers. Litzmanns Berliner Dissertation weist erstmals die Handschriften und Drucke des Günther-Nachlasses systematisch nach. In Listenform werden die Ausgaben (S. 1–22), die Autographen (S. 23–88), die Abschriften (S. 89–123) sowie die Einzel- und Erstdrucke (S. 124–134) dargestellt und die Varianten der Handschriften gegenüber den Drucken G und N angegeben. Die bisher ungedruckten Textentwürfe werden, soweit leserlich, ganz abgedruckt, z. B. aus dem Schweidnitzer Taschenbuch

6. Neuere Quellendrucke

125

SHs 1 (S. 26–32), und das Gedicht aus der Abschrift ,Vermischte Gedichte’ (SHs 9.52: »Geduld, Gelassenheit, treu, fromm und redlich seyn«), das wegen seiner Anstößigkeit nicht in G und N aufgenommen worden war, vollständig wiedergegeben (S. 118– 120). Doch sind die Lesarten so unzuverlässig und die Systematik so zweifelhaft, daß dieses Pionierwerk der positivistischen Günther-Philologie nur mit großer Vorsicht zu nutzen ist.

H/H

Johann Christian Günthers Leben auf Grund seines handschriftlichen Nachlasses. Erste, unverkürzte Ausgabe seiner Taschenbücher von Alfons Heyer mit ergänzender Einführung und Anmerkungen von Adalbert Hoffmann. Leipzig: Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 1909. XII, 〈3〉, 273 S. – Druckfehler und Ergänzungen. 〈2〉 S. Ex libris Krämer, mit hs. Korrekturen und Ergänzungen Krämers. Nach einer Einführung Hoffmanns über Günthers Leben (S. 1– 81) beschreibt und ediert der Bibliothekar Alfons Heyer sieben Taschenbücher Günthers: I. Das Schweidnitzer Taschenbuch SHs 1 nebst ,Anhang’ (S. 85–112), II. Das Dresden-Breslauer Taschenbuch SHs 3 (S. 113–150), III. Das Laubaner Taschenbuch SHs 4 (S. 151–163), IV. Das sogenannte Schlipalius-Taschenbuch SHs 5 (S. 164–174), V. Das Schmiedeberger Taschenbuch SHs 6 (S. 175–188), VI. Das Landeshuter Taschenbuch SHs 8 (S. 189–260), VII. Das Jenaer Taschenbuch SHs 13 (S. 261–269). Da heute nur noch die Taschenbücher VI und VII sowie drei Seiten aus Taschenbuch I und fünf Seiten aus Taschenbuch II erhalten sind, bieten Heyer und Hoffmann eine unentbehrliche Editionshilfe.

126

III. Gedruckte Textüberlieferung

7. Krämers Edition Aus den Textbefunden und dem Nachlaß ist zu erschließen, daß Wilhelm Krämer (1903–1981) die Ausgaben G2 und N2 als Textgrundlage wählte, oft aber die längeren Überschriften aus den Einzeldrucken und den Ausgaben A-D hinzufügte, wenn er sie wegen ihrer Anstößigkeit nicht ganz wegließ. Die normierte Schreibung richtet sich nach den statistisch häufigsten Schreibungen der Günther-Autographen. 3 Krämers Ausgabe wurde zur Referenz-Edition; fast alle späteren Auswahlausgaben gehen auf sie zurück. Neu entdeckt wurden nur noch das eigenhändige Widmungsgedicht »Mein Freund! du kennst mein herz« vom 9.7.1719 4 und der Breslauer Einzeldruck der ,Eugen-Ode’ 5.

Kr I

Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. Historischkritische Gesamtausgabe. Hg. von Wilhelm Krämer. Bd. I: Liebesgedichte und Studentenlieder in zeitlicher Folge. Leipzig: Hiersemann 1930. XX, 318 S. (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart, Sitz Tübingen. 275.) – Sonderausgabe. Ebda 1930. XX, 318 S. – Repr. Nachdruck Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964. – CD-Rom-Ausgabe in: Die digitale Bibliothek der deutschen Lyrik. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins 2003. Inhalt: Vorwort (S. V–XIV), Inhaltsverzeichnis (S. XV), Verzeichnis der Gedichtanfänge (S. XVII–XX); 150 Texte: Flavie /Johanna von Kotulinski, Ruschkowitz-Schweidnitz 2–3 /1714 (2 Texte, S. 1–11); Leonore /Magdalene Eleonore Jachmann, Schweidnitz 6 /1714 – Wittenberg 7 /1716 (56 Texte, S. 13–102); Rosette / Anna Rosina Lange, Leipzig 1718 (11 Texte, S. 103–123); Flavia, Leipzig (3 Texte, S. 125–133); Leonore ..., Leipzig 4–8 /1719 (18 Texte, S. 135–176); Leonore /Magdalene Eleonore Jachmann, Dresden 8 /1719 – Breslau 9 /1720 (30 Texte, S. 177–

3

Zur Beurteilung dieser Ausgabe s. o. ,Zur Geschichte der Günther-Edition’. Aus niederländischem Privatbesitz veröffentlicht 1978 in den Wolfenbütteler Barock-Nachrichten; s. EHs 32 und Abb. 34. 5 Aus der Sammlung Maltzahn in der British Library London, s. EDr 17 und Bö I, Abb. 27. 4

7. Krämers Günther-Edition

127

236); Phillis /Johanna Barbara Littmann, Bischdorf 1720 /21 – Liegnitz 10 /1721 (19 Texte, S. 237–282); Studentenlieder (10 Texte, S. 283–309); Anhang: Hochzeitscherz (S. 311–318).

Kr II

Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. Historischkritische Gesamtausgabe. Hg. von Wilhelm Krämer. Bd. II: Klagelieder und geistliche Gedichte in zeitlicher Folge. Leipzig: Hiersemann 1931. XXXII, 311 S. (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart, Sitz Tübingen. 277.) – Repr. Nachdruck Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964. – CD-Rom-Ausgabe in: Die digitale Bibliothek der deutschen Lyrik. Frankfurt a. M: Zweitausendeins 2003. Inhalt: Vorwort (S. VII–XXVIII), Inhaltsverzeichnis (S. XXIX), Verzeichnis der Gedichtanfänge (S. XXX–XXXII); 124 Texte: Schweidnitz 1710–1715 (13 Texte, S. 1–29); Wittenberg 11 è1715 – Dresden 9 /1719 (11 Texte, S. 31–64); Striegau /Schweidnitz 9 /1719 – Lauban 7 /1720 (30 Texte, S. 65–137); (Lauban) 8 /1720 – Hirschberg 9 /1721 (9 Texte, S. 139–158); Landeshut 10 /1721 – Jena 3 /1723 (42 Texte, S. 159–260); Geistliche Oden über einige Sonn- und Festtage des sogenannten Christlichen Jahres des Herrn de Sacy (19 Texte, S. 261– 311).

Kr III

Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. Historischkritische Gesamtausgabe. Hg. von Wilhelm Krämer. Bd. III: Freundschaftsgedichte und -briefe in zeitlicher Folge. Leipzig: Hiersemann 1934. XXXI, 208 S. (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart, Sitz Tübingen. 279.) – Repr. Nachdruck Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964. – CD-Rom-Ausgabe in: Die digitale Bibliothek der deutschen Lyrik. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins 2003. Inhalt: Vorwort (S. VII–XXVI), Inhaltsverzeichnis (S. XXVII), Verzeichnis der Gedicht- und Briefanfänge (S. XXIX–XXXI); 85 Texte: Schweidnitz 1710 – 1715 (9 Texte, S. 1–22); Wittenberg 11 /1715 – Dresden 9 /1719 (17 Texte, S. 23–78); Breslau 11 /1719 – Liegnitz (?) 7 /1721 (17 Texte, S. 79–122); Landeshut 10 /1721 – Jena 3 /1723 (42 Texte, S. 123–208).

128 Kr IV

III. Gedruckte Textüberlieferung

Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. Historischkritische Gesamtausgabe. Hg. von Wilhelm Krämer. Bd. IV: Lob- und Strafschriften in zeitlicher Folge. Leipzig: Hiersemann 1935. XLVIII, 359 S. (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart, Sitz Tübingen. 283.) – Repr. Nachdruck Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964. – CD-Rom-Ausgabe in: Die digitale Bibliothek der deutschen Lyrik. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins 2003. Inhalt: Vorwort (S. VII–XLIII), Inhaltsverzeichnis (S. XLV), Verzeichnis der Gedicht- und Briefanfänge (S. XLVI–XLVIII); 103 Texte: Schweidnitz 1710–1715 (16 Texte, S. 1–55); Frankfurt /Wittenberg 11 /1715 – Dresden 9 /1719 (30 Texte, S. 57–193); Breslau 11 /1719 – Brieg 10 /1720 (12 Texte, S. 195–225); Jauer 4 /1721 – Oberleipe 10 /1721 (4 Texte, S. 227–253); Landeshut 10 /1721 – Jena 3 /1723 (41 Texte, S. 255–359).

Kr V

Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. Historischkritische Gesamtausgabe. Hg. von Wilhelm Krämer. Bd. V: Gelegenheitsdichtungen bis zum Ende der Wittenberger Zeit (1710–1717). Leipzig: Hiersemann 1935. XXIV, 139 S. (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart, Sitz Tübingen. 284.) – Repr. Nachdruck Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1964. – 14 Texte auch in: Die digitale Bibliothek der deutschen Lyrik. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins 2003. Inhalt: Vorwort (S. IX–XX), Inhaltsverzeichnis (S. XXI), Verzeichnis der Gedichtanfänge (S. XXIII–XXIV); 44 Texte: Schweidnitz 1710–1715 (19 Texte, S. 1–70); Wittenberg 11 /1715 – 8 /1717 (25 Texte, S. 71–139).

Kr VI

Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. Historischkritische Gesamtausgabe. Hg. von Wilhelm Krämer. Bd. VI: Gelegenheitsdichtungen vom Beginn der Leipziger Zeit bis zum Tode (1717–1723), Undatierte Gelegenheitsdichtungen, Anhang: Angezweifelte Gedichte. Leipzig: Hiersemann 1937. XXXIX, 304 S. (Bibliothek des Litera-

8. Angezweifelte Texte

129

rischen Vereins in Stuttgart, Sitz Tübingen. 286.) – Repr. Nachdruck Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964. – 21 Texte auch in: Die digitale Bibliothek der deutschen Lyrik. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins 2003. Inhalt: Vorwort (S. VII–XXXIV), Inhaltsverzeichnis (S. XXXV), Verzeichnis der Gedichtanfänge (S. XXXVII–XXXIX); 78 authentische und 21 angezweifelte Texte: Leipzig 8 /1717 – 8 /1719 (36 Texte, S. 1–108); Breslau /Zedlitz 12 /1719 – Jauer(?) 2 /1720 (3 Texte, S. 109–116); Wilmsdorf /Kreuzburg /Bischdorf 2 /1721 – Liegnitz /Klein-Kotzenau(?) 7 /1721 (2 Texte, S. 117–126); Landeshut /Schmiedeberg /Hirschberg 10 /1721 – 9 /1722 (14 Texte, S. 127–171); Jena 10 /1722 – 3 /1723 (14 Texte, S. 173–216); Undatierte Gelegenheitsdichtungen (8 Texte, S. 217–234). Anhang: Angezweifelte Gedichte, datiert (13 Texte, S. 237–284), undatiert (8 Texte, S. 285–304). Der geplante Band VII und, falls nötig, ein Band VIII sollten enthalten: das Theodosius-Drama, Stammbuch-Eintragungen, Nachträge, abweichende Textfassungen, den Varianten-Apparat und den Rechenschaftsbericht. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen.

8. Angezweifelte Texte Außerhalb der Ausgaben erschienene Schriften Folgende Schriften wurden Günther früher untergeschoben, besonders von der schlesischen Lokalforschung, sind aber inzwischen als unecht erkannt und wurden deshalb nicht in die vorliegende Ausgabe aufgenommen.

Ue 1

Ehre der Schles. Poesie, 1721 (Bö I 154) Die Ehre Der Schlesischen Poesie Und Poeten Gründlich und auffrichtig gerettet, Wider der Vermischten Bibliothec XXI. Theil. 〈Motto von Seneca.〉 In der Leipziger Neujahrs-Messe 1721. 〈Nebst:〉 Anhang. Zus. 128, 24, 〈1〉 S.

130

III. Gedruckte Textüberlieferung

SUB Göttingen: Poet. Germ. I 3569. – Tbl.: Bö I, Abb. 32. Im Anhang, S. 2–24, wird eine Zuschrift von »C. G.« gegen Hunolds Schmähsucht und für die schlesische Poesie abgedruckt. Daß Günther der Verfasser dieser Zuschrift sei, meinten Kopp (Reiters Morgenlied, S. 235f.), Enders (Zeitfolge, S. 189–192), Hoffmann (Günther-Bibliographie, S. 3) und Delbono (Umanita ` e poesia, S. 69–71); gegen Günthers Verfasserschaft stimmten Krämer (Günther-Studien, S. 552–567; Probleme und Ergebnisse II, S. 424), Crick (Die Persönlichkeit Günthers, S. 18–19) und Dahlke (Günthers Entwicklung, S. 178).

Ue 2

Curieuse Lebens-Beschreibung, 1732 (Bö I 156) Joh. Christian Günthers aus Schlesien curieuse und merckwürdige Lebens- und Reise- Beschreibung, Welche Er selbst mit poetischer Feder ent- worffen, und an einen guten Freund überschicket, Nebst einem Anhang Einiger von ihm selbst verfertigten noch ungedruckten Briefe. Schweidnitz und Leipzig, verlegts Johann George Böhm, Buchhändler. 1732. 128 S. – Ndr. Franckfurth und Leipzig 1738. 176 S. Tbll.: Bö I, Abb. 34–35. Nach Georgis Bücher-Lexicon (II, 1742, S. 192) ist der Nachdruck bei Gollners in Jena erschienen. Die Vorrede des Verlegers Böhm fehlt im Nachdruck. Für Günthers Autorschaft traten besonders Gregor Constantin Wittig (Neue Entdeckungen, S. 163–170) und Adalbert Hoffmann (Günther-Bibliographie, S. 4) ein; gegen Günthers Verfasserschaft argumentierten Johann Christoph Gottsched (Rez. von Cur1, S. 249–256), Steinbach (Günthers Leben, Vorrede S. 〈16〉), Kopp (Bibl.-krit. Studien I, S. 729) und vor allem Krämer (Günther-Studien, S. 552–567). Handlungsschema und Stil ähneln den PikaroRomanen. Der anonyme Verfasser der paargereimten Alexandriner kannte sich aber anscheinend bei den Wanderjahren Günthers gut aus, besonders bei der Phillis-Episode (1720/21), so daß die Schrift als biographische Quelle gleichwohl ernst genommen wurde. Die sechs Versbriefe und zwei Gedichte im

8. Angezweifelte Texte

131

Anhang (S. 115–128, Ndr. S. 157–176), datiert von 1721 bis 1724 (!), ahmen Günthers Sprechweise nach. Kopp (ebda) hielt aus inhaltlichen Gründen Dr. iur. E. G. Aßmann in Liegnitz für den Verfasser.

Ue 3

Liebes-Begebenheiten, 1732 Einiger Hoher Personen Verwundernswürdige Liebes- Begebenheiten, Jn gebundener Rede, Nach Juristischer Art vorgetra- gen und abgehandelt. Schweidnitz und Leipzig, Verlegts Johann George Böhm, Bu〈ch〉händler. 1732. 56 S. SBB Berlin: Yk 5211. – Tbl: Bö I, Abb. 33. Die kleine Schrift, die im selben Verlag und Jahr erschien wie die ,Curieuse Lebens-Beschreibung’ und nicht zuletzt deshalb von der schlesischen Lokalforschung Günther zugesprochen wurde, enthält außer einem »Avertissement« (S. 3) zwei bukolische Briefwechsel nach Herodot und Plutarch, bezeichnet als »Erstes Stück« (S. 4–20) und »Anderes Stück« (S. 21–56). Wittig vertrat 1895 und 1909 die Ansicht, Günther habe das Werk kurz nach dem Dresdener Fiasko geschrieben (Urkunden, S. 9) „zur letzten Verherrlichung seiner Magdalis Leonore“ (Günther, S. 26), während Hoffmann es 1929 für eine Schülerarbeit Günthers hielt (Günther-Bibliographie, S. 4); beide kündigten einen Neudruck an, der jedoch nie erschien. Gegen Günthers Verfasserschaft votierte 1894 Arthur Kopp (Bibl.-krit. Studien I, S. 729), auch bei allen übrigen Günther-Forschern galt die Unechtheit der ,Liebes-Begebenheiten’ immer als selbstverständlich. Kopp (ebda) hielt auch hier E. G. Aßmann für den eigentlichen Verfasser.

Ue 4

Koppenbuch I, 1722/36 (Bö I 66 und 159) Vergnügte und Unvergnügte Reisen auf das Weltberuffene Schlesische Riesen-Gebirge, Welche von 1696. biß 1737. 〈. . .〉 von allerhand Liebhabern angestellet worden sind; Die sich denn zu einem beständigen Andencken in die daselbst befindlichen Schneekoppen-Bücher 〈...〉 eingeschrieben haben. 〈Hg. von Caspar Lindner.〉 Hirschberg: Dietrich Kahn 1736. 〈40〉, 362; 〈12〉, 120, 〈4〉 S. 1 Faltbl.

132

III. Gedruckte Textüberlieferung

SUB Göttingen: 8° H. Sil. 15. – Hs: Bö I, Abb. 20. Auf S. 124 ist die Eintragung von S. 216 des ältesten hs. Koppenbuchs abgedruckt: »Schreibt immer was ihr wolt, ihr Vielgeliebten Brüder!« 6 Z. In der letzten Zeile ist der Name Guttstein unterstrichen. Unterschrift: »J. C. G.« Ohne Datum; die vorangehende Eintragung eines Joh. Samuel Büttner ist auf den 27.7.1722, die folgende Eintragung auf den 1.8.1722 datiert. Hoffmann plädierte für Günthers Verfasserschaft (2. Gabe, S. 13, u. ö.), Krämer hielt Johann Caspar Guttstein für den Schreiber (Leben Günthers, S. 544–545), wie zuvor schon Heyer (H /H 196 Anm.).

Ue 5

Gespräche, 1739 (Bö I 515) Gespräche zwischen Johann Christian Günthern aus Schlesien Jn dem Reiche der Todten è Und einem Ungenannten Jn dem Reiche der Lebendigen: Jn welchem Beyde des Erstern 1738 zu Breslau gedruckten Lebenslauf beurtheilen; Und bey dieser Gelegenheit ihre Gedan- ken über einige itzlebende deutsche Dichter und Dichterinnen eröfnen. Nebst einer Zueignungsschrift an Seine Hochedeln, den Herrn D. Steinbach in Breslau. Das Erste Stück. 1739. 156 S. UB Erlangen: O 504. Das fingierte Totengespräch in der modischen Nachfolge David Faßmanns (Gespräche im Reiche derer Todten, 16 Bde, 1718–1739) ist eine Satire der Gottsched-Partei gegen Steinbach und seine Günther-Biographie von 1738. Ein zweites Stück ist nie erschienen. Gustav Eitner (Steinbach und die Gottschedianer, S. 21–26) und Hoffmann (Günther-Bibliographie, S. 23) dachten an Christian Ludwig Liscow als Verfasser der ,Gespräche’.

Ue 6

Sperontes Singende Muse, 1736 Sperontes Singende Muse an der Pleisse in 2. mahl 50 Oden, Der neuesten und besten musicalischen Stücke mit den darzu gehörigen Melodien zu beliebter Clavier-Übung

8. Angezweifelte Texte

133

und Gemüths-Ergötzung Nebst einem Anhange aus J. C. Günthers Gedichten. Leipzig, auf Kosten der lustigen Gesellschafft. 1736. – 2. Ausg. der 1. Aufl. ebda 1736. – 2. Aufl. Breslau: Korn 1741. – Repr. Ndr. der 2. Ausg. der 1. Aufl. Nachwort: Horst Irrgang. Leipzig: Deutscher Verlag für Musik 1964. Das Spottlied »Jhr Schönen, höret an« (1a 99, 1b –), das Jagdlied »Jagen verbleibet das schönste Vergnügen« (1a –, 1b Nr. 100) und das Verliebte Lied »Schwartzer Augen Gluth und Kohlen« (1a –, 1b Nr. 99) im »Anhang aus Johann Christian Günthers Gedichten« stammen von Sperontes alias Johann Sigismund Scholze selbst. In der 3. Aufl. (1747) und 4. Aufl. (1751) entfällt der Anhang.

Fremde Texte in Günthers Sammlungen Enders zählte 13 »unechte Gedichte« auf (Zeitfolge, S. 84). Krämer stellte vier von ihnen, dazu 17 weitere »angezweifelte Gedichte« an den Schluß seiner Ausgabe (Kr VI, S. 239–304). Gottlieb Siegmund Corvinus, George Gottfried von Eben und Brunnen, Christian Friedrich Hunold, Johann Gottlieb Milich und Theodor Speer wurden als die Verfasser der folgenden Gedichte identifiziert. Hinzu kommen einige Texte unbekannter Autoren. Diese fremden Gedichte werden in der vorliegenden Ausgabe nicht abgedruckt.

Ue 7

Promotionsgedicht J. G. Hahn, 13.2.1716 Als Herr Johann Gottfried Hahn 〈...〉 die wohlverdiente Magister-Würde rühmlichst erhielte 〈...〉. Textbeginn: »Ghusmanndi leg’ itzund den klugen Sydenham«. 144 Z. Als Striegauer Einzeldruck (Bö I 121) in die Sammlung Güntherscher Einzeldrucke gelangt, nicht aber in die Ausgaben, auch nicht in Kr VI. Nach Sprache und Inhalt wahrscheinlich von dem Schweidnitzer Advokaten Johann Gottlieb Milich verfaßt. Vgl. Enders, Bibl.-textkrit. Studien, S. 477f.

134 Ue 8

III. Gedruckte Textüberlieferung

Hochzeitsgedicht Weinich/Frankenstein, 8.2.1717 Auf das Weinich- und Frankensteinische 〈...〉 zu Leipzig gefeyrete Hochzeitsfest. Textbeginn: »Ein jedes Alter singt von Liebe«, 70 Z. Das Gedicht stand in der verlorenen Arletius-Abschrift Z 34 (Bö I 89), war aber bereits dort mit der Anmerkung versehen: »Dieses soll Günthers Arbeit seyn. Aber siehe im II. Abs. die 4. Zeile u. sonst. Ist nicht sein.« Nicht in Kr VI.

Ue 9

Promotionsgedicht J. S. Hahn, 11.2.1717 Das 〈...〉 Bey der in Leipzig gehaltenen Magister-Promotion Tit. Herrn Johann Siegmund Hahns 〈...〉 celebrirte Fest 〈...〉. Textbeginn: »Jsts möglich, daß du noch in mein Versprechen dringst?«. 124 Z. EDr Striegau (Bö I 122); B1-B4, S. 27–31; G1-G5, 403–406; G6 Anh, S. 51–55. Nicht in Kr VI. Steinbach (Günthers Leben, S. 21 Anm. g) hält Milich für den Verfasser, ebenso Arletius (Vorbericht in N2, S. 〈19〉) und Straube (G6 Anh, S. 51 Anm.).

Ue 10

Hochzeitsgedicht Lier/Kätzler, 12.4.1717 Pastorell auf das Lier- und Kätzlerische Hochzeit-Festin 〈...〉 in Hirschberg 〈...〉. Textbeginn: »Als Titan seinen Pracht des Purpurs ausgestellt«, 107 Z. C1-C3, S. 102–107; G2-G5, S. 1134–1138; G6 Anh, S. 22–27. Nicht in Kr VI. Steinbach (Günthers Leben, S. 24f.) spricht Günther das Gedicht aus stilistischen Gründen ab, Straube aus sprachlichen (G6 Anh, S. 22 Anm.: »Jst von einem Sachsen, nicht Günthers.«), ebenso Krämer (Vorwort zu Kr VI, S. IX).

Ue 11

Glückwunschgedicht Stieff, 16.12.1717 Als Herr M. Christian Stieff 〈...〉 die Wohlverdiente Rectoralwürde 〈...〉 überkam 〈...〉. Textbeginn: »Reiß, Theurer Gryphius! die Riegel von der Grufft«. 100 Z.

8. Angezweifelte Texte

135

EDr (Bö I 126); A1, S. 480–484; A2-A5,S. 437–440; G1-G5, S. 754–756; G6, S. 739–742; Kr VI, S. 241–244. Straube merkt an (G6, S. 739): »Soll in Herrn Spores Namen gemacht worden seyn«, Litzmann weist darauf hin, daß im EDr der abgekürzte Absendername »T. S.« hs. zu »Theodorus Speer« ergänzt ist (Textkritik, S. 127f., Nr. 12a), was für ihn aber Günthers Verfasserschaft nicht ausschließt. Auch Enders (Zeitfolge, S. 29 und 109) und Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 18r) halten Günther für den Autor. Krämer denkt auf Grund von Stilvergleichen eher an Speer selbst als Verfasser (Kr VI, S. X–XI; Leben Günthers, S. 519).

Ue 12

Hochzeitsgedicht Assmann/Assmann, 7.10.1721 Als Aßmann seiner Aßmannin den Wittwen-Flor entzwey gerissen 〈...〉. Textbeginn: »Dein Glücke, werther Freund! ergötzt mich allemal«, 72 Z. A1, S. 333–336; A2-A5, S. 300–303; G1-G5, 782–784; G6 Anh, S. 67–69; Kr VI, S. 274–276. Steinbach spricht sich aus sprachlichen und inhaltlichen Gründen gegen Günthers Verfasserschaft aus (Günthers Leben, S. 79f. Anm. t), Straube ebenfalls (G6 Anh S. 67, Anm.), auch Enders zählt das Gedicht zu den unechten Stücken (Zeitfolge, S. 84,3).

Ue 13

Hochzeitsgedicht Kuntze/Weber, 9.11.1723(!) Daß es einem Schulmanne nöthig und nützlich sey zu heyrathen 〈...〉. Textbeginn: »Des Lehrens saure Müh, der Schulen schwerer Staub«, 96 Z. EDr Breslau (Bö I 151); C1-C3, S. 108–111; G2-G5, S. 1139–1142; G6, S. 686–688. Nicht in Kr VI. Litzmann (Textkritik, S. 132 Anm. 3) spricht das Gedicht Günther ab, weil Caspar Kuntze, der in der Überschrift als »Collega des Gymnasii zu Brieg« erscheint, erst nach Günthers Tod Mitglied des dortigen Schulkollegiums wurde.

136 Ue 14

III. Gedruckte Textüberlieferung

Galantes Gedicht, o. J. Als Er Ihretwegen Einen schweren Traum hatte. Textbeginn: »Laß mich schlaffen, liebste Seele!« 80 Z. A1, S. 351–354. Nicht in G, G6, Kr VI. Der wahre Verfasser Corvinus /Amaranthes (Proben der Poesie I, S. 20) wurde erstmals 1899 von Kopp nachgewiesen (Volks- und Studentenlied, S. 246). Trotzdem als Günther-Gedicht abgedruckt (z.B. von Arnold 1970) und gesprochen (z.B. von Görner 1993, 1999).

Ue 15

Lobgedicht, o. J. Das in gutem Teutsch nett besungne Queitsch 〈...〉. Textbeginn: »Du angenehmes Queitsch, vergönne meiner Pflicht«. 72 Z. D, S. 85–87; G2-G5, S. 1159–1161; G6, S. 726–728. Nicht in Kr VI. Arletius identifizierte am Ende seines Vorberichts zu N2 (S. 〈19〉) Günthers Freund von Eben und Brunnen als Verfasser. Adressat ist der Ritter von Schickfuß.

Ue 16

Freundschaftsgedicht, o. J. Auf den Hrn. von Schickfuß. In fremdem Nahmen. Textbeginn: »Mein Schickfuß! dieses Blat lehrt, was die Liebe kan«. 58 Z. mit Motto von Cicero. D, S. 82–84; G2-G5, S. 1157–1159; G6, S. 724–725. Nicht in Kr VI. Von Eben und Brunnen ist nach Arletius (N2, S. 〈19〉) der Verfasser.

Ue 17

Galantes Gedicht, o. J. An ein Adeliches Frauenzimmer. Jm Nahmen eines Andern. Textbeginn: »Mein Fräulein dencke nicht, daß meine Poesie«. 58 Z. mit Motto von Horaz. D, S. 405–407; G2-G5, S. 1169–1170; G6, S. 728–729; Kr VI, S. 301–302. Von Enders (Zeitfolge, S. 84 Nr. 11) Günther abgesprochen, von Krämer hypothetisch Günthers Freund von Eben und Brunnen zugesprochen (Kr VI, Vorwort S. IX).

8. Angezweifelte Texte

Ue 18

137

Glückwünsches Gedicht, o.J. Auf das Nahmens-Fest eines Adelichen Frauenzimmers. Textbeginn: »Mein Fräulein! wäre mir der Himmel so geneigt«. 72 Z. Abschrift Z 37,1* (Bö I 109,1*); D (S. 56–59), G2-G5, S. 1145– 1147: G6, S. 722–724. Nicht in Kr VI. Arletius nennt im Vorbericht zu N2 (S.〈19〉) von Eben und Brunnen als Verfasser.

Ue 19

Galantes Gedicht, o.J. Celinde an ihren ungetreuen Selimor. Aria. Textbeginn: »Fliest ihr wohl bedachten Zähren«. 56 Z. Abschrift Z 37,2* (Bö I 109,2*); D, S. 425–427; G2-G5, S. 1175–1176; G6, 351–353; Kr VI, 292–293. In derselben Abschrift Z 37 wie das Namenstagsgedicht »Mein Fräulein! wäre mir der Himmel so geneigt«. Litzmann (Textkritik, S. 121, Anm. 4) schließt von derselben Schreiberhand auf denselben Verfasser: Carl Siegmund von Eben und Brunnen. So auch Enders (Zeitfolge, S. 84; Güntheriana, S. 197).

Ue 20

Geistliches Gedicht, o. J. Ohne Überschrift. Bez.: 6. Textbeginn: »Erkenne mein erfreuter Geist«. 9 Z. Abschrift Z 37,3* (Bö I 109,3*); nicht in A-D, G, G6, Kr VI. Nach Litzmann (Textkritik, S. 121, Anm. 4) könnten auch diese Zeilen von Eben und Brunnen stammen.

Ue 21

Verliebtes Gedicht, o. J. Als er sich nicht verlieben wolte. Textbeginn: »Das laß ich wohl bleiben, daß ich mich verliebe«. 24 Z. B1-B4, S. 212–213; G2-G5, S. 1124; G6, S. 333. Nicht in Kr VI. Kopp wies 1895 (Bibl.-krit. Studien II, S. 555) erstmals Hunold als Verfasser nach (Die Allerneueste Art, zur reinen und Galanten Poesie zu gelangen, 1717, S. 122). Parodiert von Günther in »Verflucht nicht, ihr Mägdchen, mein flüchtiges Lieben!« Vgl. Enders, Zeitfolge, S. 123.

138 Ue 22

III. Gedruckte Textüberlieferung

Verliebtes Gedicht, o. J. Die verschwiegene und geduldige Liebe. Textbeginn: »Also lieb ich und soll schweigen«. 14 Str. Das Gedicht, dessen Wortlaut und Umfang heute nicht mehr bekannt sind, war nur in der Abschriftensammlung Z 38 /39 (Bö I 76*) unter der Nr. 127 von der Hand des Arletius überliefert (Enders, Güntheriana, S. 196). Nach Litzmann »vermuthlich von einem geschickten Nachahmer Günthers« (Textkritik, S. 122 Anm. 6). Nicht in Kr VI.

Ue 23

Verliebtes Gedicht, o. J. Joh. Christ. Günther. Der verliebte Haseus. Textbeginn: »Der Sirius verbrennt das Feld«. 42 Z. Das Gedicht war in der verlorenen Arletius-Abschrift Z 38 /39 (Bö I 76*) unter der Nr. 128 enthalten und ist in Kr VI, S. 239– 240, abgedruckt. Nach Enders’ und Krämers Ansicht trotz der Überschrift nicht von Günther (Güntheriana, S. 196).

Ue 24

Klagelied, o. J. Ohne Überschrift. Textbeginn: »Drücke Schicksal mir die Augen«. 8 Str. In der verlorenen Sammelabschrift Z 38 /39* des Arletius unter der Nr. 130 mit der Bemerkung »Dubii autoris« überliefert. Nicht in Kr VI abgedruckt. Nach Litzmann (Textkritik, S. 122 Anm. 6) von demselben geschickten Günther-Nachahmer wie Ue 22 verfaßt.

Ue 25

Galantes Gedicht, o. J. An die Frau Rittmeisterin von L. Frau in K. im Namen des H. von N. aus W. Textbeginn: »Nun ist es Zeit Madame!« 60 Z. Abschrift Z 31 /32* (Bö I 108,1*); Sammelabschrift ,Vermischte Gedichte’, Nr. 160 (SHs 9.3*). Abgedruckt bei Hoffmann, 3. Gabe, S. II–III. Nicht in Kr VI. Nach Litzmann (Textkritik, S. 122f., Anm. 7) und Enders (Güntheriana, S. 194) kommt Günther schon aus sprachlichen Gründen als Autor nicht in

8. Angezweifelte Texte

139

Frage. Hoffmann schließt aus den Initialen der Überschrift, das Gedicht sei im Namen und Auftrag von Bernhard Wilhelm von Nimptsch in Wilhelmsdorf an Frau Rittmeister von Posadowski in Konstadt gerichtet (3. Gabe, S. II Anm.); für ihn verbürgt die Aufnahme in Jacobis ,Vermischte Gedichte’ Günthers Autorschaft.

Ue 26

Galantes Gedicht, o. J. Aria. Auff die Küsse. Textbeginn: »Frauenzimmer Liebt man immer«. 70 Z. War in derselben Abschrift Z 31 /32* wie das vorangehende Gedicht enthalten (Bö I 108,2*) und ist nur noch in einem Typoskript aus dem Nachlaß Krämers überliefert. Nicht in Kr VI. Schon aus sprachlichen Gründen gilt Günthers Autorschaft als ausgeschlossen.

Ue 27

Galantes Gedicht, o. J. Schreiben der artigen Celinde, worinnen sie nach ihrem Selior verlanget. Textbeginn: »Nimm, allerliebster Schatz! so viel entfernte Küsse«, 100 Z. D, S. 430–434; G1-G5, S. 1099–1102; G6 Anh, S. 16–18. Nicht in Kr VI. Wittig, Hoffmann und Maydorn hielten das Gedicht für echt und bezogen es auf die Schweidnitzer Leonore. Für Enders (Zeitfolge, S. 84) und Krämer (Vorwort zu Kr VI, S. Xf.) aber war Günthers Autorschaft schon aus stilistischen Gründen ausgeschlossen.

140

III. Gedruckte Textüberlieferung

Angezweifelte Günther-Gedichte Die übrigen 17 von Krämer angezweifelten Gedichte stammen möglicherweise doch von Günther und wurden in diese Ausgabe an der systematisch und chronologisch passenden Stelle unter Vorbehalt mit aufgenommen.

Ue? 28

Hochzeitsgedicht Longolius/Krantz, 10.11.1717 Von Wirthschafft Keuscher Liebe 〈...〉 in Buntzlau 〈...〉. Textbeginn: »Jch soll, vermählte Schwester Braut«, 90 Z. EDr Bunzlau (EDr 14); N1a, S. 268–271; N2-N3, S. 69–72; Kr VI, S. 17–19. Litzmann (Textkritik, S. 122 Anm. 12) hält Günthers Autorschaft für »immerhin fraglich«, Enders (Zeitfolge, S. 29), Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 18r) und Krämer sind von ihr überzeugt.

Ue? 29

Hochzeitsgedicht Hancke/Klingner, 13.2.1718 Als des Herren Generals von dem Hand-vesten Regimente Jungfer Tochter Hochzeit hielte. Textbeginn: »Jhr, die ihr der Natur noch Trotz zu bieten wißt«, 72 Z. A1, S. 327–330; A2-A5, S. 295–297; G1-G5, S. 797–799; G6 Anh, S. 33–35; Kr VI, S. 245–247. Straube (G6 Anh, S. 33 Anm.) und Krämer (Vorwort zu Kr VI, S. XIf.) zweifeln an Günthers Verfasserschaft, Enders (Zeitfolge, S. 105) und Hoffmann (1. Brevier, S. 54) nicht.

Ue? 30

Glückwunschgedicht J. S., Juli 1718 Glück-Wunsch auf das Nahmens-Fest der Jungfer J. – S. –. Textbeginn: »O Himmel! wie? wird noch die Welt zum Himmel werden?« 70 Z. B1-B4, S. 72–74; G2-G5, S. 1112–1114; G6 Anh, S. 20–22; Kr VI, S. 298–300. Für Enders ist das Gedicht durchaus echt (Zeitfolge, S. 83). Auch für Hoffmann, der nach einer Eintragung vom 25.2.1745 im Taufbuch der Elisabeth-Kirche in Breslau die Initialen »J. S.« zu »Johanna Gottlieba Schurzmann« auflöst, besteht kein Zweifel an Günthers Autorschaft (Zeitfolge, Bl. 21v,

8. Angezweifelte Texte

141

mit hs. Ergänzung). Die Datierung 24.7.1718 stammt ebenfalls von Hoffmann, während Enders und Krämer den Text zeitlich nicht bestimmen.

Ue? 31

Promotionsgedicht Gorn, 14.10.1718 Als der 〈...〉 Herr Christian Adam Gorn 〈...〉 in Medicinae Doctorem promovirte. Textbeginn: »Jch seh, Hoch-Edler Freund! mit was für Recht und Pracht«, 80 Z. C1-C3, S. 40–43; G1-G5, S. 748–750; G6, S. 752–754; Kr VI, S. 259– 261. Dieses Gedicht wurde bisher nur von Krämer angezweifelt, für Enders (Zeitfolge, S. 34) und Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 24f.) ist es fraglos echt.

Ue? 32

Hochzeitsgedicht Küster/Wilcke, 18.10.1718 Den in der Handelschafft der Liebe entstandenen 〈...〉 Streit 〈...〉 wolte 〈...〉 referiren 〈...〉. Textbeginn: »Der Liebe fruchtbar Reich zeigt so viel Seltenheiten«, 220 Z. EDr 23; N1a, S. 237–245); N2 und N3, S. 159–167; Kr VI, S. 248–255. Wegen des hs. Vermerks »Aut. Günther« auf dem Einzeldruck zweifeln Litzmann (Textkritik, S. 128 n. 15) und Enders (Zeitfolge, S. 34) nicht an Günthers Autorschaft, Krämer wegen der weitschweifigen Anmerkungen und fehlerhaften Zitate aber doch (Vorwort zu Kr VI, S. XII).

Ue? 33

Hochzeitsgedicht Mauersberger/Ritz, 1.11.1718 Die angenehmste Post-Reise, erwogen bey dem 〈...〉 Mauersberger- und Ritzischen Hochzeit-Feste. Textbeginn: »Halt, werther Bräutigam! und steig nicht eher auf«, 64 Z. C1-C3, S. 87–90; G1-G5, S. 664–665; G6 Anh, S. 31–33; Kr VI, S. 256–258. Steinbach schreibt, Günther habe es absichtlich nicht für seine Arbeit ausgegeben (Günthers Leben, S. 37), Enders hält es ebenfalls für güntherisch (Zeitfolge, S. 34), während Krämer wegen der schlüpfrigen Inventio zweifelt (Vorwort zu Kr VI, S. XII).

142 Ue? 34

III. Gedruckte Textüberlieferung

Gückwunsch-Gedicht Prediger, 1718 Zur Abend-Music, Auf eines Predigers Namens-Fest. Textbeginn: »Dein Ruhm, gelehrter Gottes-Mann«, 40 Z. Einzelabschrift Z 40* (EHs 28*); D, S. 18–19; Kr VI, S. 262–263. In der Hs. fand sich die Anmerkung »Güntherisches Gedicht«. Für Litzmann ist die Tatsache, daß der Text nicht in G erschien, ein Indiz gegen Günthers Autorschaft (Textkritik, S. 19 Anm. 36), dagegen hält Enders den Text für echt und die Flüchtigkeit des Herausgebers Fessel ursächlich für sein Fehlen in G (Güntheriana, S. 202 Anm. 2). Auch Hoffmann reiht den Text unter Günthers Werke ein (Zeitfolge, Nachtrag Bl. 63v). Krämer ist unsicher (Vorwort zu Kr VI, S. XII).

Ue? 35

Promotionsgedicht Laupitz, 29.4.1719 Als 〈..〉 Herr David Laupitz 〈...〉 in Wittenberg die MagisterWürde erhielt. Im Nahmen anderer. Textbeginn: »Wenn dir, Hoch-werther Freund, diß Blat gefallen solte«, 64 Z. B1-B4, S. 33–35; G1-G5, S. 1056–1058; G6 Anh, S. 36–37; Kr VI, S. 264–266. Steinbach (Günthers Leben, S. 44f.), Straube (G6 Anh, S. 36 Anm.) und Krämer (Vorwort zu Kr VI, S. XIII) halten das Gedicht wegen seiner sprachlichen Mängel für »untergeschoben«, für Enders ist es eine »Kompaniearbeit mit Günthers Unterstützung« (Zeitfolge, S. 126).

Ue? 36

Hochzeitsgedicht v. Senitz, 11.7.1719 An Hrn. Nicol. Siegm. v. Senitzsch und Rudelsdorf, bey desselben 〈...〉 Vermählung. Textbeginn: »Jnzwischen daß mein Fleiß in unsrer Lindenstadt«, 188 Z. ohne Z. 32. N1, S. 133–137; N2-N3, S. 168–172; N4, S. 133–137; Kr VI, S. 267–270. Kopp stellte 1894 zwar Defekte in der Reimfolge fest (Bibl.-krit. Studien I, S. 736), hielt das in fremdem Namen geschriebene Gedicht dennoch für Günthers Werk. Auch für Enders ist der Text echt (Zeitfolge, S. 42 und 95 Anm. 1). Nur Krämer hat Zweifel, ohne diese zu begründen.

8. Angezweifelte Texte

Ue? 37

143

Galantes Gedicht, 1719? Aria. K... an J... E... B... Als ihm dieselbe das widrige Verhängniß nicht gönnte. Textbeginn: »So soll denn nun ein bloßes Küßen«, 60 Z. D, S. 414–416; Kr VI, S. 289–291. Enders meint, Fessel habe den Text aus Flüchtigkeit nicht in G aufgenommen (Güntheriana, S. 202 Anm. 2). Krämer zweifelt indes an Günthers Autorschaft und an der zeitlichen Einordnung.

Ue? 38

Glückwunsch-Gedicht, Febr. 1721? Als zwey geliebteste Freundinnen ihr Nahmens-Fest begingen. Im Nahmen einer Andern. Textbeginn: »Galantes Lorchen-Paar! Wem euer NahmensLicht«, 44 Z. B1-B4, S. 64–65; G2-G5, S. 1111–1112, G6 Anh, S. 19–20; Kr VI, S. 303–304. Straube postuliert: »Jst nicht Günthers.« (G6 Anh, S. 19 Anm.), Enders aber hat nichts gegen die Echtheit einzuwenden und stellt das Gedicht hypothetisch in die Wilmsdorfer Zeit Februar /März 1721: Der Tag Leonore war am 21.2.1721 (Zeitfolge, S. 78 und 174f.). Krämer zweifelt und enthält sich jeder zeitlichen Einordnung.

Ue? 39

Galantes Gedicht (1721/22?) Aria. An seine erzürnte Schöne. Textbeginn: »Mein Vergnügen geht zu Grabe«, 48 Z. B1-B2, S. 205–207, B3-B4, S. 206–208; G1-G5, S. 264–265; G6, S. 324–325; Kr VI, S. 287–288. Enders zweifelt auf Grund von »Schwulst« und »Reimnöten« an Günthers Autorschaft (Zeitfolge, S. 74), Krämer stört vor allem der Name »Louise«, den Günther sonst nicht verwendet (Günther-Studien, S. 575), während Hoffmann dabei an Leonore Jachmann denkt und das Gedicht im Frühjahr 1715 ansiedelt (Zeitfolge, Bl. 7r). Auch Enders datiert es hypothetisch in die Schulzeit (Zeitfolge, S. 74). Krämer gibt keine Zeit an. Am ehesten gehört es nach Inhalt und Ton wohl in die Nähe des ,Klosterlieds’ (s. Bd. IV).

144 Ue? 40

III. Gedruckte Textüberlieferung

Geistliches Gedicht, o.J. Über die Worte: Herr stärcke uns den Glauben. Textbeginn: »Herr! stärcke meinen schwachen Glauben«, 48 Z. D, S. 211–212; Kr VI, 296–297. Erscheint im Register J des Arletius, nicht aber in G und G6. Enders und Krämer sind unsicher, ob das Gedicht aus Flüchtigkeit oder sachkundiger Absicht in G weggelassen wurde; dabei tendiert Enders zur ersten (Enders, Güntheriana, S. 202), Krämer zur zweiten Begründung (Vorwort zu Kr VI, S. XII). Enders, Hoffmann und Krämer geben keine zeitliche Einordnung.

Ue? 41

Geleitgedicht Löbin, Okt. 1721 Als Tit. Tit. Herr Johann George Löbin 〈...〉 Schlesien MDCCXXI. wiederum besuchen wolte 〈...〉. Textbeginn: »Vertrauter Hertzens-Freund, Es ist als wenn ichs wüßte«, 72 Z. Einzeldruck Leipzig (EDr 29); A1, S. 316–319; A2-A5, S. 284–287; G1-G5, S. 758–760; G6, 822–824; Kr VI, S. 271–273. Für echt halten das Gedicht Steinbach (Günthers Leben, S. 48f.), Litzmann (Textkritik, S. 130 n. 24) und Enders (Zeitfolge, S. 152), während Straube (G6, S. 822 Anm.) und Krämer (Vorwort zu Kr VI, S. XIII) an Milich als Verfasser denken.

Ue? 42

Leichengedicht Kessler, 24.1. è1.2.1722 Bey der Baare des 〈...〉 Herrn Gottfried Keßlers 〈...〉. Textbeginn: »Hilff! oder tödte mich, du allzu strenger Gott« 92 Z. Einzeldruck Hirschberg (EDr 31); D, 133–136; G2-G5, S. 1161–1164; G6, S. 870–872; Kr VI, S. 277–280. Steinbach nimmt an, Günther habe das Gedicht im Namen Theodor Speers aufgesetzt (Günthers Leben, S. 87f.), Enders hält das Gedicht zunächst für unecht (Zeitfolge, S. 84,13), in einem kurz danach erschienenen Aufsatz jedoch für echt (Bibl.-krit. Studien, S. 480). Gegen den Einwand Litzmanns (Textkritik, S. 132 n. 2), Günther sei gerade um die Zeit von Keßlers Tod mit Speer »völlig zerfallen«, begegnet Enders mit der Vermutung, bei der

8. Angezweifelte Texte

145

sehr langen Sterbephase Gottfried Keßlers hätte Speer schon vor dessen Tod das Leichencarmen in Auftrag geben können. Krämer dagegen hält nach einem Vergleich mit einem Gedicht von Speer den Freund und Absender selbst für den Verfasser (Vorwort zu Kr VI, S. X).

Ue? 43

Hochzeitsgedicht Adolph/Michael, 20.5.1722 Das vor diesem von Jungfer Eleonora Magdalena Michälin erwählte 〈...〉 verschmähte Closter-Leben. Textbeginn: »Beglückt-vergnügte Braut! Sind dieses deine Schlüsse«, 120 Z. A1, S. 354–359); A2-A5, S. 317–322; G1-G5, S. 592–596; G6 Anh, S. 12–15; Kr VI, S. 281–284. Steinbach berichtet, der vermeintliche Verfasser sei, weil er »ein wenig gar zu frei vom ClosterLeben« geredet habe, in Jauer zur Strafe gezogen worden (Günthers Leben, S. 91), während Straube anmerkt: »Soll nicht Günthers seyn.« (G6 Anh, S. 12). Enders hält das Gedicht für echt (Zeitfolge, S. 62), ebenso Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 52v), der nach Z. 17 den Bruder der Braut für den Besteller hält (ebda Bl. 53r). Krämer hält Günthers Galantes Scherzlied »Soll, kluge Schönheit! dein Vergnügen Mit Deiner Brust ins Kloster gehn«, das ebenfalls in den genannten Ausgaben erscheint, für die Vorlage dieses Hochzeitsgedichts, das er Günther abspricht (Vorwort zu Kr VI, S. XIIIf.).

Ue? 44

Klagelied, Juli 1722 An das Glück. Textbeginn: »Hat das ungetreue Glück« 48 Z. D, S. 300–302; G2-G5, S. 1164–1165; G6, S. 388–389; Kr VI, S. 294–295. Enders hält Günther für den Verfasser (Zeitfolge, S. 65 und 162), Krämer zweifelt wegen einiger sprachlicher Härten, die er in seinem Exemplar von G2 hs. anmerkt.

IV. TEXTVERBREITUNG

1. Auswahl-Ausgaben Müller, 1827 Auserlesene Gedichte von Johann Christian Günther. Hg. von Wilhelm Müller. Leipzig: Brockhaus 1827. XXVIII, 188 S. (Bibliothek deutscher Dichter des siebzehnten Jahrhunderts. 10.) – 48 Günther-Texte. Tittmann, 1874 Gedichte von Johann Christian Günther. Hg. von Julius Tittmann. Leipzig: Brockhaus 1874. LXXVIII, 264 S. (Deutsche Dichter des siebzehnten Jahrhunderts. 6.) – 143 Günther-Texte. Litzmann, 1879 Gedichte von Johann Christian Günther. Hg. von Berthold Litzmann. Leipzig: Reclam 〈1879〉. 184 S. 1 Abb. (Reclams Universal-Bibliothek. 1295/96.) – 2. Aufl. Ebda 〈1925〉. – 78 Günther-Texte. Fulda, 1883 Die Gegner der zweiten schlesischen Schule. Tl. 1: Johann Christian Günther. Berlin, Stuttgart: Spemann 〈1883〉. XXXIX, 332 S. 4 Abb. (Deutsche National-Litteratur. 38.) – Repr. Nachdr. Tübingen: Niemeyer 1974. – 161 Günther-Texte. Scholz, 1902 Strophen Christian Günther’s. Ausgewählt, eingeleitet und hg. von Wilhelm von Scholz. Leipzig: Diederichs 1902. XXVIII, 182 S. – 113 Günther-Texte.

Hoffmann/Maydorn, 1912 Christian Günther. Eine Auswahl seiner Gedichte im Rahmen seines Lebens 〈hg.〉 von Adalbert Hoffmann. Einleitung und Anmerkungen von Bernhart Maydorn. Schweidnitz: Heege 〈1912〉. XLVI, 216 S. – 129 Günther-Texte.

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IV. Textverbreitung

Höfer, 1913 Leonorenlieder von Johann Christian Günther. Hg. von Conrad Höfer. Leipzig 〈1913〉. 94 S. (Insel-Bücherei. 54.) – 22. Tsd. Ebda 〈1922〉. – 52 Günther-Texte. Hohlbaum, 1921 Johann Christian Günther: Gedichte. (Ausgew. und mit einem Nachwort vers. von Robert Hohlbaum.) Wien, Berlin, Leipzig, München: Rikola 1921. 165 S. – 71 Günther-Texte. Wendel, 1921 Johann Christian Günther: Die deutsche Laute. Auswahl und Einleitung von Hermann Wendel. Berlin: Reiß 1921. 125, 〈3〉 S. – 78 Günther-Texte.

Hoffmann, 1922 Frei ist der Bursch. Studenten- und Wanderlieder und sonstige Zeugnisse von und über Günther. Mit. Anmerkungen hg. von Adalbert Hoffmann. Schweidnitz: Heege 〈1922〉. 〈4〉, 66 S. (Christian GüntherBrevier. 1.) – 23 Günther-Texte. Riemerschmidt, 1938 Johann Christian Günther: Gedichte. (Auswahl von Ulrich Riemerschmidt.) Berlin: Henssel 1938. 〈64〉 S. – 26 Günther-Texte. Skuhra, 1938 Johann Christian Günther: Lieder und Gedichte. Eine Auswahl. (Hg. und mit einem Nachwort versehen von Rudolf Skuhra.) Berlin: Kiepenheuer 1938. 178 S. 1 Abb. – 59 Günther-Texte. Hühnerfeld, 1956 Johann Christian Günther: Entdeckung des Herzens. Einführung und Auswahl von Paul Hühnerfeld. München: Piper (1956). 62, 〈1〉 S. (Piper-Bücherei. 93.) – 27 Günther-Texte.

1. Auswahl-Ausgaben

151

Dahlke, 1957 Günthers Werke in einem Band. (Ausgewählt und eingeleitet von Hans Dahlke.) Weimar: Volksverlag 1957. XXV, 340 S. 1 Abb. (Bibliothek Deutscher Klassiker.) – 〈2. Aufl.〉 Ebda 1958. – 3. Aufl. Ebda 1962. – 4. Aufl. Berlin, Weimar: Aufbau-Verlag 1966. XXV, 345 S. 1 Abb. – 5. Aufl. Ebda 1977. XXV, 383 S. 1 Abb. – 6. Aufl. Ebda 1982. – 7. Aufl. Ebda 1987. – 150 Günther-Texte. Bauer, 1958 Johann Christian Günther. Die Harfe der Liebe. (Walter Bauer schrieb die Einleitung und besorgte die Auswahl aus dem Werk des Dichters.) München u. a.: Desch (1958). 108 S. 16 Abb. (Im Banne des Dionysos.) – 37 Günther-Texte. Marquardt/Wandrey, 1961 Johann Christian Günther: Gedichte und Studentenlieder. (Hg. von Hans Marquardt und Horst Wandrey.) (Schutzumschlag, Einband und Illustrationen von Werner Klemke.) Leipzig: Reclam 〈1961〉. 175 S. 67 Abb. – 2. Aufl. Ebda 〈1962〉. – 3. Aufl. Ebda (1969). – 4. Aufl. Ebda (1971). – 〈5. Aufl.〉 Ebda (1975). – 6. Aufl. Ebda (1979). – Lizenz-Ausg. Darmstadt: Progreß-Verlag (1963). – Lizenz-Ausg. Wiesbaden: VMA (1979). – 36 Günther-Texte. Windfuhr, 1961 Johann Christian Günther: Gedichte. Auswahl und Nachwort von Manfred Windfuhr. Stuttgart: Reclam (1961). 103 S. (RUB. 1295.) – Neuaufl. Ebda (1975). – Neuaufl. Ebda (1989). – 51 Günther-Texte. Flemmer, 1962 Johann Christian Günther: Gedichte. Auswahl und Einführung von Walter Flemmer. München: Goldmann (1962). 157, 〈6〉 S. (Goldmanns Gelbe Taschenbücher. 713.) – 74 Günther-Texte. Theodosius, 1968 Johann Christian Günther: Die von Theodosio bereute Eifersucht. 〈Repr. Nachdruck der Teilsammlung C3, S. 243–360.〉 Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1968. 〈2〉, 118 S.

152

IV. Textverbreitung

Heckmann, 1981 Johann Christian Günther: Gesammelte Gedichte. Hg. von Herbert Heckmann. München: Hanser (1981). 443 S. 7 Vignetten. (Hanserbibliothek.) – Sonderausg. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft (1981). – Gekürzte Taschenbuch-Ausg. Herrsching: Pawlak 〈ca. 1984〉. 285 S. – Enthält 139 (1981) bzw. 127 (1984) Günther-Texte. Bölhoff, 1998 Johann Christian Günther: Werke. Hg. von Reiner Bölhoff. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag (1998). 1596 S. 16 Taf. (Bibliothek deutscher Klassiker. 153. - Bibliothek der Frühen Neuzeit. 2.10.) – 241 Günther-Texte.

2. Anthologien und Liedersammlungen Lackmann, 1730 Geistreiche Gedichte, zur Erweckung heiliger Regungen 〈...〉 ausgefertiget von Adam Henrich Lackmann. Hamburg: Felginer 1730. 〈70〉, 631, 〈9〉 S. – Enthält 12 Günther-Texte. Franckenauische Lieder-Sammlung, ca. 1730/33 Sammlung Geistlicher Lieder von Gerhard Ernst von Franckenau. 304 gedruckte Bde, 581 Handschriften-Mappen, 19 Reg.-Bde. – Mappe Nr. 336 enthält 19 hs. Günther-Texte, denen 7 Melodien zugeordnet sind.

Gottschald, 1737 Theologia in Hymnis, Oder: Universal-Gesang-Buch, 〈...〉 ausgefertiget von M. Johann Jacob Gottschald. Leipzig: Martini 1737. 〈37〉, 1104, 72 S. – Enthält 2 Günther-Texte. Berliner Anhang zu Sperontes I, ca.1740/42 Handschriftliche Liedersammlung auf beigehefteten Blättern des Berliner Exemplars von: Sperontes Singende Muse an der Pleisse. Tl. I. Leipzig 1936. – Enthält 2 hs. Günther-Texte mit Melodien von Gräfe.

2. Anthologien und Liedersammlungen

153

Holleben, ca. 1740/92 Holleben, Sophie Margaretha von: Sammlung verschiedener Melodischer Lieder, die von den Händen hoher Gönner und Gönnerinnen, auch Freunde und Freundinnen in dieses Buch eingetragen worden 〈. . .〉. 〈Schwarzburg-Rudolstadt〉 ca. 1740–1792. 435 S. – Enthält 1 hs. Günther-Text.

Reyher, ca. 1743/48 Reyher, Friedrich: Horae Kilonienses canonicae, oder Der andächtige Kielische Student, Denen beygefüget allerhand lustige Gesundheiten. Kiel 1743. 243 S., Reg. – Enthält 4 hs. Günther-Texte. Krause, 1745 Halleluja der Kinder Gottes auf Erden, Das ist: Gesangbuch der Stadt Dahma in dem Fürstenthum Sachsen-Querfurt. Hg. von Johann Gottfried Krause. Dahme 1745. – 2., veränd. Aufl. u.d.T.: Wiederholtes Halleluja der Kinder Gottes auf Erden; Das ist: Neu aufgelegtes und verbessertes Gesang-Buch der Stadt Dahma 〈...〉, hg. von D. Theophilus Horwein 〈. . .〉. Wittenberg: Ahlfeld; Dahme: Richter und Hilscher 1764. 〈38〉, 1294, 〈12〉; 164, 〈8〉 S. – Enthält 3 Günther-Texte. Liebes-Rosen, 1747 Gantz neu entsprossene Liebes Rosen, Worinnen Viele neue Liebes Arien und angenehme Weltliche Lieder zu finden 〈...〉. 1747. 〈64〉 S. – Enthält 3 Günther-Texte.

Crailsheimsche Liederhandschrift, ca. 1747/49 Crailsheim, Albert Ernst Friedrich von: Handschriftliche Liedersammlung für Christiane Wilhelmina Carolina Louisa von Crailsheim. Ca. 1747/49. 589, 〈14〉 S. – Enthält 9 hs. Günther-Texte. Schenck, 1750 Unschuldiger Zeitvertreib vor Johann Sophia Schenckin. Quedlinburg 1750. 65 Bll., 1 Abb. – Druck in: L〈eif〉 L〈udwig〉 Albertsen, Der Schenckin Unschuldiger Zeitvertreib. Eine Handschrift aus dem 18. Jahrhundert und ein Nachwort über die Triviallyrik. Aarhus: Aka-

154

IV. Textverbreitung

demisk Boghandel 1971. S. 9–87. Mit 4 Abb. – Enthält 1 hs. GüntherText.

Venus, ca. 1750 Die Liebend- und Lehrende Venus, oder Sammlung auserlesener, galanter, Moralischer und verliebter Arien und Lieder, aus den vornehmsten Operen und Theatralischen Poesien dieser Zeit. Berlin und Leipzig 〈ca. 1750〉. 30 S. – Enthält 3 Günther-Texte. Albrecht, 1754 Arien Buch vor Madam Christiane Sophie Albrechtin in Leipzig 1754. – Enthält 1 hs. Günther-Text, vgl. Bö I 333*. Freytag, 1759 Freytag, Johann Andreas: Arien Buch. Wernigerode 1759. – Enthält 1 hs. Günther-Text, vgl. Bö I 334*.

Rastatter Liederhandschrift, 1769 Weltliche Lieder, nach Belieben in dem Register aufzusuchen, 1769. 187 Bll. Enthält 14 hs. Günther-Texte. Ramler, 1778 Lyrische Blumenlese. VI.-IX. Buch. 〈Hg. von Karl Wilhelm Ramler.〉 Leipzig: Weidmann und Reich 1778. XXXII, 404, 〈12〉 S. – Neuausg. Carlsruhe: Schmieder 1780. XXXII, 388, 〈12〉 S. (Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter. 103.) – Enthält 1 Günther-Text. Kindleben, 1781 Studentenlieder 〈...〉, gesammlet und verbessert von C〈hristian〉 W〈ilhelm〉 K〈indleben〉. 1781. VIII, 120 S. – Neudruck in: Studentensprache und Studentenlied in Halle vor hundert Jahren. 〈Mit einem Vorwort von Konrad Burdach.〉 Halle: Niemeyer 1894. – Enthält 1 Günther-Text.

2. Anthologien und Liedersammlungen

155

Matthisson, 1804 Lyrische Anthologie. Hg. von Friedrich Matthisson. Tl. 1. Zürich 1804. 249, 〈6〉 S. – Enthält 3 Günther-Texte. Arnim/Brentano, 1808 Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, gesammelt von L. A. v. Arnim und Clemens Brentano. Bd. II. Heidelberg: Mohr & Zimmer 1808. 449 S. – Neuausg. Berlin 1846. X, 485 S. – Neuausg. ebda 1857. X, 485, VI S. – Repr. Nachdr. der Erstausgabe Tübingen: Mohr 1926. – Lizenzausg. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1963. 316 S. (dtv. KW 2.) – Enthält 1 Günther-Text. Haug/Weisser, 1809 Epigrammatische Anthologie. Hg. von Johann Christian Friedrich Haug und Friedrich Christoph Weisser. Tl. VIII: Nachtraege. Zürich: Orell, Füßli & Co. 1809. 304, 〈3〉 S. – Enthält 5 Günther-Texte. Vetterlein, 1809/10 Deutsche Anthologie, oder Auswahl deutscher Gedichte von Opitz bis auf unsre Zeit. 〈. . .〉 Hg. von C. F. R. Vetterlein. 2 Bde. Halle: Hemmerle & Schwetschke 1809–1810. XX, 524; XX 〈12〉, 688 S. – Enthält 3 Günther-Texte.

Rassmann, 1817 Sonette der Deutschen. Hg. von Friedrich Rassmann. Tl. I. Braunschweig: Schulbuchhandlung 1817. XXIV, 310 S. – Enthält 2 GüntherTexte.

Erlach, 1834 Die Volkslieder der Deutschen. Eine vollständige Sammlung der vorzüglichsten deutschen Volks-Lieder von der Mitte des fünfzehnten bis in die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Hg. 〈...〉 durch Friedrich Karl von Erlach. Bd. II. Mannheim: Hoff 1834. 631 S. – Enthält 1 Günther-Text.

156

IV. Textverbreitung

Ph. Wackernagel, 1836 Auswahl deutscher Gedichte für höhere Schulen, 〈hg.〉 von K. E. P. Wackernagel. 2., verm. Aufl. Berlin: Duncker Humblot 1836. XXII, 〈2〉, 520 S. – Enthält 5 Günther-Texte. W. Wackernagel, 1836 Deutsches Lesebuch, 〈hg.〉 von Wilhelm Wackernagel. Tl. II: Proben der deutschen Poesie seit dem Jahre MD. Basel: Schweighauser 1836. XXI, 1614 S. – Enthält 5 Günther-Texte. Wolff, 1838 Encyclopädie der deutschen Nationalliteratur oder biographisch-kritisches Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten seit den frühesten Zeiten; nebst Proben aus ihren Werken. Bearb. und hg. von O. L. B. Wolff. Bd. III: G-Hegner. Leipzig: Wigand 1838. 470 S. – Enthält 5 Günther-Gedichte.

Wolff, 1938 Poetischer Hausschatz des deutschen Volkes. Vollständige Sammlung deutscher Gedichte nach den Gattungen geordnet 〈...〉. 〈Hg.〉 Von O. L. B. Wolff. Leipzig: Wigand 1838. IV, 1163, 15 S. – Enthält 9 Günther-Texte.

Erk/Irmer, 1838/44 Die deutschen Volkslieder nach ihren Singweisen, gesammelt und hg. von Ludwig Erk und Wilhelm Irmer. 6 Hefte. Berlin: Plahn 1838–1841. 72, 72, 72, 72, 72, 72 S. – Fortsetzung u.d.T.: Neue Sammlung deutscher Volkslieder mit ihren eigenthümlichen Melodien. Hg. von Ludwig Erk. 6 Hefte. Berlin: Bechtold & Hartje (H. 4–6: Berlin: Logier) 1841–1844. 70, 72, 72; 〈4〉, 116; 〈4〉, 68 S. – Enthält 2 Günther-Texte.

Gödeke, 1849 Elf Bücher Deutscher Dichtung. Von Sebastian Brant (1500) bis auf die Gegenwart. Aus den Quellen 〈. . .〉 hg. von Karl Gödeke. Abt. I. Leipzig: Hahn 1849.〈4〉, 792 S. – Enthält 16 Günther-Texte.

2. Anthologien und Liedersammlungen

157

Meyer’s Groschen-Bibliothek, ca. 1853 Johann Christian Günther und Christian Friedrich Sintenis. Mit Biographien. Hildburghausen: Bibliographisches Institut; New York: Meyer 〈ca. 1853〉. 94, 〈2〉 S. (Meyer’s Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände. 345.) – Enthält 10 Günther-Texte. Commersbuch, 1858 Allgemeines Deutsches Commersbuch. Mit größtentheils mehrstimmig gesetzten Melodien. Lahr: Schauenburg; Leipzig: Schulze 1858. 〈7〉, 444 S. – 51. Aufl. 1893. – 75. Aufl. 1906. – 100. Aufl. 1914. – 150. Aufl. 1928. – 158. Aufl. 1974. – Repr. Nachdr. der Erstaufl. (Hg. von Werner Heilmann.) München: Heyne (1975). 359 S. (Heyne Ex Libris. 3.) – Enthält 1 Günther-Text. Storm, 1859 Deutsche Liebeslieder seit Johann Christian Günther. Eine Codification von Theodor Storm. Berlin: Schindler 1859. XXIV, 212 S. – Repr. Nachdr. Bern: Lang 1974. – Enthält 1 Günther-Text. Keil/Keil, 1861 Deutsche Studenten-Lieder des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Nach alten Handschriften gesammelt 〈. . .〉 von Robert Keil und Richard Keil. Lahr: Schauenburg 〈1861〉. 234 S. – Enthält 2 GüntherTexte.

Bibliothek der Dt. Klassiker, 1863 Das XVII. und die erste Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. 〈...〉 Hildburghausen: Bibliographisches Institut 1863. XXIV, 856 S. (Bibliothek der Deutschen Klassiker. 3.) – Enthält 35 Günther-Texte. Ditfurth, 1875 Einhundertzehn Volks- und Gesellschaftslieder des 16., 17. und 18. Jahrhunderts mit und ohne Singweisen. Nach fliegenden Blättern, handschriftlichen Quellen und dem Volksmunde gesammelt und hg. von Franz Wilhelm von Ditfurth. Stuttgart: Göschen 1875. XIV, 383 S. – Enthält 2 Günther-Texte.

158

IV. Textverbreitung

Bötticher, 1893 Die Literatur des achtzehnten Jahrhunderts vor Klopstock. Ausgewählt und erläutert von Gotthold Bötticher. Halle: Waisenhaus 1893. VIII, 136 S. (Denkmäler der Älteren deutschen Literatur für den literaturgeschichtlichen Unterricht an höheren Lehranstalten. IV.2.) – 3. Aufl. 1908. – 4. Aufl. 1912. – Enthält 4 Günther-Texte. Kopp, 1893 Die Friedenspfeife. In rhythmischen Ringelwölkchen allen sinnigen Tabaksfreunden vorgeraucht durch Stieglitz 〈d. i. Arthur Kopp〉 in Steglitz. Steglitz: Selbstverlag 1893. 〈3〉, 58 S. – Enthält 1 Günther-Text. Erk/Böhme, 1893/94 Deutscher Liederhort. Auswahl der vorzüglichsten Deutschen Volkslieder, nach Wort und Weise aus der Vorzeit und Gegenwart gesammelt und erläutert von Ludwig Erk, 〈...〉 neubearb. und fortgesetzt von Franz M. Böhme. Bde II–III. Leipzig: Breitkopf Härtel 1893-1894. – 2. Aufl. ebda 1925. IV, 800; IV, 919 S. – Enthält 3 Günther-Texte. Wustmann, 1895 Als der Großvater die Großmutter nahm. Ein Liederbuch für altmodische Leute. 3., verm. und verb. Aufl. Leipzig: Grunow 1895. XVI, 656 S. – 5., veränd. Aufl. Leipzig: Insel 1922. 621 S. – Enthält 2 Günther-Texte.

Holz, 1903 Aus Großmutters Garten. Ein Frühlingsstrauß aus dem Rokoko. (Hg. von Arno Holz.) Dresden: Reißner 〈1903〉. 238 S. Mit Abb. – Veränd. Neuaufl. u.d.T.: Von Guenther zu Goethe. Berlin-Zehlendorf: Rembrandt 〈1926〉. 181 S. Mit Abb. – Enthält 2 Günther-Texte. Ostwald, 1903/04 Lieder aus dem Rinnstein. Gesammelt von Hans Ostwald. Bd. I–II. Leipzig u. a.: Henckell 1903–1904. XV, 175; IX, 158 S. – Enthält 1+1 Günther-Texte.

2. Anthologien und Liedersammlungen

159

Landsberg, 1905 Das Venusgärtlein. Ein Liederbuch aus der galanten Zeit. Hg. von Hans Landsberg. Berlin: Pan 〈1905〉. 168, IV S. (Pan-Bibliothek. 1.) – Enthält 6 Günther-Gedichte.

Brandenburg, 1906 Vorgoethesche Lyriker. Ausgewählt von Hans Brandenburg. München: Beck 1906. 133 S. (Statuen Deutscher Kultur. 5.) – Enthält 10 GüntherTexte.

Vesper, 1906/10 Die Ernte aus acht Jahrhunderten deutscher Lyrik, gesammelt von Will Vesper, geschmückt von Käte Waentig. Düsseldorf, Leipzig: Langewiesche-Brandt 1906. 480 S. (Die Bücher der Rose. 1.) – Das zweite Buch der Ernte aus acht Jahrhunderten deutscher Lyrik 〈...〉. Ebenhausen bei München: Langewiesche-Brandt (1910). 445 S. (Die Bücher der Rose. 12.) – Enthält 5+10 Günther-Texte. Blei, 1907 Das Lustwäldchen. Galante Lyrik aus der deutschen Barockzeit. Gesammelt und hg. von Franz Blei. München: Weber 1907. 127 S. – 4./6. Aufl. ebda 1908. 127 S. – 9./10. Aufl. Berlin: Borngräber 〈1912〉. 127 S. – Taschenbuchausgabe, besorgt von Otto C. H. Schrader. München: Heyne (1978). 160 S. Mit Abb. (Heyne Lyrik. 4.) – Enthält 6 GüntherTexte.

Fischer, 1907 Deutsche Hochzeitsgedichte. Hg. von Hans W. Fischer. Leipzig: Rothbarth (1907). 〈4〉, 259 S. (Kulturhistorische Liebhaberbibliothek. 35.) – Enthält 3 Günther-Gedichte.

Legband, 1908 Deutsche Literaturdenkmäler des 17. und 18. Jahrhunderts bis Klopstock. Bd. I: Lyrik. Ausgewählt und erläutert von Paul Legband. Leipzig: Göschen 1908. 171 S. (Sammlung Göschen. 364.) – Enthält 4 Günther-Texte.

160

IV. Textverbreitung

Wille, 1910 Unsere großen Dichter und Schätze aus ihren Werken. Ein Hausbuch für das deutsche Volk. 〈Hg. von〉 Bruno Wille›. Bd. I: Die klassische Blüte. Berlin: Märkische Verlagsanstalt 〈1910〉. 〈4〉, 156 S. 5 Abb. – Enthält 10 Günther-Texte.

Fiedler, 1911 The Oxford Book of German Verse. From the 12th to the 20th Century. Ed. by H. G. Fiedler. Oxford (1911). – 2. Ausg. Ebda 1927. – 3. Ausg. Ed. by E. L. Stahl. Ebda 1967. – Enthält 2 Günther-Texte. Hünich, 1911 Anakreontische Oden und Lieder. (Aus der deutschen Lyrik des 18. Jahrhunderts ausgewählt von Fritz Adolf Hünich.) Leipzig: Rowohlt 1911. 144 S. (Drugulin-Drucke. 10.) – Enthält 1 Günther-Text. Hesse, 1914 Lieder deutscher Dichter. Eine Auswahl der klassischen deutschen Lyrik von Paul Gerhardt bis Friedrich Hebbel von Hermann Hesse. München: Langen 〈1914〉. 248 S. – Neuausg. Frankfurt a. M.: Insel (1985). 310 S. (Insel-Taschenbuch. 828.) – Enthält 5 Günther-Texte. Vesper, 1914 Der deutsche Psalter. Ein Jahrtausend geistlicher Dichtung, gesammelt von Will Vesper. Ebenhausen: Langewiesche-Brandt (1914). 436 S. (Die Bücher der Rose. 20.) – Enthält 4 Günther-Texte. Wiener, 1914 Arien und Bänkel aus Altwien. Gesammelt und eingeleitet von Oskar Wiener. Leipzig: Insel 1914. 404 S. – Enthält 1 Günther-Text. Vesper, 1915 Der deutschen Seele Trost. Weltliche und Geistliche Gedichte. Gesammelt von Will Vesper. München: Beck 1915. 〈7〉, 194 S. – Enthält 3 Günther-Texte.

2. Anthologien und Liedersammlungen

161

Fiedler, 1916 Buch deutscher Dichtung von Luther bis Liliencron. Hg. mit Einleitung, Abriss der deutschen Verslehre und Anmerkungen von H. G. Fiedler. Oxford: Universitätsverlag (1916). LXIV, 394 S. – Weitere Aufl. 1921, 1924, 1926, 1928, 1933, 1937, 1941, 1946, 1949, 1951, 1962. – Enthält 1 Günther-Text. Klabund, 1920 Das trunkene Lied. Die schönsten Sauf- und Trinklieder der Weltliteratur. Ausgewählt von Klabund. Zeichnungen von Szafranski. Berlin: Reiß 1920. 167 S. Mit Abb. – Enthält 2 Günther-Texte. Schönfelder, 1920 Lesebuch zur Einführung in die ältere deutsche Dichtung. Hg. von E. Schönfelder u. a. Tl. I: Texte. Tl. II. Anmerkungen. Frankfurt a. M.: Diesterweg 1920. XIV, 364; VIII, 199 S. Mit Abb. – 7. Aufl. Ebda 1927. – Enthält 6 Günther-Texte. Mayer, 1921 Der Tulpengarten. Gedichte aus dem deutschen Barock. 〈Hg. von Alfred Mayer.〉 Wiesbaden: Büchstube am Museum 1921. 104 S. – Enthält 2 Günther-Texte. Müller-Rüdersdorf, 1922 Der Schlesierbaum. Eine Dichterlese vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart von Wilhelm Müller-Rüdersdorf. Bd. I: Das Buch der schlesischen Versdichtung. Görlitz: Görlitzer Nachrichten und Anzeiger 1922. 〈8〉, 176 S. (Schlesische Heimatbücherei.) – Enthält 6 GüntherTexte.

Unus, 1922 Die Deutsche Lyrik des Barock. Ausgewählt und eingeleitet von Walther Unus. Berlin: Reiß 1922. 276 S. – Enthält 3 Günther-Texte.

162

IV. Textverbreitung

Wiener, 1922 Pallas und Cupido. Deutsche Lyrik der Barockzeit. Ausgewählt und hg. von Richard Wiener. Wien: Konegen 1922. 89, 〈4〉 S. Mit Abb. – Enthält 5 Günther-Texte.

Aeppli, 1924 Deutsche Lyrik vom siebzehnten Jharhundert bis zur Gegenwart. Hg. von Ernst Aeppli. Frauenfeld, Leipzig: Huber 1924. 〈4〉, 324 S. – Enthält 5 Günther-Texte.

Flaischlen, 1925 Das Buch unserer Deutschen Dichtung. 〈Hg. von〉 Caesar Flaischlen. Bd. I. Die Frühzeit. Königstein i. T., Leipzig: Andermann 1925. 〈8〉, 851 S. 40 Abb. – Enthält 52 Günther-Texte. Goetz/Lebede, 1925 Zum Lesen und Lernen. Ein deutsches Buch für Schule und Haus. Hg. von Wolfgang Goetz und Hans Lebede. Bd. VI: Gedichte. Leipzig: Freytag 1925. XVI, 532 S. – Enthält 3 Günther-Texte. Hoffmann, 1925 Der Kynast in Wort und Bild. Erinnerungen aus zwei Jahrhunderten deutschen Schrifttums. Mit Anmerkungen 〈...〉 von Adalbert Hoffmann. Warmbrunn: Leipelt 〈1925〉. 64 S. 12 Abb. – Enthält 1 GüntherText.

Hoffmann, 1925 Die Schneekoppe in Wort und Bild. Erinnerungen aus drei Jahrhunderten deutschen Schrifttums. Mit Proben aus alten Koppenbüchern und Anmerkungen 〈...〉 von Adalbert Hoffmann. Warmbrunn: Leipelt 〈1925〉. 64 S. 12 Abb. – Enthält 1 Günther-Text. Borchardt, 1926 Ewiger Vorrat deutscher Poesie. Besorgt von Rudolf Borchardt. München: Bremer Presse (1926). 508, 〈2〉 S. – Neuausg. München: Goldmann 〈ca. 1961〉. 376 S. (Goldmanns Gelbe Taschenbücher. 916/917.)

2. Anthologien und Liedersammlungen

163

– Repr. Nachdr. der Erstausgabe. Stuttgart: Klett-Cotta (1977). – Enthält 2 Günther-Texte.

Fischer, 1926 Die Vergessenen. Hundert deutsche Gedichte des XVII. und XVIII. Jahrhunderts. Ausgewählt von Heinrich Fischer. Berlin: Cassirer 1926. 221 S. – Enthält 10 Günther-Texte. Sommerfeld, 1929 Deutsche Barocklyrik, nach Motiven ausgewählt und geordnet von Martin Sommerfeld. Berlin: Junker & Dünnhaupt 1929. 〈3〉, 197 S. (Literarhistorische Bibliothek. 1.) – Enthält 7 Günther-Texte. Oehlke, 1933 Von Luther bis Klopstock. Deutsche Dichter aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. Hg. von W〈aldemar〉 Oehlke. Bielefeld u. a.: Velhagen & Klasing 1933. VI, 193 S. (Deutsche Ausgaben. 177.) – Enthält 2 Günther-Texte.

Echtermeyer/Wittsack, 1936 Echtermeyer, Theodor: Auswahl deutscher Gedichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, neugestaltet von Richard Wittsack. 48. Aufl. Halle, Berlin: Waisenhaus 1936. XXIV, 823 S. 32 Abb. – 49. Aufl. ebda 1938. – Enthält 8 Günther-Texte. Cysarz, 1937 Schwund- und Kirchenbarock. Hg. von Herbert Cysarz. Leipzig: Reclam 1937. 265 S. (Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen. Reihe XIII b: Barocklyrik. Bd. 3.) – Repr. Nachdr. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgemeinschaft 1964. – Enthält 12 Günther-Texte. Meier/Seemann, 1937 Lesebuch des deutschen Volksliedes. Tl. II. Hg. von John Meier und Erich Seemann. Berlin: Juncker & Dünnhaupt 1937. 〈3〉, 189 S. – Enthält 1 Günther-Text.

164

IV. Textverbreitung

Kauffmann, 1939 Wem Zeit ist wie Ewigkeit. Bleibende Lyrik aus dem Barock. Hg. von Elfriede Kauffmann. Stuttgart, Tübingen: Wunderlich (1939). 62 S. – 4./6. Tsd. Ebda 1948. 85 S. – Enthält 1 Günther-Text. Hering, 1940 Der deutsche Jüngling. Selbstzeugnisse aus drei Jahrhunderten. (Hg. von Gerhard F. Hering.) Hamburg: Goverts 1940. 404 S. – Neuausg. u.d.T.: Genius der Jugend. Der deutsche Jüngling aus drei Jahrhunderten. Stuttgart, Hamburg: Scherz & Goverts (1951). 511 S. – Enthält 2 Günther-Texte.

Scholz, 1941 Scholz, Wilhelm von 〈Hg.〉: Das deutsche Gedicht. Ein Jahrtausend deutscher Lyrik. Berlin: Knaur (1941). 640 S. – Enthält 9 Günther-Texte. von der Leyen, 1942 Das Buch deutscher Dichtung. Bd. 3: Von Luther bis Leibniz. Hg. von Friedrich von der Leyen. Leipzig: Insel 1942. 16*, 517 S. – Enthält 13 Günther-Texte.

Roos, 1942 Lyrische Anthologie. Hg. von Carl Roos. Kopenhagen: Gyldendal 1942. 240 S. (Deutsche Texte. 2.) – Enthält 8 Günther-Texte. Schmidkunz, 1942 Barockes Feuerwerk oder Poetischer Lust- und Wundergarten. (Auswahl, Bearbeitung und Anordnung: Walter Schmidkuntz.) München: Münchner Buchverlag 〈1942〉. 32 S. Mit Abb. (Münchner Lesebogen. 75.) – Enthält 4 Günther-Texte. Ginsberg, 1944 Komm, güldner Friede. Ausgewählte Lyrik des siebzehnten Jahrhunderts. Hg. von Ernst Ginsberg. Zürich: Artemis (1944). 200 S. 14 Abb. – Neuausg. mit dem Untertitel: Lyrik des Barock. München: Deutscher Taschenbuch Verlag (1964). 136 S. (dtv. 250.) – Enthält 2 Günther-Texte.

2. Anthologien und Liedersammlungen

165

Staiger/Hürlimann, 1944 Deutsche Gedichte aus vier Jahrhunderten. Ausgewählt von Emil Staiger und Martin Hürlimann. Zürich: Atlantis (1944). 520 S. – Enthält 1 Günther-Text.

Wehrli, 1945 Deutsche Barocklyrik. Auswahl und Nachwort von Max Wehrli. Basel: Schwabe (1945). 236 S. (Sammlung Klosterberg. NF.) – 2. Aufl. (1956). 236 S. – 3. erw. Aufl. (1962). 245 S. – 4., erw. Aufl. (1967). 255 S. – Enthält 5 Günther-Texte. Christoffel, 1947 Hättest du der Einfalt nicht... Weihnachtsstimmen deutscher Dichtung durch elf Jahrhunderte. Ausgewählt von Karl Christoffel. Heidelberg: Schneider (1947). 72 S. 1 Abb. – Enthält 1 Günther-Text. Britting, 1948 Lyrik des Abendlandes. Gemeinsam mit Hans Hennecke, Curt Hohoff und Karl Vossler ausgewählt von Georg Britting. (Mit Anmmerkungen und einem Nachwort von Curt Hohoff.) München: Hanser 1948. 686 S. – 3., überarb. Aufl. ebda (1953). 747 S. – 43.–45. Tsd. Ebda 〈ca. 1963〉. 765 S. – Enthält 3 Günther-Texte. Braun, 1949 Der tausendjährige Rosenstrauch. Deutsche Gedichte aus tausend Jahren. (Ausgewählt und eingeleitet von Felix Braun.) Wien: Zsolnay 1949. 680 S. – 6.-10. Tsd. Ebda 1950. 680 S. – Neuausg. Ebda 1973. 774 S. – Tb.-Ausg. München: Heyne (1977). 774 S. (Heyne Ex Libris. 32.) – Enthält 7 Günther-Texte. Turley, 1949 Wir Schlesier. Hg. von Karl Turley. Eingeleitet von Horst Lange. Salzburg: Akademischer Gemeinschaftsverlag (1949). 373, XXXII S. Mit Abb. (Heimat im Herzen.) – Enthält 4 Günther-Texte.

166

IV. Textverbreitung

Bender, 1950 Deutsche Dichtung der Neuzeit. Für die Oberstufe Höherer Schulen ausgewählt von Ernst Bender. Karlsruhe: Braun (1950). 486 S. – Erw. Ausg. Ebda (1955). 499 S. – Erw. Ausg. Ebda (1968), 596 S. – Enthält 3 (1950, 1955) bzw. 8 (1968) Günther-Texte.

Baumann/Strauss, 1952 Der Lebenskreis. Ein Lese- und Vortragsbuch für Fest und Feier. (Hg. von Wilhelm Baumann und Wolfgang Strauß.) Gütersloh: Bertelsmann (1952). 399 S. – Enthält 3 Günther-Texte. Heiseler, 1952 Lebendiges Gedicht. Hg. von Bernt von Heiseler. Gütersloh: Bertelsmann (1952). 505 S. – Enthält 3 Günther-Texte. Cysarz, 1954 Deutsche Barocklyrik. Hg. und eingeleitet von Herbert Cysarz. Stuttgart: Reclam 〈1954〉. 131 S. (RUB. 7804/05.) – 2., erw. Aufl. ebda 1960. 155 S. – Enthält 5 Günther-Texte. Echtermeyer/v. Wiese, 1954 Echtermeyer, Theodor: Deutsche Gedichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Neugestaltet von Benno von Wiese. Düsseldorf: Bagel (1954). – 441.-470. Tsd. Ebda 1957. 773 S. – 556.-585. Tsd. Ebda 1962. 769 S. – Enthält 4 Günther-Texte. Hederer, 1954 Deutsche Dichtung des Barock. Hg. von Edgar Hederer. München: Hanser 〈1954〉. 518 S. – 2., veränd. Aufl. ebda 1957. 591 S. – 5. Aufl. ebda 1968. 591 S. – Enthält 22 Günther-Texte. Milch, 1954 Deutsche Gedichte des 16. und 17. Jahrhunderts. (Renaissance und Barock.) Hg. von Werner Milch. Heidelberg: Schneider 1954. 359 S. – Enthält 9 Günther-Texte.

2. Anthologien und Liedersammlungen

167

Bauer, 1955 Lyrik des deutschen Barock. (Hg. von Heinz Bauer.) Bielefeld u. a.: Velhagen & Klasing 〈1955〉. 124 S. (Deutsche Ausgaben. 46.) – Enthält 2 Günther-Texte.

Hederer, 1957 Das deutsche Gedicht vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Auswahl und Einleitung von Edgar Hederer. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag (1957). 329 S. (Fischer Taschenbuch. 155.) – 236.-242. Tsd. Ebda 1975. – Enthält 5 Günther-Texte. Gottschalk, 1958 Und die Welt hebt an zu singen. Anthologie schlesischer Lyrik. Hg. und eingeleitet von Hanns Gottschalk. Buxheim a. d. Iller: Martin (1958). 200 S. Mit Abb. – Enthält 6 Günther-Texte. Kemp, 1958 Deutsche Geistliche Dichtung aus tausend Jahren. Hg. von Friedhelm Kemp. München: Kösel (1958). 543 S. – Sonderausg. Ebda (1962). (Die Bücher der Neunzehn. 94.) – Enthält 4 Günther-Texte. Deicke/Berger, 1959 Deutsches Gedichtbuch. Zusammengestellt von Günther Deicke und Uwe Berger. Berlin: Aufbau-Verlag 1959. 781 S. – Enthält 5 GüntherTexte.

Piontek, 1959 Aus meines Herzens Grunde. Evangelische Lyrik aus vier Jahrhunderten. Hg. von Heinz Piontek. Stuttgart: Steinkopf (1959). 95 S. (Steinkopf Hausbücherei.) – Enthält 2 Günther-Texte. Eichborn, 1960 Schlesiens Vermächtnis. Ein Lesbuch aus 700 Jahren. Hg. von Wolfgang von Eichborn. Köln, Berlin: Kiepenheuer Witsch (1960). 503 S. – Enthält 9 Günther-Texte.

168

IV. Textverbreitung

Weber, 1960 Deutsche Barockgedichte. Ausgewählt und interpretiert von Albrecht Weber. Frankfurt a. M. u. a.: Diesterweg 〈1960〉. VII, 148 S. – Enthält 6 Günther-Texte.

Schulz, 1961 Gottes ewige Kinder. Vagantenlyrik aus zwölf Jahrhunderten. Hg. von Gerd Schulz. Stuttgart: Cotta (1961). 204 S. Mit Abb. – Enthält 8 Günther-Texte.

Schöne, 1963 Das Zeitalter des Barock. Texte und Zeugnisse. Hg. von Albrecht Schöne. München: Beck 1963. XXIX, 1113 S. (Die deutsche Literatur. 3.) – 2., erw. Aufl. ebda 1968. XXXII, 1251 S. – Enthält 7 Günther-Texte. Czechowski, 1964 Sieben Rosen hat der Strauch. Deutsche Liebesgedichte und Volkslieder von Walther von der Vogelweide bis zur Gegenwart. Zusammengestellt und hg. von Heinz Czechowski. Halle a. d. Saale: Mitteldeutscher Verlag 1964. 447 S. Mit Abb. – 2. Aufl. Berlin: Buchclub 65 (1967). 475 S. – 3. Aufl. Halle a. d. Saale: Mitteldeutscher Verlag 1970. – Enthält 4 Günther-Texte.

Dietze, 1964 Deutsche Epigramme aus vier Jahrhunderten. (Hg. von Walter Dietze. Mit Illustrationen von Nuria Quevedo und einem Nachwort von Manfred Bieler.) Leipzig: Reclam 1964. 583 S. Mit Abb. – 2., erw. Aufl. (Hg. von Anita und Walter Dietze.) Ebda (1973). 438 S. Mit Abb. – Enthält 7 Günther-Texte.

Urbanek, 1964 Lyrische Signaturen. Zeichen und Zeiten im deutschen Gedicht. Anthologie und Poetik des Gedichts von Walter Urbanek. Bamberg: Buchner (1964). 510 S. Mit Abb. (Texte. 14.) – 2., erw. Aufl. ebda (1965). 548 S. Mit Abb. – 7., bearb. Aufl. ebda (1976). 598 S. Mit Abb. – Enthält 6 Günther-Texte.

2. Anthologien und Liedersammlungen

169

Grützmacher, 1965 Liebeslyrik des deutschen Barock. (Mit einem Nachwort hg. von Curt Grützmacher.) München: Winkler (1965). 244 S. (Die Fundgrube. 9.) – Enthält 21 Günther-Texte.

v. Wiese, 1965 Das Erbe deutscher Dichtung. Von Martin Luther bis Thomas Mann. Ausgewählt und eingeleitet von Benno von Wiese. Bd. I. Stuttgart u. a.: Das Beste (1965). 335 S. 5 Abb. – Enthält 3 Günther-Texte. Wilken, 1967 Liebe ist besser als Krieg. Erotische Lyrik und lose Lieder. Freimütig präsentiert von Rolf Wilken und frech verziert von Siegfried Oelke. Hamburg: Wegner (1967). 300 S. Mit Abb. – Enthält 2 Günther-Texte. Stenzel, 1969 Epochen der deutschen Lyrik. Hg. von Walther Killy. Bd. V: Gedichte 1700–1770. Nach den Erstdrucken in zeitlicher Folge hg. von Jürgen Stenzel. München: Deutscher Taschenbuch Verlag (1969). 368 S. (dtv. WR. 4019.) – Enthält 11 Günther-Gedichte. Wiedemann, 1969 Der Galante Stil, 1680–1730. Hg. von Conrad Wiedemann. Tübingen: Niemeyer 1969. 〈8〉, 162 S. (Deutsche Texte. 11.) – Enthält 16 GüntherTexte.

Anderegg, 1970 Deutsches Lesebuch. Hg. von Walther Killy. Bd. I è1: Das Zeitalter des Barock. Hg. von Johannes Anderegg. Frankfurt a. M., Hamburg: Fischer Bücherei (1970). 311 S. (Fischer Bücherei. 990.) – Enthält 3 Günther-Texte.

Arnold, 1970 Dein Leib ist mein Gedicht. Deutsche erotische Lyrik aus fünf Jahrhunderten. Hg. von Heinz Ludwig Arnold. Bern u. a.: Rütten & Loening (1970). 319 S. – Gekürzte Tb.-Ausgabe Frankfurt a. M. u. a.: Ullstein (1973). 220 S. (Ullstein Buch. 2934.) – Enthält 3 Günther-Texte.

170

IV. Textverbreitung

Bondy/Goldschmit, 1970 Das Gedichtbuch. Eine Sammlung deutscher Lyrik. Hg. von Barbara Bondy und Rudolf Goldschmit. Frankfurt a. M.: Fischer (1970). 496 S. – Enthält 4 Günther-Texte. Jentzsch, 1971 Lauter Lust, wohin das Auge gafft. Deutsche Poeten in der Manier Anakreons. Hg. von Bernd Jentzsch. Leipzig: Reclam 1971. 190 S. 19 Abb. (Reclam-Bibliothek. 497.) – 2., veränd. Aufl. ebda 1974. 194 S. 19 Abb. – 3. Aufl. ebda 1991. 196 S. – Enthält 3 Günther-Texte. Jentzsch, 1972 Das Wort Mensch. Ein Bild des Menschen in deutschsprachigen Gedichten aus drei Jahrhunderten. Hg. und mit einem Vorwort von Bernd Jentzsch. Halle: Mitteldeutscher Verlag (1972). 410 S. – Enthält 2 Günther-Texte.

Golz, 1973 Das wahre Glück, ein Mensch zu sein. Lyrik der Aufklärung und des Sturm und Drang. Hg. von Jochen Golz. Berlin: Rütten& Loening 1973. 630 S. – Enthält 12 Günther-Texte. Mon/Heissenbüttel, 1973 Antianthologie. Gedichte in deutscher Sprache nach der Zahl ihrer Wörter geordnet von Franz Mon und Helmut Heißenbüttel. München: Hanser (1973). 298 S. – Enthält 1 Günther-Text. Fischetti, 1975 Die deutsche Literatur. Ein Abriß in Text und Darstellung. Bd. IV: Barock. Hg. von Renate Fischetti. Stuttgart: Reclam (1975). 352 S. (RUB. 9613.) – Enthält 1 Günther-Text. Heckmann, 1976 80 Barockgedichte, hg. von Herbert Heckmann. Berlin: Wagenbach (1976). 126 S. 7 Abb. (Wagenbachs Taschenbücherei. 27.) – Neuausg. u.d.T.: Von der Eitelkeit der Welt. Barockgedichte. Ebda 1994. 126 S. (Wagenbachs Taschenbuch. 229.) – Enthält 4 Günther-Texte.

2. Anthologien und Liedersammlungen

171

Conrady, 1978 Das große deutsche Gedichtbuch. Hg. von Karl Otto Conrady. Königstein/Ts.: Athenäum 1978. LXXII, 1148 S. – Neubearb. mit dem Untertitel: Von 1500 bis zur Gegenwart. Zürich u. a.: Artemis-Winkler 1991. LXII, 979 S. – 2. Aufl. ebda 1993. – 3. Aufl. ebda 1994. – Enthält 7 (1978) bzw. 5 (1991) Günther-Texte.

Echtermeyer/v. Wiese, 1981 Echtermeyer, Theodor: Deutsche Gedichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Auswahl für Schulen. Neugestaltet von Benno von Wiese. Überarb. Ausg. Düsseldorf: Bagel 1981. 757 S. – 16. Aufl. Düsseldorf: Schwann-Bagel 1982. 757 S. – Erg. Ausg. Berlin: Cornelsen (1993). 799 S. – Enthält 8 Günther-Texte. Piontek, 1981 Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit. Deutsche Gedichte aus tausend Jahren. Hg. von Heinz Piontek. Hamburg: Knaus (1981). 510 S. – Enthält 4 Günther-Texte.

Bobrowski/Haufe, 1985 Bobrowski, Johannes: Meine liebsten Gedichte. Eine Auswahl deutscher Lyrik von Martin Luther bis Christoph Meckel. Hg. von Eberhard Haufe. Berlin: Union (1985). 432 S. – Lizenzausg. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt 1985. 432 S. – Enthält 1 Günther-Text. Bode, 1985 Deutsche Gedichte. Eine Anthologie. Hg. von Dietrich Bode. Stuttgart: Reclam 1985. 368 S. (RUB. 8012.) – Enthält 1 Günther-Text. Bohnen, 1987 Deutsche Gedichte des 18. Jahrhunderts. Hg. von Klaus Bohnen. Stuttgart: Reclam (1987). 455 S. (RUB. 8422.) – Enthält 11 GüntherTexte.

172

IV. Textverbreitung

Klein/Rosbach, 1990 Schlesisches Hausbuch. Nieder- und Oberschlesien in Sagen und Geschichten, Erinnerungen und Berichten, Briefen und Gedichten. Hg. von Diethard H. Klein und Heike Rosbach. Husum: Husum (1990). 487 S. Mit Abb. – 2. Aufl. ebda (1992). – 4. Aufl. ebda (2002) – Enthält 2 Günther-Texte.

Höntsch, 1992 Mir bleibt mein Lied. Schlesisches Lesebuch. Hg. von Ursula Höntsch. Berlin: Volk und Welt (1992). 398 S. – Lizenzausg. München u. a.: Piper (1995). (Serie Piper. 1967.) – Enthält 7 Günther-Texte. Kiermeier-Debre/Vogel, 1995 Die Entdeckung der Wollust. Erotische Dichtung des Barock. Mit einem Nachwort hg. von Joseph Kiermeier-Debre und Fritz Franz Vogel. München: Deutscher Taschenbuch Verlag (1995). 224 S. Mit Abb. (dtv. 2360.) – Enthält 6 Günther-Gedichte. Schaper/Kles, 1999 Emblemata. Rekonstruktion einer ausgestorbenen Gattung. Holzschnitte von Frans Masereel mit Texten von Brockes, Gryphius u. a. (Vorwort von Burkardt Schaper, Nachwort von Karl-Heinz Kles.) Langenhagen: Edition Schapeti 1999. (Pasticci. 8.) – Enthält 1 GüntherStrophe mit einem Masereel-Bild (Nr. 2).

173

3. Übersetzungen Mauvillon, 1740 Lettres franc¸oises et germaniques. Ou Reflexions militaires, litte´raires, et critiques sur les Franc¸ois et les Allemans. Londres: Allemand 1740. 〈10〉, 506 S. – Wiederabdr. in: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften 〈...〉. Stück 5. Zürich: Orell Comp. 1742. S. 3–79. – Enthält 2 Günther-Texte in franz. Übers. Bielfeld, 1768 Bielfeld, 〈Jacob Friedrich von〉: Progre`s des Allemands, Dans les Sciences, les Belles-Lettres & les Arts, particulie`rement dans la Poe´sie, l’Eloquence & le The´atre. 3., verm. Aufl. Lie`ge: Bassompierre 1768. XVI, 702 S. – Enthält 4 Günther-Texte in franz. Übers. Roos, 1928/30 Tysk Poesi gennem tusinde aar. Udgivet af Carl Roos. København: Gyldendal 1928/30. 176, 〈5〉 S. – Enthält 3 Günther-Texte in dän. Übers. von Karl Roos, Kai Friis Møller und Harald Vilstrup.

Lasne/Rabuse, 1943 Anthologie de la poe´sie allemande des origines a` nos jours. Textes, traductions, notices par Rene´ Lasne et Georg Rabuse. Edition bilingue. Vol. I. Paris: Stock 1943. XV S., 266 Doppel-S., S. 267-287. – 2. Aufl., hg. von Rene´ Lasne. Ebda 1951. VIII S., 265 Doppel-S., S. 267–290. – Enthält 4 Günther-Texte in franz. Übers.

Forster, 1957 The Penguin Book of German Verse. Introduced and edited by Leonard Forster. With plain prose translations of each poem. Harmondsworth/ Middlesex: Penguin Books (1957). XLII, 466 S. (The Penguin Poets. D 36.) – Enthält 2 Günther-Texte in engl. Prosaübers.

174

IV. Textverbreitung

Szyrocki èZ˙ygulski, 1957 Syrocki, Marian, und Zdzisł aw Zygulski: Silesiaca. Wybo´r z dzieł pisarzy s´lasco-niemieckich XVII wieku w tekstach oryginalnych i polskich przekł adach. Warszawa: Panstwowe Wydawnictwo Naukowe 1957. 232 S. – Enthält 2 Günther-Texte in poln. Übers. Platen, 1959 Platen, Magnus von: Hymn och klagan. Tyska tolkningar. Stockholm: Wahlström & Widstrand 1959. 83 S. – Enthält 1 Günther-Text in schwed. Übers. Schoolfield, 1961 Schoolfield, George C.: The German lyric of the baroque in English translation. Chapel Hill: The University of North Carolina Press 1961. 〈6〉, 380 S. (University of North Carolina Studies in Germanic Languages and Literatures. 29.) – Enthält 4 Günther-Texte in engl. Übers. Lupi, 1963 Lupi, Sergio: Poeti religiosi tedeschi del Seicento. Milano: Vallardi (1963). 711 S. (Scala reale. 3.) – Enthält 3 Günther-Texte in ital. Übers. Vriesland, 1964 Günther, Johann Christian: Fragmenten van Gedichten è bewerkt door Victor E. van Vriesland è uitgeschreven door G. J. Haalboom en gedrukt door ’t Koggeschip te Amsterdam è als Nieuwjaarsgroet 1965 van de Besturen van de Wereld-Bibliotheek-Vereniging è de Exlibriskring der WBV en de Directies der WB te Amsterdam en Antwerpen. Amsterdam, Antwerpen 〈1964〉. 〈4〉 S. – 2 Günther-Texte in holl. Übers. Hill/Caracciolo-Trejo, 1975 Baroque poetry. Selected und translated with an introduction by J. P. Hill and E. Caracciolo-Trejo. London: Dent; Totowa/N. J.: Rowman & Littlefield (1975). XX, 276 S. – Enthält 2 Günther-Texte in engl. Prosaübers.

4. Vertonungen, Rezitationen, Tonträger

175

Ginzburg, 1976 Nemeckaja poe˙zija veka. V perevodach L’va Ginzburga. 〈Deutsche Poesie des 17. Jahrhunderts. In Übersetzungen von Lev Ginzburg.〉 Moskva: Chudozˇestvennaja literatura 1976. 200 S. – Enthält 7 Günther-Texte in russ. Übers.

Sˇtrasser/Zajac, 1981 Johann Christian Günther: Bratia, zˇime radostne. (Prelozˇili Ja´n Strasser a Peter Zajac. Doslov napı´sal Peter Zajac.) Bratislava: Tatran 1981. 104 S. 4 Abb. – 34 Günther-Texte in slowakischer Übers. Ogawa, 1994 Johann Christian Günther: Hochzeitscherz. Gedichte und Studentenlieder. (Ins Japanische übers. von Yasuo Ogawa.) 〈Mit Illustrationen von Werner Klemke.〉 Kyoto: Korosha (1994). 207 S. – 38 GüntherTexte in jap. Übers.

4. Vertonungen, Rezitationen, Tonträger Telemann, 1733/34 〈Telemann, Georg Philipp:〉 Singe-, Spiel- und General-Bass-Übungen. Nr. 1–48. 〈Hamburg: Selbstverlag〉 1733–1734. 〈48〉 Bll. – Sammelausg. Ebda 1735. 〈2〉, 49 S. – 2., verb. Aufl. Hg. von Max Seiffert. Berlin: Liepmannssohn 1921. VIII, 〈2〉, 49 S. 3 Abb. – 3. Aufl. ebda 1927. – 4. Aufl. Kassel: Bärenreiter 1935. (Bärenreiter-Ausgabe. 887.) – Repr. Nachdr. der 4. Aufl. ebda (1968). – 12. Aufl. ebda (2006). – Enthält 2 Günther-Vertonungen: »In der Ruh vergnügter Sinnen« (Nr. 19) und »Ich liebe nur, was mich vergnügt«, Str. 2–3 (Nr. 30). Einspielung s. u. Mertens /Re´my, CD 2005.

Sperontes, 1736 Sperontes Singende Muse an der Pleisse in 2. mahl 50 Oden, Der neusten und besten musicalischen Stücke mit den darzu gehörigen

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IV. Textverbreitung

Melodien zu beliebter Clavier-Übung und Gemüths-Ergötzung Nebst einem Anhange aus J. C. Günthers Gedichten. 〈Tl. I.〉 Leipzig: Lustige Gesellschaft 1736. 〈104〉 S. – 2. Ausg. der 1. Aufl. ebda 1736. 〈106〉 S. – 2. Aufl. Breslau: Korn 1741. – 3., verb. und verm. Aufl. ebda 1747. 〈120〉 S. – 4. Aufl. ebda 1751. – Neuausg. der Teile I–IV u.d.T.: Sperontes Singende Muse an der Pleisse. Hg. von Edward Buhle. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1909. XLV, 242 S. (Denkmäler Deutscher Tonkunst. I 35/36.) – In Neuaufl. hg. und kritisch revidiert von Hans Joachim Moser. Wiesbaden: Breitkopf & Härtel; Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1958. XLVII, 242 S. (Denkmäler Deutscher Tonkunst. I 35/36.) – Repr. Nachdr. der 2. Ausg. 1736 mit einem Nachwort von Horst Irrgang. Leipzig: Deutscher Verlag für Musik 〈1964〉. 106, 〈4〉 S. – Teil I enthält im Anhang 16 Günther-Texte (Nr. 84–98, 101), denen 11 Melodien zugeordnet sind (Mel. 2, 4, 17, 22, 28, 30, 31, 37, 58, 63, 64); s. u. Staude /Petzold /Re´my, 2 CDs 2005.

Gräfe/Hurlebusch, 1737/41 Samlung verschiedener und auserlesener Oden, zu welchen von den berühmtesten Meistern in der Music eigene Melodeyen verfertiget worden, besorgt und hg. von einem Liebhaber der Music und Poesie 〈d. i. Johann Friedrich Gräfe〉. Teil I. Halle 1737. 〈8〉, 36 S. – Neuausg. ebda 1740. 〈8〉, 36 S. – Teil II. Halle 1739. 〈8〉, 36 S. – Teil III. Halle 1741. 〈8〉, 36 S. – Enthält 10 Günther-Texte – 2 von Gräfe, die übrigen von Conrad Friedrich Hurlebusch komponiert: Tl. I Nr. 7, 13, 26, 27 (Gräfe), 29, 30, 36; Tl. II Nr. 18, 27 (Gräfe); Tl. III Nr. 25.

Mizler, 1740/42 Sammlung auserlesener moralischer Oden Zum Nutzen und Vergnügen Der Liebhaber des Claviers, componiert und hg. von Lorenz Mizlern, A. M. 〈Teile I–III.〉 Leipzig: Selbstverlag 〈1740–1742〉. 〈4〉, 24; 〈8〉, 24; 〈4〉, 24 S. – Repr. Nachdr. Mit einem Nachwort in Deutsch und Englisch von Dragan Plamenac. Leipzig: Deutscher Verlag für Musik (1972). 116 S. – Enthält 17 Günther-Lieder: Teil I, Nr. 3, 4, 9, 10, 18, 22; Teil II, Nr. 19, 21, 22, 24; Teil III, Nr. 16–22.

4. Vertonungen, Rezitationen, Tonträger

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Mus. Zeitvertreib, 1743 Musicalischer Zeitvertreib, welchen man sich bey vergönten Stunden, auf dem beliebten Clavier, durch Singen und Spielen auserlesener Oden, vergnüglich machen kann. 〈Teil I.〉 Frankfurt, Leipzig 1743. 〈6〉, 56 S. – Mit 5 Günther-Vertonungen eines unbekannten Komponisten: Nr. 8, 10, 25, 28, 32.

Mozart I–II, 1772 Mozart, Wolfgang Amadeus: Werke. Kritisch durchgesehene Gesamtausgabe. 〈Hg. von Gustav Nottebohm.〉 Serie 7, Abt. 1: Lieder und Gesänge mit Begleitung des Pianoforte. Leipzig: Breitkopf & Härtel 〈1877〉. – Enthält 2 Günther-Vertonungen von Leopold Mozart aus dem Jahre 1772: »Ich hab es längst gesagt« (S. 6), »Was ich in Gedancken küsse« (S. 7); s. u. Fischer-Dieskau, LP 1972.

Mozart III, 1772 Gravenhorst, Traud: Schlesien. Erlebnisse eines Landes. 3. Aufl. München: Korn (1952). 232 S. 115 Abb. – 4. Aufl, ebda (1959). – Ab der 3. Aufl. ist vor S. 49 das Autograph einer bisher ungedruckten Günther-Vertonung von Leopold Mozart aus dem Jahre 1772 abgebildet: »Du daurest mich, du allerliebstes Kind«.

25 Lieder, 1773 Fünf und zwanzig Lieder mit Melodien für das Clavier. Berlin: Birnstiel 〈1773〉. 〈8〉, 48 S. – Mit einer anonymen Vertonung von Günthers »Nur Gedult! ihr schwachen Sinnen« (Nr. 6).

Friberth, 1780 Sammlung Deutscher Lieder für das Klavier Von denen Herren Kapellmeistern Karl Friberth, und Leopold Hofmann. Abt. III. Wien: von Kurzböck 1780. 〈63〉 S. – Enthält eine Vertonung von Günthers »Mein Kummer weint allein um dich« von Friberth (Nr. 8).

Witthauer, 1786 Witthauer, Johann Georg: Sammlung vermischter Clavier- und Singstücke 〈. . .〉. Stück III. Berlin: Rellstab, Hamburg: Herold 〈1786〉. 24

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IV. Textverbreitung

S. – Mit einer Vertonung von Günthers »Brüder laßt uns lustig seyn« (S. 21).

Walder, 1788 Walder, J〈ohann〉 J〈acob〉: Anleitung zur Singkunst, in kurzen Regeln für Lehrer und in stufenweiser Reihe von Uebungen und Beyspielen für Schüler, zum Gebrauch der vaterländischen Schulen. Zürich: Orell, Geßner, Füßli 1788. XX, 60 S. – 2. Aufl. Zürich: Geßner 1803. – 3., verm. und verb. Aufl. ebda 1809. – 4. Aufl. ebda 1814. – 5. Aufl. ebda 1819. – Mit einer Vertonung von »Frölich laßt uns frölich seyn!«, einer volkstümlichen Abwandlung von Günthers »Brüder, laßt uns lustig seyn« (Nr. 32). *************

Stephan, 1920 Stephan, Rudi: Zwei erste Gesänge für Bariton und Klavier. Aus dem Nachlasse hg. von Karl Holl. Mainz: Schott (1920). 7 S. (Edition Schott. 2052.) – Vertonung von Günthers »Abermal ein Theil vom Jahre« (S. 4), komponiert 1914; s. u. Jelden /Wagner, LP 1985.

Knab, 1921 Knab, Armin: Wunderhorn-Lieder für eine Singstimme mit Klavier. Leipzig: Breitkopf & Härtel (1921). 47 S. (Edition Breitkopf. 5195.) – Neuaufl. ebda (1954). – Vertonung von »Stille Nächte, mehrt den Schatten« (Nr. 5). Komponiert 1907.

Brockt, 1924 Brockt, Johannes: ,Weihnachtsode’ von Johann Christian Günther. In: Schlesische Monatshefte 1, 1924, S. 265–267. – Günthers Weihnachtsode »Die Nacht ist hin« für eine Singstimme und Klavier.

Demnitz I, ca. 1925 Demnitz, Gustav: Drei altschlesische Christgesänge. Striegau: Hoffmann (Dresden: Fischer) 〈ca. 1925〉. – »Die Nacht ist hin« für gemischten Chor.

4. Vertonungen, Rezitationen, Tonträger

179

Demnitz II, ca. 1925 Demnitz, Gustav: Sechzehn Grablieder und geistliche Gelegenheitsgesänge. Striegau: Hoffmann (Dresden: Fischer) 〈ca. 1925〉. – »Von der Welt« und »Der Feierabend ist gemacht« für Männerquartett.

Maske, ca. 1925 Maske, Georg: Günthers Arie von der Geburt Christi. Striegau: Hoffmann (Dresden: Fischer) 〈ca. 1925〉. – »Eilt ihr Völcker aus der Nacht« für gemischten Chor.

Krˇenek, 1927 Krˇenek, Ernst: Vier Gesänge nach alten Gedichten für Mezzosopran und Klavier, op. 53. Wien, Leipzig: Universal-Edition (1927). 16 S. (U.E. 8924.) – »Man lauert, sitzt und sinnt«, Z. 53–64 von Günthers »Ihr Mütter, seyd nur gut« (Nr. 1, S. 2–5). Einspielung s. u. Arthur /Schmiedel, CD 1999.

Krämer/Sczuka, SB 1931 Krämer, Wilhelm: Das Leben des Johann Christian Günther. Eine Dichtung für den Rundfunk in zwei Teilen (unter Verwendung von Gedichten Johann Christian Günther’s.) Musik von Karl Sczuka. Musikalische Leitung: Edmund Nick. Spielleitung: Friedrich W. Bischoff. Ursendung: Sender Breslau, Berlin, Heilsberg am 27.2.1931. – Neue Fassung mit dem Untertitel: Eine Dichtung für den Funk. Spielleitung: Herbert Engler. Musikalische Leitung: Ernst Prade. Reichssender Breslau und alle deutschen Sender am 15.3.1935. (Stunde der Nation.) – Der überlieferte Mitschnitt enthält 6 Günther-Vertonungen von Karl Sczuka: »Was teuscht mich vor ein süßer Traum?«, »Müdes Herz«, »Wo ist die Zeit«, »Last mich doch nur in der Still«, »Nun empfind ichs endlich auch«, »Brüder last uns lustig seyn«.

Sutermeister, 1949 Sutermeister, Heinrich: Vier Lieder für eine hohe Stimme und Klavier. Mainz: Schott (1949). 20 S. (Edition Schott. 4017.) – Vertonung von Günthers »Der Feierabend ist gemacht« (Nr. 4). Komponiert 1945.

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IV. Textverbreitung

Knab, ca. 1950 Knab, Armin: Am Feierabend. (Johann Christian Günther.) Lippstadt: Kistner & Siegel 〈ca. 1950〉. 3 S. (Der Landchor. B 101.) – »Der Feierabend ist gemacht« für gemischten Chor oder Männerchor a cappella.

Sutermeister, 1950 Sutermeister, Heinrich: Kantate Nr. 2 nach Texten von Klopstock, Gryphius, Hölty, Günther und Lenz für Alt-Solo, gemischten Chor und zwei Klaviere. Klavierauszug (Partitur). Mainz: Schott (1950). 〈2〉, 70 S. (Edition Schott. 2560.) – Vertonung von »Zieh aus, gefangne Seele« für Alt-Solo (S. 42–47) und von »So ists! die Toten-Uhr wird niemals wandelbar« für vierstimmigen Chor (S. 52–56). Komponiert 1944.

Krause, 1957/65 Krause, Franz: Johann Christian Günther-Lieder für Gesang und Klavier. 3 Hefte. Kassel: Selbstverlag 〈1957–1965〉. 18, 17, 21 S. (Werk 10.) – 30 Vertonungen zu 27 Günther-Texten. Knab, 1961 Knab, Armin: Lieder aus dem Nachlass für eine Singstimme und Klavier. Heft II: Vier Lieder nach barocken Dichtern für eine höhere Stimme. Leipzig: Peters 〈1961〉. 12 S. (Edition Peters. 12061. Collection Litolff. 5312.) – Enthält Günthers »Abermal ein Teil vom Jahre« (Nr. 3). Komponiert 1947.

Ginsberg, LP 1965/68 Deutsche Lyrik des Barock, gesprochen von Ernst Ginsberg. Hamburg: Deutsche Grammophon Gesellschaft 〈1965〉. LP 25 cm. (Literarisches Archiv. 42021.) – Deutsche Lyrik des Rokoko, gesprochen von Ernst Ginsberg. Ebda 〈1965〉. LP 25 cm. (Literarisches Archiv. 42022.) – Gemeinsame Neuaufl. u.d.T.: Deutsche Lyrik des Barock und Rokoko. Ebda 〈ca. 1968〉. LP 30 cm. (Literarisches Archiv. 43083.) – Ginsberg rezitiert »Endlich bleibt nicht ewig aus« (1968: A 23).

4. Vertonungen, Rezitationen, Tonträger

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Martini/Westphal, LP ca. 1965* Barock-Sex è Jazz-Sechs. Dichtung und Jazz. Musik nach Georg Philipp Telemann von Georg Gruntz. Sprecher: Louise Martini und Gert Westphal. Begleitung: Georg Gruntz Sextett. München: Electrola 〈ca. 1965〉. LP 30 cm. (SME 74157.) – Westphal rezitiert »Verflucht nicht, ihr Mägdgen!«.

Ecklebe, 1966 Ecklebe, Alexander: Gaudeamus. Sechs Lieder nach Gedichten von Johann Christian Günther. Ausg. für Singstimme und Klavier. Berlin 〈1966〉. 21 S. Hs. vervf. – Ausg. für eine Singstimme und Streichquintett. Ebda 〈1966〉. 14 S. Hs. vervf. – Ursendung: RIAS Berlin am 31.1.1967. – Enthält: »Brüder, lasst uns lustig sein!«, »Erinnert euch mit mir«, »Die Liebe weckt an diesem Morgen«, »Bruder, komm und lass uns wandern!«, »Der Feierabend ist gemacht«, »Drei gelehrt’ und treue Brüder«.

Schulze/Forest, LP 1968 Lieder und Gedichte von Johann Christian Günther (1695–1723). Es spricht und singt Horst Schulze. Musikalische Vignetten und Begleitung Jean Kurt Forest. Berlin (DDR): Deutsche Schallplatten (1968). LP 30 cm. (Litera. 860158.) – 12 Texte gesprochen (»Hier setze dich«, »Eleonore ließ ihr Herze«, »Mein Kummer weint«, »Verflucht nicht, ihr Mägdgen«, »Ich habe genug«, »Wo Amor, kommst du denn erst heute«; »Mägdgens, stellt euch nicht so spröde«, »Verzeiht, ihr warmen Frühlingstage«, »Die Weisheit ging jüngsthin spezieren«, »Man muß doch mit den Wölfen heulen«, »Viel Glücks zum neuen Meisterrechte!«, »Ich will schweigen«) und 4 von Forest vertonte Texte (»Das Haupt bekränzt«, »Soll, kluge Schönheit, dein Vergnügen«, »Wie gedacht«, »Gerechter Gott, in was vor Zeiten«).

Schnitzler, LP 1969 The Golden Treasury of German Verse (XIIIth to XXth Centuries), read by Henry Schnitzler. New Rochelle, New York: Spoken Arts 1969. LP 30 cm. (s. a. 701.) – Arthur Schnitzlers Sohn Heinrich rezitiert »Brüder laßt uns lustig sein« (A 6).

182

IV. Textverbreitung

Becker/Kind, LP 1972 Lyrik und Musik aus der Zeit des Barock. Maria Becker, Rezitation; Silvia Kind, Klavier. Zürich: Jecklin 〈1972〉. LP 30 cm. (Disco 521.) – Becker rezitiert 2 Günther-Texte: »Ich habe genug« (B 5) und »Endlich bleibt nicht ewig aus« (B 8).

Fischer-Dieskau, LP 1972 Dietrich Fischer-Dieskau singt Lieder von Mozart. Daniel Barenboim, Klavier. Köln: Electrola (1972). LP 30 cm. – Mit 2 Günther-Liedern von Leopold Mozart (B 2, B 6); s. o. Mozart I–II, 1772.

Stählin, HR 1973 Stählin, Christof: Johann Christian Günther. Erstsendung des Hessischen Rundfunks Frankfurt a. M. vom 25.12.1973. 45 Min. – Mit 11 Günther-Vertonungen, die alle – neu eingespielt – auf den LPs Stählin /Tarr I–II, 1979 /79, wiederkehren.

Stählin/Tarr, SRG 1977 Der Winter soll mein Frühling sein. Die Lieder von Johann Christian Günther, vorgestellt und interpretiert. (Die beiden Interpreten Christof Stählin, Gesang und Gitarre, und Edward H. Tarr, Trompete, unterhalten sich zwischen den Liedern mit dem Musiker Urs Frauchiger, dem Kabarettisten Franz Hohler und dem Berner Troubadour Fritz Widmer über den Dichter, seine Zeit und ihre Adaptation seiner Gedichte.) Erstsendung: Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft, Studio Bern, 1. Programm, am 25.12.1977. 60 Min. – Wiederholung ebda am 11.1.1978. – Mit 9 Günther-Vertonungen, von denen 8 auch auf den beiden LPs von 1977 /79 vertreten sind, siehe LP II A7, I B1, I B4, II B6, I A3, I B2, II A1, I B7. Das galante Rosetten-Lied »An Rosen such ich mein Vergnügen« ist nur in diesem Rundfunkbeitrag enthalten.

Stählin/Tarr, LP I–II, 1977/79 Johann Christian Günther 1695–1723: Lieder. Teile I–II. Die Fanfare der Poesie: Christof Stählin, Gesang, Gitarre, Laute; Edward H. Tarr, Trompete; (LP 2:) Martin Bärenz, Kontrabaß und Cello. Tübingen: Nomen+Omen 1977-1979. (Die Fanfare der Poesie.) 2 LP 30 cm, 10 +

4. Vertonungen, Rezitationen, Tonträger

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10 S. Textheft. (XOY 2. – XOA 4.) – 2x14 Günther-Vertonungen: LP I A »Schweigt doch nur«, »Nur eine bleibet meine Taube«, »Stürmt, reißt und raaßt«, »Was man von galanten Kindern«, »Schweig du doch nur«, »Mägdchen! stellt euch nicht so spröde«, »Zwischen Ufer, Thal und Klüfften«; LP I B »Ihr Mägdchen last euch doch nur rathen«, »Wie gedacht«, »So lebe wohl«, »Wer kehrt sich an die tumme Welt«, »Mein Vergnügen geht zu Grabe«, »Brüder! laßt uns lustig seyn«, »Endlich bleibt icht ewig aus«. – LP II A »Erschrick nicht vor dem Liebes-Zeichen«, »Befördert, ihr gelinden Saiten«, »Schönen Kindern Lieder singen«, »So wenig eine junge Rebe«, »Verflucht nicht, ihr Mägdchen«, »Ich habe genug«, »Verzeiht ihr warmen Frühlings-Tage«); LP II B »Viel Glücks zum neuen Meister-Rechte!«, »Man muß doch mit den Wölfen heulen«, »Die Weißheit ging jüngsthin spatzieren«, »Monsieur! sie spahren die Caressen«, »Bruder! komm und laß uns wandern«, »Müdes Hertz«, »Das Haupt bekränzt«. Vier Lieder (LP I B 1, 5, 6; LP II A 3) gehen auf Sperontes zurück. Schroedter, SR 1981 Johann Christian Günther. Leben und Lieder. Ein Film von Brigitte Schroedter. Saarländischer Rundfunk, 3. Programm, Erstsendung am 21.1.1981. 44 Min. – Mit 10 Günther-Vertonungen, gesungen von Christof Stählin: 1. »So lebe wohl«, 2. »So wenig eine junge Rebe«, 3. »Brüder laßt uns lustig seyn«, 4. »Nur eine bleibet meine Taube«, 5. »Schweig du doch nur«, 6. »Wie gedacht«, 7. »Viel Glücks zum neuen Meister-Rechte«, 8. »Wer kehrt sich an die tumme Welt«, 9. »Mein Geist beweine doch«, 10. »Endlich bleibt nicht ewig aus«. Das a cappella gesungene Lied 9 ist nur in diesem Film zu finden.

Fischer Band, LP 1984 Günther Fischer Band: Nightkill. Amiga 1984. LP 30 cm. – Enthält »Brüder, laßt uns lustig seyn« ab Str. 3, gesungen von Peter Jahns, begleitet von Oboe und Harmonica (A 9). Wiederveröffentlicht in der Sammlung ,Pop-Songs’ von Günther Fischer, 3 CDs, Amiga 2007 (CD 3,22).

Jelden/Wagner, LP 1985 Lieder des frühen 20. Jahrhunderts. Korngold, Schreker, Stephan, Zemlinsky. Georg Jelden, Bariton, und Hans-Dieter Wagner, Klavier. Mün-

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IV. Textverbreitung

chen: Calig 1985. LP 30 cm. – Enthält »Abermal ein Theil vom Jahre« von Rudi Stephan, 1914/20 (B 1).

Horch, LP 1986 Horch: Der Lautenschläger. Amiga 1986. LP 30 cm. – Enthält »Verflucht nicht, ihr Mägdchen«, im Folk-Stil komponiert von Andreas Fabian (B 4).

Vivat Academia, LP 1988 Vivat Academia. Studentenlieder. Es spielt das Collegium unicum. Es singt die Gruppe BarbaRossa, die Professorenvereinigung Magister und Scholaren und die Friedrichshainer Liedertafel. Leitung: Wolfgang Roterberg. Berlin (DDR): VEB Deutsche Schallplatten 1988. LP 30 cm. (845331.) – Günthers »Brüder laßt uns lustig seyn« nach der Melodie des »Gaudeamus igitur« (B 11).

Bialas, 1991 Bialas, Günter: Mythos Zeit. Drei Lieder und Epilog nach Gedichten von Horst Bienek und Johann Christian Günther für Bariton und Klavier. Bad Schwalbach: Edition Gravis 1991. 〈2〉, 20 S. – Der Epilog nach Günthers Leichencarmen ,Die Zeit als ein allgemeines Nichts’, Z. 26–56 (S. 14–20); 1983 komponiert.

Schwarz, SWF 1991 »Ich liebe von Herzen – ich sterbe mit Lust.« Plädoyer für den Dichter Johann Christian Günther. Dokumentation: Bernd Joachim Schulz; Sprecher: Ursula Langrock, Christian Brückner, Wolfgang Reichmann, Walter Andreas Schwarz; Gesang: Astrid Jacob, Michael Degen, Klaus Löwitsch; Regie: Herbert Körner. SWF 2, 1991. 120 Min. – Das Feature enthält einige Ungenauigkeiten und Irrtümer, aber auch über 8 volksliedartige Günther-Vertonungen mit Gitarrenbegleitung, u. a. aus »So schweig nur fein, du kleiner Gast«; »Verflucht nicht, ihr Mägdgen, mein flüchtiges Lieben«; »Wie gedacht«; »Brüder laßt uns lustig seyn«; »Müdes Hertz, laß den Schmertz«; »Bist du gar nicht zu gewinnen«; »Man muß doch mit den Wölfen heulen«; »Soll, kluge Schönheit, dein Vergnügen«. Dazu über 22 gesprochene Günther-Texte, u. a. aus »Wer kehrt sich an die

4. Vertonungen, Rezitationen, Tonträger

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tumme Welt«; Theodosius-Drama II 1; »Der Feierabend ist gemacht«; »Betrügliches Glücke«; »Schweigt doch nur«; »Etwas lieben und entbehren«; »Flammen in der Brust empfinden«; »Geliebtes Kind, der schöne Täuber«; »Im Fall du schwören kannst«; »Wie hör ich das von dir«; »Das Haupt bekränzt«; »Eugen ist fort«; »Nun empfind ichs endlich auch«; »Wie kannst du doch so viel vergebens klagen«; »Die Regung ist zu scharff«; »Ach Kind, ach liebstes Kind«; »Erwarte nicht, mein Freund«; »Gesundheit, Glück und Trost«.

Horch, CD 1995 Horch: Brannteweyn nebst Mägdelein. Noise Art Studio 1995. CD. – Enthält »Müdes Herz«, im Folk-Rock-Stil komponiert von Andreas Fabian (Nr. 5).

Arthur/Schmiedel, CD 1999 Ernst Krˇenek (1900–1991). Musica Rediviva. Katherina Arthur, Sopran, Reinhard Schmiedel, Klavier. Köln: Deutschland-Radio, München: Orfeo 1999. CD. – Enthält Günthers »Man lauert, sitzt und sinnt« (Nr.11), s. o. Krˇenek, 1927.

Liebesgrüsse, CD 2001 Liebesgrüße aus Hollywood 1. Die deutschen Stimmen der Hollywoodstars sprechen Liebesgedichte zu Popmusik. Stuttgart: Floff Publishing 2001. CD. – »Ich habe genug«, rezitiert von Christian Brückner mit Musik (Nr. 3).

Sander, CD 2001 Der See hat eine Haut bekommen. Winter in Musik und Poesie. Mit Otto Sander. Redaktion und Produktion: Reiner Leister. Stuttgart: Kreuz Verlag 2001. CD. – Das ,Lob des Winters’ wird rezitiert von Otto Sander (Nr. 10).

Görner, CD 2005 Lyrikanthologie. Gesprochen von Lutz Görner. 50 CDs. Naxos 2005. – Großenteils hervorgegangen aus Görners Fernseh-Serie ,Lyrik für alle’ in 3sat. Enthält am Ende von CD I eine gekürzte Fassung von Günthers

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IV. Textverbreitung

Bittbrief an den Vater »Und wie lange soll ich noch« (Nr. 42) mit biographischem Vorwort (Nr. 41) und Nachwort (Nr. 43).

Mertens/Re´my, CD 2005 Georg Philipp Telemann: Singe-, Spiel- und Generalbaß-Übungen. Klaus Mertens, Bariton, Ludger Re´my, Cembalo. Classic Production Osnabrück 2005. CD. – 2 Günther-Vertonungen als Nr. 19 und Nr. 30, s. o. Telemann, 1733 /34.

Staude/Petzold/Re´my, CD I–II, 2005 Sperontes: Singende Muse an der Pleiße. Ulrike Staude, Sopran, Martin Petzold, Tenor, Ludger Re´my, Cembalo, u. a. MDR/Ram 2005. 2 CDs. – Enthält »Ihr Mägdchen, laßt euch doch nur rathen« (CD I 11, Mel. 30), die Melodien zu »Alles eilt zum Untergange« (CD II 4, Mel. 31) und »Mag es doch die Welt verdrießen« (CD II 22, Mel. 22) und das Günther fälschlich zugeschriebene Lied »Ihr Schönen, höret an« (CD I 5, Mel. 33). Vgl. dazu Stählin /Tarr: Johann Christian Günther. Lieder. Teil I und II. Tübingen 1977 /79. 2 LPs.

Hör-Conrady, CDs I–XXI, 2008 Lauter Lyrik – Der Hör-Conrady. 〈Regie: Stefan Hilsbecher.〉 Stuttgart: SWR/ARD, Patmos 2008. 21 CDs. – Auf der CD 2 (»Andreas Gryphius bis Anna Louisa Karsch«) werden von Jürgen Hentsch 3 Günther-Texte rezitiert: die Leonoren-Gedichte »Weine nicht, mein Kind! ich bleibe« (II 27) und »Gedenck an mich und meine Liebe« (II 28) sowie das Phillis-Gedicht »Erschrick nicht vor dem Liebes-Zeichen« (II 29).

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V. In Band I zitierte Literatur Anthologia Graeca I–IV, 1957–1958 Anthologia Graeca. Griechisch-Deutsch, ed. Hermann Beckby. 16 Bücher in 4 Bdn. München: Heimeran 1957–1958. (Tusculum-Bücherei.) – 2., verb. Aufl. ebda (1965). 703, 622, 854, 772 S. Baege, Gymnasium zu Schweidnitz, 1908 Baege, Max: Das Gymnasium zu Schweidnitz in seiner geschichtlichen Entwicklung von der Gründung bis 1830. Progr. Schweidnitz 1908. 〈4〉, 104 S. Benedikt, Sporck, 1923 Benedikt, Heinrich: Franz Anton Graf von Sporck (1662–1738). Zur Kultur der Barockzeit in Böhmen. Wien: Manz 1923. 471 S. 40 Taf. 1 Faltbl. Biblia Germanica, 1545 Biblia: Das ist: Die gantze Heilige Schrifft / Deudsch / Auffs new zugericht. D. Mart. Luth. Begnadet mit Kurfürstlicher zu Sachsen Freiheit. Gedruckt zu Wittemberg / Durch Hans Lufft. M.D.XLV. – Faks.Ausg. Mit Nachw. von Wilhelm Hoffmann. 2. Aufl. Stuttgart: Württembergische Bibelanstalt 1980. Binder/Richartz, Lyrikanalyse, 1984 Binder, Alwin, und Heinrich Richartz: Lyrikanalyse. Anleitung und Demonstration an Gedichten von Benjamin Schmolck, Frank Wedekind und Günter Eich. Frankfurt a. M.: Scriptor (1984). 237 S. Bölhoff, Günther I–III, 1980–1983 (Bö I–III) Bölhoff, Reiner: Johann Christian Günther 1695–1975. Bd. I: Kommentierte Bibliographie. Köln: Böhlau 1980. 595 S. 64 Abb. – Bd. II. Schriftenverzeichnis. Ebda 1983. 412 S. 64 Abb. – Bd. III: Rezeptionsund Forschungsgeschichte. Ebda 1982. 381 S. (Literatur und Leben. 19,1–3.)

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V. In Band I zitierte Literatur

Bölhoff, Günther-Handschriften, 1988 Bölhoff, Reiner: Weitere Günther-Handschriften in Wroclaw/Breslau wiedergefunden. In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 15, 1988, H. 1, S. 26–29. 1 Abb. Bölhoff, Günther-Nachlässe, 1977 Bölhoff, Reiner: Johann Christian Günther. In: Wolfenbütteler BarockNachrichten 4, 1977, H. 2, S. 60–61. Bölhoff, Günther und Schweidnitz, 1990 Bölhoff, Reiner: Johann Christian Günther (1695–1723) und Schweidnitz. In: Schweidnitz im Wandel der Zeiten. 〈Ausstellungskatalog.〉 Bearb. von Werner Bein und Ulrich Schmilewski. Würzburg: Korn (1990). S. 213–217. 1 Abb. Bölhoff, Konzepte, 1997 Bölhoff, Reiner: Konzepte der Günther-Edition. (Vortrag, gehalten auf der Tagung ,Editionsdesiderate zur Frühen Neuzeit‘ 1994 in Wolfenbüttel.) In: Chloe 24, 1997, S. 255–262. Bölhoff, Probleme, 1997 Bölhoff, Reiner: Probleme der Günther-Edition. In: Stüben (Hg.), Günther, S. 289–323. Mit 11 Abb. Bölhoff, Überlegungen, 1982 Bölhoff, Reiner: Überlegungen zu einer historisch-kritischen GüntherAusgabe. In: Johann Christian Günther. Text+Kritik 74/75, 1982, S. 120–124. Borgstedt, Petrarkismus und Präsenz, 1997 Borgstedt, Thomas: Petrarkismus und Präsenz in Johann Christian Günthers Liebesdichtung. In: Stüben (Hg.), Günther, S. 173–196. Corvinus, Proben der Poesie I–II, 1710–1711 Amaranthes 〈d. i. Gottlieb Siegmund Corvinus〉: Proben der Poesie in Galanten, Verliebten, Vermischten, Schertz- und Satyrischen Gedichten

V. In Band I zitierte Literatur

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abgelegt. 2 Bde. Franckfurt, Leipzig: Stock 1710–1711. 〈16〉 Bl., 524 S; 〈14〉 Bl., 496 S. – Auch als MF-Edition 2007. Crick, Die Persönlichkeit Günthers, 1938 Crick, Alan J. P.: Die Persönlichkeit Johann Christian Günthers. Diss. Heidelberg 1938. Heidelberg-Handschuhsheim 1938: Fahrer. 136 S. Cubach, Bet- Buss- Lob- und Danck-Opffer, 1662 u. ö. Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen tägliches Bet- Buß- Lob- und Danck-Opffer, Das ist: Ein grosses Bet-Buch 〈...〉. Lüneburg: Selbstverlag 1662. 1354 S. – Zahlr. weitere Auflagen mit leicht veränderten Titeln: 1676, 1680, 1689, 1692, 1708, 1709 u. ö. – Mikrofiches der Ausgabe 1662. Stuttgart: Belser 1991. 15 Fiches. Cunningham, Trost-Aria, 1976 Cunningham, William L.: Johann Christian Günther’s „Trostaria“. In: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur (Madison/Wisconsin) 68, 1976, S. 31–40. Czok, Das alte Leipzig, 1985 Czok, Karl: Das alte Leipzig. Mit Fotos von Volkmar Herre. 2., überarb. Aufl. Leipzig: Koehler & Amelang (1985). 204 S. 97 Abb. – Lizenzausg. Würzburg: Weidlich (1985). Dahlke, Günthers Entwicklung, 1960 Dahlke, Hans: Johann Christian Günther. Seine dichterische Entwicklung. Diss. Leipzig 1958. Berlin: Rütten & Loening (1960). 263 S. (Neue Beiträge zur Literaturwissenschaft. 10.) Delbono, Questioni di critica, 1954 Delbono, Francesco: Questioni di critica güntheriana. In: Convivium (Torino) 22, 1954, S. 291–304. Delbono, Umanita` e Poesia, 1959 Delbono, Francesco: Umanita` e poesia di Christian Günther. Torino, Genova u. a.: Societa` Editrice Internazionale (1959). III, 207 S. (Pub-

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V. In Band I zitierte Literatur

blicazioni dell‘ Istituto di Lingue e Letterature Straniere dell’ Universita` di Genova. 1.) Dt. Acta Eruditorum 1–240, 1712–1739 Deutsche Acta Eruditorum, Oder Geschichte der Gelehrten, Welche den gegenwärtigen Zustand der Literatur in Europa begreiffen. 240 Tle in 20 Bden. Leipzig: Gleditsch 1712–1739. Dockhorn, Rhetorik als Quelle, 1949/1968 Dockhorn, Klaus: Die Rhetorik als Quelle des vorromantischen Irrationalismus in der Literatur- und Geistesgeschichte. In: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Kl. 1949, S. 109–150. – Wiederabdr. in: Dockhorn, Macht und Wirkung der Rhetorik. Vier Aufsätze zur Ideengeschichte der Vormoderne. Bad Homburg u. a.: Gehlen (1968). S. 46–95. (Respublica literaria. 2.) Dünnhaupt, Neue Kometen, 1974 Dünnhaupt, Gerhard: »Neue Kometen – böse Propheten«. Kometenflugschriften in der Publizistik der Barockzeit. In: Philobiblon 18, 1974, S. 112–118. Dyck, Ticht-Kunst, 1966 Dyck, Joachim: Ticht-Kunst. Deutsche Barockpoetik und rhetorische Tradition. Bad Homburg u. a.: Gehlen (1966). 206 S. (Respublica literaria. 1.) – 2., verb. Aufl. Frankfurt a. Main (1969). 208 S. Eitner, Steinbach und die Gottschedianer, 1872 Eitner, G〈ustav〉: Johann Christian Günther’s Biograph Dr. Steinbach von Breslau und die Gottschedianer. Progr. Breslau 1872. S. 1–26. Enders, Bibl.-textkrit. Studien, 1904 Enders, Carl: Bibliographisch-textkritische Studien über Johann Christian Günther. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 36, 1904, S. 474–482.

V. In Band I zitierte Literatur

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Enders, Güntheriana, 1907 Enders, Carl: Güntheriana. (Mitteilungen und Studien.) In: Zeitschrift für deutsche Philologie 39, 1907, S. 179–207. Enders, Zeitfolge, 1904 Enders, Carl: Zeitfolge der Gedichte und Briefe Johann Christian Günthers. Zur Biographie des Dichters. Diss. Bonn 1904. Dortmund: Ruhfus 1904. 233 S. – Teildruck: Ebda 1904. 81, [1] S. Filla, Striegau, 1889 Filla, Julius: Chronik der Stadt Striegau von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1889. Striegau: Selbstverlag 1889. VI, 398 S. 2 Taf. – Repr. Nachdr. Velen (1985): Neumann. Fischer, Gebundene Rede, 1968 Fischer, Ludwig: Gebundene Rede. Dichtung und Rhetorik in der literarischen Theorie des Barock in Deutschland. Tübingen: Niemeyer 1968. V, 296 S. (Studien zur deutschen Literatur. 10.) Friedlaender, Das deutsche Lied II, 1902 Friedlaender, Max: Das deutsche Lied im 18. Jahrhundert. Quellen und Studien. Bd. II: Dichtung. Stuttgart, Berlin: Cotta 1902. 〈5〉, 632 S. – Ndr. Hildesheim: Olms 1962. Friedlaender, Volkstümliche Lieder, 1894 Friedlaender, Max: Über einige volkstümliche Lieder des XVIII. Jahrhunderts. In: Verhandlungen der 42. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Wien vom 24. bis 27. Mai 1893. Leipzig: Teubner 1894. S. 400–403. Gajek, Schultheater, 1997 Gajek, Konrad: Johann Christian Günthers Beziehung zum schlesischen Schultheater. In: Stüben (Hg.), Günther, S. 47–75. 5 Abb. Gasse (Hg.), Liebesdichtung, 1963 Liebesdichtung der Griechen und Römer, Zweisprachig. Ausgewählt

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V. In Band I zitierte Literatur

und zum Teil neu übertragen von Horst Gasse. Bremen: Schünemann (1963). 341 S. (Sammlung Dietrich. 141.) Georges, 1909 Georges, Karl Ernst: Kleines lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 9., verb. und verm. Aufl. Hannover, Leipzig: Hahn 1909. VIII, 3022 Sp., 〈1〉 S. Goethe, Dichtung und Wahrheit II, 1812 Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben, Dichtung und Wahrheit. Tl. II. Tübingen: Cotta 1812. 573 S. – Neuausgabe in: Goethes Werke. Bd. IX. (Textkritisch durchgesehen von Lieselotte Blumenthal. Mit Anmerkungen versehen von Erich Trunz.). Hamburg: Wegner (1955). S. 217–448. (Hamburger Ausgabe in 14 Bänden.) Gottsched, Rez. von Cur1, 1732 〈Gottsched, Johann Christoph: Rezension von〉 Johann Christian Günther, aus Schlesien, curieuse und merkwürdige Lebens- und ReiseBeschreibung 〈...〉. In: Critische Beyträge 2, 1732, S. 249–256. Griechenlyrik, 1908 Griechenlyrik. In deutsche Verse übertragen von J. M. Stowasser. Heidelberg: Winter 〈1908〉. XXIII, 287 S. Grimm, Deutsches Wörterbuch 1-17, 1854-1971 (DWb. 1-17) Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. 17 Bde. Leipzig: Hirzel 1854–1971. – Nachdr. in 33 Bden. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1984. Heckel, Literatur in Schlesien I, 1929 Heckel, Hans: Geschichte der deutschen Literatur in Schlesien. Bd. I: Von den Anfängen bis zum Ausgange des Barock. Breslau: Ostdeutsche Verlagsanstalt 1929. 〈4〉, 416 S. (Einzelschriften zur Schlesischen Geschichte. 2.)

V. In Band I zitierte Literatur

193

Heinsohn, Die Streichung der poln. ›Karolinger‹, 2003 Heinsohn, Gunnar: Die Streichung der polnischen ›Karolinger‹. In: Zeitensprünge 2003, H. 1, S. 137–149. Hellermann, Abschieds-Aria, 1971 Hellermann, Dietmar: Johann Christian Günther: Abschiedsaria. In: Interpretationen deutscher und rumäniendeutscher Lyrik. Hg. von Brigitte Tontsch. Klausenburg: Dacia 1971. S. 36–41. Henkel/Schöne, 1967–1976 Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Hg. von Arthur Henkel und Albrecht Schöne. 2 Bde. Stuttgart: Metzler 1967–1976. CCXVII S., 2196 Sp. – Sonderausg. in 1 Bd. Ebda (1978). LXXIII S., 2196 Sp. – Zitiert wird nach der Ausgabe von 1978.

Heyer/Hoffmannn, 1909 (H/H) Johann Christian Günthers Leben auf Grund seines handschriftlichen Nachlasses. Erste, unverkürzte Ausgabe seiner Taschenbücher von Alfons Heyer mit ergänzender Einführung und Anmerkungen von Adalbert Hoffmann. Leipzig: Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 1909. XII, 〈3〉, 273 S. Hoffmann, Dritte Gabe, 1933 Hoffmann, Adalbert: Christian Günther. Die Braut Phillis (Schleiffenecker). Güntherhaus in Kreuzburg O.-S. Der Krankheitsbericht der Mutter, dargestellt vom Vater. Von den vom Dichter gefeierten 6 Leonoren. Neustadt/Oberschles.: Neustädter Zeitung 〈1933〉. 〈II〉, 13, 〈III–IV〉 S. (Dritte Gabe der Günther-Gesellschaft zur 225. Jahresfeier des Schweidnitzer Gymnasiums.) Hoffmann (Hg.), Ergänzung, 1922 Hoffmann, Adalbert (Hg.): Aus Christian Günthers Nachlese und Taschenbüchern. Fünf Gedichte und Entwürfe in neuem, ergänztem Abdruck aus den auf der Breslauer Stadtbibliothek aufbewahrten Handschriften 〈...〉. 〈Umschlagtitel:〉 Drei Leonoren-Lieder und Ergänzung

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zu den Taschenbüchern Christian Günthers. Berlin: Graupe (1922). 〈3〉, 24 S. 1 Abb. Hoffmann (Hg.), Erstes Brevier, 1922 Frei ist der Bursch. Studenten- und Wanderlieder und sonstige Zeugnisse von und über Günther. Mit Anmerkungen hg. von Adalbert Hoffmann. Schweidnitz: Heege 〈1922〉. 〈4〉, 66 S. (Christian GüntherBrevier. 1.) Hoffmann, Günther-Bibliographie, 1929 Hoffmann, Adalbert: Johann Christian Günther. Bibliographie. Anhang: Eine zu, ersten Mal veröffentlichte Satire gegen Günther mit deren Vorspiel. Breslau: Priebatsch in Komm. 1929. 〈8〉, 94, 〈2〉 S. – Ndr. ohne Vorwort. Hildesheim: Olms 1965. 〈4〉, 94, 〈2〉 S. – Enthält ca. 470 Titel.

Hoffmann, Günthers Erste Liebe, 1927 Hoffmann, Adalbert: Christian Günthers erste Liebe und die Schweidnitzer Güntherstätten (auch im Bilde). Mit seinem gewaltigsten Jugendgedicht in neuer, vollständiger Fassung. Breslau, Schweidnitz: Heege 〈1927〉. 32 S. 12 Abb. Hoffmann, Günthers Schulzeit, 1908 Hoffmann, Adalbert: Johann Christian Günthers Schulzeit und Liebesfrühling. Ein Beitrag zum Lebensbilde des Dichters. Jauer: Hellmann 1908. 43 S. 1 Abb. Hoffmann (Hg.), Kynast, 1925 Hoffmann, Adalbert (Hg.): Der Kynast in Wort und Bild. Erinnerungen aus zwei Jahrhunderten deutschen Schrifttums. Mit Anmerkungen besonders zu Goethes und Theodor Körners Riesengebirgsreise. Warmbrunn: Leipelt 〈1925〉. 64 S. Mit 12 Abb. Hoffmann, Zeitfolge, ca. 1920 Hoffmann, Adalbert: Christian Günther. Zeitfolge der Gedichte. 〈Striegau ca. 1920.〉 94 Bll. (Masch./Hs.)

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Hoffmann, Zweite Gabe, 1929 Hoffmann, Adalbert: Christian Günther. Unbekannte Briefe. Zeugnisse seines Fleißes. Gegen die Schuldlüge. Späte humoristische Gedichte. Mit neuen Erläuterungen und Beiträgen. Breslau: Priebatsch 〈1929〉. 〈2〉, 16, 〈2〉 S. (Zweite Gabe der Christian Günther-Gesellschaft für 1929.) Hofmann, Reiters Morgengesang, 1897 Hofmann, Karl: Zur Geschichte eines Volksliedes (Reiters Morgengesang von Hauff). Programm Pforzheim 1897: Ruf. 19 S. Hübner, 1704, erw. 1804 Hübner, Johann: Reales Staats- und Zeitungs-Lexicon 〈...〉. Leipzig: Gleditsch 1704. 〈8〉 S., 1284 Sp., 〈33〉 S. – Neue verb. und verm. Ausg. in 2 Bden u.d.T.: Reales Staats-, Zeitungs- und Conversations-Lexicon 〈...〉. Ebda 1804. X S., 1370 und 1504 Sp. – Repr. Nachdr. der Ausg. 1704. Bern: Lang 1972. – Zitiert wird nach der Ausg. von 1804. Hunold s. Menantes Joost, Ein ungehorsamer Sohn, 1997 Joost, Ulrich: Ein ungehorsamer Sohn – Der Dichter Johann Christian Günther und sein Vater. Probevorlesung Darmstadt 1997. 17 S. 〈Masch.〉 Kalbeck (Hg.), Inedita, 1879 (Ka) Neue Beiträge zur Biographie des Dichters Johann Christian Günther nebst einem Anhange, welcher die wichtigsten handschriftlichen Inedita der Breslauer Stadtbibliothek enthält. Hg. von Max Kalbeck. Leipzig: Breitkopf und Härtel 1879. VIII, 〈2〉, 90 S. Keller, Lexikon der Heiligen, 1968 Keller, Hiltgart L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Stuttgart: Reclam (1968). – 6., durchges. Aufl. Ebda (1987). 655 S.

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Der Kl. Pauly I–V, 1975–1979 Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. Auf der Grundlage von Pauly’s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter bearb. und hg. von Konrat Ziegler und Walther Sontheimer. 5 Bde. München: Artemis 1975. – Sonderausg. München: Deutscher Taschenbuch Verlag (1979). (dtv. 5963.) Koch, Die erinnerte Geliebte, 2000 Koch, Manfred: Die erinnerte Geliebte. Zu einem Petrarca-Motiv in der deutschen Lyrik des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. In: Meditation und Erinnerung in der Frühen Neuzeit. Hg. von Gerhard Kurz. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2000. S. 327–355. (Formen der Erinnerung. 2.) Kopp, Bibliographisches, 1907 Kopp, Arthur: Bibliographisches zu Johann Christian Günthers gedichten. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 39, 1907, S. 225–227. Kopp, Bibl.-krit. Studien I–II, 1894/95 Kopp, Arthur: Bibliographisch-kritische Studien über Johann Christian Günther. In: Euphorion 1, 1894, S. 718–744; 2, 1895, S. 539–555. Kopp, Reiters Morgenlied, 1893 Kopp, Arthur: Reiters Morgenlied. Hauff – Günther – Hunold. In: Burschenschaftliche Blätter 7, SS 1893, S. 144–147; 171–173; 204–207; 233–236. Kopp, Volks- und Studentenlied, 1899 Kopp, Arthur: Deutsches Volks- und Studentenlied in vorklassischer Zeit. Im Anschluß an die bisher ungedruckte von Crailsheimsche Liederhandschrift der Königlichen Bibliothek zu Berlin quellenmäßig dargestellt. Berlin: Hertz 1899. 286 S. Kosch 1–(31), 1968–(2012) (DLL 1–31) Kosch, Wilhelm: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch. 3., neu bearb. Aufl. hg. von Bruno Berger,

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Heinz Rupp, Carl Ludwig Lang u. a. Bd. 1-(31): A-(Wiedling). Bern: Francke (ab Bd. 15 München: Saur, ab Bd. 29 Berlin: de Gruyter) 1968-(2012). – Erg.-Bde I-(VI): A-(Ryslavy). Ebda 1994-(1999). Krämer, Günther-Studien, 1928 Krämer, Wilhelm: Günther-Studien. In: Euphorion 29, 1928, S. 552–578. Krämer, Leben Günthers, 1950/80 Krämer, Wilhelm: Das Leben des schlesischen Dichters Johann Christian Günther, 1695–1723. Godesberg: Küpper vorm. Bondi 1950. 360 S. – Erw. Aufl., untertitelt: Mit Quellen und Anmerkungen zum Leben und Schaffen des Dichters und seiner Zeitgenossen. (Mit bibliographischen Ergänzungen und einem Personen- und Ortsverzeichnis von Reiner Bölhoff.) Stuttgart: Klett-Cotta 1980. 619 S. Krämer, Probleme und Ergebnisse I–II, 1930 Krämer, Wilhelm: Probleme und Ergebnisse der Günther-Forschung. I–II. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 18, 1930, S. 336–354; 403–426. Krämer, Zu Pyritz’ Rez. von Kr IV–V, 1937 Krämer, Wilhelm: Zu Hans Pyritz’ Besprechung von Bd. IV und V der Günther-Ausgabe. 〈Breslau ca. 1937.〉 8 Bll. 〈Masch.〉 Krause, Vergnügung 1–20, 1713–1732 Krause, Theodor: Vergnügung Müßiger Stunden, Oder Allerhand nützliche Zur heutigen galanten Gelehrsamkeit dienende Anmerckungen. Teil 1–20. Leipzig: Rohrlach 1713–1732. Krolow, Trost-Aria, 1961 Krolow, Karl: Johann Christian Günther: Trost-Aria. In: Mein Gedicht. Begegnungen mit deutscher Lyrik. Hg. von Dieter E. Zimmer. Wiesbaden: Limes (1961). S. 92–94.

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Kuhn, Was ist anthologiewürdig? 1976 Kuhn, Hans: Was ist anthologiewürdig? Beobachtungen am Beispiel J. C. Günthers. In: Akten des V. Internationalen Germanisten-Kongresses Cambridge 1975. Hg. von Leonard Forster und Hans-Gert Roloff. Heft 2. Bern, Frankfurt a. M.: Lang 1976. S. 276–286. (Jahrbuch für Internationale Germanistik. A 2.) Leubscher, Athenais, 1712 Leubscher, Johann Christian: Die Von Der Studirenden Jugend Bey Der Schule Vor Schweidnitz Auf öffentlicher Schau-Bühne 〈...〉 vorgestellete ATHENAIS. Schweidnitz 1712: Ockel. 〈4〉 S. Leubscher, Entwurff Derer Lectionum, 1708 Leubscher, Johann Christian: Entwurff Derer in die Von unserm Großmächtigsten Kayser Allergnädigst verliehene Schule zur Heil. Dreyfaltigkeit vor Schweidnitz einzuführen beliebter Lectionum, Mit Genehmhabung Derer Pl. Tit. sämtlichen Praesidum und Scholarcharum aufgesetzet. Schweidnitz 〈1708〉: Ockel. 〈12〉 S. Leubscher, Weisheit, 1711 Leubscher, Johann Christian: Die Bey dem Creutze Christi Einem Schulmanne gewiesene Weisheit eines gesetzten Geistes 〈...〉 wird 〈...〉 einfältig erkläret 〈...〉. Schweidnitz 1711: Ockel. 〈4〉 S. Leubscher, Wohlgemeinte Zuschrifft, 1708 Leubscher, Johann Christian: An Seine kurtz zuvor besuchte sämptliche Schüler aus Breßlau Abgesandte Wohlgemeinte Zuschrifft. Breßlau 1708: Baumann. 〈16〉 S. Leuschner, Spicilegium 1-48, 1752-1784 Leuschnerus, Joannes Christianus: Ad Cunradi Silesiam Togatam Spicilegium 1 (–48). Hirschbergae, Vratislaviae 1752–1784. Litzmann, Textkritik, 1880 (Li) Litzmann, Berthold: Zur Textkritik und Biographie Johann Christian Günther’s. Diss. Berlin 1880. Frankfurt am Main: Rütten & Loening 1880. IX, 157 S.

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LTHK 1–14, 1957-1968 Lexikon für Theologie und Kirche. Hg. von Josef Höfer und Karl Rahner. 14 Bde. Freiburg i.Br.: Herder 1957–1968. – Sonderausg. Ebda 1986. Lubos, Literatur Schlesiens I, 1960 Lubos, Arno: Geschichte der Literatur Schlesiens. Bd. I. München: Bergstadtverlag Korn (1960). 441 S. Mit 66 Abb. – Neubearb. Bd. I. Würzburg: Bergstadtverlag Korn (1995). Matrikel Frankfurt/Oder II, 1888 Aeltere Universitäts-Matrikeln. I. Universität Frankfurt a. O. Aus der Orginalhandschrift unter Mitwirkung von Georg Liebe und Emil Theuner hg. von Ernst Friedlaender. Bd. II (1649–1811). Leipzig: Hirzel 1888. VIII, 1648–1812. (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven. 36.) Matrikel Leipzig III, 1909 Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig, 1559–1809, als Personenund Ortsregister bearbeitet und durch Nachträge aus den Promotionslisten ergänzt. Hg. von Georg Erler. Bd. III: Die Immatrikulationen vom Wintersemester 1709 bis zum Sommersemester 1809. Leipzig: Giesecke & Devrient 1909. XXXXVII, 666 S. Matrikel Wittenberg III, 1966 Album Academiae Vitebergensis. Jüngere Reihe Tl. III (1710–1812). Bearbeitet von Fritz Juntke. Halle: Niemeyer 1966. XIII, 782 S. (Arbeiten aus der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle a. d. Saale. 5.) Maydorn, Günther-Wörterbuch, 1923 Maydorn, Bernhart: Proben zu einem Günther-Wörterbuche. In: Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde 24, 1923, S. 71–84.

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Meier, Kunstlieder, 1906 Meier, John: Kunstlieder im Volksmunde. Materialien und Untersuchungen. Halle: Niemeyer 1906. CXLIV, 92 S. Menantes, Gal. Verl. u. Sat. Gedichte I-II, 1703-1704 Menantes 〈d. i. Christian Friedrich Hunold〉: Galante, Verliebte, Und Satyrische Gedichte. 2 Tle. Hamburg: Liebernickel 1703–1704. 〈22〉, 289, 〈1〉 S. – 2. Aufl. Hamburg: Fickweiler 1711. 275 S. – 3. Aufl. Hamburg: Brandt 1729. Neukirchs Anthologie I–VII, 1697–1727 Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster theil. Leipzig: Fritsch 1697. – Dass. Anderer Theil. Ebda 1697. – Dass. Dritter Theil. Ebda 1703. – Dass. Vierdter Theil. Glückstadt: Lehmann 1704. – Dass. Fünffter Theil. Glückstadt und Leipzig: Lehmann 1705. – Dass. Sechster Theil. Leipzig: Fritsch 1709. – Dass. Siebender Theil. Franckfurt und Leipzig: Straube 1727. – Neudruck. Hg. von Angelo George de Capua und Ernst Alfred Philippson (Tl. 1–2), Angelo George de Capua und Erika Alma Metzger (Tl. 3–4), Erika A. Metzger und Michael M. Metzger (Tl. 5–7). Tübingen: Niemeyer 1961–1991. (Neudrucke Deutscher Literaturwerke. NF. 1.16.22.24.29.38.43.) Ortsnamenverzeichnis, 1988 Ortsnamenverzeichnis der Ortschaften jenseits von Oder und Neiße. Bearb. von M. Kaemmerer. 3., erw. Aufl. Leer: Rautenberg (1988). 230 S. 5 Karten. Osterkamp, Günther-Forschung, 1985 Osterkamp, Ernst: Perspektiven der Günther-Forschung. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, Sonderheft 1: Forschungsreferate. Tübingen: Niemeyer 1985. S. 129–159. Osterkamp, Scherz und Tugend, 1982 Osterkamp, Ernst: Scherz und Tugend. Zum historischen Ort von Johann Christian Günthers erotischer Lyrik. In: Johann Christian Günther. Text+Kritik 74/75, 1982, S. 42–60. 1 Abb.

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Pott (Hg.), Günther, 1988 Pott, Hans-Georg (Hg.): Johann Christian Günther (mit einem Beitrag zu Lohensteins ,Agrippina‘). Paderborn u. a.: Schöningh (1988). 183 S. Mit Abb. (Schriften des Eichendorff-Instituts an der Universität Düsseldorf. Kolloquien und Editionen.) Preisendanz, Präsente Bedrängnis, 1974 Preisendanz, Wolfgang: Präsente Bedrängnis. Über ein Gedicht von Johann Christian Günther. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 18, 1974, S. 221–234. Pyritz, Flemings Liebeslyrik, 1963 Pyritz, Hans: Paul Flemings Liebeslyrik. Zur Geschichte des Petrarkismus. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1963. 332 S. (Palaestra. 234.) Regener, Stumme Lieder? 1989 Regener, Ursula: Stumme Lieder? Zur motiv- und gattungsgeschichtlichen Situierung von Johann Christian Günthers ,Verliebten Gedichten‘. Diss. Münster 1988. Berlin, New York: de Gruyter 1989. X, 208 S. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker. NF. 94.) Regnard, Oeuvres, 1711 (Regnard, Jean-Franc¸ois:) Les Oeuvres de Mr. Regnard. 2 Bde. Bruxelles: t’Serstevens 1711. 〈4〉, 376; 〈4〉, 419, 〈2〉 S. Mit Abb. RGG 1–9, 1998–2007 Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 8 Bde und Reg.-Bd. Hg. von Hans D. Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski und Eberhard Jüngel. 4., neubearb. Aufl. Mohr Siebeck 1998–2007. Zus. 9046 S. – Ungek. Studienausgabe. Ebda 2008. (UTB. 8401.) Rölleke, Endlich, 2000 Rölleke, Heinz: „Endlich steht ein Heyland auf“. Heilgeschichtliches in

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Johann Christian Günthers ,Trost-Arie‘? In: Wirkendes Wort 50, 2000, S. 1–4. Rubensohn, Filiationen, 1896 Rubensohn, M〈ax〉: Filiationen. In: Euphorion 3, 1896, S. 93–100. Rubensohn (Hg.), Griechische Epigramme, 1897 Griechische Epigramme und andere kleinere Dichtungen in deutschen Übersetzungen des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Mit Anmerkungen und ausf. Einl. hg. von Max Rubensohn. Weimar: Felber 1897. CCLXXVI, 210 S. (Bibliothek älterer deutscher Übersetzungen. 2,5.) Rüffler, Stadtbibliothek Breslau, 1997 Rüffler, Alfred: Die Stadtbibliothek Breslau im Spiegel der Erinnerung. Geschichte, Bestände, Forschungsstätte. Sigmaringen: Thorbecke 1997. 201 S. 2 Abb. (Quellen und Darstellungen zur schlesischen Geschichte. 28.) Scharff (Hg.), Gel. Neuigkeiten Schlesiens 1–7, 1734–1741 Gelehrte Neuigkeiten Schlesiens In welchen so wohl, Was von Hohen und andern Schulen, von Bibliotheqven und Cabineten 〈...〉 zu erforschen gewesen, 〈...〉 mitgetheilet wird. (Hg. von Gottfried Balthasar Scharff u. a.) 6 Bde. Schweidnitz, Liegnitz 1734–1740. – Neue Fortsetzung. Bd. 7. Liegnitz 1741/42. Schmolcke, Heilige Flammen, 1704 Schmolcke, Benjamin: Heilige Flammen der Himmlisch-gesinnten Seele, in andächtigen Gebet- und Liedern angezündet. Striegau 1704. – 2., erw. Aufl. Tl. 2 u.d.T.: Heilige Lieder-Flammen. 1705. – 3., erw. Auf. 1706. – 7., erw. Aufl. Schweidnitz 1711. – Weitere Aufl.: 1714, 1717, 1724, 1727, usw. Schostack, Dromedare in der Wüste, 1981 Schostack, Renate: Dromedare in der Wüste. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24.10.1981, Beilage. – Wiederabdruck in: Frankfurter Anthologie. Gedichte und Interpretationen. Hg. von Marcel

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Reich-Ranicki. Bd. 7. Frankfurt am Main: Insel (1983). S. 21–23. – 2. Aufl. ebda (1987). Sinapius I–II, 1720–1728 Sinapius, Johannes: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung, Darinnen die ansehnlichen Geschlechter Des Schlesischen Adels 〈...〉 beschrieben werden. Tl. I. Leipzig: Fleischer 1720. 〈16〉, 1100, 〈8〉 S. – Teil II. Leipzig, Breßlau: Rohrlach 1728. 1144 S. – Neudruck Neustadt a d. Aisch: Verlag für Kunstreproduktion 〈o.J.〉. Stein, Geschichte des spätröm. Reiches I, 1928 Stein, Ernst: Geschichte des spätrömischen Reiches. Bd. 1: Vom römischen zum byzantinischen Staate (284–476 n. Chr.). Wien: Seidel 1928. XXII, 591 S. 10 Taf. 4 Karten. Steinbach, Günthers Leben, 1738 (Siebrand, Carl Ehrenfried 〈d. i. Christoph Ernst Steinbach〉:) Johann Christian Günthers, Des berühmten Schlesischen Dichters, Leben und Schrifften. Gedruckt in Schlesien 1738. Auf des Verfassers eigene Unkosten. 〈16〉, 168 S. Stenzel, Welch Pflaster? 1982 Stenzel, Jürgen: „Welch Pflaster kan den tieffen Riß verbinden?“ Johann Christian Günthers ,Abschieds-Aria‘. In: Gedichte und Interpretationen. Bd. 1: Renaissance und Barock. Hg. von Volker Meid. Stuttgart: Reclam (1982), S. 381–390. (RUB. 7890.) Stüben (Hg.), Günther, 1997 Johann Christian Günther (1695–1723). Oldenburger Symposium zum 300. Geburtstag des Dichters. Hg. von Jens Stüben. München: Oldenbourg 1997. 436 S. Mit Abb. (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte. 10.) Stüben, Taufeintrag, 1997 Stüben, Jens: Der Taufeintrag Johann Christian Günthers im Striegauer Taufbuch. In: Stüben (Hg.), Günther, 1997, S. 373–376. 1 Abb.

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Text und Kritik 74/75, 1982 Text und Kritik. Zeitschrift für Literatur. Hg. von Heinz Ludwig Arnold. Heft 74/75: Johann Christian Günther, München 1982. 142 S. Mit Abb. Trautwein, Zu Günthers Liebesgedichten, 1987 „Von innen zwar ein Paradies, von außen Unruh, Zanck und Plagen“ – Zur Komposition von Johann Christian Günthers Liebesgedichten. In: Daphnis 16, 1987, S. 167–218. Triller, Poet. Betrachtungen III, 1742 Triller, Daniel Wilhelm: Poetische Betrachtungen, über verschiedene aus der Natur- und Sittenlehre hergenommene Materien. Nebst einigen Uebersetzungen und Gedichten. Teil III. Hamburg: Herold 1742. 〈32〉, 626, 〈12〉 S. – 2., verm. und verb. Aufl. Ebda 1750. 〈32〉, 626, 〈10〉 S. Villinger, Rhetorik als Verhängnis, 1988 Villinger, Ingeborg: Rhetorik als Verhängnis. Johann Christian Günthers Drama. In: Pott (Hg.), Günther, 1988, S. 53–67. Wander I–V, 1867–1880 Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk. Hg. von Karl Friedrich Wilhelm Wander. 5 Bde. Leipzig: Brockhaus 1867–1880. – Repr. Nachdr. Kettwig: Athenaion 1987. Wiegand, Poeta doctus, 1997 Wiegand, Hermann: Poeta doctus. Zu Johann Christian Günthers lateinischer Dichtung. In: Stüben (Hg.), Günther, S. 123–135. Wittig, Günther, 1909 Wittig, Gregor Konstantin: Johann Christian Günther. Ein Beitrag zu seinem Charakterbilde. Mit erneuten Berichtigungen und Zusätzen zu seiner Lebensgeschichte. Glogau und Leipzig: Hellmann 1909. 91 S. Wittig, Neue Entdeckungen, 1881 Wittig, Gregor Konstantin: Neue Entdeckungen zur Biographie des

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Dichters Johann Christian Günther aus Striegau in Schlesien (1695–1723). Striegau: Hoffmann 1881. LIV, 362 S. Mit 3 Abb. Wittig, Urkunden, 1895 Wittig, Gregor Konstantin: Urkunden und Beläge zur Günther-Forschung. Striegau: Hoffmann 1895. 〈2〉, 31 S. Zedler 1-68, 1732-1754 Zedler, Johann Heinrich: Grosses vollständiges Universal-Lexikon Aller Wissenschaften und Künste. 68 Bde. Halle, Leipzig: Zedler 1732– 1754. – Nachdruck Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1961–1964. Zymner, Literarische Individualität, 1997 Zymner, Rüdiger: Literarische Individualität. Vorstudien am Beispiel Johann Christian Günthers. In: Stüben (Hg.), Günther, S. 249–287.

VI. TEXTKRITISCHER APPARAT UND ERLÄUTERUNGEN ZU BAND I

Zu den Dichtungen der Schuljahre In seiner Schulzeit wurde Günther vor allem mit den Dichtungen des Horaz, des Petrarkismus, mit lutherischen Gemeindeliedern und pietistischen Andachtsliedern vertraut. Ferner lernte er nicht nur antike und humanistische Praecepta und Exempla der Poesie kennen, sondern auch, sie mit aktuellen Inhalten und konkreten Zwecken glaubwürdig aufzufüllen und dabei, wenn es die Redesituation zuließ, sogar umgangssprachliche Elemente, Dialektwörter, Pennälerjargon einzufügen. Schwerpunkte seiner frühen literarischen Produktion sind Geistliche Gedichte und besonders Verliebte Gedichte. Das Mischspiel am Ende seiner Schulzeit ist das einzige Bühnenwerk des Dichters, wenn auch imaginierte Szenen und Dialoge in seinem poetischen Schaffen üblich blieben.

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

A. Religiöse Dichtungen I. Leichencarmina Überblick Aus Günthers Schulzeit sind 13 Leichengedichte überliefert, meist für die Familien von Geistlichen (Fuchsius, Ebersbach) oder adeligen Mitschülern (v. Zedlitz, v. Reibnitz, v. Seydlitz, v. Bock). Nur die Gedichte auf Fuchs (Nr. 1) und auf Seydlitz (Nr. 4) wurden einzeln gedruckt. Dreimal begegnen Gedichtpaare auf dieselben Trauerfälle – den Tod der Bürgersfrau Rüdiger (Nr. 8–9), der Roschkowitzer Gönnerin Hedwig von Bock (Nr. 10–11) und des Diakons David Ebersbach (Nr. 12–13). Formal und inhaltlich aus dem Rahmen fallen die Trauersonette auf den Herrn von Reibnitz (Nr. 3) und auf den ermordeten Mitschüler Johann Kühn (Nr. 7).

1. Als Der Hoch-würdige 〈...〉 Hr. Gottfried Fuchsius 〈...〉 Seinen Jüngsten 〈...〉 Sohn Theobald Gottfried 〈.. .〉 beerdigen ließ 〈...〉. 5.9.1712 (Nimm, Großer Aaron! Von deines Knechtes Händen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage ist der Einzeldruck der Druckerei Johann Sigismund Ockel in Schweidnitz (EDr 1). – Weitere Textzeugen: C1-C3, S. 145– 148; G1-G5, S. 1075–1077; G6, S. 445–447; Kr IV, S. 10–12. Fettdruck nur in EDr und in C, Z. 1, 21, 25, 45, 46, 50, 72, 76, 81. Datierung Das Gedicht ist am 5.9.1712 in Günthers eigenem Namen zur Beerdigung seines Mitschülers Theobald Gottfried Fuchs geschrieben. Genau zwei Jahre später starb der Vater, Pfarrer Gottfried Fuchs, an den das Gedicht gerichtet ist (s. u. Nr. 5).

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211

Verbreitung 1902 hat Scholz Z. 53–56 in seine Auswahlausgabe aufgenommen. Varianten

Ü Als Der Hoch-würdige 〈...〉 beerdigen ließ:] Als der Hochwürdige, Großachtbare und Hochgelahrte Herr Gottfried Fuchsius, Der Evangel. Kirche und Schulen vor Schweidnitz Hoch-verdienter Inspector, Pastor Primarius und Scholarcha, Seinen jüngsten Sohn, Theobald Gottfried, den 5. Sept. A. 1712. beerdigen ließ. C; Als Herr Gottfried Fuchsius è Pastor Primarius zu Schweidnitz, seinen jüngsten Sohn Theobald Gottfried den 5. Sept. 1712. beerdigen ließ. GG6 Ü 1712.] 1711. G4G5G6 Ü Sollte sein schuldiges Mitleiden 〈...〉 Günther è Schol. Svidn. Alumn.] Jn selbst-eigenen Namen. C; fehlt GG6 Ü Schweidnitz 〈...〉 Ockel.] fehlt CGG6Kr 3 ietzt] itzt C 14 Verhängnüß] Verhängniß CGG6 38 HErren] HErrn EDr; HErren CGG6Kr 42 schreckt] schröckt C 47 vor ietzo] für itzo C1C2; für jetzo C3; vorietzo GG6 54 der Weißheit Glantz] der Weisheits Glantz C; der WeißheitsGlantz G; der Weisheitglanz G6 62 Zeboims Mord] Zeboims-Mord C1 67 Paradeiß] Paradis CGG6 77 Blut-Gerüchte] Blutgerichte G6Kr 86 Höllen-Geyer] Höllen Geyer EDr; Höllen-Geyer CG; Höllengeyer G6Kr Erläuterungen

1 Nimm è Großer Aaron! Von 〈...〉] Wenn dem Namen des älteren Bruders von Moses die hebr. Aussprache »Aharon« zugrunde gelegt wird, ist der Alexandriner metrisch korrekt. 60 Seelen-Malvasier] Malvasier war ein nach seiner Herkunft aus Napoli di Malvasia auf Morea benannter, besonders edler griechischer Wein (DWb. 6, 1512); Bild für die himmlische Glückseligkeit.

212

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

61 in Kedars schwartzen Hütten] Die schwarzen Zelte des nach Ismaels Sohn Kedar benannten arabischen Volkstamms gelten als Ort der Fremde (Ps. 120,5; Hohesl. 1,5). 62 Zeboims Mord] Zeboim war eine Stadt, die mit Sodom und Gomorrha verbündet war und durch göttliches Gericht unterging; vgl. bes. 5. Mos. 29,22. 79 Gosen] Die Jakob und seinen Söhnen zugewiesene fruchtbare ägyptische Landschaft Kesem nahe der Nilmündung; vgl. 1. Mos. 45,10. 81 Jonathan] Sohn Sauls, Freund Davids, fiel auf dem Gebirge Gilboa; vgl. 1. Sam. 18, 20, 31; Davids Trauerlied: 2. Sam. 1, 17–27.

2. Die auch in Jhrer Asche 〈...〉 verehrte Frau Anna Helena, verw. von Zedlitz 〈...〉. 27.1.1713 (Wem Neid und Aberwitz nicht die Vernunfft bethört) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 523–528. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 482–488; G1-G5, S. 1088–1092; G6, S. 519–523; Kr V, S. 10–14. Fettdruck nur in A, Z. 50, 72, 105, 129, 141, 145–152. Datierung Anna Helena von Zedlitz starb laut Überschrift am 27.1.1713 als Witwe. Günther schrieb das Leichencarmen in fremdem Namen, wahrscheinlich für einen seiner adeligen Mitschüler, der mit der Familie von Zedlitz verwandt oder befreundet war. Verbreitung 1902 und 1947 wurde die letzte Strophe in die Auswahlausgaben von Scholz und Geiger aufgenommen.

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213

Varianten

Ü Die auch in ihrer Asche 〈...〉 andern.] Bey dem Grabe der Fr. Anna Helena verw. von Zedlitz etc. als eines Musters des Preißwürdigen Frauenzimmers. 1713. den 27. Januarii. G; Bey dem Grabe der Frau Anna Helena verw. von Zedlitz etc. 1713. den 27. Januarii. G6 7 die minste] die mindste A3-A5GG6Kr 67 äussert sich] äusert sich A1-A3; äussert sich A4-A5GG6 73 Den Seegen] Der Segen G6 77 manchen] mancher AG1; manchen G2-G5G6Kr 92 vergifftem] vergifften A4A5G4G5G6 100 Wermuth-Tranck] Wermuth Tranck A1; Wermuth-Tranck A2-A5 GG6; Wermuth-Safft GG6 Erläuterungen 7 minste] Diese Form des Superlativs war im 15. bis 17. Jh. vorherrschend, erst seit dem Anfang des 18. Jh.s setzte sich ,mindste’ durch (DWb. 6, 2231f.). 9 Acidalius] Valens Acidalius, eigentlich Havekenthal, aus Wittstock /Brandenburg (1567–1595), Rektor der Lateinschule in Meißen, war einer der besten Latinisten seiner Zeit; er schrieb kritische und erklärende Arbeiten zu antiken Autoren. 22 Monstier] Arthur Du Monstier (ca. 1586–1662), französischer Geistlicher aus Rouen, Rektor der Sorbonne, schrieb Werke über Maria und Lukretia (1637) und über das Martyrium der Bräute Christi (1657). 33 Ruth] Die verwitwete Moabitin Ruth folgte ihrer Schwiegermutter nach Bethlehem, wurde von Boas geheiratet und zur Großmutter von David. Vgl. Ruth 1–4. 35 Hanna] Die wegen ihrer Kinderlosigkeit geschmähte Ehefrau des Elkana betet weinend im Tempel, bis sie, vom Hohenpriester gesegnet, ihren Sohn Samuel bekommt und dem Herrn weiht. Vgl. 1. Sam. 1–28. 37 Esthers reiner Geist] Die Jüdin Esther, Gemahl des Königs Ahasver è Xerxes, rettet ihr Volk vor den Anschlägen des bösen Ratgebers Haman. Vgl. Esth. 1–10. 38 Eugenia] Die Tochter des elsässischen Herzogs Adalbert und Nichte der Hl. Odilia, nach deren Tod Äbtissin von Hohenburg, starb 720. Vgl. Keller, Lexikon der Heiligen, S. 214.

214

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

43 Agnes] Die junge Römerin widersteht dem Schwert: Eine Woche nach ihrem Begräbnis erscheint sie in einem goldenen Kleid, umgeben von einem Reigen schöner Jungfrauen. Vgl. Keller ebda S. 31. 44 Lucia] Weder Feuer noch siedendes Öl können Lucia etwas anhaben; sie stirbt erst 310 nach dem Empfang der Hostie. Vgl. Keller ebda S. 383. 45 Anastasia] Die Märtyrerin wird mit 200 von ihr bekehrten Jungfrauen auf eine einsame Insel verbannt und im Jahre 304 verbrannt. Vgl. Keller ebda S. 43f. 47 Agatha] Nachdem sie die Werbung des Statthalters Quintinian zurückgewiesen hat, wird die Christin Agatha unter Decius 249 /51 auf Scherben und glühende Kohlen gelegt, bis sie stirbt. Vgl. Keller ebda S. 29. 47 Caecilia] Die Märtyrerin Caecilia wird 225 enthauptet, nachdem sie ihren Bräutigam Valerius, deren Bruder Tiburtius und ihre Diener bekehrt hat. Vgl. Keller ebda S. 99f. 48 Fausta] Weil Fausta sich weigert, den Göttern zu opfern, erleidet sie 307 unter Kaiser Maximian den Märtyrertod durch Sägen, Nägel und siedendes Pech. Vgl. Keller ebda S. 222. 66 Lea Leib] Labans älteste, häßliche Tochter wird Jakobs erste Frau und Mutter von Ruben, Simeon, Levi, Juda, Isaschar, Sebulon und Dina. Vgl. 1. Mose 29–31. 66 Rahels Augen] Die jüngste Tochter des Laban und Lieblingsfrau Jakobs war anfangs unfruchtbar und ließ sich durch die Magd Biha vertreten; später gebar sie Joseph und Benjamin. Vgl. 1. Mos. 29, 30, 35. 89 Weyrauch und Corall] Dem Weihrauch wird seit dem 12. Jahrhundert Heilkraft zugeschrieben (DWb. 14,1,1,739); ebenso dem Korallenblümchen, der Roten Kamille (DWb. 5,1795). 100 aus Mara Teichen] Mara war eine Station auf dem Wüstenzug der Israeliten, wo bitteres Wasser süß gemacht wurde. Vgl. 2. Mos. 15, 23–25. 105 Napell] Nappel, der allgemeine Sturmhut, eine Giftpflanze (DWb. 7,350). 118 aus Basans wüsten Trifften] Eigentlich war Basan, der nördliche Teil des Ostjordanlands zwischen Hermon und dem See Genezareth, von sprichwörtlicher Fruchtbarkeit. Vgl. Jes. 33; Nah. 1,4. 119 Ammon raubt] Das Volk der Ammoniter, das nordöstlich von den Moabitern am oberen Jabbok wohnte, war Israel verhaßt und wurde von den Propheten häufig bedroht. Vgl. 5. Mos. 23; 2. Sam. 10 und 12; Am. 1; Zeph. 2; Jer. 9. 25, 49; Hes. 21 und 25.

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119 der Moabiter leugt] Das Verhältnis der Moabiter zu Israel wurde feindselig, nachdem sie diese zum Götzendienst verführen wollten, und die Propheten verkündigten ihnen häufig das Gericht. Vgl. 5. Mos. 23; Jes. 11; Amos 2; Zeph. 2; Jer. 9 und 25. 132 Boy] Auch ,Boi‘, locker gewebter Wollstoff für Trauerkleidung (DWb. 2,229). 136 Ophir] Sagenhaftes Goldland, aus dem Salomo 420 Zentner Gold holen ließ. Vgl. 1. Kön. 9,26–28.

3. Auf das Absterben Des Herrn von R〈eibnitz〉. 〈8.1.〉1714 (Mein Vater! zürne nicht, wenn ein bestürtzter Sohn) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 140. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 563; G6, S. 996 /1; Kr V, S. 37. Datierung Gotthard Friedrich von Reibnitz starb am 8.1.1714 (Leuschner 23, S. 248 ff., nach Enders, Zeitfolge, S. 87); die Angabe bei Steinbach – 5.12.1714 – stimmt nicht (Günthers Leben, S. 14). Reibnitz, Herr auf Langenhelmsdorf, Ober- und Mittelleipe, Landesältester der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer, war verheiratet mit Freiin Anna Eleonora von Eben und hatte drei Söhne: George Heinrich (1696–1744), George Wilhelm (1698–1765) und George Gotthard (1699–?), alle Günthers Mitschüler (vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 374 und das lat. Geleitgedicht Nr. 6). Für welchen dieser Söhne Günther das Trauer-Sonett schrieb, ist nicht bekannt. Varianten Ü von R〈eibnitz〉] von R... DGG6; von R(eibniz) Kr Ü Im Nahmen seines Sohnes.] fehlt GG6 Ü Schweidnitz, 1714.] fehlt G; 1714. G6

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Ü Sonnet.] fehlt G6 5 ich seh, ich fühle] ich seh und fühle GG6

4. Die Asche des 〈...〉 Herren Joachim Siegmund von Seydlitz und Ludewigsdorff 〈...〉 Begleitete 〈...〉 Friedrich von Bock. 31.5.1714 (Welch Unglück wittert sich? Wie wenn ein Mord-Comet) Gedruckte Überlieferung Der Einzeldruck von Christian Ockel in Schweidnitz ging verloren, ist aber durch Krämers Ausgabe und seine Randglossen in G2 zu rekonstruieren (EDr 7). Textgrundlage für die Überschrift ist der EDr (nach Kr), für den Text A1, S. 516–523. – Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 474–481; G1-G5, S. 1083– 1087; G6, S. 711–715; Kr V, S. 40–45. Die Absätze nach Z. 24, 32, 64, 164 sowie der Fettdruck in Z. 33, 41, 44, 51 54, 110, 165, 172 fehlen in G, G6 und Kr. Datierung Das Leichenbegängnis für Joachim Siegmund von Seydlitz fand am 31.5. 1714 statt (vgl. Überschrift EDr), der Todestag war der 22.3.1714 (Sinapius II, zit. nach Enders, Zeitfolge, S. 88). Der Verstorbene, Landesältester (Senior Provinciae) der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer, war ein Verwandter der Familie von Bock. Die erwähnten Güter Mittel- und Nieder-Peilau lagen nur wenige Kilometer westlich von Roschkowitz. Friedrich von Bock (1694 /95–1729), in dessen Namen das Leichencarmen verfaßt ist, war Günthers Schulfreund, der poetische Beistand eine Gefälligkeit gegenüber der Roschkowitzer Gutsfamilie, bei der Günther in dieser Zeit – auch der Jugendgespielin Flavia zuliebe – öfters zu Gast war. Verbreitung Scholz hat 1902 die Zeilen 65–74 in seine Auswahlausgabe aufgenommen.

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Varianten

Ü Die Asche 〈...〉 Friedrich von Bock, Equ. Sil.] Auf den tödtlichen Hintritt Des weyland Wohlgebohrnen Ritters und Herrn, Hrn. Joach. Siegmund von Seidlitz, Derer beyden Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer Hoch-meritirten Landes-Aeltesten, A. 1714. den 31. May. Jm Nahmen eines andern. A; Bey dem Todes-Falle Hn. Joachim Siegmund von Seidlitz, der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer hoch-meritirten Landes-Aeltesten. GG6 Ü Schweidnitz 〈...〉 Ockel.] fehlt AGG6Kr 18 weiß es] wieß es GG6 66 dem Pöbel] den Pöbel G 67 Ehrsucht] Ehrfurcht A2-A5G 73 dann saget] denn saget EDrKr 77 mit fremden] mit fremdem A3-A5G1-G4 83 denn davon] dann davon A3-A5GG6Kr 89 Tocken-Spiel] Docken-Spiel GG6Kr 91 bügt sich] biegt sich A3-A5GG6Kr 110 Blinden Art] blinden Art EDrA3-A5GG6 119 zu Pfande] zum Pfande GG6 130 noch darzu] noch dazu EDrKr; auch darzu A3-A5GG6 137 Goldes gelbe Sucht] Geldes gelbe Sucht A5; Goldes Gelbesucht GG6Kr

140 151 167 169

Seele] Sache A; Seele GG6Kr nur die Haare] nun die Haare A2-A5GG6Kr Noth und Angst] Angst und Noth A3-A5GG6 dörfft’ ich] dürfft’ ich GG6 Erläuterungen

1 Mord-Comet] Komet mit rotem Schweif, der Unglück, Krieg, Mord ankündigt; vgl. Dünnhaupt, Neue Kometen, S. 112–118. 5 Enceladus] Enkelados war der stärkste Gigant, der gegen Zeus, Dionysos und Athene kämpfte; Athene warf den Aetna auf ihn. Vgl. Der Kl. Pauly 2, Sp. 269. 22 Epirus] Das Land Epeiros im Nordwesten Griechenlands erlangte nur unter dem Molosserkönig Pyrrhos (319 /18–272), der von 297 bis 272 regierte, geschichtliche Bedeutung und wurde später durch Aemilius Paul-

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

lus verwüstet, die Bevölkerung in die Sklaverei verschleppt. Vgl. Der Kl. Pauly 2, Sp. 286. 23 Syracusa] Bei der Eroberung der sizilianischen Stadt Syrakus durch die Römer wurde der Mathematiker und Physiker Archimedes (287–212) von einem Soldaten erschlagen. Vgl. Der Kl. Pauly 1, Sp. 510. 24 Hippon] Als Bischof Augustinus 430 in Hippo Regius starb, dem urspr. phönizischen Handelsplatz im heutigen Algerien, dauert es kaum ein Jahr, bis die Stadt von den Wandalen erobert und geplündert wurde. Vgl. Der Kl. Pauly 2, Sp. 1160. 41 Ein Reibnitz fiel] Am 8.1.1714 starb in Schweidnitz Gotthard Friedrich von Reibnitz, der Vater von Günthers Mitschülern George Heinrich, George Wilhelm und George Gotthard von Reibnitz; s. o. Nr. 3. 53 Du schweigest und sprichst Ja] „Wer schweigt, scheint zuzustimmen“ („Qui tacet consentire videtur“) heißt ein alter Grundsatz aus dem Kirchenrecht, nach den Decretalen 6,5,12,43 von Bonifatius VIII. (1220– 1303). 107 Peplier] „Unter diesem Namen und Titel ist zum Vorschein gekommen ,Nouvelle & parfaite Grammaire Royale Francoise & Allemande‘, welche wegen ihrer leichten Methode so grossen Beyfall gefunden, daß sie zu sehr vielen mahlen hat müssen aufgelegt werden und auch noch aufgelegt wird“ (Zedler 27, Sp. 298).

5. Als Herr Gottfried Fuchsius 〈...〉 Aus der streitenden Kirche in die triumphirende seinen seeligen Einzug hielte 〈...〉. 16.9.1714 (Die Lüffte waffnen sich mit schweren Donner-Keilen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 504–507. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 460–464; G1-G5, S. 1078–1080; G6, S. 719–722; Kr IV, S. 23–25. Fettdruck in Z. 41, 65, 77–80 nicht in G, G6 und Kr.

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219

Datierung Der Schweidnitzer Oberpfarrer Gottfried Fuchs (14.9.1650 – 2.9.1714), Vater des zwei Jahre zuvor verstorbenen Theobald Gottfried Fuchs (s. o. Nr. 1) und des künftigen Predigers Theodosius Gottfried Fuchs (s. HochzeitsGedicht Nr. 8), wurde am 16.9.1714 beigesetzt; das in der Überschrift des Erstdrucks angegebene Datum bezieht sich auf die Beerdigung. Günther hatte dem Verstorbenen am 6.3.1710 – in einem seiner ersten erhaltenen Gedichte – zum Namenstag gratuliert (s. Lob- und Glückswunsch-Gedicht Nr. 1); hier spricht er im Namen aller Schüler der Schweidnitzer Gnadenschule. Zu Gottfried Fuchs s. Krämer, Leben Günthers, S. 367 und 377. Verbreitung Mencke zitierte 1724 aus diesem Leichencarmen die Str. 1–3 und 9–10 (Deutsche Acta Eruditorum 101, S. 347–348). Variante

Ü Als Herr Gottfried Fuchsius 〈...〉 Schul-Jugend.] Bey dem Absterben Herrn Gottfried Fuchsii, Pastoris Primarii zu Schweidnitz. 1714. den 16. Sept. GG6 Erläuterungen

4 Jn Sarons Thälern] Im Alten Testament ist Saron die Küstenebene zwischen Joppe und dem Karmel, ein Weideland voller Blumen und Herden (Jes. 65,10; Hohesl. 2,1, 1. Chr. 27,29). 13 Aarons Cymbel-Spiel] Die beiden Becken, die den Takt schlugen, waren in der Tempelmusik wichtig; Aaron, dem älteren Bruder des Mose, war der Dienst am Heiligtum übertragen (2. Mos. 28–29; erneuert 4. Mos. 20,12). 15 Hor] 1329 m hoher Berg im Edomiterland, gilt als der Ort, an dem der Hohepriester Aaron starb; vgl. 4. Mos. 20, 22–28. 15 Nebo] 806 m hoher Berg im Moabiterland, von dem aus Mose vor seinem Tode das Gelobte Land Kanaan sehen durfte. Vgl. 5. Mos. 32,49; 34,1. 23 Caiphas] Kaiphas war Hoherpriester zur Zeit Jesu (Mt. 26,3), 36 n. Chr. wurde er abgesetzt.

220

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

26 Simeon] Der fromme Alte, der das Jesuskind im Tempel begrüßte; Luk. 2,25–32.

39 Benaja] Führer der Leibwache Davids, vollstreckt unter Salomo die Todesurteile an Adonia, Joab, Simei und wird an Joabs Stelle Feldhauptmann. Vgl. 2. Sam. 23, 20–23; 1. Kön. 2,25.34.46 und 4,4. 43 Ephraim] Der jüngere Sohn Josephs, bedeutender Stammvater Israels; vgl. Jos. 16. 61 Simei] Der Verwandte Sauls fluchte dem David und wurde später von Salomo dafür gerichtet; vgl. 2. Sam. 16,5–14, und 1. Kön. 2,8–9. 63 Doe¨g] Ein Edomiter, Aufseher der Hirten Sauls, der auf Sauls Befehl 85 Priester erschlug; vgl. 1. Sam. 21,8 und 22,9–19.

6. Auf Das Absterben der N. N. 〈Sept. 1714?〉 (Die Sehnsucht viel zu sehn treibt Leute von Verstand) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 10–132. Weitere Textzeugen: C2 und C3, ebda; G1-G5, S. 683–684; G6, S. 700–702; Kr VI, S. 221–222. Der Fettdruck in Z. 41 und 80 findet sich nur in C. Datierung Enders (Zeitfolge, S. 82) und Krämer haben den Text nicht datiert. Hoffmann schließt von den »Lohensteinschen Hyperbeln« und dem »Schmolckischen Einfluß« auf die frühe Entstehung des Gedichts in Schweidnitz und hält den Todesfall »Frl. Joh. Eleonore Lischkau« am 27.9.1714 für den einzigen in Betracht kommenden Anlaß (Zeitfolge, Bl. 4v–5r). Wenn diese Zuschreibung auch spekulativ erscheint – der bibelkundliche Aufwand und die hochbarocke Topik erinnern doch sehr an die Texte aus der Schulzeit. Die persönliche Bekanntschaft des Sprechers mit der Verstorbenen (Z. 58) ist aber bei einem Gedicht in fremdem Namen keine biographische Hilfe zur Datierung.

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221

Varianten

9 für] vor GG6 17 Bürger-Recht] Büger-Recht G5 47 Pilger] Glieder C3 53 itzt] ietzt G1G2; jetzt G3-G5G6 Erläuterungen

9 in Zemblens Nacht] Von Celander, J. E. Schlegel, Wieland, Arno Holz und Günther selbst mehrfach in der Verbindung mit Schnee und Eis gebrauchter Name eines Ortes nördlich des Polarkreises, wo im Winter die Sonne nicht aufgeht. »Zembla« oder »Nova Zembla« ist nach Hübners Lexikon von 1804 (Tl. 2, Sp. 1338) eine Landschaft »an der nördlichen Küste Siberiens«, »1556 von dem Engländer Baroeve entdeckt«. Heute weiß man, daß es sich bei »Nowaja Semlja« um eine sichelförmige Doppelinsel im Nordpolarmeer handelt, ca. 900 km lang, bis zu 1590 m hoch, eiskalt, stürmisch und niederschlagsreich; entdeckt 1553, erforscht 1594 /97, systematisch untersucht aber erst 1907 /13 von W. A. Russanow, 1955–1990 sowjetisches Testgebiet für 130 Kernwaffenversuche. Es leben insgesamt weniger als 3000 Einwohner auf den Inseln (wikipedia 2010). – Vgl. Bd. IV, Hochzeits-Gedicht vom 16.2.1722, Z. 115. 20 Sin] Die Wüste Zin bildet die Südgrenze des Heiligen Landes Kanaan, vgl. 4. Mos. 34,3–4; Mirjam, die Schwester Moses’ und Aarons, starb hier nach fast 40jähriger Wüstenwanderung, vgl. 4. Mose 20,1. 20 Amana] Fluß in Syrien, im Norden Kanaans, kommt vom südlichen Antilibanon und durchfließt Damaskus. 30 Pharus-Lichter] »Leuchttürme«, nach der kleinen Insel Pharos vor Alexandria mit dem gleichnamigen Leuchtturm. 36 Bethels Weg] Anspielung auf den Tod Rahels, der Lieblingsfrau Jacobs, bei der Geburt ihres zweiten Sohnes Benjamin auf dem Weg zwischen Bethel und Ephrath /Bethlehem; vgl. 1. Mos. 35,16–20. 37 Nains Thor] Durch das Stadttor zu Nain wurde der tote Witwen-Sohn getragen, den Jesus auferweckte; vgl. Luk. 7,11–15. Na-in ist entsprechend dem Versbau zweisilbig zu sprechen. 45 Du hattest 〈...〉 viel Bekümmerniß] Vgl. Ps. 94,19. 52 Wir aber haben hier zu bleiben keine Stäte] Vgl. Hebr. 13,14.

222

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

53 Kidrons Gold] Das Tal Kidron östlich von Jerusalem ist eigentlich ein unreiner Ort vernichteter Götzenbilder und ein Ort namenloser Sammelbegräbnisse; vgl. 2. Kön. 23,6. 53 Gosens gelben Sand] Das ägyptische Gosen wurde den Israeliten vom Pharao als fruchtbares Weideland zugewiesen; vgl. 1. Mos. 45,10; 47,1–12. 55 des Leichnams Last] »Leichnam bezeichnet zunächst den lebenden Menschenleib« (DWb. 6, 626), hier als Bürde des Geistes angesehen. 60 Die Seinen pflegt der Herr so wunderlich zu führen] Vgl. Ps. 4,4.

7. Den höchst-schmertzlichen Fall eines lieb-gewesenen Schulfreundes beweinete dessen betrübtester Bruder. 〈19.2.1715〉 (Mein Bruder Jonathan! dein höchst-betrübter Freund) Handschriftliche Überlieferung Die Abschrift EHs 6 ist im Original verloren, aber in einer Abschrift Krämers zugänglich. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 141 /1. Weitere Textzeugnisse: G1-G5, S. 564; G6, S. 996 /2; Kr III, S. 21. Datierung Nach Steinbach (Günthers Leben, 1738, S. 12f.) hatte im Jahre 1714 der Schweidnitzer Schüler Praetorius seinen Mitschüler Kühn im Streit erstochen; nach dem Schweidnitzer Begräbnisbuch präzisierte Hoffmann (Günthers Schulzeit, 1908, S. 7): Johann Kühn aus Riesa in Meißen ist am 16.2. 1715 „durch einen tötlichen Stich plessiert“ und am 19.2.1715 „mit der halben Schule“ beigesetzt worden. Günther erwähnt Kühns Tod nochmals 1715 in dem Leonoren-Gedicht Nr. 49 und 1717 in dem Klage-Gedicht „Als Orpheus“ (siehe Bd. II).

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223

Verbreitung 1817 (Rassmann), 1838 (Wolff) und 1853 (Meyer’s Groschenbibliothek) wurde das Sonett in Anthologien abgedruckt, dann erst wieder 1998 in Bölhoffs Auswahlausgabe. Varianten

Ü Den höchst-schmertzlichen Fall 〈...〉 Bruder.] Auf den Höchstschmertzlichen Fall Eines liebgewesenen Schul-Freundes. GG6; 1714. Zusatz G6

Ü lieb-gewesenen] liebgewordenen Kr 12 der Kühne Stoß] der Kühne Stoß EHsKr; der kühne Stoß G; *) Kühn hieß der Thäter. G6 Anm.

8. Kampff und Sieg Der Frau Agneta Philippina Rüdigern 〈...〉, Welche 〈. . .〉 Jhr Wochen-Bette aber mit der 〈...〉 Bahre verwechselte. 22.2.1715 (Endlich ist die frohe Zeit, und der Tag des Heils erschienen) Handschriftliche Überlieferung Die Abschrift EHs 7 ist nicht mehr aufzufinden, Schreibvarianten sind in Krämers Handexemplar von G2 notiert. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 149–153. Weitere Textzeugen: C2-C3, S. 149–153, G1-G5, S. 871–874; G6, S. 923–925; Kr V, S. 55–57. Datierung Frau Agneta Philippina Rüdiger, geborene Sabbath, die junge Frau des Schweidnitzer Papiermachers Christ. Heinrich Rüdiger, starb am 22. Februar 1715 im Wochenbett; zu diesem Ereignis schrieb Günther die ehrenvollen Oktonare in eigenem Namen. Vgl. das folgende Gedicht Nr. 9 zum selben Anlaß.

224

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Verbreitung In Bölhoffs Auswahlausgabe 1998. Varianten

Ü Kampff und Sieg 〈...〉 verwechselte.] Kampff und Sieg bey dem Grabe der Fr. Agneta Philippina Rüdigern, gebohrnen Sabbathin. 1715. den 22. Febr. GG6 Ü Jn selbst eignem Namen.] fehlt GG6 M Pulchrum 〈...〉 mori!] fehlt G6 2 von diesen] von dieser C3Kr 17 Belials] Belias C1C2; Belials C3GG6Kr 19 der Sünde] der Sünden G2; den Sünden G3-G5G6 38 dich durch] dich zu C3 40 Gegen dem] Gegen den C3 53 vor eine] für eine C3 69 fordert] fodert GG6 Erläuterung

M Pulchrum est in statione mori!] (lat.) „Schön ist’s, auf dem Posten zu sterben!“

17 die Bäche Belials] Belial (»Nichtsnutz«) ist eine Bezeichnung für den Satan; vgl. 2. Kor. 6,15. 27 Sissera] Sisera war der Feldhauptmann des Kanaaniter-Königs Jabin, der von Debora und Barak geschlagen und auf der Flucht von Jael durch einen Nagel getötet wurde; vgl. Richt. 4,22. 33 Mesech] Ein nach dem Sohn Japheths benanntes fremdes Volk, das mit Tyrus Handel trieb; vgl. Ps. 120,5. 33 Kedar] Ein nach dem Sohn Ismaels benanntes Volk im nördlichen Arabien, reich, aber streitbar und räuberisch; vgl. Ps. 120,5. 34 Gosens Fleisch-Topff] Gosen hieß das ägypt. Land, das den Israeliten als Weideland überlassen wurde; vgl. 1. Mos. 45,10; 46,34 u. ö. 35 Escols Trauben] Der Bach Eskol fließt durchs »Traubental« südwestl. von Hebron; vgl. 4. Mos. 13,23. 38 der Tod, dein Josua] Josua (»Jahwe hilft«) war der Diener Moses, der allein des Einzugs in Kanaan gewürdigt und zu Moses Nachfolger bestellt wurde; vgl. 4. Mos. 27,15–23.

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40 Ophirs Jnsul] Goldland in Arabien; vgl. 1. Kön. 9,28. 45 Angel] »Stachel«, bes. der Biene; vgl. DWb. 1,344.

9. Den seeligen Hintritt Der Fr. Agnetha Philippina Rüdigern 〈...〉 bediente 〈. . .〉 mit der begehrten Abschieds-Aria J. C. G〈ünther〉. 28.2.1715 (Zeuch aus, gefangne Seele!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 167–170. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 1080–1082; G6, S. 130–132; Kr V, S. 58–60. Datierung Verfaßt anläßlich der Beerdigung der Agneta Philippina Rüdiger am 28. Februar 1715, wie die Überschrift festhält. Ein Rollenlied: Die ,AbschiedsAria‘ wird von der jungen Wöchnerin am Ende ihres Lebens selbst vorgetragen. Vgl. das vorige Gedicht Nr. 8. Verbreitung Die Aria ist von Scholz (1902), Riemerschmidt (1938), Geiger (1947) und Bölhoff (1998) in Auswahlausgaben und von Brandenburg (1906), Vesper (1910,1914), Wille (1910), Hesse (1914), Müller-Rüdersdorf (1922), Aeppli (1924), Braun (1949), Baumann /Strauß (1952) und Britting (1963) in Anthologien aufgenommen worden, allerdings – außer 1998 – nur mit den Strophen 1 und 5; diese beiden Strophen wurden 1950 von Heinrich Sutermeister und 1965 von Franz Krause vertont. Varianten

Ü Den seeligen Hintritt 〈...〉 G〈ünther〉.] Auf den Hintritt der Frau Agneta Philippina Rüdigern in Schweidnitz. 1715. den 28. Febr. GG6 Ü J〈ohann〉 C〈hristian〉 G〈ünther〉] J. C. G. DKr; fehlt GG6 22 Zerschmeiß] Zerschmeist Kr 72 Genung] Genug GG6

226

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Erläuterungen

22 Zerschmeiß] Wenn man die überlieferte Form als Imperativ versteht, muß man nicht, wie Krämer, gegen alle Textzeugen »zerschmeist« konjizieren. 32 Rahel] Die jüngere Tochter Labans und Lieblingsfrau Jakobs starb bei der Geburt Benjamins; vgl. 1. Mos. 35, 16–20. 41 du Helffte meines Hertzens] Klassische Formel der Nähe und Liebe: „Animae dimidium meae“ („Hälfte meiner Seele“) nennt Horaz seinen Freund Vergil (Carm. 1,3,8) und Günther seine Leonore. 47 deine Riebe] Der schles. Ausdruck ,Rippe‘ für Ehefrau geht auf die Erschaffung Evas aus Adams Rippe zurück; vgl. DWb. 8,1030, und Maydorn, Günther-Wörterbuch, S. 80.

10. Auf das Absterben Der 〈. . .〉 Frauen Hedwig von Wenzky, Vermählten von Bock 〈...〉. 11.4.1715 (Wie bald ein Paradieß so Schlang als Tod gebähre) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 485–491. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 441–447; G1-G5, S. 668–672; G6, S. 549–553; Kr IV, S. 44–48. Datierung In den Überschriften aller alten Ausgaben wird das Datum „1715. den 11. April“ angegeben. Frau von Bock, geb. Wenzky, geb. 1663, war am 18. März 1715 gestorben und wurde am 11. April begraben, wie das Totenbuch des zuständigen Pfarramtes Siegroth nachweist (zit. bei Krämer, Leben Günthers, S. 378, Anm. 220). Daß in den Ausgaben Menzky statt Wenzky zu lesen ist, erklärt sich aus der Verwechslung der besonders in Schmuckschrift sehr ähnlichen Anfangsbuchstaben; die richtige Namensform ist im Kontext von Ort und Zeit urkundlich verbürgt, offensichtlich hat der Herausgeber der Teilsammlung A1 1724, der die späteren Auflagen und Ausgaben folgen, die Roschkowitzer Gutsbesitzer-Familie nicht selbst ge-

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kannt. Erst Straube, der 40 Jahre später die Sammlung G6 neu konzipierte, hat den richtigen Namen offenbar nur mündlich erfahren und daher falsch geschrieben. Verbreitung Von Scholz (1902) und Bölhoff (1998) in Auswahlausgaben aufgenommen, 1902 gekürzt. Varianten

Ü Wenzky] Menzky AG; Venzky G6; Wenzky Kr 29 Wann dann] Wenn dann A3-A5GG6 49 unsrer] unser A1; unsrer A2-A5GG6Kr 50 dem Belsazar] den Belsazer A1A4A5; dem Belsazer A2A3GG6Kr 51 der Allmacht Arm] der Allmacht-Arm A; der Allmachts-Arm G; der Allmacht Arm G6 60 genung] genug A2-A5GG6 91 zugedacht] zugebracht A3-A5GG6 108 gedrange] gedränge A5; gedrenge G 114 geben sich] geben sie Kr 118 Läuffer] Lauffer GG6 119 gescheute] gescheidte G 124 glaubt] gläubt GG6 137 des Leibes Bürde] des Leibes-Bürde A1A2; des Leibes Bürde A3-A5GG6Kr

144,147 itzt] ietzt A2-A5G1G2; jetzt G3-G5G6Kr Erläuterungen

Ü Hedwig von Wenzky] Hedwig von Bock, Gemahlin des Wolf George von Bock und Mutter von Günthers Schulfreund Friedrich von Bock (1694 /95–1729), war als Herrin auf dem Rittergut Roschkowitz Günthers Gastgeberin und Schutzpatronin. Ü Roschkowitz] (poln. Roszkowice) Rittergut ca. 33 km südwestlich von Schweidnitz, bei Nimptsch, früher im Besitz derer von Logau und von Lohenstein, 1713 von Wolf George von Bock und Polach und seiner Ehefrau Hedwig erworben. Aus dem ,locus amoenus‘ Roschkowitz, wo Günther mit Flavia und Leonore glückliche Tage verlebte, wird der kontrastive Hintergrund zur gegenwärtigen Totenstille gewonnen.

228

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

4 Bochim] (»über Ungehorsam Weinende«) Ort nahe Gilgal, wo ein Engel des Herrn die Israeliten anklagte, daß sie Gott nicht gehorcht hätten; daraufhin weinte das Volk. Vgl. Ri. 2,1–5. 16 Loh] Die Lohe ist ein Fluß in Schlesien, „der bey der Nimptsch entspringt und 1 Meile von Breßlau in die Oder fließt“ (Hübner 1, 1191). 48 Amana] Eigentlich ein kalter Fluß in Syrien mit reinigendem Wasser; vgl. 2. Kön. 5,12. 50 Belsazer] Der letzte König von Babel, dem die Schrift an der Wand erschien und der in derselben Nacht getötet wurde. Vgl. Dan. 5. 64 Josua] Josua, der Nachfolger Moses, hält mit Hilfe Jahwes die Sonne an, um die Amoriter zu besiegen; vgl. Jos. 10,12–13. 81 Das aberglaub’sche Volck] Die Karer waren ein Volk im Südwesten von Kleinasien, das Vegetations- und Fruchtbarkeitsgöttern huldigte; vgl. Homer, Ilias 2, 867 ff. 126 Jonas-Bruder] Anspielung auf den Propheten Jona, der von einem Fisch verschlungen und später ans Land gespien wurde; vgl. Jona 2. 134 wir haben hier zum Bleiben keine Stätte] Nach Hebr. 13,14. 135 Daniel] Der Prophet, Traumdeuter und hohe Würdenträger in Babel hatte in seinem Hause offene Fenster gegen Jerusalem, wo er täglich dreimal betete; vgl. Dan. 6,11. 140 Ebedmelech] Kämmerer des Königs Zedekia, errettete den Jeremias aus der Schlammgrube; vgl. Jer. 38,7–13.

11. Die Zeit, Als ein allgemeines Nichts, Bey der Baare Der 〈...〉 Frauen Hedwig von Bock 〈...〉. 11.4.1715 (Der Schul-Staub hat mir zwar die Augen nicht verdorben) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 154–157. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 672–674, G6, S. 554–556; Kr IV, S. 49–50.

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Datierung Nach dem Begräbnis am 11. April 1715, vgl. Z. 59. Verbreitung 1902 (Scholz), 1947 (Geiger) und 1958 (Bauer) wurde das Gedicht gekürzt, 1981 (Heckmann) und 1998 (Bölhoff) vollständig in Auswahlausgaben nachgedruckt, Günter Bialas (1907–1995) hat es 1991 teilweise vertont. Varianten

Ü Der Wohlgebohrnen Frauen Hedwig 〈...〉 von Wentzky.] der Vorhergehenden 〈Hedwig von Menzky〉. G; der Vorhergehenden 〈Hedwig von Venzky〉. G6 52 Die Zeit] Der Zeit G6Kr Erläuterungen

10 ein Sophist] Gemeint ist der griechische Sophist und Rhetoriklehrer Gorgias (ca. 483–375 v. Chr.), ein Skeptiker, der meinte: Es ist nichts. Wenn aber etwas wäre, so wäre es nicht erkennbar. Wenn aber etwas wäre und es erkennbar wäre, so wäre dies doch nicht mitteilbar. 11 Stagirit] Beiname des Aristoteles nach seinem Geburtsort Stageira in Makedonien; in seiner ,Metaphysik‘ (4,3) wird der Grundsatz „Aus dem Nichts kann nichts werden“ behandelt. 46 Simei] Salomo bestraft den Simei, der David verflucht hatte, nach Davids Tod; vgl. 1. Kön 2. 47 Ahitophel] Ahithophel, der Ratgeber Davids, wechselte zu Absalom, Davids drittem Sohn, und erhängte sich, als sein für David verderblicher Plan vereitelt wurde. Vgl. 2. Sam. 15–17. 47 Hamans Stricke] Der Judenfeind und Günstling des Königs Ahasveros wurde durch Esther gestürzt und an einem Baum aufgehängt; vgl. Esth. 3–7. 48 Holofern] Judith tötet den Holofernes, den betrunkenen Feldherrn Nebukadnezars, mit dem Schwert; vgl. Judith 13.

230

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

12. In Exsequias 〈...〉 Viri Dn. M. Davidis Ebersbachii 〈...〉. 〈13.7.〉1715 (Continuant stabili filique urnæque potentes) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 472–480. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 428–437; G1-G5, S. 892–898; G6, S. 963–970; Kr V, S. 64–70. Der hochartifizielle Text ist zu Günthers Lebzeiten offenbar nicht einzeln gedruckt worden, sondern hat – wie die zahlreichen Verderbnisse vermuten lassen – dem ersten Herausgeber Gottfried Fessel 1724 nur handschriftlich vorgelegen. Datierung Nach Leuschner (Spicilegium 1, 1752) lebte David Ebersbach vom 6.9.1683 bis zum 13.7.1715, war also bei seinem Tod nicht einmal 32 Jahre alt. Vgl. Kopp, Bibl.-krit. Studien I, S. 725. Varianten clausum] clausam G litabas] lidabas A2 redeat] redat A2 ultor] ulter A1; ultor A2-A5GG6Kr concitus] concidus A1A3A4; concitus A2A5GG6Kr Sopitas iterat] Sopitus iterum A1; Sopitas iter at A2; Sopitas iterat 3 5 A -A GG6Kr 37 umbras] umbrat A1; umbras A2-A5GG6Kr 39 periisse] perisse A2 40 vix] vis A3-A5GG6Kr 41 Libitina] Libitinat A2 64 pulsate] pulsare G 65 Objice] Obice A3-A5GG6 72 risuque] risuq A1A2; risuque A3-A5GG6Kr 83 saxa] faxa A4

15 26 29 31 35 36

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96 fratrum] fradrum A2 100 insigni] insignia GG6; insignt A2 107 indignantique] indignatique A3-A5GG6 109 recusans] rocusans A2-A4 126 persolvere] persulvere A2 129 tedam] tædam GG6 135 Thalamum] Talamum A1A2; Thalamum A3-A5GG6; thalamum Kr 136 ocyus] ocyor GG6 141 tecumne] secumne A1A2; tecumne A3-A5GG6Kr 156 supinat] suspinat A1-A4; supinas A5; supinat GG6Kr 162 Elatum] Flatum A2 165 Ad breve] Ac breve A1A2Kr; Ad breve A3-A5GG6 170 virtuti] virtui A1A2; virtuti A3-A5GG6Kr 177 Parente] Patente A1; Parente A2-A5GG6Kr 195 ipsa sibi vitam] ipsa vitam A1; ipsa sibi vitam A2-A5GG6Kr 204 beatam] beatum A1; beatam A2-A5GG6Kr 220 Nullibi jam totum] Nullibi jam totus A1A2; Nul ibi jam totum G2; Nullibi jam totum A3-A5G1G3-G5G6Kr 221 pretiosa] pretiora A; pretiosa GG6Kr 223 aˆque] aque A3-A5G1G 2Kr; atque G3-G5G6 224 quot sit] quod si G6 237 Linque] Linqve A1; Linque A2-A5GG6Kr Erläuterungen Ü Davidis Ebersbachii, Diaconi] Ebersbach war der mittlere Sohn des Seelsorgers und Seniors der Ev. Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit in Schweidnitz, Sigismund Ebersbach (gest. 30.9.1712) und selbst Diaconus und Prediger an dieser Kirche. Vgl. Neukirchs Leichencarmen in: Neukirchs Anthologie VII, Ndr. S. 395. 16 succedit tertius haeres] Vorher waren zwei andere Schweidnitzer Pfarrer gestorben: der Vater des Toten, Sigismund Ebersbach, am 30.9.1712 und Gottfried Fuchs am 2.9.1714; s. Nr. 5. 101 Magdalis] Marie Magdalena Ebersbach, geb. Glafei, Gattin des Verstorbenen; an sie als Witwe ist das folgende Leichencarmen Nr. 13 gerichtet.

232

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

195 sibi vitam dat morte] Welche Tugend hier gemeint ist, wird nicht ganz klar.

222 Librorum series] Die Furcht vor der Zerstreuung einer kostbaren Bibliothek hat eine lange humanistische Tradition.

13. Auf das Absterben Des Herrn M. Ebersbachs 〈...〉. 〈13.7.〉1715 (Verwaiste Magdalis! die Sprache trüber Augen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 151–154. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 802–804; G6, S. 592–594; Kr V, S. 61–63. G, G6 und Kr haben in Z. 60 keinen Fettdruck. Datierung Am 13. Juli 1715 starb David Ebersbach (vgl. Nr. 12). Dieses zweite Trauerund Trostgedicht ist, wie auch die Anreden in Z. 1, 25, 35 zeigen, vor allem an die Witwe Marie Magdalena („Magdalis“) Ebersbach, geb. Glafei, gerichtet, die als Frau keine Lateinkenntnisse haben konnte. Verbreitung 1902 und 1947 wurden die Strophen 8–10 von Scholz und Geiger in Auswahlausgaben aufgenommen. Varianten

51 theilt 〈...〉 ein] theilt 〈...〉 aus D; theilt 〈...〉 ein GG6Kr 61 ritzt mein Kiel] reitzt mein Kiel G 2 64 so offt] zu offt GG6 Erläuterungen

1 Verwaiste Magdalis!] Die Ehe mit dem Verstorbenen wurde am 7.11. 1713 in Hirschberg geschlossen, sie dauerte also nur etwa 20 Monate (Z.

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37: »bey sieben Viertel Jahren«). Vgl. Günthers Hochzeitsgedicht Nr. 4 und Enders, Zeitfolge, S. 87. 51 theilt 〈...〉 ein] Die Lesart in GG6 ist wegen des Reimworts »Wein« in Z. 54 gesichert. 54 Coloquinten-Wein] »Wein aus Bittergurken oder wilden Kürbissen«; vgl. 2. Kön. 4,39 und DWb. 5,1621. 56 Syrthen] »Sandbänke im Meer«, »Klippen« als Bild tödlicher Gefahr; vgl. DWb. 10,4,1433.

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

II. Geistliche Lieder und Gedichte Überblick Günther lernte in Schweidnitz durch Gesangbücher und seine Lehrer, insbesondere den Liederdichter Benjamin Schmolck(e), sowohl die für Gottesdienste tauglichen Gemeindelieder wie auch die persönlicheren, pietistisch beeinflußten Geistlichen Lieder kennen und nachahmen. In der Frühzeit überwiegen noch Bibelparaphrasen und Motto-Lieder, welche die Symbola der Auftraggeber paraphrasieren; Akrosticha lassen auf die Namen der Besteller und Adressaten, beigefügte Melodieangaben auf gesangliche Verwendbarkeit schließen. Insgesamt 13 Lieder und Gedichte sind aus Günthers Schulzeit überliefert, aber noch keine Klagelieder. Ihre mikrobiographische Situierung und Datierung ist nicht möglich, die Reihenfolge innerhalb der Schulzeit daher hypothetisch. – Sonderfälle bilden Günthers Geistliches Gedicht für die Schweidnitzer Leonore mit einer Liebeserklärung als Subtext (Nr. 10); das Akrostichon trug entscheidend zur Identifizierung der Geliebten bei. Die suggestive »Endlich«-Litanei (Nr. 11) und das AbendLied »Der Feyerabend ist gemacht« (Nr. 13) gehören zu den bekanntesten Texten Günthers.

1. Danck-Lied Mosis nach dem Ausgange aus Egypten. 〈1712/13〉 (Da schwimmt nun unsre Furcht mit Wagen, Roß und Mann) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 216–218. Weitere Textzeugen: C2-C3, ebda; G1-G5, S. 707–708; G6, S. 908–909; Kr II, S. 22–23. Datierung Enders weiß das Gedicht nicht zu datieren, Hoffmann stellt es in die Schulzeit (Zeitfolge, Bl. 11v), Krämer setzt es an die 11. Stelle der frühen ,Geist-

A II. Geistliche Lieder und Gedichte

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lichen Gedichte‘. Der konventionelle Inhalt wie auch der harte Reim in Z. 6 /7 (Danck: Gesang) verweisen auf eine frühe Entstehung des Gedichts. Vielleicht eine Schulübung im Schreiben von Rollengedichten? Varianten

17 Jtzt] Jetzt GG6Kr 31 Schrecken] Schröcken Kr 39 Billigkeit; die Vorsichts-Schlüsse] Billigkeit die Vorsichtsschlüsse G6Kr

41 schrecklich] schröcklich Kr 48 vor dem letzten Friede] vor dem Lezten Friede Kr Quelle Vorlage ist 2. Mos. 15, 1–19: 〈1.〉 Da sang Mose vnd die Kinder Jsrael dis

Lied dem HERRN è vnd sprachen. Jch will dem HERRN singen è Denn er hat ein herrliche That gethan è Ross vnd wagen hat er ins Meer gestürtzt. 〈2.〉 DER HERR ist mein stercke vnd Lobsang è Vnd ist mein Heil. DAs ist mein Gott è Jch wil jn preisen è Er ist meines vaters Gott è Jch wil jn erheben. 〈3.〉 DEr HERR ist der rechte Kriegsman è HERR ist sein Namen è 〈4.〉 Die wagen Pharao vnd seine Macht warff er ins Meer. SEine ausserweleten Heubtleute versuncken im Schilffmeer è 〈5.〉 Die tieffe hat sie bedeckt è Sie fielen zu grund wie die steine. 〈6.〉 HERR deine rechte Hand thut grosse Wunder è HERR deine rechte Hand hat die Feinde zuschlagen. 〈7.〉 VND mit deiner grossen Herrligkeit hastu deine Widerwertigen gestürtzet è Denn da du deinen grim ausliessest è verzeret er sie wie stoppeln. 〈8.〉 DVrch dein Blasen theten sich die Wasser auff è vnd die Flut stunden auff hauffen è Die Tieffe wallet von einander mitten im Meer. 〈9.〉 DEr Feind gedacht è Jch wil jnen nachiagen vnd erhasschen è Vnd den Raub austeilen è Vnd meinen mut an jnen külen. JCh will mein Schwert ausziehen è Vnd mein Hand sol sie verderben. 〈10.〉 DA liessestu deinen Wind blasen è Vnd das Meer bedecket sie è vnd suncken vnter wie bley im mechtigen Wasser. 〈11.〉 HERR è Wer ist dir gleich vnter den Göttern? Wer ist dir gleich è der so mechtig è heilig è schrecklich è löblich vnd wunderthetig sey? 〈12.〉 DA du deine rechte Hand ausrecktest è Verschlang sie die Erde. 〈13.〉 DV hast geleitet durch deine Barmhertzigkeit dein Volck è das du

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

erlöset hast è Vnd hast sie gefürt durch deine Stercke zu deiner heiligen Wonung. 〈14.〉 DA das die Völcker höreten è erbebeten sie è Angst kam die Philister an. 〈15.〉 Da erschracken die Fürsten Edom è Zittern kam die gewaltigen Moab an è Alle einwoner Canaan wurden feig. 〈16.〉 LAs vber sie fallen erschrecken è vnd furcht durch deinen grossen Arm è das sie erstarren wie die steine è Bis dein Volck HERR hin durch kome è Bis das volck hin durch kome è das du erworben hast. 〈17.〉 BRinge sie hin ein vnd pflantze sie auff dem Berge deines Erbteils è den du HERR dir zur Wonung gemacht hast è Zu deinem Heiligthumb HERR è das deine Hand bereitet hat. 〈18.〉 DEr HERR wird König sein jmer vnd ewig è 〈19.〉 Denn Pharao zoch hin ein ins Meer mit rossen vnd wagen vnd Reutern è Vnd der HERR lies das Meer wider vber sie fallen. ABer die kinder Jsrael giengen trocken mitten durchs Meer. Erläuterungen

31 Edom] Gebiet zwischen dem Toten Meer und dem Golf von Akaba; das Verhältnis zwischen Edomitern und Israel war meist unfreundlich.

32 Moab] Gebiet östlich vom Toten Meer, darin der Berg Nebo, von dem aus Mose vor seinem Tod das Gelobte Land sehen durfte (5. Mos. 34,1); zwischen den Moabitern und Israeliten bestand ein gespanntes Verhältnis.

2. Meditatio consolatoria pro iis, quibus jam hostium imminet invasio. 〈1712/13〉 (Mein Gott! was bist du mir auf Erden) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S.183–185. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 5–7; G6, S. 5–7; Kr II, S. 18–19. G mit häufigen Hervorhebungen durch Fettdruck. Datierung Für Enders undatierbar, für Hoffmann der Wittenberger Studienzeit 1716 /17 zugehörig (Zeitfolge, Bl. 16), bei Krämer als Nr. 9 der ,Geistlichen

A II. Geistliche Lieder und Gedichte

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Gedichte‘ in die Schulzeit eingeordnet. Gehört in die Reihe der schulgemäßen Bibelparaphrasen. Harte Reime in Z. 13 /15, 17 /18 bestätigen die frühe Datierung. Varianten

Ü Meditatio consolatoria 〈...〉 invasio.] Ueber die Worte: Hertzlich lieb hab ich dich, HErr, etc. Ps. XVIII. v. 2. 3. GG6Kr 30 Es rühre] Er rühre GG6 Quelle Psalm 18, Vers 2 und 3: (2.) HErtzlich lieb habe ich dich HERR meine

Stercke è (3.) HERR mein Fels è mein Burg è mein Erretter è mein Gott è mein Hort è auff den ich trawe. Mein Schild è vnd Horn meines heils è Vnd mein Schutz. Erläuterung

Ü Meditatio 〈...〉 invasio.] »Tröstliche Meditation für Menschen, bei denen der Überfall der Feinde umittelbar bevorsteht.«

3. Auf den 1. und 2. Vers des 122. Psalms. 〈1712/13〉 (Welt, was hab ich noch mit dir) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 180–181. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 164–165; G1-G5, S. 7–8; G6, S. 7–8; Kr II, S. 14–15. Der Fettdruck im Text fehlt bei G, G6 und Kr. Datierung Enders reihte das Lied unter die undatierten Texte ein, Hoffmann dachte an Günthers Schulzeit (Zeitfolge, Bl. 11v), Krämer stellte es an die 7. Stelle seiner Abteilung ,Klagelieder und Geistliche Gedichte‘. Sicher gehört die Psalm-Paraphrase zu den frühen Werken der Schweidnitzer Schulzeit, wie

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

die konventionelle Sprache und die spätbarocken Komposita in Z. 5,8,10) bezeugen. Der konkrete Schreibanlaß ist nicht bekannt, möglicherweise handelt es sich um eine Schulaufgabe. Verbreitung 1730 ohne Melodie in Lackmanns gedruckte Liedersammlung aufgenommen, etwa zur selben Zeit mit der Melodie „Meinen Jesum laß ich nicht“ auch in die handschriftliche Liedersammlung Franckenaus. 1981 erscheint das Lied in Heckmanns Günther-Auswahl. Varianten

Ü Auf den 1. und 2. Vers 〈...〉] Auf die ersten zwey Verse Des hundert und zwantzigsten Psalms. GG6 Ü Nach der Melodie: JEsus 〈...〉] Mel. JEsus meine Zuversicht. G; fehlt G6Kr

5 Sodoms-Häusern] Sodoms Häusern GG6Kr 12 steckt] streckt G2-G5G6 26 Ergötzen] Ergetzen GG6 34 Noch kein] Noch ein GG6 45 vor dich] für dich GG6 Quelle Der Anfang von Psalm 122 lautet in der Übersetzung Luthers (Biblia, 1545): 〈1.〉 »Ich frewe mich des è das mir geredt ist è Das wir werden ins Haus des HERRN gehen. 〈2.〉 Vnd das vnser füsse werden stehen è Jn deinen thoren Jerusalem.« – Die Melodie des Liedes »Jesus, meine Zuversicht« von Otto von Schwerin (1616–1679), des Beraters von Kurfürst Friedrich Wilhelm in Berlin, ist zuerst 1653 bezeugt.

A II. Geistliche Lieder und Gedichte

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4. Aria. Ueber die Worte: Der Gott aber des Friedens etc. 〈1712/13〉 (GOtt, dessen Nahmen schon die Fülle) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 174–176. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 9–10; G6, S. 9–10; Kr II, S. 20–21. Datierung Für Enders undatierbar, für Hoffmann in die Jahre 1710 /15 einzuordnen (Zeitfolge, Bl. 12r), für Krämer ebenfalls früh anzusetzen, auf Platz 10 der ,Geistlichen Gedichte‘. In Form und Stil zu den Bibel-Paraphrasen der Schulzeit gehörig. Verbreitung Wendel (1921) und Geiger (1947) haben die beiden ersten und die beiden letzten Strophen in Auswahlausgaben aufgenommen. Varianten

Ü Aria.] fehlt GG6Kr 1 Nahmen] Nahme GG6 38 einzusehn] ein zu sehn D; einzusehn GG6Kr 44 Ampt] Amt GG6Kr Quelle Die beiden Verse aus dem 13. Kapitel des Hebräerbriefs lauten: 〈20.〉 GOtt

aber des Friedes è der von den Todten ausgefüret hat den grossen Hirten der schafe è durch das blut des ewigen Testaments è vnsern HErrn Jhesum è 〈21.〉 Der mache euch fertig in allem guten werck zu thun seinen willen è vnd schaffe in euch è was fur jm gefellig ist è durch Jhesum Christ è Welchem sey Ehre von ewigkeit zu ewigkeit è Amen.

240

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

5. Buß-Aria. 〈1712/13〉 (Komm, Jesu, theurer Schatz!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 160–162. Weitere Textzeugen: B2- B4, ebda; G2-G5, S. 1119–1121; G6, S. 89–91; Kr II, S. 3–4. Datierung Von Enders hypothetisch in die Weihnachtszeit 1720 (Zeitfolge, S. 78 und 174), von Hoffmann in den Juni 1722 (Zeitfolge, Bl. 54), von Krämer aber als Nr. 1 der ,Geistlichen Gedichte‘ in die frühe Schweidnitzer Zeit gestellt. Unpersönliches Frühwerk, vielleicht Schularbeit. Verbreitung 1956 in der Auswahlausgabe Hühnerfelds abgedruckt. Varianten

Ü Buß-Aria.] Bußlied G6 25 vor deiner Macht] von deiner Macht B4G2-G5G6 46 bedrängtem Heulen] gedrängtem Heulen B2-B4G2-G5G6

6. Die Begierde nach dem Himmel. 〈1712/13〉 (Fort, o Seele, von der Welt!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 212–214. Weitere Textzeugen: C2- C3, ebda; G1-G5, S. 108–109; G6, S. 83–84; Kr II, S. 12–13.

A II. Geistliche Lieder und Gedichte

241

Datierung Enders setzte das Lied hypothetisch in die Schulzeit (Zeitfolge, S. 74), ebenso Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 11v), Krämer in die frühe Schulzeit: an die 6. Stelle der ,Geistlichen Gedichte‘. Das barocke Vanitas-Thema, die didaktische Argumentation und die typische Form des Sechszeilers mit der Reimfolge ababcc – das alles spricht für diesen Ansatz. Wir denken wieder an eine Schularbeit. Verbreitung Lackmann hat das Lied in seine gedruckte Sammlung ohne Melodie, Franckenau in seine handschriftliche Sammlung mit der Melodie „Meinen Jesum laß ich nicht“ aufgenommen, beide um 1730. Varianten 3 Firniß] Fürniß C ; Fürnüß Kr 45 Schmertzens-volle] Schmerzenvolle G6; schmerzensvolle Kr 3

7. Christliche Gedult. 〈1712/13〉 (Banges Hertze! lerne doch) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 146–147. Weitere Textzeugen: B2, ebda; B3-B4, S. 147–148; G1-G5, S. 97–98; G6, S. 74–75; Kr II, S. 5–6. Datierung Von Enders hypothetisch an den Anfang der Schulzeit gestellt (Zeitfolge, S. 74), ebenso von Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 11v); von Krämer als Nr. 2 der ,Geistlichen Gedichte‘ ebenfalls sehr früh eingeordnet. Form und didaktischer Inhalt des Liedes begünstigen diese Einschätzung. Muster fand Günther in dem Lied ,Jesus meine Zuversicht’ von Otto von Schwerin (1616– 1679) und in der zugehörigen Melodie von 1653.

242

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Verbreitung Die Liedersammlungen von Lackmann und Franckenau (beide um 1730) enthalten den Text, bei Franckenau ist ihm aber eine andere Melodie („Meinen Jesum laß ich nicht“) zugewiesen. 1883 (Fulda) und 1956 (Hühnerfeld) erscheint das Lied vollständig, 1902 (Scholz) und 1947 (Geiger) unvollständig in Auswahlausgaben, 1942 in von der Leyens Anthologie. Varianten

Ü Christliche Gedult.] Die Christliche Gedult. GG6 Ü Jm Thon: Jesus 〈...〉] fehlt G6Kr 2 Verhängniß] Verhängnüß Kr 6 doppelt-grösser] doppel-grösser B3; doppelt grösser GG6Kr 25 Unser Glauben] Unser Glaube B2-B4G6

8. Der Seelen Unsterblichkeit. 〈1713/14〉 (Seele, wirff den Kummer hin) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 211–212. Weitere Textzeugen: C2-C3, ebda; G1-G5, S. 105–106; G6, S. 82–83; Kr II, S. 10–11. Datierung Nach Enders wegen Schmolckes Einfluß hypothetisch in der Schulzeit anzusiedeln (Zeitfolge, S. 74); ebenso dachten Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 11v) und Krämer, der das Lied als Nr. 5 der ,Geistlichen Gedichte‘ anordnete. Die dualistische Weltsicht von der Bürde des Lebens und Leibes und der „Wollust“ des Himmels wirkt konventionell, wenn auch die sprachliche Gestaltung bereits recht geschmeidig und prägnant erscheint. Auch das sechszeilige Strophenschema und die Diktion eines Kirchenlieds weisen in die Frühzeit.

A II. Geistliche Lieder und Gedichte

243

Verbreitung Die Franckenauische Liedersammlung enthält das Gedicht mit der Melodie „Meinen Jesum laß ich nicht“. – 1827 (Müller), 1874 (Tittmann), 1883 (Fulda), 1958 (Bauer), 1962 (Flemmer), 1981 (Heckmann) und 1998 (Bölhoff) erscheint der Text vollständig, 1902 (Scholz), 1947 (Geiger) unvollständig in Auswahlausgaben. 1949 (Gödeke), 1906 (Brandenburg, Vesper), 1910 (Wille), 1914 (Hesse), 1915 (Vesper), 1922 (Müller-Rüdersdorf), 1924 (Aeppli), 1949 (Braun, Turley), 1954 (Hederer, Milch), 1957 (Hederer) und 1958 (Gottschalk) begegnet es in Anthologien, meist auf die ersten beiden Strophen verkürzt. – 1965 wurde das Gedicht von Franz Krause vertont. Varianten

18 ins Grab] in Grab C1C2; ins Grab C3GG6Kr 21 Verhängniß] Verhängnüß Kr 23 betriegt] betrügt GG6 Erläuterung

36 die Wollust] (17. Jh.) »die Freuden des Paradieses«, vgl. DWb. 14,2,1385.

9. Die gepriesene Demuth. 〈1713/14〉 (Wer die Erde recht beschaut) Handschriftliche Überlieferung Die Abschrift EHs 12.2, in der dieses Gedicht einem Hochzeitscarmen vom 12.2.1716 folgt, ist nur noch in Form von hs. Glossen Krämers in G2 dokumentiert. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 315–316. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 98–99; G6, S. 76–77; Kr II, S. 7–8. G hebt das Wort »Demuth«, das elfmal vorkommt, sowie die beiden letzten Zeilen durch Fettdruck hervor.

244

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Datierung Von Enders hypothetisch an den Anfang der Schweidnitzer Schulzeit gestellt (Zeitfolge, S. 74), so auch von Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 11v) und Krämer, der den Text den frühen ,Geistlichen Gedichten‘ als Nr. 3 zuwies. Die apodiktische und generalisierende Argumentation sowie die Strophenform stützen diese Ansicht. Verbreitung Von Matthisson 1804 in Auswahl bearbeitet, 1874 (Tittmann) vollständig und 1947 (Geiger) mit nur sechs Zeilen in Auswahlausgaben vertreten. Varianten

7 Mißgunst] Müßgunst EHs 11 bietet] bittet EHs 14 unsres Falles] unsers Falles GG6 18 betrüget] betrieget GG6Kr 25 Pappel-Sträuche] Pappel-Sträucher G; Pappelsträucher G6

10. Glaube und Hoffnung. 〈Herbst 1714〉 (Mein Vertrauen gründet sich) Handschriftliche Überlieferung Mit diesem Gedicht beginnt der erhaltene Teil der Schweidnitzer Jugendgedicht-Sammlung SHs 2, S. 25. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 155–156. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 90–91; G6, S. 67–68; Kr I, S. 39. In G sind die Titelwörter in Z. 3, 13, 15, 18, 19 sowie die beiden letzten Zeilen fett gedruckt.

A II. Geistliche Lieder und Gedichte

245

Datierung Wittig entdeckte 1895 das Akrostichon MAGDALENA ELEONORA JACHMANNIN (Urkunden, S. 28), das die Identität der Schweidnitzer Leonore sicherte. Enders dachte zuerst an die zweite Phase der Leonoren-Liebe 1720 (Zeitfolge, S. 77 und 173), korrigierte seinen Ansatz aber nach der Auswertung der Jugendgedichtsammlung SHs 2 (Güntheriana, S. 197). Hoffmann datierte Herbst 1714 (Zeitfolge, Bl. 5r), ebenso Krämer. – Die alten Ausgaben und Liedersammlungen verstehen das Lied als ,Geistliche Ode‘, weil explizit nur Glaube (Str. 2–3) und Hoffnung (Str. 4–5) behandelt sind und das Akrostichon nicht erkannt wurde. Üblicherweise benannte es die Adressatin bzw. Auftraggeberin; wenn allerdings deren Name für den Dichter die Liebe verkörpert, erweitert sich der Bezugs- und Anspielungsrahmen zu der aus Bibel (1. Kor. 13,13) und Emblematik (Henkel /Schöne, Sp. 45) bekannten Trias „Glaube, Hoffnung, Liebe“; deshalb stellt Krämer den Text zu den Liebesgedichten in Bd. I seiner Ausgabe. Wir halten uns an das behandelte geistliche Thema und lassen das Lied unter den ,Geistlichen Gedichten‘ stehen. Verbreitung Lackmanns Sammlung (1730) und die Franckenauische Liedersammlung (vor 1733) enthalten den Text, letztere mit der Melodie „Meinen Jesum laß’ ich nicht“. Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Hoffmann (1925), Geiger (1947), Dahlke (1957 u. ö.), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) übernahmen das Lied in ihre Auswahlausgaben, Geiger auf Str. 1 verkürzt. Varianten

Ü Glaube] Glaub SHs 1 gründet] grundet SHs 6 Lorbeer-Kräntze] Lorber-Krantze SHs 10 Zweig von] Zweig voll BGG6; Zweig von SHsKr 14 tritt] sitzt SHsKr 22 nieder] wieder SHsBGG6; nieder Kr 30 stets] bald SHsKr 30 Ararat] Aarat SHs

246

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Quelle 1. Kor. 13,13: Nu aber bleibt Glaube è Hoffnung

è

Liebe è diese drey

è

Aber die Liebe ist die grössest vnter jnen.

11. Trost-Aria. 〈Anfang 1715〉 (Endlich bleibt nicht ewig aus) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 152–153. Weitere Textzeugen: B2, ebda; B3-B4, S. 153–154; G1-G5, S. 102–103; G6, S. 80; Kr II, S. 9. Datierung Enders datiert 5. Dezember 1714, als Benjamin Schmolcke zum Schulinspektor ernannt wurde (Zeitfolge, S. 18 und 88f.); Günther habe den Pfarrer durch eine Parodie auf das Schmolcke-Lied „Das Letzte. Das Beste“ (Heilige Flammen, 7. Aufl. 1711, S. 31) ehren wollen. Die Anspielung auf den neuen Heiland (Z. 21) und 40 Jahre der Verheißung (Z. 24) seien auf Amt und Alter des neuen Schulinspektors gemünzt. Ebenso dachte Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 5r). Krämer ordnet den Text als Nr. 4 der ,Geistlichen Gedichte‘ viel früher ein. Die Intensität der Litanei deutet indes auf eine beginnende Meisterschaft bei der Affektdarstellung, die höhere Strophenzahl (5 statt 4 bei Schmolcke) auf eine Überbietung der Vorlage. So denken wir mit Enders und Hoffmann eher an die späte als die frühe Schulzeit. – Vgl. Dahlke, Günthers Entwicklung, Krolow, Trost-Aria, 1961; 1960; Cunningham, Trost-Aria, 1976; Kuhn, Was ist anthologiewürdig? 1976; Schostack, Dromedare in der Wüste, 1981; Rölleke, Endlich, 2000. Verbreitung In den Liedersammlungen von Lackmann und Franckenau (um 1730) und Wustmann (1895) enthalten. In den Auswahlausgaben von Tittmann (1874), Litzmann (1879), Hoffmann /Maydorn (1912), Wendel (1921), Skuhra (1938), Geiger (1947), Hühnerfeld (1956), Dahlke (1957 u. ö.),

A II. Geistliche Lieder und Gedichte

247

Flemmer (1962), Heckmann (1981), Bölhoff (1998); nur 1921 und 1947 gekürzt. – Ferner in den Liedersammlungen von Lackmann (1730), Franckenau (vor 1733), Wustmann (1895) und in den Anthologien ,Meyers Groschenbibliothek’ (1853), Bibliothek der Dt. Klassiker (1863), von Wiener (1922), Aeppli (1924), Flaischlen (1925), Fischer (1926), Oehlke (1933), Ginsberg (1944), Braun (1949), Hederer (1954 u. ö.), Piontek (1959), Schöne (1963), Stenzel (1969), Bondy /Goldschmit (1970), Heckmann (1976), Conrady (1978 u. ö.), Piontek (1981), Bobrowski /Haufe (1985), Bohnen (1987). – Gesprochen 1921 /29 von Karl Kraus, 1965 von Ernst Ginsberg, 1970 von Maria Becker. 1961 in englische Verse übertragen. Vertont und gesungen von Christoph Stählin 1977 (SRF, LP) und 1981 (Günther-Film von Rexhausen). Varianten

Ü Trost-Aria.] Trostlied. G 10 tieffste] tieffe GG6

6

Quelle Benjamin Schmolcke: Heilige Flammen der Himmlisch-gesinnten Seele, In andächtigen Gebet- und Liedern angezündet. Görlitz 1704. 7. Aufl. ebda 1711. S. 31; auch in Schöne (Hg.), Barock, S. 225:

Das Letzte è das Beste. Mel. Meinen JEsum laß ich nicht è etc. Endlich, Endlich muß es doch Mit der Noth ein Ende nehmen: Endlich bricht das harte Joch, Endlich schwindet Angst und Grämen, Endlich muß der Kummer-Stein Auch in Gold verwandelt seyn. Endlich bricht man Rosen ab, Endlich kommt man durch die Wüsten, Endlich muß der Wander-Stab Sich zum Vaterlande rüsten; Endlich bringt die Thränen-Saat, Was die Freuden-Erndte hat. Endlich sieht man Canaan Nach Egyptens Dienst-Haus liegen;

248

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Endlich trifft man Thabor an, Wenn der Oelberg überstiegen; Endlich geht ein Jacob ein, Wo kein Esau mehr wird seyn. Endlich! o du schönes Wort, Du kanst alles Creutz versüssen; Wenn der Felsen ist durchbohrt, Läßt er endlich Balsam fliessen, Ey mein Hertz drum mercke diß: Endlich! endlich kommt gewiß. Eine eingehende Untersuchung dieser Vorlage findet sich in: Binder / Richartz, Lyrikanalyse, S. 34–87. Erläuterungen

25 blüht die Aloe] Pflanze aus der Gattung der Liliengewächse, deren Harzsaft als Heilmittel gegen viele Leiden galt; auch edles Duft- und Würzmittel. 26 trägt der Palm-Baum Früchte] Wenn der Palmbaum einmal Kokosnüsse „zu tragen angefangen, läßt er sich niemals ohne Früchte finden, dieweil er alle Monate neue ansetzet“ (Zedler 26, 380). 29 sieht man Freuden-Thal] (poln. Weselica) Ort ca. 10 km nördlich von Schweidnitz und zugleich das himmlische Paradies.

12. Aria. Als er sich zur Gelassenheit bey seinem Verhängnisse resolvirte. 〈Sommer 1715〉 (Jmmer sich gelassen weisen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 309–310. Weitere Textzeugen: G2-G5, S. 1167–1168; G6, S. 391–392; Kr II, S. 16–17.

A II. Geistliche Lieder und Gedichte

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Datierung Enders datiert das Lied wegen Hunolds Einfluß hypothetisch in die Schulzeit (Zeitfolge, S. 74 und 170); Hoffmann stellt es in den Herbst 1715 (Zeitfolge, Bl. 11r); Krämer ordnet es als Nr. 8 der „Geistlichen Gedichte“ ein. Wenn wir die Begriffe »Schicksal« (Z. 3), »Grausamkeit« (Z. 34), »Verhängniß« (Z. 35) auf das bevorstehende Ende der Schulzeit beziehen und das Bild vom warmen »Sommer-Wetter« (Z. 9) als realistisch ansehen, gelangen wir in den August 1715. Verbreitung Von Müller (1827) gekürzt, von Fulda (1883) und Flemmer (1962) ungekürzt in Auswahlausgaben abgedruckt. Varianten 6

Ü Aria.] fehlt G Kr Ü resolvirte.] entschloß. G6 20 widrig] niedrig D; widrig GG6Kr

13. Abend-Lied. 〈Herbst 1715〉 (Der Feyer-Abend ist gemacht!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S, 157–160. Weitere Textzeugen: B2, ebda; B3-B4, S. 158–160; G1-G5, S. 77–79; G6, S. 62–64; Kr II, S. 27–29. G6 druckt die Verse linksbündig. Datierung Für Enders etwa 1721 (Zeitfolge, S. 79) entstanden, für Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 10v) und Krämer ganz am Ende der Schulzeit im September 1715. Weil das Bild von der Abendsonne, die die Pferde zur Tränke führt (Z. 3), im ,Theodosius‘-Drama III 1 wiederkehrt (s. S. 311), wegen der Weiterung »Genade« (Z. 16) und wegen des spätbarocken Kompositums »Andachts-

250

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Kertzen« (Z. 27) favorisieren wir den früheren Ansatz 1715. Ein spezieller Anlaß ist nicht bekannt. Doch scheint der bevorstehende Abschied den affektischen Nachdruck zu verstärken. Verbreitung In den Lieder-Sammlungen von Lackmann (1730) und Franckenau (vor 1733, Melodie: Mit rechtem Ernst und ganzem Fleiß). – Von Tittmann (1874), Litzmann (1879), Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Skuhra (1938), Dahlke (1957 u. ö.), Flemmer (1962), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) vollständig, von Roquette (1860), Scholz (1902), Hohlbaum (1921) und Geiger (1947) verkürzt in Auswahlausgaben abgedruckt. – Von der Bibliothek der Dt. Klassiker (1863), Brandenburg (1906), Vesper (1906, 1914), Wille (1910), Müller-Rüdersdorf (1922), Aeppli (1924), Goetz /Lebede (1925), Borchardt (1926), Fischer (1926), Kauffmann (1939), v. d. Leyen (1942), Staiger /Hürlimann (1944), Braun (1949), Bender (1950), Baumann /Strauß (1952), Echtermeyer /v. Wiese (1954), Hederer (1954, 1957), Milch (1954), Kemp (1958), Piontek (1959, 1981), v. Wiese (1965), Conrady (1978), Born (1988) in Anthologien veröffentlicht, allerdings nur 1944, 1954, 1957 und 1981 ohne Kürzungen. – Vertont von Demnitz (1925), Sutermeister (1949), Knab (1950), Krause (1959) und Ecklebe (1967). Erläuterungen

13 ein Quintchen] Nebenform von Quentchen, dem vierten Teil eines Lots; vgl. DWb. 7,2354.

39 Dein Wort sey meines Fusses Leuchte!] Nach Ps. 119,105: »Dein Wort ist meines fusses Leuchte«.

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

251

B. Dichtungen für die Respublica Litteraria I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte Überblick Als Schuldichter mußte Günther bei passenden Gelegenheiten die Förderer des Schweidnitzer Gymnasiums preisen, so die Familie Schaffgotsch und Kaiser Karl VI., den schlesischen Landesherrn (Nr. 10, 12). An zweiter Stelle stehen die Ehrentage der schulischen Würdenträger Fuchsius, Schmolcke, Scharff (Nr. 1, 2, 8, 11). Es folgen die Namensfeste der adeligen Schülereltern von Bock (Nr. 4–6), schließlich von Günthers eigenen Eltern (Nr. 3, 7). Eine Sonderstellung nimmt das pflichtschuldige Lob des Vormunds ein, das Günther einer dankbaren weiblichen Waise in den Mund legt. Daß über die Hälfte der zwölf Lob- und Glückwunsch-Gedichte aus Anlaß von Namenstagen verfaßt sind, mag in einer protestantischen Umgebung verwundern. Hier war wohl die schlesische Landessitte maßgebend. »Das Aufkommen der Erbsündenlehre führt zu einer Verschiebung der Feier vom Geburtstag hin zum Gedenken an den in der Taufe erhaltenen Namen.« (RGG 4. Aufl. III, 523). Die Geburtstage waren oft nur im engeren Familienkreis bekannt, an den Namenstagen nahm eine größere Öffentlichkeit teil. Vgl. DWb. 7,341.

1. Als Herr Gottfried Fuchsius 〈. . .〉 seinen Namens-Tag begieng. 6.3.1710 (Laß dich deine Söhne küssen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 22–23. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 901–902; G6, S. 121–122; Kr IV, S. 3–4.

252

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Datierung Am 6.3.1710 feierte der Schweidnitzer Pfarrer Gottfried Fuchs (1650–1714) seinen Namenstag, wie die Überschrift in den alten Ausgaben mitteilt. Dieses Glückwunsch-Gedicht ist damit das erste Gedicht überhaupt, das von dem jungen Dichter, gerade zwei Monate nach seiner Aufnahme in die Schweidnitzer Gnadenschule, erhalten ist. Literatur zu Fuchs s. Krämer, Leben Günthers, S. 367. Varianten 6

Ü Pastor] Pastor Primarius GG Ü zu Schweidnitz] zur Schweidnitz DG; zu Schweidnitz G6Kr Ü An〈no〉 1710. den 6. Martii seinen Nahmens-Tag] Seinen NahmensTag A. 1710. den 6. Martii GG6 Ü begieng] vergnügt celebrirte G; vergnügt begieng G6 27 Thummim] Thummin D; Thummim GG6Kr Erläuterungen

8 Abel] Aus Abel-Mehola in der Jordanebene stammte Elisa, der von Gott zum Nachfolger des Propheten Elia bestimmt wurde; vgl. 1. Kön. 19,16. 27,28 dein Thummim dein Urim] Gegenstände, die vom Hohenpriester als Sinnbilder der Erleuchtung und Leitung in der Brusttasche getragen wurden; vgl. 2. Mos. 28, 29f. 36 Perpetua] Die Beständigkeit und immerwährende Dauer ist hier als Göttin und Dienerin zugleich personifiziert.

2. Sonnet auf den Geburtstag Herrn M. G. B. S〈charffs〉. 19.3.〈1710/11〉 (Es raset Mavors Wuth noch immer in der Welt) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 121. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 131; N4, S. 121; Kr V, S. 3. Nur Kr hat nach Z. 8 eine Leerzeile.

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

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Datierung Gottfried Balthasar Scharff (1676–1744) war am 19. März geboren. Die Anspielungen auf den Spanischen Erbfolgekrieg (Z. 1–8), die den Frieden von Utrecht (11.4.1713) noch ebenso wenig erwähnen wie die seit dem 29.1.1712 begonnenen Friedensverhandlungen, lassen auf den März 1710 oder 1711 als Zeit der Abfassung schließen; vgl. Enders, Zeitfolge, S. 85. Der Glückwunsch ist eine Auftragsarbeit. Verbreitung 1998 in Bölhoffs Auswahlausgabe. Variante

Ü Herrn M〈agistri〉 G〈ottfried〉 B〈althasar〉 S〈charffs〉] Herrn G. M. B. S. N1; Herrn M. G. B. S. N2; Herrn M. G〈ottfried〉 B〈althasar〉 S〈charffens〉 Kr Erläuterungen

Ü S〈charffs〉] Als Sohn eines Liegnitzer Rechtsanwalts und Schüler von Christian Gryphius am Breslauer Elisabeth-Gymnasium hatte Scharff in Leipzig und Wittenberg Philosophie und Theologie studiert, war 1699 zum Magister der Philosopie promoviert worden und hatte in Wittenberg Vorlesungen über Beredsamkeit und Dichtkunst gehalten, bevor er 1700 eine Pfarrstelle in Göllschau bei Haynau antrat; 1708 war er als Diakon nach Schweidnitz gekommen und 1712 dort zum Archidiakon und 1714 zum Senior ernannt worden. Daneben erweiterte er seine große Bibliothek, edierte Lieder und Predigten, arbeitete an mehreren gelehrten Zeitschriften mit und unterhielt einen regen Briefwechsel mit den Gelehrten seiner Zeit, z. B. mit Gottsched. Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 51 und 367; Kosch 3. Aufl. 14, 273f. Mit seinem Schüler Günther, der seine Bücherschätze nutzen durfte, wird Scharff später Gedichte austauschen und dessen postume Ausgaben D und G1 besprechen. Vgl. Gel. Neuigkeiten Schlesiens 1, 1734, S. 375–377; 2, 1735, S. 260–262, 3 Jberien 〈...〉 gedränget] Spanien, die Heimat der vorindoeuropäischen Iberer, war nach dem Tod des kinderlosen Königs Karl II. Schauplatz eines Erbfolgekriegs (1701–1714) zwischen Frankreich und Bayern auf der einen, Großbritannien, Holland, Österreich, Preußen, Portugal und dem Reich auf der anderen Seite.

254

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

4 den kalten Nord gefällt] Karl XII. von Schweden wurde am 27.6. und 8.7.1709 von Zar Peter dem Großen bei Poltawa (Ukraine) besiegt. 5 der Cimber sich 〈...〉 hält] Friedrich IV. von Dänemark (1671–1730) hielt sein Land in steter Kampfbereitschaft, um die schwedischen Provinzen zu erobern. Das germanische Volk der Kimbern lebte in Jütland, bevor es im 2. Jahrhundert v. Chr. über Böhmen ins Donaugebiet auswanderte. 6 Sarmatien 〈...〉 versenget] Das Land der Sarmaten zwischen Wolga und Weichsel war durch den Krieg verwüstet; August der Starke hatte 1709 gerade den polnischen König Stanislaus Leszczinski vertrieben. 8 Der Celten Uebermuth] Frankreich, seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. von den indoeuropäischen Kelten bewohnt, war der Hauptgegner der Großen Allianz, für die der Sprecher hier Partei ergreift.

3. Nahmens-Wunsch 〈...〉 eines Sohnes an seine Mutter. 26.7.〈1710/11〉 (Wenn Dir, Hoch-wertheste, ein kindliches Vertrauen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Druckvorlage: A1, S. 187–189. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 171–173; G1-G5, S. 1058–1059; G6 Anh, S. 38–39; Kr III, S. 5–6. Datierung „Das Gedicht kann sich nur auf die Mutter des Dichters selbst beziehen“, meinte Enders (Zeitfolge, S. 85) mit Hinweis auf die erwähnte MittagsHitze (Z. 9) und den Gartenbau (Z. 33); die Anspielung auf die Kränklichkeit der Mutter (Z. 37) stützt diese These. Dann wäre das Gedicht zum 26. Juli geschrieben, da Günthers Mutter den Vornamen Anna trug; ob 1710 oder ein Jahr später, ist ungewiß. Der junge Dichter erscheint am Abend des Ehrentages persönlich in Striegau (Z. 9f.) und bringt einen Strauß Wiesenblumen mit (Z. 8). Die distanzierende Angabe „im Nahmen eines Sohnes“ in der erstmals 1724 erschienenen Teilsammlung A kann aus Gründen der Diskretion erfolgt sein.

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

255

Varianten

Ü im Nahmen] fehlt GG6Kr 3 So laß] So last A1A2; So laß A3-A5GG6Kr 7 Dinte] Tinte GG6 24 ein Quart] ein Quarck GG6 26 vor Dein] für dein A3-A5GG6 27 rotes Ertzt] rotes Ertz A3-A5GG6Kr Erläuterungen Ü an seine Mutter] Anna Günther war das dritte Kind aus der zweiten Ehe des Predigergehilfen und späteren Rechnungshalters Christoph Eichbänder aus Bolkenhain und der Rosina Eichbänder, Tochter des Kirchenknechts Friedrich Sartorius bei Sankt Maria Magdalena in Breslau, wo Anna Eichbänder am 27.12.1658 getauft wurde. Sie heiratete Günthers Vater 1693 und starb in Striegau am 27.3.1724. Vgl. Bö I 434 und 445; Krämer, Leben Günthers, S. 7–8, 358–359. 24 ein Quart] Der vierte Teil eines Volumenmaßes für Flüssigkeiten wie Wein oder Bier, z. B. in Sachsen 1/4 Schenkkanne, d. h. ca. 0,3 Liter. 27 rothes Ertzt] ,Ertzt‘ war vom 15. bis 18. Jahrhundert eine überladene Nebenform zu Erz, »Metall« (DWb. 3, 1100); rotes Erz sind Münzen aus Kupfer, Geld allgemein (DWb. 3, 1076).

4. Als die Hochwohlgebohrne Frau Hedwig von Wentzky 〈...〉 Jhr hohes Namens-Fest 〈...〉 begieng. 14.10.1711 (Hochwohlgebohrne Frau! es kommt ein schlechtes Blat) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 69–72. Weitere Textzeugen: C2 und C3, ebda; G2-G5, S. 1131–1134; G6 Anh, S. 78–80; Kr IV, S. 5–7.

256

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Datierung Das Fest der Heiligen Hedwig, der Landespatronin von Schlesien, war am 14. Oktober, zwei Tage früher als heute; die Überschrift nennt auch das Jahr: 1711. Der Glückwunsch verbindet sich hier mit dem Dank des jungen Dichters für finanzielle Zuwendungen. Verbreitung Str. 8 von Scholz 1902 in eine Auswahlausgabe aufgenommen. Varianten

Ü Als Die Hochwohlgebohrne Frau 〈...〉 begieng.] Auf Frauen Hedwig von Wentzky, vermählte von Bock, Namensfest. den 14. Octobr. 1711. G6

15 Jch Armer] Jch armer C1; Jch Armer C2C3GG6Kr Erläuterung

Ü Frau Hedwig von Wenzky] Hedwig von Bock, geb. Wentzky (1663–1715, s. o. Leichencarmina Nr. 10 und Nr. 11), war Günthers großherzige Gönnerin auf Gut Roschkowitz, Gemahlin von Wolff George von Bock (s. u. Namenstags-Gedichte Nr. 5 und 6) und Mutter von Günthers Schulfreund Friedrich von Bock (*1695), in dessen Namen Günther mehrere Gedichte verfaßte und der sich am 20.1.1715 in Frankfurt /Oder immatrikulierte.

5. Als Der 〈...〉 Herr Wolff George von Bock 〈...〉 sein hohes Namens-Fest 〈...〉 begieng. 23.4.1712 (Brich an, erfreutes Licht! laß deine Freuden-Stunden) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 66–67. Weitere Textzeugen: C2 und C3, ebda; G2-G5, S. 1129–1130; G6, S. 447–448; Kr IV, S. 8–9.

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

257

Datierung Der Namenstag des Gemahls von Günthers Gönnerin Hedwig von Bock (s. voriges Gedicht) am 23.4.1712 bezieht sich auf den zweiten Vornamen George. Varianten

Ü Als Der Hoch- und Wohlgebohrne Herr 〈...〉 begieng.] Auf Herrn Wolff George von Bock und Polach Namensfest den 23. Apr. An. 1712. G6 40 des HErren] des HErrn C3 Erläuterung

Ü George] Georg von Kappadokien, gest. um 303, ist ein Großmärtyrer der Ostkirchen und einer der 14 Nothelfer.

6. Auf das 〈...〉 Namens-Fest Des 〈...〉 Herrn Wolff George von Bock 〈...〉. 23.4.1712 (O Höchst-beglückter Tag! o angenehme Stunde) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 68–69. Weitere Textzeugen: C2 und C3, ebda; in G2-G5, S. 1130–1131; G6 Anh, S. 39–40; Kr V, S. 4–5. Nur C und G haben dreimal Fettdruck im Text (Z. 5, 22, 26), in allen Drucken aber ist in Z. 30 – zum Zeichen der Ehrerbietung – „Treu-gesinnter Sohn“ abgesenkt. Datierung Das zweite Glückwunschgedicht zum Namenstag von Wolff George von Bock am 23.4.1712 verfaßte Günther im Namen des Sohnes Friedrich von Bock, seines gleichaltrigen Schulfreundes.

258

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Varianten

Ü A〈nno〉] fehlt G3-G5G6 Ü glücklichst] glücklich C2 Ü Auf das 〈...〉 Sohnes.] Auf das den 23. April. 1712. erlebte Namensfest Herrn George von Bock und Polach, im Namen seines Sohnes. G6 3 tauglich] tuaglich C1; tauglich C2C3GG6Kr 24 Wozu] Worzu G3–G5G6

7. Auf das 〈...〉 Nahmens-Fest seines Vaters 〈. . .〉. 21.6.1714 (Die Einfalt paaret sich mit meiner Redlichkeit) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 70–71. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 1054–1056; G6, S.730–731; Kr III, S. 14–15. Datierung Die alten Ausgaben nennen in der Überschrift den 21.6.1714, heute wird eher der 24.6. – der Geburtstag von Johannes dem Täufer – als Namenstag des Johannes gefeiert. Der Glückwunsch gilt dem Vater des Dichters, dem Arzt Johann Günther aus Aschersleben. Verbreitung Dahlke (1957 u. ö.) und Bölhoff (1998) haben den Text in ihre Auswahlausgaben aufgenommen. Varianten

Ü An〈no〉] Anno GG6 2 jetzt] itzt G1G2 18 meinen . . . ] Dreisilbige Lücke in allen alten Ausgaben. 30 stets mich] stets mit GG6Kr

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

259

Erläuterung

Ü seines Vaters] Johann Günther (1659–1745) studierte in Leipzig Medizin, konnte aber aus Geldmangel nicht promovieren; er ging 1688 nach Schlesien und wurde 1689 Physikus in Striegau. Seine erste Ehefrau starb am 8.9.1690 mitsamt der am 21.8.1690 geborenen Tochter Theodora. Seit 1693 war Johann Günther in zweiter Ehe mit Anna Eichbänder verheiratet (Krämer, Leben Günthers, S. 7–10, 357–359).

8. Als Der 〈. . .〉 Herr Benjamin Schmolcke 〈...〉 zum Inspectore unserer Evangelischen Schule 〈...〉 confirmiret wurde. 5.12.1714 (Weinet nicht, verwayste Kinder!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage ist der Schweidnitzer Einzeldruck von Christian Ockel (EDr 8). Weitere Textzeugen: A1, S. 497–499; A2-A5, S. 453–455; G1-G5, S. 902–904; G6, S. 123–124; Kr IV, S. 26–28. Z. 32 ist nur im Einzeldruck und in der Ausgabe A fett gedruckt. Datierung Benjamin Schmolcke (1672–1737) wurde am 5.12.1714 feierlich in sein Amt als Oberpfarrer und Schulinspektor eingeführt. Günther fungiert hier als poetischer Schulsprecher. Varianten

Ü Als Der 〈...〉 Günther, Strig〈ensis〉 Sil〈esiae〉] Als Herr Benjamin Schmolcke, Pastor Primarius der Evangelischen Kirchen vor Schweidnitz, Zum Inspectore der dasigen Schule A. 1714. den 5ten Decembr. introduciret wurde. A; Auf Herrn Benjamin Schmolckes Introduction zum Inspectore der Schule vor Schweidnitz. 1714. den 5. Dec. GG6 Ü Schweidnitz 〈...〉 Ockeln.] fehlt AGG6Kr 1 verwayste Kinder!] verwaysten Kinder! GG6

260

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

28 Wüntsche] Wünsche AGG6Kr 54 Nachtbar] Nachbar AGG6Kr Erläuterung

Ü Schmolcke] Benjamin Schmolcke (1672–1737) war seit 1702 Diakon an der Schweidnitzer Friedenskirche und Günthers Religionslehrer. Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 85–87, 377. Schmolckes Kirchenlieder, die heute noch in evangelischen Gesangbüchern zu finden sind, haben den jungen Günther beeinflußt. 32 Gamaliel] Enkel des berühmten Schriftgelehrten Hillel, in dessen Schule auch Paulus lernte; vgl. Apg. 5,34; 22,3. 54 Nachtbar Obed Edoms] Von David bestellter Türhüter bei der Bundeslade; vgl. 1. Chron. 13,13–14; 15,24.

9. An einen hochgeneigten Gönner. 〈1.1.1715?〉 (Es ist nicht meine Schuld, wofern, Hoch-Edles Haupt!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 59–62. Weitere Textzeugen: G2-G5, S. 1147–1149; G6, S. 540–542; Kr V, S. 52–54. Datierung Enders ließ den Text undatiert (Zeitfolge, S. 83). Hoffmann stellte ihn an den Anfang des Jahres 1715, da in Z. 27 von einem »Wechsel neuer Zeit« die Rede ist, und vermutete, bei der Vollwaise könnte es sich um Johanna Eleonora von Arzatt handeln, die 1706 ihre Mutter Eva Eleonore geb. von Seidlitz und 1707 ihren Vater Adam Friedrich von Arzatt verloren hatte. Aus Z. 51–54 des Lob- und Dankgedichts schloß er zudem, daß ein 1706 geborener Bruder der jungen Sprecherin überlebte, der ebenfalls ein Mündel des bisher nicht identifizierten Adressaten war (Zeitfolge, Bl. 5f.). Krämer folgt Hoffmanns Datierung.

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

261

Varianten

Ü An einen hochgeneigten Gönner.] An einen Gönner, im Namen einer Waise. G6 37 der Eltern Särge] der Eltern Sorge D; der Eltern Särge GG6Kr 39 an ihrer Statt] an ihrer Stadt D; an ihrer Statt GG6Kr 77 unverwelcklich] unverwecklich DG2; unverwelcklich G3-G5G6Kr Erläuterung

66 ein jährlich Fest] Quellen galten im alten Rom als heilig. Ihnen zu Ehren fanden jedes Jahr am 13. Oktober die »Fontinalia« statt, bei denen die Brunnen mit Blumen und Kränzen geschmückt wurden; ursprünglich wohl ein Segenszauber für reichliches Wasser. Vgl. Der Kl. Pauly 2, Sp. 590.

10. Unterthänigstes Abend-Opffer Welches 〈...〉 Dem 〈...〉 Hrn. Hanß Anton Schaffgotsch 〈...〉 anzündeten Jhr. 〈...〉 Knechte. 1.1.1715 (Diß ist die Losung unsrer Pflicht) Handschriftliche Überlieferung Die Abschrift EHs 5 ist nur noch in einer Abschrift Krämers erhalten. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: Einzeldruck aus der Schweidnitzer Druckerei Christian Ockel (EDr 9). Weitere Textzeugen: C1-C3, S. 8–12; G1-G5, S. 949– 952; G6, S. 400–403; Kr IV, S. 29–32. Datierung Zum 1.1.1715 für den katholischen Gönner Reichsgraf Hans Anton von Schaffgotsch im Namen der Schüler der Evangelischen Gnadenschule in Schweidnitz verfaßt und mit allen Ehrentiteln des Adressaten gedruckt als Dank für Duldung und Förderung der Schule.

262

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Verbreitung Vollständig in Hoffmann (Hg.), Kynast, 1925. Varianten

Ü Unterthänigstes Abend-Opffer 〈...〉 Knechte.] Unterthänigstes Abendopfer, so Jhrer Hoch-Reichs-Gräfl. Excellence H. H. Hanß Anton Schaffgotsch etc. bey dem glückl.-erschienenen Zeitwechsel d. 1715. Jahres gebracht worden. EHs; CANTATA. An Jhro Hoch-ReichsGräfl. Excellentz Herrn Hans Anton von Schaffgotsch, Bey Antritt des Neuen Jahres. 1715. GG6 Ü EXCELLENCE] Excellenz CKr Ü genandt] fehlt CKr Ü und semper frey 〈...〉 Erb-Hoff-Richter] etc. etc. CKr Ü Schlechtgesetzten] fehlt CKr Ü Als ihres Gnädigsten Herrns] fehlt CKr M das Hauß] diß Haus C3; dies Haus Kr 4 Gefängniß] Gefängnüß EHsKr 30 Sayten] Säyten EHs 33 vor DEJN] für Dein C; für dein GG6; vor dein EHsKr 48 kömmt] kommt CGG6 58 DEJNER Großmuth] deinem Großmuth EHs 61 frembdem Wohl] fremdem Wohl GKr; fremden Wohl G6 75 eurer Scham] euer Scham EHs 88,100 itzt] ietzt G; jetzt G6; jezt Kr 108 Und um] Und umb EHs Erläuterungen

Ü Schaffgotsch] Die Familie Schaffgotsch gehörte dem fränkischen Uradel an und war seit 1592 freiherrlich, seit 1708 reichsgräflich. Gotsche (d. i. Gottschalk) Schoff erwarb die Stammsitze Kynast, Greiffenberg, Warmbrunn und Schmiedeberg. Hans Ulrich Schaffgotsch (1595–1635) trat, wiewohl protestantisch, 1621 in kaiserliche Dienste und wurde 1635 als General des Reichsfürsten Wallenstein hingerichtet. Seine Söhne verloren die Stammherrschaft Trachenberg und erhielten erst nach ihrem Übertritt zum Katholizismus 1636 die Güter am Riesengebirge zurück. Philipp Gotthard Graf Schaffgotsch (1716–1795) wird von 1748 bis 1757 Fürstbischof von Breslau.

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

263

Ü semper frey] Ausdruck der älteren Rechtssprache, nicht abgeleitet von lat. ,semper‘ („immer“), sondern von lat. ,synodus‘, mhd. ,sent‘ („Geistliches Gericht“): ,sendbar frei‘ meint „der höchsten Art der Freiheit teilhaftig“, „reichsunmittelbar“; vgl. DWb. 10,1,569. Ü Kynast] (poln. Chojnik) Burgruine auf einem 657 m hohen Granitkegel über dem Höllengrund, ca. 8 km südwestlich von Hirschberg; seit 1393 im Besitz der Familie von Schaffgotsch, seit 1635 nicht mehr bewohnt, seit einem Blitzschlag 1675 Ruine. Ü Trachenberg] (poln. Zmigro´d) Marktsiedlung ca. 45 km nördlich von Breslau, besitzt seit 1253 Stadtrechte; eine Wasserfestung zwischen zwei Armen der Bartsch wurde 1375 erstmals erwähnt, daneben ein 1706 errichtetes Schloß. Ü Greiffenstein] (poln. Gryf) Burg aus dem 12. Jh. auf einem 425 m hohen Basaltfelsen über dem rechten Ufer des Queis, ca. 15 km südwestlich von Löwenberg. Seit 1400 Eigentum der Familie von Schaffgotsch. Seit 1800 Ruine. Ü Giersdorff] Es gibt sieben Orte dieses Namens in Schlesien, am ehesten ist Giersdorf (poln. Podgo ´rzyn) östlich der Burg Kynast gemeint. Ü Boberröhrsdorff] (poln. Siedlecin) Dorf am Bober, ca. 6 km nordwestlich von Hirschberg; von der im frühen 14. Jahrhundert gebauten und schon 1443 zerstörten Burg blieb ein Wohnturm übrig, der zu einem Gutshof gehörte. Ü Schoßdorff] (poln. Ubocze) Schosdorf liegt bei Löwenberg. Ü Preilsdorff] (poln. Celo´w) Landgut 10 km südlich von Jauer. Ü Hartau] Von den fünf schlesischen Orten dieses Namens kommt am ehesten Hartau bei Hirschberg (poln. Grabary) in Frage. Ü Buchwald] (poln. Bukowiec) Dorf 12 km südöstlich von Hirschberg, seit 1305 urkundlich belegt, und Schloß aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Park und Seen. Ü Lands-Hauptmann] Der Landeshauptmann ist in Schlesien seit Anfang des 14. Jahrhunderts ein Vertreter des Fürsten in der Verwaltung, in der Rechtspflege und beim Militär. 20 geringen Eppich] Ältere Bezeichnung für die Kletterpflanze Efeu, sonst „Schmuck gelehrter Dichterstirn“ (Horaz, Carm. 1,29), hier wegen ihres schnellen Wachstums und allgemeinen Vorkommens gering geachtet.

264

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

65 Asbest] (von griech. asbestos, »unverbrennlich«) Biegsame, gegen Hitze und Säuren widerstandsfähige, mineralische Fasern; wurden früher zu unbrennbarer Leinwand und zu Spitzen verarbeitet. 107 Schnaten] (schles.) »junge Zweige«, »Pfropfreiser«, »Setzlinge«; vgl. DWb. 9,1193. 11. Dein Name, theurer Scharff, bezeichnet diesen Tag 〈...〉. 〈Jan. 1715〉 (Verschmäht, gelehrter Scharf, dein Auge meine Pflicht) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 69–71. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 72–75; N4, S. 69–71; Kr IV, S. 33–35. Datierung Nach Enders (Zeitfolge, S. 19 und 90) zum 8.1.1715 entstanden, nach Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 6r) schon zum 1.1.1715; Krämer schließt sich Hoffmann an. Das Fest Balthasars als eines der Hl. drei Weisen ist am 6. Januar. Auf die späte Schulzeit deutet die Erwähnung des Horaz als Weintrinker (Z. 27) und des Zugangs zu Scharffs »Büchersaal« (Z. 53). Varianten 2

59 Carmosin] Carmesin N Kr 76 Verhängnis] Verhängniß N2; Verhängnüß Kr Erläuterungen

Ü theurer Scharff] Zu Pfarrer Gottfried Balthasar Scharff (1676–1744), Günthers Lehrer und Gönner (Z. 47, 49), s. o. Nr. 2 und Krämer, Leben Günthers, S. 50–51; ferner Kosch, 3. Aufl. 14, Sp. 273f. 26 Kein guter Einfall fällt in einen Wasserkrug] Vgl. Horaz, Epist. 1,19,1–3: »Prisco si credis, Maecenas docte, Cratino, nulla placere diu nec vivere carmina possunt,scribuntur aquae potoribus« (»Glaubst du als Griechenfreund dem alten Kratinos, so darf kein Gedicht auf lange Gunst und Dauer hoffen, dessen Schöpfer ein Wassertrinker ist.«)

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

265

36 Chrysostomus] Johannes Chrysostomos, Patriarch von Konstantinopel, berühmter Redner, geboren ca. 347 in Antiochia, getauft 370, gestorben 407 auf der Reise in die Verbannung am Schwarzen Meer. Streng sittlicher, ernsthafter Prediger und Mahner. Der Ehrenname Chrysostomos („Goldmund“) wurde ihm erst postum beigelegt. 59 Carmesin] (ital. carmesino, franz. cramoisin, von arab. qirmiz) Karmesin, im 17. und 18. Jahrhundert Karmoisin geschrieben, war ein aus Schildläusen gewonnener, scharlachroter Farbstoff. 72 Seelenmalvasier] Malvasier war ein griechischer Likörwein, benannt nach der Stadt Napoli di Malvasia in Lakonien. 82 Pharos] Leuchtturm, benannt nach der Insel Pharos nördlich von Alexandria; an ihrer Ostspitze stand seit der Regierung von Ptolemäos II. Philadelphos (283 /246 v. Chr.) der Turm, eines der Sieben Weltwunder des Altertums.

12. Die An Jhro Kayserl. Majestät 〈...〉 Abgesungene Gratulation. 17./18./25.9.1715 (Friede, Friede) Handschriftliche Überlieferung Die Abschrift EHs 10 ging verloren, Varianten sind nicht bekannt. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage ist der Einzeldruck des Schweidnitzer Druckers Christian Ockel (EDr 10), reproduziert bei Pott (Hg.), Günther, S. 111–114. Weitere Textzeugen: C1-C3, S. 3–7; G1-G5, S. 945–949; G6, S. 397–400; Kr IV, S. 51–55. Datierung Bei den Vorstellungen des Schweidnitzer Schultheaters am 17., 18. und 25. September 1715 wurde die Huldigung für Kaiser Karl VI. (1711–1740) gesungen – eine Pflichtübung der evangelischen Schule gegenüber dem katholischen Landesherrn Schlesiens in Wien. An welchen der in der Über-

266

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

schrift angegebenen Daten auch Günthers ,Theodosius‘-Drama aufgeführt wurde, ist nicht sicher zu ermitteln. Der Theaterzettel für Günthers Drama nennt nur den 24.9.1715. Vgl. Gajek, Schultheater, S. 61–63. Varianten

Ü Die An Jhro Kayserl〈iche〉 Majestät 〈...〉] Unterthänigste Gratulation An Jhro Kayserl. Majestät Von der Schul-Jugend vor Schweidnitz 1715. abgesungen. GG6 Ü bey denen] bey dem EDr; bey denen CKr Ü Den 17. 18. und 25. Sept〈embris〉 Von der Schul-Jugend 〈...〉] von der Schul-Jugend vor Schweidnitz A. 1715. den 17. 18. und 25. Sept. C Ü Untertänigste GRATULATION] Unterthänigster Glückwunsch G6 Ü vor Schweidnitz] vor Sweidnitz EDr; vor Schweidnitz CKr Ü Schweidnitz è Gedruckt bey Christian Ockel. 1715.] fehlt CGG6Kr 8,31,64,86 Deutschland] Teutschland C 23 wohlberupfte] wohlberufpte EDr; wohlberupfte CGG6Kr 58 dick gesäten] dickgesäeten EDr; dick gesäten CGG6; dickgesäten Kr 60 der sichre] der sichere EDr; der sichre CGG6Kr 69 Das viele] Daß viele EDr; Das viele CGG6Kr 69 itzt] ietzt G; jetzt G6; jezt Kr 69 genüssen] geniessen CGKr 117 Rhein-Strom] Reinstrohm EDr; Rhein-Strom CG; Rheinstrom G6Kr 119 stäupt] stäubt EDr; stäupt CGG6Kr Stellenkommentar

3 Europa steckt die Schwerdter ein] Mit dem Frieden von Rastatt wurde am 7.3.1714 der Spanische Erbfolgekrieg zunächst zwischen Frankreich und dem habsburgischen Herrscher beendet, aber erst am 7.9.1714 beim Kongreß von Baden /Aargau das Römische Reich Deutscher Nation in die Friedensordnung einbezogen. 39 Was der Vater angefangen] Unter Kaiser Leopold I., der das Reich von 1658 bis 1705 regierte, hatte 1701 der Spanische Erbfolgekrieg angefangen. 40 Was der Bruder weit gebracht] Joseph I., Sohn Leopolds I. und älterer Bruder des derzeitigen Kaisers Karl VI., hatte in seiner Regierungszeit 1705 bis 1711 den Krieg weitergeführt.

B I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte

267

41 Hat der Bruder ausgemacht] Karl VI., seit 1711 Nachfolger seines Bruders Joseph I., hatte 1714 Frieden geschlossen.

45 Mavors Wut] Mavors ist eine Nebenform von Mars, dem Kriegsgott. Vgl. Der Kl. Pauly 3, Sp. 1046–1049.

50 Triton] Fischleibiger Seedämon mit Dreizack und Trinkhorn. Vgl. Der Kl. Pauly 5, Sp. 967–969. 55 Amphitrite] Meeresgöttin, Tochter des Okeanos, Gattin Poseidons, Mutter des Triton. Vgl. Der Kl. Pauly 1, Sp. 317. 75 Carthaunen] (von lat. quartana ,Viertelbüchse‘) Große Kanonen, Belagerungsgeschütze, die 25 Pfund schießen konnten.

268

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

II. Geleit-Gedichte Überblick Günther schrieb seine ersten acht Geleitgedichte für die Schulfreunde Anders, Fischer, Hahn, Jachmann, Marbach, Orth, Reibnitz und Winckler, als sie das Schweidnitzer Gymnasium verließen; drei dieser Propemptika sind in gut humanistischer Manier lateinisch abgefaßt (Nr. 1,3,6), fünf liegen in Einzeldrucken vor. Die Bräuche der universitären Respublica litteraria werden bereits auf Lateinschulen theoretisch vorbereitet und praktisch eingeübt. Promotionsgedichte begegnen erst in der Studentenzeit.

1. Consociata Commilitonum 〈...〉 Johanni Godofredo Fischero 〈...〉 Et Caspari Andersio 〈. . .〉 Abitum ex Schola 〈...〉 Gratulantium Vota. 〈3.〉 April 1713 (Suscipe, Lecta Cohors, nostri documenta favoris) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage ist der 1713 von Johann Sigismund Ockel in Schweidnitz besorgte Einzeldruck mit acht Gedichten zur selben Gelegenheit (EDr 2); Günthers Gedicht steht hier an dritter Stelle, S. 〈4–5〉. Der Sammeldruck enthält außerdem Gedichte von J. G. Hahn, J. S. Hahn, G. G. Janitsch, E. W. Charisius, G. C. Jachmann, Chr. Marbach, sämtlich lateinisch, sowie ein deutsches Sonett von Günther im Namen von Friedrich von Bock (s. u. Nr. 2). – Weitere Textzeugen: B1-B4, S. 54–55; G1-G5, S. 887; G6, S. 955; Kr IV, S. 13. Datierung Das Propemptikon entstand Anfang April 1713, wie alle Drucke bezeugen. Die Schulfreunde Anders und Fischer verließen die Schweidnitzer Gnaden-

B II. Geleit-Gedichte

269

schule, um zu studieren: Fischer Jura in Frankfurt /Oder, Anders Theologie in Wittenberg. Verbreitung In Bölhoffs Auswahlausgabe von 1998 enthalten. Varianten

Ü Consociata 〈...〉 Vota.] Juvenibus Ornatissimis Johanni Godofredo Fischero Svidnicensi, & Caspari Andersio Reichenbachensi, Abitum ex Scholaˆ Svidnicensi in Academias A. 1713. parantibus gratulatur. BKr; Jn abitum Dn. Fischeri & Andersii. 1713. GG6 14 Sacratum] Sacrati Kr nach 18 Joannes 〈...〉 Strieg〈ensis〉] Johannes Christianus Güntherus, Strieg. Kr in Ü Erläuterungen

Ü Fischero 〈...〉 Et Andersio] In Leubschers ,Weisheit eines gesetzten Geistes‘ (23.3.1711) spielte Johann Gottfried Fischer aus Schweidnitz (geb. 1693) den Epicurus, Caspar Anders aus Reichenbach den Megalauchus; in Aßmanns ,Betrachtung der Höhern Weisheit des Creutzes Christi‘ (15.4.1710) gab Anders einen Theologus. Vgl. Schultheater-Programme Bö I 453 und 454; Krämer, Leben Günthers, S. 111, 367, 393. 2 Sylvestres 〈...〉 modos] »Ländliche«, d. h. schlichte, ungeordnete Verse, Ausdruck dichterischer Bescheidenheit. In Wirklichkeit handelt es sich um altehrwürdige Distichen. 3 vatum 〈...〉 furore] Der ,furor divinus sive poeticus‘ (»göttlicher oder poetischer Wahnsinn«), beschrieben in Platons ,Phaidros‘, galt seit dem Florentiner Neuplatonismus wieder als Merkmal des wahren Dichters; hier in spielerischer Verkleinerung halb negiert.

270

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

2. Consociata Commilitonum 〈...〉 Johanni Godofredo Fischero 〈...〉 Et Caspari Andersio 〈. . .〉 Abitum ex Schola 〈...〉 Gratulantium Vota. 〈5.〉 Sonnet! April 1713 (Nichts anders als Verdruß bestürmet Seel und Geist) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage ist derselbe Einzeldruck wie beim voranstehenden Text (EDr 2); darin ist das Gedicht an fünfter Stelle auf S. 〈6–7〉 zu finden. Links neben dem Sprechernamen »Friedrich von Bock è Eqves Siles.« steht im EDr der hs. Zusatz »Auctor est Johann Christ. Günther«. – Weitere Textzeugen: B1-B4, S. 55; G1-G5, S. 561; G6, S. 994; Kr V, S. 15. BGG6 haben keine Leerzeile nach Z. 8. Datierung Anfang April 1713, anläßlich der Verabschiedung der Schulfreunde Anders und Fischer. Günthers Verfasserschaft ist durch den alten hs. Vermerk im Einzeldruck und durch die Aufnahme in alle alten Sammelausgaben beglaubigt. Varianten

Ü Consociata 〈...〉 Vota.] Auf Des Herrn Caspar Anders Seinen Abzug aus Schweidnitz. Sonnet BKr; Sonnet. Auf Herrn Caspar Anders Abzug aus Schweidnitz GG6 Ü 1713. Svidnicii 〈...〉 Okelii] fehlt BG; 1713 G6; Friedrich von Bock, Eques Siles. Kr 5 Schwanen] Schwänen BGG6 6 Jn Hippocrenen Qvell] Jm Hippocrenen Quell GG6; Jn Hippocrenens Quell Kr 10 goldnen Röhren] göldnen Röhren GG6 Erläuterungen

10 die Castalis] Der kastalische Brunnen zu Delphi, dessen Wasser die Kunst der Weissagung verlieh, hieß eigentlich ,Castalia‘, der mögliche Na-

B II. Geleit-Gedichte

271

mengeber, ein Sohn Apolls, hieß ,Kastalius‘; vgl. Hederich, S. 645f. Wo Weisheitsquell und Elbe sich zusammenfinden, liegt die Universität Wittenberg. 14 Hippon] In der phönikischen, seit Caesars Eroberung römischen Stadt Hippo Regius (spätlat. Hippona) in Nordafrika begann der Kirchenvater Aurelius Augustinus (354–430) im Jahr 391 seine Lehr- und Predigttätigkeit.

3. Commigraturis Vitembergam Amicis 〈...〉 Conjunctissimis Ernesto Sigismundo Orthio, & Christiano Marbachio bene precatur J. C. G. April 1713 (Quae semel nostris agitata votis) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 24–26. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 879–880; G6, S. 953–954; Kr IV, S. 14–16. Datierung Die Überschriften in D und G enthalten die Jahresangabe 1713; die Schulentlassung fand im April dieses Jahres statt, auch »aestas« (Z. 28) verweist auf die wärmere Jahreshälfte. Die Form der Sapphischen Ode hat die Funktion einer gelehrten Reverenz. Verbreitung 1998 in Bölhoffs Auswahlausgabe. Varianten

Ü Commigraturis 〈...〉 An. 1713.] In abitum Dn. Orthii & Marbachii. A. 1713. GG6 7 intonsis] intonsus Kr 18 positura] potitura GG6

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

37 Vobis] nobis GG6 42 sermonis] sermones DGG6; sermonis Kr 49 Musis] Musas GG6; Musae Kr Erläuterungen

Ü Orthio, & Marbachio] Orth spielte bei Schweidnitzer Schulaufführungen 1710 einen Pilgrim, 1711 im März einen Gelehrten und im Dezember einen Theologen; später wurde er Marbachs Schwager (Krämer, Leben Günthers, S. 367, 373). – Marbach, im gleichen Jahr geboren wie Günther, war auf der Schulbühne Sterndeuter, Theologus, Hofmeister und Atticus; er bekleidete später eine Pfarrstelle in Mertschütz und veröffentlichte je eine Betund Singe-Schule und diverse Predigten (Krämer, ebda, S. 74f., 111f., 124, 190f.). 27–28 Quarta 〈...〉 aestas] Der Sprecher zählt die vier Sommer seit seinem Schuleintritt im Januar 1710. 34 Leucoris] Die Muse Wittenbergs steht für die Universität der Stadt.

4. Als Schweidnitz Einen Hahn Aus Seinem Neste ließ 〈...〉. 5.3.1714 (Wie glücklich lebt doch eine Stadt) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage ist der 1714 bei Christian Ockel in Schweidnitz hergestellte Einzeldruck (EDr 4). Weitere Textzeugen: A1, S. 502–504, A2-A5, S. 458–460; G1-G5, 904–905; G6, 125–126; Kr III, S. 7–8. G6 und Kr drucken die Überschrift als Vierzeiler. Datierung Nach Enders (Zeitfolge, S. 17 und 87) entstand dieses Gedicht für Günthers Schulfreund Johann Gottfried Hahn zum 5.4.1714. Enders erwähnt zwar die Bleistiftnotiz »5. März« auf dem Einzeldruck, hielt es aber für unmöglich, daß ein Bürgerlicher vor den Adeligen verabschiedet würde, und verschob das Datum um einen Monat in den April. Ein deutsches und ein

B II. Geleit-Gedichte

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lateinisches Gedicht zum selben Anlaß von Johann Christian Leubscher, die Krämer in der ehem. StB Breslau fand, bestätigen indes die Datierung 5. März 1714. Varianten

Ü ließ] stieß AGG6Kr Ü Freundschaffts-Recht] Freundschaffs-Recht EDr; FreundschafftsRecht AGG6Kr Ü Johann 〈...〉 Silesius.] fehlt A1A2; N. N. A3-A5GG6 Ü Schweidnitz 〈...〉 Ockel.] fehlt AGG6Kr 7 Finsternüß] Finsterniß AGG6 25 nimm] nihm EDr; nimm AGG6Kr 36 dann] denn GG6 36 Jahren?] Jahren. EDr; Jahren? AGG6; Jahren! Kr Erläuterungen

13 Gradivens Tempel] Gradivus war ein Beiname des Mars. 18 Lechus] König Lechus I. (ab 550 n. Chr.), sagenhafter Stammvater der Lechiden, galt bis ins späte 18. Jh. als Gründungsheros der polnischen Nation. Vgl. Heinsohn, Die Streichung der poln. ,Karolinger’, S. 137–149. 23 des Friedens süsse Ruh] Das Ende des Spanischen Erbfolgekrieges wurde in jenen Tagen – am 7.3.1714 – durch den Frieden von Rastatt besiegelt. 33 die Linden-Stadt] Leipzig, Übersetzung des slawischen Namens ,Libzi‘, von altsorbisch ,lipa‘, ,Linde‘; als ,urbs Libzi‘ ist Leipzig erstmals 1015 n. Chr. erwähnt. Vgl. Czok, Das alte Leipzig, S. 10.

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

5. Nimm, Winckler! nimm den Wunsch von einer Feder an 〈...〉 〈März 1714〉 (Gedacht und auch geschehn. Jhr Pierinnen lacht) Handschriftliche Überlieferung Einzelabschrift einer früheren Fassung mit vier zusätzlichen Zeilen, 3 Bll. und Zettel mit gereimter Überschrift (EHs 8). Diese Handschrift ging verloren, Varianten sind bei Litzmann (Textkritik, S. 91f.) und in Krämers Handexemplar von G2 dokumentiert. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 48–52. Weitere Textzeugen: C2-C3, ebda; G1-G5, S. 415–419; G6, S. 736–739; Kr IV, S. 40–43. Datierung Steinbach (S. 24) und Straube (G6, S. 736, Ü) setzen das Gedicht ins Jahr 1717, die Abschrift EHs 8 datiert März /April 1715, so auch Krämer. Nach der Leipziger Matrikel hat Winckler aber schon im Frühjahr 1714 sein Studium begonnen, zusammen mit Johann Gottfried Hahn (Litzmann, Textkritik, S. 92; Enders, Zeitfolge, S. 17, 88). – Die Inventio bezieht sich überwiegend auf den Schweidnitzer Advokaten Theodor Krause alias Crispin (1688–1739), der als pseudogelehrter Stümper verspottet wird. Die Satire grenzt die Vertreter der wahren Respublica litteraria von ihren überheblichen Nachahmern ab und stärkt im gemeinsamen Lachen den gelehrten Verbund der Schweidnitzer Gnadenschüler. Verbreitung Erst die Anthologie von Stenzel (1969) und die Auswahlausgaben von Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) haben den Text aufgenommen. Varianten

Ü Nimm, WINCKLER!] Mein Winckler EHs nach Li Ü vergnügt] verletzt EHs nach Li

B II. Geleit-Gedichte

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Ü lieblich reimen] wenig leiden EHs nach Li Ü Johann 〈...〉 Stregensis.] J. C. Günther EHs nach Li; fehlt G; ***. Günther. 1717. G6 Ü - - -] Alß Mr. Winckler 1715 Von Schweidnitz auf die Universitæt Leipzig zog. EHs nach Kr 5 dazu] darzu EHs 12 plagen] beissen EHs 15 das Recept] diß Recept EHs 20 den Reimen] dem Reimen EHsKr 23 für mich das Wort] das Wort vor mich EHsKr; vor mich das Wort GG6

25 dich und mich] mich und dich EHs 28 lauter] eytel EHs 32 bey der Fabel] bey der Biebel EHs 39 Den Bienen-Schwarm] Der Bienen Schwarm EHs 52 erbosse dich] Erboße dich EHs; erberste dich GG6; Erbose dich Kr 57 reimt sich das] reimt sich dies EHs 58 keiner Lügen] keinen Lügen C2; keiner Lüge EHsKr 59 durch wahrhafftige Lügen] durch ein wahrhafftig Lügen EHs 60 geschwäntztes P] geschäntztes P C1C3; geschwäntztes P C2GG6Kr 60 meinem Titul] meinen Titul GG6Kr 61 So spräch’ ich] So sprach ich EHs 70 der Mensch] ein Mensch EHs 72 den andern] dem andern EHs 79 deine Balcken] deinen Balcken EHs 80 andrer Blösse] andre Blösse EHs 80 deine Scham] deine Schaar CGG6; deine Scham EHsKr 85 gischt und schäumt] zischt und schäumt EHs 86 Apollo schon für euch] Apollo vor euch EHs; Apollo schon vor euch GG6Kr

90 91 92 92 98

dieses als ein Pfand] dieses werthe Pfand EHs bis itzund] bis itzo EHs; bis ietzund GG6Kr Dein Abschied] Der Abschied EHs durch unsre Trennung] durch dein Entbehren EHs offtmals] offters EHs

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

99 Wir merckten] Wir lernten EHs 100 Jn Rechten öffters] Durch schlimme Räncke EHs; Jn Rechten offters G 101 Aus Kleinen 〈...〉 geh] Am Thale sahen wir, wie es am Bergen geh EHs

102 sahen manchen Greis, der noch] schauten manchen Greis, der kaum EHs 104 Die Uebung wies es uns] Ja die Erfahrung wiess EHs 105 einen rechten Freund zu suchen] einen wahren Freund zu finden EHs

106 dieser letztere] dieses letztere EHs 106a-d Hier zeigte Judas Kuss, dort ein verstellt Umfangen, Wie Joabs Hinterlist mit Abnern umgegangen; Und Hübner lass uns vor, dass eine jede Stadt Zwar offt gesunde Lufft, doch böse Bürger hat. Zusatz EHs 107 Mein Winckler, zürne nicht!] Verzeihe mir mein Freund EHs 109 wer itzund] wer bey uns EHs; wer ietzund G; wer jetzund G6Kr 110 Und dennoch] Und gleichwohl EHs 114 Die blinde Furchtsamkeit] Des Pöbels blinde Furcht EHs 124 auch zu deinem Abschied] auch auf deinen Abschied EHsG6 Erläuterungen

29 das griech’sche Jota] Neunter Buchstabe des griech. Alphabets, nach Mt. 5,18 Bild einer äußersten Kleinigkeit. 31 Donat] Aelius Donatus (um 350 n. Chr.), lateinischer Grammatiker, verfaßte eine ,Ars minor‘ über acht Redeteile und eine ,Ars maior‘, die zur Standard-Schulgrammatik des Mittelalters und der frühe Neuzeit wurde. 34 Calepin] Ambrogio Calepino (1435–1511), italienischer Lexikograph, dessen lateinisches Lexikon (zuerst 1502) bis ins 18. Jahrhundert benutzt wurde. 40 Weller] Nicht ermittelt. 58 Ein truncken Hertze 〈...〉] Wie Heckmann in seiner Ausgabe (S. 391) richtig anmerkte, ist Günthers Quellenangabe ,Sirach‘ (Z. 57) fiktiv; der Gedanke ist seit Alkaios (um 600 v. Chr.) geläufig. 60 ein geschwäntztes P] Professorentitel, nach dem Schnörkel am Abkürzungs-P für „Professor“.

B II. Geleit-Gedichte

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63 giebt Horaz 〈...〉 diese Lehre] Horaz lehrt in seiner ,Dichtkunst‘, daß zum Dichten sowohl Talent (,ingenium‘) als auch Fleiß und Eifer (,studium‘) gehören; vgl. Ars poetica, 408–410. 112 Husche] »Ohrfeige«, vgl. DWb. 4,2,1974.

6. Nobilissimae, Fratrum Germanorum, Georgii Henrici/Guilielmi/Gotthardi Reibniziorum 〈...〉 Trigae 〈...〉 Svidnicensibus 〈...〉 Valedicenti. 19.3.1714 (Longa quid Ausonium corrumpunt otia plectrum?) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage ist der Einzeldruck, der 1714 bei Christian Ockel in Schweidnitz herauskam, S. 3–8 (EDr 6). Weitere Textzeugen: B1-B4, S. 43–49; G1-G5, S. 882–886; G6, S. 955–960; Kr IV, S. 17–22. Datierung Die Angabe »XIV. Calendarum Aprilis, Anno 1714« in der Überschrift entspricht dem 19. März 1714. Die drei Reibnitz-Brüder George Heinrich (1696–1744), George Wilhelm (1698–1765) und George Gotthard (*1699), Söhne des Gotthard Friedrich von Reibnitz auf Langenhelmsdorf, Ober- und Mittelleipe, und seiner Ehefrau Anna Eleonora, geb. Freiin von Eben, verließen die Schule wohl im Zusammenhang mit dem Tod ihres Vaters am 8.1.1714 und gingen nach Breslau (Z. 171). Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 75, 374, 542. Varianten

Ü Nobilissimae 〈...〉 precatur] In abitum Nobilissimæ FRATRUM REIBNITZIORVM Trigæ Musas Vratislavienses salutaturæ. XIV. Calend. Aprilis 1714. GG6 Ü REIBNIZIORUM] REIBNITZIORVM G; REIBNITIORVM G6 Ü Eorundem Commilitio 〈...〉 Cultor.] fehlt BGG6

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Ü Svidnicii, Typis Christiani Ockelii.] fehlt BGG6Kr 1 corrumpunt] corrumpant EDr; corrumpunt BGG6Kr 21 victrices] vitrices EDr; victrices BGG6Kr 57 qvidqvid] qvicqvid BGG6Kr 63 inaccessos] in accessos EDr; inaccessos BGG6Kr 71 Vestit] Vertit BG; Verrit G6 83 Licei] Lycei BG6; lycei G; Lyceı¨ Kr 90 erant] etant EDr; erant BGG6Kr 99 eximios] eximias EDrB1; eximios B2-B4GG6Kr 107 Colonos] Colones EDr; Colonos BGG6Kr 136 Juvenes] Juvenis B 141 gementi] gemenri EDr; gementi BGG6Kr 146 moesta] mœste B 162 Invitum] Invidum B Erläuterungen

142 Proximus 〈...〉 amnis] Schweidnitz liegt an der Weistritz (poln. Bystrzyna), auch ,Schweidnitzer Wasser‘ genannt, einem 110 km langen Nebenfluß der Oder. 168 Graeca 〈...〉 fides] Ironisch gemeint: Griechen galten im Altertum als listig und unzuverlässig. 173 Lupa rava] Eine ,graue Wölfin‘ ist eine öffentliche Prostituierte, so u. a. bei Cicero (Georges, Sp. 1657). 173 vulpes fœmina] Der Fuchs galt schon in der Antike als Sinnbild der Verschlagenheit, vgl. z. B. Horaz, Ars, 437; ,Fuchsfrau‘ steht für »raffinierte Schlampe«.

7. Hier, Schweidnitz! schencken dir Drey Tugendhafte Brüder 〈...〉. 19.3.1714 (Erwege Dein Vergnügen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage ist der Einzeldruck aus dem Hause Christian Ockel in Schweidnitz (EDr 5). Weitere Textzeugen: B1-B4, S. 56–57; G1-G5,

B II. Geleit-Gedichte

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S. 905–907; G6, S. 126–127; Kr V, S. 38–39. G6 und Kr drucken die Überschrift als Vierzeiler. Datierung Wie das vorhergehende Gedicht ist das Lied zur Schulentlassung der drei Reibnitz-Brüder am 19. März 1714 verfaßt. Da der Krieg nach Str. 2–3 noch andauert und der Frieden von Rastatt vom 8.9.1714 nicht erwähnt ist, kommt der Ansatz 1715 nicht mehr in Frage (Enders, Zeitfolge, S. 87). Der Dichter spricht hier in der Rolle der Brüder (Z. 47). Verbreitung 1883 und 1921 wurde das Gedicht in den Auswahlausgaben von Fulda und Hohlbaum vollständig abgedruckt. Varianten

Ü Johann Christian Günther 〈...〉 Christian Ockel.] fehlt BGG6Kr 10 von Blut] vor Blut G2-G5G6 23 alle beyde] allebeyde EDr; alle beyde BGG6Kr 36 deiner Wohlfahrt Brücke] deiner Wohlfahrt-Brücke EDr; deiner Wohlfahrt Brücke BGG6Kr Erläuterungen 17 Mord-Cometen] Kometen galten als Unglücksboten; vgl. Dünnhaupt, Neue Kometen, S. 112–118. 41 bekleiben] »wurzeln, keimen, gedeihen«, vgl. DWb. 1,1419–1421.

8. Dein Abschied, Werther Freund! erfodert dieses Blat 〈...〉 〈5.4.〉1714 (Jhr Musen steigt von eurer Höh) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 49–54. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 953–957; G6, S. 404–408; Kr III, S. 9–13. Kr druckt die Überschrift als Vierzeiler.

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Datierung Günthers Schulfreund Georg Caspar Jachmann (1694–1729), ein jüngerer Bruder der Schweidnitzer Leonore, wurde im Frühjahr 1714 aus der Schule entlassen, entweder wie Hahn (s. u. Nr. 5) vorzeitig am 5.3.1714 oder doch regulär am 5. April 1714. Vgl. Z. 105: »Verdrießlicher Frühling, verhaster April!« sowie Enders, Zeitfolge, S. 17, 183 und Hoffmann, Zeitfolge, Bl. 3r. Verbreitung In der ,Sammlung auserlesener 〈...〉 Arien und Lieder aus den vornehmsten Operen und Theatralischen Poesien’ mit dem Haupttitel ,Die Liebend- und Lehrende Venus’ aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fand sich die Aria 1; 1925 erschienen die Arien 1 und 4 in der Anthologie von Flaischlen. – Litzmann (1879), Fulda (1883), Scholz (1902), Hoffmann / Maydorn (1912), Hohlbaum (1921), Skuhra (1938), Geiger (1947) und Bölhoff (1998) haben den Text in ihre Auswahlausgaben aufgenommen; 1879, 1902, 1912, 1938, 1947 aber nur mit einer Arien-Auswahl. Varianten

Ü CANTATA. Recitat. Aria.] fehlt G6 21 beweinen] Beweinen B1; beweinen B2-B4GG6Kr 29 Wasser-Nymphen] Wasser-Nümphen B1; Wasser-Nymphen B2-B4GG6Kr

65–66 Hat meinem Hertzen 〈...〉 gegeben] fehlen GG6Kr 67 Ermuntert euch] Ermundert euch B1 ; Ermuntert euch B2-B4GG6Kr 112 Jn meinem] Jm meinem G1-G4 121 Tugend] Jugend G 128 Verreise] Verweise Kr Erläuterungen

Ü Jachmann] Ab 5.4.1714 Philosophie- und Medizinstudent in Wittenberg, später Arzt in Namslau, seit 1722 verheiratet mit Marianne Eleonore Bollner und Vater von 5 Kindern; vgl. Heyer /Hoffmann, S. 81. 57 Leckerey] Zärtlichtun, Verliebttun (DWb. 6, 485). 91 ein Sohn der weissen Henne] Unter besonders glücklichen Umständen geboren (Wander II, 519). 128 Verreise nur nicht] (trans.) »Zehre nicht durch Reisen auf, verliere unterwegs nicht« (DWb. 12,1,1002f.).

B III. Freundschafts-Gedichte

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III. Freundschafts-Gedichte Überblick Aus Günthers Schulzeit sind erstaunlich wenige Freundschaftsgedichte erhalten. Der verspätete Abschiedsbrief an Freund Hahn samt launiger Nachschrift (Nr. 2–3) schildert in witzig pointiertem Pennäler-Jargon den Schulalltag und die Schulstreiche der Zurückgebliebenen und funktioniert damit das Propemptikon zum Freundschaftsbrief um. Daneben sind zwei Stammbuch-Eintragungen (Nr. 1,4) erhalten, wenn wir das Lob der Freundschaft (Nr. 1) mit seinem Refrain nicht lieber dem gemeinschaftlichen Tavernengesang zuordnen wollen. Weitere Arten der Freundschaftsdichtung begegnen erst in der Studentenzeit.

1. Aria. Ein guter Freund das beste Vergnügen. 1710 è12 (Mein Vergnügen heist auf Erden) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 305–307. Weitere Textzeugen: G2-G5, S. 1166–1167; G6, S. 389–391; Kr III, S. 3–4. Nur in D ist der Refrain durch Fettdruck hervorgehoben. Datierung Enders (Zeitfolge, S. 22, 101f.) ordnet das Gedicht in die Jahre 1714 /15 ein: wegen metrischer Härten (Z. 41), wegen des programmatischen Habitus und wegen des wörtlichen Einflusses von Hunold /Menantes, besonders durch dessen Gedichte ,Der Lisimenen Leib-Aria’, ,Von der Freyheit’ und ,Caracter vollkomner Freundschaft’ (in: Galante, Verliebte und Satyrische Gedichte, 1711; 31729, S. 50–51, 179–181, 233–234). Auch Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 2v) stellte den Text ins Jahr 1714, noch vor die Geleitgedichte. Krämer setzte das Gedicht, auch wegen der noch ungelenken Sprache,

282

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

überzeugender ganz an den Anfang der Freundschaftsgedichte, also in die Jahre 1710 /12. Ein konkreter Anlaß ist nicht auszumachen, Thema und Gelegenheit boten sich in der frühen Schulzeit jederzeit an. Verbreitung Das Lied wurde in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in zwei hs. Liedersammlungen und drei Liederhefte aufgenommen; 1874, 1883, 1938, 1947, 1981 erscheint es in den Auswahlausgaben von Tittmann, Fulda, Skuhra, Geiger (auf die Hälfte verkürzt) und Heckmann; 1925 (ebenfalls verkürzt) in der Anthologie von Flaischlen. Mizler hat es 1741 vertont. Beispiel für eine volkstümliche Bearbeitung:

Mein Vergnügen ist auf Erden, wahre Freundschaft, süße Pflicht, alles kann entrissen werden, dies belohnet meine Müh, Heilig ist ein solches Land, wo die Freundschaft wird erkannt Freundschaft ist das schönste Band, Freundschaft ist das allerschönste Band. Strebet nur nach eitlem Golde, blinde Thoren, große Schwarme, mir ist heute nicht zu Muthe nur des Freundes Liebe nicht. sucht nur Gold im glatten Sand, wo die Freundschaft wird erkannt; Freundschaft ist das schönst Band Freundschaft ist das allerschönste Band. Arme quälen sich mit Kummer, müssen sich mit Angst bemühn, von dem Abend bis an Morgen, an dem schweren Joch zu ziehn; sucht nur Trost an Freundes Hand, denn hier ist mein Vaterland; Freundschaft ist das schönste Band, Freundschaft ist das allerschönste Band. (Sieben schöne neue Lieder. Leipzig o. J. Nr. 7. Vgl. Bö I 357)

B III. Freundschafts-Gedichte

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Varianten

Ü Aria.] fehlt G6Kr 13 nach eitlen] nach eitlem G6Kr 25 ein stetes] ein stets Kr Erläuterungen

3 den kan habhafft werden] ,Habhaft werden‘ wird im 17. und 18. Jh. statt mit Genitiv auch mit dem Akkusativ verbunden, so noch bei Schiller. Vgl. DWb. 4,2,90. 29 vermyrrther Zuckerkand] Mit bitterem Myrrhenharz (von arab. murra, ,bitter‘) vermischter Kandiszucker (von arab. qand, ,verdickter Zuckersaft‘); die Form ,Kand‘ ist mitteldeutsch. Vgl. DWb. 6, 2843f.; 16, 305.

2. Send-Schreiben an Herrn J〈ohann〉 G〈ottfried〉 H〈ahn〉. 21./22.7.1714 (Entschuldige, Mein Freund! die Faulheit meiner Hand) Handschriftliche Überlieferung Der Originalbrief Günthers (EHs 2) hat sich erhalten. Das Autograph enthält anfangs eine Anrede und am Schluß einen Gruß in französischer Sprache, die in den alten Drucken fehlen, bei Kr und in der vorliegenden Ausgabe aber hinzugefügt werden. Die Verse sind linksbündig angeordnet und am Schluß datiert: »21. Juli 1714.« Abb. von Bl.1r in Bö I 503. – Die Abschrift in der Sammlung ,Landshuttensia‘, Bl. 14r–16r (SHs 7.17), am Anfang datiert »21.7.1714«, ist ebenfalls erhalten. Die Verse sind dort paarweise eingerückt. → Abb. 1–4, 97–101. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 183–187. Weitere Textzeugen: C2-C3, ebda; G1-G5, S. 1095–1099; G6, S. 716–719; Kr III, S. 16–19. In C, G und Kr sind die Verse paarweise eingerückt, in G6 linksbündig angeordnet. Die Überschriften der Drucke verwechseln den Absender-Ort mit dem Ziel-Ort.

284

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Datierung Wie die lateinische Anmerkung am Schluß des Autographs zeigt, wurde der Brief in der Nacht des 21. è22.7.1714 von 23 bis 1/2 3 Uhr in Günthers Schweidnitzer Studierzimmer verfaßt. Mit seiner Mischung von gelehrten, burlesken, persönlichen und konventionellen Elementen giebt Günthers Versbrief den Ton der Schweidnitzer Respublica litteraria recht anschaulich wieder; inhaltlich gilt der Text als frühes Zeugnis für Günthers Selbstverständnis als poeta doctus (Z. 17–18, 97–122). Verbreitung Von Scholz (1902) und Geiger (1947) verkürzt, von Hoffmann (1928), Dahlke (1957 u. ö.) und Bölhoff (1998) vollständig in Auswahlausgaben aufgenommen, 1998 nach dem Autograph. Varianten

Ü Send-Schreiben] fehlt EHsSHsGG6 Ü an Herrn J〈ohann〉 G〈ottfried〉 H〈ahn〉] fehlt EHs; ad eund. SHs; An Herrn J – – G – – H – – G; An Herrn J – – G – – Hahn G6 Ü Schweidnitz] in Schweidnitz C; Suidnicii EHs am Ende; Svidnic. SHs am Ende; in S – – G; fehlt G6; in Leipzig Kr Ü den 21. Jul〈ii〉 A〈nno〉 1714.] die 21. Julii 〈...〉 1714 EHs am Ende; d. 21. Jul. 1714 SHs am Ende vor 1 Monsieur Mon Frere!] fehlt SHsCGG6; Monsieur Mon Frere! EHsKr 4,109 um] umb EHs 8 Verhängniß] Verhängnüs EHsKr 17 öfters] ofters EHsKr 18 gespickt] gespückt EHsKr 21 ergötzt] ergetzt GG6 27 die Freundschaffts-Glut] der Freundschaft Glut EHsSHsKr 38 vor dem] vor den SHsGG6 41 in Schwenckfeld] im Schwenckfeld GG6 44 Kräntzchen] Kräntzgen EHsSHsGKr 52 ja ieden Tag] und jeden Tag SHs; ja jedem Tag GG6 80 teutsche Reime] deutsche Reime EHsGKr; kurze Reime G6

B III. Freundschafts-Gedichte

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86 mein Poeten-Pferd] meinem Poe¨ten-Pferd SHs 93 deinen Fleiß] deinen Fuß GG6 96 die Ehren-Palmen] dir Ehren-Palmen SHsKr 109 um] umb EHs 110 beschwitzt] beschmitzt CGG6; beschwitzt EHsSHsKr 120 Alterthums] Altherthumbs EHs 128 dir 〈...〉 auch sey] dir 〈...〉 auch dir EHs; diß 〈...〉 auch dir SHs nach 128 Monsieur Mon Frere 〈...〉 Günther.] fehlt SHsCGG6; Monsieur mon Frere votre tres humblement Serviteur Joh. Christian Günther. EHs nach 128 Suidnicii die 21. Julii. 1714.] in Schweidnitz den 21. Jul. 1714. CGG6 in Ü; Suidnicii die 21. Julii. 1714. EHs; Svidnic. d. 21. Jul. 1714. SHs nach 128 Datum in Museo. Noctu 〈...〉 partem.] Noctu 〈...〉 partem. Datum in Musæo. EHsKr; fehlt SHsGG6 Erläuterungen

Ü Herrn Johann Gottfried Hahn] Schulfreund Hahn (1694–1753), Sohn des Schweidnitzer Arztes Siegmund Hahn (1664–1742) und seiner ersten Frau Catharina Sophia geb. Graß (gest. 1694), hatte am 5. März 1714 die Schweidnitzer Gnadenschule verlassen (s. o. Geleitgedicht Nr. 4) und sich noch im selben Frühjahr auf der Universität Leipzig eingeschrieben. 38 Galenus] Claudius Galenos (129–199), ein bedeutender griechischer Arzt aus Pergamon, Leibarzt römischer Kaiser, dessen Schriften bis ins 18. Jahrhundert Lehrautorität besaßen; hier wohl Deckname für den Mediziner Johann Täuber (ca. 1687–1724), der später Leonore den Hof machte. 46 (Das Punctum steht nicht recht)] Bezieht sich auf einen Tintenklecks im Autograph nach Z. 45. 51 das Theatrum fertig] Die neue Schulbühne im ersten Stock des Kantorhauses, wo Günther im Herbst 1715 sein ,Theodosius‘-Drama aufführen sollte, wurde im Juli 1714 gerade fertiggestellt. 60 Fontange] Nach der Herzogin Marie-Ange´lique de Fontanges (1661– 1681), einer Geliebten von Louis XIV, benannter haubenartiger Kopfputz mit drahtverstärkten Bandschleifen. 73 Ruæus] Charles de la Rue (1643–1725), französischer Jesuit und Theaterschriftsteller.

286

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

73 Cyrus] Trauerspiel über Kyros den Großen, Gründer des persischen Großreichs (gest. 529 v. Chr.); eine Aufführung kam in Schweidnitz nicht zustande. 126 eh die Sonne steigt 〈...〉] Das Versprechen, im nächsten Frühjahr auch nach Leipzig zu kommen, hielt Günther nicht ein. 127 Weistritz] Auch »Schweidnitzer Wasser« genannt, ein Nebenfluß der Oder. nach 128 Suidnicii die 〈...〉 partem] »In Schweidnitz, am Tage des 21. Juli 1714. Gegeben in der Nacht von der elften bis zur Mitte der vierten Stunde.«

3. An Herrn H〈ahn〉. 22.7.1714 (Jch, Blaß, Charisius und der verbuhlte Bock) Handschriftliche Überlieferung Ein Autograph ist nicht erhalten, wohl aber die frühe Abschrift in der Sammlung ,Landshuttensia‘, Bl. 14r (SHs 7.16), vo r dem zugehörigen Versbrief Nr. 10 (SHs 7.17). Dieser Handschrift entnehmen wir die korrekte Form der im Text erwähnten Personennamen, die in den Drucken abgekürzt oder fehlgedeutet sind.  Abb. 97. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 294–295. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 1047, G6, S. 991; Kr III, S. 20. Datierung Das Datum der Abfassung – 22.7.1714 – wird in der Abschrift am Rande und in den Drucken in der Überschrift mitgeliefert. Es handelt sich um eine Nachschrift zum Brief vom 21.7.1714 (s. o. Nr. 2). Vier Schulfreunde sitzen bei Tabak und Tee zusammen und gedenken der ehemaligen Mitschüler Hahn und Winkler, während Pfarrer Scharff in der Schweidnitzer Friedenskirche die Morgenpredigt hält.

B III. Freundschafts-Gedichte

287

Verbreitung Von Hoffmann (1928), Dahlke (1957 u. ö.) und Bölhoff (1998) in Auswahlsammlungen aufgenommen, 1928 und 1998 nach der Abschrift. Varianten

Ü An Herrn H〈ahn〉] An Herrn H - - - DG; Ad Hahnium Jun. SHs; An Herrn Hahn G6Kr Ü Schweidnitz den 〈...〉] D. 22. Jul. 1714. Svidniz. in der Ambts Predigt. SHsKr 1 Blaß] bloß DGG6; Blaß SHsKr 1 Charisius] Char - - - DG; Charisius SHsG6Kr 1 Bock] B - - DG; Bock SHsG6Kr 5 Herr Scharf] Herr S - - - DG; H. Scharf SHs; Herr Schmolk G6; Herr Scharff Kr Erläuterungen

1 Blaß] Johann Ehrenfried Blaß aus Schweidnitz, Mitschüler Günthers. Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 372. 1 Charisius] Ehrenfried Wilhelm Charisius, verließ 1715 mit Günther die Schule und studierte 1716 Jura in Leipzig; vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 372f. 1 B〈ock〉] Friedrich von Bock und Polach, Sohn des Besitzers von Gut Roschkowitz. 5 Herr Scharf] Gottfried Balthasar Scharff (1676–1744), Lehrer Günthers und Pfarrer. 7 Wincklern Lobesan] Siegmund Winckler, Sohn des Schweidnitzer Kantors, war im März 1714 mit Haas nach Leipzig gegangen; das Modewort „Lobesan“ geht zurück auf zwei 1705 erschienene Pasquille, in denen die auf Universitäten herrschende Titelsucht verhöhnt wird. Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 507.

288

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

4. Jn des Herrn von Reibnitz Stammbuch. 13.9.1715 (Die Feder ziert den Helm) Handschriftliche Überlieferung Das Epigramm ist in der Sammelabschrift der Jugendgedichte, S. 30, überliefert (SHs 2.8).  Abb. 66. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 126. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 136; N4, S. 126; Kr III, S. 22. Datierung Die Überschrift der alten Drucke enthält das Datum: 13.9.1715. Litzmann (Textkritik, S. 93) und Enders (Zeitfolge, S. 23 und 102) datieren die Stammbuchverse auf den 16.12.1715, weil sie die in der Abschrift am Ende unseres Textes stehende Zeitangabe, welche in Wirklichkeit zu dem folgenden ,Abriß seiner Liebsten’ (s. u. S. 361) gehört, auf die vorliegende Eintragung rückbeziehen. Das Manuskript zeigt das frühe Datum der Drucke neben der Überschrift, die Zuordnung der verschiedenen Schreiberhände ist eindeutig. Damit kann der 13.9.1715 als gesichert gelten, und es bedarf nicht mehr der Enders’schen Spekulationen über das Nebeneinander der beiden Datierungen. Auch Hoffmann datiert 13.9. 1715 (Zeitfolge, Bl. 10v). – Welcher der drei Reibnitz-Brüder gemeint ist, bleibt ungewiß; Litzmann und Hoffmann dachten an George Wilhelm von Reibnitz (1698–1765), weil Günther 1717 ein Gedicht in dessen Namen verfaßte (s. Bd. II). Varianten

Ü Jn des Herrn 〈...〉 Stammbuch.] Jn ein Stammbuch v. Reibnitz SHsKr Ü Anno 1715. den 13. Septemb.] den 13ten Sept. 1715. SHsKr 6 an] fehlt SHs 8 später] spater SHs

C I. Hochzeits-Gedichte

289

C. Erotische Dichtungen I. Hochzeits-Gedichte Überblick Günthers acht frühe Versuche in der Gattung Epithalamium, begonnen Anfang 1713, gelten vorzugsweise adeligen Familien. Sie nehmen sich noch recht zurückhaltend und züchtig aus. Nur ein einziges Gedicht dieser Art wurde einzeln gedruckt (Nr. 2). Im letzten Hochzeitsgedicht der Schulzeit, Nr. 8 vom Februar 1715, findet Günther bereits den satirischen Ton, der künftig seine Hochzeitscarmina öfter würzen wird. Die Verteidigung des Bräutigams gegen lokale Tadelsucht gibt den Anlaß zu einer Invektive, die der Schweidnitzer Polyhistor Theodor Krause auf sich bezieht und zum Anfang einer Fehde macht. Erst in den Jahren 1718 /19 und 1721 /22 kulminiert Günthers Produktion von Hochzeitsgedichten.

1. Auf die 〈...〉 gedoppelte Zierotinische Alliance. Jan. 1713 (Verzeihe, Großes Paar, wenn dieses schlechte Blat) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 117–121. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 774–777; G6, S. 679–682; Kr V, S. 6–9. Datierung Die Hochzeit des Grafen Franz Ludwig von Zierotin auf Tilowitz und Falkenberg (1721 Landältester im Fürstentum Brieg, †1731) mit Ludovica (†1750), Tochter des Grafen Johann Joachim von Zierotin auf Ullersdorf und Prauß (1666–1716), fand nach den Ermittlungen von Carl Enders im Januar 1713 statt (Zeitfolge, S. 16 und 85f.). Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 1v) und Krämer übernahmen diese Datierung. Über das Verhältnis Günthers zur Familie von Zierotin ist nichts bekannt.

290

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Varianten

Ü Alliance] Vermälung G6 25 immer mehr] immermehr G1-G4; immerhin G5G6 59 gerathner] gerather D; gerathner GG6Kr 66 jedes] jeder DG1; jedes G2-G5G6Kr 92 Und Küsse] Die Küsse GG6 111 heissern] heissren GG6; heisern Kr Erläuterungen 9 Mulciber] Seit Plautus anderer Name des Volcanus, bedeutet »Gott, dem Besänftigung eigen ist«. 14 Amaranthen] (griech. αμα ραντος »unverwelklich«) »Tausendschön«, »Samtblumen« 46 Leib-Gedinge] Gut, dessen Nutznießung oder Ertrag auf Lebenszeit vertraglich gewährt wird. 51 Des grösten Kaysers] Karl VI. (1685–1740), seit 1711 Deutscher Kaiser. 52 Josephs Götter-Schooß] Joseph I. (1678–1711), Kaiser seit 1705, Vater von Karl VI. In seinem Schoß zu sitzen bedeutete, in seinem Dienst und Schutz zu stehen. 83 Das angenehme Prauß] (poln. Kołaczo´w) Schlesischer Ort im Kreis Reichenbach, ca. 20 km östlich von Schweidnitz.

2. Bey des 〈. . .〉 Herrn George Wilhelm von Schweinichen 〈...〉 Und der 〈...〉 Fräulein Helena Elisabeth 〈...〉 Verbindung. 1.11.1713 (Daß noch die gantze Welt in ihren Angeln geht) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage ist der Einzeldruck, der 1713 bei Johann Gottfried Weber in Striegau hergestellt wurde (EDr 3). Das Original ging verloren; die Überschrift wurde nach Kr V, S. 16, und Litzmann, Textkritik, S. 125, rekonstruiert; die Textvarianten sind aus Krämers Handexemplar

C I. Hochzeits-Gedichte

291

von G2 gewonnen. Weitere Textzeugen: B1-B4, S. 87–96; G1-G5, S. 1059– 1066; G6, S. 524–532; Kr V, S. 16–23. Datierung Die Vermählung des George Wilhelm von Schweinichen mit Helena Elisabeth von Seidlitz fand am 1.11.1713 statt; so die Überschrift im EDr (nach Kr) und Sinapius II, S. 986 (nach Kopp, Bibl.-krit. Studien I, S. 723; Enders, Zeitfolge, S. 87), während die alten Ausgaben, wohl infolge eines Lesefehlers beim hs. „den“-Schnörkel, »den 21. Novembr. A. 1713.« angeben. Günther schreibt im Namen und Auftrag seines Schulfreundes Friedrich von Bock, der mit den Hochzeitern verwandt war. Varianten

Ü Bey des Wohlgebohrnen 〈...〉 Friedrich von Bock, Eq〈ues〉 Sil〈esius〉.] Bey des Wohl-gebohrnen Herrn, Herrn George Wilhelm von Schweinichen, und der Wohl-gebohrnen Fräulein, Fräulein Helena Elisabeth, gebohrner von Seidlitz, den 21. Novembr. A. 1713. vollzogenen höchstvergnügten Verbindung. Jn fremdem Nahmen. B; Auf die Hoch-Adeliche Schweinich- und Seidlitzische Vermählung. 1713. den 21. November. G; Auf die Schweinichen und Seidlitzische Vermählung. 1713. den 21. November. G6 Ü Striegau, Bey Johann Gottfried Weber.] fehlt BGG6Kr 3 schiessen] schüssen EDr; schiessen BGG6Kr 8 unverrückt] unverrücket B1 12 Firnüß-gleicher] Firniß-gleicher BG; Firniß gleicher G6; fürnüßgleicher Kr 14 Jhr Wesen] Jhr wesen B1 36 ihr Zuckerkand] der Zuckerkand G6 43 Lichter brennt] lichter brennt B1; Lichter brennt B2-B4GG6 57 hebt] heilt GG6 61 Fleuch] Fleich B1; Fleuch B2-B4GG6Kr 74 Wall] Well B1; Wäll’ BGG6 103 schlüssen] schliessen BGG6Kr 107 führt] führet B3B4 107 einem Loth] einen Loth G

292

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Absalom] Absolom EDr; Absalon B4; Absalom B1-B3GG6Kr die Liebe] der Liebe B4GG6 Brunst] Brust GG6 Cupressen-Särge] Cypressen-Särge BGG6Kr Cupidons] Cupidens BGG6Kr opffert ihren Hahn] opfferts ihren Hohn B1; opfferts ihrem Sohn 2 4 B -B G; opfert ihrem Sohn G6 193 Nacht] Macht GG6 194 Dacht] Docht GG6 206 itzo] ietze B1; ietzo B2-B4GG6Kr 212 Flamme] Flammen GG6 220 in dem] in den GG6 232 vorjetzo] vorietzo BKr; voritzo GG6 241 der Kauff] den Kauff GG6Kr 109 113 124 150 161 167

Erläuterungen

Ü Töppliwoda] Tepliwoda oder Lauenbrunn, schlesische Gemeinde im Kreis Frankenstein, südöstlich von Schweidnitz (poln. Ciepłowody).

Ü Sackrau] (poln. Zakrzo´w) Sackerau bei Lauenbrunn. Ü Mittel- und Nieder-Peilau] Güter bei Reichenbach, zwischen Schweidnitz und Frankenstein (poln. Piława).

13 Bezoar] (von pers. baˆd-sahr, »Gegengift«) Verhärtete Sekrete von Tierdrüsen, galten als unfehlbare Mittel gegen alle möglichen Übel und Krankheiten. 67 Heclens Flammen] »Hecla, großer feuer-speyender Berg in Jsland« (Hübner 1704, Sp. 511). 138 Thais] Die athenische Hetäre Thais nahm am Feldzug Alexanders des Großen teil; die Legende, sie habe ihn 330 zur Verbrennung der persischen Sommerresidenz Persepolis angestiftet, ist umstritten. 157 Emma] Vielleicht die sagenhafte Tochter Karls des Großen und heimliche Gemahlin des Geschichtsschreibers Einhard. 159 Adelheidens Treu] Deutsche Kaiserin (ca. 931–999), Tochter König Rudolfs II. von Burgund, seit 947 mit König Lothar II. von Italien (†950), seit 951 mit König Otto I. vermählt, 962 in Rom zur Kaiserin gekrönt, führte 991–994 für ihren Enkel Otto III. die Amtsgeschäfte; 1097 heiliggesprochen.

C I. Hochzeits-Gedichte

293

167 Sie opffert ihren Hahn dem Æsculapius] Der Hahn war ein Attribut der Pallas Athene; dem Asklepios/Æsculap wurden häufig Hähne geopfert. Das Tier hatte schon im Altertum eine erotische Bedeutung. Vgl. Der Kl. Pauly II, 1240. 177 Periander] Periandros war ca. 600 /560 v. Chr. Tyrann von Korinth, einer der sieben Weisen, verheiratet mit Melissa, Tochter des Tyrannen Prokles von Epidauros. 179 Pericles] Der gewählte Staatslenker Perikles (ca. 490–429 v. Chr.) war nach 450 in zweiter Ehe mit Aspasia verheiratet; ihr Sohn hieß ebenfalls Perikles. 181 Naso] Ovidius Naso (43 v. Chr. – 18 n. Chr.) besang in seinen ,Amores‘ die Geliebte Corinna. 182 Pontanus] Giovanni Pontano (1426–1503), neulateinischer Dichter und Leiter der ,Accademia Pontaniana‘ in Neapel. 183 Petrarcha] Der italienische Dichter und Humanist Francesco Petrarca (1304–1374) besang in seinem ,Canzoniere‘ die unerreichbare Laura; der zweite Teil der Sonetten-Sammlung gilt der toten Geliebten, die ihn im Himmel erwartet (z. B. in Nr. 302). 184 Secundus] Der niederländische Dichter Jan Nicolai Everaerts, genannt Johannes Secundus (1511–1536), wurde durch seine neulateinischen Liebesgedichte berühmt. 185 Sannazarius] Jacopo Sannazaro (1458–1530) aus Neapel, Dichter von neulateinischen Elegien, Eklogen und Epigrammen. 186 Strozza] Evtl. ist der neulateinische Elegiker Ercole Strozzi (ca. 1473–1503) gemeint, der unter mysteriösen Umständen ermordet wurde. 187 Abelard] Der französische Theologe und Philosoph Pierre Abe´lard (1079–1142) liebte seine Schülerin He´loise; deren Oheim Fulbert ließ ihn deshalb entmannen. 237 Majuma] Syrische Venus, welche besonders in griechischen und römischen Seestädten mit ausschweifenden Festen verehrt wurde. 240 Asmodi] Name eines Dämons im Alten Testament (Tobit 3,8; 6–8), der in der Brautnacht nacheinander sieben Männer der Sara tötet, aber von Tobias vertrieben wird.

294

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

3. Der Frühling im Herbste in dem Garten der Liebe, Bey der Hoch-Adel. Schweinich-Seidlitzischen Vermählung. 1.11.1713 (Aurora zog nunmehr den Purpur aus der See) Handschriftliche Überlieferung Die Einzelabschrift EHs 1 ging verloren, die Abweichungen sind aber durch Krämers Randnotizen in G2 bezeugt. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 95–105. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 1067–1075; G6, S. 532–540; Kr V, S. 24–32. Die inkonsequente Hervorhebung antiker und mythologischer Namen in D wurde ergänzt. Datierung Das Datum der Vermählungsfeier – der 1. November 1713 – ist durch die Überschriften in EHs 1 und D gesichert; die Namen der Brautleute sind durch das vorige Carmen auf dieselbe Gelegenheit bekannt: George Wilhelm von Schweinichen und Helena Elisabeth von Seidlitz. Krämer nahm an, auch dieses zweite Gedicht sei in fremdem Namen verfaßt, wiewohl diesmal im Titel kein anderer Auftraggeber genannt ist. Varianten

Ü in dem Garten der Liebe] fehlt EHs Ü Bey der Hoch-Adel〈igen〉 〈...〉 Vermählung.] bey der vorhergehenden Vermählung. GG6 Ü An〈no〉 1713. den 1. Nov〈embris〉] so 1. Nov. 1713 glücklich vollzogen wurde EHsKr; fehlt GG6 Ü – – – ] durch J. C. Günther Zusatz EHs 25 das Erschreckniß] das Erschröcknüß EHsKr 32 ergötzen] ergetzen GG6 36 Lust] Noth EHs 40 Fontainebleau] Fontaineblau D; Fontainebleau GG6Kr

C I. Hochzeits-Gedichte

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42 Tempe] Tempel GG6 54 Myrrha] Myrrhe GG6 65 Um] Umb EHs 71 ward] war GG6 74 Matuta] Metuta G 121 mit hundert] in hundert EHs 124 gestickt] gestückt EHs 128,168 Contrefay] Contrafey EHs; Conterfey GG6Kr 147 Zu ihren Füssen] Zu ihrem Füssen G 148 Titul] Titel EHs; Tittel GG6Kr 177 ergötzt] ergetzt GG6 178 auf dem] auf den G 180 Drum] Drumb EHs 190 von Schweinichen] von Schweinigen G 215 warum] warumb EHs 240 Atpalipa] Atalipa G6 242 Vergnügen] Vergnügung EHsKr 250 Betrübniß] Betrübnüß EHsKr 272 vor seine] für seine GG6 Erläuterungen

32 Paphos] Alt- und Neu-Paphos waren zwei reiche Städte an der Südküste der Insel Cypern. 37 Præneste] Latinische Stadt nahe Rom, heute Palestrina. 40 Fontainebleau] Seit Franz I. königliches Lust- und Jagdschloß nahe Paris, benannt nach den dort befindlichen Wasserquellen. 41 Praxiteles] Berühmter Bildhauer aus dem 4. Jh. v. Chr., schuf vor allem Götterbilder aus Marmor und Bronze. 42 Tempe] 8 km lange Talenge in Thessalien, durch die der Fluß Peneios zur Küste durchbricht; sprichwörtlich schön und fruchtbar. 54 Myrrha] Myrrhenbaum oder dessen Harz. 60 Leucothoen] Leukothoe, die mythische Tochter des Perserkönigs Orchamos, war die Geliebte Apollons; wurde von der Nebenbuhlerin Klytia dem Vater verraten, von ihm lebendig begraben und von Apoll in eine Weihrauchstaude verwandelt. Vgl. Ovid, Met. 4,190–255; Der Kl. Pauly 3, Sp. 601.

296

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

62 Eppich] Ältere Form von Epheu; vgl. DWb. 3,680. 70 Cybele] Kybele, die kleinasiatische Berggöttin, die zur Muttergottheit und Heilerin wurde. Vgl. Der Kl. Pauly 3, Sp. 383–389. 74 Matuta] Göttin des Morgens und des Wachstums. 82 Cupressus] (lat.) Poetischer Name der Zypresse als Totenbaum. 88 Byblis] Die Leidenschaft der Tochter des Kreters Miletos zu ihrem Bruder Kaunos trieb diesen in die Fremde und sie selbst in den Tod: Durch ihre Tränen löst sie sich in eine Quelle auf. Vgl. Der Kl. Pauly 1, Sp. 977. 100 Malvasir] Griechischer Wein von Napoli di Malvasia auf Morea, später aus Sizilien. 112 Archimedes] Berühmter Mathematiker und Astronom aus Syrakus (ca. 287–212 v. Chr.). 126 Zeuxes] Wohl der Maler Zeuxis aus Herakleia, tätig ca. 435–390 v. Chr. 153 Zembla] Nova Zembla (»Neuland«) an der Nordküste Sibiriens, 1556 entdeckt. Vgl. Hübner 2, Sp. 1338. 154 Acidalia] Beiname der Venus, nach der Quelle in Böotien, wo die Grazien badeten; vgl. Georges, Sp. 28. 168 Apell] Apelles, Zeitgenosse von Alexander d. Gr., galt als der größte Maler der Antike, obwohl keines seiner Bilder erhalten ist. 169 Tigellus] Wohl Osonius Tigellinus, ein Schönling niederer Herkunft aus dem 1. Jh. n. Chr., Günstling Neros; verriet ihn bei seinem Sturz und endete durch Selbstmord. Vgl. Der Kl. Pauly 5, 824 f. 236 Eusebien] Eusebia aus Thessalonike, seit 352 verheiratet mit Kaiser Constantius II. (317–361), galt als ungewöhnlich schön; sie starb 360. 240 Atpalipa] Leider nicht zu ermitteln, auch nicht in der Lesart »Atalipa«. 253 Semiramis] Legendäre babylonische Königin, deren berühmte „hängende Gärten“ ins Reich der Sage gehören.

C I. Hochzeits-Gedichte

297

4. Wem sich das Glück vermählt, Den pflegt die Braut zu küssen. 7.11.1713 (Zürnt, grossen Dichter! nicht, wenn der verdorbne Kiel) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 508–512. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 464–468; G1-G5, S. 779–782; G6, S. 683–685; Kr V, S. 33–35. Datierung Das Trauungsbuch der Gnadenkirche in Hirschberg vermerkt: David Ebersbach, Diakon und Prediger in Schweidnitz, heiratete am 7.11.1713 ebendort Maria Magdalena Glafei (vgl. Enders, Zeitfolge, S. 87). In Günthers lateinischem Leichencarmen Nr. 12 auf den bereits nach zwei Jahren gestorbenen Bräutigam wird auf die Hochzeit Bezug genommen (Z. 121– 128). Varianten

Ü N. ] fehlt A1A2GG6Kr; N. A3-A5Kr; **. G6 20 an Nilus Ufer] am Nilus-Ufer GG6 34 andrer Wünsche] andere Wünsche A1; andrer Wünsche A2-A5GG6Kr 50 verschloß] einschloß A3-A5GG6 77 Dir hat] hat dir G2-G5G6 Erläuterungen

7 Dreyer-Licht] Kerze für drei Pfennig, also für den vierten Teil eines Groschens, in der Bedeutung: kleines Licht. 8 Jrrwisch] Irrlicht, umherirrendes Feuer, Gespenst. 17 ein Tanaquil] Eigentlich weiblich: Die Gattin des Tarquinius Priscus (616–578 v. Chr.), des fünften römischen Königs, war mit der Gabe der Weissagung ausgestattet und verhehlte klug den Mord an ihrem Gatten, bis durch seinen Schwiegersohn Servius Tullius die Nachfolge gesichert war. 36 das Gebürge] Gemeint ist das Riesengebirge, an dessen Fuß sich die 1281 gegründete Stadt Hirschberg (poln. Jelenia Go ´ra) befindet.

298

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

44 unser Simeon] Anspielung auf den Vater des Bräutigams, Pfarrer Sigismund Ebersbach, der am 30.9.1712 in Schweidnitz gestorben war.

5. Aria Zu einer Nacht-Music vor der Braut-Kammer. 〈ca. 1713/14〉 (Stille Nächte mehrt den Schatten) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 410. Weitere Textzeugen: G2-G5, S. 1171; G6, S. 363–364; Kr V, S. 36. Datierung Wegen des „Menantesschen Einflusses“ stellte Enders die Arie hypothetisch in die frühe Schulzeit (Zeitfolge, S. 74 und 170), und Krämer folgte ihm. Hoffmann dachte an die Möglichkeit, daß die Hochzeit von Rektor Leubscher mit Eva Maria Jachmann an Weihnachten 1710 der besungene Anlaß gewesen sein könnte (Zeitfolge, Bl. 1r). Über Adressaten, Ort und genaue Zeit ist letztlich nichts bekannt. Verbreitung Die Crailsheimsche Liedersammlung von 1747 /49, Auswahlausgaben von Scholz (1902) und Geiger (1947), Anthologien von Brandenburg (1906), Fischer (1907), Vesper (1910) und Hesse (1914) enthalten die ,Aria’, aber alle außer 1747 /49 und 1907 unvollständig. Armin Knab (1921) und Franz Krause (1959) haben sie vertont. Varianten 6

Ü Aria] fehlt G 19 Bete] Bette G4G5G6; Beete Kr Erläuterungen

Ü Nacht-Music] Abendliches Ständchen vor dem Schlafgemach des Hochzeitspaares.

C I. Hochzeits-Gedichte

299

10 Affter-Welt] Nachwelt, ohne pejorativen Nebensinn. 19 dein Bete] Wegen der »Blumen« in Z. 23 dürfte die Bedeutung ,Gartenbeet’ gemeint sein, das aber etymologisch mit ,Bett’ verbunden ist; vgl. DWb. 1,1245.

6. Auf die 〈. ..〉 Räderisch-Kanitzische Vermählung. 12.9.1714 (Laß, Wohlgebohrne Braut! wo nur die Emsigkeit) Handschriftliche Überlieferung Die Einzelabschrift EHs 3 mit 2 Bll. ist verloren, Krämer hat aber die Abweichungen in seinem Handexemplar von G2 notiert. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 73–75. Weitere Textzeugen: C2-C3, ebda; G1-G5, S. 777–779; G6, S. 543–545; Kr V, S. 46–48. Datierung Die Hochzeit fand, wie die gleichlautende Überschrift in EHs 3 und C zeigt, am 12.9.1714 in Pilgramsdorf statt. Als Bräutigam identifizierte Hoffmann Siegmund Oswald von Kanitz, als Braut Helena Margareta von Räder (Zeitfolge, Bl. 2v). Günther schrieb das Gedicht für die Braut und auf deren Wunsch (Z. 10) im Namen eines Adeligen seiner Schweidnitzer Umgebung. Verbreitung Str. 5 erschien 1902 und 1947 in den Auswahlausgaben von Scholz und Geiger. Varianten

Ü Auf die den 12. Sept〈embris〉 〈...〉] Auf die Räderisch-Kanitzische Vermählung. 1714. den 12. Sept. GG6 Ü Im Namen eines Andern.] fehlt GG6

300

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

2 itzt nicht] nicht itzt EHs 9 Vor dessen Urtheil] Für dessen Urtheil EHs 12 Wett-Streit] Wettstreich EHs 28 alten Lumpen] neuen Lumpen G3-G6 31 ins Register] in Register EHs 36 reißt] reist C1C3G1G2; reißt C2G3-G6Kr 44 auf der Erde] auf der Erden C2 62 bey allem Schmertzen] bey allen Schmertzen EHsKr 67 deinem Saamen] deinem Sammen C3; seinem Nahmen G; deinem Namen G6 68 der späten Welt] der späten Zeit EHsKr Erläuterungen

Ü in Pilgrams-Dorff] Das 1721 erneuerte Schloß Pilgramsdorf (poln. Pielgrzymka), das im 30-jährigen Kriege Wallenstein beherbergt hatte, liegt 7 km westlich von Goldberg (poln. Złotoryja). 18 Kanitz und sein Buch] Die Gedichte des Friedrich Rudolf von Canitz (1654–1699) wurden 1700 (21702, 31703, 41708, 51712, 61714, 71715) von Joachim Lange, ab 1727 von Johann Ulrich König postum in einem Band vereint. Hier Anspielung auf den Namen des Bräutigams. 19 dem Gryphius in seine Wälder gehn] Christian Gryphius (1649– 1706), Rektor des Breslauer Magdalenen-Gymnasiums, ehem. Kollege von Günthers Klassenlehrer Johann Christian Leubscher und Schwiegervater von dessen Bruder Johann Theodor Leubscher, gab 1698 die Gedichtsammlung ,Poetische Wälder‘ mit einem Kapitel ,Hochzeit-Gedichte‘ heraus (21707, Ndr. 1985, S. 561–620). 20 als ein Blumen-Dieb den Lohenstein bestehlen] Von Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683) erschienen 1680 unter dem Obertitel ,Blumen‘ die getrennt paginierten Abschnitte ,Rosen‘ (Hochzeitsgedichte), ,Hyacinthen‘ (Begräbnisgedichte) und ,Himmel-Schlüssel‘ (Weihnachtsgedichte). Weitere Auflagen: 1689, 1708, 1724.

C I. Hochzeits-Gedichte

301

7. Auf das Räderisch-Kanitzische Hochzeit-Fest. 12.9.1714 (So bist du endlich, schöne Braut!) Handschriftliche Überlieferung Die Abschrift EHs 4 ist verloren, aber in einer hs. Kopie Krämers verfügbar. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 75–78. Weitere Textzeugen: C2-C3, ebda; G1-G5, S. 223–225; G6, S. 128–130; Kr V, S. 49–51. Datierung Siegmund Oswald von Kanitz heiratete am 12.9.1714 in Pilgramsdorf Helena Margareta von Räder (s. o. Nr. 6). Das zweite Gedicht auf diese Gelegenheit hat Günther ebenfalls in fremdem Namen geschrieben. Verbreitung 1981 in der Auswahlausgabe Heckmanns abgedruckt. Varianten

Ü Auf das 〈...〉 Hochzeit-Fest.] Bey dem Räderisch-Kanitzischen Hochzeit-Feste 1714. EHsKr; Auf die Räderisch-Kanitzische Hochzeit. GG6

Ü Jn fremdem Namen.] im Nahmen eines andern. EHsKr; fehlt G; den 12. Sept. 1714. G6 5 Und wilst] Und wilt EHsKr 13 Cypripor] Cyprior C3 27 um die] umb die EHs 30 zieht an] zieht in EHs; ziehst an G 33 geniessen] genüßen EHs

302

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

8. Die Fuchsius- und Schrammische Verbindung Bediente eine 〈...〉 Verhaßte Feder. 5.2.1715 (Verdammte Tadel-Sucht! du Seuche dieser Zeit) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 97–102. Weitere Textzeugen: C2-C3, ebda; G1-G5, S. 532–535; G6, S. 545–548; Kr IV, S. 36–39. Datierung Daß die Hochzeit des Magisters und Diakons Theodosius Gottfried Fuchsius (*1693) mit Maria Elisabeth Schramm am 5.2.1715 stattfand, steht in den Überschriften der alten Drucke. Der Bruder des Bräutigams, Günthers Freund Theobald Gottfried Fuchsius, war 1712 gestorben, der Vater, Pastor Primarius Gottfried Fuchsius (14.9.1650–2.9.1714), vor fünf Monaten (s. o. Leichengedichte Nr. 1 und 5). Deshalb wurde die Hochzeit vielfach als unschicklich und verfrüht angesehen. Der Dichter nutzt die Gelegenheit, die Brautleute gegen üble Nachrede zu verteidigen, zu einem Generalangriff auf die Schweidnitzer Moralapostel. Verbreitung Von Dahlke (1957 u. ö.) und Bölhoff (1998) in Auswahlausgaben aufgenommen. Varianten

Ü Die den 5. Febr〈uaris〉 A〈nno〉 1715. 〈...〉 Feder.] Bey der Fuchsius und Schrammischen Verbindung. 1715. den 5. Febr. GG6 15 doch] noch C3 106 den eure Liebe] der eure Liebe C1C2; den eure Liebe C3GG6Kr Erläuterungen M Risum teneatis, amici!] »Würdet ihr euch des Lachens erwehren, Freunde!?« (Horaz, Ars poet. 5)

C I. Hochzeits-Gedichte

303

1 Tadelsucht] Die personifizierte Tadelsucht ist Momus, ein Enkel der Nacht (Hesiod, Theod. 214), der alle Götter tadelte und vor Ärger platzte, als er an Aphrodite nichts auszusetzen fand. 7 Avern] Der Lago d’Averno ist ein Kratersee in Kampanien, nahe Cumae bei Neapel, der früher als Eingang zur Unterwelt angesehen wurde. 18 Mithridat] Universales Gegengift, benannt nach dem gleichnamigen König von Pontus (132–63 v. Chr.), der sich gegen alle Gifte immunisieren ließ. 81 der Müßiggang] Anspielung auf Theodor Krauses Zeitschrift ,Vergnügung Müßiger Stunden‘ (1713–1732).

304

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

II. Galante und Verliebte Gedichte Überblick Dies ist die weitaus größte und bekannteste Dichtungsgruppe aus Günthers Schulzeit. Die Verse gelten der Spielgefährtin Flavia und der ersten und größten Liebe Leonore Jachmann. Wie schon die Namen Flavia /Selinde /Selene zeigen, herrschen in den Gedichten an Günthers junge, nicht sicher identifizierte Roschkowitzer Gespielin (Nr. 1–3) schäferliche Inszenierungen vor, die nicht nur durch die griechischen Vorlagen von Moschus und Bion inspiriert waren, sondern auch durch die amoene Landschaft um das Rittergut des Schulfreundes Friedrich von Bock sinnlich konkretisiert und anschaulich bestätigt wurden – ein besonders eindringliches Beispiel für die literarische Stilisierung und Typisierung von Günthers realer Umwelt. Bei den 42 vollständig und 8 unvollständig überlieferten Gedichten an die fünfeinhalb Jahre ältere ,Schweidnitzer Leonore‘, entstanden zwischen Juni 1714 und Oktober 1715, erreicht Günther eine frühe Meisterschaft in der Gattung der Verliebten Gedichte. Ihre Verbindung von galanter Lockung und bürgerlichem Treueversprechen, von Lebensgenuß und Bindungslust, erotischer Offenheit und sublimierendem Petrarkismus läßt die traditionellen Grenzen zwischen ,Scherz‘ und ,Tugend‘ hinter sich. Ihre Präsenz, Dichte, Intensität sind in Günthers Lyrik ohne Vergleich. Im Dienste eines unbedingten Eroberungswillens adaptiert der Dichter alle brauchbaren poetischen Mittel und sinnlichen Details und mischt sie unbedenklich miteinander – ein Zeichen, daß es hier nicht um die puristische Erfüllung traditioneller Formen ging, sondern um persönliche, pragmatische Ziele. Die Leonoren-Gedichte sprechen eine eigene Sprache, entwickeln einen kleinen Kosmos von festen Bildern, Signalen, Wörtern und Formen, um die zögernde Geliebte zu verzaubern, allmählich zu gewinnen und in einem poetischen Netzwerk festzuhalten. Volkstümliche Elemente schaffen Vertrautheit, Nähe, Wärme. Dazu gehören schlesische Dialektausdrücke, Sprichwörter, Anreden, die aus dem Kirchenlied bekannte Strophenform des Sechszeilers und die Beschwörung christlicher Werte wie Geduld, Demut, Glaube, Hoffnung, Liebe. 1 Zugleich werten antike und humanistische Re1

Vgl. auch das Geistliche Lied Nr. 10, das in Krämers Ausgabe ein Leonoren-Gedicht ist.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

305

ferenzen die Gedichte auf: die Rolle des verewigenden ,Vates’, die Rückgriffe auf Autoritäten wie Horaz und Petrarca, die Baum- und Feuer-Embleme, die eigenen Grabsprüche machen aus der jungen Frau vom Lande eine unsterbliche Königin. Alle heterogenen Gedichtelemente werden verbunden durch Günthers Kunst der sprachlichen Vergegenwärtigung, entstanden als höchst phantasievolle Aktualisierung des barocken Theatrum-vitae-Konzepts und versehen mit dem eigenwilligen Nachdruck eines jungen Dichters, der Poesie und Rhetorik und seine gelenkte und lenkende Phantasie als Mittel der Lebensbewältigung entdeckt. Die Untersuchung bestimmter Szenarien, affektischer Reaktionen, spontan wirkender Gegenreden kann dazu beitragen, die poetisch erzeugte Illusion simultan ablaufender Affektund Kommunikationsereignisse näher zu erkunden und damit der Entstehung des eigenen Günther-Tons auf die Spur zu kommen. 2) Da die genaue Datierung der frühen Leonoren-Lieder und -Gedichte kaum möglich ist, sind sie hier nach Inhalt und Überzeugungsziel angeordnet. Die fünf Gruppen der Schulzeit zeichnen mögliche Phasen der Liebe zu Eleonore Magdalena Jachmann nach, genauer: sie zeigen deren literarische Spiegelung und Stilisierung. Fest sind dabei nur die Eckgruppen ,Werbung‘ und ,Abschied‘, die mittleren Phasen lassen sich ebenso vertauschen wie die Reihenfolge der einzelnen Texte innerhalb der Teile. Eine besondere Gruppe bilden die Gedichte, die ursprünglich fertig ausgearbeitet, aber nur unvollständig überliefert sind. Die zehn Fragmente wurden nach ihrer Anordnung im ,Schweidnitzer Taschenbuch‘ zu acht Gedichteinheiten zusammengefügt. Hier bleiben editorische Vorbehalte bestehen.

2

Vgl. Preisendanz, Präsente Bedrängnis; Osterkamp, Scherz und Tugend; Stenzel, Welch Pflaster?; Koch, Die erinnerte Geliebte.

306

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Flavia 1. Auf den Tod seiner geliebten Flavie. 〈Frühjahr 1714〉 (Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 102–110. Weitere Textzeugen: N2 und N3, S. 112–120; N4, S. 102–110; Kr I, S. 3–9. In der ,Nachlese‘ ist der Text in den Abschnitten 6 und 10 offensichtlich verderbt: Z. 1–36, 167–198, 37–166, 187–188 wh., 2 LZ, 199–236. Wiederholung (Z. 187/188), Leerzeilen (nach Z. 188) und Satzbau (Z. 198/199) veranlaßten Adalbert Hoffmann (Günthers Schulzeit, 1908, S. 18f.), die Abschnitte neu zu ordnen, so daß sich die Versfolge 1–36, 167–206, 37–166, 207–236 ergab (Abdruck in: Hoffmann, Günthers erste Liebe, S. 27–32). Krämer vertauschte 1930 zusätzlich die beiden Mittelblöcke (Kr I, S. 3–9); seine Versfolge 1–236 erscheint die plausibelste und wurde unserem Abdruck zugrunde gelegt, wenn auch bis heute, was die Reihenfolge der litaneiartigen Versatzstücke der Elegie betrifft, ein textkritischer Vorbehalt bleibt. Datierung Geschrieben im Frühjahr 1714, kurz nach dem Unfalltod der Jugendgespielin auf Gut Roschkowitz, oder später zu einem der jährlichen Gedenktage. Enders datierte »vor Juni 1714«, da Günther im Juni Leonore kennenlernte (Zeitfolge, S. 17 und 88). Wittig, der die fünfzehnjährige Pflegeoder Stieftochter Johanna von Cobalinska in Roschkowitz für Flavia hielt, präzisierte mit Bezug auf das Totenbuch von Siegroth und Roschkowitz: nach dem 28.2.1714, dem Tag ihrer Beerdigung (Urkunden, S. 15). So dachte auch Hoffmann, doch weist ein hs. Zusatz darauf hin, daß das Gedicht zu gewandt sei für diese frühe Zeit (Zeitfolge, Bl. 2r). Quelle Das bukolische Vorbild ist Bions Klage um Adonis »Αδωνιδος επιταϕιος«. Vgl. griech. Text mit dt. Übersetzung von Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff (1905) in Gasse (Hg.), Liebesdichtung, S. 120–131.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

307

Verbreitung Von Dahlke (1957 u. ö.), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) in Auswahlausgaben aufgenommen, alle mit Krämers Versfolge. Varianten

123 wie selbsten] ja selbsten N4 134 meiner Ziegen Schaar] meiner Ziegenschaar N; meine Ziegenschaar Kr Erläuterungen

Ü Flavie] Zur Diskussion um die Identität der Flavia /Filindrene vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 61–74, 368–372. Krämer hielt eher die Magd Anna Maria Reinfeldin oder eine nahe Verwandte für Flavia, da ihr Nachname sich in dem Anagramm Filindrene spiegle. 30 Napell] (von lat. napellus) Eisenhut, giftiges Hahnenfußgewächs. 76 Ambra] Wohlriechender Balsam aus Darmsteinen des Pottwals, früher als krampflösendes Arzneimittel, später als Parfümgrundstoff verwendet, besonders in Verbindung mit Moschus. 76 Zibeth] Stark riechendes Sekret der Zibetkatzen aus Afrika und Indien, moschusähnlich. 103 ein jährlich Trauerfest] Auch am Ende von Bions Klagelied auf Adonis wird die jährliche Wiederkehr der Trauer beschworen. Vgl. die künftigen Jahresgedenktage der Leonoren-Liebe. 145 Melampus] (griech. »Schwarzfuß«) Hirtenhund aus Sparta.

2. Aria. Als er sich über ihren Tod beklagte. 〈Frühjahr 1714〉 (Betrügliches Glücke! Die stählerne Brücke) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 225–226. Weitere Textzeugen: C2 und C3, ebda; G1-G5, S. 933–934; G6, S. 298–299; Kr I, S. 10–11.

308

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Datierung Im Frühjahr 1714, zur Beerdigung Flavias /Florettes /Filindrenes; vgl. Z. 22 und Gedicht Nr. 1. Für Enders nur hypothetisch in die Schulzeit gesetzt (Zeitfolge, S. 74), von Hoffmann auf den 28.2.1714 datiert (Zeitfolge, Bl. 2r). Verbreitung Von Müller (1827), Tittmann (1874), Riemerschmidt (1938), Skuhra (1938), Hühnerfeld (1956), Bauer (1958) in Auswahlausgaben aufgenommen, außerdem in Anthologien von Wolff (1838) und Meyer’s Groschenbibliothek (1853); immer vollständig. Varianten

Ü Aria.] fehlt GG6Kr Ü beklagte.] betrübte. GG6 22 Leichen-Begängniß] Leichenbegängnüß Kr 23 Verhängniß] Verhängnüß Kr 24 Henckers-Knecht] Henkerknecht G6

3. Als er sich der ehemals von Flavien genossenen Gunst noch erinnerte. ‹Frühjahr 1714?) (Erinnert euch mit mir ihr Blumen, Bäum und Schatten) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 349–350. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 1054 /1; G6, S. 992 /2; Kr I, S. 192 /1. Datierung Ebenfalls im Frühjahr 1714 (Z. 5) oder an einem der folgenden Jahrestage entstanden (s. o. Nr. 1, Z. 103). Enders (Zeitfolge, S. 77 und 172) und Krämer verlegten das Gedicht hypothetisch in den Oktober 1719, als Günther von Dresden nach Schlesien zurückkehrte; dagegen spricht aber das

C II. Galante und Verliebte Gedichte

309

präsentische »Du liebest Flavien« (Z. 6), da Günther in dieser Zeit die Schweidnitzer Leonore wiederentdeckte. Hoffmann datiert »Juni 1713«, hs. ergänzt »Mai /Juni 1713« (Zeitfolge, Bl. 2r). Verbreitung Das Gedicht ist in den 14 Auswahlausgaben von Roquette (1860), Tittmann (1874), Litzmann (1879), Fulda (1883), Scholz (1902), Hoffmann / Maydorn (1912), Geiger (1947), Hühnerfeld (1956), Dahlke (1957 u. ö.), Bauer (1958), Windfuhr (1961), Flemmer (1962), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) sowie den Anthologien ,Bibliothek der Dt. Klassiker’ (1863), von Vesper (1910), Braun (1949), Gottschalk (1958), Grützmacher (1965) und Stenzel (1969) berücksichtigt, immer vollständig. Franz Krause hat den Text 1957 vertont. Varianten 6 Ü ehemals] ehmals GG Ü genossenen] genoßnen GG6 10 Blüthen] B - - DG; Blüthen G6Kr Erläuterung 5,11 kommt dir ein?] »fällt dir ein?«, »kommt dir in den Sinn?«; vgl. DWb. 3,217.

310

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Schweidnitzer Leonore – Werbung – 4. Auf ein Mägdchen, so er einsmahls 〈...〉 zum Fenster sahe heraus sehen. 〈Sommer 1714〉 (Schweigt doch nur, ihr höhnschen Thoren) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 184–186. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 168–170; G1-G5, S. 273–274; G6, S. 356–357; Kr I, S. 15–16. Datierung Aus dem Sommer 1714 – Enders (Zeitfolge, S. 17), Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 3v) und Krämer (Stellung in Kr I) präzisieren: vom Juni 1714. Das Gedicht markiert den Anfang der Werbung um die »Schweidnitzer Leonore«. Verbreitung Das Gedicht wurde von Tittmann (1874), Litzmann (1879), Hoffmann / Maydorn (1912), Dahlke (1957 u. ö.), Marquardt /Wandrey (1963), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) in Auswahlausgaben und 1969 von Wiedemann in einer Anthologie wiedergegeben, immer ungekürzt. Sperontes (1736), Mizler (1742) und Stählin /Tarr (1977) haben den Text vertont. Varianten

Ü Auf 〈...〉 sehen.] Auf Leonoren. G6 Ü Mägdchen] Magdchen A1; Mägdchen A2 Ü zum Fenster sahe] sahe zum Fenster A3-A5G 12 Meine Liebe] Meine lieber A1; Meine Liebe A2-A5GG6Kr 15 des Mondes Kertze] des Mondeskerze G6 18 Ergötzung] Ergetzung GG6 34 Wirckung] Würckung G4G5G6Kr

C II. Galante und Verliebte Gedichte

311

Erläuterungen

Ü ein Mägdchen] Magdalena Eleonore Jachmann (1689–1746) war das sechste von 15 Kindern des Dr. med. George Jachmann (1653–1735) und der Maria Elisabeth Jachmann, geb. Scholtz (verh. 1677, gest. 1728). Leonores Schwester Eva Maria war seit 1710 mit Günthers Rektor Christian Leubscher verheiratet, ihre Schwester Maria Elisabeth mit Günthers Lehrer Johann Anton Lucas. Vgl. Stammbaum in Heyer /Hoffmann, S. 81. Ü bei einem guten Freunde] Günthers Schulfreund George Casper Jachmann (1693–1729) war ein Bruder von Leonore. Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 76f. Ü in der Nachbarschafft] Familie Jachmann wohnte in der Schweidnitzer Burggasse neben dem Haus von Johann Caspars Thiem, wo Günther logierte, und gegenüber dem Haus von Gottlieb Milich, dessen Bibliothek Günther benutzen durfte. Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 47f., 366.

5. Als er insgeheim liebte. 〈Sommer 1714〉 (Was ich in Gedancken küsse) Handschriftliche Überlieferung In der Sammelabschrift ,Verliebte Gedichte’ unter Nr. 251 enthalten (SHs 10.25); das Original ging verloren, die Varianten wurden Litzmanns Textkritik, S. 108, und Krämers Handexemplar von G2 entnommen. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 237–239. Weitere Textzeugen: C2-C3, ebda; G1-G5, S. 249–251; G6, S. 313–314; Kr I, S. 17–18. Datierung Aus dem Sommer 1714, wie schon Hoffmann /Maydorn (S. 7f. und 203) und Krämer in ihren Ausgaben entschieden. Dagegen plädierten Litzmann (Textkritik, S. 108) und Enders (Zeitfolge, S. 56 und 152) wegen der Überschrift in SHs (»in Jauer«) für den Sommer 1721. Doch schließen auch wir von Stil und Sprecherhaltung auf den Beginn der Leonoren-Liebe.

312

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Verbreitung 1772 von Leopold Mozart vertont, gesungen von Fischer-Dieskau (LP 1972). In die Crailsheimsche (1747/49) und in die Rastatter Liederhandschrift (1769), um 1750 /1800 in drei gedruckte Liederhefte und 1875 in die Sammlung volkstümlicher Lieder von Ditfurth aufgenommen, immer bearbeitet. 1827 von Müller, 1860 von Roquette, 1874 von Tittmann, 1883 von Fulda, 1912 von Hoffmann /Maydorn, 1921 von Hohlbaum und 1998 von Bölhoff in Auswahlausgaben abgedruckt; 1849 in Gödekes Anthologie und 1863 in der ,Bibliothek der Dt. Klassiker’. Beispiel für eine volkstümliche Bearbeitung:

Was ich in Gedanken küsse, macht mir Mund und Lippen süße, und vertreibt mir manches Leid, niemand will ichs offenbaren, niemand soll es auch erfahren, als die stille Einsamkeit. Will man mich gleich oftmals zwingen, dein Gedächtniß weg zu bringen, häg ich allzeit Widerstand; da ich glaubte dich zu lieben, warst du mir ins Herz geschrieben, eh ich dich jemals gekannt. Kranke können sichs wohl klagen, aber ich darfs niemand sagen, was mir auf dem Herzen liegt; dein so edeles Gesinnen, soll mir je zum Wahlspruch dienen, weil ich dir nicht warten kann. Soll auch dieser Wunsch betrügen, ey so findet mein Vergnügen, doch die größte Freude dran. Keines soll mir auch nicht wehren, das beständig zu verehren, was ich nicht besitzen kann. Fünf schöne Neue Arien, Gedruckt in diesem Jahr, Nr. 5. (Bö I 368)

C II. Galante und Verliebte Gedichte

313

Varianten

Ü Als er 〈...〉 liebte.] Auf ein gewisses Frauenzimmer in Jauer. SHs 2 Müh] Schmertz SHs 3 so Gram als] mir Gram und SHs 8 Namen, Brand und Schmertz] Diesen Brand mit Macht SHs 9 Würd’ es 〈...〉 seyn] Solt es mich gleichwohl erfreun SHs 10 selbst errathen soltest] selber rathen woltest SHs 11 nur einmal forschen woltest] genau erforschen soltest SHs 16 zärtliches] Unruh voll G 17 Bey der] Nach der SHs 18 Diesen Trieb nicht bergen] Farb und Geist nicht hemmen SHs 19 öfters] offtmahls SHs 20 doch] nur SHs 21 dabey nicht] auch niemahls SHs 22 allzeit meine] mit Vernunfft und SHs 24 ergötzen] ergetzen G 25 selber] kräfftig SHs 26 Gedächtniß] Gedächtnüß Kr 27 in mir] dennoch SHs 28 Denn ich glaube] Darum glaub ich SHs 29 ins Blut] ins Hertz SHs 31 hilfft ins Blut] hilfft ins Hertz SHs; hilffts ins Blut C; hilffts in Blut G; hilft in Blut G6 36 hefftig] schmertzlich SHs 41 sanffter] süßer SHs 42 Schönheit opffern] Brust zum Opffer SHs 43 ungemeines] angenehmes SHs 44 auch warlich] in Warheit SHs 46 vom Schönsten] vom Besten SHs 47 Selbst] Schon SHs 48 manches] manchen SHs 52 heller] sicher SHs 55 Solt’ auch] Soll auch SHs 56 dennoch] doch schon SHs 58 Daß ich] Wenn ich SHs 59 Dieses Bild] Dieses auch SHs

314

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

6. Aria. Als er das, was er liebte, entbehren muste. 〈Sommer 1714〉 (Etwas lieben und entbehren) Handschriftliche Überlieferung Das ,Jenaer Taschenbuch‘, Bl. 4v–5r, enthält eine Abschrift des Textes (SHs 13.11), eine Umschrift findet sich bei Heyer /Hoffmann, S. 267–268.

 Abb. 178–179 Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 207–208. Weitere Textzeugen: B2, ebda; B3-B4, S. 208–209; G1-G5, S. 252–253; G6, S. 316–317; Kr I, S. 20–21. Datierung Offenbar für Leonore im Sommer 1714 geschrieben; so dachte auch Krämer (hs. Anm. in Enders, Zeitfolge, S. 78). Anders Kalbeck (Inedita, S. 11): 1719 für Mariane von Breßler; Enders (Zeitfolge, S. 78 und 175): Jauer 1721; Litzmann (Textkritik, S. 117f.) und Fulda (Günther-Auswahl, S. 279): evtl. 1722 für Leonore Dauling. Ton und Inhalt passen indes am besten zur Schweidnitzer Wartezeit. Verbreitung Der Text wurde 1736 von Sperontes, 1737 von Hurlebusch und 1742 von Mizler vertont; er erschien 1743 /48 und 1769 in handschriftlichen Liedersammlungen und in sieben gedruckten Liederheftchen des 18. Jahrhunderts, dann um 1900 im ,Volksliederbuch für Männerchor’, 1911 im ,Liederbuch des Dt. Sängerbundes’ und 1914 in ,Arien und Bänkel aus Altwien’ (!) – immer verkürzt, verändert und ohne Verfasserangabe. Von Tittmann (1874), Fulda (1883), Wendel (1921), Skuhra (1938), Flemmer (1962), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) wurde er in Auswahlausgaben aufgenommen und von Grützmacher (1964) in eine Anthologie; nur bei Wendel unvollständig. – Beispiel einer bearbeiteten Fassung:

C II. Galante und Verliebte Gedichte

315

Etwas lieben und entbehren Jst ein Schmerz, der heimlich quält. Wenn die Blicke Zungen wären, Hätten’s dir schon längst erzählt, Was dein Wesen, schönstes Kind! Über mich für Macht gewinnt. Denke, wie es marten müsse, Wenn ein armer Pilgersmann An dem Ufer tiefer Flüsse Keinen Trunk erreichen kann! Und mit Sehnsucht und Verdruß Wasser sehn – doch dürsten muß! Deine Schönheitsreichen Blicke Ach! wie sind sie reizendvoll! Doch es sind nur Schaugerichte, Die mein Mund nicht schmecken soll. O verdammter Appetit, Wer verbothne Früchte sieht! Hat das Schicksal kein Erbarmen, Hat es doch der bittre Tod. Geh nur hin in fremde Armen, Und ich sterb vor Liebesnoth. Wer dein Schönheit nicht erwirbt, Dem ist’s besser, daß er stirbt. Arien und Bänkel aus Altwien, hg. von Oskar Wiener, 1914, S. 166–167. (Bö I 422): Varianten

Ü Aria.] fehlt GG6Kr Ü Als er 〈...〉 muste.] Auf eine verbothene Schönheit. SHs 2 heimlich] grausam SHs 9 dem Ufer] den Ufer B3B4 14 ja auch zu] auch gar so SHs 15 sind nur Schau-Gerichte] sind ein Schau Gerüchte SHs 16 Die mein Mund] Das mein Mund SHs 18 Früchte] Bäume SHs

316 20 20 21 28 36

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

verwegen] verwegnes SHs Lüstern-seyn] Lüstern seyn SHsG den schönen] die schönen SHs Blick’ und Küsse] Wort und Blicke SHs die Ehrfurcht zeigen] mit Ehr-Furcht dienen SHs

7. Aria. Als er seine Liebe nicht sagen durffte. 〈Sommer 1714〉 (Jch leugne nicht die starcken Triebe) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 208–209. Weitere Textzeugen: B2, ebda; B3 und B4, S. 210; G1-G5, S. 251–252; G6, S. 315; Kr I, S. 19. In G1-G5 sind die beiden ersten Wörter von Z. 3 und die ganze Z. 24 fett gedruckt. Datierung Nach Fulda und Krämer aus dem Sommer 1714; nach Hoffmann aus dem Winter 1714 (Zeitfolge, Bl. 5r). Dagegen von Enders wegen der Nähe zu Nr. 5 hypothetisch nach Landeshut 1721 /22 verlegt (Zeitfolge, S. 78 und 175). Das Vergleichsgedicht ist aber ebenfalls früh einzuordnen. Verbreitung Von Hurlebusch 1737 vertont, von Reyher in seine hs. Sammlung ,Horae Kilonienses’ (1743/48) eingetragen. Von Tittmann (1874), Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Skuhra (1938), Geiger (1947), Dahlke (1957 u. ö.), Bauer (1958), Marquardt /Wandrey (1961), Flemmer (1962), Heckmann (1981) in Auswahlausgaben, von Schönfelder (1920), Flaischlein (1925), Hederer (1954), Grützmacher (1965), Golz (1973) in Anthologien aufgenommen, immer vollständig. Varianten

Ü Aria.] fehlt GG6Kr 10 entbähren] entbehren B3B4GG6Kr

C II. Galante und Verliebte Gedichte

317

8. An seine Schöne, als sie ihr Namensfest begieng. 〈Juli 1714〉 (Wenn dieses welcke Blatt, du englische Grisette) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage N1, S. 224–225. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 262–263; N4, S. 224–225; Kr I, S. 26–27. Die dreisilbige Lücke in Z. 27 ist allen Drucken gemeinsam. Datierung Die Überschrift nennt Ort und Jahr (»Schweidnitz 1714«), der Heiligenkalender die möglichen Daten: 11.07.1714 („Eleonore“) und 22.07.1714 („Magdalena“) waren die Namenstage der Besungenen. Enders schwankt, da er von einem Namenstag Leonore am 21.2. ausgeht (Zeitfolge, S. 18 und 89); Hoffmann ist für den 11.7. (Zeitfolge, Bl. 3v). Verbreitung 1969 in Wiedemanns Anthologie ,Der Galante Stil‘ abgedruckt. Varianten

5 deine] deiner Kr 36 noch wohl] wohl noch Kr 41 der Freyheit] die Freiheit Kr Erläuterungen

1 englische] »engelhafte«, »engelgleiche«; vgl. DWb. 3,481. 1 Grisette] (frz.) Ursprünglisch grauer Stoff, dann die Trägerinnen grauen Stoffs, Näherin, Putzmacherin, allg. einfaches, berufstätiges Mädchen. Vgl. DWb. 4,1,6,384f.

318

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

9. Nahmens-Cantata auf seine Liebste zur Abends-Zeit. 〈Juli 1714〉 (Jch versteh wohl, was ihr wolt) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 175–177. Weitere Texzeugen: A2-A5, S. 159–161; G1-G5, S. 355–357; G6, S. 431–432; Kr I, S. 28–29. In G6 stehen die Zeilen linksbündig, die Angaben »Aria« und »Rec.« fehlen. Datierung Zum 11.07.1714 (Namenstag Eleonore) oder zum 22.07.1714 (Namenstag Magdalena); s. o. Nr. 8. Verbreitung 1929 in Sommerfelds Anthologie und 1956 in Hühnerfelds Auswahlausgabe verbreitet. Varianten

Ü Nahmens-Cantata 〈...〉] Nahmens-Cantate G; Zu einer Abendmusik G6

Ü Abends-Zeit] Abendzeit Kr 3 ein eiffersüchtig] ein eiffersichtig G1-G4; dein eyfersüchtig G5; eur eyfersüchtig G6 5 Schwör’ ich] Schwehr’ ich A1A2; Schwör’ ich A3-A5; Schwör ich GG6Kr 10–11 Was ich Und meine Brust] Was ich und meine Brust GG6Kr 26 Küssen] Kissen A5GG6 28 Verhängniß] Verhängnüß Kr 46 euch die Dauer] auch die Dauer G6 47 im Schlummer] in Schlummer GG6Kr

C II. Galante und Verliebte Gedichte

319

10. Aria. Als er endlich sich wagte Jhr seine Liebe zu entdecken. 〈Sommer 1714〉 (Flammen in der Brust empfinden) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D 342–344. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 253– 255; G6, S. 317–318; Kr I, S. 22–23. Datierung Für Krämer aus dem Sommer 1714, für Enders und Hoffmann /Maydorn vom Frühjahr 1715, kurz vor der „Verlobung“. Die Eifersucht auf den Nebenbuhler Dr. Täuber, die sich in Z. 15–16 andeutet, widerspricht dem frühen Ansatz Krämers nicht, erzählt Günther doch schon im Versbrief an Hahn vom Juli 1714 (s. o. Freundschafts-Gedicht Nr. 2, Z. 38–42) von den Nachstellungen des stolzen »Galenus«. Verbreitung 1742 von Mizler vertont, in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in dem Heft ,Fünf neue Weltliche Lieder’ zu finden (Bö I 374); 1874 von Tittmann, 1912 von Hoffmann /Maydorn, 1913 von Höfer, 1962 von Flemmer und 1998 von Bölhoff in Auswahlausgaben abgedruckt, 1965 in Grützmachers Anthologie; außer 1912 immer vollständig. Varianten

Ü Aria.] fehlt GG6Kr Ü er endlich sich] er sich endlich GG6Kr 16b Anderwärts den Kuß verspricht] fehlt G6Kr 19 dein Verhängniß] deine Verhängniß D; dein Verhängniß GG6; dein Verhängnüß Kr 42 Tugend] Jugend G3-G5G6 Erläuterung

1 Flammen in der Brust] Daß die Liebe mit Flammen, Funken, Glut verglichen wird, geht ebenso auf den Petrarkismus zurück wie die Vorstel-

320

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

lung, unerfüllte Liebe führe zu Krankheit und Tod. Vgl. Pyritz, Flemings Liebeslyrik, S. 223f.

11. Cantata. Die beständige Liebe. 〈Spätsommer 1714〉 (Die Schönheit ist es nicht gewohnt) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 307–308. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 276–278; G1-G5, S. 360–362; G6, S. 435–437; Kr I, S. 32–33. In G6 fehlen die Angaben »Aria« und »Rec.«, in G und Kr fehlen die Hervorhebungen durch Fettdruck in Z. 7, 9, 10, 14, 31, 32, 36, 37. Datierung Aus dem Spätsommer 1714. Von Enders wegen des tändelnden Tons und des Anklangs an Tibull hypothetisch in die galante Leipziger Rosetten-Zeit 1717 verlegt (Zeitfolge, S. 75 und 170), von Hoffmann in den Juli 1719, dann aber hs. korrigiert in »Sommer 1714« (Zeitfolge, Bl. 31r). Ihm folgend stellt auch Krämer den Text in die Frühzeit der Leonoren-Liebe. Verbreitung Von Fulda 1883, Hohlbaum 1921 und Flemmer 1962 in Auswahlausgaben abgedruckt, 1921 unvollständig. Varianten

Ü Cantata.] Cantate. G; fehlt G6Kr 2 Gefangne] Gefagne A2 6,30,52 Da Capo.] fehlt G6 15 Ergötzt] Ergetzt G2-G5G6 22 Den Echo] Dem Echo GG6 25 Verewigt] Vereinigt GG6Kr 42 geliebt] geliebet G6Kr

C II. Galante und Verliebte Gedichte

321

– Galante Spiele – 12. Aria. Als er sich über ihren Eigensinn beschwehrte. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Wer wolte dich nicht englisch preisen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 411–413. Weitere Textzeugen: G2-G5, S. 1172–1173; G6 Anh, S. 9–11; Kr I, S. 30–31. G6 und Kr drucken das Gedicht linksbündig. Datierung Hypothetisch im Winter 1714 /15 anzusiedeln, so Enders wegen Hunolds Einfluß (Zeitfolge, S. 74 und 170); für Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 4v) und Krämer noch im Spätsommer 1714. Das Spiel mit Vorwürfen, Entfremdungen, Bedrängnissen erscheint als eine affektisch verstärkte Form der Huldigung und Werbung. Verbreitung 1981 in Heckmanns Auswahlausgabe aufgenommen. Varianten

Ü Aria.] fehlt G6Kr 46 Das noch] Daß noch Kr 49 über alles] über alle G5G6 51 ergötzen] ergetzen GG6

322

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

13. Aria. Als er sich seiner Abwesenden – – erinnerte. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Küßt ihr Seuffzer mein Vergnügen!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D 413–414. Weitere Textzeugen: G2-G5, S. 1174–1175; G6 Anh, S. 11–12; Kr I, S. 34. G6 und Kr drucken linksbündig. Datierung Aus der zweiten Hälfte des Jahres 1714, nach der Hypothese von Enders wegen des Hunoldschen Einflusses (Zeitfolge, S. 75 und 170); nach Hoffmann schon aus dem Sommer 1714 (Zeitfolge, Bl. 4r). Auch Krämer ordnet den Text früh ein, worauf auch das Spiel mit Klagen und Schmachten hindeutet. Die Überschrift scheint nicht recht zum Text zu passen und wird deshalb in Kr I weggelassen. Verbreitung 1747 /49 in die Crailsheimsche Liederhandschrift, 1874 von Tittmann und 1913 von Höfer in Auswahlausgaben aufgenommen. Varianten

Ü Aria.] fehlt G6Kr Ü Als er sich 〈...〉 erinnerte.] fehlt Kr 28 Dir von mir] Die von mir D; Dir von mir GG6Kr

14. Auf einen Kuß. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Jch weiß, geliebtes Kind! Daß meine Treu im Küssen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 347–348. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 1052 /2; G6 Anh., S. 76 /2; Kr I, S. 41. G6 und Kr drucken linksbündig.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

323

Datierung Bei Enders undatiert, von Hoffmann im Herbst 1714 angesiedelt (Zeitfolge, Bl. 5r), von Krämer ebenfalls früh eingeordnet. Verbreitung Von Dahlke (1957 u. ö.), Flemmer (1962), Heckmann (1981) in Auswahlausgaben, von Grützmacher (1965) und Kiermeier-Debre (1995) in Anthologien berücksichtigt.

15. Als er sich einsten gegen sie zu frey aufgeführet. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Verdienet denn, du Bild der keuschen Zucht!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D 424–425. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 942; G6 Anh, S. 5–6; Kr I, S. 51. Datierung Aus dem Herbst oder Winter 1714 /15, der Zeit der sporadischen Gewährung; von Enders nicht datiert, von Hoffmann ins Frühjahr 1715 eingeordnet (Zeitfolge, Bl. 7r). Galantes Spiel. Verbreitung Von Hühnerfeld (1956), Bauer (1958), Windfuhr (1961), Flemmer (1962), Heckmann (1981) in Auswahlausgaben, 1965 in Grützmachers Anthologie aufgenommen. Varianten

3 mit einem armen Schaafe] mit einem Schaafe D; mit einem armen Schaafe GG6Kr 9 wilt] willst G6 24 Hand voll] Hand-voll G; Handvoll Kr

324

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

16. Aria. An seine Schöne. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Was vor Rosen, schöner Engel!) Handschriftliche Überlieferung Abschrift in der Jugendgedicht-Sammlung, S. 26 (SHs 2.2);  Abb. 62 Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 229–230. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 260–261; G6, S. 322; Kr I, S. 47. G6 und Kr drucken linksbündig. Datierung Aus dem Herbst oder Winter 1714 /15; ebenso Enders, wenn auch nur hypothetisch und ohne Begründung (Zeitfolge, S. 74); für Hoffmann erst im Frühjahr 1715 entstanden (Zeitfolge, Bl. 7r), für Krämer im Herbst 1714. Verbreitung 1747 /49 teilweise in der Crailsheimschen Liederhandschrift, durch Dahlke (1957 u. ö.), Marquardt /Wandrey (1961), Flemmer (1962) und Heckmann (1981) vollständig in Auswahlausgaben, 1971 – ebenfalls ungekürzt – in der Anthologie von Jentzsch verbreitet. Varianten

Ü Aria.] fehlt SHsGG6Kr Ü An seine Schöne.] fehlt SHs 7 würckt] wirckt GG6 8 in dir?] in $mir% dir? SHs 10 angebohrnen] angebohrner SHs 13 Schertzen] $Schelten% Schertzen SHs 14 Wol dergleichen] $eine solche% wohl der gleichen SHs 15 Bildniß] Bildnüß SHsKr 19 Brüste] B - - BG; - - G6; Brüste SHsKr

C II. Galante und Verliebte Gedichte

20 21 23 29

325

liebreich] Liblich SHs Milch] M - - BG; - - G6; Milch SHsKr wohl-bestellten] wohl gestalten SHs; wohl bestellten GG6 Griff] Gr - - BG; Kuß SHs; - - G6; Grif Kr

17. Als er Sie wieder zu besänfftigen suchte. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Erzürnte Schöne! laß einmahl) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 337–338. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 303–304; G1-G5, S. 265–266; G6, S. 325–326; Kr I, S. 48. Die letzte Zeile ist in G fett gedruckt. Datierung Vom Herbst oder Winter 1714 /15; dagegen vermutet Enders als Abfassungszeit den Herbst 1715, zur Versöhnung nach der Täuber-Krise (Zeitfolge, S. 75 und 170); Hoffmann denkt an den März 1715 (Zeitfolge, Bl. 7v), Krämer eher an die Frühzeit der Leonoren-Liebe in der zweiten Hälfte 1714. Verbreitung In den Auswahlausgaben Tittmanns (1874), Fuldas (1883), Höfers (1913), Skuhras (1938) und Flemmers (1962), immer vollständig. Varianten

Ü suchte.] suchete. A2-A5 8 erkennt] bekennt Kr 15 genung] genug GG6 17 Wozu] Worzu GG6

326

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

18. Aria. Als er gleichfalls zu einer andern Zeit dicht berauschet war. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Hab ich mich einmahl vergangen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 403–405. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 922–923; G6, S. 378–379; Kr I, S. 43–44. G6 und Kr drucken linksbündig. Datierung Vom Herbst oder Winter 1714 /15; dagegen Enders: vom Dezember 1721, auf Leonore Dauling bezogen (Zeitfolge, S. 58 und 154), später aber hypothetisch auf 1715 vordatiert (Güntheriana, S. 195, Anm. 1). Nach Hoffmann vom Herbst 1714 (Zeitfolge, Bl. 5r). Argumentation und Diktion – u. a. die »Schau-Gerichte« (Z. 27) und die »Nach-Welt« (Z. 40) – situieren den Text in die frühe Zeit mit Leonore Jachmann. Vgl. z. B. »Etwas lieben und entbehren« (s. o. Nr. 6), Z. 15. Verbreitung Enthalten in zehn Auswahlausgaben, hg. von Müller (1827), Tittmann (1874), Fulda (1883), Scholz (1902), Hohlbaum (1921), Geiger (1947), Dahlke (1957 u. ö.), Windfuhr (1961), Flemmer (1962), Heckmann (1981), dazu in den Anthologien von Flaischlen (1925) und Scholz (1941). 1902, 1925 und 1947 gekürzt. Von Franz Krause 1957 vertont. Varianten

Ü Aria. Als er 〈...〉 berauschet war.] fehlt Kr 31 Und nur] Die nur Kr (ebenso Tittmann und Fulda) Erläuterungen

Ü dicht berauschet] Die Überschrift paßt nicht recht zu dem Werbegedicht und wirkt willkürlich hinzugefügt, im Anschluß an das in G und G6 unmittelbar vorher abgedruckte Studentenlied »Ich schlaffe zwar, ihr wehrten Brüder!« (s. Bd. II).

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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13 Jch soll reimen] Hinweis darauf, daß dieses Gedicht von Leonore angefordert wurde, evtl. als Buße. 28 Erlner] Die Erle gilt hier als unfruchtbar, wie sonst der Weidenbaum; vgl. Henkel /Schöne, Sp. 244. 31 die Granaten] Granatäpfel sind südlich rot und schön, haben aber viele faule Kerne. Vgl. DWb. 4,1,5,1836.

19. Er suchet seine erzürnte Schöne zu besänftigen. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Versöhn ich dich mit keinem Kusse) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 95–96. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 105–106; N4, S. 95–96; Kr I, S. 49–50. Datierung 1714 /15; dagegen Enders: September 1715, nach dem Täuber-Zwist (Zeitfolge, S. 21 und 100); ähnlich Hoffmann: August 1715 (Zeitfolge, Bl. 9v). Krämer: Sommer 1714 (hs. Anm. in Enders, Zeitfolge, S. 21). Verbreitung In den Auswahlausgaben von Tittmann (1874), Fulda (1883), Hoffmann / Maydorn (1912) und Hohlbaum (1921) ohne Kürzungen abgedruckt. Variante 4

12 Pövel] Pöbel N Kr Erläuterung

35 Malvasier] Edler griech. Wein, ursprünglich aus Napoli di Malvasia; vgl. DWb. 6,1512.

328

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

20. Als er sich mit ihr wieder zu versöhnen suchte. Aria. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Kluge Schönheit! nimm die Busse)

In

der

Handschriftliche Überlieferung Sammelabschrift der Jugendgedichte, S. 29–30

(SHs 2.7).

 Abb. 65–66 Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 402–403. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 934; G6, S. 300; Kr I, S. 42. In D und Kr vor Nr. 18 gestellt. G6 und Kr drucken linksbündig. Datierung Nach Enders (Zeitfolge, S. 58 und 154) im Dez. 1721 für Leonore Dauling geschrieben (wie Nr. 18), später aber wegen der Abschrift SHs 2.7 auf 1715 zurückdatiert (Güntheriana, S. 195, Anm.1). Nach Hoffmann vom Herbst 1714 (Zeitfolge, Bl. 5r). So dachte auch Krämer. Galantes Spiel aus der Zeit wechselnden Liebesglücks im Herbst und Winter 1714 /15. Verbreitung 1827, 1860, 1874, 1883, 1912, 1938, 1947, 1981 in den Auswahlausgaben von Müller, Roquette, Tittmann, Fulda, Hoffmann /Maydorn, Skuhra, Geiger und Heckmann zu finden, 1863 in der Anthologie ,Bibliothek der Dt. Klassiker’. Varianten

Ü Als er 〈...〉 suchte.] fehlt SHs Ü Aria.] fehlt GG6Kr 6 begangen] 〈empfangen〉 begangen SHs 8 schärffsten] 〈Besten〉 scherffsten SHs 15 grösten] gröbsten G2-G5G6

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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21. An seine Schöne, die er bey einer widrigen Begebenheit tröstet. 〈Januar 1715〉 (Mein Kind! es ist mir leid, daß wider mein Verhoffen) Handschriftliche Überlieferung In der Sammelabschrift der Jugendgedichte, S. 29 (SHs 2.6);  Abb. 65 Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 125. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 135; ` 4 Z. N4, S. 125; Kr I, S. 55. Nur Kr teilt den Text in 3 Str. a Datierung Nach Enders (Zeitfolge, S. 22 und 101) aus der Zeit April /Sept. 1715; nach Hoffmann (2. Gabe, S. 3) verfaßt anläßlich der Geburt und Taufe von Barbara Katharina, dem 4. Kind von Schul-Collega Johann Anton Lucas und Leonores Schwester Maria Elisabet, am 20.1.1715. Wie der Stammbaum der Familie Jachmann (Heyer /Hoffmann, S. 81) ausweist, kommt in der Zeit der Leonoren-Liebe nur dieser Anlaß in Betracht. Leonores jüngere Schwester Eva Maria, verheiratet mit Rektor Johann Christian Leubscher, wurde offensichtlich als Patin vorgezogen. Verbreitung 1998 in Bölhoffs Auswahlausgabe. Varianten Ü An seine 〈...〉 tröstet.] fehlt SHs 5 bescheide dich] bescheide dir SHs 9 vorietzt] vor itzt SHs Erläuterungen 3 Gevatterbrief] Formelle Einladung des Kindsvaters an die erwählte Patin zum Festschmaus, damals von großer gesellschaftlicher und rechtlicher Bedeutung.

330

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

3 deine Schwester] Eva Maria Leubscher, geb. Jachmann (geb. 1691). 7 deiner Freundinn] Maria Elisabet Lucas, geb. Jachmann (geb. 1680). 11 Die stolze Werkmarie] Eva Maria Leubscher, s. o. Z. 3.

22. Als Sie ihn derer versprochenen Reime wegen plagete. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Galant- und schönes Kind! gewiß, du plagst mich gut) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 230 /1. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 1047–1048; G6 Anh, S. 73; Kr I, S. 35. Datierung Für Enders undatierbar (Zeitfolge, S.83), nach Hoffmann vom Juli /August 1714 (Zeitfolge, Bl. 4r), für Krämer ebenfalls aus der Frühzeit der LeonorenLiebe. Inhaltlich setzt die Forderung der Geliebten bereits eine gewisse Vertrautheit voraus, andererseits ist das Stadium des galanten Spiels noch nicht vorbei. Also denken wir an die Zeit wechselnder Gewährung im Herbst und Winter 1714 /15. Varianten

Ü derer] der B2-B4GG6Kr Ü versprochenen] versprochnen G1G2 Ü plagete] plagte GG6Kr

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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23. An seine Leonore. 〈Herbst/Winter 1714/15〉 (Du fromm- und treues Blut, geliebte Leonore!) Handschriftliche Überlieferung In der Sammelabschrift der Jugendgedichte, S. 28 (SHs 2.5);  Abb. 64 Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 245–246. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 1048 /1; G6 Anh, S. 73 /3; Kr I, S. 38. Kr druckt linksbündig. Datierung Herbst 1714, wegen der Aufnahme in die Jugendgedichtsammlung SHs 2. Von Enders auch ohne Kenntnis der Abschrift hypothetisch in diese Zeit gestellt (Zeitfolge, S. 75), von Hoffmann in den Juli /August 1714 (Zeitfolge, Bl. 4r). Verbreitung Nur in der Auswahlausgabe von Heckmann (1981).. Varianten

Ü An seine Leonore.] fehlt SHs 2 das schlechte] diß schlechte SHsKr 4 Haber-Rohre] herben Rohre SHs 5 welcke Blat] herbe Blat SHs 6 hab’ ich] habe ich B3; hab ich SHsB4GG6Kr Erläuterung

4 Haber-Rohre] (lat. avena) »Hirtenflöte«, zugleich Bezeichnung für die einfachste Gattung des idyllischen Gesangs. Vgl. DWb. 4,2,86; Georges, Sp. 318.

332

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

– Verlobung, Liebesglück – 24. Sonnet. An seine Magdalis. 〈Frühjahr 1715〉 (Nicht anders leget sich die Blumen-Göttin an) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 237–238. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 561–562; G6, S. 994 /2; Kr I, S. 54. G6 und Kr drucken linksbündig. Kr teilt den Text in 4 Abschnitte von 4+4+4+2 Zeilen ein. Datierung März /April 1715, im Zusammenhang mit dem »Verlobungsgedicht« Nr. 26: Leonores grünes Halstuch läßt den Liebenden hoffen. Vgl. Enders, Zeitfolge, S. 19 und 90f.; Hoffmann, Zeitfolge, Bl. 7v. Verbreitung 1860 von Roquette, 1874 von Tittmann, 1883 von Fulda in Auswahlausgaben, 1863 in die Anthologie ,Bibliothek der Dt. Klassiker’ aufgenommen. Varianten

Ü Sonnet.] fehlt G6Kr 1 Nicht] Nichts Kr 5 nichts] nicht B3 9 wohlgestaltes] wohlgestalltes B1; wohlgestaltes B2-B4GG6Kr 14 aufs] auf B3B4 Erläuterungen 6 schraubet] »plagt«, »quält«; vgl. DWb. 9,1655. 10 die Lieberey] (mlat. liberata, »was der Herr dem Bedienten liefert«) Bedientenkleidung mit Abzeichen, auch nur das Abzeichen, das die Zugehörigkeit zu einem herrschaftlichen Hause zeigt. Vgl. DWb. 6,853f. 14 aufs Bothen-Lohn] »Lohn« war früher Neutrum, bes. im Niederdeutschen. Vgl. DWb. 6,1132.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

333

25. Sonnet. An die Vorhergehende, Als Sie an seiner Treu zweiffelte. 〈Frühjahr 1715〉 (Mein Kind! was zweiffelst du an meiner Redligkeit?) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 239–240. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 562–563; G6, S. 995 /2; Kr I, S. 56. G6 druckt linksbündig, Kr teilt den Text in vier Abschnitte zu 4+4+4+2 Zeilen ein. Datierung Frühjahr 1715, kurz vor oder nach der „Verlobung“ mit Leonore Anfang April; ebenso dachten Enders (Zeitfolge, S. 19 und 90f.) und Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 7v), die einen engen zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit den Gedichten Nr. 23 und Nr. 24 sahen. Für Krämer vor der Verlobung; so auch hier. Verbreitung In den Auswahlausgaben von Roquette (1860), Tittmann (1874), Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912) und in den Anthologien von Rassmann (1817), Wolff (1838), ,Meyer’s Groschenbibliothek’ (ca. 1853) und ,Bibliothek der Dt. Klassiker’ (1863) berücksichtigt; 1961 von Schoolfield in englische Verse übersetzt. Varianten

Ü Sonnet.] fehlt G6Kr Ü An die Vorhergehende.] fehlt Kr Ü Als Sie 〈...〉 zweiffelte.] fehlt GG6 13 deinem] deinen B3B4 Erläuterungen 5 Ebals Felsen] Berg des Fluchs, 938 m hoch, 3 km nördl. von Sichem; vgl. 5. Mos. 11,29; 27,13.

334

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

6 Cains Fuß] Kain, Adams erster Sohn, wurde nach dem Mord an seinem Bruder Abel von Gott des Landes verwiesen und lebte unstet und flüchtig; vgl. 1. Mos. 4,11–16.

26. Sonnet. An eben die Vorige 〈Magdalis〉. 〈Frühjahr 1715〉 (Das Glücke muß für wahr mich als sein Schoß-Kind lieben) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 238–239. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 562 /1; G6, S. 995 /1; Kr I, S. 58. Kr teilt den Text in vier Abschnitte zu 4+4+4+2 Zeilen. Datierung Frühjahr 1715, zur inoffiziellen „Verlobung“ mit Leonore; nach Enders am 3.4.1715 (Zeitfolge, S. 19, 90f., 177f.), nach Hoffmann am 2.4.1715 (Zeitfolge, Bl. 7v). Beide leiten die Datierung von dem Laubaner Erinnerungsgedicht »Ach! kan Natur und Jahr« vom 2. April 1720 ab; s. Bd. III. Verbreitung In den Auswahlausgaben von Tittmann (1874), Fulda (1883), Hoffmann / Maydorn (1912), Höfer (1913), Geiger (1947), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) abgedruckt; 1961 von Schoolfield in englische Verse übertragen. Immer vollständig. Varianten

Ü Sonnet.] fehlt G6Kr Ü An eben die Vorige.] An seine Magdalis Kr 14 Wirckt] Würckt Kr Erläuterungen

12 verstreiche] »entferne«, »auslösche«; vgl. DWb. 12,1,1795. 14 Wirckt] »Webt«, vgl. DWb. 14,2,554.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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27. Madrigal Von der Liebe. 〈Frühjahr 1715?〉 (O Liebe! Was vor innig-süsse Triebe) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: A1, S. 330–331. Weitere Textzeugen: A2-A5, S. 298; G1-G5, S. 558 /1; G6, S. 988 /1; Kr I, S. 36. Datierung Frühjahr /Sommer 1715; von Enders nicht datiert (Zeitfolge, S. 82), von Hoffmann in den Sommer 1714 eingeordnet (Zeitfolge, Bl. 4r), von Krämer ebenfalls 1714. Das Glücks-Madrigal könnte aber auch in die sichere Zeit nach der Verlobung passen. Verbreitung In den Auswahlausgaben von Müller (1827), Fulda (1883), Hohlbaum (1921), Geiger (1947) und Bölhoff (1998) sowie in Wiedemanns Anthologie ,Der galante Stil‘ (1969) abgedruckt; immer vollständig. Variante 6

Ü Madrigal] fehlt G Kr Erläuterung

6 Amœnens Gunst] Amoena (lat. »die Anmutige«, »Reizende«, »Lachende«) wird hier zu einer Göttin erhoben, als Anspielung auf den ,locus amoenus’ der heimlichen Treffen.

336

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

28. Madrigal. An eben die Vorige 〈Magdalis〉. 〈Frühjahr 1715?〉 (Mein Kind! ich bin der Huld nicht werth) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 240. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 558–559; G6, S. 988 /2; Kr I, S. 37. Datierung Aus dem Frühjahr 1715, der Zeit der Erfüllung; für Enders erst im Sommer 1715 (Zeitfolge, S. 20), für Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 4r) und Krämer schon in der Zeit der Werbung im Sommer 1714 entstanden. Verbreitung In den Auswahlausgaben von Tittmann (1874), Fulda (1883), Hoffmann / Maydorn (1912), Geiger (1947), Dahlke (1957 u. ö.), Windfuhr (1961), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) zu finden, überall ungekürzt. Varianten

Ü Madrigal.] fehlt G6Kr Ü An eben die Vorige.] An seine Magdalis. GG6Kr

29. Als er seiner Magdalis nichts zum grünen Donnerstage geben konnte. 〈Frühjahr 1715〉 (Getreue Magdalis! du forderst zwar den Zoll) Handschriftliche Überlieferung In der Sammelabschrift der Jugendgedichte, S. 28 (SHs 2.4).  Abb. 64

C II. Galante und Verliebte Gedichte

337

Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 244–245. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 1051; G6 Anh, S. 75 /1; Kr I, S. 60. Kr druckt den Text in 3 Str. a ` 4 Z. Datierung Aus der Karwoche im April 1715, wegen Z. 7 kurz nach der „Verlobung“ (Hoffmann, Günthers Schulzeit, S. 33; Krämer). Eher unwahrscheinlich erscheint Enders’ Datierung auf den Gründonnerstag im April 1716 (wegen Z. 2): Leonore habe in einem Brief zu Günthers 21. Geburtstag am 8.4. 1716 den Dichter an die traditionelle Geschenksitte erinnert (Zeitfolge, S. 103f.). Verbreitung Von Tittmann (1874), Hoffmann /Maydorn (1912), Höfer (1913), Windfuhr (1961), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) vollständig in Auswahlausgaben aufgenommen. Varianten Ü Als er 〈...〉 kunnte.] fehlt SHs Ü seiner Magdalis] seine Magdalis B3 Ü kunnte] konnte GG6AnhKr 2 wiederkommt] wieder kombt SHs; wieder kommt GG6Anh 3 weiß nicht] weiß nichts SHsKr 4 in selber] sonst SHs; in selbter GG6AnhKr 10 überhübe] uber hieb SHs 12 Liebe] Lieb$e% SHs

338

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

30. An seine Schöne. 〈Sommer 1715〉 (So wenig eine junge Rebe) Handschriftliche Überlieferung Das Autograph – bis Z. 24 flüchtige Reinschrift, ab Z. 25 Konzept – im ,Schweidnitzer Taschenbuch’, Bl. 1v–2r (SHs 1.2), ist abgedruckt bei Heyer / Hoffmann, S. 88–89. Das Original ging verloren. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 422–423. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 300–301; G6 Anh, S. 3–4; Kr I, S. 52–53. In G sind die drei letzten Zeilen fett gedruckt. G6 Anh und Kr drucken linksbündig. Datierung Aus dem Sommer 1715. Enders kommt unter Berücksichtigung der Angaben „24 Wochen“ (Z. 26) und „in 40 Tagen“ (Z. 26 im Entwurf) – bezogen auf die Frist von der »Verlobung« bis zur Schulentlassung – zu dem Ergebnis: Das Gedicht wurde um den 8.8.1715 geschrieben (Zeitfolge, S. 92). Hoffmann dachte an die zweite Augusthälfte 1715 (Zeitfolge, Bl. 8v), Krämer an die Zeit vor der »Verlobung« im Frühjahr 1715. Verbreitung Str. 2 wurde aufgenommen in die Auswahlausgaben von Scholz (1902), Wendel (1921), Riemerschmidt (1938), Geiger (1947) und in die Anthologien von Blei (1907) und Arnold (1970). Vollständig ist das Gedicht wiedergegeben in den Auswahlausgaben von Höfer (1913), Dahlke (1957 u. ö.), Bauer (1958), Marquardt /Wandrey (1961), Flemmer (1962), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) sowie in die Anthologien von Hederer (1954), Grützmacher (1965) und Kiermeier-Debre (1995). Vertont wurde das Gedicht von Christof Stählin (LP 1979, Film 1981); vgl. Partitur in: Text+Kritik 74 /75, S. 1–2).

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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Varianten

Ü An seine Schöne.] fehlt SHs 11 Brüste] Br - - D; Brüste SHsKr; B - - G; - - G6Anh 16 die Sterne] die Sternen SHsKr 19 der Wollust] Wollust SHs 25 wer dich] wer $dir% dich SHs 27 Wie bald 〈...〉 entleiben] $Wer weis% Vielleicht wir$d man% stu in 40 Tagen $(So lange bin ich noch bey dir)% Den Abschied Wie bald kan mich ein Stahl entleiben SHs 28 Denn] Dann SHsKr 30 andern sich] andren 〈ihm〉 sich SHs; andren sich Kr 39 Dem wenig] $Gefällt es d% Dem wenig SHs 40 Den Preis der Redlichkeit] $Jm Lieben% seinen Preis Den Preis der Redligkeit SHs Erläuterungen

2 des Ulmbaums Hülffe] Antike Muster für das Bild vom Ulmbaum finden sich bei Catull, Carm. 61, 106–107; 63, 49–54; ferner in den Emblemsammlungen von Alciatus (1531), Camerarius (1590) und Vaenius (1608). Vgl. Henkel /Schöne, Sp. 259 f. 8 Jch leb’und sterbe dir getreu] Zu den Treueschwüren vgl. Alciatus: „Amicitia etiam post mortem durans“, abgedruckt bei Henkel /Schöne, Sp. 25, abgebildet in Bölhoffs Auswahlausgabe, Taf. 15 /1; ferner in: Anthologia Graeca IX, Nr. 231 (Bd. 3, S. 142–143). 25-26 Frist Von vier und zwantzig Wochen] Vom 3. April 1715, dem von Enders errechneten „Verlobungstag“, bis zur Schulentlassung im September 1715. 37 diese Grab-Schrifft] Die von Günther mehrfach aufgegriffene Praxis, ein Gedicht mit einem eigenen Epitaph zu krönen, geht auf die ,Anthologia Graeca‘ und die Neulateiner zurück. 38 dein ander Jch] Die Alter-Ego-Formel verwendet Günther, wie schon Cicero und Vergil, zum Ausdruck inniger Freundschaft und Liebe; vgl. ,Theodosius’-Drama, Actus IV, Scena 6.

340

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

31. An Leonoren. 〈Sommer 1715〉 (Du zwingst mich, Werthes Kind! dir vieles vorzusagen) Handschriftliche Überlieferung Die Abschrift in der Sammlung ,Verliebte Gedichte’, Nr. 237, ist verloren (SHs 10.11); sie enthielt aber – nach dem Abdruck bei Hoffmann /Maydorn (S. 16/1) zu urteilen – keine inhaltlichen Abweichungen. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 390 /1. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 556 /3; G6, S. 985 /4; Kr I, S. 57. Datierung Treueschwur vom Frühsommer 1715, nach der „Verlobung“ mit Leonore; die epigrammatische Kürze soll Entschlossenheit, Männlichkeit, Zuverlässigkeit signalisieren. Für Enders undatierbar; von Hoffmann im Mai 1715 und dann versehentlich nochmals im Oktober 1716 eingeordnet (Zeitfolge, Bl. 8v, 14v), von Krämer kurz vor der Verlobung im April. Verbreitung Von Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Höfer (1913), Skuhra (1938), Geiger (1947) in Auswahlausgaben verbreitet, dazu 1969 in Wiedemanns Anthologie.

32. Aria. Als er sie seiner beständigen Liebe versicherte. 〈Sommer 1715〉 (Treuer Sinn! Wirff den falschen Kummer hin) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 331–332. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 255–256; G6, S. 319 /1; Kr I, S. 59. G6 und Kr drucken die Verse linksbündig, in G6 fehlen die Da Capo-Hinweise.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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Datierung Frühsommer 1715; Treueschwüre nach der „Verlobung“ mit Leonore; von Enders nicht datiert, von Hoffmann in die zweite August-Hälfte 1715 gestellt (Zeitfolge, Bl. 9v), von Krämer unmittelbar nach der Verlobung. Verbreitung In den Auswahlausgaben von Tittmann (1874), Fulda (1883), Scholz (1902) und Geiger (1947) enthalten, 1902 verkürzt. Varianten

Ü Aria.] fehlt GG6Kr 13 Ehe soll] Eher soll GG6Kr 15 Ehe löscht] Eher löscht GG6Kr Erläuterung

13,15 Ehe] »Ehe« statt »Eher« war grammatisch durchaus möglich, vgl. DWb. 3,33f.

– Täuber-Krise – 33. Als er Lenchens Augen küßte. 〈Sommer 1715〉 (Jhr Bogen voller göldnen Pfeile!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 209–211. Weitere Textzeugen: B2, ebda; B3-B4, S. 211–212; G1-G5, S. 284–286; G6, S. 337–339; Kr I, S. 65–66. G6 und Kr drucken linksbündig. Datierung Wegen der Anspielung auf Johann Täuber in Z. 31f. denken wir an den Sommer 1715 (Enders, Zeitfolge, S. 20 und 91f.). In diese Zeit stellte auch

342

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Krämer das Gedicht. Täuber warb derzeit um Leonore, tröstete sich nach deren Ablehnung indes schnell mit ihrer Schwester Euphrosina Maria, die er im Januar 1716 heiratete. Hintergrund ist also ein spielerisch antizipierter Triumph über den Nebenbuhler. Von Hoffmann wurde das Gedicht dagegen in den Zusammenhang der »Verlobung« im April 1715 gestellt (Zeitfolge, Bl. 8r). Verbreitung Achtmal in Auswahlausgaben – bei Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Hohlbaum (1921), Geiger (1947), Windfuhr (1961), Marquardt / Wandrey (1963), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) – und dreimal in Anthologien – von Cysarz (1937, 1954) und v. Wiese (1965) – abgedruckt; bis auf 1947 immer vollständig. 1959 von Franz Krause vertont. Varianten

1 göldnen] güldnen Kr 29 doch schonen] nicht schonen GG6Kr 35 Verschliest] Verschlüst B1B2; Verschleust B3; Verschliest B4Kr; Verschließt GG6 Erläuterung

28 Narden] (griech. να ρδος) Die Pflanze nardus sowie der aus deren Blüte bereitete Balsam; vgl. DWb. 7,358.

34. Als er von seinem Neben-Buhler abgestochen zu werden besorgte. 〈Sommer 1715〉 (Geliebtes Kind! der schöne Täuber) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 243–244. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 560–561; G6, S. 989–990; Kr I, S. 69.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

343

Datierung Vom Spätsommer 1715 (Enders, Zeitfolge, S. 98 f.; Hoffmann, Zeitfolge, Bl. 63r; Krämer), nachdem Dr. med. Johann Täuber bei Leonores Vater, Dr. med. Georg Jachmann, um die Hand seiner Tochter Eleonore angehalten hatte (Z. 22). Die madrigalische Form soll die Geliebte an glücklichere Zeiten erinnern; s. o. Nr. 27 und 28. Verbreitung Von Dahlke (1957 u. ö.), Flemmer (1962) und Bölhoff (1998) vollständig in Auswahlausgaben aufgenommen. Varianten

1 Täuber] T - - B; Täuber GG6Kr 4 Warum? ich] Warum ich B1; Warum? ich B2-B4G6Kr; Darum, ich G 10 die Brust] des Brust B1; die Brust B2-B4GG6Kr 17 Olorine!] Olorene! B4Kr 20 Redligkeit] Freundlichkeit G3-G5G6 Erläuterungen Ü abgestochen] (Turniersprache) »ausgestochen«, »verdrängt«, vgl. DWb. 1,127. 1 der schöne Täuber] Dr. med. Johann Täuber (1687–1724), ein reicher Verehrer Leonores. 16 Jude] »hausierender Händler«; vgl. DWb. 4,2,2353. 17 Olorine!] Anagramm von ,Leonore‘; deshalb von Krämer zu »Olorene« verbessert. 20 Mahl-Schatz] »Heiratsgut«, »Mitgift«; vgl. DWb. 6,1458. 23 Bedencke stets den Eid] Erinnerung an Leonores Treueversprechen bei der heimlichen Verlobung im April 1715; s. o. Nr. 26.

344

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

35. Abschied von seiner ungetreuen Liebsten. 〈Sommer 1715〉 (Wie gedacht, Vor geliebt, itzt ausgelacht) Handschriftliche Überlieferung Ein Entwurf findet sich im ,Schweidnitzer Taschenbuch’, Bl. 12v–13 (SHs 1.11), abgedruckt bei Heyer /Hoffmann, S. 101–103. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 98–100. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 108–110; N4, S. 98–100; Kr I, S. 70–71. Bei Kr ist das zweizeilige Da Capo ausgedruckt. Datierung Nach Hoffmann vom August 1715 (Zeitfolge, Bl. 9v), nach Enders vom September 1715 (Zeitfolge, S. 21 und 98f.). Absage- und Eifersuchtslied aus Anlaß der Werbung Täubers um Leonore. Zu diesem Nebenbuhler siehe Nr. 33 und 34. Quellen Kopp (Reiters Morgenlied, S. 206f.) erinnert an den Einfluß von Hunolds Gedicht »Immerhin«; Hofmann (Reiters Morgengesang, S. 9) verweist auf das musikalische Vorbild von Michael Franck, Geistliches Harpfenspiel, 1657. Vgl. ferner Friedlaender, Volkstümliche Lieder, S. 400–401; Friedlaender, Das deutsche Lied II, S. 1–4; Meier, Kunstlieder, S. 52; Kopp, Bibliographisches, S. 226–227. Verbreitung Sehr populär: 1743 in der Sammlung ,Musicalischer Zeit-Vertreib’ (Abb. in: Text+Kritik 74 /75, S. 30/1), 1754 und 1759 in den Lieder-Handschriften von Albrecht und Freytag, danach in fünf Lieder-Heften und in den Volkslied-Sammlungen von Erk /Irmer (1838), Scherer (1873, 1875), Erk /Böhme (1893), Wolfram (1894), Böhme (1895), Heeger /Wüst (1909), Meier /Seemann (1937), meist bearbeitet und erweitert. – In den Auswahlausgaben

C II. Galante und Verliebte Gedichte

345

von Tittmann (1874), Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Hohlbaum (1921), Skuhra (1938), Hühnerfeld (1956), Dahlke (1957 u. ö.), Windfuhr (1961), Marquardt /Wandrey (1963), Heckmann (1981), Bölhoff (1998). In den Anthologien von Flaischlen (1925), Stenzel (1969), Jentzsch (1971), Bode (1984), Bohnen (1987). Von Schulze /Forest (LP 1968) und Stählin /Tarr (SRG 1977, LP 1977, SR 1981) vertont und gesungen. – Zwei Beispiele für volkstümliche Fassungen des Liedes:

1. Wie gedacht, wie gedacht, aller Freud ein End gemacht. Gestern Lust und Freud genossen, heute vor die Brust geschossen, morgen in die Gruft gebracht! Wie gedacht etc. Ach wie bald, ach wie bald, vergeht Schönheit und Gestalt; prahlst du gleich mit deinen Wangen, die so schön wie Purpur prangen; auch die Rosen werden alt. Ach wie bald etc. Sieh das ist, sieh das ist, aller Mädchen Aergernis; viel versprechen, wenig halten, sich entzünden und erkalten, eh ein Tag vorüber ist. Sieh das ist etc. Weg von mir, weg von mir, falsche Seele, weg non mir! Jch erkenne deine Tüke, bei mir find’st du wenig Glüke; hätt ich dich niemals gesehn! Weg von mir etc. Neue Volks-Lieder. Nr. 3: Die Untreue. (Bö I 344)

2. Gut gedacht, gut gedacht, aller Freud ein End’ gemacht. Gestern Lust und Freud’ genossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in das kühle Grab.

346

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Ach wie bald, ach wie bald Schwindet Schönheit und Gestalt. Mancher prahlt mit seinen Wangen, Die wie Schnee und Rosen prangen; Alle Rosen welken bald. Dieses ist, dieses ist Aller Mädchen ihre List: Viel versprechen, wenig halten, Jn der Liebe ganz erkalten, Bis der Tod vorüber ist. Verfluchet ist, verfluchet ist Die Stunde ja zu jeder Frist, Da ich mich glücklich bei dir träumte, Die Liebessstunde nie versäumte, Bis du den Liebeskuß mir gabst. Hinweg von mir, hinweg von mir, Falsche Seele, weg von mir. Jetzt zerreiß’ich alle Triebe, Bei mir find’st du keine Liebe, Hätt’ ich dich zuvor gekannt! Weine nicht, weine nicht, Falsche Seele, weine nicht; Was helfen mir denn deine Thränen, Die aus falschem Herzen gehen, Wo keine Treu zu finden ist. Nassauische Volkslieder. Hg. von Ernst H. Wolfram. 1894. S. 212–213. Mit Mel. (Bö I 415) Varianten

Ü Abschied 〈...〉 Liebsten.] fehlt SHs 2 itzt] jezt Kr 8 Viel versprechen, wenig halten] $Jhre Liebe daurt so% Viel versprechen wenig halten SHs 9 entzünden] entzinden SHs 10 Oefters] Offters SHs

347

C II. Galante und Verliebte Gedichte

15 fürwahr] vorwahr SHsKr 34 den Scheitel] den Scheutel SHs; die Scheitel Kr 38 Rühmst du gleich von deiner Farbe] $Pralest du mit deiner Farbe% Rühmstu gleich daß von deine Farbe SHs 40 Ach! die Rosen] Auch die Rosen Kr 40 werden alt] $sterben bald% werden alt SHs 43 Jch zerreiße deine Kette] $Jch entschlage mich% Jch zerreiße deine Ketten SHs 45 Stellet mir was bessers für] fehlt SHs Erläuterung

44 die kluge Henriette] Taktische Fiktion einer konkreten Rivalin.

36. Aria. Daß man im Lieben nicht auf Reichthum 〈...〉 sehen müsse. 〈Sommer 1715〉 (Jch liebe nur, was mich vergnügt)

In

der

Handschriftliche Überlieferung Sammelabschrift der Jugendgedichte, S. 27–28

(SHs 2.3).

 Abb. 63–64 Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 221–223. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 257–258; G6, S. 218–219; Kr I, S. 72–73. In G sind die Zeilen 38–40 fett gedruckt. Datierung Nach Hoffmann vom August 1715 (Zeitfolge, Bl. 10r), während Enders das Gedicht in den September 1715 verlegt (Zeitfolge, S. 21 und 99). In dem Rollengedicht, das vielleicht auf eine Unterredung der Liebenden zurückgeht, sucht Leonore die Eifersuchtsgedichte Nr. 34 und 35 zu entkräften. Straubes Bezug zu Phillis in der Überschrift von G6 ist nicht begründet.

348

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Verbreitung In den Auswahlausgaben von Tittmann (1874), Fulda (1883), Wendel (1921), Skuhra (1938), Geiger (1947), Dahlke (1957 u. ö.), Marquardt / Wandrey (1961), Windfuhr (1961), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998), 1925 in Flaischlens Anthologie; außer 1921 und 1947 immer vollständig. 1733 /34 von Telemann vertont; vgl. dazu die CD ,Singe-, Spiel- und Generalbaßübungen’ mit Klaus Mertens und Ludger Re´my (cpo/DF 2005). Varianten 6

Ü Aria.] fehlt SHsGG ; Leonorens Anwort: Kr Ü Daß man 〈...〉 müsse.] fehlt SHs; An Phillis. (1721.) G6 2 nach Gelde kirrt] mit Golde kürrt SHs; mit Golde kirrt Kr 13 der Frau] der Fr. SHs Erläuterungen

2 kirrt] »buhlt«, vgl. DWb. 5,839f. 21 gelbe Raben schreyn] »ungarische Ducaten mit dem Bilde eines Raben« prahlen; vgl. DWb. 8,6f.

37. An seine Schöne. 〈Sommer 1715〉 (Nur eine bleibet meine Taube) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 94–95. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 104–105; N4, S. 94–95; Kr I, S. 45–46. Datierung Vermutlich aus dem Sommer 1715. Von Enders hypothetisch in die Schulzeit verlegt (Zeitfolge, S. 75), für Hoffmann schon im Frühjahr 1715 entstanden (Zeitfolge, Bl. 7r). Die Tauben-Metaphorik legt nahe: Das Gedicht besingt das Glück der Versöhnung nach dem Täuber-Zwist.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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Verbreitung In den Auswahlausgaben von Tittmann (1874), Windfuhr (1961), Heckmann (1981) und Bölhoff (1998) zu finden, von Stählin vertont (LP 1977, Film 1981). Varianten

3 süssrem] süssen N1N4; süssem N2N3; süßrem Kr 33 Petrarch] Petrach N4

– Abschied – 38. An eben dieselbe 〈Leonore〉. 〈Herbst 1715〉 (Schicke dich, geliebtes Kind) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 246 /1. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 1048 /2; G6 Anh, S. 74 /1; Kr I, S. 40. G6 und Kr drucken alle Zeilen linksbündig. Datierung Im Herbst 1715 entstanden, in der Zeit des nahenden Abschieds. Enders stellt das Gedicht hypothetisch in die spätere Schulzeit und weist auf das Akrostichon SIDUNA hin (von lat. sidus »Stern«, etwa: »Schönheit mit strahlenden Augen«), das jedoch in keiner der alten Ausgaben hervorgehoben wird (Zeitfolge, S. 75 und 170). Für Hoffmann ist der Text in der zweiten Augusthälfte 1715 (Zeitfolge, Bl. 9v) entstanden, Krämer ordnet es der Frühzeit der Leonoren-Liebe zu. Verbreitung Ungekürzt in den Auswahlausgaben von Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Höfer (1913), Hohlbaum (1921), Geiger (1947), Flemmer (1962) und in Conradys Anthologie (1978) abgedruckt.

350

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Variante

Ü An eben dieselbe.] An seine Leonore Kr

39. An eben die Vorige 〈Magdalis〉. Als er sie auf einige Zeit entbehren sollte. 〈Herbst 1715〉 (Zwey Tage soll ich dich und deinen Umgang meiden) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 245 /1. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 1051–1052; G6 Anh, S. 75 /2; Kr I, S. 61. Kr teilt den Text in 2 Str. a ` 6 Z. ein. Datierung Vom Herbst 1715. Enders datiert den Text auf August 1715 (Zeitfolge, S. 20 und 93), Hoffmann auf den 21.6.1715 (Zeitfolge, Bl. 8v). Krämer folgt dem frühen Ansatz, indem er das Gedicht – wie in B und G – nach dem Gründonnerstagsgedicht (s. o. Nr. 29) einordnet. Thema ist die Treue anläßlich einer kurzen Trennung als Vorgeschmack auf die bevorstehende lange Trennung. Verbreitung Tittmann (1874), Hoffmann /Maydorn (1912), Höfer (1913) und Heckmann (1981) haben das Gedicht in ihre Auswahlausgaben aufgenommen.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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40. Aria. Als er sie seiner beständigen Treue versicherte. 〈Herbst 1715〉 (Weine nicht, mein Kind! ich bleibe) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 227–228. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 256–257; G6, S. 216–217; Kr I, S. 82–83. G6 und Kr drucken linksbündig. Datierung Vom September 1715, am Ende von Günthers Schulzeit, als der Abschied von Schweidnitz und Leonore unmittelbar bevorstand. So dachten auch Enders (Zeitfolge, S. 75 und 170), Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 11r) und Krämer. Der Bezug zu Phillis (1721), den Straube in G6 postulierte und den noch Litzmann und Fulda favorisierten, gilt seit Enders als überholt. Verbreitung In den Auswahlausgaben von Tittmann (1874), Litzmann (1879), Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Höfer (1913), Dahlke (1957 u. ö.), Flemmer (1962), Heckmann (1981) und in den Anthologien von Grützmacher (1965), Conrady (1978) und Piontek (1981). 1957 und nochmals 1959 von Franz Krause vertont. Gesprochen auf CD 2 des ,Hör-Conrady’ (2008). Varianten

Ü Aria.] fehlt GG6Kr Ü Als er sie 〈...〉 versicherte.] An Phillis. (1721.) G6 28 Verhängniß] Verhängnüß Kr

352

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

41. Der verliebte Kummer. Aria. 〈Herbst 1715〉 (Die Liebe weckt an diesem Morgen) Handschriftliche Überlieferung Der Entwurf im verlorenen ,Schweidnitzer Taschenbuch’, Bl. 15v–16v (SHs 1.16), findet sich transkribiert bei Heyer /Hoffmann, S. 107–109. Nur Bl. 16r, kreuzweise durchstrichen, ist reprographisch dokumentiert; s. Bölhoff II, S. 305.  Abb. 60 Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 434–436. Weitere Textzeugen: G2-G5, S. 1177–1178; G6, S. 334–335; Kr I, S. 79–80. G6 und Kr drucken alle Verse linksbündig. Datierung Im September 1715 entstanden, bei einem gemeinsamen Besuch von Günther und Leonore auf Gut Roschkowitz; so übereinstimmend Enders (Zeitfolge, S. 21 und 101), Hoffmann (Erste Gabe, S. 11) und Krämer (GüntherStudien, S. 577f.). Die benachbarten Schlafzimmer (Z. 15) ebenso wie die bukolischen Elemente erinnern an Roschkowitz, den Ort der Flavia-Liebe. Der große Abschied steht unmittelbar bevor. Verbreitung Elf mal in Auswahlausgaben: bei Litzmann (1879), Fulda (1883), Scholz (1902), Hoffmann /Maydorn (1912), Höfer (1913), Hohlbaum (1921), Skuhra (1938), Geiger (1947), Dahlke (1957 u. ö.), Flemmer (1962), Bölhoff (1998); außer 1902 und 1947 immer vollständig. Dazu viermal gekürzt in Anthologien: bei Flaischlen (1925), Braun (1949), Heiseler (1952), Hederer (1954). 1966 von Alexander Ecklebe vertont. Varianten

Ü Aria.] fehlt SHsG6Kr

C II. Galante und Verliebte Gedichte

353

Getreue Seele dein magnet $zieht mich an diesem kühlen morgen% der stets nach meinem herzen steht zieht mich an diesem kühlen morgen dahin getreue seele der magnet der redligkeit die dich Startversuche in SHs

1 weckt an diesem Morgen] w$acht mit% eckt an diesem $sorgen% morgen SHs 2 Den Kummer] das $heer% kummer SHs 3 Mit mir gar zeitig] mit mir $un meinen% gar zeitig SHs 4 Die Seufzer wachen] die seufzer $steigen% wachen SHs 10 Jhr Auge schläfft, ich aber weine] $Jch weine sie liegt ruht ich xxxx geh sie ruht% Jhr auge schläft $da ich schon% ich aber weine SHs 11 sitzt] siegt DG; singt G6; sizt SHsKr 15 Da nur ein Zimmer uns zertrent] $da wir in unß da mich und sie ein haus% da $mich u.% sie nur ein zimmer unß zertrennt SHs 19 Die Zähren mühn sich meine Klagen] $doch wem vertrau ich meinen kummer% die zähren $folgen% $wißen% $dieser meiner zunge% mühn sich meinen klagen SHsKr 21 vertrocknet sie] $hält aug u. mund% $hält hält% vertrocknet sie SHs

26 bringt meinen] weicht meinen DGG6; $soll von% $verxxxx% bringt meine SHs; bringt meinen Kr 27 Die Heimligkeit der schweren Noth] $dies heimligkeit% $hei heimligkeit% die heimligkeit $so mich% der schweren noth SHs 28 halb] $noch so% halb SHs 31 Schnitt ich mein Elend in die Linden] $Jch suche trost% $erzehlt ich sie den sanften winden% $so wüstich keinen trost finden% schnitt ich mein Elend in die rinden SHs 36 Echo] – – DGG6; Echo SHsKr 37 Von dir weiß ich, verschwiegne Seele!] $verschwiegne seele% von dir weis ich verschwiegne seele SHs 40 Jch suche Trost] $ach trö% Jch suche trost SHs 44 Erbarme dich der flüchtgen Taube] $erbarme dich% $doch einer% $erbarme dich zwey frommer tauben% erbarme dich der flüchtgen taube SHs 47 Und sucht in deiner Bäume Schatten] Und $macht sich der Baum% sucht ein in deiner Bäume und seinen Schatten SHs

354

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

42. Abschieds-Aria. 〈Herbst 1715〉 (Schweig du doch nur, du Helffte meiner Brust!) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 420–422. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 908–910; G6, S. 345–347; Kr I, S. 84–85. G6 druckt die abschließende Halbzeile jeder Strophe linksbündig. Datierung Ende September 1715, in der letzten Nacht vor dem Abschied, vgl. Enders, Zeitfolge, S. 22 und 101; für Hoffmann Mitte Oktober 1715 entstanden (Zeitfolge, Bl. 11r). Formale und inhaltliche Brücken finden sich 1719 in dem Gedicht “Gedenck an mich, und sey zufrieden“, bes. Z. 13–18 (s. Bd. III). Vgl. Hellermann, Abschieds-Aria, S. 36–41; Stenzel, Welch Pflaster? S. 81–90; Zymner, Literarische Individualität, S. 252–273. Verbreitung Von 1860 bis 1998 in allen 18 Auswahlausgaben vertreten, außer bei Roquette (1860), Hohlbaum (1921), Wendel (1921) und Geiger (1947) immer vollständig. Außerdem in den Anthologien ,Bibliothek der Dt. Klassiker’ (1863), von Flaischlen (1925), Fischer (1926), Roos (1942), Wehrli (1945), Hederer (1954, 1957), Milch (1954), Schöne (1963), Stenzel (1969), Bondy /Goldschmit (1970). 1868 von Schure´ sehr frei ins Französische, 1961 von Schoolfield ins Englische übertragen. Vertont von Stählin (LP 1977, Film 1981), 1982 von Rexhausen im WDR vorgetragen. Varianten

Ü Abschieds-Aria.] Abschied. G6 5 unsre Leiber] unsre Liebe GG6Kr 8 zu machen] zumachen D; zu machen GG6Kr 16 Pflaster] Plaster D; Pflaster GG6Kr 20 Aus welchem] Aus welchen G

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22 37 37 49 50 56 60

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Schrecken] Schröcken Kr Genung!] Genug! GG6 Marter-Glocke] Marter-Woche D; Marter-Glocke GG6Kr Erinnre dich] Erinnere dich D; Erinnre dich GG6Kr mit süssem] mit süssen G1-G3 ergötzten] eregtzten G1; ergetzten G2-G5G6 der Mann.] der Mann. G5G6Kr

Erläuterungen 1 Helffte meiner Brust] „Animae dimidium meae“ („Hälfte meiner Seele“) nennt Horaz den scheidenden Vergil in einem Geleitgedicht (Carm. 1,3,8). 2 du weinst 〈...〉 Blut aus meinem Hertzen] „Sanguis erat lacrimae, quas dabat illa, meus“ („Mein Blut war der Tränenstrom, den sie vergoß“), so umschreibt Ovid die Schuldgefühle des Mannes, der seiner Geliebten Leid zufügt (Am. 1,7,60). 37 die Marter-Glocke schlägt] Zusammen mit der Erwähnung des Wächters (Z. 36) erfüllt sich hier die traditionelle Situation des Tagelieds, des Abschieds der Liebenden im Morgengrauen. 59 ein Mensch, der treulich lieben kann] Ähnlich die Grabschrift des Properz (Eleg. 2,13,35–36): „Qui nunc iacet horrida pulvis, Unius hic quondam servus amoris erat“ („Der jetzt nur häßliche Asche, Er war sein Leben hindurch Diener des Amor allein“).

43. Als Er Abschied von Jhr nahm. 〈Herbst 1715〉 (Mein Engel! lebe wohl! Die Zunge kan nicht mehr) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 247–248. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 1049 /1; G6, S. 992 /1; Kr I, S. 86.

356

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Datierung Ende September 1715, beim Abschied von Leonore; Enders (Zeitfolge, S. 22) dachte an September /Oktober, Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 11r) an Mitte Oktober 1715, Krämer ebenso. Die Zeilen sind auch als Nachschrift zu einem Brief denkbar. Die epigrammatische Kürze entspricht dem Versagen von Stimme und Federkiel (Z. 1–2). Die Pathosfigur des affektischen Verstummens erscheint nicht zufällig wieder im Wiedersehens-Epigramm „Die Regung ist zu scharff“ vom Dezember 1719 (dort Z. 1–2); s. Bd. III. Verbreitung Von Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Geiger (1947) und Hühnerfeld (1956) ohne Kürzung in ihre Auswahlausgaben aufgenommen. Variante 3 erfreue dich] erfreue mich GG6

44. Aria. An Leonoren. 〈Lüben〉, den 29. 〈8bris〉 A〈nno〉 17〈15〉. 〈Herbst 1715〉 (Die Trennung dient zu größrer Freude) Handschriftliche Überlieferung Die Abschrift in der Sammlung ,Verliebte Gedichte’, Nr. 244, ging verloren (SHs 10.18), die Varianten sind aber in Krämers Exemplar von G2 notiert. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: D, S. 378–382. Weitere Textzeugen: G1-G5, S. 310–313; G6, S. 240–243; Kr I, S. 87–89. Datierung Ende Oktober 1715. Bis 1904 war Konsens, daß die Aria nach der Überschrift in SHs 10 zum zweiten Abschied von Leonore Jachmann Anfang 1720 gehöre (Enders, Zeitfolge, S. 48), bis Hoffmann 1906 /07 und besonders nachdrücklich 1909 (in Heyer /Hoffmann, S. 11–14) darauf hinwies,

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357

daß der Inhalt nur zum ersten Abschied 1715 passen könne und Jacobi Ort und Datum in der Abschrift aus dem Schaltjahr 1720 falsch errechnet haben müsse; von SHs 10 sei der irrtümliche Ansatz dann in die Drucke D und G gelangt. Zwar will seine Emendation „Lüben, den 29. 8bris 1715“ aus „Lauben, den 29. Febr. 1720“ nicht ganz überzeugen, doch läßt der Inhalt des Gedichts eine Einordnung in die Zeit des ersten Abschieds oder kurz danach als plausibelste Lösung erscheinen. Verbreitung Zwölf mal in Auswahlausgaben aufgenommen: von Tittmann (1874), Litzmann (1879), Fulda (1883), Scholz (1902), Hoffmann /Maydorn (1912), Höfer (1913), Wendel (1921), Skuhra (1938), Geiger (1947), Dahlke (1957 u. ö.), Windfuhr (1961) und Bölhoff (1998); dazu 1925 in Flaischlens Anthologie. 1902, 1921 und 1947 wurde der Text gekürzt. Varianten

Ü Aria.] fehlt SHsGG6Kr Ü An Leonoren.] An eben dieselbe. SHs Ü L〈üben〉, den 29. 〈8bris〉 A〈nno〉 17〈15〉.] Lauben, den 29. Febr. A. 1720. D; Lauben, den 29. Febr. 1720. GG6; Lüben, den 29. 8br. 1715. Kr

6 Gedächtniß] Gedächtnüß Kr 11 ob wohl] obgleich DGG6; ob wohl SHsKr 15 erkenn ich] bekenn ich DGG6; erkenn ich SHsKr 26 Und dies] Und das DGG6; Und dies SHsKr 34 Bündniß] Bündnüß Kr 39 offters] öfters SHsG6Kr 47 dorten] dort nauß SHsKr 50 ergötzt] ergetzt GG6Kr 52 dem Tage] den Tage SHs 56 Bildniß] Bildnüß Kr 58 ob gleich] obgleich D; ob gleich SHsGG6Kr 59 bey ihren] bey ihrem SHsKr 61 verhehlen] verhöhlen D; verhelen SHsG6; verheelen GKr 85 häuffiges] häuffiger SHsKr 86 so liebst du] so bist du D; so liebst du GG6Kr

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Erläuterung

Ü L〈üben〉] (poln. Lubin) Seit 1259 erwähnte, um 1290 mit Stadtrechten versehene Kleinstadt an der Handels- und Poststraße von Breslau nach Frankfurt /Oder, ca. 22 km nördlich von Liegnitz: Günthers Reisestation auf dem Weg zur Universität.

45. Beschluß eines Schreibens, Welches Er einmal an seine Magdalis ergehen ließ. 〈Herbst 1715〉 (Die Zeit kann alles möglich machen) Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: B1, S. 248. Weitere Textzeugen: B2-B4, ebda; G1-G5, S. 1052 /1; G6 Anh, S. 76 /1; Kr I 90. Die Anrede in Z. 9 ist nur in B fett gedruckt. G und G6 Anh unterteilen den Text nicht in Strophen. Kr druckt den Text linksbündig. Datierung Ende Oktober 1715, als Postskript zur ,Aria‘ aus Lüben (Nr. 44). Mit Bezug auf den Inhalt hatte Enders für Januar 1720 plädiert (Zeitfolge, S. 40 und 140). Hoffmann aber kam unter Berufung auf die Postkutsche (Z. 15) und den nach 1716 nicht mehr verwendeten Namen ,Magdalis‘ in der Überschrift zu dem Schluß, es könne nur der erste Abschied gemeint sein (Zeitfolge, Bl. 12v, vgl. auch Heyer /Hoffmann, S. 14–15). Krämer folgt Hoffmann. Verbreitung Von Tittmann (1874), Fulda (1883), Hoffmann /Maydorn (1912), Hohlbaum (1921), Geiger (1947) in Auswahlausgaben, von Mayer (1921) und Flaischlen (1925) in Anthologien aufgenommen; immer vollständig.

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359

Varianten

Ü Welches Er einmal 〈...〉 ergehen ließ.] an die Vorhergehende 〈Magdalis〉. GG6 11 mit herbem] mit herben G3-G5G6

Anhang: Unvollständige Leonoren-Gedichte 46. Der Abriß seiner Liebsten. 〈Sommer 1715〉 (Die Liebe gab mir nechst den Pinsel in die Hand) Handschriftliche Überlieferung Entwurf im ,Schweidnitzer Taschenbuch’, Bl. 8r–9r (SHs 1.4): Z. 43–92. Der Anfang stand auf einem verlorenem Blatt. Abdruck bei Heyer /Hoffmann, S. 91–94. Bl. 9r;  Abb. 58 Teilabschrift in der Jugendgedicht-Sammlung, S. 30–32 (SHs 2.9): Z. 1–52, 55–74. Ein Vergleich mit einem Eintrag vom 3. Mai 1716 im Stammbuch I von Christian Weinisius, S. 280, ergab, daß Georg Caspar Jachmann, Leonores Bruder und Günthers Schulfreund, der Schreiber war (hs. Anm. Krämers); die schlesischen Dialektformen lassen eine Niederschrift nach Diktat vermuten;  Abb. 66–69 Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 173–176 (Z. 1–52, 55–92). Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 205–208; N4, S. 173–176; Kr I, S. 62–64 (Z. 1–92). Datierung Nach Enders vom September 1715 (Zeitfolge, S. 20 und 95f.), nach Hoffmann (Zeitfolge, Sp. 9r) und Krämer vom August 1715, nach der Abschrift vom Dezember 1715 (Zusatz zur Überschrift). Inhaltlich aus verklärender

360

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Rückschau denkbar, nach der Stellung im Taschenbuch aber aus der Glückszeit im Sommer 1715 vor der Täuber-Krise. Quellen Enders (Zeitfolge, S. 95) zitiert Auszüge aus zwei lat. Emblem-Gedichten des Alciatus auf Amor: ,In statuam Amoris’ (Alciatus, S. 214–215) und ’Αντε ρως id est amor virtutis’ (Alciatus, S. 182); doch scheint Günthers Text den barocken ,Abriß‘-Gedichten auf den Körper und auf Körperteile der Geliebten näher zu stehen. Verbreitung 1922 hat Adalbert Hoffmann, 1937 Herbert Cysarz das Gedicht abgedruckt. Varianten

Ü Der Abriß seiner Liebsten.] fehlt SHs1; Wittenberg, den 16 dcbr 1715 Zusatz SHs2 2 Meisterstücke] Meister-Sticke SHs2 6 Jch schützte] Jch schizte SHs2 14 mein freyes Herz] mein Freues Hertz SHs2 27 ein Weib] dein Weib N1N4; ein Weib N2N3Kr 38 begleiten] Begleuten SHs2 40 bestreiten] Bestreuten SHs2 41 Leidenschaft] Leudenschafft SHs2 44 Mit der dein schwarzes Haar 〈...〉 überdecket] Womit das schwartze Haar 〈...〉 $überschattet% decket SHs 1 46 Die seine Mutter oft zu ihren Spiegeln macht] Aus welchen seine Mutter lacht SHs1 49 Den die Natur gewiß] $Den die Natur% $auch vieleicht% $gar gewiß% $vieleicht darumb mit Schnee beleget% $Die Farben zu erhöhn mit% Den die Natur gewiß SHs1 50 Reif] Reuff SHs2 51 Die Wangen sind ein Feld, wo Rosen und Jasmin] $Die Wangen so von Rosen und Jasmin% Die Wangen sind $ein Feld% wo Rosen und Jasmin SHs1

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52 blühn] bliehn SHs2 53 Und wo viel Gratien und xxxxx Amoretten] - - - N; $Und wo viel Gratien 〈...〉 Amoretten% SHs1; fehlt SHs2; Und wo viel Gratien und ..... Amoretten Kr 54 Theils ihren Schlaf xxxxx betten] - - - N ; $Theils ihren Schlaf xxxx% SHs1; fehlt SHs2; Theils ihren Schlaf ..... betten Kr 55 Theils wie ein Bienenschwarm] Gleich einem Bienenschwarm SHs2,N; $Theils wie einen Bienenstock% Schwarm SHs1; Theils wie ein Bienenschwarm Kr 56 xxxxx begierig sind den Honigseim zu lecken] $Die Blumen ihren Zucker stehlen% $Den edlen Honigseim begierig trincken% $Den edlen Honigseim aus Blumenbechern% $Aus seiner Blumenmuschel Honig lecken% $Den man die Kostbarkeit zu schmecken% $Den% und begierig sind den Honigseim zu lecken SHs1; Und die begierig sind den Honigseim zu lecken SHs2,N; ..... begierig sind, den Honigseim zu lecken Kr 57 Den nur] Denn nur SHs1 59 lebt und spielt] labt und spielt N; lebt und $prahlt% spielt SHs1; lockt und spielt Kr 62 Jn dieser Festung liegt] $Aus% Jn dieser Vestung $spielt% liegt SHs1

63 Spielt drauf auf meine Brust] $Und spielt mit Feuer auf mein Herz% draus auf mein Herz SHs1; Spielt draus auf meine Brust Kr 65 So daß] $Dem ich% So daß SHs1 67 Was vor Entzückung bläßt der Mund] $Der mu% $voll u.% $volle mund% $Der Mund% $Wie brüstet sich nicht% Was vor Entzung $haucht% bläst nicht der Mund SHs1 68 Den Rosenbüschen durch die Blätter] $in deß ich jezt dis Labsahl darbe% $Den ihr zuvor% $den ich nun mehr% $dem ich anjetzt% $Die ich zur% den Rosen buschen durch $durch die schönen% Blätter SHs1 69 Sein Muschelwerk ist voll und rund] $Sein Purpur% Sein $Purpurmeer% Muschelwerck ist voll u. rund SHs1 71 Leg ihm den Purpur bey] $Sein% $so Scharlach als Corall% $Man% leg ihm $nur% den $Scharlach% Purpur $bey% SHs1; Leg ihm den Meglos 〈?〉 bey SHs2

362

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

72 er macht sein Blut zu einer todten Farbe] er macht sein Blut zu einer Todtenfarbe N; $er bleicht die todt% macht sein Blut zu einer todten Farbe SHs1 73 Wer leugnet nun] Wer $leugnet% $Wer% kent nicht SHs1; Wer sagt nicht SHs2 75 Der höre den Beweisthum an] Denn höre den Beweisthum an N; $Jndem% $Hier tauchte Cypripor den% Purpur verlohren auß deinen Lippen $Der höre den Beweisthum an% $Der wiße: Cypripor% Nechst xxxx SHs1; Der höre den Beweisthum an Kr 76 Als mich der Cypripor vor seinem Richteramte] $Der kleine Cypripor grief neulich% Schan $Der von% $Der s% $Mit dem die Mutter fährt zur% Als mir mich der Cypripor $das feuer nechst verdammte% $nechst% in seinem Richter ambte SHs1 78 So stahl er unvermerkt der Mutter einen Schwan] $So lies der Mutter% $Ergriff er einen Schwan% $Die ihm die Mut% $seine Mutter hält% So stahl er unvermerckt der Mutter einen Schwan SHs1 79 Und riß 〈...〉 Flügel] Und $nahm% rieß 〈...〉 Fliegel SHs1 81 deine Lippe] deine $liegen% Lippen SHs 1, Kr 84 Die mir, ich weiß nicht wie] Die mier $nicht% ich $bange thu% weiß er 〈?〉 nicht SHs 1; Die mir, ich weis es nicht Kr 85 schönes Kind, das, schweigt die Zunge still] Sönes Kind, $so anietzt verklagt% $verklagen wil% $Alß Wie Phantasus im Fabelwerck erzehlet% daß schweugt die Zunge stil SHs1 86 Lügen] Liegen SHs1 88 Jch meyne deiner Zähne Pracht] $Wie neu gefalner Schnee beschreibt die Perlenschnur% $Hier rieg die Sorgfalt der Natur% $Die Ordnung hat sie dier selbst in den Mund gezählet% $Der Zehne% Jch meyne deiner Zehne Pracht SHs1 91 Den Reichthum Jndiens an einer Perlenschnur] $Nachdem Perlen Schaz% $die Kostbarkeit die% $gröste xxx die Runthe% $die xxx wohl gemacht% SHs1; Den Reichtum Indiens an einer Perlenschnur Kr 92 Nachdem der gröste Werth die Runde voll gemacht.] Nachdem der Größe Werth die Runde wohl gemacht: N; Nachdem $die Runthe% wohl Der gröste Werth die Runthe wohl gemacht SHs1; Nachdem der gröste Werth die Runde voll gemacht. Kr

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Erläuterungen

81 Tyrus] Tyros war neben Sidon die mächtigste Handelsstadt Phönikiens; vgl. Hes. 27 und LThK. 10, Sp. 425f. 90 rieg] »reihte«; früher stark konjugiert; vgl. DWb. 8,651–653.

47. Er erinnert sich der vorigen Zeiten. $Herbst 1715% (Wie gerne wollt ich auch mit Blut) Handschriftliche Überlieferung Entwurf im ,Schweidnitzer Taschenbuch’, Bl. 9r (SHs 1.6), Abdruck bei Heyer /Hoffmann, S. 95–96. Die beiden sechszeiligen Strophen sind als Nr. 8 und 9 bezeichnet, der Text beginnt also mit Zeile 43. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 185. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 217; N4, S. 185; Kr I, S. 78. In N fehlt die Numerierung 8. und 9., Kr hat sie aus der Handshrift übernommen. Datierung Herbst 1715, vor dem Abschied. So auch der Ansatz von Enders (Zeitfolge, S. 21 und 97) und Hoffmann /Maydorn (Auswahlausgabe, S. 205). Die Klage beschwört das wie „unvermerckt« (Z. 46) vorbeigelaufene Glück der Leonoren-Liebe, die gemeinsame Gartenarbeit der Freundinnen Leonore und Hannchen und die abendlichen Spaziergänge zu Dritt – der Schmerz konkretisiert sich in durchaus alltäglichen, unliterarischen Erinnerungen. Verbreitung 1912 in der Auswahlausgabe von Hoffmann /Maydorn zusammen mit den Gedichten Nr. 49 und 52 zu einem zehnstrophigen Gedicht vereinigt.

364

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Varianten

Ü Er erinnert sich der vorigen Zeiten.] fehlt SHs 43 wollt ich auch mit Blut] wollt ich könt $es seyn% ich nur auch mit Blut $wolt würd% würde nicht mein Blut SHs 44 Ein Theil der alten Zeit erkaufen] $Die Zeit mit meinem Blut erkaufen% $Den kürzesten Tag% $Der vormahls nur einen Augenblick erkaufen% $Der vormahls von denen% $Den vormahls vorjez% $Den Augenblick jezt einen Tag zu% $Der einst in Schweidnitz% $die alte Zeit zurückekaufen% $die unß% $Der einst% $Von jener% Ein Theil $Von jener% der alten Zeit ersaufen SHs 45 Die sonder uns, o theures Gut!] Die $zwischen% sonder $unß,% o $kurzes% theures Gut SHs 47 Ach! daß doch nicht ein halber Tag] $Ach daß doch% $möcht doch% $nicht ein halber Tag% Ach daß doch nicht ein halber Tag SHs 48 Die Ankunft wieder holen mag] $Der% $Davon mich% $Die Wiederkunft% $Die Wiederkunft% $wiederholen mag% $Mich von so vielen% $Davon% avon kein Die Ankunft wiederholen mag SHsKr 49 an das Gartenfeld] die Garten$lust% Feld SHs 50 Das euer Schweiß so oft genetzet] $Seh ich% $Die unß% Das euer Schweiß so oft genezet SHs 52 Abendlust] Abendlufft SHsKr 53 Wenn mir dieß Paar zur Seiten gieng] $Die Euer% $Da ihr und ich% $Wenn euer G% Wenn $die an meiner% mir dis Paar zur Seiten ging SHs 54 An dem mein Herz] $Das mich durch s% An dem mein Herz SHs

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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48. An seine erzürnte Schöne. 〈Herbst 1715〉 (Wohin, erzürntes Frauenzimmer?) (Verbanne den empfangnen Groll) Handschriftliche Überlieferung Im ,Schweidnitzer Taschenbuch’ Bl. 10v mit zweieinhalb Strophen, bez. als 1–3, und Bl. 11r mit weiteren anderthalb Strophen, bez. als (8) und 9 (SHs 1.7–8). Abdruck bei Heyer /Hoffmann, S. 97–98; in einer Anmerkung wird dort die »9« vor der letzten Strophe als »falsche Numerierung« bezeichnet und der Text als zusammenhängendes Gedicht gelesen. Daß die Texte zusammengehören, erkannten schon Litzmann (Textkritik, S. 28) und Enders (Zeitfolge, S. 21 und 97). Gedruckte Überlieferung Erstdruck in N , S. 176 und 177, als zwei separate Fragmente mit eigenen Überschriften; ebenso in N2-N3, S. 208 und 209, und N4, S. 176 und 177, mit Lücken nach Z. 16 und 20. Kr I, S. 67–68, trennt die beiden Texte durch Leerzeilen; seiner Meinung nach ist die »9« kein Irrtum, die fehlenden Zeilen 21–60 standen auf der Vorder- und Rückseite eines zusätzlichen Blattes, das früh verlorenging. – Unsere Textgrundlage ist N ohne die zweite Überschrift. 1

Datierung Herbst 1715, im Zusammenhang mit der Täuber-Krise (Enders, Zeitfolge, S. 97). Von Hoffmann im August 1715 angesiedelt (Zeitfolge, Bl. 9r). Verbreitung Beide Teile wurden 1912 ohne Lücke in Hoffmann /Maydorns Auswahlausgabe zusammengefügt. Varianten

Ü An seine erzürnte Schöne.] fehlt SHs 4 gedroht] gedreut SHs, gedräut Kr

366

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

17 Ein Nebel schwärzt] Ein Uebel schwärzt N; Ein Nebel schwertz SHs; Ein Nebel schwärzt Kr 20 Damit er] Darmüt er SHs; Darmit er Kr vor 61 Er bittet sie um Verzeihung. N; fehlt SHsKr 64 Die ietzt und] Die $nun% izt u. SHs 65 Verzeih, womit ich] $Bedencke hab’ ich% Verzeih womit ich SHs 69 Gott weiß es] $ich% Gott weis es SHs 71 versuch ietzt] versuch erst SHs 72 Mich bald zu sehn] $Dich% Mich bald zu sehn SHs

49. Er bittet sich beständige Treu aus. 〈Herbst 1715〉 (Mein Buch, das eure Feder kennt) Handschriftliche Überlieferung Entwurf im ,Schweidnitzer Taschenbuch’, Bl. 12r (SHs 1.10). Transkribiert in Heyer /Hoffmann, S. 99–100. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 184. Weitere Textzeugen: N2 und N3, S. 216; N4, S. 184; Kr I, S. 76. Datierung September 1715, vor dem Abschied von Schweidnitz, Leonore und Hannchen; vgl. auch Enders, Zeitfolge, S. 21 und 100, und Hoffmann, Zeitfolge, Bl. 10v. Das Gedicht beschreibt die Leiden des letzten Jahres und die gegenwärtige Einsamkeit des Sprechers. Verbreitung Von Litzmann (1879), Scholz (1902), Hoffmann /Maydorn (1912), Höfer (1913) in Auswahlausgaben abgedruckt; 1902 nur Str. 3, 1912 zusammen mit Nr. 52 und 47.

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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Varianten

Ü Er bittet sich 〈...〉 aus.] fehlt SHs 1 Mein Buch, das eure Feder kennt] mea vita Wie manchesmahl mein Kind wird dich mein Abschied quälen Und deine Gartenlust dir $Durchblättert meine Faust das Buch% $Das eure Hand% $Schrif% $Schrift% zum Denckmahl $träget% Der Gang des Hofes wo wir offt Den $Mondschein% $hellen Mond% Mond zu unserm Wächter hatten SHs

4 Die Straße, so nach Striegau gehet] Der $Weg so nach% Straße so nach Striegau gehet $Der Gang des Hofes% $Der Hof wo unß des M% SHs

5 Der Abend, so] $Der% Der Abend $der% so SHs 7 Dieß alles, sag ich, sind fürwahr] $Dis alles, wenn% $Dis alle% $Dies allerseits sind mir gewiß% Dis alles sag ich sind vorwahr SHs; Dies alles, sag ich, sind vorwahr Kr 8 Die Friedensstörer] Die $Mörder meiner% Friedensstöhrer SHs 9 Ach! könnt ich, sprech ich, noch ein Jahr] Denn weil ich noch $ein solches% $Gott laße mich der höchste noch ein Jahr% $Wie das vergangne noch gewinnen% Ach $könt% dürft ich, sprech ich oft, noch ein Jahr SHs; Ach dürft ich, sprech ich, noch ein Jahr Kr 12 Wenn es verflossen, willig auf!] $Den lezten Tag deßelben% $Mit seinem Schluße% Wenn es verfloßen willig auf. SHs 14 Betrübniß] Betrübnüß Kr 16 Laßt mich] $Und% last mich SHs Erläuterungen

1 Mein Buch] Wohl nicht das Schweidnitzer Taschenbuch, sondern die Jugendgedicht-Sammlung SHs 2, von der nur noch das letzte Viertel mit 9 Gedichten von verschiedenen Schreibern erhalten ist. 2 Mein Zimmer] In der Schweidnitzer Burggasse bewohnte Günther ein Zimmer im Hause seines Gönners Dr. med. Johann Caspar Thiem. Vgl. Bölhoff, Günther und Schweidnitz, S. 213. 5 den Freund erstach] Am Abend des 16.2.1715 wurde Günthers gleichaltriger Mitschüler Johann Kühn aus Riesa in Meißen von einem anderen Schüler im Streit erstochen. Vgl. Krämer, Leben Günthers, S. 94.

368

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

13 Kinder] Leonore Jachmann und ihre Freundin und Helferin Johannchen, nach Hoffmann »sicherlich Maria Johanna Felsmann, eine Tochter des Sekretärs der kgl. Landeskanzlei Felsmann«, geboren am 23.9.1687 in Schweidnitz. Vgl. Heyer /Hoffmann, S. 110; Hoffmann /Maydorn, S. XV.

50. 〈Geschenk-Epigramm〉 〈Herbst 1715〉 (Rosen sind der Schönheit Bild) Handschriftliche Überlieferung Das Epigramm steht im ,Schweidnitzer Taschenbuch’, Bl. 14r (SHs 1.12). Transkribiert wurde der Text mehrmals: bei Litzmann, Textkritik, S. 32; Enders, Güntheriana, S. 181; Heyer /Hoffmann, S. 103. Alle ohne Überschrift. Da das Taschenbuch verloren ist, bilden die Transkriptionen von Enders und Heyer /Hoffmann die Textgrundlage. Gedruckte Überlieferung Kr I, S. 75. Ebenfalls ohne Überschrift. Datierung Wegen der Stellung im Taschenbuch dachte Enders an September 1715, die Versöhnungszeit nach der Täuber-Krise (Zeitfolge, S. 21 und 100), Hoffmann an Ende August 1715 (Zeitfolge, Bl. 10r); Krämer folgte Enders. Die galante Mahnung, die Zeit der Jugendblüte zu nutzen, ist als BegleitGedicht zu einer geschenkten Rose vorstellbar; dann wäre das Gedicht kein Fragment, sondern ein vollständiges Geschenk-Epigramm. Verbreitung Von Dahlke (1957 u. ö.) und Flemmer (1962) vollständig abgedruckt. Variante

1 Bild] Blüthe Li

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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51. Als er sie bey Zeiten zu lieben ermahnte. 〈Herbst 1715〉 (Komm, mein Engel, laß uns lieben) Handschriftliche Überlieferung Entwurf im ,Schweidnitzer Taschenbuch’, Bl. 14r–14v (SHs 1.13), abgedruckt bei Heyer /Hoffmann, S. 103–104. Die Zeilen 7–10 sind paarweise vertauscht: Z. 9–10, 7–8. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 179. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 211; N4, S. 179; Kr I, S. 74. Datierung Enders (Zeitfolge, S. 21), Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 10r) und Krämer datieren September 1715, da sie Z. 7 („betagter Freyer“) auf Täuber beziehen. Inhaltlich wird das im ,Taschenbuch‘ unmittelbar vorher notierte GeschenkEpigramm entfaltet, so daß Enders Nr. 50 als Entwurf zu Nr. 51 ansah (Zeitfolge, S. 100). Wir sehen beide Texte in Form und Funktion als eigenständig an. Varianten

Ü Als er sie 〈...〉 ermahnte.] fehlt SHs 3 den Frühling] die $Jugend% Frieling SHs 5 Pflücke dir] Flicke die SHs 8 Vierzehn-Hut] - - Hut N; Vierzehn Hut SHs; Vierzehnhut Kr 9 Unsre Glieder fühlen Feuer] Unsre $Ader% Glieder fühl$t% en noch Feuer SHs 14 Wenn 〈...〉 schreyt] Wann 〈...〉 schreut SHs 15 ermüden] ermieden SHs 18 - - - ] Jhre Ohnmacht offenbaren. Ergänzung von A. Hoffmann Erläuterung

8 alter Vierzehn-Hut] Analog zum »Vierzehner« oder »Vierzehnder« ein »völlig jagdbarer Hirsch«, vgl. DWb. 12,2,346.

370

VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

52. Er bittet ein Frauenzimmer, sich seiner Liebsten anzunehmen. 〈Herbst 1715〉 (Johannchen, denke, dieses Wort) (Jch gründe mich auf deine Gunst) Handschriftliche Überlieferung Die Entwürfe im ,Schweidnitzer Taschenbuch’, Bl. 14v und 15r, folgen einander ohne Zäsur (SHs 1.14–15). Abdruck bei Heyer /Hoffmann, S. 104– 106. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 180 und 178. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 212 und 210; N4, S. 180 und 178; Kr I, S. 77. Bei Kr ohne Zäsur zwischen den Fragmenten. Datierung Durch Inhalt und Stellung im Taschenbuch in den Herbst 1715 einzuordnen, in die Zeit des Abschieds von Leonore; vgl. Enders, Zeitfolge, S. 21 und 100, mit Berufung auf Litzmann, Textkritik, S. 32. Der Text enthält die Bitte an Leonores Vertraute und Helferin Johannchen, sich um die zurückgelassene Geliebte zu kümmern, dazu Ermahnung und Trost der Geliebten sowie einen mitternächtlicher Kampf gegen die Verzweiflung, der die Buß- und Klagelieder präludiert (Z. 25f.). Verbreitung Beide Textteile wurden von Litzmann (1879), Scholz (1902), Hoffmann / Maydorn (1912) und Höfer (1913) in Auswahlausgaben aufgenommen, von Riemerschmidt (1938) nur die letzte Strophe, bei Hoffmann /Maydorn zusammen mit Nr. 49 und 47. Varianten

Ü Er bittet 〈...〉 anzunehmen.] fehlt SHsKr 1 Johannchen, denke, dieses Wort] $Sch% $Schließ% Johannchen dencke $was du stets% $wie% dieses Wort SHs

C II. Galante und Verliebte Gedichte

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2 Geht aus der Tiefe meines Hertzens] $Hat d% Geht aus der Tiefe meines Herzens SHs 5 Der mich 〈...〉 plagt] $Den ich vor diese% $meine Brust vor die% $Die% Der mich um derentwillen plagt SHs 7 Ach! sorge vor] $Hilf sorge% Ach sorge vor SHs 11 Gedencke, sag ich noch einmal] $Mein Hochzeitsrock mein Reisekleid% $Jst wie gesagt beständig% Gedencke sag ich noch einmahl SHs vor 13 An seine Schöne. N; fehlt SHsKr 14 Und traue deiner reinen Güte] $U. traue deinem klugen Geiste% U. traue deiner reinen Güthe SHs 15 Es ist gewiß kein falscher Dunst] $Jch halte sie vor k% $Beständigkeit xxxx die grö% Es ist $kein% gewiß kein falscher Dunst SHs 16 Jch seh] U. seh SHs; Und seh Kr 17 Laß mich (ach! möcht es bald geschehn)] $Ach schreib mir% $Bekom ich ehestens einen Trost% $So sprech immer: gut% Laß mich, ach möcht es bald geschehn SHs 19 Du meines Herzens halber Theil] $Mein Lenchen, meine werthe Braut% $Die ich nun über alles schäze% $Die mir% $Kein reichthumb hat dich mir vertraut% $Mein Lenchen meines% Du meines Herzens halber Theil SHs 22 Ein Pflaster vor die Wunde geben] $Den Trost vor die% Ein Pflaster vor die Wunde geben SHs 23 Bleib fromm und redlich, halt getreu] $Die warlich% Bleib from u. redlich halt getreu SHs 24 Ein böser Tag] $Bey% $Die% Ein böser Tag SHs 25 dem mein Gebeth] de$r% m mein Gebeth SHs 26 Um Mitternacht das Opfer bringet] $Jn meiner Einsamkeit% $Um Mitternacht gar ofters höret% $Wird geben% Um Mitternacht das Opfer bringet SHs 30 Die Thränen nicht vergebens zählt] $mir xxxx mein bescheiden Jhr% mir die Thränen $mei% nich vergebens zehlt. SHs

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

53. An die Zeit, daß sie seine Liebste ihm nicht entziehe. $Herbst 1715% (Göttinn, deren Macht und Stärke) Handschriftliche Überlieferung Es gab einen hs. Entwurf mit Strophenzählung (EHs 9.1), zusammen mit dem Klagegedicht »Wie kanst du doch so viel vergebens klagen« (EHs 9.2). Das Original ging verloren, eine Abschrift Krämers ist erhalten. Gedruckte Überlieferung Erstdruck und Textgrundlage: N1, S. 182. Weitere Textzeugen: N2-N3, S. 214; N4, S. 182; Kr I, S. 81. Der Schluß ist sowohl in der Handschrift wie in den Drucken unklar, wahrscheinlich ist das Gedicht vom Autor nicht beendet worden. Datierung Entstanden im Herbst 1715, in der Zeit des Abschieds von Schweidnitz und Leonore. Das meinten auch Enders (Zeitfolge, S. 21 und 100), Hoffmann (Zeitfolge, Bl. 10r) und Krämer (Stellung in Kr I). Verbreitung Die Strophen 1–3 wurden 1874 von Tittmann und 1912 von Hoffmann / Maydorn in Auswahlausgaben aufgenommen. Varianten

Ü An die Zeit 〈...〉] α/ω. Aria. EHs 4 gebiehrt] gebührt EHs 8 ietzt] itzt EHs 13 warum] warumb EHs 14 Denn] $da% denn EHs 23 O so kannst du leicht gedenken] - - - N; U. verstehst du durch probieren Wirst auch endl. du probieren EHs; O so kannst du leicht gedenken Kr 24 - - -] O so kannst du leicht gedenken, N; Die Beständigkeit zu zieren. EHs 25 - - -] O so kanst du leicht gedencken EHs

D. Theodosius-Drama

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D. THEODOSIUS-DRAMA Überblick Das protestantische Schultheater erlebte an der Gnadenschule zu Schweidnitz eine späte Blüte. Durch gedruckte Einladungen in deutscher und lateinischer Sprache mit Inhaltsangaben, Personenverzeichnissen und Arientexten sind für die Jahre 1709, 1710, 1711 (2x), 1712 und – nach einem Umbau des Theaters – wieder für 1715 Schulaufführungen bezeugt. Günther agierte 1710 als ,Voglerus‘, 1711 als ,Criticus‘ und ,General‘, 1712 als ,Jocoserius‘. Daß aber ein Schüler selbst ein Theaterstück verfaßt und darin auftritt, blieb an der Schweidnitzer Schule ein einmaliger Vorgang. 1 Handschriftliche Überlieferung Eine Arien-Abschrift (EHs 11) ist verloren, aber in einer Abschrift Krämers dokumentiert. Gedruckte Überlieferung Der Schweidnitzer Einzeldruck aus der Druckerei Christian Ockel (EDr 11) enthält nur Vorbericht, Inhaltsgabe, Personenverzeichnis und die Arientexte und diente als Einladung zum Theaterbesuch und wohl auch zum Mitsingen. – Erstdruck und Textgrundlage: C1, S. 243–360. Weitere Textzeugen: C2 und C3, ebda; G1-G5, S. 957–1047; G6 Anh, S. 83–170. Nicht bei Krämer. Die ,Unterthänigste Gratulation’ an Kaiser Karl VI. ist als Lob-Gedicht Nr. 12 abgedruckt. Datierung Am 24.9.1715 wurde das Drama in dem umgebauten Komödienhaus der Schweidnitzer Gnadenschule aufgeführt, wie die Überschrift der gedruckten Einladung zum ,Theodosius‘-Drama zeigt. Rektor Johann Christian Leubscher hatte in der deutschen Einladung zu seinem Schulspiel ,Satis magnum alterum alteri theatrum esse‘, das in lateinischer Fassung am 17., in deutscher Fassung am 18. zur Wiedereröffnung des Theaters gespielt wur1

Vgl. Baege, Gymnasium zu Schweidnitz, S. 39–40.

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

de, auf Günthers „Trauer-Spiel“ empfehlend hingewiesen (Bö I 461 und 462, S. 3–4). Der fleißige Alumnus wolle mit dieser Fortsetzung der Athenais-Geschichte „offentlich von unserer Schule Abschied“ nehmen, schrieb Leubscher am 14.9.1715 (Bö I 462, S. 3–4); in der lateinischen Einladung hingegen ist Günther nicht erwähnt (Bö I 461). Günther selbst spielte den Polylogus, eine satirische Karikatur des Polyhistors Theodor Krause, die an die von Günther früher dargestellten Figuren des Criticus in Leubschers ,Weisheit‘ (März 1711) und des Jocoserius in Leubschers ,Athenais‘ (1712) anknüpfte. In dieser Rolle spielt der junge Dichter mehrfach auf seinen bevorstehenden Abschied an (V 1 und 3); im Bewußtsein seiner Würde als poetischer Schulsprecher und Prote´ge´ des Rektors, der nichts zu verlieren hat, verspottete er die Schwächen und Laster der Schweidnitzer Bürger und Geistlichen. In seinem lateinischen Lebenslauf (s. Bd. II) erinnert er sich 1716 stolz daran, ganz Schweidnitz habe über seine eingestreuten Scherze gelacht (Z. 56). Insbesondere mit der Parodie des Kirchenliedes „Freu dich sehr, o meine Seele“ (II 7), das er zu einem deftigen Trinklied umwandelte und selbst vortrug, verscherzte sich Günther indes nachhaltig die Sympathien der Geistlichkeit und seines Vaters. Die Scherze des Polylogus lassen sich am ehesten nur einmal öffentlich vorgetragen denken: in Günthers Abschiedsvorstellung am 24.9.1715. – Günthers Mischspiel präsentiert mit seinen pathetischen, rührenden und komischen Szenen die ganze Bandbreite der Inhalte und Stilformen eines Schulspiels. Vgl. Villinger, Rhetorik als Verhängnis, 1988; Gajek, Schultheater, 1997. Verbreitung 1838 ging der 1. Akt des Dramas vollständig in die Sammlung ,Poetischer Hausschatz des deutschen Volkes‘ ein. 1902 wurden der Prolog, 4 Z. aus Szene II 5 und 7 Z. aus Szene III 1 in Scholz’ Auswahlausgabe aufgenommen, 1938 in Riemerschmidts Günther-Auswahl und 1941 in Scholz’ Anthologie nur noch die 7 Z. aus Szene III 1. – 1968 erschien ein Reprint des Dramas nach der Ausgabe C3, 1998 ein Neudruck nach C1 in Bölhoffs Auswahlausgabe. Der Einzeldruck der ,Unterthänigsten Gratulation‘ an Kaiser Karl VI., das Einladungsprogramm zum ,Theodosius‘ und die Szene II 1 wurden 1988 in dem von Hans-Georg Pott herausgegebenen Tagungsband abgebildet. In Stübens Tagungsband des Oldenburger GüntherSymposiums 1997 ist das Programm zum ,Theodosius‘ neu gedruckt.

D. Theodosius-Drama

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Varianten

Ü Theodosius-Drama] Ein Theatralisches Gedicht. C Ü Schweidnitz è gedruckt bey Christian Ockel.] Zusatz EDr Vorbericht 14 Besiehe Zieglern] Ziegler EDr 14 historischen] fehlt EDr 23 u. ö. Abhandlung] Handlung G6 Actus I 8, 14 Da Capo.] v. A. G6 nach 14 u. ö. Scena] Auftritt G6 nach 14 Theodius 〈...〉 Justitia.] Theodosius schläft; der Friede, die Gerechtigkeit. G6 46, 65 u. ö. itzt] jetzt G3-G5G6 92 ich dringe nicht] ich dringe mich C3 nach 115 Odium 〈...〉 Præcipitantia.] Haß, Argwohn, Grausamkeit, Uebereilung. G6 118 hohlen Klufft] hohen Klufft C1C2; hohlen Klufft C3GG6 122 stets gesehn] stets gesehen C1; stets gesehn C2C3GG6 144 noch dazu] noch darzu C3 171 womit der Anschlag] wormit der Ausschlag C1C2GG6; womit der Anschlag C3 nach 257 Polylogus solus.] Polylogus allein. G6 313 Eudociens Heert] Eudociens Herd G; Eudociens Herz G6 314 keinen Schalck] keinen Schlack C1C2; keinen Schalck C3GG6 356 des Schmertzens Hefftigkeit] des Schmertzens Mattigkeit C3 364 Stillstand] Sillstandt C1; Stillstand C2C3GG6 421 Wo bleibt Respect!] Respect! C1C2; Wo bleibt Respect! C3; Gebrauch Respect! GG6 Actus II 433 in der ersten Jugend] in der zarten Jugend C3 481 blinde Schlei〈chen〉] blinde Schlei - - CG; blinde - - G6 544 seinen Stock] seinen Srock C1; seinen Stock C2C3GG6 544 vor ihrem Fenster] vor ihren Fenster C1C2G1-G4; vor ihrem Fenster C3G5G6

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

624 ergötz’ ich] ergetz ich GG6 666 Sich selbst verleugnen] Sie selbst verleugnen C1C2; Sich selbst verleugnen C3GG6 706 u. ö. itzund] ietzund GG6 712 wen dein Leib gebohren] wem dein Leib gebohren C1C2G; wen dein Leib gebohren C3G6 891 sich 〈...〉 stemmet] sich 〈...〉 strömmet C; sich 〈...〉 stemmet GG6 927 Eifer bräche] Eifer breche C1; Eifer bräche C2C3GG6 1018 Bis er] Als er C3 nach 1059 Accedit Abaxar cum militibus.] Abaxar mit einer Wache. G6 1174 Brand-Röhren] Brand-Röthen C1C2; Brand-Röhren C3GG6 1175 Silbergröschl] sgrl. CG; grl. G6 Actus III nach 1349 Eudocia Sola.] Eudocia, allein. G6 1473 auf meinem] auf meinen C; auf meinem GG6 1483 deinen Dolch] deinen Stahl C3 1522 noch aufzuziehn] noch aufzuzeihn C1; noch aufzuziehn C2C3GG6 1601 den Paulinus stürtzt] den Paulinus stürtz C1C2; den Paulinus stürtzt C3GG6

1647 der Schlaff beschläfft] der Schlaff beherrscht C3 1648 Der Tod die Sterblichen] Der Tod der Sterblichen GG6 Actus IV nach 1728 Paulinus in carcere solus.] Paulinus im Gefängniß allein. G6 1762 vor der Zeit] vor die Zeit C1; vor der Zeit C2C3GG6 1895 Brust und Schooß - - - ] Brust und Schooß. CG; Brust und Schoß. - - - G6 nach 1900 Uxor Paulini cum filio 〈...〉.] Des Paulinus Gemahlin und Sohn. G6 1921 pfropffen] pfroffen C1; pfropffen C2C3GG6 1943 der Priester Schaar] der Priester-Schaar C1C2G1-G3; der Priester Schaar C3G4G5G6 1946 im Friede] in Friede G3-G5G6

D. Theodosius-Drama

nach 2108 nach nach nach nach

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1992 (Amicus Paulini)] (Paulins Freund) G6 auch mir] auch nur C1C2; auch mir C3GG6 2116 Anaximenes.] Anaximenes, der Nachrichter, Antenor. G6 2132 Paulinus & Filius ejus.] Paulinus und sein Sohn. G6 2170 Cornifex cum lictoribus] Nachrichter mit Schergen G6 2200 Paulinus solus.] Paulinus, allein. G6

Actus V 2324 besch〈issen〉] besch - - CG; - - G6 2361 betriegen] betrügen G6 2363 nichts verhält] nicht verhält C1C2G; nichts verhält C3G6 2404 〈ge〉fühlt] fühlt CGG6 nach 2410 Polylogus solus, Jn Frauenzimmers-Kleidern] Polylogus allein. Jn Frauenzimmerkleidern G6 2442 geschlipfft] geschlüpfft G2-G5G6 2454 stärtzen] stürzen G6 2463 Porta] Porra C3 2499 viel verhüten] viel verhütten C1C2; viel verhüten C3GG6 nach 2581 〈Scena 5.〉] fehlt CGG6 nach 2581 Epistola.] (Er Liest.) G6 2635 halb so schurr] halb so schön G3-G5G6 2679 Doch werde] Doch werden G4G5G6 nach 2693a 〈Scena 6.〉] fehlt CGG6 nach 2693a Umbra Paulini.] Des Paulins Geist. G6 nach 2710 ARIA.] fehlt G6 2720 ließ] leiß C1; ließ C2C3GG6 Quellen 1. Constantin Manasses: Annales, Graece` ac Latine`. Ioannes Mevrsivs Græce` nunquam hactenus editos primus nunc vulgavit. Lugdunum Batavorum: Iohannes Patius 1616. S. 362–364: Nimirum & haec imperatrix (i. e. Eudocia) in huius vitæ mari navigabat, & serenis placidisque ventis acta, felicitatis cursum absque perturbatione conficiebat, non aliter, atque si navis oneraria vento secundo feratur: verum invidia subito, tempestatis cuiusdam instar flare cepit: turbo cum procella

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

mare commovit: nubes impetuosa exorta tempestatem excitavit: adeoque succussit, & agitavit scapham instar folij, commoto ingenti strepitu, gravique turba: vt navem confringeret, ac ipsi naufragium facienti terribiliter ore adaperto minaretur, quasi vellet ei plane dehiscere. Ab eo tempore casus acerbos imperatrix complures experta fuit, & ærumnosissimis cum tentationibus colluctata. Lubet autem commemorare, quid illi acciderit. Qui- (363) dam fortunæ tenuis imperatori Theodosio, Eudociæ marito, pomum eximiæ tam pulcritudinis, quam magnitudinis obtulerat. Eius ille speciem longe` venustissimam, colorem, magnitudinem admiratus, pomum ipsum inusitati cuiusdam muneris loco imperatrici miserat: quæ sane` res non minus maximorum incommodorum origo exstitit, atque olim pomum illud Eridis invidiæ, quod nocendi caussa ijs obtulit, qui Thetidis atque Pelei nuptijs inter(er)ant. Nam qualia quæso consequuta sunt? Imperatrix pulcritudinem fructus admirari, eumque arbitrari naturæ modum excedere. Et quoniam Paulinum propterea venerabatur, quod valde eam iuuisset in consequenda dignitate imperatoria: virum hoc infelici pomo donat. Is vero vicissim munus imperatori mittit, ignorans (vti quidem videtur) vnde profectum fuisset. Non enim adfuerat id temporis imperatori miser, quo pomum acceperat, quod nuncupare quis possit letalem orci fructum, ab ipsa morte Plutoneque consitum. Imperator oblatum intueri, mox agnoscere, clam apud se occultare ac retinere, coniugem interrogare, vbinam pomum ab se datum haberet: illa respondere, manducatum ab se esse. Rursus imperator ei deferre iusiurandum: illa per (364) summam infelicitatem sacramento confirmare, pomum ab se manducatum esse. Quid hinc factum? Imperator suspicionibus malis indulgere, pomum absconditum proferre, coniugem mendacij convincere, excandescere, furere, imperatricem odio persequi. Atque hinc iam fluctus ille tentationum, mare calamitatum, tempestats malorum exundavit: hinc facinus indignum sol conspexisti. Nam Paulinus ob hanc caussam interfectus est, & imperatrix odio mariti perspecto celeriter Hierosolymam proficiscitur, atque ibi exacto reliquo vitæ tempore, tandem naturæ debitum persoluit.

»Zweifelsohne segelte auch diese Kaiserin 〈d. i. Eudocia〉 auf dem Meer dieses Lebens und hielt den Kurs des Glücks fern von Verwirrung, getrieben von heiteren, ruhigen Winden, nicht anders, als wenn ein Lastschiff von günstigem Wind davongetragen wird: Aber plötzlich begann der Neid, einem Sturme gleich, zu toben: Ein Wirbel mit starkem Wind wühlte das Meer auf: Eine

D. Theodosius-Drama

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drängende Wolke entstand und rührte das Unwetter auf: So erschütterte sie das Boot und trieb es gleich einem Blatt mit gewaltigem Lärm und schwerem Getümmel, um das Schiff zu zerstören und ihr, der Schiffbrüchigen, mit offenem Munde zu drohen, gleich als wollte die Wolke sie völlig verschlingen. Von dieser Zeit an erlebte die Kaiserin mehrere bittere Schicksalsschläge und rang mit den kummervollsten Versuchungen. Es sei daran erinnert, was ihr zustieß. Ein Mann aus niederem Stande hatte dem Kaiser Theodosius, dem Gemahl der Eudocia, einen Apfel von ausnehmender Schönheit und Größe gebracht. Nachdem jener sein liebliches Äußeres, seine Farbe und Größe lange bewundert hatte, schickte er den Apfel als besonderes Geschenk der Kaiserin: Dies freilich wurde der Anfang ebenso gewaltiger Unannehmlichkeitn, wie einst jener Apfel des Neides der Eris, den sie in böser Absicht denen schenkte, die an der Hochzeit der Thetis und des Peleus teilnahmen. Denn was folgte, bitte, daraus? Die Kaiserin bewunderte die Frucht und meinte, sie gehe über das natürliche Maß hinaus. Und weil sie Paulinus verehrte, da er sie beim Erlangen der Kaiserwürde sehr unterstützt hatte, beschenkt sie den Mann mit diesem Unglücksapfel. Dieser wiederum schickt das Geschenk dem Kaiser, ohne zu wissen (jedenfalls dem Anschein nach), woher er gekommen war. Der Elende war nämlich nicht beim Kaiser gewesen während jener Zeit, als er den Apfel erhalten hatte, den man die tödliche Frucht des Orkus nennen könnte, welche vom Tod selbst und von Pluto gepflanzt wurde. Der Kaiser betrachtete den Apfel, der ihm angeboten wurde, erkannte ihn bald, behielt ihn verborgen bei sich und fragte die Gemahlin, wo sie den geschenkten Apfel habe: Jene antwortete, er sei von ihr gegessen worden. Der Kaiser verlangte von ihr einen Eid: Jene bekräftigte zum größten Unglück mit einem heiligen Eid, daß sie den Apfel gegessen habe. Was geschah dann? Der Kaiser ließ seinen schlimmen Vermutungen freien Lauf, holte den versteckten Apfel hervor, überführte die Gemahlin der Lüge, brauste auf vor Zorn, tobte, verfolgte die Kaiserin mit Haß. Und von da an trat jene Flut der Angriffe, das Meer des Unheils, der Sturm des Bösen über die Ufer. Da hast du, Sonne, eine unwürdige, böse Tat gesehen. Denn Paulinus wurde aus diesem Grunde getötet, und die Kaiserin brach, als sie den Haß des Gemahls erkannte, schnell nach Jerusalem auf, verbrachte dort die restliche Zeit ihres Lebens und löste die Schuld der Natur ein.«

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

2. Justus Lipsius: Monita et Exempla politica. Libri duo, Qui Virtutes et Vitia Principum spectant. Antwerpen: Johannes Moretus 1605. S. 27: 〈...〉 Hem, ascensus! sed ecce & deictio, nam diu felix eo coniugio, amata & amans, in suspicionem probri incidit, & contubernio excidit, hac caussaˆ. Imperator insigne, & prægrande pomum dono acceperat: quod porro` vxori suæ blandiens transmisit. Accepit illa, & idem mox Paullino, facundo & erudito viro, ideoque eruditæ fæminæ caro, nihil sequius cogitans dedit. Quod ille, ignarus vnde vesset, iteru`m Imperatori, vt regium aliquod munus offert. Mirari ille, & primu`m ambigere; mox agnoscere, & suspicari, atque ita propere` ad vxorem veniens, callide` pomum ab eaˆ repetit, antea` donatum. Hæc totius facti ignara, temere` & iuueniliter asserit, sese edisse: iterumque rogata dicit, atque adeo` iurat. Imperator serio` tum offensus, & mendacij arguens, pomum profert: nec satis. De amore occulto & improbo suspicatus, Paullinum occidit, illam abdicat, & relegat. O vterque amans, vestri misereor! etsi hæc quidem casum fortiter tulit: & iuit Hierosolyma, & pie` casteque viuens ibi moritur, sed præmortuo marito.

»〈...〉 Welch ein Aufstieg! Aber siehe, auch ein Absturz; denn sie 〈d. i. Eudocia〉, die als Geliebte und Liebende so lange Zeit glücklich war in dieser Ehe, geriet in den Verdacht, Ehebruch begangen zu haben, und wurde aus der Lebensgemeinschaft verstoßen, und zwar aus folgendem Grund: Der Kaiser hatte einen auffallenden und riesengroßen Apfel zum Geschenk erhalten; diesen schickte er schmeichelnd an seine Gemahlin weiter. Sie nahm ihn an und gab ihn bald dem Paullinus, einem redegewandten, gelehrten und deshalb der gebildeten Frau teuren Mann, ohne sich dabei weiter etwas zu denken. Weil jener nicht wusste, woher er käme, bietet er ihn wiederum, als eine Art königliches Geschenk, dem Kaiser an. Der wundert sich und bekommt zuerst Zweifel; bald erkennt er ihn wieder und schöpft Verdacht; so geht er eilends zu seiner Frau und verlangt schlau den Apfel von ihr, den er ihr vorher geschenkt hatte. Weil diese von der ganzen Sache nichts weiß, erklärt sie unüberlegt und jugendlich, sie habe ihn gegessen; und auf Nachfrage sagt sie es nochmals und beschwört es sogar. Der Kaiser, der daraufhin ernsthaft beleidigt ist und sie der Lüge überführt, holt den Apfel hervor. Und nicht genug damit: Weil er eine geheime und ruchlose Liebschaft argwöhnt, lässt er Paullinus töten, sagt sich von jener 〈d. i. seiner Gemahlin〉 los und verbannt sie. O ihr beiden Liebenden, ich fühle Mitleid mit euch! Wenn auch sie wenigstens den Sturz tapfer ertrug. Sie ging nach Jerusalem und starb dort nach einem frommen, keuschen Leben, jedoch erst nach dem Tod ihres Ehemannes.«

D. Theodosius-Drama

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3. 〈Antoine de Courtin:〉 Traite´ de la Jalousie, ou moyens d’entretenir la paix dans le mariage. Paris: Helie Josset 1674. S. 93–96: (Effets dangereux du mensonge.) Mais sur tout qu’elle 〈i. e. l’honneste femme〉 e´vite le mensonge: Car rien au monde ne contribue¨ a` donner plus d’ombrage a` un mari, ny une plus mauvaise oppinion de soy-mesme a` tout le monde. Et en effet le mensonge estant une marque visible d’un es- prit double & ruse´, cette ide´e porte un mari a` des de´fiances & a` des jalousies sans retour. Comme au contraire la candeur & l’ingenuite´ a tant de pouvoir sur l’esprit, que quand mesme il seroit prest de succomber sous les vraysemblances, elles le fortifient tellement qu’il se donne a` luy-mesme le de´menty. Or quand je dis qu’il faut e´viter le mensonge, j’entens dire qu’il faut l’e´viter jusques dans les choses de la moindre importance, parce que les plus legers mensonges font icy le mesme effet que les plus atroces. Nous en avons un exemple signale´ dans l’Histoire en la personne d’Eudoxe femme de l’Empereur Theodose le jeune. On donna un jour a` l’Empereur une pomme rare & d’une grosseur excessive; Et cela fit qu’il l’envoya par honnestete´ a` l’Imperatrice. Elle la rec¸ut, & sans penser en mal la donna incontinant apre`s a` un nomme´ Paulin sc¸avant homme, qu’elle consideroit, parce qu’elle estoit sc¸avante elle-mesme. Celuy-cy ne sc¸achant pas d’ou` venoit cette pomme, va par un bon motif l’offrir a` l’Empereur, comme une chose digne de luy estre presente´e pour sa rarete´. L’Empereur admire d’abord la pomme, ne croyant pas que ce fust la mesme, a` la fin il la reconnoist & en prend ombrage. Il part sur le champ, va voir Eudoxe, luy demande adroittement la pomme. Elle ne sc¸achant rien de ce qui s’estoit passe´, alla dire par jeunesse, & peut-estre de crainte que l’Empereur ne trouvast mauvais qu’elle l’eust donne´e, qu’elle l’avoit mange´e. L’Empereur la luy demande une seconde fois, elle luy re´pond la mesme chose & en jure. En incontinent le Price se mettant tout de bon en colere luy fait voir la pomme & son mensonge, la soupc¸onne d’un amour criminel, fait mourir Paulin & exile Eudoxe. (I. Lips. mon. & ex. pol. lch. 5.) Voila` la suite d’un seul mensonge & d’un tres-leger mensonge, qui emporta tout d’un coup la balance dans l’esprit d’un mari, sur le merite, la vertu & les belles qualitez de cette Princesse, qui en estoit en effet si bien partage´e, que ce fut par cela seul que de personne particuliere qu’elle estoit, elle parvint a` l’honneur d’estre l’e´pouse d’un Empereur. Aussi cette vertu e´clata

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

jusqu’a` la fin: Car s’e´tant retire´e a` Jerusalem, l’Histoire ajouˆte, qu’elle y vescut & mourut en odeur de saintete´. Ce que je dis pour faire voir l’effet pernicieux de la duplicite´, quelque innocente qu’elle nous paroisse. 4. Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausen: Täglicher Schau-Platz der Zeit. Leipzig: Gleditsch 1695. 〈16〉, 1492, 〈14〉 S. – 2. Aufl. ebda 1700. 〈12〉, 1396, 〈24〉 S. – 3. Aufl. ebda 1728. 〈14〉, 1396, 〈24〉 S. – 3. Aufl. S. 987:

Der Neun und zwantzigste Tag des August-Monats. 〈...〉 Gleichwohl ließ er 〈d. i. Kaiser Theodosius II.〉 sich die Eiffersucht zu einem schändlichen Mord verleiten. Denn es wurde ihm einst ein wunderschöner Apffel geschencket, den er aus Liebe seiner Gemahlin Eudoxia übergab. Dazumahl lag Paulinus, ein sehr gelehrter, und von dem Kayser und der Kayserin geehrter Mann, kranck darnieder, welchem die Kayserin solchen Apffel zur Erqvickung zusendete. Dieser aber, nicht wissende, wo solche schöne Frucht anfangs herkommen, überschickte solche dem Kayser, als eine sonderbare Rarität: Der sich dadurch eine geheimere Vertraulichkeit seiner Gemahlin mit dem Paulino einbildete, und sofort den unschuldigen Mann hinrichten ließ. Dieses bewegte die tugendhaffte Eudoxia dergestalt, daß sie ihre Unschuld eydlich behauptete, nachmahls aber sich Unmuths voll nach Jerusalem wendete, und daselbst ihr Leben GOTT wiedmete, biß sie An. 457. starb, und daselbst in der Stephans-Kirche beerdiget wurde. Erläuterungen

Vorbericht 1 Theodosius] Theodosius II., der Jüngere (401–450), Enkel von Theodosius I. dem Großen (347–395) und Aelia Flacilla; Sohn von Arcadius (377–408) und Eudoxia; seit 421 vermählt mit Athenais alias Eudocia. Oströmischer Kaiser seit 408 n.Chr. 12–13 Anno 457.] In Wirklichkeit starb Athenais /Eudocia 460 in Jerusalem. 21–22 Adeat, cui placuerit 〈...〉 §. 5.] „Für den, dem es beliebt, mag noch Lipsius in Kap. V, § 5 seiner ,Politischen Ermahnungen und Beispiele‘ hinzukommen.“

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141 Pulcheria] Pulcheria Aelia Augusta (399–453), Schwester von Theodosius II., hatte großen Einfluß auf ihren Bruder, bestimmte ihm Eudocia zur Gemahlin, entzweite sich mit ihr aber nach 423. 142 Eudocia] Aelia Eudocia I. (ca. 403–460), Tochter des griechischen Rhetoriklehrers Leontios aus Athen, hieß ursprünglich Athenais; wegen eines Erbstreits mit ihren Brüdern reiste sie nach Konstantinopel; dort holte sie Pulcheria an den Kaiserhof, ließ sie taufen, den neuen Namen Eudocia annehmen und vermählte sie mit ihrem Bruder. Diese Vorgeschichte war Gegenstand des Schuldramas ,Athenais‘, das Leubscher am 24. und 26. 10.1712 von seinen Schülern in Schweidnitz aufführen ließ. Eudocia gebar zwei Töchter: 422 Eudoxia II., vor 431 Flacilla. 438 /39 unternahm sie eine Pilgerreise nach Jerusalem und brachte von dort Stephanus-Reliquien nach Konstantinopel. Nach dem Apfel-Drama verließ sie – ob freiwillig oder nicht, ist unklar – etwa 441 /43 den Hof und lebte bis zu ihrem Tod fromm und zurückgezogen in Jerusalem, wo sie eine Stephanus-Kirche errichten ließ. Vgl. Stein, Geschichte des spätröm. Reiches I, S. 425–446. 143 Paulinus] Der historische Günstling der Eudocia war Cyrus /Kyros aus Panopolis in Ägypten, 435–441 Stadtpräfekt, 441 Konsul; er fiel in Ungnade und starb als Privatmann nach 457. 151 Polylogus] Von Günther hinzugefügte und von ihm selbst gespielte Narrenfigur; entspricht etwa dem ,Jocoserius‘ in der Athenais-Aufführung von 1712 und dem ,Criticus‘ im Spiel von der ,Weisheit eines gesetzten Geistes‘ von 1711, die ebenfalls von Günther verkörpert wurden. Der Name ,Polylogus‘ (,Vielschwätzer‘) ist hier auf den Schweidnitzer Advokaten und Polyhistor Theodor Krause alias Crispin gemünzt. 152 Chrysapius] Chrysapios war ab 440 Oberster Kammerdiener am Hof und hatte großen Einfluss auf Theodosius II. 153 Ae¨tius] Ethius (so die Schreibung in II 3) war ein Feldherr, zwielichtiger Machtpolitiker und viermal Konsul: 432, 437, 446, 454 n. Chr. 154 Attila] König der Hunnen (gest. 453), wurde 451 durch Ae¨tius aus Gallien vertrieben und rüstete danach gegen Ostrom auf. 157 Proclus] Proklos war 406–425 Sekretär des Bischofs Atticus, 434–446 Bischof von Konstantinopel und wurde von Theodosius II. hoch geschätzt. Actus I 3 Unser Kayser] Karl VI. (1685–1740), seit 1711 Deutscher Kaiser.

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

12 Friedens-Schluß] 1715 hatte Karl VI. im Holländischen Krieg (1672/79), im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/97) und gegen die Türken (1699) gesiegt sowie die Pragmatische Sanktion zur Sicherung der weiblichen Thronfolge durchgesetzt. vor 15 Theodosius dormiens 〈...〉 Justitia.] »Der schlafende Theodosius. Zwei Geister: der Friede und die Gerechtigkeit.« 18 an statt der Stücke] Daß es im alten Byzenz noch keine Kanonen gab, kritisierte Gottsched in seiner Rezension der Ausgabe G1 (S. 185f.) und entschuldigt Steinbach in seiner Günther-Biographie (S. 149f.). 31 jene Schlacht] Die siegreiche Schlacht gegen die Türken am Kahlenberge mündete in den Frieden von Karlowitz (1699). 68 Tamerlans 〈...〉 Tyranney] Tamerlan /Timur-Leng (1336–1405), mongolischer Emir, war ein wegen seiner Grausamkeit berüchtigter Eroberer. vor 116 Odium, Suspicio, Credulitas, Præcipitantia.] »Haß, Argwohn, Leichtgläubigkeit, Übereilung.« 263 Bastan-Zehner] Zehnerkarte im Bastan-Spiel, dem gewöhnlichen Tarok der schlesischen Bauern, mit 32 Karten und vier Farben: Baschtan, Dennar, Kupe und Spade. 338,346 u.ö. ad Spectatores] „an die Zuschauer“ 338 Niesewurtz] Pulverisierte Wurzeln der Pflanzen Helleborus und Veratrum, seit alter Zeit als starkes Niesmittel gegen Wahnsinn oder als Brechmittel gebraucht. 374 Der Wenden Macht umzäunt] Die Slawen Polens, Weißrußlands und der Ukraine wurden von Plinius d. Ä., Tacitus und anderen als ,Venedi‘ (,Wenden‘) bezeichnet. Als sie um 600 bis zur Elbe siedelten, errichtete Karl der Große 805 den ,Limes sorbicus‘. 377 Artaburius] Flavius Ardabur Aspar (421–471), ein arianischer Germane, besiegte als römischer General 431 /34 die Vandalen, 441 die Perser und 447 /50 Attila. 377 Phrat] Euphrates, mit 2760 km längster Fluß Vorderasiens und Lebensader verschiedener antiker Kulturoasen. 379 Ravenna] Die oberitalienische Stadt war im 5. Jahrhundert Residenz der weströmischen Kaiser, seit 493 auch Sitz ostgotischer Könige. 384 Ruges] „Rugas, ein Barbarischer Fürst, wurde auf Kayser Theodosii Gebeth, als er dem Johanni zu Hülffe gezogen war, vom Donner erschlagen“ (Zedler 32, Sp. 1557).

D. Theodosius-Drama

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390 Pactol] Pactolos /Pactolus, ein Fluss in Lydien, führte Goldsand mit sich; vgl. Ovid, Met. 11,87; Horaz, Epod. 15,20. Hier residierte der sprichwörtlich reiche König Krösus. Actus II 470 Den Cubach schleppen] Michael Cubach veröffentliche 1664 in Lüneburg sein 1416 Seiten starkes Erbauungsbuch ,Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buss- Lob- und Danck-Opffer‘; weitere Ausgabe: Leipzig 1689, 1616 S. 470 Löbers Haus-Buch] Das Erbauungsbuch ,Gottseliger Hertzens-Wecker‘ von Christoph Heinrich Loeber (1634–1705); vgl. Jöcher II, Sp. 2491. 502 Gram des Wolffes] In der ersten Fabel des Phaedrus, die von Boner, Steinhöwel, Luther, Waldis u. a. immer wieder nacherzählt wurde, geht es um den ,Gram‘ des Wolfs, der dem Schaf Trübung des Bachs und Beleidigung vorwirft, um sein Opfer ins Unrecht zu setzen. 568 Hochzeit im Advent] Ausgehend von den Mahnpredigten des Maximus von Turin (gest. um 420) und des Caesarius von Arles (470 /71–542) wurde seit dem Mittelalter im Advent gefastet, gebeichtet und auf öffentliche Vergnügungen und Hochzeiten verzichtet. 730 Arcadius] Flavius Arcadius (377–408), Sohn von Kaiser Theodosius I., war der Vater von Theodosius II. 1082–1089 Freu dich sehr 〈...〉] Das Trinklied, das Polylogus hier auf den Tod seiner Ehefrau singt, ist eine satirische Parodie auf die erste Strophe des neunstrophigen Kirchenlieds von Christoph Demantius, das nach einer Weise von Loys Bourgeois, Genf 1551, erstmals in Freiberg /Sachsen 1620 gedruckt und von J. S. Bach in seiner Kantate BWV 70 vom 21.11.1723 verwendet wurde und bis heute in Gesangbüchern zu finden ist (z. B. im Evangelischen Gesangbuch für Baden, 1995, Nr. 524):

Freu dich sehr, o meine Seele, Und vergiß all Noth und Qual, Weil dich nun Christus, der Herre, Ruft aus diesem Jammertal. Aus Trübsal und großem Leid Sollst du fahren in die Freud, Die kein Ohr hat je gehöret, Die in Ewigkeit auch währet.

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

Die Schweidnitzer Geistlichen und Lehrer fanden sich und den christlichen Glauben durch diese ,blasphemische‘ Einlage verspottet und entzogen Günther hinfort ihr Wohlwollen. 1107 Hertz-Gespann] Krankheit, die man sich bis ins 18. Jahrhundert als eine Spannung der das Herz umgebenden Haut vorstellte. Vgl. DWb. 4,2,1246. 1145 Quod 〈...〉 perit] »Was rasch wird, vergeht auch schnell.« 1145/46 Canis 〈...〉 catulos] »Der eilende Hund heckt blinde Welpen.« 1155 Duo 〈...〉 est idem] »Wenn zwei das gleiche tun, so ist es nicht dasselbe.« 1166/67 Si vis nubere 〈...〉 pari!] »Wenn du heiraten willst, heirate einen Gleichgestellten!« 1202 ominire] »prophezeie« 1259 Vivitur exemplo] »Durchs Beispiel lebt man.« 1260/61 Felix quem 〈...〉 videns!] »Glücklich der Mensch, den fremde Gefahren vorsichtig machen und der auf seine Stirne achtgibt, wenn er fremde Hörner sieht.« 1265 Cave canem!] »Hüte dich vor dem Hund!« 1265 tanti 〈...〉 sapit.] »So viel Verdruß handle ich mir nicht ein, ein Fischer kennt die (richtigen) Schläge.« 1280 der müßigen Stunden] Anspielung auf die gelehrte Zeitschrift des Theodor Krause (1688–1740), deren 20 Stücke in den Jahren 1713 bis 1732 erschienen und mehrfach Angriffe auf Günther enthielten; zuerst in Stück 4, 1715, S. 62–63. 1336 Olorena] Anagramm von ,Leonora‘.

Actus III 1362 Die Sonne geht in Gold 〈...〉] Dieses Bild kehrt wieder in Günthers Abendlied „Der Feyer-Abend ist gemacht“ (s. Geistliches Gedicht Nr. 13).

1509 Orbilius] Der Grammatiker Orbilius Pupillus (114 – ca.14 v.Chr.), seit 63 Lehrer in Rom, pflegte seine Schüler zu schlagen. Vgl. Horaz, Epist. 2,1,70f.; Der Kl. Pauly 4, Sp. 329. 1525 Packt] (von Packet, Paket) »Gesindel«, vgl. DWb. 7,1405. 1663 Ysop] Gewürz- und Heilpflanze aus Südeuropa und dem Orient, vgl. Ps. 51,9; Hebr. 9,19; Joh. 19,29.

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1702 Der Muschel Thränen] Perlen galten als Frucht der Vereinigung von himmlischem Licht und irdischem Wasser; mit ihrer Kugelform waren sie ein Bild der Vollkommenheit, des Heiligen. Actus IV 2078 die Helffte deines Hertzens] Treueformel von Freunden und Verliebten; vgl. Horaz an Vergil (Carm. 1,3,8) und Günther an Leonore.

2105 mein Ander-Ich] Treueformel von Freunden und Verliebten; vgl. Cicero an Atticus und Günther an Leonore (s. Verliebtes Gedicht Nr. 30).

Actus V 2299 des Eifer-Wassers] Des Prüfgetränks beim Gottesurteil; vgl. DWb. 3,91.

2302 Der Peguaner Reiß] Reis aus dem Königreich Pegu in Birma, im Norden Indiens; Prüfspeise beim Gottesurteil. 2454 stärtzen] (schles.) »fortziehen«, vgl. DWb. 10,2,2,2541. 2635 halb so schurr] Bedeutung ungewiß; vgl. DWb. 9,2052. 2710 von einem Pferde stürtzen] Tatsächlich fiel Theodosius II. im Jahre 450 einem Reitunfall zum Opfer. Der Geist des Paulinus ist hier zum Zeichen göttlicher Teilhabe als allwissend dargestellt. 2711 Grosser Carl] Kaiser Karl VI. (1685–1740). 2713 Blüth und Frucht] Elisabeth Christine, seit 1708 Gemahlin von Karl VI., war im September 1715 mit Sohn Leopold schwanger, verlor ihren einzigen Sohn aber bereits 1716.

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

E. Notizen und Entwürfe Überblick Die Notizen und Entwürfe im ,Schweidnitzer Taschenbuch’ (SHs 1) sind nicht einer bestimmten Gattung zuzuordnen. Es handelt sich um Werkskizzen, die nicht zu vollständigen Gedichten ausgearbeitet wurden (Nr. 1), um fragmentarische Übersetzungen oder Paraphrasen von lateinischen (Nr. 2) oder griechischen (Nr. 4) Vorlagen und um Titel französischer Theaterstücke und Satiren (Nr. 3); meist also um Schularbeiten, die einen Blick in die Praxis des Schweidnitzer Literaturunterrichts erlauben.

1. Leichencarmen S. E. Lucas 〈Sommer 1715〉 Handschriftliche Überlieferung Schweidnitzer Taschenbuch, Bl. 1r + 16v (SHs 1.1), wiedergegeben nach Heyer/Hoffmann, S. 87 und 110. Vgl. Litzmann, Textkritik, S. 26; Enders, Güntheriana, S. 180. Datierung Anfang eines Leichengedichts auf SUSANNA EUPHROSINA LUCASSIN, wie das vorausgeschriebene, auf Bl. 16v zu Ende geführte Akrostichon zeigt. Günther hat für seinen Entwurf offensichtlich die leere erste Seite sowie die halbleere letzte Seite des bereits vollgeschriebenen Taschenbuchs genutzt, das Gedicht aber nicht zu Ende geführt. Die Verstorbene, deren Lebensdaten nicht bekannt sind, war wohl eine Tochter von Schulcollega Johann Anton Lucas und Maria Elisabeth Jachmann, der älteren Schwester Leonores; siehe Stammbaum der Familie Jachmann (Heyer /Hoffmann, S. 81). Enders datierte wegen der Stellung im Taschenbuch Ende Juli /Anfang August 1715 (Zeitfolge, S. 20 und 92), Heyer /Hoffmann (S. 85) September / Oktober 1715.

E. Notizen und Entwürfe

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2. Übersetzungsproben 〈Sommer 1715〉 Handschriftliche Überlieferung Schweidnitzer Taschenbuch, Bl. 2v (SHs 1.3), wiedergegeben nach Heyer / Hoffmann, S. 90. Transskriptionsversuche bei Litzmann, Textkritik, S. 26–27, und bei Enders, Güntheriana, S. 180–181. Datierung Enders datiert die Übersetzungsversuche auf August /September 1715 (Zeitfolge, S. 20). Wegen der Sommerferien und der Arbeit am ,Theodosius‘Drama ist ein etwas früherer Zeitpunkt wahrscheinlicher. Es dürfte sich um Schulaufgaben handeln. Vgl. Rubensohn, Filiationen, 1896; Rubensohn (Hg.), Griechische Epigramme, 1897. Quellen Die Vorlagen von Alciatus, Horaz und Ovid werden nachgewiesen bei Enders, Zeitfolge, S. 93–95; vgl. Erläuterungen. Erläuterungen 1–3 Jch achte 〈...〉 nicht.] Die Vorlage des Dreizeilers war nicht zu ermitteln. 4 Alcides 〈...〉] „Alcides“ ist „Herkules“, der in den orphischen Mysterien für die Zeit steht. Günthers Motivnotiz liegt ein Baum-Emblem des Alciatus zugrunde (Ausg. 1550, S. 226): »Populus alba. Herculeos crines bicolor quod populus ornet, Temporis alternat noxque diesque vices.« (Die Silberpappel. Dass die zweifarbige Pappel die Haare des Herkules schmückt Bedeutet, dass Nacht und Tag den Wechsel der Zeit schafft.) Vgl. Henkel / Schöne, Sp. 246. 5 Ein frisches Epheublatt 〈...〉] Ein weiteres Emblem des Alciatus (Ausg. 1550, S. 219); hat den Ruhm der Gelehrsamkeit zum Thema: »Hedera. Haudquaquam arescens hederae est arbuscula, Cisso Quae puero Bacchum dona dedisse ferunt: Errabunda, procax, auratis fulva corymbis, Exterius viridis, caetera pallor habet. Hinc aptis vates cingunt sua tempora

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

sertis: Pallescunt studiis, laus diuturna viret.« (»Epheu. Keineswegs verdorrt das Efeupflänzchen, Das Bacchus dem Knaben Cissus zum Geschenk gemacht haben soll. Es windet sich, wächst zudringlich, ist gelb durch goldene Blütentrauben, Außen erscheint es grün, Blässe kennzeichnet das übrige. Daher umkränzen Dichter mit geknüpften Girlanden ihre Schläfen: Durch geistige Arbeit werden sie bleich, ihr Ruhm aber grünt dauerhaft.«) Vgl. Henkel /Schöne, Sp. 275 f. – Bei Horaz (Carm. I,1,29f.) steht die erste Entsprechung in der klassischen römischen Dichtung: »Me doctarum hederae praemia frontium Dis miscent superis 〈...〉.« (»Mich vereint der Epheuschmuck gelehrter Dichterstirnen Mit den Himmlischen 〈...〉«.) 6–11 Das Bacchus 〈...〉 verbraucht] Bei Ovid (Fasti 3, 767–770) findet sich eine weitere Entsprechung: »cur hedera cincta est? hedera est gratissima Baccho; hoc quoque cur ita sit, discere nulla mora est: Nysiades nymphas puerum quaerente noverca hanc frondem cunis opposuisse ferunt.« (»Warum ist sie 〈die alte Frau〉 mit Efeu umkränzt? Am meisten liebt Bacchus den Efeu! Warum auch dies so ist, läßt verstehen sich ohne Verweilen: Die Nysiadischen Nymphen sollen, als die Stiefmutter den Knaben suchte, dieses Efeulaub vor die Wiege gehängt haben.«) – Die Stadt Nysa ist die Vaterstadt des Bacchus; dort wurde er von Nymphen erzogen. 12 Sucht Academus 〈...〉] Akademos, ein attischer Ortsheros, ist Namengeber der Akademie bei Athen. Horaz (Epist. 2,2,45) verbindet ihn mit dem Baummotiv: »Atque inter silvas Academi quaerere verum.« (»Und in Akademos’ Parkanlagen zu forschen nach der Wahrheit.«) 13–17 Cubito pigritia presso 〈...〉 summissa caput] Vorlage unbekannt, jedenfalls handelt es sich nicht um „Fragmente einer lateinischen Variation“ des folgenden Emblems, wie Enders meint (Zeitfolge, S. 93). 18–22 Der Geyer fraß 〈...〉 fremdes Gut] Freie Übertragung von folgendem Emblem des Alciatus (1550, S. 140; zitiert nach Enders, Zeitfolge, S. 93): »Male parta male dilabuntur. Milvus edax, nimiae quem nausea torserat escae: Hei mihi, mater, ait, viscera ab ore fluunt. Illa autem: Quid fles? cur haec tua viscera credas, Qui rapto vivens sola aliena vomis?« (Übel Erworbenes vergeht übel. Ein gefräßiger Geier, den übermäßigen Fressens wegen Erbrechen gequält hatte, Sagte: Wehe, Mutter, mir fließen die Eingeweide aus dem Schnabel! Jene aber: Was weinst du? Warum hältst du dies für deine Eingeweide, Der du als Räuber nur Fremdes erbrichst?) – In der Emblemata-Sammlung von Henkel /Schöne (Sp. 792)

E. Notizen und Entwürfe

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steht die achtzeilige deutsche Übersetzung von 1518 unter dem Motto: „Vbel gewunnen vbel verthan“. Vgl. zuerst Rubensohn, Filiationen, S. 93, der die griechische Fassung von Ignatios Magistor, die lateinische Fassung des Alciatus und Günthers deutsche Fassung kommentarlos gegenüberstellt. Vgl. dazu Rubensohn (Hg.), Griech. Epigramme, S. 27–28 und 93–94.

3. Französische Literatur 〈Sommer 1715〉 Handschriftliche Überlieferung Schweidnitzer Taschenbuch, Bl. 9v (SHs 1.5), wiedergegeben nach Heyer / Hoffmann, S. 94–95. Datierung Enders zufolge vom August /September 1715 (Zeitfolge, S. 20), unseres Erachtens etwas früher. Die französischen Büchertitel belegen Günthers Beschäftigung mit der Satire bereits in der Schulzeit. Leubscher hatte im Oktober 1712, als heitere Unterbrechungen zum ,Athenais‘-Drama, das „durch eigenen Fleiß in unsre Mutter Sprache“ übersetzte Spiel ,Le Le´gataire universel‘ (1708) Re´gnards im Wechsel mit dem Scherzspiel ,Verliebtes Gespenst‘/,Die geliebte Dornrose‘ (1661) von Andreas Gryphius durch seine Schüler aufführen lassen; vgl. seine Einladungsschrift zur ,Athenais‘, S. 〈4〉 (Bö I 456). Erläuterungen

1 Les oeuvres de Mr. Regnard] Jean-Franc¸ois Regnard (1655–1709) schrieb 1688 /94 Schwänke für die Come´die italienne, dann Charakter- und Sittenkomödien für die Come´die Franc¸aise und kehrte ab 1700 wieder zum Lustspiel zurück. Bekannt wurden seine Lustspiele besonders durch launigleichte Dialoge, Situationskomik, gepflegte Sprache. Die Theaterstücke aus den Jahren 1696–1708 wurden 1711 in 2 Bänden gedruckt (Bruxelles: t’Serstevens 1711. 376 und 419 S.), deren Inhalt Günther hier aufzählt.

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VI. Textkritischer Apparat und Erläuterungen

5 Les folies amoureuses] 1704 uraufgeführt und erstmals gedruckt, stützt sich die dreiaktige Lustspiel-Intrige um den vorgetäuschten Wahnsinn der Agathe und ihren ältlichen Vormund E´raste auf ein italienisches Vorbild (Pasquino e Marforio, 1697) und Motive Molie`res (Amour me´decin, 1665; Me´decin malgre´ lui, 1666); dazu Anleihen bei der Commedia del Arte. 6 Le joueur] Klassische fünfaktige Verskomödie in der Tradition Molie`res über das Laster der Spielleidenschaft, gilt als Regnards bedeutendstes Bühnenwerk; 1696 uraufgeführt, 1697 erstmals gedruckt. 6 Les Menechmes] Komödie über die gleichnamigen Zwillingsbrüder Menaechmus I und II nach dem Muster der Komödie ,Menaechmi‘ von Plautus, die sich wiederum an eine verlorene Vorlage des Poseidippos anschließt. 7 Le distrait] Farce in fünf Akten um den zerstreuten Le´andre, der dem Porträt des Me´nalque aus La Bruye`res ,Les caracte`res‘ (1688) nachgebildet ist; 1697 uraufgeführt. 7 Le le´gataire universel] Letzte Verskomödie Regnards in fünf Akten um das Erbe des alten Ge´ronte und den schlauen Diener Crispin; 1708 uraufgeführt. 8 Critique du legataire] Einaktige Komödie als Antwort Regnards auf polemische Vorwürfe, nach dem Beispiel von Molie`res ,Critique de l’e´cole des femmes‘ (1663); aufgeführt 1708. 10–15 Traite´ de la Satyre 〈...〉] Die Abhandlung ,Traite´ de la Satyre‘ von Pierre de Villiers (1648–1728) erschien 1695 anonym in Paris. 16–20 Satyres de Perse 〈...〉] Die von Eustache le Noble (1643–1711) ins Französische übersetzten ,Saturae‘ des Aulus Persius Flaccus (34–62) erschienen 1706 unter dem genannten Titel in Amsterdam.

4. Anakreontikon 〈Sommer 1715〉 Handschriftliche Überlieferung Schweidnitzer Taschenbuch, Bl. 11v (SHs 1.9), wiedergegeben nach Heyer / Hoffmann, S. 98–99, und der Abb. in Bö I, S. 504. Einige Wörter sind nicht, einige nicht sicher zu entziffern.  Abb. 59

E. Notizen und Entwürfe

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Datierung Nach Enders vom September 1715 (Zeitfolge, S. 21 und 97–98). Der Vermutung Litzmanns, Günther habe hier die Ode 3 ΕιÆ ς Ερωτα (,An Eros‘) von Anakreon übersetzt (Textkritik, S. 28), widerspricht Enders: Günther könnte auch fremde Verse aus dem Gedächtnis zitiert haben. Erläuterungen

1–4 quid mea 〈...〉 moras] Das Klopfen an der Tür und (ab Z. 5) der Knabe erinnern an das Anakreontikon 31 (Griechenlyrik, S. 45): Der regennasse Amor pocht um Mitternacht an die Tür des einsamen Sprechers, wird hereingelassen, gewärmt und getrocknet; kaum wiederhergestellt, trifft er den Gastgeber mit seinem Pfeil ins Herz und prophezeiht ihm Herzweh. 10 Tantalus] Phrygischer König, Sohn des Jupiter, muß seiner Verbrechen wegen in der Unterwelt dürsten und hungern: Wasser und Zweige eines über ihm hängenden Obstbaumes ziehen sich zurück, sobald er danach greift. Das Epigramm des Paulos Silentiarios (6. Jh. n. Chr.) in der Anthologia Graeca 5,236, verharmlost die begrenzten Qualen des Tantalos gegenüber den unendlichen Qualen des Liebenden, der das Objekt seiner Begierde vor sich sieht und nicht küssen darf. Vgl. auch Horaz, Epod. 17,66; Ovid, Am. 2,2,44. 12 Pomona] Nach Ovid (Met. 14,623) Göttin der Baumfrüchte, abgeleitet von poma, »Obst«. 14 mea vita] Zärtliche Anrede des Freundes oder der Geliebten bei Catull (Carm. 109,1), Horaz, Ovid (Am. 3,8,11–12), Properz (Eleg. 1,8,22), Tibull, Plautus, Cicero und anderen.

Verzeichnisse zu Band I

1. Textanfänge

Aurora zog nunmehr den Purpur aus der See . . . . . . . . . . . Banges Hertze! lerne doch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Betrügliches Glücke! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brich an, erfreutes Licht! laß deine Freuden-Stunden . . . . Continuant stabili filique urnaeque potentes . . . . . . . . . . . Da schwimmt nun unsre Furcht mit Wagen, Roß und Mann Das Glücke muß fürwahr mich als sein Schoß-Kind lieben Daß noch die gantze Welt in ihren Angeln geht . . . . . . . . Der Feyer-Abend ist gemacht! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Geyer fraß zu viel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Schul-Staub hat mir zwar die Augen nicht verdorben Die Einfalt paaret sich mit meiner Redlichkeit . . . . . . . . . Die Feder ziert den Helm und adelt Fahn und Schwerd Die Liebe gab mir nächst den Pinsel in die Hand . . . . . . . Die Liebe weckt an diesem Morgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Lüffte waffnen sich mit schweren Donner-Keilen . . . . Die Schönheit ist es nicht gewohnt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Sehnsucht viel zu sehn treibt Leute von Verstand . . . . Die Trennung dient zu größrer Freude . . . . . . . . . . . . . . . Die Zeit kann alles möglich machen . . . . . . . . . . . . . . . . . Diß ist die Losung unsrer Pflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Du fromm- und treues Blut, geliebte Leonore! . . . . . . . . . Du zwingst mich, Wehrtes Kind! dir vieles vorzusagen . . Endlich bleibt nicht ewig aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Endlich ist die frohe Zeit, und der Tag des Heils erschienen Entschuldige, mein Freund! die Faulheit meiner Hand . . . Erinnert euch mit mir ihr Blumen, Bäum und Schatten . . Erwege Dein Vergnügen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erzürnte Schöne! laß einmahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Es ist nicht meine Schuld, wofern, Hoch-Edles Haupt! . . . Es raset Mavors Wuth noch immer in der Welt . . . . . . . .

I.1 162 66 193 86 38 54 223 153 74 362 36 89 145 248 239 19 207 22 244 247 96 221 227 71 25 141 194 132 215 93 80

I.2 294 241 307 256 230 234 334 290 249 390 228 258 288 359 352 218 320 220 356 358 261 331 340 246 223 283 308 278 325 260 254

398

Verzeichnisse

Etwas lieben und entbehren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Flammen in der Brust empfinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fort, o Seele, von der Welt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Freu dich sehr, o meine Seele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friede, Friede! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Galant- und schönes Kind! gewiß, du plagst mich gut . . . Gedacht und auch geschehn. Ihr Pierinnen lacht . . . . . . . . Geliebtes Kind! der schöne Täuber . . . . . . . . . . . . . . . . . . Getreue Magdalis! du forderst zwar den Zoll . . . . . . . . . . . Göttinn, deren Macht und Stärke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gott, dessen Nahmen schon die Fülle . . . . . . . . . . . . . . . . Grosser Carl! beglückter Kaiser! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hab ich mich einmahl vergangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hochwohlgebohrne Frau! es kommt ein schlechtes Blat . . Ich achte keinen Vers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ich, Blaß, Charisius und der verbuhlte Bock . . . . . . . . . . . Ich gründe mich auf deine Gunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ich leugne nicht die starcken Triebe . . . . . . . . . . . . . . . . . Ich liebe nur, was mich vergnügt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ich versteh wohl, was ihr wolt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ich weiß, geliebtes Kind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ihr beredten Wälder! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ihr Bogen voller göldnen Pfeile! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ihr Musen steigt von eurer Höh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Immer sich gelassen weisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannchen, denke, dieses Wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kluge Schönheit! nimm die Busse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Komm, Jesu, theurer Schatz! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Komm, mein Engel, laß uns lieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . Küßt ihr Seuffzer mein Vergnügen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laß dich deine Söhne küssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laß, Wohlgebohrne Braut! wo nur die Emsigkeit . . . . . . . Les oeuvres de Mr. Regnard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Longa quid Ausonium corrumpunt otia plectrum? . . . . . .

I.1 199 205 64 302 104 220 118 231 225 256 60 358 216 83 362 145 255 200 234 203 212 311 229 134 72 255 219 62 254 211 79 176 363 122

I.2 314 319 240 265 330 274 342 336 372 239 326 255 389 286 370 316 347 318 322 341 279 248 370 328 240 369 322 251 299 391 277

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Textanfänge

Mein Bruder Jonathan! dein höchst-betrübter Freund . . . . Mein Buch, das eure Feder kennt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mein Engel! lebe wohl! Die Zunge kan nicht mehr . . . . . Mein Gott! was bist du mir auf Erden . . . . . . . . . . . . . . . . Mein Kind, es ist mir leid, daß wider mein Verhoffen . . . Mein Kind! ich bin der Huld nicht werth . . . . . . . . . . . . . Mein Kind! was zweiffelst du an meiner Redligkeit? . . . . Mein Vater! zürne nicht, wenn ein bestürtzter Sohn . . . . . Mein Vergnügen heist auf Erden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mein Vertrauen gründet sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monsieur Mon Frere! Entschuldige, mein Freund! . . . . . . . Nicht anders leget sich die Blumen-Göttin an . . . . . . . . . Nichts anders als Verdruß bestürmet Seel und Geist . . . . . Nimm, Großer Aaron! Von deines Knechtes Händen . . . . Nur eine bleibet meine Taube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . O Höchst-beglückter Tag! o angenehme Stunde! . . . . . . . . O Liebe! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quae semel nostris agitata votis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quid mea tam laeto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rosen sind der Schönheit Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schicke dich, geliebtes Kind! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schweig du doch nur, du Helffte meiner Brust! . . . . . . . . Schweigt doch nur, ihr höhnschen Thoren . . . . . . . . . . . . . Seele, wirff den Kummer hin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . So bist du endlich, schöne Braut! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . So wenig eine junge Rebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steh du Pilger deßen Fuß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stille Nächte mehrt den Schatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stille! stille! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stirb getrost, mein Sohn! und lebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stirbt meine Flavie? so klagen meine Flöten . . . . . . . . . . . Suscipe, Lecta Cohors, nostri documenta favoris . . . . . . . . . Treuer Sinn! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbanne den empfangnen Groll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

I.1 24 253 243 56 220 225 223 12 139 70 141 222 111 3 235 88 224 112 364 254 237 241 195 67 178 226 361 175 267 343 185 109 228 252

I.2 222 366 355 236 329 336 333 215 281 244 283 332 270 210 348 257 335 271 393 368 349 354 310 242 301 338 388 298

306 268 340 365

400

Verzeichnisse

Verdammte Tadelsucht! du Seuche dieser Zeit . . . . . . . . . . Verdienet denn, du Bild der keuschen Zucht! . . . . . . . . . . Verschmäht, gelehrter Scharf, dein Auge meine Pflicht . . . Versöhn ich dich mit keinem Kusse . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verwaiste Magdalis! die Sprache trüber Augen . . . . . . . . . Verzeihe, Großes Paar, wenn dieses schlechte Blat . . . . . . . Was ich in Gedancken küsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was vor Rosen, schöner Engel! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weine nicht, mein Kind! ich bleibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weinet nicht, verwayste Kinder! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Welch Unglück wittert sich? wie wenn ein Mord-Comet Welt, was hab ich noch mit dir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wem Neid und Aberwitz nicht die Vernunfft bethört . . . . Wenn dieses welke Blatt, du englische Grisette . . . . . . . . . Wenn Dir, Hoch-wertheste! ein kindliches Vertraun . . . . . Wer die Erde recht beschaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wer wolte dich nicht englisch preisen . . . . . . . . . . . . . . . . Wie bald ein Paradieß so Schlang als Tod gebähre . . . . . . Wie gedacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie gerne wollt ich auch mit Blut . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie glücklich lebt doch eine Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohin, erzürntes Frauenzimmer? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeuch aus, gefangne Seele! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zürnt, Grossen Dichter! nicht, daß der verdorbne Kiel . . . Zwey Tage soll ich dich und deinen Umgang meiden . . . .

I.1 181 212 101 217 51 149 196 213 238 91 13 58 6 201 81 69 209 31 232 251 116 252 28 171 237

I.2 302 323 264 327 232 289 311 324 351 259 216 237 212 317 254 243 321 226 344 363 272 365 225 297 350

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2. Inhalt

A. Religiöse Dichtungen I. Leichencarmina I.1 I.2 1. Als Der Hoch-würdige 〈...〉 Hr. Gottfried Fuchsius 〈...〉 Seinen Jüngsten 〈...〉 Sohn Theobald Gottfried 〈...〉 beerdigen ließ, 5.9.1712 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die auch in Jhrer Asche 〈...〉 verehrte Frau Anna Helena, verw. von Zedlitz, 27.1.1713 . . . . . . . . . . . . . . 3. Auf das Absterben Des Herrn von R〈eibnitz〉, 〈8.1.〉 1714 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die Asche des 〈...〉 Herren Joachim Siegmund von Seydlitz und Ludewigsdorf 〈...〉 Begleitete 〈...〉 Friedrich von Bock, 31.5.1714 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Als Herr Gottfried Fuchsius 〈...〉 Aus der streitenden Kirche in die triumphirende seinen seeligen Einzug hielte 〈. . .〉, 16.9.1714 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Auf das Absterben der N. N. 〈9.1714?〉 (Die Sehnsucht viel zu sehn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Den höchst-schmertzlichen Fall eines lieb-gewesenen Schul-Freundes beweinete dessen betrübtester Bruder, 〈19.2.1715〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Kampff und Sieg Der Frau Agneta Philippina Rüdigern 〈...〉, Welche 〈...〉 Jhr Wochen-Bette aber mit der 〈...〉 Bahre verwechselte, 22.2.1715 . . . . . . . . . . . . . . 9. Den seeligen Hintritt Der Fr. Agnetha Philippina Rüdigern 〈...〉 bediente 〈...〉 mit der begehrten AbschiedsAria J. C. G., 28.2.1715 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnisse

10. Auf das Absterben Der 〈...〉 Frauen Hedwig von Wenzky, Vermählten von Bock 〈...〉, 11.4.1715 . . . . . . . . . 11. Die Zeit, Als ein allgemeines Nichts, Bey der Baare Der 〈...〉 Frauen Hedwig von Bock 〈...〉, 11.4.1715 . . 12. In Exsequias 〈...〉 Viri Dn. M. Davidis Ebersbachii 〈...〉, 〈13.7.〉1715 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Auf das Absterben Des Herrn M. Ebersbachs 〈...〉, 〈13.7.〉1715 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

I.1

I.2

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II. Geistliche Lieder und Gedichte 1. Danck-Lied Mosis nach dem Ausgange aus Egypten. (Da schwimmt nun unsre Furcht) . . . . . . . . . . . . . . . 2. Meditatio consolatoria pro iis, quibus jam hostium imminet invasio. (Mein Gott! was bist du) . . . . . . . . . . 3. Auf den 1. und 2. Vers des 122. Psalms. (Welt, was hab ich noch mit dir) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Aria. Ueber die Worte: Der Gott aber des Friedens etc. (Gott, dessen Namen schon die Fülle) . . . . . . . . . . . . 5. Buß-Aria. (Komm, Jesu, theurer Schatz!) . . . . . . . . . . 6. Die Begierde nach dem Himmel. (Fort, o Seele, von der Welt!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Christliche Gedult. (Banges Hertze! lerne doch) . . . . 8. Der Seelen Unsterblichkeit. (Seele, wirf den Kummer hin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Die gepriesene Demuth. (Wer die Erde recht beschaut) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Glaube und Hoffnung. (Mein Vertrauen gründet sich) 11. Trost-Aria. (Endlich bleibt nicht ewig aus) . . . . . . . . 12. Aria. Als er sich zur Gelassenheit 〈...〉 resolvirte. (Immer sich gelassen weisen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Abend-Lied. (Der Feyer-Abend ist gemacht!) . . . . . . .

403

Inhalt

B. Dichtungen für die Respublica Litteraria I. Lob- und Glückwunsch-Gedichte 1. Als Herr Gottfried Fuchsius 〈...〉 seinen Namens-Tag begieng, 6.3.1710 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Sonnet auf den Geburtstag Herrn M. G. B. S〈charffens〉, 19.3.1710/11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Nahmens-Wunsch 〈...〉 eines Sohnes an seine Mutter, 26.7.1710/11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Als die Hochwohlgebohrne Frau Hedwig von Wentzky 〈...〉 Jhr hohes Namens-Fest 〈...〉 beging, 14.10.1711 5. Als Der 〈...〉 Herr Wolff George von Bock 〈...〉 sein hohes Namens-Fest 〈...〉 begieng, 23.4.1712 . . . . . . . 6. Auf das 〈...〉 Namens-Fest Des 〈...〉 Herrn Wolff George von Bock 〈...〉, 23.4.1712 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Auf das Nahmens-Fest seines Vaters 〈...〉, 21.6.1714 8. Als Der 〈...〉 Herr Benjamin Schmolcke 〈...〉 zum Inspectore unserer Evangelischen Schule 〈...〉 confirmiret wurde 〈...〉, 5.12.1714 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. An einen hochgeneigten Gönner. 〈1714/15〉 (Es ist nicht meine Schuld) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Unterthänigstes Abend-Opffer Welches 〈...〉 Dem 〈. . .〉 Hrn. Hanß Anton Schaffgotsch 〈...〉 anzündeten Jhr. 〈...〉 Knechte, 1.1.1715 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Dein Name, theurer Scharf, bezeichnet diesen Tag 〈...〉, 8.1.1715 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Die An Jhro Kayserl. Majestät 〈...〉 Abgesungene Unterthänigste Gratulation, 17./18./25.9.1715 . . . . . . .

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Verzeichnisse

II. Geleit-Gedichte 1. Consociata Commilitonum 〈...〉 Johanni Godofredo Fischero 〈...〉 Et Caspari Andersio 〈...〉 Abitum ex Schola 〈...〉 Gratulantium Vota. 〈3.〉 (Suscipe, Lecta Cohors) . 2. Ebda. 〈5.〉 Sonnet! (Nichts anders als Verdruß) . . . . . 3. Commigraturis Vitembergam Amicis 〈...〉 Conjunctissimis Ernesto Sigismundo Orthio, & Christiano Marbachio bene precatur J. C. G. 〈...〉. (Qvae semel nostris agitata votis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Als Schweidnitz Einen Hahn Aus Seinem Neste ließ 〈...〉. (Wie glücklich lebt doch eine Stadt) . . . . . . . . . 5. Nimm, Winckler! nimm den Wunsch von einer Feder an 〈. . .〉. (Gedacht und auch geschehn) . . . . . . . . . . . . 6. Nobilissimae, Fratrum Germanorum, Georgii Henrici/ Guilielmi/Gotthardi Reibniziorum 〈...〉 Trigae 〈...〉 Svidnicensibus 〈...〉 Valedicenti 〈...〉. (Longa quid Ausonium corrumpunt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Hier, Schweidnitz! schencken dir Drey Tugendhafte Brüder 〈...〉. (Erwege dein Vergnügen) . . . . . . . . . . . . 8. Dein Abschied, Werther Freund! erfordert dieses Blat 〈...〉. (Jhr Musen, steigt von eurer Höh) . . . . . . . . . . .

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III. Freundschafts-Gedichte 1. Aria. Ein guter Freund das beste Vergnügen. (Mein Vergnügen heist auf Erden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Send-Schreiben an Herrn J〈ohann〉 G〈ottfried〉 H〈ahn〉 〈...〉. (Entschuldige, Mein Freund!) . . . . . . . . . . . . . . . 3. An Herrn H〈ahn〉 〈...〉. (Jch, Blaß, Charisius und der verbuhlte Bock) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Jn des Herrn von Reibnitz Stammbuch. (Die Feder ziert den Helm) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

405

Inhalt

C. Erotische Dichtungen I. Hochzeits-Gedichte I.1 I.2 1. Auf die 〈...〉 gedoppelte Zierotinische Alliance, Jan. 1713 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Bey des 〈...〉 Herrn George Willhelm von Schweinichen 〈...〉 Und der 〈...〉 Fräulein Helena Elisabeth 〈...〉 Verbindung 〈...〉, 1.11.1713 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Der Frühling im Herbste in dem Garten der Liebe, Bey der Hoch-Adel. Schweinich-Seidlitzischen Vermählung, 1.11.1713 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Wem sich das Glück vermählt, Den pflegt die Braut zu küssen 〈...〉, 7.11.1713 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Aria Zu einer Nacht-Music vor der Braut-Kammer, ca. 1714 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Auf die 〈...〉 Räderisch-Kanitzische Verbindung, 12.9. 1714 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Auf das Räderisch-Kanitzische Hochzeit-Fest, 12.9. 1714 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Die 〈...〉 Fuchsius- und Schrammische Verbindung Bediente eine 〈...〉 Verhaßte Feder, 5.2.1715 . . . . . . . . .

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II. Galante und Verliebte Gedichte F la v ia (Frühjahr 1714)

1. Auf den Tod seiner geliebten Flavie. (Stirbt meine Flavie?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 2. Aria. Als er sich über ihren Tod beklagte. (Betrügliches Glücke!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 3. Als er sich der 〈...〉 genossenen Gunst 〈...〉 erinnerte. (Erinnert euch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194

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Verzeichnisse

Schweidnitzer Leonore

Werbung (Sommer/Herbst 1714) 4. Auf ein Mägdchen, so er 〈...〉 zum Fenster sahe heraus sehen. (Schweigt doch nur) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Als er insgeheim liebte. (Was ich in Gedancken küsse) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Aria. Als er 〈...〉 entbehren muste. (Etwas lieben und entbehren) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Aria. Als er seine Liebe nicht sagen durffte. (Jch leugne nicht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. An seine Schöne, als sie ihr Namensfest begieng. (Wenn dieses welke Blat) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Nahmens-Cantata auf seine Liebste 〈...〉. (Jch versteh wohl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Aria. Als er endlich sich wagte 〈...〉. (Flammen in der Brust empfinden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Cantata. Die beständige Liebe. (Die Schönheit ist es nicht gewohnt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Galante Spiele (Herbst/Winter 1714/15) 12. Aria. Als er sich über ihren Eigensinn beschwehrte. (Wer wolte dich nicht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Aria. Als er sich seiner abwesenden – – erinnerte. (Küßt ihr Seuffzer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Auf einen Kuß. (Jch weiß, geliebtes Kind) . . . . . . . . 15. Als er sich 〈...〉 zu frey aufgeführet. (Verdienet denn, du Bild) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. Aria. An seine Schöne. (Was vor Rosen, schöner Engel!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. Als er sie wieder zu besänfftigen suchte. (Erzürnte Schöne! laß einmahl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. Aria. Als er 〈...〉 berauschet war. (Hab ich mich einmahl vergangen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19. Er suchet seine erzürnte Schöne zu besänftigen. (Versöhn ich dich) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

20. Als er sich 〈...〉 zu versöhnen suchte. Aria. (Kluge Schönheit! nimm die Busse) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21. An seine Schöne, die er 〈...〉 tröstet. (Mein Kind! es ist mir leid) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22. Als Sie ihn derer 〈...〉 Reime wegen plagte. (Galantund schönes Kind!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23. An seine Leonore. (Du fromm- und treues Blut, geliebte Leonore!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verlobung, Liebesglück (Frühjahr/Sommer 1715) 24. Sonnet. An seine Magdalis. (Nicht anders leget sich die Blumen-Göttin an) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25. Sonnet. 〈...〉 Als Sie an seiner Treu zweiffelte. (Mein Kind! was zweiffelst du) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26. Sonnet. An eben die Vorige. (Das Glücke muß fürwahr) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27. Madrigal von der Liebe. (O Liebe!) . . . . . . . . . . . . . . 28. Madrigal. An eben die Vorige. (Mein Kind! ich bin der Huld nicht werth) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29. Als er seiner Magdalis nichts 〈...〉 geben konnte. (Getreue Magdalis!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30. An seine Schöne. (So wenig eine junge Rebe) . . . . . . 31. An Leonoren. (Du zwingst mich, Wehrtes Kind!) . . . 32. Aria. Als er sie seiner beständigen Liebe versicherte. (Treuer Sinn!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Täuber-Krise (Sommer 1715) 33. Als er Lenchens Augen küßte (Jhr Bogen voller göldner Pfeile!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34. Als er von seinem Neben-Buhler abgestochen zu werden besorgte. (Geliebtes Kind! der schöne Täuber) . . 35. Abschied von seiner ungetreuen Liebsten. (Wie gedacht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36. Aria. Daß man 〈...〉 nicht auf Reichthum 〈...〉 sehen müsse. (Jch liebe nur) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37. An seine Schöne. (Nur eine bleibet meine Taube) . . .

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Abschied (Herbst 1715) 38. An eben dieselbe. (Schicke dich, geliebtes Kind!) . . . 39. An eben die Vorige. Als er sie 〈...〉 entbehren sollte. (Zwey Tage soll ich dich) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40. Aria. Als er sie seiner beständigen Treue versicherte. (Weine nicht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41. Der verliebte Kummer. Aria. (Die Liebe weckt an diesem Morgen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42. Abschieds-Aria. (Schweig du doch nur) . . . . . . . . . . . 43. Als er Abschied von ihr nahm. (Mein Engel! lebe wohl!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44. Aria. An Leonoren. (Die Trennung dient zu größrer Freude) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45. Beschluß eines Schreibens 〈...〉. (Die Zeit kann alles möglich machen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang: Unvollständige Leonoren-Gedichte 46. Der Abriß seiner Liebsten. (Die Liebe gab mir nächst) 47. Er erinnert sich der vorigen Zeiten 〈...〉. (Wie gerne wollt ich auch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48. An seine erzürnte Schöne. (Wohin, erzürntes Frauenzimmer?) (Verbanne den empfangnen Groll) . . . . . . . 49. Er bittet sich beständige Treu aus. (Mein Buch, das eure Feder kennt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50. 〈Geschenkepigramm.〉 (Rosen sind der Schönheit Bild) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51. Als er sie bey Zeiten zu lieben ermahnte. (Komm, mein Engel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52. Er bittet ein Frauenzimmer 〈...〉. (Johannchen, denke, dieses Wort (Jch gründe mich auf deine Gunst) . . . . 53. An die Zeit, dass sie seine Liebste ihm nicht entziehe. (Göttinn, deren Macht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

D. Theodosius-Drama Vorbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Actus V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Überlieferung, Datierung, Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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E. Notizen und Entwürfe Aus dem ,Schweidnitzer Taschenbuch‘ 1. 2. 3. 4.

Leichencarmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersetzungsproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Französische Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anakreontikon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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