121 39 3MB
German Pages [33] Year 2023
Christian Lung
Text und Monument Das Kolosseum
Christian Lung
TEXT UND MONUMENT Das Kolosseum
Vandenhoeck & Ruprecht
B1. Das Kolosseum, das Symbol für das antike Rom schlechthin, zieht über Epochengrenzen hinweg die Betrachter in seinen Bann.
Johann Wolfgang von Goethe vermerkt über das Kolosseum in seiner »Italienischen Reise« am 11. November 1786: »Abends kamen wir ans Coliseo (Kolosseum), da es schon dämmrig war. Wenn man das ansieht, scheint wieder alles andre klein, es ist so groß, daß man das Bild nicht in der Seele behalten kann; man erinnert sich dessen nur kleiner wieder, und kehrt man dahin zurück, kommt es einem aufs neue größer vor.«
INHALT Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Arbeitsauftrag 1: Das Amphitheater im Kontext römischer Freizeitkultur . . . . . . . 7 Arbeitsauftrag 2: Die Entstehung des Kolosseums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Arbeitsauftrag 3: Das flavische Amphitheater vs. Neros domus aurea . . . . . . . . . . 11 Arbeitsauftrag 4: Amphitheatralische Praktiken 1 – die venatio . . . . . . . . . . . . . . . 15 Arbeitsauftrag 5: Amphitheatralische Praktiken 2 – Hinrichtungen . . . . . . . . . . . . 18 Arbeitsauftrag 6: Amphitheatralische Praktiken 3 – die Gladiatur . . . . . . . . . . . . . 21 Arbeitsauftrag 7: Kritik an der amphitheatralischen Aufführungspraxis . . . . . . . 27 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Arbeitsauftrag 2: Die Entstehung des Kolosseums (Abb. 1 – Abb. 4)
29
Arbeitsauftrag 3: Das flavische Amphitheater vs. Neros domus aurea (Abb. 5.) 32
Quellenverzeichnis Antike Texte Augustin, Confessiones, übers. Thimme, Wilhelm, Düsseldorf 2004. Cicero, Epistulae Ad Familiares, hrsg. von Kasten, Helmut, Berlin 2011. Martial, De Spectaculis Liber/Epigrammata, hrsg. von Barié, Paul u. Schindler, Winfried, Berlin 2013. Petron, Satyrica, hrsg. und übers. von Holzberg, Niklas, Berlin 2013. Plinius d. Ä., Naturalis Historia, Buch VIII, Zoologie: Landtiere, hrsg. u. übers. von König, Roderich, Düsseldorf 2007. Seneca, Epistulae Morales Ad Lucilium, hrsg. von Nickel, Rainer, Berlin 2011. Sueton, De Vita Caesarum, hrsg. von Martinet, Berlin 2011. Tacitus, Annales, hrsg. von Heller, Erich, Mannheim 2011.
Sekundärliteratur Coarelli, Filippo, Rom, Der archäologische Führer, Darmstadt 2019. Hohl, Josef, Lokalhistorische Texte, Rom, München 1990. Hölscher, Tonio, Klassische Archäologie Grundwissen, Darmstadt 2015. Knauß, S. Florian, Charakterköpfe, Griechen und Römer im Portrait, München 2017. Müller, Hubert, Alltagsleben im alten Rom, Göttingen 2015. Schollmeyer, Patrick; Choitz, Tamara, Archäologische Zeugnisse im Lateinunterricht, Göttingen 2021. Weeber, Karl-Wilhelm, Spectaculum, Die Erfindung der Show im antiken Rom, Freiburg im Breisgau 2019.
Abbildungsverzeichnis B1: Diliff (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Colosseum_in_Rome,_Italy_-_April_2007. jpg), »Colosseum in Rome, Italy – April 2007«, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/ legalcode B2: Originally uploaded by user:shakko (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vespasianus01_pushkin_edit.png), »Vespasianus01 pushkin edit«, https://creativecommons.org/licenses/ by-sa/3.0/legalcode B3-B4: Gemeinfrei, Wikimedia Commons B5: Kasa Fue (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rom_Colosseum_Sept_2021_3.jpg), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode B6-B8: Gemeinfrei, Wikimedia Commons B9: akg-images/De Agostini Picture Library B10: Gemeinfrei, Wikimedia Commons B11: Copyright Rached Msadek B12: akg-images/Archeolibri B13: User:MatthiasKabel (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Provacatores_show_ fight_01.jpg), »Provacatores show fight 01«, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/ legalcode B14: Eric Vandeville/akg-images B15: akg-images/Album/Prisma B16: anonym (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gladiator_Bronzemedaillon.jpg), »Gladiator Bronzemedaillon«, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode Abb. 1–3: Foto: © T. Miosga Abb. 4: Gemeinfrei, Wikimedia Commons Abb. 5: © 2023 Newebcreations
Digitale Ressourcen Amphitheater: https://amphi-theatrum.de/ [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] damnatio ad bestias: https://amphi-theatrum.de/1725.html [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] domus aurea von innen und außen von Altair4 Multimedia Archeo3D Production • Außen: https://www.youtube.com/watch?v=5b1xKrVEM0c [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] • Innen: https://www.youtube.com/watch?v=OTXtJ7mMa3A [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] Faszination Tod – Ein Tag im Kolosseum von SandRhoman Geschichte: https://www.youtube.com/watch?v=HD-NKEOvIac&list=PLkEYQYByfk-QtxgUYFagx5Hr6-FRvGh27&index=96&t=125s [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] Forderungen der Tierschutzorganisation PETA: https://www.peta.de/veganleben/tierrechte/ [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] Gladiatorenkampf in 3D von TerraX: https://www.youtube.com/watch?v=QugGQIVgNJ4 [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] Koloss des Nero: https://de.wikipedia.org/wiki/Koloss_des_Nero [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] Quizlet-Sets zu den Arbeitsaufträgen: • Lernvokabular – Arbeitsauftrag 2: https://quizlet.com/595916458/text-und-monument-orteder-freizeitkultur-das-kolosseum-vokabular-arbeitsauftrag-2-flash-cards/?x=1qqt [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] • Lernvokabular – Arbeitsauftrag 4a):https://quizlet.com/595920432/text-und-monument-orteder-freizeitkultur-das-kolosseum-vokabular-arbeitsauftrag-4a-flash-cards/?x=1jqt [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] • Lernvokabular – Arbeitsauftrag 4b): https://quizlet.com/595922256/text-und-monument-orte-der-freizeitkultur-das-kolosseum-vokabular-arbeitsauftrag-4b-flash-cards/?x=1qqt [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] • Lernvokabular – Arbeitsauftrag 5: https://quizlet.com/595923115/text-und-monument-orteder-freizeitkultur-das-kolosseum-vokabular-arbeitsauftrag-5-flash-cards/?x=1qqt [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] • Lernvokabular – Arbeitsauftrag 7: https://quizlet.com/595924434/text-und-monument-orteder-freizeitkultur-das-kolosseum-vokabular-arbeitsauftrag-7-flash-cards/?x=1qqt [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] Rekonstruktionszeichnungen von Jean-Claude Golvin: https://jeanclaudegolvin.com/de/rome/ [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] Römische Provinzen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ad/RomanEmpire_117_de.svg [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] Sieben Hügel Roms: https://de.wikipedia.org/wiki/Sieben_H%C3%BCgel_Roms [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr] venatio: https://amphi-theatrum.de/1716.html [zuletzt abgerufen am: 30.06.2022. 16:00 Uhr]
EINLEITUNG Die Unterrichtsreihe »Text und Monument: Das Kolosseum« wendet sich an alle altsprachlichen Lehrkräfte, Geschichtslehrerinnen und -lehrer, Schülerinnen und Schüler sowie Antikenbegeisterten, die den Erkenntnisgewinn aus der römischen Antike als einen ganzheitlichen Prozess begreifen. Mit Ganzheitlichkeit ist in diesem Zusammenhang gemeint, dass mit dem vorliegenden Lernmaterial nicht nur die Interdependenz der verschiedenen Disziplinen der Altertumswissenschaften (Archäologie, Philologie und Alte Geschichte) abgebildet, sondern auch durch eine methodisch-didaktisch abwechslungsreiche Ausgestaltung der dargebotenen Inhalte ein hohes Maß an Aktivierung der Schülerinnen und Schüler erzeugt werden soll, um, ganz im Sinne curricularer Lernzielformulierungen der gymnasialen Oberstufe (vertiefte Allgemeinbildung, allgemeine Studierfähigkeit und wissenschaftspropädeutische Bildung), den Wirkungszusammenhang zwischen Monumenten, Texten und deren kulturhistorischer Einordnung zu verdeutlichen. Somit lässt sich die dargelegte Unterrichtsreihe, die sich zuvorderst an die Sekundarstufe II richtet, primär an die im Lateinunterricht zu vermittelnde Kulturkompetenz anbinden. Entsprechend dem hessischen Kerncurriculum könnte besonders die Einführungsphase unter dem Thema »Römische Lebenswelten im Spiegel der Literatur« (E1/E2) mit dieser Unterrichtsreihe bespielt werden. Denn einerseits vermag der interdisziplinäre Ansatz dieser Reihe die der Einführungsphase zugewiesenen Funktion, die Schülerinnen und Schüler an das wissenschaftspropädeutische Arbeiten heranzuführen, abzubilden. Andererseits versucht sie, indem der Schwerpunkt des Materials – im Medium des Monuments – auf die Freizeitgestaltung des antiken Roms gelegt wird, Grundfragen menschlichen Zusammenlebens zu beantworten, nämlich wo, auf welche Weise und unter welchen gesellschaftspolitischen Voraussetzungen sich Menschen entspannten; immer unter der Maßgabe, wie es die dargelegten Aufgabenstellungen den Schülerinnen und Schülern erfahrbar machen sollen, einer historisch-kritischen Auseinandersetzung, die traditionell zwischen Alteritätserfahrung und anthropologischer Konstante schwankt. Dabei zielt diese Unterrichtsreihe dezidiert darauf ab, die Schülerinnen und Schüler im Medium des Monuments erfahren zu lassen, dass nicht nur Texte als Träger römischer Kultur fungieren können, sondern dass diese, um einerseits die gesellschaftspolitische Dimension von Architektur zu erkennen (Gegenwartsbezug) und andererseits einen kulturhistorischen Erkenntnisgewinn bezüglich antiker Lebenspraktiken zu generieren (Alteritätserfahrung/Multiperspektivität), immer im Zusammenspiel mit den archäologischen Überresten betrachtet werden müssen, und umgekehrt. Denn nur die Kontextualisierung von Text mit Monument sowie Monument mit Text, unterstützt durch qualitativ hochwertige Materialien, die
5
den jeweiligen Lerntypen entsprechend multimedial angelegt sind und sich durch eine schülergerechte Illustrativität (fachlich gestützte Rekonstruktionen, altersangemessene Animationen etc.) kennzeichnen, kann eine authentische, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Imagination dergestalt erzeugen, dass dem Text sowie dem Monument reziprok, ganz im Sinne des antiken »do, ut des«-Prinzips, neues Leben eingehaucht wird. Daher wurde bei der didaktischen Strukturierung des dargebotenen Materials ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, die Vielfältigkeit der kulturellen Praktiken, die dem Lerngegenstand des Monuments »Kolosseum« inhärent sind, in den Aufgabenstellungen abzubilden. Neben den Basisinformationen rund um das Kolosseum (Arbeitsauftrag 1), der Entstehungsgeschichte des Monuments sowie dessen historischer Kontextualisierung, über welche uns einerseits Sueton informiert (Arbeitsauftrag 2) und die andererseits im engen Verhältnis flavischer Abgrenzungsstrategien gegenüber neronischer Herrschaftsinszenierung verstanden werden muss (Arbeitsauftrag 3), beschäftigen sich besonders die Arbeitsaufträge 4–6 (aufgegriffene Autoren sind Augustinus, Cicero, Martial, der ältere Plinius, Petron und Tacitus) mit der amphitheatralischen Aufführungspraxis (venatio, Hinrichtungen, Gladiatur). Am Ende der Unterrichtsreihe soll schließlich noch Seneca zu Wort kommen, der in seinem berühmten Brief 1.7 (Arbeitsauftrag 7) (unter ganz bestimmten Gesichtspunkten) moralische Kritik am amphitheatralischen Treiben vornimmt. Sämtliche Aufgabenstellungen, die zwischen reinen Übersetzungsaufgaben, Lückentexten und synoptischer Textarbeit im Wechsel angeordnet wurden, sind mit zahlreichen unterstützenden Links zu Informationsmaterialien, digitalen Rekonstruktionen bzw. Lernplattformen flankiert. Alle digitalen Ressourcen, wie beispielsweise Informationsvideos via Youtube, Wikipedia-Artikel, digitale Lernsets auf der Vokabelplattform quizlet sowie Rekonstruktionszeichnungen von Jean-Claude Golvin, die die Schülerinnen und Schüler, um sich die Inhalte dieser Reihe zu erschließen, benutzen dürfen, können und auch sollen, sind über die beigefügten QR-Codes schnell und einfach per mobilem Endgerät zu erreichen. Ferner gibt es ein Abbildungsverzeichnis, das weitere Fotographien sowie Kartenmaterial für bestimmte Arbeitsaufträge mitliefert. Um aus Sicht der Lehrkraft einen möglichst schnellen Zugang auf die Inhalte bzw. eine sofortige Anregung für die konkrete Umsetzung im Unterricht erhalten zu können, sind alle Aufgaben mit sogenannten »Anwendungshorizonten« in Form einer Info-Box über den jeweiligen Arbeitsaufträgen versehen, in der schlagwortartig konkrete Anwendungsmöglichkeiten des Materials für bestimmte Inhalte bzw. Methoden aufgeführt sind. In diesem Sinne: Viel Spaß und Erfolg beim Unterrichten cum maximo gaudio!
6
ARBEITSAUFTRAG 1: DAS AMPHITHEATER IM KONTEXT RÖMISCHER FREIZEITKULTUR ANWENDUNGSHORIZONTE #Kulturkompetenz#Handlungsorientierung#Gruppenarbeit#Kolosseum #Basisinformationen#youtube-Video#digitalesLernen#römischeKaiserzeit #DasAmphitheateralsKommunikationsraum#amphitheatralischeAufführungspraxis#römischesAlltagsleben#historischesLernen#Gladiatoren #QuellenzumAmphitheater#AntikeFankultur#Gladiatorentypen
ARBEITSAUFTRAG 1: 1. Schaut euch das Video »Ein Tag im Amphitheater« an und entwerft im Anschluss einen Flyer https://www.youtube.com/ watch?v=HD-NKEOvIac für die Spiele, als wärt ihr selbst die editores! 2. Stellt anhand der Informationen des Videos zusammen, was die römischen Zuschauerinnen und Zuschauer bei euren Spielen zu sehen bekommen werden, welche Arten von Vorstellungen ihr präsentieren werdet und wie diese ablaufen sollten. Schürt die Erwartungshaltung eures Publikums, indem ihr a) lateinische Begriffe und Redewendungen, die ihr dem Video entnehmen könnt, in euren Flyer einbaut, oder b) eigene Werbeslogans auf Latein (notfalls auch auf Deutsch) entwickelt, um eure Veranstaltung zu bewerben. Lasst eurer Kreativität bei der Gestaltung des Flyers freien Lauf und stellt ihn im Anschluss im Plenum vor! 3. Nachdem ihr den Flyer erstellt habt, benennt und diskutiert in eurer Gruppe, wie Kaiser und Volk im Amphitheater miteinander kommuniziert haben und welche römischen Werte dabei ausgehandelt wurden. 4. Interpretiert und diskutiert anschließend im Plenum, was diese Kommunikation im Amphitheater für den Kaiser und seine Herrschaft bedeuten könnte bzw. was ein Kaiser beachten musste, wenn er bei den Spielen anwesend war. Labor suscipiatur!
7
ARBEITSAUFTRAG 2: DIE ENTSTEHUNG DES KOLOSSEUMS ANWENDUNGSHORIZONTE #DieEntstehungdesKolosseums#DasFlavischeKaiserhaus#Vespasian #Titus#Domitian#Textkompetenz#Übersetzungsaufgabe#DigitalesLernen #amphitheatralischeAufführungspraxis#VeranstaltungenimAmphitheater #WaswurdeimAmphitheatergezeigt#Sueton#Kaiserviten#AntikeBiographie #spectacula#KaiseralsSpielegeber#KaiserlicheSelbstinszenierungspraktiken #DieKaiserunddieSpiele#Einzelarbeit#Gruppenarbeit#thinkpershare
Über die Entstehung des Kolosseums, das richtiger »das flavische Amphitheater« genannt werden müsste, da die kaiserliche Familie der Flavier für den Bau verantwortlich war, sind wir gut unterrichtet. Besonders der römische Biograph Sueton liefert uns ein Zeugnis darüber ab, wie der Bau des flaviLernvokabular: schen Amphitheaters vonstattenging und was https://quizlet.com/ _9usk2y?x=1qqt&i=bbhjc sich im Kolosseum abspielte.
ARBEITSAUFTRAG 2: 1. Übersetzt die folgenden Texte Suetons in angemessenes Deutsch! 2. Gebt wieder, welche spectacula im amphitheatrum Flavium aufgeführt wurden, und interpretiert anhand der Übersetzung, welche Rolle die verschiedenen Kaiser bei der Durchführung der Spiele hatten. 3. Vergleicht eure Übersetzung genau mit den Abbildungen auf S. 29–32 (Abb. 1.– Abb. 4.) sowie den Rekonstruktionszeichnungen Golvins! Klickt euch durch und schaut euch genau Bild 20/26/35/37/43/48 an! ▶ Ordnet zu, welches Bild zu welcher Aufführungspraxis aus dem Text passt. ▶ Benennt, wo genau sich »die Bühne« des Kolosseums befand. ▶ Stellt Vermutungen an, wie bestimmte Aufführungspraktiken, die ihr aus den Texten kennengelernt habt, eurer Meinung nach durchgeführt werden konnten, indem ihr die archäologischen Überreste des Kolosseums mit den Rekonstruktionszeichnungen und den antiken Texten vergleicht. Stellt eure Antworten stichwortartig zusammen Rekonstruktions und diskutiert diese im Plenum! zeichnungen Golvins: Labor suscipiatur! https://jeanclaudegolvin.com/ de/rome/
8
T1. Item amphitheatrum (Vespasianus fecit) urbe media, ut destinasse1 compererat2 Augustum. (Sue. Vesp. 9. 1)
B2. Portrait des Vespasian.
Unter der Nachfolge seines Sohnes Titus wurde der Bau des Kolosseums abgeschlossen und mit prächtigen Spielen gefeiert:
T2. Amphitheatro dedicato3 thermisque iuxta celeriter exstructis, munus edidit apparatissimum4 largissimumque; dedit et navale proelium in veteri naumachia5, ibidem et gladiatores atque uno die quinque milia omne genus ferarum6. (Suet. Tit. 7. 3)
B3. Portrait des Titus. 1 2 3 4 5 6
destinasse = destinavisse – HIER: die feste Absicht haben; + ergänze »dazu« comperīre, comperiō, comperī, compertum – erfahren, in Erfahrung bringen (+ AcI) dēdicāre – HIER: weihen, einweihen apparātus, a, um (wohl gerüstet u. vorbereitet) – prächtig, glänzend, herrlich naumachia, ae, f – als Schauspiel gegebener Schiffskampf, Seegefecht. HIER: »in der älteren Naumachie«, d. h. hier wurde eine Seeschlacht aus dem antiken Griechenland nachgestellt, bei der die Athener gegen die Bewohner der Stadt Syrakus (im heutigen Sizilien) kämpften. fera, ae, f – das wilde Tier
9
Der letzte flavische Kaiser, jüngster Sohn des Vespasian und Bruder des Titus, hieß Domitian. Er war, wie es Sueton berichtet, nicht nur ein ambitionierter Spielegeber, sondern auch ein begeisterter Zuschauer. Nicht einmal Wind und Wetter schreckten den Kaiser ab, seine spektakulär inszenierten Spiele anzuschauen:
T3. Spectacula assidue7 magnifica et sumptuosa8 edidit non in amphitheatro modo, verum et in circo; ubi praeter sollemnes9 bigarum10 quadrigarumque11 cursus proelium etiam duplex, equestre ac pedestre, commisit; at in amphitheatro navale quoque. Nam venationes gladiatoresque et noctibus ad lychnuchos;12 nec virorum modo pugnas, sed et feminarum […].13 Edidit navales pugnas paene iustarum14 classium, effosso et circumstructo iuxta Tiberim lacu15, atque inter maximos imbres16 perspectavit. (Sueton. Dom. 4. 1–2)
7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
10
B4. Portrait des Domitian.
assiduus, a, um – ununterbrochen, häufig sūmptuōsus, a, um – kostspielig, teuer sollemnis, e – üblich, gewöhnlich bīgae, ārum, f – das Zweigespann quadrīga, ae, f – das Viergespann ad lychnuchos – bei künstlicher Beleuchtung das Prädikat wird aus dem vorherigen Satz übernommen = commisit iūstus, a, um – HIER: richtig, ordentlich effosso et circumstructo iuxta Tiberim lacu = Abl. abs. imber, imbris, m – Regen
ARBEITSAUFTRAG 3: DAS FLAVISCHE AMPHITHEATER VS. NEROS DOMUS AUREA ANWENDUNGSHORIZONTE: #Kulturkompetenz#KaiserNero#domusaurea#antikeArchitektur #dieFlavier#Martial#liberspectaculorum#Eröffnungsspiele#Sueton#Kaiserviten #digitalesLernen#Wikipedia#youtube-Video#digitaleHilfsmittel #historischesLernen#römischeBaupolitik#dieflavischeutilitas#Übersetzungsaufgabe#Textkompetenz#Lückentext#Einzelarbeit#Gruppenarbeit#thinkpershare#Vergleicheerstellen#Rekonstruktionszeichnungen#Animationen
B5. Das Kolosseum aus der Vogelperspektive.
11
ARBEITSAUFTRAG 3: Die flavischen Kaiser ließen das Amphitheater auf dem Gelände der sogenannten domus aurea, dem Palast des einstigen und zur Zeit der Flavier in Ungnade gefallenen Kaisers Nero, erbauen. In dem ersten der folgenden beiden Texte liefert uns Sueton ein sehr anschauliches Bild des »Goldenen Hauses«. Dagegen schildert im Anschluss der Dichter Martial, der zum Anlass der Eröffnungsspiele des flavischen Amphitheaters einen Gedichtband geschrieben hat, ein ganz anderes Bild von Neros Palast.
B6. In dem 1951 veröffentlichten Film »Quo vadis« wird Kaiser Nero als größenwahnsinniger und selbstverliebter Tyrann in Szene gesetzt, der Rom nur anzünden ließ, um Inspiration für seine Lieder zu erhalten. Dass er jedoch, wie in diesem Film dargestellt, Rom in Brand setzte, ist in den antiken Quellen nicht überliefert. Dennoch hält sich dieses Image von Nero hartnäckig bis heute.
1. Lest beide Texte (T4 und T5) sorgfältig durch, informiert euch mit Hilfe der im Text eingefügten Links, übersetzt jeweils die letzten Sätze selbst und vergleicht mit Hilfe einer Tabelle die unterschiedlichen Darstellungen der domus aurea bei Sueton und Martial! Schätzt das Größenverhältnis dieses Prunkbaus ein, indem ihr euch die Abbildung auf Seite 32 (Abb. 5.) sowie die Rekonstruktionszeichnungen Golvins zur Hilfe nehmt! Klickt euch hierbei zu den Bildern 29 und 31! 2. Arbeitet heraus, welche Haltungen gegenüber der domus aurea bei den Autoren deutlich werden! Interpretiert daraus, wie die Errichtung des Amphitheaters im Verhältnis zum Prunkbau der domus aurea möglicherweise von der Bevölkerung wahrgenommen wurde und was sich die flavischen Kaiser dabei gedacht haben könnten, solch eine große Spielstätte genau auf dem Gelände der domus aurea zu erbauen! Überlegt, ob hinter der Errichtung des Kolosseums vielleicht auch ein politisches Motiv gesteckt haben könnte. Wenn ja, welches könnte das eurer Meinung nach sein? https://jeanclaudegolvin. com/de/rome/ Labor suscipiatur!
12
T4. Sueton gibt uns einen Eindruck von der »domus aurea«: »Dennoch war er (gemeint ist Nero) Darüber hinaus gab es noch Ländereien in keiner anderen Sache verschwen- mit Kornfeldern, Weinbergen, Wiesen derischer als bei der Errichtung seines und Wäldern in allerlei Variation (3). Hauses, denn er verlängerte es vom Die Innenräume waren vergoldet Palatin bis zum Esquilin (1). Zuerst und mit Edelsteinen und Perlmutt ausnannte er den Verbindungsgelegt. Die Speisesäle hatten bau »Durchgang«, dann, als mit Elfenbeinschnitzerei verer nach dem Brand wieder zierte Kassetten, deren Täfeaufgebaut worden war, »Gollung verschiebbar war, damit denes Haus (domus aurea)«. man Blüten auf Gäste herabUm sich eine Vorstellung regnen lassen konnte. über Ausmaß und Zierde Auch besaßen sie ein Röhdes Palastes zu machen, ist renwerk, durch das man dufFolgendes zu berichten: Die tende Essenzen herabsprühte. B7. Portrait des Nero. Vorhalle war so hoch, dass Der Bankettsaal hatte die eine Kolossalstatue (2) von Form einer Rotunde, deren Nero selbst, die 120 Fuß hoch war, darin Kuppel sich wie das Weltall Tag und Platz hatte; der ganze Bau war so ausge- Nacht ständig drehte (4). dehnt, dass ihn eine Halle mit drei SäuIn den Bädern gab es Wasser aus lenreihen in einer Länge von 1000 Fuß dem Meer und aus der Albulaquelle. Als umgab. Auch ein Teich war dort, der wie er nun dieses Prachtgebäude nach desam Meer, umgeben von Gebäuden, den sen Vollendung einweihte, fand er keine Blick zur Stadt gerichtet hatte. anderen Worte der Zufriedenheit als … ut se diceret quasi hominem tandem habitare coepisse.«
1. Wikipedia: Die sieben Hügel Roms https://de.wikipedia.org/ wiki/Sieben_H%C3%BCgel_ Roms
2. Wikipedia: Eine Kolossalstatue https://de.wikipedia.org/ wiki/Koloss_des_Nero
3. Youtube-Video: Die domus aurea von außen, Altair4 Multimedia Archeo3D Production https://www.youtube.com/ watch?v=5b1xKrVEM0c
4. Youtube-Video: Die domus aurea von innen, Altair4 Multimedia Archeo3D Production https://www.youtube.com/ watch?v=OTXtJ7mMa3A
13
T5. Martial beschreibt, welche Veränderungen der Bau des Kolosseums mit sich brachte: Hic ubi sidereus propius uidet astra colossus
Hier, wo der glitzernde Sonnenkoloss zu den
et crescunt media pegmata celsa uia,
Sternen so nahe emporblickt, und in der Mitte
inuidiosa feri radiabant atria regis
des Wegs hoch das Gerüst sich erhebt, strahlte
unaque iam tota stabat in urbe domus;
der verhasste Palast des grausamen Königs, und in der ganzen Stadt gab es nur ein einziges Haus.
hic ubi conspicui uenerabilis Amphitheatri erigitur moles, stagna Neronis erant;
5
Hier, wo des herrlichen Amphitheaters Masse voller Majestät aufstrebt, hatte einst Nero den See.
hic ubi miramur uelocia munera thermas,
Hier, wo wir jetzt die schnell errichteten Ther-
abstulerat miseris tecta superbus ager;
men bewundern, hatte ein stolzer Park, den Armen entrissen, seinen Platz.
Claudia diffusas ubi porticus explicat umbras,
Wo die Porticus Claudia ihre Schatten spendet, 10 dort erst war der entfernteste Teil des Palasts
ultima pars aulae deficientis erat.
des Abtrünnigen.
Reddita Roma sibi est et sunt te preside, Caesar, deliciae populi, quae fuerant domini. (Mart. Spect. 2)
14
B8. Auf dem berühmten Bild (Pollice Verso, dt. »Daumen runter«) des französischen Malers Jean-Leon Gérome jubelt die Menge einem Gladiator zu.
ARBEITSAUFTRAG 4: AMPHITHEATRALISCHE PRAKTIKEN 1 – DIE VENATIO
ANWENDUNGSHORIZONTE: #Kulturkompetenz#Textkompetenz #digitalesLernen#historischesLernen #venatio#Tierhetze#amphitheatra lischePraxis#PliniusSecundusMaior #historiaNaturalis#Elefanten#Panther#TiereinderAntike#Cicero#Briefcorpus#Provinzverwaltung#Freundschaftsdienst#Übersetzungsaufgabe #Einzelarbeit#Gruppenarbeit
Nachdem ihr erfahren habt, was im Amphitheater alles gezeigt wurde und unter welchen politischen Voraussetzungen es errichtet wurde, gilt es nun, sich den einzelnen Programmpunkten des antiken »Entertainments« zu widmen. Wie ihr bereits sehen konntet, ist ein Bestandteil des im Amphitheater vorgeführten Unterhaltungsprogrammes die sogenannte venatio, bei der alle möglichen Tiere des imperium Romanum im Kolosseum vorgeführt wurden. Zwar kann dieser Begriff mit »Jagd« übersetzt werden, jedoch muss in Wahrheit die venatio wohl eher einer regelrechten Hetze entsprochen haben, bei der sehr viele Tiere grausam zu Tode gekommen sind. Diese amphitheatralische Aufführungspraxis, die mit Recht heute viele Menschen entsetzt, lief auf sehr unterschiedliche Art und Weise ab. Neben den eher mit heutigen Zirkusvorstellungen vergleichbaren, vornehmlich harmlos anmutenden Tierdressuren präsentierte man dem antiken Publikum häufig Kämpfe um Leben und Tod, bei denen sowohl Tier und Tier, aber auch Mensch und Tier gegeneinander antraten. ARBEITSAUFTRAG 4A) 1. Der antike Autor Plinius Secundus maior, der in seiner Enzyklopädie Naturalis Historia, neben vielen anderen Naturphänomenen, auch Tiere, wie beispielsweise den Elefanten, beschrieb, berichtet uns in T6 zunächst von einem kuriosen Fall, bei dem ein im Amphitheater kämpfender Elefant sich trotz starker Verletzungen zur Wehr setzte. Wie mit Tieren, die im Amphitheater verletzt wurden, umgegangen wurde, überliefert uns Plinius in T7. Übersetzt beide Texte in angemessenes Deutsch! 2. Arbeitet besonders in T6 heraus, welche Stimmung der Elefant bei den Zuschauern auslöst, indem ihr im lateinischen Text Begriffe marLernvokabular: kiert, die die Reaktion des Publikums auf das https://quizlet.com/ _9usn5c?x=1jqt&i=bbhjc Spektakel beschreiben. Vergleicht T7 im Anschluss an die Übersetzung des Textes mit den Forderungen der Tierschutzorganisation PETA nach mehr Rechten für Tiere. Stellt tabellarisch zusammen, worin sich die Haltungen https://www.peta.de/vegan zum Umgang mit Tieren im Vergleich von daleben/tierrechte/ mals zu heute unterscheiden, oder wo es nach wie vor noch Gemeinsamkeiten gibt.
15
T6. viginti (elephanti) pugnavere17 in circo aut, ut quidam tradunt, X V I I, Gaetulis18 ex adverso19 iaculantibus20, mirabili unius dimicatione; qui pedibus confossis21 repsit genibus in catervas22, abrepta scuta23 iaciens in sublime24, quae decidentia25 voluptati spectantibus erant in orbem circumacta26; velut arte, non furore beluae iacerentur. (Plin. nat. 8. 7)
T7. Verrius27 eos (elephantos) pugnasse in circo interfectosque iaculis tradit paenuria28 consilii, quoniam neque ali29placuisset neque B9. In dem Druck von Francesco Bertolini (1836–1909) wird gezeigt, wie Tiere gegen donari regibus L. Piso30 (tradit) inductos dumtaxat31 in cir- Tiere im Kolosseum kämpfen. cum atque, ut contemptus eorum incresceret32, ab operariis33 hastas praepilatas34 habentibus per circum totum actos. (Plin. nat. 8. 16) 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34
16
pugnavere = pugnaverunt Gaetūlī, ōrum, m – die Gätuler (eine Völkerschaft im nordwestlichen Afrika) ex adverso – auf der Gegenseite iaculāri, iaculor, iaculātus sum – mit dem Speer werfen cōnfodere, cōnfodiō, cōnfōdī, cōnfossum – durchbohren caterva, ae, f – Haufen; HIER: Haufen an Männern scūtum, ī, n – Schild in sublime – in die Höhe dēcidere, dēcidō, dēcidī – HIER: herabfallen; decidentia = PPA mit Bezug auf quae circumagere, circumago, circumēgī, circumāctum – herumwerfen Verrius, ī, m – ein Gewährsmann des Plinius pēnūria, ae, f – Mangel, Not Inf. Präs. Pass. von alere, alō, aluī, altum – nähren, ernähren Lucius Piso – ein weiterer Gewährsmann des Plinius dumtāxat (Adv.) – nur, lediglich, bloß increscere = crescere operārius, ī, m – Tagelöhner, Arbeiter praepilātus, a, um – vorn mit einem Knauf versehen
Es kam auch vor, dass es beim Nachschub von Tieren für die Spiele zu Engpässen kam. Die Zahlen, die die Historiker überliefern, lassen vermuten, dass es bei den Spieleveranstaltern hinsichtlich der präsentierten und im Anschluss oftmals getöteten Tiere zu einer Art Überbietungswettbewerb kam. Jeder editor wollte ein prächtigeres Spektakel liefern als der vorherige – was in der Praxis oftmals bedeutete, zum Vergnügen (voluptas) der Zuschauer mehr Tiere herbeizuschaffen, um sie in der Arena töten zu lassen. Daher mussten die Provinzstatthalter Nachschub für den Bedarf an Tieren organisieren. Cicero, der selbst Statthalter in der Provinz Kilikien (Cilicia) war, bemühte sich ebenfalls redlich, seinem Freund Caelius, der im Amt des Ädils für die Organisation der Spiele zuständig war, unter die Arme zu greifen. Jedoch hatte Cicero ein Problem: Ihm gingen die Panther aus …
ARBEITSAUFTRAG 4B):
Lernvokabular:
Übersetzt den Brief Ciceros in angemessenes https://quizlet.com/_9uso k0?x=1qqt&i=bbhjc Deutsch und gebt den Witz wieder, den sich Cicero bezüglich der Panther nicht verkneifen kann. Arbeitet im Anschluss Ciceros Haltung über den Umgang mit (exotischen) Tieren heraus und vergleicht diese mit der Darstellung des Plinius Secundus maior. Interpretiert, indem ihr beide Texte vergleicht, was im antiken Rom die treibende Kraft gewesen sein könnte, venationes zu veranstalten.
T8. De pantheris35 per eos, qui venari solent, agitur mandatu meo diligenter; sed mira36 paucitas est, et eas, quae sunt, valde aiunt queri, quod nihil cuiquam insidiarum in mea provincia nisi sibi fiat; itaque constituisse dicuntur in Cariam37 ex nostra provincia decedere; sed tamen sedulo38 fit et in primis a Patisco39, quicquid erit, tibi erit, sed quid esset, plane nesciebamus. (Cic. fam. 2. 11) 35 36 37 38 39
B10. Auf diesem Mosaik ist zu sehen, wie ein venator mit Leoparden kämpft.
panthēra, ae, f – Panther mīrus, a, um – erstaunlich Caria, ae, f – Karien (südlichste Landschaft in Kleinasien) sēdulus, a, um – emsig, eifrig, fleißig Patiscus, ī, m – ein von Cicero mit der Jagd beauftragter Jäger
17
ARBEITSAUFTRAG 5: AMPHITHEATRALISCHE PRAKTIKEN 2 – HINRICHTUNGEN ANWENDUNGSHORIZONTE: #Kulturkompetenz#Textkompetenz#Lückentext#digitalesLernen#historisches Lernen#HinrichtungenimAmphitheater#amphitheatralischePraxis#Mythologie#Tacitus#Annales#Nero#Christenverfolgung#damnatioadbestias#Kreuzigungen#Martial#liberspectaculorum#InszenierungvonHinrichtungen
ARBEITSAUFTRAG 5 In den folgenden beiden Texten werden Hinrichtungen, also damnationes ad bestias auf sehr grausame Weise inszeniert. In T9 schildert der Historiker Tacitus, wie Kaiser Nero nach dem berühmten Rombrand im Jahre 64 n. Chr. die bis dahin kleine Gruppe der Christen hinrichten lässt. Nachdem er ihnen die Schuld, das Feuer gelegt zu haben, in die Schuhe geschoben hatte, öffnete Nero sogar seinen kaiserlichen Park rund um die domus aurea, um die Hinrichtung in Szene zu setzen. T10 ist ein weiteres Gedicht von Martial, das er anlässlich der Einweihung des amphitheatrum Flavium geschrieben hat. Der Dichter beschreibt den Ablauf einer Hinrichtung eines wegen Mordes, Diebstahls und Brandstiftung zum Tode verurteilten Straftäters. Die Vollstreckung erfolgt in Anlehnung an ein bekanntes Volkstheaterstück, den sogenannten Laureolus-Mimus, das wahrscheinlich jeder Römer kannte. In dem fiktiven Theaterstück wurde am Ende der Räuber Laureolus hingerichtet. Doch im Amphitheater wurde aus dem Theaterstück grausame Realität … Übersetzt beide Lückentexte in Gruppenarbeit. Arbeitet in der Gruppe heraus, auf welche Weise die Hinrichtungen jeweils inszeniert wurden, und sammelt Argumente, die es für eine derartige Darstellung gegeben haben könnte. Stellt eure Texte der jeweils anderen Gruppe vor und diskutiert eure Ergebnisse anschließend im Plenum. Labor suscipiatur!
Lernvokabular: https://quizlet.com/ _9usp7v?x=1qqt&i=bbhjc
18
T9. Et pereuntibus addita40 ludibria41,
Und denjenigen, die ,
ut ferarum tergis42 contecti43 laniatu44
wurde zu Teil, so dass sie
canum interirent aut crucibus affixi45
durch Bisse von Hunden starben, nachdem sie
flammandique,
ubi defecisset dies,
oder
in usum nocturni luminis46 urerentur47.
und zum Feuertod bestimmt,
(Tac. ann. 15. 44) sobald sich der Tag neige,
B11. Abbildung einer damnatio ad bestias.
40 41 42 43 44 45 46 47
Ergänze zu dem addita ein sunt lūdibrium, ī, n – Spott, Verhöhnung tergum, ī, n – Rücken, HIER: Fell contegere, contegō, contēxī, contēctum – verhüllen laniātus, ūs, m – Bisse affīgere, affīgō, affīxī, affīxum – festmachen in usum nocturni luminis – als nächtliche Beleuchtung ūrere, ūrō, ussī, ustum – brennen, verbrennen
19
T10. Qualiter in Scythica religatus rupe Prometheus
Wie Prometheus an den skythischen Fel-
adsiduam nimio pectore pauit auem,
sen gefesselt mit seiner gewaltigen Brust den
nuda Caledonia sic viscera48 praebuit urso
Raubvogel immerzu nährt,
non falsa pendens in cruce Laureolus.
so bot Laureolus, der
49
dem kaledonischen Bären 5
Viuebant laceri membris stillantibus artus
Seine zerfetzten Glieder lebten noch, wäh-
inque omni nusquam50 corpore corpus erat.
rend er verblutete und
Denique supplicium dignum tulit: ille parentis 10 Schließlich uel domini iugulum foderat ense nocens, templa uel arcano demens spoliauerat auro,
:
subdiderat saeuas uel tibi, Roma, faces.
Er hatte nämlich die Kehle seines Vaters oder auch seines Herrn schändlich mit dem Schwert durchtrennt. Wie von Sinnen entwendete er das Tempelgold oder bei dir, Roma, hatte er die Fackeln niedergelegt.
Vicerat51 antiquae sceleratus crimina famae,
in quo, quae fuerat fabula, poena fuit. (Mart. spec. 7)
der alten Sage; gegen ihn wurde eine Strafe vollzogen, die einmal ein Mythos gewesen war.
48 49 50 51
20
vīscus, vīsceris, n – Eingeweide, Leib pendēre, pendeō, pependī – hängen, herabhängen nusquam (Adv.) – nirgends vincere, vincō, vīcī, victum – siegen, besiegen, HIER: übertreffen
ARBEITSAUFTRAG 6: AMPHITHEATRALISCHE PRAKTIKEN 3 – DIE GLADIATUR ANWENDUNGSHORIZONTE #Kulturkompetenz#digitalesLernen#3DAnimation#historischesLernen #Gladiatorenkämpfe#Tacitus#Annales#Fankultur#Gladiatoren-Ultras#Petron #Satyrica#Publikumserwartung#Augustinus#Confessiones#Stadionatmosphäre #WirkungderSpiele#WahrnehmungderZeitgenossen#AlltagimantikenRom #AlltagseindrückederAntike#CharakterisierungderSpiele#Mindmap #Plakat#Gegenwartsbezug#Textanalyse#Gruppenarbeit#thinkpershare
ARBEITSAUFTRAG 6 Die Begeisterung für die Gladiatur ging durch alle Gesellschaftsschichten. Teilweise hatten einzelne Gladiatoren regelrechte Fanclubs, die sogar nicht davor zurückschreckten, sich mit den gegnerischen Anhängern blutige Auseinandersetzungen zu liefern, wie es uns beispielsweise Tacitus in T11 überliefert. Ein Tischgespräch zwischen zwei Teilnehmern eines Gastmahls, das der satirische Autor Petron in T12 überliefert, schildert uns die Vorfreude, mit der einer der beiden Gäste die kommenden Spiele herbeisehnt. Der Kirchenvater Augustinus schildert in T13, wie sein Schüler, der gemäß seiner eigenen Selbsteinschätzung einen gefestigten Glauben besaß, auf den Besuch der Spiele reagiert. Lest die Texte in der Übersetzung durch und findet heraus, in welchem Verhältnis die Protagonisten zu den Spielen stehen. Schaut in den lateinischen Text und identifiziert, welche Wörter, Ausdrücke oder ganze Sätze a) die Besucher der Spiele charakterisieren und b) ihre Emotionen während eines Besuches beschreiben. Erarbeitet, welches Verhältnis die beschriebenen Römer zu den Spielen hatten. Überlegt euch, ob es vielleicht ähnliche Reaktionen heutiger Besucher bei Großveranstaltungen gibt bzw. welche heutigen Großveranstaltungen man denn überhaupt mit den römischen Spielen vergleichen könnte. Erstellt zu euren Ergebnissen eine Mindmap oder ein Plakat.
Das Highlight aller Spiele waren jedoch die Gladiatorenkämpfe, die munus gladiatorum oder einfach munera genannt wurden. In https://www.youtube.com/ dem verlinkten Video könnt ihr euch einen guten Eindruck verwatch?v=QugGQIVgNJ4 schaffen, wie ein Gladiatorenkampf in der Arena abgelaufen ist. Wie beliebt das blutige Spektakel war, bestätigt der frühchristliche Schriftsteller Tertullian, der, obgleich er die Spiele aus christlicher Perspektive als Hort der Sünde verstand, sie als das insignissimum spectaculum ac receptissimum, »das berühmteste und beliebteste Schauspiel«, im römischen Reich bezeichnete.
21
T11. Sub idem tempus levi contentione atrox caedes
Zur selben Zeit kam es, ausgehend von einem
orta inter colonos Nucerinos Pompeianosque,
unbedeutenden Streit, zu einem entsetzlichen
gladiatorio spectaculo quod Livineius Regulus,
Blutbad zwischen den Siedlern von Nuceria
quem motum senatu rettuli, edebat.
und Pompeii aus Anlass eines Fechterspiels, das Livineius Regulus veranstaltete, von dessen Entfernung aus dem Senat ich berichtet habe.
quippe oppidana lascivia in vicem incessen-
Zuerst mit kleinstädtischem Mutwillen sich
tes probra, dein saxa, postremo ferrum sum-
gegenseitig neckend, gingen sie zu Beschimp-
psere, validiore Pompeianorum plebe, apud
fungen über, griffen dann zu Steinen, zuletzt
quos spectaculum edebatur.
zum Schwert, wobei die Plebs von Pompeji, wo das Spiel stattfand, die Oberhand behielt.
B12. Rekonstruktionszeichnung eines munus gladiatorum im vollbesetzen Kolosseum. Wie mag die Stimmung in diesem antiken »Stadion« wohl gewesen sein?
22
ergo deportati sunt in urbem multi e Nucerinis
So brachte man viele von den Nucerinern
trunco per vulnera corpore, ac plerique libe-
durch Wunden entstellt in die Stadt, und
rorum aut parentum mortes deflebant. cuius
sehr viele hatten den Tod von Kindern oder
rei judicium princeps senatui, senatus consu-
Eltern zu beklagen. Die Entscheidung in die-
libus permisit.
ser Angelegenheit übertrug der Princeps dem Senat, der Senat den Konsuln.
et rursus re ad patres relata, prohibiti publice
Und als die Sache dann wieder an die Väter
in decem annos eius modi coetu Pompeiani
zurückverwiesen wurde, verbot man den
collegiaque, quae contra leges instituerant,
Pompejanern insgesamt auf zehn Jahre den
dissoluta;
Besuch derartiger Veranstaltungen und löste die Vereinigungen auf, die sie im Widerspruch zu den Gesetzen gegründet hatten;
Livineius et qui alii seditionem conciverant
Livineius und wer sonst noch den Aufruhr
exilio multati sunt. (Tac. ann. 14. 17)
veranlasst hatte, wurde mit der Verbannung bestraft.
B13. Beim Reenactment spielen Antikenbegeisterte, selbstverständlich mit stumpfen Waffen, Gladiatorenkämpfe nach.
23
T12.
B14. Das Relief, das in der durch den Vulkanausbruch im Jahre 79 n. Chr. verschütteten Stadt Pompeji gefunden wurde, zeigt einen Gladiatorenkampf.
Et ecce habituri sumus munus excellente in
Und siehe da, in drei Tagen, am Feiertag,
triduo die festa;
haben wir ein Spiel der Extraklasse!
familia non lanisticia, sed plurimi liberti.
Keine Profi-Gladiatoren, sondern Freiwillige (ehemalige Gladiatoren).
Et Titus noster magnum animum habet et est
Unser Titus (der Veranstalter der Spiele) hat
caldicerebrius: aut hoc aut illud, erit quid uti-
ein großes Herz und ist ein Draufgänger: Das
que.
oder jenes – etwas passiert sicher.
nam illi domesticus sum, non est mixcix.
In seinem Haus gehe ich ein und aus, er ist
Ferrum optimum daturus est, sine fuga, carna-
kein Weichei! Bestes Eisen wird er bringen,
rium in medio, ut amphitheater videat.
kein Kneifen, sondern eine rechte Metzelei auf der Bühne, damit es das Amphitheater sieht!
24
et habet unde: Relictum est illi sestertium tre-
Er hat’s auch stecken: Dreißigtausend sind ihm
centies, decessit illius pater. male.
hinterlassen, sein Vater ist nämlich abgekratzt.
(Petron, Satyrica, 45. 4–7)
Tut mir richtig leid.
T13. Non sane relinquens incantatam sibi a parent-
Nicht um den, von seinen Eltern eingeredeten,
ibus terrenam viam Romam praecesserat, ut
irdischen Weg zu verlassen, ging er nach Rom
ius disceret, et ibi gladiatorii spectaculi hiatu
vor mir, um sich seinem Studium der Rechte
incredibili et incredibiliter abreptus est.
zu widmen; er ward dort von unglücklicher Leidenschaft für Gladiatorenspiele ganz un glaublich hingerissen.
Cum enim aversaretur et detestaretur talia,
Denn da er sie noch anfangs verabscheute
quidam eius amici et condiscipuli, cum forte
und verwünschte, führten ihn einige Freunde
de prandio redeuntibus per viam esset, recu-
und Mitschüler, als er ihnen, die vom Mahle
santem vehementer et resistentem familiari
kamen, begegnete, obgleich er sich mit Auf-
violentia duxerunt in amphitheatrum cru-
bietung aller seiner Kräfte heftig weigerte und
delium et funestorum ludorum diebus haec
Widerstand leistete, mit freundlicher Gewalt
dicentem:
in das Amphitheater am Tage dieser grausamen und mörderischen Spiele.
›Si corpus meum in locum illum trahitis et
Er sprach dabei zu ihnen: »Wenn ihr auch
ibi constituitis, numquid et animum et ocu-
meinen Körper an jenen Ort schleppt und
los meos in illa spectacula potestis intendere?
dort festhaltet, könnt ihr auch meinen Geist und meine Augen auf jenes Schauspiel wenden?
Adero itaque absens ac sic et vos et illa super-
So will ich abwesend anwesend sein und
abo.‹ Quibus auditis illi nihilo setius eum
euch und diese Spiele überwinden.« Trotz
adduxerunt secum id ipsum forte explorare
des Gehörten führten sie ihn mit sich fort,
cupientes utrum posset efficere.
begierig zu erfahren, ob er das wohl würde durchsetzen können.
Quo ubi ventum est et sedibus quibus potue-
Als sie dort anlangten, setzten sie sich, wo
runt locati sunt, fervebant omnia inmanissi-
noch ein Platz offen war, und alles glühte in
mis voluptatibus.
unmenschlicher Lust.
Ille clausis foribus oculorum interdixit animo,
Jener schloss die Augen und verbot seiner
ne in tanta mala procederet. Atque utinam et
Seele, sich in solche Fährnisse hinauszuwagen.
aures opturasset!
O, hätte er doch auch seine Ohren verstopft.
Nam quodam pugnae casu, cum clamor ingens
Denn als einer im Kampfe fiel und das ganze
totius populi vehementer eum pulsasset,
Volk ein mächtiges Geschrei erhob, erlag er
curiositate victus et quasi paratus, quidquid
der Neugierde, und bereit, jeden Anblick,
illud esset, etiam visum contemnere et vincere,
möge er sein, wie er wolle, stolz zu verachten,
25
aperuit oculos et percussus est graviore vul-
öffnete er die Augen. Und seine Seele ward
nere in anima quam ille in corpore, quem cer-
von schwererer Wunde getroffen als jener am
nere concupivit, ceciditque miserabilius quam
Körper, den er zu sehen begehrte, und er sank
ille, quo cadente factus est clamor: qui per eius
elender als jener, bei dessen Falle das Geschrei
aures intravit et reseravit eius lumina, ut esset,
entstand, das durch seine Ohren eindrang und
qua feriretur et deiceretur audax adhuc potius
seine Augen aufschloss, so dass eine Blöße ent-
quam fortis animus et eo infirmior, quo de se
stand, durch welche er getroffen und nieder-
praesumserat, qui debuit de Te.
geworfen werden konnte, im Gemüt mehr dreist als stark und umso schwächer, als es auf sich vertraute, nicht, wie es gesollt, auf DICH (gemeint ist Gott).
Ut enim vidit illum sanguinem, inmanitatem
Denn da er das Blut sah, da sog er zugleich den
simul ebibit et non se avertit, sed fixit aspec-
Blutdurst ein und wandte sich nicht mehr ab,
tum et hauriebat furias et nesciebat et delec-
sondern richtete sein Gesicht daran, schlang
tabatur scelere certaminis et cruenta voluptate
die Wut in sich und wusste es doch nicht und
inebriabatur.
ergötzte sich an dem frevelhaften Kampfe und ward berauscht von dem blutigen Vergnügen.
Et non erat iam ille, qui venerat, sed unus de
Nun war er nicht mehr derselbe, als welcher
turba, ad quam venerat, et verus eorum socius,
er gekommen war, sondern einer des Schwar-
a quibus adductus erat.
mes, zu dem er gekommen war, und der echte Spießgeselle derer, die ihn hergeführt hatten.
Quid plura? Spectavit, clamavit, exarsit, abstu-
Was ist da noch viel zu sagen? Er sah, er schrie
lit inde secum insaniam, qua stimularetur
mit, er entbrannte und trug von dannen mit
redire non tantum cum illis, a quibus prius
sich das wahnsinnige Verlangen, das ihn reizte,
abstractus est, sed etiam prae illis et alios tra-
immer wieder und wieder hinzugehen, nicht
hens. […]
nur in Begleitung derer, die ihn zuerst mit hin-
(Aug. conf. 6.8.13)
geschleppt hatten, sondern allen voran und andere verführend.
26
ARBEITSAUFTRAG 7: KRITIK AN DER AMPHITHEATRALISCHEN AUFFÜHRUNGSPRAXIS ANWENDUNGSHORIZONTE: #Kulturkompetenz#Textkompetenz#digitalesLernen#historischesLernen #Übersetzungsaufgabe#Kaiserzeit#amphitheatralischeAufführungspraxis #Senca#epistulaemorales#Lucilius#KritikamAmphitheater#EndederReihe
ARBEITSAUFTRAG 7: 1. Übersetzt den Text in angemessenes Deutsch. Lernvokabular: 2. Markiert die lateinischen Formulierungen, mit https://quizlet.com/ denen Seneca seine Abscheu gegenüber den _9usq8i?x=1qqt&i=bbhjc Geschehnissen in der Arena zum Ausdruck bringt. 3. Benennt die Kritikpunkte Senecas gegenüber der Spielepraxis und erörtert, nach all euren Beobachtungen rund um das Amphitheater, welche amphitheatralischen Praktiken Seneca genau kritisiert und worüber er schweigt.
Doch es gab auch (wenn bloß vereinzelt überliefert) Kritik an der blutrünstigen Praxis in der Arena. Der Philosoph Seneca ist einer der wenigen Römer, der sich grundsätzlich kritisch gegenüber den Schaukämpfen äußerte. In seinen Briefen, die er an seinen (wahrscheinlich fiktiven) Schüler Lucilius adressiert, berichtet Seneca, wie er einen Besuch im Amphitheater wahrgenommen hat.
B15. Auf diesem Mosaik, das auf das 3. Jahrhundert nach Christus datiert wird, erfahren wir, dass der secutor Astyanax den retiarius Kalendio besiegt (Astyanax vicit Kalendio).
27
T14. Casu52 in meridianum53 spectaculum incidi, lusus54 exspectans et sales55 et aliquid laxamenti56quo hominum oculi ab humano cruore57 acquiescant58. Contra59 est: quidquid ante pugnatum est, misericordia fuit; nunc omissis nugis60 mera61 homicidia62 sunt. Nihil habent quo tegantur; […] Mane leonibus et ursis63 homines, meridie64 spectatoribus65 suis obiciuntur. Interfectores66 interfecturis iubent67 obici
B16. Darstellung einer venatio auf einer Medaille aus Bronze.
et victorem in aliam detinent68 caedem; exitus69 pugnantium mors est. (Sen. epist. 1. 7)
52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69
28
casū – zufällig merīdiānus, a, um – Mittags-, am Mittag lūsus, ūs, m – Spiel sāl, salis, m – Salz, Witz, Spaß laxāmentum, ī, n – Erholung cruor, cruōris, m – Blutvergießen acquiēscere, acquiēscō, acquiēvī, acquiētum – ausruhen contrā – HIER: ganz anders nūgae, ārum, f – Scherz, Spaß merus, a, um – rein homicīdium, ī, n – Mord ursus, ī, m – Bär merīdiēs, merīdiēi, m – Mittag spectātor, spectātōris, m – Zuschauer interfector, interfectōris, m – Mörder iubent – Subjekt: die Zuschauer dētinēre, dētineō, dētinuī, dētentum – bewahren, am Leben lassen vacāre – leer sein
ABBILDUNGEN Arbeitsauftrag 2: Die Entstehung des Kolosseums (Abb. 1 – Abb. 4)
ABB. 1. Seitenansicht des Kolosseums heute. Foto: T. Miosga.
29
ABB. 2. Innenansicht des Kolosseums. Foto: T. Miosga.
ABB. 3. Innenansicht des Kolosseums. Foto: T. Miosga.
30
ABB. 4. Grundriss des Kolosseums.
31
Arbeitsauftrag 3: Das flavische Amphitheater vs. Neros domus aurea (Abb. 5.)
ABB. 5. Das rote Quadrat entspricht in etwa der Ausdehnung der domus aurea.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2023 Vandenhoeck & Ruprecht, Robert-Bosch-Breite 10, D-37079 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, V&R unipress und Wageningen Academic. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Adobe Stock (Datei-Nr. 481111476) Satz: SchwabScantechnik, Göttingen Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-666-70003-3