Dekalog-Auslegung: Das erste Gebot: Text und Quellen [Reprint 2012 ed.] 9783110911992, 9783484360433

The edition of the First Commandment in the exegesis of the Decalogue by Ulrich von Pottenstein († 1416) provides schola

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German Pages 735 [744] Year 1995

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Table of contents :
Vorwort
Erster Teil: Einführung
1. Ulrich von Pottenstein: Der Autor und sein Werk
1.1 Stationen seines Lebens
1.2 Die Cyrillus-Fabeln
1.3 Das katechetische Gesamtwerk
1.4 Die Dekalogerklärung: Auslegung des 1. Gebots
2. Die Edition
2.1 Zur Überlieferung und Wahl der Leithandschrift
2.2 Textgestaltung und Einrichtung des kritischen Apparates
Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Zweiter Teil: Text
1. Ulrichs Vorreden
1.1 Die Vorrede zum katechetischen Gesamtwerk
1.2 Die Widmungsvorrede für Reinprecht von Wallsee
2. Das lateinisch-deutsche Register zur Dekalogerklärung
3. Die Auslegung des 1. Gebots
Kritische Textanmerkungen
Dritter Teil: Die lateinischen Quellen
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Dekalog-Auslegung: Das erste Gebot: Text und Quellen [Reprint 2012 ed.]
 9783110911992, 9783484360433

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TEXTE UND TEXTGESCHICHTE

Herausgegeben von Klaus Grubmüller, Konrad Kunze und Georg Steer

Ulrich von Pottenstein Dekalog -Auslegung Das erste Gebot Text und Quellen Herausgegeben von Gabriele Baptist-Hlawatsch

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1995

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Ulrich (von Pottenstein): Dekalog-Auslegung / Ulrich von Pottenstein. Hrsg. von Gabriele Baptist-Hlawatsch. — Tübingen : Niemeyer. NE: Baptist-Hlawatsch, Gabriele [Hrsg.] Bd. 1. Das erste Gebot: Text und Quellen. — 1995 (Texte und Textgeschichte ; 43) NE: GT ISBN 3-484-36043-7

ISSN 0081-7236

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1995 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Satz: pagina GmbH Druck: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Kempten/Allgäu Einband: Heinrich Koch, Tübingen

Vorwort

Das größte Summenwerk des deutschen Mittelalters stammt von dem Wiener Hofkaplan Ulrich von Pottenstein ("j" 1416 oder 1417). Es übertrifft an Umfang bei weitem die gereimte Weltchronik des Heinrich von München. In seiner Opulenz von etwa 1060 Folioblättern ist es nur mit dem >Speculum maius< des Vinzenz von Beauvais ("f um 1264) vergleichbar. Wie dieses hat es vier Teile: Die Auslegung des Pater noster (I), des Ave Maria (II), des Credo (III) und des Dekalogs (IV). Anders als Vinzenz von Beauvais war es Ulrich von Pottenstein vergönnt, sein Riesenopus, konzipiert als Handbuch der gelehrten Katechese, zum Abschluß zu bringen. Bewunderungswürdig ist der konstruktive Geist, mit dem Ulrich die disparaten Stoffmassen nach dem hierarchischen Prinzip ordnet und für eine umfassende Benutzung sowohl durch Laien wie durch Gelehrte organisiert. Die oberste Einheit ist das »Buch« - so nennt Ulrich sein Werk -, das vier »Teile« umfaßt, die sich in insgesamt 70 »Kapitel« gliedern. (I: 1-13; II: 14-20; 111:21-42; IV: 43-70). Die behandelten »Materien« eines jeden »Kapitels« werden nach Großbuchstaben von »A« bis »Z« (sog. »Tafelbuchstaben«) gezählt. Innerhalb der einzelnen Buchstaben herrscht eine strenge Ordnung der Darstellung, die sich am formalen Vorbild von quaestio und articulus der scholastischen Summe orientiert. Über lateinische Begriffe, alphabetisch geordnet, wird der gesamte Inhalt der vier »Teile« in selbständigen Registern, die »Tafeln« genannt werden, erschlossen. Die Struktur seines Werkes erläutert Ulrich zusätzlich noch im Prolog; in ihm gibt er auch eine klare Auskunft über die Absicht, die er mit seinem »Buch« verfolgt, über die Leser, denen es zugedacht ist, und die Sprachform, in der er es abgefaßt hat. Er will mit seinem Buch den weltlichen Formen der Unterhaltung Konkurrenz bieten, wie dies viele geistliche Schriftsteller vor ihm in vergleichbarer Intention versucht haben, etwa Otfrid von Weißenburg im 9. Jahrhundert und Konrad von Megenberg im 14. Jahrhundert. Er empfiehlt, statt in den piichern der alten fagmir oder in dem Tytrell oder in Dietreichs von Pern vnd der andern rekchen ftreytpiichern, die unnütz seien, weil sie nicht das Heil des Menschen fördern könnten, V

in seinem »Buch« zu lesen; dieses nämlich leret dich nicht anders denn den nucj deiner feie, deines hayles vnd der ewigen filichait. Der leichteren Lektüre wegen verwirft er die deutsche Gelehrtensprache des sog. aignen dewtfch, die sich nach dem Latein richtet, und schließt sich dem gemainen lauf dewtfcher fprach nach des lanndes gewonhait an; dies auch deswegen, weil er sein »Buch« der heiligen kirchen vnd iren hindern, den frumen vnd verftanden layen, die gefchikchet find vnd lieb haben in dewtschen püchern zu lefen, cjenucj vnd eye Übung zugedacht hat. Den Wert seines Werkes glaubt Ulrich noch dadurch steigern zu können, daß er versichert, er habe alles heilsförderliche Wissen jefammen gechlaubt aus der heiligen lerer vnd auch der andern lerer vnd maifter fpruchen. Der Sonderforschungsbereich 226 »Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Literatur im Mittelalter« an den Universitäten Würzburg und Eichstätt, der sich zum Ziel gesetzt hat, »Art und Umfang, Qualität und Wirkung der Weitergabe von ursprünglich lateinisch gefaßtem Buchwissen an ein immer größeres, dabei besonders auch neues, d.h. volksprachiges Publikum etwa vom 12. Jh. bis an die Schwelle der Aufklärung zu untersuchen und zu beschreiben« (Forschungsprogramm 1987, S. 9), erkannte im katechetischen Werk Ulrichs von Pottenstein ein herausragendes Dokument der volkssprachigen Wissensvermittlung. Im Teilprojekt 5 war es unter der anfänglichen Leitung von Prof. Dr. Dieter Harmening Gegenstand mehrjähriger Erforschung. In der Abschlußphase der Förderung durch die DFG gelang es Frau Dr. Gabriele Baptist-Hlawatsch, die maßgeblichen lateinischen Quellen, aus denen Ulrich reichlichst geschöpft hat, zu entdecken und nachzuweisen; diese sind: das >Decretum GratianiSumma theologiae< des Thomas von Aquin und - am umfassendsten, aber ohne jeglichen Hinweis im Text die »Summa de vitiis et virtutibus< des Gulielmus Peraldus. Daher erschien es geboten, Ulrichs »Buch« zunächst im Teil IV (»Zehn Gebote«) zusammen mit einem Quellenkommentar zu edieren. Von der auf drei Textbände zu berechnenden Ausgabe der »Zehn Gebote« kann Frau Dr. Baptist-Hlawatsch vorerst Band 1 (mit Quellenkommentar), der das »Erste Gebot« umfaßt, im Druck vorlegen. Sie wurde in ihrer Arbeit durch die wissenschaftlichen Hilfskräfte Reinhilde Gönnewicht, M.A., Matthias Gorzolka, M.A. und Christine Wolf, M.A. (alle Würzburg) unterstützt, von letzterer mit besonders großem persönlichen Engagement auch noch nach Auslauf der DFG-Förderung. Die technische Redaktion lag in den Händen von Herrn Dr. Christian Naser, dessem souveränen Können und nimmermüder Hilfsbereitschaft VI

der Abschluß der Druckemrichtung vor allem zu verdanken ist. Größtes Verdienst hat sich allerdings Frau Dr. Baptist-Hlawatsch erworben. Auch nach ihrem Wiedereintritt in den Schuldienst hat sie die Arbeit an der Edition und Kommentierung des »Zehn-Gebote«-Textes unbeirrt weitergeführt und zu einem guten Ende gebracht. Ihr gebührt dafür der besondere Dank der germanistischen Wissenschaft. Ein Wort des Dankes ist auch der DFG und ihren Gutachtern zu sagen. Sie haben nach dem Ablauf der regulären Förderung noch ein zusätzliches Jahr der Auslaufförderung befürwortet und gewährt.

Eichstätt, im November 1994

Georg Steer

VII

Inhaltsverzeichnis Vorwort

V

Erster Teil: Einführung 1.

Ulrich von Pottenstein: Der Autor und sein Werk

1.1

Stationen seines Lebens

1.2

Die Cyrillus-Fabeln

. . . .

1* 1* 13*

1.3 Das katechetische Gesamtwerk 1.3.1 Gattung 1.3.2 Entstehungszeit 1.3.3 Anlaß der Entstehung

16* 16* 20* 22*

1.4 Die Dekalogerklärung: Auslegung des 1. Gebots 1.4.1 Lateinische Quellen 1.4.2 Aufbau und Inhalt

27* 27* 40*

2. 2.1 2.2

46* 46*

Die Edition Zur Überlieferung und Wahl der Leithandschrift Textgestaltung und Einrichtung des kritischen Apparates

Abkürzungen Literaturverzeichnis

. . . .

48* 55* 56*

Zweiter Teil: Text 1. 1.1 1.2 2. 3.

Ulrichs Vorreden Die Vorrede zum katechetischen Gesamtwerk Die Widmungsvorrede für Reinprecht von Wallsee

5

Das lateinisch-deutsche Register zur Dekalogerklärung

6

Die Auslegung des 1. Gebots

1 1

56

Kritische Textanmerkungen

417

Dritter Teil: Die lateinischen Quellen

425 IX

ERSTER TEIL

EINFÜHRUNG

1.

Ulrich von Pottenstein: Der Autor und sein Werk

1.1

Stationen seines Lebens

Item dominus Vlricus capellanus ducisse antique dedit 7 Ib. d.1 nunc plebanus in Potenstain, [v. a. Hd.:] tandem in Medlico postea in Anaso. Dieser undatierte Eintrag aus den 90er Jahren des 14. Jahrhunderts in der Chor- bzw. Domherrenmatrikel von St. Stephan2 gibt einen Überblick über Ulrichs beruflichen Werdegang3: 1. Er stand in seelsorgerischen Diensten der alten Herzogin Beatrix, der Gemahlin Herzog Albrechts III. 2. Er war Pfarrer von Pottenstein, als er in das Domkapitel von St. Stephan aufgenommen wurde. 3. Nach seiner Amtszeit in Pottenstein war Ulrich »plebanus« in Mödling (oder Melk, vgl. unten), später in Enns. Der Matrikeleintrag enthält keinen Hinweis auf Ulrichs Herkunft. Vermutlich gehörte er aber zu der großen Zahl »Oesterreicher, zumal . . . Niederösterreicher, die von der Universität ins Kapitel gelangt sind; oft aus den letzten und kleinsten Ortschaften kommend - bisweilen in die Matrikel der Universität als pauper eingetragen4 -, haben sie nur auf

1

Wie jeder neuernannte Chorherr mußte Ulrich für den Gottesdienst in St. Stephan sieben Pfund Wiener Denare bezahlen. 2 Vgl. H. GÖHLER, Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapitel zum hl. Stephan in seiner persönlichen Zusammensetzung in den ersten zwei Jahrhunderten seines Bestandes 1365-1554, Diss, (masch.), Wien 1932, S. 177. - Bei GÖHLER auch weitere, umfangreiche Information zum Domkapitel von St. Stephan. 3 Vgl. auch G. BAPTIST-HLAWATSCH, Das katechetische Werk Ulrichs von Pottenstein. Sprachliche und rezeptionsgeschichtliche Untersuchungen (TTG 4), Tübingen 1980, S. 2f. Die dortige biographische Zusammenstellung wird hier durch weitere Funde und Überlegungen ergänzt. 4 In der Wiener Universitätsmatrikel ist Ulrichs Name allerdings ebensowenig zu finden wie in der Matrikel der Artistenfakultät. Vgl. A. LHOTSKY, Die Wiener Artistenfakultät 1365-1497. In: Sitzungsberichte d. Österr. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Klasse, 247, 2, Wien 1965; P. UIBLEIN (Hg.), Acta Facultatis Artium Universitatis Vindobonensis 1385-1416. Publikationen d. Inst. f. österr. Geschichtsforschung VI. Reihe, Quellen z. Gesch. d. Univ. Wien, 2. Abt., Graz/Wien/Köln 1968; J. ASCHBACH, Geschichte der Wiener Universität im ersten Jahrhunderte ihres Bestehens. Festschrift zu ihrer 500-jährigen Gründungsfeier, Bd. 1, Wien 1865. 1*

Ulrich von Pottenstein

Grund ihrer geistigen Fähigkeiten ihren Weg gemacht und hohe geistliche Würden erlangt.«5 Eine Beziehung zwischen Ulrich von Pottenstein und der Wiener Universität läßt sich einzig aus einer Notiz in den Akten der Wiener theologischen Fakultät vom Sommersemester 1397 ableiten, in der es heißt, Dekan Lambert von Geldern dedit copiantibus articulos domini Ulrici plebani de Potenstain contra fratrem Iohannem de Hädersdorf predicatorem conventus fratrum Minorumpluries in latino et theotunico LXden.6 Ein Drittel der Kanonikate bei St. Stephan (das sind acht Sitze) blieb den Mitgliedern des Collegium ducale der Wiener Universität reserviert, also Gelehrten wie Heinrich von Langenstein (Kanoniker seit 1393), Nikolaus von Dinkelsbühl (seit 1405) und später Thomas Peuntner (seit 1436).7 Auch wenn Ulrich diesem gelehrten Kreis nicht unmittelbar angehört haben mag (vgl. o. Anm. 4), so hat ihn das Kanonikat bei St. Stephan sicher mit Universitätslehrern zusammengeführt.8 Auf jeden Fall war er einer aus der »nicht unbeträchtlichen Anzahl von Kanonikern«, die »ihrer Tätigkeit im Dienste des Landesfürsten die Präsentation zu danken hatten. Insgesamt 52, also mehr als ein Achtel aller Kanoniker haben nachweisbar dem Kolleg der Hofgeistlichkeit angehört oder sonst irgendwie bei Hof gedient.«9 Wie Ulrich hatte ein Großteil der Kanoniker Pfarren inne. Nach GÖHLER (S. 49f.) handelt es sich »in den meisten Fällen .. . um Patronatspfarren des Landesfürsten, die in Form einer landesfürstlichen Gunstbezeugung verliehen wurden. Nicht selten haben die Kanoniker Benefizien und Pfarren in ihrer Heimat erhalten. . . . ein paarmal liess sich nachweisen, dass . . . ehemalige Wiener Kanoniker in der Heimatdiözese oder auch anderswo zu grossen Würden emporgestiegen sind.« Ulrich könnte den Namen seiner Pfarre als Beinamen angenommen haben, »wie es die Geistlichen seiner Zeit zu thun pflegten«10. Als Heimatort kommen sowohl Pottenstein, seine erste Pfarrstelle, als auch Enns, seine 5

GÖHLERS. 41.

6

P. UIBLEIN, Die Akten der Theologischen Fakultät der Universität Wien (1396-1508), Bd. I, Wien 1978, S. 2. 7 Vgl. GÖHLER S. 103ff.: Chronologische Reihenfolge der Chor-, bzw. Domherren. 8 Über die Einbindung des katechetischen Werkes Ulrichs von Pottenstein in die >Wiener Schule< hat sich zuletzt geäußert Th. HOHMANN, >Die recht gelerten maister.< Bemerkungen zur Übersetzungsliteratur der Wiener Schule des Spätmittelalters. In: Die österreichische Literatur. Ihr Profil von den Anfängen im Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert ( 1 0 5 0 - 1 7 5 0 ) . Hg. v. H. ZEMAN, Teil 1, Graz 1 9 8 6 , S. 3 4 9 - 3 6 5 .

' G Ö H L E R S. 4 1 . 10

2*

Vgl. I. F. KEIBLINGER, Geschichte des Benedictinerstiftes Melk, Bd. 2, Wien 1869, S. 666 Anm. 2.

Einführung

letzte Pfarr- bzw. seine Dechantenstelle, in Frage. Sichere Aussagen über seinen Geburtsort lassen sich jedoch nicht machen. Als Pfarrer von Pottenstein ist Ulrich nur einmal urkundlich genannt, nämlich am 26. April 1396 als Zeuge. Ausgestellt ist das Schriftstück auf dem Passauer Offizialat in Wien.11 Sein vermutlicher Vorgänger im Amt, Pfarrer Hans von Pottenstein, ist am 15. November 1389 zum letzten Mal urkundlich erwähnt 12 ; Ulrich hat somit diese Stelle wohl zu Beginn des letzten Jahrzehnts des 14. Jahrhunderts angetreten. Nimmt man an, daß Ulrich seine erste Pfarrstelle Anfang der 90er Jahre mit ca. 30 Jahren übernommen hat, dürfte er um 1360 geboren sein.13 Pottenstein (NÖ.) liegt an den südöstlichen Ausläufern des Wienerwaldes (ca. 40 km südlich von Wien) und wurde wie Perchtoldsdorf und Mödling als landesfürstliche Patronatspfarre Priestern, die im Dienste des Landesherren standen, als Pfründe verliehen. Die Pfarre wurde 1050 von Passau aus gegründet; vom ehemaligen Holzbau der Kirche ist nichts mehr übriggeblieben. »Im 12. Jh. entstand eine aus Steinen erbaute romanische Kirche, von der das Untergeschoß des Turmes bis heute erhalten ist. Im 14. Jh. [also etwa zur Zeit Ulrichs von Pottenstein] wurde der Turm erhöht und ein gotischer Chor gegen Osten vorgebaut dank der Initiative der Königin Elisabeth, der Gemahlin Friedrich des Schönen, die als Besitzerin und Wohltäterin Pottensteins überliefert ist.« 14 Aus dem 14. Jahrhundert datieren auch noch die Sakristei mit handgeschmiedeten Türen und steinernem Türrahmen sowie das gotische Sakramentshäuschen.

Am 27. Dezember 1404 wird Ulrich als Pfarrer von Mödling (NÖ.) genannt.15 Auch eine Wiener Urkunde vom 12. Mai 1406 erwähnt Pfarrer 11

Vgl. GÖHLER S. 178. - N a c h R . ZINNHOBLER/ J. EBNER ( H g g . ) , D i e D e c h a n t e n v o n

Enns-Lorch, Linz 1982, S. 12, hatte das Offizialat »unter der Enns«, zu dem damals u. a. das Dekanat Lorch-Enns gehörte, seinen Sitz in Wien. - Erstaunlich ist, daß weder in dieser noch in einer anderen als der eingangs zitierten Quelle Ulrich als Kanoniker ausgewiesen ist. 12

V g l . K E I B L I N G E R , B d . 2, S . 6 6 3 .

Vgl. auch H. MENHARDT, Funde zu Ulrich von Pottenstein (etwa 1360 bis 1420). In: Fs. f. Wolfgang Stammler, Berlin 1953, S. 146-171; hier S. 146. 14 Broschierter Kirchenführer der Dekanatskirche Maria Trost im Elend, Pottenstein/NÖ., S. 2. 15 Vgl. GÖHLER S. 178. - 1399 ist in dem Amt noch Hans der Räutter nachweisbar (Top. v. N. Oe. VI., S. 771b). - Nach anderen Quellen war Ulrichs Vorgänger in Mödling Andreas Plank, Kanzler Albrechts IV. und später Albrechts V. Vgl. F. WINTERMAYER, Andreas Plank, ein österreichischer Kanzler. In: Jb. f. Landeskunde von Niederöster13

3*

Ulrich von Pottenstein

»Ulreich zu Medling« als Mitsiegler.16 Drei »indirekte« Urkunden belegen zusätzlich, daß Ulrich 1406 nicht mehr in Pottenstein und im März 1408 noch nicht in Enns war: - Am 23. Mai 1406 ist Ulrichs Nachfolger in Pottenstein, Pfarrer Niclas, erstmals urkundlich genannt.17 - Eine Urkunde vom 4. Oktober 1406 bestätigt Rupert von Weltz als Pfarrer und Dechanten von Enns.18 - Noch am 10. März 1408 siegelt ein »Herr Peter« als Verweser der Dechantei und Pfarrkirche zu Enns eine Erbschaftsurkunde mit dem Dechanteisiegel.19 Mödling war eine der bestdotierten Pfründen des Landes, was sicher der Beziehung zum herzoglichen Hof zu verdanken war. »Die Gepflogenheit, das herzogliche Kanzleipersonal mit landesfürstlichen Patronatspfarren auszustatten und so dessen wirtschaftliche Existenz zu sichern, läßt sich bis in die Zeit der Babenberger zurück verfolgen.« 20 Der Landesfürst besaß als Patron das Präsentationsrecht, und der Passauer Diözesanbischof 21 mußte die nominierten Kandidaten ernennen. 22 reich, N.F. 31 (1953/54), S. 81-90; hier S. 81f.; H. RUPPRICH, Das Wiener Schrifttum des ausgehenden Mittelalters. In: Sitzungsberichte d. Österr. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Klasse, 228, 5, Wien 1954, S. 163. (Nach RUPPRICH, a. a. O., verdankt Ulrich die Verleihung der Pfarre Mödling »anscheinend« der Herzogin Beatrix.) - Die gleichen Gedanken, die ich bezüglich Ulrichs Pfarrstelle in Mödling hege, trägt KEIBLINGER, Bd. 2, S. 16, in Bezug auf Andreas Plank vor. In beiden Fällen geht es um die Übersetzung des Ortsnamens >in Medlico< (vgl. o. S. 1). Sie muß nämlich nicht unbedingt >in Mödling< lauten. Nach J. G. GRAESSE, Orbis Latinus. Lexikon lateinischer geographischer Namen des Mittelalters und der Neuzeit. Bearb. von F. BENEDICT, hg. von H. PLECHL, Bd. 2,

Braunschweig 1972, S. 536 und 542, ist auch die Variante Medlicum - Melicum - Melk möglich. - Der Name Ulrichs von Pottenstein läßt sich jedoch weder im (um die fragliche Zeit unvollständigen) Profeßbuch des Stiftsarchivs Melk noch in anderen Unterlagen finden. (Herrn Abt Dr. Ellegast danke ich für die Weiterleitung meiner diesbezüglichen Anfrage an das Melker Archiv, dem Archivar für die freundliche Mitteilung.) In der Nähe von Mödling besaß Ulrich immerhin einen Weingarten, was wiederum für seine zeitweise Ansäßigkeit dort spricht (vgl. unten Ulrichs Testament). 16 Quellen zur Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Alterthumsvereine zu Wien, 1. Abth. 4. Bd. (1901), Urkunde Nr. 3668. 17

18

Vgl. KEIBLINGER, B d . 2, S. 6 6 6 .

Quellen zur Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Alterthumsvereine zu Wien, 1. Abth. 3. Bd. (1897), Urkunde Nr. 2310. 19 Vgl. G. SCHARF, Die handschriftliche Überlieferung der deutschen Cyrillus-Fabeln des Ulrich von Potenstein, Diss., Breslau 1935, S. 3 ; ZINNHOBLER/EBNER S. 39. 20 WINTERMAYER, Andreas Plank, S. 82. 21 Zu Ulrichs Lebzeiten gehörte das ganze Gebiet Wien (Pottenstein) - Mödling - Melk Enns zur Diözese Passau. (Diesen Hinweis verdanke ich der freundlichen Mitteilung von Frau Dr. A. Fenzl, der Leiterin des Diözesanarchivs Wien.) 4*

Einführung

Ulrichs Amtszeit als Dechant und Pfarrer von Enns ist urkundlich am besten ausgewiesen. Es lassen sich jetzt auch einige Angaben machen, die in der bisherigen Literatur zu Ulrich von Pottenstein noch keine bzw. nicht genügend Beachtung gefunden haben; sie liefern weitere Beweise für Ulrichs beträchtliches Vermögen und seine nicht unbedeutende Machtposition. Das Bistum Passau, zu dem das heutige Dekanat Lorch-Enns bis ins 18. Jahrhundert gehörte, erstreckte sich im Mittelalter über eine Fläche von 42.000 km 2 und war somit das größte Bistum des Reiches. 23 »Der systematische Ausbau eines auf den Bischofssitz hingeordneten Pfarrnetzes erfolgte seit dem 11. Jh. und läßt Zusammenhänge mit Gregorianischer Reform und Investiturstreit erkennen. U m das große Gebiet einigermaßen geordnet verwalten zu können, war es notwendig, Zwischeninstanzen zwischen der Diözese und den Pfarreien zu haben. Als solche fungierten die Einrichtungen der Dekanate, Archidiakonate und Offizialate. Den zeitlichen Vorrang hat die Dekanatsgliederung. Ihre Existenz ist seit ca. 1100 durch die Erwähnung von >Dekanen< gesichert, die j a schon kraft ihrer Amtsbezeichnung als Aufsichtsorgane für eine Zehnergruppe von Pfarreien ausgewiesen sind.« 2 4 Die Pfarre Enns-Lorch war im späten Mittelalter eine sehr angesehene und daher vielbegehrte Pfründe. Vom 13.-17. Jahrhundert stellte das Ennser Dekanat ein Riesengebilde dar; in west-östlicher Richtung erstreckte es sich von Waldkirchen am Wesen bis über die Ybbs hinaus, in nord-südlicher von Leopoldschlag bis zum südlichen Knie der Ybbs. Den Ennser Dechanten kam schon von der Größe dieses Gebietes her im Mittelalter eine sehr gewichtige Stellung zu; selbst in päpstlicher Mission (richterliche Aufgaben) waren sie wiederholt tätig.

Nach ZINNHOBLER/EBNER (S. 3 8 ) war es den Bewerbern um das Dekanat Lorch/Enns - ähnlich wie denen um andere deutsche Diözesen - »um Einkommen und Ansehen mehr zu tun . . . , als um die mit der Pfründe verbundenen seelsorgerischen Pflichten, . . . « Deshalb sei es zu Beginn des 15. Jahrhunderts schwierig, »die Pfründeninhaber, Exspektanten und Vikare genau auseinanderzuhalten.« Der Beginn der Dechantenzeit Ulrichs von Pottenstein in Enns wurde bisher für 1406 2 5 bzw. 1408 2 6 angesetzt. Das Quellenmaterial bei ZINN22

23

24

25

Außer Ulrich von Pottenstein und Andreas Plank (beide mit der obenerwähnten Einschränkung) hatten namhafte Persönlichkeiten die Pfarre Mödling als Pfründe inne. Vgl. dazu K. GIANNONI, Geschichte der Stadt Mödling, Mödling 1905, S. 92f. Die Informationen über das Dekanat Lorch-Enns sind, wenn nicht anders vermerkt, entnommen aus ZINNHOBLER/EBNER S. 11-18. ZINNHOBLER/EBNER S. 11.

MENHARDT, Funde, S. 146; G. HAYER, Ulrich von Pottenstein (ca. 1360-1420). Pater5*

Ulrich von Pottenstein

weist allerdings bis 1411 andere Namen auf; die Rekonstruktion der Abfolge der Amtsinhaber bzw. deren Vertreter in der fraglichen Zeit sieht folgendermaßen aus27: HOBLER/EBNER

Otto von Laymingen, vor 1406; Rupert von Weltz, 1406 (1408 vertreten durch den >Verweser< Peter); Johannes von Hippelsdorf, "^"1411; Andreas Wirsing, 1411; Otto von Laymingen, 1411. Ulrich von Pottenstein wird erstmals am 3 0 . 1 0 . 1 4 1 2 als Dechant und Pfarrer von Enns bezeugt (s. u.). Auch wenn die jeweilige Besetzung der Pfarre und des Dekanats Enns, bedingt durch die verworrene gesamtkirchliche Lage zu Beginn des 15. Jahrhunderts, aus heutiger Sicht nicht immer klar zu erkennen ist, so läßt sich doch aufgrund der Angaben bei ZINNHOBLER/EBNER feststellen: Ulrichs Amtszeit in Enns begann 1411 oder 1412 und dauerte bis zu seinem Tod im Jahre 1416 oder 1417. Auf jeden Fall gehörte Ulrich zu den bedeutenderen Dechanten von Lorch/Enns im Spätmittelalter. Vor allem als Stifter hat er sich an dieser Wirkungsstätte einen Namen gemacht: 1412 ließ er als Erweiterungsbau der Frauenkirche am Markt - wegen ihrer Form >Scheiblingkirche< genannt - eine neue Kapelle zu Ehren der Hl. Drei Könige und des Hl. Veit erbauen und errichtete darin ein Benefizium. 28 Für diese Stiftung lassen sich einige urkundliche Belege anführen: Am 30.10.1412 erhielt Ulrich auf eigene Bitten die Oed in der Frauenstraße, genannt dew freyung, von Landeshauptmann Reinprecht II. von Wallsee, wie er dy Öd pawen wolt, dem Kaplan zu einer ewigen Wohnung.29 Auf diesem Grundstück sollte das Benefiziatenhaus errichtet noster-Auslegung. Nach der Handschrift a X 13 des Erzstiftes St. Peter zu Salzburg kritisch herausgegeben und eingeleitet, Diss, (masch.), Salzburg 1972, S. 12. 26

RANKE, V L 1 III, S p . 9 1 8 ; BAPTIST-HLAWATSCH S. 4.

27

V g l . ZINNHOBLER/EBNER S. 3 9 .

28

Vgl. K. OBERLEITNER, Die Stadt Enns im Mittelalter. In: Archiv für österr. Gesch. 27 (1861), S. 1-166, hier S. 34. - Die Original-Stiftungsurkunde befindet sich im Stadtarchiv Enns (Urk. bd. Nr. LXXII). Vgl. auch J. LOHNINGER, Die Stadtpfarrkirche zu Lorch-Enns. In: Christliche Kunstblätter, 58. Jg. (1917), S. 108 und 110. - Die Scheiblingkirche wurde 1565 abgerissen, ihre Steine wurden zum Bau des Ennser Stadtturmes verwendet.

29

Vgl. LOHNINGER ( 1 9 1 7 ) S. 1 1 0 . - N a c h LOHNINGER, Z I N N H O B L E R / E B N E R u. a. w a r U l r i c h

mit Reinprecht verwandt. Die zweite Frau Reinprechts, Anna, war nämlich die Tochter des Eberhard von Kapellen und der Leuta, geb. Pottenstein. Hier liegt allerdings eine 6*

Einführung

werden. Am 7.9.1413 erwarb Dechant Ulrich die Messermühle ze Rutzing in der Pfarre Hörsching und am 3.5.1416 eine Hube in dergrueb in der Pfarre Haidershofen. 30 Mit diesen und anderen Gütern errichtete der Dechant am 5.9.1416 das >DreikönigsstiftUterus virgineus< verpflichtet wurden. Dafür gewährleistete der Dechant den Unterhalt des Schulmeisters. Bischof Georg bestätigte den Vertrag am 11. Juni 1415.33 Vorausgegangen war eine »Irrung« zwischen Dechant und Stadtrat. Die Bürgerschaft meinte, der Schulmeister sold in ze gepot sten, er war der ir, se hatten yn ze versprechen als den iren. Der Dechant dagegen war der Ansicht, der Schulmeister stund im ze gepot, wann er war ain gelid der Kirchen, und er hett ym ze gepietten. Man kam schließlich dahingehend überein, daß der Schulmeister künftig von beiden Teilen gemeinsam bestellt werde und daß er yn der schul und in dem chor treu, ehrlich und willig dienen solle.34 Z I N N H O B L E R / E B N E R nehmen an, daß Ulrich bald nach Errichtung des Dreikönigsbenefiziums (1416) gestorben sein dürfte, da er am 29.11.1417 bereits als tot erwähnt werde.35 32 33

Zu beiden Urkunden siehe SCHARF, Die handschriftliche Überlieferung, S. 4. Am 13.3.1424, also bereits nach Ulrichs Tod, wurde dieses Übereinkommen von Bischof Leonhard von Passau nochmals bestätigt. Vgl. P. SCHMIEDER, Lorch und Enns (11.-16. Jahrhundert). Ein Beitrag zur obderensischen Kulturgeschichte. In: Museum Francisco-Carolinum 30 (1871), S. 1-80; hier S. 46f., und P. UIBLEIN, Dokumente zum Passauer Bistumsstreit von 1423 bis 1428, Wien 1984, S. 258.

34

Vgl. Z I N N H O B L E R / E B N E R S. 4 1 .

35

ZINNHOBLER/EBNER

10*

S. 41. - Vgl. auch J.

ZÖCHBAUR,

Zur Kirchengeschichte Österreichs

Einführung

Bereits vor Ulrichs Amtsantritt waren heftige Streitigkeiten um die Pfarre Enns in Gang gewesen.36 Die Neubesetzung nach Ulrichs Tod gestaltete sich aufgrund der Zeitumstände wiederum kompliziert. Seit 1414 tagte das Konzil von Konstanz, das 1417 dem Schisma mit der Wahl Martins V. (1417-1431) ein Ende machte. Zuvor waren Johannes XXIII. (1415), Gregor XII. (1416) und Benedikt XIII. (1417) abgesetzt bzw. zur Resignation gezwungen worden. Am 29. November 1417 hatte Papst Martin V. die Supplik des Nikolaus Mostel auf Übertragung von Pfarre und Dekanat Enns bewilligt, falls sie durch den Tod des Ulrich de Potensteyn sowie das apud sedem apostolicam erfolgte Ableben des Georg Parsperger erledigt sei.37 »Von dem hier genannten Georg Parsperger hören wir, daß er nach der Absetzung Johannes XXIII. in Konstanz, also im Jahre 1415, gestorben war. Er wird in diesem Zusammenhang >Rektor< und >Possessor< von Pfarre und Dekanat Enns genannt. Damals lebte aber auch noch Ulrich von Pottenstein, ja dieser war gerade damals in Enns überaus agil. Wahrscheinlich spielt hier wieder die Frage der Papstobödienzen herein. Georg und Ulrich werden verschiedenen Obödienzen angehört haben. De facto war Ulrich im Besitz der Pfarre, aber auch Georg hatte sich als >Pfarrer< von Enns-Lorch gefühlt. Diesem machte die Pfründe überdies ein gewisser Nikolaus Mostel, ein Priester der Diözese Passau, streitig.«38 Nach dem Tod Georg Parspergers (1415) hatte der an dem Konzil zu Konstanz teilnehmende Passauer Bischof Georg von Hohenlohe die Pfarre auf Bitten Kaiser Sigismunds dessen Sekretär Jodok Rot verliehen, und das obwohl in Enns Ulrich von Pottenstein noch in Amt und Würden war und Nikolaus Mostel ebenfalls Ansprüche geltend machte. Jodok Rot hatte auch ein Kanonikat in Regensburg erlangt sowie eine Provision auf ein solches in >Tuden< (Tuy in Spanien), doch wird ausdrücklich bemerkt: quorum omnium possessionem non habet. »Verleihungen waren also damals eine Sache, der tatsächliche Besitz eine andere!«39 Wer von den drei Kontrahenten (Nikolaus Mostel, Jodok Rot und dann auch noch Johannes Leonis), die sich nach Ulrichs Tod um dessen ob der Enns im 14. und 15. Jahrhundert. In: Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 5 (1908, Heft 1), S. 103-126; hier S. 108f. 36 Vgl. Z I N N H O B L E R / E B N E R S. 38-40. 37

V g l . ZÖCHBAUR a. a. O .

38

Z I N N H O B L E R / E B N E R S. 4 1 .

39

Z I N N H O B L E R / E B N E R a. a. O .

11*

Ulrich von Pottenstein

Nachfolge in Enns stritten, schließlich den Sieg davontrug, kann heute nicht mehr ermittelt werden. Bekannt ist jedoch, daß die Verleihungsrechte des Papstes wie folgt begründet werden: eo quod non simplex ecclesia parochialis sed eciam dignitas decanatus super Anasum nuncupata existit.40 Außer in dem Bestätigungsschreiben Bischof Leonhards von Passau vom 13.3.1424 (vgl. o. Anm. 33) wird Ulrich postum in einer Urkunde vom 22.8.1421 erwähnt, und zwar anläßlich des Verkaufs mehrerer Güter an den Kaplan des Hl. Drei-Königs-Altars, »den weiland Herr Ulrich Dechant zu Enns gestiftet« hat.41 Ulrichs Stiftungen in Enns und seine Güter in der Umgebung könnten - falls er nicht aus Pottenstein stammt - ein Hinweis darauf sein, daß sich seine letzte berufliche Station wieder in der Heimat befand.

40

Z I N N H O B L E R / E B N E R S. 4 2 .

41

Vgl. SCHARF, Die handschriftliche Überlieferung, S. 4.

12*

Einführung

1.2

Die Cyrillus-Fabeln

Während seiner Dechantenzeit in Enns, also zwischen 1411/12 und 1416/17, übersetzte Ulrich von Pottenstein die Fabelsammlung eines Bischof Cyrillus42 aus dem Lateinischen ins Deutsche. Die ungefähre Entstehungszeit der Fabelübersetzung kennen wir aus den Kolophonen zweier Handschriften, die Ulrich als Dechanten von Lorch-Enns ausweisen: - Iste Uber est editus et collectus per venerabilem virum dominum ulricum decanum ecclesie Iaureacensis (München, cgm 583, 241v; 2. Viertel 15. Jh.); - Iste Uber est translatus De latine in Theotunicum per honorandum virum dominum vlricum decanum Ecclesie Laureacensis (Berlin, Ms. germ. 459, 262r; 1432).43 Für die Literaturlandschaft des 15. Jahrhunderts ist diese erste deutsche Prosafabelsammlung von besonderer Bedeutung, wie die relativ hohe Zahl an Textzeugen beweist: 18 Handschriften und ein Inkunabeldruck.44 Es mag zunächst verwundern, daß sich Ulrich von Pottenstein der Tierliteratur zuwandte, nachdem er sein umfangreiches katechetisches Oeuvre abgeschlossen hatte. Bereits ein erster Vergleich der beiden Werke zeigt jedoch sowohl methodische als auch inhaltlich-strukturelle Parallelen. Der gängigen Vorstellung von Tierfabeln entsprechen die 95 Cyrillus-Fabeln nicht; sie haben sich »als selbständiges Genre von Tierliteratur neben den äsopischen Fabeln eingerichtet, ohne mit ihnen in Konflikt zu kommen«.45 Für unseren Zusammenhang bedeutsam ist vor allem die Feststellung R . MÜLLERS, daß im Gegensatz zur herkömmlichen Tierfabel Moral »nicht demonstriert«, sondern »doziert« wird. Oder wie MÜLLER es 42

Es handelt sich nicht, wie häufig angenommen, um den Kirchenvater Cyrillus. Zur Verfasser-Frage vgl. U. BODEMANN, Die Cyrillusfabeln und ihre deutsche Übersetzung durch Ulrich von Pottenstein. Untersuchungen und Editionsprobe (MTU 93), München 1988, S. 1. 43 Beide Einträge zit. nach SCHARF, Die handschriftliche Überlieferung, S. 2. 44 Zur Überlieferung der deutschen Übersetzung s. BODEMANN S. 55-73. 45 K. GRUBMÜLLER, Meister Esopus. Untersuchungen zur Geschichte und Funktion der Fabel im Mittelalter (MTU 56), München 1977, S. 425.

13*

Ulrich von Pottenstein

noch deutlicher formuliert: »Die [Cyrillus-] Fabel z e i g t nicht was getan und was nicht getan werden soll, sondern sie sagt es.« 46 In der moralischen Unterweisung liegt wohl die gemeinsame Grundidee der Fabeln und der katechetischen Auslegungen und auch die Begründung für Ulrichs Interesse an der lateinischen Fabelsammlung. Die Frage, warum sich Ulrich von Pottenstein der Cyrillus-Fabeln annahm und sie als erster ins Deutsche übersetzte, ist bislang nicht gestellt worden. Ihr sollte aber spätestens dann nachgegangen werden, wenn sowohl die Fabelübersetzung als auch das katechetische Werk in größerem Textumfang ediert sein werden.47 Der Aspekt der expliziten moralischen Belehrung führt - wie angedeutet - zu einer Teilantwort auf die Frage nach der Intention, die Ulrich mit der Fabelübersetzung verfolgte. Einen weiterführenden Hinweis - und zwar in inhaltlich-struktureller Hinsicht kann man dem zweiten Teil des Prologs zur lateinischen Fabel-Sammlung entnehmen. 48 Dort erläutert der Verfasser »als den Hintergrund der viergeteilten Anlage seiner Sammlung das Schema der vier Kardinaltugenden, präzisiert also seinen auf moralphilosophische Systemhaftigkeit abhebenden Lehranspruch. Ein solches ethisches Postulat ist im Vergleich mit zeitgenössischen Fabelkollektionen einzigartig; nicht, wie darin üblich, kasuistische Verhaltensanweisungen sollen demnach Inhalt und Ziel der Fabellehren sein, sondern ein konsistentes ethisches Grundprogramm: die structura morum, das aedificium rectae vitae. «49 In den einzelnen Fabeln wird das angekündigte Tugendschema allerdings nicht systematisch erschlossen, und es wird kein Tugendkatalog erstellt; statt dessen wird der »durch den Tugendquaternar vorgegebene, inhaltlich jedoch offene Gliederungsrahmen in assoziativer Reihung von Mo-

46

R. MÜLLER, Die Cyrillischen Fabeln und ihre Verbreitung in der deutschen Literatur. Diss, (masch.), Mainz 1955, S. 145 (zit. nach BODEMANN S. 14). - BODEMANN (a. a. O.) versucht zu präzisieren: »Nicht Moral wird demonstriert, . . . ; aber statt dessen wird moralische Unterweisung vorgeführt, d. h. die Fabel demonstriert, wie Moral effektiv doziert werden kann.« Da keine Belege aufgeführt werden, kann dieses Resüme nicht überzeugen. Bereits im nächsten Absatz relativiert zudem BODEMANN ihre eigene Aussage, indem sie fragt, welcher Art die »dozierte Moral« sei. 47 Die noch fehlenden Textgrundlagen und die spezielle Zielsetzung dieser Einleitung zu einer Edition erlauben hier nur diesen äußerst skizzenhaften Hinweis auf die genannten interessanten Zusammenhänge. 48 Der erste Teil des Prologs enthält »konventionsbedingte Präliminarien« (vgl. BODEMANN S. 14-15). 49

BODEMANN S. 16.

14*

Einführung

rallehren nuancenreich« ausgefüllt.50 Dabei bilden folgende Leitthemen den jeweiligen Rahmen der vier Bücher der Fabelsammlung: 1. prudentia - imprudentia; 2. contra superbiam (der umfangreichste Teil); 3. contra avaritiam; 4. contra luxuriant. In den Cyrillus-Fabeln findet Ulrich somit ein Schema vor, das dem seines katechetischen Werkes vergleichbar ist: das Strukturschema der Tugend-Laster-Opposition. So stehen beispielsweise die einzelnen Kapitel der Auslegung des 1. Gebots, wie unten noch ausführlich dargelegt wird, unter den Leitthemen der drei göttlichen Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) und der drei Hauptsünden (Völlerei, Geiz, Hochmut). 51 Ulrich hat sein katechetisches Auslegungswerk cjenucj vnd cje Übung seiner Leser verfaßt; mit seiner Fabelübersetzung verfolgt er anscheinend die gleiche Absicht, nämlich, »eine möglichst effiziente Belehrung über Aspekte des Kardinaltugendsystems vorzuführen, . . ,«52 Wie die religiösen Unterweisungstexte gehören die Cyrillus-Fabeln offensichtlich nicht in die Kategorie eytle ding, in die nach Ulrich die Sagen um Titurel, Dietrich von Bern und die anderen Helden einzureihen sind53, sondern auch sie dienen der moralischen Erbauung und Belehrung. Mit seiner Fabelübersetzung scheint sich Ulrich von Pottenstein das gleiche Ziel vorgenommen zu haben wie mit seinem katechetischen Auslegungswerk: als Seelsorger moralische Unterweisung zu betreiben.

50

V g l . BODEMANN S. 2 1 .

51

Genaueres hierzu unten 1.4.2.

52

BODEMANN S. 2 7 .

53

Vgl. Ulrichs Hauptvorrede, 2.12-17. - Hier und im folgenden beziehen sich die Zahlen auf den Textteil dieser Edition; vor dem Punkt ist die Angabe der Seitenzahl, dahinter die der Zeilen.

151"

Ulrich von Pottenstein

1.3

Das katechetische Werk

1.3.1 Gattung »Riesenkatechismus«54? »Handbuch katechetischen Wissens«55? »Kompendium der Theologie«56? Welche Bezeichnung trifft auf das katechetische Werk Ulrichs von Pottenstein am ehesten zu? Nach RUPPRICH57 ist es »die erste umfängliche deutsche Auslegung wichtiger gottesdienstlicher Texte«. Und auch WEIDENHILLER58 nennt es nur vage »eine deutsche Auslegung über das Vaterunser, das Ave Maria, das Apostolicum, das Magnificat und die zehn Gebote«. Sinngemäß bestätigen alle Veröffentlichungen zu Ulrich von Pottenstein die folgende Aussage: Sein katechetisches Auslegungswerk ist das umfangreichste seiner Gattung im deutschen Spätmittelalter.59 Als Ganzes konzipiert, besteht es dennoch G. STEER, Der Laie als Anreger und Adressat deutscher Prosaliteratur im 14. Jahrhundert. IN: Zur deutschen Literatur und Sprache des 14. Jahrhunderts. Dubliner Colloquium 1981, Heidelberg 1983, S. 354-367; hier S. 357. 55 K. RUH, Geistliche Prosa. In: Europäisches Spätmittelalter (Neues Handb. der Literaturwiss., Bd. 8). Hg. v. W. ERZGRÄBER, Wiesbaden 1978, S. 565-605; hier S. 575. 56 HOHMANN, Die recht gelerten maister, S. 356. 57 H. RUPPRICH, Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock. 1. Teil: Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance 1370-1520 (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. v. H. de BOOR / R.

54

NEWALD 4 / 1 ) , M ü n c h e n 1 9 7 0 , S. 4 0 8 .

E. WEIDENHILLER, Untersuchungen zur deutschsprachigen katechetischen Literatur des späten Mittelalters. Nach den Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek (MTU 10), München 1965, S. 208. 59 In den letzten zehn Jahren hat sich die Forschungslage zum katechetischen Werk Ulrichs von Pottenstein nicht wesentlich geändert. Die letzte umfassendere Veröffentlichung ist meine Dissertation (Anm. 3). Angaben zur älteren Literatur siehe dort S. 1. Mit der Übersetzungsliteratur der Wiener Schule und damit auch mit dem katechetischen Werk Ulrichs von Pottenstein beschäftigt sich HOHMANN in seinem Aufsatz >Die recht gelerten maister.< - Als Würdigung des Lebens und Werks Ulrichs von Pottenstein ist die Zusammenschau von P. ERNST gedacht: Ulrich von Pottenstein. Leben und Werk nach dem Stand der neueren Forschung. In: Unsere Heimat. Hg. v. Verein f. Landeskunde von Niederösterreich und Wien, 58 (1987), S. 203-213. Leider praktiziert ERNST die mittelalterliche Großzügigkeit der Nicht- bzw. sehr ungenauen Kennzeichnung benutzter Quellen. - Zuletzt setzte sich Ch. BURGER mit Ulrichs Katechismus auseinander und weist den Verfasser (neben Joh. Gerson und Joh. v. Paltz) als einen von drei Vertretern aus, denen es gelang, die Erträge scholastischer und monastischer Theologie theologischen Laien zu vermitteln: Ch. BURGER, Theologie und Laienfrömmigkeit. Transformationsversuche im Spätmittelalter. In: Lebenslehre und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Abhandlungen der Akad. d. Wiss. in Göttingen, phil.-hist. Klasse, 3. Folge, Nr. 179 (1989), S. 400-420. 58

16*

Einführung

inhaltlich aus vier Teilen (nicht aus fünf, wie WEIDENHILLERS Aufzählung vermuten läßt), die sich auf die 70 Kapitel des Gesamtwerkes wie folgt verteilen: 1. Paternoster: 2. Ave Maria: 3. Credo: 4. Magnificat/Dekalog:

Kap. Kap. Kap. Kap.

1-13; 14-20; 21-42; 43-70.

Wohl seines Umfangs wegen ist dieses Riesenopus nirgends in seiner Gesamtheit überliefert60; elf Textzeugen sind bekannt61. Ihre Verteilung auf die vier Blöcke des.Gesamtwerkes sieht folgendermaßen aus: Paternoster: Salzburg, Stiftsbibl. der Erzabtei St. Peter Hs. a X 13 (S) Erlau, Erzdiözesanbibl. Hs. B.V.2 (E2) München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 5019 (M) Wien, ÖNB Cod. 3710 (W3)

Kap. Kap. Kap. Kap.

1-13 1-13 1-13 6-9

Kap. Kap. Kap. Kap.

14-20 14-20 14-20 14-20

Ave Maria: Salzburg, Stiftsbibl. der Erzabtei St. Peter Hs. a X 13 (S) Erlau, Erzdiözesanbibl. Hs. B.V.2 (E2) München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 5019 (M) Wien, ÖNB Cod. 2941 (W4) Credo: Wien, ÖNB Cod. 3050 (Wl) Wien, ÖNB Cod. 2953 (W2) Salzburg, Stiftsbibl. der Erzabtei St. Peter Hs. a X 13 (S) Erlau, Erzdiözesanbibl. Hs. D.II.l (El) Kalocsa, Kathedralbibl. Ms. 322 (Kl)

Kap. 21-42 Kap. 40 Kap. 21-27 Kap. 21-42 Kap. 21-31

60

Daß Ulrich stets das Gesamtwerk im Auge hatte, beweisen immer wieder Querverweise von einem der vier Teile auf jeweils einen der anderen. Vgl. ζ. B. in der vorliegenden Edition: Verweise auf die Paternoster- (73.1-2), die Ave Maria- (131.5-6) und auf die Credo-Auslegung (72.8-10, 74.29-30, 116.25-26). 61 Genaue Beschreibung, einschließlich rezeptions- und wirkungsgeschichtlicher Auswertung, bei BAPTIST-HLAWATSCH S. 11-68. Die Siglen der folgenden Aufstellung entsprechen den dort verwendeten.

17*

Ulrich von Pottenstein

Magnificat/Dekalog: Kalocsa, Kathedralbibl. Ms. 629 (K2) Budapest, Bibl. der Ungar. Akad. d. Wiss. K. 532 (Bu)

Kap. 43-70 Kap. 46-69.

Die beiden letztgenannten Handschriften liegen dieser Edition zugrunde. Ulrichs Auslegung ist nicht wie ein inhaltlich geschlossener Text zu lesen, sondern eher als eine Art Nachschlagewerk zu benutzen, das dem Leser weite Gebiete des christlichen Glaubens und religiösen Lebens aufschlüsselt. Um dem Benutzer den Umgang mit dem piich zu erleichtern, hat Ulrich diesem ein Register vorangestellt, dessen Beschreibung und Handhabung in seiner Vorrede62 breiten Raum einnimmt. In der Widmungsvorrede für Reinprecht von Wallsee, einzig in K2 überliefert, erklärt Ulrich dem Leser: Nu was materij du dir für nymft, die iuech in der tauel (5.18), und er gibt hier wie in der ausführlichen Vorrede Hinweise auf die äußere Gestaltung des Auslegungswerkes; diese sollen über die tauel - dem Benutzer ein leichtes Eindringen in die Materie ermöglichen. Das nach lateinischen Stichworten geordnete Register63 mit deutschen Lemmata und Interpretamenten weist durch gleichzeitige Angabe von Abschnittsbuchstaben, den sogenannten Tafelbuchstaben, auf die entsprechend gekennzeichneten Passagen im Text hin. Die Magnificat-/Dekalog-Auslegung, die Ulrichs gemachtes der vird tail ift (5.26) und auch der umfangreichste, beginnt mit dem 43. Kapitel des Gesamtwerkes. In 28 Kapiteln sind die 10 Gebote (und ihre Auslegung) den 10 Versen des Magnificat zugeordnet. Es handelt sich um eine Dek a l o g - , nicht um eine Magnificat-Erklärung, wie immer wieder fälschlicherweise zu lesen ist. Ulrich selbst hat zu der Verwirrung um die Benennung beigetragen. Zu Beginn des Kapitels 43 teilt er zwar mit: Das vi'rde taile wi'rdet begreiffen die c$ehen gepot, . . . (56.3). Zwanzig Zeilen 62

Ulrich hat zwei unterschiedliche Vorreden verfaßt. Seine ausführliche >HauptvorredeWidmungsvorrede< für Reinprecht von Wallsee) ist in diesem Band erstmalig ediert (5.2-38). Obwohl er an Länge nur ein Viertel der Hauptvorrede aufweist, enthält er ebenfalls alle notwendigen >technischen< Hinweise.

63

Das nach eigenen Aussagen (Vorrede) von Ulrich zusammengestellte Gesamtregister ist nirgends überliefert. Seine Rekonstruktion siehe bei BAPTIST-HLAWATSCH S. 209-322. Das Teilregister zur Dekalogerklärung ist Bestandteil der vorliegenden Edition; es ist von Ulrich selbst als Auszug aus dem Gesamtregister erstellt worden (vgl. 5.23-25).

18*

Einführung

später führt er dann aber aus, nach Abschluß der ersten drei Teile des Gesamtwerkes fo mayn ich in dem vi'rden tail das lobleich gefangkch der Chiiniginn Marie JM dewtfche pringen, jn dem fi befinget die sehen gepot des ewigen gotes, . . . (56.16-18). Im folgenden ordnet er die 10 Verse des Magnificat (Lc 1,47-55) jedoch nicht nur den 10 Geboten zu, sondern auch den 10 Plagen Pharaos64 und den 10 Lobgesängen der Heiligen, da auch sie von Maria in ihrem Lobgesang besungen worden seien. Dennoch ist der 4. Teil des katechetischen Auslegungswerkes ab Kapitel 43, Tafelbuchstabe F, ausschließlich der Erklärung der 10 Gebote gewidmet: Seyd ich nü maine von gemaines nücjes wegen der geliwbigen etwas fagen von den cjehen gepoten, damit fi den layen etwaj in ain chiintfchafft mügen chömen, . . . (69.13-15). Das Magnificat ist für die Dekalog-Auslegung lediglich eine Art >AufhängerKompendium< oder aufgrund seines Anspruchs als >Summe der Theologie für Laien< bezeichnet werden«. BURGERS Begriffe können durchaus auf Ulrichs katechetisches Werk angewandt werden; dennoch sollte man eines bedenken: Rein plakativ 64

Vgl. STAMMLER, Aufriß, S. 848: »Diejenigen Traktate, in denen die Zehn Gebote in Parallele gestellt werden mit den zehn ägyptischen Plagen, hängen ab von dem pseudo-augustinischen Stück >De decern praeceptis Dei< (MIGNE, PL. 39, Sp. 1783).« 65 BURGER, Theologie und Laienfrömmigkeit, S. 410. 66 a. a. O., S. 407.

19*

Ulrich von Pottenstein

verwendet, verschleiern sie eher, als sie erhellen. Wie >Der tugenden büchCum dormirent homines< des Inquisitors Peter Zwicker aus dem Jahre 139570 (vgl. Wl, 276ra, Z. 46 - 289v\ Z. 24), in der Deka67

Vgl. K. BERG, >Der tugenden bfichSumma virtutum ac vitiorumSumma theologiae< II-II) am ehesten in die Kategorie Laster-/Tugendlehre. 69 Die Abhängigkeit der Gattungszuweisung des katechetischen Werkes Ulrichs von Pottenstein vom >Decretum Gratiani< und der >Summa< des Gulielmus Peraldus wird in Abschnitt 1.4.1 thematisiert ebenso wie die Frage nach den Adressaten. 70 Der Text Zwickers ist abgedruckt bei J. GRETSER (Hg.), Lucae Tudensis episcopi scriptores aliquot succedanei contra sectam Waldensium, Ingolstadt 1613, S. 201-290, bzw. ders., Opera Omnia, Bd. XII, Regensburg 1738, S. 49-87. Wie GRETSER schreibt die gesamte Pottenstein-Literatur den Traktat fälschlicherweise dem Wiener Theologieprofessor und Kanoniker bei St. Stephan Peter von Pilichsdorf zu. Nähere Untersuchungen hierzu demnächst bei Ch. WOLF in ihrer Dissertation über >Häresie auf deutsche - Zur Verwendung dieser Quelle bei Ulrich von Pottenstein vgl. MENHARDT, Funde, S. 159-170.

20*

Einführung

log-Erklärung ein Gutachten Heinrichs von Langenstein zum Rentenkauf aus dem Jahre 1396 (vgl. K2, 215va - 227rb bzw. Bu, 290rb bis vermutlich 31 l r , Schluß nicht lesbar)71. Eine noch frühere Zeitangabe, die auf das Schisma im Jahre 1390 weist, findet sich ebenfalls in der Credo-Auslegung: Alsyecjund als man ekelet von Chrifti gepurt Tawfent drewhundert vnd newncjig jar, fo hat die kirche jwen die vmb die päbftey chriegent, Vrbanus vnd Clemens (Wl, 153va, Z. 51 - 153vb, Z. 3). Diese Textstelle ist allerdings Teil einer Predigt (Wl, 152rb, Z. 10 - 156va, Z. 16), die Ulrich wahrscheinlich am Himmelfahrtstag 1390 gehalten hat; wie er selbst in seiner Hauptvorrede angibt, hat er in sein Auslegungswerk Predigten eingebaut, die er etjwenn ju Wienn vnd anderfwa (2.23) gehalten hat. Die Zeitangabe, die der Predigt aus dem Jahr 1390 entstammt, läßt sich zwar nicht zur Eingrenzung der Entstehungszeit seines Auslegungswerkes heranziehen; zusammen mit den beiden genannten Quellentexten, mit denen Ulrich sicher Aktuelles in sein Werk eingeflochten hat, stützt aber auch sie die folgende Feststellung: Ulrich hat in den 90er Jahren des 14. Jahrhunderts das Material für seine Summe jufammen gechlaubet (vgl. 2.9 und 5.5). Da er sein Riesenopus - wie man aus dem Prolog schließen kann - chronologisch erstellt hat, waren die ersten beiden Teile (Paternoster- und Ave Maria-Auslegung) vermutlich bereits abgeschlossen, als er an Credo- und Dekalog-Erklärung arbeitete. Weniger aussagekräftig sind die Angaben zum Terminus ante quem, da sie ζ. T. von den jeweiligen Schreibern aktualisiert sein könnten. Wenn sie allerdings tatsächlich Angaben des Autors sind, dürfte es sich jeweils um einen Terminus ad quem handeln. Hier sind vor allem zwei Datierungen aus der Credo-Auslegung zu nennen 72 : . . . wann Iich haben fider der c$eit, das der tempi jubrochen wart, hinc3 auf die c^eit, darinnen wir fein, drewc$ehenhundert vnd dreyffig iar verlauf fen (Wl, 27rb, Z. 25 - 29). Jerusalem wurde im Jahre 70 nach Christus zerstört, d. h. die Datierung weist auf das Jahr 1400. Do da$ puch gemachet wart, do ekelet man vns von Chrifti gepurt virc$ehenhundert iar vnd fechs iar vnd drey vnd dreiffig iar mer [!] von feiner marter (Wl, 357rb, Z. 35 - 39). Auch hier ist nicht sicher, ob die Angabe 1406 dem Autortext oder einer Abschrift (bzw. der Hs. Wl) 71

Ulrichs Einleitung und Schlußbemerkung zu diesem Gutachten ist abgedruckt bei HOHMANN, Die recht gelerten maister, S. 357f. 72 Über mögliche Schreibereingriffe könnte der Vergleich dieser Textstellen in den Credo-Handschriften Auskunft geben.

21*

Ulrich von Pottenstein

zuzuordnen ist. Da Ulrich mit pitch jedoch stets sein gesamtes Auslegungswerk zu bezeichnen pflegt und >machen< sich wohl eher auf Autoren- als auf Schreibertätigkeit bezieht, ist anzunehmen, daß der Hinweis dem Autortext gilt.73 Ebenso führt die letzte greifbare Datierung zu keiner eindeutigen Aussage. Das Initial-Rubrum des Schreibers der Hs. Wl, Albrand von Suntra, Stadtschreiber in Wien, lautet (Hervorhebung durch die Herausgeberin): Hie hebt [ich an das dritte tail des puechs, das her vlreich weylent pharrer je potenftain sefammen gelefen vnd in dewtfch pracht hat (Wl, 20r). Ulrich war bis längstens 1404 Pfarrer in Pottenstein.74 Und sicher war er zum Zeitpunkt der Entstehung der Hs. Wl (nach 140875) noch nicht Dechant von Enns (diesen Posten hatte er frühestens ab 1411 inne), sonst wäre er wohl als solcher tituliert worden - selbst von dem Wiener Stadtschreiber Albrand von Suntra. Oder verweist dieser auf den Ort Pottenstein wegen des Lokalkolorits für Wiener Leser? Auftraggeber der Handschrift Wl war immerhin der Wiener Bürger Johannes Konstorffer.76 Aus den aufgeführten Daten wissen wir zumindest, daß Ulrich Mitte der 90er Jahre des 14. Jahrhunderts an seinen katechetischen Auslegungen gearbeitet hat. Die Zeit der Vollendung läßt sich nur ungenau bestimmen: Sie dürfte wohl vor Ulrichs Amtsantritt in Enns - also vor 1411/12 - liegen. 1.3.3 Anlaß der Entstehung Was mag Ulrich von Pottenstein veranlaßt haben, sein so umfangreiches katechetisches Werk zu schaffen? In seiner ausführlichen Vorrede nennt er vier Gründe: 1. Eigene Bußleistung für sündhafte Beleidigung Gottes (1.3-2.3); 2. Selbstschutz vor Müßiggang (2.4-9); 3. Lob Christi, Mariens und aller Heiligen (2.9-10); 4. Vermittlung religiösen Wissens an die Glieder der irdischen Kirche, das ihnen cjenucj vnd cje Übung gereichen möge (2.10-12). 73

Zweifel an der Zuverlässigkeit dieser Datierung äußerte schon MENHARDT, Funde, S. 1 6 8 - 1 7 0 .

74

Vgl. oben 1.1.

75

Vgl. BAPTIST-HLAWATSCH S. 18.

76

V g l . BAPTIST-HLAWATSCH S. 1 5 f .

22*

Einführung

Der Gedanke der utilitas wird fortgeführt, wenn Ulrich sein piich über die pücher der alten fagmer stellt; er habe sich für die frumen vnd verftanden layen als Kompilator aus den Texten der heiligen Lehrer und Meister betätigt und sei über die Vorstufe der katechetischen Predigt zum katechetischen Traktat gekommen (2.12-23). Aber er hält es auch für nötig, die Leser und Hörer um Nachsicht zu bitten für Unzulänglichkeiten, die ihm beim Abfassen seines Werkes unterlaufen sein könnten (2.24-30). Auf sein >Sprachprogramm< (vgl. unten 1.4.1 bzw. in der Edition 2.31-3.2) folgen die Erklärung des Aufbaus des Gesamtwerkes mit seinen 70 Kapiteln (3.3-15) und - als umfangreichster Teil der Vorrede - die Erläuterung des Gesamtregisters: Auch tut die tauel den gelerten vnd den layen genug vnd ift ein gemaine tauel cju allen puchern, fi werden chlain oder gros gefchriben (3.16-4.23, hier 4.22-23). In der abschließenden Passage (4.24-37) vergleicht Ulrich sein Buch mit einem Schiff77 auf dem Weg zu Gott, und er beendet den Prolog mit dem Hinweis: Die vorred gehört cju dem gancjen puech, yedoch mag man fi ainem yeden tail des puches c$ufchreyben (4.38-39). Trotz dieser Schlußbemerkung hat Ulrich eine zweite, wesentlich kürzere Vorrede verfaßt, die allein in dem Kalocsaer Kodex Ms. 629 (K2) überliefert ist, also in der einzigen Handschrift, die die vollständige Auslegung des vierten Teils des Gesamtwerkes, die Magnificat-/Dekalog-Erklärung, enthält. Auch hier sind Gottes-, Marien- und Heiligenlob (die erste) Begründung dafür, daß er das piich geschrieben hat. Die drei anderen Begründungen (s. ο. 1., 2. und 4.) fallen in einer zusammen: . . . von we/under pet wegen des edeln herren hern Reinprechts von Walffe, die c^eit haubtman ob der Enfs, . . . Wann da ich fein wegieriges hercj jw götleichen lob vnd eren fach vnd erchannt, da was auch mein gemiit willichleich werait, feiner wegir genüg j« tiin nach chrankchem vermügen, . . . (5.3-8). Da Ulrich Reinprecht II. in seiner Hauptvorrede unerwähnt läßt, ist nicht anzunehmen, daß der haubtman ob der Enfsn Ulrich zu seinem Auslegungswerk angeregt hat, als dieser noch als Pfarrer in Pottenstein bzw. als Seelsorger am herzoglichen Hof zu Wien tätig war. In dieser Zeit muß er aber bereits an seiner Auslegung gearbeitet haben, zumin77

Während bei Ulrich dieses Bild nur angedeutet ist, steht der erste Teil der >Erchantnuzz der sund< als Beichtbelehrung expressis verbis unter dem Thema scheff der püzz, das an Nutzwirkung auf den Menschen noch vor dem scheff der tawff rangiert. Vgl. R. RUDOLF (Hg.), Heinrich von Langenstein, >Erchantnuzz der sundSonderanfertigungDecretum Gratiani< aus seiner Funktion als Sammelwerk kirchlicher Rechtsquellen aus nahezu einem Jahrtausend bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts. Diese unvergleichliche Zitatfülle macht sich Ulrich zunutze. Je nach Bedarf wählt er für sein jeweiliges Thema aus dem Quellenfundus einzelne Sätze, aber auch ganze >capitula< aus. Bevorzugt übernimmt er, was bei Gratian von Augustinus und Papst Gregor I. zu finden ist, aber auch Dekrete anderer Päpste und Konzilsbeschlüsse zieht er zur Stütze seiner moraltheologischen Darlegungen heran. An eigenem Gedankengut ist nicht viel greifbar. Ulrich hat allenfalls die Rolle eines Moderators übernommen, der mit wenigen erläuternden Worten verbindet, was durch die selektive Übernahme aus dem >Decretum Gratiani< ansonsten unverbunden aneinandergereiht wäre." Natürlich ist allein schon seine Auswahl stiller Kommentar, und seine verbale Zurückhaltung impliziert sein volles Einvernehmen mit den Autoritäten, deren kanonistische Botschaft er den Benutzern seines Kompendiums aus Gratians Sammelwerk zusammengestellt hat. Wie auch Ch. WOLF als Fazit ihrer Arbeit konstatiert, war Ulrich bemüht, die dem >Decretum Gratiani< entnommenen Passagen wörtlich und möglichst exakt zu übertragen. Sein sparsames und gezieltes Eingreifen in den Text (Paraphrasen, knappgehaltene Erläuterungen, unwesentliche Auslassungen bzw. Kürzungen) dient vor allem dazu, den Vorlagentext verständlich zu vermitteln. Der Verzicht auf ausführlichen Kommentar wie auch die eng an die Vorlage angelehnte Übersetzung ist Beweis für Ulrichs Quellentreue. Die lateinische Quelle, aus der Ulrich von Pottenstein in seiner Auslegung des 1. Gebots am meisten schöpft, ist die >Summa de vitiis et virtutibus< des Gulielmus Peraldus. Aber im Gegensatz zu seinen beiden anderen >Fundgruben< erwähnt Ulrich weder Peraldus noch dessen Werk an irgendeiner Stelle. 99

Beispiel: Auch fpricht Auguftinus libro 3° de ciuitate dei, da mit er mainet pewären, da; daj nicht das leben fey, funder der tod, dem von den cjawbrirn geholffen wi'rdet, alio: . . . (77.31-33). Es folgt das entsprechende Zitat aus dem >Decretum Gratiank.

30*

Einführung

Über Peyrauts Leben ist sehr wenig bekannt.100 Er wurde wahrscheinlich in Peyraud, im Department Ardeche, geboren; zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt trat er dem Dominikanerorden bei. Durch einen Bruder Salimbene wissen wir, daß er - aus Lyon kommend - zur Fastenzeit 1249 in Vienne predigte. Eine Urkunde vom 3. Februar 1261 weist ihn als Prior des Dominikanerklosters in Lyon aus; die Handschrift n. 133 ( o l i m l l 5 ) aus dem 13. Jahrhundert (heute in Valencia/ Spanien) enthält auf Bl. 228 eine Notiz, nach der sein Todesjahr 1271 ist. Peyrauts Hauptwerk ist seine in zwei Teilen verfaßte moraltheologische Summe: Vor 1240 (wahrscheinlich 1236) entstand die >Summa de vitiisSumma de virtutibusde vitiisde virtutibusSumma de vitiis et virtutibus< Sp. 1231-1232. J. A. CORBETT, Wilhelmus Peraldus. In: LThK2 10, Sp. 1147. 101 Über die Chronologie der Abfassung des Werkes und damit über seine korrekte Benennung finden sich in der Literatur widersprüchliche Angaben. D O N D A I N E weist jedoch überzeugend nach, daß der Laster- vor dem Tugendteil entstanden sein muß (S. 184f.). Über die Entstehungszeit vgl. DONDAINE, S. 186f. 102 H. NEUMANN, Der westflämische >Spiegel der sonden< und seine Quellen. In: Fs. für H. Kunisch, Berlin 1961, S. 277-294, hier S. 280. - Auch diesem Werk diente Peyrauts >Summa< als Vorlage. 103 Die Angaben beziehen sich auf den von mir verwendeten Druck Lyon 1585. 31*

Ulrich von Pottenstein

Das natürliche Strukturschema für den 1. Teil, die >Summa de vitiisSumma de virtutibusSumma de vitiis et virtutibus< als perutilis ad predicationem; Gerson rühmte sie als wertvollstes Werk der Moraltheologie. Bis ins 17. Jahrhundert hinein fand die Summe außerordentliche Verbreitung: Vor 1500 wurde sie in zwölf, zwischen 1500 und 1669 in 21 Auflagen gedruckt; außerdem ist sie in einer großen Zahl von Handschriften erhalten, allein 59 sind im Besitz der Staatsbibliothek München. 105 Die Überlieferung bricht in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts plötzlich ab; bis heute gibt es keine greifbare Edition, nach der das Werk zitiert werden könnte.106 104

In diesem Zusammenhang vgl. unten die Bemerkungen zu Ulrichs Register. Vgl. DONDAINE S. 189 bzw. S. 193-197. - Zur Verbreitung vgl. auch Th. KAEPPELI, Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi II, Rom 1975, S. 133-142. 106 Die im >Mittellateinischen Jahrbuch< Bd. 20 (1985) angekündigte kritische Ausgabe der »Summa de vitiis< kommt laut Mitteilung Dr. Η. M. Werhahns vorläufig nicht zustande. - Mir war lediglich der Druck Lyon 1585 zugänglich. Er verfügt zwar über eine Foliierung, seiner geringen Verbreitung wegen wird im folgenden beim Zitieren bzw. im Quellenband jedoch stets auch der Fundort nach der von Peraldus getroffenen (oft inkonsequenten) Einteilung in tomus, pars (bzw. pars principalis), tractatus, capitulum (sporadisch dafür auch caput) und species angegeben. Bei Bezugnahme auf diesen Druck verwende ich Namen- und Titelangabe wie dort: Gulielmus Peraldus, Summa virtutum ac vitiorum. 105

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Einführung

»Nachgewiesen ist Peyrauts Summa u. a. als Quelle von Brunetto Latinis >TresorFiori di virtuMedicina del moreSpiegel der sondenSeelentrostErchantnuzz der sundDas büch der tugendenDer Passauer AnonymusSumma< Peyrauts zeichnet sich nun durch die vorliegende Edition eines katechetischen Auslegungstextes Ulrichs von Pottenstein ab. Dabei verbindet beide Autoren nicht nur das Verhältnis Geber - Empfänger, sondern auch (oder gerade deshalb) eine ähnliche Arbeits- und Präsentationsweise: Beide stellen sich und den Kompilationscharakter ihres Werkes in den Prologen auf vergleichbare Weise dem Leser vor: Peraldus: . . . ego, minimus de ordine fratrum Praedicatorum, desideravi colligere aliqua, quae diffuse in scripturis inveniuntur de virtutibus (>Summa virtutumDas böch der tugendenSumma vitiorum< im wesentlichen auf einem dreiteiligen Aufbauschema 113 : 1. Quid valet ad detestationem vitii. 2. De speciebus vitii. 3. De remediis contra vitium. Auch Ulrich hat für die Behandlung der Hauptsünden ein dreiteiliges Strukturschema gewählt, allerdings unter leicht verschobenem Aspekt114: 1. Wie sich jede Hauptsünde unter der Gestalt der Tugend verbirgt. 2. Allgemeine Hilfsmittel gegen die jeweilige Sünde. 3. Besondere Hilfsmittel gegen die jeweilige Sünde. In Peyrauts unendlicher Materialfülle scheint Ulrich ab und zu den roten Faden zu verlieren; aber auch wenn er für einige Zeilen oder auch Seiten aus dem Yorlagentext >aussteigtErchantnuzz der sund< angelehnt. Vgl. R. RUDOLF, Heinrichs von Langenstein >Erchantnuzz der sund< und ihre Quellen. In: Fachliteratur des Mittelalters. Fs. für G. Eis, Stuttgart 1969, S. 53-82, hier S. 65f. - Die Verfasserschaft Heinrichs von Langenstein für die deutsche Version der >Erchantnuzz der sund< bestreitet P. WIESINGER in seinem Aufsatz >Zur Autorschaft und Entstehung des Heinrich von Langenstein zugeschriebenen Traktats >Erkenntnis der Sünde«. In: ZfdPh 97 (1978), S. 42-59. 114 Vgl. seine Absichtserklärung für den vierten Teil des Gesamtwerkes Kap. 46, Ende Tafelbuchstabe Μ (204.35-205.3).

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Einführung

Wie Peyrauts Summe - und nicht zuletzt durch sie - ist Ulrichs Auslegungswerk »ein breit angelegtes Florilegium mit Zitaten aus Bibel, antiken Autoren, Kirchenvätern und theologischen Lehrern des Mittelalters«U5. Ulrichs Anpassung an dieses Werk ist dabei so eng, daß Nahtstellen zwischen Eigenem und Übernommenem nur schwer auszumachen sind. Wahrscheinlich wurde von Ulrich noch mehr aus der lateinischen Vorlage übertragen als im Quellenband zu dieser Edition nachzuweisen gelang. Dennoch kann man durchaus konstatieren: Ulrich hat - auch in scheinbar eigenständig verfaßten Passagen - Peyrauts Stil116 und Darstellungsweise so stark adaptiert, daß seine Dekalogerklärung zumindest kapitelweise nahezu eine deutsche Peraldus-Summe ist.117 In dieser Hinsicht unterscheidet sich Ulrichs Umgang mit seiner lateinischen Hauptvorlage von dem der Autoren der >Erchantnuzz der sund< und des westflämischen >Spiegel der sondern. Eine Auswahl aus dem reichhaltigen Angebot Peyrauts nach moralkatechetischen Aspekten stellen alle drei Werke dar, nur spielten für die Auswahl unterschiedliche Gesichtspunkte eine Rolle. So lassen ζ. B. die Verfasser der >Erchantnuzz der sund< und des >Spiegel der sonden< all jene Stellen weg, die allein den Beichtvater angehen, vor allem alles Negative über den minister sacramenti, während Ulrich seinen eigenen Stand nicht schont und sich nicht scheut, auch Passagen wie superbia ministris ecclesiae bzw. superbia claustralium (vgl. unten Kap. 49 L, M) aus Peyrauts >Summa< in seinen Text einzubauen.118 Ja gerade mit Unzulänglichkeiten des Klerus und der Ordensleute geht er besonders streng ins Gericht. Wo die Autoren von >Erchantnuzz der sund< und >Spiegel der sonden< durch sorgfältige Selektion straffen, kürzen, Stoffmassen zusammendrängen und Wesentliches herausarbeiten, übernimmt Ulrich das Angebotene nahezu in ganzer Breite und zeigt - wie Peraldus - alle nur erdenklichen Möglichkeiten sündhaften Denkens und Tuns auf.119 S. LXXXIII über Peyrauts Summe. Zu Ulrichs Sprache s. unten. 117 Im Bereich der Auslegung des 1. Gebots denke ich hier vor allem an die Kapitel 44, 45, 47 und 49. - Inwieweit diese Aussage auf die gesamte Dekalogerklärung anwendbar ist, bleibt vorläufig eine offene Frage, der nachzugehen ungemein reizvoll wäre. 118 Entsprechendes gilt für Übernahmen aus dem >Decretum GratianiLaien-These< jedoch zusammen mit der oben zitierten Erklärung aus der gleichen Vorrede, nämlich das lateinisch-deutsche Register sei hilfreich für layen wie auch für gelerte ? Die Antwort liegt in der Vollständigkeit des so häufig bemühten >Laien-ZitatsLaien-These< noch einmal zu Beginn der Auslegung des 1.

36*

Einführung

Reger Gebrauch - wie er es sich gewünscht hat - ist von Ulrichs Texten nicht gemacht worden. Fast alle neun Überlieferungsträger, die in sich geschlossene Teile des katechetischen Werkes enthalten122, sind sehr sorgfältig angelegte Codices123 mit keinen oder nur unbedeutenden Benutzerspuren; zwei - K2 und S - sind sogar Pergament-Handschriften, was für deutschsprachige Gebrauchstexte des 15. Jahrhunderts durchaus ungewöhnlich ist. Einige Codices, die Ulrichs Katechismus zum Inhalt haben, dienten ihren Besitzern wohl eher zu Repräsentations- als zu Gebrauchszwecken. Alle bekannten Pottenstein-Handschriften überliefern jeweils nur einen Ausschnitt aus Ulrichs umfangreichem katechetischen Gesamtwerk, und dennoch sind sie (bis auf die obenerwähnten Ausnahmen) mächtige Foliobände. Ein Laienpublikum aus dem Adels- bzw. gehobenen Bürgerstand - obwohl zunehmend selbstbewußt und wissensdurstig - war an der Textfülle des Pottensteinschen Werkes in ihrem ganzen Umfang offensichtlich ebensowenig interessiert wie Kleriker und Ordensleute. Und diese Textfülle, die für Leser jeden Standes Herausforderung, unter Umständen aber auch Überforderung bedeuten kann, ist vermutlich der Grund, warum Ulrichs katechetisches Werk eben nicht, wie er gehofft hatte, willigen lefirn gemain und in die weyt getailet wurde.124 Wunschdenken und Realität kommen für Ulrichs katechetische Summe auch hinsichtlich seiner Schreibe ρ r ä c h e nicht zur Deckung. Die folgenden Beobachtungen sind zwar nur Nebenprodukt der Editionsarbeit, die wegen ihres Umfangs eigene Untersuchungen kaum zuließ, können aber Ansatzpunkt für weitere Forschungen auf dem Gebiet der spätmittelalterlichen Übersetzungssprache sein. Gebots mit dem Hinweis, er erkläre die Zehn Gebote deshalb, damit fi den layen etwa5 in ain chiintfchafft miigen chömen, . . . (69.14-15). 122 In zwei Handschriften (W2, W3) finden sich nur Fragmente; W4 mit der Ave Maria-Auslegung nimmt als libellus unter den Riesencodices eine Sonderstellung ein. 123 Die wenig sorgfältige Ausführung unserer Begleithandschrift Bu ist die Ausnahme unter den Großfoliobänden. 124 Vgl. 5.33. - Nach Th. HOHMANN, Heinrichs von Langenstein Unterscheidung der Geisten lateinisch und deutsch. Texte und Untersuchungen zur Übersetzungsliteratur aus der Wiener Schule (MTU 63), München 1977, S. 276, setzt der Textumfang allgemein die Grenzen für die Wirkung des Wiener Schrifttums, denn bis auf wenige Ausnahmen (und Ulrich gehört nicht zu ihnen) komme es nicht über den österreichisch-bayrischen Raum hinaus. Als wichtigsten Grund hierfür sieht HOHMANN den »fatalen Zug zum Enzyklopädischen und Kompilatorischen«. Und diesem Zug unterliegt ja vor allen anderen Ulrich von Pottenstein. HOHMANN hat sicher recht, wenn er resümiert: »Mit Stoffund Materialfülle waren jedoch die Probleme der Frömmigkeit und des religiösen Lebens nicht zu lösen.«

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Ulrich von Pottenstein

Der Vergleich zwischen Ulrichs deutschem Text und den lateinischen Vorlagentexten zeigt deutlich, daß RANKES nun schon 4 0 Jahre überdauernde These von Ulrichs Deutsch, »das sich von dem latinisierenden Stil der strengen Übersetzerschule, . . . , bewußt und ausdrücklich fernhält .. .«12S, dringend revisionsbedürftig ist. Sie basiert auf Ulrichs eigenem Anspruch, vmbred. . . nach des lanndes gewonhait und nicht aigne dewtfch nach der lateinn6 als Schreibsprache verwendet zu haben. RANKES (und auch Ulrichs) Behauptung kann allenfalls für den Wortschatz Gültigkeit eingeräumt werden, und selbst da nur in beschränktem Umfang. Der niederösterreichische Seelsorger hat sich zwar einzelner regionaltypischer Ausdrücke bedient127, in Relation zum Gesamttext ist ihre Zahl jedoch verschwindend klein. Seine katechetischen Auslegungstexte sind eindeutig der Schreibsprache des bairisch-österreichischen Sprachraumes zuzuordnen128; Aussagen, sie seien in »österreichische^] (Wiener) Mundart«129 oder gar »im niederösterreichischen Dialekt«130 geschrieben, sind völlig überspitzt. M E N H A R D T relativiert seine eigene Aussage sofort wieder, denn noch auf der gleichen Seite bezeichnet er Ulrichs Wortschatz »als eine Mischung von volkstümlichen, urwüchsigen Ausdrücken mit gelehrten Wortbildungen«. Widerspruch fordern R A N K E und STAMMLER heraus. Ersterer bescheinigt Ulrich »Nähe zur unliterarischen Umgangssprache«, die »sich in dem meist schlichten Satzbau« darstelle131; letzterer lobt Ulrichs »populären, vom Latein nicht angekränkelten Stil«132. Gerade Syntax und Stilelemente sind jedoch in der Dekalogauslegung recht >aigen< und waren für uns Anlaß, auf die Suche nach lateinischen Vorlagentexten zu gehen. Unserer Beobachtung nach hat Ulrich den langatmigen, trockenen Stil sowohl Gratians als auch Peyrauts übernommen. Dabei sind ihm immer wieder Latinismen und sogar etliche Übersetzungsfehler unterlaufen.133 Die Gegenüberstellung des deutschen Textes mit den lateinischen Vorlagen läßt sowohl für das >Decretum GratianiDie wifen fint offen, vnd die gruenunden wiirc3en fint erfchinen, vnd das hew ift geueffent von den pergen. < Da mit mainet er, das die lerlr der heyligen fchrifft ain ware chuntfchafft haben der 1er, da mit der menfche mag gef£ligt werden, der ain groffer tail in den heiligen gepoten io leit, darc^u ich laider 311 chrankch pin, da3 ich fi mochte lewterleich 311 niic3e pringen. Jedoch fo verfmähet got chain arbait, wie chlain die ift, die mit guetem willen vnd mit ganc3em fleiffe gefchiet. Seid ich danne Chrifto Ihefu, mein vnd aller werlt troft, 311 lob vnd 311 eren fein heiliges vnd mündleiches gepet, feiner müter den englifchen 15 grue33, den 3welifpoten die 3welif artikel in dewtfch 311 fammen gechlaubet vnd gemachet hab in den erften dreynn tayl, fo mayn ich in dem v'irden tail da3 löbleich gefangkch der Chüniginn Marie 311 dewtfche pringen, jn dem fi befinget die 3ehen gepot des ewigen gotes, das fi in fröleichem geifte fprach. Da fi hochwirdichleich nu gelobet was 20 von fand Elfpeten, da hueb fi an vnd fi frolokchet in got, irem haylär, vnd fprach: Magnificat etc. Α Das gefangkch hat 3ehen vers, in den fi die C3ehen gepot wefungen hat, das ich mit irer hilffe main auf das velt 3ε pringen. Dauon mag fi wol gefprechen mit dem pfalmiften: >Got, ich finge dir ain newes 25 gefankch. Jn dem pfaltery der C3ehen fayten fing ich dir.< Vber das wort fpricht A u g u f t i n u s : Das gefangkch der w'irdigen Junchfrawen machen vir dingkch löbleich. Das er ft ift ain anefangkch der newen ee. Wann es fprichet A u g u f t i n u s jn libro de nouo cantico: Die new ee ift genant ain newes 30 gefangkch. Wann das ift ain groffe newung, da3 ainer in der tawffe verlät das lafter des alten menfchen Ade vnd lebet mit verftäntnüff Chrifti, des newen menfchen, ftirbet dem tewfel vnd lebet Chrifto, C3ewhet ab die fchulde der fünden vnd leget an die genad Chrifti. 56

Capitulum xliij: A Auch wie wol das gefankch in der alten ee von den patriarchen vnd weiffagen ift gechündet worden. Wann Moyfes fprach: >Schreybet euch das gefankch vnd leret die fiin Jfrahel, da3 fi das bedächtleich halden.< Auch fprichet Jeremias: >Der herr erwekchet ain newe ee vber das haws Jude.< Auch hat Dauid dikch gefprochen: >Singet got ain newes 5 gefankch. < Aber doch hat die heylig Junchfraw das gefankch an gehebet vnd beweyfet, da fi got vnder ir gefegentes hercje nii enphangen hett, vnd da fich Johannes in müterleichem leichnam nii erweget vnd erfrewet hett vnd da fi Eli3abeth nii lobleich die müter gotes genant hette, da hueb fi das gefangkch an vnd fprach: Magnificat etc. 10 Das ander, das das gefankch lobleich machet, ift das, das fi es got gefungen hat vnd weder dem menfchen noch der werlt. Si tet als 'ir vater, der Dauid, der da fprach: >Jch finge dem herren, der mir gute dingk gegeben hat, vnd finge dem hochften namen des herren. < [13 rb ] Alfo fprichet auch fi: >Jch finge dir ain newes gefankch< mit frewden des 15 henken, in ainem befchawunden leben vnd mit volchomen werichen, wann du haft mir guete dingkch gegeben, die gar guet fint, wann fi fint geiftleich vnd ewig den andern verhaiffen, mir aufgerichtet vnd gegeben. Das dritte ift des faytenfpils volchömenhait, das genant wirdet, wann das ift ain pfaltery mit C3ehen fayten. Recht als ob fi fpräch: Got, ich 20 finge dir ain newes gefankch in der ee der C3ehen gepot, wann volchömenhait der ee ift liebe. Nu in der lieb gotes vnd des nachften wefteen die ganc3e ee vnd die weyffagen. Nu hat die Junchfraw das gefangkch gefungen in der hochften lieb. Darvmb wer der nicht hat, als A u g u f t i n u s fpricht, der mag das pfaltery wol tragen, er mag aber darauf 25 nicht fingen. Das virde ift herc3ige andacht. Wann die heylig Junchfraw fang in der maffe, als Paulus fpricht: >Jch fing mit dem leichnam vnd fing auch mit der feleMein lebfen frewen fich, wenn ich dir finge, vnd mein feie, die du erlediget haft.< Fraget man nu, wa3 die heilig Junchfraw gefungen hab, ey fo fprich: Ain newes gefankch, damit die newe ee beweifet vnd angeuangen ift. Sprichet aber man, wem fie gefungen hab, fo fprich: Got, vmb den ewigen 35 Ion. Sprichet aber man, auf welichem faytenfpil fi gefungen hab, fo fprich: Auf ainem pfaltery von C3ehen fayten, da mit fi die C3ehen gepot der alten ee gelewtert hat. Wie aber fi gefungen hab, da verfte nicht anders wenn fo mit befunderr andacht, die chain menfchleiche feie weder vor ir noch fider me gehabpt hat. 40 57

Capitulum xliij: Β

Β Magnificat anima mea dominum. >Mein fei die machet gros den herren.< Das ift, mein fei die rümet vnd lobet den herren groffer eren vnd wirdichait. Da ift 311 merkchen, das die Chiiniginn Maria in dem gefang vornämleichen drew dinkch mainet 311 befingen. Des erften wie got vnd der nachfte werden lieb gehabet. Darnach wie all pös geift vertriben werden. Darnach die lieb der fingunden feie. Alfo hat vnfer hSrph£rinn Maria des erften befungen die C3ehen gepot, in den vnd mit den got vnd der nachfte werden lieb gehabet. Darnach die C3ehen plag oder fleg, mit den Pharao vnd fein volkch, das ift der tewfel vnd die veint Chrifti, geflagen vnd vertriben werden. Darnach die C3ehen lob gefankch der heiligen, mit den die feie der geläwbigen gefpeifet werden. Jn den C3ehen gepoten werden got vnd der nachft lieb gehabet, wann die ganc3e ee hanget an der 3wiueltigen lieb. Darumb fprach Chriftus Johannis 14°: >Habet "ir mich lieb, fo behaldet meine gepotDa Dauid fang auf der herphen, da ward der pöfe geift von dem Saul vertriben vnd ward [13va] fein dinkch peffer.< Aber in den C3ehen lob gefangen der heyligen werden der geläwbigen feie gefpeyfet vnd in luft gefec3et. Darvmb fprach der pfalmift: >Got, dem fey mein gefpräch wunnefam, aber ich hab luft in dem herren. < Nii ift 3U merkchen, das der gepot drew fint, in den got lieb w'irdet gehabet. Wann got w'irdet recht lieb gehabet des erften mit ganc3em gelawben vnd mit ganc3er trew, vnd darinnen weftet das gepot: >Du piteft nicht an fremde götterDu fcholt nicht anpiten frömde gotter. < Zu dem andern mal in rechter warhait, alfo ift es da3 ander gepot: >Du fcholt den namen deines gotes nicht eyteleich nemen oder nennen.< Zu dem dritten mal in rechter rew vnd giitichait, alfo ift es das dritt gepot: >Gedenkch, das du den tag der rw heiligeft.< Aber der nachfte w'irdet fibenueltichleich recht lieb gehabet. Des erften von natürleicher woltät wegen, alfo ift es das gepot: >Er deinen vater vnd dein miiter.< Zu dem andern mal von gemainfchafft wegen der natur, alfo ift es da3 gepot: >Nicht töt.< Zu dem dritten mal von wirdiger eren wegen, die ainer der perfon erc3aygen fchol, der er C3ugefüget ift, vnd alfo ift es das gepot: >Nicht prich dein ee.< 58

Capitulum xliij: Β Zu dem virden mal von wehaltens wegen aygens leben, alfo ift es das gepot: >Stil nicht. < Zu dem fünften mal von gec3ewgnüff wegen des mundes, alfo ift es das gepot: >Sprich nicht valfche gec3ewgnÜ33 wider deinen nachften.< Zu dem fechften mal von geordenter weg'fr wegen der 3eitleichen guter, alfo ift es das gepot: >Nicht beger des hawfes deines nachften.< Zu dem fibenden mal von verpietens wegen pöfes luftes, alfo ift es da3 gepot: >Nicht weger deines nachften weibes.< Das fint die C3ehen wort, die der vinger gotes in die 3W0 tauel gefchriben hette, die er Moyfi gab vnd die die Chiinigin in irem gefang befungen hat. Wann in dem erften vers, da fi fprach: >Mein feie, die machet gro33 den herrenDu wirdeft nicht haben frömde götter.< Wann welich mer gotter anpeten, die machen ainen herren nicht gro33. >Nicht nym eytleich in deinen munt den namen gotes. < Das gepot begreiffet der ander vers, da die Junchfraw fprichet: >Vnd mein geift hat fich erfrewet in got, meinem hayllr.< Wann wer frewd hat vnd wunn in got, feinem hayler, das ift in der warhait gotes, der nymet den namen gotes nicht eytleich in feinen mund vnd wirdet nicht ain manayder. >Gedenkch, da3 du den tag der rwheyligeft.< Das gepot meldet die Junchfraw in dem dritten vers, da fi fpricht: >Wann er hat an gefehen die diemiitichait feiner d'irn, wann vmb das fagen mich feiig alle gefliehte Wann die heylig Junchfraw ward darumb in rw der heyligen veyr gefec3et vnd götleichem dienft gegeben vnd geaygent. Wann ir diemütichait wa3 von got vor allen menfehen erwelet vnd pewäret. >Ere vater vnd müter.< Das gepot wegreiffet die Junchfraw in dem virden vers, da fi fpricht: >Wann der, der [13 v b ] gewaltig ift, hat mir groffe dingkeh getan, vnd fein nam ift heylig. < Wann got, vater vnd müter tun vns groffe dinkch. Got mit dem fchephen, die frewnd mit dem leib, den fi vns geben vnd neren, des wir in nicht gedankchen mügen, yedoch fo fchiillen wir got feinen namen eren vnd heyligen vnd vater vnd müter eren. >Tött nicht.< Da3 gepot wegreiffet die Chüniginn in dem fünften vers, da fi fprichet: >Vnd fein parmherc3ichait ift von geflieht in geflieht, die in fürichten.< Wer nü feinen nachften töttet, der weheldet der parmherc3ichait nicht, wann er ift fcharff vnd grewleich. >Prich dein ee nicht. < Da3 gepot meldet die Junchfraw in dem fechften vers, da fi fpricht: >Er hat feinen gewalt getan in feinem arm 59

Capitulum xliij: Β vnd hat 311 ftrewet die hochuertigen ires herc3enVngefürig vnkSwfchSr vnd eeprecher verurtailet got.< >Stille nicht. < Das gepot wegreiffet die Junchfraw jn dem fybenden vers, da fi fprichet: >Er hat die gewaltigen entfec3et von dem ftuel vnd hat die diemiitigen erhöhet. < Wann wir fehen alle tag, das die wuetreich, die den andern ir hab nemen, 3U dem jüngften 3U nichte werden vnd in die helle gefenkchet werden. Aber die diemiitigen werden erhebet vnd darnach in den himel erhöchet. >Nicht gib valfche gec3ewgnüff.< Das gepot meldet die Junchfraw jn dem achten vers, da fi fpricht: >Die hungrigen hat er erfüllet mit guten dingen vnd hat die reichen llr gelaffen.< Wann Chriftus fprach Mathei 5°: >Selig fint die, die da hungert vnd dürftet nach der gerechtichait, wann fi werden gefattet< vnd alles guetes erfüllet. >Nicht weger des hawfes deines nachften.< Das wegreiffet die Junchfraw jn dem newnten vers, da fi fprichet: >Er hat genomen Jfrahel fein chint vnd hat gedacht feiner parmherc3ichait.< Wann Jfrahel, da3 ift der patriarch Jacob, hett ain vnc3imleiche wegir wider feinen prueder Efaw, den er vnderdrukchet vnd weraubet in mit liften feines erbes vnd auch feines fegens, als gefchriben ftet jn Genefij capitulo xxv°. Den nam der herre genädichleich auf. >Nicht weger deines nachften weybes.< Das gepot wegreiffet die Junchfraw jn dem C3ehenden vers, da fi fpricht: >Als er geredet hat 3U vnfern vätern Abrahamen vnd feinem famen ewichleich.< Wann der chünig Abymelech ward fwSrleich von got geftraffet von Abrahe weybes wegen, die da genant was Sara, der er vnc3ymleich wegert hette, wie wol fi von got wehütet ward. Das meldet die höchfte Chayferinn jn dem leiten verfe. Alfo hat fy in i'rem gefang die C3ehen gepot befungen. Jn Exodo ftet gefchriben, wie Pharao mit allem volkch in Egypto geflagen würden mit C3ehen flegen. Der erfte was Verwandlung der waffer in pluet, da mit wir geiftleich verften fchüllen, als O r i g e n e s wil, aptgöttrey der gleichfnlr, haydnifcher maifter vnd kec3er, die den dienft vnd die ere des vnuerrukchten gotes verwandelt haben in die ere [14ra] aines 3ubröchenleichen menfchen, als Paulus fchreybet ad Romanos 1°. Der ander plag was merung der chroten. Das wedewtet der vnnüc3en maifter lugleiche chläffrey als fagmär vnd andrew dink, die der warhait nicht geleich fint, da mit fi die lewte betriegen, als Paulus fpricht, von der warhait der fchrifft C3iehen vnd machen, das man in vnd irer pueberey 3Ü höret. 60

Capitulum xliij: C

Der dritt plag waren die fcharffen hunc3 fliegen, die gar fer hekchen. Den mochten die 3awbr£r Pharaonis nicht wider ftreben vnd wedewten die wetriegleichen liftikait aines volkches, die haiffen Loyci vnd Sophiften, das Tint lewt von 3wayerlay red, da mit fi wellen die warhait temphen. Aber fi fchiillen da3 wiffen, das fy aus der warhait nicht anders miigen gemachen wenn die warhait, vnd aus ainer valfchait da machen fi ain warhait aus. Der virde plag waren die flewgen, die gar vergifft waren. Die wedewten der vergiften fiinder törhait vnd vnfinn. Der fünfte plag was der fchelm des vieches. Das wedewtet in grüntige vnd liftige pöfhait, die da verfmähen pringet aller gehorfam. Der fechfte plag waren p£wl vnd platern vnd wedewten hochuertigen rwm vnd wider fac3 3U allen geiftleichen vnd gueten dingen. Der fybent plag was fchawr, blic3en vnd vngewitter. Da pey verftee rawb, deuff vnd alle vntrew mit ab reiffen. Der achtet plag waren die hewfchrekchen, die alle frucht verderbten. Da pey verftee der neydigen vnweftandens gemüt. Der newnte plag waren vinfternüfs. Da pey verfte vnchünft der warhait. Der C3ehent plag was der töd der erftgepornen. Da pey verfte, da3 die vrtail der ewigen verdampnÜ33 vnd des ewigen todes nu gefprochen ift vber alle die, die wider die gepot tiin vnd da mit verfchaiden. Als nü die in Egipto mit den cjehen flegen leipleich geflagen wurden, alfo werden mit dem gefang der lobleichen Junchfrawn geiftleich geflagen, getöttet vnd vertriben die tewfel vnd alle geiftleich fchalkchait. C Auch hat die heylig Junchfraw in i'rem gefang wefungen die C3ehen lobgefankch der heyligen, die die heylig kiriche c3ewchet aus der heyligen fchrifft. Das erfte ift das gefangkch Salomonis, das da lawtet die wefammenung Chrifti vnd der chirichen. Wann fi fpricht: >Mein lieb, chum her ab in feinen garten vnd effe der fruchte feiner äphel.< Das ander ift das gefankch Yfaie von dem verfiinen gotes. Wann ettleich fprachen, er wSr gegen der menfchait fo c3ornig, das feiner genaden chain hoffenung wSr. Da wider fprach er capitulo xij°: >Herre, ich bechenne dir lob, wann du pift mir c3ornig gewefen, aber dein C3orn ift vercheret vnd haft mich getröftet.< Das dritte ift Anne, Samuelis muter, wann die ward berawbet irer vnfrüchtpärichait. Darvmb fprach fi: >Mein herc3 ift frewdenreich ge61

Capitulum xliij: C wefen in dem herren.< All C311 hant rwmet fi fich, wie die gait hette meniger friicht geperet. Das virde ift E3echie, dem fein leben gelenget ward. Darvmb fprach er: >Jch hab gefuechet da3 vbrig meiner jar.< Da3 fünfft ift Moyfi, der von der juden woltät vnd auch von irer rb [14 ] vbeltat gec3ewgnüfs gab vnd fprach: >Höret, ir himel, was ich red.< Das fechft ift der juden. Da fi aus Egypto erlediget wurden vnd die hayden in dem mer ertrunkchen, da fprachen fi: >Singen wir gotDa ift fein chrafft verporgen.< Da3 acht ift Symeonis. Da fein wegi'r eruollet vnd gefattet ward, da fprach er: >Herr, nü la deinen chnecht nach deinem worte in frid.< Da3 newnd ift der engel, da3 fi an dem chriftag fungen von dem verainen menfchleicher natur mit got vnd wi er die genädichleich hette an fich genomen. Da3 C3ehent ift Zacharie, da3 er fang von den gelübden, die den alten vätern gefchehen waren. Da3 erft gefangkch. Von der kirichen vnd gotes aynung wegreiffet der erfte vers, da die maget fprichet: >Mein fel< etc. Wann die geläwbig fei mag got nicht mer gro3 gemachen, niwr als verre vnd fy im 3U gefüget vnd mit im verainet ift. Das ander. Von der giitichait gotes wegreiffet der ander vers, da fi fprichet: >Vnd mein geift hat fich gefrewet< etc. Wann des menfchen geift fchol pilleich fröleich fein, wenne er waij, das fein haylSr mit im verfiinet ift. Das dritte. Von dem berauben der vnfrüchtpirichait Anne wegreiffet der dritte vers, da fi fprichet: >Wann er hat angefehen< etc. Wann da3 gefankch fprach die Junchfraw als pilleich von der fruchte ires pawches als Anna. Wann alle gefliehte die fprechen ir wol von "irer fruchte wegen. Da3 v'irde. Von dem verc3iehen des fterbens wegreiffet der v'frd vers, da fi fprichet: >Wann der gewaltig ift< etc. Wann es ift wol gröffer, da3 fi an fmerc3en vnd auf ain chiirc3e C3eit tod ift vnd mit leib vnd mit fei 3ε himel, wenn da3 E3echie da3 fterben fünfc3ehen jar verc30gen ward. Da3 fünfte. Von der gec3ewgnÜ33 wider die juden paide ir£r güten vnd vbeln tat begreiffet der fünfte vers, da fi fpricht: >Vnd fein parmherc3ikait< etc. Wann fein parmherc3ichait ift den juden gechündet in tawfent geflächt. Das fechfte. Von Pharaonis ertrinkchen wegreiffet der fechft vers, da fi fpricht: >Er hat gewalt getan mit feinem arm vnd hat C3U trennet die höchuertigen des mütes ires henken. < 62

Capitulum xliij:

D

Da3 fybent. Von dem fig Chrifti an dem chräwc^e wegreiffet der fybent vers, da fi fprichet: >Er hat die hochen von dem ftuel gefec3et< als Neronem vnd die andern wuetreich >vnd hat die diemutigen erhöhet < als Petrum vnd Paulum vnd die andern. Das achtet. Von Symeonis frewden wegreiffet der acht vers, da fi 5 fprichet: >Die hungrigen hat er guter ding erfiillet< als Symeonem, dem er fich 3U handeln gab. Aber >die reichen lie3 er lär< als die gleichfnSr Herodem, Caypham, Annam vnd Pylatum, wann die waren reich des gutes vnd ettleich des fynnes der ee nach den puechftaben, aber des geiftleichen fynnes weliben fi lär. 10 Da3 newnt. Engel wegreiffet der newnt vers, da fi fpricht: >Er hat fein chint Jfrahel aufgenomenAls er geredet hat 3U vnfern vätern Abraham< etc. Als du nu gehöret haft von dem löbleichen gefang, wie das jn den C3ehen verfen wegreiffet die C3ehen gepot, mit den got vnd der nachft werden lieb gehabet, die C3ehen plag, da mit Pharao, da3 ift der tewfel, geflagen vnd vertriben w'irdet, die C3ehen gefangkch der heyligen, mit den der 20 gelewbigen feie hie in luft vnd dort in rue vnd in frewd gefec3et werden. Der vers ir iefleichen main ich ain gepot C3U 3efügen vnd die auflegen xr iefleiches an feiner ftat nach meinem vermugen. D Da ift C3U fragen, ob das tödleich gefiindet fey, der newe lieder machet, die man liebleiche lied nennet vnd die man finget, ain ieder von 25 feiner fei fliefen. Da fcholt du wiffen, das lied machens jn dreyerlay maffe fünde ift. Des erften, ob fich ainer da mit enc3unden wil in lieb oder etwenn anders da mit 3U liebe pringen vnd vben wil. Wann als die äugen erweget werden 3U wainen vnd 3U 3ahern, wenn fi and^chtichleich vnd chläg- 30 leich hören fingen in der chirichen, des fich A u g u f t i n u s rümet vnd fprichet, das die ftymme der pfalmen vnd der andern lob im in feine orn flüffen, vnd die warhait waichket fich im in fein herc3, vnd die C3aher fluffen, mit den im wol was, alfo miigen die gelid des fleifches enc3iindet werden in luft vnd weg'ir, fo fi newe liedel hören, in den befungen wer- 35 den wefundrew werich vnd wort der vnc3eitigen liebhaber vnd liebhaberin. Wer nu newe liedel machet auf ain föliches ende, da3 fein vnd der 63

Capitulum xliij: D

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andern wegir vnördenleich enc3Ündet vnd erwekchet werde, das mag an fünde nicht gefein vnd ift tödleich. Wann des ift mer fünde, da3 3U worten chümet, wenn das in dem herc3en enphangen wirdet. Alio fint auch die werich gröffer wenn die wort. Nü fpricht vnfer haylör Mathei 5°: >Wer ain weib fihet, ir 3U wegern, der hat fein ee 3U hant mit ir 3U brochen in feinem herc3en.< Wer nü fölichew wegir mit worten wefinget, das ift an 3weifel groffer, wenn ob er die wegir alain in dem herc3en trüge. Das ander, ob e3 darumb gefchich, da3 der frewnt gotes da mit gechrenkchet würde, wann da3 ift offenbar, füchten 3wen veind mit einander, e3 mochte ainer der ainem harte hilf erc3aigen an des andern fchäden. Wann als verre ainer feinen frewnt fterkchet, als verre chrenkchet er den veint. Nü ift vnfer fleifch der werlt frewnt vnd vnfer feie ift gotes frewnt, vnd die 3way, als Paulus fprichet, halden ewige veintfchafft wider einander vnd enc3igen ftreit. Seid nü mit folichen liedlein dem fleifch mit luft geholffen wirdet in dew vnd es wegeret, da3 mag nicht gefein, oder e3 gefchech mit fölicher hilf dem geift 3U churc3 vnd werd da mit gechrenkchet, vnd da mit, als Jacobus fprichet, wirdet der frewnt vb der werlt ain veint gotes. [14 ] Darumb wer auf ein foliches ende newe liedel finget vnd machet, der chrenkchet den frewnt gotes vnd fterkchet feinen veint, vnd alfo wirdet er ain tödleicher fünder. Zu dem dritten mal, ob da mit der menfch gec30gen wirdet von geiftleichen vnd tugenthaften werichen. Wann wir fehen, da3 fo ain fei geiftleichen werichen gegeben ift, da3 fi mit enphindleichen dingen der fynne dauon gec30gen wirdet, als wenn ain menfche in ainem inprünftigen vnd veftem wefchawen ift, fo fihet er die weil nicht, wer vmb in get. Alfo ift dem, wenn ainem die newen liedel vil wegir vnd luftes machen, der mÜ3 da mit gec30gen werden von götleicher lieb vnd tugenthafften werichen. Von der fache wegen fchikchten vnd ordenten die maifter der natur in Chriechen land, da3 die poeten, die da newe geticht von puelfchafft machten, fchölden vertriben werden aus den fteten, in den man natürleiche chunft vnd chunft der weifhait vnd güter fiten lernet. Wann fi wedachten, hörten die ftudenten föliche geticht, fi würden da mit gec30gen von fleiffiger vbung der hohen vnd edeln chünfte. Darumb lieder machen, damit die wegir erwekchet wirdet, der frewnt gotes gechrenkchet vnd da mit man von tugenden vnd götleicher lieb gec30gen wirdet, der dreyer chaines mag an todleich fünd gefein. Noch ift C3U fragen, ob des fünde fey, der die mynne lieder finge oder hör fingen. 64

Capitulum xliij: D D a fcholt du wiffen, wie A u g u f t i n u s die frag aufrichtet vber da3 wort des pfalmiften, da er fpricht: >Auf den pichen Babylonis fey wir gefeffen< etc., vnd fprichet er, die von Babyloni, da f y hetten die fun Jfrahel in i'rer venkchnüffe, da fragen fi fey vnd fpotten i'r von den newen liedern vnd fprachen: >Saget vns die lieder vnd die gefankch ewres gotesWie fingen wir das gefankch des herren in ainem fremden erdreichJerufalem, vergiffe ich dein, fo werd niem gerechte dein vergeffen gegeben. Mein C3ung die hang an meinen lebfen, ob ich dein nicht gedächtig pin, Jerufalem, vnd fec3e ich dich nicht für in dem anefang meiner frewden.< Hec A u guftinus.

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A u s den Worten A u g u f t i n i chlaubet man, da3 hören vnd fingen die lieder der werlt, die luft pringen in hofiereins weyfe, fint driueltichleich [ 1 5 r a ] fündig.

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Des erften alfo, ob da mit das himelifch Jerufalem verpittert wirdet vnd verflagen, das ift geiftleich frewd vnd geiftleicher luft. Wann ir ift vil, die fölicher lieder als verr gewonen, das fi den ganc3en tag da mit verc3eren vnd auch die nacht da mit vertreyben als luftleich vnd wegirleich, das fi aller geiftleichen frewde vergeffen vnd chain lieb darc3u 30 weder haben noch gewynnen, der, als der weyffag fprichet, vergiffet ir rechtew hant, das ift da3 ewig leben, da3 in verhayffen ift, als

Au-

g u f t i n u s fprichet. Z u dem andern mal, ob ain menfch dauon in geiftleichem gefang vnd frewden 3U ainem ftvmmen wirdet. Wann ir fint vil, den ir C3unge an 35 den lebfen hanget, wo fi güte vnd erbere dingk fingen vnd reden fchullen, oder wenne fi die hören fchullen, vnd haben doch offene orn vnd auf gefperten munt fchämleichew dingk, von den güt fiten verrukchet werden 3U hören vnd 3U reden. Von den fprichet der heilig geift: >Wer

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Capitulum xliij: D feine örn verftophet, das er icht hör die wort der warhait vnd die gepot gotes, des gepet wirdet pännig vnd verflucht. < Zu dem dritten mal, ob der luft die liedel ju hören oder 3ε fingen dem lüfte der himelifchen ftat Jerufalem wirdet fürgefec3et. Wann höret ainer föliche dingkch vnderweylen, darumbe da3 im fein fwäres gemüt geringert würde, da3 wer nicht allc3eit fünde. Wann gelymphleicher fchymph mag wol tugentleich gefchehen, da mit dem leib ain labung gefchicht nach c3ymleicher maffe. Nü ift da3 3ymleiche maffe, da3 ain menfch mit fölichem fchymphf icht vergeffe geiftleicher vnd tugentleicher lüfte vnd da mit in geiftleicher lere vnd in geiftleichem lobe icht ain ftumme oder ain tawber werde, vnd da3 er in allen feinen frewden den geiftleichen luft ain rechtes ende fec3e vnd in für all werltleich lüfte fec3e. [Notabile/Cantores] Darnach ift 3U merkchen, das die gar fwärleich geftraffet werden von got, die ir ftymme den lewten 3U geuallen vnd in rümens weys oder in aygem luft lind vnd fue33e machen, wann G r e g o r i u s fpricht: Wer ain femfte vnd linde ftymm füchet, der verlät ain mäffiges vnd genämes leben. Dauon fpricht A u g u f t i n u s : Als dikch vnd offt das gefankch mir mer luftes pringet wenn das dinkch, da3 gefungen wirdet, als offt wechenne ich, da3 ich gar fwärleich gefundet hab. Auch fünden die fwärleich, die ir ftymme 3U vaft brechen. Wann es ftet gefchriben in dem lefen S e b a f t i a n i : WSnft du, da3 der rain fey vnder den chriften, die got loben vnd eren, der fein ftymme prichet vnd den gefmäkchen nach geet vnd die füchet? Wann ain gebrochenew ftymme ift ain c3aichen aines 3U brochen gemütes. Wann als gechrifptes har an weyben vnd an mannen vnd runc3en vnd valden an ritterleichen chlaydern geftraffet werden, alfo wirdet an den fyngern geprochne ftymme geftraffet, vnd als der wint machet gechrifptew vnden in den waffern, alfo machet der wint der eytelchait gechrifpte prüche in den ftymmen. Der gefankch ift dem gefang der fwalben geleich, die gar gail [15rb] ift vnd chruc3elt mit ftymme. Auch ift vbriges vnd all 3U lawtes gefchray der ftymme wol C3U ftraffen, als die tün, die vil lieber lawte fchreyen wenn c3imleich vnd ordenleich fingen, die als hoch vber fich fteygen, das in der hals brichet vnd chain geiftleiche lieb darinnen mügen wehalden, das chümet von vbriger hochuart. Da fcholt du für war wiffen, da3 die edel Junckchfraw der gefang chaines in i'rem herc^en hette, da fi aus geiftleichen frewden fprach: 66

Capitulum

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xliij:

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Mein feie machet gro3 den herren.

Jn ainem iedem gelang vnd lob fint drew dingkch C311 merkchen. Das erfte ift das werich, mit dem man lobet. Das ander ift tugent vnd gewalt, die gelobet werden. Das dritte ift der widerwürff, der gelobet wirdet. Nach dem werich fo werüret die Junchfraw vnmäffleiches lob, da fi 5 fprach: Magnificat. Wann das werich fchol grÖ3 vnd vber grÖ3 fein, da mit got gelobet wirdet vnd mag fo gro33 nicht gefein, da3 es feinem lob genüg tü. Darvmb fpricht der weyfe Ecclefiaftici 43°: >Ir fchüllet nicht aribaiten, wann ir wegreiffet in nicht. Machet in gro3 als verr vnd ir müget, wann er ift groffer wenn alles lob.< Von der fach wegen fprach 10 Dauid, der hochfte der weyffagen. Da er fahe, da3 er dem lob alain 311 ring wa3, da fprach er: >Machet got gro3 mit mir.< Des lobunden aygenfchafft rueret die Junchfraw, da fi fprach: >Mein fele.< Wann e3 ift nichtes in vns, da3 got geloben miige wenn die fei, nach der wir nach got gepildet fein. Wann was wir luft haben, da3 haben wir 15 gemain mit dem viech. Wann e3 fprichet A u g u f t i n u s de trinitate xiiij°, das wir in dem dinge gotes pildunge fuechen fchiillen, in dem wir die vnuerniinfftigen tir vbertreffen, da3 ift in der feie, vnd die machet got gro33, wenne fi felber gro3 gemachet wirdet. Wann got mag in im felber weder gro3 noch chlain gemachet werden. Aber die feie, die die pildung 20 gotes ift, die wirdet gro3 gemachet mit gedänkchen, Worten vnd werichen got 3e loben vnd feine gepot 311 halden. Vnd alfo wirdet got gro3 in ir, des pildung fi ift, darnach vnd fi ir in einpildet 3U loben vnd C3U eren. Darnach riiret fi des tugent vnd gewalt, den fi lobet, da fi fprach: >Den herren< vnd nicht: Die herren. Wann feid der vater, der fun vnd 25 der heylig geift der ieder ain herre ift, yedoch fo fint fi nicht drey herren, funder ain herre, noch drey göter, fiinder ain got. Der ainig herr vnd got fchol gelobet werden, aber newr mit ainem lob vnd an gepetet werden mit ainem gepet. Von dem wort Magnificat fpricht A u g u f t i n u s jn fermone de 30 affumpcione: Ir liebften briider, nü höre wir mit gütiger wegir. Höre wir, wie vnfer pawkerin, die Junchfraw Maria, mit irer 1er geleich finge. Höre wir vnd antwürten dem fueffen gefang mit güten fiten. Wann darnach vnd die heylig Junchfraw von dem engel gegrüffet wa3, des heyligen geiftes erfüllet wa3 vnd mit [15"'] volchömenhait der gothait werue- 35 ret, vnd dar nach vnd fi chom in das haws irer muemen Eli3abeth, nach den frewden Johannis in feiner müter leichnam, nach dem wundern Eli3abeth irer 3U chümft, darnach hueb fi an 3U fingen got, dem herren, ain gefangkch des lobes vnd fprach: >Mein feie machet gro3 den herren.< 67

Capitulum xliij: Ε Da ift des erften 311 fragen, wa3 gro33 machen fey den herren. Wann der fcheppher wirdet nicht grc>3 von der gefchepht. Aber da ift vns 311 wiffen, da3 gro3machen wirdet c3wyueltichleich gefprochen. Aintweder ainen gro3 machen oder ainen gro33en anpeten 5 vnd fich feiner grÖ33e wundern. Nü wirdet got gro3 von vns gemachet, wenn er in vns genädichleich gro3 wirdet gemachet, aber doch nicht als in Maria, von der er da3 fleifch an fich hat genomen durch vnfern willen. Hec A u g u f t i n u s . B e d a : Des feie machet den herren gro3, der alle fein in wendig wegi'r götleichem lob vnd dinften dienftleich gewärtig 10 machet vnd mit Volbringen der gepot peweyfet, da3 er alle C3eit den gewalt feiner maieftat wedenkche. Hec ille. Da nu die heilig Junchfraw fprach das wort Magnificat, da wold fi alfo fprechen: Ο Elisabeth, du lobeft da3 an mir vnd macheft mich gro3 von der giiten dingen wegen, die du an mir erchenneft vnd fieheft. Aber 15 mein feie, die rueffet den herren aus, von dem die guten dingkch fint vnd die peften gab. Darumb fo lobet in mein feie mit dem pfalmiften vnd nicht allain der munt, al3 die tiin, von den Jfaias fprichet capitulo xxix 0 : >Das volkch eret mich mit den lebfen, aber ir herc3 ift verr von mir.< >Mein feie machet den herren gro3Jch mache in gro3 in lob.< Als man nü ee gehöret hat in den C3ehen verfen, die das gefankch der Junchfrawen hat, da werden die C3ehen fayten de3 pfaltery der C3ehen gepot mit gerüret. Nü wirdet die erft fayt, als A u g u f t i n u s fprichet jn dem püch von den C3ehen fayten, gerueret, wenn man fprichet: >Du 25 wirdeft nicht fr6mde göter vor mein haben, aber ainen got, deinen herren, wirdeft du furchten vnd dieneft dem allainMein fei machet gro3 den herrenDu piteft nicht an die fromden götter.< Jn dem gepot, als A u g u f t i n u s wil, wirdet wefloffen, da3 ain iefleich werich von notdiirfft wegen fchol vnd 1111133 got erpoten werden. Zu dem andern mal in wirdigem eren des mundes, da3 wirdet götleicher warhait geaygent vnd damit der perfon des fiines, vnd alfo ift es das ander gepot: >Nym nicht eyteleich in deinen munt den namen deines gotes.< 69

Capitulum xliij: F Zu dem dritten mal in andacht des hengen, da3 wirdet gotleicher gütichait geaygent vnd damit der perfon des heiligen geiftes, vnd alio ift es das dritt gepot: >Gedenkch, da3 du den fambc3tag heiligeft.< Vnd alio macht du erchennnen, wie der menfche mit den gepoten der erften tauel mit vnderfchaid in got geordent wirdet. Mit den andern gepoten der andern tauel wirdet der menfch in feinen nachften geordent in C3wiueltiger maffe. Des erften mit woltiin, alfo da3 er an im volbringe, was er guetes vermag, vnd alfo ift e3 da3 vird [16'"J gepot vnd das erfte in der andern tauel: >Ere vater vnd miiter.< Zu dem andern mal mit vnfchuld, alfo das er chain vnrecht wider in tu vnd im mit nichte fchaden C3Ü c3iech. Nu mag man dem nachften dreyerlay fchaden C3U gec3iehen: mit dem herc3en, mit dem mund vnd mit den werichen. Nu fchadet ainer feinem nachften mit den werichen. Des erften in aigner perfon, da3 verpewtet das fünfft gepot: >Nicht tötten.< Darnach in der perfon, die im C3Ü gefüget ift, das verpewtet das fechft gepot: >Nicht prich dein ee.< Darnach an der Puffern hab, das verpewtet das fibent gepot: >Tü chain deuff.< Den fchaden des mundes verpewtet das acht gepot: >Nicht fprich valfche gec3ewgnÜ33.< Da mit, als A u g u f t i n u s fprichet, werden alle fchaden, die ainer feinem nachften mit dem münde 3U C3iehen mag, verpoten. Der dritte fchaden ift des henken, als wenne ainer aines vbel gedenkchet wider feinen nachften. Das gefchicht aintweder wider fein güt, das verpewtet das newnt gepot: >Nicht beger des dinges deines nachften, nicht feines haufes< etc. Oder wider das, das im geleich vnd das liebeft ift, das verpewtet das C3ehent gepot: >Nicht weger des weybes deines nachften. < Von des andern wegen ift 3U wiffen: Seid, als Paulus fpricht, volchomenhait der ee oder der gepot ift die lieb, mag man fprechen, das alle gepot vnd ir volkömenhait, die hail pringet nach dem vrfprung, flieffen von der würc3en der lieb als von i'rem erften vrfprung vnd werden 3U dem jungften in die lieb geordent als in ir leftes ende vnd 3U ainem volchomen C3Ü. Das erfte alfo, wann di gepot der erften tauel flieffen von der lieb gotes, aber die gepot der andern tauel chomen von der lieb des nachften. Da3 macht du alfo merkchen, wann volchomne lieb gotes verainet die 70

Capitulum xliij: F feie gotleichen gewalt, götleicher warhait vnd götleicher guetichait. Des nym die fache, wann mit volchömner lieb gotes wirdet der menfch alfo mit got verainet, da3 er alle feine werich ordent vnd fchikchet got 311 lobe vnd 3U eren, da mit er gotes gewalt wirdet vnd eret mit ganc3em vermügen nach dem erften gepot. Auch ordent er vnd fchikchet mit der lieb alle fein red der gotleichen maieftat 311 lob vnd 311 eren nach dem andern gepot. Auch ordent er vnd fchikchet all fein wegir mit der lieb 3U lob vnd 3U eren der gotleichen gütichait, der er mit fenfftmütiger, gutiger fue33ichait an hanget nach dem dritten gepot. Da3 auch die andern fiben gepot flieffen von der lieb des nachften, das werich alfo, da3 ift wiffentleich, wer feinen nachften volchömenleich lieb hette, der eret in gern vnd 3iig im feiner notdurfft mit fleiffe 3ε rat vnd chöm im 3eftatten vnd erwurff im nymmer chaynen fchaden, weder mit dem henken, mit worten noch mit werichen, da mit die andern gepot der andern tauel weflo33en fint, da3 man erchennet in den eegefagten dingen. Von des dritten wegen ift 3ε wiffen, da3 man die C3ehen gepot mag nemen aintweder darnach als fi gegeben fint oder darnach als fi angeporn fint. Nymet man fi nach dem erften, fo haben fi allain das [16rb] jfrahelifch volkch an gehöret, dem fi gegeben wurden vnd götleich gechundet. Nymet aber man fi nach dem andern, alfo gehören fi gemainchleich all menfchen an. Wann was die C3ehen gepot aufwendichleich wegreiffen, da3 wegreiffet in wendichleich die ee der natur oder die gepot der natur, die ainem ieden menfchen in fein herc3 gefchriben fint. Da3 merkch alfo, wann da3 gepot der naturleichen ee, >Wes du vberhaben wild fein, da3 tu chainem andernTöt nichtStill nicht< etc., die in den C3ehen gepoten nämleich gefec3et werden. Vnd da3 ander gepot der ee der natur wefleuffet in im alle gepot, die gepieten, als >Ere vater vnd miiter< vnd die andern, die offennleich in den C3ehen gepoten genant werden. Die C3ehen gepot vnd ir iefleiches wefunder main ich driueltichleich aus 3U legen mit allen den fünden, die in der driueltigen auflegung wegriffen vnd werueret werden. Des volhelffe mir got. Amen.

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Capitulum xliij: G G Du wirdeft nicht anpiten frömde götter. Das gepot fchawet aygenleichen an die perfon des vater nach willigem dienfte aller werich, das dem gotleichen gewalt geaygent ift. Das erft gepot leget Chriftus felber aus, da er fprach 311 dem Sathanas Mathei iiij°: >Got, deinen herren, piteft du an vnd diene ft dem allain.< Jn dem wirdet öffennleich merung der gotter aufgeflagen. Vnd das ain warer got 3U eren fey, das leret Moyfes gar lawter, da er fprach Deuteronomio iiij 0 : >Hör Ifrahel, dein got ift ain got.< Dauon vnd von merung der gotter vnd auch von manigerlay aptgöttrey vnd wie die auf fey chömen hab ich gefaget in dem dritten tail vnder dem erften artikel. Aber hie ift 3U wiffen nach A u g u f t i n l£r, das wir ainen got driueltichleich fchiillen eren vnd an piten: des erften mit ganc3em gelauben, darnach mit lawtter hoffenung vnd darnach mit volchömner lieb, vnd aus dem nymet man driueltige verftäntnÜ33 des erften gepotes. Von des erften wegen ift C3U wiffen, da3 der gelaub ganc3 gehaiffen ift von dreyer dinge wegen. Wann er ift in feinem wurichen nicht gemynnert. Er ift in guten werichen pew^ret. Er ift mit lieb gepildet. Das erft ift chunt, wann der gelaub, als A u g u f t i n u s wil, hat driueltiges wurchen, wann ainthalben fo gelaubet der gelaub got, als wenn ainer gelaubet, da3 got die erfte fache ift aller dinge. Ainthalben gelaubet ainer got, als wenn ainer gelaubet, da3 er almlchtig fey, ainem yedem 3U geben nach feinen werichen. Vnd da3 fint 3wen vnuolchömen gelauben, wann die teufel mügen alfo gelauben, wann fi gelauben vnd erpidemen, vnd der gelaub ift vngepildet. Der dritt gelaub gelaubet in got, vnd das ift volchömens wurchen des gelauben, wann e3 ift mit lieb gepildet vnd wol geftellet. Wann als A u g u f t i n u s fpricht: Jn got gelauben ift mit dem gelauben vnd mit lieb in in geen vnd im mit [16m] wolgeftaltem gelauben als dem leiten ende anhangen. Zu dem andern mal, ganc3er gelaub fchol mit gueten werichen vnd mit wurichender lieb pewäret fein, wann >der gelaub an werich ift als ain tottes 03 an feleMit dem herc3en gelaubet man 3U der gerechtichait, aber die peycht gefchicht mit dem munde 3U dem hayle.< Darumb geyt man die firmung an die ftyrn, da3 ieder chriften freyleich wechenne den namen Chrifti. 15 Da3 dritt geflächt fint die, die des gelauben feumig fint als der artikel, die fi pilleich wiffen vnd chünnen fchüllen vnd fi wol mochten gelernen vnd des wol ftat vnd lere hetten vnd auch des fynnes vnd der vernünfft chain irrung hetten. Darumb da3 die menfchen von der faumung wegen icht verdampmet werden, fo haben die heyligen recht auf gefec3et vnd 20 wefunderleich da3 recht A u g u f t i n u s : Paide mannen vnd weiben, da3 die göten ir geiftleich fiin vnd töchter den gelauben vnd da3 götleich gepet leren, de confecracione d.4" capitulo Vos omnes. Das vi'rd geflächte fint die, die fich erheben vnd türftichleich vnd hochwürtichleich den gelauben maynen durchgrüpeln vnd durch varn, 25 die got nichtes gelauben wellen wenn was in ain lawtre fache pewSret vnd peweyfet, vnd die vallen dikch in grÖ3 irrefal. Des nym ain ebenpild an A u g u f t i n o , der mit menfchleichem fynne da3 wegreiffen wolde, da3 ain gütiges herc3 hart mit ainem lebendigen gelauben wegreiffet, vnd was der ift, die fünden tödleich vnd verliefen den Ion des gelauben, 30 als G r e g o r i u s fpricht. Ainen fölichen türftigen fraglr vnd eruorfchlr widerc3ewget der weyfe Ecclefiaftici iij°, da er fpricht: >Die dinkch, die dir 3u hoch fintder fueche vb nicht 3U [16 ] vinden, vnd die dir 3U ftarich fintdie eruorfch nicht wehendleich fi 3U wegreif- 35 fen.< Wann es fpricht Salomon Prouerbiorum 23°: >Heb deine äugen nicht auf gegen den reichtumen, der du nicht macht gehaben. < Wann als der felbig fpricht Prouerbiorum 25°: >Der eruorfcher der maieftat wirdet verdrukchet von der glorij.< Nü da3 ift hoch, da3 man nicht an gerüren mag, da3 ift ftarkch, da3 man nicht wegreiffen mag. 40 73

Capitulum xliij: G Aber die ding, die dir got gepoten hat, die wedenkche all C3eit. Wann >die fint flligdie feine gepot eruorfchen.< Nü wedenkchet der alle C3eit die gepot gotes, der nymmer da wider tiit. Auch fpricht Salomon Ecclefiaftis viij 0 : >Jch hab verftanden die vnder der 5 fvnnen gefchehen. Chain menfch mag ain fache vinden.< Darumb fpricht der weyfe Ecclefiaftici iii°: >Dir ift des chain notdürfft, da3 du die ding feheft mit deinen awgen, die verporgen fint.
Da3 ift der chünig ere, da3 fi red eruaren.< Da fprich: Der werich gotes haben ettleiche chain fichtige vnd offenbare fache in der natur, vnd die hat got allain erchant, wann er fpricht Deuteronomio 32°: >Sint nicht die ding pey mir verporgen vnd vermerkchet in meinen fchäc3en?< Vnd die ding fchol ain menfch weder erfragen noch eruorfchen, wann da hin mag chain fin noch verniinfft weder geraichen noch gerekchen. Darumb fprichet der weyfe Ecclefiaftis vj°: >Wer tiit, das dem menfchen nott gröffere dinkch fuechen wenn er ift?< Ettleichew feiner werich haben ain fichtige fache in der natur, die mag ain man fuechen mit hiibfchem fynnigen fragen, da3 doch muffig vnd nicht hoffleich fey vnd auch nicht tiirftig vnd vberwürtig. Darumb fprichet der weyfe Ecclefiaftici 3°: >Jn vil feiner werichen folt du nicht hofleich fein.< Nu ift der gelaub ain vnderftand der vnfichtigen dinge, der wir hoffen. Darumb wil er chainen fräueln frager leyden. Wann als B e r n h a r dus fprichet: Wer den gelauben turftichleich eruorfchet, da3 ift ain fräuel, wer aber gelaubet, da3 ift gütichait, wer aber erchennet, da3 ift das ewig leben. Von der matery vindeft du an dem end des dritten tailes, da gefchriben ftet: Den gelawben machen fechs dingkch lobleich.

Als nu die auflegung verdampmet die egenanten vir geflächt, w£r pilleich etwas 3U fagen von den, die die tewfel anrueffen, aintweder offennleich oder haymleich gelubd mit in tun, wann die werden manigueltichleich von in wetrogen, paide nach dem geficht vnd nach dem hören vnd 35 auch in dem flaffe. Auch erc3aigen fi fich dikche in der toten geftalt vnd fagen den lewten chünftige dingkch, vnd der gauklei mit fewr, mit waffer, mit lufft, mit tyren, mit [17ra] ftaynen ift vil, da mit die lewte von den tewfeln wetrogen werden. 74

Capitulum xliij: G

Auch nemen ettleich die vogel für fich, darnach vnd fi fchreyen oder fliegen, oder viech vnd ti'r. Ettleich gelauben an niefen oder dräfen. Ettleich fchawn die hende an oder andrew gelider der menfchen vnd mainen dauon warfagen. Ettleich machen figur vnd punkcht in pley. Ettleich machen c^edel mit fchrifft oder an fchrifft vnd merkchen, welicher der ain menfch aine nem, darnach fchulle im gelingen. Ettleich tragen C3edel an dem hals, die in der kirichen vnder dem ewangely gefchriben werden. Ettleich tragen fwert brief, darvmb da3 fi chain waffen verfneid. Ettleich cjiehen die h£lm, die vngeleich fint, welicher den lengern oder den churcjern cjiech. Ettleich werffen in die puecher vnd merkchen, wa3 fi werffen. Ettleich werffen mit würffein, welicher mer augen werff. Ettleich gelawben an anegankch vnd hantgifft. Ettleich gelauben, wenn fi aus gen mit einander, was in an dem erften widerueret, es fey viech oder menfch, oder ob ain ftain 3wifchen fi walget oder ain chindel 3wifchen fi leuffet, oder wenn fi von dem hawfe gen oder 3u dem hawfe, ob fi ftrauchen, oder chümet in des morgens, wenn fi fich an legen fchüllen, der tenkch fchuech ee in die hant. Der ding fint fer vil, das ich fi nicht erc3elen mag oder chan, da mit die menfchen i'r gewiffen velfchen vnd "iren hayl&r vnd trofter aus flahen. Da möcht ainer fprechen, ob aines iedens warfagens fiinde w£r, oder ob es vnc3imleich w£r. Da wiffe, das es alles von got vnd der heyligen kirichen verpoten ift, wann wenn ettleich chiinftige dinkch, die allain got an gehören, da mit fuechen vnd vinden wellen, fo aygen fi vnd geben der gefchepht die recht, die allain des fcheppher fint. Wider die fprichet Yfaias fpotleich capitulo 41°: >Saget vns, was chiinftig ift in chiinftiger C3eit, fo wiffen wir, da3 Ϊr götter feyt.< Vnd Moyfes Leuitici 10: >Ir fchullet nicht warfagenvnd fchullet der trewm nicht achten. < Wann >die fei, die fich nayget C3U den 3awbr£rn vnd lüppl£rn, die totte ich vnd nym auch fi von der mitte des volkches< etc. Da ftet vil folicher dinge gefchriben, vnd als A u g u f t i n u s fprichet: Die eytelchait der c3&wberleichen chünft ift chömen von der tewfel raten vnd hat fich aufgegoffen in alle werlt. Dauon main ich des erften C3U fagen nach des maifter G r a c i a n i lere etc. Hie ift C3U merkchen von den lo330rn. 75

Capitulum xliij: Η Η Des erften ift 311 merkchen von den lö^lärn. Die wefchreybet Yf id o r us Ethymologiarum viij 0 vnd fprichet: Die fint la3llr, die vnder dem namem ainer valfchen geiftleichait mit ettleichen löffen, die fi välfchleich nennen der c3welifpoten I03, nemen fich an vnd wechennen 5 die chunft weyffagens oder warfagens oder verhaiffen chünftige dinkch 311 Tagen, darumb fi anefehen, welicherlay fchrifft das ift, daraus fi chünfftige dinkch maynen C3U fagen. [Notabile] Das aber des chain fünde fey, da3 man I03 fliehe, da3 w'irdet mit ebenpildern vnd mit [17rb] der fchrifft pewiret. Wann da Achor den 10 pleich verftal des verpanten dinges vnd von feiner fünden wegen das volkch erflagen ward pey Ayn, der ftat, vnd floch vor den veinten, da gepot der herre Jofue, das er mit loffen füchet, von welicher fünde wegen da3 volkch in der veind hende geuallen wären. Jofue nam das gepot vnd warf de3 erften vber die geflächt da3 I03, darnach vber die hawfgefind, 15 darnach vber die perfon, da geuiel das I03 auf den Achor. Auch da Saul ftrait wider Philifteos vnd gefworn hette, wer aus dem volkche vor der fvnnen vnder gang äffe, der müfte fterben. Da wegraiff er mit dem I03 feinen fun Jonatham, da der hönig geeffen het, da3 im an feinem fper in die hende Π03; den wolde er getöttet haben. Da ward er 20 im von dem volkche ab gepeten, alfo da3 fein vrtail widerriiffet ward. Auch da Jonas vor dem herren floch, der ward mit dem I03 von den fcheflewten wegriffen vnd jn das mer geworffen vnd von dem walvifch verflunden. Auch lifet man von dem Zacharia, das er nach dem I03 aufgie vnd 25 dem herren den angec3iinten rauchen machet. Auch ward Mathias von Petro mit dem I033 erwelet vnd an Jude ftat gefec3et. Da3 nü mit fölichen ebenpilden pewiret wi'rdet, da3 mag hart P03 gefein. Hör auch die heyligen ler§r. A u g u f t i n u s fpricht jn libro pfalmorum: 30 L03 ift nicht etwa3 pofes, wenn menfchleicher 3weyfel in etwe götleichen willen fuechet. Auch fprichet A u g u f t i n u s libro primo de doctrina chriftiana: Was menfchleiches auffac3es ift, das ift nach ainem tail götleich oder geiftleich vnd nach dem andern vngotleich. Das ift vngotleich vnd an 35 alle geiftleichait, da3 von den menfehen auf gefec3et ift, wie man aptgöter mache vnd die ere als got, oder gelübd mit den tewfeln halde. Darauf gen aller C3awbrer puecher vnd der lere, die die altar anfehen oder der vogel gefchray vermerkchen. 76

Capitulum xliij: Η Auch alle pant vnd ercjney vnd wefweren vnd c3aichen, die man karacter nennet, geen in die auffSc3, die der £rc3te maifterfchafft verdampmet. Auch wa3 dinger fint, die gepunten oder an den hals gehangen werden, oder wenne man fpringet nicht durch nüc3es willen der natur, aber 5 da3 fi etwa3 da pey erchennen, oder wenne fi ringe in den oren tragen, oder wenn ainer niefet vnd da3 man fpricht: Nym den daumen in die rechten hant. Darc3u gehören auch fchämleiche lafter, als wenn fich ain gelid vaft rüret, oder wenn ainer vber da3 drifcheufel treten fchol, ob er wider C3U 10 feinem pette chöm, oder ob ainer niefet, die weil vnd er fich fchiihet, oder ob im die fchaben die chlaider fretten. Auch gehören in die tewfelifchen a u f f l c 3 , die die tag der gepurd wehalden. Wann ob die nii 3U ende chömen mit irer maifterfchafft, wenn ainer geporn fey, da3 aber fi daraus mainen chiintleich fagen vnd wiffen 15 vnfere werich vnd wa3 vns 3U ften fchiille, da3 ift ain jrrefal. Des vngelaubens hat die heylig fchrifft nicht gefwigen, da fi die feie erfchrekchet vnd fpricht jn Deuteronomio: >Sagen fi euch vnd gefchicht alfo, fo gelaubet in nicht. < Wann es [17va] fint foliche pännige dinkch nicht defter mynner 3U verfluchen, darumb da3 die geftalt des toten Samuelis 20 Sauli ware dinkch chündet oder darumb das in dem puch der 3welifpoten das pauchredent weib den C3welifpoten des herren gec3ewgnÜ33 gab. Da3 weib wa3 wefeffen mit dem tewfel, der aus ir redet, wann er fprach: >Die menfchen fint des hochen gotes chnecht vnd chünden euch den weg des hayles.< Darumb vertrüg der C3welifpot fand Paul dem geift vnd 25 rainiget da3 weib. Darumb fint alle fölich chünfte der lugleichen vnd fchldleichen auffäc3 auf chömen aus ainer vergiften gefelfchafft der menfchen vnd der tewfel vnd fint weftet als die geliibd ainer vngeleubigen vnd trügleichen frewntfchaft. Die fint gänc3leich ainem chriften C3U fliehen vnd aus 3ε flahen. 30 [Notabile] Auch fpricht A u g u f t i n u s libro 3° de ciuitate dei, da mit er mainet pewären, da3 da3 nicht das leben fey, funder der tod, dem von den C3awbrörn geholffen wirdet, alfo: Wer an den hayl^r da3 hail wil haben vnd fchSc3t, er miig weys werden an die waren weyfhait, der ift nicht gefunt, aber fiech, nicht weys, aber törhaft, er arbaitet in der 35 emsigen chrankchait, vnd in fchedleicher plintnÜ33 weleibet er ain tor vnd ain vnfynniger. Vnd auch darumb: Ain iedes fragen vnd gefunt machen, de3 gepeten vnd wegeret werdet von den warfagern vnd von C3awbrern oder von den tewfeln, wenn man in dienet vnd fi eret, da3 ift 77

Capitulum xliij: Η pilleicher der tod genant wenn das leben. Vnd die in nach volgen vnd ftraffen fi fich nicht, fo ftet in C311 ewig verluft, wann der pfalmift fpricht: >A11 göter der vndiet fint tewfelHewt hab ich das lafter Egipti von dir genommene Nu mainen A u g u f t i n u s vnd J e r o n i m u s , darnach vnd ain menfch den Jordan vberwaten hab, da3 ift die tawff an fich genomen hab, vnd 35 tret hin wider in die haydnifchen vngelauben vnd gelauben lüppllrn vnd 3awbr£rn, die erden, waffer, lufft vnd fewr für fich nemen vnd wa3 andrer dinge dauon chömen mag, die A u g u f t i n u s aufleget jn libro de natura demonum, da er alfo fpricht: Das geflächt des warfagens, als man faget, ift aufgegangen von Perfya. Nu hat Varro gefprochen, da3 v'frlay 78

Capitulum xliij: J geflieht warfagens fein: Erd, waffer, lufft vnd fewr. Die felbigen Tint die götleichen genant, als die vollen gotes, wann fi erc3aigen fich gleichfenleich, als ob fi vol der gothait fein, vnd mit ainer trugleichen liftichait fo fagen fi den menfchen chümftige dingkch. Darnach nennet A u g u f t i n u s allew geflieht der felbigen götleichen lugnlr vnd wetrieger. Wer die 5 wiffen welle, der fech das decret an 26 q.4a Jgitur. J Nü ift C3U merkchen, das alle die, die gelauben haben an föliche verpoten dinkch, jft er ain lay, man fchol in pannen vnd fchol v'irc3ig tag pueffen vnd von der gemain gefchaiden fein, jft aber er ain phaff, der da3 treybet oder daran gelaubet, den mag man des amptes vnd der gotes 10 gab werauben. Dauon ftet gefchriben jn decreto G r e g o r i i iunioris: Welicher die anfeher der altar oder der ingewaid des vieches oder die wefwerlr rates fraget oder trat die plech an der ftyrn, an den die C3ehen gepot gefchriben fint, der fey ain pänniger. Wann die des warfagens wegeren vnd den haydnifchen fiten nach volgen oder füren fölich 15 menfchen in "ir häwfer etwa3 von in als von den c^awbrlrn 3U wiffen vnd 3U erfragen, die pueffen fünff jar nach den ftaffeln der püffe, die darumb auf gefec3et ift. Auch fchreibt M a r t i n u s , der pabft, alfo ex concilio fuo: Den chriften ift nicht erlawbet, da3 fi halden der hayden fchrifft vnd lere 20 alfo, da3 fi wehalten vnd eren die element, den monden oder den lauf der ftern oder die eyteln wetriegnÜ33 der c3aichen, die man tut von aines haws wegen, wenn man da3 pawen fchol, oder von der föt wegen oder von der pawm wegen, wenn man die pelc3en wil, oder C3U heyrat greiffen wil, wann es ftet alfo gefchriben: >Weliche dingkch ir tiit aintweder 25 mit Worten oder mit werichen, die tut alle in [18ra] dem namen vnfers herren Jhefu Chrifti vnd dankchet vnd lobet got.< Noch in dem graben der würc3en, die C3U erc3ney gehören, fchol man chain wefweren noch C3awbrey treyben, man grabe fi danne mit dem gelauben oder mit dem pater nofter, das allain got, der fcheppher aller dinge, geeret werd. W i r 30 aber iem, der der hayden gewonhait nach volget, die lüppllr vnd die 3awbrlr in fein haws fueret, als ob fi mit in vbel vnderften wellen oder etwes, da3 nicht wol gefchehen ift, geinnert werden oder tun der haiden gewonhait mit liecht prennen 3U iren hochc3eiten, die peffern vnd puffen fünff jar. Auch ift den chriften weiben verpoten, da3 fi in irem 35 würchen der lembat chain föliche eytelchait vben vnd wehalden, fünder fi rueffen got an 3U hilffe, der in die weifhait de3 we & ens gegeben hat. Hec ibi. 79

Capitulum xliij: J Auch ftet gefchriben ex c o n c i l i o L a u d i c e n f i : Es ift nicht erlaubet, das priefter oder phaffen 3awbr£r oder wefwerlr fein, oder da3 fi machen die plech oder pinden der C3ehen gepot, wann die wedewten die pant irer feie. Wann welich fölicher dinge nieffent fint, die haben wir 5 von der kirichen haiffen werffen. Ob ain byfchof, ain priefter oder ain dyaken oder ain iefleicher aus priefterleicher ordenung wegriffen wirdet, da3 er die c^awbrer, wefwerSr, läffler oder welich fölichen handel vben vmb rat gefraget hat, der ift feiner wirdichait entfec3et vnd nem an fich die regel aines chlofters, da 10 er in ewiger pueffe die wegangen fünde peffer. Wann er fey phaff oder lay, der fich warfagen an nymet vnd vnder ainer geiftleichen geftalt mit den loffen, die fi die I03 der heiligen väter nennen, warfagen wellen oder die die fchrifft an fehen vnd daraus chünftige dingk verhaiffen. Vnd welicher, er fey phaff oder lay, wegriffen wirdet, der da3 tut, ratet oder 15 leret, der fchol der kirichen ain frömder fein. Hec ex c o n c i l i o Toll e t a n o et A g a t h e n f i . Auch fchreibet der pabft L e o der virde den bifchöfen in Britania alfo: Die I03, die ir vertreibet aus ewren prouinc3en, die die väter verdampmet haben, die wechennen wir nicht anders fein wenn warfagen 20 vnd vbeltät. Dauon wellen wir, das fi ganc3 verdampmet werden, vnd wellen auch, da3 fi hin für vnder den chriften nicht genennet werden, vnd verpieten auch pey dem panne, da3 fi hinfur icht gevbet werden. Auch fchreibet G r e g o r i u s dem notari Adriano: Es ift vns chömen, wie du die wefwirer vnd l ö ^ l l r geächtet habeft, darvmb fo wiffe, da3 25 vns dein flei33 vnd lieb genäme gewefen ift. Auch fey da3 dein vbung, da3 du fi enc3ichleich fuecheft, vnd weliche du der veint Chrifti vindeft, da3 du die mit fcharffer räche ftraffeft. Aber ain gepot ex c o n c i l i o A u r e l i a n e n f i : Welicher geweichter, phaff oder lay gelaubet da3 warfagen, von welicherlay aigenfchaft als 30 von vogeln oder andern dingen da3 chiimet, gelaubet, da3 es 3U halden fey, oder die lä3, von den fi lugleich fprechen, fi fein der heiligen, vnd fagen da3 den andern, vnd welich in da3 gelauben, [18rb] die fchüllen mit fampt in von der gemainfchafft der kirichen getriben werden. Aber G r e g o r i u s : Wider die aptgöttreyer, warfagSr vnd lojl^r vben 35 wir mit räte dein bruederfchafft, da3 du als ain halter mit enc3iger huet wacheft, vnd vindeft du fi, da3 fi fich nicht ftraffen vnd peffern vnd ehern von fölichen dingen, fint fi chnecht, fo wellen wir, da3 du fi mit flegen keftigeft, fint aber fi frey, fo fint fi der vänkchnÜ33 wirdig vnd in ain ftrenge pue33 3U fenden. 80

Capitulum xliij: Κ Auch ftet gefchriben alio ex c o n c i l i o C a r t h a g i w e n f i : Wer war lagen vnd wefweren aus wortet vnd den iudifchen auff£c3en vnd veyrtägen an hanget, gepieten wir, da3 der von der gemainfchaft der kirichen getailet werd. Κ Die bifchöff vnd ir vndertanen fchiillen mit ganc3em flei33 arbaiten, da3 Ii die fchedleichen chünft, die von dem tewfel e r f u n d e n ift, löffeln vnd warfagen, aus i'ren pharren ganc3 aus rewten, vnd vinden fi m a n oder weib, die den laftern nach uolgen, die fchiillen fie aus i'ren pharren mit fchämleichen laftern treiben. Wann der c3welifpot fpricht: >Ainen kec3er vermeid nach der erften vnd andern ftraffe. Wiffe, wer ain folieher ift, da3 er ain vercherter ift.< Si fint vercheret vnd werden von dem tewfel gehalten, die i'ren fcheppher verlaffen vnd von dem tewfel hilffe fuechen. D a r u m b fchol die heilig kiriche von ainem folichen fcheln vnd feuchen gerayniget werden. Auch ift da3 nicht 3ε verlaffen, da3 ettleiche weltleiche weyber fich C3U dem tewfel cheren, die verlaitet werden mit tewflifchem wetriegen vnd trag, die gelauben vnd fprechen, fi reyten pey der nacht mit der hayden gottinn, die da haiffet Dyana, oder mit dem weybe, die da hayffet Herodiana, mit ainer groffen menig der weyber auf tyren, vnd wie fi palde in der ftill der nacht ainen weyten vnd langen weg vber reyten vnd irem gepot gehorfam fein als irer frawen, vnd wie fi alle nacht 3U irem dienft geuodert werden. Vnd wolde got, da3 die allain in irem vngelauben vergangen weren vnd da3 fi der andern nicht vil in irem vngelauben gec30gen hetten, der der ewig tod ift. Wann ain vnfägleiche menig, die des valfchen w£nens wetrogen fint, die gelauben, e3 fey war, vnd in dem gelauben velen fi vnd gen irre von dem rechten gelauben vnd verwikcheln fich in dem irrefal der haiden, wenn fi wlnen, e3 fey etwa3 der gothait auffer ainem got.

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D a r u m b alle priefter in den pharren, die in enpholen fint, fchüllen dem volkch gotes mit ganc3em flei33 vnd ernft predigen, da3 fi wiffen, 30 da3 die dingkeh ganc3 vnd gar valfch, fint vnd da3 wir fprechen, da3 die dingkeh nicht von ainem guten, funder von ainem pöfen geift den herC3en der vngeläubigen werden ein gegoffen. Wann der Sathanas, der fich in ainen engel des liechtes verwandelt, wenn der die feie aines weibes vähet vnd im die mit dem vngelawben vndertänig machet, allc3uhant 35 verwandelt er fich in manigerlay [18m] perfon, geftalt vnd geleichnÜ33, vnd die feie, die er geuangnew heldet, die wetrewget er in dem flaffe vnd C3aiget ir iec3unt fröleiche, yec3unt trawrige, yec3unt wechant, yec3unt 81

Capitulum xliij: Κ

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vnbechant perfon vnd fueret fi hin vnd her den irren wegen nach, vnd wie wol da3 allain die vngeleubig feie leydet, jedoch fo wänet fy, e3 chiim das von dem leichnam vnd nicht nach der feie. Ey welicher ift der, der nicht in dem flaffe vnd an den gefchikchten der nacht auffer fein felbes gefueret werd vnd fiehet vil dinges flaffender, der er wachender chaines fiehet? Welicher ift fo taub vnd fo törhafft, der die dinkch alle, die allain in dem geift gefchehen, fchäc3et, wie fi auch in dem leichnam gefchehen, feid E3echiel, der weiffag des herren, die geficht des herren in dem geift vnd nicht in dem leichnam fach vnd höret, als er felber fprichet: >Allc3uhant was ich in dem geift. < Auch tar Pawlus nicht fprechen, das er in dem leichnam enc3ukchet wör. Nu ift allen menfchen offennleich 3U chünden, wer foliche dingkch vnd die den geleich fint gelaubet, das der den gelauben verleufet, vnd wär den rechten gelauben nicht enhat, der ift nicht fein, das ift gotes, aber er ift des, in den er gelaubet, das ift des tewfels. Wann von vnferm herren ift gefchriben: >Es fint alle dingkch mit im wefchaffen.< Wer nu gelawbet, da3 ain creatur miig werden oder in ain peffers oder pöfers miig verwandelt werden oder in ain andrew geftalt gepildet werden oder in ain andrew geleichnÜ33 newr allain von dem fcheppher felber, der alle dingkch gemachet hat oder mit dem fi gemachet fint, an C3weyfel der ift ain vngeleubiger vnd pöfer wenn ain haiden. Hec ex c o n c i l i o Anquirenfi. Ir werden auch vil erfunden, die in prunftige pöfhait erweget, da3 fi iren veinden 3U fchaden die älter enplöffen der heiligen chlaider vnd wechlaiden fi mit chlägleichem gewant, oder fi ftelen die gewonleichen liecht, die got angehören, aus den kirichen, oder fi haiffen den lebendigen 3U räche fei meffe fprechen. Der aller fchalkchaftigfte pöfhait verdampmet das c o n c i l i u m T o l l e t a n u m vnd fprichet: Welicher hin für der priefter oder der dienär von chainerlay fache wegen erweget wirdet, das er die altar irer chlaider enplöffen tar oder fi mit chlägleichen chlaidern an leget oder gewonleiche liecht des gotes dienftes den kirichen enc3euhet oder fi fchaffet ab3ulefchen, vnd ob er nicht vor feinem bifchof mit warer pueffe fich des rain machet, der wiffe, das er weraubet w'irdet der wi'rden vnd der eren feiner ftat. Von der rächigen vrtail C3iehen wir die aus, die aintweder weforget haben lafterwäres fchämen der heyligen ordenung oder vercheren des gelauben oder tödleiche veintfchafft des wefic3ens oder der götleichen gericht vrtail weforget haben vnd haben e3 darumb getan, in der werich wirdet mer die diemütichait gelewtert, mit der got geftillet wirdet wenn ires vbeltuens triigleichait. Es fint [18rh] auch vil phaffen, 82

Capitulum xliij: L die veintleiche verwundet die meffe, die vmb der toten rue ift auf gefec3et, der fleiffen fi fich mit valfcher gelübd vnd andacht für die lebendigen menfchen 3U fprechen, das der, wider den fi das oppher ophern, in todleich fchäden valle. Darumb fo hat vnfer verainte wefammenung erwelet, welicher hin für entplöffent wirdet, da3 er föliche 5 dinkch tii oder hab getan, der werd gefecjet von dem ftaffel feiner ordenung, vnd der phaff mit fampt dem, der in da 3U geübet hat, die werden gefant in die arbait des ewigen eilendes. Hec ibi. Aus den fchrifften chlaubet man, da3 alle die, die altar, vogel, ingewaid, I03 fur fich nemen vnd die fchrifft an fehen als figur vnd die 10 wefwSrer fint vnd alle die, die in nach volgen, fint aus der kirichen 3U rewten, vnd laffen fi nicht ab, fo fint fi ewichleich 3U pannen. L Auch halden ettleich die verpoten tag oder gewiffe tag, wenn fi wellen chauffen oder verchauffen oder heyrat ftiften oder würc3en chlauben. Der chaines ift 3U halden, als du ee gehöret haft aus dem 15 concilij des pabftes M a r t i n i . Von den tagen, die man verpoten tag haiffet, fcholt du wiffen, das ettleich wellen, e3 fein in Egypto die aller gröften ftern feher gewefen, die haben vir vnd c3wainc3ig tag erfunden, in iedem moneid C3wen, die den menfchen vil fchäden mochten pringen vnd fint in etleichen 20 puechern aus gec3aiget vnd haiffen darvmb tag Egypti, da3 fi in Egypto von den höchften maiftern erfunden fein, vnd mainen ettleich, man fchülle an den tagen chain ader entganc3en vnd nichtes aneuahen noch enden, wann e3 mochte gro3 fchäden pringen. Das widerrueffet die heilig kirich vnd heldet der täg nicht jn decreto 26 q.7°. 25 Vnd auch die erften täg in den moneyden vnd wefunderleich in dem januario, den die layen den jäner oder den erften hornung haiffen, jn dem fi newe liedel fingen vnd da3 newe jar gewinnen vnd loben da3 mit gefang nach irer tvmmen weyfe. Hör, wie da3 alles verpoten vnd widerrueffet ift. 30 Des erften fprichet der pabft M a r t i n u s : Es ift nicht erleubleich, da3 man pos gedänkch hab die erften täg der moneyd 3U wehalten vnd den fchymphe veyren noch mit lorperpawm oder mit anderr grüne der pawm die hewfer vmb gürten vnd vmb pinden, wa3 fölicher dinge wehalten wirdet, da3 ift der haiden gewonhait. 35 Darnach fpricht der pabeft Z a c h a r i a s : Welicher den erften tag de3 jäner nach der haiden fiten eret oder etwa3 newes von des newen jares wegen oder die tifche mit lampen vnd mit effen in den hewfirn weraitet 83

Capitulum xliij:

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is

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vnd tar auch vber die ftraffen vnd in den gaffen tänc^e fueren, der fey ain pänniger. Auch fpricht A u g u f t i n u s : Die geleubigen priefter fchullen da3 volkch manen, da3 die c^wberleichen chünfte, als an fprechen vnd wefweren, den menfchen chain erc^ney mügen pringen vnd mügen auch dem chrankchen, hinkchenden vnd fchelmigem viech nichtes gehelffen, vnd da3 foliche dinkch nicht anders fein wenn drewch vnd ftrikche des [19ra] alten veintes, mit den der vngetrew fich fleiffet menfchleich geflächt wetriegen, vnd welicher phaf das vbet, dem werden die weiche abgenomen, aber ain laye werd gepannet. Aber A u g u f t i n u s : Ir fchiillet die tag nicht wehalden, die da genant fint der Egipten tag, noch die tage des jäner, in den fi mit Hedem vnd mit effen ainer den andern grueffet, als ob ainer dem andern an dem aneuang des jares ain gutes jar da mit geb, weder ettleich moneid oder c^eit oder tag oder iar oder des monen oder der fvnnen lauf, wann wer die dinkch oder wie getan anderlay c3awbernÜ33 oder göfchephen oder warfagen von vogeln oder von andern dingen weheldet oder merkchet oder feinen willen den geyt, die die dingkch vnnüc3leich wehalden vnd an fache, die fich mer C3U irer verdampnÜ33 wenn 3U i'rem haile fchikchen, oder die mit C3al der piichftaben oder mit der figur des monen oder mit der fwarc3en chunft aines chrankchen menfchen leben oder den tod, geliikch oder vngelukche fuechen als chunftige dinkch, oder die den auflegern der trewme C3U hören mit gelauben, die välfchleich Danieli 3U gefchriben werden, vnd den loffen, die fi der heyligen 3welifpoten I03 haiffen, vnd der vogel gefchray oder etwas tiin vnd gelauben, wenn fi ain haws wellen machen, oder wenne fi heyraten wellen oder würc3en chlauben wellen, et3was darüber fprechen, oder wenne fi etwas luppley oder C3awbrey oder wort, da mit fi wefweren vnd die an brief oder an C3edel gefchriben fint, auf lewtt oder auf viech legen, e3 wer dann der gelaub oder da3 pater nofter, oder die da gelauben den valfchen chünft^rn vnd chünfterin, die da mainen, fi chiinnen fchäwr vnd vngewiter machen. Wann alle die, die folichen wetriegern gelauben oder in ire hewfer geen oder fi in ire hewfer fueren, vmb rat vnd hilff 3U fliehen, die fchüllen wiffen, da3 fi Chrifti gelauben vnd die tawff geuelfchet haben, haiden vnd abtrün fint vnd da3 fi in den c3orn vnd räch vnd veintfehafft gotes fwärleich vnd ewichleich geuallen fint, fi werden danne mit chriftenleicher pueffe mit got wider verfünet. Wann der C3welifpot fpricht ad Romanos: >Jr e33et oder ir trinkchet oder ob ir icht anders tut, da3 tut alles in dem namen vnfers herren Ihefu ChriftiJch fiirichte, ich hab an fachevnder euch gearbaitet.< Hec A u g u f t i n u s . 10 Aber fpricht A u g u f t i n u s vber fand Paul ad Galatas: Ain lefer verfte, wie C3U groffem fchaden [19rb] der feie gehör da3 vnnüc3 wehalden der C3eit, feyd der c3welifpot dauon fprichet: >Jch füricht, da3 ich an fache vnder euch gearbeitet hab.< Vnd wie die fchrift mit groffer wirdichait vnd weftittung wirdet in der kirichen gelefen in dem 15 vmbfwayff der weit, jedoch fo fint vnfer conuent der menfchen vol, die die C3eit, wenn fy etwas weginnen wellen, von den warfager fuechen vnd nemen. Aber nii fchullen fi des chainen 3weyfel haben, oder wir haben e3 dikch gefaget vnd verpoten, da3 fi chain C3eit wehalten fchullen, wenn fi et3was an heben wellen, e3 fey gepew oder ander dingkeh, vnd fchül- 20 len chainen der tag, die man egypciacos nennet, wehalden, da3 wir die verpoten täg nennen. [Egipciaci dies] Von den tagen, wie die in die puecher chomen fint, da3 man fi etwenn darinnen vermerkehet hat, das aber nu vnd hin für chain verftantner menfehe nicht tut, wann man C3euhet ain pöfes daraus, wie 25 wol es in gut gefchehen ift vnd wellen etleich vnd ift auch wol geläwbleich, fi fein darumb in den puechern vermerkehet worden, da3 got in feinen groffen wundern, die er an den tagen geworchet hat in der alten ee mit feinem volkch vnd wefunderleichen in Egypto mit den C3ehen plagen, da mit er Pharaonen vnd die feinen flueg, ewichleich wedacht 30 würde vnd fein nicht vergeffen würde, jn der maffe wlren fi noch C3U leyden. Wenn aber man fi den hohen maiftern in Egypto aygent, wie fie vngelükch fchüllen pringen, fo fint fy mit fampt den, die daran gelauben, von der heyligen kirichen verflüchet vnd verpannet. [Notabile] Da ift auch mit flei33 3U merkchen, ob man gewiffe C3eit 35 weheldet in den dingen, die da hangen vnd chomen von natürleicher fache, als von hymelifchem einflüffe, als erc3ney nemen, die äkcher fäen, die pawm pelc3en vnd iedes dingkeh 3U feiner rechten C3eit arbaiten, da3 ift nicht aptgöttrey, aber es ift wefichtichleichen arbaiten. We85

Capitulum xliij: Μ heldet aber ainer gewiffe C3eit in den dingen, die da hangen vnd chomen von aygem vnd freyem willen, als nach chaufmann fchac3 varen, jn ainen ftreyt C3iehen oder ain weib nemen. Seid nü allain götleiches vermügen mag ein gedrukchen vnd erwegen des menfchen willen, fo mue33 5 das fein, wer in ainem folichen fürfac3 foliche dingkch vbet, da3 er gelaubet, da3 in folichen werchen etwa3 götleiches wiirchens fey, der fündet an cgweyfel todleich. Aus den leren der heyligen mag man pewärleich verften, da3 fichers vnd gewiffes wehalden der tage, der C3eit, der moneyd vnd der iar vnder10 weil ift ain aptgottrey vnd ain vngelawb, vnderweilen ift es ain chlüge wefichtichait, vnderweylen ift es ain notdürfft vnd gehorfam, als wenne man heylig C3eit wegen fchol oder hochc3eit haben oder nicht gehaben mag. Auch w£r iedem menfchen not, da3 er in folichen vällen ainen i5 weyfen priefter wefiichte, der im chönd geraten, an welichem ftaffel fölich välle todleich oder g l e i c h fünde wären. Μ Wie wol in den fpriichen der heyligen lerer offennleich gellwtert ift, da3 alles warfagen, [19ra] luppley, 3awbrey, wefweren vnd anfprechen pey dem panne der heyligen kirichen verpoten ift, jedoch da3 es chl£r20 leicher gelewtert werd, fo ift etwa3 in fragen dauon 3U reden. [Dubium] Vnd möcht ainer des erften fprechen, ob warfagen mit an rueffen der tewfel erlawbet wer. Da ift 3u antworten, als T h o m a s fpricht 2a 2e q. 95: Das man die tewfel nicht an rueffen fchiille, des fint C3W0 fache. Wann wenn man fi 25 an rueffet, das gefchicht aintweder öffenleich vnd mit offenbaren gelübden mit den tewfeln vnd gedinge, da3 ift gan3 verpoten. Wann wider ettleich fölich fprichet Yfaias capitulo 18°: >Ir habet gefprochen, wir haben gelubd dar geftrichen mit dem tod vnd haben geding mit der helle gemachet.< Da3 ift ain groffe fünde. Erpiit aber man dem tewfel ere mit 30 opphern oder mit anrüffen, da3 wir an alle maffe verfluechet. Die ander fache ift die von des fchadens wegen, der dar nach volget. Wann der tewfel mainet nicht anders wenn des menfchen fluft, vnd mit fölicher antwort, wie wol er vnderweilen etwas wares faget, fo mainet er den menfchen in ain gewonhait 3ε pringen, im 3ε gelauben, vnd damit 35 mainet er, wie er den menfchen 3U dem jungften pring in etwe, da3 wider fein hail fey. Wann Ä t h a n a f i u s leget das wort Chrifti aus Luce iiij°, da er fprach 3U ainem tewfel: >SweygeStet in deiner mitte ain weiffag auf oder ain warfager oder ainer, der da fpricht, er chiinne die trewm aufrichten, vnd weyffaget ain wunder oder ain c3aychen vnd gefchicht, als er geredet hat, vnd fpricht 3U dir, wir fchüllen gen vnd fchullen den frömden gottern, der wir nicht wiffen, nach volgen vnd fchüllen in dienen, des warfager oder trewmlär wort fcholt du nicht hören. Wann ewer got verfuechet vnd pewiret euch, ob ir in lieb habet oder nicht. < Wann es fpricht A u g u f t i n u s de ciuitate dei: Es ift nicht wunder, vnd C3awbrlr verflahen die gefichte vnd da3 geficht vahen vnd plenten, wann ir pöfe chunft ift fo verre aus gegangen, da3 fi auch Moyfi widerftrebten in den c3aichen, die er tet, wann fi verwandelten gerten in drakchen vnd da3 waffer in pluet. Auch lifet man in den haydnifchen puechern, da3 ain C3awbrSrinne Vlixi fein gefeilen verwandelt in wilde tir. [19vb] Auch lifet man von den opphern, das Archades feinem got Lieo opphert, vnd wer des opphers äffe, der ward verwandelt in ain geftalt der tyr. Aber die dingkch alle gefchahen mer mit c3awberleichem wetriegen wenn mit warhait der dinge. Da3 aber die jrrfal den wechant werden, die ir nicht wiffen, fo fchäc3en wir, da3 pilleich fey des erften 3U fagen von iren aygenfchlfften vnd von den, die fi funden haben. Die C3awbr£r fint die, die gemainchleich von vbriger pofhait wegen alfo genannt fint, die nach dem verhengen gotes die element 3U rütten, wetriiben der menfchen herc3en, die nicht veften gelawben haben in got, vnd an alles trinkchen der gifft fo töten fi allain mit vnwefichten worten. Darumb fpricht L u c a n u s : Ain herc3, da mit chainem giften ayter vergeben ift, da3 ftirbet allain von C3awbrey. Die fwarc3en chünftllr fint, von der wefweren man wlnet die toten erften, vnd wie fi chünftige dingkch fagen vnd den fragen antworten. 87

Capitulum xliij: Μ Die wäffirlSr Tint die, die die waffer an fehen vnd in ainem fchatten den tewfeln rueffen vnd die pilde ires wetriegens fehen vnd hören da etwas von in vnd mifchen die waffer mit pluet, vnd fo wänet man, fi haben die toten erchukchet. 5 Zu den dingen allen gehören die verfluchten pant der erc3ney, den die ärc3te widerfprechen, oder d a j wefweren oder die figur, die man fchreibet vnd an den halc3 hähet oder pindet; jn den dingen allen ift des tewfels chunft, die entfprungen ift aus fchelmiger gefellfchafft der menfchen mit den tewfeln. Dauon fint die dingkch alle ainem chriften 10 3e vermeyden vnd mit verfluchen aus 3ε werffen vnd 3U verdampmen. Aber die warfager nach den vogeln, die haben Friges des erften erfunden. Aber da3 die lewte mit C3aubernu33 geplendet vnd wetrogen werden, das hat Mercurius des erften erfunden. 15 Mit den vnnatürleichen dingen wirdet menfchleiche hofleichait mit tewfelifchem wetriegen wetrogen, wenn fy an fcham da3 wellen wiffen, da3 fi mit chainer chunft noch verniinfft miigen eruorfchen vnd wegreiffen. Der gewalt w'irdet darumb den vnraynen geyften gegeben, da3 fi in die vngeläwbigen gerecht machen, da3 ift, da3 fi die pöfen menfchen 20 wetriegen, die die warhait verfmähen vnd gelawben der luge vnd die nach der vrtail Pauli die gefunten lere nicht auf nemen vnd die ir hören von der warhait wenden vnd cheren fich 3U fag mären befwiret mit fiinden; die werden gefueret von manigerlay wegir, fi lernen allec3eit vnd chömen doch nymmer 3U der chiinft der warhait. Vnd als Iampnes 25 vnd Mambres fich fec3ten wider Moyfem, alfo widerftreben die der warhait, wann fi fint verrukcht menfchen des gemiites, nicht früm gen dem gelauben vnd chomen nicht verrer; jr vnweyfhait wirdet allen menfchen wechant als der vnweyfhait wechant ward. Auch fchol darvmb niemant gelauben, da3 yemant ichtes müg getün 30 mit c3awberleicher chiinft an gotes verhengen, der alle dingkch, die gefchehen, aintweder mit rechtem gerichte tiit, oder er verhenget, das er alfo gefchicht. Vnd wir dem nicht alfo, wie möchten dann die C3awbrir Pharaonis Moyfi geieiche c3aichen haben getan? Wann der warff [20ra] fein gerten auf die erden, die verwandelt fich in ainen drakchen. Nu 35 warff ir yeder fein gerten, die vercherten fich auch in drakchen; aber Aaronis gerte fras die andern gerten. Wann weder C3awbr£r noch die pöfen engel warn der drakchen fcheppher, mit den engein als mit pöfen dienern fi föliche wunder worchten. Wann in leipleichen dingen fint in allen elementen ettwas haymleicher fache der famen, wenn den C3eitlei40 che C3eit vnd würchleiche fache chiimet, fo chömen fi in c3ymleiche 88

Capitulum xliij: Ν geftalt irer maffe vnd irem ende: vnd alio haiffen die engel nicht der tyr fchepphlr, die föliches verflahen wurichen, als wenig ain akcherman der famen vnd der fat, die er f£t, fchepphlr gehayffen mag, wie wol er etwas wais darc3u 3e tiin fichtiger werch vnd hilffe vnd auch fache, da3 die dingkch wachfen vnd fich erchükchen. Was mi die akcherllwt fichtichleich tiin, da3 wurchet die natur vnfichtichleich. Alfo ift dem, das die c3awbrSr offennleich tiin, da3 wiirchen die tewfel vnfichtichleich aintweder nach rechtem gerichte gotes oder nach feinem verhengen. Aber got ift allain ain ayniger fchepphlr, der allen dingen fache vnd chrafft des wachfens vnd merens hat gegeben vnd eingefSt. Hec omnia A u g u f t i n u s 26 q.5. Ν Nu ift ainer maifterleichen frag 311 fragen, ob in dem erchükchen Samuelis Samuel felber erfchinen fey oder ain pöfer geift in feiner geftalt, vnd mag man des erften fprechen, da3 es Samuel gewefen fey, wann da3 redet die fchrifft als von feiner perfon. Wann fi nennet in meniger ftund mit aygem namen, darumb wer die fchrifft valfch vnd wer er fein nicht gewefen. Auch wir dem heyligen ain groffe vnwird wideruaren, ob der pöfe geift fo offte wir feines namens genennet worden. Auch ftet von im gefchriben Ecclefiaftici 46: »Darnach ftarb er vnd machet dem chunig wechant vnd peweifet im da3 ende feines lebens.< Auch faget er die gewiffen warhait von chiinftigen dingen von des chiiniges Saul vnd von feiner füne tod vnd wie fi den ftreyt verliefen fcholten, vnd alfo ift es der war weyffag Samuel gewefen vnd nicht der pöfe geift, >der ain lugnlr ift vnd ain vater der lugenSauli, morgen wi'rdeft du mit mir fein.< Seid nu Saul von got verworffen was vnd mit dem fewr der helle 3U peffern vnd 3U peynigen was, darumb der im erfchinen was, was ain pöfer geift, der dem felbigen fewr geaygent was. Auch der dem Sauli erfchain, lieffe fich den chunig anpiten, des der heilig Samuel nicht hette geftattet, feid got allain an C3epiten ift. Darumb ift es ain pöfer geift gewefen, der fölicher ern wegirig ift, Mathei iiij0. 89

Capitulum xliij: Ν Auch ift es Samuel gewefen, fo ift er aintweder in götleicher chrafft oder in tewflifcher chrafft erfchinen. Nicht in götleicher [20rb] chrafft. Wann alfo wer got der cjewberleichen chunft vaft günftig gewefen, da3 er Samuelem hett haiffen erfcheinen nach der C3awbr£rinn willen vnd 5 nach irem an rüffen, da3 ift gancjleich valfch vnd vnredleich. Nicht nach des tewfels chrafft oder wiirchen. Wann die c3awberleich c h u n f t hat in ir felb chain chrafft, aber die tewfel, mit den m a n fich in gelübden verpindet. Jedoch fo erfcheinen fi mer willichleich vnd ercjaigen vnd t u n ett3was, da mit fi die lewte in irem irfal wehalden vnd verheften. Jft 10 nü Samuel in cjawberleicher chrafft erfchinen, fo hat da3 mÜ33en fein, da3 in der tewfel da hin gefueret hat. Jft dem alfo, da3 ift aintweder mit feinem willen gefchehen, alfo ift er dem tewfel willig gewefen aines pöfen weriches, oder er ift genöttet von dem tewfel, da3 wer vnpilleich, wann die tewfel haben chainen gewalt vber die heyligen toten. i5 [Solucio] Die lofung. A u g u f t i n u s richtet die frag aus j n epiftola ad Felicianum, vnd fec3et er C3way wänen, der iefleiches mag weiten: da3 erfte, da3 die feie Samuelis Sauli erfchinen fey; da3 ander, da3 e3 nicht Samuel gewefen fey, f u n d e r der pÖ3 geift in der geftalt Samuelis. Daru m b ift A u g u f t i n u s 3U hören, wie der fpricht j n de ciuitate dei, vnd 20 nymet in G r a c i a n u s f ü r fich j n decretis 26 q.5 Nec m i r u m vnd fpricht er alfo: Ettleich wänen, e3 fey 3U fragen, wie die fchrifft chündet, da3 die C3awbrerin den weiffagen Samuelem erchiikchet hab 3U reden mit Säule, dem pöften chiinige, ob die c3awberleich vbung dem jrrfal der warfagenden chunft 3U aygen fey. Den mag m a n alfo antwürten, da3 da3 ganc3 ain 25 lafterwäre f ü n d e w£r, ob den Worten der hiftorij gunft verliehe« werde, alfo da3 die wort flechtleich, als der text lawtet, verftanden wurden. Wie möchte das gefchehen, da3 ain gerechter m a n von feiner gepurt vnd ain heiliger der werich feines lebens würd geejogen? Jft aber er nicht gec30gen, fo ift er des willig gewefen? Der ietweders 3U gelawben von 30 ainem gerechten m a n n e wer wider das recht. Wann die gerechtichait hett chain hilf, wer er gec30gen oder willig gewefen, vnd alfo het er wefündern Ion verloren, den er hie in dem fleifch verdienet hette, da3 mit nichte 3U hören ift. Wann wer gerechter von h i n n e n fchaydet, der weleybet gerechter. Auch ift das des Sathane wetriegnÜ33. Wann das er 35 menigern wetriegen rniig, d a r u m b erc3aiget er fich, wie er auch die gueten in feinem gewalt hab, das der c3welifpot vnder andern dingen peweyfet, da er fpricht 2° Corinthios 11°: >Er verwandelt fich in ainen engel des liechtes.< Das er im ainen irrefal machet, in dem er geeret würde, d a r u m b C3-iret er fich mit der geftalt vnd mit dem n a m e n des gerechten 90

Capitulum xliij: Ν vnd wolde damit den irrfal fin, was man den dienern gotes prediget, da3 hülffe fi nicht, feid die in feiner gewalt weren, die gerecht von hynnen fchieden. Nü wetreuget da3 ettleich, da3 er von dem tod Saulis vnd feines funes war hat gefait, vnd fchac^en, eg fey dem tewfel ain groffes dingkch, 5 ainem [20v"] den tod verfagen ee vnd er ftirbet, feid ettleiche cjaichen erfcheinen an ettleichen ee vnd fi fterben, von den gotleicher fcherm verre gefehen wirdet, vnd ift auch verr von in. Michelfmer hat der tewfel foliche erchantnÜ33, den der weiffagen fpruche wec3ewgen, wie er in englifcher maieftat hoch fey gewefen [E3echiel 28]. Von des gröffe fpri- 10 chet der c3welifpot [2a Corinthios 10]: >Oder erchennet 'ir nicht die hoch Sathane?< Was wunders ift nü das, ob er den tod des wefte, der nahent pey dem fterben was vnd von dem der fcherm gotes verre was, feid das der aines ift, da mit er wetrewget, vnd wil auch, da3 er in dem gewald gotes werd angepetet? Wann Saul wa3 des gemütes fo chrankch worden, 15 da3 er C3U der 3awbrlrinn floch, wann fünde hetten in fo gar verpöfet, da3 er C3U den lieff, die er ee verdampmet hett. Auch das ainen der text darnach vnd er lawtet icht verlaite, als ob die hyftori eytel fey vnd fey nicht als er gefchriben ftet, der tut recht, da3 er da3 merkchet, yedoch alfo da3 er da3 mit nichte für ain warhait fchäc3e, 20 funder nach dem fehen vnd nach der verftäntnu33 Saulis. Wann wie mochte der pöfe vnd verworfen ain rechte verftäntnÜ33 gehabt haben? Nu hat der fchreiber der hyftori Saulis gemüt vnd Samuelis geftalt wefchriben vnd hat geöffent, was gefehen vnd gehöret ift, vnd hat vnderwegen laffen, ob fi war oder valfch fint. Wann da der höret, in welicher 25 geftalt er erchükchet wir, da verftünd er, e3 wir Samuel, vnd der da3 verftanden hat, da3 ift der Saul, der hat e3 gefaget, als es darnach wefchriben ward. Seid aber er nicht wol verftund die fchrift, darumb petet er ain anders an wenn got vnd wlnet, es wir Samuel, vnd petet den tewfel an, da3 der Sathanas hette die frücht feines wetriegens. Wann das 30 ift fein flei33, wie er angepetet werd als got. Wer nü Samuel dem Sauli warhaftichleich erfchinen, fich hette für war der gerechte man nicht laffen an peten, der vor her geprediget hatte, e3 wer ain got an 3e peten. Vnd wie möchte der man gotes, der mit Abrahamen in feiner chuele wa3, 3u dem vergiften manne, der der hellifchen hic3e wi'rdig was, gefprochen 35 haben: Morgen wirdeft du pey mir fein? Mit den 3wain Offenbarungen hat der vnfichtig Sathanas fein liftige wehendichait offenbar gemachet, wann er lieffe fich anpeten vnder dem namen vnd der geftalt Samuelis wider das gepot vnd dem wefwlrten mann mit fünden, wie wol ain groffe vnderfchaid ift der gerechten vnd der fundlr, dem lag er, wie er 40 91

Capitulum xliij:

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mit dem gerechten Samuele chumftichleichen wefen fcholde. Da3 mag gefehen werden, ob des namen Samuelis gefwigen wirdet, wann der Saul wa3 chunftichleich des tewfels gefeile; wann er für 3U im, den er hett angepetet. Wann der tewfel, der alle C3eit verporgen ift, machet fich 5 offenbar, wenn er die dingkch in getichter geftalt e n d i g e t , die den perfonen an hangen, mit den er wetriegen wil. Hec omnia A u g u f t i n u s .

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Zu der erften wider red ift 3U fprechen, da3 geleichnÜ33 der dinge in der heyligen fchrift enc3ichleich werden genennet mit den namen der dinge, al3 gefchriben ftet jn Genefi 41°, wie Pharao fach fiben eher vnd fiben ochfen vnd ift doch da3 war, das er newr ir geleichnÜ33 fach. Vnd in der felbigen maffe als A u g u f t i n u s fpricht: Die geleichnÜ3 Samuelis, die der tewfel an fich hett genomen, werdet mit feinem namen wenant nach der maffe 3U reden vnd laitet die fchrift niem damit in valfche verftäntnÜ33. Wann die fchrift Genefis nennet die geleichnÜ33 der fiben ochfen. Aber die fchrift geit den fleiffigen ftudirSrn ain vrfache 3U fuechen ainen lawtern vnd gerechten fin aus den andern fteten der fchrifft vnd auch aus den vmbftänden gefchechner dinge. Auch ift da mit dem heiligen chain vnwi'rd gefchehen, da3 fein nam genant ward. Alfo verantwiirt die ander widerred aus Ecclefiaftico. Zu der dritten widerred fprich, da3 da3 nicht vnc3imleich ift, da3 fi tewfel etwas chümftiger dinge gewifleich fagen vnd wefunderleich die dingkch, die in nach götleicher ordenung, die vns vnbechant ift, von den heyligen engein geoffenbart werden vnd werden dikch darc3u genötet, als da3 an vil fteten der fchrifft offennbar ift. Vnd alfo ift nu an der ftat gewefen, dem Saul 3U chunden gotleiches vrtail, wann er was nicht wirdig, da3 im antwiirt wiird gegeben mit den heyligen engein oder weiffagen. Dauon redt A u g u f t i n u s vnd fpricht: Ob nu ainer fpräch vnd fraget, wi oder wenne die dingkch 3U fchiilden chömen, die die C3awbr£r warfagen, oder wie fi den chrankchen mochten den gefunt geben oder die gefunten fiech machen, vnd hetten fi nicht etwas chrafft vnd gewaltes, die hören die antwort von vns, da3 in darumbe nicht 3U gelauben ift, ob ain dingkch alfo gefch'icht, als fi da3 fagen, oder ob man fihet, da3 fi die fiechen gefunt oder die gefunten fiech machen. Wann das gefch'icht von götleichem verhengen, da3 die, die da3 hören oder fehen, pewlret werden vnd geöffent werde, weliches gelawben fi fein oder welicher andacht hinc3 got, als in Deutronomio 13° gelefen wirdet, wie Moyfes nach dem worte gotes dem volkch gepot vnd fprach: >Stet ain weiffag auf in 92

Capitulum xliij: Ο deiner mitte oder der den trewm aufleget vnd Taget von wundern vnd von c3aichen vnd gefchicht als er gefaget hat vnd fpricht C3U dir: Gen wir vnd volgen wir den fremden gottern nach, der du nicht waift, vnd diene wir in, fo hör nicht die wort des weiffagen oder des trewmlör, wann got, ewr herre, verfuechet euch, da3 offenbar werd, ob ir in lieb 5 habet oder nicht. In ganc3em ewrem henken vnd in ganc3er ewrer feie volget ewrem herren nach. Den furchtet vnd wehuetet feine gepot vnd merkchet fein red, dienet im vnd hanget im an< etc. Da wolde er, da3 man chlärleich verftünd, da3 die dingkch, die von den warfagSrn gefaget werden vnd nicht nach got, vnd ob fi gefchehen, die gefaget werden, die 10 fchol man nicht alfo auf nemen, da3 fi gefchehen von irem gepot, oder da3 fi geeret werden, als fi von in geeret werden. [21ra] Wann foliche dingk mügen an gotes gewalt nicht gefchehen. Fraget aber ainer, warumb fi got laffe gefchehen. Die fache des verfuchens hat Moyfes aus geleget, das ir lieb erchant wurde, ob fy die 3U 15 irem got haben vnd nicht pilleicher von in, wenn von dem, der allew dingkch wai3 ee vnd fi gefchehen. Hec A u g u f t i n u s . Auch fprichet T h o m a s 2a 2e q.95, das die menfchen von anegeng in fölichen c3lwberleichen dingen et3wes geminnert würden, das gefchach von gefchicht. Aber darnach, da die menfchen ir fleiffiges gemüt 3U 20 wehalden die tag C3eit, moneyd vnd die iar würden wenden vnd cheren, da würden fi wetrogen von den tewfeln, da3 fi ye mer vnd mer da mit verwikchelt würden vnd mit fchedleichen ftrikchen der jrrefal verftrikchet würden, als A u g u f t i n u s fprichet libro 2° de doctrina chriftiana etc. Hie ift 3e merkchen von dem warfagen. 25

Ο Noch ift mer C3U fagen von der verflüchten chünft des warfagens vnd von den auflegern der trewme vnd von den loffen. Ee vnd ich da3 aneuach, fo ift wol 3U fragen, in welicherlay weyfe oder maffe die tewfel chümftige dingkch fagten, oder von wannen fi da3 hetten. Da ift 3U wiffen, das A u g u f t i n u s fchreibet jn libro de natura demonum: Es ift 30 3u wiffen, da3 der tewfel natur die ift, da3 fi gar leichtleich vorgen vnd vbertreffen den fin jrdifcher geleibter dinge mit luftgeleibtem fynne vnd von der höchern erwegung des lüftigen 3ufammenlegens, fo vber winden fi an alle geleichnÜ33 nicht allain der menfchen vnd der tyr fnellen lauf, funder auch den flug der vogel an alle maffe. Mit den C3wayn dingen, 35 mit den fi wegabet fint, da3 ift mit fcharffem fynne vnd mit fneller erwegung, fo chomen fi verre für mit erchantnÜ33 vnd mit fagen, des fich die menfchen wundern von traghait wegen ires irdifchen fynnes. 93

Capitulum xliij: Ο

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Auch ift den tewfeln 311 gegangen mit der langen C3eit, in der fich ir leben verlenget, vil ain gröffere pewerung wenn den menfchen mag gefchehen in irem chürc3en leben. Mit iolichem würchen, das die natur des luftgeleibten dinges wehabet hat, fo lagen die tewfel nicht allain vil chümftiger dinge, funder fi tun auch vil dinge, vnd feid die menfchen die felbigen weder gefagen noch getiin mügen, fo fchäc3en fi, feid fi in dienen vnd götleiche ere erc3aigen, fi fein fölicher dinge w'irdig, vnd darc3U pringet fi am maiften da3 lafter der hofleichait von liebe wegen valfcher fälichait vnd irdifcher vnd c3eitleicher wxrdichait. Nu darumb feyd von dem warfagen der tewfel die frage ift, fo ift des erften 3U wiffen, da3 fi dikch vnd offt vor hin warfagen, wa3 fi tun wellen. Wann fi nemen dikche den gewalt, da3 fi feuchen mügen erwekchen vnd ein laffen vnd mügen den luft verrukchen vnd fchelmig machen vnd den vngelawbigen vnd liebhablrn irdifcher gemäche vbeltit raten, von der fiten fi ficher fein, was fi in raten, da3 fy in des willig fein. Nü raten fi in in wunderfamen vnd vnfichtigen maffen, wann mit irer wehendichait durich gen fi [21rb] menfchleich leichnam, die des nicht enphinden, vnd vermifchen fich mit iren gedänkchen mit ettleichen gepilten dingen, die fi in 3U äugen pringen, fi floffen oder wachen. Auch fagen fi vnderweylen nicht die dingkch, die fi tün, aber die fi erchennen aus natürleichen c3aichen, da3 fi gefchehen vnd wie fi müffen gefchehen, vnd die c3aichen, die nicht mügen chömen in menfchleich fynne, die fagen fi vor hin. Nu wie wol ain arc3et ain dingkch vor hin erchennet, da3 ain ander, der der chunft vngeleret ift, nicht vor hin wefehen mag, yedoch fo ift der arc3et nicht darvmb ain götleicher C3U nennen. Was Wunders ift das, ob der felbig arc3et chümftigem gefunt oder chrankchait faget von natürleicher aygenfchaft wegen, die er erchennet? Alfo erchennen die tewfel nach vergiften lüften chümftige dinkch vnd fagen auch die, wann fi wiffen des wir nicht enwiffen, wie es vmb den lüft geftalt ift vnd ob er verrukchet fey oder nicht, vnd alfo fagen fi chümftig fch£wr vnd vngewiter. Auch lernen fi vnderweilen gar leicht fchikchung vnd aygenfcheft der menfchen nicht allain nach worten, auch nach enphangen gedänkchen, wann ettleiche c3aichen werden aus der feie in den leichnam gedrukchet; dauon fagen fi vil chümftiger dinge, die den andern ain wunder fein, wann fi haben der fchikchung erchant. Nu wetriegen fi mit ganc3em flei33e 3U wetriegen vnd mit neydigem willen, wann fi frewen fich menfchleiches irrefals. Auch da3 fi icht pey den iren, die in dienen, die wag, die pürd des gewaltes verliefen, fo würchen fi das, das iren aufrueffirn die fchuld gegeben wirdet, wie wol fi wetrogen fint vnd ge-

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Capitulum xliij: Ρ logen haben. Damit mainet A u g u f t i n u s die warfager, die 'ir aufruf fer fint, wann auf die legen fi ir lug. Auch gefchicht das dikch, da$ die pofen geifte, wetrieger der menfchen vnd rawblr ires hayles vor hin fagen da3 abnemen ires dienftes vnd den val der aptgötter. Das tun fi darumbe, da3 man erchen- 5 nen fchülle, da3 fi wiffen, was in allen reichen chümftig fey vnd wie vil widerwlrtichait in miig wideruaren, das auch die wol wiffen, die die haydnifchen hyftori lefen. Nü was wunders ift das, ob der tewfel Serapis ainem feiner diener gefaget hat, das chümftig wir in chiircje, da3 die tempel mit fampt den 10 aptgöttern 3U brochen vnd geftöret würden, da3 doch die weyffagen des höchften gotes lang vor her gefaget hetten? Da3 tet der tewfel darumb, da3 er fein warfagen mit lob als ain flüchtiger hinder im lieffe. Hec omnia A u g u f t i n u s . Da fcholt du merkchen, da3 du icht aus dem fpruche A u g u f t i n i ver- 15 laitet werdeft, das er da3 wider rueffet hat libro 2° Retractationum, wie die tewfel vnderweilen gar leicht möchten gelernen, wie der menfch gefchikchet wir etc., vnd fpricht er: Jch hab das aller haymleichfte dingkch gefaget mit türftiger pewlrung mer wenn ich fcholde. Wann da3 die dingkch chömen in chüntfchaft der tewfel mit ettleichen verfüchten 20 dingen, da3 ift wiffenleich. Ob aber ettleiche [2V] 3aichen der gedänkchen aus dem leichnam werden gegeben, jn wechant vnd vns verporgen, oder ob fi wefundrew dingkch oder andrew dinkch in wefundernu33 erchennen, da3 mag aintweder mit gar fwerer vbung oder gar mit chainer von den menfchen erfunden werden. Hec A u g u f t i n u s . 25 Ρ Nu ift 3U fragen, ob c3ymleich vnd erleubleich fei, da3 man die trewm aufleg vnd daraus warfag, vnd mag man fprechen: Nicht. Wann es ftet gefchriben Leuitici 9°: >Jr fchüllet nicht warfagen vnd fchullet die trewm nicht wehaltenEwr jungen werden gefichte fehen, vnd ewr alten werden trewme trawmenAin weyffag, der ainen trawm hat, der fag inDas fehen pöfer trewme wetruebet fi enc3ichleichJch hab gefehen in dem trawm, wie mich die funne vnd der mon vnd ainlef ftern haben angepetet.< Auch lifet man von dem trawm Madianite, der den Gedeon chreftiget [Judicum 7°]. Auch wie Jude Machabeo ain gelewbleicher trawm gecjaiget ward 2° Machabeorum 15°. Von der frage wegen jft des erften 3U fehen, was der trawm fey vnd ift nicht anders, als A r if to t i l e s fpricht if de fompno et vigilia, wenn ain pildung, die gefchicht in ainem, der flechtleich fläffet, von erwegnu33 gepilter dinge. Wann es weleiben in ainem, der da fläffet, geleichnu33 vnd pildung in der dritten C3elle des haubtes, die da haiffet die C3ell der fantafey, vnd aus den werden gefachet pildung vnd geftalt in dem gemainen fynne vnd in den gelidern der euffern fynne, als des hörens vnd des fehens vnd der andern fynne, vnd alfo erfcheinet dem menfchen, da3 er fihet, höret oder greiffet, darumb da3 die feie nieffent ift geleichnÜ33 der dinge an ftat der dinge. Wann A u g u f t i n u s fprichet vber Genefim 12°: Das ift ain trawm, wenn wir die enphangen geftalt vnd die waren dinge der geftalt, die fy haben, nicht erchennen. Darumb hat Chrifto nye getrawmet. Da fint im drew dingkch 3U fagen: Da3 ain, da3 warfagen aus den trewmen ift erlewbleich in ainem valle. Da3 ander, da3 man föliches warfagens nicht von allen trewmen gewarten fchol. Da3 dritte, da3 föliches warfagen ift gar fchedleich. Da3 fint drew geflo3, in den die frage ftet. [lm] Das erft geflo3 ift da3: Warfagen, da3 gefchi'cht von trewmen, ift da3 naturleich, oder gefchicht natiirleich, da3 ift in ainem valle erlewbleich. Wann A r i f t o t i l e s fprichet: Das warfagen, da3 von trewmen gefchicht, ift nicht 3ymleich ganc3 j e verfmShen noch ganc3 3e gelauben. Daruber fpricht commentator, da3 nie chain menfch gewefen fey, dem fein trewm, die er gefehen hat, nicht etwa3 chümftiges wec3aichent haben. [21vb] Wann A r i f t o t i l e s fpricht 7° Ethicorum: Der lewnt wirdet nicht gänc3leich verloren, den vil menfchen reden. Nix fint ir vil, die fchäc3en, das die trewm et3wa3 chümftiges wedewten vnd fint auch de3 an ain warhait chömen. Dauon ift da3 der warhait geleich, da3 warfagen nach den trewmen natiirleich fey vnd in ainem valle erlewbleich. 96

Capitulum xliij: Ρ [Notabile] Da ift 3e merkchen, als man aus der lere A u g u f t i n i gec3iehen mag vber Genefim vnd auch aus A r i f t o t i l e vnd A l b e r t o , da3 trewme manigueltigen vrfprunkch haben, vnderweil von menfchleichem leichnam, vnderweilen von der feie, vnderweilen von hymelifchen geleibten dingen, vnderweilen von giiten geiften, vnderftünd von pöfen geiften. Von menfchleichen leichnamen entfpringen gemainchleich die trewme wol, wenne darinnen die fewchtichait vberflüffig ift vnd chümet in da3 gelid der fantafey, fo pildet ir die fantafey ainen aptgot, da3 ift ain pilde, da3 der fewchtichait geleich ift, vnd alfo erfcheinet dem menfchen, wie er in waffer fey oder wie er waffer trinkche. Alfo auch wen« ain chalte vnd fueffe fewchtichait von dem haubte vnder fich fleuffet, fo wSnet ain menfch, er chofte fue33er dinge. Des geleich nym von den andern drein fewchtichaiten. Wann die dem lüfte nach uolget, die haiffet fanguinea, die der erden nach volget, die haiffet melancolia, die aber dem f£wr nach volget, die haiffet colera. Wenn nü die felbig fewchtichait herfchet in menfchenleichem leibe, fo träumet dem menfchen enc3ichleich von fewr, von anc3iinden vnd von brynnen der hewfer. Wann A l b e r t u s fchreibet, wie ainem träumet, man giiffe im wallenc3 pech in den pawch, vnd da3 was doch nicht alfo, wann die fwarc3 colera wa3 vberfluffig an im, wann da er entwachet, da verlieffe er ainen groffen tail der fwarc3en fewchtichait. Wem nü dauon träumet, da3 wedewtet enc3ichleich vnd warhaftleich chünftige chrankchait, vnd von fölichen trewmen werden die arcjte vnderweyfet, wie der chrankch gefchikchet fey. Alfo ift ainer ain fangwineus, fo trawmet im, wie er in den lüften fliege. Jft aber er ain melancolicus, fo trawmet im, wie er in der erden vmb gee. Die andern trewm entfpringen von der feie, wann wes die menfchen fleiffig fint mit wedenkchen, da trawmet in enc3ichleich von. Dauon fpricht der weis Ecclefiaftis 5°: >Die trewm volgen vil fargen nachAinem vnweyfen manne ift ain eytle hoffenung vnd luge, vnd trewm erheben die vnwic3igen.< Recht als ob er fprech: Wa3 hat ainer an fynne anders wenn ain lugleiche vnd eyttle 25 hoffenung? Wann er hat chainen fin ainer fölichen vnderfchaid, das er wefte, in wew er hoffnung oder nicht fcholt haben. Wann wer lones hoffet an dienft, das ift freyleich eytel. Wann aines vndänkchnämen menfchen hoffenung 3U get als ain eys vnd als ain vberflieffendes waffer. Wann >die trewmerheben die vnweyfen.< [Sapiencie 16] In wew? Jn hochuart. Wann >ain eytler man wirdet in hochuart erhebetoraculumvifioSi legen I03 in i'r fcho3, aber fi werden von got aus gerichtete Vnd ain föliches I03 ift an im felb nicht PÖ33, als A u g u f t i n u s fprichet. Yedoch fo möchte fich da vi'rueltige fiinde verlauffen. Des erften, ob man an not 3U den loffen leuffet, wann da mit würde got angeweyet vnd verfuechet. Darnach, ob ainer in notdürfft I03 fuechet vnd tSt da3 an gotes ere vnd voricht. Wann es fchol gefchehen mit groffer wedächtnÜ33 vnd mit groffem gepet, als die c3welifpoten teten, da Mathias fchöld erwelet werden, Actuum 1°. Zu dem dritten mal, ob götleiche gepet vmb irdifche dinkch gefchehen, als A u g u f t i n u s fchreybet ad Januarium. Zu dem v'irden mal, ob in geiftleichem erwelen das aus des heiligen geiftes ordenung flieffen fchol vnd mit chainem loffe gefchehen. Darumb ftet gefchriben in Yfaia capitulo 34°: >Der heylig geift fammet fi 3U fammen vnd lie3 das I033 vnder fy.< Wie wol auch etwen die gewaltigen mit läffen erwelet würden, da3 wider rueffet A u g u f t i n u s in gl of a fuper Prouerbiorum 16, da er fpricht: Es ift nicht erlaubet, die gewaltigen mit loffen erwelen von wetriegens wegen, wie wol da3 etwenn erleubleich ift gewefen. War aber ain ehaft not, die den lewten an leg, fo mochten fi wol I03 werffen vnd mit eren, vorichten vnd andacht got an rueffen, da3 er in 3U wiffen tat, wa3 fein will vnd ir nüc3 war, als wenn groffe ächtung w£r, ob in 3u fliehen wer oder 3U weleiben, da3 die chiriche icht verlaffen würde wider feinen willen, als A u g u f t i n u s fprichet jn feinem briefe ad Honoratum. Alfo möchten fich flechte I03 vergen an all widerwlrtig auffSc3 vnd gelawben. [Dubium] Da möcht ainer fprechen, ob man von ainem toten erfragen möchte, wie es vmb in ftünd. Da fpricht T h o m a s in quolibet, er chünne nicht verften, da3 des fünde fey, die weil er doch da3 tü in götleicher lieb vnd voricht vnd enphölich auch, da3 dem götleichen gericht w£r, aber [23m] das er C3weifelt an den chümftigen leben vnd wolde da3 da mit pewlrn, da3 wir wider got vnd die kirichen. Auch wiffe, da3 alle die, die deuff oder andrew verporgnew dingkch eruorfchen wellen mit lüpplen oder mit C3awblrn, mit fchreyben oder mit anfehen der fpiegel oder in die puecher lügen oder mit kes vnd prot 104

Capitulum xliij: Τ eilen, wie vil der dinger Tint, der als vil fint, da3 ich fi nichte befchreyben mag, noch nymmer mer gelern 311 nemen, die fint all verfluchet vnd tun wider die heyligen kirichen, des du ee pewlrte fchrift gehöret haft. Τ [Dubium] Da möcht man fragen, ob funde wär, da3 man götleiche wort an dem hälfe trüg. Darc3u antwürtet T h o m a s 2a 2e q.96: Jn aller 5 fölicher fchrifft oder in allen wefweren fchol man fich vor 3wayen dingen pewären. Wann des erften fchol man wiffen, wa3 da3 fey, da3 man fprichet oder fchreybet. Wann ift es etwas, damit die teufel möchten an gerueffet werden, da3 ift öffennleich wider got vnd fein kirichen. Auch fchol man 10 chainen vnbechanten namen fchreyben noch fprechen, wann da möchte etwas vnpilleichs vnd verpotens vnder verporgen fein. Wann C r i f o f t o mus fpricht, jr fein vil, die ebrayfch namen tichten vnd fchreyben vnd pinten die den lewten an. Da3 fchol nicht fein. Auch fchol chain valfchait in der fchrift wegriffen werden, wann alfo möchte man fich 15 chainer hilffe von got verfehen, der allain ain gec3ewg ift der warhait. Da3 ander, vor dem man fich hüten fchol, ift da3, da3 den heyligen Worten chain eytel dingkch werd 3U gefueget als figur, die man caracter haiffet, an allain da3 c3aichen des chrewc3es. Auch da3 man chain hoffenung in die fchrift fec3e oder in da3 pant oder in chain ander eytel- 20 chäit, die götleiche ere vnd wirdichait nicht angehöret. Wann das wir alles aus rechter maffe vnd ift alles ee wider wäret mit A u g u f t i n i lär. Schrib aber ainer den pater nofter oder den gelawben flechtleich an ain C3edel oder grueb würc3en da mit vnd legte die auf ainen chrankchen menfchen, da3 wir an fünde. Wie leicht aber er gelaubet vnd grueb er 25 die würc3en nicht an dem oder an dem tag oder vor der funnen aufgang oder was er im föliches dinges für näm, vnd wie er des nicht tit 3U der C3eit, fo hülffe es nicht, da3 ift alles pännig vnd verdampmet. Auch wiffe, das W i l h e l m u s fpricht: Jch hab den brief fen nicht widerfprochen, an den allain die wort des ewangelij gefchriben werden, 30 aber ob ainer gelaubet, da3 fi mynner gewalt hetten, wenn fi C3U ainer andern C3eit gefchriben würden, wenn die weil vnd fi in der kirichen gelefen werden, da3 hab ich widerwäret, wann es ift ain vngelaub. Auch ob man fchribe vngewönleich namen vnd mainet, es wären die namen gotes, die niem genennen törfte, vnd figur oder caracter an den brieffen 35 gefchriben ftünde, wer den brieff pey im trSt, der ift des oder des ficher, da3 ift verfluechet vnd [23vb] pännig, vnd wir die brief fchreibet oder pey ym tret, verchauffet oder von ym geit oder fi ander lewt leret, fi wären 105

Capitulum xliij: V dann Γο ainueltig, da3 fi i'r ainuolt mochte mit recht aufgereden. Sint aber fi des ayneft vnderweifet, fo mag fi nichtes aufgereden. Auch ift 3U wiffen, da3 die pylde, die die fternfeher machen, als T h o m a s fpricht vbi fupra, verpoten vnd verpannet fint. Wann haben fi 5 icht wiirchens, da3 haben fi von den tewfeln. Des nym ain föliche lere, wann man mue33 darein fchreyben figur vnd caracter, die natürleich chain wiirchen haben vnd 3U nichte tügen. Dauon fo mueffen da gefchehen aintweder ftill gelübd mit den tewfeln oder offenwares anrueffen der tewfel. 10 Auch merkche, als T h o m a s fpricht vbi fupra, ob die wefwSrgr vnd pännlr der natern vnd andrer würem allain die wort für fy nemen vnd fehen die an vnd auch die gotes chrafft mit fampt den heyligen warten wedenkchen vnd nicht anders. Da3 ift nicht vnc3ymleich. Aber ettleich halden 3U fölichem wefwlren etwas, das nicht 3U wehalden ift, vnd alfo 15 wiirchen die tewfel, was da gefchiht vnd wefunderleich, wenn man die natern wefweret. Wann die was die erft hantraich des tewfels, da mit der menfch wetrogen ward, wann vber da3 wart des pfalmiften >Du wirdeft gen auf der Hangen vnd bafilifchken< fpricht die g l o s . Da ift 3U merkchen, da3 dikch ain dingkch nicht gelobet wirdet von der fchrifft, da3 20 doch die fchrift 3U ainer geleichnÜ33 geyt; des nym war an dem vngerechten richtir, der die pitenden witiben erhöret. Nu wie die die chinder oder die chrankchen wefweren vnd anfprechen, da mag man fprechen, titen da3 andechtig vnd früm lewt vnd fprlchen flechtleich heylige vnd rayne gepet, vnd ob fi nanten die marter 25 Chrifti vnd fein heyliges chrewc3 vnd legten ir hant auf den chrankchen, da3 w£r 3U leiden, fi t£ten es danne darnach vnd es in verpoten wir von der kirichen. Nu fchol man der dinge chaines tün, wann fi gefchehen feiten leuterleich vnd flechtleich, wann man fec3et in vil liippley 3Ü, wann ettleich wellen auf mit ainem häfenlein. 30 Ettleich gefegen vnd wefweren ain giirtel oder ainen aphel vnd andre dingkch, das alles verpoten ift.

V Auch wifs, welich die fint, die pot auf richten in mitte der kirichen vnd tün, als ob fi es ainem toten wegen, vnd haiffen in fei meff fingen vnd piten die weil räche vber ir veinde vnd maynen, fi fchullen defter 35 fneller fterben. Oder die fo vil oder fo vil liecht prennen vnd nicht mer oder mynner jn der oder in der lenge vnd weder lenger noch chürc3er, als ettleich prennen ain eben lenge, oder fi vmbmeffen fich oder ain pilde auf dem altar oder ainen toten von dem haubet 3U den fueffen, vnd 106

Capitulum xliij: V die mainen, wes fi got die weil piten, des werden fi geweret, vnd alio wellen fi got nöten vnd twingen vnd fec3en im ain C31I auf. Wa3 der ift, die / 2 4 m ] folichen gelauben fueren, fint all verfluechet. [Dubium] Jft aber erlawbet, hailtum an dem hals 311 tragen? D a fag ich dir, als T h o m a s fpricht 2 a 2 e q.96, j m ift vmb hailtum als vmb gefchribne heilige wort. Wann tret man fi in rechtem gelauben got 3U eren vnd den heiligen, der hailtum fi fint, vnd vneret fich nicht daran, fo ift es c3imleich. WSnet aber ainer, der pewtel miifte guidein oder filbrein oder von dreyen ekken fein, oder wa3 er nu föliches für η Im, fo wer fein tragen eytel vnd nicht erlaubet. Da3 nym auch von den, die heylige wort pey in tragen, die mügen da3 leicht verhiipphen, da fi da mit in fünde chömen, als ee dauon gefaget ift. Wann C r i f o f t o m u s fpricht vber Matheum: Etleich tragen ainen tail des ewangelij gefchriben an dem hälfe. Sag mir, wirdet da3 ewangelij nicht tägleich in der kirichen gelefen vnd von den lewten gehöret? Den nu die ewangelij in die oren geleget werden vnd pringen in nicht frürn, wie mügen fi dem gehelffen, wenn er fi an dem halffe trayt? Darnach fage mir, wa ift die chrafft des ewangelij? Weder ift fy in der fchrifft oder in verftäntnÜ33 des fynnes. Jft fi in der fchrift der puechftaben, fo werden fi wol an den hals gehangen. Jft fi aber in dem verften des fynnes, fo fint fi nüc3er, man trag fi in dem herc3en wenn an dem hal33. Hec C r i f o f t o m u s .

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[Dubium] Noch möcht ainer fprechen: Man ftraffet fer, da3 man C3aichen weheldet chümftiger dinge. Nü ift da3 war gewiffen, wenn man jagen wil vnd entgegent ain geiftleicher man den j l g l r n des erften, da3 in des tages eriagen frömde ift. 25 Auch ift da3 wiffenleich: Wem die fchaben die hofen freffen, da3 im vngelukch darnach 3U ftet. Auch fint i'r uil an die warhait chömen, wenn fy etwa3 angeuanget haben an gewiffen tagen, als an dem montag, da3 in da3 nicht gelukchet hat vnd vbel geraten hat. Nu ift da3 pilleich 3U halden, des meniger der 30 alten an ganc3 pewlrung chömen fint. D a wider ift A u g u f t i n u s 2° de doctrina chriftiana capitulo 20, da er leret in fchöner lere: Was man fölicher ding weheldet, die gehören C3U ettleichen gelübden, die mit den tewfeln gefchehen fint. Die lofung. Wenn föliche ding wehalden werden als 3aichen chümf- 35 tiger dinge, fo werden fi aintweder wehalden als fache fölicher 3uchünfft oder allain als c3aichen. Sind es fache, fo ift 3U merkchen, ob es mug ain ware fache fein aines 3U chümftigen dinges oder nicht. Jft es ain ware fache, fo ift des nicht fünde, da3 man föliche dingkch weheldet, als wenn 107

Capitulum xliij: V wir fehen ainen nebligen lufft, fo verfehen wir vns, es werd regen oder fewchten. Mügen aber w'ir chain fache gemerkchen vnd fprechen doch, da3 dingkch wedewtet ainen fterben oder tewrung oder etwa3 anders, als wenn wir die alfter oder ander vogel hören godern oder wenn fich die 5 kac3en wafchen mit den tac3en vber die äugen, fo fprechen wir, vns körnen gefte. Seyd die vnd ander fölich wedewtung chainen auffac3 von got haben, darumb fprechen die heyligen lerer, da3 föliches wehalden der c3aichen fey von menfchleicher [24rb] eytelchait her chömen mit hilffe tewflifcher pöfhait, die fich des f£r frewen, wenn fi die menfchen 10 mügen verflechten in irrefal vnd in eytelchait. Darumb, feyd da3 chain fache mag gehaben, da3 ainem vngelukch dauon chöm, ob im die fchaben die hofen freffen, darumb fo ift offenbar, da3 ain fölicher gelaub verfluechet ift. Darvmb verfpottet K a t h o ainen, dem die fchaben die hofen freffen vnd der jm das 3U chümftigem 15 vngelukch fchäc3et vnd fprach: Da ift nicht wunder, ob die fchaben die hofen 3u nagen. Nuegen aber die hofen die fchaben oder wurden die fchaben von den hofen genagen, da3 wer ain wunder. Des geleich ift da3: Ettleich gelauben, wenn rlphuener 3U den häwfern fliegen oder in die ftädel, da3 wedewt f£wr oder andrew vbel, vnd wellen nicht wedenkchen, 20 da3 fi der hunger oder etwas anders villeicht darc3u nötet, den wär da3 pilleich ain wunder, ob die ftädel in die rlphuener fliigen.

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Auch ift da3 gar ain teufelifcher irrfal, die da3 gelükchleicher fchäc3en, ob in ain lay entgegent oder - ob ich es gefprechen tar - ain mütertochter, ee wenn ob in ain geiftleicher man, als ain munich oder ain prüder, des erften entgegen chim. Auch fchäc3en fi, ain wolff pring mer gelukches wenn ain hafs. Ο wie fchämleich chriften die fint, die mer gelukches mainen 3U haben von ainer fwachen fünderinne wenn von ainem fäligem münich oder priefter, der erft von dem altar ift gegangen oder 3U dem altar wil gen! Wirleich, da3 wart fprach Chriftus: >Si fint pöfer wenn die aptgöttreyerDie valfchen weiffagen die warfagen in meinem namen, ich hab fi nicht gefant, jch hab mit in nicht geredet, fi weyffagen euch ain lügleiches fehen vnd ain wetriegleiches warfagen ires herc3en.< Hec ibi. So ift das nicht ain vermainfamptes ding: Liegen, wetriegen vnd irrefal w'irdet tewr gechauft von warfagerinn vnd cjaubrlrinne von den, die den haubt fweren haben oder der äugen, der C3ende oder der andern gelider. Aber die warhait der heyligen fchrift, die den ganc3en menfchen innen vnd auffen haylet vnd vmb fuft gegeben w'irdet, die w'irdet verfmächet.

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Wider die redet A u g u f t i n u s libro 7° Omeliarum omelia 64a vnd fpricht: Jr aller liebften briider, ir wiffet, da3 alle menfchen den gefunt des leibes fuechen, vnd wie wol gefunt des leichnams gut ift, yedoch fo 25 ift der fei gefunt vil peffer. Dauon fchullen all chriften alle C3eit wefunder piten, da3 in got gefunt der feie verleich nach feiner gütichait. Es ift auch 3e piten vmb gefunt des leichnams, aber 3wiueltichleich vnd manigueltichleich ift C3U piten vmb gefunt der feie. Auch pringet das chlainen fchaden, ob da3 fleifch chrank ift in der werlt, da3 die fei gefunte in 30 den hymel var. Wann wer allain fleiffig ift, wie das fleifch gefunt fey, der w'irdet den tyeren vnd dem viech geleich. Jr fint vil, das gar pos ift. Werden fi nach dem fleifche chrankch, fo gewynnen fi fmerc3en an dem herc3en, fint aber fi an der feie chrankch vnd fterben auch nach der feie, des enphinden fi nicht, noch haben chain leiden darumb an dem her- 35 C3en, vnd wenne fi des fleifches chrankch fint, fo lauffen fi C3U der kirichen vnd vodern da pey erc3ney von der parmherc3ichait Chrifti. Aber ir ift vil, das mit iamer 3U reden ift, die in ainer ieden chrankchait 109

Capitulum xliij: X

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lüppllr vnd C3awbr£r fuechen vnd die warfager fragen, nach anfprechlrn fenden, tewflifch C3edel mit figuren vnd cjaichen gefchriben hahen fi an den hals vnd nemen vnderweylen föliche pant von miinichen vnd von phaffen, aber die Tint weder miinich noch phaffen, aber fi Tint des tewfels helffer. Nu fehet, i'r liebften briider, jch wefwir auch euch, ob euch fölichew dingkch von münichen oder von phaffen geraichet wurden, der nemet nicht. Wann es ift chain erc3ney Chrifti in jn, aber die gift des tewfels, wann der leichnam wirdet dauon nicht gefunt, aber die vnfilig feie wirdet mit dem fwert des tewfels getöttet. Auch würd euch gefaget, da3 die brieffe mit heiligen gueten worten gefchriben wlren, fo fchol doch niem gelauben, da3 fi im chümftigen [24rb] gefunt pringen, vnd ob ettleich dauon ettefwenne w6ren gefunt worden, die wiffen, das es des tewfels liftichait machet. Wann der wenymet vnderweylen dem fleifch fein chrankchait, darumb da3 er die feie im getötet hat. Wann der tewfel wegeret nicht als vaft wie er den leichnam tötte, als vaft vnd er wegeret wie er die feie tötte. Darvmb wirdet im verhenget vnfer fleifch mit chrankchait 3U flahen, da3 wir da mit pewiret werden, vnd wenn wir im nach hengen, fo vbet er vns darc3u, da3 wir nach ainer lupplirinn fenden, damit fo tötet er dann die armen feie. Dauon fo w§net man, es wiirchen die pant vnd brieff, wann wenn der tewfel die fei geuangen vnd geflagen hat mit C3awberey, fo höret er auf da3 fleifch 3U flahen. Wer nii föliche pant machet vnd priefe oder pitet, da3 man fi mache, oder gunft vnd willen darc3u geit, der wirdet ain ganc3er hayden, vnd tut er nicht würdige pueffe, fo mag er der ewigen pen nicht entrinnen. Darumb, 'ir prueder, fuechet den gefunt von got, der die ware erc3ney ift, lauffet 3U der kirichen, falbet euch mit den prieftern mit dem gefegenten öl, enphahet darnach den leichnam Chrifti vnd tut i'r das, fo nemet ir nicht allain den gefunt des leichnams, funder auch den gefunt der feie. Ir liebften, merkchen wir mit wefichtigem gemüt vnfre werich, da3 in vns icht haymleich chrieche der pöfe geift, da3 er vns icht vnder ainer geftalt der gütichait wetriege, fo er vns öffenleich nicht wetriegen mag. Wann er hat tawfentueltig lifte 3U wetriegen menfchleiches geflächte, wann der C3welifpot fpricht: >W'ir wiffen fein lifte wol.< Söliche dingkch ftraffet Chriftus an den gleichfnirn, da er fprach Mathei 24°: >Si machen "irew haubtpant weyt vnd machen ir fewm gro33.< Es ift peffer, das wort gotes in dem herc3en wehalden wenn das gefchriben ewangelij an dem hals hahen. Wann von fölichen fprichet der pfalmift: >Die fich naygen in die pant, die pringet der herre für mit den, die pofhait würchen.< Aber von den frümen fprichet Chriftus: >Silig fint die, die raines herc3en fint, wann die fehen got.< Wann da3 ift die ewig filichait vnd die 110

Capitulum xliij: X fSlig ewichait, Chriftum mit feinen heiligen in der ewigen glorij ewichleichen fehen vnd an alles aufhören der ftymme loben, da3 an vns eruollet werd da3 wort des pfalmiften: >Got der gotter wi'rdet gefehen in SyonSSlig fint die, herre, die in deinem hawfe wonen, die loben dich ymmer vnd ewichleich.< Hec omnia A u - 5 guftinus. Nii ift 3U merkchen, da3 die C3awbrSrinn, die die lewte anfprechen für den haubt oder äugen fweren oder die in auf wellen, die wellen iren irrefal da mit wedekchen, fo fi fprechen: Ο herre, wes ftraffet ir mich darumb, feid ich das newr mit guten worten tu? Nii fuegen fich die 10 andern mit guten worten 3U got, fchol ich danne mit guten worten [25ra] von got geflagen werden? Hör mich, du C3awbrerinn, ob dir föliche wort icht pilleicher den fluch pringen wenn den fegen, wann fi fint vol lugen, wenn du alfo fpricheft: Vnfer herre got fas vor der kirichtür. 15 Da gieng fein muter Maria fur. Si fprach: Trawt fun vnd lieber herr, we3 trawreft du nü hewt fo fer? Er fprach: Vil liebe muter mein, von nöten mue33 ich trawrig fein. 20 Mir tut we mein eilendes haubet vnd pin der finn vil nach weraubet. Nu wer hett das gelaubet, da3 mir da3 fo gar niem gelaubet? Si fprach: Des fchol wol werden rat, 25 feit m'irs dein munt gefaget hat. Was wild du mir darumb geben, ich mach dir pas mit ainem fegen? Er fprach: Jch gib dir himel vnd erd, da3 mir newr pa3 vnd leichter werd. 30 Da fegent fi in mit irer hant, gar paid die chrankchait fein verfwant. Nii merkchet, ir lieben chriften, wie ain irrefal der ift. Chriftus, der in aygenfchaft feiner natur ewichleich nicht mochte fein chrankch worden, dem hat das haubet we getan vnd fein creatur hat im geholffen vnd ift 35 nach der pöfen wichtinn vngelauben gewaldiger gewefen wenn der fcheppher. Nu ftet alfo von im gefchriben: Er hailet all dein chrankchait. Wie mochte er danne die feinen gehailet haben an feiner müter hilfe? WSrleich, die pöfen hewtte fint daran den juden geleich, die da mit 111

Capitulum xliij: X fchalle fchrieren: >Er hat die andern fllig gemachet vnd mag fich felb nicht filig machen. < Da müft du noch aines hören von ainer C3awbrlrinn, die was C311 meinen C3eiten dac3 Newnkirichen pey der Newnftat. Da was ain gelewffe C311 5 als C3U ainem hailtum vnd gelawbten mächtig lewt an fi, die nicht wol C3U nennen fint. Zu der chäm ainer meiner pharrmanne, dem was merkchleiche fluft gefchehen. Er gab ir fein hab, fi verfprach im fein hab wider 3U pringen vnd gab im ainen brief, nach dem fchölde er fich richten. Wer fror den er? Da er haym chöm, da lie33 er im den brief 10 lefen. Da ward in fein gewiffen leren, wie da3 ain gefpötte wir vnd wolde dem brieff nicht nach chömen. Der chom an mich vnd lawtet alfo: Tür, ich wende dich, deup, ich pinde dich. Mit dem wort, da3 got felber gefprochen hat, 15 da3 alle tiir fein verfloffen vnd verfpart vnd alle törr, da3 die fein verfloffen vnd verflagen, fam da got verflagen wart, da er an da3 heilig chrewc3e trat. 20 Des helfen mir die heiligen fünf wunden, da3 du feift, deup, 3U gepunden. Des helffe mir der heilig Chrift, der 3u Bethlehem geporn ift. Vnd fpriche danne fünf pater nofter. Darnach fpynne ain weib fünff 25 vädem, der fchol fi nicht nec3en, vnd tü da3 auf dem drifchfchufel, vber da3 der deup getreten ift vnd vnder der tür, dar durich der deup gegangen ift, vnd eher die fue33e in den gemach, aus dem er die deuff getragen hat, vnd mache aus den fünf vädem ain tacht vnd ain liecht vnd meffe da3 von den ellpogen in die hant hinc3 an den vngenanten vinger vnc3 30 an da3 voder gelid. Vnd mach daraus fünf liecht vnd prenne alle tag aines vnd fprech von erften ainen gelauben vnd [25rb] darnach pater nofter als vil fi der gefprechen mag, die weil das liecht prinnet, vnd wenn aines verprinnet, fo fpreche darnach: Lieber fand Chriftoff, nu gewer 35 durich deiner heiligen hoffenung er, da3 mir da3 menfeh geöffent werd, in aller der geplr, als es in mittem tag mit gurtel vmbuangen wir. Got grue33 dich, tod, ich pitt dich, 112

Capitulum xliij: X da3 du mir leicheft deiner dekche, da3 ich dem deub feinen adem vnd fein C3ungen erftekche. Als wenig ich wais, ob du feift weib oder man, als wenig fchol der deup meiner hab werden an, des helffe mir der pan, 5 den got vber di toten hat getan. Vnd fpreche dann drey pater nofter vnd drew aue maria, vnd gebe die niem vnd neme darnach der erden vnder der tür, dar durich der deup ift aufgegangen, vnd fchiite die in den tiirangel vnd eher die tür dreyftünd vmbe vnd fprech die erften wort: Tür, ich wende dich, deup, ich pinde 10 dich mit dem wort etc. Vnd wenn das gefchehen ift, fo mag der deup nichtes dauon pringen. Da pey mügen die frümen Chriften merkchen vnd verften, wie gar fy des tewfels mit hawt vnd mit har fint, die fölicher C3awbernüffe phlegen, vnd die mit fampt, die an fi gelauben. 15 Jft da3 auch nicht ain vnfynniger fynn, da3 die pöfen weib gelauben, wenn fi ainen toten ain ebenlenge prennen, fo fey er ledig von aller pen? Recht als ob fi got nöten wellen parmherc3ichait 3e tün, vnd w£r da3 war, fo wer die ganc3e kirich in irrefal, die als lange vnd fi ftet vnd weret vmb die geleubigen toten pitet. Nü fag, du alte tewflin, wer des töten feie 20 in der helle, wa3 hulffe fi da3, ob du alles da3 wachs, 61, vnflit vnd fmalc3 verprenneft, da3 in aller werlt ift? Oder w£r der fei 3U helffen, gefchäch da3 nicht pas mit flechten vnd vngemeffen Hechten wenn mit deiner gaukehley? Auch wellen ettleich mit vngeordentem peten vnd vaften got vber- 25 winden vnd nöten, da3 er fi tailhäftig mache feiner haimleichait, vnd da3 gSt alfo 3u: Ettleich fint, die ander lewt leren vnd fprechen: Sprich alle tag ain föliches gepet oder vafte die tag oder die, fo wirdeft du deines todes geinnert dreyer tag vor deinem ende. Da wider ift das wort Chrifti, da er fprach: >Dauon fo wachet, wann ir wiffet weder ftund noch tag.< 30 Nym war, es fint in ainer nacht vir ftünde vnd pift doch in der chainer ficher vor der c3Üchumft des todes, michelfmer waift du des nicht in allem deinem leben. Vnd weffeft du, da3 du dreiffig jar leben fchöldeft, du gedSchteft villeicht: Ich wil die C3ehen iar wol leben vnd wil die andern 3wainc3ig 35 jar in rewigem iamer leben, vnd alfo chem er villeicht auf das lefte iar vnd machet im all fein C3eit vnnüc3, da3 er 3U dem jüngften l£r aller güten werich in die helle für. Wild aber du ie deinen tod dreyer tage vor wiffen, ge gen Wienn vnd ftil da, fo vahent dich die fchergen in den karcher, vnd wenne man dir 40 113

Capitulum xliij: Ζ gotes leichnam geit, fo pift du an dem dritten tag des [25ra] galgen gewis. ..Sölicher gaukel ift nach meinem trewen rat 311 vermeiden, wann die heylig kirich ift glnc3leich da wider, als du das ee gehöret haft. Ζ Das ich der materij ain ende geb, fo ift 3U merkchen, wie die 5 fwarc3en chunftllr, warfager, C3awbrir vnd lupllr verfpottet werden virueltichleich. Des erften von den teufein, von den fi enc3ichleichen wetrogen werden mit irer lugleichen liftichait. Des geit vns ain lere der ander pabft des namen S i l u e f t e r , der des 10 erften Gerebertus genent was. Der was des erften ain münich dac3 Florenc3, der trat ab vnd ergab fich des tewfels chunft, vnd als verre, da3 er fich dem tewfel aygent vnd für aygen gab, alfo ob im alle dingkch 3U willen giengen. Nu half im der teufel, da3 er ain bifchof ward 3U Remel in der ftat vnd darnach 3U Rauenn vnd darnach pabft. Da fraget er den 15 tewfel, wie lange er in der päbftey lebet. Der gab im antwurt, als lang vnd er nicht 3U Jerufalem funge. Darnach fueget fich, da3 er C3U Rom fang an ainer ftat, die hie33 Jerufalem vnd ift in Latron. Da verftünd er von dem groffen fawfe der tewfel, da3 er fterben miifte. Da fewftet er in pitterchait, vnd wie wol er der höchfte in fünden was, yedoch verc3aget 20 er nicht. Aber er wechant vor allem volkch fein fiinde vnd fchikchet, da3 man feinen leichnam von gelid 3U gelid ftükchet vnd taylet, mit den er die tewfel hett angepetet vnd geeret. Vnd hieffe den toten ftokch auf ainen garren legen, vnd wa in das viech hin C3Üg, da fchold man in wegraben. Nü gab got ain groffes c3aichen feiner angepornen parm25 herc3ichait da mit, da3 da3 viech den toten ftokch C3ugen in die kirichen 3U Latron, da ward er wegraben. Der ward fchämleich von den tewfeln verfpottet, wie wol er in ee mit flei33 gedienet hett. Des geleich vindet man gar vil von bifchöfen vnd andern lewten, den die tewfel irer frewntleichen dienft gar vbel gelonet haben. Von dem Ion 30 fprichet der weyfe Ecclefiaftici 13°: >Smuc3ender geit er d'ir ain hoffenung, er faget dir alle gute dingkch vnd fpricht: We3 wedarfft du?< Recht als ob er fpr£ch: Er geit dir hoffenung mit gewiffer red vnd gelübd. Wann er verhaiffet dir gar vil. Recht als der Saul dem Dauid tet 1° Regum 18, wann er fprach 3U im: >S'ich, mein tochter Michol, ich gib dir 35 fi 3u ainem weib, bis newr ain gerechter man vnd vichte die ftreyte des herren.< Aber das verfmähet er gegen feinen dienern vnd fprach 3U in: >Mein hant ift nicht mit im, aber die hant der haiden wirdet über in.< Von den fprichet der pfalmift: >1r rede fint linder wenn das öl, aber fi fint gefchos.< 114

Capitulum xliij: Ζ

Si werden auch verfpottet von den menfchen. Als nicht hundert jare fint, da3 ain gelerter fich vmb die tewfelifchen chunft an nam vnd fchraib die, dem erfchain der tewfel vnd verhieffe im, er wolde in chünig 3U Engelland machen vnd wiird als gewaltichleich in dem chiinigreich reyten, als Edwardus, Hainrici fun, geriten [25vb] hette. Der ward darnach in ainer groffen ftat, die haiffet Northamentena, da groffe herfchaft da was, an den galgen gefueret vnd Voigten im nach die groften herren des landes vnd traib fein herfchaft als lang vnd fich da3 gepayn an dem galgen wider einander flug. Die herfchaft hett im der tewfel liftichleich verhaiffen. Was der fint, die mügen wol mit dem pfalmiften fprechen: >Du haft vns vnfern nachgepawren ain lafter gemachet vnd ain verflachen vnd verfpotten allen den, die vmb vns fint.< Auch haben wir des ain fchrift 3° Regum 18 vnd ain ebenpilde, wie Helyas die weyffagen Baal verfpottet vnd fprach: >Schreyet mit groffer ftymme, ewr got redet vil leicht mit ainem andern, oder er ift in dem müfhaws oder an dem wege, oder er fleffet vielleicht^ Auch an allen 3weyfel werden fi von den guten engein verfpottet, die fich des nicht fchamen, das fi fich den pofen geiften vndertänig machen. Alfo ward der cjawbrlr Balaam von ainem engel verfpottet, wie wol er ganc3e hoffenung in fein gotter hette, da im der mit ainem verc30gen fwerte entgegen chom vnd die eflinn redhaft machet, die er rayt, vnd wa er fluchen wolde, da miift er wol fprechen, Numeri 22°. Zu dem jungften, da3 das aller fwäreft ift, fo werden fi von got verfpottet, als der pfalmift fpricht: >Vnd du, herre, verfpotteft fy vnd pringeft alle haiden 3U nichteJch pins, nicht furchtet euch.< Da fpricht die g l o s : Jch pins, der euch in allen nöten vnd gepreften väterleichen pey wefte vnd mag nymmer von euch gefein, wenn i'r mich an rueffet. Darumb 10 fpricht Yfaias: >W£r hat den herren angerueffet vnd ift verlaffen?< Da ift C3U merkchen, das nach C3wiueltiger hoffenung 3wyueltiges anpeten ift. Wann aine ift ain hoffenung des hailes, vnd die ift alain in got 3u fec3en. Darumb wirdet er allain götleich angepetet vnd fein antliic3 vnd der war leichnam vnd doch allain nach dem verainen mit der got15 hait. Die ander ift ain hoffenung der hilffe, die man mag haben in der wirdigiften creatur, da3 ift in der wirdigen Junchfrawen Maria. Darumb fo wirdet fi nicht götleich aber vberwirdichleich an gepetet. Auch mag man die hoffenung fec3en in die heyligen, die vns als wir hoffen mügen gehelfen, vnd das ift ain flechter dienft, damit ain heylig geeret wirdet, 20 wann in den peden wirdet got hin dan vnd für gefec3et. Mit der auflegung werden die kec3er verdampmet, die mit iren pofen raten die menfchen C3iehen, da [26ra] von das fi die heyligen nicht eren, die verdampleich fprechen, da3 man weder Maria noch chainen heiligen fchull ane rueffen, wann vns mug in nichte von in geholffen werden, 25 feid got allain genad gegeben müg. Das hab ich gar vaft wider triben mit der fchrifft in dem dritten tail. Wann wie wol got allain ain wurchleich fach ift der genaden, fo fint es doch Maria vnd die heyligen dienftleich. Auch leftern vns die juden aus der auflegung vnd fprechen, wir fein aptgottreyer wider die fchrifft: >Du fcholt dir chain pilde machen vnd 30 pete auch nicht an.< Das hab ich auch widerredet in dem dritten tail, wann wir peten das pild nicht an, darnach vnd es ain gemaltes dingkch ift, aber darnach vnd es aines dinges 3aichen ift. Wann fpricht der jud: Seyd die alt ee ain figur der newen ift vnd die alt ee nicht pilde hat gehabet, darumb wer pilleich, ir hette auch die 35 newe ee nicht. Da fcholden fi verften, das dannoch got nicht menfch was worden. Darumb fchold er weder pild noch figur haben. 116

Capitulum xliiij: Β Sprechen fi danne, es wer in der newen ee nyndert gefchriben, darumb fo hetten es die menfchen getichtet. Da mag man fprechen, das die pilde von den c^welifpoten vnd von got aufgefec3et fint. Wann A u g u f t i n u s fchreibet jn de ciuitate dei, das Chriftus auf fein aygen antluc3 hat ain tuch geleget vnd drukchet fein 5 antluc3 darein vnd fände das dem chünig Abagaro. Alfo hat der heylig Lucas Chrifti vnd der Junchfrawen Marie pild abgemalet, die pede man dac3 Rom heldet. Nu fint die pilde von dreyer fache wegen erfunden. Des erften von der rudifchen lewte wegen, wann wes fi in den pü- 10 ehern nicht lefen chunnen, da3 lefen fi an den wenden, wann gemäld ift der layen fchrift vnd puecher. Auch von träger wegir wegen. Wann mag ainen hören nicht erwegen, fo wurchet es villeicht dac3 fehen. Auch von chrankcher gedächtnÜ33, als ob ainem gehörte dingkeh 15 enphielen, als dikche gefchicht, was 3U ainem oren ein get, da3 fleuhet 3U dem andern wider aus. Das er doch die gefehen wehalde vnd wefunderleich die gemalten dingkeh von den heyligen etc. Β Da ift etwas von der hoffenung 3U merkchen. Hoffenung ift 3wyueltig: Aine ift 3U fchelten, die ander 3U loben. 20 Die 3U fchelten ift virueltig. Die erfte ift verfluchet, wann die laydiget got mit vbrigem getrawen feiner parmherc3ichait. Da von fpricht B e r n h a r d u s jn fermone: Es ift ain vnfäliges getrawen, das nicht anders wegreiffet wenn den fluch, wenn wir in der hoffenunge funden. Wann ain folicher fundet in die 25 giitichait gotes wider Paulum ad Romanos 2°, da er die merkchleich ftraffet, die darumb funden, da3 in got fo gütig ift vnd ir C3U pefferung fo lang wartet. Die ander ift ain tiirrärinn, fo ainer hoffet ain dinkch 3U tun, da3 all fein chreffte vbertriffet, als wenn im ainer fiirfec3et: Auf die C3eit wil ich 30 mich wecheren; jeh wil noch als lang der wold dienen. Dauon fprichet der [26rb] weyfe Ecclefiaftici 29: >Die fchalchaftigeft hoffenung hat vil menfchen getottet.< Wie mag ich das verfprechen oder hoffen C3U tun, des ich ain ftund nicht ficher pin? Die dritte ift eytel, wenne ich mein hoffenung fec3e in die gefchepht, 35 die allain in den fchepher C3U fec3en ift. Die fint die, als Yfaias fprichet, die ir hoffenung in nichte fec3en. 117

Capitulum xliiij: C

Die v'frd ift lugleich vnd valfch, wenn ainer das hoffet, das nicht chumftig ift. Als wenn im ainer ain langes leben verhaiffet, der villeicht des tages ftirbet, als der tor tet Luce 12°, der fein ftadel weyter machet etc. Darumb fprachen folich hoffer Yfaie 29°: >Wir haben lug vnfer hoffenung gefec3et.< [Spes lauda!] Das aber die hoffenung lobleich werd, das wurchen drew dinkch. Das erfte, das fi allain in got gefec3et werd. Darumb ftet Hefter gefchriben: >Herr, erhor allain der ftymme, die chain ander hoffenung haben. < Das ander, das fo dienftleich fey, das er pilleich gehoffen miige. B e r n h a r d u s fuper Cantica: Das ift der kirichen gancj troft, feyd fy nicht allain wais, wes fi payten fchol, funder wais auch fi damit, warvmb fi pilleich hoffenung haben fchol. Das dritt, ob ain menfch in leyden vnd in triibfal weitet vnd nicht ablät, funder all fein chrafft ercjayget. Alfο hoffet der Job, da er fprach capitulo 13°: >Vnd ob er mich tottet, dannoch hoffe ich in in.< C Nu ift 3u merkchen, wie die hoffenung gelobet wirdet. Wann das fy gar ain nuc3e tugent fey, peweyfet da3, das vns die fchrift fo gar offt darc3u vbet. Wann der pfalmift redet dikch dauon vnd fpricht: >Die hoffen in dich, die deinen namen erchant haben, herre.< Aber der pfalmift: >Hoff in got vnd tu die gütichait.< >Hoffe in got, fo tut er es.< >Hoffet in in alles volch.< Auch fprach Chriftus Mathei 14°: >Habet hoffenung.< Auch fprach er Johannis 17°: >Hoffet, ich hab die weit vberwunden.< Auch vbet die natur 3U der hoffenung. Wann das ift natürleich, wer chrankch ift vnd weforget den val, das er fich pey etwe heldet, dem er mag getrawn. Alfo leret naturleiche vernunfft die feie, die ir chrankchait vnd vnuermiigen erchennet, da3 fi irem fcheppher mit hoffenung anehang. Auch flliget die heilig fchrifft alle, die in got hoffen. Pfalmifta: >Sllig fint alle die, die in got hoffen.< Pfalmifta: >S§lig ift der man, der in in hoffet.< >S£lig ift der man, des hoffenung ift der nam des herren.< Salomon Prouerbiorum 16: >Wer in den herren hoffet, der ift feiig. < Yfaias capitulo 30: >Silig fint alle die, die fein warten.< WSrleich, die in den herren hoffen ainer rechten vnd chriftenleichen hoffenung, die fint feiig, wann die tun nicht anders wenn wol. Darumb fprichet der pfalmift merkchleich: >Nayge dich von dem pofen vnd tu. 118

Capitulum xliiij: D

da3 gut.< Hoffe in den herren vnd würiche gütichait, was der fint, den volget hail nach. Söliche hoffenung hanget an dem almechtigen. Yfaias capitulo 50: >Wer ift in der vinfter gegangen an liecht, der hoffe in den namen des herren vnd lame fich auf feinen got.< Recht als ob er fprech: Chain widerwSrtichait [26va] ward nie fo vinfter, fi wurd von im erleuchtet. Wann die hoffenung, die dem almechtigen an hanget, die ift ftSt vnd vefte vnd fürchtet chainen val. Dauid: >Die da hoffen in den herren fint als der perg Syon. Wer in Jerufalem wonet, der wi'rdet ewichleich nicht erweget.< Hoffenung fprichet: Der herre ift mein veftichait. Hoffenung wirffet fich in got, wann er ift nicht fo grewleich, da3 er die laffe vallen. Wann A u g u f t i n u s fpricht: Warumb fchueffe der herr fo dikch mit vns, das wir vns an in hiengen, vnd wolde er vns laffen vallen? Got ift nicht ain wetrieger, das er fich erpiet vns 3e tragen, vnd fo wir vns an in hahen, das er vns laffe vallen. Wann Paulus fpricht ad Romanos 5°: >Die hoffenung fchendet nicht.< A u g u f t i n u s : Der wi'rdet gefchendet, der gehoffet hat vnd nicht vindet, das er gefiichet hat, als dem gefchicht, der hoffet in den menfchen. Aber die hoffenung, die in got ift, die fchendet nicht, wann er wetreuget nicht vnd mag auch nicht wetrogen werden. Wann der pfalmift fprichet: >Si haben in dich gehoffet vnd fint nicht gefchendet.< Auch: >Mein got, ich hoffe in dich vnd fchame mich des nicht.< Aber: >Herre, ich han in dich gehoffet vnd wird ewichleich nicht gefchendet.< Hec A u g u f t i n u s . D Nu ift 3U merkchen, das hoffenung ift als ain paum, der an der peften ftat gepelc3et ift, wann er hanget an der götleichen gütichait. Dauon nymet er ganc3 fein fruchtperiges würichen. Wann hoffenung ift pey dem prvnnen der parmherc3ichait. Darumb fo flieffen enc3ichleich in fy die fluffe der parmherc3ichait. Dauon fpricht Dauid: >Jch hab in dein parmherc3ichait gehoffet.< Aber: >Der in got hoffet, den vmbgeit parmherc3ichait.< Aber: >Herr, dein parmherc3ichait chöm vber vns, darnach vnd wir in dich gehoffet haben.< Aber: >Die äugen des herren vber die, die in fürichten, vnd vber die, die da hoffen in fein parmherc3ichait.< Aber: >Jch hab als ain fruchtpiriger olpawm gehoffet in die parmherc3ichait. < Hoffenung ift der gefegent pawm, der fruchtig früchte pringet, wann er wirdet mit der parmherc3ichait gotes vber flüffichleich gefeuchtet. Wann Jeremias fpricht capitulo 17°: >Gefegent ift der, der in den herren 119

Capitulum xliiij: Ε

hoffet. Der wirdet als ain holc3, da3 gepelc3et wirdet auf die waffer, das fein wiirc3en weitet nach der feuchtichait vnd furichtet fich nicht, wenne die hic3e chümet.< Des geleich fpricht auch der pfalmift. Ε

Hoffenung ift 3U loben, wann ir würchen ift manigueltig. Da3 erfte ift ficherhait. Dauid: >Jch hoffe in den herren vnd furichte nicht, was mir der herre tüt.< Wann der ift pilleich ficher, der in got hoffet. Wann als der Dauid fpricht: >Er ift ain wefchermer aller der, die in in hoffen.< Darumb fpricht auch er: >Der herr ift ain wefchermer meines lebens, vor den ich erpidem.< Wann der herre ift den allenthalben ain mawr, die in jn hoffen. Wann Dauid fprichet: >Der herre ift in dem vmbegang feines volkches.< Der herre ift der fterkcheft turn. Wann Salomon fpricht Prouerbiorum 18: >Der fterkcheft turn ift der nam des herren, C3U dem fleuhet [26vb] der gerecht vnd wi'rdet erhöchet.< Der nam gotes ift der gotes fun, die mawr ift die chrafft der gothait, der graben vor der mawr ift fein menfchait, die fint alle drew der fcherm, da mit wir verfichert werden. Die drew wegreiffet Yfaias capitulo 26°, da er fprichet: >Die ftat vnfer fterkche ift Syon; der hayler wirdet in fy gefec3et die mawr vnd die vor mawr. Tut die porten auf, da3 da3 gerechte volkch darein ge, da3 die warhait wehuetet.< Auch verdienet die hoffenung verft^ntnüfs vnd gotes hilffe. Wann Salomon fpricht Sapiencie 3°: >Die da hoffen, die verften die warhait.< Wann wa fich ain folicher hin wendet, als der felbig Salomon fpricht Prouerbiorum 17°, da vernymet er weyfleich. Wann er vernymet, das widerwärtige dingkch den 3U nüc3e chomen, die got lieb haben vnd in in hoffen. Von feiner hilffe fpricht der pfalmift: >Mein herc3 hat in in ge hoffet vnd mir ift geholffen.< Auch erlöfet die hoffenung von ängften vnd von trübfal, das Sufanna leret Danielis 13°, die waynundew gen hymel fach, wann "ir herc3e hett hoffnung in got. Auch fpricht der pfalmift: >Vnfer väter haben in dich gehoffet, vnd du haft fi erlofet.< Oder fi erlofet mit geduld; da3 erlöfen ift das peft. Wann G r e g o r i u s fprichet: Da3 ift das peft erlöfen, wenn hoffenung gedulde geyt. Hoffenung machet, das gedultichleich getragen wirdet die piirde des gegenwiirtigen iamers. Dauon ftet gefchriben Genefis 49°: >Yfachar, ain ftarkcher efel, der fahe die rue, das fi gut was, vnd das erdreich, das es 120

Capitulum xliiij: F

das pefte was; er vnder leget die achfel 311 tragen.< Auch fach ain miiter fiben irer fün auf ain cjeit vergen. Das led fi gedultichleich von der hoffenung wegen, die fi C3U got hette, 2° Machabeorum 7°. Auch fprach Paulus: >Von der hoffnung wegen Jfrahel pin ich mit der keten vmbuangender in got hoffet, der w'irdet gef£ligetWann in der hoffenung wurden fi gefeligetMein pofhait ift gro33er, wenn ob ich genad verdientem Jn der newn ee mit dem Judas, da er fprach: >Jch hab gefundet mit dem verraten das vnfchuldig pluetLeget an den heim des hailes, die hoffenung. < Hoffnung ift der anker, der die fei hail machet, da3 fi die vngewitter 20 des vnhailes icht verfeuchen, dauon Paulus redet ad Hebreos 6°, das hoffenung vnfers lebens ficherung fey. A u g u f t i n u s : Siheft du dich flüffigen in dem mere, halde dich 3U dem ancher vnd la dich dauon nicht dringen, hinc3 [27m] das du in die porten chomeft. Waget da3 fchif an dem ancher hin vnd her, fo wirdet er doch nicht verre von dem land 25 geworffen vnd waget auch nicht ewichleich, wie wol es auf ain C3eit waget. F Auch wiffe, da3 hoffenung den menfchen ftarkch machet. Wann Yfaias fprichet capitulo 30: >Jn ftille vnd in hoffnung w'irdet ewr fterkche.< Auch fpricht er capitulo 40: >Die in den herren hoffen, die ver- 30 wandeln ir fterkcheSi nemen an fich vedern als die adeler, fi lauffen an aribait, fi gen vnd werden nicht miid.< Darumb fpricht der pfalmift: >Wenn ich in got hoffe, fo wird ich nicht mud.< Hoffenung laitet die fei vor rechter cjeit in den hymel vnd in fein 10 wefic3ung, als Paulus fpricht ad Hebreos 6: >Zu wehalten die furgelegten hoffenungdie wir haben als ainen fichern vnd veften ankcher der feie, die da ein tritet in die innichait der wedakchten ding.< Recht als ob Paulus fprlch: Als der materleich ankcher da3 fchif heldet vnderwegtes in den vnden des mei5 res, alfo heldet die hoffenung die feie vefte an erwegen vnder den vnden manigerlay aneweyung vnd widerwörtichait. Aber c3wifchen dem ankcher vnd der hoffnung ift ain vnderfchaid der veftichait, wann der ankcher geit dem fchiffe veftichait, da mit das er in die erd gehefftet wirdet. Aber das mag den feien nicht gefchehen, wann ir anker, da3 ift 20 die hoffenung, wirdet geheftet an ainer widerwärtigen ftat dem erdreich, da3 ift in dem himel, vnd also chumet fi in die himelifchen gehaim, die vor vns wedekchet fint. Seid auch Chriftus den anker da geheftet hat, fo fey wir des ficher, wellen wir, da3 wir auch da hin chömen, als Paulus darnach fprichet. 25 Wann als die g l o s fprichet: Hoffnung ift ain eingangkch des gelauben, wann mit der hoffnung get man in das 3U fehen, da3 man gelaubet. Der hoffenung gefchicht die gelübd Yfaie capitulo 58°: >Jch erhebe dich vber die hoch der erden vnd fpeyfe dich mit dem erbe deines vater Jacob. < 3o Der hoffenung handel ift in dem hymel, als Paulus fprach: >Vnfer handel ift in den himelnVnd ob fi vor den lewten leiden geliden haben, jedoch fo ift ir hoffenung vol vntodleichait. < 35

Hoffenung erhebet die feie in die ewikait, darumb enphindet fi chaines aufwendigen leydens. G r e g o r i u s : Die hoffenung, die am abent ift der ewigen hochc3eit, die vaftet nicht hie in der C3eit, wann fi weget enc3ige wirtfchafft, feid fi ganc3e ficherhait hat. >Nu ift ain fichere fei ain enc3ige wirtfchaft oder ain enc3iges mitlebenDer vntodleich, wenn der in die tewff der lafter chumet, fo verfmähet erSelig ift der, der in feiner fei chain trawrichait hat vnd nye geuallen ift von feiner hoffenung.< 15 Ain verc3agter ift als ain pawm, der ganc3 vndergraben ift. Darumb fprach der Job capitulo 19°: >Er hat mir mein hoffenung ab genommen als ainem vndergraben pawm.< Verc3agen ift ain waffer, da3 als teuf vellet, da3 es nymmermer widerchiimet. Wann als der pfalmift fprichet: >Es vellet in das teuf mer.< 20 Chain flag noch chain wunde ift fwerer vnd mag mynner gehailet werden wenn verc3agen, wann die miigen wol fprechen: >Mein fmercj ift ewig wordenvnd mein flag an alles hoffen.< Wann die andern fund fint newr ain geprauchen des herc3en 3U den pofen, aber die funde des verc3agens prichet da3 herc3. Dauon redet Jeremias capi- 25 tulo 30: >Deinen pruch mag niem gehailen vnd dein flag ift der pofte.< Η Nu ift 3u merkchen von den dingen, da mit der hoffenung wi'rdet geholffen, vnd das fint vir gedechtniis, da mit ir mag geholffen werden. Die erfte nayget fich ganc3 in got, vnd die mag fich getaylen in fyben tayl. 30 Die erfte nayget fich in got darnach vnd er ain fcheppher ift. Nu hat ain ieder werichman fein werich als lieb, da3 er nicht mag geleiden, das vbel dauon geredet werd. Darumb ift wol mugleich, der fcheppher hab feine werich lieb, vnd doch wefunderleich die, die er nach im felb gepildet hat. Wann Salomon fpricht Sapiencie 11°: >Du haft allew dingkch 35 lieb, die du gemachet haft vnd haffeft ir chaines vnd haft auch chain dingkch in neyd gefchepphet vnd gemachet. < Nu fchol der menfch hof125

Capitulum xliiij: Η

fen in den, der im gegeben hat, das er ift. Er fey auch werait, im 311 geben, da3 er wol fey. Die ander, darnach er ain herre ift. Die menfchen haben naturleich lieb, was ir ift, vnd wehalden auch das, vnd wenne fi das verliefen, fo 5 frewen fi fich, das fi es wider vinden. Nu ift dem alfo, das got welle die wehalten, die frum fint, vnd welle auch die funder, die er verloren hat, fuechen vnd widerpringen. Das leret das peyfpel des verloren fchoffes vnd phenninges, Luce 15°, da Chriftus fpricht: >Jch fag euch, frewd ift den engein gotes< etc. Auch fpricht Salomon Sapiencie 11°: >Du 10 vberfiheft allen dingen, wann fi fint dein.< Darumb fpricht der herre Ejechielis 18°: >Alle feie fint mein.< >W£net ir, das des pofen tod meines willen fey vnd das er fich nicht wecher von feinem pofen wege vnd lebe?< Vnder den [28ra] leuten ftet es alfo, das ain herre feinem chnechte der trewen gepunden ift, der im der chnecht gepunden ift. Vnd als ain 15 chnecht vntrew ift, der feinem herren nicht hilffet, fo er im doch pilleich helffen fcholt, alfo ift auch ain herre vntrew, wenne er feinem chnecht nicht hilffet, der von feinen wegen vnd von feinen veinden leydet vnd mag fich an hilff vor in nicht geretten. Darvmb fchol ain yeder menfch ficherleich hoffen, der von den vnfichtigen veinde wirdet angeuochten, 20 das in got vber fein vermiigen nicht lät angeuochten werden, er wer dann felb fchuldig vnd feumig, das er im nicht feinen poten fant ain andächtiges anrueffen oder ob er hinkch an dem gelauben. Wann Paulus fpricht j° Corinthios 10: >Got ift getrew, der lät euch nicht angeweyet werden vber ewr vermügen< etc. Man lifet von fand M e r t e m , da der 25 fchahern in ir hende chom vnd da in ainer wolt geflagen haben, da vieng ain andrer den flag. Darnach fragten fi in, ob er icht in vorichten w i r gewefen. Er fprach, er wSr nie ficherr gewefen, wann er weft wol, das der parmherc3ig got nymmer 3U hilff werayter wär wenn in nötten. B e r n h a r d u s : Wenn ich deines c3ornßs enphinde, fo hoffe ich deiner parm30 herc3ikait, wann ich wais, wenn du c3Ürneft, das du gedächtig pift deiner parmherc3ichait. Das dritt ift wedenkchen götleicher gütichait. Wann feyd die die höchfte ift, fo geuellet ir am maiften giitikait vnd miffuellet am maiften pofhait. Darumb ift das an 3weyuel, fi fey werait 3U hilffe den, die 35 pofhait mainen verlaffen vnd der frümchait an hangen. Wann es fpricht Salomon Sapiencie 14°: >Der pös vnd fein pofhait fint got 3U haffe.< >Wann der höchfte haffet die funderWer aber giit vnd friim ift, der fchephet genad von gotM§ffleich, gerechtleich vnd giitleich leben wir in der werlt vnd paite wir der heyligen hoffenung. < i5 Der ift aines geltes ficher, der ain guet phant darumb hat. Alfo fint die ficher der chünftigen guter, die da3 phant des heiligen geiftes in irem herc3en haben, 2e Corinthios j°. Wann >der ift ain phant vnfers erbes.< >Wer nu gute werich hat, der hat auch gute phant, dauon fo ift er ficher. < G r e g o r i u s jn moralibus: Die heiligen manne, als uil vnd die iec3unt 20 gueter werich in warhait wurchen, als vil haben fi yec3unt phant ires lones verfloffen [28va] in irer gehaym. Der mag des reiches chunftichleichen ficher fein, der hie vber fich felber reichfent vnd herfchet. B e r n h a r d u s : Es ift chain weg in das reich an die aneuäng des reiches. Auch mag der das hymelifch reiche 25 nicht gehoffen, der vber feine aygne gelider nicht reichfent. Auch helffen der hoffenung die vbel, die wir leyden, fo wir die wedenkchen. Paulus Romanos 5°: >Truebfal wiirchet geduld, geduld pewärung, pewerung die hoffenung.< G r e g o r i u s jn moralibus: Der guten herc3e, fo das ye herttere dingkch vmb die warhait leydet, fo es ye ge30 wifleicher hoffet der ewigen lone. Wann es get als verr ain veftere hoffnung in got, als verre vnd ainer in feiner liebe fwererew dingkch leydet. Hec ille. D e r l f t aines dinges ficher, das vail ift, der fo vil geltes pey im hat, da mit er es vergelten mag. Alfo ift der des reiches ficher, der vil geliden hat 35 in der lieb Chrifti. Wann >felig fint die, die ächtung leyden vmb die gerechtichait, wann das reich der hymel ift ir.< Vnd da fcholt du merkchen, wenn wir wedenkchen vnfere gute werich, die wir tun, vnd die vbel, die wir leyden, in der lieb gotes geben vnd 128

Capitulum xliiij: Κ aygen, als Paulus tete, wann der fprach j e Corinthios 15: >Jch hab mer gearbaitet wenn die alle, vnd doch nicht ich, funder die genad gotes mit mir.< Κ Die dritten gedächtnÜ33 fchüllen wir haben in den woltäten, die wir von got enphangen haben, vnd die mag man in vir tail getaylen. 5 Die erfte ift 3U haben jn gemainen geiftleichen dingen, als wie die werlt erlofet ift vnd alles das, das 3U menfchleichem hail gehöret, wie got feinen aigen fun nicht vertragen hat, ad Romanos 8°, vnd wie er vns alles gut mit im hat gegeben vnd vns mit im erlediget von vngerechten werichen. B e r n h a r d u s : Herre, was ift der menfche, da3 du im alfo pift 10 wechant worden? Du fendeft im deinen aingepornen fun, du geuffeft in in deinen geift vnd verhaiffeft im deinen anplikch. Vnd das auch nichtes mueffiges welib oder es wer vnfers hailes fleiffig, darvmb fendeft auch du den heiligen geift vns 3U hilff vnd auch 3U dienft. Der nagel ift mir ain auffperren worden, da3 ich fehe den willen des herren. Nu was fich 15 ich durich das lueg? Der nagel fchreyet, die wunde fchreyet. Die haymleichait des herc3en fchreyet durich die lueger des leichnames. Da wirdet geöffent die groffe haymleichait der ewigen gütichait, da wirdet geoffent die jnnichait der parmherc3ichait, in den er vns wefuchet hat chömunder aus der höhe. Jn weu möchte chlärleicher erfchinen fein, da3 du, 20 herre, fue33e vnd groffer parmherc3ichait pift wenn in deinen wunden? Niem hat ain gro33ere parmherc3ichait, das er fein leben gebe für die verworffen vnd verdampten. Hec ille. Die ander gedächtnÜ33 fchol fein der wefundern vnd geiftleichen woltät. Dauon redet B e r n h a r d u s fuper Cantica: Herre Ihefu Chrifte, 25 wir lauffen ganc3leich 3U dir von der femftmutichait wegen, als man prediget, die in dir ift, fo wir hören, da3 du den armen nicht verfmaheft, da3 dir ob dem funder nicht fchewc3et. Du verfmScheft nicht [28vb] den peychtunden fchaher, die waynunden funderinn, die pitunden haydnynn, die fürgefürten eeprecherinn, nicht den fic3enden an dem C3olle, 30 nicht den offenbaren funder, nicht den verlaugenten jungern, nicht den ächter der jungern, nicht den chrewc3iglr. Jn dem gefmakch der falben lauffen wir. Die dritt gedächtnu33 fchol fein von leypleichen vnd gemainen woltäten als fchepphung der werlt, ir aufhalden vnd wehueten. Zu der ge- 35 dechtnÜ33 gehören die 1er Chrifti, die er hat gegeben Mathei 6° von vogeln, chlaidern, effen vnd trinkchen, das wir der nicht vbrigen flei33 fchüllen haben, vnd wie er fich vnfern vater nennet. 129

Capitulum xliiij: L

Die vird gedächtnÜ33 fchol fein von leipleichen vnd geiftleichen wefundern woltäten. Als wenn man lifet in der fchrifft, wie der herre die drew chinder in dem gluenden ofen wehuetet vnd freyet vor allem verferen, Danielis 3°, vnd wie Sufanna erlediget ward von valfchem ge5 richte, Danielis 13°.

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L Die virden gedächtnÜ33 fchullen wir haben in den wolteten, die wir mügen enphahen von den heyligen gotes, in iren dienften vnd lonen, die fi erftriten haben, vnd die mag man tailen in vir tail. Die erften fchullen wir haben von Chrifto Ihefu als von ainem mittler 3wifchen got vnd dem menfchen. Darc3u mügen vns die fpruche der heiligen lerer helfen vnd auch der fchrifft. B e r n h a r d u s fprichet fuper Cantica: Jch wän, mich miig Chriftus nu nicht verfmlhen, das fleifch von meinem fleifch vnd da3 pain von meinem gepain. A u g u f t i n u s de ciuitate dei: Die genad gotes, die mocht mit nichte genämleicher erc3aiget werden, wenn das der aingeporen gotes fun, der in im felb vnwandelwertig weleibet, den menfchen hat angeleget vnd vns gegeben hat hoffenung feiner lieb mit mitte aines menfchen. G r e g o r i u s : Das geit den menfchen ain hoffenung pey got, da3 got menfche ift, wann vnfer vorfprech ift vnfer richtSr. Darumb fpricht Johannes ja capitulo 2°: >Sundet iem, fo haben wir ainen vorfprechen pey dem vater, Jhefum Chriftum, den gerechten, vnd er ift ain erparmung vber vnfer fünde.< Wann >er ift 3U der C3efem des vater vnd pitet für vnsDu haft gab genomen in den menfchen.< G l o f a : Chriftus nymet gab in den menfchen, wann in feinem dienft werden der kirichen gegeben gab der genaden. Dauon pitet die kirich in allen iren gepeten, wenne man fi fchol weflieffen, das fi erhöret werden mit vnferm herren, Chrifto Ihefu. Wann er mag, als Paulus fpricht ad Hebreos 7°, ewichleich gefeiigen, wann er get felber 3U got, für vns 3e piten. Darumb fpricht er jn pfalmo 3U got, dem vater: >Sich an das antIÜC3 deines gefalbten.< Auch fprichet er jn pfalmo: >Herr, mach dein volkch f£lig.< G l o f a : Nym war, wie ain groffe hoffenung der geleubigen ift, wenn der für fi pitet, der für fi gemartert ift, vnd da der richter ir vorfprech ift. Auch mag vns die gedächtnÜ33 vnfer mittlSrinn ain groffe hoffnung geben, wann fi ift, als die heilig kiriche finget, vnfer fue33ichait, vnfer hoffenung vnd die müter der heyligen hoffenung. Si ift die genad des lebens [29ra] vnd der warhait vnd alle hoffenung des lebens vnd der 130

Capitulum xliiij: Μ tugenden. Si ift der thron der genaden, in der der geift der genaden geruet hat. Darumb fprichet Paulus ad Hebreos 3°: >Gen wir mit hoffenung 3U dem tron feiner genaden, da3 wir parmherc3ikait enphahen vnd hilffe vinden in notdürftiger C3eit.< Dauon fprichet Jeremias capitulo 14°: >Gedenkch des fales deiner glory vnd prich dein gelubd nicht. < Der 5 fal der glorij ift die heylig Junchfraw, wann fi ift der helffepaynen thron Salomonis, 3° Regum 12°. Si ift der merftern. Si ift das gelaitet waffer aller genade. Si ift die gert der guetichait Affweri, die gerte Moyfi, die gerte von der wunden Yeffe. Si ift die chelnerinn gotes. Si ift die morgenrot. Si ift der morgenftern. Si ift die funne vnd der mon. Si ift den 10 veinten vorchtleich. Si ift die arch der alten ee. Si ift das genadenreich weib vnd das guet weib. Si ift ain muter aller geleubigen. Si ift das venfter des hymels, als Chriftus die tiir ift. Si ift der prunne, der aller chriftenhait fruchtparichait geit. Jr hilffe erlifchet nymmer hinc3 an den leften tag. 15 Von dem loben der Junchfrawn hab ich vil gefchriben an dem andern vnd dritten taile vnd von ir iefleichem an feiner wefundern ftat. Μ Die dritten gedächtnÜ33 fchullen wir haben von den engein. Wann vns leret die fchrift Luce 5°, wie groffe frewde in der funder wecheren pringet. Auch fprichet der pfalmift: >Er hat feinen engein von dir gepoten, das fi dich wehueten in allen deinen wegen. < Daruber fprichet B e r n h a r d u s : Ey, wie groffe wirde fchol dir das wort ein tragen, wie groffe andacht pringen, wie groffe hoffenung 3U tragen? Was furichte wir vnder folichen huetern, vnder den wir weder vberwunden noch wetrogen miigen werden? Noch mynner miigen fi vns wetriegen. Wann fi fint getrew, fi fint weyfe. Wes erfchrakchen wir? Volgen wir in allain nach? Hange wir in an, fo wonen wir in dem fchärm des gotes der himel. Hec ille. J e r o n i m u s : Die wirdichait der feie ift gro3, wann ir iefleichew hat von dem erften tag irer gepurd ainen engel, der ir 3U huet wefchaiden ift. B e r n h a r d u s : Herr, du pift gütig, herre, wann du läft dich nicht wenügen an der chrankchait vnfer maur, wann du fec3eft deinen menfchen ain engelifche huet. Da3 wort fprichet B e r n h a r d u s vber Yfaiam, da er fprichet: Jerufalem, ich hab hueter gefec3et auf dein maur, die nicht auf hören 3ε loben den namen des herren. Auch fprach Chriftus: >Sehet, da3 ir icht verfmähet ainen aus den chlainen. Wann ich fage euch, ir engel in den himeln fehen alle C3eit den anplikch meines vater, der in den hymeln ift.< Recht als ob er fprlch: Jr hueter, die die edleft creatur fint, die mügen nicht vngerochen laffen da3 131

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Capitulum xliiij: Μ vngerecht, d a j in gefchicht. Dauon fpricht auch Paulus ad Hebreos 1°: >Sint fi nicht alle dienent geift, gefant 3U dienen, von der wegen, die das erib des hailes wegreiffen?< Recht als ob er fprech: Wir fehen in aller arbait vnd in hantwerichleichen dingen, das ettleich gepieten als die 5 maifter aines weriches, die andern wurichen, als in gepoten ift, als die diener der maifter, jedoch fo haiffen fi all werchlewt. [29rb] Alfo wonen got ettleich engel a l b e i t pey, die fenden die andern nach in wendigem fenden, wann fi werden von in erleuchtet, was gotes wille fey. Alfo werden die mittern von den obern gefant mit aufwendiger fandung herab 3U 10 vns. Alfo fint fi all diener, yedoch mit vnderfchaid, vnd den dienft tun fi von menfchleiches hailes wegen, da3 mit in menfchleiche natur in got wider gelaitet werd als mit ainer hochern natur. Wann das ift die Ordnung der gothait, als D y o n i f i u s fprichet, das die nidern mit den mittern in die hochften gelaitet werden. Von der engel dienft ftet gefchriben 15 Tobie capitulo 5° et 12° et Luce 16 wie fi La3arum nach der fei in den himel fürten. Auch wie Michael vnd fein engel mit dem drakchen geftriten haben Apokalypfis 12°. B e r n h a r d u s i O kirich, du heilige muter, wie wol ergen dir deine dingkch hie in dem eilende, wann dir chumet hilfe von himel vnd von erden. 20 [Nota de fanctis] Die v'irden gedächtnüff fchüllen wir haben von den heyligen. Wann es ftet in dem Job gefchriben: >Chere dich 3U ainem der heiligen.< Darumb fprichet der pfalmift: >Jch hab meine äugen auf gehebet gen den perigen. < Gl of a: Die geiftleichen perge fint die heiligen. Wann B e r n h a r d u s fprichet: Drew fint der dinge, die wir merkchen 25 fchüllen in den hochc3eiten der heyligen: Des heiligen hilffe, fein ebenpild vnd vnfer lafter. Die hilffe: Wann ift er auf erd gewaltig, michelfmer ift er gewaltig in dem hymel vor dem anplikch feines herren. Wann ift er den fundern genädig gewefen vnd hat für fi gepeten, die weil vnd er hie auf erd gelebet hat, fo ift er nu als vil mer parmherc3ig, als 30 verre vnd er vnfern iamer pas erchennet vnd pitet für fi den vater. Wann das heilig vaterreich hat fein lieb an nichte verwandelt, aber er hat fi gemeret vnd leget nu vil mer parmherc3ichait an fich, feyd er vor dem brunnen der parmherc3ichait ftet. Auch 3weyfel ich nicht oder e3 wehueten die 3welifpoten vnd ir nachkomen vil gewaltichleicher die prawt 35 nach irem tod vnd wefchermen auch fi als verre vnd in in weftättet ift ir furftentum, feid der heiligen lieb herre gar chlain ift gegen irer lieb in dem reiche. Hec B e r n h a r d u s . Wann Yfaias fprichet: >Sein fewr ift in Syon vnd fein camyn in Jerufalemder gerechten weg'ir ift alles giitGot, dein frewnd fint all 3U vaft geeret.< Das funft leret vns die fchrift Mathei 17°, da >Chrifti antluc3 erf chain als die funne vnd feine chlaider wurden wei33 als der fne.< Wann da mit wolde der herre peweyfen die chlarhait, die der flligen leichnam gewun- 10 nen in der jungften vrftent. Das fechft ift die ere, die Chriftus dem chriwc3 gegeben hat, das im 3U feinem tod gedienet hat. A u g u f t i n u s fuper pfalmo: Das chrlwc3 ift gegangen von der pen der fchach£r den chayfern an ir ftyrn. Was wirdet got feinen geleubigen tun, feyd er foliche ere feinen leyden vnd laftern 15 gegeben hat? A m b r o f i u s fuper Beati inmaculati: Herr Ihefu Chrifte, feid dein lafter glorij ift, wie gro33 ift dann dein glorij ? Wa3 werden wir, wenn wir deiner glorij tailhaft werden, feid wir von deinem lafter erwirdig fein? Da3 fibent ift die ere, da mit Chriftus fein heiligen eret hie auf erden. 20 Wann es wirdet irem gepain vnd puluer vnd irem gewant, da3 fi getragen haben hie auf erden, mer eren erc3aiget wenn chiinig vnd kayfern. Darumb ift da3 der warhait geleich: Er ere fi dort vber alle maffe, feid er fi hie alfo eret. Da3 acht ift da3: Wann ir glorij wirdet feiner glorij geleich. Als Jo- 25 hannes fprichet: >Wir fein gotes fun, aber das wir werden, da3 erfcheynet noch nicht. Aber wenn er erfcheinet, fo wiffen wir, da3 wir im geleich werden.< Wann als Paulus fpricht ad Romanos 8°: >Er hat fi vorhin gefant, geleich 3U machen der pildung des gotes fun.< Da3 newnt ift die ftat, da fi die guetichait Chrifti mainet 3e weleiben. 30 Wann er maynet, da3 fi weleiben, da er ift, Johannis 12°. Wann er fprichet: >Vater, ich wil, das die, die du mir gegeben haft, da fein, da ich pin, vnd fein auch pey mir, da3 fi mein chlarhait fehenChumet, ir g e f e i n t e n meines vaters< etc. Apokalypfis vltimo: >Wann fi fprechen ewichleich vnd ymmer vnd ymmer.< Das aintleft ift der coron hochgultichait. Pfalmifta: >Du haft auf fein haubet gefec3et ain coron von ainem hochgultigen ftaine.< Der hochgul- 40 139

Capitulum xliiij: Ρ

tig ftain ift got. Der ift da3 perl, wer das vindet, der verchauffet, was er hat, vnd chauffet es, Mathei 25°. Da merkche nicht allain das adel des ftaines, merkch auch feinen fchein, wann e3 ift der fchein der glorij, von der Johannes fchreybet Apokalypfis alio: >Die ftat wedarff weder der 5 funnen noch des monen, da3 fi ir leuchten, wann die chlarhait gotes erleuchtet fiDu erfreweft fi mit frewden mit deinem anplikch.< Job 33°: >Jch fiech feinen anplikch in wunne.< Recht als ob er fρ rich: Der iec3unt gar verporgen ift. Dauid: >0 herr, wie gro3 ift die merung deiner fue33ichait, die du verporgen haft den, die dich fürchten ?< Die gröffe der glorij der gefügten peweifet da3, da3 got fein kirichen is ain prawt nennet. Wann die glorij feiner geftalt wirdet, als 3imleich ift ainen chunig 3e haben, der ain prewtigam [31ra] ift. Auch das, das die feinen geleubigen die liebften fun genant fint vnd da mit goter. Ρ Da ift 3u merkchen, das 3welif ding werden in den erweiten nach der 20 gemainen vrftend, die da mugen genant werden die 3welif fruchte des holc3es des lebens, von den man lifet in Apokalypfe capitulo vltimo. Das erfte ift gefunt an chrankchait. Pfalmifta: >Er haylet all dein chrankchait.< Yfaias capitulo 60°: >Hayl weficjet dein meur.< Das ander ift iugent an alter. Pfalmifta: >Dein alter wirdet vernewet 25 als des adel£r.< Das dritt ift fattung an vnluft. Wann >hie wirdet das aug nicht gefattet des fehens noch das or des hörensw'ird ich gefattet, wenn dein glorij erfcheinetdann fo werden die gerechten fcheinen vnd leuchten als die funne in dem reiche ires vatersWann es vellet weder funne noch hicje auf fy.< Wann >er tötet den tod ewichleichGenugfamchait aller giiten dinge wirdeft du nieffen.< Wann >got geit euch s ain ftat, in der giiter dinge chain geprefte ift.< G r e g o r i u s : Es wirdet auferhalb der ftat chain dingkch, des wegeret werd, vnd nichtes innerhalb, da3 vnluft pringe. Da3 acht ift frid an vnrue. Da3 newnd ficherhait an voricht. Wann >mein volkch wirdet fic3en in io fchoner C3'ir des frides vnd in reicher rueEr hat deine end fridleich gefec3et.< Das 3ehent ift erchantnÜ33 an vnwiffen. Paulus: >Nu erchenne ich nach dem tail, aber danne erchenne ich, als ich erchannt pin. Wann wir fehen iec3unt newr durich ainen fpiegel vnd in vinfternÜ33< etc., Γ Co- 15 rinthios 3°. Da3 ainleft ift frewd an trawrichait. Wann >got weichet da allen C3aher von den äugen der heyligenHerre, ich fueche deinen anplikch.< Wann >da3 ift da3 ewig leben, da3 fy dich, got, erchennen vnd den du gefant haft, Ihefum Chriftum.< G l of a 10 fuper pfalmo: Da3 fehen ift da3 ganc3e fehen der feie, da mit got gefehen wirdet von augenplikch 3U augenplikch. Da wirdet da3 heilig leben von dem lebendigen prünnen gedürftet, des der Dauid wegeret, da er fprach: >Mein fei hat gedürftet nach got, dem lebentigen prunnen.< All wolluft, die in der werlt fint, als ain chlai15 nes trophel gegen dem mer ift gegen den frewden. Vnd die trophel lekchen fein veinde hie auf erden vnd verfm^hen den brünnen aller fue33ichait. Wider die redet der herr alfo Jeremie 2°: >Si haben mich verlaffen, den brünnen der lebentigen waffer.< All wollüft, die gewefen fint vnd werden von dem erften hinc3 auf den leiten tag, fint gegen der 20 fue33ikait als ain fankch gegen allem fiwr. Wann es fpricht prueder G w i d o : Seyd die fue33trit der götleichen guetichait fo vil haben der fue33ichait, wie vil hat dann der brunn got felber fue33ichait? A u g u f t i n u s libro 4° confeffionum: Alle dingkch p a c h t e n mer luftes wenn wefundre dingkch, ob man aller dinge enphinden möchte. Aber der ift 25 vil peffer, der alle dingkch gemachet hat. Die ander frewd entfpringet von dem anfehen der menfchait Chrifti. B e r n h a r d u s : Da3 ift gänc3leich vol aller luftigen fue33ichait, fo der menich fihet des menfchen fcheppher. Die dritt frewd entfpringet, fo der menfch merkchet, wie götleiche 30 vnd menfchleiche natur mit einander verainet fint. Was mügen die erweiten mer frewd gehaben, wenn fo fi erchennen, da3 'fr brüder nach dem fleifche warer got ift? Frewet fich nicht ainer von henken, wenn fein fun oder brüder 3U ainem pabft erwelet wirdet vnd nympt im das 3U groffer eren? Alfo mag vnfer ere nicht groffer werden, wenn fo wir 35 fehen, da3 vnfer brüder Chriftus Ihefus der höchfte pabft, chayfer vnd chunig ift. Darvmb, ob ich es tar gefprechen, ift des menfchen frewd in dem hymel groffer wenn der engel frewd, wann fi haben chain gemainfchaft mit Chrifto in menfchleicher natur. Die ander frewd der menfchen chümt von wunnfamchait der ftat, vnd 40 dauon entfpringet in driueltige frewd. 142

Capitulum xliiij: R

Des erften von chlarhait wegen der ftat. Wann >jch wird fllig, ob meines famen etwas weleibet 311 fehen die chlarhait Jerufalem< [Thobias 13°]. Wann da wirdet [3Γα] hinfür chain nacht, Apokalypfis vltimo. Darnach von lawterchait wegen der ftat. Wann es chümet chain vermailigtes in die ftat, Apokalypfis 21°. Darnach von weitte wegen der ftat. Baruch 3°: >0 Jfrahel, wie gro33 ift das haws gotes vnd die ftat feiner wefic3ung!< Die dritt frewd chümet von fröleicher gefellefchaft. Da von entfpringet driueltige frewd. Des erften von groffer menig wegen. Apokalypfis 7°: >Jch fach ain groffe fchar, die niem gec3elen mochte< etc. Darnach von adels wegen der, die in der gefellefchaft fint. Wann da werden Maria, die engel vnd all die heyligen vnd heiliginne, die alle chunig vnd chuniginn fint. Wann man lifet Sapiencie 18°, das der gotes fun chomen fey von den chunigchleichen ftülen. Da fcholde ain menfch, vnd lebet es taufent iar, arbaiten, das es an die fchar chom. J e r o n i m u s ad Euftochium: Ge aus dem karicher des leichnams vnd fte vnder der tür, da3 du fechft die glorij gotes für gen, vnd möl für dein äugen den Ion der gegenwürtigen arbait, den chain aug gefehen hat noch chain or gehöret hat noch in menfchen herc3 gegangen ift. Was tages wi'rdet der, wenn dir die mueter des herren entgegen leuffet mit den junchfrewleichen choren, wenn fi nach dem roten mer, in dem der Pharao mit den feinen ertrinkchet, den andern vor finget, die ir antworten vnd fingen: Singe wir dem herren, wann der ift wirdichleich geeret, wann er hat da3 pherd vnd feinen wefic3er in das mer geworffen. Hec J e r o n i m u s . Darnach von der frewntfchafft der gefelfchafft. Wann es ift foliche lieb 3wifchen in, da3 ir ieder des ander frewde für fein frewd raitet vnd fchäc3et. Wann von groffer lieb vnd frewntfchaft wegen, als G r e g o r i u s fprichet, fo ift in allen das erb ain erb vnd ir iedem ganc3R Die ander ftol ift des gechlorten leichnams, da von virlay frewd entfpringet. Die erft entfpringet von des leichnams fchon vnd C3ir, die ander von feiner wehendichait, die dritt von feiner fnelhait, die virde von feiner vnleidleichait. Da3 erfte fchikchet fich gegen dem, da3 pey im ift, wann die andern gechlorten leichnam haben luft, den an 3e fehen. Das ander gegen dem, das vnder im ift, wann was nicht gechläret ift, da3 mÜ3 im entweichen. 143

Capitulum xliiij: R

Das dritte fchikchet fich gegen dem, da3 ob im ift, alio da3 der leichnam ain volchömne gehorfam hab vnd mug gehaben gegen feinen geift. Da3 vird fchikchet fich gegen dem, da3 widerwärtig ift. Alfo mag der leichnam von chainem dinge verferet vnd gelaidiget werden. Dauon hab ich in dem dritten tail etwieuil gefchriben. [Notabile] Jedoch ift da 311 merkchen, ob wir vns chriftenleich halden, fo verfprichet vns got an ainer ftat in der fchrifft 3welif lobleich nüc3, der wir fechfe hie in dem leben enphahen vnd die andern fechs in dem chumftigen, da mit wir gechläret werden. Vnd fpricht Yfaias capitulo 58°, ob wir vns vben in den werichen der parmherc3ichait, die er nämleich fec3et vnd C3elet. Vnd ift der erfte nuc3, der vns dauon entfpringet, geiftleiche erleuchtung, da er fprichet: >Dann fo dringet dein liecht auf als der morgenVnd dein gefunt erfcheinet pald.< Der dritt nuc3 ift fichers welaiten, da er fprichet: >Vnd dein gerechtichait get dir vor.< Der virde nuc3 ift ain widerpringen der frewntfchaft gotes, da er fprichet: >Vnd die glorij des herren nymet dich auf.< Der fünfte nuc3 ift, da3 wir paid erhöret werden in vnfern pet, der er fprichet: >Danne fo rüffeft du den herren an, vnd er erhöret dich.< Der fechft nuc3 ift erlofung von trübfal, da er fpricht: >Du fchreyeft, vnd er fprichet: Siech, ich pin hie.< Der fibent nuc3 vnd der erfte in dem chiimftigen leben ift gotes anfehen, da er fprichet: >Dann fo get dein liecht auf in der vinfter.< Das verhaiffet vns auch Yfaias capitulo 60, da er fprichet: >Jerufalem, der herre fcheinet vber dich.< Wann aus der genad, als vns got erfcheinet, in ewichleich 3U nuc3en vnd 3U nieffen, haiffet fein nam der au/gankch, Zacharie 6°. Der acht niic3 ift volchömne erchantnu33 aller dinge, da er fprichet: >Vnd dein vinfter werden als der mittentag. < Wann wenne wir den herren fehen vnd erchennen, fo werden alle dingkch erchant. Dauon fprichet der pfalmift: >Vnd mein feie chennet 3U vil.< Darumb fprichet der herre Jeremie 23°: >Jn den leiten tagen erchennet ir meinen rat.< Der newnt ift ewiger frid vnd rue, da er fprichet: >Vnd got, dein herre, gibet dir allc3eit rue.< Von dem frid fprach Dauid 1° Regum 25°: >Deinen 144

Capitulum xliiij: R

briidern vnd auch dir fey frid vnd deinem hawfe fey frid vnd allem dem, da3 du haft, fey frid.< Da3 ift der frid, der allen fin vbertriffet, als Paulus fprichet ad Philippenfes 4°. Dauon redet A u g u f t i n u s : Wa warer frid ift, da widerftrebet nichtes. Wann nichtes widerftrebet, da ift auch nichtes, des wir nicht wellen, vnd was wir wellen, des ift chain gepreft. Hec 5 ille. Das wirdet vns offennleich verhaiffen Luce 26°, da der herre fpricht: >Jr werdet an voricht wonen in ewrem erdreich; ich gib euch frid an ewren gemerkchen; ir werdet flaffen, vnd euch erwekchet niem; ich vertreib die pofen tir, vnd chain fwert durich get ewre land.< Der C3ehent nüc3 ift erleuchtung der feie mit iren dreyen morgen- 10 gaben, da er fprichet: >Er erfüllet dein feie mit chlarem fcheine.< Das gefchi'cht mit den dreyen morgengaben der feie, die nicht anders fint wenn erchennen, liebhaben vnd anhangen oder halten. Mit erchäntnÜ33 werden wir erleuchtet got C3U fehen in im, in vns vnd in allen creaturen. Seid auch got ain fogetane vnd föliche lieb ift, als verr vnd er von ainem 15 iedem erchant wirdet, als verre mÜ3 man in lieb haben. Darumb volget nach der erchantnüfs lieb vnd nach der lieb halden oder an hangen. Wann als verre wir got erchennen, als verr haben wir in lieb, vnd als verr wir in lieb haben, als verre hangen wir im an. Vnd mit anhangen fo halde wir in, vnd mit halden fo nieffen wir fein. 20 Der aindleft nuc3 ift chlärung des leichnams mit feinen vir morgengaben, da er fpricht: >Vnd er erlöfet vnd freyet deine pain.< Da mit mainet er die vir morgengab des leichnames, die von dem gechlorten leichnam Chrifti Ihefu in vnfer leichnam flieffen. Wann als vnfer fei geift fint vnd nemen ir morgengab von got, der ain geift ift, alfo nemen vnfer leich- 25 nam ir morgengab von dem gechlärten leichnam Chrifti, dauon vnd aus den vnfer leichnam vber alle maffe geadelt werden. Wann mit der chlarhait erchennet er vnd verftet alle dingkch. Mit vnleidleichait [32'"] widerftrebet er allem leiden fo gänc3leich, vnd wurde er in ainen brynnenden ofen geleget, im gefchSch chain laid. Mit wehendichait durich get er 30 alle geleibte dingkch, vnd mag im nichtes vor gefein. Mit fnellichait ift er, wa er wil, wenn er wil. Jedoch fo wellen wir nicht anders, wenn wa3 got wil. Der 3welfte nuc3 ift gemainfchafft gotes vnd aller heiligen, da er fprichet: >Vnd du wirdeft als ain feuchter gart vnd ain brunne, des waffer 35 chainen gepreften haben. < Das nu ain gart wol feuchte fey, ift not, da3 er allc3eit inflÜ3 der waffer hab. Darumb verfprichet vns Yfaias mit dem feuchten garten den ewigen einflÜ33 aller frewden aus got vnd feinen heiligen. Der erwirdig einflÜ33 wirdet vns vilnach in allen weiffagen verhaiffen. Des erften in Yfaia als an der ftat. Darnach in Jeremia ca- 40 145

Capitulum xliiij: S

pitulo 31°: >Jr fei wi'rdet als ain feuchter garte.< Darnach Ejechielis capitulo 26°: >Ain groffes erdreich ift worden als ain gart der wolliift.< Auch wiffe, da3 wir nicht allain von got vnd feinen heiligen nemen den inflÜ3 aller wolluft, aber wir gieffen auch in fy vnfer glorij, frewd vnd 5 wunne, da3 mit geleichem tail fi in vns vnd wir in fi ewichleichen frewde gieffen. Alfo das wir in 3ε frewden fein, als fi vns 3ε frewden fint. Alfo da3 da3 ganc3e himelifch her mit frewden 3ε fingen hab gegen ainer ieden 3uchomenden feie, als gefchriben ftet Judith 15°: >Du glorij Jerufalem, du frewde Jfrahel, du εΓε vnd wirdichait vnfers volkches.< Vnd 10 darumb wefleuffet Yfaias: >vnd als ain brunne, des waffer nicht gepreften haben. < Nu werden wir ain garte, wenne wir influ33 der frewde von in nemen, ain brunne, wenne wir vnfer glorij in fi gieffen. Aus den 3welif niic3en merkche, wie vil dir parmherc3ige werich genaden vnd frewd8 pringen, paide hie vnd dort. 15 Auch entfpringet den gerechten driueltige frewde von der helle. Die erft, da3 fi der hell8 entrunnen fint. Die ander, da3 ir veint g8peyniget werden. Die dritt, da3 die funde, die den menfch8n den maiften fchaden haben gepracht, in der helle wefloffen fint. Wann nach dem jungften tag wirdet die funde in der helle als an irer rechten ftat, wann fi mochte 20 wed8r in him8l noch auf 8rden weleiben. Darumb müft fi ab in die helle gefec3et werden vnd darinne verfloff8n W8rden. S

Auch pringet in di8 weld driu8ltige frewd. Die erfte ift, da3 fi von dem jemrigen iam8r dic3 eltendes erlediget fint. B e r n h a r d u s : Geen von dem tod, 3U dem C3wiueltiget die frewd 25 des lebens. Es ift der warhait wol gekich, 83 fey der fro gewefen der erlöfung von der werlt, der da fprach: Waffna mir, wann mein in wonung hat fich verlenget. Die ander ift, wann die aus chömen, fo ain fchiff vnderget, die phlegen pill8ich groff8r fr8wden. Nu ift das der warhait wol geleich, das die 30 vil frewde haben, die fo manig fchef brechen erliden haben vnd doch aus dem fchedleichen mere der weit chömen fint. B e r n h a r d u s : Da werden fchaden pewäret, da ir vil verderben vnd wenig hin chomen. Jn dem mer Marfilie verdirbet vnder vir fchiffen chaum das aine, aber in dem mer der weit chümet vnder viren hart da3 aine gelukchleich 3ε lande. 35 Die dritte frewd [32rb] chümet dauon, da3 fi fo chrankch gewefen fint, vnd haben doch ain8m fölichen veinde angefiget. Wann >es ift chain gewalt auf erden, der fich im mag geleichener ift fo ftarkch worden, das er chainen furchtet. < Wann vnfer veint fint als die 146

Capitulum xliiij: S

rifen vnd wir als die hewfchrekchen. A u g u f t i n u s jn libro confeffionum: So der Tchad ie gröffer gewefen ift in dem ftiryte, fo die frewde ye groffer ift in dem fige. Alfo ift im von den fcheflewten. Wann die werden all 3u fröleich, wenn fi dem todleichen vngewitter entrunnen fint, die vor vbergroffe voricht gehabet haben. 5 Von der chümftigen glorij fprichet A u g u f t i n u s j n d e ciuitate dei: Wa3 felden ift da, da chain vbel ift vnd da chain giit verporgen ift, da wirdet got 3U loben geueyret, der allew dingkch ift in allen dingen. Wann ich wais nicht anders, da3 da geworcht wtird, da als verdrieffen aufhört vnd chain geprefte aribaitet. Da wi'rdet ain ware frewd, da chainer weder mit 10 irrefal des lebenden noch mit liebchofen gelobet wirdet. Da wirdet ware ere, die chainem wirdigen verfaget wirdet vnd chainem vnwirdigen erpoten wirdet. Wann chain vnwirdiger rawber chümt darc3u nicht, da3 die er chain widerwlrtichait weder von ir felber noch von anders yem auf nem noch leyde. Der wirdet der Ion der tugent, der die tugent gege- 15 ben hat, wann er hat fich felb 3U Ion verhaiffen, dem nicht peffers mag gefein noch gröffers. Er wirdet ain ende vnfer wegir, der an ende gefehen wirdet, der an verdrieffen vnd vnluft wirdet lieb gehabet vnd an alle müd gelobet wirdet. Die ftat fiecht in ir felb ain groffes liecht, da ift chainer dem andern 3U neide, als ain engel dem andern nicht neydig ift. 20 Da veyr wir vnd fehen, wir fehen vnd haben lieb, wir haben lieb vnd loben. Nim war, was wirdet in dem end an end. Nu was ift anders vnfer ende, newr chömen in das reich, das chain ende hat? Hec A u g u f t i n u s . [Notabile] Auch merkch, das die chümftig frewd ain vnderfchaid hat von der gegenwürtigen. Des erften daran, das fi volchömen ift. Wann 25 Chriftus fprach Johannis 16: >Pitet, fo nemet ir, das ewr frewd volchömen fey.< >Wann wenn das chiimpt, das volchömen ift, fo wirdet das geläret, da3 in tailen iftalle frewd wirdet hie mit 35 fmerc3en gemifchetDer herre aller ritterfchafft machet ain vaifte wirtfchafft auf dem perge, ain wirtfchaft des weinlefens, der väften markch des lefens an heffe.< Die 147

Capitulum xliiij: Τ väft wedSwtet volchömne genügfamchait, da3 markch ficherhait, an heffen lawtterchait. Die wirtfchafft ift das groffe abenteffen, dauon Lucas fchreybet capitulo 14°, das got der vater von oben her weraitet hat. Aber der fun hat 5 den effen 311 gegeben die [32va] frewde, die da wirdet von dem anefehen menfchleicher natur, die er an fich genomen hat. Darc3u geit der heilig geift fpec3erey des ewigen gefuntes, wann er ift der fluffig weinpach, der die ftat gotes erfrewet. Pfalmifta: >Du trenkcheft fi mit dem vrfprung deiner wolluft.< 10 Wirdet der menfch 311 dem abent effen geladen, das machet in feiig vnd nicht anders. Wann >die fint filig, die C311 dem abenteffen des lampes geladen fintHerr, 3aig vns den vater, das tut vns genügdas ift da3 volkch, das got hat laffen weleiben, da3 er mit im fein volkch Ifrahel leretwer feinen fun lieb 15 hat, der lernt in enc3ichleich.< [32vb] Wann vil aneweygung fint ain C3aichen, das ainer dem gewalt des tewfels entrunnen ift. Wenn ainer in ainem karcher ift, der hat ainen hueter oder C3wen, vnd enttrynnet er den, fo leuffet im manichleich nach. Alfo wenn ainer von dem teufel geuangen ift, fo achten in die andern nicht. Wirdet aber er ledig, fo fint 20 fi alle wider in. Darumb fprichet G r e g o r i u s : Die verfaumet er an3eweyen, die er mit rufamen rechten wefic3et. Vnd was wir fchäc3en fur ain aneweygung vnd für ainen ftreyt, da3 ift vil mer ain fcherm, als vns des Paulus ain ebenpild geyt jn dem anweygung feiner chewfchait, wann das was im ain nüc3blrer fcherm, 2e Corinthios 12°. 25 Die dritt fache ift enc3iger widerual in die funde. Aber da3 ift ain vnmenfchleiche torhait, wenn wir wänen, da3 des menfchen chraft mer vermüg vnderfich j u vallen wenn die gotes chrafft vermug vber fich 3U heben. Wann enc3iger val hilfet 3U diemiitichait vnd machet auch, das der menfch chreftigchleicher erftet. Wann diemiitichait hilffet 3U dem 30 fig als hochuart 3U dem valle. B e r n h a r d u s fuper Cantica: Hochuart ift alle C3eit ain fache, da3 genad enc30gen wirdet. Aber diemiitichait geit genad, aber dem hochuertigen nymet er die gegeben. Diemiitichait geit got glorij, darumb fo leget fy den ftreyt auf in. Wann des felbigen ift die glorij des figes vnd die purd des ftreytes. Der hochuertig getrawet im, 35 darumb fo vellet er; der diemutig hoffet in got, darumb fo gefiget er. Petrus viel vor den andern, wann er was ain tiirr£r vor den andern. Hec Bernhardus. Die v'ird fache ift vbrige trawrichait. Wann >in trawren der feie wirdet der geift nider geworffenDer ift fSlig, der nye gehabt hat der feie trawrichait vnd geuallen ift von feiner hoffenung.< Da wider ift Salomon alfo Ecclefiaftis 7°: >Des weifen herc3e ift, wa trawrichait ift.< Wann Chriftus fprach Mathei 5°: >S6lig fint die, die da wainen vnd trawren.< Das verantwurt Paulus, da er fpricht 2e Corinthios 7°: >Die trawrichait, die nach got ift, die wurchet ain weftantne pÜ3 3U hail.< Von der erften trawrichait ift vnfer maynung da 3U verften. Wann als die fchaben dem gewant vnd die wurm dem holc3e fchaden, alfo fchadet trawrichait dem herc3en, Prouerbiorum 25°. Darumb fprichet der weyfe Ecclefiaftici 30: >Gib deiner fei chain trawrichait, vnd peynige dich nicht in deinem rat.< Darumb fchol man der fünden nicht alle C3eit gedenkchen noch der gerechtichait gotes, wann man fol offt fehen in die parmherc3ichait gotes. Wann G r e g o r i u s fprichet: Wenn ir gedenkchet, das got gerecht ift, fo fchiillet ir ewrer fünde nicht vergeffen, wenn aber ir gedenkchet, da3 er gütig ift, fo fchullet ir nicht verc3agen. Wann wir muffen allec3eit hoffen in die parmherc3ichait gotes vnd muffen vns furichten von vnfer chrankchait wegen. Wann got ift guetig vnd C30rnig, vnd wär er allain guetig, fo verfmähet wir in, w£r aber er allain C30rnig, fo verc3aget wir. Hec ille.

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Capitulum xlv

Capitulum xlv

A Die dritte auflegung ift: Du piteft ainen got an mit volchömner liebe. Da3 ift, da3 du deinen got von ganc3em hengen vnd von gamier wegir lieb habeft vnd alles da3 von dir legeft, da3 wider fein lieb ift. Darumb fprichet die glos Exodo 20: [33 ra ] Es ift 3U wiffen, wenn du maineft das s gepot wehalden vnd ainen got eren vnd anpeten, als du in der tawffe verhaiffen haft, da3 ift ain ftreyt, da3 du niem anders wechenneft wenn got, den vater vnd den fun vnd den heiligen geift, vnd auch da mit in lieb habeft von ganc3em herc3en, von ganc3er feie, von ganc3er chraft vnd im ganc3 anhangeft. Wann tiift du des nicht, fo fpricht er: Jch wais dein 10 nicht. [Dubium] Da vellet ain redleiche frag, ob iem in dem todleichen leben da3 gepot von der lieb miig ganc3 erfüllen, als vns gepoten ift in der alten vnd newen ee. Da ift 3U antwurten: Volchomenhait der lieb mag 3wiueltichleich 15 verftanden werden. Des erften, das alles fromdes werich werd aufgeflagen. Alfo mag in dem leben nicht eruollet werden, da3 der menfch allec3eit got würchleich lieb habe aus ganc3em herc3en, da3 ift mit verftantnÜ33 an irrefal, aus ganc3em gemüt, da3 ift mit wurchleicher gedächtnÜ33 an vergeffen, 20 aus ganc3er feie, da3 ift mit ganc3em willen an widerfprechen, aus ganC3er chrafft, da3 ift mit verniiftichleicher, wegirleicher vnd c3ornleicher chrafft, alfo da3 chain natur in dir weleib, die got nicht lieb hab, als das A u g u f t i n u s glofieret. Nu vermag des menfchleiche chranchait nicht in dem gegenwiirtigen ftande. 25 Zu dem andern mal, das alles würchen aufgeflagen werde, da3 der lieb widerwärtig ift. Alfo mag da3 gepot hie eruollet werden, wann die lieb mag wol fo volchomen fein, da3 fi alles todleiches wurchen a u j flehet. Wie aber der menfch 3U fogetaner volchomenhait der liebe wachs, da3 da3 volchomenleichen müg verftanden werden, darumb fint 3way 30 dingkch 3U merkchen. Wann fchol da3 gefchehen, da3 ain menfch nicht miig todleich gefunden, da3 miift fein, ob ain menfch der lieb Chrifti gänc3leich eingeleibet würde. Da3 erft, da3 3U merkchen ift, ift da3, wie die lieb Chrifti figurleich wec3aichent fey vnd mit welichen variben aufgec3aiget. Da3 ander wir, wie wir feiner lieb als ainer pildßrin fchül- 35 151

Capitulum xlv: Β len eingedrukchet werden vnd im geleich werden nach vnferm vermügen. Da3 müft alfo 311 gen, da3 ain menfch got in aller weyfe lieb hette, als er in des erften hat lieb gehabet. Nu ift das wiffenleich, da3 Chriftus den menfchen hat manigueltichleich 5 lieb gehabet. Des erften weifleich, wann er wegeret vnfers hayles fo mit jnprünftiger lieb, das er Pylato nicht antwurt gab, da er vor im ftiind, da mit fich vnfer hail mochte verlenget haben. Darnach fterkchleich, da er fo vil fchäm vnd lafter vnd 3U dem jungften da3 chr§wc3 fterkchleich auf dem rukche trüg. 10 Darnach fue33leich, wann er was fo werait, mit willigem herc3en die marter 311 leyden, da3 er fi für die hochften wolluft fchäc3et. Auch tailet er in der fue33en lieb fein natur mit vns als verre, da3 er machet aus den fünen de3 C3ornes fün der genaden vnd aus den fünen des tewfels die fün gotes. 15 Darnach veftichleich, wann fein lieb weftund fo vefte gen vns, da3 fich das pant feiner liebe nie auf ain chürc3e C3eit trennet, wie gro3 fein leiden vnd fein marter was. Darnach als weleibleich, da3 er lieber da3 leben wold verliefen, wenn das fein lieb fich von vns getaylet hett. 20 Alfo tu auch du, wild du eingedrukchet werden der form vnd dem pilder feiner lieb, fo fcholt du in als inprünftichleichen lieb haben, da3 fein lieb an dir verc3er alle c3ergänkleiche lieb, als fue33leich, da3 dir in feiner lieb alle widerwärtige pitterchait fue33e werd, als veftichleich, da3 dich [33rb] chain c3eitleich dingkch von feiner lieb taile, da3 du mit Paule 25 mügeft fprechen: >Wer taylet mich von der liebe Chrifti?< Aber die form vnd die pildung der lieb Chrifti ift mit dreyen variben aus geftrichen: Mit der men/cAleichen, mit der himelifchen vnd mit der gotleichen, das mir hie nicht aufc3elegen ift. Auch hab ich von der lieb geredet in dem erften taile vnder dem 30 worte: Der du pift in den hymeln. Jedoch ift dannoch etc3was hie von der lieb 3U fagen. Vnd des erften, wa3 lieb fey. Β Da ift 3U merkchen, das Paulus fpricht Γ ad Thymotheum 1°: >Am ende des gepotes ift lieb von lawterm herc3en, von gueter gewiffen vnd von warem gelawben.< Da3 merkch alfo, wann die gepot der erften tafel, 35 die werden nach irem ende geordent in die lieb gotes, vnd die gepot der andern tafel in die lieb des nachften, vnd fpricht er: >Von lawterm herC3en< nach der wegir, >von gueter gewiffen< nach der verft£ntnÜ33 vnd 152

Capitulum xlv: Β >von warem gelawben vnd nicht von getichtemVolchomenhait der ee ift die liebJch pin chomen, ain fewr 3u pringen auf die erden, nu was wil ich, wenn da3 es prynne?< Luce 12°. Vnd da er nu fchir fterben fcholde, da drukehet er feinen iungern da3 gepot ein 3U ainer lec3e vnd fprach: >Da3 ift mein gepot, da3 ir an einander lieb habetAber da3 gepewt ich euch, da3 ainer den andern lieb hab.< Aber: >Ain newes gepot gib ich euchAin trugleiche wag ift ain vnmenfchleich dingkch pey got, vnd fein wil ift ain geieiche wag.< 153

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A u g u f t i n u s jn libro de fpiritu et anima: Lieb ift ain ainträchtung der henken vnd ain gefelfchaft der erweiten, ain gutes leben der feie vnd der engel, wann es leben engel vnd fei newr mit der liebe. Hec A u g u f t i nus. 5C

Nv ift 3U wiffen, wie die lieb gelobet wirdet. Das merkch des erften da pey, das vns der heylig geift fo gar emgichleichen vbet 3U werichen der liebe. Hör allain fand Paul Γ Corinthios 14°, der des erften fpricht: >Volget der lieb nach.< Aber fpricht er Γ Corinthios 16: >Alle ewre werich gefchehen in lieb.< io Aber alfo: >Seyt in lieb gewurc3etwachfen wir in liebget in der lieb gotesJch pitt, das ewre lieb ye mer vnd mer in euch vberflu33ig werdVber alle dingkch fo habet die liebVor allen dingen fo habet ain verainte lieb in euch felberDer gelaub, hoffenung vnd lieb, aber die lieb ift groffer wenn difeJch rat dir, du chauffeft golt von mir, da3 du reich werdeft. < Des goldes fchölden die war tun auf den iarmirkchen der werlt, 3U den fprach er: >Treybet ewr chaufmanfchac3 hinc3 da3 ich chomeEs was nichtes in dem tempel, da3 nicht mit gold wedekchet wiird.< Lieb ift da3 vergulte chlaid, da mit die chirich gec3ieret ift, von dem der pfalmift fprichet: >Die chuniginn ift geftanden 3U der rechten hant in vergultem chlaide mit vech vmb geben. < 35 Auch ift lieb da3 f£wr, von dem Chriftus fprach Luce 12°: >Jch pin chomen fSwr C3U geben auf die erden. < Darumb chom der heylig geift in fewrein C3ungen vber die 3welifpoten, da3 fi mit iren C3ungen allem volkche fewreine wort redeten, vnd da3 fi fewrein C3ungen ain fewreine 154

Capitulum xlv: C

ee predigten. Jeremias Trenorum 1°: >Er hat von der hoch ain flwr in mich gelaffen vnd hat mich geleret.< Da3 flwr ift vnder alien elementen das wiirchleicheft, alio ift die lieb vnder den andern tugenden. Wann wer volchömenleich lieb hat, der C3euhet gancjen willen des liebhabenden in fich. 5 Es nötet nichtes vefter wenn lieb, wann Paulus fpricht: >Die lieb Chrifti notet vnsder [33vb] weiffag Helyas ftund auf als ain fewr vnd fein wort als ain prynnunden fakchel< [Ecclefiaftici 48]. Wann als wenig da3 fewr mag muffig fein, als wenig ift 10 die lieb an aribait. Wann wo lieb ift, als G r e g o r i u s fpricht, da würchet fi gro33e dingkeh; wil aber fi nicht würchen, fo ift fi chain lieb. Si ift da3 fewr, in dem die englifchen geift prinnen. Das fewr machet den menfehen 3U ainem afchen der diemutichait. Zu ainem folichen afchen ward der Abraham, da er fprach: >Jch red 3U meinem herren, feid ich pin 15 ain afch vnd ain ftaubVnfer got ift ain verc3erendes fewrwer das gepot heldet, der verfuechet chain vbel.< Da3 ift wefunderleich war von dem gepot der lieb. Wann wo lieb ift, als A u g u f t i n u s fprichet, nu was 30 mag da gefchaden? Wo nicht lieb ift, da mag nichtes gefrumen. D Auch ift 3U merkchen, da3 lieb ift ain genad der genaden, wann die andern tugent fint chain genad an fi. Auch würchet fi alle dingk vmb fuft, des die andern nicht entiin. Wann gerechtichait giltet die fchuld, voricht vnderchiimet 3U fteent 35 fchäden, hoffenung chauffet ir gemach, den fy mainet wehaben. Seyd aber fi die feie nicht miigen genäm machen vnd auch ir aygne werich an die lieb vnd doch da3 die lieb vermag, darumb fo würchet fi vmb fuft, da3 die andern tugent nicht vermugen. Davon fpricht B e r n h a r d u s : 156

Capitulum xlv: D

Lawtere lieb lat fich nicht mieten. Lawtrew lieb nymet chain chrafft von hoffenung vnd enphindet doch chaines fchaden aines vngetrawen oder verhoffen. Auch ift lieb vnder den andern tugenden ain gepieterinn, vnd was fi gepeutet, da3 ift got gar genäm vnd fchäc^et da3 fur fein gepot. 5 Auch ift lieb ain ftat des Hechtes, wann >wer feinen brueder lieb hat, der weleibet in dem liechtwer feinen bruder haffet, der ift in der vinfterWas frew- 10 den hab ich fugender in der vinfter?< capitulo 5°. Lieb ift ain ftat der ficherhait vnd der frewd. B e r n h a r d u s : Got ift die lieb. Was ift hochgultiger? Vnd wer in der lieb weleibet, der weleibet in got. Wa3 ift ficher? Vnd got in jm. Was ift wunfamer? A u g u f t i n u s : Got ift die lieb: ain chiirc3es lob vnd ain groffes lob. Chürc3 nach dem 15 worte, gro3 nach dem fynne. C3eleft du e3, fo ift es ain wort; wigeft du e3, fo ift es da3 fwerfte wort. Wann got ift die lieb, der nichtes fueffer ift. Lieb ift ain fue33er nam oder vil ain fue33er werich. Wann lieb ift ain fache aller frewden, an lieb ift nichtes wunfam. Wann lieb, die das hochfte gut ift, hat groffe wunne. Wann vnder den fruchten des geiftes 20 wirdet 3U hant nach der liebe frewd gec3elet. Wann da3 mag an frewd nicht gefein, da3 got werd redleich lieb gehabet. Wann gegenwurtichait des liebgehabten ift wunfam. Nu ift got entgegen, wo er w'irdet lieb gehabet. Wann als verre ift vns pa3, als verr wir in den gen, dem nichtes peffer ift. Nu gen wir in in nicht mit fue3 triten, aber mit liebe, den wir 25 als verre werayten, haben vnd gegenwurtigen als verr vnd wir mit lauterchait in in gen. Nu was gepewtet dir got? Hör, wie er fprichet: Hab mich lieb! Du haft ainen menfchen [34rb] lieb vnd chumeft vil leicht nymmer 3U im. Nu wer hat mich lieb gehabet vnd ift nicht 3U mir chomen? Wer mich fuechet, mit dem pin ich, ich la33 in chainen andern lieb 30 haben. Die lieb machet, da3 ich pey dir pin. Hec omnia A u g u f t i n u s . G r e g o r i u s jn omelijs: Der mit garnier feie gotes wegeret, furbar, der hat nu den, den er lieb hat, wann chainer mocht got lieb gehaben vnd hette er des nicht, den er lieb hat. Hec ille. Lieb ift auch ain ftat warer rue. A u g u f t i n u s : Die feie mag nicht 35 geruen newr in den, den fi lieb hat. Nu wirdet ir die ewig rue nicht gegeben, newr in der lieb gotes, der allain ewig ift, allain die vo/chomen heylichait vnd die rue vber alle rue. Lieb ift da3 leben. Wann Johannes fprichet: >Wir wiffen, da3 wir vberfec3et fint von dem tod in da3 leben, wann wir haben die brueder 40 157

Capitulum xlv: D

liebwer nicht lieb hat, der beleibet in dem todWann die lieb ift ftarkch als der tod.< Hec ille. Wer gro3 auf der werlt ift 311 fchäc3en vnd hat der lieb 10 nicht, der ift in dem gericht gotes gefchäc3et als ain toter leo. >Nu ift ain lebentiger hunt peffer wenn ain toter leogeb der menfche alle 30 hab feines hawfs vmb die lieb, da3 fchac3et er gar fur nichteWann hab wir lieb an einander, fo weleibet got in vnsAin iede ftat, die ewr fue3 werueret, die wirdet ewrDa3 wir gefehen vnd gehöret haben, da3 chunden wir euch, da3 auch ir gefelfchaft mit vns habetwer nicht lieb hat 20 vnfern herren Jhefum Chriftum, der fey pannigVil töchter haben reichtum 3U 25 fammen gechlaubet, aber du allain haft die andern vbertretenwer fich vberfich aus wirfet vnd erweytet, da3 pruefet chrieg vnd 20 vnruees fchol niem da3 fein fuechen vnd 3U dem feines nachften chain lieb haben^ l e Corinthios 10. An dem ift menfchleich geflächt gar vaft verrukchet, wann es fuechet ieder man feinen aygen nüc3 vnd vergiffet feines nachften. 30 Das fechft ift vbung 3U C3orn. Es wer ainer ain rechter tor, wenn er feines nachften haws prynnen fSch, da3 er da3 fein auch darnach wolde fehen prinnen. Er fcholde es, wer er weife, pilleicher retten. Da3 fint die lewte, den der C30rn alle C3eit in der fcho3 raftet, Ecclefiaftis 6°. Aber ain weyfer wirffet in aus als ainen gluenden chol. 35 Da3 fibent fint P03 gedankch, als wenn fich ainer ie felber rechen wil an recht. Wann wer die räch wedenkchet, der trit ainen phfeil in der wunden. [35ra] Darumb fprichet Yfaias capitulo 1°: >Das vbel ewrer gedänke tragt von meinen äugen. < 161

Capitulum xlv: Ε Das acht ift, fo man fich pöfer dinge frewet. Das ift tewflifch vnd ain wares 3aichen der verdampnÜ33 vnd da3 ainer chain geleichnufs mit got hat, wann im miffuellet nichtes als fer als pofhait. >Wann vellet dein veint, nicht frewe dich des.< Wann >wer fich aines andern valles frewet, 5 der weleibet nicht vngepeffertJch mag Abrahe nicht verhelen, wa3 ich tun w'irtEyl vnd mache dich hail, wann ich mag nichtes tun hinc3 das du fuder geft Wer fchaydet vns von der lieb Chrifti? Jch pin des ficher, das es weder der tod noch da3 fwert noch chain creatur tiit< etc., Romanos 8°. Da3 ift da3 pant, da3 chain ftat, wie verre fi ift, 3U trennen mag. Wann fi ift ain pant der volchomenhait vnd verpintet allew 25 dingkch, da3 fi icht entreyfen. Auch verpintet fi got mit den gelidern feiner kirichen in garnier volchomenhait. Wann >mit deinen vätern ift got verpunden vnd hat fi lieb gehabetVber alle dingkch fo habet die lieb, wann fi ift ain pant der volchömenhaitJr habet nicht genomen den geift des dienftes, aber in vorichten. Aber ir habt den geift genomen der erweiten fun, in dem wir fchreynn: Vater, vaterWer feinen brueder lieb hat, der ift aus gotSehet, wie aine getane lieb vns got, der vater, hat gegeben, da3 wir die fun gotes genant werden vnd fein e3 aucher hat in gewalt gegeben, gotes fun 3U werden, den, die in feinen namen gelaubenJr habet die 162

Capitulum xlv: Ε falben von dem heiligen geilt vnd chunnet alle dingkch erchennen, der not ift 311 dem haile. Wann die falbe lernt euch von allen dingenFrewnt, wie pift du da her ein gegangen vnd haft des hochc3eitleichen chlaides nicht an?< Recht als ob dem herren wundert, da3 er ainen fchol vinden an da3 chlaid der lieb in feiner kirichen. Nu waffen, nu fint ir nu fo vil, die des chlaides nicht 10 achten, da3 es nicht [35rb] wunder w£r, ob alle chriftenhait ainen gemainen flag darumb lid. Des wunderns mag man funff fache gegeben. Die erfte ift, feid der herr fo choftleiche C3erung hat getan, da3 er feiner prewte da3 chlaid erftrite vnd 3U wege prächte. Wann die andern chlaider werden gemachet aintweder von wolle oder von har der tyer 15 oder von rinten der wurc3en oder von der wurme gedermen als die feyden. Aber dem chlaid wolde der herre ain materij geben von feiner aygen innichait. Da er im fein feyten lie33 a u f tun, da erc3aiget er das chlaid feiner lieb vnd leret vns, wie wir vns da mit wechlaiden fcholden. Da erchant wir den willen des herren vnd durich die lueger des leich- 20 names fahen wir die haymleichait feines henken. Die ander fache ift, wann die chiriche wais, da3 da3 gewant got vber allew dingkch geuellet, der ir prewtigam ift. Wann er wold nicht, da3 fein vngenäter rokch, der des chlaides figur was, 3ε fniten vnd getailet würd, wie wol er feinen C3arten leichnam 3U reiffen vnd 3U trennen lieffe. 25 A u g u f t i n u s : Den rokch des hangenden vnd verdampten an dem chrewc3e, den torften die fleifchakcher Pylati nicht 3U fneyden, vnd du maineft die lieb, die got ift, 3U trennen vnd 3U taylen. Die dritt fache ift, da3 die chirich mit iren chindern da3 chlaid ye haben vnd 3aigen muffen, wenn der gar groffe hof wi'rdet, vnd chunnen 30 nicht gewiffen, wenn fi da C3U geuodert werden. Darumb fcholden fi allec3eit werait fein, Mathei 24°. Aber ir ift vil, die da3 chlaid erft fpinnen vnd weben, wenn e3 nu langeft volbracht fcholde fein. Wer vernümftig ift, der fuechet flachs vnd wolle als fnell vnd er mag, da3 er da3 gewant müg laffen fpinnen vnd weben. Alfo fuechet da3 ftarkche weib 35 wolle vnd flachs, Prouerbiorum vltimo. Wolle vnd flachs fint die guttät, die wir von Chrifto enphangen haben nach feiner menfchait vnd gothait. Die vird fach ift, wann die kiriche wais da3, ob fi de3 chlaides nicht enhat 3U dem groffen hof, da3 fi aller werlt fchamleich erc3aiget wirdet. 40 163

Capitulum xlv: F Wann >lieb wedekchet alle miffetatder ift fSlig, der feine chlaider wehuetet.< Die fiimft fache ift, wann die kiriche wais da3, da3 an da3 chlaid niemant chümet in da3 reich der hymel. Wann wer mit ainem fakch was 5 wechlaidet, der torft nicht treten in den fal des chüniges Affweri. Der fakch ift dienftleiche voricht an lieb, mit der niem gen himel chümet. F Nu ift 3u merkchen, da3 vir dingkch ain gewant lobleich machen: Hochgultiges gefmeid nach der materij, wehendichait vnd flei33 des werichmannes, varib vnd edler gefmakch. Nu ift da3 gewant lieb lobleich 10 von der vir fache wegen. Wann fein materij ift Chriftus felb gewefen vnd hat e3 laffen würchen aus feinem heyligen leichnam. Auch ift fein flei33 fo gro3 gewefen, vnd hiet er hundert taufent jar geftudiert, fo mocht er doch chain peffere maffe erfunden haben, damit fei« lieb in vns wär enc3undet worden. Aber >die varib des chlaides ift purpurifche varibDas riechen feiner chlaider ift als da3 riechen de3 weyrochesHebet mein ioch auf euch.< Da3 ioch der lieb ift femft vnd linde von fechs fache wegen. Des erften aus irer natur. A u g u f t i n u s : Alle fcharffe vnd fwäre 35 dingkch machet die lieb leicht vnd vil nach gar nichtes, vnd mocht man die helle auf da3 ioch legen, fy wurd ring. Wann was fw£r ift, das machet die lieb leicht vnd ring. Es geleichet A u g u f t i n u s die lieb ainem karren vnd fprichet: Wa3 ain viech von im felb icht gec3iehen mag, da3 c3euchet 164

Capitulum xlv: F es auf ainem karren in C3wiueltiger wage. Wann den heyligen Jacob dauchten alle tag feiner aribait chlain von vbriger liebe, Genefis 29°. B e r n h a r d u s : Ain vogel, der an fluge vnd an phflammen ift, der mag fich felb nicht getragen, gewynnet aber er flug vnd vedern, fo fleuget er an mix. Alfo ain hertes prot, da3 allain nicht mag geflunden werden, da3 5 machet ain milich oder ain andre fewchtichait flundig, alfo wie fwSr ain dingkch an im felber ift, da3 machet lieb ringe. Hec ille. Auch machet fy, da3 ainer fleuget an dem wege des paradifes. Wann als B e r n h a r d u s fpricht: Wer inprunftichleich lieb hat, der lauffet fnellichleicher vnd chiimet ee. Wann lieb leuffet mit wegir vnd ruet mit frewden. 10 Die ander fach ift, da3 got felber in da3 joch getreten ift vnd hat darinnen getragen die purd des chrSwc3es. Wann da3 worchte die lieb des herren aller ritterfchafft. Darumb ift es erwirdig, wer da3 joch tret. Wann >es ift ain groffe ere, der dem herren nach volgetvnd wer fchaden lieb hat, der verdirbet mit dem fchadenwer den armen verfmähet, der leftert feinen brüder, vnd wer fich aines 25 andern valles frewet, der weleibet nicht vngepeffertWas nu ain gelid leydet, des fchol da3 ander ain mitleiden habenEwer funde haben getailet 3wifchen ewer vnd got.< Nu wirdet von ieder funde gefaget an rechter ftat. Μ Nu ift 3e fagen von den ftaffeln der lieb, der fint drey: die anhebent, die aufnement vnd die volchömen. A u g u f t i n u s : Volchomne lieb ift die, da3 ainer werait fey, fur fein prüder 3U fterben. Aber nicht 3U hant, als fi geporn ift, wann geporne wirdet fi generet. Wenn fi nu generet ift, fo wirdet fi gechreftiget. Wenn fi nu chreftig ift, fo w'irdet fi volchömen. Wenn fi nu volchomen ift, fo fprichet fi: >Jch weger 3ε fterben vnd mit Chrifto fein.< Hec A u g u f t i n u s fuper epiftulam Johannis. Lieb ift der werich der parmherc3ichait flei33ig, leyden vnd trübfal chreftigen fi, rät die machen fi volchomen. Ν Da ift 3U merkchen: Sechfew fint der ding, die da machen, da3 lieb aufnymt vnd darnach volchomen wirdet. Da3 erft ift, da3 ain menfch groffe wegir hab aufc3enemen. Wann da3 ift ain groffes tail aufnemens, da3 ain menfch wil auf nemen. Wann A u g u f t i n u s fpricht: Ewr fürfich gen ift ain hinderfich gen. Lat alle traghait vnderwegen. B e r n h a r d u s jn epiftolis: Ain tägleichew vbung 176

Capitulum xlv:

Ο

aines aufnemens vnd e i n i g e r flei33 ainer volchomenhait wirdet gefch^cjet für volchomenhait. Ift nu da3 ain volchomenhait, der fich vbet, wie er volchömen fey, fo ift auch da3 war ain ab nemen, der nicht vbung hat 311 aufnemen. Wellen wir nicht widergen, fo fchullen wir lauffen. Hec ille. L e o papa: Die vallen in den fchaden des ab nemens, die 5 des aufnemens wegir verloren haben. Da3 ander ift, da3 ain menfch von alien creaturen 3ufammen chlaube fein lieb allain in den fchepphlr. Wann man enc3euhet ainem pawm in feiner jugent die nidern efte, da3 er al/ fein gewlchft vber fich treibe. Wann als G r e g o r i u s fprichet: Es mag ain menfch nicht aufnemen, der 10 in C3way getailet ift. >Du pift aus gegoffen als da3 waffer vnd wächfeft nicht.< Da3 fprach Jacob 3U feinem fun Ruben, Genefis 49°. A u g u f t i n u s 2° confeffionum: Da ich von dir allain gecheret was, da verfwant ich in vil dingen. Wann ich ward in meiner jugent oft enc3undet, wie ich gefattet wurde in den nidern dingen. [38ra] Auch torfte ich wild fein in 15 manigerlay vinfterr liebe. Das dritte ift, da3 ainer der 1er oblig. Wann als ain chint an fpeyfe nicht aufnymet an feinen gewächft, alfo nymt die feie mer ab wenn auf an lere. Pfalmifta: >Die hungrigen vnd die dürftigen, ir fei hat in in ab genomen.< 20 Da3 vird ift gedächtnÜ33 vnd wefunderleich der woltät, die ain menfch von got oder von feinem nachften enphangen hat, oder was in 3U lieb gegen got vnd feinem nachften geuben mag. Von den fpricht der pfalmift: >Jn meiner gedächtnu33 enc3undet fich da3 fewr.< Da3 funft ift gepet. B e r n h a r d u s : Die lieb gotes wurchet in dem 25 menfchen feufc3en vnd chlag, das lefen milichtrenkchet, gedächtnÜ33 fpeyfet, gepet chreftiget vnd erleuchtet. Das fechft ift aneweyung. G r e g o r i u s : Der erweiten herc3e vnd wegir werden gedrukchet mit aneweyung, darvmb da3 fi aufnemen als da3 fewr mit plafen, dem wetwungen wirdet, da3 es wachfe, vnd wirt da von 30 fterkcher, dauon es fcholde erlefchen. Alfo wachfet diemiitichait, wenn fi mit widerwSrtichait gedrukchet wirdet. Die widerwSrtichait ift gelukchfam, wann fi wehuetet da3 herc3 vor vbermüt. Hec ille. Ο Da ift 3u merkchen, da3 niem in dem leben in foliche volkömenhait chumet, in die er wolt chomen. Wann es fpricht A m b r o f i u s vber Lu- 35 cam: Es ift niem, der fo vil der tugent wegreiffe, als vil er ir wegeret. Wann der almechtig got, der in wendige innichait erchennet, der fec3et geiftleichen dingen ain maffe, darumb da3 der menfch aus dem, das er 177

Capitulum xlv: Ο wegreiffen wil, des er nicht vermag, ain lere nem, das er fich in den dingen nicht erheb, die er vermag. Hec ille. Auch ift C311 merkchen, als A u g u f t i n u s fprichet: Volchömne lieb hat chain wegir der werlt noch voricht der werlt. Wann Johannes fprichet: >Volchömne lieb flehet die 5 voricht ausSeyt voIchomen, als ewr himelifcher vater volchömen ift.< Die ander ift ainer geleichnÜ33, die die priefter gegen den layen fchullen haben. Wann Noe was volchömen in feinen gefliehten, da3 ift gegen den 3u geieichen, die von feinem geflächte waren, Genefis 6°. 15 Die dritte ift der ordenung, in der fich die geweichten vnd geiftleichen fchullen halten, da3 ift rayne kewfchait. Wann Yfaias fpricht capitulo 52°: >Werdet gerayniget, ir, die die vas des herren tragen. < Die vird ift der gelubd, die gehöret die wegeben geiftleichen an. Von den fpricht Chriftus: >Wild du volchomen fein, fo gee vnd verchauffe 20 was du haft, gib es den armen vnd volge mir nach.< Die fünfte ift der prelatur. Wann >ain guter halter geit fein leben für feine fchofGeytichait ift ain aptgotrey.< Von den fräffigen fpricht 5 er: >Der got ir pauch ift.< Wann als J e r o n i m u s vnd A u g u f t i n u s fprechen, da3 fey ain rechte regel, da3 im ain yeder da3 für got auf werffe vnd auch für got ere, da3 er mer wenn got oder als vil als got lieb hat, als lang vnd er da3 lieb hat. Nu wil ich des erften von dem fraffe fagen, darnach von der geytichait vnd darnach von der hochuart. 10 [Dubium] Von dem fraffe heb ich alfo an vnd frag, ob fra33 ain todleich funde fey. Da fpricht T h o m a s 2a 2e q.148: Hanget ain menfch dem luft der frafhait an als ainem ende, von des wegen er got verfmlhet, vnd werait fich 3U tün wider die gepot, da3 er feinen geluft genüg tü, alfo ift da3 ain todleich fünde. Wer aber in der frafhait ain vnordenung nach den dingen, die fich fchikchen 3U dem ende, als wenn ainer all 3U fer wegeret luftiger fpeyfe vnd täte doch darumb nichtes wider die gepot gotes vnd der kirichen, das wSr allain ain le33leich funde. Auch wiffe, da3 frafhait in der maffe fundig ift: Des erften wenn ainer die gewonleichen vnd rechten 3eit furgreiffet von vbriges luftes wegen. Darnach wenn ainer feinen ftand 3U choftleich lebet. Darnach wenn ainer 3U vil 3U im nymet. Darnach wenn ainer die rechten mafs heldet vnd hat doch vbrige wegir, dem fint die äugen weyter wenn der pauch. Auch wenn ainer foliche choft wil haben, die mit vbrigem flei33 weraytet fey. Wiffe auch, n l m ainer ain fchedleiche fpeys oder trankch, die im fchaden oder den tod prechte, der fundet nicht mit frafhait, er fundet aber mit neid feines aygen leichnams, vnd da3 wär ain groffe fund. Nymet aber er der fpeys 3U vil in pofer wegir vnd wais, da3 es im fchaden pringet, der fundet mit dem fraffe fwärleich. Auch wiffe, da3 A u g u f t i n u s fpricht jn libro de doctrina chriftiana: Es ift mit flei33 3U merkchen, was der C3eit, der ftat vnd der perfon c3ymleich fey in effen vnd in trinkchen, da3 wir icht fräuenleich fprechen, ain dingkch fey vbel getan. Wann da3 mag wol gefchehen, da3 ain weyfer man wol nüc3en vnd nieffen mag der aller tewrigften choft an lafter pofer wegir oder frafhait, aber ain vnweyfer mag wol enc3Ündet 179

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Capitulum xlvj: Β werden mit der ftinkchenden flammen der frafhait in der aller fwächiften choft, vnd furbar, es ift ainem ieden peffer mit dem herren vnd nach feinem fiten vifch 311 effen wenn nach dem fiten Efaw, Abrahames nefen, lins effen oder gerften nach dem fiten des viehes. Wann 5 ettleiche t'ir fint nicht darumb mäffiger wenn wir, da3 fi fwache fpeys effen. Wann in allen folichen dingen nicht aus der natur der dinge, der wir nieffen, aber aus der fache des nieffens oder nach der maffe der wegir ift 3U pewlrn, wa3 funde oder nicht funde fey. Hec A u g u f t i n u s . Auch fprichet A u g u f t i n u s fuper epiftolam Johannis: All wolliift, 10 werden die enphangen an wegir, fi fchaden nicht, vnd fwach [38v"] fpeis, die hindern, wenn fi mit wegir genomen werden, den nuc3 der vaften. Wann Dauid g03 das wegerte waffer aus, vnd Elyas der äffe fleifch. Hec ille. Auch fpricht er jn libro de verbis domini: Die reichen fchiillen nicht 15 genötet werden der armen fpeis 3U effen vnd nieffen fpeife nach gewonhait irer chrankchait vnd laffen in lait fein, da3 fi nicht anders geieben miigen. Wann verwandelten fi ir gewonhait, fo wurden fi chrankch. Si nieffen vberfluffiger dinge vnd geben den armen ir notdürfft, effen fi choftleichew dinkch vnd geben den armen fwache. Hec ille. 20 Β Frafhait ift ain funde, die den menfchen leipleich vnd geiftleich plint machet vnd wirdet wec3aichent mit dem plinten, der plinter geporn wart, Johannis 9°, vnd mit Jebufeo, da3 als vil gefproehen ift als ain chrippe vnd wedeutet die frafhait, die dem menfchen allc3eit tötet, das er pey der chrippen fte als ain efel vnd ain viech. Ain folicher fchöld we25 denkchen, was der weife fpricht Ecclefiaftici 37°: >WSr mäffig ift, der lenget da3 lebenDu fcholt nicht geitichleich wegirig fein in ainem iedem effen. < A u g u f t i n u s : Jch weforge nicht die vnraynichait des floffes, aber die vnrainichait der fräffigen wegir. 30 >Vnd geuffe dich nicht aus vber ain iede fpeife< wie mit fräffiger wegir. >Wann in vil effen wirdet chrankchait. < Darumb fpricht Salomon Ecclefiaftis 5°: >Des reichen volle fattung lät in nicht flaffen, aber ain mäffiger menfch hat ainen gefunten flof.< 35 >Vnd geitichait des effens nähent 3U rober vnd ewiger vberfluffichait.< R a b a n u s : Mäffige fpeyfe ift paide fei vnd leib nuc3e. >Wann vil fint ir vergangen von frafhait wegen< paide nach fei vnd nach leib. Wann als der pfalmift fpricht: >Jre effen waren in noch in irem 180

Capitulum xlvj: Β

munde, vnd der c3orn gotes chom vber fi vnd tötet die väften, die wider in waren. < Noch merkch, wie dich der weife leret Ecclefiaftici 31°, da er fpricht: >Du pift 311 ainem groffen tifch gefeffen, tu deinen munt nicht des erften darüber auf.< Recht als ob er fpräch: Bis nicht der erfte, der da effe. Nu 5 ift da3 ain groffer tifch, da groffe effen werait fint oder da groffe gefte fint oder da der herre de3 tifches gro3 ift als ain chunig. [Notabile] Nü wiffe, da3 driueltiger tifch ift, von dem die fchrift mag aufgelegt werden hie in dem weg: Der tifch der natur, dauon ftet gefchriben Actuum 16: >Er richtet in den tifch vnd frewet fich mit ganc3em 10 feinem hawfe vnd gelaubet got.< Der tifch der fchrifft, pfalmifta: >Du haft den tifch weraitet vor meinem anplikch wider die, die mich laidigen.< Der tifch der gotleichen fpeife, Malachie primo: >Jn weu haben wir dich vermailiget? Jn dem das ir fprechet: Der tifch des herren ift verfmähet.< Der erfte tifch der natur ift gro3, der ander groffer, der dritte der 15 aller grofte. Der v'frde tifch ift der tifch der glorij in dem vater reich. Dauon fpricht der Job capitulo 36°: >Die rue deines tifches wi'rdet vol früchtpärichait.< Nu fchol ainer vber den erften tifch feinen mund nicht geitichleich vor den andern auf tun. Darnach fpricht er: >Du fcholt dein hant nicht des erften aufrekchen< 3U der fpeife als die fräffigen tün, vnd 20 >nüc3e der dinge, die dir fürgefec3et werden als ain menfch.< Recht als ob er fpräch: Wa3 dir für gefec3et wirdet, da3 nuc3 mäfleich als ain menfch vnd nicht als ain per [38vb] oder ain wolf, die f g l e i c h effen, das du icht gehaffet werdeft, fo du fra3leich iffeft. Hör des erften auf von c3üchte wegen vnd bis nicht vberfluffik, da3 du die andern icht laidigeft. 25 Darumb fprach Paulus Γ Corinthios 8°: >Sec3et mein effen meinen brüder in ergernüffe, fo wil ich chain fleifch effen ewichleich, das ich meinen brüder nicht erger. < >Vnd ob du wetwungen wirdeft vil C3U effen, fte auf von der mitte, verla33 es wider, das labet dich vnd pringet deinem leichnam chain chrankchait.< Recht als ob er fprSch: Notet dich 30 gefelfchaft oder chrankchait oder aigne wegir oder was das w£r, das du 3U vil äffeft, fcham dich nicht, fte auf vnd ge von in, da fi dich nicht fehen, vnd verla33 es wider. Oder er mainet damit gar ain vnc3imleiches, das pilleich 3U ftraffen ift: vbrige fülle. Recht als ob er fprlch: Hat dich dein pofe wegir genötet, da3 du pewSret pift, fo müft du aufften vnd 35 müft die fpeyfe verlaffen; das pringet dir danne fchand vnd lafter. Von folichen full£rn fpricht Yfaias capitulo 28: >A11 tifche fint erfüllet mit vnluft vnd mit widergeben der fpeyfe.< 181

Capitulum xlvj: C

[Exemplum] Man lifet von ainem werfen, der ift ίο ftarkch, wenn er ain fchef an fich c3ukchet, fo verdret es fich 3wir oder dreyftund. Darnach c3ukchet es der werfen gar vnder vnd verderbet es. Alfo ift nu vmb den werfen der frafhait, wer fich den lät wegreiffen, da3 er in C3wir oder mer 5 vmb cheret mit dem lüfte pofer gewonhait, der mag harte wider cheren, hinc3 das er gar ertrinkchet. Seid nu Chrifto von den pöfen iuden verwiffen ward, er w£r ain frSffer, der der höchft in mSffichait ift gewefen, wie wirdet danne den ir frafhait von got verwiffen, die fich den werfen pöfer gewonhait tägleich laffen vmb treyben vnd nicht anders wetrach10 ten, wenn wie fi der pöfen pauch fülle genüg tün? Wann den pauch eren fi fur iren aptgot. C Da ift mit flei33 3U merkchen, A u g u f t i n u s fpricht 12° de trinitate: Als in der fünde des erften menfchen drey creatur waren: der man, da3 weib vnd die flange, alfo lauffen die drey 3U fammen in würchleichen is funden: der fin, die vnder vernunfft vnd die ober Vernunft. Alfo, als er wil, fo heldet die fynnleichait ftat der flangen. Die flangen loben vnd eren vil menfchen, wann was leipleicher fin ratet, dem volgen vil nach alle menfchen nach vnd fmekchen nicht anders, wenn was dem fleifch geaigent ift, von den Paulus fpricht: >Jr geen vil, von den ich euch 20 gefaget han, aber nu fag ich es mit wainen, die veind des chrewc3es Chrifti, der ende der ewig tod ift, vnd der pauch ift ir got.< Was der ift in gueten fiten 3u reden, der got ir pauch ift, die eren den pauch als got vnd für got. Der got hat flei33igen dienft vnd enc3ige ere als ganc3 als fi dem waren got erc3aiget werden. 25 Des erften fo ift des fchämleichen gotes tempel die tabern, in der die diener des pauches enc3ichleich erfunden werden von frw morgen hinc3 mittemtag vnd von mittemtag hinc3 vefperc3eit mit effen vnd mit trinkchen vnd mit fchämleichen dingen wechümert. Von dem tempel wirdet die fchrift war 2° Machabeorum 6°: >Der tempel was vol vnkewfch vnd 30 frafhait vnd der vngefürigen mit pöfen weiben.< Auch dienen fi nicht allain irem got von frue hinc3 auf die vefper oder hinc3 mitternacht, die dienen im, des noch mer ift, als J e r o n i m u s fchreibet, tag vnd [39m] nacht, Apokalypfis 7°. Was frucht chümet aber in dauon? Für war vil anders wenn fy maynen, wann fi mainen ir leben verlengen mit effen, 35 trinkchen vnd fpilen vnd wiffen nicht, das fi fich mit iren aigen henden töten. Wann ir fterben vil mer von fülle, frafhait vnd trunkchenhait wegen, wenn ir von dem fwert oder von dem fchelm oder vor hunger verderben. Wann die erften frag, die der arc3t dem fiechen tüt, ift von 182

Capitulum xlvj: C dem magen. Wann er wais, das vil mer chrankait chomen von fülle wenn von lerem pauch. Alio toten fich die fräffigen felber in dem tempel der vnfür, wenn fi iren got darinnen eren. Des 311 ainer figur ward Sennacherib von feinen funen in dem tempel getöttet, darinnen er feinen got an petett [4 Regum 19]. Wann des menfchen werich fint fein fune, >wann ain man wirdet erchennet in feinen funenJr tifch werde in vor in C311 ainem ftrikche vnd 3U lafter.< Der teufel tiit als ain voglär; wa der da3 maifte koder hin leget, da verpirget er den ftrikch, vnd fo der vogel ye geitichleicher iffet, fo er ie pelder geuangen wirdet, aintweder pey dem hälfe oder mit dem fueffe, alfo ift dem: Vnder den effen, die auf den altar geopphert vnd gefec3et werden, verpirget der teufel den ftrikch geitiger frafhait, da3 er die fräffigen leicht vnd palde da mit vach. >Wann als die vogel geuangen werden mit dem ftrikche vnd die vifch mit dem angel, alfo werden die lewtt geuangen in pöfer C3eitSi legen auf deinen altar kelber.< Auch hat der got die veyr der flSffrey. Wann die dienSr des pauches, wenn fi nu iren got fo lang gedienet haben in feinem tempel, da3 fi fich abgec3apelt haben vnd alle ire gelider müd fint von vntäfchen trunchen, fo ift in not, da3 in darnach ain fo teuffer flof wideruar. Da3 ift chain genad des tages von allem gotleichen dienfte C3U ften. Vnd fprechen die felbigen ainer 3U dem andern, als gefchriben ftet Johannis 5° et 9°: >Der menfch ift nicht von got, der die veir nicht weheldet.< Recht als ob fi fprechen: WSlicher nicht als lange des nachtes fic3et, das er fo vol werd, das er mÜ3 von notdürft wegen darnach flaffen vber mittentag hinc3 das aller gotes dienft für ift, der ift nicht ain rechter lober de3 gotes in feinem tempel. Auch hat der got vberflÜ33ige oppher. Da3 fint manigerlay effen mit gerdt vnd mit flei33 weraitet, die der natur mer fchadens pringen wenn nuc3es. Wann als B o e c i u s fpricht: Die natur wenüget an wenig vnd an den mynften dingen, vnd was du ir darüber geift, da3 wirt ir aintweder vnwunnefam oder fchedleich. S e n e c a : Vil effen haben vil feuchen gemachet. Von den ophern fpricht Yfaias capitulo 1°: >Jr fchullet hin fur nicht vnnüc3leich ophern, wann e3 ift mir ain veraifen. < 183

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Capitulum xlvj: D

Auch hat der got oblay der pofhait. Die oblay fint geb, der man ίο vil C3el auf c3euch die riemen, vnd tü das paid, des fint vil beraiter wenn 3U den heiligen oblayen in der kirichen in vnd iren vodern 3U hilffe. Da [39rb] von fpricht der weyfe Ecclefiaftici 34°: >Wer da opphert in pofhait, 5 des oblay ift vermailiget.< Auch hat der got den rauchen der wolluft, da3 fint fpec3erey, letwarij vnd alle wol richende dingkch, die den gümen 3U luft vnd 3U trinkchen enc3Ünden, da3 die triinkche mit lufte vnd enphindleich durich den rächen rynnen. Von dem rauchen fprichet got alfo [Yfaias 1°]: >Ewr 10 angec3iindet rauchen fint mir ain ayfe.< Auch hat der got gar arbaitend vnd vnmiiffig priefter, da3 fint jäger, vifcher, pekchen, fleifchakcher, leitgeben vnd chramär, koch, weichen vnd pader, 3iifchiiiarer vnd prater, was der ift mit fampt den, die ich nicht nenne, die haben chainen andern flei33, wenn wie fi dem got feine oppher weraiten. Dauon fpricht 15 der pfalmift: >Moyfes vnd Aaron fint vnder feinen prieftern.< Moyfes ift als vil gefprochen als ainer, der von den waffern genomen ift, vnd wedewtet die vifcher. Aaron tötet chelber vnd wider vnd wedewtet die fleifchakcher. Recht als ob er fprlch: Was waffer vnd erden, fewr vnd luft 3U weg pringet, da3 mue33 dem got alles in feinen flunt. 20 Auch hat der got fein finger, die vnkewfche liedel mit weipleichen ftymmen vnd vnmänleicher parat vnd mit faytenfpil Volbringen vnd des vil flei33iger fint wenn des lobes, da3 G r e g o r i u s vnd die andern heyligen gemachet haben got 3U lob. Von den fpricht Yfaias capitulo 5°: >We euch, die da frii auf fteen der trunkchenhait nach 3U volgen vnd 3U 25 trinkchen hinc3 vefperc3eit, da3 ir des weines hic3ig werdet. Herphen vnd leyren, paukken vnd geygen vnd pheyffen vnd wein ift in ewren wirtfcheften, vnd das werich gotes da3 wefichtet ir nicht. < Auch hat der got lefmaifter, die im 3U tifche lefen. Da3 fint fpillewt, gaukchlSr, liebchofer vnd lugleich merfager, die mit anders nichte ir 30 narung gewinnen wenn mit lugleichen dingen. Den ift chain hilf 3U tun. Wer aber, da3 ainer hiibfchen fchymph trib mit worten oder mit werichen, der ainer ieden C3eit wol 3U gefüget w£r, wer den irer hubfchait lonet, da3 w£r wol 3ε leyden. Wer aber in geit vmb vnc3imleiche dingkch, der weftattet fy in irer pofhait vnd mÜ3 fw^rleich darvmb pueffen, als 35 T h o m a s fprichet 2a 2e q.168. D Das lafter fcholden ainem menfchen vil dinge laiden. Das erfte, das es widerratet, da3 ift die natur. Wann vnder allen tyren, die fölicher groffe fint, hat got chainem tyr ainen als chlainen munt gegeben als dem 184

Capitulum xlvj: D menfchen, das an cjweyfel darumb gefchehen ift, da3 dem menfchen die frafhait fcholde widerfteen vnd da3 er die mäffichait wehielde. Auch ift das lafter der teufel rw. Wann Chriftus fprach Mathei 12°: >Wenn der vnrain geift get aus dem menfchen< etc. Die trukchen vnd dürren ftete Tint die menfchen, die mäffleich leben, in den vindet der 5 tewfel chain rw, aber in den fräffigen rwet er. Wann ain vinfter der teufel fprach 3U Chrifto: >Wirfeft du vns aus, fo laffe vns in die fweinJr hals vnd ir kel ift ain offens grab.< Auch körnen dauon fleg vnd leftern, die die vollen iren nachften erc3aigen, vnd vil ander fchäden. Auch wirdet got mit frafhait geleftert. Wann ain foleicher eret ain 15 fwache creatur fur got, den pauch, dauon ee gefaget ift. Wann als Aug u f t i n u s fpricht, das eret der menfch für andre dingk, das er für andrew dingkch lieb hat. Die aptgötrey ift fnöder wenn der haiden aptgötrey, wann die eren golt, filber vnd edels geftain mit gotleichen eren, aber der fräffig eret feinen full fakch fur got. 20 Auch machet er aus dem tempel des heyligen geiftes ain kuchen vnluftiger wegir. Wann Paulus fpricht: >Jr feyt der tempel des lebentigen gotesir antluc3 ift fwärc3er wenn ain cholSi fint gefattet vnd haben ir herc3 erhebet vnd haben mein vergeffen. < Den, die fich vberfullen vnd fich von gote verren, den wunfchet Dauid vnd fpricht: >Verpinte den ire wang mit dem pifs vnd mit dem 3aum, die nicht 3U ir nähen. < Recht als ob er 35 fprich: Gib in der fpeis als wenig, da3 fi dich erchennen vnd fuchen als ain hungeriger feinen herren. Das lafter fchiltet got. Wann Paulus fpricht: >Jr effet oder ir trinkchet, das tüt alles got 3U lob vnd 3U eren.< Da fpricht A u g u f t i n u s : Vbertriffeft du die c3imleichen maffe der natur mit frafhait vnd fülleft dich mit 40 wein, wie vil dein 3unge got lobet, fo fchiltet in doch dein leben. Wann 186

Capitulum xlvj: Ε als ain fchönes werich den werichman preyfet, alio fchendet in ain vngeftaltes werich. Darumb fchendet ainer got, der fchon finget vnd vbel lebet. Hec ille. Nu verfmähet ain fuller got vnd was im 31α gehöret, als Efaw, der fprach in der perfon der fuller: >Zu weu fchullen mir die recht meiner 5 erften gepurd? Er gieng fuder vnd wag da3 ring, da3 er fi verchauft hetteSi haben das weg'irleich erdreich für nichte gehabet.< Wann >fi gaben alle hochgultige dingkch, darumb da3 fi fich fülten.< Ε Das lafter vermailiget das gelid, da vnluft am maiften vbel 3ymet, das ift der munt, von 3wayer fache wegen. Des erften, wann das gelid ift wefunderleich got geaigent in 3U loben. Auch da3 erft verpot, das got tet, das tet er wider das lafter, Genefis 2°, da er verpot die fpeys des holc3es. Das lafter ift ain ftrikch an dem wege, für den wir ye muffen geen, darumb hütet wir vns pilleich dauor. Wann der teufel aneweyet den menfchen mit dem lafter, die weil vnd er an fchulde vnd in dem paradys was, vnd verfuchet den gotes fun da mit des erften in der wuefte. Darvmb fpricht A u g u f t i n u s : Speys ift 3U nemen als erc3ney. Wann wenne man geet von der notdurfft in die rue des fattens, 3U hant in dem gange leit der ftrikch des vogler verporgen. Auch wenn das gefchiecht, fo fuget fich enc3ichleich ain fchedleiche frewd darc3u als ain nachgeärinn vnd leuffet dikche für da3, das ain fache des todes wirdet, da3 ain fache des hailes fcholde fein. Hec ille. Es fprichet G r e g o r i u s vber das wart des pfalmiften: >Herr, erledig mich von meinen notdurften!< Die leipleichen notdürfft haben da3 fchedleich, da3 man dikche gar wenig in in erchennet, was lafterwäres oder nuc3es in in ift. Den notdurfften wolde der pfalmift entrinnen, wann er wefte, da3 meniger wollufte aus den notdürften entfpringen. Hec ille. Das lafter ift in vnfer müter Eua ain aneuankch gewefen aller vbel. Auch lifet man von Noe, der volchömen was in feinen geflächten vnd ward doch mit dem lafter vberwunden, wann er trankch wein vnd ward trunkchen vnd wegieng fchämleich fünde mit dem, das er entplofter lag, Genefis 9°.

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Mit dem lafter verdienet da3 volch gotes c3orn. Wann die weil in da3 effen dannoch in dem munde was, da chom der c3orn gots vber fi, pfal- 35 mifta. Auch chömen tägleich groffe vbel von dem lafter. Das erfte ift wefwärung des geiftes. Wann Chriftus fprach: >Sehet, da3 ewr leichnam icht 187

Capitulum xlvj: Ε wefwäret werden mit vberflu33iger rober fpeys vnd mit trunkchenhait vnd mit forgen des lebensMemphiswegrebet fi.< Memphis ift als vil gefprochen als der munt, der wegrebet fi in fünden. Wann als G r e g o r i u s fprichet: Als verr der leichnam erfüllet wirdet, als verre wirdet die feie der genaden geliret. Wann die witib, die in lüften ift, die ift lebentige tot. S e n e c a : 10 Trunkchenhait ift ain fwache wegrebnÜ33 der Vernunft. Das ander ift chläffrey. G r e g o r i u s :Jn den, die pÖ3 wirtfcheft halden, da dienet die funde chläffrey. Auch chomen dauon fchämleiche fpil, wann als paid da3 volkch von Jfrahel gefaffen vnd äffen vnd trunkchen, da hüben fi an C3U fpilen. is Auch chumet dauon vnkewfch. Wann der herr fprichet: >Jch hab fi gefattet, vnd fi haben eeprechens gephlegenJr fchullet nicht trunkchen werden von wein, in dem vnkewfch ift.< J e r o n i m u s ad Euftochium: Die junchfraw Chrifti fliehe den wein als ain gift. Wann die weil Eua in dem paradijs weder äffe 20 noch trankch, da was fi ain junchfraw. Aber als paid fi das gepot des nicht effens vbertrat, da was fi verrukchet. Auch chumet geitichait von frafhait. J e r o n i m u s : Wolluft vnd manigerlay fpeyfe fint der geitichait nar. Nym ab die effen, fo fuecheft du weder vnkewfch noch reichtüm. 25 Auch chumet dauon vnparmherc3ikait. Wann die da trunkchen wein aus phialij vnd mit falben gefalbet waren, die hetten chain mit leyden vber die iämrigen rew Jofeph, Arnos capitulo 6. Das leret auch I k a r u s vnd der reiche, Luce 16. Auch merkch, gemainchleich 3e reden, wer dem lafter gegeben ift, der 30 mag chainem lafter widerftreben. Wann als G a l i e n u s fpricht: Ain trunkchner ift ain chnecht aller lafter. Seid nu die frafhait, die des tewfels in gefind ift, durich den munt get, der als ain porte ift des menfchen, darvmb fo lät fi da3 ganc3 in gefind des teufels, das find all todfundt, durich die porten ein geen. Wann das lafter machet den menfchen 35 vnweys, vnfynnig vnd als ain fwein. Salomon fpricht: >Wann ain vnkewfches dingkch ift der wein, vnd trunkchenhait ift ain vngerüeiges vnd fawfpäres dinkDer wein vnd trunkchenhait wenemen da3 herc3-< Wann die furften hueben an 311 wüten in dem herc3en, Ofee 6 capitulo. Von weu? Da fi 311 vil getrunkchen hetten. Da mocht ainer fprechen, ob trunkchenhait funde wir vnd ob fi ain todleiche fund wir. Da merkch, da3 vnmlffiges effen vnd trinkchen mag driueltichleich gefchehen. Des erften, ob ainer nicht wefte, das im des trinkchens 3ε vil wir vnd da3 e3 in möcht trunkchen machen. Alfo mag trunkchenhait an funde fein, das gelaube man von Noe. Darnach, ob ainer enphünde, des trinkchens wir 3U vil vnd gelaubte doch nicht, da3 er mochte trunkchen werden. Alfo mag e3 ain läfleiche funde fein. Darnach, ob ainer wol wedlchte, e3 wir fein trinkchen vnmäffig vnd mocht in trunkchen machen vnd wil doch vil lieber [40rb] trunkchen werden wenn den trankch vermeiden, vnd ain fölicher ift aygenleich ain trunkchnlr. Die trunkchenhait ift ain todleich fund, als T h o m a s wil 2a 2e q.150: Wiird aber ainem ch rankchen ain vnmäffiger trankch oder fpeys gegeben als 3U ainer erc3ney, des wir nicht funde, würd er trunkchen, wann wie wol aines folichen trankches ainem gefunten 3U vil wir, iedoch ift fein ainem chrankchen nicht 3e vil. Nim aber er de3 trankches mit willen fo vil, da3 es im trunkchenhait prächte, fo wir funde da pey. Auch wiffe, wurd ain byfchof, ain briefter oder ain dyaken gemainet vnd wolden nicht ablaffen trunkchen 3U fein, die fchol man abfec3en. Wir aber es ain fubdyaken oder ain acolitus oder ain lay, den fchol man der gemainfchaft werauben oder mit flegen peffern. Aber hat nu ain fubdyaken die felbigen pen, die ain dyaken hat, dauon fchreybet G r a c i a n u s d.35 capitulo Jn canonibus apoftolorum legitur Epifcopus vnd fprichet: Ain byfchof, ain briefter oder ain dyaken, der dem pretfpil vnd der trunkchenhait dienet, aintweder er laffe dauon oder er werd verdampmet. Ain fubdyaken, ain lec3nlr oder ain fankchmaifter, der föleche dingkch tut, der la33 dauon oder er werd der gemain weraubet. Vnd auch ain laye. [Ex c o n c i l i o A g a t h e n f i ] Aber fprichet er: Vor allen dingen jft den prieftern trunkchenhait verpoten, die aller lafter ain aneuankch vnd ain fpeyferinn ift. Dauon welichen man wais, der trunkchen gewefen ift, 189

Capitulum xlvj: G darnach vnd e3 der orden leydet, der werd aintweder dreyffig tag von der gemainfchaft des facramentes gefchaiden oder er werd leipleich gepeffert. Hec ibi. Auch fpricht G r a c i a n u s jn libro de patriarchis aus A m b r o f i i mund: Wir haben gefprochen, man fchulle trunkchenhait vermeiden, mit der wir vns nicht pewaren mügen vor laftern. Wann vor die wir vns nucht wehueten, die wegee wir vnwiffent in trunkchenhait. Si wiffen nicht, was fi reden, die vbrigem wein aufwarten, die ligen wegraben. 15 q.l a . A u g u f t i n u s contra Fauftum: Den Sodoma nicht geuellen mochte, den vellet der wein. Wann den Loth machten fein tochter trunkchen vnd vermifchten fich mit im an fein wiffen. Darvmbe ift er fchuldig, aber nicht mer wenn als vil die trunkchenhait verfchuldet hat. Hec ille. Aus der fchrift 3euhet man: Wirdet ainer an fein fchuld trunkchen vnd wirdet der finne gar weraubet, er wirdet der fiinden entpunden, die er die weil wegeet. Wurd aber er von feiner fchulde wegen trunkchen oder wir etwa3 pey fynnen, fo w£r er fchuldig. Auch mochte ainer die weylen chain weib nemen vnd er fo trunkchen wir, wann er mochte chainen vernunftigen willen gehaben, der da pey müfte fein, da3 mainet W i l h e l m u s . G Nu fprichet O r i g e n e s : Als niichtichait ift ain miiter aller tugent, alfo ift trunkchenhait ain muter aller lafter, wann die ift ain entplöfferinn der gehaym, ain vnlewntirinn vnd vnweyfmacherin der fynnigen, ain pinterin der ftarichen, ain gepieterin der lafter, Omelia 37a. Des erften ift fi ain offenwarlrinn der gehaym. Wann als S e n e c a fprichet: Geleicher weyfe als die chrafft der hic3 des moftes alles da3 auf wirffet, da3 an dem granit des vaffes lert, alfo ainer, der des weines inhic3ig ift, was in jm verporgen leit, da3 wirdet fichtig vnd chumt in die mitt der lewtte. Hec ille: Epiftula 86". Das ift der fache aine, warumb den chunigen der wein verpoten wirdet, wann die fchullen alle gehaim verfweygen, wann gemainem nuc3 ift nichtes als fchedleich als trunkchenhait an [40m] ainem chunig oder fiirften. Wann von ainem folichen fürften werden fnell räch gepoten, die vnpilleich fint, vnd aufgenomen rate den andern 3U fchaden werden vnweifleich geöffent, vnd was guter ordenung gefchehen fint, die werden widerriiffet. Darvmb fpricht Salomon: >Du fcholt den chunigen nicht wein geben, wann wo trunkchenhait reichfent, da ift chain gehaim.< Wann man lifet an manigen fteten, das chünig in trunkchenhait vrtail haben gegeben, die fi nicht widerriiffet haben, als Philippus, von dem V a l e r i u s fchreibet libro 6°. Das trun190

Capitulum xlvj: G kchenhait ain offenmacherinn fey haimleicher dinge, des geit Noe ain figur, von dem man lifet Genefis 9°, das er des erften wein pawet, er trankch in vnd ward trunkchen vnd entflief vnd lag fein fcham entplöfter vnd ward von feinem aigen fun verfpottet. Auch machet trunkchenhait die weifen vnwicjig. A u g u f t i n u s ad 5 virgines: Jn den trunkchen ift chain vernunfft, chain rat, wie man leben fchulle, chain gedachtnüfs gefchechner oder gelefender dinge vnd chain wefichtichait, chunft vnd ander chlughait. Darumb fo troft fich chainer feiner chunft, ob in die trunkchenhait vellet. Hec ille. Dauon fpricht Yfaias capitulo 28°: >Der priefter vnd der weif fag weften nicht vor trun- 10 kchenhait, fi fint vercjeret von dem wein, fi giengen irre in trunkchenhait. < Darvmb was in der alten ee verpoten, das die priefter chainen wein trunkchen, die in das tabernakel giengen got 3U dienen, Leuitici 10. Da fcholt du merkchen, da3 die erft wurc3 vnadels vnd dienftes chom von wein. Wann als du vor gehöret haft, Noe der ward trunkchen, wann 15 er pawet den erften wein nach der find flüt, wann da vor was chain wein vnd hetten die lewt chainen wein. Den verfpottet fein fun Cham, da er fahe die fcham feines vater entplöft. Des ward der vater darnach geinnert, da verdampmet er in. Wann er fprach im fein freyhait ab vnd machet in 3U ainem chnecht. Vnd das was ain aneuankch des dienftes, 20 wann vor waren die menfchen frey, als A u g u f t i n u s fpricht 10 de ciuitate dei. Da mag man verfteen vir vbel, die trunkchenhait den lewten pringet. Wann fy weraubet den menfchen des fynnes vnd machet in fwächer wenn ain viech. Da3 wedeutet de3 Noe flaffen. Sy werawbet den menfchen feiner hab. Das wedewtet, da3 er entplöfter lag. Sy pringet den 25 menfchen 3U gefpött. Da3 wedewtet, da3 er verfpottet ward. Sy machet dikche aus ainem reichen vnd freyen ainen armen vnd ainen chnecht. Da3 wedewtet der fluch, der dem Cham gegeben ward. Auch vbriger wein fchendet vnd leftert aines menfchen adel, paide nach fei vnd nach leib. Wann es fpricht J n n o c e n c i u s 9 de vtilitate 30 humane: Was ift fchamleicher wenn ain trunkchner? Dem ftinkchet das maul, der leichnam pidemt, er faget töröchte dingk. Er offent haimleiche dingkch, feines fynnes wirdet er weraubet, fein antliic3 ift im vercheret, fein äugen die fproffen im, fein lebfen die C3ittern im, vnd wa trunkchenhait ift, da ift chain gehaim noch weifhait. Hec ille. S e n e c a : Sag 35 mir, wie fchämleich da3 fey, da ainer mer in fich gewffet wenn in jn mag vnd den magen an maffe machet vnd tun da3 trunkchen, de3 fi fich nücht fchamen. Darvmb fo fprich, das trunkchenhait nicht anders fey wenn willige vnfynn. Des geit dir Allexander Macedo ain [40vb] ebenpilde, der feinen aller liebften vnd getrewften Tytum an dem tifche durich 40 ftach. Hec Seneca. 191

Capitulum xlvj: G

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[Notabile] Es fprechen ettleich, der trunkchenhait antluc3 fey alio gemalt gewefen: Ain kindleiches pilde, das hett ain horn in der hant vnd ain glefeine coron auf dem haubet. Das chintleich pild wedSwtet, das fi den menfchen vnredleich machet vnd an fynne als ain chind. Das horn wedewtet, da3 er chain gehaim weheltet, aber er pläfet fi aus an alle fcheuch. Die glefein coron wedewtet, da3 er fich für ainen reichen chunig fchäc3et, fo er doch vil leicht der guidein gar luc3el hat. Darvmb vindet man gefchriben, da3 junchfrawen, prieftern vnd chunigen wein ettwenn verpoten was. J e r o n i m u s : Gelaubet man ainem verfuchten, fo ift da3 mein erfte mainung, da3 die prawt Chrifti den wein fliech als gift, wann die alten hieffen den wein gift. Den prieftern was wein verpoten, Leuitici 10, wenn fi in den tabernakel fchölden geen. Den chunigen ift wein verpoten, wann es ftet gefchriben Prouerbiorum 31°: >0 LamuAel, du fcholt den chunigen nicht wein geben.< Auch als Valer i u s fchreibet libro 3°: Der Römer weib weften etefwenn von chainem weintrinkchen 3U fagen, wann wein ift die gröfte vbung 3U leipleichen lüften. Nii c3euchet fcham vil menfchen von funden. Darvmb, feid der wein den menfchen feiner fcham weraubet, fo w'irdet dauon entplöffet der liift, der lang in dem henken ift verporgen gelegen. Wann es fpricht S e n e c a vbi fupra: Scham hat vil mer menfchen von funden gec30gen wenn gueter wille. Darumb wa das gemüt wefic3et vbrige chrafft des weines, da fwimmet her für was pöfes darinnen verporgen ift gewefen. Wann als der weife fpricht Ecclefiaftici 31°: >Vil menfchen hat der wein getöttetDie, die des weines fleiffig fint, die fcholt du nicht vben.< Recht als ob er fprlch: Si trinkchen fuft leicht 3U vil. Wann der chunig Affwerus hett feinen hof alfo geordent, da3 man wein nötet 3U trinkchen, aber e3 hueb ieder man auf, wenne er wolde, Hefter 1°. Das fewr pew£ret ain herttes eyfen, alfo der wein, in trunkchenhait getrunkchen, ftraffet der hochuertigen herc3e. Recht als ob er fpr£ch: Als das fewr hertes eyfen waich machet vnd enc3Ündet, alfo wein an maff getrunkchen machet herte herc3 waich vnd enc3undet fi 3U vnkewfch, J e r o n i m u s . Noe entplöffet fein fcham in ainer hör der trunkchenhait, die er fechs hundert jar nüchter wedekchet hett. Loth traib vnklwfch vnwiffender in der trunkchenhait, vnd den Sodoma nicht vberwant, den vellet der wein, Genefis 19°. >Wein in mäffichait getrunkchen ift ain geleiches leben der menfchen. Trinkcheft du in mäffleich, du weleibeft nücht.< Recht als ob der weife fprSch: Wein mäfleich getrunkchen pringet dem menfchen 192

Capitulum xlvj: G gefunt nach der natur, nach dem geift vnd nach gemainem handel mit den lewten. Was lebens ift das, das mit wein geminnert wirdet? Recht als ob er fträffleich vnd c3ornleich fpröch: Wie ain vnfäliges vnd fwaches leben der natur ift da3 leben, da mit da3 leben der genaden vnd der glorij ganc3 verloren w'irdet? Wann Yfaias fprichet: >Mit den fueffen wirdet 3ertreten die coron der trunkchen Effraym.< [41ra] Was wetreuget das leben der tod? Recht als ob er fprech: Das leben der natur, der genaden vnd der glorij verdampmet die trunkchenhait vnd weraubet der den menfchen. Wann trunkchenhait ift der tod genennet, dauon da3 fi ain enc3ige vrfach ift des todes. Wann Salomon fprichet: >Wem ift we, weliches vater we, wem chrieg, wem das grab, wem wunden an fache, wem aufprechen der äugen? Widerueret da3 nicht den, die dem wein mit wonen vnd die fich fleiffen, die köphf 3U lären?< >Der wein ift in frewd wefchaffen vnd nicht in trunkchenhait von dem aneuang.< Recht als ob er fprech: Der wein ift den menfchen C3U frSwden wefchaffen vnd nicht 3U trunkchenhait von dem aneuang Noe. Wann der pfalmift fprichet: >Der wein erfrewet des menfchen herc3-< Er fpricht nicht, er machet es trunkchen. Wann wir fchullen nicht trunkchen werden nach Pauli lere von wein, in dem vnkewfch ift, ad Ephefios 5°. Wunn der fei vnd des leibes, wunn vnd frewd ift wein ma33leich getrunkchen. Recht als ob er fprech: Die wegir der feie vnd die verftentnÜ33 des herc3en, die peden werden erfrewet von mäffigem trinkchen des weines. Wann wegir der feie wirdet weraiter 3U dem guten vnd die verftentnÜ33 fcherffer. Zu dem dritten mal ift trunkchenhait ain pinterin der ftarkchen, wann fi machet von ainem menfchen ain viech, aus ainem ftarkchen ainen chrankchen, aus ainem weifen ainen vnweyfen. Des nym ain ebenpild an Holoferne, dem ftarkchen, den vbrige trunkchenhait darc3u pracht, da3 im die witib Judith mit feinem aygen fwert fein haubet wenam, Judith 13°. Auch fpricht S e n e c a von Allexandro, da3 in vnmlffichait de3 trinkchens aus dem kophe Herculey vber want, den doch vil ftreyt ee nie mochten vberwinden. Hec ille. Es fprichet P a p i a s : Wein mSffleich getrunkchen geit den gefunt vnd meret die weifhait, wirdet aber er vnmäfleich getrunkchen, fo geit er fach 3u laftern. Got hat die creatur gegeben vnd hat menfchleichem willen die vberfluffichait wehalten, da3 mäffichait w£r in maifterfchaft der niichte vnd vberfluffichait geaigent würde dem valle vnd der trunkchenhait menfchleiches willen. 193

Capitulum xlvj: Η Auch ift trunkchenhait ain gepietSrin der lafter, wann yec3unt gepewtet fi vnkewfch, nii den C3orn, nü die waffen, nü lieg, nü greiffen, nü vbrige vnfür vnd chain fcham. Der vnkewfch geyt vns Loth ain ebenpild, der in feiner trunkchenhait mit peden feinen töchtern fich ver5 mailiget. Des C3ornes geit vns Allexander ain ebenpild, der feinen liebften vnd getrewften frewnt Tytum in feiner trunkchenhait ob dem tifch tottet, vnd da er da3 darnach erfür, da wolt er fich felb getottet haben. Man lifet von ainem trunkchen pawern, da der 3U hawfe chom, wann er aines fach, der dauchten in 3way. Nu fach er 3wen fün, die er 10 hette, der dauchten in vir vnd fprach 3U dem weibe, fi hett im 3wen paftharten 3U gefec3et. Si laugent. Er fprach, fi miift da3 hai33 eyfen tragen. Da3 wolt fi gern tiin, ob er ir da3 haiffe eyfen felb hic3et vnd 3U trüg. Er machet da3 eyfen hays vnd nam e3 in die hend vnd wolt es ir tragen. Da verprant er fich fo fer, da3 er niicht ward. Da fahe er, da3 15 feiner fun newr 3wen waren. Alfo wa3 im das [41rb] weib 3U chlueg. Jch wil wol, es werd noch dikche ainer von in gegiimelt, der fich gar geueufch dunkche. Von den fpricht wol der Job capitulo 12°: >Si greiffen in der vinfter vnd nicht in dem liecht vnd machet fi irre geen als die trunkchen. < 20 Η Nu fag ich wider von frafhait vnd von trunkchenhait gemifchet mit einander. Dauon ift 3U merkchen, das ain menfche, der dem lafter aufwartet, fwächer ift wenn ain viech. Wann vellet es ainften in ain grub oder in ainen ftrikch, es huetet fich hin für da vor. Des tüt ain trunkchner menfch nicht. J e r o n i m u s : Die vnuernunftigen t'ir vnd wilden vo25 geln vallen nicht hin wider in die grueb vnd in die ftrikche, da mit fy ee geuangen fint. Aber die dem fleifche nach geen, die fint fnelle 3U pöfen lüften. Aus dem lafter chümet der hunger. Pfalmifta: >Sy leiden den hunger als die hunde vnd vmbgeen die ftat.< Wann Ofee 4°: >Si effen vnd werden 30 nicht gefattet.< J e r o n i m u s : Wolluft pringet hunger vnd nicht da3 fatten. Darumb fprach der vnkewfch fun Luce 15: >Jch verdirb hie des hungers. < Nü ift da3 ain lawtre warhait: Wer fich des abentes füllet, den dürftet des morgens. Darumb fpricht der trunkchen: >Wenn erwache ich, da3 ich den wein wider wegreiffe?< Prouerbiorum 13°. Er wil fprechen, 35 da3 die trunkchenhait nach dem flaffe dürftig ift. Was ift aber die fache? Da3 ift die fache: Wann full der fpeyfe lät den magen nicht 3U hant hungern nach dem flaffe, als vbrige fülle den dürft pringet. Des fache geit M a c r o b i u s vnd fpricht: Ain ieder wegir chümt von ettwiuil hic3e. 194

Capitulum xlvj: Η Nu wegeret die hic3e mer gefpeyfet werden mit chelten vnd mit fewchte wenn mit chelten vnd mit dürre. Darvmb fo wegeret fi mer wSffriger wenn irdifcher dinge. Darumb fo wirdet des morgens frue der hunger mit dem dürft geftillet, aber der dürft wirdet mit nichte mit haiffer fpeys geftillet, vnd der ietweders machet den menfchen an im felb gar vngeordent. Was der ift, die haben hie we vnd gewinnent dort da3 ewig we. Da3 pewSret Yfaias capitulo 5°, da er fpricht: >We euch, die da frue auffteen, der trunkchenhait nach 3e volgen< etc. Auch nymet der hunger nicht ende mit dem mal, wann es hat ainer villeicht nicht, das er wolde oder als vil er wolde oder das es werait wir, als er wolde. A u g u f t i n u s : Wa das fleifch genügfamchait füchet, da vindet e3 gepreften. Auch verferet das lafter die natur. Job capitulo 20: Wenn er gefattet wirdet, das phrenget in vnd aller fmerc3e vellet in jn, vnd wegreiffet nicht den wolluft, den er gefüchet hat. Auch welich in dem lafter arbaiten, die leiden von luftes wegen ainer aynigen hör dikch groffe fmercjen aines tages oder aines moneydes oder aines ganc3en iares. Darvmb fprichet der weife Ecclefiaftici 31°: >Ainen gelerten menfchen, wie gar genüg tüt dem ain wenig weines, wann fleffet er, fo enphindet er chaines fmerc3en.< Wann Paulus leret Thimotheum Γ capitulo 5°: >Ain wenig weines nüc3e von deines magen wegen. < Von Adam auf Noe C3eit trankch niemant wein, da lebten die lewt lange, wann ain wenig weines pringet chain arbait der natur vnd chainen fmerc3en. Darnach fpricht der weife: >Wachen, darmgicht vnd reiffen des pauches wideruaren ainem fräffigen, aber in ainem mäffigen menfchen ift ain flof [41m] des gefuntes.< Wann pitterchait der feie ift wein vnmäffleich getrunkchen. Recht als ob er fpräch: Nach trunkchenhait volgen leipleichen gepreften vnd folich vngelukch, dauon die feie pitterchait enphähet. Darvmb fpricht Salomon Prouerbiorum 23°: >Siech den wein nicht an, wenn er fchon leuchtet vnd fcheinet in dem glafe nach feiner varib, vnd er geet lindleicher. Aber 3U dem jungften fo peiffet er als ain flang vnd geuffet fein gift aus als der bafili/kch.< Das lafter pringet armüt. Darvmb fpricht der weife Ecclefiaftici 19°: >Ain trunkchner arbaiter wirdet nicht reichWer of ft effen lieb hat, der gedeichet in armutvnd wer den wein vnd väfte mal lieb hat, der wirdet nicht reich. < 195

Capitulum xlvj: Η Von ainem folichen wirdet die fchrifft war Aggei capitulo 1°: >W£r chaufmanfchaft 3U fammen bracht, der lieffe fi in ainen durcheln fakchMit dreyen dingen wirdet da3 erdreich erweget vnd des virden mag e3 nicht erleiden, wenn ain chnecht reichfent wirdet. < 197

Capitulum xlvj:

Κ

Der chnecht, da3 ich wider an die erften materij chom, jft der leichnam. Von des herfchen wirdet der ganc3 menfch erweget vnd wetruebet vnd die heilig kiriche. Auch ift der leichnam aller dinge chnecht, der er wedarf. S e n e c a : Wer dem leichnam dienet, der dienet vil dingen. 5 Auch [42ra] mÜ33 a i n folicher ainer frawen dienen, der niem 3U willen dienen chan, da3 ift der frafhait. Wann die wil alles das haben, das fi fichet vnd wedenkchet. B e r n h a r d u s : Der luft der kel, der hewt fo hoch gefchäc3et wirdet, hat chaum 3wayer vinger weyt. Auch weret der luft nicht lenger newr die weil er dar durich geet, vnd die fraw, die 10 frafhait, wil, das ir fo vil dinges weraitet werd durich aines fo chiirc3en durichganges willen. Hec ille. Ain folicher hat ain fchämleiche arbait vnder handen, wann er ift ain fuller ainer vnraynen ftat, des pauches, vnd wartet, wie er ainen fakch fülle, der vol vnluftes ift. Ey nu was fchol ich meinen flei3 darc3u legen 15 fumfc3ig oder fechc3ig iar, wie ich den fakch fülle, vnd doch wol wais, das er in ainer chürc3en vnd vnbedachten C3eit 3U trennet vnd 3U riffen wirdet vnd den wurmen 3U ainer fpeyfe? Darvmb fpricht Salomon Sapiencie 2°: >Vnfer leichnam ift ain erlofchnär afche.< Vnd der weife Ecclefiaftici 10: >Du erd vnd du afch, we3 phligeft du hochuart?< >Wann du 20 pift ain puluer vnd wirdeft wider 3U puluerGee in die chlag, merkch vnd vndertritdie hochuart.< B e r n h a r d u s : Wedenkch deinenaneuankch, die mitte vnd das ende. Der aneuankch ift iamer vnd chlag, die mitte ift arbait vnd fmerc3en, da3 lefte ift der tod, da3 gericht vnd die helle. Was ift 25 fcheuc3leicher wenn der tod, was ift vorchtleicher wenn das gericht, was ift vnleidleicher wenn die helle? Hec ille. Da fchold ain menfch wedenkchen, da3 fein fwacher fakch nicht anders ift wenn ain a3 der wiirm vnd da3 er 3U lefte gar nichtes mit im von hinnen pringet wenn funde, da3 er dem gericht nicht entrinnen mag vnd da3 in der helle chain er30 löfung ift.

Κ Wider da3 lafter der frafhait ift die tugent der m£ffichait. Wann als ainem iedem, der geweichet wil werden, trunkchenhait verpoten ift, ift im mäffichait gepoten. Dauon redet der maifter G r a c i a n u s vnd fpricht d.44 Ex decreto N y c o l a i pape: Seid ainem phaffen trunkchen35 hait verpoten ift, fo ift im mit nichte erlaubet vnm^ffichait der fpeife vnd des fraffes, wann es wirdet kainem trunkchenhait verpoten vnd frafhait erlaubet. Wann der 3welifpot, da er den Römern fchreibet, da C3elet er die pede vnder den werichen der vinfternüffe, da er fprichet: 198

Capitulum xlvj: Κ >Nicht in frafhait vnd in trunkchenhaitAin mäffiges trankch ift der fei vnd des leibes gefunt, aber vil weines getrunkchen vbet 30m vnd machet vil välle vnd pringet auch pitterchait der feie, fi fwendet die chrafft vnd machet wunden.< Hec ibi. Nu mag hart icht pofers gefein, wenn fo ainem was giit ift als fein chraft enc30gen wi'rdet vnd darüber 202

Capitulum xlvj: L fchäden enphScht nach der feie, nach dem leib vnd nach dem gut. J e ra r o n i m u s : Der pauch, der de3 weines hicjig ift, vellet leicht [43 ] in vnklwfch, wann in dem wein ift vnklwfch, in der vnkSwfch fint wolluft, jn wollüften chain fcham. Wer nu vnkSwfchet, der ift lebentig tod, w£r aber trunkchen ift, der ift tod vnd wegraben. A u g u f t i n u s : Trunkchen- 5 hait ift nicht anders wenn ain offenbarer teufel, wann ain folicher, wenn er wänet, er trinkch den wein, fo wirdet er von dem wein getrunkchen. Hec ille. Meffichait flecht den poften dienft aus, den dienft des leichnams, der dem geift 3U dienen gegeben ift, vnd weheldet der fei ir adel. Wann als 10 der weife fpricht: >Das ift ain flliges erdreich, de3 chiinig edel ift vnd des fürften 3U rechter C3eit effen, fich 3U fpeyfen vnd nicht 3U vnk£wfchen.< Wann meffichait fchikchet vnd regiret da3 gelid, von dem paid gro3 fchäden chömen vnd der tod. Wann fi allain regiret das werich der notdurft, vnd wa fi nicht ift, da get man paid irre. Si weraitet 3U verftend- 15 nu33- Si weheldet die wache vnd machet ainen 3U dem d'inft gotes wol gefchikchet. Wann es mÜ3 ain diener gotes mit meffichait gecjiret fein, 1° Thymotheum 4°. Auch mÜ3 er weyfe, gerecht vnd muffig fein, ad Tytum 1°. Meffichait weheldet den menfchen von dem hellifchen feur der 20 vnkSwfch vnd laitet die fun gotes, die da fliehen vor den hellifchen Egipten, trukchens fueffes durich da3 rot mer in das gelubte lande. Wann wo die frafhait des erften wetwungen wirdet, da ift chain ftreit afterde wider die lafter. Auch welich den munt in das waffer fenkchten vnd trunkchen alfo, die nam man nicht Gedeoni 3U hilfe wider die hai- 25 den C3u ftreyten, Judicum 7°. Die hohen das mawl in da3 waffer vnd trinkchen alfo, die chain meffichait an effen vnd an trinkchen haben. Meffichait weraubet den teufel einganges in den menfchen, vnd alfo weraubet fi in des herfchens. Wann der ift nicht ain herre ainer vefte, der darein nicht chomen mag. Als der hunger den wolf aus der ftauden 30 treibet, alfo treibet meffichait den teufel von dem menfchen. Wann fi wenymet dem fleifch, da3 wider den geift wegeret, fein vbrig lüfte vnd enc3euhet dem fewr der wegir da3 holc3, dauon es mue3 ab nemen. Si hat da3 fleifch in irem gewalt. Genefis 16: >Sich, die diern ift in deiner hant, niic3e fi, wie du wild.< Si wehütet den menfchen als ain edler ftain, das 35 im weder fpeys noch trankch fchäden pringe. Wann wa die port des mundes offen ift, da geet ein da3 her der lafter. Job capitulo 30: >Si vber uielen mich als mit 3ubrochner maur vnd mit offner tiir.< WSr nu muffig ift, der nymet fpeys vnd trankches als vil vnd er fchol, wenn vnd wie er fchol. Darvmb hat meffichait fünf ampt. 40 203

Capitulum xlvj: Μ D a 3 e r f t ift, da3 wir die r e c h t e n v n d g e f a x t e n c j e i t icht f u r g r e i f f e n . W a n n wer die (geit fiirgreiffet, der wartet nicht h i n c 3 da3 i m der h u n g e r e f f e n v n d t r i n k c h e n wol g e f m a c h machet, v n d alfo iffet er a i n v n g e f m a che choft. 5 D a s a n d e r a m p t , da3 w'fr icht all 311 c h o f t l e i c h e f p e y f e f u e c h e n . S e n e c a : D e i n fpeys fey aus f w a c h e n dingen, nicht n a c h lüfte, f u n d e r 3U fpeyfe. D e i n e n r ä c h e n enc3Ünde der h u n g e r , v n d dein weg'ir la nicht enc3unden die guten g e f m a c h k , w a n n da3 fcholt d u 3U wege pringen, da3 fi a n dir a b n e m e n . 10 D a 3 dritte a m p t ift, da3 wir icht 3U luftige fpeys f u e c h e n . W a n n wSr darc3u f e i n e n flei3 leget, d e r f c h e r f e t f e i n e m veint das fwert. W a n n luftige fpeys ift das fwert, da3 da3 fleifch wider d e n geift heldet v n d nüc3et. D a r v m b f p r a c h Petrus: >Jch pit e u c h als die f r ö m d e n v n d die pilgrSm, das [43rb] ir e u c h m e f f i c h l e i c h heldet v n d e u c h C3iehet v o n fleifchleicher 15 weg'ir, die da f t r e y t e n wider die fele.< D a s vi'rd ift vbrige weg'ir C3eumen v n d p h r e n g e n . Wie aber edel fpeys d e n weyfen nicht f c h a d e n v n d f w a c h e e f f e n d e n v n w e y f e n n a c h der weg'ir fchedleich fint, d a u o n ift ee gefaget. D a s f u n f t ift, das rechte m a f f e der f p e y f e icht v b e r g r i f f e n wird, das 20 v i n d e f t d u a u c h v o n der f r a f h a i t . Etcetera.

Μ N v ift 3U m e r k c h e n , als S a l o m o n f p r i c h t : >Es ift ain weg, der d e n m e n f c h e n recht C3imet, aber fein lefte d i n g k c h laiten in d e n todWenn du ain wi'rtfchaft macheft, fo voder die armen, 5 die chrankchen vnd die lamen.< Aber da wider vil der weltleichen vnd der geiftleichen, als Balthafar tet Danielis 5°, der machet ain groffe wirtfchafft feinen peften vnd den reichiften. Auch fcholde man trunkchenhait vermeiden, wann es fprichet der weife Ecclefiaftici 31°: >Du fcholt nicht gephrenget werden mit wein in 10 der wirtfchaft.< Da wider tun ir vil, als Nabal tet 1° Regum 25°, wann der hette ain wi'rtfchaft in feinem haws als ain wirtfchafft aines chüniges, vnd fein herc3 was frewdenreich, wann er was all C3U vaft trunkchen. R [Notabile de ebrietate] Da merkch von trunkchenhait. Lucas fchreibt 14° capitulo, wie Ihefus gieng an ainem veyrtag in ain haws aines fiirften 15 der gleichfnlr, da3 prot 3U effen. Da wehielden fi in, da3 ift fi äugelten auf in als die wolf auf ain fchof. Vnd die giftig waren, die fchankchten im giftige fpeys, wann fi hetten in gern mit etwe geuangen, da mit fi in möchten geleftert haben. Wann es fprichet A u g u f t i n u s : Sein femftmütichait machet, da3 er durich ires hailes willen 3U in gieng in 'ir 20 häwfer vnd äffe mit in. Nu was [44rb] das haws ain grub. Jr grue3 was ain aneweyung, jn dem fic3en was ain ftrikch, jn der fpeys truchknÜ33, jn dem prot das fwert, jn dem kophf die gift, jn der gemainfchaft die pör, jn dem reden da3 vahen. Seid nü der gleichfnlr ain folicher tifch ift, wie ift danne ir fchül, ob wir doch da3 tiirren ainen tifch genennen, da3 nicht 25 anders was wenn ain prinnender ofen der lafter vnd ain kuch der pofhait. Wann da pran der neyd, der ha33 ward enc3iindet, da ward der 30m enc3undet, da ward die gleichfney geftuppet vnd würden effen des lefterns weraitet. Jedoch fo äffe da3 lamp, dauon in fchöld getötet werden vnd nicht gefpeyfet mit in, da3 er mit feiner veftichait vnd mit feiner 30 gemainfchafft iren fcharffen 30m 3U broche vnd da3 ir wueten geftillet wiird vnd ir neyd erlefchet wiird vnd da3 fi aus feiner menfchait wider träten in ir menfchait, wegriffen die lieb, enphünden der genaden, nämen iren frewnt, pewärten fein woltit, erchanten fein tugent, hetten lieb fein gefunt machen vnd widerretten nicht, was er hailbertig machet. Hec 35 Auguftinus. Seid nu fo vil vbel gefchahen in der wi'rtfchaft, da die gleichfnlr vaften vnd fcharffe vnd groffe mlffichait hielden, wie vil mügen dann 209

Capitulum xlvj: R vbel gefchehen in den wirtfcheften, da die lewt vol vnd trunkchen Tint vnd chainer wefchaidenhait phlegen! Nu wir mochte die volfagen, feid der heilig A m b r o f i u s von in alio fchreibet jn dem erften püch von dem Abraham vnd fprichet: 5 Frafhait enc3undet die vnkewfch, fi hic3et die wegir des leichnams, fi vähet das gemüt vnd fewdet aus den fin. Die trunkchen wiffen nicht, was fi reden, fi ligen als die wegraben. Nu faget, fint fi fterkcher wenn Loth? Sint fi chlwfcher wenn Noe? Dich leren die patriärchen nicht allain mit lere, funder auch mit irrefal. Wann der in der fintflüt nicht trunkchen 10 ward, der ward von wein trunkchen. Siech auch, in was dienftes menfchleichs geflächte chömen ift mit trunkchenhait, wann ee das der wein auf chom, da was ieder man frey. E3 chonde niem von feinem geieichen in der natur dienft vodern vnd darc3u nöten vnd wir auch hewt chain dienft vnd wir trunkchenhait nicht. Merkch, wie arm mats chet fy. Der reiche pat ainen C3aher von La3aro, da3 im der würd gegeben. Wa was fein vberflüffichait, wa waren fein trunkchenhait? Der trunkchen was, den dürftet, der da petelt, der hett genüg, der reiche mit aufgegimtem hals der trank nicht, im ward eingegoffen, er trankch aber nicht, wann e3 ward 3U nichte. Hör, wie die trunkchenhait 3U dem 20 vngelauben naiget. Wann das volkch fa33 3U effen vnd 3U trinkchen vnd ftünden auf 3U fpilen vnd vielen an dem tag drey vnd c3wainc3ig taufent. Wann ain müter des gelauben ift mlffichait, aber des vngelawben müter ift trunkchenhait. Auch die des morgens frü mit gewaffenter hant vorichtleich fteen, die verfpotten des abentes die chinder. An eyfen wer25 dent fi verwunt, an ftreyt getötet, an veint wetruebet, an alter C3itternt in der plued der iugent. W i r geuffet dem herc3en foliche gift ein wenn der wein? Auch fchaden nicht allain den die wein, die fi trinkchen, fi fchaden den auch gar fer, die der trunkchen ploffew gelider fehen. Wann dauon chümet gelächter vnd wi'rdet vnklwfch enc3Ündet. Wir lefen, da3 30 den Loth fein töchter trunkchen machten auf dem perge, [44va] auf den fi geflohen waren, wann fi weforgten das angec3Ündet flwr der Sodomiten, es ward enc3undet in der trunkchenhait vnd in der wuefte. Wann wa trunkchenhait vnd wüfte fint, da fint auch fünde. Hör, wie trunkchenhait die manne vnmänleich machet: Holofernis ritter die trunkchen, 35 aber die witib Judith trankch nicht. Wann fi vaftet alle tag ires wytebentüms, aufgenomen der hochc3eit, die fi eret, mit den waffen was fi gewaffent vnd vellet da3 ganc3e hlr. Wann mit nüchtern rat wenam fi Holoferne fein haubet. Si wehield ir ere vnd ir fcham vnd trüg den fig von dannen, der was mit dem wein wegraben vnd enphant nicht des 40 flages aines weybes. Alfo vellet ir vaften ain vnfägleiches her der trun210

Capitulum xlvj: R kchen. Von trunkchenhait fpringet man 311 den waffen, mit den chöphfen fcherfen fi die phfeil. Wann die gefcho3 volgen den trunkchen nach, pluet w'irdet fur den wein vergoffen, wann die wein haben vil pluetes vergoffen. Ο wa3 fint der ftarkchen, weifen, chlügen vnd fchönen von dem wein geuallen! Auch fchendet trunkchenhait alle menfchleiche ordenung, wann pey dem wein wil ieder dem andern geleich fein vnd wil chainer der nydriit fein. Der arm entweichet dem reichen nicht noch der chrankch dem ftarkchen, wann er ift als ftarkch 3U dem trinkchen als der gar chrSftig. Der petler eret den reichen nicht noch der gepawr den edeln. Nach dem wein fo fpringen fi C3U den fwerten vnd gedenkchen darnach irer vnweyfhait nicht. Es fic3en lewtte vnder den chSlerhälfen, die des nachften tages weder gewant noch C3erung haben, die kayfer vnd chunig aufrichten. Die in der warhait arme fint, die werden von trunkchenhait reich, fi geben got vnd tailen fchäc3 aus, fi pawen ftete, die nicht haben, da3 fi dem leytgeben vergulten. An ainem tag fo vertrinkchen fi mer wenn fi in vil tagen fwlrleich gewinnen miigen vnd wiffen wol, da3 fi des gutes plo3 fein. Trunkchenhait geit da3 ewig C3ittern, fi ift ain vrhab der vnköwfch, fi enc3Ündet die vnfynn, fi ift ain giftige vnweifhait. Si verwandelt der menfchen finne in ander geftalt, wann mit ir werden die menfchen rühelndew phird vnd werden von vbriger hic3e wider die natur enc3iindet, da3 fi fich nicht enthalden miigen. Si werden erkuchet in viechifcher weg'ir, alfo da3 fi chain C3eit wehalden als pilleich w£r, oder fi vermailigen fich mit vnc3imleicher vnfür, fi verliefen ir red, fi verwandeln ir varib, fi prinnen mit den äugen, fi fmekchen vbel mit dem mund, fi fliitern mit den naflügern, fi werden enc3iindet 3U wuetendem c3orn. Den phrenget die fchedleich tobfüchtichait, die fw£r pen des fandes, die todleich vndewung, enc3iges widergeben der choft, dikch mit rohem pluet die ftuel. Jch leug vnd hat da3 der herre nicht gefprochen durich Jeremie munt: >Trinkchet vnd werdet trunkchen, fpeybet vnd vallet vnd ftet nicht wider auf.< Auch fein fie nicht vnfchuldig, die ir frewnde 3U in voder η vnd fpeifen fi als ir veinde. Was täft du pas, ob du den wein auf die erden güffeft wenn in den [44vb] pauch? Wann das erdreich machet fraiffame tyr, da3 mit wein wegoffen w'irdet, vnd ob das riechen an fi chümt. Wann geen fi 3U der C3eit des weinlefens in die Weingarten, fi werden mit trunkchenhait enc3iindet. Nu wes gelüftet dich ainer fchedleichen lieb? Du ladeft ainen 3U frewden vnd nöteft in 3U dem tod. Du ladeft ainen 3U dem mal vnd wild in 3U dem grab tragen. Du verhaift im fpeis vnd gibft im leiden. Du C3euheft die wein vber fich vnd geuffeft die gift aus. Wann was fchaden pringet, das ift gift. Nu ift die chrafft des weines gro33er wenn der gift. Merkch, wie got mit 211

Capitulum xlvj: R

Moyfe den wein der gift geleichet vnd nicht ainer flee A ten gift, aber der gift der drakchen, da er fprichet: >Die gall der drakchen ift ir wein vnd die gift der flangen, die vngehailet iftvngehailet.< Wann ir werden vil von der flangen vergiften gehailet, aber 5 feiten ainer von der trunkchenhait. Für war, mit gift wirdet das fleifch verwundet, aber die fei weleibet vnuerbunte. Aber die trunkchenhait vergiftet vnd tötet leib vnd feie, wann ir wein ift aus dem Weingarten Sodomoris, vnd ir weinftokch ift der weinftokch Gomorre, 'ir weinper ift ain weinper der galle, vnd der traub der pitterchait ift in jn. Abraham 10 gab in feiner wirtfehafft chainen wein, aber milich vnd putern vnd ain chalb. Da was chain materij der funden, da ablo3 der fiinden was. Nu was wunders ift das, ob mit wein die weib wetrogen werden? Seyd alle väter die weil vnd fi das himel prot äffen, da vberwunden fi all ir veind, als paid aber fi des fleifches wegerten, da giengen newr i'r C3wen in das is gelubte lannt. Was fchol ich der andern lere für mich nemen? Wir fchullen hören, wes die wol gefpeiften vnd vnklwfchen hoffen. Wie redet Yfaias, der weiffag, von in: >Effen wir vnd trinkchen, morgen fo fterben wir.< Hör, wie trunkchenhait des menfehen fiten vneret, wann fi fehen eytle pilde, ir gankch wakchet hin vnd her, fi fpringen oft vber ainen 20 fchatten als vber ain griib, da3 erdreich pidemt in vnd hebet fich in auf vnd vellet paid wider nider vnd dräet fich vmb als fi winen vnd vallen auf das antlüc3 vnd halden fich pey der erden. Auch wänen fi, es lauffen die perg 3U hauffen vnd verflieffen fy. Jn ift ain faws in den oren als von dem wuetenden mer. Sehen fi hunde, fi wänen e3 feyen leben vnd flie25 hen. Jr ettleich lachen an alle maffe, die andern wainen an allen troft. Ettleich fehen gro33 fchewc3en wachent, flaffent fo vechten fi. Jr leben ift ain träum, ir flof der ift gro3, chain ftymme mag fi erwekchen, wann fi mügen nicht gewachen. Alfo fint ettleich trunkchen in den fünden, da3 fi chain gotes wort erwekchen mag. Wann Jeremias pewaynet ainen 30 fölichen menfehen als ain vberflüffige creatur vnd fpricht: >Was ift ain trunkchner menfeh newr ain vberflüffige creatur !< Weib, die der mlffichait fcholden phlegen, die trinkchen hinc3 da3 fi trunkchen werden. Jnner des haws fcholden fi hart gehöret werden, vnd die von den andern fcholden weder gehöret noch gefehen werden, die ficht man lauf35 fen vber die gaffen vngefloyret mit trunkchem antlüc3, die der C3welifpot haiffet fweygen vnd ir man da haymen [45'"] fragen. Die füren tänc3e auf den gaffen mit den dörplrn iren mannen 3U angefleht mit vmbgedrätem hör, mit eingec3ogen rökehen, mit verfchroten chlaydern, mit ploffen achfeln, mit 3ufam gepunden henden, mit fpringenden 40 fueffen, mit fchalwären ftymmen vnd erchuken gegen in der iungen 212

Capitulum xlvj: R iungling vnkSwfch mit vnweipleicher parat, mit winkenden äugen, mit fchämleichem gefprSche. Jr wartet der gefcheibt ring der iungling vnd wirdet ain wunderleich fchawen 3wifchen den fpringunden vnd den 3Üfchawenden. Der himel wirdet vermailiget mit dem vnraynen anefehen, die erd wirdet gevnraynet mit dem fwachen vnd fündigen 5 fpringen, die von den lafterwären fprungen geriiret wirdet. Wie mag ich geduldichleich reden vnd da3 gütleich vertragen volchömenleich pewainen, feid vns der wein vnd trunkchenhait fo maniger feie weraubet? Hec omnia A m b r o f i u s hinc inde jn libro de patriarchis. Auch fcholde in wirtfcheften mäffige red fein, wann es fprichet der 10 weyfe Ecclefiaftici 31°: >Jn der wirtfchafft des weines fcholt du deinen nachften nicht ftraffen vnd fcholt chain fcheltwart wider in reden. < Darvmb fpricht C a t ho : Red luc3el in wirtfcheften. Da wider tiin vil als da3 weib, von der Salomon fpricht: >Ain törachtes vnd fchreyundes weib vnd vol lafterwärikait, der mit gefellen in irer wirtfchafft fint in der 15 teuff der helle.< [Prouerbiorum 9°]. Auch notdürft vnd chain vberflüffichait, wann es fprichet Salomon: >Du fcholt nicht fein in der wirtfchaft der fuller vnd trinkchSr noch pey dem effen der, die das fleifch 3U fammen tragen 3U effenJn iren wirtfcheften fint vber- 20 flüffige mail der wollüftGerecht manne fein in deiner wirtfchaft, vnd dein rüm vnd frewd fey in der vorichte gotes, vnd in deiner verftentnÜ33 fey die gedächtnÜ33 gotes, vnd all dein red fey in den gepoten des hochftenAin iede pöfe red gee aus ewrem munde nicht, aber weliche gut ift, den gelauben je ftiftenwir effen oder trinkchen oder was wir anders tun, da3 fchullen wir got 3U lob vnd 3U eren tünHerphen vnd geygen, leyren vnd pauken vnd der wein ift in ewren wirtfcheftenFür die manne in mein haws, tot die kelber vnd werait ain wirtfchaft, wann fi effen hewt mit mirEs ift peffer 3e geen in da3 haws der chlag wenn in das haws 40 213

Capitulum xlvj: R der wxrtfchafft.< Da wider teten die fiin Job, die machten wi'rtfchafft in i'ren häwfern, ain ieder an feinem tage. R [Dubium] Da ift wol 311 fragen, Chriftus fprichet Luce 14°: >Wenn [45rb] du ain wirtfchaft macheft, fo fcholt du nicht dein frewnde vodern noch dein briider noch dein nefen noch dein nachgepawren noch die reichen, da3 fi dich icht hin wider laden.< Recht als ob er fprSche: W£r ain wirtfchaft machet, der fchol das nicht tun von chainer verpiindnÜ33 wegen c3eitleicher frewntfchaft oder von natürleichs plütes wegen oder von tägleicher gemainfchaft wegen oder von nüc3es wegen. Wann von der dinge wegen gefchiecht laden vnd wider laden. Da wider ift der felbig ewangelift, da er fpricht: >Ain menfch hett gemachet ain groffes abent effen vnd lud i'r vil.< Da werden die reichen auch genant, wann ainer chauffet ain dorf vnd der ander fiimf ioch ochfen. Auch machten Raguel vnd fein wirtinn ain wirtfchafft iren frewnden vnd iren nachften vnd werden doch nicht darvmb geftraffet, Thobie 8°. Auch fprichet der weife: >Gerecht manne fein in deiner wirtfchafftHerr, weleib pey vnsWenn der menfch ftirbet, fo erbet er flangen, tyr vnd würm.< Slangen vnd tyr nach dem grab, wurm nach dem fleifche, flangen vnd tyr aufwendichleich, wurm inwendichleich. A l f o fprach der Job capitulo 17°: >Jch hab der fewl gefaget: Du pift 5 mein vater, vnd den wurmen: Jr feit mein miiter vnd mein fwefter.< Das fümfte w i r gedlchtnÜ33 des ewigen abent effens, darc3U wir geladen fein. Wann ain geladner vnd vngeladner haben ain vnderfchaid des effens. Wann wer geladen ift, der iffet des morgens frii mlffleich, da3 er den luft des abenteffens icht verliefe. Aber 'ir fint vil, die dem viech fo io gar geleich fint, da3 fi wegeren hie gefattet werden mit chleyben als die fwein vnd achten des ewigen abenteffens gar nicht, vnd machet doch allain der hunger des abenteffens fllig. Was tut danne das fpeyfen, feid der hunger fllig machet? Das fechft w i r gedlchtnÜ33 der pen Chrifti in im felb vnd in feinen is jungern. Wann er fprichet Trenorum 3°: >Gedenkch meiner armiit, de3 wernmutes vnd der gallen.< Die armiit feiner gelider fcholde die menfchen vaft C3iehen von vberflÜ33ichait, die fi haben in iren wirtfchlften, fi wedächten die weil pilleich, was armüt Chriftus leydet in feinen armen vnd chrankchen. Das ift ain wunder, da3 ainen reichen 20 nicht fein gewiffen hekchet, wenn er wedenkchet, was er dem munde gotes enc3euchet, das er das dem teufel in feinen munt leget. Wann er fpeyfet des tewfels fiin als offt vnd er die fwachen raubir, fpillr, gotes fcheltlr, Verräter vnd vbelrednlr an feinem hofe fpeyfet vnd lät got fein fün in hungers noten quellen. Wiffen fi nicht, wie Chriftus fpricht: >Was 25 [45vb] ir ainem der meinen dem mynften tut, da3 habet ir mir getan