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German Pages 275 [288] Year 1955
DIE DEUTSCHE HABICHTSLEHRE DAS B E I Z B Ü C H L E I N U N D S E I N E Q U E L L E N
EINGELEITET
UND
HERAUSGEGEBEN
VON
KURT L I N D N E R
W A L T E R DE G R U Y T E R & CO. B E R L I N
1955
QUELLEN UND STUDIEN 2 U R G E S C H I C H T E DER JAGD H E R A U S G E G E B E N VON
KURT LINDNER
II
INHALT
EINFÜHRUNG D I E » Ä L T E R E DEUTSCH E H A B I C H T S L E H R E « DAS B E I Z B Ü C H L E I N DIE » W I E N E R F A L K E N H E I L K U N D E « ANMERKUNGEN
.. ..
I. Der Begriff der „Deutschen Habichtslehre", unter dem hier erstmalig versucht wird, Deutschlands wertvollsten Beitrag zur spätmittelalterlichen europäischen Jagdliteratur auf dem Gebiet der Beize entwicklungsgeschichtlich darzustellen, ist für die jagdwissenschaftliche Forschung neu. Da er nicht durch die schriftliche Überlieferung begründet ist, bedarf es einer kurzen Rechtfertigung, um derentwillen es nötig ist, einige Ergebnisse unserer Untersuchungen vorwegzunehmen. Sie im einzelnen nachzuweisen wird unsere Aufgabe sein. Im Laufe des 14. Jahrhunderts entstand in Deutschland eine Schrift über die Beizjagd mit dem Habicht. Sie setzt sich aus einer Reihe formlos aneinandergefügter Kapitel zusammen, die sich ausschließlich mit der Pflege und Abrichtung dieses für die Völker des mitteleuropäisch-germanischen Raumes wichtigsten Beizvogels beschäftigen. Dieser Traktat, der offensichtlich schon im Urtext deutsch geschrieben wurde, ist uns im Original nicht erhalten. Wir verfügen jedoch über eine allem Anschein nach wortgetreue Abschrift aus jüngerer Zeit in der in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrten Handschrift Cod. Mon. Germ. 289. Dieser als „Ältere deutsche Habichtslehre" bezeichnete Text, der bisher nicht nur ungedruckt, sondern sogar so völlig unbeachtet blieb, daß er im gesamten Schrifttum zur Geschichte der Falknerei nicht einmal mit einem Hinweis erwähnt wurde, darf wegen seines Alters als das bedeutsamste beizjagdliche Werk in deutscher Sprache angesehen werden. Die „Ältere deutsche Habichtslehre" bildete die wichtigste Quelle für den Humanisten Eberhard Tappe bei der Abfassung seiner 1542 veröffentlichten Schrift „Waidwerck vnd Federspiel", bei deren Niederschrift dieser sich so eng an seine Vorlage anlehnte, daß 9
den korrespondierenden Teilen seiner Abhandlung der Wert einer zweiten Handschrift zukommt. Die „Ältere deutsche Habichtslehre" erfuhr spätestens in den ersten zwei Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts eine Neubearbeitung und Erweiterung, bei der die alten Bestandteile mehr dem Inhalt als dem Wortlaut nach erhalten blieben, außerdem aber in der Form eines recht umfangreichen Anhanges weitere, zum Teil recht wesensfremde Quellen einflössen. Diese Arbeit, die zu den besten fachwissenschaftlichen Arbeiten im europäischen Schrifttum gehört, ist unter der Bezeichnung „Beizbüchlein" bekannt. Sie gliedert sich inhaltlich in die reichlich zwei Drittel des Werkes umfassende „Jüngere deutsche Habichtslehre", deren Entstehung auf die „Ältere deutsche Habichtslehre" zurückzuführen ist, und die an den Schluß gerückten Zusätze veterinärmedizinischen Inhalts, deren außerdeutsche Vorlagen teils nachgewiesen werden können, teils rekonstruierbar sind. Für ihre Beurteilung ist eine unabhängige Parallelübersetzung einer der eingeflossenen lateinischen Quellen wertvoll, die als „Wiener Falkenheilkunde" bezeichnet wird und sich im Besitz der österreichischen Nationalbibliothek in Wien befindet. Das „Beizbüchlein" scheint sich in Deutschland während des 15. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreut zu haben. Es ist uns in vier, zum Teil allerdings unvollständigen Handschriften erhalten und wurde um 1480 erstmalig gedruckt. Es hat als das älteste europäische gedruckte Jagdbuch zu gelten. Für die freudige Aufnahme dieser wegen ihrer weitgehenden Originalität schätzenswerten Arbeit spricht die rasche Aufeinanderfolge von drei weiteren Auflagen innerhalb eines halben Jahrhunderts. Bis ins 18. Jahrhundert übte das Geistesgut der „Deutschen Habichtslehre" auf das deutsche Fachschrifttum einen nachhaltigen Einfluß aus.
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II. Die „Ältere deutsche Habichtslehre" ist uns überliefert in: (M) München, Bayerische Staatsbibliothek, Cod. Mon. Germ. 289, fol. 108 r—119r, 15. Jahrhundert. Die für den Einband dieser Handschrift verwendeten Holzdeckel sind mit abgeschabtem, ehemals purpurrotem Leder überzogen. Das gut leserliche,in zwei Kolumnen geschriebene Papiermanuskript stammt aus dem Jahre 1442. Für die Beurteilung der Arbeit sagt das Datum der Anfertigung des Cod. Mon. Germ. 289 allerdings wenig aus. Eine Beschäftigung mit dieser einzigen Handschrift, in der uns die „Ältere deutsche Habichtslehre" erhalten blieb, zeigt, daß es sich um eine zwar kalligraphisch vorzügliche, tatsächlich aber doch recht gedankenlose Abschrift eines geübten Berufsabschreibers handelt, der seine Aufgabe im Kopieren sah, sich des Gegenstandes seiner Arbeit selbst aber kaum bewußt wurde. Offensichtlich gingen einzelne Worte oder ganze Satzteile beim Abschreiben verloren, so daß der Zusammenhang nicht immer gewahrt blieb und manche Auslassungen regelrecht sinnentstellend wirken. Diese Lücken lassen sich allerdings in den meisten Fällen durch einen Vergleich mit Tappes Wiedergabe der gleichen Quelle ausbessern. Sie wurden mit dem Ziel, einem kritischen Text möglichst nahe zu kommen, in unserer Ausgabe weitgehend aus Tappe ¡ergänzt, jedoch durch [ ] kenntlich gemacht. Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, daß die Mängel in der Überlieferung nicht auf das Schuldkonto jenes Abschreibers zu buchen sind, dem wir den Cod. Mon. Germ. 289 verdanken. Vielleicht folgte er selbst einer unzulänglichen Vorlage, denn einige Stellen lassen vermuten, daß der Verlust verschiedener Worte frühzeitig erfolgt ist. Dies ergibt sich aus der Tatsache, daß die auf diese Weise schwer verständlich gewordenen Textstellen sowohl in „Waidwerck vnd Federspiel" als auch im Beizbüchlein nicht 11
wiederkehren, also schon v o n deren Verfassern fortgelassen worden sind. Interpunktionen kennt die Münchener Handschrift nicht. Sie wurden, soweit es sich im Interesse des Verständnisses der Vorlage als notwendig erwies, ergänzt. D i e Orthographie ist ungleichmäßig. Fast spielerisch mutet der häufige Umlaut an 1 ). Nicht selten finden sich die den Umlaut kennzeichnenden " auch über dem e 2 ). Sie wurden bei der Transkription unbe*) 2. B. in Form von 108 r2 röt = 108 r2 mal = 108 r» brüst = 108 r2 fäl = = 108 V1 äse, äß 108 V1 gehüngern = 108V1 hünger = = 108 V müß 108V1 güt = 108V1 lüstig, vnlüstig = 108 v2 man = 108 v2 jüng = 109 r 1 hünde = 109 V1 hünes = 109 V büg = 109 v2 versüchen = llOr 1 antvögel = llOr 2 körn = = llOv 1 gänß = 111 r 1 genüg = 111 r2 sümer 112r2 waschen = = 112r2 glüt, glüte = 112vx nottürfft 1
1
rot Maler Brust fahl Aas hungern Hunger Mauser gut lustig, unlustig man jung Hunde Huhnes Bug versuchen Entvogel Korn Gans genug Sommer waschen Glut Notdurft
= 113 r2 plüte, plüt 114t1 morgens = 114va bütter = 114v2 köme = = 115 r2 hüffe 115 r2 drücken = 115 r a gesünt = 115 V1 stoße = 115 v2 saubrüng = 115v2 zünge = Hör 2 sünst = 116va wunden = 116v2 gepüluert = 117 t 1 sonnen = 117 r 1 würme, wörme = 117 r2 stümpff = 117V1 2ücker = = 117v2 dorn 118t2 vor = 118rs wöl = 118V1 tün = = 118V1 knöden 118v2 fuße = lWr 1 für =
Blut morgens Butter kommt Huf trocken gesund stoße Säuberung Zunge sonst Wunden gepulvert Sonne Wurm Stumpf Zucker Dorn vor will tun Knoten Fuß vor
') z. B. in Form von 108 r1 stett 108 r* werhafft 108 r2 wer 12
= steht = wehrhaft -- wer
108 V1 gewönne 108 V aer 108 v* recken 1
= gewöhnen = Eier = recken
rücksichtigt gelassen. Die •wenigen Verschlüsselungen, die der Abschreiber anwandte, wurden aufgelöst und im Druck durch Kursivschrift gekennzeichnet. Für uns stellen sich die Fragen nach dem Herkunftsbereich der „Älteren deutschen Habichtslehre", ihrer Entstehungszeit und ihrem Verfasser. Im Text werden weder Autor noch Ort oder Zeit der Abfassung genannt. Keine fremde Quelle, die einen Hinweis geben könnte, findet Erwähnung, während der Inhalt darauf hindeutet, daß wir eine durchaus originelle Arbeit vor uns haben. 108 v 2 scheffen 108 v2 veste 109 t 1 rech 109 r 2 eßen 109v x wärmen 109 v 2 stetigclich 109 v* dester 109 v 2 werfen 109 v» den 110 t 1 etzen 110r 2 weter 110v 2 decken 111 r 1 ser 111 r 2 weren 111 r 2 stee 111 r 2 me 111 v 2 besten m r 1 er 112 t 1 nater 112r 2 drecke 112v' schmeres 112v s gerne 113r x wer 113 t 1 benemen 113 r 2 wenig 113 v 2 gen 113v 2 gell 113 v 2 zehen
= Schaf = fest = Reh = äßen = wärmen = stetiglich = desto = werfen = den = atzen = Wetter = decken = sehr = verwehren = steht = mehr = (am) besten = er = Natter = Dreck = Schmer (gen.) = gerne = wäre = nehmen = wenig = gegen = gehl — zähen
114 t 1 herkömen 114 V1 rech 114 V 1 Aér 114V1 der 114v 2 lege 115 r 1 netze H S r 1 zesamén H S r 1 verhertet 115r 2 federn l l S v 1 speck 116r 2 vngeßen 116 v 1 nemen 117 v a érem 117v 2 beßer l l S r 1 gehetzet H S r 1 tregt 118^ lere 118t 1 gelernet 118r 2 ersten 118^ pférden 118 r 2 erschrecke 118^ rennen 118r 2 streck 118r« keße 118 r 2 verstett 118V1 meßlichen 118V1 eilen 119 t 1 vmbkert
= hergekommen = Reh = Aar = der = lege = netze --- zusammen = verhärtet = Federn = Speck = ungegessen, ungeatzt = nehmen = ehernem = besser = gehetzt = trägt = lehre = erlernt = ersten = Pferden = erschrecke = rennen = Strecke = Käse = versteht = maßvoll = Elle = umkehrt
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Die Selbständigkeit, mit der der Verfasser arbeitete, wird zunächst dadurch bestätigt, daß sich keine Textstellen nachweisen lassen, die als einer fremden Vorlage entnommen anzusehen wären. Diese Feststellung ist nicht ganz leicht zu treffen, denn sie setzt einen Überblick über das verwickelte europäische Jagdschrifttum des Mittelalters voraus. Sie wird zudem erschwert durch die Tatsache, daß die Technik des Lockemachens, der Ablichtung und Pflege der Beizvögel einschließlich der Behandlung zahlreicher Krankheiten im wesentlichen Gemeingut aller europäischen Völker war und die hierzu gegebenen Anweisungen sich infolgedessen in mehr oder minder abweichender Form überall wiederfinden. Inhaltlich übereinstimmende Äußerungen sind deshalb noch kein Zeichen für gegenseitige Abhängigkeit, ganz besonders wenn Wortlaut und Gedankenfolge voneinander abweichen. Als sinnfälliges Beispiel darf das Erscheinen der „Schlangenregel" im Cod. Mon. Germ. 289 s ) gelten. Für eine selbständige Entstehung der „Älteren deutschen Habichtslehre" spricht ferner ihr Aufbau. Die mittelalterlichen Arbeiten, die als Quellen in Frage kommen konnten, und die von ihnen beeinflußten Nachschöpfungen zeigen eine weitgehende Übereinstimmung in der Behandlung des Themas, die im einzelnen darzustellen wir uns in diesem Zusammenhang ersparen dürfen. Am sinnfälligsten wird das Abweichen vom herkömmlichen Schema durch die recht eingehende Darstellung der Abrichtung des Beizwindes und dessen Zusammenarbeit mit dem Habicht. Sie hat in keiner älteren Quelle, auch nicht in den französischen Texten des 14. und 15. Jahrhunderts, ihresgleichen. Endlich deutet noch ein dritter Gesichtspunkt auf die Originalität unseres Traktats hin. Die bis ins 14. Jahrhundert entstandenen didaktischen Werke — vor allem waren es Arbeiten veterinärmedizinischen Inhaltes —, deren Heimat wir im mittelländisch*) s. hierzu Anmerkung 36 S. 253.
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romanischen Sprachgebiet zu suchen haben, beschäftigen sich alle ausschließlich oder überwiegend mit dem Falken, nicht mit dem Habicht. Wir kennen bislang aus diesem Bereich keine Abhandlung aus der Zeit bis zum 14.'Jahrhundert, welche ausschließlich den Faustvögeln gewidmet ist. Zwar sprechen einige Zeugnisse, wie beispielsweise das 20. bis 22. Kapitel im Traktat „De falconibus" des Albertus Magnus, dafür, daß es solche „Habichtslehren" gegeben haben muß, aber sie scheinen nicht nur wesentlich seltener als die „Falkenlehren" gewesen zu sein, sondern ließen sich auch alle bislang noch nicht zuverlässig hinsichtlich des Bereichs ihrer Herkunft bestimmen. Sicher dagegen ist, daß in der ältesten beizjagdlichen Literatur der germanischen Völker der Habicht im Mittelpunkt des Interesses stand. Schon die aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammende Abhandlung „De cura accipitrum"4) des Adelard von Bath ist eine „Habichtslehre". Das gleiche gilt für „The booke of Hawkyng after Prince Edwarde Kyng of Englande"®), einer allerdings nicht ganz originellen didaktischen Abhandlung in englischer Sprache, die ungefähr aus der gleichen Zeit wie unser deutscher Text stammt. Der Verfasser der „Älteren deutschen Habichtslehre" beschäftigte sich allein mit dem Habicht. Er erwähnte keine Falkenart und unterließ es infolgedessen auch, auf Vorgänge, die für die Abrichtung der Ludervögel charakteristisch waren, einzugehen. So hören wir beispielsweise nichts über das Aufbräuen, die Dauer der Ciliatur oder gar über die Haube. Daß in unserer Arbeit gerade der Habicht behandelt wird, spricht für ihre Herkunft aus dem germanischen Raum, denn hier gewann diese 4) De cura accipitrum, a mediaeval latin treatise by Adelard of Bath, herausgegeben von A. E. H. Swaen, Groningen-Batavia 1937. *) A. E. H. Swaen, The booke of Hawkyng after Prince Edwarde Kyng of Englande and its relation to the Book of St. Albans, Studia Neophilologica, Bd. XVI, Uppsala 1943, S.l—32.
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Beizvogelart ihre größte Bedeutung. Ein französischer Autor —• denken wir nur an die Verfasser des „Livre du Roi Modus" oder des „Menagier de Paris" — würde sich, wenn er einen der Faustvögel zum Gegenständ einer beizjagdlichen Monographie gemacht hätte, unzweifelhaft dem im Westen viel höher geschätzten Sperber zugewandt haben. Der Habicht wurde im Schrifttum der romanischen Völker bis ins 15. Jahrhundert geradezu stiefmütterlich behandelt. Stets gedachte man seiner nur im Vorübergehen, wobei es oft genug an dem Hinweis nicht fehlte, daß die tauglichsten Habichte aus Deutschland gebracht würden. Hier lag also das Zentrum der Verwendung dieser Beizvogelart. Durch sprachgeschichtliche Untersuchungen läßt sich die Heimat der „Älteren deutschen Habichtslehre" vielleicht etwas näher bestimmen. Diese Arbeit mag einem Germanisten vorbehalten bleiben. Fast interessanter noch als die Ermittlung des Herkunftsbereiches unseres Textes ist die Frage nach seinem Alter. Schon bei einem oberflächlichen Studium verraten die Altertümlichkeit der Sprache und die Unbeholfenheit in Ausdruck und Satzbau, daß es sich um eine Arbeit des 14. Jahrhunderts handelt. Die ungelenke Art der Darstellung tritt am störendsten im häufigen Wechsel der Fom in Erscheinung, in der die einzelnen Anweisungen gegeben werden. Die imperative Form der direkten Anrede „setze ihn . . . " , „gib ihm . . . " wechselt rasch und übergangslos, oft im gleichen Satz mit der neutraleren Anrede des Lesers in der dritten Person: „so soll man ihn setzen.. „so soll man ihm g e b e n . . . " . Daß der Zeitpunkt der Entstehung des Cod. Mon. Germ. 289 für das tatsächliche Alter der „Älteren deutschen Habichtslehre" nichts aussagt, bedarf keiner Erwähnung. Natürlich läßt sich die Entstehungszeit überhaupt nicht genau bestimmen, immerhin gibt uns ein Termin ante quem einen Anhaltspunkt, daß wir die Abfassung des Werkes mit einiger Sicherheit ins 14. Jahrhundert zurückverlegen dürfen. 16
Wir wissen, daß die „Ältere deutsche Habichtslehre" die wichtigste Quelle für den Verfasser des Beizbüchleins war. Eine der Handschriften, in der uns dieser Text überliefert ist, der Cod. Mon. Germ. 558 der Bayerischen Staatsbibliothek in München, enthält zwischen der „Lehre von den Zeichen des Hirsches" und dem Text des Beizbüchleins8) folgende Bemerkung: „Anno Dom/«;'W> « ^ " J proxima die
pos/festuwaaüvitatis
marie virginis per manus hugonis dicti wittenwiller". Wir lassen hier dahingestellt, ob jener Hugo Wittenwiller der Verfasser der „Lehre von den Zeichen des Hirsches" war und sich deshalb für berechtigt hielt, seinen Namen an den Schluß des Traktats zu setzen, oder ob wir in ihm nur den Abschreiber zu vermuten haben. Sicher aber ist, daß er am 9. September, also an dem Tag, der dem Fest der Geburt der Jungfrau Maria im angegebenen Jahre folgte, seine erste Arbeit zum Abschluß brachte und sich anschickte, das Beizbüchlein folgen zu lassen. Deshalb fuhr er fort „Nu han ich dich gelert wie du den hirczra jn der faissi vnd jn der brunst soo&m sol vnd wie du jn erkennen solt für ein hindin vild von des hirczes wandluxg ga/rcz vnd gar vad von dem jeger. Nu wil ich dich leren von dem federspil des ersten vo wellen siten der habch sich vnd von den habcher vad wie die guten hebch gemäl send sin vad welch ma» vs sol nen7), wie ma« sy eeze» sol vad loken vad baiezen vad vor allen dingen wie ma« mit federspil vmb sol gan." An diesen Prolog schließt sich der leider unvollständige, aber auf jeden Fall älteste Text des Beizbüchleins an. Rätselhaft ist nun, in welchem Jahr Hugo Wittenwiller schrieb, denn zweifellos steckt in der Angabe des Datums ein Fehler. Die erste Möglichkeit besteht darin, daß er mit der römischen •) Cod. Mon. Germ. 558, fol. 140 v—141 r. ') nehmen. 2 Htbichtslekre
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Zahl M = 1000 begann, dann aber mit arabischen Ziffern fortfuhr und vergaß, die römische 1000 zu streichen. In diesem Falle hätten wir 1415 zu lesen. Die zweite Möglichkeit wäre darin zu sehen, daß er alles mit römischen Zahlen schrieb, aber in der Eile die Hunderter (400) vergaß, also nur 1009 setzte. Dann wäre das Zeichen •'J als „in" zu lesen und zu „proxima die" zu ziehen. In diesem Falle hätte Wittenwiller zwei Fehler gemacht, nämlich einmal die 4 in 1409 vergessen, außerdem gegen die Grammatik verstoßen. Den zweiten Strich beim „n" am Schluß eines Wortes unter die Zeile zu ziehen, gehört allerdings zu seinen Eigenheiten8). Es bleibt somit vorläufig ungeklärt, welche der beiden Jahreszahlen — 1409 oder 1415 — für die im Cod. Mon. Germ. 558 enthaltenen Teste maßgebend ist. Als sicher hat lediglich zu gelten, daß zu dieser Zeit, also im ersten oder zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts die „Jüngere deutsche Habichtslehre" in der Form des Beizbüchleins schon vorlag. Da der Verfasser des Beizbüchleins aber die „Ältere deutsche Habichtslehre" als Quelle benutzte, muß diese vorher entstanden sein. Die schwerfallige Sprache der „Älteren deutschen Habichtslehre", die bei einem Vergleich der beiden Texte sofort auffällt, deutet darauf hin, daß zwischen der Entstehung der zwei Arbeiten eine längere Zeit gelegen hat. Auch wäre es unwahrscheinlich, daß die ältere Fassung, die doch offenbar in einer ganzen Anzahl von Handschriften verbreitet war — zwei lassen sich jedenfalls über den Cod. Mon. Germ. 289 und Tappes Vorlage nachweisen — sofort nach ihrer Entstehung eine Überarbeitung erfahren hätte. Wir gehen nach dem Gesagten wohl nicht ganz fehl, wenn wir die Entstehung der „Älteren deutschen Habichtslehre" in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts verlegen. •) Für die liebenswürdige Beratung bei der Klärung dieser Datierungsfrage habe ich Herrn Prof. Dr. P. Ruf von der Handschriften-Abteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München zu danken.
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Nach all diesem bleibt uns noch die Frage nach der Person des anonymen Verfassers. Leider enthält der Text der „Älteren deutschen Habichtslehre" nicht den mindesten Hinweis. Wir sind ganz auf Vermutungen angewiesen. Am nächstliegendsten ist es wohl, in ihm einen deutschen Landedelmann zu suchen, also einen Vertreter jener Gesellschaftsschicht, die nach Vermögen und Lebensform vornehmlich auf die Beize mit dem Habicht angewiesen war. Wäre das Werk im Auftrag einer hochgestellten Person, von einem Gelehrten oder einem Geistlichen verfaßt worden, hätten teils aus Mangel an Fachkenntnis, teils aus dem Streben nach Vollständigkeit wahrscheinlich auch fremde Vorlagen Verwendung gefunden, wie wir dies in solchen Fällen in der außerdeutschen Jagdüteratur häufig beobachten können. Wäre der Autor aber Berufsfalkner an einem fürstlichen Hof gewesen, hätte er, da hier die Beize im hohen Flug am meisten geschätzt wurde, sich kaum auf eine Darstellung der Jagd mit dem Habicht beschränkt, sondern sein Augenmerk auch den Falken geschenkt. m. Während nun die einzige Handschrift, in der uns die „Ältere deutsche Habichtslehre" erhalten ist, dank der Flüchtigkeit, mit der sie kopiert wurde, sehr zu wünschen übrig läßt, erlaubt ein glücklicher Zufall, einen zweiten Text so wortgetreu zu rekonstruieren, daß durch ihn die fehlenden Stellen im Münchener Codex ergänzt und nahezu alle dort erscheinenden Unklarheiten aufgehellt werden können. Es handelt sich um die bislang unerkannt gebliebene Tatsache, daß der Humanist Eberhard Tappe bei Abfassung seines Lehrbuches über die Beizjagd, der 1542 in Straßburg erschienenen Abhandlung (T) „Waidwerck vnd Federspiel. Von der Häbichen vnnd Falcken natur / art / vnnd eygenthumb / wie mann sie berichten / 2»
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gewehnen / ätzen / vnnd von allen jren kranckheyten soll erledigen. / Allen Häbich / vnnd Falcken tregern vast nötig vnnd zu wissen nützlich" eine uns nicht mehr erhaltene Handschrift der „Älteren deutschen Habichtslehre" benutzte und diese so getreulich abschrieb, daß uns in seinem Büchlein der ganze Text noch einmal überliefert wurde. Man darf wohl sagen, daß der größte Wert des Tappeschen Buches darin zu sehen ist, daß sein Verfasser sklavisch seiner Vorlage folgte und uns damit einen weit älteren Text ohne nennenswerte Interpolationen überlieferte. Daß dieses Verwandtschaftsverhältnis bisher nicht erkannt wurde, kann nicht überraschen. Da die „Ältere deutsche Habichtslehre" selbst bisher der Forschung entging, konnten die Wechselbeziehungen zwischen dieser und Tappes Schrift nicht deutlich werden. Wer sich deshalb mit Tappes Quellen beschäftigte, wie der verdienstvolle Hermann Schmidt9), mußte annehmen, Tappe habe ein Exemplar einer der um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert erschienenen Ausgaben des Beizbüchleins benutzt. Insofern lassen sich natürlich auch Übereinstimmungen zwischen Tappe und dem Beizbüchlein nachweisen, aber sie sagen genau nicht mehr aus, als sich aus dem Verhältnis zwischen dem im Cod. Mon. Germ. 289 erhaltenen Text und der im Beizbüchlein vorliegenden Überarbeitung ergibt. Eberhard Tappe, durch dessen Veröffentlichung die älteste originelle deutsche didaktische Abhandlung über die Beizjagd ihre erste Drucklegung erfuhr, war ein bedeutender, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebender Humanist, der sich vor allem als Sprichwörtersammler einen Namen machte. Der Ort seiner Geburt war längere. Zeit umstritten. Heute darf er als geklärt angesehen werden. Tappe wollte •) Hennann Schmidt, Terminologie der deutschen Falknerei, Freiburg i. Br. 1909, S. 13.
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mit dem Zusatz „Lunensis", den er seinem latinisierten Namen Tappius gern anhängte, nicht, wie ursprünglich angenommen wurde, auf Lüne unweit Lüneburg, sondern auf Lünen an der Lippe als dem Ort seiner Herkunft verweisen. Träger des Namens Tappe lassen sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Lünen mehrfach nachweisen. Das Geburtsjahr Tappes ist nicht gesichert. Vermutlich wurde der Schriftsteller gegen Ende des 15. Jahrhunderts als Sohn eines Johannes Tappe geboren. Welche Schule der Jüngling besuchte, ist ungewiß. Unter den Schülern des Gymnasiums zu Münster wird ein Georg Tappius erwähnt, aber anscheinend handelt es sich bei diesem nicht um den Verfasser unseres Jagdbüchleins, möglicherweise um dessen Bruder, den späteren Bürgermeister von Lünen, Jürgen Tappe. Die vorzügliche Kenntnis der holländischen Sprache, über die Eberhard Tappe verfügte, läßt vermuten, daß er in Deventer zur Schule ging. Im Juni des Jahres 1518 erscheint Tappes Name in der Matrikel der Kölner Artistenfakultät. In Köln blieb Tappe bis 1519, dann entschwindet er wieder unseren Blicken, bis wir auf ihn sechs Jahre später, im Jahre 1525, in der Matrikel der Universität Wittenberg stoßen. Daß Tappe auch in Bologna studiert hat, ist unzutreffend. Eine Stelle seiner Sprichwörtersammlung, die hierauf hinzudeuten schien, ist wörtlich Erasmus von Rotterdam entnommen, sagt also nichts über Tappe aus. Sein Lebensweg in den Jahren nach Abschluß des Universitätsstudiums liegt völlig im Dunkeln, möglicherweise hielt Tappe sich in Holland auf. Aus der Vorrede zu „Waidwerck vnd Federspiel" wissen wir, daß er im Jahre 1541 das Bürgerrecht in Köln besaß. Dieses konnte jedoch schon längere Zeit zuvor erworben worden sein, denn seine 1539 erschienene Sprichwörtersammlung enthält Angaben über Köln, die eine genaue Ortskenntnis verraten. In der zweiten Hälfte des Jahres 1541 oder Anfang 1542 muß Eberhard Tappe verstorben sein, da die von ihm noch selbst verfaßte Vorrede 21
zu seinem Jagdbuch vom 24. Mai 1541 datiert ist, dagegen in den Epistola dedicatoria 2u den Epitome Adagiorum vom März 1542 schon von seinem Tod gesprochen wird. Tappes Erstlingswerk war eine leider verlorengegangene Sammlung von hundert antiken Sprichwörtern mit Erläuterungen. Ungefähr zehn Jahre später, im Jahre 1539, erschien seine bedeutendste Arbeit, der er den Titel „Germanicorum adagiorum cum Latinis ac Graecis collatorum centuriae Septem" gab. Hierin erklärte er Hunderte von lateinischen Sprichwörtern und versuchte, für jedes eine Parallele in deutscher bzw. holländischer Sprache zu geben. Auf diese Weise brachte er rund 1300 deutschsprachige, meist aus dem Volksmund stammende Sprichwörter zusammen. Dieses Werk erschien 1545 in Straßburg in neuer Auflage. Tappe erwarb sich außerdem Verdienste durch die Herausgabe der „Chiliades Adagiorum" des Erasmus von Rotterdam, für die er einen neuen Index schuf, und des Architekturwerkes des Italieners Leo Baptista Albertus „De re aedificatoria". Einige verstreute Bemerkungen in den Werken des früh Verstorbenen deuten darauf hin, daß mehrere von Tappe geplante Arbeiten unausgeführt blieben10). Tappes einziges jagdliches Werk „Waidwerck vnd Federspiel" erschien im Jahre 1542, also möglicherweise erst nach seinem Tode, bei M. Jacob Cammer Lander in Straßburg. Ein an die Schönheit der seltenen Erstausgabe nicht heran10 ) Die beste Arbeit über Tappes Leben mit vollständiger Übersicht über das einschlägige Schrifttum schrieb Karl Schulte-Kemminghausen „Eberhard Tappe, ein Beitrag zur Geschichte des westdeutschen Humanismus" in „Hermaea" Bd. 31, Festgabe Philipp Strauch, Halle 1932, S. 110—122. Überholt ist Ludwig Fränkel's Mitteilung in der „Allgemeinen deutschen Biographie", Bd. 37, Leipzig 1894, S. 390—394. Vgl. ferner A. Egen „Der Einfluß der Münstetschen Domschule auf die Ausbreitung des Humanismus", Königliches Paulinisches Gymnasium zu Münster. Festschrift zur Einweihung des neuen Gymnasialgebäudes Münster 1898, S. 20. Klemens Löffler, „Zu
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reichender Neudruck ohne Ort und Jahr erfolgte 1887 in Stuttgart. Ebenso wie Heinrich Mynsinger oder Guillaume Tardif war Eberhard Tappe kein praktischer Falkner, sondern Gelehrter, ein Mann also, der zwar aus anderem Anlaß als die beiden Genannten, aber unter ähnlichen Voraussetzungen und mit einer vergleichbaren Vorbildung an sein Werk ging. Welche Gründe Tappe zur Beschäftigung mit dem seinem ureigensten Arbeitsfeld so wesensfremden Gebiet der Jagd bewogen, wissen wir nicht. Vielleicht erregte das Auffinden der für ihn wichtigsten Quelle, eben einer Handschrift der „Älteren deutschen Habichtslehre" die Aufmerksamkeit des geistig beweglichen und vielfältig interessierten Mannes. Vielleicht glaubte Tappe auch, seinem Gönner, dem Kölner Bürgermeister Jacob Rodekirchen, mit der Abfassung eines diesen leidenschaftlichen Falkner wirklich erfreuenden Buches seinen Dank in einer besonders nachdrücklichen Form abstatten zu können. Ihm jedenfalls dedizierte der Verfasser sein Werk in einer Vorrede, die in panegyrisch-serviler Weitschweifigkeit so recht vom Geist des 16. Jahrhunderts erfüllt ist. Für uns ist dieses Vorwort von Interesse, weil wir durch dasselbe einiges über des Verfassers Leben und die Entstehung des Büchleins „Waidwerck vnd Federspiel" erfahren. Tappe führt darin nach einer bombastischen Lobrede auf das Kölner Eberhard Tappe", Neue Jahrbücher für das klassische Altertum, Geschichte und deutsche Literatur und für Pädagogik', 22. Band, 1908, S. 357—358; Klemens Löffler, „Eberhard Tappe, ein westfälischer Sprichwörtersammler des 16. Jahrhunderts", Ztschr. Niedersachsen 19. Jahrgang, Bremen 1913/14, S. 441/442. Karl Schulte-Kemminghausen „Eberhard Tappes Sammlung westfälischer und holländischer Sprichwörter" Niederdeutsche Studien, Festschrift für Conrad Borchling, Neumünster 1932, S. 91—112. Herman Kreyenborg, Ein interessantes Lob westfälischer Habichte aus dem sechzehnten Jahrhundert, Deutscher Falkenorden, Jahrgang 1941, Heft 1/4, S. 8—12.
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Stadtoberhaupt aus, daß er sich dessen Schutz habe erfreuen dürfen, als er von mißgünstigen Neidern fälschlich verleumdet worden sei. Er habe alle Ursache, dieser Wohltat zu gedenken und sei glücklich, durch die Zueignung dieses Büchleins seine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen „sonderlich aber darumb, das ich weyß / E. H. von angeborner vnnd adelicher natur ein sonderliche Zuneigung vnnd liebe zu allem weydtwerck zu haben / fürnemlich aber zu den häbichen vnd Falcken / welche dann die lustigsten vnd ergetzligsten weydtwercken seind / die auch einem Burgermeyster in so vielen vnd wichtigen geschefften nit vbel ansehen"11). Niemand, so führt Tappe fort, könne Sorgen und Verantwortung ohne gelegentliche Entspannung tragen, und es sei besonders zu begrüßen, daß sich der Herr Bürgermeister nicht mit Brett- und Kartenspiel, sondern mit dem adelichen Weidwerk der Habichte und Falken ergötze. Aber dieses Büchlein sei nicht geschrieben worden, meint Tappe, um einen so erfahrenen Falkner wie Jacob Rodekirchen in der Pflege und Abrichtung der Beizvögel zu unterrichten, sondern in der Absicht, „das E. H. auch sehen vnd lesen was die alten naturkundiger vnnd schribenten dar von vor langen jaren geschrieben / vnd in die feder gebracht haben". Damit kennzeichnet Tappe selbst die Art seines Arbeitens, bei der er aus einer Anzahl älterer Vorlagen durch geschickte Kompilation ein neues Werk schuf. Er fährt deshalb auch mit freimütiger Offenheit fort, als er sich bei dem würdigen und ehrenfesten Herrn Engelhardt von Schonenberg, Deutschordenspfleger zu Moffendorf *— dem heutigen Muffendorf bei Bad Godesberg — in seinem Elend erhalten habe, um seinen Mißgönnern und Neidern eine Zeitlang zu entweichen, bis diese ihren Mut gekühlt hatten, sei ihm „alda ein gutts büchlin zu handen kommen / doch on tittel vnd namen / welches da ") Seite A Illr.
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anzeygt vnd berichtet / wie mann die habich lock machen vnd bereytten / ätzen / artzneien / vnd sunst in allwege halten soll"12). Diese Handschrift aber, die Tappe während seines Aufenthaltes in Muffendorf zu Gesicht kam, war nichts anderes als ein Exemplar der „Älteren deutschen Habichtslehre" wie sie uns im Münchener Codex 289 erhalten ist. Sie wurde zu seiner wichtigsten Quelle. Zwar stützte sich Tappe bei der Abfassung von „Waidwerck vnd Federspiel" nicht allein auf sie, aber keines der anderen Bücher, die er als Vorlage benutzte, war für ihn auch nur annähernd von gleicher Bedeutung. Durch das von Tappe aufgefundene und verarbeitete Exemplar der „Älteren deutschen Habichtslehre" wurden Inhalt und Aufbau seines eigenen Werkes entscheidend bestimmt. Wir verzichten in diesem Zusammenhang darauf, die übrigen Quellen, auf die sich Tappe stützte, freizulegen, da dies an anderer Stelle gelegentlich einer Würdigung Tappes für das deutsche jagdliche Schrifttum erfolgen soll. Hier mag der Hinweis genügen, daß Tappes Schrift „Waidwerck vnd Federspiel" in zwei Teile von sehr ungleicher Länge zerfallt. Der erste, 73 Kapitel umfassende handelt „von natur / art / vnd bereytung der Häbich". Der folgende, sehr viel kürzere ist den Falken gewidmet und auf 10 Kapitel beschränkt. Die „Ältere deutsche Habichtslehre" floß, ihrem Inhalt entsprechend, nur in den ersten, den Faustvögeln gewidmeten Teil ein, von dessen Umfang rund drei Fünftel auf diese Quelle zurückzuführen sind. Es wurde hier erstmalig unternommen, aus Tappes Werk seine uns interessierende Quelle, die „Ältere deutsche Habichtslehre" zu rekonstruieren. Dabei folgten wir im Aufbau der Münchener Handschrift, da Tappes Quelle mit dieser völlig identisch gewesen sein muß, also weder nennenswerte Kürzungen noch Erweiterungen enthielt. Zwar erscheinen bei ") Seite AmV. 25
Tappe nicht immer die Gedanken, die er seiner Vorlage entnahm, in der dort gegebenen Reihenfolge. Tappe löste sich insofern gelegentlich von seiner Quelle, was nur zum besseren Verständnis beitrug, zumal sich die „Ältere deutsche Habichtslehre" nicht eben durch hervorragend klaren Aufbau auszeichnete. Da es uns hier aber allein darauf ankam, das Gesicht der Vorlage wieder herzustellen, wurden in der Gegenüberstellung der beiden Texte, sofern es notwendig war, Umstellungen vorgenommen, um die inhaltliche Gleichheit deutlich werden zu lassen. Jedei Textstelle des Münchener Codex wurde also die entsprechende Formulierung bei Tappe zugeordnet. Dieses Vorgehen ermöglichte es, eine größere Anzahl von Ergänzungen im Cod. Mon. Germ. 289 vorzunehmen. Wir hatten schon eingangs Anlaß, die Flüchtigkeit, mit der der Münchener Text angefertigt worden ist, bedauernd hervorzuheben. Eine Gegenüberstellung mit Tappes Wiedergabe der gleichen Quelle erlaubt es, nahezu alle Lücken zu füllen, und trägt damit entscheidend zur Aufklärung verschiedener unverständlicher Formulierungen bei. Wir haben es Tappe wahrhaft zu danken, daß er so wortgetreu seiner Vorlage folgte, da wir nur hierdurch in die Lage versetzt wurden, den Münchener Text weitgehend zu interpolieren. Wie eng sich Tappe an seine Vorlage anlehnte, ist am besten aus dem Textvergleich zu ersehen. Bei Beginn seines Werkes bemühte sich Tappe noch um eine etwas selbständigere Wiedergabe des seiner Quelle entnommenen Wissens. Aber dieses Streben nach einer gewissen Originalität ließ sehr rasch nach, wohl nicht zuletzt unter dem drückenden Gefühl der Unsicherheit, das überall bei Tappe zu spüren ist, wo er sich auch nur geringfügig von seinen Quellen zu entfernen wagte. Ihm fehlte die Praxis und damit zugleich das Urteil auf Grund eigener Erfahrung. Noch eine weitere Beobachtung ist recht aufschlußreich. Der Textvergleich zwischen dem Codex Mon. Germ. 289 und 26
Tappe erlaubt nicht nur, auf der Grundlage der Münchener Handschrift dem Ziel eines kritischen Textes näher zu kommen, sondern zeigt deutlich, daß auch Tappe seine Vorlage nicht immer richtig verstanden oder wiedergegeben hat. Eine ganze Anzahl geradezu sinnentstellender Fehler bei Tappe ließen sich durch den Münchener Text korrigieren. Auf sie ist in den Anmerkungen hingewiesen worden. Für uns ergibt sich immerhin die interessante Frage, wie es zu diesen Irrtümern kommen konnte. Zwar dürfen wir nicht außer acht lassen, daß Tappe von der Beizjagd offensichtlich wenig verstand, also eines eigenen, auf praktische Erfahrung begründeten Urteils ermangelte. Ihm blieb somit nichts anderes übrig, als nach Gelehrtenart mit den Mitteln des Verstandes seine Quellen zu interpretieren. Aber Fehlschlüsse, die auf diese Weise zustande gekommen sein mochten, sind nicht sehr wahrscheinlich. Viel näher liegen zwei Vermutungen, durch die die irrigen Angaben weit besser zu erklären sind. Ihm lag entweder eine sehr alte, nur schwer leserliche Handschrift vor, oder einzelne Formulierungen der „Älteren deutschen Habichtslehre" wurden selbst von dem gebildeten, an historische Studien gewöhnten Humanisten Tappe im 16. Jahrhundert bereits als so altertümlich und unzeitgemäß empfunden, daß sich bei einem Versuch, sie in den Sprachgebrauch der Zeit zu bringen, Mißverständnisse einschleichen mußten. Beide Möglichkeiten aber sprechen für das schon erwähnte hohe Alter der „Älteren deutschen Habichtslehre". Wer beide Texte, die Münchener Handschrift und die Tappesche Neufassung miteinander vergleicht, kann sich eines unerwarteten Eindruckes nicht erwehren: Tappes immerhin doch mehr als vier Jahrhunderte alte Formulierungen kommen uns so flüssig und so leicht verständlich vor, daß sich eine Übertragung der „Älteren deutschen Habichtslehre" in die Sprache unserer Zeit praktisch erübrigt. Ungleich fremder und altertümlicher wirkt auf uns der Münchener Text, obgleich zwischen der ihm zugrunde liegenden Urfassung und 27
Tappes Überarbeitung nur rund zweihundert Jahre gelegen haben mögen. Auch wenn wir ganz unberücksichtigt lassen, daß der schreibgewandte Gelehrte ein sehr viel geschliffeneres Wort führte als der Verfasser der „Älteren deutschen Habichtslehre" mit seinem hölzernen Stil, so bleibt doch unverkennbar, daß schon auf den humanistisch gebildeten Tappe die Ausdrucksweise, auf die er in seiner Vorlage stieß, so altertümlich wirkte, daß ihm eine ganze Anzahl nur aus der Schwerverständlichkeit der Sprache erklärbare Irrtümer unterlaufen konnten. Inhaltlich deckt sich der Tappesche Text der „Älteren deutschen Habichtslehre" in „Waidwerck vnd Federspiel" völlig mit dem der Münchener Handschrift. Wir finden praktisch jede Stelle bei Tappe wieder. Lediglich vier aufeinanderfolgende Kapitel (5 bis 8) aus Mon. Germ. 289 fehlen. Die Ursache ist nicht recht einzusehen. Tappe arbeitete so wenig selbständig, daß ihm eine Textauswahl nach eigenem Ermessen nicht zuzutrauen ist. Er entnahm sehr viel unwichtigere und auch uninteressantere Stellen, daß nicht verständlich ist, warum ihm gerade diese vier für die Praxis recht wertvollen Abschnitte überflüssig erschienen sein sollten. Es wäre noch denkbar gewesen, daß Tappe auf ihre Wiedergabe hätte verzichten müssen, weil ihr Inhalt mit Angaben aus anderen Quellen, die er bei seiner kompilatorischen Arbeit benutzte, im Widerspruch stand. Aber auch diese Annahme ist unwahrscheinlich, denn wir beobachten in anderem Zusammenhang, daß Tappe, falls er beim Studium der Bücher, auf die er sich stützte, unterschiedliche Weisungen fand, diese unter Angabe seiner Gewährsleute nebeneinander stellte, so z. B. im Kap. 28, wo er zunächst der „Älteren deutschen Habichtslehre" entnahm: „Von der Mauße des Habichs. For allen dingen soll mann auch in achtung der habichen mauße oder wendung haben / welche dann geschieht zwischen S. Walpurgen vnd S. Jacobtag" und, sich auf seine zweite Quelle, das Opus ruralium commodorum, beziehend, fortfuhr 28
„Oder (wie Petrus de Crescentijs sagt) fahet an im Mertzen oder Aprill vnd wirt die wandelung der federn volbracht im Aug[u]st im anfang oder mittel / oder mit etlichen am end / mit etlichen aber nit". Zu einer solchen Textgestaltung hätte sich Tappe auch entschließen können, wenn der Inhalt der vier übersprungenen Kapitel im Widerspruch zu den Angaben anderer Autoren gestanden hätte. Aber hierzu lag offensichtlich gar kein Anlaß vor, denn das, was in der „Älteren deutschen Habichtslehre" in den Abschnitten „Von wylttflugeln", „Von vngesundem aße aller Hand", „Von dem wilden aße" und „Wie die ayer gut sint dem habiche" gesagt wurde, findet sich inhaltlich bei Tappe überhaupt nicht. Deshalb gibt es für die Lücke, die bei einer vergleichenden Gegenüberstellung der „Älteren deutschen Habichtslehre" und den entsprechenden Kapiteln in Tappes „Waidwerck vnd Federspiel" deutlich wird, nur eine Erklärung: wahrscheinlich fehlte der Handschrift, die Tappe benutzte, ein Blatt. Dies mochte im Laufe der Zeit verlorengegangen sein und konnte natürlich durch Tappe nicht ergänzt werden. Infolgedessen fanden die vier aufeinanderfolgenden Kapitel, die dem Umfang nach ungefähr ein Blatt gefüllt haben müssen, bei Tappes Überarbeitung keine Berücksichtigung. Bei der Transkription des Tappeschen Textes traten keine Fragen auf, die der Erwähnung wert waren. Einige zeitgemäße Verschlüsselungen wurden aufgelöst, Interpunktionen nur insoweit ergänzt, als ihr Vorhandensein zum besseren Verständnis des Textes beitragen konnte. Nicht mit übertragen wurde der Umlaut ü, der uns beispielsweise bei zü, gut, hün begegnet. Äußerungen Tappes, die sich nicht auf die „Ältere deutsche Habichtslehre" zurückführen lassen, blieben in der Gegenüberstellung der Texte unberücksichtigt. Kleine persönliche Zutaten, durch deren Streichung der Zusammenhang zerrissen worden wäre, wurden eingeklammert in Kursivschrift gebracht. 29
IV. Die „Ältere deutsche Habichtslehre" zerfällt in 39, in der Münchener Handschrift nicht numerierte, lose aneinandergereihte Abschnitte von recht unterschiedlicher Länge, die sich inhaltlich in drei Teile gliedern lassen, 1. eine didaktische Abhandlung über Pflege und Abrichtung des Habichts, Cod. Mon. Germ. 289 fol. 108t 1 —lMv 1 (Kap. 1 - 2 7 ) , 2. Vorschriften über die Behandlung des kranken Habichts, Cod. Mon. Germ. 289 fol. 114V1—117va (Kap. 28—36), 3. eine Anweisung über die Abrichtung des Beizwindes und seine Zusammenarbeit mit dem Habicht, Cod. Mon. Germ. 289 fol. 117v2—119r2 (Kap. 37—39). Die Einteilung der Kapitel ergibt sich im wesentlichen durch die Zwischentitel der Handschrift selbst, ist aber nicht ganz eindeutig. Eine weitere Aufgliederung wäre im Hinblick auf Tappes Kapitelfolge an einigen Stellen — wie beispielsweise im Kapitel 34, dem bei Tappe 3 Kapitel entsprechen — zu rechtfertigen gewesen, wurde aber unterlassen, da der Cod. Mon. Germ. 289 hierzu keinen Anhaltspunkt bot und nicht unbegründet in den Text eingegriffen werden sollte. Die „Ältere deutsche Habichtslehre" beginnt mit der Bemerkung, daß man unter dem Wort Habicht eigentlich nur „ain sy", also das stärkere Habichtsweibchen zu verstehen hatte, während das Männchen — „clayn habich" — als „dertzel", d.i. Terzel, bezeichnet wurde (Kap. 1). Sie fährt fort mit dem Hinweis, daß sich das Aussehen der Habichte nach dem Ort richte, an dem sie erbrütet und aufgezogen wurden, wobei die aus kalten Ländern größer und stärker seien als die aus warmen Gegenden. Stand der Horst auf dornigen Bäumen — wohl Nadelholz — so neigte der Vogel angeblich zu einer roten oder schwarzen Tönung des Gefieders, stand dieser auf Buchen, wurde der Vogel fahl 30
(Kap. 2). Hieran schließt sich die Beschreibung des Aussehens eines edlen Habichts, die kaum in einem mittelalterlichen Lehrbuch fehlen durfte. Den „nystlungen" oder Nestlingen wurden die „wylttflugel" oder Wildfange gegenübergestellt. Die Nestlinge sollten um ihrer jagdlichen Tauglichkeit willen so lange wie möglich im Horst belassen, aber den „genysten" entnommen werden, noch ehe sie flügge wurden. Man setzte s\e nicht gleich auf Reck oder Hamel, sondern zunächst in einen Korb, in dem sie auch ihre Atzung, reichlich frisches Fleisch und Eier, erhielten (Kap. 3). Die Wildfänge wurden gleichfalls anfangs mit Eiern geatzt, doch riet der Verfasser der „Älteren deutschen Habichtslehre", davon nicht zu reichlich zu geben, da sie nicht feist werden durften, ehe sie sich willig tragen ließen (Kap. 5). Sehr ausführlich sind die Anweisungen (Kap. 6—9) über die rechte Atzung. Fast alle Haustiere und Wildarten werden neben Fischen, Eiern und Kleinvögeln hinsichtlich ihrer Tauglichkeit beurteilt. Der Autor wendet sich dann dem „beraitten", also der Abrichtung zu, die sich bemerkenswert einfach vollzog. Auffallig ist, daß das Gefügigmachen durch Einsetzen in eine dunkle Kammer und Schlafentzug nirgends erwähnt werden. Sie begann mit dem regelmäßigen Reichen der Atzung, einer Gewöhnung an den Falkner und einer mäßigen Abmagerung (Kap.10). Das Abtragen auf der Jagd setzte sogleich ein, nachdem der Habicht willig auf die Faust kam. Ob man es wagen durfte, den Vogel zu werfen, erkannte man an seinem Verhalten, so „er das haubt nach im zühet vnd die äugen scherpfet so er die vogel sieht, so wil er fahen". Der Habichter sollte ihn gemächlich, also nicht ruckhaft werfen und ihn zunächst auf große Vögel, auf eine Wildgans, einen Kranich oder einen Reiher versuchen. Zeigte der Habicht keine Neigung, diese zu schlagen, warf man ihn an eine Wildente, eine Weihe oder einen Raben. Mißglückte der erste Versuch, wiederholte man ihn nicht, sondern atzte den Habicht auf der Faust (Kap. 11). Zeigte dieser sich mutlos, gab 31
man ihm den Vorlaß, zweckmäßigerweise eine Hausgans, die im Ansehen einer Wildgans ähnelte, einen Reiher oder eine Trappe, denen man die Flügel gebunden hatte, so daß der Habicht sie überwinden und auf diese Weise wieder Vertrauen zu sich fassen konnte (Kap. 12). Der magere Habicht, so meinte der Verfasser, fange gern am Morgen, der feiste bevorzuge den Abend. Bei schlechtem f e t t e r und bei Sturm habe die Jagd ganz zu unterbleiben, weil der Vogel nur ungern „zu der hant" zurückkam (Kap. 13). Wir hören dann einiges über die Orte, an denen ein Beizvogel nicht geworfen werden sollte, über die Hilfeleistung, nachdem das Beizwild zur Erde gebracht war, und über das als „genieße" bezeichnete Weidrecht. Das Locken erfolgte beim Faustvogel nicht mit dem Luder, sondern mit einem besonders zurecht gemachten Stück Atzung. Zu den Erfahrungen des Praktikers gehörte es, zu wissen, daß häufiges Schwingen ein Zeichen von Magerkeit, jagdliche Interesselosigkeit ein Zeichen von Feistigkeit war. Der magere Vogel mußte reichlich geatzt werden, jedoch nicht so stark, daß er unlustig wurde und sich auf der Hand zu drücken versuchte, den feisten brachte man durch vorsichtigen Entzug eines Teiles seiner Kost dazu, wieder Lust an der Arbeit zu haben (Kap. 14). Unter einem „verrefliegenden habich" verstand man einen verstoßenen Beizvogel; Habichte, die diese Untugend an sich hatten, waren meist zu feist. Zeigten sie dagegen Neigung, Hunde oder Schweine anzufallen, galt dies als Zeichen allzu großer Magerkeit. Dinge, vor denen der Vogel sich fürchtete, wurden besonders häufig in seine Nähe gebracht, so daß er sich an sie gewöhnen konnte (Kap. 15). Magerte der Habicht zu sehr ab, erhielt er des öfteren, aber jeweils wenig Atzung, im Sommer im Abstand von drei Stunden, im Winter zweimal während des Tages und einmal des Nachts (Kap. 16). Mehrere Abschnitte (Kap. 17—19) sind der Mauser gewidmet. Der wichtige Vorgang des Federwechsels spielte nicht zu Unrecht 32
in allen beizjagdlichen Traktaten eine große Rolle. Die gesunden, natürlichen Ansichten über Art und Ausmaß der Atzung, Pflege und Behandlung während dieser Zeit, die in der „Älteren deutschen Habichtslehre" entwickelt werden, unterscheiden sich vorteilhaft von den vielen, meist wenig vertrauenerweckenden Rezepten, die wir zur Beförderung der Mauser in der älteren Fachliteratur vermerkt finden. Die wohl allen europäischen Falknern gemeinsame Auffassung, daß das Mittelteil einer Natter direkt oder auf dem Umweg über ein damit gefüttertes Huhn als Atzung gereicht, einen Beizvogel rasch mausern lasse und ihm eine schöne Zeichnung sichere, fehlt auch in unserem Text nicht13). Außerdem wurde empfohlen, während der Mauser die Atzung mit Nesselsamen zu bestreuen. Erschöpfend und offenbar aus reicher praktischer Erfahrung stammend sind die Anweisungen, einen mageren Vogel stärker zu spennen oder, was häufiger notwendig war, einem allzu feisten ohne Kraftverlust „das Schmer zu benehmen" (Kap. 20—23). In diesem Zusammenhang findet auch der im Freien aufgehängte Schwebereck Erwähnung, der bei jeder geringfügigen Bewegung schaukelte und den Beizvogel nicht zur Ruhe kommen ließ, so daß er aus diesem Grunde abmagerte. Die Angaben des Verfassers zeugen von einer scharfen Beobachtungsgabe, so beispielsweise, wenn ein zum Schwingen neigender Habicht beschrieben wird (Kap. 24), der zunächst Lust zum Fangen zeigt, aber rasch nachläßt, die geschlagene Beute freigibt, gerne in die Sonne schaut, seinen Träger betrachtet oder sich im Fluge umwendet. Oder wenn von einem Vogel die Rede ist, dem „die äugen langk werdent vnd hol", der eine scharfe Brust und lichtes Gefieder bekommt, trockenes Gewöll auswirft und „geringe auff der hant ist", also nur wenig wiegt. Hatte man mit dem Habicht noch nicht viel gearbeitet, beschränkte man sich darauf, ihn auf Enten oder 13 )
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Vgl. hierzu Anmerkung 36 S. 253.
Habichtslehte
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Krähen zu werfen. Mit dem ,,wol gearbaiten" Habicht beizte man Kraniche, Wildgänse, Trappen und Reiher (Kap. 25). Interessant ist der Hinweis, daß man sich gelegentlich damit vergnügte, einen Habicht und einen Falken ihre Kräfte im Kampf messen zu lassen. War der Habicht aber nicht gleich beim ersten Stoß erfolgreich, sollte ihm sofort Hilfe geleistet werden, da ihn der Falke sonst „überstieß" und somit überwand. Für den weidgerechten Sinn des Verfassers spricht die Bemerkung, daß man Wildschwäne und Störche nicht gern mit dem Habicht beize, da diese Wildarten unbewehrt und zahm seien (Kap. 26). Sie führten also nicht zu dem erhebenden Schauspiel eines ebenbürtigen Kampfes, um dessentwillen die Jagd betrieben wurde. Wir hören dann von allerlei Krankheiten und den Mitteln zu ihrer Bekämpfung. Aber all die Bemerkungen, die wir in der „Älteren deutschen Habichtslehre" finden, unterscheiden sich recht deutlich von den zahlreichen Anweisungen gleicher Art im zeitgenössischen Fachschrifttum. Sie betreffen in keinem einzigen Falle jene Art von Gebrechen, bei deren Behandlung mehr Unheil gestiftet als geholfen werden konnte, sondern beziehen sich auf sehr natürliche Vorkommnisse, für die jeder Habichter sicherlich gern einige zuverlässige Verhaltungsmaßregeln zur Hand hatte. In diesem veterinärmedizinischen Teil des Traktats wird seine Originalität besonders deutlich. Hätte bei Bearbeitung dieses Textes, bei dem eine Anlehnung an fremde Vorlagen naheliegend und üblich war, eine ältere Quelle Pate gestanden, so wäre der Text ganz anders gestaltet worden. Wir würden von Medikamenten gehört haben, die in ihrer Mehrzahl für einen landsässigen deutschen Habichter überhaupt nicht beschaffbar waren. Von all dem, was in der „Älteren deutschen Habichtslehre" anzuwenden empfohlen wurde, konnte der Verfasser ruhig sagen „das vindet man jn den kramen". Wir hören von den Ursachen des Keuchens durch verschleimte 34
Atmungsorgane (Kap. 28), vom Verhärten des Schnabels (Kap. 29), vom Wiederauswerfen der Atzung (Kap. 30), von Verwundungen und Knochenbrüchen (Kap. 31), von Läusen (Kap. 32), abgebrochenen Klauen (Kap. 33) und defekten Federn (Kap. 34), von übermäßiger Gewichtsabnahme (Kap. 35) und geschwollenen Füßen (Kap. 36), aber nichts von Krankheiten wie Cholera und Wassersucht, Gicht und Star, die, wenn sie überhaupt vorkamen, von einem Laien kaum richtig diagnostiziert und ganz gewiß nicht zuverlässig behandelt werden konnten. Einen breiten Raum nimmt die Darstellung der durch falsche Atzung hervorgerufenen nachteiligen Folgen ein. Sie wurden meist durch verdauungs- oder auswurfbefördernde Mittel behoben. Auch hier zeigt sich der geübte Blick des scharfen Beobachters. Ein unter Verdauungsstörungen leidender Vogel werde „trawrigklich", seine Augen seien eng, er schlafe viel, seine Federn fingen an, sich auf dem Rücken zu scheiden, und die Atzung werde nur unlustig und Vinter vielem Schlenkern genommen. Das beste Mittel war stets eine dem Zustand des Habichts angepaßte natürliche Ernährung, mit der man nach einer kurzen Fastenzeit begann. Eine lebend vorgeworfene junge Taube, warmes Hühnerschmalz oder eine alte gute Henne galten als besonders zuträglich. Brach der Beizvogel „das bain inne dem diech oder jnderhalb" schiente man dieses, setzte ihn in einen Korb und gab ihm gehacktes Aß, so daß er beim Atzen der Klauen nicht bedurfte. Läuse wurden durch Bäder oder mit Hilfe von Lorbeerpulver, das man auf die Atzung streute, bekämpft. Gegen Eingeweidewürmer halfen kreuzweise verknüpfte Schweineborsten, die mit dem Gewöll gereicht wurden. Bei manchen Rezepten, wie bei den Behandlungsvorschriften für Federbrüche, erinnert man sich an die ähnlichen Ausführungen im Hierakosophion des Demetrius Pepagomenos, aber ein Textvergleich zeigt immer wieder, daß kein direkter Einfluß vorliegt, sondern die Übereinstimmungen mit der Gleichartigkeit des Brauchs zu erklären sind. 35
Den Schluß des Traktats (Kap. 37—39) bilden recht ausführliche Angaben über den Beizwind. Sie sind uns doppelt bedeutsam, weil in keiner älteren Quelle, auch in keinem französischen Text des 14. und 15. Jahrhunderts, so eingehend und treffend über die Zusammenarbeit von Hund und Beizvogel gesprochen •wird. Unbedenklich dürfen wir die „Ältere deutsche Habichtslehre" als den wertvollsten Beitrag zum beizjagdlichen Schrifttum ansehen, den Deutschland lieferte. Sein wichtigster Vorzug ist seine durch nichts geminderte Originalität. Was wir aus diesem Traktat erfahren, ist völlig frei von orientalischem Ideengut, das auch dann noch einen wesensfremden Bestandteil darstellte, wenn es durch westeuropäische Bearbeitungen eine gewisse Umformung erfahren hatte. Was hier in einfachen Worten gesagt wurde, stellte das Grundwissen eines deutschen Liebhabers der Beizjagd dar. Auffällig ist die natürliche Art, mit der das Bereiten der Beizvögel erfolgte. Daß von Ciliatur und Kappe nicht die Rede ist, erklärt sich vielleicht aus der Beschränkung der Darstellung auf den edelsten der Faustvögel. Aber auch die anderen jagdlichen Hilfsmittel blieben unerwähnt. Wir hören über das Geschüh, die Langfessel oder die Bellen ebenso wenig wie über die Einrichtungen, mit denen man die Wildfänge fing. Auch sonst hätten wir über mancherlei gern mehr erfahren, so über die Herrichtung einer Falkenkammer oder über das Aussehen der Sedilien. Zwar werden neben dem üblichen Reck noch Hamel und Schwebereck genannt, aber näheres ist nirgends über sie gesagt. Aber das mindert den Wert dieser ganz und gar lebensnahen Darstellung nicht herab. Sie war das Werk eines Praktikers, dem es näher lag, brauchbare Ratschläge für das Verhalten auf der Jagd und für die täglichen Vorkommnisse beim Umgang mit den Beizvögeln zu geben, als sich wie viele seiner Kollegen in weitschweifigen Erörterungen zu ergehen, die nur den Mangel an praktischer Erfahrung verschleiern 36
sollten. Unschätzbar ist dieser kleine, trotz seiner unzulänglichen äußeren Gliederung doch folgerichtig aufgebaute Traktat endlich noch als Sprachdokument, da schon in ihm Schönheit und Reife der den Beizjägern eigenen Berufssprache vollends zum Ausdruck kommen. V. Die kurze, ansprechende Form der „Älteren deutschen Habichtslehre" macht es wahrscheinlich, daß diese Arbeit frühzeitig Verbreitung gewann, wenn auf uns auch nur die verhältnismäßig junge Münchener Handschrift überkommen ist. Ein solches Manuskript gab spätestens um die Wende des 14. zum 15. Jahrhundert einem zweifellos erfahrenen Fachmann Anlaß, den Text zu überarbeiten und wesentlich zu erweitern. Dabei wurde er durch sorgfältige Gliederung, eine Einteilung in fünf Bücher, die Einführung von Kapitelüberschriften und eine vorangestellte Einleitung auch äußerlich abgerundet. Geistesgeschichtlich bedeutsam sind natürlich in erster Linie die erheblichen Überschüsse, die das Beizbüchlein gegenüber der älteren Vorlage aufzuweisen hat und die zum großen Teil wiederum als originelles Werk des anonymen Bearbeiters angesehen werden dürfen, teils freilich auch fremden Quellen entnommen wurden, so daß der einheitliche Charakter, der zu den wichtigsten Vorzügen der „Älteren deutschen Habichtslehre" gehörte, nicht mehr im gleichen Ausmaß gewahrt blieb. Das Beizbüchlein — unter diesem passenden Namen fand es Eingang in die Literaturgeschichte — ist während des 15. Jahrhunderts wahrscheinlich in einer größeren Anzahl von Handschriften verbreitet gewesen und mag wegen seiner Reichhaltigkeit die ältere Fassung verdrängt haben. Wir kennen vier, zum Teil nur bruchstückweise erhaltene Handschriften aus dem 15. Jahrhundert. Ferner wurde es innerhalb eines Zeitraumes 37
von rund fünfzig Jahren viermal selbständig gedruckt. Die nachfolgenden acht Texte wurden unserer kritischen Ausgabe zugrunde gelegt: Handschriften: A München, Bayerische Staatsbibliothek, Cod. Mon. Germ. 558, fol. 141 r—150r; 1409 oder 1415. B Marburg,Westdeutsche Bibliothek (früher Preußische Staatsbibliothek Berlin), Ms. Germ. Quart. 352, fol. 1 r—31 v; 1440. C Marburg,Westdeutsche Bibliothek (früher Preußische Staatsbibliothek Berlin), Ms. Germ. Quart. 581, fol. 37r—45v; 15. Jahrhundert. D Donaueschingen, Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek, Ms. 830; 1468. Drucke: E F G H
Augsburg, Augsburg, Straßburg, Augsburg,
bei Anton Sorg, um 1480. bei Johann Schobser, 1497. bei Johann Knoblouch, 1510. bei Heinrich Stayner, 1531.
A ist zweifellos die wertvollste Handschrift, die wir vom Beizbüchlein besitzen. Kein Text erwies sich für unsere Untersuchungen so aufschlußreich wie dieser und nur er hätte einer kritischen Ausgabe zugrunde gelegt werden dürfen, wenn es sich nicht um ein leider nur kurzes Bruchstück handeln würde. Aber dieses Fragment atmet noch die ganze Frische des Originals und vieles spricht dafür, daß der Urtext des Beizbüchleins für A als Vorlage diente. Unter den erhaltenen Handschriften handelt es sich um den ältesten, dem Urtext am nächsten stehenden Text. Er ist leider ungewöhnlich flüchtig geschrieben. So wie sich der Abschreiber bei der Angabe der Jahreszahl14) irrte, unterliefen ") s. S. 17/18.
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ihm auch beim Kopieren zahlreiche Schreibfehler und Auslassungen, die sich zwar durch Textvergleich ausbessern lassen, aber den Wert der Handschrift stark herabmindern. Offensichtlich arbeitete der Abschreiber nicht nach Diktat, denn er verirrte sich beim Kopieren seiner Vorlage mehrfach in eine andere Zeile und fuhr dann beim gleichen Wort, jedoch in einem anderen Satz fort. Aber trotz dieser Mängel einer ausgesprochen flüchtigen Abschrift liest sich der Text leichter, weil ihm die nicht immer ganz sinnentsprechende Politur der übrigen Handschriften noch fehlt. Denn alle übrigen Texte — Handschriften und Drucke — sind unter sich näher verwandt als A zu einem von diesen. Der Unterschied macht sich vornehmlich durch Umstellung von Worten und in einer Änderung im Satzaufbau bei im wesentlichen gleichen Inhalt bemerkbar. Die Unterschiede werden auch in den Überschriften, die stark von denen der anderen Texte abweichen, deutlich. Die Eingangsworte, die den Traktat „Von den Zeichen des Hirsches" und das Beizbüchlein untereinander verbinden, haben keine Entsprechung an anderer Stelle. Immerhin ist diese Zusammenstellung der beiden ältesten deutschsprachigen Abhandlungen über die edelsten Jagdarten, die Hirschjagd und die Beize, beachtenswert und sicherlich keineswegs zufallig. A endet mit dem ersten Kapitel des dritten Buches (E 1 9 V 7 ) . Die letzten Zeilen sind so flüchtig geschrieben, daß durch die Fülle der Auslassungen teilweise der Sinn verloren gegangen ist. Die als B bezeichnete, zum Besitz der früheren Preußischen Staatsbibliothek gehörige Papierhandschrift bringt auf 31 Blättern einen vollständigen, sorgfältig geschriebenen und gut leserlichen Text mit einigen kleinen Abweichungen und Ergänzungen. Am Ende der anschließend von gleicher Hand niedergeschriebenen medizinischen Rezepte wird die Zahl 1440 genannt. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß der beizjagdliche Teil des Codex in das gleiche Jahr gehört. Nur dieser Handschrift geht eine 39
Sammlung der Kapitelüberschriften nach Art eines Inhaltsverzeichnisses voraus. Es handelt sich bei B um eine gewissenhafte Abschrift, die das Bemühen des Abschreibers erkennen läßt, gewisse Fehler in der Vorlage, die getreulich fortgeschrieben wurden, zu bereinigen. Anscheinend erfolgte das Kopieren nach einer schlecht leserlichen Vorlage, denn es schlichen sich auch einige Fehler ein, die sich in keinem der anderen Texte wiederholen, möglicherweise arbeitete der Abschreiber nach Diktat, denn es finden sich einige Abweichungen, die anderweitig nicht wiederkehren und nur als Hörfehler erklärt werden können16). Gegen Schluß sind größere Auslassungen festzustellen, die offensichtlich auf die Absicht zurückgehen, die weitschweifigen veterinärmedizinischen Darlegungen etwas zu kürzen. Gegenüber den anderen Handschriften ist deutlich erkennbar, daß der Abschreiber, dem wir B verdanken, seine Arbeit nicht mechanisch ausführte, sondern dabei mitdachte und Fehler, auf die er stieß, beispielsweise bei den irrtümlichen Kapitelüberschriften im zweiten Buch, selbständig verbesserte. C, gleichfalls zum Handschriftenbestand der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek Berlin gehörig, ist leider nur ein Bruchstück. Es wurde im 15. Jahrhundert geschrieben und mit einer späteren, wohl aus dem 16. Jahrhundert stammenden Handschrift des Gespräches zwischen Ackermann und Tod des Johannes von Saaz zusammengebunden. C steht dem als E bezeichneten ersten Druck ganz nahe und wurde sicher nach derselben Handschrift kopiert, die auch dem Drucker von E als Vorlage diente. So hat B gemeinsam mit E in der Falkenheilkunde im zweiten Teil des letzten Buches schon die Kapitelüberschriften, die B und D noch fehlen. C besteht nur aus dem Schluß des Beizbüchleins und beginnt unvermittelt in dem Kapitel „Hat der habich die l s ) z . B . E 2 2 r 1 2 czeichen statt Zeiten; E 2 3 v 1 4 geringer statt gyriger; E 31 v* nicket statt zucket.
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federn verloren von den milben" mit den Worten „. . . Man danne die temperung . . ." 16 ). D, neben B die ein2ige vollständige Handschrift, gehört in die Fürstlich Fürstenbergische Bibliothek in Donaueschingen. Es handelt sich um ein schönes, sauber und zügig geschriebenes Manuskript, das die hohe Intelligenz der Abschreiberin verrät. Die Anfertigung dieser Kopie geht auf die Nonne Clara Hätzlerin zurück, der wir neben dem 1471 für einen Augsburger Patrizier angefertigten „Liederbuch" 17 ) auch ein Manuskript des Heinrich Mynsinger'schen „Buches von den Falken, Pferden und Hunden" 1 8 ) verdanken. Das Jahr der Niederschrift gab die Hätzlerin auf der zweitletzten Seite selbst an, indem sie hinter ihrem Namen die Zahl [14]68 setzte. Gewisse Fehler lassen erkennen, daß die Nonne nach Diktat schrieb, denn die meisten der ihr unterlaufenen Irrtümer können nur durch Verhören entstanden sein 19 ). Durch diese Hörfehler ist der Sinn der Vorlage häufig ganz verlorengegangen.
") E 41 r8. ") Ausg. C. Haltaus, 1840, nach der Präget Handschrift. 18 ) Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart, Cod. H. B. XI, 51. » ) z. B. valcken statt falben seid statt geit (gibt) Hertte hörte gewartet gebaret (gebärt) » »> mästet mauset mit ainem nit nemen » » väst swinget feist swindet » quelle gewölle paisset (beizt) beysset (beißt) vmbraichen ymbreyten gern gerwe » >> ainen riemen summer korn » sonnen korn » osten ostern gewert bewärt »» zeitt wol mal H zeichen » atem Handtvessel Langfessel an dem » »> allermynnst allermeist zudecken zerdrücken >> » plaw falb treibe reibe » wider wird auch
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Die große Beliebtheit, deren sich das zunächst nur handschriftlich verbreitete Beizbüchlein erfreute, führte sehr früh zur Drucklegung. Die als E bezeichnete undatierte Ausgabe, welche unserer Neuausgabe zugrunde gelegt wurde, erschien um 1480 in Augsburg bei Anton Sorg20). Sie trägt keinen gemeinsamen Titel für das Gesamtwerk und beginnt sogleich mit den Worten „Das erste buch vahet also an vnd leret paissen vnd auch den habich erkenne»". Da eine sehr große Letter beim Druck Verwendung fand, so daß der Satzspiegel nur 22 Zeilen zuließ, gestaltete sich diese erste Ausgabe mit 50 unnummerierten Blättern umfangreicher als die nachfolgenden. Die erste Seite (1 r) ist unbedruckt, die Rückseite des gleichen Blattes (1 v) zeigt einen ganzseitigen Holzschnitt ohne Text, der nur beim Marburger Exemplar erhalten ist. Der Text endet auf Seite 49 v. Das letzte Blatt (50) fehlt bei allen erhaltenen Exemplaren, kann aber nur leer gewesen sein, da der auf E zurückgehende wortgetreue Nachdruck (G) keine Erweiterung des uns bekannten Textes aufweist. Exemplare dieses ersten wie der drei jüngeren Drucke sind heute ebenso selten wie die Handschriften. Von der als E bezeichneten ersten Ausgabe aus der Zeit um 1480 sind nur drei Exemplare bekannt. Von diesen ist das besterhaltene dasjenige der Westdeutschen Bibliothek in Marburg (früher Preußische Staatsbibliothek Berlin)21), bei welchem allein der auf einer Tafel wiedergegebene 9x11,5 cm große Titelholzschnitt erhalten ist 22 ). Ein zweites Exemplar ohne die Blätter 1 und 50 besitzt die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Das dritte Exemplar 20 )
Ges. Kat. d. W. Nr. 3786. Inc. 164. a2 ) Derselbe stammt vermutlich von dem gleichen unbekannten Künstler, der die großen Initialen jeweils am Anfang der fünf Bücher schnitt. Im ersten Buchstaben zum zweiten Buch findet sich sein Monogramm G. I. A. 21 )
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mit den gleichen Mängeln befindet sich im Britischen Museum23) in London. Der Augsburger Druck ist das älteste ausschließlich jagdliche Buch, welches die europäische Jagdliteratur aufzuweisen hat. Die erste Ausgabe des Livre du Roy Modus — um die wichtigsten jagdlichen Inkunabeln zu nennen — erschien in Chambery 1486, die erste Edition des irrtümlich Juliana Berners zugeschriebenen „Book of Saint Albans" im gleichen Jahr, während Guillaume Tardif's „Liure de l'art de faulconnerie" erst 1493 in Paris folgte. Der Textvergleich zeigt, daß diesem ersten Druck des Beizbüchleins keine besonders gute Handschrift zugrunde lag. Es finden sich einige geradezu sinnentstellende Fehler in ihm, die allerdings durch Gegenüberstellung mit den anderen Handschriften leicht auszubessern sind. Stellenweise hat der Herausgeber von E eine Überarbeitung vorgenommen, außerdem gehen auf ihn einige Erweiterungen, so die jagdtechnisch besonders interessante Stelle24) in dem Kapitel „Wie ma» de» habich wider sol locke«" und der Schluß25) des Abschnittes „Wye man den vogel auß dem habich nemen solle" zurück. Auffällig ist, daß den Handschriften B und D — die Bruchstücke A und C vermögen zu dieser Frage nichts auszusagen — ein Teil der veterinärmedizinischen Anweisungen28) fehlt, die im ersten Druck erscheinen, obgleich sie nicht den Eindruck einer Zutat durch den Herausgeber von E erwecken. Wahrscheinlicher ist, daß in einem Handschriftenstamm, zu dem die eng verwandten Texte B und D gehören, diese Stelle nicht mit fortgeschrieben wurde, daß sie aber von Anfang an zum Beizbüchlein gehörte. Das Buch scheint eine freundliche Aufnahme gefunden zu haben, denn schon knapp zwei Jahrzehnte später, im Jahre ) ") M) 2«) 23
JA 5908. E 15 r18—15 v6 E 16 v12—17 r4. E 39110—41 v8.
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1497, erschien bei Johann Schobser in Augsburg eine zweite Auflage 27 ). Dieses Mal erhielt es den Titel, der ihm die Bezeichnung „Beizbüchlein" eintrug: „Dises biechlin sagt von baissen auch wie man den habich darzu gewene» sol / auch wie ma« erkenne« sol ei» gute» habich". Wir finden im übrigen den gleichen Holzschnitt wieder, der schon der ersten Auflage vorangestellt war. Der sehr schöne Druck erfolgte auf 30 Blättern bei einem Satzspiegel von 28 Zeilen. Diese Ausgabe ist vielleicht die beste, die wir besitzen. Sie verrät deutlich den Einfluß des Humanismus. Der zweifellos gebildete Herausgeber gab dem Werkchen eine Vorrede bei, die auf die 1493 und 1495 in deutscher Übersetzung bei Peter Drach in Speyer erschienenen „Ruralia commoda" des Petrus de Crescentiis 2S) zurückgeht, beließ ihm außerdem aber die — allerdings straffer gefaßte und dadurch gekürzte — Einleitung, die allen Handschriften und dem ersten Druck eigen ist. Die sprachlichen Abweichungen im Text sind so beachtlich, daß es eigentlich
2J )
Ges. Kat. d. W. Nr. 3786. Petrus de Crescentiis zu teutsch mit figuren, Speyer 1493, 10. Buch. Aus der Vorrede. Die alden liebhaber der wißheit de« got ir vorstentniß also erluchtet hot das sie nutze ding erkanten vnd suchten dem menschliche« gesiechte, so doch alle dingk dorzu von got erschaffen syn. haben grossen fliß gehabt wie sie möchten fangen die wilden tyer der lofft. der erden ynd der wasser. die vorhyn vngehorsam worde« syn dem mensche« sunde halbe« der ersten eidern. Dorümb haben sy funden mancherlei list dy da« by iren gezite« dye mensche« 28 )
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Beizbüchlein Ausg. Augsburg 1497 (F, fol.lv). Die vorrede diß buchlins. Die allten liebhaber der weißheit den got jr verstentnuß also erleucht hat das sy nücze ding erkannte vnnd suchten de« menschen geschlächt / so doch alle di/;g darzu von got sind erschaffen / habendt grossen fleiß geha[bt] wie sy möchten fahen die vögel der lüfft vnd der erde« der wasser / die da vngehorsam sind de« menschen sunder den ersten elltern / darumb haben sy funden manigerley list die dann bey jren zeyten die menschen geübt haben, auch haben
angebracht wäre, von einer Überarbeitung des Beizbüchleins zu sprechen. Der Stil ist sehr viel flüssiger geworden, manche altertümliche Redewendung wirkt durch die Anpassung an ein gepflegtes Hochdeutsch der Zeit klarer und verständlicher. Allerdings ging durch Kürzung auch mancher kleine wertvolle Hinweis des Originals verloren. Da sich der Bearbeiter bemühte, gewisse schwer verständliche Redewendungen zu korrigieren, entfernte er sich mitunter von seiner Vorlage. Bei diesen Verbesserungen hatte er nicht immer eine ganz glückliche Hand. In einigen, allerdings wenigen Fällen brachte er in seiner Ausgabe deshalb etwas anderes als der ihm vorliegende Text zum Ausdruck. Die Neuauflage erfolgte unter Benutzung der ersten Edition, wie überhaupt alle Drucke letztlich auf E zurückgehen. Dies hatte natürlich zur Folge, daß wir die zum Teil recht groben Fehler in E, die in nahezu allen Fällen durch Textvergleich mit A bis D ausgebessert werden können, in den Drucken F, G und H kritiklos fortgeschrieben finden. geübet haben. Auch haben sie vß iren kunste» zü gesatzt etzliche wise... Aus dem ersten Capitel. ...Haben sich gemühet das sie möchte» erdencken dye soliche« rawbvogel gezemen. das sie möchte« durch sy dye andern vogel gefangen. Der erste meister dieser kunst ist gewesen der fcunig Daucus der von gottes gobe» kante die natur der habicht vitd falcke«. vnd konde sie zam machen vru/ auch vo» ire» syechtagen oder suchte« erlösen, vnd daz sie irer natur die vogel vnd tyer zü fange» noch synem willen vorbrochten. Noch dem syn vil ander gewesen die der kunst zü satz gethoen haben.
sy auß jre« künsten zugeseczt etliche kunst. Vnd darumb habent sy sich geübet das sy möchten erdencken das sy sölich raub vögel möchten zämen / vnd das sy damit ander vögel möchten vahen. Vnd der erst meyster diser kunst ist gewesen der künig Daucus der von gotes gaben erkannt die natur der habich vnd falcken / vnd kund sy zäm machen / vnd auch von jren siechtagen oder Süchte» erlösen / vnd das sy jrer natur die vögel Zu fahen nach seinem willen verprachten. Noch sind vil ander meyster gewesen die der kunst zusacz gethan haben.
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Von dieser zweiten Ausgabe des Beizbüchleins sind ebenso wie von der ersten nur drei Exemplare bekannt. Zwei davon — eines mit unvollständigem Titelblatt — besitzt die Bayerische Staatsbibliothek in München, das dritte befand sich in der Sammlung Schwerdt29). Als sich der Verleger Johannes Knoblouch in Straßburg im Jahre 1510 zu einem Neudruck entschloß, lag ihm ein Exemplar des ersten Augsburger Druckes aus der Zeit um 1480 vor, den er als Vorlage benutzte. Diese dritte, als G bezeichnete Ausgabe geht also nicht auf die zweite Auflage vom Jahre 1497 zurück, die Knoblouch sicher unbekannt geblieben ist. Sie bringt somit wieder den Text in der ursprünglichen altertümlichen Fassung ohne die Vorrede, die als fremde Zutat vom Herausgeber von F beigesteuert wurde. G weicht zwar in der Rechtschreibung von E ab, ist aber textlich völlig identisch. Der Wert von G liegt darin, daß Knoblouch dem Gesamtwerk einen Titel gab — einen solchen ließ die erste Ausgabe bekanntlich vermissen — und daß er den veterinärmedizinischen Anhang an die „Jüngere deutsche Habichtslehre" von dieser abtrennte und in einem selbständigen sechsten Buch zusammenfaßte. Diese dritte Auflage des Beizbüchleins erschien unter dem Titel „Ein schons buchlin von dem beyssen mit dem habich vad eim hund / alle bresten vnnd geschicklicheyte des federspils trewüchvnderrichtendvnnd lernend". Der Titelholzschnitt wurde neu geschaffen. Der Künstler, der als Monogramm ein umgedrehtes G in einem H benutzte 30 ), lehnte sich wohl an die Konzeption seiner Vorlage an, schuf aber mit seinem nach der Mode des frühen 16. Jahrhunderts gekleideten Reiter etwas durchaus Neues. Der dritte Druck
29 )
C. F. G. R. Schwerdt, Hunting, Hawking, Shooting, Bd. I, London 1928, S. 67. Es wurde auf der Versteigerung bei Sotheby u. Co. am 22. Mai 1939 unter Nr. 201 für den Preis von engl. £ 150. — an L. Benezy veräußert. M ) Vermutlich Hieroymus Greff (Nagler, Monogrammisten III, 945).
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ähnelt mit 30 Blättern bei einem Satzspiegel von 30 Zeilen im Umfang der zweiten Auflage. Wenn sich Knoblouch auch die Aufgabe leicht machte, indem er kritiklos die erste Ausgabe mit all ihren Fehlern abdruckte, ist doch sein feines Gefühl für die Nahtstelle im Beizbüchlein, nämlich die vor und nach ihm nie wieder deutlich gemachte Trennungslinie zwischen der eigentlichen Habichtslehre und dem dieser wesensfremden veterinärmedizinischen Anhang sehr beachtenswert. Auch wir haben uns in der nachfolgenden Textkritik dieser in G vorgenommenen Aufteilung des Gesamtwerkes in sechs statt fünf Bücher angeschlossen. Von der dritten Auflage sind kaum mehr Exemplare erhalten als von den beiden vorhergehenden. Von den drei Kopien, die sich ermitteln ließen, befindet sich eine in der Bibliothek des Germanischen National-Museums in Nürnberg31), die zweite in der Schermar'schen Bibliothek in Ulm, während die dritte in die Sammlung Schwerdt32) gehörte. Unbekannt blieb bislang, daß noch eine vierte Auflage erschien, die nicht nur der gesamten jagdhistorischen Forschung entging, sondern auch in keiner einzigen Bibliographie Erwähnung fand. Sie führt den Titel „Meysterliche stuck von Bayssen vnd Jagen / auch wie man die Habich vnd ander Vögel / auch Hund / dartzu ertziehen / ätzen vnnd gewänen soll / allen Weidleuten vnd Jägern / oder andern die Waydwerck vnnd geiäg lieben / Gantz nutzlich vnd dyenüch". Diese hier als H bezeichnete Edition enthält am Schluß den Vermerk „Getruckt vnd volendet zu Augspurg Durch Heynrichen Stayner am XIX. Julij Jm jar MDXXXI". Es darf immerhin als ungewöhn81 )
Postincunabel V. 256, Titelblatt defekt, indem der Holzschnitt fehlt. C. F. G. R. Schwerdt, Hunting, Hawking, Shooting, Bd. IV, London 1937, S. 84. Bei der Versteigerung bei Sotheby & Co. am 11. März 1946 wurde hierfür ein Preis von engl. £ 58. — erzielt. 32 )
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lieh angesehen werden, daß eine Ausgabe der ältesten deutschen Abhandlung über die Beizjagd unentdeckt blieb, obgleich wir gerade zur Geschichte der Falknerei über zahlreiche gründliche bibliographische Studien verfügen. Von diesem Druck, der hier erstmalig beschrieben und gewürdigt wird, ließen sich zwei Exemplare ermitteln, von denen sich eines in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, das andere in der Bibliothek des Germanischen National-Museums in Nürnberg befindet. Der beizjagdliche Text umfaßt 22 Blätter mit einem Satzspiegel von 36 Zeilen. Das Titelblatt ziert ein an ältere Vorlagen nicht angelehnter, recht lebendiger Holzschnitt eines unbekannten Künsders. Diese Ausgabe, deren Wert vor allem darin liegt, daß sie zugleich den ersten Druck der zweiten mittelalterlichen deutschen didaktischen Abhandlung, der Lehre von den Zeichen des Hirsches, enthält, geht auf F, also die Schobser'sche Edition von 1497 zurück, doch handelt es sich nicht um einen wortgetreuen Abdruck, so daß das Verwandtschaftsverhältnis von H zu F nicht so eng ist wie das von G zu E. Der Herausgeber nahm eine ganze Anzahl zum Teil recht einschneidender Änderungen vor, durch die er sich noch mehr vom Urtext entfernte, als es schon durch F geschehen war. Eine erhebliche Anzahl für ihn offenbar schwer verständlicher Worte wurde mit großer Willkür abgewandelt und dadurch so stark im Sinn verfälscht, daß H als der schlechteste unter den acht erhaltenen Texten angesehen werden muß. Da der Herausgeber dem Anschein nach auch nichts von der Beizjagd verstand, ersetzte er sogar einige allenthalben gebräuchliche Fachausdrücke, mit denen er nichts anzufangen wußte, durch Worte der Umgangssprache, beispielsweise „Vorlaß" durch „Vorlauf". Auch wurden von ihm gewisse stilistische Verbesserungen vorgenommen, indem er beispielsweise an die Stelle von „häbicher" (F) die Worte „Habicher oder Falckner" setzte. Dadurch wurde der ursprüngliche Sinn des 48
Beizbüchleins natürlich verwischt, denn dieses stellte ja eine reine Habichtslehre dar33). Aus F übernahm der Herausgeber der Stayner'schen Ausgabe auch die auf Petrus de Crescentiis zurückzuführende Vorrede34), die er nur unwesentlich kürzte, aber stilistisch wie den nachfolgenden Text behandelte. Dagegen strich er die auch in F noch erhaltene Einleitung, die allen sonstigen Texten eigen ist. Die religiöse Note, die sie kennzeichnet, wirkte in den unruhigen Tagen der Reformation bei einem weltlichen Buch wahrscheinlich auf den angeprochenen Leserkreis eher belastend als werbend. Die im Straßburger Druck von 1510 (G) vorgenommene Aufteilung des Schlußteiles in ein fünftes und sechstes Buch ist in F nicht wiederholt, wie überhaupt alles darauf hindeutet, daß Heinrich Stayner den Knoblouch'sehen Druck nicht gekannt hat. Neu sind einige Kapitel, die dem ursprünglichen Text des Beizbüchleins angehängt wurden35). Es handelt sich um eine Anzahl kurzer Rezepte, wie sie in jener Zeit nicht selten aufgezeichnet wurden, und um ein zwar nicht ganz in den Rahmen passendes, aber jagdlich interessantes Kapitel „Wie man veldt höner feyst machen soll", in dem in recht anschaulicher Weise Ratschläge zum Halten von Rebhühnern gegeben werden. Jagdgeschichtlich wertvoll ist die Augsburger Ausgabe vom Jahre 1531 aber hauptsächlich durch den zweiten Teil36), der mit 33) Es hat mitunter den Anschein, daß dem Herausgebet von H neben seiner Vorlage F noch ein Exemplar von E zur Verfügung stand. Sofindenwir in E 29v 7 reyset vnd sich reühet oder: in E 29 v® schwebel in F reyset vnd sich reibet in F schwel in H rayset vnd sich reuhet in H schwebel oder: in E 30 t1« biß im dz plut nist in F biß das blut genißt in H biß das plut nyst. »«) S. N. 28, S. 44/45. 36) H fol. F Ir—F Ilr. S6) Hfol.FIIv—FVIr.
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Habichtslehre
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den Worten „Hernach volgen Maysterliche Stuck von Jagen vnd Spüren" überschrieben ist. In ihm gelangte das Kernstück des hochmittelalterlichen deutschen Fachschrifttums erstmalig zur Veröffentlichung. Die unmittelbare Zusammenfassung von Beizbüchlein und Fährtenlehre ist insofern interessant, als wir auch durch den Cod. Mon. Germ. 558 der Bayerischen Staatsbibliothek wissen, daß beide Traktate gern zusammen fortgeschrieben wurden. Versucht man, die gegenseitigen Verwandtschaftsverhältnisse graphisch darzustellen, so ergibt sich folgendes Bild:
In dieser Darstellung wurde der Urtext mit x1 bezeichnet. Ihm am nächsten steht A, möglicherweise handelt es sich bei diesem Bruchstück um eine Kopie nach dem Original. Parallel hierzu haben wir eine Abschrift anzunehmen, welche x 2 benannt wurde, bei der möglicherweise schon jene Straffung erfolgte, die alle von ihr abhängigen Texte im Vergleich zu A kennzeichnet. Aus x2 hervorgehend haben wir zwei an sich nah verwandte Abschriften anzunehmen, welche als x3 und x4 bezeichnet wurden, doch ist bei x4 eine gewisse Überarbeitung gegenüber x2 unverkennbar37). Bei der Anfertigung von x3 ") Das gegenseitige Verwandtschaftsverhältnis der einzelnen Handschriften läßt sich gut an dem Kapitel „Die Zeichen des wohlfangenden Habichts" erweisen. Die Gegenüberstellung zeigt deutlich die Flüchtigkeit, mit der A geschrieben wurde. Der Text ist bis zur Unverständlichkeit verstümmelt. Die sehr erheblichen Abweichungen in Satzbau und Wortstellung sind
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gingen die Kapitel E39r 1 0 —41 v 8 verloren, so daß wir sie in den beiden eng verwandten Handschriften B und D vermissen. unverkennbar. Ebenso offensichtlich ist das enge Verwandtschaftsverhältnis von B und D. Gleichzeitig geht aus diesem Vergleich jedoch hervor, daß die Vorlage für E — trotz der sonst allenthalben erkennbaren engen Verwandtschaft mit B/D — stellenweise noch einmal überarbeitet wurde: A fol. 147 r wie die zeichen sind des wol vahenden habichs. Als der habch die vogel versieht dz er sieht ie verervnrf sich erschwinget er je neher kumet so er sich ie ferer drukke» sol oder alles legen vff die T Hand j | vnrf als man jn werffe dz er wol künne vnder stän stein oder vnder aller hande vnder stain all hand Stade fliegest semlich hebch fliegent zu bibenne als er die vogel sieht durch dz jm by witte schad jst beschehen vnd wil jn doch gern vehen.
D fol. 11 r Welliche oder wie die zeitt sind des wolfähenden Habichs. Diß sind die zaichen an dem wolfähenden Habich So er den vogel ferre sieht das er sich vff reckt vnd nit schwinget so er ye näher komt so er sich ye vester ducken sol oder alles legen vff die Hannd Als man jn werffe das er wol künne vnderstän oder vnder ander aller Hande stelle, sämlich Habich fliegen zu weyern so er die vogel an sieht durch das jm vnderweilen schad ist geschehen vnd will jn doch gern vahen.
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a fol. 11 r Welches oder wie die zeichen sint des wolvohenden habiches. Djs sint die czaichen an dem wolvohende» habiche so er den vogel verre sieht das er sich auflrecket vnd nicht swinget so er ye naher kommet so er sich ye verrer tuckin sal odir alles legen auff die hant als man yn werffe das er wol kunne vndir stene oder vndir aller hande stalle. Etliche hebiche fligent zu wibende so er die vogel an sieht durch das ym vndirweilen schade ist gescheen vnd wil yn doch gerne vohen. E fol. 13 v Die zaiche« des wolsehenden habichs. || So der habich den vogel von verren 14 t sieht das er sich aufrecket oder richtet vnd sich nit schwinget, so ma» dem vogel ye näher kvuwm. so er sich ye vester drucken vnd lege« sol auff die handt. vnd als man in werffe vnd jm nit gelinge das er wol künne fliegen czu aller hand stallung. Sümlich habich fliegent zuweibende als sy den vogel ansehent vnnd auch vmb das das in vor schade von dem vogel beschehen ist vnd thund doch als sy geren vahent wöllent.
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In x 4 blieb diese Textstelle erhalten, so daß wir sie auch in C und dem dieser Handschrift aufs engste verwandten ersten Druck E wiederfinden. Alle jüngeren Drucke gehen auf E zurück. F stellt eine vorsichtige Überarbeitung, G einen ohne Kenntnis von F entstandenen wortgetreuen Nachdruck dar. Dem jüngsten selbständigen Druck H diente F als Vorlage. Um eine Vorstellung vom Ausmaß und Charakter der orthographischen Abweichungen in den Handschriften und Drucken, die in der kritischen Ausgabe naturgemäß unberücksichtigt bleiben mußten, zu vermitteln, wurde hier eine Gegenüberstellung der Einleitung in sechs Texten gegeben. Da das Bruchstück C nur den Schluß des Beizbüchleins enthält, fällt diese Handschrift für unseren Vergleich aus. Ferner vermissen wir H, dessen Herausgeber auf einen Abdruck der Einleitung verzichtete. A
Cod. Mon. Germ. 558
Gottes Dienst sol niemand durch kaynerlay vrsach wil versume» wo» es wiset de« man zu ewiger kurczwil zu der zit so es zitlich viid müglich ist so nit irre firost noch faste« nach vesumwen dienst gottes. So ist (gottes) [es gut] kurczwilen mit vederspil vnd welen ma» es lust der mag [dies buch gern lieb haben. Auch wer verdrossen ist, so wird man davon] lustig zu gottes dienst, übet ma» es Darvmi>, so ist es dester besser. Es lert kürczlich bekenne» die warheit von den hebchin an jr gewächse, an jr varwe vnd an jr gelesse ze pflege» vr\d ze zemme» nach dem rechtin jr feisse viW jr megri vnd ze machen welcherlay (vol) vogel mit beissen sülle zu spende dz er nach des names willen werde 141T feist ze machend. So ma» jn wil ässen 11 dz er sich am ässe nit ich egriffe. ze behüten dz er an siner rechten mas belibe vnd vor allerley verwarloskeit ze haben als im die not jst vnd ze helfen mit den hunden als ma» grösser vogler mit vahet den der habch vermag.
141 r
B 3r
Cod. Germ. Quart. 351
Das erste puch hebit sich also an vnde lefet den des habiches siten erkennen. Gotes dinst sal man zu keiner czeit vorsume» mit wiset den menschen zu der ewigen kurczweile zu der ist, so dich nit irre frost nach vasten nach vorsumeniß
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weideman peissen vnd kurcze weilen, wan es zeit, so es mogelichen an gotes dinst, so ist es
gut kurczeweilen mit federspil. vnd welchen man es lustet, der mag dis puch gerne libhaben. Auch geleit man vordruß do mit, vnd wirt eyn man lustig zu goteß dinst, vbet man es dar vmb, so ist es deste beß«r. Es leret kurczeweile erkennen die warheit von den hebichen an ytem gewechse,an yren farwen, || an iren gleiche, zu phlegende, zu czemende nach dem rechte ire veissete vnd 3t megere vnd zu machen welcher hande vogele man do mit peissen sulle. Zu spendewde, das er nach des mannes wille werde, beisset zu machen, so man yn wil eßen, das er sich an dem aße nicht vorgrieffe. zu hutene, das er an seiner rechten maße plibe, vnd vor allerlai vorwarloßkeit zu heilen mit arczneie darnach als yn ist, vnd zu helffen mit den hunden,so man großer vogel do mit wil vohen dan der habich vormag. D
Ms. 830
Das erst puch vahet also an vnd leret paissen vnd auch den habich 1» erchennen. Gottes dienst sol man czu kainerlay czeitt versämen mit kürtzweilen, wann es weiset den menschen czu der ewigen kürtzweile czu der zeit so es müglichen ist. So dich nit yre frost noch vasten noch versämen an gotes dienst so ist es gut kürtzweilen mit vederspil. Vnd weihen man es lustet, der mag diß puch gern lieb haben. Auch wer verdrossen ist, so wirt man dauon lustig [zu] gotes dienst, vahet man es darumb an, so ist es dester gleicher. Es leret auch kürtzweil erchennen die wärhait von den habichen an irem wesen, an iren varben an ihrem gelässe zu pflegen vnd czu ze lieb haben, nach dem rechten zu cze nemen irer vaisste vnd irer megerin, vnd zu machen welher hannd vogel man mit paissen sülle, zu spenende das er nach 11 des mannes wille werde. Vaißt ze machen, so man jn will ätzen, das er sich 1 • an dem ässe nit begreiffe. czu hüten, das er an seiner rechten massen bleibe vnd vor allerlay warloßhait zu hailen mit Ertzneyen. Darnach als jm ist vnd czu helfen mit den hundin als so man größer vögel mit vahet denn der habich vermag. E
ca. 1480
Das erste buch vahet also an vnd leret paissen vnd auch den habich 2 ' erkenne». Gottes dienste sol ma» zu keiner zeit versäumen mitt kurczweilen. wann es weiset den menschen czu der ewige« kurczweile. zu der zeite so es mügliche« ist so dich nitt jrre frost noch fasten noch versäumen an gotes dienst, so ist es gut kürczweilen mit federspil. vnd weihen man es lustet, der mag diß buche geren liebhaben auch gelegt es verdrösse vnd wirt ein
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man lustig zu gotes dienst, übet man es darum, so ist es deßter gleicher. Es leret kurczweil erkenne« die warheyt von den häbichen an )tem gewächsse, an jren varben. an jren gelehsse zepflegende, czu zemende nach dem rechten 2 y jre vayßte 11 vnd jre magere vnnd zu machend welicher hand vogele man mit paissen solle, zu spendende das er nach des manns willen werde vaißte zemachen so man in will ässen das er sich an dem äß nicht begreiffe, zehütten das er an seiner rechten massen beleihe, vnd vor aller warlosikeit zu haylen mit arczneyen darnach als jm ist vnd zu helfende mit den hunnden als so man grosse vogel damit vahet dann dir habich vermag. F allr
1497
Man sol gotes dienst zu keiner zeyt versäumen mit kurczweylen / wann es gibet dem mensche» ei» anzeygen zu dir ewigen verdamnuß. aber zu der zeyt so es müglichen ist so dich nit jrret frost noch vasten noch versäumen / so ist es gut kurczweylen mit federspil. vnd welichen man das lustet der mag dises büchlein geren liebhabe» wann er vindet vil kurczweil darinnen als von habiche» die zu erkennen an jrem gewächs / an jren färben / an jre» gellhern / an jrer faißte vnd megere / auch welicher hand vogel ma» mit baissen sol / auch sol man den habich in rechter maß hallten das er sich nit übergreif, auch so vindest du hie jnnen wie man den habich ässen vnd erczneyen sol / auch wie man die hund zu dem habich gewenen sol vorauß so man groß vogel damit vahen wil. G
Allr
1510
Gottes dienste sol mann zu keyner zeyt versäume« mitt kurtzweilen / wann es weyset de« mensche» Zu der ewigen langweyle. Zu dir zeyte so es mügliche» ist / so dich nit jrre frost noch fastenn / noch versäumen an gottes dienst / so ist es gut kurtzweyle« mit federspil / vnnd weliche« man es lustet / der mag diß buch gere» liebhabe«, auch gelegt es Verdrossenheit / vnd wirt ein man lustig zu gotes dienst, übet ma« es darumb / se ist es dester gleycher. Es leret kurtzweyle« erkenne« die warheit von den häbichen an j r e » gewächße / an jre» varbe» / an jrem gelässe zepflegende zu zemende / nach der rechten jre vayßte vnd jre mägere / vnd zu machend welicherhand vogel ma« mit payssen solle, zu spendende das er nach des mans willen werde, vayßte zemachen so ma« jn wil ässen / dz er sich an dem äß nit begreyffe. zehüten dz er an syner rechte« massen beleihe vnd vor aller warloßikeit zuheyle» mit artzneye« darnach als jm ist / vnd zu helffende mit den hunde« als so man große vogel damit vahet dann der habich vermag.
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VI. Über den Autor des Beizbüchleins wissen wir ebensowenig wie über den Verfasser der „Älteren deutschen Habichtslehre", aber es besteht kein Zweifel, daß es sich um einen außerordentlich erfahrenen Falkner gehandelt hat, zu dessen besten Eigenschaften seine kritische Grundhaltung gehörte. Denn auch da, wo er sich eng an seine Vorlage anlehnte, bewies er eine hohe Unabhängigkeit im Denken, die weniger in kritischen Anmerkungen als in sachlichen, auf dem Schatz seiner praktischen Erfahrungen begründeten Ergänzungen ihren Ausdruck fand. In welcher Gesellschaftsschicht wir ihn zu suchen haben, bleibt ungewiß, aber die einleitenden Worte lassen es nicht ausgeschlossen erscheinen, daß es sich um einen Geistlichen handelte, dem es an Humor nicht fehlte. Die Beschäftigung eines Klerikers mit der Beizjagd um die Wende des 14. zum 15. Jahrhundert wäre ja keineswegs absonderlich gewesen. Diese Annahme würde es auch verständlich machen, daß der Verfasser, dem ein beachtliches Maß an Bildung nicht abgesprochen werden kann, in Anbetracht der kanonischen Jagdbeschränkungen seinen Namen verschwieg, denn die uns erhaltenen Handschriften lassen jeden Hinweis vermissen. „Gottesdienst soll man zu keiner Zeit versäumen mit Kurzweil", so lauten die Anfangsworte in freier Übersetzung, „denn er weist die Menschen zu der ewigen Kurzweil. In der übrigen Zeit aber, wenn nicht gerade Frost, Fasten oder Gottesdienst daran hindern, hat man gute Kurzweil mit dem Federspiel. Und wer dazu Lust hat, mag dieses Buch wohl liebhaben, auch schlägt es Verdruß nieder und macht einen Mann zum Gottesdienst lustig. Übt man das Federspiel aus diesem Grunde, so ist es um so besser." Moralisierende Worte dieser Art paßten gut in die Zeit und waren sehr beliebt. Sie führten zu einer ganz besonderen Kategorie von Schriften, die durch die Namen Rodericus Zamorensis, Sebastian Brant, Wolfgang 55
Sedelius, Cyriakus Spangenberg und Nicolaus Rebhan hinlänglich umrissen sind. Sie deuten aber zugleich an, in welchem Kreis der Verfasser des Beizbüchleins zu suchen ist. Diesen einleitenden Worten folgte eine kurze, stichwortartige Gesamtübersicht, so daß das erste Kapitel des ersten Buches mehr den Charakter eines Vorwortes bekam. Trotz der beträchtlichen Ausweitung, die der in der „Älteren deutschen Habichtslehre" gegebene Text durch die Bearbeitung erfuhr, lehnte sich der Autor des Beizbüchleins eng an die Gliederung seiner Vorlage an. Zwar gestaltete er durchaus eigenwillig, aber niemals verließ er das ihm gegebene Grundschema. Das erste Buch beginnt mit einem Abschnitt über den „Häbicher". Die Forderungen die an ihn gerichtet wurden, finden wir häufig in Traktaten dieser und der nachfolgenden Zeit zusammengestellt. Er sollte wohlgewachsen, lustig und arbeitsfreudig, ruhig in seinen Bewegungen und voll Bedachtsamkeit sein. Der Sperber wird als Jagdvogel nur im Vorübergehen erwähnt. Er blieb im ganzen Beizbüchlein unberücksichtigt. Mit ihm fange man Tauben und allerlei Kleinvögel. Im übrigen sind die Darlegungen ganz auf den Habicht ausgerichtet, bei dem in Anlehnung an das erste Kapitel der „Älteren deutschen Habichtslehre" auf den Unterschied zwischen Habichtsweibchen und Terzel hingewiesen wird. Seiner Vorlage zunächst getreulich folgend, gibt der Autor dann die herrschende Auffassung vom Aussehen eines Habichts nach seiner Herkunft wieder und fügt die Zeichen eines guten Habichts bei. Aber seine Ausdrucksweise verrät, daß er selbst von der Zuverlässigkeit dieser seiner Quelle entnommenen Angaben nicht ganz überzeugt war, denn bekräftigend oder auch entschuldigend fügte er die Worte „als man sagt" 38 ) hinzu. Auch was wir weiter über das Ausnehmen aus dem stets als „neßt" bezeichneten Horst, über das Aufziehen S8)
E 4 t2. 56
der Nestlinge und in den sehr ausführlichen Abschnitten über die zweckmäßigste Atzung hören, stammt inhaltlich aus der älteren Vorlage, wenn es auch nicht an Zusätzen und Umgruppierungen fehlt. Dann aber wird eine fühlbare Lücke geschlossen. Wir hören vom Geschüh, von Kurz- und Langfessel und erhalten damit eine so zuverlässige Beschreibung dieser wichtigen Hilfsmittel, wie sie das französische Fachschrifttum bis ins 16. Jahrhundert nicht aufzuweisen hat. Sie wird an Ausführlichkeit in der älteren Literatur nur durch die Angaben Friedrichs II. übertroffen. Auch die Worte über den Handschuh haben in der Vorlage zum Beizbüchlein keine Parallele. Die Bemerkungen über das häufige Tragen des Habichts als wichtigstem Erziehungsmittel in der Zeit des Bereitem sind ebenso originell wie das Schlußkapitel des ersten Buches „Wie man den Habicht auf dem Reck binden soll" 39 ). Aus der „Älteren deutschen Habichtslehre" flössen die Kapitel 1 bis 9 in dieses erste Buch ein, wobei allerdings die Kapitel 5 und 8 der Vorlage ohne Entsprechung blieben. Dem Umfang nach geht nur die kleinere Hälfte des ersten Buches auf die ältere Quelle zurück, die größere entstammte als durchaus selbständige Arbeit der Feder des Mannes, dem wir das Beizbüchlein verdanken. Dem zweiten Buch, das dem Lockemachen und Bereiten des Beizvogels gewidmet ist, liegen die Kapitel 10 bis 16 der „Älteren deutschen Habichtslehre" zugrunde. Hinsichtlich der zu behandelnden Probleme lehnte sich der Verfasser damit wieder an seine Vorlage, die er mit viel Verständnis aufzugliedern verstand, an, inhaltlich wuchs er aber weit über diese hinaus. Hatte man den Habicht durch Hungern gefügig gemacht, begann seine Lehrzeit, indem man ihn drei Stunden lang an einer Lockschnur „auf die Hand springen" ließ. War er auf die Faust gekommen, hielt man ihn an den Wurfriemen fest, um ihn am Abstreichen 8
») E9t*£ 57
mit der Atzung zu hindern und zum Kröpfen auf der Faust zu zwingen. Wir hören weiter von den Vogelarten, auf die der Habicht beim ersten Ausreiten geworfen werden sollte, von dem nur gelegentlich zu gebrauchenden Vorlaß, von der besten Jahres- und Tageszeit für die Jagd und vom geeigneten Wetter. Neu und aufschlußreich sind die Angaben über die Kleidung des Habichters und das Aussehen des Jagdpferdes. Bemerkungen, welche Vogelarten am ehesten auf Saat- oder auf Stoppelfeldern, welche auf Sturzäckern anzutreffen sind, zeigen, daß der Verfasser des Beizbüchleins ein guter Beobachter mit viel praktischer Erfahrung war. Was wir über die zur Beize ungeeigneten örtlichkeiten hören, ist größtenteils der „Älteren deutschen Habichtslehre" entnommen, aber die anschließenden Angaben über das Verhalten des angegangenen Wildes sind neu. Ästen die Vögel ruhig, strichen sie sich die Federn, lagen sie still oder hatten sie die Köpfe unter das Gefieder gesteckt, dann hielten sie ebenso wie ein springender Kranich aus. Gurrte der Kranich dagegen, streckte er den Kragen oder stand er, den Jäger anstarrend, still, so neigte er ebenso wie eine schreiende, den Hals reckende Gans zum Aufstehen. Unvergleichlich und ohne Parallele im außerdeutschen Schrifttum ist die Beschreibung des Anreitens an das Wild. Genaue Angaben werden über die Bedeutung der Windrichtung und die Stellung der Sonne, die Entfernung zum Wild im Augenblick des Werfens und über die Möglichkeiten der Tarnung gemacht. Gleichzeitig erhalten wir eine Beschreibung des „wolsehenden habichs", also Angaben über das Verhalten des Beizvogels beim Ansichtigwerden des Wildes. Mancherlei war auch beim Werfen zu beachten. Gern ließ man den Habicht stehende Vögel schlagen, ehe diese Zeit fanden, sich zu erheben. Versuchten sie, sich zu drücken, scheuchte man sie durch Rufen, Schreien und Trommeln auf. Mitunter kam der Habichter natürlich auch in recht unangenehme und ärgerliche Situationen, so wenn der Beizvogel nicht zur Hand zurückkommen wollte, 58
mühsam gelockt werden mußte oder gar verstieß. Hatte der Vogel das Wild erfolgreich geschlagen, eilte der Habichter herbei und half ihm, besonders wenn es sich um starke, sich heftig verteidigende Vögel handelte. Aber selbst wenn diese Unterstützung nicht notwendig war, assistierte man ihm, sei es, daß man ihn so auf das geschlagene Wild stellte, daß Federn und Schwanz unbeschädigt blieben oder der Wind ihm nicht schaden konnte, sei es, daß man ihm an feuchten Stellen ein Kleidungsstück unterlegte, um ihn auf diese Weise vor Nässe und Beschmutzung zu schützen, sei es, daß man ihn an einen trockenen Ort trug. Was im Beizbüchlein über des Habichts Weidrecht gesagt ist, wurde der „Älteren deutschen Habichtslehre" entlehnt, aber ergänzt. Wir dürfen also mit Gewißheit annehmen, daß über das Genieß feste, allgemein anerkannte Grundsätze galten. Was über das Abnehmen des Habichts vom Wild gesagt ist, lehnt sich nur lose an die ältere Vorlage an und ist durch Bemerkungen erweitert, die keinen Zweifel lassen, daß der Verfasser über langjährige Erfahrungen verfügte. Den Schluß des zweiten Buches bilden einige Kapitel, die nicht unmittelbar mit dem Abrichten in Verbindung stehen, wegen ihres allgemeinen Charakters aber überall untergebracht werden konnten. In ihnen ist von den Ursachen des häufigen Schwingens und von der Pflege des allzu mageren Vogels die Rede. Dem Vorbild der „Älteren deutschen Habichtslehre" folgend, wandte sich der Verfasser des Beizbüchleins im dritten Buch der Mauser und den Auswirkungen, die sich aus ihr und dem allgemeinen Körperzustand des Beizvogels für die Jagd ergaben, zu. In ihm verarbeitete er die Kapitel 17 bis 27 seiner Vorlage. Einleitend wird der Unterschied zwischen dem jugendlichen „roten" und dem vermauserten Habicht dargelegt. Einmal im Jahr, in der Zeit von Ende Februar bis Ende Juli, mauserte der Vogel je nach Veranlagung rascher oder langsamer. Der „Körber", also der im Korb aufgezogene Nestling, so heißt es, mausere 59
sich besser als der Wildfang. Halte man den Vogel gut feist und warm, so vollziehe sich der Federwechsel auch im Winter. Sechs Wochen galten als normale Dauer, in dieser Zeit wurden die neuen Federn auch hinlänglich hart. Nur selten warf der Habicht gleich bei der ersten Mauser sämtliche Federn. Vorzüglich beobachtet und dargestellt ist der Übergang vom Jugendzum Alterskleid, wie überhaupt die treffende Charakterisierung von Wesen und Verhalten eines Nestlings und eines Wildfangs den Praktiker verrät. Sehr beachtlich ist die Empfehlung, den Wildfang zu verbräuen40). Sie hat keine Parallele sowohl in der „Älteren deutschen Habichtslehre" als auch in der an beizjagdlichen Fachausdrücken reichen mittelalterlichen deutschen Dichtung, so daß sich die Frage erhebt, ob diese vermutlich orientalische Sitte, über die wir schon in „De arte venandi cum avibus" sehr genau unterrichtet werden, sich erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts verstärkt im deutschen Kulturraum durchsetzte. Die Angaben über die Atzung in der Zeit der Mauser und die Hilfeleistung, zu der der Habichter durch vorsichtiges Ausziehen von Federn fähig war, finden wir schon in der älteren Quelle. Auch zu den umfassenden Darlegungen über das „spenden" und „in rechtem Maß halten" gab die „Ältere deutsche Habichtslehre" die Anregung, aber was wir im Beizbüchlein darüber hören, ist sehr viel ergiebiger und umfassender, wie sich überhaupt gerade an solchen mehr dem Inhalt als dem Wortlaut vergleichbaren Textstellen zeigt, daß der Verfasser des Beizbüchleins ein weitaus gewandterer und zugleich systematischer arbeitender Schriftsteller war als der Autor der „Älteren deutschen Habichtslehre". Für das aus ehrlicher Überzeugung stammende weidgerechte Denken des Verfassers spricht das neu aufgenommene Kapitel41), wieviel Vögel man an einem *«) E 20 v'. E 24 v8—25 r7. 60
Tage mit einem Habicht fangen dürfe. Was hier ausgesprochen wird, ist mehr als die Auffassung eines einzelnen. Wir haben es als ein Dokument für die Haltung einer ganzen Zeit anzusehen. Morgens möge man einen Kranich fangen, so heißt es, von dem der Habicht ungefähr die Hälfte eines Gänseherzens zum Genieß erhalten konnte. Dann sollte man ihn ein wenig ruhen lassen und anschließend noch einen zweiten Vogel mit ihm beizen. Bis zum Abend schenkte man dem Habicht wieder Ruhe, dann durften nochmals zwei Stück Wild von ihm geschlagen werden. Es sei aber zu viel, wird weiter ausgeführt, wenn man statt eines Kranichs zwei Gänse fangen wolle. Wurde der Beizvogel verletzt, brach man die Jagd ab und Heß ihn stehen, bis er wiederhergestellt war. So mochte man wohl beizen, ohne den Vogel zu verderben. Einmal jedoch habe ein Mann im Laufe eines Tages dreizehn Kraniche und sechs Gänse gefangen „das wäre doch nicht loblichen noch waidenlichen". Wenn auch der Urschrift des Beizbüchleins die beiden letzten Worte vermutlich gefehlt haben, so sollte durch „loblichen" doch das gleiche ausgedrückt werden, während mit „noch waidenlichen" nur der Sinn unterstrichen wurde. In diesem kleinen Hinweis auf das, was als weidgerecht empfunden wurde, offenbart sich vielleicht am unvermitteltsten der Geist der Zeit, in der das Beizbüchlein entstand. Nicht irgendwelche Nützlichkeitserwägungen waren für die Ablehnung bestimmend, beispielsweise daß der Habicht überanstrengt und infolgedessen am folgenden Tage um so weniger tauglich sein konnte, sondern einfach ein inneres Gefühl, daß es dem Adel der Beizjagd widersprach, übergroße Strecken, soweit dies überhaupt im Rahmen der technischen Möglichkeiten lag, erzielen zu wollen. Hier wird am stärksten deutlich, daß echte Weidgerechtigkeit in der Beize am reinsten zur Entfaltung kommen konnte, weil diese Form jagdlicher Betätigung neben der Entsagung von jeglichem materiellen Gewinn noch bewußtes, freudiges Bekenntnis zur Selbstbeschränkung voraussetzte. Die 61
Schlußkapitel des dritten Buches, in denen untersucht wird, warum der Habicht im Herbst freudiger arbeitete als im Frühjahr und welche Wildarten üblicherweise mit ihm gefangen wurden, haben ihren Vorwurf wieder in der „Älteren deutschen Habichtslehre", sind aber, wie alle dort entnommenen Anregungen, wesentlich erweitert und ergänzt. Die veterinärmedizinischen Vorschriften der „Älteren deutschen Habichtslehre", die dort die Kapitel 28 bis 36 bildeten, verarbeitete der Verfasser des Beizbüchleins im vierten Buch. Daß er in seine Arbeit überhaupt eine Habichtsheilkunde einschloß, entsprach dem Geschmack der Zeit. Es war ja keineswegs selten, daß Krankheiten unter den Beizvögeln auftraten, bei denen der Mann der Praxis eines Rats bedurfte. Die Anlehnung an die ältere Vorlage ist in diesem Teil besonders eng, so daß der Inhalt keiner nochmaligen Beurteilung bedarf. Er gewinnt durch die Beschränkung der Darstellung auf Vorkommnisse, die sich jeden Tag ereignen konnten. Es ist auf die in Traktaten jener Zeit übliche breite Behandlung von Erkrankungen verzichtet, deren zuverlässige Beurteilung für einen Laien auf dem Gebiet der Veterinärmedizin kaum möglich war. Wie schon im älteren Text werden wir auch hier mitunter an das Hieracosophion des Demetrius Pepagomenos erinnert. Aber es besteht kein Zweifel, daß der Verfasser des Beizbüchleins diese Arbeit nicht kannte. Dies ergibt sich aus ihrem Aufbau, der Art der Darstellung und ihrem ganzen Charakter. Wo wir Übereinstimmungen mit dem zeitgenössischen Fachschrifttum feststellen —, es darf in diesem Zusammenhang auf die Ausführungen zur „Schlangenregel" und zur „Säuberungsregel" verwiesen 42 ) werden — haben wir Anweisungen vor uns, deren Kenntnis zum Besitzstand eines jeden europäischen Fachmannes gehörte. Möglicherweise erhielten die abendländischen Falkner dieses Wissen ursprünglich «) Vgl. Anmerkung 36 (S. 253) und 69 (S. 260).
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aus dem Osten vermittelt, aber durch jahrhundertelange Praxis und Fortbildung hatte es sich im Bereich der europäischen Kulturen ein echtes Heimatrecht erworben. Das fünfte Buch — hier im Sinn der in G durchgeführten Einteilung gemeint — ist ausschließlich dem Beizhund gewidmet. Es bedarf kaum eines Hinweises, daß der Autor des Beizbüchleins damit hinsichtlich der Gliederung seiner Vorlage treu blieb. Denn schon in der „Älteren deutschen Habichtslehre" bildete der sich mit der Zusammenarbeit von Beizvogel und Hund beschäftigende, die Kapitel 37 bis 39 umfassende Teil den Schluß. Was wir über diese Fragen im Beizbüchlein finden, ist nahezu wörtlich der älteren Quelle entnommen. Weder Streichungen noch Ergänzungen von nennenswertem Ausmaß änderten das Bild. Gerade auf diesem uns lebhaft interessierenden Gebiet, das bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts mit gleicher Gründlichkeit im außerdeutschen Schrifttum nirgends behandelt wurde, fehlt es an originellen Zutaten. Mit dem letzten Kapitel des „Hundebuches" fand die „Jüngere deutsche Habichtslehre", das Kernstück des Beizbüchleins, ihren Abschluß43). Sie stellt eine höchst wertvolle, selbständige Überarbeitung des alten Textes dar, hielt sich auch im Aufbau an diesen, übernahm inhaltlich — von einigen geringfügigen Ausnahmen abgesehen — alles, fügte aber zahlreiche Ergänzungen ein, die den Umfang des Gesamtwerkes ungefähr auf das Doppelte vermehrten und uns eine Fülle von Nachrichten überliefern, die von der gründlichen Kenntnis des behandelten Stoffes durch den Verfasser zeugen. So stellt die „Jüngere deutsche Habichtslehre" eine echte schöpferische Leistung dar. Das Beizbüchlein ist nicht nur ein wirklich bedeutsamer Beitrag zur europäischen Jagdliteratur, vielmehr macht es sein arteigener Charakter zur repräsentativsten deutschen Leistung im Rahmen des reichen mittelalterlichen europäischen Fachschrifttums überhaupt. ") E 36 r11. 63
VII. An dieses dem Verhältnis von Beizvogel und Beizwind gewidmete fünfte Buch im engeren Sinne schließt sich nun ein veterinärmedizinischer Teil an, der dem Umfang nach mehr als ein Viertel des Gesamtwerkes ausmacht. Ursprünglich wurden diese Vorschriften für die Behandlung kranker Beizvögel unmittelbar im Anschluß an das letzte Kapitel des aus der „Älteren deutschen Habichtslehre" hervorgegangenen Teiles fortgeschrieben, aber in der Ausgabe G (Straßburg 1510) finden wir, wie bereits dargelegt, folgerichtig die Abtrennung dieses Schlußteiles und seine Unterbringung in einem besonderen sechsten Buch44) „Hie hebt sich ann das sechst buch / vnd sagt von mangerley siechtumben vnd zufellen des habichs". Dieser neue Zwischentitel, der allerdings dem Inhalt des sechsten Buches nicht ganz gerecht wurde, da in ihm ebensoviel vom Falken wie vom Habicht die Rede ist, zeigt, daß der Herausgeber der dritten Ausgabe des Beizbüchleins Überlegungen angestellt hatte, wie diesem Mangel in der Gliederung, den die älteren Drucke der handschriftlichen Überlieferung entsprechend aufzuweisen hatten, abgeholfen werden konnte. Mit seinem Schritt, den letzten Teil in einem besonderen Buch zusammenzufassen, wurde er dem Aufbau des ganzen Werkes nur gerecht. Durch ihn wurde der Gegensatz zwischen der auf fünf Bücher aufgegliederten „Jüngeren deutschen Habichtslehre", die sich stofflich auf der „Älteren deutschen Habichtslehre" aufbaute, und dem auf andere Quellen zurückgehenden veterinärmedizinischen Anhang vollends deutlich. Nur weil der Herausgeber der Ausgabe H (Augsburg 1531) nicht den Druck des Jahres 1510 benutzte, sondern sich wieder auf den ungegliederten Text der Ausgabe F vom Jahre 1492 stützte, ist verständlich, daß die so sinnvolle Aufteilung in ein fünftes und ein sechstes Buch wieder verschwand. ") G (Straßburg 1510) fol D Hr.
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Das sechste Buch — es empfiehlt sich um der Klarheit willen, an der Aufteilung in sechs Bücher festzuhalten — stellt uns vor eine ganze Anzahl neuer Fragen. Sicher hätte das Beizbüchlein eine geschlossenere Gestalt aufzuweisen gehabt, wenn es sich nach Inhalt und Umfang mit der „Jüngeren deutschen Habichtslehre" gedeckt hätte. Der fast ausschließlich der Veterinärmedizin gewidmete Anhang wirkt in seiner Gegensätzlichkeit zur Frische der Darstellung in den ersten fünf Büchern ganz und gar wesensfremd und hätte ruhig fehlen dürfen. Aber da er vom Beizbüchlein nicht zu trennen ist, bleibt uns seine Überprüfung und kritische Würdigung nicht erspart. Eine Durchsicht dieses sechsten Buches zeigt nun, daß es sich nicht um fortgeschriebene deutsche Quellen, sondern um die Übersetzung ausländischer Vorlagen handelt. Damit ergibt sich zugleich die Frage nach den übertragenen Traktaten, dem Übersetzer und der Zeit, zu der die Arbeit erfolgte, ganz abgesehen davon, daß zu prüfen ist, ob der Inhalt des sechsten Buches, der sich als mehrgliedrig erweist, gleichzeitig entstand oder eine Zusammenfügung von an sich unabhängigen, zu verschiedenen Zeiten erfolgten kleineren Übersetzungen darstellt. Zunächst ist es naheliegend, anzunehmen, daß dieser Anhang mit dem Verfasser der „Jüngeren deutschen Habichtslehre" nichts zu tun hat. Die unglückliche Verbindung seiner ausgereiften Arbeit mit den Rezeptsammlungen des sechsten Buches spricht nicht gerade für eine gemeinsame Urheberschaft. Da uns der Originaltext des Beizbüchleins fehlt und wir bei allen unseren Betrachtungen auf die uns erhaltenen jüngeren Handschriften und Drucke angewiesen sind, könnte man annehmen, daß der veterinärmedizinische letzte Teil als das Werk eines Abschreibers aufzufassen ist, der mit mehr Fleiß als Stilgefühl an die kopierte „Jüngere deutsche Habichtslehre" anhängte, was ihm an Lehrbüchern über den gleichen Gegenstand noch zugänglich war. Aber auch die gegenteilige Vermutung, das Beizbüchlein 5
Habichtsichte
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habe von Anfang an einschließlich des sechsten Buches eine Einheit gebildet, läßt sich rechtfertigen. Die Annahme, dem offensichtlich recht gebildeten Schöpfer des Beizbüchleins könnten auch die fremdsprachigen Texte, deren Übertragung ins Deutsche den Schluß des ganzen Werkes bildeten, zur Verfügung gestanden haben, ist keineswegs abzuweisen. Warum sollte er sie, als er sich auf seine Arbeit vorbereitete, nicht selbst übersetzt und später seinem Werk beigegeben haben ? Für diese These sprechen zwei Tatsachen. Zum ersten ist nicht zu bestreiten, daß wir kein Manuskript der,Jüngeren deutschen Habichtslehre" allein kennen. Alle Handschriften enthalten auch das veterinärmedizinische sechste Buch, was zumindest den Anschein erweckt, daß das Beizbüchlein in der überlieferten Form von Anfang an eine Einheit darstellte. Zum anderen ist festzustellen, daß uns auch die veterinärmedizinischen Traktate des sechsten Buches nirgends allein oder wörtlich so übereinstimmend überliefert sind, daß eine Übernahme durch Abschreiber ohne weiteres unterstellt werden könnte. Wir gehen deshalb wohl nicht fehl, wenn wir es für das Wahrscheinlichere halten, daß die Übersetzungsarbeit, die zur Zusammenstellung des sechsten Buches führte, auch vom Verfasser der „Jüngeren deutschen Habichtslehre" geleistet wurde. Diese veterinärmedizinische Fortsetzung der „Jüngeren deutschen Habichtslehre" läßt sich in vier bzw. fünf Teile ungleicher Länge und Bedeutung zerlegen, und zwar in 1. eine Habichtsheilkunde (E 36r 12 -^2v«), 2 a eine Falkenheilkunde (E42v7—47 r3), b Auszüge aus dem Ptolemäusbrief (E 47 r4—47 V6), 3. einen kurzen veterinärmedizinischen Anhang (E47v 7 bis 48 v17) 4. die Zusätze am Schluß der jüngeren Fassungen (E 49 r 1 bis Schluß). Die Texte der Ziffern 2 a und b gehen auf verschiedene Quellen zurück, stellen aber innerhalb des Beizbüchleins eine Einheit dar. 66
Inhaltlich ist die „Habichtsheilkunde", die mit dem Kapitel „So der habich siech ist in dem magen was man jm geben solle" beginnt und mit dem Abschnitt „Für den steyn" 46 ) ihren Abschluß findet, der „Jüngeren deutschen Habichtslehre" am ehesten verwandt. Auch hier ist, wie in den ersten fünf Büchern, nur von den Faustvögeln die Rede und einiges spricht dafür, daß der Urtext des Beizbüchleins zwar schon diese Habichtsheilkunde, aber noch nicht die nachfolgenden Erweiterungen enthielt. Der für die Textkritik besonders wertvollen Handschrift der Preußischen Staatsbibliothek Ms. Cod. Germ. Quart 351 (B) ist eine Inhaltsübersicht in Form einer Zusammenstellung der Kapitelüberschriften vorausgeschickt, in der die Titel der „Falkenheilkunde" unter „Des fünfften puchs capitel" (fol 3r) fehlen. Außerdem finden wir — und zwar allein in dieser Handschrift — am Ende des Kapitels „flfur den stein vnd ist bewert" (fol 27 r), also am Schluß der Habichtsheilkunde die Worte „ffinis huius operis", woraus deutlich hervorgeht, daß ursprünglich das Beizbüchlein nach dem Willen seines Verfassers hier beendet war. Die Übersetzung der „Habichtsheilkunde" erfolgte anscheinend nach einer lateinischen Vorlage. Es gelang bisher nicht, diesen Urtext ausfindig zu machen, aber es ist keineswegs ausgeschlossen, daß er im Laufe der Zeit noch zum Vorschein kommt. Wir stoßen auf die gleiche Quelle in der in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrten veterinärmedizinischen Sammelhandschrift Cod. Pal. Germ. 496, die eine Übersetzung einer ganzen Anzahl mittelalterlicher Traktate über die Behandlung kranker Beizvögel ins Deutsche darstellt. Die Texte sind ohne Kennzeichnung aneinandergereiht und lassen sich größtenteils auf uns bekannte lateinische Quellen, beispielsweise auf die Abhand«) E 36 r12. E 42 v".
4«)
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lungen, die wir mit den Namen Dankus, Guilelmus und Gerardus verbinden, zurückführen. Eine kritische Würdigung dieser interessanten Handschrift ist einer besonderen Veröffentlichung vorbehalten. Hier mag der Hinweis genügen, daß gewisse Stellen im Heidelberger Manuskript unzweifelhaft auf die gleiche Vorlage zurückgehen, die bei Abfassung der „Habichtsheilkunde" im Beizbüchlein Verwendung fand. Die korrespondierenden Stellen wurden unserer Textausgabe beigegeben. Sie zeigen deutlich, mit welcher Freiheit die Übersetzer vorgingen. Zwar ist die Übereinstimmung im Grundsätzlichen noch immer zu erkennen, aber in den Ausführungsvorschriften sind doch recht erhebliche Abweichungen festzustellen. Natürlich bleibt die Frage offen, ob beiden Übersetzern der gleiche lateinische Text vorlag oder ob die Quellen, aus denen sie schöpften, schon gewisse Abweichungen aufwiesen. Wir finden häufig unter den vielen Traktaten beizjagdlichen Inhaltes, die im späten Mittelalter in so großer Zahl in Umlauf waren, unterschiedliche Fassungen, die auf die Bearbeitung durch verschiedene Abschreiber zurückgehen. Auch diese überarbeiteten Texte lassen sich immer wieder auf den gemeinsamen Urtext zurückführen. Wer in unserem Falle getreuer übersetzte — der Verfasser unserer „Habichtsheilkunde" oder der Schöpfer der Heidelberger Handschrift —, wird sich erst erweisen lassen, wenn uns das lateinische Original zum Vergleich zur Verfügung steht. Anscheinend war die Vorlage umfangreicher, als die „Habichtsheilkunde" vermuten läßt. Diese stellt wohl, wie es auch bei der nachfolgenden „Falkenheilkunde" der Fall ist, nur einen Auszug aus dem Urtext dar. Jagd- und sprachgeschichtlich ist die „Habichtsheilkunde" kaum von Wert, jedenfalls steht sie in jeder Hinsicht an Bedeutung weit hinter der „Jüngeren deutschen Habichtslehre" zurück. Auf den Herkunftsbereich des Textes weisen die Drogen hin, die zur Anwendung empfohlen wurden. Der Saft des Feigenbaumes, Rosenöl, Pistazienharz, Wermut, Gummi u. ä. fanden sich kaum 68
in der Hausapotheke eines nicht gerade mit irdischen Gütern gesegneten deutschen Habichters. Wahrscheinlich entstammt jedoch nicht alles, was wir bei unserer Aufgliederung des sechsten Buches als „Habichtsheilkunde" bezeichneten, dieser lateinischen Quelle. Einige Bestandteile mögen deutscher Herkunft oder Zutat des Übersetzers sein. Daß sich verschiedene Kapitel am Schluß der „Habichtsheilkunde" nicht auf entsprechende Stellen im Cod. Pal. Germ. 496 zurückführen lassen, brauchte im Hinblick auf die zahlreichen Überschneidungen noch kein Grund für eine unterschiedliche Beurteilung zu sein. Als sicher aber darf angenommen werden, daß das Kapitel „Für das keichen"47) originell ist, denn wir haben hier den ungewöhnlichen Fall, daß am Schluß der Behandlungsvorschrift die Namen der beiden Beizjäger genannt werden, denen sie der Verfasser unserer „Habichtsheilkunde" verdankte. Dieser Abschnitt „Vom Keuchen" zerfällt gleichsam in zwei Teile. Im ersten wird empfohlen, einen keuchenden Habicht in einer warmen Stube fliegen zu lassen. Im zweiten heißt es: sollte das Keuchen dadurch hervorgerufen sein, daß der Vogel sich überhoben oder am Hund gestoßen hatte, sei Fenchelkraut zusammen mit einigen anderen Heilpflanzen in Wein zu kochen und des Habichts Atzung mit dem Sud zu netzen. Diese Anweisung schloß der Verfasser der „Habichtsheilkunde" mit den Worten „von der warmen Stuben ist Petter plümleins kunst. von dem kraut ist Rule» stebenhasen kunst." Diese Worte finden sich in den verschiedenen Texten in folgenden Schreibweisen (B) Cod. Germ. Quart 351 fol27r peter plumelin und rulen stebehasen, (C) Cod. Germ. Quart 581 fol 38r petter blumlein und Rilen stebenhasen, « ) E 41t9—42 t13.
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(D) Ms 830 fol 32 v
Peter Blümlin und Rülen Stebenhasen,
(E) Ausg. ca 1480
Petter pluemlein und Rule« stebenhasen,
(F) Ausg. 1497
Peter blümlin (der Hinweis auf den zweiten Falkner fehlt), Petter blümleyn und Rulen stebenhasen.
(G) Ausg. 1510
Nur in der Ausgabe 1531 (H) sind die beiden Namen entfallen, im Cod. Mon. Germ. 558 (A) waren sie nicht zu erwarten, da dieses Bruchstück im dritten Buch abreißt. Wer diese beiden Fachleute, Peter Blümlein und Rüle Stebenhasen, waren, werden wir wohl nie erfahren. Sie in alten Papieren ausfindig zu machen, hieße die Entstehung des Beizbüchleins zeitlich und örtlich überraschend genau bestimmen zu können. VIII. Der „Habichtsheilkunde" folgt im Beizbüchlein eine „Falkenheilkunde", die von dem Kapitel „Wenn ein falck vast wildt ist" 48 ) bis zum Schluß des Abschnittes „Wenn dein federspil sieche in dem kopffist" 4 9 ) reicht. Daß auch dieser Traktat keine Einheit, sondern eine Zusammenfassung zweier verschiedener Vorlagen darstellt, wird sich aus unseren weiteren Untersuchungen ergeben. Zunächst haben wir jedoch diesen Teil des Beizbüchleins als zusammengehörig aufzufassen. Beim Studium des Textes war leicht zu erkennen, daß es sich bei der „Falkenheilkunde" nur um die Übersetzung einer außerdeutschen Vorlage handeln konnte. Es gelang jedoch auch hier " ) E 42 v7. «)E47ta. 70
bislang nicht, die lateinische Quelle ausfindig zu machen. Immerhin wird ihre Rekonstruktion durch einen glücklichen Zufall sehr erleichtert. Im Besitz der österreichischen Nationalbibliothek in Wien befindet sich eine deutschsprachige Abhandlung, die hier als Wiener Falkenheilkunde in unsere Betrachtungen einbezogen werden soll. Diese Abhandlung ist uns nur durch eine einzige Handschrift erhalten. (W) Wien, österreichische Nationalbibliothek, „Hyrnach uolget wie man die ualken czyhen, halden vnd locken sali" Ms 2977 fol. 171 v—180v, 15. Jahrhundert. Sie wurde erstmalig im Jahre 1859 von A.Ritter von Perger 80 ) herausgegeben, doch enthält diese Veröffentlichung so viele Fehler und Irrtümer, daß ihr wissenschaftlicher Wert stark beeinträchtigt ist. Die Bedeutung der „Wiener Falkenheilkunde" für das Beizbüchlein gab Anlaß zu unserer Neuausgabe. Dank der flotten und klaren Schrift, die auf einen guten Abschreiber schließen läßt, ist der Text des Ms 2977 leicht zu lesen. Die wenigen Verschlüsselungen wurden bei der Transkription aufgelöst und in Druck durch Kursivschrift gekennzeichnet. Interpunktionen fehlen im Original so gut wie ganz. Sie wurden, soweit sie zum Verständnis notwendig waren, eingefügt. Ein Vergleich der „Wiener Falkenheilkunde" mit der „Falkenheilkunde" des Beizbüchleins zeigt rasch, daß es sich um zwei offensichtlich unabhängige Übersetzungen der gleichen lateinischen Vorlage handelt. In den umfangreicheren Wiener Text 6 0 ) A. Ritter von Perger, Zur Geschichte der Falkenjagd, Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Classe, 31. Band, Wien 1859, S. 355—368.
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scheint alles eingeflossen zu sein, was die Quelle, die der Übersetzer benutzte, enthielt. Dagegen ging der Verfasser der im Beizbüchlein eingearbeiteten „Falkenheilkunde" eklektisch vor. Er griff — allerdings im wesentlichen unter Wahrung der herkömmlichen Reihenfolge — nur ganz gewisse Behandlungsvorschriften heraus und stellte diese in seiner kleinen Arbeit zusammen. Bis auf eine einzige Stelle51), die möglicherweise als Zutat des Übersetzers aufzufassen ist, finden wir im Beizbüchlein — wie die dem Wiener Text beigegebenen Konkordanzangaben zeigen — nichts, was nicht auch in der „Wiener Falkenheilkunde" enthalten wäre. Dagegen ist der Überschuß des Ms 2977 recht beträchtlich. Wir kommen somit der lateinischen Vorlage, die zur „Falkenheilkunde" des Beizbüchleins führte, über den Wiener Text leichter auf die Spur, als es ohne dessen Kenntnis der Fall sein würde. Einiges läßt sich über diese Quelle schon jetzt sagen. Wenn wir die „Wiener Falkenkunde" als eine verhältnismäßig sorgfaltige und vollständige Übersetzung auffassen, die als ein getreues Spiegelbild des Originals angesehen werden darf, können wir annehmen, daß der lateinische Text eine kompilatorische Arbeit des 13. oder 14. Jahrhunderts darstellt. Jedenfalls handelt es sich nicht um einen jener originellen Traktate, deren Entstehung wir bis ins 12. Jahrhundert zurückverlegen dürfen. Der Verfasser der lateinischen Abhandlung, die, wie wir sahen, zweimal ins Deutsche übersetzt wurde, stellte seinen Text aus mindestens zwei Vorlagen zusammen, von denen uns eine unter dem Namen Ptolemäusbrief bekannt ist. Wir dürfen es uns ersparen, auf ihn in diesem Zusammenhang ausführlich einzugehen, da seine kritische Würdigung in einer der nachfolgenden Veröffentlichungen erfolgen soll. Hier mag nur Erwähnung 51) „Den habiche vnnd den sperwer, wenn er den stein habe. .." E 44 v10—451*.
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finden, was zum Verständnis und zur Beurteilung der Genesis unserer beiden Falkenheilkunden notwendig ist. Im mittelalterlichen jagdlichen Schrifttum wird den drei Gelehrten Aquila, Symmachus und Theodotion ein gemeinsamer Brief an einen der ägyptischen Könige aus dem Haus der Ptolemäer zugeschrieben, in dem über die Falknerei und die Krankheiten der Beizvögel gehandelt wird. Daß diese drei im zweiten nachchristlichen Jahrhundert lebenden Männer, deren Namen uns durch die exegetische Forschung bekannt sind — sie besorgten unabhängig voneinander je eine Übersetzung des Alten Testamentes ins Griechische —, ebensowenig mit der Beizjagd zu tun hatten wie der angebliche Empfänger des Briefes, nach Albertus Magnus62) der ägyptische König Ptolemäus VI Philometor — der übrigens bei Lebzeiten der drei jüdischen Schriftsteller schon seit rund drei Jahrhunderten verstorben war —, bedarf kaum der Erwähnung63). Diese sehr eindrucksvolle Adresse sollte offensichtlich nur dazu dienen, dem kleinen Traktat durch sein angeblich hohes Alter besondere Beachtung zu sichern. Tatsächlich kann der Ptolemäusbrief kaum früher als im 12. Jahrhundert entstanden sein. Leider fehlt es bislang an einer kritischen Ausgabe. Die Zahl der uns erhaltenen Handschriften ist im Vergleich mit ähnlichen aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammenden Abhandlungen verhältnismäßig klein. Unseren Betrachtungen wurde die Veröffentlichung zugrunde gelegt, die Nicolas Rigault64), der gelehrte Bibliothekar Ludwigs XIII, im Jahre 1612 besorgte. Sie ) Ausg. Stadler S. 1489. ) non minus falso, quam arroganter inscripta". Rigaltius, S. e T . 54 ) Nicolaus Rigaltius, Hieracosophion, Rei Accipitrariae scriptores nunc primum editi. Accessit Kynosophion, Liber de cura canum. Ex Bibliotheca Regia Medicea, Lutetiae 1612. 3 Teile. Darin: De diversis generibus falconimi . . . secundum Aquilani, Symmachum et Theodotionem in epistola ad Ptolemaeum regem Aegypti, Teil II, S. 201—211. 6S
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ist die einzige, welche wir besitzen, sofetn wir davon absehen, daß Albertus Magnus den Ptolemäusbrief ohne nennenswerte Überarbeitung als 23. Kapitel 66 ) in seinen Traktat „De falconibus" aufnahm. Die weite Verbreitung des „Liber de animalibus" und dessen Übersetzung in viele lebende Sprachen trug natürlich nicht wenig zur Verbreitung des Ptolemäusbriefes bei. Dieser Ptolemäusbrief war eine, allerdings die unbedeutendere der beiden Quellen, die der Verfasser der kompilierten lateinischen Abhandlung benutzte. Die andere Arbeit, auf die er sich stützte, ist uns noch unbekannt, doch scheint es keineswegs ausgeschlossen zu sein, daß auch sie eines Tages entdeckt wird. Sein Werk ist anscheinend in einer größeren Anzahl von Abschriften verbreitet gewesen. Eine davon diente dem Verfasser der „Wiener Falkenheilkunde", eine andere dem Schöpfer des Beizbüchleins als Vorlage. Diejenigen Teile der „Wiener Falkenheilkunde", die auf den Ptolemäusbrief zurückgehen, wurden in unserer Ausgabe durch Beifügen der entsprechenden lateinischen Textstellen gekennzeichnet. Die Naht zwischen den beiden Arbeiten, die der Kompilator zusammenfaßte, ist deutlich erkennbar. Die erste Abhandlung endete mit einer offensichtlich verderbten Phrase, die wie ein Schluß anmutet 58 ): „ N v wisse das ein jtczlich man der diss buch dicke horth vnd wil her gehorchen der lere, die an dem buche steet, do czweiffel nymanth an, her wirth eyn gutter velkener." Was dieser Bemerkung folgt, entstammte dem Ptolemäusbrief. Die Anfangsworte des nächsten Kapitels „Dis leret eyn meister" konnten sich nur auf Aquila, Symmachus und Theodotion beziehen. Aber keineswegs fand der ganze Ptolemäusbrief in unseren Falkenheilkunden Aufnahme. Was wir auf ihn zurückführen können, stellt nur einen Auszug aus 55 56
) Ausg. Stadler S. 1489—1492. )W, fol. 179 r—179 v.
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der ursprünglichen Fassung dar, doch besorgte das Excerpieren schon der Verfasser der lateinischen Vorlage, die die Übersetzer benutzten. Daß ins Beizbüchlein weniger einging als in die „Wiener Falkenheilkunde", erklärt sich aus der unterschiedlichen Sorgsamkeit, mit der die beiden Übersetzer ans Werk gingen. So stellen wir die für jene Zeit keineswegs überraschende Stufenfolge fest, daß der lateinische Text, wie ihn Rigaltius veröffentlichte, inhaltlich einen wesentlichen Überschuß gegenüber der „Wiener Falkenheilkunde" und diese wiederum einen Überschuß gegenüber der „Falkenheilkunde" des Beizbüchleins aufzuweisen hat. Die die Beförderung der Mauser betreffenden Schlußworte im Wiener Text stammen nicht aus dem Ptolemäusbrief. Sie müssen jedoch in der kompilierten lateinischen Vorlage schon enthalten gewesen sein, da sie sich im gleichen Zusammenhang im Beizbüchlein finden67). Die „Wiener Falkenheilkunde" beginnt mit einem Vorspruch in Versform: Wer weidelichen welle sein, Der neme das buch jn seinen syn, Vnd wil her mit den valken van, So sal her das nichten lan. Her sal dis buch hören leßen, So mag er das gewisse wesen. Her mus ein meister sein genant, Hie vnd ober alle land. Leider hält der Inhalt der kleinen Arbeit nicht, was im Prolog versprochen wurde, denn es gehörte zweifellos mehr zu einer Meisterschaft auf dem Gebiet der Falknerei als das hier dokumentierte bescheidene Wissen. Geistesgeschichtlich steht die ") E 47 v3"'. 75
„Wiener Falkenheilkunde" auf einer Stufe mit den zahlreichen gleichartigen Falkentraktaten des 12. bis 14. Jahrhunderts, deren Verfasser stets ihr Hauptaugenmerk der Behandlung kranker Beizvögel schenkten, über die Abrichtung oder die Technik der Jagd aber nur wenig zu sagen wußten. So erfahren wir kaum etwas Neues. Unsere Aufmerksamkeit verdienen am ehesten die Abschnitte, die in der gekürzten „Falkenheilkunde" des Beizbüchleins keine Entsprechungen haben. Die Abrichtung des Falken erfolgte durch fleißiges Tragen. Auch der Entzug des Tageslichtes galt als bewährtes Mittel, den Beizvogel gefügig zu machen. Neben dem Geschüh werden Lockschnur und Luder erwähnt. Der Hinweis auf das Luder zeigt schon, wie wenig diese Falkenheilkunde in einen Traktat über die Faustvögel paßte. In einem kleinen Abschnitt, der im Beizbüchlein fehlt, ist vom Blaufuß die Rede, der wie die anderen Falkenarten behandelt und frühzeitig daran gewöhnt werden sollte, die Haube gern zu tragen. In der „Älteren" oder „Jüngeren deutschen Habichtslehre" ist der Kappe dagegen nicht gedacht. Etwas ungewöhnlich — und möglicherweise eine Zutat des deutschen Übersetzers — sind einige Worte 68 ), die ihrem Wesen nach nicht recht in den dürftigen spätmittelalterlichen Falkentraktat passen: „Du sollst wissen, Meister, daß du deinem Falken, wenn er auf dein Luder tritt, darauf stehen lassen sollst. Auch sollst du ihn, wie es bei den Falken üblich ist, streicheln und um den Handschuh herumgehen lassen, daß er sich daran gewöhne und gern bei dir bleibe. Das ist auch weidelich". Besonders diese letzten Worte, der Hinweis auf die weidgerechte Art des empfohlenen Verhaltens, haben keine Parallele in den uns bekannten lateinischen Traktaten des späten Mittelalters, zu denen auch die Quellen der „Wiener Falkenheilkunde" gehörten. Im übrigen enthält die kleine Abhandlung 58
) W, fol. 176 v. 76
hauptsächlich Ernährungs- und Behandlungsvorschriften, die für die Zeit, aus der die Wiener Handschrift stammt, nur wenig aussagen, da sie den Geist des scholastischen 13. Jahrhunderts atmen. IX. Wenn wir annehmen, daß der als „Falkenheilkunde" bezeichnete Teil des Beizbüchleins von Anfang an mit ihm fortgeschrieben wurde, ist zu vermuten, daß auch der aus neun kurzen Kapiteln bestehende Anhang 69 ) diesem stets beigegeben war. Auch in diesem Falle liegt vermutlich keine originelle Leistung des Verfassers des Beizbüchleins vor. Wahrscheinlich handelt es sich ebenso wie bei der „Falkenheilkunde" nur um die Übersetzung einer außerdeutschen Vorlage, die sich möglicherweise im Laufe der Zeit noch ermitteln läßt. Die ungewöhnliche Ausdrucksweise „ein wurcz heyßt salern" 60 ), „ein wurcze heyßt seligen" 61 ), „ein samen der ist rott vad heisset sangwinaria" 62 ) oder „grüne würmün heyssend sondelere" 63 ) spricht dafür, daß die ursprüngliche Fassung nicht deutsch war, ganz abgesehen davon, daß uns in diesem Zusammenhang einige Namen und Bezeichnungen begegnen, für die bislang eine Erklärung fehlt, da keine Parallelen im deutschen Sprachschatz feststellbar sind. Sicher ist, daß entweder schon der Urtext des Beizbüchleins, den wir leider wegen der Unselbständigkeit von A nur teilweise rekonstruieren können, zumindest aber die als x a gekennzeichnete Bearbeitung mit diesem, der „Falkenheilkunde" folgenden kurzen Anhang veterinärmedizinischen Inhalts abschloß. Mit ihm enden 5
») E47v'—48v". ««) 47 v8. «) 48 r». «) 48 va. •») 48 V11. 77
infolgedessen auch B und D, obgleich der Schluß von D durch einige Umstellungen und Wiederholungen nicht sofort erkennbar ist. Der darüber hinaus verbleibende Überschuß ist Zutat jüngerer Bearbeiter. Dies gilt vor allem für das kleine, ohne rechten Zusammenhang angefügte Kapitel 64 ) vom Aussehen des Mauserkorbes und die Aufzählung der Wildarten, die mit den verschiedenen Beizvogelarten bejagt werden konnten, welche wir sowohl in C als auch in allen Drucken finden. Darüber hinaus fügte der Herausgeber der jüngsten Ausgabe H noch eine Anzahl weiterer Kuriervorschriften und die eigentlich nicht unmittelbar zum Thema gehörige, aber jagdgeschichtlich recht interessante Anweisung „Wie man veldt höner feyst machen soll" an. Nebenstehend wurde versucht, die Genesis des Beizbüchleins, wie sie sich aus unseren Darlegungen ergibt, graphisch darzustellen. Das Schaubild läßt das Verhältnis von „Älterer" und „Jüngerer deutscher Habichtslehre" klar erkennen und deutet die verwickelten Verwandtschafts Verhältnisse des heterogenen sechsten Buches im Beizbüchlein an. Unserer Ausgabe wurde der erste Druck (E) zugrunde gelegt. Soweit Verschlüsselungen aufgelöst werden mußten, erfolgte deren Druck in Kursivschrift. Punkte finden sich schon im Original. Sie wurden belassen, auch wenn ihre Beseitigung hin und wieder um des besseren Verständnisses willen vorzuziehen gewesen wäre. Sie erfuhren nur am Ende der Kapitelüberschriften eine Ergänzung, sofern sie dort fehlten, da hier die Vorlage Einheitlichkeit vermissen läßt. Sämtliche Kommas wurden neu gesetzt, um die Satzperioden deutlicher zu machen. Runde Klammern wurden benutzt, wenn es galt, einen in der Vorlage vorhandenen Buchstaben herauszulösen, um den wahren Sinn des ursprünglichen Wortes erkennen zu lassen. Eckige M
) E 49 r 1 - 1 0 .
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Klammern kamen zur Anwendung bei Einschiebungen, d. h. Ergänzungen aus den Vergleichstexten, die zum Verständnis notwendig waren, oder in Abänderung echter sinnstörender Druckfehler. Die gelegentlich vorkommende, aber nicht einheitlich angewandte Form u wurde durch u transkribiert65). X. Zwangsläufig stellt sich aus den bisherigen Darlegungen die Aufgabe, den Einfluß der „Älteren deutschen Habichtslehre" auf das deutsche jagdliche Schrifttum zu untersuchen. Daß es zwei voneinander unabhängige Kanäle waren, durch die Bestandteile des mittelalterlichen deutschen Traktats über die Beizjagd in die Fachliteratur einfließen konnten, ergibt sich aus dem bisher Gesagten von selbst: einerseits über Eberhard Tappe, andererseits über das Beizbüchlein. Wir wissen, daß die „Ältere deutsche Habichtslehre" niemals selbständig gedruckt wurde. Sie diente auch keinem jagdlichen Autor außer Tappe oder dem Verfasser des Beizbüchleins unmittelbar als Vorlage. Wo wir also auf Bestandteile der „Älteren 65)
2. B. 2 t zu 2r buch 2 t gut 2v thün 2v mütt 4 t buche 4v fuß 5r buch 5v hün 6v plütig, plüt 7 v versuchen 7v henndschüch 9v lockschnür
80
= = = = = = = = = = = =
zu Buch gut tun Mut Buche Fuß Bauch Huhn blutig, Blut versuchen Handschuh Lockschnur
12t 24 v 24v 28 v 30 r 30r 37 r 37 v 41 v 46t 47 r 48r 49 r
suchen rüwen zwü hüt schlüch tüch wermüt rür gümen püß muß muß schüch
= = = = = = = = = = = = --
suchen ruhen zwei Hut Schluch Tuch Wermut Ruhr Gaumen Buße muß Mauser Schuh
deutschen Habichtslehre" stoßen, sind diese auf eine der zwei möglichen Vorlagen zurückzufuhren. Es ist eine reizvolle und zugleich außerordentlich aufschlußreiche Arbeit, diese Zusammenhänge zu klären, denn sie lassen deutlich werden, wie Jahrhunderte hindurch ein Jagdwerk aus dem anderen entstand. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, diese Verbindungslinien innerhalb der europäischen Jagdilteratur an anderer Stelle sehr viel eingehender zu erörtern, als es hier bei Behandlung eines Teilproblems möglich ist. Aber dieser Ausschnitt zeigt schon deutlich, was eigentlich für das ganze Fachschrifttum auf dem Gebiet der Jagd gilt: sein Inhalt ist mit einem Kartenhaus vergleichbar, das auf nur ganz wenigen tragfesten Säulen aufgebaut ist. Tippt man nur an eine dieser Karten an, so fällt wie bei einer Kettenreaktion weit mehr in sich zusammen, als der erste Anstoß erwarten ließ. Ohne Schwierigkeiten sind wesentliche Bestandteile des jagdlichen Fachwissens durch Jahrhunderte zu verfolgen. Das Ziel dieser Untersuchungen aber müßte es sein, diese originellen Kerne freizulegen, also alle literarischen Quellen auf dem Gebiet der Jagd soweit wie möglich auf ihren Ursprung zurückzuführen. Einen solchen Kernkörper haben wir in der „Älteren deutschen Habichtslehre" vor uns. Verfolgen wir nun sein Schicksal und das Ausmaß des von ihm ausgegangenen Einflusses. Da die „Ältere deutsche Habichtslehre" am ursprünglichsten durch Eberhard Tappe fortgeschrieben wurde, interessieren in erster Linie die Wirkungen, die von seiner 1542 erschienenen Schrift „Waidwerck vnd Federspiel" ausgingen. Seine Arbeit übte auch, wie wir noch sehen werden, einen nachhaltigeren Einfluß auf die Fachliteratur der nachfolgenden zwei Jahrhunderte aus als das Beizbüchlein. Dies bedeutet allerdings nicht in jedem Falle, daß wesentliche Bestandteile der „Älteren deutschen Habichtslehre" fortgeschrieben wurden, da der Name des geschätzten Humanisten auf eine Reihe jüngerer Autoren 6
Habichtslehre
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offenbar mehr Anziehungskraft ausübte als sein Werk. Wir finden ihn deshalb mitunter nur als Jagdschriftsteller erwähnt, ohne daß sein „Waidwerck vnd Federspiel" in nennenswertem Ausmaß als Quelle benutzt wurde. Dies gilt im wesentlichen bereits für Conrad Gesner, der im dritten Band seiner großen Tiergeschichte, der im Jahre 1555 erschienenen „De avium natura", das Gebiet der Beizjagd so ausführlich behandelte, daß wir ein vollständiges Lehrbuch der Falknerei vor uns zu haben vermeinen. Eine deutsche Übersetzung des „Vogelbuchs" folgte bereits 1557 nach. Bei seiner kompilatorischen Arbeit benutzte Gesner hauptsächlich Demetrius Pepagomenos, Petrus de Crescentiis, Guillaume Tardif, Belisarius Aquaviva und Eberhard Tappe. Leider zog er Tappes Werk nicht so weitgehend heran, wie es dieses verdient hätte. Eigentlich finden wir Tappe nur bei der bekannten Bemerkung über die Qualität der westfälischen Habichte, bei der Aufzählung der Merkmale eines guten Faustvogels, bei den Angaben über die Atzung und endlich im Zusammenhang mit den in ihrer ganzen Ausführlichkeit übernommenen Purgiervorschriften erwähnt. Gerade diese allerdings waren nicht Tappes Geistesgut, sondern fast wörtlich der „Älteren deutschen Habichtslehre" entnommen6®). Durch Gesner erfuhr der alte deutsche Traktat nunmehr teilweise eine Übersetzung ins Lateinische. Stand Tappe bei Gesner's „Vogelbuch" Pate, so zog der Frankfurter Verleger Sigmund Feyerabend bei der Zusammenstellung seines 1582 erschienenen „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch" das Beizbüchlein heran, ohne es allerdings so fleißig zu benutzen wie zahlreiche andere Vorlagen. Es würde den Rahmen dieser Betrachtungen überschreiten, diese größte kompilatorische Arbeit M) Conrad Gesner, Vogelbuch, Ausg. Zürich 1557, fol. 133 v—134r = Eberhard Tappe, Waidwerck ynd Federspiel, Straßburg 1542, Kap. 53—55 = Ältere deutsche Habichtslehre, Cod. Mon. Germ. 289, Kap. 30.
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auf dem Gebiet der deutschen Jagdliteratur des 16. Jahrhunderts auf ihre Quellen zurückzuführen. Der dem „Adelichen Weydwerck der Falckenerey" gewidmete zweite Teil des Gesamtwerkes zerfällt in vier Bücher von recht ungleichem Umfang. Im ersten übernahmen die Herausgeber Feyerabend und Heller Teile des Beizbüchleins. Das zweite Kapitel 87 ) stellt im wesentlichen eine stilistische Überarbeitung derjenigen Abschnitte der älteren Vorlage dar, die sich mit den Eigenschaften des Habichters 88 ), dem Aussehen des Geschühs 69 ), der Kleidung 70 ), dem Handschuh 71 ), dem Verhalten gegenüber dem Habicht und dessen Zähmen, Führen und Binden auf dem Reck72) beschäftigen. Auch das nachfolgende dritte Kapitel 73 ) geht auf das Beizbüchlein zurück. Die Herausgeber zogen hier die wichtigsten Angaben über die Verwendung des Hundes bei der Beize und seine Abrichtung 74 ) in einem einzigen Abschnitt zusammen. In dem sehr viel umfangreicheren, in 38 Kapitel zerfallenden zweiten Buch entstammen nur die letzten fünf Kapitel dem Beizbüchlein. Das 34. Kapitel handelt vom Lockemachen, Atzen und Zähmen eines Falken, das 35. von der Atzung als solcher, das 36. vom Verhalten auf der Jagd, das 37. vom Unterschied zwischen Korbler und Wildfang. Hier lehnten sich Feyerabend und Heller eng an den überlieferten Text an, lösten sich freilich von der Gliederung des Stoffes, wie sie ihn in ihrer Vorlage vorfanden, völlig, reihten nach Gutdünken aneinander und ließen Stellen ") Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch, Frankfurt 1582, 2. Teil, Kap. 2, fol. 3r—4r. «0) E 2v8—3r*. •») E 6v14—7 v2. '0) E 12r>-8. ") E 7v10-11. E 8t1—9t4. ») A. a. O., Frankfort 1582, 2. Teil, Kap. 3, fol. 4v—5r. 71 ) E 33 t1—35 v16. 6*
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in ganz anderem Zusammenhang erscheinen als ursprünglich vorgesehen war. Auch das abschließende 38. Kapitel läßt sich auf das Beizbüchlein zurückführen75). Wie großzügig die Bearbeiter bei der Neugestaltung des Textes verfuhren, läßt am besten die Tatsache erkennen, daß im „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch" von ihnen die Bezeichnung Habicht in allen Fällen, in denen sich die Angaben nicht ausschließlich auf diese Beizvogelart bezogen, durch „Falck" oder Federspiel" ersetzt wurde. Schon hieraus ergab sich eine recht fühlbare Sinnverschiebung der uralten Habichtslehre, von deren Frische ohnedies nur wenig erhalten blieb. Das dritte Buch des zweiten Textes im „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch" ist dem Vogelfang gewidmet. In ihm interessiert uns nur das 14. Kapitel „Vom Feldhüner Halter / vnd wie sie feist zu machen", das der vierten, 1531 bei Heinrich Steyner in Augsburg erschienenen Ausgabe des Beizbüchleins entnommen ist. Nur dieser Druck enthält unter dem Titel „Wie man veldt höner feyst machen soll" 76 ) die Textstelle, die hier von den beiden Herausgebern verarbeitet worden ist, dagegen vermissen wir sie in den drei älteren Ausgaben. Alle Bestandteile des Beizbüchleins, die sich im „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch" nachweisen lassen, gehen somit auf H zurück. Das vierte Buch, das Feyerabend und Heller „deß Federspiels Artzney vnd ") Es ergibt sich folgende Konkordanztabelle: Neuw Jag vnnd Weydwerk Buch Beizbüchlein 2. Teil, 2. Buch Kap. 34 E9v*—11t3, 12v 1 - 1 0 ,
14r"—14V1,
1 4 V1»—15 v«
Kap. 35 Kap. 36 Kap. 37 Kap. 38 '•) S. u. S. 228/229
84
E 5v®—6v13, 18t 1 4 —18v" E 15v*—17 r 1 E 201*—20 v 8 E 24 v8—26 v 2
Cur" widmeten, stellt eine fast willkürliche Auswahl von Vorschriften für die Behandlung von Krankheitsfallen dar. Auch hier diente für einige Kapitel das Beizbüchlein als Quelle77). Unsere Gegenüberstellung deckt aber nicht den ganzen Inhalt des jeweiligen Kapitels. Die Zusammenfassungen erfolgten stets eklektisch; mehrere Quellen flössen bei der Arbeitsweise der Herausgeber unter einem Titel zusammen. Auch stimmen Vorlage und Kompilat häufig mehr dem Inhalt als dem Wortlaut nach überein, wodurch der Textvergleich nicht eben erleichtert wird. Stärker als auf Gesner und die Herausgeber des „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch" wirkten Tappe und teilweise auch das Beizbüchlein um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert auf die deutsche Hausväterliteratur ein. Diese Tatsache ist bislang so gut wie unbekannt geblieben, weil sie in Werken in Erscheinung trat, deren angebliche Verfasser eine solche Verbindung nicht ahnen ließen. Charles Estienne's 1564 erstmalig veröffentlichtes, seit 1567 von seinem Schwiegersohn Jean Li^bault mit herausgegebenes Werk „L'Agriculture et Maison rustique" übte auf alle europäischen Völker, die zu jener Zeit noch ganz im Bann der „Ruralia commoda" des Petrus de Crescentiis standen, nachhaltigen Einfluß aus. Die französische Ausgabe erlebte während eines Zeitraumes von einundeinhalb Jahrhunderten rund achtzig ") z. B. Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch 2. Teil, 4. Buch Kap. 5 Kap. 9 Kap. 11 Kap. 12 Kap. 13 Kap. 20 Kap. 22
Beizbüchlein E 46 v10—47 v3 E31vla—32v\ 36v»—37 t 1 E 27 r11—29 t' E 38 r11—38 v9 E43r12—45r* E 30 v4—31 v11 E 20 v®—21 r7, 24 r11—24v', 48 v1' 85
Auflagen. Es folgten Übersetzungen ins Flämische, Deutsche, Italienische und Englische. Der ersten deutschen Ausgabe, die 1579 bei Bernhard Jobin in Straßburg unter dem Titel „Siben Bücher Von dem Feldbau" erschien, lag die von Melchior Sebisch besorgte Übertragung des französischen Textes zugrunde. Sie lehnte sich eng an die französische Vorlage an. Schon in dieser deutschen Erstausgabe wurden die Neigungen des Verlegers Jobin zu kompilatorischen Erweiterungen und allerlei Zusätzen deutlich, die, soweit sie das Gebiet der Falknerei betreffen, auf Noe Maurer oder dessen Gewährsmann Helias Meichßner zurückgehen. Ein ganz anderes Gesicht bekam die deutsche Übersetzung der „Agriculture", als sich Jobin, wohl angeregt durch die Verkaufserfolge der ersten Auflagen, zu einer wesentlichen Ausweitung entschloß. Das Kompilat, das der wenig kritische und sorglos zusammenstellende Verleger auf diese Weise schuf, hatte in seinen der Jagd gewidmeten Teilen kaum noch Ähnlichkeit mit dem französischen Original. An die Stelle der drei Kapitel, die bei Estienne und Lidbault der Falknerei gewidmet waren, trat ein ganzes Buch78), das die Überschrift „Vom Feldbawvnd Adelichem Weydwerck mit dem Federspiel" erhielt. Der Neugliederung und Umformung entsprechend änderte Jobin den Titel des Gesamtwerkes mit der 1587 erschienenen Ausgabe in „Fünffzehen Bücher Vom Feldbaw" ab. Wir dürfen es uns hier ersparen, auf die ersten fünf Kapitel dieses 14. Buches einzugehen, in denen im wesentlichen das Geistesgut der beiden älteren Auflagen aus den Jahren 1579 und 1580 fortgeschrieben wurde. Die mit der nachfolgenden Darstellung sich vollziehende Lösung von der französischen Vorlage muß den Herausgeber zu einer Erläuterung ermuntert haben, in der er die eigenmächtige Erweiterung zu begründen versuchte 79). In seinem Buche solle, so meinte ">) Ausg. Straßburg 1587, 14. Buch, S. 702—742 (fälschlich 642). 7 ») Ebenda, 14. Buch, Kap. 5, S. 710—711
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er, nicht ein schlichter Bauernhof, dessen Besitzer nicht die notwendige Zeit zur Beizjagd habe, sondern ein Landsitz, auf dem es an nichts fehle, beschrieben werden. „So bedaucht mich /" schreibt Jobin weiter, „das ja einem solchen Landsaß / vil anstendiger / rhümlicher vnd nutzlicher sey / des Federweidwercks Übung zur kürtzung der langen weil an die hand zunemmen / dann etwann mit schwelgen / pancketiern / prangieren vnd spielen die zeit liederlich zuvertreiben." „Derwegen wollen wir nun auff ein newes in folgenden Capiteln vnsern Habich fliegen lassen / vnd was in vorigen entweder zu kurtz oder zu dunckel angeregt / oder außgelassen worden / auß etlichen alten Teutschen Scribenten ergentzen vnd einbringen." Damit wies Jobin uns selbst den Weg zu seinen Quellen. Namentlich wurde keine von ihm genannt, doch läßt der Inhalt sogleich erkennen, daß ihm das Beizbüchlein, das „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch" und Eberhard Tappe's „Waidwerck vnd Federspiel" vorlagen. Das ausführliche 7. Kapitel, das Jobin dem „Falckner oder Habicher / wie der selb soll geschaffen sein / vnd was sein Ampt oder gebür erheische" widmete, geht inhaltlich auf das 2. Kapitel im 1. Buch des 2. Teiles des „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch" zurück, stellt jedoch mit den darin aufgestellten 12 Forderungen eine wesentliche Erweiterung und somit zumindest teilweise eine originelle Arbeit Jobins dar. Dagegen schrieb er sein 8. Kapitel unverändert aus der gleichen Vorlage ab 80 ). Das 10. Kapitel „Was jedes Geschlecht der Raubvögel fahen soll" ist dagegen wörtlich dem Beizbüchlein entnommen81). Nach dieser nicht ungeschickten kompilatorischen Einführung erleichterte sich Jobin die Arbeit wesentlich, indem er Tappe's 80) Es entspricht „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch", 2. Teil, 1. Buch, Kap. 2, zweite Hälfte, Frankfurt a. M. 1582, fol. 3r—4v. Hinsichtlich der Zurückführung dieser Textstelle auf das Beizbüchlein s. oben N. 69—72. 81 ) E 49 r 11 —49v 21 .
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„Waidwerck vnd Federspiel" vom dritten Kapitel des ersten Teiles an ohne nennenswerte Korrektur des Textes erneut zum Abdruck brachte. Damit erlebte Tappes Werk — und zugleich die „Ältere deutsche Habichtslehre" — eine unerwartete Auferstehung in anonymer Form. Die ersten beiden Kapitel des Tappe'schen Textes ließ Jobin entfallen, weil sie teils nicht in seine Fassung paßten, teils sich durch seine eigenen Erörterungen im anscheinend originellen 6. Kapitel als überflüssig erwiesen. So stellen dem Umfang nach rund zwei Drittel des der Beize gewidmeten 14. Buches in Jobins „Fünfeehen Bücher Vom Feldbaw" einen vollständigen Neudruck von „Waidwerck vnd Federspiel" dar 82 ). 82 ) Es ergibt sich Estienne-Lidbault Ausg. Straßburg 1587 14. Buch Kap. 11 und 12 Kap. 13 Kap. 14 bis 22 Kap. 23 Kap. 24 bis 26 Kap. 27 Kap. 28 bis 36 Kap. 37 Kap. 38 Kap. 39 Kap. 40 und 41 Kap. 42 Kap. 43 Kap. 44 Kap. 45 Kap. 46 Kap. 47 Kap. 48 Kap. 49
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folgende Konkordanztabelle: Eberhard Tappe Estienne-Liibault Ausg. Straßburg Ausg. Straßburg 1542 1587 Teil 1 14. Buch Kap. 3 und 4 Kap. 50 Kap. 5 bis 7 Kap. 51 Kap. 8 bis 16 Kap. 52 Kap. 17 und 18 Kap. 53 Kap. 19 bis 21 Kap. 54 Kap. 22 und 23 Kap. 55 (mit Kap. 24 bis 32 kleinem Zusatz) Kap. 33 und 34 Kap. 56 Kap. 35 Kap. 36 und 37 Kap. 57 Kap. 38 und 39 Kap. 40 und 41 Kap. 58 Kap. 42 und 43 Kap. 59 Kap. 44 und 45 Kap. 60 Kap. 46 bis 49 Kap. 61 Kap. 50 und 51 Kap. 62 Kap. 52 und 53 Kap. 63 Kap. 54 und 55 Kap. 64 Kap. 56 bis 58
Eberhard Tappe Ausg. Straßburg 1542 Teil 1 Kap. 59 und 60 Kap. 61 und 62 Kap. 63 und 64 Kap. 65 und 66 Kap. 67 Kap. 68 und 69 Kap. 70 (fehlt 2.Abschnitt) bis 72 Kap. 73 Teil 2 Kap. 1 bis 3 Kap. 4 Kap. 5 und 6 Kap. 7 Kap. 8 Kap. 9 Kap. 10
Wir haben somit die immerhin ungewöhnliche Feststellung zu machen, daß mit Tappes Werk Deutschlands ältester Beitrag zum beizjagdlichen Schrifttum, die „Ältere deutsche Habichtslehre" nicht weniger als fünfmal unter der angeblichen Verfasserschaft der beiden Franzosen Estienne und Liöbault im Rahmen der deutschen Hausväterliteratur ungekürzt gedruckt wurde und durch die fünf sämtlich in Straßburg erschienenen Ausgaben von 1587, 1588, 1592, 1598 und 1607 eine wesentlich weitere Verbreitung erfuhr als je durch „Waidwerck vnd Feder spiel" möglich gewesen wäre. Aber damit nicht genug. Nicht nur Stephanus und Libaltus — wie die beiden französischen Autoren in den deutschen Drucken genannt wurden — mußten ihren Namen für das wieder auferstandene deutsche Jagdwerk hergeben, ihrem großen italienischen Vorgänger Petrus de Crescentiis blieb das gleiche Schicksal nicht erspart. Über den starken Einfluß, den das zehnte, der Jagd gewidmete Buch im „Opus ruralium commodorum" auf die deutsche Jagdliteratur ausgeübt hat, wird in anderem Zusammenhang zu sprechen sein. Hier genügt der Hinweis, daß dieses Werk bis in das erste Drittel des 16. Jahrhunderts in einer stattlichen Zahl von Auflagen in deutscher Übersetzung erschien. Für Eberhard Tappe bildete es bei der Abfassung von „Waidwerck vnd Federspiel" neben der „Älteren deutschen Habichtslehre" die zweite wichtige Quelle. Auch das „Opus ruralium commodorum" hat im Laufe der Jahrhunderte jene Entwicklung durchgemacht, die nahezu keinem der vielgelesenen hochmittelalterlichen Werke erspart geblieben ist, nämlich durch immer neue Überarbeitungen sein ursprüngliches Gesicht weitgehend zu verlieren. Die Ausgabe, die nach einer Pause von rund einem halben Jahrhundert Sigmund Feyerabend 1583 in Frankfurt a. M. herausgab, enthielt kein einziges Wort vom jagdlichen Teil des Urtextes mehr. Dafür hatte der Herausgeber, der Würzburger Arzt Georg Mayer, 89
drei völlig neue Bücher eingeschoben, die ein geschicktes Kompilat aus den meistgelesensten und verbreitetsten Jagdwerken der Zeit darstellen. Mit der Beizjagd beschäftigen sich nur die ersten sechs Kapitel des 12. Buches, die sämtlich dem im vorhergehenden Jahr im gleichen Verlag erschienenen „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch" entnommen sind. Zwei von diesen gehen auf das Beizbüchlein zurück83). Aber der Name des Petrus de Crescentiis sollte noch stärker mißbraucht werden. Im Jahre 1602 brachte der Straßburger Verleger Lazarus Zetzner, wahrscheinlich durch Jobins Verkaufserfolge mit den „Fünffzehen Bücher Vom Feldbaw" ermuntert, ein Werk unter dem von Feyerabend 1583 gewählten Titel „New Feldt vnd Ackerbaw" heraus, für das er als Verfasser den „Hochgelehrten Herrn Petrum de Crescentiis" nannte. Es wird infolgedessen auch in jeder Bibliographie der Werke des Petrus de Crescentiis erwähnt84). Tatsächlich handelt es sich aber um nichts anderes als ein Plagiat. Lazarus Zetzner druckte den jagdlichen Teil aus Jobins „Fünffzehen Bücher Vom Feldbaw" wörtlich ab und brachte somit nochmals einen völligen Neudruck von „Waidwerck vnd Federspiel". So ist Tappes Werk fünf bis sechs Jahrzehnte nach seinem Tode nicht nur, wie oben dargelegt, fünfmal, sondern insgesamt sechsmal ungekürzt wieder aufgelegt worden. Wir haben damit die ungewöhnliche Tatsache zu verzeichnen, daß die „Ältere deutsche Habichtslehre" rund zweihundertfünfzig Jahre nach ihrer Abfassung ihre weiteste Verbreitung erfuhr und somit noch in einer Zeit fortwirkte, in der 8S ) New Feldt vnd Ackefbaw = Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch Frankfurt a. M. 1583 Frankfurt a. M. 1582 12. Buch, Kap. 2 und 3 2. Teil, 1. Buch, Kap. 2 und 3 Uber das Verhältnis zum Beizbüchlein s. oben N. 67—74. 84 ) Albano Sorbelli, Bibliografia delle edizioni, in Pier de' Crescenzi (1233 bis 1321), Studi e documenti, Società Agraria di Bologna, Bologna 1933, S. 366.
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die aus ihr in Form des Beizbüchleins hervorgegangene, weitaus umfassendere „Jüngere deutsche Habichtslehre" den Höhepunkt ihrer Anerkennung längst überschritten hatte. Eine so breite und intensive Wirkung wie hier übten in der nachfolgenden Zeit weder das Beizbüchlein noch Tappe je wieder aus. Am ehesten lassen sich die Spuren der von ihnen ausgegangenen Einflüsse in der Hausväterliteratur verfolgen, in die sie durch Jobin und Zetzner Eingang gefunden hatten. Johann Coler erwähnt zwar in seiner erstmalig im Jahre 1600 erschienenen „Oeconomia ruraüs et domestica" unter seinen Gewährsleuten auch Eberhardus Tappius85), aber offenbar kannte er dessen Namen nur durch Conrad Gesner. Irgendwelcher Einfluß ging von „Waidwerck vnd Federspiel" weder direkt noch indirekt auf ihn aus. Während sich Wolfgang Helmhard von Hohberg in seiner „Georgica curiosa" kaum auf deutsche Quellen stützte und somit außerhalb des Wirkungsbereichs der deutschen Habichtslehre blieb, stoßen wir auf von dieser ausgegangene Einflüsse wieder in dem 1682 erstmalig erschienenen, mehrfach aufgelegten „Haus-Feld-Arzney-Koch-Kunst- und Wunderbuch" des Johann Christoph Thieme, einem in zwanzig Teile zerfallenden Folianten, dessen 14. Abschnitt dem Vogelfang gewidmet ist. Was Thieme, ein bedenkenloser und unkritischer Abschreiber, ohne eigenes jagdliches Wissen in 14 Kapiteln86) über die Beizjagd sagte, ist den „Fünffzehen Büchern Vom Feldbaw" und damit indirekt dem „Neuw Jag vnnd Weydwerck Buch", dem Beizbüchlein und vor allem Tappe entnommen87). So kam bei Thieme ungewollt 85)
15. Buch, Kap. 6, Aug. 1607, S. 117. Ausg. Nürnberg 1682, 14. Teil, Kap. IV—XIV, S. 1576—1585. 8 ') Es ergibt sich folgende Konkordanztabelle: Joh. Chr. Thieme Fünffzehen Bücher Vom Feldbaw Ausg. 1682,14. Teil Ausg. 1587,14. Buch Kap. 5 Kap. 7 M)
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das deutsche Brauchtum stärker zur Geltung als bei den meisten seiner Zeitgenossen, freilich ohne daß er sich selbst dieser Tatsache bewußt geworden wäre. In die gleiche Reihe ist die „Nützliche Hauß und Feld-Schule" des Architekten und Ingenieurs Georg Andreas Boeckler zu stellen, in deren 1699 erschienenem zweiten Teil ein recht umfangreiches Buch über den Vogelfang 88 ) Aufnahme fand. Das Kapitel über den Habicht 89 ) geht nur teilweise auf den fünften Teil der 1617 von Lucas Jennis besorgten deutschen Übersetzung der „Fauconnerie" des Charles d'Arcussia zurück. Richtungweisend war hierfür vor allem Eberhard Tappe's „Waidwerck vnd Federspiel", durch das wesentliche Bestandteile der „Älteren deutschen Habichtslehre" auf Boeckler fortgeerbt wurden. Ihre letzte große Auferstehung feierte die „Ältere deutsche Habichtslehre" in einer umfangreichen, an Boeckler orientierten kompilatorischen Arbeit, deren anonymer Verfasser sich hinter den Buchstaben J. C. K. verbarg. Sie erschien im Jahre 1711 in Frankfurt a. M. und Leipzig unter dem Titel „Fürst-Adliche neu-ersonnene Jagdlust". Neu ersonnen war freilich nichts in diesem Kompendium von mehr als 1200 Seiten. Es kann viel eher als eine Zusammenfassung des größten Teiles der bis zum Erscheinen gedruckten deutschsprachigen Jagdliteratur gelten. Im zweiten Teil
Kap. 8 Kap. 6 Kap. 9 Kap. 7 Kap. 8 Kap. 10 Kap. 20 Kap. 9 Kap. 10 Kap. 21 Kap. 11 Kap. 23 und 24 Kap. 12 Kap. 37 (2. Teil) Kap. 52 Kap. 13 Kap. 14 Kap. 54 8S ) Ausg. Frankfurt a. M. und Leipzig 1699, S. 11—. »
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Beizbüchlein, Ausgabe Augsburg ca 1480 (Anton Sorg), fol. 2 r (E).
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Beizbüchlein, Ausgabe Augsburg 1497 (Hans Schobsser), Titelseite (F).
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Beizbüchlein, Ausgabe Straßburg 1510 (Johannes Knoblouch), Titelseite (G).
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Beizbüchlein, Ausgabe Augsburg 1531 (Heinrich Stayner), Titelseite (H).
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