Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe: Band 17B Journal für die Erziehung 1807 mit nachgelassenen Texten zu den darin enthaltenen Briefen der damals geplanten "Neuen Auflage der Schrift: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" [Reprint 2015 ed.] 9783110803631, 9783110155402


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German Pages 576 [596] Year 1997

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Table of contents :
Vorwort
Editorische Hinweise
Abkürzungsverzeichnis
JOURNAL FÜR DIE ERZIEHUNG 1807
Ueber die Grundsätze, den Plan und die Tendenz dieser pädagogischen Zeitschrift
Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche
Erster Abschnitt
Dritter Brief
Vierter Brief
Fünfter Brief
Sechster Brief
Siebenter Brief
Achter Brief
Bericht über meinen Versuch, einer Abtheilung von Schülern der zweyten Klasse Anleitung zur schriftlichen Darstellung der Zahl und ihrer Verhältnisse zu geben
NACHLASS JOURNALBRIEFE
Fassung 1803/04
Handschriften im Zusammenhang mit der Fassung 1804/05
Fassung 1804/05
Handschrift im Zusammenhang mit der Druckfassung 1807
Handschriften ohne eindeutigen Bezug zu einer Fassung
ANHÄNGE
Anhang I Einleitung
Überlieferung
Entstehungsgeschichte
Textkonstituierung
Übersichten
Textkritik
Anhang II Einleitung
Sacherklärung
Anhang III Einleitung
Worterklärung
Anhang IV Einleitung
Namens-, Werk- und Ortsregister
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Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe: Band 17B Journal für die Erziehung 1807 mit nachgelassenen Texten zu den darin enthaltenen Briefen der damals geplanten "Neuen Auflage der Schrift: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" [Reprint 2015 ed.]
 9783110803631, 9783110155402

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Johann Heinrich Pestalozzi / Sämtliche Werke Kritische Ausgabe / Band 17B

Johann Heinrich Pestalozzi SÄMTLICHE WERKE Kritische Ausgabe

Band 17B Journal für die Erziehung 1807 mit nachgelassenem Text zu den darin enthaltenen Briefen der damals geplanten «Neuen Auflage der Schrift: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt»

bearbeitet unter Mitwirkung von Heinz Gallmann, Basil Rogger und Kurt Werder sowie unter Berücksichtigung der Vorarbeiten von Emanuel Dejung von

Stefan Graber

Mit Abbildungen von Drucken und Handschriften

VERLAG NEUE ZÜRCHER ZEITUNG

Herausgegeben vom Pestalozzianum Zürich unter der Leitung

von Hans

Gehrig

und vom Pädagogischen Institut der Universität Zürich unter der Leitung

von Fritz-Peter

Hager

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Johann Heinrich Pestalozzi : Sämtliche Werke - Kritische Ausgabe : Band 17B Journal f ü r die Erziehung 1807 mit nachgelassenem Text zu den darin enthaltenen Briefen der damals geplanten «Neuen Auflage der Schrift: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt» / bearbeitet von Stefan Graber et al. - hrsg. vom Pestalozzianum Zürich und vom Pädagogischen Institut der Universität Zürich Zürich : Verlag Neue Zürcher Zeitung, 1996 ISBN 3 8 5 8 2 3 6 2 7 6 N E : Graber, Stefan [Bearli.]: Pestalozzianum Zürich und Pädagogisches Institut der Universität Zürich [Hrsg.]

© 1996. Pestalozzianum Zürich Verlag Neue Zürcher Zeitung. Zürich ISBN 3 8 5 8 2 3 6 2 7 6 Auslieferung außer Schweiz: Verlag Walter de Gruyter Äc Go.. Berlin · New York ISBN 3 11015 5 4 0 0 Satz: B. Rogger, Pestalozzianum Zürich Druck: N Z Z Kretz AG. Schlieren Einband: Buchbinderei Burkhardt AG. Monchaltorf Printed in Switzerland

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

VII

Editorische Hinweise

XV

Abkürzungsverzeichnis

XVIII

JOURNAL FÜR DIE ERZIEHUNG 1807

1

Ueber die Grundsätze, den Plan und die Tendenz dieser pädagogischen Zeitschrift (von Niederer)

7

Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche (von Pestalozzi)

22

Erster Abschnitt (von Pestalozzi)

50

Dritter Brief

50

Vierter Brief

54

Fünfter Brief

57

Sechster Brief

64

Siebenter Brief

67

Achter Brief

75

Bericht über meinen Versuch, einer Abtheilung von Schülern der zweyten Klasse Anleitung zur schriftlichen Darstellung der Zahl und ihrer Verhältnisse zu geben (von Kriisi)

81

NACHLASS JOURNALBRIEFE

107

Fassung

109

1803/04

Handschriften Fassung

im Zusammenhang

mit der Fassung

1804/05

1804/05

Handschrift Handschriften

im Zusammenhang

145 191

mit der Druckfassung

1807

ohne eindeutigen Bezug zu einer Fassung

235 245

ANHÄNGE

253

Anhang I

Einleitung Überlieferung Entstehungsgeschichte Textkonstituierung Übersichten Textkritik

255 259 308 325 329 332

Anhang II

Einleitung Sacherklärung

529 530

Anhang III

Einleitung Worterklärung

550 551

Anhang IV

Einleitung Namens-, Werk- und Ortsregister

555 555

Verzeichnis der Abbildungen von Drucken und Handschriften Journal für Journal für Journal für Journal für Journal für Ms. Pestai. Ms. Pestai. Ms. Pestai. Ms. Pestai.

die Erziehung 1807 (&Ì10), Umschlagseite 1 die Erziehung 1807 (s¡ii'») wird die zweite Phase abgeschlossen. Diese Fassung ist als Sammelbecken fast unzähliger Handschriften von zentraler Bedeutung. Sie wurde von Kriisi geschrieben, weist wenige Korrekturen Pestalozzis auf und umfaßt die Briefe eins bis sechs, auch hier fehlt ein Schluß. Immer noch ausgehend vom in der Fassung 1803/04 abgesteckten thematischen Feld wird nun die Stufenfolge der individuellen Entwicklung genauer geschildert und daraus abgeleitet, wie die bürgerliche Ordnung bzw. der Staat beschaffen sein müßte, um die gute Erziehung zu ermöglichen (vgl. dritte Handschrift im Zusammenhang mit der Fassung 1804/05, H3ac2, sowie den sechsten Brief der Fassung 1804/05). Für die Druckfassung 1807 f a i io/, Abschluß der dritten Phase der Textentwicklung, wurden die ersten beiden Briefe mit den Referenzen auf das eigene Leben gestrichen, da sie, wie zu vermuten ist, durch den Aufsatz "Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche" vorweggenommen sind. Die Abfolge der Briefe wurde neu geordnet, die Fassung enthält die Briefe drei bis acht. Die Stufenfolge der individuellen Entwicklung ist dominant, und das gesellschaftliche Moment spielt nur noch eine marginale Rolle. Sowohl in dieser wie in den anderen Fassungen stellt Pestalozzi die häuslichen Verhältnisse, den Vater- und Muttersinn, als Mittelpunkt der Erziehung heraus, der jedoch, wie er betont, erst über die Verwurzelung im Glauben an Gott wirken kann.

XII

Vorwort

Im Zusammenhang mit der Druckfassung 1807 ist eine weitere Handschrift zu einer Fassung entstanden, geschrieben von Niederer, korrigiert und zusammengestellt von Kriisi, die zusätzlichen Text aufweist, der nicht eindeutig auf Pestalozzi zurückzuführen ist. Diese Handschrift wird als eigener Zweig der Textentwicklung edierter Text. Sie repräsentiert Niederers Versuche, das Erziehungskonzept Pestalozzis philosophisch anzureichern (vgl. Handschrift im Zusammenhang mit der Druckfassung 1807, h7bo#j. Zwei Handschriften, die möglicherweise in der ersten Phase der Textentwicklung entstanden sind, jedoch nur thematischen Bezug zu den Journalbriefen aufweisen, werden ebenfalls als edierter Text aufgenommen (Handschriften ohne eindeutigen Bezug zu einer Fassung, Ha und Hßj. Die Textentwicklung deutet an, wie schwierig die Umarbeitung von "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" für Pestalozzi war. Sie eröffnet einerseits Einblicke in die Schriftsteller-Werkstatt Pestalozzis, andererseits wird nachvollziehbar, wie Pestalozzi mit Hilfe seiner Mitarbeiter im Zeitraum 1803-1807 sein Erziehungskonzept erfaßt, erklärt und entfaltet. Bei der Bearbeitung konnte ich mich auf Vorarbeiten von Emanuel Dejung stützen.10 Im Bereich der Transkriptionen speziell von Pestalozzis Handschrift stellten sich diese Vorarbeiten als hilfreich heraus. In einem andern Punkt jedoch waren sie problematisch. Dejung versuchte, und hier repräsentiert er eine andere Editorengeneration, die ideale Textentwicklung zu finden, was sich als unlösbares Unterfangen erwies. Darin ist der Grund zu suchen, weshalb es Dejung nicht vergönnt war, PSW 17B abzuschließen. Sein Rekonstruktionsversuch, oder besser seine Konstruktion, hat den Zugang zum eigentlichen Textmaterial zuweilen mehr versperrt denn geöffnet. Die archivalische Einheit Ms. Pestai. 409 II 8 beispielsweise spielte in Dejungs Darstellung keine Rolle, weshalb er sie nicht einmal in der Textkritik verwerten wollte. Um diesen Befund zu begreifen, mußte ich die Einheit transkribieren und ihren Zusammenhang prüfen. Die Prüfung ergab, daß sie zusammen mit vier anderen die Fassung Hinsichtlich der Veränderungen in bezug auf Bearbeiter, Herausgeberschaft und Verlag, die sich im Zusammenhang mit der Edition von Pestalozzis sämtlichen Werken und Briefen seit dem Erscheinen des letzten Bandes ergeben haben, ist das Vorwort von PSB 14 zu vergleichen.

Vorwort

XIII

1804/05 (Ή5·») bildet, wie über die Abschrift he zu belegen ist. Da sich darüber hinaus einige Materialien in einem Rohzustand befanden, mußten sämtliche Materialien bis hin zu den Zeugen überprüft und von Grund auf neu bearbeitet werden. Zudem lagen Dejung von einer Handschrift (hibo») lediglich unvollständige Abschriften vor. Gemäß der chronologischen Ordnung in der Abfolge der Bände der Kritischen Ausgabe waren zu den Journalbriefen für PSW 17B zusätzlich die Schriften "Lieber Herr Escher" (um 1804/05) und "Gang von Pestalozzis extemporirtem Vortrag über seine Methode in einem skizzirten Umrisse" (um 1805-1810) sowie einige Fragmente vorgesehen. Sie sind aus Platzgründen, aber auch um die Geschlossenheit von PSW 17B zu gewährleisten, in den Nachtragsband PSW 29 gelangt. Diese Schriften und die Journalbriefe, in der von Dejung geplanten Konstituierung als "Neue Briefe an Heinrich Geßner" bezeichnet, wurden in der Kritischen Ausgabe verschiedentlich erwähnt. Die nun nicht mehr gültigen Angaben weisen darauf hin, daß jede Edition ihre Zeitabhängigkeit nicht verhindern kann. Ohne elektronische Hilfsmittel, die Dejung noch nicht zur Verfügung standen, hätte dieser Band in der geforderten Zeitspanne wohl nicht abgeschlossen werden können. Erleichtert wurden zum einen die umfangreichen Textvergleiche, zum andern wurde mit der Düsseldorfer Datenbank11 das Textmaterial mit den bereits edierten Texten verglichen. Auf diese Weise konnten einige Textteile als nicht zugehörig erkannt werden. Auch bei der Erstellung der Anhänge leistete die Datenbank gute Dienste. Als Mitarbeiter standen mir Basil Rogger, Kurt Werder und Heinz Gallmann zur Seite. Basil Rogger war mir Stütze im eigentlichen Wortsinn, besonders in der Schlußphase half er an allen Ecken und Enden, zudem war er federführend beim Anhang II und besorgte zusammen mit Kurt Werder das Lektorat. Auch Kurt Werder beteiligte sich an den editorischen Arbeiten und war mir wertvolle Hilfe. Der Anhang III wurde von Heinz Gallmann erstellt. Abschließend gilt es noch einige Verdankungen vorzunehmen. Zu danken gilt es den Hauptverantwortlichen des Editionsprojekts zur

Mit Düsseldorfer Datenbank ist die elektronische Erfassung der bisher gedruckten Bände der Kritischen Ausgabe von Pestalozzis sämtlichen Werken und Briefen gemeint, die an der Universität Düsseldorf von Sylvia Springer und Leonhard Friedrich geleistet wurde im Zusammenhang mit der Erstellung von Registerbänden sowie einer CD-ROM.

XIV

Vorwort

Fertigstellung der Kritischen Ausgabe von Pestalozzis sämtlichen Werken und Briefen, dem ehemaligen Leiter des Pestalozzianums Zürich, Hans Gehrig, und dem Leiter des Fachbereichs HistorischSystematische Pädagogik der Universität Zürich, Fritz-Peter Hager. Zu danken gilt es den Geldgebern für das Editionsprojekt, dem Schweizerischen Nationalfonds sowie dem Kanton Zürich. Zu danken gilt es der Familie Dejung für die Freigabe des Nachlasses von Emanuel Dejung. Zu danken gilt es den Bearbeitern des Registerund CD-ROM-Projektes in Düsseldorf, Sylvia Springer und Leonhard Friedrich. Ganz besonders danken möchte ich der ZB Zürich, die die Textmaterialien dieses Bandes besitzt. Die Dienstleistungen ihrer Handschriftenabteilung wurden zuweilen über Gebühr beansprucht. Zürich, im Sommer 1996

Stefan Graber

XV

Editorische

Hinweise

Für die Bearbeitung der noch ausstehenden Bände wurden die Editionsrichtliriien der Kritischen Ausgabe von Pestalozzis sämtlichen Werken und Briefen von den Bearbeitern der Bände PSW Í7B, 29 und PSB 14 aktualisiert.12 An dieser Stelle werden vorwiegend die Modifikationen zur Wiedergabe des edierten Texts erklärt; die Beschreibung von Modifikationen zu den Anhängen findet sich in den jeweiligen Einleitungen. Für PSW 17B wurden folgende Unterscheidungen getroffen, die bereits auf den Ebenen des Bandtitels, des Inhaltsverzeichnisses und des edierten Texts sichtbar sind: 1. Grundsätzlich wird zwischen dem zu Lebzeiten gedruckten und dem nachgelassenen Text unterschieden. 2. Innerhalb des nachgelassenen Texts wird zwischen Fassungen und sog. Handschriften zu Fassungen unterschieden. Fassungen sind in bezug auf die Druckfassung relativ vollständig. Als Handschriften zu Fassungen werden diejenigen Fassungen bezeichnet., die in bezug auf die Druckfassung relativ unvollständig sind. Während Fassungen auch für sich stehen können, stehen Handschriften zu Fassungen jeweils in einem Zusammenhang mit einer Fassung. Diese Differenzierung ersetzt bisherige Unterscheidungen wie Ur- oder Endfassung, Bruchstück oder Entwurfsfragment etc. (vgl. etwa PSW 19 oder 22). Damit die historischen Zeugen als solche besser sind, wurden folgende Maßnahmen getroffen:

wahrnehmbar

Í Markierung des Seitenanfangs oder Seitenendes im Druck und in der Handschrift durch I (Korrekturblätter oder -zettel werden wie spätere Zusätze behandelt). Kann ein Seitenübergang aufgrund einer später erfolgten Textumstellung nicht sinnvoll abgebildet werden, wird auf dessen Markierung verzichtet. Die Umstellung wird jedoch in der Textkritik ausgewiesen (vgl. etwa 120.26-122.20 und die Textkritik dazu).

12

vgl. PSW 1 (1927), S. V- VII und PSB 1 (1946), S. ¡X XIV sowie PSB 14 (1995),

xm-xvi

S.

XVI

Editorische Hinweise

2 Im edierten Text erfolgt Angabe der Zeugensigle zu Beginn jeder Fassung und jeder Handschrift zu einer Fassung. Aufgrund der neuen Satzerstellung über Computer ergaben sich technisch bedingte Änderungen, welche sich auf das Schriftbild der Autor- wie auch der Editor-Texte auswirken: Í Die von Macintosh unterstützte Bodoni-Schrift unterscheidet sich im Schriftbild in einigen Details von der früher im Bleisatz verwendeten. 2 Ersetzung der Schwabacher-Schrift, welche früher für den Editor-Text eingesetzt wurde, durch kursive Bodoni. 3 Bedingt durch diese Ersetzung ergibt sich eine weitere Schriftänderung, die sich jedoch nur in Anhang I auswirkt: für spätere Änderungen in der Handschrift, früher durch kursive Bodoni gekennzeichnet, wird neu halbfette Bodoni gesetzt. Bezüglich der Darbietung des Texts wurden folgende Modifikationen vorgenommen: 1 Bei handschriftlich überlieferten Textteilen liegt dem edierten Text stets die letzte Schicht zugrunde. Widerspricht diese Ausführung dem grammatischen Zwang, wird die gestrichene Stelle zum edierten Text und in < > oder Λ Λ wiedergegeben. 2 Der nicht von Pestalozzi stammende Text wird in einem kleineren Schriftgrad aufrecht wiedergegeben, ebenso der nur zum Teil auf Pestalozzi zurückführbare Text. 3 Bei nicht von Pestalozzi selbst geschriebenem Text ist die Interpunktion zumeist originalgetreu wiedergegeben. Für die bei Pestalozzi üblichen Markierungen von Interpunktionen mittels einfachem oder doppeltem Strich, die oft an grammatikalisch unpassenden Stellen gesetzt sind, wird auf die Abbildungen von Handschriften in diesem Band verwiesen. 4 Hinsichtlich der immer wieder eingesetzten Kürzel bei Endungen (nicht nur innerhalb des von Pestalozzi selbst Geschriebenen) ist folgende Regelung getroffen: Sichere Ausschreibung eines Kürzels wird stillschweigend vorgenommen, unsichere Ausschreibung ist jedoch in [ ] gesetzt. Bei Abkürzungen (zumeist mit Punkt oder Doppelpunkt) gilt dagegen folgende Regelung: Sichere Ergänzung einer Abkürzung ist in [ ] gesetzt, unsichere Ergänzung wird unterlassen. Die Standardabkürzungen wie etc., usw., d.h. und d.i. erfolgen originalgetreu.

Editorische

5

6 7 8 9 10 11

Hinweise

XVII

Für die bei Pestalozzi typischen Kürzel für der, die, das, den und mein, meine, meinem, meinen, meiner, meines wird auf die Abbildungen von Handschriften in diesem. Band verwiesen. Schreibung von dan, wan, den statt dann, wann, denn wird beibehalten. Bei Verständnisschwierigkeiten erfolgt Ergänzung mittels [ ]. Unlesbare Buchstaben werden mit + markiert. Die seltenen Wechsel zu lateinischer Schríft sind nicht abgebildet. Sämtliche Zahlen werden originalgetreu wiedergegeben. Vom Editor gesetzte Abschnitte werden mit -> markiert. Lücke im Text oder Textabbruch wird mit — markiert. Waagrechte Streichung in der Handschrift wird mit < > angezeigt, senkrechte oder schräge mit A Λ.

Pestalozzis Schrift, seine oft sehr eigenwilligen Formulierungen, sein an der Mundart orientierter Wortgebrauch sowie seine unregelmäßige Orthographie und Interpunktion geben in mehreren Fällen Anlaß zu unsicherer oder zumindest schwieriger Lesung. Fälle unsicherer Lesung sind im Anhang I bezeichnet. Dagegen ist die editorische Umsetzung der Schriften Krüsis und mit Einschränkungen Niederers sowie der Schriften fremder Hände mit weniger Problemen behaftet (vgl. die Abbildungen von Handschriften). Für sämtliche zur Anwendung kommenden Schriften, Zeugensiglen und Zeichen ist der diesem Band beigelegte Arbeitsschlüssel zu vergleichen. Das im Kapitel Ubersichten S. 331 abgebildete Stemma ist ein zweites Mal vergrößert und ausklappbar am Schiaß des Buchblocks beigebunden.

XVIII

Abkürzungsverzeichnis Allgemeine

Abkürzungen

aoR, auR arR, alR Aufl. Ausg. Bd., Bde. Bg-, Bgg. BL, Bll. ebd. f ff frz. Hd hrsg., Hrsg. ital. Jg., Jgg. lat. mhd. Nr., Nrn. r S. sog. υ WZ ZB

Abkürzungen

am obem, am untern Rand am rechten, am linken Rand Auflage Ausgabe Band, Bände Bogen, Bögen Blatt, Blätter ebenda eine folgende Seite oder Zeile zwei folgende Seiten oder Zeilen französisch Hand herausgegeben, Herausgeber italienisch Jahrgang, Jahrgänge lateinisch mittelhochdeutsch Nummer, Nummern recto (Vorderseite) Seite sogenannt verso (Rückseite) Wasserzeichen Zentralbibliothek

zur

Pestalozzi-Literatur

PSB

Johann Heinrich Pestalozzi: Sämtliche Briefe. Kritische Ausgabe. Bde. 1-14. Hrsg. vom Pestalozzianum und von der Zentralbibliothek in Zürich. Zürich 1946-1995

PSW

Johann Heinrich Pestalozzi: Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe. Bde. 1-16, 17A, 17B, 18-23, 24A, 24B, 25-29. Begründet von Artur Buchenau, Eduard Spranger und Hans Stettbacher. Berlin, Leipzig und Zürich 1927-1996

Reg. I

Johann Heinrich Pestalozzi Sämtliche Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Registerband 1. Vetfaßt von Leonhard Friedrich und Sylvia Springer. Zürich 1994

Seyffarth

Pestalozzis sämtliche Werke. Bde. 1-12. Hrsg. von Ludwig Wilhelm Seyffarth. Liegnitz 1899-1902 (2. Ausg.)

XIX

A bkürzungsverzeichnis Isr.

August Israel: Pestalozzi-Bibliographie. Bde. desheim 1968 (Nachdruck der Ausg.: Berlin

Morf

Heinrich Stuttgart 1889)

P.-Bl.

Pestai.

P.-St.

I-III. Hil1903-1904)

Morf: Zur Biographie Pestalozzis. Teile l-IV. 1968 (Nachdruck der Ausg.: Winterthur 1868-

Pestalozzi-Blätter. Hrsg. von der Kommission für das Pestalozzi-Stübchen (Nachfolgeorgan von: Korrespondenzblatt des Archivs der Schweizerischen permanenten Schulausstellung in Zürich). Zürich 1880-1905 Pestalozzianum. Mitteilungen des Instituts zur Förderung des Schul- und Bildungswesens und der Pestalozziforschung (zeitweilig: Beilage zur Schweizerischen Lehrerzeitung). Zürich 1904-1989 Pestalozzi-Studien. Hrsg. Liegnitz 1896-1904

von Ludwig

Wilhelm

Seyffarth.

Schönebaum

Herbert Schönebaum: [Bd. I:J Der junge Pestalozzi. 1746-1782. Leipzig 1927 [Bd. II:] Pestalozzi. Kampf und Klärung. 1782-1797. Erfurt 1931 [Bd. III:] Pestalozzi. Kennen - Können - Wollen. 17971809. Langensalza 1937 [Bd. IV:] Pestalozzi. Ernte und Ausklang. 1810-1827. Langensalza 1942

Stadler

Peter Stadler: Pestalozzi. Geschichtliche Biographie. [Bd. I:] Von der alten Ordnung zur Revolution (17461797). Zürich 1988 Bd. II: Von der Umwälzung zur Restauration. Ruhm und Rückschläge (1798-1827). Zürich 1993

Abkürzungen

zur allgemeinen

Literatur

ADB

Allgemeine deutsche Biographie. Bde. 1-56. Berlin 19671971 (Nachdruck der Ausg.: München 1875-1912)

HBLS

Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz. VII undSuppl.-Bd. Neuenburg 1921-1934

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7

I Ueber die Grundsätze, den Plan und die Tendenz dieser pädagogischen Zeitschrift. Es ist schon über drey Jahre, daß unmittelbar mit der Ankündigung der 5 P e s t a l o z z i s c h e n Elementarbücher, von Burgdorf aus, ein pädagogisches Journal angekündigt wurde. Dieses sollte nach seinem ursprünglichen Zweck eine Sammlung von Resultaten, urkundlicher Beobachtungen und Versuche über die pädagogische Idee enthalten, die sich von dort aus, theils in der Schrift: wie Gertrud ihre Kinder lehrt, und in den Elementarbüchern 10 ausgesprochen hatte, theils in der dortigen Erziehungsanstalt als Thatsache praktisch fortbildete. Ueberdieß war es zu einem Archiv öffentlicher Zeugnisse und Verhandlungen über Erfahrungen und Ansichten für und gegen die Thatsache und ihre Idee selbst, bestimmt, die, so wie das Publikum dieselbe aufnahm und ergriff, nothwendig erfolgen mußten. I Ihre selbststän15 dige Natur und ihre Eigenthümlichkeit, auf die, als auf seinen Mittelpunkt, sich Alles bezöge, sollte einerseits das Unternehmen der Herausgabe einer neuen pädagogischen Zeitschrift neben den Andern rechtfertigen; andrerseits aber auch derselben ihr individuelles unvermischtes Gebiet anweisen und dasselbe begrenzen. Wer Sinn für den Gegenstand hätte, und demselben, sey 20 es in häuslicher oder bürgerlicher, in pädagogischer oder wissenschaftlicher Beziehung irgend eine interessante, wichtige und neue Seite abzugewinnen wüßte, wer Begriffe von ihm zu bestimmen, verkehrte Vorstellungen von seinem Standpunkte selbst aus zu berichtigen, Mängel zu verbessern, Lücken auszufüllen, oder auch nur zu rügen; wer Falsches oder Einseitiges in diesem 25 Standpunkt aufzudecken, Gefahren zu ahnden, und dieses alles den Erfordernissen der Sache gemäß darzustellen vermöchte, dem sollte diese Zeitschrift offen stehen, und Er eingeladen werden, zur endlichen Entscheidung beyzutragen. Der Urheber des Ganzen betrachtete die Bildung, und zwar die Bildung des Volks insbesondere, insoferne sie Kultur der Humanität an sich 30 ist, (und anders hat er sie nie gedacht) als erste Angelegenheit und höchstes Bedürfniß der Menschheit, indem sie ihrer Idee nach, das ganze menschliche I Daseyn als solches umfaßt, und dieses in seiner wahren Natur, in seiner eigenthümlichen Vollkommenheit zu ergreifen, und dem Individuum anzueignen und zu gewähren hat. Er war überzeugt, die dieser Idee gleich selbst35 ständige, die gesetzmäßige oder, durch die unveränderlichen und organischen Naturgesetze des menschlichen Wesens und seiner Entwicklung selbst bedingte praktische Form der ursprünglichen Entwicklung und Bildung aufgefunden zu haben. Er ahndete darin nicht nur die Möglichkeit, sondern auch, was im Begriff der Sache selbst liegt, eine sichere Basis zur Auffindung einer 40 solchen, die Idee darstellenden Entwicklungs- und Bildungsform für die höhern Standpunkte des Wissens und Handelns, d.i. der Wissenschaft und der

8

Journal fur die Erziehung

Kunst, und für die äußern nothwendigen Bestimmungen und Verhältnisse des Daseyns oder für das bürgerliche und Berufsleben. Durch diese Ueberzeugung, die er mit vielen theilte, mußte er in seinem Unternehmen nothwendig eine wesentliche Angelegenheit der Menschheit selbst erkennen, als in denen sich keine Ansicht der Persönlichkeit, (kein Ismus und keine Aner) sondern das unveränderliche und ewige Wesen der Menschennatur in Hinsicht auf Erziehung mit Bestimmtheit ausspreche. In ihr lag die Quelle seiner Begeiste- I rung für seinen Gegenstand und seines Bedürfnisses nach seiner Anerkennung und Verbreitung. In ihr lag aber auch, der menschlichen Natur gemäß, die, je mehr sie im Anschauen der Idee lebt, desto geringer von sich selbst denkt, und desto weniger der individuellen Meinung Rechnung tragen kann, die wiederholte Aufforderung an das Zeitalter, entweder sie in ihrer Nichtigkeit darzuthun, oder in ihrer Totalität zu ergründen und aufzunehmen. Sie, diese Ansicht und Ueberzeugung von dem Wesen seiner Idee, und von ihren nothwendigen Resultaten, war der Grund seines tiefen Gefühls: wie beschränkt die individuelle Gestalt sey, in der sie hervorbrach, und in seiner Umgebung unvermeidlicher scheinen mußte, wie sehr daher ihre politische Realisirung eine Concurrenz eben so kraftvoller für sie gebildeter Talente als glücklicher Umstände bedürfe, um von dieser armen Hülle entkleidet, und in ihrer ganzen Herrlichkeit dargestellt zu werden. Aus diesem Glauben an die Macht der Idee, entsprang aber auch der Glaube an die menschliche Natur, und seine hohe Zuversicht auf eine solche Concurrenz unter den Besten der Zeitgenossen. Sie begeisterte ihn, wie persönlich für sie Alles zu wagen, so sich auch jedem, der sie ergriff oder zu ergreifen schien, rücksichtslos anzu- I vertrauen, jedem die Hand zur Ausführung zu reichen, und sie von jedem, der sie ihm böte, dankbar anzunehmen. Es konnte daher nicht anders als wichtig scheinen, durch die Herausgabe einer Sammlung von Verhandlungen und Aufsätzen, einer solchen Sache, die gleich anfangs viel gehaßt, und viel, meist gleich ohne Einsicht, bewundert, aber nur wenig im Einzelnen, und im ganzen fast gar nicht begriffen wurde, die möglichste Klarheit und Publicität zu geben. Sie mußte nicht nur praktisch aus ihrem innern Princip vielseitiger und vollständiger entwickelt werden, sondern es war auch für die Erkenntniß der mitwirkenden Zeitgenossen nothwendig, ihr Verhältniß zur frühern Pädagogik, zu den Bedürfnissen und zur ganzen Cultur des Zeitalters ins Licht zu setzen; sie den Gesichtspunkten der Philosophen, Pädagogen und Staatsmänner, die an ihr Interesse nahmen, näher zu rücken; Eltern, Lehrern, Menschenfreunden dadurch Handbietung und Hülfsmittel für ihr eignes T h u n zu geben, und ihnen die Bedeutung desselben zum höhern Bewußtseyn zu bringen. Selbst schon in bloß historischer und psychologischer Hinsicht schien das Ganze dieses Unternehmens wegen der Originalität seines Ursprungs, wegen der Besonderheit seiner äußern I Form und seiner Umgebungen, wegen der Beschaffenheit seiner Schicksale, und endlich wegen der Individualitäten, in denen es sich, und wegen der Art und Weise, wie es sich fortbewegte, merkwürdig genug, um auch mit allen seinen Unvollkommenheiten und Mängeln gekannt zu seyn. Der letztere Gesichtspunkt gehörte sogar wesentlich darzu. Denn es war ursprünglich darum zu thun, über die wissenschaftliche und jede Art von besonderer Cultur des Zeitalters hinaus liegende, in der menschlichen Natur

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und in den unveränderlichen Bedingungen ihres Daseyns unmittelbar gegründete Erziehungsmittel aufzustellen. Diese Mittel sollten gleichfalls nach dem ursprünglichen Zweck eben so unabhängig von jener Cultur, auf die der Methode anvertrauten Subjekte wirken, und sich in der T h a t s a c h e dieser Wirkung an ihnen bewähren. Sie hatten daher die Zöglinge und die Lehrer durch sich selbst zu bilden, und ganz so, wie diese Bildung sich ergäbe, so sollte es dargestellt werden. Beydes, damit man wisse, was der menschliche Bildungstrieb in den nothwendigen Verhältnisse des Daseyns vermöge, und was die Wahrheit und die menschliche Natur, durch sich selbst, ohne alle Hiilfsmittel der bestehenden Kunst der Formen und des Glücks, aber frey und unge- I hemmt wirkend, ausrichten, um damit durch den Gang der bloßen Naturnothwendigkeit eine Bildung aufgefunden werde, in der die Kunst Natur, die Form nothwendig, und zu der das Glück entbehrlich sey. Dieß ungefähr waren die Bestandtheile der Ansicht, die damals von dem Inhalt und der Bestimmung des herauszugebenden Journals gefaßt wurde. Auf hinreichenden, der Neubegierde, wie der ernsten Wißbegierde, dem speculativen und wissenschaftlichen Geist, wie dem ins Gebiet der Gpltur unmittelbar praktisch eingreifenden Manne, wo nicht genügenden doch interessanten Stoff rechnete man desto sicherer, da die Sache, wenigstens dem Namen nach, fast in alle Stände und Glassen der Gesellschaft gedrungen war. Mehrere ausländische Regierungen hatten bekanntlich Prüfung derselben und Probeanstalten beschlossen, und zu diesem Zweck erfahrne Pädagogen nach Burgdorf bestimmt oder schon abgesandt. Die schweizerische Regierung insbesondere hatte, die Sache als Nationalangelegenheit betrachtend, die Errichtung eines Schullehrerseminars nach ihren Grundsätzen förmlich dekretirt, und durch öffentlich ausgesprochenen Schutz, und theils schon geleistete, theils noch zu erwartende Unterstützung ihrem Urheber und seinen Gehülfen ru- I hige Muße für ihre Arbeiten zugesichert. Berühmte Erziehungsinstitute erklärten sich wenigstens für Versuche. Güterbesitzer trafen Anstalten sie für die Kinder ihrer Dörfer zu benutzen. Privatmänner und Erzieher widmeten sich ihrem Studium aus eignem Triebe, und auf mehrern Punkten hatte sie schon in Landschulen und Haushaltungen ihre Existenz angeknüpft. Von dem größern Theile dieser Theilnehmer war auch Mittheilung und Theilnahme an der fortgehenden Ausbildung der Sache zu erwarten. V o n a u ß e n sollten die Elementarbücher alle einzelnen Punkte und Versuche fixiren, und indem sie ihnen eine bestimmte Richtung gäben, auch die Berührungs- und Gesichtspunkte der Mittheilung sichern und leiten. V o n I n n e n glaubte man nicht nur durch die fortgehende Entwicklung der Anstalt als Erziehungsinstitut, sondern besonders auch durch ihre Erweiterung auf Schullehrer-Bildung einer, auf Armen- und Waisen-Erziehung andrerseits, auf eine Fülle sich ergebender wichtiger Ansichten und Resultate für das Publikum zählen zu dürfen. Aus dem Fehlschlagen der einen, und aus dem Gelingen der andern Versuche, aus der Verschiedenheit der Individualität, der Bildung, der Standpunkte, der Personen, die sich mit der S a c h e befaßten, aus der Verschiedenheit der Umstän- I de, in denen sie es thaten, aus dem Verhältniß', in welchem der P. Versuch in Burgdorf selbst, zu den anderweitig gemachten Versuchen und Erfahrungen stand, mußten sich Elemente von neuen Ansichten und Richtungen entwickeln. Es schien

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durch eine mögliche Vereinigung dieser Elemente sich ein Mittelpunkt der Kultur als Erziehungssache an sich und in besondrer Beziehung auf die pädagogische Lage und Bedürfnisse der Europäischen Menschheit organisiren zu können, der nach allen Richtungen des Daseyns seine Strahlen werfend, und in Individuen fast jeder Art von Cultur, und fast aller Verhältnisse sich aussprechend, überall Licht und Leben verbreiten könnte. Alles dieses versprach dem Vorhaben, in der projektirten Zeitschrift das Organ eines solchen Mittelpunkts vorläufig, und bis sich ein besseres bildete, aufzustellen, eine eben so leichte als sichere Ausführung. Allein diese Ausführung schob sich von Zeit zu Zeit immer weiter hinaus. Nicht ohne Mißtrauen gegen die Sache bey den einen, Tadel der Personen bey den andern, anscheinenden Nachtheil für das Ganze in dem Urtheil aller zu veranlassen. Ein Blick auf die Natur und den Gang der Sache wird jedoch hinreichen, diese Zögerung zu I erklären, und, wo nicht zu rechtfertigen, so wenigstens zu entschuldigen. Ihr Grund liegt nämlich in der Art der öffentlichen Aufnahme des Versuchs im Allgemeinen, und der Elementarbücher insbesondere; in den Schicksalen der Anstalt, und in dem Verhältniß der Idee des Ganzen zur Individualität und zur Bildung derer, in denen sie sich aussprach. I. An sich schon war die Erscheinung der Elementarbücher für den Urheber und seine Gehülfen selbst ein unentbehrlicher Ruhepunkt, um ihre Idee und ihre Thätigkeit aufs neue zu fixiren, sie in ihnen durch die Anschauung der nun aufgestellten Basis ihrer Form zu einem höhern Bewußtseyn zu steigern, und sich mit ihr vielseitig gleichsam zu durchdringen. Die Idee hatte eine Welt von Ahndungen, und eine Unermeßlichkeit erhebender Aussichten in ihnen angeregt. Aber diese Ahndungen waren noch nicht deutliche und vollständige Erkenntniß geworden, diese Aussichten noch nicht zur Klarheit gekommen. Der Versuch, sie in der Anstalt zu realisiren, hatte bey den Zöglingen eine Fülle der regesten und strebsamsten Thätigkeit hervorgebracht, aber diese Thätigkeit hatte sich noch nicht zu bestimmten und vielseitigen Richtungen organisirt. Die Werkzeuge der Idee lebten, um es in einem Bilde auszudrücken, im Mittelpunkte I eines sich zu einer neuen Schöpfung gestaltenden Stoffs, oder einer in der ursprünglichen Bildungsoperation begriffenen, sich aus dem Chaos loswickelnden Sphäre, die sich erst vollständig abgesondert und in sich selbst geschlossen haben mußte, ehe die zweyte Zeugungsoperation einzelner organischer Bildungen beginnen konnte. Wie die Gertrud ganz das damalige Innere in dieser Bildungsoperation begriffene individuelle Leben des Urhebers ausspricht, so kam in den Elementarbüchern die Form dieser individualisirten selbstständigen Sphäre in ursprünglicher strenger Sonderung und Begrenzung zum Vorschein. Aber die Totalität ihrer einzelnen Bildungskeime konnte nur die Zeit entwickeln. Allmählig mußte jede dieser Entwicklungen aus dem Leben des Ganzen hervorgehen, wie dieses Leben von Stufe zu Stufe in bestimmtere Lebensthätigkeit überging. Sie mußten aber eben so durch ruhige innere Reifung das Werk der Natur und ihres selbstständigen Bildungstriebs seyn, wie das Ursprüngliche, dem sie entkeimten, das Werk der Natur und ihres selbstständigen Bildungstriebs war. Diese Selbstständigkeit im Fortbildungsgange der

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Unternehmung konnte, bey dem Andrang von außen, auf keine andre Weise, als durch das Streben nach rein selbstständiger Erkenntniß des Gan- I zen gesichert werden. Die Theilnehmer mußten vor allem die Natur und die wahre Bedeutung ihrer Existenz und ihrer Thätigkeit, frey von fremdartigen Gesichtspunkten, durch jene selbst begreifen. Es wurde daher ein Bedürfniß ihres geistigen Daseyns, den Blick nach innen zu richten; den Organismus der geistigen Thätigkeit, der ihnen sich und seine Gesetze in einer Richtung und in einem Element der Bildung so bestimmt enthüllt hatte, in mehrern Richtungen zu erforschen. Dadurch wurde aber ihre Wirksamkeit nach außen unvermeidlich still gestellt. Wie sich ihr Gegenstand am Ende zum Zeitalter und zur Cultur der Menschheit verhalte, dazu kam es nicht auf ihre persönlichen Ansichten an. An der Gegenwart und dem Augenblick war gleichfalls nichts gelegen. Alles hing vielmehr davon ab, den Gegenstand an sich und praktisch zu einer Klarheit zu erheben und zu einer Vollständigkeit zu bringen, daß er sich selbst genau auch sondere und bestimme, und durch sich zeuge. So verlor weder sie selbst, noch das Zeitalter im Verhältniß zu ihr, durch diesen Ruhepunkt. Denn nur dadurch, daß ihr inneres Wesen und ihre Bearbeitung die Kraft der für diese sich bestimmenden Organe ungetheilt in Anspruch nahm, geschah es, daß diese sich weder von der Haupt- I sache ablenkten, noch von der Persönlichkeit hingerissen sich in einen verderblichen, der Natur ihres Strebens unmittelbar entgegengesetzten Meinungskampf einließen. II. Dieses Bedürfniß von innen ging von außen bald nach der Erscheinung der Elementarbücher in ein unvermeidliches Schicksal über, durch den Einfluß gewaltiger, die Anstalt ergreifender Ereignisse. Politische Veränderungen brachten auch eine gänzliche Veränderung ihres Verhältnisses als einer öffentlichen Landesangelegenheit hervor. Die schweizerischen Kantonal-Regierungen im Kampf um ihre eigne Form legten sie in die Hand des Urhebers als eine Privatsache zurück. Das projektirte Schullehrerseminarium wurde durch diese Zurückgabe aufgehoben. Die Hülfsmittel zu ihrer Erweiterung auf Armen- und Waisenbildung in besondrer Hinsicht blieben aus, und waren dadurch vernichtet. Die Befriedigung aller Bedürfnisse des ganzen, auf diese Erweiterung berechneten, und für sie vorbereitend gebildeten zahlreichen Personals fiel den Privatkräften und dem Privateinflusse des nun öffentlich, das Lokale ausgenommen, fast gänzlich auf die innern Hülfsquellen der Pensionsanstalt beschränkten Unternehmers zur Last. Die ihm und den Lehrern zur Sicherung der für ihre Arbeiten I nothwendigen Ruhe und Muße bestimmten Besoldungen fielen weg. Die Hoffnungen des von den Elementarbüchern für jenen Zweck erwarteten Ertrags gingen für einmal gänzlich verloren. Die Methode kämpfte um einen Mittelpunkt ihrer Fortbildung, und die Pensionsanstalt um ihr Daseyn und ihre Erhaltung. Das Wechsel des Lokals hatte eine mehrmalige Ortsveränderung mit allem damit verbundenen Einfluß auf Zeit, Ruhe, Gesundheit, Kräfte und Hülfsmittel zur Folge. Rechnet man zu diesem Zusammenfluß von Umständen, die freylich durch andre wohlthätig gemildert, doch so geeignet gewesen waren, selbst für äußere, persönliche und ökonomische Verhältnisse sehr gebildete und vollendete Kräfte, die hier nicht vorhanden waren, zu zerstreuen; selbst den klarsten und festesten Geist in seinem Gleichgewicht zu stören, und zu ex-

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zentrischen Schwingungen zu bringen; den kühnsten Muth niederzuschlagen, und durch und f ü r ihren Mittelpunkt ganz gereifte Individualitäten zu erschüttern, so wird man den Stillstand der Mittheilungen an das Publikum, von dem seit der Herausgabe der Elementarbücher verflossenen Zeiträume sehr erklärbar finden. I III. Die öffentliche Aufnahme der Letztern aber, und die Art und Weise der dabey zur Sprache gekommenen Verhandlungen vollendete die Nothwendigkeit des Stillschweigens von Seite des Mittelpunkts der Unternehmung. Wir sprechen davon, insofern sich diese Verhandlungen als Resultate des Zeitalters und seines pädagogischen Geistes insbesondre aussprechen. Denn wie in jeder, so gab es auch in dieser Sache viele, die entweder durch ihren Standpunkt ihm entzogen, oder durchs Schicksal gereicht, oder durch höhere Bildung zur Selbstständigkeit gekommen, sich über seinen Einfluß erhoben; von solchen ist hier nicht die Rede. Nur die Pädagogik der speziellen Zeitkultur und ihre Stellvertreter fassen wir ins Auge. Es bedarf zwar einer besondern Abhandlung, um das Verhältniß der Methode zur pädagogischen Zeitkultur ins Licht zu setzen, und auf allen Punkten klar zu machen. Wir stellen deswegen blos den factischen Umriß desselben im Allgemeinen auf, um den Gegenstand dieser Zeitschrift noch etwas spezieller zu beleuchten, indem wir die Ursachen ihrer Verspätung aufzählen. I Die Pädagogik des Zeitalters nämlich, insofern sie sich in ihren Stellvertretern über die Methode erklärte, ging weder in ihrer Ansicht und Beurtheilung der Idee, noch der Form, noch des Ursprungs, noch der Anstalt selber, in der das Ganze zur Ausführung kam, und als Thatsache existirte, von dem Mittelpunkt und innern Wesen der Unternehmung selbst aus. Vielmehr faßte sie denselben in allen Beziehungen bloß von ihrem eignen Standpunkte, und mit aller nothwendig dadurch entspringenden Einseitigkeit und Beschränk u n g auf. Eben dadurch isolirte es aber die Unternehmung f ü r eine Zeit auf sich selbst, und setzte sich mit ihr außer Berührung und Mittheilung. Wie m a n von ihr aus während dieser Epoche darauf Verzicht thun mußte, verstanden zu werden, so verlor auch die Mittheilung gänzlich ihr Object und ihren Zweck.

Die Darstellung der Idee der neuen Methode in ihrer ersten Gestalt war unstreitig beschränkt und unvollständig. Mehr ein Abdruck der Individualität des Urhebers, als ein rein objectiver Ausdruck ihres innern Wesens, erschien sie bloß als der Reflex seines Conflicts mit dem Zeitalter und eines K a m p f e s mit der Sprache. I Nur durch die Intuition einzelner Verhältnisse 40 bei ihm zum Bewußtseyn gekommen; nur in einzelnen Erscheinungen ins Daseyn gedrungen; nur an einzelnen Bedürfnissen des Zeitalters fixirt, und f ü r sie berechnet, stellte er sie auch mehr in einzelnen generalisirten Gesichtspunkten dar, als in ihrer ewigen Natur. Sie forderte einerseits, um verstanden zu werden, Absonderung des Indi45 viduellen. Man mußte sich über das einzelne Wort, und selbst über manchen Schein des Widerspruchs des Verfassers hinaus, zu seinen Gedanken erheben können. Sie setzte andrerseits sich bloß auf die Begründung eines Fundaments der praktischen Erziehung, auf Stoff und Form der Entwicklung und

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Bildung b e s c h r ä n k e n d , den reellen Begriff der E r z i e h u n g ; sie setzte eine d u r c h g e f ü h r t e Ansicht der m e n s c h l i c h e n Natur als G a t t u n g s b e g r i f f , eine Construction ihrer constitutiven Elemente, ihrer Kräfte, ihrer T h ä t i g k e i t , ihrer Bedingungen und Verhältnisse im Daseyn voraus. In wie weit j e n e r B e griff u n d diese Ansicht der Pädagogik des Zeitalters mangelten, in so weit mangelte ihm auch der Wegweiser, sich in dem S t a n d p u n k t der neuen Methode zu orientiren, und ihre B e u r - I theilung von festen Principien aus zu heginnen. Die Idee der Methode lag selbst im Ganzen genommen nicht in der S p h ä r e seiner pädagogischen Elemente und Begriffe. Sie konnte es nicht. Das Princip der Pädagogik war blos der Unterricht als Aufklärungsmittel des Verstandes und nicht als Entwicklungsmittel der Kraft des Geistes und G e miiths in h a r m o n i s c h e r Stufenfolge. Sie baute das Handeln aufs Wissen. Das Aeußere war ihr m e h r als das innere L e b e n , die Erscheinung m e h r als das Wesentliche, die gesellschaftlichen Verhältnisse und Bedürfnisse höher als der Mensch selbst. Ohne Einsicht in den durch wandelbare Gesetze bedingten Organismus der menschlichen Natur hing sie sich an das Zufällige des Individuums, nicht an das Ewige der Gattung. W a s also geschehen m u ß t e , geschah. Es konnte nicht anders als oft der Fall seyn, d a ß da, wo man sich f ii r die Methode, ehe ihre F o r m e n erschienen waren, von obigem Standpunkte aus begeisterte, dieß blos deswegen ges c h a h , weil m a n ihren Zweck gänzlich m i ß v e r s t a n d , und u n m i t t e l b a r das Gegentheil von dem erwartete, was sie leisten wollte. Man erwartete eine F o r t - I bildung der pädagogischen Willkühr. Die Methode aber sollte, ihrer Idee n a c h , eben dieser Willkühr, durch Aufstellung durch die absoluten G e setze der m e n s c h l i c h e n Natur bedingter Principien und F o r m e n , ein E n d e m a c h e n . Man erwartete ein neues Hiilfsmittel der Empirie. Die Methode a b e r sollte ein entscheidender Schritt seyn, sie zu vernichten durch das Ergreifen und F o r t b i l d e n des rein in der V e r n u n f t Gegebenen. Man erwartete einen Schlüssel, die Kinder Wunder reden zu lehren, und eine Kunst die V e r s t a n des-Cultur a u f den Gipfel der Macht und Herrlichkeit zu erheben. Die Methode sollte aber nur die Wunder, die im Kinde wirklich liegen, a n e r k e n n e n m a c h e n , und enthüllen, damit es anschaue, was es durch sich selbst n o t h wendig weiß, und werde, was es durch sich selbst nothwendig ist, ohne es zu wissen. Unmöglich konnte sie daher die Ansprüche der gewöhnlichen P ä d agogik befriedigen. Wo diese a b e r sich geradezu zum voraus g e g e n die Methode erklärte, so m u ß t e sie a u c h ihr absolutes Unvermögen, die Idee der Methode zu fassen, unvermeidlich d a r t h u n , so bald sie ihre V e r w e r f u n g rechtfertigen wollte. Sie that es a u c h wirklich dar. Denn m a n rieb sich blos an dem Individuellen und Persönlichen der Darstel- I lung und des Darstellers. M a n hing sich nur a n das Wort und den Ausdruck. M a n hob das Einzelne und U n b e s t i m m t e , das Zufällige und Aeußere heraus, u n d a r g u mentirte dagegen. Nichts hingegen that man von dieser Seite, um den Gegenstand aus der allgemeinen und wesentlichen Basis der Urbegriffe zu erklären, oder das B e s c h r ä n k t e in dieser Basis selbst zu vertilgen. Man b e w i e ß das Unmögliche und Unthunliche der S a c h e a priori, ohne den Versuch u n d die E r fahrung erst abzuwarten. Man klagte sie, wenn die Ausführung möglich sey, zum voraus als eine Mutter aller der Uebel a n , denen die einseitige Richtung a u f Verstandesbildung schon den höchsten Grad der E n t w i c k l u n g gegeben

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hatte, und denen die Methode eben dadurch abhelfen sollte, daß sie die Pädagogik auf ein ganz andres Gebiet versetzte, und die gemeine Ansicht von der Erziehung und dem Unterrichte total veränderte. Die Darstellung der Form der neuen Methode in ihrer ersten Gestalt in den Elementarbüchern war ferner unstreitig nicht minder als die der Idee beschränkt und unvollständig. Mehr ein Abdruck der Thätigkeit, wie sie sich anfänglich I bey den Zöglingen der Anstalt individuell angeknüpft und fortgeleitet hatte, als eine rein objective Abbildung und Construction der ursprünglichen generischen Geistesthätigkeit, trug sie einerseits noch das Gepräge vom Willkührlichem und Zufälligem, und stellte anderseits nur einige Richtungen dieser Thätigkeit dar. Sie war bestimmt, den Gang der praktischen Ausführung und Anwendung der Idee in organischen Gebilden der Anschauung hinzustellen, und denen, welche die Idee noch nicht durchdrungen hatten, Licht über ihr Wesen zu verschaffen. Darzu aber hatte sie noch Lücken. Sie ließ überdieß über den Gebrauch und die Bedeutung der einzelnen Formen, über die Zeit ihrer Anwendung und die äußern Hiilfsmittel derselben; über die Stellung des Erziehers zum Zögling; über den Z u s a m m e n h a n g mit den zu entwickelnden Kräften und mit dem ganzen Daseyn des Kindes; über die weitere Fortbildung und das endliche Resultat des Ganzen ohne hinreichende Belehrung. Sie war darauf berechnet, die Werkzeuge im Gebiete der Pädagogik, die nur aus Trieb, nicht aus Erkenntniß handeln, in den Stand zu setzen, dem nothwendigen Gange der Geistesthätigkeit beym Unterrichte dennoch gemäß zu Werke zu gehen. Sie I sollte dadurch den Instinct selbst zur Einsicht, den Gehorsam zur Freyheit hinauf leiten. Dieß verursachte Ueberflüssiges und Allzuweitläufiges für Andre. Sie wurde dem Zeitalter ohne weiters in die Hand gelegt, nicht als ein L e s e b u c h , sondern zur selbst thätigen Nachconstruction, nicht als Unterhaltung über Regeln, sondern als Ausdruck einer ewigen Norm und Regel, dadurch aber setzte es die Idee selbst bey den Freyen, d.i., Erkennenden, voraus. Bey der zweifelnden und sich die Eigenthiimlichkeit der Sache erst noch aneignenden Selbstverläugnung, d.i. theils besonnene, ruhig ausharrende Uebung, theils freyes Verzichtthun auf vorgefaßte Ansichten und Begriffe, ein treues Hingeben und Ansichkommenlassen der daraus entspringenden Erfahrung bey ihrem Studium. Von den Werkzeugen aber foderte sie Glauben und sinnliche Anschauung; Liebe der Sache und Unbefangenheit des Sinnes von allen. Man mußte daher auch hier das Wesentliche der Form von der individuellen Gestalt des Buchs zu sondern wissen; die intellectuelle Richtung der Geistesthätigkeit rein in ihrem selbstständigen Gange auffassen; die ästhetische, die moralische, die religiöse Richtung derselben als eben so selbstständig und einer eigen- 1 thümlichen Construction von ihren Elementen aus unterworfen anerkennen. Man mußte endlich keine durch äußere Zwecke bedingte Resultate, sondern blos das durch den Begriff der Humanität selbst bedingte Resultat: freye Entfaltung, lebendiges Spiel der menschlichen Kraft, feste harmonische und geordnete Richtung ihrer Thätigkeit auf das Wesentliche der Dinge erwarten. Nur unter diesen Bedingungen konnte die Einfachheit der Sache ansprechen, und die vertrauensvoll voraus gesetzte Leichtigkeit: Versuche zu machen, statt finden.

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Allein mit d e r Idee m a n g e l t e der p ä d a g o g i s c h e n Z e i t - K u l t u r n a t ü r l i c h der S i n n u n d die E m p f ä n g l i c h k e i t f ü r eine s o l c h e F o r m . In i h r e m B e g r i f f v o n E r z i e h u n g blos a u f einzelne Z w e c k e , nicht a u f die R e a l i s i r u n g des G a t t u n g s b e g r i f f s i m I n d i v i d u u m a u s g e h e n d , m u ß t e sie sich vor a l l e m a u s g e g e n die M ö g l i c h k e i t einer a l l g e m e i n e n E n t w i c k l u n g s - F o r m f ü r alle I n d i v i d u e n e r k l ä ren. N u r K e n n t n i s s e u n d F e r t i g k e i t e n f ü r einzelne S t ä n d e u n d G e s c h ä f t e erz i e l e n d , m u ß t e sie die P e s t a l o z z i s c h e n E n t w i c k l u n g s f o r m e n , w e d e r f ü r d a s W i s s e n n o c h f ü r d a s H a n d e l n g e n ü g e n d f i n d e n . Nicht f ü r d a s W i s s e n , weil sie n u r An- I s c h a u u n g e n von V e r h ä l t n i s s e n , a b e r keine B e g r i f f e g a b e n . Nicht f ü r d a s H a n d e l n , weil sie n u r die reine K r a f t , B e w e g u n g s r i c h t i g k e i t u n d S e l b s t s t ä n d i g k e i t des G e i s t e s b e z w e c k t e n , a b e r nicht u n m i t t e l b a r e A n w e n d u n g i m K r e i s e des sinnlichen u n d b ü r g e r l i c h e n L e b e n s ; nicht h a n d g r e i f l i c h e V o r t h e i l e f ü r die e m p i r i s c h e P r a x i s . Die f ü r die M e t h o d e b e g e i s t e r t e n A n h ä n ger dieses S y s t e m s ließen sie n u n f a h r e n , u n d b e k a n n t e n sich als g e t ä u s c h t , weil ihnen d u r c h die A u s f ü h r u n g d e r S a c h e klar g e w o r d e n , d a ß hier f ü r ihre Z w e c k e n i c h t s z u h o f f e n sey. Sie wiesen d e s w e g e n a u c h m i t voller C o n s e q u e n z die A n f o d e r u n g z u V e r s u c h e n u n b e d i n g t von sich. M a n m u ß t e sich, von s o l c h e n G e s i c h t s p u n k t e n a u s , irren in d e r B e u r t h e i l u n g d e r B ü c h e r . D e n n a n s t a t t der F o r m k o n n t e m a n nur d a s F ö r m l i c h e d e r s e l b e n a u f f a s s e n . Mail m u ß t e sich irren in den R e s u l t a t e n d e r s e l b e n , weil m a n e t w a s g a n z Andres e r w a r t e t e , als sie b e w i r k e n sollten u n d k o n n t e n . M a n m u ß t e sich n o c h v i e l m e h r irren in d e n V o r s c h l ä g e n , d e n M ä n g e l n d e r s e l b e n a b z u h e l f e n . D e n n m a n g i n g d a b e y theils a u f eine A b k ü r z u n g u n d P o p u l a r i s i r u n g a u s , die ihrem Z w e c k e g a n z f r e m d e w a r , weil sie k e i n e s w e g s ein o b e r f l ä c h l i c h e s , imm e r in b l i n d e r R o u t i n e e n d i g e n d e s W i s s e n , o d e r eine I m e c h a n i s c h e F e r t i g keit, s o n d e r n eine intuitive E r k e n n t n i ß der N a t u r u n d G e s e t z e der E l e m e n t e d e s m e n s c h l i c h e n D e n k e n s b e a b s i c h t i g t e n . E i n e E r k e n n t n i ß , von welcher alle A b k ü r z u n g s m i t t e l wesentlich a b f ü h r e n . T h e i l s t r u g m a n d a r a u f a n , die der M e t h o d e s c h l e c h t h i n wesentliche S o n d e r u n g u n d reine D a r s t e l l u n g des E l e m e n t a r s t o f f s mit f r e m d a r t i g e n E l e m e n t e n u n d B e g r i f f e n zu v e r m i s c h e n , und die U n l a u t e r k e i t in den p ä d a g o g i s c h e n Mitteln, u m d e r e n Willen sich die M e t h o d e eigentlich von der P ä d a g o g i k des Z e i t a l t e r s a b g e s o n d e r t hatte, ihr u n m i t t e l b a r wieder a u f z u d r i n g e n . - D i e ß Alles a b e r k o n n t e a u c h d a , wo m a n V e r s u c h e a n s t e l l t e , n i c h t s a n d e r s , als ein g ä n z l i c h e s M i ß l i n g e n d e r s e l b e n zu Folge haben. B e y dieser R i c h t u n g a u f d a s Individuelle, E i n z e l n e u n d P e r s ö n l i c h e w a r n a t ü r l i c h , d a ß sich die Z e i t a n s i c h t b e s o n d e r s a n den U r h e b e r d e r M e t h o d e h e f t e t e . An s i c h b e t r a c h t e t nicht mit U n r e c h t . S e i n e I n d i v i d u a l i t ä t l a g der S a c h e w e s e n t l i c h z u G r u n d e . S i e h a t t e sich a u c h in inniger D u r c h d r i n g u n g u n d V e r m i s c h u n g m i t d e r s e l b e n a u s g e s p r o c h e n . U n s t r e i t i g v e r m o c h t e eine r i c h t i g e A u f f a s s u n g u n d D a r s t e l l u n g d i e s e r Indi- I v i d u a l i t ä t der S a c h e ein v o r z ü g l i c h e s L i c h t zu g e b e n . Aber, w e n n n u r die in den Z e i t a n s i c h t e n b e f a n g e n e n E r k l ä r e r d e r s e l b e n w e n i g s t e n s sie, u n d mit ihr d e n U r s p r u n g der Met h o d e h ä t t e n b e g r e i f e n k ö n n e n ! Allein so w e n i g die M e t h o d e ein P r o d u c t des p ä d a g o g i s c h e n Z e i t a l t e r s w a r , u n d von d e m S t a n d p u n k t e seiner A n s i c h t e n a u s in ihrer T o t a l i t ä t a u f g e f a ß t u n d e r k l ä r t w e r d e n konnte, s o w e n i g w a r ihr U r h e b e r ein P r o d u c t d e r Z e i t c u l t u r ; so w e n i g k o n n t e ihn d i e s e s b e g r e i f e n u n d e r k l ä r e n . U n a b h ä n g i g u n d frey von i h r e m W i s s e n als s o l c h e m , oder viel-

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mehr von ihrer Ansicht des Wissens; schon im frühen jugendlichen Kampfe mit ihren Gesichtspunkten; nicht durchs Lernen und sich aneignen dessen, vermittelst der Gedächtnißkunst, was andre vor ihm empfunden, gemeint, entworfen, und in Worte und Begriffe gefaßt hatten, sondern selbstständig fühlend, und in s e i n e n Empfindungen, selbstständig denkend, und in s e i n e n Ideen, selbstständig handelnd, und in seinen Entwürfen lebend, war er weniger durch Begriffe, als durch die lebendige Anschauung wirklicher Naturverhältnisse, weniger durch Lehren als durch Erfahrung, weniger durch Tradition als durch umfassende Unternehmungen, mit einem Wort: durch das Schicksal gereift, jenen I Gesichtspunkten entgegen zu treten. Nicht eigner Wille, das Schicksal trieb ihn, außer der Cultur des Zeitalters etwas seyn zu wollen. Es trieb ihn zum Versuch gegen das, was ihren eigent ü m l i c h s t e n Bestandtheil und Karakter ausmachte, mit Muth das Höhere und Bessere, das Unabhängige und Selbstständige aufzustellen. Unstreitig genügte diese Individualität den Ansprüchen der Zeit-Cultur an den in öffentlichen Verhältnissen lebenden Menschen nicht. Die Kraft ihres Daseyns ging in der Anstrengung für dieses Höhere und Bleibende auf, und verzehrte im unbefriedigten bis ins Alter nicht erreichten Streben, ihre Fähigkeit, sich für die persönlichen und äußern Verhältnisse mit den Zeitgenossen ins Gleichgewicht zu setzen. Der beständige Widerspruch, der zwischen jenem Streben und diesen Verhältnissen statt fand, die zerstörte Harmonie, die sich dadurch auf das ganze Daseyn dieser Individualität verbreitete, offenbarte sich unvermeidlich in den einzelnen Aeußerungen derselben. Sollte Pestalozzi in Beziehung auf seine Methode begriffen werden, so mußte man auch anerkennen, daß Verhältnisse höher liegen, selbstständiger bilden, und unbedingter sind, als die Tradition; daß die unmittelbare Erfahrung über dem Lernen, die I Selbstständigkeit über dem historischen Wissen, die Idee über der Form, die Kraft über angewöhnter Beschränkung, und die Unbefangenheit im Auffassen der Eindrücke der Dinge, das Eindringen ins Innere derselben über aller äußern Bildung, und über der Leitungsfähigkeit a m Gängelbande angeerbter Meinungen und Manieren stehet. Man mußte begreifen, daß das, was sich im L e b e n der Zeitgenossen ausspricht, auch den Standpunkt und das Wesen der eigenthümlichen Art ihrer Bildung erkläre, und in den Stand setze, diese Bildung zu würdigen. Eine richtige Beurtheilung seiner Methode aus der Kenntniß seiner Eigenthümlichkeit setzte ferner die Kraft voraus, das, was sein Zeitalter aus ihm machte, von dem zu unterscheiden, was er selbst ist. Sie setzte voraus die Anerkennung der absoluten Selbstständigkeit der menschlichen Natur in Hinsicht auf Erziehung, oder mit andern Worten: eine ächt pädagogische Ansicht. Allein die pädagogische Zeit-Cultur hob sich selbst nur auf dem Wege der Ueberlieferung, als das Werk des Wissens und historischer Bildung, kurz als das reine Werk der Tradition und der Gewohnheit begriffen. Indem sie die menschliche Natur als ohne dieses Wissen, diese Gewohnheit und I diese Art der Mittheilung in sich selbst völlig leer, und als schlechterdings nichts, kein Element einer möglichen Entwicklung, keine freye, lebendige, in sich selbst beruhende, durch sich selber Kraft und Freyheit, Licht und Leben ins Daseyn, und über dasselbe ergießende Idee, in ihrem Innern tragend, an sich und voraus setzte, war ihr auch mit jenen alles genommen, was sie selbst be-

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s a ß , und was sie als die einzig mögliche Bedingung, etwas für die Cultur zu leisten, anzuerkennen vermochte. In dem Ursprung der neuen Methode, in der Art, wie die V e r s u c h e dabei angestellt wurden, in allem dem, was der U r h e b e r ergriff und fest hielt, war für ihre Vorstellung n u r wenig von allem dem v o r h a n d e n , dem sie Sinn u n d B e d e u t u n g h ä t t e g e b e n k ö n n e n . Das Daseyn eines einer fortschreitenden Entwicklung fähigen Stoffs, einer sich nothwendig u n d selbst u n a b h ä n g i g von der P e r s ö n l i c h k e i t fortbildenden pädagogischen Idee entging ihr völlig. Sie m u ß t e d a h e r unvermeidlich in H i n s i c h t a u f die S a c h e eine schnelle Auflösung in Nichts erwarten. R e volutionär begriff u n d erklärte sie den Urheber, d.i. als a u f Zerstörung der C u l t u r und Wissenschaft ausgehend. Revolutionär begriff und e r k l ä r t e sie sein U n t e r n e h m e n , das ist, als I n i e d e r r e i ß e n d , E r z i e h u n g , S c h u l e n und U n t e r r i c h t ; ohne a u c h nur E t w a s , geschweige dann etwas Bessers a n die Stelle zu setzen. Die F orderungen, die er im Namen der Idee an das Zeitalter inachte, schienen i h m die ungeheuerste A n m a ß u n g der Persönlichkeit. Die persönliche Bescheidenheit durch die er alle individuelle Kraft und S e l b s t ständigkeit von sich ablenkte, um nur die Idee geltend zu m a c h e n , n a h m es als naive G e s t ä n d n i s s e absoluter Unwissenheit und absoluter Unfähigkeit auf. Auch die in der Anstalt als T h a t s a c h e aufgestellte Ausführung wurde nicht minder m i ß k a n n t . Die Beurtheilung dessen, worauf es bey dieser Anstalt als auf die Hauptsache a n k a m , der alles andre durchaus untergeordnet werden m u ß t e , hing ebenfalls ganz von der selbstständigen Eigenthümlichkeit der pädagogischen Aufgabe, die darin gelöst werden sollte, und von der Art ab, wie diese von Pestalozzi und seinen Gehülfen begriffen wurde. Weder die Pädagogik des Zeitalters, noch irgend einen Gegenstand seiner Cultur sollte sie aussprechen und darstellen, sondern die E n t w i c k - I lung und Bildung der H u m a n i t ä t aus ihrem eignen innern Mittelpunkte, durch diese selbst, wie sie im Kinde und durch seine Umgebungen erscheint. Nicht die pädagogischen Z w e c k e des Zeitalters wollte sie daher an ihren Zöglingen in irgend einer einzelnen bürgerlichen, wissenschaftlichen, kirchlichen oder Berufs-Hinsicht erreichen. Sic wollte nicht das Organ des Zeitgeistes, nicht das vermittelnde Werkzeug der gesellschaftlichen Meinungen u n d Begriffe für sie seyn, sondern das W e r k z e u g der Anlagen in ihnen selber, das Organ zu sprechen ihre innere Natur und Bedürfnisse; darzustellen die T r i e b e , den G a n g und die Richtungen der freyen aber nothwendige Gesetze befolgenden S e l b s t b e s t i m m u n g des Kindes; kurz, dessen, was ewig in dem sich entwikkelnden Geiste, in dem sich bildenden Herzen lebet. Nicht die pädagogischen Hiilfsmittel und F o r m e l n konnte sie daher um sich sammeln und sich damit bereichern, um sie n a c h ihrer einzelnen Bestimmung, und nach ihrer besondern Z w e c k m ä ß i g k e i t ins Auge zu fassen und etwa d a r n a c h zu verbessern, sondern was die Natur in den Zöglingen wollte, und was sie, nach festen Principien angeregt, in ihnen thut, sollte in der Anstalt lückenlos a u f g e f a ß t , u n d in bleibende organische Gebilde gestal- I tet werden, u n d zwar wie es im Wesen der S a c h e nothwendig lag, ohne alle Rücksicht a u f die vorhandenen E r z i e h u n g s m i t t e l u n d V e r s u c h e , d a m i t sich, w a n n sie einmal aufgestellt seyn, zeige, in wie fern die gewöhnlichen F o r m e n des Unterrichts den Aussprüchen der Menschennatur selbst, und den Bedürfnissen ihrer Entwicklung

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und Bildung entsprechen. Nicht also von schon vorhandenem als solchem, sondern von zu producirendem, und zwar von der sich bildenden Natur selbst zu producirendem Bildungsstoff ging die Anstalt aus; nicht vom Seyn sondern vom Werden. Sie hatte sich ü b e r d i e ß aufgegeben, die T o t a l i t ä t der Gesichtspunkte und Hülfsmittel einer Erziehungsanstalt, durch die Bedürfnisse einer solchen Anstalt, und nach M a a ß g a b e des Stufenganges und der F o r t s c h r i t t e der Zöglinge allmählig aus sich selber zu entwickeln. S o stellte sie den wahren wesentlichen Begriff einer Experimentalschule, das Streben und die T h ä t i g k e i t der Idee der Bildung dar, sich in der Wirklichkeit zu erzeugen, und selbstständig zu organisiren. Hierbey k a m allein a u f Konsequenz und Festhaltung des Principe, a u f einen beständigen und reinen Fortg a n g in seiner Entwicklung Alles an. Vermochte die Anstalt dieses aufzuweisen, be- I währte sie sich durch wirkliche Entfaltung und Humanisirung der K r a f t in den Zöglingen, so hatte sie alles erfüllet, und durfte, wie viel auch dem Ganzen noch mangeln möchte, jedem freudig zurufen: K o m m und sieh e ! Aber a u c h diese wesentliche Ansicht von ihrer B e s t i m m u n g lag a u ß e r den Gesichtspunkten der pädagogischen Zeitcultur. Nur sich selbst wollte und konnte sie in der Anstalt sehen. Unzähliger künstlicher Hülfsmittel bedürftig, erklärte sie die durch die Aufgabe derselben schlechthin gebotene Verwerfung dieser Hülfsmittel für einseitige und dürftige B e s c h r ä n k u n g auf die untersten Klassen des Volks. In der vielseitigen Anregung der T h ä t i g k e i t der Zöglinge, und dem freyen Spielraum ihrer Bewegung erblickte sie blinde E m p i r i e . Die Abweisung fremder Gesichtspunkte war ihr Folge der Unwissenheit und Mangel an K e n n t n i ß der herrlichen pädagogischen Erfindungen und Fortschritte der Zeit, von denen für die Anstalt unstreitig n o c h viel zu lernen war, die sie eben darum, und eben darum für einmal auch unbedingt u n b e r ü h r t lassen m u ß t e , weil sie gänzlich a u ß e r ihrem Gesichtskreis lagen. Die fortschreitende Entwicklung selber und ihre Resultate erkannte sie eben als den wohlthätigen E i n f l u ß I dieser Zeit, die ihre Cultur derselben aufzuheften vermocht habe. Auf diese Weise in jeder Rücksicht a u ß e r dem Begriff der S a c h e war es nicht anders möglich, als d a ß von einer solchen Ansicht aus a u c h in der Anstalt alles lückenhaft und einseitig erscheinen m u ß t e . Das Mangelnde wurde a u f alle Weise in Anspruch genommen und getadelt, ohne Untersuchung, ob es her gehöre, und das Mißverstandene und Unbegriffene desto m e h r individuellen Angriffen und persönlichem Spotte Preis gegeben, j e weniger es begriffen wurde. Denn eben das ist j a das Eigenthümlichste einer Cultur, die blos a u f Begriffe ausgeht, alles, was nicht in ihre E r k e n n t n i ß a r t fällt, und über ihrer Sphäre liegt, lächerlich zu m a c h e n . Bey dieser öffentlichen Aufnahme und Beurtheilung der Unternehmung, lag auch nur der Versuch, sich über sie zu verständigen bey den so Befangen e n , a u ß e r aller Möglichkeit. Die Fortbildner der S a c h e hätten sie und sich selbst nicht verstehen müssen, wenn sie es unternommen hätten, sich in E r örterungen einzulassen, da aller Streit über das Einzelne, ohne der Erörterung zu Grunde liegende Principien, endlos ist. Es gab n u r einen Weg gegen solche Gegner, ihren I S t a n d p u n k t durch die Erhaltung und Fortbildung der T h a t s a c h e selbst zu widerlegen. W a s für die richtige Ansicht und Beförderung dieser T h a t s a c h e gesagt werden konnte, sagten edle Männer. Ihre gehaltvollen Untersuchungen und

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Erörterungen haben eine Basis aufgestellt, die Mittheilung von der Unternehmung aus wieder anzuknüpfen. Sie haben Berührungspunkte eröffnet, indem sie die pädagogische Cultur mit sich selbst besser verständigten, und sie zur Reflexion über ihren Geist und ihr ursprüngliches eigenthiimliches Wesen erhoben. Was von der Anstalt aus gethan werden mußte, geschah gleichfalls, abgerechnet den unvermeidlichen Einfluß der Persönlichkeit und des beschränkten Maaßes der Kraft. Die Anstalt hat fortgedauert und sich fortentwickelt. Das Verhältniß der Unternehmung zum Zeitalter wurde bestimmter ins Auge gefaßt. Die Idee formte sich in genauere Umrisse. Die Formen haben sich vollständiger ausgebildet. Mehrere Bildungsmomente und Uebergänge eröffneten sich. Anfänge zur Ausführung einzelner Kenntnißfächer nach den organischen Gesetzen des Geistes sind I vorhanden. Die Organisation eines rein pädagogischen Zusammenlebens ist in einiger Rücksicht entsprungen. Einiges ist geleistet, viel versucht, mehreres geglückt, manches verworfen worden, Materialien sind gesammelt. Mehrere können es werden. Wenig ist vollendet, aber vieles angefangen, das hellern Köpfen hülfreich und ersprießlich seyn, und ein vielseitiges Streben nach einem Ziel veranlassen kann. Nicht ohne Anstrengung und Widerstand, Verhältnissen und Fehlern zuweilen fast unterliegend, nicht selten jedoch durch das Mangelhafte und Verderblichscheinende selbst begünstiget, steht das Ganze als ein Werk der Vorsehung da. Wie es wurde und ist, soll dieses Journal nun nach und nach, nach Umständen und Kräften darthun, mit beständiger Hinsicht auf das, was es werden kann und werden soll. Nicht ohne Bescheidenheit, denn niemand fühlt mehr als eben wir, wie unermeßlich weit wir vom Ziele sind, aber auch nicht ohne Selbstgefühl, daß der Weg, auf dem wir in pädagogischer Hinsicht wandeln, und das Ziel, das wir I suchen, die rechten seyen. Die Ansicht von dem Bedürfniß der Sache, für die es bestimmt ist, und von den Gesichtspunkten und Beziehungen, nach denen es verfaßt werden, und denen es entsprechen soll, hat sich seit dem ersten Entwurf im Wesentlichen nicht geändert; die einzelnen Rubriken, denen es gewidmet ist, folgen hier, auf daß man bestimmter wisse, was zu erwarten sey, und nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig von uns fodre. Es soll enthalten: 1. Darstellungen aus dem Gebiete der Pädagogik, vom Standpunkt der Methode aus, um die Idee derselben in einem weitern Umfang ins Licht zu setzen und zu begründen. 2. Historische Erörterungen über ihren innern Ursprung, über ihren Gang und ihre Entwicklung, wie er theils im Allgemeinen, theils nach den besondern Ansichten der Individuen der Anstalt, und nach den einzelnen Elementen von Pestalozzis Aufenthalt in Stanz an sich ergeben hat. Verhältniß zur bisherigen Erziehungsweise. 3. Eine fortlaufende Revision und Kritik der bisher erschienenen Abhandlungen und Dar- I Stellungen von der Methode, so wohl gegen als für dieselbe, von der in der Anstalt gegenwärtig entwickelten Ansicht und Erfahrung aus.

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4. Aufstellung von neuen Versuchen und Formen, die theils schon gemacht wurden, theils fortdaurend bearbeitet werden, beydes über die Elementarbildung im ganzen Umfange, d.i., insofern sie sich intellektuell, ästhetisch sittlich und religiös ausspricht, und über ihre Anwendung auf die historischen Kenntnisse. In Hinsicht letzterer werden in den nächsten Heften Arbeiten über den geographischen und über den naturhistorischen Unterricht als Proben erscheinen. 5. Ansichten über häusliche Bildung, Volksbildung und Armenbildung, über wissenschaftliche Bildung, u.s.w. insbesondre. 6. Ueber Einführung der Methode in Landschulen und die Mittel derselben. Nachrichten von Erfahrungen und Thatsachen, die darüber aufgestellt worden sind, und für die Zukunft statt finden. 7. Briefe an Mütter von Pestalozzi. I 8. Darstellung des hiesigen Erziehungsinstituts, seiner innern Organisation, seiner Schicksale, seines Erfolgs, und seines gegenwärtigen Standpunktes. 9. Nachrichten und Vergleichungen aus den Erziehungsansichten und von der Erziehungsweise früherer Zeiten, besonders der Alten, die das Wesen einer naturgemäßen Erziehung aussprechen. Eben so von merkwürdigen Vorstellungen und Verfahrungsweisen, die damit auffallend contrastiren. Entdeckungen und Ereignisse, die auf die Pädagogik einen sie wesentlich reformirenden Einfluß haben können. 10. Notizen von demjenigen, was in Hinsicht der Methode vom In- und Auslande geschehen ist, und fortdaurend geschieht. Um diese Zeitschrift für den ihr bestimmten Gegenstand so reichhaltig, so vielseitig und so gemeinnützig als möglich zu machen, wenden wir uns hiermit öffentlich an die Theilnehmer dieser pädagogischen Erscheinung, die uns mit ihren Ansichten, Erfahrungen und Nachrichten über sie bereichern können, diese mögen günstig oder un- I günstig für jene seyn, mit der dringenden Bitte, uns damit unter der Addresse an den Herausgeber, und unter Zusicherung eines der Sache angemessenen I Ionorars, worüber man sich mit ihnen besonders verständigen wird, zu erfreuen; um aber dieser Zeitschrift dennoch ihr eigenthümliches Gebiet zu sichern, wird nur unter der Bedingung von Mittheilungen Gebrauch gemacht, wenn sie sich nach den angegebenen Rubriken auf dasselbe beziehen. Die Herausgabe der einzelnen Hefte wird zwanglos erfolgen, je nachdem Stoff dazu gesammelt und bereitet ist. Da Theorie und Ausübung noch in unzertrennlicher Verbindung mit einander stehen, so werden sie für den Anfang in dieser Zeitschrift nicht getrennt, bis sie sich entweder selbst mehr ausgeschieden haben, oder bis uns die Stimme des Publikums dazu auffodert. Was wir geben werden, wird für einmal den Stempel der charakteristischen Individualität unsers Werks und unserer Bildung tragen. Auch Fehler werden lehrreich, wenn sie weiser und kraftvoller zum Bessern; Lücken wer-

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den wohl- I thätig, wenn sie zum Vollendetem führen. Darum die Darstellung unsers gemeinsamen Wirkens, wie es gewesen ist und jetzt ist, damit Verzagte Muth fassen, durch das, was Schwachen durch Zusammenhang und Streben nach etwas Bleibendem möglich ist; damit Voreilige beym Anblick fremder Irrthiimer Vorsicht lernen; und damit, wer uns zu lesen und zu beurtheilen Lust hat, sein Urtheil auf die vollständige Thatsache bauen könne. Wir sind vorübergehend, aber die Naturgesetze der menschlichen Entwicklung bleiben. Manche schönblühende Frucht des Zeitalters ist schnellverwelkend abgefallen. Das Pestalozzische Unternehmen widerstand den Stürmen, und hat der Natur selbst am Busen eine feste unerschütterliche Wurzel gefaßt. Was in Stanz fast wunderbar entsprungen, in Burgdorf glänzend hervorgebrochen ist, in Buchsee sich fixirt, und an die äußern Verhältnisse des Daseyns wohlthätig angeknüpft hat, was in Yverdun mit Erhaltung ursprünglicher Eigenthümlichkeit sich fortbildete und erweiterte, und nun wir hoffen gänzlich befestigt hat, trotzend allen widrigen Verhältnissen, und siegreich am Ende aus dem Kampfe hervor- 1 gehend, kann der Betrachtung der Zeitgenossen nicht gleichgültig seyn. Es sind solche, denen die Sache selbst Dank schuldig ist, andre auf die sie heilsam wirkte. Werde ihr ferner wie bisher, auch insofern sie als vorübergehend erscheint, ein Blick der Aufmerksamkeit zu Theil, damit ihre Idee desto gewisser übergehend in den Geist, sich so verbreite und befestige, daß sie keines besondern Organs und Stützpunktes mehr bedürfe, sondern in der Ansicht und Kraft der Menschen lebend, allgemein von Mutter zu Tochter, von Lehrer zu Schüler in einer rein e m Gestalt sich fortpflanze, bis sie ihre Vollendung erreiche in der realisirten Entwicklung des Menschengeschlechts.

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I Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche.

Es lag von meiner Kindheit auf in der Eigenheit meines Charakters und meiner häuslichen Bildung, wohlwollend und gutmüthig zu seyn, und mich den Menschen, die mich umgaben, mit unbedingtem Vertrauen hinzugeben; und da Umstände und Lagen mich frühe in die Kreise leidender und zurückgesetzter Wittwen, Waisen und armer belasteter Leute aller Art hinführten, so mußten die vielfachen Erfahrungen, die ich, schon in meiner Unschuld, über die Menge und die Natur ihrer Leiden machte, nothwendig eine innige Wehmuth über ihren Zustand in mir erregen. Zu einer Zeit und in einem Vaterlande lebend, wo die besser gebildete Jugend zu freyem Forschen nach den Ursachen der Landesübel, wie und wo sie immer vorlagen, und zu einem lebendigen Eifer ihnen abzuhelfen, allgemein empor I gehoben wurde, forschte auch ich, wie dieses die Zöglinge eines Bodmers und eines Breitingers alle thaten, und wie es dem Zeitgenossen eines Iselins, eines Blaarers, eines Tschiffelis, eines Jetztelers, eines Fellenbergs, eines Eschers, mehrerer Hirzel, Tscharner, Wattenwyle, Grafenriede und so vieler edler Männer gebührte - den Quellen der Uebel nach, die auch das Volk unsers Vaterlandes tief unter das, was es seyn könnte, und seyn sollte, herabsetzten. Wie allenthalben, fanden wir sie im Zusammenfluß von einer Menge ungleichartiger, aber stark in einander greifender und tief und vielseitig wirkender Umstände, Verhältnisse, Ansichten, Einrichtungen und Gewohnheiten, wodurch der einzelne Mensch im Lande, in seiner Lage und durch dieselbe, zu einer Kraftlosigkeit und Unbehülflichkeit versinken mußte, die es ihm unmöglich machte, in derselben das zu seyn, was er als Mensch von Gottes- und als Bürger von Rechtswegen darin hätte seyn und werden sollen. Ich überzeugte mich bald, daß für jeden Menschen in seiner Natur ursprünglich genügsame Kräfte und Mittel liegen, sich ein befriedigendes Daseyn zu verschaffen, und daß die Hindernisse, die

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sich der Entwicklung der menschlichen Anlagen und Kräfte in den äußern Umständen entgegen- I setzen, ihrer Natur nach besiegbar seyen. So wie diese Ueberzeugung in mir reifte, sah ich auch die Bemühung, sie wirklich zu besiegen, als eine Pflicht an, deren Erfüllung sich bessere Menschen allgemein zur ernsten Angelegenheit ihres Lebens machen sollten. J e größer die Uebel waren, deren Beseitigung ich also wünschte, und je lebhafter ich es fühlte, daß die physischen und geistigen Kräfte des Volks zur Hebung derselben weit um mich her unnatürlich gehemmt, und fast gänzlich gelähmt waren, - desto mehr zeigte mir die Erfahrung, daß die Gnaden- und Erbarmungsmittel, die man diesen Uebeln entgegensetzte, anstatt ihnen abzuhelfen, sie wesentlich nur nährten und reizten, und daß das einzige, ihnen wahrhaft abzuhelfende fähige Mittel darin bestehe die in jedem Menschen ursprünglich wohnende Kraft, seine Bedürfnisse zu befriedigen und den Geschäften, Pflichten und Verhältnissen seines Daseyns genugthuend zu entsprechen, zu entwickeln, zu beleben und selbstständig zu machen. Je deutlicher ich dieses einsah, desto mehr wuchs der Drang meines Innern, diesem Zwecke entgegen zu streben. Ich wollte frühe für denselben entscheidend handeln; ich wollte nicht blos einige Beispiele ei- I ner bessern Manier der Versorgung der Armen aufstellen, sondern es auch dem Aermsten im Lande möglich machen, seine körperlichen, geistigen und sittlichen Anlagen durch sich selbst und durch die nothwendigen Umstände, in denen er theils persönlich, theils häuslich, theils bürgerlich lebt, mit Sicherheit auszubilden und durch diese Ausbildung ein festes Fundament für sein beruhigtes und befriedigtes Daseyn zu legen. Der erste Schritt hiefür, zu dem mich meine Ueberzeugung und mein Herz mit vereinigter Gewalt hintrieben, bestand darinn, daß ich eine beträchtliche Anzahl der Bettel- und aller Verwahrlosung hingegebener Kinder in mein Haus aufnahm, um sie ihrem erniedrigten Zustande zu entreißen; sie der Menschheit und ihrer höhern Bestimmung wieder zu geben, und durch sie die Wahrheit meiner dießfälligen Ansichten mir selbst und meinen Umgebungen immer mehr heiter zu machen. Von allen Seiten einfach, tiefgreifend und weitführend, sollte mein ganzes Thun alle seine Mittel für diesen Zweck vorzüglich auf denjenigen Punkten suchen, wo die Noth der Selbsthülfe und der Mangel äußerer Mittel dem Menschen die Entfaltung großer Kräfte

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zum dringenden Bedürfniß seiner Lage machen und ihn dadurch I zu Anstrengungen nöthigen, durch die die Entfaltung dieser Kräfte nothwendig erzielt wird. Aber nicht blos nothwendig, sondern auch human sollte diese Entfaltung seyn, und hiefür in ihrem Keime und in ihren Mitteln auf dem Geiste einer wohlgeordneten Wohnstube, oder vielmehr auf dem Wesentlichen der elterlichen Einwirkung auf die Bildung des Kindes, ruhen. Was diese Einwirkung dem Kinde unter den vortheilhaftesten Umständen zu ertheilen im Stande ist, das sollte meine Anstalt ihm auch ertheilen, und die Mittel, durch die ihm jene ertheilt, was sie ihm ertheilt, sollten im Wesen mit denjenigen, durch die ich in meiner Anstalt meine Kinder bilden wollte, die nehmlichen seyn. Ich hatte von Jugend auf eine Art von Verehrung für den häuslichen Einfluß auf die Bildung der Kinder, und eben so eine entschiedene Vorliebe für den Feldbau als das allgemeinste, umfassendste und reinste äußere Fundament dieser Bildung, und verabscheute dabey, vielleicht zu einseitig - das Feudalsystem, dessen Wesen den Stand des Landbauers unter die Würde, die die Menschennatur für ihn anspricht, herabsetzt, und das besonders mit der, anderweitig in die Fundamente der freyen vaterländischen Verfassungen tief hineingelegten, Belebung eines starken Stre- I bens nach sittlicher, intellektueller und häuslicher Selbstständigkeit, eben so wie nach rechtlich gesichertem Eigenthum und einer diesem Zustand eigenthümlichen allgemeinen Ehrenfestigkeit des Landes, äußerst kontrastirte. Gedrängte und starke Lebenserfahrungen, die mir täglich vor Augen standen, bewiesen mir unwidersprechlich, daß die Verirrungen des Feudalsystems meinem Vaterlande um so verderblicher waren, da dieses in seinem Wesen aufgehoben, in seinen Ueberbleibseln nicht mehr leicht, einfach, geradsinnig und offen erhalten werden konnte. Dennoch fand ich den Zustand des Landvolkes, das die Wirkung dieses, nach meiner Ansicht unrichtigen Systems am stärksten fühlte, immer noch vorzüglicher, als den Zustand des in unserer Mitte immer mehr anwachsenden Fabrikvolkes, das einem Politik, Polizey und Humanität gleich mangelnden merkantilischen Aventiiren-Daseyn Preis gegeben, in der zufälligen Noth selbst nicht mehr ein Besserungsmittel seines tiefen Verderbens finden kann. Das Verderben dieser Menschen, dessen Daseyn und Beyspiel beym Sonnenschein ihrer so geheißenen guten Jahre dem Privatglück von tausend und tausend Individuen den Hals bricht, und dem

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öffentlichen Wohl auch des bravsten I Volkes sein Grab bereitet, hing indessen bey uns in seinen Ursachen und Wirkungen mit dem Verderben, das der Mangel an Einfachheit, Geradsinnigkeit und offener Unschuld im Gebrauch der Feudalrudera haben mußte, tief und innig zusammen, und mein Vaterland stand, beydes durch die Irrthümer der Feudalerniedrigungen und der Fabrikverwilderungen in meinem Zeitpunkte, mit der häuslichen Kraft und Ehrenfestigkeit, die einst dasselbe vor Europa auszeichneten, in seinem letzten verderblichen Kampfe. Von einer Liebe für mein Vaterland voll, die beynahe auch das Unmögliche für dasselbe hoffte, und es durchaus nicht über das Herz bringen konnte, seine Riicklenkung zu den Fundamenten seiner ursprünglichen Würde und Kraft als unmöglich anzusehen, fühlte, dachte und handelte ich, als ob ich unbedingt gewiß wäre, daß es diesen Kampf bestehen möge, und suchte mit der größten Thätigkeit die Mittel auf, durch die es nicht nur möglich und wahrscheinlich, sondern gewiß seyn sollte, seinem dießfälligen Unterliegen noch vorzubeugen, und den Ueberrest des alten Hausglückes, der alten Hauskraft, der alten häuslichen Beschränkung und eben so der alten Achtung, die nicht blos für den Feldbau, sondern auch für den Feldbauenden Mann tief in dem Geist der wah- I ren Freyheitsgenießungen des Landes lag, von neuem zu beleben. Ich fühlte zwar, daß das Verderben der Volkserniedrigung, das beydes, die Verirrungen des Feudalsystems, und das schwankende Glücksspiel des Fabrikwesens, zum Grund hatte, diesen Endzwecken große Hindernisse in den Weg legen mußte, indem es den natürlichen alten Geist des Landes nicht nur untergrub, sondern höhnend vor den Kopf stieß. Aber ich war noch jung und glaubte an die, damals wie Modewaare herumgetragenen und feilgebotenen Aeußerungen von Tugend-, Menschlichkeits- und Vaterlandsliebe, ohne auch nur von ferne zu ahnden, daß weit der größere Theil derselben von innerer Wahrheit und Kraft entblößte Gomödiantenäußerungen seyn könnten, mit denen die große Menge der in der Welt diese oder jene Rolle spielenden Acteurs die von ihnen gekannte und verachtete Schwäche der Menschen, für ihr Geld, täglich mit Vorstellungen von der Erhabenheit der Menschennatur amüsiren und bey guter Laune einschlafen machen. Selbst die Mittel der Rettung des Vaterlandes schienen mir heiter und anwendbar; ich glaubte den drückendsten Folgen der Feudalverirrungen und des Fabrikverderbens durch erneuerte Bemühung für die Bildung des Volks zur Erhöhung des

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Land- I ertrags, des Hausverdienstes und der ländlichen und häuslichen Ehrenfestigkeit, so wie durch Allgemeinmachung gerechter und weiser Staats- und Finanzgrundsätze, ein helfendes Gegengewicht setzen zu können. Ich wollte indessen nicht blos die Möglichkeit, daß hierinn geholfen werden könne, träumen, und träumend in's Blinde hinein arbeiten, noch weniger, durch Ausschmückung eines Schau- und Scheinwinkels des öffentlichen Wohlstandes, mich selbst irre führen und mich von den wesentlichen Punkten meiner Zwecke ablenken lassen; ich wollte auf eine Art Hand anlegen, wie es die Natur des Menschen und die Natur der Umstände, in denen der Mensch Hülfe bedarf, anspricht und ansprechen muß, wenn ihm wahrhaft geholfen werden soll. Meine Anstalt sollte ein Fundament von Thatsachen werden, durch deren Aufstellung ich mich selbst für meine Zwecke bilden und die Menschen um mich her von der Wahrheit meiner Ansichten über meinen Gegenstand überzeugen und dadurch für dieselben interessiren könnte. Ich wollte in derselben eine genugthuende Bildung zum Feldbau, zur häuslichen Wirthschaft und zur Industrie vereinigt umfassen. I Aber so sehr ich fühlte, daß meine Anstalt dieses fordere, so sehr war ich überzeugt, daß jede Berufs- und Kunstbildung, die dem Menschen ohne eine mit der Kraft und den Mitteln dieser Bildung verhältnißmäßige und übereinstimmende Geistesentwickelung und Herzenserhebung zu Theil würde, ihm nicht nur nicht genugthuend, sondern im Gegentheil seiner unwürdig seyn, und ihn zum viehischgeübten Werkzeug seines erniedrigten Brodverdienstes herabsetzen. Feldbau, häusliche Wirthschaft und Industrie konnten also durchaus nicht mein Zweck seyn. Bildung zur Menschlichkeit war dieser Zweck, zu dessen Erreichung ich Feldbau, häusliche Wirthschaft und Industrie nur als untergeordnete Mittel ansah. Je mehr ich das Vaterland unter dem Geldregen eines vorübergehenden, unverhältnißmäßigen Verdienstes, der ohne höhern Sinn und ohne höheres Streben, theils durch bloße mechanische Handgriffe, theils durch das blinde Ereigniß hierzu vortheilhafter Umstände erliegen sah, desto weniger suchte ich für dasselbe Geldressourcen und eben so wenig Verfeinerung der Zweige seiner Industrie an sich selbst, sondern beydes als Mittel für das, was eigentlich Noth thut, für die Erhaltung und Belebung reiner Menschlich- I keit in allem Volke des Landes. Für diesen über alle Rücksichten des Erwerbs

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und der Kunst erhabenen Zweck wollte ich den ganzen Umfang seiner sittlichen, intellektuellen und physischen Anlagen in ihrem gemeinschaftlichen Mittelpunkte wohl besorgt und diesen vor allen e i n z e l n e n T h e i l e n der m e n s c h l i c h e n B i l d u n g und a l l e n u n t e r g e o r d n e t e n Z w e c k e n d e r s e l b e n zum Voraus gesichert wissen. Ich wollte beym anderweitigen nothwendigen Sicherstellen der physischen Erhaltung durch einen sichern Broderwerb, unabhängend von diesem, mit entschiedener Zuverlässigkeit auf den Geist und das Herz des Kindes hingewirkt wissen, überzeugt, daß dadurch die ganze Existenz desselben höher gehoben, folglich auch die Kräfte seines Broderwerbs besser gegründet, und besonders alle Bemühungen dafür im Kinde ihre blos thierische Bedeutung verlieren und mithin einen höhern Werth in ihm gewinnen müßten. Wenn ich aber bey dieser Ansicht der Dinge die große Mehrheit der Menschenmasse blos zur Fertigkeit gewisser Handgriffe gebildet, und sie durch ihre Umstände und Erziehung selber dahin gebracht sah, ohne wahrhaft in ihrem Innersten entwickelte Menschlichkeit, ihre Lebenstage in einem Kopf- und Herzlosen Treiben solcher Handgriffe I zu verlieren, so konnte dieser Zustand nicht anders als ein herzliches Mitleiden für die hierin zurückgesetzte leidende Menge in mir erzeugen. Und wenn ich dann noch ferner sah, daß weit und breit Menschen, die in Kirchen und Staat Stellen bekleiden, die dazu geeignet sind, um die intellektuell, sittlich und wirthschaftlich zurückgesetzte Menschheit in ihrer Lage zu erleichtern, und den Folgen ihres unnatürlich beengten und beschränkten Zustandes ein Ende zu machen, wie Verschworne vereinigt dastehen, um den thierischen Zustand des Volks und alle Zurücksetzung des Menschen an Seele und Leib als gut zu erklären, und alles mögliche zu thun, um denselben mit dem ganzen Einfluß ihres Ansehens ewig zu erhalten, so erhob sich mein Mitleiden zur ernsten Empörung meines Innersten gegen das Unrecht und die böse Gewalt, der die arme Menge unsers Geschlechts so vielfältig unterliegen muß, und durch die sie zu einem Zustand herabgewürdiget wird, der dem Zustand des Ochsen vor dem Pflug, des Pferdes unter dem Sattel, des Hundes vor der Hausthüre und der Katze auf der Mäusejagd ähnlicher ist, als dem Zustand des Menschen in der Würde und Kraft der innern Veredlung, zu welcher er durch die Natur seiner Anlagen und durch das Daseyn großer, seit Jahrtausen- I den vorbereiteter Hülfsmittel von Gotteswegen berufen und bestimmt ist.

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Ich hatte Freunde, ich liebte, ich hatte ein Vaterland, ich hatte Rechte, aber ich mochte nicht leben, und mir war: kein Mensch, dessen Herz für Freundschaft, Liebe und Vaterland, für Menschennatur und für die Würde derselben schlägt, sollte in einer Lage leben mögen, in der er selbst, so wie seine Kinder, seine Freunde, seine Verwandten, seine Mitbürger gefahren, aller Mittel der Menschlichkeit beraubt, einem blos thierischen Daseyn hingeworfen zu werden. Der Gedanke, auch meine Nachkommenschaft, auch die Nachkommenschaft meiner Freunde und tausend edler guter Menschen, die ich kenne, gefahre diese Entwürdigung, wenn der niedere Mann im Lande forthin der Seelenlosigkeit und Herzlosigkeit blos thierischer Besorgung Preis gegeben, und nicht dahin gebracht wird, die ersten Bedürfnisse zur genugthuenden Bildung des Geistes und des Herzens, eben wie diejenigen zu einem genugthuenden Broderwerb, mit Sicherheit und allgemeiner Leichtigkeit zu finden. Dieser Gedanke bewegte mein Herz, und machte mich oft mit Wehmuth fühlen, daß es hohe unerläßliche Menschenpflicht ist, für den Armen und Elenden allgemein durch alle in der Hand unsers Geschlechts liegende I Mittel, folglich auch bestimmt kirchlich und bürgerlich, so gut als individuell und häuslich, dahin zu wirken, daß das Bewußtseyn seiner innern Würde durch das Gefühl seiner allgemein in ihm belebten Kräfte und Anlagen sich dahin entfalten, daß er das Segenswort der Religion, der Mensch sey nach Gottes Bild erschaffen und müsse im Gefühl seiner innern göttlichen Natur, als Kind Gottes leben und sterben, nicht blos auswendig herplappern lerne, sondern seine Wahrheit mit der Kraft Gottes, die in ihm selbst liegt, auf eine Weise in sich selbst erfahre, die ihn nicht blos über den pflügenden Stier und den tragenden Esel, sondern auch über den Mann, der in Purpur und Seide seiner höhern Bestimmung unwürdig lebt, wesentlich und nothwendig empor hebt. Bey dieser Ansicht der Dinge und in der Glauben- und Liebevollen Stimmung, die bey dieser Ansicht natürlich und nothwendig ist, ahndete ich schon als Jüngling das Wesen der Mittel, durch die es allein möglich ist, den Bedürfnissen der menschlichen Natur in Rücksicht auf die Bildung unsers Geschlechts ein wahres Genüge zu leisten, und es erquickte mich vorzüglich, als mir bey dem ernsten Hinblick auf diesen Gegenstand auffiel: es lägen in den n o t w e n digen I Umgebungen und Verhältnissen des Armen und Elenden selbst zwar sehr verkannte, aber wesentliche und kraftvolle Mittel für diesen Zweck. Es erhob mein Herz zu den größten Hoffnungen, daß

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ich überzeugt war, Noth und Mangel führe beym Kind des Armen das Wesentliche, was jeder Erzieher bey seinem Zöglinge nothwendig bedarf, nehmlich Aufmerksamkeit, Anstrengung und Ueberwindungskraft durch die Verhältnisse, in denen der Arme immer lebt, gleichsam zwingend herbey, und alles, was immer im Kind also von der Natur nothwendig hervorgebracht wird, liege caeteris paribus auch tiefer und wahrer in ihm, als alles, was durch irgend eine Menschenkunst, ohne Mitwirkung der nöthigen Natur, in ihm rege gemacht worden. Es konnte nicht anders seyn, bey diesen Ansichten mußten mich die lebhaftesten Ahndungen ergreifen, daß, wenn dieser Umstand beym Armen mit Sorgfalt und Liebe benutzt würde, so miißte und würde er sich dadurch bald auf die Stufe erheben, auf welcher das Streben nach einer seiner Lage genugthuenden Geistesbildung in ihm kraftvoll geweckt würde und wo der ganze Umfang der Erfordernisse einer guten Erziehung ein sicheres Fundament und die Entwicklung aller Anlagen und Kräfte unsrer Natur einen sie unter sich vereinigenden Mittelpunkt fin- I den müßten. Die Anstrengungs- und Ueberwindungskraft, die die wohlthätigc Gottesgehülfinn - die Noth - im Armen so vielseitig belebt, könnte nicht anders, sie rnüßte, wenn das Gefühl der Liebe in seinem Herzen geweckt ist, ihm auch die Thaten der Liebe und mit ihnen die Bahn der Tugend leicht machen und ihm die Geinüths-Ruhe, die dieser Bahn eigen ist, sichern, wie sie dem Menschen ohne tief gegründete Uebungen der Anstrengung nicht gesichert werden kann. Die Ueberwindungskraft der Noth würde im Kind mit Sicherheit in die Ueberwindungskraft des freyen Willens hinübergehen, und wie es der Nothwendigkeit gehorchend, leicht vieles entbehrte, was diese ihm zu entbehren gebietet, würde es hinwieder, von der Liebe erhoben leicht entbehren, was zu entbehren ihm dieser Liebe höhere Beweggründe darböten. Aber so gewiß mit diesem Gesichtspunkte das ganze Seyn des Armen und selbst seine größte Noth als ein vorzügliches Fundament seiner höhern Bildung ins Auge fallen muß, so gewiß ist es hinwieder, daß dieses an sich auch noch so gute Fundament nicht nur sich in ein nichtiges unwirksames und folgeleeres Schattenwesen auflösen, sondern sogar dieser höhern Bildung kräftig entgegenwirken muß, wenn es nicht I zweckmäßig benutzt und das Gute, das Menschenliebe und Menschenpflicht darauf zu bauen gebietet, nicht darauf gebaut wird. Es kann nicht anders kommen, wo immer weder zwingende Umstände noch leitende Sorgfalt aus dem Menschen und vor-

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züglich aus dem Armen machen, was sie aus ihm machen sollen, da wird er gewiß nicht, was er werden soll. Der Arme erscheint in diesem Falle nothwendig in allen dem verwahrloset, wozu er hätte gebildet und erzogen werden sollen, und wird dadurch eben so nothwendig einer Erniedrigung Preis gegeben, darin er auch beym vollen Fühlen einseitig in ihm geweckter Kräfte nur desto roher verwildert und vielleicht, noch unglücklicher für ihn, sogar dahin kommt, seine Verwilderung mit Heucheley zu übertünchen. Im Gefühle einer entwürdigten, sich selbst und die Menschheit gleich verachtenden Kraft kommt er dann dahin, die Mittel der ungebändigten Gewaltsamkeit, mit denen er nach Lebensgenuß und gesellschaftlicher Auszeichnung hinstrebt, nicht blos mit Schlauheit zu verbergen und mit Hinterlist an die Hand zu bringen, sondern noch sich selbst als erlaubt und rechtmäßig vorzustellen und als eine bloße Vergeltung des Unrechts, das, wie er wähnt, ohne seine Schuld von der Gesellschaft über ihn ver- I hängt worden, anzusehen und andern in die Augen fallen zu machen. Die Segenskraft, die der Arme aus seiner Lage hätte ziehen können, wird bey der Liebe- Schonungs- und Achtungs-losen Behandlung, die jedem tiefern kirchlichen oder bürgerlichen Verderben eigen ist, in diesem Falle zur Quelle einer Rohheit und Gewaltsamkeit, die in ihm dann auch noch den Schein der Menschlichkeit auslöscht. Die Welt, d.h. die Menschenmasse, die für den höhern Sinn unserer Natur eben wie der verwahrloste Arme innerlich gleich getödet ist, aber äußerlich noch seinen Schein an sich trägt, hat für die Unglücklichen, die sie in diesem Zustande antrifft, alles Gefühl einer menschlichen Theilnahme verloren. Ihre Selbstsucht zwingt sie sogar, diesen Unglücklichen als der Liebe, Achtung und Schonung, die unser Geschlecht sich selbst in allen seinen Gliedern schuldig ist, unwerth und verlustig zu erklären, wodurch dann aber auch nicht selten die lebendigsten und kraftvollsten unter ihnen dahin gebracht werden, daß eine Lebens- und Handlungsweise, gegen welche die bürgerliche Gesellschaft nothwendig, aber ohnmächtig, Galgen und Rad braucht, nicht nur für sie unwiderstehliche Reize hat, sondern ihnen auch als rechtmäßig ins Auge fallen muß. I Je weniger ich mich über den wahren Zustand des Armen täuschen konnte, desto mehr strebte ich im Gefühle der Pflicht, ihm in diesem Zustand eine den Ansprüchen seiner Lagen und Umstände genugthuende Handbietung zu bereiten, darnach auch mein Scherflein zu diesem Endzwecke beyzutragen. Der Erfahrung über die

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Größe der Kräfte, die die Natur selber im Armen für seine Bildung entfaltet, getreu, mußte ich mich vor allem aus beeifern, in dieser Kraft Mittel für seine Noth zu finden; ich mußte für die armen Kinder, die ich zu mir in's Haus nahm, Arbeit und Bildung zur Arbeit suchen. Aber ich wollte nicht blos dieses, ich wollte während und durch ihre Arbeit ihr Herz erwärmen, und ihren Geist entfalten. Ich wollte sie nicht blos unterrichten, ich wollte, daß ihr Leben und Thun sie selbst unterrichte und beym Selbstunterricht zum Gefühle der innern Würde ihrer Natur erhebe. Ich wollte ihrem Herzen, als dem Edelsten ihrer selbst und als dem Mittelpunkte, darin sich das Reinste und Höchste aller Anlagen des Geistes und der Kunst vereinigt, vor allem aus und bestimmt überwiegend Vorsehung thun. Ich war überzeugt, dadurch allein sey es möglich, den Umfang aller Bildungsmittel der Menschheit, und besonders der Armuth, zu einem Ganzen zu vereinigen und selbst I mitten unter hundert und hundert zu Rohheit und Wegwerfung hinlenkenden Umständen die Liebe-, Schonungs- und Achtungsvolle Behandlung zu erhalten, die allein fähig ist, beydes der Erwerbs- und der Geistesbildung ihre höhere Bedeutung sicher zu stellen. I n so w e i t war ich für mein Unternehmen in einer vorzüglich glücklichen Lage. Mein Leben war wie weniger Menschen Leben durch einen Hintergrund von lebendigen Anschauungen geeignet, mich zu einer unerschütterlichen Ueberzeugung zu erheben, daß alles Mögliche, was man immer für die Sicherstellung des Broderwerbs und selber für die Ausbildung der Geisteskräfte des Armen zu thun versuchen möchte, ohne eine das Herz befriedigende und erhebende Behandlungsweise ihn durchaus nicht wahrhaft menschlich bilden könne. Das Individuelle meiner Kräfte für diesen Zweck lag bestimmt in der Lebendigkeit, mit der mein Herz mich antrieb, Liebe zu suchen, wo ich sie immer finden konnte; freundlich und gefällig zu handeln, wo ich immer freundlich und gefällig handeln konnte; zu dulden, mich zu überwinden und zu schonen, wo ich immer dulden, mich überwinden und schonen konnte. Ich kannte keinen größern Lebensgenuß, als das Auge des Danks I und den Handdruck des Vertrauens. Es war mir sogar Wonne, Dank und Vertrauen zu verdienen, auch wo ich sie nicht zu erhalten hoffen konnte. In dieser Stimmung war es, daß meine Umstände mich vielseitig dem Armen im Lande näher brachten. Ich suchte ihn, ich verweilte gerne bey ihm und auch dieses stärkte meine Ansichten über meinen Lieblingsgegenstand so weit,

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d a ß von dieser Seite mein Vertrauen auf mich selber und auf meine Zwecke in dem Grade unerschütterlich war, als große und entscheidende Erfahrungen mich täglich überzeugten, daß, durch das Daseyn einer reinen selbstsuchtlosen Liebe gegen den Armen, auch schwächere Bemühungen für seine Bildung einen Segen in sich tragen, dessen Folgen mit dem äußern Anschein ihrer Mittel durchaus in keinem Verhältnisse stehen, so wie bey einer entgegengesetzten Richtung des Gemüths auch die glänzendsten Anstalten für Volksbildung, Volkswohl und Armenversorgung auf Sand gebaut sind und den Grund ihres Einstürzens in der Natur ihrer Fundamente selber zu suchen haben. Es mußte bey mir entschiedene Erfahrungssache werden, daß die Liebe auch hierin im Schwachen mächtig sey, und die Lieblosigkeit auch hierin die Kräfte des Starken zersplittere. Aber mein Unternehmen brauchte mehr als diese Ueberzeu- I gung. U m eine Anstalt zu gründen, die meinen Zwecken in ihrem ganzen Umfange genugthuend entsprechen konnte, forderte es besonders vieles, das mir in eben dem Grade ausgezeichnet mangelte, als die Neigung zu einer solchen Anstalt, deren es freylich auch vorzüglich bedurfte, ausgezeichnet in meiner Individualität lag. Es mangelte mir wesentlich eine kaltblütige Ansicht des Gegenstandes, dem ich entgegen strebte, so wie eine ruhige Insaugefassung und Behandlung der Menschen und Sachen, durch die ich dieses Gegenstandes halber zu meinem Ziele kommen sollte. Es mangelte mir die in allen Dingen so nothwendige Kraft, das Einreißen eines jeden Verderbens in der Blüthe meiner Zwecke zu verhüten und den Wachsthum jedes Theils meiner Anstalt bis zu seiner Reifung ohne Ungeduld abzuwarten. Es mangelte mir ein festes und genügsames Eindringen beydes in das ganze Detail und den ganzen Umfang meines Thuns, und besonders in das Detail und den Umfang der Lücken und Schwächen, die sich in jedem Zeitpunkte meines Unternehmens in dasselbe einschlichen, so wie in die vielseitigen Hindernisse, die ihm mehr oder minder, offen oder versteckt im Wege standen, oder in den Weg kommen konnten. Es mangelte mir ein genugsam gereiftes I Verhältnißgefiihl meiner Kräfte, Mittel und Wünsche, und dann natürlich auch ein richtiges Voraussehen, wohin jeder Schritt meines Thuns mich in allen Rücksichten eigentlich führen könne und führen müsse. Ich wollte arme Kinder zum Feldbau, zur Industrie und zur häuslichen Wirthschaft anführen und war in allen diesen Stücken selbst ungebildet. Die Anstalt forderte eine Organisation, die die Sicherheit der Erzielung ihrer Zwecke in sich selbst trug. Diese man-

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gelte mir und mußte mir mangeln. Ich sollte in allen Fächern, für die ich nicht gebildet war, gebildete Menschen an der Hand haben; ich hatte sie nicht. Mein Lokal sollte mit Sorgfalt gewählt und für mein Unternehmen eingerichtet seyn; es war es nicht. Meine Umgebungen sollten für meinen Zweck genugthuend seyn; sie waren es nicht. Selbst meine Neigung für meine Anstalt und die Hingebung und Aufopferung, mit der ich mich meinen Zwecken widmete, legten noch drückende Hindernisse in meinen Gang. Sie konnten nicht anders. Ich gab mich hin, wo ich mich nicht hätte hingeben sollen, ich wankte, wo ich hätte fest halten, ich hoffte, wo ich hätte fürchten, ich glaubte, wo ich hätte Rechnung fordern, ich dankte, wo ich hätte zur Verantwortung ziehen sollen, ich legte auf meine Schultern, was ich nicht zu I tragen vermochte, um es denen abzunehmen, die es tragen sollten und wohl hätten tragen können. So war ich - Mein Unternehmen war in seinem Wesen eines Fürsten würdig; aber unvermögend zu erzielen, was ich suchte, erschöpfte ich mich nur selbst, stürzte mich in häusliche Verwirrung und in einen Zustand von Bedrängnissen, deren Leiden unbeschreiblich sind und deren Folgen ein halbes Menschenalter dauerten. In diesem langen Zeiträume verließ mich die Neigung meines Herzens, für den Armen und Elenden im Lande zu leben, dennoch niemals; aber umgeben von den vielseitigsten Hindernissen und drückendsten Hemmungen, diente jetzt das Feuer dieser Neigung, das in mir brannte, zu nichts; es verzehrte sich unbenutzt mir selber und trug noch selbst dazu bey, mich für alles übrige, das ich sonst in der Welt hätte seyn und thun können, immer unaufmerksamer, unbehülflicher und interesseloser zu machen. Die Menschen, die mich umgaben, sahen dann auch nur diese damals wirklich in mir wachsende Unbehülflichkeit; für ihre Ursachen hingegen hatten sie keinen Sinn, und noch weniger boten sie mir auf irgend eine Art die Hand für das Einzige, dessen ich fähig gewesen wäre. Im Gegentheil, meine ihnen auffallende Untüchtigkeit für I so viel Anderes, Gewohntes, schien ihnen ein unwidersprechlicher Beweis, daß man mir für mein Lieblingsfach keine Handbietung weder leisten könne noch solle. — Er zeige sich für das Geringere tüchtig, so wollen wir ihm für das Größere glauben; er rede sein eigen Elend, so wollen wir ihm zutrauen, er vermöge etwas gegen das Elend des Volks; er stelle Proben auf von dem, was er sucht. - Werden diese gerathen, so wird ihm dann sicher weder Zutrauen noch Handbietung fehlen. - Das war weit und breit das Todesurtheil über

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mich, dem aber nirgends eine Art von prüfender Untersuchung vorherging. Aber daß es eben die Aufstellung dieser Proben selbst seyn, wozu ich die erste und vielleicht die einzige Handbietung bedürfe, darüber schlüpfte die Welt hinweg, wie sie über alles wegschlüpft, woran sie kein wahres Interesse nimmt und doch ein Scheininteresse vorspiegelt. Gewiß ist es indessen, wenn diese Proben dem in mir liegenden und meine ganze Kraft bestimmenden Grundsatze, den Armen und sein Kind durch sich selbst, d.i., durch seine natürlichen Anlagen und Fertigkeiten und durch die nothwendigen Verhältnisse seines Daseyns zu erziehen, gemäß und genugthuend hätten aufgestellt werden sollen, so hätten sie nur durch warme Theilnahme I einer beträchtlichen Anzahl kraftvoller und wohlwollender Menschen möglich gemacht werden können. Lange, nur zu lange erwartete ich diese Theilnahme von meinem Zeitalter und von dem nähern Kreise, in dem ich lebte. Mit der ganzen Unbefangenheit eines noch unbetrogenen kindlichen Sinnes glaubte ich, es könne und werde nicht fehlen, ich werde Glauben und Handbietung für meine Zwecke finden. Ich hätte mir, in der Unbekanntheit mit der Welt, nicht träumen lassen, daß, grade indem die Menschen um mich her Geld wie Steine wegwarfen, und sich tausend Mühseligkeiten unterzogen, um in allen Winkeln die grausen Gräber der Liebe, des Geradsinns und der Menschenkraft zu übertünchen, nicht auch einige Brosamen dieser Weltkräfte auf das Streben eines Menschen herabfallen würden, der nichts wollte, als Liebe, Geradsinn und Menschenkraft aus den grausen Gräbern des übertünchten und offenen Volkselendes zur Auferstehung und ins Leben zu rufen, oder vielmehr, dieses Uebertünchen durch die Erweckung des Armen und Elenden zur Selbsthülfe und Selbstkraft in allem, was er für Nahrung, Unterhalt und Versorgung für sich und die Seinigen bedarf, als der menschlichen Na- I tur und Würde widersprechend, wegfallen zu machen. Ich irrte mich an meinem Zeitalter und an meinen Umgebungen. Es lag tief im Geiste meiner Erziehung, daß ich mich daran irren mußte; ich irrte mich an mir selber, wie an meinen Umgebungen. Ich verdiente den Grad des Zutrauens nicht, den das Wesen meiner Unternehmung ansprach, genoß aber auch denjenigen nicht, den ich wirklich verdiente. Durch die Folgen dieser Umstände aller Mittel beraubt, den Zweck meines Lebens nach meinem Sinne thätig zu befördern, that

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ich das Einzige, was noch dafür in meiner Hand lag: ich legte die Gefühle meines Herzens und die Erfahrung der Anstrengungen für meinen Zweck in L i e n h a r d u n d G e r t r u d nieder. Das Bild, das ich vom Volke und von meinen Umgebungen in Rücksicht auf meinen Zweck aufgestellt hatte, gefiel als - R o m a n . Tausende sprachen aus: er kennt das Volk, es ist wie er sagt, und bedarf was er sagt, und es wäre wirklich schön, wenn viele Kinder Gertruden zu Müttern, viele Dörfer Arner zu Herren hätten, und viele Hümmels solche Hii- I nerträger - Uh! - Ah! — Uh! - schreyen hören müßten. Aber weiter ging die Wirkung des Buches nicht. Es war allgemein unabhangend von meinem Thun und meinem Streben ins Auge gefaßt, und an sich selbst ungenugthuend, meine Zeitgenossen dahin zu erheben, wirklich zu versuchen, in dem Geiste zu handeln, der, indem er sich in Arner, Gertrud und Glülphi aussprach, vielseitige Ansichten und Mittel an die Hand gab, die zum Heile des Volks nicht nur gemahlt, sondern ausgeübt werden sollten. Es konnte dafür nicht genugthuend seyn, wie ewig kein Buch, das nur sagt und darstellt was seyn sollte, hiefür genugthuend seyn wird. Es braucht unendlich mehr, etwas Gutes in der Welt durchzusetzen, als dasselbe blos wie einen Traum den Menschen in ihre Seele zu legen, daß sie darob staunen und sein Bild schön finden. Es wird dafür erfordert, sie dahin zu bringen, den Faden aufzufinden, an dem das ihnen vorgelegte Gute sich ihres innern Lebens, ihrer Neigungen und ihres Strebens bemächtigt, und ihnen gleichsam Auge, Hand, Zunge und alles, was an ihnen Kräfte äußert, in Beschlag nimmt. I Das wollte ich, aber weder die Anstrengungen meiner kraftvollsten Jahre, noch der Nachhall derselben, mein Schreiben, vermochte es, mir einen Wirkungskreis zu gewähren, von dem ausgehend ich mir dann durch Aufstellung von Thatsachen, die das Wesen meiner Grundsätze ausgesprochen und wirklich Vernunft, Liebe, Geradsinn und Kraft in einzelnen Verlassenen und Armen geweckt hätten, Theilnahme und Mittel zur weitern Betreibung der ersten Angelegenheit meines Herzens hätte verschaffen können. Der größte Theil meines Lebens verging in einem unruhigen, aber mich immer auf mein Vaterland beschränkenden Suchen eines solchen Wirkungskreises; - ich konnte ihn so lange nicht finden. Meine Umgebungen waren der Einfachheit und der Unschuld meiner Gesichtspunkte entgegen. Der Wahn, durch Vielwisserey ein

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goldenes Zeitalter zu verschaffen, hatte eben damals wie eine glänzende Lufterscheinung die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gerichtet, und die Welt von den, aus der Lage, der Noth und den Bedürfnissen der Menschennatur hervorgehenden Gesichtspunkten in der Erziehung fast gänzlich abgelenkt. Beynahe alle Hülfsmittel der Erziehung und Bildung wurden in den Schulen und Büchern I gesucht, und waren auf Bücher und Schulen berechnet. Das Leben, die häuslichen und bürgerlichen Verhältnisse, und die aus ihnen hervorgehenden Gesinnungen, Gewohnheiten, Vorstellungen und Maximen, die desto tiefer auf den ganzen Menschen einwirken, je nothwendiger und bewußtloser sie von ihnen ergriffen und bestimmt werden, blieben beynahe völlig unbeachtet. Die Einseitigkeit, mit der man den Menschen durch ein buntes oberflächliches Wissen ausbilden und seiner Bestimmung entgegen führen wollte, brachte dann auch den Widerspruch zwischen den öffentlichen gepredigten Grundsätzen und dem innern Geiste der allgemeinen Handlungsweise unmerklich aber nothwendig bis auf den höchsten Punkt. Mit diesem Widerspruche bemächtigte sich die frohste Willkühr aller festen und großen Grundsätze der um die Menschheit verdientesten Männer der Vorwelt. Der Mensch, das Individuum, die Darstellung der Menschheit in ihm, wurde aus den Augen verloren, und das Heiligste der Menschennatur, Convenienzen, Leidenschaften, sinnlichen Genüssen und selbstsüchtigen Zwecken aller Art untergeordnet. Es entstand eine Zwischenepoche, die sich nicht bloß durch Erlahmung aller Realkräfte I der Menschennatur, sondern auch durch ein verwirrtes und schwankendes Benehmen in allen Modetändeleyen auszeichnete; ein Zustand, der dadurch, daß sich die Menschheit in einer und eben derselben Stunde vor dem Erwarmen, und vor dem Erkalten ihrer Kräfte zugleich fürchtete, nicht bloß den Fortschritt der menschlichen Cultur stille stellen, sondern die Menschheit für die Erhaltung und das Daseyn dieser Kräfte selbst besorgt machen mußte; - ein Zustand, in dem die Menschen unter der Last dessen, was sie sind und dessen, was sie nicht sind, auf die nehmliche Weise erliegen, und dessen Verderben der höchsten Sanftheit und Liebe die Worte in den Mund legt: Ach daß du kalt oder warm wärest etc. In diesem Zustande verging ein großer Theil meines Lebens, und so traurig es ist, so wahr ist es, die unselige Epoche der allgemeinen Erschütterung, die die Revolutionsstürme über mein Vaterland brach-

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ten, war die Geburtsstunde meines praktischen Daseyns für die Realisirung des großen Traumes meines Lebens. Aber mir fehlte jetzt die Kraft der Jugend und die Erfahrungen, die ich in meinem Fache besessen hätte, wenn ich mich in frühern Jahren wirklich praktisch hätte damit beschäftigen können. Dennoch vermochte ich in meiner Lauf- I bahn, was ich nicht ahndete, und setzte durch, was ich nicht glaubte, und so unglücklich ich in meinem Leben in allem war, was diesen Gegenstand betraf, so glücklich war ich von dem Augenblicke an, in dem ich einmal einen sichern Anfang der nöthigen Mittel hatte, um mit einiger Kraft für die Ausführung meines Lebenszwekkes thätig wirken zu können. Das unglückliche, zerstörte S t a n z , und das Verhältniß, in das ich daselbst mit einer großen Anzahl allgemein verwahrloseter und zum Theil verwilderter aber kraftvoller Natur- und Bergkinder kam, gab mir ein glückliches Fundament, und, mitten unter äußern Hemmungen, Spielraum zu entscheidenden Erfahrungen über den Umfang und den Grad der Kräfte, die im Kinde als Basis seiner Bildung allgemein da sind, und mit diesem über das Wesen und den Umfang dessen, was in Rücksicht auf Volksbildung eben so möglich und ausführbar ist, als es Noth thut. Und als mein Bleiben in S t a n z durch die Zufälle des Kriegs unterbrochen war, und ich mich von neuem in die alte Ohnmacht meines Lebens zurückgestürzt glaubte, fand ich in Burgdorf plötzlich für meinen Zweck wieder, was ich in Stanz verlor. I Das Institut, das ich daselbst zu errichten Gelegenheit fand, öffnete mir einen großen Spielraum zur Auffindung und Organisirung der wesentlichen Mittel einer naturgemäßen Erziehungsweise. Belebt durch diesen Spielraum und die Erfahrungen, die ich darin machte, wagte ich es, frühe in dem Buche: « W i e G e r t r u d i h r e K i n d e r l e h r t » den ganzen Umfang der Ansichten, Ahndungen und Hoffnungen, die sich in diesem Zeitpunkte in mir entfalteten, dem Publikum vorzulegen. Der Eindruck, den dieses Buch allgemein machte, erleichterte meinen Gang. Ein großes gewonnenes Zutrauen stärkte meinen Muth und erweiterte den Kreis meiner Thätigkeit. Menschen aller Art, die für das Erziehungswesen Interesse zeigten, drängten sich zu mir; Erfahrungen häuften sich auf Erfahrungen; und was damals nur noch Ahndung war, verwirklichte sich und reifte zur unwidersprechlichen Thatsache heran. Vorzüglich war ich darin glücklich, daß ich daselbst Männer an meine Seite erhielt, die den Faden der Anfangs-

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punkte meines Versuches mit Einfachheit ergriffen und sich an demselben kraftvoll für meine Zwecke emporbildeten. I Meine Stellung war mit jedem Tage mir selbst und denen befriedigender, die mit mir zu gleichem Ziele Hand in Hand schlugen, und eignete sich immer mehr die Resultate meiner Bemühungen für die Auffindung einer naturgemäßen Erziehungsweise ihrer Vollendung näher zu bringen und die Mittel für diesen Zweck dahin gedeihen zu machen, daß sie nicht einzeln und abgerissen, sondern in einem allgemeinen Zusammenhang unter sich selber dastehen und in einer gegenseitig in gleichem Verhältniß eingreifenden Wirkung das Ganze der Menschennatur in Anspruch nehmen und die Kräfte derselben als Kräfte eines unzertrennten Ganzen harmonisch ausbilden. Diese Mittel nähern sich nun wirklich immer mehr dem Punkte, durch den sie sich einerseits an die Lagen und Bedürfnisse eines wohlgeordneten häuslichen Lebens mit Sicherheit anknüpfen, andrerseits die weitern Fortschritte in jeder wissenschaftlichen Bildung auf eine allgemeine und solide Art begründen. Sie gehen sämmtlich von den einfachsten Regungen des menschlichen Daseyns aus, und beruhen auf dem Zwecke, die ursprünglichen Anfangspunkte aller menschlichen Bildung aufzustellen, von denen aus, wenn sie einmal aufgefaßt sind, weder Einseitigkeit, noch Verwicklung, noch I Ablenkung von dem wahren Pfade mehr Statt finden kann. Sie lassen das Kind in der ganzen Selbstständigkeit seines Wesens und legen weder etwas in dasselbe hinein, das nicht in ihm ist, noch dringen sie den ihm einwohnenden Anlagen und Kräften eine willkührlich erzwungene, auf einen einseitigen Zweck berechnete Richtung auf. Sie erregen bey den Zöglingen Geistes und Herzens halber die lebendigste innere Thätigkeit, und geben dieser Thätigkeit allen Spielraum sich eben so frey, nach den nothwendigen und ewigen Gesetzen des menschlichen Geistes und Herzens, auszusprechen, um dadurch ihr eigenthümliches Wesen zu offenbaren. Sie sind wesentlich nichts anders, als die Darstellung dieser Thätigkeit und dieses innern Lebens selbst, das sich in den Zöglingen auf die vielseitigste Weise regt und ausspricht. Darum aber machten sie auch einerseits den so laut angebrachten Einwurf: - man opfere die Kinder solchen Versuchen auf - so schnell und so entscheidend zu Schanden, und begründeten andrerseits die Wahrheit, das gemeine Schulwesen und die darauf liegende Kultur

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Europa's sey ohne Fundament, und dieses Fundament müsse ihr nothwendig gegeben werden, wenn sie dahin I gelangen solle, das Volk und die Kinder Europa's zur Kraft der Weisheit und Liebe und zu einem in allen Verhältnissen befriedigenden Daseyn zu führen. Mit festem Bewußtseyn dessen, was wir wollten, und was wir sollten, suchten wir mit Conzentrirung unserer Kräfte sichere und allgemeine Anfangspunkte zu unserm Thun, und waren immer bemüht, am festgehaltenen Faden derselben durch einen lückenlosen Stufengang zu dem, was wir wollten und sollten, hinzuschreiten. Dadurch war es auch, daß wir im Suchen dieser Mittel und in ihrer Anwendung, unserer Thätigkeit freyen Spielraum geben konnten, ohne zu gefahren, gegen die ewigen Gesetze, denen die Natur, die Entwicklung unsers Geschlechts unterworfen, anzustoßen. Damit ist indessen gar nicht gesagt, daß wir im Laufe dieser Versuche durchaus nie und in nichts gefehlt haben. Im Gegentheil, es war allerdings zu Zeiten der Fall, daß ein auffallendes und unsere Erwartungen selbst übertreffendes Gelingen einiger dieser Mittel uns dahin führte, dieselben zu überwiegend und zu einseitig zu gebrauchen, und dann unter diesen Umständen, besondere Unterrichtsfächer, die für das Wesen der Entwicklung der Kräfte des Menschen weniger I wichtig sind, aber in den Schulen allgemein und ausschließlich betrieben werden, gegen Gebühr und Ordnung für eine Weile an den Nagel zu hängen. Das nahende Reifen des Wichtigen und Nothwendigen minderte aber natürlich die Gewaltsamkeit, mit der wir dieses Wesentliche und Nothwendige in seinem ersten Entkeimen ergriffen und ergreifen mußten. Noch mehr, mitten indem dieses Reifen des Wesentlichen, was die Erziehung fordert, das weniger Wesentliche derselben bey unserm Verfahren in das untergeordnete Verhältniß brachte, in dem es in der Natur des Menschen selbst dasteht, gab es uns auch für dieses neue Reize und Hülfsmittel und erleichterte seine also untergeordnete, aber nothwendige Betreibung, so daß wir jetzt neben den reinen Elementarmitteln der Geistes- und Kunstbildung, das Buchstabiren, das Lesen, das Schreiben, die Grammatik, die Zifferrechnung etc. mit so vielem Eifer und so gutem Erfolg betreiben, als man es da betreibt, wo man für das erste - die reine Elementarbildung nichts und alles blos für das Aeußere, nur untergeordnet Wesentliche - für Lesen, Schreiben, Grammatik etc. thut. Die ernste Betreibung des Erstem gab dem Letztern einen Gehalt und einen Werth, den es I ohne jenes nie haben kann und nie haben

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wird, indem die ohne dieses Fundament für den Geist leeren und todten Formen des Lesens, Schreibens, Rechnens etc. nicht nur Bedeutung und Leben erhalten, sondern auch als nothwendige Auffassungs- und Darstellungsmittel der Geistesthätigkeit sowohl unter sich selbst, eds mit der menschlichen Natur in Harmonie gebracht werden, und sich gleichsam von selbst als Fertigkeiten bey den Zöglingen von Stufe zu Stufe entwickeln. Die bisher erschienenen Elementarbücher stellen einzelne Richtungen dieser geistigen Entwicklung in geordneten Reihenfolgen auf. Mit ihnen ist aber das Gebiet der Geistesbildung keinesweges erschöpft, und unsere fortgesetzten Versuche haben uns zu vielfachen Erweiterungen und zu neuen neben jenen aufgestellten Formen fortlaufenden Bildungs- und Uebungsmitteln geführt. Durch jene ist indessen der Anfangspunkt und das unveränderliche Gesetz der Fortbildung und Erweiterung dieser Mittel unwidersprechlich gewonnen. Alle Versuche, so viel ihrer auch noch statt finden, sind jetzt eigentlich nichts mehr, als nähere Bestimmung und vielseitigere Anwendung des Unwidersprechlichen und Ewigen, das in den aufgestellten Fundamenten selber liegt. Dieß gilt besonders in Hinsicht auf intellektuelle Entwick- I lung. Es ist aber in Hinsicht auf sittliche und religiöse nicht minder der Fall.

Es ist freylich wahr, daß in den bisher erschienenen Elementarbüchern der Methode die Mittel der sittlichen und religiösen Bildung und ihre allgemeine Uebereinstimmung mit dem Wesen derjenigen 25 der intellektuellen, noch nicht bestimmt ausgesprochen und dargelegt sind. Die Natur der Sache und die Eigenheit der Entstehungsweise der Methode haben das Vorausgehen der Bearbeitung der intellektuellen Mittel nothwendig gemacht; aber es herrscht in meinem Institute in Rücksicht auf die sittliche Führung der Kinder, so wie in ,)o Rücksicht auf die Auffindung wichtiger und genugthuender Elementargrundsätze für diese Führung, eben die vereinigte und kraftvolle Thätigkeit, die wir der intellektuellen Bildung schenken. Noch mehr, meine Erziehungsversuche gingen gleich anfangs aus der innigsten Ueberzeugung hervor, daß alle Bemühungen für die intellektuelle 35 Führung in ein Luftgebild ausarten, wenn das Heiligste, das Höchste, das in der Menschennatur ist, nicht vor allem aus belebt, gesichert und aller äußern Verstandes- und Kunstbildung zum unabänderlichen Fundament gelegt ist. Das, was wir in dieser Rücksicht thun, kann freilich nicht so aus40 fallen, wie das, I was wir in intellektueller Hinsicht geleistet haben.

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Die wahre sittliche Elementarbildung führt vermöge ihres Wesens zum F ü h l e n , S c h w e i g e n und T h u n . Die Wahrheit einer gewissenhaften innern Stimmung, und die Kraft eines mit dieser Stimmung harmonirenden Lebens, entfernen sich ihrer Natur nach von jedem zerstreuenden iiberflüßigen Worte. Die Rede der Sittlichkeit ist im Allgemeinen: ja! ja! und nein! nein! und je wahrer und tiefer gegründet sie ist, desto mehr hält sie alles, was darüber ist, als aus dem Bösen. Man kann die Kinder das geweckte Leben höherer Gefühle dem gemeinen Auge und Ohr des Neugierigen nicht vorweisen und aussprechen machen, wie man sie die geweckten Kräfte ihres Geistes durch das Darlegen ihrer Resultate vorweisen und aussprechen machen kann. Man soll es nicht, und wo man es will, giebt man gerade dadurch der reinen sittlichen und religiösen Stimmung in ihrem Wesen den Tod. Aber es ist dennoch wahr, es liegen im Wesen der Methode einfache und sichere Wege zum Herzen des Menschen, wie in demselben einfache und sichere Wege zu seinem Kopfe liegen. I Unsere Erfahrung bestätigt dieses täglich. Der Vorwurf gegen die Methode, als sey sie nur auf einseitige Verstandesbildung berechnet, weil die Elementarbücher nur Form, Zahl und Sprache behandeln, beruht des nahen auf Mangel an Kenntniß ihrer Entstehungsweise, eben so wie des natürlichen und nothwendigen Umfangs ihres Wesens. Jedes Elementarbuch der Geistesentwicklung muß seiner Natur nach nichts anders, als den Typus der menschlichen Geistesthätigkeit selbst, seines innern und nothwendigen Handelns beim Denken und Erkennen darstellen. Geht diese Geistcsentwicklung ihrem Wesen nach davon aus, die Mutter und den Lehrer dahin zu bringen, das Kind als eine freye und höhere Natur anzusehen und zu behandeln, so wirkt sie auch an sich sittlich und religiös. Jede entwickelte Menschenkraft ist an sich eine wahrhaft sittliche Kraft. Meine Elementarbücher der intellektuellen Entwicklung beruhen ganz auf diesem Gesichtspunkt. Sie stellen einerseits die freye selbstständige Geisteskraft der Zöglinge dar. Sie setzen andrerseits die Mutter und den Lehrer mit dem Kinde in ein reinsittliches und religiöses Verhältniß. In meinem Buch der Mütter ist unmittelbar und ausdrücklich auf diesen Gesichtspunkt I hingewiesen, und zwar so wohl in den Winken an die Mutter über ihre Stellung zum Kinde, als dadurch, daß dieses Buch als Hülfsmittel der Muttertreue und Sorgfalt den Müttern ganz eigentlich bestimmt wurde.

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Damit sind aber eigenthümliche und selbstständige Formen der sittlichen und religiösen Elementarbildung keineswegs für überflüßig erklärt. Vielmehr hat uns die Methode selbst zur Ahndung und zum Versuche von geordneten Reihenfolgen einer solchen Entwicklung geführt, die, auf die sittliche Freiheit und auf die religiöse Anlage des Kindes gebaut, dasselbe zum Bewußtseyn derselben und zu einer sittlichen und religiösen Ansicht der Dinge erheben, — Formen, die im Gegensatze derjenigen der Geistesentwicklung die Natur seines sittlichen und religiösen Fühlens, Handelns und Glaubens in ihrem innern und nothwendigen Zusammenhange darstellen. Wie also die Kraft, die die Methode im Allgemeinen im Kinde entwickelt, auch die sittlichen Triebe der Menschennatur durch sich selbst nothwendig mit in Anspruch nimmt, so bildet sie hinwieder ihren Zögling eben so nothwendig für die Geschäfte und Pflichten des Lebens aus. Sie hat in Rücksicht auf dieses letzte, in Rücksicht auf die Befriedigung seines Erden- I lebens, die sich der Mensch gewöhnlich nur durch die Vollendung seiner Berufskraft gewähret, das Eigene, daß sie ihn, von der Wiege an, an den ganzen Umfang seiner nächsten Verhältnisse und an die ganze Kraft seines häuslichen Seyns kettet, und an das Erwachen aller Kräfte seines Herzens und seines Geistes von diesem Mittelpunkte ausgehen läßt. Sie bemächtigt sich der aufwachenden Menschenkräfte wesentlich nach dem Maaß der häuslichen Bedürfnisse und Lagen und bauet die Kräfte der Selbsthülfe und des Emporstrebens auf das Fundament des lebendigen Bewußtseyns von Gott gegebener Umgebungen und aus ihnen entspringender Verhältnisse und Bedürfnisse. Sie spricht zwar den Mann, der unter einem Strohdache lebt, für diese Bedürfnisse seiner Lage mit eben der Gewalt an, mit der sie den Sohn des Fürsten in seinem Pallaste dafür anspricht, aber indem sie dem Sohn des Staubes für seine Lage eben die Kraft giebt, zu der sie den Sohn des blendenden Glanzes für die seinige erhebt, kettet sie den einen sowohl als den andern einfach und stark an die Wahrheit seiner nothwendigen Verhältnisse, und führt auch den Niedersten für die Befriedigung seiner Realbedürfnisse zu einem sichern Ziele. I Sie macht dem Kinde das Denken, Lieben und Handeln, sie macht ihm das Beten und Arbeiten, sie macht ihm das gemeinschaftliche Zusammenwirken des ganzen Umfangs der wesentlichen Kräfte der Menschennatur habituell. Das Kind der Methode lebt gleichsam vom Morgen bis an den Abend im Forschen und Erkennen von untrüglichen und über allen

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Zweifel erhabenen Wahrheitsverhältnissen, und wird eben dadurch von allen trüglichen Grübeln und von allem anmaßenden, oberflächlichen Schein- und Wortwesen einer sich - wissenschaftlich nennenden Geistes- und Herzens-Bildung entfernt, hingegen zu allem, was für sein solides Emporkommen nothwendig ist, durch concentrirte Belebung aller seiner Anlagen für dieses Nothwendige in die Lage gesetzt, auf jeder Stelle, die die Vorsehung ihm angewiesen, sich selbst Mittel zu verschaffen, den Weg des Lebens unter seinen Mitmenschen mit Liebe, Kraft und Ehre zu wandeln. Der gemeine Mensch kommt durch die bestehenden Mittel der Erziehung so selten dahin, sich in seiner Lage und für dieselbe helfen zu können. Und unglücklicher Weise w i l l er nicht einmal sich selber helfen, wenn er nicht auf den I Punkt gebracht wird, auf welchem das Selbstgefühl in ihm geweckt wird, daß er es k ö n n e . So geht die Masse der Völker ohne Menschlichkeit und ohne Befriedigung verloren, weil allenthalben das bey ihr versäumt wird, was unumgänglich nothwendig wäre, ihr auf diesen ersten Punkt zu helfen. So lange aber die Menschheit nicht da ist, ist ihr auch wirklich nicht zu helfen. An den Sumpf seines Verderbens thierisch gewöhnt setzt das Volk immer seine ganze Kraft selber daran, diesen Sumpf um sich her ewig zu erhalten. Kreuzige ihn! und gieb uns Barrabam los! ist allenthalben sein Geschrey gegen den Mann, der mit höherm Sinn und mit Achtung für die Menschennatur dem Verwahrloseten Hand bieten will. Aber elender noch als dieses Volk selbst sind die Wortführer seines Verderbens, die dem Mann, der seinen von Menschlichkeit entblößten Zustand, und seinen Mangel an allem, was das innere Heiligthum unserer Natur anspricht, mit offenem Wahrheitssinn und wanner Liebe entschleyert - entgegenrufen: - das Volk bedarf keiner Hülfe, es bedarf keiner innern Erhebung: - was will man ihm einen höhern Sinn, Selbstgefühl und I Kraft aufdringen, da es nach allem diesem nicht das geringste Bedürfniß in sich selbst fühlt, und im Gegentheil noch Koth und Steine gegen den Mann aufhebt, der ihm zumuthen will, seine Tollheit mit Einsicht, seinen Müssiggang mit Thätigkeit, seine Unordnung mit Ordnung, seine Gewaltthätigkeit mit stiller Weisheit, seine Selbstsucht mit Aufopferungskraft, - kurz den Sinn des Verderbens dieser Welt und des rohen Ausdruckes dieses Verderbens in seinem Stande mit dem höhern Sinne der wirk-

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lichen Veredlung, die uns allein zu wahrer Beruhigung und zu einem mit der wahren Würde unserer innern Menschennatur harmonischen Daseyn erheben kann, umzutauschen! Der Ruf der Welt, - laßt das Volk bleiben, wie es ist, ist das Wort der nehmlichen Erniedrigung mit dem Rufe des Volkes - kreuzige ihn! Und es ist gewiß, wo der Weltmann gegen den Volksfreund das erste ausspricht, da kommt das Volk immer dahin, das zweyte gegen ihn auszusprechen. Mitten indem also die feine und die niedere Welt, in so ferne sie sich als Massen aussprechen, für eine der Natur des Menschen gemäße, ihre bessern Kräfte allgemein weckende und sichernde I Erziehungsweise so viel als todt sind, sprechen dann hinwieder zahllose Individuen aus diesen Massen ihr Gefühl über den unbefriedigenden Zustand des Erziehungswesens, und das Bedürfniß in die Menschennatur tief eingreifender und innig mit ihr übereinstimmender Maßregeln, laut aus. Allenthalben sieht und fühlt die gute Mutter, der gute Pfarrer und der gute Fürst die Unzulänglichkeit der bestehenden Mittel, die Kinder des Landes für das, was sie als Glieder der häuslichen Familie, als Glieder der christlichen Vereinigung und als Bürger des Staats in ihren Lagen und Verhältnissen werden sollten, mit der Menschennatur übereinstimmend, und diese in allen ihren Ansprüchen befriedigend zu erziehen, und wünschten für sich und ihre nähern Verhältnisse einen bessern Zustand der Dinge. Ihrer sind viele und in den meisten von ihnen lebt ein großer Grad von Empfänglichkeit für alles, was Glück und Segen, Ruhe und Kraft in ihre Häuser, in ihre Dörfer, ihre Städte, kurz in den ganzen Umfang ihrer ungleichen Umgebungen hineinzubringen geeignet und geschickt ist. Die Bedürfnisse und Wünsche aller Hausväter, aller geistlichen und weltlichen Vorgesetzten und selber aller Fürsten, die die Ansichten und I Ansprüche des Reinen und Heiligen, das in ihrer eigenen Natur liegt, in sich selbst zum Bewußtseyn erhoben und zu festen Grundsätzen ausgebildet haben, sprechen sich hierüber laut, bestimmt und allgemein aus. Sie streben alle nach Mitteln, das Heil ihrer Kinder, ihrer Heerden und ihrer Völker von Zufall und Laune, von äußern Glücksumständen und von dem, was die Motten und der Rost fressen und wo Diebe nachgraben und stehlen können, unabhängig zu machen; nach

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Mitteln, die die innere Selbstständigkeit der Menschennatur in Anspruch nehmen, und es in die Hand des Menschen legen, über die äußern Umstände durch diese innere Selbstständigkeit erhaben zu seyn, sie in ihrer Nothwendigkeit zu erkennen und ihnen durch diese Erkenntniß eben so frey zu gehorchen, als sie da, wo sie in ihrer Macht stehen, ihren höhern Bedürfnissen gemäß zu ordnen und zu leiten. Und wenn ich jetzt meine Versuche in diesem Gesichtspunkt in's Auge fasse, so darf ich mit Ruhe und Bestimmtheit sagen: sie sind geeignet den Bestrebungen und Wünschen der bessern Menschen hierüber vielseitig an die Hand zu gehen. Ihre ersten Resultate entkeimten aus Mitleiden für den Armen im Lande, für den ich Hand- I bietung und Hülfe suchte, aber sie sind nicht in dem engen Kreise der besondern Bedürfnisse dieser Klasse stehen geblieben. Meine Bemühungen, die Mittel, dem Armen Handbietung zu leisten, aus dem Wesen der Menschennatur herauszuheben, führten mich bald auf Resultate, die mir unwidersprechlich bewiesen, daß das, was immer für den Armen und Elenden als wahrhaft bildend angesehen werden kann, dieses nur darum ist, weil es sich für das Wesen der Menschennatur, und ohne Rücksicht auf seinen Stand und seine Verhältnisse, allgemein als bildend erprobet. Ich sah bald, daß Armuth und Reichthum auf die Bildung des Menschen keinen sie in ihrem Wesen ändernden Einfluß weder haben können, noch haben sollen, daß im Gegentheil hierin das ewig Gleiche und Unveränderliche in der Menschennatur, in jedem Fall nothwendig unabhängend und getrennt von allem Zufälligen und Aeußern, ins Auge gefaßt werden müsse. Es lebte die innerste Ueberzeugung in mir, der Mensch, der in Rücksicht auf dieses Letzte kraftvoll gebildet ist, lenke und leite das Zufällige seiner äußern Lage, sie möge seyn, welche sie wolle, immer in Uebereinstimmung mit dieser in ihm entwickelten Kraft, nicht nur das, er brauche und I benutze dieses Aeußere zur Stärkung seiner innern Kraft und ihrer Anwendung und erhebe sich selbst dann, wenn die Grenzen seiner Kraft, seiner Einwirkung auf das Aeußere seiner Lage Schranken setzen, über dieses Aeußere empor, und in Armuth und Leiden in sich selbst eben so befriedigt, als er es in Glücke und Wohlstand nur immer seyn könnte. Dieses Uebergewicht des Ewigen und Unveränderlichen über das Aeußere und Zufällige liegt von Gotteswegen im Wesen der Men-

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schennatur; deßwegen auch die besondern Bildungsmittel irgend einer Menschenklasse nothwendig auf das Fundament einer der Ausübung dieser Mittel vorhergehenden Ergreifung und Bemächtigung dieses Ewigen und Unveränderlichen in den menschlichen Anlagen und Kräften gebaut werden müssen. Die besondere Handbietung für einen jeden Stand muß blos als ein Zusatz, als eine Folge und als eine nähere Bestimmung der kraftvollen Handbietung der Menschennatur angesehen werden. Der Mensch muß in seinem Innern erhoben werden, wenn der Arme in seinem Aeußern erhoben werden soll, und ohne daß du den Menschen in seinem Innern erhebest, sinkt selbst der Reiche bey allem Glänze seiner äußern Herrlichkeit I unter den Zustand des innerlich wirklich erhobenen Bettlers herab. Ohne diese innere Erhebung theilst du die Menschen durch die Bildung der äußern Scheinkraft ihres Standes und ihrer Lage immer nur in thierisch organisirte, sich selbst nur feindlich entgegenwirkende Menschen-Truppen und Standes-Heerden, wie die Thiere des Feldes in solche Truppen und Heerden sich ewig befehdender Löwen, Füchse etc. getheilt sind. Es ist ewig nur durch die Ausbildung des Unveränderlichen, Wesentlichen und Höhern der Menschennatur möglich, die Wünsche der edlern Menschen aus allen Ständen für das Heil ihres Geschlechtes, ihrer Erfüllung näher, und die Lagen der Höhern mit den Bedürfnissen der Niedern in wirkliche Uebereinstimmung zu bringen, und in den Verhältnissen unsers Geschlechts die frohe, wohlwollende, sich gegenseitig helfende und gegenseitig dienende Stimmung mit Sicherheit zu erzeugen, in welcher der Arme den Reichen mit Würde, und der Reiche den Armen mit Theilnahme und Liebe ins Auge faßt. Es ist dadurch allein möglich, den Armen dahin zu erheben, daß er neben dem Reichen mit einer gebildeten Kraft dastehe, die im Stande ist, I das Interesse des Letztern dahin zu reizen, daß er sich ihm nähere und ihm Hand biete. Unabhängend von Stand und Lage muß eine wahrhaft gute Erziehungsweise von den unbedingten, ewigen und allgemeinen Anlagen und Kräften der Menschennatur ausgehen, und indem sie dem Kinde des Mannes, der nicht hat, wo er sein Haupt hinlegen kann, Anfangspunkte des Denkens, Fühlens und Handelns eigen und geläufig machet, an deren Faden es sich selbstständig zur allgemeinen Entwicklung seiner Kräfte und Anlagen emporheben kann, muß sie dem Kinde des Mannes, in dessen Hand das Schicksal, das Brod, die

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Ehre und die Ruhe von Tausenden hingelegt hat, - die nehmlichen Anfangspunkte an die Hand geben und es an eben denselben zu allem hinführen, was die höchste Ausbildung seiner Anlagen und Kräfte in seinen Lagen und Umständen bedarf und anspricht. Nur in so fern sie dieses thut, erscheint sie als eine Kunst, die in ihrem Wesen unerschütterlich gegründet, den Forderungen der Natur und der Gesellschaft an sie mit Zuverlässigkeit zu entsprechen im Stande ist. Die Möglichkeit aber, die Erziehungskunst auf diesen Punkt zu erheben, ruht: Erstens auf dem Daseyn von Ansichten und Grundsätzen, die I das Selbstständige und Wesentliche der Menschennatur in Rücksicht auf die gegebenen Gesichtspunkte der Erziehung aufstellen und aussprechen; Zweytens auf dem Daseyn und der Organisation spezieller Erziehungsmittel, die von diesen Ansichten und Grundsätzen ausgehen und mit ihnen in Uebereinstimmung gebracht sind; Drittens auf dem Daseyn besonderer Anstalten und Einrichtungen zur Bildung einer genügsamen Anzahl Menschen, die, von diesen Ansichten und Grundsätzen belebt, die Mittel sie auszuüben vollkommen in ihrer Gewalt haben. Das Buch - wie Gertrud ihre Kinder lehrt, war vor Jahren ein Versuch, dem ersten von diesen Gesichtspunkten ein Genüge zu leisten. Gegenwärtig steht es in vielen Rücksichten hinter dem Punkte, auf dem die Ansichten, Mittel und Erfahrungen der Methode seither gebracht worden sind, zurück. Ich bearbeite deßhalb den Gegenstand in Verbindung mit diesen Erfahrungen und Fortschritten von neuem. Eben so haben die bereits herausgekommenen Elementarmittel der Methode dem zweyten Gesichtspunkte zu entsprechen gesucht, und entsprechen ihm zum Theil wirklich. Aber obgleich sie in ihrem Wesen unveränderlich und durch die I Erfahrung bewährt dastehen, so sind sie doch unverkennbar in der Anstalt selbst viel weiter gediehen und die Bemühungen beydes - sowohl den wirklich erschienenen mehr Vielseitigkeit und Umfassung zu geben, als auch die nicht berührten Fächer der Elementarbildung zu organisiren und ihre Bekanntmachung zu beschleunigen - werden mit anhaltendem Eifer fortgesetzt. Dem dritten dieser Gesichtspunkte waren die bisherigen Erziehungsanstalten zu Burgdorf, Münchenbuchsee und Yverdun bestimmt, die gegenwärtig an letzterm Orte in eine einzige vereinigt

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sind, welche bey dem glücklichsten Fortgange und den frohesten Aussichten sich ihrem Ziele immer bestimmter und umfassender nähert. Sie gewähret auf der einen Seite den freysten und weitesten Spielraum als eine, nach unerschütterlichen Grundsätzen organisirte, Experimentalschule, die vorhandenen Lücken des Erziehungswesens durch neue Versuche und Beobachtungen auszufüllen; sie erprobet auf der andern Seite die aufgestellten Entwicklungsmittel und Formen durch Erfahrung täglich. Für den ganzen Umfang meiner Erziehungszwecke kann jedoch diese Eine Anstalt nicht genügen. Die besondere nothwendige Rücksicht auf die bürgerliche Bestimmung und die daherigen I Verhältnisse der Zöglinge fordert, außer der allgemeinen Entwicklung und Bildung überhaupt, eine vorzügliche Richtung derselben auf die Unterrichtsfächer insbesondere, und auf eine mehr wissenschaftliche Ausbildung. Allein eben so unentbehrlich nothwendig ist auch noch einerseits die Vorbereitung einer naturgemäßen Erziehungs- und Bildungsweise in den Haushaltungen, Hütten und Schulen des Volks, und andrerseits eine durch sie bezweckte Handbietung für das Kind des Armen und Unglücklichen, der seine Vater- und Mutterpflichten zu erfüllen außer Stand gesetzt ist. Der gegenwärtige erste Aufsatz dieser Zeitschrift ist besonders durch das Gefühl des Bedürfnisses einer A n s t a l t z u r E r z i e h u n g a r m e r K i n d e r veranlaßt worden, die, indem sie im Allgemeinen mit Festigkeit a u f d a s F u n d a m e n t d e r M e t h o d e g e g r ü n d e t , dennoch mit besonderer Sorgfalt d e r E i g e n h e i t e n R e c h n u n g tragen würde, die aus dem Individuellen der L a g e n u n d B e d ü r f n i s s e der A r m e n s e l b e r e n t s p r i n g e n ; einer Anstalt, welche, i n dem sie den b e r ü h r t e n zwey G e s i c h t s p u n k t e n ein v o l l e s G e n ü g e zu l e i s t e n g e e i g n e t w ä r e , m i r z u gleich zur E i n r i c h t u n g einer ü b e r mein Grab hin- I a u s w i r k e n d e n P f l a n z s c h u l e von Menschen h e l f e n w ü r d e , die, i n d e m s i e im G e i s t e d e r Met h o d e e r z o g e n , i h r a l l e s zu v e r d a n k e n hätten, a u c h i h r g r ö ß t e s G l ü c k i n d e r R ei η e r h a l tu η g u n d Verbreitung derselben suchen und finden würden. Ich werde am Ende dieses Aufsatzes mehr über diesen Gesichtspunkt eintreten und meine Wünsche darüber mit Freymüthigkeit äußern.

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Ehe ich jedoch über irgend einen Versuch der Erziehungsweise einer besondern Volksklasse und namentlich derjenigen, welcher Hand zu bieten, mein Herz mich bis an mein Grab vorzüglich hinlenkt, eintreten kann, muß ich nothwendig vorher den Gegenstand 5 der Menschenerziehung noch ausführlicher und allgemeiner in Beziehung auf die oben berührten Gesichtspunkte ins Auge fassen. Aber es ist unmöglich, in einem Aufsatz, wie der Gegenwärtige, in das Detail derselben hinein zu gehen, wie es nothwendig wäre und meine Ansichten und Bestrebungen in ihrem ganzen Umfange be10 gründet und ausführlich darzulegen. Ich begnüge mich daher in drey Abschnitten: erstens aus der neuen Bearbeitung der Ansichten I und Mittel meiner Methode einige über diesen Gegenstand vorzüglich Licht gebende Stellen vorzulegen; zweytens einen Blick auf die Eigenschaften, die jeder Erziehungsversuch haben soll, der auf allge15 meinen Einfluß Anspruch macht, zu werfen; und endlich ein Wort über die Natur und den Umfang der äußern Maaßregeln, die einem solchen Versuche, wenn er seinem Endzweck entsprechen soll, nothwendig sind, beyzufügen.

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I Erster Abschnitt. Ich wähle für den ersten Gesichtspunkt den 3ten, 4ten, 5ten, 6ten, 7ten und 8ten Brief aus dem über unsern Gegenstand in Arbeit liegenden Manuscripte. Dritter Brief. Freund! Um aus der Erfahrung zu entscheiden, worin das Wesen einer guten Erziehung bestehe, mußt du den Menschen in allem Treiben, in allem Wirken, in allem Leiden des Lebens ins Auge fassen, und dich umsehen, wo der Mensch ist, der in allem diesem Treiben, in allem diesem Leiden, in allem diesem Wirken i s t w i e e r s e y n soll. Wenn du das thust, und das Wort: d a s i s t e i n M e n s c h , w i e a l l e s e y n s o l l t e n , über einen Mann aussprechen hörst, der lebendig dasteht vor deinen Augen, und durch sein Daseyn noch auf den Geist und das Gemüth derer wirkt, die von ihm zeugen, so zweifle noch an der Wahrheit dieses Wortes. I Aber wenn du dieses Zeugniß auf seiner Grabstätte, im Angesicht seines Sarges, im Anblick der um ihn her fließenden Thränen weinender Kinder, weinender Greise und weinender Armen aussprechen hörst - dann sey dir diese Stimme heilig. Zwar werden hier Tausende sagen: wir haben diese Stimme nie gehört, sie erschallet nicht unter dem Menschengeschlechte! Auch wo einer ist, der sie verdient, erschallet sie nicht. Ich aber sage: stirbt denn Niemand, über den der Arme weint? Stirbt denn niemand, von dem der Greis, der ihn kannte, die Wittwe, die ihn liebte, das Waislein, das ihn ehrte, und der Nachbar, der mit ihm in näheren Verhältnissen lebte, es an seinem Grabe mit Thränen ausspricht: hätte ich doch noch einen solchen Menschen auf Erden wären doch alle Menschen wie er war! Du sagst: die Besten, die Edelsten gehen verkannt und oft noch verlästert ins Grab. Freund! Mitten in ihrer Verkennung, mitten in ihrer Verlästerung weinen die, so sie näher kannten, um sie, und sprechen laut aus: wä-

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ren doch die, die sie nicht kannten, die sie lästern, - was die von ihnen Mißkannten und Verlästerten waren. I Aber gehe vor diesen vorüber, - wer verläumdet, wer verlästert ins Grab sinkt, ist nicht der Mann, auf den ich dich hinweise, - wer gut und edel lebte und doch verlästert ins Grab sinkt, der trat außer die Bahn des gemeinen Lebens und kämpfte einen Kampf, darin die Menschennatur zwischen den Freuden der höchsten Erhebung und den Leiden der härtesten Anstöße herumgetrieben und in sich selbst schwankend, kein Beyspiel eines sichern und gewöhnlichen Ganges zu unserer Erhebung mehr seyn kann. Ich weise dich nicht auf diese - gehe vor ihnen vorüber. Es leben und sterben Menschen, die das Zeugniß: sie waren Menschen, wie wir alle seyn sollten - ohne so unglücklich, wie diese gewesen zu seyn - ohne Verläumdung und ohne Verlästerung mit sich ins Grab tragen. Aber suche sie nicht im Getümmel der Welt, suche sie in stillen friedlichen Hütten. Nicht daß nicht auch Menschen mitten in diesem Getümmel und selbst in den ersten Höhen der Welt mit diesem Zeugniß ins Grab sinken, - aber das Gewühl ihrer Umgebungen trübet die Reinheit ihres menschlichen Daseyns im Tode und den Ausdruck der Wahrheit ihres Zusammenhanges mit dem Menschengeschlechte, wie sie I die Reinheit ihres menschlichen Daseyns und den Ausdruck ihres Zusammenhanges mit dem Menschengeschlechte in ihrem Leben getrübet hat. Freylich ist auch in den niedern Hütten der Mann selten, über den das Volk, das ihn kennet, dieses Zeugniß ausspricht. Aber wenn du ihn da suchest und durch die innere Stimmung deiner selbst geeignet bist, ihn da zu erkennen, so wirst du ihn gewiß finden, du wirst das Wort, das war ein Mann, das war ein Weib, wie alle seyn sollten, an diesen Stellen mehr, als du je ahnden kannst, aussprechen hören. Glaube ihm dann, es wird dich nicht irre führen, es führt dich auf die sichere Spur, was du an deinem Kinde thun sollst, wenn du willst, daß das Volk hinter seinem Grabe dieses heilige Wort auch über dasselbe ausspreche. Aber stehe nicht hier stille. Wende dich an den ältesten und zuverlässigsten Mann unter denen, die dieses Wort aussprechen, und frage ihn, was denn eigentlich das seye, was das Volk an dem Manne rühme, über den es dieses Zeugniß ausspricht?

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Es fehlt nicht, er wird dir antworten: Es war ein Mann, a u f den man Kopfs, Herzens und P f l i c h t s h a l b e r unbedingt zählen konnte. I Es fehlt nicht, er wird Dir antworten: Dieser Mensch z e u g t e i n a l l e m , w o r ü b e r er u r t h e i l t e , i n a l l e m , w o z u er r i e t h u n d in a l l e m , w a s er u n t e r n a h m , e i n e n g e s u n d e n u n d g e ü b t e n V e r s t a n d , ein festes, k r a f t v o l l e s , jeder E m p o r h e b u n g und jeder Anstrengung fähiges, w o h l w o l l e n d e s Herz u n d eine Gewandtheit u n d A u s h a r r u n g im s e i n e m T h u n , d i e i h m d e n E r f o l g d e s s e n , was er w o l l t e , in j e d e m F a l l e s i cherte. Ueber den einseitigen Mann, der nur in einem Fache des menschlichen Rechtthuns vorzügliche Kraft zeigte, wirst du das Wort: es war ein Mann wie alle seyn sollten, vom schlichten Menschensinne nicht aussprechen hören. Nein, er wird dieses Wort nicht von dem Manne aussprechen, der bey der größten Geistesbildung, selbst bey einem fast übermenschlichen Scharfblick, der Selbstsucht seines schwächern Herzens unterliegend, ohne Liebe und ohne Theilnahme unter den Leidenden seines Geschlechtes dahin lebte. Bekannte und Nachbarn werden dieses Wort nie von dem Manne aussprechen, der zwar mit einem Engelsherzen und mit hoher Aufopferungskraft an den Leiden seiner Mitmen- I sehen Theil nahm, aber sich in den Mitteln irrte, oder das ungeschickt in die Hand nahm, womit er seine Theilnahme und seine Aufopferungskraft selbst denen zeigen wollte, die er am meisten liebte. Eben so wenig wirst du es von einem Manne hören, der im Treiben seines Berufes ein Muster der Kunst, der Treue und des Fleißes war, dabey aber der Aufmerksamkeit, der Treue und des Fleißes, die er andern Gegenständen in seinen Verhältnissen schuldig ist, mangelte oder ungenügsam, unfreundlich und selbstsüchtig, ohne Endzwecke der Weisheit und der Liebe nur Schätze sammelte. Der einfache Sinn der unverdorbenen Menschennatur wird dieses geweihte Wort nur von dem Manne aussprechen, bey dem Einsicht, Kraft und Willen für das Gute sich im Ebenmaaß vereinigte, von dem Manne, der die zum Wesen der Menschheit gehörigen Gesinnungen und Kräfte in allen Berührungspunkten und Verhältnissen seines äußern Daseyns und seinem dießfälligen Thun und Wandel vollendet und harmonisch darstellt.

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Wer das Beste, das Edelste, das er that und das er suchte, nicht in dieser Vollendung, nicht in dieser Harmonie in sich selbst trägt, I und dennoch mit irgend einer Kraft des Guten über seine Nachbaren und Dorfgenossen emporragte und darin ausgezeichnet und verdienstvoll, aber einseitig lebte, an dessen Grabstätte wird der schlichte Manne im L a n d e nur sagen, er war ein guter Kopf, er hatte ein gutes Herz, er zeichnete sich in seinem Berufe aus; - aber er wird nicht sagen - es sollten alle Menschen seyn wie er war. Wenn du dann aber dieses große Zeugniß wirklich hörest, so begnüge dich nicht, blos zu wissen, w a s dieser Mann war. - Forsche dann weiter; wie ist er dahin gekommen, zu seyn was er war? - und der Greis, der mit ihm seine Jugend durchlebte, wird dir in hundert f ällen gegen einen antworten: Vater und Mutter, häusliche Umgebungen und Verhältnisse weckten und nährten in ihm vielseitig die Kräfte und Neigungen zu allem Guten, das ihn durch sein Leben auszeichnete. Gesellschaft und Vaterland erweiterten ihm vielseitig den Kreis der Ausübung dieses Guten, und ein frommer Glaube an Gott und Ewigkeit hoben ihn in der Ausübung desselben über sich selbst, über sein häusliches Verhältniß, über sein Vaterland, über die Welt und alle ihre Selbstsucht zu der hohen Aufopferungskraft für Wahrheit und Recht, I durch die er aller Menschen Herzen gewann, empor. Und hörtest du ihn selbst - könnte er noch auf seiner Grabstätte in der Demuth, die er liebte, in der Demuth, die die erste Kraft seines Lebens war, Gott danken für seine Führung, wie er ihm lebend dafür dankte, er würde Dir sagen: «Das Wesen der Bildung, die er genossen, bestehe darin, daß er nicht Kopfs- daß er nicht Herzens- und daß er nicht Berufshalber allein und überwiegend gereizt und angetrieben, sondern in allen drei Stücken gleich wohl und übereinstimmend besorgt und geführt worden sey. Er würde die Umstände erzählen, durch die sein Herz zu einem höhern Willen erhoben, und seinem Geiste und seiner Hand jede Anstrengung zum Ziele seines Lebens erleichtert wurde. Er würde dir sagen, wie jede seiner Anstrengungen durch die Harmonie einer allseitigen guten, den Bedürfnissen seines ganzen Wesens entsprechenden Versorgung auf ihn zurückwirkte, wie seine Thätigkeit und Anstrengung sich in dieser Harmonie spiegelte, wie sie ihm eben dadurch zum Segen geworden und immer mehr ihn zum Dank und zur Liebe gegen Gott und die Menschen emporhob, wie dieser Dank und diese Liebe I den Segen seines Lebens immer erhöhte, und es

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ihm mit jedem Tag leichter machte, zu thun, was er mußte und durch das Thun dessen, was er mußte, zu werden - was er sollte.» Vierter

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Freund! Das Zeugniß des schlichten Menschensinnes an der Grabstätte des Edlen: er war ein Mensch, wie alle seyn sollten, hat ganz gewiß das hohe Bewußtseyn, der Mensch ist ein selbstständiges Ganzes und hat nur in so weit einen befriedigenden Werth, in so fern er als ein solches in allen Verhältnissen ist, was er seyn soll, zu seinem Fundamente. Und wenn der tiefere Forscher der Menschennatur das Wort ausspricht: der Mensch muß in seiner Bildung, wenn man ihn nicht durch dieselbe schlechter machen will, als er ohne Einmischung irgend einer Art künstlicher Bildungsmittel hätte werden können, als ein selbstständiges Ganzes ins Auge gefaßt und behandelt, er muß so gebildet werden, daß alle innere wesentliche Elemente und Triebfedern seiner Natur harmonisch angeregt werden und in allem, was er ist und thut, zugleich wirksam sind, - so denkt er bey diesem Wort im Wesentlichen nichts anders, als was der schlichte Menschensinn jeden braven I Mann fühlen macht, der beym Grabe eines Edeln ausspricht: Er war ein Mann, wie wir alle seyn sollten. Jeder tiefere Forscher der Menschennatur muß am Ende dahin kommen, zu erkennen, daß die Bildung des Menschen kein anderes Ziel hat, als die harmonische Entwicklung der Kräfte und Anlagen, deren gemeinsames Beyeinanderseyn aus ihm selbst von Gotteswegen ein heilig zusammengeflochtenes Ganzes ausmacht; er muß am Ende seines Forschens immer dahin kommen, einzusehen: Der M e n s c h ist n u r d a n n , was er seyn s o l l , w e n n e r d a h i n k o m m t , d a ß d i e , d e n e n er d a s L e b e n d a n k t , die, so i h r L e b e n i h m d a n k e n , e b e n so w i e die, die e n t f e r n t e r e B a n d e des S c h i c k s a l s i h m an die S e i t e gegeben - s e i n e N a c h b a r e n , seine Dorfs- und Vaterlandsgenossen, und vorzüglich die V e r l a s s e n e n , die N o t h l e i d e n d e n und U n t e r d r ü c k t e n unter ihnen, - ihm das Z e u g n i ß gegeb e n : er w a r ein M a n n , a u f den m a n K o p f s - , H e r z e n s - u n d B e r u f s h a l b e r z ä h l e n k o n n t e ; er z e i g t e in a l l e m , w o r ü b e r er u r t h e i l t e , e i n e n gesunden V e r s t a n d , in a l l e m , wozu er r i e t h , was er I u n -

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t e r n a h m u n d w o z u er h a l f , e i n e n k r a f t v o l l e n , j e der A n s t r e n g u n g und jeder A u s h a r r u n g f ä h i g e n C h a r a k t e r , u n d in j e d e m B e g e g n i ß , d a s s e i n H e r z a n s p r a c h , eine unbestechlichen G e r a d s i n n , eine 5 a l l g e m e i n e w o h l w o l l e n d e L i e b e , u n d e i n e n zu j e der weisen A u f o p f e r u n g f ä h i g e n , höhern Sinn; und indem also die Resultate seines geübten Verstandes, seines höhern Sinnes und seiner gebild e t e n T h a t k r a f t in d e m g a n z e n U m f a n g e s e i n e s 10 W i r k u n g s k r e i s e s s i c h w e c h s e l s e i t i g durchdräng e n , m u ß t e a l l e s , w a s er t h a t , n o t h w e n d i g ihn selbst und alle seine Verhältnisse befriedigen u n d er d a d u r c h a l s e i n M e n s c h , w i e a l l e s e y n s o l l ten, a n e r k a n n t u n d als ein s o l c h e r g e s c h ä t z t u n d 15 g e l i e b t w e r d e n . Der Mann aber, der sein Kind zu diesem Ziele der Vollendung seiner selbst erheben will, - sey er ein tiefer Forscher der Menschennatur oder ein schlichter Mann im Lande, dessen ganzes Denken an seinem Thun, wie die Frucht des Baumes an ihrem Aste 20 hängt, blühet und reifet, - der Mann, der aus seinem Kinde machen will, was es seiner Natur gemäß werden kann und werden soll, muß sich vor allem aus fragen: was liegt, I erstens, i m K i n d e s e l b s t , und zweytens, i n s e i n e n n o t h w e n d i g e n Umgebungen u n d V e r h ä l t n i s s e n , das die Natur für die Bildung aller Men25 sehen benutzt und wodurch sie aller dießfälligen Kunst ein sicheres Fundament und eine sichere Richtschnur vorweist und an die Hand giebt? Die Beantwortung der zweyten Frage aber hängt durchaus von der Beantwortung der ersten ab, und ist nur durch sie auf eine ge30 nugthuende Weise möglich. Beyde zusammen ins Auge gefaßt, ist offenbar: daß A n l a g e n zum F ü h l e n und T h u n im Kinde selber und R e i z zu b e y d e n a u ß e r ihm, der ganze Umfang alles dessen sind, was die Natur benutzt, um den Menschen also seiner Natur gemäß zu bilden, und was sie hiewieder zu diesem Endzweck 35 der Kunst als ein sicheres Fundament und eine untrügliche Richtschnur vorweist und an die Hand giebt. Vom Gefühl, von der Thätigkeit und von den Reizen zu beyden ist alles ausgegangen, was der Mensch an Kräften und die Menschheit an Vollkommenheiten aufweist; und das Leben des Menschen 40 und seines Geschlechtes, im Allgemeinen betrachtet, ist nichts an-

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ders, als eine immerwährende Aeußerung und ein gemeinschaftlicher Wechsel des Fühlens, des Thuns und der I Reize zu beyden. Wenn man dann aber den ganzen Umfang des Fühlens, des Thuns und der Reize zu beyden ins Auge faßt, so fällt es auf, d a s H e i l i g e , d a s 5 Gute, das B i l d e n d e , das den Menschen zur h a r m o n i s c h e n V o l l e n d u n g F ü h r e n d e von allem diesem, geht von einem allgemeinen Mittelpunkt aus, und dieser ordnet, leitet, belebt und b e s c h r ä n k t dass e l b e n a c h einem höhern S i n n e des i n n e r n H ei 10 l i g t h u m s u n s e r e r N a t u r . Und nun ist unwidersprechlich im ganzen Umfang der menschlichen Gefühle d a s G e f ü h l d e r L i e b e im Kinde dasjenige Gefühl, das das Wesen des höhern Sinnes der Menschennatur allein rein ausspricht und der Mittelpunkt ist, von dem alles übrige Fühlen ge15 ordnet, geleitet, belebt und beschränkt werden muß, um sich mit dem höhern Sinne unserer Natur in seinem ganzen Umfang in Harmonie zu erhalten. Hinwieder ist ebenfalls im ganzen Umfang des menschlichen Thuns d i e G e i s t e s th ä ti g k ei t, d i e , i n d e m s i e i n u n d 2o m i t L i e b e i n u n s e r e r N a t u r e n t q u i l l t , d a s W e s e n d i e s e s h ö h e r n S i n n e s r e i n a u s s ρ r i e h t, diejenige Thätigkeit, von der alles übrige Thun des Menschen geleitet, geordnet, belebt und beschränkt wer- I den muß, wenn es eine harmonische und vollendete Entwicklung der Anlagen unserer Natur und dadurch 25 ihre wirkliche und untrügliche Veredlung bezwecken soll. L i e b e und eine mit Liebe im Kinde entquellende G e i s t e s t h ä t i g k e i t sind also offenbar der gemeinschaftliche positive und unveränderliche Anfangspunkt, von welchem die Entwicklung aller Anlagen zu unserer Veredlung ausgeht und ausgehen muß. so Es ist durchaus keine Möglichkeit denkbar, aus dem Kinde des Menschen auf dieser Welt das zu machen, was es werden und seyn soll, um unter seinen Mitmenschen als ein edles, seinen Lagen und Verhältnissen genugthuendes, in sich selbst befriedigtes Wesen zu erscheinen, die nicht von der Sorgfalt ausgehen sollte, Liebe und eine 35 sein gesammtes Daseyn umfassende Geistesthätigkeit in ihm allgemein zu entwickeln und beyde in ihm in Uebereinslimmung zu bringen. Der Mensch als ein, sich über die Ansprüche der Sinnlichkeit zu erheben, fähiges und zu erheben verpflichtetes Wesen, findet die 40 Mittel, seiner Bestimmung ein Genüge leisten zu können, in nichts

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anderm als in dieser Uebereinstimmung seiner Liebe und seiner Thätigkeit. I Es ist aber auch für diese Erhebung zu seiner Bestimmung und zu seiner Pflicht so unbedingt und so vollendet organisirt als die Tendenz zu dieser Erhebung selbst vollkommen human, das ist, von Liebe ausgehend, auf Thätigkeit ruhend und mit Freyheit gepaart ist. Fünfter Brief. So wie die Organisation unserer Natur für die Erhebung unserer selbst zur Liebe und zur Thätigkeit, unserm Wesen und unsrer Bestimmung genugthuend, i n uns selbst liegt, also liegt auch in den nothwendigen von Gott selbst geordneten Umgebungen und Verhältnissen des Kindes eine erhabene Organisation vielseitiger dem Wesen unserer Natur und unserer Bestimmung genugthuender äußerer Reize, Antriebe und Belebungsmittel der in uns liegenden allgemeinen Urkraft unserer Selbstveredlung durch Liebe und Thätigkeit. Und so wie das Heilige, das unsere Natur Erhebende, das uns selbst unserer Vollendung Näherbringende in allem unserm Fühlen und in allem unserm Thun, von dem Gefühle der Liebe und von einem aus der höhern Thätigkeit unserer geistigen Natur entquellenden Bewußtseyn, als von dem unabänderlichen Mittelpunkt aller Veredlungsmittel unsers Wesens ausgeht - eben so I geht das Heilige, das Erhebende, das unsre Natur Vervollkommende des Einflusses der Reize aller Umgebungen und aller Verhältnisse des Kindes für seine Liebe und seine Thätigkeit, v o n s e i n e n E l t e r n und v o n s e i n e n V e r h ä l t n i s s e n zu i h n e n als von dem Mittelpunkte aus, durch dessen belebten Zusammenhang mit allen seinen übrigen Umgebungen und Verhältnissen diese letztern ihm in Rücksicht ihres Einflusses auf seine Bildung für Liebe und Thätigkeit etwas ganz Anderes, etwas weit Höheres und etwas weit Edleres werden müssen, als sie ihm ohne diesen Zusammenhang nie geworden wären, und nie hätten werden können. Alles, was das Kind an Leib und Seele gedeihen machen soll, geht, wie es innerlich vom Kind selbst ausgeht, äußerlich von Vaterund Mutter-Sorgfalt aus, hängt durch tausend Berührungspunkte mit ihr zusammen, und ist wesentlich von ihr unzertrennlich und abhängig.

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Darum muß auch alles, was je als tüchtig angesehen werden soll, den möglichen Fall des Mangels der Sorgfalt wirklicher Eltern zu ersetzen, in den Geist dieser Sorgfalt hinüber getragen und künstlich zu dem gemacht werden, was es in der Wahrheit nicht ist. I Wenn auch Vater und Mutter dem Kinde mangeln, - die Vaterund die M u t t e r - S o r g f a l t muß daseyn, der Vater- und Mutters i n n muß in seinem Wesen daseyn, sonst mangelt dem Kinde ewig das erste äußere Fundament seiner Bildung zur Menschlichkeit. Aber so wie dieser da ist, so wie das Kind die Sorgfalt genießt, die eine nothwendige Folge dieses Sinnes ist, komme sie dann im Fall der Noth auch vom fremdesten Manne her, so ist der Eindruck, den das Kind genießt, der Eindruck der Liebe, in dem ein, sein ganzes Wesen in Anspruch nehmender Reiz zur Gegenliebe, zum Dank, zum Vertrauen und zu aller innern und äußern Thätigkeit liegt, zu der diese Reize die höhern Anlagen unserer Natur hinzubringen vermögen. Durch dieses Heilige der Vater- und Mutter-Sorgfalt erhebt sich der ganze Umfang der Umgebungen des Kindes über den Tod ihres blos physischen Einflusses auf sein sinnliches Daseyn zu Mitteln der Befriedigung der Geistes- und Herzens-Bedürfnisse eines höhern menschlichen Lebens. Jeder Bissen Brod, den das Kind ißt, wird - wenn die liebende Mutter ihn ihm in die Hand giebt, - für seine Bildung zur Liebe und Thätigkeit etwas ganz anderes, als wenn es diesen I Bissen auf der Straße findet, oder von fremder Hand empfängt. Der Strumpf, den sie ihm vor seinen Augen strickt, ist ihm für seine Bildung zur Liebe und Thätigkeit etwas ganz anderes als ein Strumpf, den es auf dem Markte kauft, oder sonst anzieht, ohne zu wissen, woher er in seine Hand gelangt. Der Eindruck der Mutterliebe, der dem Kinde irgend einen Genuß bereitet, ist der Eindruck eines unvergänglichen höhern innern Lebens, er ist der Eindruck eines, das ganze Seyn des Kindes in Anspruch nehmenden Reizes zur Gegenliebe, zum Dank, zum Vertrauen und zu aller innern und äußern Thätigkeit, zu der die durch diesen Reiz geweckten Anlagen unserer Natur uns zu erheben vermögen. Daraus erhellet, warum das häusliche Leben als das einzige von Gott selbst gegebene äußere Fundament der wahren menschlichen Bildung angesehen werden muß. In ihm allein liegt der ganze Umfang der Reize, der Beweggründe und selbst der Noth und des Zwanges, durch welche die Natur die

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Anlagen unsers Geschlechtes als göttliche Gewalthaberin in uns entwickelt und gegründet. Das Band des häuslichen Lebens ist in seinem Wesen ein Band der Liebe, und dadurch, I das von Gott gegebene Weckungsmittel aller Thätigkeit für Liebe. In seiner Reinheit ist dieses Leben das Höchste, das Erhabenste, was für die Erziehung unsers Geschlechts auch nur gedacht und geträumt werden kann. Es ist unbedingt wahr: wo Liebe und Thätigkeit für Liebe im häuslichen Kreise wahrhaft statt finden, da muß das Kind, es kann nicht anders, es muß gut werden. Der Erfolg seiner Erziehung ist in dieser Rücksicht durchaus nicht mehr zufällig, er ist in so weit nothwendig. Wo immer das Kind des Menschen nicht wohlwollend und nicht kraftvoll erscheint, da liegt ganz gewiß die Schuld davon darin, daß seine Liebe und seine Thätigkeit für Liebe im häuslichen Leben nicht, wie sie sollten, Nahrung und Leitung gefunden. Wo immer das Kind des Menschen dieses rein findet, da wird es gewiß gut und gewiß kraftvoll. Es kann nicht anders. Indem das Kind im Heiligthume dieses Lebens täglich und stündlich mit aller Wonne der Liebe besorgt wird, lebt es in diesem Kreise mitten in - jeden Augenblick auf dasselbe zuströmenden Reizen zur Liebe, und indem es an der Hand dieser Liebe geführt, dann allmählich für die Mitwirkung zu seiner eignen I Versorgung selbstthätig wird und zugleich anfängt, auch Vater und Mutter in dem, was sie bedürfen und wünschen, durch seine Selbstthätigkeit an die Hand zu gehen, findet es in seiner also geweckten Liebe Antrieb zu jeder ihm wahrhaft dienlichen Thätigkeit, und hinwieder in seiner Thätigkeit Befriedigung seiner Liebe für jedes Verhältniß, in dem es steht. Also schmelzen sich im häuslichen Leben Arbeit und Liebe, Gehorsam und Anstrengung, Dank und Fleiß gleichsam in einander und werden durch ihren gegenseitigen Einfluß auf einander, gegenseitig wahrhaft und stark. Der Mensch, der liebt, scheut für das, was er liebt, keine Anstrengung, und die Liebe, die arbeitet, führt durch die innere und äußere Thätigkeit, die sie belebt und zu einer mit ihr harmonischen Geisteskraft und zu einer unbedingten Fertigkeit, Geist und Herz in allem Thun des Lebens darzustellen, und also edles das, was Einsicht und Liebe ihm als das Ziel seines Strebens vorsetzen, auch äußerlich auszuführen und zu erreichen.

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Freylich aber setzt die Sicherheit einer solchen, der Menschennatur durch den Einfluß des häuslichen Lebens genugthuenden Bildung in jedem Fall einen Vater und eine Mutter voraus, I die das Heiligthum der Liebe und der aus ihr entquellenden, höhern, menschlichen Thätigkeit lebendig in sich selbst tragen. Sie setzt einen Vater und eine Mutter voraus, die das Verhältniß ihrer Stellung gegen ihr Kind von den Verhältnissen aller ihrer übrigen Stellungen gegen die Welt und alles dessen, was darinnen ist, fest zu sondern und das erste in sich selbst unbedingt über alle übrigen zu erheben im Stande sind. Sie setzt Eltern voraus, denen die Welt in der That und in der Wahrheit nichts ist gegen ihr Kind. Sie setzt Menschen voraus, die, sitzen sie auf dem Throne oder wohnen sie in niedern Hütten, - alle Ansprüche der Welt, insofern sie den Ansprüchen ihres Kindes für alles, was sein Heil ist, in dem Wege stehen, für nichts achten; Menschen, die, im Bewußtseyn ihrer innern Kraft, das hohe Wort in sich selbst wahr fühlen: «Könnte ich die ganze Welt gewinnen, litte aber Schaden an meinem Kinde, was würde ich mit allem dem zum Gegenwerthe für dasselbe besitzen»? Es setzt Eltern voraus, die sich dahin erheben, aller Umgebungen des Kindes sich so weit zu bemeistern, um mit Sicherheit verhüten zu können, daß diese keinen, der Liebe und der aus ihr entquellenden Thatkraft entgegenstehenden und beyde zerstörenden Einfluß haben, - die im Gegen- I theil im Stande sind, alle Reize zur Liebe und Thatkraft, die in den besondern Verhältnissen und Stellungen eines jeden Kindes liegen, aufzusuchen, festzuhalten und wo sie sich immer befinden, in aller ihrer Segensfülle für dasselbe ans Licht zu ziehen, - und dieses auch selbst da, wo sie vor der Menge und der Gewalt der Unheiligen, die sie umschweben, sich zurückziehend und verbergend, in ihrer hohen Stille nur dem reinen Herzen sichtbar vorliegen. Also Mann der Liebe, der du die Veredlung deines Geschlechts wünschest und suchest, lebest du auf einem Throne oder in einer niedern Hütte - was Noth thut, deinem Geschlechte zu helfen, sind Väter und Mütter, die den Kindern seyn wollen und ihnen seyn können, was sie ihnen seyn sollen. Umsonst liegt dir die Veredlung deines Geschlechts am Herzen, wenn du die Fundamente derselben nicht hier suchest, sie sind nur hier, du findest sie sonst nirgends. Das Buch der innern Menschennatur liegt für ihr Kind nur dem reinen Vater- und Muttersinn offen vor Augen. Der heilige Ausdruck

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der reinem und edlern Gefühle und Kräfte, die in diesem Buche mit dem Flammengriffel des Schöpfers selbst eingeprägt sind, ist der bestimmte ewig sich gleiche Ausdruck der ihrem Sinne und I ihren Verhältnissen eignen Gefühle und ihrer von diesem Sinne und von diesen Verhältnissen geweckten und gebildeten Kräfte. Ks ist das Leben, es ist die Seele ihres elterlichen Seyns selber, die Wonne zu sehen, die in dem Auge ihres Kindes strahlt, wenn sein Herz von Liebe überfließt. Es ist Drang und Wonne ihres elterlichen Seyns und Quelle hoher innerer Beruhigung, die Ruhe zu sehen, die auf seiner Stirne und auf seinen Lippen schwebt, wenn es in ihrem Arme oder auf ihrem Schooße innig zufrieden in Gefühlen des Vertrauens lebt, deren Sinn es noch nicht ahndet. - Sie fühlen sich selig, wenn sie im Auge des Kindes den Himmel des Danks und der Anhänglichkeit erkennen, in welchem es sich verliert und stumm wird, indem es tausendfach ausdrückt, daß Niemand und Nichts auf der Erde die Empfindungen in ihm aufregte, die Vater und Mutter in ihm aufregen. Das Heiligste ihrer Kräfte wird rege und lebendig, wenn sie die Unschuld ihres liebenden Kindes, wie durch eine innere Gewalt getrieben, das froh und gerne thun und froh und gerne meiden sehen, was es ihnen nur an den Augen ansieht, das sie gerne gethan oder vermieden hätten. I Es erhebt ihr Innerstes, die Wonne der Liebe, den Himmel des Dankes, die Ruhe des Vertrauens, und die Unschuld der in Anhänglichkeit und Gehorsam entwickelten Kräfte als das Heiligthum Gottes zu erkennen, das in ihrem Kinde lebt und dessen Leben und Gedeihen ihnen mehr als das Leben und Gedeihen seines Leibes am Herzen liegt. Mit diesen Gefühlen belebt muß sie ihr Vater- und Mutterherz, es kann nicht anders, mit einer unwiderstehlichen Gewalt antreiben, jeden Augenblick ihrem Kinde ganz und recht zu seyn, was sie ihm ganz und recht seyn sollen, und jeden Augenblick ganz und vollends zu meiden, was ganz und fest vermieden werden muß, um dieses Ileiligthum Gottes rein in ihrem Kinde zu erhalten und in allen Theilen seiner Kraft wachsen und gedeihen zu machen. Umhüllt von dem unreinen Boden der Welt sprosset dieses Heiligthum aus dem Innersten seines Wesens hervor; es bedarf, wie die zarteste Pflanze im Boden der Erde, Wärme, Nahrung, Schutz und schonende Wartung und findet dieses alles in der Kraft und Liebe des Vater- und Muttersinnes.

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Und wenn es dir dann gelingt und das innere Leben eines heiligen Sinnes durch die wartende, schützende, helfende Thatkraft deiner väterlichen und mütterlichen Treue sich dann in I der Unschuld deines Kindes bewegt, rege wird, und wachset und reifet zum vollen Ausdruck der Liebe und Kraft, und es dann liebend und handelnd als der Abglanz deiner selbst vor dir dasteht und als dein Kind fühlt, wünscht und handelt, wie du als Kind Gottes fühlst, wünschest und handelst - Vater und Mutter - was ist dann deine Kraft? Sie ist eine göttliche Kraft, alles Edle und Gute, das in der Menschennatur liegt, in deinem Kinde durch die heilige Tugend deiner Wartung und Pflege sich entwickeln zu machen und zu seiner Reifung zu bringen. Sie ist eine göttliche Kraft auch die, dem Heiligen unserer Entwicklung so nöthigen, aber ihr auch so leicht übermächtig und zerstörend werdenden Sinnlichkeit von ihrem Erwachen an mit Weisheit zu leiten und mit Festigkeit in Schranken zu halten. Du vermagst dann in deiner Kraft das Größte, das die vollendete Erziehungskunst sich zum Ziele setzt, - du vermagst es, den Ablenkungen seiner Natur von Unschuld und Wahrheit mit gesichertem Erfolg zu widerstehen, ohne dadurch seine Liebe zu verlieren und seine kindlich trauliche Offenheit zu untergraben. Je fester sich die Gewalt deiner Liebe seinem Irrthum und seinem Verderben entgegenstemmt, desto mehr gewinnst du das Heilige seines Vertrauens und kettest das Reinste seines I Herzens noch mehr an dich. Du erweckest sogar durch dein Thun im beginnenden Streit der sinnlichen Natur mit seinem bessern Selbst Augenblicke der Unschuld, in denen die Ueberzeugung, die Strenge deines Widerstandes wolle mit der Sanftheit deiner Güte Eins und eben Dasselbe, sein ganzes Innerstes in Bewegung setzt, mit eben dieser Strenge in sich selbst sich allem dem zu widersetzen, dem Du dich widersetzest und alle Gewalt anzuwenden, deine Kräfte für seine Veredlung zu den seinigen zu machen. Und nun hingerissen von dem Bilde des gereinigten und veredelten Vater- und Mutter-Sinnes und der heiligen Kraft, den Einfluß ihrer Stellung auf die Bildung ihres Kindes ganz auf alles das zu gründen, was von Gotteswegen und nothwendig als unabänderliches Fundament dieser Bildung angesehen werden muß, und hingegen sich über alles das zu erheben und alles das zu entfernen, was immer diesem Fundament in den Umgebungen und Verhältnissen der Welt, wäre es an sich auch noch so anziehend, verfänglich und hinreißend, entgegensteht, - hingerissen von dem Bilde der hohen Kraft des

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Vaters und der Mutter, die sich also unverwirrt und unabgelenkt auf diesem schmalen, aber einzigen Weg, der ihr Kind zum höhern Leben seiner Natur hinführt, durch alle Hindernisse siegend durchschlagen - sehe ich mich umringt von einer I Welt, wo ich diesen Vater und diese Mutter weit und breit umsonst suche. Die Welt, wie sie wirklich ist, liegt so schwer auf dem Menschen wider seine Natur. Es ist in dem Vater, es ist in der Mutter, es ist in den Umgebungen des Kindes, in der Noth und den Genüssen seiner Verhältnisse, in der Härte und in der Schwulst der Formen der bürgerlichen Bande und ihrem - der wirklichen Veredlung der Menschennatur immer gefährlicher werdenden - Raffinement allenthalben so viel Geist und Herz verwirrender, Liebe tödtender, Kraft erstickender und Gefühl entheiligender Widerspruch, Anstoß und Gewalt gegen das höhere Wesen, auf welchem die Erzielung des hohen Zweckes der Bildung des Kindes ruht, daß man sich über die immer steigende Entfernung des lebenden Geschlechts von der Bahn, die zu diesem Ziele führt, nicht verwundern muß, wohl aber darüber, daß es der Macht dieser Umstände nicht ganz unterlegen, sondern das Streben nach innerer Erhebung in sich selber erhalten und mitten unter allen seinen Verirrungen und seiner Schwäche immer noch Liebe und Thätigkeit in der Liebe als das einzige Mittel seiner Erhebung anerkennt. Dieses Streben und dieses Anerkennen der einzigen wahren Fundamente der Bildung unsers Geschlechts kann und wird sich ewig nie in I unserer Natur verlieren. Sie, diese Natur, müßte sich eher selbst in uns verlieren. Die besten und edelsten Menschen werden ewig, und in allen Verhältnissen, leben sie auf dem Throne oder in den Hütten des Staubes, die Fundamente ihres Edelsinnes und ihrer innern Höhe nur in der Wahrheit ihres Vater- und Muttersinnes anerkennen, und was sich in der Erziehung unsers Geschlechts immer als probhältig und genugthuend erzeigen wird, das wird ewig und unabänderlich mit dem heiligen Wesen dieses väterlichen und mütterlichen Sinnes zusammenhangen; es wird auch dann und auch da noch mit ihm zusammenhangen, wenn und wo dieser Sinn vom Troß einer verdorbenen Welt auch noch so sehr beengt, auch noch so sehr alles Reizes und alles Glanzes beraubt, und im Gegentheil dem unwürdigsten Spott und der unwürdigsten Erniedrigung Preis gegeben wird. Indessen erschwert das Verderben eines so unglücklichen, liebe-, weisheit- und kraftlosen Geistes der Zeit nicht bloß die Möglichkeit,

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den Segen dieses Sinnes unter den Menschen allgemein zu machen, sondern es beengt, verwirrt und mißleitet selbst die einzelnen Privatbemühungen des häuslichen Lebens der Edelsten und Besten zu diesem Ziele. I Sechster

Brief.

Außer den Eltern und den nothwendigen Verhältnissen zu ihnen ist dem Kinde offenbar sein eigen Geschlecht, die ganze Masse der Wesen, die mit ihm selbst und mit seinen Eltern von einer und eben derselben Natur sind, und der ganze Umfang der Verhältnisse, durch die diese mit ihm in Berührung kommen, das Erste und Vorzüglichste in der Welt, das ihm für die Entwicklung seiner Liebe und seiner Thätigkeit an die Hand zu gehen gegeben ist. Die Verhältnisse mit seinem Geschlechte sind bey jedem Kinde von der Wiege an ausgedehnt und vielseitig und die BerührungsPunkte derselben greifen mit jedem Tage tiefer in sein ganzes Wesen ein. So wie es Kind seiner Eltern ist, ist es Bruder oder Schwester seiner Geschwister, es ist den Menschen verwandt, die ihm verwandt sind, es ist Nachbars Kind von denen, die seiner Eltern Nachbarn sind, Ortsgenosse der Stadt, des Dorfes, in dem seine Eltern wohnen u.s.w. Indessen ist sich das Kind seiner Verhältnisse freylich bey weitem nicht so geschwind bewußt, als es in wirklichem Zusammenhang mit ihnen steht, und durch dieselben berührt wird. Auch ist der Eindruck dieser Verhältnisse für das Kind in der Stufenfolge seiner Entwicklung wesentlich verschieden. Anfänglich erschienen ihm I die Menschen um es her vorzüglich nach ihrem Einfluß auf die Befriedigung seiner Bedürfnisse. Sie müssen ihm in diesem Zeitpunkt also erscheinen. Die Bedürfnisse des Säuglings und die Natur seiner Umgebungen rufen diesem Gesichtspunkte nothwendig. Seine Unmündigkeit foderi von allen Seiten her Hülfe, aber auch sucht ihm jedermann, der ihm nahe kommt, diese zu geben. Vater und Mutter, und wer immer vor seiner Wiege erscheint, erscheint nur da um es zu erquicken. Wer ihm immer nahe tritt, der beschäftigt sich mit ihm, der dient ihm, hilft ihm, und erfreut es. So lernt das Kind in diesem Zeitpunkte die Menschen um sich her nur als erfreuende, ihm helfende und dienende Wesen erkennen. Es

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kennt kein anderes Verhältniß zu seinem Geschlecht, als nur dieses einzige. Aber der Zustand dieser beschränkten kindlichen Ansicht kann nicht bleiben. Die Ursachen derselben sind schnell vorübergehend, sie m u ß es also auch seyn. Das Kind muß die Menschheit und die Verhältnisse, in die es mit derselben zu stehen kommt, vielseitiger, es muß sie wahrhaft in's Auge fassen, es muß im Menschen alles kennen lernen, was es von ihm zu hoffen, zu erwarten und zu fürchten hat. I Die Natur führt unser Geschlecht nie einseitig und steht der Erkenntniß der Wahrheit nie durch Beschränkungen im Wege, an denen sie wesentlich selbst Schuld ist. Sie, die das unmündige Kind durch diese erste Ansicht seiner Verhältnisse zu seinem Geschlechte wie eine gute Mutter beruhigt, arbeitet nun bald, wie ein weiser Vater, dasselbe durch die Erweiterung seiner Ansichten dieser Verhältnisse für eine feste und sichere Benutzung derselben zu bilden und zu stärken, das Kind faßt jetzt allmählig die Menschen auch getrennt von den Verhältnissen, in denen sie vorzüglich gegen ihre Unmündigkeit und Unbehülflichkeit standen, in's Auge. Wenn es in Jakob und in Hans bis jetzt nur ihm dienende, ihm helfende und mit ihm spielende Menschen erkannte, so fängt es jetzt allmählich an, in Jakob den Bruder seines Vaters und in Hans den Knecht desselben zu erkennen. Es fängt an einen Unterschied zu machen zwischen der alten Frau, die Vater und Mutter als Großmutter ehren, und der alten Nachbarin, die bey ihnen Hülfe und Trost sucht. Es fängt an einen Unterschied zu machen zwischen den Menschen, denen Vater und Mutter lachend die Hand entgegenstrecken, wo sie dieselben sehen, und Menschen, bey deren Anblick sie die Stirne runzeln und auf die Seite gehen. Das Seyn und Thun der Menschen erscheint ihm also I immer mehr unabhängend von den Aufmerksamkeiten und Bemühungen, die man ihm von allen Seiten schenkte. Es sieht jetzt, daß sogar seine Mutter nicht um seinetwillen allein in der Welt ist, daß sie oft gehindert wird, sich mit ihm zu beschäftigen. Je mehr es die Menschen sieht, desto mehr erscheinen sie ihm in Verhältnissen, die ihm fremde sind; und je mehr es sie in solchen Verhältnissen sieht, desto mehr werden sie ihm selbst fremde. Der Kreis derer, die ihm dieses nicht sind, wird ihm vergleichungsweise gegen sie, die es ihm sind, immer kleiner. Wie es anfänglich alles um sich her beschäftigt sah, ihm zu helfen und es zu

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erfreuen, sieht es jetzt alles, was Mensch ist, weit mehr mit jeder andern Sache beschäftigt, als mit ihm. Es sieht Menschen, die seiner nichts achten wollen und andere, die in eigener Noth seiner nichts achten können, im Gegentheil Hülfe und Handbietung von ihm annähmen, wenn es sie ihnen geben könnte; kurz - es sieht allmählig das ganze Gewühl des Menschenlebens, wie es wirklich ist. Es selbst aber fängt jetzt auch allmählig an der Wartung nicht mehr zu bedürfen, ohne die es nicht seyn und nicht leben, noch viel weniger froh seyn und froh leben konnte. Es kann jetzt dem, was man ihm bisher zutragen mußte, selbst nachgehen, es erwachet in ihm ein Gefühl der Befriedigung sich selbst helfen zu können. Es sieht um sich her I alles seine Kräfte anstrengen, sich selbst zu helfen. Sein reger neuer Sinn reizt es mit hoher Gewalt zu dieser Selbsthülfe, deren allmähliges Wachsthum die erste Ansicht des Menschengeschlechts immer mehr in ihm mindert und auslöscht, ihm aber zugleich in der neuen Ansicht der Dinge kraftvolle mit seinem jetzigen Seyn übereinstimmende Reize zu eben der Liebe und der Thätigkeit in der Liebe ertheilt, deren wohlthätiges Gefühl es in der Unschuld seiner ersten Epoche gleichsam verschlungen hatte. Es braucht jetzt nicht nur nicht mehr von Vater und Mutter angelächelt und auf den Händen getragen zu werden, um den Ausdruck der Liebe in seinem Auge und auf seinen Wangen zu wecken. Dieser Ausdruck strahlt jetzt auf seinem Auge und auf seinen Wangen, wenn es sein jüngeres Geschwister selbst in seine Arme nimmt und ihm lächelt, wie ihm die Mutter einst lächelte. Es wird jetzt aus dem Kinde, dem seine Eltern alles waren, ein Kind, das seinen Eltern auch etwas ist, das ihnen täglich mehr ist und durch Liebe und Thätigkeit in der Liebe täglich mehr wird. In dieser Liebe und ihrer Thätigkeit immer wachsend, von jedem seiner Verhältnisse gleichsam ergriffen - reift es allmählig zum innern Selbstgefühl und zu einem immer mehr sich verdeutlichenden Bewußtseyn seiner innern und äußern I Selbstständigkeit heran und dehnt den Kreis der Verhältnisse, in denen es liebend zu handeln vermag, immer mehr aus. Es steigt, wenn die Wonne seiner Kraft und seiner Liebe in ihm gesichert ist, auf der gedoppelten Leiter der innern Menschlichkeitsund der äußern Bürgerverhältnisse von der Unschuld seiner Unmündigkeits-Lage bis zur höchsten Ausdehnung aller Verwicklungen, die der Kreis des Wallens und Webens der Menschen umschreibt, hinauf, und benutzt den erweiterten Kreis seiner Verhältnisse gegen sein Ge-

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schlecht mit eben der Liebe, mit der es in seiner Unmündigkeit den engern seiner häuslichen Verhältnisse umfaßte. Es wird durch die Reinheit und die Hoheit der Kräfte, die die Bildung seiner Unmündigkeit in ihm entwickelte, mit eben der Hoheit und Menschlichkeit Bruder und Schwester der größern Familie, deren Allvater Gott ist, mit der es in seiner häuslichen Familie Kind seines Vaters und seiner Mutter war. Die Gemeinschaft alles Guten und alles Edlen dieser großen Gottes-Familie wird jetzt der unveräußerliche Antheil seines Geistes und seines Herzens und der Mittelpunkt seiner Anstrengungen sowohl als seiner Genießungen. Es hat sich durch die Bildung seines häuslichen Kindersinnes zum höhern Sinne der Kindschaft Gottes und zum Vater- und Muttersinne I unter seinem Geschlechte erhoben und benutzt jetzt als Bruder seines ganzen Geschlechtes und als Vater der Armen den Spielraum seiner neuen Verhältnisse zu immer größerer Belebung seiner Liebe und zu immer steigender Erhebung seiner Kraft, in dieser Liebe thätig zu seyn und sich durch dieselbe immer mehr zu vervollkommnen. Siebenter

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An das Menschengeschlecht, das dem Kinde nach Vater und Mutter als das erste gegeben ist, wodurch es zur Liebe und zur Thätigkeit gereizt, geweckt und gebildet werden soll, schließt sich dann die ganze Natur, alles Belebte und Unbelebte, das in der Welt ist, und die Sinne des Kindes berührt, unmittelbar an. Eben so wie dem Kinde das Menschengeschlecht zuerst nur als ihm dienend, helfend und gleichsam um seinetwillen daseyend ins Auge fällt, also fällt ihm hinwieder das, was in seinen Umgebungen außer dem Menschen-Geschlechte seine Sinne berührt, zuerst nur von Seite seines unmittelbaren Einflusses auf die Befriedigung seiner Bedürfnisse und zur Erquickung seiner Sinnlichkeit in's Auge, und es steigt dann gleichfalls von dieser beschränkten Anfangsansicht der Dinge zu einer von seinen Bedürfnissen und seinen Gelüsten unabhängenden Ansicht derselben empor, in welcher alle Gegenstände der Welt ihm immer mehr in einem Lichte I erscheinen müssen, das mit dem, was sie an sich selbst, und in andern dem Kinde fremden Beziehungen sind, übereinstimmt; das Brod, bloß als seinen Hunger stillend, das Wasser, bloß als seinen Durst stillend, die Birne, die

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Traube, die Kirsche, bloß als seinen Gaumen reizend, haben für das Kind ein großes Interesse, ehe ein Gedanke in ihm aufsteigt, daß das Brod aus Erzeugnissen des Pflanzenreichs verfertigt werde, daß das Wasser zu den Flüssigkeiten der Erde gehöre, und Birnen, Kirschen 5 und Trauben eigentliche Saamenbehältnisse von Bäumen und Gesträuchen seyen. Seine gute Mutter hüllet es in Leinwand ein, ehe sie ihm den wachsenden Hanf und den wachsenden Flachs zeigt; es kennt seine Schuhe, ehe es weiß, daß sie von der Haut eines Thieres herrühren. Es schläft unter der wollenen Decke, ehe es weiß, daß die 10 Wolle, von der Haut des Schaafes abgeschoren, der Stoff dieser Dekke ist.

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Aber auch dieser Zustand dauert nicht lange und kann nicht lange dauern. So wie das Menschengeschlecht, also erscheinen ihm auch alle Dinge der Welt bald unabhängend von dem, was sie ihm als bloße Befriedigung seiner Bedürfnisse, und als Genießungen seiner Sinnlichkeit sind. Es sieht jetzt die Wolle unabhängend von seiner Decke auf der Haut des Schaafes; es sieht Flachs, Korn und Fell unabhängend von dem Hemde, das es trägt, von dem Brode, das es ißt, I von dem Schuhe, in dem es geht, und unabhängend von dem Einflüsse der Mutter, deren Hand ihm alles dieses zuerst vor seine Sinne brachte. Also erscheint ihm die Welt immer mehr in sich erweiternden Verhältnissen. Alle Gegenstände zeigen sich ihm immer mehr als das, was sie an sich selbst und in entferntem Beziehungen auf dasselbe sind. Es fällt aus den Mutterarmen, darin seine Unbehülflichkeit einen so nöthigen Schutz fand, in das unermeßliche Meer aller von der Mutter unabhängenden Umgebungen der Welt, und wird von diesen durch tausend neue Beziehungen berührt, an denen es immer mehr Interesse nimmt. Das gute Schaaf, das liebe Huhn, die traurige Taube, alles, was lebt, erfreut das Kind, und wenn es ein liebes Thierchen auf seinem Schooße seiner lieben Mutter ablegt. Es hängt dem guten Täubchen sein Abendbrod vor den Schnabel, daß es daran picke; es sucht dem lieben Schaafe im Feld und Walde die Kräuter und Blätter auf, die es am liebsten ißt, und wenn der liebende Knabe älter wird, so kennt er keine größere Freude, als mit dem Vater und mit dem Knechte in den Stall oder auf die Weide zu den Stieren oder zu den Pferden zu gehen; wenn dieser oder jener mit ihnen pflüget, wenn er sie tränkt, wenn er sie füttert, möchte er

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immer I auch gern dabey seyn und möchte sie auch gern tränken und füttern. Aber das heilige Dunkel, das den ersten Eindruck aller Dinge begleitet und dem Kinde die Welt um es her nur in spielenden und hüpfenden Gestalten erscheinen macht - auch dieses heilige Dunkel hellet sich allmählig auf. Es sieht, daß das Schaaf schauert und bebet, wenn man ihm die deckende wärmende Wolle von seiner Haut schneidet, daß der Stier am Pflug sich nur gezwungen für seinen Vater ermüdet, daß ihn dieser hart hält und mächtig bändigt, bis er ihm thut, was er soll, und daß die Mutter der armen Kuh ihr Kalb vom Euter wegnimmt, um mehr Milch für ihre Haushaltung zu bekommen. Es sieht die schöne Rose Dornen tragen, es sieht die ungebaute Erde mit Disteln und schlechten Gesträuchen bewachsen, es sieht den lieben Vater ermüdet und mit Schweiß bedeckt vorn Felde hereinkommen, es sieht, daß dieses Feld, ohne die Anstrengung unsers Geschlechts, das nicht trägt, was wir von ihm wünschen und suchen. Die Erfahrung zeigt ihm noch mehr, sie zeigt ihm Geschöpfe, die anstatt ihren Mitgeschöpfen Freude zu machen, Entsetzen um sich her verbreiten und Tod und Verderben über sie verhängen. Es sieht sein geliebtes Täubchen vom Geyer ergriffen, und zum Tode hingeschleppt. Es sieht die böse Katze mit der armen Maus, wenn sie sie I schon gefangen und zwischen den Zähnen trägt, noch in ihrer Todesangst ihr Spiel treiben. Es sieht den Taubenschlag vom Marder und den Hühnerstall vom Fuchse erbrochen. Es sieht den treu und gut scheinenden Hund den armen Hasen und das leichte Reh auf den Tod verfolgen und Schaaf und Kalb mit der schrecklichen Gewalt seines Beißens und seines Bellens vor sich her zur Schlachtbank treiben. Es sieht ihn den armen Vogel im Neste ausspüren und ihn von seiner Brut weg dem Jäger in den Schuß und ins Garn treiben. Dennoch tödtet auch diese Erfahrung die Liebe nicht in dem Kinde, bey welchem sie durch Muttertreue und Menschentheilnahme erzeugt und gegründet ist. Im Gegentheil, die böse Gewalt, die das stärkere Thier am schwächern ausübt, weckt in einem solchen Kinde nothwendig ein stilles aber lebendiges Gefühl; der Mensch muß nicht seyn, wie diese Thiere; er muß an der Schwäche seines Geschlechtes nicht handeln, wie der Sperber an der Taube, die Katze an der Maus, der Hund am Hasen, am Schaafe und am Vogel. Das liebende Kind weint, wenn es seine liebe Taube, sein gutes Schaaf vor seinen Augen todt sieht. 0 ! die Taube! 0 , das Schäfchen! - ruft es, und umfaßt

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weinend des Vaters Hand, dann geht dieser hin, den Taubenschlag mit Dornen und Stacheln I gegen den Geyer und den Hühnerstall mit stärkern Brettern gegen den Fuchs zu sichern. Ein solches Kind, in dessen Hand die edlern Gefühle unserer Natur durch Muttertreue und Vatersorge tief gegründet sind, ist schon an sich gut und milde und aller Eindruck der Natur, der Anblick des Himmels und der Erde macht es noch milder und besser. Es kann die Sonne in der Pracht ihres Aufganges und im Glänze ihres Unterganges, es kann Mond und Sterne nicht sehen ohne Gefühl von Wonne und Freude. Es lächelt der Blume, die es pflücket und dem Baume, an dessen Aesten die Frucht reifet, die es liebet. Je mehr der Mensch gut ist, je mehr Muttertreu und genossene Sorgfalt der Menschen ihn sanft und edel gemacht, desto mehr weckt alle Schönheit und aller Segen der Natur seine Liebe und ihre Thatkraft. Aber auch die todte Natur erscheint dem Menschen nicht immer in ihrer Schönheit und segenbringenden Gestalt. Der Fluß, der deine Auen wässert, tritt aus, verheert deine Felder, reißt dem Ufer bewohnenden Armen seine Hütte um, und Menschen und Vieh finden in seinen Fluthen ihr Grab. Das Feuer, ohne das du kein Brod äßest und dein Fleisch blutend verzehren müßtest, das Feuer, das deine Wohnstube, auch wenn das Land um dich her vor Frost zittert, milde macht, wie I der schönste Frühlingstag milde ist, dieses wohlthätige Feuer verbrennt Städte und Dörfer; und das Wasser des Himmels, ohne dessen segnendes Fallen weder Gras noch Korn, weder Wein noch Holz wachsen würde - dieses Segenswasser der Obwelt fällt zu Zeiten in harten Schloßen auf die wachsende Saat, tödtet alle Hoffnungen der Erndte, und nimmt dann dem Armen und seinem Säuglinge den mit seinem Schweiß errungenen Trostbissen seines Elendes für ein ganzes Jahr gleichsam vor dem Munde weg. Aber auch wenn die Natur das thut, und oft mehr noch, wenn sie es thut, als wenn sie es nicht thut, erregt sie dem Kinde, das Muttertreu und genossene Liebe der Menschen sanft und edel gemacht, die in ihm wohnende Liebe und ihre Thatkraft. Wo immer die Noth groß ist, da fließen Thränen der Liebe. Selber wer gewöhnlich nicht Liebe fühlt, liebt, wenn und wo die Noth groß ist. Ob sein Vater auch ein harter Mann ist, ob die Selbstsucht es auch schon selber ergriffen, das Kind des Reichen weint, wenn die Noth des Armen vor seinen Augen groß ist, es eilet von dem Anblicke des Entsetzens weg, um seine Mutter um Kleider für die Unbeklei-

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deten, und Speise für die Hungernden zu bitten. - Knabe und Jüngling bis auf den schwankenden Greis eilen dem Nachbar zu helfen, dessen Haus brennt; und wenn sie es I nicht zu retten vermochten, so kommen sie wieder und bringen dem Unglücklichen Gaben, daß er sich wieder ein Haus baue, wie er eines hatte. In jedem Fall, je größer die Noth ist, desto mehr wallet im Busen der Menschen der letzte Funken der Liebe zur lodernden Flamme auf; die höchste Kraft der Liebe, die Kraft der Selbsthülfe wallet dann, wie sonst, nie zur lodernden Flamme auf. Der Mann, dessen Feld von den Fluthen verheeret worden, arbeitet mit Weib und Kindern, wie ein geketteter Sklave, an der Wiederherstellung seines verheereten Landes, und die arme Wittwe, deren Trostbissen der schreckliche Hagel für ein ganzes Jahr zernichtet hat, durchwachet dieses Jahr die Hälfte aller Nächte, und ermüdet sich mit täglichem Spinnen, damit ihr Säugling nicht hungere, und alle ihre Kinder essen und sich kleiden können, wie sie gegessen und sich gekleidet hätten, wenn der schreckliche Hagel den Trostbissen ihres Schweißes ihnen nicht also vernichtet hätte. Also erregt nicht bloß die Schönheit und der Segen der todten Natur, sondern auch ihr Glück und Ruhe störender und Verheeren bringender Einfluß bey den Kindern der Menschen Liebe und ihre Segen bringende Thatkraft, aber freylich nur bey solchen Kindern, die von Muttertreu und menschlicher Theilnahme sanft und edel gebildet, für die Gefühle der Liebe empfänglich gemacht worden. I Es würde mich hier zu weit führen, diesen Eindruck der Umgebungen des Kindes auf seine Gesinnung bis zu seiner Vollendung zu verfolgen. Ich kehre um, und werfe nun, um das Gesagte durch das Entgegengesetzte noch mehr ans Licht zu setzen, einen Blick auf die eben so unvermeidlichen Folgen, wo dem Kinde die erste und höchste Wohlthat der Natur, von der alle andern in Hinsicht auf seine Erhebung zu einem menschlichen innerlich befriedigten Daseyn ausgehen, mangelt. Wo dem Kinde der Anfangspunkt aller Liebe, wo ihm Muttertreue und Menschentheilnahme mangelt; wo Eltern in ihrem Verhältniß gegen ihr Kind von der Natur so weit abweichen, daß sie ihm das Heiligste, das sie ihm schuldig sind, ihre Mitwirkung zur Liebe versagen, wo ein böser Sinn der Welt das Weib des Mannes seines Kindes vergessen macht, damit es selbst glänzend, höhnend und schleichend unter den Thoren eines Städtchens oder eines Fleckchens von sich reden machen könne, was es gern will, das man von ihm

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rede; wo das Unglück des Landes und die Noth von Tausenden nur eine Speculation mehr für den Wucherer wird; wo selbst der Vater sein Unmündiges den Mutterarmen entreißt, damit diese keinen Tag und keine Stunde des Sinnengenusses berauschender Weltfreuden entbehre, und dann, nachdem er die lebendige Quelle des Heils seinem Unmündigen also gewaltsam verstopft, ganz I geschäftig herum läuft, in lockerm Boden, der kein Wasser hält, für das arme Geschöpf Brunnen zu graben, und in alle Lotto's zu legen, um für dasselbe an Vater und Mutter Statt Menschen zu finden, die für das, wofür man sie sucht, seltener zu finden sind, als eine Quaterne in diesem Unglücksspiel. Sie werden sie nicht finden, und wenn sie sie dann nicht finden, und an ihrer Statt Menschen erhalten, die nur den Schein von dem an sich tragen, dessen Wesen sie bedürfen, dann ist es auch sicher um die Bildung zur Liebe und zur Thätigkeit in der Liebe für ihr Kind geschehen. Betrug und Tand überwallet das arme Geschöpf von der Wiege an. Wenn auch seine Amme es in ihrem Grimme nicht kneipet, so steht sie doch, seiner nicht achtend, unter dem Fenster, wenn es schreyt, und schöpft unter der Last, die sie nicht gern trägt, Athem und Luft, und sein Lehrer, wenn er auch gut ist, hat doch sicher in einem Hause, das ihn nur darum aufnahm, damit alles in demselben, und nur er nicht, sich den Kindern entziehen und der Welt leben könne, lange Zeit. Die Folge dieser Umstände für seine Ausbildung zur Liebe und zu aller ihrer Kraft ist heiter. Da ihm der Urpunkt, von dem diese Ausbildung ausgehen sollte, mangelt, so findet es auch in allen seinen Umgebungen keinen Faden, an den es die höhern und edlern Gefühle seiner Natur an sein ödes Inneres anknüpfen könnte. I Vater und Mutter sind ihm für diese Bildung zur Liebe nicht, was sie ihm sollten. Es muß das Menschengeschlecht unter diesen Umständen als ein böses Geschlecht, vor dem es sich nur fürchtet und über das es sich nur ärgert, ansehen. Der Trug dieses Geschlechtes, sein Schleichen, sein Schimmern, sein Heucheln nähren in ihm nur Gefühle niederer Härte und Selbstsucht. Es wird nicht edel, es wird nicht sanft. Wenn seine Taube vom Geyer geraubt und sein Schäfchen vom Wolfe zerrissen wird, ist es ferne davon, des Vaters Hand zu suchen und ihn zu bitten, den Taubenschlag und den Hühnerstall in eine Ordnung zu bringen, daß diesen armen Thieren kein solches Unglück mehr begegnen könne. Im Gegentheile kommt es allmählig dahin, am Quälen und Plagen seiner Mitgeschöpfe selbst Gefallen zu tragen, und so wie es dahin kommt, und nun mit Wohlgefallen dem Hunde, dem Fuchse, dem Geyer und dem

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Marder zusieht, wenn sie ihrem Raube nachgehen, wird es auch gegen das Leben der Menschen, das dem Leben dieser Thiere ähnlich ist, und gegen seine böse Gewalt allmählig gleichgültig — und der Gedanke: nein, unter den Menschen muß es nicht also seyn, - entflammt sich nicht mehr in ihm, wenn es das schwächere Thier vom stärkern zertreten und zerrissen sieht. Es kommt bald dahin, wenn nicht mit Worten auszusprechen, doch in dunkeln Gefühlen sich vorI zustellen: es kann nicht anders, es muß also seyn, wenn es auch den schwächern Menschen von dem stärkern erniedriget und zertreten sieht. Mit dem Alter wachsen dann diese dunkeln Gefühle zu einer vollendeten Verhärtung des Herzens heran. Wenn der Arme auch unter dem Drucke dieser Umstände stürbe — was liegt dem lieblosen Manne an seinem Tode? Warum ist der Arme ein Wurm? Warum hat seine Haut keine Kraft gegen den Fußtritt des Mannes, der über ihn hingeht? Und was kann der Geyer dafür, daß sein Gaumen nach Blut dürstet? Alle Ansicht der Welt wird für das Kind, dessen Liebe nicht von Vater und Mutter geweckt ist, nur thierisch. Ein solches Kind ist nur des Scheins der Liebe, nicht der Liebe selbst fähig. Dieser Schein ist auch thierisch, und dadurch mit der Ansicht der Welt, die ihm eigen gemacht ist, übereinstimmend. Nur das Wesen der Liebe und ihrer Kraft ist menschlich, darum wird aber auch der Schein der Liebe von denen am meisten gesucht, die ihrer Kraft ermangeln. Dieser führt sie dann zu dem Tand elender Liebkosungen hin; wo immer die Lieblosigkeit nicht vollends sich verschämt hat, da hüllet sie sich in den Mantel dieses Tandes, dieser ist der Lieblosigkeit eigenes Gewand. Sie wagt es selten, in ihrer offenen Nacktheit zu erscheinen. I Von dem armseligen Weibe, das vor allen ihren Nachbarinnen die Thüre schließt, und mit Verstoßung unglücklicher verwaister Kinder, ihrer nächsten Verhältnisse und Umgebungen ein elendes Schoosthier zu seinem Liebling erwählt, bis zur Fürstinn hinauf, die ihren Herrn und Gemal beredet, sein Reich ihrem, nur der äußern Gestalt nach nicht eben so thierischen, Lieblinge zum Abendschmause vor den Mund zu legen, wie die erstere ihrem Schooshündchen einen guten Bissen also zum Abendschmause vorlegt, ist gleichsam eine Kette des verschiedenartigsten Zusammenlebens der Lieblosigkeit und der Liebkosungen organisirt. In dieser Kette, so verschieden sonst ihre Zusammensetzung auch seyn kann, ist das Wesen immer, daß edlere würdigere Menschen verschmäht und den schlechtem

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Preis gegeben werden. Allenthalben, wo sich Lieblinge einschleichen, da verschwindet die Liebe, ihre Kraft fliehet das Blendwerk der Lieblinge, und hasset ihren Betrug. Und so wie die belebte Natur auf ein solches Kind keinen die Liebe und ihre Thatkraft sichernden Einfluß hat, eben so ist auch die todte Natur unfähig, diesen Eindruck auf dasselbe zu machen. Himmel und Erde machen das Kind der Frau nicht edel und gut, die ob ihrem Flitterstaat Himmel und Erde und es selbst vergißt. Es I faßt Himmel und Erde eben so wenig im Zusammenhang mit den Gefühlen der Liebe ins Auge, als seine Mutter, bey der selbst der Theil der Erde, der ihr Eigenthum ist, nicht um des Einflusses willen einen Werth hat, den er auf das Wohl der Menschen haben könnte, sondern um desjenigen willen, den er auf den Tand der Eitelkeitsverirrungen ihres Lebens wirklich hat. Alle Ansichten der Natur sind bey einem solchen Geschlechte verwirrt und verdorben. Wenn das Weib der Unschuld und Liebe das Schaf, das sein Haupt neben ihrem Kinde traulich auf ihren Schoos legt, darum werth achtet, weil es gut ist und sie mit seiner Wolle ihren Fleiß üben, ihre Haushaltung erfreuen und ihr Kind kleiden kann; wenn ihre Kuh ihr werth ist, weil sie mit ihrer Milch täglich Menschen nährt, die ihr lieb sind; wenn ihr Mann seinen Acker im Schweiße seines Angesichtes baut, um sich und den Seinigen alle Nothdurft des Lebens zu schaffen, und mit seinem Ertrag auch denen zu dienen und die zu unterstützen, die keine Kuh, kein Schaf und keinen Acker besitzen; wenn er in der Kraft seiner Liebe doppelt mächtig, sich selbst übertrifft im Anbau des Feldes - so hat der Mann und das Weib der Welt keinen Gefallen an dieser Ansicht seines Thuns. Die Pracht des Feldes und des Weinstockes freut sie nicht darum, weil der Segen ihrer I Erndte dem Hungrigen Brod, dem Ermüdeten, der Gebährenden und dem Sterbenden Erquickung gewähret. Der Abtrag von dem Felde und dem Weinstock freut sie nur darum, weil sie ihnen Mittel geben, im Prachtgenuß der Produkte aller Welttheile schwelgen und sich spiegeln zu können. Dahin sinkt der Mensch, der von Vater und Mutter nicht zur Liebe und zur Thatkraft in der Liebe erhoben worden. Das Menschengeschlecht, das ihn umgiebt, erhebt ihn nicht mehr dazu, die lebende Natur ist ihm für diesen Zweck todt, und die todte Natur vermag es nicht, in ihm lebendig zu machen, was die lebende Natur, was das Menschengeschlecht, was Vater und Mutter selbst in ihm todt ließen.

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Gottes Erde, wie sie wirklich ist, ist für den Menschen von einer solchen Gemüthsstimmung unbefriedigend, sie muß für einen solchen Menschen unbefriedigend seyn. Er möchte eine Welt für sich und die Spießgesellen seines Glükkes, eingerichtet zur Sicherung ihrer Gaukelspiele und ihrer Gewaltthätigkeit. Aber unsre Welt ist dieses nicht, sie hat von Gottes wegen und vermöge des Wesens der Menschennatur eine ganz andre Gestalt. Der Armen sind Tausende auf Erden, wo der Glücklichen Einer, und die Tausende müssen den Einen, sie können nicht anders, auf tausendfache Weise in I Anspruch nehmen. Das Herz der Selbstsucht ist freylich immer zu klein für die Ansprüche von Tausenden, wenn diese auch noch so gerecht sind. Darum aber muß auch die Welt, wie sie wirklich ist, und wie sie von Gottes wegen seyn muß, und ewig seyn wird, dem Mann der Selbstsucht eine ekle Erscheinung seyn. In ihr lebend ist ihm der Anblick von dem Hehrsten und Größten, was im großen Weltall seine Sinne berührt, ohne Werth. Ja, wenn die Sonne für ihn allein aufgehen würde, und er in ihrem Wagen über die Erde dahin fahrend das Menschengeschlecht, das ihn nicht anbeten wollte, mit dem Flammenschwung seiner Räder verzehren könnte, dann würde auch er die Sonne lieben, er würde auch Mond und Sterne lieben, wenn er sie in sein Gezelt einschließen, und unter ihrem Glänze - aber Er - Er allein - Prachtnächte durchschlummern könnte. Achter

Brief.

Freund! So wie es auf der einen Seite unwidersprechlich ist, daß jedes Individuum unsers Geschlechtes mehr oder weniger Vater- oder Muttertreue, Theilnahme und Liebe seiner Mitmenschen, und den hehr und hoch zur Liebe reizenden und Kraft weckenden Anblick 30 der ganzen Natur genießt, so ist es auf der andern Seite I eben so wahr, das Menschengeschlecht im Allgemeinen trägt das geahndete Resultat dieser Reize und Mittel nichts weniger als lebendig und hehr in sich selbst, es wandelt nicht in der Liebe, es wandelt nicht in der Geradheit und Kraft ihrer Tugend einher. Im Gegentheil, das ganze 35 Heer von Krümmungen und Lastern, die Folgen der Lieblosigkeit und Schwäche unserer Natur sind, ist das Gepräge, das die Mehrheit unsers Geschlechts offen an der Stime herum trägt.

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Forschen wir aber den Ursachen dieses anscheinenden Widerspruches nach, so sehen wir bald, daß die Anlagen zur Liebe und Kraft, die im Menschengeschlechte allgemein da sind, im Kinde selbst mit allen Reizen der zur Selbstsucht und Kraftlosigkeit führenden Sinnlichkeit verwoben erscheinen, daß hinwieder seine Eltern und das ganze das Kind umgebende Geschlecht der Menschen eben so im Allgemeinen mehr von Sinnlichkeit, Trägheit und Selbstsucht, als von den bessern Trieben der Liebe und dem höhern Leben der Kräfte, die durch die Liebe thätig sind, bewegt, und in Thätigkeit gesetzt werden, daß endlich alles Aeußere der Natur für unser Geschlecht allgemein den Saamen des Truges und der Täuschung in sich selbst trägt, und seine Reize selbst eben so allgemein Neigungen in unserm Geschlechte beleben, die dem Wesen der Liebe und ihrer heiligen Kraft geradezu entgegen stehen, und daß also I der ganze Umfang aller Mittel, die für die Bildung des Kindes zur Liebe und Kraft, die in seinen Verbindungen mit den Menschen und mit allen Dingen dieser Welt liegen, nicht hinreichen können, seine Ausbildung für den vorgesetzten Zweck beruhigend sicher zu stellen. Wer also das Ziel der Ausbildung des Kindes zur Liebe und Kraft gesichert wünscht, muß in dieser Rücksicht dasselbe, ich möchte sagen, Vater und Mutter, sein ganzes Geschlecht und Himmel und Erde verlassen und in sich selbst zurückkehren machen, um die tiefere Begründung und vollendete Sicherstellung der Liebe und ihrer Kraft allein in sich selbst zu suchen und zu finden. Es ist allerdings nur durch das Zurücklenken des Kindes von seinen äußern Umgebungen und Verhältnissen weg in das innerste Heiligthum seines Wesens, wodurch seine Bildung zur Liebe und Kraft ein untrügliches und in allen Gefahren bewährtes Fundament erhalten kann. Und hiedurch sehen wir uns, wie anfangs durch die höhere Ansicht der Natur des Menschen seiner Anlagen und seiner Bestimmung, hier durch die Ausartung und das Verderben dieser Natur wieder auf den Anfangspunkt zurückgeführt, von dem wir ausgingen, auf die Nothwendigkeit, die Kunstmittel der Erhebung und Vollendung des Menschen aus dem Innersten seines Wesens selbst zu I schöpfen, und ihnen in ihm selbst ein sicheres Fundament zu verschaffen. Jede gute Mutter, jeder weise Vater fühlt das Unzulängliche, das für eine befriedigende Sicherstellung der heiligsten Ansprüche ihres Kindes in ihnen selbst und in den Verhältnissen, in denen sie sich befinden, - liegt. Es fehlt bey keinem unter ihnen, sie fühlen alle das

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Zurückstehen ihrer selbst in allem, was die sichere Erreichung dieses Zieles bey ihrem Kinde wesentlich erfordert; sie fühlen alle, daß tausend ihnen gewohnte Neigungen und Schwächen gegen die Ueberzeugung von dem, was die Erreichung dieses Zieles erforderte, handeln macht; sie fühlen den fast unverhütbaren Einfluß tausend rauschender Umgebungen, die die stillen Reize der Liebe und ihrer reinen Kraft gleichsam in jedem Augenblicke verschlingen. Es ist nicht anders möglich, es ist keine Mutter gut, es ist keine Mutter für ihr Kind rein fühlend, die es nicht sieht, daß das Leben der Liebe und ihrer Kraft, die nur durch die Weckung und Erhaltung unsers höhern Sinnes Nahrung in uns selbst findet, von allem Verderben der Menschen gefährdet wird, und daß alle Reize der Schönheit der Natur selbst durch dieses Verderben ohne wahrhaft bildende Wirkung auf den Geist und das Herz des Kindes vor seinen Sinnen stehen. I Je mehr sie gut ist diese Mutter, je mehr er weise ist dieser Vater, desto mehr kränkt und drückt sie das Verderben aller Umgebungen ihres Kindes, desto unbefriedigender ist ihnen ihr eigenes Thun gegen dieses Verderben. Je mehr wahre Liebe und wahre Kraft für ihr Kind in ihnen liegt, desto mehr macht sie diese Liebe und diese Kraft selber leiden, daß die erste nicht reiner, und die zweyte nicht mächtiger in ihnen lebt. Je besser und weiser sie sind, desto mehr sind sie durch die Natur der Vorzüge, die in ihnen liegen, gezwungen, das Bild höherer Liebe und höherer Kraft, als sie selbst zu besitzen und zu zeigen fähig sind, für ihr Kind in ihnen aufzustellen. Sie müssen wenn sie gut und edel sind, sie können nicht anders - sie können ihr Kind nicht lieben, ohne dasselbe zu dem Bilde der höchsten Liebe und der höchsten Kraft, die in der Menschennatur liegt, emporheben zu wollen. Die Stimmung, die in ihnen selbst liegt, zwingt sie nothwendig, in sich selbst für ihr Kind ein Bild der Vollendung aller Liebe und aller Kraft zu erschaffen, gegen dessen hohen himmlischen Glanz alle Liebe und alle Kraft, deren die Menschen in der Hülle ihres Erdewallens fähig sind, weit zurücksteht. Das Gute, das in ihnen liegt, hebt sie in sich selbst über die Schranken alles menschlichen Guten empor — sie finden nur I in G o t t Befriedigung für alles Gute und für alle Kraft, die sie für ihr Kind suchen. S i e g l a u b e n an Gott. Die Wahrheit der Liebe und Kraft, die in ihnen liegt, führt sie zum Glauben an Gott, und der Glaube an Gott macht hinwieder die

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Liebe und die Kraft, die sie zu diesem Glauben hinführte, reiner und stärker. Die edelste Mutter glaubt um ihres Kindes willen reiner und fester an Gott, sie sieht, daß sie ihm um dieses Glaubens willen täglich mehr ist, als sie ihm ohne denselben je werden konnte. Es ist wahr, es ist unwidersprechlich: die edelste Mutter fühlt sich in ihren Bemühungen für ihr Kind in dem Grad stark und mächtig, als sie sich in denselben von der Welt trennt, und den Erfolg derselben ihrem Gott und ihrem Vater anheimstellt, und auch ihr Kind mehr als zu irgend etwas in der Welt zu diesem Glauben an ihren Gott, ihren Schöpfer und Vater hinlenkt. Sie sieht es, sie kann es sich nicht verhehlen, dieser Glaube ist das Band der Liebe und der Kraft, die sie für ihr Kind sucht, sie sieht es, sie kann es sich nicht verhehlen, durch diesen Glauben erhöhen sich ihre Kräfte für das Wohl ihres Kindes. Sie sieht es, sie kann es sich nicht verhehlen, so wie dieser Glaube ihrer zu Gott erhobenen Liebe in ihr Kind hinübergeht, und in ihm zur Sicherung seiner Liebe und seiner Kraft I wird, was er in ihr ist, so wächst seine Empfänglichkeit für alles Gute in eben diesem Grade. Das Innerste, das Heiligste ihrer Natur ruht auf diesem Glauben, und die Erfahrung zeigt ihr in ihm den Faden, an welchem die Veredlung des Menschengeschlechts nothwendig angeknüpft werden muß. Je reiner, je edler sie ist, desto mehr zeigt ihr die Erfahrung die Wahrheit und die Nothwendigkeit dieses innern Rufes zur Sicherstellung aller Fundamente der Bildung des Kindes. Je reiner das Auge der Edeln ist, mit dem sie sich in der Welt herumsieht, desto mehr wird sie durch ihre Erfahrung unwidersprechlich überzeugt, wie der Menschen Tausende, die in ihrer Schwäche nicht fähig scheinen, sich zu versorgen, dennoch versorgt werden; wie das Meiste, das Beste, was den Menschen für ihre Versorgung, für ihr Heil, für ihre Beruhigung zu Theil wird, ihnen so oft gleichsam von selbst, ohne ihr Zuthun, in die Hand fällt. Je reiner ihr Auge ist, desto mehr wird die Ahndung der ewigen Hand, die über uns waltet, ihr zu einer unerschütterlichen innern Wahrheit. Das Schicksal der Menschen erscheint ihr täglich mehr von der Hand ihres Gottes, wie das Schicksal des Kindes von der Hand seiner Mutter abhängig. I Je edler sie ist, desto mehr wallet ein unwidersprechlicher Trieb in ihrem Herzen, das Wohl ihres Kindes besser und höher zu sichern,

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als sie es in der Schwachheit ihrer Menschenkräfte ihm zu sichern im Stande ist. Je edler sie ist, desto unwiderstehlicher wallet der Trieb in ihr, dem Kinde ihres Herzens einen Führer, einen Leiter, einen Vater zu suchen, der sich nie zu seinem Schaden irren, der nie zu seinem Schaden fehlen, den kein Grab ihm entreißen und keine Welt ihm verderben kann. Ihre Natur selbst führt die Edle dahin, in der vertrauenden Anhänglichkeit an eine alles umfassende Liebe, an eine für jedes Bedürfniß überschwengliche Macht, und eine - jeden Augenblick und in alle Ewigkeit mit dieser Liebe und mit dieser Kraft über ihrem Kinde waltenden Hand, die einzige, sie befriedigende Sicherheit gegen das Ungenugthuende aller Mittel der Welt für seine Bildung zur Liebe und Kraft, deren es zur Beruhigung seiner Tage so unumgänglich bedarf, zu suchen. Sie findet in dieser Anhänglichkeit an Gott für ihr Kind die seiner Natur unumgängliche Zugabe zu allen Mitteln, die für die Bildung desselben zu den Zwecken ihres reinen Muttersinnes in ihrer Hand und in der Welt liegen. Diese Mittel werden ihr durch ihren Glauben an Gott selber heilig, sie fühlt sich durch ihn fähiger und williger, sie für ihr Kind kraft- I voller zu benutzen; sie findet in ihm selbst ein für ihr Kind rettendes Gegengewicht gegen die Schwäche ihrer Natur, und die Welt mit allem ihrem Trug und mit allem Druck wird ihr durch denselben eine höhere Welt, in der sie täglich freyer, dankend und liebend mehr innere Kräfte erhält zur Ausbildung alles E dein und Guten, das in ihrem Kinde liegt, zu wirken und zu handeln. Und das Kind, das an der Seite seiner Mutter die ersten Keime seiner Neigungen, seiner Ahndungen und Kräfte entfaltet, dieses Kind, das sie täglich einen Vater im Himmel anbeten sieht, der ewig kein Menschenkind verläßt, das an ihm hanget und seine Liebe sucht; dieses Kind, das seine Mutter täglich, um des Vaters im Himmel willen, die Menschen lieben, ihnen dienen, sich ihnen aufopfern, und in dieser Geduld, in dieser Liebe, und in dieser Aufopferung ihr einziges Glück suchen und finden sieht, - dieses Kind wird durch das Innerste seiner eigenen Natur gedrungen, neben seiner betenden Mutter auf die Knie zu fallen, und diesen Vater seines Vaters und seiner Mutter mit ihr anzubeten. Es ist nicht anders möglich, die Unschuld seiner Natur zwingt es, für diesen Vater etwas ähnliches zu fühlen, was seine Mutter für ihn fühlt.

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Es ist nicht anders, dieses erste Fühlen einer übersinnlichen Vereinigung der Menschennatur mit einem überirrdischen, aber liebenden, hei- I fenden göttlichen Wesen, muß jedes reine Gefühl, das in der Natur des Kindes liegt, höher heben. Es wird seinen Vater, seine Mutter mehr lieben, es wird ihnen inniger danken und wahrhafter vertrauen, wenn es an einen Gott glaubt, der seines Vaters Vater, der aller Väter Vater und aller Kinder Vater ist. Es wird, es muß jedes Geschöpf seiner Art, in dem es ein Kind seines Gottes und seines Vaters erkennt, reiner lieben, ihm mit höherm Gemüthe und aus hohem Trieben die Hand bieten. Die ganze Natur wird ihm als Offenbarung der Liebe und der Kraft seines Gottes und seines Vaters heiliger seyn, als sie ihm sonst war. Es wird in der scheinenden Sonne, in der träufelnden Wolke, im wachsenden Korne, in der Tiefe des Thals und in der Höhe der Berge seinen Gott und seinen Vater finden, und Sonne und Regen, und die Früchte des Thals und die Früchte der Berge höher achten und weiser benutzen, als wenn es Gott nicht kennte. Es wird sich, wie seine Mutter, dahin erheben, daß selber Unglück und Leiden keine Verwilderung in seiner Natur erzeugen, sondern im Gegentheil ihm wesentlich zum Besten und dafür dienen, durch sie die Kraft seiner Liebe, seines Vertrauens und seines Dankes zu läutern und zu bewähren. (Die Fortsetzung folgt.)

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I Bericht über meinen Versuch, einer Abtheilung von Schülern der zweyten Klasse Anleitung zur schriftlichen Darstellung der Zahl und ihrer Verhältnisse zu geben 1 '.

F ü r die F ü h r u n g der Kinder zur Kenntniß der Zahlzeichen, ihres Gebrauchs und der daraus sich ergebenden Regeln des schriftlichen Rechnens, ist es vor allem aus nöthig, d a ß d a s B e w u ß t - I s e y n d e r I n t u i t i o η der Zahl selbst und ihrer reinen Verhältnisse in ihnen und a u s ihnen heraus entwickelt und gebildet sey. I ·)

Wir geben diesen praktischen Aufsatz, der von einem Mitarbeiter am hiesigen Erziehungs-Institute für eine der wöchentlichen Versammlungen sämmtlicher Lehrer ausgearbeitet wurde, ohne weitere Erörterung, in der Ueberzeugung, daß er seinen Gehalt und seine Form, sollte auch hie und da einiges an Letzterer auszusetzen seyn, durch sich selbst rechtfertigen werde. Die ausführliche Ansicht auf welche er sich gründet, wird eine besondere Darstellung über die Zahlenlehre, mit Hinsicht auf die bisherigen Erörterungen derselben, in's Licht setzen. Für einmal bemerken wir nur Folgendes und zwar 1. Subjektiv in Hinsicht auf das Kind selbst. Wie die Tabellen eine selbstständige Construktion der Zahl und ihrer Verhältnisse rein von der Intuition aus und für sie sind, so wird hier das Kind, als auf dem Standpunkt der Reflexion stehend, gefaßt, und diesem gemäß behandelt. Daher die durchaus katechetische Form und die überall durchscheinende, der Sache wesentliche, immer aber rein elementarisch gehaltene Reflexion über das, was das Kind schon in sich und außer sich angeschaut hat. 2. Objektiv in Hinsicht auf die Zahlenlehre. Wie es in den Tabellen bloß um den reinen und absoluten Stoff der Zahl und um das Gesetz seiner Entwicklung und Behandlung an sich zu thun war, folglich auch das Element der Zahl in allem wiederkehren und in jeder Operation angeschaut und eingeprägt werden mußte, so gilt es hier die Form, und die Vorbereitung zur Construktion eines objektiv selbstständigen Zahlensystems. Als bloße Darstellung rein geistiger Elemente und Verhältnisse mußte die gegenseitige Verknüpfung zwischen jenen als dargestellten und diesen als Darstellung fest gehalten werden. Daher das vielleicht manchem überflüßig scheinende aber nach unserm Prinzip nothwendige Zurückführen und Verweilen bei den Einheiten. Als Aufstellung der Grundlage einer selbstständigen Form oder systematischen Zahlenlehre fällt diese Rücksicht immer mehr weg, bis sich die Berücksichtigung des Urstoffs in dem reinen Auffassen und Darstellen der Operationen als solchen und in dem Begriff der Größe verliert. 3. Freunden der Methode, die um die weitere Anwendung der Tabellen zum Behuf des bisher sogenannten eigentlichen Rechnens verlegen waren, soll das Ganze ein Beispiel geben, wie diese Anwendung nach unsrer Ansicht begründet, angeknüpft, und das schriftliche Rechnen überhaupt, von seinem Prinzip, dem Prinzip der Darstellung aus organisirt werden könne.

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Mit dieser Intuition wird jedes Zahlzeichen, nach der ihm e i g e n t ü m l i chen Bedeutung, von dem rechnenden Kinde aufgefaßt, erkannt und mit dem durch dasselbe Bezeichneten in dem Wesen seines Geistes vereinigt. Sie begründet in ihm ein sicheres inneres Fundament, das Zeichen und das Bezeichnete von einander zu unterscheiden, und das Eigenthümliche und Besondre der Darstellung an sich eben so rein und selbstständig aufzufassen, als es die Zahl und ihre Verhältnisse rein und selbstständig aufgefaßt hat. So sondert sich das Nothwendige vom Zufälligen, das Innere vom Aeußern in seiner Anschauung ab; es entsteht Erkenntniß und Bewußtseyn zugleich in gegenseitiger inniger Durchdringung. I Die nehmliche Bewandniß hat es mit der zu erzielenden Fertigkeit des Zöglings im schriftlichen Ausrechnen gegebner Verhältnisse, wie mit der Erzeugung seiner Erkenntniß. Auch diese äußere Fertigkeit muß sich der Natur der Sache nach auf eine innere gründen. Die Kraft, Zahloperationen und Verhältnisse äußerlich darzustellen und zu bestimmen, kann nur durch die Kraft, Zahloperationen und Verhältnisse in sich selbst zu produziren, intuitive anzuschauen, und nach Willkühr festzuhalten, naturgemäß, und die geistigen Kräfte des Kindes wahrhaft und sicher entwickelnd in ihm erzeugt werden. Von dieser Ansicht geleitet ist es in unserm Institut zum unabänderlichen Grundsatz geworden, kein Kind eher zum Rechnen mit Ziffern zu führen, als bis es durch psychologisch organisirte Uebungen des Kopfrechnens auf den Punkt gebracht ist, daß es die Grundlage aller Formen und Regeln des schriftlichen Rechnens zum voraus vollendet in sich selbst trägt, und bey einer leichten Hinweisung auf sie, die wesentlichsten derselben selbstständig zu erschaffen vermag. 4. Wer die Kraft der Kinder in unsrer Anstalt unbegreiflich findet, und sie sich nur durch einen mit Gewalt eingeübten Mechanismus (das Leben durch den Tod) erklären kann, der m a g hier einen Fingerzeig zu einer andern Erklärung finden. Die Möglichkeit der hervorgebrachten Resultate beruht nehmlich auf der Vielseitigkeit, Vollständigkeit und Lebendigkeit, womit schon d a s erste Fundament gelegt wird. Eine Vollständigkeit und Lebendigkeit, die sich mit der steigenden Kraft des Zöglings immer harmonischer erweitert, und dadurch demselben eine Leichtigkeit im Fortschritt, eine Sicherheit giebt, die ihn in den Stand setzt, sobald ihm nur überhaupt die deutliche Einsicht in die Sprache, die bei gesunden Naturkräften g a r nicht außenbleiben kann, aufgegangen ist, zugleich mit hinreißender Schnelligkeit fortzuschreiten. Er gelangt eben dadurch, d a ß ihm vom Anfangspunkt aus, in der ganzen Sphäre, die er durchlaufen hat, alles unbedingt klar, gegenwärtig und durchsichtig ist, zu entschiedenem und allgemein auffallenden Üebergewicht über den gewöhnlichen Rechnungsschüler. Uebrigens wiederholen wir hier, daß es nicht die Resultate der Rechnungsfertigkeit, sondern die der Geistesentwicklung überhaupt sind, in welche wir den Werth und das Verdienst der Methode setzen. 5. Vielleicht und dieß sey interessant, ein anschauliches Klassen aufgestellt zu sehen. Ansicht aus, die anscheinende schuldigen. -

d a s Letzte, ist es einigen unsrer Leser nicht unBeispiel des Verfahrens mit den Zöglingen in den Auch diese mögen dann von dem Interesse ihrer Weitläufigkeit der Darstellung im Aufsatze - entDie Redaktion des

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Die (7 bis 9jährigen) Kinder, die ich zu unterrichten hatte, hatten sämmtlich die Uebungen der Einheiten-Tabelle mit Geläufigkeit inne; dadurch war für das, was ich sie lehren sollte, ein Fundament vorhanden, auf das ich mit Sicherheit bauen konnte, und welches mir für mein I Verfahren einen Spielraum eröffnete, den ich mir ohne dieses Fundament nicht hätte erlauben dürfen. Ohne mich daher an irgend eine Form ängstlich zu binden, fragte ich mich immer nur: Erstens: In wie weit sind die Kinder, die ich vor mir habe, durch die Uebungen der Methode im Allgemeinen und durch diejenigen des Kopfrechnens in's besondere, für den zu erlernenden Gegenstand vorbereitet? Zweitens: Was ist das Eigenthümliche, das die schriftliche Darstellung der Zahl und ihrer Verhältnisse zu dem, was sie bereits wissen und selbstständig behandeln können, noch hinzusetzen kann und soll? Drittens: Wie kann das Wesen dieser schriftlichen Darstellung auf die lebendigste und wirksamste Art in ihnen erzeugt werden? Was mich freut, ist, daß die Kinder meinen Unterricht im Zifferrechnen mit großem Interesse ergriffen, und selbstständig dem Ziele entgegenstrebten, zu dem ich sie hinführen wollte. Nachdem ich eine Zeitlang diesen Unterricht betrieben hatte, versuchte ich es, meinen Habey genommenen Gang mir selbst wieder zu vergegenwärtigen und alles Einzelne, zu dem mich die Kinder hinführten, in den Zusammenhang zu bringen, den die Natur des Gegenstandes erfordert. I So entstand ein Beytrag zu einer Elementarlehre der schriftlichen Darstellung der Zahl und ihrer Verhältnisse, deren erster Abschnitt, die Kenntniß des Werths der Ziffern betreffend ich hiemit sämmtlichen Freunden und Mitarbeitern zur Prüfung vorlege. I c h . Kinder! Ihr kennt nun die Uebungen der Einheiten-Tabelle. Jetzt wollen wir sehen, wie ihr das, was ihr im Kopfe auszurechnen und aufzulösen versteht, auch auf die Tafel schreiben, und sagen lernen könnet, w a s ihr geschrieben und w a r u m ihr es so geschrieben habt. Seht nur wieder auf die Tabellen. Was findet ihr darauf für S a c h e n oder G e g e n s t ä n d e zum Rechnen? Κ d r . Striche. I c h . Diese Striche sind in viereckigen Fächern eingeschlossen, neben und über einander in Reihen gestellt. Wie viele solche Reihen n e b e n einander liegender Fächer sind auf der ganzen Tabelle? Κ d r . Zehn. I c h . Und wie viele Reihen von ü b e r einander liegenden Fächern? Κ d r . Auch zehn. I c h . Wie viel Mal zehn Fächer sind dann wohl auf der ganzen Tabelle? I Κ d r . Zehn Mal zehn. I c h . Und wie viel einzelne Fächer? K d r . Hundert. I c h . Sind in allen diesen hundert Fächern gleich viel Striche? K d r . Nein. I c h . Sind in allen diesen hundert Fächern u n g l e i c h viel Striche? K d r . Nein, das auch nicht.

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I c h . Giebt es Fächer auf der Tabelle, in denen gleich viel Striche sind? K d r . Ja. I c h . Giebt es ganze Reihen, wo in jedem einzelnen Fache gleich viel Striche sind? K d r . Ja. I c h . Giebt es auch solche Reihen, bey denen in jedem einzelnen Fache ungleich viel Striche sind? K d r . Ja, auch solche giebt es. I c h . Sind es die Reihen von Fächern, die der Länge, oder diejenigen die der Breite der Tabelle nach liegen, bey welchen in jedem einzeln Fache gleich viel Striche sind? K d r . Es sind die Reihen von Fächern, die der L ä n g e der Tabelle nach liegen. I c h . Und welche Reihen von Fächern sind es, bey denen in jedem einzeln Fache u n g l e i c h v i e l Striche sind. I K d r . Die Reihen von Fächern, die der Breite der Tabelle nach liegen. I c h . W i e v i e l e Striche sind in dem ersten Fache einer jeden Reihe ü b e r e i n a n d e r - l i e g e n d e n (oder von oben nach unten gehenden) F ä chern? K d r . Im ersten Fache einer jeden, von oben nach unten gehenden Reihe ist e i n Strich. I c h . Wie viele Striche sind im zweyten Fache einer jeden von diesen Reihen? K d r . Im zweyten Fache einer jeden von diesen Reihen sind 2 Striche, u.s.w. I c h . Wie viele Striche enthält jede von diesen Reihen in allen ihren Fächern zusammen genommen? K d r . Jede von diesen Reihen enthält in allen ihren Fächern zusammen genommen 4 5 Striche. I c h . Und alle diese Reihen zusammen genommen, wie viel Mal 4 5 Striche enthalten sie? K d r . Zehn Mal 4 5 Striche. I c h . Wiederholt noch ein Mal - wie sind die 4 5 Striche einer jeden dieser Reihen in allen ihren Fächern vertheilt? K d r . Im ersten Fache einer jeden dieser Reihen ist e i n Strich; im zweyten Fache einer jeden dieser Reihen sind zwey Striche; im dritten a s . w . I I c h . Zählt alle diese Striche noch einmal laut mit einander zusammen? K d r . Ein Strich und zwey Striche sind drey Striche; und 3 Striche sind 6 Striche u.s.w. I c h . Wie viel Striche sind aber in jedem einzeln Fache der ersten Reihe n e b e n einander liegenden (oder der L ä n g e der Tabelle nach gehenden) Fächern? K d r . EinStrich. I c h . Und wie viel in allen Fächern der ganzen Reihe zusammen genommen? K d r . Zehn. I c h . Sind mehr Fächer oder mehr Striche in dieser Reihe? K d r . Gleichviel.

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I c h . Wie viel Striche sind in jedem einzeln Fache der zweyten von diesen Reihen? Κ d r . Zwey. I c h . Und wie viel in allen diesen Fächern zusammen genommen? Κ d r . 20. I c h . Sind in dieser Reihe mehr Fächer oder mehr Striche? Κ d r . Es sind mehr Striche als Fächer in dieser Reihe. I c h . Wie viel Mal so viel Striche als Fächer? Κ d r . Zwey Mal so viel. I I c h . Wie viel Striche sind in jedem einzelnen Fache der dritten Reihe? K d r . Drey. I c h . Und in der ganzen Reihe? K d r . Dreyßig. I c h . Wie viel Mal so viel, als in der ersten Reihe? K d r . Drey Mal so viel. I c h . Warum? K d r . Jede Reihe hat zehn Fächer; in jedem Fache der 3ten Reihe sind 3 Striche, in allen 10 Fächern zusammen sind 10 Mal 3 Striche oder 30 Striche. In der ersten Reihe sind 10 Striche; 30 Striche sind 3 Mal 10 Striche; folglich sind in der 3ten Reihe 3 Mal so viel Striche, als in der ersten. I c h . In welchen 2 Reihen zusammengenommen sind so viel Striche, als in der 3ten allein? K d r . In der ersten und in der zweyten. u.s.w. I c h . Wir wollen jetzt aber nicht immer mit Strichen und Fächern allein zu thun haben. Nennet mir auch noch einige andre Gegenstände, als Striche und Fächer. K d r . Tisch, Bank, Mensch, Thier etc. I c h . Nennet mir einige Thiere, aber von jeder Art nur so viel, als Striche in einem Fache der obersten Reihe sind. I K d r . Ein Hund, eine Katze, ein Pferd, eine Kuh etc. I c h . Nennet mir einige Blumen, aber von jeder Art nur so viel, als Striche in einem Fache der zweyten Reihe sind. K d r . Zwey Rosen, zwey Nelken, zwey Glockenblumen etc. I c h . Nennet mir einige Hausgeräthe, aber von jeder Art nur so viel, als Striche in einem Fache der vierten Reihe sind. K d r . Vier Hämmer, vier Tische, vier Pfannen u.s.w. I c h . Nennet mir jetzt nur e i n e Art von Gegenständen, z.B. den Theil des menschlichen Körpers, der über dem Halse liegt. Kdr. Kopf. I c h . Nennet mir so viel Köpfe, als Striche in einem jeden Fache einer ganzen Reihe von oben nach unten sind. K d r . Ein Kopf, zwey Köpfe, drey Köpfe etc. I c h . Wenn von diesem Theil des menschlichen Körpers die Rede ist, so sagt ihr bald Kopf und bald Köpfe. - Wenn ihr nun von so viel Köpfen redet, als es Striche in einem Fache der obersten Reihe hat, sagt ihr dann Kopf oder Köpfe? K d r . Kopf, nicht Köpfe.

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I c h . So wie ihr saget: ein Strich, nicht ein Striche, so saget ihr auch ein Kopf, nicht I ein Köpfe, und wenn von so viel Häusern die Rede ist, ein Haus, nicht ein Häuser. Von wie viel Strichen, Köpfen und Häusern redet ihr, wenn ihr saget: Strich, Kopf, Haus? Κ d r . Wir reden nur von e i n e m Striche, e i n e m Kopfe, und e i η e m Hause. I c h . Wenn aber von so viel Köpfen oder von so viel Häusern die Rede ist, als es Striche in einem Fache der zweyten Reihe hat, saget ihr dann Kopf oder Köpfe, Haus oder Häuser? Κ d r . Dann sagen wir K ö p f e , und nicht Kopf, H ä u s e r , und nicht Haus. I c h . Von wie viel Köpfen und Häusern redet ihr jetzt? Κ d r . Wir reden von zwey Köpfen und von zwey Häusern. I c h . Saget ihr sonst nie Köpfe und Häuser, als wenn ihr von zwey Köpfen und von zwey Häusern redet? Κ d r . Wir sagen auch 3 Köpfe und 3 Häuser, 4 Köpfe und 4 Häuser U.S.W.

I c h . Wenn ihr also nun von so viel Köpfen und Häusern redet, als Striche in einem Fache der obersten Reihe sind, so saget ihr Kopf und Haus, und wenn ihr von so viel Köpfen und Häusern redet, als Striche in einem Fache der 2ten, 3ten, 4ten oder sonst einer Reihe sind, so saget ihr Köpfe und Häuser. Wenn ich aber nur sage Köpfe und Häuser, wißt ihr denn, ob ich I von zwey oder drey oder vier oder noch mehr Köpfen und Häusern rede? Κ d r . Nein, das können wir nicht wissen. I c h . Aber ihr könnt doch wissen, daß ich von mehr als e i n e m Kopfe, und von mehr als e i n e m Hause rede? Κ d r . Ja, das wohl. I c h . Nennet mir jetzt noch einige Gegenstände, aber so, wie man sie benennen muß, wenn man nur von einem einzigen von ihnen redet. Κ d r . Vater, Kind, Schwester, Stein, Bär u.s.w. I c h . Nennet mir die gleichen Gegenstände, so wie man sie benennen m u ß , wenn man von mehrern von ihnen redet. Κ d r . Väter, Kinder, Schwestern, Steine, Bären etc. I c h . Nennet mir auch so viele Finger, so viele Löffel und so viele Riikken, als es Striche in einem Fache der obersten Reihe hat. Κ d r . Ein Finger, ein Löffel, ein Rücken. I c h . Benennet weiter so viele Finger, Löffel und Rücken, als es Striche in einem Fache der 2ten, 3ten, 4ten und aller übrigen Reihen hat. Κ d r . 2 Finger, 2 Löffel, 2 Rücken; 3 Finger, 3 Löffel, 3 Rücken; 4 Finger etc. I c h . Wenn ich nun sage: Finger, Löffel, Rücken - wißt ihr dann, ob ich von 2 oder von I 3 oder von 4 oder von noch mehr Fingern, Löffeln und Rücken rede? Κ d r . Nein, das können wir nicht wissen. I c h . Aber ihr könnt doch wissen, ob ich nur von einem Finger, einem Löffel und einem Rücken oder von mehrern geredet habe? Κ d r . Nein, auch das nicht.

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I c h . Ihr benennet Finger, Löffel und Rücken völlig gleich, wenn ihr nur von e i n e m Finger, e i n e m Löffel und e i n e m Rücken oder wenn ihr von mehrern Fingern, Löffeln und Rücken redet. W i ß t ihr auch noch andre Gegenstände, die m a n gleich benennet, wenn m a n nur von e i n e m , oder wenn m a n von m e h r e r η derselben redet? Κ d r . J a - Keller, Schlitten, Stecken, Gärtner, Weber u.s.w. I c h . Wie m ü ß t ihr dann sagen, wenn ihr von allen Kellern und von allen S c h l i t t e n , die es giebt, n u r so viele Keller und Schlitten b e n e n n e t , als Striche in einem F a c h e der ersten Reihe sind? Κ d r . Wir müssen sagen: e i η Schlitten und e i η Keller. I c h . Schlitten und Keller ist also nicht genug. Das E i η m u ß noch dazu gesagt werden, sonst weiß man gar nicht, ob ihr nur einen Schlitten und einen Keller, oder sieben oder hundert Schlitten und Keller b e n e n n t . W i e m ü ß t ihr aber sagen, wenn ich bestimmt soll wissen I können, d a ß ihr nicht m e h r und nicht weniger Schlitten und Keller benennet, als S t r i c h e in einem F a c h e der 2ten, 3ten, 4 t e n etc. Reihe sind? K d r . Dann müssen wir sagen: 2 S c h l i t t e n , 2 Keller; - 3 S c h l i t t e n , 3 Keller; - 4 Schlitten, 4 Keller u.s.w. I c h . Schlitten und Keller allein ist wieder nicht genug; ζ w e y , d r e y , v i e r u.s.w. m u ß noch dazu gesagt werden, sonst weiß m a n wieder nicht, ob ihr gerade so viel, oder m e h r oder weniger, als gefordert wird, b e n e n n e t . W e n n ich aber nur sage: E i n oder e i n e - wißt ihr, ob ich einen K o p f oder ein H a u s , eine B l u m e oder eine H a n d , oder sonst etwas im S i n n e habe? K d r . Nein, das können wir nicht wissen. I c h . Aber wenn ich sage: ζ w e y, d r e y , v i e r etc. wißt ihr es d a n n ? K d r . Nein, eben so wenig. I c h . Wenn ich also schon e i η, oder e i n e , z w e y , d r e y , v i e r etc. sage, so hilft euch das gar nicht, wenn ihr wissen sollt, v o n was für G e g e n s t ä n d e n ich rede, und u m g e k e h r t , wenn ich n u r sage: F i n ger, Hände, Striche, so hilft euch das wieder n i c h t s , wenn ihr wissen sollt, v o n wie viel F i n g e r n , H ä n d e n und S t r i c h e n ich rede. - W e n n ihr mir nun b e s t i m m t sagen wollt, beydes, w a s f ü r Gegens t ä n d e , und w i e v i e l von denselben, in einem F a c h e der I ersten Reihe seyen - was m ü ß t ihr hiezu für Worte b r a u c h e n ? K d r . Die Worte E i η und S t r i c h . I c h . Welches von diesen Worten zeigt a n , w a s f ü r Gegenständ e in dem F a c h e sind? K d r . Das Wort S t r i c h . I c h . Und welches Wort zeigt a n , w i e v i e l Striche darin seyen? K d r . Das W o r t E i n . I c h . Was müßtet ihr für ein Wort brauchen, um anzuzeigen, w a s f ü r G e g e n s t ä n d e in einem F a c h e der 2ten, 3ten, 4ten Reihe etc. seyen? K d r . Das W o r t S t r i c h e . I c h . Und was für Wörter, um anzuzeigen, w i e v i e l Striche in einem jeden von diesen F ä c h e r n seyen? K d r . Das Wort, z w e y , um anzuzeigen, wie viel Striche in einem F a c h e der 2 t e n Reihe seyen; das W o r t d r e y , um anzuzeigen, wie viel etc.

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I c h . Die Wörter, welche anzeigen, was für G e g e n s t ä n d e zum Zählen vorliegen, sind die Benennungen d i e s e r Gegenstände s e l b s t , die Wörter hingegen, welche anzeigen, w i e v i e l e von diesen Gegenständen zum Zählen vorliegen, sind die Benennungen der Z a h l e n , durch welche das Mehr oder Weniger der Gegenstände bestimmt werden kann. I I c h . Nennet mir nun von eins bis zehn alle Zahlen der Ordnung nach. Κ d r . Eins, zwey, drey, vier etc. I c h . Fangt wieder bey eins an, und laßt bey jeder Zahl, die ihr benennt, die zunächst auf sie folgende weg - welche Zahlen bleiben euch dann noch zu benennen übrig? Κ d r . Eins, drey, fünf etc. I c h . Diese heißen u n g e r a d e Zahlen. Nennet mir alle ungerade Zahlen von zehn auf zwanzig. Κ d r . Eilf, dreyzehn, fünfzehn etc. I c h . L a ß t nun die Zahlen weg, die ihr jetzt benennt habet, und benennet hingegen von 1 bis 2 0 , die ihr weggelassen habt. Κ d r . Zwey, vier, sechs u.s.w. I c h . Diese heißen g e r a d e Zahlen. Wie viel ungerade Zahlen sind zwischen zwey zunächst auf einander folgenden geraden Zahlen? Κ d r . Zwischen zwey auf einander folgenden geraden Zahlen ist e i n e ungerade. I c h . Fangt wieder bey eins an, und benennt mit jedesmaliger Weglassung der zwey Zahlen, die der Ordnung nach auf die benannte folgen, alle Zahlen von 1 auf 3 0 . Κ d r . Eins — vier — sieben u.s.w. I I c h . Fangt bey der zwey an, und benennt wieder auf die gleiche Art alle Zahlen bis 4 0 . Κ d r . Zwey, fünf, acht u.s.w. I c h . Wenn ihr nun die Zahlwörter von eins bis zehn s c h r e i b e n wollt, wie man sonst gewöhnlich alle andern Wörter schreibt, was müßt ihr dazu für Buchstaben gebrauchen? Κ d r . Bey dem Zahlwort eins die Buchstaben e i n s ; bey dem Zahlwort zwey die Buchstaben z w e y u.s.w. I c h . Ich will alle diese Zahlwörter auf die Tafel schreiben; ihr könnt sie ebenfalls auf eure Tafeln schreiben. — Seyd ihr damit fertig? K d r . Ja. I c h . Mit was für Buchstaben habet ihr das Wort geschrieben, welches eine Zahl bedeutet, die so viel Einheiten enthält, als ein Mensch Köpfe hat? K d r . Mit den Buchstaben e i n s . I c h . Warum mit diesen? K d r . Ein Mensch hat e i n e n Kopf, die Z a h l , welche so viel Einheiten enthält, als ein Mensch Köpfe hat, ist die Grundzahl eins; das W o r t , welches diese Zahl bedeutet, ist das Wort eins, und die B u c h s t a b e n , womit dieses Wort geschrieben wird, sind e i n s . I I c h . Und das Wort, welches die Zahl bedeutet, die so viel Einheiten enthält, als ein Mensch Hände oder Augen oder Ohren hat, oder als einzelne Schuh zu einem Paar gehören?

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Κ d r . Mit den Buchstaben ζ w e y. I c h . Und dasjenige, welches eine Z a h l bedeutet, die so viel Einheiten enthält, als ein Dreyeck Linien ( E c k e n , Winkel) h a t ? K d r . Mit den Buchstaben d r e y . I c h . Und dasjenige, welches eine Zahl bedeutet, die so viele Einheiten enthält, als ein Quadrat E c k e n hat? K d r . Mit den Buchstaben v i e r . I c h . Mit was für B u c h s t a b e n h a b t ihr das W o r t geschrieben, welches eine Z a h l bedeutet, die so viel Einheiten enthält, als jeder von euch Finger an einer H a n d h a t ? K d r . Mit den Buchstaben f ü n f . I c h . Und dasjenige, welches eine Zahl bedeutet, die ein halbes Dutzend Einheiten enthält? K d r . Mit den Buchstaben s e c h s . I c h . Und dasjenige, welches eine Z a h l bedeutet, die so viel Einheiten enthält, als T a g e in einer Woche sind? K d r . Mit den Buchstaben s i e b e n . I c h . W a r u m mit diesen? K d r . E i n e W o c h e hat sieben T a g e . Die Z a h l , welche so viel Einheiten enthält, als T a g e in einer Woche sind, ist die Z a h l sieben. Das I Wort, welches diese Zahl bedeutet, ist das Wort sieben, und die Buchstaben, mit denen dieses Wort geschrieben wird, sind s i e b e n . u.s.w. I c h . Aber b e y m s c h r i f t l i c h e n R e c h n e n schreibt m a n eins, zwey, drey, vier, fünf und alle Zahlwörter nicht mit B u c h s t a b e n , sondern mit ganz andern Z e i c h e n , die man Z a h l z e i c h e n nennt. E s giebt verschiedene Arten solcher Zeichen. Diejenigen, die ich jetzt an die T a f e l schreiben will, heißen Z i f f e r n . (Die Ziffer 1 an die T a f e l schreibend.) Hier ist eine solche Ziffer. F ü r welches Zahlwort kann m a n diese Ziffer setzen? K d r . Für das Zahlwort eins.

I c h . (Die Ziffer 2 schreibend.) F ü r welches Zahlwort steht dieses Zeichen hier? K d r . Für das Zahlwort zwey. I c h . Wie viele Ziffern habe ich auf die T a f e l geschrieben? 35 K d r . Zwey. I c h . Wie viel eins sind durch die letzte bezeichnet? K d r . Zwey Mal eins. I c h . Wie viel Mal so viel, als durch die erste? K d r . Zwey Mal so viel. 40 I c h . Wie viel Mal eins sind durch beyde zusammen bezeichnet? I K d r . Drey Mal eins. I c h . Wie viel Mal so viel, als durch das erste Zeichen allein? K d r . Drey Mal so viel, als durch das erste. I c h . Wie viel Mal so viel, als durch das zweyte allein? 45 K d r . Ein Mal so viel und der halbe Theil von so viel. I c h . (Eine 4 hinschreibend.) F ü r welches Zahlwort kann man diese Ziffer setzen? K d r . F ü r das Zahlwort vier.

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I c h . Wie viele Ziffern sind jetzt auf der Tafel? K d r . Vier. I c h . Wie viel Mal eins bezeichnet die erste, die zweyte u.s.w. K d r . Die erste bezeichnet ein Mal eins, die zweyte zwey Mal eins u.s.w. I c h . Wie viel Mal bezeichnet die vierte Ziffer so viel, als die erste? als die zweyte? als die dritte? als die erste und zweyte zusammengenommen? Bezeichnet sie so viel Mal eins, als die 2te und 3te zusammengenommen? Wie viel Mal eins weniger? Welchen Theil von beyden zusammengenommen? u.s.w. Die Kinder antworteten richtig. Ich schrieb dann auch 5, 6, 7 , 8, 9 an die Tafel, und suchte durch ähnliche Fragen, wie oben, den Kindern den Werth dieser Zeichen zum I möglichst deutlichen Bewußtseyn zu bringen. Jetzt sollte ich weiter, als zur Bezeichnung von 9 Mal eins fortschreiten. Da wir aber nicht mehr, als diese 9 Zahlzeichen haben, und von da das Eigene des Decimalsystems ausgeht, suchte ich ihnen durch folgende Fragen und Uebungen, das Wesentliche dessen, was sie auf diesem Punkte zu wissen nöthig hatten, deutlich zu machen. I c h . Könnt ihr euch alle die Zahlen vorstellen, deren Zeichen hier auf der Tafel stehen? K d r . Ja. I c h . Könnt ihr euch eine Zahl vorstellen, die um eins mehr ist, als 9 ? K d r . Ja. I c h . Durch welches Wort sprecht ihr diese Zahl aus? K d r . Durch das Wort «zehn». I c h . Und die Zahl, die 2 Mal eins mehr ist, als 9? K d r . Durch das Wort eilf. I c h . Und die Zahl der Tage von 2 Wochen? K d r . Durch das Wort vierzehn. I c h . Könnt ihr euch noch andre Zahlen vorstellen? K d r . Ja, noch viele. I c h . Und wißt ihr wohl für jede Zahl, die ihr euch vorstellt, ein Wort, um sie auszudrücken? K d r . O ja! I I c h . Welches z.B. für die Zahl der Finger von 2 Menschen? von 3 ? von 4 ? etc. K d r . Zwanzig, dreyßig, vierzig etc. I c h . Kennt ihr aber auch noch andre Z i f f e r n , als diese neun? K d r . Nein, wir kennen keine andre. I c h . Es giebt wirklich keine andern. Dennoch können alle Zahlen, die man nur denken und aussprechen kann, mit diesen neun Ziffern geschrieben werden. Ich will euch bey einigen größern Zahlen zeigen, wie man sie mit diesen wenigen Ziffern schreiben kann, und wenn ihr aufmerksam seyd, werdet ihr von selbst bald auf die Spur kommen, wie man auch noch andre schreibt, ohne daß ich es euch weiter zeige. Sagt mir erst noch einmal, welches ist die Zahl, die um eins größer ist, als 9. K d r . Es ist die Zahl zehn. I c h . Auf diese Zahl müßt ihr wohl Achtung geben, wir bekommen hernach noch viel mit ihr zu thun. Jetzt will ich euch nur sagen: man bezeichnet

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sie völlig mit der gleichen Ziffer, wie die Eins. Ich will dieses Zeichen von zehn Mal eins oder ein Mal zehn ebenfalls auf die Tafel schreiben, und ihr könnt noch einige Mal laut mit einander wiederholen: ein Mal zehn und ein Mal eins wird mit den gleichen Zeichen geschrieben. Die Kinder wiederholen es. I I c h . So wie e i η Mal zehn mit der nehmlichen Ziffer geschrieben wird, wie ein Mal eins, so wird auch zwey Mal zehn mit der nehmlichen Ziffer geschrieben, wie zwey Mal eins. Drey Mal zehn wird mit der nehmlichen Ziffer geschrieben, wie 3 Mal eins u.s.w. Wiederholt das und fahret fort bis 9 Mal 10. Die Kinder wiederholten es, und ich schrieb während dem 2, 3, 4 , 5, 6 bis 9 Mal 10 auf die Tafel, aber alles durch einander, so daß die Zehnerund Einer-Ziffern nur daran unterschieden werden konnten, daß ich bey jedem Zeichen sagte: wie viel Mal zehn, und eben so, wie viel Mal eins ein jedes von ihnen bedeute. Hernach sagte ich: ihr kennt also jetzt schon einige ungleiche Zahlen, die mit gleichen Ziffern geschrieben werden. K d r . Ja. I c h . Welche zum Bey spiel? K d r . Fünf Mal zehn und fünf Mal eins. Sieben Mal zehn und sieben Mal eins etc. I c h . Wißt ihr noch, von welcher Ziffer ich gesagt habe, sie bezeichne ein Mal eins, und von welcher, sie bezeichne ein Mal zehn? K d r . J a ! (hinzeigend) von dieser: sie bezeichne ein Mal eins, und von dieser, sie bezeichne ein Mid zehn. I c h . Von welcher Ziffer sagte ich, sie bezeichne zwey Mal eins, und von welcher, sie bezeichne zwey Mal zehn? u.s.w. I Die Kinder zeigten auf jede Ziffer, und sagten von jeder, was ich gesagt habe, das sie bezeichne. I c h . Seht jetzt von der Tafel weg, ich will diese Ziffern alle wegwischen, und die gleichen noch einmal hinschreiben. Nachdem ich sie wirklich, aber ganz ohne Ordnung, wieder hingeschrieben hatte, sagte ich: jetzt seht wieder auf die Tafel. Hier steht zwey Mal die Ziffer der Eins - könnt ihr mir sagen, von welcher ich wolle, daß sie ein Mal eins, und von welcher ich wolle, daß sie ein Mal zehn bezeichnen solle. K d r . Nein, das können wir nicht wissen. I c h . (Auf beyde 2 hinzeigend.) Aber welche von diesen beyden 2 Mal eins und welche 2 Mal zehn bedeuten solle. K d r . Eben so wenig. I c h . Aber ihr könnt mir doch zwey Ziffern zeigen, von denen die eine 2 Mal eins und die andre 9 Mal eins bezeichnet. K d r . J a freylich. (Auf die Ziffern hinzeigend.) Diese hier bedeutet 2 Mal eins und diese 9 Mal eins. I c h . Wie kommt es, daß ihr so leicht unterscheiden könnt, welche Ziffer zwey Mal eins, und welche 9 Mal eins bezeichnet, und hingegen nicht, welche Ziffer ein Mal eins und welche ein Mal zehn bedeute? I K d r . Weil die Zwey und die Neune von einander verschieden, hingegen das Ein Mal Zehn und das Ein Mal Eins einander völlig gleich sind. I c h . Ihr unterscheidet also die Ziffern von 1 bis 9 an ihrer F o r m .

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K d r . J a ! Die Ziffer, die eins bezeichnet, hat eine andre F o r m , als die, die zwey Mal eins bezeichnet; die Ziffer, die zwey Mal eins bezeichnet, h a t eine andre F o r m , als die, die drey Mal eins bezeichnet, die 3 hat eine andre F o r m , als die 4 etc. I c h . Ist dieses mit den Ziffern, die ein Mal eins und ein Mal zehn, zwey Mal eins und zwey Mal zehn u.s.w. bezeichnen, nicht auch so? K d r . Nein! Die Ziffer, die ein Mal eins bezeichnet, h a t völlig die gleiche F o r m , wie die, die ein Mal zehn bezeichnet; die Ziffer, die zwey Mal eins bez e i c h n e t , hat völlig die gleiche F o r m , wie die, die 2 Mal zehn bezeichnet u.s.w. I c h . Bey diesen Ziffern hilft uns also ihre F o r m nichts, u m ihren u n gleichen W e r t h oder ihre ungleiche Bedeutung sicher von e i n a n d e r u n t e r scheiden zu können. U m euch zu zeigen, wie ihr euch hierin helfen k ö n n e t , will ich vor allem hier auf die Tafel drei gerade Linien von o b e n herunter ziehen. — Hier sind sie. - Durch diese Linien sind zwey abgesonderte Plätze oder Stellen entstanden, von denen wir die auf der rechten Seite die e r s t e Stelle, und die auf der linken Seite die ζ w e y t e Stelle nennen wollen. I Wie viel Linien h a b e ich gezogen? Wie viel Stellen sind dadurch entstanden? V o n welcher Stelle sagte ich, daß wir sie die erste, und von welcher, d a ß wir sie die zweyte heißen wollen? Die Kinder antworteten und zeigten richtig. I c h . Nun wollen wir probiren, die Ziffern in diese Stellen zu setzen, und dann sehen, o b ihr sie richtig unterscheiden und erkennen könnet. In der ersten Stelle oben soll die Ziffer stehen, die ein Mal eins, und neben ihr in der zweyten Stelle die, die ein Mal zehn bedeutet. Welche Ziffer bedeutet ein Mal eins? u n d welche ein Mal zehn? K d r . Auf sie hinzeigend: diese hier bedeutet ein Mal eins u n d diese ein Mal zehn. I c h . Ihr b r a u c h t jetzt ja nicht m e h r a u f die Ziffern hinzuzeigen, da ihr n u n Namen für den Ort habt, wo sie stehen. In welcher Stelle steht die Ziffer, die eins bedeutet? K d r . In der Stelle a u f der rechten Seite. I c h . Wie sagte ich, d a ß wir diese der Ordnung nach heißen wollen. K d r . Die erste Stelle. I c h . Sie steht also in der ersten Stelle. Und die Ziffer die ein Mal zehn bedeutet? K d r . In der zweyten. I c h . Ihr könnt also jetzt doch von diesen beyden Ziffern wissen, wie viel sie bedeuten, obschon sie eine völlig gleiche Form h a b e n ? I K d r . Ja. I c h . Ihr k ö n n t e t es wohl a u c h , wenn ihr sie n i c h t m a c h e n sehen würdet? K d r . J a , auch dann noch. I c h . Auf was h a b t ihr bey diesen 2 Ziffern, die eine gleiche F o r m , a b e r eine ungleiche Bedeutung haben - Achtung geben müssen, um sie von einander unterscheiden zu lernen? K d r . Auf die Stelle, in der sie stehen. I c h . Wie stehen sie denn ihrer Bedeutung nach in diesen 2 Stellen.

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Κ d r . Die Ziffer von ein Mal eins steht in der ersten und die von ein Mal zehn in der zweyten Stelle. I c h . Richtig. Ich will jetzt unter die Ziffer von ein Mal eins, die von zwey Mal eins setzen, und unter diejenige von ein Mal zehn, die von zwey Mal zehn. Hier sind beyde. - Wie stehen nun diese zwey Ziffern, ihrer Bedeutung nach in diesen 2 Stellen? Κ d r . Die Ziffer von zwey Mal eins steht in der ersten und die von 2 Mal zehn in der zweyten Stelle. I c h . Ihr könnt nun leicht errathen, wohin ich die Ziffer von 3 Mal eins setzen will? Κ d r . In die erste Stelle. I c h . Richtig. Da wo die Ziffer von ein Mal eins und die von 2 Mal eins ist, muß auch die von 3 Mal eins hinkommen. Aber könnt I ihr mir auch sagen, wo ich die Ziffer von 3 Mal zehn hinsetzen will? Κ d r . In die zweyte Stelle. I c h . Richtig. Da wo die Ziffern von ein Mal zehn und zwey Mal zehn sind, m u ß auch die von 3 Mal zehn hinkommen. - Eben so gut, als bey 3 Mal eins und 3 Mal zehn, werdet ihr mir sagen können, wo ich 4 Mal eins und 4 Mal zehn, 5 Mal eins und 5 Mal zehn u.s.w. hinsetzen soll. Κ d r . 4 Mal eins in die erste Stelle, und 4 Mal zehn in die zweyte, 5 Mal eins in die erste, und 5 Mal zehn in die zweyte Stelle, u.s.w. I c h . Richtig. Alle Ziffern von ein Mal eins bis 9 Mal eins gehören in die erste, und alle von ein Mal zehn bis 9 Mal zehn in die zweyte Stelle. Hier sind sie alle. Sagt mir nun, wie viele Ziffern stehen in jeder Stelle. Κ d r . In jeder Stelle stehen 9 Ziffern. I c h . Nennet mir die in der ersten Stelle ihrem Werthe nach. Κ d r . Ein Mal eins, 2 Mal eins, 3 Mal eins, u.s.w. I c h . Nennet mir auch die in der zweyten Stelle ihrem Werthe nach. Κ d r . Ein Mal zehn, 2 Mal zehn, u.s.w. bis 9 Mal zehn. I I c h . So wie man nicht mehr als 9 Mal eins in der ersten Stelle mit einer Ziffer schreiben kann, so kann m a n auch nicht mehr als 9 Mal zehn mit einer Ziffer in der zweyten Stelle schreiben. Zehn Mal zehn, die zusammen ein Mal hundert ausmachen, bezeichnet man wieder mit der nehmlichen Ziffer wie ein Mal eins und ein Mal zehn. Wohin m a n dann die Eins, welche ein Mal hundert bezeichnet, setzen müsse, um sie von ein Mal eins und ein Mal zehn unterscheiden zu können, werden wir schon noch sehen. Für jetzt haben wir noch manches an diesen Ziffern zu lernen, die schon d a stehen. Zuerst sagt mir noch ein Mal, wie viele Ziffern sind nöthig, um 10 Mal eins schreiben zu können? Κ d r . Nur eine. I c h . Welche? K d r . Die Ziffer 1. I c h . Warum? K d r . Zehn Mal eins sind ein Mal zehn, und ein Mal zehn kann man mit der Ziffer 1 bezeichnen. I c h . Und ist es dann gleich viel, in welche Stelle es gesetzt werde? K d r . Nein, es muß in der zweyten Stelle stehen.

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I c h . Wißt ihr noch eine andre Zahl, die größer ist als 10 Mal eins, u n d die man doch mit einer einzigen Ziffer schreiben kann? I Κ d r . Ja, die Zahl zwanzig. I c h . Wie kann man das? Κ d r . Zwanzig Mal eins sind zwey Mal zehn, und 2 Mal zehn kann m a n in der zweyten Stelle mit einer 2 schreiben, wie 2 Mal eins in der ersten. I c h . Welche andre Zahlen kann m a n noch mehr in der zweyten Stelle mit einer Zahl schreiben? Κ d r . Dreyßig, vierzig u.s.w. bis neunzig. I c h . Hier sind sie alle bezeichnet, wie ihr gesagt habet; ich will sie jetzt sammt u n d sonders wegwischen, um etwas anderm Platz zu machen. Nennet mir jetzt alle Zahlen die größer sind als ein Mal zehn, aber kleiner als 2 Mal zehn. Κ d r . Eilf, zwölf etc. bis neunzehn. I c h . Um wie viel Mal eins ist die Zahl eilf größer als die Zahl zehn? Κ d r . Um 1 Mal eins. I c h . Wenn ihr nun eilf Mid eins in ein Mal zehn und ein Mal eins theilet, so k ö n n t ihr mir doch wohl sagen, wie ich diese beyde Theile von eilf anschreiben solle? Κ d r . Ein Mal zehn in die zweyte, und ein Mal eins in die erste Stelle. I c h . Hier ist es. Wie viel Ziffern sind also nöthig, um eilf Mal 1 schreiben zu können? Κ d r . Zwey Ziffern. I I c h . Welche zwey? Κ d r . Zwey 1. I c h . Wie müssen diese zwey 1 gesetzt werden, wenn sie eilf Mal eins bedeuten sollen? Κ d r . Die eine von ihnen m u ß in die zweyte, und die andre in die erste Stelle gesetzt werden. I c h . Bezeichnen sie denn in dieser Stellung eilf Mal eins? K d r . Ja. I c h . Warum? K d r . Das Eins in der zweyten Stelle bezeichnet 1 Mal 10, und 1 Mal 10 sind 10 Mal eins; das 1 in der ersten Stelle bezeichnet 1 Mal eins, u n d 10 Mal 1 u n d 1 Mal eins sind 11 Mal eins. I c h . Mit zwölf Mal eins ist es der nehmliche Fall wie mit 11 Mal 1. Man m u ß 12 Mal 1 in 2 Theile, nämlich in ein Mal 10, und das, was dann noch übrig bleibt, theilen. Wie viel Mal eins bleiben noch übrig, wenn man von 12 Mal eins, 1 Mal 10 wegnimmt? K d r . Dann bleiben noch 2 Mal eins übrig. I c h . Was geben also 12 Mal eins für 2 Theile, aber wohlverstanden, mit dem Beding, d a ß der erste von diesen Theilen 1 Mal 10 bekomme. K d r . 1 Mal 10 und 2 Mal 1. I I c h . Was geben 13 Mal 1, und alle Zahlen bis 19 Mal 1, auf diese Art f ü r 2 Theile? K d r . 13 Mal 1 geben 1 Mal 10 und 3 Mal 1 n •j 4 " " 1 " " w 4 " 1

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I c h . Richtig. Aber ihr müßt mir jetzt auch noch sagen, wie ich die 2 Theile einer jeden von diesen Zahlen setzen solle. Κ d r . Bey 12 Mal eins, muß 1 Mal 1 0 in der zweyten Stelle stehen, und 2 Mal 1 in der ersten. Bey 13 Mal 1 - 1 Mal 10 in der zweyten, und 3 Mal eins in der ersten u.s.w. I c h . Ihr wißt jetzt doch wohl, wie von 1 Mal eins bis 19 Mal eins die Zahlen geschrieben werden müssen. Nehmt nun eure Schreibtafeln, macht auch 2 solche Stellen, und schreibt die Zahlen der Ordnung nach auf, und ich will die meinigen durchwischen, Κ d r . Die Kinder fingen an, und schrieben es richtig. I c h . Wiederholt nun alle zusammen, was für Zahlen ihr geschrieben habt, und wo die Ziffern, die jede von ihnen bezeichnet, stehen. Κ d r . Die erste Zahl ist 1 Mal 1, für diese steht die Ziffer 1 in der ersten Stelle. Die zweyte Zahl ist 2 Mal 1, 2 Mal eins sind ein I Mal zwey, für diese steht die Ziffer zwey in der ersten Stelle u.s.w. Die zehnte Zahl ist 1 0 Mal 1 , 1 0 Mal eins sind 1 Mal 10. Für diese steht die Ziffer 1 in der zweyten Stelle, die eilfteZahl ist 11 Mal 1, 11 Mal 1 sind 1 Mal 10 und 1 Mal 1, für 1 Mal 1 0 steht ein 1 in der zweyten, und für 1 Mal 1 steht ein 1 in der ersten Stelle, u.s.w. I c h . Ehe wir weiter gehen, wollen wir das noch ein Mal ansehen, was wir eben gemacht haben. Sagt mir jetzt, welches ist die größte von den Zahlen, die ihr angeschrieben habt? K d r . DieZahl 19. I c h . In wie viel habt ihr diese Zahl theilen müssen, um sie anschreiben zu können? K d r . In zwey Theile. I c h . In zwey gleiche oder ungleiche Theile? K d r . In zwey ungleiche Theile. I c h . In was für 2 ungleiche Theile? Κ d r . In ein Mal zehn und 9 Mal 1. I c h . Bis auf welche Zahl hinunter müssen idle Zahlen so in 2 ungleiche Theile getheilt werden, wenn man sie so anschreiben will, wie ihr jetzt gelernt habt? K d r . Bis auf 11 Mal 1 hinunter. I c h . Fangt bey 18 Mal 1 an, und sagt mir bis auf eilf Mal eins hinunter, in was für I 2 ungleiche Theile ihr jede von diesen Zahlen getheilt habet? K d r . 18 Mal 1 haben wir in 1 Mal 10 und 8 Mal 1 getheilt; 17 Mal 1 in 1 Mal 1 0 und 7 Mal 1; 1 6 Mal 1 in 1 Mal 1 0 und 6 Mal 1 u.s.w. I c h . Ist bey allen diesen Zahlen der Theil, den ihr für die zweyte Stelle weggenommen habt, oder derjenige, der für die erste Stelle übrig geblieben ist, größer? K d r . Der Theil ist größer, den wir für die zweyte Stelle weggenommen haben. I c h . Um wie viel Mal eins ist bey der Zahl 1 9 der Theil in der zweyten Stelle größer, als der in der ersten? K d r . Der Theil in der zweyten Stelle ist um 1 Mal 1 größer, als der in der ersten. I c h . Warum.

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K d r . Der Theil von 19 der für die zweyte Stelle weggenommen wurde, ist 1 Mal 10, und derjenige, der für die erste Stelle übrig geblieben, ist 1 Mal 9, - und 1 Mal 10 ist um 1 Mal 1 größer, als 1 Mal 9. I c h . Um wie viel Mal eins ist der Theil in der zweyten Stelle bey 17, 16, 15 bis 11 Mal 1 größer als der in der ersten? K d r . Bey 18 Mal eins ist der Theil in der 2ten Stelle um 2 Mal größer, als der in der ersten u.s.w. I I c h . Aber wie viel Mal so viel Einheiten enthält bey 19 Mal 1 der Theil in der 2ten Stelle, als der der ersten? Κ d r . Der Theil von 19 Mal 1, der in der 2ten Stelle steht, enthält 1 Mal so viel Einheiten, als der in der ersten und noch den 9ten Theil von so viel Einheiten. I c h . Warum? K d r . Der Theil von 19, der in der 2ten Stelle steht, ist 10 Mal 1, der in der ersten Stelle ist 9 Mal 1; 10 Mal 1 aber ist so viel, als 1 Mal 9 und der 9te Theil von 9. I c h . Vergleichet auf die nehmliche Art den größern Theil von 17, 16, 1 5 - 1 1 Mal 1 mit dem kleinern von diesen Zahlen. K d r . Der größere Theil von 17 Mal 1 ist 1 Mal so viel als der kleinere und noch 3 Mal der 7te Theil von so viel. Der größere Theil von 16 Mal 1 ist u.s.w. I c h . Wir wollen jetzt auch den kleinern Theil von diesen Zahlen mit dem größern vergleichen. Um wie viel Mal 1 ist der kleinere Theil von 11 weniger als der größere? K d r . Um 9 Mal 1. I c h . Um wie viel Mal 1 ist der kleinere Theil von 12, von 13, von 14 u.s.w. weniger als der größere. K d r . Der kleinere Theil von 12 ist um 8 Mal 1 kleiner als der größere u.s.w. I I c h . Was ist bey der Zahl 11 die Anzahl 1 in der ersten Stelle für ein Theil von der Anzahl 1, die in der 2ten Stelle bezeichnet sind? K d r . Bey der Zahl 11 ist die Anzahl 1 in der ersten Stelle der 1 Ote Theil von der Anzahl 1, die in der 2ten Stelle bezeichnet sind. I c h . Und bey den Zahlen 12, 13, 14 Mal 1 u.s.w. Was ist die Anzahl 1 in der ersten Stelle für ein Theil von der Anzahl 1 in der zweyten? K d r . Bey der Zahl 12 ist die Anzahl 1 in der ersten Stelle 2 Mal der lOte oder 1 Mal der 5te Theil von der Anzahl 1 in der 2ten Stelle. Bey der Zahl 13 ist die Anzahl 1 in der ersten Stelle 3 Mal der lOte Theil von der Anzahl 1 in der 2ten u.s.w. I c h . Wie viel mal müßt ihr bey 11 Mal 1 die Zahl in der ersten Stelle nehmen, um so viel Mal eins zu bekommen, als in der 2ten ausgedrückt sind? K d r . Bey 11 Mal 1 müssen wir die Zahl in der ersten Stelle 10 Mal nehmen, um so viel Mal eins zu erhalten, als in der 2ten Stelle ausgedrückt sind. I c h . Wie viel kleinere Theile von den Zahlen 12, 13, 14 u.s.w. geben den größern Theil von diesen Zahlen? K d r . Bey 12 Mal 1 geben 5 Mal der kleinere Theil einmal den größern Theil von dieser I Zahl. Bey 13 Mal 1 geben 3 Mal der kleinere Theil und der

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3te Theil von einem dieser kleinern Theile den großen Theil von dieser Zahl u.s.w. I c h . Aber durch b e y d e Ziffern von der Zahl eilfe z u s a m m e n g e n o m m e n , wie viel Mal sind so viel Einheiten bezeichnet, als durch die Ziffer in der ersten Stelle allein? und wie viel Mal so viel, als durch die Ziffer in der 2ten Stelle allein? Κ d r . Durch beyde Ziffern von der Zahl eilf sind 11 Mal so viel Einheiten bezeichnet, als durch die Ziffer in der ersten Stelle allein, und 1 Mal so viel und der lOte Theil von so viel, als durch die Ziffer in der 2ten Stelle allein. I c h . Und durch beyde Ziffern von 12, 13, 14 etc. Wie viel Mal sind so viel Einheiten bezeichnet, als von diesen Zahlen durch die Ziffer in der ersten Stelle allein, und eben so, als durch die in der 2ten Stelle allein bezeichnet sind? K d r . Von beyden Ziffern von 12 zusammengenommen sind 12 Mal so viel Einheiten bezeichnet, als durch die Ziffer in der ersten Stelle allein, und 1 Mal so viel und 2 Mal der lOte Theil von so viel, als durch die Ziffer in der 2ten Stelle allein. Durch beyde Ziffern von 13 zusammengenommen u.s.w. I I c h . Ihr wißt jetzt doch, bey den Zahlen, die ihr in 2 Theile getheilt, und also auf die Tafel geschrieben, welcher von diesen beyden Theilen größer oder kleiner, um wie viel der eine größer und der andre kleiner sey. Aber sagt mir jetzt: habt ihr 10 Mal 1 auch so getheilt, wie 11 Mal 1, 12 Mal 1 u.s.w. K d r . Nein, wir haben 10 Mal 1 nicht so getheilt. I c h . Man m u ß auch 10 Mal 1 gar nicht theilen, man m u ß sie im Gegentheil zusammen nehmen, dann kann man sie nur mit der einzigen Ziffer 1 in der zweyten Stelle bezeichnen. Ihr habt es ja so gemacht? K d r . Ja. I c h . Wie habt ihr es gemacht? K d r . Wir haben zehn Mal 1 zusammen genommen, und sie mit der Ziffer eins in der zweyten Stelle bezeichnet. I c h . Müssen 9 Mal 1, 8 Mal 1, und alle Zahlen bis auf 2 Mal 1 hinunter beym Schreiben mit Ziffern, wie z.B. 11 Mal 1 getheilt, oder wie zehn Mal 1 zusammen genommen werden? K d r . Sie müssen wie 10 Mal 1 z u s a m m e n g e n o m m e n werden. I c h . Aber was ist denn für ein Unterschied im Anschreiben, von 10 Mal 1, und den Zahlen von 9 Mal 1, bis 2 Mal 1 hinunter? 1 K d r . 10 Mal 1 werden zusammen genommen, und durch eine Eins in der zweyten Stelle bezeichnet; 9 Mal 1 werden zusammen genommen, und mit der Ziffer 9 in der ersten Stelle bezeichnet; 8 Mal 1 werden zusammen genommen, und mit der Ziffer 8 in der ersten Stelle bezeichnet, u.s.w. I c h . Aber ein Mal 1 m u ß man es zusammen nehmen, z.B. wie 2 Mal eins? oder theilen wie 11 Mal 1 um es in die Stelle zu setzen, in die es gehört? K d r . Man kann eins weder zusammen nehmen noch theilen. I c h . Man m u ß 1 Mal 1 nur bleiben lassen, wie es ist, und es durch die Ziffer 1 in der ersten Stelle bezeichnen.

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Fangt nun wieder bey dieser Eins an, und wiederholt bey jeder Zahl, ob man sie zusammen nehmen oder theilen könne, und in welche Stelle man die ganze Zahl oder ihre Theile setzen müsse. Κ d r . Ein Mal eins kann man weder zusammen nehmen noch theilen, m a n kann es nur so, wie es ist mit der Ziffer eins in der ersten Stelle bezeichnen. 2 Mal 1 kann man in 1 Mal 2 zusammen nehmen, und es in der ersten Stelle mit der Ziffer 2 bezeichnen, u.s.w. 10 Mal 1 kann man in 1 Mal 10 zusammennehmen, und es mit einer 1 in der zweyten Stelle bezeichnen, 1 11 Mal 1 kann man in ein Mal zehn und 1 Mal 1 abtheilen, und den größern von diesen 2 Theilen mit einer Eins in der zweyten Stelle, und den kleinern mit einer 1 in der ersten bezeichnen. 12 Mal 1 kann man u.s.w. bis 19 Mal 1. I c h . Aber wie muß man es wohl mit 2 0 Mal 1 machen; muß man sie abtheilen oder zusammennehmen? Κ d r . Man muß sie abtheilen. I c h . In wie viel Theile? K d r . In 2 Theile. I c h . In 2 gleiche oder in 2 ungleiche Theile? K d r . In 2 gleiche Theile. I c h . In was für 2 gleiche Theile? K d r . In 2 Mal zehn. I c h . Was ist aber wohl für ein Unterschied im Ansetzen der beyden ungleichen Theile von 11, 12, as.w. und dann beyden gleichen Theilen von 2 0 ? K d r . Die beyden ungleichen Theile von 11, 12 u.s.w. müssen jeder besonders in einer Stelle stehen. Die 2 gleichen Theile von 20 hingegen, können zusammen genommen, und in die gleiche Stelle gesetzt werden. I c h . In welche Stelle kommen diese 2 gleichen Theile zu stehen. K d r . In die zweyte Stelle. I I c h . Mit welcher Ziffer wollt ihr sie in der zweyten Stelle bezeichnen? K d r . Mit der Ziffer 2. I c h . Thut es! - Aber wie wollt ihr nun 21 Mal 1 abtheilen und anschreiben? K d r . Wir theilen 21 Mal 1 in 2 Mal 10 und 1 Mal 1, und schreiben für 2 Mal 10, eine 2 in die zweyte Stelle, und für 1 Mal 1 eine eins in die erste. I c h . Ich denke, das lasse sich wohl auch noch anders eintheilen. Wir wollen sehen. Wie habt ihr 11 Mal 1 , 1 2 Mal 1 u.s.w. eingetheilt? K d r . 11 Mal 1 haben wir in 1 Mal 10 und 1 Mal 1 getheilt, 12 Mal 1 in 1 Mal 10 und 2 Mal 1 u.s.w. I c h . Ihr habt also alle diese Zahlen in 1 Mal 10, und in das, was dann noch übrig bleibt, wenn 1 Mal 10 davon weggenommen ist, abgetheilt. Theilet jetzt 2 1 Mal 1 auch so ein, was bekommt ihr bey dieser Zahl auf diese Art für Theile? K d r . 1 Mal zehn und 11 Mal 1. I c h . Mit welcher Ziffer und in welcher Stelle wollt ihr 1 Mal 10 bezeichnen? K d r . Mit einer 1 in der zweyten Stelle. I c h . Ist nun hier der Theil, den ihr für die zweyte Stelle weggenommen habt, oder der, welcher für die erste Stelle übrig geblieben ist, größer? I K d r . Der übrig gebliebene Theil ist größer, als der weggenommene.

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I c h . Könnt ihr nun diesen übrig gebliebenen Theil in die erste Stelle anschreiben? Κ d r . Nein. I c h . Was müßt ihr denn damit machen? Κ d r . Man muß 11 Mal 1 wieder in 1 Mal zehn und 1 Mal 1 abtheilen, und dann 1 Mal 10 mit einer Eins in der zweyten, und 1 Mal 1 mit einer 1 in der ersten Stelle bezeichnen. I c h . Macht das so. Worin ist nun die Art, wie wir jetzt ein und zwanzig geschrieben, derjenigen, wie wir es vorhin gethan haben, gleich? Κ d r . Bey der ersten Art steht in der zweyten Stelle 2 Mal 10, und in der ersten 1 Mal 1, und bey der letzten Art auch. I c h . Aber was ist für ein Unterschied bey diesen beyden Arten? Κ d r . Nach der ersten Art stehen 2 Mal zehn zusammen genommen mit einem 2 bezeichnet. Nach der zweyten Art stehen 2 Mal 10 einzeln, jedes mit einer Eins bezeichnet in der zweyten Stelle. I c h . Sagt mir nun, welches ist das wenigste, was man von 21 Mal 1 für die zweyte Stelle wegnehmen kann? I K d r . Das Wenigste, was man für die zweyte Stelle von 21 Mal eins wegnehmen kann, ist 1 Mal 10. I c h . Aber was ist das höchste, das man von 21 Mal 1 wegnehmen kann? K d r . 2 Mal 10. I c h . Ist es genug, wenn man von dieser Zahl für die zweyte Stelle nur 1 Mal 10 wegnimmt? K d r . Nein es ist nicht genug. I c h . Warum nicht? K d r . Weil dann noch zu viel für die erste Stelle übrig bleibt. I c h . Welches ist wohl die größte Anzahl 1, die für die erste Stelle noch übrig bleiben darf? Κ d r . 9 Mal eins ist die größte Anzahl, die für die erste Stelle noch übrig bleiben darf. I c h . Richtig; wenn man das, was noch übrig bleibt, mit einer einzigen Ziffer will ansetzen können, so dürfen nicht mehr als 9 Mal 1 übrig bleiben. Wie viel Mal eins sind noch übrig geblieben, als wir von 21 Mal eins nur 1 Mal 10 weggenommen hatten? Κ d r . Es blieben noch 11 Mal 1 übrig. I c h . Was mußten wir mit diesen 11 Mal 1 machen? K d r . Wir mußten von diesen 11 Mal 1 noch 1 Mal 10 für die zweyte Stelle wegnehmen. I I c h . Es ist also besser, wir nehmen gleich im Anfang für die zweyte Stelle so viel Mal 10 weg, als wir nur können, und bezeichnen sie mit einer Ziffer in der zweyten Stelle. Schreibet nun wieder von dieser Zahl weiter vorwärts; saget wie viel Mal 10 ihr von jeder Zahl wegnehmen könnet, und mit was für Ziffern ihr das, was ihr für die zweyte Stelle wegnehmet, und das, was noch für die erste übrig bleibt, setzen wollet. K d r . Zwanzig Mal 1 geben 2 Mal 10. Für diese ganze Zahl setzen wir eine 2 in die zweyte Stelle. 21 Mal 1 geben 2 Mal 10 und 1 Mal 1; für 2 Mal 1 0 setzen wir eine Zwey in die zweyte Stelle, und für 1 Mal 1 eine 1 in die erste. 2 2 Mal 1 geben, etc.

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So fuhren die Kinder leicht und sicher fort, bis 99 Mal 1. Nachdem sie bis auf diese Zahl alle vorhergehenden der Ordnung nach richtig getheilt und angeschrieben hatten, übte ich sie außer der Ordnung bey jeder beliebigen in Einheiten, oder Zehnern, oder in einer Mischung von beyden gegebenen Zahl zu bestimmen, wie sie aufgelöst, zusammengefaßt, abgetheilt und geschrieben werden müsse. Ich ließ sie jetzt alle Zahlen auslöschen, dann wieder durch 3 Linien 2 Stellen bilden, und in beyde Stellen alle Ziffern von 1 bis 9 I der Ordnung nach hinschreiben. Ich fragte sie nun: Wie viele Ziffern stehen in beyden Stellen zusammen? Κ d r . In beyden Stellen stehen zusammen 18 Ziffern. I c h . Mit diesen 18 Ziffern können alle Zahlen von 1 bis 99 ausgedrückt werden. Wir wollen sehen, wo wir sie zusammen finden können. Fangt bey eins an, und sagt, durch welche Ziffern ihr die Zahlen, die ihr aussprecht, bezeichnet findet? Κ d r . Eins ist durch die erste Ziffer in der ersten Stelle bezeichnet, 2 Mal 1 sind durch die zweyte, u.s.w. Zehn Mal 1 sind durch die erste Ziffer in der zweyten Stelle bezeichnet; 11 Mal 1 u.s.w. Ehe sie der Ordnung nach auch nur bis auf 20 gekommen, fragte ich sie außer der Ordnung, und ließ sie unter einander selbst fragen, durch welche Ziffern diese oder jene Zahl bezeichnet sey, z.B. auf folgende Art: I c h . Durch welche Ziffern sind 37 Mal 1 bezeichnet. Κ d r . 37 Mal 1 sind durch die dritte Ziffer in der zweyten, und die siebente Ziffer in der ersten Stelle bezeichnet. I c h . Warum? Κ d r . Die dritte Ziffer in der zweyten Stelle bezeichnet 3 Mal 10 oder 30 Mal 1, die I siebente Ziffer in der ersten Stelle bezeichnet 7 Mal eins; 30 Mal 1, und sieben Mal 1 sind 37 Mal 1. Dann fragte ich auch umgekehrt. Wie viel Mal 1 sind durch die achte Ziffer in der zweyten und durch die siebente Ziffer in der ersten Stelle bezeichnet? K d r . 87 Mal 1. I c h . Warum? K d r . 87 Mal 1 sind 8 Mal 10 und 7 Mal 1. Durch die achte Ziffer in der zweyten Stelle sind 8 Mal 10, und durch die siebente Ziffer in der ersten Stelle sind 7 Mal 1 bezeichnet. Anstatt Einheiten und Zehner nannte ich ihnen jetzt auch verschiedene Gegenstände, deren Anzahl sie zuerst aufsuchen, und dann angeben mußten, durch welche Ziffern sie ausgedrückt seyn; z.B. durch welche Ziffern ist die Anzahl der Tage e i n e r Woche, ζ we y e r Wochen, dreyer Wochen, und 5 Mal dem siebenten Theil einer Woche die Anzahl der Stunden eines Tages, und 19 Mal dem 24sten Theil von diesen Stunden u.s.w. die Anzahl der Gelenke an den Fingern, Zehen u.s.w. bezeichnet? Die Antworten der Kinder hatten folgende Form: Die Anzahl der Tage von 4 Wochen und 5 Mal dem 7ten Theil einer Woche ist durch I die dritte Ziffer in der zweyten Stelle durch die dritte Ziffer in der ersten bezeichnet.

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I c h . Warum? K d r . E i n e W o c h e h a t sieben T a g e , 4 Wochen h a b e n 4 Mal 7 T a g e , 4 Mal 7 T a g e sind 2 8 Tage; d e r 7 t e Theil von einer Woche ist 1 T a g , 5 Mal d e r s i e b e n t e Theil von einer Woche sind 5 T a g e , 2 8 T a g e u n d 5 T a g e sind 3 3 T a g e ; 3 3 T a g e sind 3 Mal 1 0 T a g e , u n d 3 Mal 1 T a g ; 3 Mal 1 0 sind d u r c h die d r i t t e Z i f f e r in d e r zweyten, u n d 3 Mal 1 d u r c h die dritte Z i f f e r in d e r ersten Stelle bezeichnet. N a c h d e m ich die K i n d e r vielseitig in d e r A n g a b e u n d A u f l ö s u n g ä h n l i c h e r Beyspiele g e ü b t hatte, sagte ich: So k ö n n t e ich n o c h eine Menge S a c h e n b e n e n n e n , d e r e n Anzahl w i r in diesen wenigen Z i f f e r n d u r c h eine einzige o d e r 2 derselben bezeichnet finden. D u r c h wie viele Z i f f e r n w a r bey u n s e r e r letzten A u f g a b e die Anzahl der T a g e a u s g e d r ü c k t ? K d r . D u r c h 2 Ziffern. I c h . D u r c h 2 gleiche oder 2 ungleiche Z i f f e r n ? Κ d r . D u r c h 2 gleiche Ziffern. I c h . D u r c h was f ü r 2 gleiche Ziffern? Κ d r . D u r c h 2 Mal die Ziffer 3. I c h . Wie viel Mal 2 gleiche Z i f f e r n findet ihr u n t e r allen 18, die ihr auf der Tafel habt? K d r . 9 Mal 2. 1 I c h . Nennet m i r sie d e r O r d n u n g n a c h . K d r . 2 eins, 2 zwey, 2 drey, u.s.w. I c h . Nennet m i r a u c h alle Z a h l e n , die d u r c h 2 gleiche Z i f f e r n hier bezeichnet sind. K d r . Eilf, zwey u n d zwanzig, u.s.w. I c h . Wie h a b t ihr alle diese Z a h l e n b e y m Anschreiben abgetheilt? K d r . 11 Mal 1 in 1 Mal 10 u n d 1 Mal 1; 2 2 Mal 1 in 2 Mal u.s.w. I c h . W a s b e d e u t e t wohl bey jeder Z a h l , die m i t 2 gleichen Z i f f e r n ges c h r i e b e n ist, die Z i f f e r in der ersten Stelle f ü r einen Theil von d e r S u m m e , die d u r c h die Ziffer in der zweyten Stelle bezeichnet ist? K d r . Bey 1 1 Mal 1 bezeichnet die Ziffer in d e r ersten Stelle d e n z e h n t e n Theil v o n d e m , w a s die Z i f f e r in d e r zweyten bezeichnet; bey 2 2 Mal 1 bezeichnet die Ziffer in der ersten Stelle a u c h etc. I c h . Bey allen Z a h l e n , die m i t 2 gleichen Z i f f e r n hier geschrieben sind, b e z e i c h n e t also die in d e r ersten Stelle i m m e r d e n z e h n t e n T h e i l von d e m , w a s die ihr gleiche Ziffer in der zweyten bezeichnet? K d r . Ja! bey allen. I c h . U n d u m g e k e h r t ; wie viel Mal so viel bezeichnet eine Z i f f e r in d e r zweyten Stelle, als eine ihr gleiche in d e r ersten? I K d r . E i n e Z i f f e r in d e r zweyten Stelle b e z e i c h n e t 1 0 Mal so viel, als eine i h r gleiche in der ersten. I c h . Gebt m i r einige Beyspiele hievon, u n d sagt m i r zugleich, w a r u m es so sey. K d r . Bey 11 Mal eins bezeichnet die Ziffer in der zweyten Stelle 10 Mal 1, u n d die in d e r ersten 1 Mal 1 - 1 0 Mal 1 sind 1 0 Mal so viel als 1 Mal 1. Bey 2 2 Mal eins bezeichnet etc. I c h . Richtig. Welches ist a b e r wohl die kleinste u n d welches die g r ö ß t e Z a h l , die m a n m i t 2 gleichen Z i f f e r n in 2 Stellen schreiben k a n n ?

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Κ d r . Die kleinste Zahl, die man mit 2 gleichen Ziffern in 2 Stellen schreiben kann, ist 11 Mal 1, und die größte ist 9 9 Mal 1. I c h . Jetzt wollen wir aber auch sehen, wie man größere Zahlen als 9 9 Mal 1 mit Ziffern schreiben könne. Wenn ihr zu 9 9 Mal 1 noch 1 Mal 1 hinzusetzet, was bekommt ihr dann für eine Zahl? K d r . Die Zahl Hundert. I c h . Besinnt ihr euch noch, mit was für einer Zahl ich euch sagte, daß man 1 0 0 Mal 1 anschreiben könne. K d r . Wie 1 Mal 1 und wie 1 Mal 10, mit der Ziffer 1. I I c h . Richtig, und 2 Mal 1 0 0 kann man mit der nehmlichen Ziffer wie 2 Mal 1 und 2 Mal 1 0 bezeichnen. Mit was für Ziffern glaubt ihr nun, daß man 3 Med 1 0 0 , 4 Mal 1 0 0 und bis 9 Mal 1 0 0 bezeichnen könne. K d r . 3 Mal 1 0 0 mit der nehmlichen Ziffer, wie 3 Mal 1 und 3 Mal 10, U.S.W.

[Ich.] Nun wissen wir wohl, mit was für Ziffern man 1 Mal 1 0 0 , 2 Mal 1 0 0 bezeichnen könne, aber wir müssen doch auch wissen, wie wir die Ziffer, die 1 Mal 1 0 0 bezeichnet, von der, die 1 Mal 10, und der, die 1 Mal 1 bezeichnet, unterscheiden können. Wie haben wir es mit der Ziffer die 1 Mal 1 0 bezeichnen sollte, gemacht, um sie von der ihr gleichen, die 1 Mal 1 bezeichnet, zu unterscheiden? K d r . Wir haben 1 Mal 10 in eine andre Stelle gesetzt, als 1 Mal 1. I c h . Wie habt ihr es mit 2 Mal 1 0 und 2 Mal 1: 3 Mal 1 0 und 3 Mal etc. gemacht, um die gleichen Ziffern von einander unterscheiden zu können? K d r . Für 2 Mal 1 0 haben wir eine 2 in die zweyte, und für 2 Mal 1 eine 2 in die erste Stelle gesetzt. Für 3 Mal 10, u.s.w. I c h . Auf die nehmliche Art muß es auch mit 1 Mal 1 0 0 , 2 Mal 1 0 0 , 3 Mal 1 0 0 etc. gemacht werden. Wir müssen für diese Zahlen noch eine andre Stelle haben. Ziehet eine Linie, I und macht dadurch eine dritte Stelle auf der linken Seite der beyden andern. Setzt nun alle Ziffern von 1 bis 9 der Ordnung nach in diese Stelle, und sagt mir, wie viel jede derselben bezeichne. K d r . Die erste von diesen 9 Ziffern in der dritten Stelle bezeichnet 1 0 0 Mal 1 oder 1 Mal 1 0 0 , die zweyte bezeichnet 2 0 0 Mal 1; die dritte 3 0 0 Mal 1, u.s.w. I c h . Sagt mir nun, wie viel Mal eine 1 in der dritten Stelle so viel gelte, als eine 1 in der zweyten, und ebenfalls wie viel Mal so viel als eine 1 in der ersten Stelle? K d r . Eine 1 in der dritten Stelle gilt 1 0 Mal so viel als eine 1 in der zweyten, und 1 0 0 Mal so viel als eine 1 in der ersten Stelle. I c h . Wie denkt ihr euch dieses? K d r . Eine Eins in der dritten Stelle gilt 1 Mal 1 0 0 , eine 1 in der zweyten Stelle 1 Mal 10, und eine 1 in der ersten Stelle ein Mal eins. Ein Mal 1 0 0 aber ist 1 0 Mal 1 0 oder 100 Mal 1. I c h . Sagt mir nun auch, bey allen übrigen Ziffern der dritten Stelle, wie viel Mal eine jede derselben so viel gelte, als eine ihr gleiche in der zweyten, und ebenfalls als eine solche in der ersten Stelle? K d r . Eine 2 in der dritten Stelle gilt 1 0 Mal so viel als eine 2 in der zweyten, und 1 0 0 I Mal so viel als eine 2 in der ersten. Eine 4 in der dritten Stelle gilt u.s.w.

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I c h . Wie denkt ihr Euch dieses? Kd r . Eine 2 in der dritten Stelle gilt 2 Mal 100, 1 Mal 100 ist 1 0 Mal 10, 2 Mal 100 sind 2 Mal 10 Mal 10, 2 Mal 10 Mal 10 sind 2 0 Mal 10. Eine 2 in der zweyten Stelle gilt 2 Mal 1 0 , - 2 0 Mal 10 sind 10 Mal 2 Mal 10. Eine 2 in der ersten Stelle gilt 2 Mal 1. - 2 0 0 Mal 1 sind auch 100 Mal 2 Mal 1. Eine 3 in der dritten Stelle gilt u.s.w. wie oben. I c h . Und umgekehrt - was bezeichnet eine 1 in der zweyten Stelle für einen Theil der Summe, die durch eine 1 in der dritten Stelle bezeichnet ist? Κ d r . Eine 1 in der zweyten Stelle bezeichnet den zehnten Theil der Summe, die durch eine 1 in der dritten Stelle bezeichnet ist. I c h . Und von den übrigen Zahlen der 2ten Stelle - was bezeichnet jede derselben für einen Theil der Summe von der ihr gleichen Ziffer in der dritten Stelle? K d r . Die Zwey in der zweyten Stelle bezeichnet den lOten Theil von der Summe, die durch eine 2 in der dritten Stelle bezeichnet ist; die 3 in der zweyten Stelle bezeichnet ebenfalls den zehnten Theil von der Summe, die durch eine 3 in der dritten Stelle bezeichnet ist, u.s.w. I I c h . Ihr habt jetzt den Werth jeder Ziffer der dritten Stelle, mit den ihr g l e i c h e n Ziffern in der zweyten und in der ersten Stelle verglichen, aber wir wollen jetzt auch den Werth der ungleichen Ziffern dieser 3 Stellen vergleichen. Wie viel Mal bezeichnet eine 1 in der dritten Stelle so viel als eine 2, eine 3, eine 4, u.s.w. in der zweyten und eben so wie viel Mal so viel als eine 2, eine 3, eine 4 etc. in der ersten Stelle? Die Kinder antworteten richtig, und gaben jedes Mal bey der Frage: Warum? oder: wie denkt ihr Euch dieses? den Grund ihrer Antwort nach der oben angezeigten Art, so wie den Gang der Auflösung ihrer Aufgaben richtig und bestimmt an. Nach Vollendung dieser Uebung übte ich sie im fernem Schreiben der Zahlen, bald der Ordnung nach, bald auch außer derselben, indem ich ihnen in letzterm Fall bald kleine bald größere Zahlen diktirte, sie dieselbe in Hunderter, Zehner und Einer abtheilen, und also abgetheilt mit den betreffenden Ziffern in den gehörigen Stellen bezeichnen machte. Der Inhalt dieser Uebungen ist aus dem vorhergehenden klar; nur muß ich noch beyfügen: a) Daß ich die Kinder gleich im Anfang dieser Uebung auf die Gleichheit der Ausdrücke: « E i n M a l e i n s , oder bloß: E i n s und:» ein E i n e r oder e i n e E i n h e i t ; 1 Mal z e h n oder bloß: z e h e n , und: e i n Z e h - I n e r ; - ein Mal h u n d e r t , ein Hundert und ein Hunderter etc. aufmerksam machte, und eben so auch auf den Unterschied der Benennungen ein Zehner und 1 Zehntel, ein Hunderter und 1 Hundertel, u.s.w. so wie auch ein Zweyer und 1 Zweitel (1 Halbes) ein Dreyer und ein Drittel, u.s.w. b) Wenn ich bey Zahlen, die aus Hundertern, Zehnern und Einern bestanden, wie z.B. bey 347 fragte, wie viel Hunderter diese Zahl ausmache: so antworteten sie, diese Zahl gebe 3 Hunderter und 4 7 Mal der hundertste Theil von einem Hunderter; wenn ich hingegen sagte: wie viel Zehner diese Zahl ausmache, so sagten sie, diese Zahl gebe 3 4 Zehner und 7 Mal der zehnte Theil von einem Zehner; wenn ich fragte, wie viel Hunderter und Zehner? so sagten sie 3 4 7 Mal 1 geben 3 Hunderter, 4 Zehner und 7 Mal der zehnte Theil von einem Zehner. Wenn ich endlich fragte: wie viel Hunderter, Zehner und Einer giebt diese Zahl? so sagten sie 3 4 7 Mal 1 geben 3 Hun-

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Erziehung

derter, 4 Zehner und 7 Einer. Bey Zahlen, welche einen oder mehrere Hunderter, aber keinen Zehner, hingegen noch einige Einer hatten, wie z.B. 407, sagten die Kinder bey den letztern von den Fragen, die über 347 und ähnliche Zahl Statt hatten: Diese Zahl gebe I 4 Hunderter, k e i n e n Z e h n e r wohl aber noch 7 Einer. So auch, wenn es nebst den Hundertern und Zehnern, keine Einer hatte, wie z.B. 540, so sagten sie: diese Zahl habe 5 Hunderter, und 4 Zehner a b e r k e i n e E i n e r . c) Nachdem die Kinder auf die Art gelernt, die Zahlen bis 999 richtig einzutheilen und anzuschreiben, ließ ich sie eine 4te Stelle dann eine 5te, u.s.w. machen, und übte sie auf oben beschriebene Art, bis sie jede Zahl richtig abtheilen und anschreiben, und das Verhältniß der gleichen und ungleichen Ziffern in den verschiedenen Stellen leicht und sicher angeben konnten. d) Endlich ließ ich dann die Kinder einzelne Zahlen auch außer den durch Linien gesonderten Stellen schreiben; wo sich dann bey solchen, die bey der Abtheilung in Einer, Zehner u.s.w. die eine oder andre Stelle unausgefüllt ließen, das Bedürfniß ergab, das Daseyn dieser Stellen durch irgend ein Zeichen anzumerken, um den wahren Werth der andern Ziffern richtig erkennen zu können. Hier war es dann, wo ich sie auf das dafür angenommene Zeichen, die N u l l , und ihren Gebrauch für diese Bezeichnung der Stellen aufmerksam machte.

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Nachlaß

Journalbriefe

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Fassung 1803/04

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[1. Brief]

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I Ich habe es nicht geglaubt, aber ich muß mich r e c h t f e r t i g e n . Ich habe gehoffet, mann lasse mich meinen empirischen Gang ohngekrenkt fortwandlen, ich habe gehoffet, man traue mir zum voraus einige Kentnis der Menschennatur und einigen Tact, was mit ihr übereinstimend und was nicht mit ihr übereinstimend sy, zu und werde auf dieses Zutrauen mit Unbefangenheit erwarten, was die Resultate dieser Versuche syen. -> Ich hoffte und wünschte keinen Byfahl ohne Prüfung, aber ich hoffte eine Prüfung der Thatsachen, auf die ich meine Meinungen baue. Gegen 100 Kinder erwachten an meiner Hand Geistes halber, Herzens halber und Kunst halber. Die Leiden der Schul verschwanden an meiner Seiten. Meine Kinder wurden des Lebens froh, und wer sie sah, gestand es fry, mit den Unterrichtsmittlen, die man bisher brauchte, bringt man die Kinder nicht so weit. Ich dachte, wer Kinder liebt, wer Menschen liebt, der wird sich meines Fleißes freuen, wer Pädagog ist, wird [m]eine Erfahrungen ruhig neben die seinigen stellen, und wer Philosoph ist, wird ebenso ruhig die Gründe erforschen, worum meine Maaßreglen den Einfluß haben, den sie würklich haben. Ich dachte, wem es nur um Wahrheit und Erziehung zu thun ist, der wird in der Beurtheilung meines Thuns damit anfangen, die Thatsachen zu prüfen, von denen ich behaupte, daß sie würklich da syen.

Es ist leichter, einer verkrüppelten Gerichts- und Sportelseele ein25 fache Menschengefühle als einem im Verbilden der Menschennatur grau gewordenen Pädagogen einfache Erziehungsgrundsäze byzubringen. Aber ich ahndete nicht, daß weder die ersten noch die lesten ohne Prüfung diser Thatsachen über den Werth oder Unwerth meiner Lehrbücher absprechen werden, noch weniger, daß ein solches 30 Absprechen auf die öffentliche Meinung großen Einfluß haben und dem guten Vorurtheil, das man I meinen Versuchen, ehe diese Bücher erschinen, zimlich allgemein schenkte, bedeutend schaden konte. Ich glaubte, mein Versuch habe den Zeitpunkt, in dem er als nicht einmahl der Prüfung werth abgewürdiget werden konte, über35 standen und ahndete es nicht möglich, daß man es auch nur für einige Monat dahin bringen könte, ein ödes leeres Bespöttlen meines

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Thuns zum Modethon der Zeit [zu] erheben, und sich sogar erniedrigen konte, nicht bloß meine Methode allgemein und unbedingt als w i e d e r n a t ü r l i c h , sonder sogar diejenigen für hirnwüthig zu erkleren, die sich ihr nicht wiedersezen und es nicht für h [eilige] Menschenpflicht und nothwendige Sorgfalt für die Erhaltung aller wahren Erziehungsgrundseze und Aufklerungsmittel erkenen werden, allen fehrneren Versuchen die auf das Fundament der in meinen Elementarbücheren aufgestellten Grundsezen und Formen Hinternisse in den Weg zu legen. Ich glaubte, man werde mich alten, durch mein Leben tief gebeugten, aber herzlich am Kind des Armen und Verlassenen im Land hangenden Man meinen Erfahrungsweg jez ruhig gehen lassen. Ich hoffte, mann werde U n t e r r i c h t s f o r m e n , die ich als Resultat von Jahre lang fortgesezten Experimenten aufstellte, als solche ins Aug fassen und als solche prüfen, das heißt durch Erfahrung erforschen, was I auf die Entwiklung der Menschenkrefften vermöge. Ich dachte, wenn sich diese Formen durch Erfahrung rechtfertigen werden, so mögen dan die Philosophen über die Ursachen dieser Würkungen erleutren. Ich dachte, mein Werk sy nur die Möglich[keit], diese Erfahrungen allgemein machen zu könen, zu s i c h r e n , und das ist geschehen. Die Bücher meiner Methode haben keinen Fürsprech nöthig, wenn man sie braucht. Aber mann will, daß mann sie nicht brauche, und zwingt mich, ihr Fürsprech zu syn, ohne daß man sie braucht. Man zwingt mich, ihr Fürsprech zu syn, ich will nicht sagen ins Blaue, aber in einer Sprache, die nicht die meinige, und in Gesichtspunkten, die meinen Ansichten durch mein Leben fremd waren. Man zwingt mich in I r r w e g c, in denen ich nie verirret, weil ich sie nie bet retten. Man zwingt mich, die Teorie von Grundsezen philosophisch zu erheitren, die in mir nicht als Resultate von Nachforschungen, sonder als Resultate von Erfahrungen ligen. Der Unterscheid ist groß. Die Resultate von Erfahrungen sind gar oft nicht von der Sprache unterstüzt und komen darum gar oft dem großen Menschenhaufen, der nur darum, weil er Sprach hat, auch Grundseze zu haben glaubt, so lang als baarer Unsinn vor, bis sie mit den Wortfügungen, in denen der eilende Hauff das, was [er] wähnt oder gern hette, als Grundsäze zu erkenen und darüber zu denken glaubt, in einige Harmonie gebracht worden. Doch es sy. So wenig ich auch alles dessen mächtig bin, [das] es fordert, mich [von] meinem empirischen Tact I zum kalten Systema-

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tisiren zu erheben, so muß es jez doch syn. Und der Umstand [macht] mir Muth, daß die mehrer[en] von denen, die Rechte der Philosophie und Pädagogic gegen mich reclamiren, und nicht zu den wenigen, denen der Gottesfunken ächter Philosophie und ächter Kindesbildung zum Erbtheil [und] Eigenthum gegeben ist, zu zehlen sind. Du wunderst dich, lieber Freund, daß ich den Handschu aufgenohmen. Du hast es nicht erwartet und nicht erwarten könen. Ich habe es dir selbst gesagt, ich wolle nicht und köne nicht. Jez siehst du mich Iächlen. Es ist wahr, das Benehmen der Menschen, die im Wiederspruch gegen mich den Thon geben, hat ein Selbstgefühl in mir reg gemacht, das ich nie in mir kandte, und Unterredungen, die ich nun Monate lang mit meinem Freund Niederer über diesen Gegenstand hatte, besterken dieses Selbstgefühl. Ich bin gliiklich, Freund, ich feinde seit 3 à 4 Jahren in allem, was [ich] vornehme, diejenige Handbietung, die mir durch mein ganzes Leben immer mangelte. In diesem Augenblik ist mir Niederer unschäzbar. Ohne ihn an [der] Seiten zu haben, wagte ich den Kampf nicht, ich würde schweigen, ich müßte schweigen. Das Unrechtleiden würde frylich weh thun, aber ich hette denoch den Muth, mit Zuversicht zu erwarten, daß mein Thun, wenn auch nicht by meinem Leben, doch sicher hinter meinem Grab sich vollends rechtfertigen werde. Mein Schiksahl hat ein schöne Seiten. Kreusi und Büß waren mir und sind in den andren Fächren noch, was mir Niederer hier ist. Barrau, Muralt, Tobler und hinter ihnen die Jünglinge Schmit, Knusert, Näni, Mandeley und Bauman werden persönlich die Methode alle durch Thaten rechtfertigen, wen auch mein Versuch, ihn durch Worte zu rechtfertigen, jez mißlingen sollte. Doch er wird nicht mißlingen. Lebe wohl, mein Herz! I

2. [Brief] A

Freund! Wen mann von einem Gestorbenen sagt: er war aber Mensch, wie alle Menschen syn sollten, so sagt man mit diesem Wort weniger nichts als A [daß] man Verstandes, Herzens und Berufs halber unbedingt auf ihn zählen konte. Mann sagt mit diesem Wort weniger nichts , er habe in allem, was [er] unternohmen, allem, wozu er rieth, in allem, worüber er urtheilte, einen gesunden

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und geübten Verstand, ein wohl wollendes Herz und eine [für] den Erfolg seiner Vorsäze sichere Gewandtheit in allem seinem Thun gezeigt. I Nie wird das Volk dieses Wort von dem Man aussprech[en, der] mit der größten Geistesbildung ohne Gewalt über sich selbst, ohne Aufopferungskrafft und ohne Theilnahme lieblos unter den Leidenden seines Volks lebte. Nie wird das Volk dieses Wort von dem Man aussprechen, der selber mit einem Herzen voll Theilnahme und Aufopferungskrafft, das eines Engels würdig wäre, [der aber] ohne gebildeten Verstand und ohne gebildete Berufskrafft in seinem Leben nicht imstand [war], das würklich auszurichten, wozu ihn sein gutes Herz würklich hintrieb. Das Volk wird dieses gewiehte Wort imer nur von dem Man sagen, [der] die Krafft seines reinen Willens mit eben so viel Erfolg und in eben der Harmonie mit seinen Verheltnissen äußerte, als er sie vollendet und harmonisch in sich selbst tregt. Von dem Man, der nicht in diser Umfassung, nicht in der Harmonie seiner Ausbildung vollendet in seiner Mitte lebte und sich nur einseitig als vorzüglich gebildet auszeichnete, wird das Volk by seiner Grabstätte wohl sagen: er war ein guter Kopf, er hatte ein gutes Herz, er verstand seinen Beruf und war ein trefflicher Arbeiter, I aber es wird von ihm nie aussprechen: er war ein Mensch, wie alle syn sollten. Wenn du denn aber weiter fragst: wie ward der Mann, von dem das Volk also spricht, das, was er ward, so wirst du in 100 gegen einen [Fall] hören: Liebe und Zwang haben sich in seiner Lag vereiniget, um aus ihm zu machen, was er ward. Wenn wir dise vorzüglichen Menschen selber fragen könten, wodurch sie zu dieser Harmonie mit sich selbst und mit allem, was ist, gelangten, so ist nicht [s] gewüsser als daß jeder von ihnen, wenn auch sein Stand, sein Beruf und seine äußere Umstände von dem Stand, dem Beruf und den Umständen der anderen auch noch so sehr verschieden syn mögen, denoch imer antworten wird: Mein Verstand bildete sich wesentlich dadurch, daß in meiner Jugend gewüsse, für seine Bildung vortheilhafte Gegenstände mir unzählige Mahl vor die Sinen gebracht worden und ich dadurch gleichsam genöthigt war, den Eindruk ihrer Anschauung sich in mir vollenden zu lassen. Er mag syn, was er will, er wird dir sagen und sagen müssen: es ist nicht das oberflächliche Wüssen des Vielen, sonder das vollendete Wüssen des Wenigen, was meinen Geist zu der Krafft und der Fertigkeit gebracht, die mir jez das Urtheilen und

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Denken über jeden Gegenstande, der mir vorkomt, leicht macht. Er wird dir sagen: ich habe durch die ewigen Wiederhollungen des Nachdenkens, womit [ich] einzelne Gegenstände gleich auszudenken gelehrnt habe, mir die Formen des Denkens geläufig gemacht, und ich hette by den ewigen Wiederhollungen, der Nothwendigkeit I des Achtunggebens, des Vergleichens, des Unterscheidens, zu dem mich Umstände nöthigten, ohne alle Anlagen zur Denkkrafft syn müssen, wenn mir das Denken unter diesen Umständen nicht habituell geworden wäre. Ich hätte kein Herz im Leib haben [müssen], wen ich nicht so wohlwollend und so theilnehmend an allem Leiden der Menschen geworden wäre, als ich es bin. Ich hätte vollends ohne alle Anlagen des Geists syn oder von einem vollendeten Verderben, aller Aufmerksamkeit auf alles, was täglich vor meinen Sinnen [stand], manglen müssen, wenn ich den Grad der Ausbildung erhalten hätte, der mir zu Theil ward. Ich hätte ganz ausgezeichnet ungeschikt und innerlich verdorben syn müssen, wenn ich es unter meinen Umständen in meinem Beruf so weit gebracht hätte. erzehlen, die sein Herz von Kindheit auf in der Liebe stärkten, im Gehorsam übten, ihn imer theilnehmend erhielten und vor der Selbstsucht bewahrten. Der Man, von dem das Volk sagt: er ist, wie alle Mentschen syn [sollten], wird dir, wenn du ihn fragst: wie bist du zu deiner Berufskrafft gelangt, hinwieder antworten: ich hätte durchaus keine Anlagen zu irgend einem Beruf haben müssen, wenn ich den meinigen nicht recht gelehrnt hätte. Er wird dir sicher in 10 Fälen gegen [einen] sagen: ich hatte keine Fryheit, ihn zu treiben, ich mußte ihn treiben, ich war gezwungen, ihn vom Morgen bis an den Abend zu treiben; und was ich gefehlt hatte, das mußte ich in die Nacht hinein wiedergutmachen. So konte es nicht [anders], der Mensch, von dem das Volk sagt: er ist, wie alle Mentschen syn sollten, wird dir in jedem Fall antworten: ich hätte kein Mensch syn müssen, wenn ich unter meinen Umständen nicht geworden wäre, was ich darin geworden bin. Er wird dir sicher I [sagen]: es ist Gott, der die Menschen bildet. Den Menschen bleibt nur das Verdienst, Gottes ob ihren Kinderen waltende Leitung nicht zu stören und nicht stören [zu] lassen. Es ist ausgemacht, ein Mensch, der dahin komt, daß sein Geschlecht auf seiner

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Grabstätte von ihm zeuget: er war ein Mensch, wie alle syn sollten, den hat Gott gebildet, und er [ist] zu der Harmonie seiner selbst mit sich selbst und mit allem, was ist, nur dadurch gekomen, daß [er] der ob ihm zu seinem Heil waltenden Leitung seines ob ihm waltenden Vatters im Himel so wenig Wiederstand entgegensezte als ein gut gearts Kind der liebenden Leitung des ob ihm waltenden liebenden Vatter. Ubereinstimmung d e r U m s t ä n d e n mit den ersten Bedürfnissen, die zur vollendeten intellectuelen und bürgerlichen Bildung in der Menschennatur selber ligen. Nein, das ist doch zu arg, daß du mir vorwirfst, ich mache es wie die Phariseer, die, wenn sie die Ansprüche ihrer Selbstsucht und ihrer Großsprechery nicht mit Vernumftgründen erherten könen, denn immer den l[ieben] Gott in ihr Spill ziehen und denn von seinetwegen ansprechen, was ihnen von ihretwegen niemand weder in die Hand noch ins Maul geben würde. Nein, Freund, so übel steth es mit meiner Methode doch noch nicht, daß ich um ihretwillen noch in meinen alten Tagen ein Phariseer werden sollte. Es ist gut, ich bin zu ungeschikt für jede Rolle, und für diese am allerungeschiktesten. Aber im Ernst, es ist von Gottes wegen, daß der Mensch ein Ganzes ist, und daß nichts aus ihm wird, wenn man etwas Halbes aus ihm macht. Es wird nichts aus ihm, wenn man nur seinen Kopf, es wird nichts aus ihm, wenn man nur sein Herz, es wird nichts aus ihm, wenn mann nur seine Hände bildet. I Und man kan nicht einmahl [leugnen], jede Krafft, die einseitig im Menschen entwikelt wird, v e r b i l d e t den Menschen, und die Verbildung des Menschen würkt denn hinwieder auf die Entwürdigung und Zerstörung der Krafft selber, die einseitig in ihm gebildet worden. Du wirst mir antworten: aber die Welt ist ja einseitig gebildet. Es ist wahr, die Welt ist durch Einseitigkeit verbildet, und das Ellend, das in der Welt ist, ist eine Folge dieser Einseitigkeit und dieser Verbildung. Das Menschengeschlecht ist Bildungs halber mit dem einzelnen Menschen im gleichen Fall. Die menschlichen Geselschafften haben ihre Kindheit, ihr Jüngling-, ihr Mittel- und ihr Greisenalter, und es haben in der Bildung der Nationen eben wie in der Bildung einzelner Menschen die nemlichen Irrthümer statt. Die Kindheit der menschlichen Geselschafft fordert Zwang. Cosaquengewalt bildet in neuen geselschafftlichen Vereinigungen bürger-

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liehe Tugend, die aber denn frylich hinwieder den Cosaquengewalt selber wieder stillstellen sollte. Aber mann wirft [in der] öffentlichen Gesezgebung den Zustand, wie er in verschiedenen Epochen ist, durcheinander, wie man in der häuslichen Erziehung die Epochen des menschlichen Wachsthums durcheinander wirft, und das unmündige Kind mit Vernumftgründen und das reifende mit teuschenden Gewaltsmitteln zum Menschen zu machen versucht. Also braucht man für Menschen, deren Vätter und Grossvätter schon auf 16 Ahnen Schneider, Schuhmacher, Baumwollenspiner usw. waren, Geseze, die, indem sie mit [dem] Zustand [der] menschlichen Natur, die bym Cosaquen- und Kalmükenleben statthat, übereinstimmen, ewig verhinderen, daß die Nachkomen der Schneider und Schuhmacher und Baumwollenweber keine Menschen werden könen. Diese öffentlichen Verirrungen ganzer Staatsgeselschafften hat denn wieder auf das Privatthun der einzelnen Menschen Einfluß. Wo die Geseze die menschliche Natur entwürdigen, da würkt die Menschennatur auch nur entwürdiget. In Dorfschulzenseelen, wenn der erste Vorgesezte im Schinderplaz d u r c h B e s t e c h u n g oder durch eine Handlungsweise, die noch schlimer ist als Bestechung, auf Kind und Kindskinder herab erhalten kan und daby dem Caplan I und dem Schulmeister wüchentlich eine schmuzige Suppe zu spenden vermag, da denke doch niemand an die Möglichkeit einer mit der Menschennatur übereinstimmenden öffentlichen Kindeserziehung. An solchen Orthen sind die armen Kinder in die Hand böser Menschen hingegeben, und das Gotteswerk, das in ihnen selbst [liegt], wird durch die Gewalt und die Thetigkeit diser eilenden Menschen stillgestellt. Je mehr man unter diesen Umständen an ihnen thut, das heißt, je mehr diese Werkzeuge der Finsternis auf ihre Unschuld und auf ihre Bildung Einfluß haben, je mehr wird das Ebenbild Gottes, das in ihrer Natur throhnt, in ihnen erlöschen. Gottlob, daß es nicht allenthalben so ist. Gottlob, daß selber auf Trohnen Mäner leben, die den Anlagen und Krefften [der] Menschennatur als der schönsten Zierde ihrer Krone Rechnung tragen. Gottlob, daß Mäner auf Trohnen leben, die es fühlen, daß sie der Erniedrigung der menschlichen Natur, d a ß sie des Unrechts, der Finsternis und der Gewalttätigkeit nicht bedörfen. Gottlob, d a ß Menschen auf Trohnen leben und nahe an den Trohnen stehen, die sich nicht Schemen, die Verehrung ihres Volks sich durch Tugenden sicher zu stellen, die sie mit dem edlen Man, der in der niedersten Hütte ihres Lands lebt, gemein haben.

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Und allenthalben, mitten im Verderben unsrer Zeit, mitten im Ellend der Tage, wo sich alle Schwäche forchtsam zeigt und die aufgeregte Forchtsamkeit sich allenthalben und laut als ein böser Rathgeb gegen alles Gute zeigt, mitten in einer Zeit, wo große Beraubungen überweidige Mentschen nicht weise, wohl aber wüthend gemacht, mitten in dieser bösen Zeit erwachet in lOOOen ein Funken eines stillen göttlichen Lichts, ein Sehnen nach Versöhnung des geflossenen Bluts, ein Sehnen nach Wahrheit, Recht und Friede, ein Sehnen nach einem besseren Geschlecht. Menschenfreunde, wekket dieses Sehnen, und es wird besser werden. Ich sage es noch einmahl, mitten in der bösen Zeit wünschen 1000 und 1000 Eltren ihren Kinderen mehr zu syn, als sie ihnen syn könen. Die Achtung für die Menschennatur, die die Grundlag aller unsrer Einrichtungen syn sollte und es nicht ist, hat den Mittelpunkt ihrer unauslöschlichen Krafft im elterlichen Verheltnis. Lasset uns den Elteren Hand bieten, und es wird I nicht fehlen, wenn die Eltren Handbietung feinden, die Erziehung ihrer Kinder mit der menschlichen Natur in Ubereinstimmung zu bringen. Die Gesezgebung wird diese Handbietung denn gewüß auch bald feinden und denn, so wenig es jez auch der Anschein hat, für ihr Volk mit eben der Liebe annehmen, mit der sie eine gute Mutter für ihr Kind anihmt. Doch ich sehe mich von meinem Pfad abgelenkt. Nächsten Posttag bin ich wieder in meinem Gleis. 3. Brief. Selber die einseitig gebildeten Menschen erkenen das allgemeine Gesez der Nothwendigkeit, dem die Natur die Ausbildung unsers Geschlecht unterworfen. Auch der Mensch, der nur Kopfs halber ausgebildet, der gute Rechner, der gute Matematiker, der gewichste Advocat, das pfiffige Rathsglied, wenn sie auch die herzlosesten Seelen und außer ihrer einseitigen Kopfskrafft durchaus keine andere Tugend und keinen anderen Werth besizen, jeder wird dir sagen: mein Kopf hatte Anlagen zu Einsichten, und [bei] den Eindriikken, die seine Einsichten bildeten, [die] auf mich würkten, wie sie ganz allgemein auf mich würken mußten, konte es nicht anders komen, ich mußte Kopfs halber werden, was ich bin. [Sie] werden dir allgemein [sagen]: wir haben unter den Umständen, unter denen wir waren, nicht anders

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könen als gute Rechner, gute Mathematiker, gewixte Rathsleute und pfiffige Advocaten werden. Sie werden dir alle sagen: es sind so für uns von Jugend auf so viele Umstände zusamengetroffen, die uns hierin den Kopf öffneten, daß wir nicht anders konten, als die Einsichten, die Pfiffigkeit und die Gewandtheit erhalten, die wir besizen. Hinwieder, auch der Mensch, nur der Herzens halber Aufmerksamkeit verdient, daby aber I Kopfs halber nichts taugt und Berufs halber keine Krafft und keinen Werth hat, auch der [sagt] : man hat mich von Jugend auf zur Liebe gewöhnt. Man hat mir die Liebe zur Freud gemacht, man hat mein Herz in der Liebe warm erhalten, man hat mich im Wohlwollen mich selber glüklich fühlen gelehrnt, man [hat] Thaten der Liebe meiner Einbildungskrafft eingepaßt, man hat mich in den Gefühlen der Liebe noch in Liederen gesterkt, man hat diese Gefühle an meine Begriffe, an meine Hoffnungen eines besseren Lebens gekettet. Vatter, Mutter und Umstände haben es meinem Herzen geradezu unmüglich gemacht, nicht wohlwollend zu syn, indem [sie] die natürlichen Anlagen meines Herzens zum Wohlwollen in die Gewohnheiten, wohlwollend zu fühlen, zu denken und zu handien, umgewandelt und die Ausübung der Liebe mir habituel gemacht haben. Auch derjenige, der nur Berufs halber [der] wohl gebildete Mensch [ist], auch dieser besizt die einseitigen Vorteile seiner Bildung als Resultate der zwingenden Nothwendigkeit. Frage den Militairstand, frage den Handwerker, frage den Kaufmann, frage, wen du willt, der sich in seinem Beruf auszeichnet, von demselben allen denkbaren Vorteil ziehet, daby aber Kopf und Herzens halber ein unbedeutender Mensch und ein verwahrloster Tropf ist. Frage einen jeden: wie bist du ein guter Soldat, ein guter Krämer, ein guter Gerber, ein guter Wirth, ein guter Rebmann usw. geworden? Sie werden dir antworten, entweder: ich bin von Kindsbeinen dazu gezogen worden, ich habe die Fertigkeiten meines Berufs vast mit der Muttermilch eingesaugt, der Vatter hat es nicht zugegeben, daß ich mit seinem Vorwüssen eine halbe Stunde im Tag müßig sy; oder wenigstens: es war by dem, was ich in meinen Lehrjahren alle Tag und alle Stund unter meinen Augen hatte und in meine Hände nehmen mußte, nicht änderst möglich, als daß das Leben und Streben in diesem Beruf [mir] zur anderen Natur geworden; oder wohl auch: es war in der Art, womit mich mein Meister meinen Beruf lehrte, neben dem Zwang, mit dem er meine Anstrengung in Anspruch nahm, eine solche Ordnung, ein solches Ausharren im Einzeln, eine solche Stuf-

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fenfolge im allmähligen Vorschreiten vom Leichteren zum Schwerern, daß, wenn ich meinen Beruf nicht so vollkomen gelehrnt hätte, als er ihn getrieben, ich auf Gottes Boden zu nichts in der Welt hette tüchtig syn müssen. So beruhet auch die einseitige Bildung aller einzelnen Kräffte der menschlichen Natur auf eben den Gesezen der Ordnung, der lükken[losen] I Stuffenfolge und der Nothwendigkeit, denen die allgemeine Bildung der Menschennatur unterworfen ist, oder vielmehr, alles Gute, was einzeln am Menschen erzihlet wird, wird nur durch die Befolgung dieser Geseze erzihlet. Es ist aber darum immer nur halb gut, weil es nur einzeln erzihlt worden, das ist, weil nicht die ganze Menschennatur, sonder einzelne Kräffte den Gesezen unterworfen worden, die den Menschen als ein Ganzes in Anspruch nehmen, und nur, insofehrn sie ihn also in Anspruch nehmen, ihn wahrhafft zum Menschen [machen] könen. Der Mensch ist von Gottes wegen ein Ganzes, und alle Ordnung der Welt, die nur seine Helfte, seinen Drittheil oder wohl seinen Sechszehntel in Anspruch nihmt, wiederspricht Gottes Ordnung. Und je mehr sie dahin komt, [mit] der von ihr in Anspruch genohmenen 16thel Mentschennatur künstliches Societetsspillwerk zu treiben, je mehr wiederspricht sie Gottes Ordnung.

[4. Brief] Es ist ausgemacht, unser Geschlecht wird durch eine einseitige Bildung seiner Anlagen und Kreffte nicht mentschlich, es wird es nur durch die Harmonie seiner Bildung in allen. Noch mehr, die einzelne Bildung einer jeden besondern menschlichen Anlag oder menschlichen Kraft kan auch einzeln nur durch die zugleich stattfeindende harmonische Mitbildung der anderen Anlagen und Krefften zu einer befriedigenden Vollendung gebracht werden. Es ist nicht nur, daß durch die einseitige Bildung einer einzigen Krafft der Mensch als ein Ganzes verbildet wird, sonder auch die einzelne Anlag des Menschen als solche wird und muß durch einseitige Bildung verbildet werden. Einseitig gebildete Vernumft führt nicht nur zu einer lieblosen, sonder auch zu einer unvernümftigen Vernumft. Und wie das schwerste Wasser durch die Glut des Feuers sich in leichte Dünste auflöst und so sich ausdehnt, aber allen festen Zusamenhang unter

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sich selber und mit diesem seine specifische Schwerkrafft verliert und in seinen Theilen zu einem millionenfachen sich selbst verlierenden, kleinlichen Nichts wird, also verlieren auch die stärksten Vernumftkräffte durch einseitige Bildung ihr specifisches Gewicht. Einseitig gebildet, steth die Vernumft im Menschen wie im leeren Raum. Wie das Wasser in Dünste aufgelöst wird sie durch ihre Ausdehnung selber zu einem millionenfach, sich in sich selbst verlierenden kleinlichen Nichts. Sie wird durch ihre Einseitigkeit im Menschen Aufblähungsstoff, gefüllte Leerheit von richtigem Wüssen, Spizfindigkeit und List. Auch die einseitige Bildung des Herzens hat die nemliche Wiirkung. Wer sich ohne Verstand aufopfert und sein Wohlwollen ohne Einsicht und ohne Folgen verschwendet, der hört bald auf, wohlwollend zu syn, und wer ohne Wirtschafftskräffte wohlthätig ist, der muß bald aufhören, es zu syn. So trägt auch die einseitig gebildete Liebe den Samen des Tods in sich selbst. Aller Schein ihrer Kräffte ist eitle Würkung ihrer Schwäche. Und wie ein Baum, dessen Wurzel nicht in die Güte der Erde, sonder in die Fülle des Mists hineintreibt, seine Treibkrafft durch sein Treiben selber verliert, also verliert der Mensch der Liebe selber [seine Kraft] durch unvernümftiges Lieben. Ebenso die einseitige Bildung der phüsischen Kreffte, die, zu Fertigkeiten erhoben, unser wirtschafftliches Dasyn sichren, untergraben durch ihre Einseitigkeit wieder, was sie erzeugen. Der einseitig gebildete Berufsmensch verliert allen Tact, wenn sich die Umstände seines Berufs änderen, und kan in verschiedenen Ständen gar leicht in seinem 50er Jahr durch Befolgung eben der Grundsäzen und eben der Handlungsweise um sein Brod komen, durch die er selbiges in seinen zwanziger Jahren gewunen. Und nichts ist allgemeiner, als daß die Söhne eines Mans, der durch die Seelenschranken seiner einseitigen Berufsbildung seine Nachkomenden dahin bringt, das mit Leichtigkeit zu verschwenden, was er mit Ängstlichkeit zusamengebracht. Also tragen offen einseitig gebildete Kräffte imer den Samen der Schwächung, Stillstellung und Zerstörung ihrer selbst und ihrer guten Folgen in sich selbst. Solche Kräffte, ihre Folgen und ihr Schein blenden zwahr immer die thörichte Menge und erregen Gelüsten nach ähnlichem Schimmer, aber das Innere der Menschennatur bleibt selbst mitten in Irrthum und Täuschung im Wesentlichen seiner Ansichten denoch unbestechbar.

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Wenn 1000e gelüsten: ich möchte einen Verstand, eine Gewandtheit und eine List haben wie ein oberster Priester, so sagt denoch kein Mensch: es wäre gut, wenn alle Menschen wären wie die obersten Priester. Wenn 10'000 sich das Herz eines Mentschen wünsch 5 ten, der ob seiner kindlichen Gutmütigkeit sich selber, die Seinigen und den morndrigen Tag vergißt, so sagt doch kein einziger von allen: es wäre gut, wenn alle Menschen wären wie diser Mensch. Ebenso wenn ein Held in Erwerbskunst, ein Genie ein ganzes Volk durch seinen Arbeitsfleiß selber armer und unbehelflicher macht, als es vorher war, eh es disen Fleiß kandte, sich selbst Millionen zusamengebracht, so sagen frylich unter disem Volk 10Ό00 und 10Ό00: hette ich es auch so könen! Aber kein einziger unter allen 10Ό00 wird dir sagen: es wäre gut, wenn alle Menschen wären wie diser. So gewüß ist es, die Menschennatur bleibt selbst mitten in der Teuschung und den Irrthümeren, zu welchen sie die Scheinvortheile einseitiger Verbildungen der Mentschennatur hinlenken, in der wesentlichen Ansicht, daß nur eine harmonische Ausbildung aller menschlichen Anlagen zusamen das aus dem Menschen machen köne, was er als Mensch syn soll, unbestechbar sich immer selbst gleich. Und denoch, sagst du, ist die ganze Welt einseitig gebildet. Du hast recht. Auch ist das Ellend der Welt groß, sehr groß. Daß es so ist, [liegt daran] : so weit als die Welt einseitig gebildet ist, so weit ist [sie] verbildet, und so weit sie verbildet ist, so weit sind der Menschlichkeit, ich möchte sagen der Menschwerdung unsers Geschlechts durch seine Bildung selber Hinternisse in den Weg gelegt. Was den Menschen imer verbildet, das hintert ihn auch, Mensch zu syn. Du hörst oft in unsrer Zeit: es ist schwer, Mensch zu syn. Und worum? Weil die Künste unsrer Verbildung allgemein sind, weil jeder, wo du imer hinkomst, die Brille seiner Einseitigkeit auf der Nase tregt. Aber muß es darum immer also [sein]? War es immer also? Nein, es war nicht immer also und muß nicht immer also [sein]. Nein, es waren Zeiten, ich selbst habe noch in meiner Jugend den Rest solcher Tagen gesehen, es waren Zeiten, wo das Volk oft und viel an der Grabstätte eines braven Mans sagte: das war ein Mensch, wie alle Menschen syn sollten. Ja, es [war eine Zeit], I wo unser Geschlecht weniger verkünstelt, weniger verbildet war, es war eine Zeit, wo der Mensch von seinem Fürsten, von seinem Herschafftsh[err]n, von seinem Pfarer, von seiner bürgerlichen Gesezgebung und von seinem geistlichen Chorgericht nicht bloß als Edelman, als Bauer, als

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Soldat, sonder als Mensch, es war eine Zeit, wo er von disen Behörden mehr als Christ ins Aug gefaßt ward. In der Unschuld diser besseren Zeit war [es], daß mann nicht bloß am Grab eines erhabenen Fürsten, nicht bloß am Grab eines edlen Herrschafftsh[err]n, nicht bloß am Grab eines im Geist Jesu Christi lebenden Priesters, sonder selbst am Grab gemeiner Bürger und am Grab stiller einfacher Landanbauer 100 [und] 100 Menschen in Threnen versinken [sah] und es aussprechen [hörte]: das war ein Mensch, wie alle Mentschen syn sollten. Nein, es war nicht immer also und soll nicht immer also bleiben. Unsre Verkünstlung ist heilbar, unsre Verbildung ist heilbar, aber wir müssen wahrlich damit anfangen, sie als unsere Krankheit und nicht als unseren V o r z u g anzusehen.

5ter Brief. Ich habe meinen Lesten mit dem Wort geendet: wir müssen unsere Verbildung als unsre Krankheit, aber als eine heilbare Krankheit ansehen. Ich muß also fragen: was ist die Natur dieser Krankheit? Und diese ist offenbar nicht anders als der Mangel an Harmonie in der Bildung. Das Mittel dagegen ist offenbar nicht anders als diese Harmonie selber. Wir haben gesehen, der gesunde Menschenverstand fodert dise Harmonie und fodert, daß nur der Mensch, der Kopfs, Herzens und Berufs halber gleich vollendet gebildet worden, . Das tiefste Forschen über die Mentschennatur von ihrer vollendeten Ausbildung als die Übereinstimmung ihrer sämtlichen Krefften. Und die Erfahrungen aller Völker und aller Zeiten sind allgemeine Belege für die Wahrheit der Äußerungen des gemeinen Menschenverstands und der Urtheile des tiefsten Denkens über diesen Punckt. I Die Verhüttung der menschlichen Verbildung ruhet also wesentlich auf der Gleichförmigkeit in der Entwiklung der sämtlichen Anlagen in der Bildung der Mentschennatur als solcher im Ganzen. Sie ist das Gegenstük von der Bildung des Menschen als bloßes Verstandswesen, das Gegenstük von der Bildung des Menschen als bloßes Herzensgeschöpf. Sie ist das Gegentheil von der Bildung des Menschen als bloßes Stands- und Berufswesen. Sie ist die Bildung des Menschen, die von seiner absoluten Einheit, das ist von seinem

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Zustand, ausgeth, in dem er durchaus noch keinen Verstand, kein Herz und keinen Beruf , wohl aber Anlagen zu allem disem. -> Sie ist im eigentlichen Verstand Anlagen- und nicht Krefftebildung. Sie m u ß von dem Punkt der Menschennatur ausgehen, wo die Einheit diser Natur ganz rein ist, das ist, wo durchaus noch nichts als nur Anlagen in der Menschennatur da sind. Sobald Kreffte da sind, so ist Einseitigkeit da, und die ganze Kunst und das ganze Streben der wahren Menschenbildung besteth in einem ewigen Kampf gegen die Gefahren diser imerwehrend eintreffenden Einseitigkeit. Und diese Gefahren sind groß. Das bürgerliche Leben, wie es jez ist, ist bynahe ganz ein Resultat des verlohrnen Gesichtspunkt von dieser E i n h e i t , und die Erziehung ist bestirnt, wie sie syn muß und wie sie imer ist, wo das Menschengeschlecht diesen Gesichtspunkt ganz aufgegeben. Diese Erziehung, was ist sie? Eine Compilation von Mittlen, den Verstand zu schärfen, von andren, das Gedächtnis zu stärken, von andren, die Einbildungskrafft zu beleben, von noch andren, den Wiz zu beleben und den Scharffsin zu üben. So wird in diser Bildung die Einseitigkeit, mit der man die intellectuelle Krafft des Menschen ins Aug faßt, noch dadurch verstärkt, daß man nicht einmahl I sie als ein Ganzes betrachtet, sonder ihre Theile oder villmehr jede ihrer bloßen einzeln Ansichtsweisen [und] äußern Erscheinungen als selbstständige Ganze ansieth und sie Regien und Formen unterwirft, die nicht einmahl festen Zusamenhang unter sich selbst, will gcschweigen mit dem Ganzen der Menschennatur, mit ihrer untrenbaren Einheit, haben. Es ist mit der Herzensbildung das nemliche. Die einzeln Tugenden sind unzehlbar, für die man einzelne Mittel weiß. Auch hat schon im vorigen Jahrhundert ein fromer Man eine Compilation von 900 solcher Tugendmittlen unter dem TituI Herzensapotek mit 900 Recepten herausgegeben. Das war aufrichtig. Man ist frylich von dem grellen Irrthum von den einzeln Mittlen, den Menschen zu einzeln Tugenden und sogar zu Epoche-, Zeiten- und Umständetugenden zu bilden, zuriikgekomen. Man erkent die Einheit der Tugend. Aber die Massa der Mittel, die zum Zwekk der Tugendbildung benuzt werden, haben diese Einheit nicht. Man macht die Tugend nicht aus der Menschennatur als eine Anlag dieser Natur und in Harmonie mit allen übrigen Anlagen dieser Natur aus ihr herausfallen. Am allerwenigsten verhüttet man die Einseitigkeit in der Bildung unsers Geschlechts mit den Mittlen, durch [die] man den einzeln

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Menschen zu den Fertigkeiten seines Stands und seiner Bestimung tüchtig zu machen sucht. Bald denkt es nur niemand mehr, auch Stand- und Berufsbildung müssen by den Menschen ein Resultat einer Führung [sein], die den Menschen Verstands, Herzens und Berufs halber als eine untrennbare Einheit ins Aug fasse. Man erzwingt allgemein mit Aufopferung des Kopfs und des Herzens, I das heißt mit Aufopferung der ersten Fundamenten der Menschlichkeit, mit Aufopferung dessen, was als die conditio sine qua non der Möglichkeit des Menschlichwerden angesehen [werden] muß. Dieses und weniger nicht opfert man der Sicherheit des Brodverdienens und der Erhaltung des Menschen in einem so geheißnen Stand. Wenn sie nur mit dem drekichten Vieh und mit dem Feld gut umzugehen lehrnen, so ist mir genug, sagen 1000 Landvätter, und wüssen nicht, was sie reden. Gottesförchtig müssen sie mir doch noch dazu werden, sagt im gleichen Fall noch die Mutter, und recht gehorsam werden, [fügt] etwan Küster oder Weibel hin[zu]. Die guten Leut alle. Der Mensch kan nicht r e c h t mit dem Vieh, er kan nicht recht mit dem Feld, er kan nicht recht mit den Knechten umgehen, er kan nicht recht gottesförchtig, [er] kan nicht recht gehorsam werden, wenn er nicht im Ganzen seiner Natur menschlich gebildet ist. Nein, er kan alles dieses nicht werden, wenn der Menschlichkeit seiner Natur nicht in allen ihren Anlagen Vorsehung gethan wird. Der Bauer ist nicht [allein] also, die Einseitigkeit aller Stände hat eine gleiche Sprache, und je höher hinauf, je weiter geth besonders die Herzensverhärtung, die Berufs- und Standseinseitigkeit. Hör es, mein Kind muß Mißtrauen gegen die Menschen haben, sonst komt es in seinem Stand nicht fort, so spricht der Kaufman, der recht reich ist und darum auch gerade heraussagt, was minder reiche und minder derbe nur halb heraussagen, zu ihren Hauslehreren, und seine Hauslehrer richten sich darnach. Und mach er mein Kind nicht weichherzig, es muß, will ['s] Gott, sich in öffentlichen Amteren behaupten, und Weichherzigkeit ist das Gift alles öffentlichen Lebens. Der Hauslehrer darf die ge[nädige] Frau, die ihm das sagt, nicht fragen: muß ich Euren Knaben hartherzig machen? Aber das ganze Haus macht ihn hartherzig, es kan nicht anders. Das arme Kind sieht täglich bis auf den Abend, wo die Geschäffte enden und das Spill und das Trinken angeth, Thum, Weibel, Harschir, Profosen und gefangene und verklagte Menschen. Der Hauslehrer muß den Eindruk von allem disem auf das Kind würken lassen, wie es auf ihns würken

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soll. Das Kind wird im Inersten seines Herzens, wie es für Vatter und Mutter werden soll, und der Hauslehrer ist lieb. I Frylich bekomt nicht jedes Kaufmans und nicht jedefr] rathh[err]liche und richterliche oder amtliche Hauslehrer eine solche öffentliche Weisung. Im Gegenteil, der Fall einer solchen offenen Weisung ist eine wiirkliche Seltenheit, und ich habe für den Mann und das Weib, die eine solche Weisung ihrem Lehrer grade und offen geben, noch Respect. Sie handien consequent. Weit mehr mißfallen mir ein Vatter, der, wenn ihm der Hauslehrer Vorstellungen macht, daß die hartherzigen und die Menschen höhnenden Wort, die sich der Oncle, die Tante an der Taffei erlauben, und die Kriechery und Niedertrechtigkeit des Thon, den gewüsse Mentschen besonders gegen Mama in Gegenwart der Kinder annehmen, und 1000 andere Sachen mit den Grundsäzen einer guten Erziehung unvertreglich sy, dem Lehrer antwortet: da kan ich ihm [in] Gottes Nahmen nicht helfen. Ich darf der Tanten das Maul nicht zu thun, und sie will die Kinder um sich haben. Und was den Thon antrifft, so ist wieder nicht [s] zu machen. Er muß syn, wie er in allen Häusren, die unsrem gleich sind, auch [ist], und wenn ihn meine Frau etwas zu weit treibt, so ist sie den auch wieder gut, sie gibt selber denen, die sie oft ein wenig unartig anfahrt, denn wieder Allmosen. In Gottes Nahmen, er muß denken, er sy eben darum da, daß er solchen Umständen entgegen würke. Geb er ja recht Achtung, und sag er den Kindren fein ordentlich und recht oft, daß man auch mit den Armen freundlich syn müsse. Aber hütt er sich wohl, jemahl sich merken zu lassen, daß die Tante oder die Mama hierin zu weit [gingen]. Im Gegenteil, er muß alles thun, sie in einem solchen Fall zu entschuldigen, damit sie den Respect gegen sie nicht verliren. Werf er in Gottes Nahmen denn die Schuld mit Verstand auf einen Sten und halt er meine Kinder hierin imer in der ordentlichen Mittelstraß, daß Mama und Tanten mit ihnen immer zufrieden syen und sie sich denn doch nicht gar einen so lebhafften Ton gegen die Kinder angewöhnen. Hör er's, er kan dann aufs neue Jahr einer Recompense, die ihm Freud macht, sicher syn. Solche Ellendigkeitsauftritt haben lOOmahl mehr statt, als das gerade Heraussagen dessen, was mann sich selbst nicht gesteth, daß man es will. Ich kene Menschen von Stand, sie haben ihrem Hauslehrer zugemuthet, I by ihren Kindren dem Eindruk dessen, was alle Tag vorgeth, durch das tägliche Anschauen prächtiger Gemählden entgegen zu würken. Der Vatter meinte, es köne nicht anders syn,

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die Schönheit derselben müsse in seinem Kind bleibende Empfindungen und Gefühle für das Gute hervorbringen. Der Mann meinte es in einem Haus, wo alles, was lebt, im Geist und im Herz des Kinds Leidenschafft und Verwirrung erzeugt. Ein andrer schikt seinen Hauslehrer, der ihm sagte, sein Kind zeige Hang zu Niedertrechtigkeit, auf der Stell fort und behauptete, das Blut und die Mutter stelle ihn sicher, daß der Hauslehrer ein Narr sy und das Kind nie niederträchtig werden köne. In diesem Grad ist es wahr, daß die Einseitigkeiten, mit welchen uns Stand, Geburth und Beruff das Geschefft der Erziehung ansehen machen, der Einheit, in welcher die Menschennatur diesfahls ins Aug gefaßt werden sollte, im Weg stehen. Man muß den Menschen wahrlich außer den Ansprüchen des geselschafftlichen Lebens ins Aug fassen, wenn [man] der Art und Weis, wie die Natur selber den Menschen in ihrem Einfluß auf seine Bildung als eine Einheit, als ein Ganzes behandelt, auf die Spur körnen [will]. Sie reizt ihn durch Noth [und] Bedürfnis zur Anstrengung seiner Kreffte, aber sie verschafft ihm durch jede Anstrengung imediat erquikenden Lebensgenuß, aber sie zwingt ihn nicht zu einer erschöpfenden Anstrengung seiner Kreffte. Sie ist zu arm, um meinem Geschlecht erschlaffende Trägheit zu erlauben, und zu reich, um es durch nöthige Anstrengungen zu eben dieser Erschlappung hinabzuführen. Dieser Mittelzustand zwüschen drükkender Armuth und schwelgendem Reichthum, welcher einen ewigen Wechsel von Anstrengung und Befriedigung zur Folge [hat] und [in] seinem Würken durchaus real und nicht idealisch ist, ist bestirnt das Fundament, worauf die Natur die Harmonie ihres Einflusses auf die Einheit, auf das Ganze der menschlichen Natur sichert. Die Geselschafft leßt immer weniger Menschen in der Befriedigung diser glüklichen Mittel. Unsre Reichen feinden in der Natur keinen Reiz zu irgend einer Anstrengung, sie feinden ebenso I in der Natur für irgend eine Anstrengung keine Realbefriedigung. Keine Arbeit gibt ihnen Genuß. Sie besizen die Mittel ihrer Befriedigung in ihren Papiren. Die Natur ist nichts für sie. Der Zusamenhang zwüschen ihnen und der Natur ist nur durch das Gelt, und die ganze Natur, die nicht also mit ihnen zusamenhangt, ist ihnen nichts und kan ihnen als solchen nichts syn. Ihr Gelt hatt die Bande zwüschen ihnen und der Natur zerrissen. Die Welt feindet kein Mittel, dises Band wieder zu knüpfen. Höhere, übersinnliche Ansichten könen es allein wider knüpfen. Aber die Welt gibt dise Ansichten nicht, Gold und

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Gewalt geben sie nicht. Es ist unwiedersprechlich, alle Vorzüge der Welt, die Anstrengung dem Menschen unöthig machen, indem sie ihm keine Befriedigung verschaffen könen, sind die realen Hinternisse, die dem Grundsaz, den Menschen als ein Ganzes ins Aug zu fassen, im Weg stehen. Aber ebenso wahr ist das Unglük der zahl [losen] Armen, die die Noth zwingt, sich nur einseitig anzustrengen. [Sie] sind wie die Mächtigen und Reichen der Erd in eben dem Fahl, in ihrer Lag vast unübersteigliche Hinternisse gegen die Möglich[keit zu haben], die Erziehung ihrer Kinder auf den Grundsaz der absoluten Einheit ihrer Natur und der aus [ihm] fließenden Nothwendigkeit, alle ihre Kreffte harmonisch zu entwiklen, zu gründen. Ihre Lage ist so, daß die Bildung von 1000 und 1 0 0 0 armen Kindren, insofehrn sie von den Eltren abhangt, zwüschen bloßem unatürlichem Arbeitsdrang und verwahrlosender Hintansezung allen Einfluß wechslet. Die Verwilderung, die diser Zustand nothwendig hervorbringt, hatt die Staat allgemein vermögen, Schulen anzulegen. Aber was sind die Schulen, die die Staaten für die Bildung [der] niedersten Menschheit angelegt? I Ist es Bildung der Menschheit, was man durch diese Schulen erzihlet? Wird das Kind des Armen in denselben ins Aug gefaßt und behandelt, wie der Mensch vermög seiner Natur ins Aug gefaßt und behandlet werden muß, wenn seine Anlagen und Kreffte harmonisch in ihm entwikelt werden sollen? Nein, die Einheit der menschlichen Natur, ohne deren Anerkenen unser Geschlecht durch keine Bildung mentschlich werden kan, diese Einheit der Menschennatur und aller ihrer Anlagen ist nicht die Grundlag der Handbietung, die der Arme im Land durch die Schulen vom Staat genießt. Man lehrt in diesen Schulen lesen, schreiben und rechnen. Aber was ist lesen, schreiben und rechnen im Ganzen der Bildung, die der Mensch bedarf, um Mensch zu syn? Was ist lesen, schreiben und rechnen im Ganzen der intellectuellen, sittlichen und bürgerlichen Bildung, deren [der] Mensch bedarf? Was sezt lesen, schreiben und rechnen in der Bildung der menschlichen Anlagen selber voraus, wenn es in Ubereinstimung mit allem dem, was die intellectuelle, bürgerliche und sittliche Bildung des Menschen erfordert, betrieben werden soll? Es ist gut, daß sie da sind, diese Schulen. Aber geschiht den Ansprüchen der Menschennatur durch sie ein Genügen? Und ist es gut, daß wir in unsrer Zeit mehr fühlen, der Mensch muß schreiben, le-

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sen und rechnen könen, als er muß Mensch syn könen? Und was ist lesen, schreiben lind rechnen im Ganzen der Bildung, die unser Geschlecht bedarf, um mentschlich leben zu könen? Noch mehr, was ist dem Mentschen, der die Kunst- und Biichersprach durchaus nicht versteth, der sie durchaus nicht reden kan, was ist es für disen Menschen, wenn er lesen und schreiben kan? I Was [hilft es] dem Menschen, der reden könen sollte, wenn er das nicht kan, und denn in einer Kunst- und Büchersprache, die er nicht versteth, lesen und schreiben lehrt? Und was hilfts dem Mentschen, der Verstand und Vernumft haben sollte, wenn er auf eine Art rechnen lehrt, die seiner Vernumft mehr hinterlich als förderlich ist? Noch einmahl: heil dem Land, so wenig sie auch leisten, der gänzlichen Verwilderung der Armen der Schulen Inhalt zu thun. Aber Schande auf den Ellenden, der die Menschennatur um dieses Palliativmittels gegen äußerstes Verderben willen vergißt. Schande über den Ellenden, der es auszusprechen wagt, daß den Pflichten, die die öffentliche Vorsorg der Mentschennatur [schuldet], die imitten [des] wohlgeschüzten Gewühl des Ubermuths und des Überfleißes eigenthumslos und rathlos schmachtet, mit einem solchen lesen, schreiben und rechnen lehrnen ein Genügen geleistet zu haben wähnt. Wenn die Menschheit unter irgend einer Lag unumgänglich die vereinigte Bildung aller ihrer Anlagen, die vereinigte Bildung von Kopf, Herz und Hand bedarf, so ist [es] im Stand der Eigenthumslosigkeit, im Stand erblicher Hintansezung und im Ungliik erblich eingewurzelter Verwilderung. Und man muß noch Gott danken, wenn die Menschheit unter diesen Umständen auch nur, sy es, wie es wolle, auch nur schreiben und rechnen lehrnt. Auch die schlechtesten Schulen sind Mentschen, deren thierische Verwilderung erbliche Verwilderung, durch das Ellend und die Hintansezung, in der sie lebten, erblich geworden, I noch nüzlich. Aber Schande, ewige Schande dem Mann, der es ausspricht, man köne dem Volk nicht mehr thun als es schreiben, lesen und rechnen lehrnen. Schande, ewige Schande dem Man, der ausspricht, man köne dem Volk des Lands, man köne dem Volk meines Vatterlands in intellectueller, sittlicher und bürgerlicher Hinsicht nicht mehr Vorsehung thun, als es lesen, schreiben und rechnen lehrnen. Wer ist das Volk, wer ist das [Volk] meines Vatterlands? Schuzgeist des Vatterlands, verlaß mich in diesem Augenblik nicht!

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[6. Brief] Zwiischen den Wenigen, denen Gold und Ehre alles Gefühl und alles Bedürfnis der Harmonie in der Bildung ihrer Anlagen tödet und lähmt, und den unglüklichen Hauffen, die in Eigenthumslosigkeit und Hintansezung [sich] nicht zu dem Gefühl des Bedürfnis diser Ausbildung erheben, Vatterland, zwüschen byden wallet der Kern deines Volk. Vatterland, zwüschen diesen byden steth im glüklichen Mittelstand eine große, eine sehr bedeutende Anzahl Menschen, [die] der I[ieben] Mutter Natur neher stehen. Gold und Ehre und Gewalt führen die unveredleten Menschen unwiederstehlich zu einer Unersättlichkeit in allen Genießungen, die Gold, Ehre und Gewalt der rohen thierischen Menschennatur gewähren könen. Wenn auf der einen Seiten leichte schimernde Goldmenschen und harte drükkende Gewaltsmenschen in unserer Zeit von ihrem Gold und von ihren Ämtren imer mehr Hinternisse gegen die einfache [Ansicht] aller menschlichen Verheltnis und besonders gegen die einfache Ansicht dessen, was ihre eigne Kinder und die Kinder der Armen zur Ausbildung ihrer Anlagen bedörfen, in sich selbst [haben], und wenn auf der andren Seiten by den irrgeführten Ansichten der Menschen, die in jedem Land den Thon über alles geben, die öffentliche Handbietung, [die] der Arme im Land unter disen Umständen genießen , die Menschennatur umüglich befriedigen kan, wenn die Menschen auf disen byden Stellen durch die Gewalt der Noth und die noch größere Gewalt eingewurzelter Anmaßungen und Gelüste hierin zur Abweichung von der Natur gleichsam gezwungen werden, so muß natürlich die Hoffnung des Vatterlands, die die Hoffnung der Mentschheit ist, ihr Auge auf I den Stand der Menschen werfen, auf den die Umstände nicht mit eben der Gewaltsamkeit zum Ruin der einfachen Mentschenansichten über diesen Gegenstand hinwürken. Ja, Vatterland, in deinem Mittelstand ist deine Krafft. Die Menschen, by deren Grabstätte das Volk spricht: es waren Mentschen, wie alle Mentschen syn sollten, sind gewöhnlich Mentschen aus dem Mittelstand und müssen es gewöhnlich syn. Die Natur steth diesem Stand näher. Anstrengung und Lebensgenuß berühren sich in demselben unmittelbar. Die Noth fordert in demselben keine Erschöpfung der Kräffte und hintert das Gleichgewicht in der Bildung der Kräffte, dem die Natur ruft, nicht gewaltsam. Indem der Mensch dieses Stands durch seine Lag selber dahin

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geführt wird, das Glük seiner Kinder in der Krafft und in dem Glük, das er selber genießt, zu suchen, entfehrnt ihn die Natur in den Mittlen selber zur Bildung seiner Kinder eben so sehr von den Erziehungsfehleren der oberen Ständen als vor der Verwahrlosungsgedankenlosigkeit des eigenthumslosen Gesindels. Indessen der Reiche und Mächtige [es] nicht will, aus s e i n e n Kindren nur s o w e n i g zu machen, als a l l e Mentschen syn sollen, und hinwieder indessen der eigenthumslose Arme es nicht möglich feindt, [aus] den seinen s o v i e l [zu machen], als alle Mentschen syn sollten, so feindet der Mittelman weder in den Verirrungen seines Willens, noch in der Zurüksezung seiner Kinder hierzu die nemlichen Hinternisse. Der Mittelman will Krafft für seine Kinder, er will allseitige Krafft für dieselben. Sein höchstes Zihl ist für sein Kind, ein Mensch aus ihm zu machen, der so ist, wie alle seyn sollten. Sein höchstes Zihl ist, einen Menschen aus ihm zu machen, der in seinem Stand mit Gott und Ehren durch die Welt kome und der, damit er gewüß ein solcher Mensch werde, wohl erfahren müsse, wo das Brod herkome. Der Mittelman will keinen Schwächling, er will keinen Träumer aus seinem Kind [machen], und die Umstände machen nicht einen solchen aus ihm, als [sie] einen solchen aus einem Kind machen müssen, dessen [Anlagen] durch sein Gelt, durch seine Ehre und durch seine Gewalt von der Natur getrent sind, wie 2 Menschen durch unübersteigliche Berge von einander getrent sind. Nein, gewöhnlich gefahret das Kind des Mittelmans, [es] ist im allgemeinen durch die Natur und durch den Willen des Vatters und den Willen der Mutter und durch die ganze Krafft ihres Hauslebens mächtig beschüzt, nicht so leicht einseitig, nicht so leicht gedanken- und thatenlos und ebenso nicht anmaßlich, nicht leicht ungenügsam und unersättlich zu werden, als Kindren der Gelt-, Ehr- und Gewaltsmenschen durch Standesansichten und Standeseigenheiten ihrer Eltren und ihrer Verwandten und Hausgenossen und ebenfahls durch die schimernde Kraftlosigkeit ihres ganzen Hauslebens bynahe allgemein unwiederstehlichen Reize zur Einseitigkeit, zur Gedanken- und Thatenlosigkeit, zu Anmaßungen, zur Unersättlichkeit feinden. I Ebensowenig wird der Mittelstand von der einfachen Ansicht des Erziehungsgrundsazes von dem Druk der Umständen abgelenkt, die den eigenthumslosen Armen davon ablenken. Die Anstrengung seiner Krefften gewöhnt ihm allseitig ein unabhangendes Leben. Die Noth ist ihm nicht, wie dem ersten, eine böse Rathgeberin zu aller Art von Niedertrechtigkeit. Es ligt in der Natur: der nicht tief verdorbne

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Mensch will sich so gern selber helfen. Er will so gern eignes Brod, er will so ungern anderer Leuten Brod, er will so ungern Gnadenbrod essen. Ich weiß wohl, daß der Geist der Zeit alles Gnaden[brot] würzet. Aber bhüt mir Gott die Zeiten, wo mann es nicht würzet. Bhüt mir imer Gott die Zeiten, in den man den Kath, der an allem Gnadenbrot hanget, sichtbar macht und sichtbar leßt. Ich habe den Rest solcher Tage in meinem Vatterland noch gesehen. Da hungerte die ehrenveste Tochter des Handwerkers noch lieber an der Seiten ihrer Mutter, als daß sie sich entschließen konte, in einen Dienst zu gehen. Da verschmehte die ehrenveste ärmere Bürgerschafft allgemein die öffentlichen Amter, die mit dem Tragen der Stattfarb begleitet waren, wenn dise Dienste auch so eintreglich waren, und der junge Bürger, wäre er auch noch so arm, sezte [sich] nicht an den Tisch, an dem ein Man saß, der die Stattfarb trug und damit [sein] Brod fand. Sowie mann sich daraus nichts mehr machte, sowie Menschen, die mit Pfänden, Austreiben, Schelmen fangen, Schelmen suchen, H[err]en nachgehen und H[err]en nachreiten etc. zu thun haben, allmählig dem armen Bürger gleich [wurden] und später sich über ihn heraufsezten, so gieng der Mittelstatt des Staat [zurück]. Sowie der ehrenveste Bürger [den] Erniedrigungsgeist, der den Dienststand immer begleitet, nicht mehr verachtete, sowie er sich nicht schemte, Sitten halber sich dem Dienststand gleichzustellen, so schemte er sich auch nicht mehr, sich durch Hoffarth den Reichen und Vornehmen gleichzustellen. I Und mit diser Annehrung des Mittelstands an das Verderben der Obren und an dasjenige der Untren war auch sein eigenes Verderben entschieden. Es geschah nichts, dises Unglük zu verhütten, und es geschiehet heute nichts zu disem Zwekk. Was in meiner Vatterstatt geschah, das geschah [überall]. Der Geist des Zeitalters war allenthalben der ncmliche, und obschon sein Bogen vor seinen Augen durch die Thorheit seiner Uberspanung gebrochen, durch ihre disfelige Erfahrung nicht weiter gekomen, als daß sie jez selber auch mit dem gebrochenen so eilend geflikten Bogen noch weiter zihlt, als es mit dem ganzen selber nie, selber auch da nicht gethan hat, wo es ihn durch seine Uberspanung gebrochen. Ach, wir sind durch das Zerbrechen linsers Bogens im Biegen und Spanen desselben völig unvernümftig geworden. Die Zeiten sind für den Mittelstand vorzüglich bös. Die Folgen unserer bürgerlichen Verirrungen verderben ihn, bydes, von oben herab

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und von unten herauf. Man komt dem Guten, das er hat, weder durch die öffentlichen Einrichtungen der Gesezgebung noch durch diejenigen der Erziehung zu Hülf. Im Gegenteil, der gekrenkte Ehrgeiz unsers Dastehens mit dem zerbrochenen Bogen hat uns in byden Riiksichten zu inneren stillen Gesinnungen gebracht, die wir nicht einmahl aussprechen dörfen, I weil wir ihre Schlechtheit tief fühlen. Solche stille Gesinungen aber untergraben die edelsten Gefühle der Menschennatur immer, wie stille Wasser den Grund fressen. Wahrlich, die Krafft des Mittelstands wird von solchen stillen Gesinnungen unterfressen. Wer weiß und im ganzen Umfang begreift, was das ist, kan nicht anders als trauren, daß es so ist. Das Edelste, das wir haben, das Edelste, das wir in unsrer Mitte pflegen und anbauen sollten, das untergraben wir mit bösen Höhlen, damit es einsinke. Wenn wir von einem Mentschen reden, der alles in Unordnung bringt, alles durch Unordnung verderben läßt und verderben muß, weil er das zusamenstellt, was nicht zusamen gehört, so sagen wir: er wirft alles in einen Kübel. Und wir versinken [in] unsren gesezlichen Einrichtungen imer tiefer dahin, alles, was Volk ist, in einen Kübel zu werfen. Wir versinken imer tiefer dahin, den Mittelstand des Lands mit dem niedersten Volk, mit dem Gesindel in einen Kübel zu werfen. Und wie ein Übel das andere nach sich zieht, so versinken wir auch in unseren Erziehungsgrundsäzen [dahin], die Kinder des Mittelstands mit den Kindren des niedersten Volks, mit den Kindren des Gesindels in einen Kübel zu werfen. Man verziehe mir das Wort. Wir leben in Umständen, in denen es offt Pflicht wird, der Delicatesse der Ohrorganen weniger zu schonen, um desto sicherer gehört zu werden. Denn die Übel sind nicht zu berechnen, die durch in einen Kübel Werfen des Mittelstands und des Gesindels sowohl über den obren Stand als auch über den hülfsbedürftigen Armen verhengt werden. Wir komen mit unsren G r u n d s ä z e n endlich dahin, in keinem Stand mehr menschlich handien zu könen. 1000 ruffen mir hier: schweig! Unsere Grundsäze sind von unseren Erfahrungen abstrahirt. Ich antworte den 1000: ein Esel, der während eines Erdbiedens durch die Gaaßen gieng und von den herunter fallenden I Zieglen vast getödet wurde, behauptet [e] einst sein Grundsaz, wenn man weiter durch eine Stattgaaße fahren wolle, den Kopf zwüschen die vordren Beine zu nehmen und mit den hintren auf Kellen zu reißen, sy von der Erfahrung abstrahirt.

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Wahrlich, die Esely des E r f a h r u n g s g l a u b e n s , mit dem unsre Zeit allen Glauben an Grundsäze, die auf die Menschennatur gebaut sind, auslöschen will, übersteigt selber allen Glauben. Man vergißt in unserer Zeit mehr, als man es villeicht, so lang die Welt steth, je vergessen hat, daß man in keinem Fall ein einseitiger harthäutiger und hartköpfiger Esel syn [muß], um irgend eine wahre Erfahrung machen zu könen. Man vergißt es in unserer Zeit mehr, als man es villeicht nie vergessen hat, daß man in jedem Fai an Kopf und Herzen ein gesunder Mensch syn muß, um irgend eine gesunde Menschenerfahrung machen zu könen, und daß alle Erfahrung von ungesunden Köpfen und besonders die Erfahrungen, die ungesunde Köpfe und ungesunde Herzen noch in den schrekklichsten Fiebermomenten machen, durchaus nicht geeignet sind, um ihretwillen Grundsäze, die richtig und einleuchtend aus der Mentschennatur abstrahirt worden, auch nur [zu] bezweiflen, will geschweigen wegzuwerffen. Man fasse den Zustand des Mittelstands und besonders des mittleren Landeigenthümers, der in meinem Vatterland vorzüglich als der Mittelstand des Land muß angesehen werden. Man frage sich: in welchem Grad entwikelt der Besiz einer mäßigen Landwirtschafft, besonders wenn sie noch mit einger Industrie verbunden ist, die intellectuellen Kräffte des Menschengeist? In welchem Grad übt ein solcher Besiz die Uberlegungskrafft, das Gedächtnis, das Vergleichungsvermögen? Man frage sich: in welchem Grad und mit welcher Villseitigkeit übt ein solcher Besiz die Berufskrafft und die Berufsfertigkeiten des Landeigenthümers? In welchem Grad übt sie die Krafft seines geselligen Verheltnisses, seine Krafft, mit den Menschen umzugehen, sich nach ihnen zu richten, sie in sein Intresse zu ziehen? Und endlich: in welchem Grad ist ein solcher mittler Gewerbsbesiz für das häusliche Leben und den reinen Genuß der I Eltren, Kinder, Verwandten, Nachbaren und Hausgenossen unter einandren, und damit zur Bildung der Fundamenten eines wahrhafft und allgemein wohlwollenden sittlichen Lebens vorzüglich vor allen andren Lagen geschikt? Man frage sich dann fehrner: was bedarf diese für die Nationalcultur so wichtige Lage vorzüglich in Rüksicht auf die Erziehung für eine Handbietung? Was kan und soll der Staat thun, diese Fundamente der sittlichen, intellectuellen und industriösen Bildung, die so krafftvoll in de[r] Lag des Mittelstands selbst ligen, zu beleben, zu erhalten und zu sichren? Was kan, was soll der Staat [tun], die Er-

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ziehung dieses Stand mit sich selbst, das ist mit den Vorteilen, die für seine Bildung in seiner Lag selbst ligen, in Ubereinstimmung zu bringen? Was kan und was soll er thun, die öffentlichen und Privathinternisse, die der guten Benuzung dieser Vorteile für das Volk im Weg stehen, aus dem Weg zu räumen? Und endlich frage man sich: was thut jez der Staat zu diesem Zwekk? Was thut der Staat, den Besiz dieser Vorzüge, in welchem [sich] der Mittelstand für die intellectuelle, sittliche und industriose Bildung befeindet, zu benuzen? Was thut er, die Erziehung dises Stands mit disen Vorzügen in Übereinstimung zu bringen? Was thut er, die Hinternisse, die der Benuzung diser Vorzüge in dem Weg stehen, aus dem Weg zu räumen? Es ist hier natürlich nicht die Frage, was einzelne Behörden, die als rari nantes in gurgite vasto müssen angesehen werden, diesfahls isolirt und außerordentlich vorkehren, sonder es ist von dem die Rede, was allgemein im Land, besonder in meinem Vatterland, hierin für den Mittelstand geschiehet und was nach den im Land bestehenden und sint Jahrhunderten eingewurzelten Gewohnheiten und Gesinnungen, was nach den im Geist diser Gesinungen und Gewohnheiten ebensolang organisirten Mittlen der Landesbildung in dieser Rüksicht geschehen köne und nicht geschehen köne. Wenn man die Frage auf dise Art bestirnt vorlegt, so kan sich auch der Halbblinde im Land nicht verhehlen, daß die Vortheile, [die] der L a n d e i g e n t ü m e r und auch der bürgerliche Mittelman zur intellectuelen, sittlichen und industriösen Bildung seiner selbst in seiner Lag besizt, vom Staat auf keine Weise benuzt werden. Er muß, er kan nicht anders, er m u ß auch als halbblind einsehen, daß der Staat nicht nur nichts thut, den öffentlichen Erziehungseinfluß mit disen Vorteilen in Übereinstimung zu bringen, sonder daß er sogar durch den Einfluß der bestehenden Volksbildungsanstalten alle Vorteile, die der Mittelstand zu seiner intellectuellen, sittlichen und industriösen Bildung in seiner Lag selbst feindet, noch untergrabt, unwürksam macht und sie ihm noch in seiner Lag selber zerstört. Es scheint unglaublich, aber es ist wahr, man macht die Kinder dises Mittelstands von Kirchen und Staats wegen vom 7. bis ins 15. bis 18. Jahr den Genuß des lebendigen krafftvollen Einfluß ihrer Hausbildung und alle Wone der Mutterliebe und alle Krafft des Vatteraugs und allen Einfluß der elterlichen Einsichten und des elterlichen Herzens so lang großentheils zu verlieren, um so lang täglich

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morgens und abends zwangsweis Schulen zu besuchen, in denen, wenn auch unter 100 Schulmeisteren einer daran dechte, sie Vernumft, Herzens und Berufs halber weiter zu bringen, als sie in ihrem Haus von selbst komen würden, [durch] die Zahl der Kinder, die Gegenstände des Lehrnens, die Unbehelflichkeit der Umstände und der Mangel aller Mittel zu diesem Zwekk, die organisierte Öde und Leerheit alles Reizes zu demselben es, ich möchte sagen, eine phüsische Umöglichkeit ist, denselben mit den Kindren des Mittelstands zu erreichen. Mann wiederspreche mir nicht. Die Lag der Sachen ist, daß man weniger nicht sagen darf als, es sye eine phüsische Umöglichkeit, die Kinder unsers Mittelstands durch unsre Schulen, wie sie sind, Vernumft, Herzens und Berufs halber wiirklich weiter zu bringen, als sie ohne Schulen diesfahls in ihren Häuseren selbst komen würden. Es ist noch mehr wahr, so unglaublich, als es ist, doch wahr: wenn man es bestirnt darauf anlegen wollte, alle Vorteile, die für die intellectuelle, sittliche und wirtschaftliche Bildung des Menschen in der Lag des Mittelstands selbst ligen, durch die Schulen zu untergraben, zu verwirren und zu zerstören, wenn man es darauf anlegen wollte, den öffentlichen Einfluß der Schulanstalten mit disen Vortheilen in den bestirntesten und grellsten Wiederspruch zu bringen, wenn man es darauf anlegen wollte, die Hinternisse, [die] der öffentlichen und privaten Benuzung diser Vorteile im Weg stehen, psychologisch zu organisiren und ihren Einfluß auf die Zerstörung der innren Krafft der Menschennatur zum Ruin dises Stands auf Kind und Kindskinder ewig zu erhalten, man könte nicht mehr thun als Volksschulen anlegen, wie 1000 und 1000 derselben würklich sind. Mann könte wahrlich nicht mehr thun, als was würklich geschieht. Man könte nicht mehr thun, als von Kirchen und Staats wegen erkenen, Mittelstand des Lands, das heißt by uns Menschen, die nicht nur an Leib und Gut fry, sonder mitunter Eigenthümer von Territ[ori]albesizungen und industriösen Gewerben , deren Werth sich I nicht selten auf mehrere 100Ό00 Pfund belauffen, directe oder indirecte [zu] zwingen [sei], seine Kinder 7 bis 10 Jahr in Schulen schikken zu müssen, in denen erstlich 100 bis 200 Kinder byeinander, in denen [zweitens] ein Schulmeister lehrt, verständige Poetensele in Ewigkeit nie auch nur den lOthel und 20thell Kinder zur Privaterziehung vertrauen würde, und endlich 3tens in eine Schul, in denen Menschen, Gelt, Umstände und alles das mangelt, was auch der geschikteste Lehrer haben müßte, um

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auf eine mit der Mentschennatur übereinstimmende Art [lehren zu können]. Es ist unglaublich, diese Art von indirectem Zwang herscht noch vielseitig by uns. Er wird von den illiberalen G e s i n u n g e n der Zeit unterstüzt. Man gesteth sich nicht eigentlich, was mann entschuldiget mit der Ummöglichkeit des Besseren, der[weil man] Hinternisse dem Besserwerden in Weg legt. Man scheut, und das mit Recht, die Unvernumft und die Lieblosigkeit des Maulbrauchens und macht, dem Übel zu helfen, das herzlose und dume Volk durch die Schulen selber noch stum. Man will das t o r ä c h t e und g e d a n k e n l o s e Reden des niedersten Volk verhütten und macht den Kern des Volk, den Mittelstand, durch die Schul noch selber torächt und gedankenlos, indem man [die Eltern] dieses Stands in die Lag [setzt], ihre Kinder 7 bis acht bis 10 Jahre in Schulen [zu] schikken, die für s i e im eigentlichen Verstand als Werkstätte [geeignet sind], Thohrheit und Gedankenlosigkeit zum Ruin ihres Stands in ihnen eigentlich zu organisiren. Diser Stand bedarf Schulen, die ihm dieses nicht sind. Er vermag bessere Schulen. Er würde sie gern [haben], aber er kent nicht, was er bedarf, und feindet in seiner Lag kaum einen guten Rath. Die Forcht, die imer ein böser Rathgeber ist, herschet. Man förchtet sich vor dem Wüssen des [Volks], aber es ist Bildung Krefften des Geist, des Herzens und der Hand, und nicht Führung zum Vielwüssen, was das Volk bedarf und wozu das Volk und vorzüglich der Mittelstand öffentliche Handbietung feinden sollte. Das Volk und vorzüglich der Mittelstand bedarf Elementarbildung, aber man kent diese nicht und vermischt sie immer mit der wüssenschafftlichen Bildung, die nie allgemeine Bildung werden kann und nicht einmahl Bildung des Mittelmans werden soll. -> Diese Vermischung der Elementarbildung mit der Standesbildung ist die eigentliche Quelle der Tiefe, in die das Volk Schulen halber versinkt. Sie ist es, [weshalb] die Menschen, die vor 10 Jahren alles für die Schulen thaten, jez von ihrem Ellend nichts hören wollen, und worum selber Geistliche, wenn die Frag von Elementarbildung ihnen zu thun [gibt], sich die abentürlichsten Antworten erlauben. Es geth so weit, daß einige diser Menschen Vierekken als den Tod des Christenthums ansehen, und wenn dann der Mittelstand in der oder diser [Art] aus seinem Gelt etwan eine besser Schul für seine Kinder zu machen gedenkt, so legen sie einem solchen Schulmeister nicht [nur] alle möglichen Hinternisse in Weg, sonder es gibt sogar

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Geistliche, die es unter sich halten, daß einge dieser Menschen meine Vierekk als den Tod des Christenthums und als das Grab aller bürgerlichen Ordnung ansehen und sich davor förchten als vor einem Gespengst. -> Ein Mensch, der in Tagen, wo man halbe und ganze Schlauköpfe, wenn sie nur gegen das Volk redten, anstellte, ohne mehr zu fragen, auf welchem Mist sie gewachsen, [wo] auch etwa einer Ortwachtmeister unter den zahllosen H[err]enknechten oder H[err]enhandlangern diser Zeit geworden, sagte von meiner Methode, man müsse [sie] nicht änderen, [sie] nicht einsehen; das, was daran hanget, gefällt uns nicht. Er hatte Recht, er meinte, die Methode mache aus den Menschen einfältige, böswillige und derbe Schlauköpfe, wie er einer ist. Und wahrlich, er hatte Recht, sein armer Schlaukopf würde ihn denn nicht mehr zu den Mahlzeiten und zu den Geselschafften [verhelfen], zu denen er wahrlich nur darum Zutritt hat, weil das arme Volk, gegen das er sein Maul braucht, nicht so schlauköpfig und nicht so böswillig und nicht so derb ist als er. Der gute Neuling auf der H[err]enbank, er hat wohl Recht: bhüt uns Gott vor einer Unterrichtsmethode, die das Volk auch nur den 10. Theil so derb, anmaßlich und so böswillig schlauköpfig machen könte, als er ist. Auch ein Pfarrer, der es nicht gern sah, daß der Mittelstand seines Dorfs auf seine Kosten einen Schulmeister anstellen wollte, der nach meiner Methode lehrte, drükte sich über die Gefahr, die damit verknüpft sy, in eben dem [Wort] wie diser Neuling in der H[err]enordnung aus. Er sagte nemlich, 2 Schulmeister taugen in einem Dorf so wenig als zwey Pfeiffer in einem Wirthshaus. In Schulen, wo 100 bis 200 Kinder 7 bis 10 [Jahre] unter die Aufsicht, Leitung und Lehr von Menschen gegeben werden, von denen kein Mensch im Land es auch nur denkt, daß sie fehig sind, so viel Kinder auf eine mit der Natur der Menschenseel übereinstimmende Art Vernuinft, Herzens und Berufs halber um einen Schritt weiter zu bringen, als sie hierin ohne die Schulen von selbst komen würden, I unter die Hand von Menschen, von denen im Gegentheil im allgemeinen ein jeder, der über den Gegenstand nachdenken will, mit Händen greifen muß, daß ihre ABC-Einseitigkeit, Dinten- und Federbeschrenkung und ihre Einmahleins-Verstandeslosigkeit und ihre Herzensöde, ihr kentnisleres Maulbrauchen, das noch alles begleitet ist, A nothwendig dahin würken m u ß , allen intellectuellen, sittlichen und bürgerlichen Einfluß der

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Schul zu einem bloßen Scheineinfluß zu machen und diese Bildung in allen 3fachen wesentlichen [Teilen] selber zu untergraben und vorzüglich den Realeinfluß, den die Lagen und Umständen des Mittelstand zu diser 3fachen Ausbildung der menschlichen Krefften in sich selbst tragen, auf die bedeutenste Art zu zernichtenA - auch das ist nichts anders, so dum es scheint. Die Fähle sind nicht selten, wo es im Dorf mehr Verdruß gibt, wenn 2 Schulmeister, als im Wirthshaus, wen zwy Pfeiffer darin. Aber denn ist frylich meistens der Pfarer daran schuld. Und denn gibt es frylich auch hier und dort Dörfer, die der Ordnung halber, die darin ist, schlechten Wirthshäusern so gleich sind als ein Ey dem anderen, Dörfer, in denen die Vorgesetzten ihren Mitbürgern eben so zum Seegen werden als ein pfifiger Wirth seinen Altagsgästen. Und in solchen Dörfern ist es denn sicher auch, wie der H [err] Pfarer sagt, daß zwy Schulmeister darin so wenig taugen als zwy Pfeiffer in einem Wirthshaus. Dergleichen Vorgesezte wollen nicht, daß ihre Kinder vernümftig, sie wollen nur, daß sie geizig und pfiffig werden, und dafür geben sie täglich einen Anschauungsunterricht, der für ihren Zwekk nicht besser seyn könte. Und für die Kinder der gemeinen Dorfbürger, für diese förchten solche Vorgesezte, auch nur ein Schulmeister köne ihnen schon Köpfe aufsezen und Gedanken by ihnen erwekken, ihnen nicht in den Kram dienen, will geschweigen zwy. 7ter [Brief] Ich habe mein Lestes mit dem Wirtshaus geendet, es stand so eng mit dem Schulhaus in Verbindung. Man sollte es nicht denken, aber die Quelle der Verbildung der Menschennatur, so verschieden sie auch von einander sind, stehen imer im innigsten Zusamenhang unter einander. Teoretisch kan ich das nicht zeigen, aber practisch denke und fühle ich es als Resulta [t] von Erfahrungen, die mein Herz lOOOmahl durch mein Leben verwundten. Die Krafft aller der Wahrheit, dem Recht, der Ruh und der Liebe des Menschengeschlechts, aller der wahren Veredlung der Menschennatur entgegenstehenden Intriguans besteht in der Freude über das, was mich durch mein Leben leiden machte. Er besteht in der Kunst, den Zusamenhang der Verbildung der Mentschennatur, den man zum Vortheil unsers Geschlechts auflösen sollte, zum Vortheil ihrer

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Selbstsucht enger zu knüpfen. 0 wie die Kinder der Welt hierin so unendlich klüger sind und krafftvoller sind als die Kinder des Licht! Der Sinn der Welt, die Wuth der Selbstsucht und das Wegwerfen der Bande Wahrheit Liebe macht auch Schwechlinge in der Pfiffigkeit stark, so wie es hinwieder Heldenmenschen in Geisteskrafft zur leeren Pfiffikeit eilender Schwächlinge erniedrigt. I Freund, fasse dieses Zwittergeschlecht zwüschen Helden und Schwächlingen neher ins Aug! Sieh dich um, wie sie, in welcher Stellung sie auch sind, nichts thun und nichts treiben, als die Verbildung der Menschennatur, deren Dasyn ihnen dienlich scheinet, um sich einzeln mit mehr Spillraum und Sicherheit amusiren und mesten zu könen, ewig in der Welt zu erhalten! Sieh dich um, mit welcher Kunst dises Zwittergeschlecht den Zusamenhang der geselschafftlichen Verbildungsarten allgemein kent und zu seinem Zwekk nuzet. Und da die geselschafftlichen Verbildungsarten alle aus der gleichen Quellen, nemlich aus dem sinnlichen Naturtrieb, die Kreffte seiner Natur und die Vorteile seiner Lag mit entschlossener Selbstsucht zu benuzen, herrühren, so haben sie alle unter sich selbst in den sinnlichen thierischen Gelüsten unserer Natur selber einen allgemeinen inneren, zwahr frylich thierischen, aber thierisch starken Zusamenhang. So langen die niedersten Verbildungsarten des Wirths- und Schenkhauses mit den niederen Verbildungsarten der Dorffschreibery, die Verbildungsarten der Dorfschreibery mit den Verbildungsarten der stettischen Schreiberyen, diese mit den Verbildungsarten der Romanenleserinen, diejenigen der Romanenleserinen mit denjenigen der Honorationen, und diejenigen der Honorationen mit denjenigen der öffentlichen Gewalten, und diejenigen der öffentlichen Gewalt e n ] mit demjenigen des guten Thons, und diejenigen des guten Thons mit denjenigen der öffentlichen Verstellung und diejenigen der öffentlichen Verstellung mit derjenigen der Pastoralklugheit, diejenigen der Pastoralklugheit mit denjenigen der kirchlichen Schleichwege, und diejenigen der kirchlichen Schleichwege mit denjenigen der Pfaffery überhaupt [verbunden sind, werden sie verstehen], A sich auf Kind und Kinds [kinder] hinunter die Mittel sicherzustellen, in ihrer eignen Verbildung, deren Anspruch nun einmahl in ihrem Innersten in förmliche Rechtsansprüche hinübergegangen, auf Kind und Kindskinder hinunter sicher zu syn, das heißt sicher zu syn, so lang Essens, Trinkens und Hochmuths halber ihre Gelüste von Meinungen ungehehmt ein Genügen leisten zu könen A . I

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Überlieferung

265

H2¡. ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 12c 3 Bgg. und 1 Bl. 175 χ 225, nicht ineinandergelegt (S. 1-14) S. 13 unteres Drittel unbeschrieben S. 14 unbeschrieben Paginierung S. 1, 3 und 5: a-c. Außerdem sind auch S. 7 und 8 mit c paginiert, was aber mit anderer Tinte zu 3 und 4 korrigiert ist, S. 9 mit d geripptes Papier S. 1 und 3-13 Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. Iff Grundschicht Kriisis Hd mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 aoR links steht zweimal der Verweis von Pestalozzis Hd: ad 1 S. 11 nach dem 1. Abschnitt Verweis: S. und gestrichenes Verweiszeichen außer beim 2. Bg. Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt S. 1 eine Korrektur in Zeile 1 von J. Zehnder-Stadlins Hd: kein mit f S. 2, 4, 6 Paginierung von neuererfremder Hd mit Bleistift: aa, bb, cc Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit H3u»# (158-176) Der Verweis S. 1 kann nicht entschlüsselt werden, die Verweise S. 11 stehen vielleicht mit dem Ubergang der beiden archivalischen Einheiten von H 3 U « # (MS. Pestai 409 II 11 und 13; 172.3f) im Zusammenhang. Die Handschrift entspricht 166.39-175.6 (Uberschneidung mit H2f·, S. 3 und H2k*o#, S. 3), wobei 168.30-169.1, 172.4-22 und 173.1-174.18fehlen und 170.38-171.20 stark variant ist. Die andern Stellen sind wenig variant, kein zusätzlicher Text. H2¡· kann als Vorstufe gelten. Der Ablauf von Η2ί· ist in H3u«# gleich geblieben. Deshalb sichert diese Handschrift die Zusammengehörigkeit und die Abfolge der beiden archivalischen Einheiten von H3u«#. Η2ί· wird in der Textkritik verwertet H2k«o# ZB Zürich, Ms. Pestai. 409 Π 12g, 409 II 12h und 409 II 12i (S. 1/13/) # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 12g Bg. 180 χ 225 (S. 1-4) S. 4 untere Hälfte unbeschrieben, dort z.T. Zusatz arR quer geschrieben geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 im unteren Viertel 1 Zeile Grundschicht Krüsis Hd S. 2falR bzw. arR Ablaufzahlen: 1-3 und 3a S. 4 arR Zusatz quer geschrieben, an dessen Rand Längsstrich und Vermerk: ad aliud Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift erster Teil von H2k»«# » ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 12h 2 Bgg. 185 χ 225 nicht ineinandergelegt (S. 1/5-8/12) S. 1 mit Bleistift gestrichene Paginierung: 2 geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1/5 steht arR: 3 c

Überlieferung S. 3/7 Duktuswechsel S. 7/11 2 Abschnitte mit Zahlen 1 und 2 umgestellt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift zweiter Teil von H2k««# * ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 12i 2 Bll. 210 χ 235 und 170 χ 235 (S. 1/13-4/16) S. 1/13 unteres Drittel unbeschrieben S. 2/14 unbeschrieben S. 4/16 oberes Drittel beschrieben, auf dem Kopf stehend geripptes Papier, verschiedene Papiersorten Grundschicht mit wenigen Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 letzter Abschnitt Duktuswechsel erstes BL Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift dritter Teil von H2k«4# o auf S. 3/15f steht ein Entwurf zu "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwiklung des Menschengeschlechts" (1797; PSW 12, S. 56.7-30; vgl. PSW 29, S. 229). Die auf dem Kopf stehende S. 2 weist darauf hin, daß es sich wohl um ein Korrekturbl. handelt. Die Papiersorte dieses KorrekturbLs differiert von derjenigen von H2f· bis H212. Der Text ist wenig variant zu PSW 12, S. 56.7-30, wobei der Schluß S. 4/16 stärker abweicht (vgl. Textkritik zu 56.31). Es ist nicht klar, warum die beiden Bll. zusammen archiviert wurden, denn es besteht keinerlei textologischer Zusammenhang. # Handschrift im Zusammenhang mit H3u·* (158-176) Die Zusammenführung der archivalischen Einheiten Ms. Pestai. 409 II 12g, 12h und 12i hat folgende Gründe: Die Ablaufzahl 3 a auf S. 3 korrespondiert mit 3 < b > c auf S. 1/5, womit auch inhaltlich ein kohärenter Ablauf entsteht, S. 1/5 kann an S. 4 a d a l i u d angebunden werden. Ob ein Teil '3b' dazwischen eingeschoben wurde, muß offen bleiben, da eine Handschrift mit diesem Verweis fehlt. Ms. Pestai. 409 II 12g und 12h haben dasselbe Papier wie Ha· bis H212. Der Anschluß von S. 1/13f an die vorigen Einheiten ist einerseits aufgrund des Inhalts gegeben, andererseits ist derselbe Schreibduktus festzustellen. Dieses Bl. hat auffälligerweise eine andere Papiersorte, offenbar ging der Vorrat zur Neige. Lediglich ein Abschnitt S. 3 entspricht 168.16-20. Ansonsten ist die Handschrift ganz variant und bringt zusätzlichen Text. Sie stellt eine Fersion dar, die zugunsten von H3u«# verworfen wurde. Die Anrede Geßner (S. 2) zeigt die Zugehörigkeit dieser Handschrift zum Nachlaß Journalbriefe. H2k*o# wird in der Textkritik verwertet.

H211 ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 12f Bl. 180 χ 115 (S. l f ) S. 2 auf dem Kopf stehend, unteres Achtel

unbeschrieben

Überlieferung

267

geripptes Papier Grundschicht mit wenigen Korrekturen Pestalozzis Hd Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit H212 S. 1 paßt inhaltlich als Fortsetzung zur Stelle mit Verweiszeichen S. 1 von H212 und wiederholt wenig variant in direktem Anschluß den Beginn S. 2 von H212, wobei dort keine Streichung vorhanden ist. Kein zusätzlicher Text. Ob H211 als KorrekturbL zu H212 geplant war oder lediglich einen Arbeitsbehelf darstellt, läßt sich nicht genau bestimmen, weshalb eine separate Siglierung erfolgt. H211 wird in der Textkritik nicht verwertet

H212 ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 12e Bg. 175 χ 225 (S. 1-4) geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 Verweiszeichen und Hinweis: Neu in der Mitte des Bogens Restaurationsspuren S. 1 Anmerkungen von Josephine Zehnder-Stadlins Hd: s u m m u m jus s u m m a injustitia, u. vergleichen beim Verweiszeichen sowie Paginierung 1, 2, 4 und einzelne Fragezeichen am Rand des Texts mit z.T. entsprechenden Unterstreichungen im Text Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit H3u»# (158-176) Diese Handschrift stellt eine neue Version zu H3u«# dar, welche ganz variant ist (ungefähr zu 170.38-171.20; vgl. das Verweiszeichen und den Hinweis auf S. 1 sowie H2¡·, S. 8f). Welche Stelle genau ersetzt werden sollte, ist nicht eindeutig. H212 hat dieselbe Papiersorte wie H2f· bis H211. Das Verweiszeichen S. 1 könnte aufgrund des Inhalts mit H211 im Zusammenhang stehen. H211 ist möglicherweise als Korrekturbl. geplant gewesen. Ein korrespondierendes Zeichen fehlt jedoch, darüber hinaus ist die durch H211 vermeintlich ersetzte Stelle in H212 nicht gestrichen. H212 wird in der Textkritik verwertet.

H3«. ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 15 Bg. 170 χ 210 (S. 1-4) S. 3 untere Hälfte unbeschrieben S. 4 unbeschrieben geripptes Papier S. lf Grundschicht mit wenigen Korrekturen Krüsis Hd S. 2 Korrekturen und S. 3 Fortsetzung eines Randzusatzes von S. 2 Pestalozzis Hd S. 1 Titel: 2ter Brief S. lf Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 2 der Fassung Hs«# (193-234)

Überlieferung

Sie stellt einen wenig Varianten Beginn des 2. Briefes dar, der leicht vorverschoben ist (195.27-196.38). Es handelt sich um eine Abschrift einer nicht überlieferten Handschrift. Pestalozzi überarbeitet die Abschrift ab S. 2. Diese Überarbeitung ist in Hs·» enthalten, was H3«· als Vorstufe erscheinen läßt. Insgesamt wenig variant, kein zusätzlicher Text H3a· wird in der Textkritik nicht verwertet Hsb# ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 17 und 409 II 18 # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 17 3 aneinandergeklebte BIL (S. l f ) Bl. 1115x200 Bll. 2 und 3 110x180 Die Bll. sind jeweils unten aneinandergeklebt, Gesamtmaß 110/115 χ 500 S. 2 auf dem Kopf stehend die einzelnen Bll. sind original mit 6, 5 , 1 , 4, 2 und 3 paginiert Bl. 1 dünnes, bläuliches Papier, BIL 2 und 3 geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift erster Teil von H3b# # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 18 Bl. 180 χ 220 (S. l/3f) S. 2/4 untere Hälfte unbeschrieben S. 1/3 Paginierung: 7 geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift zweiter Teil von H3b# # Handschrift im Zusammenhang mit Teil 2 der Fassung Hs«# (193-234) Die Zusammenführung der beiden archivalischen Einheiten Ms. Pestai. 409 II 17 und 18 erfolgt aufgrund der Originalpaginierung (1-6 auf Teil 1, 7 auf Teil 2). Das Indiz Paginierung wird gestützt durch den Ablauf in Teil 2 von Hs«#, wobei dort zwischen dem ersten und zweiten Teil von H3b# ein weiterer, jedoch nicht erhalten gebliebener Teil eingeschoben ist (199.29-200.8). H3b# schließt textlich an H3a· an, ohne daß die Handschriften miteinander verknüpft wären, und entspricht wenig variant 196.39-199.28 und 200.9-37. Sie kann als Vorstufe zu Hs«# gelten, dort sind einzelne Stellen ausformuliert. Kein zusätzlicher Text Ein Abschnitt von S. 1 (197.2336) steht in leicht varianter Form zusätzlich in H3g, Beginn S. 1 bis Duktuswechsel. Heb* wird in der Textkritik nicht verwertet. Hacâ ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 20 (S. I f f ) Uberlieferung vgl. Hüdi

Überlieferung

269

Handschrift im Zusammenhang mit Teil 2 der Fassung Hs*# (193-234) AS. 4 vgl. H2dA Die separate Siglierung der S. I f f ergibt sich aufgrund des eigenen textlichen Zusammenhangs und der Abgrenzung auf dem Zeugen. S. I f f entspricht S. 18/26 I r von Teil 2 von Hs«# (vgl. Textkritik zu 200.37), variante Formulierung, kein zusätzlicher Text. Die Handschrift ist mehr Arbeitsbehelf denn Vorstufe. H3cä wird in der Textkritik nicht verwertet.

H3d ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 19 Bl. 180 χ 220 (S. l f ) S. 2 unbeschrieben S. 1 Paginierung: a geripptes Papier, bläulich-gräulich Das BL bildete zusammen mit dem angeklebten Korrekturzettel (S. 18/26 I) von Ms. Pestai. 409 II 16 (zweiter Teil von Ηδ·*^ einen Bg. Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 2 Anmerkung von Pestalozzis Hd auf dem Kopf stehend- und die Schul S. 2 Anmerkung von Kriisis Hd: Liebe schützt ihn vor Versuchung / / Das Leben der Wahrheit vor allen / täuschen S. 2 Anmerkung von Josephine Zehnder-Stadlins Ηώ P. an Geßner über s. Entwicklung a Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 2 der Fassung Hs·» (193-234) Der Text entspricht S. 18/26 I r und ν von Hs«# (vgl. Textkritik zu 200.31), dort ist der Text gestrichen, noch recht variant. Diese Handschrift ist mehr Arbeitsbehelf denn Vorstufe. Im 3. Abschnitt zitiert Pestalozzi Vergil (Aneis II 3): Ich möchte mit Virgil anfangen / infandum jubes renovare dolorem (du weckst der alten Wunde unnennbar schmerzliches Gefühl). Dieses Zitat findet sich im Textkorpus Pestalozzi erneut in der "Erklärung gegen Herrn Chorherr Bremi's Drey DutzendBürkli'sche Zeitungsfragen" (1812; PSW23, S. I48.18f). H3d wird in der Textkritik nicht verwertet.

Η3.ιδο ZB Zürich, Ms. PestaL 408IX (S. 2-5) Überlieferung vgl. H2ca« Handschrift im Zusammenhang mit Teil 2 der Fassung Hs«# (193-234)

δ S. 5fvgl. Η2οδο o auf S. lf Mitte steht ein Briefentwurf an Karl Witte vom 2. Februar 1805 (PSB 4, Nr. 1032b, S. 298f, vgl zusätzlich S. 467/) Die separate Siglierung der S. 2-5 ergibt sich aufgrund des eigenen textlichen Zusammenhangs und der Abgrenzung auf dem Zeugen. S. 2-5 gehört zu S. 18/26 I ν bis S. 24/32 von Hs.# (vgl. Textkritik zu 200.37), variante Formulierungen, jedoch kein zusätzlicher Text. Die Handschrift ist eher Teü einer andern Version denn Vorstufe (vgl. h3e2oJ. Η%ιλο wind in der Textkritik nicht verwertet

Überlieferung h3e20 ZB Zürich, Ms. Pestai 408 XI (S. 3f) 2 Bll. 180 χ 220, die aufgrund der Ränder und des WZ als auseinandergetrennter Bogen zu identifizieren sind, sowie BL 140 χ 190 (S. 1-6) S. 1 unteres Drittel unbeschrieben S. 2 quer geschrieben, obere Hälfte unbeschrieben S. 4 auf dem Kopf stehend, untere Hälfte unbeschrieben S. 6 unteres Fünftel unbeschrieben S. 3 Paginierung: 4 geripptes Papier, BL 3 bläulich Bl. 2 hat arR in der Mitte ein Loch ohne Textveriust S. 1 Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 2 Grundschicht mit Korrekturen Niederen Hd S. 3f Grundschicht mit Korrekturen Kriisis Hd S. 5f Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 6 auR rechts 4 schmale, zusätzliche Zeilen Niederers Hd zweites BL Rand mit bündgeprägter Linie angezeigt erstes BL Faltspuren S. 1 von Josephine Zehnder-Stadlins Hd: b, zu Pest. Entwicklung, S. 3: 4 und S. 5: w i c h t i g I für was P. w o l i t e S. 6 außerdem von alter fremder Hd mit Bleistift: Witte S. 3 Anmerkung von Dejungs Hd mit Bleistift Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 2 der Fassung Hs·» (193-234) o auf S. 1 steht ein Teil der sog. endgültigen Fassung der sog. "Rechenschaft über mein Thun, mit historischen Belegen" (1805; PSW 11A, S. 195.1-15, vgl. zusätzlich S. 275 und S. 277), dort als Fragment c bezeichnet. o auf S. 2 und S. 6 stehen Notizen von Niederers Hd, nicht zugehörig, im Textkorpus Pestalozzi nicht nachweisbar o auf S. 5f steht ein Teil der dritten Fassung der sog. "Pädagogischen Auseinandersetzung mit Pfarrer Karl Witte", dort sigliert als H7 (1805; PSW 17A, S. 162.26-163.9, vgL zusätzlich S. 249 und263) S. 3f ist eine Teilabschrift von H3eM«, S. 2 zweiter Abschnitt bis S. 3 erster Abschnitt. Für welchen Zusammenhang Kriisi diese Abschrift genommen hat, kann nicht bestimmt werden. Der Vermerk von Josephine Zehnder-Stadlin S. 3 korrespondiert mit ihrem Hinweis auf S. 7 von H3f·». Sie vermutete, daß die Abschrift auf den Teil 1 von H3f»#folgte, eine Vermutung, welche sich weder beweisen noch widerlegen läßt h3e20 wird in der Textkritik nicht verwertet. Hsf.# ZB Zürich, Ms. PestaL 409 II 21 und 409 II 23 » ZB Zürich, Ms. PestaL 409 II 21 2 Bgg. 170 χ 215 ineinandergelegt (S. 1-8) S. 4 unteres Drittel unbeschrieben S. 7 unteres Viertel unbeschrieben S. 8 unbeschrieben

Überlieferung

271

S. íf Paginierung: 1-2 geripptes Papier, bläulich Grundschicht mit wenigen Korrekturen Krüsis Hd S. 5 2 Zeilen Grundschicht Pestalozzis Hd S. 5ff Korrekturen von Pestalozzis Hd S. 1 Titel: 2ter Brief S. 6 Ablaufzahlen alR von Pestalozzis Hd: 7-13 S. 7 Ablaufzahlen arR von Pestalozzis Ηώ 3 9 , 4 0 , 4 0 Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Faltspuren S. 7 Anmerkung von Josephine Zehnder-Stadlins Ηώ u. dazu S. 4 Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift der eine Teil der Handschrift H3f»# zur Anmerkung von Josephine Zehnder-Stadlin S. 7 vgl. h3e20 # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 23 Bg. 180 χ 230, Bl. 195 χ 230, Bl. 170 χ 215 in 2 Lagen und 2 angeklebte Korrekturzettel Lage 1: Bg. und größeres Bl. ineinandergelegt (S. 1/9-6/14) Lage 2: kleineres Bl. (S. 7/15f) S. 2/10 angeklebter Korrekturzettel 125 χ 180 (S. 2/101) S. 2/10 angeklebter Korrekturzettel 120 χ 205 (S. 2/10 II) S. 8/16 unteres Viertel unbeschrieben S. 2/101 ν und 2/10II ν auf dem Kopf stehend S. 1/9-6/14 Paginierung: 1-6 Lagen 1 und 2 geripptes Papier, bläulich angeklebte Korrekturzettel 2/101 und 2/10 II geripptes Papier Grundschicht mit wenigen Korrekturen Krüsis Hd S. 2/101 und 2/10 II Pestalozzis Hd S. 2/10-5/13 Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1/9 Titel: 2ter Brief S. 2/10 Ablaufzahlen alR von Pestalozzis Ηώ 1-6, 14-16, 17-20 und auf S. 2/101 r: 37, 38, 38, 21-36 (längs gestrichene Abschnitte) Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift der andere Teil der Handschrift Ffef·» Bruchstücke dieser Handschrift wurden publiziert in: Otto Hunziker: "Aus Pestalozzis Umarbeitung seines Buches: 'Wie Gertrud ihre Kinder lehrt". In: P.-BL 1889, S. 41-54 (S. 3/1 lf von Ffef.» bezeichnet als zweites Fragment auf S. 53 und S. 7/15 von Ffef·» bezeichnet als drittes Fragment auf S. 53f, vgl. die Übersicht über die bisherigen Editionen am Schluß der Entstehungsgeschichte). # Handschrift im Zusammenhang mit Teil 2 von Hs»# (193-234) Die Zusammenführung der archivalischen Einheiten Ms. Pestai. 409 II 21 und Ms. Pestai 409 II 23 erfolgt aufgrund der korrespondierenden Ablaufzahlen von Pestalozzis Hd, welche dieselbe Uberarbeitungsweise zeigen. Darüber hinaus weisen beide Einheiten die gleiche Papiersorte auf.

Überlieferung

Die beiden Einheiten waren ursprünglich je eine Version des Beginns 2ter Brief. Vorstufen zu diesen beiden Versionen haben sich nicht überliefert Pestalozzi fügte dann diese beiden Anfänge zu einem zusammen. Die Überarbeitung scheint keinen Abschluß gefunden zu haben, so ist keiner der beiden Titel 2ter Brief gestrichen. Die wiederum neue Version fand keine weitere Berücksichtigung. Sie entspricht ungefähr S. 18/26-24/32 des Teils 2 von Hs«# (vgl. Textkritik zu 200.37). Die Formulierungen sind noch abweichend H3f»# ist deshalb nicht als Vorstufe zu betrachten. Obwohl in der Regel Varianten zu nur in der Textkritik verwertetem Text nicht verzeichnet werden, wird ausnahmsweise der Anfang von H3f»# (S. l f ) in der Textkritik zu S. 200.37 verwertet, weil die Handschrift sonst nicht überlieferte, biographisch bedeutsame Passagen enthält.

Hsg ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 22 Bg. 220 χ 355 (S. 1-4) S. 3 unteres Fünftel unbeschrieben S. 4 unbeschrieben geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 nach dem ersten Abschnitt Duktuswechsel Faltspuren S. 4 aoR von Pestalozzis Ηώ einfacher Besuch kommt S. 1 Anmerkung von Josephine Zehnder-Stadlins Hd: P e s t , ü b e r s e i n e p e r s ö n l i c h e n V e r h ä l t n i s s e u. P ä d a g o g i k Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Restaurationsspuren Handschrift im Zusammenhang mit Teil 2 der Fassung Hs«# (193-234) Sie entspricht S. 21/29 bis zum Schluß des zweiten Teils von Hs»# S. 26/34 (vgl. Textkritik zu 200.37), kein zusätzlicher Text Trotz varianter Formulierungen kann die Handschrift als Vorstufe gelten. Der erste Abschnitt S. 1 bis zum Duktuswechsel nimmt in leicht varianter Form S. 1 von H3b# (197.23-36) auf, danach unmittelbar Sprung zu S. 21/29 von Hs·*. Hag wird in der Textkritik nicht verwertet. Hsh. ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 3 8 Bgg. 180 χ 220 in 5 Lagen und 2 angeklebte Korrekturzettel Lage 1:1 Bg. (S. 1-4) Lage 2 und 3: je 2 Bgg. ineinandergelegt (S. 5-20) Lage 4: 1 Bg. (S. 21-24) Lage 5: 2 Bgg. ineinandergelegt (S. 25-32) S. 13 angeklebter Korrekturzettel 190 x 45 (S. 131) S. 14 angeklebter Korrekturzettel 180 χ 220 (S. 141) S. 131 ν unbeschrieben S. 141 ν auf dem Kopf stehend, untere Hälfte unbeschrieben S. 32 unbeschrieben

Überlieferung

273

blattweise Paginierung auf den ungeraden S.: 13-28, wobei S. 17 die Paginierung 19 gestrichen und durch die (korrekte) 21 ersetzt wurde geripptes Papier, Lage 1 bläulich-gräulich, 131 dünnes, glattes Papier Grundschicht mit Korrekturen Kriisis Hd S. 29 2 Zeilen Grundschicht Pestalozzis Hd zusätzliche Korrekturen S. 8, 11 und 28 Pestalozzis Hd S. 5 auR 1 Wort Korrektur von Krüsis Hd mit Bleistift (148.32) auf S. 131 ν steht von alter fremder Hd der Name: Chavanne S. 5-12 arR bzw. alR Zahlen wohl von Kriisis Hd mit Bleistift: 3, 5, 6, , 6, 7 und 4 Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt S. 141 gefaltet Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 2 der Fassung Hs»# (193-234) S. 6-10 kann mit S. 18/261 bis 26/32 des Teils 2 von Hs·» (vgl. Textkritik zu 200.37) in Verbindung gebracht werden. Die Formulierungen sind ganz variant und H3h· bringt zusätzlichen Text. Die Paginierungen von H3h· (Í3-28) und von Teil 2 von Hs·* (Í-Í3) lassen vermuten, daß H3h· als Teil einer neuen Version den Schiaß von Teil 2 ersetzen sollte. Die Handschrift H3h· faßt Η2ϊ·δ bis Η2«·δ, die zu ihr Arbeitsbehelfe und Vorstufen sind, zusammen. Die Zahlen S. 5-12 stellen einen Versuch einer Umgruppierung dar, die jedoch am Text nicht genau nachvollziehbar ist (vgl. auch H3y·; ii4aA). Chavanne (S. 131 v) ist wohl Daniel Alexandre Chavannes (1765-1846). Er wird erstmals in einem Brief Pestalozzis an Fellenberg vom 7.11.1804 erwähnt. Chavannes und Pestalozzi hatten in dieser Zeit offenbar Kontakt zueinander. 1805 veröffentlichte Chavannes das "Exposé de la méthode élémentaire de Henri Pestalozzi" (vgl. Reg. I, S. 79). Der Name kann als Hinweis für die Datierung 1804/05 angesehen werden. H3h· wird als Handschrift im Zusammenhang mit der Fassung 1804/05 (tìò'») edierter Text (147-157). Η3ίΐ.·Δ ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 6 (S. 17f) Uberlieferung vgl. Η3ί2·Δ Handschrift im Zusammenhang mit Η3ί2·Δ δ S. 1-12, 19f vgl. Η3ί2·Δ δ S. 13-16 vgl. Η3ίΐό·Δ# Sie bezieht sich auf das angeklebte Korrekturbl. von Η3ί2·Δ (S. 21), wozu sie als Arbeitsbehelf diente, nicht variant, kein zusätzlicher Text. Zuerst stammt ein Hinweis von Pestalozzi, dann übernimmt Krüsi. Η3Π..Δ wird in der Textkritik nicht verwertet Hanb-Ä» ZB Zürich, Ms. Pestai 409II33 # Ms. Pestai. 409 II 33 (S. 1) Uberlieferung vgl. Η3ρ·Δθ der eine Ted von Η3Π1>·δ*

(S. 1) und409II6(S.

13-16)

Überlieferung *

Ms. Pestai. 409 II 6 (S. 13-16)

Uberlieferung

vgl. Η3Ϊ2·Δ

der andere Teil von Η3Π1>·Δ» Handschrift im Zusammenhang mit Η3Ί2·Δ & S. 1-4 vgl. Η3Ρ·ΔΟ

Δ S. 1-12,19f vgl. Η3Ω.Δ Δ S. 17f vgl. Η3Ϋ.·Δ

# Die Zusammenfuhrung der archivalischen Einheiten Ms. Pestai. 409 II 33 (1) und 409 II 6 (13-16) erfolgt aufgrund der Tatsache, daß es sich um Arbeitsbehelfe zur selben Stelle von Η3Ί2·Δ handelt. S. 1 ab Duktuswechsel bis zum auf dem Kopf stehenden Abschnitt von Ms. Pestai. 409 II 33 stellt als Arbeitsbehelf zwei Ansätze von Pestalozzi dar, die zur Klärung des Ubergangs von S. 3 zu S. 6 von Η3Ϊ2·Δ angefertigt wurden. Eine solche Klärung wurde nötig, nachdem sowohl die S. 4f als auch die S. 5f je verworfen wurden, nicht variant, kein neuer Text. Kriisi übernahm und erstellte nochmals einen Arbeitsbehelf zu derselben Stelle (Ms. Pestai. 409 II 6, S. 13f). H3iib«M wird in der Textkritik nicht verwertet

Η3ί2·Δ ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 6 (S. 1-12, 19f) 4 Bgg. und 2 Bll. in 5 Lagen und 1 angeklebtes Korrekturbl. Lage 1: Bg. 180 χ 220 (S. 1-4) Lage 2:2 Bgg. 220 χ 355 nicht ineinandergelegt (S. 5-12) Lage 3: Bg. 180 χ 220 (S. 13-16) Lage 4: Bl. 220 χ 355 (S. 17f) Lage 5: Bl. 215 χ 210 (S. 19f) S. 2 untere Hälfte unbeschrieben, darüber Korrekturbl. 180 χ 220 geklebt (S. 21) S. 21 ν auf dem Kopf stehend S. 4 und 14 untere Hälfte unbeschrieben S. 10 unteres Drittel unbeschrieben S. 18 oberes Drittel beschrieben S. l l f , 15f und 20 unbeschrieben geripptes Papier, Lage 3 bläulich S. 1-4, 5-10, 13f 17f Grundschicht mit vielen Korrekturen Krüsis Hd S. 4, 17, 19 Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 21 r Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 Titel: 3ter Brief Lagen 1-4 Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Lage 2 Faltspuren S. 21 gefaltet Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift S. 13 Anmerkung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 3 von HS·* (193-234) δ S. 13-16 vgl. H3iib«A* Δ S. 17f Vgl. Η3Ί1»·Δ

Überlieferung

275

S. Iff entspricht vorerst 201.36-202.1, danach sehr variant. Die Handschrift stellt eine andere Version des 3. Briefes mit zusätzlichem Text dar. Diese verursachte Schwierigkeiten, wie die Schreibstaus zeigen, welche mit Arbeitsbehelfen überbrückt werden mußten. Für das angeklebte Korrekturbl. (S. 21) diente Η 3 Π · · Δ als Arbeitsbehelf. S. 3fist eine verworfene Fortsetzung des Briefes (positiv gehaltene Formulierung), an S. 4 schließt S. 19 an. Diese Fortsetzung wird ersetzt mit S. 5-10. Ein Versuch, der wiederum schnell ins Stocken geriet S. 5f sind gestrichen. Um den Übergang von S. 3 zu S. 6 zu klären, wurde wieder ein Arbeitsbehelf nötig /H3iib»Ä«J. Danach bis zum Abbruch S. 10 flüssiger Verlauf. Η3ί2·Δ wird in der Textkritik verwertet. Hak ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 24 Bl. 215 χ 355 (S. lf) S. 2 unteres Fünftel unbeschrieben geripptes Papier, aoR ein kleiner Ausriß ohne Textverlust Grundschicht mit wenigen Korrekturen Pestalozzis Hd S. 2 Ablaufzahlen alR- 1-2,12-13 S. 1 von Pestalozzis Ηώ emperises S. 1 Anmerkung von alter fremder Hd Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Restaurationsspuren Handschrift im Zusammenhang mit Teil 3 von Hs«# (193-234) Sie entspricht dem 3. Brief, 202.2-25, 203.4-29, 204.38-205.27, und ist gegenüber Hs«# wenig variant, doch kürzer, der Ablauf stimmt überein, kein zusätzlicher Text H3k kann als Vorstufe gelten. H3k wird in der Textkritik nicht verwertet. H31. ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 26 Bg. 220 χ 360 (S. 1-4) geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 3 an 2 Stellen Grundschicht Krüsis Hd in fliegendem Wechsel S. 1 Titel: 4ter S. 4 Ablaufzahlen alR: 1-3 S. 4 arR quer geschrieben von alter fremder Ηώ Du Bée Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 3 und Teil 4 von Hs«# (193-234) Die Handschrift schließt an H3k an, ohne daß die Handschriften miteinander verknüpft wären, und bringt an dieser Übergangsstelle den 4. Brief (205.28). S. lf entspricht 205.28-206.3, 206.24-207.5 und 207.13-18, vorerst wenig variant und kürzer. S. 3f lassen sich auf Teil 4 von Hs·*, S. 1/61f und 6/66 beziehen, der Ablauf stimmt, jedoch variant und kürzer.

Überlieferung

Im Ablauf korrespondieren H3I· und H3mO. Belege einer Korrespondenz liegen nicht vor, weshalb H31· einzeln sigliert ist Die Handschrift kann als Vorstufe gelten. Zum Namen Du Bée (S. 4) liegen keine näheren Angaben vor. Allenfalls könnte Dubuc gemeint sein, der 1804 Schüler in Münchenbuchsee war (vgl. Reg. I, S. 111). Dubuc war Mündel von Statthalter Duchat aus Cossonay (Kanton Waadt), wo sich Pestalozzi bekanntlich mit Krüsi 1804 zurückzog, um konzentriert schriftstellerisch zu arbeiten (vgl. Entstehungsgeschichte). Nur falls Dubuc gemeint ist, kann der Name als Hinweis für die Datierung 1804/05 angesehen werden. H31· wird in der Textkritik nicht verwertet

HsmO ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9d Bg. 220 χ 355 (S. 1-4) S. 1 und 2 unteres Fünftel unbeschrieben S. 3 oberes Viertel beschrieben S. 4 auf dem Kopf stehend geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 2 Duktuswechsel aoR in der Mitte des Bogens Restaurationsspuren Paginierung von DeJungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 4 von Hs·« (193-234) 0 auf S. 1 steht ein Briefentwutf an Gräfin Schimmelmann, nach Neujahr 1805, PSB 4, Nr. 1014, S. 214f. In PSB 4 ist dieser Entwurf in Ermangelung eines Zeugen nach Morf abgedruckt (vgl. PSB 4, S. 445). Wie der Textvergleich zeigt, muß Morf Ms. Pestai. 409 II 9d vorgelegen haben. S. 2f entspricht S. 6/66ff, Teil 4 von Hs·» (vgl Textkritik zu 200.37). S. 4 entspricht S. 2/62-5/65, Teil 4 von Hs·». S. 2ff ist wenig variant und bringt keinen zusätzlichen Text, H3m0 kann deshalb als Vorstufe gelten. Im Ablauf stimmen H31· und H3m0 überein. Belege einer Korrespondenz liegen nicht vor, weshalb H3mO einzeln sigliert ist Obwohl der Briefentwurf nur ungefähr zu datieren ist, kann das Datum als Hinweis für die Datierung 1804/05 angenommen werden. H3m0 wird in der Textkritik nicht verwertet. Hsn. ZB Zürich, Ms. Pestai. 409 II 9b Bg. 215 χ 350 (S. 1-4) S. 4 unteres Drittel unbeschrieben gräuliches Papier in der Mitte von S. 3f fleckig Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 3 vor Duktuswechsel 3 Wörter in der Grundschicht S. 3 unteres Drittel Duktuswechsel Faltspuren (ungenau gefaltet) Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift

Krüsis Hd

Überlieferung

277

Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234) Sie entspricht dem Beginn des Teils 5 von Hs·» und zwar 207.22-210.17, wenig variant, kein zusätzlicher Text. Der Ablauf ist derjenige vor der Umstellung zu Beginn des Teils 5 von Hs·*, was die Position im Stemma zusätzlich belegt. 209.11-25fehlt in Ηθη·, in Hs·» wurde an dieser Stelle a«/H3o zurückgegriffen. Die Handschrift kann als Vorstufe gelten. Ηβη· wird in der Textkritik nicht verwertet.

H3o ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9c Bg. 180 χ 220 (S. 1-4) S. 4 nur 5 Zeilen beschrieben geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. lf Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234) Ein Ausschnitt S. 2f dieser Handschrift entspricht 209.15-25, wenig variant. Er ergänzt als mögliche Vorstufe Hsn·. H3o bietet darüber hinaus zusätzlichen Text, der für die Erprobung einer neuen Briefeinteilung (5. Brief) herangezogen wurde. Diese ist in der Abschrift h4b dokumentiert. H3o ist ζ. T. Vorlage für h4b. H3o wird in der Textkritik verwertet.

Η3Ρ·ΔΟ ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 33 (S. 1-4) Bg. 215 χ 350 (S. 1-4) S. 1 untere Hälfte 1 Abschnitt auf dem Kopfstehend S. 2 auf dem Kopf stehend S. 4 bevor Krüsi einsetzt 3 Zeilen unbeschrieben dünnes Papier, gräulich S. 1-4 Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 2 untere Hälfte Grundschicht mit Korrekturen Niederers Hd S. 3 oberes Drittel und 4 ein Abschnitt nach Lücke Grundschicht mit Korrekturen Kriisis Hd S. 1 vor dem auf dem Kopf stehenden Abschnitt Duktuswechsel S. 3 dispositive Notiz von Krüsis Hd: Die Sicherheit eines solchen Einflusses des häuslichen Lebens / auf die Bildung des Kindes fordert Menschen / 1. die Liebe und Thätigkeit in sich selbst tragen, / 2. die das Heilige ihrer Stellung als Vater und Mutter / von allen, dem Vatter- und Mutterverhältnis ihrer fremdartigen, / anderweitigen Stellung zu sondern im Stande sind, / 3. die im Stande sind, die Reize zur Liebe und Thätigkeit / jeder ihrer Stellungen, wo sie sich immer / befinden, auch selbst, wo sie sich nur in hoher / Stille und nur dem reinen Herzen sichtbar vorliegen, sehr zu halten / und in aller ihrer Segensfülle für ihr Kind ans Licht zu ziehen. S. 1 Zeichnung mit Bleistift, überschrieben Faltspuren

Überlieferung Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs«# (193-234) δ S. 1 ab Duktuswechsel bis zum auf dem Kopf stehenden Abschnitt vgl. H3ilb·Δ# 0 auf S. 3 stehen stichwortartige Notizen Niederers, nicht zugehörig, im Textkorpus Pestalozzi nicht nachweisbar Die Handschrift hat zusätzlich zu den Notizen Niederers, der dispositiven Notiz von Krüsis Hd und dem Teil zu H3iib*A» drei Ansätze: S. 3fbis zur Lücke entspricht 210.27-211.15, wenig variant. S. 1 erster Abschnitt gehört zu 211.24-28, vorerst stärker variant, dann weniger variant. S. 4 nach der Lücke mit Krüsi einsetzend, unmittelbare Fortsetzung auf S. 2 und weitere unmittelbare Fortsetzung auf S. 1 auf dem Kopf stehender Abschnitt entsprechen 212.1-34 und dem gestrichenen ersten Beginn des 5. Briefes (vgl. Textkritik zu 212.34JJ), wenig variant. Alle drei Ansätze bringen keinen zusätzlichen Text. Η3ρ·Δ0 wird in der Textkritik nicht verwertet.

H3q· ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9e 2 Bgg. 205 χ 335 nicht ineinandergelegt (S. 1-8) S. 6 unteres Achtel unbeschrieben S. 7 unteres Drittel Lücke von ca. 7 Zeilen S. 8 oberes Drittel beschrieben Paginierung: 1-8, wobei 7 überschrieben geripptes Papier, bläulich Grundschicht mit vielen Korrekturen Pestalozzis S. 5 unteres Drittel Grundschicht Krüsis Hd S. 5 oberes Drittel und Mitte alR Ablaufzahlen: 4, 5,1-3 S. 5 Mitte und S. 8 Duktuswechsel Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234) Diese Handschrift beginnt mit dem zweiten gestrichenen Beginn des 5. Briefes (vgl. Textkritik zu 212.34JJ), umfaßt den ganzen 5. Brief (212.36217.28) und den Beginn des 6. Briefes (217.30-220.24, Überschneidung mit Hat·;, jedoch ohne Brieftitel. Viele Randzusätze und Umstellungen. Lediglich die Passagen 214.12-215.13, 215.20-216.8, 216.16-26 des 5. Briefes sind kürzer und variant, der Beginn des 6. Briefes ist ganz verkürzt und variant, jedoch kein zusätzlicher Text Der Ablauf weist keine Änderungen auf. Für den 5. Brief kann H3q· als Vorstufe gelten. H3q· wird in der Textkritik nicht verwertet.

H3r· ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9g Bl. 175 χ 210 (S. 1J) dünnes bläuliches Papier

Überlieferung

279

fleckig, S. 2 auR links Siegellackspuren Grundschicht mit wenigen Korrekturen Pestalozzis Hd und Kriisis Hd in fliegenden Wechseln S. 2 auR rechts quer geschrieben von Pestalozzis Hd: Bridel / I Charen unsichere Lesung S. If alR bei der jeweiligen Schrift von alter fremder Hd: Pestalozzis

Handschrift und Vater Kriisis Handschrift, S. 2 auR: Ein Bruchstück aus dem Aufsatz 'Ein Blick auf meine Erziehungszwecke' im Journal vom Jahr 1807 Leipzig

Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs«# (193-234) Die Klebstelle S. 2 läßt annehmen, daß es sich bei H3r· um ein angeklebtes Korrekturbl. handelt. Die Handschrift zu diesem Korrekturbl. konnte nicht eruiert werden. Der Text paßt ζ. T. in die Lücken, die H3q· zu Hs·» im 5. Brief offen läßt (215.5-13; 216.19-26, wenig variant, kein zusätzlicher Text), wobei der Ablauf leicht umgestellt ist. Deshalb liegt die Vermutung nahe, daß die fehlende Handschrift mit H3q· korrespondierte und als Vorstufe gelten könnte. Auf S. 1 läßt sich aufgrund eines Satzes ein inhaltlicher Bezug zu S. 1 von H3s herstellen, eine direkte Verknüpfung liegt jedoch nicht vor. Die Brüder André und François Bridel-Verdan aus Vevey (Kanton Waadt) befanden sich 1804 bis mindestens 1809 in Pestalozzis Anstalten Burgdorf, Münchenbuchsee und Yverdon (vgl. P.-Bl. 1904, S. 50; Reg. I, S. 50). Der Name kann als Hinweis fur die Datierung 1804/05 angesehen werden. Η3γ· wird in der Textkritik nicht verwertet.

Ha, ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9k Bg. 210 χ 340 und Bl. 220 χ 360 nicht ineinandergelegt (S. 1-6) S. 2 unbeschrieben S. 6 untere Hälfte unbeschrieben S. 3-6 Paginierung: a-d geripptes Papier, Bg. gräulich Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 2 Namenliste von Pestalozzis Ηώ G e β η e r / Schweizer / L o d e r / Gin-

gins / Solothurn / Mathison Dessau / Mathej Wien / D

S. 4 auR von Pestalozzis

wahrer E

Hd auf dem Kopf stehend:

also wem immer

Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs«# (193-234) S. 1 entspricht 215.37-216.5, noch ziemlich variant, danach Bezug zu H3r« (Überschneidung mit Η3Γ·, S. 1). S. 3-6 entspricht 220.25-226.29, noch ziemlich variant und viel kürzer, kein zusätzlicher Text.

Überlieferung H3s besteht demzufolge aus 2 Arbeitsbehelfen, der erste gehört noch zum 5. Brief, der zweite zum 6. Brief. Die Namenliste steht womöglich im Zusammenhang mit Briefen, die zwischen Oktober 1805 und Ende 1805 zu erledigen waren: an Heinrich Ceßner ist zwischen Mai Í805 und Dezember 1809 kein Schreiben nachzuweisen (PSB 5, Nr. 1057, S. 332f könnte aber ebenso auf1806 datiert werden, vgl. PSB 5, S. 499); an Schweizer (welcher gemeint ist, ist nicht klar) ebenfalls nicht; ein Loder aus dem Kanton Bern ist als Zögling in Yverdon nachgewiesen (vgl. P.-Bl. 1904, S. 55); an Gingins: PSB 5, Nr. 1133, S. 72 vom 29. Oktober 1805; nach Solothurn an Weltner: PSB 5, Nr. 1135, S. 73 vom 30. Oktober und an Zeltner: PSB 5, Nr. 1136, S. 73 vom 30. Oktober 1805 sowie PSB 5, Nr. 1146, S. 81 von Ende 1805; an Mattel·. PSB 5, Nr. 1138, S. 74f von Ende 1805; an Matthisow PSB 5, Nr. 1139, S. 76 von Ende 1805. Die Briefversandliste kann als Hinweis für die Datierung 1804/05 angesehen werden (vgl. h3wj. H3s wird in der Textkritik nicht verwertet. Hst. ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 34 Bl. 220 χ 360 undBg. 215 χ 335 nicht ineinandergelegt (S. 1-6) S. 1-6 Paginierung: 1-6 geripptes Papier, Bg. bläulich S. 1-4, 5f Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 4f 6 Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd S. 1 Titel: 6ter Brief S. 2f längere Markierung, Verweiszeichen zu Beginn und am Schluß der Markierung sowie Anmerkung von Pestalozzis Hd: siehe pag 3 und später zu p, danach Duktuswechsel Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs»# (193-234) Die Handschrift gibt den Beginn des 6. Briefes an und entspricht 217.29-220.24, wobei lediglich 218.29-220.24 als Vorstufe gelten kann. Der Beginn S. lf (217.29-35) noch recht identisch, dann bis 218.28 kürzer als Η5·# (Uberschneidung mit H3q·, S. 6f). Die markierte Stelle (S. 2f) klingt an H3a an und entspricht ca. 221.7-223.5, ziemlich variant Die korrespondierende Handschrift zum Verweis von S. 2f konnte nicht eruiert werden, weshalb sie an der ursprünglichen Stelle belassen wird. Stemmatologisch ist H3t· insofern wichtig, als sie die Verbindung von H3u«# mit dem Nachlaß Journalbriefe herstellt. Die Fortsetzung nach der zu versetzenden Stelle (S. 3 f f ) ist Vorstufe zu 218.36-220.24 von Hs·*, davon ist 218.36-220.3 zugleich auch mögliche Vorstufe zu 175.17176.38, dem Schluß von H3u»#. Dort ist diese Stelle zwar mit negativem Vorzeichen formuliert, jedoch nur mit geringer Varianz. Hst. wird in der Textkritik verwertet.

Überlieferung

281

H3u.# ZB Zürich, Ms. Pestai 409 Uli und 4091113 « ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II li 11 Bgg. 175 χ 225 nicht ineinandergelegt (S. 1-44) S. 20, 24 und 43 unteres Viertel unbeschrieben S. 44 unbeschrieben auf den ungeraden S. blattweise paginiert: 1 - 2 2 , wobei S. 29 und 31 die Zahlen 1 6 und 1 7 zu 1 5 und 1 6 korrigiert wurden geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd 4 Korrekturen S. 2, 21 und 24 Pestalozzis Hd Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt erster Teil von H.3u»# # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 13 4 Bgg. und zusätzliches Bl., nicht ineinandergelegt (S. 1/45-18/62) Bg. 1 und Bl. 180 x 230 Bgg. 2 und 4 180 x 220 Bg. 3180 x 225 S. 11/55 unteres Drittel unbeschrieben S. 12/56 unbeschrieben S. 17/61 oberes Viertel beschrieben der Textablauf ist mit a-η angegeben: S. l/45ff a-c, S. 3/47 zusätzlich in der Mitte mit h, S. 4/48 mit i, S. 5/49-8/52 mit d-g, S. 9/53 mit k und S. 13/57ff mit 1-n geripptes Papier, Bgg. 2 und 4 bläulich Krüsis Hd S. 18/62 Namenliste von Krüsis Hd in zwei Spalten, erste Spalte: Pension / Morell / Borei / Bezansenet / Dubuc / Juvet / Ruckstuhl / Masset / Rossat / Marel / Sekreten / Glarner / Vivis / Liitri / Gottlieb; zweite Spalte: Halbpension / Bourgeois / Fassiot / Maubert / Corevon / Corevon / Bralet / / Thomsset / Demartine / Jayet / Jayet / Jayet S. 16/60 von alterfremder Hd: manuskript von Hr. Krüsi Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt S. 17/61 von Dejungs Hd mit Bleistift: 3 zweiter Teil von H.3u«# S. 17/61 ist eine Stelle derS. 14/58 (175.37ff tL· das bis sollten^ separat wiederholt (vgl. Textkritik). # Handschrift im Zusammenhang mit Hs»# (193-234) Die beiden archwalischen Einheiten Ms. Pestai. 409 II 11 und 13 können als eine Handschrift gelten. Ihr Zusammenhang und ihre Abfolge wird einerseits durch die Vorstufe H2¡· gewährleistet, andererseits weisen beide denselben Status auf: Krüsi faßt verschiedene verstreute Handschriften, von denen sich H2f· bis H212 überliefert haben, zusammen. Darüber hinaus wurde für beide Teile der Handschrift z.T. dasselbe Papier verwendet, eine Papiersorte, die, außer z.T. für H2f· bis H212, im Nachlaß Journalbriefe nicht mehr vorkommt Lediglich der Schluß (175.17-176.38) dieser Handschrift hat einen direkten Bezug zum Nachlaß Journalbriefe. Die korrespondierende Stelle

Überlieferung

wurde von Hat· (S. 3 f f ) übernommen, jedoch mit negativen Vorzeichen formuliert Über die Anrede Geßner (166.33) wird der Zusammenhang von Hbu·» zum Nachlaß Journalbriefe zusätzlich gefestigt und präzisiert. Geßner als direkte Anrede des Freundes kommt lediglich auf den Stufen 2 bis 6 des Stemmas und hier nur im ersten und zweiten Brief vor (Ausnahme ist Ü3y), was darauf hinweisen kann, daß die Handschrift Hau·* und ihre Arbeitsbehelfe und Vorstufen ebenfalls in dieser Verbindung entstanden sind. Bei der Namenliste handelt es sich um einen Behelf zur Rechnungsstellung. Die Liste steht auf dem Einzelbl. (S. 17/61f), das nur noch eine wiederholte Stelle aus dem Text enthält Vergleicht man die Aufenthaltsdauer der Genannten, so ergibt sich das Jahr 1807 als kleinster gemeinsamer Nenner (vgl. P.-Bl. 1904, S. 41-62; Reg. 1). Die Liste, oder das gesamte BL, muß daher später entstanden sein. H 3 U « # wird als Handschrift im Zusammenhang mit der Fassung 1804/05 (Hs.*) edierter Text (158-176).

H3V. ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 36 BL 215 χ 355 (S. l f ) geripptes Papier S. lf Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 2 Grundschicht mit Korrekturen Kriisis Hd S. 2 auR rechts quer geschrieben von Pestalozzis Ηώ Vatter und Mutter / Bruder und auR auf dem Kopf stehend: nothwendig kent es * Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234) Sie entspricht 221.2-222.33, wobei nur 222.2-7 und 222.14-33 wenig variant sind, jedoch kein zusätzlicher Text. H3»· ist mehr Arbeitsbehelf denn Vorstufe. H3v· wird in der Textkritik nicht verwertet h3w ZB Zürich, Ms. PestaL 409 II 9h Bg. und BL 180 χ 220 nicht ineinandergelegt (S. 1-6) S. 1 unteres Drittel unbeschrieben S. 2 oberes Drittel beschrieben S. 3ff unbeschrieben S. 6 untere Hälfte unbeschrieben S. 1 Paginierung: a geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd S. 3 Namenliste quer geschrieben von Pestalozzis Ηώ Valadon / Francillon / Frau Eyer unsichere Lesung / Fr[au] Roupp / Herren D. Haupth / Kreusj / Solothurn / Mathisson / Mathej / Fr[au] P. unsichere Lesung / Zschokke / Gräff / v. Hallweil / Geßner

Überlieferung

283

S. If Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234) Die Handschrift weist Abschreibeansätze von Krüsi auf (S. lf und S. 6). Sie entsprechen vorerst 222.34-223.5 und fahren anders weiter. Die Forlage ist nicht festzustellen. Kein zusätzlicher Text. h3w ist aufgrund der nur losen und offenen Bezüge als Arbeitsbehelf zu betrachten. Die Namenliste steht womöglich im Zusammenhang mit Briefen oder Briefgrüßen, die zwischen Oktober 1805 und Januar 1806 zu erledigen waren: der Name Valadon ist im Textkorpus Pestalozzi nicht nachweisbar; an Francillon: PSB 5, Nr. 1180, S. 115 vom Januar 1806; an Eyer hat Pestalozzi wohl nicht geschrieben, wie er Fellenberg in einem Brief vom 12. November 1805 mitteilt (vgl. PSB 5, S. 82.30); an Frau Rupp ist kein Schreiben nachweisbar; der Name Haupt ist im Textkorpus Pestalozzi nicht nachweisbar; der Hinweis auf Krüsi ist nicht datierbar; nach Solothum an Weltner: PSB 5, Nr. 1135, S. 73 vom 30. Oktober und an Zeltner: PSB 5, Nr. 1136, S. 73 vom 30. Oktober 1805 sowie PSB 5, Nr. 1146, S. 81 von Ende 1805; an Matthison: PSB 5, Nr. 1139, S. 76 von Ende 1805; an Mattel·. PSB 5, Nr. 1138, S. 74fvon Ende 1805; an Anna Pestalozzi: PSB 5, Nr. 1145, S. 80 (an seine Familie); an Heinrich Zschokke ist zwischen 1803 und 1811 kein Schreiben nachweisbar; an Gräff: PSB 5, Nr. 1185, S. 120ff vom Januar 1806; an Franziska Romana von Hallwil ist zwischen November 1804 und Januar 1810 kein Schreiben nachzuweisen; an Heinrich Geßner ist zwischen Mai 1805 und Dezember 1809 kein Schreiben nachzuweisen (PSB 5, Nr. 1057, S. 332f könnte aber ebenso auf1806 datiert werden, vgL PSB 5, S. 499). Die Briefversandliste kann als Hinweis für die Datierung 1804/05 angesehen werden (vgl. Ü3a). h3w wird in der Textkritik nicht verwertet.

H3x ZB Zürich, Ms. Pestai 524 Bl. 220 χ 340 (S. I f ) geripptes Papier, gräulich alR der oberen Hälfte ungenau gerissen mit Verlust eines Buchstabens der Numerierung aoR links Grundschicht mit wenigen Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 aoR links Numerierung: + 1., aoR rechts Vermerk: pag. 1, daneben: a und ab der Mitte nach kleinem Querstrich bis S. 2: 11 Mal b S. 2 letzter Abschnitt Duktuswechsel Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234) Sie weist zu Beginn einen möglichen Bezug zu 221.38-222.7 auf, der letzte Abschnitt nach dem Duktuswechsel einen solchen zu 226.23-27. An dieser Stelle ist die Varianz geringer als diejenige von H3««. Eine Korrespondenz zum Vermerk auf S. 1 konnte nicht eruiert werden. Die Formulierungen lassen Zweifel an der Zugehörigkeit dieses Arbeitsbehelfs zum Nachlaß Journalbriefe aufkommen. Da jedoch im Textkorpus Pesta-

Überlieferung tozzi keine klareren Verknüpfungen möglich erscheinen, wird die Handschrift hier als H3* oerzeichnet. Auch das WZ gibt keinen Hinweis auf eine genauere Verortung. H3* wird in der Textkritik verwertet

Hay ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 91 4 Bgg. 220 χ 360 nicht ineinandergelegt (S. 1-16) und 1 angeklebter Korrekturzettel S. 12 angeklebter Korrekturzettel 180 χ 220 (S. 121) S. 121 ν und 16 unbeschrieben S. 15 Mitte 4 Zeilen unbeschrieben Paginierung: a-q Bgg. Iff geripptes Papier auR rechts Wurmgang durch alle Bgg. S. 1-5, 5-8, 8f, 9-15 Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 5, 8, 9, 121 Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd S. 12, 12 I und 13 alR bzw. arR Ablaufzahlen (vorerst Buchstaben, die gestrichen und durch Zahlen ersetzt sind) von Pestalozzis Ηώ < a > , < b >

1-15

Faltspuren S. 9 alR quer geschrieben von Josephine Zehnder-Stadlins Hd mit Bleistift: Menschen- u. Bürgerbildung Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234) Sie führt vorerst den 6. Brief weiter und entspricht S. Iff 223.6-225.7, wenig variant, S. 3f225.8-228.13, viel kürzer und sehr variant (vgl. H3z und H3aa, die diese Stelle ersetzen, ohne daß die Handschriften miteinander verknüpft wären), S. 4f entspricht 228.14-229.24, wenig variant. Die S. 1-5 von H3y· können mit Ausnahme der Stelle S. 3f als Vorstufe von Hs·» gelten. Danach größere Varianz mit Ausnahme von S. 5f (230.1123, 230.32-231.13). An der Varianten Fortsetzung dieser Handschrift fallen 2 Stellen auf, die hier von der Handschrift H3h· (147-157) übernommen wurden: S. 8 152.3-9 und S. 9 149.22-36. Die zweite Stelle weist die Anrede Lieber Geßner auf (vgl. H3u»#j. Die Fortsetzung bringt einigen zusätzlichen Text, der in H s · * nicht mehr berücksichtigt und durch H3ab«0# (ab 231.13) nicht ersetzt wurde. H3y· wird in der Textkritik verwertet.

Hsz ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9i Bl. 215 χ 355 (S. I f ) S. 2 oberes Drittel beschrieben geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 arR unten kleine Zeichnung Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·»

(193-234)

Überlieferung

285

S. 1 entspricht 225.8-226.7, wobei 225.8-226.1 hier längs gestrichen ist. S. 2 entspricht 227.7-19, wenig Varianz und kein zusätzlicher Text. Die Handschrift kann als Vorstufe gelten. Zwischen S. 1 und 2 ist H3a» eingeschoben. Belege einer Korrespondenz dieser beiden Handschriften liegen nicht vor, weshalb sie einzeln sigliert sind. Sie scheinen die erste variante Stelle von H3y· (S. 3f) zu ersetzen, entsprechende Anweisungen lassen sich aber auch hierzu nicht feststellen. H3z wird in der Textkritik nicht verwertet. H3aa ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9ml BL 160/175x185 (schräg geschnitten) (S. If) S. 1 arR quer geschriebener Zusatz S. 2 quer geschrieben geripptes Papier, dünn, bläulich Grundschicht mit wenigen Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 oben Namenliste von Pestalozzis Hd in 2 Spalten: adv. Cresto / Fr. Muralt / Grandjean unsichere Lesung / Du Dressier / Cartier unsichere Lesung / Hofer / Danz / Meyer S. 2 Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·* (193-234) S. 1 (erster Textteil) entspricht ca. 227.29-39, variante Formulierungen, kein zusätzlicher Text. Dieser Teil kann als Arbeitsbehelf betrachtet werden. S. lf quer (zweiter Textteil) entspricht 226.7-227.3, kürzer, leicht variant, kein zusätzlicher Text. Dieser Teil ist zwischen S. 1 und 2 von H3z eingeschoben. Die beiden Teile scheinen die erste variante Stelle von H3y· (S. 3f) zu ersetzen, entsprechende Anweisungen lassen sich jedoch nicht feststellen. Bis auf den Advokaten Cresto, der im Textkorpus Pestalozzi nicht nachweisbar ist, sind in der Namenliste Zöglinge aufgeführt, die alle in Burgdorf, Münchenbuchsee und/oder in Yverdon nachzuweisen sind. Möglicherweise handelt es sich um einen Behelf zur Rechnungsstellung. Die Liste läßt keinen Hinweis auf eine Datierung zu, da keine gemeinsame Aufenthaltsdauer zu ermitteln ist (vgl. P.-Bl. 1904, S. 41-62). H3aa wird in der Textkritik nicht verwertet. H3ab»o# ZB Zürich, Ms. Pestai. 409 II 9n und Deutsche Lehrerbücherei Berlin, 1065, Fase. II, Lage 1, BL 2 # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9n 2 Bgg. 115 χ 180 nicht ineinandergelegt (S. 1-8), aufgrund der Ränder und des WZ als auseinandergetrennter Bg. zu identifizieren geripptes Papier, bläulich S. 1-6, 8 Crundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 7f Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd S. 7 Korrekturen von Pestalozzis Hd zu S. 6

Überlieferung S. 3 und 4 ausradierte Zeichnungen Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift erster Teil von H3ab*o# o Auf S. 7f steht ein Entwurf eines Schülerberichts von Kriisis Hd, nicht zugehörig, im Textkorpus Pestalozzi nicht nachweisbar *

Deutsche Lehrerbücherei Berlin (heute Deutsches Institut für internationale pädagogische Forschung. Bibliothek für bildungsgeschichtliche Forschung), 1065, Fase. II, Lage 1, BL 2 Oktavbl. Maße nicht bekannt (S. 9f) zweiter Teil von H3ab>M Bearbeitung erfolgt gemäß Angaben im Nachlaß Dejung, dort ist auch der folgende Hinweis zu finden: «Die Handschrift, vor 1939 durch uns kopiert, ging durch Kriegseinwirkung verloren» (Nachlaß Dejung: Ρ 26/2). Genauere Angaben fehlen. # Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs»# (193-234) Die beiden archivalischen Einheiten gehören aufgrund des direkten, durch Hs«# gestützten Übergangs mitten im Satz zusammen (232.7 Genuß desj.

Die Handschrift schließt an die letzte mit Hs«# identische Passage von H3y· an und entspricht 231.13-232.36, wenig Varianz, kürzer, kein zusätzlicher Text. Der Abschnitt S. 8 von Pestalozzis Hd entspricht 230.510, geringe Varianz, kein zusätzlicher Text. Die Handschrift kann als Vorstufe gelten. H3ab«o# wird in der Textkritik nicht verwertet. h3aci ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9m2 Bg. 180 χ 220 (S. 1-4) S. 2ff unbeschrieben geripptes Papier leicht stockfleckig Grundschicht mit wenigen Korrekturen Krüsis Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit H3ac2 (177-190) Notizen Krüsis zum Beginn des 7. Briefes von H3ac2 (184.11-27) beitsbehelf h3aci wird in der Textkritik nicht verwertet. H3«c2 ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9pl 5 Bgg. 225 χ 360 nicht ineinandergelegt (S. 1-20) S. 4 und 9 untere Hälfte unbeschrieben S. 11 drei Wörter des Texts aoR, Rest unbeschrieben S. 12 unbeschrieben S. 20 unteres Drittel unbeschrieben Paginierung S. If: a, S. 3 und 4: b, S. 5-10: c-h, S. 13-17: i-n geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd

als Ar-

Oberlieferung

287

S. 10 Titel· Λ 7. Brief S. 3, 13, 17 Duktuswechsel Verweiszeichen S. 5: ad ρ 49 mit j, S. 9: ad ρ 49 mit fund- dan folg[t] ρ 49 mit JundS. 13: mit f Faltspuren (außer Bg. 3 ungenau gefaltet) Bg. 3 Knickspuren S. 1 Anmerkung von neuererfremder Hd in Current Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234) Das Unbeschriebene, die Duktuswechsel und der Knick des dritten Bg.s. weisen darauf hin, daß Pestalozzi die Handschrift aus verstreuten einzelnen Handschriften zusammenstellte und mit der durchgehenden Paginierung versah. Die neu entstandene Handschrift stellt einen Schluß des 6. Briefes und neu den Beginn eines 7. Briefes dar. Sie ist gegenüber Hs·* ganz variant mit zusätzlichem Text Wohl mit der Zusammenführung der verstreuten Handschriften plante Pestalozzi, die neue Handschrift in die Fassung Hs·* einzubauen, wie die korrespondierenden Verweiszeichen beweisen. Der Ablauf der erweiterten Fassung Hs·* läßt sich folgendermaßen rekonstruieren: Wo die S. 1-4 von H3ac2 (177.1-179.37) eingebaut werden sollten, bleibt unklar. Ab S. 76 von Hs·* (232.1) beginnt die Einweisung: Auf S. 76 von Hs·* zwischen werde und Wenn (232.1) sollte S. 5-9 von H3ac2 (179.38-184.10) eingeßgt werden. Danach folgt S. 76fvon Hs·» (232.1-18). Auf S. 77 von Hs·* zwischen Kraft und Die (232.18f) sollte ab S. 13 von H3ac2 (185.6) eingebaut werden. Die Streichung des Verweiszeichens hängt wahrscheinlich mit der über Buchstaben angezeigten Veränderung des Textablaufs zusammen, die unvollständig überliefert ist (die Teile zu a-b und g-o fehlen; vgl Textkritik zu 184.11-185.28). Ob bis S. 20 von H3ac2 (190.12) in Hs·* eingefügt werden sollte, muß mangels Hinweisen offen bleiben. Fortsetzung S. 77 von Hs·* (232.19) Weil diese Rekonstruktion nicht eindeutig belegbar ist - auch fehlt die Stützung durch die von der Fassung Hs·» gemachte Abschrift he, die abbricht, bevor H3ac2 einsetzt - wird H3ac2 einzeln sigliert und nicht als Teil 6 von Hs·* verwertet. H3ac2 wird als Handschrift im Zusammenhang mit der Fassung 1804/05 (Ή5·*; edierter Text (177-190). H3ad ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9q BL 185 χ 230 (S. lf) S. 2 oberes Achtel beschrieben geripptes Papier, bläulich Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234)

8

Überlieferung

Der Beginn entspricht 233.39-234.4, wenig variant. Der Rest wurde möglicherweise durch H3«¡ ersetzt, es finden sich jedoch keine Hinweise für den Übergang, wie er sich aufgrund von Hs·» ergibt (234.4), auch ist die Fortsetzung nicht gestrichen. Kein zusätzlicher Text. Diese Handschrift ist mehr Arbeitsbehelf denn Vorstufe. H3ad wird in der Textkritik nicht verwertet

Haae ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9r Bl. 125 χ 185 (S. l f ) S. 2 auf dem Kopf stehend geripptes Papier, dünn untere rechte Ecke kleiner Ausriß ohne Textverlust Grundschicht mit wenigen Korrekturen Pestalozzis Hd Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit Teil 5 von Hs·» (193-234) Sie entspricht 234.4-27, der Schluß von H3ae und Hs·* stimmen miteinander überein. Die auf dem Kopf stehende S. 2 weist darauf hin, daß H3ae ein Korrekturzettel sein könnte. Hierzu gibt es jedoch keine weiteren Belege. In Hs·» unmittelbarer Anschluß an H3ad, dort ist der Text aber nicht gestrichen, darüber hinaus findet sich kein Hinweis. Wenig variant, kein zusätzlicher Text. H3ae wird in der Textkritik nicht verwertet

Hsaf ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 35 Bl. 205 χ 340 (S. l f ) S. 2 untere Hälfte unbeschrieben geripptes Papier Grundschicht mit wenigen Korrekturen Pestalozzis Hd Duktuswechsel nach dem ersten Abschnitt auf S. 1 steht aoR rechts von Josephine Zehnder-Stadlins Hd: Das Kind und s. Familie und a Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit h7a (bzw. aiioj Der erste Abschnitt entspricht 64.13-20 (zweiter Abschnitt des 6. Briefes von aiioj, der zweite 64.6-12 (erster Abschnitt des 6. Briefes) und 64.2135 sowie 66.20-67.2 (Überschneidung mit H3ag, S. 1), wenig Varianz, sozusagen kein zusätzlicher Text. Die Handschrift kann als Vorstufe gelten (vgl. auch H3ah20#j. H.3af wird in der Textkritik nicht verwertet.

H3ag ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 37 Bl. 205 χ 335 (S. l f ) S. 2 auf dem Kopf stehend, unteres Viertel unbeschrieben S. 1 auR rechts auf dem Kopf stehende Paginierung: 16, S. 2: 15

Überlieferung

289

geripptes Papier Grundschicht mit einigen Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 sind einzelne Abschnitte nach dem ersten Abschnitt alR mit: 1-4 numeriert. Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit h7a (bzw. anoj Der erste, nicht numerierte Abschnitt entspricht 66.29-34 (noch im 6. Brief von an«; Uberschneidung mit H3af, S. 2). Die Nummern geben Textteile an, welche je in h7a (bzw. alioj verstreut, aber im dortigen Textablauf eingearbeitet wurden (vgl. die Ubersicht nach H3ah20#/). Textteil 1 entspricht 67.26-68.6, Textteil 2 68.12-16, Textteil 3 68.22-30, Textteil 4 69.3-6, der unnumerierte Abschnitt aufS. 2 74.28-33, alle wenig variant, kein zusätzlicher Text. Diese Teile weisen mit H3ah20# keine Identität auf, vielmehr ergänzen sie jene Vorstufe, womit H3ag den Charakter einer ordnenden Vorstufe erhält (vgl. auch H3ah20#y). H3ag wird in der Textkritik nicht verwertet.

Hsahi ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 38 Bg. und Bl. 210 χ 335 nicht ineinandergelegt (S. 1-6) S. 2 oberes Drittel beschrieben, danach noch 2 Zeilen mit je großem Abstand dazwischen S. 3 oberes Drittel unbeschrieben S. 6 unterer Zehntel unbeschrieben geripptes Papier Grundschicht mit einigen Korrekturen Pestalozzis Hd Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Faltspuren (Bg. nicht genau gefaltet) Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit H3ah20# Der Text reicht vom Beginn des späteren 7. Briefes (ano) bis zu dessen Mitte. Er entspricht 67.21-71.18. Gegenüber H3ah20# ist eine geringe Varianz festzustellen. H3«ii bringt eine größere Anzahl Beispiele. In H3ah20# strafft Pestalozzi den Text um eine Seite. Die Handschrift kann als Vorstufe zu H3ah20# gelten. H3ahi wird in der Textkritik nicht verwertet.

H3.h20# ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 39, 409 III 1 und 409 II 40 » ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 39 2 Bgg. 210 χ 335 (S. 1-8) nicht ineinandergelegt und 2 angeklebte Korrekturzettel S. 6 angeklebter Korrekturzettel 165 χ 235 (S. 61), liegt lose, die Siegellackspuren auf S. 6 und auf S. 61 passen zusammen, der Korrekturzettel war jedoch falsch angeklebt, denn aufgrund der Klebstelle konnte die Rückseite von S. 61 nicht mehr gelesen werden.

Übertieferung S. 7 angeklebter Korrekturzettel 100 χ 130 (S. 71) S. 2 oberes Drittel beschrieben, danach noch einmal zwei, einmal drei Zeilen mit je großem Abstand dazwischen S. 3 zwei gestrichene Ansätze, dazwischen größerer Abstand S. 6 / ν oberes Fünftel unbeschrieben S. 71 ν unbeschrieben geripptes Papier S. 61fleckig und Ausrisse aoR Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 3 in der unbeschriebenen Lücke unleserliches Wort von alter fremder Hd mit Bleistift auf S. 5 arR unten Namenliste von Pestalozzis Ηώ Trechsel / Meiner unsichere Lesung / Jäger / Züric[h] / Schnell S. 8 Duktuswechsel Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Faltspuren (ungenau gefaltet) S. 1 Anmerkung von neuererfremder Hd Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift erster Teil von H3ah20# (vgl. unten Übersicht) Ob die Namenliste im Zusammenhang mit Briefen steht, die zu erledigen waren, kann nicht belegt werden. Obwohl sämtliche Namen im Textkorpus Pestalozzi nachzuweisen sind, lassen sie keinen Hinweis auf eine Datierung zu. # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 III1 Bg. 210 χ 340 (S. 1/9-4/12) geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1/9 Duktuswechsel, danach Titel Π. und erneut zwei Duktuswechsel S. 4/12 Duktuswechsel Faltspuren Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift zweiter Teil von H3ah20« Der Abschnitt S. 1/9 vor dem Duktuswechsel schließt direkt an S. 8 von Ms. Pestai. 409 II 39 an. Er entspricht 74.34-40. o Auf S. 1/9 nach dem Duktuswechsel und dem Zwischentitel II. steht ein Entwurf zu den sog. "Ansichten und Erfahrungen, die Idee der Elementarbildung betreffend" (vgl. PSW 19). Ms. Pestai 409 III 1 wird dort als Hl 8 sigliert. Nach dem Titel II. beginnt der Teil mit erneutem Duktuswechsel: Ich Cvorgelegten Briefen gesucht, den ersten> habe bis jez dem e r s t e n Bedürfnis, welches die Möglichkeit] einer allgemeinen Basis der Erziehung ••voraussetzt, zu gelangen-, ein Genüg[e] zu leisten getrach[tet], indem ich einen Blik auf die Ansichten und Grundseze Cvorgelegt, die> hinwarf. Indem ich bis jez das E w i g e und U n v e r ä n d e r l i c h e , das in der Menschennatur zur Bildung unsers Geschlechts selbst zum Grund ligt, ausspreche, habe ich das erste Bedürffnis] Lücke für etwa drei Wörter ins Aug zu fassen gesucht. Fort-

Überlieferung

291

setzung mit erneutem Duktuswechsel (vgl. PSW 19, S. 149ff, 248, 321, 386-388). Im Journal für die Erziehung tragen die Journalbriefe den Titel Erster Abschnitt (50.1). Die angekündigte Fortsetzung (80.24) ist nie erschienen. Der Titel II. darf als Hinweis auf den Beginn eines zweiten Abschnittes gelten. Die Duktuswechsel deuten darauf hin, daß die zwei Teile von Ms. Pestai. 409 III 1 nicht gleichzeitig entstanden sind (vgl. PSW 19, S. 248f). * ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 40 Bl. 215 χ 335 (S. 81) S. 81 r untere Hälfte unbeschrieben S. 81 ν unbeschrieben geripptes Papier Ms. Pestai. 409 II 40 bildete zusammen mit den angeklebten Korrekturzetteln von 409 II 39, S. 61 und 71, einen Bg. Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd Faltspuren auf S. 81 r steht aoR rechts von Josephine Zehnder-Stadlins Hd: b Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift dritter Teil von H3ah20» * Handschrift im Zusammenhang mit \a» (bzw. aiioj Die Zusammenfuhrung der archivalischen Einheiten Ms. Pestai 409 II 39, 409 III 1 und 409 II 40 hat folgende Gründe: Ms. Pestai 409 III 1, S. 1/9, schließt an S. 8 von 409 II 39 direkt an (Wortwiederholung, Fortsetzung des Satzes, gleicher Duktus, gleiches Papier). Der Abschnitt mit Duktuswechsel vor dem Zwischentitel II. weist große Identität mit 74.34-40 auf. Aufgrund von h7a (bzw. aiioj kann Ms. Pestai 409 II 40 als Teil in den späteren Zusatz alR quer von S. 8 von Ms. Pestai 409 II 39 eingeschoben und als zusätzliches Korrekturbl. (S. 8 I) numeriert werden. Dieser Teil ist wohl im Zusammenhang mit den angeklebten Korrekturzetteln von 409 II 39 entstanden (vgl. 4). Es sind jedoch weder Klebstellen noch Verweiszeichen vorhanden. Der Teil entspricht 73.18-74.3, er weist eine geringe Varianz auf. Das Papier ist dasselbe wie Ms. Pestai 409 II 39 und409 IUI. Die Abfolge von H3ah2«# läßt sich folgendermaßen rekonstruieren: Verwertung der Vorstufe H3ahi bis S. 6 ganz oben und Fortsetzung bis S. 8 (relativ wenige Korrekturen; auf S. 2f dieselben Lücken wie auf S. 2f von H3ahi, die auf eine Schreibschwierigkeit hindeuten, diese Stelle wurde verworfen; auf S. 5 zwei Randzusätze, die den weiteren Korrekturvorgang aufzeigen). Duktuswechsel S. 8 und Fortsetzung S. 1/9 bis Duktuswechsel (Veränderung einer Stelle S. 6 und deren Weitetführung, vgi 71.33-72.2). Überarbeitung der Fortsetzung ab S. 6, einerseits mit Zusätzen alR bzw. arR der S. 6 f f , welche alle Zeilennumerierung aufweisen; andererseits mit den angeklebten Korrekturzetteln S. 6 I und S. 71 (S. 6 I ist über eine Nummer am Schluß mit dem Textablauf verknüpft).

Überlieferung

Weitere Fortsetzung auf den Rändern der S. 1, 4 und 6; der Zusatz auf S. 1/9 vor dem Titel Π. gehört wohl zu diesem Arbeitsschritt. Insgesamt wenig Varianz, außer der verworfenen Stelle (S. 2f) kein zusätzlicher Text. Die Handschrift kann als Vorstufe gelten. H 3 . f bis H3ab20# scheinen in einem Schub entstanden zu sein (gleiches Papier, nur Pestalozzis Hd, Abstimmung untereinander). Ob aber H3af bis H3ah20# Teile einer Überarbeitung des wuchernden 6. und 7. Briefes von H s · * und H3ac2 sind und folglich später entstanden wären, oder ob sie verstreute zusätzliche Ansätze darstellen, die im großen Rahmen der Stufe 3 entstanden sind und in H s · » aus irgendwelchen Gründen ausgeklammert blieben, läßt sich mangels Belegen nicht eruieren. Deshalb werden sie zur Stufe 3 gezählt. Im Stemma ist derfehlende Bezug zu Hs·» und der Bezug zu h7a ersichtlich und deutet auf die Ambivalenz der stemmatologischen Position von H3af bis H3«h2«# hin. H3ah20# wird in der Textkritik nicht verwertet Zusammenfassung: 67.21-25

H3«h20#, S. 1 Beginn

67.26-68.6 68.12-16

Hsag, S. 1 ÏÎ3&g, S. 1

68.22-30 68.31-69.2

Haag, 5. 1 H3«h20», S. 1

69.3-6 69.6-12 69.18-71.24

Haag, S. 1 H3ah20#, S. 1 H3ah20#, S. 3-6

71.33-72.2

H3ah20», 5. 6

72.2-22 72.22-73.18

61 H3ah20#, S. 7 arR quer, S. 71 und S. 8 alR und numeriert H3ah20#,S.

73.18-74.3

H3ah20#, S. 81

74.4ff 74.7-22

H3ah20#, H3ah20#,

S. 8 alR quer und numeriert S. 1 arR und S. 4 alR quer

74.28-33

Haag, S. 2

75.18-24

H3ah20#, S. 8 Stelle im Ablauf

H3ai. ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9f Bg. 180 χ 220 (S. 1-4) S. 3 unteres Viertel unbeschrieben S. 4 unbeschrieben geripptes Papier S. lf Mitte Grundschicht Krüsis Hd und Korrekturen Pestalozzis Hd S. 2 Mitte bis 3 Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. lf Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift

Handschrift

im Zusammenhang

mit h7a (bzw. aiioj

Sie entspricht 76.19-36, zuerst wenig, dann stärker variant, kein zusätzlicher Text. Sie ist mehr Arbeitsbehelf denn Vorstufe zu h7a (6. Brief; bzw. a 11» 8. Brief). H3a¡· wird in der Textkritik nicht verwertet.

Überlieferung

293

h4aA ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 4 (S. 21-28) 2 Bgg. 180 χ 220 ineinandergelegt (S. 21-28) S. 4 unteres Viertel unbeschrieben S. 5-8 unbeschrieben geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd S. 2 auR Verweis: Es ist die stille, heilige Kraft des etc. / S. 18-20 - Herz greift. Gerade anschließend Titel: 4ter Brief zu Beginn von S. 3 S. 4 am Schluß des Texts Verweis: Freund. Auch nur ein Bauernknabe etc. S. 16 und 17 bis gesucht werden dürfen Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift und mit rotem Farbstift Handschrift im Zusammenhang mit H3h· (147-157) Δ S. 1-8 Vgl. Η2..Δ δ S. 9-20 vgl. Η&.Δ S. 21-28 ist von den andren Teilen derselben archivalischen Einheit Ms. Pestai. 409 II 4 klar abgegrenzt (textlicher Zusammenhang, Abschrift, ineinandergelegte Bgg., nur von Kriisi geschrieben) und wird deshalb einzeln sigliert. Diese Handschrift ist Abschrift und illustriert als solche den Versuch, die Wucherungen um den 2. bis 4. Brief (Stufen 2 und 3 im Stemma sowie Teil 2 von Hs·»,) zu ordnen. In diesem Zusammenhang stehen der in Hs·» gestrichene 3. Brief (S. 18/26 zu 200.37: Freund! ich ließ meinem Herzen Lauf, aber ich kam vom Faden ab ...) sowie eine weitere Version des 3. Briefes in Η3ί2·Δ. Aufgrund der fehlenden eindeutigen Identität zu Beginn von 1ΐ4βΔ läßt sich nicht klären, welcher Teil als 3. Brief für die Neuordnung vorgesehen war. In Frage kommen die erwähnten 3. Briefe. Der weitere Ablauf ist indessen klar: S. 1: Vorlage ist Η2··δ (S. I f , die Korrekturen Pestalozzis schrieb Kriisi nicht ab) S. 2 gestrichener Abschnitt: Vorlage ist H3h· 148.26-32 mit Verweis (vgl. Textkritik zu 151.5f Es ist auch die stille, heilige Kraft bis 152.28) S. 3 Titel 4ter Brief; Vorlage ist Hah· 148.33-149.4 S. 3f: Vorlage ist Hsh· 148.13-26 S. 4: Vorlage ist Hah· 149.10-13 und Verweis auf149.13-150.24 Die Stufe 4 im Stemma fand keine Fortsetzung, vielmehr wurde auf die bereits früher entstandenen Teile von Hs·» zurückgegriffen und diese wurden daraufhin zur Fassung Hs·* geformt, wie die Abschrift h6 belegt. 1ΐ4βΔ wird in der Textkritik nicht verwertet

h4b ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9a 2 Bgg. 180 x 220 ineinandergelegt (S. 1-8) S. 4 untere Hälfte unbeschrieben S. 8 untere Hälfte unbeschrieben geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd

Überlieferung

S. 3 Titel: 5ter Brief 5. 5 Korrekturhinweis Pestalozzis Ηώ Jeder Bissen Brod - wird - etwas Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit den Teilen 3 und 4 von Hs·» (193234) Sie ist eine Abschrift von tbo sowie von den Teilen 3 und 4 von Hs·»; S. 1: Vorlage ist der Beginn des 3. Teils von Hs·», 207.19-22 S. 2: Vorlage ist Teil 4 von Hs·», S. l/69f(vgi Textkritik zu 207.18f) S. 3- 7 ab Titel 5ter Brief; Vorlage ist Hs» S. 8 nach dem Schluß von H30; bei einem Abschnitt ist die Vorlage nicht nachweisbar Der Korrekturhinweis Pestalozzis S. 4 belegt, daß Ms. Pestai 409 II 9a nach Ms. Pestai. 409 II 8 entstanden sein muß, denn er stammt aus Ms. Pestai. 409 II 8 (S. 8/76; 209.12). Somit gehört diese Abschrift zur Stufe 4 im Stemma. Diese Stufe fand keine Fortsetzung, vielmehr wurde nach ihrer Verwerfung wieder auf Ms. Pestai. 409 II 8 zurückgegriffen und die ursprüngliche Vorlage wurde damit zum stemmatologisch späteren Teil 5 der Fassung Hs·». Folgende Hinweise sprechen fur einen Zusammenhang von h4«A und h4b: Briefablauf, verworfene Stufe, Papier, außer dem Korrekturhinweis auf S. 5 von h4b keine Mitarbeit Pestalozzis. hib wird in der Textkritik nicht verwertet.

Hs·*

ZB Zürich, Ms. Pestai. 409 II 14, 409 II 16, 409 II 5, 409 II 7 und 409 II 8 » ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 14 2 Bgg. 185 χ 215 ineinandergelegt (S. 1-8) S. 8 unteres Viertel unbeschrieben geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Kriisis Hd 3 Korrekturen S. 5f Pestalozzis Hd S. 1 Titel: Iter Brief. / Lieber Geßner und Hinweis: Neu Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Teil 1 von Hs·» # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 16 7 Bgg. 180 χ 220 in 4 Lagen und 1 angeklebter Korrekturzettel Lage I f f : je 2 Bgg. ineinandergelegt (S. 1/9-24/32) Lage 4:1 Bg. (S. 25/33-28/36) S. 18/26 angeklebter Korrekturzettel 170 χ 210 (S. 18/261) S. 7/15f und 27/35f unbeschrieben S. 18/261 ν auf dem Kopf stehend, untere Hälfte unbeschrieben S. 26/34 nur oberes Viertel beschrieben alte, blattweise Paginierung auf den ungeraden S.: 1-13, die Paginierung 4-10 ist mit Bleistift gestrichen

Überlieferung

295

geripptes Papier, S. 18/261 bläulich-gräulich S. 18/261 bildete zusammen mit Ms. Pestai. 409 II 19 (ihd) einen Bg. Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd 4 Korrekturen S. 18/26f Pestalozzis Hd S. 1/9 Titel: 2ter Brief S. 18/26 Titel: 3ter Brief S. 17/25 auR von Krüsis Hd: bis hieher außer den S. 7/15fbei allen Seiten Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift S. 16/24 Bemerkung von neuererfremder Hd mit Bleistift alR Teil 2 von Hs·» # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 5 6 Bgg. 180 χ 220 in 3 Lagen und 1 angeklebtes Korrekturbl. Lage I f f : je 2 ineinandergelegte Bgg. (S. 1/37-24/60) S. 23/59 angeklebtes Korrekturbl. 220 χ 150 (S. 23/591) S. 23/591 ν nur oberes Fünftel beschrieben Paginierung auf den ungeraden Seiten: 1-12 geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd S. 13/49, 16/52 und 17/53 je ein Abschnitt in der Grundschicht Pestalozzis Hd zusätzliche Korrekturen S. 17/53 und 21/57 Pestalozzis Hd S. 4/40 Titel: 3ter Brief S. 17/53 Titel: S. 20/56 Titel: 4ter Brief Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Teil 3 von Iis·* # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 7 2 Bgg. 170 χ 220 ineinandergelegt (S. 1/6Í-8/68) Paginierung S. 1/61, 3/63 und 5/65:13,14,15 geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd zusätzliche Korrekturen S. 1/61, 2/62 und 4/64 sowie Ablaufzahlen arR bzw. alR S. 4/64, 7/67 und 8/68 Pestalozzis Hd Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Teil 4 von Hs·* # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 8 21 Bgg. 175 χ 215 in 11 Lagen und 1 angeklebtes Korrekturbl. Lage 1:1 Bg. als Mappe gebraucht (S. 1/6% 83/151f) Lage 2-11: je 2 Bgg. ineinandergelegt (S. 3/71-82/150) S. 50/118 angeklebtes Korrekturbl 175 χ 215 (S. 50/1181) S. 1/6% 84/152 unbeschrieben S. 83/151 unteres Achtel unbeschrieben

Überlieferung

Paginierung auf den ungeraden Seiten, S. 3/71-83/151:13-53, wobeijS. 39/107-57/125 teilweise korrigiert wurde Lage 1, 7 f f , 11 undS. 5W1181 geripptes Papier Lage 2fund 10 gräuliches Papier Lage 4ff: geripptes Papier, bläulich S. 41/10% 61/12% und 73/141f Ausrisse ohne Textverlust Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd S. 54/122ffje Randzusatz Pestalozzis Hd zusätzliche Korrekturen S. 53/121-57/125 Pestalozzis Hd zusätzliche Korrekturen S. 57/125 und 66/134 von alter fremde Hd mit Bleistift S. 18/86 Titel: A5ter Brief. S. 19/87 Titel: 5ter Brief. S. 38/106 Titel: 6ter Brief. S. 76/144 und 77/145 Verweiszeichen von alter fremder Hd mit Bleistift S. 1/69 von alter fremder Hd mit Bleistift: Aus der Umarbeit[un]g von / Wie Gertrud ihre Kinder lehrt S. 2/70 und 84/152 von anderer alter fremder Hd mit Bleistift: Menschenbildung außer S. l/69fRand mit blindgeprägter Linie angezeigt S. 84/152 von Josephine Zehnder-Stadlins Hd mit Tinte: u. die Briefe an Geßner S. 1 Anmerkung von Dejungs Hd mit Bleistift Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Teil 5 von Hs«# # Fassung Die Zusammenführung der archivalischen Einheiten Ms. Pestai. 409 II 14, 16, 5, 7 und 8 hat folgende Gründe: h6 (Ms. Pestai 409 II 10) ist von 409 II 14, 16, 5 und 8 genau abgeschrieben. Streichungen, Umstellungen und Zusätze, auch diejenigen auf den angeklebten Korrekturbll., wurden berücksichtigt, der Ablauf ist genau eingehalten. Auf Ms. Pestai. 409 II 16 (Teil 2), S. 17/25, gibt Krüsi mit der Notiz bis hieher dem Abschreiber Anweisung. Dadurch können auch die restlichen Seiten dieser archivalischen Einheit als gestrichen gelten, obwohl nur einzelne davon tatsächlich gestrichen sind. Ms. Pestai. 409 II 7 (Teil 4) bildete ursprünglich mit 409 II 5 (Teil 3) eine Einheit (Papier, Paginierung, inhaltlicher Ablauf), ist aber ebenso als gestrichen zu betrachten, weil dieser Teil einerseits durch Ms. Pestai. 409 II 8 (Teil 5) ersetzt (vgl. Paginierung) und andererseits nicht abgeschrieben wurde. Da Ms. Pestai 409 II 7 (Teil 4) eindeutig an Ms. Pestai 409 II 5 (Teil 3) anschließt, erfolgt der Abdruck dieses Teils in der Textkritik (vgi Textkritik zu 207.18j). Jede dieserfünf archivalischen Einheiten hat denselben Status. Krüsi faßt verschiedene verstreute Handschriften zusammen. Diese Vorstufen sind unvollständig überliefert (zu Ms. Pestai 409 II 14 gibt es z.B. keine Vorstufen). Darüber hinaus wurde, mit Ausnahme von Ms. Pestai 409 II 14 (Teil 1), dasselbe Papier verwendet, Krüsi schreibt in allen Einheiten die

Überlieferung

297

Grundschicht, die er korrigiert, und Pestalozzi fögt vereinzelt weitere Korrekturen an. Die Verweiszeichen S. 76/144 und 77/145 korrespondieren mit H3ac2 und zeigen, wie diese Handschrift in die Fassung Hs«# eingearbeitet werden sollte, was aber nicht geschehen ist (vgl. Überlieferung H3ac2j. Der Fassung Hs·* kommt im Nachlaß Journalbriefe eine zentrale Stellung zu. Sie enthält 6 Briefe. Als Sammelbecken faßt sie die vielen verstreuten Handschriften zusammen. Von diesen Handschriften haben sich H3a· bis H â a e überliefert. Sie sind Arbeitsbehelfe, Vorstufen und Versuche zusätzlicher Versionen. Mit der Zusammenführung dieser verstreuten Handschriften zu einer Fassung wurde eine Weiterarbeit am Text ermöglicht. Die Arbeit an diesem Text wäre wohl entglitten, wenn Hs·* nicht zustande gekommen wäre. Hs·* markiert den Abschluß einer Arbeitsphase. Im Vergleich mit h7a bzw. an«, dem Erstdruck, zeigen sich die Textstellen, die noch Schwierigkeiten bereiteten: Im Druck wurde der 1. und 2. Brief weggelassen (vgl. h?« bzw. an«; 193.1-201.40). Der 5. Brief (212.35217.28) wurde an den Schluß verschoben (als 8. Brief in an« bzw. als 6. Brief in h7aj. Der 6. Brief begann zu wuchern und ein Schluß konnte nicht gefunden werden. Deshalb wurde dieser Teil in h7a bzw. an« neu gestaltet, wobei auf noch nicht verwendete Handschriften zurückgegriffen wurde (Ü3nl bis tÌ3t>·). Eine Stelle aus dem 6. Brief von Hs·» (S. 42/11047/115; 218.29-220.24) wurde in den 5. Brief vorversetzt (in h7a fehlt ein Titel 5. Brief; h7a, S. 14-17; 60.31-62.31), eine andere Stelle (S. 49/117f; 221.13-26) fand im 6. Brief Verwendung (l·?«, S. 26f; 68.6-21). Abgesehen von diesen Umstellungen ist Hs·* zu h7a bzw. an« (3. bis 5. Brief und 8. Brief) wenig variant. Ab dem 6. Brief von Hs·* ist aber keine Identität mehr nachweisbar, folglich zusätzlicher Text. Der Entstehungszeitraum 1804/05 für die archivalischen Einheiten der Stufen 2-6 des Stemmas, die gemeinsam eine Arbeitsphase abstecken, wird einerseits durch die verschiedenen Namenlisten, Briefe und Teile aus anderen Pestalozzi-Texten auf den Vorstufen und Arbeitsbehelfen zu den in Hs·» versammelten Textteilen gestützt, andererseits bezieht sich der Hinweis als ich dir vor 4 Jahren davon schrieb (193.11) zweifellos auf "fVie Gertrud ihre Kinder lehrt" von 1801 und der Hinweis auf die 4jährig fortgedauerten Erfahrungen (195.16J) auf Pestalozzis Institute in Burgdorf, Münchenbuchsee und Yverdon, welche seit 1800 bestanden. Die einzelnen Teile von Hs·* sind im Zusammenhang mit der Stufe 3 entstanden und wurden erst nach der verworfenen Stufe 4 zusammengefügt Aus diesen Gründen wird Hs·* zur Fassung 1804/05. Hs·* wird als Fassung 1804/05 edierter Text (193-234).

ι 2

hé ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 10 21 Bgg. 180x215 in 7 Lagen Lage 1: 9 Bgg. ineinandergelegt (S. 1-36) Lage 2-7: je 2 Bgg. ineinandergelegt (S. 37-84) S. 5 untere Hälfte unbeschrieben S. 6 (Schluß des 1. Briefes) und S. 84 unbeschrieben

Überlieferung

auf den ersten 77 Seiten alte Paginierung: t - 7 7 , S. 80-84 sind unpaginiert, S. 7-29 enthalten zudem eine gestrichene Paginierung 1 -23 (Beginn des 2. Briefes), S. 40 wurde irrtümlicherweise 04 paginiert S. nf kleines Loch in der Mitte ohne Textverlust Lage lf 4-7: geripptes Papier fremde Hd S. 1 Titel: Lieber Geßner S. 7 Titel: 2ter Brief. S. 19 Titel: 3ter Brief. S. 28 Titel: 4ter Brief. S. 41 Titel· 5ter Brief S. 52 (wiederholt auf S. 53) Titel· 6ter Brief. Außer den S. 7-14, 19f und 27f Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt S. 27, 31, 36f, 42, 45, 47-53, 64 kleine Anmerkungen von 2 neueren fremden Hden mit Bleistift Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Fassung im Zusammenhang mit Hs·» (193-234) Diese Fassung stellt eine getreue Abschrift von Hs»# bis S. 71/139 (230.5 sindj dar. Sie beginnt mit Lieber Geßner. Die einzelnen Korrekturen von Pestalozzis Hd in Hs·« (S. 53/121-57/125) sind nur zu Beginn und auch nur ζ. T. übernommen, die dortigen Randzusätze wurden ebenfalls nicht abgeschrieben (vgl. Hs·»,). he wird in der Textkritik nicht verwertet. h?a ZB Zürich, Ms. Pestal· 409 II 25 12 Bgg. in 3 Lagen Lage 1 und 2: je 4 Bgg. 170 χ 220 ineinandergelegt (S. 1-32) Lage 3: 4 Bgg. 175 χ 230 ineinandergelegt (S. 33-48) S. 45 unterer Fünftel unbeschrieben S. 46ff unbeschrieben S. 1-45 Paginierung: 33-77, wobei S. 60 und 62 keine Paginierung aufweisen, jedoch mitgezählt sind geripptes Papier, Lage 2, Bg. 4 und Lage 3 bläulich Grundschicht fremde Hd eine Schicht mit späteren Zusätzen Niederen Hd S. 38 ein Zusatz Niederers Hd mit Bleistift, der ausradiert wurde eine Korrekturschicht Kriisis Hd (stellenweise) S. 5 Titel: 4ter Brief S. 19 Titel: S. 38 Titel: Sechster Brief. S. 1, 5f 19, 25, 32, 37 Verweiszeichen Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Fassung im Zusammenhang mit h?bO# und ano h7a repräsentiert den Beginn einer neuen Phase in der Textentwicklung. Die Fassung ist unvollständige Abschrift (vgl. Paginierung), deren Vorlage sich nicht eruieren läßt. Sie setzt im 3. Brief ein. Sie ist nicht von Hs·* bzw. hö abgeschrieben, wie der Vergleich zeigt: die vorgenommenen Um-

Überlieferung

299

Stellungen sind weder in Hs·» noch in hò markiert; die Abschnittseinteilung differiert; die Ablaufzahlen zu Beginn des Teils 5 von Hs·», S. 4/728/76, sind nicht wie in he umgesetzt; die Briefeinteilung ist verändert. h7« ist, obwohl sie diejenige Fassung darstellt, die dem Druck am nächsten kommt, nicht Druckvorlage: die Briefeinteilung ist variant, in h7a (S. 5) ist der 4. Brief ein wenig nach hinten verschoben (55.6), ein Titel 5. Brief fehlt in h7«, der gestrichene Titel 6. Brief (Wi», S. 38) ist in ano der Beginn des 6. Briefes (64.5), ein Titel 7. Brief fehlt in h7« wiederum und der 6. Brief von h7« entspricht dem 8. Brief von ano. Außerdem sind die Korrekturen von Niederer und Krüsi in a n o nur z.T. umgesetzt (vgl. Textkritik). Die Verweiszeichen in h7« korrespondieren mit denjenigen in h7bo#, der Handschrift, welche zusammen mit h7« die Vorlage für die Abschrift he* bildete. h7a und h7bO# sind jedoch einzeln sigliert, weil die Abschriften he» bis hio lückenhaft sind bzw. nur Teilabschriften darstellen. Darüber hinaus muß neben h7» und h7b0# eine dritte Vorlage existiert haben, wie Teile der Abschriften zeigen, die weder in h7« noch in h7bo# vorkommen (z.B. S. 1 und S. 5/9 von hñ*). Die Zusammenstellung von h7« und h7b0# zu einer neuen Fassung kann also nicht genau belegt werden. Niederer nahm nach der Abschrift eine Überarbeitung der Fassung h7a vor und erstellte dazu h7b0#. Krüsi wiederum stellte die Handschriften zusammen, wie die Verweiszeichen zeigen, strich einige Stellen, v.a. in h7b0# und brachte weitere Korrekturen an. Offenbar wurde für den Druck nicht auf die neue Fassung zurückgegriffen. Die Verweiszeichen korrespondieren folgendermaßen (vgl. Textkritik): h7a S. 1 Verweiszeichen ohne Bezug S. 5f je 2 Verweiszeichen, die wohl mit h7b0*, S. 7, im Zusammenhang stehen (vgl. Abbildungen zwischen S. 240/241) S. 5 korrespondiert mit h7bO#, S. 7 (vgl. Abbildungen zwischen S. 240/41) S. 19 korrespondiert mit h7b0#, S. 27 und 29 S. 25 korrespondiert mit h7bo#, S. 30 S. 25 korrespondiert mit h7b0#, S. 32 S. 32 korrespondiert mit h7b0#, S. 32 S. 37 korrespondiert mit h7b0#, S. 33 (S. 39) zu dieser Seite in h7b0», S. 34 Zusatz, wobei in h7« das korrespondierende Verweiszeichen fehlt hl λ muß nach Hs·* und vor dem Druck ano entstanden sein, als Entstehungszeit muß daher 1806 angenommen werden. h7a und h7bo#, wie auch he# bis hl o haben dieselbe Papiersorte, was auf eine zeitliche Nähe schließen läßt, h7a wird in der Textkritik verwertet.

ι 2

h7b0#

ZB Zürich, Ms. Pestai 711.11 und 409 II 9o * ZB Zürich, Ms. Pestai 711.11 10 Bgg. und 1 Bl. 185 χ 225 in 7 Lagen Lage 1:1 Bg. (S. 1-4)

Überlieferung

Lage 2:2 Bgg. ineinandergelegt (S. 5-12) Lage 3: 1 BL (S. 13f) Lage 4:2 Bgg. ineinandergelegt (S. 15-22) Lage 5:1 Bg. (S. 23-26) Lage 6 und 7: je 2 Bgg. ineinandergelegt (S. 27-42) S. 2 und 40 nur oberes Drittel beschrieben S. 3f und 41f unbeschrieben S. 34 untere Hälfte unbeschrieben Paginierung auf den ungeraden Seiten der zweiten Lage (S. 5, 7, 9, 11) mit a-d geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen und Korrekturschicht Niederers Hd letzte Korrekturschicht Kriisis Hd (stellenweise) außer den Lagen 1, 3 und 5, dort nur Niederers Hd S. 7 Titel: 5ter Brief. S. 14 Zwischentitel: Über Bürgerbildung S. 29 Titel: 6. Brief. S. 7, 10, 15, 20f, 27, 29, 30, 32ff Verweiszeichen S. 15 Siegellackspur und Papierrest eines angeklebten KorrekturbLs. Lage 3: Faltspuren Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt Paginierung von Arthur Steins Hd mit Bleistift (die Lagen mit römischen Ziffern, die Seiten mit arabischen Ziffern, jede Lage mit 1 beginnend) der eine Teil von h7bO# Die Verweiszeichen S. 20f korrespondieren mit Ms. Pestai. 409 II 9o (S. Die Lagen 2, 4 und 7 machen h7bO# aus. Die Lage 6 bringt separat aufgeführte Zusätze zu h7a. o Auf den S. l f , 3fund 23-26 (Lagen 1, 3 und 5) steht Text von Niederers Hd, nicht zugehörig (vgl. die fehlenden Korrekturen Krüsis und den Zwischentitel S. 14), im Textkorpus Pestalozzi nicht nachweisbar. Die Abfolge der Lagen läßt sich aufgrund dieser Teile und der Abschriften he# bis h9folgendermaßen festhalten: Lage 4, Lage 2, Lage 7. Lage 6 besteht nur aus Korrekturen zu h7a, die alle mit entsprechenden Verweiszeichen versehen sind (vgl. hin). # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 9o Bg. 205 χ 335 (S. 1/43-4/46) S. 2/44 unteres Achtel unbeschrieben S. 3/45f unbeschrieben geripptes Papier, bläulich Grundschicht mit Korrekturen Krüsis Hd S. 1/43 Hinweise von Kriisi auf Ms. Pestai 711.11 (S. 20f), wohl als Stütze für die Überarbeitung oder Anweisung für die Abschrift (vgl. hä*) S. l/43f Verweiszeichen Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift der andere Teil von h7bO# Der Text dieses Teils hat einen Bezug zu Hs«# (231.26-34).

Überlieferung

301

« Handschrift im Zusammenhang mit h7« und a n » Die Zusammenführung der archivalischen Einheiten Ms. Pestai. 711.11 und Ms. Pestai 409 II 9o ist über die korrespondierenden Verweiszeichen auf den S. 20f bzw. l/43f gegeben. h7a zusammen mit h?b»# sowie mit einer nicht überlieferten Handschrift sollten eine neue Fassung bilden, wie die Abschriften hs» bis hio illustrieren (vgl. \ii&). h7b0# bringt ganz neuen Text, der zwar über h7« mit dem Nachlaß Journalbriefe eindeutig verknüpft ist, jedoch nicht auf Pestalozzi-Text zurückzuführen ist. Die Autorisation auf Pestalozzi läßt sich nicht gültig nachweisen. Die Verweiszeichen korrespondieren folgendermaßen (vgl Textkritik): die Verweiszeichen der Lage 6 (S. 27-34) mit h7«, S. 19, 25, 32, 37 und 39; die weiteren Verweiszeichen auf S. 5fvon h7» stehen wohl mit h7b»# im Zusammenhang h7b0#, S. 7 korrespondiert mit h7a, S. 5 (vgl. Abbildungen zwischen S. 240/241) h7b0#, S. 10 Verweiszeichen ohne Bezug h7bo#, S. 15 Verweiszeichen ohne Bezug h7b0#, S. 20f Verweiszeichen, die die Einweisung von Ms. Pestai. 409 II 9o zu Ms. Pestai. 711.11 angeben h?« und h7b0#, wie auch hs# bis hio, haben zu einem guten Teil dieselbe Papiersorte, was auf eine zeitliche Nähe schließen läßt h7bo# wird als Handschrift im Zusammenhang mit der Druckfassung 1807 edierter Text (237-244).

he* ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 27 und 409 II 30 # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 27 Bg. 170 χ 230 (S. 1-4) S. 3f unbeschrieben S. 1f Paginierung: 1-2 geripptes Papier, bläulich im Falz des Bg.s unten kleiner Ausriß ohne Textverlust fremde Hd (dieselbe Hd wie h9 und hio) S. 1 Titel: Vierter Brief S. lf Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt S. 1 Anmerkung von neuerer fremder Hd in Current Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift erster Teil von he# Beginn des 4. Briefes # ZB Zürich, Ms. Pestai 409 Π 30 5 Bgg. und 2 BIL 170 χ 220 in 4 Lagen Lage 1: Bg. undBl ineinandergelegt (S. 1/5-6/10) Lage 2: Bl. (S. 7/11 fi Lage 3 und 4: je 2 Bgg. ineinandergelegt (S. 9/13-24/28) geripptes Papier, dünn, bläulich fremde Hd (dieselbe Hd wie h9 und hio)

302 6

7

Überlieferung

S. 1/5 Titel: Fünfter Brief Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt S. 17/21 Anmerkung von neuerer fremder Hd in Current Paginierung von fremder Hd mit Bleistift Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift zweiter Teil von he# Beginn des 5. Briefes # Handschrift im Zusammenhang mit h7« und h7b«# Die Zusammenführung der archivalischen Einheiten Ms. Pestai. 409 II 27 und Ms Pestai. 409 II 30 hat folgende Gründe: es handelt sich um eine unvollständig erhalten gebliebene Abschrift von h7a und h7b0# sowie einer weiteren, nicht überlieferten Handschrift. Zwischen den beiden Teilen klafft eine Lücke (hlbto, 237.38-241.2). Zum Beginn S. 1 und zu einer Streichung S. 5/9 ist weder h7a noch h7b»# Vorlage. Die S. 2 des ersten Teils ist voll beschrieben, paginiert und bricht mitten im Satz ab. Der unvermittelte Abbruch, die nicht weitergeführte Paginierung auf S. 3 sowie die fehlende blindgeprägte Linie auf den S. 3fläßt vermuten, daß weitere Bgg. mit dem fehlenden Teil der Abschrift in diesen Bg. gelegt waren. Zur unsicheren Autorisation vgl. h7b«#. he» wird in der Textkritik nicht verwertet.

ι 2

3 4 5

6

7

ι 2

h9 ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 28 6 Bgg. 180 x 230 in 3 Lagen Lage 1: 2 Bgg. 170 χ 220 ineinandergelegt Lage 2: 2 Bgg. 170 χ 210 ineinandergelegt Lage 3:2 Bgg. 170 χ 220 ineinandergelegt

S. 1-8 Paginierung: 57-64

(S. 1-8) (S. 9-16) (S. 17-24)

geripptes Papier, bläulich, Lage 1 dünnes Papier Grundschicht fremde Hd (dieselbe Hd wie he# und hio) stellenweise einzelne Korrekturen Krüsis Hd S. 3 Titel: Vierter Brief S. 12 Titel: Fünfter Brief S. 4 und 14 Verweiszeichen (vgL hiqj Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt S. 1 und 17 Anmerkungen von neuerer fremder Hd in Current Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit h7a und h7b0# Sie ist Abschrift von he#, wobei dort fehlende Teile hier vorhanden sind. Die Korrekturen von Krüsi weisen auf eine geplante Weiterarbeit hin. Zur unsicheren Autorisation vgl. h7W#. h9 wird in der Textkritik nicht verwertet.

hio ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 29 6 Bgg. 170x210 in 3 Lagen Lage 1: 2 Bgg. ineinandergelegt (S. 1-8)

Überlieferung

303

Lage 2:2 Bgg. ineinandergelegt (S. 9-16) Lage 3:2 Bgg. ineinandergelegt (S. 17-24) Paginierung: 57-80 geripptes Papier, Lage 2 bläulich Grundschicht fremde Hd (dieselbe Hd wie he# und h9) stellenweise einzelne Korrekturen Krüsis Hd S. 1 Titel: Vierter Brief S. 4 Titel: Vierter Brief S. 21 Titel: Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt S. 1 Anmerkung von neuerer fremder Hd in Current Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift im Zusammenhang mit h7a und h7b0# Sie ist Abschrift von h9, wobei Teile gemäß den Verweiszeichen von h9 umgestellt wurden, hio hat genau denselben Textumfang wie h9, der Anfang und das Ende der Abschrift sind darüber hinaus identisch (vgl. zusätzlich Paginierung). Die Korrekturen von Kriisi und die Unsicherheiten bei der Briefeinteilung weisen darauf hin, daß diese Abschrift weitergeführt werden sollte. Zur unsicheren Autorisation vgl. h7b0#. hio wird in der Textkritik nicht verwertet. an«

ZB Zürich, XXIV 1139s Isr. I, S. 277-281 Umschlagtitel: H. Pestalozzis Journal für die Erziehung. Ersten Bandes Erstes Heft. Stücktitel: H. Pestalozzis Ansichten, Erfahrungen und Mittel zur Beförderung einer der Menschennatur angemessenen Erziehungsweise. Ersten Bandes Erstes Heft. Leipzig, 1807. bey Heinrich Gräff. XLIV, 172 S. Oktav, 105x185. Grüner Umschlag (nur Außenseiten); Buntpapier mit Rahmenornament; Innenseiten des Umschlags mit Verlagswerbungen für die pädagogischdidaktischen Bücher des Verlags (vgl. 4 und 105). Im Exemplar der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern (Signatur: FG Ca 74) sind zusätzlich zwei Druckbgg. mit weiterer Verlagswerbung für pädagogisch didaktische Literatur eingebunden. Inhalt: Ueber die Grundsätze, den Plan und die Tendenz dieser pädagogischen Zeitschrift (S. ΙΠ-XLIV); Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche (S. 1-57); Erster Abschnitt (S. 58-116): Dritter Brief (S. 58-66), Vierter Brief (S. 66-72), Fünfter Brief (S. 72-85), Sechster Brief (S. 86-92), Siebenter Brief (S. 92-107), Achter Brief (S. 107116); Bericht über meinen Versuch, einer Abtheilung von Schülern der zweyten Klasse Anleitung zur schriftlichen Darstellung der Zahlen und ihrer Verhältnisse zu geben (S. 117-172). Druckfassung. Erstdruck Die einzelnen Beiträge des Journals sind nicht gezeichnet. Die Autorschaften stützen sich auf folgende Hinweise:

304

Überlieferung

o Ueber die Grundsätze, den Plan und die Tendenz dieser pädagogischen Zeitschrift ist von Niederer verfaßt. Pestalozzi bezeichnet in den sog. "Kurzen Aufzeichnungen zu einem Aufsatz J. Niederere: Uber die Grundsätze und den Plan einer, im Jahr 1807 angekündigten Zeitschrift" (PSW 27, S. 49-52) Niederer als Urheber der Einleitung: *Was hier mir zugeschrieben, ist Folge der durch Niederen weiterführende Ideen erwachten Begeisterung für dieses außer dem Geist meiner Individualität liegende Weiterführung der Sach» (PSW 27, S. 51.9ff). o Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche ist der erste Text Pestalozzis im Journal. Das dazugehörige handschriftliche Material aus dem Nachlaß belegt die Autorschaft Pestalozzis, dieses Material ist in PSW 19 ediert. Außerdem bezeichnet Pestalozzi in einem Brief an Heinrich Gräff vom Januar 1806 Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche als teinen Aufsatz von mir» (PSB 5, Nr. 1185, S. 120.15f). Erster Abschnitt: Dritter Brief bis Achter Brief sind die Journalbriefe. Von den vorhandenen Briefen wurden für die Druckfassung die ersten beiden Briefe weggelassen. Uber die Gründe, die dazu geführt haben, liegen keine expliziten Hinweise vor. Die Vermutung liegt jedoch nahe, daß, nachdem die Aufnahme des Aufsatzes Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche beschlossen war, auf den 1. und 2. Brief verzichtet wurde, weil diese beiden Briefe inhaltlich vorweggenommen wurden (Intention des Texts, autobiographische Bezüge, vgl. Entstehungsgeschichte). o Bericht über meinen Versuch, einer Abtheilung von Schülern der zweyten Klasse Anleitung zur schriftlichen Darstellung der Zahlen und ihrer Verhältnisse zu geben ist von Krüsi verfaßt. In einem Brief an Ström und Torlitz, ungefähr auf1806 datiert, schreibt Pestalozzi: «Das Rechnen mit Ziffern ist seit dieser Zeit in eben dieser Umfassung im Institut betrieben worden. Uber den Anfang dieser Übungen hat Krüsi einen hierüber bestimmte Wegweisung gebenden Aufsatz gemacht, der im ersten Heft des Journals innert 4 à 6 Wochen erscheinen und direkte von Gräff in Leipzig aus in Ihre Hand kommen wird» (PSB 5, Nr. 1207, S. 158.22-28; vgl. Isr. II, 461 undlsr. III, 192,2). Obwohl die Sigle an» eigentlich nurfür die Journalbriefe (S. 58-116) gilt, wird hier in Abweichung von der Siglierung der handschriftlichen Zeugen das ganze Journal von 1807 als alio sigliert. ano wird als Journal für die Erziehung 1807 edierter Text (1-106). ι 2

A120

Pestalozzianum Zürich, Ρ111 Isr. I, 278-281 Pestalozzi's sämmtliche Schriften. Eilfter Band. Mit den allergnädigsten Privilegien Ihrer Majestäten des Kaisers aller Reußen und Königs von Polen, des Königs von Preußen, des Königs von Bayern, des Königs von Wurtemberg, Seine Königliche] Hoheit, des Großherzogs von Baden und der Hochlöblichen Cantonsregierungen der Eidgenossenschaft. Stuttgart und Tübingen, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1823.

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IV, 371 S. Oktav, 110x185. Inhalt: Vorrede (S. Ulf); I. Ansichten und Erfahrungen die Idee der Elementarbildung betreffend, in Verbindung mit Aufsätzen und Bruchstücken, die den Gang und die Geschichte meiner Lebensbestrebungen erheitern (S. 1-192): unbetitelter erster Beitrag (S. 3-51); Erster Abschnitt (S. 52-101): Dritter Brief (S. 52-58), Vierter Brief (S. 58-63), Fünfter Brief (S. 63-74), Sechster Brief (S. 74-80), Siebenter Brief (S. 80-93), Achter Brief (S. 93-101); Ueber die Grundsätze und den Plan einer, im Jahr 1807 angekündigten Zeitschrift (S. 102-133); Bericht an die Eltern und an das Publikum über den Zustand und die Einrichtungen der Pestalozzischen Anstalt im Jahre 1807 (S. 133-192). II. Ein Wort über den Zustand meiner pädagogischen Bestrebungen und über die Organisation meiner Anstalt im Jahre 1820 (S. 193-248). III. Einige meiner Reden an mein Haus, in den Jahren 1808, 1809, 1810, 1811 und 1812 (S. 249-371): Am Neujahrstage 1808 (S. 251-260), Am Neujahrstage 1809 (S. 261-278), Am Neujahrstage 1810 (S. 279-304), Am Neujahrstage 1811 (S. 305-330), Am Neujahrstage 1812 (S. 331-348), Weihnachtsrede 1810 (S. 349-391). Druckfassung. Zweiter, neben dem Erstdruck einziger Druck zu Lebzeiten Pestalozzis. o Ueber die Grundsätze und den Plan einer, im Jahr 1807 angekündigten Zeitschrift ist Niederers Aufsatz aus dem Journal von 1807. In der Vorrede sagt Pestalozzi lediglich, der Aufsatz stamme nicht von ihm (vgl. Textkritik zu 5.1-10 und PSW27, S. 59.9-12). o Die restlichen Texte dieses Bandes stammen von Pestalozzi. Die unbetitelte Einleitung ist der aus dem Journal stammende Beitrag "Ein Blick auf meine Erziehungsversuche und Erziehungszwecke'. Erster Abschnitt: Dritter Brief bis Achter Brief sind die Journalbriefe. « Die Vorrede und die Texte ab S. 133 des 11. Bandes stehen alle in ganz anderen textlichen Zusammenhängen und sind dementsprechend in PSW verstreut: die Vorrede ist in PSW zweimal ganz abgedruckt, vgl. PSW 19, S. 420f und PSW 27, S. 57-59; der Bericht an die Eltern und an das Publikum über den Zustand und die Einrichtungen der Pestalozzischen Anstalt im Jahre 1807 in PSW21, S. 45-81; Ein Wort über den Zustand meiner pädagogischen Bestrebungen und über die Organisation meiner Anstalt im Jahre 1820 in PSW26, S. 269-321; Am Neujahrstage 1808 in PSW 21, S. 1-9; Am Neujahrstage 1809 in PSW 21, S. 217-230; Am Neujahrstage 1810 in PSW 22, S. 329-347; Am Neujahrstage 1811 in PSW 23, S. 19-37; Am Neujahrstage 1812 in PSW 23, S. 171-184; Weihnachtsrede 1810 in PSW 22, S. 365-381. Im Unterschied zu alio fehlt in A120 Krüsis Bericht und die Reihenfolge wurde umgestellt: der Aufsatz Niederers mit aktualisiertem Titel folgt erst auf die beiden Beiträge von Pestalozzi. Diese wurden unter ebenfalls neuem Titel aufgenommen. Die sog. "Aufzeichnungen zu einem Aufsatz J. Niederers" (PSW 27, S. 49-52; vgl. aiioj zusammen mit der Vorrede zu Bd. 11 der Cotta-Ausgabe liefern die Motive, warum Pestalozzi den Aufsatz Niederers unverändert in seine Gesamtausgabe aufnimmt: *Die unnatürlichen Anmaßungen desselben [des Aufsatzes von Niederer] und die

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unbegreifliche Mißkennung unsrer selbst, unsrer Kräfte und unsrer Mittel, die darin herrscht, muß das Publikum um so mehr interessiren, als die erste und allgemeine Quelle alles Unglücks, aller Erniedrigung und alles Jammers, das später meine Person, meine Familie und mein Haus traf und meine Bestrebungen an den Rand ihres Verderbens brachte, im phantastischen Taumel jenes Zeitpunkts ligt. Unter diesen Umständen hielt ich es für meine Pflicht, diese Aktenstücke dem Publikum nicht vorzuenthalten, sondern vielmehr die Denkmäler der, in diesen Epochen erzeugten, pädagogischen Hoffnungen, Gefahren, Ansichten und Erfahrungen meinen sämmtlichen Werken einzuverleiben.» (Textkritik zu 5.110 und PSW 27, S. 59.12-24). Der Grund, warum Pestalozzi den Aufsatz Krüsis nicht aufnahm, ist wohl darin zu suchen, daß die Schriften Schmids über das Rechnen in der Cotta-Ausgabe gedruckt wurden (vgl. die Bde. 14 und 15 der Cotta-Ausgabe). Obwohl die Sigle A120 eigentlich nur für die Journalbriefe (S. 52-101) gilt, werden hier in Abweichung von der Siglierung der handschriftlichen Zeugen alle Texte, die im Journal von 1807 vorkommen und hier wieder abgedruckt sind, mitsigliert (d.h. S. 3-133). A120 wird in der Textkritik verwertet

Ha ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 31 Bg. 220 χ 355 (S. 1-4) Nadelstiche S. 2 unteres Drittel unbeschrieben S. 3f unbeschrieben S. 1 Paginierung: 1 geripptes Papier, bläulich Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd S. 1 Titel: Grundsäze des / Buchs Faltspuren auf S. 1 steht aoR rechts von Josephine Zehnder-Stadlins Hd: scheint von frühem Datum und auf S. 4 aoR: lit. Notata und Bemerkungen von Pestalozzi Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift ohne eindeutigen Bezug zu einer Fassung Aufgrund der Faltspuren und Nadelstiche ist zu vermuten, daß dieser Bg. ursprünglich als Mappe diente. Diese Handschrift stellt eine Art Disposition dar, deren Zusammenhang nicht eindeutig zu klären ist. Zum Nachlaß Journalbriefe läßt sich eine thematische Verknüpfung herstellen. Eine Identität/Varianz liegt jedoch nicht vor. Die Handschrift bringt zusätzlichen Text. Im Textkorpus Pestalozzis scheint eine bessere Verbindung nicht möglich. Das WZ deutet auf eine im Zusammenhang mit dem Nachlaß Journalbriefe frühe Stufe hin. Ha wird als Handschrift ohne eindeutigen Bezug zu einer Fassung edierter Text (247f).

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Hß ZB Zürich, Ms. Pestai 409 II 2 3 Bgg. 210 χ 345 ineinandergelegt (S. 1-12) S. 5 unterer Achtel unbeschrieben S. 6-12 unbeschrieben geripptes Papier Grundschicht mit Korrekturen Pestalozzis Hd Rand mit blindgeprägter Linie angezeigt auf S. 1 steht aoR rechts von Josephine Zehnder-Stadlins Hd: Veredlung der Menschennatur / Herrschaft des Menschlichen Paginierung von Dejungs Hd mit Bleistift Handschrift ohne eindeutigen Bezug zu einer Fassung Sie weist kaum Identität/Varianz zum Nachlaß Journalbriefe auf und bringt zusätzlichen Text. Zu Hl lassen sich besonders zum dortigen 5. und 7. Brief thematische Bezüge herstellen. Im Textkorpus Pestalozzis scheint eine bessere Verbindung nicht möglich. Mit der Fassung Hl hat diese Handschrift zusätzlich das WZ gemeinsam, was auf die gleiche Entstehungszeit hindeuten kann. Hp wird als Handschrift ohne eindeutigen Bezug zu einer Fassung edierter Text (249ff).

308 Entstehungsgeschichte In der Entstehungsgeschichte müssen zwei Stränge getrennt betrachtet werden: einerseits derjenige des Journals für die Erziehung in Verbindung mit dem Verlegerwechsel von Heinrich Geßner zu Heinrich Gräff und andererseits detjenige der Journalbriefe und des dazugehörenden Nachlasses als Versuch, "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" neu zu bearbeiten. Die Schwierigkeiten dieser nicht abgeschlossenen Umarbeitung zeigen sich nicht zuletzt im fehlenden Titel des zu Lebzeiten publizierten Teils. Als Ausgangspunkt für beide Stränge ist die Rezeption von "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" zu betrachten. Wie Gertrud ihre Kinder lehrt Neben positiven erfuhr Pestalozzi auch negative Kritiken auf "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (vgl. Isr. I, S. 157-183). Die Kritikpunkte betrafen u.a. den Mechanismus der Methode, die zu starke Betonung der intellektuellen Erziehung und die wenig explizite Fundierung im christlichen Glauben. Hinzu kam die Selbstkritik Pestalozzis an seiner Schrift bzw. an seiner eigenen Art zu schreiben (vgl. Hl und Hs«#, je den ersten Brief, sowie die sog. "Vorrede zu einer geplanten Neuauflage von 'Wie Gertrud ihre Kinder lehrt", PSW20, S. 4.27-38). Diese Kritiken, aber auch die Kritiken an den Elementarbüchern, veranlaßten Pestalozzi, auf vier verschiedenen Ebenen zu reagieren: in neuen pädagogischen Werken, welche freilich zu Lebzeiten nur teilweise publiziert wurden, entwickelte er sein Erziehungskonzept weiter (vgl. sog. "Uber den Sinn des Gehörs, in Hinsicht auf Menschenbildung durch Ton und Sprache*, PSW 16, S. 263-346; sog. "Geist und Herz in der Methode", PSW 18, S. 1-52; sog. "Ansichten und Erfahrungen", PSW 19), mit einigen Kritikern verstrickte er sich in direkte und teilweise öffentlich ausgetragene Auseinandersetzungen (z.B. mit Steinmüller, Tillich, Johannsen, Ziemssen, Snethlage, vgl. PSW 16, S. 23-66, 89-92 und PSW 17A, S. 79-139), "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt* wollte er überarbeiten, und schließlich plante er ein Periodikum, das laufend die Weiterentwicklungen und Rechtfertigungen aufnehmen konnte. Die letzte Absicht wurde gleich doppelt realisiert: 1807 erschien, wenn auch nur mit einem einzigen Heft, das "Journal für die Erziehung", und 1807-1812 erschien die "Wochenschrift für Menschenbildung" in vier Bänden. Die Neubearbeitung von "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" zielte vorerst auf eine zweite, veränderte Auflage. Die Versuche, die in diesem Zusammenhang entstanden, sind als sog. "Fragmente zu einer Neubearbeitung von 'Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (PSW 16, S. 111-185; Nachtrag in PSW 17A, S. 59-61) ediert und auf 1802-1804 datiert. Neben diesen Versuchen entstanden auch solche, die die Form einer gänzlichen Umarbeitung annahmen. Die Briefstruktur blieb erhalten, ebenso vorerst der Adressat Geßner, der später durch Freund ersetzt wurde. Resultat dieser Versuche sind die Joumalbriefe sowie der dazugehörende Nachlaß. Ein Teil der Journalbriefe, die Briefe drei bis acht, fanden unter dem Titel Erster Abschnitt Eingang in das "Journal für die Erziehung".

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In der Entstehungsgeschichte lediglich am Rand behandelt werden die restlichen Texte des Journals: die Einleitung Niederers, der Bericht Krilsis und Pestalozzis Aufsatz Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche, der in PSW 19 ediert ist und dessen Entstehungsgeschichte folglich bereits vorliegt (vgl. ebd., S. 251-255). Journal für die Erziehung Die Absicht, eine Zeitschrift zu lancieren, die als Plattform für Pestalozzi und seine Methode dienen sollte, läßt sich bis ins Jahr 1801 zurückverfolgen, und zwar sowohl in Form von privaten brieflichen Mitteilungen als auch von öffentlichen Bekanntmachungen: 'Ich möchte auf das ABC der Anschauung, auf das Buch der Mütter und auf einen Journal über die Geschichte und Folgen meines Versuchs drey kleine Souskriptionen, jede zu 20 Batzen, eröffnen und glaube, hiezu vielseitige Handbietung zu erhalten, ... », so Pestalozzi in einem Brief an Meyer von Schauensee vom 9. Dezember 1801 (PSB 4, S. 85.8-12). In der von Niederer verfaßten und von Pestalozzi gezeichneten "Erklärung* zur Auseinandersetzung mit Pfarrer Steinmüller, publiziert am 25. Oktober 1803 in der "Schweizerischen Nationalzeitung", wurde das Journal ebenfalls angekündigt (vgl. PSW 16, S. 615f). Die Realisierung ließ auf sich warten. Diesen Umstand, der auf Pestalozzi einen eigentlichen Publikationsdruck auszuüben begann, griff Niederer in seiner Einleitung im Journal auf (7.4ff). Zu den schriftstellerischen Schwierigkeiten Pestalozzis traten äußere hinzu: die Unterzeichnung der Mediationsakte im März 1803, die das Ende der Helvetik bedeutete, hatte für Pestalozzi schwerwiegende Folgen. Die finanzielle Unterstützung der Regierung versiegte, und er mußte das Schloß Burgdorf aufgeben. Das Zwischenspiel in Münchenbuchsee, das Zerwürfnis mit Fellenberg und schließlich der Umzug nach Yverdon trugen das Ihrige dazu bei, die publizistische Tätigkeit einzuschränken. Als gewichtiges Problem entpuppte sich zudem der Verlag: Pestalozzi löste sich von seinem langjährigen Verleger Heinrich Geßner und verlegte das Journal schließlich bei Heinrich Gräff in Leipzig. Heinrich Geßner (1768-1813), der "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" verlegt hatte und an den die darin enthaltenen Briefe gerichtet sind, war der zweite Sohn des Malers und Dichters Salomon Geßner (vgl. Sacherklärung zu 196.40). Er wollte ursprünglich studieren, ergriff dann aber gegen seine Neigung den Buchdruckerberuf Nach dem Tod des Vaters übernahm er zusammen mit seiner Mutter Judith Geßner, geb. Heidegger (1736-1818), die Firma Gebrüder David Geßner beim Schwanen und, in Vertretung der Erben, den Anteil seines Vaters an der Druckerei und dem Verlag Orell, Geßner, Füßli & Co. Den Buchladen im Haus der Familie besorgte vorwiegend die Mutter, welche bei Abwesenheit Geßners auch die übrigen Geschäfte leitete. 1795 verheiratete sich Geßner mit Charlotte Luise Wieland (1776-1816), genannt Lotte, der (Lieblings-)Tochter des Dichters Christoph Martin Wieland. Wieland und Salomon Geßner waren Jugendfreunde. Heinrich und Charlotte begegneten sich zuerst in Bern, dann in Zürich. Die Trauung fand in Weimar statt und wurde von Oberhofprediger Johann Gottfried Herder

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vollzogen, der auch eigenhändig den Trauschein ausstellte. Im Geßnerschen Haus bezog das junge Paar eine Wohnung. Die Familie Geßner- Wieland hatte fünf Kinder. Lotte erfüllte mit der Einwilligung in die Ehe einen Wunsch ihres Vaters, litt dann in Zürich an Heimweh und mußte sich in der Familie Geßner durchsetzen. Heinrich war der einzige, der ihre Situation erfaßte und ihr Zuneigung, Verständnis und Halt gab, so daß sie ihre Ehe trotz der materiellen Sorgen als glücklich bezeichnete (vgl. ihre diesbezüglichen Briefe an Friedrich David Gräter vom 21.4 und 5.5.1816, Hans Radspieler: Charlotte Geßner-Wieland in ihren Briefen an Friedrich David Gräter. In: Zürcher Taschenbuch 1975, S. 102-105). Wieland unterstützte die Verlagstätigkeit seines Schwiegersohns, wo und wie er konnte: als Auftraggeber, Berater und Kunde. U.a. wurde die Zeitschrift "Das Attische Museum" gegründet, deren Herausgeber Wieland war. Wie sich später herausstellte, kein gewinnbringendes Unternehmen. 1798 löste sich Heinrich Geßner von der Firma Orell, Geßner, Füßli & Co. und machte sich selbständig. Geßner Schloß sich überzeugt der Helvetik an und wurde Nationalbuchdrucker. Ohne seine Wohnung in Zürich aufzugeben, zog er der Helvetischen Regierung nach: Aarau, Luzern und ab 1799 Bern waren die Stationen. Das Geschäft als Nationalbuchdrucker erwies sich bei der permanent angespannten Finanzlage des Staates als Verlustgeschäft. Mit seiner politischen Parteinahme schaffte sich Geßner besonders in der Aristokratie Zürichs keine Freunde. Er druckte u.a. die Zeitungen "Der Republikaner", "Der Schweizerbote" sowie das "Helvetische Volksblatt Seit der Aarauer Zeit war Heinrich Geßner mit Johann Heinrich Daniel Zschokke (vgl. PSB 14, S. 359; Reg. I, S. 622) befreundet. In Bern entstand zusammen mit dem ältesten Sohn Wielands bzw. Lottes Bruder Ludwig und mit Heinrich von Kleist ein Freundeskreis (vgl. TheophU Zolling: Heinrich v. Kleist in der Schweiz. Nebst achtunddreißig bisher ungedruckten Briefen von Heinrich von Kleist, C. M. Wieland, Ludwig Wieland, Johann Gottfried Herder, Carolina Herder, Heinrich Zschokke, Jens Baggesen, Heinrich Geßner, Franz Xaver Bronner, J. R. Meyer. Stuttgart 1882, S. 28-35). Geßner gab in seinem Verlag Kleists Trauerspiel "Die Familie Schroffenstein" heraus. In Zschokkes Junggesellenwohnung an der Gerechtigkeitsgasse in Bern trafen sich die Freunde. Dort hing auch der Kupferstich "La cruche cassée", der die Freunde zu einem Dichterwettstreit animierte, aus dem Kleists Lustspiel "Der zerbrochene Krug" hervorging. Literatur, Freundschaft, revolutionäre Gesinnung und Geldmangel prägten die Runde. 1803 mußte Geßner die Nationalbuchdruckerei mit großem Verlust liquidieren, worauf er mit der Familie nach Zürich zurückkehrte. Wieland und der Schwager Johann Kaspar Zellweger halfen finanziell, damit Geßner sein Geschäft weiterführen konnte. Aufgrund von Bedenken seitens der Familie wurde das Unternehmen einem Kuratorium unterstellt Lotte hätte es lieber gesehen, wenn Heinrich sein Geschäft nicht wieder in Zürich aufgenommen hätte, da er einerseits mit Widerstand rechnen mußte, andererseits die Geschwister jeweils auszuzahlen waren. Das Geschäft kam nicht recht in Gang. 1809 wurde ein Vergleich mit den Gläubigern nötig. Wiederum half Wieland. Heinrich wurde krank und litt an

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krebsartigen Geschwüren, zudem erblindete er auf einem Auge. 1813 starb er nach langem Leiden im selben Jahr wie sein Schwiegervater. Noch vor seinem Tod begann er die "Ausgewählten Briefe von C. M. Wieland, an verschiedene Freunde in den Jahren 1751 bis 1810 geschrieben und nach der Zeitfolge geordnet " herauszugeben. Unter sehr schwierigen ökonomischen Bedingungen brachte Lotte diese Edition zu Ende (insgesamt 4 Bde. Zürich 1815-1816; Lottes Bruder besorgte eine Konkurrenzausgabe mit Briefen des Vaters: Auswahl denkwürdiger Briefe. Hrsg. von Ludwig Wieland. 2 Bde. Wien 1815). Sie übernahm die Stelle ihrer Schwiegermutter im Geschäft. Daneben betrieb sie einen kleinen SpitzenhandeL 1816 starb sie noch vor ihrer Schwiegermutter. Pestalozzi und Geßner pflegten seit 1795 einen freundschaftlichen Umgang. Uber Zschokke ist belegt, daß sich Pestalozzi hie und da im Berner Freundeskreis einfand Bereits im ersten erhalten gebliebenen Brief Pestalozzis an Geßner steht die Verlegertätigkeit im Zentrum (vgl. PSB 3, Nr. 733, S. 324f). Geßner verlegte in der Folge mehrere Werke Pestalozzis: "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwiklung des Menschengeschlechts", 1797 (PSW 12, S. 1-166); "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, ein Versuch den Müttern Anleitung zu geben, ihre Kinder selbst zu unterrichten, in Briefen", 1801 (PSW 13, ß. 181-359); Elementarbücher zusammen mit Cotta (Tübingen) (vgl. Sacherklärung zu 7.5); "Ansichten über die Gegenstände, auf welche die Gesetzgebung Helvetiens ihr Augenmerk vorzüglich zu richten hat" 1802 (PSW 14, S. 235-274). Außerdem publizierte er wichtige Schriften der zeitgenössischen Pestalozzi-Rezeption. Der Sohn Eduard war 1811-1813 Schüler in Yverdon. (zu Heinrich Geßner vgl. zusätzlich HBLS III, S. 499; Paul Leemann-van Eick: Judith Geßner, die Gattin des Idyllendichters und Malers Salomon Geßner. Mit einer Auswahl ihrer Familienbrief e . Zürich 1941; Morfll, S. 133; Reg. I, S. 169; Stadler) Geßner war ursprünglich als Verleger des Journals vorgesehen, wie aus einem Kostenvoranschlag von ihm gegenüber der Helvetischen Regierung vom 31. August 1802 hervorgeht: «Der Abonnementseröffnung [für die Elementarbücher] soll zugleich die Ankündigung eines Journals beigefügt werden, dessen Inhalt und Zweck einzig der pestalozzischen Lehrart gewidmet sein soll. Dasselbe soll in ungezwungenen Heften erscheinen, die Fortschritte der Methode und die Erfahrungen im Hauptinstitut selbst enthalten, so wie auch die Erfahrungen und Fortschritte anderer Institute, die in der Schweiz und im Ausland in der Folge errichtet werden könnten; ebenso Ansichten und Prüfungen von Freunden der pestalozzischen Methode. Ein solches Journal, von einem Manne von Einsicht redigirt, scheint mir ein Hauptbedürfniß für die Allgemeinmachung der Lehrart selbst. Dieses Journal würde ganz meine eigene Entreprise und ich setze das noch unentwickelte Project bloß deßwegen her, mir die nähern Ideen der Minister hierüber zu erbitten, und weil die Ankündigung der Abonnementseröffnung beigefügt wird» (Morf II, S. 28f) Auf die Elementarbücher wurde eine Subskription eröffnet, nicht jedoch auf das vorgesehene Journal. Die von Geßner genannten Programmpunkte des Journals decken sich a u f f ä l l i g mit denjenigen in der Einleitung Niederers im Journal von 1807 (vgl. 19.35-20.24). In der Mediation geriet der Nationalbuchdrucker der Helvetik zusehends unter Druck, was ebenfalls zu den

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Verzögerungen des Journals beigetragen haben mag. Die Schwierigkeiten zwischen Geßner und Cotta hinsichtlich des stockenden Absatzes der Elementarbücher bewogen Pestalozzi schließlich dazu, für das geplante Journal einen neuen Verleger zu suchen. Die Gräffsche Buchhandlung in Leipzig wurde von Ernst Martin Gräff (1760-1802), wie die Meßkataloge zeigen, sicher vor 1788 gegründet Ε. M. Gräff arbeitete in der Weidmannschen Buchhandlung, die er 1789 übernehmen konnte. 1793 übertrug er die Buchhandlung seinen beiden Brüdern Heinrich (*1766) und Hermann (fl794), nachdem er Handlungsgesellschafter der Weidmannschen Buchhandlung geworden war. Die Buchhandlung wurde unter dem Namen Gebrüder Gräff geführt. Nach dem frühen Tod Hermanns ging die Buchhandlung ganz an Heinrich Gräff über und wurde in Heinrich Gräff umbenannt (Gedruckte buchhändlerische Geschäftsrundschreiben vom 3.4.1793 und 1.12.1794, Deutsche Bücherei Leipzig). Das Geschäft war am neuen Neumarkt 623 domiziliert (Allgemeines Verzeichnis aller Buchhandlungen, welche eine Anweisung zur Erleichterung der Meßgeschäfte, sowohl für die auf der Messe gegenwärtigen, als auch abwesenden Herren Buchhändler, enthält. Nebst einer Uebersicht aller Commissionen, welche jeder der Herren Buchhändler in Leipzig hat. Sechste Auflage. Leipzigerjubiläumsmesse 1801, S. 7). Aufgrund der Leipziger Meßkataloge (Allgemeines Verzeichniß der Bücher, welche in der Frankfurter und Leipziger Ostermesse/Michaelismesse entweder ganz neu gedruckt, oder sonst verbessert wieder aufgelegt worden sind, auch inskünftige noch herauskommen sollen. Leipzig, in der Weidmännischen Buchhandlung), das umfassendste aktuelle Bücherverzeichnis der damaligen Zeit, läßt sich die Größe des Gräffschen Verlags abschätzen. Die Weidmannsche Buchhandlung veröffentlichte in Spitzenjahren bis zu 70 Bücher, nach der Geschäftsübernahme durch Ε. M. Gräff pendelten sich die Veröffentlichungen zwischen 3 und 18 ein mit einer Höchstzahl von 32 im Jahr 1795 (vgl. Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Beiträge zu einer Firmengeschichte des deutschen Buchgewerbes. Bd. 1. Berlin 1902, S. 1030-1033). Die Gräffsche Buchhandlung kam in den Jahren 1800 bis 1821 auf durchschnittlich 8, im Spitzenjahr 1808 auf 37 Veröffentlichungen. Das Angebot, das Gräff führte, war ausladend Pädagogik und Didaktik nahmen, wie auch die Werbungen im Journal zeigen (4 und 105), einen breiten Raum ein. Nur die (Unterhaltungs-)Literatur und die Veröffentlichungen zu Geschichte und Politik standen zahlenmäßig vor der Pädagogik und Didaktik. Ebenfalls gut vertreten waren die Bereiche Religion, Biologie und Medizin bzw. Sexualität. Reise- und weitere Unterhaltungsbücher über Briefstellerei, berühmte Personen oder die Mythologie bis hin zu Büchern über Tauchermaschinen und die Taschenspielerkunst rundeten die bunte Palette ab. Zudem vertrieb Gräff einen "heilenden und resolvirenden Liquor" des Mediziners Friedrich Wilhelm Gautzsch. Auch Heinrich Gräffs Schwiegervater Johann Michael Maucke (17421816) betätigte sich als Buchhändler und Verleger und zwar in Jena (vgl. Friedrich Lütge: Geschichte des Jenaer Buchhandels einschließlich der Buchdruckereien. Jena 1929, S. 192ff). Sein Neffe, Wilhelm Gräff (1781-

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1839), ging 1796 bei ihm in die Lehre und eröffnete um 1807 in Petersburg eine Buchhandlung, der erfast 32 Jahre vorstand und die zu einer der angesehensten Rußlands wurde (vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen. 17. Jg. 1839, Teil 2. Weimar 1841, S. 851; vgl. auch PSB 5, Nr. 1222, S. 177.31). Um 1804 erweiterte Heinrich Gräff das Geschäft um eine 1799 gegründete Buntpapierfabrik (vgl. Albert Haemmerle: Buntpapier. Herkommen, Geschichte, Techniken, Beziehungen zur Kunst. Unter Mitarb. von Olga Hirsch. Veränd. u. erw. Nachdruck. München 1977, S. 26). Im "Leipziger Adreß-Post- und Reise-Kalender" von 1807 hat die Papierfabrik folgenden Eintrag: *Die Gräff sehe, vom Chutfurstl. Geheimen Finanz-Collegium BuntPapietfabrik, liefert alle Arten bunter Papiere, incl. Maroquin- und Titelpapiere in den schönsten Farben und Mustern und von der besten Güte. Das Gewölbe ist im Gräff sehen Buchladen, neuer Neumarkt 623» (S. 131f). Buntpapiere sind ein- oder mehrfarbige Papiere, die im Buchgewerbe als Vorsatzpapiere, Einbandüberzüge oder als Umschläge verwendet werden (vgl. Karl Theodor Weiß: Handbuch der Wasserzeichenkunde. Bearbeitet und hrsg. von Dr. Wisso Weiß. Leipzig 1962, S. 227ff). Die Meßkataloge zeigen ab 1809 einen markanten Einbruch bei den Ankündigungen Gräffs. Fon der Ostermesse 1811 bis zur Ostermesse 1812 sind sogar keine eigenen Ankündigungen vorhanden, auf die Michaelismesse 1812 nicht einmal Ankündigungen von Kommissionen. Unter der Rubrik "Nachrichten " hingegen findet sich die Notiz, daß Gräff gesonnen ist, «seine Verlags- und Assortimentsbuchhandlung zu verkaufen, und zwar entweder beide vereint, oder die Assortimentsbuchhandlung mit allen dazugehörenden Rechten und Geschäftsverbindungen getrennt von den Verlagsartikeln» (S. 395). Der Verkauf kam vorerst nicht zustande und Gräff hielt sich im wesentlichen mit zusätzlichen Auflagen und Neudrucken über Wasser. 1821 schließlich konnte er sein Geschäft an die Firma von A. Wienbrack verkaufen. Im Meßkatalog der Ostermesse von 1821 ist der Verkauf unter der Rubrik "Nachrichten" publiziert (vgl. Otto August Schulz: Adreßbuch für den Deutschen Buchhandel und verwandte Geschäftszweige. Leipzig 1839, S. 45). Die Wienbracksche Buchhandlung ihrerseits ging 1872 an die Luckhardtsche Verlagsbuchhandlung mit dem Hauptgeschäft in Berlin über. Heinrich Gräff verließ am 12. Juni 1827 Leipzig, um nach Königsberg überzusiedeln (vgl. Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd. 36, Teil II. Briefwechsel Briefe an Schiller 1.11.1795 - 31.3.1797 (Anmerkungen). Hrsg. von Norbert Oellers. Weimar 1976, S. 182). Den Kontakt zwischen Pestalozzi und Gräff stellte Wilhelm Christian von Türk (1774-1846) her, höchstwahrscheinlich im Juli und August 1804, als er sich in Burgdotf und Münchenbuchsee aufhielt. Von Türk war auch derjenige, der für einen Verlegerwechsel eintrat: «Bisher war Geßner sein [Pestalozzis] Drucker, Kommissionär etc. Das darf nicht mehr sein. Geßner verräth eine gänzliche Unkunde des Buchhandels. Wäre wirklich jemand darauf aufgegangen, Pestalozzi um die Früchte seiner Arbeit zu betrügen, er hätte nicht mehr schaden können, als es Geßner mit der besten Absicht für Pestalozzi thut... Geßner übergab dieses Werk [Elementarbücher] Cotta. Die gutherzigen Pränumeranten sollten es um den Pränumerationspreis von 40 Batzen haben. Hat Geßner sie durch den mit Cotta errichteten Contract gegen eine

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willkürliche und unerfreuliche Erhöhung gesichert? Nein. Alle müssen mehr zahlen, manche das Doppelte. Das Publikum wird ungeduldig werden. Jetzt lagern das 4. und 5. Heft in Leipzig und wurden nicht ausgegeben ... Jetzt übergiebt Geßner den Debit der Elementarbücher einem angehenden Buchhändler, einem homini obscuro, dessen Wohnung kaum zu finden und zu erfragen, dessen Namen den meisten Buchhändlern fremd ist Meiner innigsten Ueberzeugung nach muß der Debit von Pestalozzis Elementarwerken, sowie der Verlag von dem, was Niederer schreibt, von dem Journal, das künftig erscheinen soll, einem Leipziger Buchhändler übergeben werden. Ich habe Gräff dazu vorgeschlagen. Ich wünsche sehr, daß Pestalozzi endlich einmal für seine Interessen etwas ernte», so von Türk an Fellenberg am 2.11.1804 s(MoiIII, 363J. Der Verleger Gräff erscheint aus verschiedenen Blickwinkeln als geeigneter Verleger für Pestalozzi In seinem Verlagsprogramm nimmt die pädagogische und didaktische Literatur einen breiten Raum ein, zudem ist das Buchzentrum Leipzig idealer Standort für die Rezeption in Deutschland. Gräff wird erstmals in einem Brief Pestalozzis an Krüsi, der im September 1804 in Bern weilt, genannt: «Ich will Geßners Brief im Copiebuch suchen und ihm zusenden. Besorge doch auch, was Gräfffordert, nemlich mit dem Kupfer Nr. 2 zu Maaßverhältnisse! Ich weiß nicht, was er von den Tabellen meint. Schreib mir auch hierübert Was war in Gräfens Brief für eine Bylage an Fellenberg?» (PSB 4, Nr. 977, S. 216.6-10) Der Kontakt von Gräff zu Pestalozzi lief kurze Zeit über Fellenberg, was Pestalozzi im ersten erhalten gebliebenen Brief an Gräff vom Oktober 1804 dazu veranlaßte, Niederer als Kontaktmann vorzuschlagen (vgl. PSB 4, Nr. 982, S. 220.22-25), außerdem fragte er nach, wann «ein Manuscript von 25 bis 30 Bogen, das auf Michaelismesse erscheinen soll,» in Leipzig eintreffen müsse (ebd, S. 221.1 Of) und versicherte Gräff, daß er die Geschäftsverbindung mit Geßner abbreche. Pestalozzi zeigte von Türk die Kontaktaufnahme mit Heinrich Gräff am 20.12.1804 an: «Äußerst dankbar bin ich für Deine Bemühung mit Gräff; ich glaube selbst, daß seine Verbindung mit mir ökonomisch vortheilhaft seyn werde.» (PSB 4, Nr. 1004, S. 250.20fj) Mit der Übergabe der zweiten verbesserten Auflage der Elementarbücher an Gräff verband Pestalozzi die Hoffnung, daß dieser den « Überrest der Elementarbücher» (PSB 4, Nr. 1018, S. 278.16) abtragen helfen könne. Diese Hoffnungen erfüllten sich nicht, die Elementarbücher blieben ein Ladenhüter, noch 1819 waren mehrere hundert Exemplare nicht verkauft (vgl. PSB 11, Nr. 5247 und die Sacherklärung zu 7.5). Anfang 1805 nahm die Idee des Journals wieder Gestalt an. Im Januar schrieb Pestalozzi an Gräff: «Nächstens sende ich Ihnen ein Projekt einer periodischen Schrift, die ich 'vereinigt mit den ersten Lehrern der Methode über diesen Gegenstand herauszugeben gedenke. Die zweite Edition von ' Wie Gertrud ihre Kinder lehrt' überlasse ich noch Geßner. Freundschaftliche Verhältnisse mit ihm machen es meinem Herzen zur Pflicht, nicht plötzlich mit ihm abzubrechen. ... Indessen nähern sich mehrere in hier angefangene Schriften, deren Werth und Einfluß ich Ihnen verbürge, ihrer Vollendung.» (PSB 4, Nr. 1018, S. 278.26-35)

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Schon bald darauf, im Mai 1805, scheint sich Pestalozzi anders besonnen zu haben. Er löste die Geschäftsverbindung mit dem Verleger Geßner, versuchte aber, die Freundschaft zu bewahren: «Lieber Freund! Ich hätte unaussprechlich gewünscht, daß es möglich gewesen wäre, Dein Intresse mit Gräff seinem zu vereinigen, und ich sollte jetzt noch denken, daß es auf eine Weise möglich wäre. Indessen bin ich in äußerster Verlegenheit Ohne Gräffens thätige Einmischung bleibt der noch so große Theil meiner Elementarbücher mir wie Steine auf dem Halse. Durch das Vertrauen, das ich auf die Gewißheit dieser Einnahme gesetzt habe, und den Leichtsinn, mit dem ich in meinen letzten Jahren verschiedene Geldangelegenheiten behandelt, verbunden mit den kostbaren Abänderungen meines Lokals, zu denen mich die Umstände in Burgdorf und Buchsee zwangen, habe ich mich dahin gebracht, daß jetzt eine Menge kleiner Schulden mir alle Augenblicke meine Ruhe nehmen ... Deine Lage ist jetzt nicht mehr die nehmliche, und Du hast es bestimmt von mir gefordert, daß ich Dich in Rücksicht auf meine künftigen Geldverhältnisse als Buchhändler und nicht als Freund ins Auge fasse. Ich kann dieses Lezte nicht mehr und muß Dirfrey sagen, daß der Verlag meines Buches bey Gräff dem Unglücke meiner Stellung schneller ein Ende machen wird, als wenn Du es druckst.» (PSB 4, Nr. 1057, S. 332.28-333.16) Mit «Verlag meines Buches» ist die Neuauflage bzw. die Umarbeitung von "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt* gemeint. Unter der Rubrik "Nachrichten " meldete Gräff im Leipziger Meßkatalog der Ostermesse 1805: «Pestalozzis Elementarbücher sind von nun an einzig und allein bey Heinrich Gräff in Leipzig zu bekommen, und zwar um den ursprünglich von Pestalozzi festgesetzten Preis.» (S. 350) Die lange Zeit der Planung eines Journals und dessen Ankündigungen sowie die Tatsache, daß Pestalozzi seit 'Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" keinen größeren theoretischen Text zu seiner Methode mehr veröffentlicht hatte, führten zum bereits erwähnten Publikationsdruck, der Pestalozzi sehr wohl bewußt war (vgl. PSB 4, Nr. 1035, S. 301.24f; PSB 4, Nr. 1060, S. 337.1629 oder PSB 5, Nr. 1072, S. 8.18-23). Erst nach dem Umzug der Lehrer und Schüler von Münchenbuchsee nach Yverdon konnte wieder an das Publizieren gedacht werden, wenn auch mit Einschränkungen. An Niederer, der sich auf Schweizerreise befand, um Material für eine Pestalozzi-Biographie zu sammeln, schrieb Pestalozzi im Oktober 1805: « Wir haben vast imer Fremde, und ich bin müde. Es fangt mich an eine Sehnsucht nach Dir anzuwandeln, die mich ungereimt gegen die macht, die um mich sind und in denen ich Dich nicht feinde. ... Meine Schrifft ist nicht lesbar geschrieben und noch nicht lesbar gedacht. Ich will fertig machen, was ich kan, bis Du komst. ... Dein hässiger Freund Pestalozzi» (PSB 5, Nr. 1118, S. 57.21-33) Die «Schrifft», die Pestalozzi anspricht, ist wohl der Aufsatz Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche, denn im Januar 1806 konnte er Gräff melden: «Vieles, sehr vieles liegt in meinem Hause unter der Feder; allmählich reifet das einte und das andere. Das, was jetzt am meisten Noth thut, ist die Herausgabe unsers Journals.» (PSB 5, Nr. 1185, S. 120.10ff) In diesem Brief tauchte auch erstmals der Titel des Journals sowie derjenige von Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche auf (vgl. ebd., S. 120.12-17), zudem wurde eine erste Lieferung Text angekündigt: « Wir wer-

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den Ihnen das Manuscript des ersten Hefies in wenig Wochen einsenden, das circa zehn Bogen enthalten wird, und ich bitte Sie, uns in Rücksicht auf die Art des Druckes und des Debits diejenigen Vorschläge zu thun, die Sie unserm gemeinschaftlichen Intresse am vortheilhaftesten finden werden.» (ebd, S. 120.31-36) Das erste Heft des Journals umfaßte schließlich 3 1/2 Druckbgg. Einleitung und 10 3/4 Dnickbgg. Text, was darauf schließen läßt, daß der Hauptteil des Journals Anfang 1806 wirklich vorlag. Gräff kündete das erste Heft des Journals denn auch bereits für die Ostermesse 1806 an. Die versprochene veränderte Edition von " Wie Gertrud ihre Kinder lehrt " hingegen bereitete weiterhin Sorgen: *Das Buch, das wir als eine zweite veränderte Edition von: Wie Gertrud ... bearbeiten wollten, kann auf Ostern nicht herauskommen. Indem es dahin geführt, den Gegenstand nach allen Rücksichten neuerdings ins Auge zu fassen, ist es zu einem ganz neuen Werke geworden und muß unter einem neuen Titel herausgegeben werden. Ich bin versichert, daß es eben das Intresse hervorbringen wird, das seinerZeit das erste hervorgebracht hat» (ebd., S. 121.14-20) Etwas voreilig schrieb Pestalozzi am 3.1.1806 an Ström nach Dänemark: «Künftige Ostern wird das erste Heft unsers Journals endlich erscheinen» (PSB 5, Nr. 1182, S. 118.10f), es sollte noch fast ein Jahr dauern, bis das Journal gedruckt vorlag. Auch die Auswahl aus dem Vielen, das tunter der Feder» lag, scheint Probleme gemacht zu haben, denn an Baron von Derschau schrieb Pestalozzi am 19.3.1806: «Einer meiner Endzwecke, die mir am meisten am Herzen liegen, ist die Armenschule, deren Zweck und Einrichtung mein bald zum Druck fertiges erstes Heft eines Journals für Erziehung näher bestimen wird, das Sie durch Herrn Gräff, sobald es gedruckt ist, erhalten werden.» (PSB 5, Nr. 1202, S. 146.36-40) Zwar spricht Pestalozzi am Schluß des Aufsatzes Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche davon, daß der erste Aufsatz vom Gefühl des Bedürfnisses einer Armenerziehungsanstalt veranlaßt worden sei (48.22f), in den Journalbriefen, dem Ersten Abschnitt, wird aber die Armenerziehung nicht speziell behandelt. Es verwundert deshalb nicht, daß Pestalozzi Gräff noch im Frühling 1806 eintretende Verzögerungen zu erklären sich genötigt fühlte: 'Mich hat ein zur Unzeit gekommenes Flußfieber und hundert mit eingetroffene Zerstreuungen gehindert, das erste Heft meines Journals bis jetz an Sie abzusenden. Die ersten Bögen gehen nächster Tagen ab, und die übrigen folgen ungesäumt Das Journal wird gut werden; aber es muß sich durch Einheit in den Grundsätzen und festen Zusammenhang des Plans und der Ausführung auszeichnen. Das erste Heft ist von einer Natur, daß es nicht bloß als Theil des Journals, sondern auch als eine selbstständige Schrift ausgegeben werden kann. ... Format und Einrichtung überlasse ich Ihnen.» (PSB 5, Nr. 1204, S. 151.6-25) Wer die Schriftleitung inne hatte, bleibt offen. Krüsis Aufsatz wird mit einem Fußnotenkommentar eingeleitet, der ohne Nennung von Namen lediglich von der Redaktion des Journals (82.49) gezeichnet ist Ob die Aussage Niederers, die Ausgabe der Hefte wird zwanglos erfolgen (20.36), als Indiz für seine Redaktionstätigkeit betrachtet werden kann, ist nicht klar. Spätestens im Herbst 1806 muß die Arbeit am ersten Heft des Journals abgeschlossen worden sein, denn Pestalozzi meldete Gräff: «Ich sende Ihnen

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hier den Rest des ersten Hefts unsers Journals. In wenigen Wuchen folget das Manuscript des zweiten Hefts. Es ligen schon fur viele Hefte vast ganz ausgearbeitete Materialien da, und überall hat auch die Thetigkeit, mit der unsere Anstalt betrieben wird, eine Menge Stoff zu weiterer schrijftstel[er]ischer Darstellung unterer Methode verschaffen, die wir jez ungesäumt besorgen und in Ordnung bringen.» (PSB 5, Nr. 1222, S. 178.1-7) Am 28.10. schrieb Pestalozzi an General Plante, er erwarte das Journal «mit jedem Posttago (PSB 5, Nr. 1223, S. 178.37). Anfang 1807 beklagte sich Pestalozzi bei Gräff, daß er noch keine Rückmeldung habe, ob das Journal fertig sei (vgl. PSB 5, Nr. 1238, S. 190.11-14). Das erste Zeugnis der Rezeption liegt in Form eines Briefes vor: von Türk schrieb an Pestalozzi am 16. Januar 1807, daß er mit Genuß das Journal im häuslichen Kreis gelesen habe (vgl. Briefe an Pestalozzi). Weil das Journal für die Erziehung früh und mit beträchtlichem Aufwand öffentlich angezeigt wurde (vgl. Ernst Christian Trapp: Briefe aus Burgdorf... von Gruner. In: Neue allgemeine deutsche Bibliothek. 100. Bandes 2. Stück. Berlin und Stettin 1805, S. 293-301; August Hermann Niemeyer: Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts für Eltern, Hauslehrer und Schulmänner. Dritter Theil. Nachträge und Zusätze. Halle, bey dem Verfasser 1806, S. 324; Unentgeltliche Beilagen für die Leser der Neuen Feuerbrände. 8. Heft, 1807, in Kommission bei Gräff, dort ist der Preis des Journals für Deutschland angegeben: 12 Groschen; weitere Anzeigen in den Feuerbränden von 1808; Wochenschrift für Menschenbildung von Heinrich Pestalozzi und seinen Freunden. Erster Band. Erstes Heft. Aarau, 6.5.1807, S. 15f, dort ist der Preis des Journals für die Schweiz angegeben: Fr. 1.50; Anzeige in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung 1807, Nr. 108 und 109, Spalte 249254, 257-260 und die bereits erwähnten Meßkataloge), erschien die erste Rezension bereits im Februar 1807 (vgl. Zeitschrift für Pädagogik, Erziehungs- und Schulwesen als Fortsetzung der Bibliothek der pädagogischen Literatur. Hrsg. von Hofrath GutsMuths. Leipzig, Februar 1807, S. 134162). Eine weitere Rezension erschien im Jahr 1810 (vgl. Neue Leipziger Literaturzeitung. 85. Stück, 16. Juli 1810, S. 1347-1356 und 86. Stück, 18. Oktober 1810, S. 1362-1369). Die Geschäftsbeziehung zwischen Pestalozzi und Gräff war nicht unproblematisch, wohl auch wegen der großen Zeitspanne zwischen Ankündigung und Veröffentlichung des Journals und der nicht eingehaltenen Termine Pestalozzis. Erste Spannungen, die vor allem finanzieller Natur waren, begannen sich bereits im Sommer 1806 abzuzeichnen (vgl. PSB 5, Nr. 1212, Nr. 1222, Nr. 1227). Pestalozzi bedauerte Anfang 1807 die Lage Gräffs und hoffte weiter auf «ein daurendes Verheltnis» (PSB 5, Nr. 1238, S. 190.20f). Danach scheinen sich die beiden ein wenig entfremdet zu haben, denn in der Korrespondenz finden sich erst im Herbst 1809 wieder Briefe Pestalozzis an Gräff. Das zweite Heft des Journals ist nie erschienen, trotz der Versprechungen Pestalozzis. Auch die bereits früh ins Auge gefaßte Übersetzung des Journals ins Französische verlief im Sand (vgl PSB 5, Nr. 1185, S. 120.36121.4; Nr. 1208, S. 160.32-37). Ein zusätzliches Projekt Pestalozzis wird ebenfalls zur Abkühlung der Beziehung zu Gräff beigetragen haben: gleichzeitig mit der Publikation des

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Journals wandte er sich einem weiteren Zeitschriftenprojekt und einem neuen Verleger zu. 1806 wurde die "Ankündigung einer Wochenschrift für Menschenbildung, bearbeitet und herausgegeben von Pestalozzi und seinen Freunden " veröffentlicht (vgl. Isr. I, S. 280). 1807 erschien der erste Band, Verleger war Heinrich Remigius Sauerländer in Aarau. Unter der Redaktion von Niederer wurden bis 1812 vier Bände publiziert, welche 1816 ein zweites Mal aufgelegt wurden. Oräff besorgte fur die ersten beiden Bände noch die Kommission für Deutschland. Es ist davon auszugehen, daß einige der Beiträge, welche ursprünglich für das Journal vorgesehen waren, letztlich in der Wochenschrift veröffentlicht wurden. Eine weitere Zusammenarbeit mit Gräff als Verleger kam nicht mehr zustande. Der Buchhändler Gräff wurde jedoch weiterhin berücksichtigt Die Korrespondenz Pestalozzis mit Gräff läßt sich nach der Publikation des Journals noch im Herbst und Winter 1809/10, im Mai 1812, im Dezember 1816 und von Herbst 1818 bis Herbst 1819 nachweisen. Sie stand ganz im Zeichen von finanziellen Ungereimtheiten, die entsprechende Schwierigkeiten verursachten, v.a. bezüglich der Abrechnung der Elementarbücher und der Wochenschrift (vgl. PSB 6, Nr. 1846; PSB 7, Nr. 1872; PSB 8, Nr. 2961). Am 20. Juni 1810 meldete Sauerländer an Pestalozzi, Gräff habe Konkurs erlitten (vgl. Briefe an Pestalozzi), was das endgültige Aus für das Journal bedeutete. Journalbriefe Wann die schriftstellerische Arbeit an der Umarbeitung von " Wie Gertrud ihre Kinder lehrt " einsetzte, kann nicht genau gesagt werden. Die Arbeiten zur Neuauflage stammen aus den Jahren 1802-1804 (vgL PSW 16 und 17A). Die Datierung der Fassung H l auf 1803/04 ist über inhaltliche Hinweise möglich. Niederer zog im Juli 1803 ins Schloß ein und hatte sogleich öffentlich die Angriffe Steinmüllers zu parieren versucht, womit er u.a. gewissermaßen zum Sprecher des Instituts wurde (vgl. Uberlieferung zu Hl und Moif II, S. 251-255, S. 271-274). Deshalb ist anzunehmen, daß zumindest Hl und wohl auch H a und H(i erst ab Sommer 1803 entstanden sind. Ob die Textproduktion zwischenzeitlich abgebrochen wurde, läßt sich wiederum nicht exakt belegen. Die zahlreichen äußeren Ereignisse, die Pestalozzi in Beschlag nahmen, lassen einen solchen Unterbruch vermuten, so beispielsweise das Ende der Helvetik oder auch der mit den politischen Veränderungen im Zusammenhang stehende Umzug des Instituts nach Münchenbuchsee bzw. Yverdon (vgl. Sacherklärung zu 7.5). Diese erste Phase der Umarbeitung wurde wohl mit dem Wegzug von Burgdorf abgeschlossen. Erst ab Herbst 1804 haben sich wieder Zeugnisse zur Textentstehung überliefert. Pestalozzi installierte sich nicht in Münchenbuchsee, sondern zog sich vielmehr mit Krüsi nach Cossonay (Kanton Waadt) zurück, weil das Schloß Yverdon noch umgebaut werden mußte. Am 19.10.1804 nahm Pestalozzi mit einer Ansprache Abschied von den Schülern in Münchenbuchsee (vgl. PSW 16, S. 226ff; MorflII, S. 96f). Der November bescherte ihm das bekannte Erlebnis von Cossonay: er geriet des Nachts beinahe unter ein Fuhrwerk und konnte sich geistesgegenwärtig mit einem Sprung in den Straßen-

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graben retten. Das Spüren der eigenen Kraft belebte den 58jährigen. Aus Cossonay schrieb Pestalozzi am 21. November 1804 an Franziska Romana von Hallwyl und Anna Pestalozzi: "Ich arbeite jez mit Kreusi, der seine Jugendkrafft an mein Alter sezt, an einer neuen, ganz umgearbeiteten Ausgab von Wie Gertrud ihre Kinder lehrt.» (PSB 4, Nr. 989, 232.22ff) Über eine Nachricht "Aus der Schweiz " im Neuen Allgemeinen Intelligenzblatt für Literatur und Kunst, der Beilage zur Neuen Leipziger Literaturzeitung (1. Stück vom 5. Januar 1805), konnte das Publikum an der Schriftstellerei Pestalozzis Anteil nehmen: «Er selbst beschäftigt sich hauptsächlich itzt mit der gänzlichen Umarbeitung des Buches: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt. Die Kraft und Beharrlichkeit, mit welcher er diese Arbeit betreibt, setzt alle seine nähern Freunde in Erstaunen. Erführt fast ein ätherisches Leben, ißt nur einmal des Tages und arbeitet nicht nur ununterbrochen den ganzen Tag hindurch, sondern hat nur selten des Nachts Ruhe.» (S. 6) Die intensive Zusammenarbeit mit Krüsi in dieser zweiten Phase spiegelt sich in zahlreichen Briefen wider (vgl. PSB 4, Nr. 984; Nr. 988; Nr. 994). Niederer prägte das Bild, daß Pestalozzi eine schriftstellerische Gemeinde gestiftet habe, «in der er, seine Gehülfen und seine sämmtlichen Umgebungen nur Einen Schriftsteller ausmachten.» (In: Pestalozzi'sehe Blätter für Menschen- und Volksbildung. Jg. 1. Aachen 1828, S. 54) Wie lange die Zeit des ruhigen Arbeitens mit Krüsi andauerte, ist wiederum nicht genau zu bestimmen. Bereits ab Januar 1805 ließ sich Pestalozzi erneut in die Vorgänge der Institute Münchenbuchsee und Yverdon ein. Die äußeren Ereignisse nahmen überhand, so z.B. die Schwierigkeiten um die Leitung des Instituts und diejenigen mit Fellenberg. Aber auch Pestalozzis weitere Pläne hielten ihn von der Umarbeitung ab. So engagierte er sich ein weiteres Malfür die Idee, eine Armenanstalt zu eröffnen und begann, dafür Geld zu sammeln und einen Text zu verfassen, den er erneut in einer Zeitschrift veröffentlichen wollte (vgl. sog. «Zweck und Plan einer Armen-Erziehungs-Anstalt», PSW 18, S. 5375 und S. 327f). Mit Ausnahme des Herbsts und Winters 1804/05 war also kaum eine kontinuierliche schriftstellerische Arbeit an den Journalbriefen möglich. Die zweite Phase der Umarbeitung ist auf den Stufen 2-6 des Stemmas sichtbar. Die äußeren Ereignisse, von denen sich Pestalozzi ergreifen und ablenken ließ, finden eine Ähnlichkeit in den zerstückelten Textmaterialien des Nachlasses Journalbriefe, auch unter Berücksichtigung, daß sie unvollständig überliefert sind. Die zahlreichen Handschriften zur Fassung Hs·* der stemmatologischen Stufen 2 (Ή2ί·Δ-Η2ΐ2^ und 3 (H3n—lÍ3á·) wurden alle von Pestalozzi und/oder Krüsi geschrieben. In einem nächsten Schritt versuchte Krüsi, eine neue Fassung zu erstellen, indem er die verschiedenen Teile auf der Stufe 4 zusammenfaßte (YHBÁ und hibj. Dieser Ansatz einer Fassung wurde jedoch verworfen. Stattdessen wurde auf bereits früher erstellte Handschriften zurückgegriffen, und diese wurden nachträglich zu einer weiteren Fassung umgearbeitet, der Fassung Hs«#. hò ist eine Abschrift der Fassung Ηδ·#, die von einer fremden Schreiberhand angefertigt wurde. Der Verlegerwechsel fällt in diese Phase und findet eine Entsprechung im Adressatenwechsel: die persönliche Anrede Geßner wird durch die allgemeine Freund ersetzt (vgl. Ubersichten; zur Datierung der zweiten Phase auf 1804/05 vgl.

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auch die Überlieferung zu Hs»#j. Mit dem Abschluß der zweiten Phase der Umarbeitung ist festzustellen, daß Pestalozzi ab diesem Zeitpunkt nicht mehr sichtbar in die Textentstehung eingreift Diese Tatsache zeigt sich in der Meldung Pestalozzis an Gräjfim Januar 1806, er werde *das Manuscript des ersten Heftes in wenig Wochen einsenden» (PSB 5, Nr. Í185, S. 120.31f). Daß dieser Zeitplan nicht eingehalten werden konnte, wurde bereits ausgeführt. Uber die genauen Umstände, warum Pestalozzi und seine Mitarbeiter die Umarbeitung von 'Wie Gertrud ihre Kinder lehrt' ins Journal aufnahmen, läßt sich nur spekulieren. Es darf wohl angenommen werden, daß die Attraktivität des Bezugs zu * Wie Gertrud ihre Kinder lehrt' besonders für den deutschen Markt den Ausschlag gegeben hat Die dritte und letzte Phase der Umarbeitung, die auf 1806 anzusetzen ist, trägt den Stempel der Zusammenarbeit von Kriisi und Niederer. Es ist davon auszugehen, daß Niederer versuchte, Pestalozzis Text philosophisch zu erweitern und Krüsi die Endredaktion übernahm. Stufe 7 im Stemma (hin und h7bO#J repräsentiert diesen Zusammenhang. Aus dieser Stufe entstanden zusätzlich Abschriften (hs», h9 und hioj, die jedoch eine Art Wurmfortsatz darstellen und für die Druckfassung faiioj nicht berücksichtigt wurden. Die Handschrift h?» kommt der Druckfassung am nächsten, ist jedoch nicht Druckvorlage. Eine solche hat sich nicht überliefert. 1823 wurden die Journalbriefe ohne große Änderungen von Pestalozzi in Bd. 11 der Cotta-Ausgabe aufgenommen (k\2o). Probleme der Titelsetzung Wie die Uberlieferung des Textmaterials zeigt, sind die Journalbriefe und der zugehörige Nachlaß ein äußerst disparates und zerstückeltes Konvolut. Dies mag auf der einen Seite auf die Lücken in der Uberlieferung zurückzuführen sein, auf der anderen Seite spiegelt sich darin Pestalozzis Schwierigkeit der Um- bzw. Neubearbeitung von "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt". Diese Schwierigkeit führte zu einer eigenartigen Ambivalenz: Pestalozzi war sich wohl lange nicht sicher, ob er "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" in einer verbesserten zweiten Auflage herausgeben oder ob er die Schrift gar einer gänzlichen Umarbeitung unterziehen und unter einem neuen Titel veröffentlichen sollte. Auf zwei Ebenen tritt diese Ambivalenz deutlich zutage: erstens versprach Pestalozzi offensichtlich seinem Verleger Gräff eine Neuauflage, denn dieser führte die Ankündigung einer zweiten Auflage von " Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" 1806-1810 in den Meßkatalogen, zweitens bereitete die Titelsetzung Probleme. Im Inhaltsverzeichnis des Journals von 1807 sind die Journalbriefe lediglich mit Erster Abschnitt betitelt und folgendermaßen näher bezeichnet: Enthält aus der künftig zu erwartenden ganz umgearbeiteten Neuen Auflage der Schrift Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, den Dritten bis Achten Brief (106.7-17). Keines der beiden Ziele konnte Pestalozzi realisieren. Sowohl " Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" als auch Teile des Journals fanden zwar Eingang in die Cotta-Ausgabe (Bd. 5 bzw. 11), jedoch weder als abgeschlossene Umarbeitung noch als verbesserte Neuauflage, sondern im wesentlichen unverändert. Die Versuche der Umarbeitung von "Wie Gertrud ihre Kinder

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lehrt" erhielten auch später nie einen eigentlichen Titel, dies mag ein weiteres Indiz für den unklaren Status derselben sein. Das Journal trägt den Reihentitel: H. Pestalozzis Journal für die Erziehung. Oer Stücktitel lautet: H. Pestalozzis Ansichten, Erfahrungen und Mittel zur Beförderung einer der Menschennatur angemessenen Erziehungsweise (ein zweites Heft des Journals wurde zwar mit demselben Titel von 18071810 bei Gräff angekündigt, erschien jedoch nie). Der erste Aufsatz Pestalozzis im Journal Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche stellt einen eigenständigen Text dar (vgl. PSW 19). Der Stücktitel Ansichten, Erfahrungen und Mittel zur Beförderung einer der Menschennatur angemessenen Erziehungsweise" kommt in der CottaAusgabe in leicht abgewandelter Form wieder vor und bezeichnet dort ein erstes Großkapitel: "Ansichten und Erfahrungen, die Idee der Elementarbildung betreffend, in Verbindung mit Aufsätzen und Bruchstücken, die den Gang und die Geschichte meiner Lebensbestrebungen erheitern*. Außer dem Aufsatz Krüsis sind alle Beiträge des Journals in wenig varianter Form aufgenommen, wobei der Titel Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche nicht mehr vorkommt, im Gegensatz zu Erster Abschnitt für die Journalbriefe. Zudem enthält dieser erste Teil von Bd. 11 der Cotta Ausgabe Pestalozzis "Bericht an die Eltern und an das Publikum über den gegenwärtigen Zustand und die Einrichtungen der Pestalozzischen Anstalt im Jahre 1807", der aus den Nummern 1-3 der Wochenschrift von 1808 übernommen wurde (PSW 21, S. 44-81, dort bezeichnet als "Gedruckte Endfassung"). Im Fehlen des Titels von "Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche" in Bd. 11 der Cotta-Ausgabe ist der Grund dafür zu suchen, daß der Großkapiteltitel "Ansichten und Erfahrungen, die Idee der Elementarbildung betreffend, in Verbindung mit Aufsätzen und Bruchstükken, die den Gang und die Geschichte meiner Lebensbestrebungen erheitern " auf den ersten Aufsatz Pestalozzis im Journal eingeschränkt wurde (vgl. PSW 19). Und dies, obwohl Zeugnisse andere Schlüsse fordern: In einem Brief an Gräff vom Januar 1806 nennt Pestalozzi beide Titel getrennt: «Es [das Journal] wird den Titel haben: "Ansichten, Erfahrungen und Mittel zur Beförderung einer der Menschennatur angemessenen Erziehungsweise. Eine Zeitschrift in freyen Heften. " Das erste Heft enthält einen Aufsatz von mir: "Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche".» (PSB 5, Nr. 1185, S. 120.12-17) Ebenfalls bezeichnet er in der sog. "Vorrede zu einer geplanten Neuauflage von 'Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" das ganze Journal als Zeitschrift mit dem Titel «Ansichten und Erfahrungen von einer naturgemäßen Erziehungsweise» (PSW 20, S. 6.21). Nach Pestalozzi konnte darüber hinaus das erste Heft des Journals als selbständige Schrift (vgl. PSB 5, Nr. 1204, S. 151.14) angesehen werden. Die zwei Beiträge Pestalozzis im Journal, Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche und die Journalbriefe, sind durch die dortige Anordnung und Titelsetzung miteinander verbunden, ohne daß sie vermischt worden wären. Diese Verbindung ohne die Vermischung wird in der Cotta-Ausgabe bestätigt. Ebenso hat das Zeugenmaterial des Nachlasses Journalbriefe bis auf eine Ausnahme keine Überschneidung mit demjeni-

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gen der sog. "Ansichten und Erfahrungen" (vgl. PSW 19, S. 241-250 und H.3ah20#j, ein weiterer Belegfür die Eigenständigkeit der beiden Texte. Ein eigentlicher Titel zum Aufsatz Erster Abschnitt ist damit noch nicht gefunden. Im nachgelassenen Textmaterial finden sich folgende Titel, die auf eine zeitgenössische Hand zurückgehen: Hi, S. 1 vermutlich von Niederen Ηώ Neue Briefe wie Gertrud ihre Kinder lehrt Η5·#, S. 1/69 von alter fremder Hd mit Bleistift: Aus der Umarbeit[un]g von / Wie Gertrud ihre Kinder lehrt Ha, S. 1: Grundsäze des / Buchs, welches «Buch» gemeint ist, muß mangels weiterer Hinweise zu diesem Zeugen offen bleiben Auch diese Materialien liefern keine neuen Anhaltspunkte auf die Titelsetzung, bestätigen aber den engen Zusammenhang des Texts zu " Wie Gertrud ihre Kinder lehrt". Der Bezug zu "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" wird darüber hinaus am Schluß von Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche explizit (47.21-27). Einen wesentlichen Anhaltspunkt für das Verhältnis der Texte Journalbriefe und "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt", aber auch zum Problem des Titels, enthält die bereits erwähnte "Vorrede zu einer geplanten Neuauflage von 'Wie Gertrud ihre Kinder lehrt", welche zudem als Zusammenfassung der Entstehungsgeschichte der Journalbriefe gelesen werden kann: «Indessen geht die Sache selbst ihren Gang fort, aus deren das Buch [Wie Gertrud ihre Kinder lehrt] und die Urtheile, die über dasselbe [ergingen], entsprangen, und gereiftere Resultate bestätigen wenigstens in einzelnen Theilen den Werth meiner Ansichten, die ich in diesem Buch zuerst mit lebendiger Erhebung meiner selbst ausgesprochen. Ich habe auch dasselbe seit seiner Herausgabe nie aus den Augen gelassen, sondern vielmehr mich schon seit langem bemüht, den seinethalben so grell obwaltenden Widerspruch dahin zu benutzen, seine Lükken jezt selber ins Aug zu fassen und sie zu ergänzen, und war lange damit beschäftigt, es ganz umzuarbeiten. Es sind Proben davon in der Zeitschrift: "Ansichten und Erfahrungen von einer naturgemäßen Erziehungsweise", Leipzig bei Gräff herausgegeben worden. Aber die Last der Sorgen für das, was ich zu thun hatte, nahm mir die Zeit, so viel über das zu denken und zu reden, was ich geschrieben habe. Wäre diese gänzliche Umarbeitung zu Stand gekommen, es hätte ein ganz neues Werk gegeben, aber es hätte das alte bei aller seiner Unvollkommenheit doch nicht ersetzen können. Es bleibt, so wie es ist, fiir immer eine beurkundete individuelle Darstellung meiner und meiner Gehülfen damaligen Lagen und Verhältnisse, besonders aber der Art, wie ich die Gesichtspunkte meines Versuchs damals ins Aug faßte, und der Beschaffenheit und dem Umfang, in dem sie damals ruheten, sowie von manchen zum Ganzen ihres Gemälds nothwendigen Zügen.» (PSW20, S. 6.11-35) Die zitierte Stelle weist auf, daß die Journalbriefe ihren Anlaß in "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" finden. Das Verhältnis von gänzlicher Umarbeitung und nur leicht verbesserter Neuauflage ist insofern geklärt, als die Umarbeitung die Neuauflage nicht ersetzen sollte. Pestalozzi nennt in der "Vorrede" keinen Titel für die Joumalbriefe, er bezeichnet sie lediglich als «Proben*. Der neue Titel wurde offenbar nicht ge-

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fanden, und das zeitgenössische Publikum wurde in dieser Unklarheit belassen. Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß zu den Journalbriefen kein Originaltitel existiert. In Ermangelung eines Originaltitels, aber auch um die beschriebene Ambivalenz zu dokumentieren, wurde das Zitat aus dem Inhaltsverzeichnis des Journals in den Titel von PSW 17B aufgenommen. Zur nicht erfolgten Neuausgabe von "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" gibt es ein Nachspiel: Pestalozzi kam Ende 1809 zu Ohren, obwohl in den Meßkatalogen bereits seit 1806 permanent angezeigt (vgl. oben), Gräffhabe eine neue Ausgabe angekündigt. Dies veranlaßte Pestalozzi zur Vermutung, der Verleger wolle einen Raubdruck veranstalten: *Ich kann unmöglich glauben, daß diese Nachricht gegründet seye, und es würde mir sehr leid seyn, wenn dadurch das Vertrauen, daß ich in Sie gesetzt habe, das sich auf ihre eigenhändigen Briefe gründet, müßte zerstört und die Maaßregeln gegen Sie beobachtet werden sollten, die man gegen die räuberischen Nachdruker anwendet», so Pestalozzi an Gräffam 29.12.1809 (PSB 6, Nr. 1846, S. 285.31-36; vgl. auch PSB 7, Nr. 1872; Nr. 2010). In demselben Brief von Sauerländer an Pestalozzi (Juni 1810), in dem er Gräffs Konkurs meldet, bietet er sich postwendend an "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" in sein Programm aufzunehmen. Zu einer zweiten Veröffentlichung dieser Schrift kam es aber erst in der Cotta-Ausgabe. Bisherige Editionen der Journalbriefe (mit Konkordanz) Otto Hunziker: Aus Pestalozzis Umarbeitung seines Buches "Wie Gertrud ihre Kinder lehn". In: P. -Bl. 1889, S. 41-54 1. Brief (S. 42ff): Vorlage ist Ms. Pestai. 409 II 14 (erster Teil von Hs·»,) (193.1-195.30) 2. Brief (S. 45-49 erster Abschnitt): Vorlage ist Ms. Pestai 409 II 16 (S. 1-17) (zweiter Teil von Hs·»,) (195.31-200.37) Fußnote zum Beginn des 2. Briefes (S. 45): Vorlage ist Ms. Pestai. 409 II 15 (S. 1) (IÌ3&·) (in der Textkritik nicht verwertet) 2. Brief (S. 49/): Vorlage ist Ms. Pestai. 409115 (S. 1-4) (dritter Teil von

Hs.#J (200.38-201.40) Erstes Fragment (S. 50-53): Vorlage ist Ms. Pestai. 409 II 16 (S. 18-26) (zweiter Teil von Hs·*,) (vgl. Textkritik zu 200.37) Zweites Fragment (S. 53): Vorlage ist Ms. Pestai 409 II 23 (S. 3/1 l f ) (der andere Teil von Vki·*) (in der Textkritik nicht verwertet) Drittes Fragment (S. 53f): Vorlage ist Ms. PestaL 409 II 23 (S. 7/15) (der andere Teil von Ü3i·») (in der Textkritik nicht verwertet) Die Edition von Hunziker entspricht derjenigen von PSB 17B. Sie läßt den Schluß zu, daß Hunziker die Abschrift hó vorlag, die diese Editionsweise begründet (vgi Uberlieferung). Ansichten und Erfahrungen, die Idee der Elementarbildung betreffend, in Verbindung mit Aufsätzen und Bruchstücken, die den Gang und die Geschichte meiner Lebensbestrebungen erheitern. Umarbeitung der Schrift:

324

Entstehungsgeschichte

"Wie Gertrud ihre Kinder lehrt.* Von Heinrich Pestalozzi. In: Seyffarth 9 (1901), S. 193-348 Unter diesem Titel (dem Titel des ersten Großkapitels von Bd. 11 der Cotta-Ausgabe) veröffentlichte Seyffarth Stücke aus den sog. "Ansichten und Erfahrungen", (PSW 19) und den Journalbriefen, zusammen mit Nachträgen und mit Beilagen, welche den Text der sog. "Theorie der Menschenbildung", wie sie Niederer in Rossels Monatsschrift "Pestalozzi'sehe Blätter" (1828) veröffentlicht hatte, enthalten. , 1. und 2. Brief (S. 226-238): Vorlage ist die Ausgabe Hunzikers, wobei Seyffarth die von Hunziker als Fragmente bezeichneten Textteile, mit eckigen Klammern angezeigt, in den Textablauf einbaute. 3. bis 8. Brief (S. 238-264): Vorlage ist der Erstdruck (&\\o) Erster Nachtrag "Elternglaube und Kindesliebe" (S. 287ff): entspricht wenig variant Ms. Pestai 409 II 8 (S. 29-38) (vierter Teil von Hs·»;. Die Varianz läßt auf eine verlorene Handschrift als Vorlage schließen (vgl. 215.5217.28). In Bd. 10 druckte Seyffarth zusätzlich Niederers Aufsatz aus dem Journal ab, weil dieser auch in der Cotta-Ausgabe aufgenommen wurde, und zwar unter dem Titel der Cotta-Ausgabe "Uber die Grundsätze und den Plan einer im Jahr 1807 angekündigten Zeitschrift * (S. 24-35), sowie die Vorrede zu Bd. 11 der Cotta-Ausgabe (S. 35f). Die weiteren Editionen folgten jeweils Seyffarth.

325 Textkonstituierung Die Uberlieferung erweist, wie zerstückelt der Nachlaß Journalbriefe ist. Diese Zerstückelung hängt nicht nur mit den Lücken in der Uberlieferung zusammen, sie charakterisiert auch die Textentwicklung. Uber die Wahl des edierten Texts und der in der Textkritik verwerteten Fassungen und Handschriften zu Fassungen wird versucht, die Textentwicklung in ihrer Verästelung zu dokumentieren, dh. zum einen sollen die verschiedenen Phasen, zum andern die verschiedenen Zweige der Textentwicklung wiedergegeben werden. Wahl des edierten und des in der Textkritik verwerteten Texts 1. Fassungen: Rückgrat für die Erfassung der Textentwicklung sind die 6 erhalten gebliebenen Fassungen: H i , H s · » , hó, h7s, a n o , A m . Sie werden vollumfänglich lesbar gemacht Die Fassungen H i , H s · » , a n o repräsentieren die Hauptphasen der Textentwicklung: Fassung 1803/04 (Ά\) als erste zusammenhängende Fassung und zugleich erster überlieferter Textteil, Fassung 1804/05 (Hf>·») als Sammelbecken, welches für den Versuch steht, die wuchernde Textentwicklung wieder in den Griff zu bekommen, die Druckfassung 1807 ('aiioj, der Erstdruck, als diejenige Fassung, die in die Öffentlichkeit gelangte und rezipiert werden konnte. Diese 3 Fassungen werden edierter Text Die Fassung he ist eine Abschrift und wird nicht verwertet, sie ist jedoch insofern lesbar, als die Vorlage H s · » , mit der sie genau übereinstimmt, zum edierten Text gehört Die Fassung h?a stellt die der Druckfassung am nächsten kommende Fassung dar, weist Korrekturen von Niederer und Krüsi auf, die nur ζ. T. in der Druckfassung umgesetzt wurden. Sie ist möglicherweise der nicht erhaltenen Druckvorlage ähnlich. Sie wird in der Textkritik zu den Journalbriefen verwertet, ebenso der zweite zu Lebzeiten erfolgte Druck in Bd. 11 der Cotta-Ausgabe 1823, Fassung A120. Die Aufnahme der Fassung h7a in der Textkritik ermöglicht, den Zweig in der Textentwicklung, der im Zusammenhang mit h7b0# steht, vollständig zu dokumentieren. Uber die Journalbriefe hinaus wird das ganze Journal für die Erziehung 1807 als edierter Text aufgenommen. Dies hat sowohl historische als auch editorische Gründe. Historisch betrachtet muß gesagt werden, daß das Journal für die Erziehung als ganzes publiziert und rezipiert wurde. Zudem ist das Journal, wie aus der Überlieferung und der Entstehungsgeschichte ersichtlich ist, Resultat einer intensiven Zusammenarbeit Pestalozzis mit Krüsi, aber auch mit Niederer. Würden die Journalbriefe separiert, ginge dieser grundlegende Zusammenhang verloren. Darüber hinaus erlaubt nur die vollständige Wiedergabe des Journals, die Journalbriefe in ihrem historischen Kontext wahrzunehmen, d.h. beispielsweise nachvollziehen zu können, warum die ersten beiden Briefe im Druck nicht aufgenommen wurden. Pestalozzi selber bemerkte zum Journal für die Erziehung, daß es als selbständige Schrift gelesen werden könne (vgl. Vorwort und Entstehungsgeschichte; PSB 5, Nr. 1204, S. 151).

326

Textkonstituierung

Dieses editorische Verfahren ergibt, was nicht verschwiegen werden soll, eine gewisse Doppelspurigkeit zu PSW 19, wo der erste Aufsatz Pestalozzis Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche und die dazugehörenden nachgelassenen Textmaterialien bereits ediert sind Aus Gründen der Transparenz und Authentizität ist ein wiederholter Abdruck nicht bloß zu verantworten, sondern gar erforderlich, denn in PSW 19 ist die Druckfassung in zwei Teile auseinandergerissen: auf einen ersten Teil folgt übergangslos, für den Benutzer nur im Anhang I angezeigt, nachgelassenes Material, womit eine neue, ahistorische Fassung generiert wird. Der Rest der Druckfassung wird im Band weiter hinten separat abgedruckt (vgl. PSW 19, S. 30.24 und S. 141 ff; die kompilierte Fassung ist betitelt als "Frühe Hauptfassung, Anfang 1806'). Ein weiterer editorischer Grund, das Journal für die Erziehung vollständig aufzunehmen, besteht darin, daß zwar die "Vorrede" zu Bd. 11 der Cotta-Ausgabe in der Kritischen Ausgabe an zwei verschiedenen Stellen zum Abdruck gelangt (PSW 19, S. 420f und PSW 27, S. 57ff), nicht hingegen der in der Vorrede erwähnte Aufsatz Niederers. Der Grund für dieses Fehlen scheint offensichtlich, denn die bisherigen Bände der Kritischen Ausgabe stützen sich auf Pestalozzi-Text Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang, daß sowohl das Journal für die Erziehung als auch die Cotta-Ausgabe unter dem Namen Pestalozzis an die Öffentlichkeit gelangten, obwohl sie auch Texte enthalten, die nicht von Pestalozzi stammen. Seyffarth druckte den Aufsatz Niederers in seiner Ausgabe in Bd 10 (1901, S. 24-35) ab, den Aufsatz Krüsis hingegen nahm auch er nicht auf. Um den Vergleich zwischen dem Erstdruck, dem Journal für die Erziehung, und den aus dem Journal in Bd. 11 der Cotta-Ausgabe aufgenommenen Texten zusammenhängend zu ermöglichen, sind die Varianten von A120 zu alio sowohl der Journalbriefe als auch von Niederers Aufsatz und Pestalozzis Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche in der Textkritik ausgewiesen. Aus diesem Grund werden dort die Siglen ano und Ai20, welche eigentlich nur für die Journalbriefe gelten, auch für die restlichen Teile des Journals für die Erziehung verwendet. 2. Handschriften zu Fassungen: Folgende 6 Handschriften zu Fassungen werden edierter

Text: H3h·, H3u«#, H3ac2, h7b0#, Ho, Hp. Sie weisen

allesamt

wenig Identität zu den Fassungen auf, in deren Zusammenhang sie stehen, oder haben nur einen thematischen Bezug. H3h· und H3u»# sind des weiteren relevant, da sie wie die Fassung H s · « als Sammelbecken weiterer Handschriften fungieren. H3ac2 ist über Verweiszeichen mit der Fassung H s · » verbunden, die jedoch nicht eindeutig sind. Deshalb wurde diese Handschrift einzeln sigliert. Sie führt gewissermaßen die Fassung Hs»# weiter. h7b0# ist aus zwei weiteren Gründen für die Textentwicklung von Bedeutung: zum einen läßt sich der Großteil des zusätzlichen Texts, den die Handschrift bringt, nicht eindeutig auf Pestalozzi zurückführen, zum andern sollte diese Handschrift zusammen mit der Fassung h7a und einer nicht erhaltenen Handschrift gemeinsam eine neue Fassung bilden, wie die Abschriften he# bis hio belegen. Diese Absicht konnte jedoch nicht zu einem Ende gebracht

Textkonstituierung

327

werden, die Fassung ist deshalb als verworfener Zweig der Textentwicklung zu betrachten. Ha und Hß schließlich werden als edierter Text geboten, weil sie lediglich thematischen Bezug zu den andern Textteilen des Nachlasses aufweisen. Ho kann als Paralipomenon gelesen werden. Folgende 10 Handschriften zu Fassungen werden in der Textkritik verwertet: Η2»·Δ, Η2β·Δ, H2i·, H21c*0#, Ης12, Η3ί2·Δ, Η3ο, H3t·, Ηθχ, H3y·. Sie erfüllen alle mehr oder weniger das Kriterium des zusätzlichen Texts und weisen darüber hinaus weitere Gründe für die Verwertung in der Textkritik auf. Die Gründe im einzelnen: H2a*A und Η2β·Δ bringen zusätzlichen Text und stehen exemplarisch für die zweite stemmatologische Stufe im Zusammenhang mit der Handschrift H3h·. Dieselben Verhältnisse treffen auch für die beiden Handschriften H2k««# und H212 zu. H21· wird verarbeitet, weil diese Handschrift eine besondere stemmatologische Position inne hat, belegt sie doch den Zusammenhang und den Ablauf der beiden archivalischen Einheiten, die die Handschrift I l3u»# bilden. Η3ί2·Δ und H30 stehen im Zusammenhang mit den Problemen um den zweiten Brief und um die Fortsetzung. Die vielen sich überlagernden und ergänzenden Überarbeitungen und Neuansätze illustrieren Schreibstaus. Η3ί2·Δ stellt eine solche Version dar. Ηβο wurde zur Vorlage der Abschrift h4b, welche möglicherweise mit der Abschrift Ιμοδ zusammenhängt. Die neue Version sowie die ganze Stufe 4 wurden nicht weiter verfolgt. Dadurch, daß Η2»·δ (in der Textkritik verwertet) und H3h· (edierter Text), welche zusammen Vorlage für h4«A sind, und H30 geboten werden, ist die vierte stemmatologische Stufe ganz nachvollziehbar gemacht. Hst. ist aufgrund ihrer Knotenfunktion für die Textentwicklung von Interesse. Uber diese Handschrift läßt sich H3u«# mit dem Textmaterial Nachlaß Journalbriefe verknüpfen. H3u«# und die mit ihr zusammenhängenden Handschriften repräsentieren einen entfernt wirkenden Zweig in der Textentwicklung, der nicht weiter verfolgt wurde. Über die darin vorkommende Anrede Geßner ist dieser Zweig zusätzlich mit dem Nachlaß verknüpft (vgl. Überlieferung). Die Aufnahme von H31 ist insofern interessant, als die Handschrift Formulierungen aufweist, die im Nachlaß Journalbriefe eher fremd erscheinen. Um diesen Sachverhalt nachvollziehen zu können, ist diese Handschrift in der Textkritik verwertet. Die Relevanz von H3y» ergibt sich dadurch, daß diese Handschrift einerseits für einen großen Teil als Vorstufe zu Hs·* gelten kann und somit die Vorstufen in der Textentwicklung exemplarisch dokumentiert, andererseits zusätzlichen Text bietet, der darüber hinaus eine überraschende Querverbindung zu H3h· aufweist. Wohl in dieser Verbindung steht die Verwendung der Anrede Geßner, die sonst lediglich im Zusammenhang mit dem 1. und 2. Brief der zweiten bis sechsten stemmatologischen Stufe steht. Im Journal sind diese beiden Briefe nicht aufgenommen worden, zudem kommt dort nur die Anrede Freund vor (vgl. Übersichten Statistik).

328

Textkonstítuierung

3. Die restlichen Handschriften werden in der Textkritik nicht verwertet und tauchen nur auf der Ebene der Uberlieferung auf. Die Gründe dieser negativen Wahl können folgendermaßen zusammengefaßt werden: diese Handschriften sind ganz in die nächste stemmatologische Stufe eingegangen und daher redundant oder sie sind Abschriften oder Handschriften, die sich nur auf variante Textteile von ediertem Text beziehen (vgL Forwort). Fon dieser Regel mußte ein einziges Mal abgewichen werden: obwohl H3f«# nur zu einer in der Textkritik verwerteten Handschrift variant ist, wird sie auszugsweise in der Textkritik zu S. 200.37 verwertet, weil darin sonst nicht überlieferte, biographisch bedeutsame Passagen zu Pestalozzis Großvater und zu seiner Rousseau-Rezeption enthalten sind

Spezifika der Darstellung einzelner Fassungen und Handschriften ano Der Druck erfolgt zwar originalgetreu, er wird jedoch nicht typographisch nachgeahmt, dh. gesonderte Großbuchstaben, fehlende Einzüge nach Titeln, verschiedene Schriftgrößen, in den Titeln, Querstriche in Leerzeilen, Pagina zwischen 2 Strichen, Bogensignatur, Anschlußwort bei Seitenübergang etc. werden nicht abgebildet. Originalgetreue Wiedergabe schließt die Orthographie und Interpunktion ein, d.h. die schwankende Orthographie bei Fremdwörtern (vgl. etwa Princip und Prinzip) und beiß-Lauten (blos und bloß), die Umlaute (Ae, Ue), die Abschnitte und die Sperrungen. Im edierten Text emendiert werden lediglich offensichtliche Druckfehler (16.8 dnrch zu durch). Sie werden in der Textkritik ausgewiesen, ebenso der Wechsel zu Antiqua-Schrift bei lateinischen Wörtern. Zudem erfahrt der Druck folgende Regularisierungen: unsichere Unterscheidung von I und J; keine Differenzierung von Normal-S und Schluß-S; Umlaute klein e über a, klein e über o und klein e über u; kein Zwischenraum vor Interpunktionszeichen und in Abkürzungen (u. s. w. zu U.S.W.); das etc-Zeichen wird nicht abgebildet; Ersetzung von " " durch « ». Im Gegensatz zu den handschriftlichen Texten wird in der Textkritik nicht die ideale, sondern die originale Paginierung angegeben. Der Stern als Fußnotenzeichen wird, da er als Zeichen in der vorliegenden Ausgabe bereits verwendet wird, durch eine Zahl ersetzt. h 7a Von dieser in der Textkritik verwerteten Fassung werden die beiden Korrekturschichten von Niederer und Krüsi, die sich genau identifizieren lassen, vollständig verzeichnet, dh. auch die Streichungen in der Grundschicht sowie die Streichungen in den jeweiligen Korrekturschichten. h7b0# An zwei Stellen (241.4f und 242.30-35) folgt der edierte Text der Abschrift he#, da im ersten Fall h7b«# an dieser Stelle nicht ausgeführt ist und im zweiten Fall in h7bO# an jener Stelle ein Verweiszeichen vorhanden ist, zu dem ein korrespondierendes Zeichen fehlt, und he» die Ergänzung bringt. Eine beträchtliche Anzahl von Streichungen Niederen sind derart gründlich ausgeführt, daß das Gestrichene restlos unlesbar ist. Solche Streichungen sind in der Textkritik nicht mit angezeigt, sondern weggelassen (vgl. die Abbildung zwischen S. 240/241). Die Zusätze der Lage 6 (S. 27-34) von h7bO#, die über Verweiszeichen zu h7« gehören, werden dort an der zugewiesenen Stelle verzeichnet

329 Übersichten Konkordanz Sigle

Signatur (Ms. Pestai)

Sigle

HI

409 ΠΙ

H3U«#

Η2«·Δ

H2b PÌ2cA0 ÎhàA Η2«·Δ

H2f. H2g H2h H2¡. H2K*0# H2II H212 HA..

409 II 4 (S. 1-8) 409 II 32 408IX (S. 5j) 409II20 (S. 4) 409II4 (S. 9-20) 409 Ili 2d 4091112a 4091112b 409 II 12c 409 II 12g, 12h und 12i (S. l/13f) 409II12f 4091112e

409II15 409II17 und 18 H3CA 409II20 (S. I f f ) H3d 409II19 H3elA0 408IX (S. 2-5) h3e20 408 XI (S. 3f) H3f.# 409II21 und 23 H3g 409II22 H3h. 409II3 H3ila«A 409II6 (S. 17f) H 3 ¡ib.A# 409II33 (S. 1) und 409II6 (S. 13-16) Η3ί2·Δ 409II6 (S. 1-12,19f) 409II24 Hsk HSI. 409II26 H3mO 409II 9d 409119b HSn. H3O 409119c Η3ρ·Δ0 409II33 (S. 1-4) 409119e H 3 q· Η3Γ· 409119g 409119k HS, 409II34 Hs..

Signatur (Ms. Pestai.)

409 II 11 und 13 409 II 36 409119h H3X 524 H3y. 409 II 91 FÏ3Z 409 II 9i H3aa 409119ml H3ab*0# 409 II 9n und DLB h3scl 409 II 9m2 H3ac2 409 II 9p 1 H3ad 409 II 9q H3ae 409 II 9r H3.f 409 II 35 H3ag 409 II 37 H3ab1 409 II 38 H3ah20ff 409 II 39, III1 und II 40 H3«i· 409 II 9f H3v h3w

H3b*

h4aA h4b

409 II 4 (S. 21-28) 409119a

HS.#

409 II 14, 16,5, 7 und 8



409 II 10

h?» hTbW

409 II 25 711.11 und 409119ο

he«

409 II 27 und 30

h9

409 II 28

hlO

409 II 29

an« A120

Journal 1807 Cotta Bd 11

Ha Hp

409 II 31 409 II 2

330

Übersichten

Statistik Anzahl archivalische Einheiten: 74 (davon nicht ZB Zürich: 2) Anzahl Siglen: 65, davon Fassungen: 6, Handschriften zu Fassungen: 59 Anzahl H: 52, davon H·; 23 (Grundschicht Pestalozzis Hd und Krüsis Hd: 20, Grundschicht Krüsis Ηώ 2, lediglich Korrekturen Krüsis Ηώ 1) Anzahl h: 11, davon Krüsis Hd: 5 (Ii3e20, h3w, h3«ei, 1ΐ4»Δ, hih), fremde Ηώ 1 (hô), andere fremde Ηώ 1 ßtf*), andere fremde Ηώ 3 (hst, h9, hio), Niederere Hd: 1 (hibO») Korrekturschicht: Niederers Hd: 1 fata), Krüsis Ηώ 4 (hin, hTM«, h9, hioj Anzahl a; 1 Anzahl A: 1 Anzahl Δ : 11 Anzahl 0:11 Anzahl # : 10 Anzahl Seiten (idealpaginiert): 920 (davon unbeschrieben: 68; Durchschnitt je Sigle: 14) davon: Fassung: 439 (Durchschnitt: 73); Handschrift zu Fassung: 481 (Durchschnitt· 8) Anzahl angeklebte Korrekturbll und Korrekturzettel: 21 Seitenumfang der Siglen: 1-2 Seiten: 16 Siglen; 3-4: 18; 5-8: 9; 9-12: 5; 13-16: 5; 17-20: 1; 21-24:2; 25-28:1; 29-32:1; 45-48:2; über 48: 5 Brieftitel (nur explizit; einbezogen sind auch gestrichene Titel): 1. Brief: Η5·# 2. Brief Hi, H3a·, H3f»#, Hs·», h6 3. Brief: Hi, Η3ι2·δ, Hs«#, hö, an«, A120 4. Brief: H31·, h4aA, Ηδ·#, h6, tl7a, he#, he, hio, ano, A120 5. Brief: Hi, híb, Hs«#, h6, h7bo#, he#, h9, hio, ano, A120 6. Brief Hst., Hs·», he, h7«, h7bO#, ano, A120 7. Brief: Hl, H3ac2, alio, A120 8. Brief: alio, A120 Anrede Geßner (Anzahl): Η2»·δ (3), H2g (2), H2k«0# (1), H3«. (3), Hab» (7), Hsd (1), Hsm (2), Hsh. (7), H3y. (1), Hau·» (2), Hs.# (18; nur im 1. und 2.

Brief), h6 (9; nur im 1. und 2. Brief)

edierter Text (in Klammern Seitenzahl): (20), Hs.# (152), h?bO# (28), ano (58), Anzahl Seiten: 416 (ca. 45% des Texts)

H3ao2

Hi (48); H3h· (32), H3u»# Ho (4), Hp (12)

in der Textkritik verwerteter Text (in Klammern Seitenzahl):

(62),

Η2»·δ (8),

Η2β·Δ (12), H2ì. (14), H2k.o# (14), H212 (4), Η3ι2·δ (14), Hso (4), Ha.· (6), Ha* (2), Hay (16), h7a (48), A120 (49) Anzahl Seiten: 191 (ca. 21% des Texts)

in der Textkritik nicht verwerteter Text: 313 Seiten: (ca. 34% des Texts)

Übersichten Stemma

331

332 Textkritik

an« Am Journal für die Erziehung 1807 3.1-5 4.1-31 5.1-10

H. P e s t a l o z z i ' » 6w H e f t.] fehlt in A120 An wei s ung bis h.]fehlt in A120 H. P e s t a l o z z i 's ftwGräff.] I [I] A m Pes t a 1 o zzi's / sämmtliche Schriften. / Eilfter Band./ Mit den allergnädigsten Privilegien Ihrer Majestäten des Kaisers / tdler Reußen und Königs von Polen, des Königs von Preußen, / des Königs von Bayern, des Königs von Wurtemberg, Seine / Königliche] Hoheit, des Großherzogs von Baden und der Hoch- / löblichen Cantonsregierungen der Eidgenossenschaft. / S t u t t g a r t und T ü b i n g e n , / in der J. G. C o t t a ' s c h e n B u c h h a n d l u n g . / 1 8 2 3 . I [II] leer A120 I [ΠΙ] Al 20 V o r r e d e . / So wie überhaupt meine Schriften nur in so weit und nur in dem Grad als ein Denkmal meines Lebens und meiner Bestrebungen anzusehn sind, als sie in einem belebten Zusammenhange mit den Thatsachen derselben ins Auge gefaßt werden, so sind auch die Aufsätze dieses Bändchens von einer Natur, daß der Eindruck, den sie auf das Publikum machen können, nur durch die Geschichte dieser Erfahrungen selber ein solides Fundament zu ihrer wahren Würdigung erhält. Das ist besonders bey der Ankündigung der Zeitschrift von 1807 wahr. Diese Schrift ist eigentlich nicht als mein persönlicher Aufsatz, sondern vielmehr als der allgemeine Ausdruck der Ansichten der mit mir damals verbundenen Freunde zu betrachten. Die unnatürlichen Anmaßungen desselben und die unbegreifliche Mißkennung unsrer selbst, unsrer Kräfte und unsrer Mittel, die darin herrscht, muß das Publikum um so mehr interessiren, als die erste und allgemeine Quelle alles Unglücks, aller Erniedrigung und alles Jammers, das später meine Person, meine Familie und mein Haus traf und meine Bestrebungen an den Rand ihres Verderbens brachte, I IV A120 im phantastischen Taumel jenes Zeitpunkts ligt. Unter diesen Umständen hielt ich es für meine Pflicht, diese Aktenstücke dem Publikum nicht vorzuenthalten, sondern vielmehr die Denkmäler der, in diesen Epochen erzeugten, pädagogischen Hoffnungen, Gefahren, Ansichten und Erfahrungen meinen sämmtlichen Werken einzuverleiben. Ohne aber gegenwärtig in die geschichtliche Erörterung dieser Epochen einzutreten, behalte ich mir vor, die diesfällige Würdigung dieser Bruchstücke auf den letzten Bernd meiner Schriften zu verschieben, in der Ueberzeugung, daß dieselben schon in ihrer abgeschnittenen Darstellung, wie sie jetzo dastehn, als ein-

Textkritik

333 an« A120

zelne selbstständige Thatsachen dieser Epochen das Publikum über ihre Würdigung zum voraus vorbereiten werden. / I f e rt e n , den 24ten August 1823. / D e r V e r f a s s e r . I [1] A m A n s i c h t e n und E r f a h r u n g e n , / die / Idee der E l e m e n t a r b i l d u n g / b et r e f f e n d , / in Verbindung mit Aufsätzen und Bruchstücken, die / den Gang und die Geschichte meiner Lebensbestrebungen / erheitern. I A120

Ueber die Grundsätze, den Plan und die Tendenz dieser pädagogischen Zeitschrift. Niederer

7.1 7. Iff 7.14 7.20 7.28 7.29 7.30 7.32 8.1 8.4 8.5f 8.8 8.23 8.25 8.29 8.30 8.42 8.45 8.48-9.2 9.5f 9.8 9.11 9.11ff 9.18 9.27 9.28 9.41 9.45

I [ΙΠ] ano 102 A120 Ueber bis Zeitschrift.] Ueber die Grundsätze und den Plan einer, im Jahr 1807 angekündigten Zeitschrift. A120 IIV alio pädagogischer] pädago- I gischer 103 A120 die Bildung] d i e B i l d u n g A120 Bildung des Volks] Β i 1 d u η g d e s V o l k s A120 Kultur der Humanität] Κ u 11 u r d e r H u m a n i t ä t A12« nie] nicht A120 I V ano die] die 1104 A120 eine bis selbst] e i n e bis s e l b s t A120 Persönlichkeit, bis sondern] Persönlichkeit, sondern A120 1 VI ano für sie] für sie 1 105 A120 1 Vn ano gehaßt] g e h a ß t A120 bewundert] b e w u n d e r t A120 im ganzen] im Ganzen A120 nicht begriffen] n i c h t b e g r i f f e n A12» 1 Vili alio Mängeln] Mängeln 1106 A120 in bis aufzustellen] i η bis a u f z u s t e l l e n A120 Sie bis bilden] s i e bis b i 1 d e η Ai20 Verhältnisse] Verhältnissen A120 IIX ano durch bis sey] d u r c h bis s e y A120 wo] wo 1107 A120 noch] nach alio I X alio andrerseits] an- 1 drerseits 108 A120 IXI ano

334

Textkritik

an« Ai20 10.1 Of 10.12 10.15 10.33 10.38 11.2 11.11 11.19 11.34 11.37 12.5 12.8f 12.22 12.32 12.39 12.46 12.47 13.7 13.10 13.23 13.24f 13.28 13.29 13.39 13.44 13.45 14.2 14.7 14.10 14.23 14.24 14.40 14.46 15.3 15.9 15.21 15.25 15.34 15.41

hinaus. Nicht ohne] hinaus, und zwar nicht ohne km bey] bei A12« I XII an« und,] und, 1109 Â12« I X m an« ganz] ganz 1110 A12« I XIV an« ihre] ihre 1111 Ai2« I XV an« den] den 1112 A120 I XVI an« I XVII an« Unternehmung.] Unternehmung. 1113 A12« I XVIÜ all« thun] thun 1114 A12« I XIX an« zu seinen Gedanken] zum innem Wesen seiner Gedanken A12« bloß] blos A12» und] undl 115Ai2« I XX an« Principien] Prinzipien A12« Princip] Prinzip A12» I XXI an« Aufstellung durch die absoluten Gesetze] Aufstellung absoluter Gesetze Ai2» Gegebenen] Gegebe- I nen 116 A12» Kunst] Kunst, A12« I ΧΧΠ an« bewieß] bewies A12» a priori] Antiqua an«, A12« ganz] ganz 1117 A12» I X X m all« Willkiihrlichem und Zufälligem,] Willkührlichen und Zufälligen, Al2«

anderseits] andrerseits A12« I XXIV an« selbst] selbst Spieß in all« Einsicht] Ein-1 sieht 118 A12« I XXV an« ansprechen] an- I sprechen 119 A12» auf einzelne Zwecke] auf die Erzielung einzelner Zwecke A12« I XXVI an« sollten] soll-1 ten 120 A12« I XXVn an« zu] zur A12« I XXVin an«

Textkritik

335 a n « Ai20

15.44 16.7-14 16.8 16.10 16.16 16.17 16.25-31 16.27 16.36f 16.36 16.43 17.5-8 17.9 17.11 17.12 17.16 17.24 17.27 17.31 17.43 17.44 17.46 18.3 18.5 18.13 18.27 18.29 18.45 18.48 19.13 19.14 19.22 19.28 19.44

Allein] Allein 1121 A120 weniger bis aufzustellen] w e n i g e r bis a u f z u s t e l l e n durch Lehren] dnrch Fliegenkopf Lehren an« I XXIX a m Verhältnissen] Verhält- I nissen 122 A120 ging in] gieng bei ihm in A120 daß bis stehet] d a ß bis s t e h e t A120 I X X X ano das, bis ist] d a s, bis i s t A120 das,] das, 1123 A12« I X X X I ano Das bis völlig.] D a s bis ν ö 11 i g. A12» schnelle] schnelle 1124 A120 ausgehend.] ausgehend; alio, A120 I XXXII ano Bescheidenheit] Bescheidenheit, A120 gelöst] gelös't an«, A12« IXXXIII a n « oder] oder 1125 A12« Principien] Prinzipien A12« I XXXIV a n » wann] wenn Ai2» Seyn] Seyn, A12« Erziehungsanstalt] Erziehungs- I anstalt 126 A12« I XXXV an« mußte] muß-1 te 127 A12« I XXXVI a n « I XXXVn an« Männer.] Männer. 1128 A12» I XXXVni an» entsprungen] begonnen Ai2» und] und 1129 A12» I XXXIX an» I XXXX an» der] der 1130 A12« so wohl] sowohl A120 20.13 I XXXXI an« 20.21 und] und 1131 A12» 20.29 I ΧΧΧΧΠ an« 20.43-21.1 Auch bis führen.] A u c h bis f ü h r e n . A12» 20.44 lehrreich] lehr-1 reich 132 A12« 21.1 IΧΧΧΧΠΙ an» 21.9f schnellverwelkend] schnell-verwelkend A12» 21.17 I X X X X I V an« 21.22 daß] daß 1133 A12»

Am

336

Textkritik

a n « Ai20 Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche. Pestalozzi 22.1 22. Iff 22.16 22.19 22.19f 22.22 22.23

22.30f 23.2 23.6 23.11 23.14 23.17f 23.22 23.30 24.1 24.3

I [1] ail» I [2] leer km I [3] A12» Ein bis E r z i e h u n g s v e r s u cht.] fehlt in A120 12 a n » Jetztelers] Jetzelers A120 eines Eschers, mehrerer Hirzel] mehrerer Escher, Hirzel A12« Volk] Volk I 4 A12« könnte,] könnte A12» herabsetzten.] herabsetzten. !) A120 die Fußnote in A120 steht auR von S. 4: 1 ) Anmerkung zur neuen Ausgabe. Dieser Zeitpunkt meiner frühem Jugend und der Zusammenfluß so vieler edler, patriotischer Männer erscheint mir jezt, wenn ich ihn mit dem Zustand des Vaterlandes in meinen spätem Jahren vergleiche, nicht anders als einer Flamme gleich, die oft bei ihrem Erlöschen noch einen glänzenden Strahl von sich wirft und dann auf immer verschwindet. A120 Gottes- bis darin] Gottes-, und als Bürger von Rechts- und Nothwegen darin Al 2« I 3 ano sollten.] sollten. 15 A120 Erbarmungsmittel,] Erbarmungsmittel der Bettelhülfe, A12« bestehe] bestehe, Á120 und selbstständig] und sie dadurch für Ruhe und Nothdurft selbstständig A120 14 a n » hintrieben] hintrie- I ben 6 A120 darinn] darin A12» 15 a n « wird.] wird.») I 7 A12« die Fußnote in A120 steht auR von S. 6f: 1 ) Anmerkung zur neuen Ausgabe. Es ist merkwürdig, wie der Plan meiner, vor vier Jahren angefangenen Anstalt für Erzieher und Erzieherinnen in der innem Ansicht seiner Grundsätze und Mittel dem so vollkommen ähnlich ist, den ich der Ausführung der diesfälligen Jugendträume, die mir so sehr fehlschlugen, zum Grunde legte; und noch merkwürdiger ist es, wie das Fehlschlagen dieser Versuche bei dem fortdauernden Drange meines lebendigen Strebens zur Ausführung meiner diesfälligen Zwecke mich persönlich nicht fähiger und nicht kluger machte, aber dennoch meine Begriffe über meine Zwecke und ihre Ausführungsmittel in mir immer mehr erheiterte, und mitten im ununterbrochenen, blinden Herumtappen meines diesfälligen

Textkritik

337 all« Ai20

24.13 24.17 24.22 24.28f

praktischen Einflusses und aller dauernden Verwirrung und Noth, in die ich mich durch dieses Herumtappen stürzte, mich dennoch zur Erkenntniß der Bedürfnisse dieser Ausführung in ihrem ganzen Umfang immer mehr in mir selbst reif machte. Aber über allen Glauben merkwürdig, wahrlich bis ans Wunderbare grenzend ist es, wie Gottes ob mir waltende Vorsehung, indem sie meinen Glauben an die Möglichkeit der Ausführung meiner Zwecke durch mich selber und durch meine persönliche Kräfte in mir selber durch das immerwährende Fehlschlagen meiner Versuche bis an mein Greisenalter zernichtete, dann am Ende meiner Laufbahn mir bestimmt in dem Eigenthümlichen der praktischen Ausführungskraft, die mir mangelte, wie aus den Wolken eine Hülfe von diesfalls so ausgezeichneten und seltenen Kräften sandte, durch welche ich meine Lebensbestrebungen aus dem Grabe ihrer tiefsten Zerstörung ins Leben hervorrufen und an die Anfangspunkte wieder anknüpfen konnte, deren Wahrheit und Tiefe, ich möchte sagen, von Kindheit auf träumend im Sinn lag, aber praktisch immer wieder aus den Händen fiel. A120 seyn.] seyn. I 8 A120 äußere Fundament dieser Bildung,] äussere Fundament der Volksbildung, A120 dabey,] dabey A120 I 6 an» waren,] waren 1 ), A120 die Fußnote in A120 steht auR von S. 8f:

24.29 24.38f 25.1 25.9 25.21 25.34 26.1

!) Anmerkung zur neuen Ausgabe. Die Ursachen, warum die Ueberreste der im Vaterlande noch statt findenden Feudaleinrichtungen dem Lande drückend wurden, waren vorzüglich diese, daß die Schweizerischen Regierungen zur Bestreitung ihrer Staatsausgaben sich vorzüglich an Einkünften, die aus dem Feudalwesen herstammten, halten mußten, und da die Regierungen der grössern Kantone ausschließlich aus Bürgern der Hauptstadt bestanden, die den Landbürgern durchaus keinen Einfluß in die Staatsverwaltung gestatteten, so fiel es diesen Regierungen bis zur Abänderung ihrer Constitutionen äusserst schwer, sich durch Auflagen auf irgend eine Art andere Ressourçen, als diese von Altem her bestehenden, zu verschaffen. A120 seinem] seinem I 9 A12« Beyspiel beym] Beispiel beim A120 I 7 ano Kampfe.] Kampfe. 110 A120 I 8 ano von] von 111 A120 I 9 ano

338

Textkritik

a n o A120 26.2f 26.5 26.19 26.20 26.39 27.2Í 27.5 27.20 27.27 27.39 28.12 28.18 28.31 28.37 28.38 29.3f 29.6f 29.17 29.22 29.35 29.37 30.7 30.16 30.24 30.26Í 30.27 30.31 30.35 31.15 31.16 31.35 32.1 32.15 32.25 32.34 32.35 33.10 33.12 33.13 33.15 33.32

durch bis Finanzgrundsätze,] durch erneuert belebte Bestrebungen zur Erheiterung edler, rein menschlicher und selbstsuchtloser Staatsgrundsätze, A120 hierinn] hierin A120 Bildung] Bildung 112 A120 110 alio 111 ano gemeinschaftlichen] gemeinschaftlichen 113 A120 a l l e n ] a l t e n A120 I 12 ano den] den 114 A120 113 alio wird,] wird, 1 15 A120 114 alio Bey] Bei A120 es] es 116 A120 115 alio Ueberwindungskraft] Uberwindungskraft ano Ueberwindungskraft A120 caeteris paribus] Antiqua alio, A120 116 ano der] der 117 A120 folgeleeres] Folgeleeres ano, A120 1 17 ano roher] roher 118 A120 118 ano getödet] getödtet A120 alles Gefühl einer menschlichen] alles von richtiger Einsicht unterstützte Gefühl einer wahrhaft menschlichen A120 diesen] diese A120 werden,] werden, 119 A120 1 19 ano 1 20 ano Wegwerfung] Wegwerfung 1 20 A120 1 21 ano mein] mein 1 21 A120 1 22 ano den] den 1 2 2 A120 1 23 ano wohin] wohin - ano, A120 fest halten,] fest stehn, A120 fest] fest 1 23 A120 ziehen] ziehn A120 1 24 ano ich] ich. A120 wäre. Im] wäre. // Im A120

Textkritik

339 an« Ai20

33.32-35

Im bis solle.] Meine auffallende Unbehiilflichkeit und Unthätigkeit für so vieles, das fast tillen andern Leuten sehr leicht war, schien ihnen ein unumstößlicher Beweis, daß ich zu g a r I 24 Ai20 n i c h t s tüchtig und zu gar nichts brauchbar sey, daß man mir folglich auch in meinem Lieblingsfach keine Handbietung weder leisten könne noch leisten solle. Am 33.33 I 25 ano 33.36 rede] rette A12« 33.40-34.2 fehlen, bis daß] fehlen. - Man stelle sich das Erschüttern meiner empfindsamen Seele vor. Es war mir, die Leute riefen mir zu: steige vom Kreuze herab, so wollen wir dir glauben. Es war mein Schicksal - dieses Todesurtheil über meine Unbrauchbarkeit und über meine Untauglichkeit war allgemein, ohne daß irgendwo eine prüfende Untersuchung darüber vorhergieng, aber daß A12« 34.2 seyn] sey A120 34.4 schlüpfte bis hinweg] schlüpfte meine Zeitwelt hinweg A12« 34.12 I 26 an« 34.14 können.] können. I 25 A12« 34.21 grade] gerade A12« 34.25 würden] lassen würden A12« 34.31 I 27 ano 34.33 Umgebungen.] Umgebungen.1) 1 26 A12« die Fußnote in A12« steht auR von S. 25f: 1 ) Anmerkung zur neuen Ausgabe. Ich erkannte in diesem Zeitpunkte bey weitem noch nicht genug, daß ich mich in Rücksicht auf alle meine Bestrebungen in jedem Fall am meisten an mir selber irrte, und daß das Mißlingen derselben immer in Fehlern zu suchen war, die in mir selbst lagen. Spätere traurige und bis in mein Greisenalter fortdauernde Erfahrungen haben endlich das Gefühl meiner diesfälligen Schwächen zu einer gewissen Reifung und mich zu der tiefern Erkenntniß meiner selber gebracht, der ich das endliche gegenwärtige Gelingen einiger meiner Zwecke zu danken habe, indem dieselben mir über die Mittel und Wege, durch welche es allein möglich ist, mit einer vernünftigen Hoffnung eines gesegneten Erfolgs meinen Zwekken entgegen zu streben, die Augen geöffnet. A120 35.9 Hümmels] Hum-1 mels 27 A12« I 28 an« 35.17 gemahlt] gemalt A12« 35.21f Menschen bis daß] Menschen gemahlt vor ihre Augen zu stellen, daß A120 35.27 I 29 an« 35.32 Grundsätze] Grund-1 sätze 28 A12« 36.7 130 an« 36.16 gepredigten] gepre-1 digten 29 A12«

340

Textkritik

ano Αι20 36.27 37.If 37.6 37.24 37.25 38.2 38.9 38.22 38.32 38.34 39.2 39.18 39.21 39.40 40.3 40.20 40.28 40.40 41.12 41.13 41.15f

41.18 41.37 42.2

I 31 ano Realisirung] Rea-1 lisirung 30 A120 I 32 ano I 33 ano Gelegenheit] Gelegen-1 heit 31 A120 I 34 ano dastehen] da- I stehen 32 A120 I 35 ano Herzens,] Herzens A120 Darstellung] Darstellung I 33 A120 136 ano dieselben] die-1 selben 34 A120 I 37 alio I 38 ano Leben] Leben I 35 A120 I 39 ano in] in I 36 A120 I 40 ano ihrer] ihrer I 37 A120 gerade] geradezu A120 Tod. // Aber es ist] Tod, und kömmt dadurch auf den Weg, anstatt die Belebung des menschlichen Geistes in der Wahrheit, im Glauben und in der Liebe thatsächlich und gründlich zu befördern, ganz das Gegentheil zu erzielen, und in einer Richtung Maulbraucherey und Schriftgelehrtengeschwatz, in einer andern Richtung Kopfhängerey, verkehrte, starre, gegen das .Tempelgewölb und den Altar gerichtete Augen, Heucheley und alle Arten eines todten Formendienstes und todter Formenübungen dem wahren Gottesdienst, dem wirklichen Leben im Geist der Wahrheit und der Liebe zu substituiren, und diesen, das Höchste und Heiligste substituirenden Armseligkeiten einen Werth zu geben, der ihnen gar nicht gebührt und deren Anerkennung die wesentlichen Fundamente, beydes, des Aberglaubens und des Unglaubens mit gleichen Sinnlichkeits und Selbstsuchtsreizen belebt, und dadurch geeignet ist, unser armes Geschlecht den doppelten Folgen dieser beyden, der Menschennatur gleich verderblichen Verirrungen preis zu geben. // Aber wenn man gleich das geweckte innere Leben höherer Gefühle in der Erziehung dem Auge des Neugierigen nicht vorweisen kann, wie man in ihr das geweckte Leben des Geistes und der Kunst durch ihre Resultate vorweisen kann, so ist A120 I 41 ano 38 A120 142 ano so wohl] sowohl A120 keineswegs] keines- I wegs 39 A120 überflüßig] überflüssig A120

Textkritik

341 an« A12«

42.16 42.27 42.34 43.4 43.5 43.6 43.9 43.14 43.19 43.20 43.32 43.33 44.12 44.18 44.33 45.2 45.13 45.23f 45.25 45.26 45.33 45.36 45.37 46.10 46.11 46.12 46.16 46.16f 46.31 46.32 46.34 46.37 46.38 47.11 47.13 47.14f

I 43 a n « zwar] zwar I 4 0 A12» I 44 a n » Herzens-Bildung] Herzens-Verbildung A12« sein] ein A12« Nothwendige] nothwendige A12» Ehre] Segen A12« wandeln.] wandeln. I 41 Ai2« 145 a n » da ist] auf diesem Punkte ist A12« helfen.] helfen, d.i. sie in dem Umfang der heiligen, ewigen Ansprüche der Menschennatur zu befriedigen. A12« will] will 142 A12« I 46 a n » I 47 a n « der] der I 4 3 Ai2« I 48 a n » Menschen] Menschen I 44 A12« I 49 an« die bis keinen] die zu erzielende, wahre Bildung des Menschengeschlechts keinen, A12« hierin] hierinn A12« Menschennatur,] Menschennatur, I 4 5 A12« I 50 a n « Aeußere] Aeussere A12» in] lebe in Α12Φ in Glücke] im Glücke A12» soll,] soll, I 46 A12« Reiche] erste Reiche A12« I 51 a n » feindlich] friedlich all« feindlich A12« entgegenwirkende bis Standes-Heerden,] entgegen wirkende Menschentruppen und Standesheerden, A12» I 52 a n » Letztern] Letzteren A12» reizen] reitzen A12» und ihm Hand] und freywillig und wahrhaft theilnehmend Hand A12» ewigen] ewigen 147 A12» des bis Handelns] des richtigen Denkens, des zarten Fühlens und des kraftvollen geübten Handelns Α12Φ machet] macht A m 153 all» aussprechen;] aussprechen. Ai2» spezieller Erziehungsmittel,] specieller Erziehungs-, Bildungsund Unterrichtsmittel, A12»

342 h7a

Textkritik an« A120

47.16 47.18 47.26 47.31 48.4 48.11 48.29 48.32 49.11 49.15

sind;] sind. A12» Menschen] Men-1 sehen 4 8 A12« deßhalb] deshalb A12« I 54 ano organisirte] organi-1 sirte 49 A120 I 5 5 an« ein] einl50Ai2« I 5 6 an« 157 all« Einfluß] Einfluß I 51 A12« Erster Abschnitt. Pestalozzi

50.1 50.8-11

I 5 8 an« 52 A12« Wirken, bis s o l l . ] Wirken und in allen Leiden seines Lebens in's Auge fassen und dich umsehen, wo er in allem seinem Treiben und allem seinem Wirken und in allem seinem Leiden unter seinen Mitmenschen dastehe und so sey, wie er seyn solle. A12» 50.16 159 all« 50.20 heilig.] heilig. I 53 A12« 51.2 160 an« 51.9 Beyspiel] Beispiel A120 51.11 vorüber.] vorüber. I 54 A12» 51.13 sollten] sollten, A12« 51.22 I 61 an« 51.28 Stimmung] Sttmmung an« 51.31 diesen Stellen] vielen Stellen A120 51.38 dieses] dieses I 55 A120 51.40 ausspricht?] ausspricht? 11 h?» 51.40-52.4 ausspricht? bis Es] ausspricht? // Es h7a 52.3 I 62 au« 52.9f G e w a n d t h e i t und] G e w a n d t h e i t , A n s t r e n g u n g u n d h7a 52.10

i m ] i η h 7 a i n A12«

52.13 52.14f

Ueber den] Von dem h7a Wort: bis nicht] Wort, er war ein Mann, wie wir alle seyn sollten, vom Volk nicht h7a er wird] es wird h7a Leidenden seines] Leiden seines h7a seiner] sei-1 nen 5 6 A12« I 63 an« irrte, oder] irrte oder Krüsis Hd h7a liebte, bis Der] liebte. // Der und arR Verweiszeichen ohne Bezug h7a

52.17 52.20f 52.24 52.25 52.27-34

Textkritik

343 h7a a l i o Ai20

52.35 nur] nur I 2 h7» 52.37-53.1 die bis Beste,] die bis Kräfte der Menschennatur Niederere Hd alR mit /vollendet und harmonisch in sich selbst trägt und diese Gesinnungen und Kräfte bis Wandel, kurz in allen, Niederere Hd alR mit f was er äußerlich vornimmt Niederere Hd mit /vollendet und harmonisch Streichung Niederere Hd darstellt. Wer das Streichung Niederere Hd Beste, h7« 53.2 I 64 ano 53.5f wird bis nur] wird das V o l k nur h7a wird der schlichte Mann im Lande nur A12« 53.8 nicht sagen] nicht Streichung Niederere Hd sagen h7a war.] war. I 57 A12« 53.12-23 dir bis Und] dir antworten: Vater und Mutter, Haus und Umgebungen, Gesellschaft und Vaterland Niederere Hd alR mit J weckten unwillkürlich in ihm sein liebendes Herz, er lebte in vielseitig reizenden Anschauungen, dessen, was gut ist, und war unwiderstehlich Krüsis Hd gezwungen zu thun, was recht ist. // Und h7a 53.21 I 6 5 an« 53.25 dafür] dafür I 3 h7a 53.28 und daß er nicht] und nicht h7a 53.33 wurde.] wurde. I 58 A m 53.34-38 jede bis dadurch] jede von ihm ausgehende Thätigkeit und Anstrengung Niederere Hd arR durch die Harmonie seiner allseitigen guten, den Bedürfnissen seines ganzen Wesens entsprechenden Niederere Hd arR mit / Versorgung auf ihn zurückwirkte, wie seine Thätigkeit und Anstrengung sich in dieser Harmonie spiegelt, wie sie ihm eben dadurch Niederere Hd mit /h7a 53.40 I 66 ano 54.1 mit] immer mit h7a 54.2-8 sollte.» / / V i e r t e r B r i e f . // Freund! bie in] sollte! // Freund! Dieses Wort über die Grabstätte des Edlen hat ganz gewiß das hohe Gefühl, der Mensch ist ein selbststendiges Niederere Hd arR mit / Ganzes, und muß, wo er lebt, liebt und Niederere Hd wirkt, Streichung und Änderung Krüeis Hd als ein solches erscheinen, er hat Niederere Hd nur in so weit einen befriedigenden Werth, in Krüeis Hd so fern als er ein solches in seinem ganzen Selbst Krüsis Hd und in h7a sollte.» / / V i e r t e r B r i e f . / / Freund! bis einen ihn in sich selbst und in seinen Umgebungen befriedigenden bis in A12« 54.10 tiefere] tiefere Krüsis Hd h7a Menschennatur] Menschen- I natur 4 h7a

344

Textkritik

h?» h7b»# ano A120 54.14 54.14-17

54.19 54.38 55.2 55.4 55.5f 55.6-16

55.19f

55.21-30

55.22 55.31 f

55.32

55.33

selbstständiges] selbststendiges Niederen Hd mit /h7a behandelt, bis so] behandelt er bis sind, Niederers Hd alR mit f so h7a behandelt bis angeregt, und in allem, was er ist, und zu allem, was er thut, zugleich und ge- I 59 A120 meinsam wirksam gemacht werden, so A120 I 67 ano I 68 alio A n s t r e n g u n g ] A n s t r e n g u n g 15 h7» G e r a d s i n n ] G e - l r a d s i n n 60 A120 e i n e n z u j e d e r ] e i n e r j e d e r h?« S i n n ; bis Ziele] S i n n . arR 2 Verweiszeichen, die wohl im Zusammenhang mit h7b0#, S. 7, stehen (vgl. die Abbildungen zwischen S. 240/241) // 41 e r Br i e f. // Niederers Hd mit /Der Mann, der sein Kind zu Streichung Niederers Hd Ziele h7a wie bis aus] wie bis Aste Kriisis Hd hängt, blühet und reifet an StreichuAg Krüsis Hd sey er wie er wolle, der Mann, der Krüsis Hd aus h7a muß bis gefaßt,] muß Was liegt ehe er die nothwendige Frage, Krüsis Hd was liegt Niederers Hd i n den Niederers Hd U m g e b u n g e n u n d V e r h ä l t n i s s e n dee Standee, Niederers Hd das die Natur für die Bildung Kriisis Hd aller Menschen benutzt, Streichung Krüsis Hd und wodurch sie aller diesfälligen Krüsis Hd mit J Kunst ein sicheres Fundament und eine sichere Richtschnur in die Hand gegeben hat Verweiszeichen Niederers Hd, das mit h7b0#, S. 7, korrespondiert (vgl. die Abbildungen zwischen S. 240/241) sich vorlegen darf: vor allein aus sich fragen, was liegt für diesen Endzweck im Kinde selbst? Krüsis Hd arR Beides zusammen Niederers Hd mit /in's Auge gefaßt, Krüsis Hd h7a muß bis und es ist nur durch ihre genugthuende Anmerkung und Auflösung möglich, die zweyte zu beantworten. Beyde zusammen ins I 61 A120 Auge gefaßt, A120 I 69 ano offenbar: bis der] offenbar: daß Anlagen zum F ü h l e n und T h u n im K i n d s e l b e r und R e i ζ zu beiden a u ß e r ihm der h7a offenbar, daß Anlagen zum Fühlen, Denken und Thun i m Kind selber, und Reitz zum Denken a u ß e r ihm der A120 Umfang] Umfang I 6 h7a also seiner] also Streichung Niederers Hd seiner h7a

Textkritik

345 h7a h7bO# a n » A l 20

55.34 55.3656.11

56.2 56.13 56.15 56.19f 56.23 56.25 56.25-28

56.34Í 56.39 57.2 57.5 57.6-9 57.10 57.20ff

hiewieder] hinwieder A120 giebt. bis im] giebt. II alR und arR je 1 Verweiszeichen, die wohl mit h7b0#, S. 7, im Zusammenhang stehen (vgl. die Abbildungen zwischen S. 240/241). AWenn man denn aber den ganzen Umfang des Fühlens, des Thuns und der Reize zu beyden ins Auge faßt, so fällt es unwidersprechlich auf: d a s H e i 1 i g e , d a s G u t e , d a s Bildende, das uns zur harmonischen Vollendung führende von allem d i e s e m g e h t v o n e i n e m a 11 g e m e i η e η Mi 11 e 1 punkt a u s , und dieser ordnet, leitet, belebt und b e s c h r ä n k t d a s s e l b e n a c h e i n e m höhern Sinne des innern H e i l i g t h u m s u n s e r e r N a t u r . Λ // Und Streichung Niederers Hd im h7a giebt. bis Ausbildungsfortschritten unsers Geschlechts im ganzen Umfang seiner Kultur vorweist; bis Geschlechts im Allgemeinen betrachtet ist bis im A12« 170 an« der Menschennatur] der Menschennatur Niederere Hd mit f h7a

belebt] belebt I 62 A120 G e i s t e s t h ä t i g k e i t, bis en t q u i 111, ] G e i s t e s - T h ä t i g k e i t, Niederers Hd mit / d i e , i n d e m s i e in und a u s Niederers Hd L i e b e e n t q u i l l t , h7« I 71 an« soll.] soll. I 7 h7, soll, bis Anfangspunkt,] soll. II L i e b e und eine in und mit Krüsis Hd Liebe < a u s der Indivi dualität> Niederers Hd im Kinde Krüsis Hd e η t q u i 11 e nd e Geistes-Thätigkeit Niederers Hd sind aleo offenbar der gemeinschaftliche, positive und unveränderliche Krüsis Hd mit / Niederers Hd mit f Unveränderliche Mittel> Anfangspunkt Niederers Hd h?« und bis Geistesthätigkeit] und eine sein gesundes Daseyn umfassende Geistes-Thätigkeit Niederers Hd arR mit / h7a

verpflichtetes] verpflich- I tetes 63 A120 I 72 an« Erhebung selbst] Erhebung das Wesen seiner Natur, seine Humanität selbst ist. // Aber eben darum ist auch die Organisation seines Wesens zu dieser Erhebung selbst h?a auf bis ist. / / F ü n f t e r B r i e f . II So] auf Selbständigkeit ruhend und mit Freyheit gepaart. II So h7a Liebe] Liebe I 8 h7. von bis als] von einem Niederers Hd aus Geistes-Thätigkeit Niederers Hd entquillendes Bewußtseyn unsrer höheren Natur Niederers Hd mit J als h7a

346

Textkritik

h7a a n « A120 57.23 57.24 57.25 57.26f 57.33f

57.35 57.37f 58.4 58.6ff

58.13 58.15 58.17

58.18 58.19 58.20 58.24 58.28 58.29

unsere Wesens] unsers Wesens Niederers Hd mit

S h?.

I 73 an« das unsre bis des] das Vervollkommende des h7a und] und I 64 A129 v o n bis i h η e η] von bis ihnen h7« können. / / Alles] können. / / Ich will, ehe ich zu den Kunstmitteln der Entwicklung und Bildung übergehe und die Formen dieser Mittel von dem hier aufgestellten Gesichtspunkte erörtere, d a s Thun der Natur von diesem Standpunkte aus und die Verhältnisse, mit denen sie d a s Daseyn des Kindes zu diesem Zweck mit Nothwendigkeit umgeben hat, in seinen Erscheinungen und in seinen Wirkungen von dem hier angegebenen, ursprünglichen Verhältnis des Vaters und der Muter zum Kinde weiter verfolgen. Niederers Hd alR mit / / / Alles h7« wie bis äußerlich] wie bis äußerlich Niederers Hd mit /h7a abhängig.] abhängig. I 9 h7» I 74 an« Mutter s i n n bis Menschlichkeit.] Mutter Sinn muß in seinem Wesen da seyn, sonst mangelt dem Kinde ewig d a s erste äußere " F u n d a m e n t " < a u f > seiner Bildung zur Menschlichkeit. Krüsis Hd arR h7a Mutter, sey es moralisch, geistig oder physisch, dem Kinde mangeln, so muß ihm der Vater- und Muttersinn in der Erziehung, wenn es durch denselben zur Menschlichkeit erhoben werden soll, in seinem Wesen nicht mangeln, er muß ihm durch alle Mittel kirchlich oder bürgerlich für seine Erziehung gegeben werden; geschieht das nicht, so mangelt dem armen, verwaisten Geschöpf, trotz aller Schulen, die ihm offen stehen und trotz aller Brod- und Kleiderhülfe, die es erhält, I 65 A12« das bis Menschlichkeit. A12« Reiz] Reitz A12» Reize] Reitze Ai2« Durch dieses Heilige] So ist dieser Eindruck geeignet, den physischen und moralischen Mangel würklicher Eltern dem Kinde in Absicht auf das Bedürfniß der wesendichen Bildungsmittel zur Menschlichkeit, wenigstens bis auf einen gewissen Punkt zu ersetzen; durch das Heilige A12« der ganze Umfang] der ganze Umfang Krüsis Hd arR mit /h7« blos] bloß Ai2« Herzens-Bedürfnisse] Herzens-Bedürfnisse 110 h7a I 75 ano Markte] Markte I 66 A12« er bis gelangt.] er in seine Hand gelangt Krüsis Hd h7a

Textkritik

347 h?a a n o Αι20

58.37 58.40 59.1 59.3 59.4 59.1 Of 59.1 l f 59.12 59.12ff

59.15 59.18f 59.24 59.25 59.30 59.36 59.38 60.3 60.8 60.10 60.1 l f 60.21 60.21 f 60.23 60.30 60.32f 60.35f 60.37f 60.38f 60.39 61.1 61.3 61,5f 61.6 61.10f 61.16 61.17f

äußere] äußere Niederere Hd mit f h7« welche] welches A120 als göttliche] als göttliche Streichung Niederere Hd h7a Wesen] Wesen I I I h7. I 76 ano da bis gut] da darf man zum voraus aussprechen, seine Erziehung kann im Wesentlichen beynahe nicht mehr fehlen; das Kind muß, es kann beinahe nicht anders als gut A120 werden. // Der] werden. Der A120 Erfolg] Er-1 folg 67 A120 Rücksicht bis erscheint,] Rücksicht beynahe nothwendig, und man darf beynahe mit Bestimmtheit aussprechen, wo immer das Kind des Menschen nicht wohlwollend, nicht kraftvoll und thätig erscheint, A120 Schuld davon darin] Schuld davon darin Krüsis Hd h7a Schuld darin A120 kraftvoll, bis Indem] kraftvoll. // Indem h7a I 77 ano bedürfen] bedürfen 112 h7. sich bis Arbeit] sich in diesem Verhältnisse Arbeit h7a belebt] belebt I 68 A120 Lebens bis alles] Lebens äußerlich darzustellen, und so alles h7a I 78 ano Welt] Welt I 13 h7a sind, bis denen] sind; Menschen denen h7a Kind, bis die] Kind, Menschen die h7a keinen, der Liebe] keine Krüsis Hd mit f der Liebe h7a keinen, der I 69 A120 Liebe A120 entquellenden Thatkraft] entkeimenden Thatkraft h7a I 79 ano vorliegen.] vorliegen. 114 h7a auf bis niedern] auf einem Krüsis Hd Thron od[er] in Krüsis Hd einer niedern Krüsis Hd h7a ihnen bis Umsonst] ihnen sollen. Umsonst h7a sind bis du] sind hier und du h7a nirgends. // Das] nirgends. Das h7a liegt bis dem] liegt dem h7a die in diesem] die diesem h7a 180 ano Kräfte. // Es] Kräfte. Es h7. elterlichen] elterlichen I 70 A120 wenn bis in] wenn in ihrem Arme oder Krüsis Hd auf ihrem Krüsis Hd Schöße innig zufrieden Streichung Krüsis Hd in h7a Mutter] Mutter 115 h7a aufregen. // Das] aufregen. Das h7a

348

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h7a aito Ai20 61.2Iff 61.22 61.27f 61,28f 61.31 61.33 61.35f 61.36f 61.40f 62.lf 62.3 62.3f 62.6 62.8f 62.13 62.16ff 62.16 62.20f 62.23 62.24 62.25 62.28 62.30 62.38 63.1 63.4 63.5 63.6-9

63.11

geme bis hätten. / / Es] gerne hätten. Es h7· I81am ihnen bis liegt.] ihnen als das Produkt einer höhern Menschlichkeit seelerhebend am Herzen liegt als das Leben und Gedeihen seines Leibes. A120 liegt. / / Mit] liegt. Mit h7. Kinde bis zu] Kinde zu h7« seyn,] seyn, I 71 A120 und fest] und recht und ganz und fest h7a machen. / / Umhüllt] machen. Umhüllt h7a sprosset bis es] sprosset sein heiliger Keim im Innersten seiner Natur, es h7« Muttersinnes. // Und wenn] Muttersinnes. < w > W e n n Kriisis Hd h7a Leben eines heiligen Sinnes] Leben des kindlichen Sinnes h7a und] undl 16h7. I 82 an« der bis wachset] der Reinheit seiner Unschuld bewegt, rege wird, wachset h7a Abglanz] Abglanz Kriisis Hd h7a Kraft? / / Sie] Kraft? Sie h7a ihr] ihr Kriisis Hd mit f i n , vermagst bis zu] vermagst es durch sie den Ablenkungen seiner Natur von Unschuld und Wahrheit mit dem Übergewicht deiner ganzen Kraft zu h?a Größte,] Größte, I 7 2 A120 untergraben. / / Je] untergraben. Je h7a I 83 a n « erweckest sogar durch] erweckest durch h7a bessern Selbst Augenblicke] bessern S e l b s t Kriisis Hd heilige Streichung Kriisis Hd Augenblicke h?a dieser] dieser I 17 h7. Kräfte für seine Veredlung] Kräfte zu seiner Veredlung h7a Fundament in den] Fundament in d e n Kriisis Hd h7a

auf] auf I 73 A l » I 84 ano umsonst] sonst A120 sie bis den] sie in ihrem, der Sinnlichkeit und Selbstsucht dahingegebenen Sinne wirklich ist, liegt so schwer, so drückend und so allgemein auf dem Menschen wider das innere, göttliche Wesen seiner Natur und wider sein Leben in Wahrheit und Liebe. Auch der Vater und die Mutter sind Genossen dieser Welt. Es ist auch in ihnen, es ist in dem Vater und in der Mutter, es ist in deinen Umgebungen, in der Noth und in den A120 wirklichen] wirklichen I 18 h7a

349

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h7a h7b«» ano A120 63.15f

63.18Í

63.21 f 63.22 63.24

63.25 63.27 63.28 63.35 63.38t 64.1-6

Erzielung bis Entfernung] Erzielung Krüsis Hd des hohen Zieles der Bildung des Kindes durch Liebe und Thätigkeit zur Harmonie mit sich selbst allein ruht, daß man sich über die große Entfernung h7a Macht bis Streben] Macht alles Verderbens beydes unserer thierischen Verwilderung und unserer gesellschaftlichen Verirrungen nicht vollends und ganz unterlegen, sondern mitten unter allen Künsten der Finsternis und der verheerenden Gewalt, die der freyen und unschuldigen Entwicklung der Kräfte unserer Natur von allen Seiten ans Herz greifen, dennoch immer ein ewiges Streben h7a Thätigkeit in der] Thätigkeit in der Krüsis Hd h7a anerkennt.] anerkennt. I 74 A120 Geschlechts kann] Geschlechts A în so ferne diese auf den von Gott selbst gegebenen Umgebungen des Kindes und auf den äußeren Naturverheitnissen « l a s Kinde> ausgeht und in so weit sie in ihnen beruht* Niederers Hd alR mit /kann h7a

I 85 an« Die bis Menschen] Die Besten und Edelsten cunsers Geschlechts> Menschen Krüsis Hd h7a Verhältnissen,] Verhältnissen, 119 h7a und wo] und wo Krüsis Hd mit /h7a gegeben bis das] gegeben worden. // Wie sehr auch Niederers Hd das h7a machen, bis Ziele. // S e c h s t e r B r i e f . // Außer] machen erschwere Niederers Hd mit } sondern Streichung Niederers Hd selbst die einzelnen Privatbemühungen des häuslichen Lebens der Edelsten und Besten zu diesem Ziel // beenge, verwirre und mißleite Niederers Hd und Verweiszeichen Niederers Hd / / Au-

ßer h7a

Die Verweiszeichen korrespondieren mit h7b0#, S. 27 und 29:

I 27 Ii7b0# Dennoch gibt es für die Menschenbildung als Erhebung zur Liebe und Thatkraft kein anders Mittel, als diesen geheiligten Vater- und Muttersinn in seiner ganzen Reinheit und Kraft herzustellen und ihn seinem Geist und mit JWesen nach auf den ganzen Cang der Entwicklung der Kinder überzutragen. // Mann der Liebe und der Menschheit, will[s]t du die Bildung deines Geschlechts zur Weisheit und Kraft seiner eigenen höhern Natur, dem einzig wahren und unzerstörbaren Heiligthum aller Menschenhülfe, gieb den Kindern der Menschheit Väter und Miiter, die Väter und Miiter sind und es seyn wollen, und du hast dadurch das einzig mögliche, aber auch das umfassende

350

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h7a h7b0# an« Al2« Fundament aller deiner übrigen Hülfsmittel gelegt, deren du vielleicht noch unermeßliche äußere demselben bedarfst, aber ohne das jedes, wenn es auch einzeln sich erprobt, im Ganzen fehlen, mit /ohne das dich jede Anstrengung täuschen wird. // Mann der Liebe und der Menschheit, es liegt in der Natur des Vaters und der Muter, ihr Kind zu lieben und es mit Sorgfalt zu behandeln. Es ist ein Gott, der dieses Verhältnis geheiligt hat; ein Gott, der den Trieb in sie legte, ihr Kind aller Gütern der Welt vorzuziehen; ein Gott, der dem Muterherzen die Kraft gibt, sich ihm aufzuopfern. E s ist nur Krüsis Hd das Böse und die Quelle des Bösen, die sie von ihrem Kinde Krüsis Hd entfernt und die Kraft, die Gott für dasselbe in sie gelegt hat, verwirrt, schwächt und tödtet. Krüsis Hd mit / Es ist ein Gott, der sie dahin erhebt, das, [was sie] um ihrer selbst und um alles in der Welt ewig nicht thun und nicht leiden würden, Krüsis Hd um ihres Kindes willen Niederen Hd zu thun und zu leiden. Krüsis Hd // Mann der Liebe und der Menschheit, willst du Väter und Müter in deinem Volke, die es in der That sind, so mache, daß sie es s e y η k ö n n e n , und sie werden es wollen I 2 8 h7M# Im Gefühl des das Innerste empörenden Unrechtleidens ist ohne eine höhere Hülfe, eine höhere Macht und einen höhern Glauben keine reine Sorgfalt für andre möglich. Aber der Glaube an das Vater- und Muterherz ist die Quelle allen Glaubens an das Menschenherz, wie der Glaube an das Menschenherz die überschrieben Quelle aller wahren Tugend und aller Thätigkeit für die Menschheit ist. // A Aufklärung und Unterricht reichen hierzu nicht hin, so wenig Aufklärung und Unterricht zur Bildung des Menschen hinreichen. Vater und Muter müssen in der Kraft und in dem Wonnegenuß ihres Verhältnisses sich fühlen. Sie müssen durch nichts von dem höhern lebendigen Sinn abgelenkt werden, wozu die Natur selbst sie nothwendig und unveränderlich hintreibt. // Wie die Erziehung in dem Naturverhältnisse des Vaters und der Muter ein göttliches Vorbild ihres Thuns und ihrem Hilfsmittel anerkennt, so ist es die höchste Aufgabe der Gesetzgebung jenes ursprüngliche gesellschaftliche mit /Verhältnis zu sichern und der Gesellschaft allem noch so wenig erkannten Krüsis Hd mit / Segen, der sich aus ihm über sie ergießt, zu verschaffen. Hier ist es, wo die Weisheit der Gesetzgebung und die Weisheit der Erziehung zusammenfallen und von einem gemeinschafdichen Gesichtspunkt ausgehen. Ohne von der Quelle des Vater- und

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351 h?> h7b«# ano Ai20

Mutersinnes aus keinen guten, kraftvollen, humanen Menschen, keine wahre Entwicklung, I 29 h7b0# keine Erziehung; ohne von dem Geiste des häuslichen Verhältnisses aus, kein kraftvolles, kein weises, kein selbstständige [s] und glückliches Volk, kein Vaterland, keine humane, befriedigende Gesetzgebung. Sparta hatte keine häusliche Erziehung, aber in Sparta waren alle Bürger Väter der Kinder des Vaterlands, und alle Bürgerinnen Mütter der Kinder des Vaterlands. Die Spartaner hatten ein Vaterland, denn Sparta war eine Haushaltung.Λ // 6ter Brief, gestrichenes Verweiszeichen Niederere Hd II A Das Beyspiel, womit ich den vorhergehenden Brief Schloß, führt mich nothwendig auf eine zweite Ansicht der Umgebungen des Kindes, die, wenn gleich nicht so ursprünglich und in sich selbst vollendet als die erste, doch eine wesentliche Rücksicht ausmachen muß, indem sie nicht nur die eigentliche Fortsetzung und Erweiterung des durch das Naturverhältnis der Eltern zum Kinde gegründeten Fundaments der menschlichen Bildung, sondern auch als ein wesentliches Fundament selbst der gesellschaftlichen und bürgerlichen Bildung zu betrachten ist.A // Wie ich im vorigen bloß darauf Rücksicht genommen habe, in wie ferne jenes Verhältnis seiner innera Natur nach auf den Sinn, die Ansicht und die Gemüthsstimmung des Kindes wirkt, und in welchem Sinne die Erziehungskunst dasselbe anzusehen hat, ohne noch die positivern Formen, Hilfsmittel und Werkzeuge, I 30 h7b0#

64.4 64.7 64.8 64.17 64.18 64.19 64.21

welche es zur Erziehung zur Liebe und Thätigkeit oder zur Humanität mit / a l s Kunst darbietet, davon abzusondern und daraus herzuleiten, so werde ich auch hier bloß die, jenes Urverhältnis fortsetzenden und erweiternden geselligen Verhältnisse des Kindes eins Aug fassen> und den überschrieben Sinn, die Gemüthsstimmung und die Ansicht der Dinge, mit / d i e dadurch nothwendig in ihm entspringen, mit /in Beziehung auf dasselbe ins Aug fassen, ohne noch die positiven Formen, Hülfsmittel und Werkzeuge, welche sie der Erziehung zum Bürger als Kunst darbieten für jetz davon abzusondern und daraus herzuleiten. h7bo» I 86 alio ist dem] ist nemlich Niederers Hd mit /dem h7a die] die I 75 A120 Wesen] Wesen I 20 h7. die ihm verwandt] die ihm verwandt Niederers Hd mit /h7a Nachbarn] Nachbar A120 seine] seine A120 bey] bei A120

352

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h7a an« Ai20 64.26 64.32 64.33 65.9 65.12 65.15 65.18 65.18f 65.20 65.27 65.29 65.31 65.39 65.40 66.2 66.3 66.5 66.6 66.7 66.10 66.12 66.20 66.22 66.29 66.30ff 66.32 66.35 67.2 67.2-7

67.6 67.14

ihm] ihm Niederen Hd mit /h?a 187 ano kommt,] kommt, I 76 A120 erscheint] erscheint I 21 h7a I 88 ano wesentlich selbst] selbst wesentlich h7« Ansichten dieser] Ansichten cüber die> dieser Kriisis Hd h7a denen] denen I 22 h7. ihre Unmündigkeit] seine Unmündigkeit h7« nur ihm] nur ihm I 77 A120 zwischen den Menschen] zwischen Menschen h7a sie dieselben sehen,] sie sie sehen, h7« I 89 an» sie, die] die, die h7a beschäftigt sah, ihm] beschäftigt sah Kriisis Hd mit J ihm h7a die] die I 23 h7a seiner] seiner Kriisis Hd mit fin» ihnen] ihnen I 78 A12« ist. Es] ist. Querstrich Kriisis Hd Es h7a jetzt auch allmählig an] jetzt Kriisis Hd mit /auch allmählig an Kriisis Hd mit fhla es erwachet] es kann sich täglich mehr selbst helfen; es erwachet h7a I 90 ano nicht mehr von Vater] nicht Kriisis Hd mit /mehr -von·· Kriisis Hd Vater h7a und] und I 24 h7a wachsend,] wachsend, I 79 A120 zum bis seiner] zum Selbstgefühl und zu einem immer mehr sich verdeutlichenden Bewußtseyn seiner Niederers Hd alR mit /h7a I 91 all« Wonne bis Liebe] Wonne und die Kraft seiner Liebe h7« seiner] seine A120 umfaßte] umfaßte Kriisis Hd mit /h7a Es bis war.] Es wächst jetzt in und durch die Reinheit und Hoheit der Kräfte, die die Bildung seiner Unmündigkeit in ihm entwickelten, von Jahr zu Jahr immer mehr dahin an, mit eben der Hoheit und Menschlichkeit, mit der es in seiner häuslichen Familie Kind seines Vaters und seiner Mutter war, jetzt Bruder und Schwester der größern Familie, deren Allvater Gott ist, zu werden. A120 und seiner] und seiner I 25 h7a 192 ano erhoben] er-1 hoben 80 A120

Textkritik

353 h7a h7b0# ano A120

67.18-21

vervollkommnen. II S i e b e n t e r B r i e f . II An] vervollkommen. II / Verweiszeichen Niederere Hd II An h7« Das Verweiszeichen korrespondiert mit hTbo», S. 30: S. 57 () II In dieser Höhe der innern Stimmung mit /erhebt sich das Kind, das von dem Schöße der Muter und von seinem überschrieben ursprünglichen Verhältnis, in dem es zur Menschheit steht mit /aus, in der Menschlichkeit seiner Umgebungen menschliche Besorgung findet. Es kan nicht anders, diese Erhebung liegt in seiner Natur und in den ewigen Gesetzen seines Daseyns und Wesens. II Tausend Kinder unseres Geschlechts genießen die Segnungen dieser Umgebungen und reifen in der Stille ihres Genusses und in der Wonne der Unschuld bewußtlos zu dem, was sie im Kreise ihrer Umgebungen auezeichnet und über denselben erhebt. Kriisis Hd Ihre frohe und lebendige Jugend ist die Grundlage ihrer heitern und kraftvollen männlichen Jahre, im Greisenalter noch jugendlich und gleich mit /empfänglich für alle Liebe, alle Thaten und alle Freuden der Menschheit, gelangen sie zur Reifung des Daseyns durch ungestörten Besitz und Gebrauch ihres Wesens und ihrer Kraft. I 31 h7b0# Ihre ganze Natur ist eine freye, selbstständige Entfaltung der Menschlichkeit vom ersten Keime bis zur Blüthe und Frucht, ohne Zerrüttung und Störung. Sie leben als Greise wirksam, genußreich und in sich selbst vollendet, weil sie in den Tagen ihrer Jugend wirksam, genußreich, befriedigt mit /und in sich selbst vollendet lebten. II Auch Kriisis Hd tausend und tausend Kriisis Hd mit } Kinder unsers Geschlechts genießen der Segnungen dieser Umgebungen nicht. Der erste Genuß ihres Daseyns wird ihnen verbittert und die Wärme ihrer Unschuld durch feindselige, die reinen, Entfaltung ihrer Triebe zerstörende Einwirkungen gehindert. Wenn das Verderben der ersten Berührung von Vater und Muter arR mit f die zarten Keime ihrer sich entfaltenden freyen Natur wie Reifen und Frost die Frühlingsknospe versengt, so trift gleich arR mit / Schossen, welche mit / die schwache, hervorquellende mit /Frucht zerschmettern oder verkrüppeln < * > ihre Entwicklung verheerend der zerstörende Eindruck aller den gesellschaftlichen Verderbnissen, A in Knecht und Magd, in Verwandten und Fremden, in Nachbar und Nachbarin, in Mitschüler und Jugendgespiel, im Armen und Reichen Lehrer, der es unterrichtet, nicht entgehen kann> A

354 h7a h7bO#

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all» Al2« in den es umgebenden Menschen mit welchen es ale über ihm, ale ihm gleich oder als unter ihm stehend in Verbindung und Berührung gesetzt wird. Krüsis Hd arR II Aber noch mahle ich es nicht, das Bild dieses Verderbens. Denn noch ist der Kreis der Umgebungen des Kindes nicht erschöpft. Noch giebt es eine Welt voll Reize, voll Genüsse, voll die Sinne des Kindes bereichernden, seine Triebe wekenden, seine Thätigkeit beschäftigenden Gegenstände, zu denen es von der Natur an der und der Muter und von dem durch seine Bedürfnisse und sein ursprüngliches Verhältnis zu seinen Eltern geweckter Sinn geführt wird. Es ist I 32 h7b»# die der Gegenstände, die es von seiner Geburth an umringen. h7b0#

67.25f

67.29 67.34 67.35 67.37 67.38 68.8 68.14 68.16 68.19

an. bis Kinde] an. II Verweiszeichen Niederers Hd Eben so wie dem Kind Krüsis Hd h?a Das Verweiszeichen korrespondiert mit h7b»#, S. 32: Die Muter, und in ihr und durch sie die Menschheit, ist dem Kinde als Thatsache * und in der sinnlichen Erscheinung früher und näher als alle seine übrigen Umgebungen. Ohne diesen nicht nur freyern und höhern, sondern seine ganze Jugend, ja sein ganzes Daseyn begleitenden Reiz, würde es alles bloß sinnlich und thierisch ins Aug fassen, durch ihn faßt es sich und unvermeidlich alle andern menschlich ins Auge. Und hier ist wiederum ein Punkt, der die Erziehung als von der Natur unveränderlich gegeben voraussetze und wo sie in der Bildung zur höchsten Weisheit und Humanität selbst auf die Natur bauen darf, ohne Gefahr, sich je von diesem Standpunkte aus zu verlieren, wenn sie ihn nur selbst nach dem Sinn der Natur, d.i. human ins Aug faßt. // Ich will auch den Einfluß der Dinge um das Kind her wiederum bloß in so ferne sie als Gegenstände seiner Liebe und seiner Thätigkeit auf die Stimmung seines Innern, auf seinen Sinn und seine Ansicht einfließen, betrachten, abgesehen von dem, was in ihnen Positives für die Erziehung zur Beschäftigung des Kindes für die Kunst an Hilfsmitteln und Formen während dem Gange seiner Entwicklung liegt. h7b0# berührt,] berührt, I 26 h7a empor] empor Krüsis Hd mit f h7» I 93 an» übereinstimmt; das] übereinstimmt. II Das h7a Durst stillend, die] Durst löschend, die h7a Durst stillend, I 81 Ai2» die Ai2» sie von] sie cverfertigt eind> Krüsis Hd mit f Streichung Krüsis Hd von h7a dem, was] dem Gesichtspunkte, was h7a sind.] sind. I 27 h7a I 94 an»

Textkritik

355 h7a ano Ai20

68.22 68.24f 68.25 68.29 68.30 68.31-37

68.38 69.1 69.8 69.15f 69.16 69.19 69.22 69.25 69.31 69.35 69.36 69.38f 69.40 70.2 70.6f 70.10 70.11 70.14

in] in Krüsis Hd h7« entferntem bis sind.] entfernten! Krüsis Hd mit /Beziehungen auf Krüsis Hd dasselbe Streichung Krüsis Hd sind. h7a sind.] sind. I 82 A120 immer mehr] nimmermehr A120 nimmt. // Das] nimmt; das A120 die bis er] die trauliche Taube bis ein Krüsis Hd mit / l i e bes Thierchen auf seinem Schooße hat, ist ihm beynahe sowohl, als wenn es seinen Kopf auf dem Schöße seiner lieben Mutter ablegt. // Es hält dem bis und Waid die Kräuter und Blätter auf, die es am liebsten ißt, und wenn Streichung Krüsis Hd der liebende Knabe älter wird so kennt er Krüsis Hd mit /h7a die trauliche Taube und alles was lebt, erfreut jetzt das Kind, sein Vertrauen auf alles Leben, das es umgiebt, erweitert sich immer mehr, es ist glücklich in diesem wachsenden Vertrauen und wenn es ein liebes Thierchen, dem es so traut, auf den Schoos seiner Mutter hinlegt, ist es voll Freude und Wonne; es legt dem guten Täubchen ein Körnchen von seinem Abendbrod vor den Schnabel, daß es daran picke, es sucht dem lieben Schaaf ebenfalls auf der Weide die Kräuter und Blätter, die es gerne ißt, und wenn der liebende Knabe der Unmündigkeit kaum entronnen ist, so kennt er A120 Weide] Weide I 28 h7« 195 a m gezwungen] gezwungen I 83 A120 hereinkommen] heim kommen A120 Anstrengung] ermüdende Anstrengung A120 Mitgeschöpfen] Mittgeschöpfen all« Mitgeschöpfen h7a A120 I 96 ano Hühnerstall] Hühnerstall I 29 h7. nicht] nicht I 84 A120 nothwendig ein stilles] allgemein ein stilles, A120 Geschlechtes] Geschlechts A120 Vogel, bis weint,] Vogel. Das Krüsis Hd liebende Kind «cThränen in die Augen> weint, Krüsis Hd h7a

sieht, bis Schäfchen!] sieht. Die Taube! das Schäfchen! h7a I 97 alio Anblick bis besser.] Anblick der großen Werke Gottes, des Himmels und der Erde, ist geeignet, es noch milder zu machen. A120 pflücket] pflücket, A120 Baume,] Baume, I 30 h7a Thatkraft.] Thatkraft. I 85 A120

356

Textkritik

h7a h7bO# all« Al2» 70.18 70.22 70.31 70.32f 70.35Í

70.38 70.39 70.39f 71.1 71.2 71.3 71.4 71.6-9

71.1 Of 71.11 71.13f 71.17 71.21 71.23 71.24-33

reißt bis Hütte] reißt dem Uferbewohnenden Armen seine Krüsis Hd mit f HütteStreichung Kriisis Hd h7« zittert,] erstarret, A12» I 98 au» die Natur] die Natur Niederen Hd mit /h7« mehr] selber mehr h 7a das Muttertreu und] dae Niederers Hd Muttertreu und Niederen Hd mit /h7a Thränen bis liebt,] Thränen und wo Streichung Niederen Hd Noththränen fließen, da fließen Streichung Niederen Hd Thränen der Liebe. Selber wer gewöhnlich nicht diebt, liebt> Liebe fühlt, liebt, Niederen Hd h7a des] des I 31 h7. vor] selber vor h7« Augen] Au-1 gen 86 A120 eilet bis Mutter] eilet Krüsis Hd von dem Anblicke des Enteetzens weg um seine Mutter Kriisis Hd h7a zu bitten] zu bitten Krüsis Hd mit / h7« bis bis Greis] bis auf den schwankenden Greisen Krüsis Hd mit / h7a 199 an» wieder und] wieder und Streichung Krüsis Hd h7« der Menschen bis Der] der bis zur lodernden Krüsis Hd Flamme bis zur lodernden Krüsis Hd Flamme auf, der h7a der mit Sorgfalt zur Liebe gebildeten Menschen der heilige Funke dieser göttlichen Gabe zur lodernden Flamme auf, und auch die starke Gewalt der mächtigen Selbsthülfe erwachet bey der zur Liebe erhobenen Menschheit in solchen Augenblicken mit Macht. Der A12» geketteter Sklave, an] geketteter Krüsis Hd Sklave Streichung Krüsis Hd an h7a angeketteter Sklave, an A12» verheereten] verheerten A12» Jahr bis ermüdet] Jahr die Hälfte aller Nächte und ermüdet Krüsis Hd h7a nicht also] nicht also Krüsis Hd h7a der] der I 32 h7a Muttertreu] Muttertreu I 87 Ai2» worden, bis Wo] worden. II Verweiszeichen Niederen Hd Wo h7a Das Verweiszeichen korrespondiert mit h7b»#, S. 32: Es würde mich hier zu weit führen, diesen Eindruck der Umgebungen des Kindes für seine Gesinnung bis zu seiner Vollendung zu verfolgen. Ich kehre um und werfe, um das Gesagte durch das Entgegengesetzte noch mehr I 33 h7b»#

Textkritik

357 h7a h7b0# ail» A120

ans Licht zu setzen, einen Blick auf die eben so unvermeidlichen Folgen, wo dem Kinde die erste und höchste Wohlthat der Natur, vor der alle andern < a b z u h a n > in Hinsicht auf seine Erhebung zu einem menschlichen, innerlich befriedigten Daseyn auegehen, Krüsis Hd entgegen ist. h7b0# 71.24 1100 a n « 71.38-72.2 glänzend, bis wird;] glänzend, höhnend Niederers Hd mit / u n d schleichend unter den Thoren eines Niederers Hd Städtchens od[er] eines Fleckchens von sich reden machen könne, was es g e m will, daß man von ihm rede, wo das Unglück des Kindes und die Noth von Tausenden nur eine Spekulation mehr für den Wucherer wird, Niederers Hd alR mit / h ? « glänzend und in den Kreisen großstädtischer guter Tongesellschaften oder auch nur innert den Thoren von Kleinstädten, Landstädtchen, und selber eines Fleckens von bis Spekulation bis wird; A120 72.6 I 101 a n « 72.7 der] der I 88 A12« 72.7-11 Geschöpf bis wenn] Geschöpf durchlöcherte Erziehungsbrunnen zu graben, um für dasselbe an Vater und Mutter statt Erzieher zu suchen, denen auf Gottes Boden in der Welt nichts so sehr mangelt, als unschuldiger Vater- und Muttersinn und gebildete Vater- und Mutter-Kraft. Sie werden sie nicht finden, diese Kraft, denn ihre Reinheit ist im fremden Mann so selten zu finden, als eine Quaterne im Lottospiel; wenn A12« 72.12 finden,] finden A120 72.13 sie bedürfen] sie bedürfen Streichung Niederers Hd ll7a 72.14 und] und Niederers Hd mit f h?« 72.16 an.] an. I 3 3 h?« 72.20f alles in demselben,] idles in demselben, Krüsis Hd h7« 72.27 I 102 a n « 72.28-31 ihm bis Geschlechtes] ihm bis ansehen. Der T r u g dieses Geschlechtes Krüsis Hd h7a ihm seyn sollten; also mangelt ihm diese Liebe durch die Schuld seines Vaters und seiner Mutter. I 8 9 A12» E s wird durch sie lieblos in sich selbst und kommt in diesem Sinne der Lieblosigkeit, der täglich in ihm aufwächst und stärker wird, unter diesen Umständen dahin, das Menschengeschlecht allgemein als ein böses Geschlecht, vor dem es sich nur ärgert, anzusehen, bis Geschlechts A12« 72.31f Heucheln nähren] Heucheln nähren Krüsis Hd h7« Heucheln, nähren A12« 72.34 Wolfe bis davon,] Wolfe gefressen < d a v o n > wird, ist es ferne davon, Krüsis Hd mit /h7a

358

Textkritik

h7a an» Ai20 72.38 73.5 73.7 73.8 73.11 f 73.11 73.24 73.26f 73.28 73.29 73.31 f 73.32 73.36 73.40 74.8 74.9 74.14

kommt es] es kommt h7« Quälen] Quälen I 34 h?« ihm, wenn] ihm wenn Krüsis Hd h7« sich] eich Krüsis Hd h7« 1103 an» Herzens heran. // Wenn] Herzens. // Wenn h7« heran.] heran. I 90 A12» ihrer Kraft ermangeln.] ihre Kraft mangeln. h7a Tandes, dieser] Tandes ein, 135 h7» dieser h7« 1104 an» dem] dem Krüsis Hd h7» elendes Schoosthier] elendes Schooßthier Krüsis Hd h7« zur Fürstinn] zur Füretin Krüsis Hd h7» Abendschmause] Abend- I schmause 91 A12» daß bis Menschen] daß edlere würdigere Menschen Krüsis Hd h 7a und Erde] und Erde Krüsis Hd mit / h7a 1105 an» Erde eben so] Erde so h7a Alle Ansichten] Alle Ansichten Streichung Krüsis Hd h7a

74.15 74.17 74.20 74.20f 74.29 74.31 74.32 74.33 74.34 74.37f 75. l f

75.4 75.8

75.11 75.17

verdorben.] verdorben. I 36 h7a auf ihren Schoos] auf den Schooß h7a ihr] ihr I 92 Am Menschen nährt,] Menschen nährt, Krüsis Hd mit /h7a 1106 an« freut sie] freut sie Krüsis Hd h7a ihnen] ihnen Krüsis Hd h7a schwelgen und sich] schwelgen, um sich A12» Dahin bis Mensch,] Dahin gefährdet der Mensch zu versinken, Al2» todte bis in] todte vermag es nicht, das in h7a für bis sie] für einen Menschen von einer solchen Gemüthsstimmung unbefriedigend. Streichungen Krüsis Hd I 37 h7a Die Erde, wie sie wirklich ist, sie h7a Spießgesellen] Spießgesellen I 93 A12« Menschennatur bis Gestalt.] Menschennatur ganz andere Fundamente ihres Heils, als diejenigen sind, die sein verdorbenes Herz zu fassen, zu ahnden und sie zu glauben im Stande ist. A12» 1107 an» berührt, ohne] berührt - o d e r Kriisis Hd In« 1108 a n » einher, bis die] e i n h e r . Krüsis Hd mit f Im Kriisis Hd Gegentheil, das ganze H e e r Krüsis Hd mit / v o n Krümmungen und -Laster·· < H ä r t e > Kriisis Hd mit / die h7« ist bis offen] ist Gep r ä g e , d a s d i e Krüsis Hd Mehrheit unsers Geschlechts offen Krüsis Hd h7a der] der I 9 5 A120 I 109 a n o ganze] ganze I 39 h7a die] d i e Krüsis Hd mit / h 7 . mit den Menschen] mit Menschen h7a stellen. / / Wer] stellen. Querstrich Krüsis Hd II Wer h7a In h7b0#, S. 34, ist für diese Stelle von h7a folgender Zusatz geplant, wobei in h7a das korrespondierende Verweiszeichen fehlt: I 34 h7b0# Vorerst aber werfe ich noch einen Blick auf ein aus diesem Gefühl der Schwäche und Gebrechlichkeit der menschlichen Natur u n d ihrer Noth mit Jselbst verbundene[s] mit der Liebe und Thätigkeit für das Kind bey Vater und Muter entspringendes, von Gott selbst ins Wesen der Menschennatur gelegtes Hilfsmittel zur Erhebung über diese Schwäche und Noth und zur Heiligung jenes Verhältnisses durch sich selbst und ende damit vorläufig das Gemälde, das ich von den

360

Textkritik

h7a h7b0# ano Aim

76.20

76.29-36 76.35 76.38f 76.39 77.3 77.5 77.7 77.15 77.17 77.18 77.23 77.32 77.36 78.1

78.5 78.8 78.8f 78.15f 78.18

nothwendigen Umgebungen des Kindes und ihrer höhern Bedeutung entworfen habe. h7b0# wünscht, bis ich] wünscht, darf alle Reize und Mittel, die in den Umgebungen und Verhältnissen des Kindes zu Vater und Mutter, zum Menschengeschlecht und zur ganzen äußern Natur liegen nicht ohne das Zuthun der Vernunft und Freiheit gleichsam bewustlos und Instinkt mäßig wirken lassen Niederers Hd arR mit J- im Gegentheil, er muß diese Streichungen Niederers Hd Umgebungen und Verhältnisse auf feste Gesichtspunkte Niederers Hd mit /zurückführen; er muß die Naturnotwendigkeit zur Freiheit, den Instinkt zur Vernunft die Triebe zur Kunst erheben, Niederers Hd arR mit Jex muß das Kind Niederers Hd mit f in diesem Gesichtspunkte, ich h7a Und bis verschaffen.] Und bis selbst einen unbedingten Stützpunkt zu verschaffen. Niederers Hd arR mit f h7a 1110 an« für bis Verhältnissen,] für eine bis Kindes Niederers Hd mit j in ihnen selbst und in den Verhältnissen, Niederers Hd h7» den] den I 96 Am Schwächen gegen] Schwächen sie gegen h7» fühlen den] fühlen alle den h7« verschlingen.] verschlingen. I 40 h7« I 111 alio drückt sie das] drückt ihn das h7« ihnen ihr] ihnen ihre Kraft und ihr A120 das] das I 97 A120 zu erschaffen,] zu suchen und zu besitzen, Al20 hohen] hohen, A120 sie] sie I 41 h7a 1112 ano zu] z u Krüsis Hd h 7a

ohne denselben] ohne denselben Krüsis Hd

h7a

der] der I 98 A120 derselben bis anheimstellt,] derselben in den täglich anhaltenden Theten ihrer Hingebung und Aufopferung für ihre Kräfte ihrem Gott und ihrem Vater anheimgestellt, A120 Kindes, bis ihrer] Kindes Sie bis verhehlen: Niederers Hd arR mit f so wie dieser Glaube ihrer Niederers Hdhi» 1113 alio wird,] wird, Niederers Hd mit /h7a er] er I 42 h?a

Textkritik

361

h7a ailO Al20 78.20 78.23 78.31 78.34 78.38 79.3 79.6 79.11 79.17 79.20 79.21 79.31 79.32 80.1 80.3 80.15f 80.21 80.24

so wächst] so wächst Niederere Hd mit /h7a ruht] ruht Niederere Hd mit f h7« ist, desto mehr] ist, je mehr h7« Versorgung, für] Versorgung, für I 99 A120 die über uns] die ob uns h7» 1114 ano in ihr] in ihr Krüsis Hd h7a Welt ihm] Welt ihm I 43 h?a Kraft über ihrem] Kraft ob ihrem h7a desselben] desselben I 100 A120 ihn fähiger] ihn fähiger Krüsis Hd h7a 1115 an« um] um Krüsis Hd h7a lieben,] lieben, I 44 h7. anders, dieses] anders möglich, dieses h7a übersinnlichen] über- I sinnlichen 1 0 1 A120 1116 an» Berge bis finden,] Berge Streichung Krüsis Hd seinen Gott und seinen Vater finden, Krüsis Hd mit /h7a im] im I 45 h7a bewähren. // (Die Fortsetzung folgt.)] bewähren. I h7a und A120

Bericht über meinen Versuch, einer Abtheilung von Schülern der zweyten Klasse Anleitung zur schriftlichen Darstellung der Zahl und ihrer Verhältnisse zu geben. Kriisi 81.1106.22 81.1 81.7 81.9 82.10 83.4 83.23 83.41 84.15 84.36 85.9 85.30 86.2 86.23 86.43

fehlt in A120 1 [117] alio 1 118 ano 1119 ano 1120 ano 1121 ano 1122 alio 1123 ano 1124 ano 1125 alio 1 126 ano 1127 ano 1128 ano 1129 ano 1130 ano

87.14 87.34 88.6 88.26 88.45 89.20 89.40 90.12 90.33 91.5 91.26 91.45 92.17 92.39 93.13 93.30

1131 ano 1132 ano 1 133 ano 1 134 alio 1135 ano 1 136 ano 1 137 ano 1138 alio 1139 ano 1140 ano 1 141 alio 1142 alio 1143 alio 1144 ano 1 145 ano 1 146 ano

362

Textkritik

ano 94.2 94.23 94.43 95.14 95.36 96.7 96.29 96.48 97.19 97.38 98.8 98.27 98.47 99.17 99.38 100.5 100.8 100.28 100.46 101.20 101.39 102.9 102.28 102.47 103.17 103.36

1147 a 10 1148 a 10 1149 a io 1150 a 10 1151 a 10 1152 a 10 1153 a 10 1154 a 10 1155 a 10 1156 a 10 1157 a 10 1158 a 10 1159 a 10 1160 a 10 1161 a 10 aufgelöst] aufgelöst ano 1162 a 10 1163 a 10 1164 a 10 1 165 a io 1166 a 10 1167 a 10 1168 a 10 1169 a 10 1170 a 10 1 1 7 1 a 10

103.38 103.47 104.4 106.17 106.21 106.22

ein Zehner und 1 Zehntel] ein 1 Zehner und Zehntel ano Hunderter,] hunderter alio I 172 ano 117] recte 107 ano Zahlen] im Titel Zahl vgl. 81.3 118] recte 117 alio

Textkritik

363

Nachlaß Journalbriefe Fassung

1803/04

Hi 111.2 111.4 111.4f 111.10 111.11 111.13 111.14 111.14f 111.16f

II ohngekrenkt fortwandlen zum voraus einigen Kentnis der eine Prüfung und Prüfung Gegen meiner überschrieben Hand an meiner Seiten. Meine Kinder wurden überschrieben

sie sah, gestand es fry man bisher wer Menschen liebt, "der bis freuen··, wer Pädagog ist, wird s[m]eine 111.18 und ebenso ruhig 111.20 Ich 111.24-27 Es bis byzubringen arR quer geschrieben 111.24f einfache 111.27 weder die ersten 111.28Í über cmein Thun> den Werth oder Unwerth meiner Lehrbücher 111.29Í ein solches Absprechen 111.31 12 meinen 111.32 zimlich < * > konte 111.33 meinen Versuch 111.35 man 111.36 dahin ödes 111.36t meines Thuns 112.1 zum zu und 112.2 nicht bloß meine Methode

364

112.4 112.4-7 112.4 112.6 112.7 112.9 112.1 Of 112.12 112.15 112.16 112.17 112.18 112.21 112.29f 112.31

112.33 112.35 112.36 112.37 112.39 112.40 113.Iff

113.3 113.4 113.5f 113.7 113.8 113.1 Of 113.14 113.15 113.17 113.19

Textkritik

cnach diesem Verdamungsurtheil es> sich ihr und bis werden, allen alR quer geschrieben mit f und Erziehungsgrundeeze allen mit jfehrneren Versuchen nicht Hinternisse alten, durch mein Leben tief gebeugten, aber herzlich mit /am Kind des Erfahrungsweg Aug fassen 13 Ich die Philosophen über «eich dachte nicht> und von Grundsezen philosophisch zu erheitren ligen und komen soIang der eilende Hauff als Grundsäze zu erkenen auch alles dessen mächtig bin die mich [von] meinem empirischen Tact ale 14 der Umstand [macht] mir Muth, daß ein diser Zeit einige diser Mentschen> von denen die mehreren] von denen, alR die Rechte der Philosophie und Pedagogie zum und und ächter Kindesbildung alR zum Erbtheil Du wunderet dich, du lieber Freund, daß ich und Es bis geben

besterken à4 mir ich müßte

Textkritik 113.20

365

mich frylich weh thun, aber ich der hette denoch den 113.25-30 Barrau bis Herz alR quer geschrieben 113.26 Tobler 113.27 Näni, Mandeley und Bauman werden persönlich die Methode Rechtfertigen, daß> 113.29f Doch er wird nicht mißlingen 113.30 15 113.31 2. [Brief] // // AAber wo fang ich an, wo feind ich den Punkt, von dem ich in der Darstellung meiner Grundsäze ausgehen soll?A 113.34 man 113.35 unbedingt auf ihn zählen konte 113.36 er habe in allem, was [er] unternehmen 114.Iff ein bis Thun gezeigt A Vernachlässigung ihn dahin führte, mit seiner Theiln[ahme], mit seiner Aufopferungskrafft im Land Fruchtbares] für Wahrheit und Recht auszurichten. Auch von diesem würde sagt man nicht, er sy ein Mensch, wie alle Menschen syn sollen> und ohne gebildete

366

Textkritik

Berufekrafft in seinem Leben nicht imstand [war], das würklich auszurichten, wozu ihn sein gutes Herz würklich hintrieb. II AEben so wenig würde mann dieses von einem Menschen sagen, der seines überschrieben Lebensberuf vollkomen mächtig, ihn mit Einsicht, Fleiß und Erfolg betrieben, aber in Rüksicht auf alle Gegenstände, die außer seinem Berufskreis liegen, einen ungeübten Verstand, eine rohe Gleichgültigkeit oder in der Anwendung der Vortheile, die er aus seinem Beruf ziehen würde, eine lieblose Selbstsucht zeigen würde.Λ 114.13f Das bis sagen 114.14-21 die bis Arbeiter alR quer geschrieben in zwei Spalten. Textablauf durch Numerierung 1-15 angezeigt. 114.14 die 114.17 in der Harmonie 114.21 17 114.21-26 aber bis ward du wirst * arR quer geschrieben. Textablauf durch Numerierung 16-19 angezeigt. Diese an den Rand geschriebenen Zeilen ersetzen die nur zum Teil gestrichene Passage am ursprünglichen Ubergang von S. 6 aufS. 7: Awie alle syn sollten, durchaus nur von einem Menschen aussprechen, der von Kopf, Herz Berufs und Hand halber gleich unterstützt gebildeten und auegezeichneten Menschen sagt man nur entweder: er ist ein guter Kopf, er hat ein gutes Herz er ist ein trefflicher Arbeiter, er versteht seinen Beruf, aber nie: er ist einA Mensch, wie alle syn sollten. // Wen wir den aber fragen: wie wird der Mensch ein Mensch, wie alle Menschen syn sollten, oder wie sind die seltenen vorzüglichen Menschen, by deren Grab, Hausgenossen, Nachbaren und Mitbürger dir einstimig sagen, das geworden mit f 114.26f Wenn wir dise vorzüglichen Menschen selber fragen könten, wodurch 114.29 wenn auch 114.30 äußere Umstände 114.33f Mein Verstand bildete sich wesentlich dadurch, daß ich in meiner Jugend gewüsse 114.35f dadurch gleichsam genöthigt war, 114.37 mag 114.38 oberflächliche 114.39 Cvast unverständig> meinen

Textkritik

115.1 115.5 115.5f 115.10 115.10ff 115.12-19 115.13 115.14 115.18 115.20 115.22 115.28 115.29 115.30 115.31 115.34Í 115.36 115.37

115.37ff

115.38 115.39ff

116.2-7 116.6 116.11118.23

367

jeden 18 des Achtunggebens, d e s Vergleichens, des Unterscheidens, < * > zu dem mich zu seine wohlwollende Theilnahme antworten Ich Ich bis bin Textablauf durch Numerierung 1-3 angezeigt. Ich bis hätte alR quer geschrieben. Textablauf durch Numerierung 4-12 angezeigt. oder von auf alles, was < a u f > in

116.12

Nein bis Gleis Aufgrund des Vermerks auf S. 9 a d aliud siehe 12 ρ sowie des Vermerks am Kopf des 3. Briefes auf S. 12 folget auf ρ 9 sollte der Text 116.11-118.23 weggelassen werden. Weil ein Ersatz fehlt, wird hier ausnahmsweise nicht die letzte Schicht wiedergegeben. die Phariseer Duktuswechsel

116.21

d a ß der Mensch mit f

116.17f

es mit meiner Methode doch noch nicht, daß ich

368

116.23 116.25 116.26 116.28 116.29 116.35 116.36f 116.39 117.1f 117.2f 117.3-9 117.6f 117.8 117.1 Of 117.14 117.15 117.16f 117.17 117.19f 117.21 117.22f 117.23f 117.25f 117.26f 117.28 117.31 117.32f 117.34 117.36 117.37ff

118.1 118.2f

Textkritik

Es wird 110 jede Entwürdigung und gebildet menschlichen ee haben in der Geselschafft die aber denn frylich hinwieder den Cosaquengewalt selber im [in der] öffentlichen mit dem

edlen

unsrerZeit sich alle Schwäche forchtsam "zeigt·· und die aufgeregte Forcht-samkeit·· sich

allenthalben und laut als

Textkritik

118.4 118.5f 118.7 118.8 118.9 118.11 118.16

118.20 118.24 118.26 118.28 118.29 118.30 118.32-36 118.32 118.33 118.34 118.37f 119.2 119.2f 119.4 119.7 119.8 119.12 119.13 119.15

119.15-20 119.15 119.19 119.21 119.22 119.24 119.25 119.29f 119.31

369

Gute zeigt, -mitten in·· einer -Zeit·· wo große Beraubungen gemacht, mitten in dieser b ö s e n Zeit erwachet in lOOOen in ein Sehnen nach Versöhnung Wahrheit Geschlecht mitten 112 Handbietung, wenn die Eltren wenn für folget auf ρ 9 alR 3. Brief vgl. die Textkritik zu 116.11-118.23 Ausbildung Auch ausgebildet Matematiker ihrer

jeder bis bin alR quer geschrieben jeder wird dir sagen: mein Kopf ich

den [die] auf nicht anders könen als pfiffige für uns als 113 auch der Theten der Liebe meiner Einbildungskraft eingepaßt noch gekettet. Kurz Wohlwollen Vatter bis haben arR quer geschrieben mit f es und die derjenige, der nur Berufs halber [der] wohl besizt frage, wen in usw. geworden? Sie werden dir ich habe die Fertigkeiten

370

120.1 120.2 120.5 120.7 120.8 120.9 120.16 120.18Í 120.21 120.23

120.26-

122.20

120.26f 120.28f 120.30 120.32 120.33 120.34 120.35121.3 120.35Í

120.36Í 121.2 121.3 121.4 121.7 121.11 121.15

Textkritik

im allmähligen so aller 114 denen < * > unterworfen was alle wiederspricht Gottes Ordnung und Und j e mehr sie dahin komt [mit] der Ordnung die Es Noch bis gleich. Textablauf durch Numerierung 1-24 alR angezeigt: 120.26-33 Noch bis werden beziffert 1 -5 aufS. 14 120.34-121.33 Einseitig bis zusamengebracht beziffert 6-17 au/S. 15 121.34-40 Also bis denoch beziffert 18-20 aufS. 14 121.40 unbestechbar beziffert mit 21 auf S. 15 oben 122.1 -20 Wenn bis gleich beziffert 22-24 aufS. 16 die einzelne Bildung einer j e d e n besondern mit j menschlichen Anlag oder menschlichen Kraft kan auch einzeln nur Anlagen Es ist und muß ••durchverbildet werden nur Und bis wird arR quer geschrieben mit f Λ Diese Krafft steth in ihm wie in einem leeren Raum und wird durch ihre Ausdehnung selber wie Wasser, das durch Feuer in Dünste verwandelt worden, in seinen einzeln Theilen zu einem millionenfachen kleinlichen [Nichts] zu ängstlicher Aufblehungsstoff, Spizfindigkeit und List A Und wie das schwerste den Samen des Tods in sich selbst. Aller Schein ihrer Kräffte ist eitle seine Treibkrafft

der einseitige gebildete in verschiedenen Ständen gar leicht 50er Und eines Mans, der durch das Also tragen offen einseitig gebildete Kräffte tragen und ihrer guten Folgen ihre Folgen und ihr Schein blenden zwahr immer die thörichte Menge selbst unbestechbar. Seinigen Mensch in Erwerbskunst, ein Genie Arbeitsfleiß selbst einseitiger der wesendichen Ausbildung köne, was er // Und sind Du hörst oft in unsrer Zeit Weil < * > oft 117 bürgerlichen Gesezgebung und von seinem geistlichen gefaßt mann nicht bloß am Grab eines erhabenen gemeiner stiller unsere Krankheit Wir haben gesehen, der gesunde Menschenverstand fodert dise Harmonie und fodert worden

372 123.24f

123.27 123.28 123.29 123.30 124.2 124.3 124.4f

124.6 124.7 124.8 124.9ff 124.9 124.12 124.18 124.20 124.21 124.22 124.28ff

124.31

124.32f 124.35 124.36ff

124.39

Textkritik von ihrer Vollendeten Ausbildung aufstellen als für der Äußerungen 118 //Die wohl ist von dem Punkt der Menschennatur ausgehen, wo die Einheit dieer Natur ganz rein ist nur mitj die ganze Kunst und mit f Mengchenbildung die Krafft des Denkens, des Gefühls, des Herzens und die Fertigkeiten der Berufe* 2b was bedarf diese Lag für Handbietung alR quer geschrieben, wohl als Jfiir den Korrekturzettel S. 321 134.35135.34 134.39 134.40 135.1 135.7 135.9 135.11 135.13 135.14 135.15ff 135.16

135.17

Man bis zerstört auf Korrekturzettel S. 321 den[r] Lag Was daß das für die dieser zu dem Es als sonder bis Mittelstand Wortabfolge durch Numerierung 1-12 angezeigt was nach den bestehenden Grundsäzen und nach der bestehenden diesfäligen äußren Organisation und innren Gesinnungen Diese Worte sind nicht gestrichen, aber in der Numerierung ausgelassen. < * > allgemein geschiehet

Textkritik

135.23f 135.26 135.29 135.35136.33 135.36 135.38 136.1 136.6 136.8 136.13 136.15

136.18 136.22Í 136.23Í 136.31 136.33 136.33138.1 136.34f 136.35f 137.3 137.4 137.5f 137.7f 137.1 l f 137.13

137.14 137.18 137.23 137.25 137.28

381

die Vortheile, [die] der Landeigenthiimer und Λ/ifftelmann] werden < * > Vorteilen in Übereinstimung zu Es bis sich auf Korrekturzettel S. 32 II von und alle Wone der Mutterliebe und

< a m > morgens --zu diesem Zwekk·· < u n d > mit diesfahls Es doch durch die Schulen die Hin ternisse, [die] der öffentlichen und privaten mit psychologischen sonder deren Werth sich

133 nicht bis halten auf Korrekturzettel S. 331 7 bis 10 J a h r erstlich 100 bis 200 Kinder indirectem den entschuldiget d a s mit Recht des niedersten Volk verhütten und macht den Kern des Volk, den Mittelstand, durch die Schul noch A und das Kind des Mittelmans für dessen Wirthschafft und für dessen Hausglük Thorheit und Gedankenlosikeit ein tödendes Gift ist, muß 7 bis 10 Jahr dise Schulen, die für sein Kind nicht andere als künstliche Werkstätte der Thorheit und der Gedankenlosigkeit [sind], besuchen. Man hilft ihm nicht zu einer besseren Erziehung. Man gibt ihm nicht einmahl A indem 7 bis acht b i s 10 Schulen Hand, öffentliche nie

382 137.34 137.36 137.37f 138.1 -26 138.1 138.5 138.6f 138.8 138.9 138.10 138.1 lf 138.13ff

138.17 138.18 138.21 138.22 138.26 138.27 138.29 138.33 138.34 138.35f 138.37 138.39f 138.40f 139.1 139.5

Textkritik und worum selber Geistliche sich < * > diser Menschen Vierekken wenn dann unsichere Lesung der Mittelstand in der oder diser dafi bis Wirthehaus auf Korrekturzettel S. 33 II daß halbe und ganze Schlauköpfe anstellte, ohne mehr zu fragen, auf welchem Mist sie gewachsen, [wo] auch etwa von zahllosen diser Zeit man dase was aus den Menschen Recht, sein armer Schlaukopf würde ihn denn nicht mehr zu den Mahlzeiten und zu den Geselschafften [verhelfen], zu denen auR mit / und nicht so böswillig A hier ist der Mittelpunkt, wo ich mit meiner Methode eigentlich helfen sollte und möchteΛ bhiit Auch auf seine Kosten Wirthshaus. // ADoch ich spüre, daß es mir nicht ansteth, in disem Thon weiter zu schriben. Von tausend dergleichen Worten, die ich sagen könt, sollen diese 2 genug syn.A 7 bis 10 so 134 Gegenstand nachdenken will, mit Einseitigkeit Dinten- und Federbeschrenkung ihre Herzensöde alles < * * * Beruf untauglich und> Anothwendig dahin würken muß

Einfluß der Schul < * > und auf zernichten,Λ II Iter Brief II A Es ist indessen gar nicht, daß ich den Mittelstand, dem ich Erziehungs halber Vorzüge eingestehe, d a r u m auch würkiich tugendhaffter halte als die oberen Stand und als die als das niederste [Volk]. Ich behaupte nur dieses: dieser Stand in Lagen und Umständen die Λ auch bis erniedrigt auf Korrekturzettel S. 341 auch Und schlechten Wirthshäusern so gleich ihren Mitbürgern eben so zum und könte. Und für die für eines auch nur ein Schulmeister köne ihnen schon Köpfe aufsezen und Gedanken by ihnen erwekken < E s > Man verschieden im innigsten Zusamenhang imter als Resulta [t] von Erfahrungen Krafft des Menschengeschlechts, Vortheil hierin Wahrheit Liebe < * > Pfiffigkeit stark, so wie es hinwieder Heldenmenschen zu zur 135 fasse dieses Zwittergeschlecht zwüschen Helden und Schwächlingen neher ins Aug mit f deren Dasyn ihnen dienlich scheinet, um sich einzeln mit mehr Spillraum und Sicherheit amusiren und mesten zu könen geselschafftlichen Verbildungstuten allgemein kent und zu seinem Zwekk nuzet A ein der Welt allenthalben> jeder man oder Corporationen mit Aüber die Ansprüche derer, die den Genießungen ihrer Verbilduiigsart im Weg stehen, unter seinen

Textkritik

385

Pantoffel zu bringen Aber der Grund, worum < s o l c h e eigentlichen K r o k [hölzer]> im Meer unsers Lebens s o viel so dergleichen Verbildungszwitter oben auf schwimen A / / Die in den Kreisen, in denen sie leben, inter auch ihre eigenen Verbildungsart oben auf schwimen machen könen und es imer auch am besten verstehen, alle Arten von leichten Waren, aber keine anders auf * Ausriß ihr das oben auf schwimendes Krokholz ihrer selbst und ihrer Selbstsucht aufladen zu könen. II II A Und da alle Revolutionen immer die endlichen Folgen der öffentlichen und allgemeinen Verbildung unsers Geschlechts sind, so ist auch natürlich, daß dergleichen Krokhölzer in, vor und nach allen Revolutionen wie Schwam auf dem Mist wachsen. // Die Menschennatur mag das Äußerste aller Verbildungsarten nicht ertragen. Daraus äußert sich diser Äußerste auch imer mit Revolutionen. Aber eben darum ist auch das einzige Mittel, den Revolutionen zuvorzukomen, kein anderes, als die Verbildung der Königen, die Verbildung der Amtsleute und die Verbildung des Volks nie auf das Äußerste komen zu lassen. Das kan man nun frylich auch auf eine Art thun, die dem Verderben der allgemeinen Verbildung nicht Inhalt thut, sonder* das Verderben der ungleichen Ständen miteinander in * eine Art von Gleichgewicht oder villmehr in eine Art von Harmonie der Theilnahme an seinen Sinnlichkeitsgenießungen , die den Eigenheiten der Verbildungsweise der Besenbinderinen eben so sei als den Eigenheiten der Bildungsweise der Bürgermeisterin ein Genügen leisten. II Aber so wenig als es < f ü r > eine gute Spittaleinrichtung als die Form des Hauslebens gesunder Haushaltungen kan aufgestellt werden, so wenig kan eine solcher die Besenbinderin wie die Bürgermeisterin befriedigende Sinnlichkeitsvereinigung als ein * II A E s ist wesentlich umöglich, den Üblen unsrer Verbildung anders als durch Mittel Inhalt zu thun, die nicht bloß die Folgen unserer Verbildung mäßigen, sonder die unserer Verbildung selber ans Herz greifen. E s ist ummöglich, ihren Üblen anders real Inhalt zu thun als durch Maßregien, die geradezu d a h i n würken, den Quellen unserer Verbildung selber Inhalt zu thun. Λ ist d e n n a b e r a u c h der Grund zu suchen, iva [rum] Mögen die sie oben auf schwimen machen gesezlicher geschüzt sie überschrieben grünen und blühen, die Verbildungearten sie selber wieder zerstören. D a s h [eilige] Wesen ihrer endet imer mit Revolutionen und diese zu den

oder villmehr eine Art Harmonie anspricht immer nur und imer ala eine Form bis kan auR mit J als eine Form, als ein gesunden oder es kan ihr nur durch würkliche oder es muß 138 nicht Nein, davon die musterhafteste und beste durchaus nicht als die Form der Einrichtungen einer Haushaltung von gesunden Menschen kan aufgestellt werden II II Nein ihrer Winkelgenießungen < * > selber müssen Wir müssen 139 ihre Cihre Natur zu wen[ig]> ihre uns fragen: was spricht unsere Natur als ihr Bedürfnis und als ihr Recht an mit J

Dadurch allein könen wir zu der bestirnten Einsicht gelangen müsse. A Und durch dise Ubereinst[im]ung des Thuns der Natur mit dem Thun der Geselschaft ihr Grab feinden könen und feinden müssen. // Die würkliche Bildung der Menschennatur ist desnahen nur eine Auferstehung unserer selbst aus dem Grab unserer Verbildungen. II Und wie die lOOOfachen Verderben den Folgen unsrer so vielfachen Verbildungsarten durch dise Ubereinstimung des Thuns der Natur mit demjenigen der Kunst und der Geselschafft endlich ihr Grab feinden müssen, um den Seegungen der würklichen Ausbildung unsrer Natur Plaz zu machen. II Es ist gewüß, dise würkliche Bildung unserer Natur ist und muß imer als eine Art von Auferstehung aus dem Grab unserer Verbildung angesehen werden. II So wie wir unsre Sinnlichkeit insofehrn bloß im Kreis ihres bloß thierischen // Der Mensch ligt im Grab seiner Verbildung, wenn die Sinnenwelt bloß thierisch auf ihn würkt. Er hebt sich aus dem Grab seines thierischen Lebens, aus dem seine Verbildungen entquillen, empor, wen die Sinnen auf ihn als aufA 140

388 142.31 142.33

Textkritik

ersten rein seiner wahren 142.36 unsere 142.37f der Zwekken ihrer Selbstsucht und ihrer Sinlichkeit selbstständig

143.3 Dieser 143.5 ·Δ 11.1,.

150.31 150.35f 150.37 151.2 151.3 151.4 151.5f

151.6 151.9

151.10ff

dispositive Notiz affi quer geschrieben von Pestalozzis Hd: Es auf eine Weise, wie es so Η2»·δ Das von dem Zeitalter so wenig benuzte Hausleben pregt ihm, [dem Kind], durch lOOOfache Wiederhollung alles das unauslöschlich tief ein, was seinem Dasyn Krafft und Leben gibt, und macht das Kind die Gegenstände, mit denen es sich beschefftiget, von allen Seiten ins Aug fassen, seine Kreffte an ihnen auf die manigfaltigste [Weise] versuchen, oft sich selber ihrethalben in Verlegenheit sezen, sich wieder heraushelfen, kurz, indem es sich mit ihnen beschefftigt, den Eindruk, den [sowohl] sie selber als die Beschefftigung mit ihnen in ihnen erzeugt, in sich selbst verarbeiten, und im täglichen muthvollen und krafftbildenden Ausharren dieses Thuns zu einer hohen Befriedigung gela[ngen], in die die stille Vollendung der Erkentnis des Nothwendigsten zu erziehlen unsichere Lesung vermag. Das alles ist nicht möglich, ohne ihm Aufmerksamkeit, Überlegung, Anstrengung, Ausharrung und Muth wider die Sache unsichere Lesung habituel zu machen. // Das ist doch wahrlich für die Bildung der Menschennatur die Quelle des lebendigen Wassers by ein [em] so gebildeten Kind läßt, da sein ganzes inneres Leben schon gewekt. Mit diesem ergreift es dan, was ihm die Schul geben kan, mit der ganzen Krafft seines in ihm gebildeten Lebens. Gib ihm den erhebendsten — I Η2»·δ von] von H3h· am Sturm bis am] am Sturm und am H3h· zu] zu H3h· ll2H3h· weises, Liebe] weises cHausleben zu ihren> Liebe H3h· begründendes] begründendes Häh· besitzend Es] besitzen. ADiese Vorzüge aber, so wenig sie unser Zeitalter kennt und so wenig es sie benutzt, sind für die Bildimg unsers Geschlechts entscheidend.* Es ist auch die stille, heilige Kraft die ses - ··Lebens··, alR welche Kindern, die hierin A genießen, was diese Lage so einfach und leicht geben kann, die Harmonie ihres intellecktuellen, sittlichen und äußern Daseyns sichert, und damit Vorzüge giebt, die affi sonst auf keine andere Art erreichbar und durch kein Mittel zu ersetzen sind.A Es H3h· das] das H3h· H3Hsh. zwanglos] zwanglos Hsh· bringt bis von] bringt, jede Haupt-Gegenstände mit f, mit denen daß «dm Gegentheil getheilt hohen> dem mit JUnglauben cbeseufzen muß an den Unglauben> im Gegentheil der Unglauben an H3h· Lebens dem] Lebens dem H3h·

398

Textkritik

H2e«A Hsh. 152.27 152.28 152.35 152.36

und] und H3h· I17H3H. und in] "und·· in H3h· wird, eine] wird, eine H3h· 152.37 mehr ist bis wird] mehr ist und nichts mehr wird überschrieben Hsh· 152.38Í steuern, bis noch] steuern , sondern im Gegentheil noch mit f H3h· 152.40 um] um H3h· der Wahrheit] der Wahrheit Hah· 153.1 es bis seinem] es ihm in seinem H3h· 153.2 ll8Hsh. 153.4 das in] das überschrieben in Hsh· 153.8f Abscheulichkeiten] Abscheulichkeiten H3h· 153.9 implicirt] implicirt Hsh· 153.11 die] die H3h· 153.13f giebt bis schwache] giebt Menschen, die dieee Unglücklichen zu plagen und zu drängen an sich selbst nur alR schwache H3h· 153.15 119 Hsh. 153.15Í Löwengewalt. // Um] Löwengewalt. Aes brauchte ehmals, um zömt H3u«# um] um H3u»# machen und] machen und H3u»#

Textkritik

411

Hsu·» 162.25 162.25f 162.28 162.30Í 162.32 162.34 162.35

162.36f 162.38 162.39 163.2f

I 15 Hsu·» will bis Menschen] will unter gewissen Umständen und in Gegenwart gewisser Menschen arR H3u·* der Wahrheit] der Wahrheit H3u·» So bis es] So muß das Kind "sich·· Augens, Munds und Stirnen halber mit /täglich üben, "anders·· auszusehen, mit /als es H3U«# würden] würden H3u»# Über] Über H3u·» den guten] den guten H3u«# deren] deren H3u»# dem] dem H3U»# ablenkt bis etwas] "ablenkt·· und auf ein Gewäsche hinlenkt, in welchem mit f keine Silbe etwas H3u*# I16H3U.# dieses die] dieses die H3u·* Natürlichkeit] Natürlichkeit mit /Ηβη·* handgreiflich. // Die] handgreiflich. ADiese Worte, die man also aus dem Mund der Kinder ausgehen macht* // // Die H3U«#

163.7 163.8 163.9 163.11 163.12

Sachen] Sachen H3u·» I17H3U.# führen] führen Hey» derselben] derselben H3u*# unbegreiflich] unbegreiflich überschrieben H3u·»

163.13

w o ] w o H3U·*

163.14

Freude bis Schmerzens] Freude oder des Schmerzens H3U«#

163.16 163.18 163.19 163.21f 163.22 163.23f

der]derH3u«# sie loben] sie loben H3u«# I18H3U.# zu loben bis beschenken] zu loben, zu rühmen und zu beschenken H3u·* sie] sie Η3»·# in bis allmählig] in ihre Kinder legen, sie allmählig H3U·*

163.24 163.27

163.30 163.31 163.32

am Ende] am Ende H3u·» hinter] hinter H3U«# Im] Im H3u·» Wahrheit, die] Wahrheit die Hsu·* liegen] liegen überschrieben H3u·« I 19H3u.#

412

Textkritik

H3U·*

163.33 163.37 163.40 164.2 164.4 164.5 164.8 164.9 164.11 164.12 164.13 164.17 164.18 164.22f 164.26 164.26f 164.28 164.30 164.36 164.38 164.39 164.40f

Worten bis Innerste] Worten über das Innerste Η3υ·# für] für mit /Hsu·* irgend] irgend Häu·» I 20 Hau·» an] an H3u·* hohes] hohes Hsu·* die die] die die Hsu·» Einfachheit] Einfachheit überschrieben H3u·* verkrüppelten] verkriippelten überschrieben H3u«# des ersten] dee ersten mit /H3u·» I 21 Hsu·» arR dispositive Notiz Gerechtigkeits-Wort und Schein H3u·* Solche bis über] Solche eich möchte sagen an> Wort und Schein über H3u·* dasselbe] dasselbe H3u·» Lauf des auch] Lauf des auch H3u»# wenig bis eingewurzelte] wenig auf die eingewurzelte Pestalozzis

Hd H3u»#

I 22 Hsu·» sich bis von] sich ein unsern Zeiten> nicht mit Verirrungen von H3u«# untrüglichen] untrüglichen H3u»# Menge] Menge H3u·* den] den H3u«# vorüber bis das] vorüber Sey es < * reichen> das H3u»# I 23 Hs«·» Scheinmenschen. // Verfolge] Scheinmenschen. A Verfolge ihr Thun, wo du immer willst, es ist immer sich selbst gleich. Das höhere der Menschennatur ist aus ihnen herausgegraben, wie die Schätze des Goldes, den der Bergmann verläßt, wenn seine Kunst umsonst gräbt, weil der Goldgang bis an sein äußerstes Ende durchgraben ist. // Unter den Schlauen durch Schlauheit, unter den Verdrehten durch Verdrehtheit das Ubergewicht zu haben und von allen Verirrungen der menschlichen Schwäche und des gesellschaftlichen Verderbens Nutzen zu ziehen ist ihnen der Inbegriff alles dessen, was sie sich unter Kraft und Weisheit zu denken vermögen - die zu lieben, die sie lieben. die zu ehren u n d zu erheben und denen zu mit / schmeicheln durch die sie sich selbst geehrt, erhoben und geschmeichelt finden, wenn die andern es sind I 24 Hau·«

Textkritik

413 H3u·*

164.40

und ihren Günstlingen aller Gattung mit der ganzen Sinnlichkeit ihrer Verirrungen auf eine Art Gutes zu thun, daß sie Himmel und Erden, Recht und Gerechtigkeit darüber vergessen, dabey aber auch dann und wann einen Brosamen von ihren Tischen hinabfallen zu lassen, wo ihn ihrenthalben ein Hund oder ein Armer, welcher von beyden zuerst dabey seyn mag, wegschnappen kann, ist der Inbegriff alles dessen was sie sich als Güte und Wohlwollen denken. Eine solche Kraft eine solche Weisheit und eine solche Güte ist das Ziel ihrer Erziehung der Kinder zur Sitdichkeit. soA II Verfolge H3u»# I 2 5 H3U.#

165.2

der] der H3u»#

165.4

im höchsten] im höchsten H3u»# daß] daß H3»·*

165.7 165.10

ist] ist H3u·» mit bis Sinnlichkeit] mit allen Verirrungen ihrer Sinnlich-

165.12 165.14 165.15f

und dann] und dann H3u·* von bis dabey] von beyden mit /zuerst da-bey·· H3u«# Wohlwollen bis zu] WohlwoIlen überschrieben der Menschennatur ZU H3u·« I 26 Hsu·* über alle] über alle mit /H3u»# also] also H3u·* Schwäche und] Schwäche und Η3υ·# das bis Größe] das Urbild der Größe

165.5

165.16 165.18 165.19 165.20 165.25 165.26 165.28 165.29f 165.31 165.31f 165.34 165.35 165.37 165.40f 166.2

den der] d e < r > n d e r Η3α·#

keit mit /H3u«#

H3u«#

Menschennatur bis Geschlecht] Menschennatur zu erheben vermag. Auch strebt dieses Geschlecht mit /H3u«# Jeder] Jeder H3u«# will bis Mitschwimmenden] will von den Mits c h w i m m e n d e n H3u·»

I 27 H3u.» heraus und] heraus und H3u·« Vom ersten bis] Vom überschrieben ersten bis H3u«# kein] kein Η3«·# reinen] reinen Hsu·» Erhaltung bis des] Erhaltung und elende, selbstsüchtige Nutznießung alle[r] Schwäche des H3u·» Lebens] Lebens Hsu·«

414

Textkritik

Η2ί· Hsu·* I 2 8

166.6f

H3U·*

elender bis Günstlingsliebkosungen] elender Familien Standee- und Günstlingdiebkosungen H3u·» 166.7f Bildung bis fester] Bildung des Volke zu mit /fester überschrieben H 3 U « # 166.1 lf steuert, auf eine] steuert, auf eine H3u»# 166.13 der Achtung] der Achtung H3U»# 166.14f versichern. II Nein] versichern. II II Nein H3u«# 166.15 Art von] Art von Η3ο·# 166.16 Verschrumpfung] Verschrumpfung H3u«# I 29 H3U.# 166.19 verträgt] verträgt mit f H3u«# 166.19-22 Verschrumpfung bis sie] Verschrumpfung sind Vereinbar ist, verträgt.> II A Dieses alles nun zur Basis der Bildung zur überschrieben Sittlichkeit gelegt, mit / muß dann auch nothwendig dahin führen, daß alles Steife, Lästende, Täuschende und Gewaltthige, das der bürgerlichen Rechts- und Gerechtigkeits-Verwaltung, in so fern sie als bloße Nothhülfe des bürgerlichen Verderbens nicht zur reinen Höhe der würklichen Belebung sitdicher Kräfte erhebt, zum Grunde liegt kan in das Heiligthum der höheren, reinen Menschennatur eingreifen, weil es nicht aus derselben entsprang. arR Bydes, sein Ursprung und die Schranken werden nicht durch [die] Volikomenheiten, sonder durch die Verirrungen der Menschennatur bestirnt, daher auch die reinen, ineren Beweggründe der Rechtlichkeit ganz außer arR dem Kreis, auf den es einzugreifen vermag. Und wenn es unläugbar ist, daß es das Unrecht im Land gar oft mindert und seine äußerlichen Folgen stillstellt, so ist eben so wahr, daß es das Wesen des Recht, insofehrn es im Innren der Menschennatur Iigt, nicht zu fördern vermag und hingegen den Willen des Unrecht oft selber in 1000 erzeugt, wo es die Ausbrüche des Unrechte kaum in 100 verhüttet. arR Es ist ein Werk der Noth und Gewalt und der Verirrungen, und in ihm als solchem ligt kein gewaltloses, kein irrthumloses Würken, noch

Textkritik

415 H a · Hsu·»

viel weniger arR höherer göttlicher Sinn. II E n t f e h r n t , d i e Menechennatur in ihren höhren A n s p r ü c h e n zu befriedigen, k o m t es nicht e i n m a h l d a h i n , den b e s c h r ä n k t e r e n E n d z w e k k e n seines eigentlichen Gebiets ein Genügen leisten zu kônen. arR Seine Geseze mögen a u c h arR I 2 H21· Wechsel in der Grundschicht von Pestalozzis Hd zu Kriisis Hd [noch] so weise, auch noch so vollendet eingerichtet erscheinen, wenn sie a u c h auf dem Papier auf alle Fälle zu passen scheinen, auf die sie passen sollen, so zeigt die Ausübung derselben doch immer das Gegentheil. Sie passen gewöhnlich da am wenigsten, wo es am wichtigsten wäre, daß sie recht passen würden, sie sind hinwieder der Verdrehung, der Mißdeutung am meisten da unterworfen, wo es a m wichtigsten wäre, d a ß sie nicht arR Pestalozzis Hd mißdeutet und nicht Pestalozzis Hd verdreht würden. Advokaten und Richter brauchen den Spillraum solcher Gesetzgebungen, ihren Geist derselben geltend zu machen, wo ihnen der Buchstaben nicht dient, und den Buchstaben, I 3 Ha·

166.40 167.2 167.4 167.10 167.11 167.13 167.15 167.16 167.17 167.20 167.24' 167.27 167.29

wo ihnen der Geist derselben entgegen ist. H a · im Menschen erzeugt, a l s sie wahrscheinlich kein - hier s o wenig a l s d u r c h d i e s e s d a s seiner C o d i c u m j e - dispositive Notiz arR von Pestalozzis Hd H21· Aus denen arR Pestalozzis Hd Die ganze Garantie des bürgerlichen Rechts für die arme, rechtsbedürftige Menschheit liegt darinn, daß das heilige Wesen des Rechts, der reine Wille, allem Unrecht vorzubeugen, alles Unrecht vergüten zu machen und die Thränen der Noth und des Elends aufzutrocknen, wo sie immer aufgetrocknet werden können, lebendig und kraftvoll in den Herzen der für die Anwendung und Ausübung der Rechtsgesetze Verpflichteten und Beauftragten lebe und wohne. / / Wechsel in der Grundschicht von Krüsis Hd zu Pestalozzis Hd Schlägt H2i. I 3 1 Hau·» Heiligthum] Heiligthumg H3u»# der] der überschrieben H3u·* selbst den] selbst den H3u·» im] im H3u»# Unrechtthuns] Unrechtthune Hau·» 132 H3».# Werk des] Werk der des H3u«# Pest alle] Pest alle H3u«# götdicher] götdicher Hsu·» seyn und] zu seyn und H3u·» passen sie] passen sie H3u·» 133 Ha«·»

416

Textkritik

Ha« Hau.» 167.37Í 167.40 168.5 168.7 168.10 168.1 Of 168.12 168.12169.17

würklichen bis daß] würklichen Rechts für die arme, rechtebedürftige Menschheit liegt darinn, daß Hau·« Noth] < * > Noth überschrieben Hsu«# zu bis daß] zu hoffen ist, daß arR mit /H3U«# Studium Juris] Studium Juris Hau·» I 34 Hau·» Liebe zum Volk] Liebe zum Volk H3u·» Liebe des Volk Ha. die im Lande] das im Land Η2Ί· des deinigen] des deinigen H3u·» so dem] so dem überschrieben H3u·* so bis mache.] so dadurch den Quellen alles Bösen, das im Land, durch die innern bessern Triebe, die in der Menschennatur ligen, entgegen zu würken. Sieth und kenet dein Volk dich nicht in allem Schweiß und in aller Müh deines Tagwerks I 4 Ha· ihm zum Guten [zu verhelfen], so bringe ganze Berge von Verordnungen für Recht und Gerechtigkeit, morde dich selber vor Sorgen, daß keines von ihnen verlezt werde, halte Aufsichtsregister für jeden Winkel, erwache um Mitternacht, deine Ausspäher zu empfangen und ihnen Antwort und fehrner Aufträge zu geben, halte den Dienst der Aufsicht in Ordnung wie Friedrich der Einzige und zeige dich in den Mittel der Ausspähung, der Verhörung so gewixt, in den Mitteln der Vestsezung und Festhaltung so kühn, in den Mitteln dee Bestrafene so entschlossen, so kalt als der Geübteste deines Stands, dein Thun [wird] keines Menschen Herz zum Rechten hinlenken und weniger Menschen Hand vom Unrecht abhalten. II Wenn das innere Wesen der Gerechtigkeit, vor dem die Menschennatur sich unter allen Gestalten mit Ehrforcht biegt, nicht in dir selbst ist, so verlierst du imer den wahren, der Gerechtigkeit würklich dienenden Tact sowohl in der Anwendung der Civilgeseze als der Strafgeseze auf den einzeln Fall. Einzelne Vergehungen eines Mans, wen selbige auch im Ganzen seines Lebens wie ein Flekken in einer Sone oder eine schwarze Feder an einer weißen Daube dastehen, I 5 Ha« komen deinem Handwerks-Rechtsgeist um kein Haar änderst vor Augen, als wen sie von Menschen begangen weren, deren ganzes Leben ein einziger Flekken, deren Schwärze auch mit keiner einzigen weißen Feder gemildert ist. Und wie du es für nichts achtest zu wüssen, was der Fehlende außer seinem wahren Vergehen sonst [tat], so wirst du es auch eben so wenig achten, was deine Straffe in Zukomft aus ihm machen wird. Ha·

Textkritik

417 Ha· H2k«o# Hsu·*

168.13 168.14 168.16-20

Gewalt] Gewalt überschrieben H3u·» in allem] in im allem H3u«# so bis Mitternacht,] I 1 Ha·«» Dieses aber führt eo weit, daß Krüsis Hd auf der einen [Seite] das äußerliche Recht ein bloßer Schall und das lOOOfache Unrechtleiden des armen, rechtsbedürftigen Manns unvermeidbar wird, auf der andren Seiten aber jedem Statt- und jedem Dorfrichter in eben dem [Grad] harte und bindende Geseze zur Richtschnur seines Rechtsprechens gegeben, I 2 H2k«o# als der eigentliche reine Zwekk alles Gerichtsizens und alles Rechtsprechens im Land verdorben und unerreichbar ist. // Ebenso werden, wo im häuslichen Leben Unschuld, Liebe, Achtung und sitdiche Freyheit untergraben und dahin, auf der einten [Seite] die äußeren Bemühungen der sittlichen Bildung ein leerer Tand, auf der andren Seiten aber für jeden, der damit beauftragt ist, harte, bindende Formen zur Richtschnur seiner Bemühungen in eben dem Grad nothwendig, als der eigentliche reine Zwekk aller wahren Erziehungsbemühungen zur Sittlichkeit schon verdorben und unerreichbar ist. II Geßner, es ist keine Ausschweifung, daß ich hier weidäufig werde. Wen ich denke, wer dise Brief einst lesen wird, oder vielmehr sollt, so ist mir vast, ich rede Blinden von Farben. // Freund, wen solche Reichs- und Landgesez auch noch so vollkomen scheinen, wen sie auf dem Papier auch noch so sehr darauf eingerichtet scheinen, auf jeden Fall zu passen, auf den sie passen sollen, so feindet sich dieses in ihrer Würkung * * doch weit entfehrnt und ewig, ewig nie der Fall. II Sie passen gewöhnlich da, wo der Fall sich nicht von selbst gibt, sonder schwing ist, am wenigsten. Sie sind hinwieder der Verdrehung am meisten unterworfen, wo die Verdrehung am gefährlichsten ist. Sie geben dem Advocaten und dem Richter Spillraum, den Zwekk und den Geist der Gesezgebung gelten zu machen, wo es ihnen nicht recht ist, nach dem Buchstaben zu sprechen, und hinwieder den dürren Buchstaben voranzustellen, wo es ihnen nicht dienlich, nach dem Geist und Zwekk des Gesezzes zu sprechen, und bringen die Richter und Rechtsprecher auf solche Stellen gewöhnlich in wenig Jahren, I 3 Hük·»» daß sie nur täglich müd werden, by ihrem formellen Rechtsprechen das Intresse für würkliche Wahrheit und würkliches Recht im Innersten ihres Herzens genzlich verlieren und sogar für alles würkliche Ellend und alles würkliche Unrechtleiden der Menschen ganz kalt und gleichgültig werden. // Das alles ist by den Bemühungen, den Mangel an realem Einfluß auf sittliche Bildung durch eine Art Constitution für die Angewöhnung der Formen der Sitdichkeit zu ersezzen, der nemliche Fall. Man versucht es umsonst, mit heißgemachtem Wasser ein Haus oder

418

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Ha· H2k*o# Hau·» auch nur eine Wellen Stroh [anzuzünden]. Du kanst dir am Wasser wohl die Finger verbrenen, aber anzünden kanst du damit gewüß nichts. Kanst du dich des Herzens deines Kind nicht

sicherstellen, vermagst du seine Unschuld nicht zu erhalten,

seine Selbstthätigkeit allem Guten nicht reg zu ma[chen], seine Offenheit by seinem Fehler dir nicht durch seinen fryen Willen selber zu sicheren, so häuffe ganze Berg von Erziehungsgesezen zusamen, morde dich selber vor Sorgen, daß keines verlezt werde, mache sittliche Register für jede Stunde, erwache um Mitternacht, ihre Fehler auszuspüren, nihm eine Menge Menschen zu Hülfe und reyhe und ordne sie und ihr Thun

wie der beste Hauptman seine Compagnie, du wirst alles umsonst thun. Die Steine des Anstosses, an denen alle äußeren Ordnungen des Rechts in Rüksicht ihrer Würkungen auf das Wesen des Rechts scheiteren, machen bym Mangel des wesentlichen Fundaments des Sittlichen alle äußern Bemühungen, die Kinder ohne diese Fundamente sittlich zu machen, scheiteren. Alle Augenblike [ereignen sich] die Fälle, wo deine Ceseze und deine Einrichtungen nicht passen, wo jede Aufsicht unzulenglich, und die Zutringlichkeit I 4 H2k««# deiner Aufsicht die Kinder nur dahin führt, täglich und stündlich zu probiren, wo du dich selber vergessest und wo sie irgendeiner deiner Schwächen eines ihrer Schlauheitsmittel mit Erfolg entgegensezen könen. Und du wirst dan auch hinwieder sicher am meisten da betrogen, wo es am wichtigsten wäre, daß du nicht betrogen würdest. Du siehest dich wie der im Geist euere bürgerlichen Rechts stehende Mensch bald vom Buchstaben der eignen Verordnungen zum Geist derselben, bald [vom] Geist derselben zu ihrem Buchstaben, aber imer an der Nase geführt, und so wirst du vom täglichen Irrwerden an deinen Verhältnissen] und von der armseligen Verantwortlichkeit in denselben bald so herzlich beenget und eingethan, daß du dich wie ein Richter und Rechtsprecher in einem schlechten Staat in Gottes Nahmen damit begnügst, der äußren Seiten des Dienst ein Genügen zu leisten, und dir über das, was eigentlich das Wesen deiner Pflichten were, und wen alles änderst were, durch deine Bemühungen auch erzihlt werden könte, weil es einmahl in der Welt so und nicht änderst, eben keine grauen Haare wachsen zu lassen. // Und sind den Sittlichkeitsaufseher des Kinds nicht weit mehr, als unter den gewohnten Umständen, in denen wir leben, zu erwarten ist, so werden sie von dem Drang ihrer Stellung, vom täglichen Irrwerden by dir, an deinen Verordnungen und an deinen Kindern, und vorzüglich von der armseligen Lästigkeit der Verantwortlichkeit, in der sie stehen, bald so eiskalt gegen das Wesen ihrer Pflichten und so gleichgültig über das Innere der

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419 H2ì» H2k»o* Hau·«

Schüssel, an deren Äußrem sie alle Tag umsonst fegen müssen, daß sie eben wie die Richter und Rechtsprecher in einer Justizstatt recht gyn lassen, was Recht haben will, und sich über das, was sie nicht ândren könen, keine grauen Haare wachsen lassen. Endlich bleibt nicht ewig aus, sie komen endlich mit einer Pension in Ruhetand, und der junge Herr kan sich mit Gelt helfen, wo es ihm an Verstand, und mit Worten, wo es ihm am Herzen fehlt. / / Die Welt ist sich allenthalben so gleich, die Resultate des öffentlichen Verderbens sind mit den Resultaten des häuslichen so ganz eine und eben dieselbe Sach. arR quer geschrieben 11/5 H 2k·«* // Aber ebenso die Menschen allenthalben, wo die berührten Mängel des öffentlichen Recht täglich vor ihren Augen stehen, endlich dahin komen, alles Recht als ein blosses Spill anzusehen, by dem es wie by einem jeden anderen Spiel auf das Clük ankome, ob mans gewüne oder verspiele, das aber den hinwieder von jedem anderen Spiel darin verschieden sy, daß man by weitem nicht immer nur frywillig darein stehe, sonder oft selber, wen man lieber Unrecht leiden als sich seinem Spill anvertrauen wollte, denoch vast [an] den Haaren in die verfänglichen Wirbel, darin es so leicht ist zu ersaufen, hineingezogen wird. // Also hat by den auf das Maulbrauchen, auf Ammaßungen und verfengliche Gewandtheiten anstatt auf das Wesen der Mentschennatur gebauten Maaßreglen und Maximen in der Kindererziehung zur Sittlichkeit das nemliche [statt], was einem auf das Maulbrauchen, auf Anmaßungen und verfängliche Gewandtheit gebauten Rechtsgang. Durch die schiefe Gewandtheit ihrer Führung wird solchen Kinderen eine Geistes- und Herzensrichtung habituell, die der Unschuld und Reinheit des Herzens, die aller Sittlichkeit zum Grund ligen muß, geradezu entgegensteth, sie hingegen aber ebenso äußerst schlau und gewandt macht, die in einer solchen Führung so wenig verstekten Wiedersprüche der Lehr und des Lebens, des Redens und des Thuns aller Menschen, die selbiges umgeben, schnell einzusehen, I 2/6 H2W«o# und folglich das leere Spill, das man mit Büchern und Worten, allerhand Allefranzeryen von einseitigen Notizen und dergleichen mit ihm treibt, für das zu erkennen, was es würklich ist. In diese Stimmung versezt ist denn auch ganz natürlich, d a ß nicht nur die wahre Sittlichkeit, die nicht in ihnen ist, auch nicht in sie hineinkomt, sonder daß, wen auch noch ein Funken der Fundamenten derselben, ein Funken von Gradheit, Vertrauen und Herzenswärme in ihnen übrig geblieben, ein solcher durch die Schiefheit und Verkehrtheit dieser Mittel, sie zur Sittlichkeit zu führen, völig auslöschen muß. / / Die nemliche

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420 H a · H2k«o# Hsn··

Wiirkung hat denn umgekehrt hinwieder auf die Eltren statt. Wen auch in ihnen noch ein Funken des Glaubens an Sittlichkeit, ein Funken von Vertrauen auf Gott und Menschen, ein Funken des Glauben an Unschuld und Tugend übrig geblieben, so muß dieser schwache Funken durch das Zugrundgehen aller Spur des sittlichen Guten, das sie in ihren Kindren geliebt und gern erhalten hetten, in ihnen auch ganz erlöschen. / / Diese Eltren sind wie ihre K i n d e r zu bedauren. Viele unter ihnen tragen noch einen lebendigen Wunsch, daß [es] in der Welt änderst syn möchte, tief in ihrem Herzen, und es macht ihrem Vatter- und Mutterherzen oft bang, daß [es] in der Welt für die Unschuld ihrer Kinder aussieth, wie es würklich darin aussieth. Sie sehen es ganz ein, daß der Erfolg der Erziehung, wie sie ist und wie sie selbige, weil sie sind, was [sie] sind, auch selber betrieben müssen, so mißgefahrlich ist als ein Proceß, der durch 7 Instanzen hindurchläuft. Viele von ihnen möchten gern ihre Kinder aus disem gefährlichen Spiel halten, aber d i s e s hat in der Welt, in der sie leben, eben das eigne wie I 3 / 7 H2k»o» das Proceßspill, von a l l e m d e m , w a s n a c h den Sitten ihrer S t a t t u n d ihres S t a n d e r f o r d e r t [wird], d a ß ihre K i n d e r würken, syn und z u syn scheinen könen, von d e m Contrast a u f d e r einten [Seiten] u n d von d e r O b e r e i n s t i m u n g d e r Schuleinrichtungen a u f d e r a n d r e n Seiten mit d i e s e r Forderung, k u r z von a l l e m u n d j e d e m , d a s a u f sie, wie sie sind, einige Würkung h a b e n k a n , arR quer geschrieben in das sie von der Welt, wie sie ist, von der Organisierung der Schulcollegien, von allem, was ist, und von allem, was auf sie, wie [sie] sind, Einfluß haben kan, gleichsam mit Haaren dazugezogen werden mit ihren Kinderen Sittlichkeits halber ein Spill treiben zu lassen, by dem 100 an 1 gesezt werden kan, daß sie Sittlichkeits halber daby verlohren gehen werden. // Hinwieder so wie eine bloß auf Papierordnungen ruhende Gerechtigkeit die Vergehungen der Menschen g l e i c h s a m aus ihrem ganzen Leben herausgerissen bestrafft, und in d i e s e m Bestraffen weder auf das ganze vorhergehende Leben des Fehlenden, noch auf die verheerenden Folgen, die die Straffe auf sein kömftiges Leben haben muß, Rüksicht nihmt, und noch mehr wie eine so schlechte einseitige Gerechtigkeit oft selber gesezlich die größte Last i h r e s Straffgesez auf Handlungen legt, die in dem E s p r i t d u C o r p s , der Selbstsucht, der Nachlessigkeit, den Amaßungen, der Pflichtvergessenheit und Regierungsunfehigkeit der Straffenden selber ihren Ursprung haben und oft ohne die Selbstsucht und Amaßung der lestern gar keine Fehler weren - wie solche schlechte Gerechtigkeitsmenschen d u r c h ihre Gerechtigkeitsstümpery endlich dahin versinken, das innere Heiligthum d e r w a h r e n Gerechtigkeit, den Zwekk der

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421 H2i· H2k«0» Hsu·»

Besserung des Ellenden by ihren Straffen ganz aus dem Gesicht zu verliren, und den hingegen aber in dem Grad, I 4/8 H2lt·»» als das Volk ihm unter diesen Umständen mit seiner natürlichen mit /Ungerechtigkeit über den Hals wachst und Müh macht, dan die üblen Folgen der Versäumnis alles dessen, was die wahre Gerechtigkeit an ihm gethan haben würde, mit immer härter werdenden Bändigungsmitteln ersezen wollen und sich so gar in Kopf sezen, sich durch die Härte dieser Mittlen sicherzustellen, fehrnerhin Volks halber alles das versäumen zu dürfen, was die wahre Gerechtigkeit allenthalben am Volk thut, die Selbstsucht der Gerechtigkeitsstümper hingegen ihm allenthalben versagt, und in ihrem Recht so folgen machen zu könen, ohne vernümftig mit ihnen umgehen zu müssen. alR quer geschrieben II Ebenso fassen Elteren und Lehrer, die by ihren Bemühungen, auf die Sittlichkeit der Kinder zu würken, nicht das Wesen der Menschennatur zum Fundament ihres Benehmens machen, im Bestraffen ihrer Kinder einzelne Handlungen ganz außer dem Zusamenhang mit dem ganzen Garacter des Kinds und mit den würklichen Quellen der Handlung selber und ohne Rüksicht auf die psychologische Nothwendigkeit ihrer Straffe auf die innere Verhärtung ihrer Kinder selber ins Aug. Solche Eiteren legen hinwieder nicht selten drükkendeste und krenkendeste ihrer Straffen auf Handlungen von Kindren, die ihren Grund und ihre Veranlassung bestirnt in der Selbstsucht, [der] Nachlessigkeit, den Anmaßungen und der ganzen Undichtigkeit der Eltren, die Kinder gut zu regiren, haben, - in Handlungen der Gelüste, die ohne die Fehler der Eltren nicht in die Herzen der Kinder hetten hineinkomen könen und deren Ausführung ohne eben dise Fehler geradezu umöglich gewesen weren, ja sogar I 5/9 Hat·«« in solche Handlungen, die an sich selbst gänzlich unschuldig, nur um der Amaßungen, Eitelkeiten und Launen der Eltren willen in ihren Augen allein Fehler sind. // Nothwendig müssen Elteren und Lehrer durch das tägliche Verheltnissen, in das sie eine solche Handlungsweise mit ihren Kinderen bringt, das eigentliche innere Heiligthum alles menschlichen Straffrechts, die Besserung und Veredlung der Menschen selber, by ihrem Straffen allmählich ganz aus den Augen verliren und die üblen Folgen der Versäumnis alles dessen, was zur würklichen Sittlichkeitsbildung ihrer Kinder von ihnen hätte gethan werden sollen, mit immer härter und immer kälter und liebloser werdenden Gewalts- und Zwangsmittlen auszulöschen und zu tilgen. // Auch hat by ihnen der Fall, wie by ähnlichen Gerechtigkeitsellendigkeiten gar oft statt, daß sie unter solchen Umständen nicht selten in Fall komen, sich

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H2i· H2k»0# Hsu·* selber und ihr eignes ruhiges Fortleben in allen Fehleren der Selbstsucht und der Anmaßungen durch eine steigende Straffhärte gegen die Selbstsucht und die Anmaßungen ihrer Kinder zu sichren und auf dise Art ihr Recht, ihre Kinder folgen zu machen, ohne nöthig zu haben, um deswillen vernümftig mit ihnen umzugehen, sicherzustellen. I 6/10 H2k*o» // Und wie endlich byin öffentlichen Rechteinrichtungen, in so fehrn mann auch by ihnen nicht vom Wesen der Menschennatur, sonder [von] den villseitigen Folgen ihres Verderbens ausgeth, durchaus keine Gleichheit der öffentlichen Gerechtigkeit denkbar ist, sonder aus diesen Umständen nothwendig hier ein englisches, dort ein preussisches, dort wieder ein russisches, ein chinesisches, ein malebarisches und hottendotisches Recht statt haben muß, und hinwieder auch für alle dise viele ungleiche Instanzen, die den wieder das Recht mit ungleichen Augen ansehen und oft in 10 Fällen 9 meiner Sach ganz entgegengesezte Urtheile abfassen, so ist auch in der Führung zur Sittlichkeit, wo Elteren und Lehrer nicht vom Wesen der Menschennatur, sonder vom positiven Zustand ihres Verderbens ausgehen, durchaus keine Gleichheit der Mitlen möglich. Immer schwankend zwüschen ihrem eignen Verderben und demjenigen der Kinder, könen die verschiedenen Erziehungsbehörden über disen schwingen Punkt höchst selten einig werden, und gar oft leben Man und Frau wegen der Ungleichheit ihrer disfeligen Ansichten wie Hund und Kaz zusamen. Und das Hausübel, das aus diesem Mißverheltnis entspringt, übersteigt da noch die Übel, die aus der Ungleichheit der Rechtansichten statt haben, um so mehr, da by den Rechtscollegien das untere [vor] dem oberen schweigen und den Absprach desselben als Entscheidung der Sach ansehen muß. I 7/11 H2k»«# // Es ist zu wenig gesagt, das Recht versinkt unter diesen Umständen zum leeren Schall. Es wird ein Schwert in der Hand der Verfänglichkeit und der Gewalt, es tödet, anstatt lebendig zu machen, und es muß töden. // An 1000 Orthen ist das Lernen des Rechts gar oft nichts tinders als ein wohlbezahltes Taglöhnen im leichtfertigsten Spillen mit dem Recht und im gewalthetigsten Verdrehen desselben, und das Non plus ultra der Kunst ruhet auf der Fertigkeit, gleich wohl, I 8/12 H2k«o# gleich frech und gleich gründlich scheinen und reden zu könen auf byden Seiten. // Es muß nicht zum Schall versinken, es muß unter diesen Umständen dem schlausten, oft aber auch dem schlechtesten Mann im [Land] zum Mittel [werden], mit aufrechtem Rükken sein Rrod verdienen zu könen, und noch mehr zum Schwert in der Hand, um in jedem Fall gegen Wahrheit und Recht anzugreifen, wen es ihn gelüstet, und hinwieder sich selber ebenso gegen Wahrheit und Recht zu

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423 H2i. H2k*0# Hsu»#

schirmen und zu schiizen, wo es Noth thut. II Je besser sie ihr Handwerk verste [hen], desto mehr gefahret der rechtliche Mann. II Wers am besten in seiner Gewalt hat zu wüssen, wie weit man gehen kan - vollkomen kenen - Gunst einbringen - / / Das Recht, das zwingt die Kunst nicht, die Kunst zwingt das Recht. / / Der Griff gegen das Recht ligt in der Natur dieses Rechts selber. Der Gelüst, den Gewalt des Recht in seine Hand zu bekomen aus Verdrehen der Menschen. / / By verdorbenen Menschen gar kein Gegengewicht, dagegen im Gegenteil Reiz dafür ihr Brod. II Der Schein, den das Recht um sich wirft. Wen ein armer und aufrechter Man so einen Rechtskundi-

gen alle seine Gründe so leicht fassen, ihn so deutlich und so feurig darüber reden hört, so kan er vast nicht anders als ihm anhänglich werden und ein gutes Herz zutrauen. Er will und muß ihm seine Sach anvertrauen. Er sieth, daß es ein Man ist, der es gewüß merken würde, wen man ihm seine gute Sach verdrehen wollt. Oft denkt er sogar, wen seine Sach auch nur halb gut sy, so köne er sie ihm gut machen. Und der Avokat [er]zehlt ihm den noch gern, wie oft und wie viel er ganz krume Sachen grad gemacht, wenn man ihm sie anvertraut und bezahlt. I 1/13 Hak·«* / / So wird auch d a die Sach zu einem ungezweifelten Erfolg eingeleitet. / / Man wuchert mit gerichtlich hinterlegten Sumen, und sie lenger by Händen zu behalten, zieht man den Proceß auf und ruinirt wakkere, bedürftige Bürger. / / Advocaten wissen sich manchmahl des Herzens eines Justizraths so ganz zu versicheren und sich ihm so ganz unentbehrlich zu machen, daß sie alle Arten von Intrigen und Gabalen spilen, Zweitracht zwischen Partyen, denen selbst an einem friedlichen Verglich gelegen were, anzuzetlen, Termine hinauszuschieben, sie zu überschreiten, alle Arten von Nachleßigkeiten sich zu Schulden komen lassen, ohne sich Ahndung oder gesezlicher Straffe ausgesezt zu sehen. Daher Advocaten oft fry selbst gestehen, daß sie diesen oder jenen Handel durch einen listigen Einfal gewunen. / / Im Aufsetzen der Verträge werden die ersten Grundlagen der Processe schon angebahnt. / / Ich bin kein Christ, am wenigsten bin ich als Staatsbürger Christ, aber ich bitte als Staatsbürger nicht um Gnaden, sonder um Gerechtigkeit gegen Christum, gegen alle Christen und gegen alle Mentschen, die durch religieusen Sinn sich dahin bringen, ihr Haus besser zu bestellen als die, die disen Sinn nicht haben. I H2k*o» 168.18 168.21 168.22 168.24ff

keine] keine H3u«# I 3 5 Hau·» halte die] halte die H3u»# sey bis Arten] sey in allen -Mitteln·· < d e s > der überschrieben Ausspähung überschrieben und

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H2i« Hau»« des Verhör-s·· so gewixt, in -den Mitteln der·· < d e n > Festsetz·-ung·· un[d] Festhalt'-ung-en so kühn und in den Ar168.27 168.28 168.30 168.31 168.32f

ten mit /H3u·*

Entschlossenste] Entschlossenste überschrieben tbu·* deiner Zunft] «cdeines Geschlechts> deiner Zunft H3u·* weit] weit H3u«# kein Mensch] keine Mensch H3u«# umherblicke, bis nicht] umherblicke, aber d a s Volk im Lande mit / wird es nicht mit /H3U·« 168.36 I 36 Hau·* 169.6 in] in H3u»# 169.9 Taube] Taube überschrieben H3u«# 169.10 Augen] Augen Fbu·* 169.11 I 37 Hsu·* 169.12 Und] Und H3u-# 169.16 und bis wenig] < * nicht einmahl> und eben so wenig H3u»# 169.18-33 Heil bis könnten.] dir, wen by deiner Handlungsweise dein Herz noch so viel Unschuld und Reinheit zu behalten vermag, daß du die größte Gefahr, die größte Verantwortlichkeit] und die größte Straff auf Handlungen legst, die selber, w o nicht in deinen eignen Fehlern, Nachleßigkeiten und Anmaßungen, oder doch wenigstens in den Fehleren, Nachleßigkeiten u n d Anmaßungen deines richterlichen Stands und der Policey und selber deiner Mitsizer am Gericht ihren Ursprung haben. Dieses Glück und diese Unschuld wird nicht einem jeden, der zu Gericht sizt, zu Theil. Ihrer viele größte Last ihrer Straffmacht auf Handlungen zu legen, die ohne ihre Selbstsucht, Anmaßung und positive Rechte- und Regierungsuntüchtigkeit nicht nur nicht geschehen weren, sonder auch, wen sie geschehen, ohne disen Hauptumstand durchaus keine Fehler weren. H21· 169.19 dahin bis die] dahin bringt, daß du die Η3«·# 169.23 der Gesetzgebern] der Gesetzgebern H3u·* 169.27f dahin, eine] dahin, eine H3u·* 169.28 auch] auch H3u·* 169.28f in bis fühlen] in sich selber zu fühlen auR mit fü3u·* 169.29 eignen] eignen H3u·» I 38 Hsu·« 169.31 das] d a s Htu·* 169.34170.25 Die Zeiten bis umzugehen.] Es ist nicht abzusehen, wie weit es führe, I 6 H2i· wen es mit den zur Ausübung der Gerechtigkeit verpflichteten und dafür beauftrageten Menschen der innren realen Fundamenten der Gerechtigkeit halber so aussieth. Wen dergleichen

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425 Ha· Hsu·»

Menschen denn die Ugerechtigkeit und die Verwilderung des Volk, die ihr Werk ist, über den Hals wachst und ihnen mehr zu denken und mehr zu schreiben gibt, als es ihnen lieb ist, so wird ihre schwache, ar[me] Seele von ihrer Noth und Sorge wie die arme [Seele] des Teufel, die eine Hex in ihren Kreis bahnt, gegen alles Recht und selber gegen ihren armen alten Willen so beenget und angethan, arR so fallen sie gewöhnlich auf den schönen Grundsaz, den verdorbenen Zustand des Volk, der aber nicht d a wäre, wen sie ihn nicht hergebracht hetten, mit der Schiefe von Bändigungs- und Gewaltsmittlen zu enderen, die von einer Natur sind, daß, wen das Verderben des Volk auch noch nicht da und noch nicht so groß wäre, es durch dise Mittel hervorgebracht und so groß gemacht würde, als es würklich ist. II Wenn die öffentlichen Menschen einmahl so weit sind, so macht ihnen so etwas so viel als nichts. So, wie sie sind, ist ihnen jedes Mittel gut und recht und kein Entsezen der Straff- und Peinigungskunst zu weit getrieben, wenn sie durch dieselbe sich selbst ihr ruhiges Fortleben in allen Fehleren der Selbstsucht und der Anmaßung sichren und die Sachen dahin bringen, daß die Versäumnis alles dessen, was die wahre Gerechtigkeit dem Volk schuldig ist und imer gern thut, ihrem persönlichen Vortheil auf keine Weise präjudicirlich, sondern sie in jedem Fall sich in einer Lage findet, daß der Gehorsam des Volk ihnen gesichert ist I 7 Ha·

169.34 169.36 169.40 170.4f 170.8 170.9 170.10 170.11 170.12 170.12f 170.13 170.18

ohne daß sie um deswillen genöthiget sind, billich, vernünftig und gerecht mit ihm unzugehen. H2¡· wohin es führt] wohin es führt mit /H3u«# oder bis Ortes] oder auch nur eines Ortes mit /H3u»# Seele bis Sorgen] Seele von ihrer Noth und von ihren Sorgen mit /H3u«# die bis daß] die von einer Natur sind, daß mit j H.3u·» ohne] ohne H3u«# rein] rein H3u«# zu] zu H3u·* der Gerechtigkeit] der Gerechtigkeit H3u»# andere] andere H3u»# I 39 H3U.# in bis ist] in dem Grad, als er ein schlechter Handwerker ist mit f H3u»# Umtriebe] Umtriebe H3u«# und suchen] und·· suchen mit /H3u«# Ziel bis nehmlich] Ziel cihres Gerech> der ihrigen mit / < T r e i b e n s und Thuns> nehmlich H3u·» Peinigungsgewaltthätigkeiten] Peinigungsgewaltthätigkeiten Hsu·»

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426 Hfl» Hau«* 170.19 170.23 170.24 170.26-37

170.26f 170.29

alles] alles überschrieben H3u«# ohne] ohne H3u·» vernünftig] vernünftig H3u·* Es ist bis werden.] Es kan frylich in einer Welt, wo es so ist, nicht schön aussehen. Alle Menschen, die neher oder fehrne an solchen Rechtsgeschefften theilnehmen, ohne daß ein höhrer Sinn sie über die Gefahr, in der sie leben emporhebt, müssen mehr oder minder zur Unaufmerksamkeit auf das Wesen des Rechts, zu Gleichgültigkeit gegen Unrecht, Ellend, Unschuld zur Theilnahm und Billigung von aller List und alles Muthwillens und aller Lieblosigkeit und aller Gewalttätigkeit, womit die Angelegenheiten des Rechts unter diesen Umständen nur betrieben werden, hingelenkt werden. //Es ist nicht änderst möglich, wo die Menschen sich von Gottes Natur entfehrnen, wo Glauben, Liebe und Dank ihren Sinn nicht über die Sinnlichkeitsansprüche der Erde zur hohen Aufopferungskrafft ihrer selbst und ihrer zeitlichen Vortheile empor heben, da müssen [sie] auf den Schlendrian des Weltrechte und auf [den] harten Pflaster ihrer gemeinen Laufbahn nothwendig [hingelenkt werden] arR quer geschrieben Ha· höherer] höherer Hau·» selbst emporhebt] selbst emporhebt H3u·» I 4 0

170.33 170.35f 170.37

I 4 1

170.38171.20

H3U.#

bey] bey H3u«# und allmählig] und allmählig mit /H3u·* Rechts bis allein] Rechts unter diesen Umständen ein dieser Welt> allein H3u»# werden. // Das] werden. AAuch sagt die Erfahrung, daß die Ausübung des Rechts in den Händen von solchen Menschen // Zur Ehre der Menschennatur ist dann aber hinwieder auch wahr, daß das Äußerste von der Abweichung der Natur zu einem solchen Verderben nur durch Umstände erzeugt, mit f die in ihrer Art einzig ••sind", unter das Außerordentliche und Seltenere im gewohnten Hinwallen des Menschengeschlechts gezählt werden müssen und auch wenn dieser Fall da ist, erhebt sich nicht selten unter dem verderbten Geschlechte ein Mann, der sich über die Stunde seines Zeitalters emporhebt, gegen [den] Strom schwimmt und kraftvoll der Menschlichkeit und der Unschuld, auch gegen die verderbten Formen des Rechts, gegen die List seiner gierigen Künstler und sogar gegen Winke von höherm Orte, oft mit großer Gefahr für sich selbst, laut das Wort redet.Λ // Das H3u»# H3U.#

Das Lernen bis verspricht.] fehlt in Η2ί·, dafür: Die Erfahrung läßt hierüber keinen Zweifel. Die Ausübung des Civil- und des

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427 H2i· HSU·*

Criminalrechts gefehrdet die Unschuld und reine Herzensgüte gewöhnlicher Menschen. I 8 Η2ί· so gut als die würklich Handanlegung by Cefangennehmung, Verwahrung und Bestraffung der Verbrecher, und oft ist sogar der Rohsinn, zu dem das lestere führt, noch weniger unmenschlich als der Hartsinn, zu dem das erste hinleitet. // Ich weiß frylich dan auch, daß unter dem [für] Civil- und Criminalrecht angestellten Personale nicht alles nur Menschen vom gewöhnlichen Schlag sind. Ich weiß, daß unter ihnen nicht selten einer sich höher hebt, gegen den Strom schwimt und krafftvoll menschlich [handelt] und der Unschuld auch gegen die verderbten Formen des Rechts, gegen alle List und allen Betrug seiner geringen tausend Künstler und oft selber mit Gefahr seines Einfluß, seiner Ehre und seiner Stelle das Wort redt. Sein hierin wider den arR Strohm schwimen beweist schon, wo der Strom gewöhnlich hinläuft. Aber so fällt unter disen Umstand, und daß seine Meinung unter disen Umständen als Minoritet durchfält, versteth sich von selbst. alR quer geschrieben II Zur Ehre der Menschennatur ist denn aber hinwieder auch wahr, daß das Äußerste der Abweichung der Natur zu einem solchen Verderben nur durch Umstände, die in ihrer Art einzig, unter das Außerordentliche und Seltene im gewöhnlichen Hinwallen des Menschengeschlecht gezählt werden. arR quer geschrieben II Es ligt in der Menschennatur, daß alle sich in bloßen äußren Formen herumtreibenden und vom innren Heiligthum der Liebe, des Mittleides und der Hülfbegier entblößten Rechtsverkehrer das Recht selber als bloßes Spill ins Aug fallen lassen müssen, I 9 H21· by dem es wie by jedem andren Spill bloß aufs Glük und auf nichts andres ankome, wer es gewünne oder verliere, das aber von Würfelspillen und Kartenspillen darin wesentlich verschieden ist, weil es einerseits bestirnt die am sichersten verlieren, die seiner am wesentlichsten bedörfen, andererseits und besonders, weil die, so am leichtesten darin unglüklich werden müssen, selten frywillig darein absitzen, sonder gar auch selber, wenn sie lieber Unrecht leiden als sich seinem Schif anvertrauen wollen, gleichsam oft mit Haaren dazu gezogen werden, ihr Glük zu versuchen, wo sie ihr Unglük und Verderben schon zum voraus darin sehen. // Eben das, was, wenn die öffentlichen Rechtseinrichtungen vom Wesen der Menschen und vom reinen Zwekk ihrer Veredlung ausgehen, und ihre Mittel allgemein und fest mit disem Zwekk übereinstimten, die eigentliche Basis des gesellschafftlichen Wohls syn wird, wird allenthalben Pflege [des Rechts], wo dieser Fall nicht statt [hat], allenthalben allgemeine Quelle und allgemeines Er-

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H2i. H212 Hau·«

höhungsmittel des menschlichen Ellends und seines Unrechtleidens. 110 Ha· I 1 H212 [W]er imer einfachen Sinns und reinen Herzens ist, fordert wesentlich von der Gerechtigkeit, [da]ß sie dem vorzüglich diene und helfe, dem das Unrechdeiden [am] meisten gefahret, dem es [am] meisten schadet, der es am wenigsten ertragen mag. Er fodert, daß sie wesentlich geschikt sy, den Man vorzüglich [zu] schüzen vor dem Unrechtleiden, mit /der vom mächtigen, in Ehr und Ansehen stehenden Man gehaßt und verfolgt wird; so sehr, daß sie wesentlich den Man vor dem Unrecht schüze, der weder natürliche Talente noch Vermögen noch Bildung genug besizt, um sein Recht mit Nachdruk gegen Gewalt und Hinderlist zu vertheidigen; er fordert, daß der Arme, der Schwache, der Hindangesezte, der Ungeschulte und der Gefährdete ini Recht vorzüglich Schuz feinde. Nun aber müssen alle Rechtsformen, die nicht allgemein aus dem Wesen der Menschennatur herausgehoben und wieder in das Wesen der Menschennatur hineingreifen, die vielmehr nur [in di]e zufeligen Veriirungen der Menschen hineinhürschen und diese mit dem Rechtsgewalt fertigen wollen, durch die Schranken ihres Zwekks und ihrer Ansicht selber, und noch mehr durch die Menschlichkeit, die diese Schranken bei Richteren, Rechtssprecheren, Advocaten und Handlangern der Gerechtigkeit imer erzeugen, ihrer Natur nach und nothwendig Ansichten und Handlungsweisen erzeugen, die dem Wesen der wahren Gerechtigkeit schnurstracks entgegenstehen. alR quer geschrieben mit III Es ist nichts anders möglich, wo das geist- und herzlose Raffinement einer Papierrechtsordnung zur ersten Stüzzen des Staats wird, da wird das pecum vulgus, das in disem geist- und herzlosen I 2 H212 Raffinement lebt und schwebt, ein öffendiches pecum vulgus. Der X[e]r, der dem Amt und dem Staat gehört, feindet in der Sinnlichkeitsrichtung dieses Staats- und Rechtsvulgus eine Gerechtigkeitssicherheit, mit /eine Gerechtigkeitsthätigkeit und mit fein Gerechtigkeitsleben, das durch nichts übertroffen wird als die Gerechtigkeitsschläffrigkeit, die Gerechtigkeitsunthetigkeit und oft selber den Gerechtigkeitsfluch, der unter disen Umständen die Rechtsach der verlaßnen Wittwe, des bestohlnen Armen und des Unglüklichen, der mit einem Obermann im Streit ist. // Eine solche Gerechtigkeit macht den Rechtsbedürftigen rechtlos, die Beamteten hartherzig und umentschlich, und bringt das Volk [dazu], daß es vor der Gerechtigkeit wie vor dem Teufel sein Kreuz [macht]. // Die Volksstimme spricht das das alles laut aus. Summum jus, summa injustitia, ist ein uraltes Wort. Öffentlich wird neben dem Spillen [und] Sauffen auch das R e c h t e n unter die allgemei-

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429 Hzi. H212 Hsu«#

nen Mittel, um das Seine zu komen, gezehlt. Allgemein hat ein Mensch, der viel der Oberkeit nachläuft, wenig Vertrauen, und das Wort: sintdem ich einen Proceß habe, kan ich kein Vatterunser mehr recht betten, ist allgemein. Was im Gesezbuch als die bedeutendste Sorgfalt für das H[eilige] erscheint, das hat in der Ausübung den Nahmen Chikane; die gliiklichen Angreifer in Rechten heißen allenthalben Aussauger, Blutsauger. I 3 H212 // Stärker habe ich doch die Volksstimme über die Natur einer solchen Gerechtigkeit nicht aussprechen hören als in dem S p r i c h w o r t , das in einer [Stadt] allgemein ist, wo die Gebeude der Criminal-, Civil- und Matrimonialgerechtigkeit ganz nahe by der Mezg stehen. Es heißt: das Rathshaus, das Gerichtshaus und das Ehgerichtshaus stehen alle - neben dem Schlachthaus. / / Hauptsächlich aber ist merkwürdig, daß eben die Formen, durch welche das Recht sich [am] Individualfall festhalten und ihn durchaus von allem Hinblick der Richter auf das sonstige Gute der Persohnen, die der Rechtsfall intressirt, gesondert haben will, und womit man die k a l t e und anscheinende H a r t h e r z i g k e i t des Richters entschuldiget, auf das Inerete der richterlichen Gemüthsstimmung einen solchen Einfluß hat, daß in den wichtigsten Rechtsfällen sich gar oft das ganze Leben ihrer Selbstsucht und ihrer Leidenschafften an ihre Amtskälte und Amtshartherzigkeit anschließt und sie dahin bringt, daß sie, wen sie bym Verhör und by der Beurtheilung solcher Uglüklichen ganz von den Formen ihres gewohnten Rechtsschlendrians abwichen, sich mit den so oft zu hörenden, aber imer merkwürdigen Worten [äußerten]: hat er nicht jezo, so hat ers schon längst; I 4 H212 hat ers nicht mit vielem, so hat ers mit was anderm verdient, oder wohl: es ligt im Caracter des Angeklagten etwas, das selber von seinen Handlungen Unabhängendes, Excentrisches, Überspanntee und Anstekkendes etc., daß man ihn, wen auch nicht um deswillen, was er that, doch um deswillen, was er ist, einsperren und auf die Seiten schaffen muß. // Und man darf sich, wen kleinen Dorf- und Stattrichteren hierin so etwas Menschliches in der Verkettung ihrer Gefühle begegnet, nicht einmahl verwunderen, wen man in Götes Cellini liest, wie der heilige Vatter selber die Richter seines Pallaste in diesem Geist wieder seinen armen Gefangenen influencirte. II Indessen habe ich die Menschennatur in der Krafft ihres Anspruch an das Wesen der Gerechtigkeit sich nie so rein aussprechen gehört, als in diesem Cellini, so wie ich die Schwäche der Menschennatur und die Ohnmacht, gerecht zu syn, seine Selbstsucht so selten mit der ganzen Fülle ihrer Niederträchtigkeit auesprechen gesehen als by dem den edlen Cellini mißhandtlenden Pabst. alR quer geschrieben I H212

430

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H2i· H3u.# 170.40 171.3 171.5 171.6 171.9 171.10 171.13 171.14 171.15 171.17 171.18 171.20f 171.21172.3

171.22 171.24 171.26 171.29 171.30 171.31

Wust leerer] Wuet leerer H3u«# in den] in mit /den Η3«·# Gerechtigkeit der] Gerechtigkeit der mit /H3u·» unterdrückten und unerfahrenen] unterdrückten und unerfahrenen mit /H3u«# einer Angelegenheit] einer überschrieben Angelegenheit H3u«# seinen] seinen überschrieben H3u«# I 4 2 Η3ιι·# guten] guten H3u«# mit] mit Η3ο·# solchen Mannes] solchen Mannes überschrieben H3u»# sie] sie Η3υ·# verspricht. // So] verspricht. //SoH3u«# So wird bis begräbt.] Die Kentnis der Geseze und die Kentnis der Bedürfnisse und Schwächen des Volks, das im ersten Fall den Man, der bydes in einem großen Umfang besässe, zum Schuzgott des Rechts, zum Tröster der Wittwe und zum Vatter der Annen und zum Rächer des Unrechts machen würde, eben dise Kentnis der Geseze, eben diese Kentnis der Bedürfnisse und Schwäche macht im 2ten Fall den Man, der bydes im ausgedehnten Sinn besizt, zum angebetnen Priester auf den Altären der Chikane. Wer die Witwe erdriiken, wer den Einfältigen übervolltheilen, den Schwachen zu Boden tretten, die Demuth weinen machen will, der opfert auf den Altären eines solchen Rechts. //Es ist das Recht der Welt, dem das Recht Gottes manglet. Seine Kunst ist eine böse Kunst, sie ist wieder Gott, sie ist wieder den Armen, wieder den Schwachen, wieder die Waislein, wieder die Wahrheit und wieder die Liebe. Allenthalben, wo Wahrheit und Liebe zum leeren Wort, zur klingenden Schelle versunken, da zwingt die Kunst der bösen Rechtschikane alles, was würklich Recht. I 11 Ha· Sie ist imer mit großer Krafft und List verbunden, in deren Fülle der Mann des Unrechts den, der ohne Falsch ist, zertrümert, wie ein Felsen, der vom Berg auf eine Dauben [fällt] und sie schlaffend mit ihren Jungen begräbt. Η2ί· die] die Hau·» Mann] Manne* H3u«# frefeln] frefeln H3u·» I 43 H3U»# zerbrechen] zerbrechen mit /H3u«# die Schwäche] die Schwäche H3u«#

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431

H2i» Hüu·* 171.33 171.33f 171.34-37

weint] weint mit /H3U·« allenthalben] allenthalben mit f H3u·» empor, bis sind] empor. Vor mit /diesem Recht cmangelt das Recht Gottes> Ist nichts Recht, was vor Gott recht ist, seine Künste und seine Formen mit f sind wider alles, was vor Gott allein recht ist, sie sind mit f

171.37Í

und bis Demuth] und wider die Schwäche, wider die Demuth

171.38

wider] wider H3U«#

H3U«#

H3U«#

172.3 172.4-22 172.3

172.4 172.5 172.6

172.13 172.18

schlafend] schlafend H3u»# Sitdichkeit bis Ordnung.] fehlt in Ha· I 4 4 unbeschrieben H3u*# 1 1 / 4 5 H3u»# Sittlichkeit bis Sinn] Sittlichkeit und göttlicher Sinn mit f H3u«# einfaches] einfaches H3u«# und] und H3u·*

mich als] mich als H3u·» Kreis bestimmt] Kreis bestimmt H3U«#

172.19

I 2 / 4 6 Hau·*

172.22

Diese] Diese H3U·»

172.22-40

Diese bis ist.] Dise zwei erhabenen Geseze, die in ihrem Wesen göttlich vereinigt sind, scheiden selber durch ihren Scheinwiederspruch. arR quer geschrieben Hier scheidet sich die heilige Sach der reinen inneren Menschennatur von der Sach ihres Verderbens und dem Noth- und Gewaltzustand, der aus disem Verderben erzeugt und durch dasselbe nothwendig gemacht wird. In ihrer höheren Bedeutung ist der Scheidepunkt der Sach Gottes und der Sach der Welt, und nur derjenige, [der] sich über das, was in der Welt ist, und das, was um des Verderben der Welt willen nothwendig sye, zum Geist diser Geseze, zum Gefühl dessen, was in ihm selbst göttlich, zum Gefühl, was Gottes ist, zu erheben vermag, nur ist fehig und würdig, um des Urbild seiner Vollendung, um des Herrn willen aller Mentschenordnung unterthan zu syn, und indem [er] der Ordnung der Welt, dem Keiser gibt, was des Reisers ist, sich selber das vorzubehalten, was von Gottes wegen unveräußerlich und ewig sein ist, I 12 Η2ί· um Gott geben zu könen, was Gottes ist. Ha·

172.23 172.25 172.25f

in bis sind] 4 in ihrem Wesen göttlich vereinigt sind H3u»# von] von H3u«# dem bis Gewaltzustande] dem Noth- und Gewaltzustand e « H3u»#

432

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H2i» H3u·» 172.26 172.32 172.34 172.35 172.36 172.39 173.1174.18 173.1 173.4 173.7175.6

173.7 173.8 173.8ff

173.10 173.11 f 173.13 173.14f

173.16f 173.19 173.19f 173.21 f

dieses erzeugt] dieses erzeugt H3u·» erhebt] erhebt mit /H3u·» erkennen, nur] erkennen, nur H3u«# um] um H3u«# I3/47H3u.# sein] sein H3u«# Das bis hat. ] fehlt in H2i· höhern] höhern H3u«# Sinn] Sinn überschrieben

Η3υ·#

Es bis Kinder] Textablauf durch Buchstaben d-k alR bzw. arR angezeigt: 173.7-21 Es bis erzeugte bezeichnet mit d auf S. 5/49 173.21-34 Ordnung bis für andere, bezeichnet mit e auf S. 6/50 173.35-174.9 Der bis versammelt bezeichnet mit f auf S. 7/51 174.10-25 So bis seinen bezeichnet mit g auf S. 8/52 174.25-30 sinlichen bis ist. bezeichnet mit h auf S. 3/47 174.31 -175.6 Väter bis euerer bezeichnet mit i auf S. 4/48 175.6 Kinder Rückkehr zum ursprünglichen Textablauf auf S. 9/53, die Buchstaben k-n entsprechen ab hier einer normalen Paginierung bis zum Schluß von H3u»# seyn, bis Welt] seyn, der Mensch der Welt H3u.# seines] seines H3u»# Suchens bis eingebahnt] Suchens nach Dingen, die den Grund ihrer Reize in diesem Verderben selbst haben, eingebahnt arR Η3ιι·* graben bis hüten] graben überschrieben oder Schätze hüten mit flhwt und stehlen] und stehlen H3u·» Diese] Diese Η3«·# Menschen bis allenthalben] Menschen liegende Ursachen zu einem mit /ewigen Streit führen überschrieben dan die List, den Betrug und den Gewalt, die allenthalben H3u»# ihnen bis die] ihnen Welt-Einrichtungen herbey, durch die H3u«# immer in allen] immer in allen H3u«# und bis liegen] und muß sich ewig darinn liegen mit f H3u»# weiter, bis Äußerungen] weiter, als die einzeln Äußerungen I l3u«#

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433 H2ì» Hau·»

173.22 zu mildern] zu mildern mit/Vhu·* 173.23-28 Allgemeinen bis vermag] Allgemeinen aus dem Wesen Cihrer Natur> dieses Sinns selber entspringen. das Ge[setz] Die bis 173.27 173.29 173.30 173.31f 173.33 173.35 173.36f 173.39 173.39f 174.1f 174.3f 174.5 174.6 174.7 174.11 174.19 174.19175.6

v e r m a g alR H3u»#

des göttlichen Sinnes] des göttlichen Sinnes mit /ffeu·» zu derselben] zu derselben mit /H3u»# hingegen] hingegen H3u«# führt zum Erniedrigen] führt zum zum Erniedrigen H3u·» Uberwältigen, bis selbst] Uberwältigen zum Unterdrükken, zum Bändigen, zum Aufopfern anderer für sich selbst H3U·»

zum bis und] zum Emporheben, Aufhelfen, rathen, leiten, hören, dienen, und Hau·» Der Mensch] Der Mensch H3u«# setze bis viele] setze zur Erlösung für viele arR H3u·» das] das überschrieben H3u«# der Menschennatur] der Menschennatur mit f H3u·» er bis alles] er siegt über alles H3u»# er zieht bis die] er cläßt sein> zieht sein Schwert nicht gegen irgend eine Schwäche, die H3u·* wollte, so] wollte, so H3u«# der] der H3u«# durch bis Leben] durch sein ganzes Leben mit f H3U«#

Sinn in] Sinn in H3u»# führt] führt H3u·» Der Sinn bis herumtaumelt.] Aber auch in seinem eignen Gebieth ist das Recht der Welt ewig mit sich selber im Streit. So wie der Mensch, der sich von der Reinheit seines Gewüssens leiten läßt, in jedem Fall bestirnt zu thun, was ihm vor Gott und vor sich selbst recht ist, in seinem Thun nicht irre gehen und unbedingt Vertrauen auf seinen Gang sezen kan, indem ihn dieser Gang in jedem Augenblik zum Höchsten, Edelsten erhebt, zu dem er zu gelangen vermag, so muß hingegen der Mensch,

434

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HA· Hsu·*

174.19f 174.25 174.28 174.30f

der sich von dem Sinn der Welt irrführen leßt, der Mensch der Welt, in der er sich hinreißen [läßt], in jedem Augenblik das zu thun, was ihr recht ist, [was] wesentlich seiner Stellung und seinen Pflichten entgegen, aber doch vor der Welt recht ist, alR quer geschrieben nothwendig jeden Augenblik in Labirinthe von schwankenden, zufeligen Verheltnissen verstrikken, die ihn mit jedem Tag mehr von der innern Befriedigung entfehrnen, die der Mensch des höhern Leben im Heiligthum seiner edlern Natur in sich selbst zu erhalten vermag. // Und Elteren, die also von den Strikken der Welt gebunden, müssen in der Bildung ihrer Kinder zur Sittlichkeit und Religiositet den auch nothwendig Maaßreglen ergreifen, durch welche die Erzihlung aller wesentlichen und höhren Zwekken [leidet]. // Der Sin der Welt ist durch Anhänglich[keit] an Sinengenuß, beschrenkte Einseitigkeit und habituel gewordene Hintansezung und Aufopferung des Wesentlichen in den Hauptangelegenheiten der Menschen zu Gonsten des Unwesentlichen in disen Gegenständen — 113 Ha· Vätter und Mütter, die ihr in der Führung eurer Kinder zur Sittlichkeit im Fall syt, daß euch die Hintansezung und Aufopferung des Wesentlichen diser Führung habituel geworden, was kan euch von den äußersten Üblen, die diese Verstrikkung im Weltsinn euch zuziehen muß, erretten? Denket doch nicht, daß ihr euch durch Mühseligkeit eurer Beschäfftigung in dem, was nicht das eine ist, was Noth thut, im Unwesentlichen, und durch eine auch noch so große Gewandtheit in dieser Beschäfftigung euch davon erretten [werdet]. Denket nicht, daß ihr dadurch für eure Kinder das bessere Theil erzihlen werdet, das ihr im Grund doch für sie zu erzihlen suchet. // In allen Dingen ist es ewige Regel der Wesheit: Trachtet zuerst nach dem Wesentlichen, alles übrige wird euch von selbst hinzugethan werden. Aber für euch, Vätter und Mütter, denen eine vorzügliche Aufmerksamkeit in der Führung eurer Kinder habituel geworden, für euch ist die Anerkenung und Befolgung diser Regel der höhren Weisheit das einzige Mittel, euch [vom] Abgrund zurük zu lenken, an [dem] ihr frylich mehr auf Gefahr eurer Kinder als auf euere eigne herum taumelt. I H21· Sinnengenuß zu einer] Sinnengenuß beschränkten Einseitigk e i t zu mit /einer H3u«# entgegen, aber] entgegen aber H3u«# Befriedigung] Befriedigung H3u»# ist. // Väter] ist. // Väter H3U«#

174.31

der Kinder] der Kinder alR Hau·»

Textkritik

435 Hsu·*

174.32 174.32ff

174.35 174.36f 174.40 175.2 175.5 175.6f

175.8 175.9 175.10 175.13 175.13Í 175.14 175.16f

Hintansetzung] Hintansetzung H3u·* des bis ist] des Wesentlichen dieser Führung chabituel geworden> eine Handlungsweise habituel geworden, [die] dem Wesentlichen dieser Führung geradezu entgegen ist alR H3u ·# äußersten] äußersten H3u·* Mühseligkeit] Mühseligkeit H3u«# Anstrengung] Anstrengung Ffau·* im Grunde] im Grunde mit /H3U·» Abgrunde] Abgrunde H3U»# herumtaumelt. II Möchte] herumtaumelt. II Möchte H3u·» ihr aus] ihr aus H3u»# Bewußtseyn dessen] Bewußtseyn dessen H3u»# was] was H3u«# Nun] Nun H3u.# Eltern, die] Eltern die H3u«# 110/54 H3u.# allgemein? // Das] allgemein? / / Λ Anstatt ihre Aufmerksamkeit auf d a s zu werfen, was es brauche, um a u s dem Kinde d a s zu machen, was es im Gefolge seiner Anlagen und seiner Verhältnisse werden könne und werden m ü s s e * alR von S. 10/54 A Aber daß man den bilden und bearbeiten könne, als die ihren Taffet und ihre Bänder, das ist dann etwas anders. Es ist noch niemand aufgestanden, der eine Nasen- oder eine Fingerspitze anders bilden wollte, als sie die Natur gemacht hat. Aber die ewigen Gesetze des Dankens und der Liebe will man 111/55 H3u«# unter der Schere halten wie der Gärtner den Zwergbaum und die Buchspflanze. Das thut ihr; ihr läßt dem lebendigen Wachsthum der Vernunft und der Liebe keinen Spielraum. Ihr entfernt die Nahrung

436

Textkritik

Hsu·*

175.16 175.17 175.21 175.24 175.24f 175.24 175.26 175.28 175.31 175.32 175.34 175.39

bringende Erde von ihren Wurzeln und leget Steine darauf, die sie drücken und hemmen. // Anstatt euere Aufmerksamkeit auf das zu werfen, was es brauche, aus dem Kinde das zu machen, was es im Gefolge seiner Anlagen und seiner Verhältnisse werden müsse, lebet und handelt ihr in Rücksicht auf euer Kind, als wenn es keine Anlage, keine Kräfte und keine Verhältnisse hätte, nach denen das Kind vernünftig und menschlich gebildet werden kann. Ihr suchet wie mit Fleiß das Affenartige. Dieses aber ist so veränderlich als der Putz der Weiber. Indessen ist es sicher noch leichter, daft ein Weib durch den Modegeiet eine gute Haushälterin werde, als daß ein Vater und eine Muter durch das Hinlenken ihrer Aufmerksamkeit auf die abänderlichen Gegenstände der Modekenntnisse, der Modefertigkeiten und Modesitten ein guter Erzieher seines Sohnes und seiner Tochter werde. Λ alR von S. 10/54 / / Das H3u«# 112/56 unbeschrieben Η3»·# 113/57 Hau·» es] es H3u«# Wonne zu] Wonne mit / z u H3u«# dem Vaterarm] dem mit / Vaterarm H3u·» Mutterschoße bis deren] Mutterschoße inig bis deren H3u·* in] in H3u·» gegeben, bis Dankes] gegeben, den [die] Gefühle Dankes H3u»# stumm wird] stumm wird H3u«# ausdrückt] ausdrückt Η3ο·# durch bis wie] durch die die Unschuld im Kind wie H3u«# 114/58 Hsu·* daß sie bis es das] -daß·· sie gern hätten, es d a s Ifau·» sollten. Es] sollten. Es H3u«#

Der ganze Satz wurde zuerst durch J umgestellt, sodaß er nach 175.34f unterlasse zu stehen gekommen wäre. Anschließend wurde er gestrichen. Die Stelle 175.37ff als das bis sollten und die anschließende Streichung findet sich auch auf S. 17/61 von H3u»#, dort noch ungestrichen und mit zwei kleinen Korrekturen Ur-

gefühle und Herz, die in der Streichung auf S. 14/58 von

H3U·»

ausgeführt

sind.

für ihre Kinder] -für ihre Kinder·· mit JH3u»#

Textkritik

437 Hsu·*

175.40

thun, was, um] thun, ganz und> alR dieses Heiligthum Gottes in ihren Kindern zu wecken, zu erha[lten]> was um

176.1

das bis Kindern] das die Natur in ihren Kindern H3u·» erhalten, nothwendig] erhalten, nothwendig H3u«# 115/59 Hau·* unwiderstehliche] unwiderstehliche H3u»# leitet. Dieses] leitet Dieses H3u«# ihnen, bis Kraft] ihnen, nicht Λα [ben] und so mangelt ihnen die Quelle der Kraft H3u«# pflegen bis es] pflegen und < s o sehr als die zarteste Pflanze der Erde Wartung> und Pflege bedarf, mit / und kraftlos hinzu II können es H3u»# sein] sein H3u»# und so bis Sturm] und so wie Frost und Hitze und Sturm H3u«# welken] welken H3u«# Reifung in ihrem] Reifung in ihrem H3u»# solche Eltern] --solche Eltern·· H3u»# Gottes in] Gottes in H3u·» Welt, bis in] Welt, -das - die in ihnen selbst liegen in H3u«# hinstirbt und] hinstirbt und Hsu·» Welt] Welt H3u»# sinliche bis Gegen[ge]wicht] sinliche Natur ihr heiliges Gegen [ge] wicht H3u»# 116/60 Hs»·* Welt aufwachst] Welt aufwachst H3u·* sein Vatter] sein Vatter H3u«# sinnlicher] sinnlicher H3u«# und bis selbst] und mit diesem Gefühl seiner selbst mit / Η3β·# seinem Toben] seinem Toben H 3 U · » Gehe] Gehe Hsu.# dich: bis die] dich : ist die Kraft, die für deine Kinder in dir ist, mit /eine Kraft ein dir>, die H3u»#

H3U«#

176.2 176.4 176.5 176.5f 176.7f

176.9 176.9f 176.11 176.12 176.13 176.14f 176.17 176.18 176.19 176.20 176.22 176.24 176.26f 176.27 176.29 176.29f

438

Textkritik

Hau»« 176.31f 176.33f 176.36f 176.37f 176.38

führt? // Sie] führt? // Sie Η3ο·# Wäre bis Kraft] Wäre eie das Erste, --wäre mit f sie in dir selbst eine göttliche Kraft·· tbu·» und bis selbst] -und·· in in der -Unschuld des·· Gehorsams deines Kindes ••das Bild deiner selbst·· H3u·* Herrlichkeit bis dann] Herrlichkeit, die in dir selbst cliegen könnte> liegt, und dann H3u·* I 17/61 vgl. die Textkritik zu 175.39 H3u.#

Textkritik

439

FÌ3ac2 177.1 177.If 177.5 177.6f

177.8 177.11 177.14 177.17 177.18 177.19 177.21 177.22 177.25 177.29f 177.30 177.31 177.35 177.36 177.37 178.1 178.4 178.6f

178.10. 178.1 l f

11 In der die Erhaltung diser Unverdorbenheit des Häuslichen zu[m] obersten Zihl sezenden Der Mensch, der seine phüsisches Wohl überschrieben sicheret und ausdehnt, und die überschrieben von trenen in Verbindung mit deinem Geschlecht, aber wen ihm dich rein und edel bildende Krafft deiner Staat Gewaltsmittel den d e η [ η ] geselschafftliche anbietet überschrieben ausgesezt, überschrieben die und durch ihn 12 Gewalts- und ein Genuß-Mensch Genuß Gewalt Verein höher heben λ Εγ muß durch ihn Mittel seiner wirklichen Veredlung suchen und feinden, diser Verein muß in seinem [Wesen] von einem ganz er muß das Höchste, Reinste, das in der Menschennatur ist, sich zum Zihl dises Vereins suchen, und im ganzen Umfang seiner Mitden sich festhalten, A / und Wen er und in der Kraft seiner Veredlung still gestellt ••wird"

440

178.15 178.18 178.19 178.21 178.22 178.24 178.25 178.26 178.28 178.29 178.34 178.37 178.37f 179.1 179.2 179.5 179.6 179.8 179.9 179.10 179.11 179.12 179.13 179.16 179.17 179.18 179.19 179.21 179.26 179.28 179.29f 179.32 179.34 179.37 179.38 180.6 180.7 180.11 180.12

Textkritik

< 1 0 0 0 Mittel> nicht einerseits < d a s > demjenigen einen Das ihn 13 wen sie sie Tod nothwendig gegen seine Glieder alle zu halten überschrieben u n d selber sie vaccinirt etc., mit J Sinn des Fleisches, der physischen Selbsterhaltung, daß> göttlichen überschrieben ihrem < d i e > d e m überschrieben Pokkengift entgegen und fei die Aber Duktuswechsel a u c h a l l e Maaßreglen Wesentlichen, seinem sie sich auf irgend eine Art < J a , ich wiederholte es, das Wort mag hart scheinen, aber ich wiederholle es> Das einzeln Menschen keine Herzens14 und f ü r ihn, den S t a a t Reiz erheben und d e s einzeln Menschen, d e r einzeln Vätter, d e r einzeln Haushalte E d l e und Gute und Reine < a u s > < z u seiner V e r e d l u n g > a l s Mittel zu s e i n e r Veredlung ausge[ht] I 5 arR a d ρ 49 und Verweiszeichen mit Bleistift Hinwieder ist e s gewiß: daß der überschrieben höchsten Zwekk d e r bürgerlichen alles Edlen Alles selbst a n die Reine

Textkritik

180.13 180.14f 180.19 180.21 180.23 180.24 180.25f 180.27 180.29 180.30 180.31 180.32 180.33 180.34 180.35 180.40 181.1 181.6f 181.7f 181.9 181.11 181.12 181.16 181.18 181.19 181.20 181.22ff 181.26 181.26Í 181.27 181.31 181.33 181.34Í 181.35f 181.36f 181.37 182.1 182.6 182.7 182.9

441

Es häusliche Vereinigung selber in so weit desnahen auch höret allgemein gewähret und gewähren muß ihrer würdig mit Umfassung Bürger wirklich allgemein, mit Verheltnis Nationalgeist gut gebildet dasteth und von den Hütten die Liebe und die Krafft des Hauslebens 16 und der Sicherheit das solchen ist dan wesentlich von der Natur selbst eingelenkte mit f und eben so seine von der Natur selbst angefachte mit f Lebe[ns] der Bürger immer die Massa unter die Liebe und Krafft, die Möge denselben achtest du es und mußt die Crundseze und Einrichtungen des Staats mit den durch d a s häusliche Leben unserm Geschlecht mit f von Gottes wegen -gegebenen·· liebend sich veredelt woimer gewaltsam dessen Verheltnisse zum Staatt zum Theil wird, wahrhafft diser Mensch lebt im Familien, er lebt 17 seiner Liebe gegen -für das Vatterland·· Die Haus

442

Textkritik

182.12 182.14 182.15 182.16 182.17 182.22 182.25 182.26f 182.28 182.29 182.31f 182.33

Handlungsweise zusamen. Wie liebt arbeitend den < * > d e s überschrieben bürgerlichen mit J des als Mensch zum Menschen dir gelingt, was dir aufgewacht überschrieben und gereifete mit j deine bürgerliche Krafft, was ist überschrieben dan überschrieben 182.33f unter eich selbst und mit dir mit f 182.34-38 d a s Band bis Krafft arR quer geschrieben 182.37 macht, 182.38 18 Dein Band 183.2 worden, durch Einrichtungen der> die Sorgfalt deiner 183.4 zu sichren 183.6 eines 183.15 Auch du, Mann des Trohns, vermagst dan Zweifle dann, den 183.17 siegreich 183.18 weder die überschrieben 183.18f verlieren 183.20 dem allem Irrthum 183.21 stemst, desto 183.22 alles 183.24ff Man überschrieben des Trohns, zweifle < b y > nich[t], überschrieben auch by den Verirrten, den < * > Gestrafften, in Zaum Gehaltenen deiner Kindern 183.26f Verirrungen vorüber, durch d a s Ganze des über183.28 183.31 183.34 183.35 183.39f

schrieben

und das sittlichen 19 -Du ergreifst alles·· das Edle und Gute lebet auch [in] disen lesten sterbenden Funken A en[t]zündest es an und vereinigest es mit dem Feur des allgemeinen Guten und Edlen, das der Geist des Göttlichen, deine göttliche

Textkritik

184.3 184.4 184.5 184.6 184.7 184.9 184.9f 184.10 184.11185.28

443

Kräfft allenthalben in deinem Volk entzündet und belebt* und überzeugst zweifle die das in im gegen sich selbst mit f und jede, wiedersezest. / ad ρ 49 mit Verweiszeichen und den folg[t] ρ 49 110

7. Brief bis nachspürt Pestalozzi hat nachträglich aufS. 10 den ersten Abschnitt (184.11-19: 7. Brief bis gehen,) gestrichen, den zweiten Abschnitt (184.20-27: So bis befördern^ alR mit c-f bezeichnet, und den dritten Abschnitt (184.28-185.5: Und bis entwiklenj wiederum gestrichen. Zu Beginn dieses Abschnitts steht alR . S. 11 ist bis auf die Worte selber zu entwiklen (185.4J) unbeschrieben, S. 12 ist ganz unbeschrieben. Auf S. 13 steht aoR , ein gestrichenes Verweiszeichen, sowie . Der erste Abschnitt auf S. 13 (185.6-21: Anlagen bis werden,) ist alR mit p-u bezeichnet. Anschließend läuft der Text ohne Eingriffe weiter bis ans Seitenende. Da für die beiden gestrichenen Abschnitte (184.11-19 und 184.28-185.5) ein entsprechender Ersatz (a-b bzw. g-o) nicht vorliegt, wird hier ausnahmsweise nicht die letzte Schicht wiedergegeben. 184.13 Was 184.14 mit 184.16 auch im 184.18 mit allen Anlagen und 184.20 offenbar zu 184.21-26 alle Keime des Berufslebens der Menschen zur Entwiklung aller Liebe und aller Krafft für das häusliche und das öffentliche Leben allgemein von [selbst] unserm Geschlecht darbietet und sichert. Aus dieser Sorgfalt, das erste Mittel der Wohlfart des häuslichen und des bürgerlichen Verheltnissee 184.27 dasselbe am eh [esten] 184.28

mit verführenden Reizen versehen und < * noch mit Gewaltsmiden bezahlt werden> gegen die ersten Man werfe überschrieben einmahl sein Aug unbefangenem überschrieben man prüfe die Ursachen dises Verderbens als den 114 und sich nicht zum Schein, sonder in der That mit f zu veredeln, überschrieben wie wahrhaft Was überschrieben der Mensch ist und gesehen hat, wie ich gesehen, was hierin überschrieben unwiedersprechlich überschrieben und mit / Wer der Mensch ist und weiß, wie erheben, wen ihnen nicht in seines überschrieben Volk 1000 wie es [in]mitten das by einem Volk statt zu haben scheint mit f nur eine

Textkritik 186.6

186.7ff 186.7 186.10 186.lOf

186.12 186.13 186.15 186.16 186.17 186.18 186.19 186.20 186.21 186.22 186.23 186.24 186.25Í 186.27 186.29 186.30 186.31f 186.34f 186.35 186.38 186.39 187.1 187.2 187.3 187.3ff

187. 5f 187.5 187.8 187.11

445

um es jedem sichtbar zu machen, daß emit in diser anscheinenden Verödung> braucht um bis Volk arR quer geschrieben gewiß heiter zu in auf haben, mit / nur ein sobald er nur einmahl angefangen, die Möglich [keit], eich emporheben 1000 überschrieben der niedersten Menschheit, wen hier erhoben mit die mißkent 115 nicht nur die die gemeine unsichere Lesung Volk gestiftet, erschlaffen überschrieben eine neue die indem sie "zu erhalten und daby·· und den seiner die Zumuthungen überschrieben «cDerbheit aus> Lieblosigkeit aus einem Zustand des Volks zu es sy bis wolle arR quer geschrieben mit f auch es die jemahl sieht dieses und trauret Zustand Denk- und Handlungsweise Gegenstand? II Disejs] Denken, Hand[eln] muß in einem Staat nicht herschend syn, oder ihre Gewalt muß gebrochen bis werden arR quer geschrieben sie gesezlich 116

446 187.12-33

187.12

187.13 187.14ff

187.20 187.21 187.24 187.26 187.27 187.28

187.31 187.32 187.33 187.35 187.35f 187.37f 187.38 187.39 187.39188.4

Textkritik

Da bis Die Textablauf durch Numerierung 1-12 alR angezeigt: 187.12-23 Da bis Massa, beziffert mit 1-5 aufS. 16 187.24ff der bis anspricht beziffert mit 6-7 auf S. 17 187.26-32 da bis werden [soll] beziffert mit 8-12 aufS. 16 187.33 Die beziffert nochmals mit 12 auf S. 17 A Da, wo aber diese Frage im bestehenden Zustand der Dinge noch würklich Statt hat, alR alte Ziffern < l - 2 > da, wo der geisdiche und weltliche hohe Einfluß in der Massa der Menschheit die Menschen würklich erkent und gegen sie mit der Würde und Achtung handien wi 11, doppelt unterstrichen die diese von Gottes wegen gegen alle [und] jede ihres Geschlecht anspricht, d a * Da, wo diese Frage alR 1 überschrieben ausgesprochen wird, ins weil eie als mit dem Geist des öffentlichen Einflusses und mit der öffentlichen Behörden cnicht eigentlich als> als auf disen fremdartigen und ihnen hetrogenen Ansichten und Tendenzen ruhend ganz contrastirt überschrieben cmehrsteil der> Einfluß selbst ein Krafftgewicht haben und erkent und d a ist durch / bydes, die überschrieben häusliche die eine sowohl als durch die andere durch würklich sie würklich Die Duktuswechsel sowohl durch die überschrieben Vereinigung «eigentlich für das Wesen ihrer menschlichen Bildung die Krafft allgemein> und bis Kräfften ihrer und auch sichren, A Leb < i h r > Lieblosigkeit gestört werden sollten. / / Es ist unwiedersprechlich, d a ß [es] in diesem Fall dem Staat möglich [wird], die Bahnen vom häuslichen Leben getrente Unterrichtsanstalten, sie sind mit dem häuslichen Leben und mit seinem Reinsten und Heiligsten inigst verwobene Bildungsanstalten des Volks. II II Der Staat, der hier [steht], feindet ein dem Vatter- und Muttersin des häuslichen Lebens> in der vollendeten Besorgung des einzeln Kind, in der Verabscheuung des Grundsaz eines Kind, dem andre> II Am Faden der reinen Höhe des Hauslebens muß dieses II könen So wie jeder

448 188.32 188.33 188.34

Textkritik

es ihres Gewinst dem ihres 188.35 188.36 so und dise wan ihre Kinder < n u r > bloß mit dem Glanz und dem Flor ihres überschrieben 188.39 119 188.40 würden, daß werdfen] 189.2 189.3f zu entwiklen und zu beleben 189.4 wahren Haussegens Hauses 189.5 weiß 189.7 sein 189.8f höchste äußere Krafft ein zwahr p h ü s i s c h und sinlich innewerdender, aber auch phüsiech und sinnlich trügender 189.10 weniger 189.12 und 189.15 äußren Glanz [und] dem äußren Flor 189.18 im Glanz und alle 189.26 Zusamenha[n]ges 189.27 189.29f Staatsvereins mangelt. sieht es Auf disem Standpunkt sieth er es nicht bloß, er gründet seine eine 189.33 189.35 120 189.36-39 Verfassungen überschrieben desselben für d a s menschliche Geschl[echt] in ein[en] trügenden, dasselbe immer entwünligenden Schein ausarten, wen es den überschrieben einzeln Menschen cnicht human> im Staat 189.40 liebender weiß 190.3 die eine 190.4 daß sie über Wiederherstellung 190.7f 190.11 als eine bessere Natur

449

Textkritik

Hs·» Fassung

1804/05

Hs·» 193.1 193.Iff

193.3 193.4 193.5 193.5f

193.7f

193.11 193.15 193.16 193.18 193.19f 193.23 193.25

193.28f

193.30 193.32 193.33 193.34

11 Hs·» Brief bis Saat] Brief. // Neu // Lieber Geßner // "Es begegnet mir, was selten der Fall ist, ich will dir die Briefe noch einmahl schicken, die ich dir vor 4 Jahren zugeschickt. Der Gegenstand, über den ich vor 1 II Unkraut, keine schlechte Saat, und daß der Boden, in den ich sie geworfen, ihr angemessen und gut war arR - ich Hs·» es] es Hs·» sehe bis Saat] sehe das die nur keimende Saat Hs·» hielt bis Hofftiungen] hielt so ziemlich allgemein mit /meine Hoffnungen Hs·» Indessen] Indessen Hs·»

450

Textkritik

Hs·* 194.1

gemeines Gras von] gemeines Gras von Hs·* 14 Hs·» 194.4 Ähren] Ähren Hs·» 194.5 härteste] harteste überschrieben Hs·» 194.6f hergiengen, zertraten meine] hergiengen, zertraten überschrieben meine Hs·» 194.9 daß] daß überschrieben Hs·» 194.12 wahr, die] wahr, die Hs·* 194.13f welcher will] welcher will Hs·» 194.14 lesen und] lesen und Hs·* 194.16 Bücher-Welt] Büchel-Welt Hs·* 194.17 l5Hs.# 194.19 und] und Hs·» 194.23f so große bis lebhaft] so große Freude machte, so lebhaft Hs·» 194.25 hätte, so] hätte, so Hs·» 194.27-32 er bis Mechanismus] er es damals also aufnehmen konnte. von der Haut eines Thieres herrühren Hs·» ehe] ehe Hs·* Aber es] Aber auch in die es Hs·» Dinge bis erscheinen] Dinge dieser überschrieben Welt die Welt erscheinen Hs·» I 50/118 Hs·» allmählig unabhängig] allmählig unabhängig Hs·» unabhangend] unabhangend Hs·» der Haut] der Haut Hs·»

Textkritik

489 H3i Ηδ·#

221.24 221.25 221.26f

221.27222.13 221.28 221.30 221.31 221.32f 221.35 221.36 221.37 221.38222.7

ißt, von] ißt von Hs·» Schuh] Schuh Hs·» der Mutter, deren] der Mutter, deren Hs·» brachte. II Die] brachte. A Welt, diese neue Ansicht derselb Klebstelle ihm durch das heilige Verhältnis in den> Klebstelle zuerst «ein die Augen gefallen, sie ist ihm> durch die Cursprüngliche Ansicht der selben die> von der Mutter ein ihm entwickelte gleichsam geheiligt und zum Fundament der einzig richtigen der einzig wahrhaft bildenden>A // Die Hs·» Die bis benutzen.] Die bis benutzen, auf angeklebtem Korrekturzettel S. 50/1181 mit /Hs·* Befriedigung] Befriedigung Hs·» und] • und·· Hs·» Sicht] Sicht«i Hs·» seinem bis zu] seinem Gemüth alle Ansichten der Welt, welche zu Hs·* Aber durch die] Aber durch die Hs·» mütterliche] mütterliche Hs·* ihm] -ihm·· Hs·* Der Übergang bis gewaffnet.] I 1 H3x Der Übergang des häuslichen Lebens zur Welt ist ebenso ein Entwöhnen der kindlichen Unschuld von seiner ersten heiligen Nahrung, die ihm gleichsam die reine Menschennatur selbst gab, zur Angewöhnung an Nahrungsmittel unsrer geistigen und Kunstkreffte, die der Reinheit und Hoheit seines geistigen und sittlichen Wesens weniger gleichförmig sind. // Daher trittet auch hier die hohe Sorgfalt der Mutter ein, die sie by der Entwöhnung des Kind in Rüksicht auf die Wahl des Stoffs, des Maaßes und der Mischung der Speisen, die sie ihm in diesem Zeitpunkt zukomen lässt, so auffallend lebendig zeigt. // So wie das reine häusliche Leben die Menschennatur in ihrem ganzen Umfang ergriff und allem dem genug that, was die Allgemeinheit und Harmonie arR in der phüsischen, sittlichen und geistigen Entfaltung des Kinds bedorffte, so muß jez der Uebergang in den sich nur mehr ausdehnenden Kreis der Welt mit Sorgfalt dahin eingelenkt werden, dass auch es allem dem genugthue, was die Allgemeinheit und Harmonie der sitdichen, geistigen und physischen Entfaltung unserer Krefften vermög des Wesens der mentschlichen Natur selber als nothwendig anspricht, I 2 H3i und unbedingt und allgemein dem Zwekk, die Kreffte der Menschennatur in Uebereinstimmung mit dem Einfluss, den das

490

Textkritik

Hsx Hs·* häusliche Leben auf ihn entfaltet hatte, zu erhalten und der Fortwirkung diese reinen Einflusses kein Hinternis in den Weg zu legen, sonder ihr vielmehr förderlich zu syn daß die sinnlichen Reize der Sittlich [keit], der Einsicht und der Kunst, von denen die Entfaltung unserer diesfäligen Krefften v e r m ö g u n s e r e r N a t u r wesentlich ausgehen muss, nicht dahin würken, die einzeln Grundlagen derselben einseitig zu beleben und um ihres sinnlichen Reizes willen und durch ihren Willen in ihren einzelnen Erscheinungen einseitig zu beleben und ohne Harmonie mit dem Ganzen der menschlichen Krafft voll erscheinen zu machen, und gleichsam als eine Sittlichkeitsschlekkry und als eine Geistes- und Kunstgefressigkeit zu erscheinen, indem sie das Wesen der Krafft der menschlichen Anlagen im Ganzen abschwächen, indessen sie eine einzelne dieser Krefften in einer Scheinstärke erscheinen machen, die mit der Gesamtheit des Krafftmaßes unserer Krefften durchaus nicht in Harmonie steht, sonder vielmehr die Harmonie wesentlich umöglich macht. / / Λ Hieraus erhellet die Sorgfalt, die es by diesem Übergang b r a u c h t / I H31 221.39ff

222.3 222.4 222.7 222.8f 222.9f 222.11 222.13 222.14 222.18 222.21 222.23f 222.25 222.26

Die bis habituel] < E r hat> Die Liebe, die Anstrengung und d i e Überwindungskraft, die < i h m > b e y m ersten mütterlichen Genuß der Natur habituel Hs·» Erfreuendes] Erfreuendes Hs·» von allem] von allem überschrieben Hs·» gewaffnet. bis dadurch] gewaffnet. überschrieben Es hat d a < + > d u r c h überschrieben Hs·* das seiner bis dieses] < * > d a s überschrieben seiner Unschuld ohne < d a s > dieses Hs·* selbst bis Gründung] selbst e i n e n Damm gelegt, durch dessen feste G r ü n d u n g mit / Hs·» ist, im] ist, d e m überschrieben Edlern und Hohem der Menschennatur mitten im Leben mit> im Hs·» I 5 1 / 1 1 9 Hs·» Die bis durch] < E s hat k e i n > < E b e n s o wie d a s > arR quer Die Geistesrichtung, die durch Hs·» denselben] denselben Hs·» durch die] durch die überschrieben Hs·» so bis der] so führt die Richtung d e r Hs·» erzeugt und genährt] erzeugt und genährt Hs·» es] < f ü h r e n > es Hs·» Natur bis kommt] Natur d e r e n R e i z vor seine Sinne kommt überschrieben Hs·»

Textkritik

491 Häy»

222.27f 222.28 222.30 222.32 222.37 222.39 222.40 223.5 223.6-26

Hs·»

ihre[r] mächtige[n] Selbstsucht] ihren[r] mächtigem[n] Selbstsucht Hs·» I 52/120 Hs·» um] um Hs·» in bis bringen] in ihre Hand bringen mit /Hs·» Leben bis Fundament] Leben ein sicheres Fundament Hs·» So bis Natur] So überschrieben wie an die Gegenstände der> ganze Natur Hs·» das] das überschrieben Hs·» I 53/121 H 5 . # l l H 3 y . ist bis erscheint.:»] ist die Mutter das erste, was das Kind kenen lehrt. So wie sein Geschlecht ihr nahesteht, lehrt es den Vatter, den Bruder, die Schwester, den Hans, der täglich zu der Mutter komt, und so weiter kenen. Und so wie [es] im Geist der Mutter ligt, in dem umündigen Alter [des] Kinds alle Gegenstände ihm also vor die Sinen komen zu lassen, als ob sie nur um seinetwillen [da sind], ligt es in der nothwendigen Richtung des reinen Muttersinns selber, daß sie in disen dem Kind sein ganzes Geschlecht auf eine Weise vor die Sinen bringe, als ob es nur um seinetwillen da sye. Der Vatter erscheint nur, um es zu erfreuen, vor seiner Wiege. Der Jacob, der des Kinds Bruder, der Jacob, der nur zufelig ins [Haus] komt, die Gritte, die seine Schwester, und die Gritte, die sonst in das Haus komt, erscheinen neben der Mutter dem Kind nur als erfreuende und ihm helfende Wesen. Es kent keine Verheltnisse als die Freude, die sie ihm machen, die Hülfe, die sie ihm erzeigen. Sie [sind] ihm Geschöpfe gleicher Art, gleicher Kräfft und gleichen Willens mit der Mutter. Das Kind lebt lange in dieser heiligen Gründung seiner Beruhigkeit und einer reinen Anhänglichkeit gegen sein Geschlecht so günstigen Ansicht desselben. Es kent lange in den vor seine Sinen körnenden Menschen nicht[s] anders als dise erfreuenden und liebenden, ihm Sorg tragenden, ihm Rath und Hülf tragenden Wesen. Es kent lange sein ganzes Geschlecht nur in [dem] schönen Licht, in dem sie mit der ganzen Reinheit seines häuslichen Dasyn verflochten, vor ihm erschein e n . H3y·

223.6Í

sein bis erste] sein Verhältnis zur Mutter mit f das das erste Hs·» 223.11 Und es ligt] Und es ligt Pestalozzis Hd Hs·» 223.12 und des bis die] und des Kindes zugleich, Pestalozzis Hd daß die Hs·» 223.14 Sinne kommen] Sinne cbringt und also die erste Erscheinung der Welt> kommen Hs·» 223.14-19 die ganze bis als] Die Zeilen sind arR numeriert 1-7 von Pestalozzis Hd Hs·»

492 H3y»

Textkritik Hg·*

223.15f 223.16f 223.19

223.22f

223.24 223.27224.8

223.27 223.29 223.30 223.31 223.34

macht bis nur] macht keinen andren [Eindruck] auf Ihne, erscheinet als ob sie ihm genzlich nur Pestalozzis Hd Hs·* Der Vater erscheint] Der Vater und Mutt Pestalozzis Hd erscheint Hs·* I 54/122 Hs·» dispositive Notiz alR quer geschrieben in zwei Spalten von Pestalozzis Hd. In der Abschrift h6 nicht berücksichtigt: Es weiß sie in ihrer gänzlichen Umfassung / an denen es selbst wesentlich schuld / seine Ursachen sind selber vorübergehend / der Gang der Natur führet unser / Geschlecht nie einseitig und / sieth der Erkentnis der Wahrheit durch Beschrenkung / und die Natur, die seine Unendlich-] / keit durch die erste Ansicht der / Welt berührte, arbeitet nun fort, / dasselbe durch Erweiterung dieser / Ansicht über seinen Verheltnissen / zu sehen, an der Hand ihrer / guten Führung Hs·» ihm bis Mutter] ihm Geschöpfe gleicher Art, gleicher Neigung und gleichen «¡Verhältnisses mit> Thuns mit demjenigen Pestalozzis Hd zu ihm wie seine Vatter und seine Pestalozzis Hd Mutter Hs·* eine Weile] eine Weile alR Hs·« Aber bis seyn.] Aber dieser Zustand kan nicht bleiben. Es muß die Menschen [in] ihrem Verheltnis zu ihm als umündigem Kind erkenen. Unser Geschlecht trengt sich ihm unabhangend von seinem Verheltnis zu ihm vor seine Sinen. Die Menschen erscheinen ihm allmählig, wie sie ihm einet erscheinen müssen, wen es selbst ist, was auch sie sind. Es unterscheidet jez den Jacob, der sein Bruder, vom Jacob, der der Knecht seines Vatter oder der Nachbar seines Hauses, die Gritte, die seine Schwester, von der Gritte, die Verwandte des Vatter oder der Mutter, oder Verkäuferin von Bedürfnissen des Hauses oder sonst etwas ist. Es sieth jez die Menschen täglich mehr unabhangend von sich selbst. Es sieth [sie] in Verheltnissen, die es selber nichts angehen, leben, schweben und syn. H3y« beschrenkte bis Ansicht] beschrenkte Pestalozzis Hd Zustand dieser Ansicht Pestalozzis Hd Hs·» vielseitiger und wahrer] vielseitiger und wahrer Pestalozzis Hd Hs·» Menschen alle[s] kennen] Menschen alle[s] Pestalozzis Hd kennen Hs·* ihm] ihm Pestalozzis Hd Hs·* hat bis jetzt] hat An ihrer Hand fangt Pestalozzis Hd faßt Kriisis Hd es, das Kind,/es Pestalozzis Hd jetzt Hs·* I 55/123 Hs·»

Textkritik

493 H3y« HS»«

223.37 223.39 224.1 224.3 224.9225.7

dispositive Notiz arR quer geschrieben von Pestalozzis Hd. In der Abschrift hò nicht berücksichtigt: Je mehr es sie sieht, je mehr in Verheltnissen, die ihm fremde [sind], / je mehr es sie in solchen Verheltnissen sieth, je mehr werden / sie ihm selber fremd. Der Kreis der Menschen die / ihm dieses [nicht sind], wird ihm vergleichungsweis gegen die, die es ihm sind, / imer [kleiner]. Es lehrnet die [Welt] imer wie sie würkl[ich] In dieser Randnotiz steht zusätzlich von Pestalozzis Hd mit der Schrift auf dem Kopf Es fängt an eng Hs»# fängt bis Frau] Hingt an, Pestalozzis Hd macht einen Unterschied zu machen Pestalozzis Hd zwischen der alten Frau Ηδ·# by] by Pestalozzis Hd Hs·» seinen] seinen Hs·» daß bis Welt] daß überschrieben sogar seine Mutter nicht allein nur seinetwillen in der Welt Pestalozzis Hd Hs·» So bis erhalten.] Der Kreis der Menschen, die ihm fremd sind, die sich seiner nicht annehmen, erscheint ihm immer größer, die Zahl der[er], die sich seiner annehmen, immer kleiner. Es sieht die Menschheit immer mehr für sich selber sorgen, für sich selber leben. Aber Vatter und Mutter I 2 H3y» bleiben ihm nicht nur bloß ausschließlich mit ihm beschefftigte [Menschen]. Es sieht sie jez ihre Zeit und ihre Kreffte zwüschen ihrer Besorgung, der Besorgung ihrer Geschwüsterten, ihrem Beruf und aller Noth das Leben theilen. Anstatt daß ihm sein Geschlecht nur ihm dienend, nur ihm helfend zum Vorschein ko[mmt], sieht es jez sein Geschlecht von Mutter Hülfe suchen. Es sieht den Armen by ihnen Brod, den Taglöhner Arbeit und den Handwerksman Verdienst by ihnen suchen. Es sieht Vatter und Mutter an ihrem Geschlecht Dienste leisten und hinwieder von ihm empfangen, kurz, es sieht das Gewir des Lebens. Seine Selbstsucht entgeht ihm nicht, ihre Reize würken blendend auf seinen Geist, auf sein Herz und auf sein ganzes Syn. Es sieht jederman sich [durch] seine Kreffte helfen, sich von ihrem Geschlecht zu [lösen], die Sorge für dasselbe aus Kopf und Herzen verliren. alR quer geschrieben Es fangt sich an selbständiger zu fühlen, es hat die Wartung nicht mehr nothwendig, ohne die es nicht syn, nicht leben, noch weniger froh syn, froh leben konte. II Es kan jez dem, was man ihm zutrug, um ihm Freude zu machen, selbst nachgehen, es kan es suchen. Seine erwachende Krafft vereiniget sich mit 1000 Reizen, die sich imer mehr an alle Fäden seines Gefühls mit einer Kraft mit /andrengen, die dasselbe allgemein von der ersten Ansicht des Menschengeschlecht ab- und zu neuen Ansichten desselben hinlenkt, deren nothwendiger Eindruk auf sein Ge-

494

Textkritik

Hey Ηδ·* müth [mehr] Eindruk macht, als derjenige war, der die erste Ansicht unsers Geschlechts I 3 Ü3y· in ihm hervor [brachte]. Die alte Diensteansicht unsichere Lesung des Menschengeschlechts löscht eich allmâhlig in ihm aue. alR quer geschrieben II Das Geschlecht, das ihm nur liebend, nur schonend, nur helfend vor seine Sinen kam, erscheint ihm jez nicht mehr allgemein und imer weniger liebend und helfend. Es erscheint ihm jez imer mehr mit allem andern beschäftiget, auf alles andere aufmerksam als auf es selber. Es erscheint ihm jez für sich selbst sorgend, ohne die hohe Krafft [und] Schonung, ohne reine Liebe, ohne thätig helfende Theilnahme sein eigen Wohl gegen alle andere suchend. Es erscheint ihm also in 1000 ungleiche Stellungen und Lagen getheilt, in denen es unter einander anstößt und mit höchst ungleichen Kräfften einzeln gegen alle die Befriedigung seiner Selbstsucht erzihlet, unter sich selber in 1000 Lagen und Stellungen zerrissen, deren Wesen Feindseligkeit, Lieblosigkeit, Übervortheilung und Unrecht wesentlich in sich selber trägt. Aber was hat nun mein Geschlecht by dieser neuen Ansicht der Welt und den Gefahren, die geradezu auf Zerstörung der ersten Keime unserer Veredlung hinwürken, arR quer geschrieben [zu fürchten] ? Ist nun aber das Kind, das in der Unschuld des häuslichen Lebens emporwuchs, um deswillen verlohren? Werden die Gefühle der Anhänglichkeit, der Liebe, der Theilnahm, die sich so rein in ihm enthüllet, um diser neuen Ansicht willen in ihm gänzlich erlöschen? sich der erste Eindruk seines Geschlechts in ihm entfalltete, lebt ihm noch. H3y· 224.10

224.11 224.13 224.14 224.17 224.18 224.20 224.21f 224.23

I 56/124 Hs·* dispositive Notiz alR quer geschrieben von Pestalozzis Hd. In der Abschrift h6 nicht berücksichtigt: sieht jez alles weit mehr mit jeder anderen Sach als mit / ihm * * wollen anderen seiner nichts achten * Hs·* dauernd mit] dauernd mit Hs·» dehnen] dehnen Hs·* und ihrer] und ihrer Hs·* sie] sie Hs·» es lben] es alles was M Pestalozzis Hd lben Hs·» Willen zu] Willen ihm zu helfen und Pestalozzis Hd zu Hs·* es] es Hs·* sieht bis wie] sieht kurz es sieth alles Pestalozzis Hd das Gewirre des Menschenlebens, wie Hs·* nicht bis selbst] nicht, es findet sogar in sich es findet Pestalozzis Hd selbst Hs·*

Textkritik

495 H3y« HS«»

224.25 224.25f 224.26f

224.34 224.36 224.39 224.40 225.6 225.7f 225.8228.13

Herzen zu] Herzen zu Hs·» I 57/125 Hs·» selber bis der] selber Reize zu den Verirrungen der Pestalozzis Hd Hs·» Es bis ohne] Änderung von alter fremder Hd mit Bleistift: Es selbst fängt an, allmählig die Wartung nicht mehr nothwendig zu bedürfen, ohne Hs·» Selbstsorge] Änderung von alter fremder Hd mit Bleistift: Selbsthü!fe Hs·» alte] alte Hs·» und helfend, es] und helfend es Hs·* den Keim von] den Keim von mit /Hs·» I 58/126 Hs·* entfalteten, könen] entfalteten·· , könen Pestalozzis Hd Hs·* erhalten. // Ja] erhalten. // Ja Hs·» Ja, bis hätte.] Die Wohnstuben, in deren Heiligtum es die Menschen nur liebte und ob ihnen und mit ihnen nur froh war, dise Wohnstuben [bleibt] ihm. Es ist mitten im Fortleben an der Hand der liebenden Mutter, es ist mitten im Fortleben in diser Stuben, daß die Ansicht der Verhertung unsers Geschlechts und ihre drükkenden Folgen auf seine Seele vermôg seiner Natur und vermög der Lag fortdauert und fortdauren [muß]. // Aber der hohe Genuß der reinen Führung des Kinds in seiner Umündigkeit zur Liebe, zur Anstrengimg und zur Uberwindung seiner selbst hat sichern Grund zum soliden Fortleben in disen Angewöhnungen, selbst mitten in neuen Erfahrungen über das Verderben seines Geschlechts, in dasselbe gelegt. Und indem es in der Zeit, da sich dise Erfahrungen alles Verderbens mit allem Reiz der Neuheit an [es] andrengen, noch immer an der Hand der Mutter lebt und selber im Heiligthum der Wohnstuben ununterbrochen die hohe Führung ihrer Liebe , zu immer größrer Stärkung seines Gehorsams, seiner Selbstüberwindungskrafft und Anstrengung forthin, so wird es selbst mitten unter disen neuen Erfahrungen über sein eignes Geschlecht imer mehr für alles das empfänglicher, was die Menschheit mitten in ihrem Verderben noch größer, erhabener und reiner zur Veredlung ihres Geschlechts in sich selbst trägt und ihm zur eignen Benuzung tinbietet. Sein Willen zu allem Guten I 4 H3y· und seine Krafft dazu nehrt sich mitten in disen Erfahrungen an jedem, mit der Reinheit seiner ersten [Ansichten] übereinstimenden Bild der Liebe, der Anstrengung und Aufopferung. Durch dise in ihm also gegründete und also wachsende Krafft

496

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H3y· IIS»«

225.12 225.14 225.15 225.20 225.22 225.24 225.25 225.27 225.28 225.33 225.34 225.35 225.39 226.1 226.6 226.10 226.12 226.16 226.21 226.22 226.23-27

226.27 226.28 226.30 226.33 226.35 226.39 227.1 f

feindet [es] den bym Eindruk der neuen Ansicht einen Dam und ein Gewicht gegen das Verderben, das sich durch [die neue] Ansicht seines Geistes und seines Herzen ganz gewiß bemächtiget, wen Mutter- und Vattersin im Heiligthum der Wohnstuben seinem Geist und seinem [Herzen] nicht eine höhere Richtung gegeben hetten. Häy· der] der Hs·» I 59/127 Hs.# reißt] reißt überschrieben Hs·» Kind von] Kind von Hs·» Grab und] Grab und Hs·» ans Grab und] ans überschrieben Grab und Hs·» Dauern vorbereitet] Dauern vorbereitet Hs·» vom reinen] vom überschrieben reinen Hs·» I 60/128 Hs·» seine] seine Hs·» will] will Hs·» Geschöpf] Geschöpf Hs·» sein] sein Hs·» in] in Hs·» Muttertreu und] Muttertreu und Hs·» I 61/129 Hs·* Geschlechtes in] Geschlechtes in Hs·» lange bis Unbehülflichkeit] lange als die Unbehülflichkeit Hs·» sie bis selbst] eie würden in sich selbst miti Hs·» in der] in der Hs·» mit bis Liebe] mit Kraft und Liebe mit /Hs·» I 62/130 Hs·» Die sinliche bis alles.] Wie ihres Busens Fülle für diesen Zeitpunkt zur phüsischen Nahrung des Kind voll genugthuend ist, also ist auch die instictartig gleichsam gezwungene allgemeine Handlungsweise der Mutter zur Nährung der sittlichen und physischen Krefften des Kinds genugthuend. H3y Bald bis du] Bald bedarfst du dann mehr; du Hs·» du bedarfst] du bedarfst Hs·» neuere und] neuere und alR Hs·» aufhört] Streichung längs mit Bleistift bis an das Seitenende, hier nicht berücksichtigt wie in he Hs·* die Befriedigung] die Befriedigung Hs·» indem] indem Hs·» ! 63/131 Hs·» und wollen] und wollen mit /Hs·»

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497 H3y« Ηΰ·»

227.4 227.7 227.1 Of 227.19 227.20 227.22 227.26 227.3lf

227.35 228.3 228.6 228.7 228.8 228.9 228.10 228.14-31

seine niedere] seine niedere Hs·» geben] geben Hs·» Vorsorge, mit] Vorsorge mit Hs·» I 64/132 Hs·» Genuß der] Genuß der mit /Hs·» hat seinem] hat seinem Hs·» zerstören, möglich] zerstören, es ihm möglich Hs·* Kräften bis Fortgenuß] Kräften Natur ist der von der Natur eben so sehr eingelenkte und eben so allgemein gesicherte mit/Fortgenuß Hs·» I 65/133 Hs.# in] noch in Hs·» Selbstveredlung nährt] Selbstveredlung nährt Η 5·# Umgebung übereinstimmenden] Umgebung übereinstimmenden Hs·» Aufopferung, und] Aufopferung, und Hs·* I 66/134 Hs·» Verkettung] Verkettung Hs·» Aber bis angebahnt.] Es trittet also mit Sicherheit für seinen Geist und sein Herz aus dem Kreis des häuslichen Lebens. Es muß aus demselben heraustretten und will aus demselben [heraustreten]. Aber es muß mit Sicherheit aus demselben heraustretten lehrnen. Es ligt in der menschlichen Natur, daß der Mensch sich nur in seiner Schwechen und um seiner Schweche willen helfen leßt. So heilig selber die Mutterhülfe ist, sie ist heilig, weil sie dann aufhören [wird], wen das Kind ihrer nicht mehr bedarf, sie ist [heilig], weil in ihr selber [der] Drang, das Kind in die Lag zu sezen, daß sie überflüssig werde, daß das Kind ihrer nicht mehr bedörfe. // Der Weg alles wahren Menschenlebens wird [durch] die Reinheit der Mutterhülfe gegründet. H3y·

228.15 228.16 228.19 228.23 228.27 228.29 228.32229.6

den] den Hs·» aus] aus Hs·» muß] muß Hs·» um ihretwillen] Änderung von alter fremder Hd mit Bleistift: um seiner Sehweise willen Hs·» I 67/135 Hs·» Menschengeschlechtes] Menschengeschlechtes Hs·» Anlagen umfassenden] Anlagen umfassenden Hs·» Versuche bis verderbt.] Gib deinem Kind einen Knecht, es will, daß er ewig diene, und der Knecht dient ihm ewig. Das Kind ist verlohren, es wird nicht Mensch; der Knecht ist entwürdiget, auch er wird nicht Mensch. H3y·

498

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H3y» HS»»

228.37 228.38 228.38f 228.40 229.1 229.3 229.6f 229.7-24

229.7 229.9 229.10 229.llf 229.13 229.14 229.16f

von ihnen fordern] von ihnen überschrieben fordern Hs·* es] es Hs·» in bis derselben] in eben dem Grade mit /verderben, als es eich durch die Mutterhülfe zu derselben mit /Hs·» I 68/136 Hs·» de[r] Knecht] dem[r] Knecht Hs·» daß er] daß er Hs·» so wie] so wie Hs·» auch der Knecht] auch der überschrieben Knecht Hs·» verderbt. // Die] verderbt Pestalozzis Hd mit / // Die Hs·» Die bis verbilden.] Die Mutter diene dem Kind! Es will nicht, daß sie ewig diene. Der Gedanke komt nicht in seine Seele, er ist wieder seine Natur. Ihr ganzer Dienst ist nicht wie der [sonstige] Dienst bloßer Ersaz des Mangelnden, der eine Ewigkeit dauren [kann], und selbst Erlahmung I 5 Hey und Zerstörung der Krafft dessen, der bedient wird, zur Folge haben [kann], Ihr Dienst ist weit mehr Mittel zur Entwiklung der Krafft dessen, dem sie dienet, und sie, die Mutter, entwikelt diese Krafft bloß in der Liebe, sie kan nicht änderst. // Hier ist die Scheidwand des ersten Schritte der Bildung und der Verbindung des Menschengeschlecht. Vatter und Mutter bilden das Kind in ihrer Liebe und in ihrer Krafft zu ihrer Liebe, zu ihrer Krafft zu derselben. Aber der Söldling, unsichere Lesung jeder Söldling, ist er nicht ein Engel, ein seltener Engel, bildet sie nicht zu dieser Selbststendigkeit, noch weniger zu der Reinheit und dem Umfang der Liebe und Krafft, zu denen sie für unser Geschlecht allein wahrhaft hervorgehen. Ist er nicht ein Engel unter arR quer geschrieben seinem Geschlecht, er verbildet dein Kind für dise Selbststendigkeit und muß sie dafür verbilden. alR quer geschrieben H3y» das] das Hs·» also, es] also, es Hs·» soll] soll Pestalozzis Hd Hs·» es] es Pestalozzis Hd Hs·» gegen] gegen Pestalozzis Hd mit /Hs·» Knechtes bis es] Knechtes ein Mittel, es Hs·» es] es Hs·» I 69/137 H>» für bis in] für seine Selbstständigkeit, mit / Vater und Mutter bilden das Kind in Hs·»

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499 H3y» Hä·»

229Ali

229.19 229.23 229.24 229.24230.10 229.28 229.29 229.32 230.2 230.2f 230.5f

Kraft bis derselben] Kraft zu derselben und zu aller Liebe und zu aller Kraft derselben Hs·» Engel] Engel Hs·» es] es Hs·» es] es Hs·»

Daß bis Recht.] fehlt in Hai· zu] zu Hs·» I 70/138 Hs·» könntest] könntest mit /Hs·» I 71/139 Hs·» Schonen] Schonen Hs·» wie bis die] wie durch ihr einfaches, ungestörte[s] Fortschreiten die Hs·» 230.7 immer mehr] eich immer mehr Hs·» 230.11-23 Menschheit! bis erheben.] Und nun, Erzieher und Fürsten, es ligt in der Menschennatur, die in der Liebe des häuslichen Lebens darin entwikelte Krafft steth ewig nicht lieblos still, sie muß, sie kan hierin nicht anders. Sie will durch Liebe thätig [sein]. Schonen und helfen ist ihre Natur, und diese erhebt sich durch Anstrengung und Uberwindung ihrer selbst zur hohen Aufopferungskrafft unser selbst. So ist [es], daß die im häuslichen Leben entfaltete erste Ansicht des Menschengeschlechts als liebendes, schonendes, helfendes Wesen sich im Kind zum reinen Willen, mitten unter seinem Geschlecht als ein liebendes, schonendes, helfendes Wesen zu leben, erhebt. H3y· 230.11 ich] ich Hs·» 230.14 alles] alles Hs·» 230.17 I 72/140 Hs·» 230.20 liebendes] liebendes Hs·* 230.22 unter] unter Hs·» 230.23-32 Lerne, bis Zeiten.] fehlt in H3y 230.31 I 73/141 Hs·» 230.32231.13 Die bis bilden.] So ist es, daß im Kreis dises Lebens und selber mitten unter den Erfahrungen alles Verderbens der Welt und sogar durch sie sich der erhabene Streit entfaltet, Wechsel in der Grundschicht von Pestalozzis Hd zu Krüsis Hd wo liebende Stärkere helfend sich aufopfern und liebende Schwächere über ihre Kräfte sich anstrengen, damit die liebende Güte der stärkeren Helfenden nicht über das Maaß der unumgänglichen Noth belastet werde. // Wechsel in der Grundschicht von Krüsis Hd zu Pestalozzis Hd So ist es, daß die in der Reinheit dises Lebens entfalltete erste Ansicht unsers Geschlecht im Gefühl der wachsenden Kreffte der Liebe sich selber zum Vattersin

500

Textkritik

H3y« Hs»» gegen die Schwäche dises Geschlechts empor[hebt] und im allgemeinen Bruder- und Freundessin das einzige Mittel seiner Erhebung und seiner Vollendung erkent. // Um aber in diser Welt nicht bloß in leeren träumenden Gefühlen des Vatter- und Brudersins zu leben, sonder Ellend des armen Geschlechts zu würklicher Hülfskrafft des thätigen Vatter- und Brudersins selber zu erheben, muß das Kind, eben so wie es durch die Natur seiner Lag gezwungen w i r d , aus dem beschrenkten engen Kreis seiner ersten menschlichen Verheltnisse herauszutretten, I 6 H3y· auch Bildungs halber aus diesem Kreis heraustretten und durch den Genuß der nöthigen Kunstmittel eben so aus dem engen Kreis [und] Thätigkeit der bloß häuslichen Krafftbildung herausgehoben [werden], um denselben zu derjenigen Krafft zu bilden, die mit der Erweiterung seiner Verhältnisse von der Welt und seinem Geschlecht und mit den aus diesen herfließenden Bedürfnissen seines Geistes [und] seines Herzens in Ubereinstimmung zu bringen [sind]. H3y Die Fortsetzung von Hsy· bringt zusätzlichen Text (vgl. Uberlieferung): Um den leeren Gefühlen, die das Kind guter Eltren aus der Reinheit des häuslichen Lebens [hat], durch den Lauf seines Lebens in der That und in der Wahrheit würklich entsprechen zu könen, muß es nothwendig für die geselschafftliche Lag, in [der] sich sein Vatter, seine Mutter, seine Geschwisterte und die ganze Menschheit um ihns her befeindet und in die es nun mit jedem Tag selber mehr hineintrittet, krafftvoll, das heißt für alles das fehig gebildet werden, was erfordert wird, in dieser Stellung des Kindessin seiner ersten häuslichen Entwiklung zum Vattersin gegen sein eignes Haus zu erheben und den Brudersinn gegen seine Geschwisterte auf alle Umgebungen seines ganzen Geschlecht, auf das Ganze des ihm möglichen wohlthuenden Würkens für sein Geschlecht auszudehnen. // So wie der Sinn des Lebens, seines Adels, sich in der Reinheit des häuslichen Lebens entwikelt und durch die Reize seiner nothwendigen Umgebungen gebildet wird, so entkeimt die Möglichkeit, das Licht der reinen ineren Stimung vor den Menschen um sich her also [leuchten] zu machen, daß sie dasselbe würklich als das Licht Gottes, das in ihrer Natur ligt, anerkenen, bestirnt aus den Reizen zur Erhaltung und Ausdehnung dises Reinen, das in den geselschafftlichen Verheltnissen selbst [liegt]; und es wächst und vollendet sich daher nur allein durch eine weise Benuzung der Kunst- und Bildungsmittel, die nothwendig waren, um das Licht dises reinen Menschensinn mitten in tillen Hinternissen des geselschaffdichen Zustand denoch im Inneren unserer Natur siegend zu erhalten. // Daß die Menschheit sich

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501 H3y HS»«

hier nicht länger täusche, und nicht länger täuschen muß, Erzieher und Fürsten, das ist, was jez Noth thut, wen die Grundlage der Liebe und Krafft des häuslichen Lebens gut alR quer geschrieben [gelegt sein soll], I 7 H3y· Der Mensch muß im bürgerlichen Leben sich einerseits eine Krafft sichren, um unter seinen Mittmenschen mit eben den Gefühlen der Liebe, des Vertrauens, der Hülfsbegierde leben zu könen, wie er in seiner Wohnstuben by Vatter und Mutter und unter seinen Geschwüsterten lebte. Er muß sich fehrner einen Kreis der Anwendung diser reinen Gefühlen um sich her schaffen, der von Vatter und Mutter [ausgeht], zuerst Bruder und Schwester, den nächste Verwandte, ihm dienende Menschen, Nachbaren, Freunde umfaßt, unter diesen ihn vorzüglich an die Schwachen, Kranken, Bedürftigen ankettet und sich den von [ihnen] ausdehnt, um allgemein Frieden, Ruh, Liebe, Wohlwollen, Schuz und Lebensgenuß um sich her auszubreiten. // Die Möglichkeit aber, bydes, sich zu dieser Krafft zu erheben und sich diesen Kreis um sich her zu erschaffen, und sich, gerüstet mit allen Kräfften, die sich in der Thätigkeit diser reinen Verheltnissen ausbilden, ausdehnt, im allgemeinen Frieden, Ruh, Liebe, zu Lebensgenuß um sich her zu verbreiten und ihre Fundament Menschenbildung, Menschenkrafft, Emporstrebung zu allem Reinen, Edlen und Guten um sich her zu sichren, auR mit J fordert absolut Bildungsmittel, die außer dem Kreis der nothwendigen häuslichen Verheltnissen entspringen, aber durch[aus] auf die ganze Reinheit, auf den ganzen Umfang aller durch diese entwikelten und gebildeten Krefften gebaut und mit denselben in Harmonie gebracht werden müssen. Die bürgerliche Bildung ist [anders] und kan als Mittel der Veredlung unsers Geschlechts durchaus getrent ins Aug gefaßt [werden], Sie ist an sich selbst ein Menschenwerk, ein Machwerk unsers Geschlecht, und alles Machwerk unsers Geschlechts taugt nicht, wen es nicht auf den Grund dessen von Gottes [wegen] in unsere Natur gelegt und in unseren Umgebungen von seinetwegen nothwendig dagelegt. I 8 Hay Der Mensch, so wie ihn Gott gibt, muß gesichert syn, eh der Mensch, wie ihn die Menschen haben wollen, gebildet werden darf. Der Mensch, der nicht mit Liebe und Thätigkeit aus dem Kreis seines häuslichen Lebens austrittet, hat das Fundament der bürgerlichen Bildung, by dem [er] allein Mensch bleiben kan, nicht in sich selbst. Das Reinste, das Heiligste muß im Kind durch sein Leben in den nothwendigen Verheltnissen mit Vatter und Mutter entwikelt und gesichert syn, um [ihm] als Zögling seines Geschlecht das Reine, das H[eilige], das er in diesen Verheltnissen doppelt bedarf, in sich selbst doppelt erhalten

502

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H3y Hs«« zu könen. / / E s wird dieses Heilige in seiner Bildung durch Schul und Beruf ewig nicht feinden, es wird ewig es nicht feinden, das ihm von der Menschen wegen unabhangend von diesem Fundament gegeben werden kan. Aber wen dieses ihm von Gott Gegebene von den Stellvertrettren der Gottheit, von Vatter und Mutter ihm gesichert worden, den sind die [Mittel der] Menschheit zur bürgerlichen Bildung nichts andres und könen nichts andere syn als ein durch den Genuß des ersten schon an sich geheiligter Zusaz von Mittlen zur Ausdehnung, Stärkung und Fruchtbarmachung der in seiner Unschuld vollendeten Harmonie seiner selbst. arR quer geschrieben // Wen das Kind dieses hat, den führest du es auch zu seiner Veredlung, so weit seine Individualitet ihrer Veredlung fehig und so weit die Hülfsmittel deines Geschlecht, die in deiner Hand sind, dafür hinreichen. Wechsel in der Grundschicht von Pestalozzis Hd zu Kriisis Hd Dieses Kind ist für das Höchste empfänglich gemacht, das die vollendete Kunst der menschlichen Ausbildung ihm zu ertheilen vermag. Gieb ihm den erhabensten Lehrer, es steht ihm nahe um aufzunehmen in das, was es in sich selbst trägt. Es kann nicht fehlen, es ist das auch, [was] es in sich selbst trägt. Wechsel in Grundschicht von Kriisis Hd zu Pestalozzis Hd Gib ihm jeden Beruf, es wird sich durch jeden Beruf vollenden, es wird in jedem Mittel feinden, Liebe, Krafft und Seegen um sich her zu verbreiten. Gib ihm, welchen du will[s]t, die Krafft der Liebe und der Vollendung wird eine Krafft der Liebe und der Vollendung in seinen Beruf hineinlegen, durch die es selber erhöhet, erweitert I 9 Hey· und veredlet werden muß. // Nihm ihm, wenn es häuslich vollendet, selbst gebildet, eine weitgreifende Schulbildung, laß ihm vieles mangeln, [was] die, [welche] für das Innere unserer Bildung so wenig Sinn haben, für das Außere derselben so wesentlich glauben, es wird in der Stellung, die ihm Lag und Stand erscheinen, dieser bürgerlichen Stellung gewachsen und seiner höheren Bestimmung würdig, unter seinem Geschlecht Krafft und Seegen und Liebe um sich her verbreiten. // Denk dir, es müsse sein Brod durch den Anbau des Felds verdienen, es hat denoch, wen ihm meingelt, was ich sagte, das Wesentliche alles dessen in sich selbst, was es bedarf, um in seiner Wechsel in der Grundschicht von Pestalozzis Hd zu Krüsis Hd Lage ein gebildeter, sich in seinem Berufe auszeichnender kraftvoller Mann da zu stehen und unter allen Menschen, die Sinn und Achtung für wajtfen innern Werth haben, seine höhere Brauchbarkeit für den Dienst des Vaterlandes und seiner Mitmenschen auffallen zu machen. // Lieber Geßner! Können wir Schweizer es vergessen, daß wir in den besten Zeiten des Vaterlandes der

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503 H3y» HS»«

Mutter und der Unverdorbenheit des häuslichen Lebens alles und der Schulbildung wenig verdankten? Können wir es vergessen, wie oft in diesen Zeiten ungeschulte Männer das unbedingte Vertrauen ihres Standsgenossen erworben und dadurch berufen worden sind, im Kreise der ersten Männer des Vaterlandes zu rahten und zu helfen? Gesegnet seye ihre Asche! Gesegnet seyen die Tage, in denen das Vaterland die Kräfte der Menschennatur, die sich in der Reinheit und Unschuld einfacher Lagen entfaltet und in solchen Männern aussprach, mit tiefer Verehrung hervorzog! Gesegnet seyen die Tage des Vaterlandes, in denen Männer von sechszehn Ahnen es nicht unter eich hielten, Pestalozzis Hd Hand in Hand from und treu Pestalozzis Hd. Wechsel in der Grundschicht von Kriisis Hd zu Pestalozzis Hd mit Mäneren in unsere Rathsstuben hineinzutretten, die ohne Stands- und Geburthsvorziige I 10 H3y· sich durch Anlagen und Kreffte auszeichneten, die sie zwahr nicht durch ein Erbrecht, aber von Gottes wegen besaßen, und von denen sie, nicht durch Privilegien und Stellung unterstiizt und erleichtert, sonder von der Noth und dem Drang gemeiner Lagen angestrengt, durch ihr Leben einen redlichen, sich aufopfernden Gebrauch gemacht! Heilige sind mir diese Tage! Sie haben unser Vatterland gegründet, und mit ihrem Verschwinden ist es nicht mehr. Nein, nein, ewig wird keine leere Schulbildung ersezen, was Gott dem Menschengeschlecht allein durch die Reinheit des häuslichen Lebens gegeben und was er ihm allein durch die Anstrengungen, Bedürfnisse und Genießungen dieses Lebens erhaltet. Eine wahre, der Menschennatur wirklich angemessene Schulbildung kan nur auf das Fundament dieser Anstrengungen, dieser Bedürfnisse und dieser Genießungen gebaut werden, weil sie und sie allein das Band der Liebe und Thätigkeit, worauf das Innere und Heilige der Bildung unsere Geschlechts ruhet, unauflöslich und rein knüpfen. // Ewig muß die Bürgerbildung der Menschenbildung untergeordnet werden. Jede, die das nicht ist, mangelt das Fundament, das von Gottes wegen aller Bildung unsers Geschlecht gegeben werden muß. Das nicht erkenen und die Menschenbildung durch Schulen begründen und durch Künste und Wüssenschafften erzihlen, ohne vorher das Reine, das Heilige, das wahrhafft Kraftvolle unserer [Natur] durch die häusliche Bildung gesichert zu haben, heißt die lebendige Quelle der Menschenbildung verlassen und sich in schwammiger oder sandiger Erde dafür Brunen graben, wo das Wasser, das hineinfließt, bald faulet, bald durchsieget, imer unbrauchbar wird oder verloren geth. So wie der Man, der das Feld baut, in seiner Strohhütte durch die Liebe und die Thätigkeit des häuslichen Lebens ein Man werden kan, durchaus wie er in seinem Stand imer syn soll, I 11 H3y·

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H3y« Ha»*

ist der Handwerker, der Kaufman, der Geistliche, der Arzt, der Richter, der Edelman im gleichen Fall. II Auf das Fundament der Vollendung der häuslichen Bildung zur Krafft und zur Liebe baut sich das Wesen der Krafft und der Liebe, die sie in allen Verheltnissen ihres Stands bedürfen, um in denselben als ausgezeichnete, rechtschaffene und weise [Männer] der Welt in derselben zu dienen. II Der Baur mit Krafft und Liebe, der Kaufman mit Krafft und Liebe, der Pfarer mit Krafft und Liebe, der Vatter mit Krafft [und Liebe], der Fürst mit Krafft und Liebe ist im Innren seiner Natur ein und eben derselbe Mann. Er ist mit seiner Krafft und mit seiner Liebe an alle Krafft und alle Liebe seines Geschlechts gekettet. Die Krafft seines Geschlecht ist seine Krafft, die Liebe seines Geschlechts ist seine Liebe. Als Handwerker erhebt er seine Lehrlinge zu dieser Krafft und zu dieser Liebe. Weder dise noch seine Gesellen sind ihm bloße Werkzeuge seines Erwerb. Er steth ihnen mit dem ganzen Umfang seiner reinen Krafft vor, er behandelt [sie] mit seiner Liebe. Das Waislein seines Nachbars feindet in seiner Werkstette Arbeit. // Wen er als Kaufman mit seiner Krafft das Gelt von 1000[en] in seine Hand bringt, er gibt es wieder in die Hand von lOOOen, und er gibt es nicht bloß, um wieder von 1000[en] zu gewünen, er gibt es ihnen mit seiner Liebe, um sie zu beglüken, um sie kraftvoller, gebildeter und selbststendiger zu machen, als wen sie ihm nicht dienten. In seinem Innersten über sein Gold erhaben, beeizt er es, als besäße er es nicht; er gebraucht es, als gebrauchte ers nicht. arR quer geschrieben II Als Schullehrer hat er zwahr nicht wie der erste Silber und Gold, aber was er hat, das gibt er seinem Geschlecht. Er steth mit der Sorgfalt des Vatter, mit der Liebe der Mutter an ihre Stelle, und indem er zu der Bildung für Krafft und Liebe, die ihre Kinder von Haus aus zu ihm bringen, Bildung für bürgerliche Künste und bürgerliche Kraft, deren sie in diser Welt bedürfen, hinzusetzt, schont und pflegt er das Heiligthum diser häuslichen Bildung, sodaß er lieber den Vorschritt in allen Künsten und in allen Wüssen stillstellen würde, I 12 Hay als dieses hohe Heiligthum ihrer Natur durch die Mittel und die Folgen ihrer Künste und ihres Wüssens zu Grund gehen zu sehen. // Als Seelsorger steth [er] auf der höchsten Stelle dieser Schonung [und] Sorgfalt für das Heiligste und Reinste in unserer Natur. Von der Welt durch eben dises Hohe und Reine getrent und dem Intresse aller ihrer Selbstsucht [und] Pflichten fremde, die ebenfals ihren Ursprung nur hierin feinden, lebt er mit der ganzen Kraft seiner Liebe, [mit] Vattersinn in dieser Schonung und Sorgfalt für sein Geschlecht. II Wechsel in der Grundschicht von Pestalozzis Hd zu Kriisis Hd Wer

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H3y« HS«» schwach ist, wer Hülfe bedarf, wer ohne Schutz ist, gegen den streckt er die Hand seiner Liebe aus vom Morgen bis an den Abend. Er ist f ü r den Leidenden und Kranken selbst in der Mitternachtsstunde auf seinen Füßen, er verwendet sich für den Unschuldigen, wo er .ihn immer leiden sieht und steht auch dem Schuldigen selbst im Gefängnis mit seinem Trost an der Seite. Jedes seiner Worten, jede seiner Theten ist Nahrung eben der Kraft und eben der Liebe, die eich in der Reinheit des häuslichen Lebens erzeugt, aber im selbstsüchtigen Cetümmel der Welt sich so leicht wieder verliert. Er stellt diese reine Kraft mit seinem Dienst unter aller Schwäche der Menschen wieder her. Das Wesen seines Dienstes ruht auf dem Wesen des häuslichen Lebens. Es ist selbst nur hohes heiliges Mittel, die Tugend und Kraft dieses Lebens im Innersten der Menschennatur sicher zu stellen, rein zu erhalten und höher zu heben, n a c h d e m ab Wechsel der Schreiberhand klebtem Korrekturzettel S. 121113 Hay Wechsel in der Grundschicht

von Pestalozzis

auf ange-

Hd zu Kriisis Hd

Es steth mit seiner Krafft und seiner [Liebe] Vatter und Mutter by. An der Hand seiner Leitung werden dise ihren Kindern doppelt Vatter und Mutter. Es steth seinem Schulmeister by. An der Hand seiner Liebe erwachet a u c h in demselben reiner Vatter- und Muttersinn, und dadurch erhebt sich sein Untericht zu einer auf das Ganze der Menschennatur einwinkenden und sie veredlenden nothwendigen Bildung. Der Tod seines Untericht erhebt [sich] durch ihn zum Leben des Geists und des Herzens, das im häuslichen gewekten [Leben] des Geists und des Herzens seiner Kindren einen inigen Zusamenhang feindet. Die Kinder seines Dorf sind seine Kinder, er wachet ob ihnen, wie nur die edelsten, die reinsten der Vätter und Mütter ob ihnen wachen. Er ist ihr Vertrauter, er leßt sie zu sich komen. Und wen sie by [ihm] sind, so bindet er Gott und Eltren, häusliche Liebe, Menschenliebe, Gottesvertrauen, Kindesvertrauen, Gottesdank, Menschendank, Gotteshülf, Eltrentreu, Bruderliebe, Menschenliebe, Glauben und Hingebung an Vatter und Mutter an, Glauben und Hingebung an Gott in ihrem Geist durch das Evangelium Jesu in eines zusamen und erhöhet so die Unschuld des häuslichen Lebens selber in ihrer Schwäche zur Krafft Gottes, zum Heil eines [jeden], den er also an der Hand seines Vattersinns und seiner Muttertreu zum Glauben an Gott anfühlt. II Denk dir fehrner, diser häusliche, zur Liebe und Kraft gut gebildete Man sy Edelman, sy Richter, sy Oberer, sy Fürst! // Als Edelman, [als] Richter, als Fürst leitet [ihn] die Krafft der Liebe, die rein in ihm ligt, in allem seinem Thun mit innerer Geweilt auf die Pfade des Vattersinns und Muttersins,

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H3y« Hs·»

von dem seine Krafft und seine Liebe ausgeth und durch die er in seiner 114 H3y· Stellung als Stellvertreter seines Gottes dasteth. // Der Grund und Boden, der in der Hand des Edelmans ist, ist ihm das Mittel einer göttlichen Krafft und einer göttlichen Liebe. Wie viele meiner Brüder kan [er] mit diser Krafft, die in [seiner] Hand ist, mit diesem Grund und Boden versorgen, wie viel ihrer zu krafftvollen, selbststendigen, in ihren Kreisen sich unter einander selber beglûkkenden Menschen erheben, wie viele von meinen Mittmenschen in ihren kleinen Kreisen zu eben der Krafft und zu eben der Liebe [erheben], mit der ich sie in meinem größeren Kreise alle umfasse! O Gott, wen er dann sieht, daß er 1000 zu diser Krafft und zu diser Liebe erheben könte und nur 100 kraffdos und lieblos auf seinem Dorf leben, was wird er dan thun, wen er ist, was ich sage? Ich schwige. // Ist er Richter, er ist nicht bloß gerecht wie die Söhne dieser Welt, wie die Söhne des Rechts. O Gott, er umfaßt das Volk des Unglük, dessen Fehler in der Schwäche und Verwahrlosung, die die Gewaltthätigkeit, die Lieblosigkeit und die Unordnung der harten und bösen Welt über sie verhängt, ihre Quelle suchen. Er weinet über den Verlust von Menschen, deren göttliche Kräffte in bestehenden Reizen zur Verwilderung verdarben und dem Staat und der Menschheit verlohren gegangen. 0 Gott, seine Gerechtigkeit strebt dahin, diese Kräffte dem Staat zu erhalten, die Quellen der Verwilderung des Volks, seine Verwahrlosung im ganzen Umfang zu stopfen und dem Weidstrohm jeder Verbrechen zeugenden bösen Gewalt mit eben der Krafft und mit eben dem Leben und [eben] der Thätigkeit entgegen zu würken, mit dem der gemeine Diener der blinden Gerechtigkeit den armen Fehlenden im Land aufsucht, und, wen er disen auf Schavot oder an den Karren gebracht hat, den der Gerechtigkeit im ganzen Umfang des Worts ein Genügen geleistet zu haben wähnt. I 15 H3y· Nein, die Gerechtigkeit, die durch die rein erhaltene Liebe der Wohnstuben erzeugt und genehrt worden, Übertrift die Gerechtigkeit solchen Gesezmenschen so weit, als die Gerechtigkeit Jesu Cristi und eines jeden seiner wahren Jünger die Gerechtigkeit der Schrifftgelehrten und Phariseer seiner Zeit übertraff. Nein, Vatter- und Muttersin führt zu keiner Gerechtigkeit, die das zerkiekte Rohr noch zerbricht und den noch glimmenden Dochten auslöscht. Er führt zu keiner Gerechtigkeit, die den Kümich und den Κ [lee] verzehndet, und zu keiner, die der Wittwen Häuser durch Sportlen auff/ißt und des Weislei [n] s Gut Recht. // Denk dir, und Gott gebe, daß die Erden diesen Man ihres Heils bald sehe. Denk, der zum ganzen Umfang aller Liebe und aller Krafft des häuslichen Lebens gebilde-

Textkritik

507 H3y« Ü5·*

231.5 231.6ff

231.11 231.13 231.18 231.27 231.29 231.30 231.31f 231.33 231.34 231.35 231.36 232.1

232.2 232.4 232.10 232.13 232.13f

te Mann sy ein Königl Denk d i r ihn mit reinem u n b e t r ü b t e m Vattersinn K ö n i g l / / Er ist ein Gott unter seinem Volk, er ist der Gott seines Volks. Dieses erkent in i h m die Liebe seines Gottes und die Krafft seines Gottes zu seinem Heil. Wie ein Vatter, wie eine Mutter ihr Kind, aliso umfaßt er mit seiner Liebe sein Volk. Seine Krafft ist die Kraft seiner Liebe. So wenig als ein Guter ein Haus hat, d e s s e n G l a n z er eines seiner Kinder opfert, so wenig hat er eine Krone, deren Glanz er seine Unterthanen zum Opfer darwirft. I H3y· erkenn[t]] erkennen[t] Hs·» I 7 4 / 1 4 2 Hs.# Um bis muß] A - U m a b e r Pestalozzis Hd in dieser Welt nicht bloß in leeren, träumenden Gefühlen des Vater- und Brudersinnes zu leben, sondern sich·· --zur wirklichen < S > Kraft dieses höhern Sinns zu erheben·· wie es durch die Natur seiner Lage gezwungen wird> A muß Hs·» es mit] es mit Hs·» muß, bilden] muß zu bilden Hs·* I 7 5 / 1 4 3 Hs·* gesellschaftliche] gesellschaftliche Hs·» ausgehen. Wie] ausgehen Wie Hs·» überfallen und] überfallen und Hs·* Lebens bis selbst] Lebens für ihre mit / neuen Verhältnisse vorbereitet und durch sich selbst Hs·« Selbstsucht, ihres] Selbstsucht ihres Hs·* I 76/144 Hs·» aus] < i n > a u s überschrieben Hs·» also] also überschrieben Hs·» soll, bis Wenn] soll, angesehen werden. Wenn Hs·» werden. Wenn] werden. Verweiszeichen von alter fremder Hd mit Bleistift mit Bezug zu H3«c2. Der Bezug ist nicht eindeutig belegbar (vgL Überlieferung zu H3ac2 und Textkonstituierung). Wenn Hs·* die] die Hs·» den] den Hs·* I 7 7 / 1 4 5 Hs·» Reihneit befriedigenden] Reihneit < u n d > befriedigenden Hs·* gelegt bis seelerhebende] Streichung und Zusatz von alter fremder Hd mit Bleistift, im edierten Text nicht verwertet: gelegt allein gelegt werden kann. / / E s zeigt sich nehmlich, arR mit f die seelerhebende Hs·»

508

Textkritik

H.w 232.14 232.18 232.18f

allein] allein mit /Hs·» bürgerlichen] bürgeriichen Hs·* Kraft. // Die] Kraft. Verweiszeichen von alter fremder Hd mit Bleistift mit Bezug zu H3 man ausgehen muß, um sich im allgemeinen in dem Gegenstande der Erziehung zu o r i e n t i e r e n . Es sey hier vorläufig genug, diese Grundsätze und Ansichten als feststehende und in sich selbst oder vielmehr in der Natur der Sache gegründet, kürzlich aufzustellen und darin den allgemeinen Geist der folgenden Darstellungen auszusprechen, u n d überlassen d a n n Krüsis Hd mit J die weitre / a « « e n die f e r n e m Untersuchungen d a r ü b e r mit / d e n w e i t e m N a c h f o r s c h u n gen des Menschengeschlechts, a n denen w i r in u n s e r m K r e i s e forthin thätigen Antheil nehmen werden. Λ Krüsis Hd und Verweiszeichen ohne Bezug II Die als A

237.6 237.9 237.10 237.llf 237.13 237.14 237.14f 237.16 237.18f

116 < E s zeigt sich hieraus unwidersprechlich, daß so> So Krüsis Hd wie die das s o m u ß Krüsis Hd diese selbst in ihrem großen Werke mit /sicher zu seyn, u r s p r ü n g l i c h mit J ausgehen sie muß das Gebildete und Vollkommene in ihrer Kraft, in der es in i h m liegt, Krüsis Hd ins Aug fassen bis < e s > < d i e s e s Gebildete u n d V o l l k o m m e n e i m M e n s c h e n > mit / wiederum bis dahin z u > d u r c h die g a n z e Stuffenfolge seiner Erscheinungen b i s d a h i n Krüsis Hd begleiten, wo es sich in seiner cvollen Herrlichkeit * > ganzen K r a f t vollendet darstellt Krüsis Hd

Textkritik 237.20Í 237.22Í

237.25 237.25f

237.27ff

511

durch das Ergreifen und Auemodeln Krüsis Hd der Aufgaben der Erziehung ein Genüge zu leisten. Es kann nicht änderst als vergeblich seyn. Krüsis Hd Jeder Versuch dafür entspringt aus Krüsis Hd 117 Nur das kann Krüsis Hd was an sich aus der[m] Wesen der Verstandes-Kräfte selber hervorgeht, und hinwieder nur das kann Krüsis Hd bilden was aus dem Wesen der Kraft und Güte selbst hervorgeht. Krüsis Hd II AWer immer Krüsis Hd vom Gegen theile aus urtheilt, der verkennt Krüsis Hd die eigentliche Aufgabe, um die es in der Erziehung zu thun ist und wird sie, Krüsis Hd auch so lange er auf diesem Standpunkt beharret, nie in ihrer Eigenthümlichkeit zu erkennen vermögen. Krüsis Hd II Die Beschränkungen, Schwächen Einseitigkeiten und Mängel des einzelnen Menschen, wie er in der Gesellschaft wirklich ist, sind für den ursprünglichen Standpunkt des Erziehers nicht da, sie dürfen für ihn nicht da seyn, wenn er nicht sich in seinem Thun widersprechen und dadurch den Grund der Auflösung und Zerstörung seines eignen Werkes selbst legen will. Er kann seinem Zögling- Krüsis Hd -einzig" Krüsis Hd -nur durch das Ergreifen und Fortbilden- den Krüsis Hd -seiner lebendigen Kraft und Güte -zu allem dem machen, was·· -er durch eine gute Erziehung werden soll- Krüsis Hd Die Schwäche des Menschen wird nur durch Belebung und Stärkung seiner Kraft überwunden und alle Schranken, welche die Erziehung der dem Zögling inwohnenden, w e s e n t l i c h e n Kraft setzen darf, muß diese Kraft sich selbst setzen, wenn nicht die Natur des Zuerziehenden gewaltthätig gehemmt und verkrizzelt werden solI.A // Nachforschung und Aufstellung von Hilfsmitteln für die Erziehung nie außer acht gelassen werden darf, eben so klar, daß> Eben so müssen Krüsis Hd 118 beruhen Entwicklungsmittel seine Kräfte Krüsis Hd gemäß Krüsis Hd aussprechen, zugleich Krüsis Hd mit } üben. Sein Bewußtseyn e i n allem seinem Thun muß> muß im ganzen Umfang seiner Thätigkeit, bey j e d e r einzeln seiner Handlungen Krüsis Hd mit / vollständig ergriffen seyn Gemüth und 119 erscheinen. A menschlichen Daseyns, das Gleichgewicht der Kräfte darf nicht gestört, nicht aufgehoben werden, sondern muß sich überall als ein vollständiges Ganzes aussprechen. Λ / / Mit einem Wort- < w e n n > < d i e Erziehungskunst muß, wenn sie ihrer Bestimmung ein volles Genüge leisten soll, muß d i e > wenn Geist und Gemüt, Gesundheit und Gewandtheit in gleicher Kraft und Unschuld im Kinde aufblühen und gedeihen soll, so muß die Krüsis Hd Harmonie seiner Krüsis Hd Anlage und Kräfte in i h m Krüsis Hd ein ihrem Zögling> Krüsis Hd von frühem a u f gesichert und rein erhalten werden Krüsis Hd Krüsis Hd Krüsis Hd mit / mit gesichertem Erfolg für dasselbe zu betreiben. Krüsis Hd Denn alle Verhältnisse sind sie durch> < d i e s e s > alle Verhältnisse, was sie auch immer für d a s Individuum sind, sind sie durch dasselbe. Was die ganze Natur für den Menschen ist, ist sie ihm nur durch ihre Stellung zu ihm und durch sein Bewußtseyn dieser Stellung, durch seine Erkenntnis von ihr. Krüsis Hd mit / 238.17 ihm nur mit f Krüsis Hd 238.21 den Ansprüchen 238.23 selbstständiger mit /Mensch ist, ist mit / Hausgenosse 238.28239.4 Die bis Staat. Krüsis Hd, diese Abschnitte stehen auf dem KorrekturbL Ms. Pestai. 409 II 9o, die Einweisung ist über korrespondierende Verweiszeichen gegeben (hlbot, S. 20f). 238.32ff ein Rücksicht auf die Fundamente» die Sicherstellung der Kraft und der Ruhe des Kindes durch eeine Erziehung unabsehlich. Krüsis Hd 238.36 ihm Krüsis Hd 238.36f mangelt, wenn es nicht Krüsis Hd 238.39f erhoben und zum Widerstand Krüsis Hd 238.43 des überschrieben Menschen Krüsis Hd 238.44 ein der die beschränkten> von Krüsis Hd

514 239.1 239.2f 239.4 239.4-7

239.5 239.8 239.8f 239.llf 239.13 239.14 239.18 239.19f

239.23 239.25f 239.29 239.30f 239.32-37 239.33 239.33 239.34 239.35 239.36 239.38

Textkritik Es Krüsis Hd "und es laut auszusprechen," daß Krüsis Hd 121 Staat, Krüsis Hd A Ich muß schweigen von der sicheren Ansicht, die sich von hier aus erhebend aufthut. Die Welt, die alles nur auf sich, nur auf das Individuum, nur im Verhältnis dessen berechnet, was es ihr nützt, hat für sie keinen Sinn. Aber es thut noth, den Grundsätze laut und so bestimmt als möglich mit / auszusprechen daß das Individuum a u c h sichren Zwecken, so fern es ist A -der bis ist.·· die Und so wie die Erziehung im Krüsis Hd Individuum

und ihre Welt erkennt, mitf eben so müssen ihre Krüsis Hd Mittel sondern auch Krüsis Hd mit dem Wesen der Individualität und Krüsis Hd mit den S o wie n u n Krüsis Hd mit / d i e Krüsis Hd mit / Erziehung

z u d e m in dieser Hinsicht mit / eins und ebendasselbe mit} dahin Kraft 15 was Gutes Wenn ich aber Krüsis Hd mit / sage, die Aufgabe des überschrieben Erziehers e r überschrieben vollendete mit /Menschheit stelle> wie sie in der höchsten Ausbildung ihrer Anlagen Krüsis Hd mit / im Leben der Gesellschaft und in der Geschichte erscheint, seye der Gesellschaft mit / sage ich oder von der worden über dae überschrieben Zufällige und Äußere mit / Bestimmung Individuen Krüsis Hd mit / Nicht bis anschaut arR mit f < * > Erziehung wenn Krüsis Hd derselben überschrieben gesichert ist Krüsis Hd a n dem der Mensch sich übt, mit /bleibt die wahre mit f mit der er sich a n dem Gegenstände übt, hervorzurufen mit f E s bis thun arR mit f E s k ö m m t ihr bestimmt Krüsis Hd auf das an, was dem selbst Krüsis Hd 16 Λ dieser Kraft ergreift sie die Humanitas in der Bildung der selben, bildet sie -die Humanität-- < d i e s e l b > . Krüsis Hd Nur dadurch, daß Krüsis Hd sie auf Geist und Leben baut, wird sie selbst Geist und Leben.> A / / Nicht kann, oder vielmehr, Krüsis Hd sie läßt seine

516 240.38f 240.42ff

240.45

240.46 240.48 240.48ff

Textkritik Seiten selbst gehen kann, Krüsis Hd mit /so weit es die Grundkräft Krüsis Hd seines Wesens gestatten Von dem Standpunkte aus ist es allein, woraus Krüsis Hd das Wesentliche unsrer Aufgabe

entwickelt von ihm aus allein eröffnen eich Krüsis Hd sichere Wege für die «cAufstellung> Auffindung Krüsis Hd der wirklichen Entwicklungsmittel Krüsis Hd Die ist in ihm Krüsis Hd mit f ausgesprochen: cnemlich als die das Individuum mit der Menschheit, mit / d e n Menschen als mit sich selbst und mit der Natur des Individuums mit der Menschheit> und in dem mit f 17 dispositive Notiz Krüsis Hd arR ohne eindeutigen Bezug: die die M e n s c h e n n a t u r f o r r d e r t e ein ihrem ganzen Sinn> mit / coder um dies eine mit einem Wort auszudrücken> und durch dieses alles die Kunst der Erziehung des Menschen mit den ewigen Gesetzen seines Wesens Krüsis Hd arR in Übereinstimmung zu bringen. // AEine Ubereinstimmung, ohne die es keine rechtliche, ohne die es überhaupt keine Erziehung gibt; eine Obereinstimmung,,arR mit / die suchte und foderte, aber weder selbst vollständig mit / aufstellte, weil er ungleich die Anfangspunkte und den Faden davon unwidersprechlich an die Hand gegeben, durch den Widerspruch, in dem er alles Wirkliche mit dem Wesentlichen, alle gesellschaftlichen Einrichtungen mit dem Menschen erblickte, verhindern würde, auch nur ihre Möglichkeit zu ahnen, arR mit /noch bis hier zu ihrer vollständigen mit / Aufstellung veranlaßte, weil man immer statt vom einfachen, gegebenen Umfang und Mittelpunkt aller Erziehung arR vom Entgegengesetztem, von einzelnen Zwecken u.s.w. mit / ausgieng. mit / Hiefür ist es vor allem aus nöthig, einen Blick Krüsis Hd auf bis ûbergiebt. arR werfen Krüsis Hd wie er in dieser Beziehimg dreifache Kräfte im 19 Der zu entwickelnde cKörper schon> und zu bildende Körper ist selbstständig, er trägt Krüsis Hd mit /schon mit J In Krüsis Hd ist mit /eine sichere Basis da

mit f ist mit f um zu werden, was er werden kann und soll. S o wie mit diesem ist es Krüsis Hd beschaffen mit / daß beyde als Anlagen < u n d Kräfte beha[ndelt]> angesehen und behandelt werden, die in ihrem Wesen selbstständig Krüsis Hd in sich selbst tragen In ihre Beschaffenheit [ist] eine Basis da sie I 10

Textkritik

242.18Í

242.21 242.26 242.28ff

242.28

242.30-35

242.36 242.37 242.42 242.43 242.44243.5 243.3 243.6

519

Fassen wir nun aber Krüsis Hd diese dreifachen Anlagen Hegt in dem innern Zusammenhang alles dessen, was das Kind ist, und der Allgemeinheit der Kraft, durch die es ist, was es ist. Krüsis Hd A Eine Kraft, in der der Körper, der Geist und das Gemiith ursprünglich eins und ebendasselbe sind, oder mit andern Worten, durch die der Körper des Kindes so und nicht anders, als ein menschlicher Körper individualisirt und organisirt ist, durch die eben darum auch in einem so individualisirten und organisirten Körper ein so und nicht anders individualisirter und organisirter, d.h. menschlicher Geist, ein menschliches Gemüth nothwendig als Anlage erscheinen und als solche sich entwickeln und bilden können.Λ // In Zusammenhang

In bis Gemüth. in h7b0# an dieser Stelle ein Verweiszeichen ohne Bezug. Da ein entsprechendes Gegenstück (wohl ein Korrekturbl.) fehlt, folgt der Text hier der Abschrift he#, S. 4.

umfassende Erziehung I 11 an obgleich < * auf> und seine Bildungsmittel

auszusprchen überschrieben vermag, mit f auf diesem umfassenden Mittelpunkte ruhen und bis diejenige arR Erziehung dieser eins Aug faßt, die es> und Krüsis Hd nicht als eine lebendige Kraft, durch Krüsis Hd

520 243.7f

243.9 243.10-13

243.14 243.17f 243.19ff 243.19f 243.21 243.23 243.25 243.31 243.32 243.33 243.33f 243.38 243.39ff

Textkritik als ein Theil dee Ganzen bestimmt wird, ine Auge faßt Kriisis Hd und behandelt, k a n n ewig nie Krüsis Hd menschliche Behandlung sey, noch zu erklären, wie die überschrieben Natur dahin komme, aus dem rohen Sinnenwesen ein vernünftiges, humanes Geschöpf zu erziehen, noch endlich das Siegel ihrer Gültigkeit darin aufzuweisen, das ihre Ansicht und ihr Verfahren> die Körperkraft und Gewandtheit Krüsis Hd mit f

Krüsis Hd alles, < * sie mit Zuversi> worauf sie hinführt, und bis störend. Kriisis Hd arR die Erziehung 112 ursprünglichen lebendigen Kraft baut Sie bis beide arR mit / vermag es nicht, Krüsis Hd dem Körper eine Seele oder Krüsis Hd dem Gemüth ¿eine Wärme zu geben Kriisis Hd Es liegt in ihr durchaus keine Gewißheit Krüsis Hd Mit Harmonie ein der die Menschlichkeit Einseitigkeit mit J durch diese letztem mit f einseitig und willkührlich Kriisis Hd mit f Ihre bis Werkzeug, mit f 135 A Oder wollte man etwa diese getrennten Ansichten des Menschen und seiner sich mannigfaltig äußernden Individualität verschiedener Epochen in der Erziehung antreffen, so daß das Kind zu erst als ein sinnliches o d e r körperliches, dann als ein geistiges, dann als ein sittliches oder religiöses Wesen angesehen und behandelt werde? Worauf gründete sich den eine solche Ansicht? // Ist der erzogene Mensch weniger ein körperliches Wesen als das Kind? Ist die Kraft, die im Kinde sich regt und seinen Körper gestaltet, eine a n sich weniger geistig als die, welche den Körper des cungebildeten> Mannes beseelt? arR Wo sind fern der Natur solche Grenzen aufgestekt? Erscheint nicht die Humanität im Kinde, wie im Jünglinge, im Knaben wie im Mann überal[l] als ein Ganzes nach Maaßgabe des Umfangs der regen und entwickel-

Textkritik

243.39 243.40 243.45 243.47

243.47244.2 244.1 244.10 244.11 244.12 244.13ff

521

ten Kraft in den reizendsten und wonnevollsten Äußerungen? Nein.* // Daraus bis könne. Krüsis HdarR Mensch Krüsis Hd mit / jetzt als Geist dann als Gemüth oder umgekehrt mit f behandelt und erzogen Krüsis Hd ist, Krüsis Hd sie ist hinwieder Krüsis Hd mit f darum eine ^ u n zertrennliches, harmonisches Ganzes, Körper, Geist und Gemiith sind in ihm in sich in> Ubereinstimmung und müssen in der Erziehung in dieser Übereinstimmung erhalten und fortgebildet werden, weil der Mittelpunkt seines Wesens, seine Individualität, mit /die Kraft, die sich in seinem ganzen Daseyn äußert als eine solche zu cbetrachten ist> behandeln ist.A wesentliche Einheit und bis ist. Krüsis Hd arR Kraft überschrieben Krüsis Hd 136 der überschrieben Individualität mit f in so fern er sich als solcher speziel äußert mit f vermenschlichet. // AEin Begriff, der so dunkel er hier scheinen mochte, durch das Folgende und Ganze der Ansicht, wie ich hoffe, eine befriedigende Deutlichkeit erhalten wird.Λ // // Λ Ιη dem von diesem Standpunkte die Erziehung schon ursprünglich das Außere dem Inneren, das Zufällige dem Wesentlichen, die Thätigkeit des Körpers und die Übung der Sinne dem ewigen Gesetz der an sich geistigen und humanen Menschennatur unterwirft und vom geistigen mit /Leben selbst ausgeht, um Leben von der geistigen mit /Kraft und Kraft über das ganze Daseyn des Menschen zu ergießen, darf sie vielleicht, was ich hier nur im Vorbeigehen bemerke, meist hoffen, in einer höheren Würde als ihrer gegenwärtigen mit / Hülle unsichere Lesung zu erscheinen; sie darf vielleicht erwarten, sich ihrem Geiste nach dahin zu erheben, wo sich die wesentlichen Aufgaben des Menschengeschlechts im Gange seiner Entwicklung aussprechen, dahin, wo die Bildung fürs Leben durch eine feste, klare und reine Ansicht der Dinge in dem Kind * mit J die Prinzipien I 37 die der Menschheit ihre Rettung und den hervorstechendsten mit f Zeitaltern ihre eigenthümliche Auszeichnung gegeben haben, er ihren Stufen weisen Stufenfolge für das Individuum die Cultur des Geschlechts in ihrer Wahrheit und Wesenheit darstellen, und die ewige Regel nach der des Menschengeschlechts mit Nothwendigkeit und als Masse betrachtet, bisher mit /bewußtlos einem unbekannten Ziel entgegenstrebt, für das allgemeine Bewußtseyn in sich selbst tragen wird. Denn es ist allerdings gewiß, daß in den bisher aufgestellten Gesichtspunkten das Wesen der Erziehung nicht geschlossen, sondern die Untersuchung desselben vielmehr erst aufgeschlossen und für die Zukunft eine Laufbahn geöffnet ist, sie weiter zu führen und umfassender < * * * * > zu machen. arR II Ich kehre zu meiner Frage zurück und fasse die Natur der Kraft, die sich im Kinde bey seiner Geburth reget und die als das ursprüngliche Gegebene für den Erzieher betrachtet werden muß, wenn gleich noch immer allgemein, doch zu meinem Zweck näher ins Auge. II II Es ist aber gesagt worden, daß Anlagen zum Fühlen und Thun im Kinde selbst Krüsis Hd und Reiz zu beiden außer ihm den ganzen Umfang dessen sey, was die Natur benützt, um den Menschen menschlich zu bilden, und daß sie diese Anlagen und Reize der Kunst der Erziehung mit f als ein sicheres Fundament und eine untrügliche Richtschnur verweise. II Aus dem Bishergesagten aber erhellt eben so klar, daß diese Anlagen durchaus nicht bloß als Reizbarkeit angesehen werden dürfen, die durch die Veranlassung äußerer Reize das Thun und das Fühlen gleichsam als bloße leere Bewegung hervorbringen sondern daß das Fühlen und das Thun als wesentliche Äußerungen der lebendigen und selbstständigen Kraft der Humanität im Kinde sich auch durch etwas Selbstständiges äußern und eben dadurch einfache und ursprüngliche Elementarpunkte aller Entwicklung und Bildung darbieten müssen. // Das Fühlen und das Thun, in so ferne sie bloß als leere Äußerungen des menschlichen Daseyns betrachtet werden, können ewig für die Erziehung keinen festen Standpunkt darbieten. Es muß in ihnen etwas Positives enthalten, etwas Bestimmtes ursprünglich gegeben seyn, und nur durch dieses Positive kan die Entwicklung des Individuums selbst einen

Textkritik

244.15 244.16 244.17 244.18 244.19 244.20f 244.21ff

244.23f

244.26 244.26f 244.27 244.28 244.30f 244.31 244.32 244.35 244.38 244.39-42 244.40 244.41 244.45

523

positiven Charakter gewinnen. Mit andern Worten, wie sich die ursprüngliche Entwicklung und Bildung des Körpers < * * * > beim Kinde mit /durch Wirkungen und Resultate ankündigt, die an sich dem Körper angehören und ihm wesentlich sind, so muß sich das Fundament der ursprünglichen Entwicklung und Bildung des Gemüths und des Geistes durch selbstständige Wirkungen und Resultate ankündigen, die an sich dem Gemüthe und dem Geiste angehören und ursprünglich als Geist und als Gemüth erscheinen.Λ II Und wesentliche da, wo sie

und eich < a u s d r ü c k t > äußert Kriisis Hd 1 39 positiven mit f Elementen der Geistesthätigkeit sich auedrückt. < * > positiven mit f Geist die Liebe ist die heilige Krüsis Hd Knospe, aus der sich die ganze wahre Hoheit Krüsis Hd aller Krüsis Hd menschlichen Krüsis Hd Gesinnungen und alle Kräfte der Hingebung und Aufopferung Krüsis Hd entfalten die äußerlich 12 unverenderliche mit f der ist dadurch auch unfehig --einen den Zwekk derselben sicherstellenden·· Gebrauch zu machen. zu dem Wesen aller dieser Mittel, und

Textkritik

248.5 248.6 248.8 248.9 248.lOf 248.11 248.13 248.14

525

eine erleuchtete [in] der Bildung -der Kinder·· hande[l]n. // in der Natur oder die Wahrheit und Sicherheit der Übereinstimung mit f hingegen nicht bloß immer

526

Textkritik

Hp 249.1 249.2 249.4 249.9 249.1 Iff

249.14 249.15 249.16 249.18

249.19 249.20

249.21 249.26 249.31 249.33 249.35 249.37250.3 250.1 250.2 250.3f 250.5 250.7

11 forderen eben βο einstimig und werden II ADas ist aber durchaus nicht möglich, wenn der Mensch als thierisches Wesen ins Aug gefaßt wird, er muß durchaus als Vernunftwesen ins Aug gefaßt werden, um durch vereinigte Bildung aller seiner Krefften zum veredelten Menschen zu werden. Die Mittel seiner Bildung [müssen] vom Zwekk seiner Bildung und vom Begriff der Vollkomenheit, zu welchem man ihn emporheben will, abstrahirt werden. / / Die Natur und die Geselschafft bildet den Menschen nur thierisch.Λ oder dahin komen soll, wo alle Menschen sind, by deren Grabstett das Volk allgemein sagt: das war ein Mensch, wie alle syn sollten. den aber d i es en Man womit er zu beschrenken aufstellt. A Er trittet neben der Ansicht die Anlagen der Menschenenatur, die Ansicht> natur als ein Ganzes ins Auge zu fassen der A 12 sehen bilden, der Vernumft begreiflich gemacht werden arR quer geschrieben 14 seiner bydes von dem thierischen,

der [das] Zihl hinzulenken Da bis offenbar Textablauf durch Numerierung 1-6 alR angezeigt der einem 251.38 außen 251.38f gewöhnlich

529 Anhang Π · Sacherklärung Einleitung Grundsätzlich werden in der Sacherklärung nur Namen und Sachverhalte erläutert, die sich im edierten Text finden. Ein Stützwort (aufrecht wiedergegeben) nimmt die zu erläuternde Stelle im edierten Text auf. Mehtfach im edierten Text auftretende Namen und Sachverhalte werden in der Sacherklärung zur frühesten Stelle innerhalb von PSW 17B kommentiert. Bei späterem Auftreten erfolgt lediglich ein Riickverweis (vgl. auch Namens-, Werk- und Ortsregister). Belegstellen ohne Angabe des Bandes beziehen sich auf PSW 17B. Solche internen Verweise erfolgen ohne Angabe der Abkürzung S.fiir die Seitenzahl. Worterklärungen sind in Anhang ¡II zu finden. Zitate werden mit «...», Titel mit "... " markiert. Andere Schreibweisen von Namen werden in [] gesetzt. Die in der Sacherklärung zusammengestellten Angaben setzen die in der Entstehungsgeschichte angeführten Sachzusammenhänge voraus und beschränken sich auf Einzelsteilenerklärung. In derfolgenden Reihenfolge werden, falls möglich, Angaben zu Personen gemacht: - Name (Vorname, Name sowie evtl. andere Schreibweisen) - Lebensdaten (Geburtsjahr-Todesjahr) - Herkunft (Geburtsort) - Vita (Studiengang/Beruf, Bezüge zu Pestalozzi und Umfeld, Bemerkenswertes) - Schriften/Oeuvre (wichtige Publikationen, evtl. mit Bezug auf Pestalozzi und Umfeld) - Bio-Bibliographie (Die Literaturhinweise sind als Belege oder weiterführende Hinweise zu verstehen. Die einzelnen Nachweise werden mit Strichpunkt voneinander abgetrennt. Systematisch ausgewertet wurden folgende Werke: ADB, HBLS, Reg. I [damit werden sämtliche Fundstellen zu den Personen in PSW und PSB abgedeckt], Stadler [damit werden sämtliche Fundstellen zu den Personen gemäß dem Register in Stadler II abgedeckt]. Bei mehr als zehnbändigen Werken erfolgt die Bandangabe arabisch.) Um den Anhang II zu entlasten, wurden folgende Regelungen getroffen: 1. Angaben zu den beiden Verlegern Heinrich Geßner und Heinrich Gräff finden sich in der Entstehungsgeschichte. 2. Für die Schrift 'Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" ist die Entstehungsgeschichte zu vergleichen. Auf Rückverweise wird verzichtet 3. Für den Begriff Elementarbücher ist die Sacherklärung zu 7.5 zu vergleichen. Auf Rückverweise wird verzichtet. 4. Da sich im ganzen edierten Text immer wieder Hinweise auf Pestalozzis Erziehungsunternehmen auf dem Neuhof, in Bürgdorf, Münchenbuchsee

530

Sacherklärung

und Yverdon finden, wird in der Sacherklärung zu 7.5 Burgdorf eine chronologische Übersicht über Pestalozzis Anstalten geboten. Auf Riickverweise wird verzichtet. 5. Für Angaben zur Familie Pestalozzis ist die Sacherklärung zu 195.35 zu vergleichen. 6. Von der Grundregel, nur Begriffe zu erläutern, die im edierten Text vorkommen, wird zwei Mal abgewichen, und zwar im FaUe von Götes Cellini (vgl. Textkritik zu 170.38-171.20) und im Falle von Pestalozzis Großvater (vgl. Textkritik zu 200.37). Seiten- und Zeilennachweis in der Sacherklärung erfolgt in kleinerer Schrift und ist mit 'zu1 eingeleitet 7. Die auf vereinzelten Zeugen stehenden Namen oder Namenlisten, die für die Datierung von Belang sind, jedoch nicht auf der Ebene des edierten Texts auftauchen, werden in der Uberlieferung erläutert.

Sacherklärung 4.Iff

4.8

4.18f

4.21f

7.5

Die Anweisung zu einem zweckmäßigen Unterrichte im Gesänge ist bibliographisch unter diesem Titel nicht nachweisbar. Möglicherweise ist es bei der Ankündigung geblieben oder das Buch ist unter einem anderen Titel erschienen. Friedrich Wilhelm Lindner (1779-1864) studierte in Leipzig Philosophie und Theologie, war seit 1803 Hilfslehrer und 1805-1844 Lehrer an der dortigen Bürgerschule und seit 1815 Professor der Philosophie an der Universität Leipzig (vgl ADB 51, S. 737f; Reg. I, S. 316f). Beim Aufsatz der musikalischen Zeitung handelt es sich um: Friedrich Wilhelm Lindner: Über den Gesang in der Bürgerschule zu Leipzig. In: Allgemeine musikalische Zeitung. Leipzig, Jg. VIII (1805/06), Nr. 10 (4. Dezember 1805), S. 146-158 und Nr. 11 (11. Dezember 1805), S. 161-173. Der musikalische Kinderfreund erschien 1811-1812 unter dem Titel "Der musikalische Jugendfreund oder instructive Sammlung von Gesängen für die Jugend gebildeter Stände* in drei Heften in Leipzig bei W. Vogel. Die Sammlung erlebte bis 1833 mehrere Neuauflagen. Unter dem Sammelbegriff Elementarbücher werden die folgenden Schriften Pestalozzis zusammengefaßt: ABC der Anschauung, oder Anschauungslehre der Maßverhältnisse. Zürich, Bern und Tübingen 1803 (PSW 15, S. 175-340). Das Buch der Mütter, oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Zürich, Bern und Tübingen 1803 (PSW 15, S. 341-424). Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse. III Hefte. Zürich, Bern und Tübingen 1803-1804 (PSW 16, S. 93-110). Zu Fragen der Koautorschaft speziell von Hermann Krüsi vgl. die Entstehungsgeschichte derjeweiligen Werke in PSW 15 und 16. Die Elementarbücher sind der Versuch Pestalozzis, seine in Stans und Burgdorf entdeckte Lehrmethode öffentlich bekannt zu ma-

Sacherklärung

531

cheti und zu verbreiten. Sie schließen an die bereits 1801 publizierte "Anweisung zum Buchstabierenund Lesenlehren " (PSW 13, S. 137-174) an, außerdem sind die geplanten, aber nicht publizierten "Griffel- und Federvorschriften * dazu zu zählen (vgl. den Brief an Stapfer, PSB 14, Nr. 788a). Als Keimzelle der Elementarbücher ist das bereits um 1800 begonnene und ebenfalls unveröffentlichte "Diktionarium* zu betrachten, eine Art Universalenzyklopädie als das *große Zeugnis der Vorwelt über alles, was ist» (PSW 13, S. 372.41/). Neben der Bekanntmachung und Verbreitung seiner Methode verfolgte Pestalozzi mit der Publikation der Elementarbücher auch finanzielle Ziele. Schon für die "Anweisung zum Buchstabierenund Lesenlehren'" hatte er sich daher um das Druckprivileg der Helvetischen Regierung bemüht, das gegen unbefugte Nachdrucke absicherte. Für die Publikation der Elementarbücher wählte Pestalozzi das Verfahren der Subskription. Zu diesem Zweck verfaßte er einen "Pränumerationsplan ", ¿1er im Februar und März 1803 unter anderem an Goethe, Herder und Wieland versandt wurde (vgl. PSB 4, Nr. 885 ist gemäß einer Abschrift im GoetheSchiller Archiv Weimar auf den 16. Februar 1803 umzudatieren; Nr. 896 und Nr. 897). Dem Projekt, das sich anfänglich gut entwickelte, machte schließlich der Lauf der Geschichte ein Ende: mit dem Niedergang der Helvetik war auch Pestalozzis Aufenthalt in Burgdorf besiegelt, die staatliche Unterstützung versiegte, die Vertriebsstruktur der Elementarbücher war ineffizient und zu guter Letzt trug der Konkurs des Verlegers und Nationalbuchdruckers Heinrich Geßner das Seine dazu bei, daß die Elementarbücher kein rentables Unternehmen wurden. Der Verlust Pestalozzis belief sich gemäß Niederer auf3991 Schweizer Franken (vgl. Entstehungsgeschichte; Isr. I, S. 183-218; Motf II, S. 135139; PSB 4, S. 540; Schönebaum III, S. 67-77; Stadler II, S. 185ff223f). Burgdorf Aus Gründen der Übersichtlichkeit folgt hier ein geraffter Uberblick über Pestalozzis verschiedene Erziehungsinstitute: Neuhof, Starts, Münchenbuchsee, Burgdorf und Yverdon bis 1807. Neuhof 1774-1780: Pestalozzi begann wahrscheinlich bereits 1773 verwahrloste Kinder auf seinem Landgut aufzunehmen, institutionelle Formen nahm das Ganze aber erst 1774 an. Die Kinder wurden bei Feldarbeit, aber auch zum Spinnen und Weben eingesetzt und erhielten als Gegenwert Kost und Logis sowie pädagogische Betreuung. Von Ende 1775 ist erstmals in einem Brief Pestalozzis die Bitte um Geld für seine Unternehmung überliefert (vgL PSB 3, Nr. 493, S. 41f). 1775 schrieb Pestalozzi "Eine Bitte an Menschenfreunde und Gönner, zu gütiger Unterstützung einer Anstalt, armen Kindern auf einem Landhause Auferziehung und Arbeit zu geben " (PSW 1, S. 135-141), worin der Sommer 1774 als Anfang der Anstalt angegeben wird. Die kleine Schrift wur-

532

Sacherklärung

de 1777 in den von Iselin herausgegebenen "Ephemeriden der Menschheit' (vgl. Sacherklärung zu 22.18) veröffentlicht. Im Mai 1775 besuchte eine Kommission des bernischen Kommerxienrats den Neuhof, um einen Bericht darüber abzufassen und über eine mögliche finanzielle Unterstützung zu entscheiden. Dieser Entscheid fiel positiv aus. In der Anstalt befanden sich 26 Kinder. 1777 wurden "Herrn Pestalotz Briefe an Herrn NfiklausJ E[manuelj T[scharner] über die Erziehung der armen Landjugend" (PSW 1, S. 142-175; vgl. Sacherklärung zu 22.20) in den 'Ephemeriden der Menschheit* veröffentlicht. Im September 1777geriet Pestalozzi in eine Notlage: es waren bereits 40 Kinder in der Anstalt, und er verlor durch Hagel beinahe seine ganze Ernte, was ihn dazu zwang, große Mengen Nahrungsmittel einzukaufen (vgl. PSB 3, Nr. 506, S. 53f). Trotzdem verkleinerte er seine Anstalt nicht, in der "Zuverläßigen Nachricht von der ErziehungsAnstalt armer Kinder des Herrn Pestalozze im Neuenhof bey Birr, in Anno 1778" (PSW1, S. 182-190, datiert 26. Februar 1778) ist neben 37 Kindern von nicht weniger als zwölf Angestellten die Rede. Im Verlauf des Jahres 1778 begannen die finanziellen Zuschüsse spärlicher zu fließen, 1779 versiegten sie ganz. Als Pestalozzi im November 1779 durch eine Veruntreuung seines Bruders Baptist (vgl. Sacherklärung zu 195.35; PSB 14, Nr. 537a) einen empfindlichen Verlust erlitt, war die Anstalt nicht mehr zu retten. Im Herbst 1780 wurde sie liquidiert (vgl. Stadlerl, S. 156178). Stans 1798-1799: Am 30. November 1798 beschieß das Direktorium der Helvetischen Republik, in dem von den Revolutionswirren arg mitgenommenen ehemaligen Kanton Nidwaiden (während der Helvetik umfaßte der Kanton Waldstätten die heutigen Kantone Uri, Schwyz, Unterwaiden und Zug, mit letzterem Ort als Hauptstadt) ein Waisenhaus zu errichten. Als Leiter desselben wurde Pestalozzi bestimmt, der sich bereits am 7. Dezember in Stans einfand, um die ihm zugewiesene Lokalität, ein Nebengebäude des Frauenklosters St. Klara, herzurichten. Die ersten Kinder, 29 Knaben und 16 Mädchen, trafen am 14. Januar 1799 ein, am 11. Februar ist bereits von 62 Kindern die Rede (für genauere Angaben zu den ihm anvertrauten Kindern vgl. Pestalozzis Aufstellung der "Knaben bzw. Mädchen im Waisenhaus zu Stans", Morf I, Beilage IIa und b). Pestalozzi betreute zusammen mit einer Haushälterin zeitweise bis zu 80 Kinder, welche zur Arbeit und zum Lernen angehalten wurden. Das für Pestalozzi so hoffnungsvoll angelaufene Projekt fand am 7. Juni 1799 ein jähes Ende: der neuernannte helvetische Regierungskommissar im Distrikt Stans, Johann Heinrich Daniel Zschokke (1771-1848, vgl. Reg. I, S. 622j), beschieß, das Waisenhaus aufzuheben, weil die Räumlichkeiten für die französischen Verbündeten gebraucht würden. Die Kinder wurden, sofern sie irgendwo versorgt werden konnten, entlassen, einige wenige blieben und wurden unter der

Sacherklärung

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Aufsicht eines Stanser Regierungsmitglieds mehr schlecht als recht weiter betreut. Ende 1802 ging die Anstalt endgültig ein (vgl. Stadler II, S. 69-98). Im Juni und Juli 1799 erholte sich Pestalozzi bei Nikiaus Albrecht Zehender (1770-1849) auf dem Gurnigel (Heil- und Kurort im Kanton Bern), wo er, wie zu vermuten ist, seinen sog. "Brief an einen Freund über seinen Aufenthalt in Stanz" verfaßte. Die Schrift erschien zum ersten Mal 1809 in der "Wochenschrift für Menschenbildung" (PSW 13, S. 1-32). Burgdorf 1800-1804: Bereits am 23. Juli 1799 beschieß das Helvetische Direktorium, Pestalozzi als Lehrer in Burgdorf anzustellen, zunächst an der Hintersäßenschule, dann an der Bürgerschule. Am 4. Mai 1800 starb Johann Rudolf Fischer, der im Schloß Burgdorf ein neu zu errichtendes schweizerisches Lehrerseminar hätte leiten sollen, an Typhus. Daraufhin überließ die Regierung am 23. Juli 1800 Pestalozzi das Schloß Burgdorf zur Benutzung. Hermann Kriisi, Johann Georg Tobler und Johann Christoph Büß stießen als erste Lehrer zu Pestalozzi Die Methode wurde weiterentwickelt, die Elementarbücher begannen zu erscheinen. Am 24. Oktober 1800 kündigte Pestalozzi das "Schulmeisterseminarium * an, es blieb allerdings bei der Ankündigung. 1801 erschien "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt", am 15. August starb Pestalozzis einziger Sohn Jean-Jacques. Aufgrund des Erfolges von Pestalozzis Methode beschloß die Regierung, das Institut in Burgdotf durch Druckkostenzuschüsse und Lehrerlöhne finanziell zu unterstützen. Im "Amtlichen Bericht über die Pestalozzische Anstalt und die neue Lehrart derselben" von Johann Samuel Ith (Bern und Zürich 1802) ist von 70 Zöglingen die Rede. Im Herbst 1802 zog Anna Pestalozzi nach Burgdorf, vom November 1802 bis Februar 1803 war der mittlerweile zu einer pädagogischen Berühmtheit gewordene Pestalozzi auf der Konsulta in Paris. Im März 1803 begann die Mediation, die staatliche Unterstützung flöß spärlicher und die Pläne für das Schulmeisterseminarium zerschlugen sich endgültig. Alle noch in der Helvetik gemachten finanziellen Versprechungen wurden jedoch trotz des sich abzeichnenden Endes erfüllt. Das Institut zählte rund 100 Zöglinge. Am 24. Januar 1804 kam das erste Angebot aus Yverdon, Pestalozzi könne sich mit dem Institut im dortigen Schloß niederlassen. Am 22. Februar 1804 kündigte die bernische Regierung das Schloß Burgdotf auf den 1. Juli. Als Ersatz wurde Pestalozzi das Johanniterhaus in Münchenbuchsee für ein Jahr gratis überlassen. Im Juni bot auch das waadtländische Páyeme sein Schloß Pestalozzi an (vgl. Stadler II, S. 99-188). Münchenbuchsee 1804-1805: Am 24. Juni 1804 unterschrieb Pestalozzi den "Pacht-Akkord um das Schloß Münchenbuchsee" (vgl. PSB 14, Nr. 965a), der Umzug erfolgte noch im selben Monat. Auf die Initiative von Mitarbeitern hin suchte Pestalozzi die Verbindung zum Institut von PhUipp Emanuel von Fellenberg im benachbarten Hofwyl. Am 27. Juli unterzeichneten Pestalozzi,

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Sacherklärung Fellenberg, Johann Georg Tobler und Johannes von Muralt die (auf den 1. Juli rückdatierte) *Übereinkunft " (vgl. PSB 14, Nr. 966D). Bereits am 31. Juli kündigte Pestalozzi dem Stadtrat von Yverdon einen Besuch an, und am 16. August sagte er in Yverdon der Errichtung eines Instituts im dortigen Schloß zu. In Münchenbuchsee begannen sich erste Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Fellenberg abzuzeichnen. Am 3. September wurde das Institut in Münchenbuchsee geteilt: Büß und Barraud zogen mit einigen Zöglingen nach Yverdon. Am 19. Oktober war Pestalozzi das letzte Mal in Münchenbuchsee und verabschiedete sich mit einer Rede an die Kinder (vgl. PSW 16, S. 225-228). Die Zusammenarbeit mit Fellenberg gestaltete sich immer schwieriger und gipfelte schließlich in den Kündigungen von Muralt und Tobler auf den 1. Juli 1805. Am 6. Juli 1805 wurde Münchenbuchsee aufgegeben (vgl. Stadler II, S. 217-269). Yverdon ab 1804: Anfang Juli 1805 war bis auf Anna Pestalozzi (sie folgte im Sommer 1807) das ganze Institut in Yverdon wieder vereinigt. Die Anfänge des Instituts in Yverdon, das bis 1825 bestand und Pestalozzis Wirkungsstätte bis fast zu seinem Tod bleiben sollte, nahmen sich eher bescheiden aus: Anfang 1805 befanden sich rund 20 Zöglinge in Yverdon. Bereits 1806 stieg ihre Zahl auf 80. In diesem Jahr wurde auch das Töchterinstitut ins Leben gerufen, dessen Leitung 1809 Rosette Niederer-Kasthofer (1779-1857) übernahm. 1807 waren rund dreißig Lehrer im Institut beschäftigt, dazu kamen die sogenannten Eleven, d.h. Erwachsene, welche sich in Yverdon aufhielten, um die Methode zu erlernen (vgl. Stadler II, S. 271-294).

9.21 f

9.25 11.29

Mit Mehrere ausländische Regierungen hatten bekanntlich Prüfung derselben [der Methode] und Probeanstalten beschlossen wird auf Pestalozzis Kontakte zu Dänemark (Johann Christian Ludwig Ström, 1771-1859, und Johann Heinrich Anton Torlitz, 1777-1834, eröffneten 1804 in Kopenhagen eine Probeschule, welche bis 1807 Bestand hatte, vgl. Morfll, S. 220-230; Reg. I, S. 542, Ström, und S. 560, Torlitz), zu Frankfurt (Gottlieb Anton Gruner, 1778-1844, gründete 1805 seine Musterschule, vgl. Reg. I, S. 188f), zu Berlin (Johann Ernst Piamann, 1771-1834, gründete dort 1805 seine Erziehungsanstalt, vgl. Reg. I, S. 428), zu Dessau (vgl. Sacherklärung zu 105.20), zu Paris (Franz Joseph Nikiaus Neef, 1770-1854, versuchte dort 1806 eine pädagogische Anstalt zu gründen, später wanderte er nach Amerika aus und war dort weiterhin pädagogisch wirksam, vgl. Reg. I, S. 378, Näf und S. 383, Neef) und zu Spanien (Franz Joseph Stephan Voitel, 1773-1839, war 1806 Mitbegründer des Real Istituto Pestalozziano in Madrid, vgl. Reg. I, S. 579) angespielt. Für Angaben zu Errichtung eines Schullehrerseminars vgl. die Sacherklärung zu Burgdorf 7.5. Für Angaben zu dem projektirten Schullehrerseminarium vgl. die Sacherklärung zu Burgdorf 7.5.

Sacherklärung

11.42 12.17f 18.35

19.41 22.17

535

Für Angaben zu Wechsel des Lokals und mehrmalige Ortsveränderung vgl. die Sacherklärung zu Burgdorf 7.5. Verhältniß der Methode zur pädagogischen Zeitkultur vgl. den Buchtitel von Niederer: Pestalozzis Erziehungsunternehmung im Verhältnis zur Zeitkultur. Iferten 1812 Es gibt keine umfassende Zusammenstellung der Polemik und Satire über Pestalozzi, deshalb ist auch nicht ganz klar, was mit persönlichem Spotte Preis gegeben gemeint ist. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang: [Dinter, Gustav Friedrich]: Wie Boreas seine Kinder lehrt. Ein Buch für Windmüller enthaltend eine Vorrede und vier Fragmente ([1.] Fragment eines künftig herauszugebenden wunderseltsamen Schauspiels: Die allein klugmachenden Methoden. [2.] Fragment einer Lobrede auf meine wohlselige Amme. [3.] Fragment eines Schreibens an den Dalai Lama, enthaltend eine dringende Empfehlung der neuen Methoden. [4.] Liturgische Fragmentej. Abdera. Im Jahre nach Erfindung der allein seligmachenden Methoden 1 (vgl. Isr. I, S. 17Off) und die ebenfalls anonym erschienene "Beleuchtung der Pestallozzischen Großsprechereien nebst genauer Uebersicht dessen ganzer voreilig gepriesener Methode. Erstes Heft. Von einem Freunde des Reellen und Wahren. " (Erfurt 1804) (vgl. Isr. III, S. 60f). Eine Karikatur auf Pestalozzis Methode findet sich in: Gottlieb Wahrmuth (Pseudonym für Josef Kurz): Uber die zweckmäßigste Leselehrmethode und den Unterricht überhaupt. Nebst einer Beilage: Uber die Verwendung der Klostergüter. Mit einem Kupferstich. Passau, bey Niklas Ambrosi, 1804 (vgl. Emanuel Dejung: Eine unbekannte frühe Satire auf Pestalozzis Methode. In: Pestai 1974, S. 1 Of mit Abbildung. Der Stich ist ferner abgebildet in PSW 17A, zwischen den Seiten 127 und 128, vgl. Reg. I, S. 583). Außerdem sei auf August Hermann Niemeyers Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts hingewiesen: in der Aufl. von 1806 erschienen im dritten Teil (Nachträge und Zusätze): Beyträge zur Beurtheilung der Pestalozzischen Grundsätze und Methoden des Unterrichts" (S. 319-384r). Die Vignette auf dem Titelblatt dieses Bandes zeigt zwei Mädchen, die in einem Garten die blühende Natur bestaunen, nachdem sie eben erst aus einem Glashaus getreten sind, worin drei kümmerliche Bäumchen zu erkennen sind und dessen Türe noch offen steht. Die Wände dieses Glashauses werden durch die Pestalozzische Rechentabelle gebildet. Für Angaben zu Starts /StanzJ vgl. die Sacherklärung zu 7.5. Johann Jakob Bodmer (1698-1783) von Zürich, Schriftsteller und Literaturkritiker, studierte am Carolinum in Zürich und wurde 1731 daselbst Professor für vaterländische Geschichte. In dieser Funktion war er auch Lehrer von Pestalozzi und übte auf ihn einen wichtigen Einfluß aus. Neben der Mitgründung der Helvetischen Gesellschaft 1727 und seinen Publikationen zur schweizerischen Geschichte ist er vor allem durch seinen zusammen mit Johann Jakob Breitinger geführten Streit gegen Johann Christoph

536

22.18

22.19

Sacherklärung Gottsched in die deutsche Literaturgeschichte eingegangen (vgl. ADB 3, S. 19-23; HBLS II, S. 287; Reg. I, S. 48f; Stadler). Johann Jakob Breitinger (1701-1776) aus Zürich, war Chorherr und Professor für hebräische und griechische Literatur am Carolinum in Zürich, wo er auch Pestalozzi unterrichtete. Zusammen mit Johann Jakob Bodmer war er Hrsg. von: Discourse der Mahlern (Wochenschrift, Zürich 1721-1723) und Kritische Dichtkunst (Zürich 1740) (vgl. ADB 3, S. 295; HBLS II, S. 347; Reg. I, S. 57f; Stadler). Hans Blarer /BlaarerJ von Wartensee (1685-1757) aus Zürich, war Konstaffelherr, Stadthauptmann, Pfleger des Großmünsters und Bannerherr. Er stand in literarischem Verkehr mit Wieland, Klopstock und Kleist. Ein direkter Bezug zu Pestalozzi besteht nicht (vgl. HBLS II, S. 267; Reg. I, S. 44, Blaarer). Isaak Iselin (1728-1782) aus Basel studierte die Rechte in Basel und Göttingen. 1755 wurde er Ratsschreiber in Basel, wo er Helena Forcart (1740-1810) heiratete. 1760 war er Mitgründer der Helvetischen Gesellschaft und 1777 Gründer der heute noch bestehenden Basler Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen. Iselin war einer der frühesten und wichtigsten Förderer Pestalozzis, vor allem in literarischer Hinsicht: in seiner Zeitschrift "Ephemeriden der Menschheit" erschien Pestalozzis "Abendstunde eines Einsiedlers" (PSW 1, S. 263-281) und weitere frühe literarische Arbeiten Pestalozzis. Iselin war Verfasser und Hrsg. von: Philosophische und patriotische Träume eines Menschenfreundes. Freiburg 1755; Über die Geschichte der Menschheit. II Bde. Frankfurt a.M. 1764; Gesammelte Briefe über die Basedowische Erziehungsmethode. Offenbach 1775; Ephemeriden der Menschheit, oder Bibliothek der Sittenlehre, der Politik und der Gesezgebung. 1776-1782 (vgl. ADB 23, S. 772-776; HBLS IV, S. 364; Reg. I, S. 247; Stadler). Johann Äurfo^Tschiffeli (1716-1780) aus Bern erwarb sich als Reformator und vor allem als Gründer der Ökonomischen Gesellschaft große Verdienste um die bernische Landwirtschaft Auf seinem Mustergut in Kirchberg (Kanton Bern) absolvierte Pestalozzi 1767/68 seine landwirtschaftliche Lehrzeit (vgl. ADB 38, S. 719f; HBLS VII, S. 77; Reg. I, S. 565; Stadler). Christoph Jezler /Jetzteier/ (1734-1791) aus Schaffhausen studierte Mathematik in Berlin, war Mitglied des Großen Rates seiner Heimatstadt, wurde 1775 Professor der Mathematik, 1778 Professor der Physik am dortigen Collegium Humanitatis und gründete im gleichen Jahr das Waisenhaus. Ein direkter Bezug zu Pestalozzi besteht nicht (vgl. ADB 14, S. 4 f f ; HBLS IV, S. 405; Reg. I, S. 256). Daniel von Fellenberg (1736-1801) aus Bern war Mitglied der Helvetischen und der Ökonomischen Gesellschaft, Professor der Rechte und bernisches Ratsmitglied. 1779 wurde er Obervogt des Amtes Schenkenberg (früher bernische Herrschaft, heute zum

Sacherklärung

22.20

23.31f 35.3

537

Kanton Aargau gehörend) und residierte auf dem Schloß Wildenstein in unmittelbarer Nähe von Pestalozzis Neuhof. Der Vater des Gründers von Hofwyl war ein wichtiger Förderer und Gönner Pestalozzis, unter anderem vermittelte er ihm die Bekanntschaft mit Graf Zinzendorf in Wien (vgl. HBLS III, S. 136; Reg. I, S. 135f; Stadler). Welcher der zahlreichen zürcherischen Escher gemeint ist, ist nicht ganz klar. Am ehesten ist an Hans Kaspar Escher vom Glas (1678-1762) zu denken, den lang/ährigen Bürgermeister von Zürich (vgl. Pestalozzis Schilderung desselben in PSW24B, S. 53.315) oder an Hans Konrad Escher (1767-1823), den nachmaligen Escher von der Linth (vgl. "Lieber Herr Escher* in PSW 29, S. 101-106; HBLS IV, S. 75-78; Reg. I, S. 126/). Das zürcherische Geschlecht der Hirzel ist auf vielfache Weise mit Pestalozzi verknüpft. Regula Schultheß (1746-1780), die Frau von Anna Pestalozzis Bruder Johann Georg (1747-1799), war eine geborene Hirzel, außerdem war Pestalozzi persönlich bekannt mit Hans Kaspar Hirzel (1746-1827), genannt "Statthalter Hirzel zum Rech" und mit Hans Kaspar Hirzel (1725-1803), dem Verfasser von "Die Wirtschaft eines philosophischen Bauern " (Zürich 1761) (vgl. HBLS IV, S. 234f; Reg. I, S. 227f). Das bemische Geschlecht der Tscharner ist vor allem durch Nikiaus Emanuel von Tscharner (1727-1794) mit Pestalozzi verknüpft. Tscharner war bis 1773 Obervogt des Amtes Schenkenberg (früher bernische Herrschaft, heute zum Kanton Aargau gehörend) auf Schloß Wildenstein in unmittelbarer Nähe von Pestalozzis Neuhof. Der Freund und Gönner Pestalozzis diente diesem in "Lienhard und Gertrud* als Vorbild der literarischen Figur des Arner. Außerdem war die Gattin von Philipp Emanuel von Fellenberg, Margarethe, eine geborene Tscharner (vgl. HBLS VII, S. 73; Reg. I, S. 564). Welcher Vertreter des bernischen Geschlechts der Wattenwyle gemeint ist, ist nicht ganz klar. Am ehesten ist an Nikiaus Rudolf von Wattenwyl (1760-1832) zu denken, der 1803 Pestalozzis Anstalt in Burgdotf besuchte (vgl. HBLS VII, S. 431; Reg. I, S. 588). Welcher Vertreter des bernischen Geschlechts der Grajfenried /Grafenriedey gemeint ist, ist nicht ganz klar. Am ehesten ist an Emanuel von Graffenried (1726-1787) zu denken, der 1773-1779 Obervogt des Amtes Schenkenberg (früher bernische Herrschaft, heute zum Kanton Aargau gehörend) auf Schloß Wildenstein in unmittelbarer Nähe von Pestalozzis Neuhof war und der 1778 im Auftrag der ökonomischen Gesellschaft den Neuhof begutachtete (vgl. HBLS III, S. 629; Reg. I, S. 181). Für Angaben zu der beträchtlichen Anzahl der Bettel- und aller Verwahrlosung hingegebener Kinder, die Pestalozzi auf dem Neu hof in sein Haus aufnahm vgl. die Sacherklärung zu 7.5. Pestalozzis L i e n h a r d u n d G e r t r u d (IV Bde.) erschien in erster Aufl. 1781-1787 in Berlin und Leipzig bei Georg Jacob

538

35.8f

35.15 37.40

41.36 43.24

72.8

Sacherklärung Decker (PSW 2 und 3; vgl. Isr. I, S. 43). Eine zweite, veränderte Aufl. erschien 1790-1792 in drei Teilen unter dem Titel "Lienhard und Gertrud. Ein Versuch, die Grundsätze der Volksbildung zu vereinfachen. Ganz umgearbeitet * in Zürich und Leipzig bei Ziegler und Söhne (vgl. Isr. I, S. 77f; PSW 4). Anläßlich der Herausgabe seiner "Sämmtlichen Schriften* (15 Bde. Tübingen 1819-1826) bearbeitete Pestalozzi das Buch erneut und eröffnete mit dieser Neubearbeitung (IV Bde.) seine Gesamtausgabe bei Cotta (vgl. Isr. /, S. 81f; PSW 5 und 6). Zu dieser dritten Fassung plante Pestalozzi einen neuen Schluß (II Bde.), wovon der erste Teil (Bd. 5) vor dem Tod Pestalozzis druckfertig, der zweite (Bd. 6) ansatzweise vorhanden gewesen sein soll. Dieses Material gilt mit wenigen Ausnahmen seit 1843 als verloren (vgl. PSW 6, S. 588f). Gertrud (Gattin Lienhards), Carl Arner von Amheim und Hummel, der Sohn von Christof und Margretha Hummel und Vogt von Bonnal sind literarische Figuren aus "Lienhard und Gertrud" (vgl. Reg. I, S. 855f, Arner; S. 860f Gertrud• S. 864, Hummel). Der ehemalige Leutnant und Schulmeister Glülphi ist eine literarische Figur aus 'Lienhard und Gertrud" (vgl. Reg. I, S. 861). Für Angaben zu Männer, die Pestalozzi an seine Seite erhielt vgl. die Sacherklärung zu Niederer, Krüsi, Büß, Knusert, Tobler, Barraud, Muralt, Schmid, Nänny, Mandiléni und Baumann 113.1327. Für Angaben zum Buch der Mütter vgl. die Sacherklärung zu den Elementarbüchern 7.5. Barrabas /Barrabam7 war als Aufrührer und wegen Mordes festgenommen worden. Das Volk begehrte anstatt die von Pilatus vorgeschlagene Freilassung Jesu diejenige des Barrabas (Mark. 15, 6-15; vgl. Reg. I, S. 25). Die Geschichte des Lotto und seiner Kritik in der Schweiz ist alt. Erste Spuren finden sich in Form des sogenannten Glückshafens bereits im 15. Jahrhundert. Einerseits wurde das Lotteriewesen als Mittel zur Geldbeschaffung gerade auch für gemeinnützige Zwecke geschätzt, andererseits wurde es immer wieder als Unsitte empfunden, dementsprechend groß war das Interesse sowohl der Volksaufklärer als auch des Staates, reglementierend einzugreifen und das Spielwesen in geordnete Bahnen zu lenken. Dieser Diskurs fand in der Schweiz erst mit dem "Bundesgesetz über die Lotterien und die gewerbsmäßigen Wetten" vom 8. Juni 1923 ein Ende. Pestalozzi selbst war dem Lottospielen offenbar nicht abgeneigt, wie die Frage von Nicolovius in einem Brief an Pestalozzi vom 10. August 1811 darlegt: «Weißt Du es noch, daß ich seit Neuhof ein Heft des zwischen Lotterie-Listen geschriebenen Manuscripts Deines 'Lienhard und Gertrud' besitze?» (vgl. Briefe an Pestalozzi; HBLS III, S. 570f, Glückshafen; IV, S. 714f, Lotteriewesen; Werner Meili: Untersuchung über die Entwicklung und

Sacherklärung

80.24 81.1 lf

81.19 82.49 83.30

105.3ff

539

die volkswirtschaftliche Bedeutung der Lotterien in der Schweiz und im Ausland. Ein Beitrag zur Finanzgeschichte verschiedener Staaten in Europa. Dissertation. Zürich 1946). (Die Fortsetzung folgt.) vgl. Entstehungsgeschichte Die wöchentlichen Versammlungen sämmtlicher Lehrer werden von Pestalozzi 1808 in seinem sog. "Bericht an die Eltern und an das Publikum über den gegenwärtigen Zustand und die Einrichtung der Pestalozzischen Anstalt in Iferten " folgendermaßen geschildert: « Wöchentlich finden ein paar mal mehrere Stunden daurende Zusammenkünfte statt, wo das sämtliche Lehrerpersonal sich nach dem Nachtessen versammelt. Diese sind das einemal der Unterhaltung über die Lehrart und den Unterricht gewiedmet; das anderemal betreffen sie den Gang der Unternehmung und den Zustand der Zöglinge. In der einen Sitzung werden Rapporte über einzelne Unterrichtszweige, in der andern über die Kinder selbst vorgelesen und beurtheilt. ... Außer diesen zwei genannten wöchentlichen Zusammenkünften der Lehrer versammeln sie sich jeden Sonnabend nach dem Nachtessen, um ihre in dem Laufe der Woche gemachten Beobachtungen über die Kinder, den Unterricht, die Unterrichtsbedürfnisse u.s.w. zusammen zu tragen.» (PSW21, S. 49.23-50.38) Die Tabellen sind abgebildet in PSW 17A als Anhang. R e d a k t i o n d e s J o u r n a l s vgl. Entstehungsgeschichte Krüsi setzt hier die Tafel als didaktisches Mittel ein, wie es Pestalozzi in "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" verschiedentlich propagierte, vgl. z.B.: «Und endlich achte ich auch dieses für einen sehr wesentlichen Vortheil dieser Manier: das Kind löscht auf der Schiefertafel auch das vollkommen Gute immer wieder aus, und man glaubt nicht, wie wichtig es ist, daß dieses geschiehet, wenn man nicht überhaupt weis, wie wichtig es für das Menschengeschlecht ist, daß es anmaßungslos gebildet werde und nicht zu frühe dahin komme, dem Werk seiner Hände einen Eitelkeitswerth beyzulegen.» (PSW 13, S. 290.39-291.6) Christian Weiß (1774-1853) aus Leipzig studierte an der dortigen Universität Philologie, Philosophie, Theologie und Naturwissenschaften und wurde nach einer zwischenzeitlichen Tätigkeit als Hauslehrer 1801 Professor der Philosophie an der Universität Leipzig, später am Lyceum in Fulda (Hessen) und an der Bürgerschule in Naumburg a.d. Saale (Sachsen-Anhalt). Nebst philosophischen, rechtsphilosophischen und psychologischen Werken verfaßte er auch: Vorschlag zu einem Denkmale Pestalozzis mit Rücksicht auf dessen Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts (Merseburg 1846) (vgl. ADB 41, S. 561f, Isr. III, S. 74f; Reg. I, S. 593). Die Beyträge zur Erziehungskunst, zur Vervollkommnung sowohl ihrer Grundsätze als ihrer Methode wurden hrsg. in Zusammenarbeit mit Ernst Tälich (vgl. Sacherklärung zu 105.25) und erschienen 1803-1806.

540 105.8

105.8f 105.10

105.1 Off 105.13ff 105.16ff 105.19ff 105.23f 105.25

105.25ff 105.28f 105.30f 105.32

Sacherklärung Heinrich Brosenius (f1821), Lehreram Gymnasium in Bückeburg (Niedersachsen) und später Prediger in Vehlen (Niedersachsen), veröffentlichte nebst seiner 'Technologie für Lehrer" eine "Waarenkunde fiir Töchter, mit Beziehung auf den Haushalt " (Leipzig 1821) (vgl. Georg Christoph Hamberger, Johann Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland oder Lexicon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. 5. Aufl. 23 (24) Bde. Lemgo 1796-1824, Bd. 13, S. 179; Bd. 17, S. 266; Bd. 22.1, S. 397). Die Technologie für Lehrer in Schulen und zum Selbstunterricht (II Bde.) erschien 1806-1807. Johann Friedrich Adolf Krug (1771-1843) studierte Theologie in Leipzig, war anschließend als Hauslehrer tätig und wurde 1803 Oberlehrer an der Bürgerschule in Leipzig. 1808 besuchte er auf einer pädagogischen Studienreise Pestalozzi und Fellen berg, 1809 wurde er Direktor der Stadtschule in Zittau (Sachsen) und 1818 Leiter der neu gegründeten Friedrich-August-Schule in Dresden. Als diese nach nur sieben Jahren wieder aufgelöst werden sollte, führte Krug sie auf privater Basis weiter, mußte sie jedoch 1831 wegen Schulden endgültig auflösen (vgl. ADB 17, S. 215f; Reg. I, S. 291). Das erste Lehr- und Lesebuch für Bürger- und Landschulen erschien laut ADB 1802. Das Hochdeutsche Syllabir- Lese- und Sprachbuch für Bürgerund Landschulen sowohl als für den Privatunterricht erschien 1806. Die hochdeutsche Sprachelemententafel erschien 1804. Die ausführliche Beschreibung und Anweisung, die hochdeutsche Sprache richtig sprechen, lesen und schreiben zu lehren erschien laut ADB 1805. Für Angaben zu Pestalozzis Anweisung zum Buchstabiren- und Lesenlehren vgl. die Sacherklärung zu den Elementarbüchern 7.5. Ernst Gotthelf Albrecht Tillich (1780-1807) gründete nach seinem Studium ein Privatinstitut für Knaben in Leipzig und veröffentlichte 1803 eine "Ausführliche Analyse von Pestalozzis Schrift: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt " (vgl. Isr. I, S. 169f). Zusammen mit dem Philosophieprofessor Christian Weiß war er Hrsg. der "Beyträge zur Erziehungskunst" (vgl. Sacherklärung zu 105.3jf) und besuchte 1805 Pestalozzis Anstalt in Münchenbuchsee. Im selben Jahr gründete er zusammen mit Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier (1759-1815) eine Erziehungsanstalt in Dessau (Sachsen-Anhalt), der er bis zu seinem frühen Tod vorstand (vgl. ADB 38, S. 302-309; Reg. I, S. 556f; Schönebaum III, S. 94, 347). Das allgemeine Lehrbuch der Arithmetik oder Anleitung zur Rechenkunst für Jedermann erschien 1806. Das Lehrbuch der geometrischen Verhältnisse erschien 1806. Das Lehrbuch der Geographie erschien 1807. Wilhelm Christian von Türk (1774-1846) aus Meiningen (Thüringen) studierte Jura in Jena und wurde 1794 Auditor der Ju-

Sacherklärung

541

stizkanzlei und Kammerherr in Mecklenburg-Strelitz. 1805 besuchte er Pestalozzi in Yverdon, zu dem er nach einem kurzen Zwischenspiel als Justiz- und Konsistorialrat in Oldenburg (Niedersachsen) im Juni 1808 zog, um während drei Jahren als Lehrer für Sprache und Naturwissenschaft in Yverdon zu wirken. 1811 gründete er eine eigene Anstalt in Vevey (Kanton Waadt), 1815 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er als Schulrat in Frankfurt a.d Oder und ab 1816 in Potsdam (Brandenburg) eine reiche pädagogische Wirksamkeit entfaltete (vgl. ADB 39, S. 1720; Entstehungsgeschichte; Reg. I, S. 566; Stadler). 105.32ff Die Beyträge zur Kenntniß einiger deutschen Elementar-Schulanstalten erschienen 1806. 105.36ff Die Briefe aus München-Buchsee über Pestalozzi und seine Elementar-Bildungsmethode. Ein Handbuch für alle die, welche dieselbe anwenden und Pestalozzi'» Elementarbücher gebrauchen lernen wollen, vorzüglich für Mütter und Lehrer bestimmt (II Bde.) erschienen 1806 (vgl. Isr. I, S. 274ff). 105.43 Johann Christoph Vollbeding (*1757) aus Schönebeck (SachsenAnhalt) war Lehrer am Kloster unserer lieben Frauen in Magdeburg, Hofmeister in Livland, 1791-1792 Lehrer beim adligen Kadettenkorps in Berlin und seit 1793 Prediger in Luckenwalde (Brandenburg). 1802 wurde er Landschullehrer in Göhlsdorf (Brandenburg), 1805 Diakon und Rektor in Werder (Brandenburg), Prediger in Geltow und Straßburg in der Uckermark (Brandenburg) und nach 1810 Prediger in Veitmannsdorf und Bruchhausen in der Uckermark (Brandenburg). Er veröffentlichte zahlreiche Lehr- und Handbücher zur deutschen, französischen und italienischen Sprache (vgl. Georg Christoph Hamberger, Johann Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland oder Lexicon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. 5. Aufl. 23 (24) Bde. Lemgo 1796-1824, Bd 8, S. 257ff; Bd. 10, S. 777; Bd. 16, S. Ulf; Bd. 21, S. 257-260). 105.43ff Das Praktische Lehrbuch zur Bildung eines richtigen mündlichen und schriftlichen Ausdruckes der Gedanken erschien in einer ersten Aufl. bereits 1794 in Berlin und wurde von Graff 1806 zum zweiten Mal aufgelegt. 113.13 Johannes Niederer (1779-1843) aus Lutzenberg (Kanton Appenzell) studierte Theologie und war zunächst Pfarrer in Bühler (Kanton Appenzell) und in Sennwald (Kanton St. Gallen), seit 1803 Lehrer für Religion und Sprache an Pestalozzis Instituten. 1814 verheiratete ersieh mit Rosette Kasthofer (1779-1857). Niederer war bis 1817 einer der engsten Mitarbeiter Pestalozzis, galt als Philosoph der Methode und war an einigen Schriften Pestalozzis mitbeteiligt (z.B. Lenzburger Rede, vgL PSW 22, S. 386391). 1807-1812 war er Redaktor und Mitarbeiter der "Wochenschrift für Merischenbildung*. Ab 1813 leitete er gemeinsam mit seiner Frau das der Anstalt in Yverdon angegliederte Töchterinstitut. Nach seinem Zerwürfnis mit Pestalozzi im Jahre 1817

542

113.17 113.24

113.25f

113.26

Sacherklärung gründete er gemeinsam mit Hermann Krüsi ein eigenes Knabeninstitut in Yverdon. 1815 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Gießen verliehen. 1837 verlegte er das Töchterinstitut nach Genf. Niederer verfaßte u.a. folgende Schriften: Das Pestalozzische Institut an das Publikum. [Yverdon] 1811; Pestalozzis Erziehungsunternehmung im Verhältnis zur Zeitkultur. Iferten 1812 und 1813; Schließliche Rechtfertigung des Pestalozzischen Instituts gegen seine Verleumder. Iferten 1813; Pestalozzische Blätter für Menschen- und Volksbildung. Aachen 1828-1829 (vgl. ADB 24, S. 75-82; Entstehungsgeschichte; HBLS V, S. 300; Morf II, S. 76-105; IV, S. 289ff, 315-331, 365-376; P.-Bl. 1800, S. 212; Reg. I, S. 387ff; Schönebaum III, S. 197-226; IV, S. 5 f f , 31f, 123, 151f; Stadler). Für Angaben zu Niederer vgl. die Sacherklärung zu 113.13. Hermann Krüsi [KieusiJ (1775-1844) aus Gais (Kanton Appenzell) kam im Januar 1800 mit 26 Kindern nach Burgdorf zu Johann Rudolf Fischer (1772-1800), wo er Pestalozzi kennenlernte. Er wurde einer der ersten und treuesten Gehilfen Pestalozzis und folgte diesem von Burgdorf nach Münchenbuchsee und nach Yverdon, wo er als Sprachlehrer, Sekretär und zeitweiliger Leiter des Töchterinstituts tätig war. Ebenso beteiligte er sich häufig an Pestalozzis schriftstellerischer Produktion. 1812 heiratete er Katharina Egger. Nach dem Tod von Anna Pestalozzi und der Rückkehr von Joseph Schmid (vgl. Sacherklärung zu 113.26) im Jahr 1815 fühlte sich Krüsi nicht mehr wohl in der Anstalt, sodaß er am 7. Februar 1816 die Kündigung einreichte. Seit 1822 war er Leiter der Kantonsschule Trogen (Kanton Appenzell) und seit 1832 Direktor des Lehrerseminars in Gais (Kanton Appenzell). Als Schriftsteller veifaßte er u.a.: Erinnerungen aus meinem pädagogischen Leben und Wirken vor meiner Vereinigung mit Pestalozzi, während derselben und seither. Stuttgart 1840 (vgl. Entstehungsgeschichte; HBLS IV, S. 549; Reg. I, S. 290f; Stadler). Der Zeichen-, Gesang- und Mathematiklehrer Johann Christoph Büß (1776-1855) aus Tübingen war zusammen mit den Appenzellern Hermann Krüsi und Johann Georg Tobler einer der ersten Mitarbeiter Pestalozzis in Burgdorf. Er begleitete ihn auch nach Münchenbuchsee und Yverdon und kehrte 1805 nach Burgdorf zurück, wo er als Buchbinder, Buchhändler und Lehrer tätig war (vgl. HBLS II, S. 460; Reg. I, S. 71; Stadler). Jean-François Barraud /Barrau7 (1776-1851) aus Essertines (Kanton Waadt) kam 1801 als Schüler in Pestalozzis Institut nach Burgdorf und wurde später in Yverdon Lehrer für Mathematik und Französisch. 1807 zog er nach Bergerac (Périgord), wo er an der Pestalozzischule von François Pierre Gautier Maine de Biran (1766-1824) unterrichtete. 1810 wurde die Schule von ihm übernommen (vgl. Reg. I, S. 26; Stadler). Johannes von Muralt (1780-1850) aus Bischofszell (Kanton Thurgau) war der Sohn von Leonhard von Muralt (1751-1822)

Sacherklärung

543

und studierte 1797-1802 Theologie in Zürich und Halle. 18031810 war er Lehrer an Pestalozzis Instituten. Als Pfarrer nach St. Petersburg berufen, gründete er 1811 daselbst eine bis 1837 bestehende Privatschule. Aus den Jahren 1804-1805 ist ein Tagebuch von Muralt überliefert (vgl. Hermann Dalton: Johannes von Muralt. Eine Pädagogen- und Pastoren-Gestalt der Schweiz und Rußlands aus der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts. Wiesbaden 1876; HBLS V, S. 212• Isr. I, 30bb, S. 273; Morfll, S. 105-111; P.-Bl. 1880, S. 64-77, 81-89; P.-St. 1903, S. 1-6, 17-25, 44-48, 63-78, 81-91; Reg. I, S. 375/· Schönebaum IV, S. 147, 456; Stadler). Johann Georg Tobler (1769-1843) aus Trogen (Kanton Appenzell) wirkte 1795-1800 als Lehrer in Basel, dann bis Mai 1801 in Burgdorf. 1802 heiratete er Magdalena Gengenbach und war von 1803-1808 Lehrer an Pestalozzis Instituten. Er übertrug Pestalozzis Methode auf den Geographieunterricht. 1809-1811 war er Leiter einer Erziehungsanstalt in Mülhausen (Elsaß), 1812-1819 Lehrer in Glarus und 1824-1836 wiederum Leiter einer Erziehungsanstalt in St. Gallen. Literarisch brachte Tobler neben Beiträgen in "Mager's Pädagogischer Revue" einige Volks- und Jugendbücher hervor, so etwa "Gotthold der wackere Seelsorger" (Aarau 1820) oder "Ferdinand Dulder oder die Macht des Glaubens und der Liebe" (Aarau 1821) (vgl. ADB 38, S. 393f; HBLS VII, S. 4; Morfll, S. 59-76; Pestai. 1940, S. 13f; Reg. I, S. 558f; Schönebaum III, S. 226-230; IV, S. 149f; Stadler). Joseph Schmid /Schmity (1785-1851) aus Au (Vorarlberg) war 1801-1804 Schüler und 1804-1810 Lehrer für Mathematik an Pestalozzis Instituten. Nach einer vorübergehenden Trennung von Pestalozzi, in deren Verlauf Schmid u.a. Schulvorsteher in Bregenz war, kehrte er im Frühjahr 1815 auf Wunsch Pestalozzis nach Yverdon zurück, wo er mit der Sanierung des Instituts betreut wurde. Schmid spielte nicht nur im Zusammenhang mit dem Lehrerstreit von 1816/17 eine wichtige Rolle, ebenso bedeutsam war sein Verhalten anläßlich des Wiedervereinigungsversuchs von Fellenberg und Pestalozzi vom Herbst 1817 (vgl. Sacherklärung zu 7.5). 1822 heiratete Schmids Schwester Katharina (17991853) Pestalozzis Enkel Gottlieb (1797-1863). Im Oktober 1824 wurde Schmid aus dem Kanton Waadt ausgewiesen, war dann noch kurze Zeit bei Pestalozzi auf dem Neuhof und reiste 1826 nach Paris, wo er sich bis zu seinem Tod aufhielt. Schmid verfaßte u.a.: Erfahrungen und Ansichten über Erziehung, Institute und Schulen. Heidelberg 1811; IVahrheit und Irrthum in Pestalozzis Lebensschicksalen, durch Thatsachen dargelegt. Iferten 1822; Fellenberg's Klage gegen Pestalozzi. Gewürdigt und beleuchtet durch von diesem hinterlassene Schriften. Karlsruhe 1827; Pestalozzi und sein Neuhof Paris 1847 (vgl. Camilla Martha Halter: Joseph Schmid. Dissertation. Affoltern am Albis 1943; MotflV, S. 4f 43, 132, 154f 160, 164ff, 171f, 178f, 195, 209f,

544

113.27

116.12

Sacherklärung 213f, 216, 218f, 221ff, 230,232-263, 271f, 275f, 27% 308, 312, 328, 351, 385, 387, 391, 403ff; P.-Bl. 1903, S. 52-59; Pestai 1931, S. 9-13; P.-St 1898, S. 45-48, 58-62, 172; 1902, S. 19f; 1903, S. 151-157; Reg. I, S. 491f; Schönebaum III, S. 236; IV, S. 4, 6, 8, 12, 14, 17f, 20, 22ff, 30, 34f, 47, 59, 193f, 211ff, 280; Stadler). Aloys Knusert (1789-1836) war 1804-1813 zunächst Schüler, dann Lehrer für Sprachen, Rechnen, Gesang und militärische Übungen in Pestalozzis Anstalten. 1815-1816 war er erneut in Yverdon tätig und wechselte nach Auseinandersetzungen mit Joseph Schmid ans Institut von Hermann Krüsi. Später wurde er Lehrer in Appenzell. Sein älterer Bruder Johann Joseph (17871811) war 1801-1807 ebenfalls zunächst Schüler und dann Lehrer in Pestalozzis Anstalten (vgl. Reg. I, S. 279f; Schönebaum IV, 5. 267; Stadler). Johann KonradNänny /Näniy (1783-1847) aus Herisau (Kanton Appenzell) war 1801-1803 Schüler und dann Lehrer bei Johann Georg Tobler in Basel. Im Sommer 1803 ging er zu Pestalozzi nach Burgdotf, und nachdem die dortige Anstalt aufgelöst wurde, fand er eine Anstellung als Lehrer an der Musterschule in Frankfurt a.M. 1819 wurde er als Lehrer an das neu gegründete Gymnasium in Bad Kreuznach (Rheinpfalz) berufen, wo er 1837 wegen Geisteskrankheit pensioniert werden mußte. Nänny betätigte sich unter dem Namen Nanny auch als Lyriker, was dazu führte, daß seine in verschiedenen Anthologien abgedruckten Gedichte fälschlicherweise einer Dichterin mit dem Pseudonym Nanny zugeschrieben wurden. Er veröffentlichte: Gedichte (Frankfurt a.M. 1833) (vgl. Franz Brünner: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten von den ältesten Zeiten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1884, S. 353; Morfll, S. 113-116; Reg. I, S. 380f; Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts. III Bde. Leipzig 1823-1825, Bd. II, S. 31 f , Bd. III, S. 222; Stadler). Joseph Louis (*1788) oder Joseph Nicolas (*1785) Mandiléni /Mandeley/ entstammte einem aus Lunéville (Lothringen) eingewanderten Geschlecht aus Freiburg i.Ue., war 1803-1804 Schüler in Pestalozzis Anstalt in Burgdorf, dann Hauslehrer in Lyon und später Professor für Mathematik in Freiburg i.Ue. (vgl. P.-Bl. 1880, S. 81f; 1904, S. 55; Reg. I, S. 331). Christoph Baumann /"Baumany (1789-1863) aus Richterswil (Kanton Zürich) war 1803-1811 Schüler und Unterlehrer für Sprachunterricht in Pestalozzis Anstalten Burgdorf, Münchenbuchsee und Yverdon. 1811-1819 studierte er Theologie in Tübingen und war dann Pfarrer in verschiedenen Gemeinden Baden-Württembergs (vgl. Reg. I, S. 30; Stadler). Die Pharisäer /Phariseer^ bildeten zur Zeit Jesu und danach eine bedeutende Gruppe innerhalb des Judentums. Sie suchten mit großer Gewissenhaftigkeit die Gebote zu erfüllen. Jesus deckte

Sacherklärung

116.18Í 124.30

138.2

140.26

141.31

147.19

545

auf, daß durch das strikte Einhalten von Geboten (z.B. des Sabbatgebotes, Mat. 12, 9-14) die Ausübung von Barmherzigkeit verhindert werden kann. Es waren die Pharisäer, die Jesus wegen Ungehorsams gegenüber dem Gesetz anklagten. Für Angaben zu Phariseer vgl. die Sacherklärung zu 116.12. Die Herzensapotek ist bibliographisch unter diesem Titel nicht nachweisbar. Möglicherweise ist die Titelangabe unvollständig. Vielleicht ist auch das Werk von Maria Cathedna Sophia von Hohenlohe "Heilsame Seelen-Apothech zur Bewahrung für muthwilligen und vorsezlichen Sünden, zur Glaubens-Stärkung in aller Schwermuth, zur Ermunterung der Gedult, auch Trost in allerley Kreutz, und endlich zur kräftigen Erquickung für Gebährende, Reisende, Kranke und Sterbende: nebst einem Anhange von Morgen· und Abend-Gebetern, damit dieses Buch auch als ein tägliches Handbuch kan gebraucht werden, aus göttlichem Wort und geistreichen Liedern in kindlicher Einfalt, zu eigener Erbauung zusammengetragen'' gemeint, welches 1803 in Reutlingen in 13. Aufl. erschien. Die Rede vom Vierekk als den Tod des Christenthums ist auf Johann Rudolf Steinmüllers "Bemerkungen gegen Pestalozzis Unterrichtsmethode, nebst einigen Beylagen, das Landschulwesen betreffend" (Zürich 1803) zurückzuführen, worin er S. 47f einem deutschen Gelehrten die Worte in den Mund legt: «Man sieht hier sogar den lieben Gott durchs Quadrat, und läßt ihn zuletzt gar selbst zu einem Quadrate werden.» Die Klage über die Romanenleserinen wie auch über die Trivialliteratur als Ganzes ist wohl so alt wie das Genre selbst (vgl. beispielsweise Johann Adam Bergk: Die Kunst, Bücher zu lesen. Nebst Bemerkungen über Schriften und Schriftsteller. Jena 1799 (enthält u.a. das folgende Kapitel: Wie muß man schlechte Romane lesen, und welchen Nutzen hat die Lektüre derselben?); Johann Rudolf Gottlob Beyer: Uber das Bücherlesen, sofern es zum Luxus unserer Zeit gehört. Erfurt 1795; Hainer Plaul: Bibliographie deutschsprachiger Veröffentlichungen über Unterhaltungs- und Trivialliteratur vom letzten Drittel das 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Leipzig 1980). Die Formulierung Besenbindrin und Bürgermeisterin ist eine sprichwörtliche Redensart, um extreme Standesunterschiede herauszustellen (vgl. Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Bd. I. Freiburg etc. 1991, S. 181f). Johann Caspar Lavater (1741-1801) aus Zürich, seit 1766 verheiratet mit Anna Schinz (1742-1815), war ein Jugendfreund und früher Förderer Pestalozzis, so vermittelte er Pestalozzi die landwirtschaftliche Lehrzeit bei Tschiffeli und empfahl ihn auch an den helvetischen Minister Stapfer. Lavater wurde 1769 Diakon und 1775 Pfarrer in Zürich, 1799 Diakon in der dortigen Waisenhauskirche. Er verfaßte zahlreiche Werke, berühmt wurde er vor allem durch seine Physiognomischen Fragmente" (IV Bde. Leip-

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zig und Zürich 1775-1778) (vgl. ADB 18, S. 783-795; HBLSIV, S. 636; Reg. I, S. 305f; Stadler). 152.12f lasset die Kinder zu mir kommen Mat. 19,13-15 154.29f Für Angaben zu Hummel und Lienhard und Gertrud vgl. die Sacherklärung zu 35.3 und 35.8f. 156.10 Zinne des Tempels Mat. 4, 5-6 156.18Í das zerkleckte Rohr und der glimmende Docht Jes. 42, 3. Die Formulierung läßt sich im Textkorpus Pestalozzi zwischen 1783 und 1826 insgesamt 19 Mal nachweisen. 162.6 Esaù und Jakob waren die Zwillingssöhne von Isaak und Rebekka. Jakob überredete Esaù, den älteren, ihm die Erstgeburt zu verkaufen (1. Mos. 25, 21-34). Später erlistete er für sich den väterlichen Segen für den Erstgeborenen (1. Mos. 27, 1-45). 163.34f das 2te der 10 Gebote Israels 5. Mos. 5,8-10 164.12 Kain war der älteste Sohn von Adam und Eva. Kains Opfer wurde im Gegensatz zu demjenigen Abels von Gott verworfen. Daraufhin tötete Kain seinen Bruder Abel. Gott bestrafte Kain, indem er ihn zu einem unsteten Wanderer machte. Um ihn vor Ermordung zu schützen, versah er Kain mit einem Zeichen (1. Mos. 4, 1-16; vgl. Reg. 1, S. 261). 164.38 Eden, der Garten, ist der Lebensraum, den Gott für Adam schuf, aus dem Adam und Eva nach dem Sündenfall vertrieben wurden (1. Mos. 2, 8 und 3, 23). 168.23 Friedrich der Einzige ist Friedrich II. (der Große) von Preußen (1712-1786) (vgl. ADB 7, S. 656-700; Reg. I, S. 152; Stadler). 169.23 Der Begriff Esprit du Corps läßt sich in Rousseaus 'Emile ou de l'éducation* nachweisen (Jean Jacques Rousseau: Oeuvres complètes. Fol. IV. Paris 1969, S. 678; vgl. zusätzlich S. 1623). Ob Pestalozzi diesen Begriff seiner Rousseau-Lektüre verdankt, läßt sich nicht mit Gewißheit sagen. zu 170.38- Mit Cellini ist Goethes Übersetzung der Autobiographie von Ben171.20 venuto Cellini (1500-1571), Bildhauer und Graveur, gemeint. Diese ist zwischen 1558 und 1566 entstanden, trägt den Titel "Vita" und ist erst 1728publiziert worden. Goethe wendete sich ab 1796 der Autobiographie Cellinis zu. Seine Ubersetzung erschien vorerst stückweise in der Zeitschrift "Hören*. 1803 erschien sie mit dem 1798 entstandenen Nachwort (Leben des B. C. ' Florentinischen Goldschmieds und Bildhauers von ihm selbst geschrieben. J. W. v. Goethe. II Teile. Tübingen 1803) (vgl. Schönebaum III, S. 355). 171.30Í Für Angaben zu das zerkiekte Rohr und der glimmende Docht vgl. die Sacherklärung zu 156.18f. 172.19f du sollst Gott mehr gehorsamen als dem Menschen Apg. 5, 29 172.22 sey unterthan aller menschlichen Ordnung Rom. 13, 1 172.37ff Gib dem Kaiser was des Kaisers und Gott was Gottes ist Mat. 22, 21 177.28 Jean Jacques Rousseau (1712-1778) aus Genf, Philosoph, Schriftsteller, Pädagoge, Musiktheoretiker und Komponist, übte vor al-

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193.11 194.31f

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lem mit seinem "Émile ou de l'éducation" (IV Bde. La Haye und Amsterdam 1762, die erste deutsche Ubersetzung erschien im gleichen Jahr) auf den jungen Pestalozzi einen wichtigen Einfluß aus. Ferner gibt es Belege für Pestalozzis Lektüre von: J. J. Rousseau über seinen Charakter und die wahren Bewegungsgründe seiner Aufführung, erschienen 1782 im zweiten Stück des von Wilhelm Jakob Wippel herausgegebenen "Berlinischen Magazins der Wissenschaften und Künste" (vgl. PSW 9, S. 382f); J. J. Rousseau an David Hume (ebd.) (vgl. PSW 9, S. 384f); Julie ou la Nouvelle Héloise (VI Bde. La Haye und Amsterdam 1761, die erste deutsche Ubersetzung erschien im gleichen Jahr) (vgl. PSB 1, S. 227; PSB 2, S. 274); Pensées (eine Werkauswahl, II Bde., erschien erstmals in Paris und Amsterdam 1766) (vgl. PSB 6, S. 154, S. 162). Für die Lektüre des "Contrat socialder beiden "Discours " oder der "Confessions" liegen keine derart direkten Beweise vor, auf sie kann nur aufgrund von inhaltlichen Zusammenhängen geschlossen werden (vgl. HBLS V, S. 725/· Reg. I, S. 465; Stadler; Textkritik zu 200.37). als ich dir vor 4 Jahren davon schrieb vgl. Uberlieferung Organismus - Mechanismus Insgesamt kommen die Begriffe Mechanismus bzw. mechanisch im Erstdruck von "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" von 1801 44 Mal vor. Außerdem glaubte Pestalozzi eine «bessere Vernunftmaschine erfunden» zu haben, die er mit einer «Maschine ... um wohlfeiler Holz hauen zu können», verglich (PSB 4, Nr. 845, S. 84.31-40; vgl PSW 15, S. 525j). Wegen dieser Verwendung der Worte Mechanismus bzw. mechanisch in bezug auf seine Methode wurde Pestalozzi schon früh kritisiert: «Das Vorgeben, daß die Methode mechanisch sey, scheint mir in sofern unrichtig, als man dadurch einen auf bloß physische und notwendige Kräfte und Gesetze berechneten Gang der Dinge versteht. Versteht man aber dadurch eine solche stuffenweise Entwicklung, die nicht ungefähren Versuchen überlassen, sondern auf anthropologische und psychologische Gesetze gegründet, einen festen sichern Schritt hält: so läßt sich wohl behaupten, daß diese Lehrart wesentlich auf einem gewissen Mechanismus beruhe. Schicklicher würde hier aber das Bild des Organismus angewendet.» (Johann Samuel Ith: Amtlicher Bericht über die Pestalozzische Anstalt und die neue Lehrart derselben. Bern und Zürich 1802, S. 62; vgl. auch Fritz Osterwalder: Pestalozzi - ein pädagogischer Kult. Weinheim und Basel 1996, S. 39f) Dies mag dazu geführt haben, daß Pestalozzi in der Neuausgabe von "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" in Bd. 5 der Cotta-Ausgabe (1820) verschiedentlich den Begriff Mechanismus durch Organismus ersetzte (vgl. PSW 13, S. 249.30, S. 249.34f, S. 308.26, S. 328.8-26, S. 334.37f S. 334.40 und die dazugehörende Textkritik. Niederere Kommentar zu diesem WandeL· Morfll, S. 251-255; PSW 13, S. 505). Mit dem Eindruck, den das Buch auf so viele edle Menschen machte sind wohl vor allem die Rezensionen von * Wie Gertrud ih-

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195.35

196.4 196.7 196.40

Sacherklärung re Kinder lehrt " von Christoph Martin Wieland· Pestalozzis pädagogischer Fund In: Neuer Teutscher Merkur 1801, Bd. III, S. 293ff (vgl. Isr. I, S. 157) und Johann Friedrich Herbart· Über Pestalozzis neueste Schrift: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt. An drei Frauen. In: Irene. Berlin 1802, Januarheft, S. 15-51 (vgL Entstehungsgeschichte; Isr. I, S. 161ff) gemeint Der Vater Pestalozzis, Johann Baptist Pestalozzi (1718-1751), war Chirurg. Er war seit 1742 vermählt mit Susanna, geb. Hotz, (1720-1796) aus Wädenswil (Kanton Zürich) (vgl. Hans Pestalozzi: Geschichte der Familie Pestalozzi Zürich 1958, Tafel 20; Reg. I,S. 417f; Stadler). Pestalozzi hatte insgesamt sechs Geschwister, von denen jedoch nur zwei das Erwachsenenalter erlebten: Johann Baptist (1743-1744) Johann Baptist (*1745), Kaufmann, hielt sich seit 1769 bei seinem Bruder auf dem Neuhof auf und brachte ihn durch Veruntreuung im Geschäftsverkehr mit Jakob Schultheß zu Schaden. 1780 bat er aus Amsterdam um Verzeihung und blieb seither verschollen (vgl. PSB14, S. 335ff; Reg. I, S. 417). Johannes (1746-1747) Anna Dorothea (1748-1752) Anna Barbara (1749-1749) Anna Barbara (1751-1832) zog nach dem Tod ihres Onkels Heinrich Weber 1775 zu ihrer Tante Anna Barbara Weber nach Leipzig, wo sie sich 1777 mit Christian Gottlob Groß (17391807) vermählte, einem ehemaligen Angestellten und Geschäftsnachfolger ihres Onkels (vgl. Reg. I, S. 186). Die Magd im Haushalt der Familie Pestalozzi, Barbara Schmid (1720-1788) von Buchs (Kanton Zürich), kam um 1747 in die Stadtzürcher Familie. Gemäß einem Versprechen an den Vater Pestalozzis auf dessen Sterbebett hat sie Mutter Pestalozzi auch später nicht verlassen, so daß in ihrem Sterberegister der Eintrag steht: *Hat 41 Jahre treu und redlich gedient bei Frau Pestaluzin.» (PSW 28, S. 428; vgl. Roland Stiefel: Festschrift zur 1100Jahrfeier. Buchs 1970, S. 36-50; Reg. I, S. 490) Für Angaben zu der Magd Pestalozzis vgl. die Sacherklärung zu 195.35. Für Angaben zu der Mutter Pestalozzis vgl. die Sacherklärung zu 195.35. Der Vater Geßners war der Maler und Dichter Salomon Geßner (1730-1788) aus Zürich. Nach der Schulzeit in seiner Heimatstadt zog er nach Berlin, wo er eine Lehre in der Spenerschen Buchhandlung begann, die erjedoch nicht beendete, sondern sich dem Malen und Dichten verschrieb. Wieder zurück in Zürich hatte er zahlreiche politische Amter inne, war Teilhaber an der Geßnerschen Druckerei und Gründer der Geßnerschen Verlagsbuchhandlung. Literarische Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine "Idyllen " (Zürich 1756), die in zahlreiche Sprachen über-

Sacherklärung

199.38f 200.3f 200.6 200.28 zu 200.37

231.29 238.35

549

setzt wurden (vgl. ADB 9, S. 122-126; Entstehungsgeschichte; HBLS III, S. 499; Reg. I, S. 170; Stadler). kann auch aus Nazareth etwas Gutes kommen Joh. 1, 46 (vgl. Reg. I, S. 801) wenn ihr nur die liebet, die euch lieben Mat. 5, 46 wer dem Geringsten unter meinen Brüdern Mat. 25, 40 Für Angaben zur Mutter und zu den Geschwistern Pestalozzis vgl. die Sacherklärung zu 195.35. Der Großvater Pestalozzis war Andreas Pestalozzi (1692-1769), seit 1716 Pfarrer in Schwamendingen (bei Zürich) und seit 1727 in Höngg (bei Zürich) (vgl. Reg. I, S. 414; Stadler). Wie von dem Dieb in der Nacht 1. Thess. 5, 2: Wenn ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht.» Für Angaben zum Diebe in der Nacht vgl. die Sacherklärung zu 231.29.

550 Anhang III • Worterklärung

Einleitung In die Worterklärung sind nur Wörter und Wendungen aufgenommen, die aus dem heutigen Sprachgebrauch verschwunden sind, deren Bedeutung sich verändert hat oder deren Form sich von der heutigen Schreibweise so deutlich abhebt, daß das Verständnis erschwert ist, speziell aber mundartliche Ausdrücke (Helvetismen). Als Referenz dient: - Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 2. Aufl. VIII Bde. Mannheim 1993-1995. Zusätzlich zum "Duden* wurden stets konsultiert: - Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm. 16 Bde. Leipzig 1854-1954. - Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Frauenfeld 1881Der Nachweis erfolgt nicht, wenn das Wort oder die Wendung im "Grimm" oder im "Idiotikon" direkt in dieser Bedeutung zu finden ist. Der Einbezug weiterer Wörterbücher ist im einzelnen Fall nachgewiesen. Stellen und Zitate in lateinischer, französischer und italienischer Sprache werden übersetzt, sofern sie nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen sind Die Erklärungen sind nur auf den in diesem Band enthaltenen edierten Text bezogen, es sind nicht allgemeine Bedeutungsangaben. Einige wenige etymologische Angaben sollen dem Glossar etwas historische Tiefe geben. Bei mehrmals vorkommenden Wörtern ohne Bedeutungswandel ist jeweils nur eine Belegstelle aufgeführt. Als Stichwort wird im Wörterverzeichnis generell die Infinitiv- oder Singularform verwendet, Abweichungen von diesem Prinzip werden bezeichnet Sprache und Schreibweise in den vorliegenden Texten bewegen sich zwischen oberdeutsch gefärbter Regionalsprache und standardisierter Schriftsprache, wobei diese Standardisierung durch den Druck der Texte noch verstärkt wurde. Einige wenige Hinweise auf graphematische Besonderheiten mögen die Lektüre erleichtem (graphematische und grammatikalische Besonderheiten sind ausführlicher zusammengestellt in PSB 14, S. 431-436): Langvokale werden ζ. T. nicht oder in ungewohnter Weise bezeichnet: Zihl 131.13. Der Kurzvokal i wird mundartlich öfters zu ü gerundet: Wüssen 114.38. Beim Suffix îr wird, der damaligen Schreibtradition entsprechend, normalerweise die Länge nicht bezeichnet: fixiren 9.36. Mundartlich bedingt ist auch die Schreibung von ä als e: nemlich 116.38, mesten 140.11 und die Entwicklung von o, ö zu u, ü oder umgekehrt: gottesförchtig 125.19. Auffallend ist aber vor allem die häufige Schreibung von ei als ey: drey 7.4, gelegentlich als y: syen 179.9 oder ie: gewiehte 114.13 und die ungewohnte Schreibung von Diphthongen: verleumdet 51.3. Die im Alemannischen zu erwartenden Konsonantenverhärtungen: Karakter 16.13 bzw. -Verdeutlichungen, vor allem im Auslaut, sind häufig: hierinn 26.5,· festzustellen sind aber auch Abschwächungen: Brod 46.40. Konsonantenverdopplungen finden z. T. nicht statt oder sind ungewohnt:

Worterklärung

551

Kentnis 171.22, Krafft 114.14. Häufig wird th für heute übliches t gesetzt: Thatsache 7.10. Französisch beeinflußt sind Formen, in denen k bzw. ζ durch c ersetzt ist: Concurrenz 8.18, Publicität 8.31. Die mundartlich häufige Ausstoßung eines unbetonten Vokals (Synkope) wirkt ungewohnt, vor allem im Zusammenhang mit sprachrhythmisch auffallender Umstellung (Metathese): Mittlen 124.15, Ämtren 130.15. Wegfall des unbetonten Auslauts (Apokope) ist weniger häufig als erwartet. Gelegentlich erfolgt eine Angleichung (Assimilation) von Konsonanten an den folgenden Laut: Vemumft 120.34, Konsonanten entfallen: Umöglichkeit 136.8 oder es kommen hyperkorrekte Schreibungen vor: selbstständig 7.14f. Grammatikalische Besonderheiten betreffen vor allem ungewohnte Kasusendungen und häufigeren Gebrauch des Genitivs.

Worterklärung braf bürgerlicher Verein

206.1 177.9

caeteris paribus

29.6f

Chikane

171.28

Codex Juris Comödiantenäußerung

168.4 25.32

Cosaquengewalt Ebenmaaß eilf

116.39Í 52.36 88.15

empfindelnd Erdbieden

238.5 133.36

feinden Feudalrudera PL

113.15 25.4

brav das gesellschaftliche Zusammenwirken der Bürger (lat.) ceteris paribus: unter gleichen Umständen (frz.) Schikane; kleinliche, böswillige Quälerei (lat.) Gesetzbuch, Gesetzessammlung (abwertend) nicht ernst zu nehmende, täuschende Äußerung in der Art eines Komödianten rohe Gewalt der Kosaken in ausgewogenem Maß elf (ältere Form, mhd. einlif eilif vgl. Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Ta schenwörterbuch. 38. Aufl. m. neubearb. u. aus den Quellen ergänzten Nachträgen von Ulrich Pretzel et al. Stuttgart 1992, S. 36) übertrieben empfindsam Erdbeben (ältere Form, mhd. ërtbidem, vgl. Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 38. Aufl. m. neubearb. u. aus den Quellen ergänzten Nachträgen von Ulrich Pretzel et al. Stuttgart 1992, S. 49) finden (lat.) Uberreste, Überbleibsel der Feudalherrschaft

fVorterklänmg

552 Flammengriffel, mit 61.2 dem ~ eingeprägt fodern 14.35

in unauslöschlichen Zeichen aus Feuer geschrieben fordern (Form schriftsprachlich bis ins 18. Jh. überwiegend, mundartlich bis Gegenwart) freveln Gefahr laufen in der Reformationszeit begründete die Moral überwachende Institution in Zürich gehorsam sein durchtrieben, abgefeimt Hilfe, Unterstützung, Beistand (,laU-ital.) Hartschier, ursprünglich Bogenschütze, Polizeisoldat in kantonalem Dienst klar, deutlich Jesus Christus hinwiederum hirnverbrannt, in ärgerlicher Weise unsinnig, töricht Honoratioren, aufgrund ihres sozialen Status besonderes Ansehen genießende Bürger Hundertstel flat) persönlich, einzeln, individuell industriell Intriganz, intrigantes Verhalten (-ismus und -aner, z.B. in Lutheraner:) bloße Theorie, Lehrmeinung (Redensart:) mit wucherischer Gesinnung herumrennen, Vorteile erjagend Kot, schlammiger Schmutz (bis ins 17. Jh. geläufig neben kôt) wohl eher Sitz des Fuhrmanns am Deichselende, Wagenkelle, als Schöpflöffel, Gefäß, schaufelartiges Werkzeug

frefeln gefahren geistliches Chorgericht

171.26 39.12 122.40

gehorsamen gewixt Handbietung Harschir

172.19 168.25 66.4 125.38

heiter Herzenkündiger hiewieder hirnwüthig

23.36 199.40Í 55.34 112.3

Honorationen PI.

140.27

Hundertel individualiter industriös Intriguans Ismus und Aner

103.38 172.14 134.38 139.34 8.5

Judenspieß, mit dem -

147.13f

Kath

132.5

Kelle

133.40

Kriechery

126.11

sich allzu dienstfertig, unterwürfig gegenüber einem Höhergestellten verhalten

Krokholz

141.10

Korkholz, leichtes, ähnliche Eigenschaften wie Kork aufweisendes Holz

Worterklärung mein Lestes merkantilischem Aventiiren-Daseyn Preis gegeben Mittehnan Mittelstatt Modetändeley

553

123.15 24.35f

mein letter Brief abenteuerlichem wirtschaftlichem preisgegeben

131.10 132.20 36.28

Angehöriger des Mittelstandes Mittelstand

Dasein

Nymbus

201.31

Obwelt

70.26

Ortwachmeister

138.7f

leeres Tun um der Mode willen, wechselndem Geschmack unterworfen Notwendigkeit, sich selber zu helfen urspr. Wortsinn: (lat. nimbus) Wolke obere Welt im Gegensatz zum Erdreich als untere Welt Anführer der Wachtabteilung

Palliativmittel

129.16

schmerzlinderndes

Pflanzschule

48.32

Geländestück, auf dem junge Pflanzen, besonders junge Bäume zur Verpflanzung gezogen und gepflegt werden, Pflanzgarten (oft übertragen auf Schule etc.)

Pflichdeben, (zu) bildendes

187.27

das Leben soll so gestaltet werden, daß es Pflicht und Schuldigkeit von häuslichem und bürgerlichem, individuellem und beruflichem, innerem und gesellschaftlichem Anspruch gerecht wird

probhältig

63.31

die Probe haltend, erprobt

Profos

125.38

mit der Regimentspolizei Beauftragter, Verwalter der Militärgerichtsbarkeit, Stockmeister

Quaterno

72.10

rari nantes in gurgite vasto

135.14

(itaL) Gruppe von vier richtigen Zahlen im Lotto (lat.) wenige nur in dem riesigen Flutschwall schwimmen (Vergil: Aeneis 1,118)

Rad Recompense

30.33 126.33

Scheinholz, faulendes Societetsspillwerk treiben spanische Dörfer

201.35

153.7

Analogbildung zu 'Böhmische Dörfer': unverständliche, unbekannte Dinge

speculativer Geist

9.16f

hier philosophisch

Noth der Selbsthülfe 23.39

120.20

Mittel

hier Folterinstrument (frz.) Belohnung, Entschädigung faulendes Holz, das im Finstern phosphoresziert Spielball der Gesellschaft sein

554

Worterklärung

Spittalordnung

141.36

Ordnung, die nur fiir die zeitlich begrenzte Dauer eines Aufenthalts in einem Krankenhaus Gültigkeit haben muß

Sportelseele

111.24

(abwertend) Mensch, der daran gewöhnt ist, sein Einkommen aus Nebengebühren zu ziehen

Stattfarb

132.12

Studium Juris

168.5

torächt

137.10

Thum überweidige Mentschen

125.38 118.5

Symbole oder Insignien der Stadt, die der Amtsinhaber sichtbar trägt flat.) Studium der Rechte töricht (mhd. tôrëht, vgl. Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 38. Aufl. m. neubearb. u. aus den Quellen ergänzten Nachträgen von Ulrich Pretzel et al. Stuttgart 1992, S. 228) Gefängniswärter

unabsehlich

238.33Í

unabsehbar

unbehelflich unbestechbar

122.9 121.40

vacciniren Vorsehung thun Wallen und Weben

178.38 129.38 66.39

hilflos unbestechlich vakzinieren, impfen

Weibel

125.38

untergeordneter Angestellter in einem Amt, bei Gericht, Gerichtsbote, Gerichtsdiener (Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. Bd. IV. Leipzig 1801, Spalte 1418)

Wiz

124.17

Witz, hier ursprüngliche Bedeutung: Wissen, Klugheit, Geist

Zeugungsoperation Zinsrödel PI.

10.37 147.12

schöpferischer Akt

Menschen, die eine Weide zu stark abgegrast, d.h. zu viel an materiellen Gütern zusammengerafft haben

etwas anordnen, Vorsorge tragen in (heftiger) Bewegung, wirksam am Werke sein

Verzeichnisse eingehender Zinsen, Zinsbuch

555 Anhang IV • Register

Einleitung Das Namens-, Werk- und Ortsregister enthält nur explizite Einträge, die sich auf den edierten Text zurückführen lassen. Nicht aufgenommen wurden direkte Anreden (Dir, Freund etc.), Adjektive oder ungenaue Bezeichnungen ('europäisch, leipziger, Schweizer etc.), indirekte Bezeichnungen, auch wenn deren Zuschreibung eindeutig möglich ist (Ihn, Vater, Verfasser etc.), sowie die Begriffe Anstalt, Institut etc. als Bezeichnungen für Pestalozzis Unternehmen in Burgdotf, Münchenbuchsee und Yverdon. Einzig bei Buchtiteln wurde dieses restriktive Verfahren etwas großzügiger gehandhabt. Auf Einträge und Angaben von Fundstellen, die sich auf die Anhänge zurückführen lassen, wurde verzichtet, u.a. deshalb, weil über die Seiten- und Zeilenangabe zum edierten Text ein direkter Zugriff auf die Sacherklärung zum entsprechenden Eintrag möglich ist. Die Angabe von Werken einzelner Personen erfolgt in Kurzform. Für vollständige Angaben ist die Sacherklärung zu konsultieren.

Namens-, Werk- und Ortsregister Arner (aus Lienhard und Gertrud) 35.8, 35.15 Barrabas 43.24 Barraud, Jean-François (1776-1851) 113.25f Baumann [Bauman], Christoph (1789-1863) 113.27 Berlin 105.34 Blarer [Blaarer] von Wartensee, Hans (1685-1757) 22.18 Bodmer, Johann Jakob (1698-1783) 22.17 Breitinger, Johann Jakob (1701-1776) 22.17 Brosenius, Heinrich (fl821) 105.8 Technologie für Lehrer 105.8f Buchsee Münchenbuchsee Burgdotf (Kanton Bern) 7.5, 9.23, 9.46, 21.12, 37.23, 47.39 Büß, Johann Christoph (1776-1855) 113.24 Dessau (Sachsen-Anhalt) 105.34f Eden 164.38 Esaù 162.6 Escher, Familie 22.19 Europa 39.1, 39.3, 150.14 Fellenberg, Daniel von (1736-1801) 22.19 Frankfurt a.M. 105.34 Friedrich II von Preußen, genannt der Große (1712-1786) [Friedrich der Einzige] 168.23 Gertrud (aus Lienhard und Gertrud) 35.8, 35.15

556

Namens-, Werk- und Ortsregister

Geßner, Heinrich (1768-1813) 148.33, 149.22, 152.21, 153.4, 155.12, 156.34, 157.5, 166.33, 193.2, 194.3, 196.33, 196.39, 197.34f, 198.11, 199.7, 200.9, 200.21 Glülphi (aus Lienhard und Gertrud) 35.15 Gräff, Heinrich (*1766) 4.10, 5.10,105.2 Graffenried [Grafenriede], Familie 22.20 Hans (aus dem Journal) 65.20, 65.22, 223.33, 223.36 Heidelberg (Baden-Württemberg) 105.34 Helvetien -* Schweiz Hirzel, Familie 22.20 Hummel (aus Lienhard und Gertrud) 35.9, 154.29,154.32 heiin, Isaak (1728-1782) 22.18 Israel 163.35 Jakob (aus dem Journal) 65.20, 65.22, 223.33, 223.35 Jesus Christus 123.5, 152.22 Jezler [Jetzteier], Christoph (1734-1791) 22.19 Kain 164.12 Knusert, Aloys (1789-1836) 113.26 Krüsi [Kreusi], Hermann (1775-1844) 113.24 Krug, Johann Friedrich Adolf (1771-1843) 105.10 Ausführliche Beschreibung und Anweisung, die hochdeutsche Sprache [...]zu lehren 105.19ff Erstes Lehr- und Lesebuch für Bürger- und Landschulen 105.10ff Hochdeutsches Syllabir-, Lese- und Sprachbuch 105.13ff Hochdeutsche Sprachelemententafel 105.16ff Lavater, Johann Caspar (1741-1801) 147.19 Leipzig4.9, 5.9, 105.2,105.21,105.34 Lindner, Friedrich Wilhelm (1779-1864) 4.8, 4.32 Anweisung zu einem zweckmäßigen Unterricht im Gesänge 4. Iff Aufsatz der musikalischen Zeitung 4.18f Der musikalische Kinderfreund 4.21 f Mandiléni [Mandeley] 113.27 Münchenbuchsee (Kanton Bern) 21.13, 47.39, 105.36 Muralt, Johannes von (1780-1850) 113.26 Nänny [Näni], Johann Konrad (1783-1847) 113.27 Nazareth 199.39 Niederer, Johannes (1779-1843) 113.13, 113.17, 113.25 Pestalozzi, Johann Heinrich (1746-1827) 3.1, 5.1, 16.23f, 17.25, 19.41, 20.13, 105.23, 105.36,105.38 Anweisung zum Buchstabiren- und Lesenlehren 105.23f Buch der Mütter 41.36 Elementarbücher 7.5, 7.9, 9.35, 10.17, 10.21, 10.40, 11.24, 11.39, 12.4, 14.5, 40.8, 40.22f 105.38f Journal für die Erziehung [Ansichten, Erfahrungen und Mittel] 3.2ff, 5.2ff, 7.6, 9.15, 19.22, 82.49 Lienhard und Gertrud 35.3, 154.2% Wie Gertrud ihre Kinder lehrt 7.9, 10.38, 37.2% 47.21, 106.10f Rousseau, Jean Jacques (1712-1778) 177.28

Namens-, Werk- und Ortsregister

557

Schmid [Schmit], Joseph (1785-1851) 113.26 Schweiz, Helvetica 147.3, 150.12, 197.28 Stans [Stanz] (Kanton Nidwaiden) 19.41, 21.12, 37.12, 37.21, 37.24 Tillich, Ernst GotthelfAlbrecht (1780-1807) 105.6, 105.25 Allgemeines Lehrbuch der Arithmetik 105.25ff Beyträge zur Erziehungskunst 105.3ff Lehrbuch der Geographie 105.30/ Lehrbuch der geometrischen Verhältnisse 105.28f Tobler, Johann Georg (1769-1843) 113.26 Tschamer, Familie 22.20 Tschiffeli, Johann Rudolf (1716-1780) 22.19 Türk, Wilhelm Christian von (1774-1846) 105.32 Beyträge zur Kenntniß einiger deutschen Elementar-Schulanstalten 105.32ff Briefe aus München-Buchsee 105.36ff Johann Christoph Vollbeding (*1757) 105.43 Praktisches Lehrbuch zur Bildung [...] der Gedanken 105.43ff Wattenwyl, Familie 22.20 Weiß, Christian (1774-1853) 105.6 Beyträge zur Erziehungskunst 105.3ff Yverdon [Yverdun] (Kanton Waadt) 21.14, 47.39

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Schriften aufrecht

Autor-Text (nicht von Pestalozzi stammender oder nur zum Teil auf Pestalozzi zurückfuhrbarer Text in kleinerem Schriftgrad)

gesperrt

Unterstreichung in der /1an fUdiri ft Sperrung im Druck

halbfett

späterer Zusatz oder spätere

halbfett-kursiv

Streichung des Editors

kursiv

Editor- Text

Korrektur

Zeugensiglen Η

autorisierter handschriftlicher Zeuge mit Handschrift Pestalozzis (Handschriften, die neben Pestalozzi andere Schreiber aufweisen, werden mit · gekennzeichnet)

h

autorisierter handschriftlicher Zeuge ohne Handschrift Pestalozzis (dazu gehören auch autorisierte Abschriften sowie Fassungen oder Handschriften zu Fassungen, deren Autorisation nur zum Teil gewährleistet ist)

a

autorisierter Druck

A

autorisierter Druck der

Zeichen zu den

(Erstdruck) Cotta-Ausgabe

Zeugensiglen

Δ

der Zeuge enthält mehrere

0

der Zeuge enthält nicht zugehörigen

Fassungen/Handschriften

#

der Zeuge besteht aus mehreren archivalischen

Text Einheiten

Zeichen

Λ Λ

\

waagrechte

Streichung

senkrechte oder schräge.

Streichung

Einfiigungszeichen

•• ••

durch Unterpunktierung



Lücke im Text oder

aufgehobene

[]

Ergänzung des Editors im

*

unlesbares Wort

Streichung

Textabbruch Autor-Text

(unsichere Lesung wird in Anhang I vermerkt) +

unlesbarer



vom Editor gesetzter

Buchstabe

I

Seitenanfang

/

Zeilenfall

//

Abschnitt

oder

Abschnitt Seitenende

Stemma Sigle halbfett edierter Text Sigle aiifrccht in der Textkritik rerwerleler Sigle kursir p.

nicht renverteter

Text

Text

erwiesener und direkter Bezug (Ziri.ichensliife nicht möglich) erwiesener Bezug (Zwischenstufe

PSB PSÌI'

lieg. I

Soffarth Isr. Motf P.-Bl. Pestai.

P.-St. Schönebaum

Stadler

thematischer Bezug (keine oder marginale

Identität/Varianz)

Abkürzungen zur

Pestalozzi-Literatur

J. II. Pestalozzi: Sämtliche Briefe. Kritische Ausgabe. Bde. 1-14. Zürich 1946-1995 J. II. Pestalozzi: Sämtliche ll'erke. Kritische Ausgabe. Bde. 1-16. ITA. 17B. 1S-23. 24Λ. 24B. 25-29. Berlin. Leipzig und Zürich 1927-1996 ,/. II. Pestalozzi. Sämtliche ll'erke und Briefe. Kritische Ausgabe. Registerband I. I erfaßt ron L. Friedrich und S. Springer. Zürich 1994 Pestalozzis sämtliche ll'erke. Bde. 1-12. Hrsg. con L. IV. Seyffarth. Liegnitz 1S99-1902 (2. Ausg.) A. Israel: Pestalozzi-Bibliographie. Bde. I-Ill. Hildesheini 7969 (Nachdruck der Ausg.: Berlin 1903-1904) II. Moif: Zur Biographie Pestalozzis. Τeile /-/'. Stuttgart 7969 (Nachdruck der Ausg.: IVinterthur 1S6S-1SS9) Pestalozzi-Blätter. Hrsg. ron der Kommission für das Pestalozzi-Stiibcheri. Zürich 1 SSO-1905 I'estalozziaruim. Mitteilungen des Instituts zur Förderung des Schul- und Bildungsicescns und der Pestalozziforschung. Zürich 1904-19S9 Pestalozzi-Studien. Hrsg. con L. II'. Seyffarth. Liegnitz 1S96-1904 II. Schönebaum: [Bd. I:] Der junge Pestalozzi. 17467792. Leipzig 1927: [Bd. II:] Pestalozzi. Kampf und Klärung. 17S2-1797. Erfurt 1931: [Bd. III:] Pestalozzi. Kennen - Können - IVollen. 1797-1S09. Langensalza 1937: [lid. II':] Pestalozzi. Ernte und Ausklang. 1S10-1S27. Langensalza 1942 P. Stadler: Pestalozzi. Geschichtliche Biographie. [Bd. I:] Ion der alten Ordnung zur llerolntion (1746-1797). Zürich 799S; Bd. Il: l'on der Umwälzung zur Uestauration. Ruhm und Rückschläge (179S-1S27). Zürich 1993 A bkürzungen zur allgemeinen

A/)B IIBLS

möglich)

Literatur

Allgemeine deutsche Biographie. Bde. 1-56. ¡¡erlin 19671971 (Nachdruck der Ausg.: München 1S75-1912) Historisch-biographUches Lexikon der Schweiz. Bde. Ι-ΙΊΙ und Sappl.-Bd. Neuenburg 1921-1934