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German Pages 704 [712] Year 1992
ADOLP H F R E I H E R R K N I G G E SÄMTLICHE WERKE BAND 5
Adolph Freiherr Knigge Sämtliche Werke In Zusammenarbeit mit Em st-O tto Fehn, Manfred Grätz, Gisela von Hanstein und Claus Ritterhoff herausgegeben von Paul Raabe
BAND 5 Abteilung i Romane in 8 Bänden
Adolph Freiherr Knigge
Geschichte des armen Herrn von Mildenburg In Briefen herausgegeben Teil i bis r
K- G S a u r München • London - New York - Paris 1992
Photomechanischer Nachdruck der Erstausgabe nach dem Exemplar der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern. Sign.: Litt. XLVI. 1072
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Knigge, Adolph Frhr. von: Sämtliche Werke / Adolph Freiherr Knigge. In Zusammenarbeit mit Emst-Otto Fehn ... hrsg. von Paul Baabe. Photomechanischer Nachdr. der Erstausg. - München ; London ; New York ; Paris : Säur. ISBN 3-598-22870-8 NE: Baabe, Paul [Hrsg.]; Knigge, Adolph Frhr. von: [Sammlung] Photomechanischer Nachdr. der Erstausg. Bd. 5 : Abt. 1, Bomane: in 8 Bänden. Geschichte des armen Herrn von Mildenburg : in Briefen herausgegeben. -Teil 1/2. -1992 ISBN 3-598-22875-9
Printed on acid-free paper / Gedruckt auf säurefreiem Papier Alle Kechte vorbehalten / All Bights Strictly Reserved K. G. Säur Verlag GmbH & Co. KG, München 1992 A Reed Reference Publishing Company Printed in thc Federal Republic of Germany Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlages ist unzulässig Druck/Printed by Strauss Offsetdruck, Hirschberg Binden/Bound by Buchbinderei Schaumann, Darmstadt ISBN 3-598-22870-8
Geschichte de«
armen
Herrn
von M i l d e n b u r g / in Briefen herausgegeben von
A dol ph F r e y h e r r n Kn igge.
Erst er Thei l . Hannover, in der Schmidtschen Buchhandlung 1789.
Vor r ede. A c h liefre hier die Geschichte eines M a n nes, der m it dem Grundsätze in die W e lt t r it t : „daß Jeder glücklich seyn und seine „guten Zwecke durchsetzen könne, der im„m e r weise und immer redlich handelte." B e y allen Schritten, die er thut, scheint indessen dieser Grundsatz zur Lüge zu wer den. E r w ird oft, bey dem Bewusstseyn der größten Rechtschaffenheit, m iskannt; edle Plane werden ihm vereitelt; U nw ür dige Bösewichte nehmen ihm vor dem M u nde weg, was er verdient hätte, und m it Recht fordern konnte. S eine K lu g heit und Vorsicht vermögen nichts gegen Schlauigkeit und Cabale. E r w ird von dümmer» Menschen überlisiigt; S e in Le ben ist ein Gewebe von N o th , Kummer, V erfolgun g undKrankheit; E rstirbtendlich — S ie werden hören, wo ? — Zum Gegenbilde sind in dieser Ge schichte Porkraite von Schelmen und P in X 2 seln
Vorrede. sein aufgestellt, die, wo sie auch stehe», die ersten Rollen spielen, und im ruhigen Besihe der Vortheile sind, die billig der Preis der Rechtschaffenheit und wahren Klugheit seyn sollten. Kann er, bey allen diesen Wieder, wärtigkeiten, seinen ersten Grundsähen treu bleiben, oder soll er die Vorsehung anklagen? — D as ist die große Frage, die ihn bey jedem neuen Unglücksfalle beschäst tigt. Die nähere Untersuchung derselben leitet ihn auf eine zweyte, nicht weniger wichtige Frage, nämlich: „ Is t es auch „wahr, daß ich stets zugleich klug und red, „lich gehandelt habe?" und da erfährt er dann zu seiner Beschämung, daß er doch immer von Einer Seite gefehlt Hane. W o er durchaus edel und grade handelte, da verabsäumte er die nöthige Klugheit und Vorsicht, und wo er einen Plan mit aller Weisheit angelegt hatte, da mislung sein Vorhaben durch irgend einen kleinen schie, fett, nach der strengsten Moral nicht zu billigenden Seitensprung, zu dem er sich verleiten ließ. Diese Erfahrung führt ihn am Ende seines Lebens dahin, überzeugt zu seyn: daß
Vor r ede. daß jeder Mensch der B au h err seines eiger uen Schicksals ist; daß der weise Schöpfer alles so geordnet hat, daß jedes fteye W e sen die Folgen seiner Handlungen tragen m uß; daß dies ein erhabener P lan des liebreichen V aters aller Creaturen ist, um uns zu einer höhern Bestimmung zu er ziehn; daß solche Schicksale, die ganz ohne unser Zuthun uns zu treffen scheinen, wo wir also gar keine M otiven wahrneh men, mehrentheils Vereitlung frivoler Wünsche sind, Entbehrung von Vorthei len, au f welche wir gar kein Recht haben, oder die eigentlich gar nicht glücklich ma chen; daß manche Wiederwärtigkeiten mittelbar die Quellen nachheriger größerer Glückseligkeit eröfnen, daß andre dazu dienen, uns die seltenern Freuden desto schmackhafter zu machen, deren beständi ger G enuß Ueberdruß und Unersättlichkeit erzeugt; daß nichts billiger ist, als daß manche schwache Menschen durch den B e sitz äusserer Glückseligkeit dafür entschä, digt werden, daß sie größere Freuden, für welche sie nicht empfänglich sind, entbeh ren müssen, und endlich, daß es für den wahrhaft weisen, guten, freyen und mäßi gen M an n eine innere Seligkeit giebt, die
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nicht«
Vor r ede. nichts ihm rauben kann, und die unabhän gig von Menschen und Schicksalen bleibt. G em älde von lebenden, bekannten Leuten habe ich wissentlich nicht eingemischt. D ie Ohnmöglichkeit aber, Menschen mit W ahrheit zu schildern, ohne daß die B il der irgend einem Lebendigen gleichsähen, wird freylich der liebreichen A uslegungöfünft auch in diesem B uche ein weites Feld erüfnen. I n der H a a rle m m e r C o u r a n t ist, wie ich höre, schon eine holländische Uebersehung dieses R o m an s angekündigt w or den. D a s rührt daher, w eil ein w ürdi ger Geistlicher in Zwoll, als er die Uebersehung meines B u c h s ü b e r d en U m g a n g m ir M e n s c h e n unternommen, mir hier von Nachricht gegeben und mich zugleich gefragt hatte, an w as für einem W erke ich seht arbeitete? Ic h schrieb eö ihm, und vermuthlich hat seine gütige Partheylichfeit für meine S chriften ihn bewogen, früh genug eine Uebersetzung auch dieser G e schichte anzukündigen, damit sie nicht in die H ände eines ungeschickten Fabrikanten fal len sollte.
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Inhalt des ersten Theils. E r s te r B r i e f , S e t t e r ; von der Rathttm Homann, in Engeleben, an die Demoiselle Caroline Felmcr in Dirkenthal. S ie nim t die Aufforderung ihrer jungen Freundinn zu einem Briefwechsel an, erfüllt das Verlangen derselben, ihr offenherzig zu sagen, wie inan in dem kleinen Stadchen von ihr urtheilt, und was sie selbst von ihr denkt. Etwas vom 21m tf* v o g r Umdach und seiner F ra u . Am Ende bitter sie um Nachricht, wer der arme, kranke VUann sey, der sich seit einiger Zeit bey dem Pastor Ehr« m a n n und seiner L r a u , bey welchen C a ro lin e wohnt, aufhalt.
Z w e y t e r B r i e f , S e i t e n ; von Heinrich von M ildenburg, aus Dirkenthal, an den Doctor P o rr, in Londen. Klagen über das unglückliche Schicksal, das ihn auf's Neue betroffen. D e r D o c to r P o r r hatte ihn aus dem Gefängnisse errettet, und w a r dann m it einem Engländer nach London gegangen. H einrich sollte indeß in einem Kloster versteckt bleiben, bis zu seines Freundes Rückkunft. B e schreibung des Mönchs-Lebens. Character des P r io r s . H einrich wird krank im Kloster. Der M ö n c h , welcher ihm zur Pflege zugesellt wirdfängt an, ihn zu interessieren. E rle rn t ihn naher kennen, und findet an ihm einen Unglücklichen, der )( 4 aus
aus Derzw ei-una sich ist blcfen S ta n d gtw&rfett hat, aber jetzt sich nach Freyheit sehnt. E r be# schliefst, ihn zu erlösen. D ie Erzählung, w ie er dies zu Stande bringt, abgebrochen, weil der B rie f geschloffen werden muß.
D r i t t e r B r i e f , S e i t e a ; ; Donbem P rio r des Klosters an seinen Provinzial. Bericht von der Flucht deö p a te r Josephs, durch H ü lfe des F re m d e n , der sich im Kloster auf gehalten.
V i e r t e r B r i e f , S ette z i ; von Carolinenan die Rärhinn Homanri. Leichtfertige Aeusserungen über die Urtheile der Frauen in Engelleben, über die F r a u B ü r g e r m eisterinn, F r a u A m ts v ö g tin n und die F r a u v o n ilö fle r. D o n dem a rm e n £ e m i , der seit einiger £eit bey ihnen wohnt, erzählt sie, was sie weiß, nämlich, daß ihn der P astor E h rm a n n , als einen Kranken, in sein H aus aufgenommen, und das er sich den Nam en B ac h m ü th giebt; vermuthlich aber nicht so heisst, weil seine Wäsche m it v. M . gezeichnet ist. E tw a - über den P astor und seine F r a u . S ie erfüllt das Verlangen der F r a u R ä th in n , sie m it einem Theile ihrer Lebensge schichte bekannt zu machen. Erste Erziehung; Früher Tod ih re r E lte rn . Nachricht von den v b rig e n Geschwistern. E in B r u d e r ist in Ostin d ie n , der andre U n te r -G ffic ie r in kaiserllchen Diensten, die noch lebende Schwester aber, alS Lam m erjungfer m it einer G e fa n d rin n nach Pe tersburg gegangen. C a ro lin e kömmt in das H an S ihres Ohenns, deS R ecto rs F e lm e r. B ild dieses M an n es und seiner F r a u . D e r R ecro r wird krank und stirbt. E in gewiffer H e r r v o n der H a r t sucht eine Gesellschafterinn fü r seine F r a u , und w ählt dazu C a ro lin e n . S ie reist m it ihm ab. Lbaracrer de- M an n es und seiner unwürdigen
G a ttin n .
Züttsi
F ü n f t e r B r i e f , Sekte 5 5 5 von der F re i frau von Rastih in Altenwedel, an den P a stor Ehrmann. S ie hat erfahren, daß H e r r B achm uth sich bey ihm aufhält, und warnet ihn vor diesem Menschen, welcher, wie sie sagt, Hofmeister in ih, rem Hanse gewesen sey, und ihre Tochter habe ver führen wollen.
S e c h s te r B r i e f , S e ite 5 7 ; Edle A ntw ort des Pastors auf diesen B rie f.
S i e b e n t e r B r i e f , S eite 6 0 ; von Hein rich von Mildenburg, an seinen Freund P o rr. M i t seiner Gesundheit bessert es sich. F o rt, setzung der Erzählung, wie er den p a te r Joseph v o n der H a r t aus dem Kloster entführt. Dieser ist nach P aris gereist, und w ill von da nach America gehn, wohin ihm H einrich einen B rie f an seinen Oncle, den H auptm ann von B ie d e rs d o rf, m it, gegeben hat. H einrich weiß indeß in Frankfurth nicht, wozu er sich entschlieffen soll. Beschreibung eines kleinen Wirthshauses, in welchem er,, aus M angel an Gelde, vorliebnehmen muß. E r trifft einen J u g e n d -F r e u n d an, der ihn als Hofm ei ster bey den Kindern der B a ro n in n Rastitz cm, pfiehlt. E r reist nach Altenwedel ab, und giebt sich den, Nam en B achm urh. Beyläufig etwas von H einrichs verstorbenen M u t t e r , von seiner noch lebenden Schwester, der F r a u vo n S ta lls heim und deren G a tte n . E r erfährt durch K a u f, leute, daß Diese sich von ihm getrennt hat, und niemand weiß, wo sie ist? N u n erzählt Heinrich seine Ankunft in Altenwedel. W as ihm unterwegens begegnet. Character der F re y fra u von R a stin, des B a ro n s , ihrer liebenswürdigen Tochter, und der beyden S ö h n e , deren Führer er nun ist. D ie B a ro n in n sucht ein Liebes,Verständniß m it Heinrich anzuspinnen. E r lasst sich darauf nicht ein. F ü r das Freyfräulein Luise empfindet er zärtlichere Triebe und sie für ihn. Es kömmt zu einer Erklärung, wobey die Eltern ihn über, X 5 raschen,
raschen, ttitb auf unedle Weile aus dem Hause ban nen. Nun weiß er nicht wohin's Er will sich, bis zu P o rts Rückkunft, bey einem Bauer in die Kost
h ie lt eü fü r ein B re v ie r, und nahm cs in die H and.
E r w a r indeß hinausgegangen, um et
wa« zu holen.
A us Langerweile öfnete ich das
B u c h und blickte h in e in ; aber wie wurde ich überrascht, als ich sah, daß es ein kleiner P e trarca in Taschen-Formate w a r 1 der P a te r J o seph von der H a rt (so hieß er) gerieth in große V e r legenheit als er wieder in das Zim m er tra t, und sei nen S ä n g e r der Liebe in meinen Händen erblickte. I c h mag D ich nicht m it einer w e itlä u ftigen Erzählung ermüden, was weiter unter »ns D
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vor-
vorfiel. D u kannstDir indessen leicht einbilden, daß ich nun in den armen M ann drang, mir diese Erscheinung zu erklären; daß in unserm beyberseikigen Gemüths-Zustanbe nichtviel Ueber» redung erfordert wurde, um ihn zu bewegen, sich wir zu vertraun, und mich, die Erzählung meiner Geschichte gegen die (einige auszutauschen. Ich werde D ir die letztere, sobald ich irgendwo ein wenig ruhiger lebe, ausführlich aufsehen. Heute nur so viel davon: D er arme Joseph hatte in der großen Welt, in manchen sonderbar rat Verhältnissen gelebt. Unglücklich im Dienste der Großen, unglücklich in seinen Vermögens« Umständen, unglücklich in der Ehe, unglücklich in der Liebe, dachte er in einem abgezogenen Le» ben, als Mönch, Ruhe für sein Herz zu finden. Ih m war fast jeder Ort dazu willkommen; er wählte Diesen, der schönen Lage wegen, hoffte sich durch den Anblick der friedlichen N atur, in jene Welt hinetnzuzaubern, bis ihn sein Schöp» fer dahin abrufen würde. D ie Zeit seines No» viziats war ihm wie der erste SchlafEines, der. Nach erlittenem Schiffbruche, sich auf eine wüste Insel gerettet hat. Aber wie, wenn Dieser dann die Augm öfnet, und nun Hunger, Durst, und
und manches andre B e d ü rfn iß in ih m erwachen; so fieng auch er an, da-Schreckliche seiner neuen Lage einzusehn, sobald er die Gelübde abgelegt hatte.
Auch veränderte sich bad Betragen der
übrigen Mönche gegen ih n nach dieser Zeit sehr merklich — K u rz ! er wünschte sich wieder w e it weg von da.
A ls er m ir seine Sehnsucht nach
Freyheit so lebhaft schilderte, bester P o r r !
da
rie f ich in mein Gedächtniß die Empfindungen zurück, m it denen ich so manche S tu n d e ver trauerte,
hinter dem kleinen Fenster des hohen
Dergschloffes,
in welchem mich die Tyranney
meines Despoten eingesperrt hatte, ohne meine V era ntw o rtu ng hören zu »vollen. da m ir den Tod wünschte; erste B r ie f, von D i r ,
W ie oft ich
wie bann aber der
mein einziger Freund.'
und di« Pistolen, die m ir der Schornsteinfeger durch da-
eingebrochene T am in hereinreichcn
musste, einen »varmen H ofnungsstrahl in meine Seele »varfen — und dann, als ich D ich »inten im Thale, m it den P ferd en, die zu meiner Flucht bestimmt »varen, halten sahe, redete Zeichen hörte,
und da- verab
und nun Sehnsucht nach
E rre ttu n g und H o fn un g m ir M u c h und LöwenK rä fte gaben, am Hellen M itta g e , D
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da der Kerr ker-
fetmeiflcr m ir mein Essen brachte, ihm die Pi» (tote auf die B ru st zu sehen, ihn zu binden, ein» zuschliessen in meinen Kerker,
und m it seinen
Schlüsseln fortzueilen, mitte» durch die Jnvali» den-Wache zu dringen und, halb unsinnig vor Freude, mich in Deine Arme zu werfen, uni» m it D ir fort, über die Grenze dem Kloster zur zujagen.-------- Ic h stellte m ir das alles lebhaft vor, und beschloß, deS armen von der H a rt Er» retter zu werden, wie D u der meinige gewesen warst.
M e in P la n war bald entworfen und
meinem neuen Freunde mitgetheilt,
und dieser
P la n erweckte meine Thätigkeit, gab jeder Nerve neue Schivungkraft.
M e in stockendes B lu t kam
wieder in frischen L auf; die ganze Maschine ger rieth in den Gang, und nach vierzehn Tagen war ich vollkommen hergestellt.
Ic h vergast,
daß ich selbst noch nicht sicher war vor den Der» folgungen des Fürsten von * * * ;
daß ich nicht
wusste, zu wem ich meine Zuflucht nehmen sollte; daß ich D ir versprochen hatte, cd ein J a h r lang, bis zu Deiner Znrückkunft int Kloster auszuhal ten — M eine Lebhaftigkeit übersähe alle Schwie rigkeiten. in P a r is ;
D e r P ater Joseph hatte einen Freund Zu diesem sollte er reisen;
Und weil
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weil er sich in Europa nirgends gedeckt gegen die Nachforschungen der rachgierigen Mönche hielt, ihm auch dieser Welttheil verhasst (tcieov; den w a r; so wurde beschlossen, daß er in Frank reich auf. irgend eine Weise Gelegenheit suchen sollte, sich nach America einschiffen zu lassen. Zch gab ihm ein EmpfehlungS-Schreibcn an meinen Oheim den H auptm ann von Diedersdorf mit, der, wie D u weisst, in französischen Diensten, und jetzt mit dem Regimente in W est-Indien ist. S o ll ich D ir'S bekennen? H ätte ich eS nicht für Undankbarkeit gegen Dich, mein Theuerster! gehalten, dem ich so heilig versprochen hatte, keinen solchen raschen S ch ritt zu thun — ich wäre mit ihm gegangen. Zch will Dich nicht aufhalten mit Erzählung der genauer» Umstände unsrer Flucht. D ie Erlaubniß, die er bekam, zu Wiederherstellung unsrer beydcrscitigen G e sundheit, mit mir Spatziergänge in dem nahe ge legenen Wäldchen zu machen, gab mtS Gelegen heit, unsern Zweck zu erreichen. D a er gänzlich ohne Geld w ar; so hielt ich ei für Pflicht, den größten Theil dessen, was mir Deine Äroßmuth in die Hände gegeben hatte, ihm darzureichen. ES war in der M itte des M onathS JuniuS. — D 4 Aber |:W|
Aber ich vergesse, itttta Lieber! daß ich schliessen muß, wem» ich den Dothen nicht vttt säumen will, der im Begriff ist nach * * * zu gehn. Nütze ich dies« Gelegenheit! »ich«-;, so weiß ich nicht, wie ich es anfange« soll,' .diesen B rief unter der Abdresse, die D u mir angewie» Pen, sobald nach London zu schaffe». 'Und doch wollte ich gern, baß D u wenigstens meinen jetzt» gen Aufenthalt so bald als möglich erführst. W as für Elend mich seit dieser Zeit betroffen hat, bas sollst D u in meinem nächsten Briefe ersah» ren. Vorerst bin ich hier gut aufgehoben; aber ich bin wieder krank — rn'ib — doch wozu di» Klagen? S ey meinetwegen nicht zu unruhig l Antworte mir nur bald, und addrrsstere -den Brief, jedoch unter dem verabredeten -Namen: B a c h m u th , an den Herrn Pastor Ehrmann in Birkenthal! Schicke mir doch auch meinen ge» fchriebenen Lebenslauf wieder i Vielleicht bedarf ich dieser Papiere, und es ist mir gar zu schmerz» haft, das alle« mündlich zu erzählen, wo es nöthig ist. Lebe wohl, mein ewig werther Freund! ich bin mit Dankbarkeit und Zärtlichkeit der Deinige«
Drit«
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Dritter Brief. Von dem Pater Prior des Klosters ***> an den hochwürdigen Pater Provinzial. Die Martis, polt feltum St. Bonlfacii, in anno D. 177}.
Mifericordia Vdbis, & pax, & cbaritas multiplieetur! Reverendiifime Pater 1 33ott Herzen hätte gewnnschen, daß dieZeitum gen, so Ew. Hochwürden in continenti üben schreibe, von angenehmeren Content seyn mbg» tm, al« heuer geschehen kann. Unser P. Jose ph us ist gestern, während der Complet mischn bar worden, und mik ihm ein Peregrinus, so sich ZettS einer Weil bey uns als Hospes auf« Schalken, Nicht minder bavongangen. V » illis! quoni'am viatn Cain ingrefli sunt, & deceptione mercedis, qua deceptus fuit Balaam, efftifi sunt, & contradictlone Cor» perierunti Epilt. St. Jud. verfic. 11. Indeß habe mich über diese« Scandalum, so von einem Religiöse dem Volk gegeben won D 5 den
bett, bcttttftfttt verzörnt, daß, bey meinem »hm bad vollblütigem Cörper, ein stark Zittern über» kommen, so ba|i mich wiederum eines fremden Calam i bedienen muß, welches zu excusirett bitte. Besagtem P. Josepho habe nie getraut, tmb war mir, bey dessen Receptione in das Noviciat, schon anstbsstg, daß er vormaiig im heiligen Ehestände gelebt und die Freuden der W elt geschmerkt hatte. Jedoch, da Selbiger einen kleinen Dotem zu der ohnehin verarmten Cassa stiftete, auch Studia hatte, und uns ein solches Subje&um dermalen hier abgeht; so glaubte, ihn ;u Sch reib creyen, qua S ecretaria m , brauchen zu köirne», iitbcmc mir, bey meinem, Sit Gloria Domino! stark zunehmen» bett Corpore, das Driefsetzen & caetera schwer ankommen will. Allein, eS schrieb gedachter Flüchtling doch feilte« sonderlichen Stylum, sonr der» ein lutherisches Deutsch, und zum Termi» niren, wozu ihn nachher, seiner Humanität und Kenntniß der Laicorum wegen, zu gebrau» chen vermeint, war er gleichfalls nicht anzuwenr den, ntafett derselbe fast immer weniger in die Küchel brachte, als die übrigen P atres und D rür der, 1-12!
der. N u n befiel ihn vor etwelche» M onäthen «ine Maladie, so der P. Zacharias der unger wthnken Abftinentiae Schuld gebe» wollen, und musste Jofephus das B ett hüten, da er bann ad tempus vom Chor difpenürt würdAlS nun vielfältig bey Tischreden von ihm ge» fahrliche Bücher, welche Auftores etlmici & heretici anSgehn lassen, hatte citiren und als lobenswrrth anpreisen hören, und was derley mehr war, fieng an, vor sein SeelenH eil bange zu werden, und sendete daher den KellermeisterP. Ignatium, der Suadam und Feuer hat, an ihn ab, um ihm einzureden, und ihn nach De» finden versehn zu lassen. Glaubte daher nichtomittirt zu haben, war aber höchlich verwun dert, alö vernahm, daß gebad)ter Jofephus sich unter dem praetextu, nicht dazu Gem üthsruh genug zu haben, verweigern wollen, vorjetzt die Weegzehrung anzunehmen. Uebrigens moderirte meinen Unwillen, refpeftu seines schwäch liche» Zustands. I n dieser Frist brachte rin gewisser D o fto r M edicin«, P o rr genannt, welcher mit dem P. Z acharia in Ingolstadt in R hetorica & P hiloso-
lofophla gegangen, einen Fremdling hierher', welcher, dem Vorgebe» nach, ein guter catholt« scher Christ, aber wegen Verfolgung von Sei» Im der Hcreticorum ausgetreten seyn sollte, und bath, denselben hier ein J a h r lang, gegen McceptabM Hofiorarium, wohne», «ln die Kost gehn und der Juriuro hospitalitatls sich er; freut» z» lassen, welches von meiner S eite zur gestanden wurde. Konnte durchaus nicht erfahr ttn , wer eigentlich dieser Peregrinus sey, und kam mir täglich bedenklicher vor ; doch war kein fundirter Verdacht zu schöpfen. Dieser Fremd« wurde nun vor einigen Wochen auch krank, und ba indeß Jo lepli us wieder umherwandeln konnte; so trug demselben auf. Jenem Afliftentiam zu leisten. Beyde kamen endlich so wett wieder zur Gesundheit, daß sie wünschten, sich zuweilen eine Commotion machen zu können. Anfänglich gteng der Fremde allein; B ath mich nachher Jofcphus, ihm zu erlauben, denselben begleiten zu dürfen: W ar eine Recreation, welche ihm, als Valctudinario, um sich gradatim an die Fuft zu gewöhnen, nicht versagen konnte. N un wollte zwar P. Zacharias rin so Andres bemerkt haben, dass ihm Verdacht bey diesem Spahie« rett«
rengehen ex cirtrtt; doch hatte schon wieder dar« auf vergessen, und rin so satanische- Vorhaben mukhmasete gar nicht. Endlich vor fünf lä g e n , Abend- am vier Uhr, waren beyde F ugitivi nach dem abusive also genannten Pfaffen-Hilz» lein gelustwandelt, und al- indeß zur C om plet geläutet würd, konnte weiter keine Notitianx von ihnm nehmen. Allein die allgemeine L onfternatio n war groß, al- wir uns im R efefto rio versammelten und Beyde nicht erschienen; Kam nachher einer von den B rüdern, welchen nach Dachdorf gesendet, um einen schönen calecu« tischen H ahn und einen großen Fusch einzuholen, womit eine fromme W itwe mir eine Verehrung gemacht, und sagte: er habe Jen e zu Pferde davon jagen und den Weeg der Grenze zu neh« men sehen. D a bekam fast apopledtifd)C Zu» fälle vor Aergernuß. D iS dahin seyn alle Nachforschungen ver geben- gewesen; darf auch derley öffentlich nicht anstellen, de- Volk- wegen, und habe daher, auf Anrathen de- P. Zachariae, welcher eben einen solchen cafum erlebt, al- er bey benjefuitis seine S tadia gemacht, aussprengen lassen: e»
ti sey bet P. Josephüs plötzlich verbliche». Habe
auch einen S arg verfertigen lassen und alles so angeordnet, als sey er würklich gestorben. Dem ganzen Conventu habe Silentium im ponirt. Verfehle nicht, Ew. Hochwürdcn diesen absehen« lichen Vorfall zu melden, und in tiefer Obedientia zu bitten, wollen mir die Schuld nicht heymessen, vielmehr mir weitere VerhaltungSBefehle und Instructionem zukommen lassen. Schlüflich bitte um Ew. Hochwürden Seegen, und verharre rc. P o lt-Scriptum . Felder und Weinberge versprechen, Gott sey Dank! eine reiche Erndte, und gute Termi ney. Kürzlich habe ein halbes Fuder excellen ten 2(d;t; und Vierziger, hiesiges Gewächs, vom Amts-Keller Heimann verehrt erhalten.
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Vierter Brief. V on Carolinen Felmer, in Birkenthal, an die Frau Räkhinn Homann, in Engeleben. Dm iitcn Oktober, I77Z.
VerehrnngSwürdige Freundinn! 3 $ erkenne mit dankbarem Herzen den W erth der Aufrichtigkeit »nd G üte, womit S ie meine naseweisen Fragen beantwortet haben, und ich hoffe. S ie sollen Sich die vortheilhaste Met» nung, deren S ie mich würdigen, nie reuen lasse» müssen. Aber in aller W elt? was wollen denn die Weiber iir Engcleben? W as bekümmern sich die menschenliebenden M atronen darum , auf welche Weise ich die M änner anblicke ? Fürchten sie etwa, ich mögte ihnen ihre hölzernen Ehe» liebsten abspenstig machen? I n der T hat wäre eS erbaulicher für mich, wenn ich ihre eigenen alten Bilüer-Bicbel-Gesichtcr fleisstg anschanete. M eine Augen mögen wohl zuweilen ein wenig mehr Feuer haben, als die der Frau Bürger» Meisterinn, die wie halb ausgebrannte Kohlen aus»
anssehn. Me man einem Schneemanne eingesetzt hat.
M eine Kleidung? —
N u n ja !
ich bin
fccylich a rm ; Prächtig kann ich nicht einhergehn, und mögt« es auch nicht; aber schämen würd« ich mich, wenn ich im Hause so schmutzig und unrechtlich aussähe, als Ih r e lie b e n s w ü rd ig e u n d edle Frau AintsvSgtiim. tanze; so timte ich rasch,
Und wenn ich
das ist wahr, und
nicht, wie Ih r e Frau Hauptmanninn von LSfler, die sich gleich einem alten D ären herumzichn lässt — doch, wozu das alles? Ic h bin üben zeugt, daß S ie , werthgeschähte Freundinn! an Mesen Geschwätzen
keinen Antheil
nehmen.
M einen S ie aber würklich, baß eS besser gethan seyn mögte;
so w ill ich künftig in meinem De»
tragen jede Gelegenheit vermeiden, christlichen Betschwestern ein Aergerniß zu geben. WaS den armen H errn betrifft,
der sich
jetzt bey uns a u fh ä lt; so werde ich Ih n e n alles von ihm sagen, was ich selbst weiß.
V o r etwa
acht Tagen wurde mein ehrlicher Pastor nach dem nächste«» hier eingepfarrten D orfe z«t einem fremden Kranken gerufen, abgetreten »var,
der im Wirthshaus«
und ihn zu sprechen verlangte. Er
Er fand einen feinen, wohlerzogenen tmb, ich versichre Sie, meine liebe Frau Räthinn! «inen recht schönen Mann (obgleich er jetzt vermuth« ltch bey weitem so schön nicht seyn mag, al» in seinen gesunden Tagen) einen Mann, ohngefehr dreyssig Jahre alt, groß, «ohlgewachsen, mit hellbraunen Haaren und blauen Augen — Eine interessante Gesicht-bildung, nur baß er so ttam rig au-sieht; doch kömmt da-vermuthlich von seiner Unpäßlichkeit her. Dieser Mann lag da« mal- in der höchst elenden Dorfschenke im Bette. Die« Bette stand in einem kleinen, schmutzigen Lämmerchen, in welchem zugleichKäse und Aep« fiel auf Gerüsten lagen. Zm Fenster waren «i< ntg« Scheiben zerbrochen, so baß der Wind stark hereltrblie-. Kein Ofen stand auch nicht in der Lämmer, and doch war e- an einem unang« nehmen, stürmischen Herbsttage. Da- Bette war sehr schlecht, und stand noch überdem grade über der Stube, in der die Dauern vermuchlich die ganze Nacht hindurch soffen und formten — der arme Mann > ich habe recht viel Mitleiden mit ihm gehabt; Er ist gewiß an besser«Tage ge wöhnt. Al- mein guter Tropf von Pastor, (Liebe Frau Räthinn! ich meine das Wort nicht (Erster Th.) C so
34 so bist; nur ärgert rt mich immer, wenn ich sehe, daß dieser ehrliche und sonst so vernünftige M an» sich so von seinem Weibe regieren lässt) als er in die Thür trat; reichte der fremde Herr freundlich die Hand ihm hin, und sagte: „Nehr „men S ie mir's nicht übel, lieber Herr P astor! „bas? ich S ie herbemüht habe! Ich bin gänzlich „fremd hier; ES fehlt mir an aller Pflege, und „ich bin sehr krank. Zch wollte S ie wohl bitr „teil — Zch habe gehört, daß S ie ein menschen« „liebender M ann sind — S ie mögten mir doch, „obgleich ich nicht zu Ih re r Kirche gehöre, denn „ich bin catholtsch. S ie mögten mir nur irr „gcndwo bey guten, reinlichen Leuten einen Auf« „enthalt verschaffe», und mich dahin fahren las« „sen. Zch habe einige Louisd'or bey mir, wo« „m it ich das alles, Zhre Freundschaft auSger „nommen, werde bezahlen können" — und waS er noch mehr dergleichen sagte. Der Wirth er« zählte: der arme Herr sey ein P aar Tage zuvor zu Fuße, er wisse nicht woher? aber schon recht krank, in einem heftigen Fieber angekommen. E in Dothe aus dem nächsten Dorfe habe sein Mantelsäckge» getragen. Er habe anfangs biS nach Engelcben, als dem nächsten Städtgen, ge wollt;
wollt; habe aber liegen bleiben muffen, weil das Fieber am folgenden Tage noch heftiger sich emzrsiellt habe. Uns« ehrlicher Pastor war sehr gerührt von dem Schicksale des armen Herrn, und ohne nach seinem Nam en, noch nach seiner Geschichte zu forschen, both er ihm an, ihn in sein H aus aufzunehmen und ihir zu verpflegen, bis G o tt ihm wieder zur Gesundheit Helsen würde. „ Ic h „w ill Ih n e n meine Kutsehe schicken;" sagte « , „ S i e ist freylich ein wenig altmodisch; aber man „sitzt doch beqitem darin». M ein Nachbar wird „gern ein P a a r Pferde davorspanncn. Unser „ D o rf ist nur eine kleine Viertelstunde weit v»n „hier entfernt. S ie sollen bald dort seyn, und „da finden S ie wenigstens unter meinem Dache „ein warmes Stübchen und ein gutes B ette. „M ein beste- Zimmer kann ich Ih n e » freylich „nicht einräumen; das bewohnt jetzt eine De« „moiselle, die meine Fran< gegen ein billiges „Kostgeld, aufgenommen h a t; aber anPflege soll „es Ih n e n nicht fehlen. Verttauen S ie nur „ a u f den lieben G ott, der niemand verlässt in „N o th und Unglücke!" C 2 |üi|
I c h weiß, baß der gute M a n n den ganze» W eg über b tt D irke n th a l darauf studiert hat» w ie er diese Sache seinem bösen W eibe anbrin» g m wollte.
I c h w a r nicht im Zim m er, a tt er
ankam ; aber ich hörte unten den Drachen toben und (ernten.
V erm uthlich hat sie ih m gesagt:
„ S o ? Hast D u da wieder einen Landläufer von „ d e r S tra ß e aufgerafft? Haben w ir nicht schon „ob en da» M äd ge n,
das u n - ein lumptchtes
„K ostgeld bezahlt, und wer weiß, w ie lange sie „no ch bleibt, ehe sie sonst irgendwo ih r Unter» „kom m en findet? Und nun kömmt der M u S jö „dazu.. „ is t .
Und D u weisst nicht einm al, wer er Und wer weiß, waS fü r eine K rankheit
„ d e r Mensch hat? Und D e n soll ich a u f meinen „g u te n B e tte n schlafen lassen? W ills t D u auS „m e in e m Hause ein HoSpttal m achen?" — S o ohngefehr mag «s gelautet haben. mich oben still, vorüber w ar.
I c h hielt
b tt ich hörte, baß der S t u r m D a n n gteng ich in da« Wohn»,
-im m e r; D e r Pastor w a r indeß beschäftigt, sei» #en alten zwölfsitzigen W agen,
der beynahe so
groß a tt d a - P fa rrh a u s ist, aus der Scheune hervorzieht» zu. lassen, während unser ehrlicher Nachbar, der Pächter, Anstalt machte, vorspan» nen
s52]
n m zu lassen.
D a s 6 ife W eib kam m ir m it
hämischer Freundlichkeit entgegen: „denken S ie „ a n " sagte sie „ w i r bekommen w ie d e r einen „G a s t.
M e in M a n n hat eine neue Bekannt»
„schuft gemacht.
E in kranker Mensch ist e t ;
„V ie lle ic h t kennen S ie ih n , M a m s e ll! da S ie „doch auch w e it in
der W e lt nmhergewesen
„ s in d " — I c h sahe es ih r a n ,
dass sie gern
» m h e r g e la u fe n gesagt h ä tte ; allein ich w a rf ih r einen B lic k zn,
der andre Buchstaben in
daS W o rt brachte.
Gegen Abend kam unser Gast an, den die F rau P astorinn m it den Augen mass, als wenn sie ihm einen Schlafrock schenken wollte.
Es
wurde ih m gleich das B e tte a u f der G ips-C anu mer zurechtgemacht,
in welchem er seit dieser
Z eit fast im m er gelegen hat, denn eS bessert sich zwar m it ih m , aber eS gehl langsam. verpflegen ih n , so gut w ir können;
W ir A lle Selbst die
F ra u P asto rinn hat sich christlich darin» gefun» den, und der gut« A lte hat kaum das Herz in seinem angrenzende» S tu d ie r-Z im m e r stark auf« zutreten, aus Furcht, den H e rrn Dachm nth im S c h la ft zu stihren,
oder sonst zn beunruhigen.
C3
(Dach«
'S
( Hochmuth lässt sich btt gitm be ntm ifit; aber er heisst gewiß nicht so, beim ich habe eine» Stock bey ihm gesehn, auf dessen Knopfe v. M . elnge grabe» steht, «mb m it bf» »emlichen Buchst«, ben (iiib auch seine Hem der gezeichnet.) Wie lange er noch hier bleiben tvtrb, das «veis: ich nicht; aber das weiß ick, baß, wenn eS nach ,»einem Willen geht, ber Pastor, statt des Kostgelbes, sich die Erzählung seiner Lebensgeschichte auSbtlte» soll. S ie wisse«» nun, verehrungSwürdige Freundinn! baß diese Geschichte mit der mehligen in keiner Verbindung steht, und daß die Dam en in Engeleben also auch darin» falsch gerathen haben. D a S ie aber von mei nen Begebenheiten, die indessen für Andre sehr unbedeutend sind, elivas hären »vollen; so muß ich Ih n en «vohl — und ich thue d as, voll Zu trauen zu I h re r güligm Nachsicht — einen Theil derselben in der Kürze erzählen. Ic h bin in * * * gebohren. M ein Vater war ein geschickter und redlicher Arzt. Dem Ar men «vie dem Reiche» widwele er treu und un eigennützig seine S orgfalt, und Erstere«« fast noch eifriger, als Letzteren«. „ D ie Erhaltung „des
„des Lebens eines ehrlichen Handwerksmanns" pflegte er zu sagen „dessen zahlreiche Familie „vielleicht allein durch seiner Hände Arbeit vor „M a n g e l und Elend geschützt w ird, ist oft wich» „tig e r, als die eines reichen Cavaliers, der la« „chende Erben hinterlässt; und dessen Platz im „S ta a te leicht wieder auszufüllen is t."
er bey diesen
D aß
Grundsätzen keine Schätze hinter«
lassen konnte; bad lässt sich denn wohl begreifen. Ic h hatte fü n f Geschwister, und war daS jüngste K ind.
M eine Eltern verzogen mich ein wenig,
besonders mein Vater, den ich m it muntern Ein« fällen aufheiterte, wenn er des Abends, erniür bet von seinen Geschäften, -n Hause kam; Auch liebte ich ihn ungleich mehr als meine M u tte r. M i t meinen beyden Schwestern konnte ich mickgar nicht vertragen; meine drey D rüdcr hinge« ge» und ich, w ir lebten immer einträchtlich m it einander.
Ic h hatte kaum zwölf Jahre erreicht,
als meine M u tte r starb; mein Vater folgte ih r in wenig Woche» nach.
Es fand sich, daß un
ser Vermögen grade so groß war, als die Schul« den; übrig blieb nichts.
M eine reichen Ver«
wandten zogen sich höflich von der Verbindlich« keit zurück, uns beyzustehen; D ie Aermcrn tha« E 4 |.ö |
re».
trn, «Mi sie sonnten; bei heisst, sie wünschten tini Gottes Segen, und rennten zu den hart» herzigen Großen umher, um Hülfe für uns zu «betteln. M it leeren Versprechungen eufgehal» ten, musste endlich Anstalt getroffen werden, uns irgendwo unterzubringen; Mein Oheim, ein ehrlicher Schulmann, der selbst sieben Kinder hatte, war unser Vormund. Meine älteste Schwester wurde Gesellschafterinn bey einer rei» chen Frau auf dem Lande und heyrathete bann einen Prediger, mit dem sie aber nicht sehr glück ltch gelebt hat; S ie ist vor zwey Zähren gestor» ben. D ie zweyte zog zu einer Putzmacherinn, nahm nachher eine Stelle als Cammerjuugf« bey einer adelichen Dame an, deren Gemahl Gesandt« in Petersburg ist. D ort lebt sie als» vermuthlich noch jetzt. Z n Briestvechsel sind wir nicht geblieben, weil wir uni nie sonderlich mit einander vertragen konnten. Mein älteste» guter Bruder starb an der Auszehrung, als er eben im Begriff war, als Hofmeister mit einem jungen Grafen auf Reisen zu geh». Der andre wurde Unterofficier in kaiserlichen Diensten, und muffte dem Regimente bis an die türkische Grenze folgen. D er bös« Zunge hat nicht ein ein»
4l etnzigmal geschrieben. E in österretchscherWerbe, Üfficier erzählte m ir einsten-, als ich nach ihm fragte, er sey katholisch geworden mtb habe eine reiche Frau geheyrathet. Ic h glaube aber nicht, daß da- wahr ist. M e in jüngster B ruder wurde zur Handlung bestimmt: E in gutgesinnter Kauf« mann, der unser Freund blieb, gab ihm Tmpfeh» lung-'Tchrelbcn nach Holland mit.
D o rt hatte
er da- Glück, in Dienste der vsttndischcn Com» pagnie zu kommen, und w ir habm schon zwey» mal sehr gute Nachricht au- B atavia von ih m ;
Es geht ihm
wohl, und er gedenkt noch Meiner.
M i t m ir armen Mädgen wusste man nirgend hin.
Ic h wurde bald möglichst von einem Im
thertschen Prediger eonfirmirt, und blieb indeß in meine- Vorm und- Hause, wo ich mich m it Hand »Arbeit beschäftigen und auf diese Weise etwa- zu erwerben suchen sollte, b i- G o tt wei» ter sorgen würde.
Es scheint aber, als sey ich
bestimmt, immer m it bösen Weibern mein We» sei, zu haben — Urtheilen S ie , ob es Wunder ist, wenn ich unser Geschlecht im Allgemeinen nicht sehr liebe! Freundinn!
Sagen S ie ,
meine gütige
herrscht denn wohl so viel Neid,
G ro ll, Intoleranz und Zwist unter M ännern, C 5 1571
a l-
4
-
als unter W eibern? Lassen fid) Jene nicht unter einander (die eigentlichen Gelehrten lind D ü chcrmacher vom Handwerke ausgenommen!) viel mehr Gerechtigkeit wiederfahren, als die Frau enzimmer? Meines Oheims Frau war eine von diesen unbilligen Weibern.
I h r Alter erlaubte
Ihr noch, aufHnldigung Anspruch zu machen S ie hatte fick früh verhenrathet.
M e in bra
ver Oheim war Verfasser einer kleinen S c h rift über Erziehung; Es war aber sein Bnchclchen sehr kalt vom Publicum aufgenommen worden. D am als schienen Erzichungsbücher noch keine M ode-W aare zu (ernt, die den Verkäufer rcich gemacht hätte.
Auch fiel cs dem guten Rector
nicht ein, der Menschheit zum Vortheile seines Geldbeutels zu dienen.
E r halte eine Zeitlang
einen jungen Edelmann in
Pension gehabt.
Seine häuslichen Umstande aber litten es nicht, daß er die Erziehung desselben vollendete; Denn bey dem sehr geringen Kostgelde hatte er Scha den, und eine größere Sum m e wollte er nicht annehmen, aus Feinheit des Gefühls, um auch den Schein des Eigennutzes und jedes Dcreicherungsplans unter falchem T ite l, zu vermei den.
W as er über Erziehung schrieb, das war
ren Bemerkungen,
die er 6n> der Behandlung
dieses jungen Menschen, seiner K inder und sei ner S chüler gemacht hatte, ohne Forderung und Anspruch,
daß seine M einungen Machtsprüche,
noch seine Methoden allgemein anwendbar seyn sollten.
Indessen w a r der rechtschaffene und ge
schickte M a n n doch nicht ganz unbemerkt ge blieben.
Leute,
die das wahre Verdienst zu
schaben wussten, lobten vorzüglich an ihm seine große Bescheidenheit,
die er m it einer seltenen
Gelehrsamkeit und Belesenheit verband.
Er
sagte im m e r: „ je mehr ein M a n n wisse, desto „m e h r lerne er fühlen, wie viel ihm noch fehle, „u n d je sorgfältiger man der W ahrheit nach„forsche, welche von uns schwachen Menschen „so schwer zu ergründen sey, desto mistrauischer „w e rbe man gegen seine eigenen Kenntnisse, „desto aufmerksamer a u f die M einungen Am „ d r c r , und desto scheuender, selbst gegen solche „frem de „ h ie lte ."
Sahe,
welche man fü r Irrth ü m e r
Ach! der gute M a n n ! Ic h habe ihm
so viel zu danken.
E r gab sich M ü h e meinen
Verstand zu bilden, indeß mich sein böses W eib zu aller A r t weiblicher A rbe it (w ie c3 tm (S rirn t* sehr wohlgethan w a r) strenge anhielt.
Ich
D m I2 tm October.
Ich musste gestern hier abbrechen. Die Frau Pastorinn kam herbey und eiferte sehr darüber, baß ich einen drey Dogen langen Brief, vermuthlich an einen guten Z reund, fügte sie spöttisch hinzu, geschrieben hätte. Besser, meinte sie, könnte ich die Zeit anwenden, wenn ich die Nadel zur Hand nähme. Ich folgte ihr dies» mal und erfchrack, als ich sahe, baß cd würklich schon drey Dogen waren. Wie sehr miSbrauche Ich nicht Ih re Geduld! Und dennoch muß ich heute den vierten Dogen hinzufügen, wenn ich mit meiner Geschichte zu Ende kommen will. Wo war ich denn stehn geblieben? Z a l bey meinem redlichen Oheime. Er bemühete sich also, meinen Verstand zu bilden und gab mir gute Bücher in die H ände; aber Romanen sollte ich durchaus nicht lesen, auch die besten nicht. E r pflegte zu behaupte»: „sie wären fast um so „schädlicher, je mehr wahre Schilderungen der „menschlichen N atur barinn enthalten waren. „Junge Leute, besonders Mäbgen, sollten gar „nicht so früh mit den Leiden und Freuden der „W elt noch mit den Bosheiten und Thorheiten „der Menschen bekannt werden, damit sie nicht „abr
,, 60
„abgestum pft würben fü r den Genuß, gesättigt, „e h e sie an die M a lz e it kämen, uitü voll Um „g la u b e n - an die menschliche N a tu r.
F ü r die
„m ehrsten jungen Leute der jetzigen Z eit sey, „w e n n sie in die W e lt träte», nicht- mehr neu, „Überraschend, unterhaltend; Ueberbrnß, Laut „ge w e ile und Unbehaglichkeit »erfolge» sie über» /,a ll, und der Umgang m it Menschen sey ihnen ^ n ic h t- mehr w erth, a l- ein längsten- und viel» „ m a l- durchgelesenes B u c h ."
Ic h
habe Ih n e n ,
würdigste Freundinn k
gesagt, baß meines Oheims S c h rift vom Pub» licum kalt ausgenommen wurde,
daß inbeflsett
doch ih r W e rth und die Geschicklichkeit des Der» fastet- nicht ganz unbemerkt blieben.
Freylich
unbemerkt an dem O rte , wo er wohnte, w ie c£ gewühnlich der F a ll is t; kehrte schätzten ih n ,
aber auswärtige Ge»,
und Reisende, die Wissen»
phaften liebten, beehrten ih n m it ihrem Besuche. U nter diesen waren Menschen von allerley A lte r und S ta n d e ; D a sie nun nicht im m er zu einer S tu n d e kamen, wenn mein O heim M u ß e ha tte ; so wurde zuweilen seiner F rau und m ir aufge» tragen, sie ein wenig zu unterhalten.
D ie F ra it
Reet»» ,61 ,
Retterinn pflegte sich-an» in ihrem besten Lichte zn zeigen ; allein — geschahe cs, weil die H errn doch lieber mit einem jungen M ädgen redeten, alS mit einem alten Weibe, oder weil ich hie und da einen gelehrten Brocken aufgesammelt hatte, womit ich grosithat! — genug! es fügte sich fast immer, daß die Fremden mich sichtbar von zogen. D as erregte dann den Neid und die Eifersucht der Frau Nettorinn, und daher nahm sie Gelegenheit, durch häufige Anspielungen au f meine Cokettcrie, wie sie eS nannte, atif mein Pestrcden, alle M änner an mich zu zieh«, mir das Leben zu verbittern; Ich sehnte mich des« falls nach einen« andern Aufenthalte. Ich tvar erst fünfzehn Ja h re alt, als mir der S o h n nitsers Nachbars, ein junger Kauft mann, seine Liebe erklärte, und — warum sollte ich es nicht gestehn? — er war auch mir nicht gleichgültig. E s litten im» zwar unsre Verhält nisse nicht, daß wir uns oft gesehn hätten; aber doch blieb unsre gegenseitige Neigung so lvcnig von seinen Eltern als meiner Frau R etterin» unbeobachtet. D a nun Jen e nicht gewillt «vaivn, ifvmn S o h n ein armes M adgen zuzu« ft'C V '.t
1* 1-1
freun, und Diese es lächerlich fand, das, ein so ju n g e s M adgen schon an das Heyrathen dachte; so wurde und von beyden S e ite n aller fernerer Umgang untersagt.
D ie s w ar meine erste Her-
zensrAngekegenheit! M a n pflegt zu sagen, die erste Liebe sey die heftigste und unausli>chlichste — Werden
S ie mich fü r leichtsinnig halten,
wenn ich Ih n e n bekenne, daß es m ir nicht sehr schwer wurde, mich nach und nach von dieser Lei denschaft zu heilen? A llein die Frau R ectorinn glaubte das nicht,
und da ich ih r ohnehin ein
D o rn im Auge w a r ; so dachte sie darauf, mich bald sich vom Halse zu schaffen.
In d e ß
erkrankte
mein redlicher Oheim.
E in gewisser H e rr von der H a r t, M ann,
ein junger
damals ohngefehr fü n f- bis sechs und
zwanzig J a h re alt, gen nach * * * .
kam, eines Processes we
E s w a r ein hübscher und fei-
n E M a n n , lebte a u f seinen G ü te rn ,
und w a r
sehr jung, wieder seine N eigung, von seinen E l tern, an eine Frau verheyrathct worden, deren G e m ü th sa rt m it der seinigen gar nicht überein stimmte.
Diese F rau, welche a u f dem Lande
Langeweile empfand, hatte ihren M a n n gebeten.
sich in der S tad t, und besonder- bey dem Rector Felmer, den er, als ein Liebhaber der Literatur, dem Rufe nach kannte, nach irgend einem jun# gen Frauenzimmer zu erkundigen, da- Lust hätte, al- Gesellschafterinn zu ihnen zu zieh». E s fügte sich, daß mein Oheim schon bettlägrig war, al- der Herr von der H art ihn besuchen wollte. Dle Frau Rectorinn war nicht angekleidet, und e- traf also mich die Reyhe, den Fremden zu unterhalten. Ich bemerkte, daß meine Gespräche und mein äusserer Anstand vortheilhafte Ein» drücke auf ihn machten, und ich kann es sagen, ich bemerkte da- mit Vergnügen, theil- aus natürlicher Eitelkeit, theil- weil würklich der M ann etwa- hinreissend Interessante- für mich hatte. E r war groß, mit einiger Anlage stark zu werden, aber doch zart von Gliedern. S eine Haare waren blond, seine Augen blau und unbe» schreiblich sanft und freundlich; S ein Blich war bescheiden, nur zuweilen ein wenig schwermüchig; S ein Gesicht mehr rund al- länglichr; Die Züge edel und fein, und seine Wangen blühend — Lä» cheln S ie nicht, liebe Frau R äthinn! E - ist nicht etwa die Liebe, die die- Bild entwirft: es ist der Pinsel der Wahrheit. — Ben [64J
B e y dem H e rrn von der H a rt w ar schon während dieser ersten Unterredung der Gedanke re if geworden: ich sinne w ohl die Person seyn, die sich znr Gesellschafterinn seiner G em ahlinn schickte.
M i t diesem Gedanken beschäftigt, er«
kündigte er sich in der S ta d t nach m ir,
und da
daS, was er von meinen Verhältnissen erfuhr, diesen P la n zu begünstigen schien; so wieder« holte er, während seines A ufenthalts in * * * seine Besuche, um meine G em üthsart genauer kennen zu lernen.
D a n n erifnere er sein Vor«
haben meinem Oheime, m it welchem er sich, ob« gleich Dieser das B e tte nicht verlassen konnte, eine Unterredung ausbath. das, sei» A ntra g,
E s w a r natürlich,
der m it Bestim m ung eines
ansehnlichen Jahrgelds verknüpft w a r, dankbar angenommen wurde.
Noch drey Wochen blieb
der H e rr von der H a rt in der S t a d t;
S e in
Proreß w a r aber von Advocaten und R ichter» so kunst r und zunftmäßig behandelt worden, daß er eben so vie l J a h re sich hätte dort verweilen rin n e n ,
ohne ih n z>« Ende zu bringen; W ir
rüsteten uns also zur Abreise.
D e r Abschied von
der Frau R ectorinn konnte von beyden S e ite n nicht sehr zärtlich se»n; desto schmerzlicher hin« (Erster T h .)
D
gegen
5Q gegen w a r m ir's , mich von meinem redlichen Oheime zu trennen.
D e r gute M a n n ,
mein
zweyter V a te r, konnte vo r W ehm uth wenig reden.
E r reichte m ir liebreich die H and, in welche
er m ir eine kleine Schaumünze drückte, die ich seit dieser Z eit im m er bey m ir trage, um ja nicht de» S p ru ch zu vergessen, den er m ir dabey sagte. E s w a r der, aus dem Buche T o b ia s :
„ D e in
„Leben lang habe G o tt vo r Augen und im Herr „z e n , und hüte D ich , daß D u in keine S ü n d e „w illig e s t, noch handelst wieder seine G e b o te !" — 3ch fühlte mein Herz ängstlich gepresst; eS ahndete niich,
daß meine Augen den Redlichen
nicht wieder sehn w ü rde n;
E r starb vierzehn
Tage »ach meiner Abreise.
E s wurde an ih m
w a h r, was er im m er,
wenn ein verdienstvoller
M a n » aus der W e lt gieng, zu sage» pflegte: , , S o lange die Menschen leben, erkennt man „ih r e n W e rth nicht, ober vielmehr, man weicht „d e r Nothwendigkeit aus,
sie zu loben,
aus
„F u rc h t, daß sie uns vorgezogen werden mSgten, „a u s Eigennutz, daß w ir es dann nicht wagen „d ü rfte n , um den ausser« P re is des Verdienstes „ m i t ihnen zu wetteifern.
M a n lasst den g«
„schickten M a n n im M a n g e l und Elende schmacht „ te n . |(i
Fünfter Brief. Von der Freyfrau von Rastiß in Alttnr Wedel an den Herrn Pastor Ehrmann in Birkenthal. £vn I 4 t:n Octol'cr 1773*
Hocherwirtiger Her Bastorr! ^Jcf) habe in crfarung gebracht,
das sich ein
Mensch bei deucnselben aufhelt, der sich Pachr mut ticnt.
Ic h wolte also die Attention sie
Ew. Hocherwirten haben,
und sie avcrtiren,
dast dicker Mensch ein daugenichts tv.
Ic h
habe biegen Avcnturier sir M onat im haust gchapt,
alß Znfermarer der jungen H erns;
aber er har mich m it untank gclont mit sich uw derstanten meiner Freilein Dochder eine wäre
declaration d’amour zu machen.
D a hab in
mein Her Gemal fortgejahgd.. M a n n kan nicht fürsigdich genung sein bei Erzihung der Kinter, damit mann G o tt Negenschast ablegen kenne am jünsten Dage.
D a ich nun fernohmen, daS
E w . Hocherwirten disten schlegden Menschen bei D 4
Hl
sich
sich aufgenohmen hoben, nnt haben auch eine junge Mamsel im hallß. 3 4 hoffe, sie werten meinen avis nttzen. Der Mensch peschümft sonst ihr hauß. Ich bitte sie um andwort und mich ju avertiren tob er sich hin begtpt, wenn sie in vordjagen. Ich Halde eß fir wäre Christen» flicht jederman -u Warnen für fes gardes z» sein jegcn disrn PeStoigt, die ich mit aller confideration verharre, V otre affestionee &c.
Sech-
< "
■.
---»
Sechster Brief. Antwort des Pastors. Den istcn Oktober. < E » . Hochfreyherrlichen Gnaden danke unten thänlg fü r die m ir, wie ich nicht zweifle, in gm te r Absicht gegebene W arnu ng , und Gebaute m ir, daß eine so unangenehme Veranlassung m ir zum erstenmal,
seit meiner hiesigen A m tsfü hru ng,
das G lück, m it HochderoselGen Zuschrift Geehrt zu werden,
verschaffen muß.
D a B irke n th a l
sechs M e ile n von E w . Hochfrenhcrrlichcn G n a den R ittersihe entfernt liegt, und ich, nach mei ner W enigkeit, m it den M e in ig e n sehr eingezo gen leGe; so haGe in der T h a t von dem unange nehmen V o rfa lle , dessen HochdieselGen zu erwäh nen geruhen,
gar nichts vernommen gehaGt.
D e n H e rrn D achm uth tr a f ich in sehr schwa chen GesundheitS-Umständen an.
E r Gedurft«
Pflege, und diese verschaffte ihm in meiner H ü tte , wie eS fü r P flic h t hielt.
E r hat sich feit den
zw ö lf Tagen, die er Gey m ir w ohnt, Gescheiden D
5
und
und sittsam betragen.
D on E w . Hochsreyhcrrs
lichen Gnaden und Hoch; D ero H e rrn G em ahl, hat er nur E in m a l geredet, und das in den A us drücken der Ehrerbiethung, die man H o ch -D e ro S ta n d e schuldig ist.
D a s junge Frauenzimmer',
welches sich bey meiner F rau, thänigen Respect vermeldet,
Sitte Erziehung genossen, nicht,
die ihren unteraufhält,
hat eine
und fürchte dahcro
daß der geringe Umgang unter Beyden,
der sich au f kleine Dienstleistungen, wie mau sie einem Kranken erzeigt,
einschränkt',
meinem
Hause zur Schande ansschlagen werde.
In
dessen danke nochmals unterthänig fü r den gnä digen W in k.
B e y dem jetzigen Gesundheits
Zustande des armen H e rrn Dachm uths würde grausam handeln, wollte.
wenn ih n von m ir stoßen
W enn er wieder bey K räften ist, w ird
unsre beydcrseitige Convenienz wohl eine T ren nung ohnehin herbeyführcn.
S obald er aber
rnein H aus verlassen haben w ird , so glaube wei ter kein Recht über Beobachtung seiner H and lungen und Ausspähung seines A ufenthalts nur anmaßen zu dürfen.
Ew.
E w . Hochfreyherrkichen Gnaden und Dero hohem Hause wünsche von ganzem Herze» G e sundheit und dauerhaftes W ohlcrgehn, und bitte Unterthäing die Versicherung des tiefste» R e spects anzunehmen,
m it welchem zu verharren
die Ehre habe :c.
S it
6o
Siebenter B rief. V on Heinrich von Mildenburg, an den Herrn Docror Porr. Dm istmOctobcr, 1773S J ld n c Gesundheit, theuerster F re u n d ! ist bey» nahe wieder hergestellt, n u r bin ich noch ein rot# n lg m a tt; Indessen bringe ich doch schon bett größten T h e il de- Tages ausser B e tte zu.
M e llte
guten H ausleute lassen es an keiner A r t Aufmerk» samkeit mangeln.
D e r redliche Geistliche —
doch, ich w ill fortfahren.
D i r in der O rdnung
meine Begebenheiten zu erzählen,
dam it D u
wissest, wie ich hierhergekommen bin.
ES w a r im J u n lu s dieses J a h rS ,
als ich
den P la n entw arf, de» unglücklichen P a te r Jo» frph von der H a rt zu erlösen, und diesen P la n führte ich auch noch in dem nemlichen M on athe aus.
M e in Cörper w a r damals ohngefchr in
dem Zustande, in dem er jetzt ist.
U nter dem
Vorw ände, in der schöne» S o m m e rlu ft mich zu erquicken, machte ich kleine Spahtergänge, und zwar
zwar täglich um einige hundert Schritte weiter. Eine« Tags gieng ich in ein protestantische« Dorf, welche- unter der Landesherrschaft des benachbarten Fürsten stand, und wo, wie ich gehört hatte, ein reicher Bauer wohnte. Ich bath Diesen, mir auf einige Tage zwey Pferde zu vermiethen, »»d bezahlte das Geld zum Don au s, mit der Bedingung, daß sie zu jeder Stunde bereitstes)» und auf den ersten Wink an baS Ende des Hölzchens, wovon ich D ir geschrie ben habe, geführt werden sollten. Aste« gieng gut; Der P ater Joseph begleitete mich an einem Montage in das Wäldchen; Ich eilte dann dem Dorfe zu, holte die Pferde, und wir kamen glücklich über die Grenze. Meinen Mantclsack hatte ich Tag- zuvor durch den Sohn des Dau ern abholen lassen. Sobald wir sicher wareir, schickte ich die Pferde zurück, schaffte dem Herrn von der Hart ein weltliches Kleid, »nd fuhr mit ihm auf dem Postwagen bis Frankfurth am May». Dann gab ich ihm Geld und den Driefan meinen Oncle von Diedersdorf, fand eine Retour-Kutsche, die ich für ihn um einen billigen Preis bi- S traßburg düng. Hub er reiste ab. Nun
6a N u n aber fieng ich an, eigene Lage zu denke».
ernstlich an meine
Zch hatte noch neun
Pistolen übrig und einen R in g , den ich fü r vier« zig G ulden verkaufte.
Lauge durfte ich nicht,
ohne einen Entschluß zu fassen, r o t,
darauf loszeh»
wenn ich nicht G efah r laufen w ollte, den
äusserste» M a n g e l zn leiden;
D a eS nun in
F rankfurth theuer is t; so ließ ich m ir in der elen« besten kleine» Herberge eilt Cammerchen geben, und speiset« daselbst am W irthsttsche, an wel» chcm sich täglich eine Gesellschaft einfand, die freylich von der A r t w a r, wie ich sie nie in meir nem Leben gewöhnt gewesen; sicrcnde K aufleute, diente.
E s waren hau»
Perückeiimacher und Be»
Doch hätte ich diese Unannehmlichkeit
noch gern ertragen, wenn nicht eine unbeschreib» liche Unrcinlichkcir m diesem Hause geherrscht, hätte.
Aber schon der Anblick der W irth in n
w a r fähig,
allen A p e tit zu vertreiben.
Ih re
Schürze w a r im m er eine M u s te r-C h a rte vo n den B rü h e n , die w ir zu linsern elenden Gericht ro t zu erwarten hatten. und ungestüm.
Dabey w a r sie zänkisch
Eines ihrer K inder musste je,
deSmal vor der M a lz c it bethe», und wenn eS nicht schnell mtb fertig genug die W orte herplap» perle-
pcne,
wurde das Gebeth durch die Fluche und
S chim pfw ö rte r der M u tte r Ullterbrochen.
Diese
legte jedem Gaste sein S tü ck Fleisch selbst vor, und w ar grade kein Löffel bey der H a n d ;
so
holte sie die Stücke m it den schmutzigen Fingern aus der B rü h e , und w a rf sie so au f den Teller — docb, w arum unterhalte ich D ich m it Schilde/ rung dieser eckelhaften Scenen?
D u begreifst
indessen.leicht, mein bester Freund! dasi ich, bey besserer Kost aufgewachsen, nicht n u r fast im m er hungrig von Tische aufstand, sondern auch, daß. mein Herz unbeschreiblich in meiner jetzigen Lage litt. — Und in der T h a t diese Lage würde mich 5itr Verzweistung gebracht haben, wenn cs nicht w a hr wäre,
das; man sich stuffenwerse an jede
Ungemachllchkeit, an jedes Unglück,
an jeden
Schmerz gewöhnt, und dasi alleö Unglück in der W e lt, nur relativ Unglück ist. ein schwacher Trost,
Freylich ist daö
aber doch, wenn ich U i
dachte, dasi ich noch vor kurzer Zeit im Kerker gesessen, nachher in ein Krankenzimmer einae; sperrt gewesen w ar, und jetzt zwar, den: niedrig; sten Pöbel zugesellt,
m it H unger und
Eckel
kämpfen musste, aber doch frey umhergieng a u f G ottes Erdboden; so erheiterte sich meine Seele ein
ein wenig wieder. mich,
E s w a r aber wichtig fü r
daß, um den Nachforschungen des rach«
gierigel» Fürsten, auS dessen Händen D u mich errettet hattest,
auszuweichen,
ich bey meinen
künftigen P la n e n , nicht n u r meine» N am en verr änderte;
sondern auch ausserdem a u f alle mög«
iiche Verborgenheit Rücksicht nähme.
D e sfa lls
gieng ich anfangs in F rankfu rth n u r des Abendaus dein Hause, und sann indeß hin und her, wozu ich mich entschiiessen wollte.
M e in erster Gedanke w a r zu meiner Schwe« (k r,
der F rau von S ta llh e im , zu gehn.
Ic h
habe D i r , glaube ich, erzählt, daß sie an einen reichen ungeschliffenen Landjunker verheyrathet wurde.
D ie schlechten DermSgens«Umstände
meiner M u tte r nöthigten sie im J a h re 1765, meine arme Schwester zu dieser V erbindung zu bereden.
W enig Wochen nachher starb Jene.
I c h lebte indeß im G ew ühl« des H o fs , konnte nicht einmal der Hochzeit beywohnen,
und er«
fu h r nachher wenig von der Lage meiner Schw e ster, ausgenommen, daß sie m ir zuweilen B rie fe schrieb, in »velchen ein äusserst schwermülhiger T o n herrschte.
I c h wusste »vohl, daß sie wieder ihre
ih re N e igu ng verheyrathet w a r, den romanhaften
allein da ich
S chw ung ih rer Id e e n und
ih re überttiebene Empsindeley,
die jede- kleine
Ungemach vergrößerte, kannte; so dachte ich, estehe so schlimm nicht um ih r Schicksal,
und
nach und nach werbe sich da- alle- geben, wen» sie erst durch G ew ohnheit lernte, sich in die Ge« m ü th < a rt und in die wunderlichen Launen ih re M a n n e - zu schicken. I c h hörte von Leuten,
Aber e- kam nicht also. die in dortiger Gegend
gewesen waren, die traurigsten Nachrichten von der U neinigkeit,
in welcher meine Schwester
m it ihrem M a n n e lebte, und von denMtßhand» lungen, die sie von ih m leiben musste.
Z a l a lt
sie endlich gar nicht mehr an mich schrieb, zwei« fette ich nicht, senge. ren,
daß der M a n n ihre B rie fe auf«
S o standen die Sachen vo r drey Ia h »
a lt die B o s h e it meiner Verleumder und
die Schwachheit de- Fürsten, dem ich so treulich diente, m ir, ohne Proceß und V e rh ö r, wie D u , m ein E rretter l Augenzeuge davon gewesen bist, meine Freyheit raubten.
D ie zwey und dreyssig
M o n a te hindurch, welche ich a u f der B e rg Capestan-, nahm n u r ein geringe- Reisegeld m it, ließ alles im S tiche , und gieng in Dauerm K leidern davon; niemand weiß w o h in ? A l- mein Schw ager wieder nach Hause kam.
kam, schien er sehr wenig gerührt von dieser De« gebenheit. E r that auch'nicht Einen S chritt, um seines unglücklichen Weibes Aufenthalt zu erfahren. D er zurückgelassene S o h n hatte den zärtlichen Cörperbau seiner M utter, und starb ein Z ahr nachher. D er Herr von Stallheim aber, der sich eine Mattresse zugelegt, vermisst M utter und Kind nicht, und hat indeß noch zwey reiche Erbschaften gethan. D u kannst D ir leicht einbilden, wie sehr mich diese Nachricht erschreckte. Wo sollte ich nun meine arme Schwester aufsuchen? Nach dem romanhaften Schwünge ihrer Ideen zu im theilen; so ist sie gewiß entweder in ein Kloster gegangen, oder sie hat sich bey einem D auer als M agd vermtethet. Ich war übrigens jetzt so sehr mit meinem eigenen Schicksale beschäftigt, baß jeder andre Gedanke der S orge Platz ma« chen musste, mir selber zu helfen. Einstens, als ich voll M ifimuth des Abends in der Allee am Roßmarkte auf und nieder gieng, stieß ich ans Versehn ein wenig unsanft gegen «inen M ann, der ohngefchr von meinem Alter E 3
Ml
zu seyn schien.
D ie Entschuldigungen, die ich
ih m darüber machte? n-th ig te n mich, einen A m genblick stehn zu bleiben und ih m in daS Gesicht zu sehn, und da fiel e- m ir auf, daß dies Ger sicht m ir so bekannt vorkam. weniger betroffen zu seyn; rungcn,
E r schien nicht
ES kam zu Erläuter
und ich faud in ih m meinen alten Z u r
gend r Freund,
den H e rrn von * * * ,
der in
H a lle studierte, a l- ich dort m it meiner M u t t e r , zu Anfange des siebenjährigen K rie gs, w ohnte, nachdem ich die hatte.
preussische Armee
verlassen
Zch bin ein P a a r Z ahre jünger als er,
aber w ir lebten damals zusammen in der engsten Derrraulichkctt.
Unsre verschiedenen Schicksale
hatten u n - nachher a u - einander gebracht; jetzt erwachte die
E rinnerung
an jene sorgenlosen
glücklichen Tage in uns Beyden wieder, und er bath mich, a u f die liebreichste A r t, fein H a us zu gehn.
m it ih m in
Ic h sah eine sehr kleine und
sparsam eingcrichteteWohnnng, woraus ich schlief» (eit konnte, daß seine Umstände nicht die glan» zendsten waren, und seine Geschichte, die er m ir m it aller Offenherzigkeit erzählte, bestätigte diese M e in u n g .
C r hatte sein geringe- Vermögen
im Dienste seine- Landesherrn verzehrt.
Bey Der»
Veränderung der Regierung w a r er zurückgesetzt w o rde n;
S e in Ehrgefühl und seine häuslichen
Umstände nöthigten ih n ,
den Abschied zu nch
)» (lern. Ausser D ir und Deinem Freunde P o rr also (denn ich setze voraus, daß D u mir keine Im vertinenz hast sagen, sondern auch mich um ter die Ausnahme» zählen wollen) giebt es kein« edle Leute mehr in der W elt? — Armer Wicht l glaube mir, «S laufen Kerle mtfbieser bunten Erde E 5 her»
herum, die hundertm al besser sind, als w ir Bey« de,
wenn auch grade D i r
in D einem ,
im
G runde noch sehr »mbedeutcndcn Lebenslaufe, dergleichen nicht in den W u r f gekommen seyn sollten.
W e r hieß D ich aber, sie in den Hvspir
tälern der M enschheit,
an Höfen aufspüren?
lln b doch auch da würdest D u sie vielleicht ge« funden haben, wenn D » sie unter den Conva» lcsceiitcn und Krankenwärtern gesucht hättest.
G laube m ir, w ir sind A lle nicht böse; w ir sind n u r ein btsgen mehr oder weniger narrisch, haben A lle, besonders bey M o n d s > Wandciun« gen, m it allerley A nfällen zu kämpfen.
G lü c k
sich ist D e r, welcher seine Schwachheit kennt, die
lucida in te rv a lla nützt und zu rechter Z eit,
wenn sein Paroxism uS kömmt, sich in scinCänir M erlcin zurückzieht.
D ie Vorsehung macht ih n
bann gern zum Aufseher über die übrigen N a rr reu und er w ird berufen, den fremden Herrschaft ten das große T ollha us zu zeigen.
e«
D u machst
aber, wie der T h o r, der sich darüber ärgerte,
daß E in er sich fü r G o tt den S o h n hielt und a u s rie f: „d a s müsste ich doch am besten wissen, „d e r ich G o tt der V a te r b in . " Laß
Laß mich D ir anschaulich ; eigen, wie D n eigentlich handelst! M it übergroßen Erwartum gen von D ir und Andern tratst D u in die W elt — W er berechtigte Dich dazu? Und nun, da D u Dich getäuscht findest, willst D u von allen Uebrigen Deine vorgefasste gute M einung zu» rücknehmen, ausser von dem Herrn von M ildem bürg nicht! D er bleibt D ir, vor wie nach, der zu großen Dingen berufene, ausserordentliche M an n , dem niemand gleichkömmt. — DaS ist wahrlich lustig! Und weil wir eben bey dem Gleichnisse von Narren w aren; so stelle D ir ei» «eit Thoren vor, der sich für den Kaiser von China hält; E r wird in das TollhauS gebracht und verlangt von allen seinen Gefährten Vereh» rung und Huldigung — M an verspottet ihn, höhnt ihm. N un wird er ungnädig; E r will die Kerle sämtlich henken und köpfen lassen; sie halten aber nicht still. S ta tt dann auf den nar türlichen Einfall zu kommen, daß er wohl nicht zum Kaiser berufen seyn mögte; lässt er diese Phantasie nicht fahren, sondern bleibt immer fort in seinen Augen Monarch, theilt Titel, Or< den und, wenn er kein Geld hat, Lumpen und Papicr-Fehen, kurz! vermeintliche Wohlthaten an
an die undankbaren Menschen (tu#, verzecht den Unwürdigen, die keine Verzeyhung verlangen, und glaubt nun groß und consequeut zu handeln. Siehst D u, mein Lieber! da- ist Dein B ild ! D u glaubst, die Mensche» verachten zu pul fielt, und willst ihnen doch Gutes thu». WaS würde dteWürkung davon seyn, wenn D u dieser methodischen Narrheit treu bliebest? D a D u sic Alle über einen Kamm scheren willst; so (vürdest D u Deine Wohlthaten ohne Wahl an Unwürdige verschwenden und, da denn doch Deine Kräfte nicht unendlich sind, vielleicht daS stille, versteckte Verdienst (oder, weil D u an kein Verdienst glaubst, das größere Bedürfniß) übersehn, eü entbehren, vergebens seufzen lassen, folglich ungerecht handeln. Deine bessern Ge» fühle würden in ewigen Wtederspruch mit die» (ent abscheulichen Systeme kommen, und dann wäre es ärger mit D ir, als vorher, denn D u würdest Deinen Irrthum nicht gestehn wollen, weil er planmäßig wäre— Der Himmel bewahre Dich davor, baß D u nicht systematisch schief handelst; lieber wandle so inconsequent fort, als D u bis tht gethan hast! Zum
Zum Glückt aber, mein Freund! gehörst D u zu derjenigen Art von Philosophen, die alle vier Wochen ein anders System haben, die nicht ihre Handlungen nach Grundsätzen dirigieren, sondern ihre Grundsätze hinterher nach ihren verkehrten Handlungen und nach der Grille des Augenblicks umformen. J a ! selbst in dem Lei benSplane, den D u mir entwickelt hast, find« ich Wiedersprüche genug. D ie Menschen sind D ir nichts werth, und doch sagst D u am Ende Deines zweyten B rie fs: D u wünschtest Deinem Herzen irgend etwas, daS eS ausfüllte und warm erhielte, zum Beyspiel Liebe. W ie kannst D u irgend ein lebendige- Geschöpf lieben, wenn D u niemand als Dich selbst hochachtest? O l D u bist mir doppelt theuer, dieser Wieben spräche wegen; Ich sehe daraus, daß D u noch fähig bist, Interesse zu empfinden für die Mensch» heit, und ich weiß, daß alles Uebrige nur G « schwätz ans böser Laune ist. Und deswegen eben halte ich e< noch für der M ühe werth. D ir darr über zuzureden. Wüsste ich, daß D u würklich so handeln könntest, al« D u mir schreibst; daß D u keinen S in n mehr hättest für die Freude, einem guten Menschen eine frohe S tun de ge, macht
macht
ui
haben; daß D u daran verzweifeltest,
eine verschwisterte Seele zu finden, m it der D u edle, hohe G efühle theilen könntest; daß D u nicht selbst in beit Schwachheiten D e in e r B r ü der verwahrloste Keime von m annigfaltigen Tue genden fändest; daß D n nicht M itle id e n mehr m it dem leidenschaftlich V e rirrte n haben, nicht mehr boSheitslos lächeln könntest über die E ite l keit der T h o re n ; daß D i r Tugend und W o h l thätigkeit n u r Metzen wären, in deren Arm en Du
augenblicklichen W o llu st-G e n u ß
suchtest,
nicht Töchter des H im m e ls, herabgesendet, um ein dauerhaft seliges Bruderbund unter vernünf tigen Wesen zu knüpfen; warst D u in einem solchen G rade Egoist geworden,
daß D u die
Menschen nicht mehr rcspeetirtest, n u r D i r eine Lust m it ihnen machtest, und wenn nun D e ine Phantasie, oder irgend eine heftige Leidenschaft D ic h einm al triebe, nicht mehr in der W o h l thätigkeit Freude zu suchen,
sondern in
dem
M isbrauche der Menschen, und dies denn doch D e m , welcher n u r um sein Selbst w ille n han delt, eben so erlaubt seyn muß, als jenes, wenn man einmal seine Mitmenschen als H unde be trachtet, die man gelegentlich fü tte rt, gelegent lich
ltch prügelt, um auch einm al z» sehn, wie sie sich dabey gebehrden — o ! so wollte ich w ahn hastig meine schönen Declamationen nicht an einen solchen Unhold verschwenden.
A llein ich
b in W e lt ist D i r zu ge» m e in ; D u w illst durchaus eine Hauptrolle spicr len — W o h l!
der Ehrgeiz, ein großer M a n n
zu seyn, ist löblich, leitet zu edel» Thaten.
Aber
hast D u auch w ohl ernstlich darüber nachgedacht, ob D u würklich B e r u f hast, ein so großer M a n i» zu seyn, wie viel dazu gehört, und was eigent» lich g r o ß seyn heisst? — Schwerlich hast D u das! E in großer M a n n ,
berufen über Andre
sein H a u p t zu erheben. Andre zu regieren, zu lenken, muß doch w ohl ein Solcher seyn, der M eiste r über kleine, niedrige Leidenschaften ist; der durch unbedeutende W id e rw ä rtig ke ite n sich nicht abschrecken lässt,
H ügel nicht fü r B e rg t
ansieht; im m er die sichersten M it t e l, zum Zwei cke zu gelangen,
w ä h lt;
Wünsche hinaus,
H e rr über seine Launen ist;
über nichtswürdige
sich nie schiefe Wege erlaubt;
grade und m it W ürde
8b Würde seinen Gang fortgeht iittb, wenn ihm eine menschliche Unvorsichtigkeit entwischt, er« haben genug denkt, sich selber, nicht Andern die Schuld zu geben; der sich nicht mehr zutrauet, «16 er leisten kann, von Andern nickt mehr fori bett, al- sie, ihrer N atur nach, geben können; der die Dinge nicht hintennach, nach den Fol« gen beurtheilt, sondern vorher überlegt, ob sie in sich selbst gut und eines hohen Geistes Auf« merksamkeit werth sind. Wahre Größe beruht nicht in Donquixoterie, sondern in ausdauern« der Lonsequenz. Diese Größe ist unabhängig von äusser» Umsiäitden, und wer in einer klei« nett Hütte da« höchste Ideal von Ordnung und Zweckmäßigkeit einführt (und dazu gehört sehr viel) der ist größer, als Der, welcher in einem Königreiche alles über einander zu werfen, den Knabenmuth hat. Aber darum braucht et doch, selbst in dieser Hütte nicht, der Einzige, nicht bet; Oberste zu seyn, nicht bemerkt zu werden. Darf nach strebt nur kindische Eitelkeit, w o auch der Platz ist, auf dem man steht — wir den Platz, als ein M ann behauptet; so hat man unbeschreiblich viel gethan. Auch da, wo nie« mand unS belauscht, wo nur das Wesen gegen« wär«
w ä rtlq ist, bas 7llleS e rfü llt; auch da alle K räfte aufzubiethen, fein S chärflein zur Harm onie des Ganzen beyzutragen, sich,
m it Andern
und doch nie ganz m it
leicht
zufrieden zu seyn;
strenge gegen das eigene I c h , duldend und nach« sichtig gegen die D rü b e r; nach keinem andern B e y fa lls geizig, als nach dem beS Gewissens; b illig ; bereit fremden Verdiensten Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, auch da, wo es das um srige verdunkelt; und wenn es einmal nicht geht, w ie eS soll, zuerst die Untersuchung bey seinen eigenen Vernachlässigungen anzufangen und, so lang« da noch ein Tüttelchen fehlt, uni alles, was Andre versehn haben, sich gar nicht zu ber kümmern — ich meine, daS ist wahre Größe. D a ß ich D i r das vorerzählcn muß. D i r , der D u hundertmal m ir ähnliche D in g e gesagt und geschrieben hast, nämlich wenn es nicht darr a u f ankam, darnach zu handeln — dessen schäme Ich mich in D eine Seele. D u glaubst, schwächere Leute, als D u bist, hätten D ich übcrlistigt? — Freund M ild e n b u rg ! das ist nicht w ahr.
S ie wareir stärker als D u ,
w e il sie länger auszubauern die K ra ft hatten. (Zw eyter T h .)
F
Das
DaS Ist aber der Fehler so viel guter Mensche», daß sie meinen, wenn sie sich rechtschaffener Ab» sichten bewusst sind; so müsste auch alles aufdcn ersten Druck losgehn. Der Schalk siegt dadurch, daß er Dich ermüdet, und wenn D u endlich muthlos die Arme sinken lässest, oder ti ihm gcr fingt, Deine Geduld bankerott zu machen. Dich au- dem Gleichgewichte des Gemüths zu brim gen, so weit, daß D u mit unter einen dummen Streich machst; so fängt sein Reich an. lind wer hat dann Unrecht gehabt? — Lerne von ihm Beharrlichkeit und Planmäßigkeit, und wende sie zum Gute» an; so wird Dein lieber P apa im Grabe noch Freude an D ir erleben. Doch, da es D ir nicht bloß darauf an kömmt, D ir vorpredigen zu lassen, wie D u bilt lig seyn solltest, sondern baß ich D ir rathe, tote D u D ir helfen könnest, weil D u nun einmal si> und nicht anders bist; so gestehe ich D ir, baß ich selbst glaube, es wäre gut für Dich, wenn D u jetzt irgend einen berauschenden Trunk D e« tum unmäßigen, verwöhnten Herzen reichen könntest. E s geht D ir wohl, wie den B randt« weimSaufern, die an allen Gliedern zittern und
«m
unfähig zu irgend einem Geschäfte sind, bevor sie ihr Schlückchen gemacht haben. D u bedarfst also eines O piats, weil D u nie ganz nüchtern seyn kannst. Vielleicht fügt sich'S ohne Machte Nationen von Deiner S eite, daß D u bald bey Deinem Herzoge ein wichtiger M ann im Lande w irst; D ann ist ja Dein Ehrgeiz befriedigt, und ich hoffe. D u tvirst keinen Miobrauch von dem Glücke machen. Dich auch mit den Menschen wieder aussöhnen, wenn sie so gütig sind, sich von D ir regieren zu lassen. S ollte das aber nicht gehn; so ratheich freylich dazu, irgend «ine andre unschädliche Leidenschaft in den G ang zu bringen. Verliebe Dich, wen» D u kannst, in irgend ein gutes Mädchen, oder W eib; aber nim sie (in so fern D u das ändern kannst) nicht zur Frau, auch nicht zur Maitresse, sonst hat der S p a ß auch bald ein Ende. — Doch, es kömmt mir selber fast lächerlich vor, daß tch einem Freunde den Wink gebe, wie er auf die unschädlichste Art ein P hantast seyn und bleiben kan»; allein ivir Aerzte machen eS so; wo keine gründliche Cure» helfen, da vere schreiben wir Palliative. F a N un
Nun etwa« von mir! E« geht mir gut in Hiere«. Die Natur ist schön hier, «mb ich habe noch S in n für diese Schönheit und f i t Einfalt, und für das Große und Herrliche, La« so au« de« Schöpfer« Hand gekommen ist, und sehe wenig Werth auf die eingebildeten gror ßen Dinge, die »vir un« selbst schaffen, und an deren Flttterglanze «vir die A»gen stumpf blliv zen, so daß wir hernach da« Andre gar nicht mehr sehen. Die Leute gefallen mir auch; sie sind denn eben, wie die Menschen aller Orten find, bi« auf Rock, Weste und Zubehör nach. Und wa« mir nicht ansteht, darüber lache ich» zum Deyspiel über den Herrn von Mildenburg; (wenn er mit’« nicht zu bunt macht) bin aber übrigen« sein treuer Diener und Freund, k .
Ach-
. . . ' - -7-^7
«STl
Achter Brief. V o n Heinrich von M ildenburg, an den Pastor Ehrmann in B irkenthal. »m 4tcn Scpt. 1774.
( £ i dünkt mich so lange Zeit her, mein lieber H e rr P a s to r! daß ich nichts von Ih n e n gehört habe;
I c h muß nothwendig dieser Pause ein
Ende machen,
und mich einmal nach Ih n e n ,
w ürdiger M a n n !
dessen liebreiches und wohl-
thätiges Betragen gegen mich gewiß lebenslang meinem Herzen eingeprägt bleibet» w ird , schrift lich erkundigen, muß erfahren, wie es Ih n e n und den lieben Ih r ig e n geht, und wie cs in I h rer Nachbarschaft aussteht, und was die artige Demoiselle Seltner macht, und kurz! ich schreibe, u m S ie zu bitten. S ie mögen m ir doch von A llem , was in I h r e r Gegend seit einigen M o naten vorgefallen is t,
in so fern es Personen
von meiner Bekanntschaft b e trifft,
bald einige
Nachricht gütigst geben. Besonders aber auch ersuche ich S ie , S ic h doch genau nach der F am ilie des Freyherr» von F 3
[4691
?»a-
Rastitz (n Altenwebcl zu erkundigen, und m ir wo möglich zu schreiben, in welchem D crhältNisse das Freyfraulein m it ih re r Fam ilie steht. I c h leugne nicht, daß ich noch im m er einen sehr lebhaften A n th e il an dem Schicksale diese- ltcr ben-w ürdigen Frauenzimmers nehme, baß cs m ir o ft unruhige S tu n d e n macht, wenn ich ber denke, daß ich doch a u f gewisse Weise S chu ld an dem Verdruss« bin, den sie von ihren umvür« digen E lte rn erlitten ha t, und daß ich eS nicht vergessen kann, sie in dieser höchst unangeneh men Lage verlassen zu haben. * )
I c h versichre
S ie , werthester H e rr P a sto r! baß ich sehr ernst lich darauf sinne, ih r Ersah fü r diesen K um m er zu verschaffen, und sie a u t jener Lage zu reissen. N ä h e r darüber erklären kann ich mich noch nich t; allein wenn S ie so gütig seyn wollen, m ir so ausführlich und genau als möglich von Allem A u sku n ft zu geben, was indeß in Altenwedek vorgegangen is t; so werben S ie nicht etwa bloß eine vorwitzige N eugier befriedigen, sondern vie l leicht ein sehr gute- W erk stiften. Da *)
Man sehe dm 7tcn Brief, im ersten Theile, Seite 88 biö 91.
D a ich weiß, daß S ie Sich für dasjenige interessieren, was mich betrifft; so halte ich es für meine Pflicht, Ihnen umständlich zu bericht Im , wie es mir, seit der Zeit, da wir nichts * o r einander gehört haben, gegangen ist. Ich schrieb Ihnen im Herbste voriges Jah rs, *) unter welchen vortheilhaftcn Bedinr Zungen mich der Herr Minister von Kappstrin in die hiesigen Dienste gebracht hatte. Daß mir kurz nachher ein Unfall wicdcrfahren ist, den die Nacht stellung des Fürsten von * * * veranlasste, das werben S ie wohl auch gehört haben; Seitdem aber ist mir nicht- Wiederwärtigcs begegnet. Vielmehr ist mir'S, nicht ohne Deywürkung je# nes Wohlthäters, gelungen, mir die Gnade und Zuneigung des Herzogs, meines Herrn, zu er# werben, und ich bin jetzt als Direktor an die Spitze der Domainen-Cammer gesetzt, wobey Ich meinen Hof-Dienst behalten habe. An Ar# beit fehlt es nun. nicht; aber darüber, bin ich nicht gewöhnt, mich zu beklagen. Ich bin vielt mehr froh, auf diese Weise meinen Thätigkeit«# trieb, *) Man («()( den 25■.«
'T =s>
Neunter B rie f. Von dem Herr» Strunjmami, an Heinrich von Mildenburg. * ) Speier am (Kein, den i6tvn Sept. 1774.
HochrWolgeborner, Hochgnädiger, insondervercrungswürdigster Kenner unsrer Kunst! © anst rnt oft die ächzende Sele des Mindern unter dem Schirm der Grosen — Gelingt «< mir auch heut; dan bi» ich am waren Zil mei« ncr Wünsche. FrL *) Den Lesem wird, wie ich helle, di« Einrückung dieses comischen Stücks uub des barauf folgender» Briefs nicht nirvivbct sevn. Sie sind nach Origi nale» abgedruckt, bis auf die Namen des Dichterund deS Orts nach, die ich veranbre. SS ist ein Briefwechsel, den ich im Jahre 1779 würklich ge^ fuhrt habe. Die Aufschrift auf das an mich gerich tete Schreiben war französisch:
a Monsieur,
Monsieur; dann mein sehr incorrect geschriebener Marne; ein Titel, der mir nicht zukam und der Devsatz: tr£s favorable & rcnnoimne par inerites &c. Man kann
t\e $
alS eine Episode
cmsehu. freylich ruckt dadurch tu* Geschichte mci»tcl
Frü als eilt junger Künstler lind Teatcr« Dichter in den N ein»Gegenden mit Beifall die Bünc betreten und auch m it den Produkten meiner Feder — Erhabner © in n e r! schmeichle ich mir zu vil, wen ich glaube In e n sind bis« nicht ganz unbekannt gebliben? einige- Lob und Ere erworben zu haben, war für mich Glük und unverdinte Gnade.
Aber durch Scheite«
rung unsrer hochgräflich * * *schen Gesellschaft nebst einer jungen Gati» und zwei scr unmüm dlgen Kindern bis hirher nach Naning lechzend in Krankheits - Umständen angekettet gewesen zn fei», war für mich tötend.
Nu» zum Zil, gro«
ser Gönner der Kunst! Zwen rechtschaffene Män« ner gaben mir den Rat, mich an Hochdisclben zn wenden, Zncn beiligenbe ganz neu von m ir ver« neS Helden nicht w e ite r ; otiviu der komische S t y l dieser B rie fe tra g t vielleicht dazu bey, durch eine nicht unangenehme M a n n ig fa ltig k e it der Schreib a rt,
das G anze unterhaltender zu machen,
und
zeigt zugleich, welchen Zudringlichkeiten von aller ley A r t ein M a n n ausgeseiht ist, der irgend an ei nem
Hofe entweder w irklich Gewicht hat,
wenigstens in gen.
dem 9tuf< steht, etwas
oder
zu vcrmb
Ic h habe noch eine große S a m m lu n g solcher
B rie fe .
verfall« Schauspile zu überreichen, zu widmen — g u t! ich gehorche, und werde nächstens noch zwei Trauersptle nachfolgen lassen — Mein wage Ich auch zu küne D ing«? — N ein! Don dem W erte meiner Arbeiten darf ich nicht selbst Urteil fällen — Lesen S t aber, gitd» diger Her! geben dise Kinder der Sftof einem Verleger zur Auferzihung, und was S t mir da» fvrschtkken wollen — ich neme alles dankbar an. D ie gütige Vorsehung wirb mir nicht län» ger die Hülfe «ntzihn — bas Bedürfnis ist gros. Schon vor vtrzen Tagen war ich, da sich nun mein Reich nicht weiter erstrekte, genötigt, meine kleine Familie in Aschaffenburg im Anker bis zur Ranzt»» zu hinterlassen. Zum erstenmal meine- Leben- ist also meine gehorsamste B itte an Euer Gnaden nebst zwen Übrigen erhabenen M ännern gerichtet, mir znr Tilgung einer ungewbnlichen Narungsschuld eine huldreiche Unterstützung zu Hülfe zu kommen, welche G rosm ut ich nebst meiner jungen Schau» sptlerin stündlich zu befriedigen und bei erhalte» nen
nn» Kräften zu erwidern bey dem Alwissenden angelobe, damit ich verm-gend werde, meine Fra» anhcro bringen zu lassen. D er ich mich in Zukunft, nebst den Mei» „igrn aus allen Kräften bestreben »verde, mich Euer Gnaden Huld und Protekzion würdiger zu machen, als Euer Gnaden allergehorsamst und ewig dankbarste Familie Anton SribriA Strunzmann, ge» wesener Teatral - Dichter und Mit» glid der hochgräflich * * *schen Ge» selschaft. Caroline Sophie Strunzm. nie di Bromseid. Fr. Erneste Strunzm. alt i£ Zar. Dominique Gustav Strunzm. alt io Wochen.
(Zweiter 4H.)
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Zehnter B r ie f. V o n Heinrich von M ild cn b u rg , an den Herrn Skrunzmann. * * ’
te n 2 4 fte n S e p t. 1 7 7 4 *
SDteitt H e rr! I c h habe Ih n e n m it Vergnügen, zu R e ttu ng I h r e r dürftigen F am ilie, eine kleine Beysteuer geschickt, wie sie meinen nicht glm» zenden Vermögens t Umständen angemessen w ar. D a ß Ich Ih n e n dabey I h r e Schauspiele zurücksendete, ohne mich weiter darüber zu erklären, das sollten S ie ,
wie ich hoffte,
so verstehn,
daß ich mich nicht dam it befangen könnte. I h nen einen Verleger zu verschaffen, und so hatte ich denn Ursache, zu erwarten, baß unser B rie fpechsel geendigt seyn würde.
Um desto unw illkom ntner, ich gestehe e -, w a r m ir gestern der Em pfang I h r e r beyden Trauerspiele, * ) I h r e dabey wiederholte Zum uthung, * ) D e r B r ie f, der diese T rauerspiele begleitete,
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der m demselben T o n e , w ie der vorige, geschrieben w a r, ist a u s dieser. S a m m lu n g weggeblieben.
thung, bett Druck dieser gewaltigen Trauer» spiele zu besorgen und I h r Anliegen, Ih n e n eine S telle als Theater »Dichter bey unserm Hofe auszuwürken. Ohne eben ein großer Kenner der B ühne zu seyn, hat mich eine flüchtige Durchsicht I h rer Producte überzeugt, daß schwerlich ein BuchHändler mir dafür so viel Honorarium bezahlen würde, als sie mich schon an P orto gekostet ha ben, da S ie diese Paquete jedesmal mit der reitenden P ost absenden. Offenherzig gesagt! ich glaube nicht, daß wir Beyden B eruf haben, den Pegasus zu besteigen; Lassen S te »ns also lieber diesseits des Parnasses zu Fuße unsern Weg fortwandeln und auf andre Weise uns ei nen Namen machen! Hätten S ie aber auch würklich Eimerweise aus der begeisternden Quelle getrunken; so würde doch hier für S ie nichtzu gewinnen fettn; D es Herzogs Durchlaucht bedarf keines T heater-D ichters, weil er kein Theater unterhält. I h r e fürchterlichen Trauerspiele will ich Ih n e n mit dem Postwagen zurücksenden. D a» G 2 wird
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wird mich wieder einen baaren Gulden kosten, wofür ich Ihnen lieber unbeschriebene« Papier schickte, weil das doch zu etwa« nützen könnte, wenn ich nicht befürchtete. S ie mögten wieder Theaterstücke darauf schreiben. Noch einmal! Lassen S ie uns nun unsre literarische Verbindung aufheben! kann ich 2H« nen aber sonst in irgend einer billigen Sache an« genehme Dienste erweisen; so bin ich dazu be« reit, und verharre übrigen« I h r re.
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Eilfter Brief. Von Heinrich von Mildenbnrg, an dm Doctor Porr, in Straßburg. dm 4tm Oktober 1774. sv
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ich leugne es nicht, mein lieber Freundk
D e in Lehr» und S tr a fb r ie f vom i o t'
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Siebcnzehnter Brief. V on Demselben, an Heinrich von M ildcnburg. Dirkenthal, den 6tcn December
1 7 74»
I^ ich t wahr, mein hochgeehrtester Herr Camr mcr-Director! Deine hochlüliche Ungcdnlk hat die Zeit gewaltig lange gefunden, bis D u Nach richt von Deinem envoyer extraordinaire be kommen hast? — Aber so eilig, Herr B ruder! geht es nicht bey der wichtigsten Angelegenheit dieses Erden-Lebens, bey Regulierung eines Ehe» Bündnisses, und weisst D u nicht, daß der Bothschaftcr sein Handwerk nicht versteht, der auch den unbedeutendsten Auftrag so schnell ausrichtet, als er eia>">tlich "m ite? W as für Ehre hätte er davon — der D iäten nicht zu erwähnen, die ich D ir großmüthig schenke — wenn er sich merken liesse, daß er nicht viel Schwierigkeiten dabey angetroffen hätte; wenn er nicht — Doch ich sehe schon, wie sich Deine hochweise S tirn e in ungnädige Fallen furcht, über meine weitschwei fige Vorrede. D a migtest D u gern, daß ich mci-
meinen M issions-B e rich t'von hintenher anfienge und D i r gleich erzählte, was ich ausgerichtet habe; A lle in das ist nun einmal meine M ethode nicht, und ein Zeder hat denn so seine eigene Weise. I c h fange stetS ab o v o a n ; daS ist die mcinige — H öre also n u r geduldig z u !
ES w a r ohngefehr sechs U h r des Abends, «iS ich den
voriges M o n a ts , bey erwünsch
tem Wohlseyn, nach Quellenstädt kam.
D a ich
eine N acht durchgereist w a r; so wollte ich nun ein wenig ausruhn, bestellte also die P ferde a u f den andern M o rg e n ,
und schlenderte, in mei
nen Pelz gehüllt, ein wenig in dem Städtchen umher.
D ie W in te r- Lustbarkeiten waren hier
schon ii» vollem Gange,
und der H o f (denn so
nennt man ja jede H aushaltung eines unsrer un i zahlichen teutschen P otentaten) der H o f des F ü r sten w a r seit zw ö lf Tagen in die Residenz zurück gekommen, w e il es, bey der rauhen Zahrszeit> in seinem bretternen Jagdschlösse nicht länger auszuhalten gewesen w ar.
Alles sahe nun fey-
rriicher und wichtiger aus in dieser Hauptstadt deS Reichs, und da ich in einem P a a r S ta m m Häusern Larven hängen sah; so schloß ich, nicht ohne
ohne G ru n d , daß heute hier ein bal en m asque gehalten werden sollte.
Zch irrte nicht — E s
wurde des Fürsten hohes Geburtsfest gefeyert.
S o müde ich nun w a r ; so beschloß ich doch, auch a u f ein Stündchen hinzugehn. ( D u weisst, baß ich dergleichen nicht gern versäume) Zch miethete also etwas, das ehemals ein rother Do» M ino gewesen w a r, frisie rt m it S ilb e rflo r und grünem Bande.
E r w a r m ir w ohl w ürklichei»
wenig zu kurz, der gute D o m in o ; aber b i- in die Kniekehle reichte er doch beynahe,
und so
w a r ich denn noch im m er possirlich genug aus» staffiert, um hier fü r einen vornehmen Fremden zu gelten. I c h übergehe die anmuthige S childerung dieses herrlichen Festes,
die
ich drucken z»
lassen und a u f P rä n um e ration herauszugeben gedenke, und sage D i r n u r so viel, daß da einig« recht w ohl ersonnene Charakter »M asken «rschie« n e n ; unter andern die drey M ä n n e r im Feuer» O fen, Hercules m it der Löwenhaut, die aus ei» ner alten W ildschur gar a rtig verfertig t w a rr Lazarus und der reiche M a n » ;
Aenras, wel cher
cher seinen V a te r Anchises a u f dem Rücken tritt* und den kleinen Ascanius an der H and führte, (D e r Conrector der Schule halte sich in dies Costttm gesteckt) und was denn dergleichen u w verweichliche Vorstellungen mehr waren.
Zch
bekam fü r baaresGeld eine Taste GelberRübew Caffee und gieng frü h nach Hause, wo ich die N acht, ein wenig verfolgt von einer wohl eingehetzten M e u te Flöhe zubrachte, und dann früh den azsten »Ott dort ab, bis Engeleben fuhr.
I c h besuchte die R a th in n n H om ann, von der D n m ir so viel G utes gesagt hattest.
D ie
F rau gefiel m ir sehr w o h l; S ie kränkelt ein we nig, ist aber in ih rer eingeschränkten häuslichen Lage doch ziemlich heiter, und scheint nicht sor w ohl fü r sich, als fü r das künftige Schicksal der Demoiselle gchncr besorgt, die, wie ich nachher gehört habe, sich nicht so geduldig in ihre Lage schickt, als die gute alte Fran.
Gesehn habe ich
das junge Frauenzimmer nicht; sie w ar in G e sellschaft gegangen; a u f ihrem Arbeitstische aber lag, ausser einem Haufen Flitterputzes von F lohr und B än de rn, der erste T h e il von Carl von Carls berg,
welches In v e n ta riu m von menschlichem Elende
Elende da- gute Kind, meiner Meinung nach, wohl ungelesen lassen sinnet. Noch an demselben Tage gieng ich tu um ferm redlichen Pastor Ehrmann zu Fuße hierher, nach Dirkenthal, denn es war ein schiner heitrer Frost-Tag und ich war des Fahrens auf den holt prichlrn Wegen überdrüßig. Nach einigen Com« plimenten von ihm und der Frau Pastorinn, über die Ehre meiner persönlichen Bekanntschaft, fieng er gleich an, Entschuldigungen wegen sei» neS Stillschweigens auf Deinen letztem B r ie f zu machen.
E r hatte ihn erst vor wenig Tagen
bekommen, folglich kaum Zeit-gehabt, Deine Auf« trage auszurichten; doch war dies geschehn und alle- nöthige vorbereitet. D e r gute M a n n war selbst, unter einem schicklichen Vorwände, in Altenwebel gewesen, und hatte Gelegenheit gefunden, dem Freyfräm lein Louise D ein Briefchen unvermerkt zuzust« cken, auch ein P a a r Worte gegen sie fallen zu lassen, die, wie es geschienen, von ih r sreundt ltch waren aufgenommen worden.
E r hatte so
dann den Eltern, als geschähe e- nur beyläufig, er-
« zäh lt: „daß er mm wisse, wer der Hekr Dach« „m nth sey, der einst in ihrem Hause Hofmeister „und nachher bey ihm krank gewesen; daß er „nämlich von sehr gutem Haufe, aber durch „Unglücksfälle genöthigt, sich versteckt zu halten; „m it Einem W orte! daß D u eS gewesen; baß „ D u jetzt als Cammer«Direetor in hohem An« „sehn bey dem Herzoge von * * * stündest und „das Glück ihres Detters, des H erm von Her« „brand, gemacht habest." Zu seiner Verwunderung merkte unser P « stör, baß diese Nachricht dem ebelu P aare gac keine Neuigkeit war. Gewiß also hat der Herr von Herbrand, D einer B itten unge. chtet. Dein« Geschichte seinen Verwandten mitgetheilt; denn woher sonst sollten sie dieselbe schon wissen? D u flehst nun abermals, mein Lieber! baß ich mein« Leute kenne. T raue m ir dem Menschen nicht! W er ein Geheimniß ausplaudert, das nicht sein eigene- ist, der Ist auch zu andern schlechten Streichen fähig. Z n eigenen Angelegenheiten geschwätzig zu seyn, dazu kann un- natürlichOffenherzigkeit, Gutmüthigkeit. der Trieb unmitzutheilen, verleiten; was uns aber ein An« btcr
tre t anvertrauet, das muß jedem Diedermanne heilig seyn — doch, ich fahre in meiner Erzäh» lung fort. D ie Freyfrau von Rastih sprach in sehr sanftem Tone von D ir, sagte: „eS sey ihr „leid, daß D u Dich ihr und ihrem Gemahle „dam als nicht entdeckt hättest. S ie würden „D ich mit Vergnügen als Freund im Hanse 6e# „halten haben und D ir Deinem S tand e gemäß „begegnet seyn. W as damals zwischen D ir und „ihrer Tochter vorgefallen, das sey ihnen frey» „lich nur in so fern anstößig gewesen, als sie „D ich für einen Menschen ohne Geburt gehal, „ten hätten" (Lin närrischer Ausdruck, den der Adel sich erlaubt! Ohne G eburt? — als wenn wir Andern, wie die Pilze, aus der Erbe hervorwüchsen l) S ie baten endlich den H err« P a sto r: „sie D ir, wenn er an Dich schriebe, „bestens zu empfehlen, und D ir ii» ihrem N ar „m en zu danken, für das G ute, was D u dem „H errn Detter von Herbrand erwiesen hättest." D a des guten Lhrm anns Auftrag von D ir nicht weiter als dahin gieng; so empfohl er sich nun gehorsamst und kehrte darauf bey seinem Freunde, dem biedern Pachter Horn ein, mit (Zweiter T h.) M ik U
ivelchrm «r das Wettere, unsrer Absicht -ge» mäß, verabredete, und für mich gastfteunblich« Aufnahme auf einige Tag« bestellt« — S o weit war alle- vorbereitet, als ich hier herkam. Ich gieng den 24ÜM «ach Altenwedel, zu meinem neuen Wirthe, der mich, bey meiner Ankunft, als einen Detter bewillkommte, so daß also meine Gegenwart, weder in seinem Hause noch im Dorfe, die geringste Sensation machte. D a dieser vortresiiche, grade, teutsche M an« erst kürzlich nach Altenwedel gezogen ist und das Neben »Gut des Daron von Rastih gepachtet h a t; so muß ich mich hier einen Augenblick »er» «eilen, um D ir ein Bild von diesem wahrhaf tig originellen Menschen zu entwerfen. E r ist ein, für sein Alter, schöner, stämmi ger M ann, dem Wahrheit, Festigkeit, Wohl wollen und reife, Helle Vernunft aus den Au gen leuchten. Er ist ohne Firniß; Seine M a nieren find einfach, ländlich, doch nicht- weni ger als plump, und man sieht wohl, daß er seine fünfzig Jahre nicht umsonst unter den Menschen umhergewandelt ist. Alles in seinem Hause kün-
r?6 kündigt O rdnung,
Arbeitsamkeit un6, al« die
sichere Folge davon —
Wohlstand an.
S e in »
F rau ist ein einfache-, gute- Hau-mütterchen, im m er a u f den D einen, aufmerksam ans a lle -, »va- in ih r Fach schlägt,
ohne ängstliche- und
unnütze- H in » und Herrennen.
E r hat brei-
erwachsene S öh ne , die von Altenwedel a u -, ih m beystehrn, seine übrigen benachbarten Pacht»»» gen zu dirigiren.
M i t diesen jungen Leuten
lebt er, wie ein jovialtscher J ü n g lin g m it seinen Freunden lebt, und wenn die Ruhestunde er» scheint; so sehen sie sich vertraulich bey eiirem K ruge guten B ie r -
um einen Tisch herum ;
D a n n w ird entweder gelesen, oder Zeder ergreift ein musicalischc- Z iistrum e nt, und sie spielen zu» sammen, und da- m it Geschmack und Freude, die neuesten Q uartetten, w in kt,
b i- das M ütterchen
baß eS Zeit ist, den Tisch zu räumen,
um da- Abendbord z» geniesten.
I c h habe kein
miSvergnügteS noch kränkliches Gesicht in dieser w a h rh a ft patriarchalischen H aushaltung gesehn; aber wenn der A lte die S tir n e runzelt; so n im t sich Zeder zusammen, und hat die Augen a u f ih n .
D ie Nachbarn lieben den guten H o rn ,
w ie ihren V a te r,
und fragen ih n um R a th . M
a
Gast»
Ig o Gastfreundschaft ist hier, ohne allen Lu xu-, zu H ause; der Fremde, wenn er kein verschrobe» ner K e rl is t, ist willkom m en und findet gute Aufnahm e, ein bereitetes bequeme- B e tte , gute Kost, eine Flasche ächten R h e in w e in -; und da« bey keinen A ufw a nd , keinen Zw ang, und auch nicht einen S chatten von Uebermuth oder Prah» lerey; und doch alle- so gu t, so solide, so recht« lich.
ES ist nicht möglich, originellere E in fä lle
zu haben, als dieser ehrliche Pachter hat, wenn er bey guter Laune ist, und da- pflegt er fast im m er zu seyn, da er, m it seinem Zustande zu« frieden,
von G o tt und Menschen nicht mehr
fordert, a l- b illig ist.
D e n A rm en th u t er v ie l
G u te -, und da- o ft a u f die lustigste Weise von der W e lt.
I c h stand eine- M o rg e n - m it ih m vor
der T h ü r seine- Hause-, a l- ein armer Hand« «erk-pursche,
dem H ung er und N o th a u - den
Augen blickten, ih n um «inen Zehrpfennig an« sprach.
E r g r iff in die Tasche: „ D a hast D u
„ G e ld " sprach er „ D u armer T e u fe l! D u bist „ i n schlechtem F u tte r gewesen, wie e< scheint. „H ö r e e in m a l! M ögtest D u w o h l etwa diesen „ M it t a g ein alte - H u h n in D e in e r S u p p e lie« „g e n sehn? S o etw a- kömmt doch w o hl selten „a n
x8i /,«« D ich." — D er Arme hielt bas für S p o tt «mb zuckte die Achseln — „ N e in ! es ist mein „E rnst. P a ß auf, Cammerab i" — Und bat m it ergriff Horn «inen Knüttel, warf bett unter feine Hühner uttb traf eines. — „ N u n steck „geschwinb bei," rief er, „ehe meine Frau es „sieht, ttnb laß D ir's im Wirthshaus« kochen!" — D er Hanbwerkspursche ließ sich baS nicht zweymal sagen, sonbern packte sein Huhn bey «nb gieng fröhlich fort. *) — O ! ich könnte D ir stunbenlang von bem braven M anne uttb seiner Familie erzählen; aber ich lenke ein; D « mögtest sonst ungnäbtg werben, unb ein ungnär biger Lämmer