Sämtliche Briefe: Band 5 Briefe aus den Jahren 1805 bis 1807 (Nr. 1066-1336) 9783110847840, 9783110028720


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German Pages 514 [516] Year 1982

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Table of contents :
Vorwort
Text: Briefe Nr. 1066–1336
Anhang I: Textkritik
Anhang II: Sacherklärung
Anhang III: Worterklärung
Anhang IV: Register der Briefempfänger
Namens- und Ortsregister
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Sämtliche Briefe: Band 5 Briefe aus den Jahren 1805 bis 1807 (Nr. 1066-1336)
 9783110847840, 9783110028720

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JOHANN

HEINRICH

PESTALOZZI

SÄMTLICHE BRIEFE Herausgegeben vom Pestalozzianum und von der Zentralbibliothek Zürich

FÜNFTER Briefe Nr.

ORELL

FÜSSLI

BAND 1066-1336

VERLAG,

ZÜRICH

JOHANN

HEINRICH

PESTALOZZI

SÄMTLICHE BRIEFE FÜNFTER

BAND

Briefe von Mitte 1805 bis Ende 1807

Bearbeitet von WALTER FEILCHENFELD FALESf und EMANUEL DEJUNG

ORELL FÜSSLI VERLAG,

ZÜRICH

Copyright 1961 by Orell Füssli Verlag, Zürich Printed in Switzerland by Art. Institut Orell Füssli AG, Zürich

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

IX

Text: Briefe Nr. 1066-1336 Anhang Anhang

1

I: Textkritik

307

II: Sacherklärung

404

Anhang III: Worterklärung

478

Anhang IV: Register der Briefempfänger Namens- und Ortsregister

. . . .

490 492

VORWORT ©er oorliegenbe fünfte Sanb enthält bie Briefe tyeftaloföia Don 9Iiiffe 1805 bia @nbe 1807 (3Tr. 1066—1336 biefer Sluegabe). 2Bieberum bot bie 3enfraibib[iofl)eE 3"ΓΙΦ/ aue gemeinsamem 23eftljj ber frühem (5fabf= bibliofijef unb beg Peffalojgianume, ben Jpaupffeil ber Unterlagen, 211 Don 271 ©füdF. ^Daneben t>aben 21 2ΐΓφίοβ, 35ibliofl)efen unb ßammlun: gen inögefamf 35 (Schreiben, unb 8 prioafe ßigenfümer Don Briefen iijre .Originale jur iBerfügung geffellf. 2lUen Ceiijgebern fei audF> an biefer (Stelle ber beffe San? für ii>r (Snfgegenfommen auegefproc^en. Seim heutigen §ei)[en Don DHanufFripfen mu^fe in 17 JäUcn auf einen S5rudf ale Vorlage gegriffen roerben. Sie Bearbeitung ber jum £eil in 2^φπγίεη bed !Peffaloj$ianumd DorE)anbenen (δφκ^η, n>ofür ipana (Btettbacfyer ben 2infang ιτιαφίε, begann lange Dor bem 2Belffriege. 2Balfer fäeiltfyenfelb Jaleö t bei>an= belie bamalö ben £epf unb ben erfien 2ini)ang bee ^aijree 1805, roäijrenb (Smanuei Sejung (ΐφ bafür mif bem 9?eff bee 23anbeö befc^äffigfe, fotuie ben jioeifen 2Ini>ang unb bae iHegiffer [ieferfe. Senate Jeimann unb 2Balfer Älaufer [afen bie Äorreffuren mif, unter banfenßtrerfer Seigabe oon (Srgänjungen. Äurf 9Heper beireufe mif treffli^er ©αφίυ^ε ben beuffφeπ (5praφaπί)ang unb Jpane=3°f* 5 re 9 übernahm biefe 2Iufgabe nunmehr für bie franjöffit^e (5praφerf[äruπg. §ür bie ΘαφβΓίΙάΓΜ^ gaben Dor allem Paul ©uper, 2Berner ©φη^βΓ unb 2Irfi>ur ©fein roerf= Dolle 3Iuitfünffe; »eifere DTtifi)i[fe in Sin je [fragen iff im enb aud £ouie 5 o r r e r ' Jpane 33arfi> unb Jpane SDpmann, um bie (^^φεΏυης in alien Regelfällen ju treffen, bie in ben 9ΐίφίΠηίβπ bee erffen Sriefbanbee ηϊφί Inbegriffen tcaren. 3mttjieberoereinigfen3inffifuf Don 3)Derbon begann OTiffe 1805 ber 2Iuffφtr>uπg Don Peffalojjie 21nffalf ;u εωτορι^φεΓ 33erüf)mfi)eif, um beffen Jörberung ficf) ber Geifer gerabe αυφ burφ feine Äorrefponbenj

χ bemühte. Sie (διιφε παφ ben tpelfoeif jerffreufen 23riefen jeifigfe einen reichen ©etoinn, inbem Don ben 271 (Stfyceiben biefee 23anbee beren 87, miff)in runb ein Sriffel, erffmate jum Sruif gelangten. 2iber αηφ in= ί>αΙίίίφ oermag bie jufammengefagie unb erläuferfe Äorrefponbenj ben 2Ibfenber maπφmaί in einem überraf^enb ungewohnten £ίφί erfφeίπeπ 5u laffen. Herausgeber unb 23erlag π'φίεη bie angelegentliche 23iffe an alle 33e= filjjer bieder unjugäng^er 23riefe, b u ^ leif>ti>eife Überlaffung bie 23oll= ffänbigfeif ber Sbifion anffreben ju Reifen. 3i>re freunb[ίφe 3ufi'mmung fann bee bleibenben Sanfee einer erfreuten ßefergemeinbefitfyevfein.

1066. An Fellenberg. [um Mitte Juni 1805]. Lieber Freund! Was ich meinen Mitmentschen und meinem 6 Yatterland Gutes thun kan, das, glaube ich, sye ich schuldig zu thun und thue es auch gerne; also wenn ich mit den Mitteln, die in meiner Hand sind, dem Guten, das Sie suchen, dienen kan, so thue ich es sicher gern, und nie wird mich von dieser Seiten meine Persöhnlichkeit hinteren, den einfachen Gang zu gehen, den ich ίο bis jez in diesem Gesichtspunkt imer gegangen. Ich darf mich, glaube ich, auf mein ganzes Leben berußen, niemand, dem ich würklich hette dienen können, wenn ich es eingesehen, nicht gedient zu haben. Ich fehlte in einem entgegengesezten Gesichtspunkt: ich wollte oft dienen, wo ich's nicht konnte und wo ich mit 16 meinem zu leichten Willen mir Schaden zufügte, ohne daß andere einen Nuzzen davon zogen. Diese traurige Erfahrung hat meine Neigung, hineinzuputschen in jede fremde Dienstcarriere, die sich mir öfnete, ein wenig gemildert. Lieber Fellenberg, je älter ich werde, je mehr sehe ich ein, das 20 wahre Gute, das jeder Mensch nach seiner Individualitet in der Welt stiften kan, ist fest und streng an den Mittelpunkt der Krafft gebunden, die sich in diesem Mentschen vorzüglich selbst ausspricht. Diese Krafft bildet sich in ihm als dem Mittelpunkt, in den alles paaßen muß, was ihm in seinem Thun und in seinem Treiben 25 würklich dienlich syn kan. Darum auch thut das Einwürken in fremde Spheren so selten gut und muß in dem Grad nichts taugen, als solche Einmischungen by Spheren versucht werden, die, in sich selbst geschlossen, nicht nur einen festen Zusamenhang im Geist aller ihrer Mittel voraussezzen, sonder noch mit dieser Festigkeit, 80 die sie für diesen Zusamenhang ansprechen, auf grenzenlose Ausdehnung ihrer Wirkungen visiren. Wo die Individualitet einer Unternehmung sich also ausspricht, so wird alles, was sich anschließt, verschlungen oder steth im Weg. 1

Pestalozzi Briefe V

2 Lieber Fellenberg, an welches Werk der Welt könten Sie sich anschließen? Auch ich, Freund, kan nur mein Werk treiben. Sein Gutes mag und soll sich an alles Gute, das sich ihm nähert, anschließen ; aber ich soll mich an nichts anschließen, und mein Werk nicht, so wenig als Sie und Ihr Werk. Dieses geth von Hoffwyl aus; 6 Sie wollen es so. Sie haben sich und Hoffwyl in eine Einheit verbunden, die wie Seel und Leib zusamenhangt. Aber wir anderen müssen es auch erkennen, daß Seel und Leib da byeinander und in eins zusamengeschlungen ist. Wer kan, wer soll mit Ihnen, wie Ihr Syn und Würken bestirnt ist, ein Leib und eine Seele werden? 10 Alles geth durch Sie, alles würkt auf Sie, und Wylhoff ist Ihnen Ihr zweytes Ich. Wenn die Welt außer Ihnen von Ihnen getrent ist, so steth Ihr Weylhoff als ungetrent von Ihnen zu Ihnen gehörend der W e l t entgegen, insofern diese von Ihnen getrent ist. W e n n ich Iverdun so in mein Syn und mein Wesen verwandelte, 15 ich glaubte mich und mein Werk zu isoliren; ich glaubte nicht zu gewünnen, ich glaubte zu verlieren. Aber ich sage mit dem keineswegs, daß Sie in Ihrem Thun Unrecht haben; ich fühle nur den Unterscheid meiner und Ihrer Individualitet und der Individualitet Ihres und meines Werks. Die 20 Krafft des meinigen besteth wesentlich darin, daß ich nicht habe, wohin ich mein Haupt hinlege; dazu hat man mir bis jez treulich gehulffen. Ich kan nicht bergen, ich suchte manchmal auch so ein Kopf küssen und ich wähnte oft, man wolle auch mir dazu helfen. Aber j e älter ich werde, j e mehr sehe ich: man muß die Kopf küssen 26 stehlen oder sie entbehren können, wenn Gott nicht will, daß man darauf liege. Ich denke oft an die Hobelspäne, auf die man gemeine Menschen im Sarg legt, und sie ruhen doch gut; im Leben muß man lehrnen, auf Dornen ligen und doch gut ruhen. Ich kan's noch nicht; was ich kan, ist, die Dornenhuffen, auf denen ich liegen muß, 30 mir selber zusamenzutragen. Aber wenn ich denn darauf liege und sie mich stechen, so klage ich mich, wie wenn sie ein anderer zusamengetragen und mich daraufgelegt hätte. L a ß man mich klagen: mein W e r k ist gelungen, weil es so gieng; hette ich weniger Ursach' gefunden, mich zu beklagen, 35 mein Werk wäre weniger gelungen. E s mußte so gehen, um die Lebenserfahrung in mir zur Reifung zu bringen. So wie ich das Gegenwertige, heut vor mir Liegende treu und ohne Sorge für den morgenden Tag besorge und als das W e r k der Stunde und des Augenbliks, so gut ich kan, vollende, so gründet das, was ich mor- 40

3 gen zu thun habe, und alles, was ich zu dem, was ich morgen zu thun habe, auch brauche, gleichsam von selbst. Sorgt doch keine Pflanze und kein lebendes Geschöph als phüsisches Wesen mehr als für Vollendung seiner selbst in jedem Augenblik. Die Sicherheit 5 der Vollendung des Komftigen liegt immer in der Wahrheit der Vollendung des Gegenwertigen. Ich kene keine Weisheit mehr als die Festhaltung der Gegenwart mit dem Umfang aller seiner Kräffte. So, und so allein sorgt die Natur für die Zukomft, und der Mensch, der weiter gehen will, ist ein Thor. 10 Ich fühle, daß ich nur dann ruhig sterben kan, wenn ich bis auf meinen lesten Augenblik nichts will und nichts suche als vollendete treue Besorgung des Nächsten und Gegenwärtigsten jedes Augenbliks, in dem ich lebe. Das ist nun einmahl die Richtung, die mein Geist genohmen; sie hat auch mein Herz mit sich gerissen. Scho15 nend, duldend und tragend gehe ich jez würklich, und was mir folget, das schonet, duldet und tregt. Das ist meine Krafft, ich werde imer mehr auf dise Krafft bauen. Gott gab mir sie, und ich habe keine andere. Fellenberg, Ihre Krafft ist von mir verschieden. Sie ist der Welt 20 angemessener. Sie werden Großes mit ihr würken. Ich muß in meinem Geist einherwandeln, aber die Wahrheit beyder Wegen wird sich treffen, und denn wird jeder Irrthum und jede einseitige Ansicht, die Mißverständnisse veranlaßte, von unseren Augen wegfallen. 0 Freund, laßt uns uns noch einmahl die Hände bieten. 25 Lassen wir doch alles, was—

1067. An den Stadtrat von Yverdon. [gegen Mitte Juni 1805]. a) 80

Bürger! Die Güte, mit der Sie sich erklert haben, mit Beförderung alles einzurichten, was zum Empfang des Instituts in Buchsee erforderlich ist, sezt mich in die Nothwendigkeit, Ihnen, Bürger, vorzustellen, daß ich vor allem aus darauf dringe, daß nie kein Plaz für die Gefangenschafften im Schloß requirirt werden köne. 35 Sie haben in die Entfehrnung der Gefangenschafften aus dem Schloß schon eingewilligt, eh von der Vereinigung des Instituts in 1*

4 Buchsee mit dem hiesigen die Rede war. Nunmehr ist die N o t wendigkeit, der Anstalt im Schloß keinen Plaz zu entziehen, gedoppelt. Ich bedarf jez durchaus alle drei Kornböden, um in der unteren Etage alle Schlaffzimer zu anderweitiger Bestimmung benuzen zu können. Ich muß fehrner bitten, die Zahl der Arbeiter 5 im Gebeud zu vermehren, weil sonst die Zeit, in welcher neues Mauerwerk genugsam abtrokknet, verstreicht, und ich in disem Fall die Kinder lange nicht in diesen Zimmern schlaffen lassen dörfte. In Rüksicht auf die Kunst (fournau artificiel), die mir zu machen 10 bewilliget worden ist, bitte ich um die Erlaubnis, einen Meister aus der teuschen Schweiz dafür kommen zu lassen. Endlich nehme ich die Freiheit, by Ihnen anzufragen, ob Sie nicht, bis die ersten Dortoirs beendigt sind, bewilligen wollen, den so viel ich weiß jez zu keinem eigentlichen Gebrauch bestirnten 15 Saal mir ad interim für eine gewüsse Anzahl Personen als Schlaffzimmer gebrauchen zu dörfen. 1067. [vor dem 11. Juni 1805]. b)

20

. . . ouvert arrange pour moi, qu'un grenier soit arrange pour des chambres ä coucher si promtement qu'il est possible, que les autres pieces des greniers et des chambres soient livrees entre mes mains, qu'on s'engagera en cas que l'etablissement prendra une grande etendue qu'on m'arrange encore le second grenier en dortoir, 25 qu'on arrange aussi la cuisine d'une fagon qu'elle ne demande pas un usage de bois insupportable. Mon äge et mes circonstances ne permettent plus ni de perdre mon tems ni de hassarder mon argent en me jetant dans une entreprise qui ne pourroit que languir, si les mesures que l'on prendroit 30 ä la soutenance ne seraient pris qu'ä demi. Les grands avantages que la ville pourra une fois tirer de mon etablissement demandent come les bessoins de l'etablissement des messures promptes et efficaces; mais je me fie entierrement ä la sagesse et la loyaute des membres honorees de la municipalite. 35

5 1068. An Frau Waser-Blank in Basel. Den 16. Juni 1805. Liebe Freundin! Es war mir so angenehm zu denken, daß wir 5 uns bald in Buchsee Wiedersehen werden. Tausend alte Rückerinnerungen erhoben mein Herz und machten mich ahnden und hoffen, was ich wünsche. Aber mein Leben geht vorbey, im Träumen und Ahnden und im Wiedererwachen vom Träumen und Ahnden. Auch die Hoffnung, Sie in Buchsee zu sehen, ist so ein ίο Traum geworden. Das Institut in Buchsee ist unwiderruflich aufgehoben, ich muß es mit dem hiesigen vereinigen, es geht den 1. Heumonath von Buchsee ab. Möchte es Ihnen möglich seyn, uns hier zu sehen! Ich sollte denken, der Unterschied der Ausgaben seye nicht sehr groß, und Sie wären hier bey mir, aber ich darf 15 nicht wünschen, was Sie nicht können. Wenn ich lebe, so erzwinge ich es, Sie und Ihren lieben Waser wieder zu sehen. Leben Sie wohl und denken Sie immer mit Freundschaft an Ihren Sie ewig hochschätzenden P.

1069. 20

An Piamann. [Juni 1805].

Lieber, theurer Piamann! Nein, seyen Sie sicher, ich werde nie aufhören, Ihre Angelegenheiten als die meinigen anzusehen. Will's Gott, war meine Antwort bald in Ihren Händen, nachdem 25 Sie Ihren zweiten Brief absandten. Es ist uns alles daran gelegen, daß Ihr Werk gelinge. Auch haben wir Ihnen einen Gehülfen. Er ist nicht ohne Fehler, aber außerordentlich lernbegierig und thätig, und für die praktischen Anfänge, deren Sie wesentlich bedürfen, vorzüglich geeignet. Er hat gute Talente für das Lehren; jeden 30 Punkt, den er selbst versteht, bringt er den Kindern leicht bey. Im Rechnen nach den Tabellen hat er seine Kinder in Lausanne schnell weit gebracht. Auch in der deutschen und französischen Sprache machte er gute Fortschritte. Für die Führung der Kinder in der Linearzeichnung wird er leicht brauchbar werden. Für die 35 eigentliche Zeichnung müssen Sie sich einen einfachen, aber talent-

6 reichen Künstler in Berlin selbst suchen; das aber ist erst nöthig, wenn die Kinder jahrelang in der Linearzeichnung vorgeübt haben. Wir haben jetzt Proben, wie unglaublich weit es dann die Kinder hierinn in kurzer Zeit bringen können. Der Mann, den wir Ihnen vorschlagen, heißt Preisig. Er war eine Weile bey uns, jetzt aber 5 lebte er seit einem Jahre in Lausanne, und da die Methode in mehreren Rücksichten, besonders im ABC der Anschauung, ganz neue Fundamente gewonnen, so wäre es äußerst wichtig, wenn dieser Mensch noch wenigstens einen Monat sich hier aufhalten könnte. Die Mühe und die Unkommlichkeit, die Ihnen ein paar Wochen 10 durch seine Abwesenheit verursachen, würden Ihnen durch das, was er auch in dieser kurzen Zeit mehr zu leisten instand gesetzt würde, reichlich vergütet werden. Wir haben ihn für Sie so viel als engagirt, und er wird nächste Woche seinen Aufenthalt verlassen und bey uns eintreten. 15 Früher haben wir niemanden engagiren können, weil wir erst aus Ihrem Briefe vernahmen, daß Büß nicht zu Ihnen komme. Büß selbst hat es uns nicht angezeigt. Auf jeden Fall wird er hier Ihre Antwort erwarten und dann im Gefolge derselben entweder auf der Stelle verreisen oder, wenn Sie 20 es erlauben, noch ein paar Wochen bleiben. Ich bitte Sie, in Ihrem nächsten Briefe zum Behuf seiner Reise einen Wechsel von Berlin aus beyzulegen. Von hier aus könnte ich ihm nicht leicht das nöthige Geld anweisen, und selbst es ihm zu geben bin ich gegenwärtig außerstande. 25

1070. An Unbekannt in Heidelberg. [Juni 1805]. Hochgeehrter Herr! Sie haben mir mit dem Brief von Herrn von Rothe ein großes Vergnügen gemacht, und ich freue mich, bey so diesem Anlaß auch Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Es wird mich sehr freuen, Sie bey Gelegenheit bei uns zu sehen. Ihre Überzeugung vom Nutzen der Methode kann nicht änderst als sehr angenehm für mich seyn. Ich lege Ihnen die begehrten Bücher von den Maß- und Zahlenverhältnissen hiemit bey. Die Nachricht, daß 35 Herr Niemeyer Versuche über die Methode macht, ist mir sehr wichtig. Darf ich Sie fragen, mit welchem Vertrauen und mit wel-

7 chem Erfolg macht er diese Versuche? Macht er sie im Pädagogium oder im Seminarium? Und durch wen läßt er sie machen? Herrn Schwarzens Interesse für die Sache kenne ich seit langem. Ich freue mich seines Andenkens und werde ihm von hier aus 5 schreiben. Genehmigen Sie die Versicherung meiner Achtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen— P. Ist Rothe noch immer in Heidelberg und kann man ihm dahin schreiben? 10

1071. An Herrn Torlitz in Koppenhagen. [Juni 1805].

Lieber Torlitz! Sie haben mit Ihr„em letzten Brief Ihr Andenken bey uns lebhaft erneuert. Es ist keiner von uns allen, der nicht 15 Ihnen eine gute Strecke entgegengehen würde, wenn Sie einst wieder zu uns kommen könnten. Aber wir dörfen uns dieser Hoffnung nicht freuen. Sie werden jetzt gewiß bald Professor der Pestalozzischen Methode in Koppenhagen mit einem Gehalt, wie man einen einem Mann giebt, der etwas, das man gern hat, allein zu leisten 20 imstande ist. Ich halte es wie Sie auch für gut, daß die geschwornen Richter der Methode das Huhn vollends aus dem Ey ausschlüpfen lassen, ehe sie mit Urtheil und Recht absprechen wollen, zu was für einer Gattung es gehöre und ob man ihm in dem Lande im Kreuz und Quer freyen Paß und Repaß gestatten wolle und müsse. 25 Die Erfahrungen anderer Reiche werden sich inzwischen mit den Erfahrungen Koppenhagens vereinigen, und ich glaube, einer günstigen Resolution zum voraus gewiß zu seyn. Wir in hier stehen nicht still, und ob man unser Altes lobe und schelte, wir machen immer mehr Neues dazu. Wenn Sie kommen würden, Sie würden 30 gewiß sehen, daß wir unser großes Stück Arbeit gehabt haben. Bald giebt's wieder etwas zum Zeigen, und dann sind Sie einer der ersten, dem wir es zuschicken.

8 1072. An die Lehrer in Buchsee. [etwa 16.-18. Juni 1805]. Liebe Alle! Ich bin froh, daß Ihr jünger und stärker seyd als ich: mich quält das, was begegnet, auf eine mich erschöpfende Art. 5 Doch es wird auch überstanden werden. Unsere Vereinigung wird uns Kräfte geben, die wir, will's Gott! alle mit gegenseitiger Schonung und Liebe gebrauchen werden. Wir haben es jetzt mehr als je nothwendig. Ich traue auf Euere Liebe und kenne kein stärkeres Mittel gegen die Folgen des Unrechtleidens als Tragen und 10 Schweigen. Unser Leben soll zeigen, wer wir sind, und unser vereinigtes Leben kann nicht anders als große Wirkungen hervorbringen. Die Zeit, in der die Methode sich in ihrem ganzen Zusammenhang ausspricht, nahet. Wir werden der Zustimmung des unpartheiischen Mannes allgemein in kurzem sicher, und der par- 15 theiischen sind so viel Parteyen, daß sie sich ohne unser Zuthun zu unserm Yortheil bekriegen werden. Indessen ist es nach fünfjährigen Versuchen Zeit, den Gegenstand in allen seinen Theilen zu bearbeiten; und wir dörfen jetzt neben der Sorgfalt, die wir dem Institut schuldig sind, die all- 20 gemeine Organisation der Schriftstellerey nicht versäumen. Ich bin schuldig, noch bey meinem Leben daran zu geben, was ifch geben kann. Mit der Butter müssen wir uns in Burgdorf in Ordnung bringen. Jetzt gilt sie hier pfundweis, ä 34 Loth, 5 Y2 Batzen. Für Geld will 25 ich thun, was ich kann; was ich nicht vermag, das vermögen wir a l l e leicht. Ich will hierüber ruhig seyn: Gott hat bisher geholfen; und wenn ich frühe sterben sollte, so steht Ihr hinter meinem Grabe zu allem, was mein ist, für mein Kind. Jetzt wollen wir handeln. Ich komme am Sontag nach Buchsee. Wenn Schmied als Lehrer 30 nicht nöthig ist, so glaubte ich, man könnte zum Ziehen jemand anders brauchen, oder wir könnten Konrad schicken. Wir wollen aber thun, was Ihr wollet; schreibet uns hierüber eilend. Mit dem Ofen wollen sie hier absolut, ihr Meister sey gut, und sie bedörfen nur eine Zeichnung. Sorget dafür, daß der Herr Bauer 35 die Zeichnung mache. Der Bratofen und alles Eisenwerk muß mitgenohmen werden. Wir haben einen großen Schlafsaal im Stadthaus, bis das erste Schlafzimmer hier fertig ist. Auch haben wir

9 schon mehrere Zimmer gemiethet. Mit den Schiffen will ich Fellenberg abwarten; ich will durchaus wissen, was ich wegnehmen darf. Rangieret es damit, wie Ihr könnet; mir scheint es besser, die Sachen nur eine Stunde weit auf der Achse zu führen, wenn es 5 möglich ist. Ich habe Ihre in Peterlingen verlohrene Stecknadel dem Italiener gegeben; hat er sie Ihnen nicht zurückgebracht? Alles übrige mündlich, auch in Rücksicht auf Jungfer Lutz. 1073. ίο

An von Türk.

[Juni 1805].

Lieber Freund! Was ich erwarten durfte, ist erfolgt. Ich dachte zum voraus, Sie müssen an Ihrem Ort siegen, und Sie haben gesiegt. Gottlob! Tausend Dank, lieber, edler Freund! Sie haben 15 vieles gethan, vieles aufgeopfert und vieles gewagt für meinen Zweck. Es ist Ihnen gelungen; ich habe jetzt in Ihrer Gegend wieder einen festen Punkt, und es giebt täglich mehr dergleichen feste Punkte, wo der gute Saamen unsrer Wahrheit vor dem Angesicht der Menschen aufgeht, grünet und wachset, so daß sie sich täglich 20 mehr scheuen, ihn zu zertreten. Ich achte jetzt den Sieg der Methode für gewiß, um so mehr, da die einzeln Arbeiter am Werk immer weiter rücken. Das ABC der Anschauung wird jetzt auch mit der krummen Linie durchgeführt und erweiset sich täglich mehr als Fundament der allgemeinen jugendlichen Geistesent25 wicklung, und als frühe und sichere Vorbereitung der Kunst im höchsten Grade probhältig. Seine praktischen Folgen übersteigen unsre Erwartungen weit, und mein stiller Krüsi will jetzt hinter die Sprache. Auf diesem Wege muß er dahin kommen, mehr zu reden, als er bisher gethan hat. Im Ernste, wir organisiren jetzt das 30 Redenlernen vom ersten Anfang bis zum Diktionar hinauf. Wir fühlen täglich mehr, daß das Kind reden und denken muß, ehe es durch Zahl und Form mit psychologischer Ordnung weit geführt werden kann und weit geführt werden soll. Es geht in allen Stücken vorwärts, aber das Haus Buchsee wird nicht länger unser Haus 35 bleiben. Fellenbergs Pläne sind zu groß, und er handelt seinen Plänen zu konsequent, als daß mein armes Werk neben dem seinigen selbstständig bestehen und frey und froh gedeihen könnte. Das

10 ganze Etablissement kömmt nach Iverdon. Indem er die Direktion abgegeben, hat er dasselbe unter einer neuen Direktion in Buchsee erhalten wollen. Das aber hätte nicht gehen können; beyde Etablissements hätten geserbt, und vielleicht wäre der Ruin von beyden durch diesen Schritt entschieden gewesen. Jetzt sind 5 die Lehrer von Buchsee alle entschieden, sich mit mir hier in Iverdon zu vereinigen. Wenn wir recht thun, so giebt es jetzt ein erneuertes schönes Burgdorf. Aber Fellenberg zörnt und macht mir meinen Gang schwer. Ich bin vielleicht genöthigt, einige hundert Gulden zu entlehnen, um mein Verhältnis mit ihm schnell in Ord- 10 nung zu bringen. Ich kann es unter der Garantie aller meiner Freunde thun. Vielleicht bin ich genöthigt, auch Sie um ein paar hundert Gulden für einige Monate zu bitten. Wenn es seyn muß, so werde ich es eilend und mit freyem Zutrauen thun. Wenn ich ein halbes Jahr übersehe, so ist meine Lage besser, als sie je war. 15 E s ist traurig, daß Fellenberg beim Ganzen seines Thuns alles wegwirft, was ihm nicht direkte oder indirekte d i e n e t . Wenn Sie wieder kommen, so werden Sie einige Belege zur Menschenkenntnis finden, die Sie erstaunen machen. Den Brief, in dem Sie von mir einen Lehrer forderten, habe ich nicht erhalten. Wie Fellenberg 20 Ihnen einen solchen habe versprechen können, wäre mir unbegreiflich, wenn mir in gewisser Rücksicht noch irgendetwas unbegreiflich seyn könnte. Für einmahl könnte ich Ihnen durchaus keinen Knaben versprechen, der Ihnen ein Genüge leisten könnte. Der Erfolg der Methode hängt wesentlich davon ab, daß die Zog- 25 linge alle sich in derselben vollenden; bis so lange müssen wir unzertrennt aneinander hangen. Wir denken immer, Sie kommen wieder und kommen bald wieder. Ich weiß, Sie würden sich unsrer Fortschritte freuen. Wir wollen Ihnen davon senden, was wir Ihnen senden können. 30

1074. Monsieur Fellenberg au Hofwyl pres Berne. 22. Juni 1805. Lieber Herr Fellenberg! In wenig Tagen muß ich wills Gott zum lesten Mahl von neuem zur Organisation meines Instituts Hand 35 anlegen, und der Augenblik nahet, der darüber entscheiden muß,

11 ob ich mit dem tiefsten Gram und in einer Zerstörung meiner selbst, wie sie noch nie war, mit unvollendetem Werk und durch und durch zerrissenem Herzen ins Grab gehen müsse oder ob ich für meinen Zwekk bis zur nahenden Todesstunde Ruh und Frieden 5 in mir selbst und eine meinen Zwekken nothdürftige Existenz zu erhalten im Stand syn werde. Als Sie mir lesthin sagten, Sie könen und werden mir mein Etablissement schuldenfrey übergeben, hofte ich mit freudigem Dank gegen Gott und gegen Sie das lestere. Jezo muß ich, wenn ich den Anschein Ihres Thuns ins Aug fasse, das 10 erste förchten. Aber noch will ich meine Hoffnung zu Gott, der mein Werk so weit gebracht, nicht sinken lassen. Noch will ich mein altes, großes Vertrauen auf Sie nicht aufgeben. Ich will meinen unbedingten Glauben an das Wort, das Sie mir so oft gaben, noch in mir festhalten, daß Sie nemlich mein Werk als die heiligste 15 Sach der Menschheit ansehen und daß Sie dasselbe nach Ihren Kräfften zu beförderen und dabey die endliche Erreichung eines durch gesicherte oeconomische Existenz beruhigten Alters für mich, sich zu einer Angelegenheit Ihres Herzens gemacht haben. Der Gang der Dinge kam mir nicht ganz unerwartet. Ich sah 20 von Anfang an einen Theil der Schwirrigkeiten, die bey Ihrer Annahm des Etablissements sich erzeigten, voraus. Aber ich glaubte an mein diesfeliges Glük oder vielmehr an Gottes ob meinem Werk bisher so sichtbar waltende Vorsehung und freute mich herzlich, hoffen zu dörfen, durch die Sicherstellung meines Etablissements 25 in Buchsee einst in die Lag zu komen, auch Ihren Zwekken dienen und Ihnen meine Dankbarkeit für das, was Sie mir thun wollten, thätlich bescheinen zu könen. Der Gang der Dinge hat die Erfüllung dieser Hoffnung und Wünsche für eine Weile hinausgesezt. Das Band der vor einem Jahr zwüschen uns geknüpften aüßern 30 Verheltnisse hat sich zerrissen, aber unsere Zwekke, unser Willen, und unser Herz soll für das Heiligste der Menschheit, für Erziehung und Freundschafft, das nemliche bleiben, und, Fellenberg, wenn es dieses bleibt, so werden wir uns wieder feinden und selber in der heutigen Trennung unsers aüßern Bands mit Freuden die Mittel 35 der Vorsehung Gottes erkenen, durch die sie wesentliche Hinternisse unserer Zwekke auch wieder unsern Willen aus dem Weg geraümt. Fellenberg! Das Werk, zu dem Sie das Fundament legen, bedarf der Vollendung meiner Methode, eben wie die Erreichung meiner Zwekke derselben bedarf, und wir dörfen uns beyde nicht 40 verbergen: Wenn diese Vollendung je in Gefahr gestanden, so

12 steth sie es jez. Sie steth jez selbst mitten im blühenden Wachsthum ihrer Mittel, und es ist nicht möglich, es ist nicht denkbar, diese ihre Gefahr durch ein anders Mittel vorübergehen zu machen, als durch die innigste Vereinigung bestirnt derjenigen Mäner, die Sie mir für die Organisation eines Directionscomitte für Buchsee 5 vorgeschlagen. Freund! Ich darf nur diese Vereinigung bewürken, ich darf keinen einzigen von diesen Männern hinweg und keinen einzigen zu ihnen hinzuthun, und die Methode ist auch für den Fall meines Todes gerettet, und, Freund, auch für diesen Fall meines Sterbens 10 ist von allen diesen Männern kein einziger, dessen Gemüth sich nicht dadurch erhoben fühlen würde, wenn er in den Stand komen sollte, den Seegen meiner Methode bey Ihnen früher als an irgend einem andern Orth in der Welt blühen zu machen. So gewüß als dieses ist, so gewüß ist dann hingegen auch: Die 15 Methode muß an sich und selber gerettet syn, eh ich oder irgend einer meiner nächsten Männer sich durch irgend eine Nebenbetrachtung von dem, was jez wesentlich und allein noth thut, ablenken lassen dörfen. Die Methode muß vor ihren Augenbliksgefahren errettet syn. Freund! Der halb aufgelöste Knotten muß ganz zer- 20 schnitten, das Etablissement in Buchsee ganz aufgelöst werden, oder mein Leben für die Methode ist verlohren, und die Arbeit so vieler Jahre ist in dieser Rüksicht für mich genzlich dahin. Unter den gegenwertigen Umständen würde die Fortdauer beyder Etablissements dem Ganzen meines Strebens und meines Thuns 25 einen Nachtheil bringen, dessen Folgen nicht berechnet werden könten. Je mehr ich diesem Gedanken nachhange, je mehr feinde ich, daß die weitere Fortführung dieser zwei Etablissements 1. zu vielfacher Verdopplung aller Arten von Ausgaben führen 30 müßte, 2. daß sie für mich und alle meine Lehrer im wesentlichen der Sach Zeit und Kräffte versplitterend syn müßte, 3. daß sie unumgänglich zahllose Zerstreuung veranlasse, 4. daß sie beydes, die Pension in Buchsee und diejenige in 35 Yverdon, in ihren Mitteln binden und in ihren Resultaten beschrenken würde, 5. daß sie vielseitigen Samen wo nicht von leidenschafftlichen Ansichten, doch zu vielseitigter Unbefriedigtheit und mißmutigen Verhältnissen Anlaß geben müßte, 40

13 6. daß sie meine persönliche Unabhängigkeit von den mich tödenden Lasten der Pension unmüglich mache, 7. daß sie die Ausarbeitung meiner Elementarbücher und meiner ganzen schriftstellerischen Versuche, die neben ihrer Haupt6 bestimmung das einzige Eigenthum, das ich meiner Familie hinterlassen werde, und in dieser Rüksicht der einzige Trost meines Todbeth syn könen, bis an mein Grab hinausziehen und so mir eigentlich unmüglich machen werde, 8. daß diese Fortsezung beyder Etablissements daher offenbar ίο dem Wesen meiner Zwekke etc. etc. ans Herz greiffen und mich bestirnt in die Lage sezzen würde, noch an dem Rande meines Grabs wie die Danaiden meine Krafft mit ewigem Wasserschöpfen in einen durchlöcherten Brunnen ohne Hoffnung, ohne Trost und ohne Erfolg in den Tag hinein zu verschwenden. 15 Lieber Herr Fellenberg! Das sind bestirnt die Gründe meiner Entscheidung gegen Ihren Antrag. Es ist weitaus besser, ein Etablissement ganz aufzugeben, als zwei nur halb bedienen zu könen. Mein Personale hette unmüglich hingereicht, beyden Etablissements ein würkliches Genügen leisten zu könen. 20 Ich konte mich vor einem Jahr hierüber teuschen; aber sintdem Sie von der Direction in Buchsee abgetretten und auch Büß mein Etablissement verläßt, ist auch mir keine Teuschung mehr über diesen Gegenstand mehr möglich. Wahrlich, es wäre so viel als Gott versucht, mit den Kräfften, die mir noch übrig bleiben wer25 den, den imer steigenden Bedürfnissen beyder Anstalten und den ebenso imer steigenden Ansprüchen der Eltern und des Publicums auf die Ausdehnung der Methode in allen Fächern der Lehrgegenstände in beyden Anstalten ein Genüge zu leisten. Lieber Fellenberg! Indem ich jez einen großen Schritt zurük30 gehe, sichere ich das Vorwertsrükken der Methode, wie ich es ohne dieses Zurüktretten nicht sichern könte. Ich bitte Sie, sehen Sie meine ganze Handlungsweise in diesem Gesichtspunkt an. Ich bitte Sie, entfehrnen Sie jede Nebenansicht des Gegenstands. Ich bitte Sie, legen Sie das Ganze meines jezigen 35 Thuns noch einmahl auf die Wage einer ruhigen Prüfung. Ich bitte Sie, fragen Sie sich selber, auf welchen Wegen kan der Zwekk, den Sie selber für so heilig erklert haben, erreicht werden, und auf welchen Wegen würde er sicher zu Grunde gehen? Prüffen Sie noch einmahl gennau, was ich will, was ich thu und was ich kan, und denn 40 fodern Sie von mir, was ich Ihnen nach Ihrer jezigen Ansicht imer

14 schuldig seyn mag. Was ich ohne Zerstörung meines von Ihnen selber heilig erklerten Zwekks zu Ihrer Befriedigung thun kan, das will ich gewüß thun. Ich will selber meine Ansichten des Gegenstands, so weit als ich immer kan, den Ihrigen mit Demuth und Liebe zum Opfer bringen. Ich werde weder undankbar noch unge- 5 recht vor Ihnen erscheinen; aber ich bitte Sie, thun Sie auch von Ihrer Seite, was Sie könen, das Mißverheltnis zu heben, das mich unglüklicher macht, als mich noch kein Mißverheltnis in meinem Leben unglüklich gemacht hat. Ich kome zu Ihnen, und Gott gebe, daß, wenn ich auch oeconomisch, mehr als ich glaubte, belastet 10 werde, ich doch in meinem Herzen erleichtert bald wieder mit Ruhe an mein Werk gehen köne. Leben Sie wohl! Ich bin mit dauernder Achtung Ihr sich jez unglüklich fühlender Pestalozzi.

15

1075. An Fellenberg. [Münchenbuchsee, Ende Juni 1805]. - aber von mir werde ich vieles fodern; ich werde mir es nicht erlauben, ich werde mir es streng verbieten, zu handeln, wie Sie 20 handeln. Das von Ihnen unterzeichnete Papier ist von einem solchen Inhalt, daß mir in meinem Yerheltnis zu Ihnen aller Muth vergehen sollte, auch nur noch ein Wort mit Ihnen persönlich zu verlieren; aber wenn es mich auch töden sollte, ich kome und rede mit Ihnen, 25 nicht wie ein Verurtheilter mit seinem Richter - das ist nicht mein Verheltnis zu Ihnen - ich kome zu Ihnen als ein Mensch, der mit Ihnen ungleicher, ganz ungleicher Meinung, aber Recht thun will, sobald er weiß, was Recht ist. Ich kome zu Ihnen mit bluttendem Herzen, daß Sie handeln, wie Sie handeln. Ich kome zu Ihnen, 80 wenn ich kan, die Ruh meines Alters vor Ihnen zu sichern und die wenige Tage vor meinem Grab von ihrem höchsten Verderben zu retten. Ich kome zu Ihnen, noch einmahl Ihre Liebe zu suchen und Ihnen mein Herz zu zeigen. Feinde ich das Ihre, haben Sie noch eines für meine Wahrheit, für meine Liebe und für mein Recht, so 35 scheiden wir als Freunde, und ich will es bleiben bis an mein Grab. Feinde ich das nicht, dann fordere ich von Ihnen nichts, am

15 wenigsten einen Schimer von Schonung, dann fordere ich vor dem U n p a r t e y i s c h e n nur Recht. Denn begine der Kampf, aber er begine denn auch, wie er soll. Ich werde mit Würde handeln und mit Übergehung mit Haaren zugezogener, fremdartiger Einwürfe 5 das Wesentliche, das Entscheidende ganz und auffallend heiter zu machen suchen. Fellenberg, ich kenne meine Pflichten und meine Lage. Vor allen Dingen muß das Werk meines Lebens gerettet syn! Ist das geschehen, dann lächle ich der Leiden, die Sie mir bereiten. Und keine 10 Kunst, würde sie auch aus dem Marterbüchlein, das in gewüsser Menschen Henden ist, hergehollt, wird mich je dahin bringen, über Gegenstände, die für die Hauptfragen unsers Verheltnisses unwesentlich sind, by meinem Leben mit Ihnen ein Wort zu verlieren. Damit ist aber gar nicht gesagt, daß ich, was Sie gegen mich sagen is werden, stillschweigend verschlukken werde. Nein, ich werde bis an mein Grab nicht aufhören, mit Demuth, wenn es syn muß, auch nicht mit Demuth und Liebe der W a h r h e i t nachzuforschen, die über jede Ihrer Notizen entscheidendes Licht geben kann. Ich weiß schon vieles zum Lächeln, vieles zum ernsten Weinen, einiges zum 20 Erregen von Gefühlen des höchsten Empörens. Auch in meiner Hand sind Notizen, auch in meiner Hand sind Mänerzeugnisse; und ein lieblicher Seegen, den Gott mir gab, änderte noch meine Lag: sie h a t nichts, gar nichts Schwankendes mehr, meine Mittel sind jez ganz im Gleichgewicht mit meinen Wünschen. Pläne habe 25 ich gar keine; ich bilde Menschen und lasse sie dann f r y t h u n , was sie wollen und was ihnen dienet. Fellenberg, wir suchen beyde Göttliches; wir sollten einander beyde dafür nicht hinterlich, sonder förderlich syn. Ich wollte das so gern, und auch Sie sollten es wollen. Adieu.

30

1076. Herren Fellenberg in Hofwyl. [Münchenbuchsee, Ende J u n i 1805].

Lassen Sie Herren Leuthard komen! Ich werde gewüß keinem rechtlichen, billigen Begehren nicht entsprechen. Aber wenn ich 35 nicht mit ihm überein komen könte, so begehre ich für mich auch einen Schiedsmann.

16 Am liebsten wollt ich ohne einen Drittmann enden und kome zu diesem Zwekk nachmittag noch einmahl zu Ihnen. Genehmigen Sie meine höflichen Empfehlungen!

Pestalozzi

1077.

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Vollmacht für Fellenberg. [Anfang Juli 1805]. Ich Endsunterschriebener bescheine hiermit, daß ich Herrn Fellenberg zur Tilgung seiner an mich machenden Anforderung erstens alle diejenigen Effetti werde zurüklassen, von denen er 10 in der mir übergebenen Note erklert, daß er sie an Zahlung annehmen werde, zweitens daß er in Rüksicht auf die von Herrn Fellenberg gemachte Anforderung den Anspruch von den Schiedsrichtern absolut und unbedingt anerkenne, der ihm genugthun werde, 15 drittens daß er Herrn Fellenberg die Totalitet der von hier wegzuziehenden Effetti als Unterpfand der Anforderung, die ihm schiedsrichterlich wird zugesprochen werden, anerkenne und ihm mit seinem ganzen Haus dafür Bürg sein wolle, daß dises Unterpfand nicht zum Nachteil seiner Anforderung geschwächt, sonder 20 ihm hiefür genugthuend erhalten werden solle. 1078. An Herren Oberamtmann in Fraubrunn. Münchenbuchsee, den 3. Juli 1805. Insonders hochgeehrtester Herr Oberamtmann! Einige Stunden 25 vor Empfang Dero geehrten Schreibens erhielt ich von Iverdon die Nachricht, daß die Arbeiter, welche in der Küche des Schlosses den Kunstofen nach dem Modell von Buchsee aufsetzen, durchaus nicht mehr fortarbeiten können, wenn sie den Bratofen, der in die Mitte des Feuerwerks gehört, nicht schleunig erhalten. Ich sah 30 mich durch diese Nachricht in Gefahr, mit dem Speisen meines Hauses auf einige Wochen in die größte Verlegenheit zu kommen, und da ich den diesfalls benöthigten Bratofen als mein Eigenthum ansehen zu dürfen glaube, hoffte ich, Sie werden meine Entschuldi-

17 gung, die ich Ihnen hiemit mache, gütigst aufnehmen, daß ich diesen Bratofen wegnehmen und nach Iverdon bringen lasse. Nebst dem, daß ich ihn für mein Eigenthum ansehe und auf der Stelle dringend nothwendig habe, ist er für irgend einen andern Gebrauch 6 zu groß, und wenn das Schloß in Buchsee eine andere Bestimmung erhalten wird, so müßte er mit dem ganzen diesfälligen Feuerwesen sonst weggeschaft werden. Sollten aber meine Hochgeachten Herren des Finanzrathes mein Eigenthumsrecht über diesen Ofen nicht anerkennen und die Wiedererstattung desselben von mir for10 dern, so werde ich mich in jedem Fall Ihrem Begehren gehorsamst unterziehen. Ihnen, mein hochgeachter Herr, verdanke ich das Wohlwollen, mit welchem Sie sowohl in Rücksicht auf diesen Gegenstand als auf denjenigen der Gartenbenutzung an mich schrieben. Der öko16 nomische Einfluß der beyden Abänderungen des Lokals in Burgdorf und Buchsee ist für mich drückend; ich gehe meinen Endzwecken bis an mein Grab unter beständigen Hemungen entgegen, aber ich werde mein Ziel dennoch erreichen. Die Formen meiner Methode erweisen sich mit jedem Vierteljahr tiefer eingreifend in 20 das Wesen der Menschennatur, und die Zahl der Menschen, die mit Einsicht und Sachkenntnis die Grundsätze der Methode praktisch und theoretisch prüfen, wird immer größer und breitet sich allenthalben immer mehr aus. Erlauben Sie mir, hochgeachter Herr, mich Ihrem fortdauern25 den Wohlwollen ehrerbietigst zu empfehlen und mit vorzüglicher Hochachtung mich zu nennen, hochgeachter, insonders hochgeehrtester Herr, Dero gehorsamer Diener Pestalozzi. so

1079. An Fellenberg.

[etwa 7. Juli 1805].

Lieber Fellenberg! Ich bin mit meinen Kinderen und mit meinen Freunden glüklich hier angelangt, und alles läßt hoffen, wenn ich 35 den mühseligen Augenblik dieses neuen Anfangs überstanden, daß es gut gehen werde. Indessen ist dieser Augenblik würklich sehr schwer, und die Zukomft steth wie ein Gewitter vor mir, das sich in einem seegensvollen Regenguß über mein Werk ergießen, aber auch 2

Pestalozzi Briefe V

18 wie ein verheerender Hagel auf dasselbe herabfallen kan. Ich hoffe, zwahr mit Forcht und Zitteren, aber mit Zuversicht das erste von dem Gott, der so viele Stürme meines Lebens vor mir hat vorhergehen lassen, ohne daß sie mich tödeten. Also in Gottes Nahmen sy ruhig, mein Herz, und achte der Steine nicht, die jez von so 5 vielen Seiten auf dein Herz fallen. Lieber Fellenberg, der Eifer meiner Freünden, mir zu helfen, ist groß, und es ist vieler Anschein auch für aüßere Vortheile der Sach da. Will's Gott, wird es gehen. Aber mit Trehnen bitte ich: erleichteren Sie mir die Last des schreklichen Augenblicks, so sehr 10 Sie können! Ich will nicht ungerecht syn; ich will nicht schneiden, wo ich nicht geseet; ich will nicht undankbar syn; ich will auch Ihre Lage zu Herzen nehmen und thun, was in meiner Lage möglich ist: ich will mir abbrechen an jedem Genuß des Lebens; ich will selber mein Alter über meine Kräfte anspannen, um mein Ver- 15 heltnis mit Ihnen mit Liebe und Ehre zu enden. Freund, mein Werk, das mir sicher hinter meinem Grab Seegen bringen wird, hat mich um der Eigenheiten meines Caracters und meiner Lag willen, oeconomisch aufs Aüßerste gebracht. Es konte nicht änderst: die Abenderungen von Burgdorf und die jezige, die 20 Liquidationen und die neuen Einrichtungen bringen mich by Mangel von Capitalien zu Verlusten, zu denen niemand, der Capital hat, gebracht werden könte. Kurz, ich mußte des Meinigen nichts achten, um die Sach, der ich lebe, zu gewinnen. Gott hat bisher gehulfen, und auch Sie haben gehulfen. Entfehrnen Sie sich nicht von 25 mir; enden Sie mit Sorgfalt für meinen Zwekk; seine Erreichung ist nahe, nur der Augenblik ist schwer. Mein Zwekk ist Ihrem Herzen heilig. Lassen Sie ihm auch diesen Augenblik heilig! Ich habe Zeit nötig, um ohne Ruin meines Zwekks Ihre Rechnung zu liquidiren, und hoffe, Sie werden nach der jezigen Lag der Dinge mich 30 nicht schuldig achten, Bonorotti zu entschedigen. Sie hetten mich ja, wenn ich Ihren disfeligen Antrag ohne Erleuterung angenohmen, vollends für alle weitern Rechnungen saldirt. Freund, es ist unmüglich'zu denken, daß ich den Mann, ohne meinen Ruin mutwillig zu befördern, auf meine Rechnung hieher kommen lassen 35 könne. Wenn Zeit und Umstände sich änderen, so will ich es gern thun; aber noch schweb ich hierin zwüschen Forcht und Hoffnung. Die Methode ist gewunnen, und die Pension verspricht ausgezeichneten Erfolg. Aber ich bin alt, schwach und arm! Ich bin die Zihlscheiben der höchlich gereizten unbillichen Macht, des hoch- 40

19 lieh gereizten unbillichen Stolzes, und selber der Neid hat sich gegen mich von Menschen bemechtigt, die mich verachten und in keinem Stük syn möchten, was ich bin. Die kalte Vernunft ist ganz gegen mich; aber Gottes Vorsehung hat warmen Herzen Luft und 5 Spillraum gegeben, aber nur für mein Werk. Für mich selber bin ich beengt und bedrückt, daß ich nicht einmahl an das Nothwendigste, an die Erhaltung meines Lebens, fest glauben kan. Meine Gefühle nagen zerstörend an meinem Dasyn. Ο Fellenberg, bleiben Sie, soviel Sie können, was Sie waren! 10 Tragen Sie dieses Zerreißens meiner selber Rechnung, ohne daß Sie selber leiden! Was soll ich Ihnen von den kleinen Details sagen? - Sie werden leben, und wenn ich lebe, so werden unsere Interesse wieder sich nähern. Enden Sie mit mir mit der Schonung, die Ihr Zwekk war. Mein Werk ist jez von Ihnen entfehrnt; aber 15 seine Vollendung gründet ein besseres Dasyn der Menschen; und was 1805 auf Wylhof zusamen nicht gedeite, weil die gegenseitigen Mittel sich nicht treffen konten, indem sie byderseits unreif waren, das wird, wenn wir uns lieben, auf eine andere Weise, aber gewüß 1807 auf Ihrem Hof gedyen. 20 Es ist nicht die Pension, die uns zusamenbinden kan; was uns zusamenbinden und ein enges Band zwüschen uns bevestnen kan, ist Liebe und Sorgfalt. Für jez auf ungleichen Wegen, treffen wir gewüß in einem Mittelpunkt zusamen, da der Traum des Zwists verschwinden wird, wie ein Nichts im Unermeßlichen verschwindet. 25 Hier, Freund, entkeimt ein liebevoller Geist — 1080. An Collomb. [Juli 1805], Lieber, teurer Freund! Ich kämpfe mich zwüschen den Schwir30 rigkeiten meiner neuen Anstalt mit Müh durch und kan den Rest der mir ausstehenden Sum von Pensionsgelt für Ihren mir so lieben seligen Sohn wahrlich jezo nicht mehr länger entbehren. Ich bitte Sie, mir wenigstens einen Theil davon im Lauf kömftiger Wuchen zugehen zu machen. Ich liebe Sie und weiß, daß die Zeiten 36 Ihres Handels jezo nicht ergibig sind. Aber mangeln kan ich, was mir so lange ausgestanden, nicht mehr. Ich habe Sie lestlich in Lausane besucht, Sie waren aber abwesend; es war an diesem Tag keine Sizung. Ich empfehle [mich] Ihnen —



20 1081. An Gruner.

[Juli 1805]. Lieber Teürer! Ich empfehle Dir den Überbringer, Herr Brokmann, einen edlen Schweden. Ich weiß es, es freut Dich, mit ihm 5 über unser T h u n und Treiben zu reden und zu hören, wie es uns allen geth. Deinen Entscheid Euers Schiksalls segne Dir Gott! Ich finde den Anfang so gut, als es hat erwartet werden dörfen, und da in der Sach selbst und in gewiß körnenden Erfahrungen die Wiederlegung aller Einwendungen liegt, so darf m a n die Zukomft 10 ruhig erwarten. Mich freut unaussprechlich, daß Sie, sy es auch erst im F r ü h jahr, jez gewüß wieder zu uns kommen werden. Will's Gott, finden Sie das Theuerste, das Sie in der W e l t haben, glüklich und wohl by uns, und wenn ich noch einen Ausflug in die W e l t mache, so ge- 15 lustet es mich dann, E u c h zu begleiten und, wenn auch nur einen Augenblik, Zeuge Eures Glüks zu syn. E s geth hier ganz gut, wir gewinnen immer mehr F u ß . Freue Dich! Krüsi, Niederer, Schmid, Steiner helfen täglich mit K r a f t , die Mittel greifen täglich mehr ineinander, mein Todbeth wird 20 ruhig. Adieu! Noch ist Deine gute L o t t e in ihrem Zimmer, sonst müßte sie ein W o r t beyfügen. Noch einmahl adieu! Alles grüßt Sie, und ich bin ewig Ihr dankbar treuer F r e u n d 25 Pestalozz.

1082. An O b e r a m t m a n n Kirchberger-Mont.

Yverdon, den 15. Juli 1805. Insonders hochgeehrter Herr! Ich erhalte in dem Augenblick 30 meiner Rückkunft v o n einer kleinen Geschäftsreise Dero geehrtes Schreiben und eile, Ihnen zu sagen, daß ich mit gegenwärtiger P o s t Herrn Fellenberg ersuche, daß das Schloß Buchsee a m 17. dies Ihnen n a c h Ihrer Anweisung übergeben werde. Ich nehme die Freiheit, mich Ihnen bei dieser Übergabe zu 86

21 empfehlen; ich leide durch diese Abwechslung meiner Lage ökonomisch sehr und so sehr, daß, wenn der Zweck meines Strebens und meines Treibens weniger wichtig wäre, ich die Folgen derselben für die Meinigen vor mir selber nicht verantworten dürfte. 5 Sie nehmen in dieser Rücksicht die Bitte um Wohlwollen in der Erledigung der vorliegenden Angelegenheit nicht übel Ihrem in schuldiger Hochachtung ergebenen Pestalozzi. 1083. io

An Fellenberg. [Juli 1805].

Sie überzeugten meine Lehrer von dem ganzen Umfang dessen, was Sie für mein Institut thun könten und wollten. Sie warfen sich mit unbedingtem Vertrauen in Ihre Arme, und ich übergab 15 Ihnen meine Anstalt. Ich konte und sollte weder Ihren Zwekken noch der Uberzeugung meiner Lehrer wiederstehen. Ich sah Ihre Krafft, aber ich wußte auch, was ich in meiner Schwäche vermochte. Ich schezte Ihre Ordnung; aber ich kante auch den Werth des fryen Spillraums, durch den sich meine Anstalt bis jez aus20 zeichnete. Ich schezte Ihre innere und äußere Regierungsmittel; aber ich wußte auch, daß ich ohne alle diese Mittel die Herzen meines Hauses an mich zog. Ich erkandte den Vorteil einer organisirten Verantwortlichkeit; aber ich kandte auch die Würkung der Liebe, vor der alles Thun der Verantwortlichkeit so sehr zurük25 steth. Ich schezte das Glük, der nöthigen Fonds für alle Anschaffungen sicher zu syn; aber ich war mir des hohen Eindruks bewußt, fünf Jahr ohne diesen Vorteil gelebt und mein Werk zwüschen allen Entbehrungen denoch durchgesezt zu haben. Ebenso war ich von den Vorteilen einer genauen Rechnungsführung überzeugt; 30 aber ich kante auch den stillen Einfluß des Wenig-Brauchens aus Liebe und des Mittleidens gegen einen Man, der nicht einmahl einen Rechnungsführer vermochte, und in seiner Lag selber gefahret hette, durch die Zwüschenstellung eines solchen Mans das anhangliche Gemüth derer zu verlieren, deren Liebe ihm mehr war 35 und mehr syn mußte als Gelt. Ich hatte bis jez mein Haus durch den fryen Spillraum der Selbsthätigkeit meiner Lehrer empor-

22 gebracht und forchtete mir vor allem, was diesen Ekkstein meines Thuns in seiner Lag schwankend machen konte. Ich kan es nicht bergen, ich forchtete die Übergabe meines Etablissements aus meiner Hand in die Ihrige ungeachtet der unläugbaren und sicheren Vorteile, die dise Ubernahm auf den äußeren Zustand haben 5 mußte. Mein Vertrauen für Sie und meine Achtung für meine Lehrer mäßigte sowohl meine Besorgnisse als meinen Schmerz über den Verlurst meiner Kinder. Ich glaubte, Muralt und Tobler passen vermög ihrer Eigenthümlichkeit mehr zu Ihnen als zu mir, und hielt Schmied und 10 Steiner für die besten Menschen meines Hauses, die ich den zwey ersten zugesellen konte. Ich sah mich nun von Buchsee getrent; aber ich hoffte auf sein Gedeyen vast mehr als auf das Gedeyen von Iverdon. Ich dankte Gott, daß meine Last mir erleichtert; ich glaubte, Büß und Barrau 15 nehmen mir auch die hiesige Last ab; ich schezte mich glüklich, aber es war ein Traum. Die hiesige Last fiel ganz auf mich, und bald, bald zeigten sich auch in Buchsee Spuren, daß es nicht gehen wolle, wie alle hofften. Ich mischte mich nicht ein, ich redte zum Frieden und gab Ihren Lehrern Freyheit in allem, was eine Ver- 20 einigung zwüschen denselben und Ihnen bewürken konte, ohne Rüksicht auf Vorteile und Rechte, die mir gebüren möchten, frey zu handien, wie sie es dem ganzen Zwekk unserer Vereinigung am angemessensten feinden konten. Aber Sie zerschnitten den Knotten, tratten öffentlich aus dem Verheltnis mit uns aus, und wir 25 fanden uns in der Lag, unser gemeinsames Bestes getrent von Ihnen zu suchen und zu gründen. Ich bin sehr unglüklich, aber was soll ich jez thun? Und was sollte ich von dem Augenblik an thun, da Sie die Direction aufgaben? 30 1084. An die Gemeindeverwaltung von Iferten. [Juli 1805]. Messieurs, ich bin durch dringende Umstände genöthiget, das hinter dem großen Thor im Hof befeindliche Vorzimmer der zwei 35 Gefangenschafften zu einem Schlaffzimmer, fehrner aus der ersten Gefangenschafft eine Küche für chymische Versuche zu machen und sowohl in diesen zwei Gemächern als in der kleinen Gefangen-

23 schafft hinter dem Vorzimmer sowie in der ehmaligen Chambre d'arrfet an jedem Orth ein Fenster anbringen zu lassen. Indem ich von Ihnen, meine Herren, die Bewilligung dazu bitte, soll ich, dankbar für die vielen Bemühungen und Ausgaben, die ich dies 6 Jahr Ihnen schon veranlaßte, soviel mir möglich meine Kreffte anstrengen, diese dringenden Bedürfnisse meiner L a g mir auf eigne Kosten zu verschaffen. Alles, wofür ich, meine Herren, für diese Gegenstände bitte, ist um die zum Kuchiherd und Kamin nöthigen Caminsteine und etwas Kalch und Sand. Die Zahl der Kamin10 steine, die ich bedarf, werde ich Ihnen nach empfangenem Devis für den Kuchiherd und das Kamin die Ehre haben einzugeben. Genehmigen Sie die Versicherung der dankbaren Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen —

1085. 15

An Herrn Sulzberger, Antistes in Frauenfeld. Iferten, den 30. J u l y 1805.

Hochwürdiger Herr! Ihre Zuschrift hat mir um so mehr Vergnügen gemacht, da ich seit langem keine größere Angelegenheit 20 habe, als Mittel zu suchen, die Vortheile der Lehrart, die ich nun im Wesentlichen entschieden glaube, im Vaterlande allgemein zu machen. Das Interesse, das der Schulrath Ihres Kantons in Verbindung mit Euer Hochwürden an diesem Gegenstand nehmen, verpflichtet mich, Ihnen vor allem aus meine Erkenntlichkeit für 25 diese mir so schätzbare Aufmerksamkeit zu bezeugen; überaus leyd ist es mir, daß ich Ihnen nicht auf der Stelle ein gebildetes Subjekt von hier aus zusenden kann, weil das Zunehmen des hiesigen Instituts mich nöthigt, alle bis jezt zu Lehrern gebildete Subjekte bey mir zu behalten. Es thut mir weh, daß mann im Vater30 lande so lange gezögert hat, Jünglinge zur Bildung für diesen Zweck meinem Institute zuzusenden; da aber dies jezt nicht mehr geändert werden kann, so bleibt nichts übrig, als von jezo an diese Maßregel ungesäumt zu ergreifen. Ich muß also infolge Ihrer gütigen Anfrage darauf antragen, mir zwey Jünglinge zuzusenden, 36 davon der eine so geschwind als möglich dahin gebracht werden müßte, die Anfänge der Methode sobald als möglich bey Ihnen aus-

24 üben zu können, der andere aber dahin, die Methode in ihrem ganzen Umfange zu kennen, sowie den Zusamenhang aller Theile, um das Eingreifen derselben unter einander und das Verhältnis, in welchem ein Theil derselben zu den andern steht, richtig zu beurtheilen. Wenn der erste nur ein natürlich gutes Talent hat, auch 5 ohne frühere Kunstentwiklung einer warmen Theilnahme an einem solchen Geschäfte fähig ist, so sollte er innert einem J a h r dahin gebracht werden, Ihnen für die Anfänge zu dienen; der zweyte muß mit einiger Sorgfalt gewählt werden, er muß einiger Kraft und Umfassung im Denken fähig seyn und wenigstens ein 10 J a h r länger als der andere bleiben, um in den Stand gesezt zu werden, in der künftigen Ausübung der Methode den Einseitigkeiten und Yerirrungen vorzubiegen, welche eine bloße empirische Nachahmung der Sache nur zu frühe hervorbringen werden. Seyen Sie versichert, daß wir von unserer Seite alles thun wer-16 den, dem so ehrenvollen Ruf Ihres Kantons, der der erste aus meinem Vaterlande ist, Genüge zu leisten. Ich empfehle Ihnen, hochehrwürdiger Herr, diese Angelegenheit als die erste Sache meines Herzens und bitte Sie um jede Handbietung, die Sie zu Erreichung meiner diesfäligen Hofnung mir gewähren können. 20 Genehmigen Sie die Versicherung meiner aufrichtigen Hochachtung und wahren Ergebenheit, womit ich die Ehre habe mich zu nennen Euer Hochehrwürden gehorsamen Diener Pestalozzi. 25 P. S. E s fällt mir noch bey, daß in Lausanne ein Mann lebt, der seit bald zwey Jahren mit Beyfall und Erfolg eine Schule größtentheils nach meiner Methode geführt hat, der nun aber um verschiedener Umstände willen genöthiget ist, diese Schule aufzuheben. 30 Ich denke daher, er würde einen Antrag, zu Ihnen zu kommen, gerne annehmen. Seine Nähme ist Preißig aus dem St. Gallischen; wegen seiner frühern Verhältnisse ist seine Aufführung nicht ohne Flecken. E r hat bey mir die Anfänge der Methode mit Eifer gelernt und ist in deren Ausübung bis dahin glücklich gewesen. In 35 allen Fällen, glaube ich, könnte er Ihnen, bis Sie eigene gebildete Leute hätten, nützlich seyn. Der Obige.

25 1086. A Monsieur Stapfer ä Paris. Yverdon, den 7. August 1805. Lieber Stapfer! Es sind wieder Jahre verflossen, seitdem ich das 6 letztemal von dem Fortgang der Angelegenheiten mit Ihnen sprach; es ist während der Zeit vieles, sehr vieles vorgefallen. Die Epoche des Aufsehenmachens war kaum vorüber, so haben die Feinde der Methode ihren Ruin gewiß geglaubt. Von Chur bis nach Basel prononcierte sich der herrschaftliche und vornehme Ton und ίο die gelehrte Anmaßung vereiniget gegen meine Armuth und Schwäche. Indessen blieben mir meine Freünde treü; von allen, die von Anfang an daran Theil genommen, ist kein einziger von dem Eifer, die Sache weiter zu befördern, zurückgekommen. Im Gegentheil, die Theilnehmer meiner Unternehmung haben einen 15 sehr bedeütenden Zuwachs erhalten, und das Studium der Methode sowie die Ausübung derselben hat die meisten außerordentlich weit vorwärtsgebracht, und ihr Eifer, die Methode in allen ihren Theilen zu vollenden, ist groß. Ich habe Hilfe, wie ich in meinem Alter nicht hätte erwarten dürfen; indessen führt die Idee 20 auch unendlich weiter, als ich im Anfang geglaubt habe; früher oder später wird sie die Sache der Welt werden. Über den Standpunkt, auf dem sie jetzt steht, giebt Ihnen vielleicht das Blatt von Niederer, welches ich hier bylege, das beste Licht, welches wir Ihnen jetzt geben können. Wir wollen Gelegenheit suchen, Ihnen, 25 was weiter über die Methode heraus kommt, zusenden zu können. Es sind bedeutende Abänderungen darin vorgefallen, wesentlich in den Formenverhältnissen, die wir Ihnen bald mittheilen können. Näf, der Ihnen dies überbringt, hat uns außerordentliche Dienste gethan; er hat einige Knaben im Zeichnen zu einer Kraft gebracht, 30 die die Meinung, daß unsere Zöglinge nicht zur Kunst gebracht werden können, ganz widerlegt. Ich freue mich, daß Sie von ihm vernehmen werden, daß wir trotz allen Schwierigkeiten, die uns umgeben, leben und mit festem Schritt fortwandeln. Ich habe in Paris nicht geglaubt, daß ich jemals wieder so gesund werden 35 könne, als ich jetzt bin, und es hat den Anschein, daß jetzt Tage der Ruh und der Zufriedenheit auf mich warten, in denen ich noch eine Weile für meine Zwecke wirksam bleiben kann. Ich arbeite jetzt an einer neüen Darstellung meiner Begriffe über meine Angelegenheiten. Krüsi hilft mir hierin und giebt mir in vielen Rück-

26 sichten Jugendkraft, die mir mangelt, besonders ist er für die Darstellung des Zusammenhangs mir aüßerst wichtig. - Fellenberg wollte aus der Unschuld meiner Sache eine kützliche Weltsache, die Sache seines Hofes, machen. Seine Zwecke damit scheiterten, und er ließ Bemerklauen hervor, wie ich wenige schärfere gesehen habe; 5 indessen hat auch er gute Zwecke, und ich wünsche, daß ihm der liebe Gott sie segne, nur daß ich an der Hervorbringung dieses Segens weiter keinen Antheil mehr haben mag. Plaudern Sie eine Weile mit Näf, er kann Ihnen vieles sagen, das Sie freüt. Geben Sie mir auch bald wieder ein Lebenszeichen und berichten Sie mich, 10 ob der Krieger, der meine Methode ein wenig zu militärisch bey Ihnen behandelte, sich jetzt etwas bürgerlicher zu benehmen anfange; er wird wohl müssen, wenn er an einem wirklich bestehenden Pariser Erziehungsinstitut Antheil nehmen will, wie ich höre. Ich erwarte Biot hier mit Ungeduld. Büß ist als Z e i c h e n - u n d 15 S i n g e m e i s t e r nach B u r g d o r f gegangen. Das Etablissement in Buchsee ist durchaus aufgehoben; alle Lehrer und Zöglinge sind hieher gekommen und haben gemeinsam eine enthusiastische Neigung für die Vereinigung des Ganzen gezeigt. Wie geht's Ihrer Gesundheit? Was macht Ihre Gemahlin und Ihre Familie? Emp- 20 fehlen Sie mich der ersten und glauben Sie, daß ich das Andenken der Liebe und der Wohlthaten, die ich in Ihrem Hause genossen, nie vergessen werde. Mit dankbarer Anhänglichkeit der Ihrige Pestalozzi. 1087. An Fellenberg.

25 [August 1805].

Ich nenne Sie noch einmahl Freund. Ich staunte an Ihre Krafft und beweine meine Schwäche. Wie wahr ist Ihr Wort: ,,Der Mensch, der nur Eins will, wird groß." Freund, wenn er auch klein 30 ist, er wird groß. Wenn ich nachdenke, so ist es mir heiter: der Kleinste kan der Größte werden. Der Mensch wird unter den Menschen nur durch die Übereinstimmung seines Benehmens mit der Menschennatur groß, und da offenbar die schuldlose Unschuld, die unter den Menschen immer das Kleinste ist, am meisten mit der 35 Menschennatur übereinstimmend handelt, so ist offenbar, wie sehr der Kleine vor dem Großen im Reich der Wahrheit und des Rechts einen Vorsprung hat.

27 1088. An Gruner. 13. August 1805. Freund, es scheint, die Gewalt der Routine, und alles dessen, 6 was hinter ihrem faulenden Stuhle steht, stiehlt noch sicher die Maske. Wer der Gewalt widersteht, der widersteht Gottes Ordnung. Man muß sie ruhig machen lassen, was sie durch Gewalt erzwingen können; aber wenn diese Gewalt bös ist, muß man nur sagen, daß keine Gottesgewalt bös ist, und es dann gut sein lassen, bis Gottes ίο Gewalt der bösen Gewalt ein Ende macht, wie er immer t h u t . So lang laßt uns alle still in unser Kämmerlein uns schließen und unser Wirken beschränken, so weit es noth t h u t ! 1089. An Piamann. 15

[August 1805].

Lieber Piamann! Ich freue mich, wieder eine Viertelstunde mit Ihnen zu schwatzen. Ich weiß nicht, wie ich das Glück verdient habe, daß so viele, edle Menschen mit der Aufopferungskraft und mit der Standhaftigkeit meine Erziehungsansichten begünstigen. 20 Die Art, wie Sie jahrelang sich hingaben, um den Gegenstand tief zu ergründen und, ich möchte auf eine Art sagen, für mich zu ergründen, ist etwas, das im gewohnten Lauf der Dinge höchst selten geschieht. Ihr Buch wird in mehreren Rücksichten dem Gegenstand neues Intresse geben. Das ist das Wenigste; Sie wiedmen 25 sich selber der Ausübung der Sache und nehmen Maßregeln, deren Folgen für Ihr ganzes Königreich wichtig seyn werden. Als Sie in Burgdorf an den Anfängen Ihres Werkes mit Tiefblick in die Menschennatur und mit eisernem Fleiße arbeiteten, erregten Sie schon alle diese Hoffnungen in m i r ; aber ein zweyjähriges Stillschweigen 30 machte mich alles fürchten. Ich traute Ihrer Gesundheit nicht und wußte, daß Sie liebten, Gründe genug zu tausend Besorgnissen bey einem solchen Stillschweigen. Jezt weiß ich, daß Sie leben und daß Sie für mich leben; aber wie Sie für sich leben, ob Sie glücklich seyen und dem Ziele Ihrer häuslichen Wünsche sich nähern, da35 von weiß ich nichts und davon müssen Sie mir auch ein Wort sagen.

28 Wenn Sie dieses erhalten, so ist Preisig schon auf dem Wege zu Ihnen. Er wird eifrig lehren und einige Theile der Methode sicher mit Erfolg betreiben. Ich glaube, er werde in dem, was er leisten soll, ganz befriedigen. Aber Ihres Rathes und Ihrer Leitung bedarf er doch immer. Er ist in dem, was größere Umfassung fordert, noch 5 sehr beschränkt; er ist mehr gemacht, Schule zu halten, als sich zu zeigen, und muß verhüten, daß er bey Gelehrten und feingebildeten Leuten nicht als Ihnen gleichstehend eingeführt, sondern ihnen mehr mitten im Betreiben seines Geschafftes vorgestellt werde. Er macht es besser, als er darüber redet. E r ist sehr lernbegierig und 10 sehr thätig; aber es kömt ihm sehr wohl, an Ihnen das Beyspiel der hohen, stillen Bescheidenheit und Würde zu sehen, die Sie so sehr auszeichnet. Bey Ihrem treflichen Schmied wird er sehr viel lernen. Ich lege auch ein Billet für diesen Freund bey, dessen Buch in allen Rücksichten eben den klar sehenden und dabey anmaßungs- 15 losen und liebevollen Mann auszeichnet, den wir auch an Ihnen schätzen. Daß Sie Herrn von Türk kennen, schätzen und lieben, freut mich herzlich. Was hoffen Sie von dem Schritt seiner Liebe für den Wunsch meiner Armenschule? Ich danke Ihnen, daß Sie sich, wie ich aus der Ankündigung sehe, mit den Subscriptionen 20 befassen wollen. 1090. An Herrn Schmied in Berlin.

[August 1805].

Lieber Herr Schmied! Sie haben uns mit Ihrem Buch ein Ge- 25 schenk gemacht, das wir Ihnen von Herzen danken. Sie haben die gute Sache meiner Zahl- und Maaßverhältnisse bey Menschen gerechtfertigt, bey denen ich noch nicht hoffte, daß sie so bald gerechtfertigt werden würde. Ich werde Ihnen sicher vieles zu danken haben und hätte vielen Menschen nicht wie Sie zeigen können, wie 30 vieles zur Entwicklung der Geistesanlagen der Kinder in denselben liegt; noch weniger hätte ich den geübtem Lehrern der Arithmetik die Lücken ihrer Lehrart zeigen können, wie Sie ihnen selbige gezeigt haben. Ein Mann Ihres Nahmens in unsrer Mitte arbeitet mit großer 35 Einfachheit und tiefem Bildungssinn an einer größern Umfassung der Anschauungslehre der F o r m und ihrer Verhältnisse. Das, was wir hatten, wird seinen Werth behalten. Aber es fehlte an der Con-

29 struktion der elementarischen Formen der lückenlose Gang, der in den Zahl- und Maaßverhältnissen würklich statthat. Preisig bringt einiges davon mit sich; und wenn wir Sie bitten, keinen öffentlichen Gebrauch davon zu machen, so wollen wir Ihnen alles 5 übrige in Manuscript zusenden und Sie und Piamann um Ihr Urtheil bitten. Ich würde mich freuen, Sie kennen zu lernen, und denke immer, es könnte vielleicht eine Möglichkeit seyn, daß ich einst noch Piamann besuchen könnte. Dann würde ich auch Sie sehen und Ihnen 10 gewiß recht herzlich für die Güte danken, mit der Sie sich des Lieblingsgegenstandes meines Herzens zu meinen Gunsten angenohmen haben. Leben Sie wohl! Und — 1091. 15

An von Türk. Yverdon, den 30. August 1805.

Lieber theurer Freund! Die Vorsehung hat mein Unternehmen bis auf diesen Tag mitten durch alle Schwierigkeiten, die es hat übersteigen müssen, erhalten, und so wie es jetzt ist, scheint es sich 20 auch allmälig im Falle meines Todes über alle Gefahren zu erheben. Aber ich stürbe dennoch unbefriedigt, wenn ich meine Armenschule nicht zu Stande brächte. Selbst im Gelingen meines Werkes, das jetzt unabhängend von diesem Zwecke dasteht, suchte ich durch dasselbe immer Mittel für denselben. Ich fand sie neben dem 25 Einfluß, den die Methode selbst zur Beförderung dieses Zwecks haben muß, darin, daß sich mehrere Männer an meiner Seite auf eine ausgezeichnete Art für ihn bildeten, aber ökonomisch wissen Sie, daß ich mir auch nur noch keinen Heller dafür habe auf die Seite legen können, und ich kann, ohne fremde Mitwirkung, nur 30 nicht daran denken, ihn erreichen zu wollen. Indessen liegt er mir tief am Herzen, und er verdient es. Es ist möglich, es ist ganz möglich, dem Streben der Menschennatur zu ihrer Veredlung auch in den niedrigsten Hütten mehr Luft zu machen und mehr Handbietung zu schenken, als sie jetzt nicht genießt. 35 Du, edler Mann, siehst, daß man es kann, wenn man es will, und daß man es soll, weil man es kann. Du willst mit hohem Sinne selbst, was ich suche, darum ging Dir der Schmerz meiner Lage so

30 sehr ans Herz, darum bist Du auch der Erste, der mir dazu die Hand seiner Liebe bietet. Viele werden Dir folgen. Es lieben mich viele, und viele suchen, was Du und ich wünschen. Ich weiß, von den tausenden, denen das Todbett der Großmutter in Lienhard und Gertrud Thränen der Liebe und der Erbarmung für den Armen 5 im Lande abgelockt hat, werden viele mit Freuden und mit erneuerten Thränen ihr Scherflein beitragen, durch mich dem Armen auf eine Weise Vorsehung zu thun, die nicht bloß einzelne ihrer Augenblick-Bedürfnisse befriedigen, sondern in die wesentliche Befriedigung ihres ganzen Daseins eingreifen wird. 10 Aber noch will ich für diesen Zweck kein Geld. Das, was hiefür gesammelt wird, muß in die Hand einer Direktion gelegt werden, mit der ich den Plan meiner Unternehmungen näher überlegen und die mir die zu empfangenden Gelder nur nach vorgelegtem und garantirtem Gebrauchsplan allmälich zu Händen stellen wird. 15 Ich bitte Dich, die erste Stelle dieser Direktion anzunehmen und mir zu sagen, wen Du glaubest, daß ich ferner zu dieser Direktion einladen solle; ich meine Ewald in Bremen, Moltke in Koppenhagen, Schneevogt in Harlem und glaube, so unbekannt ich mit Herrn Salinger bin, auch er werde eine dieser Stellen annehmen. 20 Niederer, Muralt, Krüsi, Steiner, Knusert und vielleicht mehrere meiner Freunde werden sich öffentlich verpflichten, nach meinem Tode zu erhalten und sicher zu stellen, was ich vereinigt und übereinstimmend mit ihnen in meinem Leben gründen werde. Sie alle freuen sich mit mir, Dich einst wieder bei uns zu sehen und in ihrer 25 Mitte für das Werk, dessen Stiftung wir Dir danken, thätig zu leben. Wir denken, Dir den jüngern Schmidt vorzubereiten, der gut wird, und besonders für das Fach der Naturgeschichte außerordentliche Thätigkeit zeigt. Wenn Du wünschest, daß er in irgend einer Sache vorzüglich 30 angetrieben werde, so melde es uns. Pestalozzi. 1092. An Dybeck. [Spätsommer 1805?] 35 Insonders hochgeehrtester Herr! Ich bin auf mein Lestes ohne Antwort, und das Haus Bassawan Faesch in Basel, das bisher auch vor der Ordre der Herren Geoffroy & Cie. in Hamburg auf

31 Rechnung derselben, was ich diesfals foderte, vorschoß, schlug mir dismahl aus, die Fl , die zur Tilgung der von Ihrem Sohn hinterlassenen Restanzen erforderlich sind, vorzuschießen, bis vom Haus Geodfroy & Cie. diesfählige Ordre einlange. Ich habe 5 nicht gezweiflet, Ε. E. werde die diesfeligen Dispositionen gemacht haben, und erwarte von Posttag zu Posttag Nachrichten und Remissen von Basel. Da diese aber nicht erfolgen, so muß ich mich noch einmahl an Sie wenden und Sie dringend bitten, so geschwind als möglich die nöthigen Dispositionen hierüber zu ma10 chen. Ich kämpfe mich mit Mühe durch meine Lage, und das Zurükstellen von Geltern, auf die ich rechnen darf, ist mir nachteilig. Lieber edler Herr, das Stillschweigen Ihres Sohns thut mir auch weh. Ich habe nach meinen Krefften auf sein Herz zu würken gesucht und ich glaubte, seine Liebe zu besizen. Und wenn er vom 15 hiesigen Aufenthalt auch nicht den Vortheil gezogen, den er hette ziehen könen, so glaube ich doch nicht, daß ihm sein Aufenthalt by uns nicht von einigem Nuzzen gewesen. Edler, lieber Herr Dybek, versagen Sie mir die Fortdaur des Wohlwollens und der Liebe nicht, deren Genuß mir so schäzbar 20 war, und genehmigen Sie die Versicherungen der Hochachtung, mit der ich die Ehre habe mich zu nenen Dero gehorsamster Diener.

1093. An Mittelholzer. 25

[Spätsommer 1805?].

Lieber Herr Mittelholzer! Die Bezahlung der Ihneneingesandten Rechnung ist dringend. Ich habe schon Herrn Scheerb bezogen, ich konte nicht warten. Mein Abwechseln mit dem Local meines Instituts und viele andere Umstände haben mich so zurükgesezt, 30 daß ich ohne Verwirrung und Schaden unmüglich Gelter ausstehen lassen kan. Ich bitte Sie, compromittiren Sie mich gegen Herrn Scherb nicht, und antworten Sie mir mit umgehender Post, worauf ich mich dieser Bezahlung halber zu verlassen habe.

32 1094. An Glutz, Abt zu St. Urban. [Herbst 1805]. Hochwürdiger, gnädiger Herr! Es ist so lange, daß ich nicht mehr die Ehre haben konte, Ihnen meine Aufwartung zu machen, 5 und meine Entfehrnung von St. Urban ist jez so groß, daß ich nicht voraussehen kan, daß mir dieses Vernügen so bald zutheil werden könne. Desto begieriger ergreife ich desnahen die Gelegenheit, Ihnen durch meinen lieben Freund, Herrn Kaufman von Lucern, ein paar Zihlen zugehen zu lassen. Ich weiß, es freut 10 Euer Hochwürdige Gnaden, von diesem guten, der Wahrheit und der Liebe treuen Mann zu vernehmen, daß es mir nach ausgestandenen neuen Stürmen jezo wohl geth, daß die Methode immer tieffer greift und ihre Resultate immer entscheidender werden. Ich werde durch mein Leben nie vergessen, wie viel ich Ihnen in 15 dem gefährlichsten Zeitpunkt, den die Anmaßung einer bösen und aller Liebe entgegenstehenden Welt über mich verhengt hat, zu danken habe. Fahren Sie fort, mit Unparteilichkeit und Güte meine gewüß gut gemeinten Bemühungen zu unterstüzen und, so viel Sie könen, 20 zu verhütten, daß das Ausland in seiner immer stärker werdenden Anhänglichkeit an die Grundsäze der Methode unser Yatterland, das in Rüksicht auf die Erziehung bynahe noch mehr als das meiste Ausland Handbietung bedarf, nicht allgemein bescheme. Möchte mein Local Ihnen nahe syn und Ihnen mehr Gelegen- 25 heit zur Vollendung der Prüfung, deren Sie mein Unternehmen schon längst gewürdiget, ertheilen. Genehmigen Sie, hochwürdiger, gnädiger Herr, die Versicherungen der vollkomensten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe mich zu nenen, 30 hochwürdiger gnädiger Herr, Euer Hochwürden und Gnaden gehorsamer Diener Pestalozz.

33 1095. An Antistes Heß. Iferten, den 1. September 1805. Hochwürdiger pp. Herr Antistes! Überbringer dieses, Herr 5 Pfarrer Niederer, der eine Reise von hier durch die Schweitz macht, wünscht in seiner Durchreise durch Zürich Eüer Hochwürden zu sehen, und ich freüe mich, Ihnen einen Mann zu adressieren, der Herzens und Kopfs halber Eüer Hochwürden gewiß intressieren wird. Ich freüe mich zugleich zu denken, daß es Eüer Hochwürden ίο angenehm seyn kann, von ihm Nachrichten vom Fortgang meiner Endzwecke zu vernehmen. Es ist lange, seitdem ich weiß, daß Sie einiges Intresse zeigten, sich über die Natur und den Zweck meiner Entwicklungsmethode berichten zu lassen. Seit dieser Zeit hat sich der Gegenstand sehr verändert. Er greift viel tiefer auf das Ganze 15 der menschlichen Anlagen. Der Einfluß der Methode auf die sittliche Bildung ist nun vielfach bewährt. Er mußte es werden. Die Menschennatur kann unmöglich auf einer Seite mit sich selbst harmonisch gebildet werden, ohne daß alle Kräfte, die ein Resultat dieser Harmonie sind, gewinnen; und auch mein Privatthun in 20 Rüksicht auf Religiosität ist allmählig der gröbern Verlaündung entschlüpft. Es wachsen Kinder um mich auf, deren religiösen Sinn ich Lavatern zeigen möchte, wenn er noch lebte, der gute, freye Mann. Er würde sich meines Thuns und meines Erfolgs wie niemand freüen, wenn er noch da wäre. Aber er ist nicht mehr, und 25 das Erbarmen über das Rükstehen unsers Volks in aller K r a f t und in aller Kunst,das so tief in diesem edeln Mann lag und sich so rein und warm bey ihm aussprach, liegt in wenig Schweizern, wie es in ihm lag, und spricht sich in wenigen aus, wie es sich in ihm aussprach. Ich denke oft, lebte er noch, ich hätte an ihm einen Mittel30 mann für meine Methode, der im Vaterland einige gute Herzen für sie gewinnen würde. Für das Ausland habe ich keinen solchen Mann nöthig. Die Methode gewinnt sich in jedem Tag mehr der edelsten Männer, und was mich unaussprechlich freüt, sie hat sich Männern bewährt, deren Eifer für Christus und Bibelreligion be35 kannt und geschätzt ist. Ich nenne Ihnen nur Ewald und Hufnagel; aber es sind ihrer mehrere, viel mehrere. Merkwürdig ist es in der Schweitz, daß die ersten geistlichen Vertheidiger meiner Methode Katholiken sind, ich nenne Ihnen den Abt von St. Urban, 3

Pestalozzi Briefe V

34 den Herren Pfarrer Müller von Luzern, und auch dieser sind viel mehrere. Auf einer andern Seite habe ich mich zu freüen, daß Männer vom höchsten Rang, die die Verhältnisse des Volks zum Staat nicht mit der Engherzigkeit vom Provinzialstädtler und kleiner, 5 selbstsüchtiger Winkelherschaften ins Aug fassen, mir trotz aller Einwendungen, die von Federmenschen aus den Kanzleyen und aus den Kanzleystuben gegen mich gemacht werden, Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Viele Kabineter Europens kennen das Elend und das Zurükstehen des Volks und sind von Herzen für jeden 10 Mann, der bewähren kann, daß er ihm würklich dienet; und obwohl nicht zu läugnen, daß große Leidenschaften, große Intressen und große MißVerständnisse jetzo wie immer dem Licht jeder umfassenden und tief würkenden Wahrheit entgegenstehen, und noch mehr: daß unverdaute Revolutionserfahrungen die Pontiusse und 15 Pilatusse der Welt wieder die Wahrheit, wieder das Recht und wieder das Volk jetzo wie noch nie zusamengebracht und zusammen im blinden Eifer erhalten, so wird es doch gehen. Man muß auf der Seite der Wahrheit und der Liebe sich nur hüten, von allem dem irgend etwas zu thun, was diese Pontiusse und Pilatusse jetzo 20 laut treiben. Edler, lieber Herr Antistes, ich kenne Ihr Herz, ich liebe und ehre Sie und achte Ihr Urtheil über mein Thun hoch. Ihr Herz ist mir Bürge, Sie werden mich nicht mißkennen, wenn Sie die Resultate meines Thuns bestimmter wissen werden. Es wird gewiß Fol- 25 gen haben. Gottes ob mir waltende Güte hat mich errettet. Mein Thun ist jetz gar nicht mehr auf mein schwindendes Daseyn berechnet. Ich will für den Augenblick nichts, gar nichts, als Kraft und Mittel, meine Versuche immer tiefer zu prüfen. Die Resultate derselben werden ihren Werth nach ihrer Prüfung von selbst aus- 30 sprechen, und das Vaterland, das jetz dieselben am spätesten seiner ernsten Prüfung würdigt, wird ihre Früchte doch am ehesten genießen. Das ist es auch allein, was ich suche, und w e n n ich es erreichen werde (vor oder nach meinem Tode, das ist gleich viel), dann ist alles, was vorher da war und was mich kränken müßte, 35 wenn ich nicht voraus sähe, was seyn wird, verschwunden. Lieber Herr Antistes, ich bin mit Hochachtung Ihr ergebenster Diener Pestalozzi.

35 1096. An Herrn Obmann Füßli. [Anfang September 1805]. Sie empfangen diese Zeilen durch meinen Freund Niederer. 5 Er macht Gesundheits halber eine Reise und ist neben den Geschäften meines Hauses ein Liebhaber von allem, was besonders über den Zustand der Schweiz seit 50 Jahren einiges Licht verbreiten kann. Wenn Sie ihm hierinn einige Renseignemens geben wollten, so thun Sie mir einen großen Gefallen. Er faßt die Ge10 schichte mit biederem Sin und mit gereifter Menschenkenntnis ins Aug. Ich weiß, er wird an Ihrer Bekanntschaft Vergnügen finden, und vielleicht freut es Sie auch, nachdem Sie jetzt ziemlich lang nicht Bestimmtes von meinem Etablissement gehört haben, einen Mann zu sehen, der über den jetzigen Standpunkt des Gegenstands 15 au fait ist. Leben Sie wohl! Ganz gewiß werden Sie unsere Vortschritte im Zeichnen und Singen interessieren, da Sie wissen, wie sehr einige Kunstmenschen von Zürich über meinem Unternehmen von dieser Seite entscheidend den Stab gebrochen haben. Es geht, das Eingreifen der Methode in das Ganze der Menschennatur zeigt 20 sich immer allgemeiner; und was ich nie glaubte, das glaube ich jetzt, auf meinem Todbett eines frohen Lächelns über mein vollendetes Daseyn sicher zu seyn. Leben Sie wohl! Ich bin mit Achtung und Freundschaft Ihr ergebener Pestalozzi. 25

1097.

An Herrn Rathsherrn Vogel. [Anfang September 1805]. Freund! Siehe einen Mann von Kraft und Herz, wie's wenige giebt; Freund, er wird hinter meinem Grab für mein Vaterland 30 wirken. Ich kenne niemand, der mit so vielem menschlichen Sinn den Grad phylosophischer Kraft und Tiefblik in ihm vereinigt, den ich an ihm schätze. Es ist wichtig, daß erün Vaterland kennen lerne, was immer den Kopf und das Herz am rechten Flek trägt. Zeig ihm den kleinen Kreis unserer Freunde und mache ihn auch, 35 wenn Du kannst, mit guten Köpfen bekannt, wenn sie auch gleich mit uns denken. Ich wünschte, daß er die ältesten meiner Freunde, 3»

36 ζ. Ε. Chorherr Wyß, und wer immer über die Geschichte meiner Jugend noch Notizen haben mag, kennen lehrt. Sag mir doch, lebt noch ein Landvogt Hirzel, Sohn eines ehmaligen Obmann Hirzeis vom Napf; und ein anderer Hirzel, Sohn eines Zunftmeisters in Niederdorf, der nahe bey Dir wohnt? Es sind nicht Menschen für 5 Niederer, aber ich wünsche zu wissen, ob sie noch leben oder todt sind. Freue Dich, Freund, die Angelegenheiten meines Herzens haben Männer an mich gekettet, die mit einer großen Kraft für das Wohl unseres Geschlechts würken werden. Mag die Unbill der Zeit ihre oberste Höhe erreichen, es wird für das reine Wirken für die Wahr- 10 heit und Liebe ganz gewiß eine gute Zeit kommen. Rede offen und frey mit meinem Freund, er ist werth, daß Du ihn kennest und liebest. Fahre ihn auch zu Pfenniger und Rebmann. Ich wollte, daß ich Zeit hätte, einen Abend mit Euch zu plaudern; aber meine Entfernung ist nun zu weit. Ich werde, bis mein Haus hier fest steht, 15 unbeweglich bleiben. Aber einst, wenn ich noch auf einige Jahre zählen kann, komme ich sicher wieder auf mein Gut, und wenn ich dann ganz grau bin und den einen Fuß schon im Grabe trage, denn erhalte ich vielleicht noch Verziehung von meinem ewig lieben Zürich und erlebe noch einen Blick der Liebe und einen Hand- 20 schlag von Menschen, für die ich heute noch stürbe, wenn ich ihnen dienen könnte. Im Ernst, Lieber, den Züributsch noch zu überleben, wäre das größte Vergnügen, das mir Gott auf dieser Erde noch schenken könnte. Lebe wohl, lieber Freund! Wehmuth ergreift mich. Ich bin kein 20 Zürcher, ich bin kein Schweizer mehr. Wir haben kein Vaterland mehr. Laßt uns Menschen bleiben und das Menschheitsinteresse sich dennoch nicht in uns mindern bis in unser Grab. Adieu, Lieber, ich bin mit Freundschaft und Liebe immer Dein Pestalozzi. 30 1098. An Herrn Lüthy in Richterswyl. [Anfang September 1805]. Freund! Du weißt schon, in welchem Grad ich an Freund Niederer hange. Es ist mir aüßerst wichtig, daß er den Zürichsee, wie 35 er ist und auch wie er seyn könnte, tief kenne. Mache, daß er bey den stillen und brävsten unserer Vaterlandsfreunden Vertrauen

37 und Offenheit finde. Es ist für die Zukunft von der größten Wichtigkeit. Es öfnen sich Aussichten, einst und im kurzen für die Kunstbildung und innere Erhebung dieser Gegend vieles thun zu können. 5 Die Würkungen meiner Methode werden Gegenden, die in der Industrie und Kultur so weit als die Eurigen vorgeschritten sin8, Vortheile verschaffen, die nicht zu berechnen sind; aber wir müssen in die Lage gesetzt werden, einige junge Männer, die den Vorschritt der menschlichen Einsichten und der menschlichen Beruhi10 gung lieben, näher zu kennen und ihr Vertrauen zu besitzen. Thu von dieser Seite, was Du kannst, Niederer gute und solide Bekanntschaft zu machen und ihm die Papiere zu verschaffen, die man am See Herrn von Türk versprochen und nicht gegeben. Auch über die jetzige Stimmung der kleinen Kantone gieb ihm Aufschluß, is und so sehr im Detail, als Du kannst. Deine beyden Söhne werden uns mit jedem Tag immer lieber; Du wirst Freud an ihnen erleben und Hülfe bey ihnen finden. Lebe wohl; wenn Niederer etwas Gelds nöthig haben solte, so gieb es ihm für mich! Gieb ihm an beyden Seeseiten Empfehlungen 20 an interessante, aber unverfängliche Menschen! Sage ihm aber auch, wie er sich hie und dort in Rücksicht auf politische Aüßerungen zu benehmen habe! Lebe wohl!

1099. An Herrn Hauser in Wädischwyl. 25

[Anfang September 1805].

Lieber Freund! Herr Niederer, einer meiner nächsten Freunde, reist durch Euere Gegend. Ich weiß, es freut Sie, mit ihm Bekantschaft zu machen. Haben Sie unbedingtes Vertrauen zu ihm und geben Sie ihm Anlaß, einige brave Männer Ihrer Gegend kennen 30 und lieben zu lernen! Es geht bey uns fortdaurend sehr gut, und unser Eifer, Menschenfreundlichkeit und gemeinnützige Einsichten zu verbreiten, findet immer mehr Spielraum. Ich freue mich, Sie bald wieder bey uns zu sehen, und bin mit Achtung und Liebe Ihr Freund 35

Pestalozzi.

38 1100. An Herrn Pfarrer Bruch in Wädischwyl. [Anfang September 1805]. Gegenwärtiges wird Ihnen durch einen meiner nächsten Freunde, Herrn Pfarrer Niederer, übergeben. Ich weiß, er freüt sich, mit 5 Ihnen Bekanntschaft zu machen, und es freut Sie, von ihm Nachrichten von uns und von Herrn Schneider zu empfangen. Er ist thätig und begreift die Methode gut. Schenken Sie Herrn Pfarrer Niederer in allen Rücksichten das Vertrauen, das Sie mir schenken würden, und glauben Sie mich mit fortdauernder Achtung und io Liebe Ihr Freund Pestalozzi.

1101. An Herrn Plattmann, Sohn, an der hintern Schifflende. [Anfang September 1805]. 15 Ich adressire meinen Freund, Herrn Pfarrer Niederer, der in seiner Reise auch über Ihre Gegend kommt, auch an Sie. Er ist ein warmer, würdiger Vaterlandsfreund, und alles, was der Menschheit wichtig ist, das innteressirt diesen edlen Mann. Gönnen Sie ihm Ihre Liebe und empfehlen Sie ihn zu gleicher Freundschaft Ihren 20 nächsten Verwandten! Ich bin mit Achtung und Liebe Ihr Vetter Pestalozzi. Meine herzlichen Grüße an alle Ihrigen! 1102. An Herrn Junker Meyer.

25

[Anfang September 1805]. Lieber Freund! Das Andenken der freyern und humaneren Ansicht, durch die Sie sich, so lang ich Sie kenne, bey mir auszeichneten, ist bey mir unauslöschlich und zieht mich auch im Tod der Vergessenheit, den meine liebe Vaterstadt innert ihren Mauern 30 über mich verhängt hat, mit Rückerinerungen an Sie, die mir schätzbar seyn werden, so lang ich leb. Vielleicht erinern Sie sich meiner auch noch gern.

39 In allen Fällen ist es Ihnen gewiß angenehm, einen Mann kennen zu lernen, der sich Kopf und Herzens halber so auszeichnet wie Niederer, der Ihnen diese Zeilen übergiebt. E r drückt sich zu Zeiten etwas stark aus, aber immer bestimmt. 5 E r hat das letste Mal, als er in Zürich war, von mir geredt und natürlich mißfallen; er wird jetzt weniger reden, aber mehr hören, wann er Gelegenheit hat, mehr hören zu können. Bey Ihnen soll das nicht der Fall seyn; ich weiß, es freut Sie, wenn sein Herz vor Ihnen über mich mit der Liebe ergießt, mit 10 der er mich glücklich macht. Ich weiß, es freut Sie, zu vernehmen, daß ich dies wirklich bin. Ich werde es mehr, ich werde es unendlich, wenn der Ort, den ich in meinem Leben am meisten liebte, noch vor meinem Grab mir auch noch so ein kleines Zeichen geben würde, daß er gegen mich nicht immer allein recht haben wollte. 16 Sie sehen mich lachen, aber ich habe geweint, ich habe sehr geweint und lange geweint, eh ich lachte. Leben Sie wohl und denken Sie auch zu Zeiten an einen Man, der sehr spät aufhört, der Enthusiast seiner Vaterstadt zu sein, aber ewig nie aufhören wird, an Sie, lieber Herr Junker Meyer, mit 20 Achtung und Freundschaft zu denken, mit der ich immer war Ihr ergebner Diener und Freund Pestalozzi. 1103. An Herrn Statthalter Ulrich. 25

[Anfang September 1805].

Lieber Herr Statthalter! Ich weiß wohl, daß ich zu Zeiten Anlaaß gegeben habe, an mir zu verirren; aber das, was ich jetz thue, ist von einer Natur, daß es nicht darauf ankommt, ob ich Eigenheiten habe, die mißfallen. Ich danke der Hülfsgesellschaft für den so Schrit der Aufmerksamkeit, den Sie für mein Unternehmen gethan hat. Wenn Ihre Geschäfte es erlauben, so thäte es mich freuen, wenn Sie mit Überbringer dieses, Herrn Pfarrer Niederer, über den jetzigen Zustand meines Unternehmens ein paar Worte reden wür35 den. E r ist in der Laage, Ihnen hierüber genugthuende Aufschlüsse zu geben, und seine Talente bewähren sich auch solchen Männern, bey denen ich mit den meinigen ewig nie mein Glück werde machen

40 können. Doch ich suchte durch mein Leben immer nur Liebe und mag das Todesurtheil über meinen Kopf gerne tragen, wenn man nur meinem Herzen Gerechtigkeit wiederfahren läßt; aber wenn man ferne voneinander lebt, so gehen alle Eindrücke allmählig verlohren, und der beste Mann, wenn er einmal Feinde hat, gefahret, 5 wenn er ferne lebt, durch diese auch seine Freunde zu verliehren. Es schmerzt ein gutes Herz nichts so sehr als dieses. Leben Sie wohl, lieber Herr Ulerich, ich denke immer mit Freude und Liebe an einige Stunden des Vertrauens und der Freundschaft.

1104.

ίο

Herrn Wolf in Trogen, K. Appenzell. [Anfang September 1805]. Lieber Herr Vetter! So sehr der Lauf meines Lebens mich von Ihnen entfehrnt, so unauslöschlich ist mein Eindruk des engen Zusamenhangs unserer jüngeren Tage. Ich liebte Sie, wie ich wenige 15 Menschen liebte, und hoffe zuverlessig, das Andenken an die Unschuld und an den guten Willen, der uns in diesen Tagen zusamenband, sye auch Ihnen jezo noch angenehm. In diesem Fall, den ich für gewüß nehme, freuen Sie sich sicher, mit einem Man bekandt zu werden, der in meinen altenTagen mir so lieb und teuer ist, als Sie 20 es mir in meinen jungen Tagen waren. Ich empfehle Ihnen meinen lieben Herrn Pfarrer Niederer und bin mit Achtung und Freundschafft auf imer Ihr sie liebender Pestalozz. 1105.

25

An Fellenberg. Lieber Herr Fellenberg!

[Herbst 1805].

Ich bin ohne Antwort und ohne Nachricht von Ihnen. Indessen freue ich mich, Ihnen zu sagen, daß ich den schweren Weg, den ich abermahl betretten, mit Hoffnungen und Freude fortwandle. Die 30 Herzen der Menschen ketten sich von neuem an mein Werk. E s wird gehen, es wird bald gehen, und Sie werden sich mit eines Er-

41 folgs freuen, der, noch eh ich sterbe, als entschiedener Seegen für die arme, hindangesezte niedere Volksclaß erscheinen wird. Indessen gehe ich jez noch mühsam meinen Pfad, und ich muß dringend und herzlich forthin für die Schonung und Liebe bitten, 5 mit der Sie sich meiner Unternehmung bis jez angenohmen haben. Ich bin vill schuldig, und ich habe Müh, mich durch diese bösen Tage durchzuwinden. Mein Vertrauen steth auf Gott, der bisher gehulfen. Ich darf und soll nicht an der Fortdauer seiner Hülfe zweiflen, da auch jezo sich alles hier zum schönsten Erfolg anläßt. 10 Ich will gegen jedermann mit Ruh das thun, was ich ihm schuldig bin, und in Rüksicht auf Sie gewüß allen Gefühlen des Herzens Plaz geben, die mich solange an Sie ketteten. Schreiben Sie mir doch bald, wie Sie leben, wie Ihr großes Werk rükke. In Rüksicht auf Leuenberger muß ich Sie bitten, daß ich 15 ihn nie als einen Pensionär angesehen und nur gehoffet, er werde mir zur Hülfe bleiben. Ich hoffe das jezo noch und bitte Sie, sein Daseyn in Buchsee in diesem Gesichtspunkt ins Aug zu fassen. Gibt mir Gott noch ein paar Jahr Leben, so ist der Einfluß der Methode weit und breit gesichert; aber immer sehe ich es mehr, 20 jeder große Zwekk muß in der Mentschenseele frey und ungebunden ligen. Unvorgesehene Zufähle legen Fundamente, die man nicht ahndet, und große Mittel, die man für etwas in der Hand hat, werden selber Hinternisse gegen das, was man durch sie auszurichten sucht. Was macht Ihre gute, edle Gemahlin, was Ihre Kinder? 25 Leben Sie wohl und lieben Sie imer Ihren Ihnen verpflichteten Freund Pestalozzi. Freund! Bald 14 Tag ligt diser Brief da, und ich erwartete immer noch einen von Ihnen. Ich bin zerstreut und gestört, man 30 kan nicht mehr. Aber von außen und von hier wächst die Krafft meines Thuns, und ich bin des Erfolgs sicher. Soeben sehe einen Verwandten von Ihnen von Vevey. Ich hoffe, ihn morgen mehr zu sehen. Wenn ich lebe, so ist mein Schiksahl entschieden. 35 In Eil Ihr Sie liebender Pestalozz. Empfehlen Sie mich an Ihre edle Gemahlin!

42 1106. Herrn Pfarrer Niederer. Den 11. September 1805. Lieber, teuerer Freund! Wir haben soeben Ihre zwey Briefe von Gurnigel und Interlaken erhalten. Was mich über alles freut, ist die 5 Nachricht, daß Ihre Gesundheit sich stärke. Freund, ich hange mit einer Selbstsucht an Deinem Leben, daß ich mich disfals vor mir selber scheme. Aber in Gottes Nahmen! Ich bin nun einmahl an meinen Karren angespant und förchte mir im Gefühl meiner Schwäche in jedem Fall, wo jemand, der mir diesen Karren aus 10 dem K a t h ziehen hilft, nicht gesund ist. Was mich freut, ist, daß dieses Helfen Dir Freude macht und aus Deiner eignen Natur so hervorgeth, daß es eigentlich weit mehr Selbstthätigkeit als Helfen ist. Deine Nachrichten machen mir Vernügen. Zehnder ist ganz Zehender! E r ist allem Guten immer innig 15 hold; aber er weiß nie etwas von irgendetwas von dem, was einem guten Berner Bürger als solchem nicht angenehm syn kan. Troz diesem liebe ich ihn wie ich wenige Menschen liebe. Ich bin froh, daß Du mit König angebunden; er ist als Samler von vielen intuitiven Wahrheiten intressant. Freyburgs Patricier, der Dir seine 20 Addresse gegeben, müssen wir cultiviren. Daß Beks in Thun gegen mich sind, wußte ich schon; aber daß noch Leute sind, die an ofner TafFel gar nichts hinter der Methode feinden, das gehört zu den Antiquiteten, die wir beseitiget haben. Hier geth es gut, recht gut. E s war ein preußischer Staatsrath da, der nach meinem Urtheil an 25 Feinheit des Gefühls und an K r a f f t alle übertraf!, die noch da waren. Lieber, Teurer, sorge, was Du immer kanst, für Deine Gesundheit und bleibe an jedem Orth, wo es Dir wohl ist, eine Weile ruhig! . Ich weiß, daß das kein Brief ist, aber es ist ein Gruß und ein 30 herzlicher Kuß. Halte es für nichts mehr, aber auch für nichts weniger von Deinem Dich liebenden Pestalozzi.

43 1107. Herrn Pfarrer Niederer by seiner Ankomft in Zürich abzugeben. 20. September 1805. 5

Lieber Niederer! Du schilterst mir Lucern, wie ich es kene. Alles dort sucht Schein und würde gern im Mantel der Gerechtigkeit und des Patriotismus scheinen. Aber da das nicht möglich, so sucht man jez den Nimbus der Gelehrsamkeit, so sehr man auch ungelehrt ist. Wenn Seiler zu uns komt, so haben wir sicher unsern ίο Mann an ihm. Wenn ich wüßte, daß es etwas nüzte, ich würde ihn durch Müller dafür bitten. Er intressirt mich aüßerst, und wenn er gewunnen wäre, so wäre mit ihm vieles gewunnen. Daß Kaufman zu uns komt, ist mir lieb. Wenn er, was möglich wäre, von Lucern verlassen wäre, so könten und müßten wir ihn 15 nicht verlassen. Das Wichtigste in Deinem Brief ist Deine Sehnsucht nach uns. Ich danke Gott für diese Sehnsucht. Sie ist mir ein Pfand der Wahrheit und Sicherheit des Bands, das uns alle zusamenknüpfet. Lieber Teurer, kome, sobald Du kanst, wieder, aber sag uns auch in allen Briefen, wie es mit Deiner Gesundheit steth. 20 Du bist jez in Zürich. Lebe mit offnen Augen! Frage insonderheit dem Lindauer Journal, in dem der für mich so wichtige Aufsaz Agis steth, nach! Siehe von meinen Jugendfreunden, wen Du kanst, und fehle nicht, über Neuenhof und Hallweil zu gehen, wenn Du auf der Rükreise bist! 25 Greif so tief im Nachforschen nach allem, als Du kanst, und halte Dich zurük, bis sich andere ausgesprochen! Wen Du immer kennen lernst, so gib Achtung, ob man mit seinen politischen Stellungen zufrieden und aufrichtig ruhig sy. Fürst Esterhazy, und Erbprinz von Bayern war hir. Alles ist gesund, und alles ist thätig; 30 ich bin voll Hoffnungen. Lebe wohl, Lieber! Imer Dein treüer Freund Pestalozzi. Schreibe uns, sooft Du kannst!

44 1108. An Ewald in Bremen.

[Herbst 1805].

Inniggeliebter! Ich zähle Ihre Liebe und Ihre Anhänglichkeit an meine Angelegenheit unter die ersten Wohlthaten, mit denen Gott 5 die T a g e meines Alters erquikt. Auch hängt mein Herz mit eben der unauslöschlichen Liebe an Ihnen, mit der Sie das meinige erfreuen und höher heben. Gott sey mit uns, und die Folgen unsrer Liebe bleiben durch seinen Segen, wenn wir nicht mehr sind! Dank, tausend Dank für alle Mühe, die Sie mitten unter Ihren Geschäften 10 um meinetwillen übernohmen haben. Ihr Buch wird würken. Die Bestimmtheit und Wärme, mit der Sie besonders in sittlicher und religiöser Hinsicht aussprachen, was im Innersten meines Herzens liegt, kann nicht änderst als Menschen gewinnen, die für mich die wichtigsten sind. 15 Meine Hoffnungen, die von vielen Seiten belebt werden, stärken sich besonders auch durch die Überzeugung von der Würkung Ihres Buches. V o n T ü r k will den Anfang machen, mich in meinem Lieblingsplane, eine dauernde Armenschule auf meinem Gute einzurichten, zu unterstützen. Sobald der erste Schritt durch ihn ge- 20 schehen, will ich mich auch an Sie wenden. Die Verbindungen, in denen Sie stehen, werden ganz gewiß meine Endzwecke begünstigen. Ich bin mir beydes, der Klugheit und der Wärme, bewußt, mit welcher Sie diese für die Menschheit gewiß wichtige Angelegenheit unterstützen werden. Meine Gesundheit und meine 25 K r ä f t e nehmen zu. Die Arbeiten der Methode gewinnen mit jedem Tage. Alles um mich her ist in einer ruhigen, aber sich immer mehr organisirenden Thätigkeit. Fellenberg ist von mir getrennt; er hat sich ganz in den Kreis seiner eignen Geschaffte zurückgezogen. Gott wolle ihm sie segnen. 30 Mein Kreis ist der Kreis eines Menschen, der nichts hat, da er sein H a u p t hinlege, und das Werk seines Herzens frey in die Welt hineinwirft, ohne es an irgendeine Stelle oder an irgendeinen Menschen anbinden zu wollen. Dieser Kreis ist in seinem Wesen etwas heterogen mit dem Kreise eines Mannes, der seine Ideen, so wohl- 36 thätig sie immer sind, an sein Gut bindet, und dadurch wo nicht sie in sich selbst beschränkt, doch äußerlich alles von sich absondert und absondern muß, was nicht ganz in die Schranken seines genau bestimmten Werkes paßt. Ehe ich diese Schranken und die Folgen

45 derselben kannte, warf ich mich ihm wie ein Kind seinem Vater in die Arme; ich liebe ihn jetzt noch, und wenn mein Werk dahin gereifet ist, auch dem seinigen dienen zu können, werde ich es mit Eifer thun. 5 Die Vereinigung der Anstalt in Buchsee mit der hiesigen war der einstimmige Wunsch aller Lehrer in beyden Etablissements. Alles ist nun hier, und die Anstalt hat dadurch eine Kraft gewonnen, die die öffentliche Aufmerksamkeit mit jedem Tag vergrößert. E s wird gehen. Ich war noch nie in dem Grade ruhig, als ich es jetzt 10 bin. Auch dafür danke ich, daß Sie die Notablen von Europa durch Ihr Buch auf mein Thun aufmerksam gemacht haben; bey einigen wird es gewiß Folgen haben, und ich glaube, daß dieser Schritt für die Beförderung des Zweckes, von dem ich oben redete, höchst 15 wesentlich seye. Unabhangend von allem äußern Erfolg wollen wir treu und redlich am Wesen der Sache fortarbeiten. Leben Sie wohl! Mein Dank und meine Liebe bleibt ewig bey Ihnen. 1109. 20

An von Türk. [September 1805].

Lieber von Türk! Es hat uns alle innig gefreut, von neuem hoffen zu können, Sie einst wieder in unserer Mitte zu sehen. J a , Freund, es ist wahr, unser Kreis ist jez schön: er nihmt zu an Liebe und 25 Krafft, und die Erreichung unsers Zihls ist mit jedem Tag gewüsser. Freund! Wie dank ich's Gott! Alles, alles, auch das Aufhören in Buchsee schlägt zum Vorteil der guten Sach aus. Aber was soll ich zu Ihrem Edelmuth sagen? Freund, mein Werk hat ihn nöthig, und ich nehme ihn und danke Gott für mein Glük. Wir 30 wollen eilen; und je früher ich Hülfe feinde, je krafftvoller geth es vorwerts. Senden Sie mir, sobald Sie können, das, was Sie meiner Armenschule geben wollen, durch Wechsel nach Frankfort und sagen Sie mir, ob und wie ich mich, ohne indiscret zu erscheinen, an Herrn Salinger in Stettin wenden dörffe, da ich ihn gar nicht 35 kene.

46 1110. Herrn Pfarrer Kappeler, Actuar in Frauenfeld Canton Thurgau. Yverdon, den 21. Septembris 1805. β Hochgeehrter Herr! Es war mir sehr angenehm, aus, Ihrem schätzbaren Schreiben vom 16. dis zu vernehmen, daß der löbliche Schulrath den Beschluß gefaßt hat, einen fähigen jungen Mann nach meinem Wunsche in mein hiesiges Institut zu schiken, um ihn meine Lehrmethode praktisch erlernen zu lassen. Voll Dank 10 für die gütige Theilnahme an dieser Sache meines Hertzens versichere ich Sie zu Händen des Schulraths, alles, was an mir liegt, dazu beyzutragen, daß dieser Mann zu seinem künftigen Beruf gehörig vorbereitet werde. Es wäre mir lieb, er könnte mit Anfang künftigen Monaths hier eintreffen, indem auf diese Zeit neue Kurse 15 anfangen werden. Ich bin bereit, ihn aufzunehmen, wann er kömmt. In meinem Hause würde er genährt und unterrichtet; nebst dem gewöhnlichen Unterricht, der den Zöglingen gegeben wird, erhielte er täglich noch zwey besondere Lektionen als künftiger Lehrer. In dem Hause selbst könte ihn aber gegenwärtig 20 nicht logieren; deswegen müßte ich ihn bitten, ein Zimmer äußert dem Hause mit einem Bette zu miethen, dergleichen hier leicht zu finden sind. Für die Besorgung, die ein solcher Lehrer in meinem Institute erhält, bin ich gewohnt, jährlich 25 Ld'ors zu verlangen. Ich werde mit Vergnügen Ihren endlichen Entschluß vernehmen. 25 Genehmigen Sie indessen die Versicherung der vollkommensten Hochachtung und Ergebenheit, mit der ich zu seyn die Ehre habe meiner hochgeehrten Herrn gehorsamster Diener Pestalozzi.

47 1111. An Herrn Marti in Riga. [Ende September 1805]. Edler, menschenfreundlicher Herr! Inliegender Brief an Sie lag 5 zu Händen der Herren A. und J . H. Schindler in Glarus schon parat, als eben Ihr Geehrtes vom 2. September an mich gelangte. Die Wichtigkeit seines Innhaltes vermochte mich, diesen Brief immediat Ihnen zugehen zu lassen und zugleich zu mehrerer Sicherheit, daß er an Sie gelange, eine Copie davon nach Glarus zu ίο senden. Ich bin von Ihrem Briefe gerührt, wie ich im ganzen Laufe meiner Unternehmung noch von nichts gerührt war. Ich biete Ihnen die Hand des Dankes und der Liebe und sage Ihnen mit der Überzeugung eines Mannes, der nichts sucht als das Beste seiner 15 Nebenmenschen: Es geht gut, es geht mit Ihren Kindern gut, es geht mit der Methode gut. Aber die Vereinigung des Ganzen um mich her war freilich nothwendig. Die Unternehmung in Burgdorf war beynahe über meine Kräfte: man schrieb mir Mangel an ökonomischer Kraft und Unfähigkeit, dem ganzen Wesen die nöthige 20 Solidität geben zu können, zu. Fellenberg erregte selbst bey meinen Freunden die Hoffnung, unter seiner Hand werde das Institut zu einem Flor gedeihen, zu dem ich es nie werde erheben können. Ich hielt es für meine Pflicht, da abzutreten, wo die Vorsehung Mittel zeige, für die Menschheit mehr zu leisten, als durch mich ge25 schehen könnte. Ich übergab das Etablissement mit Wehmuth, aber mit Hoffnung. Sie sind gescheitert, diese Hoffnungen; aber ihr Scheitern selbst brachte eine solche innige Vereinigung aller Lehrer des Instituts mit mir zu Stande und erhob das Ganze zu einem Enthusiasmus und zu einer so rein vereinigten K r a f t und 30 hatte zugleich auch für die ökonomische Bildung des Hauses so gute Folgen, daß ich den Aufenthalt des Instituts in Buchsee, wenn er auch nicht von weiterer Dauer seyn konnte, dennoch für dasselbe glücklich achte. Jetzt hat das Ganze in hier eine Consistenz gewonnen, die sich 36 jeder Prüfung unpartheiischer und einsichtsvoller Menschen nur freuen muß. Freilich aber fordert eine solche Prüfung Zeit, Ruhe und eine vorurtheilsfreye Ansicht. Das Urtheil von Buchsee, dessen Übersendung ich Ihnen herzlich danke, ist durchaus nicht durch-

48 greifend und so, daß es von einer wahren und umfassenden Ansicht herfließen konnte. Ich habe es mit Liebe zur Wahrheit und mit Anhänglichkeit an alles, was meinem Institute und meinen Zöglingen nützlich seyn kann, gelesen. Wahr ist's, in den frühern Jahren der Anstalt sind einzelne Theile der Methode mit einer ge- 5 wissen Einseitigkeit betrieben worden. Die Methode war eigentlich noch nicht da, sie mußte durch Versuche zu ihrer Würklichkeit gebracht werden. Aber auch diese Versuche geschahen durchaus nicht ins Blinde hinein; sie waren eigentlich nie willkührliche Veränderung, sondern nur nothwendig gefühlte, nähere Bestimmung, Aus- 10 dehnung, Anwendung und Vervielseitigung des würklich erprobten Guten der nie verlassenen Anfangspunkte, die ihnen immer zum Fundamente und zum Leitfaden dienten. So konnten freilich Menschen, die die Anstalt nur Stunden und Augenblicke sahen und weder den Ursprung noch den Zusamenhang des Ganzen 15 erforschten, sich einbilden, daß in den Tag hineingegriffene Abänderungen und Pröblereyen stattfinden; und in Buchsee kam dann noch hinzu, daß würklich ein neuer Mensch mit unbedingter Leitungsvollmacht an der Spitze der Anstalt stand, der bey allen seinen Vorzügen nicht schnell genug für den Geist und den Umfang 20 der Methode reif zu werden vermochte und mitten in der Festigkeit der äußern Führung im innern Wesen der Sache nicht ganz mit sich selbst und den Gehülfen, die ich ihm in der Anstalt zurückließ, übereinstimmend war. Das alles hat jetzt ein End genohmen. Die Methode ist auf 25 einen Punkt der Umfassung und Vollendung gereift, daß sie durchaus in keinem Stücke mehr als eine Probsache erscheint. Auch ist völlig unrichtig, daß im Geist der Sache irgend eine Spur von Steifigkeit liege. Es ist nur da Steifigkeit, wo sie schlecht und oberflächlich betrieben wird; und die Lehrer meines Hauses, deren so Zahl beträchtlich und deren innerer Werth unverkennbar ist, sind ungeachtet ihrer personellen Ungleichheit in Rücksicht auf die Methode und die Führung der Kinder nach derselben so einstimmig und in Rücksicht auf die Bedürfnisse des ganzen Umfangs einer naturgemäßen und die ersten Wünsche eines guten Vater- 35 und Mutterherzehs ganz zu befriedigen fähigen Erziehungsweise so weit vorgeschritten, daß ich auf dieses Fundament hin den besten Erfolg meiner Anstalt zum voraus mit Sicherheit erwarten darf. Ich habe aber durchaus nicht nöthig, mich auf meine individuellen Ansichten und Erwartungen zu berufen. Der Erfolg steht da, die 40

49 Kinder meiner Anstalt gewinnen täglich an Liebe, Einsicht und Kraft; sie sind gesund; im ganzen Hause, das über hundert Menschen stark ist, ist gegenwärtig keine einzige kranke Person. Die Methode bewährt in intellektueller Hinsicht Resultate, die ich 5 nicht einmahl geahndet hatte, und in Rücksicht auf die Besorgung der Gefühle des Herzens der Kinder kann ich Sie versichern, daß ich persönlich in Vereinigung mit allen Lehrern eine Sorgfalt anwende, die meiner Überzeugung, daß das ganze Glück des Lebens und die Realität aller übrigen Bildung auf das Fundament einer 10 wohlbesorgten Stimmung der zartern Fasern unsers Gemüths gebaut werden müsse und aus ihr herfließe, angemessen ist. Edler, lieber Herr! Die Anstalt besitzt gegenwärtig das Zutrauen des Kantons, in dem ich lebe, allgemein. Sie vergrößert sich mit jedem Monat und steht auf einem Punkte, wo sie ganz gewiß 15 der Welt wichtig werden kann. Die bedeutendsten Männer Deutschlands fangen immer mehr an, warmen Antheil an ihrem Schicksale zu nehmen, und es freute mich bis auf diese Stunde, daß der Erfolg, dessen ich bey Ihren Kindern sicher bin, für die Methode auch in Ihrer Gegend vortheilhaft seyn werde. 20 Glauben Sie an das alles, was ich Ihnen bis jetzt gesagt habe, als an das Wort eines biedern, redlichen Mannes. Man hat mir Hoffnung gemacht, daß Sie bald in unsre Gegend kommen. Sie werden alles finden, was ich Ihnen von Ihren Kindern gesagt habe, und sich sicher freuen. Und wenn Sie nicht kommen können, so 25 giebt es ja immer Gelegenheit, die Prüfung des Instituts und die Nachforschungen, die Sie über Ihre Kinder wünschen, einem Manne anzuvertrauen, der die Mühe nimmt, sich einige Tage in unsrer Mitte aufzuhalten und mit mir selbst über den Geist und die Mittel meiner Anstalt, sowie über ihre Resultate einzutreten. Genehmigen 30 Sie die Versicherung meiner Hochachtung und Ergebenheit —

1112. An Frossard. [Ende September 1805]. Indem ich Ihnen die Rechnung für die drei nächstfolgenden 35 Monathe zusende, mache ich es mir zur Pflicht, Ihnen in Gemeinschaft mit den Lehrern meiner Anstalt zu sagen, daß wir fortdauernd mit Ihrem jüngern Knaben wohl zufrieden sind. Sein 4

Pestalozzi Briefe V

50 flatterhaftes Wesen verliert sich immer mehr, und er giebt sich auch mehr Mühe, alles zu thun, was man von ihm erwarten kann, ist fleißig, gutmüthig und geliebt von den Lehrern und seinen Kameraden. Er geht in Rücksicht seiner Fortschritte mit den bessern unsrer Zöglinge gleichen Schritts, und wir sind sicher, daß er Ihren Hoffnungen und unsern Erwartungen entsprechen werde. In Rücksicht auf Ihren zweyten Knaben müssen wir freymüthig sagen: Es ist eine gewisse Art von Anmaßung im Sich-Hinwegsetzen über vieles, worüber sich einfache und unschuldige und wohlwollende Menschen nie hinwegsetzen sollen, in ihm eingewurzelt, die mir und uns allen viele Mühe macht. Er zeigt äußerst wenig Achtung für den größten Theil des Personals im Haus, unbefangne und reine Liebe kettet ihn an niemanden, und wir haben durchaus keine Spuren, daß er jemandem von uns einigen Dank schuldig zu seyn glaubt, ungeachtet er ganz gewiß einer derjenigen ist, der dem ganzen Personale am meisten Mühe gemacht hat. Natürlich ist der Mangel dieser Gefühlen, die wir bey ihm wünschten, nicht um unsert, sondern um seinetwillen drückend. Ich kenne keine Menschengröße, die, wenn ihr Liebe zur Basis mangelt, nicht eitel ist und unter leichten Umständen zu Abgründen führt. Es ist gewiß, daß sein Kopf und seine Hand weniger Fortschritte zeigen, weil keine innere Wärme sie belebt und antreibt. Ich muß freymüthig sagen, daß diese uns drückende Herzlosigkeit seit Ihrem letzten Daseyn eher zu- als abgenommen. Steigende Prätensionen verwirren die Unschuld seiner frühern Ansichten und machen seine Führung von dieser Seite immer lästiger und beraubt ihn auch vielseitig der Liebe seiner Kameraden. Dann folgen natürlich mißmuthige Augenblicke, die aber zu nichts dienen, als die Stimmung, welche die Ursache der Übel selbst ist, noch mehr zii erhöhen. Es ist traurig, wenn Knaben von diesem Alter irgendetwas mehr zu seyn glauben als Knaben und durch ihre aüßern Umgebungen dahin gelenkt werden, selber eine Art Verachtung auf das zu werfen, was ihnen heilig seyn soll und worüber andere zu Thränen des Danks und der Liebe gebracht werden können. Es war eine Zeit, da ich sein Vertrauen besaß und glaubte, mit Erfolg diesfalls auf ihn gewirkt zu haben; aber seit einiger Zeit fliegt er wie ein Schmetterling mit seinem Vertrauen bestimmt allemal zu demjenigen, von dem er glaubt, er lebe ihm am meisten zu Gefallen und schweige über das, was er nicht gern hört. Die Offenheit, mit der ich rede,

51 wird Ihnen beweisen, daß ich seine Rückkunft seines Vertrauens gegen mich wünsche, und ob ich mich gleich in Rücksicht auf den äußern Detail meiner Anstalt mit Vertrauen der Thetigkeit und der Liebe meiner Gehülfen überlasse, so bleibt es dennoch die täg5 liehe Angelegenheit meines Herzens, alle meine Kinder mit Vaterliebe an mich zu ziehn und in ihnen die Gefühle eines reinen Kindersinns, die das Fundament einer jeden wohlgegründeten Erziehung seyn müßten, zu erregen und zu beleben, und ich muß gestehen, mein Herz wird durch nichts so beklemmt, als wenn ich 10 bey einem meiner Zöglinge Mangel an Empfänglichkeit für diesen Sinn finde. Mitten durch alle diese Schwierigkeiten, die mir diese Umstände in den Weg legen, werde ich fortfahren zu thun, was mein Herz mir hierüber zur Freude und zur Pflicht macht, und hoffe, das Beyspiel der bey meinen Kindern täglich mehr auf15 keimenden Liebe und Unbefangenheit werde allmälig auch ihn ansprechen und gewisse zerstörende Neigungen und Ansichten in ihm mildern und verschwinden machen. Genehmigen Sie die Versicherung der Hochachtung, womit ich die Ehre habe — so

1113.

An Lionsün. [Ende September 1805]. Bey Einsendung der Rechnung Ihres Sohns nehme ich die Freyheit, Ihnen zu sagen, daß ungeachtet wir fortfahren, die Anlagen 25 Ihres Knaben in Rücksicht auf Kopf und Herz befriedigend zu finden, wir dennoch den Mangel an K r a f t und Fertigkeiten bemerken, gegen welchen gearbeitet werden muß; er kommt nicht regelmäßig, oft zu spät in seine Stunden und zeigt eine Art von kindischem Wesen, die der Einfluß seiner Bildung mehr mindern 30 sollte, als wirklich geschieht. Indessen kann man sich über seinen Fleiß und sein Betragen nicht beklagen, nur ist sein Fleiß nicht ausharrend; er fängt oft mit großem Eifer an, nach einer Viertelstunde ist er oft gleichgültig und zerstreüt. Dennoch macht er bemerkbare Fortschritte in mehreren Theilen des Unterrichts, und 35 wir hoffen, Ihnen immer bessere Nachrichten geben zu können, um so mehr, da sein Herz gut ist und er wirklich Anhänglichkeit und Zutrauen gegen seine Lehrer zeigt.

4*

52 E s war mir leid, daß ich letzthin Sie nicht in Lausane antraf. Es hätte mir Vergnügen gemacht, mit einiger Weitläufigkeit über Ihren Knaben und seine Verhältnisse mit Ihnen reden zu können. Es würde mich freüen, Sie bald wieder einmal hier zu sehen. Leben Sie wohl und seyen Sie der Achtung versichert, mit der ich die 5 Ehre habe zu — 1114. Herrn Ewald in Bremen. [Ende September 1805]. Lieber, theurer Freund! Ich bin, seitdem ich Sie sah, durch 10 vieles durchgegangen; aber wenn Gott durch seinen treusten Engel mich durch alles dieses an der Hand hindurchgeführt hätte, ich hätte nicht glücklicher seyn können. Aber warum rede ich also? E r hat mich hindurchgeführt, und ich bin glücklich. Der Ruin meiner Anstalt wäre entschieden gewesen; die besten Folgen meiner 15 Arbeit und die Fundamente alles meines künftigen Wirkens wären gänzlich untergraben worden, wenn die Trennung zwischen diesen zwei Etablissements in Buchsee und Iferten nicht plötzlich aufgehört hätte. Fellenberg baut die Rettung der Welt auf den Anbau seines Hofs; ich habe nichts, wo ich mein Haupt hinlegen kann. 20 Mein Herz ist mein Alles. Und was sich nicht an dieses Herz knüpfet, gegen das habe ich keine Gewalt. Denken Sie sich jetzt die Ungleichheit dieser beiden Wege und die Kraft Fellenbergs, den sei-^ nen geltend zu machen. E r baut auf alle Mittel der Welt, um die Welt durch ihre eigne Kraft — ich weiß nicht, ob ich sagen soll, zu 25 besiegen oder an sich zu ziehen. Ich will nichts als mein Herz der Welt zum Opfer bringen und Menschen bilden, die eben dieses und nichts anders suchen. E r ist indessen durch einen bestimmten Plan, durch bestimmte Mittel an seinen Weg gebunden; ich und die Meinigen wollen durchaus auf nichts bauen, das uns bindet und 30 gegen die reine und freye Ausübung unserer Grundsätze bindet und beschränkt. Gehe das Beste unsrer Kraft nach Süden oder nach Norden, das ist Gottes Sache, es geht uns nichts an. Uns ist genug, die Mittel der Menschenbildung immer mehr christlich und rein zu erhalten. E r aber — ich muß es frey sagen — braucht für seinen 35 Zweck eine Gewalt, die ihm nicht immer erlaubt, in den Mitteln die Delikatesse zu gebrauchen, die die wahre Beförderung alles

53 Guten unbedingt anspricht. Ich wünsche seinen Zwecken aufrichtigen Erfolg, sie sind für das Vaterland höchst wichtig; aber er hat diese Zwecke an Weltpositionen gebunden, die ihn zwingen, Weltmann zu seyn, um Weltpositionen mit Weltkraft durchzusetzen. 5 Die Anstrengung, die er sich selbst für diese positiven Zwecke giebt, untergräbt die Unbefangenheit der reinen Ansichten der Fundamente des Volkswohls mit jedem Tag mehr. E r sieht, wie die besten unserer Staatsräthe unserer Zeit, die Masse des Volks und sein Werk im Großen. Das Individuum und die Ansprüche der 10 Menschennatur im Individuo verschwinden immer mehr in seinem gespannten Geist. E r stoßt die Gefühle der Einzelnen bis zum Zerreißen. Ich litt in keines Menschen Gegenwart, wie ich in seiner Gegenwart litt, und meine Lehrer vom ersten bis zum letzten konnten ihn nicht mehr ertragen, und auch die Kinder hingen nur um 15 momentaner Vergnügungen willen an ihm. Freund, seine Größe wird Weltgröße, und wir sind geschieden. Möge es ihm wohl gehen; aber auf gleicher Bahn finden wir uns nicht wieder. Ich ward einige Wochen in Angst gesetzt. Ich glaubte, das Vertrauen, das er suchte und dem Anschein nach gewonnen, werde es mir schwer ma20 chen, den Faden mit den Eltern wieder anzuknüpfen, wo ich ihn gelassen. Aber Gott, der über meiner Anstalt von dem Anfang an wachte, lenkte die Herzen der Menschen, die ich brauchte. Die Anstalt ward durch das, was ihr Gefahr zu drohen schien, wirklich gerettet und auf einen Fuß gebracht, auf den sie, ohne diese Ge25 fahren überstanden und durchlaufen zu haben, nie gekommen wäre. Die Masse der Lehrer ist unter sich vereiniget, wie sie noch nie vereinigt war, immer enthusiastischer für den Zweck, immer kraftvoller in den Mitteln und immer harmonischer. In der Ausübung erprobet der Erfolg meiner Anstalt den Werth der Methode 30 mit jedem Tag mehr, und das Zutrauen der Gegend wird täglich größer. Unser Beyeinanderseyn erneuert wieder die schönsten Tage von Burgdorf. Jeder Mensch, der im Hause ist, ist, was er ganz ist, und ich will von keinem, daß er um meinetwillen oder um der Anstalt willen irgendetwas sey oder werde, wozu nicht das 35 Ganze seiner Anlagen ihn von selbst hintreibt. So athmet um mich her alles frey; aber dieses freye Athmen macht auch alle enthusiastisch arbeiten und unbedingt vertrauen. Der Vater des besten Hauses hat von Kindern, die mit Treu und Dank an seinem Herzen hangen, nicht die Hülfe, die ich von meinen Freunden habe. 40 Es ist über allen Glauben, mit welcher K r a f t sie sich meinem

54 Zweck hingeben und wie sie hinter sich immer mehr Jünglinge zu eben dieser K r a f t und zu eben dieser Hingebung emporheben. Lieber, treuer Bruder, ich darf meinem Tod mit Ruhe entgegensehen und morgen sagen: Nun, Herr, lasse den armen, alten Müdling hinfahren, meine Augen haben die Sicherheit des Erfolges meiner Bemühungen gesehen. J a , Freund, meine Hoffnungen sind sicher! Dank auch Dir, tausend Dank, was Du für sie thust. Tausend Dank für Dein Buch und für alle Weisheit und alle K r a f t , mit der Du die wichtigsten Menschen dadurch für unsere Zwecke gewonnen hast und gewinnen mußt. Immer mehr überzeugt, daß alle intellektuelle und bürgerliche Mittel der Erziehung die Menschennatur nur dadurch befriedigen, daß sie reinen, religiösen Ansichten untergeordnet und mit ihnen in den ungetrenntesten Zusammenhang gebracht werden, danke ich Dir, theurer Bruder, für die K r a f t und Heiterkeit, mit der Du diesfalls die Tendenz der Methode für Religiosität und Moralität ins Licht gesetzt hast. Erst wenn diese Seite gerettet, dürfen wir uns dann unbesorgt der Fortschritte freuen, welche die Methode in intellektueller und in Kunsthinsicht immer mehr macht. Und sie ist gerettet, sie ist durch Deine Stimme gerettet, und unser Thun steht täglich mehr zu Deinen Worten und zu Deinem Zeugnis. Unsere Mittel werden mit jedem T a g einfacher, umfassender und zusammenhängender und anwendbarer. Es steht ein Alphabet der Anschauung da, das mit dem, was vorher geleistet worden ist, nun in keine Yergleichung mehr kommt, und die Bearbeitung der Sprache bahnet der Methode einen allgemeinen Weg für die wissenschaftlichen Ansichten und füllet Lücken aus, deren Daseyn bis jetzt das größte Hindernis der Anerkennung ihrer Vortheile war. Kurz, Ewald, es geht. Ich habe Freuden in vollem Maß, von denen ich vor einigen J a h r e n noch nicht einmal geglaubt hätte, daß mir nur ein taüschender Schatten davon zutheil würde. Es geht allenthalben; doch Sie wissen sicher mehr als ich von dem, was auswärts geschieht. Unter den für die Methode gewonnenen bedeütenden Männern ist Fürst Esterhazzi.

55 1115. Albumblatt für Lotte Lutz. [Oktober 1805]. Machen Sie jez die Tage Gruners so unbewölkt heiter, wie Sie 5 hier die Tage seiner Freunde unbewölkt heiter gemacht haben. Zum Angedenken von Deiner genossenen Freundschafft von Pestalozzi. 1116. Albumblatt für Friedrich Fröbel. ίο

[Oktober 1805].

Der Mensch bahnt sich mit der Flamme des Denkens und mit dem Funken des Redens den Weg zu seinem Ziel, aber er vollbringt diesen Weg, er vollendet sich selber n u r durch Schweigen und Thun. is Wie ein Ritter vom heiligen Gral sucht er sehnsüchtig das Heil, d. h. Aufschluß über das Rätsel des Daseins, und als er diesen Aufschluß gefunden zu haben glaubt, setzt er hier seine Hebel an zur Errichtung seines erziehlichen Gebäudes. Er sieht nur in sich selbst hinein, arbeitet unablässig aus sich selbst heraus und be20 achtet und weiß kaum, welch reiche Blüten das allgemeine Geistesleben um ihn herum treibt.

1117. An Bernhard Meyer von Schauensee. Iverdun, den 11. October 1805. 25

Lieber theurer Freund! Nach so langem Schweigen machte Dein Brief mir eine außerordentliche Freude; er brachte mir tausend Rückerinnerungen ins Gedächtnis. Ja, Freund, nach allem, was geschehen, ist es ein Wunder, daß ich noch stehe. So vieles, das uns Hoffnung erregte, verschwand, und eine halbe Welt verblutete 30 umsonst. Indessen gedeyht mein kleines Pflänzgen: ein nichtiger W u r m schien genug, um es zu zernagen; es schien wirklich tief an-

56 gegriffen; so lange es keimte, mußte es nur serben, und serbend ward es mir aus dem Boden gerissen und in unfreundlicher roher Witterung immer wieder neu verpflanzt. Und doch starb es nicht, seine Wurzeln wurden immer stärker und breiteten sich immer mehr aus. Thoren spotteten lange seines welkenden Krauts, und 5 Esel, die sein Verderben suchten, sprachen laut: es lohnt sich nicht einmal der Mühe, es auch nur zu vertretten; so gewiß glaubten sie seinen Tod durch sein eigenes inneres Verderben. Aber Gott that mir für mein Werk über mein Hoffen und Erwarten. Mein Unternehmen ist gerettet, die Zahl der Menschen, die mich jetzt in har- 10 monischer Thätigkeit unterstützen, ist groß. Der kleine Stein, den ich an den Gipfel des Berges geworfen, wird sich wie eine Lauwine welzend vergrößern. Meine Jünglinge sind Männer geworden, deren mehrere mit den erlauchtesten Männern Europas reden dürften. Viele von ihnen werden reden, aber ihr Reden wird nicht eitle 15 Speculation seyn; sie werden einfach sagen: so machen wir's, und die Würkung auf den menschlichen Geist ist diese. Lieber! Es wundert mich, wie Du den Sieg der Methode und die Gewißheit der Erziehungs-Reformation, die sie hervorbringen wird, voraus als sicher ansehen könnest, ohne die neuen Resultate der- 20 selben zu kennen. Sie sind sehr groß und entscheidend für den Sieg der Methode. Ich wünschte sehr, wenn es immer seyn könnte, nur auf ein paar Stunden mit Dir sprechen zu können. Jetzt kann ich nicht vom Platz, aber ich muß alle Jahr ein paar Mahl ins Argau, und da könnten wir uns in Hallwyl ein Rendezvous geben 25 oder an irgend einem andern Orth, wo mich meine Reise ins Argau hinführen muß. Ich warte in jedem Falle gerne auf Deine Gelegenheit, nur kann es nicht wohl vor'm neuen Jahr seyn. Sage Rütimann, wenn die ersten meiner Zöglinge keine Politiker seyn werden, sie sicher den besten der Politiker brauchbar werden. 30 Sage Moor und Müller, meine Methode nähere sich immer mehr der reinen Ansicht des Christenthums an, ich baue meine Hoffnung für die Welt immer mehr auf Menschen, deren Ansichten von Gefühlen gestimmt werden, als auf Menschen, deren Ansichten die bloße Sache ihres Kopfs und der Eigenheit ihrer geistigen Bildung seye. 35 Lieber Meyer, wir laufen jezt im Vaterlande umher, wie Lisaboner gerade nach dem Erdbeben in ihrer Stadt. Ein jeder will sein altes Haus und findet Ruinen. Aber niemand weint bey den Ruinen, und niemand sucht für die Zukunft einen sichern Boden, und wir gleichen ganz einer geschlagenen Armee, die nach der 40

57 Schlacht, die sie mit Schande bedeckt, keine größere Angelegenheit hat, als bey allen Trödlern herum zu laufen, um sich neue und weit glänzendere Epaulettes und Portepees zu kaufen, als sie vor der verlohrenen Schlacht getragen haben. 6 Adieu! Der gute K a u f m a n n hat uns viel Freude gemacht. Meyer von der Liquidations-Commission hat seinen Sohn in dem Zeitpunkte zurückgezogen, wo er genau angefangen hätte, K r a f t zu erhalten. Dein Dich ewig liebender Pestalozzi.

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1118. An Niederer.

[Oktober 1805].

Lieber Theurer! Ich begreiffe wohl, daß Du lieber lebst als 15 schreibst; es geth mir vollends auch so: selber Dir m a g ich nicht schreiben, so böser Laune bin ich. Diese ist so bös, daß ich eben an den Kopf greiffe und nicht weiß, was ich Dir sagen soll. U n d es ist doch so vieles, das ich sagen sollte. Aber wo anfangen und wo die Geduld hernehmen, um zu enden? Ich fühle eine Neigung, die 20 mich anzieht zu schweigen, wie die Schwerkrafft die Körper an die Erde anzieht. Wir haben v a s t imer Fremde, und ich bin müde. E s fangt mich an eine Sehnsucht nach Dir anzuwandeln, die mich ungereimt gegen die macht, die um mich sind und in denen ich Dich nicht feinde. K o m jez doch bald! Aber in aller Welt möchte 25 ich nicht Dich in der Laune um mich haben, in der ich selbst bin. Wydenmann ist noch nicht d a ; auch er mangelt mir sehr. Kreüsi geth, ich denke, sobald Du komst, fort. E s thut vieles noth, das ich nicht allein zu meistern vermag. K o m jez doch! Aber versäume Stapfer nicht. Meine Schrifft ist nicht lesbar geschrieben und noch 30 nicht lesbar gedacht. Ich will fertig machen, was ich kan, bis Du komst. Mit Cotta pressirt's; schreib ihm doch! Adieu, Dein hässiger Freund Pestalozzi.

58 1119. An Gruner. [Oktober 1805]. Lieber Gruner! Es freute uns, Herrn Fröbel kenen zu lernen; er hat mit seinem ganzen Feuer an allem theilgenohmen, was wir 5 thun, und ich hoffe vieles von seinem Kopf und von seinem Herzen für die Beförderung unserer gemeinsamen Zwekke. Mir ist leid, daß er ohne Jungfer Luz verreiste; doch ich hoffe, die Kriegsgefahren syen noch nicht so nahe, um ruhig von Ihnen noch Antwort zu erhalten. Mögen Sie glücklich syn, lieber Gruner, wie Sie es 10 verdienen! Ich hoffe es, hoffe es und glaube immer mehr an das Glük von Menschen, die im Vertrauen auf Gott muthvoll die Pfade des Lebens betretten und sich nie, Gefahren zum voraus träumend, von dem ablenken lassen, wozu sie ihr Geist und ihr Herz vereinigt hintreibt. 15 Adieu, lieber Freund! Ihr ewig treuer und dankbarer Pestalozzi. 1120. An Mittelholzer. Den 14. Oktober 1805. 20 Lieber Herr Mittelholzer! Lieber Freünd! Ich habe nun seit anderthalb Jahren mit meiner Anstalt das Lokal geändert und dadurch öconomisch außerordentlich gelitten. Auch sind in hier die Lebensmittel alle theurer als in Deutschland, und die Zeitumstände drohen den gewöhnlich theüren Preys der Lebensmittel 25 noch mehr zu erhöhen. Unter diesen Umständen ist es mir unmöglich, mit der Pension in dem Verhältnisse zu bleiben, in welchem ich dieselbe angefangen habe. Die Pension ist gegenwärtig auf 25 Louisdor gesezt, und bey den Maßregien, die ich hier ergreiffe, und bey dem, was hier geleistet, ganz gewiß außerordentlich 30 mäßig. Ich will indessen aus alter Freundschaft für Sie bis auf das Neujahr im angenohmenen Verhältnis der 16 Louisdor bleiben und erst mit Anfang künftigen Jahres Sie ä raison zu 25 Louisdor verrechnen. Indessen bitte ich Sie dringendst, dasjenige der Rechnung, das bis jezt verfallen ist, mir ungesäumt zu entrichten. Das 35 Etablissement komt durch Rückstände in die größte Verlegenheit; ich kann sie ohnmöglich ertragen. Ich habe indessen das Ver-

59 gnügen, Ihnen zu sagen, daß Ihr Sohn gegenwärtig in allen Rücksichten Fortschritte macht. Leben Sie wohl, lieber Freund! Ich verbleibe mit Achtung und Ergebenheit 5 Ihr Sie liebender Freund— 1121. Herrn Pfarrer Kappeler, Actuar des Schulraths in Frauenfeld. Den 15. Oktober 1805. ίο

Insonders hochgeehrter Herr! In höflicher Erwiederung Ihres schäzbaren Schreibens vom 10. dis versichere ich Sie des freundschaftlichsten Empfangs, der dem von dem hochlöblichen Schulrath Ihres Kantons zur Erlernung meiner Unterrichtsmethode ausgewählten Jüngling bey uns zubereitet ist. Es ist schon dafür ge15 sorgt worden, daß er bey honneten Burgersleuten hier eine Bewohnung finden wird. Belangend den Gegenstand der vierteljährlichen Pension dieses jungen Mannes, so werde ich denselben nach Ihrer Gelegenheit baar durch die Post erwarten. Genehmigen Sie bey diesem Anlaß 20 wiederholt die Versicherung der vollkommensten Hochachtung und Ergebenheit, womit ich die Ehre habe zu seyn Ihr gehorsamer Diener — 1122. An Unbekannt. 25

[Oktober 1805].

Hochgeehrter Herr! Ich erinnere mich immer mit Vernügen der Aufmerksamkeit, die Sie in Burgdorf auf die Anfänge von Erziehungsversuchen warfen, die jez allmählig zur Reifung zu gedyen anfangen. Ich bitte Sie, gönen Sie diesen Versuchen forthin Ihre 30 Aufmerksamkeit. Ich wünsche nicht, daß man ihnen ohne ernste Prüfung Byfall gebe; aber ich bitte hingegen sehr, daß man selbige dieser Prüfung würdige. Es geschieht würklich vielseitig, und besonders haben von Seiten ihres religiösen und moralischen Einfluß Männer von bekandten religiösen Grundsäzen der Methode auch 35 von dieser Seiten ihren Byfall geschenkt. Ihr Canton ist mehr als

60 wenige andere dem Geist der Methode nahe, und die Vortheile, die dise dem Vatterl[and] — 1123. An Gräfin Schimmelmann. Yverdun, den 18. Oktober 1805. 5 Edle gnädige Gräffin! Ich kan den Augenblik des Dasyns eines Ihrer Verwandten, Herren Grafen von Budissin nicht vorübergehen lassen, ohne Ihnen ein Werk und einen Menschen wieder in Erinerung zu bringen, die Sie beyde vor so viel Jahren mit Ihrer Wohlgewogenheit und mit Ihrem Byfall beehrten. 10 Ich konte damahl den Hoffnungen nicht entsprechen, die Sie auf mein Werk setzten; es war noch zu unreif. Ich wußte selbst nicht, in welchem Grad es dieses noch war. Sinther, edle Freundin der Menschheit, ist es mehr gereiffet und nehert sich mit jedem T a g mehr dem Punkt, auf welchem seine Anwendung und all-15 gemeine Einführung mit Sicherheit erzihlet werden kan. So schmerzhaft mir das damahlige Mißlingen der Sach in Ihrem Vatterland war, so gewüß bin ich jez, daß dieses Land, dessen weise Regierung unter allen anderen die erste Aufmerksamkeit auf mein Werk warf, den Seegen desselben sich ganz gewüß mit vor- 20 züglicher K r a f t eigen machen wird. Genehmigen Sie, gnädigste Gräffin, der ehrforchtvollsten und dankbarsten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen Dero unterthenig gehorsamster Diener 25 Pestalozzi. 1124. An Herrn und Frau Collomb. [Um den 20. Oktober 1805], Liebe Freunde! Sie fahren immer fort, uns mit allem Guten, das 30 Sie haben, Kennzeichen Ihrer fortdauernden Liebe und Anhänglichkeit zu geben. Das freut uns herzlich, nur thut es uns weh, daß wir auf unserer Seite nicht ebenfalls Ihnen etwas Angenehmes erweisen können. Ihre Trauben waren vortreflich und übertrafen das weit, was wir von diesem Herbst erwarten durften. 35

61 Liebe Freunde, es geht hier fortdauernd gut; die Einigkeit des Hauses wird immer größer, und durch die Übereinstimmung, mit welcher jetzt alle Lehrer gegenseitig handeln, bekommt die Methode eine Art von innerer Einheit, eine Art Geschlossenheit in sich 6 selbst, deren Folgen auf das Ganze unsers Instituts eine äußerst wohlthätige Würkung hat. Auch der Baum, der in Burgdorf blühte, in Buchsee einen heißen Sommer überstand, nähert sich den frohen herbstlichen Tagen, in denen hie und da schon einzelne Früchte gereifet, von seinem Baume fallen, ίο Ich möchte so gern wieder einmal zu Ihnen kommen und Ihnen sagen, wie fortdauernd sich Ihre Knaben auszeichnen, wie sie immer uns allen lieb sind und uns in keinen Stüken Mißvergnügen und Sorgen erweken. Da ich nicht kann, kommen Sie einmal wieder zu uns und überraschen Sie uns und Ihre lieben Kinder wie das 15 letztemal. Sie machten uns einige Hofnung, daß ein längerer Aufenthalt in unserer Mitte möglich wäre. Sie wissen, daß Jungfer Lutz nach Frankfurt verreiset. Sonst ist alles im Alten. Das ganze Haus ist gesund, alles wechst und drüht. Ich bin allein alt und nehme allein ab. Das würde mir nichts 20 machen, wenn ich in der Jugend auch zugenommen hätte, wie viele der Menschen, die mich jetzt umgeben, in ihrer Jugend und in ihrem besten Alter zunehmen und einer Reifung entgegen gehen, die mir nie zutheil ward. Doch gottlob, ich genieße doch, was ich nicht selber besitze, und meine Anstalt nähert sich einer Umfas25 sung, zu der ich sie nie gebracht hätte, wenn ich nicht so glüklich gewesen wäre, Menschen an meiner Seiten zu finden, die, indem sie das nehmliche mit mir suchen, ihr Streben in vielen Rücksichten mit Kräften unterstützen, die mir mangeln. Freuen Sie sich meines Glüks, liebe Freunde, und glauben Sie 30 immer an die Aufrichtigkeit der herzlichen Liebe, mit der ich immer seyn werde — 1125. An Herrn Prof. Develey. [Um den 20. Oktober 1805], 35

Ihre Zuschrift, die Ihre Überzeugung von der Nutzbarkeit unserer Methode so bestimmt und herzlich ausdrückt, machte mir sehr viel Vergnügen. Ich fühle mich glücklich, täglich mehr Men-

62 sehen, deren Urtheil als competent angesehen werden muß, Interesse für diesen Gegenstand nehmen zu sehen, und finde darinn eine Art von erquikender Vergeltung aller Mühseligkeiten, durch die ich mich noch immer durchschleppen muß. Ich danke Ihnen für die Assignation von Fr. 100, deren Betrag ich empfangen und Ihnen gutgeschrieben. Fragen Sie doch bey Herrn Daples Steiner, der in kurzem hieher kommen soll, und bey Herrn , der nächstens zwei Knaben hieher bringen soll! Ich denke, daß einer von den Herren wohl die Gefälligkeit nehmen wird, die Effekten, die Sie Ihrem Knaben zusenden wollen, zu übernehmen, wodurch Sie die theure Fracht, die Floquet fodert, wohl ersparen können. Ihr Kleiner ist ganz wohl und gewöhnt sich sehr gut. Ich will dafür sorgen, daß er das, was er schreiben will, einem seiner Kameraden angiebt. Meine Mitarbeiter freuen sich Ihrer Zufriedenheit und Ihres Andenkens. Und ich bitte Sie, die Versicherung der Hochachtung und Dankbarkeit zu genehmigen, mit der ich die Ehre habe zu seyn Ihr P. 1126. Mr. Dumartheray ä Rolle. Le 22e octobre 1805. Die Sorgfalt, mit welcher Sie selbst mein und meiner Lehrer Urtheil über Ihren Knaben prüfen, macht der Solidität Ihres Vaterherzens Ehre. Sie haben recht, es ist leicht, aus dem Schein einiger Fortschritte zu einem zu vortheilhaften Urtheil sich verleiten zu lassen; aber wir freuen uns, dennoch Ihnen mit Ruh bestätigen zu dürfen, was wir Ihnen von Ihrem Sohn gemeldet. Nur müssen wir Sie auf die Art und den Zusammenhang unsers Unterrichts aufmerksam machen, um den Anschein widersprechender Umstände erklären zu können. Da wir in Rücksicht auf das Rechnen die Anschauung der Zahlenverhältnisse unbedingt zu Fundament legen und durchaus die Übung mit dem Ziifernrechnen auf die Seite setzen, bis das erste auf einen gewissen Punkt von Vollendung gebracht ist, so mußte es Ihnen, wenn Sie Ihren Sohn in den gewohnten Ziffernrechnungen : nach den gewöhnlichen Regeln geprüft haben, nothwendig scheinen, daß er darinn keine Fortschritte gemacht habe. Wenn Sie den

63 P u n k t erwarten, der durchaus nicht zweifelhaft ist, sondern sich bey allen unsern Zöglingen erwahret, in welchen das Bewußtseyn der Verhältnisse in einem gewissen Umfang im Geist der Kinder selber gereifet und ihnen die Operation des Geistes, infolge des Be5 wußtseyns weiter zu schließen, habituell geworden, so wird sich denn die intensive Erhöhung der Kraft auch in den Anwendungen der Ziffernrechnungen unbedingt zu Ihrer Befriedigung zeigen. Zählen Sie darauf, wir geben Ihnen hier keine traümerische Hoffnungen. Was ich sage, ist die Erfahrung, die bey allen unsern Kin10 dern, die ein paar Jahre bey uns gewesen sind, die nehmliche gewesen ist. Das vorausgesetzt, dürfen wir Ihnen denn bestimmt versichern, daß Ihr K n a b auf diesem Pfade mit Erfolg seinem Ziel entgegenrückt und die K r a f t seines Geistes sich stärkt. In Rücksicht auf das französische Lesen mögen Sie wirklich 15 recht haben, daß der Eifer, ihn die Sprach selber kennen und reden zu lehren, uns gehindert hat, dem Lesen für jetzo soviel Zeit zu widmen, als es nöthig ist, wenn man das Lesen vor der Kenntnis der Sprach und vor der Kenntnis der Sache weit treiben möchte. Wegen der deutschen Sprache sollen Sie, wie mir die Lehrer, die 20 von Buchsee hieher gekommen, versicherten, immer so berichtet worden seyn, daß sie keine großen Fortschritte erwarten konnten, indem er wirklich in dem Unterricht in der deutschen Sprache einer unsrer schwerfälligsten Zöglinge ist und sich im Reden mit seinen Kameraden niemals hat üben wollen. Es ist gegenwärtig 25 noch fast der nehmliche Fall, und wir bitten Sie, ihn mit uns gemeinschaftlich zur Erzielung größerer Fortschritte in diesem Punkte zuweilen zu ermuntern. Was Sie mir in Rücksicht seines Herzens und seines Charakters sagen, bestätiget, wie sehr wir im Ganzen Ursache haben, mit dem 30 Erfolge unserer Bemühungen zufrieden zu seyn. Wir sehen alle einzelnen Theile des Unterrichts in Vergleichung mit dem Ganzen des Charakters eines Kindes für Nebensachen an und glauben, die Garantie des Erfolgs alles Unterrichts finde sich nur in der vollendeten Ausbildung des ersteren. Alles, was Kopf und Hand geben 35 kann, kommt gewiß nach, wenn das Herz eines Kinds solid gut ist. Ich bitte Sie also, mit uns in der Überzeügung, daß Ihr Sohn von dieser Seite gewonnen, eine Art von Sicherheit zu erkennen, daß er in allen andern Rücksichten in dem Grad solid werden werde, als er in der ersten mit Sicherheit zunimmt. 40 Ich glaubte Ihnen diese Erläuterung, die ich als im Wesen der

64 Menschennatur gegründet glaube, machen zu müssen und zugleich Sie zu versichern, daß die Fortsetzung Ihrer väterlichen Bemerkungen uns in jedem Fall aüßerst angenehm werde.

1127. An Herrn von Bonstetten.

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Den 23. Oktober 1805 abgesandt. Lieber Herr von Bonstetten! Daß Sie sich mitten durch allen Widerspruch immer mehr von der Wahrheit und dem Nutzen meiner Methode überzeugen, macht mir herzliche Freude, und ich bin gewiß, ein Aufenthalt von ein paar Tagen in unsrer Mitte wird 10 Ihre diesfällige Überzeugung vollenden. Was Sie von der Nothwendigkeit des Ankettens der Mittel meiner Methode an die wissenschaftlichen Ansichten reden, ist ganz gewiß; aber ich bin überzeugt, wir müssen dieses Ziel durch Yorschreiten unsrer selbst in allen Fächern der Methode zu erreichen suchen. Dieses wird gewiß 15 kommen, und wir nähern uns demselben immer mehr. Die Bearbeitung der Sprache sowohl als diejenige der Form sichern uns, sehr bald auf einen Standpunkt zu kommen, auf welchem die gebildetesten wissenschaftlichen Menschen fühlen müssen, daß unsre Ansichten und unsre Mittel zu allem dem hinführen, zu dem sie 20 meistens nicht durch die Vorzüge ihres Schulunterrichts, sondern durch sich selbst und glükliche Umstände gekommen sind. Ich danke Ihnen für die Anerbietung, die Sie uns machen, einen unsrer Jünglinge diesen Winter nach Genf zu nehmen; es wäre uns würklich vortheilhaft, wenn wir dieses Anerbieten annehmen 25 könnten; aber wir können von denen, die Ihr Anerbieten vorzüglich benutzen können, jetzo durchaus keinen entbehren. Indessen hat Herr Develey von Lausanne, der über diesen Gegenstand mit Ihnen gleich denkt, uns versprochen, über die Führung unsrer besten Zöglinge zu den mathematischen Wissenschaften mit uns so einzutreten. Uber alles dieses dann, lieber Herr von Bonstetten, mehreres mündlich. Sobald ich weiß, daß Sie in Valere sind und einen ruhigen Abend für mich haben, so komme ich zu Ihnen und bitte Sie dann, so geschwind als möglich uns zu besuchen. Ihre Welt- und Men- 35 schenkenntnis bürget mir, daß Sie in den würklichen Vorschritten

65 meiner Unternehmung eine Garantie für das Äußerste und Höchste finden werden, was Ihre Menschenliebe Sie für die Bildung unsers Geschlechts wünschen machen muß. Leben Sie wohl! 6

1128. Mr. Burnier, Greffier ä Lutry. Le 27 octobre 1805.

Ich freüe mich des Zutrauens, mit dem Sie mir Ihre Knaben anvertrauen wollen. Ich erkenne die Vorzüge der Anlagen, die Sie in ίο Ihrem Schreiben berühren, und versichere Sie, daß ungeachtet der Verschiedenheit der Mittel, mit der wir diese Anlagen zu entwickeln und zu stärken suchen werden, Sie dennoch sehr bald Proben der Fortschritte, die er auf unserem Wege piachen wird, erhalten werden. Sie wissen es wahrscheinlich schon von Madame 15 Jaquerot, daß unser Gang einfach die Entwiklung des menschlichen Geists früher zu erzielen sucht, ehe er das Kind in Wissenschaften, die über seiner Sphäre sind, hineinführt. Sie werden aber für jede Wissenschaft fähiger, in dem Grade, als sie mit gereiftem Kräften zu derselben kommen.

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1129. An Fellenberg. [um Oktober 1805].

Mein Lebensende komt vor dem End meiner Mühseligkeiten. Fellenberg, nachdem ich es endlich dahin gebracht, daß die Ahn25 dung von der Möglichkeit einer naturgemeßen Elementarbildung zu einer unwiedersprechlichen Würklichkeit reifet, nachdem ich es einmahl so weit gebracht, daß ich mit den Mitteln, die jez in meiner Hand sich für das Wohl von Europa und besonders für das Wohl der Verlassenen und Armen [befinden], leisten kan, was vieleicht 30 niemand, habe ich keine größere Angelegenheit, als alles das zu beseitigen, was eine unzerstreute Aufmerksamkeit und Mitwürkung zu dem, was ich noch vor meinem Hinschwinden für meinen Zwekk leisten kan, [hindert]. In dieser Rüksicht wünsche ich eine schnelle Beendigung unsers Rechnungsgescheffts. Ich bin nicht fehig, das5

Pestalozzi Briefe V

66 selbe zu beurtheilen, und verliere an Zeit und Gemüthsruh, was ich nicht verlieren darf, wenn ich [mich] mit diser Sach im Detail bescheinigen muß. Und zudem kan das jez nur ein geübter Kaufman. Wozu das? So vieles, das Sie in diesem GeschefTt gethan, hatte das Gepreg eines hohen, edlen, den besten Erfolg meiner Bemühun- 5 gen zum Zwekk habenden Gepregs. Enden Sie mit mir in dem Sinn, den Sie aussprachen, als Sie meinen ersten Mitarbeitern die Gründe vorlegten, die mich bewegen sollten, ein Werk, das nicht nur Sie, sonder die mich umgebende Welt und meine Mitarbeiter selber als das Maß meiner Krefften übersteigend ansahen, [mit Ihnen zu 10 teilen!] Sagen Sie mir mit einem Wort die Sum, durch deren Sicherstellung in Zahlen Sie unser gegenseitiges Rechnungsverheltnis als beendigt ansehen wollen! Sie können sich kaum vorstellen, wie weit mein Werk führt. Ich fahre fort im Glauben an mein Glük oder vielmehr an Gottes ob jedem wahrhafft guten Bestreben waltende 15 Vorsehung, so zu handien, daß meine linke Hand selten weiß, was meine rechte thut. Es ist eine eigne Manir, aber ich bin keiner anderen fehig. Sie rührt das Herz aller Edlen, und wenn es meinen Grundsäzen nicht gelingt— 1130.

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Α Madame Gordon ä Lazzaro. Le 28 octobre 1805. Ma tres chere Dame! Lorsque Vous me confiates il y a quelques jours la resolution que Vous avez prise de vouer Mr. Votre fils cadet k la carriere diplomatique je Vous exprimai mes vceux de le 25 voir encore quelque tems dans mon institut avant que Vous le fissiez entrer dans cette carriere. II est vrai, les raisons que je Vous en avais donnees sont en contradiction avec l'idee que l'on se fait de ma methode, et suivant laquelle celle-ci et mon etablissement ne seraient utiles qu'ä des enfans de bas äge. L'harmonie qu'elle 30 etablit entre toutes les facultes intellectuelles de l'enfant, la force et l'exactitude logique auxquelles eile l'accoutume sont aussi necessaires et aussi utiles ä un jeune homme hors de la periode de l'enfance et ä l'homme fait qu'ä un enfant jeune encore. Ce que j'ai l'honneur de Vous dire ici n'est pas une idee sug- 35 gerree par la predilection pour ma methode. Venez nous voir, Madame, et faites Vous accompagner si Vous pouvez par l'homme le

67 plus calme et le plus reflechi que Vous jugiez capable de peser mon idee. J e Yous presenterai plus d'une douzaine de mes eleves par lesquels les suites de ma methode se prononcent plus ou moins distinctement. J e Vous ferai remarquer ä quel degre ils sont reflechis, 5 quelle est leur force et leur aptitude pour toutes les affaires de la vie. J e Vous soumettrai des faits ä examiner et non pas des mots en Vous montrant des jeunes gens effectivement formes selon ma methode. Vous verrez son influence sur l'esprit de la jeunesse d'un age plus mür et Vous jugerez Vous-m6me avec la plus grande 10 liberte de ce que ces eleves promettent, quelle carriere civille l'on voulait leur faire parcourir et de ce qu'ils seraient devenus necessairement, s'ils y etaient entres sans cette preparation preliminaire. Et, Madame, s'il est une carriere qui demande des dispositions 15 cultivees avec soins et un caractere mene par la reflection, c'est bien celle de la diplomatie. Elle est comme une vaste mer remplie d'ecueils et demande un pilote experimente dont la main soit soutenue par une connaissance etendue des besoins des hommes et leurs divers rapports entre eux. II n'y a point de carriere, absolu20 ment aucune, dans laquelle l'homme ait plus ä redouter pour le repos de sa conscience, pour sa felicite et pour son vrai honneur que dans celle ou va entrer Mr. Votre fils, si l'on y entre de trop bonne heure. Ce ne sont que des hommes d'un rare genie et qui ont regu une education distinguee, qui doivent la parcourir. Quiconque 25 se hasarde sur cette mer dangereuse sans sentir en soi-meme un haut degre de perfection dans sa maniere de penser et d'agir en general et une grande facilite ä saisir tous les rapports sous lesquels l'homme peut etre envisage, n'y trouvera ni son bonheur interieur ni une gloire exterieure. 30 Les motifs me feraient toujours tenir ä toute mere qui se disposerait de preparer son enfant pour la carriere diplomatique, le langage que je viens de Vous tenir. L'estime et la reconnaissance que je Vous dois, me font doublement persister dans mon sentiment, et cela d'autant plus que connaissant le caractere individuel 35 de Votre Iiis, j ' y trouve de nouvelles raisons de ne point me departir du conseil que je Vous donnai. C'est son caractere si bien prononce qui me persuade qu'il a besoin encore, independamment de sa vocation future, de profiter en general des preparations que mon Institut lui offre etant tres propres ä augmenter ses forces in40 tellectuelles. Mr. Votre fils n'a encore ni la reflexion necessaire ni 5·

68 les connaissances du cceur humain indispensables pour diriger les affaires de la vie pratique. Si je ne me trompe, il faut encore de l'amitie et de la cordialite pour eveiller ses forces et pour les rendre d'une application plus universelle. Cette circonstance et son attachement k Krusi, ä moi et ä plusieurs de mes colaborateurs me font 5 presager un succes certain et heureux des peines que je souhaite de prendre sur moi pour son education. Les moyens ne nous manquent pas de lui fournir tout ce qui peut etre regarde comme particulierement necessaire pour le predisposer ä son etat. Celui-ci demande plus qu'aucun autre qu'il ait la facilite d'exprimer ses 10 pensees dans les deux langues avant de se jetter sur quelques branches du savoir humain, et meme qu'il apprenne ä penser avant cela. Notre methode lui sera tres utile de ce cöte-lä. II n'est pas moins important pour sa destination future, qu'il ne soit pas introduit d'apres la routine ordinaire dans la connaissance de 15 l'arithmetique, de la tenue des livres et mSme dans les mathematiques, jusqu'ä ce qu'il possede une grande pratique dans les elements de ces connaissances. Bref, mon principe est que 1'on ne risque rien de poser un peu tard le toit sur une maison dont les fondements sont bien etablis. 20 Je sais que Vous pouvez compter sur l'attention particuliere de mes amis et sur la mienne pour l'avancement de Votre fils; j'ajoute que nous sommes en mesures de Vous satisfaire sur ce qu'il pourra avoir besoin d'histoire naturelle et de geographie de meme que des principes de la langue latine. 25 Ma tres chere Madame, je me suis cru oblige de Vous dire librement mes pensees; mon amitie pour Vous et Mr. Votre fils et l'estime particuliere pour Votre personne m'y ont porte. Examinez et agissez d'apres Votre conviction.

1131.

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An Herrn Chavannes in Vivis. Den 29. Oktober 1805. Lieber edler Freund! Es gränzt beynahe an Undank, daß ich Sie so lange ohne ein Wort von mir lasse, und doch ist es sicher nicht, was es scheint. Es ist nur die Folge einer beynahe unerträg- 35 liehen Zerstreuung, die mich täglich nur an das fesselt, was für den

69 Augenblick noth t h u t . Ich weiß, es freut Sie zu vernehmen, daß es mit dem Institut und der Methode immer besser geht. Die Zahl unsrer Zöglinge nimmt Gottlob zu, und die Fortschritte der Methode sind in verschiedenen Rücksichten bedeutend. Die An5 schauungslehre der Form und ihrer Verhältnisse als Entwicklungsmittel der Geisteskräfte und als Bildungsmittel zur Kunst vervollkommnet sich und bewährt seine Kraft immer mehr. Ebenso rücken wir in der Bearbeitung des Diktionärs und der Sprachverhältnisse überhaupt nach gleichen Gesichtspunkten immer weiter. 10 Alles reift täglich mehr zu einem unzertrennlichen, innig vereinigten Ganzen, dessen Zusammenhang die Bildung der menschlichen Kräfte in ihrem ganzen Umfang sichert. Ich denke oft an Ihren guten, lieben Knaben und weiß nichts mehr von ihm. Er war uns allen so lieb, und der Gedanke machte 15 mich einst so glücklich, der Erfolg unsrer Bemühungen an ihm werde Ihre Vorliebe für unser Thun auf eine Sie erquikende Weise rechtfertigen. Dörften wir hoffen, diese Aussicht seye nicht ganz für uns verlohren gegangen! Lieber Herr Chavannes, sagen Sie uns auch etwas von ihm, 20 und wenn Sie können, so kommen Sie auch einmahl wieder zu uns. Sie werden sicher mit unsern Fortschritten zufrieden seyn, und der innige Zusammenhang, der jetzt unsern Bemühungen alle K r a f t und Erfolg giebt, wird Sie gewiß freuen. Die Vereinigung der beyden Institute war mein großes Glück. 25 Ich hoffte, diesen Herbst in Ihre Gegenden zu kommen, aber es ist mir nicht möglich; ich hoffe aber doch, es geschehe noch in einigen Monaten. Unsre Anstalt befriedigt täglich mehr von denjenigen Menschen, die die fähigsten sind, über dieselbe zu urtheilen, und Ihr Buch h a t 30 auch in unsern Gegenden, besonders in Neuschatel, einer Menge Menschen Licht über den Gegenstand gegeben. Selbst die ewig unbekehrbar Böswilligen fangen jetzt an, still zu seyn. Aus dem Auslande sind die Berichte von allen Seiten gut. Leben Sie wohl und senden Sie mir, wenn Sie können, ein paar 35 Duzend Exemplare von den in Ihrem Buche abgedruckten Tabellen; und genehmigen Sie die Versicherung der Hochachtung und Freundschaft, mit der ich die Ehre habe mich zu nennen —

70 1132. An Herrn Professor Schultheß in Zürich. Den 29. Oktober 1805. Hochgeschätzter, lieber Herr Professor! Sie haben mir Ihr Stillschweigen mehr als vergütet. Ihr Brief ist einer von denen, die mir 5 die Stunden meines Lebens versüßen, dessen Ende ich nicht so glücklich träumen könnte, als es jetzt ist. Ihre mir schon in hier geäußerte Uberzeügung, daß ich vereiniget mit meinen Freünden hier wirklich etwas Gutes stifte, weckte den letzten Funken der Hoffnung, daß mein geliebtes Vaterland mich nicht ganz bis an 10 mein Grab wegwerfen werde, von neüem wieder auf. Freünd, welche Gefühle diese Hoffnungen in mir rege machen, kann ich Ihnen nicht aussprechen, und jetzo beweist mir Ihr Brief, daß diese Hoffnung nicht eitel ist und Sie wirklich bewirkt haben, was ich so sehnlich wünschte. Empfangen Sie meinen innigen Dank und 15 urtheilen Sie aus den Aüßerungen meiner Gefühlen, mit welcher Freüde ich Ihren Jüngling aufnehmen und wie sehr ich mein Herz antreiben werde, durch ihn meinem Vaterland etwas von dem zu geben, was ich ihm durch mein Leben so lange und so herzlich gern hätte geben wollen und so lange nicht habe geben können. 20 Ihr Simmler ist mir nicht nur in Rücksicht als Bürger von Zürich, sondern auch als Gehülfe von Hardmeyer, den ich in verschiedenen Rücksichten wirklich schätze, intressanter als irgend ein anderer, und ich ließe es mir nicht abkaufen, ihn in mein Haus aufzunehmen und ihn so eng mit mir und allem, was mein ist, zu 25 verbinden, als es nur immer möglich ist. Das Ideal der Liebe und häuslichen Kraft, auf das ich im Erziehungswesen so vorzüglich baue, ist wirklich das Wichtigste, das ich in seinen Kopf und Herz hinein zu bringen suchen werde. Auch der Umstand, daß der Stadtrath und die Hilfsgesellschaft sich vereiniget haben, diesem 30 jungen Menschen eine Unterstützung zu geben, freüt mich, und ich sage Ihnen offen, daß ich froh bin, den halbjährigen Preis der Pension, das ist 50 Neuthaler, durch ihn selbst oder durch einen Wechsel zum voraus zu erhalten. So sehen Sie, daß ich mich eher unverschämt als generös zeige. Es ist mir aber nicht angenehm, 35 daß ich es muß. Doch Sie kennen mich und meine Lage, daß ich darf mit Ihnen frey reden. Ich denke, daß Sie sich noch erinnern werden, daß Unterricht, Tisch, Logis und Wäsche unter dem-

71 jenigen begriffen sey, wofür man jährlich hundert Neuthaler bezahlt, und daß bey seinem Weggehen bis auf die Woche mit einem jeden genau abgerechnet wird. Versteht sich aber, daß weder Kaffee noch irgend so etwas extra darein begriffen ist, des Morgens Suppe, β des Mittags unser Tisch, des Abends ein Glas Wein mit Brod und des Nachts Suppe mit Gemüse. Auf den Gedanken, daß nicht höhere Wünsche in ihm rege werden als seine Bestimmung, will ich aufmerksam seyn. Das Bild, das Sie von mir und meinen Umgebungen machen, und der Eindruck, 10 den Sie glauben, daß diese auf Ihren Jüngling machen werden, ist mir aüßerst schmeichelhaft. Gott gebe, daß wir alle der Hoffnungen würdig seyen, die wir so vielseitig rege gemacht haben. Wenn ich mich in der Schwäche meines Alters und meines Hinschwindens ansehe, so ist es ein Wunder, was Gott an mir thut. 15 J a , ich habe die besten Jünglinge gefunden, die mein Vaterland hat, ich gebe sie dem Vaterland wieder, und es ist der Trost meines Grabs, daß diese durch ihre Verbindung mit mir dem Vaterlande wenigstens etwas mehr seyn werden, als sie ohne dieselbe nie geworden wären. 20 Ihre Handlungsweise, Freünd, bahnet mir den Weg, hierüber hoffen zu dürfen, was ich vor kurzem nicht mehr hätte hoffen dürfen. Ich wiederhole, ich fühle mich unaussprechlich glücklich. Meine Freünde haben den Staub und die Niedrigkeit, die mich umgiebt, nicht verschmäht, und dadurch bin ich gerettet und sehe 25 mich jetzt für die Zwecke meines Lebens unterstützt, wie wenige Menschen für die Zwecke ihres Lebens unterstützt sind. Ich bin durchaus ohne Sorgen, daß Ihr Jüngling hier mißrathen werde. Die Methode hat noch jeden jungen Mann ergriffen, der mit Anlagen des Geistes und des Herzens auch nur wenige Zeit in unsrer 30 Mitte lebte, und daß es eine meiner ersten Angelegenheiten seyn werde zu verhüten, daß die Methode ihre neüe Gunst in der Vaterstadt nicht verliere, das denken Sie zum voraus. Ihr Urtheil in Rücksicht auf das, was Zimmermann leisten kann, ist richtig. Man muß ihn wirklich zurückhalten, nicht mehr thun zu 35 wollen, als man wirklich kann. Indessen wünschen wir in Verbindung mit ihm zu bleiben, und wenn wir ihm in irgend etwas rathen oder helfen können, so werden wir es in jedem Fall thun. Ihre Nachrichten von Wädenschwyl betrüben mich. Das Übel steckt in der ungeheüren Zertrennung des Dorfs in zwey Parteyen; 40 alles ist und alles wird als Parteysache betrieben, und wenn jemals

72 ein Hausvater seine entzweyten Knechte sich untereinander prügeln gelassen und in der Sache des Prügeins fortdauernd auf die Seite einer Partey steht, so wird sein Haus ein Gesindel und ewig das bleiben, bis der Vater selber weise werden wird. Das ist unstreitig richtig; es ist keinem Menschen zu rathen, bis man ihn in 5 eine Gemüthsstimmung bringt, der Vertrauen gegen den Rathgebenden zugrunde liegt. Leben Sie wohl, lieber, lieber Herr Professor! Ich bin mit Achtung und Dank auf immer Ihr ergebener— 1133.

ίο

An Herrn Gingin de Lazzaro ä Lazzaro. Le 29 octobre 1805. Ich bitte Sie dringend, mir den Betrag Ihrer Rechnung im Laufe künftiger Woche einzusenden. Es ist mir unmöglich, länger zu warten. Indessen verharre ich mit Hochachtung, insonders 15 hochgeehrter Herr, Dero gehorsamer Diener 1134. Herrn Jaquerot, Membre du Grand Conseil ä Morges. Le 29 octobre 1805. 20 Lieber Freünd! So sehr ich mit Geduld bis jetzt gewartet und Ihren wiederholten Versicherungen, meine Anforderung zu entrichten, Vertrauen gezeigt, so kann ich doch jetzt nicht länger mich selbst in Drang und Verlegenheit befinden, ohne Ihnen bestimmt zu erklären, daß Noth und Pflicht mich zwingen, die Be- 25 richtigung dieser Anforderung ungesaümt zu begehren und im Falle Sie mir nicht in acht Tagen mit Geld begegenen, einen Wechsel für den Betrag Ihrer Summe auszustellen. Leben Sie wohl und glauben Sie an die Aufrichtigkeit der Gesinnung, mit der ich mich nenne Ihren Freünd und Diener 30

73 1135. Doktor Weltner in Solothurn. Den 30. Oktober 1805. Dringende Ausgaben, die ich selbst habe, nöthigen mich, Sie zu 5 bitten, den Betrag meiner Anforderung mir gegenwärtig ungesäumt zuzusenden. Werden Sie mir innert 14 Tagen nicht entsprechen, so bin ich genöthiget, einen Wechsel auf Sie abzugeben, und werde es unfehlbar thun.

1136. 20

Altstatthalter Zeltner in Solothurn. Den 30. Oktober 1805.

Lieber Freund! Sie kennen meine Liebe und meine Achtung gegen Sie, aber Sie kennen gewiß den Drang nicht genug, in dem ich fortdauernd lebe. Ich weiß, wenn Sie diesen kennten, so würden Sie 15 mich in Rücksicht auf meine Anforderung nicht so lange unbefriediget lassen. Ich muß in diesem Augenblick von allen Seiten jeden Heller zusammenziehen, den ich nur kann, um nicht eigenen Verlegenheiten, in denen ich mich befinde, zu unterliegen. Ich bitte Sie also dringend,—

20

1137. An Unbekannt. Yverdun, den [Oktober] 1805.

Insonders hochgeehrtester Herr! Nach der langen Zeit, sint welcher Ihr Sohn mein Etablissement verlassen, könen Sie mir in 25 meiner Lag nicht zumuten, daß ich den so lang ausstehenden Rest von L. . . . lenger ausstehen lasse. Meine Umstände nöthigen mich, Sie dringend zu bitten, denselben im Lauf der kömftigen Wuchen abzutragen. Nach Verlauf derselben sehe ich mich genöthiget, für diese Sume einen Wechsel auf Sie auszustellen. Ich bitte Sie 30 höflich, mir in Rükantwort zu melden, ob ich den Betrag der Sach

74 im Lauf der kömftigen Wuchen zu erwarten habe. Es thut mir leid, in meiner Forderung disen Anschein der Unhöflichkeit zu zeigen; aber meine Umstende nöthigen mich, und ich hoffe, Sie werden in dieser Bitte keineswegs einen Mangel der Achtung erkenen, mit der ich die Ehre habe, mich zu nenen, 5 insonders hochgeehrtester Herr, Dero gehorsamsten Diener Pestalozz.

1138. An Hofrat Mattei.

10 [Gegen Ende 1805].

Lieber Matei! Es ist lange, daß wir uns in Burgdorf sahen. Aber damals sagten Sie mit herzlicher Güte, ich solle Ihnen schreiben; wenn ich je glaube, daß Sie etwas zur Beförderung meiner Endzwecken thun können, so wollten Sie es gern thun. Nun tritt der 15 Fall ein, daß die Fürstinn von Fürstenberg ein paar Kinder in das Etablissement in Buchsee, das unter der Direcktion des Herrn Fellenbergs stand, senden wollte. Dieses Etablissment ist nun aufgehoben, und das ganze Personale nach hier verlegt. Die Corespondenz hierüber gieng nicht an mich, sondern an Herrn Fellenberg, 20 und ich weiß nur durch eine indirecte Nachricht, daß man sagt, die Fürstinn werde selbst nach Bern kommen. Nun wissen Sie, wie die Schweitz durch die Folgen der Revolution dahin gebracht ist, leidenschaftlich über jeden Gegenstand zu urtheilen, dessen politische Grundsätze man mißbilliget. Ich habe die Schwäche der 25 ganzen Oligarchie finden gemacht; wenn die Fürstinn nach Bern kommet, so wird sie von mir und meinem Etablissement viel, aber nicht die Wahrheit hören. Ich wünsche sehr, und ich muß es wünschen, daß sie einen Wink erhalte, daß es nothwendig, selber nach Iferten zu kommen, um alda den Gegenstand mit eignen 30 Augen prüfen zu können. Ich wünsche nichts als die strengste Prüfung desselben; aber die ist nur an Ort und Stelle selber möglich. Können Sie etwas dazu beytragen, daß die Fürstinn in der Schweitz nicht zum voraus gegen den Gegenstand eingenommen und von der persönlichen Prüfung abgehalten werde, so thun Sie dafür, ich 35 bitte Sie herzlich.

75 Was man immer dagegen sagt, der Gegenstand erprobet sich mit jedem Tage mehr als äußerst wichtig und erfolgreich. Von allen den Männern, die ihn näher geprüft, ist kein einziger, der daran zweifelt und die Wichtigkeit für das Menschengeschlecht nicht 5 einsieht. Freund, die Resultate meiner Versuchung werden mit jedem Tag bedeutender und eingreifender. Im Wesen ist die Sache gewonnen. Das Ziel meiner Hoffnungen nähert sich, auch dasjenige, bey welchem ich den Schauplatz, auf dem ich mich für meinen Zweck durchkämpfte, bald verlassen muß. Ich möchte des10 nahen, so lang ich da bin, für denselben thun, so viel ich kann. Soll er ganz erreicht werden und wesentlich für den Armen im Land Gutes wirken, so muß ich instand gesetzt werden, eine Armenschule zu errichten, die, auf meine Grundsätze gebaut, hinter meinem Grab fortdauert und die Möglichkeit einer Volksbildung 16 beweiset, die, mit der Natur übereinstimmend, die Kräfte der Selbsterhaltung und der Selbstentwicklung des niedern Volks für seinen Stand und für den Staat auf eine Art für den edlen und rechtschaffnen Mann beweist, daß sie keinen Widerspruch mehr zuläßt. Es ist der Trost meines Alters, daß ich jetz von Männern umgeben 20 bin, die der Ausführung dieser Idee gewachsen und für dieselbe begeistert sind. Auch lächelt mir im Norden von Deutschland entgegen, daß ich für diesen Entzweck Unterstützung finden werde. Sobald dies der Fall ist, so wende ich mich an alle meine Freunde, so weit der Kreis ist, und bitte sie, allem aufzubiethen, die Aus26 führung dieses Zweckes mir möglich zu machen und hinter meinem Grab zu sichern. Auch an Sie wende ich mich dann und ergieße mein Herz mit der Wehmuth, die mich anwandelt, daß ich meinem Vaterlande nie seyn konnte, was ich wollte. Sie erhebt mein Herz, zu hoffen, daß ich, meinem Grabe näher, noch etwas für das 30 gute, liebe [Vaterland] thun könne. Ich habe Freunde in Wien, ich weiß es, und [man] wird den Plan billigen, der, wenn er ausgeführt wird, auf die Wiederherstellung des Nationalkarakters und der Industrie großen Erfolg haben [wird]. Schreiben Sie mir bald und glauben Sie, daß ich mit Achtung und Liebe für immer bin 86

Pestal.

76 1139. An Herr von Mathisson. [Gegen Ende 1805]. Ich habe mir so lange vorgenommen, Ihnen zu schreiben, um Ihnen zu sagen, wie es mir mit meinem Etablissement geht; aber 5 ich ließ mich durch den Drang der Umstände und häufige Zerstreuungen immer daran hindern. Ich kämpfe fortdauernd durch alle Schwierigkeiten, welche gehäufte wiedrige Umstände meinem Etablissement in Weg legen. Aber die Bahn ist gebrochen, die Kraft der Menschennatur, die Sie durch die Methode sich ent- 10 wickeln sahen, entwickelt sich mit jedem Vierteljahr noch mehr, und die Mittel derselben greifen immer reiner, tiefer und allgemeiner ineinander. Vieles hat sich darin äußerst verändert, insonderheit das ABC der Anschauung; dieses hat eine Richtung genommen, die für die Bildung zur Kunst von den entscheidend- 15 sten Folgen seyn muß. Seit der Vereinigung mit dem Etablissement in Buchsee hat die Pension ein festes und beruhigendes Ansehen gewonnen; aber was mir jetzt noch sehr am Herzen liegt, ist eine Armenanstalt auf die Fundamente der Erfahrung, welche meine Versuche mir dargebothen haben. Das Bedürfnis einer 20 bessern Erziehung, vorzüglich durch die Handbiethung für die Bildung zur Kunst, ist bey der unverhältnismäßigen Bevölkerung und der steigenden Armuth unsers Lands dringend. Ich glaube zu diesem Zwecke gegenwärtig Aufmunterung und Hülfe zu finden. Mehrere meiner Freunde muntern mich dazu auf, und ich bin von 25 Männern umgeben, die für die Ausführung dieses Plans in einem hohen Grad geschickt und in einem noch höhern dazu geneigt sind. Ich darf nur anfangen; die Sache ist hinter meinem Grabe in ihrer Hand gesicherter als in der meinigen. Ich erwarte den ersten Schritt.

1140.

30

An Herrn Meyer in Luzern. [November 1805]. Lieber Freund! Ich bin ohne Bericht, ob Sie Ihren Sohn von neuem in unser Institut kommen lassen oder nicht. Da wir von nun an den Unterricht in Lehrkurse abtheilen und einer dieser 35

77 Kursen in diesem Monat anfangt, so halt ich es für Schuldigkeit, Sie zu prevenieren, daß es Ihrem Sohn nachtheilig wäre, wenn er im Fall ist, noch einmal zu uns zu komen, und noch lange ausbleiben würde. Berichten Sie mich, was Ihr Vorhaben sey, und melden 5 Sie mir, wie er sich befinde! Ich bin mit Achtung und Freundschaft Ihr ergebner Pestalozzi. Grüßen Sie mir Herrn Meyer von Schauensee, Rüttimann, Mohr, K a u f m a n n und wen Sie von meinen Freunden sehen. 10

1141. An von Türk.

[November 1805].

Mögest Du Vertrauen finden, damit ich Subskriptionen erhalte. Du verdienst es; wenigstens ist Deine Ankündigung klug genug. 15 Aber laut mußt Du sagen, daß auch kein Scherflein von der Gottesgabe, um die Du für mich bettelst, ohne vollkommen sicher gestellte Anwendung in die Hand eines wirthschaftlich so unbarmherzig verschreiten Menschen gelangen werde, wie ich einer bin. Indessen ist es doch ein großes Ärgernis, daß der hierüber aus20 gesprochenen Stimme des Volkes, die in dieser Welt gegen einen verhaßten Menschen der Stimme Gottes gleich geachtet werden soll, zum Trotz mein gegenwärtiges Haus auch ökonomisch gut geht und immer besser gehen wird. Sei sicher, es wird über mein Grab hinaus gut gehen. Vom Ersten der Meinigen bis zum Letzten 25 findet sich jeder durch Deine Handlungsweise gehoben und gerührt. Wozu wir Handbietung fordern, das werden wir ausführen und auf jeden Fall sicher stellen und vollenden. Wir sind der Unsrigen sicher, mein Leben kommt nicht mehr in Anschlag. 1142. 30

An den Steuereinnehmer im Arrondissement Yverdon. [Anfang November 1805]. Hochgeachter Herr! Meine Schuldigkeit, die mir angezeigten Repartitionen Ihnen zu entrichten, ist, wenn man mein Unternehmen als einen das öffentliche Wohl nicht imediat berührenden

78 und für dasselbe wichtigen Gegenstand ansietb, außer allem Zweifel. Auch erfolgt die Entrichtung desselben an Sie mit Dank, aber doch mit der Überzeugung, wenn die hohe Regierung, für deren Rechnung der Betrag, die Aufopferungen und Hemungen kente, durch die ich mein Unternehmen durchseze, und hauptsächlich die 5 Folgen der zweifachen Localabenderungen, zu denen ich genöthigt worden, daß sie desselben in Rüksicht auf dise Kleinigkeit Rechnung getragen hätte. Genehmigen Sie die Versicherungen meiner Hochachtung! Pestalozz.

10

1143. Aux Citoyens, President et Membres du Petit Conseil du Canton de Vaud ä Lausanne. Yverdon, le 7 novembre 1805. Citoyens President et Membres du Petit Conseil! Le receveur de 15 l'arrondissement d'Yverdon m'a fait la demande de livres 36 pour l'impöt de neuf cheminees qui se trouvent dans les differents apartements que j'occupe pour mon institut dont quatre existent au cidevant chateau et les cinq autres dans les maisons de particuliers que j'ai ete oblige de louer parceque les reparations necessaires au 20 local qui m'est assigne pour contenir l'institut ne sont pas encore finies pour le recevoir convenablement. Aimant me soumettre ä la regle et au bon ordre je me suis aquite ä sa demande. Permettez, Citoyens magistrats, que je prenne la liberte de 25 Yous demander la liberation de cet impot ou du moins un adouissement en Vous priant de prendre en consideration les motifs ciapres. 1. Des quatre cheminees qui se trouvent au ci-devant chateau qui m'est assigne je ne fais usage que d'une, encore tres rarrement, 30 il seroit k desirer pour moi qu'elles n'y existassent pas. 2. Les cinq autres qui se trouvent dans les apartemens que j'ai ete force de me procurer par entrepot me sont aussi complettement inutiles puisqu'on n'en fait aucun usage. 3. Si le local qui m'est assigne eüt ete prSt ä recevoir l'institut ä 36 son arrivee, ou l'etoit seulement ä present, combien de fraix

79 n'aurois-je pas epargnes et quelle facilite n'aurois-je pas de plus dans la reunion des instituteurs et des disciples dans le mime local. II m'en coute infiniment pour les domestiques qu'il faut de plus sans compter les loyers que j'ai ete oblige de payer cherement 5 ä cause d'un terme plus raproche et si mfeme les reparations etoient finies entierement je ne pourrois qu'au printems prochain occuper les apartemens neufs ä cause de la salubrite. 4. Et enfin, daignez considerer, citoyens magistrats, qu'un etablissement naissant aussi etendu et utile ne peut se monter ίο qu'avec bien de la peine et des soins que les fraix surtout en commencement en sont enormes ä proportion de la retribution fixee pour les eleves. Yous etes mes protecteurs, Vous m'en aves donne des preuves bien sensibles, j'espere que Vous voudres bien encore me favoriser 15 de Votre bienveuillance dans cette occasion. Agreez, citoyens magistrats, l'assurance de ma consideration et de mon respectueux devouement. signe Pestalozi. 1144. 20

Herrn Gruner, Director der Bürger-Schule in Frankfurth a. Μ. 8. November 1805.

Freund! Wir sind noch ohne Nachricht von der Ankomft Ihrer Freundin und Herrn Fröbels. Warum schreiben Sie uns nicht und 25 warum sagen Sie uns nichts von dem Fortgang Ihrer Anstalt? Wir wünschen so herzlich und hoffen so freudig, daß Sie in allen Rüksichten glüklich syn mögen. Hier geth alles seinen Gang, wie Sie ihn jez durch Jungfer Luz gewüß kenen. Meine Freunde beeifern sich in die Wette, unser angefangenes Werk immer mehr seiner so Vollendung nahe zu bringen, und in vielen Rüksichten sind wir würklich weit vorgerükt, und das Ganze nehert in seiner Ausübung einem allgemeinen eingreifenden Zusamenhang, dessen Folgen entscheidend syn müssen. Indessen fahre ich fort, oeconomisch mit großen Schwirigkeiten zu kämpfen, und muß so, von den Umstän35 den gedrungen, sehen zu trachten, daß der Betrag von zehn Neulouisdor, welche ich Herrn Fröbel für die Reise vorgeschossen, sowie der drei Neulouisdor, welche ich dem Gutschner, der Sie von hier

80 wegführte, noch bezahlt, so bald als immer möglich zurükgestellt werden. Nicht wahr, Lieber, Sie verziehen meine Bitte und glauben, wenn ich nicht müßte, so bätte ich nicht. Empfehlen Sie mich Jungfer Luz und glauben Sie, daß ich auf imer mit Anhänglichkeit bleibe 5 Ihr Sie liebender Freund Pestalozz.

1145. An seine Familie im Neuhof. [Gegen Ende 1805]. 10 Liebe Kinder! Liebe gute mütterliche Lisebeth! Das Geld für den Zins nach Bern ist rangiert und geht innert 14 Tagen. Noch nie waren meine Schwierigkeiten in Yergleichung mit den Mitteln, die sich allgemein darbieten, kleiner und der Muth meines ganzen Hauses größer. Fürchtet Euch nicht! Gott hat bisher geholfen, er 15 hat die Frucht meines Lebens durch ein Wunder erhalten und durch tausend Wunder ihrer Reifung nahe gebracht, er wird sie gewüß nicht, ehe sie vollends gereifet, vom Baum fallen lassen. Wenn sie mich auch tödet, ich würde doch auf ihn hoffen, und warum sollt ich nicht? Auch die äußern Mittel meines Werks er- 20 heben sich zu einer Kraft und zeigen Früchte in der Nähe, die selber Heiden, die an keinen Gott glauben oder vielmehr deren einziger Gott das Geld und die Ehre ist, darnach lüstern machen. Liebe Kinder! Mein Gang nehert der Vollendung, mein Haus zeigt eine Kraft, die es noch nie zeigte, und das Zutrauen zu unserer 25 Vereinigung wird mit jedem Tag größer, aber angebunden bin ich, wie ein Bauer in der Erndte, und doch ist meine Erndte noch nicht da. Aber sie wird gewiß kommen und ist gewüß wahr, wenn sie auch ihre vollen Ähren nur auf meine Grabesstätte legen wird, so werden diese Ähren doch mein seyn. Und die Meinigen werden sich 30 darob erquiken, wenn es gleich möglich ist, daß die Freudenthränen über meinen endlichen Erfolg sich mit Wehmuthsthränen über mein Nichtmehrdaseyn vereinigen möchten. Doch warum berühre ich diese Seite, ich bin gesund und kraftvoller als ich je war.

81 1146. An Herrn Zeltner in Solothurn. [Gegen Ende 1805]. Lieber Freund! Indem ich Ihnen den Eingang Ihrer mir durch 5 Wechsel zugesandten zehn Neulouisd'or hiermit bescheine, versichre ich Sie aufrichtig, daß es mir wahrhaft weh gethan hat, Ihnen mit der Ungestümheit Gelt zu fordern, mit der ich es gethan habe. Ich kene die Schwierigkeiten der Zeit und den drükkenden Mangel des circulirenden Gelts, aber ich leide in einem so hohen ίο Grad selbst darunter, daß ich, um nicht zu Grund zu gehen oder wenigstens im Ganzen meines Thuns in die größten Verwirrungen zu gelangen, nothwendig das Ausstehende suchen muß, wo ich es auch immer finde. Nie aber, Freund, in meinem Leben werden Sie gefahren, daß sich die Achtung und das Vertrauen in mir auslösche, 15 die ich so lange für Ihren mir erprobten edlen Caracter hege; wenn ich also fortdaurend mit Einsendung der Rest meiner Anforderung Ihnen die Fortdauer meiner dringenden Bedürfnisse fühlen machen muß, so geschieht dieses mit dauernder Liebe und Achtung für Sie. Entsprechen Sie, so bald Sie könen, aber wenn es 20 Ihnen auch nicht gleich möglich, so zweifeln Sie nie an der Fortdauer der Freundschaft und Achtung, mit der ich auf immer seyn werde Ihr Sie liebender Pestalozz.

25

1147. An Herrn Fellenberg in Hoffwyl. Yverdün, den 12. November 1805.

Freünd! Ihr Brief vom 5. dis fordert vor allem aus eine offene und gerade Erklärung über die Fragen und Klagen, mit denen Sie so ihn beginnen. Ist es möglich,— sagen Sie vor allem aus zu mir — daß Du Dich fortdauernd gegen mich und gegen mein Unternehmen benehmest, wie Du Dich benihmst? Freünd, ich weiß in Wahrheit dagegen nichts zu sagen, als daß ich nichts, durchaus nichts be6

Pestalozzi Briefe V

82 wußt bin, weder gegen Sie noch gegen Ihre Unternehmungen gethan zu haben, dessen ich mir vorzuwerffen hätte. Längst gewohnt, mich leidend und wartend durch meine Bahn hindurch zu winden, habe ich, seitdem ich mit Ihnen verbunden, und seitdem ich von Ihnen getrennt bin, mehr als je in meinem 5 Leben mich a l s o durchzuwinden und mit meinem Seyn und mit meinem Thun nicht an Ihr Seyn und an Ihr Thun anzustoßen gesucht. Auf den Yorwurf, ich nehme keine Notiz von dem, was für mich geschehen, kann ich mit frohem Sinn und ruhigem Gewissen sagen: 10 Gott weiß, daß mein Herz mit Dank und Liebe alles erkennt, was für mich geschehen, ob es gleich eben so wahr ist, daß ich nicht alles für gut halte, was für mich geschehen. Eben so muß ich auf den Vorwurf, daß ich auch von demjenigen keine Notiz nehme, was auf das hin, was Sie für mich gethan 15 haben, für Sie erfolgt ist, Ihnen bestirnt sagen: ich weiß in Gottes Nahmen nicht, was Sie damit sagen wollen; so viel aber halte ich dafür, die Folgen unserer Trennung können nicht änderst als f ü r S i e und I h r E t a b l i s s e m e n t ebenso wohlthätig gewesen seyn, als sie es für mich und für das meinige gewesen waren. 20 Freünd! Unsere Verbindung war — wie sie war — so incompatibel mit dem Eigenen Ihres Charakters, Ihrer Verhältnisse und Ihrer Unternehmen als mit dem Eigenen des meinigen und mit meinen aus dieser Eigenheit ausgehenden und in ihr ihre ganze Kraft besizenden Unternehmen, so wie mit meinen in mir selbst 25 durch diese Eigenheit belebten und zu Tag geförderten Zwecken. Daß ich aber auch keine Notiz von dem nehme, was ich Ihnen v e r s p r o c h e n , das, Fellenberg, das sey ferne von mir, und das ist ferne von mir. Daß ich Ihrem Sekretär nicht geantwortet, hat in gewissen Ge- 30 fühlen seinen Grund, die mir nicht natürlich sind, die aber sehr stark in mir aufwallen, wenn ich mit Gewalt darauf gestoßen werde; ich habe indessen meinem Sekretär aufgetragen, seine Erlaüterungen über das, was der Ihrige mir zugesandt, Ihnen auszufertigen; aber ich muß ihm Zeit lassen, wie Sie dem Ihrigen Zeit 35 ließen. Dieser hat ein Vierteljahr gewartet, ehe er eine — wenigstens mir — ganz unverständliche Rechnungs-,,Revision" an uns gelangen ließe. Der Gang der Verspätung dessen, was ich hierinn zu thun habe, ist also offenbar eine einfache Folge der Verspätung dessen, was Sie vor mir hierin zu thun hatten, und zugleich von 40

83 der Art und Weise, wie dieses geschehen. Sie mußte die Betrübnis über den Contrast Ihrer jezigen Handlungsweise mit den Hoffnungen von Aufopferungen etc. etc., die Sie von unserer Verbindung und während derselben vor meinem ganzen Hause, ich 5 möchte sagen, vor der halben Welt so laut geaüßert, natürlich auf das Aüßerste bringen. Lieber Herr Fellenberg, ich sollte dieses Umstands eigentlich nicht gedenken; ich sollte wissen, was der Menschen Worte sind, und was sie in jedem Fall bedeuten; ich sollte beydes, die Anmuth kennen, mit der der höhere Weltton einen 10 armen Müdling, den er zu etwas, das ihm ansteht, brauchbar glaubt, an sich zieht, und ebenso den Kaltsinn, mit dem er ihn, wenn er ihn dafür nicht brauchbar findt, wieder zu entlassen gewohnt ist. Ich sollte sogar den Fußtritt kennen, mit dem sich dieser Ton, wenn das unpassende Verhältnis etwa zu Empfindlich15 keiten Anlaß gegeben, einen solchen Müdling vor die Thüre zu stellen erlaubt. Ich sollte mich also über alles, was mir geschieht, und wenn mir auch noch mehr geschehen würde, gar nicht wundern! Aber, Fellenberg, in Ihnen liegt ein Gemisch dieses Welttons und aller seiner Härte mit einem reinem, höhern Sinn und aller 20 seiner Liebe, und Sie sprechen so offt beyde zugleich aus. „Möge Gott mit Dir seyn, ich wäre so von ganzem Herzen gerne Dein F . . . " sagen Sie in eben diesem Brief, dessen Inhalt auf der andern Seite mir mein Herz so sehr zerreißt. J a wohl, Fellenberg, möge Gott mit mir seyn! Meine Lasten sind groß; ich will 25 mich zwar nicht klagen, ich habe sie mir aufgelegt, ich soll sie also auch tragen. Aber eben hiefür möge Gott mit mir seyn, er möge mit meinem armen Weib und mit meinem armen Kind seyn, wenn ich unter dieser Last erliege, ehe ich sterbe. Und möge Gott mir verzeihen und mit ihnen seyn, wenn ich sterbe, ehe ich ein Werk voll30 ende, um dessen willen diese Lieben auf der einen Seite durch ihr Leben vielem Leiden ausgesezt, das aber auch ihnen, wenn ich es vollende, zum hohen Seegen gereichen wird. Und dann, Fellenberg, ist Ihr Wunsch, daß Gott mit mir seyn möge, und die Aüßerung, daß Sie von ganzem Herzen gern mein syn wollen, in Ihrem 35 Brief mit den starken Worten begleitet, Menschen- und Bürgerpflichten zwingen Sie, in Rücksicht auf das, was Sie von mir fordern müssen, wirksamer zu Werk zu gehen, als bisher geschehen, und ich werde dadurch mehr, als ich glauben möge, verlieren. Fellenberg, auch ich habe Menschen- und Bürgerpflichten, und ich bin 40 auch selber ein Mensch mit allen Ansprüchen an Recht und Ord6»

84 nung, die einem jeden andern gebühren. Mann der Ordnung, des Rechts und der höchsten Genauheit, daß Sie mich zwingen, sagen zu müssen, die Geschichte Ihrer jezigen Anforderung an mich ist diese: Sie haben damit angefangen, mich schriftlich zu versichern, mir mein Etablissement schuldenlos wieder zuzustellen; einige Wochen später forderten Sie von mir, daß ich bey schuldenloser Übernahm meiner Anstalt alle Verpflichtungen, die Sie als Verwalter derselben eingegangen, über mich nehmen müsse; ich bat Sie, mir bestirnt zu sagen, wie weit diese Verpflichtung mich führen könte. Sie zürnten ob dieser Frage; dennoch war sie meine Pflicht, und ich mußte sie thun. Abermahl einige Tage später sandten Sie mir eine Rechnung zu, nach welcher ich Ihnen eine für mich bedeutend große Summe schuldig blieb. Und endlich ein Vierteljahr später senden Sie mir ein Rechnungssupplement, wo ich Ihnen noch mehr schuldig bleibe. Bey diesem Gang der Dinge konnte es nicht fehlen, wer mich liebte und wer mir rieth, drang überall auf Vorlegung der Bücher und Spezialrechnung; ich wollte das nicht und suchte Ihre Liebe und unsere alte Freündschaft auch bey unserer Trennung beyzubehalten, und zwar im Augenblick, wo ich, vor Schmerz und Gram auf das Aüßerste getrieben, das Aüßerste erwartend, der Verzweiflung näher stand als dem ruhigen Bewußtseyn meiner Lage. Dennoch fand ich selber in diesem Augenblick einmahl Gelegenheit und Kraft, da es mir gelang, Ihnen mein Hertz ganz zu leeren. Sie weinten wieder und sprachen wieder Worte der Liebe, die mich erfreüten. Da, Fellenberg, da, in diesem Augenblick war's, daß ich den Schein aufstellte, den Saldo Ihres Guthabens Ihnen innert Jahresfrist zu entrichten und Ihnen bis dannzumahlen nicht bloß den ganzen Werth meiner von Ihnen weggezogenen Effecten für Ihre Anforderung unterpfändlich zu verschreiben, sondern Ihnen noch über das alle meine am hiesigen Institut angestellte Freünde Ihnen zu Bürgen zu geben, daß Sie mit meiner Unterpfandsversicherung in keinem Fall gefährdet werden sollen. Es versteht sich inzwischen, daß dieses Versprechen von keiner andern Summe verstanden werden weder kann noch soll als von derjenigen, die Ihre Rechnung damahlen ansprach, und insofern sie sich richtig befindet. Schon dieser Rechnungsgehalt überstieg aber alles, was ich unter gegebenen Umständen möglich glauben durfte. Ich soll aber auch nicht bergen, daß ich schon in dem Augenblick, in dem ich das Versprechen, ihm, wie ich es gethan, ein Genügen zu leisten, ausstellte,

85 vollkommen einsah, wie sehr dasselbe an den Wurzeln meiner Unternehmungen nagt. Aber ich hielt meinen Mund still wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Ich suchte Ihre Liebe und traute auf den, der mein Unternehmen bis jezt erhalten und 5 mich mitten unter den Fußtritten wilder Pferden Kräfte fühlen gemacht, die ich vorher nicht in mir kannte. Er hat mir bis hier geholffen, er wird mir noch ferner heißen; ich soll mir nicht förchten, ich will mir nicht förchten. Ob ich wisse oder ob ich nicht wisse, was ich nach mir gefahre, das soll mich nicht kümmern, es soll 10 mich nichts von der Bahn abwenden, die mir meine Liebe zur Wahrheit und zum Recht z u r P f l i c h t und mein Vertrauen auf eine mir obwaltende Vorsehung zur F r e ü d e macht. Fellenberg! Was ich Ihnen v e r s p r a c h , das will ich heilig halten. Alles, was ich von Buchsee weggezogen, soll Ihnen unter15 pfändlich bleiben, und meine Freünde werden Ihnen für alles stehen, was ich Ihnen schuldig bleibe, wenn sie nemlich das erhalten, was in einem solchen Fall auch dem schlechtesten Menschen nicht abgeschlagen wird, daß ihnen nemlich Ihre Anforderung ganz im Klaren vorgelegt werde. Indem diese Männer alles aufopfern 20 werden, um Ihren von mir anerkannten Anforderungen ein Genüge zu leisten, können Sie, Freund, es auf der andern Seite ihnen nicht übel nehmen, daß sie ihre Aufmerksamkeit auf ihr Recht, auf ihre Ansprüche und ihre Bereitwilligkeit, Ihnen zu Ihren Rechten zu verhelfen, auch mit einiger Aufmerksamkeit auf meine Rechte und 25 mit einiger Sorgfalt für die Meinigen verbinden und Sie in dieser Rücksicht ehrerbietig bitten, ihnen über Ihre Anforderungen an mich in einer Ordnung und auf eine Weise Licht zu geben, wie es dem Verhältnis angemessen ist, in welchem wir in der Zeit, in der sich diese Anforderungen bildeten, gegeneinander standen. Lieber 30 Herr Fellenberg, ich hatte in dieser Zeit auf meine Rechnung einen Sekretär bey Ihnen; was er in Ihrem Hause gearbeitet, kann also durchaus nicht änderst als für mich gearbeitet angesehen werden, und die Wirthschaftsbücher, die Ihren mir gesandten Auszügen zum Grunde liegen, sind also im eigentlichen Sinn des Worts mein 35 unwiedersprechliches Eigenthum. Ihnen und Ihrer Stellung, nicht mir und meiner Stellung gebühren vidimierte Auszüge oder auch solche Copien vom Ganzen. Es wäre mir unbegreiflich, wenn diese Ansicht der Sache nicht auch die Ihrige seyn sollte. Mit meinen Freünden vereinigt bitten wir Sie, diese Bücher in die Hände eines 40 Handelshauses oder eines unserer gemeinsamen Freünde in Lau-

86 sänne, Morsee oder wo Sie immer in unserer Nähe wollen, zu unserer Einsicht zu legen. Ich hoffe, Sie fühlen, daß dieses das Wenigste ist, was ich von Ihnen in meiner Stellung bitten kann, und ebenfalls, daß es das Wenigste ist, was meine Freünde Sie bitten müssen. Wenn ich jezt keinen von vielen Gesichtspunkten, um deren 5 willen wir detailierte Rechnung fordern müssen, berühren will, so muß ich Ihnen doch dieses zu Gemüthe führen, daß bey dem, was Sie mir zur Last schreiben, sich ganz gewiß Artikel befinden, bey denen zu meinen Gunsten Reclamationen an meine Zöglinge, an Fremde und selber an einige meiner Lehrer stattfinden. Diese 10 Summen dürfen durchaus nicht mir und meiner Familien ohne das Beneficium der gebührenden Reclamationen, wo diese auch immer hinschlagen mögen, zur Last geschrieben werden, und ohne den Detail meiner Wirthschaftsbücher habe ich für diese mir so n o t wendigen Reclamationen kein rechtliches Fundament. 15 Fellenberg! Ich bin arm, blutarm, und kein Mensch weiß besser als Sie, daß es nicht änderst möglich ist, als daß ich es seyn muß. Vom ersten Jahr meiner Unternehmung bis auf heüte bin ich ohne allen Fond, ich wagte einen Weg der Liebe und des Vertrauens, dessen höhere Folgen, die ich jezt schon in einem großen Umfang 20 genieße, ich Gott mit Freüdenthränen danke, wenn schon seine ökonomischen Folgen nicht anders konnten als bis jezo mir und den Meinigen immer Trähnen des Kummers und der Sorgen auspressen. Fellenberg, es ist dieser Trähnen wohl werth, was ich gethan 25 habe; aber vermehren Sie diese Trähnen und erhöhen Sie diesen Kummer nicht über das Maaß dessen, was Ihre unumgängliche Pflicht gegen sich selbst und die lieben Ihrigen von Ihnen fordert! Ich bitte Sie, tragen Sie in Ihrem Benehmen gegen mich meiner Lage, noch weit mehr aber eines Werkes Rechnung, das, wenn es 30 jemand in der Welt wichtig und nützlich werden kann, es Ihnen seyn wird. Freünd! Es seye ferne von Ihnen, mich ohne Noth einen Augenblik länger für dieses Werk zittern zu machen. Fellenberg, mußte es zwischen uns dahin kommen, daß ich Ihnen so etwas sagen, daß 35 ich Sie für so etwas bitten muß? Fellenberg, ich liebte Dich, wie ich wenige Menschen liebte, ich achtete Dich hoch, wie ich wenige Menschen hoch achtete, ich warf mich in Deine Arme, ich glaubte sie Vaterarme, nicht für mich, ich brauche für mich keine Menschenarme zu Vaterarmen, ich suchte nie keine und suche heüte 40

87 noch keine solche für mich, ich glaubte sie Vaterarme für mein U n t e r n e h m e n . Freünd, wirf jezt noch einen Blick auf dieses und laß mich jezt noch einmahl frey und mit aller Wärme, die mir mein dafür brennendes Hertz in den Mund legt, mit Dir reden! 5 Laß mich jezt noch einmahl mit dem Hertzen, mit dem ich es einsten in Deine Hand legte, zu Dir sagen: Freünd, es ist seiner Natur nach zum innern Fundament Deiner Unternehmung bestirnt. Mag diese vergleichungsweise auch noch so groß und mag Deine Kraft zu ihrer aüßern Vollendung die 10 meine übersteigen, wie die Kraft des hochfahrenden Kriegschiffes die Schwäche des kleinen Uferkahns eines armen Perlenfängers übertrift, es ist gleich wahr, mein Werk ist seiner Natur nach zu den innern Fundamenten des Deinen geeignet. Dein Werk ist an Zeit und Ort gebunden, meines geht von Kräften aus, die von 15 beyden unabhängend sich durch Lagen in mir bildeten, in denen ich nicht wußte, wo ich mein Haupt hinlegen konnte. Freünd, diese Lagen haben ein halbes Menschenalter gedauert und dauern heüte noch fort, und, Freünd, es ist eben dieses fortdauernde Nichtwüssen, wo ich mein Haupt hinlege, es ist dieses 20 fortdauernde Hingeben in meine Lage, es ist dieses mir zur Natur gewordene gänzliche Vergessen alles dessen, was hinter mir ist, und mein Armuth, Schmach und Tod nichts achtendes Hinstreben nach diesem Ziele, was mein Unternehmen gerettet und es heüte über alle mögliche Gefahr erhob, indem es in der Nähe und Ferne 25 Menschen ergriffen und an mich gekettet hat, die ausführen können und ausführen werden, was ich angefangen, wenn sie mich auch heüte zu meiner Ruhestätte begleiten würden. Ich habe mein Heil gesehen. Mein Haus kommt unter Dach und Ziegel, wenn schon jezt seine Fundamente kaum noch ganz gelegt sind. Freünd! 30 Du kenntest mein Unternehmen nicht mehr, wenn Du es jezt wieder sähest, so sehr hat es gereift. Es steht jezt in seinen wesentlichen Theilen in einer Umfassung, in einem Zusamenhang und in einer gegenseitig eingreiffenden Kraft da, die wir vor kurzem noch nicht ahndeten und nicht ahnden durften. Die schönste Eintracht 35 bindet uns alle mit ihrem heiligen Bande zusamen. Frey und froh sieht ein jeder in sich selbst die Frucht seines Geistes und seines Herzens in der ganzen Eigenheit seiner Individualität blühen und wachsen, und jeder trägt froh und gern seine gereifte Frucht in das Körbchen, in dem wir diese Früchte alle zum gegenseitigen Genuß 40 für gemeinsamen Zweck zusamen legen.

88 Freünd, wenn Du kämest, Du würdest jezt neüe Früchte und Früchte von seltener Reiffung in diesem Körbchen finden. Es fangen an Menschen darüber zu staunen, die sonst nicht leicht mehr irgend etwas bewundern. Freünd! Du liebtest mich, Du wolltest mir gut, Du traümtest Größen und Lagen für mich, die durch mein 6 Leben mir wie ein Zauberspiel erscheinen, und sobald ich einen Augenblick an sie zu glauben anfieng, schnell wieder vor mir verschwinden. Könntest Du jezt, Freünd, das einzige Glück sehen, dessen ich fähig bin und das mir Gott jezt in reichem Maße schenkt! Köntest 10 Du mich alten, schwachen, so lange von schreklichem Unglück verfolgten Mann nun im Kreise meiner innig lieben und unter sich selbst immer enger und immer reiner zusamenhängenden Freünden: Krüsi, Niederer, Muralt, Tobler, Schmid, Barraud, Hopf, Steiner etc. wie den glücklichsten Großvater im Kreise geliebter 15 Söhne seine Tage froh dahin leben und mich noch mit Kindeskindern, wie Knusert, Lüthy, Bauman, Grieb, Egger, Ramsauer und viele, viele andere sind, umgeben sehen, Dein Herz würde Dir brechen; Du köntest nicht anders, Du müßtest es aussprechen: unsere Vereinigung war Gottes Werk. 20 Ja, Freünd, sie war es, und es war noth, daß wir von dem Irrthum des Zustand zurückkommen, der diesem immediat vorher gieng. Freünd, Dein Unternehmen muß sich noch weit mehr in sich selber vollenden und ebenso das meinige, ehe ihre Folgen ohne Anstoß sich gemeinsam gegenseitig und allgemein unterstüzen können. 25 Es ist möglich, daß mich das kühle Grab dekt, ehe die gegenseitige Vollendung Deiner Unternehmung und meines Werkes die Sachen dahin bringen wird, daß das, was ich suche, und das, was Du suchest, auch aüßerlich als völlig eins und ebendasselbe erscheinen wird. Aber es wird dennoch geschehen, und die Ahndung, daß es 30 gewiß geschehen werde, macht mir wahre Freüde. Doch ich kehre noch einmahl von den Traümen der Zukunft zu der Noth der Gegenwart zurück. Du denkst vielleicht, meine Laufbahn sey schon jezt ökonomisch genugthuend, und baust wahrscheinlich Dein Urtheil, daß 35 ich gegen Dich nicht handle, wie ich könnte und sollte, auf dieses Fundament. Aber Du irrest auch hierin Dich, ich konnte es bey allem meinem Bestreben nicht einmahl dahin bringen, die nöthigen Wintervorräthe machen zu können, und muß jezt unter anderm den Wein, den ich so wohlfeil hätte einlegen können, mehr als um 40

89 das Doppelte bezahlen. Es sind vorzüglich meine dreifachen Lokalabänderungen, die mich sehr weit zurückgebracht haben. Auch sind alle Lebensmittel und Dienstleistungen, deren ich hier bedarf, so theüer, daß das Verhältnis meiner Einnahmen mich jezo durch5 aus noch nicht aus den Vertieffungen, in denen ich mich befinde, herauszuziehen im Stande ist, sondern ich mich wahrlich jezo mehr als je genöthigt sehe, der Noth meiner Lage mit schriftstellerischen Arbeiten abzuhelfen. Und hierüber, Freünd, muß ich Dir jezo noch ein Wort an Dein 10 Herz legen: Noth und Unruhe machen mich in der Schwäche meines Alters zur Benützung dieser Ressourcen so viel als ganz unfähig. Freünd, ich muß Dich bitten, wirff nicht ohne Noth und Nutzen Unruh und Sorgen auf mein fast erliegendes Alter! Laß es nicht an Dich kommen, daß Du das zerkiekte Rohr meines Alters, das 15 durch ein Wunder wieder zusamengewachsen, von neüem zerbrechest und den glimmenden Dachten, dem Gott gegen alles Hoffen und Erwarten neües Ohl zugegossen, gänzlich auslöschest. Freünd, dieses zerkiekte Rohr, das nunmehr vester und kraftvoller als je zusamenwachset, kann noch der Stab und die Stütze des 20 Wichtigsten und Heiligsten Deiner Unternehmen werden, und dieser nur noch glimmende, dem Erlöschen nahe gewesene, aber wieder neu entzündete und nun kraftvoller als je brennende Dochten kann noch dem Heiligsten, dem Besten Deiner Unternehmung ein Licht werden, für das Du Gott dankest. 25 Laß mich hoffen, Freünd, Du nehmest dieses Wort und das Ganze dieses Briefes in dem Sinne auf, in dem es geschrieben! Dein Wort: Möge Gott mit Dir seyn, ich wäre so von ganzem Herzen gerne Dein F., sollte mich dieses hoffen machen! Aber wenn Du forthin ohne Noth und Nutzen auf mein schwaches, altes Herz hin30 schlagen und ohne Noth Unruh und Gram, tödenden Geist und Herz tödenden und bey mir wie bald bey niemand so gewaltsam und schreklich würkenden Gram über mein armes Alter verhängen würdest, wenn Du, ich wiederhole es noch einmahl, meine für das Heiligste, was ich in der Welt habe, für mein Unternehmen mir so 35 nöthigen Kräften und mit ihnen die Mittel, auch für die Meinigen noch mit Erfolg zu leben und unter anderm auch das noch erwerben zu können, was Du von mir forderst, in ihrem innersten Wesen untergraben und zernichten würdest, dann dörfte ich doch wohl Dein Wort: Ach, Du weißt nicht, was Du thust! gegen Dich selbst 40 zurückkehren.

90 Sicher, Freünd, würde dann Dich auch keine Engelseele vergnügen können, daß sie in diesem Fall nicht ob Deinen Worten verirren wird. Doch will's Gott, werde ich nicht mehr an Dir verirren. Will's Gott, ist der einzige Gang, den mein Werk noch nehmen kan, Dir jetzo heiter. Freünd, es wird diesen Gang jezt sicher nehmen. 5 Was mir auch immer noch begegnen könnte, das ändert ihn jezt nicht mehr; er ist für dasselbe gebahnt und sicher, auch braucht es nur noch ein Kleines, so wird das Geld Verhältnis, das zwüschen Dir und mir noch obwaltet, wenn es auch jezt schon wie ein Berg vor mir steht, überstanden und verschwunden und ich dahin ge-10 langt seyn, mit Dank und Rechtlichkeit gegen Dich zu erfüllen, was Dank und Rechtlichkeit mich gegen Dich erfüllen heißen. Ich bedarf Schonung und Liebe, ich bedarf Wahrheit und Recht; aber was ich bedarf, soll niemanden beeinträchtigen. Was hindert uns also, Freünde zu seyn, wie wir können und sollen, und mit ge- 15 genseitiger Handbiethung und Schonung einander zu beweisen, daß wir es seyen? Lebe wohl, Freünd! Bezeüge Frau Fellenberg meine tieffe Hochachtung! Grüße mir, wer in Deinem Hause einen Gruß von mir gerne annihmt! Ich hoffe und wünsche, daß Du recht gesund 20 seyest; ich bin es in einem hohen Grade und auch mein ganzes Haus, ich möchte sagen, zur Verwunderung. Die wüste Gefröre allein, die wieder einreißt! Pestalozzi.

1148.

25

Monsieur Dumartrai. [Mitte November 1805]. Monsieur! Comme nous commengons actuellement ä donner une legon de Latin ä quelques uns de nos eleves et cette legon se payant ä part, ä raison de 20 Bazen par mois, nous Yous deman- 30 dons si Vous desirez que Yotre fils prenne part ä cette legon? Du reste, je me referre k ma derniere lettre qui etait plus detaillee. Le nouveau quartier commengant avec le 1 Novembre, je Vous prie de nous faire parvenir cette avance, si Vous en trouvez quelque occasion ä Votre commodite. Vous nous obligerez. 35

91 1149. Monsieur Pradez. [Mitte November 1805]. Monsieur! Comme nous commengons actuellement ä donner 5 une legon de Latin ä quelques uns de nos eleves et cette legon se payant ä part, ä raison de 20 Bz. par mois, nous Vous demandons, si Vous voulez que Votre fils y participe? Me referant par rapport ä Votre fils sur ce que Mr. Muralt a ecrit k sa maman il y a quinze jours, je n'ai pour le moment rien de noulo veau ä y ajouter, si non de Vous prier de nous envoyer bientöt un sac de riz. 1150. Monsieur Charriere. [Mitte November 1805]. 15

Je me fais un plaisir de Vous dire que Votre fils se plaint beaucoup moins du mal des yeux depuis quelque tems. Le medecin lui a donne des remedes pour les fortifier et il parait qu'ils font un bon eilet. Par contre, il souffre des engelures qui l'empechent de prendre les exercices qui lui seraient si necessaires. 20 Du reste, nous continuons ä fetre tres satisfait de lui. Nous souhaiterions cependant qu'il füt plus gai et plus eveille qu'il ne etait. En attendant je prends la liberte de Vous joigner ici le compte du quartier de sa pension.

1151. 25

Madame Hamilton. [Mitte November 1805].

En reponse ä Votre derniere lettre j'ai l'honneur de Vous annoncer que j'ai bien regu le montant du troisieme quartier de la pension de Votre fils de Mr. l'avocat de Feiice. 30 Je suis tres affecte de ne pouvoir Vous dire de Votre fils tant que je desirerais Vous dire pour Votre satisfaction. II se montre sous differents rapports encore tres faible et il parait qu'il ne veut

92 pas encore se defaire de la legerete infantile de son caractere. J e cherche souvent ä toucher son coeur par mes discours et plusieurs de mes amis en prennent un soin tout particulier. Mais autant que la bonte de son cceur nous donne lieu ä tout esperer, autant sa faiblesse et son manque d'energie nous allarment. L a lettre qu'il 5 voulait Vous envoyer il y a quinze jours etait si mal pliee et l'adresse si illisible que Mr. Muralt la lui dechira. II promit d'en ecrire une autre; mais il parait qu'il ne l'a pas fait. J e lui en ai fait des remontrances et des exhortations serieuses. Nous continuerons toujours ä nous acquitter envers lui de nos 10 devoirs et de Vous informer avec franchise des resultats. J e Vous prie, Madame, d'agreer l'assurance de la consideration particuliere avec laquelle j'ai l'honneur d'etre— 1152. Madame Frossard de Saugy.

15

Le 16 novembre 1805. J e ne puis Vous exprimer la peine que me fait Votre lettre relative ä l'examination du bras de Jules. Les chirurgiens d'ici ont prononce avec tant d'assurance que le cas etait sans suites funestes que je ne pouvais m'imaginer qu'ils eurent tort; mais je me per- 20 suade de nouveau que l'on ne peut presque se fier ä personne et qu'une confiance trop legerement accordee peut avoir des suites si malheureuses que l'on se trouve dans le cas de se faire les reproches les plus mortifiants. L'on ne peut etre plus mecontent de soi-meme que je le suis. J'aime Jules et je sais, combien je dois ä 25 ses parents. J e n'aurais certainement epargne aucun soin, si la temerite impardonnable dans l'attestation des chirurgiens de la ville ne m'eut induit en erreur. Dieu sait combien je suis eloigne de Vous laisser ignorer la plus petite circonstance par rapport ä cet accident malheureux. La concordance parfaite dans l'attestation 30 des chirurgiens m'arracha ma confiance sans aucune reserve. Mais mes soins reunis ä ceux de mes amis seront d'autant plus empresses et d'autant plus scrupuleux pour la guerison de Jules que mes negligeances invollontaires m'ont attire les plus vives inquietudes. Nous nous rejouissons beaucoup de revoir Vos enfants parmis nos 35 eleves. Nous sentons vivement combien la pauvrete avec laquelle mon etablissement a vu le jour et le triple changement du local

93 ont emmene des circonstances desagreables aux parents qui vraiment pour l'education de leurs enfants ont cceur et combien ils ont du s'inquieter. II est vrai, mes amis et moi nous avons beaucoup fait et beaucoup souffert pour detourner ces difficultes ou du moins 6 pour les diminuer, et nous rendons graces ä la providence de nous avoir si puissamment favorises. J e suis en desespoir que le seul accident malheureux qui soit arrive ä un de mes eleves pendant ma direction ä Berthoud et ä [Buchsee], soit tombe sur un de Yos enfants. Mais ce qui augmente ma desolation etait que l'imprudence 10 avec laquelle j'ai accorde ma confiance aux chirurgiens en ait rendu les suites plus malheureuses. J e suis tres sensible k la justice que Yous rendez a l'essence de mon etablissement. Celui-ci acquiert tous les mois un nouveau degre de perfection. L'organisation des points les plus importants 15 a un tel caractere d'assurance et de perfection que nous n'en redoutons point l'inspection la plus scrupuleuse. Les resultats intellectuelles, morales et physiques en sont decisifs. J ' a i l'honneur de Vous donner les assurances les plus positives que nous ferons tout ce qui dependra de nous pour en porter l'organisation des relations 20 exterieures ä la perfection k laquelle nous visons avec tant d'ardeur dans toute notre entreprise et que nous regardons comme notre devoir inviolable. Nous nous rejouissons de l'honneur de voir Mr. de Saugy ici avec ses deux fils et de l'occasion de lui temoigner que nous ferons toujours plus pour repondre ä l'attente des parents de 25 tous nos eleves et principalement que nous saisirons avec empressement toutes les ocasions de lui prouver notre estime et la reconnoissance sincere si justement due ä son ancienne confiance qu'il a daigne nous continuer sans interruption. Agreez, Madame, les assurances de l'estime avec laquelle j'ai l'honneur d'etre, Madame, 30

Votre— 1153. Herrn Zwiky, Glarus. [Mitte November 1805].

In höflicher Antwort auf Ihr Lestes bescheinigen wir Ihnen den 35 richtigen Empfang der für unsere Rechnung an Herrn Niederer bezahlten L. 124, 15 B. nebst den nachgesandten 4 Sols. Wir haben

94 Ihnen diese Sume gutgeschrieben. Wir sind fortdaurend mit dem Knaben Zwiky zufrieden zu sein. E r ist fleißig, aber es ist nicht genug freye eigene Kraft in ihm, die ihn treibt, und seine Fortschritte könnten und sollten fast in allen Fächern besser sein. Sie werden aus beyliegender Rechnung sehen, daß wir Ihrem 5 Verlangen gemäß ihm jetzt mehr Taschengeld geben. In solchen Fällen werden wir uns immer nach Ihrem Willen richten. Indessen habe die [Ehre], mich Ihnen bestens zu empfehlen und mit Hochachtung zu nennen Pest. 10 1154. Au citoyen Pidou, president du Petit Conseil du Canton de Yaud. Yverdon, ce 19e Novembre 1805. Citoyen! Permettez-moi de Vous remercier tres humblement pour la bienveillance avec laquelle le Petit Conseil a daigne 15 m'accorder la demande que j'ai pris la liberte de lui addresser. J e suis de meme penetre de reconnoissance pour l'espoir que ce corps respectable a bien voulu me donner qu'il s'occuppera de ce qui concerne mon etablissement. J e me rejouis de pouvoir Vous assurer ä cette occasion que mon entreprise dont le succes me tient si forte- 20 ment ä cceur continue ä fournir des resultats dont les suites seront heureuses pour l'humanite en general, mais particulierement pour les habitans de ce Canton. J e m'etais propose il y a dejä quelque tems de prier le Petit Conseil de nommer une commission pour examiner les resultats 25 de ma methode afin de se convaincre entierement ä quel point son introduction generale pourroit 6tre convenable aux interöts de ce Canton. Pour moi je suis convaincu que, cet examen fait, le Petit Conseil ne tardera plus de m'envoyer quelques jeunes gens intelligens de la Campagne pour leur enseigner la methode et de prouver 30 par eux la possibilite d'une introduction generale. Oserai-je Vous prier, citoyen president, de presenter mes remerciments au Petit Conseil conjonctivement avec mes voeux? Ou jugeriez-Vous convenable de lui presenter la derniere plus en detail dans une petition? J e me conformerai en celä complettement ä ce que Votre sagesse 35 et Votre bonte me conseillera. Pestalozzi.

95 1155. An de Montmollin. 20. November 1805. Monsieur! Es ist mir äußerst angenehm, Herrn Guinche von Val5 langin bey mir zu sehen. E r hat Tallente und, wie es scheint, Eifer; aber die Kürze seines Aufenthalts wird es hindern, ihn ganz in das Weesen der Methode hineinzuführen. E r wird für jetz bey der Erlernung einiger Anfangstheile derselben stehen bleiben müssen. Wenn indessen nur dieses solid geschieht, so kan das wirkliche ίο Ausüben auch noch so sehr beschränkter Anfangspunkten ihn, wenn er wieder bey Hause ist, von selbsten allmählig weiters führen. Ich fühle mehr, als Sie es sagen, wie schwer es ist, etwas gutes Neues einzuführen. Neue Charletanerien führen sich indessen allenthalben mit der größten Leichtigkeit ein. Oft muß ich über 15 die Schwierigkeiten, die ich finde, herzlich lachen, und es macht mir oft eine wahre Freude, zu denken, daß der leidenschaftliche Wiederspruch, den ich allenthalben wieder mein Thun finde, ganz gewiß der größte Beweis seines innern Werths und die Sicherheit seiner Resultate sind. 20 Ob das Weesen des Menschen, ob der Mensch selbst zu Grund gehe, das achtet die Welt, wie sie jetz ist, wenig. Wenn nur das Kleid, in dem er sich in der Gesellschaft und auf dem Markt zeigt, bis an das Grab in der Ordnung bleibt, so hat die Welt, was sie jez begehrt. Meine Methode sucht diesem bösen Sinn der Welt mit 25 einiger Kraft entgegen zu wirken. Es ist desnahen auch sehr begreiflich, warum sie vielseitig nicht mit der Höflichkeit und mit dem Anstand empfangen und aufgenohmen wird, die man denjenigen Unterrichtsweisen allgemein schenkt, die mit dem gemeinen Weltsin oder Weltthon und mit den wesentlichsten Ge30 wohnheiten und Liebhaberyen unsers Zeitverderbens, unserer Zeitschwäche und unserer Zeitoberflächlichkeit mehr als meine Methode in Harmonie stehen. Sie denken nicht in diesem Zeitgeist. Ich freue mich indessen sehr, Sie innert 14 Tagen bey mir zu sehen und Sie durch noch35 mahlige Darlegung der Resultaten meiner Methode vollends zu überzeugen, daß diese Resultate des Kriegs und des Streits Werth sind, den sie veranlassen, und noch mehr, daß sie des endlichen Siegs über den Zeitgeist unserer Rutinenerziehungsweise gewiß

96 ist. Genehmigen Sie die Versicherung der Dankbarkeit und Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen—

1156. An Herrn von Türk.

20. November 1805. 5

Wie vom Himmel herab sind Deine 50 Louisd'or in einem Augenblick gekommen, wo wirklich der Drang meiner Ökonomie einen Zustand der Beunruhigung hervorbringen wollte, der, wenn er nicht überwunden werden konnte, an den Wurzeln meines Thuns und an Kräften nagen würde, die der Rost nicht fressen und die 10 Schaben nicht zernagen sollten. Dank, tausendmal Dank, Freund! Sey meiner Treu und meiner Sorgfalt für Dein Geld sicher! Die Folgen der Vereinigung meiner Freunden sind der Handbiethung der Edelsten werth. Was ich vor einem Jahr mit Forcht und Zittern angesprochen hätte, das spreche ich jetz mit Vertrauen an, 15 und wenn sich das Menschliche mit dem Göttlichen vergleichen und die pestalozzische Anmaßung selber in den Psalmen Davids Stoff und Nahrung suchen dürften, so Sprech ich: Jetz mit meinem Krüsi, mit meinem Niederer, mit meinem Muralt, mit meinem Steiner, mit meinem Schmid etc. etc., spring ich über Mauren 20 hinüber, die mich schaudern gemacht hätten, wenn man mir sie vor einem paar Jahren vor die Nase gestellt hätte. Unsere innern Kräfte starken, unsere äußern Laagen bessern. Aber jetzt Muth, hohen Muth, wo immer ein Stückchen Eisen glüht, mit dem Hammer darauf loos und zugeschmidet, weil es warm ist! Ich predige 25 meinen Freunden alle Tag: Weg, Trägheit! Weg! Ich will sie [nicht] sehen. Freund! Ich habe nicht mehr Zeit. Das ist eigentlich nur der Empfangschein für die 50 Louisd'or, für die ich Gott und Dir herzlich danke. Bald mehreres. P. S. Bym Wiederlesen des Briefs scheint mir der Anfangs- 30 jamer desselben wegen dem Wirthschafftdrang zu stark ausgedrukt. Er ist nur vorübergehend durch den nöthigen Ankauf einiger Winterprovisionen veranlaaßet worden.

97 1157. An Gruner. [gegen Ende November 1805]. Lieber Freund! Es macht mich jetzt doch bald ernsthaft, daß 6 ich bis auf diese Stunde kein Wort von der Ankunft unserer guten Jungfer Lutz vernohmen; ich hoffe und wünsche, daß Postunordnungen hieran schuldig. Denn auch im Fall eines wiedrigern Zufalls bin ich von Deiner Freundschaft, lieber Gruner, sicher, daß Du mich nicht ohne Nachricht davon gelassen. Also im Vertrauen, ίο daß Jungfer Lutz mit Herrn Fröbel glücklich angekommen, berichte ich Dich noch einmal, daß wir auf unserer Seite alle auch wohl sind und uns alle äußerst nach Nachrichten von Dir sehnen. Nicht wahr, Du nimst es nicht übel? Die 130 Gulden, die ich Herrn Fröbel mit und für ihn ausgegeben, chinieren mich in diesem 15 Augenblick würklich stark. Ich bitte Dich dringend, für den Eingang dieses Geldes zu thun, was Dir möglich, und mir über diesen Gegenstand sogleich zu antworten. Ich kämpfe mich, lieber Gruner, noch immer durch die größten Schwierigkeiten hindurch; doch es wird gehen. Und möge Gott Deinen Weg mit der Zufriedenheit 20 enden, die ich für den meinigen voraussehe; mögest Du den ganzen Umfang des Glücks genießen, dessen ich Dich und Deine Geliebten würdig achte, und mögest Du von den Lastern, die mich durch mein Leben niederdrückten, nur so wenig tragen müssen, als zum reinen Fühlen dessen, was wahres Glück ist, für die Menschen25 natur nothwendig ist. Ich ermahne Dich und Deine Freunde von Herzen, empfehle mich Fröbel und erinnere ihn, daß er mir viel zu schreiben versprochen. Lebe wohl und glaube mich immer Deinen Dich liebenden Freund 30 Pestalozzi. 1158. An Gruner. 13. Dezember 1805. Ich bin Dir Dank schuldig und unser Yerhältniß wird bis an 35 mein Grab so enge und warm bleiben, als es jetzt ist. Ich hoffe, der weitere Fortgang der Methode, die immer größere Einfachheit 7

Pestalozzi Briefe V

98 ihrer Mittel werde endlich die Schwierigkeit, sie in Schulen einzuführen, überwinden. Es k o m m t alles darauf an, daß die Zahl der Menschen, die die Sache wohl kennen, sich i m m e r vermehre. Für's übrige lassen wir Gott sorgen. Unser Glaube, die Methode werde das Theil der Armen allenthalben werden, wird mit jedem Tage 5 stärker.

1159. An H o f m a n n . [Gegen Ende 1805], Lieber Freund! Ihre liebe Zuschrift hat mich wieder an die 10 Tage erinnert, in denen wir uns so oft sahen und mit wahrem Zutrauen gegenseitig einander viele Theilnahm bezeugten und viele f r e u n d s c h a f t l i c h e Stunden durchlebten. Zeit und U m s t ä n d e haben uns sinther v o n einander entfehrnt; denoch habe ich oft an die S t u n d e n unsrer alten Freundschafft gedacht und oft gewünscht, 15 daß wir näher byeinander lebten und daß wir unser Thun und Lassen einander gegenseitig zur A n s c h a u u n g h ä t t e n bringen können. Das meinige war lange nicht reif und vielseitig verunstaltet. Ich wunderte also mich nicht, daß es Ihnen nicht in dem Licht vor A u g e n kam, in dem Sie es gewiß angesehen hätten, wenn Sie näher 20 b y mir gelebt hätten. Man hat i h m allgemein eine zu beschränkte Tendenz gegeben und auf das F u n d a m e n t dieser Ansicht bald jede Aüßerung meiner nehern Freunde über den Gegenstand für anmaßlich gefunden; und es ist würklich wahr, Johansen war — w o nicht der erste, doch — der vorzüglichste, der in diesem Zeitpunkt 25 die besseren Köpfe Teutschlands auf das W e s e n meiner Zwekke und meiner Mittel aufmerksam machte. .Ich freue mich, daß seine Ansicht auch Ihre Aufmerksamkeit reg gemacht. Ifch danke Ihnen für die Einsendung Ihrer Schrifft. Es ist mir leid, daß sie mit einer Geschichte, die Ihnen Müh machen muß, 30 v e r w o b e n ist. Die Aufmerksamkeit, die [Sie] in dieser Schrift so vielseitig auf meine Methode werfen, freute mich sehr. Ich verdanke sie Ihnen. Ich habe v o n d e m ersten Jahr an, da ich in Burgdorf arbeitete, immer gehoffet, Arau werde einige Aufmerksamkeit auf mein Thun 35 werfen und e t w a n einen fehigen Jüngling, die Methode zu erlernen,

99 zu mir hinsenden. Es that mir sehr weh, daß dieses nie geschah, ob es mir gleich so oft und so freundschaftlich und vielseitig versprochen worden. Ich bin noch heute nicht mit mir selber im klaren, was die eigentliche Ursach dieser Inconsequenz meiner 5 dortigen Freunde gewesen. Ich muß gewüß syn, daß einige Menschen, die meine Methode in meiner Gegenwarth gelobt und erhoben haben, durch was für Gründe sie auch imer mögen bewegt worden syn, denoch ihr entgegen gearbeitet haben. Auch noch jez bin und bleibe ich Arau in Rüksicht auf alles, was ich hier thue, so 10 fremd als einem unbekandten Landstätchen in der Ukraine. Doch ich thue forthin nichts, meinen Faden da anknüpfen zu können, wo man die seinigen mit Gewalt von den meinigen wegreißt oder mit stiller Hand meiner unwüssend unter dem Tisch von denselben abschneidet. 15 Ich danke Gott, ich habe nicht nötig, irgend einen Menschen, der mir nicht [wohl] will, mehr zu suchen. Meine Zwekke gehen, ohne daß ich mehr jemand gegen seinen Willen nöthigen muß, weder wenig noch viel theilzunehmen. Ihr Entschluß, nicht mehr lang in der Schweiz zu bleiben, be20 fremdet mich nicht. Möge der Krieg Deutschlands Lage nicht lange mehr drükkend machen, so gibt dieses Land und der ganze Norden jedem jungen und thätigen Man Spillraum und Gelegenheit zu einer nüzlichen und beruhigten Lebensbahn. Empfehlen Sie mich Ihren Freunden und syen Sie meiner auf25 richtigen Wünsche für Ihr Wohlergehen sowie der Achtung und Ergebenheit versichert, mit der ich auf immer verbleibe Ihr Freund und Diener P. 1160. 30

An Herrn Lenz in Geisenheim. [Gegen Ende 1805].

Insonders hochgeehrter, schäzbarer Herr! Der Inhalt Ihres Schreibens ist von einer Natur, die mich Ihre persöhnliche Bekandschafft sehr wünschen macht; denn obgleich Sie sich von 35 unserem hiesigen Leben und Syn eine zu idealische Vorstellung machen und gewüß syn können, daß Sie in unserer Mitte so wenig 7*

100 als irgend in der Welt ein Paradies und ein Tempel der Unschuld feinden werden, so dörfen wir uns doch schmeicheln, daß ein Man, der aus Achtung für die Menschennatur sich nicht zum Werkzeug der Ungerechtigkeit hingibt und Krafft in sich selbst fühlt, seine Beamtungsstelle niederzulegen und der Menschheit auf einem seinem Herzen angemessenen Weg zu dienen, denoch in unserer Mitte einige Befriedigung feinden wird. Ich freue mich desnahen vereiniget mit meinen Freunden, daß Sie zu uns kommen wollen, und antworte Ihnen auf die an mich geschehenen Anfragen, daß wir allerdings in hier, wie es in Buchsee projectirt ward, Einrichtungen getroffen, Männern und Jünglingen, die die Methode erlernen wollen, darin Unterricht zu geben. Die Erfahrung hat zwahr bewiesen, daß die Bestimmung der Zeit auf drei Monate vielem Mißverstand ausgesezt ist. Gebildete, thätige Männer von reiner, freyer und krafftvoller Ansicht der Dinge können allerdings in dieser Zeit dahin gebracht werden, den Geist der Sach zu fassen, die Anfangsübungen der Methode sich eigen zu machen und sich in Stand zu stellen, durch weiteres mit der Ausübung der Methode verbundenes Studium derselben zur Selbstständigkeit in derselben zu gelangen. Ganz ungebildete und durch eine falsche Bildung verschrobene, in irrigen Ansichten der Elemente verhärtete Handwerksmenschen in der Erziehung — bedörffen gar viel mehr Zeit — oft nur um einzusehen, daß ihre Routinenansichten nichts taugen. Gesunder, nicht [durch] wüssenschafftliche Bildung, einfach durch Lebensverheltnisse und Gescheffte gebildeter Menschenverstand und ein reines, kindliches Herz ist bestirnt, was zum schnellen Auffassen der Methode erfordert wird. Wer sich dadurch qualificirt und mit tätiger Anstrengung drei Monate sich unter guter Leitung dem Studium der Sach wiedmet, kan allerdings fähig werden, darin Unterricht zu geben und dadurch sich selbst tiefer in die Methode hineinzustudieren und selbige sich in ihrem ganzen Umfang eigen zu machen. Es ist durchaus nicht nöthig, hierfür eigentlich wüssenschafftliche Bildung zu haben. Die Bedingnisse, unter denen wir Sie hiefür zu uns einladen können, hängen von dem Umstand ab, ob Sie sich mit unserm aüßerst eingeschränkten Tisch begnügen wollen. In diesem Fall würde die monatliche Ausgab Sie nicht auf drei Louisd'or kommen. Im Falle Sie aber auch außer dem Haus an einem etwas besseren bürgerlichen Tisch essen wollen, werden wir uns bemühen,

101 daß Ihre Ausgab in keinem Fall merklich drei Neulouisd'or übersteigen müsse. Zehlen Sie darauf, daß wir mit Sorgfalt Ihre Lage in Obacht nehmen und alles thun werden, Ihnen das Zihl, das Sie suchen, so sehr als wir imer können, zu erleichtern. Sie können kommen, wann Sie wollen. Wir erwarten in Ihnen einen Man, wie wir der Menschheit und der Methode viele wünschen. Ich bin mit Achtung und Freude, Sie bald von Angesicht zu Angesicht zu sehen, Ihr Sie auch unbekant liebender Freund und Diener Pestalozzi. 1161. An Herrn Sterki in Morsee. [Gegen Ende November 1805]. Lieber Freund! Seit Ihrem Daseyn habe ich von Herrn Monnod einen Brief erhalten, der mich versichert, der Kleine Rath seye gewiß geneigt, eine Probe, meine Methode in die Landschulen einzuführen, zu machen, und habe mich aufgemuntert, hier einige Schritte zu thun. Ich habe diesen Anlaß ergriffen, dem Herrn Bidoux, Presedenten des Kleinen Raths, zu schreiben und ihm für die Geneigtheit des Kleinen Raths für meinen Gegenstand zu danken. Ich hoffe, man wird eine Commission zur Untersuchung meiner Methode in dieser Rücksicht wählen. Ich wünschte dieses außerordentlich, und da ich weiß, wie sehr es auch Sie interessiert, habe ich Ihnen so geschwind, als ich könnte, diese Nachricht berichten wollen. Ich danke Ihnen nochmal für Ihren letzten Besuch. Ihr Knabe ist wie immer, und unser ganzes Haus muthvoll und fortschreitend. Leben Sie wohl, alles grüßt Sie und alles theilt mit [mir] Liebe und Achtung, mit der ich imer bin Ihr Sie liebender Pestalozzi.

102 1162. An Lüthi. [Gegen Ende 1805]. Lieber Freünd! Ich habe den Brief Deines Sohns gelesen und fühle, er hat Dich nicht befriediget und kan Dich nicht befriedigen. 5 Es ist meine Schuldigkeit, einige Erleuterung über denselben byzufügen. Erstens muß ich Dir sagen, ich habe durchaus nichts gethan, Deinen Sohn von der Idee, ein Arzt zu werden, abzulenken. Aber seine wachsende Neigung, sich dem Unterricht zu wiedmen, hat 10 den Gedanken alles dessen, was er jez syn und thun müßte, um einst Arzt zu werden, ihm selber by ihm selber in ein unvortheilhafftes Licht gesezt. Er mag nicht Arzt werden, und darum beeifert er sich, mich in seinem Entschluß so voranzuschieben und die Antwort an Dich so zu stellen, als wenn von nichts die Frage 15 wäre als e n t w e d e r Arzt zu werden oder mir zu folgen. Er vergaß in Deinem Brief das Dritte und genau das, was der wesentliche und der allein wahre Gesichtspunkt, nemlich seine Pflicht, fry zu handeln und fry zu wehlen, was ihm selbst für sich selbst das Beste vorkomt. Das soll er thun, und ich würde mir ein Ge- 20 wüssen machen, ihn zu etwas anderem weder directe noch indirecte zu bereden. Diesen Punkt in Ordnung, muß ich denn in Rüksicht auf seine genohmene Resultion Dir mit Frymütigkeit und Vertrauen auch die Gründe sagen, worum ich ihn nicht suche von dieser Resolution zurükzuhalten. 25 Erstens ist das, was ihn als krafftvoll auszeichnet, mehr sein Herz als sein Kopf. Er hat Liebe und wird Liebe feinden. Von dieser Seiten kan er keinen Beruf wehlen, zu dem er sich mehr schiket. Zweitens: Sein Aufenthalt in unserem Haus hat ihn mit einigen 30 Jünglingen von gleichem Zwekk in Verbindung gebracht, deren Freundschafft ihm die Bahn, die er gewehlt, sehr erleichtren wird. Drittens: Sein Aufenthalt bey uns bietet ihm Verheltnisse mit sehr viel neheren und entfehrnteren Mänern an, deren Bekandschafft ihm auf der Bahn, die er sich zu betretten vorgenohmen hat, 35 von aüßerster Wichtigkeit syn kan. Viertens: Die Methode erhebt sich ganz gewüß zu einer Höhe, die denjenigen Jünglingen, die sie zuerst in ihrem ganzen Umfang

103 kenen lernen werden, mit Sicherheit [den] Weg zu einer angenehmen und ehrenhafften Laufbahn eröfnen werden. Fünftens: Ich bin gewüß, daß durch die Folgen meiner Unterichtsmethode Armen- und Industrieanstalten zu errichten mög5 lieh sind, die die Köpfe der guten vaterländischen Mäner nicht mit Dünsten und Nebeln auf eine krume Seiten ziehen, sonder dem brafen Man im Land allgemein sichres Brod und sichre Ehre bringen werden. Und Deine Privatstellung als geachter Mann im Land und als geschikter Fabricant sichert mich, daß Du selber im Großen 10 mitwürken kannst, einst die Vorzüge einer besseren Volksbildung in Deiner Lag zum Vorteil Deiner Kinder selbst auf eine ausgezeichnete Art zu benuzen. Hierüber aber dann einmahl mündlich. Nur das seze ich hinzu: wo ich immer in der Welt für mich und für meine Zwekke einen Freund habe, da soll er für Dich und Deine 15 Zwekke Freund werden und auch hinter meinem Grab Freund bleiben. Lieber, es bereitet sich ein Band der Liebe für mein Vatterland, dessen Fäden jez noch nicht die Hälfte auf den Webstuhl gespant sint. Aber Du wirst es ausgewoben erleben; Du wirst selbst daran 20 weben, und Deine Kinder werden, will's Gott, mit vielen anderen durch dieses Band glüklich und beruhigt werden. Adieu, lieber Leuti! Daß wir von nun an ganz für Deinen ältern Knaben sorgen werden, versteth sich von selbst. In Ruksicht auf den jüngeren Knaben wollen wir gern zu Deiner Erleichterung 25 einen Theil der Pension auf uns nehmen. Wäre ich reich, oder wäre das Etablissement nur ein paar J a h r älter, ich würde Deinen Knaben mit Freuden ganz übernehmen. Aber by meiner Lag ist es unmöglich, seine Pension unter. . . zu bestimmen. Freund, meine Anstalt geth im Wesen vortrefflich, und ich bin 30 sicher, ihre Folgen werden hinter meinem Grab gewüß auch für mein Vatterland groß syn. Und mich freut es, zu denken, Deine Söhne werden und Du wirst nach wenig Jahren in Verbindung mit Deinen Söhnen Antheil an dem nehmen, was durch meine Methode Gutes für dieses liebe Vatterland geschehen wird. Wie ich Dich 35 liebe, Leuty, und wie ich träumend, in die Zukomft hineinstaunend mich froh und glüklich fühle, wenn ich denke, wenn einst das Vatterland meiner mit Liebe gedenken wird, so wird es auch Deiner mit Liebe gedenken. Lieber, lieber Leuti, wie mich der Gedanke [erhebt], die Mühseligkeit meines Leben werde den Armen 40 meines Vatterlands auch durch Deine Anstrengungen und die Mit-

104 hülfe Deiner jez by mir lebenden Kinder zum Seegen werden! Jez lebe wohl! Ich hoffe, Du syest wenigstens mit meinem Herzen zufrieden, wenn Du auch meinem Urtheil über vieles, das ich jez gesagt habe, nicht bypflichtest. Du hast jez in Rüksicht auf Deinen Sohn meine Meinung gehört; sie ist und soll aber nichts als eine 5 Meinung syn. Du als Vatter handle ganz nach der Deinigen und schreib Deinem Sohn in Antwort ohne Rüksicht auf meine Meinung, was Du für ihn und sein komftiges Wohl das Beste achtest! 1163. An die Eltern der Zöglinge.

10

[Anfang Dezember 1805]. Da wir unseren Rinderen auf das bevorstehende Neujahr so viel Freude zu machen suchen, als uns möglich, und wir die Folgen angenehmer Überraschungen von Seiten der Eltern zur Regmachung und Erhaltung dankbarer und anhänglicher Gesinnungen 15 und eines sie glüklich machenden Frohsins kennen und wichtig achten, so haben wir geglaubt, etwas zu thun, das Ihnen ebenso angenehm als uns syn müsse, wenn wir Sie hiermit ersuchen, Ihrem lieben Sohn, dem etc. etc., auf das Neujahr ein kleines Angedenken Ihrer Liebe zuzusenden. Wir bitten zu sorgen, daß das, 20 was Sie zu senden für gut feinden werden, etwas ihm würklich Nüzliches sye und daß es mit Sicherheit einige Tage vor dem Neujahr eintreffe. Nahmens des Pestalozzischen Instituts das Secretariat. 25 1164. An Jaquerot. [Anfang Dezember 1805]. Lieber Freund! Noch einmahl, aber zum lestenmahl: Ich muß Gelt haben! Vergessen Sie allen Anstand gegen mich und alle Auf- 30 merksamkeit auf die Noth meiner eignen Lag, so kan ich unmüglich länger änderst handeln, als wie es meine Pflicht gegen mich selber erheischt. Ich erwarte innert acht Tagen Antwort und Gelt. Handeln Sie, daß ich mit frohem Herzen fortdauernd mich nennen köne Ihren Freund 35 Pestalozzi.

105 1165. An Herrn Sterki. [Anfang Dezember 1805]. Mein Lestes ist nur ein paar Minuten vorher abgegangen, als ich 5 Ihr liebes Schreiben vom 1. erhielt. Lieber Freund, machen Sie dem guten Vatterland darüber keine Vorwürffe, daß es in seinem Urtheil über die Fundamente eines einzelnen Guten so weit zurüksteth! Es ist nicht daran schuld, so wenig als an der Partylichkeit, womit es alles, was von mir herkomt, ins Aug faßt. Gottlob, daß ίο das Ausland über alles, was mich angeth, fryer und unbefangener urtheilt. Ich wäre im Vatterland schon lang mehr als civiliter m o r t u u s , wenn das Ausland nicht für gut gefunden hette, mich noch nicht ganz für verschollen und abgethan anzusehen. Aber es hat es Gottlob nicht gethan, und Jünglinge aus dem Vatterland beiß reiten mir jez ein Lebenszihl, das mir das Ausland nicht geben [konnte] und das Innland nicht geben wollte. Freund, ich freue mich Ihrer Liebe und danke Gott für den Eifer, den Sie zur Beförderung meines Werks zeigen. Sie wüssen, das Departement der Gesezgebung macht jez einen Rapport über 20 mein Begehren vor eine Untersuchung meiner Methode. Könen Sie darauf Einfluß haben, daß Männer von bon sens und Liberalitet in dise Commission erwehlt werden, so thun sie etwas Gutes. Leben Sie wohl und glauben Sie an die Unveränderlichkeit der Achtung und Liebe, mit der Ihnen ewig zugethan syn wird 25

Ihr Sie liebender Freund P. 1166. An Notz. [Dezember 1805],

30

Lieber teurer Freund und Herr Vetter Gvatter! Sie müssen nicht denken, daß ich meine Sündenlast nicht zu wohl kenne, um nicht zu wüssen, daß ich wohl verdient habe, lange von Ihnen keinen Brief und keinen freundlichen Gruß zu erhalten. Doch Sie verziehen mir; ich weiß, daß ich gefehlt. Jez zur Sach. 35 Es wäre würklich ein Plaz in meinem Haus, darin die Ihnen bekandte Persohn mir dienen könte. Aber darf ich ihr e i n e n P l a z in einem Haus vorschlagen, das noch im Kampf seines ersten Ent-

106 stehens alle Annehmlichkeiten mangelt, die man in allen Privathäusern besizt? Keine Geselschafft, keine Zerstreuung, eine sehr gemeine Taffei, kurz, eine eingeschränkte Lage und wenig Vernügen. Von meiner Seiten könte ich außer einem herzlichen Wohlwollen und aufrichtiger Freundschafft nichts anbieten, das sie reizen könte, vieleicht eine bessere und angenehmere Lag zu verlassen und in den Bemühungen für mein Haus eine Laufbahn anzutreten, die sie villeicht nicht im Ganzen befriedigen könte. Indessen bitte ich Sie, Fr. X. mit folgenden Umständen bekandt zu machen: Wir haben eine vortreffliche Haushälterin, Jungfer Trechsel, Schwester von Herrn Professor Trechsel von Bern. Aber wir bedörfen eine Persohn für die Besorgung der Kleider, Wäsche etc. etc., und die mänlichen Talente dieser Persohn für Buchführung und Correspondenz könten uns sehr dienen. Diese Stell wäre genzlich von den eigentlichen Geschefften der Haushälterin getrent. Aber noch einmahl, ich möchte niemand von einer besseren Lag oder auch von der Möglichkeit einer besseren Lag ab zu einer schlechteren bereden und bitte Sie, hierin sorgfältig zu syn. Ich kene Frau X. und denke mit Achtung an vieles, was ich von ihr weiß. Aber ich möchte ihr Glük nicht minderen, ich möchte ihre Lebensgenießungen nicht schlechteren; das Gegentheil, wenn ich ihr dienen könte, möchte ich es gern. Sie würde es haben, wie ich es habe, ganz wie ich es habe; aber was ich nicht habe und was wir alle missen, das könte sie auch nicht haben, das ist wesentlich Geselschafft und Zerstreuung. Wer imer zu uns steth, muß mit Leib und Seel zu uns stehen, und es fordert viele Anstrengung von uns allen, das angefangene Werk gehen zu machen. Das Beste, denke ich, wäre, sie würde ein Vierteljahr, ein Halbjahr eine Prob machen, wie es ihr by uns gefiele. Ihr Knabe wäre dann frylich versorget, und mein Haus würde sich gewüß allgemein bestreben, durch alle Aufmerksamkeiten für den Knaben die Aufmerksamkeit seiner Mutter für uns erwiedern zu können. Aber noch einmahl: daß sie um dieses Versuchs willen für einmahl in ihren Einrichtungen in Zürich keine ihr schedliche Änderung mache, bis sie erfahren, daß die Stelle, die sie in meinem Haus ausfüllen würde, ihr zu einer daurenden Befriedigung gereichen könte. Wenn sie sich entschließen kan, eine Probe zu machen, so wünschten wir, daß dieses bald geschehe, weil wir genötiget sind, die Stelle, die ich ihr anbieten kan, in kurzem zu besezen. Sagen Sie ihr, daß ich mich ihrer

107 Freundschafften erinnere, und daß es mir angenehm syn werde, wenn sie auf die Aüßerungen dieses Briefs hin im Glauben an meine Freundschafft eine Probe machen werde. Gewüß ist, wenn sie leicht hundert Pläze fände, die ihr mehr Annehmlichkeiten 6 zeigten, so feindet sich nicht leicht einer, wo sie mehr nüzen kan, und wo sie ihrem Kind besser Vorsehung t h u n und zugleich fortdaurend Mutter an ihm syn kan. Schreiben Sie mir bald wieder, grüßen Sie mir Papa, Mama, Frau Gemahlin, den lieben Heinrich und alle Ihres Hauses! Ich 10 bin mit daurender Erinnerung der Tage, in denen ich unter Ihrem Dach gelebt und viel Freundschafft von Ihnen genossen, Ihr Sie immer aufrichtig liebender Freund Pestalozzi. 1167. 15

An Herrn Ström in Koppenhagen. [Ende 1805].

Lieber Freund! Ich bin so lange ohne Briefe von Ihnen. Das setzt mich in Verlegenheit, um so mehr, da ich sehr wünschte, näher zu wissen, ob der Prinz von Würtemberg, der einen Lehrer meiner 20 Methode sucht, diesen Wunsch noch fortdauern lasse. Wenn dieses der Fall ist, so glaube ich, das Beste wäre, wenn er sich einen Mann, zu dem er selbst Zutrauen hätte, hiefür hieher schikte. Es müßte aber ein einfacher, kraftvoller, vom Bücherwesen nicht eingenohmener Man syn, der sich im Kreis von Kindern und in der Un25 schuld ihres eignen Syns und ihres eignen Treibens glüklich fühlte. Müßte ich aber Ihnen jemand wehlen, so müßte ich von Ihnen bestirnt wüssen, was er von einem solchen Man erwarte, auf wie lang und in was für Beding er ihn engagiren würde, und wie viel Zeit ich zu seiner Bildung hier hette. 30 Für Ihr Buch danke ich Ihnen herzlich. Es t h u t mir innig wohl, daß Sie fortfahren, mich zu lieben und sich für meine Methode zu intressiren. Aber warum schreiben Sie mir nicht öfter? Es ist mir so wichtig zu wüssen, wie es allenthalben geth, vorzüglich, wie weit die ersten Persohnen, die in Copenhagen sich der Sach ange35 nohmen, derselben noch gewogen bleiben und wie weit die Versuche darüber Erfolg haben oder Schwirigkeiten feinden, warum Torlitz kein Wort mehr mit mir redt. Ich bitte Euch, Freunde, wenn es schon nicht fliegt, wenn es nur geth, so syt zufrieden. Wir erreichen unser Zihl gewüß.

108 1168. Herr Perier in Lausanne. [Dezember 1805]. Monsieur! Ich freüe mich, daß Sie von Ihrer Reise wieder glücklich zurück sind, um so mehr, da ich Ihnen in Rücksicht auf Ihren 5 lieben Sohn allgemein die angenehmste Nachricht mittheilen kann. Seine Gesundheit ist vortreflich; sein Muth wächst. Es ist ein ruhiges, freyes Benehmen an die Stelle seiner Schüchternheit und Ängstlichkeit getretten, und er macht in allen Theilen so viele Fortschritte, als immer von seinem Alter und von der Zeit, in der 10 er bey uns war, zu erwarten ist. In Rücksicht auf Ihren Grundsatz, daß man die Kinder viel arbeiten machen müsse, und daß man eigentlich nur durchs Arbeiten wohl unterrichtet werde, bin ich vollkommen mit Ihnen einig. Auch ist die ganze Einrichtung meiner Pension auf diesen 15 Grundsatz gebaut. Seyen Sie versichert, daß Ihr Sohn von allem, was ihm nützlich und nothwendig ist, nichts mangeln soll und daß wir hierfür alle mögliche Sorge tragen werden. Frau Tobler ist wieder ganz wohl, und auch während ihrer Krankheit waren die Kinder in ihrem Haus gut bedient. Da Ihr Knab nun einmal sich 20 Hofnung macht, gegen das Neüjahr für ein paar Tage heim zu kommen, wollen wir ihm diese Freüde nicht verderben; aber da wir unsern Kindern den Neüjahrstag zu einem Freüdentag zu machen gedenken, so wünschten wir, daß er diesen Tag bey uns zubringen könnte und Sie ihn dann ein paar Tage später nach 25 Lausanne abholen möchten. Ich gestehe Ihnen aber frey, daß ich es für eine schädliche Unterbrechung seiner Laufbahn rechnen würde, wenn sein Aufenthalt mehr als drei bis vier Tage dauren würde. Ich freüe mich, daß Sie meine gute Schwester in Leipzig gesund 30 angetroffen haben, und danke Ihnen sehr für den lieben Brief, den Sie mir von ihr gebracht haben. Unser ganzes hiesiges Haus ist gesund, alles geht vorwärts, und ich habe die frohsten Aussichten, ungeachtet die Anfangsschwierigkeiten unserer Unternehmung noch nicht ganz vollbracht sind. 35 Empfehlen Sie mich Ihrer Gemahlin und genehmigen Sie die Versicherung der Hochachtung, mit der ich die Ehre habe zu seyn—

109 1169. An Pfarrer Greyers in Bümbliz. [Dezember 1805]. Wohlehrwürdiger, lieber Herr Pfarrer! Wir freuen uns, daß Sie 5 mit den Nachrichten, die wir Ihnen von Ihrem lieben Sohn und von der Art und Weis [gaben], wie wir ihn in unserm Institut behandlen, zufrieden sind. Die guten Folgen davon waren in Rücksicht auf seine Gesundheit, seinen Muth und seine Gemüthsruh sehr sichtbar. Wir danken Ihnen für das Zutrauen, das Sie uns seinet10 halben bis jetzt geschenkt haben, und wünschen von Herzen, daß die Abänderung, die Sie auf das Frühjahr mit ihm vorhaben, ganz zu seinem Vortheil und zu Ihrer Befriedigung gereichen [wird]. Seine Briefe wollen wir ihm, wie Sie es verlangen, gern corrigiren; hingegen finden wir es, wenn sein Aufenthalt nur noch bis auf das 15 Frühjahr dauren soll, für ihn nicht vortheilhaft, das L a t i n mit ihm anzufangen. Wir werden ihn im Gegentheil in dem, was er in der Methode schon weiß, noch so viel möglich üben. Genehmigen Sie, wohlehrwürdiger, lieber Herr Pfarer, die Versicherung der Hochachtung, mit der ich die Ehre habe zu s e y n —

20

1170. An die Freunde in Yverdon. [Vielleicht E n d e 1805].

Liebe Freunden! E s ist nothwendig, an Herrn Chavanes die Note aller Versuche der Methode mit den Nahmen des Unter26 nehmens und den Detail von ihrem Erfolg zu geben, fehrner die Nahmen der bedeutendesten Persohnen, die sich mit Anstrengung für die Methode verwenden, und entlich die Schrifftsteller, die über sie geschrieben haben. Pardon, adieu! Euer aller dankbarer 30

Pestalozz

110 1171. An Unbekannt. [Gegen Ende 1805]. Er wird nun, wo es noch nicht würklich geschehen, doch bald by Ihnen anlangen. In Bezug auf mein lestes füge ich noch by, 5 daß er nach genohmenem Entschluß zu verreisen d e n . . . würklich abgereist ist. Ich habe nach mit ihm geschlossener Abrechnung ihm 30 NLdor zur Abreis als Uberest der ihm von Ihnen zugestellten zugestellt. Er brauchte auch von diesem Gelt 6 NLdor zur Bezahlung von Schulden und hinterließ mir noch eine Note 10 von f.. . . , die er an verschiedene Persohnen noch zu bezahlen habe. Zu diesen komen noch. . . f., die nach seiner Abreis von ihm gefodert worden, ohne daß er sie ins Verzeichnis der für ihn zu bezahlenden Schulden eingetragen. Ich werde in Gefolg Ihrer Erlaubtnis — 15 1172. An Oppliger. [um 1805?] Lieber Nachbar Oppliger! Ich bin sehr geneigt, Ihren Sohn, wenn er sich fortdaurend wohl haltet, unentgeltlich in meinem In- 20 stitut zu lassen. Da aber eine solche Wohlthat, wenn sie ihm, ohne die geringste Pflichten aufzulegen, gleichsam zugeworfen würde, nicht einmahl eine wahre Wohlthat seyn würd, sonder ihn noch gar leicht zu einer höchst schädlichen Gedankenlosigkeit und Fahrlässigkeit hinführen könte, so ist nothwendig, daß Ihr gegen mich 25 eine Art Verpflichtung eingehet, daß er, wenn ich ihn die Vorteile meiner Anstalt forthin genießen lasse, dann schuldig sy, von nun . . . Jahr ohne Besoldung in meinem Haus und in meinem Dienst zu bleiben und mir die Zeit über zu allem, worin er mir nüzlich syn kan, mit Dankbarkeit und Liebe an die Hand gehe. 30 Ebenso setzen mich die Ausgaben, die ich für Euren Knaben habe, in den Fall zu erwarten, daß, da ich so viel an ihm thue, Ihr doch wenigstens noch ein paar Jahr ihn mit den nötigen Kleideren [versehet]. Denn es ist nicht von mir zu forderen, und es wäre auch nicht recht, daß ich alles und Ihr gar nichts an Euerem Kind thun 35 müßtet. Ich erwarte über alles, was ich Euch geschrieben, Euere bestirnte Erklerung und grüße Euch freundlich.

Ill

1173. An Knusert. [um 1805?] Lieber Knusert! Dein Schreiben hat mir viel Vernügen gemacht. 5 Ich habe bis an mein Grab keinen andern Zwekk, als so viel mir möglich, in jüngere Gemütheren die Liebe zu den Armen und Verlassenen reg zu machen und ihre Krafft, dem Ellend und der Verwahrlosung unsres Geschlechts mit Erfolg abzuhelfen, zu stärken und zu vermehren. Es kan mir nichts in der Welt angenehmer ίο syn, als wenn meine jungen Freunde in dieser Laufbahn Befriedigung ihres Herzens finden und denn Kopf und Hände zur Erreichung des Zihls, zu dem sie ihr Herz hinlenkt, so viel sie könen, benuzen. Du, Lieber, findest in Fellenbergs Schule oder vielmehr auf seinem Hof mehr als tausend andere Gelegenheit, Dir große 15 Kräffte für diesen Zwekk zu sammlen. Brauche diese Gelegenheit mit aller Dankbarkeit, aber auch mit allem Eifer! Meine Kinder manglen hierin vieles, das Du genießest. Aber so viel ich in meiner Armuth kan, lenke ich doch dahin, daß sich jeder meiner Jünglinge öconomische Selbststendigkeit zum unverrükten Zihl seines 20 Strebens vorseze. Unser Haus ist sehr fleißig, und alles geth nach Wunsch.

1174. An Unbekannt. [um 1806?] 25

Lieber Freund! Ich bin wegen einem Clavier sehr im Gedräng. Ich habe seit einigen Monathen eines entlehnt, mit dem Versprechen, es, so bald es mir möglich, wieder zurückzugeben. Ich zählte auf Sie und auf Ihre Freundschaft, daß Sie, sobald es Ihnen möglich seyn würde, mir zu einem verhelfen. Ich bitte Sie dringend, 30 mir bald zu antworten, ob ich eines zu entlehnen finden würde oder nicht; im letstren Fall bin ich genöthiget, eines zu kaufen, und will mich auch hierfür Ihnen und Ihrer Freundschaft empfehlen. Aber auch in diesem [Fall] leidet die Sach keinen langen Verzug. Leben Sie wohl, bleiben Sie immer mein Freund, so wie ich der 35 Ihrige seyn werde. Pestalozzi.

112 1175. A n Unbekannt.

[nach 1805]. Die größten Feinde der Wahrheit sind die, welche m i t Mühseligkeit dahin gekomen, eine schimernde Halbwahrheit in sich 5 selbst so durchzuarbeiten, daß es ihnen ewige, allgemeine Alleinwahrheit.

1176. S t a m m b u c h b l a t t für Marti v o n Fraubrunnen. [um 1806]. ίο N u r wer der Menschheit dienet, und allem Guten sich hingibt, und allem Guten sich opfert, nur der ist würdig zu leben, nur der ist ein Christ. Lieber, diese Wahrheit erquicke Dich in D e i n e m hiesigen Dasein! Möge Gott sie Dir lebendig erhalten bis an Dein Grab; und mögest D u bis an Dein Grab bei jedem Opfer für Wahr- 15 heit und Liebe mit W ä r m e gedenken an Deinen Dich mit Vertrauen liebenden Freund Pestalozzi.

1177. 20

A n Frau Waser-Blank in Basel.

[nach 1805]. Liebe Freundin! Es freute mich herzlich, wieder eine Zihle v o n Ihnen zu lesen, obschon es mir u n a n g e n e h m ist, Ihnen auf Ihre Anfrage keine befriedigende Antwort geben zu könen. Meine U m gebungen, so wie sie würklich sind und wie ich sie nicht wohl an- 25 derst m a c h e n kan, lassen mich nicht daran gedenken, Frauenzimer v o n diesen Zwekken i m Haus anzustellen. Selber u m der Persohnen willen wäre die Sach bedenklich. Das Haus ist in der Direction fast allgemein teutsch; die französische Sprach erlernte sich nur höchst langsam b y uns, und für die Erlernung der Me- 30 t h o d e ist denn noch das Alter v o n 33 Jahren i m allgemeinen ein bedenklicher Umstand. D a s sind aber nicht einmahl die Haupt-

113 gründ, um deretwillen ich h i e r ü b e r eine abschlegige Antwort zu geben genöthiget bin. Freundin! Meine Methode [macht Fortschritte], aber sowie mehr geth, so bin ich mehr als je gebunden und gehemt. Ich werde wahr5 scheinlich mehr als ein Bein in der Grube haben, wenn meine Aussichten sich auch für mich in Realiteten verwandeln werden, und doch wird auch dieses einst komen. Gern, sehr gern, liebe Freundin, möchte ich Euch und Eueren lieben Man bald wieder sehen. Wenn ich bis nach Solothurn 10 komen kan, komt einer von Euch mir dahin entgegen? E s wäre mir wichtig. Ich wollte in diesem Fall eine Reise dahin erzwingen; nach Basel ist es mir vast unmüglich zu komen. Meine Frau und meine F r a u Tochter und ihr Man sind auf meinem Gut. Ich bin ganz allein hier. 15 Adieu, Freundin! Herzliche Grüße an Ihren mir so lieben Man von Ihrem wahren Freund Pestalozzi Ich bin auf eine sonderbare Weise in eine zimlich nahe Bekandschafit mit Herrn Ratherr [Maurer] von Schaffhausen gekomen. 20 Der Man scheint mir einen seltenen Fond von Kraft zu haben. 1178. An Graf Rantzau. [Anfang 1806]. Lieber, edler Herr Graf! Sie haben mich durch Ihren lieben 25 Schlesinger angenehm überrascht, und der Brief, den Sie ihm mitgegeben, hätte, wenn es möglich gewesen wäre, die Achtung und das Vertrauen, das mein Herz Ihnen stets weihet, noch erhöt. Es ist ganz gewiß kein Mittel, dem großen Zeitelend des Menschengeschlechts Lindrung zu verschaffen, von einem solchen Belang 30 und von einer solchen Solidite, als die erhöte Aufmerksamkeit der edlern Guthsbesitzer auf den Zustand ihrer Angehörigen. Auch erfreut mich durchaus nichts so sehr als das Wohlwollen und die Freundschaft von Männern, die auf dem einfachen Weg der väterlichen Sorgfalt für ihre Angehörigen so leicht Beyspiele geben kön35 nen, was auch bey den understen Volkklassen Großes und Würdiges kann ausgerichtet werden, wenn die Menschen die Stellung, in 8

Pestalozzi Briefe V

114 der sie gegen ihre Mitmenschen stehen, mit Dankbarkeit gegen Gott und Liebe zu ihren Nächsten ein Genügen zu leisten suchen. Menschenfreundlicher Herr Graf, ich freue mich Ihrer Bekantschaft, wie ich mich der Bekantschaft von wenigen Menschen freue, und meine Hofnungen, einst die in hier geprüften Mittel 5 einer beßern Volkserziehung auf Ihren Gütern eingeführt zu sehen, kan mich mit Wehmuth über mein Grab hinaus staunen machen. Ich werde, vereiniget mit meinen Freunden, alles thun, um den Aufenthalt Ihres Schlesingers für Ihren Zweck so nützlich als möglich zu machen und Ihnen über alles, was sich seinetwegen 10 hoffen läßt, mit Aufrichtigkeit mein und meiner Freunden Urtheil zukommen lassen. Verzeihen Sie meiner heutigen Kürze; ich lebe in einem Trang von Zerstreuungen, die mir oft das Angenehmste, das ich in der Welt habe, unmöglich machen. Genehmigen Sie die Hochachtung, mit der ich die Ehre habe mich zu nennen 15 Ihr — 1179. An Unbekannt.

[Anfang 1806].

Lieber Freund! Es könte mich nichts mehr schmerzen, als wenn 20 Du die Verspätung meiner Antwort auf Deine Anfrag wegen derjenigen Toblers als eine Unaufmerksamkeit auf die Persohnen, welche sich für ihn intressiren, ansehen würdest. Ich bitte Dich, dieses nicht zu glauben. Eine Wuche gewaltsamer Zerstreuungen jagte die Überlegung über diesen Gegenstand wieder meinen Willen 25 neben mir vorby, wie in der Welt so vieles wieder meinen Willen neben mir vorbygejagt worden, und mir aus den Henden geschlüpft ist. Übersezt aber heißt das nicht anders, als es nicht Lieblosigkeit [war], es war nur Liederlichkeit, daß Du über diesen Gegenstand noch keine Antwort erhieltest. 30 Doch muß ich nach diesem hinzusetzen, was so neben mir vorbyjagt, eine Weile meinen Händen entschlüft, wird mir um deswillen doch [nicht aus] dem Herzen gerissen, und by dem obwaltenden Gegenstand ist das bestirnt der Fall. Die angenehmen und freundschafftlichen Verheltnisse, in denen ich sint meinen Knabenjahren 35 mit vielen Tobleren lebte, machen es mir zur wahren Freude, wenn ich irgend jemand aus diser Familien etwas Angenehmes zu thun

115 imstand wäre. Also, Freund, ist in Rüksicht auf meinen guten Willen aufrichtig alles in Ordnung. Ebenso seze keinen Zweifel hierin, daß ich es in Rüksicht auf die Kosten der Sach nicht alle Aufmerksamkeit auf die Umstände zeige und das, was ich thun 5 kan, dem Knaben so wohlfeil als möglich anrechnen würde. Die Schwirrigkeiten der Sach sind nicht von dieser, sie sind von einer anderen Seiten. Es fragt sich, wie ist ein junger Mensch, der specieler Aufsicht und vielleicht genauer Specialaufsicht bedarf, im allgemeinen für alles, was er bedarf, by mir besorget? ο Können wir, was er bedarf, ganz für ihn thun? Wer kan es und wer wird sich seiner anhaltend, gewüssenhafft und ununterbrochen in allem, was er bedarf, annehmen? Und wann das Resultat dessen, was man von dem Aufenthalt dieses jungen Menschen by mir erwartet, von einem solchen Grad 5 der Aufsicht über ihn abhangen würde, so könten wir dieses Resultat gewüß nicht garantiren. Liebe und Aufmunterung könte ich versprechen, sowie guten Anlaß zum Lehren, wenn Selbsttrieb by dem Knaben da ist. Aber an Organisation zur Ersezung dieses Selbsttriebes, wo er m a n g e l t , dazu fehlt es uns noch; in Rüksicht auf einen Jüngling von disem Alter [wäre] by uns Mangel. Der Fall wäre für Kinder von wenigeren Jahren nicht der nemliche. Für diese ist im Institut auch für den Fall, daß der Selbst[trieb mangelt], dise Organisation da. Du siehest, daß ich mit Frymütigkeit antworte und woran es haltet. Antworte mir jez eben also, damit wir sehen könen, ob das, was man wünscht, durch uns erreichbar! Ist es erreichbar, so zehle auf meine Bereitwilligkeit.

1180. An Herrn Francillon. [Januar 1806], Ihre fortdaurende herzliche Aufmerksamkeit auf mein Institut und auf meine Persohn ist ein wahres Labsahl für mein Herz. Mich kan nichts in der Welt so glüklich machen als die Anhänglichkeit bydes, gefühlvoller und krafftvoller Menschen. Sie vereinigen dieses bydes so sehr in sich selber, daß ich Ihnen hierin nicht leicht jemand vorziehen könte. Sie [machen] mich auch durch Ihre Freundschafft glüklich wie —



116 1181. An Frossard. [Januar 1806]. Monsieur! Sie verziehen mir mein langes Stillschweigen auf Ihr Schreiben vom 17. December. Aufeinander folgende Zerstreuungen 5 hinterten mich jeden Augenblik, in dem ich mir vornahm, hierin meine Schuldigkeit zu thun. Mit inigem Danke freue ich mich des Zutrauen, das Sie auf die Bemühungen meiner Freunden und auf den Zustand meines Instituts sezen. Gottlob, ich darf Ihnen ruhig sagen, Ihre Hofnungen werden erfüllt werden. Das Institut nihmt 10 täglich mehr zu, sowohl in seinen inneren Mittlen — als in dem bestirnten Wachsthum der Kinder. Wir hatten am Neujahr einen schönen Tag. Die Kinder benahmen sich a l l e die ganze Zeit vortrefflich, und der Tag ware würklich ein Beweis, was die Methode nicht bloß auf die Einsichten, sonder vorzüglich auf das Benehmen 15 der Kinder vermag. Wir fahren fort, mit Ihren byden Söhnen zufrieden zu syn. Der Arm Jules' wird fortdaurend mit Sorgfalt besorgt und stärkt und heilet sich zusehends. Er komt oft zu mir, und sein Vertrauen gegen mich macht mir Freude. Er ist in moralischer Rüksicht offenherzig, und seine Krafft nihmt diesfahls zu. 20 Wir kenen die Aufmerksamkeit, die Sie auf Mathematic und die teutsche Sprache sezen, und in byden Rüksichten wird by uns imer mehr geleistet. Was Sie Ihren Kindren gesandt haben, haben wir ihnen am Neujahr zugestellt. Sie hatten sehr viele Freude wie alle Kinder an den 25 Andenken Ihrer Eltren. Ihrem Auftrag gemeß werden Sie in byliegender Note sehen, was wir als Geschenke auf Ihre Rechnung ausgegeben haben. Weiter konten wir nicht gehen, weil eigentlich das ganze Personale des Hauses für das Haus in Pflicht steht und um des Hauses willen das 30 Nothwendige thun muß, ohne daß man, weder Lehrer noch Frauen, einzeln dafür Belohnung zu fordern habe. Was ich außerordentlich ausgebe, das trage ich in Rechnung. Aber von meinetwegen ließe es sich nicht thun, einzeln Geschenke als Jahrtrinkgelter für die Dienste auf Ihre Rechnung zu tragen. Was Sie Frau Tobler be- 35 stimt befohlen haben, das haben wir ihr mit 8 Pfund CafFe zugestellt. Es freut mich, daß Sie Ihren Sohn in Genf wohl versorgt [wissen]. Ich glaube würklich, by einem einzeln geübten Geschefftsman sye

117 er für seine Bestimmung unendlich besser als in irgend einem Institut, dessen Chefs Gelehrte sind. Die am End des Jahrs unter uns gehaltenen Examen waren für uns im höchsten Grad befriedigend und geben uns einen anschau5 liehen Beweis, daß unser Institut sich mit Gewüßheit dahin erheben wird, den Eltren unserer Zöglinge jez und in Zukomft in allen Stükken zu ihrer Zufriedenheit entsprechen zu könen. Verziehen Sie meine Eilfertigkeit; ich lebe noch unter den Zerstreuungen des Jahrwechsels, das ich auch Ihnen und Ihrem Haus ge10 seegnet und glüklich wünsche. Empfehlen Sie mich Frauen Saugy etc. 1182. An Herrn Ström

in Koppenhagen. den 3ten Jener 1806.

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Lieber Ström! Die Methode duldet allenthalten die gleichen Hindernisse, sie siegt allenthalben nur durch die Resultate ihrer praktischen Ausübung. Es sind nun zwei Jahre verflossen, seitdem Sie von uns weg unsern Versuch nach Norden getragen haben, und die Widersprüche und Mühseligkeiten, durch die Sie sich an 20 Ihrem Orte für die gute Sache haben durchwinden müssen, stießen alle auch uns auf. Doch sie sind überstanden. Wir sitzen jetzt ruhig und vereinigt alle in Yverdun beyeinander, und die Methode hat in ihrem innern Wesen durch alle diese Widerwärtigkeiten nichts verlohren. Luthers Wort: Was Gott thut, das ist wohl ge25 than, bewähret sich auch in unserm Gange. Wenn ich diese zwei Jahre zurückkaufen und alle Ihre Mühseligkeiten nicht geschehen machen könnte, ich zahlte keinen Heller dafür. Wir wären im Wesen nicht weiter, wenn wir äußerlich schon glücklicher gewesen wären; und wenn man sich in seinem Leben so lange durchkämpfen 30 mußte, so machte ein paar Jahre mehr oder weniger in der Schule des Leidens nicht viel. Wir gehen jetzt wenigstens dem Anschein nach ruhigem Zeiten entgegen. Aber noch darf ich doch nicht daran denken, meine Frau und die Meinigen zu mir zu nehmen. Sie sind glücklicher, Sie haben sich ein Weibchen genohmen, Sie ver35 gessen jetzt die Welt und leben Ihrem häuslichen Kreise. Sie haben uns nichts davon gesagt, und wir vernehmen es nur durch einen Umweg; aber wir freuen uns gleichwohl, denken doppelt an Sie und

118 wünschen Ihnen im neuen Jahre doppelt alles Gute. Empfehlen Sie uns Ihrer Geliebten und schreiben Sie uns auch ein paar Worte von Ihrem Glücke, und dann auch wieder einmahl, was die Untersuchungscommission mache, ob sie nicht endlich einmahl ihr Urtheil aussprechen werde. Ich vernehme, Doktor Münter habe 5 einem Probeexamen, das Viereck in Schweden anstellte, beygewohnt, aber auch dieses nur durch die öffentlichen Zeitungen; auch Viereck schreibt uns kein Wort. Der Krieg ist neben uns vorbeygegangen, wir hatten keinen Theil an der neuen blutigen Fehde. Unsere Fehden sind nur Maulbraucherfehden. Künftige 10 Ostern wird das erste Heft unsers Journals endlich erscheinen. Die jetzige Organisation unsers Hauses giebt uns viel Stoff für denselben. Sämtliche Lehrer versammlen sich wöchentlich mehrere Mahle und tragen die Bemerkungen, die jeder in seinem Fache macht, zusammen, und da die Erfahrungen der meisten nunmehr 15 einen großen Grad von Reifung erhalten, so enthalten ihre Bemerkungen immer sehr viel Brauchbares für dieses Journal. Wir sammeln aber auch auswärts und bitten Sie, uns hierinn brüderlich die Hand zu geben. Auch Sie leben in einem Kreise, der uns für unser Journal wichtig ist; senden Sie uns für dasselbe, was Sie 20 können — geschichtliche und psychologische Bemerkungen über den Gang der Sache. Es ist uns sehr wichtig, das lesende Publikum mit dem Fortgang der Sache von allen Seiten genau bekannt zu machen.

1183. An Herrn

25 J. Heinrich Tschudy, des Raths in Glarus. den 7. Januar 1806.

Insonders hochgeehrtester Herr! Verzeihen Sie die Verspätung meiner Antwort auf Ihre zwei Schreiben. Das nahende Ende des 30 Jahres hatte so viele Zerstreuung herbeygefügt, daß ich auf eine Art zu entschuldigen bin. Ich und meine Freunde sehen in Ihrer Neigung, Ihren Schwager Fritz dem geistlichen Stande zu wiedmen, einen Beweis eines richtigen Urtheils sowohl über seinen Karakter als über die Zeitum- 35 stände. Er scheint weder die Festigkeit noch die Gewandtheit, die

119 die Handlung gegenwärtig so vorzüglich fordert, zu besitzen; und wenn er für diesen Stand vorzüglicher Neigung zeigt, so ist dieses nur ein kindischer Gelüst. Eben so wenig hat es zu bedeuten, wenn ihn der geistliche Stand noch nicht vorzüglich anzieht; seine Gut6 müthigkeit und Menschenfreundlichkeit wird ihn diesen Stand gewiß vorzüglich schätzen machen. Das Wesentliche ist, daß er vorzüglich das lerne, was ihm für diesen Stand nothwendig ist. Gelingt ihm das wohl, so wird ihm der Stand gewiß gefallen. Dafür wollen wir sorgen, jedoch so, daß ihm das, was er lernt, für jeden 10 Stand gleich nützlich seyn wird. Mit dem Latein wollen wir anfangen und ihn dazu aufmuntern. Für den Gesang scheint er nicht viel Talent zu haben, obgleich er gerne mitsingt, wenn die andern singen. Die am 18ten Novembre uns eingesandten hundert Livres haben 15 wir richtig empfangen. 1184. An Pfarrer Hans Georg Kappeler Frauenfeld. Yverdun, den 15. Jener 1806. 20

Wohlehrwürdiger, hochgeehrter Herr Pfarrer! Da wir Ihnen hiermit die Note für das zweyte Vierteljahr des sich by uns befindlichen jungen Meyer einsenden, mache ich es mir zur Pflicht, Ihnen hiermit anzuzeigen, daß wir in allen Rüksichten wohl mit diesem Knaben zufrieden. Er ist fleißig, gutmütig, fehig und an25 hänglich. Ich bin versichert, daß er die Methode vorzüglich fassen und dem Endzwekk, um dessen willen er hieher gesandt worden, zu Ihrer Zufriedenheit entsprechen wird. Er macht sich Lehrer und Knaben zu Freunden, und sein Betragen ist in allen Rüksichten nur lobenswerth. Ich freue mich sehr in der Hoffnung, daß dieser 30 Jüngling in Ihrer Mitte der Methode Ehre machen werde. Genehmigen Sie die Versicherungen der Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen, wohlehrwürdiger, hochgeehrter Herr Pfarrer, Dero gehorsamster Diener 35

Pestalozzi. Seiner Hochwürden Herrn Antistes Sulzberger bitte ich meine höflichen Empfehlungen zu machen.

120 1185. An Gräff in Leipzig. [ca. 20. Januar 1806]. Liebster Freund! Es ist, wie wenn wir uns beyde verlohren hätten, so lange sagen wir uns kein Wort mehr; und doch bin ich über- 5 zeugt, ich bin Ihrem Herzen noch immer gleich nahe. Glauben Sie mir, Sie sind es auch dem meinigen. Ich erkenne mit warmem Gefühl, was Sie mir sind; aber es ist an uns, Ihnen von hier aus die Mittel zu zeigen, durch die Sie unsern Endzwecken nützlich seyn können. Vieles, sehr vieles liegt in meinem Hause unter der Feder; 10 allmählich reifet das einte und das andere. Das, was jetzt am meisten Noth thut, ist die Herausgabe unsers Journals. Es wird den Titel haben: „Ansichten, Erfahrungen und Mittel zur Beförderung einer der Menschennatur angemessenen Erziehungsweise. Eine Zeitschrift in freyen Heften." Das erste Heft enthält einen Aufsatz 15 von mir: „Ein Blick auf meine Erziehungszwecke und Erziehungsversuche." Das Journal überhaupt wird eine vielseitige und treue Darstellung unsers gemeinschaftlichen Thuns und Lassens im Institute seyn und das progressive Wachsthum unserer Mittel, so 20 wie sie sich allmählig unter unsern Händen immer mehr entfalten, der Welt darlegen. Der ganze Umfang der Methode und die Größe einer Thatsache, an der mehr als hundert Menschen in harmonischer Theilnahme beschäftigt sind, ist der Stoff unserer Aufsätze. Alle Lehrer im Institute, jeder in seinem Fache, sind Mitarbeiter 25 des Journals, und alle auswärtigen Freunde, die mehr oder weniger an der Ausführung der Methode arbeiten, werden zur Theilnahme eingeladen werden. Die Erfahrungen mehrerer Jahre haben die Mitarbeiter des Journals in eine Lebendigkeit und Vielseitigkeit der Ansichten des Gegenstandes eingeführt, die dem Buche ganz 30 gewiß ein großes Intresse geben wird. Wir werden Ihnen das Manuscript des ersten Heftes in wenig Wochen einsenden, das circa zehn Bogen enthalten wird, und ich bitte Sie, uns in Rücksicht auf die Art des Druckes und des Debits diejenigen Vorschläge zu thun, die Sie unserm gemeinschaftlichen Intresse am vortheilhaftesten 35 finden werden. Die allgemeine Nachfrage über die Gegenstände der Methode, die in Frankreich und an andern Orten rege geworden ist, macht mich daran denken, sowohl [für] die Elementarbücher, als was über die Grundsätze und über die Ausführung der Methode

121 geschrieben worden ist, allmählig Übersetzungen zu machen. Wir gedenken in dieser Rücksicht auch ein französisches Journal zu organisiren, das zum Theil aus Auszügen aus dem deutschen Journal bestehen wird. Die Elementarbücher, die bey einer zweiten 5 Edition merkliche Veränderungen erhalten werden, können wir nicht übersetzen, bis die zweite deutsche Edition erscheinen wird, und diese kann nicht statt haben, bis die erste ihrem Verbrauch sich mehr genähert haben wird. Indessen kann man im französischen Journal schon Winke darüber geben und Bruchstücke 10 einrücken. Wir wissen nicht, ob Sie auch den Druck und Verlag des französischen Journals und andere Übersetzungen von meinen Schriften übernehmen wollten oder ob Sie glauben, daß dieses sich in Paris besser machen lassen würde. Das Buch, das wir als eine zweite veränderte Edition von: 15 Wie Gertrud . . . bearbeiten wollten, kann auf Ostern nicht herauskommen. Indem es dahin geführt, den Gegenstand nach allen Rücksichten neuerdings ins Auge zu fassen, ist es zu einem ganz neuen Werke geworden und muß unter einem neuen Titel herausgegeben werden. Ich bin versichert, daß es eben das Intresse her20 vorbringen wird, das seiner Zeit das erste hervorgebracht hat. Lieber Gräff! Wenn meine Gesundheit noch ein paar J a h r e dauert und die hiesige Verbindung die Thätigkeit, die sie jetzt in litterarischer Hinsicht hat, so lange erhält, so werden die Mittel, ökonomisch zu Kräften für weitere Zwecke zu kommen, jetzt bald 25 groß werden. So weit war mein Brief, als ich heute Ihren lieben Brief vom 13ten dies erhielt. Die Versicherungen Ihrer fortdauernden Liebe und Freundschaft erquicken mein Herz; Ihr Päckchen, das noch nicht angelangt ist, erwarte mit Verlangen. Ich bin glücklich, 30 einen Freund zu haben, der mit Ihren Kenntnissen und mit Ihrer Thätigkeit mich auf einem Punkte unterstützt, wo ich es so nöthig habe. Mein Vertrauen ist unbegränzt und meine Hoffnung groß. Wir senden Ihnen durch Herrn Leuenberger 600 E x . Buchstabierbücher und hundert Beylagen; diese sind für die Schulmeister 35 nöthig. Die einzeln Kinder brauchen das Buch unabhängend von den Beylagen. Auch dieses Buch ist einer Bearbeitung nahe. Wegen den Tabellen muß ich Herrn Leuenberger schreiben und durch ihn Ihnen antworten lassen. Sie hätten drei verschiedene 40 erhalten sollen, nehmlich a. eine mit Strichen, b. eine mit einfach

122 getheilten und c. eine mit doppelt getheilten Quadraten. Erstere ist die Einheitstabelle, die beyden übrigen sind B r u c h t a b e l l e n . Sie gehören sämtlich zur „Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse" und sind unveränderlich. Den Tabellen der Formen und Maaßverhältnisse hingegen steht eine Umarbeitung bevor, wes- 5 wegen es besser ist, ihre Ausgabe in großem F o r m a t einstweilen aufzuschieben. Wenn Sie glaubten, von den Tabellen der Zahlenverhältnisse eine beträchtliche Anzahl gebrauchen zu können, so wäre es vielleicht besser, die Formen dazu in Holz oder Kupfer stechen und 10 auch das Papier so einrichten zu lassen, daß jede Tabelle auf einen ganzen Bogen gedruckt werden könnte und nicht so zusammengepappt werden müßte, wie es jetzt der Fall ist, da sie auf mehrere Stücke gedruckt sind. Die Einheitentabelle (oder diejenige mit Strichen s. erstes Heft 15 der Zahlenverhältnisse) könte die nehmliche Breite haben wie die Bruchtabellen, nur wird sie nicht völlig so hoch als diese.

1186. An Leuenberger in Bern. [Anfang 1806]. 20 Lieber Herr Leuenberger! Wir haben Herrn Gräff in Leipzig geschrieben, er werde 600 Buchstabierbücher und hundert Bylagen erhalten. Ich bitte also, so viel an ihn abzusenden. Ich habe Sie schon lengst einmahl bitten wollen, mir ein Verzeichnis alles dessen, was Sie von mir in Händen haben, zu senden und zugleich 25 anzuzeigen, wie es mit dem Debit desselben beschaffen. Und da Herr Colomb von Vevey, mein besonderer Freünd, nach Bern geth und Sie sehen wird, so bitte ich, ihm über diesen Gegenstand Licht zu geben, auch zu melden, ob Sie glauben, daß die Ankündigung Herrn von Türken in der Schweiz von einigem Erfolg syn werde . . . 30 Leben Sie wohl, ich bin mit Freundschafft und Achtung Ihr Sie liebender Pestalozzi.

123 1187. An Collomb in Vevey. [Anfang 1806]. Lieber Freund! Ich hoffe, dieser Brief treffe Sie noch in Vevay 6 an, sonst hette ich abermahl einen Ehrenanlaaß, mit meiner Liederlichkeit recht im Ernst unzufrieden zu syn; ich hette wieder vieles versäumt, das ich Ihnen und mir schuldig bin. Inlag Briefe von Niederer, Muralt und mir an die Buchhändler Orell und Geßner in Zürich und Steiner in Wintherthour. Auch meine liebe Frau ίο müssen Sie in Zürich besuchen, sie wohnt im Schwarzen Horn. In Lenzburg gehen Sie doch by Herrn Pfeifer von Solothurn, Privatlehrer, vorby. Er kan Ihnen den Punkt, auf welchem die Methode in dieser Gegend ist, zeigen. Reisen Sie glüklich, und wenn Sie vor ihrer Abreis etwas von dem Erfolg der Comission verneh15 men könen, so schreiben Sie mir noch! Ich muß Sie auch bitten, in Bern bey Leuenberger vorbeyzugehen und ihn zu ersuchen, Ihnen über alles, was er für meine Rechnung in Händen hat, das bestimmteste Licht zu ertheilen.

1188. 20

An Dybeck, Stockholm. [Anfang 1806?]

Edler, verehrungswürdiger Herr! Seit Empfang Ihres Lesten fühle ich mehr als je, wie nothwendig es ist, daß ich Ihnen einmal über Ihren Sohn, über meine Ansichten von ihm und mit einiger 25 Bestimmtheit und Umständlichkeit über meine Erfahrungen mit ihm [berichte]. Ich fand mich im Anfang durch Ihr Vertrauen geehrt, und der Eindruk, den das Daseyn Ihres Sohns in den ersten Monaten auf mich machte, ließ mich vieles hoffen, das hernach nicht erfolgt. Ich glaubte seinen Worten zu viel und erwartete von 30 seinen Äußerungen und Vorsezen mehr, als sein eingewurzelter Leichtsinn und der gänzliche Mangel an gebildeten Fertigkeiten in allem, was Anstrengung erfordert, zu leisten vermochte. Es thut mir weh, Ihnen sagen zu müssen: Ich habe zu viel gehofft, und meine Krenkung, Ihren Erwartungen von meiner Seiten nicht ge35 nug entsprochen zu haben, wird durch nichts gemildert als durch die Überzeugung, daß ich ihn doch in einigen wesentlichen Stük-

124 ken weiter gebracht habe, als er war, und daß die Folgen seiner Schwäche und seiner Anmaßungen wahrscheinlich noch viel größer wären, wenn er nicht in Verbindung mit mir und meinen hiesigen Freunden gekomen wäre. Er kam ohnaussprechlich fundamentlos in allem hieher; aber 5 er hatte einen Schein von entschiedener Güte und schiene meine Achtung und meine Liebe mit Eifer zu suchen, und in Gefolg der Überzeugung, daß practische Übung für das Berufleben das Wesentliche sy, dessen er bedörfe, und daß es wichtiger, auf seinen Caracter und auf seine Fertigkeiten als auf sein Wüssen zu 10 würken, sah ich, daß er eigentlich durch[aus] krafftlos ist, daß keine Art von Anlagen by ihm in Fertigkeiten hinüber gegangen und daß er daby viele Anmaßung hat, über Dinge zu urtheilen, über die er nichts versteth. Zu diesem schlug sich noch eine entschiedene Gewohnheit, dem Gelt gar keinen Werth zu geben, und eine 15 durchaus vollendete Haltlosigkeit über alles, [was] Wirtschafft und Gelt ist. Das alles zeigte sich frylich nicht in den ersten Monaten. Er schin recht ordentlich bis zu der Reis im vorigen Sumer. Als [geeignet], auf die Ausdehnung seiner eigentlichen wüssenschafftlichen Kentnis zu würken, glaubte ich, der Aufenthalt in 20 meinem Haus köne ihm dienen, und nähme ihn mit Vertrauen und Liebe in dasselbe auf. Die stille Thetigkeit unsers Hauses, die Entfehrnung von allen Anläässen zu Unregelmäßigkeit hatte eine Weile einen mich befriedigenden Erfolg. Er schinn sich in einigen Fächern anstrengen zu wollen, und seine Ausgaben blieben in ge- 25 meßigten Schranken bis auf den Zeitpunkt des Ends des vorjährigen Somers, wo er von einer Reise oeconomisch stark in Unordnung zurük kam. Die Folgen seiner ersten oeconomischen Verwirrung, in die er sich da stürzte, schienen im Anfang einen guten Eindruk auf ihn zu haben. Aber kaum waren seine Sachen durch Ihre 30 Wechsel in Ordnung gebracht, so fieng das Gelt wieder an, ihm aus den Henden zu fallen, wie wenn es nichts wäre. Er zeigte imer mehr, daß sein Leicht [sinn] in Geltsachen eingewurzelt, und hielt, was er auch imer hierüber versprach, nie Wort und zeigte imer mehr, daß er glaube, sein Alter und seine Stellung geben ihm das [Recht], 35 hierin die Aufmerksamkeiten mangeln zu lassen, die ich von [ihm] forderte. Ich redte ihm zu, was ein Vatter seinem Sohn zureden kan, aber da er eigentlich nicht in förmliche Ausschweifungen hineingab und mir wenigstens von dieser Art nichts zu Ohren kam, glaubte ich es meiner Stellung gegen ihn angemessen, sein Ehr- 40

125 gefühl und Gelthaben so viel möglich zu respectiren, und ihn nur durch Vorstellungen und Liebe in den Schranken zu halten suchte, um so mehr, da er fortdaurend eine gute Seiten zeigte. Er machte im Rechnen und in der französischen Sprach würklich Vorschritt, 5 und der Lehrer, der sich vorzüglich mit ihm bemühte und ein offner, grader und wahrheitsliebender Mann ist, gab ihm Fleißes und Vorschritten halber vast durchaus ein gutes Zeugnis. Aber immer mehr fällt es auf: Sein Leichtsinn im Geltgebrauch schwächt jede Krafft, die von einer andern Seiten sich in ihm ster10 ken wollte, und untergrabt alle Festigkeit und Zuverlessigkeit in seinem Caracter, indem er ihn by jedem diesfeligen Fahle in Lag sezt, als ein Mensch zu erscheinen, der sein Wort nicht zu halten vermag und sich durch Umwege und Krümungen über das entschuldigen will, was gerade nicht hette geschehen sollen. Eben 15 diser Leichtsinn in Geltsachen, der denn noch mit seinen Anmaßungen verbunden ist, setzt ihn noch oft in den Fall, durch Mangel eines festen würdigen Benehmens und durch Indelicatesse, durch Mangel von Würde im Benehmen sich lächerlich zu machen, auch Verdruß zuzuziehen. Er findt sich durch jede Kleinigkeit be20 leidigt und meint, was er Beleidigendes rede und thue, solle von jedermann mit Willen angenohmen werden. Oft, wenn ich ihm Vorstellungen gegen alles dieses mache, scheint er gerührt; anderemahl sezt er mir einen Schwall von Worten entgegen, deren Leerheit zun Zeiten mit Herzlosigkeit gepaaret ist. Allem diesem h a t t e 25 ich sint dem Zeitpunkt schwerer entgegen zu würken, sintdem er den Entschluß genohmen, außer meinem Haus zu wohnen. Alle seine Ausgaben haben sich dadurch auf eine Art verdoppelt, und in der Schweiz ist auch das Wenigste, was man außer dem Haus genießt, sehr theuer. Da Sie in Ihrem Brief einer goldenen Uhr er30 wehnen, die Sie ihm mitgaben, muß ich Ihnen sagen, er hatte, als er ankam, keine und war so entblößt von Geld, daß ich dem Gutschner, der ihn brachte, selber gegen vier neue Louis-d'or auszahlen mußte; ebenso war er in der Kleidung nicht mehr anstendig und genügsam equepirt. 35 Er ist allerdings fehig, auf meinem deutschen Comptor zu arbeiten und davon zu profltiren, aber nach dem Ganzen meiner Erfahrungen muß ich Ihnen sagen, an Ihrem Plaz würde ich [ihn] heim nehmen, oder in einem Handlung[shaus], mit dem Sie persöhnlich in Liaison sind und das nicht zu entfehrnt von Stokholm ist, pla40 ciren und ihm aus der Statt, in der sie ihn placieren, einen zuver-

126 lessigen jungen Menschen zugesellen, der als sein Freund seine Stuben mit ihm besäße und ihn aufmunterte, [ihn zu] beobachten und liebreich zu leiten imstand wäre. Es ist darum zu thun, Ihren Sohn durch eine neue und feste Ordnung ein thätiges und achtungsvolles Leben h a b i t u e l zu machen, und das kan durchaus durch keinen 5 Untericht, es muß durch realen und ununterbrochenen Einfluß auf sein Leben geschehen. Die Maaßregel muß ergriffen syn; aber sie muß mit Liebe ergriffen syn. Das f r y e Eintretten in eine größere, auch eine schweizerische Statt könte by der Schwäche aller Fundamente seiner Bildung die entscheidensten Folgen für ihn 10 haben. Wenn Sie ihn in der Schweiz lassen und mir weiteren Einfluß auf seine Placirung geben wollten, so müßte ich von Ihnen aus Ordre und Vollmacht zu den Maaßreglen, die seinethalben getroffen werden müßten, erhalten. Lassen Sie den Mut nicht fallen! Es kan noch etwas recht Gutes 15 aus Ihrem Sohn werden; aber ohne neue Anstrengungen und ohne feste Maaßregeln werden seine Schwächen imer tiefer greifen. Ich habe ihme zu lang nur mit Schonung zugesehen! Meine Liebe ist gut, aber es muß mehr Krafft damit verbunden werden, als ich bis jez zeigte. 20 Doch das sind jez Nebensachen, und ich bin überzeugt, daß Sie im Ganzen mit dem Wort, das ich Ihrem Sohn tausendmahl sagte, einig syen. Es ist nicht die Sum des Gelts, das er ausgegeben, s[ondern] die Unsicherheit, wofür es, vieles, ausgegeben worden, und die Schwäche des Caracters, die oft der Grund davon war, und 25 die Folgen einer jeden Aus [gäbe] auf seinen Caracter und seine Kräffte, was Ihnen in Rüksicht auf diese Ausgaben wichtig syn muß. Lieber, edler Vatter! Möchte ich, indem ich Sie mit meinen Nachrichten bis auf einen gewüssen Punkt betrübe, doch Ihre 30 Zufriedenheit, Ihre Liebe und Ihr Zutrauen nicht verlieren! Möchten Sie überzeugt syn, daß mein Herz noch mit Liebe an Ihrem Sohn hängt und daß es eben diese Liebe und Sorgfalt für ihn, die mich nöthiget, Ihnen, da nun der Zeitpunkt seiner Entfehrnung von mir nahet, offenherzig zu sagen, worauf Sie seinethalben rech- 35 nen und worauf Sie seinethalben nicht rechnen könen. Lassen Sie ihn nicht ohne einen sichern Beobachter in das Meer der gefahrvollen Welt hinaus! Er hatte an mir einen zu schwachen Freund. Ich hatte zu wenig Mißtrauen; seine Leitung fordert dieses Mißtrauen. Bis auf einen gewüssen Punkt muß seine Ehre und 40

127 sogar seine Eitelkeit geschohnt werden. Er ist dessen gewohnt; aber er muß nicht außer dem Haus seines Beobachters wohnen, und dieser muß in der Lag [sein], den Gebrauch seiner Stunden im Detail zu surveilliren oder surveilliren zu lassen. 5 Nur unter dieser Bedingung kan ich [Ihnen ra]then, ihn noch ein paar Jahre von Ihnen entfehrnt zu lassen. Mein Rath ist, er soll in ein Handlungshaus eigentlich als Tischgenger placirt, vier Stunden des Tags auf dem Comptoir arbeiten, vier andere Stunden auf seiner Stuben Lectionen nehmen, zwei k drei Abend fry haben; 10 aber die Persohnen, mit denen er umgeth, und die Häuser, die er besucht, muß er auf jeden Fall anzeigen. Wenn Sie meinen weiteren Einfluß auf seine Führung begehren, so mache ich es mir zur Pflicht, auch wenn er von mir entfehrnt lebt, was mir möglich zu seinem kömftigen Wohl byzutragen. 15 Es war mir angenehm, daß Sie in Copenhagen einige Resultate meiner Methode gesehen. Für Ihren Sohn war das Zurukgehen auf die Elemente derselben zu langweilig, so daß er sich mit derselben nicht so lang, als er hette sollen, bescheiniget. Indessen zeigt die Methode nicht bloß für jüngere Kinder, sonder auch für erwach20 sene Menschen immer mehr einen großen Einfluß auf das Wesen der Entwiklung aller Anlagen der Menschennatur. Genehmigen Sie — 1189. An Mittelholzer. 25

den 31. Januar 1806.

Lieber Herr Mittelholzer! Ich sende Ihnen hiermit die Rechnung Ihres Sohns. Es ist mir leid, daß ich dieselbe mit der Bitte begleiten muß, sie bald zu berichtigen. Ich bin durch die Abänderungen des Locals von Burgdorf und Buchsee und durch viele andere Um· 30 stände der natürlichen Vortheilen, die mir mein Etablissement hette bringen könen und bringen sollen, so sehr beraubt worden, daß ich mit der Wirtschafft desselben noch immer vast da, wo im Anfang, stehe und mir imer mit Mühe durchhelfen muß. Ich sage dieses aber durchaus nicht, um mich im geringsten über meine Lag 35 zu beklagen, sonder nur, um mich by Ihnen zu entschuldigen, daß ich so sehr auf die Berichtigung meiner Bylag dringe; im Gegentheil, ich bin in allen übrigen Rüksichten über den Erfolg meiner

128 Unternehmung im höchsten Grad zufrieden. Der Einfluß der Methode auf die Wekkung und Bildung der mentschlichen Anlagen wird von Jahr zu Jahr umfassender und bedeutender. Wir bearbeiten jez mehrere Fächer der Wüssenschafften im Geist der Methode mit dem größten Erfolg. 5 Auch dörffen wir Ihnen in Rüksicht auf Ihren Sohn mit Zuversicht sagen, daß die Krafft der Methode sich an ihm vorzüglich bewährt und daß der Gang seiner Entwiklung würklich unsre Erwartungen übertroffen. Freylich gehört er nicht zu den lebendigsten und leicht fassendsten meiner Zöglinge; auch laßt er sich leicht zer- 10 streuen und auf falsche Gesichtspunkte führen, ohne dessen gleich gewahr zu werden. Allein im ganzen genommen hat er außerordentlich gewonnen und wird Ihnen sicher mit der Zeit Freude machen. Ich freue mich, in ihm, wenn Sie ihn einst wieder zurückruffen, einen Jüngling an die Hand zu stellen, der jedes Fach des Berufs, 15 dem Sie ihn wiedmen werden, mit Krafft ergreifen und mit Einsicht und Beharrlichkeit durchsezen wird. Zugleich bin ich überzeugt, daß er by seiner Rükkomft vollkomen tüchtig, auch auf die Einführung der Methoden in Ihrem Lande einen würksamen Einfluß zu haben und so sich um sein Vatterland verdient zu machen 20 und den Beyfall und die Liebe seiner besseren Mitbürger sich allgemein zu erwerben. Lieber Herr Mittelholzer, schenken Sie mir Ihre alte Freundschafft und Liebe forthin und glauben Sie, daß ich mit aufrichtiger Achtung auf imer verbleibe 25 Ihr ergebenster Freund und Diener. 1190. An die Familie Tobler. [Februar 1806]. Es ist gewüß sint langem, daß ich keinen Brief mit einem so 30 schweren Herzen angefangen als denjenigen, den ich Ihnen, liebe und edle Verwandte eines unglüklichen Menschen, schreiben muß. Lange, eh ich Ihren Wünsch, ihn in meine Anstalt zu thun, kandte, hatte ich, vereinigt mit meinen Freunden, den festen Entschluß genohmen, keinen erwachsenen Menschen [aufzunehmen], der sich 35 nicht schon entscheidend als für den Beruff eines Erziehers tauglich qualificire, noch weniger einen solchen, dessen eingewurzelte Verirrungen und Schwächen die Hoffnung, für diesen Beruf zu reussi-

129 ren, zum voraus unwahrscheinlich machen würde. Wir sind durch g r o ß e und d r ü k k e n d e Erfahrungen über [die] Gefahren, einen liederlichen Menschen zum Erzieher machen zu wollen, belehrt. Auch wenn solche Menschen im Anfang sich gut anlassen, so kan 5 der Mangel der vollen zuverlessigen Krafft, die dieser Beruf so wesentlich erfodert, nie ersezt werden. Und die Gefahr, an solche Subjecte die Erscheinung einer Anstalt und eines Versuchs anzuketten, gegen welche viele Menschen noch heute auf den Beinen stehen, um Flekken daran zu suchen, wenn auch keine daran wä10 ren, ist offenbar doppelt groß. Denoch habe ich Eurer Bitte nachgegeben und wollte wahrlich aus Gefäligkeit wagen, was ich mir so heilig vornahm, nie mehr wagen zu wollen. Aber, liebe und edle Verwandte dises jungen Menschen, stellen Sie sich jez auch vor, was ich mußte empfunden ha15 ben, als nach langem Warten vorgestern Sontag den . . . abend ein junger Mensch by mir eintratt, der ganz kurz zu uns [sagte]: Verziehen Sie, daß ich so spat ankome! Ich bin in Bern und Murten in schlechte Geselschafft gerathen, Ich habe einen Handwerklcerl angetroffen, der zu mir sagte: Was willt du in disem schlechten 20 Wetter weiter? Kom, wir wollen in der Statt herumziehen! By disem bin ich zwy Tage geblieben und da etwan sechs in Murten. Ich weiß nicht, wie es gekomen, ich habe auch schon vorher liederliche Tage gehabt, aber morndes, wenn der Rausch aus mir heraus war, war ich doch morndes darauf auch wieder by mir selber. Jez 25 diesmahl vom Augenblik an, da ich mich in Bern verführen laßt, bis ich von Murten wegmußte, kam ich keinen Augenblik mehr zu mir selber. Ich hatte eine doppelte Dublonen bis 12 Neuthaler by mir, die sind hin; ich bin noch zwanzig Bazen in der Cronen in Murten s c h u l d i g . Ich habe aber gesagt, wer ich bin und daß ich 30 ins Pestalozzische Institut und ein Lehrer nach seiner Methoden werden wolle. Doch es ist genug, ich möchte weinen, daß ich Euch weinen machen muß. Aber saget selbst an meinem Plaz: Was wird oder was kan das wenigstens für mich für Folgen haben, wenn junge 35 Menschen, die sich als zu mir gehörend erkleren, in B e r n und M u r t e n und also gleichsam an den Thoren meines Instituts und unter meinem Schilt oder wenigstens auf der Reis zu mir als zum A s y l e der höchsten Verirrungen ein Leben treiben, dessen sich auch der liederlichste Mensch, wenn er nicht schon ein förmlicher 40 Halbnarr geworden, nicht also schuldig macht? 9

Pestalozzi Briefe V

130 Liebe und edle Verwandte des armen Menschen, das hettet Ihr Euch selber nicht vorgestellt, und ich bin überzeugt, Ihr sehet mit mir, daß er gewüß nie fehig werden wird, im Fach der Erziehung als ein zuverlessiger Man zu arbeiten, daß folglich alles Gelt, alle Zeit und alle Gedult, die für disen Zwekk angewandt würde, ge- 5 wüß in den Tag angewandt und verlohren wäre. Wenn das aber auch nicht wäre, wenn die höchste Liebe uns auch noch diesfahl gegen die Wahrheit blind machen, und wir uns auch jezo noch mit der Hoffnung teuschen könten, daß es denoch möglich syn möchte, ihn zu diesem Beruf tüchtig zu machen, so müßte ich, wenn ich 10 mich selber nicht zu Grund richten will, und denen, die mich zu Grund richten wollen, nicht die Mittel dazu von fryen Stükken in die Hand spillen will, nach dem, was jez würklich geschehen, es denoch ausschlagen, mich seinethalben auf irgend eine Art zu befassen. Das erste Bedürfnis meines Hauses ist U n b e s c h u l t e n h e i t , i 5 und Entfehrnung jedes Byspills irgend einer entschiedenen Schlechtheit. Es hätt meinem Herzen wohl gethan, Euch, Edle und Liebe, zu Eurem Zwekk Hand zu bieten; aber jez kan ich es nicht mehr. Alle meine hiesigen Freunde sind mit mir von der Unmüglichkeit, ihn hier zu behalten, überzeugt, und ich, bym wahren 20 Mitleiden für sein Unglük, bin es so sehr, daß, wenn er auch mein Sohn wäre, ich ihn aus meiner Anstalt entfehrnen würde, und wenn mein Vatter und meine Mutter auf den Knien d a f ü r für ihn hätten, ich ihn denoch entfehrnen müßte. Es bleibt mir also nichts übrig, als Sie um eilende Maaßreglen 25 zu seiner Rükreis zu bitten. Und wenn es mir noch erlaubt ist, meinem Herzen in Rüksicht auf [ihn] fryen Lauf zu lassen, so erlaube ich mir noch, das einige W o r t byzufügen: Ein Mensch, der [an] Kopf und Herz so weit geschwächt, kan nur dadurch gerettet werden, daß man ihn Händ und Füße mit ernstem Gewalt zu brauchen 30 zwingt. Auf disem Weg, aberauch auf disem allein ist es nochmöglich, ihm einst wieder etwas von der Kopfkrafft und der Herzenskrafft, die er in sich selber zu Grund gerichtet, wiederzugeben. Auf disem Weg, auf keinem andern ist die Rettung dises Menschen möglich. Doch ich gehe weiter, als meine Pflicht fordert. Dise ruft mir 35 nur, hiezu bestirnt zu erkleren: Der Meinigen einer kan diser Mensch nie werden. Erlauben Sie mir, mit wiederhollter Versicherung meines Bedauren Ihnen meine Achtung und Ergebenheit zu bezeugen. Pestalozz. 40

131 1191. An Gruner. Yverdon, den 12. Februar 1806. Lieber Gruner! Noch bin ich ohne mein Geld und mangle es 5 ganz gewiß. Ich bitte Sie, ernsthaft dafür zu sorgen, daß es nicht länger ausbleibe. Was macht Ihre gute, liebe F r a u ? Und wie geht es Ihnen? Hier kämpfen wir uns vereinigt durch viele Schwierigkeiten, zum Theil mit vielem Glücke, hindurch. In Rücksicht auf die ob10 schwebende Angelegenheit vertraue ich mich ganz Ihrer Sorgfalt und Ihrer Thätigkeit. Wenn ich von Ihrer Frau ein paar Zeilen erhielte, so würde es mich freuen. Auch Jgfr. Flactio, bey der sie wohnte, würde sich freuen. 15 Ich habe Kopfweh und bin übler Laune. In diesen Umständen schreiben sich die Briefe nicht gut, und man gelüstet, die Augen zuzuthun und sich aufs Ohr zu legen. Ich denke aber, mein Kopfweh verlasse mich, ehe ich Ihre Antwort erhalte, sonst würde ich Sie bitten, mich mit derselben in einen besseren Humor zu setzen. 20 Leben Sie wohl! Grüßen Sie mir Frau Gruner, Herrn Fröbel und Nänni und sagen Sie der ersteren, ich sinne noch oft mit Achtung und Liebe an sie, wenn sie schon meiner vergesse. Krüsi, der dieses schreibt, ist gesund, und ich hoffe, daß er in der Fortsetzung meines Briefes die Honneurs meines Hauses machen werde. 25 Pestalozzi. 1192. An Herrn Tobler, Kantonsfürsprech in Zürich. den 19ten Februar 1806. So sehr es meinem Herzen angemessen ist, selbst die Ruhe mei30 ner alten Tage und sogar die wichtigsten und größten meiner Endzwecke aufs Spiel zu setzen, um den Wünschen von Menschen, die ich liebe und schätze, eine Genüge leisten zu können, so nothwendig ist es doch, daß ich dieser schwachen Handlungsweis meines Lebens endlich einmahl Grenzen setze. Ich nähere mich mit star35 ken Schritten dem Ziele meiner Laufbahn, und es leben vielleicht 9*

132 wenige Menschen, denen noch so viel zu thun übrig bleibt als mir, wenn sie einem befriedigten Todbette entgegen sehen wollen. Unter diesen Umständen wäre es allerdings unverantwortlich, in Rücksicht auf den genohmenen Entschluß die geringste Abänderung zu treffen. Dein Bruder ist durchaus nicht fähig, von der hie- 5 sigen Anstalt irgend einen soliden Nutzen zu ziehen, und die Anstalt, wie sie ist, ist nicht eingerichtet, das an ihm zu leisten, was er zu seiner Rettung unumgänglich bedarf. Es herrscht eine große Liberalität und eine Freiheit im Hause, und der Charakter Deines Bruders ist durchaus nicht geeignet, ohne sein eigenes großes Ver- 10 derben an einer solchen Existenz theilnehmen zu können. Um seinen Kopf und sein Herz, die er beyde verlohren, zum Theil wiederzufinden, muß man ihn durchaus zu mechanischer Arbeit gewöhnen. An der Seite eines fleißigen Bureaulisten, der vom Morgen bis an den Abend neben ihm sitzt und ihn zwingt mitzuarbeiten, 15 so lange er selbst arbeitet, hat er wahrscheinlich die beste Versorgung, die ihm jetzt gegeben werden kann. Diese aber kann ich ihm durchaus nicht geben. Ich gefährdete sehr viel, nützte ihm durchaus nichts, wenn ich eine Stunden verlieren wollte, um eine Probe von etwas zu machen, woran auch nicht eine Seele in meinem gan- 20 zen Hause nur von ferne ahndet, daß sie gerathen könnte. Ich bitte Dich also, setze über einen Gegenstand, wo ich durchaus nicht nachgeben kann, nicht ferner in mich und mache Deine Einrichtungen, daß man ihn sobald als möglich zurückkommen lasse!

1193.

25

An Frau Kupferschmied-Zimmerlin in Burgdorf. den 19. Februar 1806. Liebe Freundin! Ich muß Ihnen, so wehe es mir thut, Ihre Bitte geradezu abschlagen. Die gehäuften Folgen meiner zu weitgetrie- 30 benen Gutmüthigkeit drücken mich in der schwierigen Laufbahn, die ich gegenwärtig betrete, so sehr, daß ich durchaus nicht im Stande bin, irgend jemanden ins Haus zu nehmen, dessen Daseyn nicht eine wesentliche Lücke desselben ausfüllt. Meine Unternehmung dehnt sich immer mehr aus und wird immer wichtiger, aber 35 auch die Nothwendigkeit, sie auf keine Weise mit einem Personale

133 zu überladen, das nicht zur Förderung derselben geeignet und nothwendig ist. Die Aufmerksamkeit, die Sie für mein Unternehmen selbst zeigen, liebe Freundin, wird meinen Abschlag bey Ihnen selber rechtfertigen. Es ist nichts Traurigeres, als sich durch Hand5 lungen, die gut gemeint scheinen, in seinen wesentlichen Pflichten gestört und verwirrt zu sehen; und es ist unbegreiflich, wie leicht man sich die Möglichkeit denkt, in einem großen Haus noch jemend hinzuzunehmen. Ein großes Haus hat hierin noch weit mehr Bedenken als ein kleines. Die Anstöße und Schwierigkeiten des 10 Beysammenlebens sind unendlich. Ohne die größte Einfachheit und Harmonie entstehen alle Augenblicke Schwierigkeiten, die die Ruhe des Ganzen unterbrechen und hauptsächlich mir zur Last fallen. Ich hätte Ihnen gerne eine angenehmere Antwort gesagt, aber meine Lage erlaubt mir durchaus nicht, änderst zu handeln. 15 Von allen Seiten drängt man mich, mir überflüssige Menschen anzunehmen, und heute, da ich Ihnen diese Antwort gebe, sende ich eine ähnliche nach Zürich. Meine Frau hat seit kurzem ihren Bruder und ihre Schwester beim schwarzen Horn verlohren. 20 Leben Sie wohl und glauben Sie mich immer mit Achtung und Freundschaft Ihren ergebenen — 1194. An Unbekannt. 25

den 19ten Februar 1806.

Wenn ich mich über den von Ihnen wahrhafft geschilderten Zustand Ihres lieben Kleinen innig bekümere, so sezt mich die Frage: Was sollen Sie thun? noch in Verlegenheit. Wer sollte zweiflen, mütterliche Trehnen werden nicht wenigstens für den Augen30 blik auf ihn würken! Aber was für ein Gewicht werden diese Threnen nach Ihrer Abreis haben? Das Übel ligt tief; keines unsrer Kinder hat diese Schwäche. Das Übel in seiner Quelle fodert anhaltende und zwingende Übung seiner Kreflten. Würde das erhalten, der Willen recht zu thun were denn leicht zu beleben. E r man35 gelt noch jez nicht; aber Vergeßlosigkeit, Zerstreuung und allerhand Gelüstleyen bringen ihn jeden Augenblik von seinen Vorsäzen weg. Wir wollen thun, was wir könen; wir wollen Ihnen oft

134 schreiben. Nehmen Sie noch keinen Entschluß, verschieben Sie noch Ihre Hieherreis! Wenn wir nichts ausrichten, so richten Sie gewüß auch nichts aus. Ich möchte Ihnen den Schmerz dieser traurigen Lage ersparen. Wenn es uns hingegen gelingt, mit Liebe, Ordnung und Ernst nur auch den Anfang eines wahren Zurükkeh- 5 rens zu gewinen, so würde denn Ihre Ankomft zum Nachhelfen für das Angefangene gut und vortreflich syn. 1195. An Herr Montmollin in Neuenburg. den 25ten Februar 1806. 10 Hochgeehrter Herr! Wenn ich Ihnen schon zum voraus für das Zutrauen dankte, mit dem Sie ein würdiges Pflegekind meiner Leitung anvertrauten, so verdoppeln sich die Gefühle meiner Dankbarkeit und meiner Freude, indem ich in diesem Knaben eine Gemüthsruhe, eine Liebe und eine Heiterkeit finde, die mir ein 15 unzweydeutiger Beweis seiner rein erhaltenen Unschuld ist. Ich habe in dem Herzen dieses Kindes nichts Böses auszulöschen, und dieses erleichtert die Möglichkeit, alles Gute in dasselbe hineinzulegen, auf eine unglaubliche Art. Er scheint nicht brillante Anlagen zu haben, aber reine, ungetrübte Ansichten, Naivität und 20 eigentliche Ausbildung in dem Gemeinsten und Gewöhnlichsten, was der Mensch bedarf. Sein Karakter scheint für das Erziehungsfach vorzüglich gut, und wir glauben, Ihnen zum voraus versprechen zu können, daß er in dieser Laufbahn zu einem ihn befriedigenden glücklichen Leben gelangen werde. Wenn ich leichter von 25 hier abkommen könnte, so wäre ich schon lange einmahl auf Neuschatel gekommen, mit Ihnen über diesen guten Knaben und über den Fortgang meiner Anstalt zu reden. Kommen Sie, wenn Sie können, einmahl zu uns! Leben Sie wohl, lieber Herr Montmollin, und syen Sie der 30 Hochachtung und Ergebenheit versichert, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen, hochgeehrter Herr, Dero ergebner Diener.

135 1196. An Herrn Rapin Detrey ä Payerne. den 25. Februar 1806. In höflicher Antwort auf Dero Schreiben wird es uns sehr freuen, 5 Ihnen in unserm Hause alle mögliche Gelegenheit zu geben, die Unterrichtsmethode kennen zu lernen und Ihnen eigen zu machen. Die Überladung des Hauses macht es uns unmöglich, Unterhalt und Logis in demselben anzubieten. Das aber ist hier leicht zu finden, und wir werden trachten, Ihnen darüber an die Hand zu ίο gehen. Kommen Sie vorläufig einen Tag hieher, um mit uns über Ihre eigentliche Zwecke, die Zeit Ihres Daseyns etc. zu reden! Wir wollen Ihnen Ihre Zwecke, so viel wir können, zu erleichtern suchen. Ich empfehle mich Ihnen und habe die Ehre etc.

is

1197. An Herrn Maler König in Unterseen. den 25ten Februar 1806.

Lieber Herr König! Alle Bemühungen, den Zustand des Volkes und der Natur durch die Kunst wahrhaft darzustellen, haben mich 20 von jeher intressirt, und ich halte es für ein Glück unsers Landes, daß Männer mit Ihren Talenten diese Laufbahn betreten. Möchten nur unsre Sitten und unsre Denkungsart nicht mit dem Wesen der Volksfeste ebenso contrastiren, wie sie dieses mit dem Wesen des Volksglückes thun; und möchte Ihr schönes Blatt eben so sehr 25 ein Zeugniß um des Fortschrittes unserer Nationalbemühungen für die wirkliche Veredlung des Volkes seyn, als es ein Beweis des Fortschrittes unsrer Nationalkunst in ihrer Darstellung ist. Leben Sie wohl und Seyen der Achtung versichert, mit der ich die Ehre habe zu seyn Dero —

136 1198. Monsieur Muret, membre du Petit Conseil ä Lausanne. avec un paquet de livres. Yverdon ce 1er mars 1806. 5 Tres honnore Monsieur le Conseiller! Monsieur Naef, instituteur ä Paris, qui part pour l'Amerique me charge de Yous adresser, Monsieur, le paquet qui Vous sera remis avec la presente, contenant des livres elementaires, et de Vous prier de vouloir bien aussitöt que possible le faire parvenir ä Monsieur votre fils ä Paris qui le 10 remettra ä Mr. Naef. Yeuillez, Monsieur, me pardonner la peine que je Vous occasione par lä. Permettez aussi qu'ä cette occasion je continue ä Vous recommander au mieux mon etablissement avec mes vues. J'espere qu'actuellement l'honnorable Commission, qui a ete envoyee icy 15 par le Petit Conseil, aura presente son rapport. J'attends ardemment et avec confiance d'apprendre le resultat de ce pas du gouvernement de Votre canton. Agreez l'assurance du profond respect avec lequel j'ai l'honneur d'etre, tres honnorable Monsieur le Conseiller, 20 Votre tres humble et tres obeissant serviteur Pestalozzi.

1199. An Herrn Torlitz in Koppenhagen. [Februar/März 1806]. 25 Lieber Torlitz! Es ist eigentlich unverschämt, daß die jungen Leute, deren eine ganze Menge um mich herum sitzt und steht und geht, mich gegen meinen 1. Torlitz so sündigen lassen. Sie hätten mich alle Tage stüpfen und stoßen sollen, daß ich Ihren 1. Brief schon längst beantwortet hätte, um so mehr, da die Herren alle- 30 samt und sonders eine große Freude an dem Gedanken haben, daß es einst noch möglich werden könte, Sie wieder in unserer Mitte zu sehn. Ich habe an diesem Gedanken die nehmliche Freude; aber ich denke, es werde wahrscheinlich erst dann geschehen, wenn ihr alle auf meinem Grabhügel absitzen und auf demselben in guten 35

137 Erinnerungen an mich bald herzlich weinen und ebenso herzlich lächeln werdet. Lieber Torlitz! Daß Sie mit meinen näheren Freunden bis an Ihr Grab enge vereinigt bleiben, das ist einer der schönsten und lieb5 sten Gedanken meines Alters, und daß Sie wirklich noch einmahl in unsrer Mitte leben und Menschen, Methode und Institut sehen könten, wie es jetzt ist, und noch mehr, wie es in ein paar J a h r e n seyn wird, das ist wahrlich einer meiner Lieblingswünsche. Aber indessen liegt mir gegenwärtig auch sehr viel daran zu 10 wissen, wie es mit der Methode in Ihrem Lande dann auch eigentlich gehe, ob einmahl eine Resolution über dieselbe genohmen worden und ob irgend eine Hoffnung da seye, daß Anstalten gemacht werden, um die Möglichkeit vorzubereiten, die Methode einst allgemein einzuführen. Lieber Freund! Thun Sie doch alles, die Briefe 15 aus Münchenbuchsee von Herrn v. Türk in Ihren Gegenden bekannt zu machen! Wenn Sie jemand sehen, der mich liebt und Antheil an dem Erfolg meiner Zwecke nimmt, so bitten Sie ihn, auf diese Schrift aufmerksam zu seyn und, wenn es möglich seye, die Absichten Herrn von Türks für meine Zwecke zu begünstigen! Ich 20 werde über diese Zwecke im ersten Hefte meines Journals mehr Licht geben. Jezt habe ich noch eine Commission, und zwar eine, die Sie Geld kostet. Ein Haus von hier, dem ich Verbindlichkeit schuldig bin, h a t einen Verwandten auf dem Vorgebirge der guten Hoff25 nung, der sich klagt, daß er seit vielen Jahren keine Briefe von hier empfange. Da sie ihm aber öfter geschrieben, scheint es, die Briefe müssen alle verlohren gegangen seyn. Weil sie nun wußten, daß ich in Koppenhagen Bekannte habe, so baten sie mich, inliegende zwei Briefe an —

so

1200.

An Salinger. [März 1806]. Edler Herr! Ich habe Ihnen schon längst schreiben wollen und schreiben sollen. Aber imer hinterte mich die Überzeugung, ich 35 sye in dem Gegenstand, von dem ich Ihnen schreibe und mit dessen Erzihlung ich meine Laufbahn zu endigen wünsche, nicht so weit vorgerükt, daß ich [mich] Ihnen darüber mit der Bestimtheit er-

138 klären könte, die mir selbst erforderlich scheint, um Ihnen mein Anliegen mit dem Anstand und der Würde vorzutragen, unter welche ich die erste Angelegenheit meines Herzens nie herabsinken lassen darf. Indessen neheret sich der Zeitpunkt, von dem die Red ist, in welchem der Anfang mit der Ausführung meiner diesfeligen Entzwekke gemacht werden muß, wenn er nicht über den Zeitpunkt meines Lebens und meiner Kreffte hinaus verschoben werden soll. Ich wünsche, eine Armenanstalt zu errichten, darin erstlich die hiesige Unterrichtsmethode in ihrem ganzen Umfang gelehrt, zweitens die Bildung der Armen zur Hausarbeit und zu den wesentlichen Fächeren der Industrie mit dem Untericht in der Methode vereiniget und zugleich der Untericht in der Industrie mit den Vorteilen und Gesezen der Methode verbunden, und dem Geist und der Kraft ihrer Formen selber unterworfen würde, indem er wie die reine Geistesbildung auf elementarische Grundseze gebaut würde, wodurch auch sein Erfolg wie derjenige der intellectuellen Bildung für jedes Individuum als unfehlbar sichergestellt würde. Drittens sollten durch diese Armenschul die vorzüglichen mänlichen und weiblichen Individua, die darin aufgenohmen würden, zu einer solchen Vollendung ihrer Erziehung gebracht werden, daß sie mit Sicherheit sowohl in Schulen als in Anstalten, die eine beßre Erziehung der gemeinen und armen Kinder im Land zum Zwekk haben, mit Erfolg angestellt werden könen, und daby für sich selbst in mehreren Fächern der Industrie auf den Punkt der Vollkomenheit gebracht würden, auf welchem sie fehig wären, einige dieser Branches als Beruffsmittel [zu ergreifen], die die Kreffte ihrer [weniger gebildeten] Dorfgenossen zu gesteigerten [Leistungen] benuzen und sich selbst durch ihren Beruff zu dem Wohlstand und der Befriedigung emporheben könten, zu welchem vorzügliche Anlagen, die elementarisch wohl ausgebildet werden, den Menschen in allen Lagen zu brin[gen] vermögen. Edler Herr, wenn diese Anstalt mit besorgter Krafft kan angefangen werden, so bin ich durch die entschloßne Theilnahm und Mittwürkung aller meiner nähren Freunde des Erfolgs, der dann derselben [zukommt], auch hinter meinem Grab gesichert, indem unsere gemeinsame Uberzeugung von der äußersten Wichtigkeit einer solchen Anstalt uns zu jeder Anstrengung und zu jeder Aufopferung für dieselbe bereitwillig und entschlossen macht. Aber wenn auch die mit mir vereinigten Freunde und ich alles thun werden, was diesfahls möglich, so wird das für die Bedürfnisse im Gro-

139 ßen nicht hinreichen. Ohne Handbietung von Menschenfreunden, die meinen Zwekken Vertrauen schenken werden, müßte sich [die] kraftvolle Ausführung derselben lange über mein Grab hinausziehen. Ich möchte das verhütten, ich möchte mehr oder weniger 5 Handbietung für meine Zwekke suchen, aber auf eine Weise, daß auch der allerentfehrnteste Gedanke, daß diese Handbietung nicht mit der höchsten Sorgfalt für den bestirnten Zweck gebraucht würde, geradezu umöglich gemacht würde. Ich möchte kein Gelt in meine Hand. ίο So ist es doch augenscheinlich, unsere Kreffte reichen allein gelassen für dieses Zihl nicht hin. Wir könen zwahr vieles dazu bytragen. Unsere Vereinigung selbst, die Krafft der Methode, die in unserer Mitte natürlich stark und sicher ist, die Leichtigkeit, uns in unserer Mitte Gehülfen für diese Anstalt zu bilden, ein genug15 sames Personale, um dem Gegenstand in allem, als in oeconomischer Hinsicht, gewachsen zu seyn, vereinigter Enthousiasmus ruhiger und krafftvoller Menschen für diesen Zwekk und mehrere .für denselben gönstige Localitetsverheltnisse geben uns und unserer Lage für die Erreichung dieses Zihls Vorteile, die man selten 20 vereiniget und die es uns wahrlich doppelt zur Pflicht [machen], das uns zu demselben noch Mangelnde zu suchen und das Menschenherz für die Handbietung zu dem, was hierin über unsere Kreffte ist, in Anspruch zu nehmen. Freund, obgleich dem Grabe nahe und für die äußern Mittel 25 meiner Zwekke zu a r m und zu gehemt, stehe ich denoch für d a s W e s e n derselben krafft- und muthvoll von Mäneren unterstüzt da, die alle Hoffnungen, die sie erregt haben, nicht zu Schanden werden lassen, und werde zugleich von Umständen begünstiget, die einen großen Erfolg meiner Zwekken bynahe außer allen Zweifel 30 sezen. Solche Umstände legen dem gefühlvollen Menschen Pflichten auf, denen er sich nicht entziehen soll. Ich darf in Rüksicht auf meinen Gegenstand nicht auf dem halben Weg [stehen bleiben], wenn es mir möglich ist, durch ihn zu meinem Zihl [zu ge]langen. Ich soll von meiner Seiten und von Seiten meiner Freunden [das] 35 Äußerste thun, was zu Erreichung dieses Zihls uns möglich. Dieses werden wir auch thun, aber so, wie wir hierin uns selbst fühlen und unserer Krafft und unsers Willens bewußt sind, dörfen wir in einer Angelegenheit, die das Wohl des Menschengeschlechts so nahe, so allgemein [und so] dring[end] berührt, die Handbiethung des Men40 schenfreunds auch mit Zuversicht ansprechen. Aber da ich zu alt

140 und arm bin, und Armuth und Schwäche, wo sie imer Handbietung sucht, allenthalben nichts als Vorurtheile gegen sich hat, als ob sie es u m ihrer selbst willen thue, und da Armuth und Alter die M ö g l i c h k e i t , daß gesuchte, weitführende und viel fordernde Endzwekke by aller Handbietung nicht erreicht werden, im allgemei- 5 nen zu Wahrscheinlichkeit erheben, so fordert es meine Pflicht, der Edelmuth, deren Mitwürkung ich für meine Zwekk suche, eine v o l l k o m n e Sicherheit für die W a h r h e i t und Genügsamkeit der Einrichtungen für dieselbe zu ertheilen. So wie die Resultate einer naturgemessen Erziehung an sich 10 selbst gewüß und nothwendig, so müssen die Resultate der Handbietung, die ich suche, zu einer dieser ähnlichen Gewüßheit und nothwendigen Sicherheit erhoben werden könen, oder meine Arm u t h und mein Alter verbieten mir, diese Handbietung anzunehmen, wenn sie mir auch von fryen Stükken erbotten würde. Ich 15 werde desnahen, der Erfolg meiner Bitte an Menschenfreunde mag nun k l e i n oder g r o ß syn, für einmahl keinen Heier von dem, was zu Beförderung meiner Endzwekke eingehen möchte, weder in meine Hand nehmen, noch irgend einem zur Ausführung mit mir verbundenen Freund zukomen lassen, sonder alles an den Orth 20 und Stellen, wo es gesamelt werden möchte, in der Hand achtungsvoller Mäner ligen lassen, bis ein Comite vertrauenswerther schweizerischer Mäner, als Zwüschenpersohn zwüschen den Stellvertretteren der Menschenfreunde, die meine [Zwecke] unterstüzzen wollen, und den mit zu Ausführung der Sach vereinigten Freunden, 25 mit den ersten in öffentliche Verbindung tretten und auf das von ihnen ausgestellte Zeugnis der Zwekkmeßigkeit und Sicherheit der Anwendung jedes zu erhaltenden Pfenigs, nach Maaßgab der würklichen Ausführung und Ausdehnung der Anstalt, das hiefür vorligende Gelt in Empfang nehmen und an die Verwaltung der An- 30 stalt abgeben werden. Ich werde syner Zeit die Fryheit nehmen, mir zu erlauben, Sie unter den Mäneren zu nennen, die sich der Mühe unterziehen wollen, Gelter, die in ihrer Gegend für unsere Zwekk eingehen möchten, in Empfang zu nehmen. Herr von Türk h a t es über sich genohmen, auch einer dieser Mäner zu syn, und 35 ich werde mit seinem R a t h mich noch an ein paar accreditierte Mäner Teutschlands wenden. Sollte auch der Erfolg zur Unterstüzzung meines Zwekks im Anfang schwach syn, so werden wir doch anfangen. Der Erfolg wird das Zutrauen versterken, und die Resultate werden unfehlbar 40

141 so syn, daß immer mehr Menschen sich zur Beförderung unsers Endzwekks vereinigen werden. Möchte ich diesen Erfolg noch erleben! Doch wenn er nur gewüß syn wird, so soll es mir genügen, und dieses wird er syn. Das sichert mir sowohl der vor meinen 5 Augen ligende Erfolg der Methode als der krafftvolle und ruhige Entousiasmus der für die Ausführung der Sach mit mir verbundenen Freunde und mehr als alles das Glük, mit dem Gottes ob allem wahrhafft Guten waltende Vorsehung meine Endzwekke bis jez beschüzt und begönstiget. 10 Unbekandt danke [ich] Ihnen für das Zutrauen, das auch Sie auf mein Thun sezen, und empfehle mich in die· Fortdaur Ihrer mir schezbaren Wohlgewogenheit, der ich die Ehre habe —

1201. An Herrn νο,η Türk 15

in Oldenburg. [7. März 1806],

Lieber Freund! Dein Schreiben hat uns alle entzückt, und Deine Verlobung vorzüglich umso mehr, da Du uns Hoffnung machst, daß Du Deine Verlobte zu uns bringen werdest. Sollte ich auch 20 Deine Wallfahrt mit ihr nach der Schweiz nicht mehr erleben, so ist es dennoch ein Labsal auf mein Grab, dieses zu hoffen. Empfehle mich Deiner Freundin und sage ihr, daß es mich glücklich machen werde, ihre Achtung zu verdienen! Du hast in Deinem Buche die Hoheitstitel, die der Weltdienst 25 gewährt, weggeworfen, und s t a t t ihrer einen Titel der Liebe gewählt, dessen Regeln und Pflichten in jedem Fall so erhebend und so ernst, als die des Weltdienstes gemeiniglich erniedrigend und spielend sind. Dürfen wir wissen, was das für eine Gesellschaft ist, und fragen, ob sie uns auch etwas angehe? 30 Seit unsrer Vereinigung in hier geht es im ganzen genohmen vortreflich. Die innere und äußere Organisation des Institut Übertrift die in Buchsee in allen Theilen. Die Basis davon ist der Geist der Vereinigung selber und ein Bienenfleiß im Zusammentragen dessen, was jeder Einzelne fühlt, denkt, t h u t , ahndet und wünscht, 35 in einen gemeinsamen Korb. Nur vergiß nicht bey diesem Bilde, so wahr es ist, zu denken, daß die Bienen kleine Thierchen sind

142 und daß sie eigentlich doch nicht alle Stunden Zentnerlasten zusammentragen. Aber zusammen tragen wir, das ist richtig, guten Honig und gutes Wachs. Niederer tödet viele Hummeln, Wäspen und selber Mäuse, die es wagen, an unserm Korb zu nagen. Krüsi hüpft von Zelle zu Zelle 5 und nimmt und giebt, wie es kömmt. Wo er immer hinkömmt, da ist er lieb, und die junge Brut freut sich seiner. Muralt ist eine Meisterbiene, er giebt im Fliegen und im Tragen den Ton an. Wo Steiner um den Weg ist, da ist alles Leben und Frohmuth. Schmied ist früh und spät, seine Zelle zeichnet sich aus und gefällt; 10 jede andere Biene will auch so eine haben. Tobler brütet, und wir alle hoffen, auf guten Eyern. Hopf ist eine junge Biene, aber er wird gewandt fliegen und sicher guten Honig eintragen. Barraud kommt früh dahin, wo ich jetzt bin, schwach und alt 15 zu werden, doch mit dem Unterschied, daß meine liebe Schwester in Leipzig an der Schwachheit meines Alters nicht so viel schuld ist als die löbliche Jungfr. Barraud an der Schwachheit seiner Jugend. Büß ist in meinen alten Korb zurückgekehrt; was er da machen will, weiß ich nicht. Der gute Mensch, es folgt ihm keine Biene 20 nach, alle scheuen den Korb, den feindliche Bären gestört haben. Der hiesige Korb wird mit jedem Tag schwerer. Ich glaube ihn gegen alle Gefahr gesichert; dennoch ist es noch Winter, und die fünfzig Loth Honig, mit denen Du ihn so wohlthätig speisen wolltest, thaten ihm herrlich wohl. 25 Im Ernst, lieber Freund, alle Theile der Sachen gewinnen mit jedem Tage. Die Rechnungsübungen werden noch immer mehr zusammenhängend und lückenlos, und die Anwendungsrechnungen schließen sich immer mehr an den unabänderlichen Gang der Elementarrechnungen an. 30 Die Anschauungslehre der Form und ihrer Verhältnisse, wie sie jetzt betrieben wird, hat dem ehmaligen ABC der Anschauung eine Zwillingsschwester gegeben, deren gemeinsames Beyeinanderseyn die Wirkung des erstem mehr als verdoppelt, und auch die schwere Geburt unsrer Sprachversuche nähert sich ihrem Tages- 35 lichte. Mit Müh und Arbeit finden wir endlich auch für sie Regeln der Nothwendigkeit, deren Resultate unsre diesfällige Arbeit mit derjenigen in Zahl und Form in vollkommene Harmonie bringen werden. Vielleicht das Wichtigste von allem ist, daß Einrichtungen getrof- 40

143 fen sind, daß von allen unsern Erfahrungen und Versuchen nicht leicht irgend etwas mehr verlohren gehen kann. Es sind dreimahl in der Woche nach dem Nachtessen Versammlungen aller Lehrer und Unterlehrer, von denen die erste ganz den Kindern, die zweite 5 ganz den Lehrern und die dritte der Methode geweiht ist. An allen drei Orten zeigt sich die große K r a f t des Zusammenhaltens und des Eifers für eine gute Sache; doch zeigt sich zu Zeiten auch, daß das Zusamenhalten selber eine größere K u n s t und eine größere Tugend ist als der Eifer für dasselbe. Es giebt Augenblicke, wo die 10 Helden unsrer Vereinigung Feuer vom Himmel fallen lassen wollen, weil nicht alle so stark, als sie es wünschten, am allgemeinen Seil ziehen. In solchen Fällen schütte ich immer Wasser ins Feuer und denke immer: Wer hat ein Gespann für irgend etwas Gutes, das so wohl zusammenzieht als das unsrige — warum sollten wir nicht 15 zufrieden seyn? Meine Meinung ist, es geht in einer solchen Verbindung nur dann gut, wenn jedes Glied derselben frey irren, frey fehlen und mehr durch ruhige Erfahrung als durch Zurechtweisung zu sich selber und so weit kommen kann, als es nach seiner Individualität je zu kommen vermag. Wir legen mit unsrer Vereinigung 20 einen Grund, der zu vielem Guten führen wird; aber das Größte, das wir zu thun haben, ist, zu verhüten, daß niemand von uns einen Bruder für irgend etwas zuschneiden wolle, wofür er nichts taugt. Wir sind für uns selber, wir sind für den Armen und Schwachen verlohren, wenn wir aufhören, Kinder des Geistes der höch25 sten Schonung und der höchsten Liebe zu bleiben. Zu Zeiten fehle aiich ich von dieser Seite; ich bin oft zu schwach, meine Schonung mit Offenheit und freyem Heraussagen dessen, was Noth t h u t , zu vereinigen. Doch Du hast jetzt genug von Dingen gehört, die Du sonst wohl weißt. 30 Mögest Du Vertrauen finden, damit ich Subscriptionen erhalte! Du verdienst es; wenigstens ist Deine Ankündigung klug genug für Deinen Zweck. Aber laut mußt Du sagen, daß auch kein Scherflein von der Gottesgabe, um die Du für mich bettelst, ohne vollkommen sichergestellte Anwendung in die H a n d eines wirtschaft35 lieh so unbarmherzig verschryten Menschen gelangen werde, wie ich einer bin. Indessen ist es doch eine große Ärgernis, daß, der hierüber ausgesprochenen Stimme des Volkes, die in dieser Welt gegen einen verhaßten Menschen der Stimme Gottes gleich geachtet werden soll, zum Trotz, mein gegenwärtiges Haus auch ökonomisch 40 gut geht und immer besser gehen wird. Sey sicher, es wird über

144 mein Grab hinaus gut gehen! Vom ersten der Meinigen bis zum letzten findet sich jeder durch Deine Handlungsweise erhoben und gerührt. Wozu wir immer Handbiethung finden werden, das werden wir ausführen und auf jeden Fall sicherstellen und vollenden. Wir sind der unsrigen sicher, mein Leben kommt nicht mehr in An- 5 schlag. Aber alles, was weiter geschehen muß, muß auf die Vollendung dessen, was wir jetzt thun, gebaut und, so sehr und so eifrig wir auch dafür die Mittel vorbereiten, nichts Neues angefangen werden, bis das Gegenwärtige nicht das Geringste dadurch gefährdet. 10 Mein projektierter Brief an Herrn Salinger hat einen kleinen Aufsatz veranlaßt, der nach dem von Dir geschehenen Schritt nützlich ins Publikum geworfen werden kann. Ich werde ihn jetzt nicht nur Herrn Salinger, sondern Dir und allen meinen nähern Freunden zusenden, aber auch den Brief an den ersten verspäten, 15 bis ich ihm den Aufsatz zusenden kann.

1202. An Herrn Baron von Derschau in Mietau in Liefland. Yverdun, den 19ten Merz 1806. 20 Hochwohlgebohrner gnädiger Herr! Das Daseyn Ew. Wohlgeboren in unsrer Mitte hat bey meinen nähern Freunden und mir zum voraus die angenehme Hoffnung erregt, daß Sie unser auch abwesend nicht vergessen, sondern die menschenfreundliche Aufmerksamkeit, die Sie uns hier gezeigt haben, uns fortdauernd ge- 25 nießen lassen werden. Ihr schätzbares Schreiben beweist uns die Fortdauer der Wohlgewogenheit, auf die wir so zuversichtlich hofften. Genehmigen Sie von mir und meinen Freunden unsern herzlichen Dank! Unsre Kräfte sind schwach, unsre Zwecke groß. Wenn wir nicht hie und 30 da Männer fänden, die mit ihrem Herzen unsre Angelegenheit als die Angelegenheit der Menschheit erkennten, wir müßten nothwendig unter der Last unsrer Lage erliegen. Aber das Menschenherz spricht sich je länger je mehr von vielen Seiten zu unsren Gunsten aus. Die Nachricht, daß man in Ihrer Gegend ein gutes Vorurtheil 35 für unser Unternehmen habe, ist uns natürlich von großer Wichtig-

145 keit, und Sie haben allerdings recht, daß es unsre Pflicht seye, alles was in unsrer Hand ist zu thun, um die Begriffe über diesen Gegenstand so viel als möglich heiter zu machen. Wir danken Ihnen beydes, für die Gelegenheit, die Sie uns dazu geben, und für die Mit6 wirkung, die Sie uns dafür anbieten. Überzeugt von der Wichtigkeit, Herrn General von Klinger für unsre Endzwecke zu intressiren, und dankbar für die Bemühungen, die Sie sich hiefür geben wollen, beeile ich mich, Ihnen über den bisherigen Unterschied der arithmetischen und mathematischen 10 Lehrart und unsrer Methode in kurzem ein paar wesentliche Gesichtspunkte zu eröffnen, bis wir Zeit finden, durch eine bestimmte Deduktion dieses Gegenstandes Ihren Wünschen ein volles Genüge zu leisten. Anstatt in der Rechenkunst von willkührlichen Zahlzeichen auszugehen, und im Gebrauch derselben Regeln zu befolgen, 15 von deren Ursachen das Kind keine Anschauung in sich selbst hat, die es folglich in soweit nur zu einem gedankenlosen und mechanischen Rechnungsspiel hinführen, und eben so noch hindern müssen, kraftvoll und sicher in das Wesen der Zahl und ihrer Verhältnisse hineinzuschauen, fangen wir im Gegentheil den Unterricht 20 hierinn damit an, das vielseitigste Bewußtseyn des Wesens der Zahl und ihrer Verhältnisse auf die einfachste, aber kraftvollste Art in ihnen zu erzeugen, festzuhalten, auszudehnen und lebendig zu machen. Und es ist nur erst dann, wann es dahin gebracht ist, dieses Bewußtseyn im vollen Leben in sich selbst zu tragen, daß 25 wir anfangen, das Kind auch zur Kentnis und dem Gebrauch der willkührlichen Zahlzeichen zu führen und mit den allgemeinen und wesentlichen Regeln der Rechenkunst bekannt zu machen, deren Hintergrund dann aber ein so geführtes Kind zum voraus vollkommen in sich selbst trägt. Dadurch wird nicht bloß der ein30 seitige Zweck des Rechnenlernens, sondern der weit höhere der Entwicklung der allgemeinen Geistesanlagen des Kindes, deren es nicht bloß zum Rechnen, sondern zu allem Thun des Lebens nothwendig hat, erzielt. Die Erreichung dieses wichtigen allgemeinen Resultats wird ihm durch eine Reihenfolge von Übungen gesichert, 85 die, von der möglichsten Einfachheit der Zahlenverhältnisse ausgehend, in einem lückenlosen Zusammenhang, zu den verschiedenartigsten und verwickeltsten Aufgaben der Arithmetik hinführen. Ew. Gnaden kennen unsre Tabellen. Ich habe Ihnen also über diese nichts zu sagen; da Sie uns mit Ihrer Gegenwart beehrten, haben ω Sie es selbst gesehen, daß die Übungen in denselben außer dem 10 Pestalozzi Briefe V

146 höhern Gesichtspunkt, in welchem sie der allgemeinen Geistesentwicklung des Kindes ein Genüge leisten, nicht bloß dem kaufmännischen Gebrauch des Rechnens dienen, sondern eben so sehr die mathematische und algebraische Ansicht der Zahlenverhältnisse begründen. 5 Hinwieder gehen wir in der Führung unsrer Kinder zur Kentnis der Form und ihrer Verhältnisse eben so wenig von der Erlernung und Einprägung der sogenannten mathematischen Grundsätze, und von, im Kinde selbst nicht durch vollendete und organisirte Anschauung tief begründeten Erklärungen, sondern vielmehr von der 10 einfachsten Bildung des Kindes zur lückenlosen Construcktion aller Formen selbst und zur Entwicklung der innern Anschauungskraft ihrer Verhältnisse aus, wodurch dann für das Kind hinwieder nicht bloß der eingeschränkte Zweck der Erlernung der Anfangsgründe der Mathematik erzihlet, sondern eben wie durch unsre 15 Zahlenverhältnislehre, aber auf einer andern Basis der innern Thätigkeit des Kindes eine Kraft im Anschauen,Vergleichen, Beurtheilen und Schließen erzielt wird, die, indem sie auf der einten Seite dasselbe fähig macht, den Geist der mathematischen Anfangspunkte mit Sicherheit zu fassen und mit Leichtigkeit zu durch- 20 schauen, anzuwenden und ihre allgemeinen Ansichten sogar selbst aufzufinden, ihm auf der andern Seite noch für jede Beziehung des bürgerlichen Lebens dienliche Denk- und Kunstkräfte entwickelt. Auch hiefür sind wie für die Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse Übungen organisirt, die hinwieder außer dem Hauptgesichts- 25 punkt der Geistesentwicklung des Kindes geeignet sind, eben so wohl und gleichzeitig zur freyen Liniarzeichnung, zur perspektivischen Anschauung und der eigentlichen Kunstzeichnung zu führen. Das ist, was wir Ihnen mit dem Heutigen über Ihre Frage sagen können. 30 In allen Buchhandlungen finden Sie folgende Werke über die Methode: — Sie hatten die Wohlgewogenheit, in Ihrem Schreiben zu äußern, daß Ihnen Ihre Uberzeugung von dem Werthe meiner Methode und meines Instituts den Wunsch eingeflößt habe, mir zu Beförde- 35 rung meiner Endzwecke behülflich zu seyn. Einer meiner Endzwecke, die mir am meisten am Herzen liegen, ist die Armenschule, deren Zweck und Einrichtung mein bald zum Druck fertiges erstes Heft eines Journals für Erziehung näher bestimen wird, das Sie durch Herrn Gräff, sobald es gedruckt ist, erhalten werden. 40

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Die Güte, mit der Sie sich bey Herrn General von Klinger für meine Endzwecke verwenden wollen, verdanke ich Ihnen mit inniger Rührung. Es ist unumgänglich nöthig, jede höhere Behörde zu überzeu5 gen, daß die Einführung meiner Methode ohne vorhergegangene genugthuende Bildung einer beträchtlichen Anzahl Individuen für dieselbe gänzlich unmöglich seye und jeder Versuch, durch Menschen, die die Methode nicht in ihrem Wesen aufgefaßt und die Fertigkeiten davon sich nicht in einem hohen Grade eigen ge10 macht, der guten Sache der menschlichen Kultur mehr schaden als nützen würde. Ich bin desnahen unaussprechlich froh, daß Sie Herrn General von Klinger zu vermögen suchen wollen, eine Anzahl russischer Jünglinge hieher zu senden. Aber sowohl sie als liefländische Jünglinge aus guten Häusern 15 in hier zu empfangen und die Verantwortung auf mich nehmen zu können, dem Zweck ihrer Sendung ein Genüge zu leisten, muß ich Ihnen über diesen Gegenstand folgende freye Bemerkungen machen: ltens. Um die Wirkung der Methode am besten und unwider20 sprechlichsten darlegen zu können, ist es vorzüglich nützlich, daß die Übungen derselben mit den Kindern angefangen werden, ehe sie ein merkliches Alter zurückgelegt haben und in einer anderen Richtung ihres Geistes und Herzens schon zu weit fortgeschritten sind. Das Alter von sechs bis acht Jahren ist für den Eintritt in 25 unsere Anstalt das vortheilhafteste. Das hindert indessen nicht, daß Kinder von zwölf und mehr Jahren durch die Methode nicht eben die Vortheile finden können, die den jüngern durch sie zum Theil wird. Aber solche ältere Kinder müßten, wenn sie bey uns eintreten wollten, so weit ihnen die Elemente der geistigen Ent30 wicklung sowohl als der historischen Kentnis der verschiedenen Fächer des menschlichen Wissens noch mangeln mögen, durch feste Ergreifung dieser Elemente ihr selbständiges Fortschreiten in ihrer inern und äußern Bildung zu begründen sich bemühen. Wenn gleich die dieser Begründung vorgeeilte Betreibung wissen35 schaftlicher Gegenstände für eine Weile stillgestellt oder wenigstens nicht so stark betrieben wird, so schadet dieses, wie wir aus vielfältiger Erfahrung wissen, dem Wesen der Fortschritte unsrer Zöglinge auch selbst in diesen Fächern nicht nur nichts, sondern sie gewinnen wesentlich dabey, indem sie durch den Genuß einer 40 wahrhaft elementarischen Führung die von außen her erlangten 10·

148 Kenntnisse nun mit eigner K r a f t wieder hervornehmen, sie in sich selbst verarbeiten und zu den weiteren Fortschritten sich fähig gemacht und gebildet haben. 2tens wäre die Frage: Würden solche Kinder sich der Einfachheit und Einschränkung, die in unserm Tische, Logis und in unserm 5 ganzen Seyn Statt hat, gerne unterziehen, und würde es ihren Eltern angenehm seyn, daß sie sich ihr unterzögen? 3tens. Im Fall dieses wäre, werden auch die Bedingnisse mit diesen Kindern die nehmlichen seyn, die für die unsrigen angenohmen sind? Im Fall wir aber dieses Umstandes nicht gänzlich 10 sicher seyn könten, würde es besser seyn, für solche Kinder ein eigenes Haus zu miethen und sie auf eine mit ihrem vorigen Zustand nicht so sehr abstechende Art zu besorgen. Man müßte dann gleichsam eine neue Anstalt formiren, die freilich mit der größern in der engsten Verbindung, aber in Rücksicht auf Logierung und 15 Bedienung getrennt und in Rücksicht auf ihren Unterricht und ihre ganze Führung in verschiedenen Stullen besonders behandelt werden müßte. Das aber könnte unmöglich geschehen, ohne erstens den Preis der Pension merklich zu erhöhen, 2 tens ohne wenigstens zwölf Kinder zu gleicher Zeit sicher zu seyn; 3tens müßte die 20 Verschiedenheit des Alters der Zöglinge nicht über drei bis vier Jahre betragen, und endlich müßte man in jeder Rücksicht einen großen Unterschied zwischen Jünglingen machen, die mit dem Zwecke, Lehrer der Methode zu werden, hieher gesandt würden, und solchen, die die Methode nur um ihrer eignen Ausbildung wil- 25 len erlernen sollten. So angenehm uns auch diese letzteren wären, so wäre doch die Sendung der ersteren weit wichtiger, und ich bitte Sie sehr, Ihren ganzen Einfluß bey Herrn General von Klinger dahin zu verwenden, daß, wenn es möglich, uns Jünglinge von dieser Bestimmung 30 zugesandt werden. Inliegend senden wir Ihnen die Antwort an Ihren Herrn Schwager.

149 1203. An Dybeck. [Frühjahr 1806]. Insonders hochgeehrtester Herr! In Antwort Dero Schreiben 6 vom . . . ist mir unbegreiflich, daß [Sie] des Schreibens nicht gedenken, das ich früher als dasjenige Ihres Herrn Sohn an Sie abgesandt. Auch später habe ich ein zweites an Sie abgesandt, das Sie vielleicht aber bym Abgang des Ihrigen noch nicht erhalten haben. In byden redte ich mit Offenherzigkeit von dem Betragen ίο Ihres Herrn Sohn, das im Anfang mich ziemlich befriedigte, später aber in sehr große Verlegenheit setzte. Ich muß jez, nachdem Sie mir durch Fortsezung Ihres Vertrauens von neuem Einfluß auf seine Leitung verstatten oder vielmehr zur Pflicht machen, mit Bestimtheit von den Maaßreglen 15 reden, die nöthig sind, die Ruh Ihres Alters vor den Verirrungen Ihres Sohns sicherzustellen und Ihnen für das kömftige Betragen desselben frohere Aussichten zu gewähren. Also verziehen Sie die Freimütigkeit, mit der ich jez rede. Ihr Sohn ist nicht eigentlich bös, aber er [ist], durch zu viel und 20 zu leichten Genuß dessen, was er gelüstet, schwach und durchaus an keine Anstrengung gewohnt. Auch mangelt ihm reines religiöses Intresse ganz. Daher ist er leicht verführbar, achtet die Folgen des Leichtsins nicht an sich, sonder nur, in so weit sie ihn in Verlegenheit sezen, wichtig, und da er diesen V e r l e g e n h e i t e n bis 25 jez durch Ihre Güte immer nur zu geschwind mit Gelt abhelfen konte, machten auch diese bis jez nicht genügsamen Eindruk auf ihn. Würde dieses also fortgehen, so würde aus Ihrem Sohn für sein Leben ein ganz caracterloser, unzuverlessiger und ganz schwacher 30 Mensch. Es war also recht gut, daß sein continuirtes, gedankenloses Nichtachten des Gelts und der beständig wiederhollte Mangel an Worthalten, was er imer versprach, einmahl d r ü k k e n d e und daurende Folgen auf ihn hatten. Ich habe es lange verhüttet; meine Freunde haben mir hierin Schwäche vorgeworfen, und mit 35 Recht, denn ich bin überzeugt, daß ihm der Zustand, in dem er nach dem unsinigen Leichtsinn, mit dem er auch die lesten, von mir in Basel für ihn aufgenohmnen fünfundzwanzig Louisdor ganz gegen sein gegebenes Wort und wieder den Zwekk, um dessen willen ich selbige für ihn entlehnt, komen mußte, ihm wahrhafft nüzlich war.

150 Aber mit dem ist noch nichts gethan. Wollen wir mit ihm zu einem sicheren Zihl [kommen], so muß er wenigstens noch ein paar Jahr unter Aufsicht gehalten, [in] seiner Fryheit beschrenkt und mit Festigkeit angehalten werden, innert den Schranken eines thätigen Beruflebens sich die R e g e l m ä ß i g k e i t zu Anstrengungen 5 anzugewöhnen, ohne welche es durchaus umüglich ist, ihn zu einem zuverlessigen, in seinem Thun Krafft und Caracter zeigenden Man zu machen. Er ist sint einiger Zeit wieder by uns, und da wir hier in Yferten in der Lag sind, ihn in den Formen der Buchhandlung in unserem Haus selbst unterrichten und a r b e i t e n zu lassen und 10 zugleich die Aufsicht und Leitung seiner Bildung im Ganzen zu übernehmen, und ich allerdings förchte, sein Eintretten in ein Handlungshaus möchte, eh er vorher noch eine Weile unter fester Aufsicht gehalten worden, ihm noch schedlich syn, so habe ich mich entschlossen, Ihnen vorzuschlagen, diesen Schritt noch eine 15 Weile zu verspäten [und ] ihn mit Festigkeit in hier zum Lernen alles dessen anzuhalten, was er, um mit Ehren und Nuzzen in einem Handelshaus stehen zu könen, wissen muß, nemlich Vervollkomung in deutscher und französischer Handschrifft und überall Ausbildung byder Sprachen, Übung im Rechnen und in den 20 Formen der Buchhaltung. Wir sind hierfür gut eingerichtet, und es hat neben unsren Lehrern einen vortrefflichen Meister für das Fach der Buchhaltung und das Schönschreiben. Ich will Ihnen monatliche detallirte Nachricht von dem Erfolg meiner Bemühungen geben, um dann mit Ihnen fehrner [zu]berathen, wenn wir 25 es wagen dörfen, ihn fry in die Yerheltnisse eintretten zu lassen, welche in allen Kaufmanshäuseren für junge Leute stattfeinden. Ihre Ordre für die Ausbezahlung von 400 Rh[einisch] ist in Basel angelangt. Ich werde damit die Geltverheltnisse, in denen Ihr Herr Sohn steth, ungesäumt in Ordnung bringen und anzeigen, 30 was von dieser Sume für weiteren Gebrauch für Ihren Herrn Sohn übrig bleibt.

151 1204. An H e r r n Gräff in Leipzig.

[Frühling 1806]. L i e b e r F r e u n d ! I c h h a b e endlich I h r P ä k g e n e r h a l t e n , freue 5 mich in verschiedenen R ü c k s i c h t e n seines Inhaltes und d a n k e Ihnen für Ihre T h ä t i g k e i t . Mich h a t ein zur U n z e i t g e k o m m e n e s Flußfieber und h u n d e r t m i t eingetroffene Zerstreuungen gehindert, das erste H e f t meines J o u r n a l s bis j e t z a n Sie a b z u s e n d e n . Die ersten B ö g e n gehen n ä c h s t e r T a g e n a b , und die übrigen folgen ίο ungesäumt. Das J o u r n a l wird gut werden; a b e r es m u ß sich d u r c h E i n h e i t in den G r u n d s ä t z e n und festen Z u s a m m e n h a n g des P l a n s und der Ausführung auszeichnen. Das erste H e f t ist v o n einer Natur, daß es nicht bloß als T h e i l des J o u r n a l s , sondern a u c h als eine selbstständige S c h r i f t ausgegeben werden k a n n . I c h folge 16 gerne I h r e m R a t h e , m i t I h n e n auf die H ä l f t e des Vortheils einzutreten. I c h h a b e u n b e d i n g t e n G l a u b e n a n I h r Herz, a n I h r e T h ä t i g k e i t und an das Intresse, das Sie für meine Zwecke n e h m e n . Nur k a n n ich mit dem B e z u g dessen, was mein A n t h e i l a n den Vortheilen meiner S c h r i f t e n , n i c h t solange warten, als m a n s a g t , 20 daß die B u c h h ä n d l e r gewöhnlich auf den E i n g a n g ihrer B e n i f i c i e n warten müssen. I c h m ü ß t e mir die Vorschüsse, wenigstens v o n einem Theile, wie l e t z t h i n in W e c h s e l a u s b i t t e n . Die Materialien zu unserm J o u r n a l vervielfältigen sich u n t e r unsern H ä n d e n und werden gewiß großes Intresse h a b e n . 25 F o r m a t und E i n r i c h t u n g überlasse ich I h n e n . B e r i c h t e n Sie m i c h auch, ob meine E l e m e n t a r b ü c h e r n o c h in etwas gehen, und r a t h e n Sie mir, was ich mit dem Ü b e r r e s t der in B e r n befindlichen E x e m p l a r e noch t h u n k ö n n e und s o l l e ! W ä r e es n i c h t möglich, derselben m i t s t a r k e r H e r a b s e t z u n g des P r e i s e s 30 schnell los zu k o m m e n ? G o t t gebe I h n e n Gesundheit u n d G l ü c k ! I c h sehe in I h n e n a u c h hinter m e i n e m G r a b e eine große S t ü t z e meiner Zwecke, u n d d a n k e G o t t in dieser R ü c k s i c h t für das V e r h ä l t n i s , in dem ich zu I h n e n stehe. Ich h ä t t e wahrlich in R ü c k s i c h t auf das schriftstellerische 35 F u n d a m e n t meiner W i r t s c h a f t einen F r e u n d wie Sie n o t h w e n d i g , aber meine L a g e ist so, d a ß ich u m meines Alters und u m der Meinigen willen hierinn E i n r i c h t u n g e n treffen m u ß , die mein Soll und mein H a b e n in das h e i t e r s t e L i c h t setzen. I c h m u ß ohne S o r g e n

152 sterben können, wenn ich, um thätig und wirksam zu handeln, noch in meinem Leben genug Ruhe finden soll. Ich freue mich sehr über Lüders und Lindeners sehr intressante Briefe, sowie über die Aufnahm in die würdige Gesellschaft deutscher Armenfreunde, und werde nächstens beyden antworten. Mit 6 der Übersetzung ins Französische hat es noch Schwierigkeiten; darüber aber wie über vieles andere nächstens mehr.

1205. An Chavannes. [um April 1806]. 10 Lieber edler Freund! Je mehr ich meine Methode vorrukke, je mehr förchte ich mir vor der Bildung junger Leuten zu gewöhnlichen Schulmeistern. Die Methode will vollendete Kraft für die Menschenbildung im Ganzen, und die Idee dessen, was junge Schulmeister im Land 15 könen sollen, beschrenkt sich auf den M e c h a n i s m u s des Lesens, Schreibens, Rechnens und der Religion. Alle Tag entfehrnt sich die Methode von diesem todten Mechanismus und geth alle Tag mehr in den Geist und das Leben des Denkens, Redens, Rechnens, Zeichnens und der Religiositet selber hinüber. Die Bildung der 20 Menschen zu diesem Geist und zu diesem inneren Leben der wahren Erziehungskunst fordert Zeit und verspätet in vielen Rüksichten selber den Mechanismus alles dessen, was man jez an den Schulen treibt. Die Methode ist geeignet, Männer zu bilden, die unter ihren Mittmenschen mit ausgezeichneter Krafft und Selbstständigkeit da 25 stehen. Das Gewohnte, was in der Schul betrieben wird, fallt als ein untergeordneter einseitiger Gesichtspunkt ganz in den Kreis ihrer höheren Tendenz, aber an sich t h u t es ihr nicht genug, und sie bescheiniget sich auch nicht damit als mit ihrer H a u p t s a c h . Und solang man von der Soliditet dessen, was Hauptsach ist, 30 nicht überzeugt ist, so ist es auch umüglich, sie als eine vorzügliche Basis der Schuleinrichtungen und besonders eines SchulmeisterSeminariums anzuerkenen. Es ist müglich, daß man mir, so lang es so ist, g e r n die Zeit und Mittel gebe, die zu dem, was ich suche, genugthuend sind. Man will w e n i g e s und wohlfeil und geschwind 35 zu Resultaten komen. Mir t h u t dieses wenige nicht genug. Das geschwind zu Resultaten Hinlenken bringt, denke ich, nur Schein-

153 resultate hervor, und Scheinresultate in den Formen der Methode fielen noch schlechter aus als Scheinresultate auf dem Routinengang, dem ich entgegenarbeite. Die Methode kan durch nichts mehr gefahren, als wenn sie 5 unter dem Schuz einer Regierung verunstaltet und in eine Zwergenund Krüppelform hineingedrengt würde, und das muß geschehen, wenn mit Jünglingen, die den Geist der Methode sich nicht vollends eigen gemacht und nur ihre äußere Fertigkeiten sich bis auf einen gewüssen Punkt eingeübt hetten, von der Regierung selber 10 ein Versuch ihrer Anwendung in Volksschulen geschehen würde. Wenn es also umüglich ist, daß die Jünglinge, die man mir hiefür geben wollte, wenigstens zwei J a h r im Institut gelassen würden, wenn es umüglich ist, daß nicht zugleich eine Anzahl Jünglinge eintretten, die genugsam sind, um die Kosten zu dekken, die 15 eine S p e c i e l l f ü h r u n g derselben und Maaßreglen erforderen würde, die in allen Rüksichten den bezwekten Erfolg sicherstellen würde, wenn nicht selber ein oder zwei Persohnen von höherer Bildung die Methode mitlehrnen müßten und in Stand gesezt würden, eine Art garantirende Leitung und Oberaufsicht über die 20 Versuche, die mit diesen Jünglingen in Dorfschulen gemacht würden, zu führen, so könte der Versuch trozz allen Bemühungen, die auch darauf verwendet würden, fehlschlagen. Die Sachen könten leicht dahin komen, daß die Resultate des Versuch Menschen, die den Geist der Methode nicht kenen, unbefriedigend in die Augen 25 fallen könten. Es ist in jedem Fall gar leicht, daß by dergleichen Menschen die Wahrheit und das Wesen der Menschenbildung von dem Schein isolirter Fertigkeiten und isolirter Fertigkeit, die nur Zugaben dieser Bildung sind, in Schatten gesezt, und die öffentliche Beurtheilung der Methode mehr Nachteil als Gewinst 30 davon ziehen würde. Unter diesen Umständen und by diesen Ansichten mag ich keine equivoquische Bitte an den Rector der Academie thun. Ich habe ein weitleufiges Memoire über den Gegenstand auf gesezt; es ist vast zu einem Buch aufgeschwollen und noch nicht vollendet. 35 Was ich nothwendig zu sagen habe, ist: Sollte ich Zutrauen feinden, so ist das, was zu thun, heiter. Besizze ich keins, so will ich meine Zeit nicht mit Versuchen verlieren, die bym Mangel von Zutrauen ohne anders fehlen müssen. Ich will denn lieber mit Festigkeit in meinem alten Gleis bleiben und mich begnügen, durch 40 Vollendung meines Werk das Zutrauen wenigstens zu verdienen,

154 dessen Besiz mich glüklich gemacht hette, wenn ich hette dazu gelangen köneri. Villeicht sieth man nach ein paar Jahren alles, wozu meine Erfahrung und meine Mittel dem Yatterland dienen könen, besser als heute. Europa wird über den Werth meiner Mittel entscheiden, denn wird mein Yatterland auch nachkomen. Indessen 5 will ich desto mehr Eifer und desto mehr KrafTt auf das wenden, was von mir selbst abhangt, um endlich mit Sicherheit und Ehre auch zu dem zu gelangen, was von anderen abhangt.

1206. An die Gesellschaft deutscher Armenfreunde.

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[April 1806], Euer Wolgeboren! Als Präsidenten der Gesellschaft deutscher Armenfreunde verdanke ich Ihnen das überschickte Diplom zu einem Mitgliede derselben mit Rührung und freue mich äußerst, in näherm Vereine mit so edeln Männern zum gemeinschaftlichen 15 Zwecke zu stehen. Es ist das Glück und der Segen meines Alters, bei dem traurigen Fortschritte des Volksversinkens und Volksverderbens allenthalben Männer aufwachen und sich freundschaftlich an einander anschließen zu sehen, die mit eben so viel Weisheit als Muth neben 20 helfender Thatkraft für die dringenden Bedürfnisse des Moments ihre Aufmerksamkeit zugleich ganz vorzüglich auf die Quellen jener Übel richten; Männer, die, indem sie der Noth der Gegenwart die Hand biethen, durch diese Handbiethung selber künftiger Noth und Hilfsbedürftigkeit vorzubauen, mit der Summe des mensch- 25 liehen Elends zugleich die Summe menschlicher Kraftlosigkeit und Verdorbenheit zu vermindern streben, um der Nachwelt wo möglich eine Last ab den Schultern zu nehmen, unter deren progressivem Wachsthum sie erliegen müßte. Dieser Sinn hat von jeher die wahren Armenfreunde ausgezeich- 30 net. In Ihrer Gesellschaft als dem Repräsentanten dieses Sinnes bildet sich eben so wohl ein allgemeines Organ für seine Verbreitung, als ein Mittelpunkt für mächtige Hilfsmittel, der Noth unter die Arme zu greifen. In diesem Organ veredelt sich das von Gott selbst in unsere Natur gelegte, überall verbreitete Mitleiden unsers 35 Geschlechts gegen den Unglücklichen und Niedrigen in hohe Ach-

155 tung gegen die menschliche Natur in denselben, in die sich hingebende Mildthätigkeit für Nahrung und Erquickung desselben, in das geheiligte Werkzeug seiner innern Erhebung; und die Kunst der Armenverpflegung ist die wahrhaft göttliche Kunst, den An6 fangs- und E n d p u n k t aller Künste, die H u m a n i t ä t in dem Individuum, das Ihre K r a f t und Liebe umfaßt, zu bilden und sicherzustellen und es dahin zu erheben, sich selbst menschlich versorgen zu können und menschlich versorgen zu wollen. Edle Männer! Ihre Vereinigung und Ihr Werk, das so auf dies 10 unveränderliche Wesen und die unwandelbaren Bedürfnisse der menschlichen Natur gebaut ist, sind eines der schönsten Kennzeichen unsrer Zeit. Sie sind von unvergänglicher Dauer, denn sie sind tief in der Natur der unsichtbaren Kirche gegründet, die sich auch ohne äußern Zusammenhang immer erneuert und fortsetzt, 15 nur unter andern Formen, und die ihr Daseyn und ihre Fortdauer durch alles, was Gutes und Herrliches unter den Menschen blüht, verkündigt. Edle Männer! Der Geist, der in Ihrem Buche und in Ihrer Constitution athmet und der Ihr persönlicher Geist ist, muß die Hoch20 achtung und Liebe aller Menschenfreunde für Sie gewinnen. Es ist ein Vorzug, in Ihren Verein zu treten, der die schönste Belohnung für Anstrengungen und Aufopferungen in der Sache der Unglücklichen und Armen im Volke ist und der nur eine Aufforderung zu höhern Anstrengungen für Sie seyn darf. 26 Edle Männer! Wenn ich Ihrer Gesellschaft werth bin, so ist es durch das Gefühl der Heiligkeit Ihres Zwecks und der, Ihren Grundsätzen und Ihrem Streben nothwendig inwohnenden, Ihnen von Gott selbst eingepflanzten Kraft, so ist es durch die Liebe und Verehrung, mit der ich mich an Sie anschließe, durch den Willen, 30 Ihr Ziel zu befördern, so viel es der Abend meines Lebens gestattet, und durch das Bewußtseyn, in einem Kreise und in einem Werk zu leben, das, ich darf es sagen, seinem ganzen Umfange nach auf Ihre menschenfreundlichen Gesichtspunkte gebaut ist. Noch bin ich zwar nicht, wo ich zu 'seyn wünsche. Noch sind 35 die aus dem Innern der Anlagen und aus den nothwendigen Umgebungen der Niedrigsten und Ärmsten wie der Glücklichsten und Reichsten selbst geschöpften Entwicklungs- und Bildungsmittel der Menschenkraft und Menschengesinnung nicht in der Hand derer, für die sie am meisten noth t h u n . Noch bin ich nicht, was ich von jeher 40 suchte, von armen Kindern umgeben, die sich ganz und ausschlies-

156 send ihren Verhältnissen gemäß bilden, und von Lehrern, die ganz und ausschließend sich dieser Bildung der Armuth wiedmen. Aber die Entwicklungs- und Bildungsmittel selbst sind da! Noch mehr, sie sind zu sichern, unwidersprechlichen Thatsachen gereift. Sie bedürfen nur eines äußern gesicherten und hemmungs- 5 losen Standpunkts, um in ihrer vollen Kraft zu wirken und, wie ich überzeugt seyn darf, anschaulich zu beweisen, daß der Glaube an die selbstständige und hohe Kraft der Menschennatur auch im Dürftigen nicht ungegründet, die Anstrengung, ihre Entwicklung auf unumstößliche Grundsätze und Handlungsweise zu bauen, nicht eitel, 10 und Unterstützung zu diesem Zweck nicht immer vergeblich seyen. Euer Wohlgeboren anerkennen die Wichtigkeit eines solchen Versuchs. Er liegt ganz in dem Gesichtspunkte Ihres Vereins, indem darauf alle Armenhülfe überhaupt beruht, weil sie ihr Anfangspunkt und ihre letztes Ziel zugleich ist: dem Armen durch sich selbst zu is helfen; zwar durch Begünstigung und Unterstützung von außen, eben so, daß in ihr und durch sie, was in ihm selbst liegt, sich selbstständig und frey entfalten könne. Nur insoferne glaube ich Ihre Aufmerksamkeit auf meine Armenschule als auf etwas, das wesentlich in Ihren Gesichtskreis gehört, ansprechen zu dürfen. Insoferne aber 20 ist mir auch die gütige Versicherung, die Euer Wohlgeboren in Ihrem Schreiben haben einfließen lassen, für das Beste meiner Armenschule zu wirken, wo und wie Sie nur können, unbeschreiblich wichtig. Der unmittelbare und innige Berührungspunkt, der dadurch zwischen den Arbeiten der Gesellschaft und dem Gegenstande, in 25 welchem sich mein ganzes tägliches Thun konzentrirt, stattfindet, erleichtert mir die Mittel, wenn ich auch nicht im Stande seyn sollte, so bedeutende Beiträge für Ihr Werk zu liefern, als Wunsch und Gefühl mich aufforderten, dennoch eine fortdauernde Communication mit der Gesellschaft zu unterhalten und wenigstens 30 in etwas und so viel mir möglich syn wird, den Erwartungen, die Sie von mir hegen, und der Verbindlichkeit, die Ihr gütiges Vertrauen mir auflegt, zu entsprechen. Erlauben Sie mir aber auch bei diesem Versprechen und indem ich Ihnen und allen, so würdigen Mitgliedern unsrer Gesellschaft 35 diese Gelegenheit mit allen Empfindungen eines Mannes empfehle, der von Jugend auf keine höhere Befriedigung kannte, als in ihr zum Ziel seines Lebens zu gelangen, und der jetz in seinem Alter alle Wünsche über sein Grab hinaus darin vereinigt, zum voraus um Nachsicht und Verzeihung über die Langsamkeit und Unter- 40

157 brechung zu bitten, die bei den vielfachen, mir oft meine Tage raubenden Verhältnissen unvermeidlich sind. Mehr den Erfordernissen meiner Lage als mir selbst angehörend und von ihnen verschlungen, bedarf ich nothwendig einer Geduld, die ich mir jünger δ und in andern Verhältnissen nicht erlauben würde anzusprechen. Nur im Vertrauen auf diese Nachsicht und im Bewußtseyn der Einheit der Zwecke der Gesellschaft mit den meinigen durfte ich beiliegendes Diplom unterzeichnen. Die Uberzeugung aber, daß ich das Intresse der Gesellschaft nicht aus den Augen verliehren kann, 10 ohne mein eignes Ziel zu vergessen, machte es mir zum höchsten Vergnügen, so wie es mir die vorzüglichste Freude seyn wird, durch Mittheilung dessen, was in meiner Unternehmung auf Ihren Zweck für öffentlichen und Privatgebrauch unmittelbaren Bezug hat, so' viel möglich für dieselben mitzuwirken. 15 Auch in der Schweiz geschieht viel für das Armenwesen. Allenthalben organisiren sich Gesellschaften, und ich darf hoffen, Ihnen ebenso intressante als gemeinnützige Nachrichten von Zeit zu Zeit darüber mitzutheilen. Allein es war deutschen Männern aufbehalten, dem Armenwesen eine höhere Beziehung auf die Menschheit 20 selbst zu verschaffen und die Allgemeinheit und Publizität, die Sie Ihren Anstrengungen und Arbeiten geben, durch die Unbedingt heit und Universalität der Gesichtspunkte zu rechtfertigen, von denen sie ausgehen. Das Zeitalter, das die Unterstützung der Armen zu bloß bürger25 liehen Verpflegungsanstalten herabwürdigte und die Hilfsbegierde durch die Engherzigkeit seiner Gesichtspunkte bei seinen Anstalten und seinen Allmosengaben entweihte, mußte nothwendig die Armenversorgung in den Augen von denkenden Köpfen selbst herabwürdigen. Eine Gesellschaft, die, indem sie die Heiligkeit der 30 Menschennatur im Armen anerkennt, die Armenhülfe auf ihre wahren, großen und ewigen Grundsätze zurückführt, die ihre Handlungsweise auf den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts baut und, indem sie die Kunst zu helfen auf die K r a f t der Armen gründet, sich selbst helfen zu wollen und helfen zu 35 können, kann nicht anders, sie muß der Menschenfreundlichkeit ihren eigenthümlichen Glanz widerum verschaffen. Sie ist des Segens des Weltgeistes, dessen Plan sie befördert, gewiß. Mit dem herzlichsten Wunsch, daß Ihre Ansichten den glücklichsten und segensvollsten Fortgang haben, empfiehlt sich Ihnen 40 und allen Mitgliedern —

158 1207. An Herren Ström und Torliz Koppenhagen. [Mai 1806], Liebe Freunde! Fast lese ich in Ihrem Briefe einen Vorwurf, 5 daß wir Ihnen nicht anhaltend und regelmäßig von den Fortschritten der Methode in unsrer Anstalt Nachricht gegeben haben. Der Drang und die Zerstreuungen unsrer Anstalt verschlingen uns so, daß wir auch den besten Vorsätzen, unsern Freunden Nachricht von uns zu geben, nicht getreu bleiben könen. Aber wenn wir 10 unsre diesfällige Versäumnisse entschuldigen, wollen wir doch jetzt eilen, zu Händen Ihrer Erziehungscommission die Fragen zu beantworten, die Sie uns vorlegen. Es ist allerdings gewiß, daß die Methode seit Ihrer Abreise in allen ihren Haupttheilen große Fortschritte gemacht hat, und es 15 kann uns nicht nur nichts Angenehmers seyn, sondern wir erkennen es in verschiedenen Rücksichten bestirnt als unsre Pflicht, Ihnen von diesen Fortschritten Notiz zu geben und alles Mögliche zu thun, Sie in den Stand zu setzen, ungesäumt von denselben Gebrauch machen zu können. 20 1. haben die Übungen der Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse mehr Vielseitigkeit und Umfassung gewonnen. 2. Das Rechnen mit Ziffern ist seit dieser Zeit in eben dieser Umfassung im Institut betrieben worden. Über den Anfang dieser Übungen hat Krüsi einen hierüber bestimmte Wegweisung ge- 25 benden Aufsatz gemacht, der im ersten Heft des Journals innert 4 a 6 Wochen erscheinen und direkte von GräfF in Leipzig aus in Ihre Hand kommen wird. Wir werden in diesem Journal fortfahren, hierüber fortdauernd alles zu liefern, worinn wir seit der Herausgabe der Bücher weiter 30 gekommen sind, und wir dörfen Ihnen bestimmt sagen, wir befriedigen in unsrer Anstalt nebst dem, den Pädagogen vorzüglich befriedigenden Einfluß dieser Übungen auf die Geistesentwicklung den pracktischen Kaufmann und den Mathematiker eben so sehr. Wir würden Ihnen gern einzelne Übungen zuschicken, wenn wir 36 nicht fürchteten, daß der Mangel des Zusammenhangs des Ganzen Sie hindern würde, einen Sie selbst befriedigenden Gebrauch davon zu machen. Wir arbeiten eben die Sache erst selbst in diesem

159 Zusammenhange aus, und so wie wir die letzte Hand daran legen, werden wir es ungesäumt im Journal publiziren. Überhaupt wird dieses Journal ein Mittel seyn, diejenigen Theile der Methode, die noch nicht in ihrer ganzen Ausdehnung gegeben werden können, 5 in dem Zustande, in welchem sie bey uns ausgeübt werden, denjenigen Personen in die Hand zu bringen, die im Stande sind, auch vor ihrer gänzlichen Vollendung Gebrauch davon zu machen. 3. Außer den Maaßverhältnissen, die Sie bey uns kennen lernten, ist jetzt eine Anschauungslehre der F o r m und ihrer Verhältnisse ίο organisirt, deren Übungen für die Führung der Kinder zur eigentlichen Mathematik und zur Kunst des Zeichnens Würkungen hervorbringen, die eben so auffallend sind als diejenigen der Zahlenverhältnislehre. Diese Übungen sprechen den menschlichen Geist im ganzen Umfang seiner Anlagen an; sie erregen seine Denkkraft, 15 sie reizen seine Einbildungskraft, schärfen seine Kunstkraft in Richtigkeit und Schönheit und führen ihn in jeder Aufgabe zur vollendeten Ergründung der wesentlichen Ansichten derselben. Hierüber werden im zweiten Hefte die Anfangsübungen publicirt. 4. Eben so nähern sich die Versuche, die in geographischer und 20 naturhistorischer Hinsicht gemacht werden, dem Zeitpunkt, wo sie publicirt werden können. Wir werden uns ein Vergnügen machen, wenn wir auch in Manuscript Übungen haben, die Ihnen dienlich seyn könnten, Ihnen dieselben mitzutheilen. Die Hoffnung, die Sie uns machen, 25 von Herrn Torliz Nachrichten von dem Gang Ihrer Unternehmung zu vernehmen, hat uns sehr gefreut, aber bis jetzt sind uns dieselben noch nicht eingegangen. Wir bitten Sie sehr dafür, und wenn Sie uns Nachrichten, Erfahrungen und Ansichten, die Methode betreffend, für das Journal einsenden könnten, so würden Sie uns 30 sehr dadurch verpflichten. Ich und wir alle freuen uns kindlich, daß die Regierungscommission des Reichs, welches zuerst sein Augenmerk auf die Anstalt geworfen, meinen Versuchen fortdauernd ihre Aufmerksamkeit gönnt. 36 In Spanien nimmt sich der Friedensfürst der Methode vorzüglich an, und ihre Einführung in ganz Spanien läßt sich mit einiger Zuversichtlichkeit hoffen.

160 1208. An von Türk. [20. Mai 1806]. L i e b e r t h e u r e r F r e u n d ! V o r a l l e m a u s v e r z e i h e die V e r s p ä t u n g d e r A n t w o r t auf D e i n e n lieben t h e u e r n B r i e f ! E s g e h t u n s g u t , a b e r g e b e n d u r c h dieses G u t g e h e n h ä u f e n sich die Z e r s t r e u u n g e n m e i n e s g a n z e n Seyns u n e r t r ä g l i c h . D e i n e F o r t s c h r i t t e in d e r B e t r e i b u n g u n s e r s g e m e i n s a m e n P l a n s m a c h e n m i c h glücklich u n d e r f r e u e n alle m e i n e F r e u n d e u n g e m e i n . Die H i n d e r n i s s e , die D u a n t r i f f s t , sind wirklich die n e h m l i c h e n , die die M e t h o d e a l l e n t h a l b e n a n - 10 t r i f f t . Alle ö f f e n t l i c h e n M e n s c h e n v e r l i e r e n so leicht d e n g e m e i n e n T a k t ü b e r die e i n f a c h s t e n D i n g e d e r W e l t , u n d die P r i e s t e r , die i m N a h m e n d e r G o t t h e i t selbst öffentliche M e n s c h e n sind, v e r l i e r e n d i e s e n T a k t n o c h eher als die, so n u r i m N a h m e n d e r M e n s c h h e i t u n d d e r b ü r g e r l i c h e n V e r h ä l t n i s s e öffentliche M e n s c h e n sind. D o c h 15 w e n n die E r f a h r u n g e i n m a h l l a u t r e d e t , so k ö m t alles d a r a u f a n , d a ß die Z a h l d e r I n d i v i d u e n , die die M e t h o d e v o l l k o m m e n k ö n n e n , m i t j e d e m T a g e v e r m e h r t w e r d e . E i n H a l b d u z e n d M e n s c h e n wie D u — u n d E u r o p a ist in w e n i g J a h r e n f ü r die S a c h e g e w o n n e n . I c h f r e u e mich, Dir a n D e i n e m H o c h z e i t t a g zu schreiben. H a b e 20 D a n k , h a b e ewigen D a n k f ü r d a s , w a s D u f ü r m i c h t h u s t ! D e i n e liebe F r a u v e r g e l t e es Dir i n dieser u n d d e r 1. G o t t in j e n e r W e l t . W e r d e glücklich u n d bleibe es lange, d a ß h i n t e r D e i n e m G r a b e die D e i n i g e n Deine F u ß s t a p f e n b e t r e t e n u n d die A r m e n u n d Verlass e n e n i m L a n d e a u c h sie segnen, wie sie Dich s e g n e n ! W i r schicken 25 D i r S c h m i e d , sobald D u seine Abreise f o r d e r s t ; a b e r in A b s i c h t auf d a s F r a n z ö s i s c h e k a n n er D e i n e n H o f f n u n g e n n i c h t e n t s p r e c h e n . E r ist -wie sein B r u d e r schwerfällig f ü r die S p r a c h e n , a b e r f ü r a n d e r e P u n k t e d e r M e t h o d e sehr g u t , u n d K a r a k t e r - u n d T h ä t i g k e i t s h a l b e r k ö n n t e n wir D i r k e i n e n b e s s e r n g e b e n . 30 E i n i g e A n f a n g s b o g e n Deines B u c h e s h a b e ich m i t F r e u d e u n d D a n k gelesen u n d e r w a r t e d a s W e i t e r e m i t V e r l a n g e n . In R ü c k s i c h t auf die f r a n z ö s i s c h e Ü b e r s e t z u n g ü b e r z e u g e n wir u n s t ä g l i c h m e h r , d a ß die U b e r s e t z u n g d e r Ü b u n g e n der M e t h o d e allem, w a s ü b e r sie geschrieben w e r d e n k a n n , v o r h e r g e h e n m u ß . D a s J o u r n a l 36 i s t d a s erste, w o m i t wir die Ü b e r s e t z u n g e n a n f a n g e n wollen; a b e r u n s e r e H o f f n u n g auf f r a n z ö s i s c h e n B e y f a l l ist n o c h n i c h t g r o ß . H i n g e g e n sind in S p a n i e n S c h r i t t e f ü r die M e t h o d e geschehen, die alle m e i n e E r w a r t u n g e n ü b e r s t e i g e n . Aus e i n e m Briefe v o n d a h e r ,

161 sowie aus einem aus Rußland will ich Dir ein paar Stellen abschriftlich beylegen. Grüße mir in Berlin Piamann tausend und tausend Mahl, auch Schmied, Ladomus, Olivier, Tillich, Gräff, Lindner, Krug, meine e Schwester, die Du hoffentlich sehen wirst, und alle meine Freunde in Leipzig und wo Du solche antriffst. Ich habe von den großen Anstrengungen Tillichs durch einen Herrn Jaquier Nachrichten erhalten, die mir diesen Mann in einem wirklich schätzbaren Lichte zeigen. 10 Rätzer hat uns Schleichers Sammlung von Plantarum Cryptogamicarum Helvetiae geschickt; wir werden von denselben nach Deiner Erlaubnis bis zu Deiner weiteren Disposition einen ihnen unschädlichen Gebrauch zu machen suchen. Lieber Freund! Was mir am allermeisten am Herzen liegt, ist, 15 daß die Methode Dir mit allen Fortschritten, die sie gemacht hat, vollkommen bekannt werde. Wenn ich den jetzigen Zustand der Anstalt mit demjenigen auch nur vor einem Jahr vergleiche, so kenne ich mich fast nicht mehr [aus]. Die Methode gewinnt eine Solidität in sich selbst und eine Umfassung, daß ihre Wirkung 20 jetzt schon Leute ergreift, die, weil sie glaubten, daß derselben diese Umfassung und dieser Zusammenhang mangle, ihren Unglauben an dieselbe mit Ernst und Wahrheitsliebe verbanden. Diese waren die wichtigsten und vieleicht die allein wichtigen Feinde der Methode. Sie werden aber auch vorzüglich wichtige 25 Freunde derselben werden. Es ist mir unaussprechlich daran gelegen, daß Du unsre Kraft ganz kennest; denn so wahrhaft und vortheilhaft Du auch die Methode in Deinem Buche beschrieben haben magst, so sind wir sicher, daß Du jetzt unendlich mehr darüber sagen könntest und 30 sagen würdest. Die Anschauungslehre der Form und ihrer Verhältnisse beydes als Fundament der Geometrie und der Zeichenkunst hat eine Vielseitigkeit und einen Zusammenhang erhalten, den wir selbst vor einem Jahre noch nicht ahnden konnten. Bis auf das fünfjährige 35 Kind herunter nimmt alles, was hier lebt, mit großem Intresse an seinen Übungen theil. Mit dem Dicktionär überhaupt und besonders mit dem naturhistorischen Theil desselben ist es der nehmliche Fall. Ich sage dieses darum, weil durchaus alle Bemühungen, der Sache mit Kraft weiter fortzuhelfen, eine sehr genaue Kenntnis 40 des jetzigen Zustandes unsrer Mittel voraussetzt; und je mehr Du 11

Pestalozzi Briefe V

162 voraussiehst, für die Sache einst im Großen wirken zu können, desto mehr freue ich mich der Hoffnung, Dich einst und wo möglich bald wieder, hier zu sehen. Es ist unglaublich, was das jetzige Leben in unsrer Mitte für die Bildung zu unsermi Zwecke etwas ganz andres ist, als es damahls war, da Du bey uns warst. Äußere 6 Umstände und Hindernisse setzten den Augenblick auch noch hinter das zurück, was er damals hätte seyn können, aber er war auch an sich selbst durchaus nicht, was er jetzt ist. Es lag damals in den Umständen eine Art von gewaltsamer Hinlenkung zur Trennung unsers in Burgdorf fest und warm geknüpften Bandes, das 10 sich jetzo wieder inniger und fester als je geknüpft hat. Vieles von dem, was Du jetzt bedarfst, wird Dir Schmied bringen, aber ganz raube mir die Hoffnung nicht, Dich wieder zu sehen! Wenn auch alle einzeln zu Dir kämen, so würden sie Dir das Ganze nicht bringen, dessen Wahrheit und Wirklichkeit hinwieder aus unsern Be- 15 mühungen das macht, was sie seyn müssen, wenn ihre Wirkungen unsern Erwartungen entsprechen sollen.

1209. An Herrn Gräff. den 20 ten May 1806. 20 Lieber theurer Freund! Die Sorgfalt und Theilnahme, die Sie forthin für die Ruhe meines Alters zeigen, ist mir unaussprechlich beruhigend. Desto mehr schäme ich mich, daß ich mich durch Zerstreuungen und Umstände immer abhalten lasse, Ihnen wenigstens durch 25 Schnelligkeit meiner Antworten die Aufmerksamkeit zu zeigen, die ich Ihrer Güte schuldig bin, da ich außer Stande bin, Ihnen meine Dankbarkeit wirklich zu zeigen. Verzeihen Sie meine Unaufmerksamkeiten und glauben Sie fest an das Innere der Treue und Anhänglichkeit, die ich Ihnen weihe! Sie beschämen mich wirklich 30 mit Ihren Wechseln; ich hatte sie nöthig, aber ich hätte es nicht gewagt, Sie dafür zu bitten. Ihre Ansichten für das Journal verdanke ich Ihnen ebenfalls. Wir werden wenige auswärtige Mitarbeiter suchen, und alles, was wir annehmen, nicht nur an sich einer strengen Prüfung unterwerfen, sondern bey allen möglichen 35 Vorzügen, die eine eingesandte Schrift haben könnte, dieselbe bestimmt verwerfen, wenn sie sich nicht dadurch für das Journal

163 eignet, daß sie für das Individuelle seines Zweckes außer allem Zweifel paßt. Das meiste wird von den Mitgliedern meiner Unternehmung selbst seyn. E s liegt vieles für das Journal schon bereit. Nur der erste Aufsatz, von dem wir einen entscheidenden Einfluß 5 auf das Unternehmen selbst hoffen, hat uns aufgehalten; doch naht auch dieser seinem Ende. Wenn dieser eingesandt, so geht dann alles seinen leichten Gang. Das Journal wird sich dadurch auszeichnen, daß es den Detail der Fortschritte der Methode und denjenigen des Institutes heiter darlegen und das Publikum in das 10 Leben und den ganzen Umfang unsers Seyns und unsers Thuns hineinführen wird. Daß man es mit der Herabsetzung der Preise der Elementarbücher noch eine Weile gut seyn lasse, ist mir auch recht; nur ist mir leid, daß ich Ihnen über die in Bern noch liegenden Exemplare nichts Bestimmtes sagen kann. Leuenberger hat 15 mir seit Monaten eine detallirte Rechnung darüber versprochen, aber sie noch nie eingesandt. Ihre Versicherung, daß Sie Ihr Verhältnis gegen mich immer auf einen Fuß stellen werden, daß ich Ihnen in keinem Falle Vorschüsse zurückzuzahlen habe, beruhigt mich sehr; ich danke Ihnen 20 herzlich dafür. E s stehen noch viele und große Arbeiten bevor; vieles davon wird nur nach meinem Tode zu vollenden möglich seyn, und ich freue mich, auf Ihre Sorgfalt für mich auch hinter meinem Grabe rechnen zu dürfen. Aber so frühe als möglich und so bald Sie und ich über den Gang unsers Verhältnisses richtiger 26 urtheilen können, wollen wir dieses Verhältnis auf Leben und Tod in die bestimmteste und sicherste Ordnung zu bringen trachten. Ökonomische Ruhe ist für jeden redlichen Mann, der dem Todbette nahe ist, dringendes Bedürfnis. Ihre Liebe sichert mir dieselbe, und ich fühle mich glücklich. 30 Die Tabellen sind unkommlich abgedruckt. Sie müssen nach der in den Büchern im Kleinen enthaltenen Form zusammen gesetzt und aufgepappet werden. Mein lieber Schöner dankt Ihnen für Ihr Andenken und empfihlt sich Ihnen hinwieder. Wo stockt es mit dem Porträt? E r hat 36 seit Monaten keine Nachricht erhalten.

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164 1210. An Sterchi.

[Frühjahr 1806?]

Lieber teurer Freund! Indem ich Ihnen byligende Note zusende, mache ich mir ein Vernügen, Ihnen zu sagen, daß der Caracter 5 Ihres Sohns sich imer vorteilhafter entwikelt. Er fährt fort, die vorzügliche Zuneigung seiner Lehrer zu genießen, und seine Geisteskreffte und Kentnisse nehmen ausgezeichnet [zu]. Er war vor einige Wuchen mit dem gewohnten Übel von Drüsen am Hals geplagt und am End zeigte sich auch einiger Ausschlag. Das aber ist 10 jez ganz vorby, und er befeindet sich vollkomen wohl, voll Muth und Heiterkeit. Conrad Benziger wird bald zu Ihnen komen; ich hoffe und wünsche, daß er Ihren Erwartungen in allen Rüksichten entspreche. Er gibt sich gegenwertig noch Müh, sich in der Methode 15 zu bevestnen. Leben Sie wohl, Freund, genehmigen Sie die Versicherungen der hochachtungsvollsten Ergebenheit, mit der ich die Ehr habe mich zu nenen Dero gehorsamsten Diener. 20 1211. Monsieur le General Planta. Yverdon, den 2. Juny 1806. Mein Herr General! Wenn ein Mensch sich lange vor Vollendung eines ihm wichtigen Werks dem Grabe nahe sieht, so freut ihn die 25 Aufmerksamkeit von Menschen, die früher oder später zum Gelingen desselben auf eine Weise etwas beytragen könnten, daß er oft gegen solche Menschen fast zudringlich wird. Das war mein Fall, als mir der so schätzbar gewordene Herr Appia von Ihnen und Ihrer Aufmerksamkeit auf meine Methode redte. Ich möchte 30 Sie kennen, ich möchte Ihnen bekannt seyn, ich möchte Sie mit allem unserm Thun bekannt machen. Es freut mich zu denken, vieles daran sage Ihnen Herr Appia. Aber wenn ich es darf, so will ich es forthin thun; ich mache mir ein wahres Vergnügen daraus, Ihnen von Zeit zu Zeit durch diesen Freund das Wichtigste, was 35 über diesen Gegenstand herauskommt, zugehen zu machen.

165 Die Sache ist sehr wichtig, sie verdient und bedarf der Aufmerksamkeit der Menschenfreunde. Sie hat sie auch vielseitig gefunden, und ich finde mich glücklich, durch meine Versuche mit sehr vielen edeln Männern in Verbindung gekommen zu seyn und mir die Hoff5 nung machen zu dürfen, auch von Ihnen fortdauernde Aufmerksamkeit auf meinen Gegenstand genießen zu können. Genehmigen Sie, mein Herr General, die Versicherung meiner Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

10 1212. An GräfF.

[Frühsommer 1806?]. Lieber Teürer! Ich muß mich in meinem Brief gegen meinen is Willen unrichtig ausgedrükkt haben. Ich war entfehrnt, ein Wort zu sagen, das Sie hette krenken sollen, aber ich wollte die Öffentlichmachung Ihres Vorschusses an mich verhüllten. Meine Verheltnise sind von einer Natur, daß dieser Schritt mir äußerst hette schaden könen. Die Herabsezung des Preises selbst ist mein 20 Wunsch, und ich bitte Sie selbst, darüber mir beliebige Vorschläge zu machen. Ach, Freund! Auch ich kämpfe öconomisch noch einen harten Kampf; aber mitten in demselben wäre mir nichts drükkender als die Vermuthung, daß mein Verheltnis mit mir Ihnen drükkend syn möchte. Es ligt mir so am Herzen, daß Ihre Liebe zu mir 25 auch Ihnen zum Seegen werden möge. Ich bitte Sie, glauben Sie das mit Festigkeit und lassen Sie sich doch nicht durch irgend einen Anschein von einem mißverstehbaren Wort von der Sicherheit dieses Vertrauens ablenken! So langsam unsere schriftstellerischen Producte hervorrükken, so vielseitig sind sie, und die Er30 neuerung der Aufmerksamkeit Europas auf unser ganzes Syn und Thun ist in k u r z e m gewüß. Das zweite Heft des Journals soll bald folgen, und eine durch dreijährige Erfahrung geprüfte neue Edition der Elementarbücher wird augenbliklich dasyn, wenn der Überrest der alten Edition noch ein wenig wird eingeschmolzen; 35 denn manglen fehrner bald a l l e meine alte Schriften im Buchhandel, sie müssen alle wieder neu aufgelegt werden; und drittens

166 werden französische Übersezungen von den meisten meiner Schriften begehrt; viertens wird Geographie und Naturhistori nach Grundsezen der Methode bearbeitet; auch das wird Verlagsarticul geben. Syen Sie sicher, unser Säumen dient der Sach! Wir wollen immer mehr practisch prüfen, eh wir herausgeben. Ich sage Ihnen 5 das alles nur, um Sie das Verheltnis, in welches wir durch eine gute Leitung unserer schrifftstellerischen Lagen und KrefTten zu unserem gegenseitigen Nuzzen kommen können, in ihrer ganzen Ausdehnung kenen zu machen. Gönen Sie mir forthin Ihre Liebe und Ihre Leitung! Ich bin und 10 bleibe mit Dank und Liebe auf immer der Ihrige. Pestalozzi.

1213. An Graf Rantzau.

[Mitte 1806]. is

Lieber gnädiger Graff! Wenn der Mensch in meinem Alter in Unternehmungen, deren Zihl weit über sein Grab hinaus geht, Vertrauen und Handbietung feindet, so fühlt er sich glüklicher, als er sich in den Tagen seiner besten Krafft je fühlen konte. Ich danke Ihnen mit der Rührung dieses Greisengefühls für Ihr lestes 20 Schreiben. Wenn Männer Ihrer Art meinen Zwekk so zu Herzen nehmen, wie Sie es thun, so habe ich über mein Grab nicht mehr viel zu wünschen. Ich habe Ihnen in einem Brief, den ich wegen Mangel an Kentnis Ihres Aufenthalts nach Breitenburg addressiren mußte, bestirnt gesagt, wie sehr sich Schlesinger Ihres Vertrauens 25 würdig macht, wie sehr ich ihn liebe und wie sehr ich mich überzeugt halte, daß er Ihren Hoffnungen in allen Rüksichten entsprechen werde. E r hat sich ununterbrochen mit der größten Anstrengung Müh gegeben, die Methode aus dem Grund zu studieren und sich die 30 Fertigkeiten anzugewöhnen, die ihre Ausübung nothwendig voraussetzen. Er ist auch sicher so weit, daß er diese Ausübung mit Freuden versuchen kan. Aber eben diese Anstrengungen für die Methode haben ihn gehintert, im Französischen so viel Vorschritte zu machen, als er gewünscht hette. Es war dringend, daß er by der 35 Kürze seines Aufenthalts jeden Augenblik der Methode schenke, und ich bin überzeugt, wenn er auf Ihren Güteren Ihnen thätlich

167 beweist, wie weit er hierin vorgerükt, so werden Sie überzeugt werden, daß es ihm unmüglich gewesen wäre, in dieser Zeit mehr zu leisten. Ich kan Ihnen nicht genug sagen, wie sehr ich mich freue, in Schlesinger einen in Rüksicht auf Menschenfreundlichkeit 5 und Einsicht zuverlessigen Beförderer meiner Zwekke zu erkenen. Wäre er nicht Ihnen, ich würde [ihn] um meinetwillen Ihnen empfehlen. Ich thue es nicht. Ich empfehle Ihnen auch meine Zwekke nicht. Ihr Herz schlägt mit dem meinigen für die nemliche Sach; aber ich danke Gott, daß ich Sie kene und daß ich bis an mein 10 Grab fry und offen über die Angelegenheiten der Hülfsbedürftigen unseres Geschlecht reden darf. Gott erhalte Sie, lieber Graff, und lasse in Ihrem Kreis Ihre Wünsche in einem so hohen Grad erreichen, als er mich die meinen erreichen läßt. is Auch mit Salinger wünschen Kreusi, ich und mehrere von meinen Freunden in fortdaurender Verbindung zu bleiben. Darf ich Sie fragen: Haben Sie Esterhazy gesehen? Ich werde ihm nechstens schreiben. Ich habe ein unbedingtes Zutrauen zu ihm. 20 Kreusi, Niederer und alle meine Freunde empfehlen sich Ihnen mit Ehrerbietung, und ich scheze mich glüklich, mich von Ihnen nicht mißkent nenen zu dörfen Ihren Pestalozzi. 1214. 25

An Streiff.

den 5ten Juli 1806. [Bericht über den Knaben].

Er befindet sich wohl und zeigt viel Munterkeit in den Spielen und bey den Lektionen. Wie wir Ihnen schon öfters bemerkt haben, so so finden wir bey ihm nur geringe Anlagen und Kräfte. Zwar können sie durch sorgfältige Wartung und stufenweise Entwicklung verstärkt werden; allein was guter Wille, Fleiß und einige Gutmüthigkeit leisten können, das leistet Ihr Sohn. Sein Lernen ist kein Springen, sondern ein beständiges mühsames Einsammeln, 35 das dann allmählig doch ein Fundament und ein Ganzes bildet. Zum Zeichnen und den mathematischen Verhältnissen hat er Lust und Geschicklichkeit, macht darin auch gute Fortschritte. Fran-

168 zösisch spricht er viel, kann sich über alles ausdrücken, allein noch sehr fehlerhaft. Er hat in der Sprache mehr Fertigkeiten als Kenntnisse. Im Rechnen geht es langsam, aber immer unvermerkt vorwärts. Er hat große Lust zum Violinspielen; wann er seine andern Lektionen fortfährt zweckmäßig zu benutzen, so kann man ihn 5 mit Ihrer Erlaubnis diese Lektion nehmen lassen. Die Tanzlektion hat er nicht so gut benutzt, als es hätte geschehen sollen. 1215. An Schröder. [Sommer 1806]. 10 Theurer, lieber Schröder! Nun sind Sie glücklich mit Ihrem edlen Haus wieder an einem Orte angelangt, wo Sie jetzt wahrlich lange bleiben werden. Sie haben jez meinen Brief by Ihrer Ankomft richtig erhalten. Der Ihrige freut mich herzlich, und ich sehne mich äußerst nach mehrern. Das Glück Ihrer Reise war 15 etwas, das hätte fehlen können. Desto mehr freute es mich zu vernehmen, wie nahe Sie am Ziele sind. Ihre Nachrichten von so vielem, das mich bei Ihrer Reise interessirt, danke ich Ihnen herzlich. Der gute Gruner kann mit seinem Nänni für die Methode doch nicht machen, was er will. Er schreibt mir, sie seye nur zu gut und 20 stehe deswegen von dem, was man jetzt gewohnt ist, zu sehr ab, um im Bürger mit Willen und gerne aufgenohmen zu werden. Seine Jgfr. Lutz ist von hier abgereist und gegenwärtig mit ihm verheurathet. Ich wünsche den guten Menschen herzliches Glück. Gruners Nachrichten sind über den Eifer und die Anhänglichkeit 25 der Frankfurter an meine Sache mit den Ihrigen nicht gleichlautend. Der Lehrer bey Mdme Holzhausen war selbst hier; auch er hat mir von Ihrer Aufmerksamkeit auf mein Thun geredet. Daß ich Hufnagel im Interesse für die Sache erhalten könnte, wäre mir sehr wichtig. So viel von Frankfurt. Salzmanns und Gutmuths In- 30 tresse für die Methode ist mir äußerst wichtig. Ich danke Ihnen für die Nachricht, die Sie mir hievon gegeben. Ich wünschte sehr, daß ich über den Detail, wie ersterer die Botanik behandelt, einige Notizen haben könnte; ich werde Gelegenheit suchen, darnach zu fragen. Über mehr Nachrichten von dieser Seite bin ich begierig. 36 Wieland ist enthusiastisch für mich; also ist es billig, daß wir denken, er beschränke die Lobeserhebungen eines hohen Augenblicks in die gemäßigteren nach Gebühr und Recht. Gewiß wüßte

169 ich eben so wenig etwas, das mich auf Erden mehr freute, als den edlen Mann noch einmal im Kreise meines Hauses zu sehen. Wenn aber der Himmel alles t h u t , was ich will, so sehe ich ihn im künftigen J a h r mit meinem 1. Krüsi in Weimar; und wenn ich so weit 5 bin, so frage ich gewiß auch meinem 1. Schröder nach, und wie weit es noch von und zu ihm seye. Wie ich mich Ihrer, 1. Schröder, und der Stunden, die Sie bey mir zugebracht haben, erinnern werde, so werde ich mich auch in meinem ganzen Leben der Augenblicke erinnern, die ich mit Wieland in der Schweiz zugebracht habe, ίο Daß der Herzog sich für diese Sache intressirt, ist wichtig; daß die Versuche in Weimar ihm nicht genügen, ist natürlich. Wir werden einst laut über die Handlungsweise von Menschen reden müssen, die über diesen Gegenstand ausüben, was sie nicht gelernt haben. Können Sie mir den Namen des Mannes sagen, der künfti15 gen Sommer zu mir kommen wird? Um die fernem Nachrichten, die Sie mir von Ihrer Durchreise von Leipzig, Dessau, Berlin etc. ert.heilen wollen, bitte ich Sie sehr. Von Leipzig weiß ich schon, daß Sie meine Schwester entweder gar nicht oder doch nur einen Augenblick gesehen hat, worüber ich 20 mit Ihnen gerne zanken möchte. Aber was mir am wichtigsten ist, ist, was Sie und Ihre gute Familie jetzt leben, und dann im pünktlichsten Detail, wie Sie es angreifen, für die Methode etwas zu thun, und wie weit Sie darin unterstützt oder gehindert werden. In allen Fällen wünsche ich Ihnen Tage der Ruhe und eines 25 herzlichen häuslichen Genusses. Sie sind dafür geschaffen und leiden mehr als ein anderer, wenn Sie es nicht genießen. Wie doch die Tage vergehen! Ihr Aufenthalt in hier ist so schnell verschwunden, daß es mir scheint, es seyen nur einige Stunden gewesen, und doch erinnere ich mich so vieler angenehmer Augenblicke, die wir ver30 lebten. Sagen Sie mir Gutes und Böses, was Sie über unsere Angelegenheiten hören! Ich will Ihnen dann auch Gutes und Böses sagen, was uns hier begegnet; denn auch hier ist es ein ewiges Gemisch von beidem; doch überwiegt immer mehr das Gute. Das ABC der Anschauung und die Bearbeitung des Diktionärs geht 35 immer weiter. Wir sind alle zufrieden; zwischen hinein eine böse Laune, das ändert die Sache nicht, wie Sie wohl wissen. Wir haben jetzt einen jungen Menschen von Seite des Grafen Rantzau aus Holstein hier. Doch ich muß einmahl enden und meinen Freunden noch Platz offen lassen, auch ein herzliches Wort zu sagen. 40 Adieu! Ihr —

170 1216. An von Türk. Yferten, den 1. August 1806. Theurer, inniggeliebter Freund! Ich habe Dein Buch endlich, und zwar nicht von Leipzig, sondern durch den Buchhandel er- 6 halten, nachdem ich unbeschreiblich lange darauf warten mußte. Ich bin bey seiner Durchlesung oft zu Thränen gerührt worden, von der Kraft und der Liebe, mit der Du alles, was zur Beförderung meiner Methode und meiner Endzwecke zu dienen vermag, ergriffen und benutzt hast. Du hast die Hoffnungen, mich mit star- JO ken Schritten meinem Ziele zu nähern, von neuem wieder belebt. Ich möchte Dir gern danken - aber wie kann ich das? Du thust für mich so vieles, und ich kann für Dich nichts thun. Aber Du nimmst es für Dank an, wenn ich Dir sage: Auch Du trägst vieles dazu bey, daß ich mich täglich mehr überzeuge, die Hand der Vor- 15 sehung wache über mein Werk. Meine Kräfte schwinden dahin, aber ich sehe ruhig über mein Grab, weil Du lebst, weil meine Freunde leben. Als Mann von Thatkraft bin ich Dir nichts mehr, aber meine Freunde werden Dir einst seyn, was ich Dir nicht bin. Auf der innigsten Verbindung zwischen 20 Dir und Ihnen ruht jetzt meine ganze Hoffnung. Niderer, Krüsi, Schmid mit Dir — welche Hoffnungen lassen sich da nicht denken! Auch Muralt ist eine große Stütze unsers Thuns, aber er macht sich oft, von launigen Ansichten geleitet, voreiliger Derbheiten schuldig. Antworte mir über diese Stelle nicht, aber ich mußte sie Dir sagen. 25 Meine Hoffnungen von der Armenschule werden immer größer, die innern Mittel derselben immer heiterer, und was äußerlich über alles entscheidet, ist, daß Krüsi und Schmied mir ihr Wort gegeben, sich diesem Gegenstande speziel zu wiedmen und die Leitung der Sache bey meinem Leben und Sterben in ihre Hand zu nehmen. 30 Von dem jungen Schmied darfst Du viel erwarten. Er nimmt seit einiger Zeit im Wesen der Sache so weit zu, daß sein Bruder sagt: er wird mehr als ich. Ich glaube das zwar nicht, aber Du weißt auch, daß etwas Rechtes hinter dem Man stecken muß, von dem Schmied sagt: er wird mehr als ich. Er ist bereit, zu Dir zu kom- 35 men, sobald Du nur willst. Aber Du thust wohl, ihm etwas detallirte Anleitung und Räthe für seine Reise zu geben, damit auch diese ihm so nützlich als möglich werde.

171 Deine öffentliche Äußerung, Du kommest zu uns, wenn wir Deiner nöthig haben, macht mich Dich dringend bitten: Gehe nicht zu eilend in eine große Entfernung! Ich möchte sicher, ganz sicher seyn, Dich noch zu sehen, so lange ich noch mit Leben und 5 Kraft in meinem Gegenstande zu wirken vermag, und wenn neue, praktische Versuche angefangen werden sollen, so haben wir Dich dringend nöthig. Es ist wesentlich, daß mehrere Russen durch den Aufenthalt in hier praktisch von dem Erfolg der Methode überzeugt werden. 10 Es sind schon vier vornehme Jünglinge angetragen, aber die Sache fordert Einrichtungen zu einer neuen Anstalt, und je mehr man jetzt den Zusammenhang des Auslandes mit Iferten lebendig macht, desto besser wird es gewiß gehen. Ich muß Dir noch sagen: Köntest Du noch ein Jahr unter uns 16 leben, ehe Du Dich ins Meer des praktischen Erziehungswesens hinein würfest, so würdest Du in einer größern Stellung in ein paar Jahren mehr ausrichten, als ohne dieses in zehn Jahren nicht möglich ist. Ich will nichts von mir sagen, aber ich möchte Niederers, Krüsis und Schmieds Seele ganz in Deine hinüber gehen sehen; 20 dann, bin ich sicher, wirst Du mit Deinem Glauben Berge versetzen können. 1217. An Herrn Collomb-Roulet in Vivis. Yverdun, den 20ten August 1806. 26

Herrn Fellenbergs letztes Schreiben war nebst einer beispiellosen Apotheose seiner selbst eine so komplette Überhäufung meiner Person und meines Hauses mit Anschuldigungen und Vorwürfen, deren Unwahrheit und Unwürdigkeit uns außer die Lage setzte, ein Wort weiter mit ihm hierüber zu verlieren, sondern sei30 nen rechtlichen Angriff, der eine genaue Untersuchung der Ansichten seines Briefes hätte zur Folge haben müssen, mit Ruhe zu erwarten. Da jetzt aber die Noten, die wir durch Sie, lieber Freund, erhalten haben, einen mäßigern Ton und mehr ans Herz gehende Gesichtspunkte [enthalten], so eilen wir, Ihnen zu erklären, daß, so 35 viel Wahres auch gegen diese Notte gesagt werden kann, wir lieber unsere Pflicht thun und unser Tagewerk ununterbrochen fortsetzen wollen, als Worte suchen, um sie Worten entgegenzusetzen.

172 Wir würden wahrlich solche finden, aber ich will es nicht einmahl suchen. Warum sollte ich es thun? Ich will nichts in dieser Welt, oder vielmehr das, was ich darin will, darf und soll nach meinem Willen bis an mein Grab unscheinbar bleiben und von dieser Seite stille stehen, um so mehr, da die Bemühungen einiger Menschen, 5 es mit Kunst und Gewalt stille zu stellen, bisher in der Hand der Vorsehung nur Mittel waren, es desto stärker Wurzeln fassen zu machen. Ich fürchte die Wintertage, die noch über meine Saat gehen werden, nicht und soll sie nicht fürchten: ich darf den Frühling meines Thuns jenseits meines Grabes erwarten. Dieser wird 10 gewiß kommen, und ich werde mich seiner in Gefilden freuen, von denen ich nicht viel rede, an die ich aber herzlich glaube; und es ist meine unzweydeutige Pflicht, mir den Traum meiner Freude jenseits des Grabes auch durch kein einziges, in einem unnützen und verderblichen Streit verlohrenes Wort zu verbittern, noch viel 15 weniger, mich desselben dadurch unwürdig zu machen. Einiges, das ich unsers Verhältnisses wegen Herrn Fellenberg noch gern sagen möchte, will ich auf einen Zeitpunkt versparen, wo meine Worte für ihn mehr Gewicht haben können, als sie im gegenwärtigen Zustand unsrer Verhältnisse haben würden. Jetzt aber fordert 20 unsere Stellung, die Geldsache als solche von allem Übrigen, worin wir ungleicher Meinung sind, zu trennen. Der Betrag seiner Anforderung liegt zu seiner Disposition, die wir auf der Stelle honorieren werden, sobald die seine Rechnung begründenden Bücher in der Hand eines in der Nähe von mir wohnenden gemeinschaft- 25 liehen Freundes liegen werden, damit ich einen vidimirten Auszug desjenigen, was ich nach meiner Ansicht aus denselben bedarf, erhalten könne. Die Summe, die ich noch zahlen muß, ist groß; ich bin alt und jetzt noch arm; ich kann sterben, ehe der Vortheil des Instituts mir auch nur ein Theil meine Aufopferungen vergütet; 30 und ich bin überzeugt, daß in diesem Falle der größte Theil der Persohnen, auf deren Rechnung vieles, was Herr Fellenberg von uns fordert, hätte gestellt werden sollen, geneigt seyn werden, den Verlust, den ich dadurch leide, zu ersetzen. Ich hoffe freilich, der gute Fortgang meiner Unternehmung und meine sich immer bes- 35 sernde Gesundheit werde mir die Kränkung dieser Maaßregel ersparen; aber wenn Unglück und ein früher Tod sie meiner Familie zur Pflicht machen würde, so ist es nothwendig, daß sie die Fundamente ihres Ansuchens vidimirt in ihren Händen hätte. Möge es Fellenberg gut gehen! Wir wünschen sein Glück und 40

173 werden uns in jedem Falle, wo wir direkte oder indirekte seinen Zwecken dienen können, der Gelegenheit freuen. Im Nahmen der vereinigten Freunde meiner Anstalt Pestalozzi. 5

1218. An den Conseil municipal Yverdon. [Anfang September 1806].

(Reg.) Er will gern den Sohn von Samuel Comte in seine Schule aufio nehmen, wie ihm vorgeschlagen wurde. De plus il offroit d'instruire gratuitement dans les principes de sa methode deux ou trois jeunes gens de la ville, de l'äge de 15 ä 17 ans, qui voudroient se vouer ä l'instruction publique. 1219. 15

An Kurfürst Wilhelm I X . von Hessen. Yverdon, den 8. September 1806.

Daß es, um eine mehr als oberflächliche Einsicht in das Wesen der hiesigen Unterrichtsmethode zu erhalten, noch mehr aber, u m einige Anfangsfertigkeiten derselben sich eigen und geläufig zu 20 machen, unumgänglich einen Zeitaufwand von wenigstens ein p a a r Monathen erfordert, bescheinet mit dem herzlichen Wunsch, daß Herr Rektor Knoepfel die hierfür nothwendige Zeit gnädigst gestattet werde Pestalozzi. 25

1220. Herrn Rathsherr Streiff in Mollis, Ct. Glarus. Iferten, den 4ten Octobre 1806.

Ich bin so frey, Ihnen die laufende Quartalrechnung zur gefäl30 ligen Berichtigung zu übersenden, und freüe mich, Ihnen hiemit die vorigen Berichte über Ihren lieben Sohn bestätigen zu können.

174 Er ist sich wirklich immer gleich; wenn ich Ihnen weitläufiger über ihn reportieren wollte, so könnte ich nichts, als das, was ich Ihnen schon einigemal geschrieben habe, wiederholen. Seine Fortschritte sind langsam, aber immer merkbar. Wir finden das, was Ihre Frau Gemahlin gleich im Anfang uns von Ihrem Knaben berichtete, 5 immer mehr bestätiget und vollkommen richtig. Man kann seiner Aufführung durchaus nichts vorwerfen. Anlagen kann man ihm nicht mehr geben, als er hat; seine wirklichen Naturkräfte bilden sich allmählig aus, der Knabe selbst trägt sein Möglichstes dazu bey. Aus diesem Grunde sind auch alle Lehrer wohl mit ihm zu- 10 frieden. Sie werden im Konto bemerken, daß er eine Reise gemacht hat. Ich trug kein Bedenken, ihn ohne Anfrage, da Sie ja weit entfernt waren, daran Antheil nehmen zu lassen, da alle meine Zöglinge, die Kleinsten ausgenommen, von der Partie waren. Er hat Freüde davon gehabt. Ich empfehle mich der Fortdauer Ihrer 15 Freündschaft und grüße Sie ergebenst Dero gehorsamster Diener für Pestalozzi: der Sekretär

1221. An Gerichtspräsident Joh. Konrad Ulrich.

20

[Herbst 1806]. Lieber Freund! Auch ich war sehr betroffen, Sie nicht anzutreffen. Ohnabhangend der alten Freundschafft, die mich bis an mein Grab an die Menschen kettet, die ich in den Jahren meiner Krafft schezte und liebte, ist Ihr Verheltnis als Taubstumenlehrer wegen 25 der g e z w u n g e n e n Naturgemeßheit jeder hier würksamen Methoden mit der f r y e n Naturgemeßheit, die ich für die ganze Massa der Kinder suche, mir so intressant und wichtig, daß ich Sie wahrlich suchte, wenn ich Sie auch nicht kandte. Ich bitte Sie, da uns ein böser Zufall den Vorteil einer mündlichen Unterhaltung 30 mit Ihnen geraubt, mir denjenigen einer schrifftlichen nicht zu versagen. So wiederlich mir im allgemeinen das Briefschreiben ist, so liederlich ich auch allgemein über diesen Punkt bin, so will ich mir gegen Sie von nun an selber die Fehler meiner Natur nicht zu Schulden komen lassen. Doch — zur Sach. 35 Simmler ist ein guter Mensch. Krafftvoll ist er nicht, er braucht

175 Sorgfalt, daß er in irgend einer Sach mänlich werde und sich in seinem Thun und Lassen nicht allgemein in der Heerde der Zürichfraubasen verliere. Das große Hinternis des Vorschritts der Zürcher ist dieser Fraubaasenthon und die Anhenglichkeitgründe, die 6 unsre K r a g e n - und selber unser E p a u l e t t e s - G e i s t an die Erhaltung dises Thon haben. Stäätchen, die sich Staaten glauben, sind das eigentliche Treibhaus der Mittelmäßigkeit und des Händchendrükkens der Zufriedenheit mit aller Mitelmäßigkeit. Aber dieses Hendedrükken der Mittelmäßigkeit wird am End denn 10 immer die Mutter der Schlechtheit, und wenn diese einmahl da ist, erhebt man sich ewig nie durch Mittelmäßigkeit, sonder ewig nur durch Anstrengung, die e n t s c h i e d e n e K r a f f t und Größe voraussezen, wieder empor. Möchte doch mein Vatterland einst fehig werden, diese entschiedene Krafft und Größe zu ergreiffen, 16 wo sie sich i m m e r befeindet, und einmahl aufhören, die Naturanlagen seiner ersten Söhne durch das zunftrepublicanische Cajolieren der Beschrenkungen seiner Mittelmeßigkeitsherde verlohren gehen machen! Wahrlich, wir retten uns oeconomisch, moralisch und politisch nur durch frye und muthvolle Wekkung der großen 20 Krefften, die in unser Mitte sind. Unter diese ausgezeichneten großen Kreffte, die wir aufsuchen und wekken sollten, wo sie sich imer befeinden, ist Simmler nicht zu zehlen; aber mitzuwürken, wenn dise gesucht und gefunden werden, in einem kleineren Kreis der Volkserziehung, dafür wird er gehen. Aber das erste mangelt 25 noch; verhehlen sollen wir uns nicht, und es ist dringend, man muß ein paar entschiedene gute Köpfe die Methode vollkomen lehren. In Winterthur wird Hanhart hier leisten, was Zürich dafür noch mangelt. Inzwüschen kan man von Zürich aus einst sich mit ihm vereinigen. Aber gut wäre es immer, und wenn man die Methode so einführen will, so ist es absolut nothwendig, daß Zürich einen in derselben vollendeten und des Geist derselben in seinem ganzen Umfang mächtigen Mann besize. Ihre zweite Frage, was ich von dem Einfluß Zellers auf eine naturgemeße Unterrichtsweise halte, will ich Ihnen mit eben dieser 85 Frymütigkeit [dar]zulegen [suchen]. Zeller ist unter Zehntausenden derjenige, der im Stand, die Handwerkschulmeisterey vom besseren Schulmeistergesellen bis zum schlechtesten Pfuscherknecht in diesem Handwerk hinab also zu erschütteren — und das Gefühl ihrer allgemeinen und completten Nullitet im recht Treiben dieses 40 Handwerk in ihnen allgemein reg zu machen. Er ist unter Zehn-

176 tausenden der einzige, der das Bewußtsyn, unser altes Schulroß sye bym Schwanz aufgezäumt und man müsse den bis zum Abfallen lodderig gewordenen Zaum nicht wieder fester knüpfen, sonder ihm den Sattel würklich umkehren und ihm den Zaum in den Mund und zwüschen die Zähne legen. Über das, Zeller ist ein Mensch wie wenige, der die Fällten des Volksgesicht nicht bloß äußerlich sieth, sonder auch die innerlichen Ursachen derselben kent — und darum großen psychologischen Tact für die Mittel, der Ungestaltheit dieser Falten mit Erfolg entgegen zu würken, besizt. Er ist wie gemacht, als eine Erscheinung in die unselige Lükken hineinzustehen, die sich zwüschen der amaßungsvollen Leerheit der g e i s t l i c h e n und w e l t l i c h e n Resonneurs, Befehlshaber und Corporalen unsers Schulwesens und dem reinen kindlichen Unschuldssinn, der allen wahren Schulmittlen zum Grund ligen muß, befeindet. Zeller ist wie gemacht, jeden unparteiischen Menschen den Abgrund dieser Lükken und das Bedürfnis einer s o l i d e n Brükke über denselben fühlen zu machen. Er hat die Tüchtigkeit oder villmehr Bildungsfehigkeit des gemeinen und zurükgesezten Mans zum Schulman bewiesen. Er hat die Möglichkeit, die Nationalkraft durch das Schulwesen allgemein zu erhöhen, unwiedersprechlich dargethan, und dem Gefühl, auch in unserer Lage wesentlich da bytragen zu könen, nicht nur weiten Spillraum, sonder auch eine feste, unerschütterliche Basis gegeben. Kurz, Zeller ist hier der Mann, der k o n t e und that, was kein Mensch, d e n ich k e n n e , versucht und geleistet hette. Aber wird damit die Sach gethan syn? Wird damit die Einführung einer naturgemeßen Erziehungweise im Canton gesichert syn? Daran denke ich nicht. Zeller hat das Bewußtsyn des Bedürfnis und die Ahndung der Möglichkeit einer Schulreformation in unser Mitte auf eine Weise reg gemacht, wie sie, soviel ich weiß, nirgend reg gemacht worden ist. Er hat auf die trefflichste Weise die Hauptanfangspunkte, von denen diese Reformation allein ausgehen [kann], einer großen Anzahl Schullehreren in die Hand gegeben. Er hat Menschen sich in ihrem Beruf fühlen gemacht, wie sie nie darein fühlten. Ob das jez umsonst geschehen, ob die Erscheinung dieses Phänomens in unserer Mitte ein Luftgebild bleiben und wieder verschwinden werde oder zu bleibenden Resultaten hinführen werde, das hanget von der Frage [ab], ob wir endlich einmahl zu irgend einer großen Yatterlandwahrheit reif, die Last derselben nicht bloß heuch-

177 lerisch ins Maul, sonder redlich und ernst auf die Schulteren nehmen werden. Mehr als kein Mensch ein Fremdling in meinem Vatterland und über vieles zu warm empfindlich gemacht und zu derb gestoßen, traue ich mir nicht genug Ruh und Unpartylichkeit zu, 5 um hierüber mit Richtigkeit urtheilen zu könen. Sie aber sind in der Lag, nicht nur hierüber richtig zu urtheilen, sonder selber vieles dazu byzutragen, daß auf das Fundament diser eignen und D.G. glüklichen Erscheinung die Maaßreglen genohmen werden, die auffallend nothwendig sind, den Traum dieser Erschei10 nung in die Realitet einer organisirten Thatkrafft übergehen zu machen. Ich schließe mit dem warmen Wunsch, daß der hiezu nöthige Wille sowohl als die hiezu nöthige Krafft dem Vatterland nicht mangle, und daß das Geschehene nicht als ein Z ü r i - P u t s c h 15 [erscheine], den man selber zunicht werden macht. Leben Sie wohl! Daß dieser Brief kein G e m e i n g u t sy, muß ich Ihnen nicht sagen, und daß er kein Gemeinärgernis werde, das verhütten Sie, ohne daß ich bitte.

1222. An Gräff.

20

[Herbst 1806].

Lieber teurer Freund! Mich bekümert, daß Sie mir auf mein Lestes kein W o r t antworten. Ich förchte, Sie haben mich mißverstanden. Der Abschlag der Unterzeichnung Ihrer projectirten Pu25 blication war dringendes B e d ü r f n i s meiner Umständen. Ich hette dem oeconomischen Zutrauen, das ich in meiner Lag unumgenglich bedarf, damit bestirnt einen Todesstreich geben könen. Ich bitte Sie, sehen Sie meinen diesfeligen Abschlag von dieser Seiten an und glauben Sie nicht, daß Mangel von dankbarer Aufmerksamkeit 30 auf Sie daran schuld sy. Das ist gewüß nicht, mir ist indessen bang für Ihre Petersburger Verheltnisse. Beruhigen Sie mich darüber, wenn Sie könen! Ich möchte Sie so gern ruhig und glüklich wüssen, Sie verdienen es so sehr. Auch ich, Freund, kempfe mich mitten im glüklichen inneren Erfolg meiner Unternehmung äußerlich noch 35 immer zwüschen Drukk und Hemungen hindurch wie wenige Menschen. Doch näheret sich der Zeitpunkt, in welchem ich die Folgen meiner Anstrengungen hoffentlich noch eine Weile mit Ruhe genießen werde. 12

Pestalozzi Briefe V

178 Ich sende Ihnen hier den Rest des ersten Hefts unsers Journals. In wenigen Wuchen folget das Manuscript des zweiten Hefts. Es ligen schon für v i e l e Hefte vast ganz ausgearbeitete Materialien da, und überall hat auch die Thetigkeit, mit der unsere Anstalt betrieben wird, eine Menge Stoff zu weiterer schrifftstel[er]ischer 5 Darstellung unserer Methode verschaffen, die wir jez ungesäumt besorgen und in Ordnung bringen. Schoener ist mit dem Portrait nicht zufrieden, und es ist fatal, es wird Wahrscheinlich in den Kreisen nicht gehen, in denen es hat gehen sollen. Es ist mir leid, daß hierin Ihre gute Absicht zum 10 Theil den Erfolg nicht hatte, den wir hofften. Der Stecher hat es an Eifer und Fleiß ermanglen lassen. Adieu, lieber teurer Freund! Lassen Sie mich Ihre Freundschaft und Liebe forthin genießen und glauben Sie ewig an die Aufrichtigkeit des Danks und der Freundschaft Ihres Sie liebenden 15 Pestalozzi. 1223. Monsieur le General Planta ä La Tour pres Pignerol Departement du Po.

20

Yverdon, den 28ten Oktobre 1806. Edler Mann! Sie neheren sich mir in Ihrem Schreiben auf eine Weise, daß ich Ihnen mit Rührung sagen muß, Sie machen mich glücklich. Ich überlasse mich meinem Glück, ich fasse Sie in meine Arme, ich drükke [Ihre Hand] und danke Gott, Sie sind mein 25 Freund und mein Bruder! Ja gewüß, die Vervollkomung des Menschengeschlechts ist keine Chimere, sie ist unsere Tugend, sie ist unsere Pflicht. Ohne sie an sich selbst zu erfahren, ohne sie in anderen zu erzihlen, hat der Mensch kein befriedigendes Dasyn in sich selbst und erzeugt keines 30 um sich her. Wenn meine Methode dieser Ansicht neues Leben gibt, so hat sie ihr Zihl erreicht. Ich freue mich Ihrer Untersuchung meiner Ideen; wenn sie auch unvollendet syn würden, so bitte ich Sie, mir Ihre Ideen hierüber zu comuniciren. Ich werde von meiner Seiten trachten, Ihnen alles, was Intressentes über unser Thun 35 herauskomt, zugehen zu machen, insonderheit das Journal, dessen erstes Heft ich mit jedem Posttag erwarte.

179

Freund! Lassen Sie Ihren Muth nie sinken! Kein Zeitalter ist je reif für den Sinn des weisen und redlichen Manns, aber eben darum darf jeder Redliche und jeder Weise nicht müd werden, alles zu thun, sein Zeitalter für den besseren Sinn, den es in sich 5 selbst tregt, reif zu m a c h e n . Laßt uns, Freund, dieses thun und froh syn des Wiederstands, den wir feinden; unser Thun erhaltet dadurch doppelten Werth. Im Wesen meiner Sach geth es gut. Ihr innerer Erfolg übertrift alle meine Erwartungen, aber ihre äußere Würkung hangt wesent10 lieh von der Anzahl Menschen ab, die sich die Lehrart ν ο 11k o m e n eigen machen. Ligt es in Ihrem Würkungskreis, directe oder indirecte etwas dazu byzutragen, daß etwan ein armer, talentreicher Jüngling by mir versorget werden köne, um nach der Methode zum Lehrer gebildet zu werden, so weiß ich, daß Sie diese 15 Gelegenheit, der Menschheit in ihrer wichtigsten Angelegenheit zu dienen, nicht unbenuzt aus den Händen lassen. Mir ligt alles daran, by meinem Leben noch so viel Jünglinge, als mir möglich, um mich her zu versamlen, denen ich die Kraft der Methode in ihrem ganzen Umfang eigen machen könte. Meine Lag und meine Umgebung 20 sind geeignet, den jugendlichen Edelmuth für höhere Zwekke zu enthousiasmiren und zugleich dem angefachten Entousiasmus eine Soliditet zu geben, die derselbe zum Unglük der Welt so selten erhaltet. Genehmigen [Sie], Lieber, meinen herzlichen und innigen Dank 25 für die Freundschafft, welcher Sie mich würdigen, und syen Sie der inigsten Hochachtung versichert, mit der ich die Ehre habe mich zu nennen Dero gehorsamsten Diener und aufrichtigen Freund Pestalozzi. so

1224. Monsieur Ant. Aug. Renouard rue St. Andre, des arcs Ν. 55 Paris. Yverdun, le 25 novembre 1806.

35

Je suis fache, Monsieur, d'apprendre que les 98 livres que je Vous dois, ne sont pas encore payes. II y atrois mois que je me suis arrange avec Mad. Leriche, l'epouse de Mr. Leriche, inspecteur des 12*

180 postes, rue Paradis N. 12, de Vous payer cette somme; ce ne peut etre que le retard de son aine dans Votre ville qui peut avoir arrete ce payement. Je viens en consequence Vous envoyer un effet sur Mr. Leriche qui sera sans doute honore au moment que Vous le ferez presenter. Vous aurez la complaisance de retirer l'effet que 5 Vous avez place sur moi. En attendant l'honneur de votre reponse, je Vous salue avec consideration Pestalozzi.

1225. An Rosette Kasthofer

10 Aarau. [November 1806],

Freundin! Es geth fortdaurend gut. Mülhausen zeigt ein a l l g e m e i n e s Intresse. Gestern ist ein Töchterchen und ein Knab von da hier angekomen. Das Töchteren-Institut fangt an zu ge- 15 fallen und hat für mich täglich mehr Intresse. Jgfr. Trechsel ist sint acht Tagen in Bern. Wir haben in ihrer Abwesenheit vieles gesehen. Es muß auch von dieser Seiten gehen, syen Sie sicher, es muß. Das Haus ist ganz gesund, unsere Wuchenschrifft geth vorwerts, nemlich dem Anfang entgegen. Die nächste Wuchen senden 20 wir Ihnen den gedrukten Prospect. An meinem Brief nach Lausane feile unfl hoble ich noch imer. Förchtet nichts, es ist eisenhaltig, an dem ich hoble, es bleibt stark, wenn ihm viel abgeth. Collomb [kommt] heut oder morgen, und so bald er komt, ist Kirchenrath über unser ganzes Haus. Dann folget ein Kirchenregiment, und 25 [ich soll] Pabst darin werden. Es t h u t mir [leid, meinen] Layenbruderrokk, den ich so gern [getragen habe], abzuziehen, aber es muß syn, einige Cardinälchen im Haus und die Äbtissin nöthigen mich dazu. Ich schreibe Ihnen über diesen Punkt bald. Es ist ein sächsischer Gelehrter hier und feindet sich gut by unserer Einfalt. 30 Er lacht sehr über Decan Iths Meinung, daß sich unser Thun nicht an die Wüssenschafften knüpfe. Wenn Sie diese Meinung auch hören, so lachen Sie auch darob. Uberall, ich bitte Sie, fragen Sie den Meinungen über Schulsachen, über unsere wie über andere, nach, aber hauptsächlich über die Capitulschule der Capitalstatt! 35 Ist das Vertrauen darauf ein Natur-, ein Kunstvertrauen? Hat es

181 Heldengefühle oder Comediantengefühle im Hintergrund? Leben Sie wohl, den 8. oder 9ten Jener 1807 bin ich in Arau. Glauben Sie imer an die dankbare und hochachtungsvolle Ergebenheit Ihres Freunds δ Pestalozzi. 1226. An Wessenberg. [November 1806]. Hochwürdiger Herr, edler Menschenfreund! Ich habe die Stun10 den, in denen Sie mit Bonstetten meine Anstalt sahen, [und] Sie gewüß nie vergessen. Indem ich mit rastlosem Streben unparteische Prüfung meiner Ideen und meiner Versuche mehr als alles suche, waren Sie, edler Herr, einer der Menschen, dessen Aufmerksamkeit ich unendlich schezte. Die Einfachheit Ihrer Ansichten, 15 Ihr fryer, erhabener Glauben an die Möglichkeit der Besserung des Menschengeschlechts, Ihre Stellung, die zu Beförderung des sittlichen Guten so ausgezeichnet gut ist, und viele Erfahrung, daß der ächte Catolik höheren Ansichten weit näher steth, als wir Reformierte es gewöhnlich glauben — das alles hatte in mir den leb20 haftesten Wunsch erregt, daß auch Sie meiner nicht vergessen. Es freute mich desnahen unaussprechlich, da mich der Mahler Biedermann versichert, daß Sie noch immer mit warmer Liebe an mich denken, und ich wollte Ihnen eben schreiben, als Herr Nabholz von Kreuzlingen mit einem Brief von Ihnen hier anlangte. Glau25 ben Sie, Edler, nach einem zum Zihl durchgekämpften Leben ist es ein unaussprechlicher Genuß, sich denjenigen Menschen mit Vertrauen und Ruhe näheren zu könen, deren Bekandtschafft und Theilnahme man im zweifelhafften Kampf zum Zihl immer inig gesucht hat. Das Gefühl, mit dem ich Ihr Schreiben las, war im 30 hohen Grad erquikend für mich, und der Mensch, der es brachte, befriedigte mich in eben dem Grad. Was Sie in Kreuzlingen für einen Schaz von unschuldiger Liebe und krafftvoller Thätigkeit für das wesentlichste Gute, das jez noththut, vereiniget haben! Ich danke Ihnen, daß Sie mich mit diesen Männeren in Berührungs35 punkte gebracht haben. Herr Nabholz ist ein edler, unbefangener, das Wohl seiner Mitmenschen tief zu Herzen nehmender Mann. Ich achte es für meine Methode für einen großen Gewünst, daß er mit ihr bekandt worden ist. Es hat sich zufäliger Weis getroffen,

182 daß Herr Rath Zeller, der in Zürich mit so ausgezeichnetem Erfolg die Schulmeister unterrichtet, in den lesten Tagen seines Aufenthalts hieher kam. Dieser Mensch hat äußerst seltene practische Talent und einen Muth und eine Kraft für das, was [er] anfangt, die ihm Erfolg [gibt], wo man bynahe es umüglich glaubt, daß Erfolg stattfeinden könte. Die Freundschafft [von] Herrn Nabholz für diesen Menschen ist mir wichtig. Wenn je in Kreuzlingen etwas Großes und Wichtiges für die Erziehung gethan werden soll, so feindet das Kloster keinen trefflicheren Arbeiter für seine Zwekk. Edler Verehrungswürdiger, lassen Sie mich noch Ihnen für Ihre Liebe danken und mich Ihrem Angedenken forthin empfehlen! Ich bin krank und zerstreut, ich muß enden. Genehmigen [Sie] die Versicherungen meiner Ehrforcht und meiner Hochachtung und meines Glauben an Sie In Eil. Ihr Pestalozzi. 1227. An Gräff. [gegen Ende 1806]. Lieber teurer Freund! a) Ihre außerordentliche Anhänglichkeit an mich und an meine Angelegenheiten und der thätige Eifer, mit dem Sie sich dieser Angelegenheit wiedmen, ketten mein Herz mit warmen Banden an Sie. Ich glaube, Sie wüssen das und nehmen also die Fryheit, mit der ich Ihren mir gemachten Vorschlag beurtheile, auf keine Weise ungütig [auf]. Ich sehe alles Edle und Treue Ihres Eifer, aber Sie kenen meine Umstände nicht, sonst hetten Sie diesen Vorschlag nicht gemacht. Es ist wahr, ich hab — b) Diese 800 Gulden stehen zum Ganzen meiner Jahrbedürfnisse wie 1 gegen 15 ä 20. Sie könen also durchaus nicht als etwas im Ganzen meiner Lag sehr Bedeutendes oder Entscheidendes angesehen werden; sie werden bedeutend im Augenblik, in dem sie gegeben würden, und durch Ihre Liebe. Aber ihre öffentliche Erscheinig könte nicht anders als sehr mißverstanden werden und auf die Solidet meiner Lag, die entscheidend ist, von neuem einen mich im Ganzen meines Thuns hemenden und verwirenden Einfluß haben. Ich kan den allfähligen langsameren Absaz meiner Bücher

183 ertragen. Die Wichtigkeit der neuen Edition ist so groß, daß ich sie in keinem Fall übertreiben will, und für den Absaz der jezigen Edition will ich selbst anfangen, einige Thätigkeit zu zeigen. Das Journal wird diesem Absaz gewüß neues Leben geben. Ich sehe 6 überall einer beruhigten oeconomischen Lag entgegen. Meine hiesige Anstalt wird mit jedem Tag solider, und es ligen sehr viele, weit bearbeitete schrifftstellerische Mittel in meiner Hand, die, wenn sie auch erst hinter meinem Grab alle benuzt werden sollen, doch gewüß meiner Familien einen Ersaz der Hemungen geben 10 werden, denen ich Sie durch mein Leben ausgesezt. Doch hierüber nechstens mehr. Die ersten Hefte meines Journals werden Sie indessen gewüß überzeugen, daß disfalls vieles in meiner Hand ligt.

1228. 15

An Professor Johannes Schultheß in Zürich. [Ende 1806].

Teurer, lieber Herr Professor! Ihr lieber Brief vom 15. pass, hat mir sehr großes Vernügen gemacht. Es stand wahrlich vor sechs Monaten noch nicht zu erwarten, daß das angefangene Werk der 20 angefangenen Schulverbesserung trotz so vielem, vielem in Zürich so schnell so weit gedeyen werde. Gott Lob! Lieber Herr Professor, auch Sie haben vieles dazu bygetragen. So wie man sich an vielem irrte, irrte man sich auch an Ihrer stillen Kraft. Rusterholzens Tod gieng mir nahe, aber ich sah ihn voraus und hoffte seine Rettung 25 schon sint einiger Zeit nicht mehr. Ich wünsche sehr, daß Zeller in seinen Erwartungen Gedult zeige und Zürich Z e i t gebe. Ich kenne keinen Orth, der in und zu allem seinem Thun mehr Zeit nöthig [hat] als meine liebe Vatterstatt, und da ich Zellern liebe und seinen Aufenthalt in Zürich wünsche, so wäre mir würklich leid, wenn 30 sein Voreilen Anlaaß geben würde, ihn zu verlieren. Ich sehne [mich] nach dem Bericht über das Normalinstitut. Auch für die Skizze über Rusterholz, noch mehr aber für Ihre Hoffnung, daß sich ein Man, der seine Ideen ausführen werde, feinden werde, danke ich Ihnen herzlich. 35 Daß sich die Wohltäter Simlers bereden, er habe in der Methode ausgelehrnt, daran haben sie Unrecht. Wenn er auch mehr Talente

184 besäße und der äußersten kraftvollsten Anstrengung fehig wäre, er hätte sie in dieser Zeit nicht auslernen könen. Er hat so viel gelehrnt, daß er die Methode anfangen kan auszuüben und durch die Ausübung sich selber in derselben weiter treiben kan. Die Anfrage, ihn zu meiner Hülfe by mir zu behalten, muß ich durchaus 5 mit Nein beantworten. Ich habe ganz neulich wieder einige oeconomische Verlurste gelitten, und meine ganze Lag und ihre Sicherheit erlaubt mir gegenwertig weniger als jemahl, by Anfragen von dieser Art mein Herz zu Rath zu ziehen. Auch macht es mir Mühe zu sehen, daß Simmler überhaupt 10 nicht die Offenheit und Festigkeit des Karakters zeigt, die den Jünglingen, die an der Führung der Kinderanstalt teilnehmen wollen, unerläßlich ist, und daß er überdies durch Gelegenheiten sich hinreißen läßt, Ausgaben zu machen, wozu ihm das Geld fehlt und wo er dann zum Entlehnen seine Zuflucht nehmen muß. Ich habe 15 ihm über dieses Letztere wirklich schon ernsthafte Vorstellungen machen müssen. Wenn aber diesem Inconvenient könte vorgebogen werden, so were der Plaz by Escher allerdings vortheilhafft für ihn. Sagen Sie mir Ihre Gedanken darüber! Aber etwas, das mir wichtig ist, muß ich Ihnen noch im Yer- 20 trauen sagen. Wir feinden uns mit der Rechnung Simlers nicht in Ordnung. Sein Conto beläuft sich vom Februar 1806 bis zum 1. October auf 450 L. 14 S. Daran ist bezahlt von Herrn Simler selbst L. 192, an Buchhandlung Füeßli 100 L. und an Herrn Leonard Muralt 58.14. Folglich haben wir empfangen L. 350. [14], und 25 man schreibt uns von Zürich, daß der Conto ganz bezahlt sy. Wir wüssen nicht, wo der Irrthum stekt, und möchten Erleuterung. Ich muß Sie bitten nachzusehen, ob etwas mehr als das Benandte an uns oder für uns bezahlt worden, und in diesem Fall uns zu berichten. Im Fall aber nicht mehr, als so viel wir hiemit anzeigen, be- 30 zahlt worden, so bitte ich Sie sehr, dafür zu sorgen, daß der Rest an Herrn Leonard Muralt by Herrn Schinz bezahlt werde. Wir sind auf dem Punkt, ein Wuchenblatt zu eröfnen, davon wir Ihnen den Plan und ersten Bogen nächstens einsenden werden. Wenn Sie uns etwas Frymütiges und Treffendes über Rusterholz 35 in dasselbe geben könen, so danken wir es Ihnen, sowie in Zukomft über alles, was das Erziehungswesen Ihres Canton betrifft. Ich muß enden, leben Sie wohl! Ich bin mit Achtung und Liebe Ihr Freund Pestalozz. 40

185 1229—1232

5

Seine Hochwürden Herrn Landammann Zellweger in Trogen. Herrn Bezirksamtmann Fischinger in Rheinfelden. Herrn Antistes Sulzberger in Frauenfeld. An Herrn Fellenberg in Hofwyl. Yferten, den 31. December 1806.

Hochgeachter, wohlweiser Herr Landammann! Indem ich es wage, vereinigt mit meinen nähern Freunden, dem Publikum ein Wochenblatt anzubieten, dessen Zweck das menschliche Herz in ίο seinem größten Interesse anspricht, glaube ich nicht zu fehlen, daß ich die Ankündigung desselben auch an Sie adressire, um Sie, wenn Sie den Innhalt desselben würdig finden und Vertrauen in unsere Fähigkeit und in unsern Eifer, unserm Versprechen ein Genüge zu leisten, setzen können, höflich zu bitten, dieselbe einigen Ihrer 15 Freunde mit Ihrer Empfehlung zu communiciren. Der Erfolg der Sache liegt mir in verschiedenen Rücksichten nahe. Ich lebe seit mehrern Jahren ganz einem Erziehungsversuch, der meine Zeitgenossen interessirt hat. Aber man kennt ihn weder 20 in den Grundsätzen seiner Theorie, noch in den Thatsachen seiner Ausübung genugsam. Indessen urtheilt man darüber und macht sogar Nachahmungsvereuche ohne gehörige Kenntnis. Beydeskann auf den Erfolg meiner Versuche einen schädlichen Einfluß haben, und ich habe vielleicht nur zu lang gewartet, ehe ich mein dies25 fälliges Thun in seinem ganzen Umfang zur öffentlichen Kunde gebracht. Wenigstens glaube ich es jetzt wirklich nothwendig, dieses Stillschweigen zu brechen. Beydes, die Methode und die Anstalt, der ich lebe, sind auf einen Punkt gereifet, daß ihre öffentliche Darstellung vielseitig interessiren und eben so vielseitig nutzlich 30 werden kann. Unsere Erfahrungen sind groß, der Kreis der Thätigkeit umfassend, unser Ziel würdig, unsre Umgebungen vortheilhaft. Zudem lenken die Zeitumstände den edlen, für das Wohl unsers Geschlechts besorgten Mann mehr als je vom Interesse eines großen 35 äußern Einflusses auf den engern Kreis des häuslichen Verhältnisses zurück, auf welches sich unsere Zeitschrift so eng concentrirt. Wir dürfen allso hoffen, unsere Zeitschrift werde gegenwärtig mehr als vielleicht in einem andern Zeitpunkt Eingang finden;

186 und wenn, wie wir nicht zweifeln, die Personen, auf deren Mitwirkung zur Beförderung unsers Zwecks wir zählen, die Sache des häuslichen Wohls und der Erziehung mit eben der Innigkeit zu Herzen nehmen, welche die meisten Theilnehmer der Unternehmung bewog, ihr Leben den schweren Pflichten zu wiedmen, die 5 die Ausübung der Grundsätze, die wir in dieser Zeitschrift empfehlen, von den Menschen fordert, so sind wir des Erfolgs unsers Unternehmens sicher. Ich bitte Sie, hochgeachter, wohlweiser Herr, unterstützen Sie unsere Zwecke und genehmigen Sie die Versicherung der Achtung, 10 mit der ich mich die Ehre habe zu nennen Euer Hochwohlgeboren gehorsamsten Diener Pestalozzi.

1233. Herrn Gruner, Director an der Bürgerschul in Frankfort am Mayn.

16

[Ende 1806?]. Lieber, teurer Freund! Ich habe Ihnen so lang nicht mehr geschrieben und weiß auch so wenig von Ihnen. Doch Sie klagen nicht, und ich will nicht klagen. Ich arbeite an meinem Ort vor- 20 werts, und Sie an dem Ihren. Noch ist frylich vieles dunkel um uns her und unvollendet unter unseren Händen. Aber das ändert die Natur des Lichtstrahls, der durch dieses Dunkel durchbricht, und die sichere Vollendung dessen, was Vollendung und Vollkommenheit in seinem Wesen tregt, gar nicht. Freund, ob unser Werk in 25 der nichtigen Stunde unsers Lebens oder ob es über unseren Grabhübeln glänze, daran ligt nichts. Überall ligt nichts daran, ob es glänze, aber ob es lebe, ob es würke, ob es rege mache, ob es wekke, daran ligt alles, und das, glaube ich, geschiehet und wird imer mehr geschehen. Niemeyer hat gebundene [Augen], und daß er sie in 30 v i e l e m hat, beweist er in dem W e n i g e n , das er über das Meinige gesagt. Verziehen Sie, daß ich Sie ersuchen muß, inligenden Brief an irgend einen Man in Rintlen, der über den Fall, davon die Red ist, zuverlessig berichten kan, zu addressieren! 35

187 Küssen und grüßen Sie mir Ihre Geliebte und glauben Sie imer an die unverenderliche Achtung, mit der Ihnen ewig zugethan syn wird Ihr Sie liebender Freund i

Pestalozzi. 1234. Α Monsieur Phil. E m . Fellenberg, Hofwyl pres Berne. Iferten, den l t e n Jenner 1807.

ίο

Die Ausdehnung meiner Erziehungsanstalt und die mit derselben immer wachsenden ökonomischen Verhältnisse haben mich bewogen, meinen lieben Freund, Herrn Collomb-Roulet, von Yivis, zu bitten, mir diesfalls an die Hand zu gehen, und die Besorgung meiner wesentlichsten ökonomischen Angelegenheiten über sich zu 16 nehmen. E r hat meinem Ansuchen mit der freundschaftlichsten Bereitwilligkeit entsprochen und die diesfalls einschlagenden Geschäfte wirklich übernommen. Von nun an werden also alle Rechnungssachen, die an mein Haus gelangen, so wie alle, die von demselben ausgehen, von ihm theils empfangen, theils ausgefertigt 20 werden. Ich hoffe, meine sämmtlichen Freunde, und vorzüglich die Eltern meiner Zöglinge, werden in dieser Maaßregel meine Sorgfalt erkennen, um meine Unternehmung in allen ihren Theilen immer mehr zu konsolidiren und auch ihre äußere Einrichtung auf einen Fuß zu setzen, daß ich und diejenigen Personen, denen der 25 Unterricht und die Führung der Kinder anvertraut ist, von allen ökonomischen Besorgnissen und Zerstreuungen unabhangend, die uns nothwendige Gemüthsruhe und Freyheit gesichert finden. Ich kenne Herrn Collomb schon seit mehreren Jahren als einen meiner besten Freunde und schätze mich glücklich, daß er meinem An30 suchen hat entsprechen können und wollen. Ich bitte Sie also mit Gegenwärtigem, ihn in allen Rücksichten mit demjenigen Zutrauen zu beehren, das Sie bisher mir selber zu schenken die Gewogenheit hatten. Und da ich ihm für alle Geldangelegenheiten und Rechnungen des Hauses meine Signatur aufgetragen, so bitte 35 ich, selbige am Fuß dieses Schreibens zu bemerken und ihr eben den Glauben beyzumessen als der meinigen.

188 Genehmigen Sie indessen die Versicherung der Hochachtung, mit der ich die Ehre habe mich zu nennen Pestalozzi. Die Unterschrift Herrn Collomb-Roulet für mich ist so: . . . . Pestalozzi. 5 1235. Mademoiselle Kastenhofer maison de Möns, le Secretaire d'etat ä Arau. [1. Januar 1807]. 10 Edle, gute Jungfer Kastenhofer! Ich danke Ihnen für den Ausdruk der Stimmung, die Sie aus unserer Gegend mit sich weggenohmen. Das Wesen dieser Stimmung lag tief in Ihnen, eh Sie mich kandten. Aber ich scheze mich glüklich und freue mich meiner Lag und meiner Umgebungen, deren Dasyn den Gefühlen, die Ihr 15 Brief ausdrükt, für den Augenblik eine Richtung gegen mich und gegen mein Werk gab. Ich verehre Ihre Selbstständigkeit und kette mit meinen Wünschen und mit meinen Hoffnungen ganz und allein an diese. Sie sind, was Sie waren, und bleiben, was Sie [sind]. Die Richtung Ihrer Krafft und Ihrer Güte, insofehrn ich sie einer That- 20 sach näher gebracht, die auch Kraft braucht und auch Güte anspricht, diese Richtung Ihrer selbst hat zu dem, was Sie sind und waren, nichts hinzugesezt. Ich gebe Ihnen zu Ihrer Krafft und zu Ihrer Güte nichts, Sie geben mir Ihre Krafft und Ihre Güte, und ich nehme sie an. Wer hat also dem anderen zu danken? Ich fühle 25 mich glüklich. Mögen meine Schwäche und meine Schwächen nie die Achtung minderen, die Sie mir wiehen! Sie hebt mich höher, sie macht mich besser. Mein Werk geth gut. Collomb ist da, Döbeli aus Spanien ist auch da, allenthalben geths vorwerts. Und jez haben wir Neujahr und große Freuden, alles jubelt, auch Büß ist 30 da. Aber im Jubel der Kinder geth es mir wie in den frohen Stunden, die Sie in Bern genießen: man wirft das Papier weg und sieth das Leben und kettet an das Leben. Doch noch seegne Gott das Jahr, darin ich neben meinen Freunden auch Sie ganz zur Freundin, nicht bloß meiner Persohn, sonder vielmehr meines Thuns 35 und meiner Vereinigung danke! Seegne Gott dieses Jahr! Es war

189 mir diesen Morgen wohl, ich fand mich von meinem Haus, über 160 Menschen umgeben, es war eine Scene voll Rührung, aber jez kan ich nichts davon sagen. Leben Sie wohl! Den 5ten abends bin ich in Bern, den 9ten in 5 Basel, den 11. oder 12. im Argau für zehn Tag. Herzliche Grüße an Herrn und Frau Fuetter, die ich in meiner Durchreis durch Bern sehe. In Eil. Ihr Ihnen verpflichteter Freund und Diener Pestalozzi. ίο

1236. In Kaufmanns Stammbuch. [um 1807],

Unser Werk verbreitet beides über die Leerköpferey unsrer freier scheinen wollenden Juden und unsrer weise und gerecht 15 scheinen wollenden Heiden ein gleich helles Licht. Darum aber wird es auch, bis in unsrem Land ein Geist herrschet, der Gottesgeist ist, unsrer Aufklärung eine Thorheit und den Feinden der Aufklärung ein Ärgernis bleiben. Mag es — weh dem, der Ärgernis nimmt! 20 Pestalozzi. 1237. Denkspruch. [um 1807?] Man sagt mir: Willt du der Verworffenheit des Menschen25 geschlechts das Heiligtum des Rechts in ihre ungewiehte Hände geben? Ich antworte: Lasset die K i n d e r zu mir kommen und wehret es ihnen nicht, denn i h r e r ist das Reich Gottes. Pestalozzi. 1238. 30

An Gräff. [Anfang 1807], Lieber teurer Freund! Ich habe Ihren Brief erhalten; ich bedaure Ihre Lag. Mein Wechsel ist mit der Bitte abgegeben worden, ihn zu presentieren, aber ihn ohne weiters zurückzunehmen, wenn

190 Sie nicht in der Lag Seyen, ihn zu berichtigen. Es ist schon ein paar Monat, daß er außer meinen Händen ist, aber ich bin sicher, daß mit Schonung wieder wird angefragt werden. Die Sach mit Schöner geth mich nichts an. Das Portrait ist schlecht, sehr schlecht, Freidhof ist im Fehler, und Schöner ist 5 weit entfehrnt, Ihnen Schaden thun zu wollen; daran denkt er nicht. Was Sie aber eigentlich disfalls von mir wollen, das verstehe ich nicht. Ich wünsche unter den gegenwertigen Umständen selbst, daß das Portrait verkauft -werde, wenn es auch ein Affengesicht vorstellte. 10 Was mir aber wichtiger ist, ist die Sach meines Journals. Wir wüssen kein Wort, wie das geth, ob es fertig, wann es fertig. Wir müssen uns durchaus in Rüksicht auf dasselbe auf einen festen Fuß [setzen], sowie über mein ganzes Verheltnis mit Ihnen. Ich bitte Sie um Gottes willen, reden Sie mit Offenherzigkeit mit mir: 15 Worauf kan ich zehlen und was sind Sie zu leisten im Stand? Ich könte für meine Persohn auch einem Freund aufopferen, aber meine Lag ist so, daß mich die Pflichten meiner Unternehmung in einem hohen Grad Sorgfalt für die unbedingteste Sicherheit aller meiner Verheltnisse gebieten. Ich rede als Freund, ich wünsche ein 20 daurendes Verheltnis mit Ihnen, aber meine Lage ist so, daß ich durchaus auf unbedingte Sicherheit dieses Yerheltnisses dringen muß. Das, was von meiner öconomischen Beruhigung abhangt, ist so wichtig, daß ich keinem Verheltnis in der Welt gestatten [kann], hierüber schwankend zu syn. Ich liebe Sie, ich vertraue Ihnen; 25 aber ich habe Bedürfnisse, und ihre Nichtbefriedigung störet das Werk meines Lebens am Rande meines Grabs. Und wenn ich auch wollte, ich vermag es nicht, die Vorteile meiner schrifftstellerischen Mühseligkeiten verspätet zu sehen. Reden Sie offen mit mir und leben Sie wohl, Gott wende Ihr Schiksahl! 30 Am Fuß dessen verzeichnete Bücher müssen wir Sie bitten, uns so bald möglich mit einer nicht kostspieligen Gelegenheit zuzusenden. In Eil. Ihr Sie schezender und liebender Freund Pestalozzi. 35

191 1239. An Blendermann in Bremen.

[1807].

Lieber, theurer Blendermann! Unter den vielen Nachrichten, die 5 ich über den Fortgang der Methode von mehreren Seiten erhalten, hat mir noch keine so viel Freude gemacht als Ihr letzter Brief. Ob Sie es gleich nicht sagen, so sehe ich daraus, daß Sie gesund sind und Muth haben, und das ist in allen Dingen das Erste. W a s Sie über den Gang, den die Methode in Bremen nimmt, bemerken, ίο ist so ganz in der Natur des Kinds gegründet, daß die Sach keinen andern Gang hatte nehmen können; die öde Lehrheit, in der besonders die Stadtkinder bis in ein gewisses Alter gelassen werden, muß sich nothwendig in das Eintretten der Methode ganz zeigen. Die Methode spricht geübte Kräfte an, braucht sie, wo sie sie 15 findet, und bildet sie, wo sie noch nicht sind, aber bis sie da sind, bringt sie auch die Schwäche derselben unverholen an das Taglicht. Wer dann hier ihre Hand zurück zieht und nichts festhaltet am schwerfällig fortschreitenden Pflug, der wird die Methode sicher verdammen und sie als der Natur des Menschen unerträglich und 20 wiederlich wegwerfen; aber wer verharret, bis diese Epoche überstanden und das Resultat in die Menschennatur eingreift, der wird dann auch gewiß ganz sicher bis an ihr Grab auch nicht mehr darin verirren. Dein ganzer Brief, liebes Blendermännchen, zeigt, Du hast die ersten Schwierigkeiten überwunden, Du hast Deinen 26 Berg überstiegen und siehst nun mit Ruhe auf die Mühseligkeiten Deines Hinaufklimens. Deines Siegs gewiß, brauchst Du jetzt nicht bloß unsere Mittel, Du regierst ihren Gebrauch, Du bist selbstständig in Deiner K r a f t . Die Nachwelt einer edlen S t a d t wird Dich seegnen, eine Menge 30 Eltern werden Dir danken, Du wirst glücklich seyn. U m den Erfolg, den Du Dir selbst bereitet, zu sichern und auszudehnen, wollen wir gern [alles] thun. Krüsy muß Dir über die Veränderungen, die in unserer Methode vorgefallen sind, weitläufig schreiben, besonders über die im A B C der Anschauung. In Anwendungswissen36 schaften sind wir noch in nichts als in der Geographie weitergekommen; auch das müssen Sie haben, kurz alles, was uns brauchbar ist, steht auch Ihnen zu Diensten. W i r sehen j e t z t in Ihnen n i c h t mehr unser schüchternes Blendermännli, wir ehren j e t z t in Ihnen einen gereiften thätigen Mitarbeiter unsers Werks. Freund, wir alle

192 freuen uns Ihres Erfolgs, Ihrer Thetigkeit und Ihrer Liebe. Wir versprechen uns viel von Ihnen, und auch von der unter Ihrer Leitung zu errichtenden Mädchenschuhl. Sagen Sie Md. Gleim, wenn sie über das Eigentümliche, das eine Mädchenschul auszeichnen muß, mit mir eintretten und mir ihre Ansichten und Erfahrungen mittheilen wolle, so werde ich mich freuen, und ich würde mir alle Müh geben, ihr, so viel mir möglich, an die Hand zu gehen. Es ist mir sehr wichtig, daß ein solches Institut entstehe, und ich bin äußerst begierig über seinen Erfolg. Auch von Ihnen bitten wir, lieber Freund, Details über Ihre wichtigsten Erfahrungen theils in Rüksicht auf das Ganze, theils in Rüksicht auf einzelne Kinder. Wir werden jez bald ein Journal eröfnen, in welchem die Samlung der Erfahrungen über die Methode einen wesentlichen Theil seines Inhalts ausmachen wird, und da im Ausland nirgend Erfahrungen über den Gegenstand statthaben, die so weit als die Ihrigen gereifet syn könen, so biten wir Sie um alles, was Sie uns hierinn geben könen, auch um alle Renseignements über andere Versuche. Wir wissen, daß Geistliche aus Norwegen by Ihnen gewesen sind, wir biten Sie, sagen Sie uns alles, [was] Ihnen über den Vorschritt der Methode oder auch über die Hinternisse, die ihr aufgestoßen, was Sie nur wüssen.

1240. An Senn. [1807]. Lieber Freund! Ihr lieber Knabe hält sich recht gut, wir sind in jeder Beziehung mit ihm zufrieden. Er hat vortreffliche Anlagen, ein sehr gutes Herz und vielen Fleiß, sodaß wir in allen Rüksichten eines guten Erfolgs seines hiesigen Aufenthalts sicher sind. Er hat in verschiedener Rüksicht schon jez große Vorschritte gemacht und ist uns allen herzlich lieb.

193 1241. An Hilty. [1807]. Wenn wir in Rüksicht auf Ihren Knaben noch imer vieles zu 5 wünschen haben, so könen wir doch sagen, daß er sint einiger Zeit beträchtlich thätiger ist und auch mehr Lust an körperlichen Übungen zeigt. Im Rechnen geth es sehr gut, in anderen Gegenständen scheint sein Urtheil beschrenkt, oft kleinlich. E r nihmt an vielem nicht lebendigen Antheil, ist zun Zeiten sehr hizig und ίο aufbrausend, übrigens sint einiger Zeit fleißiger, aufmerksamer und freundlicher. 1242. An Röthlisperger. [1807]. 15

Hochgeehrter Herr! Wir freuen uns herzlich, Ihren lieben Sohn by uns zu haben. Er ist einer derjenigen, der sich unsere Liebe vorzüglich erworben. Er hat ein vortreffliches Herz, er hat einen reinen Willen für alles Gute, und keine gewaltsame Leidenschafften lenken ihn von seinem ruhigen Gang im Guten ab. E r ist sehr 20 fleißig und macht für die Zeit, in der er sich by uns aufhaltet, sehr gute Vorschritte. Aber seine Ausbildung fodert doch Zeit. Die Laufbahn, die er hier antrittet, ist ihm neu, und es mangelt ihm noch sehr vieles. Die Übungen, die er hier macht, sind ihm sehr nüzlich, aber er muß sie mehr fortsezzen und zu einer gewüssen 25 Vollkomenheit treiben könen, wenn sie ihm daurhaft vorteilhafft syn sollen. Wir wünschen auch, daß er weniger schüchtern wäre und die Anlässe, auch mit fremderen Menschen umzugehen, weniger ausweichen würde; er haltet sich zu sehr [zurück]. 1243. 30

An Bürgermeister Reinhard Zürich. [Anfang 1807].

Hochgeachter, gnädiger Herr! Ich habe eine Weile angestanden, ob ich Euer Exzelenz beygehende Bogen zusenden darf. Aber 35 der Gedanken, daß Sie an der Spitze der Stadt und des Landes 13 Pestalozzi Briefe V

194 stehen, dessen gegenwärtiges und künftiges Wohl mir mehr als alles andere in der Welt am Herzen liegt, sezt mich über alle Bedenken, die sonst diesfals statthaben mögten, um so mehr, als da ich zuverlässig vernommen habe, daß Sie dem in Zürich gesehenen Anfangsversuche der hiesigen Methode Ihre Aufmerksamkeit 5 würdigten. Mögten Sie selbige so weit wichtig gefunden haben, daß Sie die weitere Prüfung derselben als eine Angelegenheit des Vatterlands ansehen, dann würde der erste Wunsch meines Lebens erfüllet werden und die Thränen von meinem Auge wegfallen, die mein Herz mir am Rand meines Grabes noch auspressen wird, 10 wenn ich bey der festen Überzeugung, daß kein Land von Europa in dem Grad, als Zürich und sein Gebiet der wirthschaftlichen Kraftentwiklung, die die Methode dem Menschengeschlecht zu ertheilen im Stande ist, mehr bedürfen und keines zu einer vorzüglichen Benutzung derselben mehr fähig und vorgebildet, nicht da- 15 hin gelangen werde, meinem Vaterlande das vorzüglich und zuerst geben zu können, was ich um seinetwillen zuerst und vorzüglich gesucht, und mit Ausschlagung aller Vortheile, die etwa das Ausland mir anbot, und unter 1000 Aufopferungen, Mißverständnis und Kränkung standhaft ihm zu erhalten suchte. 20 Genehmigen Euer Exzelenz die Versicherung des schuldigen Respekts, mit dem ich die Ehre habe, mich zu nennen Euer Exzellenz gehorsamster Pestalozzi.

1244.

26

Herrn Rathsherr Lavater Zürich. [Anfang 1807]. Hochgeachter Herr! Indem ich in Ihnen den würdigen Bruder eines der ausgezeichnetesten Menschenfreunde unsers Zeitalters 30 verehre, nehme ich mir die Freyheit, Ihnen mein Betrübnis über sein ernstes Hinscheiden auch von dieser Seite zu bezeugen, daß meine Methode dadurch eine der ersten Stützen im Vaterland und im Ausland verlohren. Für das unbefangene Ausland redet die Sache selber, für das zerrüttete, leidende Vaterland machen uns 36 Leidenschaften und engherzige Ansichten hie und da für unsere

195 wesentliche" Bedürfnisse blind. Lebte Lavater noch, er, dessen Wort: S c h e n k e G e l i n g e n dir G o t t ! noch am Rande seines Grabes, als Zeugnis seines Urtheils und seines diesfälligen Willens an mich gelangte, lebte er noch, er würde seine Stimme für die 5 gute Sache erheben, wie er sie oft erhob, und er würde Gehör finden, wie er oft Gehör fand. Es jammert mich für mein Vaterland, daß er todt ist. Lebte ich in Zürich, ich würde Sie überlaufen und nicht nachlassen, bis Sie die Sache der Volkserziehung zur Sache Ihres Herzens machen würden, wie er sie dazu gemacht hat, ich 10 würde nicht nachlassen, bis Sie den Einfluß meiner Methode auf Volksbildung prüfen und dann, wann Sie sie erkännten, wie sie würklich ist, ihrethalben handien und würken würden, wie Ihr Bruder, wenn er lebte, ihrethalben ganz gewiß wirken und handeln würde. 15

Genehmigen Sie, hochgeachter Herr, die Versicherung der Ehrfurcht, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen. Dero hochgeachter Herr gehorsamster Diener Pestalozzi. 1245. Herrn Ratsherr Wälder

20

Uster. [Anfang 1807].

Hochgeehrtester Herr! Wir singen hier oft und viele Ihrer Lieder, und gefallen uns zu denken, daß in der Seele des Mannes, der 25 uns so harmonische Thöne in den Mund legt, eine große Volksund Kinderliebe herrsche. Wir gefallen uns zu denken, daß einem so harmonisch gestimmten Ohr eine Seele inwohne, für welche die Erziehung der Jugend nicht bloß für den Gesang, sondern auch für die Wahrheit, Vernunft, für das Recht, für die Liebe und für 30 alles, was schön und gut ist, ganz vorzügliche Reize haben müsse und, da beyliegende Schrift der großen Angelegenheit des Vatterlandes, der Verbindung guter Erziehungsgrundsätze und Zweke nicht bloß für die hohen Stände, sondern auch für die niedrige Hütte und gute, leidende Menschheit derselben bestimmt ist, so 35 glaubten wir Ihrem Herzen willkommen zu seyn, wenn wir Ihnen hiermit Gelegenheit verschaffen, durch Verbreitung dieses Blattes in Ihrem Kreis einige Menschen zu edleren Gesinnungen zu erhe13*

196 ben, als diejenigen sind, zu denen sie bey beschränkten irrigen Erziehungsgrundsetzen oder gar unter Verwilderung, der ein gänzlicher Mangel solcher Grundsätze eigen ist, zu gelangen vermag. Mögen Sie uns die Freyheit, die wir diesfalls brauchen, gütigst verzeihen und glauben, daß wir uns zuverlässig darauf verlassen, Sie 5 werden die Achtung, die uns Ihre Musikverdinste schon seit so langer Zeit für Sie eingeflößt haben, sich der Güte, mit der Sie die Beförderung der bessern Volkserziehung sich mit uns zur Angelegenheit des Herzens machen werden, in uns zu verdoppeln wissen. Erlauben Sie mir indessen, hochgeehrter Herr, daß ich die 10 Ehre habe mich zu nennen Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 1246. Herrn Ratherrn Ott Zürich.

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[Anfang 1807]. Das freundschaftliche Verhältnis, in welchem wir uns durch die gemeinsame Bekanntschaft des Herrn Doctor Hoz selig oft beysammen fanden, die Theilnahme, die Sie in frühern Jahren an den gutgemeinten Träumen meiner jüngern Tage nahmen, macht 20 mich hoffen, daß sie das gereiftere Thun meiner ältern Tagen eben dieser Aufmerksamkeit würdigen werden. Oder sollte ich zweifeln, Sie, deren Händedruk in den langen Tagen des Elends, in denen ich Sie so oft sah, mir so wohlthat, werden jezt meinem Glük nicht mit eben dem Lächlen der Liebe entgegenkommen, dessen Sie 25 mich in meinem Unglük würdigten? Ja, lieber Herr Ratsherr, mein Glük ist groß. In den Tagen meiner Kraft hat mich alles verlassen, alles, alles um mich her ahndete ein Sprudeln dieser Kraft unter schwacher Ohnmacht [nicht], und wer verläßt den Schwachen, Ohnmächtigen nicht? Alles, alles verließ mich. Jezt in 30 den Tagen meiner Ohnmacht und Schwäche, wo nicht nur das Sprudeln der Kraft aufhört, wo meine Kraft selbst stille steht, jezt in meiner Ohnmacht und Schwäche sieht man Kraft, wo doch nur der Schatten derselben noch da ist. Ich bin glüklich in den Tagen des Alters, in denen auch das Glük, von der Welt verlassen, 35 allmählich in trauriger Vereinzelung steht. In denselben Tagen standen Jünglinge, wie ich durch mein Leben einsam, zu meiner

197 Schwäche, und halfen, wie wenige Kinder dem besten Vater, am Rande des Grabes noch auszuführen, was ich durch mein Leben nur träumend auszuführen suchte, aber nie auszuführen vermochte. Ich weiß, Sie freuen sich meines Glücks und erinnern sich mit Ver5 gnügen einiger angenehmen Tagen, mit denen mir der liebe Hoz die schwere Last meines dahinschwindenden Lebens versüßte. Zwischen der Zeit ist vieles begegnet, viele und große Mißverständnisse hatten statt, viel Unglück begegnete, und viel Irthum machte das Unglük gedoppelt. Lassen wir das! Das Vaterland hat 10 wie ein Mensch, dem ein gewaltiger Hieb das halbe Blut aus dem Leibe zu fließen gemacht, wieder neues Blut und neue Stärke nöthig, und es wird und kann sie allein durch eine bessere Erziehung erhalten. Nicht wahr, lieber Herr, Sie helfen auch mir, mein Schärflein dazu beytragen zu können, daß dieses geschehe. Der is Standpunkt, auf dem ich in Rüksicht auf Erziehungsgrundsätze und Erziehungserfahrungen stehe, ist wichtig und groß. Das beyliegende Blatt kann ganz gewiß nützliche Kenntnisse über diesen Gegenstand verbreiten. Helfen Sie, auch Sie, mit der alten herzlichen Freundlichkeit, bitte, wenn Sie können etwas dazu beytra20 gen, daß dieses Blatt in Zürich Leser finde, so thun Sie es, und leben Sie wohl. Ich bin mit Achtung und Freundschaft, hochgeachter Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 1247. 26

Herrn Rathsherr Meiß Zürich. [Anfang 1807].

Hochgeachter Herr! Wir wähnten in unserer Jugend, wir seyen geschulet, aber die Welt hat uns geschulet. Heil uns, wenn sie uns 30 nicht verschulet! Es sind mir noch einige Stunden, in denen ich mich jugendlich warm über Menschen und Menschenintresse unterhielt, in vollem Angedenken. Sie zeichneten daselbst sich dadurch aus, daß auch Meinungen, die nicht das vollkommene Gepräg unseres Tages und Wochen-Stempels hatten, Ihre Aufmerk35 samkeit fanden. Das macht mich hoffen, daß Sie auch meinem gegenwärtigen Thun, das fortfährt, nicht immer das Gepräg unseres Tages und Wochen-Stempels zu tragen, Ihre Aufmerksamkeit

198 nicht versagen werden in einem Zeitpunkt, wo alles Äußerliche, zu dem m a n die Masse, ich möchte sagdn, die H a u f e n u n d die Häufelchen der Menschheit modelt u n d bildet, in einer Elendigkeit u n d Abgeschmaktheit erscheint, die auch diejenigen, die dasselbe schon längst verachtet, nicht einmal geahndet. Zu einem sol- 5 chen Zeitpunkt ist das Menschenherz zur R ü k k e h r zu dem Wesentlichen seiner Bedürfnisse u n d Verhältnisse geneigter, als je. An uns ist es, mitten in der Betrübnis über vieles, das wir gern anders h ä t t e n , das Gute dieses Zeitpunkts f ü r unser Vaterland so vortheilig u n d angenehm zu benutzen. Die inliegende Ankündigung 10 zeigt Ihnen, mit welcher Angelegenheit u n d nach welchen Gesichtsp u n k t e n ich dieses zu t h u n suche. Darf ich Sie in Rükerrinnerung von Auf merksamkeit, die Sie mir mehrmalen erwiesen, bitten, unser Vorhaben in Rüksicht auf die angekündigte W o c h e n s c h r i f t zu begünstigen und ihr, wenn Sie können, im Kreis Ihrer Bekannt- 15 schaft einige Leser zu verschaffen?Sie werden, ich denke es wenigstens, hiermit etwas Gutes t h u n , und sich demjenigen verpflichten, der die Ehre hat, mit H o c h a c h t u n g und Ergebenheit sich zu nennen, hochgeachteter Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

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1248. Herrn Schinz, Director, ehemaligen Sensal Zürich. [Anfang 1807]. Ich kenne niemand in meinem Vaterland, der den Einfluß mei- 25 ner Methode auf die häusliche, bürgerliche Bildung des Menschen, und vorzüglich in Rüksicht auf Industrie und Handlung richtiger zu würdigen im Stand wäre, als Sie. E s freute mich demnach recht sehr, da ich vernahm, d a ß Sie auf einer Reis in hiesiger Gegend sich vornahmen, meine Anstalt noch einmal zu sehen; ich weiß, Sie 30 konnten [es] nicht, es t h a t mir weh. Ich h ä t t e getrachtet, Ihnen den Z u s a m m e n h a n g des Ganzen heiter zu machen und Sie besonders über den Grad und die Allgemeinheit der K u n s t k r a f t , die die Methode dem Zöglinge ertheilt, außer allen Zweifel zu setzen. Die Sache ist an sich äußerst wichtig, u n d f ü r unser Vaterland noch 35 mehr, als f ü r jedes andere Land. Indessen fordert sie noch J a h r e

199 lang von dieser Seite nur Vorbereitungsschritte, und es geht ganz über das Ziehl meines Lebens hinaus, an öffentliche Einführung dessen, was hierin für das Vaterland k a n n und soll gethan werden, auch nur zu gedenken. Also völlig in der Vorbereitungszeit, und 6 in die Vorbereitungsmittel hiefür beschränkt, soll ich eine desto größere Thätigkeit und Sorgfalt für das, was bey meinem Leben diesfalls noch erreichbar ist, zeigen, und das erste, was hiefür get h a n werden kann, ist die Erheiterung der Begriffe über die Gegenstände selber, besonders in dem obern Stand. Das Blatt, des10 sen Ankündigung ich Ihnen hiemit beylege, ist für diesen Entzwek geeignet. Ich kenne Ihre Vaterlandsliebe und Ihre Einsicht in das, was für das Vaterland noththut. Ich bin also überzeugt, Sie geben meinem Unternehmen Beyfall, und verschaffen dem Blatt, wenn Sie in Ihrem Kreise können, einige Leser. Genehmigen Sie indessen 16 die Versicherung der Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen Dero hochgeachter Herr ergebenster Diener Pestalozzi.

1249. Herrn Junker Escher von Berg 20

Zürich. [Anfang 1807],

Hochedelgeborner, hochgeachtester Herr! Darf ein Greis, der längst vergessen war und gleichsam wieder aufersteht, Ihnen einige Aufmerksamkeit in Erinnerung bringen, die Sie, ich glaube 25 fast vor einem halben Menschenalter, für ihn h a t t e n ? Es war mir wohl bey Ihnen, es ist mir noch jezt angenehm, daran zu denken. Sie lächelten viel über meine jugendlichen Thräume und schienen sie nicht zu mißbilligen. Sie sind jezt in etwas gereifet; aber im Wesen noch eben dieselben. Darf ich hoffen nicht zu mißfallen, 30 wenn ich hiemit ein Blatt empfehle, das geeignet ist, einige Irrthümer über meine jezige Ansichten der Menschenbildung zu zerstreuen und einige geprüfte Erziehungsmittel und Erfahrungen allgemein zu machen? Ich lebe gegenwärtig wenigstens in so weit in der Wahrheit, daß ich die Angelegenheiten der Erziehung nicht 35 träume, sondern im Kreis einer großen Menschenzahl ins Aug fasse. Ich bin ruhig, glüklich und voll Hoffnung für die Zahl meiner

200 Lieben. Mögen Sie es Ihrer Prüfung würdigen, und die Versicherung der Hochachtung genehmigen, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen, hochedelgebohrener, hochgeachter Herr, Dero gehorsamster Diener 5 Pestalozzi. 1250. Herren Professor Breitinger

Zürich. [Anfang 1807], 10

Lieber Herr Professor! Es ist doch also. Ich weiß wohl, daß man es nicht gedacht hat. Aber es ist gewüß kein Empfindelymanoevres und kein Wühlen im Chaos des ungezähmten Lebens, das man an ihm kent. Die Sach ruht auf einer mathematischen Basis oder vielmehr, sie macht die mathematische Basis aus der Menschen- 15 natur selber herausfallen. Das fanden endlich auch Sie. Es freut mich. Ich kandte in Ihnen imer einen Mann, der das Gute der Menschheit wollte und mit ruhigem Sinn foderte. Ich liebte Sie, und Sie zeigten mir offt Freundschafft. Hette ich in Zürich gelebt, wir würden uns mehr genehert und weniger mißverstanden ha- 20 ben. Die böse Abwesenheit hat mir vieles geschadet, von vielem und von vielen entfehrnt, denen ich meinerseits gern nahe geblieben wäre. Und als da noch das Düpfli aufs i kam und starker neuer Wein alte Schläuche, wie es voraus zu sehen, versprengte, da sprengte gar alle Liebe, alle Schinznachter Liebe etc. auseinand. 25 Die Tage auch dieses Mißverständnisses sind nun [vorbei], und es ist [mir] mitten im Drang meines. Lebens nie wohler, als wenn ich an einen alten Freund meiner Vatterstatt denke. Das ist auch der einzige Grund, worum ich jez Ihnen schreibe und Sie mit altem eidgenossenartigem Handschlag bitte, wenn Sie in Ihrem Creis so inligendem Blatt Leser feinden könen, so thun Sie es. Sie werden mich dadurch erfreuen. Ich bin —

201 1251. An Meyer von Knonau Zürich. [Anfang 1807]. 5

Als ich Sie kenen lehrte, war mir, ich sye gleichsam von neuem wieder jung. Ihre Denkungsart und Ihr Benehmen war der Denkungsart und dem Benehmen des Zeitpunkt meiner Jugend, den Vatter Bodmer und Breitinger belebt, gleich. Es war schon dieser Zeitpunkt, aber es war nicht Ihr Zeitpunkt. Wie wir dahmahl zu ίο Dozzeten zusamenstanden, also standen Sie in Ihrem Zeitalter vereinzelt. Mir sind einige Abende, die wir zusamen gelebt, unvergeßlich. Es [war] mir so wohl, mein dahmahl beklemtes Herz in Ihrem Schooß auszugießen. Ich sah, daß Sie [mich] nicht mißkandten und nicht mißverstanden. Das machte mir wohl. Sintdem ist über 16 alles, was hoher und heilig, eine babilonische Sprachverwirrung eingetretten, deren Erleuterungen hie und da einige einäugige Menschen mit Cyclopenbrüglen corrigierten. Uber diesen Zeitpunkt sind wir auseinander. Doch genoß ich noch einen Zwüschenaugenblik in des alten lieben Bodmers Haus an Ihrer Seiten und 20 fand in Ihnen wieder den offnen, lieben, bideren Edlen, den ich vor Jahren in Ihnen schezte. In dieser Zwüschenzeit reifte mein Träumerleben, dem tiefe Noth das Gepreg der Verwirrung und des Herumschweifens aufgepregt, zur Realitet einer Thatsach, die der gezwungenen Leer25 heit meiner ehmahligen Meinungen eine Fülle gibt, die dem vielseitigen Geschwäz über dasselbe ein seliges Ende bereiten wird. Ich weiß, Sie nehmen Theil an meinem Glük. Ich lebte nicht, ich durchserbte mein Leben, aber ich lebe wieder oder vielmehr ich fange erst an zu leben. Doch ich habe Unrecht. Das Leiden meines 30 Lebens war mir mehr werth, als mir der Genuß meines Lebens je werth werden kan. Das Leiden meines Lebens machte in mir reifen, was nie in mir gereifet wäre, wenn ich glüklich gewesen wäre. Freund! Ich nenne Sie im Vertrauen auf den Eindruk, den die leste Stunde, die ich mit Ihnen zubrachte, also. Meine Verheltnisse 35 erregen Hoffnungen in mir, einst villeicht hinter meinem Grab meinem Vatterland noch dienen zu könen. Sie wüssen, wie sehr mich das glüklich machen würde, und wie es mir imer [weh] that, daß die Menschen, mit denen es sich über diesen Gegenstand mehr als oberflechlich auch nur reden leßt, so selten sind. Ich sehne mich,

202 Sie bald wieder zu sehen, und bin gewüß, daß Sie an einigen Gesichtspunkten, die die Folgen der Methode, wenn sie mit Krafft benuzt werden, auf die Industrie unsers Vatterlands haben könen, warmen Anteil nehmen werden. Jez empfehle ich Ihnen nur noch byligendes Blatt; wenn Sie ihm in Ihrem Kreis einige Leser ver- 5 schaffen könen, so thun Sie, glaube ich, etwas Gutes und machen auch demjenigen ein Vernügen, der mit Achtung und Freundschafft die Ehre hat, sich zu nenen — 1252. An Herrn alt Sekkelmeister Hirzel hinter dem Münster

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Zürich. [Anfang 1807]. Die Güte, mit der Sie unsere Anstalt Herren Schläpfer in Appenzell empfehlen wollen, bringt mir die bessere Zeit in Erinnerung, in denen ich im Kreis so vieler edler Menschen [lebte], die beynahe alle i6 das Grab jez dekkt. Auch Sie und Ihren seligen Bruder kandte ich und träume mich hin in die alte gute Zeit und frage mich selbst: Was wollten wir a l l e und worum haben wir von allem dem Guten, was wir wollten und was einige von uns mit so großem Eifer wollten, nichts, gar nichts erhalten? Ich frage mich: Worum hat das 20 Streben, das so viele Edle belebte, das Yatterland höher zu heben, keine andere Folgen, als den Contrast seines tiefen Versinkens noch auffallender zu machen? Es bleibt kein Zweifel über, es mangelte an der Erziehung. Der Kopf ward aufgeräumt, Meinungen wurden betrieben, Gefühle wurden erregt, Ideale wurden getraümt, aber 25 man vernachlässigte die Bildung der Kraft und der Fertigkeiten, ohne deren Besiz der Kopf umsonst aufgeraümt, Meinungen umsonst geläutert, Gefühle umsonst erregt und die besten Ideale umsonst getraümt werden. Man bildete Menschen, die das Gute wollt e n , aber k e i n e , k e i n e , die es konnten. Man hat die Folgen 30 [erfahren]. Indessen ist unsere Epoche vorüber. Unser wartet das Grab. Die Welt ist in der Hand neuerer Menschen. Die Welt ist selber neu. Wir verstehen bald nicht mehr, was sie will; sie versteht aber gewüß auch nicht, was wir wollten. Was bleibt uns also noch übrig? Was ist in den Tagen unseres Hinschwindens noch un- 85 sere Pflicht als die, den wesentlichen Wahrheiten unserer Tage das Zeugnis zu geben, das wir ihnen schuldig sind, und die Ursach,

203 worum alles Gute, was wir wollten, scheiterte, der Nachwelt in ein Licht [zu setzen], das für sie wohlthätig zu würken und zu verhütten geschikt ist, daß die Nachwelt erziehungshalber nicht in eben die Irrthümer versinke, die, indem sie die besseren K r ä f f t e unseres 5 Vatterland sint einem Menschenalter mit so schnellen Schritten ihrem völigen Untergang nahe gebracht, so viele edle Menschen in diesem Zeitpunkt ihr dem Vatterland geweihtes Leben verlieren gemacht haben. Unsere Vätter waren viel und wußten wenig; wir wußten viel und waren wenig, das war unser Unglük. Daß dieses 10 nicht mehr also sy, daß wir wieder die guten stillen Fertigkeiten unserer Vätter und die reifen, in Unschuld und Treue gebildeten Thatkräfte, die die Glücks- und Geschwäzträume unserer Zeit in uns ausgelöscht haben, und die alte Vaterlandsliebe in dem Realwerth seiner Individuen wieder ein neues Fundament finden, das 15 ist, wozu wir das kleine Scherflein, das das Zeitverderbnis uns noch in unserem Sakk übrig gelassen, verwenden sollen. Wir müssen alles darauf verwenden, daß die Nachkomenschafft d u r c h d i e E r z i e h u n g ein bessers und soliders Geschlecht werde, als dasjenige war, in dessen wilden, alle Ufer angreifenden Strohm wir 20 mitschwamen. So wie wir es dahin bringen werden und könen, gute, krafftvollere Menschen innert unserer Mauern und innert unserer Grenzen zu haben, so, aber auch nur so und nur in so weit werden wir es dahin bringen, einst auch, so viel es unsere Lagen und Verheltnisse noch zulassen, einen guten und krafftvollen Staat zu 25 erhalten. Wenn wir einst gute und krafftvolle Menschen haben werden, so werden wir auch einen guten, krafftvollen Staat wie sie haben. Ich lebe jezo ganz dem Zwekk, die Ansichten der Individuen für eine bessere Erziehung der Jugend zu berichtigen und ihre Kreffte darin zu stärken. Ich bin gewüß, in meinen alten Tagen das seltene 30 Glük [zu haben], daß sich mehrere junge Männer, so sich in Ruhe und K r a f t gleich auszeichnen, mit mir zu diesem Entzwek vereiniget und mich mit ihrer ganzen Thätigkeit unterstützen. Die Zeitschrift, deren Ankündigung ich Ihnen hier beyfüge, hat ganz den Zwek. Ich empfehle Ihnen dieselbe. Wenn Sie derselben 35 in Ihrem Kreis einige Leser verschaffen können, so thun Sie, glaube ich, etwas Gutes. Lassen Sie mich Ihrem Angedenken empfohlen seyn, und genehmigen Sie die Versicherung der Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen. Dero hochgeachteten Herrn gehorsamer Diener 40 Pestalozzi.

204 1253. An Hirzel. [Anfang 1807]. Mitten unter dem Drang von Staats- und ländlichen Geschäften, die nicht bloß ihrer Natur nach, sondern auch noch durch die Um- 5 stände der Zeit mehr als gewöhnlich geeignet wären, den Menschen, der in ihren Schlund geworfen zu werden das Glük oder Unglük hätte, ganz zu verschlingen, schenkten Sie meinen einfachen kindlichen Ansichten der Dinge einige Aufmerksamkeit. Ich erinnere mich mit Vergnügen derselben und danke Ihnen einige angenehme 10 Stunden, die ich bey Ihnen verlebt. Seitdem ist so viel begegnet. Das Kleinliche des Bürgerpatriotismus und das Kleinliche der Ratshausanmaßungen haben einen großen Stoß erhalten. Die Wichtigkeit von beyden sind in eine Rauchwolken aufgegangen, die der Wind weggeblasen. Es ist dem edlen Menschen nichts übrig 15 geblieben, als das reine Intresse für die Menschennatur selber. Auf eine Art lag dieses reine Intressen dem Bürgerpatriotismus und Rathausanmaßungen gleich zum Grunde; aber auf beyden Seiten nagte die Selbstsucht unserer Sinnlichkeit an diesem Scheinfundament unseres Thuns. Es ist mir schwer, die Augen der Selbstsucht 20 und all ihrer Schwäche zu öffnen. Aber unsre Zeit hat, wie es in Jahrtausenden nicht geschehen, ein eigentliches Meisterstük in der Kunst, die Augen derer, die nichts sehen wollen und nichts sehen sollen, zu öffnen. Könige sind abgesezt worden wie Schulzen, und Armeen haben sich aufgelöst, wie nichtige Bauernaufläufe sich 25 kaum auflösen. Die Werke von Jahrhunderten zerfielen, weil wir ihrer nicht wehrt waren, weil sie in unserm Personalwehrt keinen Platz fanden. Das war das Schiksal der Welt. Was vermochte ein kleiner Winkel, der der Welt nur zu sehr gleich sah, und unter allen Schwächen vielleicht mehr als kein anderer litt? Was vermochte 30 dieser kleine Winkel gegen das verdiente Schiksal der Welt? Wo nun keine Kraft mehr ist, da suchte die ganze Natur im zu Grundgehen und Verfaulen Fundamente zur Entfaltung frischer und neuer Kräfte. Die Zeit dieses zu Grundegehens, dieses Verfaulens ist freylich traurig, aber nothwendig, und verkürzt sich nur da- 35 durch, wenn man es bald merkt, daß man zu Grund geht, daß man verfaulet. Aber, wenn man im finsteren Grab von Auferstehen träumt, und dabey liegen bleibt, und das Leben der Motten und Würmer, die unser Tod nährt, für das Leben unserer selbst achtet,

205 dann verlängern sich die Tage unsers Zugrundegehens ohne Maß, und die Natur, die unsere Auferstehung und unser Leben will, wird durch die Träume unsers Scheinlebens gelehmt. Indessen bedaure ich den Zustand der Welt nicht. Alles, was ist, wekt jezt den 5 edlern Menschen zur Anstrengung seiner Selbstkraft und zur frohen Annehmung der Handbietung der Schwachen, wo die Kräfte der Starken nicht hinreichen. Hätte uns diese Bruderliebe nicht gemangelt, wir wären noch, was wir waren, und Europa wäre noch, was es gewesen. Doch, das ist hinter uns. Was vor uns ist, ίο ist zu werden, was wir seyn sollen, hie und dort noch zu erzielen. Jezt noch einmal, lieber edler Mann, lassen Sie mich mit dem Recht, das mir eine Jugendstunde gab, Ihre Hand mit der frohen Traulichkeit nehmen, mit der Sie mir selbige damals gaben. Lassen Sie mich mit der Thräne der entusiastischen Vaterlandsliebe, die 15 mir noch jezo oft in die Augen fallt, Ihnen sagen: Ich habe die Fundamente der Kräfte und Fertigkeiten, die mein Vaterland heute dringender als je bedarf, durch mein Leben gesucht. Ich irrte mich oft, ich hatte oft unrecht, aber ich schien auch oft zu irren, ich schien auch oft unrecht zu haben, bloß weil ich a l l e i n 20 stand, und hier und dort haben wohl auch manche, die ruhig auf ihren Stühlen in ihrer Stube ihren Thee schlürften und ihr Pfeifchen rauchten, und den armen Müdling im Suchen eines guten, nützlichen Wegs über Berg und Thal laufen und sich in Sumpf und Dikkicht um seines Zwekkes willen vernachlässigen und so ver25 wüsten sahen, mehr als lächeln sollen. Ich suchte den Weg für ihre Kinder und für ein Land, das ihr Land war und das meinige. Aber das Geschlecht, das zu sich selbst sagt: Ich bin reich geworden und bedarf nichts! Dieses Geschlecht war sich selber immer gleich und wird sich selber immer gleich bleiben. 30 Freund! Sie waren mit Ihrer edlen Gemahlin bey mir, und ich sähe es, Sie fühlten, daß ich mit meinen einzeln Versuchen dem rechten Weg wenigstens auf der Spur bin. Meine Freude ist groß, es fehlt nichts, der bessere Weg ist für das Menschengeschlecht gefunden, er steht als Thatsache unwidersprächlich da, aber, daß 35 er für mein Vaterland, daß er für Stadt und Land und das liebe Zürich zuerst benuzt werde, das ist noch nicht erkämpft. Daß es für Stadt und Land Zürich, wenn er gut ist, mehr als für die meisten andern Länder Noth thut, ihn zu betreten, das ist außer allen Fragen, und daß er mit Sicherheit zu dem, was unsere Stadt und 40 Land vorzüglich bedarf, hinführt, auch das ist heiter. Er ist jezt

206 für Menschen, die selber wollen, so heiter, als daß zwey mal zwey vier ist. Ich bin nicht unruhig für mich, suche nichts für mich und weiß wohl, daß ich auf Erden für mich nichts mehr zu suchen habe. Das Personale der Welt hängt nicht mehr mit mir zusammen. Ich rede mit einzeln Individuen über die Angelegenheiten der Zeit so 5 willenlos als ein Mensch auf dem Todesbette. Aber es erquikt die Willenlosigkeit dieses Toten, wenn hie und da ein junger Mann, wie Sie lezthin, den Wehrt und Erfolg von Bemühungen erkennen, die ich so gierig und so ernst meinem Vaterlande und nur ihm geweyhet habe. Können Sie etwas dazu beytragen, daß Zürich die- 10 selben mit Beförderung benutze, so thun Sie es gewiß! Vielleicht trägt dieses Blatt etwas dazu bey. Befördern Sie dasselbe, so weit Sie können, und genehmigen Sie die Hochachtung, mit der die Ehre hat sich zu nennen Dero gehorsamer Diener

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Pestalozzi. 1254. An Herrn Stadthalter Wyß.

[Anfang 1807].

Hochgeachter Herr! Unter den angenehmsten Erinnerungen aus 20 meiner Vaterstadt werden Sie und Ihre nähern Freunde immer von den vorzüglichsten bleyben. Sie suchten mit stiller Güte das Wohl des Landes. Sie trugen den Fleiß, die Anmaßungslosigkeit, die Ordnung und die Genauheit, die billigste Güte, die den edelsten Privatmann auszeichnet, mit in die Geschäfte des Staats hin- 25 über. Vorzüglich war mir Ihr Einfluß in die Administration des Spitals wichtig. Sie unterzogen sich darin selbst Detailarbeiten und Detailmühseligkeiten, denen sich in der Welt kein Mann von einigem Rang unterzieht. Sie waren nicht allein, mehrere Männer von Ihrem Rang unterzogen sich für das Vaterland einer ähn- 30 liehen anhaltenden und wirklich mühseligen Arbeitsamkeit. Sie setzten Ihre Ehre und die Ehre Ihrer Stellung darein, als Magistratus diese Privattugend in einem höchst seltenen Grad auszuüben. Und wenn man dieses Thun idealisch ins Aug faßt, wer sollte nicht in einer Stadt, in einem Land, in welchem Tugenden und 35 von solchen Männern ausgeübt werden, wer sollte sich nicht einer Solidität und einer Vollkommenheit genähert haben, die

207 nichts zu wünschen übrig lassen könnte und in sich in den Tagen der Noth als in all seinen Theilen feststehend erprobt würden? Die Unglüke unsers Vaterlandes haben gezeigt, wie wichtig und wirksam Privattugenden sind, wenn sie als ausüblich und nicht 5 dafür sorgen, daß sie mit der Regierung in gleichem Grad und mit gleicher Würde da seyn und gleiche Achtung [für jene] erzeugen, die durch ihren Besitz selbe ansprechen. [Sie haben gezeigt], daß die Tugenden unsrer besten Staatsmänner nicht diese Folgen hatten. Sie haben gezeigt, daß das Privatthun einzelner Menschen auch 10 in der obersten Stelle gegen den Einfluß dessen, was allgemein ist und allgemein würkt,demStaatimallgemeinenkeine Solidität giebt. Die Tugenden der Magistraten sind dem Staat als solche nur insoweit dienlich, als sie an sich ins Allgemeine greifen und ihren Geist allgemein machen, und zwar nicht nur im Kreis ihres Standes, 15 was freylich schon viel wäre, sondern im Kreis der Masse der Staatsbürger. Wo immer solche Männer nur als Private Tugenden üben, aber dann dabey den Magistratureinfluß nicht durch diese Tugenden allein, sondern durch Menschen und Mittel erziehlen, die das Gegentheil dieser Tugenden an ihrer Stirne tragen, wenn 20 solche Männer, die die Achtung und Würde, die ihrer Tugend gebührt, mehr um ihres Ranges als um ihrer Tugend willen ansprechen und von dieser Ansicht irrgelenkt, diese Achtung und die Würde durch den Canal eines blinden Glaubens und eines gezwungenen Seelengehorsams auf Menschen übergetragen wissen wollen, 25 die zwar gleichen Rang mit ihnen haben, aber die als Menschen und Bürger durchaus ihren Tugenden alle mangeln, wenn diese Magistraten die Achtung, die ihre Tugend durch äußere Zwangbande so an ihren Gang knüpft, daß sie äußerlich in ihren Formen gar nicht mehr als Achtung des innern Menschenwehrts und seiner 30 Tugend, sondern als Achtung seines äußeren Ganges erscheinen, wenn diese Männer gar die Tugenden, die sie ausüben, im Volk selbst verlöschen und es mit Gleichgültigkeit ansehen, wenn die Tugend des niedren Mannes im Land ihnen ganz und gar nicht und in nichts auch ein Ansehen, eine Achtung, eine Würde und 35 ein Übergewicht über alle Arten von Schlechtheit und Niedrigkeit, die ihn umgibt, sichert, wenn diese Männer mit Gleichgültigkeit ansehen, wenn diese Tugend im niedern Manne der Schlechtheit aller der Günstlinge des Ranges preisgegeben, selbst in der Tugend des Ranges keine Stüzzen mehr findet, dann genießt das Land 40 wenig auch von der höchsten Privattugend eines solchen Mannes.

208 Dennoch bin ich überzeugt, der Gang unseres Vaterlandes hätte eine andere Richtung genommen, wenn die eingetroffene gewaltsame Umwälzung der Dinge nicht unsere Kräfte alle in uns selber verwirrt und gegen uns selber gerichtet hätte. Es war die höchste Stufe unseres Unglükes, daß wir uns in demselben gegenseitig 5 mißkennen konnten, wie wir uns in derselben mißkannt haben. Doch wills Gott ist der derbe Züriputsch jezt auch von dieser Seite vorüber. Und wills Gott lenken sich alle, die es mit ihrem Vaterland und ihrer eignen Nachkommenschaft wohl meinen, mehr als je dahin, die Kräfte, die uns noch übrig geblieben, ohne Selbst- 10 sucht und Engherzigkeit zum Wohl des Vaterlandes zu vereinigen. Es thut jezt mehr als je noth, daß die isolirten Einsichten der edelsten unter ihnen allgemein gemacht werden. Dadurch ist allein möglich, der Nullität der Einflüssen, der Einsichten und Tugenden unserer edlern Menschen auf das Ganze des Staats ein Ende zu 15 machen. Umsonst leuchteten ihre Beyspiele. Der Wind eines bösen Tages hat ihre Folgen weggeweht, wie wenn sie nicht dagewesen wären. Erziehung und Gesetzgebung müssen die Einsichten und die Tugenden unserer Edelsten mit den Einsichten, mit den Gefühlen, mit der Lage und selber mit den Ansprüchen auch des 20 niedrigsten Mannes im Lande in Übereinstimmung bringen, wie sie in den besseren Tagen unserer Voreltern unwiedersprechlich in größerer Übereinstimmung standen. Und der Einfluß der Erziehung muß hierin dem Einfluß der Gesetzgebung wesentlich vorausgehen. Wo immer der Mensch nicht gut und nicht kraftvoll gut ist, 25 da ist alle Güte und alle Kraft jeder möglichen Gesezgebung nur eitler Schein; sie steht mit dem Seyn und Thun der Menschen, die ihr unterworfen seyn sollen, im Wiederspruch und muß mit ihr im Wiederspruch stehen. Es ist allso heiter, wo wir mit der Ausbildung einer mit einer guten Gesezgebung übereinstimmenden 30 Realkraft der Individuen anfangen müssen, wenn wir unserer Nachkommenschaft ein Vaterland geben wollen, wie wir keines hatten und keines haben konnten. Ich weiß, Freund, die Vorschritte, die in meiner Methode, in meiner Anstalt von dieser Sache geschehen sind, sind Ihnen nicht unbekannt geblieben. Ich weiß, 35 solang Ihr Herz schlägt, so lang bleiben Sie der Mann, der für alles, was der Menschheit und dem Vaterlande nützlich werden kann, warmes Intresse nimmt. Ich weiß, Sie freuen sich, daß ich Ihnen sagen kann: Die Leiden meiner Anstrengung nahen ihrem Ende, und dieses setzt auch der Mißkenntnis meiner Zwecke und meiner 40

209 Kräfte ein Ziehl. Ich bin glüklich, ich bin wie wenige Menschen glüklich. Was ich durch mein Leben suchte und nicht fand, das bereitet sich. Und obwohl ich die Erfüllung meiner ersten Wünschen bey meinem Leben nicht sehen werde, so werde ich doch 5 ihre Erfüllung hinter meinem Grabe noch bey meinem Leben suchen. Meine hiesige Anstalt giebt in Rüksicht auf sittliche, intellektuelle und industriöse Volksbildung Resultate, die zu groß und zu entscheidend sind, als daß ich noch zu [fürchten] hätte, daß irgend ein Parteysinn die Benutzung derselben bezweifeln könne, 10 sobald sie in der Reifung dastehen wird, die ihr ein Recht geben wird, diese Benutzung anzusprechen. Diese Reifung zu beförderen und die [Welt] auf die prüfende Aufmerksamkeit, auf das allmähliche Nöthige derselben rege zu erhalten, das ist, worauf jezt meine Thätigkeit hinwirkt. Das Journal, dessen Ankündigung wir 15 Ihnen hiemit beylegen, ist eines unserer Mittel zu diesem Zweke. Ich weiß, Sie billigen diesen Plan, und so wie Sie mir vor vielen Jahren in Beförderung von vielem freundschaftliche Hand boten, so thun Sie dieses auch jezt. Wenn Sie diesem Blatt in Ihrem Kreis einige Leser finden, so thun Sie, glaube ich, etwas Gutes, und ver20 pflichten sich auch hiemit demjenigen, der mit warmem Angedenken an Ihre alte Freundschaft die Ehre hat, sich zu nennen, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 1255. 25

An Herrn Stadthalter Schinz.

[Anfang 1807].

Es waren wenige Tage, aber sie sind mir unvergeßlich, in denen ich Ihnen in dem Haus Ihrer guten Eltern einigen Unterricht gab. Welch ein Unterschied, Freund! — Sie erlauben mir diese Sprache 30 — welch ein Unterschied zwischen der damaligen und der jezigen Zeit! Wie viel mehr waren damals unsere bessere Menschen in ihren Gefühlen der Wahrheit in allem dem, was wir in unsern Verhältnissen gegen einander seyn sollen. Unsere Anmaßungslosigkeit und das Selbstgefühl unsers ursprünglichen Rangs war freylich 35 schon auf seiner Neige. Die Souverainitätsrechte des Landes waren schon längst in Familienanmaßungen hinüber gegangen; aber diese 14 Pestalozzi Briefe V

210 A n m a ß u n g e n zeigten sich alle noch i m ersten M a n t e l der B ü r g e r e h r b a r k e i t u n d trugen auf eine A r t n o c h eine republikanische W e y h e , deren innere E n t h e i l i g u n g m a n durchaus n i c h t gerne d u r c h s c h i m m e r n ließ. D a s L o o s war geworfen. Der Militärdienst, B a u m w o l l e j u b e l und B e r n s i m m e r steigender Hochflug m a c h t e 6 uns schwindeln; wir v e r k a n n t e n täglich m e h r , was wir waren und was wir allein bleiben k o n n t e n . Die Zunftbescheidenheit gieng m i t j e d e m T a g m e h r in unpassende S t a a t s a u f g e b l a s e n h e i t hinüber. U n s e r m Volk, das seit J a h r h u n d e r t e n a n die Mäßigung der Mantels- und K r a g e n a n s p r ü c h e gewohnt war, war dieser Hochflug 10 so fremd, so wie alles W e i c h e n v o m B u c h s t a b e n der verbrieften Verhältnisse, die zwischen uns s t a t t f a n d e n . Indessen Schafte sich die ganze D e n k u n g s a r t in diesen Geist u m . E s wurden j e z t t ä g l i c h m e h r zwischen Menschen, deren G r o ß v ä t e r m i t einander auf einem Arbeitsstuhl saßen, und einer wie der andere ein R e f n a c h Leipzig 15 u n d F r a n c f o r t trugen, mit der u n d e l i k a t e s t e n K u n s t K l ü f t e ers c h a f t , die allenthalben, wo m a n es v e r s u c h t e , m e h r als b e y uns L ä c h e l n veranlassen würden. Menschen, die als Handwerkspursche liefen, wenn sie dahin k a m e n , das heilige S t a a t s r u d e r m i t einem F i n g e r zu berühren, verirrten sich über das Verhältnis ihrer selbst 20 z u m Volk, und des Volks zu sich auf eine W e i s e , m i t der gräfliche und fürstliche B e a m t e t e an k e i n e m guten Hof durchschlüpfen und a n ihren Stellen bleiben k ö n n t e n . D a s P r i v a t b e n e h m e n v o n Individuen, die so weit verirrt sind, ist die wahre U r s a c h a n der Mißs t i m m u n g eines großen Theils unseres Volks u n d a n unserm U n - 25 glük. W ä r e unsere Erziehung besser gewesen, so h ä t t e unser Volk der W i n d b e u t e l e y k r a f t und den A n m a ß u n g e n L ä c h e l n entgegengesetzt. A b e r das Volk war ungezogen und setzt hoher Ungezogenh e i t niedere Ungezogenheit und hoher G e w a l t t h ä t i g k e i t niedere R e c h t s l o s i g k e i t entgegen. D a s war unser U n g l ü k ; a b e r wo stehen 30 wir j e z t ? E s fehlte an E r z i e h u n g auf b e y d e n Seiten, es fehlte auf b e y d e n Seiten a n dem D a s e y n und der H a r m o n i e des nöthigen Wissens, Wollens und K e n n e n s . Das einseitige b e s c h r ä n k t e W i s sen des einen Theils k o n n t e d e m Ganzen so wenig dienen, als das einseitige und b e s c h r ä n k t e K ö n n e n des andern. Die Folgen setzen 36 uns n i c h t n u r für die Gegenwart zurük. W i r sind i m großen und allgemeinen n i c h t einmal fähig, für die Z u k u n f t zu helfen. W i r sind v i e l m e h r genöthigt, die Menschen, die d e m V a t e r l a n d e in seinen ersten Angelegenheiten m i t genugsam gebildeter K r a f t u n d in vollendeter Geschiklichkeit a n die H a n d gehen, noch zu bilden. 40

211 1256. An Herrn Seckelmeister Hans Conrad Escher. [Anfang 1807]. Hochgeachter Herr! Wenn der Mensch glüklich ist, so wächst 5 auch sein Muth. Der Unglükliche hat auch zum Besten, zum Heiligsten, das er sucht, dessen nicht genug. Vom Glük zurükgestoßen, fürchtet er immer, die Menschen seyen alle, wie er, und leben nur in seiner Nachfolge und nur in seiner Selbstsucht. Sie sind es nicht alle, sie leben nicht alle nur in seiner Nachfolge und in seiner Selbst10 sucht. Aber der Unglükliche und Unrechtleidende fürchtet selber den Strom, dessen Welle ihn zu verschlingen droht, und zittert selber vor jedem Tropfen, der aus ihm geschöpft zu seyn scheint. Ich hatte in meiner Jugend auch bey Ihnen Zutritt. Ich wünschte in den langen Tagen meiner Mühseligkeiten oft, ihn zu 15 erhalten. Aber ich wagte es nicht, ich suchte Sie nicht, ich suchte niemand. Ich fürchtete selber, Menschen zu suchen, die ich achtete. Von der Menge mißkant zu seyn, das war mir ein Spiel, aber es von den Menschen zu seyn, die ich achtete, das konnte ich nicht ertragen, wenn ich sie sah; ich konnte es nur, wenn ich sie nicht sah. 20 Sie waren Landvogt von Wäddenschwyl. Sie kandten also das erste Kleinod unseres Staats, das Volk am See. Ich war gewiß, Sie kannten es nicht nur einseitig. Sie kannten sein Verderben nicht bloß, Sie kannten auch sein Gutes. Sie waren gerecht. Ich kannte Ihren höhern, edlern Sinn, ich wußte es, Ihr Sinn, Ihr höheres 25 Streben ohne Selbstsucht war dem Vaterland geweiht. Sie verachteten die Unedelmüthigen, wo Sie sie sahen, selber auch den unedelmüthigen Gebrauch der Gewalt, wenn und wo ihn auch noch so viel Scheingründe entschuldigten. So kannte ich Sie. Zugleich kettete mich ein Band der Freundschaft und des Bluts an 30 diese anerkannt Edlern und viele guten und wohlwollenden Menschen aus dieser Gegend. Ich hatte Vorliebe für Menschen und Gegend, nicht zwar, daß mir die erstem, wie sie wirklich waren, allgemein gefielen, aber sie gefielen mir, wie sie werden konnten, sie gefielen mir in der vielseitigsten Auszeichnung ihrer Anlagen, 35 ihrer Fertigkeiten, ihres Strebens und ihrer Mittel. Ich war überzeugt, die Gegend könne in aller Rüksicht werden, was die Gegend von Neufchätel ist, wenn wir. für sie das seyn würden, was der König von Preußen für Neufchätel war, und trotz seiner Höhe willig sich durch Rechtsprüche verurtheilen ließ, es ferner zu bleiben. 14*

212 Ich hätte so gern oft mit Ihnen über das, was zu diesem Ziel zu thun möglich und schiklich wäre, geredet. Das alles ist nun vorüber. Ein höheres Schiksal hat über das Wesentliche dieser Ansichten ohne Anfrage weder an unsre Thoren, noch an unsre Weisen entschieden. Es ist nicht mehr die Frage, was hätte geschehen 5 sollen, es ist jezt nur noch die Frage übrig: Was ist jezt noch zu thun möglich? Ich habe schon längst wahrgenommen, aber seit ich an der Spitze meiner Unternehmung stehe, und den Kindern, deren Eltern von sehr ungleichem Stand sind, eine ganz gleiche Erziehung gebe, ist es mir zur Unwiedersprechlichkeit geworden, um 10 wie viel mehr, um wie viel wahrhafter der Mensch durch das, was er thut, als durch das, was er hört, gebildet wird. Diese intensive Kraft des Geistes gewint unermeßlich durch den Spielraum und den Zwang einer wohlgeleiteten äußeren Thätigkeit. Ebenso entwiklen sich die Anlagen aller Kunstkraft vorzüglich durch diesen 15 Zwang und durch diesen Spielraum. Das Volk am Zürchersee ist in seiner Ausbildung auf dieser Bahn und von dieser Seite im allgemeinen weit mehr vorgerükt, als im allgemeinen die Stadt in der Fähigkeit, dieses Vorrükken auch nur richtig zu beurtheilen, geschweige kraftvoll zu leiten und vortheilhaft zu benutzen. Ein- 20 öden, die man vor ein paar Menschenaltern um nichts gekauft, werfen jährlich unglaubliche Summen ab, nicht bloß denen, deren Schweiß und Aufopferungen sie aus nichts erschufen, nicht bloß dem Staat, der den Fleiß seiner Kinder mit seiner Vatertreu ihnen selber wieder zurückgeben konnte, sondern für Klöster, die wohl 25 ein altes Anrecht auf das Erträgnis des Bodens hatten, die aber doch glüklich sind, wenn auch der durch Kunstfleiß erhöhte Wohlstand auf diese in gar nichts wohlthätig zurükwirkt, deren Kirchengesang und Meßlesen ohne Messe höher belohnt werden muß, als da sie noch für jene sangen und Messe lasen. Europa hat den Platz 30 nicht aufzuweisen, wo die Landeseinwohner ohne Staatshülfe durch bloße persönliche Anstrengung aus einem schlechten Boden einen Garten gemacht haben, wie die beyden Ufer des Zürichsees dazu gemacht sind. In Rüksicht auf Industrie ist ihr Vorschritt nicht kleiner. Seit 35 der Reformation war Hausfleiß das Erbtheil unseres Volkes. Der Haussegen erbte sich nicht bloß in Geld und Gut, er erbte sich in Kraft und Fertigkeit. Kaum der Wiege entrükt, gewinnt das Kind durch gewisse Arbeiten schon sein Brot, und der höhere Leiter der Arbeit verbindet Kenntnisse und Fertigkeit, wie sie in noch große- 40

213 ren Fabriken Europens sich nicht in der nämlichen Persönlichkeit vereinigen. Die Anstrengungen des Volks für ihren Lebensunterhalt übertreffen das Höchste, was ich diesfalls kenne, und mit soviel angeerbter Kunstkraft arbeiten sie um einen so niedrigen Taglohn, 5 daß das trägste Volk um sie her in Gegenden, wo das Land um der Faulheit unwürdiger und anmaßlicher Menschen willen nicht einmal bebaut wird, den gedoppelten Wehrt zu seinem Taglohn fordert. Wenn irgend ein Land seinem Volk Achtung und Dank schuldig ist, so ist es das Vaterland dem Volk von Zürich. 10 Ich weiß wohl, daß die Seite, die ich hier vorstelle, auch ihren Schatten hat. Aber wo ist das Land, wo ist das Reich, wo ist der Staat, deren gute Seite nicht ihren Schatten hat? Ich kenne die rohe Härte, ich kenne den beschränkten Eigennutz, ich kenne den unbeschränkten Trozz. Aber ich schreibe diese Fehler nichts weni15 ger als ihnen allein zu, ich schreibe sie im Gegentheil als eine unausweichliche Folge einer ihrer Lage, ihrem Vermögen, ihrer K r a f t und ihrem Streben durchaus nicht genugthuenden und eben darum einer in allem völlig unpassenden bürgerlichen und staatlichen Verfassung oder vielmehr Gesetzgebung zu. Was ich bestimmt be20 haupte, ist: Die Menschen am See konnten unter den Umständen, unter denen sie lebten, nicht wohl anders seyn, als sie in dem Zeitpunkt [waren], indem sie in die [Ihnen] bekannten Fehler fielen. Das ist aber gleich gewiß: Wenn das Gute, das in diesem Folch ist, ich will nicht sagen mit preußisch-neuenburger Staatsenergie, ich sage 25 nur mit St. Galler und Appenzeller Fabriesinn oder mit Genfs und Basels Handlungstakt benützt worden wäre, so wären wir durch den Wohlstand unserer Individuen der erste Stand der Eidgenossenschaft geblieben, wie uns die äußere Form davon auch zum [vordersten] derselben gemacht hatte. 30 Das aber ist jezt alles vorüber, aber es ist also vorüber, daß das Vaterland mehr als je der Kräfte seiner Individuen bedarf. Noch jetzt böte der Zürchersee einem Fürsten, der seiner wehrt wäre, Kräfte, die in Europa kaum auf einer andern Stelle zu finden wären. Sollten wir Republicaner in der Benuzung dieser K r ä f t e hinter 35 einem erlauchten, gütigen Fürsten zurükstehen? Möge mich das Grab decken, ehe ein Vernünftiger, Bescheidener meine Meinung leugne: Republicaner vermögen mehr für das Wohl des Menschengeschlechts als Krone und Szepter. Möge Gott unser Vaterland selber erhalten! Aber das ist gewiß, wir bedörfen der K r ä f t e unserer 40 Individuen mehr als je, und wenn uns je die Ausbildung unserer

214 Individuen a m Herzen gelegen, so soll sie uns jezt am Herzen liegen. Daß sie Ihnen mit Ernst und Liebe am Herzen liege, davon bin ich überzeugt. Darum wage ich es auch, ohne Gefahr, mißverstanden zu werden, Ihnen zu sagen: Meine Methode ist zu einer Reifung gelangt, daß sie dem Vaterland vorzüglich dienen kann. Sie er- 5 probt sich alle Tage mehr als allgemein geeignet, die Anlagen und K r ä f t e der Individuen mit gesichertem Erfolg und allgemein auszubilden. Bey meiner diesfälligen Überzeugung, die sich noch mit derjenigen vereinigt, daß unser Canton bestimmt ist, für die Art der Ausbildung, die sie ertheilt, aber auch vorzüglich vorbereitet 10 und geschikt ist, sie in ihrem ganzen Umfang zu benützen, fürchte ich nicht zu fehlen, daß ich, durch Adressirung dieser Ankündigung an Sie, Ihre Aufmerksamkeit auf meine Methode zu verdoppeln suche und [Sie] für ihre Prüfung zu interessiren trachte. Wenn das aber auch nicht wäre, so würde sie Ihr Herz intressiren, wenn Sie 15 sie kennten, und Sie würden dann nicht ruhen, bis mein Vaterland alle Vortheile von derselben genösse, bis es dieselben sich eigen zu machen in der Lage und geschikt ist. Ich weiß nicht, ob ich noch beyfügen darf, daß Sie mich verpflichten werden, wenn Sie der Zeitschrift, deren Ankündigung beygeschlossen ist, in Ihrem Kreis 20 einige Leser finden könnten. Verzeihen Sie der anscheinenden Zudringlichkeit; ich glaube die Zeitschrift meinem Vaterland nützlich und darum allein wage ich dieses. Genehmigen Sie die Versicherung der Hochachtung, mit der ich die Ehre habe mich zu nennen Dero gehorsamer Diener

25

Pestalozzi. 1257. An Herrn Finsler.

[Anfang 1807].

Sie warfen im ernsten Studium der Staatskunst einst, aber schon 30 vor langem, einen Blik auf einen Menschen, der entusiastisch das Menschenwohl suchte. Natürlich glaubten Sie nicht an seine Ideen; doch daß es ihm in seinem lebendigen Suchen und Streben hie und da gelingen möchte, auf Ideen zu fallen, die in der Gnad ruhiger und gebildeter Menschen zu benutzen möglich wären, das war 35 Ihnen genug, um mich nicht wegzuwerfen, wie der Haufen von Menschen mich weggeworfen hat.

215 Auch Ihre Gemahlin gönnte meinem mit dem Thun Ihrer Umgebungen contrastirenden Eifer einige Aufmerksamkeit. Ich fühlte mich in einigen Stunden in Ihrem Hause glüklich. Ach, wie war ich damals so selig, wenn ich damals einen Menschen fand, der 5 meine gutmüthige Äußerungen über Menschenkraft, Menschenwürde, Menschenliebe nicht bloß bespöttelte. Ihre Aufmerksamkeit war immer ernst. Sie glaubten, ich träume; aber Sie schienen zu wünschen, daß mein Traum wahr würde. Kurz, es war mir wohl an Ihrer Seite, so oft mich eine Gelegenheit zu Ihnen führte. Ich 10 ergriff diese immer mit Freude und fand in jedem Fall in Ihneneinen Mann, der mir im hohen Grad zum Aufseher und Führer der andern gebildet schien. Ich fand in Ihnen immer einen Mann, den ernstes Forschen und große Erfahrungen zur Selbständigkeit im Denken und Handeln erhoben haben. Vieles, das mein Gefühl mich bloß 15 ahnen lassen machte, sprachen Sie mit bestimmter Deutlichkeit aus, und oft, gar oft schienen Sie in Ihren Ansichten den meinigen gar nicht entfernt, obgleich ich immer fühlte, die Gründe, worin sie Ihnen nahe stunden, mögen von den meinigen sehr verschieden seyn. Selbst in den Tagen, wo es nicht mehr um bloße Meinungen, 20 sondern um das Thun dessen, was recht war, zu thun war, selbst in dieser Zeit schienen Sie Ihre Aufmerksamkeit auf mich nicht ganz verlohren zu haben. Diese Tage haben unsere Finanzen zerüttet, aber sie haben auch unsere Köpfe und unsere Herzen zerrüttet. Eine große unerwartete Erfahrung von unläugbarem Mangel in25 nerer Würde und Selbstkraft und vom Dasein einer Menschenverachtung, die das Vaterland im allgemeinen mißkannte, trat jetzt hervor. Sie schlich bis jetzt nur im Finstern und durfte sich nirgends öffentlich zeigen. Wenn aber ein solcher Zustand im allgemeinen da ist und sich in öffentlichen Handlungen ausdrükt, 30 dann lenkt alles Gefühl der Vorzüge zur Härte gegen den Schwächern. Das Unrechtleiden des verachteten Mannes kümmert den Verachtenden in keinem Fall. E r sucht in keinem Fall Schonung für ihn, es ist ihm genug, daß er ihn bändige. Und es bekümmert ihn nicht, ob der Gebändigte dadurch alle Höhe reiner Menschheit 35 in seinem Innern verliere. Im Gegentheil, er kann nicht glauben, daß der Gebändigte wirklich bis zur Vollendung gebändigt sey, wenn er ihn nicht vollends in allen Verhältnissen, wenn er ihn nicht völlig zum Thier, aber freylich zum forchtsammen, zitternden Thier hinunter gebändiget. Erst dann ist ein solcher Bändiger 40 ruhig. Spürt er, daß er selber Furcht hat, so fährt er ohne alle

216 Rüksicht fort, bis er das nicht mehr spürt. Die Auflösungen jedes Staates führen schrekliche Gemüthszustände herbey; aber die Erschlappung der Staaten bereitet die Schreknisse dieser Zustände, deren Ursachen immer längst vorher da sind, eh ihre Erscheinungen offenbar werden. Aber ich weiß nicht, wie der Faden des Briefs mich über etwas träumen machte, über das man jezt nicht mehr träumen sollte. Ich hoffe, wir haben die Gefahren unserer Auflösung überstanden, ohne so weit versunken zu seyn. Izt ist die Zeit, wo wir, wenn wir auch weniger versinken, alles thun sollen, uns wieder zu erheben. Verhehlen können wir es uns nicht, große Überreste von unsern Mißstimmungen verwüsten unsere Gemüther noch vielseitig und setzen uns wenigstens in unsern Ansichten weit hinter den Standpunkt der unbefangenen, selbstsuchtslosen Unschuld und die Macht des edlen Magistraten, die ohne Kronenglanz, ohne Wachtengewalt in unserer Mitte eine Würde hatten und sich einen Gehorsam verschaften und ein Zutrauen erhielten und uns Jahrhunderte durch als ein Volk erhielten, das die Einnahme größerer Staaten durch Kräfte oder Tugenden ersetzte, so daß sie uns zu beneiden vermochten. Verzeihen Sie, das Alter macht die Menschen wortreich und den träumenden Mann noch träumender. Es ist ein Lieblingsgedanken meiner hinschwindenden Tagen, die Edlern des Vaterlandes werden zu dieser Unschuld, zu dieser hohen Serenität des Gefühls, die das Glük unserer Vorzeit machten, zurükkehren. Ich weiß freylich wohl, die Menschenseele kehrt sich nicht um wie ein Handschuh; insonderheit sind Regierungsgefühle, die die Umstände und Leidenschaften belebt haben, in den Individuen immer höchst schwer auszulöschen. Zu solchem braucht es Zeit. Das Volk muß zuerst besser werden, vorher dürfen unsere Staatsräthe nicht oft daran denken, wie alte Zunftmeister dem Bürger und dem Landmann mit traulicher Unbefangenheit die Hand [zu] biethen und von den Angelegenheiten mit der sorglosen Unbefangenheit reden zu wollen, mit der ein allgeliebter Hausvater über sein Hauswesen mit seinen Hausgenossen redet. Doch es ist ja nicht das Handbieten und nicht das Kannengießen über [des] Vaterlands Angelegenheiten, das je Zürich noth that, nur allein, daß das Volk besser werde; das allein ist, was noth thut. Ein kleiner müßiger Staat und ein schlechtes Volk, wer mag darin leben? Wie das Zürich durch persönliche Rükerinnerung und durch die Sage der Vorwelt überzeugt

217 ist, daß dieses Volk einmal besser war, daß ein allgemeines Emporstreben zu häuslicher, sittlicher und bürgerlicher Kraft und Selbstständigkeit vom Geist der Gesetzgebung organisirt, von den Grundsätzen seiner Religionslehrer unterstüzt, von den Sitten und 6 Gewohnheiten einzelner Familien angeerbt und durch die Kette des daurenden und zusammenhängenden Daseyns von einer in allen Volksklassen mit Ehre und Achtung lebender, beträchtlichen Anzahl an Kraft und Verdienst ausgezeichneter Männer als öffentliche und allgemeine Sache des Staats gesichert war. Wer, 10 der von allem diesem überzeugt ist, wünscht nicht die Rückkehr des Vaterlandes zum Geist und zum Seegen dieser seiner bessern Zeit? Das ist aber ohne Vereinigung unserer einsichtsvollen und wohlwollenden Menschen zur Erneuerung der alten E r z i e h u n g s Kraft und Wahrheit, auch in dieser Rüksicht der alten Erziehungs15 maximen, nicht möglich. Sie wissen, mit welcher Entschlossenheit ich mich in den Tagen der Trennung, die unsere nicht geahndete und nicht geglaubte Schwäche offenbar machte, von allem getrennt, um in der Bemühung für die Erziehung die einzige mögliche Rettung des Vater20 landes zu suchen. Sie vereinigten sich mit mehrern meiner Freunden, mich in meinen Bemühungen zu unterstützen. Sie fuhren fort, mir Ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Ich erinnere mich vorzüglich einer Unterredung mit Ihnen, in welcher ich Ihnen die mir damals noch selber dunkle Idee von dem Zusammenhang der Ele25 mentarmittel mit der Kreide an der Wand heiter machen wollte. Von dem Tag, an dem ich diese Laufbahn ergriff, ward ich glüklich. Lassen Sie mich auch Ihnen für den Antheil, den Sie davon hatten, mir den ersten, schwersten Schritt derselben möglich zu machen und zu erleichtern, danken, und vergönnen Sie mir die 30 Bitte: Verlassen Sie mich jezt auch nicht, da es darum zu thun ist, auch an mein Vaterland die Folgen der Anstrengung zu sichern, die ich ihm, ihm allein weihte, und die Methode ist für Europa gewonnen! Helfen Sie mir, daß ihr erster Vortheil dem Vaterland zu Theil werde! Ich darf Sie mit der zuverlässigen Gewißheit ver35 sichern, die Vortheile, die ihre Einführung in Rüksicht auf die Bildung des Volkes zur Industrie haben muß, sind nicht zu berechnen. Ich darf Sie dabey noch versichern, daß ihr Einfluß auf sittliche und intellektuelle Veredlung unsers Geschlechts ebenso entschieden [ist] als in seiner Berufsbildung. Sie scheint förmlich geeignet, 40 dem Vaterland in dem Punkt, der für dasselbe jezt noth thut, die-

218 n e n zu können. Es ist richtig: keine einzige U n t e r s u c h u n g wird i m Stand seyn, hierüber Zweifel zu erregen. Jede Untersuchung m u ß die Überzeugung hervorbringen: die Methode k a n n nicht eingeführt werden, ohne daß das Volk besser werde. W e n n ich also eine Handbietung, w e n n ich einen Eifer für diesen Zwek bitte, so 5 bitte ich dafür nicht für mich, ich bitte für das Vaterland und zwar in einer Angelegenheit, die, wenn sie je dringend für dasselbe war, es ganz gewiß gegenwärtig ist. W a s soll alles übrige, w a s soll alle Policei, alles Militär, alles für die Menschen, w e n n sie nicht einsichtvoller, selbständiger, kraftvoller und humaner, w e n n sie nicht bes- 10 ser werden, als sie sind? U n d wie sollen sie es in einer Welt, w o alles mehr als je in Glanz, Herrlichkeit und Jubelsucht [lebt], ohne sich überzeugen zu wollen, daß es für die E r w e k u n g und Erhaltung auch bloß v o n diesem Einsichten, Kraft, Selbstständigkeit, H u m a nität braucht? Wie sollen die Menschen in einer solchen Welt, in 15 e i n e m solchen Zeitpunkt besser werden, w e n n sich die edelsten unter ihnen nicht dahin vereinigen, wenigstens auch den z e h n t e n Teil der Kraftanstrengung, die sie d e m Vaterland in Policei- und Militärhinsicht schenken, darauf zu verwenden, daß die armen Individuen, aus denen das Vaterland besteht, besser werden als sie 20 sind, und so auch [die Natur] der Policei und des Militär desselben eine oberflächliche, kleinliche Außenseite, eine Art unserer Convenienz-Erscheinung sey, sondern bloß das erhalte, was die Menschennatur in all ihren wesentlichen Ansprüchen befriedige. Das A n d e n k e n der Güte, die Sie lange für mich hatten, und das 25 Intresse, das Sie v o n A n f a n g an meinen Untersuchungen schenkten, m a c h t mich kühn genug, mich mit Ihnen über meine gegenwärtige W ü n s c h e so offen zu unterhalten u n d Sie noch zu bitten, das B l a t t dieser Ankündigung, welches hiemit beyliegt, Ihrer Aufmerksamkeit zu würdigen und, wenn Sie wohl könnten, i h m einige 30 Leser in Ihrem Kreis zu verschaffen. Genehmigen Sie die Versicherung der Hochachtung, m i t der ich die Ehre habe, mich zu nennen, hochgeachter Herr, Dero gehorsamer Diener Pestalozzi. 35

219 1258. An Herrn Antistes Heß. [Anfang 1807]. Seitdem ich angefangen, mich um den öffentlichen Untericht zu 5 bekümmern, intressirte es mich immer sehr zu wissen, wie Sie über mein Bemühen denken, und es war immer eine meiner ernstern Angelegenheiten, alles, was von mir abhieng zu thun, Sie von der Reinheit meiner Zweke und von der Solidität meiner Mittel zu überzeugen. Ich wußte, daß Sie die Kühnheit meines Gangs nicht ίο liebten und die Unbefangenheit meiner Urtheilen mit der Derbheit eines Zeitgeistes, den ich wie Sie würdigte, das nemliche zu seyn glaubten. Ihre Verehrung für die Rudera von dem Thun unserer Väter flößte Ihnen Furcht vor einer Handlungsweise ein, die diese Rudera nicht alle zu respectieren schien. Sie mußten mich miß15 kennen. Die Zeit, in der ich in Rüksicht auf die Erziehung von mir reden machte, war nicht mehr die unbefangene Zeit unserer Väter, selber nicht einmal mehr diejenige unserer jüngeren Tagen. Die Individuen unserer Stände waren nicht mehr selbstständige Wesen. Ihr Thun war nicht mehr als das Thun solcher Menschen ins Aug 20 gefaßt. Was man immer urtheilte, was man immer that, ward ins Aug gefaßt, als geschehe es im Dienst einer Partei, derer man blindlings und unbedingt anzugehören von den Gegenfüßlern dieser Partie verurtheilt ward. Ich ward zum Parteimann gemacht und als Zielscheibe der Parteyschützen ausgestellt. Von einem 26 Menschen, mit dem es so weit kommt, ob mit Recht oder mit Unrecht, das fragt die Welt nicht, mit wem es immer so weit kömmt, von dem zieht der stille fromme Mann im Land seine Linke und dann seine Rechte, und so immer weiter zurtik und denkt: Hic niger est, hunc tu, Romane, caveto! Ich sah Ihre Furcht, aber ich 30 achtete Ihr Mißtrauen hoch, ich achtete es für das Mißtrauen der Tugend, ich achtete es für das Mißtrauen der Edlen, die ihr Heil mit Furcht und Zittern wirken. Dennoch wußte ich, daß ich dasselbe nicht verdiene, und gab mir einige Mühe, Sie auf die wahren Gesichtspunkte aufmerksam zu machen, von denen ich ausging 35 und zu denen ich hinlenkte. Als ich aber einmal zu Ihnen kam, es ist jetzt mehr als vier Jahre, und auf einem Sessel neben Ihnen eine Folioteke mit der Aufschrift P e s t a l o z z i a n a liegen sah, gab ich meine Hoffnung auf, Sie von der Täuschung zurüklenken zu können, in der Sie meinethalben, wie ich glaubte, lebten.

220 Ich mußte mich bey mir selber fragen: Was konnten das für Pestalozziana seyn? Man salbaderte in diesem Zeitpunkt über mein Thun, ohne es zu kennen, widerlicher, als es sonst je geschah. Ich bedauerte es, die beste Seele, die ich kannte, durch den Rauch überschmierter Papiere und fundamentloser Zeugnisse von der 5 Aufmerksamkeit auf die Kraft und das Leben, das von meinem Thun ausgieng, abgelenkt zu sehn. Ich bedauerte es, daß gute Menschen, die aus Wahrheitsliebe zu schüchtern in die Welt hinein sehn, wie sie wirklich ist, von Schwach- und Falsch-Malern so leicht verführt werden, dieselbe so anzusehen, wie diese letztem 10 sie jenen vormachen, ohne zu achten, daß der Hintergrund aller solcher Vormahlereyen zwischen Leidenschaft und Blindheit wechselt, wie die Farben am Hals eines schönen Vogels, je nach dem er ihn dreht. Ich achtete es für einen der ersten Vorzügen des Christenthums, daß Jesus Christus die Welt sah, wie sie wirklich 15 ist und sich weder von dem kleinsten Manne des Volks, noch von den Thongebern weder anschwärzen noch aufschwatzen ließ. Er warf aber auch die Comentaren über die Religion weg, wie die Comentaren über die Menschheit. Alles, was von jeher Großes geschah, ist beynahe davon ausgegangen, daß man die Commen- 20 taren darüber weggeworfen. Auch die Reformation ruhet größtentheils auf dem Muth dieses Wegwerfens. Es ist auch nun dringender als in den Tagen, wo die Comentarianer ihre Menschensatzungen zu Gottes Wort und das Spinnengeweb ihrer Zeitmeinungen für ewige Wahrheit der Menschennatur gelten machen wollten. 25 Dieses Wegwerfen ist nun dringender als in den Tagen, wo allgemein Schall und Verblendung dem Menschengeschlechte den Kern aller Dienge aus den Augen rükte, in den Tagen, wo nie rostende Schalen-Verziehrung eine der Menschennatur unwürdige Schalen-Anbetung veranlaßt, und die Selbstsucht der Schalen- 30 künstler und Schalenkäufer es dahin gebracht hat, die Neuerungen ihrer Umwandelungen des Kernmarktes in Schalenmarkt als ehrliche und unverminderte Fortsetzung des ersten anzugeben und uns besuchen zu machen. Der Muth des Wegwerfens thut nun so noth als in den Tagen, wo die Uransicht großer heiliger Wahrheit 35 selber wesentlich mit Tand und tödendem Geschwätz überdünkt, und diese Todesüberdünkung ihrer selbst mit der Uransicht ihres Geistes und ihres Lebens verwechselt wird. Es thut so noth als in den Tagen, wo der heuchlerische Neurer in der Kutte des Alterthums stekte, um die Wahrheit, die den ächten Geist des Alter- 40

221 thums nährt, als N [ e u e r u n g z u erklären], und wo er diesen alten Geist gegen die Blendwerke des Wahrheit- und Krafftmangelnden Heuchlers vertauscht. Sie können mich nicht mißverstehen, ich bin ferne davon, ir5 gend einmal oder irgend in etwas das Kind mit dem Baad auszuschütten. Wenn ich je irgend einmal Neigung zeigte, ein Baad auszuschütten, so ist es gewiß nur darum, daß ich das Kind, das darin zu ertrinken gefahret, beym Leben zu erhalten suche. Es hat mir weh gethan, edler Mann, von Ihnen als Neuerer angesehen zu wer10 den. Wenn je ein Mensch in allem Thun gegen das einfache Thun gegen die Unschuld, gegen die Kraft, gegen die Liebe des Alters zurüklenkt, so bin ich es gewiß, aber —

1259. 15

An Frau Lavater.

[Anfang 1807].

Es sind nun mehr als über dreißig Jahre verschwunden, sintdem Sie die gut gemeinten Träumen meiner Jugendtage oft belächelten. Freundin! Das waren Sie in diesen Tagen. Lassen Sie mich heute, lassen Sie mich in diesem Brief noch einmahl also 20 sagen! Die Theilnahm Ihrer Unschuld und Ihrer frohen Güte erhob damahls mein Herz. Es war mir so wohl in Altstetten, in Weinigen und in meinem lieben Zürich neben Jünglingen, der von Bodmer, Breitinger und vielen Edlen dem Vatterland und allem, was gut ist, gewiehten Jugend, auch Töchteren zu sehen, deren Herzen dem 25 Vatterland und allem Guten fry und froh schlugen wie das Herz der edelsten Jünglinge. Die Zeit war schön, aber ihr Glanz war trüglich. Zürichs alte Tugend geistete noch, eh sie erlosch. Bis an mein Grab wird mir der Traum diser Tagen lieb syn, und das Bild des ernsten und wahrhaften, aber daby anmaßungslosen Strebens 30 nach höherer Krafft und das erhebende, Hand in Hand-Inschlagen zu aller Liebe, zu aller Wahrheit und zu allem Guten, das dahmahls in Zürich so viele Edle aus allen Ständen und allen Altern so innig verband und so daurhaft zu verbinden schin. Wer hette denken sollen, daß eben die Menschen, die sich durch 35 eine solche warme und feurige Vereinigung der Liebe, so vieler Kräffte zu allem Schönen und Guten vor tausend andern Orthen

222 auszeichneten, sich in wenigen Jahren darauf, ich möchte sagen, durch einen Gemeinsinn des Gegenteils ebenso vor tausend anderen Orthen auszeichnen würden? Wer hette dahmahl den rohen Grad der Selbstsucht und in der Blindheit über alle Folgen dieselben in unserer Mitte möglich geglaubt? Ich rechne es dem dah- 5 mahligen Zeitalter zum Verdienst an, daß niemand, niemand den Grad der Schwächen, die in unsrer Mitte offenbar wurden, auch nur ahnden konte. Es war ein Glük, aber nicht unsre Schuld. Wir wurden nicht e r z o g e n , das Gute zu thun; wir wurden nur erzogen, das Gute zu ahnden und über dasselbe zu träumen. 10 Wir irrten uns alle. Wir kandten die Krafft des Bösen [so wenig] als diejenige des Guten, und diejenigen unter [uns], die das Höchste, das Beßre am lebhaftesten träumten, mangelten die Fertigkeiten und Gewandheiten gar, durch die es allein hette möglich gemacht werden könen, am meisten. Sie achteten im Guten und Bösen 15 federleicht, was centnerechwer war; sie übten sich nicht, worin sie sich hetten üben sollen. Sie vervollkomneten sich nicht, worin sie sich hetten vervollkomnen sollen. Sie förchteten nicht, was sie hetten f ö r c h t e n sollen, sie verpanzerten sich nicht gegen das, wogegen wir uns hetten verpanzern sollen. Sie scheiterten und 20 mußten scheitern. Ach, das Dasyn der meisten ist ohne alles Verheltnis, und die Hoffnungen, die ihr Jugendschein by guten Menschen erregte, vorüber gegangen. Selber N., der mit der Boutellen und allem Wust ihrer Umgebungen endete, war einer der unsern. Neben unseren Traumen wachsten andere Menschen, die in 25 aller Wahrheit der Welt erzogen, brauchbar für den Kreis wurden, dem sie sich wiedmeten. E i n i g e unter ihnen sahen schon als Jünglinge mit Verachtung auf unser Traumen hinab und fühlten sich schon dahmahls in kalter Selbstsucht krafftvoll. Die Welt ist mit ihrem Verderben so wohl als mit ihrem Guten für sich und für 30 ihre Zwekke zu benuzen, und [sie] fanden bald eine Laufbahn, darin sie ohne Rüksicht, ob ihr Thun und Lassen das Verderben ihrer Umgebungen größer oder kleiner mache, für sich selber und dahin kamen, wohin sie suchten, um den Realeinfluß der armen jugendlichen Gutes-Träumer für ewig verschwinden [zu] machen, 35 wie ein Waldbach das arme, Armen duftende Gräsgen, das er mit Gries und Steinen überführt, für ewig verschwinden macht. Die Schwäche unsers Guten gab dem Bösen, das in unserer Mitte war, nur noch gedoppelte Kraft. Es ist natürlich: Das B ö s e braucht nicht einmahl alle Kraft, die es hat, wenn das Gute, das gern neben ihm 40

223 aufkeimen möchte, gar keine hat. Der Gang der Dinge machte der Schwachen Gutmütigkeit in unserer Mitte b y m E n t s c h l a f f e n den Trost suchen, dessen getäuschte Menschen immer so sehr bedürften. Indessen die Schwachen schlieffen, waren die Starken 6 wach. Ich war wie ihrer so viele auch schwach; aber ich schlief doch nicht. Ich sah die Wahrheit im Sinken der Schwachen, aber auch den Irrthum im Steigen der Starken. Es war mir heiter, wenn auch diese ihr Zihl ganz und so erreichten, daß dann unter ihrem Eindruk ein Johanes [nicht] mehr Johanesli, sonder alle 10 Hans heißen und syn müßten, so wäre damit für die Fundamente der öffentlichen und selber diejenigen der Privatselbstkrafft, durch die sie das alles wurden, durch ihren Erfolg selber wohl nichts gewonen. Das Wohl unsers Geschlechts und sogar sein Schein, Gewalt und Ehre findet in Selbstsucht keine wahre Bos[heit] und am 15 allerwenigsten im Glük der Selbstsucht. Der Genuß der Gewalt und der Ehre, der nicht durch innere Erhebung veredlet, in Liebe und Demuth seine wesentliche Krafft feindet, ist wie Gewünst unermeßlicher, nichtig unwesentlicher Dinge. Wenn das Wesen dieser Dinge mangelt, [ist er] ein nichtiger Schatten, dem Glanz und 20 Pracht der grinzenden Armuth zur Seiten steth oder auf den Füßen folgt. Soliditet, Soliditet, ruft der Jude auf der Börse. Ich ruffe es auch. Der Schein ist n i c h t s . Der Kampf des Scheins ist nichts, und der Sieg des Scheins ist nichts. Ich denke vast, daß wir jez 25 es alle sehen und daß wir jez alle wünschten, in wenigerm geschinen, mit weniger gekämpft und über weniger gesigt zu haben. Ich denke vast, einige unserer Männer verkauften jez bald jez lang herumgetragene und alternden Meinungen mit neuen, lange gemangelten Tugenden und einige unserer Weiber vertauschten, 30 ihnen und dem Vatterland zu Gefallen, einige zu scharfe und zu lang gebrauchte Scheren an liebliche, aber über die ganze lange Sansculotenzeit nicht getragene Bänder. Einige Don Quixotten von byden Geschlecht werden frylich nie von ihren Windmüllenansichten zurükkehren, weder Meinungen, die gemeine Bakken 35 ins Pfausbakken umwandlen, ablegen, noch Scheren, mit denen man gutes Tuch in Schneifel und Franzen verschneiden kan, aus der Hand geben. Aber so gewiß man gemeine Bakken mehr schezt als Pfausbakken und ganzes gutes Tuch mehr als Schneifel und Franzen schezt, so gewüß wird man der Menschen müd werden, ίο deren Selbstsucht durch ihr Glük selber donquixotisch geworden.

224 Wir bedürfen es dringend, f r y v o n d e m Gifteinfluß der K o p f und H e r z gleich verderbenden Zeitleidenschafften zu den Gesinnungen zurükzukehren, die die beste Zeit unserer J u g e n d t a g e n als Gesinn u n g e n aller E d l e n und G u t e n unsers Geschlechts einflößte. A b e r wir sollen dieses nicht wieder t r ä u m e n d u n d krafftlos thun, wie 5 wir es d a h m a h l s gethan haben. Wir sollen d e m k ö m f t i g e n Geschlecht durch Erziehung die K r a f f t geben, ohne welche diese Gesinungen dasselbe nur dahin f ü h r e n würde, wohin unser gegenwertiges Geschlecht mit denselben gekomen ist. Ich k a m lange nicht d a h i n , bis mir v e r g ö n t war, mehr als zu t r ä u m e n . W a s soll m a n den 10 T r ä u m e r mehr t h u n lassen als t r ä u m e n ? E r m a c h t d a s j a gut. S o s p r a c h m a n . E n d l i c h gelang mir, aber erst später, d a vieles Gutet h u n stillstund, erst da, wo vieles B ö s e t h u n angieng, ach, erst d a , wo die K r e f l t e b y d e s [des] Guten- und des B ö s e n t h u n s b y mir anfingen zu schwinden, erst d a w a r d mir d a s möglich, was den Men- 15 sehen sonst allgemein in den T a g e n ihrer K r a f f t eher als in den T a g e n ihres Hinschwindens möglich g e m a c h t wird. Genug, der T r a u m meiner J u g e n d steth n u n als T h a t s a c h da. Ich bin glüklich. Ich h a b e nicht gesiegt, aber ü b e r s t a n d e n . Vieles, vieles, d a s mir i m W e g s t u n d , ist hinter mir. W a s ich suchte, i s t v o l l b r a c h t . 20 Der F a d e n , an den sich eine bessere Erziehungsweise mit Sicherheit a n k n ü p f e n leßt, ist gefunden. E s ist als T h a t s a c h in unsrer Hand. F r e u n d i n ! Sie haben meinen J u g e n d t r ä u m e n ihre Aufmerks a m k e i t geschenkt. Schenken Sie jez dieselbe mit gleicher G ü t e 25 a u c h d e m T h u n meiner hinschwindenden T a g e ! Die S a c h ist f ü r die Welt, die S a c h ist f ü r mein Y a t t e r l a n d , die S a c h ist f ü r die A r m e n wichtig. Sie intressiren sich [für] dieses alles. Ich suche keinen B y f a l l . Ich suche nur P r ü f u n g , und dise wird mir Zürich j e z nicht mehr versagen. Wenn Sie der Zeitschrift, deren Ankündi- 30 g u n g hier byligt, in Ihrem Kreis einige Leser feinden könten, so verpflichten Sie

Dero gehorsamen Diener Pestalozzi.

225 1260. An einen Pfarrer.

[1807]. ... Allenthalben sucht sie stilles Bewußtsyn reeler Kreffte und 6 Harmonie dieser Kreffte unter einander; allenthalben sucht sie Geist und Wesen über Tand und Schatten, Wahrheit über Schein und Trug, und das Unendliche und Ewige über das Vorübergehende und Zufelige zu erheben. Die Ansprüche der Eitelkeit und der Oberflächlichkeit und des Geschwäzwerks sind fehrne von ihr. ίο Sie zieht das K ö n e n des Gemeinen und Nothwendigen dem Wüssen [des] Seltenen und Überflüssigen weit vor. Sie bietet ihre Hand der demütigen Kraft mit Liebe und wendet ihr Auge von der schwachen Anmaßung des Stolzes. Verehrenswürdiger Herr! Sie haben Ihr Leben wie wenige ver15 wendet, den Geist des Christenthums in den Urkunden seines ächten und ursprünglichen Alterthums zu erforschen, um sich selber über die Eitelkeiten seiner vielseitigen herkömlichen Erscheinungen zu erheben. Mein Stolz ist, in Rüksicht auf die Erziehung Ihre Wege befolgt und mein Leben den Nachforschungen über das 20 würklich ehrwürdige Alterthum und was nichtiges, verwerfliches Herkomen darin ist, verwendet zu haben. Mein großer Stolz ist: Eben die Methode, die den schwachen und selbstsüchtigen Anhengern des lestern eine Thorheit und ein Ärgernis war, werden die edlern Menschen, die zum Geist, zu der Wahrheit des ächten 25 Alterthums in der Erziehung und zum Glauben an seine unwandelbare ewige Grundseze erhoben worden, als eine Krafft Gottes zu ihrem Heil erproben. Edler, Verehrenswürdiger! Es ist nun über sieben Jahr, daß ich nicht mehr über der Idee der Methode in krafftloser Verlassenheit 30 bloß träume. Es ist jez über sieben Jahr, daß ich sie als große, immer wachsende Thatsach prüffe und als solche der Prüfung vorstelle. Ich suche nicht eitles Lob, ich suche nicht Byfall, ich suche nicht Einfluß, ich suche nicht einmahl Einführung der Methode. Ich suche nur ihre Prüfung und auch diese nicht um meinet-, son35 der um d e r e r willen, die zur Erkandtnis der Wahrheit hinzuführen die Pflicht und die Freude des Christen ist. Mögten Sie, edler verehrenswürdiger Herr, sich von der Wahrheit meiner diesfeligen Gesinnungen überzeugen und die Mittel, durch die ich zu meinen Endzwekken zu gelangen suche, in ihrem ganzen Umfang 15

Pestalozzi Briefe V

226 Ihrer Prüfung würdigen. Erlauben Sie mir, die Zeitschrift, deren Ankündigung ich die Fryheit nehme, byzulegen, Ihnen auch von dieser Seiten zu empfehlen. Könen Sie ihr einige Leser verschaffen, so thun Sie, glaube ich, etwas Gutes und verpflichten mich daby sehr. Genehmigen Euer Hochwürden die Versicherung der aufrich- 5 tigen Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen — 1261. An einen Kleinrat.

[1807].

. . . Die Individualkraft des Menschen, sich selber zu helfen, muß 10 erhöhet werden. Ohne das wird das Versinken und Verfaulen unsere Geschlechtes kein Ziehl und kein Maaß finden, und die Weltgrimasse, die die immer größer werdende Schwäche der Menschheit im Soldatenrok und Kutte, Priesterrok, Gerichts- und Rathstoga und [in] alle Arten ihrer das come on doit überspringen- 15 de come il faut Formen stekkt, diese Weltgrimasse, die uns dahin geführt, wo wir sind, wird uns wenigstens da steken lassen, wo wir sind. Und unser armes Land vermag wohl nicht länger zu bleiben, wo es jezt steht. Das Bedürfnis einer unsere alte Berufskraft, Berufstreue und 20 Berufswürde wieder herzustellen fähige Erziehungsweise ist dringend. Und so weit als die Schweitz in dem natürlichen und ungekünstelten Landertrag hinter fruchtbaren Ländern zurük ist, so weit ist sie auch weniger als jedes Land im Stand zu bestehen, wenn ihre Einwohner nicht durch Kunst und Erziehung zu etwas 25 mehr gemacht werden, als sie in den meisten andern Ländern sind, und in abträglichen Ländern Essens, Trinkens, Schlafens, Wachens, Dienens und Frohnens halber wohl seyn können. Es sind Gegenden, die, wenn die Bildung des Volkes dem Schwanken ihres jetzigen künstlichen, aber fundamentlosen Zustandes nicht nach- 30 helfen wird, vielfachen Verlust im Landeseigenthum und selber Auswanderungen von Bedeutung unausweichlich erleiden müssen. E s sind Orte, wo, wenn die Industrie nicht künstlich belebt werden wird, Gras vor den Häusern wachsen wird; zudem thun jezt die Menschen zu Haufen hinwandern. Ich beschäftige mich jezt ganz 35 mit den Nachforschungen, was hierin für unser Vaterland zu thun sey. Es schlägt ganz in den Geist der Erziehungsmaaßregeln meiner

227 Methode, in die Gesichtspunkte des Journals ein, dessen Ankündigung ich Ihnen hiemit beyzulegen die Freyheit nehme. Ich weiß, es intressirt Sie, den Standpunkt meiner jezigen Ansichten und meinen jezigen Entzwek und Urtheile näher zu kennen, und mache 5 es mir darum gedoppelt zur Pflicht, Ihnen diese Ankündigung zuzusenden. Wenn Sie etwas dazu beytragen können und wollen, daß unsere Zeitschrift in Ihrem Kreis gelesen werde, so thun Sie, glaube ich, etwas Gutes und verpflichten mich dabey. Verzeyhen Sie der Freyheit dieses Schreibens! Es versteht sich, 10 daß ich Ihnen gar nicht als Mitglied des kleinen Raths, das Sie, wie ich höre, sind, sonder als einem Manne schreibe, dessen Ansichten, um das Wohl des Menschengeschlechts betreffend, unabhängend von Stand und Stelle frey und selbständig ins Aug zu fassen, geschikt genug ist. 15 Gönnen Sie mir das Vergnügen denken zu dörfen, daß die Staubwolke, die sich in unserm Vaterlande so dicht und trübe zwischen Menschen erhoben, mich nicht völlig aus Ihren Augen gerüket, und genehmigen Sie die Versicherung der Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen 20

Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 1262. An einen Zürcher.

[1807]. 25

. . . zu fehlen, daß ich durch Addressierung dieser Ankündigung an Sie Ihre Aufmerksamkeit auf meine Methode zu verdoppeln suche. Ihre Prüfung intressirt Trohnen. Wann das aber auch nicht wäre, so würde sie Ihr Herz intressiren, wenn Sie sie kenten, und Sie würden dann nicht ruhen, bis mein Vatterland alle Vorteile 30 von derselben genossen, die es von derselben sich eigen zu machen in der Lag und geschikt ist. Ich weiß nicht, ob ich noch byfügen darf, daß Sie mich verpflichten würden, wenn Sie der Zeitschrifft, deren Ankündigung bygeschlossen ist, in Ihrem Kreis einige Leser feinden könten. Verziehen Sie die anscheinende Z u d r i n g l i c h 35keit! Ich glaube die Zeitschrifft meinem Vatterland nüzlich und darum allein wagte ich diese. [Empfangen] Sie die Versicherungen [meiner] Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nenen — 15«

228 1263. An einen Hofmann

in Piombino. [Anfang 1807].

Ich habe durch ein Schreiben von Herrn . . . vemohmen, daß 5 ich die Freiheit nehmen darf, Ihro Durchlaucht die Princessin von Piombino unter die Subscribenten meines zu eröfnenden Journals zu zehlen, und ein Exemplar desselben Ihnen, mein H. Herr, zu Händen der Princessin zusenden soll. Da es mein ernster Zwekk ist, in Verbindung mit Männeren, die sich im Fach der Erziehung 10 durch teoretische Kentnisse und practische Erfahrungen sehr auszeichnen, den verschiedenen Ständen der Menschen über diesen Punkt würkliche und wesentliche Dienste zu leisten, so ist mir die Aufmerksamkeit der Fürstin von Piombino nicht bloß um meiner selbst, sonder um meiner Zwekke willen von äußerster Wichtigkeit. 15 Es ist so viel Ellend in der Welt, dem durch die Erziehung vorgebogen werden kan, und dieses Vorbiegen des Ellends ist für den reinen Edelmuth der Menschen ohne alle Vergleichung mehr werth, als das eilende Allmosengeben, mit dem man sich so gewöhnlich begnügt. Aber ohne Mitwürkung der Großen der Erden ist die 20 Erzihlung dieses Zwekks den Privatbemühungen der Menschen bynahe umöglich und meistens unerreichbar. Sowie die Blätter herauskommen, welches etwan in vier Wochen anfangen wird, werde ich sie Ihnen zuschikken. Genehmigen Sie, die Fürstin meines Respects und meiner Dankbarkeit für ihre Aufmerksamkeit 25 auf einen Gegenstand, dessen Erfolg mir äußerst wichtig ist, zu versicheren, und erlauben Sie mir, mich mit vorzüglicher Hochachtung zu nennen, Monseigneur, Votre tres humble et tres obeissant serviteur. 1264. An Voitel.

30 [Januar 1807].

Ich schäze mich unendlich glüklich, imer mehr mit Männeren bekandt zu werden, die das Wohl unsers Geschlecht als ihr eignes zu Herzen nehmen. Ich kan Ihnen nicht aussprechen, wie sehr es 35

229 mich glüklich macht, daß Spanien mit solchem Edelmuth meine Bemühungen befördert. Die Nation ist der Handbietung einer besseren Erziehung würdig, und die Edlen dieser Nation zeichnen sich in dem selbstsüchtigsten aller Zeitaltern durch Großmuth und 5 Vertrauen gegen die Menschennatur aus. Was kann aus Spanien werden, wenn dieses Land, dem sein Clima eine so große Lebendigkeit aller seiner Kräfften verliehen, in allen diesen Kräfften auf einen Grad gewekt wird, wie es durch das Wesen der Methode mit Sicherheit und allgemein geschiehet! 10 Der Anteil, den Sie an der Beförderung dieser Hoffnungen nehmen, ist groß. Ihr Vatterland wird Ihnen einst unendlich danken. Mögen Sie in allen Ihren Bemühungen glüklich seyn! Ich danke Ihnen für das Vertrauen, mit welchem Sie mir das neue Reglement Ihrer Anstalt mitgeteilt haben. Die größeren Verheltnisse, in welche 15 die Anstalt mit bedeutenden Stellen in ganz Spanien komt, fordern allerdings eine Einrichtung, die das Gouvernement [veranlaßt], alle Maaßnahmen, die zur Beförderung der Sache gebraucht werden könten, sicher zu stellen. Die Schwirrigkeiten, die die Umänderungen des Erziehungswesens in einem ganzen Reich haben müssen, 20 sind allerdings groß; aber die Weisheit und Macht des Fürsten, der die Anstalt unter seinen Schuz genohmen, wird diese Schwirrigkeiten mit Sicherheit verschwinden machen. Schreiben Sie uns oft und geben Sie uns, wenn Sie wollen, auch über Ihre Bemühungen mit Seiner Königlichen Hoheit Nachricht! 25 Wenn wir Ihnen in diesem Verheltnis, sowie in demjenigen zu dem Institut, dessen Chef Sie sind, dienen könen, so bitten wir Sie, zu glauben, daß wir es mit innigem Vernügen und mit standhafter Sorgfalt thun werden. Jede Gelegenheit, die Sie uns dazu ertheilen werden, macht uns glüklich. Der Dank, den wir alle, meine ver30 einigten Freunde sowohl als ich, Seiner hochfürstlichen Durchlaucht, dem Friedensfürsten, schuldig sind, macht es uns zur Pflicht, alles, was wir jemahl zur Beförderung seiner hohen und edlen Zwekke thun könten, mit der größten Angelegenheit zu ergreiffen. Nochmahl, Edler, Lieber, tausend Dank für Ihre Freundschafft! 35 Ein herzlicher, inniger Handschlag der Treu und der Liebe sy Ihnen zurückgegeben. Mit Wone, Hoffnung und Glauben bin ich von Herzen Ihr Freund P.

230 1265. An Herrn Kirchenrath Kleinschmidt in Heidelberg. Yverdun, am 30. Jenner 1807. Lieber Theurer! Die Tage schwinden, und Erinnerungen, die 6 uns theuer und heilig waren, schwächen und verdunkeln sich uns. Da ich Sie kannte und mein Herz sich von Ihrem reinen, edeln Sinn labte, hätte ich es nicht möglich geglaubt, daß ich Sie so lange gleichsam außer dem Kreise dessen, was mich täglich interessirt und belebt, stehen lassen könnte, und doch ist es geschehen. Ich 10 ließ vom sinnlichen Drange des Nahen und Gegenwärtigen das Wahre und Wesentliche, das mich an Sie kettet, in mir selber so abschwächen, daß Wochen und Monate vergehen, ohne daß ich an Sie sinne, und Jahre, ohne daß ich Ihnen ein Lebenszeichen von mir gebe. Der Mensch stirbt für so vieles, ehe er ganz aufhört 15 physisch zu leben. Dieses Mindern unserer Lebendigkeit im Alter, so sehr es in der Natur gegründet ist, ist betrübend. Was unsre Tugend nicht in uns erhält, das erhält unser Gedächtnis und unsre Sinnlichkeit nicht in uns. So schwach unsre Tugend ist, so schwach ist unsre Kraft zu aller Treue und zu aller Liebe. Sie sehen aus 20 diese\n Bekenntnis wenigstens, daß ich Sie immer gern liebte, wenn ich nur könnte. Aber ich darf eine Anhänglichkeit, die mit so viel Yergeßlosigkeit gepaart ist, nicht Liebe nennen, wenn diese Anhänglichkeit schon in gewissen Augenblicken der Liebe so ähnlich sieht, als ein leeres Ei dem vollen. 25 Leben Sie wohl, theurer, mir innig schätzbarer Mann! Ich bin Ihnen mit allen meinen Fehlern wahrhaft zugethan. Pestalozzi. 1266. An Unbekannt.

30 [Februar 1807].

Indem ich Ihnen Gegenwärtiges zugehen mache, freue ich mich, Ihnen sagen zu könen, daß mein Unternehmen in Yverdon in der gedoppelten Rücksicht, als fortdauernde Bearbeitung der Methode und als eine auf sie gegründete Erziehungsanstalt, immer mehr 35

231 Solidität gewinnt und mir in meinem Alter die Befriedigung gewährt, die ich nie hätte hoffen dürfen, und Aussichten eröffnet, die weit über den von uns selbst möglich geachteten Wirkungskreis meines Lebens und meiner Kräfften hinausgehen. Wenn diese 6 Angelegenheit mir noch eine Weile fortfährt, die Festigkeit und Ausdehnung zu gewinen, die sie bis jez gewonen, und das Interresse zu erregen, das sie bis [jez] erregt, so kome ich gewüß noch by meinem Leben dahin, durch die Folgen meiner Anstalt meinem Vatterland in einigen seiner ersten Bedürfnissen wesentliche Dienste, wo 10 nicht leisten, doch mit Sicherheit vorbereiten zu könen. Die Folgen der neuen Erziehungsweise, auf die Ausbildung häuslicher Krafft und industrioser Stärke erprobet, sind von einer Natur, daß ich mich jezo größtentheils der Vorbereitung der kümftigen Anwendung der Methode in dieser Hinsicht widme. 15 Der Erfolg dieses Blattes kan mitwirken, mir die Schwere meines Ziels zu erleichtern. Sie wissen, mit welchen Schwierigkeiten ich besonders in ökonomischer Hinsicht zu kämpfen [habe]. Diese sind by weitem noch nicht überwunden. Meine Zwekke übersteigen bynahe die Grenzen dessen, was ein Privatmann mit seiner 20 höchsten Anstrengung möglich machen [kann]; ich darf Ihnen also dieses Blatt auch von dieser Seite empfehlen.

1267. An Unbekannt. [ca. Febr. 1807?]. 25

Hochwohlgebohrener gnädiger Herr! Ich sende Ihnen die bis jez gedrukten Bogen bewußter Schrifft. Ich sende Ihnen die mangelnden Bogen nach Dresden und freue mich der Erlaubtnis, die Sie mir gaben, Ihnen fortdaurend, was wir hier publiciren, comuniciren zu dörffen. so Genehmigen Sie die Versicherung der vorzüglichen Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nenen Euer Hochwohlgebohrenen gehorsamster Diener Pestalozzi.

232 1268. Herren Pfarrer Mäder seinem wohlehrwürdige η Herren in 'Mülhausen. Yverdun, den 21. Februar 1807. 5 Lieber Herr Pfarrer! Sie werden denken, ich seye wenigstens ein gedankenloser Mensch, der sich so lang säume, Ihnen für alle Freundschafft und Guttathen zu danken, die Sie mir lesthin in Basel erwiesen. Verziehen Sie mir; ich war diese Zeit über äußerst bescheftiget. Indessen sehne ich mich mit Ungeduld nach einem 10 Wort von Ihnen. Wachsen Ihre Hoffnungen, daß Mülhausen etwas für die Methode thun werde? Komen Sie? Komen Kinder von Mülhausen hieher? Wenn und welche? Es ist mir von sehr großer Wichtigkeit, daß es geschehe, und ich bitte Sie, thun Sie alles, was von Ihnen dafür abhängt. Das Institut geth sehr gut, und ein großes, 15 ein sehr großes Resultat für die Welt nehert sich durch dasselbe. Aber je mehr es sich nehert, je gefährlicher wird der Augenblik. Ich kan es mir nicht verhehlen, eine stille, aber mächtige Thätigkeit der Feinde der Wahrheit und der Liebe umschleicht mein Thun und versucht hie und da an den Hülfsquellen, durch welche 20 sein Gelingen allein gesichert werden kan, zu nagen. Sie werden umsonst nagen, die Wahrheit wird siegen. Aber es ist "um den Augenblik, es ist um die Stunde meines Lebens, es ist darum zu thun, daß das Etablissement als unerschütterliche oeconomische Stüzze unserer Zwekke fest steht, weil ich noch da bin. Es ist dar- 25 um zu thun, daß ich in dem Etablissement zu allem, was ich noch für die Elementarbildung des Volks zur Industrie zu thun vorhabe, schnell und sicher Resourcen feinde. Diese Gründe sind Ihnen, Freund, so wichtig als mir. Sagen Sie mir doch, warum antwortet Herr Schmerber auf drei 30 Briefe, einen von mir und zwei von Herrn Muralts Hand, kein Wort? Sein Knab hat [sich] beym Schlittenfahren an einem Finger verlezt. Wir haben, um das Sichere dem Unsicheren vorzuziehen, ihn zu einem meiner besten Freunde nach Orbe unter die Hand eines sehr guten Wundartz gethan. Es kam ein Fieber zur Wunden, 35 und da er sonst nicht stark ist, waren wir ein paar Tage in Sorgen. Jez ist er vollkomen gesund, und der Finger heilet. Herr Crumler wird Ihnen und Herr Schmerber hierüber weitläufiger berichten.

233 Dieser Mensch hat seine Zeit gut angewandt und würklich über mein Erwarten Vorschritte gemacht. Man muß und kan ihn führen und brauchen; wir werden forthin in Comunication bleiben. Leben Sie wohl, Freund, und seyen Sie imer mir [in] der Herzlich5 keit zugethan, die mir den Aufenthalt in Basel so angenehm machte. Ich bin unverenderlich Ihr Sie mit Dankbarkeit und Hochachtung liebender Pestalozz. 1269. ίο

An Herrn Maclure

in Paris. Den 7ten Märtz 1807.

Edler, menschenfreundlicher Herr! Sint Ihrem Dasyn fühle ich die Wichtigkeit Ihres unserem Haus gegebenen Vertrauen mit 15 jedem Tage mehr. So wie die Unternehmung in alle Fächer der Erziehung und des Unterricht eingreift, so wird die Nothwendigkeit, auch die Anstalt immer größer zu machen, die Mittel derselben auszudehnen und ihre Versuche zu vervielfältigen, immer dringender. In dieser Lag kan ich Ihnen nicht genug sagen, wie viel 2o wir Ihrem Vertrauen zu danken haben. Ich muß aber auch byfügen, daß der Fortgang der Unternehmung täglich mehr den Hoffnungen entspricht, die Sie bewogen, uns auf eine so ausgezeichnet edelmütige Art den Gang der Unternehmung zu erleichtern. Über das Alphabeth der Anschauung sind wir Ihnen bald im26 stand, eine seinen Umfang ganz darstellende Ubersicht zuzusenden. Sein auf die Resultate der Kunstbildung in allen Ansichten und alle Fertigkeit als n o t h w e n d i g erzwekkender Einfluß wird mit jedem Tag mehr umfassend. Eben so greift die Anwendung der Methode auf wüssenschafftliche Gegenstände ein. Die Kraft unsrer 30 Kinder in Geometrie und Allgebra nihmt zusehends zu, sowie der directe und indirecte Einfluß der Methode auf alle Fächer der wüssenschaftlichen Bildung. Auch die Elementarversuche der körperlichen Bewegungen gehen fortwerths. Die Kinder nehmen an Gewanndtheit des Körpers zu wie an Gewandtheit [ihrer Bil35 dung]. Ihre Bildung zum ersten geth ganz von den nemlichen Grundsezen aus, auf denen die leste beruhet. Was mich gegenwertig am meisten beschäftiget, ist die Idee der Elementarbildung zur Industrie. Ich bin überzeugt, daß durch

234 Bearbeitung derselben die Mittel der häuslichen Unabhängigkeit bis ins Unendliche vermehrt werden könen. Die intellectuelle und Kunst-Elementarbildung sind innigst mit der Elementarbildung zur Industrie verwoben. Die Kraft der Industrie wird in Verbindung mit dem Ganzen der Elementarbildung eine menschlichere, 5 eine höhere Kraft. Auch die schrifftstellerischen Arbeiten beschäfftigen uns jez sehr. Wir haben in Leipzig ein Journal angefangen, wovon ein Heft die Preß verlassen. Auch hier fangen wir eine Zeitschrift [an], wovon aber nur noch die Ankündigung erschinen. Byde beschäfftigen sich 10 ausschließlich mit der Methode und dem Institut und suchen byde in allen ihren Theilen dem Publicum zur Kunde zu bringen. Wir werden trachten, das Wesentliche von byden ins Französische übersezzen zu lassen und Ihnen alles, so wie es herauskomt, zu senden. 16 Wir haben durch unser Stillschweigen veranlaßt, daß Sie denken könen und vast denken müssen, wir syen undankbare und in unseren wesentlichsten Angelegenheiten gedankenlose Menschen. Und einen Grad von Nonchalence und Vergeßlosigkeit kan ich nicht von mir Welzen. Im Drang einer unaufhörlichen Zerstreuung 20 und sich aufeinander folgender Augenbliksansprüche lasse ich Monate ligen, was ich sogleich beendigen sollte. Verziehen Sie meinen Fehler; ich will ihn nicht einmahl entschuldigen. Im Wesentlichen meines Verheltnisses mit Ihnen syen Sie [unbesorgt], daß ich mit Herrn Colomb von Vevay, der die Besorgung meiner 25 Geltsachen über sich genohmen, in Rüksicht auf mein Ihnen schuldiges Capital zu Ihrer Sicherheit diejenigen Einrichtungen treffen werde, die [Sie] von dem Dank, den ich Ihnen disfals schuldig bin, mit Recht zu erwarten haben. Wir arbeiten an einer ganz neuen oeconomischen Organisation des Hauses. Sobald diese vollendet, 30 will ich Ihres Capitals halber die nöthigen Einrichtungen treffen; vorher kan ich es nicht mit der Bestimtheit, die hiezu nötig ist. Von Herrn Näf wüssen wir nichts, als daß er angelangt ist; er sandte uns nur ein kurzes Billet. Die laut Ihrem Lesten an Herrn Schmid abgesandte Schachtel ist noch nicht angelangt. Wir glaub- 35 ten Ihnen schuldig zu syn, dieses zu sagen, damit sie nicht etwan ohne Nachfrage verlohren gehe. Empfehlen Sie mich Herrn . . . Genehmigen Sie die Versicherung der Dankbarkeit und Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nenen Pestalozzi. 40

235 1270. A 1' Institut Pestalozzi ä Yverdon, Canton Leeman. (Lenzburg), [Frühling 1807]. 6

Liebe Freunde alle! Nun endet sich mein Dasyn in Zürich und Neuenhof; möge Gott es geben, daß es nicht das leste sy. Ich habe an byden Orthen Freuden im Wesentlichen und Unannehmlichkeiten im Unwesentlichen genossen; der Freuden mehr als ich verdiene und der Unannehmlichkeiten nicht mehr, als leicht zu tragen ίο wäre, wenn meine Jugend größer und meine Dultsamkeit kleiner wäre. In Wäddenschweil und noch mehr auf dem Riedtli hatte ich das Zihl meiner Hoffnungen erfüllt geglaubt und zu mir selber gesagt: Nun darfst Du nichts mehr hoffen, wenn Ihr nicht wäret. Aber da Ihr syt und lebet und alles wollet, was ich will, und un15 endlich mehr könet, als ich kan, so haben meine Hoffnungen keine Grenzen. Das, was ist und geschiht, ist mir jez nicht mehr die Sach, die ich will, es ist mir jez nur ein Pfand und Sicherheitzeigen des unendlich Größeren und Wichtigen, was Eure Vereinigung bewürken wird. Der Glauben an die Möglichkeit unserer pädagogi20 sehen Ahndungen, der Glauben an die innere Güte unserer Mittel und der Glauben an Euch, Freunde, ist gewonnen. Freunde, ein Schrittmacher und der Enthousiasmus für Euch und die Hoffnung des Vatterland ist gewunen. Ihr saget nur nicht, ob Ihr die zwei. . ., die ich in den Brief25 abtheilungen in meiner Stuben liegen lassen, gefunden. Adieu, Liebe alle! Ich habe Euch viel zu erzehlen, aber wenn ich es auch schrieb, Ihr köntet es nicht einmahl lesen. Adieu, adieu! Gott sy mit uns! Meine Hoffnungen sind groß, und ich gehe auf Euch gestüzt mit Freud und Ruh meinem Grab entgegen, so Adieu! Euer Euch liebender und Euch ewig dankbarer Herzliche Grüße an Jgfr. Trechsel.

Pestalozzi.

236 1271. Mademoiselle Kastenhofer ä Arau. [April? 1807]. Freundin! Ich konte nicht mehr auf Arau komen, ich eile heim. 5 Über Hallwil, wo ich nur zu Mittag aß, gieng ich den Abend auf Rued, wo iclj die Frau Pfarrerin jezo wieder wohl und zufrieden antraf; sie war nach der Kindbeth lange sehr eilend. Jez bin ich schon in Kilchberg, heute morgen in Burgdorf, abends in Wylhoff, morgen in Bern und mittags in der Landgutschen nach Payerne. 10 Tausend Dank, Edle, Gute, für a l l e s , was ich in Ihrem Haus genossen. Danken Sie auch Mama und Bruder! Ich bin ungedultig über das Resultat. Ich glaube Spuren zu haben, daß einige mich nicht gern sehen und mit einer Art Befremden von meinen Wünschen, ins Argeuw zu komen, reden. Es müsse mir im Weltschland 15 nicht mehr gefallen, daß ich wieder daraus weg wolle und mit einer B i t t e um e t w a s an sie gelange. So aber ist es nicht gemeint; das sollen die Herren erfahren, wenn sie einmal geurtheilt, decretirt und abgesprochen haben. Gott bewahr die Menschen vor den Reg e n t e n g e f ü h l e n ; sie bestehen so wenig mit den Menschengefüh- 20 len als Kazzengefühle mit der Daubenunschuld. Enfin, ich sah Rahn nicht, schreiben Sie mir schnell, was begegnet! Mein Felleisen bitte, weil es offen, mit einem Strikk verbunden an Pfeifer in Lenzburg zu senden. Ich bin unruhig, um heimzukomen. Adieu, in Eil. Meine Empfehlungen an Herrn Kastenhofer! 25 Ihr dankbarer Freund Pestalozzi. 1272. An Wiesand in Madrid. [April 1807]. 30 Freund! Ihr Brief hat mich wieder beruhiget. Ich förchtete ein Unglük oder eine Mißstimmung, deren Unbehaglichkeit den Menschen oft selber seine Freunde mißkennen macht. Jez ist alles das nicht, Du lebst und schreibst. Aber Studer, der hoffentlich auch lebt, schreibt noch nicht, und auch Yoitel schreibt noch nicht. 35

237 Doch ich nehme Deinen Brief als im Nahmen von allen geschrieben an, nicht weil ich es gern thue, sonder weil ich gern eine Entschuldigung für alle suche. Freylich ist mir oft zu Sinn gekomen, ich dörffte die Worte: Möget Ihr auch nicht eine Stunde mit mir wa5 chen? dahin travestiren: Möget Ihr auch nicht eine Stunde nehmen, mir zu schreiben? Aber der, so selber nicht schreibt und nicht gern schreibt, darf denen, die auch nicht gern schreiben, nicht so zureden wie einer, der würklich wacht, denen, die schlaffen, zuredet. Nein, Ihr wachet, liebe Freunde, und Gottlob, daß Ihr wachet, 10 Gottlob, daß [auch] Du da bist! Es schauret mir, auf welcher Höhe der arme Säugling von Methode zur Schau ausgestellt. Ihr habet das Kind weggetragen, Ihr syt seine Saugamen. Steth es ohne Lebenskraft, ohne Annehmlichkeit oder auch nur ungewaschen da und mißfalt, denn begegnet ein Unglük, das durch Europa ein 15 Lachen des großen bösen Hauffen erzeugt, wie jez sein Ruhm dem kleinen Häufelchen der besseren Menschen durch ganz Europa Freud macht. Aber nein, Gott ist mit uns, wir wollen nicht unsere, wir wollen seine Sache, und Ihr seyt mit edlen Männeren umgeben, Ihr habet Volksliebe an Eurer Seite, und die große Schwirrigkeit, 20 halbcultivierte Pedanten und Schrifftsteller ohne Natursinn, sind nicht die Männer, in deren Hand die Prüfung Eures Thuns gelegt ist. Euch umgibt mehr freyer Natursinn als in weit cultivierteren Staaten. Indessen ist Eure Stellung gleich delicat. Die Schlechtheit der Menschen spricht sich allenthalben gleich aus, und ihre 25 Representanten sind allenthalben gewandt kraftvoll. Ihr Nähme ist allenthalben Legion, und ihr Haß gegen Grundsäze, die das Yolksheil auf etwas bauen, das sie nicht haben und nicht wollen, ist allenthalben der nehmliche. Freunde, es ist vieles in Euere Hand gelegt, Ihr habet der Welt und der Nachwelt vieles zu ver30 antworten. Aber Ihr wüßt es, Ihr würket Euer Heil mit Forcht und Zittern. Edler Voitel, wo nahmst Du die Kraft und den Muth her zu unterfangen, was Du gethan? Gott sy mit Dir! Studer, was soll ich Dir sagen? Wir haben Dir vertraut, Voitel vertraut Dir, mach 35 uns nicht zu Schanden! Die Feinde der Methode sind Deine Feinde, sie werden auf Dich lauren. Ein kleiner Mißtritt, Du büßest ihn tausendfach, und wir leiden mit Dir. Edler, treuer Wysand, ich zehle viel auf Dich. Du hast den Geist der Methode erkandt, Du weißt, was wir wollen. Du kenst die Men40 sehen, Du weißt die Gefahren, die uns umschweben. Das Unrecht,

238 das m a n mir gethan, und die Roheit, mit der m a n n sich über mich prononcirt hat, läßt gewüsse L e u t e nicht mehr zurükgehen. Man •wird a u c h n a c h Spanien gegen mich würken. Ich weiß es und bin selber einem W e g , durch den es geschehen wird, auf der Spur. E s bedarf der größten Thätigkeit, der größten Sittlichkeit, es bedarf 6 W a c h e n s und Betens, wenn es nicht fehlen soll. Sorge für das delic a t e s t e Benehmen von allen für die Religion! Naef h a t durch Undelicatesse von dieser Seiten die S a c h in Paris verdorben. E i n zweites Anstoßen an eben diesen Stein würde uns schreklich schaden und wäre u m so mehr unglüklich, da die Methode die Religion mit 10 der Krafft und W a h r h e i t als ihre Basis anspricht. W a s wir E u c h von hier aus dienen könen, das sollen und wollen wir t h u n . W i r sehen in unserer Tiefe wie Bergleute im Schacht unt e r dem Boden zu E u c h in E u e r e r Höhe als den Glüklichen herauf, die das W e r k unsrer Nacht, unsers Dunkels und unserer Beschren- is kung zu T a g förderen und an die helle Sone bringen. W i r wollen in unserm dunklen Schacht forthin arbeiten und uns freuen, wenn die höhere Obwelt unser mühselig gegrabenes E r z , so schlecht und r e c h t wir es auch aus dem B e r g heraus förderen, an der Sonen v o n Schlakken scheiden und im Glanz seines wahren W e r t s sich eigen 20 m a c h e n wird. Freund, wir hoffen viel von E u c h . Ich lasse eilend abschreiben, was Ihr begehret. Aber das, was wir E u c h als Manuscript geben, darf ja nicht gedrukt werden, bis es v o n uns als z u m Drukk reif [erklärt] ist. W i r könten E u c h wenig schikken, wenn wir hierüber nicht sicher wären. Indessen wüssen wir nicht, was E u c h 25 mangelt. Wir glauben, Ihre habet das Alphabeth der Anschauung, soweit es bis zu E u r e r Abreis gekomen, by E u c h . Schreibet uns, was Ihr wollet! Lieber W y s a n d , es ist mir unbegreiflich, daß Toblers Rechnung noch nicht in Deinen Händen. Ich weiß von Deinem Öconomischen 30 nichts. Ich hoffe, Tobler sy mit Dir in Ordnung; wo nicht, so schreib mir eilend. Ich läse ihm die Stelle, die Dein Gelt b e t r a f ; er antwort e t e mir, Du sollest die Rechnung schon lange haben. Schreib mir, wenn etwas nicht in Ordnung, fry! Ich danke Dir, W y s a n d , daß Du wenigstens einige Monate bleibst. Du bleibst wenigstens bis 36 z u m 4. November; der T a g ist zu wichtig. Ach, Dein W o r t , Freund, meine weitere Zwekke könten begönstiget [werden], gieng mir zu Herzen. Ich hoffe es a u c h ; meine Zwekke sind es Werth, und meine wesentlichen Mittel sind groß und werden es täglich mehr. Aber meine U m s t ä n d e sind für meine 40

239 Zwekke und für meine wesentlichen Mittel zu beschrenkt. Du kenst meine Lag und weißt, was ich kan und was ich mit Wenigem kan. Meine Hofnungen für den lesten Plan meines Lebens neheren sich wenigstens für den Anfang meiner Wünschen ihrer Erfüllung. Die 5 Regierung von Argeu gibt mir das Schloß Wildenstein zu einer Probanstalt für eine Armenerziehung. Dieses Schloß ist nur eine Stunde von meinem Gut weg und könte für meine Zwekke nicht komlicher syn. Es fragt sich jez nur, ob und wie weit mir die Menschenfreundlichkeit Europens einige Tischgelter für arme Kinder 10 für vier Jahre sicheren wolle. Ich will in einem der ersten Heften meines Journals mich deutlicher darüber erklären. Aber übereile Dich nicht, hievon zu reden! Alles in der Welt muß verdient syn, eh mans begehren soll, und ebenso muß alles reif syn, eh es einem, wenn ers auch bekomt, nuzzen und fromen kan. Ich habe Millionen, 16 zu unreifen Zwekken angewandt, zu Grund gehen, und hingegen .Kleinigkeiten, die genugsam ausgebrüttet und ganz reif waren, sich gleichsam vom E y weg in die Lüfte heben und in Höhen sich emporheben sehen, zu denen diese Kleinigkeiten niemand auf der Welt weder fehig noch würdig geachtet hette. 20 Alles wird gehen. Ob ich begraben werde, eh mein Werk b l ü h e t , das macht nichts, wenn es nur wachst. Das Blühen wird ihm wohl komen, wenn sein Wachsen gesichert ist. Aber unaussprechlich wichtig ist, daß diejenigen Menschen, die unser Werk an Orthen treiben, wo ein warmer Himmel das B l ü h e n schnell fördert, daß 25 alda das Wachsen der Pflanze doppelt besorgt und gesichert werde. Doch ich weiß nicht, wie ich in den Ernst dieses Briefs verfallen. Das aber hintert nicht, daß ich innig fühle, was meine Freunde für mich thun, und wie glüklich ich war, daß so viele edle Menschen 30 das Intresse meiner Angelegenheit zu der ihrigen gemacht haben. Mein Glük ist groß, aber eben darum dringt mich mein Herz zu einer Sprache, die mir nicht einfallen würde, wenn ich mit weniger edlen und weniger kraftvollen Menschen zu reden hette. Ich weiß, Voitel, was ich Dir zu danken habe. Yisand, ich weiß, was sich von 35 Dir hoffen läßt, ich kenne Deine Krafft und Deinen Willen. Du kenest auch meinen Willen, Du kenest meine Zwekke, aber Du zweifelst auch nicht an meinem Dank und an meinem Herzen. Freunde, Ihr nehmet die Bangigkeit eines Mentschen, der im Lauf seines Lebens so viel Gutes, das redliche Menschen wollten, 40 durch kleine Umstände scheitern gesehen, nicht übel. Schreibet

240 mir auch oft und machet doch alles, was über den Gegenstand publicirt wird, an uns gelangen! Ich muß enden. Glaube, Visand, an die Liebe Deines Freunds Pestalozzi. 1273. Herrn Streif!, Rathsherr Mollis, Cant. Glarus. Yverdon, den 14ten April 1807. Mit Rückkehr des warmen Wetters finde ich zweckmäßig, statt der Tanzlektionen unsere Zöglinge in den Erholungsstunden einigen Unterricht im Exerzieren geben zu lassen; zu dem Ende hin habe ich einen meiner Lehrer in der Militärschule zu Lausanne für diesen Zweck ausbilden lassen, der nun wieder von da zurück ist und daher diesen Unterricht sogleich anfangen wird. Belieben Sie mir durch umgehende Post zu sagen, ob Sie wünschen, daß Ihr Sohn an dieser Lektion Antheil nehme, deren Preis für das erste halbe Jahr nicht höher als 15 Batzen steigen wird, und ob Sie demselben eine Flinte und Patrontasche geben lassen wollen; beydes kann ich Ihnen ohngefähr für 15 Schweizerfranken liefern und zwar an recht guter Waar. Ich erwarte Ihre gefällige Antwort. Mit Achtung verharend Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 1274. An Fürst Frias. Deutscher Entwurf.

[April 1807].

Monsigneur! Ich eile mit gerührtem Herzen, Eurer Excellenz die Gefühle des Danks und der Freude auszudrükken, die der Inhalt Ihres Schreibens und die ausgezeichnete Aufmerksamkeit der cantabrischen Geselschafft in mir reg gemacht haben. Der Zwekk Ihrer Geselschafft ist in seinem ganzen Umfang der Zwekk meines Lebens. Wäre ich noch jung, ich würde die Kräffte in mir fühlen,

241 in Verbindung mit ihr zu leben und in meinen Bemühungen speciele Rüksicht auf ein Reich zu nehmen, dessen Einwohner sowohl durch ausgezeichnete Anlagen als außerordentliche Yerheltnisse und Mittel Gesinnungen, die das geweithe Band Ihrer menschen5 freundlichen Geselschafft ausmacht, erregen muß. Aber ich bin alt. Die Welt, wie sie jez für vieles Gute warm ist, aber auch für vieles Böse, l o d e r t und b r e n t , die Welt, wie sie jez mit Riesenschritten hineilt, aus ihrer Asche in einer neuen Gestalt wieder hervorzugehen, diese Welt ist nicht mehr meine Welt. Ich kan mich nicht 10 mehr frey in derselben bewegen, ich stehe wie ein Baum, der seinem Absterben nahe, für ewig, für ewig an den Boden angefesselt, in dem ich aufgewachsen, [da]. Ich stehe in dieser Welt zwüschen dem Geschlechte, das neben mir aufgewachsen, wie nicht mehr zu ihm gehörend da und zeichne mich bynahe durch alles, was ich 15 denke, fühle und thue, als nicht mehr zu meinem Zeitalter gehörend aus, daß ich mir, wenn ich mich in die würkliche jezige Welt hineindenke, selber wie ein alter absterbender Baum, den ein guter Gärtner nicht wegen den Früchten, die er trägt, sonder wegen denjenigen, die er getragen hat, unter dem blühenden Aufwachs der 20 nachkomenden noch stehen läßt. Ob kömftige Geschlechter meinem Syn und Thun näher stehen werden, das war by allem Mißverständnis und aller Mißkenung, die mich durch mein Leben verfolgte, immer mein Trost, aber ich durfte mich kaum dieser Hofnung mit Ruh überlassen. Jez hat Spanien über mein Schiksahl 25 entschieden. Spanien hat meinen Bildungsmitlen offene Prüfung gewährt und zugleich mit hohem edlem Glauben an die Menschennatur und an sein Volk angebahnt, ihre geprüfte Resultate allgemein zu benuzen. Ich kann und soll nicht klagen. Ich bin mit dem Benehmen 30 Europas zufrieden, aber das Benehmen Spaniens entzükt mich. Ich wäre in Rücksicht auf den Welttheil mit Hoffnung g e s t o r b e n , aber Spanien macht mich das Zihl meiner Hoffnungen noch b y m e i n e m L e b e n erreichen. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, mein Zeitalter meinen Ansichten näher zu bringen. Ob kömf35 tige Geschlechter denselben näher stehen, das war noch mein Zweifel, aber Spanien hat diesen Zweifel gehoben. So gerührt ich bin, daß Spanien das erste Reich ist, das, indem es den Bildungsmitteln meiner Methode mit Staatskrafft offene Prüffung gewehrte, zugleich mit hohem edlem Glauben an die 40 Menschennatur, an sein Volk die Mittel anbahnte, ihre geprüften 16 Pestalozzi Briefe V

242 Resultate allgemein zu benuzen; so sehr es mich rührt, daß in höhern Spheren der spanische Edelmuth, ein reiner Natursinn und ein Hochflug der Güte und Volksliebe meine Ansichten und Mittel in wenigen Monaten richtiger aufgefaßt und ergriffen, als dieses in den Gegenden, die die Erfahrungen der Methode ganz nahe e hatten, in so viel Jahren nicht geschehen, und so sehr die Handlungsweise Spaniens mich glüklich macht und mein Alter beseligt, so ist es mir doch nicht möglich, meine Freude und meinen Dank für alles dises durch immediaten Einfluß auf seine diesfeligen Bemühungen zu bescheinigen. Ich muß mich wieder meinen Willen 10 begnügen, dasjenige, was ich zur Beförderung der Endzwekke der Volksbildung im allgemeinen gethan habe, auch in diesem Land würken zu lassen, was es seiner Natur nach allenthalben würken kan und würken wird, wo man ihm immer Spillraum und Einfluß gestattet. Ich gehe meinem Grab entgegen. Meine Personalkrafft 15 hat ihr Zihl schon gefunden. Das Nächste, was weiter zu thun, ist außer meiner Sphere; aber ich bin glüklich, eine nicht unbedeutende Zahl von jungen Männern an meiner Seiten zu haben, die auf der von mir nunmehr anfänglich betrettenen Laufbahn mit entschlossenem Muth und sich auszeichnender Kraft und Liebe 20 brüderlich vereinigt fortwandeln und durch die Verschiedenheit der individuellen Ansichten und Erfahrungen im Stand sind, das angefangene Werk zu einer Reifung und Vollendung zu bringen, die ich vereinzeltet, wenn ich auch jünger und kraftvoller, nie zu erreichen hette Hoffnung haben könen. 25 Diese Freunde meiner Persohn und meiner Sach sind mit den würdigen und menschenfreundlichen Mäneren, die die Einführung meiner Methode jezo mit so viel Glük in Spanien versuchen, in Verbindung, und es ist d u r c h s i e , daß ich hoffe, diesem Land und den Edlen, die durch ihre wohlwollende Aufmerksamkeit auf 30 mich meine alten Tage versüßen, meine Dankbarkeit und meine Achtung bezeugen zu könen. Als Mitglied Ihrer Geselschafft achte ich von nun an für meine Pflicht, den Erfolg der dortigen Versuche mit meinen Methoden, vereinigt mit meinen Freunden, mit Genauheit und ernstem Intresse ins Aug zu fassen und alles, was mir 36 möglich ist, zu thun und vorzubereiten, daß die Bestrebungen Spaniens für meinen Zwekk durch den Einfluß meiner ersten Freunde auch hinter meinem Grab unterstüzt und befördert werden. Noch ist viel zu thun. Es ist gleichsam nur ein Zeichen des Werks, das vollendet werden muß, gegeben. Aber auch das bloße Zeichen 40

243

seiner Erscheinung ist für unser Geschlecht wohlthätig, und sowie es sich als dieses beweist, bahnt es sich den Weg zum weitern Vorschritt im Geist und im Herzen der Menschen von selbst. Die Idee der Elementarbildung ist nur dann vollendet, wenn 5 der Ü b e r g a n g ihrer Anfangsmittel zu allem w e s e n t l i c h n o t w e n d i g e n W ü s s e n und K ö n e n unsers Geschlechts durch sie organisirt da steth. Wir suchen diesen Übergang von allen Seiten und sind in vielen Rubriquen darin schon weiter gekomen, als unsere öffentlich publicierten Schriften dieses darstellen. Noch jez 10 ist dieses für wenige Fächer des Wüssens genugthuend geschehen; am vollendetesten ist dieser Übergang der Mittel der Methode zu den mathematischen und merkantilischen Kunstkentnissen und -fertigkeiten, d.h. zu denjenigen Kentnissen und Fertigkeiten gegeben, deren Anfangspunkte wesentlich in der Natur der Zahl und 15 Form zu suchen. Der Zusamenhang unserer Mittel mit den Kentnissen der Anfangspunkte von der Sprache aus gehend sind noch nicht so weit gediehen, aber wir arbeiten mit vereinigter Thätigkeit, die Methode auch von dieser Seite mit den wesentlichen Kentnissen unsers 20 Geschlechts in Übereinstimmung zu bringen. 1. Fassung des Schlusses. Am allerwenigsten sind wir noch im Fach der Industrie dem großen Zihl nahe, zu dem die Methode allerdings den Weg bahnt. Das Wesen aller Industrie spricht ihrer Natur [nach] eine elementa25 rische Bildungen, wiedas Wesen des menschlichen Geist eine elementarische Bildung seiner intellectuellen Krefften anspricht. Sie ruhet in allen ihren Branchen denn wie dise auf höchst einfachen Anfangspunkten und auf Reyhenfolgen von Mitteln, die von diesen einfachen Anfangspunkten lükkenlos zum Verwikleten und Schwe30 rem hinführen. Es ist noch mehr, das Wesentliche der Elementarbildung zur Industrie wird durch die Elementarbildung in den Übungen der Zahl und Maaßverheltnisse und in der damit wesentlichen Angewöhnung schon zum voraus gegeben. Ein Kind, das elementarisch denken, rechnen, zeichnen, messen gelehrt und in 35 den Anstrengungen des Geists und der Hand zu der Ordnung, Feinheit, Delicatesse und Reinlichkeit gewohnt ist, die die Elementarbildung der Übungen in Zahl- und Maaßverheltnissen nothwendig voraussezen, hat das Wesentliche der Elementarbildung zur Indu16*

244 strie erhalten, eh noch selber ein eigentlicher Schritt gethan worden, diese erhaltene Fertigkeit auf das Fach der Industrie selber anzuwenden oder das Kind zur eigentlichen Industrie zu bilden. Ich sehe von dieser Seite Resultaten der Methode entgegen, die die Aufmerksamkeit der Menschenfreunde und des Staats in einem 5 hohen Grad reg machen werden. Daß aber von dieser Seite nicht mehr für die Methode geschehen, hat seinen Grund erstlich darin, daß die rein intellectuelle und die reine Kunstbildung wesentlich allen Versuchen ihrer Anwendung zu den speciellen Fächern der Industrie vorhergehen mußte. Neben dem war ich zu arm, die weit- 10 führenden Detailversuche der Anwendung meiner Gen[**] auf äußere Fächer des Erwerbs besorgend zu organisiren. Ich bin es zum Theil noch. Aber die Sach ist reif, und ich seze gegenwerthig die ganze Krafft meines Lebens an diese dem Volk und dem Armen im Land so vorzüglich wichtige Seiten der Methode. Ich achtete 15 das Werk meines Lebens nicht vollendet und fühlte mich dem Zihl meines Strebens unerträglich fehrne, wenn es mir nicht gelänge, die Methode von dieser Seite wenigstens auf denjenigen Punkt gebracht zu sehen, auf dem sie von Seiten der intellectuellen Entwiklungsmittel würken. 20 Ich freue mich auch sehr, mich als Mitglied Ihrer Geselschafft berechtiget, zugleich das, was von dieser Seiten von mir und meinen Freunden wird versucht und geleistet werden, Eurer Exzellenz und durch Sie der achtungswürdigen Geschelschafft, welcher Sie vorstehen, zuzusenden und sowohl Ihrer Beurtheilung zu unter- 25 werfen als Ihrer Theilnahme empfehlen zu dörfen. Möge die Vorsehung meine leste Versuche begönstigen, wie sie meine früheren begönstiget, so werden Resultate vom höchstem Intreß mich des Wohlwollens Eurer Exzellenz und der daurenden Theilnahm Ihrer edlen Geselschafft an dem ganzen Umfang meines 30 Endzwekks würdig machen und mich bis an mein Grab des Vertrauens und der Achtung würdig erhalten, die Eure Exzellenz und so viele edle Spanier — 2. Fassung des Schlusses. Am wenigsten ist noch für die Anwendung der Methode zur Indu- 35 strie geschehen. Indessen kan hier durch sie unendlich viel geleistet werden. Die Bildung zur Industrie kan und muß in jedem Fach eben den psychologischen Gesezen unterworfen werden, durch welche die intellectuellen und Kunstkräfte unserer Natur sich in ihm entfalten.

245 Ich werde die nicht schwachen Kräffte meines Lebens auf diesen speciellen Gesichtspunkt der Volksbildung, der Methode hinwerfen und mich freuen, wenn es Eure Excellenz erlauben, durch Ihre Vermittlung mit der löblichen cantabrischen Geschelschafft über 5 diesen Gesichtspunkt meines Gegenstands in schrifftliche Verbindung zu tretten, und überhaupt trachten, derselben alles das zu comuniciren, was den Fortgang einer Angelegenheit, die ich mich freue, jez als die Angelegenheit Spaniens anzusehen, erheiteren und beförderen [kann]. 10 Darf ich die Freiheit nehmen, auch Ihrem edlen Sohn, dem . . . durch Sie meine Dankbarkeit und Hochachtung zu bezeugen? Er hat zu viel, viel zu viel Gutes von mir gesagt, aber ich bin ihm Dank schuldig, touche mon cceur et saissi. Auch die Bemühungen, welche Don Jean Andujar in Über15 Setzung meiner Elementarbücher auf sich genohmen, verdanke ich ihme sehr. Ich werde trachten, ihm alles das zuzusenden, was ihm über den Fortgang der Methode und über die Verbesserung und Änderungen in ihren verschiedenen Theilen Licht geben kan. Daß der gute und edle Döbeli, den ich innig liebe und schäze, 20 Ihre und der löblichen cantabrischen Geselschafft Gewogenheit und Achtung besizt, freut mich herzlich. Sein Eifer und seine Thätigkeit sind groß, sein Sinn einfach, seine Thätigkeit groß und seine Brauchbarkeit für die Erziehung unzweideutig. Ich freue mich, ihn noch gegenwertig in unserer Gegend zu haben und fort25 daurend mit ihm in Verbindung zu bleiben. Genehmigen Euer Exzellenz nochmahl die aufrichtigen Versicherungen meiner Dankbarkeit sowie diejenigen der Erforcht, mit welcher ich die Bemühungen —

1275. 30

Französische Fassung Au Due de Frias ä Madrid. Yverdon, 22e avril 1807.

Monseigneur! Je m'empresse de temoigner ä Votre Excellence 35 l'emotion de mon cceur et les sentimens de reconnaissance et de satisfaction, dont il est penetre par le contenu de la lettre dont eile

246 m'a honore, et pour l'attention distinguee de la Societe Royale Cantabrique. Le but de cette societe est dans toute son etendue celui de ma vie; si j'etais encore jeune, je me sentirais Ies forces d'agir de concert avec eile et d'avoir dans nos travaux particulierement egard ä un etat, dont les habitans, soit par leurs dispositions 5 distinguees, soit par 1'etendue et l'importance de leurs relations et de leurs moyens doivent exiger toute l'attention des amis de l'humanite. Mais je suis avance en äge, et le monde actuel, qui temoigne un peu de chaleur pour quelque bonnes choses et qui s'agite et s'enflamme pour un plus grand nombre de mauvaises, n'est plus 10 mon monde. J e m'y trouve au milieu de la generation qui s'est elevee avec moi, comme si je lui etais etranger. Cependant je ne puis ni ne dois me plaindre. J'ai lieu d'etre satisfait de la maniere dont ma methode a ete regue en Europe, mais celle dont on l'a accueillie en Espagne penetre mon cceur de 15 la plus vive joie. Pour le premier rapport je serais mort content et plein d'esperances, mais graces ä l'Espagne je parviendrai k mon but, encore de mon vivant. J'avais abandonnee l'espoir de rapprocher mon siecle de l'essence de mes vues; il etait encore douteux si les generations futures 20 s'en rapprocheraient. L'Espagne a leve ce doute, en soumettant ma methode d'education ä un examen franc, impartial et public et en preparant en m^me tems dans une noble et haute croyance ä la nature humaine et ä son peuple, les moyens d'utiliser generalement ses resultats eprouves. 25 Quoique touche, comme je le suis, de voir que dans les spheres les plus eleves, de la noblesse et de la magnanimite espagnole, mes vues et mes moyens aient ete saisis avec un sentiment sublime et profond de la dignite de la nature humaine et avec un noble elan de bonte et d'amour de peuple, il m'est cependant impossible 30 de temoigner ä Votre pays ma satisfaction et ma reconnaissance par une influence immediate sur les peines qu'on y prend ä cet egard. Mes jours personelles ont atteint leurs termes, la majeure partie de ce qui reste ä faire les exederait. Mais j'ai le bonheur d'etre environne d'un nombre assez considerable de jeunes gens, 35 qui marchent avec courage, avec union et avec une energie remarquable dans la carriere oü je suis entre. II reste beaucoup ä faire, il n'existe en quelque sorte encore qu'un indice de l'ceuvre qui doit etre acheve. Mais cet indice seul exerce dejä une influence bienfaisante sur notre generation et prepare par 40

247 lä de lui-meme dans 1'esprit et dans le cceur des hommes la voye de son perfectionnement ulterieur. L'idee de la culture elementaire ne sera cependant achevee que lorsque la transition de ses premiers moyens elementairs ä toutes les connaissances des facultes indis6 pensables au genre humain existera organisee par eile. Nous cherchons de tous cotes cette transition et nous en sommes ä beaucoup d'egards plus rapproches que l'annoncent les ecrits publies par nous jusqu'ä present. L'application de la methode au developpement de l'industrie du peuple est la partie sur laquelle 10 il y a encore le moins de fait; on peut cependant par tous moyens exercer une influence immense vü que la culture industrielle doit ä tous egards Gtre soumise aux mömes lois psychologiques par lesquelles les dispositions intellectuelles et artistiques de notre nature aux arts regoivent leur developpement. 16 J e dirigerai vers ce point particulier de la culture du peuple les faibles restes de mes forces, et je me rejouirai si Votre Excellence me permet d'entrer ä cet egard et par Votre intervention en correspondence avec la louable societe cantabrique. Puis je prendrai la liberte de temoigner aussi ä Votre digne fils mes sentimens de 20 consideration et de reconnaissance. II a dit beaucoup trop de bien de moi, mais il a touche mon cceur et saisi mes vues; sa pensee: l ' e r r e u r n ' e s t p a s e t e r n e l l e m'a frappee. J e regrette de ne pouvoir pas lire et goüter ses idees dans 1'original, mais seulement dans la traduction frangaise que je dois k la complaisance du secre25 taire de Votre ambassade en Suisse, Mr. Gonzales de Villar. J e dois encore beaucoup de reconnaissance ä Don Jean Andujar qui a bien voulu se charger de la traduction de mes livres elementaires. J e suis aussi bien satisfait de ce que le bon et digne Döbely que j'aime et que j'estime, jouit de Votre bienveillance ainsi que de celle de la 30 louable societe dont Vous etes le president. II a beaucoup de zele et d'activite; ses vues sont saines et simples, et son aptitude pour l'education n'est pas equivoque. J e suis charme que nous le possedions encore dans nos contrees. Je supplie Votre Excellence de vouloir bien agreer de nouveau 35 les assurances de ma gratitude et de ma veneration et d'excuser la liberte que je prends de me recommander ä la continuation de Votre bienveillance.

248 1276. Au Chevalier de Caamano

ä Berne.

Yverdun, le 22 avril 1807. J ' a i bien regu le paquet de Don Francisco Amoros que Votre Excellence a eu la bonte de m'envoyer. II contenait deux exemplaires de son ouvrage intitule: N o t i c i a de l a s p r o v i d e n c i a s t o m a d a s etc. Daignez agreer mes remercimens pour Vos peines ä cet egard. Tous les renseignemens qui me parviennent de Votre pays me prouvent de plus en plus le caractere sensible et noble de Votre nation. J e suis convaincu qu'il n'existe qu'une qui eüt adopte une teile nouveaute avec autant de liberalite, de confiance et d'impartialite. J e dis dans ma lettre ä son Excellence le due de Frias: « J ' a i lieu d'etre satisfait de la maniere dont ma methode a ete censee en Europe, mais celle dont on Γ a accueilli en Espagne penetre mon cceur d'une vive joie. Sous le premier rapport je serais mort content et plein d'esperance, mais grace ä l'Espagne je parviendrai ä mon but encore de mon vivant.» Permettez-moi de temoigner a Votre Excellence les memes sentimens et de Vous prier de vouloir bien les faire parvenir avec ceux de la reconnaissance la plus profonde et la mieux sentie ä sa Majeste catholique et ä son Altesse seigneuriale le Prince de la Paix qui a bien voulu couronner mes faibles efforts pour le bien de l'humanite par la haute et sage protection qu'il a daigne leur accorder. J e sens jusqu'ä quel point 1'attention et la bienveillance de l'Espagne m'imposent le devoir de me montrer digne de ce bonheur par des efforts consacres ä Votre pays. J e sens aussi combien je manque ä ce devoir; mais l'extension toujours croissante de mon etablissement et de mes relations m'attirent chaque jour une foule de distractions qui me privent des momens necessaires pour satisfaire mSme aux devoirs les plus urgens et remplir les promesses les plus sacrees. C'est le cas oü je me trouve, Monseigneur, relativement aux Notices que je Vous ai promises. J e n'ai pas trouve jusqu'ä present le moment pour les faire, et d'ailleurs la sagesse de Votre Gouvernement, en emp^chant l'extension desordonnee de la methode, par la restriction de son execution sur les places de Madrid et de St. An-

249 drea, a dejä dissipe les dangers qu'elle aurait pu courir sans cette prudente resolution. En outre comme ma maison soutient les relations les plus amicales avec les chefs des deux ecoles, nous pourrons conserver avec eux des communications reciproques et suivies. 5 J e me souviens avec reconaissance de l'esperance que Votre Excellence a bien voulu me donner qu'elle viendrait voir mon etablissement avant de partir pour Zurich; je prends la liberte de solliciter de nouveau cette faveur. J ' a i l'honneur d'etre avec respect, Monseigneur, de Votre Ex10 cellence le plus humble et plus obeissant serviteur. P. S. Recommande la lettre pour le due de Frias, ci-incluse. 1277. is

A. R. L. Gonzales de Villart, Secretaire de l'ambassade espagnole

ä Berne.

Yverdon, 22. avril 1807. Monsieur! Vous seriez en droit de m'accuser non seulement du manque d'une attention due, mais mime d'ingratitude vu le re20 tard que j'ai mis ä repondre ä Votre obligeante lettre et a Vous remercier des peines que Vous avez bien voulu prendre en traduisant pour moi le rescript important de son Altesse Seigneuriale le Prince de la Paix en reponse ä la reclamation interessante de la Societe royale d'education de Valence, ainsi que l'ode aussi in25 genieuse qu'humaine et patriotique de Don Bernardino Fernandez de Velasco. J e suis infiniment charme de posseder ce temoignage bienveillant espagnol dans une langue qui m'est un peu connue. J e Vous prie, Monsieur, de m'excuser; ma vieillesse ne peut plus suffire ä mes relations, je suis trop occupe et de plus encore 30 trop distrait pour mon age. Cela me fait souvent manquer ä beaucoup de personnes que j'estime. J e Vous prie de ne pas douter de la sincerite de ma reconnaissance quoique les apparences paraissent prouver le contraire. J e regois avec gratitude Votre promesse de continuer k me communiquer les articles de la Gazette de Madrid 35 qui pourront avoir rapport ä ma methode, et comme je me propose d'ecrire ä Don Velasco et ü Don Francisco Amoros, je Vous prie de vouloir bien m'en communiquer leurs adresses et les titres usites.

250 1278. A Mademoiselle Kastenhofer

ä Arau. [etwa Mai 1807].

Freundin! Ich möchte wild werden vor der Gewaltsamkeit, mit 6 welcher die Augenblik mir wie gestohlen vorbyschlüpfen. Sint einiger Zeit drengt sich Zerstreuung an Zerstreuung vom Morgen bis an den Abend. Ich verschwinde in ihr, aber die Sache geth und greift immer tiefer. Was wird Arau thun? Man läßt mich ohne Antwort. Fragen Sie doch Ihren lieben Bruder, woran es halte, und 10 schreiben Sie mir darüber ein Wort! Wann ich des Tags von Zerstreuungen zerrissen [nicht] arbeiten kan, so kan ich doch des Nachts treumen. Dann leben meine Pläne in meinem Kopf, auch bin ich dann by Ihnen, viel in Arau, Wildenstein, Neuenhof und da herum. Wenn auch die Herren nichts thun, 15 so muß es doch gehen. Suchen Sie ein paar Augenblike für mich; ich zähle alle Tage, bis es möglich ist, auf diese Wekkung ein Wort von Ihnen zu erhalten! Adieu! In Eil. Ihr Freund Pestalozz. 20 1279. A Mademoiselle Kastenhofer ä Arau. [Mai 1807]. Freundin! Herzlichen Dank für Ihre schnelle und glükliche 25 Nachricht. E s muß ja gehen, wenn uns sogar die gnädigen Herren näher bringen. Ich bin froh wie ein Kind, daß es geth. Das, was ich hier habe, ist nicht, was ich will: ich suchte eine Armenanstalt und suche sie noch imer, und dahin allein lenkt sich mein Herz, und glüklicher könnte ich [nicht] sein, als das Ziel meiner Wünschen in 30 der Nähe der Meinigen, in Ihrer Nähe und in der Nähe vieler Menschen, die mit mir das Nämliche wünschen, anfangen zu könen. — Immer wird der Boden unter meinen Füßen fester. Bis auf den 4. November dauert Spaniens Probejahr; denn folget einEntschluß,

251 der auf den Gang meiner Angelegenheiten den entscheidensten Einfluß haben wird. Adieu, edle Freundin! Ihr Ihnen verpflichteter Pestalozzi. 5

Ich bitte, sagen Sie mir, wer in den Kleinen Rath gewählt worden! 1280. Herrn Rathsherrn Usteri.

ίο

[Mai 1807].

Wie leben Sie in den Höhen, die man in Paris über unsern Häuptern erschuff, wie man in Feeenmärchen Höhen und Tiefen aus dem Nichts schaft? Ich lebe in meiner Tiefe glüklich. Der Traum, aus den Menschen durch die Politik etwas zu machen, eh sie würklich etwas sind, dieser Traum ist in mir verschwunden. 15 Meine einzige Politik ist jez, aus den Menschen etwas zu machen und so viel aus ihnen zu machen als immer möglich. Sie haben by der Störung unser alten Ruhbete die Probe, ob unser Vatterland auch noch Köpfe und Herzen für sich in seinem Schooß habe, mitbestanden. Ich ward glüklicher, weil nicht auf die Probe gesezt, mit 20 einem Fuß über das glühende Eisen und mit dem andern durch den ekkeln Kath der Auftritte dieser Zeit der Versuchungen zu wandlen. Ich schlich mich nebenhin meine kleine Straße. Frylich, da der Boden unter allem wich, wich er ein paar Mahl auch unter meinem Fuß; aber da ich allein stand und nirgend mit niemand und 26 mit nichts incorporirt und einregimentiert war, sprang ich by diesen Gelegenheiten leicht auf die Seite und kam so, da die Straßen und Wege, die ich durchlauffen mußte, alle verschwunden, meinem Zihl denoch glüklich nahe. Die Hauptideen, die meinem Thun zum Grund ligen, sind gerettet. Siebenjährige Erfahrungen 30 sprechen laut für ihre Richtigkeit und gebieten eitlem Geschwez dagegen auf eine Weise Stillschweigen, die schon vielseitig, aber noch nichts weniger als allgemein verstanden worden ist. Es ist merkwürdig, wie weit das Intresse für die Sach Fuß gegriffen, und noch weit merkwürdiger, durch was für Mittel dieses Intresse hie 36 und da reg gemacht worden. Allenthalben hat sich eine so rege Empfänglichkeit dafür gezeigt, daß auch nur wenig brauchte, eine öffentliche Aufmerksamkeit an sich zu ziehen. Schon die ersten unreifen Versuche, selber die unreifsten Nachahmungen von un-

252 reiffen Versuchen, selber einzeln vom Ganzen loosgerißne und ganze als Nebenseiten dastehende Theile der Sach und oft selber eine ungeschikte und irrige Darstellung solcher Bruch- und Nebenstükken der Sach ergriff hie und da die Menschen auf eine Art, die würklich unbegreiflich wäre, wenn die Volkerziehung nicht 5 das Menschen Ergreifende bynahe alles mangelte, das sie w e s e n t l i c h haben muß und ohne das sie eine Verödung unserer Natur ewig nie eine Ausbildung derselben werden kan. Die Methode hatte das: Sobald sich ihr Keim entfaltete, lang eh ihr Stamm erstarkte, ergriff er die Menschennatur und sicherte ihrem Gefühl 10 die Früchte des Baums selber, eh die Äste noch da waren, an denen die Blüthenknospen derselben sich entfalten konten. Das ist viel gesagt; aber es ist doch wahr. Wenn man die Schwäche der Mittel ins Aug faßt, durch welche die Methode sich ausgebreitet, so muß man erstaunen und kan es nicht änderst als also erkleren. Was jez 15 aber noth thut, ist, daß diese Mittel nicht imer schwach bleiben, daß sie eilend, eilend zu der möglichsten Stärke gelangen, deren sie fehig. Hier im Institut geschieht mit großer Anstrengung und mit vielem Erfolg hiefür alles Mögliche, aber das ist nicht genug. 20 So wie die Mittel der Methoden im Institut an Einfachheit, Umfassung, an Zusamenhang gewinnen, so muß dafür gesorgt werden, daß sie nirgend mehr in der Schwäche, Beschrenkung und Lükkenhaftigkeit gegeben werden, wie es im Anfang der Fall war und syn mußte. Es ist jez nicht mehr darum zu thun, daß die Methode 26 Aufmerksamkeit errege; es ist jez darum zu thun, da sie sich, wo sie immer ist, in aller Krafft, in der sie nun würklich da steth, in dem Grad der Vollendung, den sie würklich erreicht, durch sich selber gerechtfertiget alienhalben Früchte bringe, die die Scheinfrüchte der Unkunde und der Anmaßung, die ihre Schlechtheit 30 unter ihrem Schilt verbergen wollen, in ihrer Blöße darstellen. Es ist wichtig, sehr wichtig, daß man die Methode bald kenne, denn bis jez ist es noch unbegreiflich, wie über einen Gegenstand nun schon so viele Jahre so viel versucht, so viel untersucht, so viel gesprochen und so geschrieben worden, noch heute in den Tag 35 hinein geschwazt wird. Es ist ein Hauptgesichtspunkt der Zeitschrifft, deren Ankündigung ich Ihnen bylege, die Begriffe über die Methode zu berichtigen und das Publicum in den ganzen Umfang ihrer Grundseze und ihrer Mittel hineinzuführen. Können Sie das Lesen derselben in Ihrem Kreis beförderen, so verpflich- 40

253 ten Sie mich sehr. Wir dürfen noch nicht schlaffen. Wir haben frylich etwas Terrain gewunnen, aber was wir gewunen, ist höchstens wie der Weg einer Maus in einem Ameisenhauffen. Um uns her ist ein unendliches Leben wieder unseren Weg rege. Kaum 6 einer unter tausend dagegen weiß, was so ein Ding wie die neue Methode in der Welt ist, und von tausend, die es wüssen, bekümern sich neunhundert weniger darum als um einen Scherschleifer oder Dudel[sack]pfeifer, der in die Statt komt. Einige von den Übergebliebenen machen große Augen. Die Methode scheint ihnen 10 an ihr Brod zu greifen, und jedermann weiß, das Brod geth den Menschen über den König. Die neue Methode ist ihnen also natürlich ein crimen laesae majestatis und berechtigt sie zum Mordgeschrey über die Gefahr ihres Brodbissens. Die Hinternisse, die diese Leute der Methode in Weg legen, sind die unschuldigsten. 15 Sie sind offen. Selber die Gründe ihres Wiederspruchs sind nicht verstekt. Zwahr erhalten sie ein Gewicht, weil sie das liebe Herkomen zu ihrem Schuz haben. Unsere besten Köpfe sind ja alle auf eine Art unterrichtet worden, und unsere bestell Herzen haben Schulen besucht, die sich byderseits mit der Sach unsers Brod20 korbs vertrugen. J a ja, sagte ein Rathverwandter, das war imer so und muß imer so bleiben. Bin ich nicht auch selber in solche Schul gegangen, und wenns einer so weit bringt, als ich es gebracht, was will er dann weiter? So redten die Autoriteten den Brodgründen das Wort, und was sind ein Hauffen der gemeinsten Statt- und 35 Dorfkinder gegen Brodgründe und gegen Autoriteten? Sie komen nicht in Betrachtung, geschweigen eine neue Methode. Kinder sind in keinem Fall Brodgründe. Kalber und Kühe und Schaffe sind dieses wohl, darum feinden aber auch Vernunftgründe in Besorgung von diesen, würden sie auch selber einer neuen Methode darin 30 das Wort reden, mehr Eingang als sie für die Besorgung von Kindern, besonders wenn sie einer neuen Methode das Wort reden, Eingang feinden werden. Doch die großen Hinternisse, die der Methode im Weg stehen, und die großen Gefahren, denen sie ausgesezt ist, komen nicht von 35 denen her, die sie offen nicht wollen, sie komen von denen her, die sie zu wollen scheinen, aber doch nicht wollen. Und dergleichen Leute hat es weit mehr, als man meinen möchte. Etliche wolten sie im Anfange, weil es ihnen schin, man köne durch sie leicht windbeuten. Wir waren von Mentschen überlauffen, die diese lernen 40 wollten, weil sie glaubten, sie sye gar leicht und man kome mit

254 ihr leichter als by einem anderen Handwerk zu einem Stük Brod. Sie ist von dergleichen Leuten schon vielen erleidet und wird wills Gott ihnen allen bis auf den lesten erleiden. Sie wollten sie nie, sie wollten sie nur zur Helfte, und das ist auch by denen der Fall, die gern hetten, daß wir ihnen die Kinder durch die Methode zu- 5 re.chtstuzzten, daß sie denn hernach in jedes Narengleis taugten. Aber man sollte sie denn nur so lang by uns [haben] und die Methode nur so weit mit ihnen treiben, als es hiefür nothwendig. Andre wollen sie nur so weit, als sie auf die mechanischen Fertigkeiten der Kinder würkt; aber was ihr Wesen ist, so weit sie auf 10 den Verstand und auf das Ganze der menschlichen Selbststendigkeit würkt, insoweit machen sie davor ein großes Kreuz. Andere wollen sie nur darum halb, weil sie sie nur halb kenen. Es ist denen ganz zu verziehen; nur sollten sie wüssen, daß sie sie nur halb könen, und ihre guten Mitbürger sollten mit ihnen nicht den Muth- 15 willen treiben, die Fremden ihnen in der Absicht zuzuführen, um sie von dem Werth oder Unwerth der Pestalozzischen Methode durch die Anschauung zu überzeugen, das großes Geschrey gegen sie machen könte, die als Erzieher oder gar als Bücherschreiber über die Erziehung sich mit Grundsezen und Ansichten Ehr und 20 Ansehen in der Welt verschafft, die mit den Grundsezen und Ansichten der Methode in Opposition stehen. Es ist eine noch härtere Nuß, dergleichen Leute von der Methode zu überzeugen als die, die ums Brods willen dagegen schreyen. Die Ansprüche der Eitelkeit verherten in jeder Seele mehr als die Ansprüche ans Brod. 25 Es ist allgemein so, alle Arten Inhaber von Ehrenstellen, die n i c h t einträglich sind, sind in Behauptung ihrer Anmaßungen im allgemeinen überall weit härter als die, deren Stellen Mund und Magen ebenso gut als die Einbildung anfüllten. Alle diese Oppositionen werden denn noch vom großen Hebel des menschlichen Thier- 30 reichs, vom Glauben ans Herkomen unterstüzt. Die Unschuld selber sizt neben dem Schalk, der ihn in Bewegung sezt, auf diesen gibt, und gibt ihm gegen Wahrheit und Recht im Land eine Krafft und ein Gewicht, das der Schalk allein gelassen nie so groß machen könte. 35 Gegen dieses Heer von Üblen, die die Methode wie Heuschrekken die junge Saat umlagern, wollen wir die Zeitschrifft, deren Ankündigung Sie kenen, ein wenig zu Feld ziehen machen. Wir sind überzeugt : Sie wünschen uns [Glück] gegen die Feinde, [gegen] die wir ziehen.. Das erste, das wir suchen und suchen müssen, ist, daß wir 40

255 Leser finden. Wenn Sie etwas dazu bytragen könen, so thun Sie es. Ich bin dessen gewüß. Leben Sie wohl und glauben Sie mich imer Ihren Ihnen mit Achtung ergebenen 6 Freund und Diener Pestalozzi. 1281. An Vogel. [ca. Mai 1807]. Lieber Vogel! Rathsherr nenne ich Dich nicht. Dieser Nähme ίο ist so eine kleine Zugab zu allem Guten, das ich an Dir kene, daß es sich wahrlich um Deinetwillen nicht erleiden möchte, es zu dem, was Du sonst bist, noch hinzusezzen. Du bist ein seltener Mensch. Dieser Nahmen, der Menschen anderer Art so leicht das Herz aus dem Leib reißt und sie noch auf den Kopf stellt, hat Dich ganz auf 16 den Füßen gelassen, auf denen Du vorher standest. Es hat Dir nichts genohmen, das Du vorher hattest, und nicht aus Dir gemacht, das Du nicht vorher wärest. Du bist nicht meiner Zeitgenossen einer, aber Bodmers und Breitingers Schüler traumeten keiner höhere Ideale als Bürger in unserer Statt zu haben, wie Du 20 einer bist. Es that dem Hochgefühl der Schüler dieser edlen Männer weh, den Handwerkstand, aus dem so viel als a l l e s , was Gut und Ehre by uns hat, ausgeth, täglich tiefer versinken und Ansprüche an Studenjunkery ohne Studeneigenthum, Federpfiffigkeit ohne Recht und ohne Staatskentnis, und Handlungswind 25 ohne Handlungskrafft, das alte Fundament unseres Dasyn, die Ehrenvestigkeit und das Wohl unsres Handwerksstands genzlich untergraben und gute Bürgerseelen, deren Voreltern noch schmiedeten, noch hobelten, zettelten und selber Wollen kembelten und Baumwollen spanen und von deren Nachkomen wieder eben so 30 viele schmieden, hoblen, weben, zetteln und selber Baumwollen spinen und Wollen kämmein werden, mit Herschafltsansprüchen und Herschafftsfrazzen verderben zu sehen, deren wir uns, wenn sie nicht noch traurigere Folgen gehabt hetten, schon von Seiten ihrer Begehrlichkeit hetten Schemen sollen. Der Massaschwindel 35 einer Staatgemeind von Souvrainitet ist gewüß um kein Haar weniger lecherlich als der einer souverainen Dorfgemeinde. Wir hatten ihn nicht, als die Massa reich, ehrenvest und krafftvoll. Man hüttete sich wohl, ihn dahmahl in uns zu nehren. Man nehrte ihn

256 erst da in uns, da wir als Massa von allem diesem nichts mehr waren. Ach Gott! Wie tief stehen wir auch gegenwertig von dieser Seiten und wie wenig ist Hoffnung, — 1282. 5

Frauen Groß, geb. Pestalozzi Leipzig. [Mai 1807].

Liebe Schwester! Ich habe vor einigen Wuchen den traurigen Hinscheid Deines würdigen edlen Mans durch einen Brief von meiner Frauen, in welchem der Deinige an sie eingeschlossen war, mit 10 Rührung vernohmen, und in Antwort an sie ebenfahl einen Brief an Dich eingeschlossen. Jez vernehme ich, das sie ihren Brief nicht erhalten, daß folglich auch Du den Deinigen nicht hast erhalten könen. Das macht mir Müh. Doch Du zweifelst nicht an meiner Theilnahm, und Dein Gefühl stößt sich nicht ob einem Fehler der 15 Post. Liebe Bäbe, wir nähern uns alle dem Grab, unsere Welt verschwindet vor unseren Augen, die, so nach komt, ist nicht mehr die unsere. Du wärest eine der Glüklichen, die der Stunden der Ruh, des Friedens und der Liebe durch ihr Leben viele genossen. Du 20 dankst es dem seligen Geliebten, der vor Dir in die Ewigkeit gieng. Sein Angedenken muß Dir mitten im Gefühl seines Entbehrens eine Befriedigung geben, deren wenige Wittwen theil werden. Möge dieses Deinen Schmerz mildern, und mögest Du ihn Dir nicht noch durch Mißmuth über die Schwäche des Alters, die wir alle 25 tragen müssen, Dir selber vergrößern. Das Angedenken an ihn möge Dir jede Stunde Deines Lebens erheiteren. Du bist ja noch jez glüklich. Du bist in Deinen Rinderen glüklich, wie Du es in Deinem Man wärest. Genieße Dein Glük mit Ruhe, wünsche Dir nicht Kräfte, die Natur und Alter versagen! Sye im Alter glüklich, wie 30 Du es in Deiner Jugend warst! Liebe Bäbe, Dein Jammer über Deine Schwäche macht mir Müh. Ich bin auch alt, auch mich hat der nahende Tod mit seinen kalten Armen ergriffen, auch ich schwache, Gedächtnis und das Feinere aller Sinnen ist dahin. Aber es gibt eine Alterskraft, die mitten in 35 der Schwäche des Alters wahre Kraft ist. Auch Du hast sie, liebe Bäbe, vielleicht mehr als ich; Du verdienst sie mehr zu haben als

257 ich, und Gott gibt dem Menschen, was er würklich verdient, ganz gewüß. Ich bin glüklich, Jünglinge stehen an meiner Seiten, die mich als Yatter lieben, und ich bin durch sie glüklich. Du hast Kinder, 6 die Dir näher sind, als mir meine Freunde. Du kanst Dich in ihnen glüklich fühlen. Liebe Dein Leben und liebe es, den Deinigen auch in Deiner Schwäche Mutter und geliebte Mutter zu syn! Empfehle mich den Deinigen! Mein Gottlieb wird brav, meine Umstände besseren, meine Unternehmung gelingt, ihre Folgen werden groß syn. 10 Gott gebe, daß auch Du sie noch in ihrem entscheidenden Erfolg erlebest. Doch jez nichts von diesem. Tröste Dich, liebe Schwester, Gott tröste Dich, liebe Schwester! Sy meiner herzlichen Theilnahm und meiner ewigen Anhänglichkeit an Dich sicher. Lebe wohl! Ich bin ewig Dein Dich liebender Bruder 15 Pestalozzi. 1283. An Caamano.

[Juni 1807].

En repetant mes remerciements respectueux pour l'honeur de zo Votre derniere lettre, je suplie de nouveau Yotre Exellence d'avoir pour moi la grace de me faire savoir seulement avec quelques lignes essenciels de ce que dans la lettre de Son Altesse Seigneuriale a pu toucher ma persone. J'ai retarde, dans l'esperence de venir ä la conoissence du contenu de cette lettre, quelques jours la lettre a 25 Mr. Yoitel que je prie Votre Excellence de faire parvenir ä son addresse. Convengu ä quel point Votre Excellence daigne proteger mes efforts et ceux de mes collaborateurs je prens la liberte d'assurer Votre Excellence que le systeme gagne jaque jour; ses resultats 30 deviennent jaque jour plus clairs. 1284. Mademoiselle Kastenhofer

35

ä Arau. [Juni 1807].

Freundin! Ich bin lange ohne wesentliche Unterhaltungen mit Ihnen. Sammeln Sie by Herrn von Muralt einigen Stoff dazu und schreiben Sie mir bald wieder! Ich bin immer mit dem vorschrei17

Pestalozzi Briefe V

258 tenden Gang der Sachen zufrieden. Sagen Sie mir, wenn Sie können, auch ein Wort von den Urtheilen über die zwei ersten Stükke der Wuchenschrift! Leben Sie wohl, Freundin, und glauben Sie imer an die unverenderlichen Gesinnungen Ihres Ihnen mit Achtung verpflichteten Freunds 6 Pestalozzi. 1285. An Stapfer. d'Yverdon du 7 juin 1807. Lieber Freund! Ich ergreiffe den Anlaaß der Abreis des Herrn 10 de Lom, um Ihnen, Lieber, wieder ein Wort zu schreiben, vorzüglich Ihnen diesen edlen Jüngling zu empfehlen. Ich habe ihm auch Briefe an Herrn Maclure gegeben und wünschte sehr, ihm die Bekandschafft aller meiner Freunden machen zu könen. Er ist einer der hoffnungsvolleren, edleren Menschen, die ich kenne, und 15 ich weiß, Sie freuen sich auch, von ihm einige Nachrichten von dem Zustand des hiesigen Instituts zu erhalten. Er wird Ihnen auch von Niederer Briefe bringen. Die Sachen gehen vortrefflich. Ich lebe noch; das hätten Sie und Ihre Gemahlin, deren tägliche Sorgfalt für mich mir unvergeßlich ist, nicht gedacht, und bin 20 gesünder als je. Und um mich her bildet sich eine Welt, die sich selber aus sich selber schafft, Gott weiß, vast ohne mein Zuthun. Stapfer, mein Glück ist ein Wunder! Ich stand da wie ein verlohrner Stein in der Wüste. Sie berührten ihn mit Ihrem Ministerstab, und eine Quelle Wasser flöß aus meinem dürren Sand, die ich selber 25 nicht in meiner Tiefe ahndete. Lieber Stapfer, ewig danke ich Ihnen für diesen Ministerstreich. Aber das Memoire, das ich Ihnen dahmahls gab, müssen Sie mir noch suchen helfen. Die Ideen der Industrieschulen werden wieder lebendig in mir, und ich möchte doch gerne wüssen, wie ich diesen Gegenstand dahmahls ins Aug 30 gefaßt habe. Freund, Schmied übertrifft alles, was sich von ihm ahnden, ließ. Er erhebt die Menschheit einzeln dahin, die Matematik nicht mehr zu lehren, sonder sie allgemein zu erfeinden. Gibt ihm Gott nur noch ein paar Jahr gleichen Fortschritt, so ist die Erziehung in 35 matematischer Hinsicht für die Ewigkeit verendert. Sie ist es, Lieber. Bald, bald sollen Beweise folgen, und dann später eine Bitte

259 wegen meiner Armenschulen, die ich haben muß, eh ich sterbe. Adieu, Edler, Lieber! Herzliche Grüße an Frau Stapfer und an La Harpe, wenn Sie ihn sehen. In Eil Ihr Sie dankbar liebender 5 Pestalozzi. P. S. Je Vous ai adresse par Mr. Delessert le premier No. de notre Journal für die Erziehung, qui s'imprime ä Leipzig, et la premiere feuille de notre Wochenschrift für Menschenbildung, qui s'imprime ä Aarau. Je Yous envoye de plus, par Mr. Delom, 10 la seconde feuille qui vient de paraitre. 1286. An Maclure. Yverdun, 7 juin 1807. Guter, edler Freund! Ich freue mich, durch Herrn Delom Gele16 genheit zu haben, Ihnen wieder einige Zihlen zugehen zu machen und Ihnen zugleich diesen Freund auf das beste zu empfehlen. Er ist ein Jüngling, der ausgezeichnete Achtung verdient und allenthalben, wo er bekandt ist, genießet. Sie haben uns wichtige Bücher und Instrumente geschikt. Neh20 men Sie, edler Freund, meinen herzlichen Dank dafür gütig an! Wir mißbrauchen Ihre Güte, und ich schäme mich bald, Ihnen so lang nichts zu syn und immer von Ihnen Gutes zu empfangen. Aber es tröstet mich doch, daß mein Werk, an dessen Vollendung wir mit großem Eifer und gemeinsamem Bestreben, arbeiten, [fort25 schreitet], und Schmied geth mit Risenschritten vorwerts, und alle Übungen der Methode gewinnen an Umfang und Krafft; auch ergreiffen sie unsere Kinder immer mehr. Doch wir wollen jez in byden Journalen den Zustand der Sach heiter ins Licht sezen. Die Aufmerksamkeit der byden Herren Sulivan hat mich äußerst ge30 freut. Sie scheinen von der Güte und allgemeinen Anwendbarkeit der Sach vollkomen überzeugt. Die Gemahlin des jüngeren nahm ein gleich warmes Intresse daran. Meine Hoffnungen für Amerika haben sich sint diesem Besuch verdoppelt. Ich bin ungewiß über Nachrichten von Herrn Näfs Anfang, aber auch des Erfolgs gewüß; 36 wir wollen eilen, ihm alles Vollendete nachzusenden. Ich hette den Anlaß ergreiffen sollen, Ihnen meine förmliche Obligation für Ihr Anliehen durch Überbringer dieses zu über-

17·

260 senden. Aber neben der Eilfertigkeit der Abreis ist die Abwesenheit Herrn von Muralts, der mein Versprechen der Hüppotisierung meiner hiesigen Effekten mit unterschreiben soll, [schuld]. By seiner Zurükkomfft von Zürich soll es denn bald geschehen. Indessen geth alles gut; auch von oeconomischer Seiten wachst unsere & Krafft. Leben Sie wohl, bleiben Sie mein Freund und syen Sie meiner Ergebenheit und meiner Dankbarkeit auf imer gewüß! 1287. An Caamafto.

27. Juni 1807.

10

Monseigneur! Ich eile, Euer Exellenz anzuzeigen, daß ich heute Dero Geehrtes vom 25ten richtig erhalten. Ich wiederhole die Äußerungen der Dankbarkeit und der Freude, die ich Ihnen in meinem Letzten über die Winke, welche mir Eure Exellenz von 15 dem Wohlwollen Seiner Durchlaucht, des Friedensfürsten, in Ihrem frühern Schreiben gegeben. Das, was Sie mir in Ihrem heutigen davon sagen, verdoppelt meine Freude. Ich glaube nicht zu fehlen, wenn ich mit nächster Post an Seine Durchlaucht den Friedensfürsten selbst schreibe, um ihm meine Ehrfurcht und meine 20 Dankbarkeit zu bezeugen. Ich werde die Freiheit nehmen, den Brief an Seine Durchlaucht sowohl als etwas, das ich an Herrn Voitel zu senden habe, an Eure [Exzellenz] zu addressiren. Genehmigen Sie die Versicherung meiner dankbarsten Gefühlen für die Fortdauer des Wohlwollens, das Sie mir und meiner Methode 25 forthin angedeihen lassen, sowie diejenigen meiner hochachtungsvollen Ergebenheit, mit denen ich die Ehre habe zu seyn — 1288. Α Mademaselle Kastenhofer ä Arau.

30

[Juli 1807]. Liebe Edle! Es geth so lang, eh wir uns wieder schreiben, und doch haben wir uns gewüß wieder vieles zu sagen. Was ich Ihnen sagen kan und soll, das sagt Ihnen jez Kreusi, und was Sie mir sagen könen und wollen, das sagen Sie Kreusi. Bald kome ich mit 35

261 einer weitleufigen Schrifft an unsere Regierung — ein Wort Ihres Tiefbliks in das Herz dieses Compositum —. Adieu, herzliche Grüße an Mama, Bruder und Schwester. Ewig Ihr Ihnen mit Hochachtung ergebener Freund 5

Pestalozz.

1289. Anzeige.

Yverdon, den 1. July 1807.

So wohl der Mangel an Platz als die Nothwendigkeit einer fe10 sten und sichern Regelmäßigkeit im Unterrichtsgang nöthigen das hiesige Institut, die fernere Annahme von Zöglingen von dato an auf ein Vierteljahr zu verschieben; wir bitten also die Personen, die Kinder in hiesiges Institut zu senden gedachten, ihre diesfällige Anträge bis auf diesen Zeitpunkt zu verschieben. Am ersten 15 Oktober wird wieder eine Aufnahme von Zöglingen stattfinden und so allemal wieder nach drey Monaten. Pestalozzi. 1290. 20

An Caamaüo.

1er juillet 1807. Monsegneur! Je prens la liberte d'addresser ä Yotre Excellence l'incluse ä Son Altesse Sen. le Prince de la Paz et je Vous suplie de me permettre de Yous addresser par le premier courier des manuscripts pour Mr. Voitel que je dois envoyer. Je Vous reitere, 25 Monsegneur, les assurences de respectueux devouement avec lequel j'ai l'honneur d'etre, Monsegneur, Votre tres humble et obeissant serviteur Pestalozz. 1291. 30

An Voitel.

[Anfang Juli 1807]. Freund, ich habe an den Friedensfürsten geschrieben mit Wärme und Dankbarkeit, aber auch mit Freyheit und Muth. Der Gesandte hat mir von zwei Briefen, in denen der Friedensfürst sich an ihn 35 über mich und meine Methode sehr schmeichelhafft äußert, officielle Comunication gemacht. Diese Briefe beweisen, daß durchaus für die Methode in Spanien keine Gefahr mehr syn kan; ich habe des Fürsten Wort, „que la methode ne sera jamais alteree en Es-

262 pagne". Also könen wir by allen Ansichten und Äußerungen einzelner Menschen ruhig syn. Ich habe in meiner Antwort des Portraits nicht gedacht. Der Gesandte hat mir geschrieben, „que je recevrai bientöt une marque de l'estime de son Altesse Seigneuriale". Ich hielt mich in der Antwort an diese allgemeine Bestimmung, hielte es 5 für voreilig, mehr wüssen zu wollen, als mir officiel angezeigt worden. Edler, lieber Freund, das Benehmen Visands hat mich bekümert, aber ich glaube, wir könen seinethalben ganz ohne Sorgen syn. Ich habe dem Friedensfürsten alles, was in meiner Hand ist, zum Dienst der Methode und zur Beförderung seiner Zwekke an- 10 geboten; ich anerbiete es auch Ihnen. Es ist mir nichts zu kostbar, wenn es um die Erhaltung der Methode in Spanien zu thun ist. Auch wenn ich mich hier genieren müßte, auch wenn ich dem Laufe der Sach für eine Weile hier schaden würde, ich werde mit allen Kräften, die in meiner Hand sind, Ihr Etablissement in jedem 15 Fall, wo es noth thut und wo mann es fodert, unterstüzzen. Edler Mann, wir sind glücklich. Laßt uns ohne alle Forcht leben! Die Sach ist gut, sie ist entschieden; unsere Mittel werden immer vielseitiger, umfassender und greiffen immer tiefer und krafftvoller in einander. Was auch immer begegnen sollte, ohne die Grundsäze 20 der Methode anzunehmen, ist es umüglich, ähnliche Resultate hervorzubringen. Also haben wir das Intresse aller Elteren in der ganzen Welt für uns; sie könen alle unsere Erfahrungen nicht sehen, oder sie müssen sie für ihre Kinder wünschen. Wir haben also durchaus nichts zu thun, als diese Erfahrungen 25 den Menschen immer mehr unter Augen zu bringen und die R e s u l t a t e der Methode als T h a t s a c h e n immer mehr unwiedersprechlich zu machen. Sie haben das in Ihrem Kreis unübertrefflich gethan, mehrere thun es in anderen Kreisen; schon ist es allgemeine Weltsach. Freund! Laßt uns Hand in Hand schlagen zu 30 unserem großen Zwekk und e i n s syn in unserem Thun, wie die Natur in ihrem Thun immer e i n s und sich selber imer selbst gleich ist. Das Fundament, auf dem wir unerschütterlich ruhen, ist die Krafft vieler einzelner Menschen, die die Methode sich in ihrem ganzen Umfang und in ihrer ganzen Vollendung eigen gemacht 35 haben. Laßt uns alles thun, talentreiche Jünglinge zu dieser Vollendung zu führen. Für Dich, Voitel, für Dich, Freund, ist jez der Tag der Schlacht da. Kämpfe und siege! Dein Kampf ist der Menschheit Kampf, Dein Sieg ist der Menschheit Sieg. Sein Entscheid ist nahe; ich bin Deines Siegs gewüß. 40

263 Oft dachte ich seit Jahren: Worum schreibt mir Voitel nicht? und ich konte die Ursach nicht feinden. Schreiben Sie mir, Lieber, und lassen Sie uns so enge zusamenstehen für unsere Zwekke, als Menschen für das Heiligste und 5 Höchste, das in der Welt ist, zusamenstehen! Leben Sie wohl, grüßen Sie mir Studer und lieben Sie imer Ihren mit Hochachtung ergebenen Freund Pestalozz. 1292. ίο

An die Munizipalität von Yverdon. Yverdun, 9 juillet 1807.

Citoyens President et membres de la municipalite! L'arrivee de ma famille ainsi que les suites inevitables du succes de ma methode me mettent dans l'impossibilite de pouvoir continuer ä satisfaire 16 aux besoins urgents de la proprete et de la salubrete. Les dortoirs sont trop remplis et il manque en outre absolument de chambres pour le service le plus necessaire de la maison. Je sais, Messieurs, que Vous avez beaucoup fait pour mon etablissement, mais Vous l'avez fait pour le faire reussir; Yous m'avez aide ä cette reussite. 20 Maintenant que Votre but est atteint, que le succes de l'entreprise est assure, j'ose Vous suplier d'achever Votre bienfait en terminant le peu qui manque encor d'accelerer par lä le but que Vous avez eu en m'engageant de donner pour mon etablissement la preference ä une ville qui sous plusieurs points de vues est digne de 25 cette preference. Je dois Vous parier avec franchise. Les circonstances sont urgentes. J'ai travaille jusque ä present avec perte, je le pouvais. Je suis sür du succes, mais les succes amenent de nouveaux besoins. La chose est devenue l'affaire de l'humanite. Une grande 30 partie de l'Europe s'y interesse, on me demande de toutes parts des instituteurs. II faut que je les forme dans mon etablissement. Des hommes distingues par leur merite et leurs liaisons viennent etudier la methode. II en viendra davantage. Je devrais pouvoir me preter ä leurs convenances d'un tour vu que j'ai besoin de prose fiter de ces circonstances pour remedier aux pertes et aux sacrifices que j'ai faits pour parvenir ä cet heureux resultat. II me manque de la place. II serait indispensable que le grand grenier au cote

264 de la plaine et la c h a m b r e qui reste sur la place vis ä vis de l'eglise fussent mis en e t a t de pouvoir servir. Veuillez croire, Messieurs, que je suis tres eloigne de m a n q u e r ä prendre delicatesse pour Vous proposer dans ce m o m e n t une chose qui p u t entrainer des depenses de grande consequence. 5 Si Vous vouliez me donner les m a t e r i a u x necessaires pour faire le plus pressant, je prendrais les frais d'execution sur moi. P o u r v u que si les pieces fussent seulementlogeables, je serois satisfait. Vous ne manquez pas d'avoir dans Vos magasins de vieilles portes, fen§tres, serrures, planches etc. d'usage. J e me contenterai de Tab- 10 solue necessite sans avoir aucun egard ä l'exterieur ni ä l'elegance. J e me flatte que les succes de m o n entreprise auroit t o u j o u r s plus d'influence sur le bonheur de cette ville et si l'etablissement etait t o t ou t a r d , dans le cas de lui temoigner reconnaissance p a r des faites, il en saisirait l'occasion avec empressement. 15 Veuillez, citoyens President et membres, agreer les assurences de m o n respect Pestalozzi.

1293. 20

Zeugnis f ü r Quartulo. Yverdon, le 21 Juli 1807.

Des egards les plus prononces pour le merite et les talens de Monsieur Quartulo m ' o n t engage de lui proposer de se joindre ä m o n institut. II se prStoit avec amitie et plein de confience ä mes vues et je me trouvois heureux de l'avoir chez moi. Monsieur et 25 M a d a m e sa f e m m e jouissoient de la plus grande consideration de t o u t e la maison. lis la meritoient, et je considere comme un grand m a l h e u r que les circonstances ä Yverdon n'etoient pas si favorables pour les ressources oeconomiques comme nous avons eu lieu d'esperer, de plus que le sejour d'ici ne paroissoit pas favorable ä sa 30 sante. II est retourne ä Lausanne et amene avec lui l'estime, l'att a c h e m e n t et les regrets de toutes les personnes qui o n t eu l'avantage de le conoitre chez moi. J e pleins sa perte et je me sentirez heureux de pouvoir contribuer quelque chose a u bonheur et a u succes de ce digne homme. J e le crois au dessus d u besoin d ' a u c u n 35 temoignage et je ne crois pas que le mien lui pourra faire le moindre bien, mais il l'a souhaite et je me prßte volontiers ä son desir. Pestaloz.

265 1294. An Anduxar? 21e juillet 1807. Monsieur! En Vous remerciant la bonte avec laquelle Vous avez 5 bien voulu doner a Mr. Collomb l'avis que nous pourrons envoyer un paquet ä Möns. Voitel par une occasion qui s'offre h Son E x cellence l'ambassador de sa majeste catolique Monsieur le chevalier de Camano, je prens la liberte de Vous prier de me dire avec un seul mot si ma lettre addressee ä Son Excellence M. de Camano ίο avec une incluse ä son Altesse Serenissime le Prince de la Paix est arrive ä son tems ä Son Excellence et si l'incluse a ete expedie ä son adresse. Je m'impatiente naturellement de la voir arrive ä Son Altesse Seigneuriale. Ayez la grace de me dire ce que Vous savez sous ces points et s'il Vous plait sur tout qui touche plus ou moins 15 le succes de ma methode en Votre pays. Vous aviez eu t a n t de peine pour moi que je crains de l'abuser de Votre bonte si j'ose Vous prier de la continuer et de me faire toujours parvenir les evenements et la notice qui sur cet article vienent ä Votre conoissance. Je pense dans quelques semaines venir ä Berne et de me 20 presenter ä Son Excellence et ä Vous. Monsieur, agreez les compliments les plus empresses de celui qui a l'honeur d'etre avec estime et attachement Votre tres humble et tres obeissant serviteur P. 26

1295. An Caamano. [Ende Juli 1807].

Monsegneur! Mr. le nous a donne avis que Votre Excellence nous permet d'adresser un paquet de livres et des ecritures 30 que nous devons envoyer ä Monsieur Voitel ä Madrit, ä Votre Excellence. Nous prendrons la liberte d'envoyer ce paquet sous Votre addresse demain par le fourgon a Votre Excellence. Je me propose de voir Votre Excellence ä Berne et je ne manquerois pas d'abord que je saurois que Votre Excellence est de re35 tour de Schinznacht de me presenter aupres d'elle, pour repeter mes remerciements pour Votre protection et t o u t ce que Vous avez fait pour ma persone et pour mon etablissement. J'espere que Son

266 Altesse Seigneuriale le Prince de la Paz aura ä present bientot regu la lettre que j'ai pris la liberte de lui addresser par Votre Excellence. Je languis d'apprendre s'il a daigne gracieusement accepter la lettre que j'ai pris d'addresser ä lui. Agreez, Monseigneur, l'assurance du respect avec lequel j'ai 6 l'honeur d'etre, Monseigneur, —

1296. An Ratsherr Streiff, Mollis. Yverdon, den 30 ten Julii 1807. Lieber edler Freund! Unter meinen gegenwärtig sich außer- 10 ordentlich zusammenhängenden Zerstreuungen glaubte ich, Herr Collomb habe Ihnen auf Ihr Schreiben geantwortet. Heute vernehme ich, daß es nicht geschehen. Es macht mir viele Mühe zu denken, Sie mögten es für eine Unaufmerksamkeit von meiner Seite ansehen, die mein Herz Ihnen in ein schlechtes Licht stellen 15 könnte. Edler Mann, Sie thaten mir so viel Gutes, Sie waren so frühe die Stütze meiner schwachen, mühvollen Unternehmung. Sie zeigten so unbedingtes Vertrauen auf die Anfänge derselben und ließen sich so wenig von dem Schein vieler und großer Einwendungen als von dem Daseyn einiger wirklich durch Umstände 20 veranlaßten Mängeln der Anstalt abhalten, standhaftig ihren guten Fortgang mit freundschaftlicher Thätigkeit zu befördern, daß ich bestimmt sagen kann, ich bin wenigen Menschen so viel Dank schuldig als Ihnen. Es that meinem Herzen wohl, zu denken, Ihnen meine Dankbarkeit durch den Einfluß der Methode auf die Bil- 25 dung Ihrer lieben Söhne thätig bescheinen zu können. Ich träumte mir hierin Großes, und wirklich waren die Anlagen des Geistes und des Herzens Ihres Kindes geeignet, hierin Großes in mir zu erregen. Ich glaubte immer, sein oft so wiederkommendes Kopfweh werde mit mehrerer Consistenz des Körpers sich verlieren. 30 Der Knabe war oft so vollkommen wohl, und ich ahndete nicht, daß Ihr väterliches Herz Sie zu der Maaßregel nöthigen werde, die Sie jezt nehmen; aber Sie haben recht, Sie haben wenigstens für einige Zeit ganz recht. Ich hoffe, Sie werden Ihre Endzwekke erreichen. Die Entfernung von Anstrengung wird Ihren Sohn ganz 35 gesund machen. Ich freue mich dieser Hoffnung mit aller Liebe und mit aller Zärtlichkeit, die ich immer für Ihren Sohn hegte.

267 Empfangen Sie meinen herzlichen Dank, beydes für das Zutrauen, das Sie mir in Rüksicht auf Ihren altern [Sohn] schenkten, und für dasjenige, mit dem Sie mich in Rüksicht auf Ihren jungen beehren wollen. Wir werden trachten, Ihren Absichten mit ihm zu 5 entsprechen und ihn mit Freude aufzunehmen, sobald Sie uns denselben zuführen werden. Genehmigen Sie indessen die Versicherung der Hochachtung und Ergebenheit, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

10 1297. An Hedelhofer

Paris. [Sommer 1807?].

15

Monsieur! On peut pousser le manque d'attention ä un point que mime les meilleures excuses ne sont plus rien qu'un avoeu de sa faute. J e suis envers Vous dans le cas. J e peux bien parier de distractions qui se sont suivies, des absences, des changemens dans la maison, de l'arrivee de ma famille et de beaucoup d'autres 20 choses. Mais avec tout cela je n'ai pas repondu ä Votre chere lettre. J e n'ai pas rendu meme l'ombre de Vos attentions. J ' a i manque ä mes devoirs et ä la promesse positive que j'ai faite ä Votre digne et estimable epouse; j'en ai honte et je n'ose pas presque Vous prier de me pardonner. 25 II y avoit tres peu de personnes dont leur presence dans notre maison ait fait tant d'impression que celle de Madame Votre epouse, sa simplicite, sa candeur, la solidite de ses principes d'education. Monsieur, Vous montrez dans Vos lettres le meme esprit. J e me sens heureux de jouir de la confiance de parens qui se dis80 tinguent ä tel point des vues ordinaires d'education. Soyez sür que je sens le devoir double de faire des efforts pour satisfaire des personnes qui ont tant de droit ä mon estime. J e me sens heureux de Vous pouvoir dire que ma methode prouve chaque jour plus son influence pour fonder une solide basis d'education. Ses resultats 35 sont chaque jour plus satisfaisants. Votre fils ne manquera pas de prouver cette influence sur le developpement de ses facultes comme

268 de ses sentiments et sur toutes les aptitudes necessaires pour la vie. Ce que je peuxdire des ä present sur lui se restreint ä [ceci] qu'il montre un vrai attachement ä ma persone. J e le trouve ordinairement fort t o u c h e dans les entretiens particuliers qui ont lieu chaque semaine avec les enfans. II ne manque de capacite. La dis- 5 traction parait lui 6tre accoutumee; l'influence de la methode et de la maxime generale qui dirige notre maniere d'agir avec les enfans peut 6tre un contrepoids de cette foiblesse de notre siecle. J e Vous supplie, Monsieur et eher ami, d'etre persuade que mes amis conjointement avec moi s'empresseront de continuer tous les soins 10 pour Votre fils. Agreez, Monsieur, les assurances de mon parfait devouement et permettez d'oflrir mon respect ä Madame Votre epouse. T. s. v. p. Der Knab kann nur mit Mühe dahin gebracht werden, seine 15 Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand zu richten und sich mit demselben fortdauernd und ernstlich zu beschäftigen. Er liebt und sucht beständige Abwechslung, hat noch keine Freude an der Arbeit, weil er noch nicht zum Bewußtseyn seiner geistigen Kräfte gelangt ist. Die Vergnügungen der Welt haben großen Reiz für ihn. 20 Seine bisherigen Fortschritte sind nicht unbedeutend, nur im Kopfrechnen und der deutschen Sprache geht es ungewöhnlich langsam, weil diese Theile am meisten Aufmerksamkeit und Anstrengung erfordern. Wir hatten Mühe, ihn folgen zu machen und ihm einigen Ernst und Lust zur Arbeit einzuflößen. Nun geht es 25 damit nicht übel.

1298. An Voitel?

[Juli 1807].

Lieber Freund! Ich habe keine speciele Bekandschaft mit Herrn 30 Ayllon. Er hatte auch nie nicht den geringsten Auftrag von mir. Ich erinnere mich nicht einmahl, [daß wir] auch nur eine Unterredung über die Einrichtungen des Madriter Instituts hatten. Ich fühle mich so glüklich, durch Ihren Muth und durch Ihre Einsichten den Erfolg dieses Instituts auf den Punkt gebracht zu sehen, 35 auf dem es steth, und bin überzeugt, daß, wenn auch die hiesige Anstalt durch ihre siebenjährige Bemühung weiter gekomen, als

269 es möglich ist, daß Ihr Institut gegenwertig stehe, denoch für dasselbe geschehen, was bis jez möglich, und daß, was weiter für dasselbe zu thun ist, durch Sie, lieber Freund, am vorzüglichsten geschehe. Sie haben zu Ihren vorzüglichen Talenten für die Sach vor 5 jedem andern einen Vorsprung von zwei Jahren und stehen daby in so innigen und alten freundschaftlichen Yerheltnissen mit mir und dem hiesigen Institut, daß Ihnen nie nichts fehlen kan und nichts fehlen soll, was irgend etwas dazu bytragen kan, Sie in Stand zu stellen, den weiteren Erfolg Ihrer Anstalt mit eben dem 10 glänzenden Erfolg zu krönen, den Ihre ersten Bemühungen für dasselbe hatten. Ich weiß, was ich Ihnen zu danken habe, und Sie könen in jedem Fall auf die thätige Freundschaft eines Menschen zehlen, zu dessen Glük und innerer Befriedigung Sie so viel bygetragen haben.

is

1299. An Voitel.

[August 1807].

Herren Studers Brief an Herrn Niederer hat einen Ton, dessen Recht und Fundament ich gar nicht kene. Wer ist dieser Mensch, 20 daß er so redt, daß er mit mir und mit meinem Haus so redt? Er spricht mit mir wie ein anmaßlicher Oberer mit seinem erniedrigten Unteren; wie komt er dazu? E r redt im Nahmen der Nation und redt im Nahmen Eurer Vereinigung; wie kommt er dazu, im Nahmen dieser Vereinigung mit uns zu reden, wie er mit uns redt? Was 25 hat meine Vereinigung der Euren Böses gethan oder Böses thun wollen, daß er also mit uns redt? Welche Briefe haben wir Euch nicht beantwortet? Lieber, lieber Voitel, ich hoffe zuverlessig, daß Sie diesen Brief nicht gelesen; ich hoffe zuverlessig, daß Sie ihn nicht gebiliget. Wie konten Sie 30 ihn billigen? Er enthaltet bestirnte Unwahrheiten. Ich soll Ihnen n i e geschrieben haben! Ich habe Ihnen vor Monaten geschrieben und noch keine Antwort von Ihnen. Ich soll dem H[erzog] von Fr[ias] nicht geschrieben haben; ich habe ihm geschrieben. 35 Wir sollen es an Aufmerksamkeit auf Eure Lagen und Verheltnisse mangeln lassen. Wir kenen diese Lagen, diese Verheltnisse nicht; wie sollten wir sie kenen? Wie sollten wir überhaupt wüssen,

270 was wir Eurethalben thun und reden sollen, wenn Ihr es uns nicht saget? E s ist möglich, daß ich einem Spanier gesagt habe, ich wünsche, daß man ein paar fähige Jünglinge aus Spanien zu uns schikke. Ich habe das Russen, Preußen, Polakken, Franzosen auch gesagt 6 und muß es sagen. E s ist meine Meinung, der Punkt, auf dem das Etablissement jez steth, köne nicht besser benuzt werden als so. Was soll ich denken? K a n ich glauben, daß es Euch nicht dienen müsse, alles, was wir haben, zu besizzen und so vollendet zu besizzen, als es möglich ist? Wem sollte ich denken, daß mehr gedie-10 net wäre als Euch, wenn in der Stuffenfolge der Arbeiten, die Ihr betriebet, zur Zeit auch das Höchste, das Vollendeste, das wir besizzen, Euch bekandt und durch Menschen, die es vollendet ausgeübt, Euch vor Augen gelegt wird? Aber noch einmahl, ich suche niemand aus Spanien herzuziehen und werde niemahl jemand her-15 zuziehen suchen, am wenigsten wieder Euren Willen. Yoitel, ich liebe Sie, ich achte Sie, ich schätze Sie. Sie kennen mich. Wenn wir in der L a g waren, o h n e u n s e r W ü s s e n zu fehlen, worum warneten Sie uns nicht? Worum schreiben Sie mir nicht? Worum machten Sie uns nicht mit dem bekandt, was Sie 20 wüssen mußten, um in jedem Fall zu reden und zu handien, wie Sie es wünschen? [Sie] schreiben Tschoke, Sie schreiben ihm Sachen, die mein [Herz] kränken; er drukt sie und achtet [der Ge]fühlen nicht, die er durch seine Anectodten-Posaunen im Zeitman erregt. In den 26 Äußerungen seiner Zeitschrift über Visan mangelt alle Delicatesse, die man, ich will nicht sagen, dem betreffenden Personale, ich will nur sagen, dem Zeitalter schuldig ist, und Visans alter, ehrwürdiger Vatter, ich möchte die Sünde nicht auf mir haben, dises edlen Mans graue Haare ohne Noth mit tiefem J a m e r der Grube näher 30 gebracht zu haben. Wie tief, wie unermeßlich tieff, wie zerreißend muß es ihn beugen, seinen Sohn, von dem er Ehre und Freude hoffte, also vor dem ganzen lesenden teutschen Publico prostituirt zu sehen! Ich möchte weinen, wenn ich an disen Man denke, und möchte Sie, guter lieber Voitel, fragen: Verdienen wir nicht auch 35 eine Zurathziehung, wenn es um öffentliche Verschryung von Menschen zu thun ist, die mehr und minder mit uns in Verheltnissen standen?

271 1300. An Unbekannt. [um August 1807]. Lieber Herr Edelherr! Das edle Vatterherz, das sich in Ihren 5 lieben Briefen so bestirnt ausdrükt, ebenso wie das Zutrauen und das Wohlwollen, das Sie meiner Anstalt und meiner Persohn schenken, rührte mich sehr. Sie theilen mit einer edlen Gemahlin die alten häuslich schweizerischen Gesinnungen, die mir in meinem Leben heilig waren und deren Wiederherstellung ich durch mein ίο Etablissement durch alle mir möglichen Mittel suche. Ich rede Ihnen fry über Ihren Sohn. Worum sollte ich dieses gegen einen solchen Vatter und gegen eine solche Mutter nicht thun? Es ist unglaublich, in welchem Grad die meisten stätischen Kinder zerstreut sind und wie ihr Kopf mit nichtiger Leerheit auf is einen Punkt angefüllt [ist], daß das einfache Bildende und Kraft Bringende nur äußerst schwer Eingang feindet. Wenn etwas in der Welt im Stande [ist], diese Anfüllung des Kopfs und des Herz mit den Quellen der Kraftlosigkeit von byden allmählig zu vermindern und allem Bildenden und Kraftvollen, was in der Natur ist, 20 Eingang zu verschaffen, so ist es gewüß die Methode. Aber sie geth ohne Maaß schwerer in Kinder, die das Stattregime genossen, als in Kinder, für deren Erziehung weniger Kunst gebraucht worden ist, und es fordert weit mehr Zeit, mit diesen als mit jenen zum Zihl zu komen. 25

1301. Herrn B. Streiff, Ratsherr in Mollis, Canton Glarus. Yverdon, den 4 ten August 1807.

Es thut uns leid, aus Ihrem Geehrten sehen zu müssen, daß Sie 30 von den bey uns gemachten Fortschritten Ihres Sohnes eine gar zu geringe Vorstellung haben und zu glauben scheinen, er stehe immer auf dem gleichen Punkte, wie damals, als Sie ihn dem Institut übergaben. Sie thun darinn wahrlich Ihrem Sohn und uns Unrecht. Er ist merklich, ja auffallend thätiger, aufmerksamer, 35 beobachtender, hat vieles erfahren und gelernt, das zu seiner Bildung beträchtlich beygetragen und den zwar kleinen Fond von

272 Kentnissen vermehrt hat. Er hat in Rücksicht auf Gefälligkeit, Verträglichkeit, Nachsicht gegen andere und diesen ähnlichen Gesellschaftstugenden, sowie im allgemeinen in Rücksicht auf seine Charakterbildung gewiß gewonnen; selbst in den mechanischen Theilen des Unterrichts als Lesen, Schreiben u.s.f. ist er 5 wahrlich nicht in fortwährendem Stillstand gebliben. Das alles läßt sich zwar aus einem oder mehreren Briefen vom Knaben selbst nicht erkennen, indem junge Leute, besonders schwächere von dem Alter Ihres Knaben, nicht im Stande, das in den Briefen darzustellen und auszudrücken, was sie wirklich sind; sie befriedi- 10 gen sich gewöhnlich damit, geschwind etwas Einzelnes hinzuschreiben, damit das Papier überschrieben werde und sie doch wieder einen Brief, deren Verfertigung allen jungen Leuten Mühe macht, abschicken können. Ich gestehe Ihnen aufrichtig, uns scheint, Sie haben Unrecht, bey Ihrem Knabe nur auf die Erler- 15 nung einzelner, auf den künftigen Verdienst berechnenden Unterrichtszweige zu dringen, statt das Ganze seiner Bildung ins Aug zu fassen und zu berücksichtigen. Es giebt andere Übungen, die ihn viel mehr intressieren und mehr geeignet sind, Kräfte in ihm zu erwecken und zu beleben, als die simple Erlernung der fran- 20 zösischen und deutschen Sprache und des Rechnens, und insoweit er es in Zukunft wird nöthig haben, zum Beispiel die Formenzeichnung, die Übungen in den Formenverhältnissen oder der Geometrie und was darauf Bezug hat, das Kopfrechnen, nicht als Rechnungsübung, sondern als Übung der Schärfung und Bele- 25 bung der Urtheilungskraft, des Gedächtnisses und der Einbildungskraft. Würde man ihn bloß allein mit Schreiben, Lesen und Lernen beschäftigen wollen, so würde es noch viel unwahrscheinlicher, daß je in ihm mehr Geisteskräfte, ein höheres Bestreben und eine vermehrte Thätigkeit könnten erweckt und gebildet wer- 30 den. Allerdings bedarf ein Knab von seiner Art mehr Zeit zu seiner Schulbildung, wenn mit der Zeit nur etwas Gewöhnliches aus ihm werden soll, als ein von Natur heller, aufgeweckter und lebendiger Kopf, und als ein Knab, der von Jugend auf erweckt, geübt und angestrengt worden. Ich hielt es für meine Pflicht, Ihnen noch 35 einmal etwas weitläufig meine Ansichten über Ihren Sohn mitzutheilen, und ersuche Sie, mir in einem folgenden Schreiben zu sagen, ob Sie darauf beharren, daß er nichts als Deütsch, Französisch und mit Ziffern rechnen lerne. Beykommend haben Sie die Rechnung bis 1. Juli und 1. Ok- 40

273 tobris. Sie beträgt L. 190.17.—. Die vorige Rechnung habe ich mittelst der eingesandten L. 155.13.6. getilget, und die vorstehenden 6/6. Ihrem Sohne übergeben. Ich empfehle mich Ihnen ganz freundlichst

5

Pestalozzi.

1302. An Borel.

du 6 aout 1807.

J ' a i regu en son tems l'honneur de Votre lettre du 12 avril avec ίο Votre envoi de L. 200.— que j'ai porte au credit de Votre compte Des lors j'attendais d'un jour ä l'autre les nouvelles remises que Vous me promettiez; mais n'ayant jusqu'ä present rien regu de plus, je dois Vous declarer que je ne puis garder plus longtems Votre fils, si Vous ne voulez pas mettre plus d'exactitude dans 15 l'acquittement de sa pension que d'apres l'ordre etabli m'est payee par tous les parens trois mois ä l'avance. Le defaut de place m'oblige ä refuser des eleves qui me payeroient un an d'avance si je les voulois. Vous sentirez facilement que c'est facheux, tandis que d'un autre cöte Vous etes en retard. 20 J e Vous remets ci-inclus Votre compte prepare depuis longtems, continue ensuite jusqu'au 1er avril, puis jusqu'au 1er juillet pour les debours et jusqu'au 1er octobre pour la pension. II me revient ä ces dates lä Livres 836.6.6 de Suisse, dont je Vous demande le prompt acquittement non seulement parce que cela est juste, mais 25 parce que je ne puis pas absolument laisser en arriere des fonds qui me sont indispensables pour satisfaire ä mes payements. Vous me parlez de fournitures de gruaux etc. J e Vous prie de m'en remettre une note detaillee. 1303. 30

An Benjamin Talichet, Orbe.

du 6 aoüt 1807.

(Reg.) Rechnungsfragen. Rücksendung eines Papiers auf Tonnelier Schmalz, [franz.]

18

Pestalozzi Briefe V

274 1304. An Mouron, juge de paix. du 6 aoust 1807. J'ai l'avantage de Vous remettre d'autre part le compte des second et troisieme trimestres pour Vos deux chers fils; il monte ä 5 L. 294.17.— que Vous pourrez remettre pour mon compte ä Μ. Fehr, agent de change. Sur son avis ou sur le Votre j'en solverai Votre compte au ler juillet. Vos deux fils sont en bonne sante et voici ce que j'ai pour le moment ä Vous dire sur leur compte. 10 L'alne demeure toujours semblable ä lui-m^me; il comprend et travaille avec lenteur, mais avec cela il est extr^mement applique et laborieux. II ne s'adonne pas aux plaisirs avec cette vivacite que nous aimerions lui voir, il vit en quelque sorte beaucoup plus au lui-meme qu'avec les autres. Neanmoins il paroit content et 16 satisfait et on ne sauroit point se plaindre de lui, il fait tout ce que son naturel comporte. Nous sommes un peu moins content du cadet que ci-devant. II a moins d'activite, moins de malesse et de distraction que ci-devant, ce qui nous a mis dans le cas de lui faire rendre compte chaque soir de l'emploi des ses heures de legons ce 20 qui l'oblige ä etre plus attentif sur lui-meme et h surmonter son penchant. 1305. An Mouron, syndic ä Chardonnes. 26 du 6e aoust 1807. Ayant introduit dans mon compte la regie qu'ils se remettent tous aux epoques des trimestres naturels j'ai le plaisir de Vous remettre celui de Votre neveu Ferdinand, reglant du second trimestre pour les debours et pour les legons, du troisieme pour la so pension. II me revient L. 57.6.6 que Vous pourriez remettre pour mon compte ä Mr. Fehr, agent de change ä Vevey, avec ce que Mr. Votre frere aura ä lui donner pour moi. II ne faut pas juger sur les comencemens. J e dois cependant Vous dire qu'il ne me paroit pas encore que Votre neveu reponde ä Vos vues sur lui. Mais 36 je ne veux pas Vous dire rien de positif avant que le tems fixe pour l'epreuve soit ecoule afin de ne pas risquer un jugement hazarde.

275 1306. An Kervand.

du 6 aoust 1807.

(Reg.) Abrechnung über Pensionsgeld, kurzer Bericht über den Sohn, [franz.]

5

1307. Herrn Geheimrath Willemer in Frankfurt. Yverdun, den 10. Äugst 1807.

Lieber Herr Geheimrath! Sie haben mir geschrieben, ich ant10 wortete nicht. Sie senden mir von Ihren Schriften, ich freute mich Ihres Briefs, ich freute mich Ihrer Schriften. Ich liebe Sie, ich ehre Sie, ich fühle mich glücklich, Ihr Vertrauen zu besizen und die höchsten Bewies Ihres Vertrauens zu genießen, Ihren Sohn in meiner Anstalt zu sehen. Edler Man, mein Bemühen wird mit Gottes 15 Segen bekrönt, mein Abend ist schön. Edle einzelne Menschen sprechen zum verlachten Traum meines Lebens J a und Amen. Er ist kein verlachter Traum mehr, er ist Wahrheit, er ist erkandte Wahrheit. Auch Ihnen dank ichs, daß er es ist. Leben Sie wohl! Seyen Sie mir gewogen, dem, der mit Achtung und Ehrforcht sich 20 nent Dero gehorsamsten Diener Pestalozz. 1308. An Caamano. 25

Yverdon, den . . . Äugst 1807.

Monsegneur! J e m'empresse de remercier Votre Excellence de la promtitude avec laquelle Elle a bien voulu me faire parvenir la lettre gracieuse dont Son Altesse Seigneurale le Prince de la Paix m'a bien voulu honorer. J e me sens infiniment heureux de jouir 30 de sa bienvellence ä un degres que je n'aurois jamais ose esperer. Aussi le success de l'institut que le prince a etabli ä Madrit surpasse mes esperences. J e benis mon sort d'avoir trouve aupres d'un grand tröne un intrßt et une sensibilite pour la jeunesse, pour 18·

276 l'humanite et pour mes vues que je cherche depuis si longtems dans l'obscurite de mes circonstances et dans la bassesse et perversite de principes presque generales du siecle. J e Yous remercie de cceur et d'äme pour tout que Yous avez bien voulu contribuer ä [ce] success brillant de ma entreprise en 5 Votre patrie. J'ai honte de Vous faire tant de peines par des paquets que je fus oblige d'envoyer ä Monsieur Voitel. Le dernier Vous etoit transmis dans mon absence. II contient de livres et de manuscripts qui touchent la methode et Monsieur Voitel presse tres fort son corres- 10 pondant Monsieur Hopf de lui envoyer tous et nous a assure que Votre Exellence ne prendra pas en mal, si nous osons adresser les paquets ä eile. J e m'empresserois de Vous remettre les premiers jours la reponse que je dois ä Son Altesse Seigneurale le Prince de la Paix. 15 Votre Exellence veuille bien agreer l'assurance de mon respect et de ma reconaissance avec laquelle j'ai l'honneur d'etre, Monseigneur, Votre Exellence tres humble et tres obeissant serviteur. 1309.

20

An Amoros. [Anfang September 1807]. Lieber edler Amoros! Sie sind jez an der Spizze einer Anstalt, deren guter Fortgang mir so wichtig ist, als derjenige meiner eignen Anstalt, und Sie bieten mir an dieser Stelle Ihre Freundschafft an 25 und wünschen, in enger Vereinigung mit mir zu stehen. Freund! Diese Gesinnungen machen mir natürlich Freude und sind mir wichtig. Ich schäme mich eigentlich, daß Sie mir mit einem Brief zuvorgekomen. Ich habe Ihnen für die Exemplare der Notice über die Einführung der Lehrart in Madrit schon lange danken und so Ihre nähere Freundschafft suchen sollen; aber alt und mit Geschefften und Zerstreuungen überladen, wie ich bin, verdiene ich hierüber einige Nachsicht, und ich hoffe, daß Sie mir diese schenken. Aber jez, da Ihre Stellung mir die nehere Verbindung mit Ihnen zur Pflicht macht, eile ich, Ihnen zu sagen, wie sehr mich 35 diese Verbindung freut und wie große Hoffnungen sie in mir erregt. Ich werde, vereiniget mit meinen Freunden, in allem, wozu

277 ich Ihnen in diesem Verhältnis brauchbar syn kan, Ihren Wünschen zu entsprechen und womöglich denselben sogar zuvorzukomen suchen. Alle unsere Unterrichtsmittel, von denen Sie Gebrauch machen könen, syen sie gedrukt oder noch im Manuscript, 6 stehen Ihnen unbedingt zu Diensten. Es ist ganz gegen unsere Denkungsart, von irgend einem Theil unserer Methode ein Geheimnis zu machen. Nur das Publiciren von Manuscripten durch den Drukk könnte uns geniren. Sie sprechen in Ihrem Brief von dem Bild des durchlauchtigsten 10 Friedenfürsten, das für mich bestirnt sy. Bisher wußte ich dieses noch nicht officiel. Der Gesandte schrieb mir nur, daß Seine Durchlaucht mir ein Zeichen seiner Achtung zusenden werde; aber er drükte sich in seinem Brief nicht bestirnt aus, worin es bestehe. Ich habe desnahen, ob ich schon durch mehrere Briefe von Madrit iB berichtet war, daß ich dieses Portrait erhalten werde, es denoch nicht wagen dörffen, Seiner Durchlaucht dafür zu danken, obgleich öffentliche Blätter bestirnt davon reden und das Tableau selber beschreiben. Ich hette diesen Grad von Gnade von seiner Durchlaucht nicht erwarten dürfen; daß Sie von der Idee des Tableaus 20 der Erfinder sind, macht mir doppelt Vernügen. Auch bin ich sehr froh, daß Seiner Durchlaucht das Portrait, so Döbeli mitbrachte, nicht mißfiel. Der Maler heißt Schoener und ist ein edler guter Man, den ich äußerst liebe. Er ist ein Teutscher und hat ein großes Talent, den Caracter der Menschen, die er 25 mahlt, mit Bestimtheit zu treffen. Seine Excellenz Herr von Camano haben von allen Schrifften, die unsere Methode betreffen, zwei Exemplare angeschafft und, so viel wir wüssen, schon längst nach Spanien gesandt. Wir dörffen also, bis wir wüssen, ob diese Exemplare nicht in Ihre Hände ko30 men, den Ankauf diser Bücher nicht wiederhollen. Indessen wollen wir noch zwei Exemplare der Elementarbücher an den Gesandten senden, in Rüksicht der übrigen aber Ihre fehrnere Ordnung erwarten. Ich dachte, daß alles, was von uns an Herrn Voitel gesandt worden, in Ihrer Hand ligt; aber einige Ausdrükke in dem 35 Brief Herren Hauptmann Näf lassen mich daran zweiflen und sogar vermuthen, daß überall nicht die vollkomenste Harmonie zwüschen Herrn Voitel und den übrigen Beförderern meiner Methode in Spanien hersche. Ich muß gestehen, das macht mir Kumer. Ich liebe Voitel. Ich verdanke seinem Muth und seinem Eifer die 40 Einführung der Methode in Madrit. Ich wünsche innig, daß er

278 glüklich und beruhigt lebe und von der Freundschafft der übrigen Beförderer der Methode erquikt und erleichtert werde. Könen Sie etwas zur Beruhigung und zur Harmonie aller Theilhaber des Unternehmens thun, so erwarte ich dieses von Ihrem Edelsinn und von Ihrer Liebe zu der Sach selber, die durch Privatempfindlich- 5 keiten so leicht leidet. Doch ich rede ins Blinde. Verziehen Sie meinem Eifer für die Hauptsach ein Wort, das vielleicht zu den Verheltnissen, in denen Sie leben, unpassend oder anmaßlich syn könte! In allen Fehlen, zehlen Sie auf meinen Eifer, Ihnen in meiner Stellung mit allem zu dienen, was Ihnen in der Ihrigen dienen 10 kan! Erhalten Sie durch alle Krafft und durch alle Mittel, die in Ihrer Hand sind, das Vertrauen Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht zu einem Werk, das er mit so erhabenem Muth erschaffen und beschüzt! Ihr Glükist groß, den Unterricht Seiner königlichen X5 Hoheit des Infanten Don Franciscus von Paula leiten zu könen. Es ist gewüß, daß der Erfolg Ihrer diesfeligen Bemühungen unendlich zur Beförderung der allgemeinen Einführung besserer Erziehungsgrundsäze in ganz Spanien beytragen wird. Möge die Vorsehung Ihre Bemühungen seegnen und Sie an beyden Stellen, denen 20 Sie vorgesezt sind, mit dem besten Erfolg bekrönen. Wir machen schon den Anfang mit der Übersezung einiger Übungen unsrer Anstalt und freuen uns herzlich, Ihnen alles, was uns möglich ist, dienen zu könen. Haben Sie Gelegenheit, Seiner Durchlaucht dem Friedensfürsten meine tiefe Ehrforcht zu bezeu- 25 gen, so bitte ich Sie, es zu thun. Ich förchte, mein lester Brief an Seine Durchlaucht sye nur zu weitläufig gewesen. Genehmigen Sie indessen die Versicherung der aufrichtigsten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe, mich zu nennen — 1310. An Pfarrer?

30 [September 1807?].

Wohlehrwürdiger Herr Pfarrer! Da ich dem Knaben anerbott, ihn im bewußten Sinn in meine Anstalt aufzunehmen, dachte ich ihn in der Lag, um d i e s e n P r e i s meine Anstalt so 35 lang genießen zu könen, als wenigstens und unumgenglich nöthig ist, wenn er einen würklichen Vorteil daraus ziehen soll. Ich wollte

279 ihn mit meinen Rinderen gemeinsam auf der Bahn des Instituts fortleiten, die frylich weiter führt, als er, wie es jez scheint, gehen soll, die aber auch weit mehr Zeit braucht, als es scheint, daß man ihm vergönen wolle. Das, was man fordert, ihn in e i n e m h a l b e n 5 J a h r geläufig französisch zu lernen und Hausbücher zu führen, ist uns durchaus nicht möglich. Die Umfassung und Gründlichkeit der Unterrichtsweise, die wir befolgen, erlaubt nicht, solche Resultate auch nur zu suchen, und wenn wir sie auch suchen wollten, so wären wir nicht dazu eingerichtet. 4 / e Theile von den eiteren, Ein10 fluß habenden Persohnen unsres Hauses sind Teutsche. Das Französischlernen im Haus wird nicht als die Hauptsach, es wird nur als mittwürkender Theil des ganzen Unterrichts betrieben, also sind seine Resultate auf Jahre berechnet. Ebenso wird das Rechnen by uns nicht als eine einzelne gesonderte Kentnis, sonder als 15 reine Basis zur Bildung der Denkkraft gebraucht, und wir trachten durch die Art, wie wir dasselbe gründen und betreiben, und durch das lange Verharren in den Anschauungsübungen der reinen Verhältnisse, das logische Denken dem Kind habituel zu machen, eh wir vollends Kentnis der Verheltnisse auf das eigentliche gewohnte 20 Rechnen anwenden. Der Knabe hat uns gefallen. Aber aus allem diesem sehen Sie, daß er für das, was er lernen soll, und für die Zeit, die man ihm dazu bestirnt, bynahe nirgend schlechter angebracht werden könte als by uns. Es thut mir weh, die Sach in diesem Gesichtspunkt anzu26 sehen, aber er ist richtig, und ich kan nicht anders als frymütig sagen, daß by diesen Umständen den Elteren des guten Knaben nichts anders darf gerathen werden, als ihn in ein Haus zu thun, in dem kein teutsches Wort geredt wird und in dem das genaue Rechnungswesen etc. routinemäßig, aber auch mit dem anhalten30 den und ununterbrochenen Fleiß getrieben wird, wie dies by uns [nicht], und nirgend [geschieht], wo auf eigentliche gänzliche und solide Ausbildung der Anlagen eines Kinds gesehen wird. Genehmigen Sie indessen die Versicherung der Hochachtung, mit [der] ich mich die Ehre habe zu nennen 35

Euer Hochehrwürden gehorsamster Diener

Pestalozz.

280 1311. An von Türk in Neustrelitz. 8. September 1807. Innig Geliebter! Dein Entschluß krönt mein Glück, ich sehe 6 meinem Grab ruhiger entgegen. Ich weiß, was Du mir opferst doch nicht mir, Du opferst es Deinem eignen Herzen, dessen reine Triebe Dich Dein Geschlecht mehr lieben machen als Dich selbst oder als alles, was außer Deinem Herzen Dich von der Welt anspricht; es giebt eine Höhe des innern Menschen, die sich um kei- 10 nen Preis zu den Tiefen der Welt hinabziehen läßt. Heil Dir, aber auch mir Heil, daß Du in dieser Höhe lebst und keine Welt es vermag, Dich wider Dein Herz an ihre Tiefen zu fesseln! Ob die Erfüllung Deines Entschlusses ein paar Jahr früher oder ein paar Jahr später zu Stande kommt, darauf kommt es nicht an, aber 15 daß Du im künftigen Jahr gewiß zu uns kommest, das hingegen ist wichtig, es ist nothwendig. Die Regierung von Aargau giebt mir das Schloß Wildenstein zu einer elementarischen ArmenProbe-Schule, und vielseitige äußerliche Umstände fordern mündliche Beratungen mit Dir. Meine Gesundheit ist gut, und von vie- 20 len Seiten bahnen sich die endlichen Zwecke meines Thuns gut an. Aber wer kann darüber im Detail reden? Ich einmal nicht. Wer kann die Waizenkörner einer weit und breit zerstreuten Saat einzeln ins Auge fassen, um die Beschreibung ihres Wachsthums zu Papier zu bringen? Ich einmal vermag es nicht. Komm bald wie- 25 der, sieh alles wachsen; dann redet es sich über alles leichter, wenn Du wieder gesehen hast. Genug, die Zahl der Individuen, die von unseren Zwecken angesprochen werden, vermehrt sich bald mit jedem Tage. Das Elend der Welt wird so groß, daß auch die Ruchlosen anfangen, Bange zu haben ob ihrem Werk. Diese Bangigkeit 30 der Ruchlosen über die sie selber in ihrer Ruchlosigkeit hemmenden Folgen ihres Thuns wird nach einem Zeitpunkte den Edlen, die den Unglücklichen mit Kraft und Liebe die Hand zu bieten geneigt sind, wieder Luft machen; man wird den Patrioten gerne wieder sehen und sich des Spotts über sie schämen. Dann pflanze 35 auf mein Grab Rosen und denke zurück an alle Gewalt, an· alle Finsternis, an alle Schwäche und an alle Niederträchtigkeit des Zeitpunkts, den ich durchlebt! Und doch mitten in diesem Zeitpunkte - wie weit und breit ist

281 das gute Herz der Menschen lebendig und thätig, um einen besseren Zustand der Dinge zu suchen und anzubahnen. Selbst in den rohesten Gegenden, selbst in den ärmsten Dörfern des Fichtelgebirges greift die Methode mit einer Kraft ein, die Erstaunen er6 regt. Die Edleren von Mülhausen sind ganz für uns; wir haben fünf Kinder daher. Auch von Frankfurth ist ein wichtiger Mann da, der Hauslehrer des Banquier Willemers (Mieg) mit einem hoffnungsvollen Knaben; sein Dasein wird uns Kraft geben. Kurz, die äußern Hilfsmittel der Methode gehen erwünscht vorwärts. Nie10 derer dringt immer tiefer in ihren Geist ein, wird immer kraftvoller in der Darlegung ihres Wesens und ihrer Bedürfnisse. Schmidtens Thatkraft für alle Theile der Methode erregt unser aller Erstaunen. Krüsi vollendet mit Ruhe. Allenthalben gewinnt die Sache mit jedem Tage; Wilhelm Egger, Ramsauer, Baumgartner 15 werden vortreffliche Kinder. Du wirst ein Wachsthum unserer Kräfte finden, das Dich freuen wird; aber dieses Wachsthum muß mehr organisirt sein, es muß aus dem Wirbel, in dem es sich im einzelnen oft unnütz verzehrt, mehr in Zusammenhang unter sich selbst und mit unsern äußeren 20 Verhältnissen gebracht werden. Dazu haben wir Deinen reinen Sinn, Deine Liebe, Deine Mitwürkung nothwendig. So gesund ich bin, so nothwendig habe ich Ruhe und suche vollendete Organisation dessen, was um mich her gethan wird. Die Unruhe aber über das, was nur halb geschieht oder doch unendlich besser geschehen 25 könnte, greift bei meinem wachsenden Unvermögen, (die Hand selber ans Werk zu legen, immer mehr mich an. Es geht mir nagend ans Herz, wenn ich sehe, daß etwas Gutes und Großes uns m ö g l i c h wäre und doch nicht geschieht; kurz, ich fühle die Stütze Deines Daseins wenigstens für eine Weile nothwendig. Schreibe 30 Du nur, daß Du kommst, daß Du sicher kommst; schon das Wort dieser sicheren Hoffnung giebt mir Kraft und Muth. Pestalozzi. 1312. An Voitel. 35

[Herbst 1807]. In allweg, lieber, lieber Voitel, sollten die Ansichten über die Methode unter uns mehr ins Reine gebracht werden. Wir sollten uns mehr über dieselbe unter uns selber verständigen, und in-

282 Sonderheit [sollte] verhütet werden, daß nicht, wie dieses in Briefen an Hopf einige Mahl geschehen, einseitige und kleinliche Ansichten derselben mit einer Anmaßung und mit einer Unkunde vorgetragen werden, die die weiter vorgeschrittene Welt stoßen müßte. 5 Freund, machen Sie, daß wir uns so nahe komen könen als möglich; es ist für die Beförderung des Ganzen wesentlich! Aber lassen Sie sich Ihre Untergeordnete nicht über den Kopf wachsen; ich weiß, wo dieses hinführt und welch ein Grad des Glüks es erfordert, um, wo dieser Fall statthat, nicht zu unterliegen! Zehlen 10 Sie auf meine Handbietung, wann und wo es immer zu Aufnung und Reinerhaltung der Methode nothwendig syn könte! Jez muß ich Ihnen noch etwas sagen. Wir haben für die sechs Päkgen, die uns von Ihnen zugekomen, mehr als vier neue Louisdor Porto zahlen müssen. Der Inhalt davon war meistens [für] Tschokke 15 und Fremde. Darf und soll ich das Porto nach Maßgebung dessen, was jeder empfangen, zurükfordern? Sie wüssen, daß ich an Seine Durchlaucht den Friedensfürsten geschrieben. Aber ich wagte es nicht, vom Portrait zu reden, weil der G e s a n d t e , der mir officiel anzeigte, ich werde nächstens ein 20 Zeichen seiner Achtung von ihm erhalten, nicht sagte, worin diese bestehe. Voitel, fahren Sie mit der Würde und Krafit fort, mit der Sie angefangen, und lieben Sie immer Ihren Ihnen mit Achtung ergebenen Freund und Diener! 25 1313. Monsieur Maine Biran Sous-prefet de l'arrondissement de Bergerac ä Bergerac Departement de la Dordogne, ci-devant Perigord.

30

[Herbst 1807]. Monsieur! J e vois par l'honneur de Votre lettre du 23 aoüt adressee ä Mr. de Muralt que Vous n'avez pas regu ma reponse ä Votre precedente. J'en suis d'autant plus fache qu'il m'est tres interesant d'entrer en relations avec Vous, Monsieur, et que les raisons 35 pour lesquelles Vous m'avez ecrit sont tres importantes pour moi et

283 pour tous mes collaborateurs. II n'y a rien de plus essentiel pour nous que ,,les liens d'estime et d'attachement et la douce confraternite qui unissent tous les amis des sciences et de la philosophie, ä quelque distance qu'ils se trouvent places les uns des autres". 6 D'apres ces vues Votre connaissance et Yos vceux ne peuvent qu'ötre de grand poids pour nous. Dans ma derniere lettre je Vous disais que nous n'avions dans 1'Institut aucun instituteur que je püs Yous envoyer et je Vous priais de choisir entre deux partis: oü de m'envoyer un jeune homme, plein d'activite, de zele, de ίο force et non encore corrompu et qui Yous f u t connu comme a y a n t des talens et meritant Votre confiance, aim de le former dans mon Institut et de l'y preparer ä remplir Vos vues; ou de nous charger de chercher un tel jeune homme dans nos contrees, ou mSme de le prendre parmi nos eleves si cela etait possible. Vous pouviez 6tre is assure que je m'acquitterais de l'une et de l'autre de ces commissions avec zele et probite. Depuis lors un de mes Instituteurs, Möns. Barraud de cette ville, qui donne des legons d'ecritures et de calcul a temoigne qu'il remplirait avec plaisir la place qui se presente chez Vous. C'est un 20 homme de 28 ans, qui n'a pas regu une education scientifique. II connait passablement la langue frangaise, a une assez belle ecriture, calcule avec facilite et possede quelques connaissances mathematiques. II serait propre a enseigner les elemens de la methode, il est fort dans quelques unes de ses parties, mais il n'en connait pas 25 l'esprit dans toute son etendue. Soit le manque de dispositions, soit le defaut de connaissance de la langue allemande l'ont empSche de saisir et d'appliquer la methode avec plus de profondeur et d'etendue. J e ne peux done pas Vous le recommander comme entierement imbu de mes principes et exerce ä leur application, 30 mais bien comme tres capable de faire chez Vous un commencement. II Vous faudrait alors necessairement lui adjoindre ensuite un aide, qui poussät ces commencemens plus loin et cela avec plus d'ensemble et avec une conaissance plus approfondie de la methode, comme cela se fait ici. Monsieur Barraud pourrait bien aussi 35 le faire ä quelque egard, surtout pour l'ecriture et le calcul. Du reste mes principes n'embrassent pas seulement l'enseignement, ils doivent poser ä l'education en general une base meilleure et plus appropriee ä la nature humaine. J e crois aussi devoir d'avance premunir contre l'opinion erronee que ma methode ne 40 doit exposer que les premiers elemens du savoir et de l'education.

284 Car je soutiens que, pour en receuillir tous les avantages que je m'en promets, il est tres necessaire que l'adolescence soit aussi dirigee soit dans soti instruction soit dans son education d'apres les memes principes et dans le raSme esprit et qu'une fois qu'on a commence il ne doit y avoir absolument aucun etat stationnaire 5 et aucun passage ä une culture soi-disant scientifique. Le premier degre est scientifique et organique et ce premier degre dejä n'est pas seulement formel mais tout ä fait reel. Nous nous faisons un plaisir et un honneur d'entrer lä-dessus avec Vous en explications plus etendues, ainsi que sur la maniere dont Vos vues genereuses 10 pourraient le mieux etre remplies. Au cas que Vous desirassiez Möns. Barraud, il voudrait avant de se decider ä accepter cette place, savoir quel traitement Vous pourriez lui faire, et si Vous lui bonifierez les frais de son voyage et en tout cas ceux du retour. J e regarderais comme un grand 15 avantage pour lui d'etre appele ä travailler sous Votre direction immediate. Monsieur de Muralt est tres sensible ä Votre confiance et il Vous en presente ses remercimens et ses confiances empresses. II Vous prie de regarder ma reponse comme venant aussi de lui. L'ins- 20 titut ä Buchsee n'existe plus, il est entierement reuni ä celui d'ici qui rassemble tous les eleves et les instituteurs de l'un et de l'autre. Cette reunion a eu lieu dans le but de gagner en forces et en moyens, de fonder la methode toujours plus solidement et de lui donner les developpemens et l'etendue necessaires. Nous allons Vous procurer 25 Vos deux etudes pour les etudier et entrer par ce moyen encore en rapport plus intime avec Vous. Veuillez agreer l'assurance de mes sentimens d'amitie et de consideration distinguee. Pestalozzi. 30 P . S . La langue allemande Vous est-elle connue? 1314. An Maclure.

[Herbst 1807].

Edler, lieber Man der edleren, der besseren, der jüngeren Welt! 35 E s ist Schande, daß ich Ihnen Inlag nur jezo sende. Aber zehlen Sie auf meine Treu und auf meinen Dank! Ich möchte hinzusezen:

285 Zehlen Sie auch auf mein Glük! Dieses ist groß. Die Methode faßt in Spanien Wurzel, wie kein Mensch hette hoffen dörffen, und der Friedensfürst erklärt sich öffentlich als Freund der Methode und als mein Freund. 5 Wir haben großes Vernügen an dem amerikanischen Jünger, den Sie aussandten. E r hat Talente und guten Willen und schikt sich, mehr als wir hetten hoffen dörffen, in die Umstände unsers Hauses. Da Sie mich angewiesen, was diesen Jüngling anbetrifft, an Sie gelangen zu lassen, so bitte ich Sie, seinem Papa zu sagen, 10 daß er uns Freude macht, daß er Muth und Überwindung seiner selbst zeigt, und daß wir uns versprechen, seinethalben Ehre zu erleben. Wir suchen ihn ganz in den Geist der Methode hinein zu führen, und da diese, sintdem Herr Naef von uns weg ist, in vielen Stukken sehr große Verenderungen erlitten, so ist es uns sehr 15 wichtig, daß dieser junge Mentsch in diesen Zusäzen sich ganz vollendet. Meine Lehrer fahren fort, mein Alter zu unterstüzzen, wie das Alter von wenigen Mentschen unterstützt worden ist. Wir genießen in allen Rüksichten Ihre Güte. Die Näherung von Condillac, die 20 in vielen Gesichtspunkten gegen unsre Grundsäze statthat, ist uns äußerst intressant. Meine Freunde alle erkenen in Ihnen Ihre Stüzze, Ihren Wohlthäter und Freund. Wir hoffen bald Nachrichten von Naef [zu bekommen], und bald könen wir ihm auch etwas Wichtiges schikken. 25 Leben Sie wohl! Genehmigen Sie die Versicherung meiner Hochachtung. Pestalozz. 1315. 30

An Madame Schweizer

in Paris. [Herbst 1807].

Freundin! Was machen Sie? Was macht Ihr lieber Mann? Sieth Sie die Schweiz nicht mehr? Meine Frau ist jez mit mir in Yverdun. Wie glüklich würden uns die Stunden machen, in denen wir 35 Sie Wiedersehen könten. Ich mußte Gewalt brauchen wieder eine böse Welt, und der böse Gewalt, gegen den ich meinen guten gebraucht, hat mir dismahl weichen müssen. Sie kenen meine Umgebungen; Sie wüssen,

286 was der böse Gewalt um mich her ist und mit wieviel Stettköpferey er seine Hörner gegen mich angesezt hat. Ich glaubte siebzigmahl siebenmahl, ich müßte sterben, aber der Kampf ist überstanden. Ich lebe und lebe gesünder, als ich vor zwanzig Jahren war. Möchte Ihr guter Schweizer, möchten auch Sie so gesund leben! Möchten 5 wir Sie auch wieder sehen! Schreiben Sie uns auch wieder ein paar Wort und glauben Sie ewig an die unverenderte Dankbarkeit und Achtung, mit der ich auf imer syn werde Ihr Sie liebender und ehrender Pestalozzi. 10

1316. Frau Battier-Tourneysen, Lyon.

[Herbst 1807].

Teure Freundin! Bloß durch einen Zufall vernehme ich, wo Sie sind und leben. Sie glauben es mir, daß es meinem Herzen wohl 15 that, das Angedenken so vieler Liebe und aller Freundschafft, die wir in Ihrem Haus genossen, in mir zu erneueren. Ach Gott, daß dieses Angedenken mit so viel Wehmuth verbunden ist! Das, was hinter uns ist, soll uns die Krafft und die Ruh der Gegenwart nicht rauben. Das Schiksahl, das ob uns waltet, ist von Gottes Weisheit 20 und Gottes Güte geleitet. Sie haben das Ellend meines Lebens näher als wenige Mentschen gesehen und wüssen sehr bestirnt, was von Jugend auf der Zwekk meines Lebens war. Meine Mühseligkeiten dauerten bis auf wenige Jahr, aber ich war vast mit Eigensinn und Starrsinn standhaft. Nun entfaltet sich endlich mein 25 Schiksahl; ich bin glüklich. Das Wichtigste meines Thuns wird geschezt, und man läßt ihm Gerechtigkeit wiederfahren. Noch jez bin ich nicht ohne Müh und Sorgen; aber es geth. Ich sezze meinen Zwekk durch. [Meine Frau] ist gesund und wohl. Sie und meine Sohnsfrau sind by mir, auch der einzige Knabe, den mein so Sohn hinterlassen. E r macht Hoffnung, ein stiller, anmaßungsloser, gutmütiger Mensch zu werden. Empfehlen Sie mich Ihrer guten Familie und glauben Sie, daß ich mit dankbarem Angedenken auf imer syn werde Ihr verpflichteter Freund und Diener

35

Pestalozzi.

287 1317. An August Wilhelm Schlegel. Iferten, den 14. Weinmonath 1807. Verehrungswürdiger Herr! Ich fand mich nicht leicht gegen einen e Mentschen in einem Verheltnisse, das mir so viel Müh machte. Sie ehrten mich. Sie zeigten mir Zutrauen, und ich antwortete Ihnen nicht einmahl. Ich konte es nicht; ich konte nur durch mein Stillschweigen zeigen, in welchem Grad ich verlegen bin. Wie gern hette ich Ihren Wünschen entsprochen, wie wichtig wäre es mir ίο gewesen, Ihnen entsprechen zu dörffen; aber wenn ich es gethan, und der Erfolg denn Ihrer Erwartung nicht entsprochen hette, wie unglüklich wäre ich dann gewesen, in welchem Grad hette ich mir dann Vorwürfe machen müssen und wie beschemend und wie verdient wäre dann der Verlust des Zutrauens und der Achtung 16 gewesen, die ich so sehnlich wünsche by Ihnen zu erhalten. Wenn ich meine Anstalt ins Aug faßte und in derselben die Leerheit von allem dem sah, was Ihr Zögling schon weißt, und mir das Nichtige und das Unbefriedigende und Unausfüllende, das unser ganzes Syn und Thun für Ihren Zögling haben muß, vorstelle und den 20 gänzlichen Mangel dessen, was erfordert würde, das nöthige Leben seines vorigen Zustand in ihm zu erhalten und das, was wir ihm geben könten, bestirnt an dieses Leben anzuknüpfen, denn kan ich nicht anders, ich muß voraussehen, wir könen Ihre Hoffnungen nicht befriedigen. Ihr Zögling würde im Ganzen seiner Bildung 26 still gestellet und sich auf den Tod enuyeren, von einer einzigen und bestirnt von der bisher ungeübtesten Seiten einseitig und mühsam angetrieben zu werden. Nehme ich das Kind aus der Hand eines gewöhnlichen Lehrers und von der Seite einer gewöhnlichen Mutter, ich würde mir weniger förchten, aber aus Ihrer Hand und von 30 der Seiten der Frau Stael, welch ein unermeßlicher Sprung für den Zögling vom Leben in der vollendesten Kunst und in der Fülle der Welt und aller ihrer Mittel hinab zu der Einfachheit eines Zustande, der nichts hat und nichts ist und nichts will, als was die Mentschennatur selber ohne allen Zusaz des Zufeligen und Will36 kührlichen fodert. Freund! Was hette unter diesen Umständen herauskomen [müssen]? Es hette an sich selbst Zeit, lange Zeit gefodert, die Mittel unserer Methode Ihrem Jüngling von dem Alter Ihres Zöglings geläufig zu machen, und by ihm hette es in dem Grad mehr Zeit gebraucht, als schon nach anderen Grundsäzen

288 Kunst und Krafft zu seiner Bildung verwendet worden. Ο ja, wenn Sie ihm einen Lehrer mitgegeben hetten, der in Ihrem Geist und nach den Bedürfnissen, die der frühere Zustand Ihres Zöglings anspricht, seine Leitung forthin über sich genohmen, denn hetten wir und wahrscheinlich mit Erfolg die Mittel unserer Methode zu 5 dem Thun dieses Mans hinzugesezt und uns innig gefreut, Ihnen und Frau von Stael durch den größten Diensteifer unsere Achtung und Ergebenheit erzeigen zu könen; aber ohne eine solche Mitwürkungbinich überzeugt, würden unsere bestgemeinten Bemühungen einen unserm Endzwekk ganz entgegengesezten Erfolg haben. Das 10 zu verhüten, halte ich für meine Pflicht und für das einige, Ihre wahre Achtung, die mir so schäzbar ist, dauerhafft zu erhalten. Empfehlen Sie mich der Frau Stael und genehmigen Sie die Versicherungen der aufrichtigen Hochachtung, mit der ich die Ehre habe mich zu nennen, verehrungswürdiger Herr, 15 Dero gehorsamen Diener Pestalozzi. 1318. Α Monsieur Stapfer ministre helvetique ä Monfort L'Amaury.

20

[24. Octobre 1807]. Was ich fühlte, was ich ahndete, das sprechen jetzt meine Freunde aus. Gottlob, daß ich es soweit gebracht, ich hette es nie hoffen dürfen. Meine Zeit ist vorüber. Das, was ich wollte, ist in 25 der Hand edler junger Menschen. Ich bin froh, daß Sie mit Niederer in Korrespondenz stehen. Ich kann nichts mehr, als einzelne Äußerungen über mein Ziel und über die Mittel zu demselben hinwerfen. Das Ganze, das Zusammenhängende, das der Vollendung Nahende ist jetzt in bessern Händen. Ich freue mich dessen und wünsche, 30 daß mein guter Niederer Ihnen über alles, was Sie über das hiesige Etablissement, seine Tendenz und Folge zu wissen verlangen, genugsam Licht geben kann. Der beste Boden unter unsern Füßen ist jetzt Spanien; giebt es Friede, so wird es England werden, dessen bin ich sicher. Die Methode geht gewiß nach dem spanischen, 36 nach dem freyen Amerika. So roh und einseitig als Näf ist, so wird er vieles leisten. In den Schweizerkantonen schleicht sie sich ein,

289 -wie der Patriotismus und die Contrebande sich einschleichen muß. Tragen Sie für die Freunde, die die Methode noch in Frankreich hat, für mich Sorge; ich bin zu ungeschikt dazu. Nötig haben wir hier, zu wissen, ob die Allmacht davon Notiz nimmt oder ob sie es 5 noch unter ihrer Würde achtet. Möge von beydem wahr sein, was will. Die Menschennatur ist für die Ewigkeit Herr unsers Zeitgeistes, und die Zeitherrn selber stehen immer im Dienste dieser Natur. Wenn nur die Menschen, in denen sich diese am meisten ausspricht, immer wüßten, was 10 sie in dieser Rüksicht sind und vermögen; wenn nur die, so für Wahrheit und Liebe leben, nie den Mut fallen ließen, wenn sie nur nie aufhörten, einander für die großen Zwecke ihrer Natur selber die Hände zu bieten. Leben Sie wohl! Ich liebe Sie ewig mit Dank.

15

Pestalozzi.

1319. Α Monsieur Lejeune, docteur en medecine ä Francfort s.M. Yverdon le 27 octobre 1807. C'est avec un bien grand plaisir, eher et excellent ami, que je viens Vous donner quelques nouvelles de Yos chers enfans. C'est une vraie satisfaction pour moi de pouvoir Vous dire qu'ils sont braves, gays et bien portans, qu'ils nous donnent de la satisfaction et beaueoup d'esperances. L a vie reguliere qu'ils menent ici, leur 25 convient parfaittement, car ils engraissent et deviennent forts et robustes. L'aine fait son possible pour dompter son penchant ä la dispute et dejä il vit avec ses camarades en meilleure intelligence et avec plus de confiance reciproque. II n'etait pas accoutume ä mener une vie d'enfans parmi d'autres enfans, et ä present il parait 30 se trouver tres bien parmi eux. II fait tres bien dans quelques legons, comme p. e. dans Celles de langue, dans d'autres cela va un peu plus lentement, comme p.e. dans Celles des rapports des formes et des nombres. Mais il apprend avec zele, au moyen de quoi cela viendra dans toutes les 35 branches. Dans tous les commencemens il faut de la patience. Quant au cadet Vous sentez qu'on ne peut entreprendre avec lui beaueoup de choses; neanmoins il est occupe tout le jour d'une 20

19

Pestalozzi Briefe V

290 maniere naturelle et se forme ä ses forces; il s'en trouve bien; on voit qu'il est satisfait. Nous avons 8 ä 10 eleves de son age, qui comme lui en sont aux principes sur tous les objets d'instruction, et avec lesquels il les parcourt successivement. L ' u n et l'autre temoignent beaucoup de cordialite et de confiance et paraissent 5 tres heureux. J e Yous remercie encore, eher et bon ami, de celle que Yous m'avez temoignee; j'espere que mes amis et moi nous nous rendrons digne et que jamais Vous n'aurez ä Vous repentir de m'avoir confie ce que Vous avez de plus eher. S'il plait ä Dieu Vos enfans croitront 10 et s'instruiront chez nous pour leur bonheur et pour le Vötre. J ' a i l'avantage de Vous remettre d'autre part le compte de pension etc. jusqu'au premier octobre, il monte ä L. 265.17. J e Vous remets de plus l'incluse pour Monsieur Pelzer renfermant son compte que je le prie d'aquiter entre Vos mains; il monteä 15 L . 138.17.6. J e remets aussi par le courier le compte ä Mr. Helberger; il monte ä L. 136.13 et je le prie aussi de Vous l'aquiter. Cela fait en tout de Suisse L. 541.7.6. Monsieur Schoener le peintre ayant ä payer ä son frere ä Höchst 20 une somme de fl. 401.54- Kreuzer, qui fait de Suisse Louis neuf ä fl. 11, L. 584.12-, je prends la liberte de lui fournir ma traite sur Vous de cette somme, payable ä 14 jours de vue et ä son ordre. Veuillez avoir la bonte de faire bon accueil a cette disposition, Vous obligerez beaucoup par lä mon ami Schoener et moi. 25 J e Vous redois par ce moyen au 1. octobre L. 43.4.6- qui se trouveront avec le compte du 1. janvier. Excusez la liberte que je prends, avec Votre bonte ordinaire, et agreez l'expression de mes sentimens d'estime et d'amitie les plus sinceres et les plus vifs 30 Pestalozzi. 1320. An Fräulein J u n g [Oktober 1807?]. An Mademoiselle J u n g , zum Angedenken zweier Tage, in wel- 35 chen Sie uns mit Gesang und Freundschaft erquickten, von Ihrem in diesem durch vieles gerührten und dankbaren Freund Pestalozzi.

291 1321. A Monsieur Maine Biran Souprefet de l'arrondissement de Bergerac ä Bergerac par Lyon.

5

Departement de la Dordogne

Yverdun 3e novembre 1807. Un sort defavorable retarde tout ce qui a rapport aux agreables relations qui s'etablissent entre nous. J ' a i fait une absence de quelque semaines, ce qui a fait demeurer Votre lettre et celle de ίο Monsieur de Grange sans reponse. J'en suis d'autant plus fache que je n'ai rien plus ä cceur que de voir remplir aussi vite et aussi bien que possible Vos vues philanthropiques. II m'est douloureux aussi de ne pouvoir pas faire pour Yous des le principe tout ce qui serait necessaire et qui devra 6tre fait par la suite, et que la seule is personne que je puisse Vous envoyer, ne soit pas a tous egards telle que je la desirerais. Nous y supplierons d'abord en etablissant entre nous une correspondence, qui Yous donnera pas a pas des 0claircissemens satisfaisans sur l'essence de mon objet et sur la liaison et l'harmonie de 20 tous ses moyens. Ensuite il ne tardera plus beaucoup ä paraitre une traduction frangaise de quelques uns de nos ouvrages elementaires. En attendant Möns. Barraud pourra satisfaire ä ce qu'exige le tems pendant lequel il devra etre seul. Mais malgre tout mon empressement et le sien, il lui est impossible d'arriver chez Vous 25 plutöt que cinq ou six jours avant le nouvel an; Vous pouvez alors compter sör sur lui pour ce temps lä. Quant ä son traitement Vous le fixerez avec lui meme; je desirais qu'il partit avec la plus entiere confiance en Vous. Vous fixerez pour le principe une somme que Vous puissiez augmenter ensuite. II est bon que l'amelioration 30 de sa situation depende de son activite et du succes de ses soins. J e resterai en communication avec lui. S . V . ä D[ieu] tout ira bien, nous y voulons contribuer des ici autant que cela dependra de nous. L'esperance que Vous me donnez de m'envoyer un jeunehomme 35 capable et zele pour le penetrer entierement de l'esprit de la methode et pour l'elever au plus haut degre de force dans son execution, me remplit de joye, comme le bonheur d'entrer avec Vous dans des relations plus etroites eleve mon cceur. 19·

292 J e ne saurais Vous dire combien je suis fache de ne pas voir Monsieur de Grange. On dit que Monsieur Stapfer doit venir en Suisse; si cela a lieu je pourrai par son canal aussi Vous faire connaitre l'etat actuel de notre entreprise dans le plus grand detail. Recevez mes vceux, noble ami de l'humanite! Pardonnez ma 5 lenteur, pensez qu'elle est une faiblesse que les viellards se reservent comme un privilege et que tout mauvais que sont tous les privileges en eux mömes, la faiblesse humaine tient cependant ä leur possession! Dieu Vous benisse Vous et Vos entreprises! J e demeure avec toute la consideration que Vous meritez, 10 Votre tout devoue

Pestalozzi. 1322.

Des Herausgebers Nachschrift zu vorstehendem Rescript [des Friedensfürsten von Spanien].

15

[Anfang November 1807]. E s wurden unsern Lehrern vor mehrern Wochen bestimmtere Nachrichten über die Bemühungen des spanischen Hofs zur Einführung des hiesigen Elementarunterrichts und über den Fortgang des zu diesem Entzwecke in Madrid errichteten königlichen 20 Instituts zu geben versprochen. Nachdem aber Se. Durchlaucht der Friedensfürst geruht, mir obiges Rescript zugehen zu lassen, finde ich mich außer Stand, weder über die Tiefe der Ansichten und die Höhe und Reinheit der Gesinnungen, die in Spanien über diesen Gegenstand Fuß gegriffen, noch über die Wahrheit und 23 Kraft der Regierungsmaßregeln zur Beförderung desselben, bessere Auskunft zu geben, als durch Publicirung des wichtigen Aktenstücks, das S. Hochfürstliche Durchlaucht diesen Gegenstand betreffend an mich gelangen lassen. Ich hoffe auch, die Bekanntmachung desselben finde unter diesen Gesichtspunkten genügsame 30 Entschuldigung, und das Publikum, froh über dieses Zeugnis hoher Regierungs- und hoher Nationalkraft, werde die Publikation des Schreibens wirklich den reinen Beweggründen, die dieselbe veranlaßt, auch zuschreiben.

293 1323. An Dr. Lejeune

Frankfurt.

Yverdon, den 24. November 1807. 5

Lieber edler Freund! Ich freute mich herzlich, die Ruh und das Vertrauen Ihres lesten Schreibens zu sehen. Es wird ganz gewüß gut gehen, Ihre Knaben sind recht wohl. Sie lieben uns immer mehr, und wir werden immer mehr vertraut mit ihnen. Gegenwertig, Freund, empfehle ich Ihnen den Inhalt des Schrei10 bens meines innig geliebten Schmied. Es ist meine heilige Pflicht, alles für seinen Bruder zu thun. — Möge Gott ihn erhalten! Gehen Sie uns, wenn er nach Frankfort komt, mit Rath und That an die Hand! Ich weiß, daß ich Sie nicht dafür bitten muß. Aber sagen muß ich Ihnen doch, daß es eine meiner ersten Herzensangelegen15 heiten ist, daß dieser Jüngling in seiner Lag alle Hülfe finde. Ich kene aber auch niemand, der in solchen Angelegenheiten menschenfreundlicher denkt und handlet. Empfehlen Sie mich Ihrer Gemahlin und glauben Sie mich auf imer Ihren Ihnen mit Dank und Hochachtung 20 ergebenen Freund und Diener Pestalozzi. 1324. An von Türk. 25

1. December 1807.

Freund! So wie die Zeit sich nähert, daß Sie zu uns kommen, wird mein Gefühl über mein Glück und [über] das große Opfer, das Sie mir bringen, ernsthafter. Oft denke ich, womit habe ich das alles verdient, was sich gleichsam von allen Seiten zusammendrängt, um mein Alter zu erheitern und die Wünsche meines Le30 bens, über mein Hoffen und Erwarten, zu befriedigen. Dann danke ich Gott und wünsche mir Kräfte, alles dessen würdig zu sein, was mir jetzo begegnet. Möchte doch Ihr Aufenthalt Ihnen ganz angenehm sein; möchte doch auch Ihrer Freundinn nichts bei uns mangeln, was ihre Stunden erheitern, und das Opfer, das sie mir bringt, 35 ihr weniger lästig machen kann! Was mir wesentlich bang macht, ist die Schwierigkeit, ein Haus zu finden, wie Sie eins bedürfen. Ich sehe diesfalls keine Einrichtung möglich, die nicht mit einigen Un-

294 annehmlichkeiten verbunden, die mir Mühe machen. Darum will ich auch keine Einrichtungen treffen als für einige Monate; wenn Sie denn einmal da sind, so können Sie und ihre Gattin wählen, und ich hoffe doch, daß wir so glücklich sein werden, am Ende etwas Genugthuendes zu finden. 5 Was mich denn aber freut, ist, Ihre Wünsche werden von der Seite, um deren willen Sie dieses thun, erfüllt. Es ist jetzt außer allem Zweifel, der Geist der Methode greift tief in die menschliche Erkenntnis und das menschliche Sein. Als Sie bei uns waren, standen die Mittel schon in ihrer Blüthe, aber sie hätten in ihrer Blüthe 10 zu Grunde gehen können. Wer die Natur des Baumes nicht tief erforscht, konnte sich keine Vorstellung von den Früchten machen, die er hervorbringen werde. Jetzt stehen die Früchte wirklich da und näheren sich mit jedem Tage ihrer Reife, nun kann sich niemand mehr täuschen. Sie zeigen nicht nur bloß, was sie werden 15 k ö n n e n ; sie sind größtentheils, was sie werden sollen, und das, was sie wirklich sind, sichert das, was sie noch werden können und sollen und müssen. Die Reformation der Erziehung hat in ihnen sichere Grundlagen, und der Sieg ist entschieden, weil ihr Reich nicht von dieser Welt ist. Der Erfolg ihrer Mittel hängt jetzt nicht 20 mehr von äußern Umständen ab; mögen Könige sie kennen oder nicht kennen, möge selber die Republik der Gelehrten in ihren babylonischen Träumerwerken uns verstehen oder nicht verstehen, unser Thun spricht das Menschenherz an und hat Gewalt über seinen Geist. Wo Kräfte da sind, wo sie immer da sind, mögen sie noch 25 so tief schlafen, mögen sie noch so sehr umhüllt sein, so erwachen sie; wie der Zunder Feuer fängt vom ersten Funken, der auf ihn fällt, so fängt die menschliche Seele Feuer, beim ersten Schlag unsrer Mittel. Täglich, täglich ist meine Wonne größer. Ich werde die Folgen meines Glücks nicht mehr sehen, aber ich darf mich mit 30 Ruhe ins Grab legen, es k a n n nicht mehr fehlen; Muth und Demuth haben den Eckstein eines großen Tempels gelegt. Ihr werdet ihn mit höherem Muthe und mit reinerer Demuth aufbauen. Es ist merkwürdig, daß der Grund, der Menschheit in ihren Übeln mit Erfolg an die Hand zu gehen, in Tagen gelegt wird, wo 35 diese Übel auf den obersten Gipfel gelangen und die Verwirrung der Begriffe, wie ihnen zu helfen, mit der Größe der Übel selber täglich gleich steigt. Es mußte so kommen. Die Täuschung der Menschen endet nur durch ihre Leiden, und der Mensch wird nur durch den Druck der Lügen zur Wahrheit und durch den Druck der 40

295 Selbstsucht zur Liebe reif. Unser Geschlecht reift jetzt einem bessern Geschlecht entgegen; unsre Mittel könnten in keinen bessern Zeitpunkt fallen. Das Menschengeschlecht fühlt in allen Ständen die Hintansetzung seiner Kinder und den Mangel einer befriedigten 6 Erziehung derselben. Die Scharlatans haben ihre Mittel zu helfen erschöpft. Sie sind, wie die egyptischen Zauberer, am Ziel ihrer Kunst. Wahrheit, Unschuld und reine Zwecke gewinnen gegen sie wieder Boden und die Menschennatur wieder Achtung. Freund! Du gehst schönen Tagen entgegen. Die Natur Deines 10 Werks wird Dich auf eine Höhe heben, in der Dir die Sonne scheinen wird, wenn Du auch alles weit und breit um Dich her im Nebel sehen wirst. Die Sonne wird ob Dir ihren Gottes-Weg gehen, und die Nebel um Dich her werden sich zerstreuen, ohne Dein Zuthun. Du wirst der Liebe leben und wirst geliebt werden; Dein Werk ist 16 das Werk der Liebe. Wer darauf stößt, wird dieses erkennen und sich schämen, dem einzigen Heiligen, das in der Natur ist, entgegen zu wirken. Dein Werk wird nicht kraftlos bleiben. Schon ist sein Eingreifen auf alle Seiten gesichert; ich bin mit Menschen umgeben, die unendlich mehr geleistet haben, als ich zu leisten im 20 Stande war. Ich habe mich in ihrem Thun verloren; was jetzt ist, ist nicht mehr m e i n Werk, auch das Menschliche in demselben übersteigt weit meine Kräfte. Ich schwimme in demselben wie ein leichter Kahn in den Fluthen eines mächtigen Stromes. Ich sehe der Zeit entgegen, wo meine Individualität und die Individualität aller 25 derer, die Antheil an dem Werke nehmen, verschwinden. Ich sehe der Zeit entgegen, wo unser Werk nicht mehr in den Fluthen der Zeit schwimmen wird. Ich sehe der Zeit entgegen, wo es sich selbst in den Strom der Zeit umwandelt und als solcher mit Allgewalt dahinströmen wird, wo die Menschennatur hinzuströmen bestimmt ist. 30 Als Menschenwerk betrachtet, ist dieses freilich eine eitle Rede, aber als Gotteswerk ins Auge gefaßt, darf ich Glauben daran haben. Ich habe [ihn] und ich fühle in diesem Augenblick, wie ich es in meinem Leben nie gefühlt, die Wahrheit des Wortes Christi: «Wenn du Glauben hättest wie ein Senfkorn, so würdest du zu die35 sem Berg sagen, hebe dich!» Die Liebe vermag alles. Lasset uns dieser Liebe leben und nichts wollen, denn wird uns Gott alles geben, was wir suchen, was die Liebe für das Menschengeschlecht, dem wir leben wollen und sollen, zu stärken, zu erhalten und zu reinigen geschickt ist. Wenn wir nichts als dieses wollen, so ist 40 unser Thun mächtig und unser Gang ungehemmt bis ans Grab.

296 Lieber Freund! Es ist heute ein schöner himmlischer Morgen. Ich liege da und träume, wie ich lange nie geträumt habe. Ich rede mit mir selber, wie wenn ich fast nicht mehr in meinem Leib lebte. Es wäre mir lieb, daß Du diese Stunde sähest, wie sie wirklich in mir ist. Ich mag kein Wort mehr hinzusetzen. Gott sei mit Dir 5 und Deinem Dich liebenden Pestalozzi. 1325. An Egg.

[Ende 1807].

Wir freuen uns, Ihnen sagen zu könen, daß Ihr lieber Sohn sich 10 unter seinen Mitzöglingen vorzüglich auszeichnet. Man erkent in ihm die Folgen einer vortrefflichen Erziehung und muß auch unbekandt die schezen und ehren, deren Händen der edle Jüngling bisher anvertraut gewesen. Wahrhaftig, man hat nur wenig hinzuzusezen zu dem, was schon in ihm selbst ligt. Sein Caracter ist im 15 vollen Sinn liebenswürdig. Er zieht aller Herzen an sich und verdient sie an sich zu ziehen. Er zeigt eine seltene Gewüssenhafftigkeit in allem seinem Thun und ebenso einen festen ruhigen Sinn zu allem Guten, dessen er fehig ist. Er hat ausgezeichnete Anlagen und einen vorzüglichen Geschmak. Sein ganzes Benehmen ist ein- 20 fach, edel und wahr. Ich freue mich unaussprechlich, ihn in der Mitte meiner Zöglinge zu haben. Der Einfluß des stillen, bescheidenen, aber geachteten Jünglings ist auf seine Mitzöglinge sehr groß. Er hat sich allgemeine Liebe zugezogen — und diese sprach merkwürdig, daß er von den Militair-Corp-kindren so viel als ein- 25 hellig zu ihrem Hauptman erwählt worden. Wir hetten in unserer Anstalt ein Leben wie im Himel, wenn der Mehrtheil unserer Zöglinge mit solchen Anlagen und mit solchen Tugenden begabt in unser Institut eintretten würde. 1326. An Koller.

30 [Ende 1807],

Wir könen noch imer nicht umhin, diejenigen Fehler zu bemerken, die seit dem Anfang des Dasyns dieser Zöglinge an ihnen bemerkt worden und die sie bis jez noch hinteren, in dem Grad by 35 uns Yorschritte zu machen, wie wir es wünschten. Der eitere ist

297 noch immer heftig und zeigt durchaus das Leben und die Thetigkeit nicht, die zum stärkeren Vorschreiten in irgend etwas, das m a n vornihmt, nothwendig ist. Der jüngere ist etwas samfter geworden, aber er ist sehr anmaßlich und eitel. E s mangelt byden an einem 5 höheren, edleren Sinn, sie drükken sich sehr oft undelicat und roh aus, und der jüngere liebt noch andere auszuspöttlen. Wir wollen uns mit Sorgfalt bemühen, diesen Fehleren, so viel uns immer möglich, entgegen zu würken und in aller Rüksicht an ihnen auszurichten, was wir vermögen, könen aber nicht bergen, daß diese xo byde Knaben vorzügliche Bemühungen erfordern und sich viel zu wenig anstrengen, mit unseren Bemühungen zu unserem Zihl mitzuwürken. 1327. 15

An Streiff

Mollis, Ct. Glaris. [Ende 1807].

E s ist uns unangenehm, in Rüksicht auf Ihren K n a b e n sagen zu müssen, daß seine Forschritte in allen Stükken nur langsam sind. E r faßt nicht mit Lebendigkeit auf, alles Combiniren ist ihm 20 schwierig, überall zeigt er sich in vielem unbehelflich, oft kindisch und ist d a b y doch nicht ohne Eitelkeit und Anmaßung. Die besten Vorschritte macht er im Zeichnen. Indessen ist [er] gutmütig und anhänglich. Sie könen versichert syn, daß wir nicht ermanglen werden, by den Schwirrigkeiten, die sich by seiner Führung zei25 gen, dennoch das Möglichste zu thun, ihn nach seinen Kräfften weiter zu bringen und Ihren Hoffnungen und Absichten zu entsprechen. 1328. 30

An Gerber.

[Ende 1807],

Wir freuen uns herzlich, den guten Knaben b y uns zu haben. Die Einfachheit seiner ländlichen Führung, die Anmaßungslosigkeit, die in ihm ligt, und [die] K r a f t , mit der viel gewöhnliches und gemeines Gute in ihn hineingebracht worden und in seinen ersten 35 und guten Anlagen tiefe Wurzel gefaßt, macht seine Führung eben so angenehm als leicht. E r macht in allen Stükken sehr gute Vor-

298 schritte und freut sich seiner wachsenden Kentnisse und Fertigkeiten. E r zeigt überall ein reines und gutes Gemüth, hat viel K r a f f t und viel R u h in seinem Caracter. E s lebt eine hohe, erhebende Ahndung, was aus ihm werden kan, in seiner Seele. E r ist aber d a b y ganz ohne Stolz und Anmaßung und äußerst dienstfertig. 5 Wir haben zuverlessig in ihm einen der vorzüglichsten Zöglinge und freüen uns, seinen geschezten Elteren dieses Zeugnis unserer Zufriedenheit und diese Äußerungen unserer vorzüglichen Hoffnungen in Rüksicht auf ihren Knaben zusenden zu könen. 1329. An Uhlmann.

ίο [Ende 1807].

Wir könen nicht anders, als mit seinem Betragen zufrieden zu syn. E r hat viel Trieb und zeigt hier und da, daß er nicht bloß nachplappert, sondern auch eigne Gedanken hat. Im ganzen ist er lang- 15 sam, aber er geth doch vorwerts und mit sicherem Schritt. Für die Übungen im Französischen zeigt er wenig Neigung, im Schreiben hat er sich vorzüglich und merklich gebessert. Er zeichnet sich durch eine warme Vaterlandsliebe aus und ergreift jede Gelegenheit, diese zu äußeren; aber noch ist er in seinen Urtheilen und 20 Meinungen beschrenkt und oft kleinlich, übrigens freundlich, gut und zimlich thätig. 1330. An Zwicky.

[Ende 1807]. 25

Wir müssen in Rüksicht auf diesen Zögling forthin bemerken, daß seine Anlagen nicht groß sind und daß er daby auch keinen starken Trieb zeigt, seinen schwächeren Kräfften durch größere Thätigkeit nachzuhelfen. E r ist weit zu leicht mit sich selbst zufrieden, er gefalt sich selbst zu wohl und zeigt das oft auffallend. 30 Auch gegen alle seine Umgebungen ist er freundlich und traulich und dienstfertig. Mit diesem Caracter kan er nicht fehlen, er gefalt, wo er hinkomt, aber er gefahret, da er sich nicht stärker ausbildet, den guten Eindruk, den er allgemein macht, nicht soutenieren zu könen. So wenig er sich mit K r a f f t hinter die Gescheffte hermacht, 35 so ist er doch, wenn man ihn dazu hinstellt und alles vorbereitet hat, fleißig und arbeitet gern.

299 1331. An Kilchmann. [Ende 1807]. Hochgeehrter Herr und Freund! Ich kan Ihnen nicht genug 5 sagen, wie sehr es mich freut, daß Ihr Knabe mit Sicherheit einer der vorzüglichsten unserer Anstalt werden wird. Er zeigt vorzügliche Anlagen, faßt, was er lernen soll, leicht auf und durchdenkt seinen Gegenstand mit Leichtigkeit. Er zeigt große Lust, sich auszubilden, ist thätig und hat daby ein ruhiges und heiteres Gemüth, ίο ist gegen seine Lehrer und Kameraden gefeiig und macht in allen Theilen befriedigende Vorschritt. Auch ist seine Gesundheit ganz gut. Ich freute mich herzlich, gestern zwei Verwandte v o n Ihnen by mir zu sehen. Sie werden es Ihnen auch sagen könen, wie sehr Ihr Knabe in allen Rüksichten unsre Zufriedenheit genießt und 15 verdient. Möchte er nur nicht lange der einzige aus Ihrem Canton bleiben! Leben Sie wohl und syen Sie meiner aufrichtigsten Achtung und Freundschaft versichert.

1332. Herrn Marti 20

in Riga. [Ende 1807],

Wir haben gehoffet, Sie diesen Somer by uns zu sehen, und uns sehr darauf gefreut. Die Zeilen, die Sie an Ihre lieben Kinder sandten, zeigen uns, daß wir diese Hoffnung für dies Jahr nicht nähren 25 dörfen, daß Sie uns . . . zusenden werden. Dieses Zeugnis Ihres daurenden Vertrauens freut uns herzlich. Wir werden uns auch mit allem Eifer bemühen, dieses Zutrauen immer mehr zu verdienen. Ihre Briefe an ihre byde Lieben haben uns sehr wohl gefreut. Ich habe daraus Ihre richtige Schäzung der Weltverheitnisse ge30 sehen und mich überzeugt, daß Sie dem eitlen Schimer vieler Dinge den ruhigen Genuß eines gesicherten glüklichen Hauslebens weit vorziehen. Diese Ansicht ist auch die meinige, und Ihre Kinder sind glüklich, daß sie früh von den träumerischen Ansichten des Lebens in höheren Ständen ab und zum richtigen Schezen 35 eines selbststendigen unabhangenden Lebens hingelenkt werden. Ihr lieber Hans macht in verschiedenen Rüksichten gute Vor-

300 schritte. E r hat sehr viel Anlagen und viele innere Krafft für alles, was er will, er kan liebreich und wohlwollend syn, aber er ist es nicht imer. E r zeigt offt große Laune und in derselben lieblose Wegwerffung von Menschen, die er nicht bedarf und nicht mag. Zun Zeiten zeigt er sich außerordentlich munter und geistvoll, aber 5 er macht sich oft nichts daraus, Schwächere zu kränken. Auch seine außerordentliche Unordnung ist ihm schwer abzugewöhnen. So wenig als er allgemein genügsame Liebe für seine Mitmenschen hat, so wenig hat er auch genügsame Achtung für sie. Indessen macht er in vielem sehr gute Vorschritte und ist uns by allen 10 seinen Eigenheiten sehr lieb. Wir fühlen unsere Pflicht, alles zu thun, ihn in denjenigen Gesichtspunkten, in denen er uns noch nicht befriediget, zu stärken und weiter zu bringen. Ihre Gesinungen, den lieben Eduard ein ländliches Glük genießen zu machen, freut mich sehr. E r wird sich gut ausbilden, seine Heftigkeit min- 15 dert, er wird imer mehr ruhig, arbeitet mit Fleiß und Schnelligkeit. E r hat ein liebreiches, anhängliches Gemüth, ist aber weniger tief in seinen Ansichten und weniger lebendig als Hans, aber genug, um in einer bürgerlichen Laufbahn glüklich und zufrieden zu leben und Ihnen Freude zu machen. 20 Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr —

1333. An Herzog. [Ende 1807]. Die Elementarunterrichtsmittel haben so tief in das Wesen 25 alles Anwendungs-, alles wüssenschafftlichen Unterrichts hineingegriffen, daß es jez nicht mehr die Frage, den Elementarunterricht zu enden und den wüssenschafftlichen als für sich bestehend anzufangen. Diese Mittel sind auf einen Punkt gedeyen, daß man ihnen entweder auf dem halben Weg abtrünig werden oder die 30 WüssenschafFtslehre allgemein an sie anketten muß; sie sind auf einen Punkt gedeyen, daß man entweder das erste thue, oder die Art und Weise, wie die Wüssenschaften gelehrt werden sollen, muß auf die Grundlagen der Krefften, die die Elementarlehre entfaltet, gebaut werden und die Ansichten, Kentnissen und Fertig- 35 keiten anschließen, die durch sie den Kindern gegeben und eigen gemacht werden. Dafür aber müssen denn wahrlich die Wüssen-

301 schafften für diesen Zwekk eigens bearbeitet werden. Das sind sie aber frylich jezo noch nicht; und wir fühlen sehr, wie vieles noch fehlt, bis sie es sind. Wir fühlen es wohl, es ist in dieser Hinsicht nicht genug, daß 5 wir — was wir würklich thun — jede Wüssenschafft, die von vollendet gebildeten Menschen erwartet wird, im Institut lehren. Es ist nicht genug, daß wir — wie wir es würklich könen — behaupten dörffen: Zöglinge, die sich by uns vollenden, könen von uns weg mit Ehren in den Militärstand und ins Comerce eintretten, sie 10 könen mit Ehren die Universitet betretten. Es ist nicht genug, daß wir sagen könen: Wir sind in der Lag, ihnen den ganzen Umfang der Kentnisse, der hiefür erfordert wird, zu geben. Wir müssen mehr, müssen noch sagen dörfen: Wir geben diese Kentnisse in Übereinstimmung mit unseren Elementarmittlen; wir geben sie als 15 gegründet auf die Kräffte des Herzens, des Geistes und der Kunst, die sich durch unsere Elementarmittel entfalten; wir geben sie in ihrem ganzen Umfang als Folge dieser ausgebildeten Krafft, als Benuzung derselben; wir geben sie als Fortsezung, [als] Erhöhung der Ausbildung derselben. Wir müssen sagen dörfen: Wir geben 20 sie nicht in oberflächlicher Isolierung; wir geben sie als Theile des durch die Elementarmittel in Einheit und Harmonie gebrachten Ganzen der menschlichen Bildung und mit der Solidität, mit der Humanitet, die ein nothwendiges Resultat des ganzen Umfangs der Elementarbildung ist. Wir sind aber frylich by weitem nicht 25 da, dises jezo aussprechen zu könen; es ist aber auch noch niemand da, dieses thun zu dörfen. Es fragt sich nur, wer diesem Zihl näher sye. Gewüß ist, daß wir ihm uns mit sicherem Schritt neheren; gewüß ist, daß wir auch in dieser Hinsicht schon vieles und mehr leisten als irgend jemand, wer es auch imer sy. Ob irgend jemand 30 ohne Anerkenung und Befolgung der Grundsäze der Elementarbildung im Stand syn wird, so viel zu leisten, dörfen wir der Untersuchung jedes Manns, der hierin der Untersuchung fehig ist, mit Ruhe unterwerffen. Das Zihl ist groß; die Vollendung der Ausbildung des Jünglings 35 nach diesen Gesichtspunkten leßt sich gar nicht mit der gewöhnlichen Ausbildung der Jünglinge zu Wüssenschafften vergleichen. Es hebt den Menschen im Umfang seiner Anlagen zu einer Harmonie und zu einer Höhe empor, zu der er — by übrigens ganz gleichen Umständen — ohne Hülfe der Elementarbildung in keinem 40 Fall zu gelangen vermag. Ich darf desnahen, ohne unbescheiden

302 zu syn, noch einmal äußren, wie wichtig und ersprießlich es in verschiedenen Rücksichten syn würde, wenn die Elteren meiner Zöglinge — wenn sie sich einmahl von den Vorzügen der hiesigen Bildungsmittel überzeugt — meine diesfeligen Bedürfnisse und Zwekke so weit begünstigten, sich dannzumahl bestirnt zu er- 5 klären, wie lange sie ihre Kinder in der Anstalt lassen und zu was für eine Lebensbestimung sie selbige vorzüglich vorbereitet wünschen. Nur dadurch ist es möglich, ihnen über das, was by jedem derselben für seinen bestirnten Zweck im Institut geleistet wurde, Rechenschafft zu geben und dafür verantwortlich zu 10 syn.

1334. Α Monsieur Casanova.

[um 1807?]

Ich schäme mich der Verspätung meiner Antwort auf Ihr ge- 15 ehrtes Schreiben. Eine Art von ununterbrochener Zerstreuung hindert mich beynahe in allem, wozu ich nicht beynahe auf der Stell genöthiget werde, und so erscheine ich gegen eine Menge Menschen, die ich ehre und achte, in einem Licht, dessen ich mich schämen muß. Verzeihen Sie mir und nehmen Sie meinen herzlichen 20 Dank für die Aufmerksamkeit, die Sie meiner freymüthigen Anfrage geschenkt haben, gütigst auf! Ich glaube aus der Natur Ihrer Antwort schließen zu können, daß es mir nicht gelungen, mich über das, was ich eigentlich suche, bey Ihnen bestimmt ausgedrückt zu haben. Meine eigentliche 25 Frage war, ob, wenn ich etwas in Strauflechten und Hutmachen versuchen wollte, ich mir Hoffnungen machen dürfte, durch Sie einige Anleitungen und Handbietungen für den Debit des Artikels machen zu können. In jedem Fahl ist es gewiß, wo immer die Methode als Fundament der Volksschulen wird eingeführt werden, 30 da werden Versuche in mehreren Fächern der Industrie statthaben, und ich werde durch die Fortschritte der jungen Menschen, die sich hier bey mir bilden, um so mehr in Stand gesetzt, hierin etwas Solides zu leisten, da ich es mir gegenwärtig zu einer ersten Angelegenheit mache, die Bildung des Volks zur Industrie nach 35 den wesentlichsten Gesichtspünkten ins Aug zu fassen und zu studieren. Wenn mir der Erfolg meiner Methode in Rücksicht auf

303 meine Zöglinge Freude macht, so macht er es mir unentlich mehr durch die Sicherheit, mit der ich den Einfluß voraussehen kann, den meine Methode allenthalben haben wird, wo sie immer für die bessere Berufsbildung des gemeinen Mannes und der Armen 5 im Land wird angewandt werden. Ich erwarte von Deutschland aus die ersten Schritte, die mich in den Stand setzen werden, bestimmter über das, was ich hierin in meinem Vaterlande werde thun können, zu reden. Vorher hoffe ich Sie noch in Lausanne zu sehen und mit Ihnen über einen Gegenstand zu reden, über wel10 chen Sie so competent zu urtheilen im Stand sind. Genehmigen Sie die Versicherung der aufrichtigsten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe mich zu nenen, Monsieur, Ihr — 1335 15

An von Türk.

[gegen Ende 1807?].

J a wohl, wenn der Mensch das Edelste, Größte vermag, wenn er das vermag, was unter allem, was in der Welt ist, am meisten Noth thut und unter 10 000 und 100 000 denn noch nicht einer zu leisten vermag, dann muß er sich nicht besinnen, er muß thun, 20 was Noth thut und was niemand als er kann. Heil uns, Edler, daß Du der Mann bist, der thun kann, was uns niemand thun könnte! Gottes Hand, die so sichtbar ob unserm Thun schwebt, hat Dich uns gegeben. Dem Grabe nahe blick ich ruhig auf mein Werk, das noch wie eine junge, zarte Pflanze großen Schutz und große War25 tung nöthig hat, eh es nur als eine hoffnungsvolle Staude, will geschweigen als ein ausgewachsener, Frucht tragender Baum erscheinen kann. Oft, wenn ich mein Glück ansehe und Gott danke und auf meine Knie fallen möchte, daß Menschen an mir und an meinem Werk 30 hangen, wie Du und noch mehrere, die gleich edle sind, schäme ich mich vor mir selber und finde mich des Glückes unwürdig, das ich genieße. Aber die Welt bedarf dieses Glücks mehr als je, und der im Himmel wohnt, weiß, was die Menschheit mehr als je bedarf, und hat den Schwächsten unter den Sterblichen auserlesen, das Band 35 eines reinen Willens, der in weit kraftvollem Menschen, als ich bin, lebet, zu werden. Du Edler, verleihest mir Kräfte zu meiner L a g und zu meiner

304 Stellung, die meinen Thränen rufen und meine Freuden mitten im Sturm vieles Leidens und großer Sorgen vollkommen machen. Lieber, das öffentliche Leben der Menschen ist auf dem höchsten Gipfel seines Verderbens, aber das Individuum sehnt sich desto schmachtender nach Ruh und Hülfe. Unsere Bahn ist diesem 5 Individualitätsbedürfnis gar nicht [entsprechend], so gewüß richtig und sicher als die Menschennatur mitten im Verderben ihrer öffentlichen Erscheinung im Individuo immer sich selbst gleich und ewig die nämliche ist. Es geht hier vortrefflich. Was mich aber jetzt für den Augen- 10 blick am meisten interessiert, ist, die großen Zweige der häuslichen Industrie mit der Methode in Übereinstimmung zu bringen; besonders ist diesfalls meine Aufmerksamkeit auf das, was man wohl weibliche Hausarbeiten [nennt], als das Stricken, Lismen, Spitzenmachen und Strohflechten, gerichtet. Es ist im Lehren dieser Ar- 15 beiten eine unserer Methode ähnliche und von ihr ausgehende Elementarbildung möglich, die zu der umfassendsten und allgemeinsten weiblichen Kunstkraft hinführt und auf Nationalbildung und häusliche Ehrenfestigkeit und Wohlstand einen entscheidenden Erfolg haben wird. Ich finde Mittel, hierin praktische Schritte 20 zu thun, und werde mich umso mehr bestreben, hierin zu reüssieren, da ich die Methode eigentlich nur durch die Harmonie derselben mit der Berufsbildung der Menschen vollendet glaube. Die Schritte, die dieser Zweck fordert, sind groß, und ihr Ziel ist jenseits meines Grabs. Aber dieses Ziel ist erreichbar; wenn es 25 erreicht sein wird, so wird das, was wir jetzt thun, alles als ein nichtiger, schwacher Schatten der würklichen Wahrheit, es wird als ein bloßer Keim, eine noch von der Reifung ferne Frucht erscheinen. Lieber Freund, ich fühle mich in dieser Lag höchst glücklich. Ach, mein Alter schien mich für den ersten Endzweck meines 30 Lebens hoffnungslos meinem Grab nähern zu machen; ich dorfte kaum auf das Keimen meiner Saat rechnen. Jetzt ist sie nicht nur entkeimt, ihre Wartung und Pflege ist hinter meinem Grabe bis zu ihrer Reifung durch das Dasein meiner nächsten Freunde gesichert. Ein ernstes, heiliges Band bindet sie, und Du stehst mit 35 Deiner Kraft und Deiner Liebe in Ihrer Mitte und hast noch die Kraft und Liebe Deiner Gemahlinn für unser gemeinschaftliches Ziel an Deiner Seiten. Wie glücklich bin ich, wie froh kann ich sterben! Vielleicht erlebe ich es noch, Dich noch einmal in unserer Mitte zu sehen. Dann aber habe ich auch nichts mehr zu wünschen. 40

305 1336. An Stapfer.

[um Ende 1807?]

Lieber Herr Stapfer! Ich bin sint meinem Lesten ohne Nach6 rieht von Ihnen. Aber ich weiß und höre es von Herrn De Lessert von neuem, wie sehr Sie fortfahren, Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand zu werfen, dessen Anfang und erste Begründung ich so ganz Ihnen danke. Gottlob, Stapfer! Wenn die schweizerische Revolution Kopfs halber der Übermacht weichen mußte, so muß ίο sie dieses Herzens halber doch nicht also. Wenigstens ein Product ihres Herzens ist unzertrümert übrig geblieben. So sehr die Opposition es auch suchte, es gelang ihr doch nicht; das Samenkorn der Erziehungstendenz, das in dieser Zeit mit so viel Eifer ausgeseet worden, ist aufgegangen und steth im vollen Wachsthum. Wir ha15 ben jez lange geschwiegen, aber jez tretten wir in zwey Journalen auf. Die Materialien sind in vollem Maaß byhanden, und es fehlt uns jez nicht mehr. Wir werden das Vertrauen, das man zu unserer Saat auch da, wo sie noch unter Schnee und Eis bedekt lag, zeigte, jez zu rechtfertigen wüssen. Ich bin sehr glüklich; meine ersten 20 Zöglinge heben sich zu einer Selbstständigkeit empor, die der Methode von allen Seiten neue Fundamente gibt. Ich sehe mich auf dem Punkt, im Argeuw meine Idee der Armenbildung auszuführen und auf dem Grund der nun erprobten Elementarbildung des Geists die Mittel der Elementarbildung zur Kunst und zur Indu25 strie practisch zu erforschen. Ich bitte, mir von nun an zu erlauben, mit Ihnen über diesen Gegenstand in suivirter Comunication zu syn. Bringen Sie L a Harpe und wen ich in Paris imer noch zu Freunden haben mag, mich ins Gedächtnis und empfehlen Sie mich vor30 züglich Ihrer Gemahlin! Ich muß diesmahl enden. Glauben Sie immer an die dankbare Anhänglichkeit Ihres Sie liebenden und ehrenden Pestalozzi.

Verziehen Sie, daß ich diesen Brief nicht abschreiben lassen; 35 meine Hand wird imer mehr wie auch ich selber inpresentabel. Haben Sie die Güte, Inlag an Herrn Dr. Weiß an seine Addresse abgeben zu lassen! 20

Pestalozzi Briefe V

ANHÄNGE

20»

Anhang I

TEXTKRITIK

Einleitung Set Doriiegenöe 25anb enthalt 2 7 1 23riefe a u e ber 3infangejeii Don 2)Derbon, Don DHiffe 1 8 0 5 bie ©nbe 1807. ©aoon toaren bieder b e i a n n i , ηαφ ben Bibliographien Don 31. 3frael unb 28. Älinfe, 184 ©fütf, tt>aE)= renb 87 ©«^reiben, alfo runb ein Sriffei bee Sanbee, t)ier erffmale ab= gebruiff werben. Qa$ fo Diele ( ^ r i f f f i ü d f p b i s h e r faum beac^fef tüurben, übn)Di)l fie im DHanuflripf Dorlagen, i>af feinen ©runb Dornetjmlicf) barin, ba{§ ed (ίφ οϊε^αφ um ( φ ΐ ε φ ί erhaltene (Entwürfe unb Äopien i>anbeli. £)er Slnffaltßbefrieb mit feinen junel>menben ipilfefräfien, £ei>rern unb © φ ΰ ί ε Γ π , eriaubfe ein intenfiDeree Slrbeifen, wobei jum ©iütf maπφe 23ürarbeif ober 2ibfd^riff erhalten blieb,roai)renbbae Driginal Der[oren= ging. S i e Jpaupfmaffe ber φ ί η ^ φ τ ί ^ ε π l a g wieberum in ber 3 c n i r a I b i b i i o = fi>ef 3 ΰ π φ . 2 i i 33riefe, alfo metjr aid brei iöierfel unferee S a n b e ß , fonn= fen η α φ DltanufEripfen biefer ( S a m m l u n g roiebergegeben werben. S a f e l b f f b e f i n b ^ e E n t w ü r f e unb Äopien würben bei ber 3 ä i ) t u n g π ί φ ί berütf= fid^figf, w o D r i g i n a l b r i e f e η ο φ Düriagen; bDφ finb fie felbffDerftänblid^ im fefffrififc^en 2 i p p a r a i a n g e f ü h r t unb Derwertet. 2 ί υ φ Dün anberen amtlidjen 3 n f f r f u f ' o n c n / fotDie Dün p r i o a f e r (Seite tDurben ber 3Iuegabe in f r e u π b I i φ e r 2Beife wertDDÜe S ü f u m e n t e j u r V e r f ü g u n g geftellt. S i e 2 1 ( S a m m h i n g e n , bie iijre 3 5 © o f u m e n t e j u r @inficf)fnai)me überliegen, ftnb in ber folgenben Cifte einjeln angegeben.

Eigentümer

Don

Sriefen:

Berlin, ehem. Preußische Staatsbibliothek, öff. wiss. Bibliothek (4): Nr. 1081, 1144, 1146, 1307 Bern, Amtsarchiv Fraubrunnen (2): Nr. 1078, 1082 Bern, Fellenberg-Archiv (6): Nr. 1074, 1076, 1105, 1147, 1232, 1234 Burgdorf, Rittersaal (1): Nr. 1176

310 Dresden, Bibliothek des Volksbildungsministeriums (1): Nr. 1224 Frauenfeld, Staatsarchiv (4): Nr. 1085, 1110, 1184, 1231 Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek (1): Nr. 1175 Keilhau (Thür.), Erziehungsanstalt (1): Nr. 1116 Konstanz, Stadtarchiv (1): Nr. 1226 Kopenhagen, Rigsarkivet (1): Nr. 1123 Lausanne, Archives cantonales (1): Nr. 1154 Lausanne, Bibliotheque cantonale (1): Nr. 1198 Luzern, Staatsarchiv (1): Nr. 1117 Marburg, Staatsarchiv (1): Nr. 1219 Mülhausen, Historisches Museum (1): Nr. 1268 Trogen, Kantonsbibliothek (1): Nr. 1229 Weimar, Goethe-Schiller-Archiv (1): Nr. 1282 Wien, Nationalbibliothek (2): Nr. 1309, 1310 Wiesbaden, Staatsarchiv (2): Nr. 1119, 1233 Yverdon, Archives communaux (1): Nr. 1218 Yverdon, Musee historique (1): Nr. 1237 Zürich, Zentralbibliothek (210): Nr. 1066—1073, 1075, 1077, 1079, 1080, 1083, 1084, 1086, 1087, 1089, 1090, 1092—1104, 1106—1109, 1111—1114, 1118, 1120—1122, 1124—1140, 1142, 1143, 1147, 1148—1157, 1159—1174, 1177— 1183, 1185—1190, 1192—1197, 1199—1213, 1215—1217, 1221, 1222, 1225, 1227, 1228, 1235, 1236, 1238—1264, 1269—1272, 1274—1281, 1283—1288, 1290—1295, 1297—1300, 1302—1306, 1308, 1312—1316, 1318, 1321, 1325— 1336. Privatbesitz Schweiz (7): Nr. 1115, 1214, 1220, 1267, 1273, 1296, 1301 Privatbesitz Ausland (1): Nr. 1223 Unbekannt (17): Nr. 1088, 1091, 1141, 1145, 1158, 1191, 1230, 1265, 1266, 1289, 1311, 1317, 1319, 1320, 1322, 1323, 1324

Äonforbanj 3t. 3frael Äritiföe •peßalojjU 2iuögabe Bibliographie t>er Sriefe 35anb II, 1904 Sanb V, 1961 Nr. Nr. II 240 = V 1121 246 = V 1239 256 = V 1215 303 = V 1170 306 = V 1266 357 = V 1068 358 = V 1074 (teilweise) 358 = V 1083 (teilweise) 358 = V 1066 (irrtümlich) 359 = V 1075 360 = V 1073 361 = IV 1065

t>on 23anfc> 21.3|rael Peffa[oj$i= Bibliographie 8anb II, 1904 Nr. 362 = 363 = 364 = 365 = 366 = 367 = 368 = 369 = 370 = 371 = 372 = 373 =

V Ärifif^e 2iuefgabe t>er Briefe »anb V, 1961 Nr. V 1069 V 1089 V 1090 V 1071 V 1067 V 1072 V 1079 V 1078 V 1082 V 1114 V 1108 V 1086

311 21. Sfrael !Pe(lttlojgt= Bibliographie !8anb II, 1904 Nr. 374 = 375 = 376 = 377 = 378 = 379 = 380 = 381 = 382 — 383 = 384 - 385 = 386 = 387 = 388 - 389 : 390 = 391 = 392 = 393 = 394 = 395 = 396 = 397 = 398 = 399 = 400 = 401 = 402 = 403 = 404 = 405 = 406 = 407 = 408 = 409 = 410 = 411 = 412 = 413 = 414 = 415 = 416 = 417 =

ftrififdje 2Iuög abe bet Briefe ®anb V. 1961 Nr. V 1088 V 1091 (teilweise) V 1094 V 1097 V 1098 V 1103 V 1102 V 1095 V 1096 V 1099 V 1100 V 1101 V 1104 V 1106 V 1120 V 1107 V 1124 V 1111 V 1109 — (Werke X I X , S.242) V 1200 V 1091 (teilweise) IV 924 V 1118 V 1081 V 1119 V 1126 V 1127 V 1128 V 1130 V 1131 V 1132 IV 991 V 1141 V 1157 V 1147 V 1154 V 1156 V 1155 V 1158 V 1159 V 1160 V 1162 V 1210

^frael νφαΐοβί23iblipgcapf)ie Sanb II, 1904 Nr. 418 = 419 = 420 = 421 = 422 = 423 = 424 = 425 = 426 427 428 = 429 = 430 = 431 = 432 = 433 = 434 = 435 = 436 = 437 = 438 = 439 = 440 = 441 = 442 = 443 = 444 = 445 = 446 = 447 = 448 = 449 = 450 = 451 = 452 = 453 = 454 = 455 = 456 = 457 = 458 = 459 = 460 = 460* =

tfridfdje 2Iudgabe ber Briefe »anb V, 1961 Nr. V 1161 V 1205 — (WerkeXVIII,S.240 V 1165 (sic) V 1166 V 1167 V 1203 IV 857 V 1152 V 1070 V 1168 V 1142 V 1164 V 1137 V 1325 V 1326 V 1328 V 1330 V 1329 V 1331 V 1332 V 1163 V 1182 V 1183 V 1181 V 1185 V 1186 V 1187 IV 1057 V 1189 V 1191 V 1193 V 1192 V 1195 V 1196 V 1197 V 1140 V 1125 V 1240, 1241, 1242 V 1201 V 1199 V 1202 V 1204 V 1206

312 21. 3frael -Peftalojji= Bibliographie JSanb II, 1904 Nr. 461 = 462 = 463 = 464 = 465 _ : 466 = 467a 467b 468 469 470 471 = 472 = 473 = 474 = 475 476 477 478 = 479a = 479b = 480 = 481 482 483 = 484 = 485 = 486 = 487 = 488 = 489 = 490 = 491 = 492 = 493 = 494 = 495 = 496 497 498 = 499 = 500 = 501 = 502 1

Äritifdfje 2iu«gabe fcer Briefe Sanb V. 1961 Nr. V 1207 V 1209 V 1208 V 1211 V 1216 V 1217 V 1178 V 1213 V 1228 V 1270 V 1221 V 1225 V 1169 V 1212 V 1227 V 1139 V 1194 V 1235 V 1264 V 1222 V 1238 V 1265 (vom Jahre 1809, V 1269 identisch V 1335 mit Isr. 604) IV 1048 (vom Jahre 1808) • (zu den Werken) V 1272 V 1274 V 1336 V 1243 V 1244 V 1245 V 1246 V 1247 V 1248 V 1249 V 1250 V 1251 V 1252 V 1253 V 1257 V 1255

21. 3frae[ Peffologgi= Bibliographie Bant» II, 1904 Nr. 503 = 504 505 506 = 507 = 508 509 510 511 512 513 = 514 515 = 516 = 517 = 518 = 519 520 = 521 = 522 = 523 = 524 = 525 = 526 527 = 528 = 529 - 530 = 531 = 532 — 533 = 537 546 553 555 = 594 = 595 596 597 = 598 599 601 602 622

Ärififdje 2Iuägabe ber Briefe 8anb V, 1961 Nr. V 1254 V 1256 V 1259 V 1258 Y 1285 Y 1286 (zu den Werken) V 1288 V 1291 V 1308 Y 1299 V 1311 V 1309 V 1284 (vom August 1810) V 1271 V 1278 V 1279 V 1318 V 1322 V 1323 V 1324 V 1138 (vom Jahre 1808 (eher 1810) (um 1809?) V 1190 V 1315 V 1316 V 1300 V 1314 V 1321 V 1152 V 1333 V 1317 V 1092 V 1093 V 1188 (sie) V 1172 V 1173 V 1165 (sie) V 1179 V 1188 (sie) V 1174

313 Beschreibung von Sammelhandschriften. 1 Die jpanöfrfjrift ZB 3uriφ 199 I I I 2 ifi eine £age Don Örei graublauen goIio= bogen. ffrüfi, DQTuratf unb an&ece (Schreis ber (>aben auf ben erflen fed}ä (Seiten Briefenfroürfe bejro. 3ibfcf)riffen t>on Brie» fen eingetragen. S i e jroeite ipälffe ifl un» betrieben. Die (Smpfänger finb: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 2

23on Bonjieffen. (S^aoanneä. Prof. eftef, Don fremöer ipanb auf ben erfien 3 1 (Seiten mit Äopien befdjrieben. S i e @mpfän= ger (Inb:

1. 2. 3. 4. 5.

OTonfmoffin. Diapin Detrey. OTaler Äönig. £orli$. Don Derfcfjau.

6. ©raff.

25. gebruar 1806. 25. gebruar 1806. 25. gebruar 1806. oi>ne Datum. 19. Oliarg 1806. oi>ne D a t u m .

7. [t>on £ürE] oijne Datum. 8. (Sfr&munb£orIi|. o!>ne Datum. 3 Die jpanbfdjrift ZB 199/11 ftellt eine geheftete Sage Don fieben gelblichen goUo= bogen bar. 2Iuf ber jroeifen (Seite beginn nen bie 2tb("cf)riffen bjro. (Snfroürfe, meijl t>on Ärufiö ipanb; baneben Eommen Pe* (taiogji, t>on DJturalf unb Dfteberer aid @ φ reibet t>or. Die legten αφί (Seifen finb unbefcfjrieben. gotgenbe (inb bie @mp» fänger: 1. ©raff [£erbft 1804]. 2. ©eßner. 3. UnbeEannf. 4. gellenberg. 5. Xröfd^ 11. DJTai (1805). 6. Die greunbe in Suc^fee. 7. Die greunbe in 23udjfee. 8. gellenberg. 9. gellenberg. 28. OHai 1805. 10. grau 2Bafer=35IanE. 16. ^uni 1805. 11. Die ßeljrer in 39ud^fee. 12. oon £ürf. 13. gellenberg. 22. 3uni (1805). 23gI. aurf) Briefbanb IV, aben bürfte. Die gorffe^ung fef)lt. Vielleicht ift fie auf bem gelblichen Quarfblaff ZB 30 V I I I 78 er= Ralfen, Don bem eine ijalbe (Seife befcfjrie= ben ijl. Doch ift biefe 3 u , r e ' f u n 9 πΐφί ficher, jumal Papierfarbe unb (Sthrifts buituö anberö finb. Der anzugeben, worauf bie Datierung beruht. 3frael folgt iFjtn roie geroöFjnlid) in ber Datierung. ΪΙΐαίΰΓΐίφ ifl an (ϊφ ηίφί auös gefφIo)Jeπ, bafj P. bem (Schreiben feiner JJfttarbeiter (bad DQtorf offenbar ηίφί Eannfe) eine weitereOTal>mingfolgen lief}. Dann f)ätfe er aber roofyl auf jene (Sin» gäbe 33egug genommen unb fein (3φreiben anbete geformt als ben Snfrourf a).—• b) füllt anbertf>alb (Seiten bee gelb^en Quarfblatfd ZB Sriefun^Iag 189, 62. S. 3 Z. 30 hinter Bürger ein 2Borf mit 23Ieiftifi, burφ jlarfe Sleifiiftfri^el unIefer[ίφ ge= maφf. S. 3 Z. 31 (zu thun) einzurichten S. 3 Z. 32 (nothwen) erforderlich S. 4 Ζ. 1 dem (jenigen von) hiesigen S. 4 Z. 1-2 ( Unmüglichkeit, kein) Notwendigkeit S. 4 Z. 2-3 gedoppelt (nothwend)

S. 4 Z. 3-5 Ich - können unten ηαφ= getragen S. 4 Z. 3-4 drei Kornböden um im ( d ) unteren (Gebeud) Etage S. 4 Z. 8 lange nicht in disen ( Schlaff)Zimmern S. 4 Z. 10 Kunst (fournau artificiel) S. 4 Z. 17 (zu bewilligen) gebrauchen S. 4 Z. 21 ouvert (ä moi) S. 4 Z. 21 soit (mis) S. 4 Z. 22 (avec) si S. 4 Z. 23 mains (et en cas [de] l'intressement) S. 4 Z. 26 (et le personale surpassera [8] 70 persones) qu'on S. 4 Z. 28 (Je prie les membres honorees de la Municipality) Mon S . 4 Z.29 ( d u ) m o n S. 4 Z. 29 (ni de) en S. 4 Z. 30 si (on ne prend) les S. 4 Z. 33 (concurrent) demandent 1068 = Isr. 357. Der gnfmurf iji Don Ärüft an geinter ©teile in bie (Sammele l>anbf$rift 3 (ZB 199 II) eingetragen, reo er eine Ijalbe (Seite einnimmt. 1069 = Isr. 362. Der @nttourf i|t t>on Ärüfl auf bad gelb^e golioblatt ZB 3ü= ιίφ, DItfir. Pejial. 108, 4 gefφrieben unb nimmt fünftnerfel (Seifen ein. 2Iuf bem 23laff (lef)t red)tä oben eine 3. S. 5 Z. 24 in meinen Händen S. 5 Z. 31 (mit) nach S. 5 Z. 32 in fe^It S. 5 Z. 34 (Die) Für die (andere) S. 6 Z. 3 unglaublich weit es dann die Kinder (es dann) S. 6 Z. 8 es (würklifch]) äußerst S. 6 Z. 14 er feljlt S. 6 Z. 19 (Ich bitte, schreiben Sie mir mit umgehender Post) Auf jeden (Fuß) Fall S. 6 Z. 22 (einen Wechsel für) zum Behuf 1070 = Isr. 427. Die (Entwürfe gu bie« fem unb ben Briefen 1071, 1089-1090, alle Don Ärüfi gefφrieben, fteljen auf ben gelblichen goliofeifen ber φaπbfφriff ZB

315 3üricf), Umfd)Iag 108, 2, bie aud einem 23laff unb einem Sogen befielt. 2iuf ber erfien, groeiten unb Dierten Seite fielen oben bie "Paginajafilen 10 b, 11 unb 12. ©d f»anbe[f fid? um ben Überrefi einer @amme[f)anbfrf)riff, oieütidfyt für 2Iu lanbdEorrefponbenj beftimmf, ju ber n>ol>[ aud) bad Blatt mit Brief 1069 gebort, llnfer Sriefentrourf nimmt bie erjle ©eite ein. 2tm 3ianb flehen folgenbe ©tidjruorte für bie 2IuöfüF)rungen bee Briefed :(Semin[ar]: Ob ein Lehrer im Pädagogio für den Unterricht in der Methode angestellt habe? Ob) Ob die Versuche öffentlich seye[n] und ob er sich darüber geäußert habe? S. 6 Z. 32 er (Sntrourf Z B

108,

2 b, (iei)t anfdjliefjenb a n ben Docigen unb nimmt anbertijalb (Seifen ein.

S. 7 Z. 11

Koppenhagen eine nidjt ju erildrenbe 13. S. 7 Z. 22 (wollen), ehe sie S. 7 Z. 32 zuschicken. alb ©eiten ein. S. 8 Z. 4/5 als ich S. 8 Z. 7 (und wir werden) die S. 8 Z. 9 (Ich gefahre ein) Ich S. 8 Z. 21 (Sie w) Ich S. 8 Z. 21-23 21m %mb, Don Ärüfl ge= Eri^elf: Ring, Ofen, meine Ankunft, brei ©tid^roorte für bad goigenbe, Don benen bad erfie fallen gelaffen würbe. S. 8 Z. 25-26 (Ich will) Für Geld will ich S. 8 Z. 30 (und) Wenn Schmied (kommt) S. 8 Z. 31 (er) ich, man S. 8 Z. 35 (Ihr müßt die Sache verschie) Sorget S. 8 Z. 38 (seyn wird) ist S. 9 Z. 3 (Thut) Rangieret (das) es 1073 = Isr. 360. Ser Entwurf ifl Don Ärüfi an groölfter ©teile in bie ©ammel= I>anbfdf)riff 3, (ZB 199 I I ) eingetragen unb nimmt bort jroei ©eiten ein. S. 9 Z. 12 (Ich hätte mir durchaus nicht weniger Hoffnung machen sollen von dem ( Folgen) Erfolge Ihres Thuns auf die Methode, und doch überraschen die Nachrichten (des) von diesem Erfolge (Ihres Thuns), wie wenn ich sie nicht gehoffet hätte.) Was ich S. 9 Z. 18-19 vor dem Angesicht der Menschen S. 9 Z. 22 (hat eine ganz neue) wird S. 9 Z. 25 und sichere

316 S. S. S. S. S.

9 Ζ. 31 rede(t)n und denken [muß] 10 Z. 14 Wenn 10 Z. 21 wäre 10 Z. 22 in gewisser Rücksicht 10 Z. 23 könnte.< Fellenberg handelt in die) S. 10 Z. 29 Ihnen können 1074 = feüroeife Isr. 358. ©er Brief H 2 gefjört bem 5eIIenbergarcf>iD Sern. (§r be» |Ief>f aus jroei grünlichen Quarfbogen. Sie letzte (Seite irägf bie 2lnfon ber 9teinfdjrift bes 33riefeö, bie mir H 2 nennen, eine 3ibfcf)riff h 2 ju nelj= men, bie aber nidjf einmal bie gur DTtiffe gebieten iff, roeil ber 39rief η>οί)Ι injtpi= frfjen jur Ρ oft mufjfe. ©ie ifi an breijef>n= ier unb letter ©feile in bie ©ammelljanb* fdf)rifi 3 eingetragen unb fragt alö einzige Jpanbfcfjrift ein Safum. 3f)te Varianten finb fafl bebeufungeloe. llnfer 2lbbrut£ folgt H 2 , roo (7φ Übrigend audj {leine Ttadjbefferungen Ärüfie be= pnben. ©er 2lbbrudE bei OTorf I I I 303-306 ift mif 35eflanbfeilen anberer Briefe t>ers quicft unb bie Dlegifirierung bei 3f C Q e ' enffprec^enb ungenau. S. 10 Z. 33-35 < Ich muß vielleicht oder vielmehr) In wenig Tagen muß ich, wills Gott , Ärüfi zum lesten Mahl in meinem Leben mein Institut wieder < von) zu einer neuem Organisation in meine Hand nehmen. Der Augenblik entscheidet, ob Ηχ S. 11 Z. 2 war H t Ärüfl war H 2 S. 11 Z. 3 und unbefriedigtem Herzen H x S. 11 Z. 4 S. 11 Z. 4 S. 11 Z. 5

für mein Werk h x Stunde &rüet meines des Hx

To-

nothdürftig genugthuende Existenz erhalte. Als H j S. 11 Z. 6/7 mir sagten, Sie könen und Η χ S. 11 Z. 8 und Z. 10 ?)e(ialosgi l>af F>ier erste unb lestere t>ern>edjfelf, road berichtigt ift. S. 11 Z. 11 ( I c h ) ftrüfi Noch will Ärüfi ich Hi

S. 11 Z. 12 [großes] fef)lt Vertrauen gegen Sie nicht aufgeben Hi auf Sie nicht abgeben II 2 S. 11 Z. 12/13 rijtopl> in einem bidf>er un» gebrutffen Brief Dom 26. 8. bid 5. 9.1807 mit, ber in her (ärgiefjungeatijlalf Äeilfjau (£f»üringen) liegt. (Sr roirb F)ier rpieber» gegeben ηαφ 3ΐ. (Sfiebi§, griebrid^ gros beld 23e$ief>ungen gu 'Peflalojji in ben 3αί>ί ren 1805-1810, Sauden 1913, (S. 9. 3n ben PejlalojjüiSfubien IV, 1899, ©.48, l>af ß. 2D. (Setjffarff) ale ©infrag inu ©fammbucf) groebeld eine ftari abroei= d^enbe Variante gebrudEf. (sie beginnt mit bem (Sa$: Der Mensch vollendet sich selber durch Schweigen und Thun, unb fügt bann ben Xept 3· 15 bid 21 bei.

1122 = Isr. — 2(uf bie ^innenfeife bed eben genannten 39ogend ZB Zürich 56a F>af !J)ejtaIoggt, inbem er bie beiben (Seifen wie ein golioblatf quer nafjm, ben Snfrourf biefed 39riefeö gefφrieben, ber eftrad über bie l>albe (Seife bed golioblaffed einnimmt, ©ie t>ierte (Seife bed Sogend ift uπbefφrie= ben. S. 59 Z. 28 ( anfangen) zur S. 59 Z. 31 (mit herzlich und) sehr S. 59 Z. 34 Methode (ihren ganzen B) S. 60 Ζ. 1 (kein) wenigeandere (von) S. 60 Z. 2 OHiffen im 2Bort bricht ber Xeyt ab.

1117 = Isr. — Original im ©faatdardjie ßujern, Son frember ipanb mit eigenf>änbi= ger Unterfd^rift; »gl. Peflal. 1927, (5.4546.

1123 = Isr. — ©er 23rtef im Diigdarficef ÄopenFjagen (lefjf eigenijänbig gεfφrieben auf jtvet (Seifen eined Quarfblaffed, of>ne 2Ibreffe, mit bem ©atum am (5φΙϋ£.

332 1124 = Isr. 390. S i e 2Ibfc£riff best Brie* feö nimmt brei 23ierfel auf bem grauen golioblaff ZB ^ΰπφ 199 III 3 ein. S i e Datierung beruht auf ber 2Innafyme, bag biefer Brief παφ bem DuEfuö ber φαηδ; fdf)rift gleichzeitig mit bem ndd>flen ge» fdjrieben iff. S. 60 Z. 35 erwarten S. 61 Z. 16/17 wäre. Sind Sie versichert. Jpier feljlf offenbar efroae. Sie wissen 1125 = Isr. 455. Diefe 2lbftfjriff i(t auf baö gleicfje Slatt ZB %ütid> 199 I I I 3 Don ber g[eicf>en Jpanb getrieben roie bie oorige. (Sie beanfprucf)f eine I)albe (Seife. DretDierfel bei Blaffeö bleiben frei. S. 62 Z. 16 < Liebe) Dankbarkeit 1126 = Isr. 400. OKuralf fjaf ben 6nf. rourf beö Briefed auf baö bläuKrfje §olto= blaif ZB 3 ΰ π φ 198, 13, gefd^rieben, roo er anberfljalb Seiten füllt. Der Gsmpfän= ger, bad Datum unb ber le^fe finb Don anberer Jpanb hinzugefügt, ebenfo baö 2Borf Lehrer in S. 62 Z. 22. S. 63 Z. 7 Schiffernrechnungen S. 63 Z. 10/11 gewesen ist fef>[f S. 63 Z. 18 möchte fefjlt S. 63 Z. 24-27 Es - ermuntern ηαά)geiragen S. 63 Z. 31-32 Ganzen des Charakters S. 63 Z. 34 f auf bemfelben Blaff ZB 198, 13, roie ber Don Brief 1126. @r i(l gleitfjfalld Don DTiuralf gefcf)rieben, nur (Smpfänger unb Datum roieber Don fretnber Jpanb. S. 65 Z. 8 ( W i r ) Ich freüe(n uns) mich S. 65 Z. 9 ( W i r ) Ich S. 65 Z. 13 (meinem) unserem S. 65 Z. 18 in dem Grade S . 65 Z. 1 9

Der

Xeyf

bed

Blaffed

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ab.

am

ßnbe

2Baf)r=

fdjemlicl) rourbe er a u f einem anberen B l a f f , baö

Derloren

ί(ϊ, fortgefe$t.

1129 = Isr. — Der gnfrourf |teF>f auf ben erfien beiben (Seifen bed graublauen §oIio= bogend ZB 3üricfj 30 V. 21nfdfjliefjenb be» ginnf auf ber briffen (Seife ein (Sntrourf ju ben „2Infitf>ten unb Erfahrungen", ber nitfjf Dor Off ober 1805, Dielleidjf audjj einige DHonafe fpäter gefdjrieben ifi unb in ber 2Iudgabe ber IBerfe, Bb. 19, 23er= menbung fi'nbei (ogL bort S. 394). S. 65 Z. 26 (und der) reifet S. 65 Z. 29 befinden fef)If S. 65 Z. 31 was ( R u h e ) S. 65 Z. 33 hindert fef>lf S. 65 Z. 34 (mein Gemüth nicht angreifet) Beendigung S. 65 Z. 34f. (ihre) dasselbe S. 66 Z. 2 mich feljlf S. 66 Z. 3 ( Um wahrhafit zu prüften, müßten j a m e i n e Bücher in meiner Hand syn. H ä t t e ) Und S. 66 Z. 7 ( Beweggründe S. 66 Z. 10/11 [mit Ihnen zu teilen], ( Enden Sie mit) ( I c h kan

333 [mit] eben der Liebe und eben der Sorgfalt) Sagen S. 66 Z. 17 aber rung beö (Sc^Iuffeö, ungefähr, aber ηίφί genau an Hi an= fcfilie^enb, (teilt H 2 bar, ein graues §olio= blaff ZB 3üriφ 30 V I I I 79, ju bem auf 23orber= unb DtücEfeife je ein abgelöfier Äorreifurjeffel, ZB 3ΰπφ 30 V I I I 25 unb 80, gehören. ©er Xeyt folgt h 2 . Daneben (le^f h t unb Hj jur iCerfügung, fur ben (5φΙυ£ H 2 . S. 81 Z. 11 pour ffatf par S. 81 Z. 26-27 fef»lt in H^ in Hoffwyl, Yverdün fef>It in ha S. 81 Z. 28 Also wird auch die leste Spur einer Spanung zwüschen Menschen [weichen], (die so vieles, so unaussprechlich vieles eng zusamenknüpfen sollte) am 3ianb: die im Grund nichts, gar nichts enzweyt und die im Gegenteil so unaussprechlich viel Gründe haben, für das, was sie gegenseitig suchen, gemeinsam am gleichen Seil zu ziehen und folglich eng und vereinigt nebeneinander zu stehen! ^Bieber im l e f t : Von Herzen, lieber Fellenberg, wünsche auch ich, Gott sy mit Dir, und von Herzen wiederholte ich Dein Wort: ich möchte so von ganzem Herzen gern bis an mein Grab Dein [sein] und noch den Seegen Deines Unternehmens sehen und für ihn Gott danken, wie ich den Segen meines Unternehmens sehe und Gott danke. Adieu, Fellenberg, ich [bin] ewig mit dem Herzen, den ich so lang suchte, Dein Freund < den nichts so sehr

freuen, als wenn alle Miß) Pestalozzi. H2 ί>πφί ab S. 90 Z. 24 Unterfdfjriff eigenFjänbig h2 1148 = Isr. — Die Snfttmrfe biefee unb ber folgenden fedjö 23riefe fielen, Don un= befannfer (5(f>retberl)anb geftf>rieben, auf ZB 3üriφ 198, 8 unb 9, einem golioblaff unb einem Sotiobogen gelblicher Papier* forte, bie fufjtlicfj jufammenge^öcen. ©ner ber Briefe trägt bae Saturn t>om 16.3ΐο= Dember. Sie anberen bürften anndf>ernb Dom gleichen Xage fein. 2luf bem ®«njel= blaff jtet>f juerfl, gefirit^en, ber 3lnfang Don Brief 1153. ©ä folgt ein Brief an 35ri= bei über beffen n gran^oiö, jugleiφ einen Beridfjf über ben (SoFjn ber OTabame "Philippe entfjalfenb, an bie Pejialojji felbjl gefcfj riebenfyabe.23on Peffalojgi ijl biefer Brief roeber biftierf ηοφ unterjeit^nef; benn eä ift t>on if)m in ber briffen ^erfon bie fRebe. Bei benroeiferenBriefen bleibt eä gumeift mefyr ober minber ungemifj, rote roeif fie t>on Peflalojji biffiert ober roenig= (lenö mit feiner llnferfdjrift ijerauögegan= gen finb. 3ηπάφ|ϊ folgt auf bem Sinjel= blatt ber Brief an ©umarffjerat). S. 90 Z. 28 ( J e dois Vous demander) Comme S. 90 Z. 35 obligerez (infiniment) 1149 = Isr. — 2ln bad 23orige anfijlie* (jenb. 1150 = Isr. — 2ln bae Q3orige anft^Iie= genb. S. 91 Z. 2 (Madame) Monsieur S, 91 Z. 11 sac de ris S. 91 Z. 18 (de se donner plus demouvement qu'il) de prendre 1151 = Isr. — 2lnfdjliefjenb an bae 23d= rige. Do φ fiel)f ber t auf bem Bogen

351 1152 = Isr. 426. S i e 2l6fdf>rifi beon 'Pejialojji felbfh S. 94 Z. 8 Ehre fefjlt 1154 = Isr. II, 410. S e r Brief if! in jroei gaffungen erhalten. H x : S a ö Original, 2ird)iDee cant onalee Eaufanne Κ X I I I 226, flcF>f auf jroei Seiten eined goliobogenö, mit 2tuönat)me ber Unterfcfjriff Don frem» ber Jpanb unb fauber gefφrieben. S i e Dierte Seife trägt bie 3ibreffe Don frember i?anb, Siegel unb (SmpfangöDermerf. eingeheftet ijl ein BrouiHon über bie Beratung biefeä Briefe« im Staatörat. H 2 : Oer (Sntrourf gu biefem »rief, ZB 3 ΰ π φ 198/9b, ftef>t Don frember jpanb auf einem golioblatt, o^ne Saturn. OTorf gibt IV, 1 - 2 , einige ©ä£e rücEüberfeisf mit unrichtigem Saturn 15. D^OD. triebet. S. 94 Ζ. 12£f. S e r S e y t folgt H, S. 94 Z. 12 Α Monsieur Pidou H 2 S. 94 Z. 14 President! Permettez-moi H2 S. 94 Z. 16 rei= ber f»at bie 2Ibfcf)rifi biefeö 33riefee a u f bie ißorberfeite bee b l ä u t e n golioblatfes Z B 3 ΰ π φ 2 0 7 , 2 , gef$rieben. S . 9 7 Z . 1 0 ff. © e r fe|f für F r ö b e l jroeimal S t r u b e l unb baö [external S t r u d e l S . 9 7 Z . 1 2 n a c h fci>Ii 1 1 5 8 = I s r . 4 1 3 . 3 n ©rmangelung bed ß r i g i n a l b r i e f e ö bienf altS Quelle ©runerei 21bbrut£ in Siefiermegö „ P ä b a g o g i f ^ e t n 3 α ϊ > ^ φ " Don 1 8 5 8 , < 5 . 1 7 . 1 1 5 9 = Isr. 4 1 4 . © e r 23riefentn>urf fielyt a u f bem b l ä u t e n § o I i o b l a i t Z B 3 ΰ π φ 5 0 . © e r £ e j t beaπfpruφt anbert^alb @ei= ten. S . 98 Z. 12 gegenseitig (viele F r e u n d schafft genossen) S . 98 Z. 15 ( g e g e n s e i t i g ) unsrer S . 9 8 Z . 2 4 - 2 5 wo nicht d e r e r s t e , ( d e r (dies) (die besseren) S . 9 8 Z. 2 6 ( d i e e i g e n t l i c h e n ) das W e sen

353 S. S. S. S.

98 98 99 99

Ζ. 31 Z. 34 Z. 10 Z. 11

S. 99 Z. 11 S. 99 Ζ. 12 S. 99 Z. 13 S. 99 Z. 16

Sie fe^lt (Anfang) dem ersten er flefjt noch ba da nicht anknüpfen den meinigen meiner unwüssend (gleich) wohl feljlt

1160 = Isr. 415. Oer (Snfroucf fiel)t auf ben erjten beiben (Seiten beö grauen §o[io= bogend ZB 3ütid} 70, beffen btifie unb Dierte Seite leer bleiben. S. 100 Z. 10 (auch) in hier S. 100 Z. 15 Männer t>on fretnber Jpanb eingefegt anfieüe eined burefj (Streichung nicfjt mefjr Iefer= liefen Eurjen 2Borfeö S. 100 Z. 19 (Sach) Methode S. 100 Z. 22 Elemente (der Erziehung) der harte verhärtete S. 100 Z. 23 ( dahin zu k[ommen] und) einzusehen S. 100 Z. 25 (Menschen und) nicht [durch] wissenschaftliche Bildung S. 100 Z. 27 ist (weit das) bestirnt S. 100 Z. 30/31 werden feljlt S. 100 Z. 35 (Sie kommen als) Die Bedingnisse, unter denen ( es mir) wir (Ihnen für) Sie 1161 = Isr. 418. Sie 2lbfd>rift jteljf auf ber Dtüiffeiie bed foeben genannten 23Iat= ted, ZB 3üridj 207, 2, Don ber gleidjen ©c^reiber^anb. S. 101 Z. 15 (Stärki) Freund S. 101 Z. 18 fügige Schritte roof>l Oer» lefen auä einige S. 101 Z. 23 Rücksicht zu nehmen. Ich ßefefeljler S. 101 Z. 24 inderssiert S. 101 Z. 29 mir fef>lt S. 101 Z. 31 Ihr feljlt 1162 = Isr. 416. Oer Sriefentrourf fiel>t auf gtveieintyalb Seiten bee bläulichen 23 Pestalozzi Briefe V

goltobogend ZB 3üridj 193, 2. 23on un« bekannter ipanb finb Heine ßefefjilfen an= gebracht. Sie erften brei (Seifen bei 35ogene finb Don 'Peflalojji paginiert. S. 102 Z. 14 er fef>It S. 102 Z. 17/18 d(as)er wesentliche und d(as)er allein wahre (nemlich) S. 103 Ζ. 1 mit Sicherheit [den] fef>[t S. 103 Z. 3 Fünftens: (Deine Privatstellung als viel geachter (Einwohner einer der) Man am Zürichsee und Deine besondere Kentnisse als Fabricant etc. etc. machen mich gewüß, daß) Ich bin gewüß, daß S. 103 Z. 5-6 (dem) die Köpfe der guten vatterländiscAen Mäner nicht mit Dünsten und Nebeln (den Kopf) S. 103 Z. 10 kan[nst] S. 103 Z. 28 hinter unter Kaum jum ©nfegen einer ©elbfumme S. 103 Z. 31-32 zu denken, (die Deinigen) Deine Söhne werden [und] Du wirst S. 103 Z. 38 gedenken (weil der) S. 103 Z. 39-40 [erhebt], (der Seegen, den (mein) ich durch) die Mühselig(es)/ce£t meines Lebens ( den einst) ( wird) werde den Armen ( meines Lands zubereiten wird, einst in groß) meines Vatterlands (durch) auch S. 104 Z. 4-5 in Rüksicht auf Deinen Sohn 1163 = Isr. 439. Oer gntrourf jtef>t auf berfelben jpanbfcfjriff roie ber Porige, ZB 3üridj 193, 2, an biefen anfcfdiejjenb. S r ijl überfcfjrieben: Neujahr. 3m JpinblicS auf bie Unterfcf)rift fei auebrücEIicf) er= n>äl>nf, bag 'Peffalojji ber (5tf)reibec ijl. S. 104 Z. 12 (eine) so viel S. 104 Z. 13 (von den) die S. 104 Z. 14 von Seiten der Eltern ( auf die Bildung der Kin-

354 der wichtig achten, zur Erhaltung und) zur S. 104 Z. 17 Ihnen (selbst Freud machen, wenn wir) S. 104 Z. 21-22 ürfen ZB 3üridj 197/1. 3frael i>af bie beiben »rief* feile getrennt aufgenommen. S. 105 Z. 4 < B y m ) M e i n S. 105 Z. 7 einzelnen S. 105 Z. 13 on frember jpanb, oijne 2lbrefje unb Oa= tum. S. 120 Z. 5 wir uns ( b e y ) kein S. 120 Z. 16-17 mir ( u n t e r d e m T i t e l ) : " E i n Blick ( i n das G a n z e ) auf m e i n e ( r ) Erziehungszwecke u n d ( d i e wesentlichsten Mittel zur sichern Erreichung derselben ) Erzieh ungsversuche S. 120 Z. 18-19 ( d i e ) eine vielseitig( s t ) e und treue Darstellung unsers gemeinschaftlichen S. 120 Z. 21 sie sich ( w ü r k l i c h ) all· mählig unter unsern H ä n den immer mehr S. 120 Z. 27 ( p r a k t i s c h e n ) A u s f ü h rung ( u n d ) S. 120 Z. 28 ( S e i t ) Die E r f a h r u n g e n (so vieler) mehrerer S. 120 Z. 36-37 ( d e r Sache) über die

358 s. 120 s. 121 s. 121 s. 121 s. 121 s. 121 s. 121 s. 121

s. 121

s. s. s. s.

121 121 121 121

s. 122 s. s. s. s. s. s.

122 122 122 122 122 122

s. 122 s. 122

Gegenstände der Methode, die Z. 38 für fei)If Ζ. 1 allmählig Ζ. 5 (ganz umgearbeitet]) merkliche Ζ. 10 ob ( I h n e n ) Sie Ζ. 11-12 (diesfälligen frz.) Übersetzungen von meinen Schriften Z. 13--14 würde. ( E s ist nicht möglich) Das Buch Z. 16 ( Es ist ganz zu) Indem es Z. 19 werden (und erst, wenn dieses vollendet, kann man eine zweite Edition von Wie Gertrud) Z. 26 (Seyen Sie meines Dankes und meiner ( L i e b e ) innigen Anhänglichkeit für mein Leben versichert.) So weit Z. 27 pom 13 ten ( Jenner) dies Z. 31 mich auf Leuenberger Z. 33 durch Herrn Z. 38 ( Von den Tabellen sollen Sie 2 verschiedene erhalten.) Wegen ζ. ι - :2 Erstere ist die Einheitstabelle, die beyden übrigen sind Bruchtabellen Z. 5 hingegen Z. 8 Wenn Sie Z. 10 (sie) die Formen Z. 10 stechen (zu lassen) Z. 12 nicht so (stückweise) Z. 13 jetzt (da sie auf mehrere Stücke Papier) Z. 14 Stücke (zusammengehören) Z. 17 ( n i m t ) nur wird sie am 3ianbe: nicht völlig so hoch als diese

1186 = Isr. 444. Set eigenhändige Briefs entrourf ZB 3üridj 198/4 α füllt eine ijalbe §oliofeife, unbatiert und oF>ne 2Ibreffe. S. 122 Z. 21 Graft S. 122 Z. 23 ielen Äor= reifuren t>erfef>en. 23om jroeifen gelblichen Sogen, ber am fRanbe leidjf beftf)äbigt ifi, Ijaf ^Peflalogji nur jroei Seifen mit äf>n= liebem Dianb unb wenigen ÄorreEiuren be» fd^rieben. 2iuf ber briffen (Seife f>af Ärüfi oben 3iofijen gum net. Sine Jladfyfcfytift flammt mbg^erroeife Don gufter. 23gl. p. ©f. VIII, 1903 59. 1192 = Isr. 450. Srieftopie ZB 3ΰπφ, Umfcfylag 141/1, Don frember φαπ&, auf 1 % (Seiten eined goliobogenö, οίεΠείφί ηαφ Siifaf. ©as Saturn if! Don brifier ^)anb beigefügt. S. 132 Ζ. 1 als mir S. 132 Ζ. 2 entgegen(g)sehen wollen (als mir)

362 S. S. S. S.

132 132 132 132

Ζ. Z. Z. Z.

S. 132 Z. S. 132 Z. S. 132 Z.

S. 132 Z. S. 132 Z. S. 132 Z.

5 8 8 9

< Ihr) Dein zu seiner Rettung große Hause (wo selbst der Weise oft in Versuchung geräth, sie zu mißbrauchen. In allen Rücksichten, und wenn ein Mensch — Unsere Existenz) 13 on frember .Spanö, mit eigen« hänbiger linferfdjriff, füllt 2 (Seifen eineö OftauBogene. S i e 21 treffe t>on öriffec •Sjanb jtei>f auf ber tnerfen (Seite. S. 164 Z. 27 auf eine Weise 1212 = Isr. 473. ©er £erf ZB 3 ΰ π φ 37/3 fleljt auf groei (Seiten eineö efroaö be= feiten Bläulichen DEfat>bogenö, baö Datum fcon frember Jipanb Beigefügt. S. 165 Z. 16 ich wolle S. 165 Z. 31 Das zweite S. 165 Z. 32/33 neue Edition S. 165 Z. 35 bald 1213 = Isr. 467 B. ©er Sciefenfrourf, ZB 3 ΰ π φ 190 c, auf bläulichem Oftat>Bogen, ifi eigenfjänbig, of>ne ©atum unb 2Ibreffe. ^Peflalojji fcfireibi breimal ben Flamen Salinger, in ben Beiben erjten giäOen fitter unrichtig flatt Schlesinger, tvaä einmal t>on frember jpanb berichtigt ifi. S. 166 Z. 17 ( I h r ) sein Grab S. 166 Z. 20 der Rührung S. 166 Z. 25 (Salinger) Schlesinger Don frember ipanb S. 167 Z. 4 (Sahlinger) [Schlesinger] S. 167 Z. 6 ihn fef)lt S. 167 Z. 15/16 von meinen

370 1214 = Isr. — SQÖOTanuffripfίπ Ίβή-Datbefi^ ijt eon frember Jpanb getrieben, oljne llnterfcf)riff. 1215 = Isr. 256. Der Sriefenfrourf ZB 3üritf> 124, flef)f auf einem goltoblaff, Don frember .ipanb gefdjrieben, audgenom= men jroei 3 eilen faji am 2infang. Dae Da» tum fef)If; 3 f r a e t batierfe irrig auf 1804. S. 168 Ζ. 11 on Pefialo&i« ipanb S. 168 Z. 13-15 Sie haben bion "Pefialojjtd Jpanb S. 168 Z. 13 jez meinen S. 168 Z. 14 frfjrieben, oijne ©afum unb 2Ibreffe. ©er 2Ibbrucf bei: von Türk, Erfahrungen und Ansichten über Erziehung und Unterricht, Berlin 1838, S. 272-274, lagt ein« jelne (Stellen auö, gibt aber bafür eine längere iTtad^ftfjriff Ärüfii. Sarin be(lä= tigt btefer bie allgemeine Sreube über t>on £ürfd 'Sud), ruf>mf befien rootjlfäfige gol» gen unb betätigt feine OTifarbeif in ber geplanten 2irmenanflalt. S. 170 Z. 4 on Slbreffe, 2Inrebe unb (Sc^lugformel. Saa Saturn (ief)t am (Schlug unb ifl Don £Ttie= berer forrigiert. Q3g[. 35b. 20 unferer 2Berf» reifje (nod) πiefyt erfcijienen). S. 185 Z. 4 Seine Hochwürden bis Frauenfeld 31 S. 185 Z. 6 Yferten, den 17. {December) Febr. 180 it> Sern, blaue 3Ir. 54, ibenfifdj mit Sic. 12291231, auegenommen 3Ibre([e, 2lnrebe unb (Scfjlufjmorte oon 3Iieberer; nur bte Unter: fcfjrift eigenf)änbig. S. 185 Z. 6 Lieber Herr Fellenberg! 3Ϊ S. 186 Z. 9 bitte Sie, lieber Herr Fellenberg 3Ϊ S. 186 Z. 12 Ihren Sie liebenden und hochschätzenden Freund und Diener 3Ϊ 1233 = Isr. — ©er Brief, (Staafaardjit» 2Bief auf ber 23orberfeite eineä Oifat>= blatted, baä beim Brieföffnen leidet be: fd^äbigt rourbe. ©ie Diüifeite trägt bie 2Ibreffe, ein Saturn fei)It. Saö (Staate* arcfjit» enthält aud) eine ungenaue Äopie ber 3eit, bie unberudEfid^tigt bleibt. Ser 2lbbru. (St. VIII, 1903 lt 1234 = Isr. — geßenberg»2irrfjit> Sern, bl. Olr. 52, ein -Quartblatf, auf ber Cor» berfeite gebrucEter Xcjrt mit eigenfpdnbigen llnterfdfjriften, auf ber KüdEfeite 2Ibreffe Don frember Jjpanb unb f)ofifiempeI. 2lm felben Ort, bl. 3tr. 53, eine gebrudEte franj. libecfeijung auf ber erften (Seite eined ßuarfbogenä, mit eigenf>5nbigen Iinterftfiriffen. Sie übrigen bret (Seiten enthalten einen Ijanbfd^riftlic^en Brief t>on (5ollomb=3ioulef an gellenberg, 16. nuar 1807. 1235 = Isr. 477. ZB 3üridj 97/3, eigen» jjdnbiger Brief auf einem Quartbogen mit 1 ( S e i t e n £ejt unb 2ibref[e, unbatiert. S. 188 Z. 8 lt S. 197 Z. 9 Das Vaterland S. 197 Z. 18 Lesen Sie, auch Sie 1247 = Isr. 494. Srieflopie ZB 3 ΰ ή φ 203/41>-5. S. 197 Z. 26 Zürich ergängt S. 197 Z. 34 < Wahrheits) WochenStempels S. 197 Z. 34/35 Aufmerksamkeit zu schenken S. 198 Z. 6 zu (zerrütteter und) Rükkehr zu 1248 = Isr. 495. Srieffopie ZB 3üriφ 495. S. 198 Z. 23 Zürich ergdngt S. 198 Z. 29/30 sich vornahmen S. 198 Z. 31 konnten [es] fe^It S. 199 Z. 3 und soll S. 199 Z. 7 hiefür

S. 201 Z. 12 [war] fei>lt mir so (im) S. 201 Z. 13 mich fef>[f S. 201 Z. 16 [ein]ige [einjäugige befcfyä: bigt S. 201 Z. 23/24 aufgepregt(e) S. 201 Z. 24/25 die der gezwungenen Leerheit S. 201 Z. 27-28 nicht, ich durch (selbige) serbte mein Leben, aber S. 201 Z. 30 mir (imer) mehr S. 201 Z. 34 also, (Freund) S. 201 Z. 37 würde. (Sehe ich etwas mehr hiefür möglich, so eile ich, mit Ihnen darüber zu reden. Jez nur noch ein Wort über das byligende Blatt.) S. 201 Z. 37 weh feljlf S. 202 Z. 2 die (Industrie unsers) Folgen

1252 = Isr. 499. Η = ZB 3 ΰ π φ 204, 331.1-2. goliofeiten eigenijänbig aid (Snttuurfteil gefcfjrieben, auf teiiroeife be= 1249 = Isr. 496. »rieffopie ZB 3 ΰ π φ feftem ÜHanuffripf, ofjne Datum, 203/6. h = baö. 203, lt S. 199 Z. 36 (geliebte) Zahl in Η 1250 = Isr. 497. Sriefentrourf ZB 3üriφ S. 202 Z. 14 in Erinnerung fei>If H, in 204/1, eigpnf)änbig, am Garthe efroae be= h am 3?anbe beigefügt mit frf}äbigt. 3 n Dliffc. qjejtal. 203/7 bie enU »[eifiift fptecfienbe ffopie. S. 202 Z. 18 dem Guten Η S. 202 Z. 21 das Streben Η (dasselbe) S. 200 Z. 8 Zürich ergingt das Streben h mit 23IeifHft S. 200 Z. 19/20 haben f e p S. 202 Z. 26 die Bildung der Kraft Η S. 200 Z. 21 entfehrnt befdfjäbigt S. 202 Z. 28 die besten Ideale Η S. 200 Z. 25 vorbei fefjlt S. 202 Z. 31 erfahren h am 3?anbe, fe^It S. 200 Z. 26 ist (mir wohl, wenn ich) in Η S. 200 Z. 26 wohler S. 202 Z. 36-37 wesentlichen WahrheiS. 200 Z. 31 (sehr) erfreuen ten unserer Tage das 1251 = Isr. 498. ©er 23riefentn>urf ZB Zeugnis zu geben, das wir 3ürid) 204/1 o - 2 ffl eigentjänbig, unba= ihnen schuldig sind Η fieri, auf am Dianbe Befcfjäbtgfem 3Iianu= S. 203 Z. 1-3 Nachwelt (nicht zu ver(iript. ftopie OTffr. Peflal. 203/8-9. hütten haben) in ein Licht S. 201 Z. 5 (Ich (kandte Sie kaum) [zu setzen], das für sie lernte Sie in einem Zeitwohlthätig zu würken (gepunkt kenen, in welchem schikt ist) und (es bleibt das Schik[sal]) Als ich Sie nichts übrig, als mit dem

378 Überrest unsrer Kraßt noch dahin so viel mir möglich) zu verhütten geschikt ist Η S. 203 Z. 4 die, [f Z. 7 Sie haben gezeigt fefjlt Z. 14 (Geist) Kreis Z. 17 (wirken üben, (und) aber Z. 19 (ihrer) dieser Z. 31 (er) diese Männer Z. 32 ansehen, wenn (er) Z. 8 vorüber. (Doch) Z. 8 frfjreibt irrig: noch zu hoffen hätte Z. 9 (ent)ftezweiflen Z. 12 Welt fef>[< Z. 20 wahrem Angedenken Z. 22 Dero g. D.

1255 = Isr. 502. 35rief!opie ZB 3üritfj 203/19-22. S. 209 Z. 35 Neig(ung)e. (Das) Die S ouverainitätsrechte S. 210 Z. 5 (Berufs) Berns immer S. 210 Z. 11 alles Weich(lich)en S. 210 Z. 12 (sprach) Schafte S. 210 Z. 16 trugen (wie sie es) mit ( einer) der undelikatesten Kunst (Kräfte) Klüfte S. 210 Z. 17 (dennoch) versuchte S. 210 Z. 37 einmal (ehrlich) S. 210 Z. 40 (hier) in vollendeter S. 210 Z. 40 (ist) zu bilden mit Sleiftift 1256 = Isr. 504. Sie Srieflopie ZB 3ü= rief) Umfrfjlag 203 -33 ijl of>ne 2lbrefje unb unbatierf, mit 29Iei(liftIorref» turen am 3?anbe. DHorfö 2Biebergabe IV, 72 f. ifl unboDftanbig.

379 S. 211 Ζ. 2 S. 211 S. 211 S. 211 S. 212 S. 212

S. S. S. S.

213 213 213 214

S i e £ifulafur laufet bloß: An Herrn Seckelmeister Z. 18 ertragen am 3ianfce Z. 25 If Ihnen fet)lf Z. 28/29 vordersten ßütfe Z. 32 It Η z. 36 W a l d b a c h ( d e r mit Gries u n d Steinen ü b e r ) Η z. 36 ff. S i e gortfe^ung fiel>f auf einem angeflehten golios blaff in Η Z. 39 K r a f t . < J e schwächer d a s ) Η Z. 40 die es hat Η Z. 40 gern Η Ζ. 1 < K r a f t ) h a t . ei Quarfbogen, oF>ne 2ibref[e unb S a t u r n . S . 2 3 6 Z. 2 9 © e r » r i e f iji im 2eyt auch an 33oitel abreffiert. S . 2 3 6 Ζ. 3 2 eine pinetre mon coeur d'une vive joie h Z. 17 ( J'aurois pu mourir tranquilement et satisfait par) Sous le premier rapport (a l'Europe, j'auroismourn) je serais mort H2 Z. 18 grdces a l'Espagne ielen ßefirbüchern beiannt gemarfjfroorben,fo bearbeitete man nun bie beiben anbern Seiten ber DUet^obe, bie ftttlich=re[igi0fe unb bie ph^fifrfj'beruflidje Silbung. Sani bem 23orberetfungejaF)c 1804/05 geroann Peflalogji in fruchtbarer Xätigfeit einen JpöF>epunff feiner (SchriftfieDerei, bie freiließ nur gum Seil if>ren gebrudl· tenTOeberfchlagfanb, teilroeife biä auf bie Erififcfje ©efamtauägabe Don 1927 f. im OTanuffript unb bamitroeitge^enbunbefannt blieb. Diefem 3Iuöbau ο on Otfletfjobe unb 31nfialt entfptad) au φ geographifφ ber Umfang beö roorin gerabe in bie= fen 3Qf)cen ßie propagaπbίf^ίfφe (Seite flarf hert>orfraf.

405 ©αβ (radjfcnbe 3 n t e r e f f e ilufjenroelf am ^jnfliiut gu 3}oerfcon geigfe fid) in ber η>βφ(εη&επ @tf)ülecjaf)l, in bee 3 u n a h m e ber 23efucf)er unb ber 2et>rer, Γτείφε bie DIte= ffyobe fcnnenlernen roollfen, bamit aud) im fid) auebeijnenben ftreid ber Äorrefponbens fen. 2Bä^renb bie ©φκ>εί§ π ad) 1803 burdj poliiifdjen ©egenfa^ gefpalten roar, in roe!» φεη aud) "Peflaloggi Derroic£elt rourbe, n>äf>renb ber Äanfon ^ürid) burφ ben 33odEenErteg fein 3 n t e t e f f e SurüdBf)ieIf, traf Dor allem ^ ε ^ f f φ I a n b in bie ßücfe. liter bie 21nfialf Pejialoggid βηΓφ bie erften 23ΰφεΓ (Don £ürf, (Sroalb, ^Hamann, neben bem 2IrfifeI Don £rapp unb bem frang&flfdjen Β ϋ φ Don GEIjacanned) untetvid)tet, rourbe Don Dielen @εί= ten 2ludEunff Derlangt. 2ίιιφ eine ipilfdaftion fam in Oang, tvelcfye bann eingeteilt roer= ben fonnfe. OTif ®runer, ©räff, Dian^au, Don Xürf, foroie mii ber ®efeüfd)aft ber 3Irmen= freunbe ©ει^φίαηίβ rourbe ein bielfad) reger unterhalten. 2Inbere Cänber traten gegenüber g u n ^ f t roenig ^erDor. 2Bof>l rourben bie 35ejief)ungen gu alten greunben feitend "Peffaloggid f o r g ^ gepflegt, aud) neue 35e= futfyer roie Sfterijajr) aud Ungarn ober ber fpdtere Äönig ßubroig I. Don Samern emflg betreut. 3 n S ä n e m a r E roar ed ber Äreid um bie ©räfin ©φίηιπιείηιαηη, ber auf bem laufenben gehalten rourbe, Dor allem b u ^ bie einzigen 2el>rer in 23urgborf (Ström unb £orlii|. OTif Greifen in § Γ α η Ε τ ε ί φ gab eö e^er fporabίfφε 39ejiel>ungen, roobei ©tapfer unb 3Teef in ^arid, Dliaine be 23iran in Sergerac aid 23ermiffler bienfen. ©egen Qjnbe ber Äorrefponbenjjeif bahnten |ϊφ bie nadyfyet fo bebeufenben 23erb:nbungen mit © p a = nien an. 33erfφίebene 23εΓ^φε rourben unternommen, um bie neue ßeijrarf in ber eigenen •Sjeimaf beffer gu Deranfern, fei ed burφ © φ π ΐ υ ^ Donßeijrern in 2)Derbon, η>εΙφε ηαφ im (Sinn ber Dliet^obe roitfen (ollfen, fei ed burφ 29emüi)ung um ©nfüfjrung ber neu ausgebauten Unferritfjfsiroeife in einem ßanbedfeil ber ©φιυεί^. (Sin befonbereö ©tii= αφίεη follte 1806 e r m o g ^ e n Reifen, baj? im Äanfon l ö a a b t bie Dlief^obe "Pejialojjid fid) beffer £>urrf)fe§en Eonnfe (fiei>e 2Berfbanb 18, 1943). © ο φ fφciterfen biefe Pläne an päbagogίfφeπ unb fpraφIίφen ißorauöfe^ungen, beren liberroinbung auf eine fpäfere 3eif Derfφobeπ roerben mufjfe. 23on ben übrigen S^roeiger Äanfonen förberfen Dor allem bie ehemaligen Unferfanenlänber b u ^ 23ejieF)ungen gu ^Peffalojgi i^re ©φπίεη, fo ber £ h u r 9 a u 3 l a r g a u . DTIan (ad)te Don T)Derbon aud in 3Iarau ober Ilms gebung eine 2lrmenanfialf gu grünben, um bafelbfi bie DiRet^Dbe im φ ί π Η ϋ auf bie bufiriebilbung gu erproben. (Sine befonbere 2Iffion fiartete 'Peftalojji 1807 in feinem ^>ei= matfanton ^ ü t i d ) . Oliit ^α^ίΓείφεη ©φreibeπ an 3 u 9 e n ^ a r n e r a i ) e n ©eifieeDer= roanbte fad)te er fein engeres 33aterlanb baju ju bewegen, einen allgemeinen TSetfud) mit feiner Dliet^obe ju roagen, rooju burφ ße^rer ©φηείβεΓ in 2Bäbenöroil unb b u ^ Diufler= holι unb 3eller auf bem 3iiebfli bei 3 ΰ π φ fφon 23orfiufen εΓΓείφί roaren. Über bie r i f t f t e l I e r i f d ^ c Xäfigieif 'Peftalojjiö geben bie 2Ber!bänbe 1 7 - 2 0 biefer 2lußgabe nähern ^efφeib. Jiaiurgemäjj fpiegelfe |ϊφ ber gebanfliφe 5οΓί(φΓΐίί bee 23erfafferö aud) in feiner Äorrefponbenj roiber, aud) tverm bie 2Berfe biefer ^eit bamale meifi ηίφί im S r u t f erfφίeπen. ^ufä^lid) traf alö ©foff beö ©εban£enauäfaufφeβ h' n S u bie 23orbereitung einer S i o g r a p ^ i e Peffalojjiö, für roetöje Dlieberer im ^)erbfi 1805 βητφ eine auegebe^nfe 3ieife OTaferial befφafffe. OTif bem ^uφhäπbler ©räflr in £eip= gig fam bie 3Ibrebe auf ©rutf eineö 3 o u r n a " 0 guffanbe, baö beffern ßinblicE erm&gIίφeπ füllte, foroofjt in bie (SnfroicElung ber 2ln(lalf roie in ben 2luöbau ber DTietfjobe. 7)oers bon begann 1807 bie 2 B o φ e n f φ r i f f gu erfrfjetnen. (Sin UberblitE biefed QSanbeö geigf in äußerer 23lüfe ηαφ überrounbenen 2Infangöf^roierigEeifen, Derbunben mit ε^ο^τείφεΓη 2iuebau beö @ebanEenft)fiem£(, bad ^είΐίφ bidder ηοφ ηίε in f8inem Dollen Umfang befannt unb roirffam roerben foUfe.

406 (Singelfragen S. 1 Ζ. 1

ff.

Philipp ßmanuel eon geHenberg (1771-1844), ber &οί>π eines alien ©önnerd Peftalogjiu auf bem 3Xeu^of, fyatte 1799 ben 2Bt>lF>of (fpäter meijl Jjjofropl genannt) bei Sern erroorben unb grünbete bafelbf! eine 3lnf!alt, bie oerfd^iebenen 3 r o e i ^ e n biente. Sieben einem Ianbit>irifc^affΙίφεη DHIufierbetrieb unterhielt er eine Diealfc^ule, eine roiffenfrfjafilicfje Slnflalt für ©öijne ^öfterer @tdnbe, eine £öd^teranjlalt unb eine fpäter t>on 2Bef)cIt betreute Sirmenerjie^ungäanflalt. Oiefer eigentliche Grrjiel)tingöflaaf unter ber Leitung geflenbergei fanb im ^n» unb 2Iudlanb größte Seatf)£ung. enger 33erbinbung ftanb com 3 u n ' 1804 biä > 1 1 1805 bie 2infiali ^ejlalogjiö im nal>en JRünd)enbud)(ee (oft nur 23udfyfet genannt). @inen UberbltcE über bie Segieljungen ber beiben Leiter gibt bie (5aφ» erilärung Don Briefbanb IV, αηαφ tyelt (Ίφ "Pefialojgi feit 2Iugu(i 1804 in 2)t>erbon auf, roo er eine Heine 3tt>etganflalf eröff» nete. S i e gurücfgebltebenen £ef>ter füllten (ϊφ unter bem Regiment §e0enbergä ηίφί n>oi>t unb fagten am 20. Dliai 1805 ifjren Sienjl auf, um ebenfalls ηαφ 3)t>erbon ju 'Peftalojji ju jiefjen. Sine Dom 5. 3uni 1805 batierte libereinfunft foDte bie 2I6I5fang bee 3nflitutö in DIίünφenbuφfεe t>on ber 2in)ia[f geüenbergö regeln. £)l>ne ja^Ienmä^ige giyierung unb nur in allgemeiner Seftimmung ber Singet effeiten lautete bie in ίΓ&(1Ιίφεπ ÜBorten ju ©unjlen 5)efla= lojgie. in folgenbem 2Bortlaut (§eflenberg»2i^it> Sern, ®l. TIr. I I a ) : Die Endes Unterschriebenen kommen miteinander überein: 1. Herr Fellenberg entlade sich von nun an aller Verantwortlichkeit in Absicht auf das Institut in Buchsee sowie der Direktion desselben auf Herrn Pestalozzi. 2. Werde Herr Fellenberg die öconomie des Instituts unter seiner Aufsicht wie bis dahin fortführen lassen, bis daß dasselbe nach Herten fortziehen kann — Schuldenlos übergebe er ihm dann dieselbe unter folgenden Bedingen: 3. Um Herrn Fellenbergs Unternehmen zu Hofwyl für seine der Sache Herrn Pestalozzis dargebrachten Opfer einige Schadloshaltung zu gewähren, sollen demselben nebst der dem Institut bis auf sein Wegziehen pro rata der Zeit zufallende Einnahme zur Erhaltung des Instituts und zur Bestreitung seiner Ausgaben alle Effekten und jede Art Vorrath's eigenthümlich zufallen, welche Herr Fellenberg für das Institut hat anschaffen lassen. 4. Herr Pestalozzi nihmt hingegen alle seine ihm laut hier beygelegten Verzeichnis von Burgdorff her zugehörenden Effekten als sein Eigenthum nach Iferten. 5. Was dann über den noch oben festgesezten Regien dem Herrn Fellenberg zugut kommenden Betrag zu Händen des Instituts bis auf sein Wegziehen von Buchsee eingehen mag, wird bey desselben Abziehen, zu Herren Pestalozzis Disposition gesezt, vorausgesezt, daß die durch dieses Wegziehen wiederrechtlich beschädigt seyn mögenden Persohnen aus diesen Mitteln billich entschädiget seyn werden.

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S. 3 Ζ. 27

Herr Fellenberg wird jedoch auch diese Entschädigung zum möglichsten Yortheil Herren Pestalozzis auszumitteln trachten. I n Folge dieser Übereinkunft sind alle übrigen Rechnung'ssachen in Absicht auf das Institut bis auf sein Abziehen v o n Buchsee als beendigt anzusehen. Gegeben zu H o f w y l den 5. Juny 1805. T)aü Srgebnid ber 23erf>anblungen roar Me 2ibmacfjung, bafj Peflalojji ben (saföo t>on gettenbergö ©utljaben innert 3^aF»reöfrifi erfteden foüte, 33orbef>alten Blieb bie Uberprüfung ber gorberungen geüenbergd anijanb feiner Diet^nungöbut^er. S i e (Offelten, η α φ Suren transportiert unb Don ba auf bem ÜBafferroeg ηαφ 2)oerbon gebracht, tvurben Oedenberg aU llnterpfanb jugejld^ert. (Sämflitfie Center untetjeid}neten ben @ φ ε ϊ η ale Sürgen, wobei auf Pef!aIojjiä (Seite adju grofjjügiged ZBefen, bei Bellenberg ju ΪΙίίηΙίφε ΒεκφπιΐΓ^ δειιίΐίφ wirb. Οΐοφ lange bauerfe bie 3Iuäeinanberfe|ung Jro^fφeπ ben beiben iHnftaltafeitern toeiter, feil» tt>eife ί>ΠΓφ bie Haltung Don gedenbergö (Sefretdr bebingt, ber bei ber Liberprüfung ber ?Red)nungibüci)iv ύατφ 2)oerbon eine jögernbe unb fäumige Haltung einnahm. Über Bellenberg Ogl. ßejrüon ber ^dbagogii, Sern 1952, Sani) I I I . ©in ausführtest ßebenebilb gibt ff. ©uggissberg, 2 Sänbe, Sern 1953; boφ n>irb er bie Sejie^ungen gellenbergä ju "Pefialojji in einer befon= bern 2irbeit barfieden. S g l . bie ©fedungnafjrne bon Jj. 2Ba[tf)er ju ©uggiäbergä 2Ber! in: Die päbagogifφe "Prooinj, g r i f . 3 g . 1954 £ . 8 . 3ur 2IbI6fung oon DTtm^enbi^fee t>gl. OTorf, "Pefialojji, Sanb I I I , 2Bintertl>ur 1885, 311-316. — 21. 3frael, < Pejia[ojjt=SibIiograpi ) ie, Sanb I I , Serl. 1905, at ^eftalojji mit feiner 2inflatt nur t>orübetgef)enb linterlunft in 3Iϊüπφenbuφfee gefun= ben. 2Iud ben 2ingeboten boxt (Stäbten im Danton 2Daabt CJ)ar»eme, 91i}on, D^oQe) n>äf)(te er 7)oerbon alö feinen fünftigen 2Bof>nf!f aus. 2lm 31.3Γΐαί 1805 ε^φίεη er in einer (Strung bed bortigen (Stabtratd, um anjuEünbigen, bafj f l φ fein gefamteä 3 n P ' t u i auf Snbe ^uni > m @ φ ! ο £ 3}t>erbon oereinige, ©ein ®efud) um (Erneuerung unb 3 u n > e ' s fung ber Totalitäten ifi in greet eigenen Snttoürfen oorfjanben; toegen feiner 2Ibroefenf)eii teitfyten bie ©e^ilfen am 11. 3 u n ' e ' n e ©ngabe ein (3entralbiblioftyeE 3 ΰ π φ , OTflr. q ) e f l a l . Sriefumfφ[ag 183/5), bie im Sriefbanb I V , © . 648-650, π>0ΓίΙίφ abgebrudEt if!, ©egen (Snbe 3 u n ' > n>oi)l am 30., Earn bann ^eflalojji ρε^όηΐίφ ηαφ DQrϊünφenbuφfee, um bie Übergabe unb 2Ibreife ju regeln. S e i biefer ©elegen^eit ereignete ( ΐ φ eine bramatίfφe 2iudeinanberfegung, über bie !J)I)üibert ^ompee. Etudes sur la vie et les t r a v a u x d e J. H . Pestalozzi, φ α π ί 1850, © . 144-145, in folgenber 2Beife b e i z t e t : «. . . Lorsqu'en juin 1805 celui-ci (Pestalozzi) vint reprendre ä. Munchen-Buchsee l'institut qu'il y avait laiss£, M. de Fellenberg s'opposa juridiquement ä cet enlevement jusqu'ä ce qu'on lui eüt paye ce que Pestalozzi ne croyait pas lui devoir. I I y eut alors entre ces deux amis des correspondances tres vives. [2inmerEung: Leurs entrevues, Ieurs Iettres et Ieurs rapports sont particulierement devenus tres-hostiles du 2 au 19 juin 1805], et memes des

scenes t e l l e m e n t v i o l e n t e s q u e d a n s u n e d'elles oü Μ. de F e l l e n b e r g s ' o p p o s a i t ä ce q u ' i l e m p o r t ä t c e r t a i n s effets mobiliers ä son usage, P e s t a l o z z i q u i t t a ses souliers e t les lui offrit, en lui disant q u e s'il v o u l a i t les r e t e n i r aussi cela n e l ' e m p e c h e r a i t pas de q u i t t e r M u n c h e n - B u c h s e e et de t r a v e r s e r en plein soleil la ville de B e r n e , pieds nus, a v e c ses m a i t r e s et ses eleves q u ' i l c o n d u i s a i t ä Y v e r d o n . Ce f u t dans ces dispositions q u ' o n se s e p a r a . » 21m 1 4 . 3 U I " ΒβΓφΙο^ ber © f a b t r a f Don J ^ r Ö o n , bie 3 i m m e r für bie ©efangenen im ©djloffe j u räumen unb fie „logeable" audguflatten, fer= ner weitere 23or£ef)rungen auf ben Äornb&ben j u treffen. B i ö jur 0ΗΓφ= füfjrung follte ber grofje © a a l im ©faöffjauö prooiforifdfj gu einem (Srfjlaffaal ber 3&gKnge bienen. 2i(ö bie 2Ingef)örigen beö 3^nffitutö am 6. über Larberg unb ben Dfcuenburger ©ee in 2)" elr bi>n eintrafen, fanben fte bafelbft unb in mehreren 3>njmem in 5)rit>afi)äufern bcrläu* fi'ge llntetfunff. ßif. φ . Dliorf, S a n b I I I , © . 311 f. — B r i e f b a n b I V , © . 603. S . 5 Z. 2

g r a u DHargarefe 2Dafer=BIanf ( 1 7 6 6 — 1 8 3 5 ) in B a f e l [>affe |Ίφ 1 8 0 4 in 23ucfjfee für ben Unterricht auöbilben Iaffen. © i e betfutfyte eine 23er= mifflung jwifc^en Bellenberg unb tyeftaloföi unb fjaf (ΐφ η ο φ 1 8 0 8 um baö Χ 6 φ ί ε π η ( ί ί ί π ί in 2)t>erbon bemüht, ßif. B r i e f b a n b I V , 3Tr. 1 0 2 5 , © . 635—636.

S . 5 Z. 20

3 o l ) . grnft P i a m a n n ( 1 7 7 1 — 1 8 3 4 ) roeilfe dorn ^uni biö ©eptember 1 8 0 3 in Burgborf, roo if)π Peflalogji fcergeb^ $u galten (ud)te. (Sr grünbete 1 8 0 5 in B e r l i n ein 3 n f t ' i u i π α φ 'Pcftatojjiö ©runbfä^en, bae bis 1 8 2 9 beftanb. 2IIö ßeijrer roirifen bafelbfi bie © φ ΰ Ι ε Γ Pefialojgiö, u. a. © r e i ß , φ α π ^ φ unb gröbel; ber befanntefle 3