Sämtliche Briefe: Band 3 Briefe aus den Jahren 1767 bis 1797 (Nr. 469-759) [Reprint 2012 ed.] 9783110846669, 9783110054934


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Widmung
Vorwort
Briefe Nr. 469-759
Anhang I: Textkritik
Anhang II: Sacherklärung
Anhang III: Worterklärung
Anhang IV: Namens- und Ortsregister
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Sämtliche Briefe: Band 3 Briefe aus den Jahren 1767 bis 1797 (Nr. 469-759) [Reprint 2012 ed.]
 9783110846669, 9783110054934

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JOHANN HEINRICH

PESTALOZZI

SÄMTLICHE BRIEFE Herausgegeben vom Pestalozzianum und von der Zentralbibliothek in Zürich

D R I T T E R BAND Briefe

ORELL

FÜSSLI

Nr.

469-759

VERLAG

ZÜRICH

JOHANN

HEINRICH

PESTALOZZI

SÄMTLICHE BRIEFE DRITTER

BAND

Briefe aus den Jahren 1767 bis 1797

Bearbeitet von

EMANUEL

DEJUNG

und

HANS

ORELL

STETTBACHER

FÜSSLI

VERLAG

ZÜRICH

Copyright 1949 b y Orell Füßli Verlag, Zürich Printed in Switzerland by Art. I n s t i t u t Orell Füßli AG., Zürich

Der für

Stiftung

wissenschaftliche an der Universität gewidmet

Forschung Zürich

INHALTSVERZEICHNIS

Seite

Widmung

VII

Vorwort

X

Briefe Nr. 4 6 9 - 7 5 9

1

Anhang Anhang

I: Textkritik

349

II: Sacherklärung

415

Anhang 111 : Worterklärung Anhang IV: Namens- und Ortsregister

563 . . . .

575

VORWORT

S e r DDrlíegenbe briffe Sanb enfiali bie Sriefe Peffalojjífl aue ben j a r r e n 1767 bie 1797 (9Τχ. 469 bíe 759 ber ganjen Síuegabe). S i e 2Bíeber= gäbe bea £effee foroie bíe 2íní)ánge enffprecfyen ben 23orfc^ríffen bes ©efamfroerfee. 3 Π 2Ιβη)είφυη9 DDH ben beiben erffen Sänben (25rauf= bríefe) werben aber bie 2ínfn>orffcí)reíben E>íer ηίφί met)r aufgenommen. S i e porliegenbe £Rcit)e fe£f ηοφ cor ben Sraufbriefen ein unb gefjf weit barûber fjinauô; boφ rourben jene für fi φ jufammengefajjf, ba fíe eine ©inveii barffellen. 23on ben 291 23riefen bíefee Sanbee fínb nur 127 in ber PeffaIojji= Bibliographie Don 31. 3frael erroäijnf. S i e eifrige (Sammelfäfigfeif bee Peffaiojjianumô unb ber 3 επ * Γα β>'Μίοίί)εί Qùrià), foroíe Dieíer 3Iiíf= arbeífer bíefer 2luegabe í>af einen e r f r e u t e n Díleí)rerfrag gebraφf. S e n 27 S e f f e r n ber abgebrucEfen Sriefe — ee fínb 2ίΓφίοε, Siblioftjefen unb Prfoafperfonen — fei í)íer ber angelegenf^e S a n f für bíe Srlaubniô jur @ίπ(ϊφ(πα£)πιε unb 2Bíebergabe íí>rer foffbaren Sofumenfe auβgefproφeπ. 9Üur wenige ( ^ r e i b e n , bíe ím Drígínal ηίφί aufjufínben roaren, muffen ηαφ einer gebrutffen ißoriage pubíijierf roerben. S e r ίερίίπ^φε 2lnt)ang gíbf über bie Jperfunff ber 23orIagen 2íuófunff. §ür ben Xeçt ξείφπεη (Smanueí Sejung unb Spane eranfn>Drfli^. Seim erffen unb jroeifen 2inf)ang íeiffefe Jpane (δίβίίΒαφεΓ tpefenf^e ÍBorarbeifen, roäijrenb (Smanueí Sejung bie 2Iuß= arbeifung unb Sîebaffion beforgfe unb αιιφ baô Sîegiffer anfertigte. Lim bie Jperffellung o o r j ü g ^ e r Srieffopien maφfe fi φ Síefíjeím g:re£ Der= bienf, tüäf)ren0 2öa[fer

J a k e einen 2ínfeíí an ber Safíerung

Dieler ΘφΓε^εη Ijaffe. S i e 23earbeifung beò bríffen 3ín^ange mif ben 2BorferfIärungen rourbe in geit>oí)nfer

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XI übernommen.

33ielfeifige

Siuafunff

in Sinjelfragen, welcfye

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arbeifern jufeil rourbe, iff im (E;ad)ani)ang befonbere t>erbanff. Ser Πφε b u ^

t>DrIiegenbe 23anb iff ber © f i f f u n g f ü r t D Í f f e π f φ a f f =

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Iinferffuf =

©efamfauegabe.

Jperauögeber unb 25erlag πφίεη bie a n g e l e g e n f ^ e ®iffe an alle Sefifjer Don Peffabjjibriefen, bie ißoliffänbigfeif ber Srieffammlung b r n ^ Dïîif fei [ung unb leiEjroeife Überlaffung f o ^ e r Sriefe ¿u e r m ö g ^ e n .

ABKÜRZUNGEN Sr. == Srief Sríefbanb = 3oí). Jpeinríd) ipeffalojji, ©ämflidEje Sriefe, Sanb if. 3ΰΓίφ χ946 f. @nf|p. = Ênirourf JpS£(5 = Jpiffori^=biograpl)ífcf)e0 Cepifon ber ©φίυεί^, η Sänbe unb (Supplement Neuenbürg 1921—1934. 3fr. = 2íuguff ¿frael, Peffalo^i^Sibliograptjie, 3 Sänbe, Seríín 1903—1905 Är. 21. = Ärififc^e 2Iuögabe Cif. = Ciferafur ΟΪαφίτ. = Oïacf)frag p. Sí. = !PefíaIojjííS[áfíer, 3°ί) Γ 9 απ 9 ι—27,3^11^1879—igo6 P. ©f. = Ißeftaloföi ©fubíen, erffe golge, Sb. 1—8, CiegniÇ 1896-1900, unb neue Çolge, Sb. 1-4, Seríín 1927-1932 S = ^efíaloss·/ ©άιηίΐίφε 2Deríe, f)g. pon 2. 2D. ©eçffarfl), jn>eííe 2Iuegabe, £íegni§ 1899—1902. (S. — @eífe 2Derfe — 3°í)· Qeimiá) ípeffalojjí, ©άϊηίΐίφε 2Berfe, í>g. DDn ©pranger, 31. ®υφεπαυ, Jp. ©feffbe^er, Sb. iff. Seríín ig27ff. (frífíftfje 2Iuegabe; erfφieπeπ Sb. 1—5, 7—13, i6, 18) 3s = 3"πφ·

469. [An Lavater]. [Sommer 1767]. Mein teurer Freund! Hier hast Du Feußlis Abhandlung. Ich habe einen Brieff von Bern aus von Dir erwartet; worum mußte ich vergebens warten? Lasse mich nicht lange ohne Brieffe, mein Teurer! Was hast Du mit Tschiffeli geredet? Noch habe ich ihn nicht gesehen. Schreibe mir; ich will Dir auch noch schreiben, eh Du verreisest. Lebe gesegnet, tausend, tausend Mahl!

470. An Lavater. Biel, den 17. Dezember 1767. Mein liebster, bester Freund! Ich kann Ihnen nicht verheelen, mein bester Freund, daß die Folge meines Dasyns in Biel in Gottes Nahmen Euch nicht so wichtig, als ich mir im Anfang vorstellen wollen. Ach, Euer Bruder ist unaussprechlich tieff in allem Schlamm des Ellendes versunken. Es ist wahr, er liebt mich noch; aber das Gewirr tausend seine Seele alle Augenblik s t ü r z e n d e r Umständen vergräbt jede entstehende bessere Empfindung in ihrer Geburth bei ihm. Immer voll Gram und Unzufriedenheit und dumme Projecte, ist es nicht müglich, ihn aufmerksam auf seine Arbeit zu erhalten; es ist nicht müglich, ihn die Annehmlichkeiten der Arbeit fühlen zu machen. O mein Gott, mein Lavater, daß ich Euch alles sagen muß — mein Herz blutet für Euch! Doch Sie sind standhafft! Wer weiß, durch welche Wege Gott endlich auch noch Ihren Bruder zu seinem Heil führen wird. Teurer Freund! Hoffen Sie dennoch immer, wenn ich Ihnen jez schon keine Hoffnung durch meine Bemühungen machen kann; ich will Ihnen alles sagen: O Gott, wie werde ich es könen! Mein Herz 1

Pestalozzi Briefe I I I

2 bricht vor Mitleiden für Euch — aber es muß syn: ich darff nicht mehr schweigen. Mein Séjour in Biel ist der unangenehmste, den ich jemahl in meinem Leben hatte. Vast ohne einigen Nuzen für Eueren Bruder gehen hier meine Tage in einem immerwehrenden albernen Ge- 5 schwäz über tausend geschehene Thorheiten, deren Erzehlung Eueren Bruder nur noch mehr verhertet, vorüber. Was soll ich thun? Wenn ich den Erzehlenden nicht zuhöre und sie beklage, so hällt man es mit Recht für eine große Indiscretion gegen Leute, die in allem Ernst unendlich vili mit Euerem Bruder ausgestanden ; 10 wenn ich sie anhöre und er da ist, so hat er noch sein Gespöt mit den achtungswürdigsten Vorwürffen und zwingt mich, ihm mit Verachtung und Spott zu begegnen: ach, er r ü h m t sich der abgeschmaktesten Seuereyen. Dann beobachtet er mich, und wenn er sieth, daß meine ganze Seele sich entrüstet, so fahrt er mit einem 15 boshafften Gelächter fort, und die Freude, mich durch die Frechheit seiner leichtfertigen und boshafften Reden außer Fassung gebracht zu haben, ist d e n n heiter auf seiner Stime zu lesen. Wenn denn vor Betrübnis und Verdruß (wie es schon etliche Mahl geschehen) meine sonst schwache Gesundheit anfängt zu leiden, 20 dann kreucht er und windet sich wie ein Wurm, und eine Viertelstund darauff beleidigt er mich wieder auf die gleiche Art. Denn sagt er mir noch, ich solle mich nicht beklagen ; dem und diesem... habe er es änderst gemacht. Ich bin sehr vili nicht wohlauf gewesen. 0 Gott, ich würde nicht daran gedenken, wenn ich auch 25 etwas mit der Auff Opferung meiner Gesundheit ausrichten würde ; aber, o mein Gott, alles ist vergebens. Auch Herr Breitner hat gewüß durch ihn seine Gesundheit ruinirt und wird noch alle Tage von ihm beleidigt; erst gestern hat er ihm ins Angesicht gesagt, er wünsche, daß der Tfeufel] alle Bieler holle. Er wagt alles, so 30 sehr er sieth, daß es auch schmerzet, und h a t auch nicht die allermindeste Empfindung für einen Mentschen. Wenn ich ihm alles vorhalte, und mit Trehnen und mit aller Stärke des gerührtesten Herzens vorhalte, so ist es ihm genung zu sagen: Der und dieser ...bub hat mich beleidigt; ich hab es dem Κ [etzer] machen wollen! 35 Ach, und seine Sitten sind bis zu den Sitten des niedersten Stahlgesindes hinabgesunken, unerträglich, und sie sind ganz mit dem Ellend seiner Seele übereinstimmend, — ach, so sehr, daß mann keine seiner Gebehrden sehen kann, ohne das andere zugleich zu empfinden. Ich weiß mich nicht zu rathen, mein unglücklicher 40

3 Freund ! Ihr habet alles zu besorgen ; er hasset seinen Herren so sehr; daß er sich nicht überwinden kann, aller Gefahren ungeachtet ihn nicht täglich zu beleidigen; er arbeitet nicht und versteth nichts und ist noch unverschämt, und sein Herr ist entschlossen, by der 5 ersten Gelegenheit ihn zu verstoßen. Lavater weiß es und scheint den Anlaaß dazu selbst suchen zu wollen; ach, was soll ich thun? Ich kann Eueren Bruder in keinem Stük rechtfertigen, und sein Herr sagt alle Tage, daß er die Ursach seiner Krankheit und villeicht seines Todes, und daß er sein Leben diesen Bosheiten nicht 10 auffopfern wolle. Was soll ich denn thun? Was soll ich denn thun in diesen Augenbliken, wo die Empfindlichkeit für einen unglüklichen Hausvatter mit der Empfindlichkeit für Euren Bruder und das Unglück Eurer Familien so sehr in Streit komt; ich weiß nicht, was ich thun soll. Das Einige : Sorgen Sie, daß Herr Breitner 15 bald eine große Discretion (ach, eine geringe Belohnung für eine solche Art zu leiden!) erhalte! Ich glaube, aus dem, was ich von seinem Caracter schließen kan, er seye von dieser Seiten allein wieder ein wenig gefeiig gegen Eueren Bruder zu machen; er wirft ihm alle Augenblik vor, daß er nicht das Essen verdiene etc., 20 auch in den Tagen, wo er unläugbar fleißiger als sonst ist. Diese Vorwürffe bringen Eueren Bruder denn so sehr auf, daß alle meine ernsthafften Vorstellungen und meine ganze Zärtlichkeit nicht vermögend sind, seine verwilderte Seele in Ruh zu erhallten; er flucht denn und stürmt wie der unglüklichste unter den Ment25 sehen. Etwas, das Ihnen noch niemand gesagt, ist, daß er in die Tochter Sekelmeister Schollen verliebt ist. E r hat aber nicht den geringsten Schatten von Hoffnung von dieser Seiten ; es vermehrt aber sein Unglük, daß er auch hierin sich dem allerempfindlichsten Spott und Gelächter bloßgegeben. Teurer Fründ ! Ich habe gewüß 30 in allen Absichten villes versucht. Die villen Proben, daß er auch mich nur zu hintergehen sucht, sind das Einige, das meinen Mut zu weiteren Versuchen fast zu Boden gestürzt. . . Dennoch will ich immer noch, so vili ich hier bin, Euren Absichten und Wünschen zu entsprechen suchen. 35 Ich werde aber bald auf Val de Travers, wo meine Liebste, ihr Bruder und meine neue Schwester auf ihrem Landgut sich befinden, hingehen; by meiner Retour von dort gehe ich wieder auf Biel. Von meinen eignen Umständen, Teurer, will ich Euch und 40 Füßli bald weitleufig schreiben ; ich habe 1 % angenehme Tage in

1*

4 den Armen des besten Mädchens gelebt, und auch Verschiedenes in Ansehung meiner zukünfftgen Aussichten berichtiget. Adieu, teurer Fründ; ich bin ewig ganz Ihr Pest.

471.

5

An die ökonomische Kommission in Zürich. Signau, den 1. Merz 1768. Hochgeehrteste Herren! Es ware mir ein wahres Vernügen, diesen zwei Männeren in den Gegenden, wo ich mich jez aufhalte, alles zu zeigen, was ich für sie Merkwürdiges wußte. Ich traft sie io in Kilchberg an, ich begleitete sie auf Bern, woselbst die oeconomische Gesellschafft versammelt war. Wir bekamen von Herrn Thormann Addresses an Herren Pfarer von Wyl und von Signau ; ich führte sie an diese byde Orthe und gehe mit ihnen bis auf Sumiswald. 15 Ich habe mir Müh gegeben, ihnen die Einrichtung der Wässermatten in Kirchberg, Worb und Wyl zu zeigen. Die Einrichtungen dieser Matten aber sind so künstlich, daß ich nicht gedenken kan, daß sie ungeachtet meiner Sorgfalt, ihnen vili zu sagen, und ungeachtet der sehr großen Sorgfalt, mit der sie alles betrachtet, 20 mehr als allgemeine dunkle Begriffe von dieser Sach haben. Hingegen ware in Wyl eine wichtige Verbesserung eines moosigten Lands zu sehen. Es ware Jakob Studer, der ein sehr großes, moosigtes Gut Übernahme und äußerst verbesserte. Die ganze Verbesserung geschah durch Wasserdollen und war 25 von der Familien des Bauers ohne einige fremde Hilfe zustand gebracht. Die Eichte Ulis Eggimans ist darum merkwürdig: Alle hölzernen Eichten sind zu licht, sie dringen nicht durch ; alle eiserne hingegen haben just einen gegenseitigen Fehler: sie greiffen zu 30 sehr ein, reißen die Schollen ganz zum Boden hinaus und werffen selbige in Hauffen. Es ware also darum zu thun, eine Eichte zu finden, die diese by den Inconveniens nicht hatte, und die Erfindung dieses Manns ist so einfaltig, daß mann, wenn mann seine Eichte sieth, recht lachen muß, daß mann die Inconveniens der 35 anderen einen Augenblik wüssen konnte, ohne darauf zu fallen.

5 Nichts ist natürlicher, als die allzustark eindringende Gewalt der eisernen Zaken durch Unterschiebung von hölzernen zu hemmen, und die Schwäche der hölzernen durch Zusezung von eisernen zu ersezen. 5 Seine Eichte hat diese Einrichtung: Zuvorderst sind zwei Reyhen von den eisernen Mässeren, davon Sie eine Prob haben. Ihre Stärke und Größe wird, wie die Größe der Eichte und der Anzahl der Messer und Zaken, nach der Absicht des Gebrauchs der Eichte bestimmt. Diese Mässer zerschnieden dann zuerst die Schol10 len. Denn folgen vier bis fünf Ryhen hölzerne Zaken, welche das allzutiefe Eingreiffen der Eichte verhütten und zugleich die zerschnittenen Schollen zerreiben. Auf diese folgen denn zwei Ryhen eiserne Zakken, die die schwächere Arbeit der hölzernen Zakken ersezen. An einichen von den Eichten ist die zweitletste Reyen is nicht einmahl ganz eisen, sonder in der Mitte sind etwan vier bis fünf hölzerne Zakken, aber an allen Reyhen sind auf beyden Seiten die ersten Zakken eisern; mit dieser Eichte überfahrt Eggimann sein Feld vier- oder fünfmahl. Er behauptet, daß ihm dieses Eggen die kostbare und mühsame Arbeit des Hakkens ganz 20 erspare. Ich habe letsten Herbst die Güter dieses Mans selbst gesehen und kan versicheren, daß seine Äker so rein und so gleich gearbeitet waren, als mann irgend gearbeitet Land findet, und doch ware kein Hakkenstreich darin gethan. Diesen Abend hat Herr Pfarer Ulrich von Signau einen Marnengräber, der uns zu 25 einer seiner Marngruben geführt, zu uns kommen lassen. Dieser Mann hat schon an verschiedenen Orthen vortreffliche Mamen gefunden; er sagt, die Anzeichen, wodurch man v e r m u t h e n köne, daß Marnen da sy, sye, wenn in einem kleinen Bezirch Trokne und Nässe sehr abwechsle. Da sye sehr offt im nassen Orth 30 Marnen zu finden. Diese örther sind alle wild und sandicht (auch ein Kraut, das sie Zeitrösli heißen, wachst sehr stark daselbst), lisch- und blakkenartige Kreuter wachsen stark um die Marnen herum. Sie suchen sie sehr mühsam mit Graben, sie haben nur keinen Herdbohrer. Wie wenig weißt mann den Leüten mit Hülffe 35 zu begegnen ; man hat ihnen schon offt Preise von Bern ausgegeben, aber noch keinen Herdbohrer; dieses wäre doch eine würdige Belohnung für einen Marnengräber. Die Gütter, die sie damit bauen, sind sandig, licht, und die fette Marne thut hier bis zwanzig J a r Würkung ; aber die Schwere 40 der Marne und die Menge, die mann aufführen muß, macht, daß

6 m a n sie mit Vortheil nicht weit senden kan. Man findet aber an sehr villen Orthen und vast am meisten da, wo es von andrem Dünger kein Fuder jemahl hingebracht würde. Etwas, das mann diesen Leuten hier mit Eifer angerathen, ist dieses, diesen Frühling mit einer Dorneichte ihr Feld zu befahren. Hier behauptet 5 mann von diesem Versuch und vom Walzen, vilfältige Proben von der größten Wichtigkeit bey den Versuchen zu haben. Das ist, meine hochgeehrteste Herren, ich glaube das Wichtigste, was ich diesen lieben Leuten habe zeigen könen. So angenehm es mir war, in ihrer Gesellschafft zu syn, so verdrießlich ware es 10 mir, daß ich ihnen wegen ihrer Eilfertigkeit vili Nüzliches nicht zeigen konte ; und das, was sie sahen, ware alles nur flüchtig gesehen. Kaum, meine Herren, kann ich by diesem Eilen Zeit finden, Ihnen diesen Brieff zu schreiben; es ist tieff in der Nacht, und morgen vor fünf Uhr gehen wir schon auf Sumiswald. Sie ver- 15 ziehen meiner E r m a t t u n g und Schläfrigkeit die Unordnung dieses Brieffs. Das Einige noch, wenn Sie, meine h. Herren, irgend von etwas, das in diesen Gegenden kan gesehen werden, umständliche Nachricht einzunehmen Ihren Absichten angemessen finden, so bin ich 20 von ganzem Herzen einer oeconomischen Commission, deren Wichtige Absichten mir schäzbar, zu Diensten; ich bin mehr imstand, dergleichen Beobachtungen mit Sorgfalt zu machen, als eilend vorbygehende Reisende. Jeder Augenblik, in dem ich dieser schäzbaren Commission dienen werde, wird mir einer der ange- 25 nehmsten meines Lebens syn; u m so vili mehr, da dieses in die eigentlichen Absichten meines Lebens und des Beruffs, durch den ich unter meinen Mitbürgeren Gott dienen will, hineinlaufft. Wie glüklich werde ich syn, wenn ich einst mit Ihnen und unter Ihrer Anführung würkliches Mitglied meines Vaterlands syn k a n n ; 30 mein ganzer Eifer und meine ganze Kräffte sind hiezu bestimmt, und ich bin so glüklich, Herrn Tschiffely zum Lehrer zu haben. Möchte ich denn ein würdiger Schüler dieses großen Manns syn, es. würde mich eben so sehr freuen als das Glük, Ihre Gewogenheit und Liebe zu genießen. 35 Meine h. Herren, ewig werde ich mit kindlicher Hochachtung syn Ihr gehorsamster Diener Spät des Nachts in Eil.

J . H. Pestalozze.

7 472. An die ökonomische Kommission in Zürich. Sumiswald, vom 2. Merz [1768]. Uli Eggimann, mit dem ich eben von dem Gebrauch seiner 5 Eichte rede, sagt, daß er zuerst in Haustagen sein Feld zuerst einmahl überegge. Dann läßt er selbiges etwann eine Wuchen, je nachdem denn das Wetter, ein Tag mehr oder minder, ruhen und troknen. Denn egget er wieder und seet darauf. Am gleichen Tag, wo er geseet, überegget er sein Feld wieder überzwerg, die io Saat einzueggen. Wenn denn der Samen keimen will und der Acher noch etwas zeh, so egget er noch einmahl. Wenn der Zug schlecht und die Eichte um deswillen nicht tief gehen kann, so egget er fünfmahl. Zu Aker fahrt er nur zweymahl in Haustagen, für das Land 15 zum Haber zu rüsten, und im Herbst wieder, um Korn anzuseen ; sie haben keine Brach. Er sagt, daß die Zakken der Eichte sehr stark syn müssen.

473. An Professor Usteri. ao

den 24. Merz 1768.

Monsieur mon très honoré Patron! Ich soll nicht länger anstehen, Ihnen für die ganz unerwartete Zuschrifft, mit welcher Sie die Gütigkeit gehabt, mich zu beehren, auf das verbindlichste zu danken. Es freut mich sehr, daß unsere liebe Landtleüt mein Be25 gleit so wohl aufgenohmen; es ware für mich ein sehr großes Vernügen, in derselben Gesellschafft zu syn. Die Güte, womit Sie und Herr Dr. Hirzel das Wenige, so ich diesen Leuten habe thun könen, und meine flüchtige Erzählung unserer Reise haben aufnehmen wollen, soll mir eine beständige Aufmunterung syn, so meine wenige Kräffte mit villem Eifîer ganz einem Beruff zu wiedmen, den Sie so hoch schäzen und durch den ich mir die angenehme Hoffnung machen kann, einst Ihrer Gewogenheit nicht unwürdig zu werden. Das Angedenken einer ganzen oeconomischen Commission ist zu vili Ehre für mich. Erwarten Sie von einem jungen 35 Mentschen, der noch ganz unerfahren in seinem Beruff, wenig,

8 insonderheit, da ich meine Aufmerksamkeit mit Absicht auf die Culturen einschrenke, die ich am meisten meinen oeconomischen Umständen angemessen finde, und dieses ist hauptsächlich Garence. Die Cultur dieser Pflanze ist ausnehmend reich und bescheinigt mit sehr großem Vortheil des Pflanzers eine Menge 5 Arbeiter. Sie kennen diese Cultur schon aus den bernerschen Mémoires; so unglaublich groß der Product scheint, so gewüß ist er. Diese Cultur und villeicht Jardinage finde ich im Anfang das Einige, was ich meinen Umständen Angemessenes werde unternehmen können, so daß ich nicht dänke, durch mein Byspill im 10 Anfang dem Landvolk nüzlich syn zu können; die gemeinen Culturen tragen zu wenig ab, als daß es mir müglich wäre, etwas in denselben zu thun. Ich finde mich auch nicht imstand, über irgend etwas an eine oeconomische Gesellschaft zu schreiben. Ich kenne den Landbau im Zürichgebieth noch nicht und weiß also nicht, 15 worin der unsere davon verschieden, und mag eben auch nicht mit Erzehlung schon bekandter Sachen Ihnen Ekel verursachen. Hingegen, wenn Sie die eint und andere Sach, von was Art es syn mag, zu wüssen begehren, so werde ich mit aller Sorgfalt trachten, sie zu erfahren und Ihnen zu berichten. 20 Aber niemahls werde ich es wagen, ohne besonderen Befehl meine unausgebildeten Ideen über irgend etwas einer solchen Gesellschafft vorzutragen. Mein Herr, es bleibt mir nichts übrig, als Sie auf das ehrerbietigste zu ersuchen, einer löblichen oeconomischen Commission 25 meines unterthänigen Danks für Ihr gütiges Angedenken an mich und meines demütigen Gehorsams zu versicheren. Ich verharre mit großer Hochachtung, Monsieur et mon très honoré patron, Votre valet très humble et très obéissant

30

J . H. Pestalozze. 474. An Stadtarzt Hirzel.

den 24. Merz 1768.

Monsieur et mon très honoré Patron! Die außerordentliche 35 Gütte, womit Sie die kleine Reise, die ich zu meinem Vernügen machte, und ein unordentliches Schreiben, das ich an Sie abzu-

9 geben wagte, anzusehen geruheten, und die schmeichelnden Hoffnungen, die Sie mich denken lassen, daß ich an Ihrer Gewogenheit einichen Antheil habe, haben so vili Reize für mich, daß alle Ausdrükke des Danks, die ich finden könte, meine Emp5 findungen nicht ausdrükken würden. Diese Hoffnungen sollen in meinem ganzen Leben eine beständige Aufmunterung für mich syn, mit allem Eifer zu trachten, dieser Gewogenheit niemahl unwürdig zu syn. Eine löbliche öconomische Comission hat mir zu vili Ehre an10 gethan, an mich zu gedenken, ich finde aber würklich, daß ich Ihren Hoffnungen lange kaum entsprechen werde. Meine Umstände sind Ursach, daß ich mich bloß auf kostbare Culturen werde appliciren müssen, und die Attention, die ich nothwendig im Anfang zimmlich auf die Culturen werde einschrenken müssen, 15 die ich zu meinem Beruff machen werde, wird meine Einsichten in die übrige Theile der Landwirtschafft im Anfang zimmlich borniren. Garence ist die Cultur, worauf ich mich eigentlich lege. Ihr außerordentlicher Abtrag sollte sie einem jeden, der durch den Landbau unsere Manufacturen im Flor zu erhalten sucht, sehr 20 empfehlen. Die bernerschen und neuenburgischen Indiennen arbeiten vortrefflich mit dieser grünen Garence: jeder Centner à 1 Louisd'or verkaufft. — Herr Tschiffeli hat auf dies J a r tausend Centner versprochen und gedenkt den Raub aus 15 J u c h a r t zu machen. Ich schäze mich unendlich glüklich, by ihme einen 25 Beruff, der sowohl für unser Land, als für meine besondere Umstände so wichtig ist, erlehrnt zu haben. Wenn ich die Frühlingscultur der Garence werde gesehen haben, so habe ich meine Absichten in Kirchberg erreicht, und anfangs künftigen Summer gehe ich über Zürich auf Leipzig, und werde dannzumahl das 30 unschäzbare Vernügen haben könen, Ihnen meine Aufwartung zu machen und Ihnen tausendmahl zu sagen, wie sehr ich mein Glük in einem stillen, zufriedenen Landleben, in einem angenehmen Beruff und in der Erfüllung häuslicher Tugenden suchen und finden werde. Ich hätte niemahl im Geräusch des Stattlebens 35 meine Ruh, niemahl eine heitere, zufriedene Stille in meiner Seele gefunden, aber nun besize ich dieses alles und vergesse des nichtigen, geräuschvollen Lermens und suche in der Ausdehnung meiner Kentnisse von Sachen, die unstreitig das Glük des Mentschen sind, ein nüzliches, aber sehr stilles Mitglied unsers Vatter40 landes zu werden.

10 Herr Tschiffely empfihlt sich Ihnen ; seine außerordentlich ville Geschaffte sind die Ursach, daß er die Anehmlichkeit der Corr e s p o n d e d mit Ihnen nun missen muß. Denoch aber könen Sie versichert syn, daß das Angedenken an Sie noch immer mit ganzer, gleicher Hochachtung begleitet [ist]. 5 Erlauben Sie, daß ich mich Ihnen auf das demütigste empfehle und Sie meines unterthänigen Gehorsams versichere. Ich verharre mit beständiger Hochachtung, Monsieur, mon très honoré patron, votre valet très humble et très obéissant J. H. Pestalozze.

10

475. A Monsieur le Professeur Usteri, Züric. den 26. Merz Γ1768]. Monsieur et mon très honoré Patron! Da ich Ihnen schon von der Eichte Uli Eggimanns etwas zu melden die Ehre hatte, so 15 stehe ich nicht an, Ihnen zu berichten, daß Herr Tschiffely heut die erste Probe mit diesem Instrument gemacht. Er brauchte [es] auf seinem, lesteren Herbst umgeacherten Wasen. Es ware ein Lüserneboden, und die Mutten waren nicht ganz umgelegt. Die Eichte arbeitete zum Erstaunen schön, sie zeriebe und ebnete und füllte 20 die Höhlen zwüschen den Mutten mit zart zerrißner Erde; und ungeachtetet der tief schlagenden Wurzel der Lüserne, risse sie keine Mutte auf, und dennoch wurden die starken Schollen ungemein zerrissen. Kurz, die Probe war so, daß man jez dieses Instrument aus eigner Erfahrung als dem Feldbau höchst importent 25 anpreisen kann. Sie schneidet etwan vier Zoll tieff ein, folglich zerschneidet sie den umgeacherten Wasen auf einmahl nicht ganz; da sie aber alle Höhlen mit zarter Erde füllt, erstikt sie ihn ganz, und wenn man denn das zweite Mahl mit der Eichte ins Land komt, so geth sie zu Boden. 30 Da Sie schon Proben von den Messern und Zaken dieser Eichte haben, so ist ihre Verfertigung ohne Zweifel Ihnen licht müglich; sollte noch einiche Schwirigkeit diesfahls syn, so wollte ich Ihnen ein Model davon verfertigen lassen. Es ist ausnehmend important, daß dieses Instrument so bald als müglich bekandt werde; es 35 erlichtert dem Landmann seine Arbeit sehr wichtig.

11 Verziehen Sie, daß ich schon wieder so fry bin, Ihnen zu schreiben; ich dachte, daß Ihnen die Nachricht von dieser Probe nicht unangenehm syn möchte. Angenehme Friihlingsgescheffte lassen mich nicht weitleüfig syn. Ich empfehle mich Ihnen und 5 bin mit ganzer Hochachtung Ihr gehorsamster Diener In Eil.

J . H. Pestalozze.

476. Herren Doctor und Stattarzt Hirzel in Züric. io

Bern, den 6. April [1768].

Monsieur et mon très honoré Patron! Ich habe die von Ihnen mir aufgetragen Befehle so geschwind als müglich zu besorgen getrachtet. Herr Tschiffely und Herr Fellenberg machen Ihnen höffliche Empfehlung. Der erstere konte mir wegen Lusannen 15 kein Licht geben, aber Herr Prof. Fellenberg sagte mir, daß Herr Prof. Yicas von Lusanen junge Leute in Pension nehme, und versicherte mich, daß Herr Usteri by diesem Mann sehr wohl, und das in allen Absichten, syn werde. Herr Vicas sye ein gütiger, sehr freundschaftlicher und einsichtsvoller Man. Er sagte, es könte 20 Herrn Usteri vortheilhafft syn, Herrn Vicas zu schreiben, daß Herr Fellenberg ihn dahin gewiesen. Herr Tschiffely empfihlt sich Ihnen auf das höfflichste; er sagte mir, daß es ihm unmüglich wäre, für dis J a r Liechtensamen zu bekomen, da er ganz gefehlt. 25 Den Frieden mit Neuenburg wüssen Sie schon. Ich muß enden und mich Ihnen auf das ehrerbietigste empfehlen. Ich verharre mit ganzer Hochachtung Dero gehorsamster Diener In Eil.

J . H. Pestalozze.

12 477. An Heinrich Füßli.

[Frühjahr 1768].

Mein bester Freund ! Das Zutrauen, das ich zu Ihnen habe, daß Sie sich alle Müh geben werden, die Ausführung eines Plans zu 5 beförderen, dessen Sicherheit sich auf unwiedersprechliche Erfahrungen gründet und der nicht nur meine eigne Umstände auf einen sicheren Fuß stellen, sonder ganz gewüß seine Folgen weit weiter ausdehnen wird, ist der Grund, daß ich Ihnen diesen Plan vorlege. Sie haben so vili Kentnis des Landbaus, daß ich glaube, io Sie werden imstand seyn, über die Sicherheit desselben richtig zu urtheilen. Sie wüssen schon von meinem Schultheß, daß die Garance und das Jardinage die zwei einigen Culturen syn werden, auf die sich meine Unternehmung einschrenken wird. 15 Die Garance-Cultur ist unstreitig die reichste Cultur, so mann noch kennet. Tschifely verkaufft den Centner zwüschen 20 bis 25 französischen] Livres ; im zweiten J a r hat die Pflanze ihre Reiffe. Eine Juchart kan bis über 80 Centner abtragen ; überhaupt aber rechnet Tschiffely von 15 Juchart tausend Centner, folglich ist der 20 Abtrag von 15 Juchart Garance in zwei Jahren 20 bis 25 000 französische] Livres. Die Kosten der Bearbeitung sind by einer schlechten Ernd ein Drittheil, by einer guten der vierte Theil. Die Sicherheit, daß die Pflanze by uns reussiren werde, gründet sich darauf, weil unser Climat noch wärmer als das um Kirchberg. 25 Die Sicherheit des Debits wird durch den Debit Tschifelis un· wiedersprechlich gewüß; schon bis anno [17]74 ist aller Grapp Herr Tschifelis durch Tractaten versprochen. Alle Versuche der bernerschen und neuenburgischen Fabricanten beweisen seine Güte, und es ist umüglich, daß by sehr villen Jahren nur für die mül- 30 husischen, baseischen und neuenburgschen Fabriken genug Grapp könne gepflanzt werden; die sich immer ausdehnende Kentnis dieser Garance wird dieselbe äußerst werth machen. Ich rechne, im Anfang etwan fünf Juchart mit Garence zu bepflanzen; der Abtrag davon wird ein Dritthel von 15 Juchart seyn, folglich 35 zwüschen 6900 bis 8000 französischen] Livres. Wenn mann by schlechter Ernd ein Drittheil für die ganzen Bearbeitungskösten, worunter Bau etc., alles verstanden wird, abgerechnet, bleibt zwüschen 4600 und 5900 französischen] Livres; by einer guten

13 Ernd ist dieser Abzug nur der vierte Theil, bleibt zwüschen 5200 bis 6000 französischen] Livres. Die Sicherheit dieses Calculs gründet sich nicht auf Versuche im Kleinen. Tschifïely hat über 30 J u c h a r t mit dieser Waar bepflanzt ; diesen Frühling wird seine 5 Plantage auf vierzig J u c h a r t ausgedehnt syn. Alles, was ich Ihnen jez sagte, sagt Tschifïely selbst in einem Brieff an Dr. Soulzer, den meine Geliebte by Händen hat und den ich Sie bitte zu lesen. Die Ausdehnung dieser Cultur ist wegen der Einfachheit ihrer Besorgung äußerst leicht, und Sie sehen wohl, wie sehr sich io der Abtrag durch die Ausdehnung der Cultur erhöhet. Der zweite Theil meiner Cultur ist Gartengewechse. Mein Freund, Sie wüssen den Werth desselben in Zürich. Sie wüssen, daß vom feineren Jardinage by uns vast nichts gepflanzt wird, daß mann diese Cultur im Großen nicht einmahl kenet, daraus 15 sich schon auf die Ertragenheit der Cultur villes schließen läßt. Zudem wird meine Cultur durch das Gartenpflügli, das Tschiffeli zur Garence gebraucht und das in der Gartencultur äußerst wichtig, noch erlichtert. Ich habe auch den Vortheil, einen deutschen Gärtner in Kilchberg by mir zu haben, und villes, insonderheit die 20 sichere Conservation des Gartenzeugs durch den Winter, von ihm zu erlehrnen. Um Ihnen einichen Begriff von der Größe des Abtrags dieser Cultur zu geben, so rechnen Sie nur den Unterscheid des Werth alles Gartenzeugs im Herbst und im Anfange des Früjahrs. Sie finden den Unterscheid um die Helffte, und dennoch 25 ist die Unterhaltung desselben durch den Winter nicht kostbar und g a n z s i c h e r . Rechnen Sie nur, wie vili ζ. E. Blumköhl, Artischoken usw. auf einer % Juchart könen gepflanzt werden! Wenn Sie auch die Anzahl auf das geringste und den Werth desselben auf das niederste herabsezen werden, so werden Sie dennoch 30 den Abtrag dieser Cultur äußerst reich finden. Tschifïely rechnet den Abtrag der Gartencultur in der Nähe einer großen Statt dem Abtrag der Garence gleich, und ich denke, Sie finden selbst, daß er ganz recht hat. Im Anfang werde ich nicht mehr als etwann fünf Juchart mit feinerem und gemeinem Jardinage anpflanzen. 35 Die Cultur des Jardinages und der Garence hat noch diesen Vortheil, daß es eigentlich die gleiche Cultur und das Land durch die Garence zu den Gartengewechsen und von den Gartengewechsen zur Garence praeparirt wird. Neben diesen zwei Hauptressources meines Unterhalts sind auf dem Land noch verschie40 dene sichere und sehr erträgliche Speculationen zu machen, deren

14 ich mich allezeit in einer so großen Ausdehnung, als es mir müglich syn wird, bedienen werde. Es ist ζ. E. alle J a r eine infaillible Speculation im Summer, Heu in den Bergen von Lachen etc. aufzukauffen und selbiges im F r ü j a h r wieder zu verkauffen. Alle J a h r steiget das Heu in dieser Zeit auf das wenigste 25 pro cento. 5 Die Aufïbehaltung des grünen Obs durch den Winter ist wiederum eine Sach von Wichtigkeit. Die allerwichtigste Speculation von dieser Art ist mit gedörrtem Obs. Der Werth desselben ändert mit einer solchen Geschwindigkeit und auf eine Art, die mann mit einer solchen Gewüßheit voraussehen kan, daß ich keine Art io Handlung kenne, die mich sicherer und in Absicht auf die Ertragenheit wichtiger dünke, und diese Handlung läßt sich äußerst ausdehnen und hat keinen Risque. Es ist noch Verschiedenes von der Art auf dem Land zu unternehmen; aber ich will mich nicht mehr ausdehnen. 15 Mein Freund, ich halte diesen Plan, den ich nun unendlich ville Mahle mit meinem Wohlthäter, mit dem besten unter meinen Fründen, mit dem Mann, d e m i c h a l l e s d a n k e , n i c h t n u r diesen P l a n , nein n o c h m e h r , die H e i t e r k e i t m e i n e s H e r z e n s u n d a l l e s , w a s i c h i n Z ü r i c h b y k e i n e m 20 m e i n e r F r ü n d e f ä n d e u n d w a s zu m e i n e m G l ü k d e n o c h n o c h m a n g e l t e , die E n t f e h r n u n g eines n a g e n d e n , m i c h unglüklich m a c h e n d e n A t t a c h e m e n t s an unerreichb a r e p o l i t i s c h e A u s s i c h t e n , mit diesem einsichtsvollen Landwirth habe ich diesen Plan sehr offt untersucht, und ich glaube, 25 durch denselben Wege gefunden zu haben, völig unabhängig ein nüzliches Mitglied der mentschlichen Gesellschafft und ein glüklicher Yatter einer glüklichen Familien werden zu könen. Ich finde nothwendig, um diese Absicht erreichen zu könen, noch vor kömfftigem Winter ein Landhaus mit etwan zehn bis zwölf 30 J u c h a r t wohl gearbeiteten Lands zu kauffen oder in Zins zu übernehmen. Dieses Land muß am See oder der Limat syn, weil ich es in meiner Einrichtung nicht gut finde, einiches Vieh zu halten. Ich kauffe den Bau weit wohlfeiler in der Stadt, und wenn ich am See oder an der Limat wohne, so habe ich weder Zugvieh noch 35 Wägen etc. nötig, meine Garence und mein Gartenzeug so weit zu spedieren, als ich will, und die Ersparung dieses Capitals macht ein weit größerer Articul, als mann glauben möchte. Und da die ganze Garence- und Gartencultur am besten a l l e i n durch Mentschen gemacht wird, und mann kein Vieh nötig hat als ein 40

15 paar Steinesel, die man zum Garten- und Grappjetten mit dem kleinen Pflüglein braucht, so sehen Sie wohl, wie wichtig dieser Punkt, da ich, wenn ich dem See oder Limat nicht nahe wohnte, aller dieser Vortheile beraubt wäre. Aus diesem Grund, daß 5 diese Culturen vili Arbeiter fordern, wäre es vast wichtig, in der Nähe eines zimmlich besezten Dorffs zu wohnen. Die Garencecultur ist nunmehr sehr licht, da Tschifely nach allen Versuchen endlich die beste Art, sie zu pflanzen, im Großen vestgesezt. Sie ist einfach, und diesen Frühling sehe ich noch alles, was ich noch 10 nicht gesehen. Es hat nicht die geringste Schwirrigkeit, daß ich sie nicht ganz verstehen werde. In Absicht auf die Gartencultur finde ich den R a t h Tschiffelis sehr vernümfftig, einen geschikten Gärtner von Straßburg kommen zu lassen. Er sagt, dieses syen sehr arbeitsame Leute, die man wie andere Domestiken halten 15 köne und die sehr wenig kosten. Dies ist nothwendig, um nicht im Anfang durch Probiren und Unerfahrenheit das Geringste zu risquiren. Sehen Sie, mein Freund, meinen Plan? Tschifïely glaubt, durch denselben weit größere Aussichten als bloßen sicheren Unterhalt 20 für eine Familie gefunden zu haben. Untersuchen Sie ihn, mein Freund, mit Leuten, deren Urtheil Sie in dieser Absicht trauen! Noch dies muß ich Ihnen sagen, Sie wüssen es villeicht noch nicht ganz: Mein Schultheß hat sich mit mir zu diesem Unternehmen assossirt. Jez wüssen Sie alles. — Untersuchen Sie es 25 und sagen Sie mir denn bald, ob Sie glauben, daß meinem Unternehmen so zu trauen, daß ich hoffen köne, durch Ihr Ansehen im Anfang einer Summe Gelds von etwan 3000 Gulden sicher zu syn. Mein Fründ! Ohne die Sicherheit, eine solche Summ gewüß entlehnen zu könen, ist mein Unternehmen unmüglich. Mein Schult30 ließ wird dafür sowohl gutstehen als ich, und die Sicherheit meines Unternehmens dunkt mich, sich auf einen so unwiedersprechlichen Calcul zu gründen, daß man dadurch, daß mann mir und Schultheß diese Summe anvertraut, nichts risquiren kann. Aber jezo noch müssen Sie niemand sagen, daß mein Schultheß sich so 35 weit in mein Unternehmen eingelassen. Sagen Sie mir bald, ob Sie glauben, mich durch Ihr Ansehen einer solchen Summe sicherstellen zu können! Mein Freund, man kan nichts risquiren; ich bekomme alle Zeit einst auch etwas von Höngg, und entweder werden meine Wünsche bald ganz erfüllt, und in diesem Fahl 40 kan ich über villes ruhiger syn. Wenn aber auch würklich die

16 Forchtsamkeit der Eiteren meiner Geliebten unsere ganze Verbindung noch etwas Zeits hinteren würde, so wird sich Schultheß doch als mein Associé déclariren. Ich will nichts mehr sagen. Sie wüssen meine Umstände ganz; wenn Sie glauben, daß ich mit Sicherheit eine solche Sume aufnehmen köne, und durch Ihr 5 Ansehen mich, im Fahl ich sie nötig hete, dieselbe sicherstellen könen, so eilen Sie, mich zu berichten. Und noch eilender berichten Sie mich, wenn es Ihnen allzu schwirrig dunkt. Auch das bitte ich Sie, mein lieber Feußli, durch alle mügliche Wege nachfragen zu lassen, ob und was für Güter am See und an der Limmat 10 zu verkauften oder zu entlehnen wären. Ausgehends kömfftigen Meyen gehe ich über Zürich auf Leipzig und wünschte, dannzumahl womüglich meine Sachen in Ordnung bringen zu könen. Sobald Sie etwas wüssen, das Sie in dieser Absicht für vortheilhafft finden, so berichten Sie mich! 15 Mein Feußli! Was für ein Kauffmansbrieff von mir an Sie! Denoch hat mein Unternehmen eine große moralische Seite; in Ihren Armen will ich von dieser reden. Jez ist meine ganze Seele in dem Calcul meines Beruffs wie eingehüllt. Dennoch fühlt mein Herz mehr als eine Kauffmansfründschafft für Sie. Ich weiß und 20 fühle mit ganzer Herzensempfindung, wie angelegen Sie sich die Beförderung meines Glük syn lassen. Adieu, ich bin ewig ganz Ihr J . H. Pestalozze. 478. An Stadtarzt Hirzel.

25 [Ende April 1768],

Monsieur et mon très honoré Patron ! Ich muß Ihnen sehr um Vergebung bitten, daß ich Dero gütigstes Schreiben so lang unbeantwortet zu lassen nachlässig genug war; villeicht sind Sie gütig 30 genug, es meinen Frühlingsbeschefftigungen zu verziehen. Ich habe das Vernügen gehabt, Herrn Usteri, den ich in Zürich sehr wohl kante, in Kirchberg zu umarmen. Ich hoffe, die Sorgfalt Herren Tissot werde diesem lieben Mitbürger gegen die Gefahren eines Lusaners [Aufenthalts], die unstreitig in villen Absichten 35 beträchtlich syn möchten, sehr nüzlich syn. So gut ich auf einer Seiten eine etwelche Abwesenheit für die völige Ausbildung eines

17 Mentschen finde, und so glüklich ich in dieser Absicht gewesen bin, so geth dennoch ein Schauer durch alle meine Gebeine, wenn ich so schwache Jünglinge auf einmahl in das Meer der gefährlichsten, verführerischesten Umstände der großen Stätten ver5 sinken sehe. Wenn ich dieses sehe, so ist meine ganze Seele voll Dank gegen Gott ; ich lebe in der ganzen Einfalt des Lands, kaum wenige Tage war ich in Bern. Die Zeit meiner Fremde war eine Schule für mein ganzes Leben; ich sehe die Gefahren, in die ville meiner jungen Mitbürger neben mir vorbyeilten, nur von fehrne. 10 Ruh und zufriedene Stille, die Folge einsamer Tage und glüklicher Umstände gaben meiner Seele neuen Muth, einst jede meiner Pflichten zu erfüllen, und breiten eine Heiterkeit in mein Herz aus, die ich, ohne mich entfehrnt zu haben und ohne by Tschifîely gewesen zu syn, kaum fühlen würde. Mit wie vili is Freude will ich im Stillen mit Ihnen arbeiten, da die Folgen der Bemühungen unserer besseren Mitbürger anfangen, unseren Muth zu erhöhen! Das, was eigentlich in meinen BerufF einschlägt, soll meine einzige Sphere syn, da will ich im Stillen, aber mit Eifer arbeiten. Ich bin glüklich, von dieser Seiten ist der Patriotisme 20 nicht verhaßt, und Gott gebe, daß keine meiner Handlungen ihn verhaßt mache. Ich will alle meine Freunde, die noch nicht von dem unvorsichtigen wilden Eifer, der meine jungen Tage mir unglüklich machte und dem stilleren Eifer weiserer Patrioten Hinternisse in ihre großen Aussichten legte, gereinigt syn möchten, die 25 will ich auf alle Weise zu der unseren Umständen so nötigen Behutsamkeit zu bereden suchen, um dadurch die Fehler meiner eigenen Handlungen in etwas wieder gut zu machen. Es ist kein Mentsch, der die Gefahren eines solchen Eifers sowohl auf die Umstände unsers Vatterlandes, als auf die sittlichen Caracter unserer Jüng30 linge mehr fühlt, als ich sie jezo fühle. Ich finde alle Tage mehr die moralischen Aussichten des Privatlebens, insonderheit meines Beruffs, so groß, daß ich mich niemahl in eine größere Sphere hinauswagen werde. Daß unsere gnädigen Herren so bereitwillig den sorgfältigen Be35 mühungen der oeconomischen Gesellschaft Hand zu biethen scheinen, freut mich unaussprechlich; einst wird [sich] von dieser Seite unendlich vili Gutes machen lassen, wenn man so glüklich syn wird, ihre Geneigtheit nicht zu verlieren. Die Einrichtung einer Forstordnung ist absolut nothwendig. 40 Neulich hat man in Bern eine wichtige Entdekung in Absicht 2

Pestalozzi Briefe I I I

18 auf die Holzöconomie gemacht. Es ist eine Art Offen, die in der Construction eine Ähnlichkeit mit dem Emmenthaler Offen, der von dem Kunstfeuer erwermt wird und den Sie gewiß kennen, hat. Diese Offen werden mit ausnehmend wenigem Holz warm und halten sehr lang Hize. Ich will Ihnen by meiner Zurükkomfft weit- 5 läuffig Nachricht geben und, wenn Sie es befehlen, für die ökonomische Gesellschaft ein Modell davon machen lassen. Ich werde in wenig Wuchen die Ehr haben, Sie zu sehen. Ich gedenke in wenig Tagen meine glükliche Wohnung und meinen größten Wohltäter zu verlassen, um auf den Gebürgen zwüschen Neu- 10 schâtel und Biel die Schottencur zu trinken, nach deren Vollendung ich in Zürich eintreffen werde. Mein Herr, erlauben Sie, daß ich mich Ihnen empfehle und mit beständiger Hochachtung zeitlebens verharre, Monsieur et mon très honoré patron, votre très humble et très 15 obéissant serviteur J. H. Pestalozze.

479. An Kaspar Schultheß. [Sommer 1768]. 20 Mein teüerster Fründ, mein Bruder! Es ist mir kaum zu verziehen, mein Lieber, daß ich Dir so lange nicht geschrieben. Ich bin nun eine zimliche Zeit wieder in Zürich, wo ich Deine Abwesenheit, mein Teürer, mehr als zu sehr fühle. Ach, wenn Du da wärest, ich wäre glüklicher! Wenn Du da wärest, so würde Villes, 25 das jezo begegnet, nicht begegnet syn. Mein erster Empfang war so, daß ich ganz vernügt war und nichts weiter wünschte. Aber mann fangt jez an, ohne mir weiter etwas zu sagen, sich gegen meine Geliebte und Deine Brüder zu erklären, daß mann entschlossen sey, unseren Wünschen auf keine Weis nachzugeben. 30 Meine Geliebte ist in Pfeffers. Ich weiß nicht, was für Auftritte wir by ihrer Rükkomfft zu erwarten; ich bin auf alles gefaßt. Wenn mann gegen das, so man mir in Gegenwarth Deiner Brüder versprochen, so ungerecht syn würde, mir eine gerade abschlägige Antwort zu geben, so ist mein Entschluß auch gefaßt, Deine 35 Schwester allen fehrneren Vorwürfen bald zu entreißen. 0 Gott, wie verlegen machen mich diese Gefahren, die ich so nahe und so

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vast unvermiedlich ob meinem Haupt sehe! Das, was mich denn am meisten wieder beruhigt, ist die Gewüßheit der Aussichten, die ich Tschiffeli danke. Von dieser Seiten sind meine Aussichten sehr schön und erheiteren sich alle Tage nach mehr. Die Garence, die 5 ich von Kilchberg nach Zürich gebracht, wachst ausnehmend schön, und der ganze Plan meiner Einrichtungen scheinet seiner Würklichkeit sich sehr zu näheren. 480. A Monsieur J . Jacques Schoultess le fils, chez lui. io

[Dezember 1768J.

Mein wertester Herr und Fründ ! Es ist heute acht Tag, daß ich endlich das Glük hatte, Sie zu sprechen. Ich freüte mich äußerst, einen Weg gefunden zu haben, unseren Elteren einmahl den wahren Stand der Sachen zu wüssen zu thun. Ich habe es Ihnen 15 gesagt, wie nahe der Sch[wert]-Traktat vor seiner Beendigung, und daß ich die Sach mit keinem Anstand mehr aufschieben kan. Sie haben außer diesem selbst gestanden, daß lestere Begegnisse, die jedermann weißest, es mir in allen Absichten umüglich machen, die Sachen a l s o fortgehen zu lassen. Ich beschwöre Sie 20 by jeder Freündschafft, diese Unterredung nicht länger aufzuschieben und unseren Eltern nicht das Geringste zu verhalten, was aus der Fortsezung ihrer Handlungsart entstehen muß·. Vergeben Sie meiner Fryheit, womit ich Sie um diese Gefeligkeit bite, aber Sie wüssen, daß in meinen Umständen solche Erklä25 rungen sich nicht aufschieben lassen. Wenn ich Sie wieder sprechen könte, so wäre es mir angenehm. Noch etwas muß ich Sie bemühen. Ich habe keine Connoissence nach Basel und wollte von daher schwarzes Tuch zu einem Kleid kauffen, und villeicht Winterzeug zu einem Kleid von einer Art, 30 die ich aber nicht weiß, ob mann in Basel hat. Wollten Sie mir eine Addresse dahin geben oder, wenn Sie jemand selbst special kennen, die Comission mit dem schwarzen Tuch für mich machen, so würden Sie mich sehr verbinden. Leben Sie wohl! Ich empfehle mich Ihnen sehr und bin ewig 35

Ihr ganz ergebener Pestalozze. 2*

20 481. An Vater Schultheß. [Frühjahr? 1769]. Mein insonders hochgeehrtester Herr Pfleger! Meine liebe Fründin hat mir schon zu so verschiedenen Mahlen geschrieben, 5 mit wie viel Gütigkeit Sie die Hofnungen einer baldigen Ereichung unserer Wünschen begünstigen ; ich kann nicht änderst, als Ihnen hiefür den verbindlichsten Dank zu bezeugen und mich auf das angelegentlichste in die Fortsezung dieser väterlichen Wohlgewogenheit empfehlen. Erlauben Sie, daß ich mit Frymütigkeit io Ihnen die Ursachen meines Wunsches einer baldigen Beendigung unserer Hofnungen vorstelle. Es sind nemmlich die eigentlichen Einrichtungen meines Hauses, die by aller der Gefeligkeit, die meine liebe Mutter für mich hat, denoch by diesen Zwischenbesorgungen nicht in ihre völige endliche Ordnung kommen. So 15 wenig auch diese Verenderungen, die durch eine unterbrochene Besorgung eines Hauses nothwendig werden, wichtig scheinen, so hat es doch gewüß im Détail des Hauswesens seine wichtigen Inconvénients, und aneinander kan meine liebe Mutter gewüß umüglich lange hier syn; zudem ist mir der Gedanken, daß meine 20 Fründin nicht auch noch einige Sumermonate by mir genießen sollte, äußerst bekümmernd. Gedenken Sie doch, das Angewöhnen einer ganz verschiedenen Lebensart, die gewüß auch ihre Beschwehrlichkeiten hat, just zu der Zeit, wo die unangenehmem Monate anrüken und die schöne Jahrzeit zum End rükt, wäre 25 doch auch zu vili für eine Tochter, die sich für ihren Fründ des ganzen Vernügens des Stadtlebens beraubt ! Dann so auf einmahl von ihrer Familien und ihren Fründen weg in ganz neuen Geschafften, ohne auch in den angenehmen Sumertagen sich allgemach zu dieser Entfehrnung und zu diesen Geschefften mit 30 Vernügen gewöhnen zu könen, dieses würde doch auch zu hart syn. Ich weiß, Sie fühlen die Billigkeit dieser Bite, und hoffe zu Gott, es währe nicht mehr lange, bis Sie mir erlauben werden, meine Fründin aus Ihrer Hand in meine Wohnung zu führen. Ich hoffe dieses um so vili zuverlässiger, weil ich Ihnen mit Über- 35 zeugung meines Gewüssens die vernügtesten Nachrichten von den schönsten Aussichten für meinen Beruff geben kan. Ich habe 15 Juchart von gutem Land à 230 Schilling gekauft; Sie könen

21 hieraus den außerordentlich niederen Werth des Lands und die Lichtigkeit, mit meiner Entreprise zu réussiren, richtig beurteilen. Auch komt mich der Taglohn nicht über fünf Batzen; ich will mich auf den Augenschein aller meiner Fründen beruffen, wie 5 vorteilhafft jede Aussicht von dieser Art sye. Auch dörffen Sie versichert syn, daß Wohnung und alle Einrichtungen sehr anständig, und gewüß meine Fründin in keiner Absicht in unangenehme Situationen komen wird. Lassen Sie· nochmahl meine Bite, bald das Ende unruhiger und bekümerender 10 Tage Ihnen danken zu könen, mich mit kindlichem Zutrauen an Sie thun, und denken Sie, daß unter meinen gegenwertigen Einrichtungen diese Verbindung an sich nothwendig wird. Erlauben Sie, daß ich aus vollem dankbarem Herzen Sie meinen Vatter heiße, und mit kindlicher Hochachtung und Ergebenheit nebst 15 demütiger Empfehlung an Dero Frau Liebste verharre Dero gehorsamster Diener und Sohn Pestalozze. Noch nachts, meine Fründin, schreibe Dir. Frölich ist ein unentwikelter G e d a n k e n , wie Du sagst, wie der von la Prise. 20 Das ist die Copie des Briefs an Papa, das übrige von Hans Jörli und Weiß. Wenn nicht Regentags diese Güte ein wenig eingespert, ich wollte sie recht mit Aussichten bestürmt haben. Ich weiß, daß ich vast keine Verziehung verdiene, nach nie an 25 Pfarer in Wurmberg geschrieben zu haben, aber ich will gewüß diese Wuchen schreiben.

482. An Vater Schultheß. [Herbst 1769]. 30

Mein hochgeehrtester Herr! Mein Herz ist empfindlich vor alles Gute und hasset das Laster; dis kan ich, ohne mich vil zu rühmen, mit Überzeügung meines Gewissens von mir sagen. Es wird auch das Meiste dazu beygetragen haben, daß mich Ihre Tochter liebet. Unsere gantze Absicht, daß beyde zum Besitz ihrer Wünschen 35 tringen, ist, daß wir gemeinschafftlich aneinander arbeiten, Gott

22 und der Tugend zu leben. Sie beklagen sich, daß ich mich Ihnen bis dahin so wenig von diser Seite gezeiget. Wollte Gott, wir wären in unsern Unterredungen so weit gekommen ! Aber gewiß werden Sie noch überzeüget werden, daß ich ein ehrlicher Mann bin, der Gott und die Tugend verehret. Ich weiß aber auch mit Gott, 5 daß die Sorge vor das Zeitliche durch einen ehrlichen Beruf! dabey verbunden seyn muß, um disen glüklichen Aussichten ganz zu ' entsprechen. Ich weiß, daß eine kiimerliche Lebensart ville schöne Aussichten zertrümern kann. Allein ich kan Ihnen sagen, daß ich meines Unternemens gantz sicher bin und daß es mir 10 an Geschiklichkeit, das ins Werk zu bringen, was Sie auf meinem Papier gelesen, nicht manglet. Um Gottes Willen, beruhigen Sie sich dardurch und suchen Ihre Geliebte auch zu beruhigen! Alles wird gut gehen, dann ich verstehe meinen Beruff, und ich wil täglich meinen Gott um seinen Seegen und Gedeyhen dazu an- 15 ruffen und daneben ein stilles, zufriedenes Leben füren. Gedenken. Sie um Gottes willen doch an keinen Aufschub mehr! Ich kann ihne nicht eingehen ; es ist mir unmöglich, die Geschaffte einer Haushaltung auf mich zu nemen; ich verstehe sie nicht, aber Ihre Tochter wird es thun. Ich wil gewiß ihr dise Geschaffte durch 20 meinen zärtlichen, liebreichen Umgang leicht machen, so wie sie sich bemühen wird, mir meine Geschaffte zu erleichtern; da hingegen, wann wir von ferne an einander, vast ohne Hoffnung, uns jemals gantz zu besitzen, noch eine halbe Ewigkeit in Ungewißheit gegen einander leben müßten, es, wo nicht unser Leben, doch 25 unsere Gesundheit gewiß kosten würde. — Einmal ich gestehe Ihnen, daß mir dis unmöglich ist; ich verspreche Ihnen, so vil Sorgfalt in meinem Beruff zu zeigen, auf allen Seiten, daß gewiß Ihre Tochter nie in den Fai komen wird, deswegen auch nur einen einigen Seüpfzer aus ihrer Brust zu stoßen. 30 Ich danke Ihnen und Dero Geliebten tausend Mal um die Kleider, so Sie meiner Geliebten abfolgen lassen wollen. Ich unterziehe mich ohne Widerrede Ihrem Willen, nebst disen Kleidern und, so es entberlich, einiges von Hausrathssachen, sonst nichts erwarten wil, bis daß Sie sehen, wie wol mein Werk von- 35 statten gehet! Ich darff es nimer wagen, Ihnen persönlich um Ihren väterlichen Seegen zu bitten, da Sie mir es so nachdrüklich verbotten haben, obwollen es mir sehr nahe gehet! Aber ich bitte Sie nochmalen um Gottes Willen, zu überlegen, ob es auch nicht gar zu strenge vor einen Menschen, der die beste Gesinun- 4«

23 gen und waare Hochachtung vor Ihr Haus hat, verfaren seye, wann ich offenbar zeigen muß, daß Sie mich nicht lieben und Ihre Tochter durch das traurige Zurükdenken unglüklich machen! Meine liebe Mutter ist indessen äußerst gütig gegen uns. Sie 5 wird mir im Anfang meiner Arbeit mit allem beyspringen; und machet ihr vil Mühe, daß sie meine Geliebte Wolstandes halber nicht mit der Zärtlichkeit in ihre Verwandschaft aufnemen kan, wie sie es thun könte, wann mir in Ihrem Hause auch einige Achtung bewiesen würde. Könte ich nur auch dis vom guten Gott 10 erflehen, daß Sie hierin glüklich machten Ihren H. P.

483. An Hans Konrad Schultheß, Bankier. Mülligen, den 2. May 1770. 15

Hochgeehrter Herr! Sie wüssen, mein Herr, daß die ganze Zeit Ihrer Beobachtung über mein Etablissment k a u m eine Viertelstund gedauret und die allerschlechteste Witerung auch würklich alles in das schlechteste Licht gesezt hat. Ich habe Ihnen schon vorher in weitleufigem Detail den IXuzen, den von Merki habe, 20 gezeigt. Einichen Inconvenienzen, davon ich aber jedem Landsverstendigen, wenn er Zeit nehmen will, den Detail zu hören, erweisen will, daß es nicht, by weitem nicht dahin lauffe, wie Sie urtheilen, mußte ich mich bloßgeben. Aber richtig davon zu urtheilen, fordert eine Gegenwarth von etlich Tagen. Senden Sie, 25 wen Sie wollen, den Sie zu urtheilen fehig glauben, er soll langsam untersuchen, was gearbeitet worden, aber er soll die Bauart der künstlichen Wisen verstehn. Ich will ihn urtheilen lassen, ob mit Gebaüarbeit und Ankauf in 6000 Gulden zu vili depensirt worden. — 30

Das Einige, mein Herr, ich habe meine Enterprise in allweg mit Ihrer Einwilligung bestirnt; ich kan Sie einmahl dermahlen nicht ganz allein machen. Das Haus, das wir bauen, ist von Ihnen bewilligt. Stürzen Sie den Credit eines jungen Manns, dessen Unternehmen nach nicht mit Sorgfalt untersucht worden, nicht 35 auf eine Art, die ihn ruiniren kan und Ihnen selbst anstat gewüssen Nuzen Schaden bringen würde! Meine Fehigkeit zu cal-

24 culiren zu beurtheilen, mangelt Ihnen detailirte Kentnis meiner Einrichtungen. Ich bite zu bedenken, wie es mir müglich syn sollte, so miten im Bauen ganz neue Einrichtungen zu treffen! Senden Sie mir doch, damit nicht das Gebaü müsse unterbrochen werden, 2 à 5 300 Gulden; ich habe die Enterprise nicht für mich allein so groß gemacht, und werde sie nicht für mich allein behalten könen. Untersuchen Sie die Sach nach genauer, eh Sie diese Versuche ruiniren! Ich will mich von Merki und allen anderen unabhangend machen, und in Zeit von ein paar Monat ist jede Müglichkeit, 10 angesezt zu werden, durch die Natur der Entreprise, die dann ganz einfach wird, vermitten. Wir besizen doch über 20 J u c h a r t von neuem in Ordnung gemachten Wiswachs und à 50 Juchart gutes Land, das bezahlt, und an Haus und Scheuer ist weit über 1500 Gulden bezahlt. Wo finden Sie denn die Müglichkeit der 15 ersparten 1000 Gulden in 5700? Fragen Sie jeden Landwirth, wie das müglich sye ! Sie könen mich villeicht unglüklich machen, mein Herr, villeicht nicht; aber wann Sie es könen, so ruiniren Sie die beste Enterprise von der Welt, ohne dabey zu gewinnen. In Erwartung, daß Sie by der starken Betriebung unserer Ge- 20 beüden mich doch nicht mit Abschlagung der begehrten Sum, die heute nothwendig habe, unangenehmen Auftriten bloßgeben wollen, habe die Ehre, mit Hochachtung zu syn Dero gehorsamster Diener Pestalozz.

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P. S. Ich verspriche Ihnen gewüß in allweg von neuem alle mügliche Attention und Sorgfalt.

484. A Monsieur Schinz, ministre de la parole de Dieu Zuric im Zeltweg.

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Herrn Schinz. Mülligen, den 22. Ougst 1770. Mein werdester F r ü n d ! Ich bite Sie sehr, zu glauben, daß ich mit herzlicher Fründschafft an alles das denke, was Sie zwüschen Herrn Schultheß und mir gehandelt. Ich habe niemahl keine nur 35

25 von fehrne unfründschafftliche Absicht nur vermutet und byde Herren für wahrhafft friindschafftlich besorgt geglaubt. Ich habe Ihre Aussagen niemahl für Zulagen angesehen und nicht von diesen geredt, wenn ich von Zulagen an Herren Schultheß schrieb. 5 Aufrichtig halte ich dafür, daß Sie sich in Ihrem Calcul sehr geirret, und wünschte lieber, diesen Calcul, der denoch die Hauptursach der gänzlichen Absprechung Herren Schultheß über die ihm gewüsse Unmüglichkeit des Gerathens dieser Enterprise wieder empfangen und der Untersuchung von Leuten, die die Espercultur 10 im Großen ausgeübt, übergeben zu könen. Es ist mir leid, daß Sie so bald verreisen; ich würde sonst weitleufiger syn. Aber Hausgescheffte lassen es jez nicht zu. Haben Sie die Fründschafft für mich, in Italien mich nicht ganz zu vergessen! Ich werde die Entwiklung dieser unange15 nehmen Auftriten Ihnen benachrichtigen und wünsche nichts so sehr als Ihre Fründschafft. Ich danke Ihnen für übersendten Tractat verbindlich. Leben Sie so glüklich, als Ihre Einsichten und Ihre Wahrheitsliebe es verdienen, und erlauben Sie, daß ich nebst meiner Fründin 20 mich Ihnen empfehle, und ich habe die Ehr, mit wahrer Hochachtung zu syn, mein werdester Herr und Fründ, Ihr gehorsamster Diener Pestalozze. 485. 25

An Stadtarzt Hirzel. Neuenhoff by Birr, den 19. Dezembre 1771.

Monsieur mon très honoré Patron ! Sie haben es, da ich lezthin in Zürich die Ehre hatte, Ihnen meine Aufwartung zu machen, von mir verlangt, daß ich Ihnen von der Lag meiner landöcono30 mischen Geschaffte einige schrifftliche Nachricht gebe. Ich mache mir sehr vili Vernügen daraus, Ihnen zu entsprechen, ungeachtet meine Versuche in ihren ersten Anfängen sind und Jahre nothwendig haben, sie selbst noch ganz zu entwikeln und in ihr volles Licht zu sezen. 35 Meine meisten Besizungen sind am Fuß der nördlichen Seite des Bruneggergebürgs in der Pfarr Birr, von welchem Dorf ich

26 eine halbe Viertelstund entfehrnt liege. Mein ganzer Boden ist wahrscheinlich nichts anders als der in Moder aufgelöste Kalchstein, woraus das Gebürg besteth. Es ist eine fette, schwere, in der Oberfläche oft zwei à drei Schu tieffe, starke, schwarze, in der Ebene mit wenigen, in den Anhöhenen mit mehreren kleinen Kalch- 5 steinen gemischte Erde. Unter diesem Boden ist die Erde in ihrem Grundstoff der Oberfläche ähnlich, aber gelb von Färb und gar stark mit Kalchsteinen gemischt. Sie leßt die Wurzeln der Bäume und der sterkeren Pflanzen ungehindert in die Tieffe schlagen. An den schlechtesten Orthen ligt sie zimlich hoch. Der Fuß aller 10 Kalchgebürge in hiesiger Gegend ist von ähnlicher Erdart, allein mit dem Unterscheid der mehr oder wenigeren Tieffe und Schwerze des Bodens ; meistens ist er an der Nordseiten flüssiger, tieffer und schwerzer. Jenseits der Aare, in den Ämteren Biberstein, Casteln, Schenkenberg sind diese Kalchgebürge stark mit Eisenerzt 15 gemischt, und der Boden ist daselbst, anstatt schwarz, röthlicht, und durch diese starke Mischung mit Eisenerzt roher und weit ungeschlachter. Alle diese schwere Böden, die unten an allen Kalkgebürgen, soweit ihr Fall gegen die grienachtern und leichteren Ebenen schwemmen mag, lifferen das schwerste Korn des 20 unteren Ärgeuw. Es ist merkwürdig, zwei Arten von sehr verschiedener Mergelerde, davon die einte sich im Troknen in Schifferen theilt, ohne Mischung einigen Sands oder anderer fremden Theilen, schwer, aber nicht klebricht anzufühlen, die andere sich im Troknen nicht in SchifFeren theilt, klebricht, schwer und mit 25 sandartig scheinenden Steinen gemischt ist, daß diese zwei Mergelarten auf diesem Boden ohne einichen Erfolg versucht worden. Hingegen hat mann von dem Gibs Versuche mit außerordentlichem Erfolg auf diesem Boden gemacht; es braucht nicht mehr als ein Fäßli per Juchart, so man hier à drei Gulden acht Bazen franco 30 von Bad Schinznach ankaufft. Meine besondern Besizungen habe ich einer Gemeind oder \illmehr etlichen und 60 Besizeren abgekaufït, denen, wie in verschiedenen anderen hiesigen Gegenden, ihre Äker wegen ihrem unerhörten Mißverhältnis gegen das Mattland zur Last sind. 35 Wenige Jahre vor meiner Ankomfft in dieser Gegend wurden diese Äker für nichts einem jeden, der sie nur wünschte, überlassen. E s sind Stuk Land darunter, wogegen die, denen selbige zugefallen, mit der Gemeind lange im Prozeß standen, sie nicht umsonst anzunehmen. Nicht wenige Stuk wurden mit dem darauf 40

27 gestandenen Korn nicht nur umsonst hingegeben, sonder man gab noch einige Thaler baares Geld, nur um sich dieses Lands zu entladen. Die Sache scheint von den reichsten Böden unmüglich, und doch ist sie gewüß, — sie findet ihre Erklärung allein in einer 5 sehr merkwürdigen Oconomie der Bauren von Birr. Diese, die durch eine Reihe ihre Umstende verschlimmerender Zufälle nicht mehr die starken und großen Züge wie ehdem hatten, fanden Mitel, zu einer Zeit, wo das Land noch nicht ganz in der untersten Verachtung war, selbiges in die Hende der Tauner, und zwahr mei10 stens von Lupfig, welche noch eine Viertelstund weiter als die ersten von diesem Lande entfehrnt wohnten, zu spielen. Diese Besizere waren meistentheils arm, und das Land läge offt etliche J a h r nach einander brach; die neher wohnenden Bauren von Birr fanden auf diesem Land vortreffliche Weide, und by dem 15 Mangel an Futter und Weyden, den sie hatten, fanden diese ihren Vortheil daby, den Tauneren dieses Land nur um einen allzu hohen Preis [zu überlassen] und niemahls gut umzuakeren, und dasselbe, um sich ihrer Weyd zu versicheren und dieselbe immer mehr auszudehnen, als unfruchtbar und nichts abtra20 gend zu verschreyen. Auf diese Weise ward das Land von den reicheren Bauren, die Vieh hatten, freffentlich genuzt, da inzwüschen die armen Tauner, die meistens Besizer davon waren, den Bodenzins bezahlen mußten und keinen Nuzen daraus ziehen konten. Auf diese Weis ware dieses Land, ungeachtet 25 seiner ineren Güte, nothwendig seinem echten Besizer weniger als nichts werth, denn, wenn auch unter hundert zur Weyd gelegenen Akeren ein fleißigerer Besizer sein Land bauen wollte, so konte er es umüglich gegen die Freffel eines ihn umringenden, muthwilligen, absichtmeßigen Weydgangs schüzen. Die Flüssig30 keit des Bodens erzeugte ungeachtet des samfften Abhanges des Lands sumpfichte Stellen, und da unter diesen Umstenden an keine gemeinsame Arbeit zu denken war, so mußte nothwendig auch das beste von diesem Land zur öden, sumpfichten Weyde werden, auf der vil tausend Rekholderstuden und kleine 35 Tänchen zerstreut standen; denn würklich waren einige Stuk so lang öd gelegen, daß kein Mann sich erinneren mag, einen Pflug darauf gesehen zu haben. In diesem Zustand waren die meisten meiner Besizungen, als ich sie ankaufïte. Es ware vor zehn à zwölf Jahren, daß im Amt Aarberg die 40 ersten Versuche vom Anseen der Espercette mit außerordent-

28 lichem Erfolge gemacht worden. Dieser Erfolg machte auch hier Aufsehen; man versuchte das Anseen dieses Futterkrauts auf kleinen Stüken. Der Erfolg war in keinem Land von solcher Würkung als in diesem schweren, ganz vernachleßigten und verachteten Boden. Und diese Erfahrungen waren auch das erste, das 5 diesen Güteren in den Augen ihrer Besizer wieder einigen Werth zu geben anfieng, — und, die Wahrheit zu gestehen, waren sie auch die Beweggründe, die mich zum völigen Entschluß brachten, im Frühjahr 1769 etliche und 50 Jucharten von diesem Land zusamenzukauffen und alles zu künstlichen Wisen zu bestimmen, io Denn hier haben etliche Gemeinden die Aussaat der künstlichen Wisen auf den offenen Zeigen erlaubt und allem Angeseeten auch auf den Brachfelderen zu hüten unter sich aufgenohmen — ein mechtiger Vorsprung für den Landbau gegen alle Orthe, wo das Brachfeld seinen Besizern Fesseln anlegt. 15 Sie gedenken es selbst, daß ich im Anfang in meinen Besizungen mit Reuten, Abgrabung des Wassers, großen und vilen Dollen, kurz mit Voranstalten zum Anbau sehr vil Gescheffte gehabt habe. Denoch seete ich schon im Jahr des Ankauffs 17 Jucharten mit Espercette an. Gegenwertig habe ich à 30 Juchart mit diesem 20 Futerkraut angeseet, und allenthalben steth sie nach ihrem [Wuchs] sehr schön und verspricht allen davon zu erwartenden Abtrag; denn erst im dritten Jahr ist die Pflanze stark genug, ihren vollen Abtrag zu lifferen. Verschiedenes Land habe ich ein einiges Mahl umgeakert und angeseet, und wo es recht alter 20 Wasen ware, ware es vollkomen genug. Die besonderen Vortheile dieses Lands für diese Pflanze sind: s e i n e T i e f f e — die Espercette will ihre Wurzeln senkrecht mannstieffe in den Boden schlagen, wenn sie lang leben und in starken Schooßen trieben soll; 2. ist dieser Boden nicht grasig, — und da diese 30 Pflanze in denselben mit einer unbegreiflichen Schnelligkeit in die Tieffe triebt, so habe ich an einigen Orthen, wo der Hanenfuß ansezen wollen, schon im vierten Monat mit einer lichten Eggen dieses Unkraut ausreuten lassen. Die Espercette ist unbeschedigt geblieben; und durch wiederhollte Versuche zeigte sich, daß das 35 villfeltige Eggen auch unabhangend von der Ausrottung des Unkrauts zu ihrem Wachsthum sehr zuträglich. Von dem kostbaren Jätten dieses Futerkrauts, das in anderen Böden nothwendig, weiß mann hier nichts; wenn sie dicht genug geseet, so überschlegt sie von selbst alles Unkraut. — Die leicht abhängende 40

29 Lage des Lands, da man allem sizenden Wasser, welches die Wurzeln in der Tieffe leicht fäult und die Pflanzen früh sterben macht, [Abfluß verschaffen kann], und die nördliche Lage, wo die junge [Saat] weniger von der Trökne Gefahr leidet, scheinen alles 5 besondere Vortheile der hiesigen Lag für diese Pflanze. Ihr Abtrag komt mit dem Abtrag des holländischen Klees und der Luserne in keine Vergleichung — aber die wenige Kostbarkeit des Anbaus dieser Pflanze, die Dauerhaftigkeit derselben in tieffen Böden, da sie bis auf 18 und 20 J a h r leben kan, und am meisten, daß sie io in ihr angemessenen Böden vast ohne einiche Düngung in ihrer vollen Schönheit so ville Jahre aushaltet und von den meisten Zufehlen, denen die anderen Kleearten ausgesezt sind, keinen Schaden [nimmt], sind zusammen genohmen Umstende, die sie im Großen und in neuen Versuchen mehr als alle andere empfohlen, is Ihr Abtrag kann per Juchart à 30 Centner gedörrtes Heu gerechnet werden. Die eheste in hiesiger Gegend ist neun J a h r und hat sich bisher ohne einige Düngung im vollen Abtrag erhalten. Vor dem stengelartigen Aussehen des Heus von diesem Futerkraut hat man sich nicht zu förchten; wenn es nicht zu Saamen gestanden 20 und überreifnet, so ist es auch gedörrt ein sehr gutes Milchfuter. Denoch habe ich nur das gemeinere, gegen die Anhöhe sich ziehende Land mit diesem Futterkraut angeseet. Ano 70 machte ich mit neun Vierling des tieffen, eben liegenden, besten Bodens einen Versuch mit holländischem Klee, den ich ohne weitere 25 Düngung mit vast zwei Fäßli Gibs bestreute. Dieser Versuch ist so wohl geraten, daß [ich] alles mein eben Hegendes, bestes Land zu mit Korn und Klee abwechselnden Zeigen schlagen werde. Gerade auf das J a h r 72 ligen à fünf Juchart mit Gersten beseet, in welche [ich] im Früjahr diesen Klee einseen und mit Gibs treiben 30 lassen werde, bereit. Ich wollte noch von dem gerade in der Aussicht meines Hauses liegenden Birrfeld reden, aber ich fühle, daß mann nothwendig langweilig werden muß, wenn man zu weitläuffig wird. Sie wüssen, mein Herr, daß ich es zu der einigen Beschefftigung 35 meines Lebens gemacht habe, dem Landbau obzuligen; mögen Sie glauben, daß sittliche Absichten und Liebe zum Vatterland nicht ganz davon getrent sind. Bisher haben Entfehrnung von meinen Güteren und nicht ganz ländliche Baugescheffte mich sehr zerstreut; nunmehr habe ich es soweit gebracht, daß ich auf 40 meinen Güteren wohnen und meine Landwirtschafft mit mehrerer

30 und angenehmerer Muße beobachten kan. Mein ganzes Herz hängt daran, meine Kentnis disfahls sovil müglich auszudehnen, und in dieser Absicht ist es, daß ich die Fryheit nehme, Ihnen zu sagen, daß ich mir ein unschezbares Vernügen daraus machen werde, wenn ich imstand bin, den vaterlendischen Sorgen und 5 Absichten ihrer oekonomischen Comission in einigen Dingen behülflich zu syn. Ich glaube meine Lag in dieser Absicht nicht ganz unvortheilhafït, und meiner Zeit bin ich vollkomen Meister. Erlauben Sie, daß ich mit der Hochachtung und Ergebenheit, die ich Ihnen schuldig, mich Ihnen gehorsamst empfehle und die 10 Ehre habe, mich zu nennen, Monsieur mon très honoré patron, votre très humble et très obéissant serviteur Pestalozze au Neuenhof.

486. A Madame Pestalozze née Schultheß

is

à Zürich Pflug. [Neuhof 1771/73?]. Meine liebe, teure Fründin! Du hast mich, da ich schon im Beth lag, mit Deinem angenehmen Schreiben überrascht, meine Liebe. 20 Ich danke Dir herzlich für Deine treue Sorgfalt. Gott im Himmel wolle [Dir sie lohnen!] Ach, wie unaussprechlich sehne ich mich nach Deinem morndrigen Brief!! Bist Du auch recht gesund und wohl und ruhig, meine teure Seele? — Die Vorsehung wird alles leiten; hoffe auf sie, wenn es auch dunkel ist! Ich seegne Dich in 25 meiner Einsamkeit tausendmahl und bin zufrieden, was Du auch immer sagen wirst. Unser [Sohn] ist außerordentlich wohl und munter; ich war gestern [mit ihm] im Pfarhaus. Vor ein paar Tagen hatte er ein wenig den Schnuppen, aber sint gestern würkt er völig gesund wie eine Rosen; er will vast keinen Augenblik 30 mehr in der Stuben syn. [Mattis] ist für die Arbeit außerordentlich gut; ich lasse alle [Tage], so vili ich immer kan, fortarbeiten. Ich ware gestern in Köngsfelden — weil es ein schöner Tag war — mich nicht ganz ohne Anmerkungen verabschiedete, [N. N.] hat leider noch nicht 35

31 gezahlt. [Das ist] sehr unangenehm, und doch weißt Du, wie wichtig und mir schädlich wäre, wenn man die Sach durch mich [besorgen] wollte. — Meine Liebe, gedenke meiner Armuth, wenn Du kannst, tröste 5 Dich, wenn Du nicht kanst ! Der [Landvogt] in Lenzburg möchte Geld, und ich hab keins. Alles wird vorübergehen, und ich bin gewüß glüklich und zufrieden, wenn schon geplagt bin. Schreibe mir auch vili, vili, und wenn Dein Dasyn nicht weiter nöthig — so eile dann, eile in meine Arme; wir wollen unsere 10 Herzen auch einmahl über unsere Umstende weg zu Ruh erheben. Ich bin mit Knecht und Gatton und Merki zufrieden. Ich seegne Dich, meine teure, teure Fründin. Lebe wohl, lebe ewig wohl! Du thust alles für mich, was Du kanst. Ich bin mit Dankbarkeit ewig Dein getreuer 15

P.

487. An Stadtarzt Hirzel. den 9. April 1772. Monsieur et mon très honoré P a t r o n ! Die außerordentliche 20 Güte, womit Sie, mein hochgeehrter Herr, mir auf meine letste frymütige Zuschrifft haben antworten wollen, hätte es mir zur Pflicht machen sollen, ohngeseümt das angenehme Vernügen wieder zu genießen, zu welchem Sie mir so freundschaftlich die Erlaubtnis gegeben. Ich habe sehr nachlessig lange gesäumt; 25 werden Sie es mir verziehen und zerstreuende Geschäffte mich entschuldigen lassen, so bin ich glüklich. Auch die Forcht vor Ihren Erwartungen und die Kentnis des Unausgebildeten meiner Erfahrungen und Einfählen machte mich schüchtern. Aber einmahl ist es meine Pflicht, zu antworten. Sie fragen zuerst, 30 worum ich so vili Land dem Esper widme und nicht im Großen den holländischen Klee im Kreislaufï mit Korn vorziehe. Ich nehme die Fryheit, hierüber zu antworten, daß ich frylich suchen werde, meine besten, eben ligenden Güter in einen solchen Kreislauff zu bringen; aber die mehreren derselben, die gegen das 35 Gebürg abhangend ligen und von wenigerer Tieffe sind, habe ich zur Esperpflanzung bestirnt. Das öfftere Pflügen dieser Güter.

32 welches der Kleebau nothwendig machen würde, würde by dieser Lage der Güter selbige nach und nach stark schwächen, indeme der beste Boden sich, ohne daß es müglich wäre zu hinteren, sich nach der Tiefe senken würde; und so könten by dieser Cultur meine obersten Besizungen zimlich bald schlecht werden, dahin- 5 gegen die à 18 J a h r daurende Esper in dieser Absicht unschedlich. Überdas sind diese sich gegen das Gebürg ziehende Äker mit zimlich villen, meistens kleinen Kalchsteinen gemischt; diese für einen Gebrauch von zwei Jahren ablesen zu lassen, wäre äußerst kostbar, da eben dieses für den Gebrauch von bis à 18 J a h r es um 10 so vili weniger ist. Zudem ist im Großen die Bearbeitung eines so schweren Bodens, so wie sie zum Kleebau erfordert wird, aüßerst villen Schwirrigkeiten unterworffen, so daß by großen Besizungen Pflanzen von langer Dauer um so vili vorteilhafïter sind, als sie den Pflanzer den Schwirigkeiten des Anbauens weniger aussezen. 15 Zudem wüßte ich nicht, auf was für eine Art mir die gute und öfftere Bearbeitung der wenigeren, aber noch schwereren Böden, die zum Klee bestimmt sind, müglich gemacht würde, wenn nicht weit der betrechtlichere Strich meiner Güter auf ville Jahre keine besondere Anbauung forderte. Mich dünkt es, bei Besizungen von 20 ähnlicher Weitleüffigkeit und schwerem Boden in ihrer ganzen Ausdehnung völig zum Kreislauf! mit Klee zu bestimmen, fordere so ville besondere, zusamentrefïende, vorteilhafte Umstende, die die Sach in wenig Fählen müglich machen werden. Für mich ließe es sich nur nicht daran gedenken, im Anfang meiner Versuche 25 dahin zu zihlen. Meine Besizungen waren meistens Aufbrüche überlegener Äker. Ohne Mailand sähe ich mich genötiget, diejenige Pflanze für mein erstes Futter zu suchen, die ohne ville Düngung licht fortkomen würde. Ich sähe in einigen Eggen meiner Güter die Esper glüklich wachsen, und es ware unter diesen Um- 30 Stenden sehr natürlich, daß ich, da ich so geschwind als müglich vili Matland wünschte, diese Pflanze, die ich mit Sicherheit bauen konnte, wehlte. Versuche im Kleinen lehrten mich hernach frylich mein Land auch in Absicht auf den Klee nicht unvorteilhaft kennen, da der Gibs ohne einiche weitere Düngung außerordent- 35 liehe Würkung t h a t ; allein ich mußte hievon Erfahrungen haben, ehe ich auf eine vernümftge Weis habe Anstalten machen könen, ihn im Großen zu pflanzen. Dies J a h r werde ich drei à vier Juchart davon anseen und wahrscheinlich in dieser Stärke fortfahren; überhaupt wünsche ich, daß man by Beurtheilung meiner Versuche 40

33 nicht aus den Augen lasse, daß selbige mit Absicht etwas langsam und eigentlich bis jezo nur Voranstalten zu Einrichtungen sind, die noch vili, villmahl sollen abgewogen werden, bis sie im Ganzen, ohne Hauptverenderungen zu erwarten, vestgestellt 5 bleiben werden. Darin ligt auch der Grund, worum bis so lang kein Vieh gehalten, und worum auch jezo noch mit demselben nicht ins Große sezen werde. Ich gestehe es gern, die Ausrechnungen von dem, was der größte Abtrag seye, sind so verwikelt, daß ich mich nicht unterstehen möchte, hierüber entscheidend abzusprechen. 10 Ich will um deswillen lieber langsamer gehen und noch Erfahrungen sammlen, ehe ich z. E . über den Hauptgebrauch meines Futters entscheide. Ich will lieber noch ein J a h r by wenigem Vieh Erfahrungen samlen und Berechnungen anstellen, als mit der Haupteinrichtung diesfahls früher zu eilen. Das muß ich ge15 stehen, daß bis jezo die Mästung der Ochsen mir unter meinen Umstenden noch nie für das Vortheilhaffteste in die Augen gefallen. Auch ich zweifle keineswegs daran, der patriotische Wunsch, den Getreidbau zu aüfnen, habe sich sehr in dieses Urtheil gemischt; aber in meiner Lage bin ich in dieser Absicht von 20 der Lag meines Vatterlands villeicht genug verschieden, um hierin nicht nach gleichen Beweggründen zu handien. Überhaupt will es mich immer dünken, wo die Fryheit, nach seiner eigenen Rechnung zu bauen, vast uneingeschrenkt herrsche, da werde im Ganzen der größte Abtrag syn, und unter sehr seltenen Um25 Stenden wird dieser größte Abtrag nicht Korn syn. Noch mehr wollte ich, wo es von der Müglichkeit, seine Einwohner selbst zu versorgen, die Red wäre, die Pflanzung der Herdäpfel empfehlen und begünstigen. Dieser Abtrag ist, mit dem Abtrag aller ersten Nothwendigkeiten verglichen, weitaus der größte; daher die 30 Schnelligkeit der Ausdehnung dieser Pflanzung, die allein in dem Überfluß der Einwohner, wenn sie imstand syn werden, das schmachhafftere Korn der wohlfeileren Herdspies vorzuziehen, Grenzen finden wird. Der Kornbau hingegen hat in seinem Abtrag nicht ein so allgemeines gewüßes Übergewicht vor dem Gras35 bau. E r ist nur in dem einigen Fahl, wo er mit diesem in einem sehr richtigen Verheltnis stehet, vorteilhafft, daher erst und allein unter diesen Umstenden empfohlen oder ausgeübt werden kan, dahingegen der Grasbau an sich — auch in jeder Ausdehnung — unabhängig von allem durch sich bestehet. Darum ist es für mich 40 eine ganz umgekerte Rechnung, in einem Land, das genugsam 3

Pestalozzi Briefe

III

34 Korn bauet, und hingegen sehr [viele] Byspille von Anlegung neuen Matlands, daran es einen über alles Yerheltnis großen Mangel hat, bedarf!, baue ich eigentlich den Graaswachs um seiner selbst willen. Und für mich wird der Kornbau nicht anders syn als eine nothwendige Veranstaltung, meinen Wiswachs be- 5 stendig im Abtrag zu erhalten. Ich begreiffe wohl, daß ich nach gegenseitigen Grundsezen mehr Korn pflanzen würde; aber insofehrn ich es nicht für meine Rechnung halte, kene ich keine Beweggründe dazu. Überhaupt halte ich dafür, daß Byspille des Graasbaus im Ganzen dem Kornbau allemahl vorteilhafft, weil 10 der Bauer sie niemahl anders als in Absicht auf die Verbesserung seines Kornbaus anwenden wird. Denn sowie Herschafften meistentheils ihren größeren Vorteil by dem ruhigeren Graswachs finden werden, so wird überhaupt genohmen der Bauer seinen größeren Vorteil aus einem mit dem Wiswachs im richtigen Ver- 15 heltnis stehenden Kornbau ziehen. Und da der Bauer soweit der größere Pflanzer, daß das Eigene der Pflanzungen einiger Herschafften in keine Betrachtung komen kan, so wird die Ausbreitung des künstlichen Wiswachses im Ganzen vorteilhafft syn und ihre Grenzen erst im richtigen Verheltnis zum Kornbau 20 finden, und das Unverheltnismäßige einzelner Pflanzungen wird die unendlich mehreren Pflanzungen des Landmanns (darum, weil seine Einrichtungen ihn unumgenglich an den Kornbau fesseln) in ein richtiges· Verheltnis bringen. Frylich hat es auch hier Ausnahmen, und es leßt sich gar nicht behaupten, daß keine 25 Ausdehnung des Graasbaus dem Kornbau schedlich, wo z. E . gar zu ville Herschafften und Landgüter nur Gras pflanzen wollten, oder wo z. E . wie in England allzu reiche Particularen ganze große Strich Land zu Wiswachs und Weyd einschlagen wollten. Aber wir sind sehr entfehrnt von solchen Fehlen, und vast allgemein 30 haben wir an genügsamen Wisen Mangel. Alle Zeit ist aber gewüß, daß die Fryheit des Landbaus den Bedürfnissen und Umstenden eines jeden Lands angemessen syn soll. Weise Einschränkungen der Rebberge oder fremder Pflanzen sind nichts weniger als unerträgliche Fessel, aber Hinternisse in der Stüze des Feldbaus 35 in der Anlegung des Matlands. Diese sezen unsere Erndten auf die Helffte, und wenn ich unseren Gemeinden die Aussichten hiesiger Gegenden, sintdem der Grasbau in allen Zeigen erlaubt, zeigen könte, ich glaubte, es brauchte dann nicht mehr Villes, diese Fessel abzulegen. 40

35 Ich bitte Sie um Vergebung wegen der Frymütigkeit, womit ich mit meinen eigenen Meinungen, insofehrn sie in meine Handlungsart Einfluß haben, Ihnen beschwehrlich falle. Ich muß nur noch in Absicht auf die Espercultur byfügen, daß es diesen Früh5 ling scheinen will, als ob die Wässerung von einem sonst nicht sehr fruchtbaren Wasser auf derselben außerordentlich anschlage. Das aber ist in diesem Fahl nothwendig, daß das Wasser niemahl lange an einem Orth laufle, insonderheit auf der Ebene nicht, weil sonst die tieffe Wurzel derselben licht in Fäulnis übergeth. 10 Sie haben die Gütigkeit, eine förmliche Beschreibung des vor mir ligenden Birrfelds zu erwarten. Ich bin noch nicht imstand, auch nur ertregliche Anmerkungen hierüber zu lifferen. Aber diesen Sumer soll dieser Gegenstand ein Vorwurff meiner Beobachtungen syn, um insonderheit von den Folgen des Gebrauchs 15 des verschiedenen Mergels richtig zu urtheilen, und dann will ich Ihnen gern das Wenige, so herauskomen wird, mittheilen. Ich nemme die Fryheit zu wiederhollen, wenn die oeconomische Gesellschafft mich zu irgend einigen Versuchen tüchtig fìndt, so bin ich sehr geneigt, mir alle Müh zu geben, ihren Ab20 sichten und Wünschen, so sehr es in meinem Vermögen, zu entsprechen. Auch möchte ich sehr wünschen, an den Tagen, wo die Geselschafft Landtleüte komen leßt, davon benachrichtiget zu syn, um diesen Versandungen bywohnen zu könen. Es ist sehr frymütig, wenn ich meine hochgeehrten Herren ersuche, ob Sie 25 nicht Anstalten machen wollten, daß ich von solchen Tagen richtig benachrichtiget würde ; es könte am bequemsten durch den „Pflug" geschehen. Ich soll Ihnen noch im Namen meiner lieben Fründin sehr verbindlich danken, daß die frymütige Empfehlung einer unglük30 liehen, im Spital ligenden Persohn so gütig aufgenohmen und von solchen Folgen gewesen. Ich sende Ihnen in byligender Schachtel: No. 1. ungebrandten gemahlenen Gibs. 2. gebrandten Gibs, so wie byde Arten auf die Matten ge35 braucht werden. An Stuken könte ich gerade jezo keinen erhalten wegen dem zufeligen Einsturz der Grube, die bald wieder eröfnet syn wird; dannzumahl werde nicht ermanglen, damit aufzuwarten. 40 3. Mergel von Lupfig. 3*

36 4. Mergel von Mülligen und der Wyd von Königsfelden. 5. Mergel von Ottmarsingen. 6. etwas von meinem schweren Lettenherd, mit einichen Kalchsteinen, wovon das Gebürg besteht. Ich wünsche sehr, Ihnen in mehreren meine aufrichtigen Be- 5 strebungen, Ihnen Gefeligkeiten erweisen zu könen, an den Tag legen zu könen, und verharre mit schuldigster Hochachtung, Monsieur et mon très honoré patron, votre très humble et très obéissent serviteur Pestalozze im Neuenhoff.

io

488. [An Heinrich Füßli]. Neuenhoff, den 28. Jener 1773. Mein teuer gescheztester Freund! Ich sende Ihnen auf Ihr Verlangen Bassedow. Ich denke, Sie werden ihn ganz gewüß für 15 sich brauchbarer finden. Darff ich meine Ihnen bekandte Angelegenheit Ihnen noch einmahl empfehlen? Darff ich wiederhollen, daß ich gern zwei Bürgen, meinen Bruder und einen meiner Schwäger, geben und allenfahls für dieses Hinterlag finden kan? Darff ich auf die Anmerkung, die ich in Ihrem Haus nicht be- 20 antwortete, sagen, daß die große Hülffe meiner Elteren in Hauptsachen denoch mir in einigen besonderen Theilen meiner weitleufigen Unternehmung nicht hinreichte, daß ich aber nicht ihr ganzes Zutrauen auf das Spill sezen und alles gegenwertig von ihnen erzwingen darff und daß ich nicht ganz ohne Ursach eine 25 feste Entschlossenheit, by einmahl bestirnten Grenzen zu bleiben, zu besorgen habe? Unter diesen Umstenden werden Sie die Art, wie ich ohne derselben Wüssen auf gewüsse Sicherheit hin etwas Gelts suche, nicht mißbilligen. Sie sind gewüß nicht ohne Empfindlichkeit gegen Verlegenheiten von dieser Art, die, wenn sie 30 schon nicht ins Große lauffen, denoch drükend sind. Ich weiß, mein teurer Fründ, daß Sie sich noch einige Mühe geben, mir in dieser Absicht einige Hülffe zu finden. Sie erheitern dadurch die

37 Tage eines kleinen Hauses, das ohne solche kleine Sorgen sonst ruhig wäre und voll Hofnung und angenehmen Aussichten ist. Meine liebe Fründin empfihlt sich Ihrer Geliebten und Ihnen, und ich bin mit dankbarer Ergebenheit ganz Ihr Pestalozze. Wann Sie die Gefeligkeit haben, mir etwann zu antworten, so bitte solches an Hs. J a c . Schultheß Sohn zum Pflug zu senden.

489. [An Heinrich Füßli]. 10

Neuhof!, den 6. May 1773.

Mein teurer Freund! Sie nemmen es mir nicht übel, da ich im Sinn habe, meinen lieben J a q u e volkomen ohne Vorwüssen meiner ganzen Familien zu inoculiren und Herr Koller in hier unmüglich frische sichere Fäden finden könen, daß ich Sie höflich ersuche, 15 mir von demjenigen Orth, wo Sie wiissen, daß mann selbige am sichersten gut empfengt, solche Fäden zukommen zu lassen. Aber ich möchte Sie biten, [diese] schon auf morgen der Landgutschen unter meiner Addresse in Megenweil abzugeben und Dero Ausgaben dafür mich wüssen zu lassen. 20 Sagen Sie, wie haben Ihnen die Illuminationen von Bassedow gefallen? Wann Sie gelegenlich wollen, so bitte ich selbige wieder zurük. Meine alte Bitte, da Sie so still schweigen, darf! ich Ihnen nicht erneuern; aber denoch mich der Fortdauer Ihrer Fründ25 schafft empfehlen und hoffen, daß Sie von Schinznacht aus auch einist uns besuchen. Ich bin mit Hochachtung Ihr ergebenster Diener Pestalozze. Meine liebe Fründin empfihlt sich Ihrer Geliebten und Ihnen.

38 490. (An Pfarrer Kaspar Schultheß in Neuenburg). [Neuhof, 28. August 1773]. Mein lieber, teurer Bruder ! Ich nehme den herzlichsten Antheil an dem Vernügen und den Hoffnungen, die Dir durch die glük- 5 liehe Entbindung Deiner Geliebten von der Vorsehung zu Theil worden! Gott seegne Dich tausendfach, mein Teurer, und mache Dich sehr glüklich! Du bist standhaffter als ich und trauest der Vorsehung mehr. Ach, mein Freund, daß ich die ganze sechs Wuchen, in denen Ihr meiner Fründin so vili Gutes gethan, keinen io Augenblik Dich sehen und keinen Augenblik mit Dir schwazen könen! Mein Fründ! Habe den herzlichsten Dank f ü r alles Gute, so Du meiner Fründin gethan, und genieße jez in Deinem neuvermehrten Haus täglich mehr Vernügen, täglich mehr selige Empfindungen eines glüklichen Vatters ! J e mehr und mehr mögen 15 nagende Sorgen von Dir weg eilen, mein Fründ ! O daß Du Deine Stärke und Deine R u h Dir erhaltest und nicht erliegest, ach, mein Fründ, wie ich erlegen, und nicht selbst Dich sehest von Tag zu Tag an den, wichtigsten Krefften des Mentschen abnehmen, wie ich es an mir sehe ! O mein Freund ! Vast alles ist von 20 meiner Seiten weg, was mich stärken würde! O Blunschli, Du, W y ß ; darfür Zerstreuung, Sorgen, Schwäche, täglich steigende Schwäche. Einst muß ich es in den Schooß eines Freundes ausgießen, dessen Trehnen villeicht ein Seegen für mich ist. Lebe tausendmahl wohl und von Gott geseegnet und von Deinem 25 P. Umarme mir Deine Geliebte tausendmahl und Deine lieben Kinder; Gott seegne sie!

491. Herrn Helffer Lavater, im Waldris.

30 [um 1774].

Ich wende mich an Sie, weil Pfeninger nicht hier ist, Ihnen zu sagen, daß fortgesezter täglicher Umgang mit dem bewußten Mann Hofnungen von aller Art in mir reg mache. Ich kan fast in

39 gar nichts von allem, was er redt oder handelt, nichts Schieffes, vast nichts Eingeschränktes finden; er ist Ihrer Aufmerksamkeit äußerst würdig. Die größten Gaben Gottes sind Narrenstüke vor der Welt, sagt er ! Wann Gott mich seine ganze Herlichkeit in mir 5 w i r d fühlen lassen und ich, vor D e m u t h u n d D a n k v o n i h m e r g r i f f e n , wie ein W u r m auf meinem Bauch kriechen wird, so wird es recht vor Gott syn, und wann die ganze Welt vor mir stünde, so würd es doch recht syn. Ich suche nichts als Gott zu finden, mich ganz in Gott und Gott in mir zu finden. Die Schrifft 10 redet recht für die Mentschen, wie sie sind, und leitet sie, den Geist Gottes zu suchen; aber der Geist des Herren redet ganz änderst und sagt villes, das nicht in der Schrifft stehet. 0 Lavater, sehen Sie den Mann, wie er vor der Thüre eines Wirthauses einen Mann höret ihm Schelm, Dieb etc. sagen — er 15 öffnet die Thüre, sizt just zu diesem; gegen seine Gewohnheit fordert er Wein, gibt das erste Glas liebreich dem Schelter, das zweyte wieder, jez noch einen Schoppen und noch einen — und leßt ihn just seine Liebe da genießen, wo er ihm eine Straffpredig wieder das Sauffen hete halten könen. — 20 Sehen Sie ihn, wie er die Herzen aller, so mit ihm zu thun haben in seiner Gewalt, wie mit Weisheit und nachgebendem Eintretten in die Begriffe dessen, mit welchem er zu t h u n hat, wie er der K ü n s t e des W e l t m a n n s zum Ü b e r r e d e n gewohnt scheint, durch alles hindurch aber nur mit der Macht der Einfalt 25 und Wahrheit arbeitet, wie er jedem vernümftigen Wort seinen Werth so liebreich gibt, ohne zur Rechten oder zur Lingen auszuttreten! Zu allem scheint er durch seine Tugend fehig und verbreitet Seegen, wo er ist. Lavater! Wann brennender Eifer, Gott zu suchen, die Folge 30 hat, daß mann ihn findet, so ist mein Mann von ihm erleuchtet. 14 J a h r habe ich, sagt er, darnach gerrungen, Gott zu besizen und die Vollkomenheit zu erlangen, und habe noch nicht dazu gelangen könen; aber auch in der Hölle, wann ich jez stürbe (weil ich die Gerechtigkeit, wornach ich trachte, nicht habe, würde ich ver35 damt) würde ich Gott lieben und mich nach ihm sehnen und wüssen, daß Gott in der Hölle mich lieben, mich erretten und mir seine Gerechtigkeit schenken würde! Lavater, ich wußte nicht, was Glauben an Christum ist. Glauben an diesen Mann, Glauben an jedermann, der Christi ist, 40 ist Glauben an Christum und Gott ! Welche Hoffnungen er in

40 seinem Herzen nehrt — er sagt es, daß er nammenlose Gnaden von Gott erwarte ; er überleßt sich ganz seiner Leitung in äußerlichen Dingen. Seine Talente anzuwenden, um großen Gewinn zu suchen, im Wald nichts als Gott zu suchen und zu besitzen, bydes t h u t er gleich gläubig. Wann Gott will, ist alle seine Antwort, 5 wann mann äußerliche Dinge von ihm fordert. Ich habe gesehen, daß das ihm geschenkte Zutrauen i h m W i n k d e r V o r s e h u n g w a r , meine Wünsche zu erfüllen. Der Glaube hilfft Euch zu meiner Hülffe, ist seine Antwort, da er für mich ein einem solchen Mann höchst mühsames und von der Stille in Gott abziehendes 10 Unternehmen anfangt. Da er mein ganzes Zutrauen ihm geschenkt sähe, sagt er: E s k a n E u c h n i c h t f e h l e n . Lavater, ich habe seinesgleichen nicht gesehen, und wann Sie könen, so bestimmen Sie einen Tag, wo wir am Morgen in Dietiken oder Weiningen eintreffen wollen. Sie werden den Tag seegnen, an dem Sie den 15 Johanes Mesmer von Tahl im Turgau werden kenen lernen. Ich bitte, mir heute mit einem Wort durch meine Schwöster antworten zu lassen, ob Sie es könen einrichten, diesen Mann außer der Stadt einen Tag zu sehen. Ich muß Sie nicht biten, meinen Entusiame zu S c h ö n n e n und 20 alles geheim zu behalten, bis Sie selbst gesehen haben. Ich empfehle mich Ihrer Fürbitte, die niemahl gesegneter syn kan als unter den Umstende, die mir Gott gegenwertig geschenkt hat. Ich bin mit aller Hochachtung Ihr ergebener Diener Pestalozze.

25

492. An eine Freundin. [um 1774], Mais n'est-ce pas, vous avez changée d'avis? Cet home-là qui ne fait point de toillete ne vous intresse plus? Sa nonchalance paroit à présent impertinente, même à vous qui dans les environs de 30 Baden n'aurois pas cru qu'on a raison de condamner sa conduite. J e la condamne moi-même — mais je la continuerai jusqu'à la mort, cette nonchalance qui n'a point de bornes et qui excède même tout ce qu'on se peut imaginer. Pensez la patience à laquelle s'est exposée ma pauvre femme 35 en se mariant à un tel certain. Si ce n'étoit pas sa propre non-

41 chalanee qui tiendroit un peu la balance à la miene, elle seroit malheureuse; mais elle ne se soucie pas, si je ne lui répond pas. — Amie, "voudriez-vous avoir la même grace envers moi? Que voulez faire! Il faut ou abandoner l'home — et pour cela vous êtes trop 5 bone — ou le laisser tel qu'il est et avec toute sa chérie. Ça le fait heureux; et si vous pourrois vous résoudre à ça, je voudrais peu à peu à moi-même, et à la fin et au but de penser de moi-même qu'il n'est pas en ordre de se voir chérir et estimer et de faire semblent de ne pas se soucier de l'affaire. 10 C'est qu'il est rien moins que [je] veux; je ne dirois rien. Tout le monde [le] dit, et moi, je n'énome pas faire, ce que tout le monde fait. Au contraire, j'aimais plus de ne me soucier de tout le monde, en me souciant réelement de quelques individus. Cette morale bornée et payene ne peut pas vous choquer — vous qui ne vous 15 souciez non plus que des individus, et que vous avez daigné de votre attention un home qui montre si ouvertement cette d'allure, une si choquante morale. Si seulement votre santé se rétablit, ma satisfaction sera corr>plêtte. Je craignais beaucoup en vous voir partant. Mr. Koller 20 m'a doné plus d'espérance que je n'avais pas. Je vous suplie de nous doner toujours de nouvelles sur ce point. Moi, j'étois depuis votre départ beaucoup inquiété — et quelques fois alarmé ; — je crois que cela fortifie mon âme, mais je ne me peux pas cacher que cela gâtte mon corps ; mais un corps tel que le mien ne 25 vaut pas être conservé à grand soin. Amie, que faut-il écrire de plus, cet diable d'écrire avec une vileté de papier; je ne pouvois venir à but de pouvoir parler un seul mot avec vous. L'abandon tue; je hais cet é c r i v i s s a g e . Adieu, amie de Berne. Je suis de cœur et d'âme votre serviteur.

30

493. Herrn Professor Fueßlin zum Feuermörsel

in Zürich.

Neuenhoff, den 16. Novembris 1775. Insonders hochgeehrtester, teuerster Herr Professor! Ich sende 36 Ihnen dies Jahr abermahl meine Bitte an Mentschenfreunde durch Herrn Schinz zu. Lassen Sie Ihnen meinen für die Mentschheit

42 gewüß nicht gleichgültigen Versuch auch dies J a h r Ihrer Aufmerksamkeit und, wenn es noch angehen mag, Ihrer Empfehlung werth syn. Ich weiß, daß Sie mehr als ville die Schwirrigkeiten meiner sich immer vergrößerenden Endzwekken sehen und mir in dieser Ab- 5 sieht verziehen, daß ich by der Schweche meiner Krefften zu diesen Endzwekken mich mit so vili Freymütigkeit an das Zutrauen meiner Freunde gewendet. Ich habe vor ein par Wuchen Sie, mein teuerster Herr Professor, gebetten, wenn Sie mir Anweisung geben könten, etwas 10 für meinen Bruder zum Abschreiben zu erhalten, der in hier nicht genugsam beschefftiget ist. Ich weiß nicht, ob Sie meinen Brief erhalten; ich bitte Sie hierüber um ein Wort Antwort. Würdigen Sie mich immer Ihrer Fründschafft und glauben Sie, daß ich mit schuldiger Hochachtung und Dankbarkeit verharre, 15 mein insonders hochgeehrter Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozz.

494. A Monsieur Schinz V. D. M. hinter Zeunen

Züric.

20

[Anfang 1776]. Mein insonders hochgeehrtester Herr ! Ich sehne mich sehr, von Ihnen zu vernehmen, in wie weit Sie meinen Wünschen und Bitten in Zürich Hofnung machen und was Sie zur Beförderung derselben für weitere Schritte von mir nothwendig glauben. Lassen Sie mich 25 Ihnen empfohlen syn und schreiben Sie mir bald! Ich sende inzwüschen an einige jüngere Freunde in Zürich solche Exemplar. Wann Sie es gegenwertig noch zu voreilig halten, so bitte mit einem Wort Jgfr. Pestaluz bym Rothen Gater solches zu melden, welche dann etwan acht solche Brieffe zurükbehalten wird. Ich 30 empfehle mich Ihnen gehorsamst und bin mit Hochachtung Ihr gehorsamster Diener J . H. Pestalozzi.

43 495. Herren R . Schinz V. D. M. hinter Zeunen

Zürich.

den 17. Februar [1776]. 5

Mein insonders hochgeehrtester Herr und F r e u n d ! Ich soll Ihnen mit Gegenwertigem äußerst dankbar für die Fortdauer Ihrer Güte und Liebe den E m p f a n g der letstren 35 Gulden, welche mit den ersteren 25 Gulden 60 Gulden betragen, welche Sie in Zürich als B y t r ä g e für meine Anstalt erhalten, bescheinen. io Nemmen Sie meinen innigen D a n k für Ihre fründschaftliche Bemühungen und besonders für Ihren eignen großmütigen B y t r a g gütigst a u f ! Ich werde Ihre Güte in meinem Leben nicht vergessen, ob ich gleich förchte, solche Ihnen niemahl als mit Worten erwiederen zu könen. Darf ich Sie u m die Fortsezung Ihres Wohl15 wollens beten für denjenigen, der mit so vili schuldiger Hochachtung und Dankbarkeit zeitlebens syn soll Ihr gehorsamster Diener J . H. Pestalozz. 496. 20

A Monsieur R . Schinz V. D. M.

à Zuric.

Neuenhoff, den 6. Merz 1776. Insonders hochgeehrtester Herr! Da ich von dato in 14 Tagen auf Anrathen Wildegg und Wildenstein auf Bern [reise], so bin 25 genötigt, Ihnen, mein hochgeehrtester Herr, meine Bitte zu müglichster Beschleünigung eines Theils meiner Hofnungen in Zürich nochmahl höflich zu empfehlen. Senden Sie einige Unterschriften, wann Sie solche haben, an Herrn Orell im Garten, der sich auch bemühen wird! Verziehen Sie diese Ungestümheit! Ich möchte, 30 wenn es müglich were, bald, so bald müglich zum Werk selbst schreiten, und noch vor Ankomfft der Schinznachter alles in müglichster angefangener Ordnung haben, und hierzu ist die Beschleünigung der Sachen absolut nothwendig. Ich kome noch vor der Bern-Reis auf Zürich.

44 Ich danke Ihnen nochmahl herzlich für alle Ihre Güte, die ich so sehr mißbrauche, und bin mit Hochachtung Ihr gehorsamster Diener J . H. Pestalozz. 497.

5

Herren Pfarer Lavater z. g. H. in Zürich. Neuenhof!, den 10. Merz 1776. Hochehrwürdiger! Mein hoch zu verehrender Herr! Nachdem ich von verschiedenen Seiten die angenehmsten Hofnungen habe, meine Anstalt für arme Kinder durch Unterstüzung fortsezen und io zu Stand bringen zu könen, so habe ich mich diesfahls auch an Sie wenden wollen mit demütiger Bitte, diesen Plan, so vili Sie ohnbeschwert t h u n könen, einigen Ihnen bekandten Menschenfreunden gütigst zu empfehlen. Ich versichere Sie, täglich mehrere Sorgfalt anzuwenden, zu den sittlichen Endzweken zu gelangen, 15 die hierinn gewüß mir am Herzen liegen. Ich gehe in etwann zehn Tagen nach Bern, und einige in Bern bekandte Unterschriflten könen von den wichtigsten Folgen für mich syn. Gewüß wird es in Bern für die Ausdehnung Ihrer Hülffe entscheiden, wenn ich in Zürich nach allem Geschehenen noch Zutrauen, Freunde und 20 Göner finde. Ich will Sie nicht mit einem langen Brieff beschweren. Herr Pfeninger kan Ihnen vili geschwinder mündlich einigen Detail von der gegenwertigen Lag der Sach sagen. Herr von Grafenried von Wildenstein hat mich zuerst zu diesem kühnen Schritt auf- 25 gemuntert, und Herr von Wildegg ist auch würklich sehr tätig für meine Absicht, auch Herr Tscharner, Wilhelmi, Rengger, Tschiffeli, Herr Landvogt Gruber, F r a u Obersten Gruber, Herr von Wattenwyl von Arburg, insonderheit M G J k r Ratherr von Werth, sodaß ich keineswegs zweifflen darff, meine Absichten zu erreichen. In 30 Zürich nimt sich besonders Herr Schinz, der diese Anstalt gesehen hat, äußerst freundschafftlich meiner Absichten an. Verziehen Sie meine Frymütigkeit und erlauben Sie, daß ich mich mit Hochachtung nenne Euer Hochehrwürden gehorsamster Diener J . H. Pestalozz.

35

45 498. A Monsieur R. Schinz V. D. M. à Züric. 27. Merz 1776. Insonders hochgeehrter Herr! Wann Sie Ihren für mich gemachten Subscriptionsplan würden zu Händen bekomen, so bitte, ihn Herrn Sensal Pestalozz zu comuniciren. Nemen Sie nochmahl herzlichen Dank für Ihre Bemühungen gütigst an und erlauben Sie, daß ich mit Hochachtung mich neDne In Eil.

Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozz.

499. An Sarasin. Neuenhoff by Lenzburg, den 24. Juli 1776. Insbesondere hochgeehrtester Herr! Sie haben mit besonderer Güte meine kleine Armenanstalt von hier nebst verschiedenen Ihrer Freunde einer betrechtlichen Unterstüzung gewürdiget, und mir selbige durch Herrn Pfarer Schultheß zugesandt. Ich danke Ihnen auf das verbindlichste für dieses gütige freundschafftliche Zutrauen. Ich versichere Sie, daß ich es mir zur gewüssenhafften Pflicht machen wird, den wohlthätigen Absichten Ihres Bytrags zu entsprechen, und daß es an meinem Fleiß und Arbeit gewüß nicht werde ermangeln lassen, um die wünschbaren Endzwekke meines Plans bald in allen ihren Theilen zu erreichen. Ich werde mir ein Vernügen aus der Schuldigkeit machen, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht vom weiteren Erfolg meiner Bemühungen zu geben; gegenwertig arbeite ich mit 22 solcher Kinder, erwarte aber gerade nach der Ernd noch einige und bestrebe mich, neben meinen oeconomischen Endzwekken ihre moralische Erziehung zur Grundlag aller anderen Absichten zu machen. Bis jez geth der Erfolg entscheidend zu den besten Hofnungen, ungeachtet in der Natur der Sach selbst, wo es auf Bildung und etwelche Entwiklung von Rinderen, die meistens des Ellends und Betels gewohnt waren,

46 die Langsamkeit der Progresse sowohl in Arbeitsamkeit als Sittlichkeit gegründet ist. Aber nach überstandenen ersten Jahren, wo offenbare Aufopferung syn muß, steigen die Vorteile einer durch Sittlichkeit geleiteten Arbeitsamkeit auch alljährlich; dieses ist im Kleinen schon Erfahrung des zweiten Jahrs. 5 Nochmahl danke ich Ihnen und Ihren Freunden für die Güte, die Sie für meine kleine Anstalt gehabt und sechs Jahre haben wollen. Seyen Sie meiner Gewüssenhafftigkeit und meines Danks versichert! Darf! ich Sie bitten, den sämtlichen Theilhaberen Ihres gütigen Bytrags diesfahls meinen höflichen Dank und meine 10 ergebenste Empfehlung, besonders an Herrn Merian, abzustatten. Ich verharre indessen mit wahrer Hochachtung Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozze. 500.

is

An Unbekannt. [Erste Hälfte 1777]. Merkis Klage lautet dahin: 1. Hans Roth hat unrichtig gezehndet. 2. Er hat den dreimahligen lauten Zehndruff nicht gethan. 20 3. Er hat mit aüßerster Frechheit und Troz den Zehndbestehern begegnet und die bescheidensten Fragen, wie vili Garben sie an haben, mit der ungesitteten Antwort erwiedert, das gehe sie nichts an. 4. Er hat, da man die Prüfung und Abladung des Wagens begehrt, 25 dieses billiche Begehren abgeschlagen und uns genötigt, ihme das Recht darzuschlagen, nicht vom Plaz zu fahren. 5. Er iit ungeachtet dieses wohlverstandenen Rechtsdarschlags der Untersuchung gewaltetig entwichen. Ich habe ihn gerufen, daß er mich hat hören mögen; aber er 30 hat mir nicht geantwortet. 3. Er verneinet alles unsitliehcBetragen: „Ich habe den Hunziker nicht gekandt, also ware die Antwort, es gehe ihn nichts an, nicht unsittlich; ich habe sogar, da Merki mir die Qualitet des Hunzikers geoffenbart, geantwortet, ich habe acht Garben an 35 und jezo darauf gezehlt."

47 4. Er gesteht, daß man vom Abladen und Untersuchen des Wagens geredt, und sagt daby gar nicht, daß mann auf eine andere Art davon geredt, als es in der Klag geschehen. Wenn man in der Klag anders als richtig davon geredt, hete [man] die Prü5 fung des Wagens begehrt. 5. wird eingestanden, daß er gegen den Rechtsdarschlag entwichen. Dieses Entweichen aber wird mit allerley entschuldiget : 1. Man habe dem Merki anerbotten, in Gegenwarth unpartyscher Menner den Wagen abzuladen und zu untersuchen, io 2. Der Rechtsdarschlag des Zehndbestehers in seiner eigenen Sach verbinde nicht zum Gehorchen. 3. Man hete, wenn mann auf offnem Feld einen Wagen abgeladen und die Garben untersucht hete, auf dem offnen Zehndfeld keinen Zügen finden könen und ohne [solchen] 15 derbe Negatio vom Kläger zu besorgen gehabt. Aus dieser Antwort fallt in die Augen: erstens, daß eingestanden worden, der Roth habe den Rechtsdarschlag des Zehndbestehers nicht geachtet, er sye gegen den wohlverstandnen Rechtsdarschlag der Untersuchung seines Wa20 gens entweichen. Gnädige Herren, dieses Eingestendnis zeiget, daß er den Punkt eingestehen muß, mit dem er den anderen verneinten, nemlich das unrichtige Zehndeii, hat bedeken könen; daß er also von der Klag alles dasjenige eingestanden als den einigen Punkt des unrichtigen Zehndens, den er durch gewaltsames 25 Entweichen hat bedeken könen. Es erhellet fehrner, daß seine ganze Antwort dahin geth, die eingestandenen Punkten zu entschuldigen, zu beschönen, Umstende und Thathandlungen und Resonements anzubringen, die seine eingestandenen Handlungen in ein ihm gönstiges Licht 30 stellen sollen. Nun komt gerade diese Frage: Wie weit belastet das Entweichen gegen den Rechtsdarschlag eines Zehndbestehers? Ist die Handlung des Rechtsdarschlags nicht eine höchst befugte Handlung? Ist der Sicherheit der öffentlichen Einkömffte nicht unum35 genglich nothwendig, daß das Ansehen dieser Handlung geschüzet werde? Merki ist ja gegenwertig gestanden. Das Gesez will cum grano salis dahin verstanden syn, daß mann dreimahl laut ruffe, um in Abwesenheit des Zehndbestehers ein Zeichen seines unverfeng40 liehen Verfahrens zu geben. Wo er gegenwertig ist, ist dieser laute,

48 dreimahlige Zehndruff überflüssig, unötig und lecherlich. Er hat so, wie man einem Nachbar, der nahe by einem steth, ruft, ihm gerufen, daß er ihn wohl h a t gehört haben mögen. R o t h hat ihm nichts geantwortet. Wir sehen hier offenbar eine Entschuldigung, worum der drei- s mahlige laute Zehndruf nicht geschehen, und das Anbringen einer Thathandlung, die an sich etwas andres ist als der Zehndruf, die aber diesen Zehndruf unter den gegebenen Umständen genugsam ersezen würde. Hans Roth will, er habe dem Merki, der so in der Nähe by ihm gestanden, so gerufen, wie mann einem Nachbar 10 zuruft, der in der Nehe ist, daß er wohl hat mögen hören. Er hat ihm geruffen, daß er Antwort erwartet h a t ; aber Merki hat ihm keine Antwort gegeben. Das ist also eine angebrachte Thathandlung, mit deren die Unterlassung des dreimahligen lauten Zehndrufs entschuldiget, be-15 schönet und gerechtfertigt wird. Zweitens: fehrner wird die eingestandene Antwort, das gehe uns nichts an, dahin entschuldiget, man habe den Hunziker nicht gekent, ob dieses gleich ganz unwahr und aus den frechen Schimpfwörtern, die ihm zugeredt worden sind, offenbar ist, daß sie ge- 20 wußt, für wen er da war. So lassen wir das liegen. Aber die Red wird mit einer Thathandlung entschuldiget, er habe dem Merki gesagt, wie vili Garben er an habe. Er baut die —

501. An Frau Große-Pestalozzi.

25

(den 15. Aprili 1777 im Neuhooff). Meine liebe, teure Bäbe! Gottes Seegen über Dich, teure, geliebte Schwester, und über ihn, den ich nie gesehen, der gewüß gut ist, gewüß Dich glüklich machen wird! Denn ich weiß, daß Dein Muth nicht zu schwach gewesen were, alle andere Betrach- 30 tungen dem wahren inneren Glük Deines Herzens nachzusezen. Daß Du auch für uns ruhig syest, auch Freude im Angedenken an uns Dein Herz erquikke ! O wie unabhangend von allem freue ich mich, jede angenehme Aussicht Dir zu sagen, und es scheint, als ob meine Endzwekke auch in einer größeren Ausdehnung erreicht 35 werden sollen. Ich bin siebzig neue Louisdor Jahrsubscriptionen

49 versichert, und das Project ist in Bern allgemein saisirt. Daß Dir das Trost und Beruhigung sye, geliebte Schwester, in den Tagen der schönsten Freuden des Lebens Trost, Hofnung und Erquikung werde, ist, was mein Herz mit Sehnsucht wünschet. 0 5 teure Freündin, wie bist Du jez mir fehrne. — Dein fryer Schweizer Sinn ins Fürsten und ins Bischoffs Land! — Daß Deine Tage heiter und ruhig, daß stille, beruhigte Freude ganz Deinen Glauben an die gute Vorsehung Dir zum Labsahl io und befriedigten Genuß mache! Daß Deine Kinderfreude geseegnete Mutterfreude werde, und Fründschafft [wie hier] so auch in Leipzig Dich glüklich mache ! Bringe uns Deinen Geliebten bald in unsere Gegenden! Sage ihm, daß wir mit den wärmsten Empfindungen uns seine Liebe und Fründschaft ausbitten! Empfehle 15 uns unserer teuersten Frau Tante und sye unserer Fründschafft und herzlichen Liebe versichert! Empfehle uns Deinem Geliebten C.! Glaube mich mit aufrichtiger Fründschafft ewig Deinen J . H. Pestalozzi. 502. An Iselin.

20

Neuenhoff, den 23. April 1777. Insonders hochgeehrtester Herr ! Herr Landvogt Tscharner von Wildenstein sagte mir, daß er Ihnen drei Briefe, so ich an ihn über meine Ideen von Armenanstalten für Kinder geschrieben, com25 municirt, und daß Sie villeicht einigen Gebrauch davon für Ihre Ephemeridien machen könten. Ich muß aber die Fryheit nehmen, Sie höflich zu bitten, da ich würklich keine Copeien von diesen Brieffen habe, und besonders da ich, wenn Sie einigen Gebrauch davon zu machen gedenkten, sie noch einmahl durchzugehen es 30 absolut nothwendig feinde, mir diese drei Briefe zuzusenden. Die Hauptursach aber dieser Bitte ist diese: Man hat von Seiten verschiedener Mentschenfreunde von Bern, von denen meine Versuche unterstüzt sind, Herren von Graffenried von Wildenstein ersucht, den Erfolg dieses Unternehmens zu beobachten. Und da 35 ich meine genzliche Meinung in Beziehung dieser Sach ihm vorlegen möchte, und diese Briefe solche enthalten, so wünschte, ihm 4

Pestalozzi Briefe I I I

50 selbige communiciren zu könen. Ich bitte Sie also höflich, mir solche zuzusenden. Ich hoffe, wenn Sie dies Jahr Schinznacht sehen, so werden Sie mir erlauben, auch Ihnen von meinen Endzwekken und Versuchen einige Nachricht zu geben. Die Güte einiger Göner von Basel macht mir dieses um so mehr zur Pflicht. 5 Verziehen Sie die Fryheit dieses Schreibens und erlauben Sie, daß ich mich mit der schuldigsten Hochachtung nenne, insonders hochgeehrtester Herr, Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozze.

10

503. An Iselin. Neuenhoff by Königsfelden, den 24. Juny 1777. Wohledelgebohrner, mein insonders hochgeehrtester Herr! Ich hatte mir vorgenohmen, inliegenden Brief genzlich umzu-15 arbeiten. Ich bin aber von Gescheiten daran gehindert worden; besonders ware ein sehr unangenehmer Proceß, der mich zwei Wuchen in Bern aufhielt, schuld daran! Ich habe ihn zwahr mit allen Kosten gewunen; aber meine so lange Abwesenheit von meiner lieben Anstalt were mir unertreglich gewesen, wenn solche 20 nicht zum Vortheil meines Etablissements sehr gute Folgen in Bern gehabt hete. Nunmehr bin ich zurük und muß Ihnen den Brief in Gottes Nahmen, so wie er ist, einsenden. E r ist für Herrn Landvogt Tscharner geschrieben, und wenn er unwürdig fürs Publicum, so verziehen Sie es meinen Gescheiten, und ich bitte 25 Sie, ihn alsdann nicht einzurükken. Die Sach selbst wird Ihnen und mir immer wichtiger syn als der Brief, und von dieser kan ich Ihnen je lenger je gegründetere Hofnung zum besten Erfolg versprechen. Und die herzliche Theilnehmung, die Sie in Schinznacht für solche aüßerten, entschuldiget mich, wenn ich Sie 30 herzlich bitte, solche fehrner Ihrer Gewogenheit, Gunst und Empfehlung würdig zu achten. Ich habe die Ehre, mit der vorzüglichsten Hochachtung mich zu nennen, Eüer Wohledelgebohren gehorsamster Diener J . H. Pestalozz.

35

51 504. An Sarasin. Neuenhoff, den 17. September 1777. Insonders hochgeehrtester Herr! Darf ich Ihnen mit warmem, 5 dankendem Herzen byliegende Bitte an Sie und Ihre Freunde, die sich meiner Anstalt annehmen wollen, [zustellen] und Sie bitten, solche denenselben zu communiciren? Ich weiß, daß Sie meine Absichten billigen, und bin glüklich, Menschenfreunde zu feinden, die by meinen wenigen Krefften und io den gewüß großen Schwirrigkeiten des Plans nicht alle Hofnung der Erreichung desselben aufgeben. Ich weiß, Sie sind von meinem eifrigen Bestreben, alles Mügliche zu Erreichung dieser Endzwekke zu thun, überzeugt, und hoffe, durch sehr betrechtliche Ausdehnung der Anstalt Ihnen 15 innert Jahrsfrist angenehme Proben des ganzen Erfolgs geben zu könen. Meine Geliebte erinert sich mit dem lebhaftesten Vernügen der Stunde, die Ihre würdige Frau Gemahlin mit Ihnen uns mit Ihrer Gegenwart beehret. Sie empfihlt sich nebst mir Ihrer Freüli 20 nebst Ihnen gehorsamst, und ich nehme nur noch die Freyheit, Sie höflich zu bitten, Inlag Ihrer freundschafftlichen Teilnehmung und Empfehlung zu würdigen, und habe die Ehre, mit vorzüglicher Hochachtung mich zu nennen, mein insonders hochgeehrtester Herr, 25 Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozze.

505. A Monsieur Pfefïel à Colmar. Neuenhoff, den 1. Oktober 1777. 30

Insonders hochgeehrtester Herr! Ich eile, auf Dero Geehrtestes vom 26. pass. Ihnen herzlich zu danken für die Müh, die Sie zur Recroutierung meiner Anstalt nehmen wollten. Ich muß aber freymütig sagen, daß Französischlernen oder überhaupt bürgerlicher Ton durch meine Anstalt nicht erreicht werden kann als nur

4*

52 zu einer seltenen Ausnahm, wo vorzügliches Genie mich hierzu reizte. Der kleine Feldbau und Webery ist Bestimmung der Knaben, und Spinnen, Garten und Landküche Bestimmung der Medchen, mit Anfengen im Nehen und Lismen. Lesen, Schreiben und Rechnen wird mit Sorgfalt betrieben, aber Rechnen nur zum 5 kleinen Haus- und Landgebrauch; Anfangsgründe, aber darinn Übung und Fertigkeit. Reformirten Religionsuntericht genießen sie mit den Pfarrkindern unsers Dorfs, und so nach meiner Art gib ich mir sehr vili Müh, daß das Wesentliche und Sittliche der Religion ihnen heiter werde; und auch die Vorbereitung zur Com- 10 munion ist ihnen mit den Dorfkindern gemein. Eine Stunde von hier sind zwei catolische Pfarkirchen, in welche alle Sontag eine Familie meines Hauses zum Gottesdienst geth. Für weniger als drei Jahre würde ich keine annehmen, weil völige Erreichung sittlicher und oeconomischer Endzwekke Zeit forderet. Ich nehme 15 gern Kinder von sechs Jahren, aber will denn ihres Bleibens bis ins sechzehnte J a h r versichert syn. Überhaupt ist das tiefste Ellend und würkliche Noth, woher ich am meisten Kinder wünschte: Weysen; denn Kinder, die es schon by Haus gut hatten, sind offt schwirrig. 20 Wegen dem Transport ist es mir umüglich, ein expresses Gefehrt nach Basel zu schikken. Ich will zur sicheren und sorgfeltigen Transportierung derselben gern alles Nothwendige bezahlen. Und da es von Brugg nur zwölf Stund auf Basel ist, und unter den Basler Fuhrleüten auch einige für sehr sorgfeltig be- 25 kandt sind, so ist es gewüß Herrn Sarasin sehr leicht, darüber beruhigende Einrichtungen zu treffen. E r hat mir in Antwort versprochen, diese Bemühung zu übernehmen, und ich habe ihn gebeten, allfehlig, wenn dies das Sicherste were, einen expressen Wagen für sie zu bestellen und mit aller müglichen Sorgfalt zu 30 sorgen, daß die Kinder wohl besorgt auf Brugg spedirt werden, wo ich sie dann abholen werde. Sie dürfen also ruhig sie an ihn addressiren. Ich erwarte mit Vernügen die angezeigte Anzahl Kinder; aber denoch will ich für mehrere warten bis ins Früjahr, daß nicht die Anzahl der neuen auf einmahl zu groß werde. 35 Ein schiefer Fuß hintert nicht am Weben; aber wenn es müglich, ihn zu einer Art Buchhalter zu brauchen, so werde ich diese Ihre Absicht nicht aus den Augen lassen. Denn ich wiederholle, daß es mir eine unendliche Freüde syn wird, diese Kinder von Ihnen erhalten zu haben. 40

53 Verziehen Sie, ich schreibe mit einer verwundeten Hand, die Nachlessigkeit dieses Briefs. Gönen Sie Ihre Wohlgewogenheit immer den Endzwekken dessen, der mit aller Hochachtung sich nent, insonders hochgeehrtester Herr, Dero ergebenster Diener 5

J . H. Pestaloz.

P. S. Ungeachtet ich in Beziehung des Französischen es muß für einmahl by meiner Antwort bewenden lassen, so werde denoch den Gedanken, wie weit sich auch dieser Endzwek mit der Anstalt verbinden lassen, in reife Ueberlegung nehmen. Ihr Junge, 10 der französisch list und schreibt, redet er es etwan auch? Das were mir lieb. Und noch das: Mädchen von 16 J a h r sind zu alt für meine Endzwekke, nicht Knaben.

506. 15

Herren Grichtsherr Sarassin meinem hochgeehrten Herrn z. g. H. in Bern. Neuenhoff bei Brugg, 13. November 1777.

Insonders hochgeehrtester Herr, mein teuerster Freund und 20 Gönner! Ich bin so ganz von den warmen Gesinnungen Ihres fründschailtlichen Herzens versicheret, daß ich Schritte, die ich gegen niemand ander wagte, gegen Sie, mein teurer Freund, ohne Bedenken thue. Ich muß gegenwertig, da ein zweifacher Hagel meinen Jargang 25 vast ganz zernichtet, meine Winterprovisionen vast genzlich kauffen, und Sie wüssen, wann mann ohngehemt dieser Art Sachen thun kan, so erleichtert mann sich sehr; und in dieser Lag ist mir der Eingang von jeder Summ gegenwertig wichtiger als im ganzen Jahr. 30 Mein Freund, nicht wahr, Sie mißbilligen die Kühnheit nicht, mit welcher ich Sie in dieser Lage bitte, wann Ihnen etwas Gelts für mich zu Händen gekomen, mir solches so bald müglich zukomen zu lassen? Mein Teurer, verziehen Sie ! Ich gehe durch unendliche Schwir35 rigkeiten den Weg, der vast über meine Krefte ist, aber, wills Gott,

54 bald beruhigender wird. J a , mitten in allen Schwirrigkeiten erhöhet sich der Abtrag der Arbeitsamkeit täglich, und der Kinder sind jez schon vierzig; und im Früjahr biete ich allen Krefften auf, sie sehr zu versterken. Die Zeit, in der ich noch aufopfere, wird sehr bald enden, und die Tage des Genusses aller dieser Vor- 5 arbeit werden alles ersezen! Mein Freund, wenn ich einst ausgewartet und durchgestritten, dann sage ich Ihnen noch Tausendes von der gegenwertigen Lag. Ich empfehle mich Ihnen, meine Geliebte Dero Frau Gemahlin, und bin mit Hochachtung und Dankbarkeit, insonders hochgeehrtester Herr, mein treuer Freund, 10 Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozz.

507. An Rudolf Schinz. Neuenhoff, den 16. November 1777. 15 Insonders hochgeehrtester Herr! Darf ich Sie, mein erster und eifrigster Beförderer meiner Bitte in Zürich, auch dies Jahr bitten, meinen Endzwekken Ihre alte Gewogenheit nicht zu versagen, um Inlag — an meine hochgeehrten Herren, Herrn Unterschreiber Escher, Herrn Landvogt Meiß, Herrn Fueßli zum Feuermörsel, 20 Herrn Salomon Escher, Herrn Orelli im Garten, Herrn Frey und Pestaloz auf dem Münsterhoff, Herrn Pfleger Heidegger, Herrn Bürkli, Herrn Landolt — Herrn Hirzel, J a c . Cristoph Sohn zum Napf, Herrn Vögeli V. D. M. in der Färb und Herrn Lavater von Altstetten zu comuniciren und Ihrer Empfehlung zu würdigen. 25 Nemen Sie nochmahl meinen herzlichen Dank für die große Güte und das Zutrauen, welches Sie in der größten schwankenden Zeit meinen Absichten und Bemühungen geschenkt, und lassen Sie mich forthin dieses Ihr Zutrauen und Ihre Güte genießen! Ich kenne den Grad der Verbindlichkeit, den ich Ihnen schuldig bin, 30 und werde in meinem Leben nie Ihrer so besonderen thetigen Güte gegen mich vergessen; und ich hoffe, der Erfolg meines Unternehmens werde, ungeachtet seines langsamen Gangs, dennoch einst Ihnen einige Belohnung für Ihre edle Güte werden.

55 Ich empfehle mich Ihnen auf das angelegentlichste und bin mit besonderer Hochachtung, insonders hochgeehrtester Herr, Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozze. 5

508. Herrn J . R. Schinz V. D. M. hinter Zeünen in Zürich. Neuenhoff, den 9. Dezember 1777.

Mein insonders hochgeehrtester Herr und Freund! Ich danke io Ihnen sehr für die gütige und wohltetige Bemühung, die Sie auch dies Jahr für meine Anstalt übernohmen. Ich ware schon von Zürich verreist, als mein Schwager Ihr Billiet erhalten. Ich wollte Sie by Ihren villen Geschefften nicht beunruhigen, sonst hete ich Ihnen damals meine Aufwart gemacht. 15 Ich sende Ihnen nach Ihrem Befehl Quittung für diejenigen Herren, welche unterschrieben haben. Verziehen Sie die Bemühung und nemen Sie meinen herzlichsten Dank für die Hülfe, die auch Sie mit Ihrer Unterschrift meiner Unternehmung gegeben, gütigst auf, und glauben Sie, daß ich mit allen Kreften darnach 20 trachten werde, die Anstalt Ihrer wohltetigen Güte würdig zu machen! Ich habe inzwüschen die Ehre, mit aller Hochachtung zu syn, mein insonders hochgeehrtester Herr Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozz. 25

P. S. Ich habe Datum und die Sum an meisten Orthen en blanc gelassen, weil ich nicht wußte, ob jemand endren werde. 509. An Rudolf Schinz. den 19. April 1778.

30

Mein insonders hochgeehrtester Herr und Freund! Der gütige Antheil, den Sie immer an dem Fortgang meiner Endzwekke genohmen, macht es mir zur Pflicht, Ihnen die fründschaftliche

56 Art, mit welcher die oeconomische Geselschaft in Bern meine diesjährige Relation bekandt gemacht, hiermit zu comuniciren. Ich weiß, daß es Ihnen eine wahre Freude ist, daß ich byfügen kan, daß ich durch den standhaften Eifer meiner dortigen Göner je lenger je wichtigere und beruhigendere Aussichten für meine 5 Anstalt erhalte. Ich werde in meinem Leben nie vergessen, wie vili ich in dem mißlichsten Zeitpunkt Ihrer standhaften Güte zu danken hatte. Verziehen Sie mir diese Fryheit und machen Sie uns diesen Summer das angenehme Vernügen, uns auch einige Augenblike 10 auf unserem Landgut zu gönen! Ich bin mit wahrer Hochachtung und ergebener Dankbarkeit meines hochgeehrtesten Herrn gehorsamster Diener J . H. Pestalozz.

15

510. An Iselin. Neuenhoff, den 16. J u n y 1778. Ihre Aufforderung, mein edler Herr, in meiner L a g weisem und sorgfeltigem Rath zu folgen, ist mir so wichtig, und ich sehe selbst 20 meine Schritte in diesem Zeitpunkt in einem Gesichtspunkt an, daß Sie nicht zweiflen dürfen, jedes Opfer zur Erhaltung meiner Anstalt werde mir liecht syn. Ich fühle ganz, daß vom Erfolg oder Nichterfolg meiner Anstalt das Urteil viller tausend Mentschen über das Wahre oder Falsche meiner Vorschläge abhangen wird, 25 und daß also die Sach der Wahrheit und der Mentschheit von meinen Fehleren leiden möchte. Aber, edler Mann, syen Sie ruhig! Es ist keine billige Forderung, keine Sicherheit, die meine Famillien wünschen kan, zu der ich nicht mit Freuden Hand biethen werde. Es ist keine Lei- 30 tung, keine Einrichtung, die zur Äufnung des Gescheffts dienen kan, der ich mich nicht unterziehen, ja selbst kein Last so unbillig, den ich nicht, wenn seine Ertragung die Anstalt sicherstellen wird, mit Freuden tragen werde. Syen Sie also ruhig, es ist am Tag wie zweimahlig zwei vier, daß by einer ordentlichen Lei- 35 tung der Unternehmung, zu der ich jez Hülfe habe, alle Fehler

57 retablirt und die Sach ohnzweideütig auf einen festen und daurhaften Fuß gesezt werden kan. Eben so wahr ist, daß durch Unterbrechung der Sach % eines Capitals, dessen Tragbarkeit keinen Wiederspruch mehr hat, genzlich zernichtet würden. Also 5 sind die Gründe, welche die Aufrechthaltung der Unternehmung erwarten lassen, außer Zweifel. Wahr ist hingegen auch, daß dieselbe in ihrer gegenwertigen Lag eine genzliche Umgießung und Reforme erfordert. Es wäre die ganze Sterke und Einsicht eines weisen und entschlossenen 10 Manns nothwendig, auf der einen Seiten das Wahre und Gute der Sach in der tiefen Verwirrung der Umstenden ganz durchzusehen, auf der anderen Seiten die Ursachen der Fehler eben so wohl als die Fehler selbst einzusehen, und den Quellen der Fehler ebenso wenig zu schonen als dem Fehlenden, is Syen Sie ruhig, die Sach ist in ihrem Wesen geprüft, und ihre Wahrheit und alle Größe tröstender Hofnungen, so in ihr liegen, hat keinen Zweifel mehr ! An der Hand Herrn Tschudi steigt mein Muth wieder täglich. Er wird mich vor den Fehleren meiner Lebhaftigkeit bewahren, das darf ich seiner bedechtlichen, in 20 großen Unternehmungen geübten Thetigkeit, seinem ruhigen, vesten, gleichen Charakter von ganzem Herzen trauen. Glauben Sie also ruhig, daß ich alles zur Erhaltung meiner Anstalt thun werde, und trauen Sie meinem Herzen! Ich bin mit Hochachtung und Dankbarkeit Ihnen, hochedelgebohrner Herr, 25

Ihr ewig verbundener und gehorsamer Diener Pestalozze.

511. An einen Schwager. den 9. September 1778. 30

und allenthalben die so offenbahr vortheilhaffte Leit u n g und Aufsicht, so in meiner Anstalt seyn kann, nicht genießen. Man forsche mit dem Auge eines Fabricanten den Yortheilen der äußerst simplen Übersehbahrkeit, der so sehr erleichterten Aufsicht und Leitung so zusammenarbeitender Menschen, der 35 offenbahren Erleichterung, die Arbeiter zu jeder Verfeinnerung der

58 Tücher emporzubilden, den wichtigen Folgen der Nacheiferung, dem durch Ordnung festgesezten ganzen Tagesgenuß, der von zerstreuten Arbeitern so wenig ganz genossen wird, der Abschneidung der Betrugsgelegenheit usw., man forsche mit dem Auge des Oeconomen den Vortheilen nach, welche hundert Men- 5 sehen, die zusammen leben, im Genuß ihrer Bedürfnisse vor hundert zerstreuten genießen, den Vortheilen des Zusammenkauffes ihrer Bedürfnisse im Großen gegen den Detail in Zeit und Gelt, der hundertfachen Vertheilung des Verlustes im Kleinen, des Trukes, in dem der niedere Arbeiter vom Wirth, Bek und 10 Müller liegt. Das bloße Essen von hundert zerstreuten Arbeitern, wie viel mehr Zeit, Hände, Holz und Abgang muß seyn gegen das Bereiten der gleichen Speis in einer Küche. Alle allgemeinen großen Hauserspahrungsvortheile sind im Kleinen dem zerstreuten armen Arbeiter zu genießen unmöglich, und hingegen in der Ver- 15 waltung einer allgemeinen großen Hausoeconomie unendlich wichtig. Mann erforsche die Natur dieser Betrachtungen und dann sage man mir, ob die Lage der Umstände und die Natur des Plans nicht wesentlich wichtige Vortheile zu unserm Entzweke auf- 20 fallend anbiete ! Nach den allgemeinen Grundsäzen des Plans wird der Arbeitslohn, simplificirt in den Genuß der Bedürfnisse des Lebens, zum Vortheil ihrer Pflanzung am Orth ihres Wachsthums bezahlt, folglich wird der Gebrauch des umlauffenden Erwerbungszeichens dieser Bedürfnisse, des Geltes, in eben dem Grad ver- 25 ringert, als der Product des Guts in der Vermehrung der Massa, der gepflanzten Bedürfnisse sich erhöhet. Ich kann mich nicht enthalten, zu sagen, daß ich in d i e s e r I d e e Grundlag zur Möglichkeit der größten Dinge sehe. Diese Verringerung der Geltmassa, die der Fortgang des Ideals erreichen wird, erspahrt dem Unter- 30 nehmer alle Zwischenverluste des Verkehrs, und dabey wirkt hier der getheilte Vortheil des Pflanzers und des Fabricanten nach einem Ziehl und Zwek, daraus denn eben der Zusammengenuß der verschiedenen Gewinste, der im alten Gang so sehr zwischen Fabriq und Landbau getheilt war, entstehet. Noch ist aber nur 35 eine Seithe des Ideals berührt, und es hat viele. Als Erziehungsanstalt zu Fabriqendtzweken betrachtet, ist nichts auffallender, als daß es der einfachste, sicherste Weg ist zu Erhaltung der ausgebildesten Arbeiterpflanzschul, zum größten, zur möglichsten Verfeinerung emporstrebenden Etablissement. Der Knab voll- 40

59 endet sich zum feinen Weber, lang ehe seine Zeit aus ist, und sein Genuß ist ohne Vergleichung wohlfeiller und abträglicher als des gedungenen und ungekanten Weberknechts. Auch genießt die Sach als Erziehungsanstalt zu diesem Ent5 zweke Handbiethung der Obrigkeit und einen nach dem Grad ihrer Vervollkomnung wachsenden Schuz und Unterstüzung, sie genießt die immediate Aufmerksamkeit des erleuchtesten und großmüthigsten Commercienraths und andrer Tribunalien-Anwartschafft auf Kinder mit Tischgeld unter obrigkeitlichem Anto sehen, allgemeine Aufmerksamkeit und Gewogenheit der edelsten und wichtigsten Männer der hiesigen Gegend und einiger andern Orthe. Ein Werk, das in seinem Wesen unabhangend von allem diesem gut ist, zu welch Hoffnungen werden so begünstigende Umstände die Sach emporbringen? Auch die Erreichung der sitt15 liehen Erziehungsendzweke werden ohnfehlbar gute Folgen für die Oeconomie der Anstalt haben. E s ist nicht möglich, daß diese Kinder alle, nachdeme sie viele Jahre lang mein Herz mit Vattertreu genossen und unter ihren Bedürfnissen genugthuenden Umständen mit aller Liebe, Aufmunterung und Entwiklung, die die 20 Anstalt geben kann, angeführt worden, nicht mein Haus, auch wann sie ausgelehrt, anderen Arbeitsbläzen vorziehen werden. Das Wichtigste von allem ist dieses : Der erreichte Endzwek des Plans wird ohnfehlbar die Sach des Staats, wesentliches Intresse des hohen Standes werden, wann er einst mit allen seinen Folgen, 25 die so leicht erreichbahr sind, fest dastehet, und bey dem niedersten Volk des Landes Arbeitsamkeit, Sitten, Industrie und Kentnis ausbreiten wird. So ist die Wichtigkeit und Größe meiner Entzweke auffallend, aber die ganze Erreichung dieser Entzweke wird völlig von der Arth und Weise, mit welcher das Werk be30 trieben wird, abhangen. Und die Laage der Sache ist so, daß es von unendlicher Wichtigkeit ist, allen den Gang der Sache unterbrechenden Fehlern ein Ende zu machen und in allen Theilen der Sach diejennige Genügsamkeit, Ordnung, denjenigen beruhigten stillen Gang herzustellen, den ein Unternehmen von so großen 35 Entzweken haben solle. E s soll nirgend Mangel des Nothwendigen die besten Folgen der Arbeitsamkeit und des Vortganges des ganzen Wesens schwächen, nirgends Mangel des Nothwendigen den Gang der Sache kostbahr machen, nirgends durch Mangel Umtrieb, Kosten und Schaden erfolgen. Unordnung und Mangel 40 in so großen, allein durch die genaue Leitung des Details vor-

60 theilhafften Laagen führet in unendliche Verwirrung und unübersteiglichen Schaden. Also ist die Erfüllung dieses Bedürffnisses der Anstalt ohnumgänglich nothwendig, und seine Nichterfüllung ihr unausbleiblicher Ruin. Gebäude, nöthiger Hausrath, die Kleidung, die Wäsche der Kinder muß so seyn, daß nicht Leiden 5 und Ellend ihren Muth schwächet, ihre Arbeitsamkeit hemmet und die Achtung und den Gehorsamm des Volkes gegen die Vorsteher der Anstalt schwächet, so syn, daß nicht weiters durch auffallendes Ellend die Hoffnungen und die Wünsche der Regierung und der Menschenliebe, die Schuz und Hülffe anbiethet, nieder- 10 geschlagen, in ihrenUrtheilen verwirret und weggeschreket werden, so seyn, daß Arbeiter, die Ehrenleuthe sind, als Lehrmeister und Aufseher der Anstalt gerne bey uns wohnen. Es muß in der Hand des Unternehmers, in der Hand der Vorsteher der Anstalt so viel Krafft liegen, alle Jahrbedürffnisse, allen Arbeitsstoff zu rechter 15 Zeit genugsam und vortheilhafft zur Hand zu bringen. Alle Arbeitswerkzeuge müssen im Stand einer zwekmäßigen Brauchbahrkeit seyn. Die Arbeitsamkeit der Kinder muß unter der Aufsicht einer genugsammen Anzahl erwachsener, mit ihnen arbeitender Persohnen genau beobachtet und geleitet werden; das 20 ist der einige Weg, sie in Ordnung und Abtrag zu bringen. Allen diesen Bedürfnissen der Sach ohne Aufschub genug zu thun, ist unausweichliche Nothwendigkeit, weil jeder Aufschub und jede Säumnis Verlängerung eines entsezlichen, auffressenden Schadens ist. 25 In diesem Gesichtspunkte ist auffallend, daß der Ernst, mit dem Herr Tschudy die eillende Betreibung der Erfüllung aller dieser ohnumgängigen Bedürfnisse fordert, natürlich und recht, auch wann es jezo schon wehe thun solte. Pflicht ist der betreibende Ernst des Manns, der keinem fressenden Schaden weiter 30 zusehen soll, wo Seegen, Trost, Beruhigung und Freude möglich wäre. Du wirst ihm aber, wann es einst erstritten, eben so warm danken, als wann es nicht wehe gethan hette. Um aber richtig zu beuhrtheilen, ob der Grad des Erfolges, den die unzweydeutigen Umstände der Laage erwarten lassen, des Aufwandes und des 35 Vorschusses wehrt seyen, den mann dazu begehrt, muß man beherzigen : 1. Den unausweichlichen, großen, unwiederbringlichen Verlust, den die Unterbrechung einer Sache, in deren Zurüstung man bis zum Unsinn weit gegangen were, nach sich ziehen würde. 40

61 2. Den wahren Grad der Abträglichkeit des fortgesezten Plans richtig zu beuhrtheilen, mußt Du alle verlohrne, zu Grunde gegangene Summen für einst bey Seithe sezen, Du m u ß t Gut, Haus, Mobilien, kurz alles, was izt noch da ist, in einen wahren, ihrem 5 jezigen Abtrag und Gebrauch angemessenen Anschlag bringen. W a n n dann so der Totalwehrt der Besizung, folglich die Summa des jezigen Capitalfonds ausgemacht ist, so sezest Du diejenige Summa, die zur Vollendung der Sach nothwendig, hinzu, und auf diesem F u ß findest Du den wahren Generalfond der vollendeten io Unternehmung, wie er wahrhafft ohne Ideal und Chimeren daseyn wird. Der Abtrag der Unternehmung muß denn in diesem wahren Capitalfond den Maßstab seiner mehr oder mindern Größe suchen. Um aber diesen Abtrag nach den ohnfehlbahren Folgen des 15 Plans idealiter und zum voraus überhaubt beuhrtheilen zu können, mußt Du die Folgen der Unternehmung nach ihren verschiedenen Gesichtspunkten einzeln betrachten. Du mußt zuerst prüffend forschen und mit Sorgfalt und Meßigung zu beurtheilen suchen, auf welchen Grad in sechs oder mehr 20 Jahren durch die Fortsezung des Plans der Capitalwehrt der Landbesizung sich erhöhen werde, und dieser P u n k t ist unter Voraussezung, daß den Bedürfnissen des Hoofs zu den wichtigsten Verbesserungen genug gethan werde, von der betrechtlichsten Wichtigkeit,. Wann Du den unzweifelhaften P u n k t der in dieser 25 angenohmenen Zeit leicht erreichbahren Capitalerhöhung des Gutes gefunden, so zertheilest Du diese Summa nach Abzug des Behörigen in so viele Jahre und sezest sie als so viel einzelne Jahrgewinn an. Dann wirffest Du Dein Aug auf steigenden Jahrgenuß der Producte des Gutes. Hernach betrachtest das Unter30 nehmen als Fabriq in seinen inneren Folgen; dieses soll unabhangend von jenem also geführt werden, daß vom Augenblik der gänzlichen Genugthuung der Sache jeder einzelne Arbeiter teglich mehr als sein Brod verdienen soll. Wer solches nach hergestelter Ordnung und der einer der Leitung der Sache genug35 thuenden Einrichtung nicht verdient, wird verabschiedet. Freylich wird bey den Kindern der Uberschuß einzelne wenige Kreuzer seyn ; aber darum muß uns auch ihr Bleiben und der Genuß ihrer späteren Jahre versichert werden. Aber auch die wenigen Kreuzer sind, bey dem Zusammentreffen der übrigen Umstände und im 40 Ganzen berechnet, vieles, werdens aber erst durch die Vergrö-

62 ßerung der Anstalt augenscheinlich werden. Ihre Natur fordert Größe, indeme die wesentlichen Gewinste derselben im Genuß vieler kleinen Vortheile, im theuren Vorkauff gemeiner Landesproducte etc. bestehen, und sobald dafür stehet, daß niemand in der Anstalt soll behalten werden, der nicht einzeln vortheilhafft 5 dastehet, so hat die Ausdehnung derselben weiter keinen Risquen, sie ist vielmehr wesentlich nothwendig, indem die Größe des Erfolges nur durch sie erziehlet werden kann. Ich muß, um gänzlich zu überzeugen, hier detailiren: Seze, ich gebe 30 Menschen alle Tage an Kraut, Gemüs, Erdspeisen, Milch etc. jeden p. 1 Bazzen io ab meinem Gut, so gebe ich wöchentlich p. Fl. 14 ; auch habe einen Gebrauch von meinen Producten gemacht, der außerordentlich groß, aber es langt nirgend hin, die Sach ist zu klein. Seze jez aber, ich betrachte diesen Abtrag und Gebrauch als Probversuche und pflanze solche Producte für 100 Menschen zu einem Neulouisd'ors 15 wöchentlich, folglich mehr als 200 Neulouisd'ors Jahrabtrag, und zu Erreichung dieses Endzwekes ist meine Besizung beweisbahr fähig. Seze, ich habe einst unter 100 Arbeitern 35, die als Weber 2 Bazzen p. Tag verdienen, seze noch 2 Bazzen bis 10 Kreuzer Gewinst an den Tüchern, welches einer wohlbesorgten Fabriq 20 nicht entgehen kann, und bemerke, wie in den 100 Arbeitern der Verdienst von 5 Bazzen bis auf wenige von 10 Kreuzern nur allgemach zurükgehe. Dann überlege, bis auf welchen Punkt die erhöheten Producte des Gutes die Bedürfnisse dieser Arbeiter befriedigen können, dann rechne, und es ist nicht möglich, daß Dir 25 nicht einiges Liecht von der Wichtigkeit, Größe und Ohnfehlbarkeit der Folgen dieser Unternehmung aufgehen müsse. Endlich muß man, den Grad des Erfolgs zu beurtheilen, nicht vergessen, daß eine Unternehmung, die in ihrem Wesen so auffallend die Sache des Staats selbst ist, eine Unternehmung, die schon so 30 sehr die Aufmerksamkeit einiger Regierungsstellen und die allgemeinen Wünsche der Menschenliebe rege gemacht hat, auf verschiedene Art Unterstüzung, Handbiethung, Aufmunterung, Schuz und Ansehen erhalten wird. Und mann muß den Gang solcher Dinge wenig kennen, wann 35 man die Größe, Wichtigkeit der Hoffnungen dieses Punktes nicht fühlet. Es ist mir inige Freude, vorauszusehen, daß dann, wann die Haubtsach einmahl erstritten und die Folgen derselben feststehen, die wohlthätigen Gesinnungen vieler Menschenfreunde mit warmen Herzen einer Anstalt ihre Vollendung erleichtern werden, 40

63 welche sich derer annimmt, die im tieffesten Grad des Elends ohne Hoffnung des Erfolges so lange verachtet schmachteten. Freud und Trost ist mir die Hoffnung, mann werde durch den Erfolg überzeuget werden, daß ich mich nicht der Narrheit meines Kopfs, 5 nicht dem Ehrgeiz meines Herzens aufgeopfert, sondern aus vernünfftigen Gründen die Möglichkeit der Erreichung großer Endzweke für die Menschheit und mein Haus vorausgesehen. Diese Hoffnungen von Unterstüzung und Hülffe, mein Bruder, müssen nicht von Dir im Unrechten Liecht angesehen werden. Entfernt, 10 daß hierin entehrende niedere Betteley seyn solte, bin ich vielmehr überzeuget, daß das Unternehmen, so wie es in allen sittlichen und Politic-Vuen ausgeführt werden soll, gänzlich nicht eine particulare Sache, sondern öfentliche Handbietung für die allgemeine Erziehung der Armuth, die, indeme sie Wohlthatten 15 genießt, nichts empfängt als Mitwirkung gleich edler Gesinnungen der Menschenfreunde zum allgemeinen Endzweke einer Anlaage, die an sich Staatssach ist. Kein Edelman würde sich in gleichen Unternehmungen der Wohlthatten seines Fürsten und der mildthätigen Mitwürkung seiner Mitbürger schämmen. Also ist 20 auch in meiner Hoffnung nichts Beschämendes, daß ich durch die Erziehlung der wichtigen Folgen der Anstalt mich dahin versichern könne, der fortdauernde Genuß hoher Begünstigungen und wichtiger Unterstüzung werde mir fehrner die Opfer erleichtern, mit welchen ich die Erreichung so wichtiger Endzweke zu erziehlen 25 gesucht. Aus diesen Betrachtungen über die Natur der Unternehmung fließet, daß das Wesen des Plans derselben darin bestehet: 1. Es soll durch den Fortgang der Unternehmung die Erhöhung des Capitalwehrts meiner Besizung erziehlet, der J a h r abtrag sich merklich vermehren und die zum Endzwek der Capi30 talerhöhung des Gutwerths vorteilhafften Umstände des Locals benuzet werden. 2. Der Jahrproduct des Gutes soll durch Daseyn eines arbeitenden und ihn aufzehrenden Hauses in seinem innern Wehrt erhöhet werden. 35 3. Wann den Bedürfnissen der Anstalt genug gethan worden, so soll dann weiter keine Persohn in der Anstalt stehen, die nicht einzeln ihr Brod verdient, folglich weiter die Anstalt nicht in Risico gesezet werden. 4. Das Anwachsen der Kinder wird die Anstalt des Steigens 40 ihres Verdienstes in einer stärkeren Progression versichern.

64 5. Die Verfeinerung der Tücher soll durch Annahme guter Webermeister und die Verfeinerung des Gespunstes durch mitarbeitende Spinnerinen zu erreichen gesucht werden. 6. Unter diesen Voraussezungen soll die Vermehrung des Volkes mit den genausten Anorden gesucht werden, weil sie auf diesem 5 Fuß ohnfehlbahr Erhöhung des Abtrags der Unternehmung seyn muß. 7. Mann wird durch die alj ährliche Vermehrung der Landesproducte alj ährlich die Geldausgabe zu verringern suchen. 8. Mann wird nach in Ordnung gebrachter Unternehmung alles io thun, den Schuz der Obrigkeit und die Hülffe der Wohlthettigkeit für das Unternehmen zu erhalten, und man ist für den Fall zum voraus die Handbiethung des löblichen Commercienrathes, mehrerer vertischgelteter Kinder, Erhöhung der Subscriptionen, Begünstigung im Holz und anderes versichert. Um aber noch neher 15 zu zeigen, daß diejenigen Vorschüsse, welche die Umstende der Anstalt fordern, zu leisten unumgängliche Nothwendigkeit sey, bitte ich Dich, die Natur der Vorschüsse neher zu erwegen; sie bestehen : 1. In Bezahlung der gegenwärtigen Schulden. Dieser Punkt 20 ist nicht sehr groß, und Du hast in Verschreibung meines Mobiliareigenthums mehr als den Wehrt davon versichert erhalten; zudem werde ich alles thun, diese Bezahlungen soviel möglich zu verschieben. 2. Der nöthige Vorschuß zu Gebäuden, Möblirungen ist in 25 mehrern Theilen schon gegeben, er ist zum Theil bleibendes Guth, und überdas wichtige Erhöhung des Capitalwehrts der Besizung, die so delabrirt, als sie war, bald in gänzliches Nichts gesunken were. 3. Der dritte und wichtigste Theil bestehet in genugsammen Fond für Fabriq, Genügsamkeit, der Natur der Sach und ihrem 30 Wesen genug zu thun, beruhigte Kreffte, die Baumwolle, das Garn zu rechter Zeit und in jeder sich ergebenden Gelegenheit kaufïen zu können, Kreffte, die Localumstände von benachbahrten Webern, Spinern zu nüzen, kurz, dem Ganzen beruhigtes und genugthuendes Leben zu geben, und auch bey Dir die gemachten Tücher 35 mit Ruhe einige Zeit liegen lassen zu können, enfin die möglichen Vortheile aus dem Wesen ziehen zu können. Aus diesem erhellet, daß die Natur der Vorschüsse, welche die Anstalt bedarf, also beschaffen, daß der erste unausweichlich, aber nicht sehr groß und nicht ganz gegenwertig pressirend, daß der 40

65 zweyte ohne Gefahr der Delabrirung des ganzen Wesens, ohne Gefahr eines dreifachen Verlustes im Ganzen ebenso unausweichlich und in sehr betrechtlichen Theilen schon überstanden seye ; der dritte, der weit der wichtigste Punkt ist, fordert garnicht 5 aufopfernde todte Fonds, sondern Arbeitstoff und Arbeitslohn, für dessen wirkendes und gewinnendes Daseyn monatliche Rechnung von einem Mann anerbotten wird, dessen Kauffmansgeist Du kennest und ehrest. Es sind Sumen, deren Daseyn Grundlage zu einer alles erleichternden Circulation und zu einem angemeßnen äußern Credit geben wird, der in seinen Folgen dem ganzen Wesen 10 eine erleichternde Richtung geben wird. Mein Schluß gehet dahin, daß aus allem erhelle, daß die Vollendung des Werkes ohne weitern Risquen große wichtige Vortheile verspreche, und daß seine Unterbrechung unausweichlich einen gewaltig großen Verlust verursachen muß. Es würden hier 15 natürlich Betrachtungen folgen, auf wen dann nach der Natur der gegenseitigen Verschreibungen dieser Verlust fallen müßte; aber ich will jezo von diesem schweigen, und Gott weiß, wie mit warmem Herzen ich für Dich die Verhütung jedes Unglükes suchen will ; wills Gott, wird niemahl die Verlezung der heiligsten Pflichten 20 fehrnere Sorgfalt für Dich mir unmöglich machen.

512. An Pfarrer Kaspar Schultheß. (19. Novembre 1778). Mein Lieber! Ich bitte Dich, so vor morgen eine Verenderung 25 vorgehen sollte, mir es sagen zu lassen, damit ich mich darnach richte. Ich bin heute bis jez mit Heinrich mit mehrern Pl[änen] bescheftigt. Lasse mir es sagen, wo ich jez nachkomen soll! Lebe wohl und glaube an das Herz Deines tausendfach bewegten P.

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Pestalozzi Briefe I I I

66 513. An Iselin. Neuenhoff, den 25. November 1778. Edler, verehrenswürdiger Herr! Meine Anstalt ist gerettet. Ich bin nach einem Ellend, das alles, was mann sich vorstellen kann, 5 übersteigt, in den fryen Besiz eines meinen Endzwekken genügsamen Eigenthums gesezt und von meiner Familien durch mich beruhigende Tractaten getrent. Meine Geliebte hat mit Aufopferung ihrer sämtlichen Hofnungen diesen Yergliechungstractat müglich gemacht, und Herr Tschudi hat im ganzen Geschefft vor- io treflich gehandelt und meinen Muth mit Erheiterung meiner Begriffen in diesem Geschefft so gesterkt, daß ich mit der vestesten Überzeugung eines mich befriedigenden Erfolgs alles anwenden werde, diese Anstalt in Ordnung zu bringen. J e wichtiger aber mir täglich die verschiedenen Seiten meiner Endzwekke werden, desto 15 mehr Sorgfalt bin ich den Mesuren schuldig, die ich nunmehr zu ergreiffen habe, indem dieser leste Effort, den ich der Sach jez geben werde, genzlich entscheiden muß, und wenn er fehlschlagen sollte, keine weitere Müglichkeiten mir zur Erreichung dieser Endzwekke übrig blieben. Es ist in diesem Gesichtspunkt, daß ich mir 20 vornehme, mir einen Abend von Ihnen in Basel auszubitten, um mit Ihnen über dieses Gescheit mündlich zu reden und Ihres Raths zu pflegen. Ich habe die Ehr, mit verehrender Hochachtung zu syn, hochedler, insonders hochgeehrtester Herr, Dero gehorsamster Diener 25 J . H. Pestalozze.

514. Herren Pfarrer Schultheß Neuenburg z. g. H.

Zürich.

(28. Novembre 1778). 30 Mein teurer Lieber! Daß es meine Seele inigst erquikt, die Hoffnung des Lebens für Dich, das weißt Du. Daß ich b y Schinz alles gethan, was ich t h u n kan zu Deinem Endzwekk, daran zweifelst Du nicht. Daß aber Schinz jezo noch nicht Quittung gibt,

67 das laß Dich nicht beunruhigen! Wann alles außer Schinz berichtiget ist, so soll er Quittung geben, oder ich will keinen F u ß breit Land mehr im Bernbieth besizen. Also kanst Du hierüber ruhig syn, auch der billichsten Dispositionen von Schinz, der jez 5 mit Zeerleder suchen wird, einen Rabat zu negoziren, und der sehr herzlich und theilnehmend gegen Dich ist, ohngeachtet es ihm weh t h u t , daß die Vorfindung seiner Correspondenz bey Deinen Briefen ihne seiner Absicht nach Neuschatel exchouiren gemacht. Laß Du nur ruhig die Sach auf den P u n k t komen, d a ß 10 Schinzens Unterschrift allein mangelt; denn sye sicher, daß sie nicht fehlen wird. Aber Du m u ß t doch auch denken, daß, da er der einige Züricher ist, er so in etwas doch gewüssen Mesuren t r a u t , die ihne nicht zumuthen lassen, so simplement weg seine Titul von Hand zu geben. Er war übrigens sehr liebreich. Ich 15 wünschte, daß Du zu mir komst End kömftiger Wuchen. Ich bin von ganzem Herzen Dein aufrichtig treuer Bruder Pestalozz.

515. An Sarasin. 20

den 10. Dezember 1778.

Mein lieber Herr Grichtsherr! Ich danke Ihnen nochmahl sehr für den Genuß der angenehmen Stunden, so ich by Ihnen gelebt. Sie sind wie gemacht, anderer Wünsche zu errathen und Ihnen zuvorzukomen. Battier ist in seiner Art groß, und ich noch im 25 Ernst zu klein, ihn zu nuzen. Aber, wills Gott, kan ich noch wachsen, und nachheben will ich seinen Kentnissen, die mir wichtig werden könen. J a , Sarasin, wenn alle Erleuchtung der Mentschheit, jede in ihrem Fach, mit anderen zusammenwürkten, nicht so getheilt und getrent wäre, wie wenig würde ein Redlicher von den 30 Gefahren zu förchten haben, denen sich jeder, wenn er sich in ein ihm unbekandtes Feld wagt, bloßgibt. Innig und warm dank ich Ihnen diese BekandtschafFt. Sehen Sie, so weit der Himmel ob der Erde, so weit ist die Feinheit Battiers ob der Feinheit des Mannes, d e n i c h n i c h t [ h a b e ] s e h e n 35 wollen. Sarasin, sehen Sie des einen feste, kluge, ernsthafte, mit gerader Empfindsamkeit verbundene muthvolle Stärke; neben

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68 ihr wohnet edle, samfte Bescheidenheit, warmes, schonendes Mentschengefühl gegen den Schwecheren, wie sein heiterer Kopf sich so edel Schranken sezt und seine Größe k a u m selbst zu kennen scheint. Vollkomenheit in seiner Bestimmung, stille und ganze Richtung seiner Kreften zur weisen Würksamkeit im Fach seiner 5 Lebensbestimmung scheint mir immer die nüzlichste Weisheit des Mentschen, und wie selten sehen wir unter unseren schimmernden Leuten wahre Größe in dieser Art. — Aber der andere, dessen Feinheit nur Fehler sucht, der ohne Wärme und Theilnehmung jede Frage wagt und so hoch ob denen, die nur Mentschen sind, empor- 10 steth, daß mann immer nur an seine Stelzen anstoßt, und kein warmes Herz an das seine schlägt; der Mann, dessen Weisheit und Klugheit Forcht bringt, und wenigstens nie sanftes Erquiken, er — der in jeden Spiegel sein Bild trägt, er, der sich nie gerade mittheilt und unsere liebe, gerade Naturempfindung so 15 ganz in Raths-, Statts-, Gelehrsamkeits- und Weltkunstsschimmer vergräbt! J a , Freund, f r ü h predigen Sie Ihren Kinderen den Unterscheid von byden, daß sie nicht aus der Art schlagen, und dieses erhabene Naturgefühl, das Sie so schön in ihrer Güte stärken und erhalten, bleibe ewigs Theil Ihres Hauses! Und es wird 20 nicht weichen könen, denn Ihre Geliebte gründet es tief und stark in die feste Enthüllung der Krefte Ihrer Kinder. O Sarasin, wie ich mit Wonneempfindung aus Ihrem Haus gieng und Sie seegnete; wie Ihr Byspill, tausendmahl kleiner zu syn, als Sie könten, schön ist; wie es schön ist, die Gemechlichkeit des ge- 25 meinen Mentschen dem Schimmer der ohngenießbaren Fürstengröße vorzuziehen! Wie froher Genuß des Lebens ohne Prunk, ohne schmachtende Wünsche, ohne beteubendes Gewirr so wenig sonst das Theil des Reichen ist, bis auf den Genuß des erhabensten Seegens der eignen Kinder ; selbst dieses entgeth den meisten 30 Großen. Tragt Basel Ihr Byspill, weren Sie nicht so sehr ob ihnen, ich glaube, aller dieser Genuß würde ihnen verbittert. Was mich jez angekomen, Ihnen dieses Geschwäz vorzudalmen? J a , ich weiß es wieder, ich wollte Ihnen herzlich danken für alles Gute, so ich by Ihnen genossen. Ich wollte Sie bitten, mich und meine Ge- 35 liebte Dero edlen Frau Gemahlin zu empfehlen, und dann endlich wollte ich Sie bitten, daß Sie mit dem geraden, empfindsamen Herzen, das so selten ist, ewig Ihrer Fründschaft würdigen Ihren Pestalozze.

69 P. S. Irr ich mich ob dem Bild des Mans, o so sagen Sie mir es, denn es ist müglich; und ich werde Vergebung bitten, mich Schemen und nicht wieder sündigen.

516. 5

An Iselin. Neuenhoff by Brug, [gegen Ende 1778].

Edelster, verehrenswürdigster Herr! Bis zun Threnen hat das Unerwartete Ihrer Güte mich gerührt. Wie soll ich Ihnen danken, wie werth syn dieser Güte? Ich habe Fehler, mein Etablissement io hat noch ville und leidet unter den Folgen schon geschehener alter. Aber Wahrheit ists, in seinen Grundsezen ausführbare, aller Orthen mit Einfalt ausführbare Wahrheit: ohne mehr als irgend ein mir bekanndts Etablissement hat es im Einfachen seiner Natur unzweideutige Sicherheit des Erfolgs. Unzweideutig 15 ist auch die äußerste Größe dieser für Sittlichkeit, Bevölkerung, Leitung der Industrie — kurz öffentliche Auferziehung des niedersten Stands, deren Erfolg hinauf würken wird zum mitelern Stand. Aber, Freund, Göner, schmachtend harret mein Plan, hat es ein Reicher versucht? Lob und Ehre, Schuz und Gewalt, wer 20 in seiner Hand ; aber o der eilenden Fryheit, wo sie zum Schaden der Mentschheit würkt! Wenn ich auch meine Fehler besiegt, alle Aufopferungen getragen und mit Freuden nun Jahre lang diesen Endzwekken, unter dem größten Ellend, darin ein Mentsch leben kan, Stand gehalten, und jezo mir selbst der dem Wesen der 25 Sach nothwendige Schuz fehlen sollte, und meine Göner es nicht dahin brechten, daß die Anstalt als eine öffentliche Anstalt unter öffentlichem Ansehen die Privatbegriffe einzelner Landvögte etc. nicht zu besorgen hete, und durch Unsicherheit des Bleibens mir immer Jahre auf Jahre mit Aufopferung vergiengen : würde ich 30 nicht die Sach der Mentschheit vergessen, wenn ich mich nicht zu den Füßen eines die Sach wünschenden Fürsten, an der Hand eines Mans, der unendlich mehr als ich zur Ausführung dieses Planes geschikt ist, hinführen ließe? Die Sach selbst wird das Gescheit meines Lebens, und Sie, ich weiß es, werden unter allen 35 Umstenden der Anstalt, wo und wie sie für die Mentschheit am tunlichsten syn wird, gewogen bleiben.

70 Ich kan mir nicht mehr Krefte geben, als ich habe. Und nach so langen Prob versuchen — wo die Sach jez auf die Verlurstrechnung meiner hier fremden Privatpersohn so erheitert ist, daß ich jederman zur Untersuchung habe auffordren dörfen, habe ich geglaubt, der Mitwürkung der Regierung zu einem so großen End- 5 zwekk auf jede der Sach nothwendige Art sicher zu syn. Aber mich dünkt, ein großer Theil der Berner haßt alles Comerce, und vast niemand kent, wohin solche Dinge langen. Ewig bin ich Herrn Tscharner, Gruner, Graffenried, Effinger und anderen Dank schuldig. Und wo möglich, wo meine Krefte 10 hinreichen, meinen Pflichten gegen die Mentschheit, die jez durch meine Erfahrungskentnisse über diesen Punkt bestirnt werden, hier genug zu thun, so wünschte ich meine Endzwekke unter dem Schuz dieser Edlen ausführen zu könen. Aber an ihrer Seiten sind andere, und es ist Schweche im Gouvernement in Beschü- 15 zung solcher Unternehmungen für den, der nicht frech betelt. Teurer, nie will ich die Sach der Menschheit verlassen, für die ich so große Hülfe in der Hand der Ellendsten kene. Und mit vollem Vertrauen auf die Vorsehung, die reine Absichten zulest immer krönet, gehe ich mit Freuden die Dornenbahn, die ich 20 gehen muß, und werde ja so offt durch den Byfahl von edlen Mentschen erheitert, die wie Sie offt unerwartet für meine Endzwekke unerwartete Schritte voll edler Güte thun. Nemen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre edle Güte! Iselin! Eine gerade Antwort bitte [ich] auf diese Frage: Ist 25 meine Sprache nicht zu warm und roh für Ihre Ephemeriden? Soll ich es wagen, mit diesem ohngebildeten Werkzeug auch andere Gegenstende als den meinen für Ihre Ephemeriden zu berühren? Ich bin von ganzem Herzen Ihr dankbarer Pestalozze. Alle Briefe über Brug gehen mir richtig zu.

30

71 517. A Monsieur Iselin, membre et secrétaire du Conseil suprême de Leur Excellences de Basle etc. à Basle. 5

Neuenhoff, den 28. December 1778.

Hochedler, hochzuverehrender Herr! Ich freue mich sehr, daß Sie diese ungehemten Ausgüsse meines Herzens nach Bern recht feinden. Gewüß ist, daß m i r jede Herabstimmung des Tons nicht gelungen were; denn sobald ich nicht reden kan und darf, gerade io so wie mir ist, so falle ich auf einen Thon, in dem jedermann merkt, daß ich mich genire. Daß alle Wort, mein ganzer Ernst und alles nach dem inersten Gefühl meines Herzens ganze Wahrheit sye, das sind die einigen Grenzen, nach welchen ich in dem Ausdruk dieser wichtigen Lagen und Umstenden Messigung suchen wollte. 15 Ich habe noch keine Antwort und ich bin ruhig; die Sach m u ß gethan syn. Schwache und irrige Begriffe in Bern könen zulest mich in nichts als in dem Orth, wo es geschehen müsse, hintren, denn meine Entschlüsse sind für alle Fehle fest genohmen, so ich lebe. — Aber worum ich jez Ihnen schreibe: Ich bin sint meiner 20 Rükkomft von Basel mit meinem Plan eines kleinen Buchs, welches dem niedersten Volk die wichtigsten, ihns angehenden Wahrheiten in seiner Sprach, in den Bildren seiner Lag und Umstende erheitert, aber warm vorlegen sollte, bescheftigt. Darf ich Ihnen vorläufige Versuche einzelner Abschnitten zu25 senden mit der ehrerbietigen Bitte, in dieser, einer so großen Claß Leuten so wichtigen Angelegenheit mir mit Ihrem offenherzigen Urtheil, Rath und Zurechtweisung hierin an die Hand zu gehen? Verziehen Sie die Freymütigkeit dieser Bitte einem Menschen, der in diesem Endzwekk mit Gewüssenhaftigkeit seine in villen Be30 ziehungen dieser Sach gehemten Einsichten kennet und dem nichts als Übung in der Sprach der Landleute und einige durch Umgang erhaltene Kentnis des Schwungs, den eine by ihnen eingehende Lehrart haben muß, bewegen konte, einen Versuch einer Arbeit zu thun, die in anderen Absichten ganz über seine Sphere ist. 35 Ich habe die Ehre, mit der ehrerbietigsten Hochachtung mich zu nennen, hochedler, insonders hochgeehrtester Herr, Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozzi.

72 518. A Monsieur I. Iselin, membre et secrétaire d ' E t a t à Basle. [Anfang 1779]. Edler, verehrungswürdiger Herr! Ich nehme die Freyheit, 5 Ihnen Ihren mir wieder communicirten Brief nach Ihrem Verlangen wieder zurükzusenden. Ich gestehe, daß ich Ihnen danke, wenn Sie den Brief publiciren; denn obs Wahrheit oder nicht, ist mir aüßerst wichtig, und ich hoffe, er gebe zu ernsthaften Reflectionen Anlaaß. Ich arbeite in gleichen Grundsezen Lineamente 10 von der Bestimmung des Mentschen, in seinen Classen und Lagen, mit höhren Aussichten. Mein Catechismusproject ist nicht anders als Reyen von treffenden Lagen, die im Geist des Landvolks und in seiner Erkandtnissphere geschikt, das System der ihm brauchbaren Wahr- 15 heit ihm einzupregen. Die Natur bildet den Menschen nicht systematisch, sonder die Lebhaftigkeit ihrer Eindrüke bahnet ihrer Wahrheit durch tausend Verwirrungen und Umstende Eingang. Ihre Lehrart scheint ganz Unordnung, aber diese Unordnung, so wie sie in der Natur auf die Mentschen wiirkt, sichret vor Ein- 20 sichtigkeit, vor Schul- und Methodegeist. Sie ist ganz auf Fryheit, Bedürfnis und innere Empfindung gegründet. Die Gegenstende sind ungesucht, unbereitet, aber rein und ganz Wahrheit ! Das ist katechetischer Lehrergeist der Natur. Weg mit Frag und Worten, wo Umstende nicht Frag und Wort natürlich abnötigen ! Nach 25 diesen Grundsezen suche [ich] Scenen, Auftritt, Lagen, die das Herz des Bauren warm machen, die den Geist des Armen emporheben, und die niedere Menschheit in ihren nahesten und eigensten Bedürfnissen erleuchten sollten. Wenn es mir umüglich, zu Ihnen zu komen, so sende ich Ihnen 30 bald vom Chatechismus und den Lineamenten für die Bestimmung der Mentschheit Fragmente. Ich bin zur Unhöflichkeit frymütig, Sie mit dem zu beladen, was mir am Herzen. Dennoch gib ich noch immer, es müglich zu machen, Sie diesen Herbst selbst zu sehen und zu umarmen. 35 Dieses in Eil, teuerster, edlester Herr, von Ihrem gehorsamsten Diener Pestalozz.

73 519. A Monsieur I. Iselin membre et secrétaire d'état de Leur Excellences à Basle. 5

den 9. April 1779.

Edler, verehrenswiirdiger Herr! Ich danke Ihnen für das Geschenk von Herrn Hugo von Mallberge, ob ich mich gleich scheme, solches angenohmen zu haben. Jezo, wo die Anstalt im Bernbithe sichtbarlich ihrem Ende nähert — was ist wahr, was ist gut? io Edler! Laßt uns gestehen: Weltweisheit, Weltwahrheit war immer, so lang sie nicht kempfen mußte, nur Buchlehr und Wortwahrheit. Warheit, die in ganzer Einfalt in die Tiefe des Volks Erleuchtung, Weisheit in ihren Stand hinabbringen soll ; Wahrheit, die Lebensgenuß in der Tiefe befördern, Ruh, Wohlstand und 15 Achtung den Knechten der Zehndherren, den Knechten der Eigenthümer von allen Müllenen, Wirthhäuseren, kurz, den Knechten der Herren, die glauben, daß ihre Herschaft fetter bym unerleuchteten Volk bleiben werde, versicheren sollte; Wahrheit, die in der Sprach und an das Herz des Volks reden will, ist zu sehr 20 mit der ganzen jezigen Weltlag contrastirend. E s macht zu aufallende Ärgernis den Erbherren des ruhigen Genießens eines versicherten Reichtums der Industrie, als daß so etwas allgemein gefallen sollte! Und denn, wenn Schwirrigkeiten und Hinternisse dem das Wesen der Sach im Herzen nicht wünschenden Mann 25 Materi geben, die Sachen als umüglich oder wenigstens relative für den Unternehmer umüglich zu beurtheilen, dann verwirft er die Sach mit dem ganzen Anschein eines wahren Herzensantheil, daß es mißlungen. Sie wüssen, was ich gethan, und wie wenig ich w o l l t e , und wie ich mich ganz zu jeder Gefahr darstellte! Was soll 30 ich jez vom inneren Willen, von der Herzensabsicht der Großen denken, die mich bedauren, daß meine Bitten, d i e i c h an s i e g e t h a n , nicht erfüllt worden? Verlassen ist die Anstalt von B., aber ich habe selbst abgebrochen. Ich forderte Capital auf Sicherheit und schlug ab, fehrner Jahrunterstüzungen anzunehmen, die 35 mich in sittliche Verpflichtungen und zehnfachen Risquen sezen. Jez reducir ich in der Schweiz, wo solche Anstalten nach meinen Erfahrungen dem fryen und die Mitwürkung der Regierung bedürfenden Mann unereichbar, wo Muth und Arbeit und Kempfen

74 Gelechter des Volks ist, und der einzelne Bessere, der helfen wollte, eine Hydra eines ungleich denkenden oder nicht denkenden, aber immer tausendfach einfließenden geist- und weltlichen, nur alte Ordnung und wohlreglirte, unter Wachtmeister-, Policey- und tausendfachem Oberbefehl stehende Werk füi nüzlich haltenden 5 Volks besigen müßte. Und wer thut so was hier? Enfin, ich bitte Sie um der Sach der Wahrheit willen, verwenden Sie Ihren Einfluß, daß ich bald ein Zufluchtsorth für meine Anstalt feinde. Ich halte die Vollendung der Sach für Bedürfnis der Welt, und meine Pflicht zum einigen Werk, zu dem mein 10 Herz und mein Kopf fehig werden kan, entschieden. Ich begehre kein Gelt auf mein Project oder wenigstens keins, das einige Reflection verdiente. Ich will einen Fürsten nur um fryen Siz auf einem Landhaus und einige arme Kinder bitten, mit denen ich als Vater, ohne Gereusch im Stillen allein gelassen, im 15 Kleinen arbeiten will, bis ich weiter kome. Das Einige ist nothwendig, daß ich den Plan dieser äußerst simplen Auferziehungsart in Ruhe und errettet meiner Kopf und Herz ertödenden, tausendfachen Verwicklungen ausführen köne. Ich wollte am liebsten ohnbekandt, ohne Namen, als ein gemeiner Landmann erscheinen, 20 um alles, was der allergrößten Einfalt, die wesentlich ist, [entgegensteht], zu entfehrnen. Denn ich suche als das Wesen der Sach, daß meine Kinder lernen, wie ein gemeiner Mentsch ohne Reichthum und kostbare Hülfe, wenn er nur in den Arbeitszweigen seiner Gegend wohlgeübt ist, Vorteile von Mentschenhenden 25 ziehen köne. Ich suche als die wesentliche und erste Folg der Anstalt, daß sie ganz von der Wahrheit durchtrungen werde, wie liecht es jedem vernümftigen gemeinen Mentschen were, armen Kinderen mit seinem Vorteil Verdienst und Brod zu zeigen, daß sie alle gebildet werden. Ein Gleiches, daß diese Wahrheit Volks- 30 empfindung, Volkswahrheit, Volkserleuchtung werde, das suche ich ; daß so alle öffentliche Anstalten nach und nach weniger nötig werden möchten, und arme Kinder in ihrer Gegend Localauferziehung und wahre Bildung für ihren Stand und [ihre] Umstende feinden möchten, welches keine öffentliche Auferziehung so wie 35 die Privatstuben des in der Industrie erleuchteten Bürgers geben kan. Teuerester Edler! Halten Sie, ich bitte Sie, mich nicht für unbescheiden! Ich bins nicht. Aber Gott weiß, daß nun, nach fünfjähriger Arbeit, Müh und Erfahrung die Sach mir dennoch täglich 40

75 lieber und wichtiger, und gewüsser und größer vorkomt; und jezo glaube ich mich tausendmahl fehiger und durch Erfahrungen, die kein Mensch so wie ich in diesem Fach [hat], vorbereitet und gebildet zu diesem Plan. Förchten Sie sich nicht, Edler, und beun5 ruhigen Sie sich nicht — Wahrheit, Fryheit und Mentschenliebe liegt nicht unter — und halten Sie es nicht für kindische Lebhaftigkeit ; nein, es ist die Sprach eines Mans, ders thun kan. Wenn ich Jahre lang by Wasser, Brod und Herdapfel im niedersten Strohdach für diesen Endzwek arbeiten sollte, ich lechelte der 10 Gefahr und were des Erfolgs und meines Ausharrens in der größten Niedrigkeit gewüß. Ich wills so thun, wie es jez niemand thete, so, wie es fürs Volk nach meinem Sinn die größte Würkung haben wird, nemlich, wenn ich mich ganz in den Thon ihrer Sitten hinunter stimme, bis ihr erworbenes Zutrauen mich ihres Herzens is sicher macht. Ich wiederholte mein Bitten, verehrenswürdiger Herr: Zu meinen Endzwekken suche ich zu einem Minister [zu kommen], der Mentsch ist ; wo er auf Erden ist, und Sie mir rathen, gehe ich noch diesen Sumer hin. 20 Ich danke Ihnen für Ihren R a t h wegen meines mir noch übrigen Eigenthum in der Schweiz. Ich will hierüber sorgfeltige Einrichtungen trefen; aber der Anstalt ist mein Leben gewiedmet, und diese suche ich und sonst nichts. Edler, verehrenswürdiger Herr, erlauben Sie, daß ich immer 25 mit Hofnung Ihrer Liebe mich nenne Ihr gehorsamster Diener Pestalozz. den 12. April. P. S. Dieser Brief ist ein paar Tage abzusenden versäumt worden, und ich feinde, daß ich mich zu sehr dem Mißvernügen [hingab], daß meine Freunde in B . mir nicht entsprochen. Vielleicht ist's noch nicht Zeit. Auch hier kan mitten in tiefen He30 mungen die Sach noch wachsen, und villeicht selbst durch die fortdaurenden Schwirrigkeiten am besten geleütert, und kan zum Allgemeinen gebraucht, das Wesen der Sach nach seiner beklemtesten Lag auf diese Art ins heiterste Licht komen. Einmahl muß ich noch sagen: die Umstende meiner Gutbesizung forderen 35 von mir, daß [ich] ohne sichtbar überwegende Vorteile einmahl für ein paar Jahre nicht an Verenderung meines Plazes denke, so

76 sehr in den unruhigen Augenbliken, in denen der Brief geschrieben worden, meine Sehnsucht zu einem fürstlichen Schuz mich reizet. Es scheint mir, das Warten und still im Kleinen Fortarbeiten müsse in den ruhigen Augenbliken das Einige [sein], was jez vernünftig zu thun ist. 5 Verziehen Sie, ich weiß vast nicht, ob ich nach dieser Anmerkung nicht unhöflich bin, den Brief so, wie er ist, abgehen zu lassen. 520. An Iselin.

io

Neuenhoff, den 12. May 1779. Hochedelgebohrner, verehrenswürdiger Herr! Ich vernehme mit Schmerzen, daß Sie nicht auf Schinznacht komen, wo ich Sie sehnlich zu sehen wünschte, ob ich gleich auch nicht ganz gesund bin und nicht gewüß, ob ich disfahls hinunter kome; denn ich is feinde mich sint etwas Zeits betrechtlich indisponirt. Bylag wünschte ich, daß die Züricher Schinznachter sehen möchten, ohne für einmahl den Verfasser zu vermuthen. Es macht in Zürich alles einen unendlich ungleichen Eindruk, ob es da oder dort her kome. 20 Ihre Klugheit macht es Ihnen liecht, für einmahl die Vermuthung auf mich abzulenken, wofür ich so lange bitte, bis der feste Eindruk einer Rede gemacht ist, die für Zürich wichtige Gegenstende berührt. Hernach will ich zu jedem Wort meiner Rede gerne stehen. 25 Verzeihen Sie die Fryheit meiner Bemühungen, und wenn Sie wollen und Zeit feinden, so bitte ich Sie um Ihr Urtheil über die Rede selbst. Ich empfehle mich Ihnen herzlich und, wenn ich diesen Somer immer kann, so kome ich, Sie in Basel ein paar Stunden zu ge- 30 nießen. Ich hoffe, Sie feinden meine Rede der wahren Lag und den Bedürfnissen meiner Vatterstatt angemessen. Und da mein Endzwekk gewüß gerad nur dahin geth, allgemeine Aufmerksamkeit über einen irrigen Schlendrian zu erwekken, und ich mich vor aller 35 Einseitigkeit zu hütten gesucht, so hoffe ich, nicht sehr in Ungnad zu fallen. Sollte es aber sein, so kan ich sie tragen.

77 Sie haben ähnliche Vues über Wasers B. von den Brandcassen in Zürich geeußert. Entrüsten wird villes, aber wenn nur die Wahrheit durch Entrüstung im allgemeinen mehr zu Untersuchung Anlaaß gibt, 5 so mag man sich meinetwegen auch ob mir entrüsten, ob ich es gleich kaum werth bin. Lieben Sie mich fehrner, Edelgebohrner, Verehrenswürdiger, und glauben Sie mich ewig Ihren dankbar verbundenen Pestalozz. 10

521. S. T. Herren Ratschreiber Iselin meinem hochgeehrten Herrn in Basel. [9. Juni 1779],

Edler, verehrenswürdiger Herr! Ihre Brieffe haben mich veris anlaaßet, meine Rede von der Fryheit vast ganz umzuarbeiten, denn ich wollte alles thun, was ich konte, über den Lieblingsgegenstand meines Herzens für Zürich deutlich und bestirnt zu reden. Ich sende Ihnen nechstens eine neue Handschrift mit der angelegenlichsten Bitte um Ihre nehere Beurteilung, denn ich 20 möchte die Sach in das heiterste und würksamste Licht sezen, wo müglich. Und ich bin sicher, wo sie genugsam aufgeklert wird, daß die Sach ernste Aufmerksamkeit über den Regierungsschwung und sittlichen und häuslichen Einfluß irriger Regierungsgrundseze in mehreren Cantonen erregen kan. 25 Aber jez von der Teorie selbst. Mich wundert, was Sie sagen werden. Bürgerliche Freyheit soll das Volk zum Genuß eines höhren Seegens zu mehrer sittlichen und haüslichen Glükseligkeit emporbilden. Volkserleuchtung und Gefühl der Würkungen fryer, brüderlicher Verbindungen, Gefühl der Würkung des Zusamen30 haltens in gemeinsamen Glükseligkeitszwekken ist Folge der Fryheit. Sie bauen hier auf Gerechtigkeit. Ich auch, aber ich sehe alle Gerechtigkeit, Ihre und Schlettweins, von der Erde verbannet, und förchte mir vor der starken Mennerkrafft, die sie forderet in 35 allem Volk, das ich von aller Bildung zur Sterke entblößt sehe. Ich sehe mich um und forsche, wodurch das Herz der Menschen

78 zu den Überwindungen, die die reine Gerechtigkeit fodert, gebildet werde, und ich finde den gottesförchtigen und menschenliebenden Man durch Erfahrung allein gestimmt zu diesen Überwindungen. Also ist es Gottesforcht und Menschenliebe, von der auf den Trohnen und am Pflug Gerechtigkeit in dieser Welt zu er- 5 warten, und die nie größer syn wird als die Erleuchtung und Aufklerung der from gestirnten Mentschheit. Wo ist größere Gerechtigkeit als unter Vatter und Rinderen? Nicht Erleuchtung, sonder Liebe bildet sie im allgemeinen. Also ists Erfahrung, daß ich Gerechtigkeit mehr auf Liebe bauen muß als auf Erleuchtung. 10 Kindersinn ist die reine Quelle der Fryheit, weil sie den Sinn der Yätter des Lands gewinnet. Vattersinn ist die reine Quelle aller Regierungskrafft, weil sie den Sinn aller Völker gewinnet. Warmes Familienleben ist die Quelle aller Regierungsgerechtig- 15 keit und Volkstugend, denn Erleuchtung ist so liecht by Fromen und Lieben. Religion ist Bildung zur Menschenliebe, folglich zum reinen gegenseitigen Sinn des Vatter- und Kinderverhältnisses, zu ihrer gegenseitigen Gerechtigkeit. Großer Gedanke der Religion, daß wir Kinder Gottes sind, 20 bildet uns zu Brüderen, und Brudersinn und Liebe ist einige Quelle würkender Menschengerechtigkeit. Sehen Sie meine politische Grundbegriffe? Aber nun muß ich Ihnen jez auch meine noch nie geäußerte Religionsbegriffe hinwinken, weil sie mit den politischen zusammenhangen. 25 Menschentugend, Menschenseegen wird nur vom Gefühl der Kindschafft Gottes der Welt gesichert. Gottesvergessenheit ist Verkandtnis der Kinderverheltnisse der Menschheit gegen den allgemeinen Vatter, Verlurst des warmen, dankenden Brudergefühls. 30 Gottesvergessenheit ist das höchste Unglük der Welt, ist verlohrner Kindersinn, der alle Vattererziehung zernichtet. Wiederherstellung des Kindersins der Menschheit gegen Gott, den Vatter, ist Erlösung der verlohrenen Gotteskinder auf Erden. Der Mann Gottes, der den warmen Glauben an die Kindschaft 35 Gottes der Welt mit Leiden und Sterben wiederhergestellt, ist der Erlöser der Welt. Er ist der geopferte Priester des Herrn, er ist Mittler zwüschen Gott und der verlohrenen, Gottesvergessenen Menschheit. Seine Lehre ist reine, Gerechtigkeit bildende Volksphilosophie. 40

79 Sie ist Offenbarung Gottes, des Vatters, an das verlohrene Geschlecht seiner Kinder. Ohne Gehorsam gegen den Vatter ist jede Haushaltung zertrümert. Gehorsam gegen den Allvatter ist die reine Haushaltungs5 lehre der allgemeinen Gottesöconomie der Welt. Kindersinn oder dankender Glauben an das seegnende Dasyn Gottes, des Vatters, ist die einige Sicherstellung dieses der Welt so nötigen Gehorsams gegen den Vatter und Herrn von allen; denn dieser Gehorsam allein sichert der Welt Gerechtigkeit. Die 10 Lehre von der Kindschaft Gottes ist bildende, würkende Vorbereitungslehre zur Seegenshofnung des ewigen Lebens. Der Mensch, der einsieth, daß die Erkandtnis Gottes, des Vatters, der höchste Seegen der Welt ist, der ist Mensch, der in dieser Wahrheit als im Trost seines Lebens ruhet und alle seine is Vollkomenheit in der Ausbildung seines treuen Kindersins gegen seinen Gott und Vatter suchet. Dieser ist Mensch, ist gebildet zu aller Gerechtigkeit der Erden, zum Seegen der Welt, zur höchsten eignen, inneren Mentschenvollkomenheit. E r ist gebildet zur Hofnung des ewigen Lebens. Sollte ein Vatter, der alle Welt nur 20 im reinen Gefühl des dankenden Kindersinns gegen ihn seegnet, die Menschheit, die auf ihn hoffet, wie ein Wespe zernichten? Aber das Volk, das auf Erden ohne Gott ist und sich selbst schlachtet und zertrittet und spiegelt, sollte in disem Hofnung des ewigen Lebens, Kindessinn gegen Gott und in ihrem Herzen 25 Überwindung zu einiger Weltgerechtigkeit erzihlen. Sehen Sie, bester, weisester Mann, den Gesichtspunkt, in welchem ich Jesu Lehre Bedürfnis der Welt glaube? Sehen Sie den Grund meiner Behauptung, daß alle Erleuchtung, die nicht auf den Glauben unserer Religion gebaut ist, bym Volk auf Trohnen 30 und bym Pflug nur so weit würken werde, als die Überwindung nicht zu groß ; den Grund meiner Behauptung, daß Religion und Glauben die einige Weltweisheit des Volks, die einige reine Quelle wahrer allgemeiner Nationalerhebung zur Größe und innerer Volkssterke ? 35 Das ist meinem Herzen der wichtigste Brief, den ich in meinem Leben jemand geschrieben. Irre ich, so möchte ich zurückgeleitet werden; irre ich nicht, so ist der Gesichtspunkt, in welchem von unseren Weisesten fürs Volk gearbeitet wird, in seinem Wesen mangelhaft. 40 Noch muß ich Ihnen sagen, daß Herr von Bonstetten von

80 Valeyres mir Vorschlege zu einem Auferziehungsplan macht, die mich sehr reizen. Ich habe die Ehre, mit verehrender Hochachtung zu syn, Euer Hochedel[geboren] gehorsamster Diener Pestalozzi. Noch dis: Schinz, den Sie von Schinznacht kenen, besorgt in 5 Zürich monatliche Nachrichten von allen Schweizer Merkwürdigkeiten und bejrichtet alles], so in Policeyverordnungen oder sonst Wichtiges und [unbekanntes] Neues vorkäme. Ob nicht ein Canal zu feinfden, durch] den er es erhalten könte? Wenn er allgemeines Interesse] und Comunication feindet, so kan nach und nach aus 10 diesen Nachfrichten ein] allgemein schweizerisches Archiv werden, das nüzlich und den G[eist unserer Hi]stori erleuchtet.

522. An Pfarrer Kaspar Schultheß. Neuenhoff, den 20. Juny 1779. 15 Vorläufige ummaßgebliche Gedanken, wie es mir scheint, daß mein lieber Schwager Herr J . G. Schultheß sowohl zum Vorteil seiner eigenen häuslichen Umstenden als auch zum Nuzen meiner hiesigen Besizung sich auf mein Gut sezen könte, wenn ich, wie ich fest entschlossen, diese Gegend verlassen werde. 20 1. Könte ich ihm die hiesigen Gebeud, als Wohnplaz betrachtet, leicht überlassen, weil ich sonst kaum etwas daraus ziehen könte. 2. Da die Fortsezung einer Haushaltung auch dem Gut sonst nothwendig, und noch einige Zeit auch meine Geliebte sich auf demselben aufhalten wird, so wird in dieser Absicht der Plan um 25 so vili liechter. Es sind die meisten Jahrbedürfnisse in Milch, Anken, Gemüs, Brod, Oehl und mehrerem schon da, und auch das Bysamensyn in einer Haushaltung mit meiner Frauen wird diese Oeconomie so erliechteren, so daß ich ohne Gefahr, mir Schaden zu thun, mich erkleren kan, daß ich 30 3. Herr Schultheß seine Haushaltung in Brod, Anken, Milch, Erbsen, Gersten, Gemüs, öhl und allen pflanzbaren Articuln genugsam ab meinem Landgut zu versehen imstand bin. 4. Herr Schultheß aber wird die ländliche und einfache Lebensart unserer Haushaltung, die er jez kennet, sich gefallen lassen, 35

81 den Gebrauch des frischen Fleisches so vili müglich einschränken und überhaupt die Haushaltung nach der Lag des Guts und nach der Art seiner Producten einrichten. 5. Ich werde den Mangel an täglichem Fleisch mit dem Dasyn 5 von genügsamen Eyeren und Milchspeisen zu ersezen suchen, auch alljährlich zwei Schweine und ein gemästete Kuh oder Rind in gemeine Haushaltung geben. 6. In Beziehung der Diensten soll Herr Schultheß alles so wohlfeil und so gemeinnüzig als müglich einzurichten suchen, auch io hierin mit gemeinsamen R a t h mit mir und meiner Frauen handien. Aber ich bezahle alle Dienste; doch soll Herr Schultheß in allen Fehlen, wo nicht schiklich Bericht erstattet werden kan, genzliche Freyheit haben, das Nothwendige vorzukehren. 7. Holz, Salz, Licht und Wäsch ist meine Sache. 15 8. Aber in Meubles, Linges, Kleidung besorgt sich Herr Schultheß, außer der Wäsch und was die Hausdienste arbeiten könen, auf seine Rechnung. 9. Ich gebe 50 Pfund Reis, 30 Pfund Caffé, 30 Pfund Zuker in gemeinsame Haushaltung und lasse Herrn Schultheß zwei 20 neue Louisdor für seinen Wein auf meine Rechnung bringen. 10. Dagegen wird Herr Schultheß sich der Aufsicht über die Arbeiten des Guts mit Sorgfalt zu wiedmen suchen und alle Verordnungen über seine Anbauung nach meinen Gesinnungen, die ich in einer fortgehenden Correspondenz immer melden werde, 25 einzurichten suchen, wozu ihm nötige Fonds pour avence zugestellt werden. 11. Die nicht zur Haushaltung gebrauchten Landsproducte verkauft er auf meine Rechnung, und was über die Ausgaben herauskomt, behaltet er zu meiner Disposition. 30 12. Bezahlt mir Herr Schultheß für den Genuß obbestimter Vortheile neue Louisdor 20. 13. Wird Herr Schultheß eine kleine Summe in einen K r a m von Zukker, Caffé, Oehl etc. sezen und, so ich ihm auch etwas Fond hierzu geben kan, so laßt er mich in dem Genuß dieses 35 Handels pro rata, nach Abzug eines billichen Vortheils für ihn, weil ich darinn nicht arbeite, eintretten. 14. Alle Gebeudreparationen, so nothwendig, will ich veranstalten, aber hierüber wird mit Sparsamkeit für einmahl b y m Nothwendigen geblieben. 40 15. Herr Schultheß nimmt in keinem Fahl auf sich, irgend 6

Pestalozzi Briefe I I I

82 jemand, dem ich schuldig syn möchte, Red und Antwort zu gehen; ich aber mache hierüber noch vor meiner Abréis beruhigende Einrichtungen. 16. Sollte Herr Schultheß gut feinden, obige Propositionen anzunehmen, so will ich für sechs J a h r an die Erfüllung obiger 5 Articul gebunden seyn und hoffe, ich dörffe mir die sorgfeltige Besorgung der Angelegenheiten meines Guts mit Ruhe versprechen. Aber dennoch soll in allen Fehlen Herren Schultheß frystehen, alle Halbjahr mir den Tractat aufzukünden; mir aber soll dieses gegen ihn sechs J a h r nicht frystehen. 10 Das sind die unmaßgebliche Gedanken, die ich Herrn Schultheß und seinen Freunden zur sorgfältigen Prüfung vorlege, für mich aber mich erkläre, an Erfüllung derselben, im Falle sie ihm gefallen sollten, ohne weiters verpflichtet zu syn. J . H. Pestalozz.

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523. Monsieur I. Iselin Membre et secrétaire d'état de et à Basle. den 13. Äugst 1779. 20 Edler, verehrenswürdiger Herr! Ich bin von Herzen froh, daß mein lester Brief Ihnen nicht ganz mißfallen, denn die Sach liegt mir am Herzen! Aber eh ich es wage, ihn bekandt zu machen, muß ich Sie bitten, mir denselben zurükzusenden, um ihn noch einmahl durchzusehen. Denn ich förchte das Publicum und weiß 25 zu wohl, daß mein Kopf nicht für unser Jahrhundert, oder villmehr, daß mein Herz und meine Zuversichtlichkeit mich — . . unfehig macht, für die Wahrheit bedechtlich genug zu schreiben. Und Sie machen mich kühn mit Ihrer Nachsicht; das kan fehlen, denn ich ruhe auf Ihrem Urteil. 30 Ich habe zwahr meine Rede von der Freyheit meines Vatterlands nach meinem besten Vermögen ausgearbeitet. Aber villeicht ist sie jez nur um so vili schlechter für Leute, die hierin in der Dunkelheit zu bleiben suchen.

83 Aber ich kan sie nicht zum Drukk e r l a u b e n , bis die Büchercensoren in Zürich sie gebilliget, und ich förchte, sie werden sie — verwerfen, und ich muß es mir dann gefallen lassen. Inzwiischen hengt es nicht von mir ab, das Schiksahl von Copeyen zu be5 stimen, die nicht mehr in meiner Hand sind. Aber das muß ich Ihnen sagen : das Urteil meiner Freunde in Zürich ist sehr ungleich über diese Schrifft. Einige, deren Urteil ich ehre, klagen über Mangel von GeschefFts- und Staatskunde. Aber ire ich, Iselin, wenn ich denke, die Stercke allgemeiner 10 Wahrheiten, die K r a f f t der reinen Rechte der Menschen und die gesunde Bürgerpolitik sye unabhangender vom steifen Actenstaub, als mann glaubt? Ire ich, wenn ich denke, die einfeltige Enthüllung des inneren Wesens der Fryheit und seine Folgen auf Sitten und Seegen der Haushaltungen der Bürger sye mehr für 15 Fryheit würkender Stoff als künstlicher Genfer Bewis von Rechten, deren Seegen mann so ofît aufopfert, damit Landeseitelkeit mit Wort und Schimmer befriediget werde, indessen der innere Geist des Genusses reiner Fryheit zu Grund geth? Das mag wahr syn; aber villeicht ist meine Schrift doch nicht, was ich 20 denke. Und ich bitte, wenn Sie solche wieder erhalten, um Ihre ernste Prüfung! Denn ich bin nicht zum Schriftsteller gebildet. Mir ist wohl, wenn ich ein Kind auf meinen Armen habe, oder ein Mensch, woher er komt, mit Gefühl für Mentschlichkeit vor mir steth. 25 Und denn vergeß ich die arme Wahrheit, die sich auf der Feder modeln leßt, und gehe an der Hand der lieben Natur ohne Buch und Führer, so wie ein jeder Mann im Zwillich neben mir gehen kann, meine Straße, und weiß so wenig von den Fußwegen und schönen Spaziergengen der Schriftsteller als ein Dorfjunge. Und 30 für alles, was mich nicht als Bedürfnis der Menschheit intressirt, bin ich unbekümret und einer der unwüssendesten Menschen. Daher muß alles, was ich als Schriftsteller sagen kan, eine äußerst mangelhafte Seite haben, so daß ich Sie sehr bitten muß, Ihre diesfelige Nachsicht zu meßigen. Ich bin Ihnen und mir diese 35 Erklerung schuldig, denn ich ehre Ihre Ephemeriden und wollte nicht, daß meine Art und Weise, von den Sachen zu reden, sich schedlich auszeichnete. Das ist nicht hinter Bescheidenheit verstekte Eitelkeit. Nein, ich freue mich, in Ihre Ephemeriden arbeiten zu dörffen, und 40 wenn Sie mir zusagen, daß Sie mir Ihre ernste Urteile, worin meine

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84 Aufseze am meisten Verbesserung bedörfen, wollen zukomen lassen, so will ich und sehne mich, über villes, das wesentlich die Endzwekke Ihres Gegenstands berührt, zu schreiben; denn ja, unsere Endzwekke und Hauptvues könten nicht gleicher syn. Und daß das Kind nicht die Erfahrung und nicht den Ton des 5 Vatters hat, das hat auch seinen Weg. Aber an der Hand des Vatters kan es ausgebildet werden. Lassen Sie mich diese Hoffnung nehren, daß Sie gern mein Führer und Leiter syn wollen, wo ich irre und aus Mangel von aller Gelehrsamkeit zu einseitig urteile! Aber feste, steife Fassung eingeschränkter Begriffe, entfehrnt 10 von aller Yillwüsserey, ist die einige mügliche Volkserleuchtung, und nach dieser strebe ich. Heiterkeit in wesentlichen Bedürfnissen der Mentschheit, unbesorgte Gleichgültigkeit für alles Übrige möchte ich allgemeiner sehen, und hierzu brauchbar zu werden, ist das, was ich suche. 15 Würdigen Sie mich forthin Ihres Zutrauens und glauben Sie, d a ß ich es unter die größten Freuden meines Lebens rechne, von Ihnen gekandt und geliebet zu syn! Ich habe die Ehre, mit verehrender Hochachtung und Dankbarkeit mich zu nennen Dero gehorsamster Diener

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J . H. Pestalozz.

524. An Iselin. den I i . September 1779. Hochedler, verehrenswürdiger Herr! Endlich sende ich Ihnen 25 eine Copey meiner Fryheitsrede. Sie werden ohne mein Erinneren feinden, daß, wenn selbige durch die neue Ausarbeitung gewunen, ich das Wichtigste einigen Anmerkungen und Winken Ihrer Brieffe zu danken. Im Ernst bin ich von Ihrer Theori über Freyheit zu den wichtigsten Enderungen der Red veranlasset worden, und ich 30 bin Ihnen aufrichtigen Dank dafür schuldig. Ich habe sie auch nach Vermögen zu nuzen gesucht, und es schinn mir, dem Ganzen Festigkeit und Ordnung zu geben, die ihm mangelte. Villes, villes ist fort, aber ob genug fort, das darf ich nicht entscheiden.

85 Genug, ich halte die Sach jez für ertreglich ausgearbeitet für eine Schrifft, die sich mit niemand messen und niemand herausforderen, sonder nur einige gute Bürger für ihr Recht und ihr Brod erleuchten soll. Und ich gestehe, ich wünschte, daß sie getruckt 5 were; aber ich darff es nicht erlauben. Und sie nach Zürich zu schikken und von mir unbekandten Leüten wie ein Schulexercitium säuberen zu lassen — denn die Censur daselbst hat sogar im Brauch, einzelne Stellen n u r so u n d so m o d i f i c i r t passiren zu lassen — das gefeilt mir nicht; ich muß also es ungetrukt 10 lassen! Aber immer freute es mich, den Gegenstand zu bearbeiten; es war Übung für mich, meine eignen Ideen disfahls zu berichtigen. Und ich hoffe, der Gegenstand werde nach und nach so sehr für alles Volk heiter werden, daß Volksseegen in aller Welt Frucht 15 dieses Lichts, das Sie so sehr angezündet und so eifrig brennend erhalten, werden wird. Aber zu Zürich, da ist wahre Landesfryheit unglaublich verkent, aber vili Vattergüte gegen das Volk, wenn es ordentlich dienet. Aber Sicherheit für Menschenrechte, wie sie Obere fryer 20 Völker schuldig, eigne Emporbildung der Nation zur Fryheitsfehigkeit, zu selbstendiger Krallt — o, wie das gehasset wird! Aber Gottlob ist es ganz nur Mißkennung der Wahrheit. Sie glauben, mehr Fryheit S y Unordnung, und hassen das Gute, weil sie glauben, es sy wahrhafft bös und der Nation schedlich. Und ich 25 liebe den Despotisme in Zürich, der unglaublich vili wahre Regierungsgüte und K r a f t hat und feiner als villeicht in keinem Staat der Schweiz gebildet ist; aber hauptsächlich, daß in Comercialsachen großer und landgefährlicher Irrthum, wo noch niemand es versucht hat, entgegen zu reden. Und ich erwarte mit Sehnsucht, 30 ob diese Seite meiner Frymütigkeit nicht erbittere; zu meiner Verwunderung hat sie es bis jez noch nicht gethan! J e z muß ich Ihnen noch sagen, daß die Schrifft in Zürich allgemein als undeutlich angeklagt ist. Ists wahr, oder ists vielleicht, daß die Herren über einige Artikel selbst dunkle Augen haben 35 mögen? Enfin, ich wünsche, daß Zürich aus dem Schlaff über seine L a g aufgewekt werde. Ich weiß wohl, daß mein Ruff zu klein ist, aber ich hoffe, er werde lautere veranlassen. Sie, teuerster Edler, sagen mir noch einmahl Ihr bestirntes Urtheil ohne Schonen, und da ich keine ganze Copey der Schrift habe, so muß ich das Ihnen 40 auch sagen, wenn ich sie etwann einmahl zurük wünschte. Ver-

86 ziehen Sie den langen Brief und meine Frymütigkeit und glauben Sie mich mit Hochachtung und Dankbarkeit Ihren Verehrer J . H. Pestalozz. P. S. vom 18. September. Die Schrillt ist durch einen Zufahl bis heut liegen geblieben, s und ich kan mich nicht enthalten, meine Bitte über Ihr nehers Urteil über diesen meinen Lieblingsgegenstand mir sehr von Ihnen zu erbitten. Denn ich gestehe, daß ich keine Müh, die Sach noch einmahl auszuarbeiten, scheuen würde, wenn ich hoffen könte, r e a l e n Nuzen zu stifften. Aber immer wirds Traum 10 heißen, wie es in der That noch ist. Zürich ist doch villeicht der einige Ort, wo ein solcher Grad von Freymütigkeit über den ausartenden Gang der Constitution ganz ohne Gefahr ist, denn Wiederwillen von einigen Persohnen komt nicht in Betrachtung. Aber Bern, das erhabene Bern, wenn 15 einer ihrer Bürger so sprechen sollte! O edler Eidgenoß, mir schauret; nicht um alles in der Welt möchte ich regierungsfehiger Bürger in Bern syn. Doch ists tausendmahl besser jezo, daß sie nichts zu sagen haben, denn sie, die Gemeinen, sind in einer Tieffe und so raubgirrig, daß, wenn das Ansehen der gewüß im 20 ganzen edelmütigen 200 nicht so groß were, das Land ohnfehlbar ausgesogen würde! Aber worum sag ich das Ihnen, die es vili besser wüssen? Weil ich immer gern mit Ihnen schwaze und niemand so gerne als Ihnen sage, was ich denke. Vor dem Winter suche ich noch einen Abend mit Ihnen so 25 angenehm als den lestjährigen in Basel zuzubringen. Und dann wage ich es, Ihnen vom meinen Bruchstuken zu einem Landcatéchismus vorzulesen, eine Sach, die mir sehr am Herzen liegt und darin ich mir Ihre Wegweisung äußerst ausbitten muß. 30 Lieben Sie mich imer und erlauben Sie mir, immer mich zu nennen Ihren ergebensten Diener Pestaloz. Ob Sie die Ephemeriden wieder anfangen, das sagen Sie mir auch gelegentlich, wenn ich bitten darf. 35

87 525. A Monsieur Isac Iselin Membre et secrétair de LL. Excelens de Basle à Basle. s

[Ende 1779],

Edler, verehrenswiirdiger Herr! Ich warte mit Sehnsucht nur auf ein Wort von Ihnen, ob Sie meine Abenstunde eines Einsiedlers erhalten und ob Sie meinen Zwekk, sie drukken zu lassen, billigen. Ich bin vast unruhig, ob der Brief etwann verlohren gelo gangen syn möchte. Verziehen Sie einen abermahligen Bewies meiner unbesieglichen Ungestühmheit Ihrem dankbarsten und gehorsamsten Diener In Eile.

is

Pestalozz.

526. An Iselin. [Januar 1780].

Edler, verehrungswürdiger Herr! Ich bedaure die Dunkelheit meiner Aufsäzen; aber nun einmahl ist es in einem gewissen Grade 20 nicht mehr von mir und meinen Umstenden zu erwarten, daß ich schrifftstellerischer Ausbildung fehig. Goethe lasse ich gerne durstreichen. Der Sinn, worum er dastehet, ist folgender: Die Krafft seines dem Jahrhundert zugeschnittenen Genies wirkt mit Fürsten- und Herrschergewalt, 25 wie Voltaire in seiner Zeit, und seine unbescheidene, ungläubige, alles Heiligtum der Welt nicht schonende Kühnheit ist wahre Schweche. Were Vattersin, Vatteropfer Geistesrichtung des Mannes im Gebrauch seiner Kräffte, er were Prophet und Mann Gottes fürs Volk, jez Irrliecht zwischen Engel und Satan, und mir 30 in so w e i t n i e d e r e r Verführer der Unschuld. Mein Brief an Sie vom 9ten J u n y ist die Anwendung der allgemeinen Wahrheit der Abendstund auf politische Freyheit und

88 auf das Verdienst der Lehre Jesu, und ein kurzer Auszug davon, als Anmerkung der Abendstunde, scheint mir dieser zum Theil Erleuterung und nehere Bestimmung zu geben. Darum möchte ich Sie bitten, an einem schiklichen Orth derselben also einzurüken: 5 Anmerkung. Der Verfasser der Abendstund hat bey Anlaß einer politischen Schrifft in einem Brief an mich ähnliche Ideen geäußert, die vieleicht einigen Stellen dieses Blattes Liecht geben. Ich baue, sagt er, mit Ihnen alle Freyheit auf Gerechtigkeit, 10 aber ich sehe in dieser Welt keine v e r s i c h e r e t e Gerechtigkeit, als bey der zur Einfalt, Fromkeit und Liebe gestirnten, und i n d i e s e r S t i m m u n g e r l e u c h t e t e n Menschheit. Alle Familengerechtigkeit, welche die größte, reinste und allgemein in aller Welt genossene Gerechtigkeit ist, hat im Ganzen 15 nur Liebe zu ihrer Quelle, und dennoch wirket sie, in der Einfalt aller Völker, allgemeinen Seegen der Welt. So wie alle Gerechtigkeit auf Liebe ruhet, so ruhet auch Freyheit darauf. Reiner Kindersin ist die wahre Quelle der Freyheit, die auf Gerechtigkeit ruhet, und reiner Vattersin ist die Quelle 20 aller Regierungskrafft, die Gerechtigkeit zu thun und Freyheit zu lieben, erhaben genug ist. Und die Quelle der Gerechtigkeit und alles Weltseegen, die Quelle der Liebe und des Brudersins der Menschheit, diese beruhet auf dem großen Gedanken der Religion, daß wir Kinder 25 Gottes sind, und daß der Glaube an diese Wahrheit der sichere Grund alle Weltseegens seye. In diesem großen Gedanken der Religion liegt der innere Geist aller wahren Staatsweisheit, die reinen Volkseegen sucht, dann alle innere Krafft der Sittlichkeit, der Erleuchtung und Weltweisheit ruhet auf diesem Grund des 30 Glaubens der Menschheit an Gott. Und Gottesvergessenheit, Verkentnis der Kinderverheltnisse der Menschheit gegen ihn ist die Quelle, die alle Seegenskrafft der Sitten, der Erleuchtung und Weisheit in aller Menschheit auflöset. Daher ist dieser verlohrene Kindersin der Menschheit gegen 35 Gott das größte Unglük der Welt, indem es alle Vattererziehung Gottes unmöglich macht, und die Wiederberstellung dieses verlohrnen Kindersins ist Erlösung der verlohrnen Gotteskinder auf Erden.

89 Der Man Gottes, der mit Leiden und Sterben der Menschheit das allgemein verlohrne Gefühl des Kindersins gegen Gott wiederhergestelt, ist der Erlöser der Welt, er ist der geopferte Priester des Herrn, er ist Mittler zwischen Gott und der gottesvergessenen 5 Menschheit. Seine Lehre ist eine Gerechtigkeit bildende Volksphilosophie, sie ist Ofïenbahrung Gottes, des Vatters, an das verlohrene Geschlecht seiner Kinder. — Teuerster Iseli! Diese zwyfache Anwendung der allgemeinen Seze der Abendstund sind mir wichtig. Man leßt zu offt Wahrheit 10 in allgemeinen Sezen gehen, ohne sie in ihren Folgen zu denken. Politik scheinet mir ein Wirrwarr ohne diesen Fuß, und unsere kalte Wortreligion scheinet mir wahres, eigenthümliches, wenn Sie wollen, bis zur griechischen Volksverfeinerung erleuchtetes Heidenthum. Alle Weisen gaben uns Liecht und Wahrheit, aber 15 Jesus allein zeigte der Menschheit den Vatter und, im Kinderglauben an diesen Vatter, Erziehung, Bildung und Vervollkomung ihres Wesens. Jesus enthüllete der Menschheit die innern Triebfedern ihier Natur, wodurch sie allgemein fehig wird, die Wahrheit und Erleuchtung der Weisen zu benuzen. Die Weisen berech20 neten den Werth der Tugend genau, Jesus bildet die Menschen in Einfalt, sie zu thun. So sehe ich die Sach an, und so tringend scheint mir das Bedürfnis, unsere philosophische Lehrart der Einfalt Jesu wieder zu neheren. 25 Und ich wünsche dises Zeugnis meiner Verehrung Jesu in Ephemeriden, weil das Jahrhundert sich vor dem Nahmen des weisen Jesu allgemein schemet. Ich überlasse aber alles Ihrer besseren Einsicht und bin mit kindlicher Hochachtung Ihr Verehrer so Pestaloz.

90 527. A Monsieur Isak Iselin Membre et secrétaire d'état de etc. Basle. [Frühjahr 1780]. s Yerehrenswürdiger Herr! Ich habe Ihre Ephemeriden, die Sie mir so gütig senden wollen, erhalten ; aber mit Beschemung nehme ich sie als ein Geschenk an, da ich ja so zu sagen nichts darein gearbeitet. Teurester Freund! Ich darff nicht sagen, daß ich gern über die meisten eingerükten Abhandlungen schreiben möchte, io aber vom nun angenohmenen Ton, alle politische Wahrheit schwach und für die Regierungen ehrenhafft sagen zu müssen, abgeschrekt werde! D'Albon sagt Wahrheiten von Gewicht, die der Schweizer sich selbst gern verleugnet ! Aber er siehet nur noch nicht tieff genug in den immer mehr sich in Famillenetablissement 15 verwandelnden Aristocratisme dei· Schweiz. Politische Wahrheit und reiner Landesseegen zeigen doch ihre deutlichste Krafft noch in den Democratien. Die seeleerhebende Krafft der Regierungsfehigkeit in Aristocratien, wie sehr wird sie aus den Herzen, aus dem Geist, aus den Sitten und dem Ton alles Volks, das nicht 20 Famillenerb ist, ausgemustret ! Das Ideal der schweizerischen Gesezgebung, betrachtet aus der Natur des Ursprungs aller unserer gesezgeberschen Gewalt, und die Realitet des würklich stehenden Fuß unserer Gesezgebung, unter dem wir leben, mit dem großen Fryheitsgeist des Ursprungs und der engen, einsichtigen Künsteley 25 der Zeitregierung — das macht einen Contrast aus, dessen Detail zu enthüllen es villicht niemand wagt. Ich wende mein Aug weg von der schwachen, bementelnden Wahrheit, die in allen unseren politischen Schrifften herschet, und hoffe, mann werde noch einst politische Schweizer Wahrheit in ihrer Sterke ertragen lehren. 30 Villeicht aber würde mann sie gern tragen, wenn Menner, die es könten, mit menschenliebendem Geist und tieffen, das Hausglük unserer Einwohner allein im Aug habenden Bliken dieses Feld bearbeiten wollten. Ihre Ideen an den mir unbekandten Erzieher, dem Sie Ele- 35 mentarwerk auftragen, sind vortrefflich, ganz im Geist der wahren und wesentlichen Bedürfnissen der menschlichen Natur. Aber Sie fordren einen Menschen zum Verfasser, dem die Gelehrte Steine

91 zum B a u zutragen, und der mit Menschengefühl und Geschefftsbildung unter dem Kram der Gelehrsamkeit Blumen liest und ins Ideal der bilderreichen, hinreißenden Dichtkunst hintregt. Dichter sind Volkslehrer, ihre K r a f f t stimmet und bildet, und es ist ganz 5 der Moment des Augenbliks und des Eindruks, den eine Wahrheit macht, die ihr E l e m e n t a r k r a f f t oder B r a u c h b a r k e i t z u r V o l k s b i l d u n g gibt; und alle Stende sind mir Volk. Ich bitte Sie (im geheim), nach diesem Gesichtpunkt ein Bändchen Volksunterricht, das ich Ihnen bald senden werde, zu beur10 teilen. Ich bin mit allem Eifer an dieser Arbeit, von der ich Ihnen vor Jahren schon gesagt habe. Aber, worum ich eigentlich Sie heute bemühen will, ist: E s ruffen mich wichtige Endzwekke nach Berlin und in polnisch Preußen; villeicht gehe ich in wenig Wuchen dahin ab. Mein 15 Erziehungsplan ist mein Zwekk, aber ich will ihn auf das Höchste simplificiren, und die Hand nicht ins Feuer geben, bis ich ruhig in die Zukomfft sehe. Aber für einmahl gehe ich und will in Berlin einige Zeit mich aufhalten; und da muß ich Sie bitten, mit Ihrer Fründschafft mir mit einigen Addressen zu meinem Zwekk, der 20 nichts ist als einige der ersten und erleuchtetesten Minister kennen und sprechen zu lehrnen, behülflich zu syn. Ich suche ganz nicht oeconomisches Zutrauen, sonder Verhör und Prüfung meiner Erziehungsgrundsezen in einem Reich, wo feste K r a f f t und Gerechtigkeit verhütet, daß ein Mensch, der mit 25 jeder Aufopfrung arbeiten und mit jeder Gedult alle Last der Anfänge tragen kan, nicht licht das Gespöt derer wird, die ihm müßig zugesehen haben. Iselin, ich bin müde, das, was wahr und wahr syn muß, unter dem Staub equivoquischer Urteile zu versinken zu sehen. Ich nehere mich stillen Entschlüssen, die mein 30 Herz und mein Thun aus dem Dunkel irriger Urteile erheben werden, und ich werde zu diesen Entschlüssen um so mehr gedrungen durch die bis in Umügliche sich erhöhende Schwirrigkeiten, in der Schweiz irgend einige Endzwekke von Wichtigkeit durchsezen zu könen. Also wiederholle ich meine Bitte: Thun Sie, 35 was Sie könen, mir Zugang und Verhör by einem ersten preußischen Staatsminister zu verschaffen, von dem ich für einmahl gar nichts will als Verhör. Ich weiß, daß es Ihnen in Ihrer Lag leicht ist, mir Wege zu diesem Endzwekk zu bahnen. Ich bitte Sie dringenlich um ein Wort Antwort über diese Bitte, sobald es

92 Ihnen möglich, und ich habe die Ehr, mit verehrender Hochachtung zu syn Ihr gehorsamster Diener Pestaloz. 528.

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An Iselin. [Sommer 1780]. Teuerster, veiehrenswürdiger Herr! Nehmen Sie meine inigste Danksagung für alle Guttathen und Freundschafft, die ich by Ihnen in Basel genossen, insonders für Ihre Bemühungen für mein io Manuskript. Ich danke Ihnen herzlich für empfangene sechs neue Louisdor und die Hoffnungen, die Sie mir weiter machen; ich dürfte nicht mehres hoffen. Ich bitte vorleufig ab, daß meine Sprachfehler Ihnen zur Last fallen müssen. Das Manuscript wünsche ich würklich zu einer neuen Abschrifft gelegentlich zurük. 15 Dieses in Eil von ihrem ewig dankbaren und gehorsamsten Diener Pestalozz. Ich erhielte den Brieff soeben den 7. dis, und die Post geth sogleich ab. 20

529. An Iselin. den 14. Juli 1780. Teuerster, verehrenswürdigster Herr! Ich habe Ihre zwei Brieffe, den ersten mit Rochow, den zweiten mit den Ephe- 25 m[eriden] richtig erhalten. Ich danke Ihnen für beydes herzlich, aber ich scheme mich, daß Sie mir immer Bücher schikken. Rochow ist schön; aber ein Buch, das Volkserleuchtung und Volksstimmung zum Zwekk hat, muß unumgenglich durch lebhafft intressirende Verwiklungen und durch fortgehende, mit 30 einander durch einen Hauptgesichtspunkt verbundene That-

93 h a n d l u n g e n eine a n h a l t e n d e A u f m e r k s a m k e i t reg m a c h e n , u n t e r halten u n d scherfen. Diese so abgebrochene einzelne Geschichten, so schön sie sind, scheinen mir das nicht genug zu t h u n . E s scheint mir so ein schwaches, in u n e c h t e n Ton fallendes Erzehler5 wesen, das auf jeder Seiten was Neues bringt. Das bildet n u r flüchtige, nicht genug gedachte u n d überlegte Gefühle. E i n Lehrb u c h m u ß d u r c h das Intresse des d a r g e b r a c h t e n Gegenstands durch sich selbst von einer Seiten zur anderen reizen u n d immer in der körnenden Seiten die E n t h ü l l u n g der ersteren suchen. Die 10 Sehnsucht nach sich enthüllenden T h a t e n m u ß die Begriffe von StufTen zu StufTen erheitren. Aber diese l e b h a f t e Sehnsucht n a c h der E n t h ü l l u n g intressirender Scenen, die manglet hier ganz. Ich w ü n s c h t e mir frylich Rochows reine E i n f a l t zu m e i n e m Volksuntericht, aber denn auch Goethes Thatenschwall u n d N a t u r 15 e n t h ü l l u n g tiefer Verwiklungen ! Aber ich bin fehrne von beydem. Doch gehe ich einen W e g u n d t h u e mein Möglichstes. Bald sende ich Ihnen eine P r o b meiner Versuche. Teuerster Iselin! Inniger D a n k f ü r jeden Ruff zur s a m f t e n , stillen D u l d u n g des U n r e c h t s , das in Kreisen w ü r k e t , wo meine 20 K r e f f t e nicht hinreichen. Denn zu offt wallet mein Herz u n s a m f t u n d roh, u n d offt trozzet meine Stirne f ü r W a h r h e i t , wo ein niedergeschlagenes Aug und s a m f t e , bescheidene D e m u t h meine Pflicht were u n d sichtbar f ü r W a h r h e i t u n d Recht besser w ü r k t e . Also soll ich Ihnen t a u s e n d m a h l d a n k e n f ü r Ihre weise W a r n u n g . 25 Aber in der Sach selbst, die Ihre W a h r n u n g veranlaasset, sind wir villeicht doch noch nicht gleicher Meinung. D a ß alle Völker so gute Regierungen haben, d a ß sie b y ihnen überlassener F r y h e i t keine bessere erkiesen würden, das beweist mir n u r , d a ß böser S t e i f m ü t t e r Kind a u c h bös sind, u n d d a ß die 30 Regierungen m i t jedem neuen Herschafftsschritt in ihrer steifmüterlichen Aristocratie, u n d m i t j e d e m neuen Schritt ihre gleichen Kinder in ungleiche Lagen zu sezen u n d den einen als E r b e n des Reichs auf eine Art Vorsehung zu t h u n , die der A r m e n Gerechtigkeit, die f ü r die übrigen a u f b e h a l t e n wird, nicht W a g 35 u n d Schwert, aber das, was W a g u n d Schwert schüzen u n d sicheren sollten, so auffallend schmeleren, [daß sie] die Völker eben in die Unfehigkeit sezen, reine Begriffe von der F r y h e i t und d e m w a h r e n Landesseegen i m Nationalgeist zu erhalten. Verbergen Sie sichs doch nicht, edler, wahrheitsliebender ω M a n n ! Das Rathsintresse wird allenthalben teglich größer, nach-

94 siichiger und unedler, das Fürstenintresse hingegen wird an villen Orten teglich edler und weiser. Lassen Sie eine bürgerliche Zunft, z. E . in Zürich, von ihren Vorsteheren in Demuth eine dem gemeinen Mann nüzliche Anwendung unserer Zunftgüter begehren und stellen sich Herren vor, die die Suplicanten, als weren sie 5 freche, unruhige, dem Eigenthum des Landesherren zu Leib gehende Burschen, anfahren, denn sehen Sie die guten Pomeren von Preußens Friderik eine Creditcassa beten, sehen Sie denn den Vatter Frederik den Pomeren für alle Treu danken und ihnen alles anbieten! 10 Was ist, was war unsere Freyheit als eben das Glük des gesicherten Vattersinns unserer alten Regierungen? Und dieser artet teglich mehr aus. Imer wird der Ton der Aristocraten herschaft1 [icher], und hingegen stimmen ville Fürsten ihren Regierungsfton] väterlicher, edler und weiser und der Menschen Fryheit angemesse- 15 ner. Sollte das nicht schmerzen, daß die Begriffe von reiner Freyheit im Practischen in der Schwyz offenbar verloren und in Fürstenländren gewunen? Edler, ich sah vor etlichen Wuchen den alten Bodmer. Ach, seine Sprache trang in mein Herz: „Meine Schüler sind jez Zumftmeister und Rethe, aber mein Sinn ist nicht 20 in ihnen, und von meinen Lehren wüssen sie nichts, nichts mehr! Sie gehen den Schlendrian des Herrensinns, der alle neue Arbeit scheuet, damit er ohngestört die großen Pflichten der Galgen, der Halseisen, der Stattwacht- und Musterungs- und Straßengescheften besorgen köne!" — Das sind Fürstengescheffte, Iselin! 25 Es ist Gottlob nicht böser Willen, aber Mangel von Einsicht, Mangel von Kentnis der Yolksbedürfnisse und der wichtigsten Regierungspflichten. Ich bin nicht undankbar, Teuerster, und will niemand beleidigen, aber noch manchen stillen Abend anwenden, Licht und Wahrheit über diese Gegenstende zu ver- 30 breiten, und die Edlen und Hohen im Vatterland beten, daß sie werden wie die guten Fürsten, und Fryheit und den Haussegen und die Nationalerleuchtung des Volks suchen wie diese. Meine Reis nach Berlin muß ich aus wichtigen Gründen jez aufschieben, aber nicht wegen ihrer Kostbarkeit, denn ich habe 35 vorgearbeitete Stüke, die mir für eine merkliche Zeit genugsam abtragen werden, daß ich ruhig in Berlin abwarten kan, ob meine andere Endzwecke Eingang finden oder nicht. Liebster, Teuerster, ich glaube überhaupt, wenn ich mich in einer Hauptstatt, die einen Schriftsteller erleichtert, niederlassen 40

95 und über diejenigen Gegenstende, die ich durchgedacht, schreiben wollte, ich fende Brod für eine meßige Haushaltung. Ich will sagen, ich glaube mich imstand, wenn ich arbeiten wollte, im J a h r 4 à 500 Gulden als Schriftsteller zu verdienen, wenn ich einer Buch5 handlung an der Hand were. Ich bitte Sie, Teurer, da ich Sie freymütig, als weren Sie mein Vatter, frage, mir auch mit gleicher vätterlicher Güte es zu sagen, wenn Sie glauben, daß ich hierinn irre. Und noch dies, Teuerster, muß ich Sie fragen! Die in den lesten io Ephemjeriden] pag. 620 von Harlem auf 1781 ausgeschriebene Preisfrag: H a t selbige zur Beantwortung Plaz bis End 81, und wüssen Sie nicht, sind die in Harlem ausschreibende Herren mehr Philosophen oder Staats- und Gescheftsmenner, und wo könte ich etwann über die nehere Endzwekke dieser Frag und die 15 Locallag der Gegend nehers Licht feinden? Verziehen Sie den weitleufigen Brief! Ich wolte Sie zwahr noch etwas fragen, aber ich darf jez nicht. Aber Sie schreiben mir doch bald ein paar Zeilen und erlauben mir, daß ich by der vollkomnesten Hochachtung, die ich Ihnen schuldig, fehrner die 20 kindlich zutrauende Freymütigkeit [habe], die ich gegen niemand, edler Herr, wie gegen Sie wage. Ich bin mit wahrer Verehrung Euer Hochedelgebohrnen gehorsamster Diener J . H. Pestalozz. 25

530. An Iselin. Neuenhoff, den 29. September 1780.

Verehrenswürdigster Herr! Ich sende Ihnen hiermit die erste Abtheilung meines Manuscripts. Ich habe alles, was in meiner Lag 30 müglich war, gethan, es leslich zu lifferen. Die folgenden Abtheilungen werden ungesäumt folgen, und ich bin froh, wenn mit dem Trukk so bald müglich der Anfang gemacht wird. Rochow National-Caracter ist ganz der Zwekk meiner Versuche, und ville seiner Ideen sind in meinem zweiten Theil, dessen 35 Helfte bynahe fertig, so e n t h a l t e ^ daß, wenn ich das Buch vorher gelesen, ich selbst geglaubt hette, ich hette abgeschrieben. Doch

96 sind wesentliche Verschiedenheiten im Plan da: ich will ins Volk ohne Anstalten, durch Erleüchtung zerstreuter, verstendiger Hausväter und Hausmütter würken, und er durch Schulen. Bydes aber ist gut, nur daß der erste Weg für mich der einzige mügliche, er hingegen auch für den zweiten Kreffte hat. 5 Aber den Mann möchte ich kenen lehrnen, der mir meinen Weg so stark und so richtig vorgezeichnet. Wir treffen in gar zu villen Meinungen und Endzwekken zusamen, als daß ich diesen Wunsch unterdrükken könte. Es ist mir recht sehr leid, daß Sie wegen der immer noch un- 10 richtigen Sprach meines Manuscripts Müh haben werden. Ich kenne nicht einmahl alle deutsche Namen, die ich gegen die schweizerischen sezen sollte; ζ. E. gegen Beteli und Rudeli weiß ich kein deutsch Wort und muß also den Plaz en blanc lassen. Sonst freut mich der Gedanken, ein Quart schweizerisch und 15 drei Quart deutsch drukken zu lassen, recht sehr, wenn ich ihn nur ganz ohne Ihre ville Müh ausführen könte. Darff ich die Stellen in die Ephemeriden, ins Museum und in Mercur selbst wehlen, und in die Ephemeriden einen Brieff an Sie von den Endzwekken des Buchs byfügen, und wann und an wen 20 muß ich diese Stellen addressiren zum Einrükken? Ich wünschte, daß ich in Basel meine Abendstund noch einmal drukken lassen könte mit einigen Zusezen. Sie ist Vored zu allem, was ich schreiben werde, und sollte darum allgemeiner bekandt [werden], und es sind mehr als dreißig Drukkerfehler, die den Sinn 25 der Sach verstellen, in der Schrifft. Ich empfehle mich Ihnen, verehrenswürdigster Herr, in Fortdaur Ihres Wohlwollens und bin mit dankerfüllter Hochachtung Euer Hochedelgebohrnen gehorsamster Diener J . H. Pestalozze.

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531. An Iselin. den 22. Oktober 1780. Edler, verehrenswürdiger Herr! Hier folget endlich mein Manuscript (nemlich die fünf lesten Abtheilungen; die erste, hoffe ich, 35 haben Sie vor vier Wuchen richtig empfangen) so gut, als es mir müglich, in Ordnung zurük.

97 Ich habe dasselbe, insonderheit die lesten Theile, wesentlich abgeendert und wünsche, daß Ihnen die Zuseze so wohl gefallen mögen, als sie mir nothwendig und wesentlich schienen. Verziehen Sie, daß Ihnen dieses Buchs wegen Müh zufeit, wenn 5 nur auch die Sach selber Ihre diesfelige große Güte und Mühe werth ist! In meinen Augen dunkt sie mich täglich wichtiger, und ich sehne mich sehr, bis es getrukt ist und die Urteile redlicher Landleuten (denn nicht von Gelehrten wünsche ich solche) mich in 10 Stand sezen werden, meine Absichten noch weiter auszuführen. Ich habe einen Freund in der Nehe, der es versuchen will, das Buch ins Französische zu übersezen. Ich glaube, wenn es gelingt, es würde gelesen und villeicht schneller einige Empfindungen, die ich wünsche, reg machen als im steiferen Teütschland. Aber das 15 arme Ding, daß alle Mütteren von ihren Kindern Großes hoffen dörffen, daß mich das auch reiten muß, da ich doch schon sonst so gern in meiner Einfalt dahinlebe! Teuerster, verehrenswürdigster Herr! Empfangen Sie meinen herzlichsten und aufrichtigsten Dank für alle Güte und Mühe, die 20 Sie für mich haben, und glauben Sie, daß ich in meinem Leben nicht aufhören werde, den Dank zu empfinden, den ich Ihnen ewig schuldig syn werde, der ich die Ehre habe, mich gehorsamst zu empfehlen und zu verharren, Euer Hochedelgebohrnen gehorsamster Diener J . H. Pestalozz. P. S. Meine liebe Frau, die mir mein ganzes Buch abgeschrieben, 25 glaubt jez so vili mehr Recht zu haben, von mir zu forderen, daß ich nicht vergesse, Ihre höflichsten Empfehlungen an Sie und Dero edle Gemahlin byzufügen.

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Pestalozzi Briefe I I I

98 532. Herren Rathschreiber Iselin meinem hochgeehrten Herren Großherrn in Basel. Neuenhoff, den 28. November 1780. 5 Verebrenswürdiger Herr ! Ich danke Ihnen sehr für die mir sehr angenehme Nachricht von dem Byfahl, den mein kleiner Aufwandsaufsaz erhalten. Aufrichtig h a t t e ich keine Hofnung hierzu, besonders sintdem ich aus Ihrem Mund vernohmen, wie groß die Anzahl der Concurrenten und wie ville vorzüglich gute und mit io philosophischer Bestimmtheit geschriebene Aufseze eingelangt. Indessen, da ich mehres zu schreiben im Willens, und Sachen, deren mehr oder minderer practischer Nuzen villes von der Achtung, die man mir als Schriftsteller schenken wird, abhanget, so danke ich Gott für jeden Schimmer von Hoffnung, von dieser 15 Seiten nicht unglüklich zu syn. Jez muß ich Ihnen frymütig sagen, ich habe Famillengründe, worum ich wünsche, daß diese Schrifft so schnell als müglich und mit der by ihr liegenden Zuschrifft an Herrn Sensal Pestalozze gedrukt werde ; und ich bitte Sie sehr, mir gelegenlich hierüber zu 20 sagen, was diesfahl wird verfügt werden. Es wird Herr Professor Meister von Zürich syn, dessen Schrifft mit meiner concurrirt ; ich vermutete, eine von Winterthur würde die erste syn. Es geth doch würklich lang, eh Herr Deker meinem armen 25 Lienhard zur Geburth helffen will; doch hoffe ich, werde es nicht mehr lang dauren. Ich arbeite am zweiten Theil des Buchs mit Eifer und sehe teglich mehr, daß der Thon, den ich genohmen, mich zu Begriffen und Wendungen führt, die auf keine andere Art sich so 30 liecht und schiklich sagen ließen. Ich will dasjenige, was in der Zuschrifft Allgemeines war, in eine kleine Vorred umschmelzen und Ihnen zusenden. Ich freue mich von Herzen, daß Ihre Gesundheit sich wieder bessert. Meine ist diese Zeit über auch nicht ohne ihre Laune ; doch 35 fehlt mir nichts Wesentliches. Unser neue Bürgermeister Ott war bis jez Censor der politischen Sachen und ließe vast gar nicht Gerades gehen. Gott gebe

99 ihm einen M e n s c h e n zum Nachfolger! Die H e r r e n sind immer böse Censoren, und ich förchte, wenn ich einst, wie ichs im Sinn habe, mich an eine periodische Schrifft wage, diese Herren werden meine arme Feder ärgerlich nekken und ihre hohe Herschaffts5 rechte über dieselbe laut valiren machen. Doch ist die Gefahr nicht groß; sie ignoriren, was sie nicht enderen könen. Meine Frau ist noch in Zürich, und die andere Wuchen werde ich auch dahin abgehen müssen für einige Tag. Ich empfehle mich Ihnen, teuerster, verehrenswürdigster 10 Freund, und Ihrer würdigsten Frau Gemahlin und habe die Ehre, mit der herzlichsten Dankbarkeit und der vorzüglichsten Hochachtung, die ich Ihnen schuldig bin, mich zu nennen, verehrenswürdigster Herr, Dero gehorsamster Diener is

Pestalozze. P . S . Noch muß ich Sie fragen: Was ist die eigentliche Adresse an den Herren Ochs, der den Preis ausschreiben lassen?

533. An Iselin. 20

[Dezember 1780].

Ich danke Ihnen, verehrenswürdiger Herr, für alle Mühe, die Sie immer für mich übernehmen und besonders für die eben empfangenen 4l/ 2 neue Louisdor. Ich muß gestehen, es ist unerwartetes Gelt, denn ich glaubte, 25 die Frymütigkeit der Schrifft werde ganz g e w i ß mißfallen; und ich glaube jez noch, sie werde in Zürich und Bern diesfahls mißfallen. Ich habe soeben Flik gebetten, mir die Probbögen zuzusenden, und ich hoffe, er werde mir die Gefeligkeit nicht abschlagen. 30 Ich weiß nicht, aber ich glaube, wenn ich in Zukomfft mit den Buchhändlern mehr zu thun haben will, so müssen sie mir in Beziehung der Zeit Wort halten. Es ist unerträglich, und in einem Werk, [bei welchem] die

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100 Urteile über den ersten Theil sehr villen Einfluß auf das, was mann im zweiten Theil sagen will, haben, ist dieses Warten unertreglich genent. Nechster Post will ich Herrn Dr. Ochs schreiben und danken. Ich wünschte, daß er mehr solche Fragen ausschrieb. Wenn 5 ich auch zum voraus wüßte, daß ich gewiß keine mehr gewünen wurde, die Sach hat unseglichen Nuzen, und nichts sezet die Wahrheit mehr ins Licht als die Verschiedenheit der Meinungen. Ich habe die Ehre, mit der dankbarsten Hochachtung mich zu nennen, verehrenswürdiger Herr, 1» Dero gehorsamster Diener Pestalozze.

534. An Iselin. [Ende 1780]. 15 Verehrenswürdiger Herr! Ich sehne mich sehr auf Nachricht, wie Sie meinen in den lesten Theilen stark verenderten Lienhart gefunden. Ich muß Sie bitten, mir zu erlauben, öffentlich zu sagen, daß Sie mich zu dieser Arbeit aufgemuntert haben, und bitte Sie, ohne wichtige Gründe mitkomende Zuschrifft nicht zu unter- 20 drükken, sonder so, wie sie ist, dem Buch vorgehen zu lassen. Ich kene die Addresse an die Dekkerische Buchhandlung nicht, sonst hette ich die Zuschrifft imediat zugeschikt, obgleich es immer, da Sie das Buch ganz in Händen haben, ohnschiklich gewesen wäre. Aber jez bitte ich Sie, verehrenswürdiger Freund, mir, sobald 25 Sie könen, Nachricht zu geben, wenn mit dem Drukk angefangen werde, auch ob etwann noch fehrner etwas von mir zu endren sy. Ich bin in allen Absichten sehr begirrig auf den Anfang des Druks. Auch muß ich Ihnen, Sie kenen meine Lag, die Bitte byfügen, daß Herr Deker mir die sechs Louisdor, die er mir vor zwei Monat Ver- 30 sprochen, so bald müglich sende. Die Zeit so kleiner Bedürfnisse dauret wills Gott nicht mehr lang. Hette ich sie mir durch etwas anders als durch meine Unternehmung zugezogen, sie lege schwer auf meinem Herzen. Aber Gottlob ist mir immer liecht ums Herz, und bessere Zeiten nahen! 35

101 Ich bin mit der vorzüglichsten Hochachtung und Dankbarkeit Ihr gehorsamster Diener J . H. Pestalozze. P. S. Ich hoffe, Sie werden die Einkleidung einer Wahrheit, die 5 mann mißverstehen könte, in die Sprach eines Rabbinners nicht mißbilligen; Luthers ist wahrhafft.

535. An Sarasin. Neuenhoff, den 18. Dezember 1780. io

Hochedelgeborener, insonders hochgeehrtester Herr und Freund ! Ich muß Sie bitten, mir mit ein paar Worten zu sagen, ob Sie nicht eine Bekandtschafft haben nahe um die Wetterau, in der Graffschafft Solms? Ein Arbeiter von hier, der dort als Weber gestanden, versichert mich, daß das leinerne und flachsene Garn 15 in so außerordentlich niederen Preisen daselbst zu feinden, und wenn ich einen Mann in der Gegend wüßte, der mir gegen baare Bezahlung kleine Portionen nur zu Centneren zu Händen haben würde, so könte ich es vorteilhafft brauchen. Liebster Herr Sarasin, wie befeinden Sie sich? Wie befeindet 20 sich Ihre Frau Gemahlin und Ihre lieben Kinder? Ich wollte Sie vor ein paar Monaten in Basel grüßen, aber Sie waren nicht da, und das that mir weh. Auch Ihren edlen Battier traf ich nicht an und hette ihn doch gern gesehen. Haben Sie meinen Lienhard und Gertrud gesehen und sind Sie 25 mit ihm zufrieden, so freuts mich mehr, als wenn das ganze ehrwürdige Collegium aller Doctoren und Professoren damit zufrieden wäre; ich bin aber vor dem lestren wohl bewahret. Leben Sie wohl und glüklich, edler Herr, gönen Sie mir Ihre alte FreundschafTt fehrner und glauben Sie mich mit wahrer 30 Hochachtung Ihren gehorsamsten Diener und Freund Pestalozze.

102 536. Herrn Rathschreiber Iselin meinem insonders hochgeehrten Herrn z. g. H. in Basel. [Ende 1780]. s Verehrenswürdiger Herr! Mit inigem Bedauren vernehme ich, daß Sie krank sind. Ich hoffe doch, es sye nichts Gefehrliches, und bitte sehr: Lassen Sie mich es nur auch mit einer einzigen Zeilen bald wüssen, wenn Sie wieder besser! Ich danke Ihnen für die drei neuen Louisdor auf Herrn Dekers io Rechnung und sehne mich sehr auf den ersten Bogen des Buchs. Meine Absicht, dasselbe Ihnen zu dediciren, war Pflicht und Dankbarkeit. Ist es auf einige Weise schedlich oder auch nur unangenehm für Sie, so ist die Dedication in Ihrer Hand, sie zu unterdrüken, wie Sie wollen; und ich verspreche Ihnen für ein und alle is Mahl, niemahl nichts von der Art gegen Ihren Willen zu thun. Ich bitte Sie sehr, mir gelegenlich mit ein paar Worten zu sagen, ob die Abendstunde des Einsiedlers verbessert und in etwas vermehrt in Basel köne gedrukt werden. Es were mir sehr lieb, wenn es müglich were, denn sie ist sehr fehlerhafft in Ephemeriden. 20 Meine Frau ist in Zürich, ihre Frau Mama ist gestorben, und Gescheffte von daher verhintren mich, weitleufiger zu syn. Also muß ich nur noch den Dank hinzuthun, den ich Ihnen für alles, was Sie für mich thun, schuldig bin, und habe, nebst höflicher Empfehlung an Dero Frau Gemahlin, die Ehr zu syn 25 meines insonders hochgeehrtesten Herrn gehorsamster Diener In Eil.

Pestaloz.

537. An Prof. Leonhard Meister. [Ende 1780]. 30 Mein hochgeehrter Herr Professor! Mit villem Dank sende ich Ihnen Ihr Manuscript zurük und zugleich lege ich das meine by. Sie haben die Begriffe vom Luxus tieff und richtig enthüllet

103 dargelegt; ich beschefïtige mich nur mit Resultaten als wahr angenohmenen Sezen. Sie haben eine auserlesne Lecture und Geschichtskentnis in diesem Fach dargelegt. Ich weiß von allem dem gar nichts. 5 Doch freuts mich, daß wir in den Hauptgesichtspunkten nicht sehr von einander abstehen. Lassen Sie mein Herz und meine gute Meinung Ihnen dasjenige, was an meinem flüchtigen Auf saz mangelhafït scheinen wird, ersezen und nehmen Sie es dem guten Kind nicht übel, daß io es so unbescheiden Ihnen unter Augen getretten. Ich empfehle mich Ihrer Fründschafft und bin mit besondrer Hochachtung Ihr gehorsamer Diener Pestalozze.

is

538. A Monsieur Iselin Membre et secrétair de L. L. Excellences de et à Basle. Neuenhoff, den 4. Jenner [1781],

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Yerehrenswürdiger Herr! Ich erhalte eben die gedrukten Preisschrifften, aber mit abscheulichen Trukkerfehleren verunstaltet. Das ist mir äußerst unangenehm. Ich habe Herrn Flik um die Comunication der Probbögen gebeten, und er hat es mir abgeschlagen, und mit dieser Post sende ich ihm ein Register der 25 wichtigsten Drukkerfehler, davon die meisten die Stellen zu ganzem Unsinn machen ; ich hoffe, er werde mir doch dise letste Bitte nicht abschlagen. Aber mit Herrn Deker will mir jez bald alle Gedult vergehen. Ich weiß nicht und verstehe mich nicht auf das, was ein solches 30 Aufziehen und wiederholltes unrichtiges Angeben der Zeit, wann man drukken wollen, von einem Ehrenmann und seiner Handlung sagen wolle. Und ich habe mich im Sinn, alles E m s t s an den Herren zu wenden; wenn ich nur wüßte, ob ich, damits einmahl angehe, nach Basel oder gar nach Berlin schreiben müsse.

104 Sie haben mich in ihrem Brief! an Herrn Fellenberg beschemt. Das ist zu vili, Teuerster, was Sie da sagen ! Aber anspornen wird Ihre Güte mein Herz, mehr als kein scheltender Kunstrichter dasselbe darniederschlagen konte. Auch in der Aufwandsvorred gedenken Sie meiner mit der Liebe, die ein Labsahl meines Lebens 5 ist ; möge ich aller dieser Güte würdig werden ! Jez habe ich noch zwei Bitten, denn ich erlaube mir alles gegen Sie. Die erste : Ich schreibe über die Geseze gegen den Kindermord. Da sollte ich Byspille und Aussagen von Kindermörderinen aus 10 Archiven und Rathsmanualen suchen. Feinde ich in Basel so etwas, und gibt es mir in Basel jemand, wenn ich darum bitte? Zweitens: Die Censur in Zürich ist unertreglich scharff und unterdrukt vast alle guten, treffenden, das Volk in seinen nechsten Angelegenheiten erleuchtenden Stellen, welche insonderheit in ein 15 Wuchenblat daselbst eingesandt werden. Und so ein recht geschriebenes, warmes Wuchenblat, recht für die Bedürfnise des Volks und seiner Hirten, were doch zur Nationalbildung gewüß mehr werth als alle Bücher. Sollte sich so ein Wuchenblat nicht in Basel besser machen lassen? Zürich würde es von da aus auch 20 kauffen und lesen, aber drukken darf mans nicht daselbst. Ich wollte mich engagiren, einen großen Theil davon zu lifferen und Proben einsenden, wie ich glaube, daß so ein Blat am nüzlichsten were. Aber ich müßte Mithülff von Basleren haben, denn das Locale macht am meisten Eindruk. 25 Sie verziehen mir, edler, verehrenswürdiger Herr, daß ich Sie immer mit so vili Frymütigkeit beunruhige, und erlauben mir, mich mit der ehrerbietigsten Hochachtung zu nennen Dero gehorsamster Diener Pestalozz.

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539. An Sarasin. Neuhoff, den 6. Jenner 1781. Liebster Freund! Kein Mensch macht weniger gern Titel als ich. Aber ich spillte einmahl in meiner Jugend ein Spill; das an- 35 dere Wort darin heißt: Herr, darff ich's thun? und dieses „Herr,

105 darfï ich's t h u n ? " komt mir jez allemahl in Sinn, wenn ich gern Titel und Frazzen ausließe. Nun aber weiß ich Ihre Antwort auf meine kleine Frage ; ich darfï es thun, und es macht mir wohl ums Herz, daß ich's thun darfï gegen Sie, lieber Freund. 5 Aber ich scherze, und Ihre Frau ist krank, und Wolken umhüllen ihr Herz. Ich soll heute nicht scherzen. Gott hat mir auch einst eine liebe Frau an den Rand des Todes geführet, aber wiedergegeben; mit voller, besserer Gesundheit, als sie je hatte, hat mir Gott meine Frau nach jahrelangem Leiden wieder gegeben. Sie 10 las Ihren Brief!, Ihren zerstreuten Brieff, der von Ihrem Leiden zeuget, mein Sarasin; und wers wenige Stunden von hier zu Ihnen, sie ließ es sich nicht nehmen, zu sehen Ihre Geliebte in ihrem Leiden. O Gott, Sarasin, was ist der Erde Leben, und wo haben Sie 15 Größe ohne Leiden und Höhe ohne Tieffe gesehen? Gott sterke Sie, Freund, und erhebe Sie zur Heiterkeit der Leidenden empor, die er villeicht durch Ihre Heiterkeit retten und Ihnen wieder schenken wird ! Freund, ich weiß nicht, worum ich Ihnen schreibe, aber ich kan nicht änderst, ich möchte jez by Ihnen an Ihrer 20 Seiten syn und mit Ihnen weinen, denn Sie leiden, Freund, und das geth mir ans Herz. Gott sende Ihnen den Sonnenschein, auf den Sie warten, und gebe Ihnen Sterke, so lang die Finsternis dauret. Ich danke Ihnen für Ihre Müh wegen der Wetterau ; ich werde 25 durch Fr[ank]f[u]rt nachfragen lassen. Ich hoffe, Sie werden meinen Aufsaz auch unphilosophisch und deutsch und grad feinden, und bitte Sie um den Ihren. Sie müssen mir die angenehme Stunde, ihn zu lesen, nicht versagen. Ich habe im Ernst auch geglaubt, meine Wahrheiten syen zu 30 derb für ein Diadem aus baslerischer Seide. Könen wohl Ihre derber syn und gegen wen, das wundert mich? Gottlob, daß Sie wohl sind! Diese Frühlingstage sehe ich Sie, wills Gott, und Battier und womüglich Pfeffel. Ich will machen, daß ich etwas in Basel zu thun habe. Wills Gott lächelt denn Ihre 35 edle Freundin wieder froher, heiterer, wonnevoller Gesundheit. O daß sie nicht, so ofït nicht, diesen Seegen der Erde genießen muß, dessen sie so werth ist! Darfï ich Sie bitten, Freund, ihr zu sagen, daß meine Frau Trehnen weint über ihr Leiden, und daß auch ich weine und in meinen Trehnen zu Gott um ihre Rettung bitte. Denn 40 sie ist unersezlich ; Ihnen, Ihren Kinderen ist sie unersezlich, Sa-

106 rasin, das habe ich in der seligen Stunde, da ich an Ihrer Seiten saß, gesehen, und so gesehen, daß ich sagen darff, ich habe es gesehen. Aber darum wird Gott Ihnen die edle Geliebte nicht rauben; das bittet ihn gewüß von Herzen Ihr Pestaloz. 5

540. An Iselin. den 15. Jenner 1781. Verehrenswürdiger Herr! Ich soll Ihnen sehr für die Fortsezung Ihrer von mir nicht verdienten Büchergeschenke danken. 10 Ich scheme mich, sie anzunehmen, und kan sie in Zukomfft umüglich anders als mit dem Bedingnis annehmen, daß Sie mir über Gegenstende, die Sie mich fehig glauben zu bearbeiten, Arbeit für Ihre Ephemeriden anbefehlen. Ich werde es mir zur Pflicht machen, jeden Gegenstand, den Sie mir auftragen, mit dem Fleiß 15 zu bearbeiten, den Ihnen meine Dankbarkeit schuldig ist. Das eine Exemplar ist laut Dero Befehl sogleich nach Wildenstein gesandt worden. Ich habe mit richtigem Empfang der mitgekommenen drei neuen Louisdor nunmehr die von Herrn Deker versprochene 20 zwölf neue Louisdor sämtlich empfangen und danke Ihnen gehorsamst für die auch diesfahls gehabte Mühe und Güte. Ich habe mit Freüde Ihren väterlichen Brief! über die Feigheit der politischen Schrifftsteller in den Ephemeriden gelesen. Aber ich muß denocb beten, mir zu erlauben, mich einst hierüber neher 25 zu erkleren. Wir stimmen im Wesen der Sach überein, und je lenger je mehr werde ich mich nicht durch Wörter irrleiten lassen. Wenn nur die Völker immer mehr glüklich und ihre Führer immer mehr weise werden, so hab ich alles, was ich wünsche. Aber ich suchte denn zu diesem Endzwekk frylich gern jeden Ressort, den die 30 innere frye menschliche Verfassung unserer Stätten uns darbiethen würde, wenn wir sie, wie [sie] ist und syn sollte, brauchen würden, gerne hervor, und erzörne mich frylich, wenn ich kleine Leuthe die Scheze innerer Schweizerkräfften vergraben, aushudlen und verspotten siehe! Aber förchten Sie nichts! Ich verabscheue alle 35 Kühnheit, allen Gewalt, deren Grundlag nicht gute Menschlichkeit,

107 Liebe und Frieden ist. Also kan ich nie kein Rebell werden. Aber empfinden kan ich, daß dem Volk unsers Lands nicht die Gerechtigkeit wiederfahrt, die mann ihm schuldig ist, und daß die Grundpfeiler der Landesgerechtigkeit, die man fryen Leuten 5 schuldig ist, dem Laster und den Bedürfnissen der Zeit aufgeopfert werden, und daß mann denn vom Volk, das durch Regierungsgrundseze und Regierungsthaten und Regierungssitten ins K a t h geworffen ist, gut hat zu erzehlen, es sye seiner Fryheit und seiner Verfassung nicht werth und nicht fehig. Teuerster Freund, 10 ich habe in keiner Statt der Schweiz wie in Basel die Häupter des Staats bürgerlich gefunden. Weren sie es anderswo nur in dem Grad, wie sie es in Basel sind, ich würde herzliche Freud an der Administration unsrer allseitigen Fryheitsrechten zeigen. Ich habe Sie in meinem Lesten zwei Sachen über den Kinder15 mord und über den Plan einer schweizerischen Wuchenschrifft gefragt. Ich bitte Sie, mir gelegenlich ein Wort hierüber zu antworten. Das Anecdotengeezeng über Rousseaus Kinderthat, von denen sein Alter ihm alle Folgen zu sehen versagte, ist bald nicht mehr 20 auszustehen. Und es ist Unsinn, der Menschheit die große Wahrheit vorzuenthalten, daß Grundlagen zu der ersten Größe, starkes, hohes Gefühl und helles Licht im Menschen nothwendig in seinen Irrthümeren und in seinen Fehleren nach dem Maß der K r a f f t , die im Menschen liegt, wiirken muß, und die Thaten eines solchen 25 Manns, die lasterhafft sind, es vast nothwendig in hohem Grad syn müssen ! Rousseau hat entweder hinfallen müssen zu den Füßen des Medchens und tragen die Last der öffentlichen Schande, der Niedertrechtigkeit und des Diebstahls, oder auf seiner Aussag, deren Folgen er nicht ganz sah, bestehen müssen; und ich glaube, 30 er hette das erste gethan, wenn er Achtung für das Medchen gehabt hette oder elter gewesen were. Ich habe dreijährige Kinder läugnen sehen mit K r a f f t und Sterke und Betrug, daß es Zwanzigjährigen nicht mit der Einfalt und Kräfften müglich gewesen were! Was will mann hieraus 35 machen? Die überwindende Tugend ist Resultat der genzlichen Ausbildung im Menschen oder religiöser Grundseze! Das Alter hate der junge Rousseau nicht, aber mann will und muß vili schreiben zu unserer armen Zeit! Ich antworte mit Inlag an Herrn Salathe wegen seiner Anfrag, 40 mir die Bögen nicht zu schikken ; ich überlasse es aber genzlich

108 Ihnen, hierinn zu disponiren. Wenn Sie.es glauben, daß es unötig sy, so bin ich zufrieden. Doch muß ich in diesem Fahl bitten, mir die Bögen, in denen Sie etwann Unrichtigkeiten, an die ich noch Hand anlegen sollte, bemerkten, allein zu schikken, und auch etliche, wo neue Einschaltungen komen. Ich habe ζ. E . die Predigt 5 mit einer wichtigen Stelle vergrößert, die hinein muß. Ich überlasse aber alles Ihrem Gutbefinden und verharre mit dem Dank, den ich Zeitlebens schuldig syn werde, verehrenswürdiger Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozz.

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541. An Iselin. den 21. Jenner 1781. Verehrenswürdiger Herr! Da mir lestern Posttag kein zweiter Bogen von Gertrud gesandt worden, so vermuthe ich, Sie haben 15 diesfahls dem Dekerschen Herrn Factor Ihre Einwilligung gegeben, die fehrneren Probbogen nicht hieher gehen zu lassen. Und wenn es wegen Verspätung der Arbeit gar zu große Schwirrigkeit hat, so liegt mir zulest nicht alles hieran. Aber hingegen bin ich genötiget, Ihnen hiermit zu Händen der 20 Drukkery ein wesentlich abgeendertes Stük der Predigt § 39 zuzusenden, mit höflicher B i t t , diese Predigt nicht dem in Dero Händen liegenden Manuscript, sonder diesem hier byliegenden Blat conform abdrukken zu lassen. Der folgende Theil der Predigt bleibt denn ganz dem Originalmanuscript gemeß. Auch wollte ich 25 sehr bitten, wenn die § 35 im Samstagabendgebeth, vast im Anfang: „Sie sagen uns auch, daß wir es dem Heiland der Mentschen danken sollen, daß sie Dich, himmlischer Vatter erkennen und lieben, und daß alle Mentschen, welche diesen lieben Heiland nicht kennen u n d s e i n e n L e h r e n nicht folgen — " 30 ich sage, wenn in dieser Stelle die Worte: u n d s e i n e n L e h r e n n i c h t f o l g e n — nicht schon abgeendert sind, wie ich daran zweifle, so bitte ich, die Worte also abenderen zu lassen: u n d a l l e m g u t e n R a t h , den er d e n M e n s c h e n a u f E r d e n gegeben, nicht folgen. — 35

109 Das Wort L e h r e n ist ein unendlich verwirrter Begriff im Volkskopf, und das Wort g u t e r R a t h ein unendlich heiterer. Ich muß lachen, aber ich denke, der Grund davon seye dieser, weil die, so das Volk l e h r e n , meistens u n v e r s t e n d l i c h , und 5 die, so i h m g u t e n R a t h g e b e n , meistens verstendlich mit ihm reden. Wenn man allgemein die Heiterkeit und Dunkelheit der Volksbegriffen also erforschte, mann kämme auf einem eigenen, aber gewüß sicheren Weg auf die Weisheit und Thorheit ihrer Führer 10 und Lehrer. Ich nehere mich dem Ende mit meinem Versuch über den Kindermord, welcher für mich auch ein eigner Weg war zum Nachdenken über die Natur der wesentlichen Volksbedürfnisse und den Contrast, den Sitten und Geseze gegen die wesentlichen Bedürfte nisse der Menschheit haben. Unaussprechlich vili Vernügen f ü r m i c h s e l b e r haben mir diese Nachforschungen gewähret, denn kein Stoff hat mehr Beziehung auf die meisten Gegenstende meiner Aufmerksamkeit, und keine könten also lehrreicher für mich syn. Und das ist mein Trost, wenn, wie ich hoffe, ein Weiserer den 20 Geltpreis erhaltet! So, wie ich die Sache ansehe, müßten die Richter nicht eigentliche Rechtsgelehrte, noch vili minder eigentliche Gottesgelehrte syn, um nicht sich an Begriffe, die den Grund der gemeinen Rechtslehren etc. in ihrem Wesen untergraben, sehr zu attachiren. 25 Auch ist es mir umüglich, gewüsse allgemeine Seze nicht etwas undeutlich vorzutragen. Aber im Ganzen glaube ich doch, sye mir eine muntere und ganz freye Sprache gelungen. Aber über sein Dunkles und sein Heiteres were mir ein Urteil 30 von Ihnen weit wichtiger, als das Urtheil dieser drei Herren —• von denen ich keinen nicht einmahl als Schrifftsteller kenne, denn ich lese vast nichts. Verziehen Sie die Bemühung dieses Brieff, verehrungswürdiger Herr, Ihrem gehorsamsten und dankbarsten Diener 35

Pestaloz.

110 542. An Iselin. Zürich, den 13. Februar 1781. Verehrenswiirdiger Herr! Ich nehme die Freyheit, Ihnen beyligend mein Manuscript über den Kindermord zu senden. Wenn 5 Sie ein paar Minuten entübrigen könen, einige Blike hineinzuwerfïen, so werden Sie mich sehr verbinden. Ich hoffe, es werde Ihnen nicht ganz mißfallen. Aber ich gedenke, es nicht als PreisschrifFt einzusenden, sonder wo müglich in Basel an einen Buchhendler zu verkauffen, um es noch auf io Ostermeß drukken lassen zu könen. Ich glaube, die behandlete Sach sye so sehr ein Punkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, daß es wahrscheinlich für die Buchhändler ein convenabler Articul, und habe oeconomische und andere Gründe, worum ich [wünsche, daß die Abhandlung] sobald müglich getrukt werde. 15 Ich kome die kömftige Wuchen nach Basel, dieses zu besorgen und zugleich wegen meiner projectirten Wuchenschrifft mich mit Herrn Flik zu unterreden. Sie verziehen mir, daß ich Ihnen immer Stunden von Ihren wichtigen Geschefften nehme, aber Sie sind so gütig, daß mann 20 alles waget! Vergeben Sie mir, ich will nun einmahl, da ich hinter das Schreiben so zufelig gerathen, es mit Ernst und Eifer thun. Ihrer Aufmunterung danke ich allen Muth, mit welchem ich mich hinter so wichtige Dinge wage, wie byliegende Schrifft ist. Leben Sie glüklich, verehrenswürdiger Herr, und schenken Sie 25 mir Ihr Wohlwollen fehrner! Ich bin in der Hoffnung, Sie nechstens zu umarmen, verehrenswürdiger Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozze. 543.

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Herrn Doctor und Rathschreiber Iselin z. g. H. Basel. [März 1781], Verehrenswürdiger Herr! Nehmen Sie meinen wermsten Dank für alle liebe Fründschafft und Gutthaten, die ich abermahl by 35

Ill Ihnen genossen, gütigst auf. Ich bin immer mehr als bescheint, wenn ich an alles denke, was Sie für mich thun. Ich habe Dero Geehrtestes vom 24. passati by meiner Rükkomft in hier erhalten. 5 Ich dachte es selbst, jedermann werde den Anfang der Schrifft vom Kindermord sehr declamatorisch feinden. Aber ich gestehe Ihnen fry, ich bin dem Thone meiner Schreibart nicht Meister. Wenn ich über etwas schreibe, so samle ich zuerst, was mir einfalt, ohne Ordnung in ein Memorial. Das wird 10 denn ein Cahos von den verschiedenen Gesichtspunkten der Sach ohne alle Ordnung. Wenn denn keine Einfalle und neue Gesichtspunkte mehr komen wollen, so nehme ich mein Memorial, fasse all das Mischmasch auf einmahl in Kopf, suche die Hauptgesichtspunkte. Basis in Ordnung, denn erwärmt die Übersicht des Ganzen 15 mir Kopf und Herz. Ich declamire, mahle, spreche ab, kurz, schreibe mit dem ganzen Gefühl der Entscheidung, die das Resultat der ganz übersehenen Sach ist. So fange ich an, das Bild und der Schluß und der Rednerthon ist mein Anfang. Nach und nach sezt sich der Eifer, ich sehe mich mit kälterem Blut nach allen 20 Seiten meines Bilds, resonire, untersuche, prüfe und kan im Lauf der Untersuchung so kalt werden als ein Licentiat. Das ist jez so der wahre Gang meiner Schreibart, und ich glaube, so sehr [sie] gegen die Übung stoßt, denoch, es sye für einen lebhafïten Menschen die rechte Art. 25 Im Detail weiß ich denn wohl, daß ich ganz neu und roh bin und Ausbildung studiren muß. Aber ich bin gewüß, mein Kindermord wird Ihnen im ganzen gefallen. Aber Herr Flik haltet mich ein wenig auf mit seiner Antwort, und ich gestehe, ich were froh, wenns bald getrukt were. 30 Sint meiner Zurükkomft habe ich neue Gründe, meine Dedication an meinen Schjwiegervater] J[ohann] Jfakob] Sch[ultheß] zu unterdrukken. Ich muß förchten, er könte es für eine Beleidigung, und Zürich, so wie die Lag der Sachen im ganzen ist, für eine Heucheley aufnehmen; und es ist besonders in meiner 35 Vatterstatt des Anectotenjagens so vili, daß ich mich nicht bloßgeben will. Aber auch Haugwiz darff ich nicht dediciren. Ich kenne ihn nicht, und sein Kaufman hat in der Epoche seiner Regierung, ich weiß nicht worum, gegen mich so unfründlich gehandelt, daß ich Ursach habe zu förchten, Haugwiz selbst und noch mehr m Zürich möchte es als eine Beleidigung gegen Kaufmann ansehen,

112 wenn ich mich gegen Haugwiz zudrengen wollte. Und ich möchte nicht den Verdacht auf mich laden, einen jez unglücklichen Mann durch das Andenken an eine kleinere Thorheit zu beleidigen; das Andenken an größere kan ihn genug krenken. Also bleibt mein Buch ohne Dedication, und es ist recht, daß es in allem anspruchlos 5 erscheine. Ich bitte, Inlag gelegenlich Herrn Salathe zu senden. Ich schreibe ihm dieses und äußre den Wunsch von einigen Exemplaren, die mir hoffentlich Herr Deker nicht abschlagen wird. Nemen Sie nochmahl meine höfflichste Danksagung für alle 10 Liebe, die Sie mir erwiesen, gütigst an! Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin und Ihrer edlen Familien, von deren ich bis auf die Kleinsten so vili Fründschafft genossen, und glauben Sie, daß ich mit unauslöschlicher Dankbarkeit verharre Ihr gehorsamster Diener

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J . H. Pestalozz.

544. An Iselin. Neuhoff, den 1. April 1781. Verehrenswürdiger Herr! Ich kome soeben von einem zimmlich 20 langen Aufenthalt aus Zürich zUrük, und warme Hofnung, ich gelange wieder ganz zum Frieden mit dem Haus zum Pflug, macht mich jez wünschen, ich hette meine Zuschrifft an J[ohann] J[akob] Sch[ultheß] nicht unterdrukt. Ich habe in Gefolg dieser Änderung meiner Gedanken soeben an Herrn Salathe geschrieben, und wenn 25 es nicht zu spat ist, so wünschte ich, daß sie eingerukt würde, die Zuschrifft. Ist es aber zu spat, in Gottes Nahmen, so ist auch nicht alles darann gelegen. Ich denke doch, das Buch wird jez bald fertig syn. Ich freüe mich besonders auch diesfahls hierüber, weil die so lang daurende 30 Mühe, die Sie by Ihren villen Geschefften damit hatten, mir oft den Vorwurff in mein Herz brachte, ich mache Ihnen zu vili Müh. Lassen Sie mich Ihnen nochmahl mit kindlichem Herzen danken f ü r alle Vattertreu und Liebe, die Sie mir in diesem für mich wichtigen Versuch erwiesen! 38

113 Ich nehme die Fryheit, Ihnen mit nechster Post die Auszüge aus dem zweiten Theil für die Ephemeriden zuzusenden. Herr Flik ziehet mit meiner Abhandlung über den Kindermord so lang auf, daß ich vast denke, ich werde noch genötiget syn, Sie 5 zu bitten, dieselbe auf Leipzig an Herrn Wydgang zu senden. Befinden Sie sich immer wohl, teuerster, verehrenswürdiger Herr? Empfehlen Sie mich Ihrem ganzen Haus und glauben Sie mich mit der vorzüglichsten Hochachtung und Dankbarkeit, insonders hochgeehrtester Herr, 10 Dero gehorsamsten Diener Pestalozz.

545. An Iselin. den 15. April 1781. is

Verehrenswürdiger Herr! Ich habe Ihre zwei Schreiben nebst den Ephemeriden richtig erhalten und danke Ihnen herzlich für die Fortsezung Ihrer diesfeligen Guttätigkeit. Die Exemplar an Herrn Landvogt Fellenberg sind bereits abgegeben. Ihre Grundseze zur Bildung des Handwerkstands sind vor20 trefflich, aber sie im Thon eines Volksbuchs auszuarbeiten, fordert Umgang und fortgesezten Umgang mit villerlv Arten von Handwerkleuten. Die Sach ist höchst wichtig, aber leßt sich meines Erachtens unmüglich anders als auf dieser Bahn der eignen Erfahrung wohl ausführen. Das aber schrekt mich nicht ab. Ich 25 will suchen, der Sach einige Zeit zu wiedmen und meine Bekandschafften mit einigen braven Handwerksleuten von neuem nuzen. Aber Zeit und lange Nachforschungen über die villen Ungleichheiten, über den Einfluß der Regierungsformen, Nationalsitten etc. wird die Sach unumgenglich forderen. 30 Das Wirtschafftliche des Baurenstands, welches Sie in Lienhard und Gertrud mangeln, soll Ihnen im zweiten Theil meines Versuchs nicht fehlen. Sowohl Lienhardts als des Humeis Lebensart und besonders die von Arner veranstaltete Untersuchung, mit wem der Humel in Rechnung stehe, geben überflüssig Anlaß, 35 diesen Gegenstand von verschiedenen Seiten anzuschauen und zu 8

Pestalozzi. Briefe I I I

114 behandlen. Ich habe das Ganze meines zweiten Theils in eine genzliche Umschmelzung gebracht, um es zur müglichsten Einfalt herabzustimmen, und werde Ihnen nechstens Proben einsenden. Ich denke fast, wenn Lienhard und Gertrud gelesen wird, so könte villeicht der zweite Theil auf Subscription getrukt und mehr 5 oeconomische Vorteil gefunden werden. Ich möchte diesen Volksbücheren eine Einfalt der Ausarbeitung geben, die vili Zeit, vili Abenderung und eine bestendige Abkürzung aller Aufsezen fordren, und ihre Vervollkomung wird unstreitig in ihrer zusamengetrengten Kürze, soweit diese mit 10 Einfalt ihres Thons verbunden ist, bestehen. Und by dieser gewüß langweiligen Arbeit meine ich doch, sy es meine Pflicht, daby das Müglichste zu verdienen zu suchen, und sie nicht im gemeinen Bogenpreis dem Buchhendler zu überlassen. Salathe hat mir ein Exemplar von Lienhard und Gertrud 15 gesandt und gemeldet, er köne in drei à vier Wuchen von Herrn Deker Nachricht haben, wie vili Exemplar er mir zustellen müsse. Herr Flik will unter dem Vorwand, es sye in Manheim eine Brochure auch unter dem Titel Kindermord, welche dem Debit der meinigen schaden könte, getrukt worden, mein Manuscript 20 nicht in Drukk nehmen. Ich weiß nicht, ob ich Sie ersuchen darff, es an Herrn Wydgang zu senden, oder ob Sie glauben, daß, wenn ich es als Preisschrifft concurriren lasse, daß ich in diesem Fahl es hernach nicht mehr an einen Buchhendler verkauffen köne? Herr Salahte hat die Zu- 25 schrifft nicht gedrukt, und ich dringe nicht darauf; ich war so dennoch by mir selbst nicht ganz überzeugt, ob es besser sy, sie zu geben oder nicht. Ich danke Ihnen für den herzlichen Anteil, den Sie an dem wahrscheinlich zurükkomenden Hausfrieden bym Pflug nehmen; 30 es war mir eine große [Qual] meines Lebens, diese Lag. Nehmen Sie nochmahl meinen herzlichen Dank für die große Müh und Sorgfalt, die Sie meinem lieben Erstling erweisen wollen ! Gott gebe, daß Ihre Hoffnung, daß es einigen Nuzen stifften werde, sich erfülle! 35 Ich habe indessen die Ehre, mit verehrender Hochachtung mich zu nennen Ihren gehorsamsten Diener Pestalozz.

115 546. Herrn Ratschreiber Iselin meinem hochgeehrten Herrn z. g. H. in Basel. 5

Neuhoff, den 8. May 1781.

Verehrenswürdiger Herr! Ich habe Dero Geehrtestes vom 25. pass, erst vor ein paar Tagen über Zürich erhalten. Die kleinen Pächgen auf der Fuhr werden offt in Brugg abzugeben vergessen. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Ephemeriden und werde Bylag auf io Wildenstein richtig besorgen. Ich befinde mich sint einiger Zeit nicht ganz gesund. Dieses und Zerstreuungen haben mich gehintert, mein zweites Bendchen für das Volk bis jez zu vollenden; und noch jez medicinire ich, ein Zustand, der für die Arbeitsamkeit nicht vortheilhafft ist. Indessen is will ich denoch jez mit Eifer wieder an diese Arbeit. Ich verstehe nicht, wie ich das Dessauische Blatt nuzen könte; es beziehet sich auf eine andere SchrifTt, die ich nicht kenne. Es dünkt mich, das Subscriptionsproject gründe sich ganz auf die Art, wie Lienhard und Gertrud wird aufgenohmen werden; 20 geth es diesen wohl, so denke ich, feinde ich Subscribenten. Für ein Handbuch für den Handwerkstand bin ich e n t s c h l o s s e n , aber ich will und m u ß lang samlen, eh ich schreibe. Hingegen will ich mein Wuchenblatt, wills Gott, bald anfangen. Ich habe vorrethig und will Anfang dies J a h r das Intelliegsblatt 25 nicht damit verbinden, sonder bloß wie andere periodische, moralische und politische Blätter unterhaltende Aufseze IifTeren. Den eigentlichen Plan davon will ich Ihnen nechstens schikken, aber ich habe noch mit keinem Verleger gehandelt; ich denke immer noch, Flik könte der beste syn. 30 Die ärgerliche Titulvignette ! ! Ich wollte bald das Buch lieber ohne diese Vignetten. Ich habe nicht daran gedacht, Sie zu fragen, ob, wenn meine SchrifTt den Preis gewinnen würde, ich sie dennoch für mich könte drukken lassen ; sonder meine Bitte ware, Sie zu fragen, ob in dem 35 weit wahrscheinlichen Fahl, wenn sie nicht gewinnen sollte, ich dennoch eben so liecht einen Verleger für sie werde feinden könen, als wenn ich sie nicht hette concurriren machen. Inzwüschen wird es sich zeigen. Ich habe von Zürich vielle Criminalacta über diesen

8*

116 Gegenstand (im höchsten geheim) erhalten, welche ich wohl nuzen kan, um in diesem Fach practischer zu schreiben, als ich ohne diese Hülfsmitel imstand gewesen were. Die Anonce des Volkslehrers gefalt mir nicht ganz. Ein Monatblatt in die Hand des Bauren w i r d s e i n e n e i n f a c h e n S i n n 5 v e r d e r b e n ; es wird ihn neugierig machen, er wird lesen, vergessen und sich nach dem kömftigen Monat sehnen wie unsere müßigen Bürger nach der Zeitung. Ein Volksbuch muß ein Geschlecht aushalten, sonst ist es nichts nuz. Das Volk muß sozusagen von seinem Lehrbuch erfüllt 10 syn, daß es meint, es könte nichts Bessere erhalten. Diese steife Anhenglichkeit an ein Lehrbuch aber wird durch Monatblätter zernichtet, und ich glaube nicht, daß mann allgemein wohlthun wird, dieses Blatt in die Baurenhütten zu lenken. So ein Monatblatt für Pfarer und die erleuchteteren Stende, so mit den Bauren 15 umgehen, das were was anders. Meine liebe Frau empfihlt sich Dero Frau Gemahlin, und ich habe die Ehre, nebst höflichster Empfehlung zu syn, verehrenswürdiger Herr, Dero gehorsamster und dankbarer Diener Pestalozz.

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547. Herrn Ratschreiber Iselin meinem hochgeehrten Herrn in Basel. den 14. May 1781. 25 Verehrenswürdigster Herr ! Ich halte die Versendung von fabricirenden Landeskindren nach Frankreich gegen Zürchergeseze, und noch mehr by der unbilligen Härte, mit welcher Frankreich unseren Waren den Eintritt spert, auch gegen den wahren Vorteil der Schweiz. Indessen gehen die Sachen, wie sie gehen müssen, 30 und weder Spinnen noch Weben ist mehr ein Geheimnis, sodäß meine diesfelige Meinung gleichgültig ist, indem ein jeder Unternehmer solche Arbeiter hie oder da feinden wird. Desnahen nehme die Fryheit, ohne mich dieser Sach selbst zu beladen, welches ich als Zürcher nicht mag und nicht darf!, Ihnen zu sagen, daß in 35

117 Basel Barbara Brunner von Aesch, Zürichgebieth, by einem Meister Rinderknecht in der Eselmülli Seiden wibt, welches mich vollkomen geschikt dünkt, ihrer diesfehligen Absicht zu entsprechen. Es ist eines meiner vorzüglichsten Zöglinge und kenet 5 alle Arbeiter und Kind, so by mir gestanden, würde sich auch gewüß keine Müh dauren, Leüte auszuforschen, die Treu und Fehigkeits halber brauchbar wären. Denn selbst vermuthe ich kaum, daß es gehen würde. Ich bitte Sie, dieses Medchen zu Ihnen zu forderen und ihme innligendes Billiet vorzulegen, und bitte 10 ab, daß ich mich nicht directe des GeschefFts beladen kan. Es ist unertreglich, Herr Salathe schreibt mir, auch die Exemplare gehen nicht ab, und hier wendet sich die ganze Nachbarschafft an mich und sucht von allen Seiten Exemplar by mir, weil in den Buchladen in Zürich (in Zürich sind die, so von Leipzig is kamen, schnell aufgegangen; ich glaube aber, man habe wieder neue von Basel komen lassen) und Bern keine zu feinden. Ich bin genötigt gewesen, alles, was ich hatte, wegzugeben und muß wahrlich meine Fortsezungen aus einem alten Manuscript verfolgen. Ich weiß nicht, worum die benachbarten Buchladen nicht 20 genugsam versehen sind. Herr Salathe hat das Buch auch, wie Thourneisen syn Journal, in demWuchenblatt von Bern und Arau ankünden sollen. Ich weiß, es weren schon die Menge fort; indessen mag Herr Deker ein paar Monat warten, es wird gleich syn. Arner wettet! Arner redt mit seinem Hünertreger eine Comedie 25 ab ! Das ist frylich nicht Würde des allerfrommsten Edelmanns. Aber Arner soll mir nur ein lieber, guter, gerader Mann syn, ohne Ton und ganz ohne die Feinheit der alles abwegenden Würde, die so gefährlich im Caracter der Großen, so liecht in Presumtion und Entfehrnung vom simplen Menschenton ausartet. Dieser 30 simple Mentschenton, der Arner wetten mit dem Hünertreger, Possen abreden und den Edelmann doch nichts von seiner inneren Würde verlieren macht, dies dunkt mich Ton der einfacheren Sitten unserer Vätter, die so vili Menschlichkeit, Herablassung und Natur hatte — und ja denn offt in das, was wir g e m e i n heißen, 35 ausarten mußten. Aber ich dechte, Sie hetten Arner dieses Gem e i n e in seinem Thun, wenn Sie im ganzen der würklichen Handlung zugesehen hatten, verziegen. Und darum meine ich auch, ich habe ihn abmahlen dörffen, nicht größer und nicht höher als das Ganze seiner Lag, seiner Sitten und Liaisons mir 40 ihn glaubwürdig darstellten ; und eben dieses Wetten etc. scheinet

118 mir zur Glaubwürdigkeit und Ausbildung des Caracters wesentlich. Doch ich will nicht vorurtheilen, insonderheit, da das nur Nebensachen antrifft und im ganzen das Urteil über das Buch alle meine Hofnungen weii übersteigt. Ich war zuerst betroffen ob Thourneisens Wuchenblatt, aber 5 jez ists mir gleichgültig. Ich bin froh, keine Arbeit zu haben, die mich an die Schweiz bindt. Mit dem Erfolg meines Buchs steigen meine Wünsche [für] die größeren Dinge und zu realer Arbeit immer wieder mechtiger wieder empor, und ich werde alles thun, meine Kentnisse, die ich so theuer erkaufft, nuzen und aus- 10 üben zu könen. Aber teglich fühle ich, daß es mir für das, was ich syn soll, in der Schweiz zu eng wird. Inlag ware schon beschlossen, als ich Dero Lestes mit Bylag von Dessau erhielte. Möchte es Gott gefallen, daß die Endzwekke dieser Geselschafft 15 erreicht und dadurch die Gelerten in Stand gesezt würden, durch Ausarbeitung ihrer Waar, und nicht durch Taglöhnereifer und ville Bogen ihren Vorteil zu feinden! Es ist erschröcklich, wie dieser Stand durch die Buchhendler zu Grund gerichtet und der Vorschritt des stillen, mühsamen Forschens durch den Undank des 20 Honorars, das nur nach Bogen rechnet, gehemt wird. Ich sehne mich mit Ungedult auf die Folgen dieses Projects und danke Ihnen sehr für die Comunication ; mit nechster Post folget es zurük. Ich bin mit verehrender Hochachtung Ihr gehorsamster und dankbarer

25

Pestaloz.

548. An Iselin. Neuhoff, den 16. May 1781. Verehrenswürdiger Herr! Hiermit folgen nebst meinem herz- 30 liehen Dank die zwei Pièces von Dessau zurük, nemlich die Anzeige, die ich zuerst erhalten, und die Nachricht etc. Ich wollte herzlich gern, ich verstünde die Sicherheit dieses Projects, um daran theilnehmen zu könen; denn ich glaube, es könte villeicht einst meiner Familien recht nüzlich werden. 35

119 Wie befeinden Sie sich, verehrenswürdigster Fründ? Das hoffe ich von den Schinznachtem in Ölten neher zu vernehmen. Denn an Sie selbst dörffen wir nicht wohl denken, und doch wers auch große Freude, von den eltren Herren mehrer da anzutreffen. Ich 5 medicinire anhaltend, aber doch vast eben so vili aus Vorsorg als aus eigentlicher gegenwertiger Krankheit. Leben Sie wohl, verehrenswürdigster Herr, und glauben Sie mich mit Dank und Hochachtung Ihren gehorsamsten Diener Pestalozz. 10

549. [An die Kinder Meyer von Knonau]. Neuhoff, den 12. J u n y 1781.

Lieben Kinder ! Es freut mich, daß die Kinder der Gertrud und des Rudis Euch Freude machen und Euch lieb sind. Euere Mama 15 hat mir gesagt, Ihr wolltet gern, daß ich Euch bald mehr von diesen Kindern erzehle, und ich will es gern thun ; sobald ich wieder etwas von ihnen vernehme, das lustig ist und Euch freut, will ich Euch schreiben und es Euch erzehlen. Aber ich hätte auch etwas gern von Euch. Sehet, ihr Lieben, wenn ich vili und allerley 20 da und dort her von Kindern Gutes und Böses vernehme, so kann ich vili davon schreiben, und also könet Ihr mir auch einen Gefallen thun. Wenn Ihr unter den Stadt- oder Landkindern etwas sehet oder vernehmet, das Euch schön dünkt und Euch Freude macht, oder etwas, das Euch wüst dünkt und nicht brav ist, oder 25 etwas, das wizig und gescheid ist, oder etwas, das Euch zu lachen macht und spessig ist, so müßt Ihr mir das erzehlen. Und weil ich nicht in Zürich bin, so müßt Ihr mir es schreiben, Ihr könntet es sonst vergessen, und das wer mir leid. Sehet, Ihr Lieben, ich kann denn recht brav Bücher machen, wenn Ihr mir so helfet, und da 30 müßt Ihr Euch nicht förchten. Saget nur, was Ihr wollet und was Ihr wüsset ; ich will es dann schon in Ordnung stellen, und wenn Ihr noch nicht recht schreiben könet, so saget es nur dem Papa oder der Mama ! Sie schreiben es mir denn schon, wie Ihr es ihnen angebet. Nicht wahr, Ihr thut mir den Gefallen; es wird Euch nicht 35 gereuen, denn ich bin gewiß Euer guter Freund Heinrich Pestaloz.

120 550. [An Rudolf Schinz]. [Sommer 1781], Teuerster Freund! Hier folget nach Ihrem Befehl Ihre Reisbeschreibung zurüke. Ich bedaure, daß Umstende Sie und mich 5 gehintert, den Gebrauch, den Sie wünschten, davon zu machen. Das Viertel Espercettesamen sende wegen allzu kostbarer Fracht nicht durch den Botten, sonder nechstens durch einen Fuhr- oder Schifmann. Ich medicinire sint ein paar Wuchen vast immer; doch halte io ich mich nicht für übel krank. Sind Sie recht gesund, mein teuerster Freund, und Ihre Lieben alle, so freut es mich herzlich. Ich sehe Sie villeicht in Ölten oder denn bald in Zürich. Leben Sie glüklich und freudig troz allem, was meine gnädigen Herren 15 geistlichen und weltlichen Stands immer um uns her machen, das Ihnen nicht gefeilt! Ich bin mit dankbarem und warmem Herzen ganz der Ihrige Pestalozz.

551.

20

Herrn Ratschreiber Iselin meinem Herrn z. g. H. in Basel. Neuenhoff, den 5. Juli 1781. Häusliche Zerstreuungen und Gesundheitssorgen haben mich am starken Arbeiten diesen Summer gehintert. Indessen habe ich 25 vili gesamelt und besonders ville Acta über Kindermordgeschichten. Der zweite Theil meiner Versuchen fürs Volk ist noch in der Umschmelzung, und ich habe es verschoben, Ihnen Proben davon zu senden, bis er in seiner Ordnung. Ich hoffe, Sie werden ihn nicht 30 schlechter als den ersten feinden. Ich sehne mich sehr auf Deutschlands Urteil, und es mangelt mir bald wieder eine Stunde an Ihrer Seiten. Verziehen Sie, wenn ich Ihnen villeicht unerwartet einmahl meine Aufwart mache. Ich hoffe, mein Versuch über den Kindermord werde entscheiden, daß 35

121 ich by Regierungsstellen brauchbar. Ich kan nicht bergen, by dem leidenden Gefühl der allgemeinen Fehlerhaftigkeit der Geseze gegen die Bedürfnise der Menschen ist meine Sehnsucht, thetlich gebraucht zu werden, vast unüberwindlich; und by den Erfah5 rungen, die ich habe, ist mein Muth vast ohne Forcht. Doch kann ich endlich auch überwinden, was nicht erreichbar ist. Verziehen Sie Ihrem Freund, mit dem Sie so väterlich handien, die zutrauensvolle Sprache des Kinds, und gönen Sie mir Ihre Liebe, die das Glük meines Lebens macht, forthin! Ich bin mit 10 Dank und Hochachtung ewig meines verehrenswürdigsten Freunds gehorsamster Diener Pestalozz. 552. An Escher. is

den 8. Juli 1781.

Insonders hochgeehrtester Herr! Hiermit folgen Ihnen nebst meinem höflichen Dank 14 Stük Inquisitionsacta zurük. Noch sind denn in meinen Henden übrig drei Stük, die ich noch nicht ganz durchgegangen, die aber innert acht Tagen Ihnen persöhnlich 20 zu übergeben die Ehre haben werde. Ich bitte Sie sehr, mir die Bemühungen, die ich Ihnen verursachet, zu verziehen und mich forthin Ihres schäzbaren Wohlwollens zu würdigen, der ich die Ehre habe, mit der ausgezeichnetesten Hochachtung mich zu nennen meines insonders hoch25 geehrtesten Herren gehorsamster Diener Pestalozz von Neuenhofl.

553. An einen Vetter. Neuenhof!, den 19. Juli 1781. 30

Insonders hochgeehrtester Herr Vetter! Das Vernügen, welches Dero geehrte Zuschrift vom 11. dies mir nothwendig machen mußte, ware um so vili größer, je unerwarteter die wohlthätige Aufmerksamkeit der ganzen geehrtesten Familie auf einen unbe-

122 trechlichen Roman mir natürlich war ! Desto größer ist aber auch mein Dank für sehr unverdiente Wohltathen, und wenn je etwas in meinem Leben mich ansporen kan, alle meine Kreffte aufzubieten, meine kleinen Gaaben wohl anzuwenden, so ist es gewüß diese Aufmerksamkeit, mit welcher dieser Erstling meiner Schrift- 5 stellerischen C a r r i e r e aufgenohmen worden ist. Darf! ich Sie, mein hochgeehrter Herr Vetter, bitten, zu Händen meiner Hochgeehrten sämtlich meine gehorsamste und höflichste Danksagung für die ausnehmend kostbare Belohnung, welche meine hochgeehrten Herren mir zuzusprechen belieben wollen, 10 gütigst anzunehmen. Ich werde aber meiner Schuldigkeit gemeß, da ich die nechsteWuch auf Zürich muß, wo sich meine E h f r a u jez schon aufhaltet, persöhnlich die Ehre haben, meinen insonders Hochgeehrten meine Danksagung hierüber abzustatten. Die Pflichten eines in viller Absicht gehenden Hausvaters sezen 15 mich in die Nothwendigkeit, denen meinen hochgeehrten Herren zugleich auf das verbindlichste zu danken, daß Sie mir erlauben wollen, mit Zutrauen by vorhabenden Ausgaaben neuer Bücher um einigen Vorschuß zu bitten. Da es gar offt geschiehet, daß man durch den Genuß eines Vorschusses by einem Buch, welches Ab- 20 gang hat, das Doppelte gewinnen und zugleich vorher die als Vorschuß empfangene Summ genzlich sicherstellen kan, so denke ich, ich würde die Pflichten gegen meine Haushaltung verkennen, wenn ich nicht mit Frymütigkeit seiner Zeit meinen hochgeehrten Herren meine diesfeligen Angelegenheiten offenbaren sollte. 25 Inzwüschen können Sie versichert syn, daß ich die Wichtigkeit der aüßersten Sparsamkeit, Sorgfalt und Einschränkung, welche alle angehende Stiftungen bedörfen, in ihrer ganzen Ausdehnung erkenne, und desnahen mich aüßerst hütten werde, irgend jemahl auch das Wenigste ohne die sorgfeltigsten Einrichtungen zur 30 Sicherheit eines Vorschusses nur zu wünschen. Ihnen persöhnlich, mein insonders hochgeehrtester Herr Vetter, danke ich gehorsamst für die Aüßerung der Liebe und des Wohlwollens, von welchen Dero geehrtestes Schreiben gegen mich erfüllt ist, und nehme die Fryheit, mich höflich zur Fortsezung 35 dieses Ihres schezbaren Wohlwollens zu empfehlen, der ich die Ehre habe, mit besonderer Hochachtung mich zu nennen, mein insonders hochgeehrtester Herr Vetter, Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozze.

123 554. An Iselin. Neuhoff, den 22. Äugst 1781. Verehrenswürdigster Herr! Ich weiß nicht, wie ich Ihnen so 5 lang nicht schreiben könen. Ich habe diesen Summer unter villen Zerstreuungen gelebt, aber doch ist meine Gesundheit besser als gewohnt, und ich bin auch in villen Absichten ruhiger. Es bekiimert mich, daß das Babeli Brunner nicht mehr by seinem Meister in der Eselmülli. Ich hatte immer ganz besonders io Zutrauen zu diesem Kind. Es hat auch bis jez meiner Frau und mir immer geschrieben, und es kan mich recht betrüben, daß ich nicht eigentlich weiß, wie es mit ihm ist. Indessen ist mir leid, daß hierdurch eine Gelegenheit, Ihrem Begehren zu entsprechen, mir entrissen worden ist. 15 Ich habe nunmehr die Manuscript von Kindermord und den zweiten Theil Lienhard und Gertrud à peu près ganz in Ordnung und suche sie auf meine eigne Rechnung, durch Vorschub eines Buchhendlers in Zürich, der mein Freund ist, drukken zu lassen. Ich danke Ihnen sehr für die Communication byliegenden 2o Schreibens von einem baseischen Landartz. Ich habe von allen Seiten das Vernügen, daß mann die Caracter des Buchs als wahrhafft und in der That existirend erkenet. Aber aus Deutschland habe ich noch keine Spur von einer Nachricht, wie das Buch aufgenohmen wird, und doch ist mir das, 25 eh ich weiter drukken lasse, zu vernehmen sehr wichtig. Der Gegenstand der Familienfonds, den Ihre Ephemeriden lesthin behandlet, scheinet mir doch noch nehere Bestimmungen zu bedörffen, und ich will nechstens die Fryheit nehmen, Ihnen, wenn Sie es erlauben, zu Händen der Ephemeriden darüber zu 30 schreiben. Auch mein Urteil, daß die Zeiten unserer Altvorderen für die Sitten und besonders in Beziehung der Aufwandsfehler besser gewesen und wenige schedliche Versuchen hatten, und daß mehr Gegengewicht gegen die Verheerungen des Luxus in den Sitten, 35 der Constitution, kurz, im ganzen Ton ihrer Existenz war, das scheinet mir immer eine alle Untersuchung aushaltende Wahrheit, und auch über diesen Punkt habe ich im Sinn, mich mit Ihnen zu unterhalten.

124 Sie haben diesen Summer, wie ich von Ihrem Herrn Tochtermann vernohmen, eine Wassercur getrunken, und ich hoffe, Ihre Gesundheit sye jez wieder ganz gut. Ich freue mich, dieses nechstens in Zurzach zu vernehmen, wo ich hoffentlich Ihren Herrn Tochtermann antreffen werde. 5 Leben Sie wohl, verehrenswürdigster Herr, und lassen Sie mich Zeitlebens mit Hochachtung und Dankbarkeit mich nennen Ihren ergebensten und dankbarsten Pestalozze. Herrn Fellenberg habe Ihre Ephemeriden gesandt; für meine 10 weiß ich nicht, ob ich mehr abbitten als danken soll, so sehr beschemen Sie mich mit Ihrer Güte.

555. An einen Freund. Neuenhoff, den 3. September 1781. 15 Hochgeehrtester Herr! Anby folgen nebst meinem höflichen Dank das J o u r n a l der oeconomischen Comission nebst dem Gemeindsregister, welches Sie mir zu übersenden die Gütigkeit gehabt haben. Der ganz eigene Thon, der in den Verhandlungen mit den Landlaüten herschet, machet mich gelustig, gelegenlich 20 einer solchen Unterhandlung byzuwohnen. Es ist fast Schande und Undank für einen Ihrer Mitbürger, by diesen patriotischen Verhandlungen in seinem Leben kein einzigs Mahl gegenwertig gewesen zu syn, und doch ist das mein Fahl; ich habe noch kein sogenandtes Baurengesprech auf der Meisen gehört. 25 Wenn meine hochgeehrten Herren es erlauben, so will ich diese Nachlessigkeit by der nechsten Gelegenheit, ich darf! nicht sagen abbitten, denn Ihnen kan es gleichgültig syn, aber für mich selber und für meinen Unterricht wieder gutzumachen suchen. Verziehen Sie indessen die Fryheit, mit welcher ich Ihnen wegen 30 zurükkommenden Schriften Müh gemacht, und erlauben Sie, daß ich mit besonderer Hochachtung mich nenne, hochgeehrtester Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozz.

125 556. An einen Vetter. Neuenhoff by Brugg, Ct. Bern, den 8. Oktober 1781. Mein insonders hochgeehrtester Herr Vetter! Ich nehme die 5 Freyheit, Ihnen mit Gegenwertigem zu Händen Ihrer edelgesinneten Familie eine Bitte zu addressiren, welche ich Sie, mein hochgeehrtester Herr Vetter, höflich ersuche, meinen hochgeehrtesten Herren der Familien auf das angelegenlichste zu empfehlen. Ich bin gegenwertig wieder mit zwei Manuscripten fertig und io habe würklich auch die Anstalten, selbige für meine Rechnung drukken lassen zu könen, in so weit in Ordnung. Ich muß Ihnen nicht sagen, daß der Unterscheid, ob ich die Manuscript verkauften müsse oder ob ich sie für eigne Rechnung drukken lassen köne, für mich sehr wichtig ist; denn Sie wüssen es selbst, daß das 15 Lestere mir ohnfehlbar einige hundert Gulden mehr Nuzen bringen kan. Aber zu diesem Endzwekk muß ich zweihundert Gulden an den Buchdrukker vorausbezahlen, und ich bin im Fahl, diesen Avenco entlehnen zu müssen, desnahen ich mich auf das höflichste an 20 meine hochgeehrten Herren der Familien wende, die mich durch die Wohlthätigkeit Ihrer Geschenke sowohl, als durch die Großmuth Ihrer Anerbietungen zu dieser Bitte gleichsam berechtiget. Ich kenne inzwüschen die Pflichten der Sorgfalt für Famillen25 gelter zu sehr, um es zu wagen, diesen Avenco in meine Hand zu begehren. Ich ersuche villmehr im Fahl der Genehmigung meiner Bitte, denselben in die Hand Herren Caspar Feußli, Buchhendler im Niederdorff, stellen zu lassen, welcher von mir durch die Totalitet meines Verlags wegen dieser Summ also wird sichergestellt 30 werden, daß er die Rükbezahlung derselben ohne Schwirrigkeit auf sich selber nehmen wird. Unter diesen Umstenden hoffe ich, meine hochgeehrten Herren werden die Unmüglichkeit, daß hieraus einige Gefahr oder Verlurst entstehen köne, zu Ihrer Beruhigung erkenen. Und ich nehme 35 die Fryheit, meine Bitte auf das gehorsamste zu wiederhollen und auch Sie, meinen hochgeehrten Herren, um Dero gütigs Fürwort sowohl als um die müglichste Beschleunigung dieser Angelegenheit gehorsamst zu bitten, indeme die Summ der 200 Gulden, ehe

126 mann anfangen wird, an diesen Schrifften zu drukken, an den Orth des Drukks versandt werde. Ich habe indessen die Ehre, mit Hochachtung und Dankbarkeit gegen allerseits meine hochgeehrtesten Herren der Familien sowohl als besonders gegen Sie, mein insonders hochgeehrtester Herr 5 Vetter, zeitlebens zu verharren Dero gehorsamster Diener J . H. Pestalozze.

557. Herren Rathschreiber Iselin meinem hochgeehrtesten Herrn

10 in Basel.

den 6. November 1781. Verehrenswürdiger Herr! Es ist mir sehr leid, daß Sie von Herrn Deker mit einem ganzen Brieff voll Klagen über mich beunruhiget worden sind. Der Herr Buchhendler hat unrecht, wie Sie hoffent- 15 lieh aus Bylag, welche ich Herrn Salathe zu Händen Herrn Dekers zu communiciren bitte, ersehen werden. Ich weiß nicht, was sich diese Herren einbilden, und verstehe eine solche Sprache, wie der Herr in seinem Brieff führet, so wenig für Spaß, daß ich villmehr Sie, verehrenswürdiger Herr, höflich bitte, es nicht übel zu neh- 20 men, wenn ich, im Fahl dieser Herr sein unhöfliches und unartiges Betragen weiter treiben sollte, ohne weiters von der Copy seines Brieffs, den ich Ihnen dankbar wieder zurüksende, Gebrauch machen würde. Inzwüschen freute mich, daß er mit dem Buch zufrieden, un- 25 geachtet ich weiß, daß es eine Lüg, daß noch nicht über 700 Exemplare verkaufft; denn es sind in Zürich und Winterthur allein bynahe 400 verkaufft worden. Wenn ich nach Zürich komme, will ich meinem Freund die Aventure erzehlen, ob ich sie übrigens für uns byde ganz gleich- 30 gültig halte. Denn ich lasse im Ernst jez noch nicht die Fortsezung der Geschichte, die als der zweite Theil des Buchs kan angesehen werden, drukken. Das, was ich jez drukken lassen will, sind: Abendstunden Cristopfs und der Else, in denen sie das Buch 35

127 Lienhart und Gertrud lesen. Und dies ist auffallend ein neues Werk, auf welches Herr Dekker unter keinem Titul einige Ansprach machen kan. Will er mir übrigens seiner Zeit seine sechs Dublonen nicht geben, so mag er sie behalten, und ich werde mich 5 gern ob dieser Straff zufrieden geben. Inzwüschen freue ich mich auf Codowiekys Kupfer. Dieses ist das Allerangenehmste, welches mir mit meinem Buch hette wiederfahren könen, wenn nur der französische Geistliche auch die teutsche Volkssprache genugsam verstehet. Ich bitte Sie, ver10 ehrenswürdiger Herr, wenn Sie von dem Fortgang dieser Edition mehr Nachricht erhalten, mir dieselbe zu communiciren. Ich erwarte von jez an alle Wuchen drei Bögen von Cristopf und Else, welche ich Ihnen by Empfang sogleich zusenden werde, und ich hoffe, ihr Inhalt werde mich by Ihnen aussöhnen, wenn Sie 15 meine Psachlessigkeit mit Recht tadlen. Ich bin aber diesen Summer so sehr zerstreut und so oft unpäßlich gewesen, daß ich froh bin, d a ß ich nur dieses zustandgebracht. Würklich befeinde ich mich auch jezo incomodirt. Den kleinen Aufsaz wegen den Famillenstiftungen sende Ihnen nechstens. 20 Und jezo nehme ich noch die Fryheit, Sie höflich zu bitten, folgende Anzeige so geschwind als müglich in Ihre Ephemeriden einrükken zu lassen : „Der Verfasser von Lienhard und Gertrud hat gegenwertig unter der Presse: D i e A b e n d s t u n d e n C r i s t o p f s u n d E l s e , 25 darin sie das Buch Lienhard und Gertrud lesen. Erster Theil. „Der Verfasser sucht in diesem Buch dem Volk die Begriffe neher zu bestimmen und heiterer zu entwiklen, zu welchen er die gemeinen Leser des ersten Buchs nun vorbereitet glaubt. „ E r sucht zu den Quellen des Ellends und der Bosheit, die auf 30 den Dörferen herschen, hinaufzusteigen und die Geschichte der Menschheit in diesem Fach vor den Augen des Volks und in seiner Sprache so heiter, als ihm nur müglich, darzulegen, indem er dafür haltet, der erste Schritt der wahren Arzneykunst bestehe darin, den Arzt, den Kranken und seine Wärter in den Stand zu stellen, 35 richtig zu sehen, was das Übel eigentlich seye und woher es kome. Übrigens glaubt der Verfasser, die Abendstunden seyen für alle Stende unterhaltend geschrieben, ob ihnen gleich nach dem Plan und den Hauptendzwekken des Buches das Interesse einer förmlichen Geschichte mangelt. 40 P. v. N."

128 Verziehen Sie die Frymütigkeit dieser Bitte! Ich hoffe, die nechste Wuche Sie durch gedrukte Bögen in Stand zu stellen, die Anzeige durch Bruchstüche aus dem Buch selber zu erheiteren. Indessen nehme die Fryheit, mich in die Fortsezung Ihrer schezbarsten Wohlgewogenheit auf das höflichste zu empfehlen 5 und mit Hochachtung und Dankbarkeit mich zu nennen, verehrenswürdiger Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozz vom Neuenhoff.

558. An Iselin.

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Neuenhoff, den 18. Dezember 1781. Verehrenswürdiger Herr ! Ich nehme die Fryheit, Ihnen hiermit die ersten Bögen meines zweiten Manuscripts zuzusenden. Villeicht könen Sie etwann einen Augenblik feinden, in welchem es Ihnen nicht zuwieder, ein par Bögen daraus zu lesen. Ich wünsche 15 sehr, daß Sie feinden, meine Absicht, unterhaltend zu syn, sye mir nicht mißlungen. Ich fand die Sach würklich so schwirrig, als Sie solche vermutheten; doch habe ich mich nach und nach in den Thon meines Ideals hineinarbeiten könen, sodaß ich glaube, die lesten Bogen des Buchs werden noch unterhaltender als die ersten. 20 Ich vernehme mit Bedauren, daß Ihre Gesundheit, verehrenswürdiger Herr, diesen Herbst schwankend ist, und bitte Gott von Herzen, daß er Ihnen Ihr Alter Sterken und Sie bald ganz wiederherstellen möge. Inzwüschen ist sicher Ihre äußerste Thetigkeit Ihrem körper- 25 liehen Zustand nicht ganz angemessen, und so sehr ich es von Herzen bedaure, wenn Sie sich in Geschefften, die Sie der Menschheit wiedmen, aufgehalten sehen, so sehr wünsche ich denoch, daß Sie sich selber keinen Schaden thuen und Ihre Gesundheit schonen, so sehr es müglich. 30 Ich hoffe, daß Ihre Ephemeriden nicht das Erste wären, worin Sie sich einschränkten. Wenn aber Ihre Gesundheit dieses Opfer von Ihnen forderte, so würde ich sehr bitten, mir davon Nachricht zu geben. Ich wollte in diesem Fahl denn eine Stunde mündlich mit Ihnen reden und Ihnen einen Gedanken sagen, den Sie 35 villeicht zu kühn feinden, immer aber mir gewüß verziehen werden.

129 Ich danke Ihnen sehr für Ihre Ephemeriden und habe Herrn Fellenberg das Seine gesandt. Gönen Sie mir, edler, verehrenswürdiger Herr, Ihre Wohlgewogenheit und Liebe fehrner und syen Sie der Dankbarkeit 5 und Hochachtung versichret, mit welcher ich die Ehre habe, zeitlebens zu syn Ihr gehorsamster Diener Pestalozz. 559. io

An Petersen. [Frühjahr 1782],

Lieber Herr Petersen ! Ich mache mir Vorwürfe, daß ich Ihnen Ihr letstes Schreiben so lange nicht beantwortet. Ich war zu mehreren Mahlen darann verhindert, als ich eben die Feder ansezen 15 wolte. Jezo habe ich einige Stunden frey und eyle, sie hierzu anzuwenden. Ihre Bemerkung, daß es gut sey, überhaubt alle Sinnen der Kinder sehr zu verfeinern, ist an sich richtig. Doch hat dieser Grundsaz folgende Schranken : Mann muß durch Verfeinerung der 20 Sinnen die höhern Seelenkräffte nicht erniedern und die Ausbildung der Fertigkeiten, die unsere höheren Pflichten von uns fodern, nicht erschweren. Allgemeine Verfeinerung der Sinnen ohne starke Übung im Überwinden aller sinnlichen Gelüsten führt leicht auf Irrwege. 25 Zu höhern Zweken für Berufsbestimmung — Weisheit und Menschlichkeit — ist unter allen Sinnen keiner nothwendiger zu schärfen und auszubilden als das Gesicht, nach ihm das Gehör; die übrigen Sinnen darf ich meinem Kind nie, ohne seine höhern Bedürfnisse fest im Aug zu haben, zu verfeinern suchen. 30 Zum Exempel: Das Gefühl ist schädlich verfeinert, wenn die Hand durch ihre Empfindsamkeit von ihrer Stärke und Arbeitsleichtigkeit verlohre. Der Geruch ist schädlich verfeinert, wenn ein Kind bey unangenehmen Ausdünstungen, die in seinem Beruf und Lag nicht 35 immer auszuweichen, wie z. E . Stcinkohlengeruch, alsobald unausstehlich leiden würde. d

Pestalozzi Briefe I I I

130 Für den Geschmak ist die vorzüglichste Sorge, ihne rein zu erhalten, in seiner Einfachheit. Das heißt aber, ihn wenig und selten stark brauchen; die Anstrengung des Geschmaks ist sein Tod. Hierin kann mann nicht zu weit gehen, nemlich in der Vorsicht, ihn beim Kind nicht anzustrengen, sonder denselben in seiner 5 unverdorbenen Reinheit bleiben zu lassen. Das fordert aber nicht so vast Übung, als das Gegentheil, nemlich schwache ungewürzte Speisen, viel kaltes Wasser u. d. g. Uberhaubt ist Vorsorg für die Sinnen mehr in der allgemeinen Sorge für das ganze Wohlbefinden des Körpers, als im Detail 10 Vorsorge für die einzeln Sinnen zu erzihlen. Gesund seyn und Rechtthun macht gut sehen, horren, schmeken, riechen und fühlen, und hierzu hat mir die Erfahrung für Kinder nichts Bewährtes erwiesen als allgemein für ein jedes Kind besondere Lag, bestirnte, ununterbrochene, eingelenkte 15 Tätigkeit, und denn so viel Schlaffen und Ruh, als man ohne Besorgnis einer seiner Lebenspflichten schädlichen Trägheit i m m e r nur geben kann. Der Schlaf ist Balsamm der Natur für Leib und Seel. Er heilet die Verwirrung des Tags und die Egarements der Kunst, die, wenn 20 wir sie selber heilen müßten, gewiß tausendmal unheilbar wären. Lieber Herr Petersen ! Die Natur führt alle Menschen nur langsam zum Denken und Abstrahieren; mit unerschöpflichem Reicht h u m stellt sie uns tausenderley Sachen und Bilder dar. Diese Bilder recht anzuschauen und von allen Seiten betrachten ist das 25 Mittel, zu richtigen Kenntnissen von dem Unterscheid, der in allen Sachen ist, zu gelangen. Die Natur will also, daß der Mensch durch ruhiges, stilles, festhaltendes Anschauen und Betrachten aller der Dinge, die vor ihn kommen, sich in Stand stelle, nach und nach richtige Urtheile 30 über diese Gegenstände zu fällen. Die Kunst und Schul bringt dem Menschen das Urteil in den Kopf, ehe er die Sach sieth und kennt, daher die Schulmenschen, Gelehrte, Wissenschäfftler etc. vast alle samt und sonders so im täglichen Leben unbrauchbare Geschäfftsmenschen sind und so 35 gemeiniglich weder die Sache selber, von der sie reden, noch die Menschen, mit denen sie handeln und wandeln, kennen. Es ist also ein vorzügliches Bedürfnis der guten Auferziehung, daß diese Klippe ausgewichen werde und das Kind um aller Liebe willen nicht allzufrüh academisch erzogen werde: lieber im Stahl, in der 40

131 Kuchen, im Garten, in der Wohnstube, als maßleidig bim Buch und mit nassen Augen abstrahierend. Vollends richtig ist Ihr Begriff: S e h e n - l a s s e n u n d N a c h a h m e n m u ß d e m U r t h e i l e n - l a s s e n v o r g e h e n . Liebster 5 Herr Petersen, der Trieb der Neugier und der Nachahmung ist Gottes Werk, durch den er den Menschen alles lehret, was er wahrh a f t kann. Yatter, Mutter, Lehrern bleibt nichts übrig, als diesen Trieb auf Gegenstände, die den Kindern vorzüglich wichtig, zu lenken. 10 Aber hier liegt die große Schwirrigkeit, daß seine Lehrer sehr heiter denken müssen, welches die eigentliche Gegenstände seyen, die seinem Lehrling sehr wichtig; und hier ist's wieder wie immer, der Erzieher muß den könfftigen Haushalter mehr als das l e h r n e n d e K i n d im Aug haben. Haltet er sich an diesem vest, so 15 wird er in allen Winklen des Hauses Spill und Lehre fürs Kind finden, und findet er das nicht, so wird er sein Kind nicht gut erziehen, er mag es sonst so weit mit ihm bringen, als er will ! ! ! Ich führe diesen Gedanken nicht weiter aus, denn ich bin sicher, Sie denken ihn in seiner ganzen Ausdehnung. 20 Lieber! Ihre Bemerkungen über Gebätt sind an sich alle wahr. Eine jede Gedankenlosigkeit und eine jede veranlassete Laune ist an sich ein Übel; aber Dank sei Gott, daß er uns armen Menschen tausend Gegenmittel gegen tausend Übel, die in unsern Lagen gemeiniglich so unvermeidlich sind, zeigt. 25 Lieber! Ich habe einen Knaben von 11% J a h r e n ; er kann keine zwei Linien Gebätter auswendig, er kann weder schreiben noch lesen. Ich hoffe zu Gott, diese Unwissenheit, in welcher die Vorsehung mir erlaubt, ihn lassen zu können, werde das Fondament seiner vorzüglichen Ausbildung und seiner besten Lebensge30 nießungen seyn. Aber, Lieber, in der Welt sind die Lagen unaussprechlich selten, wo so ein Gedanken nicht an sich auffallende Narrheit wäre! Ein einziges Kind eines anderstgeführten Nachbars würde mein Werk zerstört und unmöglich gemacht haben, und ich häte mich mit Gedult und Zufriedenheit meinem Schik35 sahl unterworfen, wenn ich ihn auch in seinem dritten J a h r häte hätten, lesen und schreiben machen häte müssen. Ich häte, mein Lieber, das Übel freylich nicht kleiner betrachtet, als es ist, aber den Schaden der Lag mir doch auch nicht übertrieben vorgestellt, sonder vielmehr ruhig gesucht, aus dem nothwendigen Übel meiner 40 Lag den besten Nuzen für mein Kind zu ziehen und dem Schäd9*

132 lichen, so die Sache unzweydeütig hat, anderweitig entgegenzuarbeiten. Lieber! Es ist ein herrliches Ding u m die Biegsamkeit der menschlichen Natur. Da verderbt der Zufahl ein Kind hundertmahl auf einer Seite, aber Gottes Vorsehung bauet oft mitten im Ver- 5 derben einer Stunde die Grundlagen der Weisheit und Glükseeligkeit seiner könfftigen Jahre. Alle unausweichliche Hemmungen, Lieber, sind uns von der Hand der Vorsehung in Weg gelegt, und was diese t h u t , ist im ganzen gewiß nicht übel, Lieber! Zu allen Zeiten sind viel tausend Menschen beym täglichen Gebätt 10 und bey ärgerlich früher Angewöhnung zu dieser Sitten wahrhafft weise, glüklich und brauchbar worden. Das beweist also unzweydeütig, daß der Fehler dieses Voreilens nicht notwendig gedankenlos, launig und bösartig mache. Unstreitig ist dieses Voreilen, e i n e unter den v i e l e n Veran- 15 lassungen, welche die Kinder gemeiniglich zur Gedankenlosigkeit, zur Laune, zum Mißmuth haben, auch mir ganz nicht unbeträchtlich. Aber was folget daraus? Wie mich dünkt, nicht mehr, als daß man das Gewicht dieser Veranlassung zur Gedankenlosigkeit, zur Laune, zum Mißmuth kenne und um so viel mehr 20 den übrigen Theil der Auferziehung zur Aufmerksamkeit, zur Bedächtlichkeit und zur Bildung eines frohen, heitern und ruhigen Sinnes hinlenke. Betrachten Sie, mein Lieber, die ganze Auferziehung unserer Alten ! Die Weisheit im ganzen Geist ihres Lebens tödete die 25 Folgen des unsinnigsten Fehlers ihrer bürgerlichen und religiösen Vorurtheile und Sitten. Der Eindruck einer einzeln Sache für Kinder wird nie überwiegend. Bedächtlichkeit kann bim täglichen Rosenkranz, und gute Laune kann im Klosterzwang erzielet werden, wenn der 30 Führer weise genug ist, alles zum Haubtendzwek zu lenken. Damit aber sage ich nicht, daß mann nicht so viel möglich das Gebätt der Kinder verständig leite und alles thue, daß sie immer mit Freüde und gutem Willen hätten. Ich sage nur, wo es nicht von uns abhängt, alle Worte des 35 Bättens der Kinder frey zu bestimmen, da dörfe mann, wenn die Hauptbegriefe der Liebe zu Gott und Menschen und der Hofnung des ewigen Lebens dem Kind heiter und warm im Herzen, wegen der Unverständlichkeit einiger Nebenbegriffen nicht in allzugroßer Sorgen seyn. 40

133 Und was Zeitbestimung und besorgliche böse Laune betrifft, da, mein Lieber, hat die Sache wieder ihr Gutes, sobald dem Kind einmahl gesagt ist: Das Glük deines Lebens hangt von deinem Gebätt ab; Gott will, daß du zu ihm bätest, und die 5 Eltern befehlen, daß du es zu gewissen Stunden thuest. Denn, mein Lieber, Laune hin und Laune her: es ist ein wesentliches Bedürfnis des menschlichen Lebens, daß das Kind frühe seine Laune überwinde und auch wider seinen Willen thue, was es muß. Und wenn es auch schon für einmahl das, so es thun muß, 10 in seiner Laune n i c h t r e c h t thut. es wird durch seine Uberwindung weise werden und durch seine Weisheit denn schon recht hätten lehrnen. E s verstehet sich aber, daß seine Weisheit und sein Rechtthun und Rechtbätten durch jedes andere Mittel mit Sorgfalt befördert und erzielt werden muß — doch einmahl genug is hievon. In Beziehung des Einflusses des bösen Beispiels möchte ich noch dieses nachhollen. Die Verachtung der Kinder gegen fehlerhaffte Leüte ohne v i e l W o r t abzulenken und zu verhüten, scheint mir wesentlich; alle Anlässe zu ergreifen, die Kinder die 20 gute Seite dieser bösen Leüte recht auffallend zu machen, und wo es möglich, den Kindern, die sich etwa Spott oder Verachtung erlauben wolten, ins Aug springen zu machen, daß eben Leüte vielicht just Vorzüge haben, die ihnen, den Kindern, manglen, und um deren willen Papa und Mama diesen Hausgenossen ihre 25 Fehler verziehen; und überhaupt, so bald sich ein Schatten Menschenverachtung in ihren Kindern zeigen sollte, denn eylen Sie, die schlechteste Seitte, die sie selber haben, ihnen augenbliklich und beschämend auffallend zu machen. Und wenn sie sich schämen und erröthen, denn werfen Sie ihnen das gute Wort 30 G o e t e n s : „Wer bist du? Was hast du gethan, daß du verachten d a r f s t ? " mit ernstem Blik ins Herz; der Hang zur Verachtung muß mit Beschämung, und nicht mit Raisonement ausgelöscht werden. In Beziehung des Hangs zur Nachahmung muß, wie mich 35 dünkt, das Kind, wenn es freye Stunden hat, denselben fast ohne Einschränkung befriedigen dörfen; das Schädliche, so sich einmischt, muß freylich genau beobachtet und gehindert werden. Aber die Erfahrung wird Ihnen zeigen, daß dieses Schädliche eigentlich nicht vom Nachahmungstrieb, sonder von andern Feh40 lern, die das Kind sonst hat und die sich in seinen Nachahmungs-

134 spillen n u r ä u ß e r n , abhangt, desnahen man hier wieder den Unarten und Fehlern, welche den Nachahmungstrieb verunstalten, zu Leib muß, und nicht eigentlich der Freyheit des Kinds und der Lust seiner Nachäfung Hindernis in den Weg legen soll. Man kann nicht genug wünschen, daß die Spiele der Kinder ganz 5 frey seyen; wo sollten wir sie sonst kennen lernen? Wenn wir sie nicht hie, und wenn wir sie nicht durch und durch kennen lernen, so werden wir sie auch nicht durch und durch gesund erhalten. Also ist's auffallend besser, den Quellen des Bösen, welches sich zun Zeiten in Grimasse und Unanständigkeiten, welches sich bis- 10 weilen in den freyen Stunden bey den Spielen der Kinder äußert, durch Einflößung wahrer innerer Bescheidenheit und Achtung gegen alle Menschen Inhalt zu thun, als dem Detail ihrer kleinen Thorheiten, Grimasse, Verspottungen etc. allzusehr aufzusitzen und hierdurch das Leben ihrer Spielen zu verderben und sie von 15 uns wegzuscheüchen. Man muß machen, daß das Böse, das sich unter diesen Kinderthorheiten so offen aüßert, durch allgemeine innere Veredlung des Kopfs und des Herzens von sich selber wegfalle. Diese allgemeine Veredlung des Kopfs und des Herzens ist 20 auch das einige wahre Mittel, der jugendlichen Liechtigkeit, seinen ersten Trieben blindlings zu folgen, ihre ächten Schranken zu setzen ; denn an sich selbst ist dieses Folgen seiner Trieben wahre Naturbildung. Seine Übel sind meistens nur durch unsere Convenientsverhältnisse so groß, und so sehr wir unsere Kinder diesen 25 Convenientsverhältnissen gemäß auferziehen müssen, so dörfen wir die erste Grundstimmung ihrer Naturbildung doch nicht allzu sehr erstiken. Eylen mit Veredlung des Kopfs und des Herzens, daß der Hang, ihren Naturtrieben zu folgen, vom Ubergewicht ihrer höhern inern Kräfte bemeistert und geleitet werde, das ist die 30 Bahn, auf welcher Ihre Kinder allein ihre beste Kräffte nicht verlieren und doch zu dem Ziel der Ordnung und Biegsamkeit gelangen werden, welche zu erreichen uns Menschen so nothwendig ist. Aber das Rükstoßen ihrer Neigungen ohne innere Empfindung 35 höherer Pflichten und Endzweken macht nur schwache, erdrükte und zurükhaltende Menschen, ohne geraden freyen Sinn, ohne innere Kräffte und ohne eigenes Zihl und ohne eigenen Muth ; und das ist das entsezlichste Unglük, welches die irrführende Schule so oft über Kinder von besten Anlagen verhängt. Lieber Herr 40

135 Petersen, sezen Sie sich diesen Gesichtspunkt zu einer Ihrer ersten Erziehungsregien, insonderheit bey Ihrem Knaben, vor! Lieber Herr Petersen, ich muß hier abbrechen für heute; nechstes beantworte ich Ihnen den noch übrigen Theil Ihres 5 Schreibens. Ich danke Ihnen für Ihre Bemerkungen und bitte Sie, so vili ich kan, um alle müglichen Detail von Ihren Kindren. Ich umarme Sie und bin in Eil Ihr gehorsamster Freund und Diener Pestalozzi. 10

560. An Petersen. Neuenhoff, den 24. April 1782.

Lieber Herr Petersen! Ich danke Ihnen sehr für die Freundschaft Ihres Schreibens sowohl, als für alle Gefeligkeit und Liebe, is so Sie mir in Basel erzeigt. Ich wünschte von Herzen, imstand zu syn, Ihnen irgendwo Gegengefeligkeiten erweisen zu können. Ihre Bereitwilligkeit, mich instand zu stellen, Ihre lieben Kleinen ganz kennen zu lehmen, ist mir unaussprechlich schezbar, und ich werde Ihnen hiefür zeitlebens verbunden syn. 20 Lieber Herr Petersen, ich bin fehrn von allen Anmaßungen und weit entfehrnt, Ihnen Bemerkungen mitheilen zu können, die Ihnen unterrichtend syn könnten ; daß ich villmehr diesfahls ganz zu Ihnen komme, um von Ihnen zu lehrnen, was ich gern wüssen möchte, und also wie abgeredt alle Complimente byseits. Sie ken25 nen meinen Zwekk, und ich danke Ihrer Güte, daß Sie mir darin an die Hand gehen wollen; also fange ich mit aller Frymütigkeit an, meine Bitte neher zu bestimmen. Die Hauptfehigkeiten und Anlagen des Menschen haben alle eine so villseitig nuencirte Mischung, daß wir by den allgemeinen so Ausdrükken Verstand, Wiz, Scharfsinn etc. nie nichts Bestimmtes denken könen. Alle unsere Anlagen sind uns nur insoweit eigen, als sie im Ganzen unsers Caractère eingewoben. Folglich müssen wir, um einen Menschen genau und richtig zu kennen, ihn in Momenten und Augenbliken handien sehen, wo s.3Íiie Anlagen in einer 35 auffallenden Verbindung seines ganzen Totalcaracters hervorstechend erscheinen. Lieber Herr Petersen, das Individuum ist in allen seinen Theilen immer einzig und ausgezeichnet. Der Wiz

136 eines Menschen ist so ungleich als seine Stime! Also muß der Freund, der von fehrne Menschenkenntnis sucht, seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Detail werfen, sonst wird er so irrgeleitet und erhelt nur allgemeine Ideen, durch die er unmüglich zu einer sicheren und festen Kentnis gelangen kann. 5 Aus diesen Betrachtungen nehme die Fryheit, Sie zu bitten, ob Ihnen nicht gefeiig syn möchte, in der Absicht, sich selbst und mich, so geschwind und bestimmt als miiglich, über die eignen Anlagen unserer lieben Kinder zu erheitern und auf feste Ideen zu bringen, alle Antworten, die Ihnen caracteristisch scheinen, alle 10 Traits, die über die Nuence ihrer Anlagen Licht geben, so wie sie Ihnen nach und nach auffallen, mit ein paar Worten aufzuzeichnen und, wenn ihre Eltern es erlauben, es dann mir zun Zeiten zu comuniciren. Man muß einen Menschen tief verfolgen, um ihn ganz kennen 15 zu lehrnen, und der Fahl ist sicher auch bym Kind; und sicher hanget der Erfolg aller Menschenlehre ganz vom Ausstudieren des Menschen, den man unter seinen Henden hat, ab. Verziehen Sie mir meine Frymütigkeit, mein lieber Herr Petersen, und gönnen Sie mir das Yernügen, mich zun Zeiten mit 20 Ihnen über Ihre lieben Kinder besprechen zu können! Ich versichre Sie, daß [Sie] mir in der Welt mit nichts mehr wahres Yernügen machen. Leben Sie recht wohl und glauben Sie, daß ich mit aufrichtigem Herzen bin Ihr ergebener Pestalozzi. 25

561. An Iselin. Neuenhoff, den 24. April 1782. Yerehrenswürdiger Herr! Es rührte mich vast zu Trehnen, daß Sie, edler Menschenfreund, mitten in einer Krankheit, in welcher 30 Ruh und gedankenleere Muße Ihnen so wichtig ist, denoch die Müh nahmen, mir über eine Angelegenheit, die Ihre Aufmerksamkeit reg machte, zu schreiben. Ich danke Ihnen mit der wärmsten Rührung für die Güte Ihres väterlichen Schreibens, sowie für alle Liebe und Gutthaten, so ich abermahl by Ihnen in Basel ge- 35 nossen.

137 In Beziehung des eigentlichen Inhalt Ihres Schreibens muß ich Ihnen freymütig gestehen, daß der Gedanken, ich besize einige Fehigkeiten fürs Theater, mir schon mehrmahl aufgestiegen. Aber bis jez schrekte mich der auffallende Mangel an 5 bestirnter Kentnis der großen Welt immer von Versuchen von dieser Art ab. Ich denke zwahr frylich, daß das ein Mangel ist, dem leicht abzuhelfen were, wenn ich für einige Zeit in einer großen Statt wohnen und mir genügsamen Zutritt verschaffen könte. Und in diesem Gesichtspunkt were ein Wuchenblatt in 10 Wien frylich eine Arbeit, die, wie ich hoffe, sicher so vili abwerffen würde, als mir nothwendig were, um mit Anstand aida leben und sehen zu könen, wen ich nach meinem Zwekk suchen müßte. Aber, mein teuerster Freund, ich werde in allen Sachen, die in meine Oeconomie hineinlaufen, täglich forchtsamer und bedächtlicher, is und werde ohne überwiegende Wahrscheinlichkeit mich niemahl mehr von meinen Wünschen dahin leiten lassen, etwas zu wagen, woby meine Frau und mein Kind zu gefahren hetten, so sehr ich auf der anderen Seiten eben auch in Betrachtung auf sie alles wagte, um ihnen mehrers verdienen zu könen, als ich gegenwertig 20 kan. Edler Menschenfreund, um frymütig zu reden: Ohne daß vorhero schon etwann in Wien einige Große aufmerksam auf meine Schrifîten gemacht sind, dunkte es mich zu freffelhaft, mich zuzutrengen. Aber hingegen, wenn dieser Schritt geschehen were, 25 und Leute von Ansehen aida meine Feder auch nur von fehrne zu wünschen anfiengen, dann probierte ich gern etwas. Darff ich hinzusezen: E s were Ihnen villeicht durch persöhnliche Bekandtschafft oder auch durch Ihre Ephemeriden müglich, den Gedanken, daß ich a n d i e s e m O r t h brauchbar syn möchte, 30 etwan by einem Großen also entstehen zu machen, daß ich ein stark begünstigendes Vorurtheil für mich hette; und dieses ist auf einer solchen Bahn eine Hauptsach. Aber Sie verziehen meine Unbescheidenheit. Inzwüschen hoffe ich, Herrn von Mecheln in Ölten zu sehen, und werde diesen Ge35 danken, der frylich alle meine Wünsche nur gar zu sehr für sich hat, gewüß mit Sorgfalt reif weiden lassen, auch alle Schritte, die ich mit Anstand zu seiner Erreichung werde thun könen, gewüß thun. Daß Ihnen das Rohe meiner nakt geschilderten Natur auffalt, 40 wundert mich nicht. Ich fühle oft den Contrast meiner Schreibarth

138 mit unseren Sitten selber, und ich kenne die Regien noch nicht heiter, die den P u n k t ins Liecht sezen, wie weit wahre starke Naturzüge eines Bild dem Anstand aufzuopfren sind. Ich glaube aber würklich, ich gehe in meiner Kühnheit hierinn eben so sehr zu weit, als unser Zeitalter in seinen diesfeligen Forderungen vil- 5 leicht auch zu weit geht. Enfin, ich bin meiner Manieren noch nicht Meister. Was ich geschrieben, sind Anfangsversuch; ich hoffe und denke, ich köne mich besseren, wo ich sehe, daß ich würklich gefehlt. Doch dunkt mich, leßt sich über das Rohe der mit Freyheit 10 nachgeahmten Natur mit Wahrheit dieses sagen: Es komt in diesen Schilderungen ganz darauf an, wer der sy, der so roh mahlt. Wenn in seiner ganzen Manier das Übergewicht für Sittlichkeit, Bescheidenheit und Tugend entscheidend auffallend ist, und die rohe Natur und alle Unbescheidenheit zurükgestelt 15 und in Schatten versezt erscheint, so denk ich, der Mahler ist zu •entschuldigen. Aber wenn Roheit und Unsittlichkeit mit der theilnehmenden Billigung vorgestelt erscheinen, denn scheint mir der Fahl des n o t h w e n d i g e n Mißfallens erst da. Mann verziehet doch auch im gemeinen Leben einem gutmütigen Menschen ein 20 rohes Wort so gern, und ich sehe ganz nicht, worum mann by dem Schrifftsteller nicht eben so nachsichtig syn köne. Übrigens kan ich mich irren. Man soll nie sich selber gar zu lebhafft das Wort reden. Ich m u ß jez noch zwei Bitten byfügen: erstens, daß Sie mir 25 doch die Gunst erweisen und, was Sie mich immer fehig glauben, bis Sie wieder ganz hergestellt sind, in Ihre Ephemeriden zu arbeiten, über mich ohne Rukhalt befehlen. Es könte mir nichts Angenehmere begegnen als die Ehre dieser Befehlen, die ich erwarte und mit müglichstem Fleiß besorgen werde. 30 Zweitens, wenn Ihnen ein historisches Sujet bekandt ist, das in die gegenwertige Gesichtspünkte der oestrichischen Regierung einschlegt und theatralischer Behandlung fehig, so bitte ich sehr, mir gelegentlich ein Wort davon zu melden. Ich habe indessen die Ehre, mit inigem Wunsch Ihrer wieder- 35 hergestelten Gesundheit und mit dankerfüllter Hochachtung zu syn, verehrenswürdiger Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

139 562. Herrn Haller Secr. der Oecon. Geselschafft in Bern. 5

Neuenhoff by Brugg, den 5. May 1782.

Hochgeehrter Herr! Ich soll Ihnen hiermit auf das verbindlichste danken für die Güte, mit welcher Sie mich in Ihrem Schreiben vom 3 ten dies benachrichtigen wollen, daß es meinen hochgeehrten Herren der oeconomischen Societet beliebet, mich in io Beziehung meines Volksbuch mit Dero Byfahl zu beehren und zugleich mir eine kostbare Praemie zuzuerkenen, auch daß ein mir bekandt gewordener Menschenfreund dieser Praemie noch dreißig Ducaten byzulegen die hohe Wohlgewogenheit für mich gehabt hat. Es ware für mich die unerwarteste, aber auch die angenehmste 15 und erfreulichste Nachricht, alles dieses vor einiger Zeit von Herrn Landvogt Fellenberg auf Wildenstein und auch neulich von Junker Oberherr von Wildegg zu vernehmen, und ich bin im höchsten Grad gerührt von dem Byfahl meiner hochgeehrten Herren und von dem Ehrenvollen und Wohlthätigen Ihrer Ent20 Schließungen. Ich werde auch die Fryheit nehmen, Ihnen meine unterthenigen Danksagungen diesfahls abzustatten, und nehme die Fryheit, Sie, mein hochgeehrter Herr, zu ersuchen, mir in Antwort zu melden, ob gewöhnliche Danksagungsschreiben an die Geselschafft an Herrn President Tscharner oder an Sie, mein 25 Herr, addressirt werden. Zugleich bitte ich Sie, berührte mir zugedachten Gelter der bernerischen Landkutsche, die nach dem Ergeu geth, unter der Addresse: an Pestalozz im Neuenhoff, Amts Koenigsfelden by Brugg abzugeben — und auf der Addresse den Valor des Gelts anzuzeigen —• auch die Wort L ö b l . P o s t 30 a m t B r u g g e m p f o h l e n byzufügen. Auf diese Art werde ich es ohne allen Zweifel ganz richtig erhalten. Ich bitte indessen ab, daß ich Ihnen, mein Herr, disfahls Bemühungen verursache, und habe die Ehre, mich höflich Dero Wollwollen empfehlend zu syn, mein hochgeehrter Herr, 35

Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

140 563. An Iselin. Neuenhoff, den 5. May 1782. Yerehrenswürdiger Herr! Ich danke Ihnen sehr für die Comunication des Briefs von Herrn Pajon. Ich habe byligend geant- 5 wortet, was ich glaube antworten zu müssen, und den Brieff Ihnen offen bygeschlossen, da Sie so gut syn wollen, ihn an seine Behörde zu spediren. Es ist mir leid, daß meine Manier Leute von Geschmak empört. Ich für mich glaube die Kühnheit in wahrhafften Bilderen nicht so io schedlich. Aber es scheint, ich stoße Sitten, die vom allgemeinen behutsamren Thon der Schrifftsteller schüchtern gemacht worden sind. Das Laster ist ja in der Natur auch vor unseren Augen. Aber denoch will ich gern, wo die Stimmen allgemein wieder mich sind, nachgeben und danke Ihnen, daß Sie mir so fründschafftlich sa- is gen, was mir schaden könte. Ich hette N. M., das villeicht wieder stoßen wird, u n t e r t r u k t . wenn ich Ihren Brieff früher empfangen hette. Endlich ist Cristopf und Else angelangt, und ich habe die Ehre, Ihnen hiermit ein Exemplar byzulegen. Ich glaube, daß von diesen 20 Abenstunden besonders die achte, 9., 10. und 11. — von Rechten im Land, dann die 13. von Schulanstalten, dann die 17., 19.—23. und 25ste Ihrer Aufmerksamkeit würdig syn werden, und wiederholle meine Bitte, von diesen eine zur Prob des Ganzen für Ihre Ephemeriden auszuwehlen. 25 Ich hoffe, das Ganze werde Ihnen nicht mißfallen, und empfehle mich auch hierin Ihrer Nachsicht. Ich danke Gott, daß Ihre Umstende nicht schlimmeren, und hoffe, die nahende warme Zeit werde zu Wiederherstellung Ihrer zerüttetten Gesundheit das Beste bytragen könen. 30 Goldoni werde von Zürich komen lassen und, sobald ich ein wenig Muße feinden werde, hierüber etwas versuchen; und ich wiederholle die Bitte, wenn Ihnen ein historisches Sujet einfallen sollte, dessen Bearbeitung Sie vorzüglich wünschen würden, mir davon Nachricht zu geben. Inzwüschen danke ich Ihnen herzlich 35 für die väterliche Güte, mit welcher Sie auch hierin mich zum voraus Ihrer Handbietung und Hülfe versicheren. Möchte ich imstand syn, jemahl Ihre großmüthige Güte in etwas erwiederen zu könen, so würde ich mich glüklich schezen.

141 Erlauben Sie indessen, daß ich mich Ihnen und Ihrem ganzen Haus auf das ehrerbietigste empfehle und mit der vorzüglichsten Hochachtung verharre, verehrenswürdigster Herr, Dero gehorsamster Diener 5

Pestalozzi.

564. An Petersen. den 6. May 1782. Lieber Herr Petersen! Ich freue mich, daß Sie so gern die Müh io nehmen wollen, mich mit den Ihnen auffallenden Detailnuences Ihrer lieben Kleinen bekandt zu machen. Erlauben Sie mir inzwüschen, mich mit Ihnen über einige Gegenstende der Auferziehung zu unterhalten und Ihnen das, was mich im Lauf der Auferziehung eines geliebten Kind am wichtig15 steri vorkam, mit der Einfalt zu sagen, mit welcher ein Mensch, der mehr Vatter als Auferzieher war, davon reden kan. Lieber Herr Petersen, der wichtigste Fehler der heutigen Auferziehung ist gewüß dieser : Man will zu vili von den Kindern, und zu vili Sachen, die nur etwas scheinen und nichts sind. Alle ihre 20 Sinnen richtig gebrauchen zu lehren, ist das Erste, und untrüglichen Wahrheitssinn in ihre Seele zu bringen. Verheltnisse, Distanzen auf dem Papier und im Garten abzumessen und zu beurteilen, ist der einfachste Weg, ihre Köpf ohne Gefahr, fremde Meinung einzumischen, zu üben. Lieber Herr 25 Petersen, zerschneiden Sie Ihrem Knaben Papier von ungleichem Maaß mit ungleichen Ekken, aber so, daß ein geübtes Aug alle Stukken wieder zusammenbringen und zu einem Ganzen machen kan, so werden Sie seinen Kopf mehr üben und zu einer richtigen Urteilskrafft vorbereiten, als mit den meisten gewohnten, wort30 reichen Lehrübungen, mit denen unser büchervolles Zeitalter die Jugend, ich möchte wohl sagen unnatürlich, zu frühzeitigen Früchten antreibt, die aber denn immer trozz aller Blüthen im Wesentlichen ausbleiben. Lieber Herr Petersen, die Menschen werden durch das frühe 35 Weittreiben unglüklich und schwach; reif werden lassen ist der

142 Weg der Natur und die wahre Lehrart. Das Kind muß nothwendig dieser Meisterin folgen. Sie übet bestendig, das ist richtig, aber sie braucht das unendlich Verschiedene gewiß aller Vorfellen und Umstenden, unter denen wir leben, und bildet unsere Begriffe durch die einfache 5 Darlegung alles dessen, was immer uns umgibt. Sie läßt uns immer tausendfach lang und auf verschiedene Art sehen, ob sie ein Urteil von uns fordert. Und dieses Zurükhalten des Urteils, bis wir genug gesehen und gehört und nun so zu sagen aus der Fülle unserer Überzeugung reden 10 und urtheilen müssen, ist wahrlich das Wesentliche in der Grundlag des Mentschen zur Bedechtlichkeit und ächter Weisheit. Lieber Herr Petersen, ich weiß wohl, ein Kind, by dem mann diesen Weg einschlägt, brilliert nicht frühe by Baasen und Predicanten; aber sein stilles Reifen wird immer aufmerksame Eltern befriedigen, 15 denen es um das wahre Wohl und die s p ä t e m J a h r e ihrer Kinder zu thun ist. Es ist gewiß kein größeres Unglük für den Menschen, als wenn er in seinen ersten Jahren zu einem voreilenden Urteilen und zur unruhigen Flüchtigkeit in Betrachtung der Gegenstenden geführt 20 wird, die lange Aufmerksamkeit verdient. Und das Unglük für Kinder ist so vili gewöhnlicher, da wir sie zu wörtlichen Antworten gewöhnen, by deren Anhörung wir vergessen, daß sie keine Begriffe von den Sachen selber haben, von denen sie reden. Ich habe dieses by meinem Knaben in nichts deutlicher gesehen als in 25 den Zahlen. Es war mir die größte Hinternis, den wahren Realunterscheid von 2 und 3 ihm in Kopf zu bringen, weil er die Wort 2 und 3 etc. im Kopf hatte, ohne etwas daby zu denken. Tausendmahl richtiger lehrt der Mensch rechnen, wenn er zuerst in Sachen den Realunterscheid der Zahlen siehet, als wenn ihm die Zahlen- 30 Unterscheidung im Einsmahleins ins Gedächtnis gebracht worden, eh er den Realunterscheid dieser Verheltnisse in den Sachen selber gesehen und in Kopf gebracht hat. Und so ist es in allem. Wo Wörter und Urteile dem Überlegen und Anschauen voreilen, da ist denn Überlegen und unbefangen 35 Anschauen doppelt schwer. Mein lieber Herr Petersen, ich mache Ihnen vielleicht lange Zeit mit meinem Schwazen, aber ich würde mich freuen, wenn es Ihnen gefiele, mit mir über Gegenstende von dieser Art oft zu reden. Ich nehme den innigsten Anteil an Ihrer Bestimmung, und 40

143 Ihre Bemühung mit dem größten Erfolg bekrönt zu sehen, ist etwas, wozu mein Herz alles bytragen würde, was ich könnte. Lieber Herr Petersen, so werden Sie meinem guten Willen eine Zutringlichkeit verziehen, die sonst vielleicht mehr als überflüssig 5 ist. Aber ich weiß, Sie gönen mir die Freude, vili und oft von Ihnen zu vernehmen, was Ihre teuren Lieben machen und wie sie unter Ihrer Leitung der edlen Bestimmung entgegenwallen, deren der Mensch auf Gottes Erde fehig, wenn er nicht unglüklicher Weis von seinen wahren Höhen in arme Tieffen hinabgezogen wird. 10 Ich verdanke Ihnen Ihre Aufmerksamkeit mit dem Straßburger Anzeiger recht sehr ; ich habe dasselbe gelesen. Den Courier de l'Europe habe richtig erhalten und werde ihn unverderbt bald wieder an Herrn Battier senden. Leben Sie wohl und syen Sie meiner aufrichtigen Ergebenheit versichert, womit ich die Ehre 15 habe zu syn, mein lieber Herrn Petersen, Ihr gehorsamer Diener Pestalozz. 565. Herrn Haller Secretair der 1. Oeconomischen GeselschafFt z. g. H. 20

in B e r n . Neuenhoff, den 15. May 1782.

Insonders hochgeehrtester Herr! Ich soll mich hiermit höflich entschuldigen, daß eine Abwesenheit von etlichen Tagen mich gehintert, Denselben früher anzuzeigen, daß ich die von Ihnen 25 mir zugesandte Gelter von einer Medaillen und dreißig Ducaten richtig empfangen, und daß ich Ihnen für Dero diesfahls gehabte gütige Bemühung den verbindlichsten Dank abstatte. Meine Schuldigkeit erfordert, eben diese Danksagung förmlich einer löblichen Geselschafft zu thun, und ich werde nechster Tagen die 30 Fryheit nehmen, ein diesfeliges Schreiben an selbige abgehen zu lassen. Indessen erlauben Sie, daß ich die Fryheit nehme, mich Ihrer Wohlgewogenheit fehrner zu empfehlen und mit der vorzüglichsten Hochachtung mich zu nennen, insonders hochgeehrtester 35 Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

144 566. [An die Kinder Battier]. den 11. Oktober 1782. Liebe Kinder ! Es freut mich, daß Ihr noch an mich denket und daß Ihr Jaqueli schreibet. Ich denke auch mit Freüden an Euch, 5 und es macht mir alles Vernügen, was ich von Euch höre und sehe, und Herr Petersen ist so gut und sagt mir von Zeit zu Zeit, wie es Euch gehe und was Ihr machet. Liebe Kinder, wenn ich by Euch were, so würde ich vili mit Euch reden, und es were meine größte Freude, wenn ich Euch fröhlich und heiter und mit Euch selber io und mit allem, was um Euch, herzlich zufrieden sehen würde. Ich würde mich bestreben zu verhüten, daß Ihr auf keine Weise ungattig und unartig würdet, und wir hetten gewüß ville Freüde miteinander. Aber das kan leider jez nicht syn, aber ich hoffe, es freue Euch, wenn ich Euch zun Zeiten schreibe und Euch allerlei sage, 15 wie ichs gut mit Euch meine, was ich von Euch höre und sogar, was mir von Euch träumt; denn ich denke vili an Euch, und es träumt einem gar gern von dem, woran er vili denkt. Lieber Felix, es freut mich, daß Du an allem, was Du siehest und hörest, gern tbeilnihmst und gut und gefeiig bist gegen jeder- 20 mann, dem Du etwas Gefeiiges thun kanst. Lieber Felix, werde das immer mehr, und es wird dich glüklich machen, wenn Du von Jugend auf nicht so vast um Deinetwillen als um Deiner Nebenmenschen willen in der Welt leben willt. Lieber Gustav, lehrne Dich früh überwinden und, was nötig 25 ist und syn muß, auch wieder Deinen Willen zu thun, und mach Dir das Lehmen und Rechtthun und Folgen nicht zur Plage; es muß j a doch syn. Du köntest sonst nicht ein braver Mensch werden. Und gell, Du Lieber, Du willt ein recht braver Mensch werden und recht früh anfangen, Gott und Menschen wohlgefälig 30 zu leben auf dieser Erden. Lieber Felix, bitte Herrn Petersen, daß er Dir alle Tag aufschreibe, wie Du an Dir selber arbeitest, recht brav zu werden. Denk, wenn Du einst wie der Papa arbeiten mußt und es in der Jugend nicht gern gethan hetest! Denk, wie sauer würde es Dir 35 denn werden, und wie unglüklich Du syn würdest, wenn Du im Alter nicht gern arbeitetest. Lieber, darum zehle die Stunden

145 Deiner Jugend und mach mir die Freud, vili zu erzehlen, wie Du sie Tag für Tag anwendest ! Lieber, wenn Du denn groß bist und so aufgeschrieben findest, wie Du von Tag zu Tag in allem zugenohmen, wie Du Dir Deine 5 Fehler abgewöhnt, was Du in Deiner Jugend gelehrnt, gesehen, gehört und erfahren, was Du für Freude gehabt, was Dich gekrenkt und was Deine Eltren und Lehrer alles an Dir gethan, so wird die Müh, die Du nehmen wirst, das alles zu schreiben, Dich einst tausendmahl freuen. 10

Liebs Gertrudli, alles, was ich dem Felix sagte, sage ich auch Dir. Gib Achtung auf die Stunden Deiner Jugend und gib Herrn Petersen und der Mama davon Rechnung! Liebes Gertrudli, mach Du Dir Dein Leben nicht zur Plag, denke, eh Du redest, und noch vili mehr, eh Du handelst, an das, 15 was Du sagen und thun willt! Gewöhne Dir das an und rede alle Morgen mit Herrn Petersen und Mama davon, wie Du heute diesen Fehler Dir abgewöhnen könest! Bitte sie, daß sie Dich stündlich daran erinneren, wenn Du lebhaft handelst, daß sie Dir rathen und helfen, auf Dich Achtung zu geben. Denn Du kannst 20 nicht glauben, wie vili Leiden Du Dir selber und wie viel Jammer Du Deinen Eltren zuziehen köntest, wenn Du nicht bedechtlicher und ruhiger in Deinem Thun würdest. Liebes Gertrudli, nichts macht den Menschen verstendiger und glüklicher als Arbeiten und Beten, aber bydes recht! Denke an das, und glaub mir, ich war 25 auch jung und auch lebhafft, aber ich litte auch vili um dieses Fehlers willen! Staune nicht vili! Das verderbt das Leben. Nimm an allem Theil, was Du siehest und hörest, und gehe nie müßig! Liebe Kinder, Ihr werdet denken, ich sy ein trauriger Brief30 schrieber. Aber ich möchte Euch nicht traurig machen. Ihr wüsset wohl, daß ich den Rinderen gern Freud göne, und ich möchte nicht, daß Ihr um ein Haar minder Freud hettet als der Jaqueli. Aber ich möchte, daß er und Ihr Euch zur Ordnung gewöhndet, und daß Ihr Euch Euere Freuden nicht verbittert. 35 Liebe Kinder, wenn Ihr in der Ordnung Freud habet, so könet Ihr immer zufrieden leben. Wenn Ihr aber Eure Freuden in der Unordnung und im Ungehorsam und im Bösen suchet, so ladet Ihr Euch ein verdrüßliches, trauriges und unangenehmes Leben auf den Hals. 10

Pestalozzi Briefe III

146 Lebet wohl, Kinder, Gott sy mit Euch! Denket an mich und glaubet, daß Ihr mir von Herzen lieb syt und daß ich zeitlebens bin Euer gute Freund Pestalozz. 5

567. An Felix Battier. den 11. Oktober 1782.

Lieber Feleli! Ich hab Dich so lieb vom Zehen unten aufen bis zoberst im Mitz am Kopf. Wenn Du Dein Buketli in den Reben voll machst, so heb Sorg, io daß Du nicht damit fallest! Ich wollte gern, ich wer by Dir und könte Dir Trübel ins Buketli thun. Aber Du, mein guter Feleli, was ich denke, werest by mir, und könte ich anstatt Trübel ins Buketli Dich auf mein Pigeoli aufenthun, es würde mich noch lüstiger dunken als mit dem Puketli. Du stehest auf, issest z'Morgen und 15 z'Nacht und spazierst, und ich habs auch so; aber zwüschen innen treibt der 1. P a p a mich am Spinrad, wie wenns müßt mit vier Rossen gah, denk au, Feleli! Aber es geth wahrli nummen mit eim; er mag mit vier nit Meister werden, er muß eins ha. K ü ß mir das Roseli wieder! Ich muß Dir das allemahl und all 20 Brief sagen, daß Du mir es nie vergessest! Bist Du immer gesund und wohl? Und gell, mein 1. Feleli, gel Du, Du thust immer nur, was Du gern willt. Das freut mich, daß ich es weiß, ich muß gar oft lachen ob Dir. Aber es ist mir leid, daß ich all Tag muß denken, daß es aleweil 12 [Stunden] bis zu 25 Dir ist, und die wüsten unverschandten Haüser wend nie neher zusamenrukken. Ich möchte bald das unsere zusamenrühren, daß es nicht mit mir will neher zu Dir aben spazieren. Heißa, wie höhn bin ich über mich selber, daß ich Dir nüd me ka segen. So wend mir miteinander kein Streit ha wegen dem Schreiben und 30 bald kurz syn, bald lang, wies is k o m t ; komts is gut, so ist es gut, komt es schlim, so ist es schlim. Jez heißassa und hopsassa, ich möcht gern mit Dir umenspringen ! Grüß mer au Deine 1. Großmama ztausend mahl und sag ihr, 35 ich denk gewüß auch alle Tag an sie. Deiner Tante sag Du, es freute mich, wenn ich sie auch wieder seh! Adieu! Jaqueli.

147 568. An G e r t r u d B a t t i e r . d e n 11. O k t o b e r 1782. Liebs Gertrudli! Du m u ß t m i r ein a n d e r Mahl ein vili lustigeren 5 Brief schreiben. W a s h a s t Du auch g e m a c h t , wo Du den Brief geschrieben h a s t ? Ich glaube, Du h a b e s t ein klein wenig g e s t a u n e t ; m a n n m u ß auch m u n t e r e Augen h a b e n , sonst k o m t einem der Brief nicht r e c h t heraus. Aber glaub nicht, d a ß ich das m i t bösen W o r t e n sage ! Ich bin auch lustig, wenn ich Brief schreibe, u n d denn j u k t io mir d a n n u n d w a n n ein W o r t heraus, d a ß ich selber nicht d a r a n denke. E s ist so lustig auf der Welt, wenn m a n spaziert u n d alle B l ü m c h e n a n s c h a u e t und alles, was einem v o r k o m t ; so h a t m a n denn nie lange Zeit u n d s t a u n e t auch nicht. Gell aber, liebs Gertrudli, w o r u m bleibst Du alleweil d a h e i m u n d f a h r s t oder gehest 15 nie in die S t a d t ? Ich k a n das Nadelbüchsli nicht r e c h t verstehen. Du h a s t mir es kein Bizeli erklärt, ich weiß nicht, wie es ist. W a s h a s t Du gesagt, da Du es m i t der U h r gelesen? Ich weiß wohl, d a ß Du ob allem l a c h e s t ; das Lachen w u n d e r t mich nicht. 20 Ich h a b auch schon m a n c h m a h l gelacht, aber was Du denn allem a h l a m i g s sagest, das n i m t mich W u n d e r . Lauf Du b r a v m i t d e m Feleli u m m e n ! Aber gell, wenn er Dir n ü d folgen will, so wirst denn bös m i t ihm, aber Du wirst ihm doch nicht Meister? W e i ß t Du, ich denk a n öpis (etwas) : Weißest Du, 25 wo der Feleli den W a g e n den Berg auf zogen u n d Du doch a u c h sterker und größer bist als e r ; aber er ist gedultiger als Du, d r u m wird er Dir Meister. P r o b i e r e t auch einest, einander nachzulaufen, u n d schreib mirs denn, wies gegangen ist! Sag Du mir jez auch, was ich Dir Leids geschrieben! Ich wills 30 d e n n auch enderen, wenn ich den Brief überkome. Wie m a n c h m a l m u ß ich jez zu N a c h t essen, bis ich Dein Brief bekome? K a n s t D u mirs sagen; es ist jez S a m s t a g , da ich schriebe? J e z leb wohl, u n d Deine M a m a soll dich h u n d e r t mahl küssen, aber n ü d pfe-pfä, sonder sie soll Dir den Kopf schier v e r d r ü k k e n 35 u n d ä - ä - m a c h e n , Du liebs Gertrudli! Jaqueli.

10*

148 569. An Petersen. [ca. Oktober 1782]. Lieber Herr Petersen ! Ich bin schon so lange von Basel weg und habe Ihnen noch nie geschrieben und noch nie für alle Liebe und 5 Freundschaft, die Sie mir in meinem langen dortigen Aufenthalt erwiesen, gedanket. Es ist nicht recht, aber Sie verziehen es mir, wenn ich Ihnen sage, daß ich sint meiner hiesigen Ankomft den Kopf villeicht keine Stunde leer gehabt, sonder in einem Wirbel von Zürcher Reisen und Gescheiten gelebt, die mich an hundert io Sachen, die ich gern gethan hette, gehintert haben. Jez, lieber Herr Petersen, hoffe ich, daß Sie meine Nachlessigkeit und Unhöflichkeit zu gut halten und fortfahren, mir mit Ihren Nachrichten von Ihren Rinderen eine Gewogenheit zu erweisen, für die ich Ihnen zeitlebens danken werde. 15 Jaqueli ist nebst empfindlich für Ihr gütiges Angedenken an uns, und ich versichere Sie, daß er sowohl als ich Ihrer auch oft gedenken. Der Unterschied der ruhigen, stillen, beobachtungsvollen Aufmerksamkeit des Felix zwüschen der nachlessigen Gleichgültigkeit, 20 mit welcher Gertrud tausend Gegenstende unbemerkt vor sich vorbygehen leßt, und den Sie in ihrem lesten Schreiben bemerken, ist mir oft auch aufgefallen. Es scheint mir, Felix hat einen geübteren Kopf; er h a t schon mehr verglichen, er bemerkt schon mehr Unterscheidung der Sachen, seine Seelenkrefte sind schon 25 bewanderter in aufmerksam beobachteten Gegenstenden, darum braucht er diese Krefte mehr. Hingegen das Medchen hat weniger heitere Bilder von Sachen im Kopf, weil es weniger aufmerksam war, daher es an weniger Gegenständen Intresse n i h m t ; es ist tausend mahl mehr Kind als 30 Felix. Aus dieser Beobachtung fließet, daß mann die Aufmerksamkeit der Gertrud durch die Lebhaftigkeit der einzelnen Gegenstende reizen, daß man sein Intresse durch die S t e r k e eines jeden einzeln Bilds, das es anschauen oder in Kopf nehmen muß, reg machen 35 muß. Es ist immer auf das Ganze einer Sach zu heften, dahingegen Felix einen jeden Theil eines Gegenstands nach dem andern zur Hand und auf alle Seiten kehren wird.

149 Byde Grundlagen sind an sich vollkommen gut, wenn sie wohl ausgebildet werden. Mennliche .Weisheit und weibliches Attachment ist die Folge dieser Grundlagen. Gertrud wird hundert und tausend mahl un5 befriedigt syn, weil es zu vili will, um etwas ihm Genugthuendes zu haben. Desnahen muß fleißige Arbeit ihm das Leere der Bücherlehre, die ihm nie genugthuend syn wird, ersezen. Dieses muß seine Zeit ausfüllen, seine Aufmerksamkeit festhalten und dem Ausschweifen seiner Einbildungskraft entgegenwürken. Fleißiges 10 Strikken und recht künstliche, verschiedene Arbeit, die es lèhrnen sollte, wird die beste Manier syn, ihns zur Aufmerksamkeit in Ihren Lehrnstunden zu bilden und der gewaltigen Heftigkeit Schranken zu sezen, welcher Sie sonst gewüß weder mit geistlichen noch mit weltlichen Wörtern Meister werden können. 15 Wörtliche Lehre wird nie vili by ihm vermögen. E s wird Sachen wollen, die auf seine Sinnen eben den Eindruk [machen], welchen mann ihm mit der Lehre in Kopf bringen will. Ich habe diese Bemerkung, indem ich mit ihm lehrnte, auffallend gemacht. Es forderete meine ganze Lebhaftigkeit, ihm die Gegenstende also zu 20 sagen, daß es ihns freute, sie a l s o zu denken. Aber wenn ich das traff, so schnappete es die Worte mit Girrigkeit auf. Es fordert, daß wenige kurze, bildreiche Worte ihm einen Gegenstand ganz vor Augen stellen; denn pakt es ihn und fasset ihn mit einer Lebhaftigkeit, die alles verschlingt, wenn es also bereitet aufgetragen 25 werden kan. Aber wie gesagt, sein Aug und sein Ohr muß befriediget syn, wie sein Kopf. Ich redete laut, ich ließ ihns laut [reden] — ich machte mit Kopf und der Hand Bewegungen, das Bild, von dem ich redte, auszudrukken. Es that das Gleiche und hatte nicht lange Zeit. Lieber Herr Petersen! So, wie ich Sie kenne, 30 haben Sie sich unendlich mehr vorzubereiten auf das, was Sie das Medchen lehrnen wollen als auf [das], was Sie Felix lehrnen. Nehmen Sie sich mit dem ersten nie zu vili vor! Denken Sie den Gegenstand, auf den Sie ihns in jeder Stunde fixiren wollen, warm durch, bilden Sie ihn kurz vor Augen und brauchen Sie hiezu jede 35 Lebhaftigkeit des Ausdruk, welcher Sie fehig! Um denn aber den gegenseitigen Eindruk, den zu weit getriebene Lebhaftigkeit bym Medchen haben möchte, zu verhüten, lassen Sie ihns weit das Mehre o h n e a n d e r e a l s b e f e h l e n d e Einmischung bloß mechanisch machen, bis es recht ist; dieser Weg wird das Medchen 40 weiter führen als die besten, richtigsten Worterklerungen.

150 Bym Felix hingegen können Sie mit Erfolg Erleuterungen über Erleuterungen anbringen. Er ist fehig und muß dazu gezogen syn, die Sach durch und durch zu penetriren und ruhig und langsam von allen Seiten anzuschauen, ohne von derselbigen auf einm a h l allzusehr eingenohmen zu werden. 5 Er soll geführet werden, ohnabhangend vom Geraüsch aüßerer Umstenden, mit stillem Geist das Innere der Gegenstenden zu wegen und zu prüfen und mit Aufschiebung seines Urteils zweiflen zu lehren, eh er über die m e h r e r e n S a c h e n als Wahrheit abspricht. 10 Alles, was seinen Geist zum Eindringen ins Innere gegen den aüßeren Schein bildet, alles, was ihn calculiren macht, alles, [was] ihn sonderen und theilen und Verschiedenheiten finden lehret, das bildet ihn nach seinen Anlagen und nach seiner Bestimmung gut. 15 Bester Herr Petersen! Ich bitte Sie, diesen Gesichtspunkt womüglich in jeder Lehrstunde by diesem Kind vor Augen zu haben, denn ich bin versicheret, durch diese Aufmerksamkeit werden Sie auf unseren lieben Felix auf eine Art würken, welche von dem entscheidensten Erfolg sein wird. 20 Ihre Bemerkung, daß Felix' Atention in einer halben Stunde nachläßt, macht Zwüschenraum nöthig. Geben Sie ihm, wenn er ermüdet, entweders kleine Momente zur Ruh, als Lohn der wohlangewandten Stunde, oder wechseln Sie mit der Art Arbeit ab, welches Sie thunlich finden! Immer sye Ihr Zihl, gradatim un- 25 bemerkt die halbe Stund zu verlengeren und zuerst % und hernach eine Stund daraus zu machen! Die Etourderien und Frechheiten, die Sie von der Lebhaftigkeit des Gertrudchen erzehlen, müssen ihm wieder allein durch die Überwindung in fester Arbeit abgewöhnt werden. Das Raison- 30 niren über einzelne Fehler w u r z e l t die Grundursachen dieser Evénement nicht aus. Aber Übung in der Gedult, Überwindung seiner Gelüsten, und Fertigkeiten, die E t i q u e t t e n des T h o n s gegen jedermann mit Sorgfalt und oft und vili beobachten zu müssen, das wird das Ausschweifende seiner Lebhaftigkeit, welche 36 der Grund aller dieser einzeln Begegnisse ist, zurükhalten. Es versteht [sich], daß auf der anderen Seiten Fryheit und Lebensgenuß und Freude auch den Zwang mildren muß, den mann diesem Kind in villen Stükken unumgenglich wird anthun müssen. Ihr Vorsatz, Gertrudchen mit Ernst und Strenge anzuhalten, 40

151 in der Kirche still und aufmerksam zu syn, gehört mit hieher. Und dehnen Sie den Grundsaz nur aus, ihns mit Strenge und Ernst anzuhalten, alles, was es t h u n muß, recht und anstendig und zwekmeßig und in seiner Art vollstendig zu t h u n ! D i e F e r t i g 5 k e i t h i e r i n wird dem Kind mehr nüzen als die ausgedehntesten Reyhen wörtlicher Erkentnisse. Ihre Bemerkung, daß Felix by 39 à 40,49 à 50 etc. immer fehlt, scheinet mir daher zu rühren, daß er keinen deutlichen Begriff von dem Verheltnisse der Einheiten gegen die Zechnerzahl hat. Es io scheint mir, diesen Fehler zu vermeiden, haben Sie ihm nur deutlich in Kopf zu bringen, daß 40 auf 30 und 50 auf 40 folgen wie 4 auf 3 und 5 auf 4, also daß er, wenn er alle seine 30 hergezehlt, so müsse denken, 4 folge auf 3, folglich 40 auf 39. Sie verstehen mich ohne mehr Worte. Überhaupt wiederholle ich: Lassen Sie ihn 15 zuerst lange die Zahlen in Sachen, die er vor Augen h a t und abzehlt, kennen, eh Sie den Gebrauch derselben als ein bloßes Gedechtniswerk von ihm fordren! Ich habe Ihren Kleinen lesthin geschrieben und ich wünschte, daß Sie selbige bewegen könnten, mir mit Munterkeit zu ant20 worten und alle Wuchen ein paar Mahl nach ihrer Art zu erzehlen, was ihnen begegnet. Sie könten mitunter ihnen dann zun Zeiten auch etwas von dem sagen, was Sie mir von ihnen schreiben, und denn die Art, wie sie ihre Fehler entschuldigen etc., ich meine überhaupt die Art, wie sie den Gegenstenden, auf welche Sie sel25 bige führen wollten, eine Tournuren geben, bemerken und es dann ihnen selber vorlesen. Glauben Sie, mein lieber Herr Petersen, eine solche Arbeit könte für die Kinder, wenn sie suivirt würde, von den wichtigsten Folgen syn, und syen Sie versichert, daß ich denselben detalirter, zwekmeßiger und bestirnter antworten werde, 30 als ich auf den gelehrtesten Brief in der Welt nicht antworten werde. Ich bitte Sie, lieber Herr Petersen, mir zu diesem Vernügen Ihre gütige Hand zu bieten. Grüßen Sie mir diese Lieben und sagen Sie ihnen, wie sehr ich mich nach einer Antwort von ihnen sehne! 35 Ich danke Ihnen für die Güte, mit welcher Sie mir Herrn Grichtsherrn Schweighausers Bemerkung über mein Wuchenblatt benachrichtiget. Es ist mehr als wahr, ich bin mit dem Druk und der Correctur dieses Blatts geplagt. Ich gedenke auch aus villen Gründen mit diesem J a h r zu enden ; die wenig starke 40 Auflag —

152 570. [An Mieg]. [Ende Dezember 1782]. Und nun gehet, meine Blätter ! Ich wiehe euch eine Threne und hoffe Gutes von euch. 5 Ep[ictet] de A[lfred] ! Ich habe Dero Geehrtes vom 12. dies nebst Inlag von Machiavelli] richtig erhalten. Ich hoffe, Sie glauben, daß ich selbst die frymütigste Beurteilung und die scherfste P r ü f u n g von Gegenstenden wie der meinigen als unumgänglich nothwendig ansehe, folglich von Herzen billige, io Übrigens steht es denn auch wieder am Verfasser, seinen Gegenstand in das Licht zu sezen, in welchem er ihn beurteilt zu werden wünscht, und dis ist, was ich mit Gegenwertigem die Fryheit nehme. Mein Memoire h a t den bestirnten Zwekk, meine Personal- 15 dienste für einen kleinen Versuch, sowohl öffentliche Kinder, als Züchtlinge und Verbrecher für den Staat nuzlicher zu versorgen, anzubieten. Die Vollstendigkeit des Memoirens muß nach der Eingeschrenktheit dieses Zwekk beurteilet werden. 20 Wenn durch dasselbe n u r wahrscheinlich wird, daß ich fehig syn möchte, eine Anzahl diser unglüklichen Menschen auf eine Weise zu führen, welche d e m Staat vorteilhafter als die Art, wie sie bisher geführt worden, daß m a n glaubt, m a n dörfe mich einen kleinen, unverfenglichen, unkostbaren Versuch diesfahls machen 25 lassen, so habe ich alles, was ich will. Und das Übrige soll der Versuch,' den ich so klein mache als man will, entscheiden. Mehr soll mein Memoire glatterdings nicht leisten. Am allerwenigsten ist sein Zwekk, den Gegenstand im ganzen theoretisch zu behandeln. Dafür bin nicht [ich da] ; ich suche aber auch nichts, das diese Fehig- 30 keit im allgemeinen voraussezt. Ich wollte nur diejenigen Hauptgesichtspunkte des Gegenstands, welche mir die E r f a h r u n g als die wesentlichsten dargestellt und nach welchen ich eigentlich am Plaz hinlenken würde, so kurz als müglich bemerken und fühlen machen, daß ich für 35 Ausführung practische Fertigkeiten für einige Seiten des Gegenstands habe, welche, wie ich glaube, villen diesfahls im Detail employirten Persohne η fehlen, daß ich folglich geschikt sy, auf

153 irgend einer Stufïe dieser ausgedehnten öffentlichen Angelegenheit einige Dienste zu thun. Und ich denke noch jez nicht, daß zu diesem Zwekk ausführliche theoretische Kentnis unumgenglich syen. Ich bin villmehr geneigt zu denken, das allzu eifrige Hin5 lenken zur Yervollkomnung allgemeiner großer theoretischer Wahrheiten und wörtlicher Richtigkeit in seiner Kentnis hemme den e i n z e l n e n Menschen am starken Vorschritt in practischen Kentnissen und Fertigkeiten, und Sie erlauben mir, hierüber meine Gedanken mit der Frymütigkeit zu äußern, welches dises io Verheltnis, in welchem ich mit Ihnen zu stehen die Ehre habe, mir zur Pflicht macht. Es ist villeicht eines der größten Hinternissen in der Ausführung der wichtigsten Endzwekken der Weltweisheit, d a ß unsere erleuchtesten Menner 1. oft nicht sehen, daß die practisch is geübtesten Menschen, ob sie nicht die gleiche wüssenschafftliche Bestimtheit im Ausdrukk ihrer Gesinnungen und Meinungen haben könen, wie diejenige Leute, welche der Bildung dieses Ausdiuks einen großen Theil ihrer Lebenszeit gönen, in der Ausführung ihrer unbestimter geüßerten Meinungen mehrentheils 20 entscheidende Vorzüge vor diesen haben ; 2. daß man Persohnen, die in einem besondern engern Kreis Übung und Erfahrung haben, nicht, insoweit sie brauchbar, nuzet, weil man siehet, daß sie für einen weiteren Kreis nicht das Liecht besizen, welches man wünscht, daß sie [es] auch mitbesessen ; 25 3. daß man zu wenig einsieth, daß das Ausmodlen der mentschlichen Begriffen über gleiche Wortformen den eigenen Gang eines jeden einzelnen Menschen zu sehr beschrenkt. Es muß ja nicht jeder Mann so bestirnt reden als ein Professor, und Leute von bestirnten Erfahrungen und unbestimtem Wortausdruk sind 30 immer die, mit denen man practisch das Meiste ausrichtet. Der philosophische allgemeine Schnitt passet für wenig Menschen, die in eine thetige Carriere hingeworfen sind. Ich z. E. habe ihn gar nicht und sehe einen Gegenstand allemahl eigentlich gern nur von der Seiten an, von welcher er in 35 Wurf komt. Ich glaube aber, es syen zwei Wege, die in der Führung der Menschen zum gleichen Zihl führen. Das Theoretische, Allgemeine der Staats- und Handelswüssenschaft habe ich nie studiert; ich habe geradezu über alles dieses 40 nichts gelesen. Aber mich dunkt, es gibt in der Führung der Men-

154 echen zwei Wege zum gleichen Zihl: die philosophische Kentnis der allgemeinen Grundsezen der Staatskünste und der Weltweisheit, und die Fertigkeiten und Kentnis, welche Resultate der bloßen Gescheeftsübung und des villfachen Manoevrirens der wichtigsten Gegenstände der Staatskunst sind. Auf byden Wegen 5 wird man brauchbar und auch auf byden Wegen soll man zum gleichen Wohl komen. Aber auf byden Wegen wird man ungleich gebildet; ein jeder dieser Wege hat seine Nachteile und Vorzüge. Ich bin den lesten gewandlet, und also manglen mir einige Vor- 10 züge des ersten; aber ich schmeichle mir hingegen, Fertigkeiten zu meinen Endzwekken zu besizen, die auf der ersten Bahn mir unereichbar gewesen weren. By allem aber bitte ich sehr, nicht aus den Augen zu sezen, daß ich im Ernst mich nicht um meinetwillen, sondern um der Sach selbst willen antrage, daß ich also 15 nicht wünsche, daß mann aus Personalgefeligkeit im geringsten meinem eignen Urtheil über meine Fehigkeiten mehr Gewicht gebe, als man ihm um der Sach selber willen zu geben vernümftig und thunlich feindet. Die Aufmerksamkeit des Menschen ist so beschrenkt, daß selten 20 einer in zwei Carrieren gleich gut marchirt. Mein einziges Buch, das ich sint Jahren studire, ist der Mensch; auf ihn und auf Erfahrungen über ihn und von ihm gründe ich alle meine Philosophie. Sie muß also natürlich ihren eignen Schnit haben und im Ausdruk mit derjenigen nicht wörtlich übereinstimmen, welche den 25 Mentschen allgemein betrachtet und wenige einzeln ins Aug faßt. So vili über die in meinem Memorial bemerkten Mängel von Ordnung und Deutlichkeit. In Beziehung seiner Unvollstendigkeit muß ich noch dis bemerken, daß ich mich mit Absicht auf meinen Endzwekk ein- 30 geschränkt und nicht habe sagen wollen, als mit Bestimtheit ins Licht zu sezen, was ich zu thun gesinnet were. Wenn ich proponiren würde, das Maneuvre eines Regiments zu vervollkomnen, so würde ich denken, ich hette keine weitern allgemeinen Grundseze der Kriegskunst zu berühren und dörfte 35 mich in den Kreis einschrenken ; ja, es dünkt [mich] sogar, in anderweitigen Kriegsgrundsezen könte gleichgültig syn, wenn mein proponirtes Manoevre nur wahre Vorzüge hette. Ich hoffe, Sie nehmen mir die Frymütigkeit nicht übel, mit welcher ich Ihnen sage, wie ich den Gegenstand ansehe. 4Θ

155 Es dunkt mich nemmlich nicht die Frag: Ist über den Gegenstand schon heiterer, bestirnter und ausführlicher geschrieben? sonder: Hat mann Leute, die das würklich ausführen, was geschrieben ist, und die es ausführen könen?

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571. An Jakob Pestalozzi. Erster Brief, den 6. Jenner 1783.

Nun, lieber Jaqueli, hier hast Du, was wir parat hatten; über acht Tage mehreres. Wir sind gar nicht unruhig, daß Du fort bist, io Deine Mama und ich beten nur Gott, daß Du aller der Güte und Liebe würdig werdest, die Du genießest. Um Gottes willen, Jaqueli, bett und arbeit; sy still, fleißig, bedechtlich, reinlich und gehorsam! Gewöhne Dir die Unordnungen und Unanstendigkeiten der bäurischen Sitten ab und 15 lerne in allen Dingen mit Anstendigkeit handien ! Du hast jez der Anlaaß, wie er Dir in Deinem Leben nicht wieder komen wird, wenn Du diesen nicht nüzzest. Aber ich hoffe zu Gott, Du werdest mir das Unglük nicht zuziehen, daß Du diejenigen Menschen mit Ungehorsam betrübest, denen ich und Du so vili zu danken haben. 20 Mein Kind! Du bist auf Erden mir alles. Um Deinetwillen freut mich mein Leben, um Deinetwillen ist mir jede Arbeit leicht und um Deinetwillen habe ich mehr gelitten, als ich vast habe tragen mögen. Es steth jez an Dir, mich zu belohnen mit Freud und Wonne, 25 zu belohnen für alles, was ich an Dir gethan, oder aber mein Leben unwiederbringlich eilend zu machen. Denn das wird gewüß geschehen, wenn Du nicht mit Eifer und Fleiß Dich zu einem ordentlichen Beruf! vorbereiten und zeigen wirst, daß meine Güte und die Schonung, die Du die Zeit Deiner Jugend by mir genossen, 30 nicht vergeblich gewesen, sonder daß Du ein braverer Jung bist, als diejenigen werden, welche in der Jugend mehr geplagt worden.

156 572. An Herren Petersen. Neuenhof!, den 18. Jenner 1783. Lieber Herr Petersen! Hiermit sende ich Ihnen in Gefolg unserer Abred das Wesentliche meiner ohnmaßgeblichen Gedanken, 5 nach welchen die wichtigsten Gesichtspunkte der Erziehung täglich gleichförmig könten ins Aug gefaßt und eine sehr einfache Übersehungstabelle von allen täglichen Beobachtungen könte gehalten werden. Ich hoffe, Sie sehen, daß ich gesucht, alle Weitleufigkeit, alle io unüze Wort und Yillschreiberey auszuweichen und mit sehr einfachen Zeichen die Antworten und Sachen zu bestimen, worüber mann in einer guten Auferziehung täglich sichere und feste Aufmerksamkeit halten muß. Zur Erreichung unserer Endzwekk scheinet mir unumgenglich 15 nötig : Erstens ein Tagbuch, welches Sie bestendig in währendem Lehrnen by der Hand haben. In demselben wird kurz notirt, was gelehrnt worden, die Hauptbegriffe, die entwikelt und bemerkt worden, und was besonders aufmerksam gemacht. In jedem Fach 20 werden [1.] die Zeichen des Fleißes oder der Nachlessigkeit täglich marquirt. 2. Die Tagsvorfälle, welche den Caracter der Kinder in einem besseren oder schlimmeren Licht zeigen, werden darin bemerkt. 3. Wichtige Vorfälle, Gesundheit, Krankheit, besondere Freu- 25 dentagen und Trauerfälle werden daselbst bemerkt. 4. Auch die Beobachtungen ihrer Eltren, welche sie über ihr Betragen in ihren fryen Stunden machen, werden genuzt und ins Tagbuch eingetragen. Zweitens glaube ich nüzlich, alle Morgen, sobald die Kinder 30 zum Untericht bysamen sind, ihnen die Wichtigkeit ihrer Tagspflichten und der Hauptgesichtspunkte der Auferziehung mit kurzen Worten als Sachen vorzustellen, über die sich alle Abende genaue und sorgfeltige Rechenschaft werden geben müssen. Ich habe byligend No. 1 einige Zihlen entworfen, wie mich ungefehr 35 die Form dieser täglichen ersten Morgenübung schiklich eingerichtet bedunkte. Drittens scheint mir unumgenglich nöthig, alle Abende voll-

157 ends regelmeßig mit den Kinderen die Geschichte des Tags, so weit selbige ihre allseitige Pflichten angehen, mit allem Detail zu durchgehen. Ich habe zu diesem Endzwekk in No. 2 zwölf Fragen bygelegt, von welchen ich glaube, daß selbige alle Abend von byden 5 Kinderen bestimmt beantwortet werden sollen. Um aber zu verhütten, daß das Journal nicht in eine ekelhafte Monotonie ausarte, habe ich versucht, diese täglichen Antworten mit vestgesezten Zeichen unter bestirnten Rubriquen in eine einfache Tabellen zu bringen, welche ich als No. 3 bylege. io Sie werden bym Lesen des No. 2 finden, daß die zwölf Nummern in der Tabellen so vili Rubriquen haben, und daß so ein Bogen die Antworten von allen zwölf Fragen für einen ganzen Monat enthalten kan. Auf diese Weise kan mann dann jede Branches, welche beantwortet wird, arithmetisch beurteilen, und das 15 Steigen des Guten und der Fehler hat sein sicheres Maß, daß mann in keinem Fach lange im Irrthum bleiben kan. Ich denke, Sie fühlen die Wichtigkeit dieser Sicherheit mit mir. Alle Monate müssen diese Tabellen erneuert und allemahl zwei, für jedes Kind eine besondere verfertiget werden; und die aus20 gefüllten, wenn der Monat zurük ist, müssen so wie das Tagbuch und alle einschlagenden Schriften sorgfeltig aufbehalten werden. Die täglichen Bemerkungen, welche Herr Battier und Frau Battier über das Betragen der Kinder in allen Absichten machen und Ihnen erteilen werden, müssen mit Sorgfalt in Ihr Tagbuch 25 eingeschaltet werden, und desnahen immer für zufelige Einschaltungen Plaz offen gelassen werden. Denn es ist das Wesentlichste einer wahrhaft sorgfeltigen Auferziehung, alle Mitel anzuwenden, den Fuß des Urteils über den wahren Zustand der Kinder auf alle Weise richtig und wahrhaft zu 30 erhalten, und von allen Seiten gleiche Aufmerksamkeit auf dieses Fundament der Erziehung zu werffen. Lieber Herr Petersen, ich danke Ihnen für alle Proben Ihrer freundschaftlichen Zuneigung, die Sie mir neulich wieder erzeigt, und ich bitte Sie um die Fortdaur Ihrer Freundschafft und Liebe. 35 Verziehen Sie mir die Frymütigkeit, mit welcher ich Ihnen meine Gesinnung über den Erziehungsplan, welchen ich für die Kinder meines Freunds für den besten halte, endeke! Sie empfinden mit mir, daß es eine meiner vorzüglichen Pflichten ist, allen meinen Krefften aufzubieten, mit Ihnen diese wichtige Ange40 legenheit zu berathen.

158 Mein Freund, ich hoffe, Sie werden mir mit der Frymütigkeit und dem Zutrauen, welches by allen Nachforschungen zum Guten so nüzlich ist, Ihre Meinungen und Urteile über mitkomende Papire eröffnen und mit mir Hand in Hand schlagen, gegenseitig auf die beste Art zu dem Zihl zu gelangen, welches wir beyde suchen. 5 Küssen Sie mir Ihre Lieben und meinen Jaqueli und glauben Sie, daß ich mit wahrer Freundschafft bin Ihr ergebener Pestalozzi. Bylag No. 1. Liebe Kinder! Es ist unumgenglich nothwendig, daß mann io euch täglich und ernstlich sage, was eure Hauptpflichten gegen Gott und gegen euch selbst und gegen eure Nebenmenschen sind. Ihr werdet auch von jezo auf den Befehl eurer lieben Elteren mir alle Abend deutlich und klar Antwort geben müssen, wie weit ihr an jedem Tag, was gegen Gott und Menschen eure Pflicht ist, 15 gethan oder nicht gethan. Darum sinnet von jez an alle Tag mit Ernst an folgende, euch höchst wichtige Sachen: 1. daß alles Gute, das ihr besizet und erhaltet, von Gott im Himel herkomt, und daß alle Mentschen, welche nicht vili und 20 oft mit Dank und Liebe an diesen Gott und Vatter der Menschen denken, nicht glüklich syn könen und nie kein ruhiges, heiteres und zufriedenes und gelassenes Herz besizen, ohne welches alle Menschen eilend sind; 2. daß es euer zeitliches und ewiges Glük ausmacht, euch täglich 25 in einem willigen, freudigen Gehorsam gegen eure Eltern euch dankbar gegen sie erzeigen sollt; 3. daß ihr euch gegen alle eure Mitmenschen liebreich, gefeiig und dankbar erzeigen sollet; 4. daß ihr in allen Stükken, in welchen [man] euch unterweist, auf- 30 merksam und fleißig syn sollet; 5. daß ihr euch von allem, was euch jez oder in Zukomft Schande und Schaden zufügen [kann], sorgfeltig hüten sollet, 6. und daß ihr in allem, was ihr redet und t h u t , euch bedechtlich, aufmerksam und sorgfeltig zeiget, als Kinder, die nicht in den 35 Tag hinein leben, als wenn sie keine Führung hetten, sonder als solche, die auf alles, was mann sie lernt und was mann ihnen sagt, mit Ernst acht haben.

159 Bylag No. 2. Fragen, welche alle Abend von den Rinderen bestirnt beantwortet und die Antworten in der Tabellen No. 3 marquiret werden sollen. 5 Erste Frage : Hast du heute deines Gottes und Vatters im Himmel nicht vergessen, sonder getrachtet, an seine Allge[gen]wart in der Absicht zu gedenken, damit dein Thun und Lassen ihm wohlgefelig werde? Mann muß die Antworten allemahl dahin lenken, daß allemahl endlich herauskommt : Ich habe diese Lebenspflicht heute io s o r g f e l t i g oder s c h l ä f f r i g u n d h a l b oder g a r n i c h t erfüllt. In der Tabellen No. 1 [ist] der Ort, wo die Antwort auf die erste Frage mit einem Zeichen muß marquirt werden; die Zeichen sind willkührlich, aber um so einfach als miiglich zu bemerken, könen sie in allen zwölf No. gleich syn. Q ist Erfüllung der Pflicht, Q is nachlessige, halbe Erfüllung, f genzliche Vernachlessigung derselben und straffbares würkliches Vergehen gegen dieselbe. Zweite Frage: Bist du heute gegen deine Eltren und Lehrer gehorsam gewesen? Man marquiret in der Tabellen in No. 2 wieder mit ( 3 oder £ oder f und sucht wie im ersten Fahl das Kind auf die 20 Ursachen seines Fehlers aufmerksam zu machen, welche denn zun Zeiten im Tagbuch bemerkt werden. Dritte Frage: Zeigtest du heute deinen Geschwüsterten by den Anläässen, die du hattest, daß sie dir herzlich lieb sind, und handeltest du in allen Kleinigkeiten also gegen dieselbe, daß mann es 25 allemahl daraus erkenen konte, daß du suchest und trachtest, ihre Liebe und Güte auf alle Weise zu erhalten und zu bewahren? Vierte Frage: Erzeigtest du dich heute auch gegen die Dienste deiner Eiteren, welche auf ihren Befehl dir in villen Stukken dein Leben licht und angenehm machen, menschenfreundlich, lieb30 reich und dankbar? Man marquirt in den Tabellen den Tag, wo das Kind Proben seiner Liebe gegen seine Geschwüsterten, und seines sanften, bescheidenen und dankbaren Betragens gegen die Diensten gegeben, in No. 3 und 4 mit Q ; den Tag, welchen sie gedankenlos ohne 35 Aufmerksamkeit auf diese Pflichten zugebracht, mit ( j und den Tag, wo das Kind in Worten oder Werken einem Geschwüsterte, einem Dienst oder irgend einem Nebenmenschen Unrecht gethan, mit t , u n d zeichnet im Jurnal diese Handlungen, sowie auch die gegenseitigen Proben der Gutmütigkeit und Menschenliebe auf.

160 Fünfte Frage: Lehrntest du heute gut? Mann marquirt die Antwort in der Tabellen auf No. 5 mit Q oder (] oder f , forscht den Ursachen nach und verfahrt wie oben No. 1 oder 2 etc. Sechste Frage : Wie giengs heute mit dem Lesen? Die Antwort 5 wird auf No. 6 mit Q oder Q oder f marquirt, wie oben, etc. Siebente Frage: Wie giengs mit dem Schreiben? Wird wieder mit Q oder £ oder f in den Tabellen marquirt, alle Schriften täglich numerirt und das Datum marquirt und in ihrer Ordnung aufbehalten. io Achte Frage: Wie giengs mit dem Rechnen? Die Antworten werden genau wie die vorhergehenden in No. 8 marquirt. Neunte Frage : Wärest du heute genau in deinen Stunden und brachtest du selbige ohnzerstreut mit dem zu, was dir eigentlich in jeder Stund befohlen oder erlaubt war? 15 Zehnte Frage: Zeigtest du heute by deinem Lehmen die Gedult, Anstrengung und Uberwindung, ohne welche man in der Welt nichts Rechtes [lernt] und nichts Rechtes wird? Die Antworten auf byde diese Fragen werden in der Tabellen ad No. 9 und 10 mit (¿) oder £ oder f marquirt. 20 Elfte Frage: Hast du heute nichts gethan, das dir im Wüssen, dessenthalben du dich vor Gott, vor deinen Eiteren, vor deinen Geschwüsterten und vor deinen Nebenmenschen und vor dir selber zu Schemen hetest? Diese Frage hat nur zwei Antworten : entweder nichts — oder 25 etwas. Das nicht wird in den Tabellen mit Q und das etwas mit f marquirt. In jedem Fahl des f wird die Handlung, die das Kind als Unrecht und schandbar von sich selber erzehlt, im Tagbuch notirt. Zwölfte Frage : Hast du heüte in irgend einer Sach zugenohmen, daß du Gott und denen, die dich führen und leiten, besonders dafür 30 danken möchtest? Hier muß man dem Kind täglich zeigen, wie vili wichtiger der Tag ihm hete syn könen und wie vili größeren Nuzen es aus allem hätte ziehen könen, wenn es mehr Fleiß und Achtsamkeit auf das, was es hette lehrnen sollen, verwendet hette, und man marquirt 35 die No. 12 in der Tabellen mit Q u n d t · Fragen 13,14,15,16. — Diese Nummern in der Tabellen bleiben offen, um in jedem Fahl nach Bedürfnis der Umstenden neue Fragen nachzusezen und ihre tägliche Beantwortung auf gleiche Art zu marquiren. 40

161 Amerkung zum Gebrauch der Tabellen. In allen Fehlen, in welchen im Tagbuch eine Bemerkung über eine besondere Frage eingeschaltet ist, wird nebst dem Zeichen Q oder Q oder f noch die Seite des Tagbuchs, wo diese Bemerkung 5 eingeschaltet ist, angezeigt ; zum Exempel also : Θ 103

oder

G 57

oder

t 175

573. Herren Hoffrath Pfeffel in Colimar. Neuenhoff, den 28. Jener 1783. io

Insonders hochgeehrtester Herr! Es ist auf die Bitte der Babette Schröter, daß ich die Freyheit nehme, Ihnen gegenwertig zu schreiben. Sie ist sint einiger Zeit in einem Dienst in Ottmarsingen, in welchem sie, wie sie sagte, Hofnung hatte zu bleiben und gern geblieben were, aber gegenwertig denoch unsicher sey, ob 15 mann sie lenger im Dienst behalten werde. In diesen Umstenden ist sie vor einigen Tagen hieher gekomen, mich zu bitten, Sie zu ersuchen, ob es doch nicht müglich were, daß Sie selbige wieder etwann in Ihrem Haus aufnehmen und als Untermagd anstellen wollten, da Sie, wie sie sagt, lesthin ihrem Bruder in Ölten zu 20 dieser Wohlgewogenheit einige Hofnung gemacht haben. Ich habe dem Medchen geantwortet, so, wie ich seine Unordentlichkeit und den Mangel an Kentnissen im Dienst und die Nothwendigkeit, daß mann alle Augenblik an ihm treiben müsse, und andere Fehler an ihm kenne, köne ich nicht glauben, daß es in 25 einem großen Haus wie das Ihre brauchbar; und es thue besser, es suche in Gottes Nahmen noch einige Zeit, wo es köne und möge, einen Dienst, und köne ja denn auch Osteren mit Ihnen persöhnlich reden. Auf sein drungenliches Anhalten habe ich ihm aber doch ver30 sprochen, Ihnen zu schreiben und ihme Dero Antwort wüssen zu lassen. Ich selber könte mich der Persohn nicht mehr beladen. Alles, was ich für sie thun kan, ist, daß ich ihr gern noch drei Jahr 11

Pestalozzi Briefe I I I

162 jährlich einen Neuenthaler zukomen lassen will, wenn es sich in irgend einem Dienst recht haltet. Auf die gleiche Art werde ich in Gottes Nahmen auch den Louis mit Nechstem machen, sein Brod machen selber zu verdienen und zu suchen. Er hat das Alter, er kan weben und were in 5 villen Absichten als J u n g in einer Statt brauchbar, wenn er seinen Kopf anwenden und treu und ehrlich syn will. Ich werde ihm drei Jahr järlich zwei Neuthaler versicheren, ihm den Anfang zu erliechtren, aber ihm und mir selber zur Last will ich ihn nicht mehr im Haus halten; er ist aber mit diesem Vorschlag zufrieden. 10 Tausendmahl habe ich schon gewünscht, daß ich früher den Muth gehabt, diese Kinder zu entfehrnen, da meine Umstende so wenig vorteilhaft für sie waren, aber das Mitleiden hat mich bis jez zurükgehalten. Jez ist es in gar villen Absichten nicht mehr anders müglich. 15 Ich hoffe, Sie, verehrenswürdiger Herr, befinden sich in allem Wohlsyn. Ich bitte Sie, von meinetwegen den jungen Junker von Wildegg, den Sie unter Ihren Zöglingen haben, herzlich zu grüßen. Meine liebe Frau, die sich Ihrer immer mit Hochachtung und Ehrforcht erinnert, sagt mir, Ihnen und Ihrer Gemahlin ihre ehr- 20 erbietigen Empfehlungen anzubiten. Und ich, mein verehrenswürdiger Herr, bitte Sie um die Fortdauer einer Wohlgewogenheit, die mir schon so oft erquikend war, und habe die Ehre, mit wahrer Hochachtung mich zu nennen, insonders hochgeehrtester Herr, Dero gehorsamsten Diener

25

Pestalozzi.

574. Herrn Petersen. den 1. Hornung 1783. Lieber Herr Petersen ! Ich verdanke Ihnen die Müh, die Sie sich 30 mit Jaqueli geben, und die Nachricht von ihme. Ich bitte Sie aber um die größte Gefeligkeit, mir es nie zu verhehlen, wenn er irgend etwas Fehlerhaftes thut, denn ich glaube, es sye der wichtigste Theil der Auferziehung, Fehleren vorzubiegen und Innhalt zu

163 thun, und denke, nur wo dieser Theil recht besorgt wird, köne der andere Theil, nehmlich das Lehren, von realer guter Würkung werden. Ich sehne mich auf Ihre Briefe und hoffe, Sie werden mir mit 5 Frymütigkeit sagen, was Sie von der Methode und Ordnung denken, die ich in Beziehung der Führung Ihrer Kinder Ihnen anzurathen die Freyheit nehme. Ich hoffe, Sie werden ein wenig wie ich finden, daß nur der Anfang etwas mühsam und hingegen die Fortsezung des Plans 10 nicht schwerfelig ist. Ich bitte Sie, mir hierüber bald und bestirnt und frymütig zu schreiben. Ich empfehle mich der Fortdauer Ihrer Freundschaft und bin aufrichtig Ihr Ihnen wahrhaft ergebener 15 Pestalozzi.

575. Herren Hoffrath Pfeffel meinem hochgeehrten Herrn in Colimar. 20

Neuhoff, den 11. Februar 1783.

Insonders hochgeehrtester Herr! Ich beziehe mich in Gegenwertigem auf dasjenige, so ich Ihnen vorigen Monats in Beziehung der Babetten geschrieben. Und da ich ohne Dero Antwort bin, und Babeten auf dem Entschluß, nach Colmar zu gehen, beharret, 25 so habe ich ihm es weder gerathen und abgerathen, und denke zulest, wenn es auch by Ihnen nicht syn köne, so werde doch wenigstes wie hier einen Orth des Aufenthalts feinden. Ich will nichts beyfügen, als desselben Ihrem Wohlwollen und Ihrer Vorsorg empfehlen, und habe, mich in Dero Wohlgewogen30 heit empfehlend, die Ehre zu syn, insonder hochgeehrtester Herr, Dero gehorsamster Diener In Eil. 11

Pestalozzi.

164 576. An Petersen. den 21. Merz 1783. Lieber Herr Petersen ! Sie verziehen mir, daß ich Ihnen so lang nicht geschrieben ; ich wollte zuerst Ihre Tabellen und Ihr Tagbuch 5 durchdenken. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre disfeligen Bemühungen. J e mehr ich ihren Inhalt erwege, je unbezweifelter wird es mir, daß selbige uns heiteres Licht über die verschiedene Theile, auf welche Ihre Auferziehung aufmerksam [sein] soll, ertheilen werden. io Es fiel mir in diesem Monat besonders auf: 1. by F e l i x , daß zehn Mahl vorkomt, er habe Gertrud geschlagen. Ich muß gestehen, daß mich dieser Umstand im höchsten frappiert, und ich bitte Sie, mir zu sagen, ob er, ohne daß Gertrud ihn sehr reize, zu einer solchen Gewaltsamkeit schreitet! Ich habe lengst die Sterke, die in 15 allen Handlungen dieses Kinds liegt, bemerkt! Ich hoffe, diese Gewaltsamkeit ist nicht unedelmütig, und bin äußerst begierig zu wüssen, ob er, ohne merklich beleidiget zu syn, darein schlage. In allen Fehlen muß mann diese Rükkfähle verhüten, und es wird eine meiner ersten Aufmerksamkeiten syn, alle Monate zu 20 zehlen, ob sie sich mindern. Mann muß so vili müglich die Anlässe, by welchen er sich emportirt, ablenken, aber ihn b e s t e n d i g im Gehorsam üben, und w e n n er r u h i g i s t , ihn gewöhnen, sich zu überwinden, wenn er aber unruhig und heftig ist, ihn samft zurüklenken und in den Augenblicken der Heftigkeit so schonend gehen 25 als müglich, damit diese Gewaltsamkeit nicht einwurzle. — Die Art, wie er sich bym R u k k und beiß! gegen Gertrud betragen und auch by dem Vorfall, da Jaqueli Gertrud verklagt, zeiget, daß kein innerer Unwillen gegen seine Schwester Staat h a t und daß alles nur Augenblicksbewegungen sind. Mann muß sie darum nicht 30 hart bestraffen, denn es were gar liecht, daß sie dadurch ihre Natur endern und in Unwillen gegen Gertrud ausarten könten. No. 1 konte ich by seinem Alter nicht besser erwarten. No. 3 ist die Zahl der Ungefeligkeitsfehler groß ; ich ersuche Sie, auf ihre Ursachen wohl acht zu haben. 35 No. 4 das Betragen gegen die Dienste ist eines der vorzüglichsten Mittel, die Kinder recht kennen zu lehrnen. Die Keime des Stolzes, der Frechheit, der Unbilligkeit und anderer Fehler zeigen sich by ihnen am frühesten in diesem Yerheltnis. Aber ich denke, es

165 ist ein wenig außer Ihrem Gesichtskreis, und villeicht haben Sie diese Rubriq sint dem 19. um deswillen nicht mehr ausgefüllt. No. 8 freut mich, daß es vorzüglich gut ist. Ich erwartete das auch vom Knaben, und ich wiederholle, was ich Ihnen in Basel 5 sagte : Rechnen ist das Fundament des ächten Wahrheitssinns und die Grundlag eines wahrhafft guten und in der Welt brauchbaren Kopf. Eilen Sie mit keinem Stuk ihrer wüssenschaftlichen [Arbeit] so sehr als mit diesem F u n d a m e n t ! 10—13 Ungedult und Jächzorn sind sehr stark. Ich wiederholle: io Zufriedenstellen, so vili müglich, ruhig haben, so vili müglich, und bestendig in einem ernsten Gehorsam üben, sind die Gesichtspunkte, wodurch mann den Übel entgegenarbeiten soll. Der Zug vom 26., daß er nicht zugeben wollte, daß Sie ihm etwas an dem Glückwunsch auf seiner Mama Nahmenstag schrei15 ben sollen, ist wieder einer der marquiertesten Züge aus seinem Caracter. Und Ihr Tagbuch wird nach Maaßgebung, als es ville so marquirte Caracterzüg und Detailumstende enthalten wird, einst für Sie in Beziehung Ihrer Kinder ein Fond von heiteren und sicheren 20 Bemerkungen werden, welche Sie in der Leitung Ihrer kömftigen Jahren unaussprechlich erleichtren — und in ihren Mesuren g e w ü ß und s i c h e r machen wird. [2.] In Beziehung auf Gertrud ist immer seine Lebhaftigkeit auffallende Hauptursach seiner 25 Fehler. Seine Unanstendigkeiten, seine Unvorsichtigkeiten, sogar seine Eßgelüste — und auch das Lügen — sind nur als Folgen dieser Lebhaftigkeit anzusehen. Desnahen ist zu seiner disfeligen Besserung gar vili würksammer, diese Lebhaftigkeit durch Ordnung, ville Arbeit und ruhige, nicht w i l d e Yernügen nach und nach zu 30 dempfen, als die einzelnen Ausbrüche der Unordnung, der Unvorsichtigkeit, des Lügens und der Eßgelüste sehr zu bestrafen. Öftere krenkende Strafen könten den Fehler in seinem Wesen versterken, wenn sie schon seinen Einzelausbrüchen Innhalt theten; und bewahr uns Gott davor, daß Gertrud sich nicht verstellen 35 lehrne! Lieber noch zehn zerrißne Fürtücher und ein Halbjahr lenger Lullen, aber Belohnung und Ehre für seine Bedechtlichkeit, Ordnung, Aufmerksamkeit, Manierlichkeit und Stille, ihm jeden Tag Freud bezeügen, wenn es seine Lebhaftigkeit meßigt — und heiter und froh ist ohne wildes Wesen.

166 Daß die Kinderspille besonders für Gertrud je lenger je ruhiger werden und die Endzwekke, sie zu einem ruhigen, bedechtlichen Wesen [zu bringen], nicht durchkreuzen, ist wesentlich nothwendig. Sagen Sie mir, mein Lieber, wie betragt sich Gertrud in den 5 Fehlen, wo Felix nach ihr schlegt? Das Detail der No. by Gertrud zeigt deütlich den Zusamenhang aller seiner Fehler mit seiner Lebhaftigkeit, und überhaupt bitte ich, die Kinder auf den Zusammenhang der Fehler, wie er sich in den Tabellen deütlich zeigt, aufmerksam zu machen. 10 Die Tage, in welchen Fleiß und Gehorsam gut marquirt, sind selten mit Detailfehleren verunstaltet. Wo überhaupt nur eine einzige gute Anstrengungsart im Tag herschend ist, da kommen die übrigen Tugenden wie von selbst zu, und die Laster fliehen, desnahen es für die Erziehung der Kinder eine höchst wesentliche 15 Sach ist, ihnen alle Tag einen gewüssen Gesichtspunkt fest ins Herz zu bringen, der sie allgemein aufmerksam macht und [vor] den ersten kleinsten Abweichungen vom rechten Weg hütet. Dieser Hauptgesichtspunkt, den mann täglich [für] die Kinder im Aug haben machen muß, kan nicht immer der gleiche [sein] ; das ist 20 wieder die Natur des jugendlichen Alters, welches zu allem, was schön und edel und gut ist, muß angezogen werden. Er muß nach den Umständen abwechslen, bald Liebe und Dank gegen Gott, bald Liebe und Dank gegen den Eltren, bald Freud und Lust an einer Arbeit — kurz, alle Gesichtspunkte, welche 25 allgemeine Würkung zur Ausbildung eines regelmäßigen und gesetzten Lebens haben, müssen je nach Zeit und Umstenden, je nachdem sie in besonderen Fellen auf das Kind würksam scheinen, ihm lebhaft vor Augen gehalten und zur Stimmung eines jeden einzelnen Tags gebraucht werden. Die Kentnis des Kinds und die 30 Erfahrungen von den ungleich sterkern oder schwecheren Würkungen des einen Gesichtspunkts vor den anderen müssen dann dem Lehrer eigentlich und neher bestimmen, welche Gesichtspunkte er vorzüglich und am öftersten gebrauchen soll. Mein Lieber, ich finde in diesen Tabellen Verschiedenes von 35 Jaqueli und danke Ihnen herzlich für die Winke, die Sie mir hierin von ihm geben. Ich bitte, dem Jaqueli zu sagen, daß er in diesem Tagbuch verschiedene Mahl als ein unberufener Schwäzer und Anklager Ihrer Kinder zum Vorschein kome, und daß keine Spur von Gefeligkeit, von Achtsamkeit und Nachgeben gegen die- 40

167 selben zu feinden, und daß mir diese Umstende weh thuen; daß mann von seinem Alter erwarten sollte, daß er durch Nachgeben und Aufmerksamkeit das Zutrauen und die Freundschafft dieser Kleinen suchen und feinden sollte, und daß ich hoffe, er werde in 5 Beziehung auf sie nicht noch die Fehler vergrößeren, die uns so vili Müh machen. Ich danke Ihnen herzlich für alle Aufmerksamkeit und Liebe, so Sie ihm erweisen, und bitte ab, daß er Ihnen so vili Unruh macht und Sie villeicht noch oft in Ihren Hauptgescheften hinderet. 10 Jez muß ich Sie noch fragen, ich kenne dies Zeichen § in der Tabelle nicht ; sagen Sie mir, was es bedeutet ! Und denn verstehe ich in Ihrem Tagbuch die Worte nicht „ E s ließ sich einfach a b h ö r e n , eh es sie k ö n t e " ; was will das sagen? Verziehen Sie, daß ich Ihnen Tagbuch und Tabellen noch nicht 15 zurüksende. Meine liebe Frau, die Sie grüßen leßt und Ihnen für alle Müh, die Sie mit Jaqueli haben, herzlich danket, schreibt mir sie ab, damit ich in Zukomft sie zu allen Vergleichungen immer by Händen habe. Leben Sie wohl und glauben Sie mich immer Ihren aufrichtigen 20 Freund und Diener Pestalozz. Grüßen Sie mir Ihre Lieben recht herzlich und sagen Sie ihnen von meinetwegen, ich bitte Sie, daß Sie dem Jaqueli verziehen, was er ihnen zu Leid gethan, und daß er es gewüß nicht so bös meine. 25 Nochmahl, leben Sie recht wohl und glüklich!

577. Herren Pfarer Schinz von Üttiken meinem hochgeehrten Herrn in Zürich, den 22. Merz 1783. Mein teuerster Freund! Ihr liebes Schreiben hat mich an die unverziehliche Nachlessigkeit, Sie verschiedene Mahl in Zürich nicht besucht zu haben, erinneret. Ich bitte Sie, verziehen Sie mir, was ich selbst als unverantwortliche Nachlessigkeit fühle !

168 Daß ich Sie liebe, daß ich Ihnen Dank schuldig, daß ich die Fortdauer Ihrer wahren, aufrichtigen und treuen Fründschafft von Herzen und auf immer wünsche, das bitte ich Sie dringenlich, zu glauben. Ihr Traum, daß meine Rechnung schuld an meiner Entfehr- 5 nung von Ihnen gewesen, ist Irrthum. Meine Liederlichkeit ist die einzige Ursach. Freund ! Ich bitte Sie, halten Sie mich nicht für undankbar und ungerecht. Ich b a t t Sie um Ihre Abrechnung und erhielt selbige auf mein Bitten. Lieber, was were ich für [ein] ungebundener 10 Mentsch, wenn dieser, Ihr lieber, guter, fründschaftlicher Brief mir mißfallen hette ! An diesem ist weiß Gott kein Schatten, mein Lieber ! Was mich an diesem Irrthum jez freut, ist, daß er mir Ihre Liebe und Ihre Fründschafft durch Ihre leste Zuschrifft um so 15 vili heiterer ins Licht sezt. Ich umarme Sie für Ihre Unruhe und lechle Ihnen altschweizerisch unverenderliche Liebe zu. Sobald ich nach Zürich kome, sind Sie es, den ich am wermsten und vorzüglichsten suchen werde, zu sehen. 20 Für den lesten Theil Ihres Briefs kan ich Ihnen jez nicht entsprechen bis zur Ernd. Ich könte jez vorher in meiner Gegend kein P f u n d auftreiben; aber dannzumahlen steth, so vili Sie wollen, zu Ihren Diensten. Empfehlen Sie mich Ihrer Gemahlin und glauben Sie mich mit aufrichtigem Herzen Ihren wahren, alten 25 Freund und Diener Pestalozzi. Ich bin gegen Ihren Herr Landolt ebenso nachlessig. Denken Sie, schon ville Monate liegen seine Mandate zum Rüksenden parat und sind immer versäumt worden. Ich bitte Sie, mich by ihm zu 30 entschuldigen und ihm zu sagen, daß ich selbige ihm nechste Wuchen zusenden werde.

169 578. An Petersen. den 4. May 1783. Lieber Herr Petersen ! Ich säumte so lang, Ihnen zu schreiben, 5 daß ich denke, Sie haben alle Ursach, unzufrieden darob zu syn. Aber der vergangene Monat ware in aller Absicht so zerstreut für mich, daß Sie mich gewüß entschuldigen würden, wenn Sie wüßten, wie wenig Zeit ich hatte; aber ich entschuldige mich diesfahls selbst nicht gern, io Ich danke Ihnen für Ihren Journal vom Merzen. Sie machen mich immer mehr mit dem Caracter Ihrer lieben Kleinen bekandt, und ich weiß wenig Sachen in der Welt, die mir so a n g e n e h m syn könten, als dieser Detail von dem Lauf der Führung und Geistesund Herzensentwiklung der Kinder meines Fründs. is Ich will Ihnen nicht wiederhollen, was ich in Beziehung der sich auch diesen Monat öfter wiederhollenden Fehleren von Eigensinn und Lebhaftigkeit schon geschrieben. Nur bemerke ich zu meiner Freud, daß Felix bym öfteren Wiederhollen seines Schryens und Schlagens h e i t e r u n d g l e i c h ü o m ü t i g ist, sobald er sich überwunden. Ich denke vast, ein Versuch, ihm den Fehler, wenn er s i c h n i c h t h a r t u n d n u r a u g e n b l i k l i c h ä u ß e r t , zun Zeiten scherzend und nur lachend beschemend zu ahnden, sye für Felix, wie er im g a n z e n ist, villeicht öfter zutreglicher als e r n s t e s u n d l a n g a n h a l t e n d e s 25 u n d ihn e r s c h ü t t e r n d e s S t r a f f e n . Ich wünschte, daß alle Arten von g e w a l t s a m e n Eindrükken auf d i e s e s Kind so vili müglich ausgewichen würden; ich wünschte, daß sein Herz, welches starken und anhaltenden Eindrükken so offen, so vili müglich geschont und samft und still erhalten werden könte! 30 Die innere Sterke d e s K i n d s und das Festhalten seiner Begriffen könte durch ville Straffen eine Wendung seines geraden Wesens veranlassen, die ich in ihm sehr förchtete. Gertruds Lebhafftigkeit und Flüchtigkeit macht den Eindruk der Straffen für ihns, wie's mich dunkt, gar vili weniger schädlich. 35 Ohne gewaltsame Einpregung der Vorstellungen von den Sachen, die ihm im Kopf und im Herzen b l e i b e n sollen, wird ihm nicht lang bleiben; und so scheinet mir, der Gang dieser Kinder bedörfe in den wesentlichen Stukken ihrer Führung eine sehr große Ver-

170 schiedenheit. Ich bin sehr begierig zu vernehmen, wie weit diese Bemerkung mit Ihren Erfahrungen übereinstimme. Die Gutherzigkeit Gertruds erscheint by der Abbitt für Felix und by der Krankheit der Großmama wieder in einem sehr schönen Liecht. Seine Fehler scheinen mir immer mehr Temperament und 5 Folgen seiner natürlichen Constitution, desto schwieriger aber auch ihre Heilung; es fordert tägliche standhaffte Angewöhnung des Gegentheils und wenig Worte. Ganz besonders hat mich der Contrast zwüschen Felix und Gertrud by der Kindermalzeit gefreut. Ich bitte Sie sehr, in allen 10 Fehlen, in welchen Sie einen so frappanten Unterschied im Eindruk, welchen irgend ein Gegenstand auf diese Kinder macht, bemerken, ihn aufzuzeichnen. Auch der Umstand, daß Felix gelüstete, zu einem Knaben zu gehen, und dann da nichts fand, das ihn anhaltend befriedigte, ist mir wichtig, sowie der Gertrud 15 Bemerkung, der todte Mann im Sarg sye so w ü s t als seine Wohnung. Lieber Herr Petersen, s o l c h e b e s t i r n t e A u s d r ü k k e und e i g e n e w ö r t l i c h e A ü ß e r u n g e n geben mir [mehr] Licht über Kinder als hundertfache Examen und Proben von allen Schulsachen, und ich danke ihnen herzlich für diese bestirnte 20 Details. Ihre Bemerkung, daß Kinder wegen des Mangels geübter Seelenkreften mehr in einzelnen Fehlen Leitung als allgemeine Tagesregien brauchen, hat vili Wahres. Wenigstens darf die Leitung der einzelnen Fehlen nie mangeln, und die Festhaltung der Tages- 25 reglen wird nur nach und nach fruchtbar werden, so wie sich nach und nach ihre Begriffe über die Ubereinstimmung der einzelnen Tagsbegegnissen mit dem Wesen der wörtlichen Vorsezen a u s d e h n e n w e r d e n . Aber die B i l d u n g der Aufmerksamkeit auf die Uebereinstimmung der einzelnen Fehlen mit solchen Tages- 30 regeln scheinet mir eben ein vorzügliches Mitel, den besten und nuzlichsten Gebrauch ihrer Seelenkrefften zu üben, und Ordnung und Festhaltung der Begriffen in ihren Kopf zu bringen. In Beziehung auf Jaqueli bemerkte ich im Tagbuch Umstende, in denen er in einem unangenehmen Licht zum Vorschein komt. 35 Ich danke Ihnen auch für d i e s e W a h r h e i t e n , die mir in seiner Führung wichtig sind, so wie ich Ihnen überhaupt für alle Liebe, Güte und Freundschafît, die Sie meinem Kind erweisen, herzlich danke. Verziehen Sie meine dismahlige Kürze, senden Sie mir bald 40

171 den Resten Monat, und dann will ich Ihnen bald und weitläufiger schreiben. Leben Sie wohl ! Ich bin von Herzen Ihr ergebenster Diener und Freund 5 Pestalozzi. 579. An Herrn Petersen.

den 17. May 1783.

Lieber Herr Petersen ! Ich halte nichts für so schiklich, edle und io reine Empfindungen by den Kindern zu entwiklen, als zu Herzen gehende haüsliche Vorfälle. In diesem Gesichtspunkt wünschte ich, daß Gertrud und Felix Byliegendes auswendig lehrnen möchten. Ich weiß wohl, daß Stellen darin sind, die ihnen erst nach 15 einigen Jahren ganz heiter syn werden; das macht aber nichts, wenn nur die Hauptsach ihnen verstendlich und zu Herzen geth. Sagen Sie mir gelegentlich, wie weit Sie glauben, daß es ihnen verstendlich gewesen, und wie weit es einigen Eindruck auf sie gemacht zu haben schin und ob sie es gerne auswendig gelernt. 20 Ich kann heute nicht mehrers. Ich empfehle mich Ihrer Freundschaft und bin von Herzen Ihr Pestalozzi. 580.

25

Für meine geliebte Kinder G e r t r u d und F e l i x B a t t i e r zum Angedenken des Todes ihres lieben Schwesteriis Rosina Battier von ihrem aufrichtigen Freund J . H. P e s t a l o z z i .

[1783].

30 G e r t r u d : Lieber P a p a , liebe M a m a , lieber F e l i x , unser Roseli ist tod. F e l i x : Ach ja, lieber P a p a , liebe M a m m a , liebs G e r t r u d l i , unser Roseli ist gestorben. G e r t r u d : Ach, daß es noch lebte und noch by uns were!

172 F e l i x : Ach, daß es tod ist! Liebs G e r t r u d l i , das t h u t mir so weh, es t h u t dem P a p a und der M a m a so weh. G e r t r u d : Es t h u t mir auch weh. F e l i x , F e l i x , ach, daß es noch da were ! F e l i x : Gertrud, es war so gut und so gedultig und so gehorsam, 5 das liebe Schwesterli. G e r t r u d : Ich möchte nur weinen. F e l i x : Und ich möcht von ihm reden und allem nachsinnen, was ich von ihm weiß, daß ichs nie wieder vergesse. G e r t r u d : Und ich möchte es auch nie wieder vergessen. 10 F e l i x : Aber Gertrud, wir machten oft lustig und achteten es nicht, wenn es schon Schmerzen h a t t e und litte! G e r t r u d : J a , Felix, wenn ich jez die Stunden wieder kaufen könte, da es lebte, ich gebe alles dafür, was ich habe, und gieng gewüß nicht mehr von ihm weg. 15 F e l i x : Ach, es ist ein eitler Wunsch! Die Stunden, in denen es lebte, sind hin und ko men nicht mehr wieder. H e r r P e t e r s e n : Kinder! Der gestrige [Tag] komt nie wieder, ihr Lieben, darum lernet allemahl heute recht t h u n ! D i e K i n d e r : Ach, Herr Petersen, es t h u t uns so weh, daß es 20 gestorben ! H e r r P e t e r s e n : Kinder, unser Leben ist wie ein Traum, der eine kleine Zeit dauret und denn verschwindet, und ihr werdet auch sterben, ihr Lieben, darum sollet [ihr] recht thun in der Zeit, in der ihr es könet. 25 D i e K i n d e r : O Herr Petersen, wir wollen gewüß recht thun und das liebe Schwesterli selig nicht vergessen ! H e r r P e t e r s e n : Nein, ihr Lieben, vergesset seiner nicht und vergesset euer selber nicht! Einst, wer weiß, wie bald, werden auch eure Augen dunkel 30 werden und eure Ohren nicht mehr hören und eure Hend und Füße erstarren, euer Herz wird erkalten, und euer Angesicht im Tod einfallen. Aber denn, Kinder, was bleibt euch denn übrig, wenn auch ihr so die Welt verlasset? D i e K i n d e r : Gottlob, wir wüssen, daß alle die, so im Herren 35 entschlaffen, seelig sind, denn sie ruhen von ihrer Arbeit, und ihre Werke folgen ihnen nach. H e r r P e t e r s e n : J a , Kinder, selig sind, die im Herren entschlaffen, denn sie ruhen von ihrer Arbeit, ihre Werke aber folgen ihnen nach. Und selig werdet auch ihr syn, wenn ihr 40

173 gehorsam und dankbar und liebreich die Tage des Lebens durchwandlen werdet, die Gott euch auf Erden geben wird. D i e K i n d e r : 0 Herr Petersen, wenn wir an das Roseli denken, so werden wir gewüß nicht ungehorsam und nicht undankbar 5 syn. H e r r P e t e r s e n : Auf diese Art werdet ihr eurem lieben P a p a und euerer lieben M a m a ihr großes Leid wie brave Kinder ergezen, wenn ihr nemlich ihnen zeigen werdet, daß sein Tod euch zu Herzen gegangen, und daß ihr um seines Angedänkens io willen ernsthaffter, stiller, bescheidener und gehorsamer worden, als ihr vorher wäret. D i e K i n d e r : Ach, Herr Petersen, wird das den lieben P a p a und die liebe Mamma so erfreuen? Sie sind jez so traurig. H e r r P e t e r s e n : J a , Kinder, glaubt es mir, nichts kan ihnen ihr is Leid so ergezen und machen, daß sie bald mit Freuden an das ewige Leben eures Schwesteriis denken werden, als wenn sie sehen, daß sein Angedenken euch brav macht. D i e K i n d e r : 0 , wir wollen doch thun, was wir könen und mögen, daß wir P a p a und M a m a wieder erfreuen, sie sind jez so 20 traurig und so betrübt. H e r r P e t e r s e n : 0 , ihr Lieben, ich muß euch noch etwas sagen! Ihr sehet jez eure Eltern weinen und leiden, daß euer liebes Roseli gestorben. Aber wenn armen, unglüklichen Eltren ein liebes, ein herzliebes Kind nicht brav wird, Kinder, das ist noch 25 ein weit größeres Unglük für Elteren, als wenn ihnen das liebste Kind stirbt. Aber, ihr Lieben, nicht wahr, über euch sollen doch eure Eltren nie also weinen? K i n d e r : Nein, nein, Herr Petersen, über uns soll der P a p a , über uns soll die M a m a gewüß nie so weinen! 30 H e r r P e t e r s e n : Kinder, im hohen Himmel hört Gott, was ihr saget; er siehet im hohen Himmel eure Trehnen und wird vom hohen Himmel euch seegnen, wenn ihr haltet, was ihr versprechet. K i n d e r : Und auch das Roseli sieth jez in dem Himmel, daß wir 35 ob ihm weinen und ihns nie vergessen wollen. H e r r P e t e r s e n : Ja, Kinder, es sieth vom hohen Himmel, daß ihr ob ihm weinet und seiner nicht vergesset. Aber vergesset am wenigsten euer selber und der Stunde, in welcher auch ihr hingehen werdet an den Orth, da es vorgegangen! 40 Meine Kinder ! In dieser Stunde ist alle Lust des Lebens vor-

174 über und alle Pracht der Erde dahin, und Ehre und Reichthum, wie wenn man nichts gehabt hette. Aber wenn ihr einst die Hungerigen speisen, die Nakenden kleiden, die Traurigen erfreuen, die Niedergeschlagenen aufmunteren, die Ellenden unterstüzen und allen Menschen um euch her Liebe er- 5 weisen werdet, denn wird die Stunde des Todes auch euch erquikken, wie die Stunde des Todes das leidende Roseli erquikt, das Gott in seiner Unschuld zu sich genohmen. D i e K i n d e r : Lieber Herr Petersen, glaubet es uns, wir wollen gewüß gut syn mit allen Menschen, wenn wir einst groß sind, 10 und thun, was Ihr sagtet. H e r r P e t e r s e n : Kinder, wenn ihr nicht jez in der Jugend gehorsam und arbeitsam und liebreich und dankbar syt in allem, was vorkomt, so könet ihr im Alter von allem, was ich sagte, nichts thun. 15 Wenn ihr nicht von jez an fleißig und gefeiig und dankbar syn werdet und euch überwindet, wo es syn muß, so werdet ihr euch auch im Alter nicht überwinden und den Hungerigen nicht speisen, den Nakenden nicht bekleiden und den Ellenden nicht trösten. 20 Meine Kinder, von heute an denket by allem, was mann befihlt, daß ihr seen und eggen und pflügen müsset auf den Tag der Freude, an dem ihr euern lieben P a p a und euere liebe M a m a und alle Menschen, die euch lieben, mit den Früchten eines wohlgezogenen Lebens erfreuen werdet, und auf diese 25 Art ist es, wie das Angedenken eures lieben Röselis euch in Zeit und Ewigkeit nüzlich werden wird.

581. An Graf Zinzendorf. Neuenhoff by Rrugg, Canton Bern, den 6. Juni 1783. 30 Hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr! Die Gewogenheit, mit welcher Euer Excellenz letsthin diejenigen Schrifften, welche Herr Landvogt Fellenberg von Wildenstein Hochdenselben zugehen lassen, aufzunehmen geruhet, macht mich kühn genug, auch beygehende Bögen Euer Excellenz zu addressiren. Ich nehme die 35

175 Freyheit beyzufügen, daß nunmehr auch der zweite historische Theil von Lienhard und Gertrud im Manuscript sovill als vollendet, und daß ich gegenwertig an Bemerkungen über die Auferziehung der Weysen aus dem niedersten Volke und über die ächte mensch5 liehe Behandlungsweise der Gefangenen zu schreiben angefangen. Ich hoffe, mit bydem dies J a h r zum End zu komen und [werde] dannzumahl auch dieses Euer Excellenz zu addressiren die Freyheit nehmen. Ich hoffe, Euer Excellenz werden mir dieses erlauben, und kan Ihnen nicht verhehlen, daß ich diese Erlaubnis wünsche 10 und daß der Beyfahl, mit welchem Sie die Anfänge meines schrifftstellerischen Dasyns beehret, einer von den Zufehlen ist, welche das Herz und die Tage desjenigen erheiteren, der mit verehrender Hochachtung die Ehre hat sich zu nennen, hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr, 15 Euer Excellenz gehorsamster Diener Pestalozzi.

582. Herren Hoffrath Pfeffel meinem hochgeehrten Herrn 20

in Colimar. den 17. Juli 1783.

Hochgeehrtester Herr Hoffrath! Ich habe den in Ölten empfangenen Comunionsschein seiner Zeit an Ludwig Schrötter versandt. Heute aber empfange ich die unangenehme Nachricht, daß 25 er wegen höchst üblem Verhalten den Abscheid erhalten. Und ich soll Ihnen nicht verhehlen, daß Umstende beygefügt sind, welche mich für das Schiksahl des Knaben alles förchten machen. Es sind von allen Orthen, wo er hin kam, Klagen gegen ihn eingelauffen: bald schlug er Kinder, bald brach er Mauerstükgen in der Kirchen 30 ab und warf die Steinchen unter das Volk; einem kleinen sieben järigen Knaben, der mit Keglen spillte und ihn zufelig mit der Kugel ans Bein traff, warf er die Kugel so wüthend wieder zurük, daß er an der Brust eine sehr starke Beule erhielt. So gabs immer eine Menge ähnlicher Sachen, und by allem dem zeigte er sich so

176 stolz und brauchte sein Maul so unverschämdt, daß es, wie mann mir schreibt, umüglich gewesen, ihn lenger zu behalten. Es ist mir leid, Ihnen mit diesem Rapport Müh zu machen. Aber ich feinde täglich mehr, daß es eine schedliche Schweche, Fehler von Rinderen denen zu verschwiegen, die sich für selbige 5 intressiren, und da ich es müglich glaube, daß Louis sich jez auch nach Ihren Gegenden ziehe, so habe ich hiermit verhüten wollen, daß Sie nicht durch einen falschen Rapport hintergangen würden. Ich wünsche sehr, daß Sie von Babetten nicht ähnliche Unannehmlichkeiten befahren, und bedaure diese beyde Kinder, daß sie 10 ihre Umstende so wenig beherzigen, um durch Bescheidenheit, Treu und Wahrhaftigkeit auf eine Art ihre Schwäche und körperliche Fehler zu vergüten und erträglich zu machen. Verziehen Sie, daß ich Ihnen Mühe mache! Ich denke immer, obs etwann müglich werden köne, Sie einst 15 auch eine Stunde in Ihrem Heimath zu genießen, und hoffe es zuverlessig; denn ich gehe by wenig Wuchen nach Basel und Mülhausen, und mein Schiksahl muß mir ungönstig syn, wenn ich nicht von da aus ein paar Tage gewünen kan, um das Vernügen, Ihre Anstalt einmahl sehen zu könen, zu genießen. 20 Meine liebe Frau und ich empfehlen sich Ihnen, und ich habe die Ehre, mit der vorzüglichsten Hochachtung mich zu nennen, hochgeehrtester Herr Hoffrath, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

583.

25

An Petersen. den 29. Juli 1783. Liebster Herr Petersen! Ich habe Ihnen so lange nicht geschrieben, daß ich mir selbst Vorwürfe darüber mache, indem ich mich by Ihnen entschuldige. Das soll aber nicht wieder geschehen, 30 und wir wollen unsere Correspondenz fixiren, und allemahl auf Einsendung Ihrer Monatpiecen verspreche Ihnen in Zukomft einen Brieff. Das allein muß ich Sie noch bitten: Schreiben Sie mir allemahl mit diesen monatlichen Nachrichten, und wenn es nur mit zwei Worten ist, auch, was Ihre Aufmerksamkeit darin 35 besonders reg gemacht und worüber Sie vorzüglich wünschten, daß

177 ich mich jeden Monat mit Ihnen diesfahls unterhalten sollte! Ich bitte Sie, mein Lieber, halten Sie diesfahls den Monat durch eine Nota, und wenn etwas vorfält oder Ihnen etwas einfält, worüber Sie gegenseitige Unterhaltung wünschten, so marquiren Sie mir 5 dasselbe! Uber dieses, und überhaupt über die Einrichtung der Tabellen, von deren Rubriquen mir einige anfangen überflüssig zu scheinen, wollen wir uns mündlich neher besprechen. Ich danke Ihnen sehr für Ihre zwei Monate May und Brachmonat, davon insonderheit der May ganz besonders aufmerksam 10 und lehrreich verfasset ist. Das Wesentliche dieser Beobachtungsmanier fordert im Anfang Übung und anhaltende Anstrengung. Aber mann wird ihr nach und nach so gewohnt, daß man in kurzem mit der größten Leichtigkeit die intressentesten Sachen ganz malerisch aufzeichnen kan, und so ein Tagbuch für Lehrer 15 und Kind und Eltren ist weiß Gott über alles, was mann sich vorstellen kan, wichtig. Lieber, so wie das Gesprech vom 6. May zwüschen Frau Battier und Gertrudchen wegen dem Zuker, den Sie in Gertruds Seken fanden, aufgezeichnet ist, wird einst, ich bin es gewüß, der Thon 20 Ihres ganzen Tagbuchs werden. Ich mache Ihnen kein Compliment, aber intressenter, bestirnter, eigentlicher und in besserer ßeobachtungsmanier were es kaum möglich zu schreiben, als dieses Gesprech aufgeschrieben ist. Mein Lieber, wenn ich diese Übung auch bloß für Sie als Übung 25 in der besten Manier und Menschenkentnis, Ausdruk der Leidenschafften, scharffen Beobachtungsgeist und malerische Fertigkeiten in der Beschreibung der allerly menschlicher Scenen ansehe, so soll sie Ihnen höchst wichtig syn, und Sie sind in einem großen Grad fehig, dieses vorzügliche Stük der menschlichen 30 Philosophie sich eigen zu machen. Versuchen Sie offt, solche Scenen auszuarbeiten, aber bestirnt ohne ein Wort Zusaz zu m a h l e n , was geredt und gethan worden, und nehmen Sie sich s. v. pl. vor, in jeder Wuchen wenigstens zwei Auftritte so ausführlich, wie Wort auf Wort geflossen, nebst der Darstellung des 35 Details der Sprechenden aufzuzeichnen! Ich wiederholle Ihnen, es ist nicht müglich, das Gesprech vom 6 t e n May und einige andere Züge dieses Tagbuchs zu lesen, ohne für Sie und unsere Kleinen herzlich zu wünschen, daß Sie sich oft bemühen, solche bestirnte Bemerkungen aufzuzeichnen. Auch die kleinsten einzeln Züge in 40 dieser Manier sind wichtig. Der B e o b a c h t u n g s h a n g in Felix 12 Pestalozzi Briefe III

178 konte nicht lebhaffter gemahlt werden als am 16., da er den Hut in der Pfüze liegen ließ, um zu sehen, ob etwan ein Frosch daran komme, und s e i n H a n g , zu m e i s t r e n und d e r e r s t e zu syn, in seiner Forderung, daß denn Gertrud diesen nassen Hut ihm heimtrage. Solche Worte und Handlungen, die ihre reifende und 5 sich enthüllenden Anlagen frappierend zeichnen, sind der Leitfaden aller Lehr und Leitung, welche die Kinder nötig haben. Ihre genaue Bemerkung — ich möchte, ihre U n v e r g e ß l i c h m a c h u n g — ist das Fundament, worauf fast jeder Schritt und jedes Wort ihrer Auferziehung muß gebaut werden. Und in diesem Gesichts- 10 punkt, mein Fründ, ist mir vast keine von allen Ihren Lehrstunden so wichtig als diejenige, welche Sie der Aufzeichnung dieser Vorfällen wiedmen, und ich hoffe, Sie nehmen es nicht übel, wenn ich die Vervollkomnung dieses Stuks Ihrer Auferziehung Ihnen fast bis zur Unhöflichkeit angelegenlich empfehle. 15 Sie haben den 4 t e n May bemerkt, daß Gertrud sich bosfertig gegen Rösgen sei. aufgeführt. Wenn es Ihnen noch im Gedechtnis, so were es mir sehr lieb, diesen Vorfall umstendlich zu wüssen, denn es kan Gertrud sehr lehrreich werden, da es ihm natürlich zu Herzen gehen soll, daß dieses noch so kurz vor seinem Tod begegnet. 20 7. May. w e r P a p a s P a p a s y : Das ist wieder in der eigentlichen vorzüglichen Manier des Tagbuchs und unendlich lehrreicher, als: das Kind war unbedechtlich und geschwäzig. 12. May. er l a c h t e ü b e r P a p a s B e f e h l : Um das Eigentliche des Fehlers zu wüssen, were die Art, wie der Befehl gegeben worden und worin 25 er bestanden, nothwendig zu wüssen. Das Lachen ist oft by Kindern unschuldiger, als man glaubt, und veranlasset sich oft durch Umstende, deren Weglassung die Natur ihres Fehlers ganz verendert; und so ist auch in andren Fehlen, z. E . : den 14. May schlug Felix das Gertrud, weil er sich beschwerte, daß es ihm ein 30 Blümchen zerupfte. Hier verendert der Umstand, ob ihm Gertrud würklich ein Blümchen zerupfte und wie, oder nicht, die Natur der Handlung vollends. Überhaupt aber bemerke ich das Lachen by Befehlen und Verweisen vom Felix öfter, und es ist nötig, genau zu sehen, was es eigentlich sagen wolle und woher es kome. 35 Hingegen bemerke ich by Gertrudchen sein Disputiren zimlich oft. Überhaupt, je mehr mann mit Kinderen in aller Arten von unüzem Reden eintrittet, je mehr vervollkomnen sie ihr M u n d s t ü k in Vergleichung und zum Schaden von Kopf und Herz; und das Disputiren ist der erste natürliche Lohn, den uns die Kinder 40

179 für die Arbeit geben, ohne das Maul mehr als den Kopf und das Herz gebildet zu haben. Das Disputiren hört in dem Grad auf, als ein Kind empfindsam, edelmütig und würklich weitsehend und richtig urteilend gemacht werden kan. 5 So lange sie den Fehler noch haben, muß man ihnen wenig antworten und sie mit Sachen, und nicht mit Worten an die Wand zu stellen suchen. Und für Gertrud, wenns ihm begegnet, daß es in einer solchen Disputation den Kürzern ziehen muß, wünschte ich, daß sie ihm denn so aufgeschrieben würde, daß seine Empfindlich10 keit ein wenig damit gekrenkt würde. Ich bemerkte den Herrn Felix auch etliche Mahl als Lügner, und allemahl zur Entschuldigung seiner Fehler, und ich denke würklich, die Hemung seiner Fehler, besonders seiner Heftigkeit, werde das einige Mitel syn, die unwahren Entschuldigungen darle über auszuweichen. Im Ernst glaube ich, der Felix thue nicht g e r n lügen, und es thue ihm selber weh, wenn Umstende und Folgen seiner Fehler ihn dazu reizen. Überhaupt muß mann immer machen, daß es vast umüglich, daß ein Kind mit dem Lügen gewinnen kan und daß es sich hingegen betrechtlichen Gefahren damit aussezt. 20 Ich hoffe, Sie, lieber Herr Petersen, nach Zurzach zu sehen und denn über diese Angelegenheiten weitläufig mit Ihnen zu reden, und freue mich von Herzen darauf. Verzeihen Sie nochmahl meine disfelige Nachlessigkeit und glauben Sie, daß ich Ihnen gern öfter schreibe, und je lenger je lieber vili schreiben werde, je mehr ich 25 mich in Ihren Verheltnissen mehr kenen werde. Leben Sie wohl, ich bin mit aufrichtiger Ergebenheit Ihr Pestalozzi. 584. Herrn Pfarrer Schultheß zum Pflug 30

in Zürich. (Neuhoff, den 23. August 1783).

Lieber! Du hast mir vergessen, durch den Botten meine Bücher Christof und Else, so in Deinem Zimmer liegen, zu senden. Ich bitte, selbige sobald Du kanst, unter meiner Addresse by 35 Herren Felix Battier von Basel, dermahlen bym Bebstock in Zurzach, mit erster Gelegenheit nach Zurzach abgehen zu lassen. Ich umarme Dich und bin Dein Pestalozzi. in Eil. 12*

180 585. An Petersen. den 8. November 1783. Lieber Herr Petersen ! Ich freue mich, wieder von Ihnen Brieffe zu erhalten, und noch mehr, daß Ihre Kleinen wieder wohl, und 5 auch, daß Sie sich wohl befeinden. Ich danke Ihnen für die Fortsezung Ihres Tagbuchs; vast erschrekte mich die Menge Zahlen, die ich darin antraff. Ich begreiffe den Nuzen auch dieser Zahlenbemerkungen, aber für mich sind es immer die unfruchtbarsten. io Lieber Freund, ich bin eine Tagreise von Ihnen weg und möchte, so vili müglich, die Kinder meines Freunds in ihren Verheltnissen und Lagen vor meinen Augen sehen und wüssen, wie sich ihr Kopf enthüllet, wie sich ihr Herz bildet, was täglich in byder Absicht Hinterendes und Beförderndes vorfalt! Ich möchte ihre Thorhei- 15 ten, ihre Feinheiten, ihre Biegungen, Ausweichungsarten, Verstellungsarten und ihre graden, starken, entschlossenen und unschuldigen Handlungen lesen, wie wenn ich sie vor Augen sehe. Lieber Freund, wenn ich je in Stand komen soll, mit Ihnen bestirnt von diesen Lieben zu reden, so muß ich so zu reden by 20 ihnen daheim syn. Tausend Sachen und Vorfälle, die Ihnen unwichtig und altäglich sind, sind es mir nicht, sonder weren mir neu, führten mich in den Geist und die Lagen dieser Kinder hinein, weren mir Aufschluß kömftiger Thaten und Leitfaden meiner Überlegung und meines Raths. Darum bitte ich Sie drungelich, 25 diesen täglichen Vorfallenheiten um meinetwillen, wenn sie auch sonst nicht wichtig weren, nachzuhaschen, so vili immer müglich. Glauben Sie mir, ich suche Ihnen nicht Mühe zu machen ! Aber da ich meinem Freund schuldig bin, die Bildung seiner Kinder zu meiner ernstlichen Angelegenheit zu machen, und ich mir mit 30 Gott vorgenohmen, dieser Beziehung mit aller Gewüssenhafftigkeit obzuliegen, so könen Sie sich vorstellen, wie schwer die Entfehrnung der Lag mir jeden ernsten Einfluß auf diese Lieben machen müsse und wie unumgenglich nötig ich habe, von Ihnen durch Ihre gütige Miteilung der allerly oft ganz unwichtigen, aber 35 mir so nothwendigen Auftritten, die einiges Licht über ihren Caracter erteilen, in die L a g gesezt zu werden, auch nur mit einiger Festigkeit und Sicherheit über diese Angelegenheit denken zu könen.

181 Ich schreibe Ihnen nechstens über Ihr Tagbuch; jez nur noch ein Wort über Ihren Brief!. Uber die Mitel gegen die Disputirsucht — da wir einig sind — nemlich, nicht antworten und Stille befehlen, sage ich nichts als 5 dieses : Für ein Frauenzimmer kan die Disputirsucht leicht in Gewaltigkeit und Tirranysucht gegen Niedere und Dienste ausarten, und es ist nötig, Gertrud zu sagen, wenn es mit Leuten, die unter ihm syn könten, disputire und wüsse, daß es Unrecht habe — aus Hochmuth, weil es glaube, es stehe ihm nicht an nachzu10 geben, — so werden dise Untere gar leicht die allerverechtlichste Meinung von ihm haben. Sie werden ihns zu Schanden machen und schedigen, wo sie nur könen, indem sie ihns für ein ungerechtes Mensch halten werden. Denn es ist nichts, das die Menschen so leicht bös macht und is verderbt, als wenn die, so ob Ihnen sind, nicht schonend und gerecht und bescheiden mit ihnen umgehen; und wenn by einem Menschen der Hang zum Disputiren einwurzelt, so ist wenig Hoffnung, daß ein solcher Mensch jemahl gerecht und billich und schonend und bescheiden mit seinen Nebenmenschen umgehen 20 werde. Des Felix starke Äußerungen: Er ist ein Lügner — das ist ungattig — scheinen mir bloß Mangel an Sitten und gar nicht böse Meinung. Mir scheint am schiklichsten, den gleichen Mangel von Sitten 25 oder von Aufmerksamkeit auf die Umstende auch gegen ihn zu brauchen, und ihm by Anlässen, wo es ihm am meisten schmerzen möchte, expreß, was er fehlt, so hart und beschemend zu sagen, als nur müglich; und wenn [er] denn errötet oder weint, ihm es zu erkleren: das sye dafür, ihm zu zeigen, wie mann auf 30 Umstende acht haben müsse und z. E. mit dem Papa und von ihm nicht reden dörfe wie von einem Cameraden, und wie mann überhaupt acht haben müsse, niemand nichts Unhöfliches und Undelicates sagen müsse. Ich meine, in ihm selber die Empfindung der Unanehmlichkeit 35 des Fehlers reg zu machen, werde das natürlichste Mittel syn, demselben vorzubiegen. Wegen des Unwahrheiten erzehlen hat Herr Battier richtig bemerkt: Keine Historien erzehlen und überhaupt allem Maulweschen und unöthigen Reden vorkomen, ist das beste Mittel, 40 Lügen, die nicht Intresse und Gelüstlügen sind, zu verhüten.

182 Ungefeligkeit, wenn es Folge von Beleidigung und Unrecht von Seiten des Gegenteils, ist Naturempfindung, und mann muß dann der Ursach vorbiegen. Ungefeligkeit, die bloß Mangel vom Zuvorkomen in den Pflichten der Höflichkeit, kan oft bloße Unachtsamkeit syn. 5 Aber Ungefeligkeit, die Eigenuz und Hochmuth zum Grund hat, ist Laster; aber mann muß in diesem Fahl gegen den Eigenuz und den Hochmuth arbeiten und Menschenliebe ins Herz zu pflanzen suchen, denn fait die Ungefeligkeit von selbst fort. Schreiben Sie mir oft, lieber Herr Petersen, und reden Sie vili io mit mir von Ihren Kindern! Ich habe jez so einen stillen, einsamen Winter, und ich werde mich so herzlich gern immer von Ihren Lieben mit Ihnen unterhalten. Ich danke Ihnen für die Nachricht von Jaqueli, daß die Fehler, die ich in seiner Führung gemacht, für ihn keine weiteren schlim- 15 men Folgen haben. Für Ihre Basier Anectoden danke ich Ihnen herzlich Sie ist Ihrer lieben Yatterstatt würdig; ich habe auch eine Vatterstatt, werden Sie denken, und denn haben Sie auch Recht. Leben Sie wohl und glauben Sie mich immer Ihren aufrichtigen 20 Freund Pestalozzi. 586. [An Mieg]. 20. November 1783. 25 Epictet de Alfred. Ich will Ihnen auf Ihre zwei letste Schreiben zugleich antworten. In Beziehung des ersten freut mich die Nachricht wegen Sai. Escher. Aber bis ich weiß, wie Mignon und er gegen Sie stehen, möchte ich nicht rathen, daß sie einander als 0[rdens]br[üder] bekandt werden. Ob Escher wisse, daß ich im 30 Orden, muß ich notwendig wissen. Berichten Sie mich, ob Sie würklich Mign[ons] Tabellen nicht erhalten und also mein Brieff verlohren gegangen! Escher ist zu strütig und villumfassend, etwas geizig seine Affaire mit Buchhändler Füeßli. 35 Ich danke für das Interesse, so er an Battiers Schiksahl nihmt, klage über seine Feinde und erklere mich, in ihm den helldenkendesten, profondesten Mann gefunden zu haben, den ich kene.

183 Ich danke für die Beleuchtungen über die Theosophen und Rosenkreuzer, erklere aber, Mignardfs] Endzwek sye gewesen, in unseren Gegenden jemand aufzutreiben, der von dieser Charlatanery Profession macht, u m ihn zu beschemen. 5 Ich erzehle Calliostros Cbarletany mit Sarasins Kind ; ich frage um Erlaubtnis, den [Wi]nk, daß Exjesuiten in diesem Spill der Mitelpunkt des Geheimnisses syen, insinuiren zu dörffen. Ich sage, Doktor Hoze werde von Lav[ater] und Pfeniger abgehalten werden; er und Fellenberg müssen durch W[un]dergebigkeit u n d — 10 Ich rathe, in Zürich die bessern Geistlichen i]n eine Cotterie zu bringen und mit dem 0[rden] zu verbinden, ohne daß sie den Ofrden] ke[nnen], und ohne daß der Orden sich gegen Lav[ater] compromitirt, und so die besten Weltlichen auch, oh[ne daß sie] den 0[rden] kenten. 15 Überhaupt rathe ich an, den Na[men I l l u m i n a t i auf den drei ersten Heften der Minervallen durchzustrichen. Ich zeige an, daß ich Schweizer [mich] activ zeige gefordert, und was er für Bedenken gehabt und daß ich begehrt, er soll mir sagen, was er zu mehrer Brauchbarkeit meines Individuums an 20 mir desiderire; er h a t mir geantwortet, ich solle lesen.

587. An Petersen. Neuenhoff, den 19. Dezember 1783. Mein lieber Herr Petersen! Ich danke Ihnen herzlich für Ihren 25 lesten Brief, der mich mehr, als ich Ihnen sagen kan, erfreut. Ich danke Ihnen besonders für die Bemerkung über den Endzwekk Ihrer Notierung vom Rechnen und daß Sie mich auf den Unterscheid zwüschen dem Gang, den dieses Lehmen by Felix und by Gertrud nihmt, aufmerksam machen. Verziehen Sie also meine 30 über diesen P u n k t etwas unrichtige und zu unbestimmte Bemerkung! Im Wesen dachte ich nie anders, als daß Zahlenübung das erste Fundament einer wahrhafft sorgfeltigen und mit Ordnung geleiteten Geistesentwiklung sy. Aber da ich selber nicht in dieser Ordnung gebildet worden und bynahe gar nicht rechnen 35 kan, so ists natürlich, daß ich für mich weniger fehig, aus Zahlen-

184 Übungen Bemerkungen zu machen als aus andren Umstenden und Vorfällen; ich s c h l o ß auch würklich aus allen notirten Zahlübungen gar vili weniger als Sie und danke Ihnen recht sehr, daß Sie mich durch Bemerkung dessen, was ich n i c h t b e m e r k t , aufmerksamer auf diese Seiten Ihres Tagbuchs gemacht. 5 Ich fühle die Schwirigkeiten, welche meinen Wünschen, gar vili und oft caracterische Züge von Ihren Lieben zu erhalten, entgegenstehen, gewüß. Inzwüschen danke ich Ihnen für die Müh, die Sie sich geben, mir so vili müglich zu lifferen, und bin versichert, die Fortsezung dieser Ihrer freundschaftlichen Bemühung 10 macht Ihnen Vernügen wie mir. Mein Lieber, der Hang der Gertrud z u m l e s t e n W o r t , welcher ihns gegen eigne Überzeugung von dem Schaden der Disputirsucht hintert, davon abzulassen, ist Folge der Lebhaftigkeit seines ganzen Carracters und kan im Grund durch nichts 15 vollkomen gehoben werden als durch allgemeine, seiner Heftigkeit entgegenstrebende Überwindungsübungen. Steifhaltung auf Lehr- und Arbeitstunden, auf alle Arten von Ordnung, Ceremoniel, Ettiquette, kurz alles, was den Lauf seiner ungezähmten Heftigkeit hemt, ist als Mitel zum großen Endzwek, überwigendes 20 G e f ü h l f ü r W ü r d e u n d A n s t a n d in seine Seele zu bringen, nothwendig. Durch das Festhalten solcher täglichen Übungen von aller Art komen die Fertigkeiten und Überwindungskreffte in den Menschen, welche ihm die jedem lebhafften Menschen so schwere Sittsamkeit leicht machen. 25 In diesem Gesichtspunkt muß das Unterscheiden zwüschen ihresgleichen und Obren, der Anstand by Frenden etc. mit der größten Sorgfalt erzihlet werden. Fehler gegen diesen Anstand und Mangel von Aufmerksamkeit, Bescheidenheit und Delicatesse gegen Eltern, Obere und Höhere müssen beschämend geahndet, 30 und Aufmerksamkeit, Bescheidenheit, Sorgfalt und Delicatesse gegen Niedere und ihresgleichen mit Lob und Freude und Aufmunterung beförderet werden. Der Anstand gegen Obere und die Delicatesse gegen Niedere hat einen inneren Zusamenhang, dessen Verbindung mann insonderheit by Kinderen nicht genug ins Aug 35 fassen kan. Die Lebhaftigkeit der Gertrud und der Stolz des Felix darff anlauffen; man muß die Anläässe nicht ausweichen, in denen sie fehlen könten, sonder mann muß sie durch Folgen der Fehler dahin bringen, daß sie, um diese Folgen auszuweichen, gegen die 40

185 Fehler selber auf der Hut seyen. Also ist Straffe für die Fehler des Anstände so unumgengliche Notwendigkeit, als sie für jede andere Fehler unumgengliche Nothwendigkeit ist. Der Fehler des Felix, lieblos von Handlungen, die ihm zu5 wieder sind, zu urteilen, verdient die genauste Aufmerksamkeit und fordert ein außerordentlich sorgfeltiges Verfahren dagegen. Für einst, wenn es wahr ist, daß man ihm etwas zu Leid gethan oder sonst so gehandelt, daß er Recht hat zu urteilen, daß jemand schlecht gehandlet, so muß mann ihm das nicht wiedersprechen. 10 Er soll dörfen von etwas Schlechten urteilen, es sy schlecht; aber mann muß ihm sein Urteil nicht passiren lassen, ohne daß er sich deutlich erklere, aus was Gründen er so urteile, und auch dann muß mann ihn nicht chiganiren und Gründe wegschwazen wollen, von denen man begreifen kan, daß sie ihn zu diesem Urteil mit 15 Recht haben verleiten könen. Kurz, mann muß seinem Urteil, wenn es aus wahren Beobachtungen herquillt, Gerechtigkeit wiederfahren lassen; damit gewinnt mann dann Zutrauen, um ihn in den Fählen, wo sein Urtheil bloß leidenschaftlich ist und er keine Gründe zu seiner Rechtfertigung hat, zu überzeugen, daß er durch 20 solche Arten von Urteilen den Leuten Unrecht thue und selber schlecht handle. Auf der andern Seite aber arbeitet man gegen diesen Fehler am besten, wenn mann die Kinder immer auf das wahre Gute, das alle Menschen haben, und besonders auf alle Gefeligkeiten, 25 die sie selber von ihren Mitmentschen erhalten, aufmerksam macht, und zu einer ungekünstelten, aber herzlichen Dankbarkeit bildet. Es freut mich herzlich, daß die Kinder in den Augenbliken, wo sie unbemerkt und allein sind, sich so vili Proben gegenseitiger 30 Zuneigung geben. Dieser Umstand läßt würklich vili Gutes voraus ahnden! Gott gebe, daß sich dieser, die edelsten Genießungen des Lebens versicherende Umstand immer erhalte! Sie haben ganz recht, daß Sie dem Felix by Abgewöhnung seiner Ruhmredigkeit nicht die Freude vergällen wollen, die er 35 über seiner Arbeit hat und die ihn jezo so glüklich macht. Aber doch müssen Sie in Acht nehmen, er hat nicht eigentlich über seine Arbeit, sonder über das Urteil anderer von seiner Arbeit Freud, und eben daher ensteth seine Ruhmredigkeit, daher er bald auf den wahren Nuzen einer jeden Arbeit muß aufmerksam gemacht •ω werden. Das Zihl, das ihm als Zwekk der Arbeit in den Kopf ge-

186 bracht werden muß, wird den Gesichtspunkt von der Wichtigkeit des Urteils über die Arbeit verendern und so den Grund der Ruhmredigkeit schwechen; inzwüschen muß ihm dieselbe denoch bloß als unschikliche Sitte durch gelegenliche Beschemung abgewohnt werden. 5 Die Lebhaftigkeit der Gertrud, die sich so stark im Gang zur ungebundenen Fryheit äußert, die Frechheit gegen seine Mama, sein mürrisches Betragen und sein Hang zu meistern, alles Sachen, die oben schon berührt, könten von den gefährlichsten Folgen werden, wenn nicht der Quelle von allem, der außerordentlichen 10 Lebhaftigkeit, durch alle Arten von Übung in der Überwindung, im Gehorsam, in Einschränkung seiner Wünschen und Zurüklenkung seiner Einfallen entgegengearbeitet würde. Daß es sich über die Gefahr, weinend abgemahlt zu werden, moquirt, ist mir ein neuer Bewis, wie unwürksam alle fehrne Straf- 15 fen gegen die Fehler der Mentschen sind, und wie nothwendig man in allen Fehlen die Straffe enge an den Fehler anketten soll, wenn er würksam syn soll. Daß Sie den stillen, wortleeren Vorschritt der Erziehung immer mehr billigen und Ihren eignen Erfahrungen angemessen 20 feinden, freut mich von Herzen. Ich war lange Zeit in meinem Leben ganz anderer Meinung. Aber die Bedürfnisse des practischen Lebens lehrten mich klar, wie wenig der Mensch aus den bloßen Worten ziehe, die mann ihn lehrt, wenn nicht allemahl practische Fertigkeiten an die leeren Lehrworte angeschlossen 25 werden, durch welche diese Worte in ein uns zur Anwendung derselben stimmendes Gefühl übergehen und zu Sitten und Gewohnheiten werden, die wir ausüben, ohne vast an das Wörtliche der Lehr mehr zu denken. Die ganze Erziehung wird so vereinfachet und Eiteren und 30 Kindren so leicht gemacht, wenn mann die Endzwekke derselben so festsezt und aus den Kinderen nie nichts anders machen will, als ihre allseitige Kreffte ausbilden und Sterken; nicht, daß sie in der Jugend Menner und Frauen syen, aber daß sie allgemach anwachsen, Menner und Frauen zu werden und die Last des Lebens, 35 so wie sie nach eines jeden seiner Lag, Umstende und Verheltnisse auf ihns warten, mit Leichtigkeit und Freude tragen mögen und glüklich daby syn könen. Und hierzu, mein Lieber, braucht es verheltnismeßig unendtlich mehr a u s g e b i l d e t e Fertigk e i t e n als Wortkentnisse. 40

187 Der Bemerkung, worin Sie Felix Anlag zu auszeichnender Größe sezen, stimme ich völig by. Nur mache ich über die Worte : , , S t e r k e d e r S e e l e , sich selbst a u s L i e b e z u a n d e r n Vernügen und Bequemlichkeiten zu versagen", folgende Be5 merkung: Sie müssen den Edelmuth des jungen Herren noch nicht für Baargelt annehmen! Ich sehe im Kind noch nichts als Selbstliebe, aber Selbstliebe des urteilenden und beobachtenden und seine Mitmenschen mit sich abwegenden Kinds. Er will lieb syn, er will brav syn, er hat gesehen, daß solche Überwindung Lob und 10 Ehre bringen; daher quillet d i e L i e b e , mit welcher er, ander Leuten zu gefallen, eigne Genießungen aufopfert und eigne Bequemlichkeiten sich versagt. Am End führt die Sach zum gleichen Zihl, wird Menschenliebe und Großmuth. Aber nötig ist, immer fest zu wüssen, aus welchen 15 Quellen auch die schönsten Kinderhandlungen entspringen, damit mann durch Ausrottung des Fehlerhafften, so in diesen Quellen liegt, die Ausartung, deren die reizendsten Handlungen von dieser Art fehig sind, verhütten köne. Der Mensch ist ein betrügliches Ding, ist eine alte Lehre, und wenn man Kinder unter seinen 20 Henden hat, so kan mann nicht genug an diese Lehre denken. Der Troz und der störische Eigensinn, den Sie bym Knaben bemerken, ist eine Folge des Gefühls, daß er zu seinen Zwekken gelangt; er ist eine Folge des Gefühls, daß er Verstand hat und weiß, was er will, und des Zutrauens auf sich selber, er habe Recht 25 in dem, was er sagt, t h u t und fodert. Der Fehler ist in seinen Folgen von der ersten Wichtigkeit. Die Wege, ihm entgegenzuarbeiten, sind gedoppelt: 1. Entgegensezung des Übergewichts, den der Wille des Vorgesezten gegen jeden Untergebenen haben muß, und Fest30 haltung dieses Vorzugs nach Maßgebung, daß sich Trozz und Eigensinn zeigt, sodaß ihm der Fehler in seinen Folgen selber beschwehrlich werden muß. 5! 2. Bemühungen, ihm zu zeigen, daß er sich oft in der Art, die Sachen anzusehen, irrt und nothwendig by der wenigen Erfahrung, 35 die ein Kind haben kan, irren muß. Solche Entblößung seiner Irrthümer, wenn sie ihm auffallen in Augenbliken, wo er nicht trozzet, lenken ihn zum Mißtrauen gegen sein eigenes Urteil und verhüten, indem sie Bescheidenheit bilden, diesen Fehler. Endlich muß man auch diesfahls die hohe Meinung, die der 40 Knab in aller Absicht von sich heget, ohne ihn zu beschemen,

188 meßigen und ihn immer fühlen lassen, daß nur durch Arbeit und Gehorsam und Fleiß etwas aus ihm werden wird, und daß alle andere Ansprüche auf Zufehlen beruhen, auf die man nicht zehlen köne. Was Sie mit den Worten „ U n v e r m ö g e n bym Ausbruch 5 seines Jachzorns" sagen wollen, verstehe ich nicht. Mit dem Schwazzen am Tisch hat das Ding darinn Schwirrigkeit, daß man wüssen und bestimmen sollte, wenn und wie weit es ihm erlaubt sy, ζ. E. nur, wenn sonst niemand am Tisch redt oder wenn würklich jemand das Gesprech mit ihm angefangen, 10 und er also antwortend erscheint, oder auch, wenn etwas nötig ist oder er um Erlaubnis gefragt, etwas erzehlen zu dörfen. Solche Regien muß man ihm f estsezen und denn darob halten ; sie dienen im Ganzen, den Geist der Ordnung und Subordination in ihm zu bilden, der ihm in seinem Leben wichtig syn wird. 15 Lieber Herr Petersen, ich freue mich ob der Hofnung, die Sie ob Ihrem Felix äußern; und glauben Sie mir auch, ich bin stolz darauf, von fehrne etwas zur Entwiklung eines Kinds byzutragen, von dessen Anlagen ich mich nicht enthalten kan, mir vast enthusiastisch große Begriffe zu machen. 20 Ich schreibe Ihnen nechster Tagen wieder, um einige Detailbemerkungen über den lesten Monat mitzutheilen ; jez muß ich enden. Ich danke Ihnen für die Versicherung Ihrer Liebe und empfehle mich in die Fortsezung Ihrer Fründschafft. Syen Sie der meinigen ebenfahls versichert und glauben Sie, daß ich mit 25 aufrichtiger Werthschezung imer syn werde Ihr Pestalozzi.

588. An Graf Zinzendorf. Neuenhoff by Brug, Canton Bern, den 30. Dezember 1783. 30 Hochwohlgebohrner Graaff, gnädiger Herr! Im Gefolg der Güte, mit welcher Euer Excellenz mir erlauben wollen, meine fehrnern Arbeiten Ihnen zusenden zu dörffen, nehme ich die Freyheit, byliegende Fortsezung von Lienhard und Gertrud an Euer Hochwohlgebohrnen zu addressiren, in Hoffnung, auch diese 35

189 Bemühung meines Herzens, die Lagen und Bedürfnisse der niederen Menschheit den Väteren der Völker und der erleuchteteren Menschheit vor Augen zu legen, werde Euer Excellenz nicht mißfallen. 5 Daß unser Zeitalter auf jede Gegenstende der Gesezgebung aufmerksam ist, leßt uns mit Recht die Morgenröthe eines besseren Tags erwarten. Aber die Nachwelt wird diesen besseren Tag Fürsten danken, die als Vätter handien, und Ministren, die diese als Weise leiten. Die Ansprüche der Schrifftsteller sollen nicht so 10 weit gehen. Genug ists für uns, wenn einige Edle, die neben uns leben, uns lieben und schäzen und mehr als genug f ü r den Glüklichen, welchen Männer, die an den Sorgen der Fürsten und an der Führung der Nationen theilhaben, würdigen, ihme zu sagen, daß sein Daseyn nicht vergebens gewesen. 15 Diese Worte von Euer Excellenz an mich machen mich gern die Nachwelt vergessen und das Gegenwertige genießen, denn, wenn je mein Herz einen Wunsch nährt, so ist es dieser, nicht vergebens zu leben. Und oft hielte ich mich für glüklich, wenn ich für die Wahrheit und das Gute tätlich würksamer syn könte. Wenn 20 ich dann aber die Schwirrigkeiten fühle, welche der Ausführung auch der besten Idealen im Weg stehen, so werden meine Wünsche zu thätlichem Einfluß dann wieder beschrenkter ; indessen werden sie in meiner Brust doch nicht ersterben, bis ich selber erlösche. Die Nachforschungen über die Auferziehung armer Kinder und 25 über die Behandlung der Verbrecher führen so weit, daß ich vast von dieser Arbeit abgeschrekt worden. Die Folgen der geselschafftlichen Verbindungen auf die niedere Menscheit und ihr Anstoß gegen die Naturtriebe unseres Geschlechts müssen noch vili heiterer ins Licht gesetzt werden, als sie es nicht sind, eh mann 30 über diese Gegenstende und überhaupt über die Gesezgebung etwas der Vollkomenheit sich Neherendes erwarten darfif. Indessen will ich mitten im Gefühl der Finsternis, die uns noch umgibt, die einzeln Ideen, die mich in diesen Gegenstenden wahr dünken, zusamenschreiben. 35 Aber ich sollte Excellenz nicht also aufgehalten haben. Verziehen Sie und erlauben Sie, daß ich mit ehrforchtsvoller Hochachtung mich nenne, hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr, Euer Excellenz gehorsamster Diener Pestalozzi.

190 589. Herrn Pfarer Schultheß zum Pflug in Zürich. (Jenner 1784). 5 Liebe Geschwüsterte ! Wenn meine Frau heut heimkomt, so danke ich Euch nächste Post für alles Gute, so Ihr derselben erwiesen. Komt sie nicht heim, so warte ich mit dem Danken und fange zuerst an zu schmehen, wie verteufelt lang Ihr sie aufhaltet. Indessen empfehle ich mich Euch allen herzlich und bin in 10 meiner Einsiedl[er]y träumend Euer aufrichtiger Diener Pestalozz. Inlag bitte by Ankomfft zu versenden, denn ich sollte nothwendig eine Antwort haben. Nochmahl adieu!

590.

15

Herrn Hofrath Pfefïel z. g. H. in Colimar. den 10. Jenner 1784. Edler, verehrenswürdiger Herr! Ich scheme mich, so lang habe ich Dero Geehrtes v o m 10 pass, nicht beantwortet. Ich dachte immer, Ihnen den zweiten Theil von Lienhard und Gertrud mit- 20 senden zu können, und noch kann ich's heute nicht; also will ich doch einmahl Ihnen schreiben. Ich verdiene vast keine Entschuldigung, diesen Herbst so nahe b y Ihnen gewesen zu syn, ohne mein Wort zu halten. Ich war würklich in Mülhausen, wohin ich meinen dem Comerce bestimmten Sohn in das dortige In- 25 stitut gebracht, aber es war mir sicher unmöglich, so lang abwesend zu syn, als es forderte, nur um den Knaben so zu reden abzustellen. Inzwüschen, Freund, haben nicht Sie, sondern ich verlohren, daß ich dem Wunsch, den ich Jahre lang nehre, nicht genugthun können. Es ist schandtlich, es noch einmahl zu ver- 30 sprechen, aber Sie lassen mich meine Unhöflichkeit doch nicht entgelten, wenn ich dies Frühjahr komme.

191 Tausend Dank für Ihre Fabien, die Sie mir bestimmt! Lassen Sie selbige nur über Basel durch die Landgutsch unter der Addresse „Pestalozz, Neuhoff by Brugg" abgehen, so kommen sie sicher an mich; oder wenn Sie wollen, so addressiren Sie das Päkgen in 5 Basel an Herrn Felix Battier Sohn zum Drachen. Meine Frau ist in Zürich, und ich bin etliche Wuchen Einsidler auf meinem Gut und träume vili vom Gewimmel der Welt, von dessen Last ich Gottlob täglich weniger trage. Ich wünschte allen Menschen, die ich liebe, meine R u h ; aber ich fühle auch, daß 10 es gut ist, daß die meisten Menschen im Gewimmel thetiger Verheltnisse glüklich sind. Leben Sie wohl, edler Herr, und denken Sie zuweilen auch an Ihren, Ihnen herzlich ergebenen Freund Pestalozzi.

591. 15

An Petersen. Neuhoff, den 7. Februar 1784.

Lieber Herr Petersen! Schreiben Sie es einer mich in allweg zurükbringenden Krankheit zu, daß ich Ihr lestes Schreiben erst jez beantworte. Dieses Schreiben hat mir inzwüschen vili wahr20 hafTtes Vernügen gemacht, und ich danke Ihnen sehr für die detailirte Auseinandersezung der Hauptzügen in diesen Kindercaractern. J e mehr mann auf diese Details genaue und richtige Acht schlagt, je fester und sicherer wird nach und nach unser Urteil über ihre Caracter, und das ist die Grundlag, welche alle 25 spätere Mesuren leitet und dem Erzieher jeden weiteren Schritt zu e i n e r n a t ü r l i c h e n F o l g e der Umstende, die er heiter im Kopf hat, macht. Und d i e s e L a g , nemlich von der Natur und von sicher und unzwydeutig erfahrenen Beobachtungen selber zu jedem weiteren Schritt hinzugeführt werden, ist immer die glük30 lichste, die sich ein Erzieher wünschen kan, und die einzige sichere Straße. Ich bin völig Ihrer Meinung, daß auch die Gramatik ungeachtet alles ihres Charletanerikrams zu zwekkmeßiger Bildung der Kinder gebraucht werden kan, wenn auch by ihr O r d n u n g u n d 35 r e c h t W ü s s e n zum Grund der Lehrstunde gemacht wird.

192 Die Sterke, welche die Behaltungsfehigkeit des Felix marquirt und welche ihn zum Mann und, wie's mich dunkt, großen Man machen wird, scheinet der Grund zu syn, worum die Eindrüke sich langsamer in ihm festsezen ; und, Heil ihm, die Weibeslebhafïtigkeit, alles im Bliz zu begreiffen und wieder fallen zu 5 lassen, ist des Teufels schlimmste Gabe für einen Männerkopf, der auf der Welt als brauchbar und nicht als bloß schimmerend erscheinen soll. By Mädchen hat das seinen Weg. Die Welt were unglüklich, wenn sie allzuvill Festigkeit by ihrer Regierungssucht und by io ihrem Einfluß hetten. Ich freue mich sehr, daß byde der stillen Übung der täglichen Lehrarbeit immer gewohnter werden. D i e s e Gewohnheit, auf die ich by meinem Jaqueli so wenig gebaut, finde ich täglich mehr der Schild alles Guten und das einige wahre Naturmittel, 15 die schwache, Müßiggang und Zerstreuung so lieb gewünende Menschheit auf einen Fuß zu leiten, auf dem sie zu einem ruhigen Zihl komt. Und ich möchte es auf allen Kanzeln predigen hören : Nur das Kind, das nicht anders mehr wünschet, als was ihm die Natur seiner bürgerlichen Yerheltnissen zu wünschen erlauben, 20 nur dieses Kind ist wohl erzogen und geht die Weg des Lebens mit sicherem F u ß ; und die Festhaltung der jugendlichen Lehrstunden und die Gewohnheit, alle entgegengesezte Wünsche täglich so zu überwinden, daß sie nur nicht mehr komen, das ist das Wesen und der Geist der Auferziehung, die dahin führen soll. 25 Ich habe mit Vernügen bemerkt, daß Felix in dieser Uberwindung zunihmt und es sich zu Ehre macht, seine Lehrstunden recht zu erfüllen. Das Nachsagen ganzer Perioden ist eine sehr gute Übung im Festhalten der Begriffen und kan Grundlag werden, deutlichen 30 Ausdruk und Bestimtheit im Reden und Schreiben sehr zu befördern. Machen Sie doch, wenn Sie könen, daß Gertrud seine Spillzeit nicht völig verliere! Es ist Gefahr, daß eine böse Laune sich in ihm festseze, wenn es nicht in allen Stunden des Tags heiter und an- 35 genehm unterhalten, ohne sich belestiget und geplagt und gekrenkt zu fühlen. Seine Lebhaftigkeit ist so große, daß ville wiedrige Eindrüke nicht änderst als die schedlichsten Folgen auf den Caracter haben könen, und es muß unendlich mehr als Felix geschohnt und durch samfte Überzeugung dahin gelenkt werden, 40

193 wohin es muß. Mit dem aber will ich nicht sagen, daß mann im geringsten seiner Laune nachgeben und schwach und ohngleich in seiner Führung seyn soll. Auch es fordert die größte Gleichmütigkeit und Festhaltung seiner Mesuren, aber wie Gift wäre 5 unötiges Krenken, unregelmeßige, capricieuse Gewalt und überhaupt aller Mangel von Schonung seines Herzens zu einer Zeit, wo seine Fühlbarkeit sich zu entwiklen anfangt. Die Proben seiner Gutmütigkeit sind Wink, wo das wahre Band ist, an welchem es ohngekrenkt in sein Joch gehen wird. 10 Ein Weib aus Zürich hat mir das beste Mittel wieder die Unbescheidenheit angegeben. Wenn jemand Pretension gegen mich macht, sagte sie, und stolz oder unbescheiden vor mir erscheint, so fange ich im Augenblik einen so u n n a t ü r l i c h e h r e r b i e t i g e n T h o n g e g e n d i e s e P e r s o n a n , daß Pretension und 15 Hochmuth ihr im Augenblik vergeth. Es kan Fehle geben, da man Gertrudchen mit einer solchen Ehrerbietung aufwarten kan, geben Sie acht darauf! Ich wiederholle, den täglichen Thon zum bedechtlichen und überlegten Reden und zum wenig Reden und zum Achthaben zu 20 stimmen, daß unsere Worte alle immer by Ehren bleiben, ist das erste Mittel wieder die Disputirsucht ; und dieses Mitel ist natürlich unendlich mit der reinsten Entwiklung einer edlen Bescheidenheit verknüpft. Die Offenherzigkeit, die Sie mit Recht als Mittel wieder den 25 Hang zum lesten Wort ansehen, ist eine Folge des Zutrauens und eine spate Frucht, die wir meistens nur nach langer Arbeit von den Kindern finden. Offenherzigkeit, die nicht reine Liebe und Kindesunschuld und ein sorgenfryes Herz zum Grund hat, ist oft höchst gefährlich und 30 endet, wo sie nicht r e i n gegeben worden und ebenso, wo sie nicht höchst edel gebraucht und délicat geleitet und beschrenkt wird, just in die unbesieglichste Verschlagenheit aus. Und wenn der Grad der Offenherzigkeit eines Kind nicht mit dem Grad der Liebe, die es in allweg zeigt, im sicheren Verheltnis steth, so muß 35 mann sie abzulenken suchen. Die Heftigkeit wird am natürlichsten besiegt durch Übungen, selbst in den Augenbliken, wo mann Anlaß zu Heftigkeiten hätte, seine Arbeit mit Ordnung und Bedechtlichkeit und ununterbrochen fortmachen zu müssen, indem auf diese Art das Gemüth •40 auf entgegengesezte Fertigkeit sich bildet. 13

Pestalozzi Briefe I I I

194 Gertruds Äußerung über Bibelforderungen h a t mich gefreut. So offenbar liegt alle reine Wahrheit im Innern des Menschen und ist nur darum in einem Buch wahr, weil es schon in unserm Innersten wahr ist. Ich habe des Felixen lieblos scheinende Urteile eigentlich nie 5 von böser Natur gefunden. Er sah tief und oft richtig, und meinte, auch wenn er irrte, er sehe richtig. Denn sagte der gute Junge, was er meinte, und die Sterke, die in ihm ist und die er oft auch gegen sich selber braucht, macht ihn weniger fühlen, daß er weh t h u t . Er muß n u r sehen lehrnen, wo und wie er weh t h u t , denn wird er 10 sich sicher überwinden, Urtheile von dieser Natur zu feilen. Hingegen das Angeben seiner Schwester ist würklich ein wenig undelicat. Er will lieb und die Henne im Korb syn, und das ist nichts; er muß lehrnen, mit ander Leuten gleich lieb und mit seinem Theil zufrieden syn. Mann muß ihn fühlen machen, wohin 15 der gegenseitige Streit der Menschen, wenn einer den andren um seine Vorzüge, um seine Freud und Ruh bringen wollte, führen würde, und Anklagen von ihm mit Verachtung lohnen; denn da S t o l z u n d E i g e n l i e b e der Grund dieser Anklagen, so ist V e r a c h t u n g das natürliche Gegenmitel. 20 Daß Sie ihn besonders die Worte genau und gewüssenhafft überlegen lehrnen, wenn er auch aufgefordert Zeugnis geben muß, ist von höchster Wichtigkeit, und man muß keinem Kind nie ohne merkliche Sorgfalt und Regmachung seiner genausten Aufmerksamkeit ein Zeugnis abnehmen; und sie sollen immer lehrnen, eher 25 weniger als zu vili in ihren Aussagen zu äußeren. Aber überhaupt muß ihnen höchst seilten auch nur erlaubt werden, etwas von einander zu sagen ; das ist Gift für ihre innere Ruh und säet einen bösen Samen von Leidenschafften in ihr Herz. Unschuld und Zufriedenheit weicht aus Herzen, die villen Anlaß, einander zu krenken, haben. 30 Ein Zug, der mich von Felix besonders gefreut, ist die feste Sterke seines Erinnerungsvermögens. Ich hätte ihn küssen mögen ob diesen Proben; schreiben Sie mir doch mehrere solche! Auch das Schrekken seiner Einbildungskrafft ist Bewis der Festigkeit, mit welchem alle Art Bilder in seinem Kopf ruhen, 35 desnahen dieses Schrekken durch lebhaffte Bilder von dem lecherlichen End, welches solche Einbildungen immer nehmen müssen, ausgelöscht werden muß, und nicht durch Worte, denn die werden den starken Eindruk der im festen Kopf des Knaben würklich stehenden Bilder nie auslöschen. 40

195 Überhaupt finde ich in diesem Monate die Seiten ihres Herzens mehrmahl in einem v o r t e i l h a f t e n Licht. Ich sehe Gertrud mitten im Ungestühm seiner Lebhafftigkeit höchst empfindsam, und hierin die Wegweisung selbst angeben, 5 wodurch das Ungestühm seiner Lebhafftigkeit sich milderen wird. Seine Überwindungssterke bym Glükwunsch ist hierin auszeichnend. Und der Felix, der überwindt sich zu allem, wenn er nur lieb ist; und wie sollte es müglich syn, daß so ein Knab nicht lieb 10 were? Nichts amusirt mich so wie die Originalitet seiner Einfälle. Ich bitte Sie, doch ja keinen von diesen auf die Erde fallen zu lassen, wenn er an Ihre Ohren komt, ohne ihn zu notiren. Wenn ich Sie einst wieder sehe, so müssen Sie mir ihn brav schwäzen machen, und ich will mir Wort für Wort aufzeichnen, 15 um das Köpfli recht auszustudiren. Jez, Lieber, ende ich heute; ich schreibe Ihnen nechste Wuchen wieder. Aber Kopfweh haltet mich ab, diesen Abend noch fortzufahren. Leben Sie wohl und syen Sie meiner aufrichtigen Achtung und 20 Fründschafft versichert! Grüßen Sie mir Ihre Kinder und leben Sie nochmahl recht wohl! Huber und seinem guten Weib danken Sie für ihr Andenken an mich, und empfehlen Sie mich auch dem Ihrigen ! Ich bin von Herzen 25 Ihr Pestalozzi. Mein Lieber, ich habe diesen Brief! sollen und wollen abschreiben; aber ich habe nicht Zeit. Verziehen Sie die Tolgen dem alten ungezogenen Kind!

592. 30

Herren Hofrath Pfeffel z. g. H. in Colimar. Neuhoff, den 25. Februar 1784.

Edler, verehrenswürdiger Herr und Freund! Ich danke Ihnen mit warmem Herzen für Ihr Wahrheits-, Liebe- und Mentschlich35 keitsvolles Buch. Ich lese bynahe nicht, aber Ihre Fabien habe ich nicht bloß gelesen, ich habe in ihnen studiert und in meinem ein-

13*

196 samen Winkel dem Zwekk derselben für die Bedürfnisse unserer Zeit ernsthafft nachgestaunt. Und wenn ich wieder das Vernügen, Sie zu sehen, haben werde, so werde ich mich, wenn Sie es erlauben, mit Ihnen über diesen Gesichtspunkt zu unterhalten suchen. 5 Es thut mir leid, daß meine Lag mir so wenig erlaubt, abwesend zu syn, sonst were der Wunsch viller Jahre längst befriediget. Ich danke Ihnen für die Güte, mit welcher Sie mir von einigen Umstenden Ihrer Lage und Ihrer Frühlingspromenaden Nachricht geben, und werde sorgfeltig Gebrauch davon machen, 10 wenn ich, wie sicher glaube, noch vor dem Somer in Ihre Gegend kome. Meine liebe Frau verbindet sich mit mir, Ihnen für Ihr liebes Buch herzlich zu danken. Sie spillt mir alle Tag ein paar von Ihren Fabien auf ihrem Ciavier, in Melodien, die sie selbst er- 15 funden, die aber für mich die besten in der Welt. Vom dritten Theil von Lienhard und Gertrud ist der erste Entwurf fertig und wird gewüß der wichtigste werden; ob aber auch der beste, das möchte ich wünschen, und gewüß mehr wegen seinem Inhalt als meinetwegen. 20 Gönen Sie mir forthin Ihre Liebe und Fründschafft und glauben Sie, daß ich mit unumschrenkter Hochachtung mich nenne Ihren ergebensten Freund und Diener Pestalozzi.

593.

25

An Petersen. den 9. Merz 1784. Mein lieber Herr Petersen ! Die Sorgfalt, mit welcher Sie Ihren lesten Monat verfaßt, und die tabellarische Auszüge über ihren Inhalt hat mir außerordentlich vili Vernügen gemacht, und ich 30 habe meine Antwort an Sie mit Fleiß verschoben, um desto ruhiger die verschiedenen Gesichtspunkte, in welchen Sie die Vorfälle dieses Monats ins Aug fassen, beurteilen zu könen. Ich nehme zuerst Felix zur Hand. Die gleiche Führung in seinen täglichen Stunden scheint mir würklich schon sichtbar die 35

197 Aüßerungen seiner Heftigkeit gemildert zu haben. Und überh a u p t scheinen mir immer alle Arten seiner Heftigkeit die einfachsten Naturfolgen starker in ihm liegender Krefften, die durch festgehaltene Ordnung in seiner Führung auf Gegenstende gelenkt 5 werden müssen, wo sie nicht leicht ausarten könen. Dieser Grundsaz scheinet mir so wahr, daß selber die merkbarsten Fehler des Kinds mir innige Freude machen. Sein Gefühl, daß man ihm Gerechtigkeit schuldig, ist so stark, daß, wo er sie nicht erhaltet, so schafft er sich selbst Recht. Wo 10 er Liebe zeiget, da will er wieder Liebe haben, wo er edelmütig handelt, da meint er, man müsse gegen ihn auch so handien. Er wird mit diesem Gefühl anstoßen, und man muß ihm früh zeigen, daß vili Menschen das Gute mit Bösem vergelten, und daß die Oberen in der Welt es mit den Unteren nie so nehmen, wie des 15 guten Felix starkes Herz ihn wünschen machen wird, wenn er einst groß ist. Man muß ihm früh zeigen, daß man seinen Mitmenschen mit Liebe und Nachsicht begegnen muß und in den meisten Fehlen nicht hoffen darf, das Gleiche wieder von ihnen zu erhalten. 20 Inzwüschend ist die starke Festhaltung des Kinds auf sein praesumtives Recht i m W e s e n herrlich schön, und gleich schön, wenn er nicht glükwünscht, weil man ihm nicht glükwünscht, und wenn er dem Sameli einen Stoß gibt, weil er ihm zuerst einen gab — als weil sein Herz sich empört, da er einen kleinen Knaben 25 einen großen im Schlitten führen sah und da ihm sein Gespill ins Spill sah. Dieses Gefühl für Billichkeit und Recht, das, so beschrenkt seine Einsichten noch sind, dennoch sich so lebhafft, so zutrauensvoll auf sich selber und so stark aüßert, ist eine der ersten Grund30 stüzen des wahrhafft großen Mennercaracters ; und in jedem Fahl, wo sein Kindesalter dieses Gefühl irrlenkt, ist immer sehr wichtig, hier die schöne Wahrheit der Grundlag im Caracter des Kinds wohl von dem Zufeligen, Schwachen und Irrigen der Anwendung dieser vorzüglichen Mennerkraft zu unterscheiden. 35 Sterke in der Grundlag seines Caracters ist allenthalben Quelle des Guten und Bösen in seinen Aüßerungen. So ist's im unüberlegten Vornehmen, anstatt 5 · 12 Wörter aufzusuchen. Hier, mein Freund, äußerte sich das erste Mahl eine für seine Lag und für seinen Stand höchst wichtige Klippe, nemlich 40 a u s E h r g e i z s e i n e K r e f f t e zu ü b e r s p a n n e n . Geben Sie

198 acht auf diesen Zug! Ich weiß keine Seite, die ihm gefährlicher werden könte als diese, wenn sie einwurzeln sollte. Wenn er aus Ehrgeiz zu vili übernihmt, so schenken Sie ihm ja nichts, sonder lassen Sie ihn die Last der Unvorsichtigkeit im Übernehmen von Arbeit, im Versprechen und im Uberspannen seiner Kreffte so 5 stark fühlen, als er Anlaaß dazu gibt, und lassen Sie ihm neben der Last noch die Schande fühlen, welche die Unvorsichtigkeit im Übernehmen von Sachen, denen man nicht gewachsen ist, allen Menschen zuzieth. I m W e s e n a b e r (gesondert von dem Ehrgeiz, der by solchen 10 Unvorsichtigkeiten ins Spill komt und dem man durch das Gefühl der Schande entgegenarbeiten muß) i s t E r f a h r u n g und heiteres Bewußtsyn der festgehaltenen E r f a h r u n g das beste Gegenmittel gegen alle Unvorsichtigkeit. Eben diese E r f a h r u n g ist auch das einige Mittel, durch wel- 15 ches Sie die Forcht, die Felix oft äußert, werden auslöschen könen. Auch hier ist die Sterke der Eindrükke, die alles auf ihn macht, folglich die Größe innerer Kreffte der Grund des Fehlers. Das wenig beobachtende und wenig urteilende Kind förchtet sich nicht, es überläßt sich der Augenbliksempfindung. Der Felix 20 hat hundert Bilder und Erfahrungen, die jez zwahr dunkel, aber alle würksam sind, im Kopf. Darum förchtet er sich und wird sich förchten, bis ihm diese dunkele Erfahrungen heiter werden. Aber denn wird Leüenmuth folgen, der jez so verborgen, und sich aber doch, und das genau, i n d e r F o r c h t zeiget, die er jez aüßert. 25 Bedechtlichkeit ist K r a f t , und also auch die Forcht, die Bedächt lichkeit zum Grund hat. Und ich bin so sicher als meines Lebens, Felix wird der entschlossenste Jüngling, der Gefahren wie nichts achtet, by allem jezigen Anschein von Forchtsamkeit. Verhüten Sie nur alle Bravaden, lassen Sie ihn forchtsam syn, so lang er 30 forchtsam syn will, und hüten Sie ja sorgfeltig, daß er nie dergleichen thue, als ob er sich nicht förchte, wenn er sich förchtet! Denn das ist, was den Menschen würklich schwach macht und die Forchtsamkeit, die bloß Unerfahrenheit ist, zum bildervollen künstlichen Traümerbesorgnis erhöhet. 35 Es ist nemlich die Assiociation fremder Ideen zu der einfachen bedächtlichen Sorgfalt des Unerfahrenen, was diese Unerfahrenheit bös macht. Und der gewaltsame Zustand einer nur aüßerlich überwundenen Forchtsamkeit erhöhet die innere Sterke der geförchteten Bilder ausnehmend und erschweret die Auslöschung 40

199 dieser Bilder gar sehr; daher man nicht leicht etwas, das Felix noch stark förchtet, u n b e d i n g t von ihm forderen soll, sonder ihn villmehr bloß durch negative Eindrüke und ganz zufelige Erfahrungen von der Unwahrheit seiner Besorgnisse von denselben 5 zurükführen muß. Man muß, wie in allem, auch hier Lag und Umstende und Begegnisse nuzen, und just by denjenigen Objecten das Vorurtheil zuerst auszulöschen suchen, zu welchen Zufäll und Umstende die ersten und schiklichsten Anlääße darbieten. Sind einmahl nur ein 10 paar solche Eindrüke getilget, so ist die innere Krafft aller anderen dadurch wie ausgelöscht; das Fundament der Forchtsamkeit ist entkrefftet, und es fallt denn eines nach dem andern wie nichts. Nur allein, ich wiederholle, alle Gewaltsamkeit vermitten, und 15 diese Ideen nicht durch unzeitiges und voreiliges Entgegenwürken gesterkt! Die Trohung meines Freunds, daß er Weiberkleider anlegen müsse, wenn er nicht zu der Luftmaschinen wolle, hat mir in diesem Gesichtspunkt mißfallen. 20 Hingegen ihm durch Verbindung reizender Gegenstenden das, was er förchtet, zu entkrefften, ist der Fahl, da er zum Sammeli nach Gundeldingen wollte zu übernachten. Die Association von überwiegenden Ideen, die er liebt, schwecht am sterksten eine mitverbundene einzelne Idee, vor der er sich allein sonst förchtet. 25 Und denn endlich alles verhüten, was Ideen, die Forchtsamkeit veranlassen, hervorbringt, und ihm keine Zeit gönnen, wo er solchen Ideen traümerisch nachstaunen könte! Die verschiedenen Proben seiner sich immer mehr enthüllenden Sterke, sich selber zu überwinden, freuten mich herzlich. Nur muß 30 ich bemerken, [daß] alle Überwindungskrafft, wenn sie sich auf Leidenschafften gründet, gefährlich wird. Natürlich zu handien und einfältig und gerade zu syn, ist tausendmal mehr unsere Bestimmung, als uns zu überwinden. Aber doch müssen wir das auch können, und es ist schön am Felix, wenn Kindesliebe und un35 schuldige Wünsche ihn zu Überwindungen lenken; aber Überwindungen, auf Ehrgeiz gebaut, sind gefährlich. Desnahen mich die einfachen Äußerungen seiner Ν a t u r empf i n d u n g e n , auch wenn sie ihn oft zu Unbescheidenheit, zum Zorn, zur Ungedult und zur Unhöflichkeit verführen, ebenso wohl 40 freuen als seine Überwindungskrafft.

200 Mann muß bydseitigen Ausartungen Hinternisse in den Weg legen, aber bydseitige Grundanlagen, woraus die gegenseitigen Gefahren entspringen, gleich schüzzen und erhalten. Die Quelle letstberührter Fehler liegt nach den Byspillen dieses Monats weit die meisten Mahl in der Stärke seines Naturgefühls 5 für geraden Sinn, und die Fehler sind meistens nichts anders als kindische, sorg- und achtungslose Aüßerung dieses geraden Sins. Die Ahndung der Fehler muß diesen geraden Sinn schonen und berichtigen, aber nicht zurükstoßen und abschrekken. Vorschritt in der allgemeinen Emporbildung zur achtsamen 10 Aufmerksamkeit auf Lagen und Umstende ist das einige wahre Mittel, bey Kinderen Unvorsichtigkeiten zu verhüten, zu welchen der gerade Natursinn die besten Mentschen führet, ohne Zerrüttung der edlen innern Güte und Unschuld, die dieser gerade Sinn zum Grund hat. 15 Ich sah mit Vernügen, daß seine Zornmütigkeit diesen Monat sich wenig äußerte, und wo sie sich äußerte, nichts weniger als bösartig schien. Seine Neigung zur Fründschafft und Anhenglichkeit an Menschen, die er liebt, ist wieder einer von denjenigen Umstenden, 20 welche in seiner Erziehung auf das sorgfeltigste benuzet werden müssen. Menschenkentnis, Tiefblick ins Innere unserer Natur und gereinigtes Wohlwollen gegen unsere Mitgeschöpfte ist der Lohn des Mans, der offen ist für Fründschafft und, wie es einem solchen Mann immer geth, früh und stark und herzdrükkend betrogen wird 25 von Menschen, die er liebte. Innere Sterke, Selbstgefühl und wachsende Erfahrung ist das tröstende Gegengewicht gegen solche Leiden, denen alle gute Herzen entgegengehen. E r lehrne leiden, Ihr Felix, lassen Sie uns das nicht förchten! Der Mentsch im Staub hat keinen Weg zu wahren Höhen als durch 30 Leiden. Daß er in Geselschafft weniger wild als ehdem, ist die natürliche Folge der Ordnung, in welcher er geführt wird. Daß er aber, wenn er gereizt wird, in seine Lebhaftigkeit zurükfällt, leitet uns zu einer der wichtigsten Erziehungsregien, daß nemlich, bis 35 unsere Kreffte zu einer gewüsse Sterke emporgebildet, die Entfehrnung alles dessen, was lebhafft freye Äußerung unserer Naturtrieben, insofehrn diese unseren Yerheltnissen und Umstenden entgegenstehen, veranlassen könte, vermitten werden muß. Der Mensch, in den Societetskarren verdamt, muß vergessen lehren, 40

201 wie süß es außer diesem Karren schmekken möchte, sonst wird er unglüklich. Ordnung und Füllung des Kopfs und der Henden zu wichtigen Endzwekken ist das einige Mitel, den Hang zu unsittlicher Fryheit zu töden; zugleich aber ist dieses Mitel wahrer 5 vollwichtiger Gegensaz gegen die Opfer, welche der societetische Mensch seinen Verheltnissen thun muß. Die Gleichmütigkeit, mit welcher der Felix in der Anatomie den Cadaver angesehen, beweist, von was für einer Natur seine anderweitige Forcht sy, und wie gewüß er ohne alle Forcht ist, sobald 10 er die Natur des vor ihm liegenden Gegenstands kenet. Aber er ist ein Pursch, dem mann das wallende Blut nicht änderst als mit dem erheiterenden Kopf dempfen muß, und ewig wers umsonst zu versuchen, ihn im D u n k l e n t r a u e n zu machen; er will sehen und wüssen und kenen und denn trauen, und is diese Disposition ist sicher nicht schlimm. Der Contrast seines Pralens und seiner Forcht auf dem Eis zusamen ist Mischung des Selbstgefühls, das einst ohne Forcht syn wird, mit der Ängstlichkeit des vernümftigen Mißtrauens gegen a l l e s , wofür keine Erfahrung bürgt. 20 Sein Glaube wegen dem Sündenvergeben ist wieder eine Äußerung des reinsten Naturgefühls; die Entwiklung solcher Gefühlen und das Festhalten solcher Äußerungen ist unendlich mehr werth einst zur Grundlag einer reinen Gottesliebe als aller Theologiekram miteinander; verziehen Sie, mein lieber Herr Candidatus 25 sacrosancti Ministerii ! Leid ist mir, daß der Felix diesmahl wieder eine Unwahrheit mit Spaß entschuldiget und, was mich noch mehr stuzzen macht, in seiner Aussag variert. Er sagte zuerst, er habe nicht mehr daran gedacht, und dann hintennach erst, er habe nur Spaß machen 30 wollen. Dis macht mich um so mehr aufmerksam, da viermahl als Vergeßlosigkeit marquirt ist, er habe nicht mehr daran gedacht, daß er unartig gewesen. Da überhaupt Vergeßlosigkeit gar nicht ein Zug aus seinem Caracter ist, so falle ich auf die Vermuthung, es stekke eine kleine List hinter dieser Vergeßlosigkeit. Geben Sie 35 ein wenig Achtung, denn so etwas schenkte ich dem jungen Herrn weniger als irgend etwas, und er ist fein, er wird sein Gutes gewüß nicht vergessen ! Es scheint mir eine Hauptregel der Auferziehung, seinen Eleven tiefï fühlen zu lassen, daß man ihn übersiehet, und dadurch zu verhüten, daß der Gedanken, durch Verstellung uns 40 irrzulenken, nicht einwurzelet.

202 Jez ende ich für heute; nächste Post fahre ich fort, denn ich habe noch kein Wort von Gertrudchen geredt. Lieber Herr Petersen, verziehen Sie mir meine frymütigen und oft gewüß unwichtigen Bemerkungen! Ich möchte Ihnen von Herzen gern alles mittheilen, das ich in meiner Seele habe über unseren Gegenstand; 5 denn muß ich natürlich oft schwazen. Wenn es Ihnen nicht zuwieder, so behalte ich Ihre Verzeichnisse noch etwa einen Monat. Ich mache eben jez einen Auszug daraus und bin ein wenig gedrengt von etwas pressierenden Arbeiten. 10 Lieben Sie mich immer und glauben Sie mich Ihnen von Herzen ergeben Ihr Pestalozz.

594. An Jacques Pestalozzi. [Frühjahr 1784]. is Lieber, teurer Jaqueli! Noch jez weiß ich nicht, was vorgefallen. Der Brieff, von dem Du redest, muß verlohren gegangen syn. Doch ich hoffe, morn bekome ich wieder einen von Dir. Schreibe mir doch um Gottes willen auch alle Wuchen! Ich hoffe zum lieben Gott, Du seyest jez wieder ruhiger und 20 bereitest [Dich] mit Liebe und Dank gegen Deine bekümerten Eiteren zu Deinem Beruff. Lieber, aller Menschen Lehrjahre sind schwer. Glüklich ist der, der in der Jugend lehrt und denn im Alter Ruh und Brod hat. 0 mein Kind, mein liebes teurs Kind! Gott ist gut, und Du 25 bist nicht unglüklich. Du mußt Dich nur überwinden und gegen Gott und Menschen treu und redlich und dankbar handien. Denn wirds in Deiner Seele heiter werden, wie es am Morgen, wenn die Sone aufgeth, heiter am Himmel wird. 0 Lieber, ich habe es spat erkenen lehren: Es ist kein Glük auf 30 Erden als da, wo mann vom Morgen bis am Abend still und treu in seinem Beruff arbeitet und Gott vor Augen hat und alle Unordnung im Leben meidet. Lieber, Lieber, ich lauffe heut im tieffen Kath nach Brug und bringe Dir selber den Brief auf die Post und denke immer: Bald, 35

203 bald komen jez auch freudige Berichte von ihm. Schreib doch auch dem lieben treuen Freund in Basel, der, wenn ich [nicht mehr] lebe, sich an Dir als Yatter zeigen wird, wenn Du recht thust! O mein Kind! Nun ist schon ein halb Jahr vorüber, und wills 5 Gott hast Du schon vili gelehrnt und Dir schon vili Böses abgewöhnt und Gutes angewöhnt. Mach Deinen Eifer imer sterker und nihm jez mit dem neuen Halb[jahr] einen neuen Ansprung mit Muth und Glauben an Gott im Himmel und mit Zutrauen auf Dich selber, recht zu thun und 10 im neuen halb Jahr auch einzubringen, was Du im alten versäumt! Denk auch an den Glükwunsch, den Du mir am Neujahr geschrieben, Du wünschest mir ein freudiges, glükliches und das beste Jahr, das ich in meinem Leben gehabt! Bis jez war es das nicht. Ich habe großen Verdruß und villen 15 Kumer von Zürich aus, und ich will Dir denn mündlich sagen, worin; denn ich kome diesen Frühling gewüß zu Dir. Du wirst Mitleiden mit mir haben, wenn ichs Dir sage. Aber wenn Du mir wieder Freud machst, so vergesse ich alles ander. Gell, Du bist doch jez auch nicht mehr so traurig und hast 20 auch Muth? Es komt dann eine Zeit, wo Du glüklich bist und Gott dankest, daß man Dir in diesem Alter noch Deinen Willen zum Guten und zur Ordnung gelenkt. Und jez, Gott sy mit Dir, Du Lieber! Ich kan vast nicht enden, so lieb bist Du mir und so angst ist mir. daß ich nicht weiß, was Du machest. Adieu, adieu! 25 Grüß mir Deine lieben Herren und habe sie auch [lieb] ; und je mehr sie Dich von dem Bösen abhalten und zum Guten lenken, je mehr bist Du ihnen lieb. Wie geths auch mit dem Rechnen? Wo bist Du im Französischen? Geths auch mit dem Schönschreiben? Bist auch fleißiger 30 und sorgfeltiger und ordentlicher als vor zwei Monaten? Jez komt der Frühling. Gott erneure Dich, wie er jez die Erde erneuert, daß Du freudig wachsest und Früchte bringest, die auf den Herbst Deines Lebens reifen mögen! Dein Papa.

204 595. Herren Laue und Comp, à Wildegg· den 3. Äugst 1784. Ich ersuche, Überbringer zwei, höchstens drei Stuk von den allerlichtesten breitstrichen oder Dupfentücheren zu geben für 5 die Buben, die anfangen. 17 fertig liegende Tücher will durch einen Mann von Birr senden, wenn Sie selbige nicht abholen lassen. Den Abend gegen sieben Uhr kome ich eine Viertelstund nach Wildeg. io Pestalozzi. 596. Herren Laue und Compagnie à Wildegg. den 6. September 1784. Hiermit folgen wieder 15 Stuk und ein Rest. 15 Wir sind außer mit weiß Boden übel mit Tüchern versehen, und ich muß wieder um welche in Blau bitten, weil doch die meisten Kinder in Blau schaffen müssen. Pestalozzi. Ich muß um zwei Stühl, welche zu einem Bank mangeln, ge- 20 legenlich bitten. 597. Herren Pfarer Schultheß vom Pflug in Zürich. [September 1784], 25 Lieber Bruder! Herr Zahn, Lehrer by Herr Rahnen in Arau, geth by ein paar Wuchen nach Pforzheim und will ein paar Tage in Zürich sich aufhalten. Ich habe ihm einige Addressen dahin gegeben und bitte auch Dich, wo Du kanst, ihm Gefeligkeiten zu erweisen. Villeicht ist es Dir nicht un[an]genehm, Dich mit ihme 30 über Pforzheim zu unterhalten.

205 Das Mehrere am Frytag. Lebe wohl! Ich bin von Herzen Dein treuer Bruder Pestalozzi. Grüße mir alle Geschwüsterte und Papa ! Leb wohl !

s

598. Herren Pfarer Schultheß, Sohn zum Pflug in Zürich. [Herbst 1784].

Lieber! Ich empfehle Dir mit Angelegenheit einen jungen Herrn io Zahnd, der sich ein paar Tag in Zürich aufhalten wird. Wenn Du ihm bym Pflug eine Suppen procurieren kanst, völig wie Ihr sie sonst esset, so will ich einmahl expreß auf Zürich komen und Eurem ganzen Senat für diese Gunstbezeugung mit dem Hut in der Hand meinen schuldigsten Dank abstatten, is Übergib ihm Inlag, sobald er ankomt ! Im Ernst, ich empfele Dir den Menschen auf das angelegenlichste und freue mich, daß Du laut Deinem Lesten mir D e i n e V e r z i e h u n g wegen meiner unabenderlichen Abneigung vor unötigem und unüzem Verkehr in Gnaden erteilt. 20 Adieu ! Sy meiner Liebe und meiner inigen Neigung, solche by jeder Gelegenheit werkthetig, so vili ich kan, zu erzeigen, versichert. Pestalozzi. Wenn Herr Zahnd keine Addresse nach Scheinen [?] hat, so 25 bitte ich Dich um eine für ihn dahin.

599. Herren Laué und Compagnie à Wildegg. den 16. September 1784. Anby folgen wieder 20 Stuk gemahlte, mit Bitt um ungemahlte. 30

Pestalozz.

206 600. An Laue.

den 25. September 1784.

Hiermit folgen 27 genehete und 25 gemahlte Tücher. Ich muß um ein Faß Kalch und Meister Hauert um Latten zur 5 Rükkfuhr bitten. Euer Diener Pestalozzi. 601. Herren Laue und Compagnie à Wildegg.

io

den 14. Oktober 1784. Hochgeehrte Herren! Hiermit folgen 29 Stuk weiße Tücher samt etwas Abgang, welche 29 Stuk den Rest der 193 Stuk weißen Tücher, so ich empfangen, ausmachen. Wenn von Ihnen bis Samstag niemand komt, so wiederholle 15 die Bitte, durch Trager dies mir etwas Gelts zu senden. Womit die Ehre habe, allzeit mit Hochachtung zu syn Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 602.

ao

Herren Laue und Compagnie à Wildegg. den 8. Oktober 1784. Hiermit sende zwölf Tücher, so vili nehmlich das Mensch, das ich schikken konte, tragen möchte. Der gewohnte Taglöhner, den ich sonst sandte, ist heut nicht by 25 der Hand. Ich bitte um Rükfuhr, so schwer das Mensch tragen mag. Es war gestern ein vernünftiger Mann by uns, der gab uns einen guten Rath wegen dem Offen. J e z möchte ich, daß gelegenlich noch ein Vernümftiger zu uns kome, damit ich erfahre, ob der, 30 so gestern da gewesen, in seinem guten Rath recht gehabt. Ich empfehle mich Ihnen. Pestaloz.

207 603. Herren L a u e & Compagnie à Wildegg. den 30. Oktober 1784. Hiermit folgen 16 Stuk gemahlte [Tücher] mit B i t t u m Rük5 fuhr von Weißböden, wenn beliebt, weil mit Rothböden versehen. An zwei feinen Stukken Mouchoirs fehlen drei verdorbne Nastücher, die ich Ihnen mit drei Gulden gutschriebe. Pestalozzi.

604. io

Herren L a u e & Comp, à Wildegg. den 20. Dezember (1784).

Hiermit folgen wieder zehn Stukk. In einem S t u k k Weißboden mangelt ein Nastuch, welches wegen Flekken ausgeschnitten und Ihnen mit einem Gulden be15 rechnet worden. Pestalozzi. 605. [An Obmann Füßli], [1784/85]. Lieber Herr E x a m i n a t o r ! Ich habe Ihnen schon lang mitkomende Copey eines Briefs an Herrn Zunfltmeister Bürkli zusenden wollen und sollen und sie Ihnen lesthin würklich selbst zu Händen Stelen wollen; aber Sie waren damahls nicht zu Haus. J e z denke ich, seyen Sie wieder von Ihrer Reis zurük. 25 Ich wünsche immer, daß der Zufall Sie einmahl so nahe an unsere Gegend bringe, daß Sie einst sich wieder erinnern, wie oft Sie schon die Hofnung in mir wach gemacht haben, Sie einmahl in meiner Hütten zu sehen. Leben Sie wohl, mein lieber Herr E x a m i n a t o r , und glauben Sie 30 mich immer mit Hochachtung und Ergebenheit Ihren 20

Freund und Diener Pestalozzi.

208 606. An Frau von Effinger. [1785]. Dero Geehrtes hat in verschiedenen Gesichtspüncten einen sehr lebhaften Eindruck auf mich gehabt, und ich will Ihnen so frey- 5 mütig als aufrichtig über dasselbe antworten. Gedrukt von meiner Sehnsucht, einen Menschen, dessen Anlagen und Grundstimung ich so vorzüglich fand, mit allem meinem guten Willen nicht retten zu können, schrieb ich Ihnen, weil ich ihre Gütte gegen ihn kannte. Ich dachte und wißte, daß Ihnen ein io solcher Mann im Nammen der Menschheit wichtig und schäzbar seye, und daß Sie es mit mir für ein wahres Glük für die Welt halten würden, wenn es möglich wäre, ihn zu retten. Ich dachte und denke noch, daß Sie mich für klein hielten, wenn ich da, wo meine Kräffte nicht hinreichen, es zu thun, mich nicht in dieser 15 Absicht an diejenigen Menschen wenden würde, die ihn kennen, und für verachtungswürdig, wenn ich ihn seiner Zernichtung entgegengehen lassen würde, ohne das Möglichste zu versuchen, diesem Unglük vorzubiegen. Es schien mir gar nicht darauf anzukommen, was er j e z o über irgend eine Handlung, die zu seiner 20 Rettung diennen könnte, u r t e i l e n würde, indem eben seine Krankheit darin besteht, daß er hierin unrichtig urteilt. Er ist in den sonderbarsten und in einem der gewaltsamsten Zuständen. Die stokenden Säfte seines Körpers bringen sein Gehirn in einen Zustand des Schwindels, und dieser Schwindel hangt mit aüßerst 25 tiefen Einsichten in unsere Natur und mit einem riesenmäßigen Muth zusammen. In diesem Zustand kan er nicht handien wie Menschen, deren Vorstellungen nicht von solchen Umständen gespannt und verwirrt werden. Er muß geheilt seyn, oder er m u ß sich t ö d e n . Für ihn ist zwischen diesen zweyen Extreme nichts 30 in der Mitte. Seine Fehler liegen noch weniger als bey andren Menschen auf der Oberfläche ihres Seyns, sonder sind tief mit durchgedachten Systemen verbunden, die im Ganzen unendlich vili Wahrheit haben und den größten, tiefdringensten Forschungsgeist voraussezen, den ich je gesehen. Sein Leichtsinn z. E. ist 35 nichts anders als Mangel von Intresse für unsere gesellschafftliche Band, an die er sich aus tiefen Einsichten über ihr Fehlerhafltes und Drükendes und aus Kentnis des Mangels eigner Bieg-

209 samkeit und gesellschaftlicher Fertigkeiten nicht mit dem ganzen Gefühl seiner selbst aufschließen kann. Seine Seelenstimung ist trenend (tranchant), in sich selbst gehüllt, gegenwärtigen Gefühlen unterliegend, die Vergangenheit 5 vergessend, die Zukonfft verachtend, das Augenblikliche tief empfindend, unbekant mit den wahren Verhältnissen der Welt, seine Kräffte bloß außer Zusammenhang mit derselben fühlend, imer idealisierend und, weil er alles nicht kennt, allem mißtrauend, fühlbar wie Rousseau, dem er in villen Stüken unendlich gleich, 10 die Last der Societet fliehet [und] ihre Bande, und kann nicht änderst. Naturmensch wie ein Wilder und veridealisiert sich wie ein Philosoph, ist sein Inerstes in einem ihn zerstörrenden Streit, und die Schwäche seiner Nerven entsagen ihm die Kräfte, die nötig sind, sich sowohl durch seine Veridealisierung hindurchzu15 arbeiten, als seine unbedingte Naturwünsche in die Schranken der societetischen Weisheit zurükzulenken. E r wird diese Kräfte auch ohne einen zimlich langen Genuß von Freyheit, Ruh und Unabhänglichkeit nicht erhalten können. E r muß Zerstreüung haben, er muß sich nicht ennuieren, sonst wird er nicht gesund. E r sollte, 20 wenn es möglich wäre, ein ihm convennierendes Wasser an der Quelle trinken und reiten können. E r sollte aus seinem Traum durch den Genuß der Reizen dieses Traums selber erwekt werden können und, durch Genießung gestärkt, zu den Überwindungsfertigkeiten gebildet werden, die [von] seiner Erziehung und seinem 25 Sehiksall bis jez noch nicht richtig in ihm entwiklet. Ich bin gar nicht sicher und zu wenig Econom, zu wissen, was das kosten würde. Aber das weiß ich, daß der Werth seiner Rettung unbezalbar ist, und daß mehrere Menschenfreünde gern dazu beytragen werden. Jez muß ich ihn noch über einen Umstand 30 entschuldigen, der nicht ganz in dem Liecht wahr ist, in welchem Sie ihn scheinen angesehen zu haben. E r schrieb Ihnen die Zeilen, daß ihm das Schreiben beschwerlich falle, in einem Augenblik, wo er wirklich erschöpft war und wo ihm auch bloß Menschen zu sehen und mit ihnen zu reden, zur Last fiel. Er schrieb in der 35 gleichen Stunde mehrere solche augenblikliche Entschließungen an alle seine Correspondenten und namentlich auch an Jgfr. v. B . Sie schrieb ihm seither wegen seiner Coffre wieder; dieser Brief traf ihn in einer besseren Laune. Das erklärt Ihnen diesen Umstand, der sonst freylich frappieren könte. Er hat noch sechs 40 Louisdor Gelt von Bern gebracht, ohne die drei neuen Louisdor, 14

Pestalozzi Briefe I I I

210 von dem Sie melden. Das Sch[weiß]tuch, von dem Sie reden, ist roth gestrichlet! So weit war ich, edle Frau, gestren mit meinem Brief. Gram[mont] wußte, daß ich Ihnen geschrieben, er wußte auch einen Theil dessen, was ich Ihnen eben geantwortet. Ich hatte 5 Hofnung, er billigte den Weg, den ich gehe; er redte mit Ehrerbietung und Dank von Ihnen. Aber Ihre Frage, edle Frau, ob er Wohlthaten annemmen werde, kann ich nicht mit Ja beantworten. Ich bin seit gestern in einem Sturme von Sorgen. Ich fürchte, ich schreibe Ihnen vergeblich. Er will jez nichts, keine 10 Cur; alles ist ihm gleich. Meine Aufmerksamkeit selber ist ihm zur Last, und ich sehe dem Augenblik entgegen, wo ers nicht mehr ausstehen kann, daß ich das Geringste für ihn thue. Mir macht es nichts; ich müßte meinen Grundsäzen nicht getreü seyn und meine Erfahrungen über den Mann vergessen, wenn 15 ich hierin etwas anders sehen oder empfinden könen als seine Krankheit. Ich weiß, so wie er mich morgen mit Verachtung aus Irrthum von sich stoßen könte, so könte er übermorgen vor mir niderfallen, wie wenn ich ein Engel wäre. Inzwischen ist mir bange. Ich weiß nicht, ob ich zu meinem Zihl kommen werde. 20 Im Ganzen seiner Bedürfnisse ist er bey mir nicht wohl, und das thut mir weh, eben so weh, als Ihnen zu sagen, daß er auch nichts von Ihnen annemen will. Aber Sie sind edelmütig genug, die Aüßerungen seiner Krankheit von der ruhigen Sprache zu unterscheiden, die er führen wird, wenn er wiederhergestellt seyn wird. 25 Aber es ist Zeit, mich, edle Frau, Ihnen zu empfelen.

607. Herren Laue et Compagnie à Wildegg. Neuenhofï, den 18. Jener 1785. Die 25 Stukk vom 16. dies habe richtig erhalten ; ich muß aber 30 wegen der nöthigen Abtheilung der War noch um etliche roth Boden und, wenn Sie wollen, ein paar weiß Boden mit Rand ohne Eingeweid beten. Und denn um den Abdrukk von dem Muster der braunen Indienen, damit ich sie in Arbeit geben köne. 35 Pestalozzi.

211

5

10

15

Note für den Zahltag, den 31. Dec., der ohne Standgelt bezahlt wird. 70 Nr. 1 Bazen 2 98 3 90 4 92 5 90 86 6 7 68 8 82 82 9 10 60 11 96 12 60 13 48 1022

Der Mahlermeister vom 13. Dee. bis End Jahr drei Wuchen Bzen dem Stuktrager 13 mahl 20 dem Farbträger 6 mahl Fürs Heizen vom 13. Dee. bis End Jahr extra für Taschen waschen und noch die Tischtücher nach Wildegg zu bringen etc. 25

150 39 9 45

15.— 3.18 —.18 4.10

3

—. 6 L. 126.16

S. E. w. 0 .

Pestalozz.

608. Herren Laue et Compagnie à Wildegg. den 9. Februar (1785). so

Ich mag by diesem Wetter die 21 fertigen Tücher nicht schikken, aber muß um weiß Boden, die völig alle sind, und wo müglich um ein paar lichte bitten. Ich habe die roth Boden gespart und noch ein Dozzet ungeschaifte, aber ich bitte doch, den Rest, den Sie noch haben, nie35 mand anderem zu geben, damit wo müglich die Kinder nicht fortschikken müsse. Pestalozz. 14*

212 609. A mon cher frère Caspar Schulthess à la Charrue, den 10. Merz 1785. Lieber! Der B o t t will fort, und ich kan nichts als tausend[mal] 5 danken für alle Liebe und Guttathen, die ich by E u c h genossen. Verziehet, daß ich E u c h so vili Müh gemacht und so wenig b y E u c h war als b y m E s s e n und Schlaffen. Deine Schue sind so zerrissen worden, daß ich Dir sie nicht mehr senden darff. Ich will und soll Dir andere dafür senden. Lien- io hards Hemd folget. Das Kindertuch folget über acht T a g , und Heiri schreibe dann a u c h ; jez kan umüglich. Grüße alle und bin mit Dank und Liebe der E u r e Pestalozz.

15

610. Herren Pfarer Schulteß. den 21. Merz 1785. Lieber Bruder! Mein Verheltnis gegen keinen kleinen R a t h ist nicht so eng, daß er u m meinetwillen gegen eine jemand bestirnt 20 gemachte Hoffnung manquiren würde. Schon in Zürich, eh Du mir sagtest, daß Du Dich zeigen wollest, hörte ich, Vogel sye so vili als gewüß. Du mußt wohl gespürt haben, ob es wahr ist. Ist das, so ist das Eintretten für [die] Helfferstell höchst vernünftig. Überall ein bescheidene Nachgeben für den ersten Fahl, da mann sich 25 zeiget, ist sehr empfehlend. Wenn Du also siehest, daß es fehlen will, so lenke zum bedingten Nachgeben, daß Dein Nebenpretendent für das Professorat, oder was Du sonst willt, Dir dann auch Stimmen versichere. D a ich die Sach so ansehe und also nicht weiß, worauf ich be- 30 stimt antragen soll, so schreibe ich jez weder Stattschreiber noch niemand. Bin aber alle Augenblik bereitet, nach Zürich zu komen und mein Müglichstes zu thun, sobald Du eine Bewegung hierüber

213 nöthig erachtest. Ich erwarte am Samstag Deine nähere Erklerung und bin disfahls zu allem, was sich thun leßt, mit warmem Herzen zu Deinen Diensten, als Dein aufrichtiger Bruder J . H. Pestalozz.

5

611. Herren Pfarer Schinz in Gassen in Zürich. den 9. April 1785.

Mein Freund ! Hiermit folgen die durch Ihre Gütigkeit von der io Meisen empfangene Bücher zurük. Ich hoffe, daß Sie selbige richtig und in ihrer alten Beschaffenheit empfangen werden, und ersuche Sie in disem Fahl mir den Ihnen disfahls ausgestellten Revers mit Gelegenheit zurük. Ich bin indessen mit Dankbarkeit und Liebe 15 In Eil. Ihr Pestaloz. 612. An 1. Bruder Pfarrer (Kaspar Schultheß).

[1785],

Lieber! Ich danke Dir für die Nachricht Deines Lesten und 20 wünsche sehr, daß Herr Sekelmeister Dir bald neher äußere, was er Dir rathe, damit mann dann zu einem bestirnten Zihl die nötigen Bewegungen machen köne. Ich erwarte mit Verlangen Deine nehern Nachrichten und bin in diesem Fahl wie in einem jeden andern, wo es mir müglich syn 25 sollte, Dir oder den Deinigen Gefeligkeiten erwiesen zu könen, alle Augenblik zu Deinen Diensten. Leb wohl, Freund! Grüße mir Deine Frau und alle Deinigen! Ich bin auf immer Dein ergebener Bruder Pestalozzi. so

613. Herren Laue et Compagnie à Wildegg. den 7. May 1785. Hiermit folgen wieder zwanzig Stukk.

Pestalozzi.

214 614. Herren L a u e et Compagnie à Wildegg. den 14. May (1785). Sende hiemit 20 S t ü k .

Pestalozzi.

Ich muß bitten, wegen den Tassen Befehl zu geben. Die Mahlermeisterin ware am J a h r m a r k t by ihrem Haffner in Lenzburg, [aber] es waren noch keine fertig.

615. Herren L a u e und Comp, à Wildegg.

io

den 26. May 1785. Hiermit folgen wieder 20 S t u k ; aus einem roth Boden ist ein verdorbenes Nastuch ausgeschnitten worden, welches Ihnen zu zehn Bazen berechne. Pestalozzi. 15

616. Herren L a u e et Comp, à Wildegg. Hochgeehrte Herren! Hiermit folgen wieder 20 S t u k k ; den 27. May 1785, nebst höflicher Empfehlung von Dero gehorsamster Diener

20

Pestalozzi. 617. Herren L a u e et Comp, à Wildegg. den 31. May (1785). Hiermit folgen wieder 20 Stuk.

Pestalozz.

25

215 618. An Graf Zinzendorf. Neuenhoff by Brugg, den 1. J u n y 1785. Hochgebohrner Graff, gnädiger Herr! Ich freue mich um so 5 mehr, Euer Gnaden diesen dritten Theil meines Buchs zusenden zu dörffen, da ich in selbigem nunmehr aus dem Kreis des häuslichen Lebens vorschreite und die Grundsäze der Volksführung und Bildung im allgemeinen ins Aug fasse . . . Ich werde in dem folgenden lesten Theil des Buchs in diesen Gesichtspunkten fortlo fahren und so, wie ich jezo die Grundsäze der Schulen und der Religionslehr durch Festhaltung an den häuslichen Bedürfnissen der Menschheit und an einer auf diese gegründeten Beruffsbildung zu berichtigen und zu simplificiren gesucht, denn in dem folgenden auch die Gesezgebung und Justiz in gleichen Gesichtspunkten ins 15 Aug fassen und zu zeigen trachten, wie auch diese Seiten der Volksführung, insofehrn sie nicht den ersten Bedürfnissen des allgemeinen häuslichen Wohlstands untergeordnet wird, umüglich real simplificirt und wohlthätig werden kan. Ob ich zu meinem Zihl komen werde, weiß ich n i c h t . . . Aber 20 ernsthafft werde ich meine Kreffte anspanen, daß dieser wichtigste Theil meines Gegenstands . . . nicht hinter den anderen zurükstehe. Es ist eine der ersten Aufmunterungen, die ich genieße, daß Sie meine Bemühungen billigen. Ich bitte Sie mit warmer Angele25 genheit um die Fortsetzung Ihres hohen Wohlwohlens und habe die Ehre, mit der vollkomensten Hochachtung mich zu nenen, hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 619. 30

Herren Laue & Cie. à Wildegg. den 1. Juni 1785.

Hiermit folgen wieder zwanzig Stükk. Von einem ist ein verderbtes Nastuch ausgeschnitten, welches Ihnen à zehn Bazen berechnen werde. 35 Pestalozzi.

2L6

620. Herren Laue und C. à Wildegg. den 3. Juny 1785. Hochgeehrte Herren ! Unsere zwei Diebinen sind gestern Abend nicht, wie Sie v[erspr]ochen, gekomen, mir anzugeben, wie 5 vili und an wen sie Resten v[erka]ufft. Heut Mittag sandte ich ihnen den Vorg[esetzte]n Wolleb zu ihren Häusern, ihnen zu befehlen, daß sie in des Yorgesezten Haus komen sollen; aber sie waren fort. Heut am Morgen entflohen sie; also werden für einmahl unsere Recherches aufhören müssen. Ich traue aber nicht, io daß sie lang fort syen, und am Plaz meiner Herren würde ich sie im Avisblatt als entloffene Diebinen publiciren lassen. Mir sind selbige nur jedes vierzig Bazen und zehn Bazen für ein verderbtes Nastuch schuldig. Ich will trachten zu sehen, wie ich den Schaden wieder einkome. 15 Anby folgen wieder zwanzig Stukk. Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. Ich kan die gemahlten Stukk nicht wie die ungemahlten, neu galandrirten emballiren; also gebe ich solche offen. Aber ich bitte Sie um ein Zeichen, daß ich die Stuk im Anfang und End marquiren köne. 20 621. Herren Pfleger Schultheß zum Schwarzen Horn z. g. H. in Zürich. [4. Juni 1785]. 25 Lieber Schwager! Ich kan Dir nicht verhalten, daß die Gesichtspunkte, in welchen die leste Erbverteilung will angesehen werden, nicht ganz wiedersprochen werden könen, und muß Dich desnahen bitten, das, was in dieser Handlung unregelmeßig, um des Friedens willen von Dir selbst in eine andere Ordnung zu bringen. 30 Im Grund scheint mir der Streit nirgendhin zu langen, und wenn das Erb in Gefolg der Convention in Drittmans Hand gehört, so scheint das nur so lang Plaz zu haben, bis der eigentliche Debitor von den 2000 Gulden gezeiget hat, wie solche bezahlt

217 werden könen. Dann ist natürlich das Intress von allen Erbbezieheren, daß ein jeder selber sucht, seinen Theil in seine Hand zu bekomen. Und wenn es müglich were, by hoffenden guten Dispositionen 5 vom Herrn Oncle Reutlinger, die frye Einwilligung der Handlungsintressenten dieser Erbshoflnung, soweit als Caspars Schuldposten es noch fordern könte, zu resigniren, so dunkt mich, es were auf allen Seiten R a t h geschafft. Ich bitte Dich, so sehr ich kan, diese Angelegenheit auf eine Art 10 einzulenken, die öffentlichem Zerwürfnis vorbeugt, und die Convention, welche diesfahls unter allen Geschwüsterten gemacht ist, auch in ihrer äußerlichen Form genau zu beobachten. Alle Art von Eigenmechtigkeit stößt gar zu sehr, und wenn es auch nur in der Form ist. 15 Leb wohl! Empfihl mich Deinen Freunden und glaube mich imer Deinen aufrichtigen Bruder Pestalozzi. 622. Herren Laue & Compagnie à Wildegg. 20

den 14. Juni 1785.

Hiermit folgen wieder zwanzig Stükk, die wills Gott jez richtig gezehlt. Ich habe by erhaltenem Bericht des Fehlens von einem Stük die hier liegende nachzehlen lassen und gefunden, daß wir uns würklich um ein Stük geirret und daß die Zahl der hier lie25 genden vollstendig, und also der Träger außer Fehler; womit die Ehr habe, mit gewohnter Hochachtung zu syn Dero gehorsamer Diener Pestz. 623. 30

Herren Laue & Compagnie à Wildegg. den 17. Juni 1785.

Da ich dem Wetter nicht traue, sende ich hiermit durch Mahlerkinder noch zwanzig Stükk. Wenn das Wetter gut, so bringt Brecht nachmittag noch eine 35 Bürde. Pestalozzi.

218 624. Herren Laue & Comp.

Wildegg. den 17. J u n y 1785.

Hochgeehrte Herren! Da gestern wegen unsicherem Wetter 5 keine Tücher senden könen, so komen heute zweimahl. Hiermit folgen zwanzig Stükk. Pestalozzi. 625. Herren Laue & Compagnie à Wildegg. Hiermit folgen wieder zwanzig Stük.

io

den 22. Juni 1785. Pestalozzi.

626. (A Monsieur J . L'Orsa

à Hallweil).

15

(Ce 29 juin [1785]). Freund! Ich mußte einen Augenblik auf Zürich und bin in diesem Augenblik by den Frauen von Hallweil und von Southner, und grüße Dich und Deine Kleinen in dieser Geselschafft. Auch 20 Herr Corherr Rahn ist da und leßt Dich grüßen. Pestalozzi. 627. Herren Laue & Compagnie à Wildegg. den 28. Juni 1785. 25 Hiermit folgen 33 Stükk, in welchen die gestern gesandten 13 und alle andere grau Boden, so noch by uns waren, begriffen; womit nebst höflicher Empfehlung die Ehre habe zu syn Dero ergebener Diener Pestalozzi. 30

219 628.

Herren Laue & Cie. Wildegg.

5

den 5. Juli 1785.

Hiermit folgen wieder zwanzig Stükk.

Pestalozzi.

629. Herren Laue & Cie. à Wildegg. den 7. Juli 1785. Da gestern wegen Regenwetter keine Tücher senden dörffen, io so wird heut Brecht zweimahl komen. Gegenwertig folgen zwanzig, mit Bitt um roth Boden, wovon wir bald Mangel haben. Pestalozzi. 630. Herren Laue & Cie. à Wildegg. is

den 8. Juli 1785.

Hiermit folgen wieder zwanzig Stükk. Womüglich sollten wir gemeine roth Boden, einfarbige, haben. Die Zwyhendigen sind für einige Kinder zu schwer, und wir haben vast keine einhendige roth Boden mehr. 20 Pestalozzi. 631. Herren Laue & Cie. à Wildegg.

25

Hiermit folgen zwanzig Stükk.

den 12. Juli 1785. Pestalozzi.

632. Herren Laue & Cie. à Wildegg.

30

S. T. Hiermit folgen zwanzig Stükk.

den 18. Juli 1785. Pestalozzi.

220 633. Herren Laue & Cie. à Wildegg. den 22. Juli (1785). Hiermit folgen wieder 19 Stükk, welche mit dem vorgestern durch Sara Gisi gesandten einen Stükk feine Indienen zwanzig 5 Stükk ausmachen. Vom ersten Stük ist am End ein Nastuch so verderbt worden abgeschnitten; es ist doppel roth mit grün, und ich muß bitten, mir zu sagen, um welchen Preis ich es dem Kind, so es verderbt, anzurechnen habe. io Pestalozzi. 634. Herren Laue und Compagnie à Wildegg. mit 1 Pak Tücher 17 Stük.

Neuhoff, den 27. Juli 1785. is

Ich habe gestern durch den Müller zwanzig neue Stuk empfangen und sende Ihnen hiermit 17 gemahlte zurük. Byde Posten habe in Ihrem Büchli notirt; womit die Ehre habe, mit Hochachtung zu syn Dero ergebenster Diener Pestalozzi. 20 635. Herren Laue & Cie. à Wildegg. den 11. Äugst 1785. S. T. Hiermit folgen zwanzig Tücher und heute folgen mehrere. Aber ich bitte, den Man schleunig mit roth Böden zurükzusenden, 25 weil wir würklich die lesten dieser Art auf dem Tisch haben. Pestalozzi. 636. Herren Laue & Cie. à Wildegg. Hiermit folgen wieder zwanzig Tücher.

den 11. Äugst 1785. 30 Pestalozzi.

221 637. Herren Laue & Cie. à Wildegg. den 23. Äugst 1785. Hiermit folgen zwanzig Stükk. Die weiß Boden, von denen Sie s uns sagen lassen, daß sie pressiren, ligen alle auf den Tischen und folgen morgen ; es sind aber nur noch fünf. Pest.

638. Herren Laue et C. à Wildegg. io

den 31. Äugst 1785. Geehrte Herren! Hiermit folgen zwanzig Stükk, darin die gestern gesandten elf Stukk inbegriffen. Von dieser Färb wie die elf sind keine mehr hier, sonst hetten wir sie mit diesen gesandt. Pestalozzi.

15

Von inligend Muster bitten wir Nachricht, ob es blau oder grün müsse gemahlt syn.

639. Herrn Pfarer Schinz z. g. H. in Zürich in Gaassen. (2. September 1785). 20

Lieber Freund! Ich habe circa 27 Viertel Espersette von der besten Qualitet, gestreifte und nicht gedrötschte, zu Ihrer Disposition. Der Preis, wie es hier lautet, wird, weil er zimlich schlecht gerathen, auf das wenigste auf 18 Bazen komen. Um diesen Preis entschlage ich Ihnen den meinigen, von dem, wenn Sie wollen, 25 Ihnen ein Muster zusende. Sollte ich aber erfahren, daß guter Samen unter diesem Preis verkauft wird, so überlasse ich den meinigen ebenfahls im correcten Preis. Ich werde mich auch informiren, ob und wo das Mehrere, so ich Ihnen nicht liffern kan, zu finden.

222 Für das Meinige, wenn es Ihnen ansteth, belieben die nötigen Sekke zum Pflug zu senden mit Adresse an mich. Leben Sie wohl, mein Freund! Ich freute mich, lesthin in Seengen die Besserung Ihrer Gesundheit zu vernehmen. Noch einmahl, leben Sie wohl und glauben Sie mich für immer Ihren s Ihnen eigens ergebenen Pestalozz. 640. Herren Laue et C. à Wildegg. den 19. September 1785. io Hiermit folgen 19 Stukk mit Bitt, wenn sie keine roth Boden haben, doch um Indienen, weil weiß Böden mit Rändli umüglich auf allen Tischen könen aufgelegt werden. Pestalozz. 641.

is

Herren Laué et C. à Wildegg. den 21. September 1785. Hiermit folgen 15 Tücher nebst dem Auszug der Stehgelter bis End August, welche beliebe mit bykomendem Buch zu confrontiren. Ich gedenke disen Abend im Rukweg von Wildenstein einen 20 Augenblik die Ehre zu haben, Sie zu sehen, und wenn Sie die Bezahlung diser Stehgelter jezo genehmigen, so will ich mir dann den Betrag davon ausbitten. Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

25

642. Herren Laue & C. à Wildegg. den 29. September 1785. Hiermit folgen zwanzig Tücher, wogegen um Rükfuhr um so vili mehr bitte, da ich die Kinder wegen nicht genügsamer Arbeit 30 diesen Morgen heim gelassen. Pestalozzi.

223 643. Herren Laue & C. à Wildegg. den 30. September 1785. Hochgeehrte Herren! Ich habe gestern Dero Rechnung nebst 5 mitgesandten zehen neu Louisdor richtig erhalten. Ich danke Ihnen f ü r Ihre diesfelige Güte und versichre Sie, daß ich es mir fehrner angelegen syn lassen werde, Ihre hiesige Geschellte so vili, als mir müglich ist, zu förderen. Ich hoffe, Sie morgen Abend in Wildekk zu sehen, und bitte io wo müglich Trager dieses einige Tücher zu geben. Womit die Ehre habe, mit Hochachtung zu syn Dero gehorsamer Diener Pestalozzi. 644. 15

Herrn Pfarrer Schultheß Sohn zum Pflug in Zürich. [September/Oktober 1785].

Lieber Bruder! Ich bin von Basel zurük, aber über einen gewüssen P u n k t nicht satisfacirt. Es h a t allerhand Schwirrigkeiten, 20 auch nur das entfehrnteste Wort über Lagen zu reden, wo man nichts kenet, und so herzlich der Man für mich denkt, so sorgfeltig ist er als Kaufmann. Wo er sich förchtet, vergeblich zu reden, da bricht er allemahl schnell ab, und sein Urteil über das Ganze ist ungönstig. Aber was soll ich sagen? Gott weiß, ich 25 förchte nur zu wahr. „Nicht Speculation, sonder unermüdeter Fleiß und Nachforschungen von Auswegen und a u f f a l l e n d e Billichkeit und Gewüssenhafftigkeit und Ordnung ist, was Ihr Haus retten wird, und darzu brauchte nicht Rath, sonder Leute, die wollen" etc. etc., das sagte er mehrmahl. Ich weiß nicht, was 30 ich sagen soll. Wo Dieben im Haus sind, da ist guter R a t h teuer, und wer im Haus nichts verdient, der sollte auch nicht darin essen. Es ist ummüglich, daß Euere Handlung, wie sie ist, ganze Haushaltungen von Leuten erhalte, die nicht für sie arbeiten. Das erste, was zu t h u n ist, ist, daß dem fressenden Krebs einer bis zur 35 Raserey gedankenlosen, alles auffressenden unordentlichen Haus-

224 haltungsart Inhalt gethan werde. Ich zittere vor den Folgen dieser Umstenden, die mann sogar a u s w e r t e erzehlt. Aber ich weiß nicht zu helfen und nicht einmahl zu rathen. Aber R a t h und Entschlüsse sind unumgenglich nöthig. Mein Herz ist beklemt, daß ich jez n i c h t s sehe, wo ich Hülfe feinden könte. Gott aber wird 5 Eure Standhaftigkeit, Eure Entschlüssen, Euren Fleiß seegnen, und das Urteil der Welt wird gewüß zu Eurem Vorteil sich enderen, wenn im Ganzen Eures allgemeinen Betragens eine auffallende Enderung sich zeigen wird. Mehres mündlich, Lieber! 10 Jaqueli habe ich in Basel gelassen, und er ist völig wie by seinen Eltren und von meinen Freunden geliebt und zertlich gehalten, aber nicht ohne Endzwekk, die für sein Leben wichtig syn könen. Es t h a t uns weh, aber es ist gut für ihn, daß er jez eine Reyhe neuer Erfahrungen mache, nachdem er so lange von mir in 15 einem engern Kreis den stillen Gang des bloßen häuslichen Landlebens genossen. Er hat mit Standhaftigkeit den Entschluß gefaßt zu bleiben, und ich hoffe, sein Aufenthalt, von dem ich jez noch nicht weiß, wie kurz oder wie lang er syn wird, werde gesegnet für ihn syn. 20 Ich umarme Dich, bester, liebster Bruder, und bin bekümert, in Eure Lag gegenwertig nicht mehr Einfluß haben zu könen, als ich kan. Lebe wohl und trachte, durch Erziehlung von Übereinstimmung und Standhaftigkeit Deinem Haus den Seegen des Fleißes zu er- 25 halten, den es gegenwertig durch Zutrauen umüglich erhalten kan. Lebe wohl und glaube mich aufrichtig Deinen ergebenen Bruder Pestalozz. Grüße alle Geschwüsterte! 645.

30

Herren Laue & C. à Wildegg. den 5. Oktober 1785. Es ist Wetters halber umüglich, die fertig liegenden Tücher zu senden. Indessen haben wir ungemahlte dringend nötig und noch ein frisches Wollentischtuch, um mehrere weiß Böden auflegen zu könen. 35 Pestalozzi.

225 646. [An Kaspar Schultheß]. [Herbst 1785], Lieber Bruder! Die Fründschaftt Deiner lesten Zihlen machen 5 mir so vili Müh als die Empfindungen, mit denen ich lesthin Euere Angelegenheiten ansah, ohne davon zu reden. Du weißest schon lengst, daß ich Worten keinen Werth gebe, und ich sah auf hundert Schritt nicht, was ich in Euren Angelegenheiten handien könte als schwazen, und daß mir dieses io entlich einmahl zur unertreglichen Last geworden, ist mir hoffentlich zu verziehen. Wenn Ihr Brüderen wollet mit Gott und Ehren für Eure Kinder sorgen, so ist das Fundament die Erhaltung der Handlung; aber j a : Fleiß und Lehmen wird erfordert werden, sonst ist auch 15 dieser Schritt gefährlich. Will mann die Handlung nicht erhalten, so ist aller Rath aus und bleibt nichts übrig, als daß ein jeder das Seine nehme und für sich allein sorge. Und da ist dann wieder die Einzellag eines jeden, die Weg20 Weisung gibt, und vorher in den Tag hinein schwazen ist Kinderarbeit. Ich bin meines Herzens halber ruhig, und weder Stichelwort noch Jameren wird mich aus meinem Gleis bringen. Wo ich by einer vorliegenden Gelegenheit rathen und helfen 25 kan, und zeigen kan, daß ich Bruder bin, da werde ich es thun. Aber wo mein Latein aus ist, da muß ich schweigen oder teutsch reden. Und das teutsch Reden wird nicht allenthalben gleich wohl verstanden, desnahen ich in diesem Fahl meistens dem Schwei30 gen den Vorzug gebe. Ich appellire an Dich, ob ich auch nur von fehrne habe vermuthen könen, daß mein gegenwertiges Einmischen irgendwo aboutiren köne, und ich bin durch meine Erfahrungen überzeugt, daß ich nicht der Mann bin, der Wahrheiten im Kreis von Strei35 tenden durchsezen kan. Und durch mein Zwüschenreden nur die Verbitterung zu erhöhen, in welcher würklich die größte Gefahr der Lag ist, dafür ist mein Herz zu gut. 15

Pestalozzi Briefe I I I

226 Kurz, bis unter Euch entscheiden, wer by dem andren bleiben oder nicht bleiben soll, kan kein vernünftiger Mensch wegen der Zukomft ein Wort rathen. Übrigens were mir leid, wenn mann ein Betragen, das aus Niedergeschlagenheit und Ohnmacht quillt, für Lieblosigkeit ansehe. 5 Freund, wir alten. Auch ich bin schwere Wege gegangen, und meine Bahn ist noch jez nichts weniger als Spaß. Aber wir wollen uns doch unser Leben nicht noch durch Verdacht und Anschuldigungen von Fehleren, die nicht da sind, noch schwerer machen, als es ist. 10 Mißverstand ist alles, was Ihr mir zur Last legen könet, und ich were glüklich, wenn meinethalben meine Geschwüsterte nie keines Mißverstands schuldig worden weren. Ich versichere Dich und alle Brüder meiner Lieb. Meine Frau ist krank, sonst würde auch sie antworten. 15 Lebe wohl und sy nicht niedergeschlagen, aber behutsam ! Leb wohl, ich bin von Herzen Dein P.

647. Herrn Pfr. Schultheß.

20

(Neuhoff, den 6. Novembris 1785). Freund! Ich sehe Dich bald; aber ich bin für Euch außer Lage, zu würken. E s thut mir weh, mehr als ich sagen kan, und ich möchte mit Aufopferung meines eignen Wohl gern Euch nüzlich syn. Mein Wunsch ist umsonst ; mehr kan ich nicht sagen. 25 Gott seegne Euch, Bruder, und enthülle die Dunkelheiten des Lebens, die Euch umgeben, und die ich nicht mit einem Strahl von Trost erheitern kan. Adieu, Freund, ich bin ewig Dein Pestalozz.

30

227 648. An Graf Zinzendorf. Neuenhoff by Brugg, den 10. Dezember 1785. Hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr! In schuldiger Er5 wiederung des Schreibens, womit Euer Excellenz mich neulich beehret, danke ich Hochdenselben ehrerbietig für die große Geneigtheit, womit Euer Excellenz die Fortsezung meiner schriftstellerischen Versuchen zu genehmigen geruhen, und nehme die Freyheit, hiermit die Frage, „ob mein Buch hiesigen Orths häufig io gelesen werde und würklich den Eindruk mache, den es zu machen bestirnt sey", dahin zu beantworten : Das Buch hat im Anfang einen merklichen Eindrukk gemacht. Sein erster Theil ist häufig, und ich glaube, sagen zu dörfen, allgemein gelesen worden, und die Leser der verschiedenen Classen haben, wie es schin, darin übereinge15 stimt, es enthalte Wahrheiten, die sie in ihren ungleichen Kreisen richtig erfahren. Hingegen aber ist der zweite und dritte Theil gar nicht so allgemein gelesen worden und hat ebenso wenig einen so lauten Byfahl erhalten als der erste. Es mag syn, daß sie würklich schlechter geschrieben. Aber 20 dann ist auch gewüß, daß die Art von Wahrheiten, welche darin gesagt werden, nicht vollends nur diejenigen Empfindungen rege gemacht, welche ich im ersten Theil mit Absicht allein reg zu machen für gut gefunden. Wir sind auch in der Schweiz noch nicht da, Wahrheiten, die 25 die Pretensionen und kleinen Eitelkeiten unserer höheren Ständen zu stoßen scheinen, mit dem gleichen frohen Wohlwollen aufzunehmen als diejenigen Wahrheiten, die nur der niedersten Stenden ihre Pretensionen und Eitelkeiten stoßen. Das habe ich sehr erfahren, und ich glaube würklich, es ist mehr 30 der Neuheit meines Gegenstands als der eigentlichten Theilnehmung an den Endzwekken des Verfassers zuzuschreiben, daß der erste Theil des Buchs mit so unterscheidender Auszeichnung in hiesigen Gegenden aufgenohmen worden. Von dieser Seiten konten die folgenden Theile umüglich den gleichen Reiz haben. 35 Was aber allein einen realen Eindruk des Buchs bescheinen könte, wären Thathandlungen und Versuche, irgend einige Wahrheiten desselben in Ausübung zu bringen. Davon aber habe ich nicht die geringste Spur. Wohl aber hat mann mir dafür von Bern 15*

228 aus eine große goldene Schaumünz mit der Aufschrifft „Civi optimo" zugesandt. Aber Erfahrung lehrt mich das Wort übersetzen: „Dem unbrauchbaren Burgei? für sein unbrauchbares B u c h ! " Denn im Ernst, ich bin, ob ich wohl mehrere erleuchtete Regenten zu Freunden habe, auch noch nicht für das Geringste, 5 nicht einmahl für die Einrichtung einer Schul zu Rath gezogen worden, ausgenohmen das vorige Jahr, da Lavater uns Verbesserungen in der Consistorialgesezgebung vorschlug. Da forderte der zürchersche Rathsherr Bürkli mich auf, den Gegenstand zu behandeln ; ich thats, aber er fand die Grundsäze meines Memoire 10 zu weit greifend für einen Deux Cent oder großen Burgerrath. Es ist mehr als richtig, daß, wie Euer· Excellenz sagen, kaum jemahl ein Land auf unserem Planeten sich einer ganz vollkomenen Gesezgebung wird zu erfreuen haben. Aber auch kan gegenwertig noch in keinem Land von der Vollkomenheit der Gesez- 15 gebung auch nur die Red syn, und die Weisesten müssen sich jezo noch begnügen, im verwirrten Chaos der B a r b a r y und U m m e n t s c h l i c h k e i t , unter welchem die europeischen Staatsverwaltungen noch allgemein und tief begraben liegen, den Wust des Menschenverderbens aufzuräumen, soweit es einem jeden in 20 seinem Kreis und um ihn her müglich. Aber so vili ist unstreitig wahr, daß der Wohlstand der societetischen Mentschheit ohne Vergleichung auf einen höheren Grad kan gebracht werden, als er gegenwertig stehet, und daß insonderheit in großen Staaten sehr ville Mitel an der Hand liegen, diesem 25 Zihl der Gesezgebung neher zu rükken, die noch nicht, wie sie sollten, benuzt werden. Bloß die in solchen Reichen schon stehende Weisen-, Fündelund Arbeitshäuser und Anstalten könten, wenn sie nach festen allgemeinen Gesichtspunkten benuzet und gebraucht würden, auf 30 die allgemeine Volksbildung, auf seinen Nahrungszustand, auf seine Erleuchtung und seine Sitten die ausgebreitesten Würkun- · gen haben. Seit zwölf und mehr Jahren sind Versuche dieser Art meine Lieblingssach gewesen, und mit jedem Tag wird mir, durch sich 35 immer mehr häufende Erfahrungen, gewüß, daß die Regierung einst auf diesen Wegen auf die Bildung und Emporhebung der Nation und dadurch auf die Verstopfung der Quellen ihrer Verbrechen mit Lichtigkeit und Sicherheit zu würken sich in Stand gesezt sehen wird, wenn die Wüssenschafft, das Volk glüklich zu 40

229 machen, einst vor ihren Augen in einem helleren Licht stehen und sie sich dringender d a f ü r intressirt fühlen werden, die Mittelspersohnen, welche zwüschen ihr und dem Volk stehen, aufzumunteren, den obersten Endzwekken einer die Menschheit wohl 5 versorgenden Gesezgebung nicht mehr hinterlich, sonder förderlich zu syn. Denn ohne thätige Mitwürkung der Edelleuten, Geistlichen und aller Art Beamteten ist es so wenig müglich, das Volk wohl zu versorgen und den allgemeinen Bedürfnissen des gemeinen Wohl10 stands genug zu thun, als es müglich ist, eine Armee ohne festen Einfluß auf die niedersten Subalternen wohl zu regiren. Und wir sind in diesem Stukk noch so weit zurük, daß ich glaube, es sollten nothwendig in allen Hauptstetten öffentliche Lehrstühle „ Ü b e r die Art, das Volk glüklich zu machen, und 15 über den Antheil, den die verschiedenen Classen der Menschen an dieser so wichtigen Staatsangelegenheit nehmen könten und sollten", errichtet werden. Diese Lehrstühle aber müßten nicht so vast die philosophische Entwiklung dieses Gegenstands zum Endzwekk haben, als vill20 mehr durch historisch richtige Darlegung aller Thaten, Versuchen, Unternehmungen, die in und außer einem Staat zur Beförderung des Nationalwohlstands gemacht wurden, den Gegenstand in ein für jede Classen der Menschen anwendbares Licht zu sezzen suchen, und also das offene Archiv des realen Vorschritts der Staaten in 25 dieser ersten Angelegenheit der Menschheit syn. Aber der B y f a h l Euer Exellenz macht mich kühn genug, bis zur Unhöflichkeit weitläufig zu syn. E r muntert mich aber auch auf, daß ich mit doppelter Freude an meinem vierten Theil arbeite. — Noch mehr aber als dieser Theil beschefftiget mich jezo so mein Plan, die a l l g e m e i n e T h e o r i e d e r e c h t e n M e n t s c h e n f ü h r u n g durch Nachforschungen über die eigentlichen Grundtriebe unserer Natur sowohl, als über die Geschichte und Erfahrung alles dessen, was bis auf jezo die Menschheit in ihren verschiedenen Lagen mehr oder minder glüklich und unglüklich 35 gemacht, in e i n h e l l e r e s u n d u n z w e i d e u t i g e r s L i c h t zu s e z z e n , als sie mir gegenwertig noch nicht gesezt zu syn scheint. Ich glaube, es würde meinen disfehligen Bemühungen sehr gönstig syn, wenn ich im Lauff dieser Nachforschungen Anlaaß hette, das Practische des Gegenstands noch durch erweiterte Er40 fahrungen tieffer zu prüffen, und ich würde mich gern zu diesem

230 Endzwekke einige Zeit in die Details niederer Erziehungsanstalten und Zucht- und Arbeitshäuser hineinwerffen und so im Gewirr tausend unglüklicher weggeworffener Kinder und zu Boden getrettener Verbrecher das Studium der Gesezgebung zu vollenden suchen, das ich ohne zahlosen Detailkentnis der practischen 5 Volksverirrungen für umüglich halte. Überhaupt aber, gnädiger Herr, wird der Hang, seine Erfahrungen auszudehnen, dem Menschen in dem Grad natürlich, als sich wichtige Theorien in ihm zu enthüllen scheinen. Und keine sonst auch noch so angenehme Lage kan dem Forscher nach 10 Wahrheit befriedigend syn, wenn er nicht in der L a g ist, das, was ihn am meisten in der Welt intressirt, durch genügsame Erfahrungen sich selber auf den Grad von unzweideütiger Gewüßheit zu bringen, welche alle Wahrheiten in der Welt haben müssen, wenn sie dem Menschengeschlecht wahrhafft wohlthätig gemacht 15 werden sollen. Das ist, gnädiger Herr, die Ursach, worum ich zu Zeiten den Kreis meiner sonst angenehmen L a g zu eng feinde und oft wünsche, einen Theil meiner Zeit in der Nehe von Menschen zu wohnen, die in größeren Kreisen auf das Volk Einfluß haben, ob ich gleich 20 in anderen Stunden auch mit Wonne fühle, daß ich, wie Euer Excellenz in Dero vorjährigem Schreiben bemerken, in meiner Einsamkeit wahrscheinlich glüklicher bin als manche in einer schimmerenderen Spheren sich befindende Freünde der Mentschheit. Doch, gnädiger Herr, ist Schimmer auch nie, was ich suche. 25 Ich darf auch dieses noch byfügen. Die Baronesse von Hallweil war eben an dem Tag, da ich das Schreiben Euer Exellenz erhalten, by uns. Die edle Frau hatte Trehnen in den Augen, da sie meine Freüde über das Schreiben aus i h r e r V a t t e r s t a t t sähe. Ihre Nachbarschafft macht eine der ersten Annehmlichkeiten meiner 30 Lag aus. Fellenberg ist jez ab seiner Landvogtey wieder nach Bern, und so werde ich immer einsamer in hier. Verziehen Sie, gnädiger Herr, meine unbescheidene Weitleufigkeit und erlauben Sie, daß ich mich mit ehrforchtsvoller Hochachtung die Ehre habe zu nennen, hochwohlgebohrner 35 Graff, gnädiger Herr, Euer Excellenz untertehnig gehorsamster Diener Pestalozzi.

231 649. Herrn Pfarer Schultheß zum Pflug in Zürich. (15. Dezember 1785). 5

Lieber Freund! Wir haben die Nachricht von den Umstenden des lieben Bruder Heinrich mit Bedauren vernohmen und bitten, uns heute wieder bestirnte Nachricht zu geben. Wir hoffen zu Gott, daß sie besser lauten, und wenn wir im Stand weren, in diesen Umstenden Euch zu dienen, so bitten wir, es zu sagen, io Ich bitte zugleich, innligenden Conto an Orell, Geßner und Cie. zu zahlen, und wenn Du so gut syn willt, Herrn Armbruster, der ehdem by Lavater war, sagen zu lassen, er solle das Pekgen, so er an Herrn Gramont, Lehrer in Wildegg habe, Dir zusenden. Es ist Zeug zu Schuhen. Ich bitte auch, dieses Herrn Armbruster für 15 mich zu bezahlen und ihm sagen zu lassen, daß Du es zahlen wollest, nebst Grüßen von mir. In Eil Dein Dich liebender Freund Pestalozz. Was es mehr kost als byligend, sende über acht Tag.

650. 20

An Kaspar Schultheß.

[1785/86],

Lieber Bruder! Ich bin und bleibe Freund von meinen Geschwüsterten ; darauf könet Ihr zehlen. Aber ich werde mich nie soweit hinwegwerfen, daß ich Men25 sehen, die mit Rasen und Wüthen Ungerechtigkeiten gegen mich ausüben, weiter näher tretten werde, als sie mich haben wollen. Ich bin geschulten und habe das, worauf die Scheltung sich gründet, als Lügen zurükgegeben und Untersuchung der Sach begehrt. Ich erwarte, daß man mir zu meinem Recht helfe und 30 die Sachen dahin lenke, daß ich nicht genötiget werde, weitere Schritte in meiner Sach zu thun, die mir nicht änderst als höchst unangenehm syn könten; die ich aber doch thun müßte, weil ich mir nicht vorwerfen lassen kan, daß ich eine förmliche Scheltung auf mir ruhen lassen. Lebe wohl und glaub mich immer Deinen 35

P.

232 651. [An Mieg]. [1785/86]. Edier, verehrungswürdiger Herr! Schreiben Sie doch, Freund, mein Stillschweigen keiner Art von Mangel von Aufmerksamkeit 5 auf die Verheltnisse, in denen ich mit villem Vernügen gestanden, zu; aber einige Unruh über die fortdaurende Begegnisse in Ihren Landen hatte doch Antheil an diesem Stillschweigen. Ist es bald einmal genug, und, Freund, sind des Kaisers Reformen in der Maurery nicht auch wieder uns? Wir sind in Zürich als eine hei- io vetisch-moralische Geselschafït so vili als öffentlich verbunden und fangen an, thetig zu werden und in verschiedenen Gegenden kleinere Geselschafften zusamenzubringen und mit uns zu verbinden. Lavater magnetisirt und sinkt; Heß hat öffentlich gegen ihn is geprediget über den Text: „Und es waren herumlauffende Juden, die machten Kranke gesund" etc. Die Predigt hat äußerste Sensation eregt und würklich die Party, die bis jez die Lavatersche hieß, in zwey Theil getheilt, indem Heß standhaft geblieben und mit seinem Anhang sich bestirnt von Lavater getrent hält. 20

652. Herren Laue & Cie. à Wildegg. den 2. Jenner 1786. Hochgeehrte Herren ! Hiermit folgen die Rechnungen des lesten Monats, die ich mangels Gelegenheit nicht schon gesandt. 25 Die von Ihnen eben enfangenen fünf neuen Louisdor auf Rechnung des zwüschen Ihnen und mir stehenden disjährigen Verheltnisses bescheine hiermit richtig emfangen zu haben und erwiedere Ihnen ebenfahl die Wünsche der geendeten Jahrzeit. Der ich mich aufrichtiger Ergebenheit die Ehre habe, mich zu 30 nennen, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

233 653. An Graf Zinzendorf. Neuenhoff, den 18. J e n e r 1786. Hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr! Ich weiß, wie wich5 tig E u e r Excellenz Ihre Augenblike sind und syn müssen, und denoch habe ich es gewagt, Herren Major von E s c h e r von Berg aus Zürich diese Zihlen an Eurer Hochwohlgebohrnen zu übergeben. Escher ist einer meiner jüngeren Freunden und verdient es zu io syn. Auch freut es mich an ihm, daß er gegen unsere allgemeine Gewohnheit — a n s t a t t nach Frankreich nach Deutschland reist, wohin er seine jüngeren Herr Bruder mitnihmt. E r ist von einer der ersten Familien meiner V a t t e r s t a t t und mir in allen R ü k sichten besonders schäzbar. Aus diesen Gründen und da ich Ihre is Güte kenne, hoffe ich, Ihnen nicht zu mißfallen, daß ich diesem Freund diese Zihlen in der Absicht zu übergeben die Fryheit genohmen, um ihme dadurch Gelegenheit zu verschaffen, Ihnen ein paar Augenblike seine ehrerbietige Aufwart machen zu dörffen. Ich beneide den lieben Escher für das Glük dieser Augenblike, 20 die ich E u e r Excellenz so gern für mich selber einmahl rauben möchte, indem mich nichts in der W e l t so erfreuen könte, als den Anlaaß zu feinden, Hochdenselben persöhnlich sagen zu könen, wie wahrhafft ich von der ehrforchtsvollsten Hochachtung durchdrungen bin, mit welcher ich die E h r e habe mich zu nennen, hoch25 wohlgebohrner Graff, gnädiger Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

654. An Dr. R a h n . den 27. J e n e r 1786. 30

Lieber, teurer Herr Chorherr! Herzlichen Dank für Ihr gutes P u l v e r ; ich brauche es würklich mit sichtbarem Erfolg für meinen Magen und befinde mich sehr wohl. Hiermit folgt endlich mein Plan, oder villmehr vorläufig hingeworffene Gedanken zu einem P l a n ; er mag gut oder schlecht

234 syn, wenn nur die Sach angehet und Intresse feindet, so wird unsre Arbeit den Plan schon abschleiffen und gut machen. Grüßen Sie mir die Mitglieder dieser Correspondenz herzlich und empfehlen Sie mich ihnen! Mit den hiesigen Mitgliederen der Correspondenz werde jez ungesäumte Einrichtung treffen, damit 5 wir in ein paar Wuchen unsere Arbeiten anfangen könen. Wenn dieses in Ordnung, so ist mein Endzwekk, der Geselschafft einen Plan zu einer zweiten Comission einzusenden, nemlich zur Untersuchung alles dessen, was den Handwerks- und Nahrungsstand des niederen Bürgers antrifft. Auch hierüber 10 möchte ich correspondirende Mitglieder aufsuchen, um in Detail die Wege zu erforschen, in welchen der Bürger in diesen beschrenkten Beruften glüklich syn und seine Kinder wohl erziehen kan, und ebenso die villfachen Abwege, auf welchen der Bürger by diesen beschrenkten Erwerben da hinabsinken muß, wohin wir so ville 15 unsere Mitbürger hinabsinken sehen. Wollen Sie die Gütigkeit haben, vorleufig disen Endzwekk einigen unserer Mitglieder zu comuniciren, um zu sehen, ob ich mich mit Sicherheit auf thätiges Intresse für den Gegenstand verlassen köne? Wenn man einigen Frauen von Erfahrung für unsere Er- 20 ziehungscorrespondenz Intresse geben könte, so würde ich es für ein wahres Glük halten. Ich bitte, by nechster Versamlung der Geselschafft anzufragen, ob Mitglieder syen, die Kinder aus unserem Weisenhaus für sich selbst oder durch ander Leut mit Mitgliedern unserer Erziehungs- 25 comission verbinden könten, und ob man nicht gut feinde, Herrn Helfer Herder mit dieser Comission in Verbindung zu bringen. Leben Sie wohl, mein Bester, ich bin unter starken Zerstreuungen denoch mit wahrer Wärme an das Verheltnis gebunden, das mich so innig an Sie anbindet. Lassen Sie mich Ihnen immer 30 empfohlen syn und glauben Sie mich imer mit Dank und Liebe ganz den Ihrigen Pestalozzi. P. S. Ich möchte unsere Erziehungscorrespondenz pro Quartal Bengger von Göttingen comuniciren und auch ihn in dieses In- 35 tresse ziehen; wie kan ich ohne große Kosten Päkgen von etlich Bogen nach Göttingen senden? Auch das bitte ich Sie, den Herrn von der Erziehungscomission zu sagen, wenn sie etwann Erzieher und Erzieherinen zu

235 dieser Correspondenz zuziehen könten, so sollten Sie solchen erkleren, daß mann monatlich von den Einzelnen sehr wenig erwarte und daß die Sach nur durch ihre Ausdehnung und durch den Grad der Verschiedenheit der Gesichtspünkten, folglich durch 5 die Menge der mitverbundenen Beobachter wichtig werden köne. Die Sach sollte aufs höchste ungenirt und das Mitwiirken Leuten aus allen Stenden und Classen liecht syn. Je einfacher und kürzer wir anfangen, desto besser wirds gehen. 655. io

Herren "Laue et C. à Wildegg. den 9. Februar 1786.

Ich getraute mir nicht, dem Mann by der Unsicherheit des Wetters gemahlte Tücher mitzugeben; aber wir haben ungemahlte nothwendig. Ich bitte, ihm eine Bürde zu geben, is Pestalozz. 656. Herrn Laué et C. à Wildegg. den 10. Februar 1786. Hiermit folgen zwanzig Stukk. Gestern habe 16 empfangen; ao aber das Büchli ließ der Mann zurük. Ich bitte, diese gesandte und die gestern enpfangene Post darin zu notiren und das Büchli durch Trager dies mir wieder zu senden. Pestalozzi. 657. as

Herren Laue & C. à Wildegg. (16. May 1786). Ich ersuche diesmahl, Überbringer anstatt Tücheren nur Färb als Rükfuhr zu übergeben, weil wir Tücher für heute überflüssig haben und die Färb, so wir brauchen, für ein Kind zu schwer were.

30

Dero ergebenster Diener Pestalozzi.

236 658. [An Laue]. den 4. Juli 1786. Insonders hochgeehrtester Herr! Hiermit folget endlich, was ich Ihnen schon so lang schuldig war und schon so lang ver- 5 sprochen. Verziehen Sie diese Nachlessigkeit ! Empfehlen Sie uns Ihrem Frauenzimmer und sägen Sie uns den Tag, an welchem diesen Wuchen Ihnen gelegen ist, daß wir Ihnen unsere Aufwart machen könen. Ich habe die Ehre, mit wahrer Hochachtung zu syn io Dèro gehorsamster Diener Pestalozzi.

659. Herren Laue et C. à Wildegg. den 18. September 1786. 15 Hochgeehrte Herren! Hiermit folget Dero Rechnung vom Äugst. Bitte, dieselbe zu revidiren, und habe die Ehre, mit Hochachtung zu syn Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

660.

20

Herren Laue & C. à Wildegg. (den 26. September 1786). Hochgeehrte Herren! Ich habe by Zehlung der restirenden Stukken anstatt 106 gefunden, daß 107 da sind, und infolgedessen mit heute eins als empfangen in Ihren Büchelgen nachgetragen. 25 Bitte Sie, sich in Ihrem Buch darnach zu conformiren; womit die Ehre habe, hochachtend zu syn Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

237 661. Herren Laue & C. à Wildegg. den 27. September 1786. Hochgeehrte Herren ! Sie könen darauf zehlen, daß Ihre Stukke 5 noch einmahl und mit müglichster Sorgfalt gezehlt worden und daß nicht mehr als 107 da sind. Wenn Sie sich aber erinneren wollen, daß wir auch schon einmahl eines zu vili gefunden und eingetragen haben, so werden diese zwei zu ungleicher Zeit gefundene Stukk villeicht würklich diejenigen zwey ausmachen, die Ihnen io mangeln. Byligend folget das begehrte alte Notizbüchli nebst einigen Briefen, die ich bitte, mit der heutigen Post abgehen zu lassen ; womit nebst höflichem Salut verharre Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

is

662. An Jacques Pestalozzi.

[nach 1786],

Lieber Jaques! Mit Wehmuth und Betrübtnis sehe ich aus Deinem Brief an die liebe Mama, daß Dich Dein Übel wieder be20 fallen. Aber denke, lieber, lieber Jaques, was mir begegnet! In dieser Nacht, an diesem Sontag träumte mich, Dein Uebel befalle mich selber. Ich sehe noch jezo meine Beine sich bewegen, ich höre noch mein Schreyn, ich sehe noch jezo einen Artzt by mir stehen, mich by der Hand fassen, mir Trost zusprechen. Ich erinnere mich 25 bestirnt seiner Worten : Förchtet Euch nicht, aber nemet zu Jesu Christo und zum Gebeth Eure Zuflucht, so wird Euch gehulfen werden ! Da ich erwachte, glaubte ich eine Weile, es seye würklich wahr, daß mich Deine Krankheit befallen. Ich lag im Schweiß, meine Beine waren wie abgeschlagen, und ich brauchte Zeit, mich so zu überzeugen, daß es nur ein Traum ware. Sey versichert, Jaques, daß alles dieses mir am Samstag oder am Sontag nachts, ich weiß nicht genau mehr welche, begegnet. Es ist mir in verschiedenen Absichten wichtig. Vor allem aus zeiget es mir, daß mein Herz Dir nahe ist. Denn muß ich Dich

238 fragen: Erinerst Du Dich, daß Du in dieser Nacht an mich gedacht? E s wäre mir sehr wichtig, dieses zu wüssen. Denn, 2°. führt mich dieser T r a u m zu dem Wesen Deiner Cur. Seelenruh ist das einige Mittel, das gestörte Gleichgewicht Deiner K r ä f t e wieder herzustellen, und die Hinlenkung unserer Ge- 5 danken auf den allmächtigen und allgütigen Vater der Menschen ist in den Stürmen des Lebens das einige Mittel, seine Seele in R u h e und zufriedener Stille zu erhalten. Lieber J a q u e s , laß meinen Artzt Deinen Engel syn, der Dich zu G o t t und J e s u hinführt ! 10 Ich bin ein armer Y a t t e r , ich habe Dich auf der W e l t nicht so glüklich gemacht, als ich wohl wünschte, daß Du es wärest. Aber Du hast einen Y a t t e r im Himel, der alles ersetzen kan, was ich versäumt. W i r f Dich in die Arme dieses Vatters, vergiß die E r d e und nehre in Deinem Inersten einen reinen, heiligen Sinn für alles 15 G u t e ! B e t e um die Gemüthsruh, die Deine Krankheit zu heilen vermag, und laß Dich in den Geschefften Deines Berufs nicht in Unruh sezen! Ich will helfen, wo Hülf nöthig. Liebe die Deinigen, denk früh und spat an das Gute, das sie Dir alle thun und gern thun, und erquike Dich m i t allem, was zu innerer Zufriedenheit 20 Deines Herzens nothwendig i s t ! Habe Vertrauen auf mich, öffne mir Dein Herz und laß uns Hand in Hand in dieser nichtswürdigen W e l t m i t edlem, ruhigem Herzen dem Zihl eines Lebens entgegen [gehen], dessen Ende der Anfang einer Erlösung aus wahrem Ellend i s t ! 25 Lieber, ich dachte auch oft hier, der mitgebrauchte Magnetismus habe das vorige J a h r vieles zu Stillstellung Deines Übels b y getragen. W e n n Du an das Mittel glauben kanst, so fang es wiederum an, und Gott sterke die Hand, die Dir dienet! 30 Grüß mir alle! Sage allen, mein Herz sy voll von Dank und Liebe, und ich bette a l l e u m Verziehung für meine Unart und Schwäche. Gott sy mit Dir, mein teures, liebes, einziges K i n d ! Ich schreibe den Brief! unter tausend Trehnen und drukke Dich 35 innig an mein Herz. Wolle G o t t , daß sein E i n h a l t Einfluß auf Dich habe und Du Dich meinem Herzen nahest, wie ich dem Deinen nahe bin. Schreibet mir auch alle umstendlich, ich will denn auch allen schreiben ! Aber wenn ich es auch nicht thue, so bin ich doch b y 40

239 Euch, und meine einzige Freude ist meine Hoffnung, Euch einst nicht ganz unüz zu syn. Lebet alle wohl, helfet alle mit mir meinem lieben, lieben, lieben Jaques! Ihr sind mir dann alle gewüß lieber, als wenn Ihr 5 mir helfen würdet. Euer Euch liebende Vatter Pestalozzi v. Neuenhof. 663. An Hohenwart. io

[1787].

Hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr! Durchdrungen von der Gnade Seiner k. Hoheit nehme ich die Fryheit, Euer E x cellenz zu bitten, den erhabenen Fürsten meines erforchtsvollen Danks zu versichren, und ebenfahls von der Wohlgewogenheit 15 Euer Excellenz gerührt, nehme ich die Fryheit, Euer Excellenz es mit gerader Offenherzigkeit zu gestehen: Ich bin in meiner Lag nicht placirt, meine Kentnisse practisch anwenden [zu können]. Sint meinen frühesten Jahren war das Fach der Gesezgebung und Volksbildung die Lieblingsneigung meines 20 Lebens und ist es noch bis auf diese Stunde. Ich that in der Einsamkeit meines Landsitzes, was in meinen Krefften war, in disen Fächeren auf sichere Fundamente zu komen, und [suchte] nun mehr als zehn Jahre die wahren Lagen des Volks und alles dessen, was auf seine Stimmung Einfluß hat, in einer anhaltenden Reyhen 25 von Erfahrungen ke[nnen zu lernen]. Aber nunmehr sehne ich mich denoch, einst meine Zelle [zu] verlassen, um für diesen Gegenstand mehr zu thun, als nur bloß für denselben zu träumen. Selbst der Vorschritt in meinen Kenntnissen fordert jez Ändrung meiner Lag. Die Vervollkomung des 30 Wahren in meinen Gesichtspunkten hanget vili davon ab, daß ich die Menschen in höhren Stenden eben so wohl kenen lehrne, als ich die der niedren kenen gelehrnt. Das Geheimnis der wahren menschlichen Gesezgebung ruhet auf der Kentnis der inersten Wünschen der obren und untren Stenden. 35 Es wird mir Bedürfnis, die wichtigsten Gesichtspunkte meiner Erfahrungen neher, tiefer und allgemeiner zu prüfen, und dieses

240 kan ich nicht befriedigend als im Dienst eines ; Fürsten und in Verheltnissen mit Menschen, die in diesen Gegenständen practisch arbeiten. In dieser Rüksicht glaube ich Euer Excellenz ersuchen zu dörffen, Ihro königlichen Hoheit meinen erforchtsvollen Wunsch vorzutragen, in Hochdero Dienste zu tretten, um unter. 5 dem Schuz Seiner königlichen Hoheit durch practischen Einfluß auf das Wohl einiger Mentschen arbeiten zu könen. Darf ich Euer Excellenz bitten, in diesem Fahl Seiner königlichen Hoheit meines getreusten Diensteifers zu versicheren, und im Fahl Ihro königliche Hoheit diese Bitte genehmiget, [werde 10 ich suchen, die] Wahrheiten meines Lienharts, die, so lang sie nur auf dem Papir sind, immer wiedersprochen werden, durch sorgfältige und gemeßigte practische Versuche in ihr wahres Licht zu setzen.

664.

is

[An Effinger]. Neuenhoff by Brugg, den 7. Jener 1787. . . . als an welchem Tag der Lehenzins von 1788 verfallen syn wird und zalt werden soll. Genehmigen Sie diesen Vorschlag, so will ich ihn in alle rechts- 20 förmliche Ordnung bringen, die Sie zu Ihrer Sicherheit werden nötig feinden. Ich bin fremd in diesem Land, und mein Eigenthum stekt in einer Besizung, die einer sehr großen Erhöhung ihres Werths fehig, aber vast über meine Kreffte ist. Ihre Güte kan für mich die wich- 25 tigsten Folgen haben, so wie Ihr Entschluß, das Capital schnell zu forderen, da ich als ein Fremder Schwirigkeiten habe, auf Güter Gelt zu finden, mich in die größte Verlegenheit sezzen würde. Ich nehme also nochmahl die Fryheit, Sie um Genehmigung meines Vorschlags zu bitten, welches der einzige mügliche ist, 30 den ich gegenwertig, ohne mich großem Schaden auszusezzen, thun konte. Ich will die Verschreibung meines Lehenzinses Ihnen so sicher machen als müglich, und wenn Sie in den drei ersten Jahren 150 Gulden annehmen, in den lesteren Jahren die Zahlungen auf 35 200 bis 250 Gulden stellen.

241 Es ist mir selber an nichts so vili gelegen, als mein Gut zu entledigen. Erlauben Sie, daß ich dise Gewogenheit mir von Ihnen als eine Gonst ausbitte und mich Ihrem Wohlwollen empfehle und die 5 Ehre habe, mit Hochachtung mich zu nennen Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 665. Herren Laue & C. à Wildegg. io

(9. März 1787).

Hochgeehrte Herren! Hiermit folget die Rechnung vom Jener und Hornung. Da der Jener nur einen Zahltag hatte, verspätete ich seine Einsendung bis mit dem Hornung. Ich habe die Ehre, mit Hochachtung zu syn Dero gehorsamster 15 Diener Pestalozz. Bitte ab mich, daß ich immer mit meinen Brieffen Müh mache.

666. Herren Friedrich Münter von Kopenhagen à la poste restante in Weimar.

2o

franco Schaffhausen.

(Aarau), den 30. April 1787.

Lieber Freund ! Es freute mich sehr, daß Sie mir endlich Nachricht von Ihnen gaben, und ich eile, Ihnen auf Ihren Brief vom 25 19. dies nach Weimar zu antworten. Mein Buch ist nun heraus, aber ich weiß noch nicht, wie sich meine Mitbürger daby benehmen werden. Ich habe es Ihnen durch die Buchhandlung Fueßli & Cie. über Leipzig nach Copenhagen gesandt; es kam würklich auf die Meß. Nun fange ich an dem Plan und an dem 30 Stoff zu einem Versuch über die Menschen und ihre Führung über16

Pestalozzi Briefe I I I

242 haupt zu samlen und zu diesem Endzwekk zu l e s e n , eine neue Carriere für mein Alter. Wenn Sie von Weimar aus mir nicht das Gegentheil rathen, so sende ich mein Buch nach Florenz und hoffe, Sie haben — prevenirt. Mein Hang, einen practischen Versuch der Ausführung meiner 5 Ideen machen zu könen, steigt mit jedem Tag, und ich fange würklich by der Leitung meines Sohns, der sint ein paar Wuchen von Basel zu mir zurükgekomen, an, ihn zur practischen Ausführung einige dieser Begriff zu bilden. Und wenn Sie meinen lesten Bogen werden empfangen haben, so werden Sie noch mehr von der 10 Sicherheit und Unverfänglichkeit meines Wegs überzeugt werden. Ich bin begierig, was Graf von Zinzendorf mir schreiben wird, und werde es seiner Zeit Ihnen melden. Ich fand die byden von Pape noch einmahl in Basel, redte aber nichts Besonders und vom Orden gar nichts mit ihnen. Zimer- 15 mann gab ihnen für Docter Zimermann mein Buch mit. Ich kan nicht begreifen, daß die E x c r e m e n t e von Jesuiten in B a y e r n ihren Unsinn auf diesen Grad treiben, und kome vast auf die Gedanken, die feinere P r o j e c t e des Ordens werffen diesen Unsinn, der im Grund keine gute Folgen für ihre wahren 20 Zwekke haben kan, der Welt bloß dar, um ihre Augen mit Staub zu füllen und sie von dem Geist ihrer klügeren M a s c i n a t i o n e n abzulenken. Ein Orden, der solche dumme Streiche macht, ist nicht gefährlich, sollte man denken ; aber wenn sie solche dummen Streiche machen, damit man denke, er sy nicht gefährlich, so ist 25 es würklich arg. Lavater und Pfeniger, die Guten, sind würklich im Gedreng, und sie retten sich nicht, wenn sie sich nicht von ihrer Schreibseligkeit zurükziehen. Ihre Freunde sollten es ihnen rathen. Ich sah Pfeniger; er klagte mir bitter, die philosophische Party sy 30 ungerecht und sy nicht imstand, in irgend einer Sach der Wahrheit die Ehre zu geben, wenn sie noch so heiter überwiesen sy; bestetigte diese Meinung in dem Betragen dieser Party gegen J a kobi, und insoweit, glaube ich, hat er nicht unrecht. Die armen Leüte Lavater und Pfeniger glauben den Mitelpunkt jesuitischer 35 M a c h i n a t i o n e n gegen das Christenthum im I l l u m i n a t i s m e zu finden, und Lavater nent den Orden in seiner zweiten Rechtfertigung gerade heraus einen Spionenorden. Ich werde, da man in Zürich weiß, daß ich mit dem aufgehobenen Orden in Verbindung stund, danach trachten, aus den nunmehr in München 40

243 publiciiten geheimen Schriften, so man by Durchsuchung eines Hauses gefunden, zu überzeugen suchen, daß der Orden nicht in der Beförderung des Berliner Deismus den Mitelpunkt seiner Endzwekk und seiner Thetigkeit habe, wie Lavater und Pfeniger 5 glauben; ich habe Auszüge aus diesen O r i g i n a l d o c u m e n t e n gesehen und bin höchst begierig über das Ganze. Es ist mir leid, daß Rahn nicht Frymaurer werden will. Für mich erwarte ich mit Ungedult hierüber Ihre Brieffe von Regenspurg. Aber ich muß Ihnen, Freund, zum voraus sagen: In meiner 10 Lag kan ich jezo keine Ausgaben auf mich nehmen, um hierzu zu gelangen. Zimmermann sähe ich sint Ihrem Lesten noch nicht, aber seine Frau. Ich sagte ihr, was Sie mir schreiben, aber sie sagte, ihr Mann habe mit Ungedult Brieffe von Ihnen erwartet. Schreiben 15 Sie ihm um so vili mehr, da ich ihm Ihre Brieffe nicht senden kan, und, Freund, eilen Sie, mich mit dem Orden eng zu verbinden. Meine Tage schwinden dahin, und der Jahre, in denen ich noch nüzzen kan, sind nicht mehr ville. Leben Sie wohl und syen Sie immer, was Sie in den Stunden waren, in denen ich Sie so herzlich 20 genossen! Gottes Segen sy mit Ihnen und mit Ihrem Sie ewig liebenden Pestalozz. Freund, ich habe keine Silhouette von mir; wenn Sie aber eine wollen, so lasse ich mir eine machen.

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667. Herren Laue & C. à Wildegg. den 16. May 1787.

Hochgeehrte Herren! Hiermit folgt meine Rechnung bis May und ein Brief, den ich nach Arau zu senden bitte, so Ich empfehle mich Ihnen und bin stets hochachtend Dero gehorsamer Diener Pestalozzi.

244 668. S. T. Herren Chorrherr und Doctor Rahn by Haus. [um 1787], Hochgeehrter, lieber Herr Chorrherr! Ich ersuche Sie, der lob. 5 Geselschafft vorzustellen, daß mir unter dem 10. dis von Bern aus von einer Dame geschrieben worden, daß sie von gutem Ort aus Zürich vernohmen, die 1786 geschehene Subscription für einen edlen, aber unglüklichen Jüngling, den sie kent, habe 20 à 25 neue Louisdor betragen, und mich bittet, ihr Licht zu geben, io wie dieses Gelt verwendet worden. NB. zu H ä n d e n Z ü r i c h e r , d i e es w u n d e r e n : Dieses Gemisch von Impertinenz von Zürich aus konte nicht anders als mir Müh machen. Das einige Mahl in meinem Leben habe ich mich mit einer solchen Comission beladen. Der Betrag der Steur war 15 sieben neue Louisdor; die stellte ich dem Freund zu, und noch mehr. Und jez ist man von Zürich aus insolent genug und insinuirt, ich habe 20 à 25 für ihn empfangen. Ich hette erwartet, daß niemand in der Geselschafft davon geredt hettet. Aber noch mehr hette ich erwartet, daß nicht so unrichtig davon geredt 20 würde, und ersuche die Geselschafft, in Zukomft in Rüksicht auf solche Gegenstend die müglichste Sorgfalt in Absicht auf das Stillschweigen zu verwenden. Ich habe mit der ganzen Heftigkeit meiner beleidigten Empfindung nach Bern geschrieben. Leben Sie wohl, lieber Herr Chorrherr, und glauben Sie mich 25 i mer mit wahrer Hochachtung Ihren Pestalozz. 669. An Graf Zinzendorf. Neuenhoff, den 26. May 1787. 30 Hochwohlgebohrner Graff, gnädigster Herr! Indem ich Euer Excellenz endlich den lesten Theil meines Buch zuzusenden die Ehre habe, nehme ich die Freyheit, Hochdieselben zu bitten, denjenigen Theil dieser lesten Bögen, der die Volksgesezgebung betrifft, als ein an Euer Excellcnz gerichtetes Memoire über diesen 35 Gegenstand anzusehen, indeme nichts als die Ehrforcht gegen

245 Euer Excellenz mich gehintert, diesen Theil Ihnen in diesem Gesichtspunkt zu wiehen und diese Bitte öffentlich an Sie zu thun. Ich hatte schon vor villen Monaten gehoffet, Euer Excellenz diese Bögen zusenden zu könen, und habe mich dadurch so lang 5 aufhalten lassen, Ihnen für die Ehre Ihrer Zuschrift vom 1. Äugst 1786, sowie für die Güte, die Sie gegen die Junker Escheren gehabt, ehrerbietig zu danken, indem ich Euer Excellenz nicht durch allzuöftere Briefe wollte beschwerlich fallen. Ich gestehe Ihnen, edlester Graff, frey, daß ich sehr begierig io bin zu erfahren, ob auch dieser vierte Theil des Buchs unter meinen Mitbürgern ebenfahls ein so vom ersten verschiedenes Schiksahl haben werde. Wenn die höheren Classen der Menschen würklich unendlich wenig fürs Allgemeine denken, so sehen selbige hingegen wie alle 15 Mentschen mit großer Aufmerksamkeit auf ihren Nuzzen, und wenn es würklich nicht zu hoffen ist, daß diese Class Mentschen jemahls allgemein die menschliche Glückseligkeit „mit einem ruhigen, unbefangenen Geist und aus den richtigsten, von vorgefaßten Meinungen und Vorurtheilen befreyten, auf Ebenmaß, 20 Gerechtigkeit und allgemeinem Wohlwollen gegründeten Grundsezen beförderen werden, so bleibt der erleuchteten Menschheit denoch immer offen, ihre Führer auf ihr eigen Intresse aufmerksam zu machen und auf dieser Bahn dieselben zur Mitwürkung für die Verbesserung der Umständen des Mentschengeschlechts 25 thätig zu machen. Ich that mein Möglichstes, den Gegenstand in diesem Theil nach diesem Zwekk zu bearbeiten. Aber ich sehe, daß auch hierin weiters zu komen unumgänglich practische Versuche nothwendig sind, und wollte ohne Rüksicht auf meine Privatglükseligkeit so 30 gern mein Scherflein dazu bytragen, daß ich, wenn Euer Exellenz die Grundseze dieses vierten Theils in Rüksicht auf die praktisch mügliche Art der Anbahnung einer besseren Volksgesezgebung in ihren Haupttheilen nicht unrichtig feinden werden, dannzumahlen es wagen werde, Euer Exellenz einen Wunsch, den mein Herz mir 35 zur Pflicht macht, zu äußeren; villeicht mündlich, denn ich hoffe innert einem Jahr die Reise durch Teutschland, die ich schon lang vorhatte, machen und dann mit mehreren Menschenfreunden über die Ausführbarkeit meiner Ideen mich unterhalten zu könen. Ich wagte es, das Buch auch dem erlauchten Fürsten von Tos40 cana zu senden.

246 Der Byfahl und das Wohlwollen seiner Exellenz des Oberstkamerers Graffen von Rosenberg ist mir ungemein schäzbar. In Ihren Gegenden steigt so villes, das die größten Hofnungen für die Zukomfft erregen kan; by uns nihmt es ab. Die erlauchtesten Regenten, selber Fellenberg schreibt mir: „Von unseren verdor- 5 benen Republiquen hoffe ich keinen Vorschritt für das Volk". Es ist demütigend für uns, aber wahr: der Vorschritt der ächten Volksführung muß in den Cabinetern weiser Fürsten vorbereitet werden; von uns her komt dieser Vorschritt gewüß nicht mehr — wir s i n d g e w e s e n . 10 Ich habe Lavater sagen lassen, daß Frau von Biede seiner in einem Brief an Euer Exellenz gedacht. Der gute Mentsch verwikelt sich immer tieffer durch die Gewaltsamkeit seiner Imaginationstheologie und schadet der Welt würklich, die er mit seinem Herzen hette glüklich machen könen, wenn er reiff geworden 15 were, eh er geschrieben und eh er berühmt worden. Ich sende Euer Exellenz Gegenwertiges durch Freulein von Souhtner, die Schwester der Frau von Hallweil, die nach Wien zurükkehrt. Ich habe die Ehre, hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr, 20 mich mit Ehrforcht zu nenen Euer Exellenz gehorsamster Diener Pestalozzi. 670. A son Excellence Monsieur le comte de Zinzendorf et Pottendorf, Commandeur de l'Ordre teutonique, Conseiller intime actuel et Chambelan de sa Majesté l'Empereur, Ministre et Controllern· général des finences etc. à Vienne. franco N[ürn]berg — de Schafh[ausen].

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Neuenhoff, den 17. Jener 1788. Hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr! Was Euer Exellenz in Dero Lestem von den Schwirrigkeiten in Rüksicht auf die praktische Ausführung der Grundseze Arners bemerken, ist allerdings von sehr großem Gewicht ; insonderheit ist die Vertheilung 35 der Orthsunterthanen unter ville Dominien einer auf die Civilbildung der Menschheit zu gründenden Volksgesezgebung auf-

247 fallend sehr nachtheilig. Denoch aber erlauben mir Euer Excellenz, zu bemerken, daß Arners Gesezgebung villeicht ein halbes Mentschenalter bloß durch das P r i v a t i n t r e s s e mehrerer oder weniger, in der Kentnis einer besseren Volksführung vorgeschrit5 tener und i n d e r A u s ü b u n g d e r s e l b e n i h r e n N u z z e n s u c h e n d e r M e n s c h e n m ü ß t e angebahnt und also allmehlich zu ihrer Reiffung gebracht werden. Und nun scheints mir, dieses P r i v a t i n t r e s s e , welches unumgenglich als die feste und unverenderliche Grundlag der Sach anzusehen ist, werde einen jeden 10 einzelnen Mann, der irgendeiner auf reale Volksbildung zu gründenden Unternehmung fehig, von sich selbst dahin lenken, diesen Schwirrigkeiten für seinen besonderen Plan einzeln auszubiegen, und z. E. in der Wahl des Plazzes, wo er sich fixieren würde, Örter auszusuchen, wo entweder diese Vermischung der Domi15 nien nicht s t a t t h a t , wie dieses nach Ihnen selber in einigen Gegenden von Böhmen der Fahl ist, oder wo die Schwirrigkeit dadurch gemessiget wird, daß an einem Orth weit die Mehrheit der Unterthanen der Herschafft zugehören, oder endlich, wo die verschiedenen Dominien für einen Orth einstimmig die Ausführung dieser 20 Grundsezen wünschen würden. Zudem halte ich für wahrscheinlich, daß, wenn die Bauren eines Dorfs sich schon mit m e h r e r e n Dominien wegen der Contribution verrechnen müssen, so stehen dieselben denoch a l l e mit der O r t h s h e r s c h a f f t in solchen Verheltnissen, daß ihre oekonomische Ausbildung d i e s e r oder einem 25 Unternehmer, der die Rechte und Lag d e r s e l b e n zu solchen Zwekken benuzzen wollte, immer an sich vorteilhaft syn müßte. Ich glaube sogar in diesem Gesichtspunkt die Müglichkeit vorauszusehen, wie Ortsherschafften durch Etablierung solcher, die oeconomische Umstende ihres Orths merklich verbesserenden 30 Volksbildungsanstalten dahin komen könten, sich wegen der Contribution für die ihnen nicht angehörige Dorfeinwohner mit den fremden Herschafften zu gegenseitigem Vortheil zu verstehen, und durch diesen Schritt diese fremden Bauren dem Zustand ihrer eigenen insoweit neher zu rükken. 35 Und wenn auch dieses nicht statthaben würde, so würden in allen Fehlen durch solche Versuche an jedem Orth nothwendig alle theilhabende Dominien zugleich gewünnen, und folglich könte unmüglich der Wiederstand dagegen auch in dieser Lag a l l g e m e i n syn. Desnahen halte ich solche Versuche auch an sol40 chen Orthen für nicht a l l g e m e i n unausführbar, und dieses um

248 so vili mehr, da in der Befolgung von Arners Grundsezen eine sehr große Gradation s t a t t h a t und genzlich nicht zu hoffen ist, daß schon gegenwertig irgend jemand an irgend einem Orth by solchen Versuchen a l l e Gesichtspunkte dieses Gesezgebers umfassen werde, sonder villmehr nichts anders zu erwarten ist, als daß mit 5 Zeit und Glük von den Endzwekken Arners hier dieses, dort jenes einzeln werde nachgeahmt und nach Umstenden von Zeit, Orth, Lag und Tallenten des Unternehmers von dem einten mehr und von dem anderen weniger davon wird versucht werden. Ebenso unstreitig ist hinwieder, und es erhellet auch aus eben 10 berührten Rüksichten, wie wesentlich zur Anbahnung solcher Gesichtspunkten eine zu diesem Staatsendzwekk eigens bestirnte und dafür eingerichtete Erziehung einiger Edelleuten were, und unstreitig ist, der Staat könte kaum etwas Bessere thun als — diese Kleinigkeit. Aber ehe dieses geschehen syn wird, glaube ich 15 dennoch, daß unter den Tausenden vom Adel, ohne daß sie eben eigens zu diesem Zwekk erzogen syn müßten, denoch ihrer ville mehr oder weniger zur Ausführung dieser Zwekken beyzutragen ebensowenig g a n z ungeneigt als g a n z ungeschikt erfunden werden möchten. Es sind ja so ville von diesem Stand, deren Schik- 20 sahl sie auf eine Leutenantsstell oder auf ein gehemtes und oft gekrenktes Landleben reducirt; sollten von s o l c h e n nicht gern ihrer ville auf Domainen, die dem reicheren Adel gehören, auf dieser Bahn ein leichtes, seliges, ehr- und verdienstvolles Leben selber suchen und wünschen, und sollten sie nicht liecht dahin komen, 25 wenn es einmahl dem höhren Adel ausgemacht syn wird, daß die oeconomische Volksbildung Gelt eintragt und daß sie auf ihren Herschafften dem ärmeren Adel m i t ihrem Vorteil Stellen zu vergeben haben, die besser sind als kleine Stellen by der Armee? Sollte auch dieses nicht, sonder villmehr in unserem Jahr- 30 hundert noch müglich syn, daß der ärmere Adel es noch a l l g e m e i n unter sich achten würde, sich zum Vortheil des reicheren Adels und des Staats also wegzuwerfen und auf den Dörfferen zu vergraben, so glaube ich denoch, ville der ersten Edlen Oestreichs würden es nicht unter sich achten, bürgerlichen Unter- 35 nehmeren, die in Befolgung von Arners Grundsezzen Mittel zu Gründung oeconomischer Etablissements suchen würden, ν o 11k o m e n e S i c h e r h e i t eines gehörigen Mitgenusses der Folgen des Wohlstands, den sie durch das Verdienst ihrer Volksbildung erziehlen würden, zu e r t h e i l e n . Und mehr als dieses fordert ein 40

249 Mann, der die Folgen einer wahren Volksbildung kent und imstand ist, eine solche an Orth und Stell durchzusezzen, nicht. Syen Sie sicher, gnädiger Herr, ein Man, der machen kan, daß das Volk vili verdient, braucht selber wenig und forderet nichts! Ich 5 wiederholle, wenn der Adel einmahl die Vorteile seiner disfeligen L a g kenen und lernen wird, das M i ß t r a u e n der soliden bürgerlichen Unternehmer durch zuvorkomendes Anerbieten eines beruhigenden Grads von Sicherheit für den Genuß ihrer Verdienste zu b e s i e g e n , so werden bloß dadurch dem Staat von allen Seiten 10 sich eine Menge Wege zu allmehliger Anbahnung einer nach und nach einzulenkenden allgemeinen Volksbildung sich eröfnen. Und wenn ich endlich ganz mit Euer Excellenz übereinstimme, daß die Grundsezze dieses Jahrzehends, welche das Band zwüschen Herschafften und Unterthanen immer mehr zu zerstören iö suchen, den Endzwekken einer solchen Volksbildung ohne anders sehr hinterlich seyen, so muß ich dann hinwieder bemerken, daß ich gegen dieses wichtige, aber doch praecaire Zeitübel kein besseres Mittel kenne als weises Particularbemühen, diese Bande wieder enger zu knüpfen, und die dem Souvrain so wichtige oeco20 nomische Volksbildung scheint mir bestirnt der Gesichtspunkt zu syn, nach welchem es müglich syn sollte, diesem wichtigen Endzwekk entgegenzuarbeiten. Wenn einmahl der Staatsgewünst solcher Anstalten durch Erfahrungen erheitert syn wird, so wird mann sich über das dis25 feiige Intresse des Souvrains nicht mehr irren, und die Sachen werden sich dann wie von sich selber wieder in ihre natürliche Ordnung und dahin lenken, das Band zwüschen Ortsoberkeiten und Ortsunterthanen wieder wenigstens für solche Endzwekke enger zu knüpfen. Die Irrthümer der A l l g e m e i n h e i t unserer 30 Zeitphilosophie fangen sich von allen Seiten an aufzuklären ; sie werden auch in diesem Fach der Wahrheit und der Erfahrung weichen, aber diese Erfahrungen müssen angebahnt werden. Dadurch allein, gnädiger Herr, wird es müglich syn, den Führeren der Menschheit endlich einmahl allgemein die Uberzeugung abzu35 nötigen, daß die Verbesserung der Umstenden des Menschengeschlechts ihr eigener Nuzzen sy. Desnahen scheint es mir auch, mann sollte für diesen Endzwekk, durch dessen Erreichung, wie Euer Exellenz selber sagen, alles für die Mentschheit gewunen syn wird, auch alles Mügliche versuchen. Ich halte es ganz außer 40 Zweifel, sobald mann die Völker lehrnen wird, durch A u s b i l d u n g

250 und A n s t r e n g u n g ihrer Krefften ihr Glük zu suchen, so wird mann dann ganz liecht dahin komen, die Fürsten zu überzeugen, daß e i n e s o l c h e A r t Verbesserung der Umstende des Menschengeschlechts ihr eigener Nuzzen sey. So lange wir aber mit der Ausbildung der Mentschen nicht d a h i n rukken, sonder die 5 Mentschheit immer mehr in unverdienten Genießungen und in Entfehrnung aller auf Anstrengung ruhenden Ausbildung ihr Glük suchen [wird], so sehen die Fürsten m i t W a h r h e i t ein, daß die guten und oft allzuguten Umstende einer also gestirnten Menschheit ihnen nicht dienen und oft Gift für den Staat sind. 10 Die Folgen dieser Uberzeugung auf die Mesüren der Fürsten und auf die Irrlenkung ihres Egoisme sind natürlich, aber die Mittel dagegen fallen auch auf. In meinem Vatterland, gnädiger Herr, haben einige Geschefftsmänner und Magistraten meinen vierten Theil vorzüglich gelobt; 15 die Leserwelt fand ihn von pag. 164 an langweilig. Die meisten unserer Gelehrten feinden meine Philosophie, die der ihren nicht gleich ist, falsch; ihrer ville heißen sie d e r b und geben ihr den Nahmen Corporalsphilosophie, da ich sie doch auch Leutenantsphilosophie hieß. Ville gute Schweizerbürger, die ohne Volks- 20 kentnis von Volksfryheit träumen, feinden Arner und seine Grundsezze despotisch. Keine von den zwei Partyen unserer Geistlichkeit, die philosophische nicht und nicht die ortodoxe, ist mit mir ganz zufrieden. Das Routinevolk aller Art sagt, ich t r ä u m e ; einige ehrliche Leute sagen, daß sie mich hie und da nicht verstehen, 20 und meine Freunde machen mir Einwendungen, die meine Begriffe berichtigen. Bis jezo aber ist mir noch keine einzige Recension dieses vierten Theils zu Gesicht gekomen. Seine königliche Hoheit, der Großherzog von Florenz, haben das Buch so gnädig aufgenohmen, daß selbige mir durch den 30 Grafïen von Hohenwarth erlauben wollen, über die Gegenstende der Volksbildung und alles dessen, was ich zur Beförderung des Wohlstands und der Aufklerung des Volks müglich und thunlich achte, immédiat an Höchstdieselben schreiben zu dörfen, welches ich würklich vor ein paar Wuchen angefangen zu thun. 35 Nach Wien werde ich gewüß komen, sobald mein Schiksahl es mir müglich macht, meiner so lang vorgehabten Reise durch Teutschland mit Ruhe einige Monate zu gönen; und ich freue mich sehr, dannzumahlen mich einige Augenblikke mit Euer Exellenz unterhalten zu könen, welches ich schon lange gewünscht. 40

251 Erlauben mir Euer Excellenz, Sie zu bitten, Seine Excellenz den Oberistkämerer Graffen von Rosenberg meiner ehrerbietigsten Hochachtung zu versichern, und Ihnen für die Wohlgewogenheit dieses Herren, die ich Ihnen schuldig bin, höflich zu danken. 5 Mein Freund Battier ist vili mehr, als ich von ihm sagte und sagen konte; er ist der Sohn von demjenigen, den Sie 1764 in Basel sahen. Ich habe die Ehre, hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr, mich in die Fortsezung Ihrer hohen Wohlgewogenheit ehrerbietig io zu empfehlen und mit wahrer Hochachtung mich zu nennen, hochwohlgebohrner Herr, gnädiger Graff, Euer Exellenz gehorsamster Diener Pestalozzi.

671. 15

An Herren Pfarer Lavater in Zürich. Neuenhoff, den 29. Dezember 1788.

Die Persohn, deren fehlerhafften Umriß ich Ihnen zeigte, ist für ein paar Wuchen in Zürich. Ich weiß, Sie fassen ein Gesicht gern 2o ins Aug, das männliche Festigkeit in einem solchen Grade, wie ich sie noch in keinem Weib fand, mit einem gleich großen Grad sich hingebender und ganz aufopfernder Güte verbindet, in sich selbst, vast dürfte ich sagen, v a s t immer und v a s t ganz in dem Sinn, wie Sie das Wort in Ihren Regien § 205 nehmen, — human 25 ist — und a l l e s um sich her humanisiert. Dieses Gesicht, das gewüß die innere Erhabenheit seines geprüften Caracters Ihrem Forscherauge ganz zeigt, wollte ich Ihnen zeigen und schreibe Ihnen diese Zeilen, damit ich einen Anlaaß habe, die Persohn Ihnen zu schikken. 30 Feinden Sie vili weniger, als ich ahnde, so bitte ich Sie um ein Wort Ihrer Wahrheit; ich lege die ganze Last meiner Lebenswünschen auf die Schultern der Persohn, die vor Ihnen steht, und ich weiß, Sie kennen den Mann kaum, der mir, wie ich bin, in dem, was ich bedarf, mehr leisten könte.

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Könen Sie, so machen Sie selbige über irgend eine Menschlichkeitsangelegenheit reden, und ich bin überzeugt, Sie feinden sie nicht unter meinem Urtheil. Syen Sie glüklich und glauben Sie an die wahre Hochachtung, mit welcher ich mich nenne Ihren Freund und Diener 5 Pestalozzi.

672. Herren Pfarer Lavater in Zürich. Neuenhoff, den 18. Jener 1789. Bester Herr Lavater! Sie haben meinem Sohn Liebe erwiesen 10 und Gutes gethan. Er wünschte mit Sehnsucht, Sie kenen zu lernen, und Sie haben seinen Wunsch über sein Hoffen und Erwarten erfüllt. Empfangen Sie, bester Herr Lavater, den herzlichsten Dank seiner von Ihrer Güte gerührten Elteren, und lassen Sie uns auch Ihrer Gemahlin unsere Danksagungen und 15 Empfehlungen höflich anbieten! Erlauben Sie mir, wenn ich Sie wieder sehe, Ihnen einige Fragen über dieses Kind vorzulegen. Ihre Antworten werden mir Wegweisung syn. Auch meine liebe Näff, auf die ich villes baue, stelle ich Ihnen 20 wieder vor Augen; ich fände es auch, daß im Schattenriß ihre Güte nicht merklich ausgedrükt. Gönen Sie ihr, wenn Sie könen, einige Augenblike; ich muß mich sehr irren, wenn Sie weniger feinden, als ich erfahren. Leben Sie wohl, edler Menschenfreund; empfangen Sie noch- 25 mahl meinen herzlichen Dank für meinen Sohn und erlauben Sie, daß ich ihn forthin Ihrer Liebe ehrerbietig und angelegentlich empfehle! Ich bin mit Hochachtung und Dankbarkeit, lieber Herr Lavater, Ihr verpflichteter Freund und Diener 30 Pestalozzi.

253 673. An Lavater. Neuenhoff, den 26. Jener 1789. Lieber Herr Lavater! Ich will diese Zihlen nicht abgehen lassen, 5 ohne auch von meiner Seiten Ihnen herzlich für die leste Liebe, die unserm Papa selig das Herz noch so angenehm erquikt, herzlich zu danken. Ihr Sie wahrhaflt hochachtender Pestalozzi. io

674.

[An Joh. Martin U steri], den 29. Oktober 1789. Insonders hochgeehrter Herr! Ich danke Ihnen mit warmem Herzen für Ihre Güte und freue mich Ihrer Kunst. 15 Der besoffne Lienhart ist vortreflich, und der Vogt und Arner ebenso. Wenn ich wünschen dörfte, so were es nur, daß der Vogt etwas fetter und schwacher vorgestellt würde. Er scheint noch in seinen vollen Krefften zu syn, und das ist er im Buch nicht. 20 Verziehen Sie die Fryheit dieser Bemerkung und lassen Sie mich hinzusezzen : Es forderte mehr Kunst, ihn zu zeichnen, wie er ist, als wie ich ihn wünschte. Ich wünsche das Kind auf dem Grab seines Vatters bym Mondschein eben so wie Sie, und denn danke ich für den kömftigen 25 Theil: Die Herren Vorgesezten, wie sie vor zwölf Betelbauren, die ihre Hüte aufhaben, auf den Knieen abbiten. Der Vogt nach seiner Krankheit an der Krükke, da er sich gesund stellt, und ein Bauer, der ihm lächelnd sagt, er sy so eilend. 30 Wie Gertrud der Meyerin die schöne Stuben des armen Rudis zeigt. Das Portrait Helidors, des Staatsminister, ähnlich mit Füeßlis Teufel. Sylvia, wie der Mezgerhund ihre Kleider verschrenzt; der 35 Mezger in der Entfehrnung bym Wald.

254 Teresen, wie sie den vom Hund gebissenen Mann in einer armen Stuben auf ihrem Schooß besorgt. Carl, wie er den einten Hund an der Hand hat und dem anderen zurükruft und nach lauft, dem armen Manne, dem der Jäger den Hund angehezt, zu helfen. 5 Dann Arner im Kreis der Kinder, die ihm danken ; die Rikkenbergerin gibt ihm einen Bündel Bauwollengarn. Und einmahl den Junker Glülphi, Schollenberger und den Pfarrer, ratschlagend by einander. — Sobald ich kan, kome ich nach Zürich und freue mich, Ihnen 10 mündlich für Ihre Güte zu danken. Nehmen Sie vollends nur diejenigen Scenen, deren Darstellung Ihnen selbst intressant vorkomt! Ich bitte Sie, handien Sie hierin vollkomen fry und seyen Sie für imer meines aufrichtigsten Danks sowie der wahren Hochachtung versichert, mit welcher ich die 15 Ehre habe zu syn, meines insonders hochgeehrtesten Herren gehorsamster Diener In Eil.

Pestalozzi.

Für den ersten Theil wünschte ich keine andere Scenen als die, so Sie selbst ausgewehlt. 20

675. (An Herrn Rathsherrn Füßli beym Feuermörsel Zürich). (Neuhof bey Birr, den 10. Februar 1790). Lieber Herr Ratherr! Das Berngebieth ist in verschiedenen 25 Absichten für den Endzwekk des guten Herr Berghoffers mehr als andere Cantons unschiklich. In Bündten, dachte ich, sollte er bey dem großen Mangel an Cultur, der dort herscht, immer noch als Sprachlehrer eine Nebenresourssen feinden. 30 Am besten were es, mann fende einen Landgutsbesitzer, der ihm für kleine Aufsicht und dergleichen Dienste einige oeconomische Vorteile erteilen würde. Es ist so oft der Fahl, daß Land-

255 güterbesizer so für etwas weniges gern einem solchen Menschen sich attachiren würden, daß ich denke, wenn er ville Freunde feindet, die sich in dieser Rüksicht für ihn verwenden, so sollte mann doch eine Auskomft für ihn feinden. 5 Ich will von Herzen mitwürken, soweit meine Bekandschaften gehen. Ihr Pestalozzi. 676. (An Ratssubstitut von Wyß). io

Neuenhoff, den 18. Februar 1790.

Wohledelgebohrner, lieber Junker Ratssubstitut! Eine kleine Abwesenheit ist die Ursach, daß ich Ihnen nicht früher auf Ihr schäzbares Schreiben geantwortet. Sie haben mich mit Ihrem Buch angenehm überrascht; ich erkene mit Dankbarkeit Ihre mir 15 so schätzbare Freundschaft und freue mich herzlich dieser Probe derselben. Das Werk selber mußte mich wie jeden Züricher intressieren. Wir waren glücklich, da Staatsmänner wie Escher unter Mitregenten lebten, die nicht zu hunderten sich einbildeten, Mini20 sterialfehigkeiten zu besitzen wie er. Die immer höher steigenden Anmaßungen der einzelnen Regierungsglieder erschweren in unseren Tagen würklich großen Männern nur ihre Last. Zu Eschers Zeiten waren doch noch nicht alle Zumftvorgesetzte Staatsräthe. Unsere Alte subordinirten die Glieder der großen Rathsver25 samlung den geprüften Krefften würklicher Staatsmänner mehr als wir, und ich glaube, es sye ein sicherer, aber sehr mißkandter Grundsaz : J e beschrenkter die Anmaßungen der einzelnen Regierungsglieder in einer Republik, desto sicherer, größer und entscheidender ist der Einfluß würklicher großer Staatsmänner in 30 derselben, und umgekehrt, die Anmaßungen der Menge bringen Verwirrung in die heitersten Gesichtspunkte, unterdrüken das Genie und machen den Staatsmann dem Schwatze unterliegen. Freund, Ihr Papa hat gewüß mehr Arbeit als Escher, und ich wette, die eingebildete a l l g e m e i n e Aufklerung legt ihm oft 35 Hinternisse in den Weg, die beim schlichten Menschenverstand der 200 Zunftvorgesetzten alter Art Escher nie in den Weg gekomen.

256 Bern hat unendlich mehr Mittel, seine 200 allgemein Regierungsfehiger zu bilden, und doch drükt auch dort die Anmaßung der Menge den wahren und größern Staatsmann. Aber ich rede von Dingen, die außer meiner Sphere sind. Verziehen Sie! E s fiel mir im Lesen des Ganzen auf, daß die Lage 5 Eschers als Bürgermeister angenehmer und krafftvoller war, als sie unter unseren Herren syn möchte, und ich möchte einmahl, wenn ich könnte, gern die Frage erörtert sehen : Ist es in einer Republic, deren Grundeinrichtung so fest an beschränkte stetische Municipalregulierung gebunden, das Beste, die Krafft von 200 Zumft- io vorgesetzten-Corps ins Unendliche zu versterken und in alle Theile imediat und mit fürstlicher, allen Wiederstand ganz aufhebender Entscheidung würken zu lassen, oder villmehr die Krafft der Häupter des Staats sowie der kleineren Circuì der Regierungscorps in Cameren und Zümften bis auf einen ge- 15 wüssen Grad mehr einzeln zu versterken, um von einem jeden Regierungsglied diejenige Regierungsfähigkeit zu benutzen, deren er fehig? Ich fühle wohl, der Fürst wäre dann minder sichtbar, aber ich halte dafür, das Glück einer kleinen Republic bestehe eben in seiner Unsichtbarkeit, wenn dieselbe mit gebildeter Krafft 20 der Regierungsglieder verbunden. Das Problem würde tief in den Geist unserer Verfassung hineinführen, deren Natur ich, wenn ich Zeit hätte, studiren würde. Aber ich halte Sie, die dieselbe kenen, mit meinen Träumen über das, was ich nicht kene, auf. Verziehen Sie, ich liebe mein 25 Vatterland, aber so entferhnt von ihm begegnet es mir oft, daß ich träume, wenn ich von ihm rede. Lassen Sie mich Ihnen noch danken für den wichtigen Bytrag unserer Geschichte, deren edle Einfalt mich reizte. Es ist das erste Buch in meinem Leben, in dem ich den Geist des zürcherischen 30 Staatsmans mit Muth, Offenheit, Würde für den Staat und zugleich mit einer auf alle Seiten schauenden Klugheit also durchscheinen sah. Ich empfehle mich der Fortdauer Ihrer Freundschaft und bitte Sie, mir zu erlauben, mich und meine Liebste Ihrer Frau Ge- 35 mahlin ehrerbietig zu empfehlen, und zu glauben, daß ich mit wahrer Hochachtung auf imer syn werde, wohledelgebohrener, lieber Herr Rathsubstitut, Dero gehorsamster Diener und Freund Pestalozzi.

257 677. An Laue. den 6. Merz 1790. Der Mahlermeisterin ist sint abgeschlossener Rechnung zu be5 zahlen : 1789 Dec. den i 1. und den 25. 200 B[atz]en 1790 Jener 9. und 23. 200 Febr. 6. 20. 200 Merz 6. 100 io 700 Batzen Daran empfangen in 3 neuen Louisdor 480 Rest 220 Restirt mir also auf Rechnung der Mahlermeisterin zu empfangen Bazen 220; L[ivres] 22. is Pestalozzi.

678. An Lorsa. [Frühjahr 1790]. Freund ! Hiermit folget die begehrte gedrukte Willensmeinung. 20 Sie ist durch verschiedene Zufälle verspätet worden. Ich will gern die Gegengründe gegen Juwalte in einem kurzen und heiteren Blatt zusamenziehen. Begierig were ich, das Dankopfer auf den Nachhall zu sehen und zu wüssen, wie der Originalbogen aufgenohmen worden. 25 Ebenso wünschte ich, den Grund zu wüssen, worum die Classification der Mehren nicht mehr zu drukken nötig, und wenn Sie könen, mir mit Details an die Hand gehen, welche die Herte der Bündtner Constitution in Absicht auf Verweisung von Pfarrer und Hintersassen ins Licht setzt, so Ich kan nicht begreifen, worum Mieg nicht antwortet. In Wien nehmen die Sachen durch den Tod des Keisers wahrscheinlich eine ganz andere Wendung, und ich denke zum Vorteil Veltlins. 17

Pestalozzi Briefe I I I

258 Ich wünschte zu wüssen, was von den Beschuldigungen, die Lehman den ersten Deputirten dises Lands macht, zu halten. Syen Sie glüklich und glauben Sie mich immer auf Ihren Gegenstand aufmerksam! Ihr Freund Pestalozz. 679. An Graf Zinzendorf. Neuenhoff, Canton Bern, den 19. Juni 1790. Hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr! Nachdem die Republik Bündten den Aufenthalt ihrer protestantischen Familien io in Clefen und Veltlin als dem 33. Articul des Meilendischen Capitúlate entgegen anerkent und die Auswanderung derselben würklich befohlen, haben es die hierin intressierten Particularen Pündtens denoch wieder dahin bringen könen, diesem, die italienischen Provinzen beruhigenden Schluß der Republik entgegen, durch 15 das Mehr der Gemeinden von neuem erkennen zu lassen, by Ihro apostolischen Majestet um die Annullierung dieses 33. Articuls des Meilendischen Capitúlate unter dem Vorwand der Religionsduldung anzusuchen. Da es aber um nichts weniger als um Religionsduldung, sonder 20 um die Soutenierung eines dem herschenden und dem unterthenigen Land gleich schedlichen Famillenzwangs zu t h u n ist, und die Folgen der Gnade Seiner Majestät, dieses Ansuchen zu gewähren, sowohl für Bündten als Veltlin schädlich werden, hauptsächlich aber dem lesten Land die wesentlichsten Vorteile seiner 25 Privilegen entreißen würden, so habe ich Euer Exellenz hiermit gehorsamst anfragen wollen, ob ich es wagen dörfe, einige Bemerkungen über diesen Gegenstand an höchste Behörde einzusenden, und wie dieses geschehen köne, ohne zu gefahren, von der Gegenpartey entdekkt zu werden, indem diese, die im Nahmen des so Souvrains ihre Privatendzwekke betreibt, einem Particularen, der ihr entgegenhandelte, in hiesigen Landen gefährlich werden könte. Allerhöchste Majestät haben mir zwahr in Florenz zu erlauben geruhet, imediat an Allerhöchst Dieselbe schreiben zu dörfen. Ich denke aber, daß ich in den gegenwertigen Umständen fehlen 35 würde, wenn ich dieses wagen sollte ; denoch habe ich zur Absicht, sobald ich meine Umarbeitung von Lienhart und Gertrud voll-

259 endet, Seiner Majestät ein Memoire über die Verbindung der Beruffsbildung mit den Volksschulen einzusenden. Euer Excellenz erlauben mir villeicht, dasselbe seiner Zeit Ihnen einzuschließen. 5 In Hoffnung, die Gewogenheit Euer Exellenz verziehe mir die Freyheit dieses Schreibens, habe ich die Ehre, mit schuldigster Hochachtung mich zu nenen, hochwohlgebohrner Graff, gnädiger Herr, Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 10

680. Herren Stadtvogt von Tscharner, von Chur, by Herrn Operator Meyer, in Zürich,

den 1. Juli 1790. Insonders hochgeehrtester Herr! Ich gedenke am Montag Morgen in Zürich zu syn und Euer Excellenz by Herrn Meyer nachzufragen. Ich ersuche Sie, Vorsorg zu thun, daß wir uns ohne merkliches Aufsehen in oder außer der S t a t t einige Stunden sehen können. Wenn Sie am Montag Morgen mir darüber einen Avis 20 zum Pflug oder Schwarzen Horn zusenden wollen, so werde ich mich darnach richten. Die Antwort auf des Recensenten Betrachtung ist fertig und hat nur noch Ihre Revision nothwendig, die wir uns höflich ausbitten. Herr Lorsa empfiehlt sich Ihnen nebst mir, und ich habe die 25 Ehre, mit der vorzüglichsten Hochachtung zu syn Ihres insonder hochgeehrtesten Herren gehorsamster Diener Pestalozzi. is

681. Herren Stadtvogt von Tscharner by Herrn Operator Meyer, in Zürich.

30

Neuenhof, den 8. Juli 1790. Hochgeehrter Herr! Sintdem ich Sie letzhin gesehen, habe von mehreren Seiten vernohmen, daß gewüsse Große ausstreuen, man 35 suche einen Totalumsturz der Verfassung in Bündten, und es

17*

260 stehe dem Land eine der französischen ähnliche Revolution vor. Diese Ausstreuungen haben zum offenbaren Grund, die Urheber der Addresse in der Eidgenossenschaft zu verschreien. Darum glaube ich, daß die Publication Ihres unterschriebenen Memoire, welches so laut diesen Ausstreuungen entgegenredt, mit der 5 größten Eilfertigkeit befördert werden sollte, und überhaupt sind alle Schritte, welche der Eidgenossenschaft zeigen, daß es um die Erhaltung und nicht um die Umkehrung der Verfassung zu thun, wichtig. Die Antwort, die ich bey meiner Zurükkomft auf die Ihnen 10 bewußte richtige Anfrag fand, setzt mich in die Lage, jetz und in Zukomft berichten und, wie ich hoffe, gegen Übereilung und Erschleichung in jedem Fahl mit Erfolg würken zu können. Aber auch die fehrneste Ahndung dieses Umstands könnte schedlich werden. Es muß ein Geheimnus ζ wüschen uns bleiben. Β [ansi] 15 schreibt uns von Neuheiten, die in Bündten begegnet und die wir durch Sie vernehmen können. Darf ich Sie bitten, uns, was Wichtiges vorgefallen, zu berichten; besonders wünsche ich zu vernehmen, ob die Berichte wegen der Unterschrift der Addresse aus Paris endlich beruhigend sind, auch, was es mit der Suspension 20 von B[ansi] für eine Beschaffenheit habe. Wegen bewußter Schrift habe ich das Nötige besorgt. Wenn bym lesten Synodus von neuem Schritte wegen des 33 ten Artikels begegnet, so wünschte ich solche sehr zu wüssen, weil ich überhaupt die Schritte und Bewegungen, durch die man das Volk zu 25 dem Anhalten nach W[ien] gebracht, in ihr Licht zu setzen mir vorgenohmen. Ich empfehle mich Ihnen ehrerbietig und bin mit Hochachtung Dero gehorsamster Diener Pestalozzi. 30 P. S. Da ich schnell antworten muß, so bitte mir dasjenige, was ich zu wissen nothwendig habe, mir durch nechste Post von Mitwuchen zu schreiben und den Brief auf Hallwil zu addressieren.

261 682. [An J o h . Martin Usteri]. Hallweil, den 19. Juli 1790. Insonders hochgeehrtester Herr! Es machte mir schon lesthin 5 Müh, zu sehen, daß ich Ihre Güte mißbrauche und daß Sie vast umüglich Zeit haben, sich mit Zeichnungen für mein Buch zu bescheinigen. Denoch lege ich wieder eine Note von Scenen aus dem vierten Theil bey, von denen Sie villeicht das einte oder andere zu einer io Skize schiklich feinden möchten. Drungenlich bitte ich Sie, meine Fryheit nicht für Zutringlichkeit zu achten, und wenn Ihnen die Erfüllung meiner Wünsche nicht müglich, mir es, sobald Sie wüssen, was Sie nicht zu machen Zeit finden, zu sagen. Ich werde die Güte nie verschulden könen, is mit welcher Sie meinen ersten Theil Ihrer ihn so sehr verschönerenden Mithülfe würdig geachtet haben. Verziehen Sie die Mühe, die ich Ihnen verursachet, und glauben Sie, daß ich mit der vorzüglichsten Hochachtung auf immer die Ehre habe zu seyn, insonders hochgeehrtester Herr, 20

Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

1. Michel, ein Bauer, von einem Hund am Schenkel verwundet, liegt in einer Baurenstube auf e i n e m B a n k , ohnmächtig, den 25 Kopf auf dem Schoß von Teresen, die im vollen Staat ist, und mit den Füßen in den Henden Arners; nebenzu steth der kleine Sohn des Junkers. Oder die gleiche Scene, wie der Verwundete an der Hand des kleinen Sohns des Junkers vom Schloßhof weggeth. Auf einer so Altane im Schloß ist Sylvia, die über den Don Quixotten-Bub, der mit dem Kerl Mitleiden hat, spottet. Der geschlagene Hund geth kriechend von dem gebissenen Man weg, schon in einer Entfehrnung. IV. Theil pag. —

2. 35

Im vierten Theil die Geschichte des Ritters, p. 95 und 96.

262 3. Der Stattsminister Bylifky in einer Schulstuben neben dem hinkenden Leutenant ; es sind Spinreder in der Stuben und Bücher auf den Spinnrederen. 4. 5 Amer unteredt sich in seiner Stuben, da er sich wieder von der Krankheit erhollet, mit mehreren Bauren von Bonal über die Einrichtungen im Dorf. Auch hier ist der Glülphi, ein blessierter Leutnant, gegenwertig. Oder er ist mit den Kindern Bonais in einem Saal; in byden io Fählen noch schwach, in einem Krankensessel. 5. Arner in der Kirchen, da alles Volk knieend Gott für seine Rettung danket. Er allein steth noch, bestürzt, in einer Attitude, die zeiget, daß er empfindungsvoll selbst auf die Knie zu fallen ge- is neigt ist. Unter den Knieenden fallen Terese, der Leutenant und der Pfarrer auf. 229, IV ter Theil. VI. Hümmels Tod, 242—243, im IVten Theil. VII. 20 Die Bauren bym neuen Untervogt Meyr, da er ihnen vorrechnet, wie sie sich steuerfrey und bodenzinsfrey machen könen. Der Meyer, ein starker, schöner Baumwollenhändler, aber sich in Festigkeit auszeichnend; die Scene ist 375—76 des IV. Theil. VIII. 25 Helidor sucht den Fürsten von den Endzwekken Amers abzulenken, p. 409 und folgende, IV. Theil. IX. Der krume Leutenant, wie er mit dem Untervogt Meyer und dem Pfarrer von Bonal in der Stuben eines schlechten Zucht- 30 hauses steth und auf ein paar Gefangene zeigt. Oder das Gleiche in einem schlechten Weisenhaus, wo er unter einer Gruppe eilender Kinder auf ein paar zeigt, die noch zu erretten sind.

263 683. An Graf Zinzendorf. Neuenhof! by Brugg, den 19. Juli 1790. Hochwohlgebohrner Graf, gnädiger Herr! Eine kleine Ab5 Wesenheit von Haus ist die Ursach, daß mir das Schreiben Euer Excellenz vom 30. pass, einige Tage später, als dasselbe angelangt, zu Händen gekommen. Ich eile in Gefolg desselben, Ihnen einige Bemerkungen über die zwüschen dem ehmahligen Herzog von Meiland und der Re10 publik Biindten zu Gunsten ihrer italienischen Unterthanen geschlossene Convention hiermit beyzulegen. Verzeihen Sie mir und bewürken Sie mir Verzeihung, wenn dieselben der Einsendung unwürdig sind, und meine Vatterlands- und Volksliebe mich zu einer Übereilung in dieser Sach veranlasset, is Die Vorsehung hätte den größten Wunsch meines Herzens, einige mir seit zwanzig Jahren immer gleich wichtige Begriffe über die Volksbildung einer entscheidenden Prüfung unterwerfen zu können, mir nicht befriedigender erfüllen können als dadurch, daß Seine Majestät der König und Euer Excellenz dieselbe einiger 20 Aufmerksamkeit würdigen. Mir ist dieser Gegenstand so wichtig, daß alle andern dagegen für mich allen Reiz und alles Intresse verlieren. Auch werde ich eilen, Euer Excellenz das Memoire über denselben einzusenden; überzeugt, daß die Gnade des Königs und die Wohlgewogenheit 25 Euer Excellenz auch Irrthum und Schwäche, wenn selbige mit anwendbarer wichtiger Wahrheit verbunden, verzeihen werden. Erlauben Euer Excellenz, daß ich, mit dankbarer und ehrerbietiger Hochachtung mich Euer Hochgebohren empfehlend, die Ehre habe, mich zu nennen, hochgebohrner Graff, gnädiger Herr, 3o

Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

264 684. An Graf Zinzendorf. Neuenhof by Brugg, Canton Bern, den 28. Augst 1790. Hochgebohrner Graaf, gnädiger Herr! Indem ich die Grundsätze verehre, nach denen Seine Majesté, der König, geruhet, der s Rep. Btindten ihre Bitte zu bewilligen, so bleibt mir über diesen Gegenstand nichts übrig, als noch einmahl mit Ehrforcht um Verziehung zu bitten, daß ich es wagte, in dieser Angelegenheit zutringlich zu seyn. Gegenwertig sende ich Ihnen in Gefolg Ihrer Erlaubtnis die io Skize eines Memoire über die Verbindung der Berufsbildung mit den Volksschulen. Ich habe meine Bemerkungen um so mehr verkürtzt, da ich den nemlichen Gegenstand in der neuen Ausgab von Lienhart und Gertrud ausführlich behandle. Der zweite Teil des Buchs wird nechstens die Preß verlassen, und ich werde die Frey- 15 heit nehmen, die zwey ersten Teile des Buchs sogleich Euer Excellenz zuzusenden. In Absicht auf den gegenwertigen Gegenstand, den ich als die Sach der Menschheit ansehe, glaube ich Euer Excellenz nicht verhehlen zu dörfen, daß ich von Herzen wünsche, Seiner Majesté 20 meine geringe und schwache, aber ehrforchtsvolle und getreüe Dienste in tiefster Unterthänigkeit anerbieten zu dörfen. Meine Pflicht ist ebenfahls, beyzufügen, daß ich mich zwahr selbst unfehig achte, meinen Vorschlag in allen seinen Theilen a l l e i n auszuführen. Ich bin hingegen überzeugt, daß, wenn Seine 25 Majesté die Ausführung eines solchen Probversuchs zu genehmigen belieben würden, ich in denjenigen Teilen der Sach, zu denen ich persöhnlich nicht fehig, um so mehr Hülfe finden würde, da das Unternehmen von einer Natur ist, daß, wenn nur sein Anfang müglich gemacht wird, die weitere A u s d e h n u n g d e s s e l b e n 30 durch die Aussichten, welche es dem Privatintresse mehrer Handelshäuser ertheilen würde, so v i e l a l s v o n s i c h s e l b s t erfolgen müßte. Indem ich meine Vorschläge als die Angelegenheit derMentschheit der erleuchten Prüfung Euer Excellenz mit Ehrerbietung 35 unterwerfe, empfinde ich das Unschikliche, dieselbe Ihnen als meine Angelegenheit zu empfehlen. Dennoch wage ich es, Ihrer edelmüthigen Gewogenheit gegen mich versichert, zu äußern,

265 daß die Sehnsucht, in diesem Gegenstand praktische Dienste leisten zu könen, alle Wünsche meines Lebens verschlingt, und daß ich keine Laufbahn zu schwer und keine zu niedrig achten werde, die mir zu Erziehlung von Aussichten, die ich durch eine 5 vollendete P r ü f u n g der Grundsetzen der Berufsbildung des Volks erreichbar sehe, Wege bahnen werden. Erlauben Euer Excellenz, daß ich mit der ehrerbietigsten Hochachtung die Ehre habe, mich zu nennen, hochgebohrner Graaf, gnädiger Herr, Euer Excellenz gehorsamster Diener 10

Pestalozzi. 685. An Nicolovius. [gegen Ende 1791],

Wenn ich den schrecklichen Lauf der Dinge sehe und, im Be15 wußtsein meiner Kraft, den unbefangenen Menschen aus allen Ständen Wahrheiten zu sagen, die ihnen niemand sagt, meine Pflicht fühle, dann werfe ich mein Auge auf Sie und sage mir selbst: Ich darf jeden Wunsch meines Herzens in das Ihrige legen; ich weiß, Sie leihen meiner nahenden Schwäche den Arm 20 Ihrer Jugend, und mit Ihnen vereinigt, werde ich durch viele Menschen, die ich ohne Sie nicht finden würde, zu meinem Ziel und über mein Grab hinaus wirken. Dann wächst mein Muth und mit ihm der Drang meines Herzens, die Kenntnisse und Erfahrungen vieler Menschen, die Wahrheit und Liebe auf andern 25 Wegen fanden, mit den meinigen zu verschmelzen. Ach, ich erwartete es in meinem Leben nicht mehr, die allgemeine Mißkennung, die mein Schicksal über mich verhängte, enden zu sehen!... 686. so

An Nicolovius. 7. November 1791.

Seit langer Zeit war es einer der lebhaftesten Wünsche meines Herzens, einen oder mehrere junge Männer zu finden, mit denen ich bei meinem nahenden Alter mit Vertrauen über die Erfah35 rungen meines Lebens reden und denen ich mit Sicherheit, nicht

266 mißverstanden zu werden, auch noch unreife Wünsche in den Schooß legen könnte. Denken Sie meine innigste Befriedigung, in Ihnen einen solchen Mann gefunden zu haben, wie ich mir ihn t r ä u m t e und wünschte, einen Mann, dessen Denkungs- und Empfindungsart so vielseitig mit der meinigen harmonirt, daß meine 5 Endzwecke von ihm in ihrer ganzen Ausdehnung übersehen und in allen Beweggründen gefühlt werden können. Ich könnte von der Vorsehung kein größeres Glück wünschen und bitten, und mit diesen Empfindungen, lieber, edler Mann, schließe ich Sie an mein Herz und freue mich Ihrer Freundschaft! . . . Aber erwarten Sie 10 nicht zu Vieles von mir! Die Erschöpfung meines Lebens wird mich frühzeitig und unreif verwelken machen. Meine schönen Tage sind dahin; schon jetzt hemmt E n t k r ä f t u n g den Muth meiner Seele, und das Nahen der Abstumpfung vieler ihrer Kräfte ist entschieden. Was ich als Jüngling durch mich selbst suchte, suche 15 ich jetzt durch Andere. Ach, Freund, wie ein Greis suche ich jetzt zu meinen Endzwecken einen Stab, an den ich mich hinlehne, und freue mich wie ein Kind, wenn ich hier und dort einen Mann finde, der die leichtere oder schwerere Bewerkstelligung meiner Absichten zu prüfen würdiget. Ach, Freund, ich dachte einst, vor 20 diesem Alter dahin zu kommen, daß jene keiner P r ü f u n g weiter bedürften, aber mein Schicksal setzte mich u m ein halbes Menschenalter zurück. Dennoch scheint am Ende meiner Laufbahn mir wieder Hoffnung, und ich nähre in mir den mich befriedigenden Glauben, in der Schwäche meines Alters das wieder grün- 25 den zu können, was ich im Feuer der Jugend verdorben. Bald bin ich frei und ungebunden an irgend einem Fleck dieser Erde und werde dann diejenige Stelle zu meinem Aufenthalt zu wählen eilen, die mir zur Erzielung meiner Endzwecke in Hinsicht auf die Beleuchtung meiner Begriffe über die Volkserziehung die schick- 30 lichste scheinen wird. Möchte sie nahe bei Ihnen und in Ihrem Vaterlande sein! Bleiben Sie mein Freund, auch wenn Sie alle Schwächen meines Lebens und meines Alters gesehen! Auch dann, ich bitte Sie darum, bestreben Sie sich nicht weniger, das Wahre, das Sie in meinen Plänen erkennen, zu befördern, und je größer 35 Sie meine Schwäche im Vergleich mit denselben finden, desto mehr bieten Sie mir Ihre liebreichen Hände ! . . .

267 687. [An Battier].

[gegen Ende 1791],

Ich empfieng mein Pächgen von Biel erst vor etlichen Tagen 5 über Wildeg und wartete so lang, Dir zu schreiben, um nicht im Fahl seines längeren Ausbleibens zweimahl schreiben zu müssen. Ich weiß, Du glaubst um deswillen nicht, daß ich Dir weniger danke. Die Grundsäze, zu welchen Du meine Aufmerksamkeit hingelenkt, werden mir mit jedem Tag wichtiger, und sie geben io der Ausarbeitung meines lesten Theils von Lienhart und Gertrud eine G r ü n d u n g und eine H a l t u n g im Ganzen, zu der ich diesen Theil ohne Deine Hülfe nicht gebracht hette. Freund, wenn Du es immer wiedersprichst, so werde ich es immer wieder sagen: Das Schwache meiner Wahrheit wird dieselbe 15 für mich ewig unütz machen, wenn Du sie nicht durch Deine Kraflt unterstützest. Aber wenn Du es thust, so werde ich ganz zu der Bahn, zu der ich hinlenke, tüchtig werden, und die Nachwelt wird die Hand des Mans segnen, der einen armen, verlohrnen Menschen dahin geführt, wohin Du mich führen kanst und führen 20 willt. Freund, ich werde syn, was Du aus mir machst, und nicht syn und trotz alles meines Bestrebens nicht werden, was Du nicht aus mir machst. Im Gefühl meiner Ohnmacht erliegend, ganz im einzigen Traum meines Lebens verlohren, für alles andere unbrauch25 bar, muß ich ein eilendes Ende nehmen, wenn Du mich nicht zu meinem Zihl führst. Aber Du wirst mich dahin führen, mein Vatter ! Du hast Dich meines Ellends erbarmet. Du hast in der Zerrüttung meiner Sinnen, in der Abschwachung meiner Krefften und selbst in der Ver30 geßlosigkeit meiner Pflichten mein Bestreben zum Guten gesehen und mein gutes, zur Aufopferung für andere bereitwilliges Herz gesehen; Du wirst mich nicht verlassen! [Meine neue Sa]che, ich weiß, daß Du sie nicht liebst, aber [sie ist eine Sache, deren] ich fehig, und auch die einige, in der ich 35 Deine Regel, [die Wahrheit] zu sagen, befolgen kan; * * * mit denjenigen], auf welche Du ** bei [Zin]zendorf hingelenkt, den Umständen, auf [welche gestützt er mit den Wünschen] des Keisers Übereinstimen bewiset. Ich sehe die Wahrheit des Ganzen, aber es fragt sich da : Wird

268 durch diesen Grundsaz nicht viele Wahrheit underdrükt und der allgemeine Vorschritt der Menschen in ihren Erkentniskräften gehemt? Ich meine, diese Folge sey nicht nothwendig. Wenn das Erkentnisvermögen auf nahe, einen jeden Menschen eigens angehende Gegenstände gelenkt wird, so wird es dadurch gewüß 5 nicht geschwächt, weil es noch so sehr von allem Alienen abgezogen wird. Es gewinnt in seiner innern Krafft (intensive) weit überwegend, was es an seiner äußeren Ausdehnung (extensive) verliert. Wir unterreden uns einmahl über disen Gegenstand. Nicht wahr, nach dem Neujahr gibst Du mir wieder einige 10 Tage? Sobald ich von Wien Antwort habe, schreibe ich Dir wieder. Ich fahre fort, für die Meinigen zu thun, was in meinen Kräfften ist, und freue mich jeder fehrnen Hoffnung ihres Danks. Lebe wohl, edler Teurer, empfehl mich Frau Battier und danke ihr in meinem Nahmen ! 15

688. [An Nicolovius], Neuenhof by Wildeg, Canton Bern, den 12. Dezember 1791. Freund! Hiermit folgen die letzten Bogen meines Buchs. Ich wünschte, selbige begleiten und mit Ihnen ein paar Stunden über 20 das Ganze meines Systems und meiner Endzwekke reden zu können; aber ich muß warten, und bis die Monate vorüber, in denen Sie noch in Italien bleiben, entwikeln sich in meiner Lage einige Umstände, die mich dann über meine weitere Bestimmung mit mehr Freyheit handien lassen. 25 Ich war vorigen Monat ein paar Wuchen bey Battier, der sich gefreut hette, Sie kennen zu lehrnen. E r scheint sich wieder enger als je an mich zu ketten ; aber sein Gefühl ist zu lebhafft für diese Welt, und sein Kopf leidet von den gewaltsamen Spuren seiner Empfindungen. Auch dieser Aufenthalt hat mich überzeugt, daß 30 in diesem Mann Kräflte liegen, die zusammen genohmen villeicht bey keinem der jetz lebenden Menschen in diesem Grade zu feinden. Wenigstens lehrne ich bey ihm in einer Stunde mehr, als ich sonst, wenigstens bis jezo, noch bey niemand bey Wuchen und Monaten lernte; und ich fürchte, diese große Krafft gehe durch die 35 Unbill der Menschen verlohren. Um so mehr suche ich sie zu be-

269 nutzen und freue mich, daß ich es kan. E r war mit meiner Umarbeitung des Buchs sehr zufrieden und feindt bey vester Befolgung meiner Grundsäze die Ausführung meiner Endzwekke. Die lesten zwei Bogen des Buchs enthalten den eigentlichen per5 söhnlichen Zwekk, den ich mir ins Aug gefaßt ; ich bitte Sie, diesen Ihrer besondern Aufmerksamkeit zu würdigen. Ich beschäftigte mich in Biel meistens mit den Nachforschungen über den Einfluß unserer praecairen Handlung auf die Fundamente unsers bürgerlichen, wirthschafTtlichen und sittlichen Zustande. 10 Die Resultate meiner Nachforschungen sind nichts weniger als angenehm; indessen halte ich es für die Pflicht eines jeden ehrlichen Manns, Wahrheiten, die er seinem Vaterland wichtig glaubt, ihm nicht zu verhehlen. Auch suche ich von allen Seiten meine Begriffe über diesen Gegenstand zu berichtigen, eh ich die Schweitz 15 verlasse. Ich war auch etliche Tage in Bern und fand über mein Erwarten Zutrauen. Die Schweiz ist voll guter Menschen; aber man erkent es nicht, daß das Dasyn dieser guten Menschen eine Folge unserer Freyheit und reiner bürgerlicher Grundsäze, und achtet es nicht, diese Grundsäze zu untergraben. Aber mit ihnen 20 wird auch die gute Menschenrace hinschwinden, und denn werden wir so ausgezeichnet ein eilendes Volk werden, als wir jetzo noch ein glükliches sind. Man hat schon jez fast allgemein kein Ohr mehr für irgend eine bürgerliche Wahrheit, die an die Anmaßungen der Großen anstößt: 25 und diese Verhärtung des inneren Sinns für diese Art von Wahrheiten, auf denen die Fundamente aller unserer Vorzüge ruhen, kan nicht änderst, als uns nach und nach alles nehmen, was wir Vorzügliches haben. Freund, ich liebe mein Vaterland, und diese Aussicht hinter meinem Grab thut mir weh, aber sie ist wahr, so Doch warum verträume ich mich jetz in diesem traurigen Bild? Der Gang der Menschheit im großen wird auch mein Vaterland dahin lenken, wohin die Menschheit im ganzen hinzukomen fehig, und die Wahrheit, die ich dem Vatterland schuldig, will ich ihm sagen. 35

Schreiben Sie mir bald wieder und sagen Sie mir wenigstens, daß Sie mein Lestes empfangen; ich versichere Sie, daß ich mit Sehnsucht auf Ihre Antworten warte und schon oft mit Ungedult nach einer gefragt. Da ich nicht weiß, wo Sie sich jezo befeinden, so lasse ich das 40 Pächgen unter Ihrer Addresse über Genf gehen.

270 Alle Meinigen grüßen Sie herzlich, und alle wünschen Sie bald. Empfehlen Sie mich Stollberg und seinem Haus! Pestalozzi. P. S. Wenn Sie etwas dazu beytragen könen, daß mein Buch in Teutschland Debit feinde, so erleichteren Sie dadurch für die 5 Zukomft meine Wirtschafft und beförderen indirecte alle meine fernem Endzwekke. Nochmahl, leben Sie wohl und vergessen Sie nicht Ihren Sie herzlich liebenden Freund !

689.

10

Herren Professor Münter in Koppenhagen. Neuenhof bey Wildeg, den 14. Dezember 1791. Lieber Münter! Wir zehlen Jahre, sintdem wir uns gegenseitig vergessen zu haben scheinen, und doch ist es mein Fahl nicht, und 15 ich denke, auch nicht der Ihrige. Jez muß ich Ihnen wieder ein Lebenszeichen von mir geben; auch Zimmermann will Ihnen schreiben und Ihnen den Vorwurf machen, da Sie so nahe an der Schweiz waren, so hetten Sie uns einige Tage Ihre Gegenwart schenken [sollen]. 20 Was würden Sie sagen, wenn ich Sie einmahl in Koppenhagen überraschte? Ich bin, sintdem ich Sie sah, fortgefahren, den Lieblingsplan der Volksbildung immer tiefer zu erforschen, und habe Lienhart und Gertrud ganz in diesem Gesichtspunkt vollends umgearbeitet. Ich wünsche, daß Sie ihn lesen, und bitte ihn 25 besonders, Edelleüte und Güterbesizer, die wirtschaftliche Kentnisse haben, auf denselben aufmerksam zu machen, wenn Sie feinden, daß er es verdient. Ihre Güte und Menschenfreundlichkeit nimt es nicht für Zutringlichkeit auf, daß ich Sie recht sehr um Ihr Urtheil über diese 30 Umarbeitung bitte, und besonders, in wie weit Sie die zwei lesten Bogen des dritten Theil, die den bestirnten Plan der Privatunternehmung, die ich wünsche, enthalten, Ihnen ausführbar erscheinen. Ich hoffe, diesen Summer nach Wien zu komen, aber ich zweifle, ob Leopold nicht zu viel Mißtrauen in mich hat, um die Wünsche 35

271 meiner Mentschlichkeit einer Prüfung zu unterwerfen, die über dieselbe entscheidendes Licht geben würde. Ich fürchte, die Informationen, die in der Schweiz von mir genohmen worden, haben mir sein Zutrauen genohmen. Ich kämpfte in Lagen, die mich bil5 deten, zwüschen Ellend und Mangel, aber die Menschen sahen nur mein Ellend ; und jezo, da ich siegte, wird ein jeder, der mir Unrecht gethan, es für die Sach seiner Ehre halten, sein Unrecht zu behaupten. Indessen ist es dann die Sach der Meinigen, dieses Unrecht enden zu machen und die Wahrheit meines jüngeren 10 Lebens durch die Thätigkeit meiner alten Tagen ins Licht zu setzen. Ich werde alles thun, um hierin zu meinem Zihl zu gelangen, und glaube es meinen Nebenmenschen so wohl als mir selbst schuldig, die vielseitigen Erfahrungen meines Lebens über diesen Gegenstand auch praktisch in dasjenige Licht zu setzen, is welches erforderet wird, die Schläffrigkeit des Zeitalters über diesen Gegenstand aufzuwekken. Indessen ist es Schande, daß ich mit Ihnen immer nur von mir rede. Doch geschiehet es gewiß nicht aus Mangel von Intresse für alles, was Sie, edler Mann, betrifft. Ich werde die angenehmen 20 Stunden nicht vergessen, die ich an Ihrer Seiten verlebt, und jede Nachricht von Ihrem Wohlbefinden und von Ihrem Glük wird mir immer willkom syn. Auch meine liebe Frau erinnert sich Ihrer mit Achtung. Ich sah neulich Stollberg und Nicolovius, der mit ihm reist. Ich fand den letsten vorzüglich, und wir neherten uns 25 einander. Kenen Sie ihn? Sonst sind wir in unserer Schweiz letargisch glüklich, mitten unter der sich bewegenden Welt. Indessen behagt meinem Personalgefühl dieses Glük nicht; villeicht aber habe ich Unrecht! Von Ihrem jungen König sagt man viel Gutes, und überhaupt 30 glaube ich in Denemark noch vorzüglich guten Stoff und guten Willen für Menschenglük. Ich ende mit warmen Wünschen für Ihr Glük und versichere Sie, daß ich mit der aufrichtigsten Hochachtung nie aufhören werde zu syn Ihr Freund und Diener 35 Pestalozzi.

272 690. An Hohenwart. [1792]. Euer Erzbischöffliche Gnaden erlaubten mir, Hochdenselben beyliegende Umarbeitung zuzusenden. Die Absicht bey der neuen 5 Behandlung des Werk ware eigentlich, die wesentlichen Grundsetze, nach welchen eine väterliche Regierung einen würksamen Einfluß auf die Volksbildung mit Sicherheit erzihlen kan, und den engen Zusamenhang dieses Gegenstands mit allen übrigen Theilen der Gesezgebung in ein helles Licht zu setzen. Ich sehe zwar wohl, io daß ich unendliche Lükken offen gelassen und im Grund nichts als ein Traumbild dargelegt, dessen befriedigende Ausführung nicht nur meine Kreffte, sonder die Kreffte von Menschen, die sehr viel mehr sind als ich, übersteigen. Unser Zeitalter ist so unendlich von der Einfachheit der wahren Lebensweisheit und von der 15 Festhaltung dessen, worauf das einzeln Wohl der Mentschen wesentlich ruhet, zurükgetretten, daß die Edlen, denen das Wohl der Nachwelt am Herzen liegt, nicht genug thun könen, die psüchologischen Grundsäze zu erforschen, durch welche mitten unter der unentlichen Verwiklung unseres immer künstlicher 20 werdenden Zustandes die wesentlichen Bedürfnisse unserer Natur und die unserer Lage anpassende Mittel, sie zu befriedigen, dem Gesezgeber und Hausvatter heiter und schezbar gemacht werden könen. Wirtschafftliches Wohl ist der Gesichtspunkt, in dem sich das 25 lntresse aller Stende zu diesem Gegenstand vereinigt, und wirtschaftliche Weisheit und Krafft das Fundament, auf welches alle Mittel zum Hausglük der einzelnen Menschen gebaut werden. Selbst die Religion ge[währt und] sichert dem geselschafftlichen Menschen nur durch ausgebildete wirtschafftliche Weisheit und 30 Kräffte das Wesentliche und Würksame der geselschafftlichen Tugend. Aber sowohl [für] die oberen Stende als die Schriftsteller sind Mitteln zu disem Zwekk unbekandt, daß die Versuche, diesen Gegenstand durch Resonements zu erheiteren, keine Art von Uberzeugung hervorbringen könen. Man fühlt sich unfehig mit- 35 zuwürken, mann kennt keine Menschen, denen man hierin Zutrauen schenken könte, und wirft so das Einige, dem offenbar dringenden Bedürfnis unserer Zeit abzuhelfen, als einen fromen, aber unausführbaren Wunsch weg. Es bleibt also nichts übrig, als

273 diesen Gegenstand durch Erfahrungen ins Licht zu setzen. Ich habe die Art und Weis, wie solche Erfahrungen mit Sicherheit angebahnet werden könen, in den lesten Bogen meines dritten Theils zu entwiklen gesucht. 5 Selbige könen im Anfang nicht die Sach des Gesezgebers und Landesfürsten syn. Sie müssen unumgenglich durch das Privatintresse einzelner Mentschen gegründet [werden], und erst, nachdem sie im Staat als eine genzliche Privatsach ihre Einzelnwürkung entscheidend gethan, erst dann kan der Staat die Ausbreitung ihrer 10 erheiterten und erwiesenen Grundsäzen als seine Sach ansehen. Desnahen ein jeder einzelner Edelmann, der in einer Gegend lebt, wo Armuth und Mangel an Verdienst das Volk zu der Anstrengung fehig [und] einer besseren Bildung empfänglich macht, vollends in der Lage ist, diese Anfangsversuche zu dem Privat15 vortheil seiner Herschafft mit den wenigen Vorteilen zu begünstigen, deren die Natur dieser Versuche bedörffen mag. Ich habe sint Jahren über diesen Gegenstand an den verstorbenen Keiser geschrieben, und soeben erhalte ich von dem Finanzminister von Zinzendorff die Nachricht, daß er den lesten —

2o

691. [An Lorsa]. Hallweil, den 17. Merz 1792.

Lieber Freund! Sint dem neuen J a h r lebe ich unter bestendigen Zerstreuungen, die meistens von unserer Leipziger Famillen25 affaire veranlaaßet werden, und jezo bin ich im Begriff, in eben dieser Angelegenheit als Bevollmächtigter von der Familie nach Leipzig zu reisen. Ich werde mich unfehlbar zehn Wuchen daselbst aufhalten und in dieser Zeit, so viel ich kan, auch die Nachbarschafft sehen. Gewüß kome ich auch auf Halle, und ich denke, es 30 sye Dir vieleicht nicht unangenehm, mir dahin ein paar Addressen zu senden. In diesem Fall bitte ich mit rükgehender Post um dieselbe, damit sie, eh ich verreise, ankörnen. Es freut mich sehr, daß Frau Oberherrin so angenehm in Neuenburg war und so zufrieden mit dem Zunemmen ihrer Knaben zu35 rükkam. Ich dachte, unfehlbar dieses Frühjahr das Vernügen zu 18

Pestalozzi Briefe I I I

274 haben, Neuenburg wiederzusehen; aber jetzo macht's meine Reise umüglich. Ich hette Dir so vieles zu sagen, und es ist mir so unmüglich zu schreiben, was ich sagen würde und sagen sollte. Wesentliches begegnete mir nichts, wenn nicht der Entschluß, auf dem Gut keinen Lehenmann mehr zu haben, sonder dasselbe jetzt 5 auf eigne Rechnung anbauen zu wollen. Wenn es mir je eine Stunde hätte weh thun könen, das Gut zu verlassen, so wäre es jetzt. Aber doch freut es mich aüßerst, diese Reise machen zu könen. Frau Oberherrin wird in unserer Gegend bald zu Gevatter ge- 10 nohmen. Das freuet Dich. Meine Arbeiten leiden durch meine Zerstreuungen ; doch unterbreche ich sie nicht und samle mit einigem Fleiß vielseitig für meine Cronik von Bonal. Eh ich nach Leipzig gehe, sende ich Dir noch ein Päkgen, und Du antwortest mir bald, ob ich wohl wegen 15 meiner Saumseligkeit keine Antwort verdiente. Lebe wohl, grüße mir Deine Knaben alle herzlich und Deine lieben Hausgenossen! Ich bin auf immer mit Liebe Dein Freund Pestalozzi. Von Bündten habe ich keine Nachricht, als daß man sagt, die 20 aristocratische Partey sye mit dem Gang der Sach sehr zufrieden, und daß ein Bündtner Gesandter die Hoheit Mailands wie ein Hotodot angaffe.

692. Copia an Herren Docter Hoze in Richterschweil.

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Leipzig, den [13.] April 1792. Ich habe nunmehr angefangen, die ersten Schritte zu meinem Endzwek zu thun und bey Herrn Winkler und Söhne und bey Herrn Funkler meine Besuche gemacht und auch den Advocat Löze gesprochen. Winkler und Sohn nehmen sich der Sach weder 30 links nach rechts nichts an, bis die Partyen in der Schweiz ganz einig. Funkler trägt ad acta, was ad acta gebracht wird, und Löze ist ein Advocat, von dem ich mir kein Wort rathen lassen kan, ohne meinen Consulenten gegen ihn zu haben. Also ist vor allem

275 aus nothwendig, daß die Ungleichheit der Meinungen zwüschen allen Parteyen, worin sie imer bestehe, gehoben werde, und man muß eilen, mit Kölliker hierüber zu Ende zu komen. Herr Rathsherr Hirzel von Baden hat mir hierüber vor meiner Abréis seine 5 Vermittlung angebotten, und ich wünschte, daß Herr Koller sich an ihn wenden möchte, um diesen Gegenstand so bald möglich in Ordnung zu bringen. — Herr Löze macht gegen meine Vollmachten Einwendungen, schlägt neue vor, ich muß mich aber darüber berathen. Auch in Rüksicht auf die Curatelschein macht 10 er neue Forderungen und gibt Formular ein, die ich, wenn ich mich darüber werde berathen haben, einsenden werde. Da aber die Beylegung aller Differenzen vorgehen muß, eh irgend eine gütliche Theilung statthaben kan, so bitte ich dringenlich, hierin einmal zum Zihl zu komen; die Sachen liegen am Schaden. Herr 15 Groß weist alles, was ihn von fehrne compromittiren könte, von der Hand, und es könen Umstände entstehen, wo wir uns bald in kostspieligen Verwiklungen sehen möchten. — Ich bitte Sie, diese [Nachrichten] den sämtlichen Miterben zukomen zu lassen, damit [bald] zwüschen den Intressierten nach ungleich angesetztem 20 Plan] endliche Resolution erfolge, und mir, [wenn es nicht] schon geschehen, meine diesfelige Instruction ohngesaumt zugesandt werde. Ich nütze nicht einen Pfening hier, bis die Sachen in der Schweiz in einer solchen Ordnung, daß ich ohne Gefahr von Rechtsfolgen Schritte zu unserem Endzwekk t h u n kan, und hier 25 ist es unmöglich, irgend etwas, das noch unter den Erben streitig, in Ordnung zu bringen, ohne die ganze Sach einem Rechtsgang zu unterwerfen, dessen Folgen unzweideutig ins Große gehen müßten. Ich bin, lieber Freund, überzeügt, unser Vorteil ist: abbrechen und eilen.

so

693.

Copia an Herrn Dr. Hoze. den 22. April 1792. Noch kein Wort von Dir, nicht einmal, wie Du Dich befeindest ; das beunruhiget mich. 35 Auch in Rüksicht auf mein Gescheft bin ich hier wie verpflanzt, schon vier Wuchen abwesend und 14 Tag hier und noch 18*

276 keine Instruction, nicht einmal eine Nachricht von meinen Constituenten. Dies ist über allen Glauben. — Indessen schreiben die Advocaten Pièces, haben immer neue Foderungen wegen den Formaliteten, und Herr Groß geth Anfang Juli nach Italien. Das alles schreibe ich nicht eigentlich Dir, sonder der Ver- 5 wandtschaft, und bitte, den Brief ohngesaumt den sämtlichen Erben unsererseits und durch sie Herrn Adv. Koller zu übergeben. Gestern mußte ich eine BittschrifFt an den Magistrat wegen Aufhebung des Verbotts, so er Herrn Groß wegen der Erbschafft auferlegt, und zugleich eine Bitte, daß die Erlaubtnis, die Erb- 10 schaft nach Zürich abfolgen zu lassen, von Dresden aus erhalten werde, [ausfertigen lassen]. Wir wünschen wenigstens, hiesige Legata zahlen zu k[önnen], welche wir vom zweiten Monat an vezinsen müssen. Heute habe zu melden, daß die hiesigen Consul [enten] all- 15 gemein sagen, ohne gerichtliche Bestettigung weiblicher Curatoren köne ihre Unterschrift vor hiesigem Recht nicht angenohmen werden. Da aber solche Curatoren bey uns ein Unding und allerdings eine gerichtliche Bestetigung derselben nicht statthaben kan, so hat mein Adv. Kind folgendes Schreiben aufgesetzt, 20 um dem Formular nach hiesigen Übungen ein Genügen zu leisten. Ich muß aber bemerken, daß ein solcher Curator keinen Einfluß in die Theilung hat, auch in keinem Fall in der Lag ist, zum Schaden seiner Constituenten anders als durch mich zu handien, folglich für die diese Pièces unterschreibenden Frauen hieraus keine 25 Gefahr entstehen kan. Es ist ganz gleichgültig, wen wir hiezu wehlen, und wir hetten ihn schon in der Pièce mit Namen genandt, wenn nicht bis zur Rükkomft der Pièce jedem Menschen Krankheit oder andere Sachen zustoßen könten, daß er die Curatel nicht annehmen könte. Um also sicherer zu gehen, bleibt der 30 Plaz bis zur Rükkomft der Pièce offen. Und endlich muß ich noch die Declaration von Herrn Groß, die mir soeben rechtlich zukomt, byfügen. LieberFreund, in dieser Lag der Sachen muß ich dringend bitten, daß man doch alles, was die Beendigung der Sach beschleünigen mag, oder vielmehr, was 35 den Anfang der Sach müglich machen kan, beschleunige. Es gehen Kosten über Kost[en], m a n sucht Verlengerung, um die Kost[en] zu erhöhen, und ich bin hier hingepflanz[t] wie ein Kind auf die Schiltwacht. Wenn man nicht einig werden kan, so nüze ich hier nichts, und ich muß auf alle Fähle, wenn die Sach verspätet wird, 40

277 genau beordert werden, was ich zu thun habe, denn hier werde ich von Pontio zu Pilato gewiesen, und jeder, der ein Wort zur Sach spricht, wird sein Wort mir zu Thaleren berechnen ; kurz, Vereinigung und Eile ist das Einige, vor dem Verlurst von ein paar 5 tausend Gulden zu syn. Ich empfehle also die Sach meinen Constituenten dringend.

694. [An Frau Hess-Wegmann]. Leipzig, den 9. May [1792]. io

Edle, gute Frau Zumftmeisterin ! Das hetten Sie doch nicht gedacht, daß ich so lang herumschwerme, ohne Ihnen zu schreiben! Ich selbst feinde keine Entschuldigung für die Sach, wenn dieses nicht eine ist, daß ich halt ein liederlicher Mentsch bin und vor Sehen das Hören und vor Hören das Thun vergesse. Aber das alles 15 kenen Sie schon lengst an mir und haben es mir schon längst verziehen. Ich glaube, das Resultat meiner kleinen Reise werde mir nützlich. Es hat unbestimte Wünsche nach größeren Reisen in mir geschwächt und mich doch in Verbindungen gebracht, die für 20 [meinen] Standpunkt genau passen und mir in meinem Beruf wichtig syn könen. Nur zu sehr habe ich gelehrnt, was mir mangelt, um in der [Sach] persöhnlich zu nützen. Wenn ich mich mit den feinen Menschen vergleiche, die die wahren Mittel, zu allem, was sie suchen, zu gelangen, so sehr in 25 ihrer Hand haben, so muß ich mich so vili als für einen Todten ansehen; und meine Würkung auf die Mentschen scheinet mir bynahe die Würkung eines Gespengstes. Doch möchte ich die Mittel nicht brauchen, durch welche diese lebendigen Engel ihren Würkungskreis gründen; was am meisten würkt, ist am meisten 30 Comedi. Indessen ist mir meine Reise sehr angenehm. Ich genoß an vielen Orthen sehr viel Freundschafft und allenthalben beynahe alles das, wovon ich noch empfänglich bin; wäre ich jung, ich wäre über vieles entzükt. Jetzo feinde ich vast alles tief unter 35 meiner Erwartung und vorzüglich das, wovon ich am meisten

278 erwartet, — und [nur] das Wenige, das ich gesehen, befriediget mich. Ich feinde bey dem Meisten, was man sehen kan, es ist selbst für Reiche kaum das Gelt werth, das sie dafür ausgeben; und für mich ist es Pflicht, diesem Gefühl, das tief in [mir] liegt, seine ganze K r a f t zu lassen, und mich nicht aus Eitelkeit lings 5 und rechts herumzutreiben, um zehnmal zu sehen, was mich einmal nicht befriedigt. Und vieles, z. E. Kunstsachen, verstehe ich nicht, so wenig als eigentliche Gelehrsamkeit; auch dies helt mich von vielem entfehrnt. Die Leipziger Messe war mir das Wichtigste. Da ist ein Ge- 10 dreng von Menschen aus allen Weltgegenden, deren Grouppen in Kaffehäuseren und Gärten mich aüßerst reizte. Überhaupt sind es Menschen, was ich am liebsten sehe, und wofür ich vielleicht allein ein geübtes Auge habe. Vielem anderen sehe ich zu, wie der Affe dem Brettspill, und tröste mich damit, viele Mentschen sehen 15 meinem Thun ebenfahls also zu. Meine Gescheffte gehen langsam; es scheint, ich werde sie hier nicht vollenden, sonder mit meinen Geschwüsteren gegen das E n d des J u n y wieder nach Zürich komen. Meiner Gesundheit ist, hoffe ich, diese Reise sehr wohlthätig. 20 Ich habe in allen Rüksichten viel Vernügen, genieße sehr viel Freundschafft und habe einige Bekandtschafften gemacht, auf deren Dauerhaftigkeit ich zehle. Ich freue mich sehr, edle, gute Frau Zumftmeisterin, Sie hoffentlich bald gesund und wohl wieder anzutreffen und Ihnen 25 mündlich das Angenehmste zu erzehlen, was mir in diesem kleinen Zwischenspiel meines Lebens begegnet. Ich bitte Sie, mich meinem Herren Zumftmeister und Ihrer Freülein Schwester ehrerbietig zu empfehlen und versichert zu syn, daß ich mit eben so viel Dankbarkeit und Hochachtung es mir zum Glük und zur Ehre 30 rechne, mich nennen zu dörfen, edle Frau Zumftmeisterin, Dero gehorsamster Diener und Freund Pestalozzi.

279 695. [An Frau von Hallwil]. den 29. May 1792. Teure, edle Freundin! Meine Reise geth zu Ende; in circa 14 5 Tagen reise ich mit meinen Geschwisterten nach der Schweiz. Von meiner Bergreise bin ich sehr verniigt zurükgekomen. Ich war an der bömischen Grenzen und aß würklich einen bömischen Karpfen ; aber weiter konte ich nicht komen. Briefe aus Zürich, mein GeschefFt betreffend, hinterten mich sogar, den Rükweg über io Dresden zu nehmen, wie unser Plan, und ich sehe nicht voraus, daß ich weiter hieher komen werde. Ich habe also nur wenig Großes gesehen, und alles, was ich sah, ekelte mir beynahe. Ich glaubte nicht, daß ich ein so guter Schweizer sye, als ich würklich bin. In Lichtenwald sah ich einen Garten, der dem Graffen Vizis dum gehört und den die ganze Nachbarschafft lobt, und ich hatte todtlange Zeit. Das ekkelhaft Mühselige solcher Kunstwerke konte mich rasend machen, und das Ganze der abgeschwächten Hoffmenschen. Gott bewahr mir die schlechtesten Donnersbuben von Birer Bauren! Es ist mir noch tausendmahl behaglicher unter 20 ihnen. Der Graff ritte by uns vorby und fragte, ob wir auch alles gesehen. Das hieß meine Geselschafft hochgnädig. Und sein Gärtenknecht, der uns herumführte, klopfte uns Bürgern wie seinesgleichen auf die Achsel, wenn er uns ungebeten mit seinem Maul noch einen ekkelhaften Zusatz zu dem gab, was wir vor 25 Augen sahen. Gott bewahr! Welch ein Aufwand von Mitteln zu einem geschmaklosen Zwekk ! Aber es ist wahr : es ist leichter, daß ein Kameel durch ein Nadelöhre eingehe, als daß ein großer Herr nicht ein Narr werde. Verziehen Sie ; dies ist unhöflich, aber doch auch gewiß eine Lobrede auf die Gräffin von Hallweil. Aber diese 30 eilende Beschaffenheit der Großen verderbt auch den Bürgerstand. Jeder Bube, der pfipfig ist, kan sie betriegen, daher die Schurkery in der Nehe der Großen vast so allgemein ist als im Berngebieth. Indem die Großen allenthalben nichts thun und alles genießen wollen, verlieren sie gewöhnlich ihre fünf Sinnen 35 sehr früh, und es ist mir auffallend, daß sie hier gemeiniglich nicht so allt werden als unsere Rathsherren. Doch diese sind würklich ungenierter als selbst Premierminister, und das ist für Gesundheit und Alter dienlich. Überhaupt hilft auch dies vielen Menschen

280 zu einem gesunden Alter, wenn sie sich über gar nichts mehr Schemen. Aber was diese Großen die Franzosen hassen! Selbst in diesen Gärten, wo Millionen verwandt sind, Yersalliens Kunstwerke in einer abgöttisch betelhafften Äfferey nachzuahmen, dörfen die 5 Knechte jetz keine Gartenparty mehr mit dem alten französischen Nahmen belegen, und der Nahmen eines Franzosen ist in ihrem Mund ein wahres Ungeheuer, und die Großen selbst scheinen in äußerster Verlegenheit wegen der näheren und fehrneren Zukomft. Sie möchten für sich das Franzosenleben gern in allen 10 Theilen ganz heidnisch forttreiben und sehen noch nicht ein, wie sie dem Volk das Cristenthum und den blinden Gehorsam gegen alle Forderungen, zu welchen ihre Heidengelüste sie und ihre Kinder veranlassen möchten, genugsam und mit vollkomen beruhigender Sicherheit belieben könen. Hauptsächlich förchten 15 sie sich vor der Aufklerung by der Armee, und ihre Weisheit wird sie dahin bringen, die Krafft des Kriegerstand aus Forcht vor demselben nach und nach schwach werden zu lassen. Man schmeichelt den Soldaten, und die besten Krieger sagen, das sy der erste Schritt zur Auflösung der Armee; kurz, wenn mann den jetzigen 20 Zustand unseres Erdballs ins Aug faßt, so erscheint er einem nicht anders als ein Ameisenhauffen, in dem ein Bube zum Spiel seinen Stokk herumgetreht. Und das Wirbeln der zerrütteten Thieren tringt einem den Gedanken mit Gewalt auf, der Hauffen seye nur dann in einem guten Zustand, wenn man von allen diesen 25 Thieren keins sieth, und denn jamert einen der armen Völker Revolutionen, wo die Menschen also zu Hauffen aus ihren Löcheren hervorkriechen, um a m E n d e sich wieder Löcher zu machen, die schlechter sind als diejenigen, die sie vorher hatten. Die Fryheitsbegriffe unserer Zeit sind schlechter, als ich sie 30 glaubte. Da, wo sie sich in Teutschland zeigen, scheinen sie von Undelicatesse, Pretensionsgeist und derber Anmaßungssucht zusamengesetzt zu syn. Hauptsächlich ist der mir imer verächtlicher werdende Gelehrten- und Philosophenstand von einer solchen Fryheitsderbheit angestekt. Allenthalben mangelt ihm 35 Manheit und Wirthschafft so stark als Delicatesse; an gefühlvolle Liebe und reinen hohen Sinn ist nicht zu denken. Sie sind Handwerksleute, die für ihr Brod philosophieren und, wenn sie mit ihrer Kunst ein Stük mehr als ihre Mitmeister verdienen, damit Hofarth trieben wie wir Bürgerlichen mit einem adelichen Wap- 40

281 pen. Ich habe so genug bekomen mit dem Wenigen, was ich sah, daß ich mir vast förchte, mehr zu sehen. Bald glaube ich, alles, was auffeit, taugt nichts, und Weisheit und Tugend ist nur da, wo niemand das Heiligthum ihres Nahmens ausspricht. Ich muß auf 5 meiner Hut syn, daß meine Mentschenverachtung nicht grenzenlos werde. Ich könte mich bald freuen, wenn mich die Mentschen ganz verkenten, und ich sehe den tausendfeltigen Spielen ihres Trugs mit wahrem Hohn zu. Aber der Mensch ist gewüß nie so sehr in Gefahr, selbst schlecht zu werden, als wenn die Verio achtung seiner Mitmentschen bey ihm vast allgemein wird. Sie werden denken, das ist ein schwarzes Zeugnis vom schwarzen Mann! Aber es ist Wahrheit. Das Gefühl innerer Würde geth verlohren, wo Menschenverachtung zu tief einreißt, und in dieser Rüksicht war die Erscheinung von Allweils Briefen, von denen ich 15 Ihnen in meinem Lesten redte, mir wichtig. Gott gebe mir Redlichkeit genug, den ganzen Eindruk, den dieses Buch auf. mich machte, in mir ganz zu erhalten. Und nun werde ich bald wieder heimkomen und meine Geschwisterte mitbringen, vorher aber gewiß noch auf Halle gehen. Vorläufig höre ich hier allgemein, für 20 Edelleute und stattischtische Kentnisse sy Halle nichts weniger als vorzüglich ; Göttingen sy hiefür der beste Orth, nach ihm dann Jena ; aber ich will hierüber mich noch genauer informieren. Ich habe Hofnung, Freundin, dieser Brief kome just eben an, wenn Sie in der Kirche Birr zu Gevatter stehen und einen schönen 25 J u n g auf den Armen haben. Ich danke Ihnen für die Müh, die Sie diesfahls genohmen, und bitte Sie, helfen Sie, daß der Junge besser erzogen werde als sein Atti. Doch Scherz byseits! Mein ganzes Herz t h u t diese Bitte mit einer Threne im Aug. Verziehen Sie uns alles und werden Sie des Gemisches von Gutem und 30 Bösem, das in uns ist, nicht müde! Grüßen Sie mir die byden edlen Usterinen und syen Sie immer gewogen Ihrem Ihnen ewig verpflichteten und ewig dankbaren P. 35

Ich schrieb eben an Battier. Die Derbheit, womit hie und da Fryheitsbegriffe in Deutschland sich äußern, behagt mir nicht. Gott bewahr uns vor Egoisme in der Fryheitskappe, vor Professoren, die den Adel heruntermachen, um mehr als Adeliche zu brillieren, und vor Erzieheren, die, durch diese Begriffe verleitet, allen Sinn für Bescheidenheit

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und anmaßungslose Güte verlieren! Diese sichtbare Würkung der neuen Fryheitsbegriffe auf viele Stende thut mir weh, und ich förchte, wir müssen große Wunden, die uns die Fryheit schlagen wird, wieder durch Gehorsam heilen.

696.

5

A Monsieur Fellenberg fils de Monsieur le Sénateur à Berne. Neuenhof, den 15. September 1792. Lieber Freund! Verziehen Sie, daß ich Ihnen so spat auf Ihr io freundschaftliches Schreiben antworte. Ich war diese Zeit über so zerstreut, daß ich bynahe alles liegen lassen mußte, was nicht ohnumgänglich pressirte. Ich danke Ihnen nochmahl für die vielen Proben Ihrer Freundschaft und Liebe, die Sie mir in hiesigen Gegenden erwiesen, und 15 freue mich unendlich, mit Anfang kömftigen November ein paar Wuchen in Ihrem Haus zuzubringen. Ich bitte Sie, Ihrem Herrn Papa und Frau Mama für die Güte dieser so freundschaftlichen Erlaubnis zu danken. Bis auf diese Zeit wird das Schiksahl Frankreichs immer also 20 entschieden syn, daß man, wenn es unterdrükt [wird], die Angelegenheit, welche die Menschheit in dem Schiksahl dieses Reichs hat, freyer als jetzo wird beurtheilen dörfen, und wenn es bis dannzumahlen nicht unterdrükt syn wird, so wird selbst seinen Fehleren auch von denen, die jezt am unvernünftigsten rasen, 25 Gnade wiederfahren. Die Welt wird in jedem Fahl gewinnen, und Frankreich wird, wenn es der Fryheit werth ist, sie gewiß erringen. Aber so wie der einzelne Mensch die wirthschaftliche Unabhängigkeit seines Hauses gewöhnlich nur durch einen großen Grad der Anstrengung seiner Kräfte erreichen kann, so ist es auch 30 in den Staaten. Menschenrecht und Volksrechte sind ein Tand für einen jeden, der ihrer nicht werth ist. So bin ich für das Ganze der Menschheit ruhig. Was auch immer der Fürstenbund gegen das Reich beschließen wird, in welchem der höchste Grad der Fürstengreuel die Menschheit zu tief erniedriget, als daß sie ohne Men- 35 schengreuel von den Ruderbenken ihrer Galeeren sich auf den

283 schönsten Trohn Europens erheben könte, so bleiben die Rechte der Menschen und der Seegen der Freyheit der nemliche, und Europa wird sich, durch welche Wege es auch immer sy, gewüß von dieser Wahrheit überzeugen. 5 Ich werde nächstens Herrn Stephany in Arau sehen, ihme Ihr Buch zuriikstellen und mich Ihrer Erlaubtnis bedienen, mehrere Schriften von ihm zu bitten. Es ist mir geschriben worden, man habe einigen Mitgliedern der Nationalversammlung bygebracht, ich möchte fehig syn, dem 10 französischen Volk in diesem Sturm seiner Leidenschaft die Wahrheit, die es jetzo beherzigen sollte, mit Erfolg zu sagen, und diese Glieder gedenken mir hierüber Vorschläge zu machen. Ich zweifle aber, ob etwas an mich gelange; ich bin gar mit keinem Franzosen in einigem Verheltnis. 15 Sagen Sie mir doch, ich bitte Sie: Was wüssen Sie von Herder, das mich angeth? Leben Sie wohl, lieber Freund! Empfehlen Sie mich und die Meinigen Ihrem Herrn Papa und Frau Mama und glauben Sie, daß ich auf immer mit wahrer Hochachtung syn werde 20

Ihr Freund Pestalozzi. 697. Monsieur Fellenberg de Wildenstein à Berne. Neuhof, den 24. Oktober 1792.

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Lieber Freund! Ihr Schreiben vom 21. dies machte mir viel Vergnügen. Ich sehe die Gegenstende, die Sie berühren, ganz in dem nemlichen Licht an und feinde allerdings, daß es sehr wichtig ist, Frankreich zu überzeugen, daß es durch Feindseligkeiten gegen uns sich selbst und der guten Sach unter uns mehr schaden 30 würde, als es denken möchte und als ihns vielleicht einige leidenschaftliche und verwegene Leute glauben machen mögen. Ich bin überzeugt, Sie wissen, daß ich keiner von diesen bin. Ich habe in meinem Leben die bürgerliche Aufklerung immer geliebt, aber auch immer so bestirnt als vieleicht wenige behauptet, daß diese 35 Aufklerung am besten durch Erhaltung der bürgerlichen Ordnung und durch allmählige Anbahnung ihrer vielseitigen Beförderungs-

284 mittelri erziehlet werden kan. Desnahen förchte ich auch nichts. Ich bin mit keinem einzigen Franzosen weder directe noch indirecte in Liaison, weiß auch nicht im geringsten, was es eigentlich mit diesem Bürgerrecht für eine Bewandtnis hat. Ich habe keinen Büchstaben von Seiten der Nationalconvention erhalten. Was 5 ich von der Sach weiß, ist aus öffentlichen Bletteren und aus einem Brief einer Freundin an eine dritte Persohn. Ich frage jetzo der Sach nach, und sollte es je wahr syn, daß einige Männer von der Nationalconvention mehr oder minder Zutrauen gegen mich äußerten, so würde mir nichts wichtiger syn, als dieses 10 Zutrauen zum Vorteil meines Vatterlands und zur Bevestigung der öffentlichen Ruh zu gebrauchen ; inzwüschen bin ich ein unbedeutender und beschrenkter Mensch. Mein Einfluß kan nie wichtig werden. Immer aber stehe ich dem Vatterland zu Diensten, wenn es mich brauchen kan. 15 Freund, ich möchte unter den gegenwärtigen Umständen selbst nicht gern nach Bern komen. Mein unbefangener Sinn würde, in diesem Zeitpunkt für Partylichkeit angesehen werden. Ich denke, nach ein paar Monaten ist man ruhiger ; denn komme ich gerne für einige Tage. Indessen, wenn Sie einmahl ins Argauw komen sollten, 20 so wollte ich Ihnen in jedem Fall den halben Weg entgegenkomen. Ich denke mir den Fall möglich, daß Äußerungen von der Schweiz, wie Sie etwas davon berühren, dem Vatterland sehr nüzlich syn könten, und es scheint mir sogar, auf die lesten Erklärungen der Franzosen sye so etwas vast nothwendig. Ich möchte gern mit 25 Ihnen eine Viertelstunde sprechen. Freund, ich bin mehr als sorgfeltig, ich bin unschuldig. Also syen Sie ruhig! Alle Muthmaßungen würden an meiner Unschuld zu Schanden werden. Das Vatterland hat keinen treueren Bürger, aber mein Urtheil über das, was das wahre Wohl der Menschheit 30 betrifft, ist weder den Franzosen noch den Schweizern feil. Leben Sie wohl, edler, lieber Fellenberg! Empfehlen Sie mich und die Meinigen Ihrem Herrn Papa und Frau Mama und glauben Sie mich auf immer Ihren Ihnen aufrichtig ergebenen Freund Pestalozzi. P S . Ich kenne die gegenwertige Lage des Vatterlands gegen Frankreich nicht neher; aber dennoch dunkt mich, gewüsse Eindrüke zu unserem Vortheil sollten mit einiger Beförderung in Frankreich erziehlet werden.

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285 698. A Monsieur Fellenberg fils de Monsieur le Sénateur 5

à Berne.

Neuhof bey Wildeg, den 16. November 1792.

Lieber Freund! Ich habe Ihren letsten zutrauensvollen Brief richtig erhalten. Gescheite hinterten mich bis jetz, Ihnen zu antworten. Jetz aber will ich doch Überbringern, die wegen eines Proceß nach Bern müssen, nicht ohne eine Zeilen an Sie, mein io Freund, ablassen. Diese Leute werden von einem hiesigen Dorfaristocraten gedrukt. Wenn Sie ihnen eine Viertelstund schenken und etwan einen guten Rath geben können, so thun Sie der Wahrheit und dem Recht einen Dienst. Ich muß noch vor dem Neujahr zu Battier auf Biel und nehme is immer den Weg über Bern, wenn ich mich auch nur einen Tag daselbst aufhalten kan. Auch in meiner Gegend ist's ruchtbar, ich seye n a t i a l i s c h w o r d e n und gehe auf Paris, und einige Pfarerweiber in der Nachbarschaft kreuzigen sich vor dem democratischen Kezer. Ich erwarte mit Ruh das Spiel der Verleumdung, 20 das eine Folge solcher Weiberangriffe syn wird. Indessen wird „Lienhard und Gertrud" ein ewiges Denkmahl syn, daß ich meine Krefte erschöpft, den reinen Aristocratisme zu retten; aber meine Bemühung fand nichts als Undank zum Lohn, so weit, daß der gute Leopold noch in seinen lesten Tagen von mir als von einem 25 guten Abbé St. Pierre redte. Kurz, wer sich nicht selbst helfen will, dem kan niemand helfen, und nichts ist gewohnter, als daß Leute, die sich selbst zu Grund richten, zu aller Niedertrechtigkeit und vorzüglich zur Verleumdung ihre Zuflucht nehmen. Sagen Sie mir doch, woher hatten Sie s c h o n in Ihrem zweit30 lesten Brief die Nachricht, die N[ational] Convention] werde mich für ihre Gesetzgebung zu Rath ziehen? Es ist mir wichtig zu vernehmen, wie Sie dahmahls dieses schon wüssen konten. Unser Hofschreiber Steiger ist tod. Gott gebe, daß nun die gneedige Oberkeit einen gutmütigen, leidenschaftlosen Mann an 35 seiner Statt sende! Wenn Sie wüssen können, wer es wahrscheinlich wird, so melden Sie es mir. Die wüsten französischen Blätter fahren fort, Ihre edlen Berner zu verleumden, und jetzo namentlich Ihren Landvogt von Lau-

286 sänne. Werden die wüsten Franzosen sich doch ewig nicht mit gut erzogenen Menschen, die zu leben wüssen, versöhnen können? Empfehlen Sie mich und die Meinigen Ihrem ganzen Haus und glauben Sie mich mit wahrer Anhänglichkeit auf immer Ihren 5 Freund Pestalozzi. 699. An Fellenberg. (den 5. December 1792). io Lieber, teurer Freund! Worum ich Ihnen jetz schreibe, ist: Frau Hofschreiber Steiger hat um einige Monate Fortgenuß der Hofschreiberey by meinen gnädigen Herren angesucht. Abgewiesen, erneuert sie diese Bitte, mit Byfügung, daß Herr Haller zu ihrem Nachteil ehmals die gleiche Gewogenheit genossen; ich 15 denke, ihre zweite Supplication wird morgen vor meine gnädigen Herren komen. Wenn dieser Brief nicht zu spät ist, so bitte ich Sie, by meinen Herren Rathsherren ein Vorwort für diese Gnadensach einzulegen. Die Familie ist äußerst unglüklich und hat mich dringend gebeten, diesen Schritt für sie zu thun. Lassen Sie mich, 20 Freund, den besonderen Grund byfügen: Ich wünsche, daß der Aristocratismus am meisten durch die Gnade und Milde der Democraten gestürzt werde. Der Mann, dem ich mein Lestes geben wollte, hat den Brief durch ein MißVerständnis liegen lassen. Es war mir laid für ihn, 25 aber glüklicher Weis hat er seinen Proceß vor der Appellazkammer einhellig gewunnen. Er ist ein Tuchmacher Kosel von Straßburg, dessen Frau Schwester von Schmid Boßhart von Birr. Dieser Leste schlug seiner Schwester, die 25 Jahr landsabwesend war, gegen alle waisenvögtliche Geseze Rechnung ab. 30 Ich sehne mich sehr nach mündlicher Unterhaltung mit Ihnen und freue mich, anfangs kömftigen Jahrs gewüß auf Bern zu komen. Ich bin entschlossen, über mehrere Theile der Gesezgebung für Frankreich zu schreiben, und habe dann, wenn ich zu Ihnen kome, schon vieles entworfen. Ich will, was ich schreibe, 35 öffentlich unterzeichnen, und die Schweiz soll, wenn ich nach Frankreich gehe, welches immer noch ungewüß ist, vorher

287 meine Endzwekke in ihrer ganzen Ausdehnung sehen und beurteilen könen. Meine Berichte über das Persohnal einiger Volksführer in diesem Reiche erwekken Sorgen ; desto größer ist die Pflicht der un5 parteiischen, außer allem Intresse stehenden Bürger, mit aller Kraft zur Beruhigung dieses Reichs mitzuwürken. Ich freue mich, daß die lesten Berichte von Bern wegen der Gefahr eines Angriffs gegen unser Vatterland beruhigender sind, umso mehr, da ich für gewüß vorauszusehen glaube, daß dieser 10 Krieg sogar in seinem Anfang Trennungen in der Eidgenossenschaft veranlassen wird. Zürich kan nicht leisten, was es will. Das Unrecht, das die Statt durch ihren übertriebenen Civisme sint einem Jahrhundert dem Land angethan, wird im Fahl eines großen Kriegsaufgebotts die beunruhigendsten Würkungen hervor15 bringen. Man kann nicht genug thun, den Frieden zu erhalten, um dann in der ganzen Schweiz dem Volke einen Grad Fryheit sicherzustellen, der genugsam syn wird, die Gouvernement für die Zukomft des allgemeinen und warmen Attachements aller Einwohner 20 für jeden Fall zu versichern. Die Sache ist so leicht, und gesegnet syen die Sorgen, die uns zum Gefühl dieses Bedürfnisses hinzwiengen. Nicht wahr, Freund, wir dörfen jetz wegen eines Angriffs ruhig syn? Empfehlen Sie mich Ihrem edlen Haus, und wenn Sie Anlaaß 25 haben, auch dem Herrn Rathsherrn Hirzel ! Ihr e Winke, daß ich in Bern warme Freunde habe, sind mir schezbar. Ich liebe Bern, es ist Natursinn und Fryheitsgefühl selbst in denen, die der Egoisme irreführt. Die Gutmütigkeit meiner Züricher hat so selten diesen freyen und frohen Sinn, den ich selbst im despotischen so Berner liebe. Doch mangelt Euch denn der Fleiß, der den Rathsherr Hirzel und seinesgleichen zu Gescheftsmännern macht, wie Bern wenige ihresgleichen bilden kann. Leben Sie wohl, mein lieber Jaque will Ihnen auch noch ein Wort byfügen. Lieben Sie immer Ihren Ihnen eigenen 35

Pestalozzi.

288 700. [An eine französische Behörde]. [gegen Ende 1792]. Die Ehre, von der französischen Nation zu ihrem Mitbürger berufen zu syn, gibt mir ein Recht, Sie, edle Verfechter des Men- 5 schenrechts, besonders zu versicheren, daß ich, gerührt von dieser Aufmerksamkeit, es mir in jedem Fall zur Pflicht machen werde, meinem neuen Vatterland meine Dienste zu wiehen. Ich bin alter Republicaner, mit reifen Kentnissen über das Gute und das Schwirrige dieser Verfassungen. Mein Leben flöß im Nachforschen io über den Zustand des Volks und die Mittel, denselben zu verbessern, dahin, und ich habe als Schriftsteller gezeigt, daß meine Erfahrung und mein Gefühl einen sichern Eindruk aufs Volk machen. Vom Trohn bis auf den Bettler vereinigten sich alle Stimmen, daß mein Buch Wahrheit vom Volk und fürs Volk 15 redet. Teutschland nenet dasselbe sein einziges Volksbuch. Mehr zu thun und große Dinge, die ich suchte, zustandzubringen, Imiterete mich Mangel an Gelt. Indessen stund meine Thetigkeit nicht still. Meine Erfahrungen reiften in meiner Beschrenktheit dahin, daß ich Sie, Mitbürger, mit Zuversicht versicheren darf : 20 Ich kan im Fach der Volksbildung Licht geben wie niemand, und da ich glaube, das Vatterland hat die verbundene Kentnisse sowie die verbundene Thetigkeit von Mennern, die in disem Fach Erfahrungen haben, nothwendig, um den wahren Seegen der Fryheit den kleinen Hütten im Land rein zu verschaffen, nehme 25 ich desnahen die Fryheit, Sie, verehrenswürdige Mäner, werden den Wunsch, das Meinige zu disem Endzwekk bytragen zu könen, dem Vatterland in seiner gegenwertigen Lag nicht undienstlich feinden. Ich nehme in dieser Rüksicht die Fryheit, den Wunsch, das 30 Meinige zu diesem Endzwekk bytragen zu könen, Ihrer Vatterlandliebe besonders vorzutragen und mich zu diesem Endzwekk Ihrer geschezten besonderen Wohlgewogenheit zu empfehlen und Sie zugleich zu bitten, inliegende Dankzihlen dem geehrtesten Presidenten des Nationalconvents zu übergeben, und bin mit 35 Verehrung Ihrer Verdiensten um das Vatterland Ihr Mitbürger Pestalozzi.

289 701. An den Präsidenten des französischen Nationalkonvents. [gegen Ende 1792]. Die Ehre, von der erlauchten Versandung, welcher Sie presi5 diren, zum Bürger Frankreichs berufen zu syn, macht es mir zur Pflicht, Ihnen, verehrenswürdiger Bürger und President, zu Händen diser Ihrer Yersamlung meinen gefühlvollen Dank abzustatten und dieselbe zu versichern, daß ich mit reiner Anhänglichkeit an mein neues Vatterland nichts sehnlicher wünsche, als das Meinige io zur Bevestigung seines Glüks als ein treuer Bürger nach meinen Krefften bytragen zu könen. Mit diesen Gesinnungen ist es, daß ich mich der erlauchten Versandung und Ihnen, verehrenswürdiger Bürger, besonders empfehle, der ich mit Hochachtung Ihrer Verdiensten mich nenne Ihren Sie verehrenden Mitbürger 15

Pestalozzi. 702. A Monsieur Nicolovius voyageant avec le comte de Stollberg à Hambourg au bureau des Postes Danoises.

20

[zweite Hälfte Dezember 1792]. Lieber Teurer! Mein Leben ist dies J a h r wie noch in keinem ein Gewirr von Zerstreuung, die meine Seele krafftlos macht. Das Heiligthum der Wohnstube und einer zwingenden Berufsstette ist 25 das erste allgemeine Gegengewicht gegen die große menschliche Schwäche, oder vielmehr der erste Damm gegen den ewig in unserer Brust keimenden Hang des wilden Naturlebens ; und wenn ein Mensch diesen Damm nothwendig hat, so bin ich es. Und denoch verreise ich vielleicht in wenigen Wuchen auf Paris. Die 30 Höhe, welche der allgemeine Schwindelgeist der Zeit durch die Spannung der Umstenden erhalten, macht die Franzosen nach meinem Gefühl für die Wahrheit weit empfänglicher, als es im allgemeinen kein Volk der Erde jetzo noch ist. Sie haben mich zum Bürger dieses neuen Staats gemacht und suchen meine Hand35 bietung; sollte ich sie ihnen versagen? Ich glaube, nein. 19

Pestalozzi Briefe I I I

290 Freund, das Resultat meiner politischen Erfahrungen ist dieses: Das Einsetzen der democratischen Wahrheit ist allein fehig, die völlig ausgeartete und zum Unsinn herabgesunkene aristocratische Wahrheit unserem Welttheil wiederzugeben. Wenn je ein Mensch für den reinen Aristocratisme geeifert und sich 5 erschöpft hat, das Gute selbst des Feudalsystems by dem trohenden Sturm, der sich gegen dasselbe erhub, zu retten, so bin ich es. Aber mein Lohn war, daß mich die Aristocraten alle unbrauchbar fanden; und jetz, da die Democraten mich ruffen, so zischen die ersten Schlangen Verlümdungen umher, träumen, ich sye lengst 10 Frankreichs Demagogen verkauft, heißen mich einen Enragé etc. Das kümmert mich nicht, ich werde unter den Democraten kein Haar breit von meiner alten Wahrheit weichen und die Vereinigung aller Guten zu der stillen Weisheit verengerter häuslicher Genießungen als den einzigen Grundpfeiler aller wahren Freyheit 15 erklären. Ich glaube, auf den öffentlichen Ruff zum Bürger dieses Reichs ihme schuldig zu syn, das Meine zu ihrer wahren Erleuchtung beyzutragen. Bis jetzo allenthalben betrogen, erwarte ich ruhig, ob auch sie die Sprache meines Herzens für Träume, die in dieser Welt nur die Thoren blenden, erkleren werden. Soll- 20 ten auch diese es thun, so kan ich es ihnen so wenig übelnehmen als den Fürsten und Ministern, die es bis jetzo gethan haben; immer erwarte ich, daß diese es mit geraderem Sinn und mit weniger übel stehenden Complimenten thun werden. Ob ich aber würklich nach Frankreich gehe oder nur von hier aus über die 25 Gesezgebung, insofern sie die Bildung der niederen Stände [betrifft], schreiben werde, ist noch nicht ausgemacht. Meine öconomische Lage erlaubt mir nicht, auf Gefahr meiner Familien auch nur das Geringste zu wagen. Ich bin in Rüksicht auf meinen Sohn in Sorgen. Einige epi- 30 leptisch scheinende Zufälle verbreiten von dieser Seiten Dunkel um mein Herz, indem sie mir große psychologische [Rätsel] geben. Ach Gott, er ist das Opfer meines blinden Glaubens an die Menschen. Noch ist Rettung möglich, noch hoffe ich, aber ich leide. Mein Franzosengescheft ist vorübergehend und entfehrnt mich 35 nicht von Ihnen; vielmehr werden seine Erfahrungen, wie sie auch immer syn werden, mich noch mehr an Sie anketten. Schreiben Sie mir bald! Gott leite Sie glüklich auf Ihrem Herd, neben dem ich sicher zehle, einst mit Ihnen noch angenehme Stunden zu verleben. Ihre Gedanken über Lienhard und Gertrud für Teusch- 40

291 land erwarte ich mit Sehnsucht, sowie ein Wort Ihrer Ahndung über meine neue Franzosenliebe. Ich weiß selbst nicht recht, was für eine Gattung Luftgebild ich mit dieser Liebe umarme, aber ich vertraue auf mich selber. 5 Leben Sie wohl ! Ich bin und bleibe mit der ganzen Empfindung, die Ihre erste Liebe in mir reg gemacht hat, auf immer ganz der Ihrige Pestalozzi. 703. io

An Goeschen. (Ende Dezember 1792).

Lieber Goesche! Ich hofte immer ein paar Zeilen von Ihnen, und Sie schrieben mir nicht. Ich denke, daß Sie mich doch lieben. Ich lebe in großen Zerstreuungen und kan jetz umüglich schreiben. 15 Nächstens durch die Post geschieht es gewüß. Ich entlade mich indessen einer Weiberkomission, die Ihnen meine Frau empfehlt. Antworten Sie uns, was Sie gut feinden, nur damit wir etwas sagen könen ! Ihr Angedenken freut unser ganzes Haus, und auch das Pfarhaus denkt immer mit Freüden an Sie. 20 Jungfer Küpfer fragt Ihnen allemahl nach. Von Ihrem großen Project sagen Sie nichts. Ich sage Ihnen villeicht in dem Nächsten, daß ich als französischer Bürger nach Paris verreist. Doch das ist nicht gewiß. Ich muß enden. Leben Sie wohl und lieben Sie immer Ihren Freund 25

Pestalozzi. 704. An Unbekannt.

[1793?]

Lieber! Du feindest die SchrifTt unbeantwortlich. Ich will sie 30 auch nicht beantworten; das ist Sache des Herrn von Dalliens. Aber insoweit es mir scheint, ihre Kunst mache gegen die W a h r h e i t Eindruk, in so weit werfe ich einige Worte hin, die — ich weiß wahrlich nicht, was sie eigentlich erzwekken sollen. 19*

292 p. 10. Richtig ist, wenn das so geheißene französische Untier selbst noch dann, wenn es, unter den Streichen der verbundenen europäischen Mächte erlegen, dem Tod und der Auflösung nahe gebracht syn wird, noch in den lesten Zukkungen dieses Zustande unserm armen Vatterland gefährlich werden kan, so verdiente es 5 doch gewüß nicht die unbedingte, große Verachtung, die die Regierung der hohen Stände Zürich und Bern gut gefunden, dieses h o s e n l o s e U n t h i e r in dem Augenblik, da es gegen die größten Mächte des Weltheil seine größte Vollkrafft zeigte, durch unsere Neutralität und gar d u r c h A n e r k e n u n g des G e s a n d t e n v o n io u n s r e n G r e n z e n zu e n t f e h r n e n . Man hätte auch in diesem Zeitpunkt Helvetien umüglich den Krieg gegen Frankreich mit einem stärkeren Grund abrathen können als mit eben diesem. — Sie sagen zwahr: eine Republik, welche d i e T u g e n d zu ihrem Fundament hat, soll sich durch 15 keine Arten von Nebenbetrachtung v o n der S i t t l i c h k e i t ihrer Handlungsweise ablenken lassen. Sie sagen : die Schweiz ist durch ein 400järiges Bündnis mit Frankreich so vili als zu einem und ebendemselben Staat geworden. Ich förchte, mein Herr, Sie reden hier nur zu sehr die Wahrheit. 20 Es ist würklich so. Vast in allen Kantonen sind Schweizer Familien auf ungleichen Wegen dahin gekommen, den D i e n s t des K ö n i g s für das Höchste der schweizerischen Ehre anzusehen und, indem sie mit den ersten Geschlechteren dieses Reichs an dem Glanz der Monarchie theilgenohmen, sich vorzustellen, daß dieser Glanz 25 ihr Vatterland, die Schweiz, zugleich mit dem Königreich überstrahlt. Selbst Dienstleute des Königs sahen ihrer viele des Vatterlandes höchste Ehre in diesem Dienst. Indessen waren die Truppen des Vatterland, so brav sie dienten in diesem Reich, da wie allenthalben Lohntruppen, und unsere bescheidene Republiq machte zu 30 ihrem Glük noch nie Ansprüche daran, den Glanz des Königreichs so innig mit sich selber zu vereinigen, wie einige dieser Familien. In der Mitte zwüschen zwei mächtigen Staatten hielten unsere Vätter frylich das Bündnis mit Frankreich immer für wichtig; aber der Erbverein mit Ostreich war imer vorbehalten, und wir 35 waren glüklicher, da unser Pensionenbrief den schüchternen Bürger von der unrepublicanischen Hofïlufït mit Krafft zurükhielt, als jez, da die Menge unserer Regimenter viele unserer Edlen mit dem hohen königlichen Regime bekandter machte, als sie es mit dem alten muthsvollen, bescheidnen und rechtlichen 40

293 Geist unserer eignen Frystatten nicht zu syn schienen. Wir haben sicher als Republicaner verlohren, daß wir uns zu sehr nur mit Frankreich in einen Geist tauffen ließen ; das alte rechtliche Reichstettische war für uns als Republicaner besser. Der Übergang der 5 Magistraturwürde in unbedingte Souvrainitetsansprüche ist das Sterbbeth der Fryheit, und diesen Übergang haben wir an der Hand der großen Weltverführerin gemacht. Ich weiß das Verdienst unserer Edlen, ich kene die Vatterlandsliebe unserer Patricier. Aber die Grundsäze einer großen Monarchie 10 sind mit dem reinen Geist eines sich selbst fühlenden Hirtenvolks so incompatible als mit dem steiffen Rechtsgefühl von Bürgerschafften, die ihr ganzes Glük in Erhaltung aller reichsstetischen Rechten und Freiheiten kenen und lieben. Die Verbindung der Stände mit dem König, ihre Verfassungen 15 sich gegenseitig zu garantieren, hat ganz gewiß einen nachteiligen Einfluß auf die K r a f f t aller Volksrechte, die den Magistraturrechten das Gegengewicht hielten, gehabt. Ich will nichts weniger als tief in diesen Gegenstand hinein; ich will nur gegen den französischen Officier bemerken: Wir haben uns für das, was wir sind, 20 mit dem königlichen Frankreich gleich gemacht. Ströhme von Blut ist der Preis, für den wir einige Militairs mehr für das Königreich als für uns bildeten. Daß Frankreichs K r ä f f t e mit den Kräfften Ostreichs in einem gewüssen Gleichgewicht bleiben, war für uns immer unstreitig und ist es noch jez. Aber der 25 Glanz der Monarchie, wie er sint einem Jahrhundert durch seine Grundseze und durch seine Thaten strahlte, an diesem haben wir wahrlich keinen Theil, und unser Herz spricht ihn nicht an. Der stille Edle im Land schlägt seine Hand, erkenet mit Wehmuth: Wir waren besser, und das Land der Freyheit war geseg30 neter, wo noch keine Heffansprüche und keine künstlichen Verwirrungen der fromen Einfalt und der edlen Schamröthe unserer alten teutschen Rathstuben Nachtheil und Schande gebracht. Wir waren besser, eh man unser Land und seine Grundseze mit der Krön und mit den Grundsezen dieses Staats eins zu bringen 35 (identifier) gesucht. Weit die meisten Einwohner unsers Lands leben in der innigsten Überzeugung von dieser Wahrheit; und es sind vorzüglich unabhängende, begüterte, von den Mißbr[äuchen] des Lands keinen Nuzzen ziehende und mit denselben keinen [Handel] treibende Menschen, die hierüber noch das warme 40 Ge[fühl] unsrer Vätter erhalten.

294 705. A Mademoiselle (Anna Salome) Schulteß chez Monsieur le Ministre Gallot à Neuchâtel.

(1793). s

Liebe Baase! Nihm es nicht [böse auf], daß ich noch also mit Dir rede! Dein Brief hat mich unendlich gefreut. Seine Herzlichkeit preßte mir eine Threne [aus]. Bin ich denn würklich, mußte ich zu mir selber sagen, den Meinigen so lieb, als Du, Gute, es glaubst? Ich wünsche von Herzen, es zu verdienen. In der Sach io selber sy ruhig! Es ist jez nicht wahrscheinlich, daß ich nach Frankreich gehe, und wenn ich früher oder später gehen würde, so würde ich mich keineswegs in die Stürme der Politik hineinwagen, sonder ruhig einige Monate schrifftstellerischen Endzwekken hinter einem Pult abwarten und dann in meinen stillen 15 Winkel zur Ausarbeitung dieser Endzwekke heimeilen. Aber noch einmahl, auch nur dieses ist jezo nicht wahrscheinlich. Was machst Du, Liebe? Lerne vollkomen französisch! Du mußt mir denn einst, wenn Du gern willt, etwas übersetzen. Gewiß were es mir ein großer Beweggrund gewesen, nach 20 Neuenburg zu komen, Dich dort zu wissen. Aber es war mir nicht möglich. Were es mir möglich gewesen, so wäre ich gewüß auch nach der Prise gekomen. Wenn Du dem guten Georg schreibst, so danke ihm für seine Aufmerksamkeit und grüß mir ihn herzlich und auch den lieben 25 Carl. Ich höre, er sy Unterlehrer by Droz ; ist das wahr? Lebe wohl, liebe Baase! Sy versichert, daß Dein Angedenken mir lieb ist und daß ich mich sehne, Dich bald einmahl wieder zu sehen, sowie Gelegenheit zu feinden, Dir auf irgendeine Art, die mir möglich, zu zeigen, daß ich mit herzlicher Zuneigung auf immer 30 syn werde Dein treuer Oncle Pestalozzi. 706. Verkommnis mit Susanna Pestalozzi. Zürich, den 4. Merz 1793. 35 Ich Endsunterschriebener bescheine, daß ich in Rüksicht auf das Verkomnis, welches meine geliebte Frau Mutter, Frau Su-

295 sana Pestalozzi, geborne Hoze, in Rüksicht auf das meiner lieben Schwester, Frau Barbara Groß, zukommende Heürath- und Erbgut getroffen, mit meiner lieben Mutter genzlich einstimig bin und meine vollkomene Einwilligung dazu gegeben, so wie solches 5 Samstag, den 2. Merzen 1793, M. G. H. Herren vorgetragen worden. J . H. Pestalozzi. 707. An Gräfin Reventlow. io

(7. Juni 1793).

. . . Es ist freilich wahr, wer das Interesse der Menschheit in seiner Brust trägt, dessen Dasein ist geheiligt. Aber wenn dieser kraftlos wie ein Lahmer am Weg sein Leben damit zubringen muß, vorübergehenden blinden Leuten zuzurufen: Nehmet mich auf is eure Schultern, ich will euch den Weg zeigen, den ihr nicht seht ! und ihn im langen Leben auch kein Einziger auf seine Schultern nimmt, dann ist dieser Arme zu bedauern. Ein Gott muß ihn stärken, oder sein hoher Sinn sinkt, seine Liebe schwindet, und Menschenverachtung und steigende Schwäche wird das Theil 20 seines frühen Alters . . . Freundin, es ist eine große Last um ein verlorenes Leben. Aber ich habe Nicolovius gefunden und glaube mein Leben nun nicht mehr verloren. Seine Freundschaft erhebt mein Herz, und Hoffnungen leben wieder in meiner Brust, welche die Lügen der Welt in mir sinken gemacht . . . 25

708. An Nicolovius. (7. Juni 1793).

. . . Freund, ich kann bei der Fortdauer Ihrer Treue und Ihrer Liebe den Gedanken nicht länger verhehlen, die Vorsehung wolle 30 einen Theil meines verlorenen Lebens durch Sie wieder aus dem Nichts hervorheben, in welches es durch meine Fehler, durch mein Unglück und durch das comödiantenmäßige Benehmen meines Zeitalters versunken ist. Möchte ich den Erfolg Ihrer bessern und weisern Bemühungen zu meinem Zweck noch erleben, möchte ich 35 in der Lage sein, Ihnen zu erneuerter Belebung dieser Endzwecke

296 alles das geben zu können, was ich im Ruin meines Thuns noch in mir selber erhalten; möchte ich, nachdem ich aufgehört, die Erreichung dieser Absichten für mich selbst zu wünschen, noch dahin kommen, am Ende meiner Laufbahn mich dem Mann ganz hingeben zu können, der im verdorbenen und verwirrten Traum 5 meines Lebens so ganz die Wahrheit seines eigenen Herzens gefunden; dem Mann, der ohne meine Schwächen und ohne meine Verwirrung Hand an den Bau eines Tempels legen will, den ich im Gang meines Lebens nur wie ein Luftgebild vor meinen Augen erblickte und mit meiner kraftlosen und verwirrten Lebhaftigkeit 10 noch selbst entweihte! Ich sehne mich wie ein äußerst ermüdeter Mensch nach Ruhe, und die Pflichten meines Hauses rufen mir laut, die Welt zu vergessen und die Meinigen zu retten; aber, Freund, seitdem ich Sie kenne, hat das alte Streben meines Lebens von neuem wieder unwiderstehliche Gewalt über meine, 15 nur durch meinen Traum Befriedigung und in ihm Athem und Leben findende Seele. Es thut mir weh, ohne einen Erben meiner Wünsche, der aufbewahre das Heilige meiner Erfahrungen, und der fortarbeite an dem Werk meines Lebens, aus der Welt zu gehen. Warum sollte ich es Ihnen verhehlen, Freund, bei Ihrer 20 Umarmung schlug mir mein Herz: 0 wären Sie mein Sohn! -— Und seitdem ich Ihrer Treue und Liebe genieße, schlägt mir mein Herz oft beim Gedanken: 0 wären Sie mein Sohn! Dann würde ich nicht so isolirt aus der Welt gehen ; ich würde denen, die nach mir kommen, mehr als mich selber hinterlassen. Nicolovius, stoße 25 den bittenden Alten nicht weg, werde Erbe meiner Wünsche für die Menschheit, werde der Aufbewahrer der Erfahrungen meines Lebens, der Fortarbeiter meines zerrütteten Werkes und fordere von mir Treue und Handbietung bis an mein Grab! 709. An Herrn Fellenberg von Bern

30

in Pfefers. [Anfang Juli 1793].

Lieber Freund! Ich kome später, als ich vorhatte, nach Bern und werde wahrscheinlich Ihre geehrtesten Eltern nicht mehr da- 35 selbst antreffen. Aber ich freue mich, selbige dann in Vivis zu sehen, und wenn Sie denn wieder im Wambisbach seyn werden,

297 so hoffe ich auch von meiner Reise zurük zu syn und sie by mir und by Ihnen zu sehen. Ich bin ungedultig, keine Briefe von dem Buchhendler Goesche in Leipzig zu haben; ich hoffe aber mit jedem Postentag die Nach5 rieht, daß meine Bogen gedrukt sind. Der Eindruk Ihres Benehmens in Arau war im Anfang in Zürich nicht zu Ihren Gonsten. Aber Ihre Freunde handleten mit Wärme, und man sagt, selbst Fries seye von seinem Vorurtheil gegen Sie zurükgekomen. 10 Lieber Freund, der Wirbel meiner Wirtschaft verschlingt meine Zeit. Ich sehne mich wieder nach den Wintertagen und ihrer Ruh. Meine Zeit geth wie ein Nichts dahin, und wenn meine Erfahrungen durch Thetigkeit reifen, so schwinden die Krefte der Mittheilung meiner Begriffen by mir frühzeitig dahin. 15 Ich bin ungedultig nach Stunden der R u h und einer sorgenlosen Zelle. Hier ist ewige Unruh und Zerstreuung. Unsere junge Frau h a t t e Zwillinge, die starben. Sie selbst schien einige Tage gefährlich; jetz ist es besser, aber meine Frau ist auch nicht ganz wohl. 20 Wie geth es Ihnen, und wie geth es Herrn und Frau Rathsherr? Schreiben Sie mir auch von Pündten aus ; Sie feinden dort mitten im Streit der harten Aristocratie und der blinden Democratic noch reine Freiheitsgefühle, aber im ganzen ein erbärmlich verpfuschtes Volk. 25 Hier ist alles still — in der ewig daurenden Erwartung der Dingen, die komen sollen. Ich kann heute nicht mehr. Ich habe ein Dozzet Arbeiter an meiner Scheuer, wo ich baue. Leben Sie wohl und lieben Sie immer Ihren Sie schezenden 30 Freund Pestalozzi. 710. An Nicolovius. 21. Juli [1793], 35

. . . Du fragst, was ich suche? Lieber, da ich meinem Hinschwinden entgegengehe, da ich den Trost, meine Lebensleiden enden zu sehen, in meinem Herzen nähre und alle Hoffnung, das Gute, das mein Herz in den Wüsteneien dieses Lebens suchte, der

298 Welt durch mich selber sowohl, als die Meinigen zu erhalten, dahin schwindet, so suche ich einen Freund, der die R u n z e l n m e i n e s A l t e r s n o c h w ü r d i g t mit der Rückerinnerung an den Traum meiner bessern Tage und mit der Theilnahme an dem Guten, das ich in diesen Tagen mit Kraft suchte, zu e r h e i t e r n u n d zu 5 e r f r e u e n , einen Mann, der mein Gutes von meiner Schwäche sondere und mit der Angelegenheit meiner Jugendjahre, den wichtigsten meiner Lebenswünsche neues Leben zu geben, aus eigenen Trieben wünscht. Das ist, was mein Herz bedarf, was ich suche und was ich fand. Wenn ich also den Namen Sohn aussprach, so 10 war dabei keine Anmaßung in meinem Herzen, ich wies Dir auch nicht in diesem Verstand Deine Stelle an. Das Bedürfnis leitete meine Sprache, mein Unglück wünschte einen Sohn für die Erhaltung meiner Lebensträume über mein Grab hinaus. Aber mein Gefühl lenkte mich schnell wieder in meine Bahn. Ich kann nicht 15 Dein Vater sein, ich schäme mich des ausgesprochenen Wortes, ich bins, der seine Schwäche an Deine Kraft hinlehnt, also gebührt mir Bescheidenheit und Dank. Lieber, sei mein Freund und mein Bruder! . . . 711. An Nicolovius.

20

24. August [1793].

. . . Ich fühle mich jetzt glücklich; verzeih meine alten Klagen und glaube, Deine Liebe ist der größte Trost meines verlorenen Lebens ! Ich sehe mein sterbendes Dasein sich immer edler und 25 zuverlässiger an das Deine anknüpfen, ich lebe durch Dich jenseits des Grabes ein unverdorbenes und unverwirrtes Leben, und unerfüllte Wünsche drücken mein Herz nicht mehr bis an den äußersten Rand meines Lebens. Dieses alles giebt mir Deine Liebe, und wenig, wenig, Geliebter, kann ich für Dich thun. 30 712. An Nicolovius. Richterswyl, den 1. Oktober 1793. Teurer, teurer Lieber! Daß ich Deine Unschuld nicht täusche, diese Pflicht durchdringt mein Herz, wenn ich Dich vor dem mo- 35

299 dernden B a u m meines Lebens dastehen und Früchte zu erwarten sehe, die nicht zu ihrer Reife gekommen. Doch ich rief Dich unter den modernden B a u m ; es jammerte mich einiger guten Kerne, die in schimmliger, ausgetrockneter 5 Hülle unter seinen Aesten im Kot liegen. Ich habe nichts weiter zu sagen als : Achte ihren Wert nicht groß ! Meine Antwort auf Dein geliebtes Letztes wird Dich mehr, als was ich sonst sagen konnte, hierüber in die Bahn der Wahrheit lenken. 10 Freund, im Gedränge meines Lebens verwirrt, trank ich wenig aus den reinen Quellen, aus denen die weisesten und besten Menschen, indem sie die innere Heiligung ihres Wesens zum ersten Geschäft ihres Lebens machen, hohe K r ä f t e schöpfen. Ach, das ganze Treiben meines Lebens ist ungereinigt von Selbstsucht und 15 gemeinen Neigungen ! Ich war zwar freilich von meiner Jugend an für jedes Gute empfänglich und für vieles lebhaft eingenommen. Aber das Kot der Welt, durch welches ich mich durcharbeiten sollte, hatte eine andere Ordnung, die ich nicht verstand und für die ich nicht ge20 bildet war. Ich ward im kritischen Zeitpunkt meiner jugendlichen Ausreifung über meine K r ä f t e überladen, dadurch in Verwirrung gebracht und in einem hohen Grade unbefriedigt und mißstimmt; also ging ich schwankend zwischen Gefühlen, die mich zur Religion hinzogen, und Urteilen, die mich von derselben weglenkten, 25 den toten Weg meines Zeitalters. Ich ließ das Wesentliche der Religion in meinem Innersten erkalten, ohne eigentlich gegen die Religion zu entscheiden. Ich verachtete die Papierwissenschaft von den Verhältnissen zwischen Gott und den Menschen, ebenso wie die Winkelexperimente, mit denen Lavater der armen 30 Papierwissenschaft über diesen Gegenstand zu Hilfe kommen wollte. Aber ich verlor wahrlich die wesentliche K r a f t , die die wahre Gottesverehrung dem stillen Edlen erteilt, indem ich sorglos für mich selbst die Schale dieses guten Kerns nirgends des Aufhebens 35 würdigte, und den Kern nirgends nur Labsal und Befriedigung sichernd um mich fand. Also war ich nach meinem eigenen Gefühl in diesem Zeitpunkt im Wesentlichen dessen, was die menschlichen Kräfte zu ihrer größten Reinheit ausbildet, sehr zurückgesetzt ; vorzüglich und besonders verminderte der Schwindel 40 meines unreifen Erziehungstraumes meine innere, stille K r a f t .

300 Ich war durch Wirtschaftsfehler in diesem Gegenstand für ein halbes Menschenalter der zerschlagene Knecht eines Irrtums, dessen einseitige Wahrheit ich zu meinem Götzen gemacht habe; in unsäglichem Elend, das die Folgen dieses Götzendienstes über mich verhängten, verschwand die Kraft der wenigen, isolierten 5 religiösen Gefühle meiner jüngern Jahre. Freund, so stand ich in dem Sumpf, in den ich gefallen war, eine Weile ganz still. Indessen entwickelten der Drang dieses Zustandes und die Erfahrungen, die ich in demselben täglich machte, in mir eine fast leidenschaftliche Angelegenheit, die Ordnung, die 10 das Kot dieser Welt, in welches ich mich vertieft, hat, heiter zu machen und die Art und Weise ins Licht zu setzen, wie der Mensch, ohne wie ich darin zu versinken, sich durch dasselbe hindurch arbeiten könnte. Dieser nach meinem eigenen Gefühl beschränkte Gesichtspunkt ward nunmehr das Einzige, wofür ich in meinem 15 Innersten ein festes, lebhaftes und ununterbrochenes Interesse empfand. Die Art der Wahrheit, der ich mich also widmete, oder vielmehr, von der ich all mein Interesse verschlingen ließ, ist also nicht eigentlich das höchste Ziel der innern reinsten Veredlung des Menschen, es ist vielmehr bloß seine gute Bildung für die 20 wesentlichen Bedürfnisse seines Erdenlebens. Ich kann und soll also nicht verhehlen: Meine Wahrheit ist an das Kot der Erde gebunden und also tief unter dem Engelgang, zu welchem Glauben und Liebe die Menschheit erheben mag. Du kennst Glülphis Stimmung, sie ist die meinige. Ich bin ungläubig, 25 nicht, weil ich den Unglauben für Wahrheit achte, sondern weil die Sume meiner Lebenseindrücke den Segen des Glaubens vielseitig aus meiner innersten Stimmung verschoben. Von meinen Schicksalen also geführt, halte ich das Christentum für nichts anderes als für die reinste und edelste Modifikation 30 der Lehre von der Erhebung des Geistes über das Fleisch, und diese Lehre für das große Geheimnis und das einzige mögliche Mittel, unsere Natur im Innersten ihres Wesens ihrer wahren Veredlung näher zu bringen; oder, um mich deutlicher auszudrücken : durch innere Entwickelung der reinsten Gefühle der Liebe zur 35 Herrschaft der Vernunft über die Sinne zu gelangen. Das, glaube ich, sei das Wesen des Christentums. Aber ich glaube nicht, daß viele Menschen ihrer Natur nach fähig seien, Christen zu werden; ich glaube das Gros der Menschheit so wenig einer solchen allgemeinen inneren Veredelung fähig, als ich das- 40

301 selbe im allgemeinen fähig glaube, irdische Kronen zu tragen. Ich glaube, das Christentum sei das Salz der E r d e ; aber so hoch ich dieses Salz auch schätze, so glaube ich dennoch, daß Gold und Steine und Sand und Perlen ihren Wert unabhängend von diesem 5 Salz haben, und daß die Ordnung und die Nutzbarkeit aller dieser Dinge unabhängend von demselben muß ins Auge gefaßt werden. Ich glaube nämlich, alles K o t der Welt hat seine Ordnung und sein Recht unabhängend von dem Christentum und, Freund, indem sich meine Wahrheit auf das Forschen nach diesem Recht 10 und nach dieser Ordnung beschränkt, fühle ich die Schranken meines Gesichtspunktes ganz. Aber dann ahnet mir auch, meine Stimme sei wie die Stimme eines Rufenden in der Wüste, einem andern, der nach mir kommt, den Weg zu bereiten. E s ist mir oft nicht anders, als ich wüßte selbst nicht, was ich tue und wohin is ich gehe. Indessen reißt mich mein Herz zu jedem Wort, das ich rede, mit unwiderstehlicher Gewalt hin, und indem ich vom Zauber der Schranken, der mich umfesselt, selbst leide, kann ich mir das Zeugnis geben: Es ist mir in dem Kreis, über den ich nicht hinauszugehen vermag, bei jedem Wort Ernst, das ich rede. So 20 stehe ich ferne von der Vollendung meiner selbst und kenne die Höhen nicht, von denen mir ahnet, daß die vollendete Menschheit zu ihnen hinanzuklimmen vermag. So viel, Freund, für diesmal von meinem Nicht-Christentum. Deine Antworten werden mich zu weiterer Entwicklung meiner 25 diesfälligen Begriffe hinlenken. Dein Gefühl hat über Lavater den Grund zu Wahrheiten gelegt, die ich in ein paar Briefen offenherzig mit meinen Erfahrungen bestätigen werde, wenn ich es in diesen Briefen mit Sicherheit kann. Solltest Du aber in Rückantwort meine Vermutung be30 stätigen, daß die Briefe in Deutschland vielfach geöffnet werden, so schicke ich Dir diese Bemerkungen, sowie diejenigen über die Schweiz, gelegentlich durch einen ganz sichern Weg. Ich will mit den letzteren Bemerkungen nicht bis zu Ostern warten. Ich habe für das Allgemeine meines Urteils keinen Leitfaden nötig, aber 35 hernach für den Detail will ich Stolbergs Reise gern als einen solchen brauchen. Ich bin nun in Richterswyl. Dr. Hotze macht eine Reise von etlichen Monaten, und ich bin nun in seiner Abwesenheit in seinem Haus ohne Geschäft und ohne Zerstreuung. Freue Dich, Freund, dieses Glücks, das ich nun einige Monate 40 genießen werde!

302 Zu dieser Zeit gedenke ich 1. an einem vierten Teil von Lienhard und Gertrud zu arbeiten. Ich werde von nun an würklich meinen Schriftstellerverdienst als Resourses für meinen Plan zur Volksbildung mehr auszudehnen trachten und, so wie die Wichtigkeit meiner Erfahrungen und der Eindruk meiner Manier jezo 5 mehr als bisher erkendt wird, so glaube ich, mich in meinen diesfeligen Hofnungen nicht zu teuschen, sondern eines größeren schriftstellerischen Verdienste sicher zu syn. Ich zehle hierin am meisten auf die Cronic von Bonal, in der ich die Führung der niederen Menschen vom 14. Jahrhundert herab geschichtlich ent- io hüllen und in den etlichen und neunzig Caracteren meines Buch alles, was mich die wahre Aufklerung des Volks zu befördern dienlich dunkt, als ausgeführt und vollendet geschichtlich darlegen will. Ihre Züge der Gräffin Reventlow verdanke ich Ihnen. Sagen Sie der Edlen, mit hundert Weibern wie sie könte man Europas 15 Fieber heilen und der drohenden Verwirrung des Welttheils ein sicheres Ende machen. Es wäre den Fürsten so leicht, der Erde zu helfen; aber sie sind so egoistisch als ihre Aufrührer. Darum werden sie es nicht könen. Und im Bewußtsyn meiner Krafft, wenn ich den schreklichen Lauf der Dinge sehe und den Unbe- 20 fangenen aller Ständen Wahrheit zu sagen, die sie nirgends hören, meine Pflicht fühle, meine Lebenserfahrungen alle darzulegen und keinen Augenblik mehr zu versäumen, sie mir selbst noch von allen Seiten heiter zu machen, denn, Freund, werfe ich mein Aug auf Sie und sage mir selbst: Ich darf jeden Wunsch meines Her- 25 zens in den Schooß dieses Mans [werfen]. Er liehet meiner nahenden Schwäche den Arm seiner Jugend, und mit ihm vereinigt, würke ich sicher über mein Grab und durch viele, die ich ohne ihn nicht feinden würde. Lieber! Der Drang meines Innersten, die Endzwekke in einem ausgedehnten Kreis zu erzihlen, wird imer 30 größer und, die Kentnisse und Erfahrungen vieler Menschen, die Wahrheit und Liebe auf andern Wegen fanden, mit den meinigen zu vereinigen, zu disem Endzwekk zu vereinigen, wird mir dringend. Darum danke ich Gott, daß ich Sie gefunden und mein Herz an das Ihre anschließen darf; auch für jedes gute Wort, das 35 Sie gegen Jacobi von mir fallen lassen, danke ich Ihnen. Seine Achtung erhebt mein Herz um so mehr, als ich für mein Leben nicht erwartete, die allgemeine Mißkenung, die mein Schiksahl über mich verhengte, enden zu sehen. Ich hoffte dieses nur nach meinem Tod. 40

303 713. An Fellenberg. (Richterswyl, den 15. November 1793). Teurer, edler Freund! Ich danke Ihnen für einen Brief, darin 5 die Liebe zum. Guten Sie freylich zu weit führt. Ich bin ein schwächender alter Mann. Meine Kenntnisse haben ungeheure Lükken. Das Maaß meiner Geisteskreften ist verheltnismeßig sehr klein, mein Willen ist in vielen Stükken ohne hemmendes Interesse. Das ist vielleicht mein einziges Verdienst, und Ihre Menschenliebe io schezt um des Wenigen willen, das ich für Wahrheit und Menschenglük gethan, mich über meinen Werth. Das ist Danks Werth, aber ich weiß und soll wüssen, wer ich bin und wie schwach ich bin. Indessen scheinen meine alten Tage mir noch einige Kräfte übrig zu lassen. Ich bin zufrieden mit dem Vorükken meiner 15 Arbeit. Ich habe meine politischen Fundamente gesucht und, Freund, denken Sie, Fichte fand in denselben die wesentlichsten Grundseze der Kantischen Philosophie! Bald schikke ich Ihnen ausgearbeitete Stükke, und diese bitte ich Sie denn ohne Nahmen der Prüfung eines jeden zu unterwerfen, der durch irgend ein 20 Urtheil, und wenn es noch so schief svn würde, im Stand ist, mir Stoff zu einer Verbesserung oder neheren Bestimmung einer Stelle Gelegenheit zu geben. Mein altes Manuscript ist unter den Henden eines Abschreibers, und ich sende es Ihnen gewüß. Fichte sagt auch, ich soll die Philoso25 phie meiner Politik dieser Schrift mit dem Drukk vorhergehen lassen. Freund, die Tugend umpanzert die Despotie nie in die Länge, so wenig als die Anarchie. Solche Zufälle sind momentan. Der Tugendhafte verschließt sein Ohr der reinen Wahrheit nie. Laßt uns unseren Weg gehen und auf alles, was nicht in unserer Gewalt 30 ist, ruhig hinlächeln und nie vergessen : Was ist unter einem hundert Milleren ein einziger Mensch? Es sind wenige Ding in der Welt, die im Ganzen einen anderen Werth haben, als daß sie uns selbst in unserm Inneren besser oder schlechter machen. Mir ist die Welt von Herzen gleichgültig, und 35 die Wahrheit um des kleinen Kreises willen, in dem ich nahe um mich zu wirken vermag, und um ihrer selbst willen lieb. Ewig theilen sich die Menschen nicht in Engel des Lichts und in Engel der Finsternis. Ihr Schiksahl ist immer, daß Licht und

304 Finsternis in unmerklichen Schattierungen sich allenthalben gegenseitig verlieret. Da alles Laster nichts als Schweche, so ist Laster das ewige Erbtheil eines Geschlechts, dessen Schweche — so groß ist als seine Anlagen. Man muß seine Augen wegwenden von allem, was geschieht, 5 um für das, was sollte geschehen, in sich selbst reines Gefühl zu erhalten. Ach, die Gelehrten! Alles Handwerk stumpft das Menschengefühl ab. Ich liebe die Müssiggenger Ihrer Hauptstadt, weil sie by allen ihren Fehlern doch keine Handwerksfehler haben. Ich 10 kan nicht sagen, wie sehr mich das Herabsinken der Gelehrten zum Leist des alles reine und kraftvolle allgemeine Menschenintresse tödenden Handwerksgeists drükt. Ihre Theses zu, behaupten, nicht ihre Wahrheit den Menschen mit Zuverlessigkeit ans Herz zu bringen, das ist, was sie suchen. 15 Freund, ich danke Gott um Ihre Liebe und auch um die Gewogenheit, die Sie meinem J a q u e schenken. Ich kenne keine Pflicht wie diese und habe für keine ein so dringendes Gefühl als für die Vatterpflicht gegen seine Nachkomenschaft. Ich freue mich zu denken, mein Jaque werde einst hinter meinem Grab 20 um meinetwillen bei einigen Mentschen Liebe und Zuneigung finden. Aber auch hierin soll sich der Mensch die Welt nicht besser vorstellen, als sie ist, und sich keinen Träumen überlassen. Freund, ich durchlebte eine lange Reihen von Jahren namensloses Ellend, und ich weiß, wie ich die Menschen erfahren. Die 25 Natur r u f t uns zur Selbstsorge und zur Sorge für unser Geschlecht, und es war mein Unglück, daß meiner Jugend feste Bildung zu wirtschaftlicher Kraft mangelte. Das Übel ist unersezbar. Mein Sohn mangelt hierin selbst Erziehung. Ich reifte zu spät zu einem festen und richtigen Urteil über diesen Gegenstand. Indessen ist 30 mein Entschluß, die Zeit, die mir noch übrig, solang ich eine mich selbst befriedigende K r a f t in mir fühle, ganz der Ausarbeitung meiner angefangenen Arbeiten zu widmen und durch Fleiß diesen Beruf mir wirtschaftlich so eintreglich zu machen als möglich. Aber, Freund, auch hierin muß ich leiden. Um meine Arbeiten 35 zu vereinfachen, schreibe ich Bögen und werfe sie weg für wenige Zeilen, die ich benuze. Es ist unglaublich, wie by mir jede einfache leuchtende Stell ein Resultat mühsamer und schwerfelliger Arbeit ist. So werde ich nicht bezahlt ; doch, Gott Lob, ich habe mich noch nie erniedrigt, ein Wort stehen zu lassen, weil es bezahlt wird. 40

305 Aber gewüß, meine Manier ist für die wirtschaftlichen Vorteile meines Berufs die schlechteste. Indessen hoffe ich, einst, wenn ich genug aufgeopfert und standhaft die Einfalt, die mir die geldliebenden Comilitonen meines Handwerks nie nachmachen wer5 den, soutenirt, so werde ich nach Jahren durch eine complete Sammlung meiner zum lesten Mal revidierten und zu der mir möglichsten Vollkomnung gebrachten Schriften doch eine kleine Fortune machen können. Ich zehle dannzumahl auf das mitwirkende Intresse meiner Freunde für eine Subscription, io Daß ich Sie ob diesem Brodarticul so lange aufhalten kann! Ach, Freund, das Wohl der Welt hanget an der Weisheit dieses Articuls, und ich war einer der großen Thoren in demselben. Gott gebe, daß ich im Wesentlichen leiste, was Sie hoffen! Meine Gefühle sind gedrengt, mein Herz ist hier rein, und ich bin 15 voll Hoffnung. Wenn ich das Ganze vollendet, was ich jez unter meinen Henden habe, und wovon ich Ihnen bald die Anfangsstüke sende, und Sie noch in Bern sind, so kome ich zu Ihnen. Ich weiß, Sie sind dann mit dem Ganzen umso mehr zufrieden, da in der Bearbeitung des Gegenstands alles Einzelnintresse für Democratie, 20 Aristocratie, Monarchie so sehr verschwindet, als in der Bearbeitung der Grundsezen des reinen Christenthums jedes Einzelnintresse für irgendeine Sekte verschwinden mußte. Das Bild der Democratie wird schreklich, aber denn steige ich hinauf und feinde, die Fehler der Aristocratie und der Monarchie sind nichts 25 anders als Verengerung und Vereinzelung der democratischen Gewaltthetigkeit gegen das wahre Staatsintresse. Also suche ich alle Grundfehler der Verfassungen in den Irrthümeren der Democratie, wo sie sich am offensten zeigen. Nicht wahr, die Herren des oberen Parlements werden mir doch wenigstens für die schönen 30 Teller Dank haben, aus denen ich Ihnen meine Pillen, aber wahrlich nicht um ihretwillen, präsentiere? Wenn wir für die kömftige Generation arbeiten wollen, so lasset uns immer mehr an den Edelmuth junger Menschen von Stand anschließen! Die Volkswahrheit muß im Munde von Für35 sten und Ministern entscheiden. Schon ist Bernstorf ein Mann, der Riesenschritte zu diesem Zihl gethan hat. Bey der, durch den Despotismus abrutirten Volksmassa ist nicht das Geringste durch sie selbst zu hoffen als Schreknisse, die den Fürsten heilsam syn können, aber den Volksruin mit dem Ruin der Fürsten ver40 binden. 20

Pestalozzi Briefe I I I

306 Also müssen wir von allem, was geschiehet, zurüktretten, und für uns selbst, mitten unter den Schreknissen, an denen wir keinen Theil nehmen, die von allen Begegnissen unabhängenden Wahrheitfundamente suchen, die mit keinem Zeichen, weder der democratischen, noch der aristocratischen Zeitwuth gebrandmarket, 5 vorzüglich by denen Eingang feinden, deren Lag und Umstende zur Beförderung gemeinüziger Menschenwahrheit vorzüglich geschikt ist. Ich weiß wohl, Standesvorurtheile sind diesem Zihl sehr entgegen; aber immer mitten unter den Vorurtheilen der höheren Stende ist ihnen insonderheit in ihrer Jugend sehr oft ein hoher 10 Grad Edelmuth eigen. Und welche Wahrheit ist nicht an Edelmuth anzuknüpfen? Ich kans nicht genug sagen: Nur den Edelmuth in den obern Stenden so vil möglich rein erhalten, dann wird die Wahrheit by vielen unter ihnen ihre Vorurteile zuerst sicher unschedlich und hernach verschwinden machen. Lachen Sie nicht über meine 15 truglose Gutherzigkeit; ich rede von jungen Leuten! Von alten Practikanten weiß ich so gut als Sie, wie ihr Magen verdaut. Ich bin gedrengt, ich kan Ihnen nicht schreiben, wie ich wollte. Sobald mein Manuscript abgeschrieben, so sende ich es Ihnen unter der Adresse von Frau Rathsherrin. 20 Wenn Sie etwas Zuverlessiges von der Möglichkeit des Friedens hören, so bitte ich drungenlich um eine Zihle darüber. Um ein ganzes Menschenalter müssen wir zurük, wenn der Krieg fortdauret. Mein einziger Trost ist: Laßt uns unser Werk thun, als wenn wir den Gang aller Dinge nicht sehen ! 25 Freund, ich freue mich Ihrer Liebe und bin mit wahrer Hochachtung auf immer Ihr Ihnen verpflichteter Freund und Diener Pestalozzi. 714. A Monsieur Fellenberg de Wildenstein à Berne.

30

[Ende 1793]. Teurer, edler Freund! Ihr Brief, den ich jez nicht beantworten kan, kam am vorigen Freitag hier an. Montag darauf kam M. Fichte, dem ich seine Lobrede vorläse. Er erwiederte Ihre Güte 35 mit warmer Achtung für Sie. Ich habe ihn, glaub ich, mir sehr nahe gebracht. Sicher werden wir uns oft sehen.

307 Mir sind seine Kenntnisse in meiner gegenwärtigen Arbeit von äußerster Wichtigkeit, und ich freue mich, durch meine mündliche Unterredung schon überzeugt zu syn, mein Erfahrungsgang habe mich im Wesentlichen der Kantischen Philosophie nahe gebracht. 5 Man hoffet hier Frieden. Mitkommend Ihre Arzneyen. Ich schreibe Ihnen durch die Post tausend Dank für Ihren Brief. Leben Sie wohl! Empfehlen Sie mich Ihren verehrenswürdigen Eltern und glauben Sie mich mit warmem Herzen Ihren Sie hochachtenden Freund j π ·ι Pestalozzi. 10 In Eil.

715. [An Dr. Hotze].

[Ende 1793?] Freund, es ist genug; feindest Du auch hierin sansculotische 15 Einseitigkeit, so will ich fehrner schweigen. Aber nein, Du liesest und beherzigest, wie ich las und beherzigte. Du wiegst D e i n e B l u t s c h e i n e , ich meinen oft f r y l i c h s c h r e k l i c h e n M u t h . Ein Gott ist, der die Erde gestaltet. Frankreich ist der Brennpunkt des allgemeinen Mords, ich will gestehen, die schuldvollste 20 Massa. Aber Europa muß die Quellen des französischen S c h u l d g e b i r g s in den Ursachen, welche dieses Volk zu dem machten, was es ist, erforschen und ihnen Inhalt thun; sonst wird Europa werden, was Frankreich war, oder vergehen, eh es so tief sinkt. Denn jez wird Armuth zu der Erniedrigung schlagen, in der wir 25 stehen, und Du wirst sehen, was die Minderung der öffentlichen Einkömfte zur Erhöhung der immer steigenden Girrigkeit nach öffentlichen Einkömften in Europa hervorbringen wird. Alles betrügt mich, oder es ist gewüß, die Staaten werden sich wieder ums Geld winden, wie sie es jez verschwenden, und Caracter30 losigkeit und Inconsequenz mit allen ihren Folgen wird um des Geltmangels willen mehr als je der Geist unserer Regierungen werden. Sie werden keinem System treu syn, sobald sie Geltreize finden, ihm entgegenzuhandlen. Mitten in dieser Spanung zeigen sich schon solche Inconsequenzen: Frankreich hat die Menge 35 schlesisches Tuch zu Seglen gefunden! Freund, ich will enden. Glaub an mein Herz und verseze jedes Wort, das ich rede, in d e n ganzen Z u s a m e n h a n g meiner D e n k u n g s a r t und meines S y s t e m s , dann wirst Du Deinen armen Vetter nie wie einen 20*

308 Mörder fürchten, sonder ruhig ihn lassen den Weg gehen, den Gott ihn führt und den Gott ihm durch Deine Milde und Güte mehr gemessiget hat als durch irgend etwas andres. Lieber, muß ich Deinen Gottenkindren nicht ihr Gutjahr zurecht machen, und wenn ich muß, wo feind ich ein Verzeichnis, 5 was zu t h u n ist? Ich erwarte mit Ungedult heute Briefe von Constanz; auch Richart sein Vatter hoft, er werde einsehen, was er gefahre. Sonst ist nichts vorgefallen, als daß die Jungfer ihrer Lebhaftigkeit wegen Deinem Entschluß bis zur Unanständigkeit den 10 Lauf läßt und Wörter fallen läßt, die das Gepreg eines Caracters haben, vor dem uns Gott behüte. Wenn dis Mensch einmahl rasend wird, so verwundere ich mich nicht. Jez bin ich der Achtung und Schonung müde, mit der ich sie bald auf den Henden [trug]. Ich sagte ihr heute, ihr Benehmen werde ihr schaden und sye 15 nicht recht. Die Abenderung der Bedienung seye eine Sach, wofür es nie keinen weitren Grund brauche als den Willen des Herrn, und noch viel mehr, denn sie trohte sogar, sie wolle sich Raths erhollen, was das Wort Deines Briefs „Dein Gewüssen verpflichte Dich etc." sagen wolle; dies Wort müsse ihr erklert syn. Kurzum, sie 20 rásete laut, wie sie es lengst still that. Indessen krenkelt sie fort. Verzieh mir die Epistel, die ich abschreiben würde, wenn [mich] meine armen Augen nicht abhielten; ich hoffe, Du könest es doch lesen. Zieh Dein Herz nicht von mir ab! Ich will die Wahrheit wie Du, aber die Stimmung unsres Geists in ihren Grundzügen wird 25 verschieden bleiben bis an unser Grab. Herzliche Empfehlung an die Deinen, warme und treue Umarmung an Dich von dem Dich mit Dankbarkeit liebenden Pestalozi. PS. Ich m u ß Dich einst wieder um disen Brief für ein paar 30 Stunden b i t t e n ; behalt ihn! 716. An Dr. Hotze. [1793/94]. Teürer Freund! Ich kan den Seegen Deines Hauses nicht tragen, 35 ohne das Aüßerste zu thun, Dich zu überzeugen : Ich habe für die Sach der Fürsten ebenso wie für die Sach des Volks ein offenes

309 Ohr und ein warmes Herz. Ich unterwerfe Deinem Ausspruch die Richtigkeit folgender Grundsäze, die meinen Gang leiten. Die nach thierischer Freiheit schmachtende Verwilderung ist 5 auf den Trohnen und unter den Strohhütten die nemliche. Der Einfluß gegen dieselbe muß psychologisch von gleichen Gesichtspunkten ausgehen. Der Schlav auf dem Trohn und der Schlav in der Schenke muß durch Forcht von dem Tanzboden und von dem Spilltisch, auf 10 dem er Weib und Kind vergißt und Haus und Hoff verspillt, weggejagt werden. Ich kan kein Eilendsdorf von den Irrwegen der Aristocratie zurüklenken, ohne die Schamlosigkeit der Vorgesezten zu zertretten. Das Nemliche muß gegen die höhere Schamlosigkeit ge15 schehen; sonst komt kein Staat in Ordnung. Ich glaube so wenig, daß ein tiefï in Liederlichkeit und Abschwechung versunkener Hausvatter durch ein stilles Wort, das Du ihm ins Ohr sagst, köne zurükgelenkt werden, als daß eine verwilderte Menschenmassa ohne Forcht vor dem Teufel köne zu den reinen Tugenden der 20 Gottesforcht erhoben werden. Edler! Deine Gottesfurcht ist ein Kind der mütterlichten Zucht. Die Völker der Erde haben diese Zucht nicht genossen, und die Fürsten kennen sie nicht. Ihr Glaube ist nicht Dein Glauben, ihr Glauben ist Teüfelsforcht, und hetten sie nur diesen! Sage, haben 25 sie nur diesen? Wenn sie nur ihn noch haben, so will ich schweigen. Ich will mit ihnen vor den Altar ihrer Gözen hinknieen und nichts weiter thun als mitwürken, sie am Faden ihrer Teüfelsforcht zu dem Grad von Menschlichkeit hinzulenken, zu dem diese Forcht den Menschen fehig macht. Freund! Dein Herz erlaubet Dir 30 nicht, die Menschenmassa des Zeitalters in dem Grad zu verurtheilen, in welchem die Wahrheit sie verurtheilt, und mit welcher sie sich selbst richtet. Friedrich und Joseph haben die Ansprüche ihrer Krone selbst vor allem Volk als unabhangend von aller Teüfelsforcht erklert und die Ansprüche der Volksreligion auf 35 irgendeinen Einfluß gegen ihr bon plaisir als bloße Usurpation der Pfaffen herabgewürdiget. Die inneren Zwekke der Höffe haben alle diesen Geist. Und nun lehre mich, da, wo es so ist, die Kunst, e i n f a c h e n Blik, r e i n e s Gefühl, S t i m m e d e s G e w ü s s e n s reg zu machen; lehre mich 40 den Menschenfresser in seiner Höhle zu Gefühlen der Schonung

310 erheben, daß er Gras esse und Kreüter und das sündliche Fleisch meide, das von Jugend auf sein täglicher Fraß war! Freund, Dein Herz ist wie der Geist Deines Bruders, der Geist einer besseren Zeit. Das ist die einte Seiten der Sach. Die zweite ist: Die Welt 5 höret die Stimme nicht mehr, die ihr Recht verschweigt, das sie erkent hat. Soll ich den Irrthum der Allgemeinheitsphilosophie der Sansculotten dadurch noch tieffer würken lassen, daß ich Grundseze verschweige, die, indem sie selbige im Wesen entkrefften, zugleich auch den Irrthum der Allgemeinheitsphilosophie der 10 Macht in Licht sezen? Noch einmal, were Religion in der Welt, so könte Wahrheits- und Menschenliebe einen anderen Gang nehmen. Aber so wie es ist, kene ich kein Mittel, den Brand Europens zu hemmen, als Entlarvung der Schleichwegen, auf welchen Große und Kleine in der W u t h ihrer Selbstsucht nichts thun, als gegen-15 seitig Stroh zum Feüer tragen. Freund, der Gang meiner Schrifft ist weit entscheidender allgemein wieder den Geist des Zeitalters als wieder die Yerirrungen der Macht. Ich enthülle das Wesen der Liebe und des Wohlwollens. Ich gehe tief in das Wesen dieses Grundkeims aller 20 menschlichen Krafït gegen seine thierische Gewaltsamkeit hinein. Ich zertrette den Geist des Anspruchs im Volk. Ich sondere das Wesen des Freiheitsgenusses von allem Irrthum der harten thierischen Form, in welcher das Zeitalter diesen Seegen unserer Vätter anspricht. Ich zeige, daß Democratisme eine Lüge sy und ein 25 Zustand, der nirgend existirt. Ich zeige, daß Versorgetsyn der menschlichen Natur weit mehr convenire als sich selber versorgen. 717. An Unbekannt. [um 1794], 30 Reichhart von Richterschweil hat von Herrn Dr. Hoz tausend Gulden vier J a h r zu verzinsen, daran zwei J a h r verflossen. 300 Gulden sind verbürget von seinem Bruder; ob's müglich sy, dise Schuld zu verkauften = 800? Und nachzufragen, wie er sy. Ihn zu bereden, daß er den Yerlurst selber gewine, im Ver- 35 trauen nachzuforschen, wo ein honeter Ausweg? Ob Dolder sich brauchen lassen, wenn Reichhart eine Sicherheit zeigen würde?

311 718. Herren Fellenberg, von Wildenstein, in Bern. Richterschwil, den 16. J a n u a r 1794. 5

Lieber Freund ! Eine Reis nach Neuenhof h a t t e die Verspätung meiner Antwort auf Ihr liebes Schreiben veranlasset. Ich erwarte mit Ihnen, daß das rechnende Engeland bey den jezigen Conjuncturen für den Frieden stimmen werde. Sicher würde die Fortdauer des schwankenden Krieges die Anarchie am io E n d in der Welt allgemein machen. Unser Zeitalter ist wie ein heißer Somertag, an dem die Früchte der Erde unter Doner und Hagel zur Reife gedeien. Das Ganze gewünt, aberTheile werden schrekklich zerschlagen. Ich sehne mich, Sie dieses F r ü h j a h r zu sehen; wenn Sie nicht in 15 unsere Gegend komen, so kome ich nach Bern. Ich bin tief in den Begriffen meines neuen Werks begraben und vergäße keines meiner Versprechen an Sie. Ich h a t t e meine Bögen ausgeliehen und bis jez nicht wieder bekomen. Ich habe Ihre Antwort wegen von Werdt richtig erhalten. 20 D[oktor] Lavater wird Ihnen von hier aus Ihren Conto zusenden, wenn es noch nicht geschehen. Was sagen Sie zu diesen drei Zeilen: „Wer leidet und gefahret unter den gegenwertigen Zeiten am meisten? Sind es nicht die, so am meisten besizen? Und m u ß t Du nicht vorzüglich diejenigen 25 beruhigen, die am meisten leiden und am meisten gefahren?" Die Geschichte dieser drei Zeilen ist merkwürdig, aber ich möchte zuerst Ihr Urteil über dieselben wüssen, ehe ich Ihnen die Geschichte davon erzehle. Fichte recensirt Lienhart und Gertrud mit Rüksicht auf die 30 Grundseze der Cantischen Philosophie. Bagessen t r ä g t mir an, nach Dänenmark zu gehen. Oft gelüstet mich, zehn J a h r jünger zu seyn oder wenigstens die Kräfte noch zu haben, die ich vor zehn Jahren besaß. Inzwüschen will ich die schwindenden Stunden benuzen und 35 danke Ihnen und jedem, der mir hilft, die Brosamen meines verlohrnen Lebens noch so viel als möglich zusamen zu lesen. Empfehlen Sie mich Herrn Ratherrn und Frau Ratherrin Fellenberg und glauben Sie mich mit warmer Liebe den Ihrigen! Pestalozzi.

312 719. An Lavater.

20. Januar 1794.

Lieber Herr Pfarrer! Ich danke Ihnen für die Mühe, die Sie mit meiner Schrifït genohmen, und freue mich Ihres Urtheils. 5 Aber, lieber Herr Pfarrer, diese Schrifït waget in Sachsen und Brandenburg niemand zu trukken! Das wird sich aber wohl machen. Das Reimseröhl habe ich durchgestrichen. Daß Ihnen n i c h t k l a r i s t , daß in allen sich verderbenden io sowie in allen übel organisierten Staaten die Vornehmen vor dem Mittelstand schlechte Bürger werden m ü s s e n , das wundert mich zum Theil, — zum Theil begreiffe ich es. Ich möchte einmahl ein paar Worte hierüber — ich hette schier gesagt — verlieren, aber ich meine, gewinnen. Sie meinen, die V o l k s m i ß s t i m m u n g 15 gegen die Regierungen sy in Europa nicht allgemein. Ich meine, sie sy allgemein, nur nicht allgemein ausgebrochen. Sie wollen, ich soll den Begriff Feudalsystem richtig bestimmen. Das mögen die thun, die es könen, ich verstehe die Sach nicht. Mein Gefühl führt mich sicher; aber in Definitionen, da lasse ich 20 mich nicht leicht hinein. Nein, lieber Herr Lavater, der Bauer hanget nicht mehr an seinem verspotteten, entwürdigten und meistens nicht mehr existierenden Dorfrecht. Nein, lieber Herr Lavater, man darf jez nicht mehr so viel als ehmahl mit R e c h t thun, wohl aber mehr mit Unrecht, oder von 25 wegen Mangel byder: des verbietenden und des erlaubenden Rechts. — Ihr Gefühl by den Secretariatsgreueln freut mich. Sie machen das Fragzeichen? by der Stell: „Die Menschheit ist ohne Selbststendigkeit (senza virtu)". Sie müssen nicht zweiflen, 30 daß ich auch im Knechtenstand eine Selbststendigkeit möglich glaube. Der Titul der Bogen ist: Ü b e r d i e b ü r g e r l i c h e S t i m m u n g d e r E u r o p e i s c h e n M e n s c h h e i t . Ein Denkmahl der Zeit. Nein, lieber Herr Lavater, tieff ist das Buch nicht ; es ist warm, 35 aber oberflechig. Dem will ich, wills Gott, mit den Bögen, die jezo bearbeite, abhelfen. Diese gehen ohne Vergleichung tiefer. Sie müssen es auch; denn ich wage es, diesen den Titul zu geben: „ D a r z w ü s c h e n k o m f f t der M e n s c h e n n a t u r zwüschen

313 d i e i m S t r e i t s t e h e n d e n M e i n u n g e n v o n dem b ü r g e r l i c h e n R e c h t des M e n s c h e n " . Die Vergleichung mit dem Wirthshaus ohne Zimmer: Nun, lieber Herr Lavater, gibt es keine Schrifften, deren durch ver5 wobene Gefühle geleiteter Zusamenhang sie zu einem Tempel macht, in dem alle eingeschlagene Zimmer übel stehen? Einmal ich konte diese Schrifft nicht in Kamern theilen. Wenn Sie Bagessen schreiben, grüßen Sie ihn mir. Ich danke nochmahl sehr. Ihr Sie hochachtender 10

Pestalozzi.

720. Junker Oberherrn zu Wildeck. Neuenhof, 28. Oktober 1794. Hocbedelgeborner, hochgeachter Herr! Ich habe zwei Mal die 15 Ehre haben wollen, Euer Hochedelgebornen meine Aufwartung zu machen, nebst meinen Entschuldigungen wegen Verspätung meines schuldigen Zinses, Ihnen byliegende 48 Gulden, neue Louisdor à zehn Gulden, als den Betrag zweier Zinsen zu übermachen. 20 Nehmen Sie meine Entschuldigung dieser Verspätung gütigst auf und erlauben Sie mir noch die Bitte byzufügen, ob Euer Hochedelgebohrnen nicht die Güte haben, dieses Capital noch ein paar J a h r by mir stehen zu lasfen? Ich habe seit ein paar Jahren mich mit Ankauf neuer Güter, die ich zum Arrondissement meiner 25 Besitzung nothwendig hatte, so stark angegriffen, daß es mir eine wahre Erleichterung wäre, wenn Sie dieses Capital noch so lang in meiner Hand lassen. Da ich mit meiner Frau Tochter nach Burgdorf ven eise, so ist es mir unmöglich, Ihnen vor Ihrer Abréis auf Bern noch einmal meine Aufwartung zu machen. Ich nehme also 30 noch schriftlich die Freiheit, Ihnen mich in Dero fortdaurende Wohlgewogenheit zu empfehlen und Ihnen höflichst für alle Gewogenheit und Gutthaten, die ich während Ihres Aufenthalts in Wildegg von Ihnen genossen, den aufrichtigsten und verbindlichsten Dank abzustatten. Meine Umstände hinterten mich 35 gegen meine Neigung, Ihnen öfter meine Aufwartung machen zu

314 dürfen; aber die Hochachtung, die ich Ihnen schuldig bin, wird mir auch in Ihrer Abwesenheit die wenigen Stunden immer im Gedächtnis erhalten, in denen ich die Ehre Ihrer B e k a n n t s c h a f t genoß. Erlauben Sie, daß ich mit dieser außerordentlichen Hoch- 5 achtung mich nenne, E u e r Hochedelgeborner, meines hochgeachten Herrn gehorsamer Diener Pestalozzi.

721. Seiner Hochedelgebohren Herrn Landvogt Holzhalb, meinem hochgeehrten Herrn auf Knonau.

io

Neuenhof, den 28. Oktober 1794. S. T . Die S a c h mit den 4 à 5 Saum Most ist eine Kleinigkeit. Ich begehre solche nicht als B e r n b i e t l e r , sonder als B ü r g e r v o n Z ü r i c h auf mein Landgut zu meinem Privatgebrauch. In 15 Ihrem A m t ist kein B u r g e r v o n B e r n , für den der Herr Amtsm a n von Königfelden a u f g l e i c h e A r t Ihnen das Gegenrecht halten könte, und die Sach ist zu unwichtig, um von einem Gegenrecht zu reden. Ich weiß, daß die Befehle von Zürich nicht den Verstand haben, 20 hierin den kleinen Privatgebrauch eines ihrer Bürger zu genieren, also habe ich mit R e c h t Ursach, von meinen hochgeehrten Herren zu erwarten, daß Sie in Gefolg dieser Erleuterung dem Abgang dieses Mösts an mich keine weitere Hinternisse in den W e g legen. Ich werde diese Gefeligkeit als eine Gewogenheit von Ihnen 25 ansehen und verharre, m i t gebührender Hochachtung, meines hochgeehrten Herrn Landvogts gehorsamer Diener Pestalozz.

315 722. Au Comité d'instruction publique, Paris.

s

L e 26 brumaire 3 m e an de la République française une et indivisible. [16. November 1794], Liberté. Egalité.

Citoyens Représentants! Un compatriote de Guillaume Tell vous offre la traduction des principales guerres des Helvétiens io avec les despotes, et des événemens les plus importants, dont la lecture ne peut qu'être utile à la jeunesse, vu qu'on n ' y trouve d'un côté que vertu, courage et patriotisme, et de l'autre des motifs assez forts pour abhorrer le despotisme et le fanatisme. Il la soumet à l'examen des plus purs républicains. Il se propose 15 (avec votre approbation) à faire un second ouvrage qui contiendra ce qu'il y a de plus démocratique, utile, sage et applicable dans le gouvernement, lois, éducation, mœurs, usages et amusemens des Helvétiens. Il vous offre la traduction de l'histoire du pays helvétique 20 abrégée, édition nouvelle, sortie en 1791, vieux style; idem, L a vie de J e a n Waldmann, bourgemaître de la ville et république de Zuric, décapité en 150.0; histoire intéressante. Si vous trouvez bien, Citoyens, de l'engager à la traduction des dittes pièces, ou à une partie, il ne demande qu'un léger se25 cours qui lui donne l'aisance de travailler pendant quelques mois, étant sans fortune et sans emploi dans ce moment. Quand il aura rempli son engagement à satisfaction, il s'abandonnera entièrement à la générosité nationale. Il attend, Citoyens, votre réponse fraternelle. 30

Salut et Fraternité Pestalozzi. R u e Helvétius No 559 et 42.

316 723. An von Wyß.

[1794/95].

Hochedelgebohrner, insonders hochgeehrter Junker Unterschreiber ! Da mein Sohn in Zürich ist und die Gemeind Birr, sint- 5 dem er verheurathet ist, auch von ihm einen Heimatschein begehrt, so habe ich die Freiheit nehmen wollen, ihn Euer Hochedelgebohren diesfahls ehrenbietig zu empfehlen, umsomehr, da ich genötigt bin, wegen Clausein, die in Rüksicht auf die Abzugsordnung jezo in die Heimathscheine hineingebracht werden, die io ehrerbietige Vorstellung zu machen, daß dergleichen Clausuln in fremden Landen bym Verkauf der Güter und by Rükziehung in fremden Landen besizender Gelter sehr präjudizierlich werden könen. Bisher hat mich Bern als einen bloßen Landgüterbesizer und nicht änderst angesehen als jeden Fremden, der das J a h r 15 3 à 4 Monat auf seinem Landgut lebt. Unter diesen Umstenden wage ich es, Euer Hochedelgebohren zu bitten, ob es nicht möglich, die Wohlgewogenheit zu erhalten, daß meinem Sohn sein Heimathschein in der Form des meinigen ohne Clausuln wegen des Abzugs zugestellt werden könte. 20 Ich hoffe, Euer Hochedelgebohren verziehen mir diese Bitte, und freue mich, auch jezo noch glauben zu dörffen, daß Sie von den warmen und treuen Gesinnungen, die mein Herz gegen mein Vatterland hegt, überzeugt sind. Wenn einmahl a l l e Wulken der vergangenen Tage verweht sind, so werde ich es mir zur Pflicht 25 machen, mit Ihnen über einen Theil dises Gegenstands mit der Offenheit, die Sie mir immer erlaubt, [zu reden].

724. An Junker Unterschreiber Weyß.

[um 1791/95?]. 30

Vast darf ich mich nicht mehr entschuldigen, und erlauben Sie, daß ich hinzuseze, lieber Junker Weyß, daß ich Ihren Brief v o m . . . so lange nicht beantwortet. E r war mir ein wahres und schezbares Zeichen Ihrer Freundschafft. Aber ich bin zerstreut und, obschon

317 auf Gottes lieben Boden ganz ohne Employ, denoch imer in meiner Zeit zu kurz. Sie bemerken zuerst, daß die Stelle „ D a s innere Triebrad aller Gesezgebungen ist kein anderes, als jeden Staat für seinen Fürsten 5 so hoch hinaufzutreiben etc." im Mund eines rechtschaffenen Ministers unschiklich, und feinden, der Mensch sy nur im geselschaftlichen Zustand unglüklich, und nicht um dienstfehig zu werden. Das ist auf eine Art wohl wahr. Aber da der geseíschafftliche Mentsch allgemein nur in dem Grad glüklich ist, als er dienst10 fehig gebildet, so ist er ja doch auf eine Art in der GeselschafTt, um d i e n s t f e h i g zu werden, weil er ohne Dienstfehigkeit nicht glüklich und nicht brauchbar und nicht recht in der GeselschafTt syn kan. Und die Stell selber vom inneren Triebrad der Gesezgebung ist res facti vom Orient bis zum Occident, und die würk15 liehen Ressortsen des Geistes aller Menschenregierungen rufen dem Egoisme unserer Natur; und eine bloß auf Moralitet ruhende, keine egoistische Dienstleistungen erwartende, fordernde und zwingende Regierung ist in unserer Welt ein Phenomenon, dessen Erscheinung noch zu erwarten. 20 Alles, was zum Glük der Menschheit in unseren geselschaftlichen Einrichtungen müglich scheint, ist, den Egoisme der Macht, der allenthalben drükt, zu erleuchten, daß er nicht wie ein Narr und zu seinem eigenen Schaden drükke. Und nach disem Grundsaz ist berührte Stell und sonst alles in disem vierten Theil anzu25 sehen. Es freut mich, daß eben dieser Gesichtspunkt von einem der erleüchteten Staatsminister als der vorzüglichste meines ganzen Buchs anerkent und mir bestirnt geschrieben: wenn mann die Führer der Menschheit einmahl zur Überzeugung bringen köne, daß die Verbesserung der Umstende des Menschengeso schlechts nuzze, so were alles gewunnen. Und das Verdienst meines Buchs, insonderheit dieses vierten Theils sy, daß ich ganz nach diesem Zwekk, und zwahr, wie es syn soll, von unten auf in der Peripherie für den größten Hauffen gearbeitet. In Rüksicht auf den § 4, 1. Abschnitt, bin ich sehr entfehrnt zu 35 behaupten, daß alle wilde Völker ganz lasterhafït syen oder daß unsere Grundtriebe an sich selbst böse syen. Ich behaupte nur, der Mensch ohne Civilbildung werde treg, unwüssend, unvorsichtig, unbedachtsam, leichtsinnig, leichtglaübig, forchtsam und ohne Grenzen girig; und das, glaube ich, 40 sage die Geschichte der Wilden auf allen Blettern. Aber das sind

318 alles keine Laster im wilden Zustand, sie werden es nur im societetischen, und ich glaube nicht, daß die Farben der Folgen, die dise G r u n d s c h w ä c h e n unserer Natur, insofehrn sie nicht durch bürgerliche Bildung in den Menschen gemeßiget und abgelenkt werden, i n d i e s e m Z u s t a n d haben, zu stark aufgetragen syen. 5 Auch unter den Wilden h a t ein Grad der Kultur und der bürgerlichen Bildung Staat, so wie dieser Grad von Bildung für sie und ihre Lag b e f r i e d i g e n d ist. Ebenfahls hat nothwendig auch unter ihnen Großmuth, Menschenliebe, Enthaltsamkeit, Selbstbeherrschung und alle Tugenden des societetischen Zustande Plaz. 10 Das ist unter den Ziginern wahr. Aber insoweit, als sie wild und nicht gebildet, insoweit sind sie treg etc. Durch die Umstende der Welt und die Collision ihrer Bedürfnisse fallen sie in die Fehler der Gewaltsamkeit, die in der Societet Verbrechen sind. Es ist ganz gewüß, daß die Ketten der bürgerlichen Bildung der Menschheit 15 nichts weniger als unertreglich sind. Aber wann sie daran gewöhnt sind, und nicht in der natürlichen Fryheit gelassen werden, bis sie verwildert, geschiht das leste. So b a ü m t sich das Thier gegen Sattel und Zaum und macht Sprünge, die ihns im bürgerlichen Leben dahin bringen, daß mann ihm alle Beine abschlegt. 20

725. An Ratsherr von Wyß. [1794/95]. Hochedelgebohrner, insonder hochgeehrter Junker Rathsherr! Ich habe meinen Sohn nicht in Zürich lassen wollen, ohne durch ihn Euer Hochedelgebohrnen die Versicherung zu wiederbollen, 25 wie sehr es mich gefreut, Sie in Kasteln angetroffen zu haben und mit der Beruhigung von Ihnen geschieden zu syn, glauben zu dörfen, daß Sie hassenswürdige Privatinsinuationen über die Denkungsart eines Mans, von dem die Welt weiß, daß er Grundseze hat, verachten. Ich darf hinzusezen, wenn ich meinem Her- 30 zen hette fryen Lauf lassen können und Richterschwil nicht hette verlassen müssen, so wäre vieleicht in der N a c h b a r s c h a f t nicht begegnet, was begegnet ist, und ich ahnde die Möglichkeit, daß die Oberkeit Tugenden zu belohnen gefunden hette, wo sie jezt Laster zu bestraffen fand. 35

319 Ich habe in meinem Leben auch keine Stunde aufgehört, mein Vatterland zu Heben; aber ich habe freilich einige Dinge in Gesichtspunkten anzusehen gelernt, die nicht jedem Privatintresse dienen, und glaube daby fest, das Vatterland habe wie noch nie 5 nöthig, v i e l s e i t i g e r Wahrheit Gehör zu geben. Aber das Schiksahl hat mich außer den Kreis derer geworfen, deren Meinungen jez ohne Leidenschafït beurtheilt werden. Das legt meinem Leben Stillschweigen auf. Doch was halte ich Sie mit dem Augenbliksgefühl auf? Ich 10 empfehle mich der Edelmuth Euer Wohledelgebohren und bin mit wahrer Achtung Dero — 726. An Lavater. is

[1794/95],

Lieber Herr Lavater! Seitdem ich Sie letzthin sah, kam ich nie ab meinem Hof. Was soll also Ihre Adresse zum Hammerstein? Mir geschiehet Unrecht, das aber ist nichts Neues. Daran liegt nichts. 20 Es ist eben traurig, daß Herz und Herz zerrissen worden, daß niemand raten und niemand helfen konnte. Was soll ich sonst zu Ihrem Brief sagen? Ist ein Vater nicht mehr Vater, wenn er zu dem Augenblicksirrtum des Kindes seine Augen zuschließt? Ist ein Bauer nicht 25 mehr Bauer, wenn er den Ochsen am Pflug für einen Fehltritt nicht sogleich niederschlägt? War es denn wirklich die Frage, wie Sie sagten — einen Rebellen strafen zu müssen —? Ich weiß nichts, Sie verbinden mich, wenn Sie mir sagen, was geschehen. Das Kniefallen halte ich gar nicht schädlich für die Fallenden, 30 aber sehr verderblich für die Stehenden und für den republikanischen Geist. Alle allgemeinen Raisonnements, die Stadt könne nicht mehr Stadt sein etc., riechen nach dem Idealismus, der, wenn er sich mit Souveränitätsrechten und in der Freiheit und Gleichheit v e r 35 t r ä u m t , allenthalben die gleichen Wirkungen hervorbringt. Der Mensch kann tun, was er will, und was der Staat nicht kann, das kann der Mensch ; und die Stadt ist verloren, wenn der Mensch

320 nie tut, was er als Staat nicht tun kann. Gott gebe, daß mein Vaterland dieses heute erkenne! Pestaloz. Kennen Sie diesen Starrsinn unten, wo die Liebe oben ist? Es ist mir immer, Sie psychologisieren und politisieren nie so 5 günstig für die unten und nie so ungünstig für die oben als Ihr Meister Jesus Christus. 727. An Hans Konrad Escher. (den 7. Februar 1795). io Lieber Herr Escher! Es war mir unmöglich, Sie noch einmahl zu besuchen. — Über bewußte Sach schreibe ich Ihnen nach einem förmlichen Plane. Verziehen Sie meine Freiheit wegen des Nastuchs, hiermit folgt selbiges mit Dank wieder zurück. 15 Lassen Sie mich Ihrer Freundschaft empfohlen syn und glauben Sie mich mit Hochachtung Ihren gehorsamsten Diener und Freund Pestalozzi. 728.

20

Herrn Eisner Strumpffabricant in der Gerbergass. Neuenhof by Wildeg, Canton Bern, den 4. Merz 1795. Insonders hochgeehrtester Herr! Durch eine unertregliche Nachlässigkeit unserer Fußbotten sind mir die zwei Note, die Sie 25 mich betreffend an Ihren Herrn Sohn gesandt haben, jede by 14 Tagen verspättet worden. Were die erste zu rechter Zeit an mich gelangt, so hätte ich Sie in Basel sprechen könen, und wenn ich die zweite ebenso erhalten hette, so hette ich Herrn Laquiante die Zihlen nicht geschrieben, die ihm villeicht jezo etwas zu- 30 tringlich haben scheinen mögen.

321 Die besondere Aufmerksamkeit, die Sie, mein Herr, in diesem Vorfall für mich zeigen, macht es mir zur Pflicht, Ihnen meine Dankbarkeit hiefür zu bescheinen und dann mit Offenherzigkeit von der Sach selbst zu reden. 5 Weit entfehrnt, daß ich mich Frankreich auftringen oder auch nur villseitige Brauchbarkeit affichieren wolle, muß ich geradehin sagen: ich könte mich zu sehr Wenigem als brauchbar erkleren. Das einzige Fach der Volkserziehung und bestirnt nur für die niederste Classe ist, wo ich glaube, einige Erfahrungen zu besizen, 10 die von Wichtigkeit sind. Ich hatte in meinem ganzen Leben ein einziges festes Project, aber für dieses eine anhaltende Anstrengung verwendet, und beschrenke noch jezo alle meine Wünsche auf das Wesen desselben. Um Sie bestirnt au fait zu setzen, worin ich selbst außer dem 15 schriftstellerischen Fach meine e i n z i g e Brauchbarkeit beschrenke, muß ich die Freiheit nehmen, Sie zu bitten, die zwei lesten Bögen der neuen Edition des dritten Theil Lienhard und Gertrud in dieser Rüksicht zu lesen. Sie enthalten das Wesen von einer Reyhen von Briefen, die ich über Volksbildung an den Herzog 20 Leopold von Toscana gesandt, und in denen ich meine diesfelige Gesichtspunkte mit Bestimtheit entwikelt. Ich weiß nicht, wie weit in den Departements des oberen und unteren Reyhns der P u n k t der Volkserleuchtung und des Nationalintresse mit meinen Gesichtspunkten übereinstimen. Aber ich 25 werde mich freuen, mich mit Ihnen persöhnlich über diesen Gegenstand zu unterhalten, wenn ich Gelegenheit haben werde, wieder auf Basel zu komen, welches in 5 à 6 Wuchen geschehen kan. Ich füge mit Vertrauen auf den Edelmuth Ihrer Gesinnungen die Bitte by, wenn etwan Herr Laquiante meinen Schritt zu30 dringlich gefunden haben möchte, ihm hierüber einige Auskomft zu geben. Uberhaupt bin ich etwas besorgt, der Mißverstand, der zwüschen einigen Leuten von Bedeutung und mir in Rüksicht politischer Meinungen statthat, möchte einigen Einfluß auf die Ambassade haben. Der frve Gang meines Lebens machte mir Feinde, 35 und mein Muth, keine Gnade by Mentschen zu suchen, die mich nicht verstehen, unterhaltet hie und da einige Lebhaftigkeit gegen mich. Ich habe in jedem Fall nichts als Gerechtigkeit nöthig, aber ich konte nicht anders, als diesen Wink an Sie gelangen lassen, da ich so entscheidende Proben Ihres Wohlwollens in 40 meinen Händen habe. Verziehen Sie also meine Freimüthigkeit 21

Pestalozzi Briefe I I I

322 und gönen Sie mir forthin das Wohlwollen, das ich Ihnen mit der ganzen Wärme der aufrichtigsten Hochachtung verdanke! Ich begreiffe vollkomen, wie die Embassade zu einiger Aufmerksamkeit auf mich gelangt. Das Comité d'instruction publique h a t einige Notiz von meiner Existenz genohmen und ist auf 5 einige Ideen meines Buchs aufmerksam gemacht worden. Und ich freue mich, Frankreich in meinem neuen Werk die Achtung zu erwiederen, die einige mir vorzüglich schezbare Bürger dieses merkwürdigen Reichs mir erwiesen haben. Erlauben Sie, mein Herr, daß ich mit vorzüglicher Hoch-10 achtung die Ehre habe, mich zu nennen Dero gehorsamer Diener Pestalozzi. 729. An Große in Leipzig. Zürich, den 4. J u n y 1795. 15 Lieber Herr Schwager! Herr Ettinthorne, der für das Haus in Manchester Douglas and Holywell Tomsony reist, wünscht in Sachsen Kenntnis von Häuseren, die in Baumwollengarn Gescheffte machen. Er ist mir von Freunden empfohlen, und ich ersuche Sie, ihme, so viel als an Ihnen liegt, in seinem Endzwekk 20 an die Hand zu gehen und vorzüglich die Häuser, welche in Ihren Gegenden mit Mousselinfabriquen sich beschäfftigen, ihme bekandt zu machen. Sie werden mich für die Gefeligkeit, die Sie gegen diesen Herrn haben werden, unendlich verpflichten. 25 Leben Sie wohl, tausend Grüße an meine liebe Schwester und liebe Kinder, Ihr Ihnen verpflichteter Freund und Schwager Pestalozz. 730. An Meyer von Schauensee. Neuenhof by Wildegg, den 10. Oktober 1795. Ich danke Ihnen, lieber Herr Meyer, für die freundschaftlichen Zihlen, die Sie mir durch die Hand von Herrn Bobechheim haben

30

323

zugeschlossen. Ihre Gewogenheit ist meinem Herzen große Erquikung. Gern, Lieber, möchte ich Sie in Basel sehen, und wenn ich Sie dort einen Tag ruhig genießen kann, so kome ich hinunter. Ich 5 wünsche über sehr vieles m i t Ihnen zu reden und kann, wenn das Wetter gut ist, immer leicht zu Ihnen komen. Ihre Hoffnungen für die Welt werden sicher erfüllt werden. Der Strohm der Kenntnisse wird, wie alle Strohme, durch Hinternisse reißend und überschwemmend. Jez ist er das würklich, und die 10 Verlegenheit der eilenden Wasserkünstler, die alle Regeln ihrer Gärtnerwerke an diesem Strohm scheitern sehen, nihmt sichtbar zu. Laß uns, Lieber, einfach nur diesen Strohm verstärken, das Übrige macht er denn selber. Er selbst muß die Hinternisse weg15 räumen, die jez unsere Herzoge an seinen Ufern gegen unsere Cultur und unsere Thetigkeit aufheufen. Ihre Warnung gegen Fremde danke ich Ihnen. Auch hierüber möchte ich mit Ihnen reden. Wir sollten einen Plan entwerfen, solche verdächtige Kerle tüchtig an der Nase herumzuführen. 20 Sehen Sie Rathsherrn Pestalozzi? In diesem Fall bitte ich Sie, ein wenig zu spüren, ob er glaube, daß ich in der Zürcher Angelegenheit auf irgend eine Art fehlerhaft gehandelt. Man scheint eher von der Opiniâtreté dieses Vorurtheils durch eine Nubes testium dagegen zurükgekomen zu seyn, und einige von den 25 Matadores haben ihre Sprache darüber geendert. Was aber erfolgen würde, wenn ich meine Bücher publicirte, das kann ich nicht wissen, und möchte auch hierüber mit Ihnen reden. Sollte Frankreich auch jezo noch auf keinem Dorf einen Schul30 meisterdienst für mich finden? Lieber, ich zittere vor der Gefahr, von Alter und Schwäche übernohmen zu werden, ehe ich Gelegenheit finde, practisch an einige Ideen aus Lienhard und Gertrud Hand anlegen zu könen. Helfen Sie mir, wenn Sie könen, diese veri. — 35

Pestalozzi.

21*

324 731. An O b m a n n Füßli. [ u m 1795?]. L i e b e r H e r r R a t h s h e r r ! Ich f r a g t e Sie v o r einigen M o n a t e n : W a s sind die b e s t e n S c h r i f f t e n , a u s d e n e n d e r a l t e Geist des 5 zürcherischen Lebens allgemein u n d des zürcherischen Regierens besonders a m deutlichsten ersehen werden k a n ? E s ist m i r j e l ä n g e r j e w i c h t i g e r , z u s e h e n , w a s w i r w a r e n u n d d u r c h w a s f ü r M i t t e l wir r u h i g u n d z u f r i e d e n u n t e r e i n a n d e r l e b e n . G e b e n Sie m i r e i n W o r t L i c h t h i e r ü b e r , u n d g l a u b e n Sie a n die io V a t e r l a n d s l i e b e Ihres Sie v e r e h r e n d e n P.

732. An Lavater. [ u m 1795?]. is L i e b e r L a v a t e r ! M a n ist b y D r . H o z i n R ü k s i c h t auf m i c h w e i t g e g a n g e n . M a n h a t S a c h e n als F u n d a m e n t e d e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t v o n V e r b r e c h e n r e l e v i e r t , ü b e r die ich l a c h e n d L i c h t gebe, w e n n ich will. I c h b e k ü m m e r e m i c h n i c h t d a r u m , w e r es g e t h a n h a t ; a b e r ici} 20 frage den Mann, der mir Verlezzung meiner bürgerlichen, meiner ehlichen u n d m e i n e r v ä t t e r l i c h e n P f l i c h t e n v o r w i r f t : W a s h a b i c h gethan? — I c h w e i ß , lieber L a v a t e r , s e h r a n g e s e h n e M e n s c h e n d ö r f e n dieses n i c h t f r a g e n , w i e ich. 25

733. [An G e ß n e r ] . [1795/96?]. L i e b e r , ich s e n d e m e i n e n S o h n so viel als e x p r e ß n a c h Z ü r i c h , u m Dich z u f r a g e n , o b ich Dich n i c h t s e h e n sollte, o b D u m e i n 30 B u c h n i c h t in D e i n e H a n d n e h m e n , o b D u die H o f f n u n g e n , die D e i n e L i e b e in m i r r e g m a c h t e , in n i c h t s v e r f a l l e n l a s s e n willst. —• A c h , d a s ist n i c h t , a b e r w a s ist es d e n n , d a ß D u also s c h w e i g s t ?

325 Grüße mir Deine Lotte und antworte ; ich habe meine Stunden nothwendig. Dein P. Der Statthalter übertraf! alle Statthalter im statthalterischen 5 Nehmen ; doch übertraf! sein Herr das statthalterische Nehmen mit königlichem Geben. Aber wenn ich das weiß, spreche ich um deswillen dise Wone und dise Fryheit nicht an. H a t denn meine Überzeugung ein entscheidendes Übergewicht gegen den Reiz dieser Ansprüche? 10 Nicht weniger, es ist mir im Streit meiner Überzeugung mit den lebendigen Eindrükken meiner Sinlichkeitsgelüsten —

734. An Meyer von Schauensee. Neuenhof!, den 27. Februar 1796. 15

Lieber Herr Meyer! Eben da ich im Begriffe bin, Ihnen zu melden, daß ich kömftigen Dienstag Sie für ein paar Stunden in Luzern besuchen wolle, erhalte ich Ihr liebes Schreiben vom 24. dies. Ich bin im Fall, Sie für einen Freund u m einen Empfehlungsbrief zu bitten, und will diesen Anlaß ergreiffen, Sie zu ao sehen, Ihnen Glück zu wünschen zur wichtigsten Privathandlung Ihres Lebens und Ihnen zu danken für die Fortdauer Ihres mir so vorzüglich wichtigen Wohlwollens. Lieber, mein Brief forderte eigentlich keine Antwort; ich wußte zum voraus, Sie thaten alles für mich, was ich wünschte und 25 was Sie konnten. Verzeihen Sie, daß ich jez die glücklichen Stunden Ihres Lebens einige Augenblicke unterbrechen will, aber ich freue mich doppelt darauf. In Hinsicht auf mein Buch, denke ich, können Sie ganz ruhig seyn, es wird durch Geßner in die Hand von Erhart und 30 Reinhold gelegt, und alles, was auf nehere Verheltnisse der Schweiz direkt Bezug zu haben scheinen könte, wird weggelassen. Pestalozzi, den Sie sprachen, ist sehr fein, er kann einst im zürcherischen Vaterland wichtig werden.

326 Was Sie bei der Ambassade für mich thaten, dankt Ihnen mein ganzes Herz. Ich schätze mich glücklich, so weit ich auch nur von fehrne hoffen kann, für mein Lieblingsprojekt, oder vielmehr für das einzige Projekt meines Lebens, noch einige Aussicht zu finden. Von einer A b h a n d l u n g von mir über Erziehung weiß ich s nichts. Bruchstücke über diesen Gegenstand mögen [in meinem] Schwyzer Blatt seyn. Den großen Gang, den die Welt nihmt, möge Gott segnen. E s scheint würklich, der Untergang einer einzigen Krön seye zu wenig gewesen, um den Menschen m i t E r f o l g Büß und Bes- io serung des bürgerlichen Lebens zu predigen. Jez adieu, lieber, theurer Meyer! Empfehlen Sie mich Ihrer Familie und Ihren Freundere! In Hofnung, Sie bald zu umarmen, bin ich mit warmer, hochachtungsvoller Ergebenheit 15 Pestalozzi.

735. Herren Laue, de Luze

à Wildegg.

Auf der Blatten by Zürich, den 9. März 1796. 20 Hochgeehrte Herren! In Gefolg Ihres Auftrags habe mit Herren Lieut. Eschmann by der Weinreb in Waeddenschweil wegen der Ihnen hinterlegten Mousselin geredt. Seine Antwort war bestimmt, es sye den hinterlassnen Erben des Fischers umöglich, die Waar durch Gelt oder Wechsel in ihre Hand 25 zu beziehen. Sie syen genötiget, in den unbedingten Verkauf dieser Waar einzuwilligen, und er seye hierüber bevollmächtiget; er werde auch Herren Dolder die Waar an die Bezahlung Ihrer Forderung zur freyen Disposition als Bevollmächtigte überlassen. Aus diesem erhellet, daß die Offerte Herren Dolders ohne Sor- 30 gen für weitere Consequenzen kann angenohmen werden. Inliegend folget zugleich der Brief Herrn Eschmans an Herrn Dolder, womit die Ehre habe, mich zu nennen, hochgeehrte Herren, Dero gehorsamen Diener Pestalozzi.

35

327 736. An Meyer von Schauensee. [März 1796]. Freund, tausend Mahl danke ich Ihnen für alle Liebe, die Sie 5 mir zeigten. Ich habe dem Stiefsohn des bewußten Mans eine Empfehlung an Herrn Meister Le Grand gegeben und darin gesagt, daß Sie mir erlaubt, diese Empfehlung auch in Ihrem Nahmen zu bekräftigen. Ich hoffe, Sie nehmen dieses nicht übel. Lieben Sie immer Ihren Sie verehrenden Freund ίο P.

737. An Meyer von Schauensee. [1796], Lieber! Ich bin sicher, daß man glaubt, mich zu prellen. Aber 15 ich weiß es und werde also sicher seyn, das Prellen zu kosten. Wir müssen auf diesen Zwek bauen lehrnen. Meine mißbrauchte Gutmütigkeit gibt mir eine Gewalt gegen das Prellen, die nicht ein jeder hat. Darüber mündlich. Ich bin Mitte in der nechsten Wuche auf 20 der Reis. P. 738. durch Bern 25

Herren Fellenberg von Wildenstein à Aigle. [Frühjahr 1796].

Teurer, edler, Fellenberg! Erst vorgestern bekam ich wegen Abwesenheit Ihr liebes Schreiben. Ich freue mich unaussprechlich, Sie glüklich zu wüssen und zu denken, daß Sie durch die Erbin des Herzens Junker Sekelmeisters Tscharner glüklich sind. Sie 30 thaten wohl, daß Sie Ihrer inneren Beruhigung alles a n d e r e aufopferten. Alle äußere K r a f t ist ohne diese leste nichts. Also, Teurer, drükke ich Sie mit dem Bewußtsyn an mein Herz, daß

328 Sie Ihre Endzwekke alle auf den Felsen Ihrer selbst bauen wollen. Es stehe auf demselben ! ! Ich freue mich, des Wohlwollens Ihrer Geliebten versichert zu syn, und wünsche desselben würdig zu werden. Das Wohlwollen der Unschuld wigt den Unwillen einer schuldigen Welt 5 auf. Nun, es seye ! Wenn, wie ich förchte, bym Anschein meines Träumerlebens m i r niemand glauben will, so geben Sie mir, noch eh ich sterbe, einen Winkel für eine kleine Schule, damit ich wenigstens noch einige Tage lehre und dann sterbe. Inzwüschen, lieber Fellenberg, bin ich im Begriff, wieder einen 10 schweren Stein für meinen armen Sohn auf meine Schultern zu laden. Villeicht bin ich in wenig Wuchen in Zürich an der Spize einer Seidenfabriq — für mich in so weit ein wahres Zuchthaus. Aber das Haus meines Sohnes ist nicht vollendet. Ich achte meine Schulidee für meine erste und das Steintragen für meinen Sohn 15 für meine zweite Pflicht. Indessen wird mein Aufenthalt in Zürich mir als Schrifftsteller in verschiedener Rüksicht nüzlich seyn. Aber ich lauffe von allem weg, wenn Aussichten zu meiner Schul sich öfnen. Von meiner Schrifftsteller-Arbeit [hören Sie] in Arau. 20 Empfehlen Sie mich Ihrer Freundin und Ihren Eltern! Seyen Sie glüklich, und die Wonnetage Ihres Lebens stärken Ihr Herz, bis an Ihr Grab dahin zu würken, daß das Weislein und des Armen Sohn im Land glüklich und edelmütig werden könen, wie Sie es sind. 25 Es war einst für Wahrheit und Recht in Ihrer Stadt eine schöne Stunde, da Ihr Papa und Tscharner und Tschiffeli und andere sich zum wirtschafftlichen Wohl des Volks verbanden. Möge ich die Stund erleben, in der die Edelsten ihrer Erben sich allgemein zu allem, was die Veredlung des Volks zu beförderen wesentlich ist, 30 mit gleicher Wärme, wie ehedem ihre Vätter, vereinigen! Möge ich es erleben, daß Tscharners edle Erben an der Hand von Freundinnen, wie Sie, Freunde haben, mit denselben vereinigt den Quellen des öffentlichen Unglüks entgegenwürken, wie Sie eben dieses, mit Ihren Freunden vereinigt, thun werden! Dann seegne Gott 35 Ihr Band, und einst möge Ihre Threne auf mein Grab mir das Zeugnis geben, daß die Nachkomenschafft mir in dem Wesentlichsten, was ich durch mein Leben gewünscht habe, e b e n so w a r m die Hand bieten würde, als mein Zeitalter mir k a l t s i n i g den Rükken gekehrt! 40

329 Seegne Sie Gott, bester, edlester Jüngling! Ich kan Ihnen heut nichts anders sagen als: Mein Herz ist voll von Freude und Hoffnung, wenn ich an Sie denke. Denken Sie mit Ruhe an meine jezige Lage! Meine Entschlie5 ßungen hangen von Umstenden ab, die nicht lange zweifelhafft syn könen, und ich lasse mich in diesem Geschafft nicht durch Hofnung zu Reichthum, sonder durch das Gefühl meiner wesentlichsten Pflichten und durch Gesichtspunkte, die mit dem Wesentlichen meines Lebensgangs nahe verwandt sind, leiten. Also 10 förchten Sie nichts ! Entweder gehe ich nicht tief in diese Unternehmung hinein, oder es geschieht auf einem sicheren Fuß. Adieu, Lieber; sagen Sie Ihrer Freundin, daß mich die Hofnung Ihres Wohlwollens erquikke! Ihr lester Brief ist mir wegen Abwesenheit von Haus erst vor ein paar Tagen zugekomen. 15

P.

739. An Unbekannt.

[Frühjahr 1796].

Ich habe in meiner Reise über Lucern auch keine Spur einer 20 neueren Proschüre über die zürcherischen Angelegenheiten angetroffen als die erste, welche frylich allgemein verbreitet, aber von den aufgeklertesten Demokraten als schlecht und ungenugthuend angesehen wird. Mit mehr Anteil werden in diesen Gegenden die Verhandlungen der fürstlichen S. Gallischen Unterthanen gelesen. 25 Allenthalben herscht große Volksanhänglichkeit an Brief und Siegel. Die neueren Begriffe von Freiheit und Gleichheit machen nur in so weit Einddruk auf den schweizerischen Volksgeist, als die Gouvernements in Rüksicht auf diese Volksanhänglichkeit an Brief und Siegel unserer alten bürgerlichen, s i c h e r e n und recht30 liehen Existenz unpsychologisch handeln. Der Idealismus der Souvrainitetsrechten, insofehrn er gegen den Geist gesicherter Landesrechte anstößt, dieses ist es allein, was jemahl dem Vatterland Gefahr bringen und den Sansculotismus des hie und da zum Nachtheil des rechtlichen Mittelstandes 35 cajolierten Gesindels in einem mißlichen Moment losbrechen machen kan.

330 Die Achtung der Eidgenossen gegen Bern ist allgemein groß. Aber ebenso allgemein ist das Gefühl, daß die bernische Regierungsform der Bernischen [Art] eigen ist und eigen bleiben muß. Und wen ich redlich, treu und sachkundig im L a n d antraf!, der aüßerte den Wunsch, daß Bern den Unterschied zwüschen sich 5 selbst und allen Cantonen lebhafït fühle und mit Festigkeit dahin würke, Magistraturgeistmeinungen niemals in von gesezlichen Einschränkungen unabhängende Souvrainitetsansprüche ausarten zu lassen. W e r redlich und sachkundig im L a n d , wünscht, daß B e r n mit seiner Gewalt zu allem R e c h t des Yatterlands stehe, aber 10 auf die allgemeine Gefahr, wohin die den schweizerischen Volksgeist in seinem Innersten verleundende Nichtachtung von Brief und Sieglen das Vatterland b y seinen j e z i g e n aüßeren und inneren Verheltnissen führen könte, im höchsten Grad aufmerksam gemacht werde. 15 Die bernische F o r m ruhet auf allgemein gesicherten, erquikenden Lebensgenuß, auf der fryen Spülung der Erwerbsmittlen im Land, auf großer g e s e z l i c h e r Krafft des Eigenthums, auf vielseitiger Befriedigung des Mittelstands, auf wirtschafftlicher Selbststendigkeit des Gouvernements und auf allgemeinen, 20 den Ansprüchen der S t a t t verheltnismeßigen Resources, auf die gesicherte Existenz einer immer krafftvollen Oppositionspartey. Die Eidsgenossenschafft fühlt das Glük der Berner hie und da, aber fürchtet auch im Edlen d e n I r r t h u m seiner Macht. E s braucht nicht viel, um die Edelmuth E u e r Hochwohlgebohren auf 25 die Wichtigkeit dieses Umstands aufmerksam zu machen. Lassen Sie mich das W o r t mit Offenherzigkeit in die Schaal Ihrer Edelmuth hinwerfen: Indem die Eidsgenossenschafft das Glük der Berner allgemein fühlt, förchtet sich doch hie und da auch ein Edler im Land vor der Möglichkeit eines Irrthums im 30 Gebrauch seiner Macht zugonsten einer das schweizerische Nationalgefühl nicht genugsam schonenden Majoritet der Magistraturen in den Cantonen.

331 740. An das Seckelamt Ziirich.

[Frühjahr 1796].

Wenn fehrner kein Byspill aufgewiesen werden kan, daß sich 5 die hohe Behörde jemahl aus dem bestirnten Erbtheil diser nicht schuldigen, o h n e M ö g l i c h k e i t e i n e s R e g r e s s e s a u f m e i n e m L a n d b e f i n d l i c h e n M i t t e l bezahlt gemacht, wenn noch mehr den hierin mit Schaden betrohten Suplicanten so wenig als der verstorbenen Erblasserin hierin auf keine Weise ein Fehler io vorgeworffen werden kan, wenn also der Fall, wie er bestirnt ist, ganz und gar nicht mit sonst möglichen Machinationen zur Defraudirung der Abzüge verglichen werden kan, und wenn Suplicant vorzüglich darauf bestehen muß, seine Nichterfüllung der geforderten BürgschafFt seze ihn von Rechtens wegen in die Lag, 15 auch nicht schuldig zu syn, das zu vergüten, was er zu verbürgen..., wenn auch die hohe Behörde nach so geschehener Weigerung es in ihrer Hand gehabt hette, by Lebzeiten seiner lieben Mutter die ihr hierin dienliche, ihm unschedliche Maßregel zu ergreiffen, so glaubt er mit stillem Vorbygehen fehrnerer Gründe von der 20 gnädigen Gerechtigkeit einer hohen Landesregierung hoffen zu dürfen, daß selbige wegen gänzlichem Mangel von irgend im Land zu feindendem Eigenthum der abzugverpflichteten Frau Barbara Große die Gnade habe, unter obwaltenden Umstenden ihr diesfeliges Regale nicht auf seine Gefahr und zu seinem offenbaren 25 Nachteil beziehen zu wollen, wofür Suplicant demütig bittet.

741. An Meyer von Schauensee.

[May 1796].

Lieber! Ich erhielt Ihr Schreiben vom 17. pass, erst vor heute 30 acht Tagen in Zürich, wo ich mich jez aufhalte; es war zu spat, um noch einen wesentlichen Gebrauch davon zu machen. Es wird umsonst seyn, die Herren werden fein bleiben wollen, bis die Feineren sie roth und die Stärkeren sie blaß machen werden. Also geschehe der Willen des Herrn ! Indessen bin ich wegen den andern 35 Cantons froh, daß ich immer wohl unterrichtet werde, was ob-

332 s c h w e b t . H i e r v e r n e h m e ich n i c h t s . D i e W e n i g e n , die e i g e n t l i c h w ü r k e n , sind n i c h t n u r g e g e n die C a b i n e t e E u r o p e n s , sie sind a u c h g e g e n u n s e r e s o u v e r a i n e R a t h s v e r s a m m l u n g f e i n . W a s ist z u m a c h e n ? D i e R e g i e r u n g e n legen d e n A n s p r u c h a n F e i n h e i t wie d i e W e i b e r d e n A n s p r u c h a n S c h ö n h e i t n i c h t a b , bis es m i t i h n e n s g a n z a u s ist. Die M i t t e l p u n k t , w o r i n sich u n s e r e I r r t h ü m e r v e r e i n i g e n , s i n d die in d e n P e r s o n a h l g e f ü h l e n E i n f l u ß h a b e n d e n , h i n ü b e r g e t r e tenen unrichtigen Souverenitätsansprüche. Wir werden genau d a r i n v e r l o h r e n g e h e n , weil wir d e n a l t e n B e g r i f f : D a s G e s e z i o i s t d e r S c h w e i z e r K ö n i g , nicht mehr kennen, — und den n e u e n B e g r i f f : D e r S o u v e r a i n i t e t s a n s p r u c h m u ß v o n aller i n d i v i d u a l i s c h e n A n m a ß u n g g e r e i n i g e t w e r d e n , n i c h t wollen. I n d e s s e n ist d i e G e w a l t d e r N a t u r l e h r e s t ä r k e r als alle T e u f e l e y d e r K u n s t , u n d die M e n s c h e n n a t u r spilet jez, o b s c h o n n i c h t b y u n s , so d o c h 15 u m u n s also die k r a f t v o l l e L e h r e r i n , d a ß wir sie e n d l i c h e i n m a h l sicher a u c h h ö r e n w e r d e n . I n d e s s e n s i n d g e s t e r n die M a ß r e g e l n gegen die E m i g r a n t e n in A n e r k e n n u n g , d a ß sie w e g m ü s s e n , d e m G e h e i m e n R a t , i n so w e i t es die A r t u n d W e i s , w i e sie f o r t z u s c h a f f e n s e y e n , ü b e r g e b e n 20 worden. Ich fürchte, m a n wird allenthalben durch P r i v a t v e r b i n d u n g e n f ü r E i n z e l n e die E i n f a c h h e i t einer b e f r i e d i g e n d e n E n t s p r e c h u n g v e r d e r b e n . Die M e n s c h e n , die die R e p u b l i k h a s s e n , sind n o c h z u g r o ß u n d z u m ä c h t i g , u m es u n s m ö g l i c h zu m a c h e n , i n allem, w a s F r a n k r e i c h a n b e t r i f f t , ä n d e r s t als c u m r e s e r v a t i o n e 25 m e n t a l i s e t c o r p o r a l i s zu h a n d e l n . B y u n s w i r d alles n u r s p a t reif. E s ist s c h o n viel, d a ß wir jez b e g r e i f e n , d a ß w i r ü b e r diesen G e g e n s t a n d n u n e i n m a h l u n d villeicht i m L a u f dieses J a h r e s reif w e r d e n m ü s s e n . — I n d e s s e n t r ä u m e n sich die L i e b h a b e r d e r k ö n i g l i c h e n O r d n u n g s c h o n w i e d e r v o n e i n e m d i e R e p u b l i k e n t s c h e i d e n d 30 r u i n i e r e n d e n g r o ß e n P l a n , v e r m ö g e welches L o n d o n die N i e d e r l a n d e u n d H o l l a n d zugleich — i c h d e n k e alles in einer S t u n d — angegriffen, u n d ungeheure, ungeheure Anstrengungen verwendet w e r d e n sollen, u m die H y d r a der r e v o l u t i o n ä r e n G e w a l t m i t einer K r a f t a n z u g r e i f e n , d i e alles b i s h e r G e s e h e n e w e i t ü b e r t r e f f e n soll. 35 S c h r e i b e n Sie m i r , L i e b e r , b a l d w i e d e r u n t e r der A d r e s s e : P e s t a i , auf d e r B l a t t e n b y Z ü r i c h ! Ich b i n v o n H e r z e n I h r F r e u n d Pestalozzi.

333 Lieber, ich muß Sie noch um eine Gefehligkeit bitten. Ich bin mit Frau von Hallwyl in einem Verheltnis, das es mir zur Pflicht macht, ihr zu sagen, daß ich von verschiedenen Seiten gehört, ihr Sohn habe sich in Ölten unanstendig betragen. Nun ligt meiner 5 Freundin alles daran, genau zu beweisen, wie weit er würklich gefehlt, um, ohne ihm Unrecht zu thun, bestimmt mit ihm reden zu könen. Die Sach wird von gewissen, dem Haus Hallweil nicht günstigen Persohnen sehr relevirt. Man redet von einer Notwendigkeit, darin sich die Herren Presidenten Meyer und Sarasin 10 gesezt haben, die Musicantenmädchen um seinetwillen zu entfehrnen etc. etc. Ich muß Sie also dringend bitten, mir zu sagen: Was ist Ihnen von dieser Geschichte zu Ohren kommen, und was ist bestirnt, außer dem unleugbaren großen Rausch, den der junge Mensch hatte, ihm vorzuwerfen? Ich bitte mir über diesen 15 P u n k t Auskunft, so bald es Ihnen möglich ist.

742. An Meyer von Schauensee. [Juni 1796]. Lieber Herr Meyer! Daß ich so lang ohne Ihre Antwort bin, 20 kan ich nicht begreifen. Freund, mein Einfluß wachst. L. v. K. gab mir fünf gedoppelte Louisd'or von S. der g. R. in B. (Ps) für meine Aufmerksamkeit in Bericht. Sie sehen, es ist also außer Zweifel, daß man aufmerksam darauf ist. Ich habe eine glükliche Satyre auf . . . vollendet. Ich habe vieles, das ich mit meinen 25 Freunden überlegen sollte. Komt niemand bald nach Zürich oder in die Gegend? In Eil. P. 743. An Unbekannt. so

[1796],

Wer bist du? Was wilt du? Wen meinst du? Als ich Humeln mahlt, war er allenthalben und nirgends ; das, was ich hier sage, ist wieder nirgends also zusamengeheuft, wie es hier steth, nirgends in der Ordnung, wie es hie Blatt für Blatt folget. Aber allenthalben 35 auf der ganzen Erden wehet der Geist der vollen inneren Wahrheit meiner Natur, wie du sie hier findest. Was meinst du?

334 744. An einen Geschäftsfreund.

[1796].

— welches um so mehr nöthig, da Nichtbürgeren an sich in Rüksicht auf den Verkauf der Waaren. Ist der Anschlag der Wahr 5 nemlich — Herr Thomans eigner Fabricationspreis und 10 per Ct. Benefice — ein Bewies, daß Sie als Käufer der Waar anzusehen, die den Werth der Waar mit ihrer Anforderung zahlt? Man setze jez den Fall, irgend ein andrer Kaufmann schreibe Herrn Thoman: Ich will für 600 — io

745. An seinen Sohn.

[1796].

Lieber ! Die Welt ist, was Du willt. Wenn Du sie weise brauchest, so ist es ein gut Ding um sie. Wenn Du aber Hörner gegen sie 15 machest, wie wenn Du sie durchstoßen wolltest, so lachet sie Deiner. Wenn sie Dich auslacht, denkst Du denn „Sie ist dumm", und nie: „Ich , J . P., bin selber dumm"? — Doch Du wirst auch noch gescheit werden, bist noch nicht vierzig. Ich bin auch recht lang ungescheid gewesen, aber doch nicht auf die Gattung wie 20 Du. — Erlebe ich nur, daß Du wieder ganz gesund bist !

746. An Frau und Sohn.

[Mitte Juli 1796].

Ach, wie vili machet Ihr Lieben aus dem dummen Namenstag! 25 Doch danke ich Euch vor Euer Andenken. Laßt uns ruhig und standhafft den Kampf vollenden, den wir so weit gebracht! Es ist mir leid, daß die Yerirrungen meiner Jugend den Grund der Mühseligkeit Euers Lebens gelegt. Aber ein Gott ist ob uns, der den einen leicht über die Erde hinschweben läßt und den andern vest 30 an sein Ellend ankettet. Wer will wieder den Gewalt des Schiksahls weiter kämpfen, als mit der ganzen Macht seines Rechtthuns und seiner Ruh in allem Sturm, der ihn umschwebt?

335 747. An Meyer von Schauensee. [Juli 1796]. Lieber Freund! Ich habe Ihre Gesichtspunkte an Orth und 5 Stelle wie gewohnt gebraucht und bin sicher, an diesem Orth steigt der Eindruck der dringendsten Zeitwahrheit, mehr als in keinem andern Canton. Ich hoffe in Frauenfeld mehrere Fürworte für unsere arme Gefangene und bin sicher, ein großer Theil der Regierung ist froh, wenn solche Fürworte komen. Ich sehe auch io by uns die Uberzeugung allgemein steigen, daß unsere Verfassung sich selbst überlebt und daß alle Classen von Einwohnern von den Auswüchsen und Lüken derselben gedrükt sind. By dieser Art von Umstenden brauchts nur gut Wetter, um die Erndte reifen zu machen, und dieses gute Wetter geben uns die lieben Franzosen, 15 deren jezige Vortheile entweder einem plözlichen Frieden rufen oder die Sehnsucht des halben Europas, von seiner zur Imbecilitet versunkenen Vormundschaft loos zu werden, auf äußerste spannen müssen. Bewußte Schrift ist an einigen Seeorthen in Menge ausgetheilt 20 worden, und der geheime R a t h ist genötigt gewesen, in Wädenschwil öffentliche Maaßregeln gegen ihre weitere Verbreitung zu nehmen, da er bis dahin nur im Stillen gegen diese Art Volkserleuchtung gearbeitet. Aber alle öffentlichen und alle stillen Maaßregeln gegen die Wahrheit sind by einem Volk unwürksam, 25 das den Grad Fabriqcultur und von Fabriqwohlstand besizt wie unser Seevolk; deswegen diese Gegend in der Schweiz immer, im Drang vorzuschreiten, die erste bleiben wird, und also in jeder Rüksicht die große Aufmerksamkeit verdient, ungeachtet für den Augenblik die Ruh in diesen Gegenden vollends versichert, 30 und ganz gewiß in Zürichgebieth, ohne äußeren Einfluß oder innere Noth, für jez keine Bewegungen entstehen werden. Der Grundtrieb der Selbsterhaltung wird unsere Gouvernements dahin bringen, das Directorium mit Submission zu cajoliren und den Gesichtspunkt, daß die Oppositionspartey in un35 serem glüklichen Land anarchische Grundseze habe, durch alle mögliche Canäle dem französischen Gouvernement einzuflößen trachten. Wird dieses mit Erfolg geschehen, so wird Frankreich, geteuscht von dem Schimmer falscher Vorspiegelungen, sich in den Fundamenten unserer Übel irren, und wir werden gegen den

336 Macchiavellismus von Leuten, die sich vor dem Strohm der Gewalt in Lämmergestalt zu zeigen alle mögliche Müh geben werden, villeicht nicht so viel vermögen, als nothwendig ist, um Wahrheit und Recht gegen Irrthum und Gewalt an dem Orth, wo es am nothwendigsten ist, siegen zu machen. 5 Laquiante, der mir Liebe zeigte, machte mich in Rüksicht berührter Gesichtspunkte etwas besorgt, sodaß ich glaube, es fodere alle mögliche Thetigkeit zu verhüten, daß der gebildete und moralisch heuchelnde Despotismus unseres Lands nicht in Frankreich selbst einen Rükken finde. Gewiß ist, wenn dieses geschehen sollte, 10 so würde die Stimmung der bessern Regenten, die im Grund nur durch den Drang der Umstenden allmählich zur Vernunft gebracht werden, im Augenblik wieder alt orthodox werden. Der Zusammenhang der schweizerischen Wahrheit mit der französischen, sowie der Zusammenhang des Personales, das in der 15 Schweiz Wahrheit und Recht mit Auszeichnung betreibt, mit dem Personale derjenigen, die Wahrheit und Recht also in Frankreich beschüzen, muß sichtbar gemacht werden. Wo man ihn nur vermuthet, da hat er Einfluß, und wo man glaubt, ihn trennen zu können, da glaubt man sich zugleich in seinem Nest behaupten 20 zu können oder höchstens mit dem Aufsezen einer falschen und schimmernden Freiheitsfrisur looszukommen. Vor ein paar Tagen war der Schrekken unserer, die französischen Vorschritte fürchtenden Oppositionspartey allgemein groß. Seit gestern tröstet man sich laut Briefen aus Basel, daß diese 25 Vorschritte weit weniger schnell syen, als man beförchtet, und daß Osterreich Zeit finden werde, dem geschehenen Unglük Schranken zu sezen. Ich glaube nichts, aber die Hoffnungen der Hydra sterben nicht, so lang noch ein Gleich an ihrem Schlangenleib sich unver- 30 wundet ringelt. Indessen, so wie die Gefahr für den Despotismus groß wird, also steigt die Grobheit einiger Zürcher und die Höflichkeit einiger Berner. Schreiben Sie mir, so oft Sie könen, so lang die Gesandtschaften 35 in Frauenfeld und Baden sind ; m a n muß diese Zeit benüzzen. Für die Nachrichten von der Hallweiler Geschichte danke ich Ihnen. Jez leben Sie wohl, treuer Patriot! Lieben Sie forthin Ihren Sie verehrenden P. 40

337 P. S. Lieber, unsere Herren schreiben gegenwärtig mit einer Freundschaft und Verbindlichkeit an den Ambassador, daß sie hoffen, seine Gewogenheit ganz zu gewinnen. Ist dieses Mittel so wichtig, als sie glauben? Ich habe Nachricht, einige schweizerische 5 Gesandte haben in Frauenfeld ernstlich von dieser Angelegenheit gehört. Auch weiß ich, daß man wegen dem £influß einiger Stäfner Bändchen auf das Directorium selbst in Sorge ist. Es scheint, als ob diese S o r g e u n t e r h a l t e n werde. Ich möchte Sie bald wieder mündlich sprechen. Geben Sie mir, wenn Sie könen, auf 10 der Helfte Weg einmahl ein Rendez-vous !

748. An das Zürcher Waisengericht. [Juli 1796]. Endsunterschriebener ist genötiget, vor meinen hochgeachten 15 hohen Herren des löblichen Weisengericht ehrerbietigst zu declarieren, daß er sich genötiget siehet, laut folgenden Tituln an die Erbschafft seines Bruders Johann Baptist Pestalozzi rechtlich Anspruch zu machen: Erstlich wegen 3509 Gulden 21, die Herr Zumftpfleger Schult20 heß vom Schwarzen Horn meinem Bruder vertraut und mir auf Rechnung gestellt. Videatur Bylag. Zweitens wegen mir in zehn Jahren nie bezahlten Tischgelts, nemlich von anno 1769 bis 1780, welche Zeit er ohne einiges Tischgelt by mir zugebracht. Ich kan die Forderung, ohne mir Ohnrecht 25 zu thun, nicht unter 150 Gulden per J a h r setzen, wozu die Zinse sint 1780 geschlagen werden müßten. Drittens hat Endsunterschriebener auf einen ihme durch die Abréis seines Bruders ihme zugefügten Schaden zu klagen, der an sich selbst weit mehr als die Erbschafft auswirft, den er aber, 30 weil die zwey ersten Titul den Werth der Erbschafft übersteigen, nicht berührt. Joh. Heinr. Pestalozzi.

22

Pestalozzi Briefe I I I

338 749. An L a u é . 27. August 1796. I. den 27. No. 1—37 Verd. Stück 2939, zusamen pr. Lehrkinder laut Büchlein pr. Aufzieherkind pr. Stucktrager für 23 mal à 4 G. pr. Farbhollerlohn pr. Glaserlohn 40 G., Tassenwaschen & ca. 45

L . 293.18 5 „ 23.12 ,, 16.— „ 9.04 „ 3.12 „ 8.10 io zahlt

L. 362.—

750. An Laué.

10. September 1796.

II.

15

den 10. No. 1—37. Verd. Stück 1898 zusamen pr. Lehrkinder laut Büchlein pr. Mahlermeisterin pr. Stucktrager für 15 mal à 4 G. pr. Farbholler pr. Aufzieherlohn pr. Tassenwaschen & ca.

L. 189.16 ,, 19.12 „ 16.— ,, 6.— ,, 3.12 20 ,, 7.04 ,, 4.10 zahlt

L. 246.14

751. An Unbekannt.

26 [Herbst 1796],

Herr Hoffrath Wieland, der sich sint einigen paar Monaten in Zürich aufgehalten, ist gesint, mit seiner Gemahlin, mit einem Sohn und drei Töchteren wieder nach Weimar zu reisen. Sie wüssen, in welchem Grad dieser Schrifftsteller die allgemeine 30

339 Achtung seiner Zeitgenossen verdient und genießt. E r wird natürlich von Zürich aus die nötigen Pässe mitnehmen. Aber da es unter den gegenwertigen Umstenden wünschenswürdig, daß dieser so respectablen Familie allenthalben durch gesicherte Per5 sonalachtung das Beschwerliche ihrer Durchreise durch Teutschland so viel möglich erleichtert werde, so habe ich mir zur Pflicht gemacht, Sie hierüber zu berichten und zu ersuchen, daß Se. Excellenz, der Herr Ambassador, von der Güte syn möchte, dieser Familie auch von seiner Seite ein sie in ihrer Reise durch Teutsch10 land empfehlender Paß zugestellt werde. Die allgemeine Achtung, die Herr Wieland im ganzen Europa genießet, sein Alter und die Schwächlichkeit seiner Gemahlin sind gewüß für Se. Excellenz mehr als Beweggründe genug, meine Bitte zu entschuldigen und zu gewähren. 15 Wenn die Republic einmahl Frieden haben wird, so bin ich gewüß, sie wird in der Übersetzung der Werke dieses Schriftstellers, die jezo unter der Preß ist, eben die tiefe Statts- und Menschenkentnis erkennen, die Teütschland darin gefunden. Und wenn ein Schriftsteller fehig, allgemeinen Einfluß auf die 20 Humanitet einer durch Schrekkenssysteme und Schrekkenslagen zu einer exaltierten Stimmung hingelenkten Volksmenge zu haben, so ist es Wieland. Desnahen ist mir die Ubersezung seiner Werke, die sein Tochterman Heinrich Geßner, Sohn des gefühlvollen und erhabenen Mahlers der Natur, Salomon Geßner, be25 sorgt, in diser Rüksicht sehr wichtig. Sie ist es mir aber noch in einer anderen. Geßner ist Buchhendler, und das freundschafTtliche Verheltnis, das zwüschen diesem edlen Man und mir obwaltet, macht mich wünschen, daß die Unternehmung dieser Übersetzung auch als Handlungsspeculation Succeß habe. In diser 30 Rüksicht bitte ich Sie, mir mit Offenherzigkeit zu sagen, ob Geßner dem Directoire der Republic die Übersetzung zu dedicieren wagen dörfle. Die Unternehmung dieser Übersezung ist mir denn noch von einer anderen Seite wichtig. Ich weiß, Sie freuen sich auch in diser Rüksicht, den Sohn und 35 Tochterman von zwei so vorzüglichen deutschen Männern durch Ihren Einfluß zu begünstigen. E r wird, sobald die Unternehmung vollendet, der Embassade ein Exemplar davon zustellen. Antworten Sie mir, ich bitte Sie, bald und sven Sie —

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340 752. An Meyer von Schauensee. Auf der Blatten by Zürich, den 26. Oktober 1796. Lieber Freund! Ich habe neben den von Ihnen empfangenen Billets Ihnen einmahl weitläufig geschrieben und in Verbindung 5 mit unserer Unterredung einige Umstende gemeldet und einige Wünsche, vorzüglich denjenigen, mit historischen Belegen unterstüzt zu werden, geäußert. Diesen Brief müssen Sie, wie es scheint, nicht empfangen haben. Er ist aber ohnbedenklich, und ich bin ruhig. Daß Κ. B. selbst nicht gut denkt und den bewußten io Menschen villeicht wiederholt zu bestrafen denkt, bin ich mit Ihnen einverstanden. Ist es aber klug, um deswillen zurükzutreten? Sollte es nicht besser syn, diese Hoffnung zu unterhalten und sie dann gelegentlich zu benüzzen, wie recht ist? Das Spiel, das man mit Ochs treibt, ist unverkenbar; ich habe im gleichen 15 Zeitpunkt von W. es gehört, ebenso, man müsse ihn zurükrufen, und dann wieder, er könne dienen. Ich fürchte nur zu sehr, er werde das lezte thun. Das Schreiben von B. wegen des Citoyenisierens hat e d l e Seelen empört. Man könte zulezt auch uns so citoyenisieren, war die Rede, und man sandte das Schreiben mit 20 einem Reeipissé unter der Adresse à s o n E x c e l l e n c e zurük. Ob ers so annihmt, und ob Frankreich auch über diesen Punkt die Augen zuthun wird? Man entschuldigt hier die Gefangennehmung der Franzosen mit dem Umstand, sie haben die Waffen nicht ablegen wollen. 25 Der Zwekk, sich für Österreich zu bewaffnen, war bald allgemein geglaubt. Jez soll man für Frankreich etwas thun, man hat es erkant und ist still. Die Eidtgenossenschaft möchte bald Mittelpunkt eines villseitigen Pulsgreifiens werden. Im Volk spukt der Fanatismus mehr als je, und unsere Großen finden Unter- 30 thanen — wie Catolicen — in guter Stimmung. Alle Kunst der kleinen Politic wird im Strohm der Zeit scheitern. Schon müssen unsere Steuermänner den alten Kurs des Wassers verlassen, und ihre Krafft ist ganz in diesen alten Kurs eingeschrenkt. 35 Lieben Sie mich forthin, Freund, ich bitte, lassen Sie mich nicht ohne souvente Kentnis der neuen Evénements und ohne Winke, wo ich nüzen kann. Ihr Ihnen dankbarer P.

341 753. An Meyer von Schauensee. Auf der Blatten bey Zürich, den 18. November J 796. Lieber Freund! Die Angelegenheit, von der ich Ihnen jez 5 schreibe, ist mir in aller Rüksicht von der höchsten Wichtigkeit. Eine der respectabelsten Familien von Bern genießt seit Jahren für die Erziehung ihres einzigen Sohnes einen Mann, dessen standh a f t e und unermüdliche Pflichttreue von so wichtigen und entschiedenen Folgen für diese Erziehung war, daß es außer allem io Zweifel ist, die Entfehrnung dieses Lehrers wäre für dieses Haus ein wahres und großes Unglük. Lieber Freund, es ist nicht auf bloße Relationen hin, daß ich dieses sage. Ich bin persöhnlich überzeugt, dieser Mann ist unersezbar, und der Punct der Ausbildung, auf den seine Treu, sein ι» Fleiß und sein diesfäliges Talent seinen Eleven gebracht, gefahret im Fall einer Abenderung verlohren zu seyn, indem, so wie unter hundert Erziehern 99 sind, allemahl die größte Unwahrscheinlichkeit stattfindet, einen Mann zu finden, der die Fortsezzung dieser Erziehung an dem Faden anknüpfen könte, an 20 welchem sie nunmehr auf eine alle Erwartungen übertreffende Art vorwärts geht. Lieber Freund, aber dieser Erzieher wird als Emigré sosciert. Er gefahret, als solcher die hiesigen Lande verlassen zu müssen. Ich wünschte, wie ich irgend etwas in der Welt wünschen kan, einer der respectabelsten bernerschen Families in 25 dieser drükenden Besorgnis R a t h und Trost verschaffen zu können, und ich weiß, lieber Meyer, daß Ihr Herz eben dieses wünschen muß. Es fragt sich also: Ist es möglich, den Fahl indirecte, wie er ist, an ein Mitglied des Directoriums gelangen zu lassen, und von demselben nicht eine Gnade für einen Emigranten, 30 sondern eine Gewogenheit für eine durch die Verfügungen gegen die Emigranten in die allerhöchste Verlegenheit gesezte respectable bernersche Familie zu begehren? Wenn Sie, bester Meyer, hiefür Mittel und Wege kenen, so bitte ich mit umgehender Post mir zu schreiben. Ich kene keine Sach, in der mir eine größere Ge35 feligkeit geschehen könte, als wenn Sie mir zu diesem Endzwekk Mittel an die Hand geben könen, die von Erfolg sind, und ich bitte Sie dringend, mir eilend zu schreiben, was Sie diesfahls möglich glauben.

342 Freund, Ihr leztes Schreiben habe ich richtig erhalten. In Rüksicht auf den Plan meiner Briefen über die Schweiz will ich Ihnen mündlich Erleuterung geben. Ich mache in Geschäften meiner Fabric eine Reis durch die ganze Schweiz oder wenigstens durch einen großen Theil derselben und möchte diese Reise zu meinen 5 diesfelligen Absichten benüzzen; treffe ich Sie in ca. zwei Wuchen zu Haus an? Daß man in Zürich alles thut, mich außer Achtung zu sezzen, wissen Sie; aber man macht es so grell, daß ich lachend zusehe. Meine B. Liaison in hier sind theilnehmend und ohne Bosheit; 10 zehlen Sie hier auf Freunde! Uber das Citoyenisiren erlaubt man sich in der offenen Rathstube Äußerungen, die B. compromittiren würden, wenn sie bekannt würden. Auch die Umstende Toggenburgs und St. Gallens sind für uns 15 wichtig. Die Souverainetetsgefühle unserer Chefs berauben nach und nach alle schweizerischen Einwohner jeder Stüzze ihrer Rechtsstellung, die ihre Vorfahren genossen. Seyen Sie doch in Ihrer L a g so aufmerksam, als Sie könen, auf diesen neu in Bewegung kommenden Vorfall! 20 Lassen Sie mich forthin Ihrer Freundschaft genießen; schreiben Sie mir über den ersten Theil meines Briefes so bald und wo möglich eine zeigbare Antwort! Ihr P.

754. An Hans Konrad Escher.

25 [um 1796?].

Lieber Herr Escher! Ich danke Ihnen für mitkomendes Manuscript und Brochure. Fichte ist über meinen Horizont, es nihmt mich aber Wunder, ob ich unter dem seinigen syn werde. 30 Der Brief, den Sie uns lesthin vorgelesen, veranlassete eine Beantwortung seiner Gesichtspunkte nach meiner Manier, das heißt, vier neue Scenen in mein ABC-Buch, welches anfangt, ganz etwas anders zu werden, als ich im Anfang selbst dachte. Ich sehe eine Möglichkeit, die ganze Philosophie der Staats- 35 kunst oder wenigstens die wesentlichste Gesichtspunkte derselben

343 durch Erregung von Gefühlen, die den gewöhnlichen Grundsezen a diametro entgegen sind, den Menschen näher ans Herz zu bringen, als es die kalte Philosophie unsrer Zeit nie wird thun könen. 5 Ich will desnahen auch dem Gegenstand alle nur mögliche Aufmerksamkeit göneii. Leben Sie wohl, lieber Herr Escher, ich bin von Herzen der Ihrige! Pestalozzi.

755. io

An Johannes von Müller. [Ende Oktober 1797].

Verehrenswürdiger Herr HofFrath! Ich werde mich in meinem Leben der angenehmen und lehrreichen Stunden erinneren, die ich an Ihrer Seiten genossen, und mich allemahl in Ihrem Angele denken der Hoffnung freuen, durch Ihre Mittwürkung zur Entwiklung der ursprünglichen Verheltnissen unsers Vatterlands die Keime unserer Zwistigkeiten gemildert und die Möglichkeit einer allgemeinen Landesvereinigung zu ächt helvetischen Grundsezen angebahnt zu sehen. Mögen Ihre Bemühungen gesegnet syn und 20 bald mitwürken, die allgemeinen Mißverstendnisse zu zerstreuen, die auch zwüschen den vatterländisch geeintesten Menschen imer mehr angefacht werden! Denken Sie zun Zeiten, lieber Herr Hoffrath, an meinen guten Willen und syen Sie meiner entscheidenen Neigung, die Hülfs25 mittel unsers Vatterlands auf ihrem Weg, das ist durch diplomatische Nachforschungen zu suchen, versichert. Ich freue mich der Hoffnung, der Keim der Unzufriedenheit werde nun auch im Zürichgebieth mit Ernst angegriffen. Alles sieth die Notwendigkeit ein, sich gegen äußere Gefahren zu ver30 einigen, die sich villeicht aber auch sonst zerstreuen werden. Darf ich Sie bitten, die Schrifften wegen Herrn Noz mir durch Herrn Faesi zurükzusenden und mit einem Wort mir Ihre Gedanken über diesen Gegenstand anzuvertrauen? Ich bin mit herzlichem Zutrauen und mit wahrer Hochachtung 35 Ihr Sie verehrender Pestalozzi.

344 756. An Herder. Auf der Blatten by Zürich, 16. November 1797. Edler Man! Sie haben mit Ihrer Recension einen Menschen erquikt, der es sint langem nicht mehr gewohnt war, mit Auf- 5 merksamkeit und Billigkeit angehört zu werden. Nicht, daß ich mich über das Ausland beklage; von diesem habe ich auch nicht, einen Schatten von Unbill erlitten. Aber in unserer Gegend ist es bald zum Sprüchwort geworden: Pestalozzis Wahrheit kan uns nicht dienen. E s ist unglaublich, wie in kleinen republicanischen io Staaten die Forcht vor politischen Collisionen so villseitiger und drükkender würkt als in größeren Staaten. Man sah bis jez in meinem Buch by uns nichts als eine unverstendliche Sprache und ein gallsüchtiges, unzufriedenes Herz, und ich danke es meinem Glük, daß das Ausland mehr darin fand. Ihnen danke ich für die 15 seltene Menschlichkeit, die mitten in den Lükken meines Buchs auf seine Quelle aufmerksam war und die Ursachen, die meine Gesichtspunkte immer selber bestirnten, nicht von ihren Würkungen sonderte, und also in meinem Buch mich selbst fand. Ich freue mich, Ihnen zu sagen, daß die lieblichen Herbsttage, 20 die Sie mir nach der Somerhize meines Lebens wünschen, mir wahrscheinlich würklich zum Theil werden. Ich weiß es wohl, daß mein exaltiertes Gefühl mich allenthalben zu U b e r l a d u n g e n meiner Bilder hinführt, und werde, wenn mein Buch eine zweite Auflag erlebt, sie nicht, ohne Ihnen 25 das Manuscript zuzusenden und mir Ihren Rath auszubitten, publiciren. Ich arbeite gegenwertig an einem zweiten Theil dieser Nachforschungen, darin ich die Gesichtspunkte meines Buchs neher zu entwiklen und bestirnter anzuwenden suche. Ich schäze mich 30 glüklich, wenn Sie mir erlauben, das Manuscript Ihnen vor seiner Publication zuzusenden; ich werde auch Herrn Wieland ersuchen, mir in diesem Fall seine Bemerkungen darüber mitzutheilen. Empfangen Sie von mir noch einmahl die Versicherung des herzlichen Danks und der wahren Hochachtung, mit der ich mich 35 nene Euer Wohlgebohrnen gehorsamer Diener Pestalozzi.

345 757. An Lavater. Auf der Blatten, den 16. November 1797. Lieber Herr Lavater! Ich habe den ganzen Umfang Ihres guten 5 Herzens, Ihrer tieffen Kentnis unserer Schwächen, Ihres ausgezeichneten Blikks in die Zukomft und Ihrer Vestigkeit für die bürgerliche Wahrheit, soweit sie Ihnen Wahrheit ist, a u c h v o n f e h r n e n i e in dem Lichte gesehen, in welchem sie mir in diesen Zeilen erscheinen. Ich sage Ihnen herzlich Dank für Ihre io Mittheilung. Sie haben mir wahre Verehrung für Ihre Gesichtspunkte eingeflößt, und wenn ich mir ein Geschenk von Ihnen ausbitten dörffte, so wäre es eine Copie derselben, die ich so v i e l e J a h r e , als Sie begehren, v o n I h n e n v e r s i e g e l t in meiner Hand halten würde. 15 Aber wichtiger als noch dieses ist mir die Frage, Lavater: K ö n n e n u n d s o l l e n wir uns über diesen Gegenstand n i c h t g a n z neheren? K ö n n e n u n d s o l l e n wir über diesen Gegenstand n i c h t g a n z o f f e n gegen einander werden? Ich schwöre Ihnen Aufmerksamkeit auf Ihre zarteste Gefühle 20 und ein undurchdringliches Geheimnis für jedes Wort, das Sie geheim halten wollen. Das Bedürfnis g r o ß e r Änderungen und der namenlose Mangel an T ü c h t i g k e i t u n d W i l l e n zu denselben ist in unserer Mitte entschieden. 25 Die Fundamente eines nicht a n e r k a n d t e n U n r e c h t s werden, insofehrne dasselbe d i e S a c h d e s S t ä r k e r e n mit der ganzen Sinnlichkeitskrafft der beati possidentes unterstüzt, indessen der status quaestionis, insofehrne er d i e S a c h e d e s S c h w ä c h e r e n ist, auf eine Art in die Hand der ohnmächtigen Moralitet 30 verwiesen wird, daß ihr Ruin so gewüß ist als der Ruin einer Waise, die einen verunglükten Heuchler zum Vogt hat. Ich will das Gleichnis nicht drükkend verstanden haben. Indessen glauben Sie mir, daß ich den h a l b e n Sieg der Moralitet, wenn er mög'ich ist, dem g a n z e n , wenn er durch Belebung der 35 Leidenschafften erkauft werden muß, w e i t v o r z i e h e , und daß ich jeden Sinnlichkeitsreiz zu meinem Zwekk n u r a u s D e s p e r a t i o n , das ist aus momentaner Uberzeugung von dem Nichtdasyn genügsamer moralischer Hülfsmittel zu diesem Zwekk billige.

346 Ich verreise morgen für 14 Tag oder drei Wuchen auf mein Gut, ich will Sie aber wo möglich noch einen Augenblik sehen. Pestalozzi.

758. A Monsieur Bury, Wildegg.

5

Neuenhof, den 27. November 1797. Hochgeehrter Herr! Bestirnte und wiederhohlte Zusicherungen von Herrn Laué, daß ich mich in Rüksicht auf die an Herrn Bridel zu leistende Zahlung, im Fall eines Ansuchens von Herrn Bridel, nur an ihn zu wenden habe, sind die Ursach, worum ich bis io jez keine Anschaffungen für diese Zahlung gemacht und hiefür kein Gelt by Händen habe. Ich bitte also, Herrn Bridel zu sagen, daß ich mich laut geschehener Abred an Herrn Laué wenden werde, sobald er zurükkomt. Zugleich ersuche ich Sie, mir den Tag zu berichten, an dem 15 Herr Laué zurükkomt. Herr Laué weiß, daß ich diese Posten, wenn es syn muß, mit Territorialunterpfand sicherstellen kan, und unter diesen Umständen vertraue ich genzlich auf die von Ihnen an mich geschehenen Äußerungen. 20 Ich habe Ihren Brief erst gestern by meiner Rükkomft empfangen, sonst hette ich Sie by meinem gestrigen Aufenthalt in Wildegg besucht. Bis Herr Laué zurük, ersuche Herrn Bridel, in Händen habende Instrument nicht zu senden, indem ich von denselben 25 noch eine Copie nehmen will. Seyen Sie der vorzüglichen Hochachtung versichert, mit der ich die Ehre habe zu syn Dero gehorsamster Diener Pestalozzi.

347 759. An Wieland.

[Ende 1797].

Edler, verehrenswürdiger Herr Iioffrath! Etwas spat, aber 5 gewüß innig und herzlich danke ich Ihnen für alles Wohlwollen, das Sie mir in meines 1. Geßners Haus erzeigt haben. Es gibt eine Gemüthsstimmung, in welcher das Wohlwollen würdiger Menschen über allen Glauben sterkend und Seel erhebend ist. Ich genoß an Ihrer Seiten solche Augenblike, die mir unvergeßlich syn io werden, und bin gewüß, daß auch Sie meiner nicht ganz vergessen haben. Ich kan mich nicht enthalten, in Herders mir so nüzlichen als wohlwollenden Recension meines Buchs Ihren Einfluß zu ahnden, und Ihnen für jedes Wort, das Sie hierüber geredt haben, von Herzen zu danken. 15 Unsere politischen Spanungen steigen immer höher, und ich äußere mich imer bestirnter. Unter diesen Umständen ist das Urtheil des Auslands über den Werth und Unwerth meiner Grundsäzen von dem imediatesten Einfluß auf meinen Würkungskreis, den man mir in hier auf alle Weise zu verengern sucht. Ich gehe 20 indessen meinen Weg, und die Umstände der Zeit begönstigen die Provinzialismen meiner Wahrheit. Ich arbeite an einer Art zweiten Theil meiner Nachforschungen, und Herders Recension macht mich kühn genug, das Manuscript, wenn es vollendet ist, Ihnen und ihme zuzusenden und Sie um die 25 fründschaiftliche Mittheilung dessen zu bitten, was Sie zu seiner zwekkmeßigen Vollendung desiderieren. Worum sind Sie so gut? Die Menschen werden durch allzu große Güte leicht indiscret, aber ich denke, etwas von dem, was Sie hierin mir thun werden, auf Rechnung des Publici zu setzen, dessen Bildung Ihnen so viel 30 schuldig. Lieber Herr Wieland, sind Sie im neuen Kreis der landbauenden Menschen nie wie in einer erhabenen Welt? Ich weiß, Sie idealisieren sich die relative Unschuld des Pflügens und Dreschens gegen das Feilhaben und Aufkauffen, gegen das Registriren, Con35 trolliren und gegen Menschen leiten und Menschen zwingen bis zum Entzücktwerden über die Vorzüge des e r s t e n . Thun Sie nach allem, was Sie für die Menschheit geleistet, noch den lesteil erhabenen Schritt für dieselbe: das Bedürfnis einer gesetzlich gesicherten und bürgerlich geehrten Existenz dieser Menschen-

348 class mit der ganzen Erhabenheit und Einträglichkeit Ihrer Kunst den cultivierten Classen ans Herze zu legen. Denn lohne Sie Gott am Ende Ihrer Tage mit dem lauten Dank des Menschengeschlecht und den Freudentrehnen der Landbauern, die durch Ihr Vorwort neue Mittel zur Veredlung ihrer 5 selbst erhalten werden. Empfehlen Sie mich Ihrer Gemahlin und Ihrem Haus! Pestalozzi.

ANHÄNGE

Anhang I T E X T K R I T I K

Sbifionegef(f)i(i)fe 3 u m erffenmal roirb in ber Dorliegenben 2luegabe ber 2 3 e r f i ^ unfer= n o m m m , alle S r i e f e P e f f a b j j i e j u f a m m e n j u f a f f e n . S e bürffe gegeben fein, an biefer ©feile barüber 2Iuefnnff $u geben, roer ( ϊ φ bieder um bie Ä o r r e f p o n b e n j P e f i a l o j j i f l bemüht

l>af, fei ee b u r φ S a m m e l n , Äopieren

ober feilroeifee (Sbieren ber 23ríefe. ©oroof)l bie Satnilie bee ^ a b a g o g e n , roie α ι ι φ feine ßeijrer unb Ο φ ΰ Ι β Γ foroie iab>heiä)e S m p f ä n g e r i>aben bie ( 5 φ Γ ε ^ ε π a u f b e w a h r t , bie in itjre Jpanb

gelangfen.

Sine

^ίεηια^φε

©ammelfäfigfeif

enffaliefen

in

3 ΰ π ' φ feif altere í>er bie (5fabfbibliofí)eF unb feif 1 8 7 8 bae ^Peffalojji = ( ί ί ^ φ ε π , beren 33efí£ ijeufe in gemeinfamer Jpanb b u r φ bie

3επ*ΓαΙ::

b i b l i o f i l i 3 ϋ π ' φ Derroalfef roirb. S i n e £Keíf>e t>Dn ( ^ r e i b e n gelangte in ben 23efí£ a u s w ä r t i g e r 3ΐΓφίοε unb 23ibliofi)efen; Diele befînben |1φ and) ï>eufe η ο φ in nur j u m £ e i l beFannfem p r i D a f b e f í í j . 3 u Cebjeifen ^ e f f a l o j j i ô í>af ( ϊ φ rool)l oor allem 9Tieberer, ber ¿um 23iograpl>en aueerfeijen roar, ferner 5 r a u ber ÄorrefpDnbenj bemüht,

'Pcffalogji um bae (Sammeln

© p ä f e r bürffe 3 ° f e p f > @ φ π ι ^ ju Jjpanben ber

geplanten © e f a m f a u e g a b e Don 1 8 4 6 Diel OTaferial gefammelf l>aben. S e i bem unglüdfli^en £ r a n e p o r f ber J R a n u f f r i p t e Don 1 8 4 3 fïnb neben Jpanb= f φ r ί f f e π ¿um 2BerFe f i ^ e r α υ φ m a π φ e S r i e f e Derloren g e g a n g e n . b u r φ erlangten bie Snfroürfe Peffa[D¿¿Í0, bie τ ε φ ί $al)lveíd)

Sa=

fínb, foroíe

bie ¿ e i t g e n ö f f i ^ e n Ä o p i e n einen befonberen 2Berf. (Sine erffe g r ü n b l i φ e Äennerin in fpäferer 3ef>nber = ( 5 f a b l i n

bürffe 3 r a u 3 o f f p i ) i n e

geroefen fein. 2lle iöorarbeif

für ii>re

Peffaloj^

352 23iograpí)íe, »on ber nur ein Sanb ε^φίεη (1875), í>af fie mif großem Sieig unb geübtem 2Iuge eine groge 3ínjaí)í Don Äopien erffellf, bie f>eufe jroei Dîîappen ber 3entralbibliotfyei füllen. 2)οφ bürfen an biefe 2Ib= fcf>riffen feine frififc^en 2Infprüd)e geffellf roerben, ba ber Sejrf gegläffef iff unb απφ bie Drònung ber Dlîanuffripfe ηίφί allen 2Βΰηίφεη enf= fproφeπ í>af. S r a u 3 e ï> n & er í> aí a ^ e r 23crbienff, bie g i n g e r auf bae rpid^fige ©ebief ber Äorrefponbenj ^ingefenff ju fyaben. 3 n ber J o Ige ï)af D f f o Jpun^ifer feif 1880 in ben ^ffalojjibläffern ¿ α λ ε ί φ ε ©φreibeπ οεΓί^εηίϋφί. Seine 2lrbeif ^ίφηεί |ΐφ forconi b i u ^ minufiófe ©enauigíeif tt>ie burφ einen roerfDolfen Äommenfar jum 3nl>aif ber Sriefe aue. Dieben Jjpunjifer iff es bann Dor allem i n r i φ J ï ï o r f geroefen, ber an .Çanb ber Originale ¿ α λ ε ί φ ε Smpfänger befíimmfe unb in ber ©afierung roeif über 5 r a u 3 e í> n ^ e r t)inauegelangfe. 5 Π feinem Dier= bänbigen, ηοφ l)eufe unenfbei>rli^en 2Berfe „3ur 33iogcapf)ie ^efia= lojjie", 2Dinferfi)ur 1868 bie 1889, t>af er Diele Sriefe Derroerfef, feile ale ©runblage feines Xeffee, feile burφ η>οΓί!ίφε 2Biebergabe. ©er 2Berf ber 33eröffenfli^ungen 9Jiorfe roirb nur baburφ beeíπfrâφfígf, bafj er nie eine Duelle angab. S a b m ^ iff bie 23enu£ung ber Originale er= fφroerf, jumal DTlorfe Sarffellung ηίφί rein φroπologífφ iff unb [eiber αυφ ein Sîegiffer fefylf. Βυεφ bie ίΡΟΓίΠφε Sîeprobùffion πιαηφεβ Sriefee roar aber bieder JHorfe 23iograpf)ie bie ergiebigffe ^unbgrube für bie Äorrefponbenj. S i e beiben Sbifionen t>on ^effalojjie 2Berfen, ΐυείφε 2 B i l l > e l m S e p f f a r f i ) j u n i ^ f f 1869 bis 1871 in 2angenfalja unb fobann in 2ieg= ni£ i8gg bie 1902 erfφieπeπ lieg, πφίείεη if>r Slugenmerf in etfter Cinie auf bie 2BerFe. 233ol)[ folgfen ale S a n b 19 unb 20 b8r εφεη Sluegabe, unfer 3Rifl)iIfe Don £>. JRorf unb O . Jpunjifer, bie Sraufbriefe, bie bann αυφ roieber in ber jroeifen 2luegabe publijierf rourben. 2lber barüber tjinaue bienfe bie Äorrefponbenj groar ale ©runblage Γπαπφεβ 2íuffa£ee unb Γηαπφεβ 2eb8nebi^e, boφ rourbe íí>r nie είπε Slufrmrffamfeif an (1φ gefφenff, um fíe roíffenftf>affΙίφ ale ©efamfí>eif nu|Bar ju τηαφεπ. 91^επ bεπ g8nannfen roίffeπfφaffIíφεπ 23emüt)m^n um bie Jperan= jieíjung bee 23ríefroεφfεlβ fînb fφDn im 19. 3 a f > r ï > u t ^ r f 2eilpublifa= fionen erfφίeπεπ, η>εΙφε ιηεί>Γ allg8imin bilbεπbε oerfolgfen. Dabei fei jum Dorní>erein barauf t)ingeroiefen, bag manφε 2Berfe Peffalogjie in

353 Sriefform π ί φ ί in Scfraif)í fommen. Sic Letters on early education, addressed to J. B. Greaves, London 1827, in neuer 2Iuf [age 1850, enf= f>alfen trot)[ 34 Sriefe über Äinbererjiet)ung. Siefee Opue l>af aber π ί φ ί ben @í)araffer einer ΐ υ ί Γ Ϊ ΐ ί φ ε η Äorrefponbenj unb fällf baíjer für unfere 2luegabe auger 2 3 ε ί Γ α φ ί . Xeilpublifafionen, bie mel)r populären unb päbagogifφeπ 3tt,ecfen bienen, fünb: ^είπτίφ Cpeffaíogjíd bie baí)in unebirfe Sriefe unb letzte εί$εΓ Ceí>rer= jeifung, 3ύΓ'φ/ í>flí .Spane © ί ε ί ^ α φ ε τ toieberí)oIf neuenfbetffe Sríefe Peffaíojjie ber päbagDgífφεπ 2DeIf gur Äennfnie gebraφf, ηαφ 23

P e s t a l o z z i Briefe I I I

354 ií)m αιαφ anbere DTîifarbeifer ber frififcí)en ©efamfauegabe t)on 1ßefta= lojjie 2Berfen. S i e beiben 9îeba!foren biefer 2Iuegabe f>aben όικφ cine meíjrfadj roieberf)oífe βήιφαίίίοη immer roieber neue 23effanbfeile Don Peffaíojjie Äorrefponbenj aufgefpûrf. 23or allem erroiee (ΐφ αυφ bie 2Berfauegabe feíbff ale ε ε ί ^ Γ ε ί φ , inbem aue DKarmffrípfen, ιρείφε ate eígenflicf>c ( g r i f f e n ju ΒείΓαφίεη toaren, ffefe erneuf Sriefenfroürfe fíd^ íjeraueffelíen liegen. 2Βεηπ Peffalojji 3. 33. feine ©φΓε^εη an Bellenberg aue ben 3aí>ren 1804/05 immer roieber umarbeiíefe unb an ií)nen feilte, bie ^uíe^í in einzelnen fällen gegen jel)n Raffungen oorlagen, fo roar babei ηίφί jum Dornt>erein εΓ(ϊφί!ίφ, bag ee fió) um eigentliche Äorrefponbenj ijanbelfe. (Srff ber ÜberbíídF, ben 2B. 5 e 'Tc^enfeΓ£> J a l e e fur biefe Sriefgruppe gefφaffeπ fjaf, boi ©eroder, bag if>re 3"= feilung ju ben Sriefbänben Πφ reφfferfigeπ lieg.

© r u n b f ä £ I í φ e e j u r Jperauegabe Don 33anb

III

S i e Regeln ber Sbifion folgen beim oorliegenben Sanbe ben 23or= fφríffen beö ©efamfroerfee. 3 1 7 1 linferfφíeb ju Sanb I unb I I roerben bie 2Infroorfen ber Derfφiebeneπ (Smpfänger ηίφί meí>r aufgenommen, fonbern nur ηοφ im anbelf ee (ϊφ um oer= Ijälfniemägig roenige unb furje Mtiffeiiungen. iöon befonberer Sebeufung fφieπeπ fie aber barum, roeil bie ^eriobe Don 1780 bie 1798 im Ceben Peffalojjie ηοφ roenig burφ[euφfef unb abgeffärf iff. S i e um bie 3 α ΐ> Γ : í)unberfroenbe rougíe man εΪ9επΐΙίφ ηίφί einmal τεφί, ob Pefíalojji biefe beiben 3 a í> r 5 e í> n í e überhaupt auf bem 3íeuí>of οε^Γαφί f>abe. 3Tun jeigen bie ®efφciffβbríefe ít>n bafeíbff in píelfeifiger ïafigfeif, abgefeï)en Don I7g6 bie 1798, unb belegen juglei^, bag ber 3 u f a m m e n í > r u c í > ^er 2ínfíalf um 1780 feinen enbgûtfigen 2Ibfrf>Iug feiner Sírbeif ale Jabrifanf unb Kaufmann barffeüfe. S e r Srieffopf rourbe im £ e j f in οεΓεί^αφίεΓ gorm gefialfef. 2Bo bie 3a^reesal^Ien nur feilroeife auegefe^f finb, roie efroa bei ber 3'ff e r (17)90, rourben bie Älammern be ife i fege [äffen. (Sbenfo finb, bei feí)íenben

355 2lbreffen, bie Übergriffen ber S r i efe nur bei i fe lefäUen in Älammern gefegtroerben.2BD bagegen ber Slbreffaf burdj bie Jperfunff bee Sriefee aus einem ©ammeibanb ober aue 5 aml '' en befi£ genau befannf, wenn auá) ηίφί genannt roar, rourben jur Vereinfachung bee (E^riffbilbee feine Älammern gefegt, (SelbffDerffänbli^ fïnb überall bie ooríjanbenen 2íbreffen eingefe^f roorben. Duellenlage ©eroig í)abe η fi φ ηίφί alle ©riefe ^Pefíaíojjie aue ben breifjig 3aí>ren 1767 bie 1797 erhalten. Sei einem ©efamfbeffanb Don 291 IE>ier ab= gebrudffen S^reiben treffen runb beren neun auf ein 3aí>r. Sie DTÌufle bee ©φrifffíe^erβ auf bem 9T!euí)ofe íjaf ií>n aber beíaππfíίφ Deranlaßf, ηαφ allen (Seifen Reiben cmjufnüpfen unb mit ^freunben unb ©önnern in ffänbigem Äonfaff ju bleiben. 25on ben 291 Briefen bee ©anbee ffnb 127 bei 3frael aufgeführt, 164 bagegen πίφί. Sanf bem freunbli^en (Snfgegenfommen ber Sejì^er roar ee τηί^Ιίφ, faff alle Äorrefponbenjen an ipanb bee Originale ein$u= feigen; nurroenige©riefe muffen ηαφ einer gebrudFfen Vorlage roieber= gegeben roerben. Eigentümer Don ©riefen: S t a a t s a r c h i v Basel (45): Nr. 499, 502 bis 504, 506, 510, 513 bis 521, 523 bis 528, 530 bis 536, 538 bis 548, 551, 554, 557, 558, 561, 563 Universitätsbibliothek Basel (1) : Nr. 529 S a m m l u n g K . Geigy-Hagenbach, Basel (2) : Nr. 505 (ohne Schluß), 703 Preußische Staatsbibliothek, j e t z t Oeffenlliche wissenschaftliche Bibliothek Berlin (1) : Nr. 756 S t a a t s a r c h i v Bern (1) : Nr. 695 S t a d t b i b l i o t h e k Bern (2) : Nr. 562, 565 P r i v a t a r c h i v Fellenberg, Bern (9) : Nr. 696 bis 699, 709, 713, 714, 718, 738 P r i v a t a r c h i v Dr. H . G. Wirz, Bern (1) : Nr. 728 Universitätsbibliothek Bonn (1): Nr. 678 Familienarchiv von Tscharner, Chur (2) : Nr. 680, 681 P r i v a t b e s i t z Herne, W e s t f a l e n (1) : Nr. 590 Königliche Bibliothek Kopenhagen (2) : Nr. 666, 689 K a n t o n s b i b l i o t h e k L a u s a n n e (3) : Nr. 573, 575, 582 Familienarchiv Meyer von Schauensee, Luzern (8): Nr. 730, 734, 736, 741, 742, 747, 752, 753 Archives nationales, Paris (1): Nr. 722 S t a d t b i b l i o t h e k S c h a p h a u s e n (1) : Nr. 755 2:i*

356 Schloßarchiv Wildegg (1) : Nr. 720 Privatbesitz Wildegg (15) : Nr. 619, 622, 623, 625, 627 bis 637 Stadtbibliothek Winterthur (1) : Nr. 624 Zentralbibliothek Zürich (154) : Nr. 469, 470, 474, 476 bis 486, 488 bis 498, 500, 501, 507 bis 509, 511, 512, 522, 537, 549, 550, 552, 553, 556, 570, 571, 577, 581, 584, 586, 588, 589, 592, 594 bis 618, 620, 621, 626, 638 bis 665, 667 bis 673, 675 bis 677, 679, 682 bis 684, 687, 688, 690 bis 694, 700, 701, 704 bis 706, 712 (teilweise), 715 bis 717, 719, 721, 723 bis 726, 729, 731 bis 733, 735, 739, 740, 743, 744, 749 bis 751, 757, 758 Staatsarchiv Zürich (7) : Nr. 471 bis 473, 475, 487, 555, 748 Kunstgesellschaft Zürich (1) : Nr. 674 Pestalozzianum Zürich (3) : Nr. 702, 745, 746 Familienarchiv Zeller, früher bei Insp. Zeller, Beuggen, heute bei Dir. K. Zeller, Zürich (18) : Nr. 559, 560, 564, 566 bis 569, 572, 574, 576, 578 bis 580, 583, 585, 587, 591, 593 Verschiedener Privatbesitz Zürich (3) : Nr. 727, 754, 759 Abdruck nach unbekannter Vorlage (6): Nr. 505 (teilweise), 685, 686, 707, 708, 710, 712 (teilweise) Äonforbanj X 3frae[ 'Peftalagji= Bibliographie ©ani» II, 1904 II

Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

13 14 15 16

17 18

19 20 21

Äri(ifcf;c 21uégabe ber 33ríefe Sanb III, 1949 — III III III III III III III III III III III — III III III III III III III III

Nr. (Band I, Nr. 5) 469 474 478 479 480 481 482 483 485 490 491 (Werke, Band 1) 498 500 502 503 504 505 507 511

Don

23anö

21. 3frael φφαΙο$ν ^Bibliographie »anb II, 1904 II

Nr. 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

III Äriiifrfie 2Iuégabe ber SSriefe 33cmb III, 1949 III III III III III III III III III III III III III III III III III III III III III

Nr. 517 513 515 514 516 518 520 521 522 524 525 519 526 527 528 529 531 532 533 534 535

qpeiialoiîi s bibliographic

a. 3ftaci

Äriiifrfie 21u«qabe ber ¡Briefe

21. 3frael Peßaloiji s ¡Bibliographie

Sonb II, 1904

33anb III, 1949

®onì> II, 1904

Nr. II 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86

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Nr. III (zu 505) III 536 III 540 III 539 III 541 III 542 III 543 III 544 III 545 III 546 III 547 III 548 III 549 III 552 III 555 III 558 III 537 III 559 III 561 III 564 III 570 III 571 III 573 III 575 III 581 III 582 III 584 III 586 III 588 III 590 III 594 III 589 III 597, 598 III 609 III 610 III 612 III 618 III 621 III 644 III 646 III 647 III 648 III 649 III 650

Nr. II 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 147 148

Äritifdje 2Iufigabe fcer Briefe 35anb III, 1949

Nr. 687 653 662 664 669 716 670 671 672 673 674 676 679 682 684 725 723 686 685 688 692 693

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III III III III III III III III III III III III III III III III III III III III III III

=



(fremder Brief)

III III III III III III III III III III III III III III III III III III III III III

696 697 698 699 708 707 710 711 712 713 731 733 705 718 719 726 727 754 757 492 606

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358 Textkritischer

Apparat

S = Pestalozzis sämtliche Werke, herausgegeben von L. W. Seyffarth. Zweite Ausgabe, Band II und III, Liegnitz 1899. ZB = Zentralbibliothek Zürich. Isr. = A. Israel, Pestalozzi-Bibliographie.

469 = Isr. II, 2. 35rief ZB OTffr. beffai. 23riefumftf)Iag 189/12 fïeÇit quer auf ber iöorberfeite eines OEfaoblaiteä, ol)ne 2Ibreffe uní» Datum, mit ©iegelfpuren. S. 1 Z. 7 Tschifffeli] 470 = Isr. — Sricf ZB ßat>afera^it> 523, 137 jlei>f ohne 2lbreffe auf einem OfiaD-bogen unb einem OfiaoMatt. S. 1 Z. 12 den 17. lObr. 67 S. 2 Z. 4

S. 2 Ζ. 8 S. 3 Z. 3 S. 3 Z. 5 S. 3 Z. 8

Vast

den Erzehlenden nicht (ablose) zuhöre [nicht] täglich fei)U Lfavater] [sein] Herr fef>it

471 = Isr.— Der39rief ©faafdarcfjit) 3ü» πφ, 35 IX 28 ©. 173-176 |lei>t auf einem Quartbogen, ben Eliten ber öfonomifcf)en Äommiffion beígebunben. S a é Saturn fteijf am Schlug ; t>on frember ipanb iji eermerif: repl. 17. Mars 1768. S. 4 Z. 11 die oecom. Geselschafft S. 4 Z. 21 mehr als S. 4 Z. 24 und äußerst verbesserte. oder fünf

S. 5 Z. 23-24 hat (uns) Herr Pfarer S. 5 Z. 3 0 - 3 1 und auch big daselbst

i(l

am untern 3tanbe beigefügt S. 5 Z. 32 wachsen sta[rk] roeggeriffen

S. 6 Ζ. 1

mit den S. 6 Z. 7 von S. 6 Z. 11 daß S. 6 Z. 13 Zeit

Vortheil nicht weit senkan (ohne) der größ(er)ien ich ihnen finden

S. 6 Z. 14 [zw] schreiben S. 6 Z. 25-26 [der] angenehmsten S. 6 Z. 39 Die^nitialen finb t>erfcfj[ungen 472 = Isr. — 0er 23rief im ©faatäartfjio 3ΰΓίφ 29 IX 28 zweymahl 473 = Isr. — Der 25rief im ©íaaíearcf)ío 3 ΰ π φ 39 IX 28 (3.167-170 fïei>t auf einem ûuartbogen, forgfâltig gefd>rieben, ben 3tïfen ber ôfonomifcfien Äommiffion beigebunben. Sie 3ibreffe fef)It, bast Datum jteF>f am @cf)[ufj. S. 7 Ζ. 33 oecomischen S. 8 Z. 3 finde(n werd) S. 8 Z. 5 des Plänzers 474 = Isr. II, 3. 39rief ZB, gamitien= αΓφίΡ ipiejet 234/1 fïef>t auf Ιβίφί Det= ïtetfjîem, gclbticfictn Quartbogen in bem ©ammelbanbe mitgebunben. Das Datum fïnbef fi φ am @φ[uffe, bie 2íbreffe feti«. S. 9 Ζ. 9 Lobi, oecom. Comission S. 9 Z. 20 Neuburgischen S. 9 Z. 22 Tschifffeli] S. 9 Z. 29

anfangs

S. 9 Ζ. 30-31 zu machen S. 9 Ζ. 37 in der Ausdehnung S. 10 Z. 10 Die 'Bu^fiaben JHP finb in= einanber gcfcfjtungen 475 = Isr. — Der 23rief im ©ίααίβαΓφίο 3 ΰ π φ 39 IX 28 e^lun= gen 477 = Isr. — Brief ZB, OTfïr. 3Π 1, 257 fiel)f auf einem jerfnifferfen, engbefcf)rie= benen Ouarfbogen, ot>ne Safum unb 2íbreffe. 2iuf ber Dorberften ©eife fielen Don güfjlie Jpanb bie ZBorte : Mundereils Reisen nach Jerusalem Spira, foroie geberproben. S. 12 Z. 19 C[en]tner S. 13 Z. 8 Einiachheit (der Cultur) S. 13 Z. 15 Ertagenheit S. 13 Z. 16 Tschif[feli] S. 13 Z. 25 (absolut) nicht kostbar S. 14 Z. 4 Früjahr (alle n> S. 14 Z. 12 dünke (ich) S. 14 Z. 19-20 ( R u h ) Heiterkeit meine(r)s (Seelen) Herzens S. 14 Z. 34 und ( b y ) wenn S. 15 Z. 7 nach allen Versuchen S. 15 Z. 28-29 Sicherheit (von) eine(r) solche(n) Summ gewüß entlehnen zu könen S. 15 Z. 33 Sch[ultheß] S. 15 Z. 36 (zu) stellen zu können S. 16 Z. 3 sagen (als) S. 16 Z. 6 (kauften) sie nötig hete, dieselbe S. 16 Z. 10 (man) am See 478 = Isr. II, 4. S r i e f ZB, gamilien* αεφίρ ípirgel 234/2 flef>f of>ne Safum unb 2Ibreffe auf einem bem ©ammelbanbe mit* gebunbenen Quarfbogen. 33on Dr. .frirjele

Jpanb beigefügt : empfangen aus Kilchberg den lsten May 1768. S. 16 Z. 35 Aufenthalts fei>lt S. 17 Z. 3 (Mehr) Meer S. 17 Z. 8 Leben (und so) S. 17 Z. 13 (daß) die ich, ohne mich entfehrn(en){ zu haben, [und] ohne S. 17 Z. 30 fühlft] S. 17 Z. 36 sich fel>[f S. 18 Ζ. 1 Holzoeconomie gemacht, es ist S. 18 Z. 10 ( b y ) zvcüschen Neuschatel 479 = Isr. II, 5. Brief ZB OTfïr. "Peflal. B r i e f u n ^ l a g 126/3 fte(>f auf ber 23orber= feite eine« gefalteten, Pergilbfen ßuarf* blatte, otjne Safum unb 2Ibreffe, ijt Der* mufIíφ ©nfrourf. S. 19 Z. 3 T[s]chif[feli] S. 19 Z. 6 und (mein) der ganze Plan 480 = Isr. II, 6. Brief ZB OTfïr. ^eftal. S r i e f u n ^ l a g 128/1 ftei)t auf 2 % Seiten einee Ouarfbogen«. (Sin Safum feï>If, bie Dierte ©eife fragt 21breffe unb Siegel· fpuren. 481 = Isr. II, 7. Brief ZB Dliffr. Peftal., 3riefumfrf)[ag 125/1 ffef)t auf brei ©eifen einee OffaDbogentl, ber 3ΐαφίΓ09 quer auf ber falben Dierfen ©eife. S i e Mitteilung an 2Inna auf ber Dierfen ©eife lägt Der* muten, bag eä (ϊφ um eine 2lbfφriff f>an= beif. S. 20 Z. 24 (Beschefti[gung]> Beschwehrlichkeiten 482 = Isr. II, 8. Brief ZB, OTflr. Peffal. B r i e f u n ^ I a g 125/2 fiet)t auf einem 0tfaD= blaff, of)ne Safum, 2Ibreffe unb linter* ft^riff, ale Äopie Don 2Inna (Sd)uUi)e$. S. 21 Z. 30-31 (das) alles Gute und hasset das Laster S. 21 Z. 31 (Sie) ohne mich S. 22 Z. 7 (mit) dabey verbunden S. 22 Z. 18 (ich) es ist mir S. 22 Z. 26 kosten würden S. 22 Z. 29 deswegen auch S. 22 Z. 32 meiner Gfeliebten]

360

484 = Isr. - 23rief ZB, Olîffc Gar. XV, 156, Jir. 154 ftefjt auf brei Seiten eines Quartbogenä. Die tuerte Seite trägt 2lbreffe unb Sieget. S. 25 Z. 7 über die ihm S. 25 Ζ. 11 bald verreisen

486 = Isr. — Der 23rief ZB, OTfîr. Peflal. 23riefumfcf>Iag 120/18 fttï>t auf 2% ©eifen eineä vergilbten, fcfituer lesbaren unb am rechten 3lanbe fci>r (lari befd^äbigten £>!= taobpgenä. 31m 2Infang flehen t>ier ηίφί jugefjörige 3 c " e n e c m 3ίππαβ Jijanb. Die pierte (Seite trägt bie 21breffe unb Siegel* fpuren, ein Datum feljlf. S. 30 Z. 20 angen[ehmen] toeggeriffen S. 30 Z. 21 her[zlich] rpeggeriffen S. 30 Z. 22 [Dir sie lohnen] ergánjf S. 30 Ζ. 27 [Sohn] unleferlid? S. 30 Ζ. 28 [mit ihm] unleferlirf) S. 30 Z. 30 A[ugen]blik rpeggeriffen S. 30 Z. 32 [Ma]ttis jum Seil rpeggeriffen S. 30 Z. 33 [Tage] unleferlirf) S. 31 Ζ. 1 (geschrieben) gezahlt. [Das ist s]ehr S. 31 Z. 2 [und m]ir schädlich S. 31 Z. 3 [besorg]en ergänjt S. 31 Z. 4 [kannst] ergángf S. 31 Ζ. 5 [Landvogt] unleferlirf)

485 = Isr. II, 10. Ser Srief ZB, garni* Iienarcf>tt> -Spirjel 234/4 (lei)f auf brei einem Sammelbanöe beigebunbenen Quarfbo= gen. Dad Datum fteljt am ©djlufj, bie ïïbreffe fef)lt. Die le^te (Seite beá brüten 23ogend ift leer. S. 25 Z. 26 den 19. Xbr S. 25 Z. 27 mon S. 25 Ζ. 27-28 lethin in Zürich S. 25 Z. 33 sich selbst S. 26 Z. 2 der in Moder S. 26 Z. 29-30 ein Fäßli S. 27 Z. 16 den Tauneren S. 27 Z. 17 zu überlassen fef)[t S. 27 Z. 39 10 à 12 S. 28 Ζ. 22 [Wuchs] feï>[f S. 28 Ζ. 28 Würze senkelrecht S. 28 Ζ. 31 in denselben S. 29 Ζ. 3 Abfluß verschaffen kann fef>[t S. 29 Z. 4 Saat feljlt S. 29 Z. 6 holl. Klee S. 29 Ζ. 13 Schaden sind, sind S. 29 Z. 15 p. Juchart à Ctner 30 S. 29 Z. 26 ich fefjlt S. 30 Z. 12 V. t. h. et t. obst servtr

487 = Isr. — Der 25rief im Staattardf>it> 3üridj 23 IX 27 ©. 838-848 flefjt auf brei Quartbogen, bie in ben 2l£ten ber öfono= mifdjen Äommiffion eingebunben fînb. Die letzte Seite ift leer, aufgenommen ein 23er= meri bon frember .Spanb: Von Herrn Pestalozze im Neuen Hoff, Berngebiets, den 9ten April 1772. (Sine 21breffe fefjlt, bad Datum fie^t am Schlug. S. 31 Z. 20 Sie, M. H. G. Ehrter Herr S. 32 Z. 11 (Siegetfpuren. 3tuf ber Öriffen ©eite befînbet fid) folgenber 3 ΐ α φ ί ^ Bon §rau Pefialogji : Ich hoSe, meine liebe Fr. Füßlin denke bisweilen auch noch an mich, so wie ich gewiß vil an sie denke. Die Zahl der lieben Kleinen und ihre Gesundheit wäre recht erwünscht zu wissen. Ihre ganz ergebenste Pestalozze-Schultfheß]. S. 41 Z. 33 den 16. 9bris 1775 S. 42 Z. 15-16 verhfarre], m[ein] ins[onders] S. 42 Z. 16 D[iene]r 494 = Isr.—DerSrief ZB, Olífír. gar. X V 142/4 jîef)t ofjne Datum auf ber Corber* feite eines üuartblatteä in einem ;eit; gen&ffïft^en Originalbanb; rûtSfeifig fïnb 2íbreffe unb ©íegelfpuren. 495 = Isr.—DerSriefZB, OTfír. Sar.XV 157/2 (ieí)t auf ber 23orberfeife etnee £)uartblattä, baa [είφt am obern 3lanb befφäbigt i f i Das Datum tffc am ©φlug beigefügt, bie 2tbreffe rütffeitig. S. 43 Z.4 [1776] fel>If S. 43 Z. 8 betragen (bescheinen) 4 % = Isr. - D e r »rief ZB,OTffr.gar. X V 142/28 fiet)t auf ber íBorberfeite einee Ouarfblaffä in einem ßriginalbanbe. Das Datum fmbet (ΐφ am (Sàilufa, ein (Siegel· auáfdpnift am untern 3îanbe, bie 21breffe unb baö ©ieget auf ber 3íücEfeife. S. 43 Ζ. 24 reise feí>[t S. 43 Ζ. 25 M. II. G. Herr 497 = Isr. II, 14. Der 23rief ZB, £at>afer= αΓφίο, a n f f r . 523/138 |W>t, feljr fφ6π gefφrίeben, auf brei ©eiten eine« Quarts

bogen«. Dad Datum ifi am ©djhif; am 9εί>Γαφ(; bie 2lbreffe flet)t auf ber »Herten ©eite. 498 = Isr.— Der Brief ZB, OTfir. dar. X V 142/32 fie^t auf ber 23orberfeife eine« in ber OHitte befcfjábígten ûuartblatteâ, ber einem Originalbanb eingebunben ifl. Dad Datum (le^t am Schlug, 2ibrefje unb ©iegelfpur rucEfeitig. S. 45 Z. 5 (meinen) Ihren S. 45 Z. 9 mich nennen 499 = Isr. II, 15. Der »rief, ©taate= αΓφίο Safel, Prit>afa^it>e 212, g 11/1 fielet ofyne 21&reffe auf einem Ouartblaft. ©aß Datum ifi am ©dfjtujj angebraφt. S. 45 Ζ. 14 den aftéf)efteg ber grau ^ejïatojji. Da« gange DKanufïript, 32 Quarfblätter, ifi in ber ίπ^φεη ©efamfauegabe ber 2Berte, Sanb I, 348 befφríeben. ©n Datum fel)lt. S. 47 Z. 2 sagt daby S. 47 Z. 3-4 geschehen (das heißt, man habe auf die angezeigte Klag des unrichtigen Zehndens) Wenn man in der

S. 47 S. 47 S. 47 S. 47

S. 47 S. 47 S. 47 S. 47 S. 48

Klag anders ah richtig von geredt, hete [man]

da-

wird eingestanden solchen feljtt eingestandenen könen. (Wenn desgleichen irgend einem Aufseher begegnete, und ein dem Rechtsdarschlag Ungehorsamer) Z. 27-28 Umstende (sein Entweichen, ob er es gleich der) Z. 29 die (die Rechtmessigkeit) seine eingestandenen Z. 31 f. Díefer 2lbfá>nítt : Nun komt ifi ηαφί^Κφ beigefügt Z. 38-39 ihn Abwesenheit Z. 3 £ier fleljt Merki jiatt Roth Z. Z. Z. Z.

6 14 17 25

363 S. 48 Ζ. 10 eine(ii)m (nahen) Nachbar S. 48 Ζ. 18 nichts an (mit einer) S. 48 Z. 23 ©er Seyt briφί ab 501 = Isr. I I , 16. © e r Brief ZB, Olifïr.

Pejtaí. Sriefumfd^ag 39/1 füHt einen ίηΓφ ftnífferung (îarf Sefeften Quarts bogen. 3Iuf ben erjîen 1 y2 Seiten grafu= lierf ber ältere Bruber 3of). Bapfifi, bann auf 1 % (Seiten grau yeftalofäi ierfen ©eite fìnbef (ιφ baö ©iegel, bie 2lbreffe, foroie Don beei (Smpfdngerö Jpanb ber 23ermerf: Schwager Pestalutz. Helmiilli, den 28. 9bre 1778. S. 66 Z. 28 Schultheß (vonWipkingen) S. 67 Z. 9 - 1 4 Siefe η α φ ί ^ Ι ί φ beige* fügten fielen allein auf ber briffen ©eife. 515 = Isr. I I , 26. ©er Srief, @faaf«s= αΓφίο Safel, gamilienarrfjioe 212, g 11/4 fíeF)t of)ne 2lbreffe auf einem eingehefteten ßuarfbogen, mit bem ©afum am ©φΐυ^. S. 67 Ζ. 29 wie wenig S. 67 Z. 34 habe fe^lf S. 67 Z. 35 ernsthafte on jroei mifgebunbenen ûuarfbogen, unter greilaffung beò obern ï e i l é jeber ©eife. ©et Ort jîeljf am ©φΐυβ, ber 9 í îaφfa$ auf ber αφίεη ©eife. ©afum unb 2lbreffe fehlen. S. 69 Z. 8 das Unerwarte S. 69 Z. 9 Etablissement]

365 S. 69 Ζ. 30 mich nicht S. 69 Ζ. 34 ich weiß es, werden reffe unb (Siegel. S e r 3Îadfjfrag mit neuem Saturn fleí)t auf einem Oftapblatt. S. 73 Z. 12 des Volks S. 73 Z. 18 bleiben werde S. 73 Z. 21-22 eines versicherten S. 73 Z. 27 Herzensantheil, (wegen) daß S. 73 Z. 31-32 an Sie gethan

S. 74 Z. 5 S. S. S. S. S.

74 74 74 74 74

Ζ. Z. Z. Z. Ζ.

S. S. S. S. S. S. S. S.

74 74 74 75 75 75 75 75

Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z.

S. 75 Z. S. 75 Z. S. 76 Z.

und 1000fächern Oberbefehl stehende (Mentschen) 10 Werk, (dessen) zu dem 21-22 entgegensteht fef)lt 22 suche (das) als 29-30 daß (ich) sie alle 32 nach und nach weniger (u)nötig 33 und (alle) arme Kinder 34 ich fef>It 39 bins nichts 3 hat feijlt 13 ich mich ganz 17 zu kommen fei>lt 28 [hingab] feljlt 31-32 und (mir für) kan zum Allgemeinen 33 (dann villeicht) auf diese Art 35 [ich] fef>lt 4 [sein] fef>lt

520 = Isr. II, 29. S e r Brief, ©taatearc^ip Safe!, Äocrefponbenj 3felin 37/64 fiel)t of>ne 2lbreffe auf eingebunbenem Quartbo* gen. S a e Saturn íjí am ©cfjlujj angebracht. 521 =

Isr. II, 30. S e e Brief, (Staate*

ardjiD B a f e l , Äorrefponbenj 3 f e l ¡ n 3 7 / 7 8 fleljt a u f fünf © e i t e n eingebunbener Q u a r t *

blatter; bae Saturn fet>[f. 2Iuf ber fe elften ©eite ífl bíe 3Ibreffe gefdjrieben. S e r îejrt íft j u m £ e i [ unbeutlitf) gefdprieben unb mit Dielen ftorrefíuren Derfeljen. 23om legten B l a t t ífl ein Xeíl rocggeríffen.

S. 77 Ζ. 26 werden. (Sittliche und bürgerliche Glükseligkeit ist ohne bürgerliche Fryheit nicht müglich). S. 77 Z. 27 (bürgerlichen) Seegens S. 77 Z. 34 starken (und) Mennerkrafft S. 78 Z. 4 - 5 Also ist (nur Religion, die Mentschenliebe bildet, Volksphilosophie> es Gottesforcht und Menschenliebe, von der auf den Thronen und am Pflug (und mit ihr, auf sie baue ich) S. 78 Z. 8 (in den) unter Vatter S. 78 Z. 10 mehr auf Liebe bauen muß, als auf Erleuchtung

366 S. S. S. S. S.

78 78 78 78 78

Ζ. Z. Z. Z. Z.

S. 78 Z. S. 79 Z. S. 79 Z. S. S. S. S. S.

79 79 79 79 79

Z. Z. Z. Z. Z.

S. S. S. S. S.

79 79 79 80 80

Z. Z. Z. Z. Z.

21 Brudersinn und Liebe 23 Aber nun 24 auch f, mit breitem oberm 3îanb, of)ne 3Ibreffe auf brei ©eiten eines QuarfbogenS. 0 a S ©afum ifl am @φ!ιι{ϊ angebraφf, bie Dierfe ©eife bleibt leer. S. 125 Z. 7-8 M. H. G. E. h. Herren 557 = Isr. II, 58. ©er Brief, ©faafs= αΓφχο Bafel, Äorrefponbeng 3fetin 37/139 fle^f auf brei ©eiten eines mifgebunbenen ûuarfbogenS. ©as ©afum ifl am ©φ[η§ angebraφt. 2íuf ber briften, leitet be= feften ©eife fínb ©iegelfpuren, auf ber oierfen ©cite bie Síbreffe. S. 126 Z. 17 ersehen werden S. 126 Ζ. 19 (by) so wenig S. 126 Ζ. 21 (syn) sein S. 126 Ζ. 23 zurüksende S. 126 Ζ. 26 daß noch nicht S. 126 Ζ. 28 allein bynahe S. 127 Ζ. 1 dies (ist) S. 127 Ζ. 4 behalten, und S. 127 Ζ. 6 freu(t)e S. 127 Ζ. 7 mit meinem Buch S. 127 Ζ. 24-25 Else, (wie) darin

371 S. 127 Ζ. 2 9 - 3 0 die auf den Dörferen forschen S. 127 Z. 3 8 förmlichen 5 5 8 = Isr. I I , 60. S e t Brief, S t a a t e * arcf)io Bafel, Äorrefponbenj^felin 37/135, flefjt oF>ne 2ibreffe auf mitgeljeftetem ÛuartMatt, mit bem Saturn am &d)lu$. S . 128 Z. 11 den 18. lObr. [17]81 S. 128 Z. 20 (interessanter]> unterhaltender S. 128 Z. 21 Ich vernehme S. 128 Z. 28 au/gehalten S. 128 Z. 31 Ich hoffe S. 128 Z. 31 worin S. 128 Z. 36 feinden (werden > 559 = Isr. — Der B r i e f im B e f ó eon S i r . 3eUer, 3 " Γ ΐ φ , füllt gtpei Ouartbogen unö jipei ßuartfeiten; 21breffe unb Saturn festen, ©efc^rieben iff er Don S e r r a n i Pon grau 2inna 'Peflalojji. OTit eigener ipanb I>at Pefîalojji bie ad)t leÇten 3eilen foroie einige Äorrefturen beigefügt. S. 129 Z. 15 (dazu) frey und Eyle, sie φ hierzu S. 129 Z. 2 8 - 2 9 nie φ ohne (denn) seine ( n ) höhern Bedürfnisse (n dies) φ fest S. 130 Z. 2 - 3 V und selten stark S. 130 Z. 31 (fahle) V zu fällen S. 131 Z. 3 V richtig S. 131 Z. 4 vorgehen (richtig) S. 131 Z. 5 Herr P . S. 131 Z. 10 daß (diese) φ seine Lehrer(n) S. 131 Z. 22 armen Tj> Menschen S. 131 Z. 38 den Schaden bie vorgestellt f>at Peflalojji ηαφ= träglicf) beigefügt S. 132 Z. 1 - 2 (zu brauchen) φ entgegen zu arbeiten S. 132 Z. 12 glüklich(e Menschen) S. 132 Z. 36 φ mann, wenn S. 133 Z. 2 - 3 dem φ Kind S. 133 Z. 8 wi(e)der seinen Willen S . 133 Z. 25 so bald sich S. 133 Z. 26 zeigen φ sollte S. 133 Z. 30 ( G o t t e s ) V Goetens S. 133 Z. 32 φ ausge(führt) löscht

24

S. S. S. S.

133 134 134 134

Z. Ζ. Z. Z.

S. S. S. S. S. S.

134 134 134 134 135 135

Z. Z. Z. Z. Ζ. Z.

40 φ sonst hat 1 abhangt 3 und nicht (durch) 1 5 - 1 6 [und] sie von [un]s Manuskript befeït 30 geleitet werden 36 (Neigungen) Endzweken 38 (Zielen) V Zihl 39 ( d a s ) welches 1 Herr P . 3 ff. S e r ÍXejl ijì pon 'Pejîalojgi felbfl gefefjrieben

5 6 0 = Isr. — S e r Brief, (Eigentum Pon S i r . St. 3eller, 3 ΰ Γ ί φ , fîeljf of>ne 2Ibref|e auf 2 y 3 Seiten eineé Quarfbogene, mit Sem Saturn am (Sdjlufj. S. 135 Z. 34 seine (vorstechenden) Anlagen S. 136 Z. 17 Menschenleere S. 136 Z. 22 Sie feljlt 561 -= Isr. I I , 61. S e r Brief, Staat*-αΓφίρ Bafel, Äorrefponbenj 3felin 37/142 fief)t in eftuaä Perblagter (S(f)riff, DÍjne 2löreffc, auf einem eingehefteten ßuarf= bogen, mit bem Saturn am &fjhif). S. 136 Z. 32 Ihre Aufmerksamkeit S. 137 Z. 2 ich (sye) besize einige(r) S. 137 Z. 7 dem leicht S. 137 Z. 8 mir genügsamen S. 137 Z. 1 0 - 1 1 (abwürf) abwerfen würde S. 137 Z. 13 und (seze) werde S. 137 Z. 16 wagen (welche) S. 137 Z. 22 in Wien einige S. 137 Z. 23 freffelfhaft] fef,[t S. 138 Z. 2 (die) wahre starke ( u n d ) S. 138 Z. 5 ( k a n ) bin meiner Manieren S. 138 Z. 10 der mit (der> Freyheit S. 138 Z. 17 mit ( d e n Reizen) der S. 138 Z. 2 1 - 2 2 (den) by dem Schrifftsteller S. 138 Z. 31 S u j e ( c ) t

562 = Isr. — Ser Brief, Stabt» uní fyoφ* fäjulbiblioffyef Bern, ófcmcmiifífte @efeü= fd)aft 28 VII/98, fielet auf jwei (Seiten eine« fjuartbogeni, mit bem Saturn am f auf ber 23or= berfeife eines OuarfblaffS, beffen 3JücE= feite 2Ibref]e unb Sieg elfpuren frägf. 566 = Isr. — Der 23rief, im 35efi§ Don Dir. 3eUer, 3 ΰ π φ , fíel)f of>ne 2Ibreffe auf einem OEfaobogen, mit bem Datum am @φΙυ0. S. 144 Ζ. 5 (Es freut mich) Ich denke auch S. 144 Z. 11 zufried(ig)en (weret) sehen würde S. 144 Z. 26 auch wieder

S. S. S. S.

145 145 145 145

Z. Z. Z. Z.

22 23 32 36

freuen. (Lieber, die Müh, die mann zu allem Guten nihmt) Leiden (und So[rgen]> Du Dir selber und wie [viel] Jammer würdest den Menschen Freud hellet wenn Ihr aber

567 = Isr. — Der Srief, 33efT$ eon Dir. Ä . 3eHer in 3 " " Φ > flef)t ot>ne 2Ibreffe auf einem OEfaoblaff. (Sr ijl ganj Don Pefialojji gcfcf)ricE>en, ber jeboφ fil(it> feinen ßofjn 3 a C i l u e e ( φ τ ε ^ ε η lägt. S. 146 Z. 7 den 11 8br. 1782 S. 146 Z. 15 (und wenn) Du stehest S. 146 Z. 25 Stunden fejjlf S. 146 Z. 27 (an einen Ha[ufen]) zusamen rühren S. 146 Z. 35 ζ 1000 mahl 568 = Isr. — Der Brief, SefiÇ Don Dir. 3eller, 3 ΰ π φ , füüf ein OffaD* blaff. Die 21breffe fef>If, bau Datum fîel;t am !Pe(lalc>3ji fφreibf fingiert im 3Tamen feines (SoFjneé. S. 147 Z. 18 Du ( d e m ) es S. 147 Z. 20-21 denn allemahl 569 = Isr. — Der Srief, 35efi| Don D i r . Ä . Seiler, 3 ΰ π φ , füllt 15 ßffaD= feiten Don 4 Sogen. Das Datum fel)If. Die Ie£fe Seife i ft leer, D c r m u f ^ fehlen einige (Seifen. s. 148 Z. 14 von Ihren Kinderen s. 148 Z. 29 daher (sein Intresse f ü r ) es an s. 148 Z. 34 sein Intresse s. 149 Ζ. 4 tausend mahl s. 149 Z. 5 etwas ihm s. 149 Z. 6 Leere (das ihm) s. 149 Z. 7 ( D a s ) Dieses s. 149 Z. 9 entgegenwürken s. 149 Z. 16 seine(n) Sinne» s. 149 Z. 16 machen fel>lf s. 149 Z. 21 fordert ( e ) s. 149 Z. 26 laut s. 149 Z. 27 reden fef>lf

373 S. S. S. S. S. S.

149 149 149 149 149 150

Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ.

27 und der Hand 29 L . H e r r P e t e r s e n ] 31 32 35 2

S. 150 Ζ . 9 S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

150 150 150 150 150 150 150 151 151 151 151 151 151

Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ.

12 23 29 34 37

37 40 3 7 12 Z . 15 Z . 18 Z. 38

auf [das] ( w e n i g ) nie zu vili U m denn fehig ( d a z u ) muß Mu[ster?]>

(das

lehren (indessen), eh (zur \Vahrheit komt > was fefjlt L o h n der ( h a l b ) müssen ihm und vili sich fefjlf

er

anderen Seiten anzuhalten was es thun 50 etc. alle seine die er le[s]thin dieses B l a t t s geplagt m i c h sehr. D i e S û i j f o n f Î r u f t i o n , am (Sdfjlug geändert, blieb unbereinigt, Öaijer rourCen Sie jrrei legten ÜBorte tt>eg= gelaffen

S. 151 Z. 39 aus villen Gründen S. 151 Z. 40 © e r X e f t brief»t mitten im (2a§ am untern 23lafiranî>e ab 5 7 0 = Isr. I I , 63. S c c Sriefenfitmrf ZB, OHffr. b e f f a i . 23tiefum|'cf>lag 84 a/1 ftefjí ouf einem ûuartbogen, oFjne © a f u m unï> 21ï>reffe. © e t X c f t toeifl au(jerorbenfIitf) Diele Ä'orrefturen auf. 2Iuf ber ¿reciten Seite fi'nben fid) jroei Slebjettel, auf £>er britfen (Seife ein roeiterer. O b £>er (Schlug £>ee Briefes fei)lt, ift ungerei)}. S. 152 Z. 7 erhalten (und so dankbar und aufmerksam i c h ) S. 152 Ζ. 8 daß ich ( m i c h ) selbst S. 152 Z. 9-14 Prüfung ( j e d e r meiner Urtheilcn von Herzen f r e u e ) von Gegenstenden wie der meinigen als unumgänglich nothwendig ansehe, folglich von Ilerzen

S. 152 S. 152

S. 152

S. 152 S. 152

S. 152

billige. ( A b e r dann ( l a ß ) nehme ich m i r i m m e r , wenn m i r denn nur gegenseitig erlaubt ist, was auch meine Meinung, zu sagen, w a s mich dünkt, daß ich für sie sagen müsse). Üb rigens — Fryheit nehme. Ζ . 15 hat ( e i n e n ) den EingeΖ, 19-20 muß nach der schrenktheit ( f ü r ) diese ( n ) « Zwekk (beruhet darauf hierauf) Ζ 21-22 W e n n (es zeiget, daß ich s o w e i t ) · — fehig syn möchte, (nach rechten, d e m Staat vorteilhaften Grundsezen) Ζ 23 auf eine Weise Ζ 24-26 daß man ( m i r einen kleinen) glaubt, man dürfe mir einen kleinen, unverfenglichen, unkostbaren V e r such ( e r l a u b t ) diesfahls machen lassen Ζ 26 ( D i e physische, oeconomische u n d ) Und das Übrige

S. 152 Ζ. 27-31 Diefe 3eilen fielen auf Sem erffen Älebjeftel S. 152 Ζ. 30 [ich d a ] fef>[< S. 152 Ζ. 32 diejenigen S. 152 Ζ. 33 ( a u f ) welche m i ( c h ) r S. 152 Ζ. 36 ( d e r ) für Ausführung (der Sach ) S. 152 Ζ. 37 ( v i l ) wie ich glaube (aus Mangel von genügsamen Persohnen von diesfeliger E r f a h r u n g ) vielen (im Detail) S. 152 Ζ. 38 fehlen ( u n d ) S. 153 Ζ. 1 öffentlichen Angelegenheit S. 153 Ζ. 4 Ich ( m ö c h t e ) bin S. 153 Ζ. 4 ( ä n g s t f l i c h e ] ) eifrige S. 153 Ζ. 5 ( d e r ) allgemeiner S. 153 Ζ. 6 und wörtlicher Richtigkeit in seiner Kentnis S. 153 Ζ. 9 (eben aller) der F r y m ü t i g k r i t zu äußern, ( m i t zu) welohe(m ).s

374 S. 153 Ζ. 12 Es ist S. 153 Z. 1 2 - 1 3 ne 2Ibreffe auf (iati Oergilbíem Oítaoblatt. S. 155 Ζ. 15 in allen Dingen S. 155 Ζ. 21 Deinetwillen ist mir S. 155 Z. 31 w(e)orden 572 = Isr. — ©er 23rief, Eigentum t>on Dir. 3eHer, 3 ύ π φ , füllt fieben Seiten Don jtoei ûuarfbogen. Da¿ Datum fleFjf am ©if»Iug, bie 3í£>re(Je fefjtt. S. 156 Z. 3 [Î7J83 S. 156 Z. 15 (Die) Zur Erreichung S. 156 Z. 21 [1.] fefjlt S. 156 Z. 30-31 Kinder zum S. 156 Z. 32 Auferziehung S. 156 Z. 33 Worten lt S. 158 Z. 33 kann fefjlt S. 159 Z. 2 Fragen, welche S. 159 Z. 11 Antwort auf S. 159 Z. 15 Vernachle[ssi]gung S. 159 Z. 18 in No. 2 S. 159 Ζ. 22 Zeigtest S. 159 Ζ. 36 Tag, [t S. 160 Z. 18-19 Die Antworten auf byde S. 160 Z. 21 gethan (dessenthalben d u dich) 573 = Isr. II, 65. Der »rief, Sibtio* tf)èque cantonale et unÎDerfïtaire, £au= fanne, D2ÎS. ßaud. 93, jleljf auf brei (Seiten eineé Ouarfbogené, mit efroae Derblafjter ©d^rift. Daö Datum ifl am ®φ[υ(5 an= geí>raφf. Die oierte (Seite trägt 2Ibrefje, ©iegelfpuren unb ben jeitgenöffifd)en 23er= metí: Pestalozzi, ce 3. février 1783.

S. 161 Ζ. 15 {mehr) lenger im Dienst S. 162 Z. 5 und zu suchen S. 162 Z. 10 aber mit diese(r)m Vorschlag 574 = Isr. — Der 2}rief, (Sigentum Don Dir. Ä. 3eUer, 3 ή π φ , fïef)f auf ben erflen E>eiben ©eiten eine« OifaDbogene, mit bem Datum am ©φΐυβ. Die oierte ©eite trägt bie ïurge 2Ibref|'e. S. 162 Z. 29 den 1. Horn[ung 17]83 S. 162 Z. 32 wenn er irgend S. 162 Z. 33 glaube, (der) S. 163 Z. 4 - 5 werden (sich) mir mit Frymütigkeit ( auf ber etflen ©eite eined öuarfbogene, mit bem Datum am © φ ΐ υ ^ . 2luf ber eierten ©eite (inben | ΐ φ 31breffe, ©iegel unb ber alte Smp= fangeeermerf : Pestalozzi, ce 19. février 1783. Die beiben übrigen ©eiten ftnb leer. 576 = Isr. — Der 35rief, Sigentum eon Dir. £ . 3eUer, 3 ΰ π φ , füllt 6 % ©eiten t>on jroei Ouartbogen; bie 3ibre(fe fef>lt. S. 164 Z. 9 sein fei>lt S. 164 Z. 14 reize, Ii. S. 169 Z. 21 Fehler S. 169 Z. 27 ermerf : Pestalozi, den 27. Febr. 84. S. 195 Z. 32 den 25 Feb. (17)84 S. 196 Ζ. 6 mich so wenig erlaubt S. 196 Z. 9 Ihrer Lage [und] S. 196 Z. 17 (Der) Vom 3te[n] Theil von L. u. Gertrud 593 = Isr. — 0 e r Srief, Gigenfum t>on S i r . Ä. 3cIIcr, 3 ΰ π φ , füllt jmei Quarf= bogen. S i e 21breffe fef)lf, bae Safum fic^f am (δφΐυβ. S. 196 Ζ. 27 (8.) 9. Merz S. 196 Ζ. 32 in welchen Sie (im) S. 197 Z. 2 - 3 die einfachsten S. 197 Z. 5 nicht leicht S. 197 Z. 12 muß (ohne) S. 197 Z. 24 als weil sein Herz sich empört (es Herz) S. 197 Z. 28 dennoch S. 197 Z. 35 (Grundlag) Quelle (seiner) S. 198 Z. 22 (aber) im Kopf S. 198 Z. 25 aber doch und das

S. 198 Z. 26 also auch S. 198 Z. 28 der (keinen) Gefahren S. 198 Ζ. 33 Denn das ist, was den Menschen wiirhlich S. 198 Z. 38 nur äußerlich S. 198 Z. 40 geförchteten S. 199 Z. 4 Erfahrungen von S. 199 Z. 6 auch hier S. 199 Z. 6 Beg[eg]nisse S. 199 Z. 7 just (mit) by S. 199 Ζ. 11 (das Wesen) das Fundament S. 199 Z. 30 daß fetjlf S. 199 Z. 30 (ist) wenn S. 199 Z. 32 1000 [mal] S. 199 Z. 3 4 - 3 5 und unschuldige Wünsche S. 199 Z. 37 Desnahen mich (eben so wohl als seine Überwindungskreffte) S. 200 Ζ. 1 muß by[d]seitigen S. 200 Z. 6 Sinn (ist) S. 200 Z. 12 (den) bey Kinderen (vor den) Unvorsichtigkeiten zu verhüten, zu welchen S. 200 Z. 15 hat (zu verhütten) S. 200 Z. 24-25 (diesem) einem solchen Mann S. 200 Z. 27-28 solche Leiden S. 200 Z. 36 zu einer gewüsse[n] S. 200 Z. 39 vermitten werden muß S. 201 Z. 11-12 Blut (nur) nicht änderst als S. 201 Z. 16 auf dem Eis S. 201 Z. 26 der F[elix] S. 201 Z. 30 da (er) 4 mahl S. 201 Z. 39 und (daß der E n t f e r n teste) dadurch S. 202 Z. 4 (das Beste) alles S. 202 Z. 5 in meiner Seele S. 202 Z. 7 (Anzeigen) Verzeichnisse S. 202 Z. 8 eben jez 594 = Isr. II, 73. Brief ZB, Oltftr. Pe(ial. t i n ^ I a g 105/3 füUf, oF>ne 21breffe unb Saturn, einen Oftaobogen unb t>or= berfeifig ein OffaoMaff. 21uf ber DÍüi= feite bei leÇfern f>af grau 'Peflalojji einen 3fouf)frag gefφrieben.

380 S. 202 Ζ. 21 Dich fef>It S. 203 Ζ. 2 [nicht mehr] fc^ít OTenuffripf S. 203 Z. 8 Halbfjahr] fef)tt S. 203 Z. 9 recht zu stund S. 203 Z. 21 Gott danket S. 203 Z. 25 lieb fei>It

im

5 9 5 = Isr. - 39rief ZB, Dîîffr. Peftal. Um» ftfylag 6 9 a / l füllt bie ijalbe QSorberfeite einei ßuarfblaffg, mit bem Datum am ©fjlufj. Xüéfeiííg fielen t r e f f e , (Siegel* fpuren uni> ein jeitgenöffifcfjer [Regiftrafur* oermerf. 5 9 6 = Isr. — B r i e f ZB, Dîîffr. 'Peftal. Ilm* fdjlag 69/4 füllt jur Jpälfte bie Q3orberfeite cined Quarfblattd. Die KücEfeife trägt 21breffe, Siegelfpuren unb jeitgenöffifrfje Dorfualoermerfe. S. 204 Z. 20 mangei[n] 597 = Isr. I I , 75. Der B r i e f ZB, Dîîffr. beffai. Umjtfjlag 126/11 füf>rt auf ber 25orberfeite ben unbafíerfen Xejrf unb ben 23ermerf Don frember ^>anb: Sept. 1784, rütffeífig 2í£>reffe unb Siegel. S. 204 Ζ. 30 ist es Dir nicht ungenehm 598 = Isr. I I , 75. Der 23rief ZB, Dîîffr. Peftal. Sriefumfc^Iag 126/21 ftefjf otjne Datum auf ber 23orberfeíte eined bräun* Ιίφεη Ouarfblatf«. 2Iuf ber 3íüat a u f ber erften (Seife einee Oftaobogend ben Xejrf, a u f ber Dierten (Seite 3íbreffe unb alten Dîegi* ftraturDermerf.

600 = Isr. - B r i e f ZB, Dîîffr. ^eftal. Um* ftf}lag 69/6 ftef)t unabreffierf auf ber 23or= berfeite cince Quarfblaftd. Diüiffeitig feftal. 35riefumf(^ag 69/8 fíeljt auf ber Sorber* feite eined ßuatfblaffe, beffen Díüiffeífc 2íbrcffe, © e g e i unb Dorfualoermerf trägt. S. 206 Ζ. 25 sonst S. 206 Ζ. 28 E s war S. 206 Ζ. 30 erfahre S. 206 Ζ. 31 gehabft] 6 0 3 = I s r . — B r i e f Z B , Dîîffr. ^ e f t a l . Um* |~φΙag 6 9 / 9 ftcf>£ quer gef(f)neben a u f ber ÏÎDrbetfeiie eine« OftaDblatted, rütffeitig 2Ibreffe, S i e g e l unb K e g i f f r a t u m o t i j .

S. 207 Z. 4

Tücher feF)It

6 0 4 = Isr. — B r i e f ZB, Dîîffr. -peftal. Um* fφIag 69/10 ffef)t quer auf ber erften S e i t e eines Oftaobogend. Die Dierfe S e i f e trägt 2Ibreffe, Siegel unb ben23ermerf: Neuhofl, den 2 2 t e n X b r i s 1784. Pestalotz. R . den dt. 6 0 5 = Isr. — Der » r i e f ZB, Dîïfïr. 307 1, 257/12 füllt bie 23orberfeite eined ß u a r t blaffe, oíjne 2ibreffe unb Datum. 2Iuf ber Oîûtïfeite fteí;en DTotijen guglia über Difpcnfationen, π>εΙφε bad 3 " Γ φ ε Γ ÊF>e= geriφf 1 6 4 5 - 1 7 8 1 audgefproφen ï>af. 606 = Isr. I I , 148. Die 25rtefabfφrίft ZB, Dîîffr. qOeftal. B r i e f u n ^ I a g 26 b fïeljf, Don grau'Pejîalojgi gefφtίeben, ofyne Datum unb 2Ibreffe auf jroei Seifen eines leioröerfeifig beft^cieben. (Sφriff oljne Datum auf 1 Y2 (Seiten eine« S. 211 Ζ. 23 = blatte, of>ne Datum. Con grau Τ>φαlojgie Jpanb ifì beigefügt: an 1. B r u d e r

384 Pfarrer. 2luf 6er 3lÜ£f|eite fdjreibt grau Peftatojji an if)ren Bruber über ben ga= miltcnjroiff, über 3îoten ju einem Cieb für Bruber ípeinridj uní» erroctljnt Brief, ©elbfenbung unb Steiner nouvelles. S. 231 Ζ. 24-25 Menschen, die (über andere > S. 231 Z. 31 die mir 651 = Isr.— Ser Briefentrourf ZB, DQTffr. •Pefial. »riefumfdjlag 169/10 a fîef)t oj>ne 2lbrcf|'e uni) Saturn auf Ser 23orberfeife eines leitet befrfjâbigteri, mit £inten» fleíen Derfeljenen QuntfMaffö, bas rütf» feitig leer ift. S. 232 Z. 11 so vili als S. 232 Z. 13 Geschelschafften S. 232 Z. 16 Und es waren 652 = Isr.— Brief ZB, 9Iìffr. ^effal. Umfrfjlag 69/24 fielet auf ber 23orberfeite eine« QuartbogenS, mit bem Saturn am on frember ipanb. Sic eierte ©cite fragt bie 2íbreffe, forate fon frember .Spani» bie Dìegiffrafurnofij: Bierfeldt, le 3 janvier 1786. Pestalotz. Rfeçul le dt,., s[ans] rféponse]. S. 232 Z. 25 mangelfs] S. 232 Z. 26 enfangen 5 NLil. 653 = Isr. II, 88. ©er Brief ZB, OTffr. beffai. Umfcfjlag 169/5 nimmt bie untere Jpälffe ber erflen brei (Seiten eine« leicht befrfjâbigten Quarfbogens ein. SaS Datum ift am ©cfiluß angebratfif, bie 2Ibteffe fe^It auf ber leeren werten (Seite. S. 233 Z. 12 miinihmt S. 233 Z. 23 wahrhafft (durchdrungen) 654 = Isr. — Ser Brief ZB, Ddífír. 3 III 100/1 füllt einen Quarfbogen. SaS Saturn (îeljt am Sd)Iufj ber briften Seite, bie 2tbrcffe feí)[í. S. 233 Ζ. 29 2 7. Jener S. 234 Ζ. 11 (eine) correspondirende S. 234 Ζ. 12 (der Mensch) der Bürger S. 234 Z. 13 glüklich syn (kan) S. 234 Ζ. 14-15 der Bürger by diese« beschrenkten Erwerben

S. S. S. S. S. S. S. S.

234 234 234 234 234 235 235 235

Z. 15 so ville Ζ. 18 um (etwann) zu sehen Z. 20 Wenn man (den) Z. 36 wie kan ich Z. 39 wenn Sie etwann Z. 2-3 wenig (es) erwarte Z. 3 Ausdehfnung] Z. 6 auf Höchste ungenirt (syn)

655 = Isr. — Ser Brief ZB, OHffr. Pejial. Umfdjlag 69/25 flef»t quer auf einem Oïtaoblaff, rütffeitig 2Ibref[e unb Sorfual* Bermerf. 656 = Isr. — Brief ZB, Peffat. Um« fcfjlag 69/26 flefjt mit 2Ibreffe unb Siegel Porberfeitig auf einem Ouarfbtatt, rücffeitig ein jeitgenöffifc^er 3{egifirafurs oermerî. 657 = Isr. —Brief ZB, Dîlfïr. Pefîal. Um= fdfjtag 69/27 |ïef>t auf ber Eorberfeite eine« QuartblatfS. 2Iuf ber 3lûifeife finben ftcfj 2Ibreffe, Älebgeffel unb ber 3le= gifîraturDermerf : Birrfeldt den 16. May 1786. Pestalotz. R[eçu], den dt. R[épondu] den dt. 658 = Isr. — Brief ZB, OTffr.Pejîal. Um= fdjlag 69a/2 fíeíjf auf ber erfîen Seite eines Ouarfbogens, mit bem Saturn am Sdfjlufj. Sie 2Ibreffe feljlf, auf ber eierten Seife ifl ber alte ¡KegijírafurOermerf: Neuhof, Juli 1786. Pestalozzi. S. 236 Z. 3 den (3.) 4. Juli 1786, bie le^fe 3iffer 6 fdjroer lesbar. 659 = Isr. - Brief ZB, 3Hf?r. Peflal. Umfc^lag 69/28 fUi)t mit ber 2£breffe auf ber ißorberfeite eine« QuarfblaffS. S i e DtücE= feite geigf Dîegiflrafurpermert unb Díedfjen» probe bes ©mpfängers. 660 = Isr. — Brief ZB, DItfEr. 'Pefial. Um= fcf>Iag 69/29 jîeï>f auf ber 23orberfeite eine« Quartblatts. Sie DWcffeite enthalt 2(breffe, Sorfualoermerf mit Saturn unb 3letfjcnprobi> bes (Smpfängers.

385 661 = Isr.— S r i e f Z B , OTfïc. ^efíat. Um. fà}lag 69/30 fîel)t auf 6er erjìen ©cite einte Quarfbpgenti, mit bem Oafum am ©djlug. Oie briffe (Seife frägf 2í£>reffe uní (Siegel, Me oierfe @eife alien Megifirafuroermerf. 662 = Méfiai. bogen. S. 237 S. 237 S. 237 S. 238

S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

238 238 238 238 238 238 238 238 238 238 238 238 238

Isr. II, 89. Oer » r i e f ZB, OTflr. Iimfcf)[ag 105/2 füllt einen Ouarf= Safum uní Síbreffe fehlen. Ζ. 25 bestimt Ζ. 31-32 am Samstag oder am Sontag nachts, ich weiß nicht genau mehr welche Z. 33 Absichten Z. 5 - 6 und die Hinlenkung unserer Gedanken Z. 8 (gelangen) erhalten Z. 9 Engel syn Z. 11 armer Votier Z. 15 einen reinen Z. 18 Unruh seien Z. 19 früh und spat Z. 19-20 gern thun Z. 21 nothwendig ist Z. 22-23 nichtwürdigen Well Z. 24 [gehen] fef>lt Z. 34 mit Dir, mein Z. 35 1000 Trehnen Z. 39 denn auch

663 = Isr. — Oer Sriefenfrourf ZB, Ilm» f(f)[ag 50b jlef>f auf einem goliobpgen, ber am feiflirfjen unb unfern Manbe fiar! befd)äbiqt ijl. Oafum unb 21brefje fehlen. Oer £e;:f ifl in ungetpp(?n[icf>em OTajje über* arbeifef, inbem eigenflicfj bae © φ rei Ben breimal auf bemfelben Sogen fonjipierf rourbe. 23on ben brei Énfroürfen bringen mir bie beiben erflen mit allen ÜUnberungen unb ÄorreEfuren im 2inf)ang jum 2ib= brutf. Oie briffe Jafjung bienf ale be= reinigte ïejrfgrunblage, unb if>re Äor= retfuren werben im 21nljang einjeln rpieber* gegeben. Srjîe Raffung : Durchdrungen von der (Großmut) Gnade Sr. ko. Hoheit des Großherzogen und gerührt von der Wohlgewogenheit E. 25

Pestalozzi Briefe I I I

E . nehme ich die Freyheit, Euer Excellenz ehrerbietig zu bitten, den erlauchten Fürsten meines erforchtsvollsten Danks (für die) zu versicheren. Aber nunmehr sehne ich mich (würklich) denoch, einst meine Zelle zu verlassen, (ich fühle mich reif, jezo) um für diesen Gegenstand mehr zu thun, als nur bloß für (das Volk) denselben zu träumen. (Ich halte das Ideal der — ) 25*

S. 239 S. 239 S. 239 S. 239

S. 240

S. 240 S. 240

S. 241

S. 241 S. 241

&ie folgenden 3eiten ϊ>ικφ= grftridjen Z. 32 die (in den) der niedren Ζ. 33 der (gegenseitigen Befriedung) Kentnis Z. 34 Stenden (und der Weg zu diesem) Z. 36 prüfen (als es mir in meinner Einsamkeit müglich, und in diser Lag ist es frylich — ich suche zu — und in dieser Rüksicht erkene ich es als eine der ersten Wohltathen der Vorsehung, daß der schwache Versuch meines Volksbuch — und in dieser Rüksicht wage ich ohne Rükhalt, Ε . E . zu) Z. 1 Fürsten (und bitte desnahen Ε. E., desnahen wage ich Ε. E . ) Z. 2 in diesefn] Gegenständefn] Z. 3 - 5 Rüksicht (und mit iniger Überzeugung, daß ich das Wohl meiner Mitmentschen wünsch — suche) glaube ich Ε. E. (bitten) ersuchen zu dörffen, (meinen [Wunsch] darzulragen, daß) Ihro königl. Hoheit (den) meinen erforchtsvollen Wunsch vorzutragen Z. 6 Hoheit (das Fach — am Wohl der Wahrheit mit) durch Z. 7 Mentschen (einige Wahrheiten ins Liecht sezen) arbeiten Z. 10-11 [werde ich suchen, die] ßüdfe im Zcft

664 = Isr. II, 90. Oer ©djlufl »ed 33rief= cnírourfd ZB, OTffr. Pefíal. Sriefum* fcfjlag 26 c fîef>f auf einem leicfjf befdjä= Sigfen Quartblaff, mit bem Safum am lug. S i c 2l6reffe fef>It. S a í>er Srief* anfang fefjtf, würbe Sie ©freitfjung Don jtueí 21bfd}ni(fen πίφί berüíficfjíígf.

388 S. 240 Ζ. 19 (verfallen) und zalt (syn) werden S. 240 Z. 20-22 0tefe3eilen|mì>geflricfjen S. 240 Z. 31 ohne mich S. 240 Z. 33-36 Diefe 3tilen fïn& gejlrirfjen S. 240 Z. 34 den drei ersten S. 241 Z. 3 - 4 daß ich dise Gewogenheit mir von Ihnen als eine Gonst ausbitte und

eine* Quarfbogená. Die Di e rte Seife trägt 2lbre(|Te unb Siegelfpur. Die briffe Seife i(i leer, bad Datum fetylt. S. 244 Z. 9-10 20 à 25 NL. S. 244 Z. 15 mit einer solchen Comission bel[a]den S. 244 Z. 16-17 und noch mehr S. 244 Z. 21 die Geselschafft (nachzuspüren, ob es müglich)

665 = Isr. - 33rief ZB, Oîîffr. 5>c(îa(. Um* ftÇiag 69/31 (lei)t auf ber erfien Seife einee Offaobogene. S i e t>ierfe (Seife trägt bie 2Ibreffe, Siegelfpuren, fcwie von fremder •SpanÖ ben ÍKegijírafuroermert: NeuhofI le 9 mare 1787. Pestalozz. R[eçu] le 10, s[ans] r[é]p[onse].

669 = Isr. II, 91. Der Brief ZB, Olîfîr. Pejîal. llmfcfjlag 169/6 füUf einen un= abreffîerfen OuarfBogen. Daö Datum ijl am (¡>tí>luf} angebracht. S. 244 Z. 30 den 2 ( 5 ) 6. May 178(6)7 S. 245 Z. 23 Bahn (sie) dieselben S. 246 Z. 2-3 In Ihren Gegenden steigt (alles, was) so villes, das S. 246 Z. 7 für uns, aber S. 246 Z. 15 hette glüklich

666 = Isr. — £>er23rtef, Sonigliele 23íMío= % ! in £openf>agen, Igl. S . 1 6 9 8 I I fol., 3Tc. 235, fîefjf auf irei Seifen eine« ûuartbogenê, mit bem Datum am (£d)lu$. 3iuf ber t>ierfen (Seife finbef fitfj bie 21&reffe mif φο(ΐ)ΊειηρεΙ 2Iarau. S. 242 Ζ. 1 zu lesen S. 242 Z. 2 Wenn Sie von Weimar aus (nicht von Ihnen) S. 242 Z. 5 Mein Hang (die) S. 242 Z. 7 (Kind) Sohns S. 242 Z. 9 (mit) meinen lesten S. 242 Z. 15 flaff Orden feÇt ^eflatogji jeroeilä bas 3 Ε ' Φ ε π Θ S. 242 Ζ. 19 (lassen) werften S. 242 Ζ. 21 (ihr Staub) ihre Augen S. 242 Z. 23 (und) Ein Orden, S. 242 Z. 35 Lav[ater] & Pf[eniger] glauben den Mitelpunkt (der Mach) jesuitischer S. 243 Z. 2 überzeugen suchen S. 243 Z. 3 Deismus (seine) S. 243 Z. 4 L[avater] & Pfeniger S. 243 Z. 10 kan ich jezo 667 = Isr. — » r i e f ZB, OTffr. T>ef¡at. Ilm* fdjtag 69/32 fütlf Sie ijalbe 23orberfeife eineö QuarfMaffs. KücEfeifig finb 3ibre(Je, Siegelfpuren unï> jeifgeπ&ffïfφer 3legú (îrafurDermerl. 668 = Isr. — Oer Brief ZB, OTffr. 3 I I I 100/2 ffef>f of>ne Datum auf jrpei Seifen

670 = Isr. II, 93. ©ne (Sntrourffaffung beé Briefeö H t in ZB, OTffr. φε(ΙαΙ. 400/2 a teiO)t nur con S . 249 3 . 3 0 feie jum [íobogene, eigenhändig gefφrίe= Ben. 2Iuf roeiferen 1 % Seifen f>af grau ^efìalogji ben Brief bei ©rafen 3' n 5 e n s borf t>t>m 19. December 1787 fopierf. H 2 = Die t>oIIflänbige gaffung. ZB.DKfir. •peflal. 169/7 fteijt auf jroei Ouarfbogen, mit bem Datum am Sd)Iufj. Die 2Ibreffe forme Sieget (rûifeifig) fïnben (ΐφ auf befonberem ffuoerf ; bie 3iofij de Schafh. mit roter £infe. S. 248 Z. 12 Stoaísendzwekk H , S. 248 Z. 16 dennoch, (behaupten zu können]) H j S. 248 Z. 33 (auf den Dörferen) wegzuwerfen H a S. 249 Z. 32-33 angebahnt werden, und die Menschen, die zu diesem Endzwekk bytragen könen, müssen sich gegenseitig Hand dazu bieten. Dadurch allein, gnädiger Graff H t Dadurch (sie) allein H s S. 249 Z. 36-39 Nuzzen sy, und für disen (Schritt) Ztvekk, durch

389

S. 249 Z. S. 249 Z. S. 250 Z. S. 250 Z. S. 250 Z.

S. 250 Z. S. 250 Z. S. 250 Z. S. 250 Z.

S. 250 Z. S. 250 Z.

dessen Erreichung, me Sie selber sagen, für die Menschheit alles gewunen syn wird, scheint mir, sollte man auch alles ver: suchen H! 39 bis S. 250 Z. 13 ©iefe 3eilen fìnti in H j am (Srfjlug bei: gefügt. 39-40 (Sobald) Wenn wir die Völker 1-2 so werden wir bald dahin H t 2 ganz liecht dahin komen, die Fürsten zu überzeugen H, daß die Verbesserung der Umstenden des Mentschengeschlecht auch ihr Vorteil sy. Solang aber die Menschen nicht zur Ausbildung und Anstrengung ihrer Krefften hingelenkt werden und allgemein im unverdienten Genuß und in I< H j 9-10 die guten Umstende also gestirnter Mentschen Gift für den Staat sind Ηχ 14-15 die aufgeklertesten Geschefftsmener H! 16 Leserwelt, die it>, OTd. 523/139 fîefjf auf bret (Seifen eineö mifgebunbenen, leitet beftfjäbigfen €>Efat>bogen reffe uní» (Sieget. S. 251 Z. 21 gleich großen Grad S. 251 Z. 27 zeigt, {dieses Gesicht) wollte S. 251 Z. 28 schreibe Ihnen S. 251 Z. 31-32 Leftenswünschen S. 252 Ζ. 1 über irgend Cacafer, Oliö. 523/140 füllt gmei Seifen eined mifgebunbenen ßuarfbogena, mif bem Saturn am ©tfjluj;. Sie briffe Seife ifl leer, bie t>ierfe Seife frágf 2íbreffe uní Síegelfpuren. 673 = Isr. II, 96. ©er Brief ZB, gam. 3lrt£it> £at>afer, 3ÎÎS. 523/141 befîeï>f ju 3 % Seifen eines Quarfbogenö aud einem Schreiben 3Inna 3>efia[ojjiö. 21m Schlug bat Pefialpjäi felbfî bie Jïatf>fcf)rifi mit bem S a f u m beigefügt. 674 = Isr. II, 97. ©er Brief im B e f a ber ÄunflgefeDfdfjaff 3üritf> füUf einen ©Efat>= bogen, ©aö ©afum jlel)f am Sd^lujj, bie 2lbreffe fef>If. S. 253 Z. 12 den 29. 8br. [17]89 S. 253 Z. 16 der Vogt S. 253 Z. 28 nach seiner Krankheit S. 253 Z. 30 Wie verlohren(und) S. 267 Z. 27 wirst (es thun) mich dahin führen S. 267 Z. 28 erbarmet. (Vatter, vollende Dein Werk ! Du wirst es vollenden.) Du hast (es gesehen) in der Zerrüttung meiner Si(tt)nraen, (mein Bestreben zum Guten) in der Abschwächung meiner (Geistes)Krefften (meinen Drang, der Welt nüzlich zu syn) S. 267 Z. 32 gesehen; Îer0Iianufïripf befeït S. 267 Ζ. 33 f!. Die nadjfolgenbe ©felle ice jerftórten OTanufEripfd i fi foroeit móglid? ergánjf S. 267 Ζ. 39 aber es fragt sich da : (Die Frage ) S. 268 Ζ. 3 (nein) diese Folge sey nicht nothwendig. Wenn das Erkentnisvermögen (wird kan diese Frage, wenn es) auf nahe S. 268 Z. 5 (und) so wird es dadurch gewüß S. 268 Z. 7 Es gewinnt (intensive, ich rede einmfal] und der Verlurst) in seiner S. 268 Z. 11 Tage. (Ich sehe selbige als die) S. 268 Z. 14 (Deiner) Frau Battier 68« = Isr. II, 106. Der Srief ZB, Dîîfir. Peflal. Briefutnfdjlag 95/14 füllt 3% (Seifen eine« ûuarfbogenë. Daé Datum fiefjf am Stfjlufj, bie 2lbreffe feljlf. S. 268 Z. 18 12. X b r 1791

S. 268 Z. 19 die letzen S. 268 Ζ. 34 als ich sonst, (bey niemandem) wenigstens (noch nie) bis jezo S. 268 Z. 35 Monaten lernten S. 269 Z. 5 den ich (da) S. 269 Z. 17 erkent (ihr) es S. 269 Z. 23 jez fast allgemein S. 269 Z. 25 (wah[re]> Verhärtung S. 269 Ζ. 38 (auf eine) nach einer 689 = Isr. — S e r Brief, Igt. 33ibliotf>e! Äopenf»agen, Sriefbani» 1698 fol. I X füllt irei (Seiten eines Oítaobogene. Dae Datum fiel)t am Scfjlug, 6ie 2Ii>reffe auf 6er eierten Seite. S. 270 Z. 13 Wildeg, A[argau?], den 14. X b r 1791 S. 270 Z. 14 wir uns S. 270 Z. 20 sollen fef»(f S. 271 Z. 4 (den Hals) sein Zutrauen S. 271 Z. 11 alles thun S. 271 Z. 12 als (mein) mir S. 271 Z. 14 auch praktisch S. 271 Z. 23 Achtung (und) S. 271 Z. 26 Schweiz S. 271 Z. 28 dieses Glük nicht; (indessen behaglich) villeicht aber habe ich 690 = Isr. — Der Sriefentrourf ZB, Olîfïr. Peffal., 23riefumfcf)[ag 189/89 fîel>f, oljne Datum uní) 21 í>reffe, auf einem am ÍKan&e f>efdf)äbigien goliobogen. Der Xejt füllt groei Seifen foroie eine 3eile 6er triften Seite un6 roeifl feljr Diele &or= refturen auf. Der ÍReji 6eá Sogene i fi leec. S. 272 Ζ. 6/7 (Gesichtpunkt) Grundsetze S. 272 Ζ. 8 erzihlen kan, (in ein unzweideutiges Licht zu s[etzen]> S. 272 Z. 12/13 Ausführung (in mehreren Theilen, die, ich will) nicht (sagen) nur meine Kreffte, (ich sage) sonder (sogar) die (einzeln) Kreffte von Menschen S. 272 Z. 14 übersteigen. (Die Sach erfodert die Verbindung

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S. 272 S. 272 S. 272

S. 272 S. 272 S. 272 S. 272 S. 272 S. 272

S. 272

S. 272 S. 272 S. 272 S. 272 S. 272

S. 273

vielseitiger Kräffte von Menschen aus ungleichen Stenden, die unter sich in dem Hauptendzwekk zum gleichen Zihl. Und wirtschaftliches Intresse muß der Mittelpunkt dieser Vereinigung gyn, und deren vielseitige Erfahrungen und Fertigkeiten, Sitten). Z. 16/17 wesentlich ruhet Z. 17 daß die Edlen Z. 19 die phiisocholgischen Grundsäze zu erforschen, durchweiche (die Menschheit mitten in der immer steigenden Complication ihrer bürgerlichen Verheltnisse, Lagen, Verwiklungen) Z. 21 unserer Natur Z. 23 heiter und schezbar Z. 25 Wirtschaftliches (Intresse) Wohl ist der Gesichtspunkt Z. 26 (großen) Gegenstand Z. 27 das (oberste) F u n d a ment] roeggerifjen Z. 29 Religion eg= geriffen S. 273 Z. 18 geschrieben S. 273 Z. 19 (Greffen) Finanzminister S. 273 Z. 19 Cae OTanufírípt brídjí ab 691 = Isr. — ©er Srief ZB, OTfïr. Pefîal., llmfdjlag 3 a fleF>t auf getblirfjem Quartblaft, of>ne 21 i> reffe. S. 274 Z. 5 mehr 692 = Isr. II, 107. Sic Brieffopie ZB, Dlîfïr. Pejîal., 23riefumfrf>lag 53/1 fW>f auf 1% ©eifcn eined goliobogene, bec am innern unì» untern IRanfce (iarl be= ftfjàbigi ijî. 2Iuf Sem Kejî be« Sogen« foroie auf einem roeítern golioblafí fi'nbef fïdj Ser ïejrt bon jroei Êingaben ber 2íb> bofaten uni» ein Brief "Pefialoggtö t>om 22. 2IpriI 1792, alle« in ffopie. Ca« £>a= tum bee erjlen Briefe« (23. 2Ipril 92) (íellí ben 3f>fpun!í bar, in roelcfjem bie

394 Äopien aller t>íer (Stücfe angefertigt rour= ben. 2ífe @ntfieF>ung«öafum beiJ erfien ©cfjreibenä i fi ungefähr ber 13. 2ípr¡[ an» }ufef)en, ba Pefialojji ungefähr am 9. 2lpril in fieipgig eintraf unb bann bie erjïen llntertyanblungen öurcfjfüijrfe. Da= f)er mürbe bae Datum Sei erjïen Sriefeí entfprec^enb berichtigt. 23gl. 3Îofig in Äleinbrui, S I . 1896, © . 60. S. 275 Ζ. 16 und fetjlt S. 275 Ζ. 18-20 Nachrichten bis wenn es nicht eingeflammerte (Sr= gdnjungen fehlen wegen Be= fdjäbigung beö 9Hanuffripted 693 = Isr. I I , 108. Oie SríefEopie ZB, Ottfír. qOeftal. Umfdjlag 53/1 füllt bie legten 1 % (Seiten eineö golioMattee, bae am 3îanbe leidet befcf)äöigf ifl. Diefeö Blatt fielif ben @cf)Iufj Don trier fopierten Briefftücfen bar. S. 275 Z. 35-36 ver[p]flanzt S. 276 Z. 10 Bitte S. 276 Z. 12 ausfertigen lassen fef>It im Dlîanuffript S. 276 Ζ. 13 k[önnen] roeggeriffen S. 276 Ζ. 15 Consulfenten] roeggeriffen S. 276 Ζ. 27 in der Pièce S. 276 Ζ. 32 [von] Herrn Groß feljlt, loie aud) 2BorfieiIe in ben folgenben 3eilen. S. 277 Z. 3 Th[a]l[e]ren 694 = Pejlal. bogen. (Schlug S. 277 S. 277 S. 277 S. 277 S. 277 S. 277 S. 277 S. S. S. S.

278 278 278 278

Isr. — ©er Brief Z B , OTfir. Umft^lag 190 i füllt einen DítaO-. Daö Saturn i fi ο fine 3af>r am angebracht, bie 2Ibreffe fef>If. Z. 20 meinen fe^It Z. 20 (Wunsch) Beruf Z. 22 Sach fet>If Z. 25 (beynahe) so vili als Z. 27 bynahe Z. 29 (ist) würkt Z. 34 (jitzo) entzükt. Jetzo feinde ich vast Ζ. 1 nur fe^It Ζ. 4 mir fef>lt Ζ. 12-13 (waren) sind es Z. 32 Frfeund]

695 = Isr. — Der Brief ©taateardjio Sern, JUelt. 3753, 3îr. 44 füllt einen Quartbogen, ©ad Datum iji am ©tfjlufj angebracht, bie 216reffe fefjlt. s . 279 Z. 10 Plan (als) s . 279 z. 15 lobt, und ich s . 279 z. 23 (mit) ungebeten s . 279 z. 29 (die größte) eine Lobrede s . 279 z. 32 vast so allgemein ist s . 280 z. 4 - 5 {mit) Versalliens Kunstw e r k e ^ ) in einer abgött i s c h e n ) betelhafjten s . 280 z. 6 Gartenparty s . 280 z. 7/8 i(m)ra ihrem Mund (dieses Stahltieres) s . 280 z. 9 in (ungeheurer) äußerster s . 280 z. 11 ganz heidnisch s . 280 z. 11/12 (welcfh]) wie sie s . 280 z. 12 den blinden Gehorsam s . 280 z. 16 vor der Aufklerung by der s . 280 z. 20 wenn man (die das) s . 280 z. 21 so erscheint s . 280 z. 26 und denn s . 280 z. 30 (Unsere) Die Fryheitsbegriffe (sind) s . 280 z. 31/32 (mit) von Undelicatesse s . 280 z. 37 (Es) Sie sind s . 280 z. 39 Stük (Brod) s . 280 z. 40 Hofarth (sy> s . 281 z. 3 taugt nichts (und sage mit) s . 281 z. 5 daß (mich) meine s . 281 z . 6 wenn (das) mich die Mentschen (hasfsen] auch) s . 281 z . 7 Spielen (mit) s . 281 z . 25 Armen haben 696 = Isr. I I , 110. Oer Srief, gellen* brrg:2Ird>it> Sern, fief)t auf brei (Seiten eines üuartbogenef, mit bem Datum am ©djlujj. Die 2lbreffe unb ©iegelfpuren fi'nben jîcfj auf ber werten (Seite, roo audj gellenberg eine ©teile aue iperber no= tierte (t>gl. ©atÇan^ang). grünere (5bi= tionen jtnb unpollflânbig ; ber Srief ijl erfimafe Poüfiänbig ebiert ^efial. 1943, Oír. 4 t>on 21. Äufer. S. 282 Z. 9 15. 7br S. 282 Z. 21 wird fef>lt

395 S. 282 Ζ. 22 (seine) die S. 282 Ζ. 32 (zu) für das Ganze S. 282 Z. 34 beschließen wird, in welchem S. 282 Z. 36 sich auf S. 283 Z. 14 in einigem Verheltnis 697 = Isr. II, 111. Ser 23rief, gellenberg* αΓφίο Sern, flei)t auf jwei Quartfeiten. S i c Pierte ©cite trägt Èie 2lbref]e, (Siegel, foroíe einen SmpfangáPermerl Pon frem= ber ipanö. S. 283 Ζ. 24 24. 8br92 S. 283 Ζ. 32 überzeugt, Sie wissen S. 284 Z. 6 Sach weiß S. 284 Z. 10 syn als (wann ich) S. 284 Z. 16 Umständen selbst S. 284 Z. 33 und die Meinigen S. 284 Z. 34 Freund (Neuhof, den 24) 698 = Isr. II, 112. 0 e r Srief, gellen* bcrgarcf)it> Sern, fïcl>f auf brei (Seiten eines am iRanûe befïfjâbtgfen Quart* bogend, mit Dem Saturn am ©cfjluj; unb ber 3lbref]Te auf ber pierten Seite, ferner bai (Siegel unb Pon frember jpanb ber 23ermerï: Pestalozzi. S. 285 Ζ. 5 16. 9br 92 S. 285 Ζ. 17 natialisch worden und gehe auf Paris und einige S. 285 Z. 23 nichtfs] als Undank S. 285 Z. 29 Sie schon S. 285 Z. 32 (wiissen, wie) vernehmen, wie S. 285 Z. 37 Blätter 699 = Isr. II, 113. Oer Brief, gellem bergarcf)ip Sern, füllt brei (Seiten eines nicf)tabreffîerten Quarfbogene. 2luf ber Pierten (Seife flefjt eine D^atfjfcfjrift pon 3aiob "Peflalojji, mit bem Saturn am ©φΐυΐ) Pon feiner φαπί». (2Ibbrutf lojjianum 1943, Oír. 5). S. 286 Ζ. 13 Μ. Gn. Herren S. 286 Ζ. 27 von Straßburg S. 286 Ζ. 36 soll, wenn S. 287 Ζ. 20 für (die Zukomft) jeden Fall S. 287 Z. 31 und seinesgleichen zu Geschäftsmännern

700 = Isr. — S e r Briefenfnmrf ZB, Sriefumftfjlag 179 c/1 flef>t o fine Saturn unb 2ibrefje auf brei Seifen eine« gelb* Ιίφεη, ftecSigen Ouartbogen«. Ser 3îcfl ifl leer. S e r Xept weift fefyr piele Äor= refturen auf. S. 288 Z. 4 (Verziehen Sie, da das Nat) Die Ehre S. 288 Z. 5 (Ihnen) Sie, edle Verfechter des Menschenrechts (meine Dankbarkeit) S. 288 Z. 10 (in practischen Versuchen) [¿m] Nachforschen S. 288 Z. 12/13 meine (Gefühl) Erfahrung S. 288 Z. 13-16 mir (Eingang fein[de] by mich) einen sichren Eindruk (bym) aufs Volk (verschaffen) machen. (Keiser Leopold vereinigte mit dem Bettler) Vom Trohn bis auf den Bettler vereinigten sich alle Stimmen, daß (ich) mein Buch (die) Wahrheit (geredt) vom Volk und fürs Volk redet. Teuschland (nandte mein Buch) nenet dasselbe S. 288 Z. 17 die ich suchte (auszurichten) zustandzubringen S. 288 Z. 18-20 (reiften) stund meine Tätigkeit nicht still. Meine Erfahrungen (wuchsen) reiften in meiner Beschrenktheit dahin, (und ich hoffe darf) daß ich Sie, Mitbürger, mit Zuversicht (Ihnen, meine Herren, mein Wort geben) versicheren darf S. 288 Z. 21/22 und (das Vatterland) da ich S. 288 Z. 23 sowie die verbundene Thetigkeit S. 288 Z. 24 nothwendig (so) S. 288 Z. 25-29 verschaffen, (so hoffe) nehme ich desnahen die Fryheit, Sie, verehrenswür-

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S. 288 Ζ. 30

S. 288 Z. 33 S. 288 Z. 33 S. 288 Z. 34

dige (Mitbürger) Mäner werden (meinen eifrigen) den Wunsch, rcffe uní> Datum. S. 309 Ζ. 4 thierischer ... ist S. 309 Ζ. 14 Nemliche muß S. 309 Z. 14/15 geschehen S. 309 Z. 15-16 so wenig, daß ein tieff in S. 309 Z. 28 zu dem S. 309 Z. 29 (Aber) Freund S. 309 Z. 30 t ofyne 2ibreffe unb Saturn auf ber 3lütE= feite eines leirfjf betätigten, flecfigen §olioblaffd. 2luf ber 23orberfeite fi'nbet ftd) SriefDTr. 725. S. 316 Z. 4-5 (Ratsherr) Unterschreiber S. 316 Z. 6 auch von ihm einen Heimatschein (von ihm) S. 316 Z. 8-9 (zu diesem Endz[weck]) diesfahls ehrenbietig zu empfehlen (wollen), umsomehr, da ich (gehört habe) genötigt bin, ( d a ß gegenwertig) wegen (den) Clausein S. 316 Z. 10 jezo S. 316 Z. 11 daß (solche) dergleichen Clausuln (jedem Bürger) S. 316 Z. 12 (seiner) der Güter S. 316 Z. 13 i[n] (solchen) fremden Landen S. 316 Z. 13-14 (sind) werden könen S. 316 Z. 15 (einen Man) jeden Fremden S. 316 Z. 16 lebt. (Eine in den Heimatschein eingeschlossene Clausul wegen des Abzugsrecht konte villeicht die Aufmerksamkeit über die Natur (meines) des Gouvernements)

S. 316 Z. 24 hegt, überzeugt sind, (wenn schon meine Privatbegriffe mit den Begriffen von vielen Menschen) S. 316 Z. 27 mit der Offenheit, die Sie mir immer erlaubt (und die ich nie gegen die Wahrheitsliebe irgendeines Menschen mißb[rauchte]), [zu reden] — ©ad 3îîanufïripf brit^f im S. 324 Z. 32 will[st] (du, wenn) S. 325 Z. 6-11 Diefe 3eilen jTnb ηαφ= fràglie^ beigefügt, il>re 3U= gebörigfeif i fi efroaá gtt>eifel= S. 325 Ζ. 5

(aber sein Herr übertraf) doch S. 325 Ζ. 8 nicht an (bin-erke[nne]) S. 325 Z. 10 mir (ist) S. 325 Z. 11 Der £ej-f bricht ab 734 = Isr. — Der Brief, in ßujerner •priDatbefîÇ, ifl roiebergegeben ηαφ einer atbfc^rift Don g. griffai. 735 = Isr. — Die Brieffopie, ZB 69, 35, jîcl)t auf einem blauen Ouarfblaff, bag

oben bie 2Ibreffe trägt; eä i fi einfeitig ganj Don frember neuerer jpanb geftfjrieben. S. 326 Z. 18-20 Ort unb 2lbreffe fielen am at DTÎeijer Don ne Datum auf 3 % Seifen eines Ιείφί befφábίgfen Quart« bogen«. D i e Dierte (Seife trägt α υ φ bie Slbreffe unb (Siegelfpuren.

s. s. s. s. s. s.

327 327 327 328 328 328

Z. Z. z. z. z. z.

26 30 32 1 7 10

Erst (heute) vorgestern alles andere mein Herz(en) bauen wollen mir niemand (tro habe) bin ich im Be-

ëri/l in so weit (Ölten) Arau Herz, (daß Menschen) (edelste) edle Erben (mit der Auswahl) s. 328 z. 33 (da) mit (Ihnen) denselben s. 328 z. 35 (Freuden) Freunden s . 328 z . 38 gewünscht habe s. 329 z. 6 lasse mich (auch) s . 329 z. 8 Pflichten (leiten) s. s. s. s.

328 328 328 328

z. z. z. z.

13 20 22 32

739 =: Isr. — 2Iuf einem gotiobogen blaugrauen φαρίεΜ, ZB, OTappe 189, 85 a, f)af "Peflalojji unter Dielen (Sfrei= tfiungen einen Brief Eonjipierf. S. 329 Z. 19 Ich (bin über Lucern na) habe S. 329 Z. 19-20 eine(s)[r] neueren (Werks) Proschüre S. 329 Z. 23 (Unter) Mit S. 329 Z. 26 (Freyheits) Begriffe S. 329 Z. 26 (haben) machen S. 329 Z. 28 (die) in S. 329 Z. 28-29 (diese wesentlichen Fundament) diese — Siegel S. 329 Z. 29 (verfassungsmeßigen) bürgerlichen

410 S. 329 Ζ. 31-36 burdj einen fcünnen fenb tedjten ®£πφ getilgt S. 329 Ζ. 31 insofehrn [er] S. 329 Ζ. 32 (des Vo) gesicherter Landesrechte (und alter) S. 329 Z. 34 des rechtlichen {Freiheit aussprechenden) S. 330 Ζ. 1 ¿Die Eid der Red) Die S. 330 Z. 2 eben[so] S. 330 Z. 2-3 Gefühl reibt grau : Auszug eines B r i e f s v o n P . a n s e i n e n S o h n . Oaö Xaqebud) if} gebunben, in Oftaoform, aue bläulichem Rapier. (Sa enthält eng* gefcfjriebene (Eintragungen, [irifö mit einem fdjmalen Dîan&e auf ©.1—103. ©te (Seifen 104—125 finb [eet, 126—127 fehlen, 128—130 enthalten roieber £ejrt. C a e 3?egifter auf 24 Blättern ift unoofc jîânbig. 2Iuf bem fjintern Oedfelblatt fielen roieber (Eintragungen. S a s er ft e unb leçte 23[att trägt einen Stempel. S i e (Einträge laufen Don 1794 bid 1812; bod) fornmen jroifdjenljinein aud) batierte (Einträge aus! früherer t>or, Sie offenbar fpäter niebergefcfjrieben roorben fini). Sieben per» fönlicfjen DTotijen (®eburiö= unb ©terbe* baten) fínben fid) im Xaqebud) Diele ¡Bieber unb @ebitf)fe foroie aud) eine, 2injaF)I Briefe. S. 334 Z. 17 wenn (du) S. 334 Z. 19 Ich fel)[f 746 = Isr. — S i e Srieffopie fïnbef fiefj im £agcbucf> Don grau 2Inna 'Peflaloggi^ ©d)ulfficg, p. 39—40 ; OTfir. φε(ΐαΙο55ί= anum 56, mit bem £itel: V o n e b e n d e m s e l b e n . ©ael Saturn (îef;f beim oorljergetjenben unb beim folgenben ©füei gelblid)en •Quarfbläffern, ZB 69, 36 unb 37, jïe^en f)ier roeggetaffene 3 a ^'enlifîen 1—-37, bie gufammengejäi)If unb mit Don uñé abge= bruifen ©ummen ju 2ibrecfjnungen Der» einigt fïnb, Don frember ijanb gefcf)rieben. aiuf ber 3tóife¡fe beiber Sfótter fîeF>f Don weiterer geitgenóffìfdfjer frember ipanb : Pineeauteuses duBirrfeld. Payé.

751 = Isr. — Oer 23rief flei)t auf bem bläulichen golioblaff, ZB 158, 3. S i e £inte i fi etroaä Derbla^t. 2Iuf ber 23orber* feite unten ifî ein großer £intcnfleaben ft^eint. (Er lautet: 2ím Dlanbe: Brief an Herrn Antistes Breitinger von Pfarrer Wonlich fon Lustorf. 3m Xejct: Der genante Ton der Jahre 1630 — ßütfe (ordinaire Brief eines Pfarrers an einen anderen). Ehrwürdiger, hoch- und wohlgelehrter, besonders großgünstiger Herr Pfarrer! Hochehrender Herr Schwager! Derne sye meine schuldwillige Dienst und Wünschung aller Wohlfart zu Seel und Leib von Gott durch unseren einigen lieben Heiland und Erlöser Jesum Christum bevor. Demnach ich tragenden Amts und schuldiger Pflicht halben nicht unterlassen sollen und wollen, Euch, hochehrender Herr Pfarer, auch meine großgünstigen hochehrenden Herren Proceres, dienstlich und gehorsamlich zu berichten, wasmaßen ein schwerer Lümden auf Herrn Hans Donner, Predikanten in Wangen, erwachsen und demnach bey aller Ehrbarkeit eine große Ergernis enstanden. Die Substanz der Sach wie auch die fürnehmsten Umstend, so mit Vorbehalt Euerer Ehre und Gunst, hochehrender Herr Pfarrer, nothwendig erzehlt werden, so erzehlt er die Sach, die Magd sage, er habe ihr praefecto semper sumo vestro honore unter das Fürgürtli gegriffen und zum Abscheid — honos sit auribus — einen Tetsch auf den Hinteren gegeben. (©ieF>e biefer 3Iudgabe 2Berfe, 23anb 11, © . 16).

S. 338 Z. 27-28 Wieland in Zürich aufgehalten, ist (aber> gesinet, mit Z. 29 Sohn Z. 30 Grad Deutschland ihn (als seinen ersten Sehr) (allgemein schezt) dieser Ζ. 1 verdient und Z. 4 (wo es möglich, durch vorzügliche) allenthalben durch gesicherte Z. 5 (Noth> Durchreise Z. 6 (mich) mir Z. 7-8 (und Sie zu bitten) und zu ersuchen, daß am3tanbe Se. Excellenz, der Herr Ambassador, von der Güte syn möchte, im Xtft dieser Z. 9 von (der Ambassade) Sr. Seite Z. 11 (so große) Achtung Z. 13 für Se. Excellenz Z. 15-16 (Frankreich) die Republic einmahl Frieden haben wird, (so werden) (Wielands (Werke) tiefe Staats- und Menschenwerke werden in Frankreich w) so bin ich gewüß, sie wird (für) in der Z. 17 (besorgt wird) unter Z. 21 (Grund) Stimmung Z. 21-22 zu haben (wird) Z. 22-23 die(se Übersezung) Übersezung seiner Werke Z. 23-24 des (Dich) (Dichters und Mahl) gefühlvollen Z. 25 besorgt, (für Frankreich so) in dieser Rüksicht sehr (äußerst) wichtig (und ich glaube) Z. 28 daß (dise Übersezung in Frankreich sa) (als Debit für d) die Unternehmung Z. 30 mit Offenherzigkeit Z. 31 Republic (ein Wielands Excemps) die Übersetzung (von Wielands)

S. 339 Z. 33 wichtig. (Geß) bleibt Kaum für anderthalb feilen frei S. 339 Z. 38 bald (Es t h u t mir so leid, daß) und syen Sie bridât ab 752 unb 753 = Isr. — S i e »riefe, in Sujerner 'PriDatbefiÇ, ηαφ einer 21b= fd)ríft g . §rií|cf)i roiebergegeben, finb Pon Pefìalpjji felbjì gefcf)rieben. S. 340 Ζ. 2-3 Ort uní Saturn flehen am ©djlufj beé Briefe«. 754 = Isr. II 127. S e r Brief, ©gentum Don §rI.OTattf>a Bürfli, 3 ΰ π φ , flefjt ofjnc Saturn unb Slbreffe auf einem grauen SftaDblatt. 755 = Isr. — S e r Brief, e! (£cf)aff Raufen 245 φ , auf gelblichem Quartblatt, if) Don ^efialoyi felbfi fauber gefd?rieben; Saturn unb 2lbreffe fehlen. S. 343 Z. 24-25 Hülfsmittel (f[ür]> S. 343 Z. 25-26 (die) diplomatische S. 343 Z. 28 (wenigstens) nun auch 756 = Isr. — S e r Brief in ber ^reu^l· frfjen @faatsbibIiotf>ef Berlin, Sammlung 23arnf)agen unb Sarmflaebter, ofjne 2Ibref[e, be|îef>f aué jroei OftaDblättern. S r iff, troÇ einiger Äorrefturen, feite forgfältig unb ganj Don "Pejialoyi felbfi gefcfjrieben. S. 344 Z. 9 geworden fef>lt S. 344 Z. 15 ich für fefjlt S. 344 Z. 17 (den) die Ursachen (selber) S. 344 Z. 28-29 (Gesichtspunkten) Nachforschungen 757 = Isr. II 128. Sie £anbft£rift, ZB 69, 9 ifi Don Peflalojji felbfi auf ben brei erflen (Seiten eines öuaefbogene ouger= orbentlid) fauber gefcf)rieben. 2lbbruon jperrn 3)efia[ogji=Sauter, 3ΰπφ, ift eigen= i)änbig Don ^eJlalojji aufeinem£)!fat>bogen gefcfjrieben. 21í>reffe unb Datum fehlen.

Nachtrag Nicht erhältlich sind folgende Briefe: an Pfeffel, 1784, Deutsche Lehrerbücherei, Berlin (vielleicht identisch mit unserem Brief Nr. 590) ; an Goeschen, 1793, Öffentliche wissenschaftliche Bibliothek Berlin.

Anhang

II

SACHERKLÄRUNG

(S. S φ33£® P. 351. i). a¡=23Iátter. ^e|ia[oj3¡=ien. 2{[lgemeine«

Sie Sorrefpon&enj ber (δροφε 1767—1797 im Dorliegeníen Sani umfafjt neben einigen Dorbereitenben 3 a !) ren bie gefamie 3ieuI>ofjeif. 2Iue ber£erngeit im Ianbri>irf= fd)afflitfjen Äird^berg (Äanfon Sern) liegen nur rcenige 25riefe por. ©er SSriefroet^fel mit ber ©rauf 2Inna ©cfjutitjefj in ber anfcfjliegenben 30ΓφεΓ (ϊροφε foroie Bon Pefla* loggia Slufcntfyalt in 3HüUigen ifl in ben Sänben I unb II biefer 2íu¿gabe gefonbert t>er= öffenflidji. Sie .Spauptmaffe ber ηοφ erhaltenen Schreiben ^eftalogjie (bie Ijicr ofyne bie Slntroorten pubtijiertroerben)flammt,roennaud) jeiflicF) ungleich »erteilt, aue feinem 2lufentf)û[t im Slargau. ©ine libérât über bie örtlichen unb perfönli^en 23egief>ungen geigt folgetibes 23ilb. Dìafurgemàg Ienft ber 2luágen>anberfe feine Slitfe in bie ^peimatflabt 3 ΰ π φ gurücE. Seine Briefe gelten forooi)[ ben uerroanbtcn gamilien 'Pefialoggi, JpoÇe unb S(f)ult= Ijefj, trie aud) ben ^riunim unb Sefannten ber ^jugenbjeit. ©φιnj, Pfenninger unb fiaoater ali Oeifltidje, bie 23ucf)f)änblerfamilie §üf;li, aud) bie górberer ber lanbroirt; fc^aftlic^en Seflrebungen, Sr. ípírgel u. a., treten ine Slieffelb. ©ine groeite D^tung nimmt bie ÄorrefpDnbenj burφ ben 2Iufentf»elt im jpof»eittí= gebiete S e m é . unb 6fonomίfφe gäben oerbinben ben oielfeitig tätigen pefialoggi fotrof)[ mit ber bernifφen ípauptflabt, trie αιιφ mit ben SbelfiÇen feiner Um= gebung,roobeinur etroa an Xfd)arner unb bie gamilie geüenberg erinnert fei. 3¡n ber ÎTÎâfje i|î e¿ bie gírma £aue mit if>rem ÍBertreter Solber, bie fiaríen gefφäffIiφeπ Q3ecíeí)r mit pefialoggi füfyrt. Ser £efer ifl frof» über bael 23orliegen berartiger Sofumente, lag boφ bie Äenntni« Don Peflaloggié ßebenelauf bie um 1900 fo im 2írgen, bag über feinen 23erbleib grt>ifφen 1782 unb 1797 grojje Unílarfjeif bejíanb, bie i) eu fe bu^ genaue Êin= (Ί'φί in feine Unternehmungen gebannt ifl. (Einen briften 'Seteid) t>on Peflaloggié geber fleUt bie alte ©tabi Bafel bar. Ser Daterie jtfeün é t e i n t ale unentbef>r^erOTentorin lifeΓarifφen Singen. Sieben if>m

416 finí eá ©arafîn uni) Battier, bie ft φ bee bebrängten ®cf)cift(leílerd auf be m Birrfelb an» nehmen. 3 « Sen fc^ónfien (Srjeugniffen ber pâbagogifdjen Beratung gehören Peflalojjis Briefe an ben ipanele^rer ^eterfen. Der refitid^e Xeil ber Äorrefponbenj barf fummarifcf) unter bem Begriff 2 l u s l a n b jufammengefafjf werben. Ausgehend oon ben 33ejiet)ungen ju "Pfeffel im (Slfafj, jur ©cfjtoefìer in fieipjig, fommf ber feinen B e r u f wieberholf roerfifelnbe Êandroirt oora aar» gauifdFien ÎÎeuf>of mit Dielen fü^renben ^erfönlicfjfeiten bes bamaligen ©eifieSlebenS in Berührung. (Srwähnen wir nur etwa OTiicg in ^eibetberg, Tticolooius in 3îorbbeutft^= lanb, Dlîûnfer in Kopenhagen auf ber einen (Seife, bie greunbe aus ©raubünben ober © r a f 3injenborf in 2Bien unb bie ©önner in glorenj, fo wirb bie [Reicfjtceife beö literarifc^en Q3erfe^r« jur ©enüge belegt. 3Iber ηίφί nur loïal, fonbern aud) ί η ^ α Η Ι ί φ weifi ber oorliegenbe B a n b auf eine augerorbenf^e ©pannweife con "Pefìalojjis 2Dir!famîeit f)in. (SS gibt fafî fein ©ebiet, bas ηίφί in ben (Stójreiben bes einfügen ©tâbtere unb nun» niedrigen ß a n b w i r f ö roenigffens berührt wirb. ©ind es %unäd)ft oorroiegend bie gragen bee ßanbbaus, ber Srapp= unb ©emüfepflanjung, bie jum Serie^r mit ^anbelsfïrmen führen, fo fîrfjert (1φ Pejìalojji au φ ben Montait mit ben ρ^9)ΊοΕΓαίί(φεη Äreifen feiner Baferjîabf unb nimmt einen allerdings befφeίbeπen Anteil an ihren míffenfφaff[iφeπ Beftrebungen. ©erfiebendweg füf>rf if>n ju f o j i a l e n g r a g e n , Juπäφjl burφ Betreiben ber jpaueinöuffrie, toi e fie ber teφnifφen ©ntroicflung bed 18. 3 a h r f y u n ' , c r t ó enffpraφ, fobann burφ ©rünbung einer ÄinberergiehungSanffalt, bie foroofjl auf bie Probleme ber gürforge mie ber "Päbagogif f>inlenff. ίΠαφ bem 3ufammenbruφ um 1780, über bem ηοφ einiges Dunfel fφwebf, folgt bie 2Benbung jur © φ τ ί f i ft e l l e r e i , beginnend mit ber „Qlbenbjîunbe", erfolgreίφ in „ßienfjarb unb ©erfrub", o^ne befonbere 2InStt>irfung in „ßljrifioplj unb Êlfe". S i e Äorrefponbenj biefer 3¡a^re gibt manrfjen neuen Qjinbliä in bas ßntf}ef>en unb 3ìeifen ber gIeiφ5eífígen 2Berfe. 3 u f a r n m e n mit ben ©efφäffóbriefen ber β ρ ο φ ε geigt fíe Pejïalojji in feinen Bemühungen um einen anbern 2Dirfungefreis, fei ei ale Berater ober ale D ì a t i o n a l ó f o n o m , w o b u ^ er in ben benaφbarfeπ ©fäbfen 3 ΰ ή φ , B e r n unb B a f e l (Sinflufs ju gewinnen fjofft, fei es, dafj er feine Bemühungen um 33erroendung ηαφ bem Ausland riφtet. Vollends feit ber ipeirat bei ©ofjneâ unb beffen Übernahme bes ÍTÍeu^ofeS 1791 ma« φ ε η (1φ bie 3cíícrcigniffe fpürbar. Oie ©faafsumwäljung ber ftaii%bfifd)en Díeoolution oon 1789 jroingf bie ©ebanïen auf bie ©runbfragen des menfφ[iφen 3 u f a fimenlebenS ; ρ F» i [ o f D ρ F) i f φ e Probleme, bie 1797 in ben „^^aφfotfφuπgen" gipfeln, nehmen ben ©eift für längere 3eit gefangen. 2tujjerdem aber rüffeln bie £ageégefφel>níffe geroaltig auf. Durd) p o l ί f i f φ e @ φ r í f f e n , bie (1φ in ben Briefen wiberfpiegeln, nimmt Peftalojgi im Dieoolufionsfampfe ©fellung. 0 e r Aufenthalt in ¿ ^ f e r s w i l 1793/94 führt ¡hn in bie @φroeiJer Politi? ρΓαΕ^φ ein, oor allem b u ^ feine Bemühungen, jnfammen mit £a* Dater ben ©täfnerljanbcl in feiner näheren ijeimat güflic^ beilegen ju helfen. D e r Dor= herrfφenbe ©indtucE ber ©φ[ϋ(ί6 tiefe unfereS Bandes ijî das Dergeblidje Befireben, jur Erneuerung ber oerînôdjetten alten @idgenoffenfφaff bas ©eine beijufragen, um beren 1798 erfolgenben 3 u f a f i u Derhinbern. 3 n ihrem meπfφ[iφeπ ©ehalf legen bie Briefe beS 23erflofjenen Dom STeuhof, gerabe wegen ihrer ρε^όηΐίφεη gaffung, ιηαπφε 3 " 9 E a u á feinem ßebenSgang ilar. ©ie bieten aber aud) in faφ[íφer ^)ίη(ϊφί einen bebeufenben Beitrag jur nähern Äennfnis feiner Bio» graphie, jur Srläuferung feines fφriffjΐe[lerífφen 2Der!eS.

417 Ëinjelfragen S . 1 Z. 4

fl.

©mpfänger biefee Sriefee, beffen 2íbreffe feljlf, roar fefjr waf)tfd)eítiUd) "Pfarrer 3of>ann IJafpar fiaoater ( 1 7 4 1 — 1 8 0 1 ) , einer ber engten greunbe 'Pejïalojjie. S e r betannte © t i f i l e , 1762 oríiniert, roar ηαφ einer [ängern Ceuffc^Ianbreife ale 23ifar tätig, big er 1 7 6 9 jum S i a f o n am Oetenbat^ ernannt rourbe. 6 r reifle im ©ommer 1 7 6 9 über S e r n $u feinem jüngflen S r u b e r Jpeinridj ( 1 7 4 7 — 1 8 0 8 ) ηαφ S i e l . Siefer, ale ®oIbfφmieb unö Kaufmann tätig, fjat (Ίφ allerlei ju @ φ η ! ^ η fommen [äffen, fo bafj bae (Sing reifen δ es S r u b c r s nötig rourbe. Unterroege traf (ΐφ P f a r r e r SaDater mit £fd)ifjcli unb f>ieft 3lat, um feinem greunbe •peflalojji eine [ α η & » ί ^ φ α ^ [ ί φ β ße^rgeit pi ermögl^en. ßit. Srief= banb I, 422, 427.

S. 1 Z. 4

Ê e ifl ηίφί fiar, roe^er güfjli bie erwähnte 2lbf>anblung oerfajjt f>at. galló es ftcf) um eine gebrutfte ( S ^ r i f t f>anbelt, fönnte in grage fommen : S i e !Ρ|1ίφίεπ eine« S ü r g e r e ; eine Diebe, gehalten auf l. 3 " n f t jurDIieifen, ben 16. jíun. 1765, 3 ΰ π φ . 23crfaffer ifl ber befannte ^ijîorifer unb fpätere Obmann fyanä φ ε ί η η φ güfjli ( 1 7 4 5 — 1 8 3 2 ) . ßaeater I>af in biefem gali 'Peflalojji um einen S i e n f l ΡΓ^φί, biefe © φ ι ^ ί if)m ηαφ S e r n ober S i e l mKfjjufenbcn. Β ο φ ifl aud) m ö g l ^ , bafj eine unge= bruite © φ π ft in grage fommt. S a n n fönnte man fid} au φ ale 23er= faffer benfen 3oi). Äafpar güfjli ( 1 7 4 3 — 1 7 8 6 ) , OTaler unb ®ϋφί)άη£>(εΓ, ben gemeinfamen greunb CaDaicrd unb ^Pefialojjie.

S . 1 Z. 7

S u r á ; ßaPater erteilte Pefialogi feine Hbfid>t, bei 3oF). 3îubolf Xfcfyíffeü Don S e r n ( 1 7 1 6 — 1 7 8 0 ) eine ßefjrjeif ale Canbroirf gu befielen. £fcf)iffcli, feit 1755 ©efretär be« βΙ>ο^επφίβ in S e r n , 1759 ©rünber ber bortigen öfoπomífφen ©efellfφaft, f>atte feit 1761 aue einem Per» nadfl&fíiqtttt ©ut in Ä i ^ b e r g einen OTuflerbetrieb gefφaffeπ. SInfange (September 1767 fonnte Pejlaloggi bafelb|î in bie fiebre treten, roo er bie gum 3ïïai 1768 oerblieb. (Se ifî ungeroijj, ob S ^ i f f e l i im (Sommer 1767 fief) mit bem ©φΰΙεΓ irgenbroo treffen rooHfe. ßif. S r i e f b a n b I , 4 2 4 . — 2Berfbanb I, 3 8 8 . — S I, 186 ff.

S . 1 Z. 13

27

ff.

P f a r r e r ßaoater fyat η α φ berDîûcHeljr o o n S i e l im ©ommer 1767 feinen 23ertraufen, barunter "Peftalojgi unb 2lnna (E^u(tf)ef), ® ε π φ ί über ben ßrfolg feiner ¡Reife erjlattet. Offenbar roar biefelbe ηίφί in ooDem llm= fang ί ^ ο ^ τ ε ί φ . 2luf ein © φ τ ε ί ί ^ η ßaoafere f)in f)at Pefialojji, ale S a n i für bie Vermittlung bee 2íufentl)a[fe Bei S ^ i f f e l i , t>on Ä i ^ b e r g ( S e r n ) aue ben S r u b e r bee P f a r r e r s in S i e l aufgefuφf. ©eçffart^e 2innaf>me einet roieberf)olfen Dleife ^Peflalojgie ηαφ S i e l , bie Don i j u n j i f e r ange= jroeifelt tourbe, fann burφ ben 3ufammenFiang biefer ©φΓείΒεη er= triefen roerben, ogl. fpejiell bie S r i e f e an 3Inna (£ie, geb. 1 7 4 7 . greunbl. J l î i f f . t>on © f a b f a r φ ί D a r 2 B . S o u r q u i n .

S . 3 Z. 2 6

S . 3 Z. 3 6

S . 3 Z. 4 0 f.

S . 4 Z. 8

Suif» — ( S i c : P e f t a l o j j i s 2lnrebe ft^toanff 3 η ^ φ ε η bem &εΓηί(φεη „(Sud)" unb bem formellen „ © t e " . 2Díe ber S r u b e r formte audfj t e r greunb %)eflalpggi (einen bleibenden Êinflujj a u f ben @olí>fcf)mieí> ipeinrief) ß a o a f e r erlangen. O e r 2 0 jdfjrige •ípanbrceríer fcfjeinf eine fφtpere Ärifc burcf)gema(f)£ j u fjaben, Seren Ucfac^en nur teifroeife auä ^Defialojjiö (Schreiben t>eroorgel)en. 3ln 31nna (5d)uUi)e$ f φ r e i b f Peftalojgi ungefähr am 2 0 . S e g e m b e r : „ßaoafer nüje ί φ roenig ; er ífí ber u n g l ü í ^ f t e 0Τΐεη(φ, ben ί φ jemafit gefeljen." ( S é j o u r : S i e © t a i t S i e l fyat teilweife (fjeufe gu einem © r i f f e ! ) eine fpreφenbe S e o ö l i e r u n g , fo bafj ^Pejïaloggt g e l e g e n f ^ 2Iue= brücEe in biefer © ρ Γ α φ ε Oerroenbef. 3 n 6 ' é ^ r e t ' o n : Qeintiá) ß a o a f e r flanb in S i e l bei bem © o t t ^ m i e b 2Ibraf)am S r e i f n e r ( 1 7 0 0 — 1 7 7 5 ) , 3íateí>ecc unb Ä ^ e n o o g f , i n 2 t r b e i f . S r e i f n e r wohnte am g[eiφ gegenüber ber ^entreppe. φ β ί η ή φ ß a o a f e r naijm 2Bof)rtfif; bei bem groeifen © f a b f p f a r r e r 3 ° ! ) · 3 a f o b Grlbin, in unmittelbarer 3ïâf)e beg Sreífnerljaufed. 2In biefe bei= ben φ ε Γ ^ η Ι ί φ ί ε ί ί ε η ífl c o r allem gu benfen, roenn Pejlaloggi ( ί φ ange» legen fein lägt, 31ΰβίη^φε ßeufe gu nehmen, g r b l . Dîîiffeilungen oon 2 B . S o u r q u i n , © f a b f a r φ í o a r , S i e l . — 25riefau«= gäbe, S a n » I , 1 9 4 6 .

ff.

2ínnaé S r u b e r , P f a r r e r Äafpar © φ η ί φ ε ^ ( 1 7 4 4 — 1 8 1 6 ) in 2Burmberg, mürbe im 3 a n t m r 1 7 6 8 in Œouoef gefrauf mit ©ufeffe J Î I o f f a auë 9ìeu* φ â f e l ; au φ 2Ιηηα © φ υ ί φ ε ^ unb "Peflalojgi toaren gur íjod)%eit η α φ bie= fer © f a b f gelabcn. © i e gleiten (7φ in biefer 3 e i f α η φ a u f bem ßanbgufe „Ca tyvfe" ber g a m i í i e ber S r a u f im Xraoerôfal auf. ißgl. S r i e f a u ö * gäbe I , © . 4 3 4 , 4 3 6 u. a. a u f ber jpinreife ber 2Ιηηα © φ α ί φ ε ^ η α φ Jïeucfjâfet gu 2ínfang ©e» jember Raffen fícfj bie 33erlobfen in 2Ba[perért>il bei TObau getroffen. Briefausgabe I, © . 436, 442. 3 u güjjli fie^e oben © . 1 3· 4 . Pejialoggt b e r u f e t über eine Keife, bie er mit jwei jungen 3 ü ^ e r n b u r φ b a i ©ebief bed Äanfonö S e r n unternommen i>af. (Er ( φ α ΐ ΐ ε ί ( ί φ bamit in bie Sejtrebungen ber 3 ΰ Γ φ ε Γ ο ί ο η ο π ^ φ ε η Âommiffïon um bie •Çiebung ber bamaligen ßanbrDirffφaff ein. 23εΓΠΗΐίΙίφ angeregt burφ bad Seifpiel ber όΕοποπιί(φεπ @efell= f φ a f f in S e r n unb if>re (Erfolge Ijafte (Ίφ in 3 ΰ π φ im © φ ο $ ber nafur* n>íffeπfφaffIiφen ©efeíIfφaff eine „ C o m m i s s i o p h y s i c o - o e c o n o m i c a " gebilbef. 3 í > r 3 ' e ' roar, bem ßanbDoli in ber Q3erfiefung ber S e r u f ö * fenntniffe beiguflefjen, road forooljí burφ b i e ä b e g ü g ^ e © φ r i f f e π mie burφ ben jpinroeie a u f anberroeifige fäovtfifytitU gefφeí)eπ fotlfe. 'Präfibent ber

419 ffommiffion war gunâcf)ft © r o n c a i 3 α ί ο £ > O t t . fobann ©íabtargt Stantì Ä a f p a r Jpirgel. 2Üe ©ecrefariue, ber aber in ben Schiebungen mit Pefla= loggi roeniger tyeroortraf, roirfte ípane ftafpar S r u n n e r , Jpauptmann, Dlotgerber im Jîieberborf. S i n roicf)íigce 3Qfîi w e r ferner P r o f . 2conf)arb li(lerx. Dîîif if>m trie ûurf; mit © t a b t a r j t ípírjel f)ût P e f t a l o j j i in © α φ ε η ber Íianbtrirtfcfjafí roäfjrenb längerer 3 e >t S r i e f e geroccfjfelt. Q3eranlaffung j u ber Steife ber 3 " r c ^ e r Canbroirte mor ein 23efud), ben ßanbroirt Ulridfj S g g i m a n n aue ©umietoalb im (Sommer 1 7 6 7 bei Äleinjogg abbattete. 6 r roirb bafelbfi über feine berufliche Xätigfeit berirfitef i)ûben, benn im ^jafyreäbeüdjt ber 3 " ^ e r ÓfonomifdFien Äom= miffîon ifi bie Dtebe bacon, bag ale befonbere Ê c ^ a u f l û i e Dorgefüíjrt würben: ein eigenartig gebauter Pflug unb eine 6 g g e mit eifemen 3·*!)= nen. peflalogji Uerna^m in 3 " Γ ' Φ baoon unb befudfite ben „ S e r n e r Ä l e i n j o g g " ft^on im O f t o b e r 1 7 6 7 für groei X a g e ( S r i e f b a n b I , © . 1 4 9 ) . 21Ie ©egenbefuefj reifle nun ein ÍTTeffe Äleinjogge foroie ein J î a i ^ b a r Jpane ©Bellenberg in ben Äanfon S e r n , roobei ifynen P e j l a l o j j i alé gütjrer bienfe. 3 n ber d e l a t i o n über bae 3 a l > r 1 7 6 8 berirfjfef bie Äom= miffîon: „ i j e r r P e j ì a l u j Don F)ier, ber fi φ bamafjl bt) .Sperrn Xfd)ifftli a u f f i e l t , begleitete fíe aller Orten, fo bag fíe mit Dielem D^u^en, fonber= tyeitlid) in 2Ibfufit auf ben DKergel, a u f bie £roeφeIung ber © r a ö a r t e n mit

S . 4 Ζ. S . 4 Z.

S . 4 Ζ.

S . 4 Z.

bie 2Bäfferungen Dieleö lernten, unb mit fo Diel mel>r Vergnügen jurütfs famen, ba fíe in S e r n gafîfrcr» gehalten unb unterroege Pon einem £ieb= l;aber ber ßanbroirtfBaft mit filbernen S e n f m ü n j e n bcfφenff roorben. Unfere © e f e l ^ a f t bejafylfe ifjnen bie übrige 3teifefoflen." 33gl. ©taate= α τ φ ί ο 3 ΰ π φ , 2lften ber Ó f o n o m i f B c n ffommiffion, S I X 54/55. — (£. S â f d j l i n , S i e S l ü t e j e i t ber ό Ε ο η ο η ι ^ φ ε π © e f e í ^ a f t S e r n , 1 9 1 7 , © . 271. — P e f t a l o j j i a n u m 1929 3Îr. 3. 11 Über ben 3íufentt)alf in fti^berg bei 3ol>. Dîubolf ^ i f f e l i Ogl. Srief= banb I unb oben ju © . 1 3· 7· 12 iHamene ber 3 ύ Γ φ ε Γ Äommiffion l>afte P r o f . Ceonfyarb lifìcri bie beiben 3 ΰ Γ φ ε Γ S a u e r n ber S e r n e r (SefeUftfjaft b u r φ ein © φ r e i b e n Dom 2 8 . §e= bruar 1768 angejeigt. © t e flellten |7φ mit Pefialogji an einer ©iÇung in S e r n ein, erhielten (SmpfeI)lungβfφreίben an bie P f a r r e r if>rer Keife* route unb befïφfigfeπ Detfφίebene 3IÎufferroicffBaften, befonbere bie Seroâfferungeanlagen, allée in Segleitung oon Pefialogji. £it. CE. S â f φ = lin, S i e S l ü t e j e i t , © . 271 ff. — P e f l a l o j j i a n u m 1 9 2 9 © . 1 8 . 13 ©eEretär ber bernifBenÖfonomifrfjenQefellfBaft roar 1767/69 2lle¡ranber 25iftor ï ^ o r m a n n ( 1 7 4 1 — 1 8 0 0 ) , feit 1 7 7 5 bann © r o g r a t , 1 7 8 0 £anb= Dogi in £aupen. ßit. S . S ä f φ I i n , © i e S l ü t e j e i t , © . 1 1 2 . 1 3 — 1 5 O e r Dteiferoeg führte bie brei 3 ü n f ) f t con S e r n aue η α φ Oflen, roo in 2 — 3 ©tunben (ïntfemung Don ber jpaupfflabf bie O r t e 2Dorb unb 2 B i l (©φ!ορη>ίΙ) befud)t rourben. ©obann gingen fíe $u bem jroei ©tunben batjon gelegenen ©ignau, bae )7φ f φ o n im ©mmental befïnbet. 21m jroei= ten [Reifetag lenften fie ifjre © φ r i t t e in πórbliφer M i B t u n g b u r φ bae ß m m e n t a l hinunter η α φ bem brei ©tunben entfernten ©umieroalb. 23on F)ier aue fe^rten fíe bann η α φ S i ^ b e r g bei S u r g b o r f j u r ü i . Pefíalogjí blieb bei feinem £eFirmei(íer g u r ü i , roä^renb bie beiben S a u e r n (Τφ η ο φ bei 3 · 3îiument|)a[cr in ßangent^al aufhielten. í a u t einem E i n t r a g im

420 Xageburf) ber O e f o n o m i f d j c n © e f e I I f φ a f f 3 ΰ π φ bcúá)tct C r . jpirgel a m 8 . 2ipril, OTumentfjaler fyabe a n ben beiben j u n g e n S H ä n n e t n a u ö 2Der= m a f d t p i l O e f a l l e n g e f u n d e n ; er f a n b f e it>nen f ü r Ä t e i n j o g g u n b fíe felbfl je eine filberne DQÎebaille. © t a a f g a r d p i b 3 " ή φ , 35 I X 5 8 , p a g . 1 4 0 . S. 4 Ζ. 13

S. 4 Z. 17

S. 4 Z . 2 3

S. 4 Z . 2 8

S. 5 Ζ . 2 4 S. 6 Z . 1 8 ff.

S. G Ζ . 3 2

P f a r r e r in 2Bil, S e g . ffonolfïngen, t o a r feií 1 7 5 0 t>iö gu feinem £ o b e © a m u e l griebrief) © t u b e r , gefi. 1 7 8 9 . © g n a u toirfíe a b ©eifílíd^cr 3ol>. g r i e b r í d j Ι Ι Ι π φ ( 1 7 2 0 — 1 7 8 1 ) , ber junad^fí 1 7 5 7 / 6 3 in S t r a b e r g , bem 2DoF>nfîÇ Xfd>iffeliä, a m f e f e , unb feit 1 7 6 3 bid 5U feinem ^»tnfd^teb in © i g n a u roirife. £ i f . £ S £ © . — S . g . £ol>ner, C i e Cef. Ä i r t f e n , © . 137, 163. 2 B o r b roar eine .Sperrfdfiafi ber g a m i l i e Don © r a f f e n r i e b . Ä a r l (Smanuel Don © r a f f e n r i e b ( 1 7 3 2 — 1 7 8 0 ) , feií 1 7 6 0 OTifglieb ber Ó E o n o m i f t ^ e n © e f e l l f t ^ a f t S e r n , totrífe feit 1 7 6 4 a l e fianbDogf in TObau.'Präfibenf ber b o r f i g e n 6 f o n o m i f φ e n ^weigqefeüfcfyaft. ( ï r i fît π ί φ ί j u D e m ^ f e l n m i t © m a n u e l Don © r a f f e n r i e b , b e m f i a n b D o g f p o n © φ e π f e n b e r g 1 7 7 3 — 1 7 7 9 , Dgl. gu © . 4 3 3 · 2 4 . 2Hd íjerD o r r a g e n b e r £ a n b t o i r f toirïfe in 2 B o r b a u φ í p a n d S ü r f i , f φ o n 1 7 6 4 (§F>renmifglieb ber S e r n e r £ ) f o n o m í f φ e n ©e= feüfd)aft, b e f a n n t b u r φ feinen © ä p f l u g , ber u . a . Pon X f d ) í f f e l i η α φ = gealjmf tourbe. £ t f . S . Β α ε ί φ Ι ί η , S i e S l ü f e g e i f , © . 9 8 , 1 5 4 . — £ S 2 @ . — ff. © e i f e r , © f u b i e n . 3 a ! o b © t u b e r ( 1 7 2 2 — 1 7 8 6 ) , ein b u r φ j p a n b e l m i t 2 B c i n u n b ^ f e r b e n τ ε ί φ g e w o r b e n e r OTüUer, f a u f t e 1 7 6 2 m i t feinem S r u b e r © a m u e l (gefl. 1 7 6 5 ) bad ß a n b g u f Χ ί μ ε τ α φ ε τ η bei £ f ) u n . ( ï r erfîeflfe m e h r e r e g r ö ß e r e 9 i e u b a u f e n unb folgte a u φ bafelbjî f ü r eine g u t e 2Bafferoer= f o r g u n g . © e i n e ^ a r t f d j r i i f e i m £ a n b b a u beante er α υ φ a u f roeitere © ü f e r a u d . £ i f . Oîeued S e r n e r £ a f φ e n b ^ φ 1 9 1 3 , © . 77 f f . £ a n b r o i r t Ι Ι ΐ Γ ΐ φ ( S g g i m a n n in © u m i d r o a l b f j a t f e eine n e u a r t i g e 6 g g e er« f u n b e n , bie Don Peflatoggi fei)r g e n a u b e f φ r í e b e π toirb. © a d 2 B o r f ( ϊ ί φ ί ε f ü r 6 g g e ifi i m gangen ffanfon S e r n Derbreifef. ^ ' " t ' ï o n I , © . 8 3 . Düíarne, bad — OTetgel, η α φ bem 233orf m a r n e , bei ber b a m a í í g e n S o b e n o e t b e f f e r u t i g fef)C g e f φ ä § f e ( ï r b a r f . j b i o t i f o n I V , 4 1 9 . 5)e)íalojjie 2 3 o r f ^ ( a g , S e o b a φ f u n g e π ü b e r l a n b r o ί r f f φ a f f I i φ e g r a g e n gu liefern, routbe Don © f a b f a r g t ípírgel uni» P r o f . U(ieri ber ^ûr